ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
FRIEDRICH DIEZ.
BEI ADOLPH MARCUS
1853.
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VORREDE.
Die aufgäbe der etymologie ist, ein gegebenes wort auf
seinen Ursprung zurückzuführen. Die zur lösung dieser auf-
gäbe angewandte methode ist aber nicht überall dieselbe : leicht
läßt sich eine critische und eine uncritische wahrnehmen. Die
uncritische nimmt ihre deutungen auf gut glück aus einer
äußerlichen ähnlichkeit der form, oder erzwingt sie bei gerin-
gerer ähnlichkeit, ja selbst bei gänzlicher Verschiedenheit der-
selben, durch eine reihe willkürlich geschaffener mittelglieder.
Ein in seinem grundsatze so. fehlerhaftes verfahren, dessen
ungeachtet doch da, wo witz und divinationsgabe nicht fehl-
ten, mancher treffliche wurf gelang, haben bei vielen die ganze
etymologische kunst in miscredit gebracht, während sie sich
andern durch die leichtigkeit ihrer ausübung, wozu sich jeder
ohne beruf und Vorbereitung aufgelegt fühlte, empfahl Jene
irren in ihrer abneigung, diese in ihrer Zuneigung. Im gegen-
satze zur uncritischen methode unterwirft sich die critische
schlechthin den von der lautlehre aufgefundenen principien
und regeln ohne einen fußbreit davon abzugehen, sofern nicht
klare thatsächliche ausnahmen dazu nöthigen ; sie bestrebt sich
dem genius der spräche auf der spur zu folgen, ihm seine geheim-
nisse abzugewinnen; sie wägt jeden buchstaben und sucht den
ihm in jeder Stellung zukommenden werth zu ermitteln. Und doch,
wie wenig vermag sie oft, wie zweifelhaft sind ihre erfolge ! Das
höchste, was der eiymologe erreicht, ist das bewustsein wissen-
schaftlich gehandelt zu haben; für absolute gewissheit hat er
IV VORREDE.
keine gewähr, eine unbedeutende notiz kann ihm das mühsam
erworbene zu seiner beschämung unversehens unter den fußen
wegziehen. Dergleichen wird bei jeder forschung vorkommen,
bei der etymologischen gehört es zu den täglichen erfahrun-
gen, die auch dem scharfsinnigsten nicht erlassen werden.
Darum bescheidenheit, selbst wo alles unsre deutungen zu un-
terstützenscheint! Mit welcher strenge ich in dem vorliegenden
buche meine früheren etymologien gerichtet und gesichtet habe,
wird man ohne mühe erkennen; was ich aber gegen mich selbst
angewandt , konnte ich auch gegen andre nicht unangewandt
lassen. Etwas habe ich durch vieljährige erfahrung auf die-
sem gebiete gelernt, was sich zwar von selbst versteht, aber
nicht von allen verstanden sein will: daß zu wissenschaftlich
sicherem urtheile sich nur der durcharbeitet, der den gesumm-
ten wortvorrath der spräche bis in ihre mundarten hinein zu
bewältigen nicht ermüdet. Wer nicht so weit vorzudringen
tust hat, der beklage sich nicht , wenn er jeden augenblick
den boden verliert. Es ist kein wunder, wenn manche auf
andern Sprachgebieten ausgezeichnete forscher auf dem ro-
manischen so oft fehlgreifen, da sie nur das einzelne in einer
bestimmten gestalt auffassen ohne seine geschickte und seine
beziehungen nach allen Seiten hin erkannt zu haben. Die ro-
manische Wortforschung hat eben so dunkle parthien zu be-
leuchten wie vielleicht irgend eine andre; selbst die erkennt-
nis des lateinischen Stoffes ist in zahlreichen fällen nicht be-
quemer als die des fremden. Man schlage einmal die spani-
schen mit ch oder mit z anlautenden Wörter nach und man
wird von der richtigkeit dieser behauptung eine ahndung be-
kommen. Erschöpft man auch alle von den einschlägigen
sprachen gebotenen mittel, z. b. für das spanische den latei-
nischen, griechischen, baskischen, celtischen, germanischen,
semitischen wortvorrath , es bleibt ein großer rest , für den
es keinen rath gibt Freilich fließen manche sprachen, wor-*
aus der Romane schöpfte, für uns nur noch in spärlichen
VORREDE. V
quellen. Eifriger und umsichtiger forschung aber wird sicher
gelingen noch manches räthsel zu lösen, das bis jetzt unlös-
bar schien.
Ein f ortschritt ist, hoffe ich, in dem gegenwärtigen ver-
suche geschehen ; der lautlehr e, die sich an den schätzen, wel-
che die etymologie zu tage fördert, erfrischt und belebt, wird
dies dereinst zu gute kommen. Aber auf die bezwingung des
ganzen konnte ich nicht eingehen, und wer möchte muth und
kraft und selbstverläugnung genug dazu haben? Gleichwohl
wünschte ich ein ganzes zu geben, sei es auch nur ein be-
dingtes, und so richtete sich mein augenmerk i) auf üblichere
Wörter, solche die in rede und schrift häufiger wiederkehren,
mit ausschluß aller derer, die man sich ohne mühe aus dem
latein erklärt, die also der Untersuchung nicht anheim fallen
können; 2) auf weniger übliche, aber etymologisch bedeutsa-
mere, wohin ich vornweg partikeln, einfache verba, zumal
aber einfache adjectiva, demnächst viele von linguisten mehr-
fach besprochene zu einem gewissen rufe gelangte Wörter
rechnete. Aber auch solchen, die weder zur einen noch zur
andern classe gehören, sollte der eintritt unverwehrt sein,
nur fiel hier jede Verbindlichkeit der aufnähme weg : fülle ist
besser als mangel und am ende kann jedes wort zur kennt-
nis der bestandtheile einer spräche beitragen. Es gibt aber
auch Wörter, deren bereits vorhandene deutung nicht zu wei-
terer prüfung veranlaßt; andre nicht genügend oder gar nicht
gedeutete, die zwar alle rücksicht verdienen, aber diesmal
nicht zur Untersuchung reizten: gehen sie auch leer aus, sie
dienen doch anzudeuten, was einer spräche seltenes oder mer-
kenswertes angehört. Jene sind hier mit dem eingeklammer-
ten namen ihres erklär er s bezeichnet, diese ohne irgend eine
beurtheilung hingesetzt worden und somit anderweitiger Un-
tersuchung empfohlen. Sparsamkeit in der abfassung der ar-
tikel war mir gesetz: darum wählte ich aus den volksmund-
arten meist nur unmittelbar zum ziele führendes ; darum ver-
VI VORREDE.
mied ich, den Ursprung des aufgestellten etymons, so wie, vor-
wärts gewandt, die Verbreitung des romanischen abbildes über
fremdes gebiet zu verfolgen; darum berichtete ich nicht über
alle vorgebrachte Meinungen; daß ich seichten erklärungsv er-
suchen die thüre schloß, versteht sich *).
Die eintheilung des Stoffes wird man billigen. Es kam
darauf an schon in der äußeren einrichtung zweiner klaren
Übersicht desselben zu gelangen. Zu diesem zwecke musten
zwei theile gebildet werden. Der erste umfaßt ziemlich voll-
ständig den gesammt- oder gemeinromanischen d. h. den auf
allen drei gebieten, dem italiänischen, dem spanisch-portugie-
sischen und dem provenzalisch- französischen, ja selbst den
auf nur zweien derselben einheimischen sprachstoff , in der
reget wenigstens sofern dieser den neueren Schriftsprachen
angehört. Der italiänischen räumte ich in den einzelnen ar-
tikeln den vortritt ein, wozu sie ihre heimath und ihr genaue-
rer anschluß an die lateinische berechtigte ; selbst wo sie sich
weiter von der urform entfernt als die Schwester sprachen,
konnte nicht füglich vom princip abgewichen werden. Oder
war es nicht rathsamer das mittellateinische alle andern um-
fassende wort voranzustellen? Allein das mittellatein ist selbst
vielformig und konnte nicht anders sein : sollten aber die von
mönchen und notaren geschaffenen sprachformen der volksüb-
lichen rede den weg zeigen ? Mit diesem mittellatein läßt
sich viel unfug treiben. In den früheren Jahrhunderten, als
die Volkssprachen der lateinischen näher standen, ist es al-
lerdings eine für die Wortforschung höchst wichtige quelle,
weil es reine formen gewährt. Seitdem aber jene sprachen
selbst in schrift auftraten, kann die Wissenschaft es fast ent-
*) Ich bemerke hier noch: um nicht mit formen zu ermüden, habe
ich im I. theile die fort, form, wenn sie der span. ganz nahe lag,
häufig unterdrückt-, seltner dieprov., da diese zugleich das höhere alter
eines Wortes bezeugt.
VORREDE. VII
behren, ja sie muß es nicht selten von sich stoßen. Wie un-
geschickt man seit dem zwölften Jahrhundert latinisierte, da-
von reden beispiele wie sessicare = alt fr. sescher; gordus
= alt fr. gort, lat. gurges; hommagium = altfr. homraage
d. i. hominaticum. Welch ein falsches bild gibt bossa = fr.
bosse; grasale = pr. grazal , wofür bocia, gradale zu er-
warten war! Der zweite theil enthält den jedem der drei
gebiete ausschließlich eignen sprachstoff*). In dem dritten die-
ser gebiete habe ich, nicht ohne einiges bedenken, die fran-
zösische form als die bekannteste und gesuchteste der pro-
venzalischen voranzustellen mir erlaubt, um das nachschlagen
zu erleichtern. Der walachischen in der fremde erzogenen
mit den übrigen nicht aufgewachsenen tochter der römischen
mutter habe ich keine eigne stelle eingeräumt, sie nur zur ver-
gleichung zugelassen, nicht anders die churwälsche. Die volks-
mundarten bieten der forschung ein unschätzbares nie zu er-
schöpfendes material, welches häufig über buchstabenverhält-
nisse und begriffsentwicklung überraschenden aufschluß gibt:
ich habe sie daher überall zu rathe gezogen, so weit die mir
gestatteten hülfsmittel ausreichten , ihnen auch zuweilen bei-
spiels halber kleine artikel vergönnt. Schade, daß wir nicht
über recht viele derselben so einsichtige und gewissenhafte
Untersuchungen besitzen wie über die wallonische. Durch
die bemerkte Zerlegung des Stoffes wird es auf den ersten
blick klar, was alle gemeinschaftlich besitzen, gröstentheils das
alte römische erbtheil, und was jede noch besonders sich an-
geeignet hat; nur darf ich nicht unbemerkt lassen, daß ich
die französische spräche als die uns am nächsten liegende vor
den andern, wenigstens der spanischen, begünstigt habe. Von
diesem partiellen eigenthume der sprachen sind freilich viele
*) Von den zahlreichen arabischen Wörtern im span. und port.
konnte nur eine auswahl aufgenommen werden. Sie sind mit latein.
buchstaben geschrieben und zur beglaubigung aus Oolius oder Freytags
Wörterbüchern nachgewiesen,
VIII VORREDE.
der aufgenommenen artikel ah gesammtr omanische abzurech-
nen, welche nicht wohl in die erste abtheilung passten, weil
ihre etymologie in den übrigen sprachen auf der hand lag. So
schien z. b. das lat. apium (sp. apio, it. appio) in seiner franz.
form ache fremdartig genug um in der partiell franz. abthei-
lung eine stelle zu finden. Kleine inconsequenzen in der ver-
theilung der Wörter mögen vorkommen, sie werden dem gan-
zen wenig schaden: dasregister bürgt zuletzt für alles. Eine
größere inconsequenz wird man vielleicht darin finden, daß
ziemlich regellos hier ein verbum, dort ein nomen an der spitze
eines artikels steht. Es ist in der that oft schwer zu sagen,
welche der beiden Wortarten als die primitive anzunehmen
sei. Gewöhnlich wird dies durch die etymologie entschieden,
in andern fällen wird es nicht zu kühn sein sich in einer Sa-
che von so geringer bedeutung durch das gefühl leiten zu
lassen.
Über die unlateinischen demente in den neuen sprachen
habe ich mich vor jähren ausführlich geäußert und finde an
meiner damaligen auffassung der sache nichts wesentliches zu
ändern. Richten wir aber nochmals den blick auf die Ur-
sprachen, um etwaigen char acter zügen oder resten derselben
in den einzelnen gebieten auf die spur zu kommen.
Für die kenntnis der italischen Ursprachen sind in
neuerer zeit wieder bedeutende denkmäler ans licht gezogen
und der bau jener sprachen so wie ihr Stammverhältnis zum
latein sorgfältig erörtert worden. Die wichtigste der unter-
italischen durch höhere ausbildung, längere dauer und durch
größeren umfang ihrer Überreste ist ohne zweifei die oskische.
Vergleicht man sie nun mit der italiänischen, so verräth diese
nicht das geringste von den lautgesetzen der ersteren. Die
oskische abneigung vor der assimilation der consonanten ist
grade das gegentheil des lateinischen im italiänischen noch
weiter ausgebildeten Verfahrens. Man hat den oskischen ge-
VORREDE, IX
brauch gewissen vocalen ein i vorzusetzen wohl mit einem
ähnlichen neapolitanischen verglichen, gewiss aber nicht in
der Voraussetzung eines historischen Zusammenhanges, um so
weniger als der neap. gebrauch unter einen andern gesichts-
punct, den der diphthongierung, zu stellen ist, die sich übri-
gens ganz auf den vocal e beschränkt. Als ein bedeutsame-
rer berührungspunct dürfte die oskische neigung tenuis in
media zu verwandeln bemerkt werden, aber auch hieraus würde
sich keine folgerung für das italiänische ziehen lassen. Jene
neigung ist gemeinromanisch, hat in den verschwisterten mund-
arten noch weit stärker eingegriffen und läßt eine tiefere nicht
bloß durch berührung mit einer nachbar spräche geweckte an-
läge vermuthen. Doch sind solche gemeinsame züge, welche
verschiedene sprachen auf einem und demselben boden zu er-
kennen geben, der erwähnung nicht unwerth , und so möge
denn auch noch an den umbrischen und volskischen Wegfall
des flexivischen t in der conjugation (habia = habeat) er-
innert werden. Von der etruskischen spräche aber darf man
völlig absehen: was man fast nur aus eigennamen über ihre
stammesart und über ihren bau weiß oder vermuthet, findet
auf dem ganzen römischen gebiete keinen anklang. Diese ab-
wesenheit oder dieses nur in leichten und zweifelhaften spu-
ren hervortretende dasein grammatischer züge der altitalischen
idiome in der römischen Volkssprache, soweit die vorhandnen
mundarten auf deren gestalt zu schließen berechtigen, hindert
indessen nicht, das ganz naturgemäße eindringen zahlreicher
provincialismen aus den untergegangenen idiomen in dieselbe
anzunehmen, ja diese annähme ist eine durch die läge der
sache gebotene, da sie allein den zujluß heterogener im ita-
liänischen enthaltener, in keiner der angränzenden sprachen
vorfindlicher demente zu erklären vermag. Nachweislich sind
diese demente freilich nicht mehr, da die Wörterbücher der
untergegangenen sprachen fehlen. Ungeachtet des einflusses
dieser altüalischen demente ist die italiänische spräche un-
X VORREDE.
zweifelhaft unter den romanischen die am wenigsten gemischte.
Dies gilt aber nur von den mittleren dialecten, welche das
lateinische erbtheü am reinsten in sich begreifen. Die süd-
lichen lassen manches griechische und einiges arabische er-
kennen, das den andern abgeht. Durchmustert man aber, über
die grämen des alten Italiens hinausgehend , die nördlichen,
die cisalpinischen mundarten, so glaubt man sich in eine an-
dre weit versetzt: in dieser weiten landschaft, zumal in der
großen ebene zwischen den Alpen und dem Po, hat die ge-
waltige römersprache die volksmundarten nicht bewältigen, sich
des einflusses andringender barbarensprachen nicht erwehren
können. Der zufluß deutscher zum theil recht merkwürdiger
Wörter kann hier nicht überraschen; wer aber celtische reste
von einiger erheblichkeit erwartet, wird sich bald getäuscht
sehen : das gesammte italiänische gebiet möchte deren nur we-
nige aufweisen, die Schriftsprache enthält vielleicht nicht ein
einziges wort dieses Stammes, welches sich nicht auch im pro-
venzalischen oder französischen vorfände. Eine sorgfältige
etymologische Untersuchung besonders der zunächst an den
Alpen oder in denselben liegenden dialecte würde der Sprach-
geschichte reichlichen gewinn zuführen: Monti's comaskisches
Wörterbuch liefert für einen theil derselben schon ein treff-
liches material, das in Verbindung mit dem ertrage churwäl-
scher und andrer Wörtersammlungen die linguistische bedeut-
samkeit jener dialecte hinlänglich übersehen läßt.
Wenn in Italien die alten landessprachen so weit aus-
gerottet wurden, daß keine von ihnen in ihrem selbständigen
dasein auch nur das Augustische Zeitalter erreichte, so lebt
in Spanien die iberische Ursprache dagegen bis auf den
heutigen tag im baskischen fort. Aber auch diese spräche
kann Zeugnis ablegen, wie weit die zerstörende gewalt der
römischen sich erstreckte, da wo es galt eine nationalität
zu vertilgen. Denn daß es jener gelang in einer entlege-
nen gebirgsgegend ihr dasein fortzusetzen -, sagt wenig gegen
VORREDE. XI
die allgemeine niederlage. Man weiß, daß schon Strabo (3, 2
extrj den Turdetanern, einem gebildeten südspanischen Volke,
das eine einheimische litteratur aufweisen konnte , den gänz-
lichen Umtausch ihrer spräche gegen die lateinische nachrühmt ;
daß der spätere Columella viele provincialismen des bereits
über das platte land der halbinsel verbreiteten lateins anführt ;
daß aber auch andrerseits Cicero (de divin. 2, 64) des da-
seins einer hispanischen spräche gedenkt; und daß nach Ta-
citus (annal. 4, 45) ein landmann aus dem diesseitigen Spanien
vor gericht die spräche seiner väter redete. Aber seit der er-
w erbung der römischen civität wurden die spanischen Völker-
schaften wie die italischen sehr bald in Römer verwandelt.
Sehen wir jedoch näher zu, ob sich in der spanischen mund-
art nicht noch irgend ein baskischer zug entdecken läßt. Als
einen solchen führt Larramendi in seiner grammatik (p. 10.
11) die mit der endung ez gebildeten patronymica an, Ro-
drigo Rodriguez, Fernando Fernandez nach dem bask. berün
blei, berunez von blei. Aber verdacht gegen diesen Ursprung
erregt die von seinem Verfechter selbst eingestandene that-
sache, daß sich die Basken dieser form für patronymica nicht
einmal bedienen, daß sie z. b. Manuel de Garagorri sagen statt
Garagorriez. Vielmehr scheint ez, ursprünglicher iz, nichts
anders als die gothische genitivendung is, wobei filius zu sup-
plieren : Roderiquiz in Urkunden, später Rodriguez ist = goth.
Hröthareikis , Fredinandiz Fernandez = goth. Frithananthis.
Diese endung wird denn auch auf unpassende fälle angewandt :
statt Flori, Fortunii, Pelagii, Petri, Sanctii sprach man Floris
Florez, Fortunez, Pelaez, Perez, Sanchez, genau wie man in
den tagnamen die genitive Miercoles = Mercurii, Lunes =
Lunae (dies) der grammatik abtrotzte. Was Larramendi sonst
noch hervorhebt, das ableitungssuffix eria (sp. porqu-eria von
puerco = bask. ero-quer/a von erö, p.262), oder in der con-
jugation die Umschreibung mit habere (p. 48) , zerrinnt von
selbst in nichts. Sollte aber das span. laut syst em, vornehm-
XII VORREDE.
lieh da wo es sich vom lateinischen oder dem der schwester-
sprachen lossagt, nichts vom iberischen character verrathen?
Zu vergleichungen sind hier besonders die lippenbuchstaben
geeignet. Anlautendes lat. p wird im baskischen nicht selten
zu b (botherea = sp. poder, lat. posse) und dies ist ganz
unspanisch. Der Baske hat eine nicht zu verkennende scheu
vor dem f ; nicht so der Spanier, wenigstens ist die ihm ei-
gene Verwandlung des anlautenden f in h etwas später ent-
wickeltes seiner ältesten spräche noch fremdes. V fehlt dem
Basken gänzlich : seine stelle versieht b, ja selbst m, letzterer
Übergang dem Spanier fast unbekannt. Das unlateinische im
spanischen einheimische ch ist allerdings auch ein sehr übli-
cher baskischer laut, der aber etymologisch mit dem spani-
schen buchst ab en wenig berühr ung hat, indem er häufig spa-
nischem s, c, z, j, x entspricht; auch haben die schwester-
sprachen ihn eben so wohl entwickelt. Doch wäre es nicht
unwichtig zu wissen, ob dieses palatale ch nebst ts, z, tz, wie
Humboldt voraussetzt, wirklich alte iberische laute gewesen:
darüber könnte erst die entzifferung des einheimischen alpha-
betes aufschlug bringen. Ein andrer unlatein. laut, das aspi-
rierte g oder j, fehlt im baskischen, dafür steht y (sprich
wie ital. j), d. h. die spräche beharrte bei dem erweichten
oder halbvocalischen g, woraus, wie aus dem latein. j, die
span. ausspräche nachher eine aspirata machte (Rom. gr. I.
216. 217), z. b. bask. yendea = sp. gente. Ohne mühe lassen
sich noch andre nicht minder scharfe Widersprüche in beiden
sprachen auffinden, z. b. das im baskischen vor anlautendem
r vorschlagende a oder e (arraza = sp. raza, erribera = li-
fo er a). Dagegen treffen sie zusammen in dem ganz unlatein.
gebrauche das anlautende s impurum auf ein vorgefügtes e
zu stützen; auch darf noch ein punet , worin sie sich beide
zu begegnen scheinen, erwähnt werden. Der Baske, dem zu-
sammentreffen von consonanten überhaupt nicht hold, schiebt
gerne zwischen muta und r oder auch zwischen muta und 1
VORREDE. XII!
einen vocal ein: apirilla (aprilis), guiristinoa (span. cristia-
no), liburua (libro), khurutzea (cruz), poroganza (probanza),
pulumpatu (pr. plombar). Dasselbe thut auch der Spanier und
Portugiese, z. b. sp. engarrafar (für engarfar), taragona (dra-
co), pg. caranquejo (pr. cranc), baragaCbraga), coroca (croga),
sp. coronica (chronica) , pg. gurumete (neben grumete), gu-
rupa (neben grupa) , sp. filibote (neben flibote) u. dgl ; doch
ist dabei nicht unbemerkt zu lassen, daß auch andern roman.
mundarten dies auseinanderhalten der consonanten nicht fremd
ist, wenn sie auch einen mäßigeren gebrauch davon machen.
Überblickt man solche thatsachen, so wird man sich über-
zeugen müssen, daß sich unter dem eisernen joche der latein.
spräche von den naturanlagen oder den grammatischen eigen-
heilen der iberischen in der spanischen wenig hat behaupten
können. Nicht einmal läßt sich eine irgend erhebliche anzahl
baskischer Wörter in den angränzenden roman. sprachen nach-
weisen: sie werden sich, manche zweifelhafte mitgerechnet,
noch nicht auf hundert belaufen. Freilich ist dies nur der
ertrag einer bloß auf die Oberfläche gerichteten prüfung; ihn
zu vermehren, wird dem tiefer eindringenden äuge des ken-
ners sicher gelingen. Ohne zweifei aber hat das von frem-
den sprachen eingeengte baskische gebiet einen großen theil
seines alten Wortschatzes eingebüßt. Eben darum ist die Un-
tersuchung des span. sprachstoffes so schwierig. Wörter bas-
kischen Ursprungs hat unter andern Larramendi in großer
zahl zusammengetragen und gedeutet. Seine deutungen aus
aneinandergefügten oft unscheinbaren dementen rechtfertigt
allerdings die natur der baskischen spräche; wenn aber aus
dieser Zergliederung ein dem Worte nicht wesentlich zukom-
mendes merkmal hervorgeht, so können sie höchstens nur auf
den ersten blick täuschen. Span, lona heißt Segeltuch, vom
bask. lo-ona d. i. guter schlaf, weil es sich zu zelten eignet,
und in zelten schläft sichs gut. Solcher etymologien finden
sich hunderte bei ihm. Ich habe indessen aus seinem ver-
XIV VORREDE.
zeichnis , mit wenigen ausnahmen, alles was mir auch nur
leidlich haltbar schien , in gegenwärtiges buch eingetragen.
Wichtig ist hier die frage: soll man alle spanische Wörter, die
man außerdem nur in jener Ursprache bemerkt, daraus her-
leiten ? Soll man letztere in so weit gleichstellen mit der ara-
bischen oder deutschen? Mir scheint bei der starken mischung
des baskischen mit romanischem die baskische herkunft eines
Wortes nur da annehmbar, wo sich seine ursprünglichkeit auf
diesem boden nachweisen läßt, eine forderung, welche auf die
nicht mit romanisch versetzten sprachen keine anwendung fin-
det. Aber wo dieser forderung genüge geschieht, mag der
baskische Ursprung bei partiell spanischen Wörtern dem go-
thischen vorangehn, nicht eben dem arabischen. Wie kommt
es aber, daß so viele baskische im spanischen vorhandene
Wörter, fast zwei drittel von allen, dem Portugiesen fehlen,
ohne daß er eines ähnlichen Schatzes ihm ausschließend eig-
ner Wörter aus jener spräche sich rühmen kann ? Waren
die Iberier, wie auch Humboldt in seinen Untersuchungen über
die urbewohner des landes feststellt, in Lusitanien weniger
verbreitet, so daß ihre spräche daselbst einen geringeren ein-
druck zurückließ , oder drangen jene Wörter erst später aus
dem baskischen in das nahe spanische gebiet ein ohne das ent-
legenere portugiesische zu erreichen?
Die wichtigste der Ursprachen Frankreichs ist die
celtische. Ich habe, als ich die bestandtheile der roman. spra-
chen untersuchte, dem celtischen elemente wenigstens nach all-
gemeiner Schätzung sein recht widerfahren zu lassen mich be-
müht und die zweifei an seinem Vorhandensein bestritten ; ein
genaueres eingehn in die sache durfte ich mir bei mangeln-
den Vorstudien nicht erlauben. Seit jener zeit aber sind wir
durch eindringliche forschung über den grammatischen bau
und zumal über den Zusammenhang der celtischen sprachen
mit den indogermanischen besser aufgeklärt worden und diese
beobachtungen dürfen auch an der romanischen etymologie
VORREDE. XV
nicht ohne erfolg vorübergehn. Das Stammverhältnis der neue-
ren celtischen Völker , der Iren, Gaelen, Kymren und Breto-
nen zu den alten wird von den geschichtschreibern zwar sehr
verschieden und oft in ganz entgegengesetztem sinne beurtheilt;
wie aber diese fragen einst gelöst werden mögen, für die be-
urtheilung des celtischen elementes in der aus dem latein ent-
standenen sprachen scheint diese lösung nicht von großem be-
lang. So viel darf als thatsache, gewiss keine unerhebliche,
ausgesprochen werden, daß die franz. und prov. spräche, auf
die es hier am meisten ankommt, der kymrischen näher ste-
hen als der irisch - gaelischen sowohl in betreff der menge als
auch der gestalt der dem celtischen und romanischen gebiete
gemeinsamen Wörter. Auch die westroman. scheu vor anlau-
tendem s impurum findet sich nur in dem kymr. zweige wie-
der. Manches gewährt die bretonische mundart, was die übri-
gen verweigern, und wohl darf man acht celtisches, vielleicht
selbst altgallisches, darunter vermuthen, allein die erstaun-
liche mischung derselben mit französisch macht diese quelle,
wo sie für sich allein fließt, für die critische etymologie fast
unbrauchbar, fast nur zur vcrgleichung noch tauglich. Da-
gegen vergönnt diese mundart der roman. Sprachforschung
einen andern vortheil, der den etymologischen wohl noch über-
wiegen dürfte: sie ist nicht allein eine fundgrub e alt franzö-
sischer Wörter und bedeutungen, sie liefert auch zur geschickte
der franz. ausspräche schätzbare aufklärungen.
Die art des Übertrittes aus der celtischen in die roma-
nische sprachform hat nichts besonderes, so weit sich bei der
gering fügigkeit des Stoffes bestimmte gesetze aufstellen lassen.
Das was dem etymologen manches bedenken macht, ist die
collision des celtischen Stoffes mit dem germanischen, und hier-
über jemals ganz ins reine zu kommen d. h. zu bestimmen,
welchen von beiden sprachfamilien der Romane ein in beiden
vorhandenes wort zunächst schulde, ist kaum zu hoffen. Doch
gilt dies nur von einzelnen fällen, denn nicht selten läßt sich
XVI VORREDE.
aus inneren oder äußeren gründen die frage zum vortheil
der einen oder der andern dieser sprachfamilien entscheiden.
So wird man bei gleichen formellen ansprüchen ausdrücke für
naturgegenstände als alteinheimische lieber zum celtischen als
zum germanischen demente rechnen. Die Verbreitung eines
Wortes durch mehrere mundarten des einen gebietes gegen-
über dem vorkommen desselben in einer einzelnen mundart
des andern wird für seine ursprünglichkeit in dem ersteren
zeugnis ablegen, wo nicht besondere anzeichen für das um-
gekehrte Verhältnis sprechen. Entscheidender aber sind ge-
wisse formelle kennzeichen, wie denn die form dem etymolo-
gen überall den sichersten von subjectiver auffassung unab-
hängigsten anhält bietet. Solche kennzeichen liegen unter andern
in einzelnen spuren der deutschen laut Verschiebung, wenn z. b.
das ital. tetta auch citta cizza lautet, celtisch aber nur teth.
Sodann in dem deutschen ableitenden i oder j mancher Wör-
ter, wie ital boriare, althochd. burjan, altgael. aber schlecht-
weg bor. Wo es aber an allen inneren und äußeren kenn-
zeichen gebricht, da ist in betracht des unverhältnismäßigen
übergewichtes der deutschen bestandtheile die wahi'scheinlich-
keit für diese spräche, für die celtische nur die möglichkeit.
Dieses übergewicht des deutschen elementes über das altein-
heimische ist eine unläugbare thatsache und jedes sträuben
gegen seine anerkennung eine thorheit. Wahrlich, die Römer
müssen reine arbeit gemacht haben, als germanische Völker
sich in Gallien festsetzten! Es wird kaum übertrieben sein,
wenn man behauptet, daß der einzige buchstabe H im fran-
zösischen nicht viel weniger deutsche als alle buchstabeti zu-
sammengenommen celtische Wörter in sich begreifen. Erinnert
man sich freilich des umstandes, daß die Franken mitten un-
ter den Romanen ein halbes Jahrtausend hindurch die sprä-
che ihrer väter fortredeten, daß in demselben maße wie die
deutschen Wörter im französischen zunahmen, die celtischen
abnehmen musten , denn jede spräche sucht sich ihres über-
VORREDE. XVII
flusses zu entledigen, so erklärt sich diese crscheinung auf
die natürlichste weise.
Sollte es aber auch dieser Ursprache nicht gelungen sein
wenigstens ein fünkchen ihres geistes im französischen fort-
glimmen zu sehen ? Es mangelt in der that nicht an zusam-
mentreffenden zügen. So das genus, welches in beiden spra-
chen nur zweierlei ist, männlich und weiblich, früher dreierlei
war. Aber der Untergang des neutralen geschlechtes im fran-
zösischen ist sicher älter als im celtischen und zum theil von
andern umständen begleitet, indem dort zahlreiche neutra in
ihrer pluralform zum feminin, hier alle zum masculin über-
traten. Giengen doch auch die verschwisterten mundarten
denselben weg ohne rücksicht auf die sitte alteinheimischer
oder später eingebrachter sprachen: überall ward das mas-
culin und feminin festgehalten, das neutrum aufgegeben. Nicht
anders wird es sich mit einem andern gemeinschaftlichen zuge,
der präpositionalen declination, verhalten. Selbst die alt franz.
oder prov. Unterscheidung des casus rectus und obliquus (nom.
sg. amic-s, acc. amic, pl. amic, acc. amic-s), worin man einen
wiederschein der gaelischen einrichtung (nom. sg. bard, gen.
baird, nom. p/.baird, gen. bard) zu erblicken glaubt, schmiegt
sich innig an das latein. Verhältnis, so daß sie sich gar wohl
ohne äußere einwirkung entwickelt haben kann, wie denn
auch die gaelische einrichtung in einem erheblichen puncte
von der romanischen abweicht, da sie den dativ sing, dem
nominativ gleichbildet. Offenbar celtisch aber ist im franzö-
sischen das zählen mit zwanzigen, welches neben der latei-
nischen methode in anwendung blieb : alt franz. treis vinz (60),
treis vinz e dis (70) u. s. f. Auch scheinen in der syntax
einige celtische spuren durchzublicken: an eine fremde Wort-
fügung, wobei es auf eine völlige verläugnung des eingesoge-
nen Sprachgefühles ankommt, gewöhnt man sich minder leicht
als an fremde Wörter und flexionen. Dahin dürfte man etwa
rechnen, daß es im kymrischen dem geniliv vergönnt ist ohne
XVIII VORREDE.
präposition hinter dem regierenden nomen platz zu nehmen
wie im franz. hötel dieu; daß, gleichfalls im kymrischen, das
possessive Verhältnis eines Substantivs durch die präp. i =
roman. a = engl, to bezeichnet wird wie im altfranz. la gent
au roi , engl, servant to his master ; daß im gaelischen die
bedeutung gewisser adjectiva durch ihre Stellung vor oder
hinter dem Substantiv bedingt ist wie im franz. honnete homme
und homme honnete; daß daselbst gleichnamige personen durch
cardinalzahlen unterschieden werden wie im franz. Henri qua-
tre ; und wieviel es der kleinen züge sonst noch sein mögen,
auf die man sich hier berufen könnte.
Aber alles was fremde sprachen beigetragen haben, wiegt
noch nicht den zehnten theil des lateinischen bestandtheiles
auf. Ihm fallen fast sämmtliche grammatische Wörter (Par-
tikeln, pronomina) , ohne die es kaum möglich ist auch nur
einen satz zu sprechen, ihm die wichtigsten begriffe zu, die
das leibliche und geistige leben berühren. Darum ist dem Ro-
manen latein gleichbedeutend mit spräche, mundart, und la-
teinisch gleichbedeutend mit deutlich, leicht, bequem. Bei wei-
tem die meisten stamme der alten spräche behaupteten sich
in der neuen, und um den vertust der übrigen zu ersetzen
spalteten sich viele Wörter in mehrere formen mit eignen be-
deutung en, welche die stelle selbständiger Wörter einnahmen.
Daß diesem bestandtheile sein recht gewahrt werde, gehört
zu den grundsätzen der romanischen Wortforschung: unfehl-
bar wird demselben bei aufmerksamer beobachtung noch man-
ches miskannte wort wieder zugeführt, manches neue gewon-
nen werden. Dazu muß man alle quellen der lateinischen
spräche benutzen, denn die romanische birgt mehr alterthüm-
liches oder verschollenes in sich, als man ihr obenhin angesehen
zutrauen möchte (man lese Potts inhaltreiche abh. Plattlatei-
nisch und romanisch), und in so fern kann sie auch der la-
teinischen sprachkunde, was von den pflegern derselben noch
nicht in rechtem maße erkannt worden, hülfreiche Jiand leisten.
VORREDE. XIX
Einige gegenstände von practischem belang lassen sich
besser hier als in dem wörterbuche selbst anbringen.
Die etymologie hat ihre wissenschaftliche grundlage in
der lautlehr e: bei jedem schritte, den der etymologe thut,
muß er sie im sinne haben. Es kommt indessen vor, daß
die spräche in der bildung oder ausprägung der Wörter von
ihren eigenen gesetzen abweicht und sich ganz von dem ge-
fühle des Wohllautes oder der Zweckmäßigkeit leiten läßt, in-
dem sie z. b. die Wiederholung eines buchstabens entweder mei-
det oder herbeiführt, oder indem sie verwandte begriffe for-
mell zu nähern, unverwandte oder weniger verwandte zu
trennen sucht. Diese kleinen gefühlsäußerungen der spräche
kann die lautlehr e allenfalls unberührt lassen, sie fallen aber
recht eigentlich der etymologie anheim und dürfen hier nicht
unerwähnt bleiben. Es sind hauptsächlich folgende. 1) As-
similation getrennter cons onanten. Sie setzt die
Organenverwandten (zuweilen selbst unverwandten) anlaute
zweier aufeinander folgenden sylben gleich, z. b, it. Ciciglia
für Siciglia, fr. chercher für cercher , picard. chorchier für
sorchier (fr. sortier), champ. chouche für souche, sp. sal-
chicha für salsicha, altcat. xixanta für sixanta, it zezzo für
sezzo, pipistrello für vipistrello, fanfaluca für panfaluca, sp.
nono für nono , limous. mamela für lamela , neupr. founfoni
für symfoni. — 2) Dissimilation (Potts forschungen IL
65 ff.). Vermöge derselben wird ein consonant , der sich in
einer der folgenden sylben wiederholt , in einen andern des-
selben organs umgesetzt; it. veleno für veneno , fr. nomble
für lomble, pr. namela für lamela, it. pellegrino für peregrino,
fr. flairer für frairer, sp. sastre für sartre, altfr. varvassor
für vasvassor, veron. folpo für polpo, fr. vague für gague
und zahlreiche andre. Die Verwandlung trifft zuweilen auch
den zweiten consonanten: it. filomena für filomela, fr. crible
für cribre, gencive für gengive. Nicht selten muß einer der
anstößigen consonanten weichen, gewöhnlich der erste: sp.
XX VORREDE.
postrar für prostrar, pr. penre für prenre, ital. cavicchia
für chiavicchia (ch = cl), fr. foible für floible, it. ghiado
für ghiadio (i = 1), sp. cribar für cribrar. — 3) Vereinfa-
chung scheinbarer reduplication. Auf die unter 1.
bemerkte weise entsteht für das gehör eine art reduplication.
Dagegen wird, wenn die erste und zweite sylbe eines Wortes
mit demselben consonanten anheben, worauf derselbe vocal
folgt, die erste sylbe, als ob sie eine unnütze reduplication
wäre, zuweilen abgestoßen : it. cenno wohl von cincinus, zir-
lare von zinzilulare, neap. tellecare von titillicare, fr. gourde
von Cucurbita, pr. paver von papaver, ähnlich sp. Santa Cilia
(ortsname) von Sancta Caecilia. Die der spräche der kin-
der abgelernte gemination (fr. bobo , dodo) hat nur in
volksmundarten würzet gefaßt. — 4) Auch die vocale unter-
liegen euphonischen einwirkungen. Beachtenswerth für die
etymologie ist die begünstigung des a in erster un-
betonter sylb e in der art , daß e und i häufig in diesen
vocal verwandelt werden. Es geschieht dies am liebsten, wenn
die betonte zweite sylbe ein a enthält, aber auch ohne dies
oft genug. Einige beispiele sind: it. baleno , bardosso, cia-
scuno, danaro, ganascia, guarento (alt), lattovaro, laveggio,
magrana, marangone, maraviglia, margotto, marmaglia, rac-
chetta, salvaggio, sampogna, tanaglia, taradore, tramaglio.
Am häufigsten kommt dies vor im franz., welches sonst a in
e zu schwächen geneigt ist: balance, barlong, barrette, ca-
landre, carcan, carmin, chacun, craanter (alt), cravanter (alt),
dauphin, falaise, farouche, garant, garou, ganache, jaloux,
marchand, marcotte, panache, paresse, rancon, raquette, sar-
celle, sauvage, tarin, tariere, tramail u. dgl. — 5) Ein an-
drer dieser züge ist die anbildung, vermöge welcher ein
wort, sei es nun ein vorhandenes oder ein erst zu schaffen-
des , einem andern, begriffsverwandten in seiner gestalt an-
genähert, gewöhnlich in seiner endung gleichgesetzt wird. So
ist pr. octembre gebildet nach septembre, novembrc, decem-
VORREDE. XXI
bre, fr. mensonge nach chalonge, chapuiser nach menuiser,
alt fr. boisdie nach voisdie, it. böffice nach söffice , sdrucire
nach cucire, neap. Carella (Charybdis) nach Scella (Scylla).
Ital. greve ist eine anbildung an seinen gegensatz leve , pria
mit seinem a an poscia. — 6) Durch mischung der stamme
einigen sich zuweilen zwei begriffsverwandte in einem und
demselben worte, es wird gewissermaßen ein reis auf einen
fremden stamm geimpft. An fr. rame z. b. haben remus und
ramus theil, an selon secundum und longum, an haut altus
und unser hoch, an refuser sowohl recusare wie refutare, an
it. carcame sowohl arcame wie carcasso. — 7J Wie in dem
letzten falle zwei Wörter in eins zusammenfließen , so kann
auch um der begriffsunter Scheidung willen ohne rücksicht auf
die lautregel ein wort in zwei auseinander gehn, z. b. it. manco
mangelhaft, monco verstümmelt , beide von mancus; rifutare
widerlegen, rifiutare verschmähen, von refutare ; sp. calar nie-
derlassen, callar schweigen, von yaXav; fr. designer anzei-
gen, dessiner zeichnen, von designare. Weit häufiger geschieht
dies vermittelst erlaubter formv er ander ungen wie im it. rio
schlimm, neben reo schuldig, pesare wägen, neben pensare
denken. Eine andre art dieser scheideformen ist, wenn
ein wort, um nicht mit einem andern, gleichlautenden zusam-
menzufallen, eine mehr oder weniger starke formv er ander ung
annimmt: so it. pioppo von pöpulus pappel, wegen popolo
volk; melo von malus apfelbaum, wegen malus böse; pigliare
nehmen, von pllare, wegen pillare stampfen, von plla; sp.
cerrar schließen, von sera, wegen serrar sägen, von serra;
pr. monestar mahnen, von monitare, wegen montar steigen,
von mons; fr. etang teich, von stagnum, wegen etain zinn,
vom altlat. stagnum. — 8) Mcht selten wird ein in seinen
bestandtheilen unverständliches wort durch theilweise vertau-
schung oder Übersetzung mit einem ähnlichen romanischen
gedeutet , ein sinnreiches mittel fremdlinge ganz heimisch zu
machen. Beispiele dieser umdeutung sind; it. battifredo.
XXII VORREDE.
badalisco, guiderdone, Gibilterra (Gibraltar), malvagio, sp.
malenconico, it. manovaldo, altfr. mainbournir, candelarbre,
nfr. choucroute, orange, worin man leicht die mit battere,
badare, dono, terra, male, mano, arbre, chou, or vollzogene
umdeutung erkennt. Im fr. main de gloire (aus mandragora)
beschränkt sich die umdeutung nicht auf einen theil des Wor-
tes. Span. Sierra morena (schwarzes gebirge) soll aus mons
Marianus abgeändert sein. Bekannt sind Longobardus und
baccalaureus.
Dem naturausdruck als bildungsmittel der neuen sprä-
che ist kein zu weites feld einzuräumen: manches wort, das
man auf diesem wege entstanden wähnt, kann sich noch als
Sprößling eines alten Stammes ausweisen. Doch hat dieses
mächtige bildungsmittel hier, wie überall, reichlich gewuchert
und seine fruchte können ihre herkunft so wenig verläugnen,
daß mir ihre vollständige aufnähme überflüssig schien. Viele
dieser naturproducte lassen sich mit ähnlichen in fremden
sprachen zusammenstellen, aber nicht mit Sicherheit daraus
herleiten.
Es wären noch manche für die etymologie nicht gleich-
gültige beobachtungen zur spräche zu bringen, da sie aber
alle in das gebiet der grammatik gehören, so lasse ich sie hier
unberührt; nur einigen dringenden fragen aus der Wortbil-
dung kann ich die erwägung auch an dieser stelle nicht ver-
sagen. Die latein. spräche zieht unbedenklich adjectiva aus
verbalstämmen durch bloße anfügung nominaler suf fixe: fidus,
parcus, vivus, congruus entstehen aus fidere, parcere, vivere,
congruere. Roman, gramm. IL 205 habe ich diesen Vorgang
in den neuen sprachen als einen höchst seltenen zugelassen:
er ist aber gar nicht einzuräumen: die spräche erfreut sich
eines solchen Überflusses ausdrucksvollerer adjectiv suf fixe, daß
sie neuen bildungen jener art ganz entsagen durfte. Aller-
dings gibt es mehrere romanische adjectiva, die sich zu ver-
bis zu verhalten scheinen wie die eben genannten lateinischen.
VORREDE. XXIII
Es sind etwa folgende: sp. furo, verbum lat, furere; it. folle,
fr. fou, vb. lat. tollere; pr. clin, vb. clinar; fr. mundartl.
gonfle, vb. gonfler; fr. morne, vb. goth. maurnan. Furo und
folle lassen sich von den Substantiven für und follis herleiten;
clin und gonfle sind abgekürzte participien = it. chino, gon-
fio ; für morne endlich wird man ein deutsches adjectiv muth-
maßen dürfen. — Etwas bedenklicher ist eine andre, ganz
verwandte frage. Werden substantiva persönlicher* bedeutung
auf eine eben so einfache art , ohne syllabisches suffix, aus
verbis gezogen wie substantiva sächlicher bedeutung? Die
latein. spräche ist mit solchen bildungen sehr sparsam: scriba,
coquus, dux, rex sind beispiele, andre bemerkt man in com-
positis. Es ist der mühe werth, die romanischen fälle , die
eine solche entstehung zu fordern scheinen, mit einiger Voll-
ständigkeit zusammenzustellen. Masculina sind it. furbo, vb.
forbire; it. mundartl. lecco, vb. leccare; it. allievo, fr. eleve,
vb. allevare, elevare; sp. trasgo, vb. trasegar; fr. juge, vb.
juger. Furbo und lecco können in gleichlautenden ahd. Sub-
stantiven ihren grund haben; allievo und eleve verhalten sich
nach ihrer bedeutung mehr wie sächliche als wie persönliche
Wörter und dürfen darum beseitigt werden; trasgo ist zwei-
felhaft, da trasiego zu erwarten stand; unläugbar aber ist
juge, das jedoch nicht ohne grund aus juger gezogen ward,
s. II. c. Was die aus verbis gezogenen masculina aufa. betrifft,
so hatten sie früher wohl eine rein sächliche bedeutung und
wurden nachher auf personen übertragen, wie das nicht ver-
bale boja die bedeutungen fessel und henker ausdrückt: so
denn auch sp. boga rüderer, von bogar, in derselben bedeu-
tung auch feminin (eig. rüder, wie pg. voga), so it. spi'zzeca
knicker (kneipzange?) von pizzicare ; bei andern wie sp.far-
fulla Stammler, von farfullar, pg. beberrica trinker , von be-
berricar, ist dies weniger ersichtlich. Die aus verbis gezo-
genen feminina sind ursprünglich abstracta gewesen und in
concrete persönliche bedeutung übergetreten: so iL ascolta
XXIV VORREDE.
schildwache (aufhorchung), scorta begleiter (begleitung) , pr.
bada Wächter (obacht), uca ausrufer (ausruf), crida schreier
(schrei), it. gonfia glasmacher (aufblasung); bei it. trecca
hökerweib , vb. treccare betrügen, mag diese begriff sentwick-
lung zweifelhafter sein. Aus dem allem ergibt sich aber doch
die ungewissheit dieser art ableitungen, mit deren annähme
also der etymologe vorsichtig verfahren muß.
Bonn im Juli 1853.
Abkürzungen.
ags. angelsächsisch.
ahd. althochdeutsch.
alban. albanesisch.
altn. altnordisch.
alls. altsächsisch.
andal. andalasisch (nach dem wb.
der span. Acad.).
arag. aragonesisch.
bearn. bearnesisch (nach Honnoral).
berr.mundart vonBerry (nachJau-
bert).
brel. bretonisch,
bürg, burgundisch d. i. bourgognisch
(nach De la Monnoye, dem Yo-
cab. langrois, dsgl. nach Monnier
Vocab. du Jura in den Mem. des
antiq. de France VI.).
cat. catalanisch.
champ. champagnisch (nach Saubi-
net Vocabulaire remois u. Tarbe).
chic, churio. churwälsch (nach Con*
radi und Carisch).
com. comask. comaskisch (nach P.
Monti).
cremon. cremonesisch (nach Peri).
dauph. dauphinesisch (nach Cham-
pollion).
flor. florentinisch (nach verschiede-
nen werken),
fr. franzosisch,
frs. friesisch.
galic. galicisch, in Spanien,
gase, gasconisch (nach Honnorat
u. a.).
gen. genuesisch (nach Olivieri, ausg.
von 1851).
genf. genferisch (nach dem Dict.
genevois).
hd. hochdeutsch,
henneg. hennegauisch oder rouchi
(nach Hecart).
it. italiänisch.
lim. limous. limousinisch (eig. nie-
derlimousinisch, nach Beronie).
lomb. lombardisch,
lothr. lothringisch (nach Oberlin und
dem Dict. patois par L. M. P.
Nancy 1842).
mail. mailändisch (nach Cherubini,
2. ausg. 1839—43. IV.).
mhd. mittelhochdeutsch,
mlat. mittellaleinisch.
mndl. mittelniederländisch,
moden. modenesisch (nach Mura-
tori u. a.).
ndd. niederdeutsch,
ndl. niederländisch,
nds. niedersächsisch,
neap. neapolitanisch (nach Galiani^.
nfr. neufranzösisch,
nhd. neuhochdeutsch,
norm, normannisch (nach E. und
A. Dumeril).
npg. neuportugiesisch,
npr. neuprovenzalisch.
nsp. neuspanisch,
obd. oberd. oberdeutsch,
occ. occit. occitanisch, mundarl von
Languedoc (nach Sauvages, dem
glossar zu Goudelin u. a.).
parm. parmesanisch (nachPeschieri).
pg. portugiesisch.
XXVI
ABKÜRZUNGEN.
pic. picardisch (nach Hecart und
Corblet).
piem. piemontesisch (nach Zalli und
Ponza).
pr. provenzalisch
romagn. romagnolisch (nach Morri).
sard. sardisch (nach Porru und den
gedickten Purqueddus).
schwz. schweizerisch,
sie. sicilianisch (nachM.Pasqualino).
Weitere abhürzungen sind :
abgel. abgeleitet,
abl. ableitung.
eig. eigentlich,
geschr. geschrieben,
gew. gewöhnlich.
glbd. gleichbed. gleichbedeutend (mit
dem vorhergehenden worte).
sp. spanisch.
val. valencianisch.
ven. venez. venezianisch (nach Pa-
triarchi) .
veron. veronesisch (nach Angeliy
wal. walachisch.
wald. waldensisch (bei Raynouard,
Hahn u. a.).
wall, wallon. wallonisch (nach Re-
macle und Grandgagnage).
spr. sprich,
überh. überhaupt,
urspr. ursprünglich,
zsgs. zusammengesetzt,
zsgz. zusammengezogen,
zss. Zusammensetzung , zusammen-
Setzungen u. a. m.
Die für quellen und andre werke angenommenen abhürzungen
werden keine scheierigkeit machen. Anzumerken ist nur, dafs die häu-
fig citierten erfurter glossare die von Ohler herausgegebenen sind. Auch
darf nicht unbemerkt bleiben , dafs unter dem wörterbuche von Nicot
das 1573 erschienene Dictionnaire fran9ois-latin recueilli des observa-
tions de plusieurs hommes doctes , entre autres de M. Nicot (Paris,
chez Jaques Du Puys, fol.) zu verstehen ist.
ERSTER THEIL.
GESAMMTROMANISCHE WORTER.
A.
A a d it., sp. pg. ä, pr. a az, fr. ä, mal. a, präpos. vom
lat. ad, vornehmlich auch als casuspartikel angewandt. Ob
das roman. a in gewissen fällen nicht vielmehr aus apud ab-
gekürzt sei, darüber s. Rom. gr. III. 145. Eine zss. ist it. da,
churw. dad, von de ad, entsprechend dem ahd. fona, nhd.
von, aus af ana nach Grimm IV. 782. Man bemerkt dieselbe
schon in sehr alten Urkunden z. b. Muratori antiqq. ital. V. 329.
III. 565. Eine ähnliche zss. scheint das pr. d a u s (der be-
deutung nach fr. des), nämlich von de ab mit angefügtem s
altwald. dos Choix IL 101°.
Abisso it., pr. abis abisme, fr. abiine, sp. pg.
abismo, sard. abismu, abgrund, hölle; vb. it. abissare
u. sobbissare, pr. abissar, sp. abismar, /r.abimer
in den abgrund versenken u. dgl. ; von abyssus {aßvoaog).
Abisme abismo ist ein substantivischer Superlativ (tiefster ab-
grund), wie lat. oculissimus, mlat. dominissimus, it. casis-
simo ife a. vgl. Rom. gr. IL 48, III. 14. Zu merken die ital.
nebenform n a b i s s o aus der üblichen Verbindung in abisso wie
ninferno aus in inferno entstanden, daher das dtsche nobis,
s. Grimms myth. 766, Hoffmanns hör. belg. V. 38.
Abrigo sp. pg., pr. abric, fr. abri schütz; vb. abri-
gar, abricar, abriter (für abrier mit euphonischem t wie
in cafetier, coillouteux, juteux von jus u. a) schützen, decken.
Umsonst hat man sich bemüht dem lat. apricus den sinn des
roman. Wortes zu entlocken : was die sonne bescheint, ist und
bleibt unbedeckt. Läßt sich letzteres aus keiner andern spräche
nachweisen, so darf als etymon ein ahd. bi-rihan decken (ant-
rihan enthüllen findet sich) vermuthet werden, s. Rom. gr. I.
276. Für abriter sagt man im Jura avriller, was wohl nur
diminutivisch ist. Die bearn. mundart spricht mit tenuis
aprigä.
A c a b a r sp. pg. pr.9 a ch e v er fr. ausführen, vollen^
4 I. ACCATTARE— ACCIDIA.
den; von caput, roman. nicht nur den anfang, auch das ende
eines dinges bezeichnend.
Accattare it., altsp. acabdar, altpg. achatar S.
Ros. ein gut erwerben, altfr. acater verschaffen Ch. d' Ale-
xis 8, neufr. ach et er kaufen, so auch neap. accattare; sbst.
it. accatto, pr. acapta, acapte, fr. achat. Esist von
ad-captare (mlat. accapitarej an sich nehmen, kaufen, eine
erst im franz. entwickelte bedeutung, welcher Festus stelle
emere, quod nunc est mercari, antiqui accipiebant pro su-
mere zur Unterstützung gereichen kann. Eine zss. ist it. r a c-
cattare, p^.regatar, fr. racheter loskaufen; wofür sp.
rescatar, pg. resgatar aus re-ex-captare , sbst. res-
cate, resgate.
A c c e g g i a it., sp. a r c e a , fr. mundartl. a c e e schnepfe,
mlat. accia acceia; soll in acies oder dxrj spitze (pogel mit
spitzem schnabel) seinen Ursprung haben, s. Menage und Car-
pentier. Ein altes Zeugnis für dieses wort enthalten die er-
furter glossare p. 259*> accega holtana, Variante acega holt-
hana d.i. ags. holt-hana holz-hahn = schnepfe, vgl. Haupts
ztschr. V. 197K
Accjia azza it.,sp. hacha, pg. facha acha, pr. apcha
für acha, fr. ha che (h asp.) , daher mhd. hätsche und
hasche, axt, beil; vb. it. a c c i a r e , fr. h a c h e r klein hacken.
Gegen lat. ascia als etymon sprechen die formen; wohl aber
stimmt die franz. zum nhd. ndl. hacke Werkzeug zum hauen, ein
in der alten spräche nicht vorfindliches, aber durch das masc.
hacco (haken) und das ags. vb. haccan = engl, hack gestütz-
tes wort. Die deutsche kehltenuis erhielt sich im picard. vb.
hequer holz hacken = fr. hacher. Aus dem franz. worte aber
flössen die übrigen, unter welchen das pg. facha mit seiner
lippenaspirata die reine aspirata nachzubilden sucht, s. unten
arpa. — Davon zu trennen ist it. ascia, pr. aissa, vom
lat. ascia: span. aza oder axa fehlt, aber eine abl. altsp. axa-
da, nsp. azada, pg. enxada, dsgl. sp. azuela haue,
hacke, ist vorhanden.
Acciajo it., sp. acero, altpg. aceiro, npg. aco,
pr. fr. acier, wal. otzel (ungr. atzel), mlat. aciare acia-
rium stahl (s. z. b. Class. auct. VI. p. 502b) ; von acies sc.
ferri härteres eisen.
Accidia it., altsp. acidia, pr. accidia, altfr. ac-
I. ACCIUGA-AFFANNO. 5
cide fahrlässigkeit, Verdrossenheit ; vom mlat. accidia ace-
dia, gr. dxydta, dass.
Acciuga it., sp. anchoa, pg. anchova u. enchova,
fr. anchois sardelle. Aus aphya (uyvrf) apya (zu schlie-
ßen nach apua) konnte mit dem suffix uga unzweifelhaft das
it. acciuga (zunächst aus apj-uga) entstehen, woraus denn
die andern Wörter verderbt sein müssen. Mundartliche for-
men sind piem. sie. anciova, veron. ancioa, gen. anciua, ven.
anchioa.
Accordo it., sp. acuerdo, pg. acordo, pr. ac-
cort, fr. aecord Übereinstimmung, vertrag; vb. aecor-
dare u. s.f; gebildet nach concordare, discordare, also von
cor, nicht etwa von chorda.
Addobbare it., altsp. adobar, altpg. a du bar, pr.
a d o b a r , alt fr. a d o u b e r ausrüsten , nsp. npg. zubereiten,
würzen. Das wort kommt vom ags. dubban, altn. dubba einen
streich geben (wallon. in ISamur dauber schlagen) und ward
vorerst vom ritter schlag gebraucht, ags. dubban to riddere zum
ritter schlagen (a. 1085, s. Bosworth), fr. addubber ä Chevalier
Havelokp. 28; demnächst bezeichnete es die mit der feierlichkeit
verbundene ausrüstung, vgl. Raoul l'adoube qui estoit ses
amis: premiers li chausse ses esperons massis e puis li a
le branc au costel mis, en col le fiert si con il ot apris Du-
cange v. adobare; daher adouber richement herrlich ausrü-
sten, se douber sich waffnen Chev. au cygne v. 1628 (diese
einfache form selten). Man sehe Wächters glossar.germ. p. 22,
Grimms rechtsalt. p. 333. Sousa's herleitung des pg. adubo
aus dem arab. ist sicher verfehlt.
Affanno it., sp.pg.pr. afan, altsp. afano kummer,
angst, ermüdung, fr. a h a n saure arbeit ; vb. it. a f f a n n a r e
(trans.) bekümmern, sp. afanar, fr. ah an er (intrj saure
arbeit verrichten, pr. afanar (trans. intr.) ermüden, sich ab-
mühen. Alt fr. oder mlat. wird das wort gerne von derfeld-
arbeit gebraucht, terram ahanare, daher ahans angebaute f ei-
der, ahanables, noch henneg. ahan bestellung des feldes;
allein die erreichbar älteste bedeutung ist ^körperliche pein':
so in der alten Passion Christi str. i. 4. 123 (afans), str. 73
ahanz, im Leodegar str. 1 (aanz), so auch im Alexiusliede,
aber im Boethiuslied v. 72. 108 kann es kummer bedeuten, in
der Nobla leyczon v. 320 heißt es marter, v. 374 körperliche
6 I. AFFARE— AGAZZARE.
arbeit, mühe. Carpentier bemerkt auch ein einfaches alt fr.
h a n e r arbeiten, woraus die häufig vorkommende zss. enhaner,
z. B. im cortil einen garten bearbeiten. Frankreich ist also
wohl die eigentliche heimath des weder im tat ein. noch im
deutschen vorhandenen Wortes: aus ahan konnte leicht afan
entstehen. S. Rom. gr. 1.311, und über ein franz. affanner
Pougens arch. franc. 1.11. An herkunft aus it. afa (beäng-
stigungj ist wenigstens nicht zu denken, da kein roman. Suf-
fix ann bekannt ist, vielmehr scheint afa aus affanno abge-
zogen. Ducange u. a. lassen es aus einer interjection entste-
hen, worin sich eine den athem beengende körperliche an-
str engung ausspricht (han), einer interjection , die auch, wie
man weiter bemerkt, in demhenneg. e -han- cerc ausser athem
sein9 enthalten ist, vgl. ven. afanä keichend. Ahan wäre also
einer der vielen natur ausdrücke, welche die spräche sich selbst
verdankt und die Untersuchung könnte geschlossen sein, wenn
nicht die celtischen sprachen ähnliche Wörter darböten. Zwar
gael. fann müde, fainne müdigkeit, welchen das gleichbed.
kymr. adj. gwan entsprechen muß, scheint wenig rücksicht
zu verdienen, da gael. f = kymr. gw romanisch durch v wie-
dergegeben wird, nicht durch f ; aber in dem kymr. afan streit,
unruhe, aufru.hr, welches Owen aus einem dem bar den Ta-
liesin zugeschriebenen gedichte anführt, liegt die ganze bil-
dung vor und es ist nur zu erwägen, ob dies auf eine der
celt. mundarten eingeschränkte, auf keine einheimische würzet
gegründete wort nicht selbst ein fremdling ist oder überhaupt
mit dem roman. zusammenhängt.
Affare it. (mj, pr. afar afaire (mj , fr. af faire
(f., alt fr. mj, daher altsp. afer Alex, angelegenheit ; ent-
standen aus dem präpositionalen infinitiv in phrasen wie avere
a fare con uno ; in der romagnol. mundart dafe d. i. da fare.
Ein zweites beispiel dieser Zusammensetzung ist it. avvenire,
fr. avenir sbst. Zukunft = il tempo a Yenire.
Affrontare ital, span. afrontar afrentar,p\
afrontar, /r. affronter angreifen, beschimpfen : von frons
stirne, eig. einem ins gesicht hinein sprechen oder handeln.
Daher sbst. it. affronto, fr. af front, sp. afrenta be-
schimpfimg. Franz. ef fronte, pr. es fron tat, it. sfron-
tato unverschämt, von effrons bei Vopiscus.
Agazzare it., a g a c e r fr. (auch pg. agaslar ?) reizen;
I. AGHIRONE— AGIO. 7
vom ahd. hazjan, nhd. hetzen , mit vorgesetzter vornan, par-
tikel a, wodurch h inlautend ward und sich in g verdichten
konnte.
Aghirone iL, pr. aigron, cat. agrö, s/>. airon,
alt fr. hairon, nfr. heron (h. asp.) , in Berry egron ein
vogel, reiher; fr. dim. aigrette (mit abgestoßenem hauch-
laut) Meiner weißer reiher; nicht vom gr. sgoodLog, es ist vom
ahd. heigir heigro, wozu alle laute passen.
A g i n a gina it. geschwindigkeit , stärke ; adverbial
a i n a Poet. d. pr. sec. IL 250, a grande aina Dante de vulg.
eloq.1,11, altsp. agina F. juzg., auch ahina, altpg. agin-
ha eilig , geschwind. Ein mlat. glossar hat agina i. q. fe-
stinancia et inde agino festinare. Mit lat. agina bei Festus
(scheere an der wage, worin die zunge spielt) kann es nicht
identisch sein: es entsprang aus agere wie ruina aus ruere,
wie es denn auch der bed. von agitatio sehr nahe tritt. Der
nordicesten kennt dies wort nicht, doch möge das neupr. agis
s. v. a. fr. actions erwähnt werden.
Agio it. (selten asio), pr. ais aise, fr. aise (m.),
pg. a z o gemächlichkeit ; adj. pr. ais, fr* aise (schon in
der alten spräche, s. Theätre fr. p. p. Michel p. 512) fröhlich,
engl, easy; adverbial it. ad agio, pr. ad ais, altfr. ä aise,
nfr. ä l'aise bequem, daher sbst. it. ad agio, altfr. aaise
(aliaise Liv. d. rois p. 66), altpg. a a s o S. Ros. bequemlich-
keit ; vb. it. agiare, adagiare, pr. aisar, altfr. aisier,
aaisier versorgen, pflegen, partic. it. agiato, fr. aise be-
haglich, loohlhabend. Die prov. spräche hat der ableitungen
noch mehr hervorgebracht: aisir ins haus aufnehmen, aisi
wolmung, a i s i n a leichtigkeit, gelegenheit, a i z i n a r einrich-
ten u. a. , vermuthlich ist das wort von hier ausgegangen.
Seine herkunft ist unsicher. Menage deutet es aus olium, Ferrari
ganz ungeschickt aus aclaptare , Frisch nicht besser aus dem
dtschen behagen. Es verlangt ein etymon ais oder asi. Nach
Perion de ling. gall. p. 45a ist es vom gr. ulaiog glück verkün-
dend, dsgl. erforderlich , gehörig, icoraus sich auch das ad-
jectiv gut erklären würde; to aioiov wäre das gehörige, pas-
sende, bequeme. Andre, icie Junius, Schilter, Castiglione, er-
kennen darin eine nur der goth. spräche bekannte in dem adj.
azets leicht, bequem, sbst. azeti annehmlichkeit enthaltene
würzet, eine vermuthung, welcher auch J. Grimm (Wiener jahrbb.
8 I. AGRESTO-AJUTO.
XLVL 188) nicht abhold ist, vgl. auch seine gesch. der d.
spr. p.352, wo das goth. wort zu ags. eadhe, nhd. ödi ge-
stellt wird. Prov. viure ad ais ist gleichbed. mit goth. vizön
in azetjam in annehmlichkeiten, im luxus leben. Freilich müste
man alsdann ein subst. azi annehmen dürfen, was nicht ohne
bedenken ist, wiewohl die seltensten deutschen Wörter (z. b.
goth. aibr) ihren weg ins romanische fanden. Oder ist für
ais baskischer Ursprung anzunehmen ? in dieser spräche heißt
aisia ruhe (labortj, aisina muße. Aber aisina ist seiner
ganzen bildung nach so acht provenzalisch , es geht überdies
nach einer häufig hervortretenden prov. sprachsitte mit einem
synonymen ?nasctdin so sicher hand in hand (aisi aisina wie
plevi plevina, trahi Irahina), daß dem bask. derivatum besser
prov. Ursprung zukommt, wodurch denn auch der bask. Ur-
sprung des primitivs verdächtig wird: aisia kann dem prov.
aise, wofür sich eine ältere form aisi vermuthen lässt, sein
dasein danken, toie das adj. aisa zum pr. ais stimmt. Eine
zss. ist fr. m a 1 a i s e ungemach. Das mit doppeltem g geschrie-
bene it. aggio aufgeld ist eine bloße scheideform vonagio:
in der piemont. mundart z. b. vereinigt letzteres beide bedeu-
tungen.
Agresto •*., sp. agraz, pg. agrac, o, pr. agras,
altfr. aigret Ren. , dauph. aigrat, wal. agritsi unreife
traube, saft davon, eig. Säuerling; von acer, altsp. agre, fr.
aigre, mit dem suffixe as u. s. f., ital. entstellt in est. Agraz
entspricht in seiner bildung genau dem tat. von Hieronymus
gebrauchten piraoium birntrank.
Aguglia^., sp. aguja, pg.pr. agulha, fr. aiguille
nadel. Nicht von aculeus: die ital. nebenform agocchia ver-
langt lat. acucula, in welches acicula, während c noch guttu-
ral lautete, abgeändert ward, vgl. genuculum für geniculum
Rom. gr. IL 265; acucula aber findet sich in der that in meh-
reren hss. des Codex Theodos., sonst auch mlat. acucla. Ab-
gel. ist sp. aguijar, pg. aguilhar stacheln, das sich dem
fr. aiguille nähert.
Ajuto it. hülfe, von adjutus bei Macrobius ; sonst fem.
sp. ayuda, pg. pr. ajuda, altfr. aüe, pic. aiude, in den
Eiden adiudha aiudha; vb.it. ajutare, sp. ayudar, pg. pr.
ajudar, von adjutare. Daneben entwickelte sich noch eine
verkürzte form it. a i t a, pr. ah i a, altfr. aide (gew. a i e), nfr.
I. AL— ALBERGO. 9
zsgz. aide; vb. it. aitare, pr. aidar, fr. aider, deren
ent stehung sart nicht ganz deutlich ist.
AI altsp. altpg., pr. al als, alt fr, al el, neutrales pro-
nomen, zuweilen mit einem sbst. verbunden (al ren, ren al), von
aliud, wofür Lucrez alid setzt.
Alabarda labarda it., sp. pg. alabarda, fr. halle-
bar de (h aspj eine waffe; vom mhd. helmbarte, über des-
sen Zusammensetzung sehe man Frisch I. 442a, Schmeller II. 182,
Grimm III. M2. Die getreueste form ist churw. halumbard.
Alano it. sp., pg. alio, altfr. ülandogge, bullenbei-
ßer ; gewiss von einem Völker namen. Menage zeigt, daß man
Alanus für Albanus gesagt habe und so ist ihm alano ein
hund aus dem heutigen Albanien = Epirus s. v. a. lat. mo-
lossus, gleichfalls aus Epirus.
Alba it. sp. pr., pg. chw. a 1 v a , fr. a u b e morgenröthe ;
von albus hell, heiter, wie in Stella alba, vgl. lux albescit,
coelum albet, bei Dante il sol imbianca i fioretti die sonne
färbt die blümchen weiß. Aber Ariost gesteht dem morgen-
roth mehr färben zu: poi che Paltro mattin la bella Aurora
l'aer seren fe' bianco e rosso e giallo 23, 52.
Alban pr., dsgl. albanel, it. albanello, fr. au-
brier ein stoßvogel. Das entsprechende pg. alvao (Constan-
cio, fehlt bei Moraes) soll einen andern vogel bezeichnen. Die
etymologie betreffend, so erklärt, das Dict. de Trevoux aubrier
aus aubere weiß und gefleckt, von albus.
Alberare it. , sp. arbolar, enarbolar, fr. arborer
aufrichten (wie einen mastbaum) ; von arbor, it. albero, altit,
albore u. s. f.
Albercocco auch albicocco bacoco it., sp, albari-
coque, pg. albricoque, fr. abricot, neugr, ßsgvxoxov
eine frucht, aprikosej von praecoquus frühzeitig, weil sie früh
reif wird, früher zumal als ihr nächster verwandter der
pfirsich. Im mittelgr. nQaixdxxiov 7igsy.oxy.iov hat sich das
lat. wort am getreuesten ausgedrückt ; auf die roman. formen
aber hat das arab. al-berqüq, worin das dem Araber fehlende
p zu b werden muste, denn es ist ein fremdes wort (Freytag
1.112*0, sichtbarlich eingewirkt.
Alb ergo it. altsp., nsp. pg. albergue, pr. albere,
altfr. herbere (helberc Ch. d' Alexis str. 51. 65), dsgl. fem.
pr. alberga, altfr. herberge Ch. d' Alexis str. 116 und
10 I. ALCALI—ALCUNO«
überall oft, nfr. auberge loirthshaus ; _ vb. it. albergare,
sp. albergar, pr. = sp. und arbergar, fr. heb erger
(ohne aspj, altfr. herbergier; vom ahd. heriberga (fj,
altn. herbergi (nj, vb. ahd. heribergön. Bas altfr. bewahrte
noch die alt eb ed. krieg slag er: sesherberges et ses foillies zelte
und hütten des heeres Brut. IL 160 , les herberges de l'ost
das. p. 163. Das schwanken im genus mag in der gleichen
er scheinung der deutschen Wörter seinen grund haben.
Aleali it. sp. u. s. f., vom arab. al-qali aschensah
Freyt. III. 494«.
A 1 c h i m i a it., sp. pg. a 1 q u i m i a , pr. a 1 k i m i a , fr.
a 1 c h i m i e , mittelgr. doy-r^iia , dsgl. it. sp. pg. c h i m i c a,
fr. chimie die kirnst gold zu machen, scheidekunst ; vom
arab. al-kimiä Freytag IV. ? '5i>, das aber aus keiner einhei-
mischen Wurzel herrührt; gr. xq/tsia erst bei Suidas.
A 1 c o h ol reinster Weingeist; vom arab. al-koehl ein pul-
ver die augenbrauen zu schwärzen s. Golius 2007, Freytag IV.
15a: wegen der feinheit dieses pidvers ward der name auf
den Weingeist übertragen, eine der arab. spräche unbekannte
bedeutung (Pihan gloss. des mots franc. tires de Varabe).
AI c o v a it., sp. a 1 c o b a , fr. a 1 c o v e (fj nebenzimmer.
Grimm III. 429 und andre Sprachforscher halten es für deutsch,
indem sie ein ahd. alah-kovo annehmen (alah heißt tempel,
kovo wäre das nhd. kofen). Da es indessen erst aus der
span. in die übrigen mundarten eingeführt und darum auch
nicht ins mlatein aufgenommen ist, so werden es die Spanier
wohl aus dem arabischen geschöpft haben: hier bedeutet
al-gobbah gewölbe oder zeit Freyt. III. 388a. und kommt
auch (in der form Alcoba) als name eines portugies. dorfes
vor, s. Sousa.
Aleuno it., sp. alguno, pg. algum, pr. alcun,
fr. aueun, unbestimmtes pronomen, zsgs. aus aliqui unus.
Es gibt ein alt franz. ursprünglich burgundisches pron. alquen
auquen alcon masc. (fem. aueune), bei welchem zu unter-
suchen bleibt, ob es aus aliqui homo , alc'uen alc'on, zu-
sammengesetzt ist, wiewohl es übrigens auch adjeetivisch ge-
braucht wird: ju querroie aueuen solaz Serm. de Bern, p.572;
mit sp. alguien kann es wenigstens nicht identisch sein. Die
norm, mundart kennt auch das parallele cascons für quisque
s. Wrights aneed, p.S8, chescon Chr. de Bcn.app. III. 471;
I. ALENARE— ALLEYARE. 11
überdies ascons (aliquis homo ?) Lois de Guill. 50, ascun
Wrights polit. so7igs p. 137.
Alenare it., pr. cat. alenar athmen, fr. hal einer
(h aspj wittern; sbst. it. alena lena, pr. alena, fr. ha-
ieine (ohne asp.) athem. Das verbum ist umgestellt ans tat.
anhelare keichen, bei späteren auch athmen: it. anelare, sp.
anhelar, fr. anheler (letzteres bei Pougens arch. fr. I. 50); das
sbst. entsprang aus dem verbum, wenigstens steht seiner ab-
leitung aus halare die Seltenheit und Unsicherheit des Suffixes
ena entgegen, lieber sp. aliento s. II. b.
Alfido, auch alfiere it., sp. alfil arfil, pg. alfil
alfir, alt fr. auf in lauf er im schach ; vom pers. fil elephant,
mit arab. artikel al— fil, 5. Ducange v. alphinus , vgl. dagegen
Pott in Lassens ztschr. IV. 12.
'Algebra it., sp. älgebra, fr. dilgebrebuchstaben-
rechnung ; vom arab. al-gabr wieder einrichtung zerbroche-
ner dinge, eine dem span. ivorte noch anhängende bedeutung,
daher Vereinigung zu einem ganzen, dar Stellung verschiedener
Operationen mit wenigen zeichen. S. Golius p. 462, Freytag
1. 239b. Es ist gegen die reget , daß in diesem ivorte der
accent auf dem arab. artikel ruht.
A 1 g o sp. pg., pr. a 1 q u e alques , alt fr. a u q u e s (noch
jetzt lothr. eque, champ. yauque u. dglj neutrales pronomen ;
von aliquod, aliquid. Dsgl. sp. alguien, pg. a 1 g u e m, vom
acc. aliquem.
A 1 1 a r m e it. (mj , sp. pr. a 1 a r m a, fr. a 1 a r m e,
wal. lärme lärm, lärmschlagen; vb. allarm are u. s.f.; von
dem ausruf all' arme ! zu den waffen ! Daher occ. alarmo !
interjection der Verwunderung , it. arm' arme! Buommattei
trattat. 18, 3.
Allegro it., sp. pr. a legre, fr. alegre munter,
nebst vielen ableitungen ; von alacer alacrem, mit fortgerück-
tem accent alacrem. Das wort scheint in betracht seines aus
a entstandenen umlautes e ursprünglich französisch , wenig-
stens war allfr. halaigre ein sehr üblicher ausdruck und hat
sich auch als geschlechtsname Aligre fortgesetzt. Die ursprüng-
lichste form zeigt das bask. alaguera.
All ev are it., pr. alevar, fr. elever aufziehen, er-
ziehen ; eig. , nach einer alten sitte, ein Jtind vom boden auf-
heben um es zu erziehen, lat. tollere puerum in gleichem sinne.
13 I. ALLODIO-ALMANACCO.
Es hängt also nicht zusammen mit dem religiösen gebrauche
des hebens aus der taufe, mlat. levare de sacro fönte, der
sich nur auf den pathen bezog. Daher sbst. altsp. alevo
täufling, it. alievo, fr. eleve Zögling.
Allodio it. , sp. alodio, pr. alodi aloc alo, fr.
alleu freies erblehen. Sämmtliche formen passen in das
mlat. alodium, selbst das pr. aloc, dessen auslaut aus der-
selben Verhärtung des di == dj entstand, wie der von fastic,
lat. fastidium; zu aloc aber verhält sich fr. alleu wie zu foc
feu, zu loc Heu. Aelter als alodium ist alodis in der L. Sal.
und mit diphthong statt des langen vocals alaudes in west-
goth. Urkunden. Grimm rechtsalt. p. 493. 950 vermuthet in
diesem wort ein deutsches compositum al-öd zganz eigen,
Müllenhof zur L. Sal. p. 278 wendet einen formellen mangel
ein, da ahdeutschem öt salisches aud (alaudis für alodis) ent-
sprechen müste und nimmt lieber fremden Ursprung an. Von
roman. seife läßt sich nur erinnern, daß die form alodis bes-
ser befriedigt, daß alaudis regelrecht pr. alau (alauc), alt fr.
aloi erzeugt hätte (vgl. pr. Aud-oart = westgoth. oder bürg.
aud— "), daß also die roman. formen genau zu der salischen
stimmen. Wenn das spätere mlatein alodium scandierte (alo-
dium fundum dicas, fundum maris imum s. Ducange), so ist
dies für die etymologie ohne bedeutung.
Allodola lodola it., sie. Iodana, altsp. aloeta
(aluda Canc. de Baena), nsp. a 1 o n d r a , pr. alauza alauzeta,
alt fr. aloe (davon altn. loa Grimm Reinh. Fuchs p. 370),
nfr. alouette, mlat. laudila Gloss. lind, ein vogel, lerche.
Von alauda , gallisch nach Plinius und Sueton, daher Gregor
v. Tours 4,31 sagt: avis corydalus, quam alaudam vocamus
(wir Gallier). J. Grimm (über Marcellus Empir.) findet das
gallische wort im kymr. uchedydd schwebender vogel, lerche,
andre verweisen auf das bret. alc'houeder, kymr. alaw-adar
vogel der harmonie, s. Le Gonidec dict. fr. bret. p. p. Villemar-
que p. VII. Den äußersten Westen und osten des gebiet es hat
das fremde wort nicht erreicht: der Portugiese sagt dafür
cotovia, der Walache ciocörlän.
Almanacco it., sp. almanaque, fr. almanac ho-
lender. Man erklärt es aus dem arab. al-manaj blättchen,
vom vb. manaj zählen; aber das Substantiv fehlt und das
verbum hat diese bedeutung nicht. Andre denken an das vb.
I. ALMIRANTE— ALZARE. 13
manacha schenken Frey tag IV. 213*, der holender wäre ein ge-
schenk ; man sucht aber ein solches Substantiv vergebens : der
kalender heißt arab. taquim, s. Pihan p. 33.
Alm ir ante it. sp. pg.} in erster er spräche auch al-
miraglio ammiraglio, pr. amiran amiralh amiratz,
ebenso altfr. amirant amiral amiras, nfr. amiral fürst der
Sarazenen (z. b. prov. altfr J, befehlshaber einer flotte; vom
arab. amir fürst, befehlshaber Freytag I. 59a, mlat. zuweilen
in admiratus und admirabilis umgedeutet. Erst durch die Si-
cilianer und Genuesen soll das wort seine specielle bedeutung
empfangen haben, vgl. S. Rosa.
Almussapr., fr. aumusse, altfr. aumuce (daher
mndl. almutse amutse), sp. a 1 m u c i o (Seckendorf), pg. mur s a;
dimin. pr. almucela, altpg. almucella almocella, sp. al-
mocela, in Urkunden almucella almocala Ducange, dsgl.
altfr. aumucette, sp. m u ce t a , it. m o z z e tt a. Diese Wör-
ter bedeuten eine bis auf die schultern herabfallende kopfbe-
deckung zumal der geistlichen, oder auch, in den diminutiven
formen, ein kurzes mäntelchen. Der arab. spräche gehören
sie nicht, wenn sie auch, wie viele andre, zum theil den arab.
artikel an sich gezogen haben : sie sind offenbar identisch mit
unserm mutze, ndl. mutse, das man aus dem vb. mutzen (ab-
stutzen) erklärt. Vgl. unten mozzo.
Alna auna alla it. , altsp. altpg. pr. alna, nsp. ana,
fr. a u n e eile. Zunächst gewiss vom goth. aleina, ahd. elina,
wozu auch das genus stimmt, aleina aber nach Grimm III.
559 aus dem tat. ulnus geformt.
Altresi it.,sp. otrosi, pg. outrosim, pr. altresi
atresi, altfr. autresi, adverbium der vergleichung ; von al-
terum sie.
Altrettale it., sp. otro tal, pg. outro tal, pr.
altretal atretal, altfr. autretel, pronomen ; von alter
talis.
Altrettanto it., sp. otro t an t o, pg. outro tanto,
pr. a 1 1 r e t a n atretan, altfr. autretant, pronomen ; von al-
ter tantus.
Alzare it., sp. alzar, pr. alsar ausar, fr. haus-
ser (h asp., vgl. haut II. c), wal. in-altzä erhöhen; von
altus, gleichsam altiare. Erwähnung verdient das franz. com-
pos. exhausser (pr. eissausar, sp. ensalzar), weil es in
14 I. AMACA— AMBASCIATA.
exaucer eine besondere form mit der bed. ceine bitte erhö-
ren angenommen, denn dieu a exauce mes prieres heißt ur-
sprünglich cgott hat mein gebet erhöht, begünstigt*.
Amäcai^ sp. hamaca, umgestellt amahaca, pg.
maca, fr. harn ac (h aspj hängebett; vom ndl hangmat
hangmak.
Amalgamare it. u. s. w. verquicken d. h. ein metall
mit qnecksilber verbinden; vom gr. (xdlay^ia erweichung.
Amaricare it., auch amareggiare, sp. pg. pr.
am argar bitter machen; von amarus, das verbum bereits
im frühsten mlatein, s. Ducange und Class. auct. VI. p. 506b ;
adj. sp. pg. amargo, cat. am arg, dsgl. sbst. amar gor,
durch einwirkung des verbums so gebildet. Zsgs. it. ram-
m a r i c a r s i sich beklagen, rammärico klage, Verdruß, vgl.
adj. amaro kränkend, beschwerlich , sie. amaru betrübt, wal.
amar interj. des Schmerzes, ebenso altpg. amaro de mi! Gil
Vic. II. 465.
Amar rar sp. pg., amarrer fr. ein schiff festbinden;
sbst. amarra, amarre das dazu dienende tau; dsgl. fr.
demarrer ein schiff losbinden. Nach Pougens tresor I. p. 56
vom arab. marra ein seil drehen, marr seil Freytag IV. 163b.
Es fehlt allerdings nicht an arab. schifferausdrücken im ro-
man. : ist aber das gleichbed. ndl. vb. marren identisch mit
marren aufschieben (zurückhalten) = ahd. marrjan hemmen
(s. marrire) , so hat dies nähere anspräche ; seine identität
aber wird sehr wahrscheinlich durch die für beide bedeutun-
gen, also auch für das Seewesen, gültige nebenform merren =
ags. merran (hiiidern).
Ambasciata it., sp. embaxada, pr. ambai ssada
u. masc. ambaissat, fr. ambassade botschaft, gesandt-
schaft; it. ambasciadore u.s.f. botschafter. Ambasciata
stammt vom mlat. ambaxia ambactia auftrag: si in dominica
ambaxia fuerit oecupatus L. Sal, auch in der L. Burg., bei
Columbanus (um 560) u. a.; dies hängt sichtlich zusammen
mit dem von Caesar de bell. gall. 6,15 für dienstmann ge-
brauchten ambactus : (equites) circum se ambactos clientesque
habent. Ein abstractum zu ambactus ist ambactia dienst-
verrichtung, das man später in Frankreich ambaesia (amba-
xia) aussprach und in ambascia umstellte, vgl. Brescia aus ßrixia.
Auch das vb. ambasciare eine botschaft verrichten war dem frü-
1. AMBIARE— AMIDO. 15
heren mlatein bekannt, woraus sich die vornan, ableitung zu-
nächst erklärt; das prov. masculin findet sich schon im Ca-
pitulare de villis (ambascialum). lieber unser wort bemerkt
Festus: ambactus apud Ennium clingua gallica5 servus appel-
latur. Diesem winke folgend erklärt sich Zeuß I. 89. 179
für celtischen Ursprung: es ist, mit ausgefallnem b (wie dies
öfters geschieht nach m, s. das. p. 167) das kymr. amaet ackers-
mann, werkmann, für ambaeth ; die kriegerische bedeutung sei
in eine friedliche übergegangen. J. Grimm gesch. d. d. spr.
p. 131 ff., vgl. deutsches wb. v. amt, erkennt darin das goth.
andbahts diener, ahd. ambaht, das er in die partikel and und
das subst. bak (rücken) zerlegt, so daß ungefähr die bedeut.
rückenhalter daraus entspringt. Zu gunsten dieser letzteren
herleitung läßt sich noch anführen, daß das roman. ambactia
(denn im latein. liegt es noch nicht vor) nicht aus ambactus
fließen konnte, da das suffix ia unüblich ist; wohl aber konnte
es aus dem goth. andbahti (dienst) entstehen, ebenso entstand
pr. fanha d. i. fani-a aus goth. fani. Merkwürdig ist das
speciell ital. ambascia ambascio beklemmung, bangigkeit,
vb. ambasciare u. trambasciare (== tra-ambasciare)
beklemmt sein, worin die dienstverrichtung als drangsal auf-
gefaßt wird; merkwürdig, weil sich eben nur in Italien
das einfachere wort erhielt: es konnte gradezu aus go-
thischer quelle geschöpft sein. Diefenbachs gelehrte erör-
terung über andbahts und ambactus Goth. wb. I. 255 ist nicht
zu übersehen. .
Ambiare it., sp. pg. pr. amblar, fr. ambler den
pass gehen (vonpferden), mlat. ambulare, in dieser ausschließ-
lichen bedeutung unclassisch und erst etwa seit dem9.jh. im
gebrauch. Dem wal. emblä fehlt diese bedeutung, dagegen ist
es in der ursprünglichen ganz volksüblich geblieben.
Ambra it. (f.), sp.pg. am bar alambar, alambre (m.),
fr. ambre (m.) b ernstein , mhd. amber ämer, nhd. ambra,
ein harziger stoff aus dem Orient; zunächst von dem arab.
canbar (zugleich name eines Seefisches) , das aber in dieser
spräche selbst keine würzet hat, s. Freytag III. 227*>.
'Amido it.,pg. ämido, amidäo, sp. almidon, fr.
amidon stärke zum steifen der wasche; von amylum (a{iv-
lov~) kraftmehl. Es ist das einzige beispiel eines gemeinrom.
Überganges von 1 in d.
16 I. AMMAINARE— ANCHE.
Ammainare it., sp. pg. amainar, fr. amenerfles
voiles) die segel einziehen.
Amonestar sp. pr., pg. amoestar, altfr. amone-
ster, wfr.admoneter warnen, ermahnen, prov. auch mo-
nestar, altfr. sbst. monneste Theät. fr. p. Michel p.Mß.
Offenbar von monitare bei Venantius Fort., aber mit einge-
schobenem s um nicht montar (steigen) zu sagen, wie vantar
aus vanitare ward; also eine scheideform.
Anappo nappo it., pr. enap, altfr. h an ap henap (h
aspj ; vom ahd. hnapf , früher hnap, im munde der Romanen
hanap (so bereits in den casseler glossen), nhd. napf.
Anca it. sp. pg. pr., h a n c h e fr. (h aspj, daher engl.
haunch, hüfte, plur. sp. pr. ancas kreuz der lastthiere; zsgs.
it. sciancato, fr. eh an che lendenlahm. Zwei etymolo-
gieen liegen vor : vom gr. ayxy bug, biegung, und vom dtschen
anke, ahd. ancha genick, eig. wohl einbiegung. Den griech.
stamm hat die roman. spräche auch sonst benutzt (vgl. anco
1/. b) und Festus erwähnt selbst ein lat. ancus cqui aduncum
brachium habet ut exporrigi non possit.' Aber das deutsche
wort lag, zumal in seiner speciellen anwendung (gelenk), dem
Romanen näher als das griechische und das zu den alterthü-
mern der spräche gehörige lateinische. Entschieden aus dem
ahd. ancha in der bed. tibia, crus ist fr. anche röhre, wo-
von hanche durch die aspiration (vgl. dazu fries. hancke
hencke KU.) geschieden ward.
Anche anco it., chw. aunc aunca, partikel s. v. a.
lat. etiam (auch, noch), pr. anc, altfr. ainc s. v. a. un-
quam, wal. ince s. v. a. adhuc. Im Leodegar trifft man
hanc in ital. bedeutung : hanc la lingua auch die zunge 27,
et hanc en aut merci si grand er hatte auch so große gnade
mit ihm 31. Dazu die Verbindungen pr. ancmais; ancsem-
pre; ancse. Die entstehung dieser partikel läßt sich auf ver-
schiedene weise denken. Prov. anc z. b. könnte aus fr. onc
(unquam) entstanden sein wie ara aus ora; es wird ebenso
nur verneinend gebraucht und nur auf die Vergangenheit be-
zogen: anc non fo hom = onc ne fut hom, und so ist auch
anc mais = fr. onc mais, it. unque mai. Aber es ist nicht
rathsam, das prov. wort von seinem ital. geführten zu tren-
nen , mit dem es in einem alten denkmal gleichbedeutend ist.
Zu erwägen ist ferner adhuc, dessen sinn (bis jetzt, noch
I. ANCINO— ANDANA. 17
dazu, sogar) das vornan, wort vollkommen ausdrückt: auf
diese weise würde sich auch das sp. aun (wofür der Portu-
giese ainda setzt) damit vereinigen lassen. Dessen herkunft
aus adhuc ist unzweifelhaft: mit eingeschobenem n entstand
ädunc äunc, mit apocopiertem c aun, welches von den alten
noch zweisylbig gesprochen ward, s. Berceo p. 154, 320. 203,
172. 368,628: denselben Vorgang zeigt altsp. nin = fatf. nee,
pg. assim = sie , allin Gil Vic. 93a « illic. Darf man ein
solches rhinistisches adunc annehmen (das auch durch das
altfr. ainsinc aus aeque sie unterstützt wird), so konnte dies
im ital., worin d zwischen vocalen nicht leicht ausfällt, kaum
anders lauten als ad'nc anc anche. Damit trifft das pr. anc
zusammen, wiewohl a hier vielleicht aus au vereinfacht ist,
vgl. anta aus aunta. Es ist noch eine dritte etymologie ge-
denkbar, aus hanc sc. horam (vgl. wegen des zu supplieven-
den Substantivs it. issa sc. hora), vonseiten des buchstabens
gewiss die einfachste, von Seiten des begriffes aber in so weit
minder genügend, als außer horam auch noch ad suppliert
werden muß. — Für altfr. ainc wird zuweilen mit beigefüg-
tem s ains gesetzt, z. b. Alex. 66, 3, was von ains = sp. antes
wohl zu scheiden ist. — Hier kommen noch zwei composita
in erwägung: pr. anc-ui, altfr. enc-ui, altital. u. mdavtl.
anc-oi heute; pr. anca-nuech, altfr. enque-nuit diese
nacht. Das darin enthaltene anc könnte unser vornan, wovt
sein, im zweiten compositum euphonisch erweitert in anca
(vgl. chw. aunca); der eigentliche sinn wäre alsdann cnoch
heute, noch diese nacht\
Ancino it., sp. anzuelo, p#. anzol, fr. hamecon
haken, angel; sämmtlich aus hamus abgeleitet.
A n d a n a comask. piem. 1) gang d. i. haltung im gehen,
auch lebensweise, 2) räum, den der mäher mit einem schritt
durchmißt , fr. a n d a i n (f) in der zweiten bed. , norm, an-
dain (m.) schritt, in Berry läge des abgemähten grases, sp.
andana, pg. andaina überh. läge, reihe. Nahe liegt an-
dare gehn, wiewohl das franz. wort nicht mit aller zusam-
mentrifft; die grundbedeutung wäre schritt, woran sich der
vaum eines Schrittes in dem bemerkten sinne, endlich läge,
reihe knüpfte: auch unser Schwaden bezeichnet sowohl den
von der sense bestrichenen räum als auch die veihe oder läge
der abgemähten halmen. Dazu kommt noch ein wort mit un-
1
18 I.* ANDARE.
gewöhnlichem nicht sicher zu beurtheilendem suffix, altsp. a n-
d a m i o haltung im gehn, mlat. a n d a m i u s (aera 1035) gang,
Zugang, altpg. and am o mit ders. bed., vgl henneg. andame
=s fr. andain; auch sp. andamio, pg. andaimo andaime gang
auf dem wall oder der mauer, dsgl. baugerüste, in welcher
bedeutung man es für arabisch hält, kann hieher gehören.
Andare it., sp. pg. andar, cat. pr. anar, wald.
a n n a r , lomb. a n ä gehen. Der Franzose hat ein anderes wort,
aller; dem Churwälschen und Walachen fehlt das eine wie das
andre: jener setzt sich ein verbum zusammen aus ire, vadere
und meare, dieser braucht mearge, dessen starke flexion (mear-
sei, mers) latein. herkunft verräth, also etwa auf emergere
(hervorkommen) zurückzuführen ist. Im span. und port. ist
das verbum vollständig, im ital. war es ehemals gleichfalls
vollständig und ist es noch in mundarten z. b. der sardischen,
ergänzt oder mischt sich aber jetzt in der art mit vadere,
daß jenes die flexionsbetonten, dieses die stammbetonten for-
men hergibt: vo, vai, va, andiamo, andate, vanno; andava;
andai u. s. f. Der grund dieser mischung liegt ziemlich nahe.
Schon im latein steht vadere defectiv da, es entbehrt des per-
fects nebst den daher abgeleiteten Zeitformen; nur der späte
Tertullian sagt einmal vasit. Für dies fehlende tempus konnte
die neue spräche das umfanglose ivi, das noch dazu in ii zu-
sammenschwinden muste , nicht brauchen; sie schuf sich ein
bequemeres verbum, andare, das nicht nur in das perfect und
imperf. conj. (andai, andassi), sondern, da es im infinitiv
flexionsbetont ist, allmählich in alle flexionsbetonte stellen des
Schemas eintrat, während das stammbetonte vadere in den
stammbetonten stehen blieb. Es findet also hier ein Wechsel
statt, dem sich der zwischen esco von exeo, und uscire, das
sich an ostium anlehnt, vergleichen läßt: esco, esci, esce,
usciamo, uscite, escono. — Was nun den Ursprung von an-
dare betrifft, so könnte man die sache kurz abthun: es wäre
umgestellt aus lat. adnare her schwimmen, welches Papias grade-
zu mit venire übersetzt, die prov. form würde sich gut aus
annare erklären; ward ja doch auch arrivare durch eine
ähnliche anschauung aus adripare anlanden. Doch ist es rath-
sam sich weiter umzusehen. Vor allem ist ein lat. verbum
von ähnlichem klänge, ambulare, zu erwägen, das um so mehr
berechtigt scheint, als das frühste mlatein sich dessen ganz im
I. ANDARE. 19
sinne von andare bediente (letzteres erst in Urkunden v. j.
972 u. 985, s. Muratori s. v. andare) , wie z. b. ein longob.
gesetz in der phrase ad marilurn ambulare *= it, andare a
marito ; es macht sich sogar der eben berührte Wechsel zwi-
schen diesem verbum und vadere bemerklich, der freilich nicht
regelmäßig sein kann, da die Volkssprache selbst noch das
vollständige andare besaß. Allein dieser mlat. brauch zeigt
nur , daß man ein bekanntes lat. wort einem ähnlich lauten-
den roman. unterschob, wie man z. b. corte, fr. cojir häufig
mit curia wiedergab ; er beweist nichts für den Ursprung von
andare. In der that ist seine entstehung aus ambulare we-
nigstens auf ital. gebiet gegen alle analogie ; auf spanischem
kann sie sich auf einen einzelnen ähnlichen fall, sendos aus
singulos sing'los berufen, aber das formell nähere amylum
gab doch amido, nicht ando. Vollständiger genügt ein aus
ambire abgeleitetes verbum, ambitare , entsprechend dem lat.
itare aus ire, zsgs. ambtare amtare, mt aber ward zu nd wie
in conde, duendo, lindar, senda aus com'tem, dom'tum, lim'-
tare, sem'ta. Der Provenzale sagt anar mit syncopiertem d,
da aber seiner mundart diese syncope sonst nicht zusagt, so
ist einfluß des cat. anar, das sich verhält wie manar oder
fonar aus mandar, fondar, anzunehmen. Indessen steht die-
ser etymologie die ital. form andare im wege , indem diese
mundart mt niemals durch nd wiedergibt, einführung aber
eines Wortes dieser art aus Spanien ganz unwahrscheinlich
ist. Muratori räth, vielleicht nach Ferrari' s schwankender an-
deutung, auf lat. aditare und ohne zweifei hat er das rich-
tige getroffen. Ennius braucht es einmal (ad eum aditavere) ;
seine bedeutung ist coft hinzugehen', also. chin und hergehen*,
und grade diese bedeutung spricht sich noch in verschiedenen
roman. ableitungen aus wie im sp. andante hin und herge-
hend, daher caballero andante ein irrender ritter, andorro
hin und her schweifend, sard. andaredda mit ders. bed. Die
form macht nicht die geringste Schwierigkeit: n ward vor d
eingeschoben um dem worte auf roman. weise mehr umfang
zu geben wie in rendere aus reddere, ein verfahren, das sich
mit dem Substantiv desselben Ursprunges it. sp. andito aus
aditus belegen läßt, mlat. v. j. 800 cum viis et aquis et an-
ditis suis, s. Muratori und Ducange, und was den schluß des
Wortes betrifft, so ist altsp. altit. renda aus reddita zu ver~
SO L ANDARE.
gleichen. — - Andare hat etwas merkwürdiges in seiner flexion,
indem das perf. altit. andiedi andetti, altsp. andide andude
lautete. Diese formen reizten J. Grimm das räthselhafte ver-
bum aus dem deutschen herzuleiten: andettero (ß.plurj ent-
spräche einem älteren goth. ididedun, prät. von gaggan gehn,
dessen stamm in der longob. mundart and lauten mochte.
Diese herleitung leidet an zu großer künstlichkeit und ent-
behrt alles historischen anhält es. Andare und stare geben
der roman. spräche zwei ganz parallele hülfsverba ab: ist
es ein wunder, daß diese spräche auch ihre flexionen in ein-
klang zu bringen suchte? Solche anbildungen sind ja nichts
seltenes. Sp. anduve ist daher == estuve , andido = estido,
andudo = estudo, beide letztere veraltete perfecta; altit. an-
detti = stetti, andiedi = stiedi. Auch andre verba erster
conj. wagte der Spanier so zusedieren: entrido von entrar,
catido von catar, demandudo von demandar. — Sonst wird
andare auch vom deutschen wenden, wandern, wie aller von
wallen hergeleitet; wer dies thut, möge aber vorher den ab-
fall des deutschen anlautesw als etwas auch nur einigerma-
ßen übliches nachweisen. Span. Andaluz Andalucia wäre
freilich ein beispiel, allein dieses wort gieng durch den mund
der Araber, welchen die roman. ausspräche des w wie gu in
Guandaluz Guandalucia nicht zusagte und so findet sich auch
impla für guimpla in einem mozarabischen missal. Wenden,
goth. vandjan, ward richtig guandir, wallön hätte fr. gauler
werden müssen. Mit besserm rechte könnte man ein celtisches
verbum, kymr. athu, ir. eath (gehen) in anschlag bringen, ge-
nügte die herleitung aus der nächst berechtigten spräche nicht
vollständig. — — Die franz. mundart hat weder ander noch
aner, doch kommen in alten werken unzweifelhafte spuren
des letztern vor : in der Chron. de Benoit I. p. 92 si qu'en
exil nos en anium, im Tristan (s. Choix VI. 300) que vos
anez por moi fors terre. Dafür bietet sie aller, alt fr. aler
(aber allar bereits Pass. de J. C. str. 114), das sich ebenso
mit vadere mischt wie das it. andare, nur daß es das ganze
präs. conj. von dem eigenthümlich roman. verbum, das futur
von ire entlehnt, eine volksmundart soll (für irai) vrai von
vadere brauchen, s. Fuchs Zeitwörter p. 311. Bei allerg
die möglichkeit einer Umbildung aus ambulare einzuräumen,
allein warum nach entfernterem greifen , wo näheres geboten
I. ANGOSCIA-ANZI. 21
ist ? Jenes veraltete nur vom norden des franz. Sprachgebie-
tes eine Zeitlang festgehaltene aner kann kein bloßer proven-
zalismus, es muß ein achtes franz. wort sein; aner und
aler, dieses aus jenem entstellt, können neben einander ge-
gölten haben wie venin und velin (venenum), orphenin und
orphelin, so daß alle drei formen, andar anar aler , auf ein
und dasselbe icort der lingua rustica zurückleiten, daß also
auch hier ein zusammentreffen der mundarten statt findet, wie
es sich dem etymologen oft in noch abweichenderen gebüden
offenbart. Vielleicht lassen sich noch reste ursprünglicherer
formen von aditare hervorziehen. Comask. aitee s. v. a. an-
dato, ist es nicht unmittelbar aus aditato mit syncopiertem d
entstanden ? Venez. aida s. v. a. vanne (imperat.), ist es nicht
genau das gleichfalls syncopierte adita ? Ja das walach. dem
gr. Ssvgo ösvts, dem goth. hiri hirjith entsprechende defectiv
aide aidatzi (bei Clemens) , passt es nicht ebenso zu adita
aditate oder wäre es fremdes Ursprunges, da auch der Serbe
ajde äjdate spricht? Aus dem primitiv adire aber entstand
vielleicht das bürg, ai* (air) s. v. a. aller, in der mundart des
Jura. — Von aller leitet sich das sbst. a 1 1 e e gang , baum-
gang, das Ducange aus la lee (laie II. cj entstanden wähnt,
vgl. it. andata.
Angoscia it., altsp. angoxa, pr. engoissa, fr.
angoisse angst; vb. angosciare, angoisser ängsti-
gen; von angustia enge, noih. Der neusp. ausdruck ist con-
g o x a , auch pg. cat. congoxa, worin das vermeintliche prä-
fix an mit con vertauscht ward, während der Provenzale es
sich durch en verdeutlichte.
Anima it. , pr. anraa Boeth., altfr. anime anme,
nfr. äme, dsgl. mit I it. sp. pg. a 1 m a (in er st er er spräche
nur poetj, chw. olma, mit r pr. arma, altfr. arme airme
seele, wal. inime seele, auch herz im eig. sinne; von anima
athem, leben. Das masc. animus fehlt franz. und prov. und
wird in einer seiner bedeutungen mit courage coratge ersetzt.
Antano sp. , altpg. antanho, alt- und npr. antan,
altfr. antan entan adverbium für nähere Vergangenheit, im
gegensatz zu hogano (s. uguanno): pr. antan aic d'amor ses
falha, mas non ai oguan sonst hatf ich liebe genug, jetzt hab'
ich keine mehr, Choix III. 268. Von ante annum.
Anzi it., sp. pg. äntes, pr. ans, altfr. ans ains
33 I. APE-ARALDO.
präpos. und adverb von dem in den meisten sprachen noch
fortdauernden ante mit angefügtem adverbialem s, so daß
die ital form eigentlich für ansi steht. Der herleitung aus
antea widerspricht die span. form und selbst im ital. war
alsdann anza (vgl, poscia) zu erwarten. Eine erweiterung
von antes ist pr, an c eis, alt fr, aincois vorher, von ante
ipsum; eine ableitung it, anziano, sp, anciano, pr. an-
cian, fr. ancien alt. Zusammensetzungen mit präpos.:
it, avanti, pr. ab ans avant, fr, avant, von ab ante,
letzteres schon auf einer röm. inschrift; vb. it. avanzare,
sp.pr. avanzar, fr. av an c er fördern; sbst.it. vantaggio
für avantaggio , pr. avantatge, fr. avantage, sp. ven-
taj a, pg. ventagem vortheil. Dsgl. it. davanti, altsp.
devant, pr. davans, fr. devant, von de ab ante; vb.
pr. davancir, fr. devancer. Ital. innanzi innante,
altsp. enante, pr. enan(s); vb. pr. enantar, enantir.
Ital. dinanzi, sp. denante, delante, pg. diante, pr,
d e n a n ; it. d i a n z i u. a. m.
Ape it., altfr. pic. es für eps biene, twraapis; it. pec-
chia, sp. abeja, pg. pr. abelha, fr. abeille, florcapi-
c u 1 a , dimin. norm, a v e 1 1 e. Daher ferner it. a p i a r i o , pr.
apiari, fr. achier bienenhaus , tat. volksmäßig apiarium
nach Gellius, s. Rom. gr. I. 7. Auf walachisch heißt das thier-
chen albine, von alvus bienenkorb.
Appena it. , sp. pg. apenas, fr. ä peine, adverb
für tat. vix, von poena, wörtlich cmit pein, mit noth'.
Appo it. präpos.; von apud. Desselben Ursprunges ist
pr, ab amb am, npr. emb, bearn, dap, cat. ab, wald.
a u (neben cum Choix IL p. CXLII), altit. a m , altfr. a b (nur
in den Eiden) , sonst auch a und mit rücksicht auf das ur-
spr. d od, verkürzt o, im Leodegar auch ob. Schon im äl-
testen mlatein ward apud, später ab, für cum gebraucht (beisp.
Rom. gr. III. 157), aber die erste bedeutung tritt noch öfter
hervor, z. b. encusar ab alcun bei einem verklagen, Leode-
gar str. 13; aprendre ab alcun bei einem lernen Parn. occ. 142;
fud enseveliz od ses ancestres Liv. d. rois p. 304. Zsgs. ist
fr. avec, s. dies wort ILc.
Araldo it., sp. haraldo heraldo, alt haraute, pg.
arauto, fr. heraut für heralt (h asp.) , sp. pg. auch
faraute herold; vom mlat, haraldus heraldus, dem einahd.
I. ARANCIO-ARDIGLIONE. 23
hariowalt heerbeamter entsprechen konnte; als eigenname ist
bekannt Chariovaldus, alts. Hariolt, altn. Haraldr.
Arancio it., mail. naranz, ven. naranza, sp. na-
ranja, pg. laranja (bask. larania), cat. taronja (sie),
wal. neranze, mgr. vsQavrtyov, ngr. vsgdvTty, franz. aber
orange, eine südliche frucht, pomeranze ; zsgs. it. m e 1 a r a n-
cia. Die alten nannten die äpfel der Hesperiden, sagt Sal~
masius zu Solin p. 955, aurea mala, das Mittelalter vertauschte
das entsprechende aurata mit dem präs. aurantia um einen
goldapfel zu bezeichnen: hieraus entsprang fr. orange, und
aus in-aurantia = inaurata das it. arancio. Allein aus au-
rantia, wenn man diese verirrung der spräche zugibt, konnte
nur orance werden, nimmer orange. Bas wort kam vielmehr
aus dem persischen durch das arabische nach Europa, wo
es sich leicht einführte, weil ein bestimmter lat. ausdruck fehlte,
pers. näreng, arab. närang Golius 2346. Daß die franz. form
aus einer umdeutung durch aurum entstand, ist unschwer zu
erkennen, mlat. (ende des 13 jh.) schrieb man noch arangia.
— Von arancio ist das ital. adj. rancio, sofern es eine
färbe bedeutet.
Arcione it. , sp. arzon, pg. arcao, pr. arson,
fr. a r c o n Sattelbogen, sattel. Von arctio (zusammenziehung')
ist logisch allzu künstlich. Es entstand vermittelst der ablei-
tung ion aus arcus wie fr. clercon aus cler'cus, oison aus
auca, ecusson aus scutum, lat. gleichsam arcio arcionis, und
bedeutet also etwas gebogenes, mhd. bogen.
Arcobugio archibuso it., arcabuz sp. , arque-
b u s e fr. kugelbüchse ; von arcus bogen und it. bugio buso
durchbohrt, also eine mit einer röhre versehene feuerwaffe,
die den namen bogen behielt , weil sie in der neuern kriegs-
kunst an dessen stelle trat. So Ferrari u. a. Aber ein durch-
bohrter bogen ist eine eben so unstatthafte auffassung wie
die anwendung eines in der alten kriegskunst nicht vorkommen-
den namens auf die neuere eine grundlose Voraussetzung ist.
Besser erklärt man es darum mit hinsieht auf das ältere fr.
harquebuse, wall, harkibuse (h asp .), aus dem ndl. haak-bus
hakenbüchse, s. Grandgagnage I. 266. 278.
Ardiglione it., fr. ardillon, pr. ardalhö dorn
in der schnalle; von ungewisser herkunft. Ein altes glossar
hat ardelio acutus Class, aucU VL509a, es wird aber wohl
34 I. ARDIRE— 'ARGINE.
glutus zu lesen sein. Gegen Casavbonus, der es aus dem gr.
agöiq pfeilspitze ableitet, wendet Menage mit recht die unüb-
lichkeit dieses Wortes ein. Ihm selbst scheint es ein diminu-
tiv von dard und unläugbar konnte sich dardillon, das im
neuprov. noch vorkommen soll, durch dissimilation in ardillon,
oder, da ein consonantanlaut nicht leicht wegfällt, in lardil-
lon l'ardillon verwandeln. Das span. wort für diese sache
ist rejo spitze.
Ardire it. sich erkühnen, pr. ardir, en-ardir, fr.
enhardir kühn machen. Das fr. hardir (mit asp.hj weist
auf deutschen Ursprung , der sich im ahd. hartjan stärken,
kräftigen findet. Das adj. ardito, ardit, hardi (kühn) läßt
sich nur als particip dieses Zeitwortes begreifen, daadjectiva
auf it wie lat. auritus, pellitus so gut wie unromanisch sind;
an das particip von ardere, welches ars lautet, ist nicht zu
denken. Im span. aber hat man ardido allmählich auf arder
bezogen und ihm die bed. cerhitzf beigelegt; altsp. f ardido
ckühn führt aber mit seinem anlaut noch unmittelbar auf fr.
hardi; vgl. Rom. gr. 1.311. Ein artiges zusammentreffen ist
es, daß die picard. mundart hardiment ganz wie das ahd.
harto als ädverb des grades verwendet: hardiment dur ==
harto herti. Daher auch sbst. pr. ardit, altsp. ardil kühnheit ;
aber sp. ardid listig, sp. pg. ardid list scheinen aus arti-
tus herzurühren, s. unten artigiano; freilich ist alsdann assi-
milation des t (ardid aus artid) anzunehmen.
'Argano it., sp. ärgano argüe hebezeug, winde; ab-
gel. it. arganello, sp. arganel, fr. arganeau; nach
Menage für organo von Organum, gr. oQyavov, Werkzeug.
Genauer trifft die bedeutung ergäta bei Vitruv , das übrigens
desselben Stammes ist.
'Arg ine it. (m) dämm. Dies aus agger entstandene
wort (vgl cecino aus cicer und die venez. form ärzare, worin
sich das auslautende r erhielt) ist merkwürdig genug. Man
weiß, daß die alten Römer ar für ad gebrauchten , daher
arcessere für adcessere; da nun agger eigentlich für adger
von adgerere gilt, so vergegenwärtigt uns das roman. argine
augenscheinlich ein lat. volksübliches arger. Nur so erklärt
sich die form, nicht etwa durch rohe einschiebung eines r,
die an dieser stelle ganz gegen den geist der spräche wäre.
Das sp. ä r c e n rand, brustwehr muß dasselbe wort sein, vgl
L ARIA-ARLECCHINO. 35
arcilla aus argilla. Ein anderes beispiel dieser art ist das
venez. arfiare von adflare. S. auch Ferrari und zumal Pott
(in Aufrechts u. Kuhns zeitschr. L 326), der armessarius
L. Sah und wal armesariu für admissarius anführt.
Aria it. (poet. aere) , masc. sie. ariu, sp. aire, pg.
ar, pr. air aire, fr. air luft; von aer, das ital. fem. entwe-
der vom mlat. plur. aera (aira aria) s. Schneiders lat. gr. IL
92, oder vom adj. aerea. Dasselbe roman. wort bedeutet auch
äußeres ansehn, beschaff enheit, prov. aire überdies geschlecht,
und kann alsdann mit aer nichts gemein haben. Erwägt man,
daß das ^deutsche art von aran (pflügen) stammend ursprüng-
lich boden, demnächst herkunft, beschaff enheit heißt, so möchte
man dem rom. aria einen ähnlichen Ursprung anweisen, es
konnte nach dem vorgange von art aus der würzet ar, die
sowohl lateinisch wie celtisch und germanisch ist, geformt
werden. Die bed. liedweise knüpft sich an die letztere. Zsgs.
ist pr. de-bon-aire, fr. debonnaire sanftmüthig, und
ähnliche.
Aringa it., sp. masc. arenque, pr. arenc, fr. hä-
ren g (h asp.) , wal. bering ein fisch; vom ahd. harinc,
ags. haßring, nhd. hering, aus lat. halec (salzfisch) gebildet.
Aringo it. rednerplatz, tummelplatz, rennbahn, fem.
aringa, sp. pg. arenga, pr. arengua, fr. harangue
(h asp.) öffentliche rede; vb. ar ingare, arengar, aren-
guar, haranguer eine öffentliche rede halten, feierlich
anreden; it. aringhiera ringhiera rednerplatz, rednerstuhl.
Der franz. anlaut gibt den Ursprung des Wortes deutlich zu
erkennen : es ist vom ahd. hring, mhd. ring kreiß, Versamm-
lung, schau- oder kampfplatz, gerichtsstätte u. dgh, daher die
roman. bed. ' das vor einer Versammlung vorgetragene1 '; arenga
est apta et Concors verborum ]tsententia etc. Breviloquus, s.
Ducange.
Ar ist a it. rücken des Schweines, eig. börste, sp. aresta
Sackleinwand, fr. arete gräte, it. resta granne des kornes;
von arista granne, gräte.
Arlecchino it., span. arlequin, fr. arlequin
(früher auch harlequin geschr.) eine komische maske der ital.
bühne, überhaupt possenreißer, hanswurst, sp. arnequin
gliedermann. Es ist ein späteres wort von unbekannter viel-
leicht ganz zufälliger entstehung. Etymologieen sehe man bei
3G I. ARLOTTO— ARNESE.
Flöget gesch. des grotesken p. 35. Die von Genin aus Arie-
camps, name eines kirchhofes zu Arles , für Elycamps d. i.
Champs-Elysees, in nächster bedeutung gespensterchor, Helle-
quin , dann das haupt dieses chores auf masker aden ins lä-
cherliche entstellt, ist zwar sinnreich ausgeführt (Variat. du
lang.fr, p. 451— 469) , bedarf aber vor allem etymologischer
rechfertigung. Am leichtesten ist noch Zusammenhang zwi-
schen harlequin und hellequin zuzugeben. Das älteste franz.
zeugnis scheint das folgende, worin das mit schellen rasselnde
gefolge harlekins erwähnt wird: ä sa siele et ä ses lorains
oc eine cent cloketes au mains (au moins), ki demenoient
tel tintin con li maisnie hierlekin Ren. IV. p. 146. Das wort
ist also ein so altes französisches , daß seine herkunft aus
Italien noch sehr zweifelhaft erscheinen muß; es hat sogar
niederländ. klang.
Ar 1 otto it., sp. arlote, pr. arlot, alt fr. pic ar-
lot harlot (herlot Trist. 1.173) fresser, müßiggänger ,. alt-
engl. harlot herlote lotterbube, neuengl. harlot metze. Mena-
ge's deutung aus helluo hat das gegen sich, daß die allerdings
häufige einschiebung des r nur hinter, nicht vor consonanten
statt zu finden pflegt. Ist das wort aus latein. stoff, so ent-
wickelt es sich leichter aus ardalio müßiggänger , das in den
isid. glossen unter der form ardelio mit gluto übersetzt wird,
so daß es grade die roman. bedeutungen umfaßt : die zusam-
menziehung von ardaliotto in ardlotto scheint keine Schwie-
rigkeit zu haben. Noch leichter würde es aus gr. ugdalos
entspringen, von dem man ardalio herzuleiten pflegt; aber
dies liegt schon weiter ab. Der Portugiese hat ein vb. al-
rotar verspotten, verhöhnen, altpg. bettelnd umherziehen S.
Ros., das aus arlotar umgestellt sein kann wie bulra aus
burla.
Armellino ermellino it., sp. armino, pr. ermini
ermin, altfr. erme ermine R. deCambr. p.219, neufr.her-
mine hermelin; von armenius, weil das feil des im norden
von Asien lebenden thieres zunächst aus Armenien kam, altfr.
Ermenie genannt
Arnese it., sp. pg. pr. arnes, fr. harnois harnais
(h asp.) rüstung, geschirr; dsgl. altfr. harnas für harnasc,
vb. nfr. ha mach er, pr. arnes car arnassar anschirren;
davon mhd. harnasch, nord. hardneskja. Von herleitung aus
I. ARPA. 87
altn. iärn järn (eisen) ist abzusehen, da sich der vornan, an-
laut anders gestaltet haben würde, man erwäge fr. joli von jol.
Den stamm des icortes bildet vielmehr kymr. haiarn, altbret.
hoiarn, ir. iaran eisen, die mit dem dtschen isarn identisch
sind, vgl Zeu fs 1. 45.63. 114. 120. 145; die sufßxe sind ro-
manisch. Aber es liegt nicht in der natur der sprachen, aus
fremden stammen, die sie nicht in sich aufgenommen , ablei-
tungen zu ziehen, wiewohl einzelne ausnahmen vorkommen
mögen; der Romane muß also das abgeleitete wort bereits
vorgefunden und sich assimiliert haben, auch muß dies erst
spät geschehen sein, da es im altern mlatein keine spur hinter**
lassen hat. Möglich wäre es nun, daß sich aus dem kymr.
haiarnaez eisengeräthe (s. Villemarque ^.houarnach) zuerst das
engl, harness, hieraus das roman. wort gebildet hätte, wobei
an die großen eisengruben und hütten von Wales erinnert
werden darf. S. über dieses wort auch Schmeller IL 238,
Diefenbachs goth. wb. I. 15.
Arpa it. sp. pg. pr., harpe fr. 1) harfe, 2) sp. pr.
map. auch kralle, haken; vb. pr. arpar, alt fr. ha r per
it. arpeggiare harfe spielen; sp. pg. pr. arpar, nfr.
harper packen, anhaken, zerreißen; it. arpicare inerpi-
care klettern; fr. harpin haken, daher se harpigner und
se harpailler sich raufen; it. arpignone großer haken,
arpione thürangel; sp. arpon, pg. arpa~o, fr. harpon
harpune, dsgl. fr. h a r p e a u enterhaken. Alle diese bildungen
(franz. mit asp. h) haben ihren Ursprung im deutschen harfe,
ahd. harpha, altn. harpa, ags. hearpe: Venantius Fort., bei
dem sich harpa zuerst findet, nennt sie ein barbarisches d. h.
germanisches Instrument (Romanusque lyra, plaudat tibi Bar-
baras harpa 7, 8). Zu ihrer hakenähnlichen gestalt passt die
zweite der angegebenen bedeutungen. Das gr. aynq sichel
würde nicht leicht ein franz. aspiriertes harpe hervorgerufen
haben; eben so wenig ist das aspirierte harpon aus lat. har-
pago herzuholen, wie denn auch kein altfr. harpaon har-
peon statt findet. — Die bed. haken des sp. arpa vertritt pg.
farpa, sicher dasselbe wort, worin, wie in andern fällen,
h mit der lippenaspirata vertauscht ward, daher denn auch
farpa o rce&ercarpao, f arpar neben arpar; sofern es, nebst sp.
farpa, spieß oder spitze einer fahne bedeutet, erinnert es
an arab. charbah kurzer spieß Freytag 1.361h Ital frappa
28 I. ARRESTO-ARTILH.
ausgeschnittene zache im tuch, frappare auszacken, zer-
fetzen, sind sie aus dem letzterwähnten farpa? Auch pg.
farapo, sp. harapo läppen, fetzen, müssen hier noch er-
wogen werden.
Arresto it.altsp., aresto pg. aus dem fr. arretwr-
theil eines höhern gerichtshofcs, wovon keine appellation statt
findet; eig. schluß der gerichtsverhandlung, von arrestare ar-
reter hemmen, einhalten, lat. ad-restare, vgl. unser beschlufs
d. i. beendigung. Das zusammentreffen dieses Wortes mit dem
gr. dgsorov ist zufällig, wiewohl Budaeus es daraus herleitet,
s. H. Stephani thes. graec, ling. s. v.
Arrivare it., sp. pg. arribar, pr. aribar, fr. ar-
river anlanden, ankommen; von ripa, mlat. adripare ans
ufer treiben, it. arripare.
Arsenale arzanä it., sp. fr. a r s e n a I Zeughaus, mittel-
gr. äposvatys; dazu it. därsena, sie. tirzanä abgeschloß-
ner theil eines hafens, sp. atarazana atarazanal, pg. tara-
cena tercena schuppen, fr. darse darsine s= it. darsena;
vom arab. dar canah haus der befriebsamkeit (s. die Wörter
Freytag IV, 69a, 526a), pers. tarsanah. Vgl. über dieses wort
auch Muratori antiqq. ital. IL 525, S. Rosa IL MV>, suppl.
i£% Cabrera I. 63, Pihan p. 42.
Articiocco it., /r. artichaut eine frucht, artischoke,
vom arab. ardi schauki d. i. erd-dorn Freytag I. 27a ; dsgl.
it. carcioffo, sp. alcachofa, pg. alcachofra, nach
Sousa vom arab. al-charschufa.
Artigiano it., fr. artisan, sp. artesano, pg. ar-
tezao künstler, handwerker; muthmaßlich s. v. a. artitianus
vom adj. artitus cbonis instruetus artibus' Fest., cartibus edo-
ctus' Gloss. Placid. , 'navTS/vog , daiöalog Gloss. tat. gr. In
diesem falle aber muß das span. wort aus artizano abgeän-
dert sein. Nicht anders entstand partigiano partheigänger aus
partitus.
Artiglio it. kralle, sp. artijo, pg. artelho glied,
gelenk, pr. altfr. arteil (so noch in franz. mundarten z. b.
zu Langres), nfr. orteil zehe; von articulus gliedchen. Vgl.
ardigas zaehun Gloss. cassell; articula zaeha Gloss. Rhaban.
A r t i 1 h pr. festungswerk, schanze (?) ; vb. altfr. a r t i 1-
lier befestigen; pr. artilharia, altfr. artillerie, altpg.
artelharia S+ Ros. sppl wurfgeschütz oder damit belade-
I. ASCELLA-ASSASSINO. 29
ner wagen, nfr. artillerie, it. artiglieria etc. grobes
geschütz. Von ars artis kunst, kunstgriff, wie fr. engin von
ingenium. Alt fr. artilleux listig.
Ascella it., pr. aissela, cat. axella achsel; von
axilla, woraus nach Cicero ala flügel, achsel entstand, er-
steres schon bei Isidorus in ascilla verdreht. Mundartl., », b.
genuesisch, bedeutet ascella achselhöhle.
Ascla pr. cat. splitter, vb. asclar spalten; von aslula
(in manchen handschriften für assulaj spänchen, brettchen,
welches ast'la, euphonisch ascla ergab. Von demselben worte
ist auch sp. astilla, alt fr. astele splitter, neufr. attelle
(für ätelle) beinschiene, schon pr. astela in dieser bed. Für
aschia spricht die neap. mundart a s c a , die port. a c h a. Die
occit. mundart hat die pleonastische Zusammensetzung fend-
asclat = fr. fendu.
Ascoltare scoltare it., altsp. ascuchar, neusp.
escuchar, pg. escutar, pr. escoutar, fr. ecouter
hören, horchen; von auscultare, worüber Cap er (Putsch p. 2247)
bemerkt, man dürfe nicht ascultare sprechen, so daß ihm
die roman.form schon bekannt sein muste. Daher it. ascolta
scolta, sp. escucha wache, schildwache.
Aspo wrcdnaspo it., sp. aspa, alt fr. hasple, pic.
haple garnwinde; vom ahd. haspa haspel. Für aspo war,
wie im span. , aspa zu erwarten, allein das genus richtete
sich nach dem aus dem vb. in-aspare neu gebildeten naspo,
welches romagn. sowohl naspa wie nasp lautet.
Assai it., altsp. asaz, pg. assaz, pr. assatz, fr.
assez, adverbium, von ad satis.
Assassino it., sp. asesino, pr. assassin, fr. as-
s assin meuchelmörder. Nach Silv. de Sacy's Untersuchung
(Mem. de V Institut 1818. IV. p.21ffj entstand das wort aus
dem arab. 'haschischin, womit man dieglieder einer secte im
Orient benannte, die durch einen aus der hanfpflanze berei-
teten trank chaschisch (Golius p. 613) berauscht jeden von ih-
rem oberhaupte, dem herrn des berges (schajch algabal) ge-
forderten mord zu verüben gelobten: que van neys, si era
part Fransa, tan li son obedien, aucire sos guerriers mortals
die, wenn es selbst über Frankreich hinaus wäre, so gehor-
sam sind sie ihm, seine todfeinde zu tödten gehn Rayn,
choix V.10.
80 I. ASSETTARE-ASTRE.
Assettare££. einrichten, ordnen, zieren, zu tisch set-
zen, pr. assetar in letzter bed.; zsgs. it. rassettare;
sbst. it. assetto putz, pr. as sie ta einrichtung, fr. assiette
läge, zustand, eintheilung, platz der tischgenossen (s. Case-
neuve), daher auch teuer. Ital. assettare heißt auch ver-
schneiden und muß in diesem sinne von secare sectus her-
stammen, aber selbst die bed. ordnen knüpft sich an die von
secare abtheilen, ebenso ahd. skeran abschneiden, skara ab-
schnitt, skerjan abtheilen, ordnen. Das goth. satjan (setzen)
kann gegen das tat. wort nicht in betracht kommen. Ital.
assetto brettchen ist von assis.
As so it., sp. pr. fr. as, pg. az die zahl 'eins* auf
würfeln oder karten ; vom lat. as, das eine einheit bezeichnet.
Muratori ließ sich durch die redensart lasciare uno in asso
d. i. einen im suche lassen, zur deutung des Wortes aus dem
mlat. absus cager incultus* verleiten, da diese redensart viel-
mehr, wie vielleicht auch die entsprechende deutsche (stich =
punct, as), aus dem spiele entlehnt sein kann.
Astore it., altsp. aztor Poem. d. Cid, nsp. pg. azor,
pr. a u s t o r , alt fr. o s t o r , nfr. a u t o u r habicht. Die üb-
liche herleitung ist von astur asturischer vogel, bei Firmicus
Maternus (4.jh.), allein die lautgesetze widersprechen: astur
konnte nur astre ergeben. Der grammatiker Caper (bei Putsch
p. 2247 , vgl. das. Beda p. 2778) kennt acceptor als einen
volksüblichen ausdruck für accipiter (so auch in hss. der L. Sal.
tit. 7) und hierzu stimmt der buchstabe, z. b. sp. azor = ac-
ceptorem wie rezar = recitare. Freilich ist pr. austor un-
organisch für astor, es verhält sich aber wie austronomia zu
astronomia; besser neupr. astou. Von azor leitet sich das
span. vb. azorar schrecken, verwirren, urspr. von vögeln,
die der habicht verfolgt, perdiz azorada; nach Larramendi
vom bask. zoratu den verstand verlieren, allein das ganz ent-
sprechende sp. vb. amilanar schrecken, entmuthigen, von mi-
lano hühnergeier , so wie das cat. esparverar, von esparver
sperber, erheben jene herleitung über jeden zweifei.
Astre aistre alt fr., nfr. ätre herd, mlat. astrum; da-
her lomb. a s t r a c , sie. a s t r a c u , mlat. astricus plastar (pfla-
ster) Vocab. S. Galli , ahd. astrih, nhd. estrich Steinboden.
Diefenbach goth. wb. I. 50 stellt es zu lat. asser diele zum
täfeln, recht schicklich, sofern der stoß' keine strenge rücksicht
I. ASTRO— ATTURARE. 31
verdient. Zu scheiden davon ist altfr. estre Qnfr. etre) zu-
stand, einrichtung, das zuweilen aistre geschrieben wird. Mit
zum worte gezogenem artikel sagt man it. I a s t r a, lastrico
(vgl. das bemerkte astrico), span. lastrelastra, pg. la-
st ro Steinplatte.
Astro it. sp. pg,, astre pr. fr. gestirn, auch geschieh,
glück; von astrum. Daher sp. pg. astro so unglücklich, bei
Isidor astrosus quasi malo sidere nalus, bei Papias astrosus
quasi malo astro natus; altsp. astrugo Berc, pr. astruc
glücklich. Zsgs. pr. benastre, benastruc, altsp. m a I-
astrugo Alex., pr. malastre, malastruc, altfr. mal-
ostru für malastru, daher nfr. malotru; dsgl. it. dis-
astro, sp. des astro, pr. fr. desastre unstern, vgl.alt-
cat. per astre o per desastre Ch. d'Esclot711a.
A s t u c c i o it. , sp. e s t u c h e (estui bei Berceo) , pg,
estojo, pr. estug estui , fr. e t u i futteral, behältnis ; vb.
pg. estojar, pr. estuiar estoiar, altfr. estuier verwah-
ren. Estug etui fügen sich in das mhd. stüche stauche, fut-
teral für den arm, schon nach Adelung; astuccio aber (ve-
ron. besser stuccio) würde sich genügend nur aus einer ahd.
form stüchjo, wie guancia aus wankja, herleiten Ib&sen.
Ataballo taballo it., sp. atabal, pg. atabale mau-
rische pauke, sonst auch it. timballo, sp. timbal genannt;
vom arab. al-tabl attabl freut. HL 40*.
Ataud sp. pg., pr. taüc, altfr. taut taüc, neap. ta-
vuto lade, sarg; vom arab. aLtabüt attabüt mit ders. bed.
(ßousa).
Attillare it., sp. atildar, pg. atilar, pr. atilhar
ordnen, niedlich putzen; vom ahd. zilen sich bemühen, alts.
u. ags. tilian besorgen, berechnen, bauen u. dgL
Atturare it. verstopfen, sp. pg. aturar aushalten in
der arbeit (wohl für aturarse) , cat. pr. aturar anhalten,
aufhalten, refl. pr. s' aturar sich stützen, sich anstrengen, sbst
atur anstr engung; mit vertauschter präpos. von obturare sto-
pfen, daher hemmen, aufhalten und, wie im deutschen, sich
aufhalten bei einer sache, nicht davon abgehen, ausdauern.
Das span. wort hört man noch jetzt in lat. bedeutung. Für
atturare findet auch t u r ä r e (daher t u r a dämm), sp. t u r a r
statt, worin nur eine abkürzung, nicht etwa das verlorene lat,
simplex turare zu erkennen ist.
38 I. AUGE— AVOCOLO.
Auge it., sp. äuge, pg. äuge höchster punct ; vom
arab. aug , einem astronomischen ausdruck aus dem persischen,
s. Freytag I.69&.
Augurio it., sp. agüero, pg. agouro, pr. auguri
augur agur, altfr. eür heür, nfr. heur Vorbedeutung, glück;
vb. it. augurare, sp. pr. augurar agilrar, fr. augurer
weissagen , dsgl. pr. a h u r a r , altfr. h e u r e r beglücken, wal.
urä glück wünschen; ton augurium, augurare. Zsgs. pr. bo-
naür s. Honnorat, fr. bonheur; mal-aür, malheur; it.
sciagurato, sciaurato, altsp. xaurado, wsp.xauro elend,
verlassen, flow exauguratus ; sbst. it. sei agur a sciaura. Auch
it. uria, pluralbildung von augurium, ist hieher zu nehmen.
Aura ora it., sp. pg. pr. chw. aura, altfr. ore (la
ore Liv. de Job p. 486™, nicht la ore zu schreiben, bone ore
Rou 11.146, Mar. de Fr. 1.364) luft, sanfter wind; üoraaura.
Abll.sind: pr. aurat, altfr. ore; pr. aura tge, altfr. orage
windeshauch (lo dous auratge zephyr, lo fer auratge Sturm-
wind), nfr. orage, woher sp. orage, stürm; vb. sp. orear,
cat. or et jar erfrischen, auslüften, daher sbst. oreo, oretj,
dsgl. it. o r e g g i o , pr. a u r e i frisches lüftchen. Verschieden
von oreggio scheint it. orezzo (auch orezza), das auf eine
abl. auritium weist, verkürzt rezzo kühle, schattige stelle; in
einer andern form arezzo verflachte sich der lat. diphthong
zu a wie in ascoltare.
Avania it. pg„ avanie fr. Schabernack , dsgl. kopf-
geld der Christen unter türkischer herrschaft ; soll ein türk.
wort sein, neugr. äßavia.
Avaria it. pg., avarie fr. haferei; vom deutschen
wort, ndl. haverij.
Avocolo vocolo it., fr. aveugle blind; vb.it. avo-
colare, fr. aveugler, pr. avogolar blenden. Man muß
die erklärung mit ab-oculus, gebildet wie ab-normis, a-mens,
so daß es 'ohne äugen bedeutet, gelten lassen, wie denn auch
die mittelgr. spräche dno omhxtcov oder dnoft/naTog für e%-
opuaTog sagte ; es mag aber eine erkünstelte bildung sein, da
sie sich schlecht assimiliert hat. Die casseler glossen ent-
halten albios oculus staraplinter, nach Eckhart s. v. a. albi-
oculus, qui nil nisi album in oculis habet; aber in albioculus
ist wohl eher eine umdeutung denn eine alte form von aveugle
zu suchen.
I. AVOLTORE-AZZARDO. 33
Avoltore avoltojo it., pr.voltor, fr. vautour geier;
von voltürius raubvogel; sp. buitre, pg. abutre, von vul-
tur. Abgel. sp. buitron rebhühnernetz, fischreuse; auch fr.
epervier hat die bedd. sperber und fischnetz.
A v o r i o it., pr. a v o r i evori, fr. i v o i r e (m.) elfen-
bein ; vom adj. eboreus.
Avventura it., sp.pg.pr. aventura, fr. aventure
(daher unser abenteuer, mhd. äventiure f.) ereignis, seltsa-
mes ereignis, zufall, glück, gefahr (aventure de moit todesge-
fahr Ren. I, p. 46) , besonders auch ritterlicher Zweikampf;
von advenire ankommen, woraus die ausschließlich roman.
bed. begegnen; ebenso einigt fr. arriver beide begriffe. Aven-
tura vertrat auch die stelle der göttinn Fortuna: de las grau-
sas dels homes fo Aventura faita deuessa Lex. rom. III. 505.
Azzardo it., /h.hasard (h asp.) , pr. azar, cat.
atsar Wagnis, glücksfall, sp. pg. azar unglückswurf , un-
glückskarte, unglück ;vb. azzardare, hasarder aufs spiel
setzen, wagen. Altfr. hazart bedeutet auch würfelspieler, ha-
zarder dem Würfelspiel ergeben sein, s. Carpentier. Anderswo
dient es zur Verstärkung der negation , d. h. es drückt eine
unbedeutende sache aus: ne valent pas un hasart Nouv. reo.
p. Jubin. IL 90. Ueblich ist der ausdruck geter hasart Fabl.
III. 288, Ren. II. 159. Vergleicht man die franz. form mit den
übrigen, so scheint d zugesetzt wie in blafar-d, homar-d u.a.,
it. azzardo aber daher entlehnt : das acht ital. wort ist augen-
scheinlich das veraltete ^ zaro Poet. d. pr. sec. IL 255, jetzt
fem. zara wurf von drei assen. Eine ganz befriedigende
erklärung fehlt noch. Gegen die aus dem lat. as in der bed.
punct im Würfelspiel , geringster wurf, daher Wagnis, gefahr
(Le Duchat) streitet das roman. z, das sich als ts im cat.
atsar zumal deutlich ausspricht. Weder dembuchstaben noch
dem begriff genügt arab. cdarr schade Freytag III. 10b. Besser
in beiden beziehungen passt hebr. zarah bedenkliche sache:
ihm aber würde eher ein roman. feminin entsprechen , das
sich nur in dem erwähnten neuital. zara findet. Man erwäge
daher noch arab. jasara würfeln, jasar Würfelgesellschaft,
Würfelpartie, dem man den Vorzug vor allen zuerkennen dürfte
(denn arab. s [sin] kann roman. z werden), wäre der Weg-
fall des anlautes so leicht hinzunehmen; in Jasmin findet er
nicht statt.
3
34 I. AZZURRO-BACCHETTA.
Azzurro azzuolo U., sp.pg. azul, pr. fr. azur dun-
kelblaue färbe; vom pers. lazür, daher lapis lazuli, der sapphir
der alten, arab. läzuardi lazurähnUch Freytag IV. 76K
B.
Babbeo, babbaccio, babbano, babbuasso it.
schwachkopf, gimpel; pr. babau, pic. baba geck; it. bäb-
bole, fr. babioles kinderpossen. Venseiben stamm fühlt
man im synonymen lat. babulus Apulej., wozu man noch nehme
baburrus stultus Gloss. Isid., baburra stultitia Gloss. Placid.,
vgl. ir. kymr. baban kind, puppe, engl, babe, babby.
Babbuino it., sp. babuino, fr. babouin eine art
äffen, pavian; augenscheinlich gleiches Stammes mit dem fr.
b ab ine äffen- oder kuhlefze, muthmaßich verwandt mit dem
mundartl. deutschen bäppe maul; vgl. unten beffa.
Baccalare it., pr. bacalar, fr. bachelier, aus
letzterem it. baccelliere, sp. bachiller, pg. bacharel.
Die eigentliche heimath dieses Wortes ist Frankreich und der
span. nor dosten, wo baccalarius zunächst den besitzer eines
größeren bauerngutes, einer baccalaria (seit dem 9. jh. vor-
kommend) bezeichnete. Sodann gieng der ausdruck auf den
ritter über, der zu unvermögend oder noch zu jung war um
ein eignes banner zu führen und wohl einem fremden folgte;
endlich, und dies ist die heutige bedeutung, auf den der sich
im besitz einer dem doctor 'grade untergeordneten academi-
schen würde befindet, in welchem sinne es in baccalaureus
umgedeutet ward: do baccharo e do sempre verde louro Lu-
siad. 3,97. Was die etymologie betrifft, so ist hier nur zu
verneinen: bas-cavalier niederer ritter kann es nicht sein, das
verbietet die geschichte des Wortes und die grammatik , die
für das verschwinden des s keinen grund kennt; auch bacu-
Ius fügt sich nicht in die form, vollkommen zwar das mit
baculus gleichbed. gael. bachall, ir. bacal, allein über den lo-
gischen Zusammenhang werden sich nur unsichere vermuthun-
gen vorbringen lassen.
Bacchetta it., baqueta sp., baguette fr. dünner
stecken, gerte; von baculus mit verändertem suffix, s. Rom.
gr. IL 224-
I. BACINO— BADARE. 35
B a c i n o it., altsp. pr. b a c i n , fr. b a s s i n hecken. Die
älteste spur desselben scheint bei Gregor von Tours vorzu-
liegen: cum duabus pateris ligneis, quas vulgo bacchinon (bac-
chinos?) vocant, s. Ducange. In den isidor. glossen findet
sich auch das einfache bacca vas aquarium. Man wird es
nicht im ernste aus unserm becken herleiten wollen, dem nur
ein fr. baquin gerecht wäre, da deutsches k nicht in zischen-
des c ausartet, vgl. unten franco. Aus demselben gründe muß
auch das ndl. bak napf, mulde zurücktreten. Das wort kann
in früher zeit aus einem alt einheimischen stamme, z. b. dem
celt. bac höhlung, abgeleitet sein, so daß es anfangs bakinus
(woraus ahd. bechin), nachher bacinus gesprochen icard. Vgl
bacia IL b.
B a c i o it. , richtiger , aber minder üblich b a g i o , sp.
beso,pg. beijo, pr. bais kuß; vb. baciare u. s. f. küs-
sen, auch als sbst. gebraucht; von basium, basiare, meist bei
dichtem.
Badare it., pr. cat badar, altfr. baer beer, nfr.
bayer, noch mundartl. (in Berry) bader. Es bedeutet 1)
den mund aufsperren, gaffen: so im prov. cat. franz., so
im altital. boca badhadha Bonvesin ed. Bekker, bocca badada
Muratori ant. it. IV. 434, prov. auch verhöhnen (?), occ. ba-
dado hohngelacht er. 2) verweilen, harren, vergeblich harren
(dastehn mit offnem maul), ital. prov. altfr. 3) nach etwas
verlangen, trachten, ital. altfr. (das maul darnach aufsper-
ren, lechzen). Sbst. pr. bada schildwache, adv. de bada,
en bada, altfr. en bades umsonst, it. stare a bada mit offnem
maule dastehn, harren. Für dieses wort gibt es alte Zeugnisse,
mit rücksicht auf welche die bed. cdas maul aufsperren* an
die spitze gestellt werden muste, nämlich in den isid. glossen
hippitare oscitare badare, in den erfurter glossen p. 276a bat-
tat ginath d. i. gähnt, besser batat ginath in einer andern hs.
Mones anzeig. VII. 137. Es ist von nicht ganz gesichertem
Ursprünge. Die celtischen sprachen scheinen keine passende
Wurzel zu enthalten : bret. bada staunen wird wohl eben so
gut romanisch sein wie badalein (l mouille) gähnen, das nicht
aus ersterem herstammen kann, sondern das pr. badalhar sein
muß; doch läßt sich etwa altirisch bäith thor, pinsel (mauU
affe) Zeuß I. 37 anmerken. Buchstäblich genügend ist ahd.
beiton, früher baidon, säumen, harren, doch hängt einiger
30 I. BADILE-BAGATELLA.
zweifei daran, weil es der offenbar ältesten bedeutung von
badare nicht genügt. Letzteres könnte selbst aus einem na-
turausdrucke ba, der das aufthun des mundes bezeichnete,
entstanden sein, so daß man etwa ba-itare oder ba-are ba-
d-are zu gründe legen müste. — Abgeleitet ist it. b a d i g 1 i a r e
sbadigliare sbavigliare, pr. badalhar, altfr. baailler,
nfr. bäiller gähnen; fr. badaud, pr. badau maulaffe,
geck; ebenso pr. badoc, baduel, badiu; auch fr. badin
scherzhaft, b ad in er scherzen, in den wbb. des 16. jh. mit
ineptus, ineptire übersetzt; it. baderla einfältiges weib, vb.
com. baderla die zeit verlieren, chw. baderlar schwatzen,
plaudern.
B a d i I e it., b a d i 1, b a d i 1 a sp. feuerschaufel ; von ba-
tillum.
Baga sp. packseil, pr. bagua, altfr. bague bündel,
vgl. lomb. baga weinschlauch; daher abgel. it. bagaglia, pr.
fr. bagage gepäck. Das unlatein. wort, über welches Vie-
fenbachs goth. wb. I. 343 nachzulesen ist, findet sich wieder
im gael. bag, kymr. baich, bret. beac'h last, bündel, vb. gael.
bac hindern, nord. baga dass.
Bagascia it., sp. bagasa (umgestellt gavasa), pg.
bagaxa, pr. baguassa, altfr. bagasse bajasse u. s. f.
feile dirne. Eine bedeutung wie diese ist so verschiedenen
auffassungen unterworfen , daß die ausdrücke oft schwer zu
ergründen sind. Stellt die endung assa das roman. suffix =
lat. acea vor, ital. in ascia verwandelt , so müste das wort
aus bagua baga (pack) abgeleitet sein, was keinen befriedi-
genden sinn gäbe. Vielleicht ist es celtisch: kymr. baches be-
deutet Weibchen, von bach klein; oder arab., bägez schänd-
lich Freyt. 1. 139a, worauf schon Muratori vermuthete, oder
bagi metze Freyt. 1. 140b. Vom altfr. wort , das gleich dem
arab. bagi auch dienerinn heißt (Nouv. fabl. p. Meon 1. 104),
bildete sich das dimin. b a i s e 1 e dienstmädchen, auch b a c h e 1 e,
wofür man ein primitiv bagache vermuthen muß.
B a g a t e 1 1 a it. kleinigkeit , taschenspielerei , daher sp.
bagatela, fr. bagatelle in erster er bed., der alten prov.
spräche noch nicht bekannt. Muratori zieht es aus dem mo-
denes. vb. bagattare pfuschen, hudeln, das er aus dem arab.
bagata (mischen) entstehen läßt. Eigentlich aber setzen beide
Wörter, we&sJbagatlino Meine kupfemünze, ein subst, ba«
I. BAGNO-BAILO. 3?
gatta oder baghetta voraus, das etwa aus dem alten roman.
baga (s. oben) abgeleitet eine geringe Habseligkeit bezeichnen
mochte; im parmesan. ist bagata in dieser bedeutung vor-
handen.
Bagno it., sp. bano, pr. banh, fr. bain bad; vb.
b a g n a r e u. s. f., fr. b a i g n e r ; von balneum mit ausgesto-
ßenem 1, da balgno nicht zu sprechen war (daraus auch
das bask. mainhua). Das wal. bae fem. plur. entstand aus
dem lat. bajae, von dem die übrigen sprachen keinen* gebrauch
gemacht haben.
B a g o r d o bigordo it. , altsp. b o h o r d o bofordo , alt-
pg. bofordo bafordo (in Urkunden bufurdium) , pr. beort
biort zsgz. bort, alt fr. b oh ort bouhourt behort ritterspiel,
dsgl. waffe dazu; vb. it. bagordare u. s. f. tanzen brechen.
In Frankreich rannte man einzeln zu pferd mit der lanze
nach der quintaine (s. Ducange v. quintana, Aubri im Fera-
bras p. 158—162, Alex. 14} 30), in Spanien schleuderte man
den bafordo nach dem tablado (Alex. str. 666, vgl. bornaren
[bordaren?] e tiraren a taulat Chr.d'Esclot587i>), in Deutsch-
land war der bühurt ein kampfspiel, wo schaar gegen schaar
stand. Daß bohorder , denn von der franz. form ist auszu-
gehn, ein ursprünglich deutsches wort sei, lehrt fast mit ge-
wissheit die aspirata, die sich im spanischen als f (man er-
wäge faraute von heraut), im ital. als g (gufo für huette)
darstellt. Offenbar ist es ein compositum, das zweite wort
führt natürlich auf hurten stoßen, allein dies letztere gestal-
tete sich im roman. so verschieden (fr. hurter, nicht horder),
daß man davon abgehen und sich an das deutsche hürde,, ahd.
hurt, altfr. horde, vb. horder, halten muß, auch stimmt hor-
deis Umzäunung formell genau zu bohordeis ritterspiel. Hour-
dum bedeutet mlat. s. v. a. das erwähnte sp. tablado gerüste,
s. Carpentier, noch jetzt im Hennegau hourd. Ganz zweifel-
haft bleibt das erste wort der Zusammensetzung. Ist die
waffe die grundbedeutung, so könnte es awsbotar herrühren:
bot-hort bo-hort (t schwand vor der aspirata) bedeutete et-
was nach dem gerüste stoßendes.
Bailo balio it., sp. bayle, pg. bailio, pr. baile,
altfr. bail pfleg er , erzielter , Verwalter, amtmann , fem. it.
baila balia, pr. churw. baila amme; it. balia, sp. pr.
bailia, altfr. baillie Verwaltung, vogtei; it. balivo, pr.
38 I. BAIRE-BAJA.
bailieu, fr. bailli landvogt; vb. it. balire, pr. bailir
altfr. baillir verwalten, dsgl. pr. bailar, altfr. bailler
darreichen, wal. b e i ä pflegen, erziehen, daher b e i a t knabe.
hat. bajulus heißt träger, mlat. (z. b. bei Lupus FerrJ erzie-
her, hofmeister, eig. wer kinder trägt oder leitet, ganz deut-
lich im fem. baila ausgesprochen , daher pfleger , landpfleger.
Aus bajulus baj'lus ward das roman. bailo ; tat. bajulare tra-
gen erhielt sich buchstäblich im altfr. und mdartl. bailler, vgl.
sard. baliai ertragen.
Baire it. erstaunen; altfr. adj. bai'f, henneg. bahi er-
staunungsvoll; zsgs. it. sbaire, pr. esbahir, fr. ebahir
erstaunen, wohl auch sp. embair einem ein blendw er k vor-
machen , eig. in erstaunen setzen, betäuben ? Man hält es für
einen naturausdruck, indem man das darin vorkommende höh.
als eine bezeichnung des er Staunens nimmt und wirklich kommt
eine solche interj. im neuprov. vor, s. Honnorat : es wäre also
wohl mit badare von verwandter entstehung. In dem von
einem etymologen herangezogenen ahd. abahön verabscheuen
xmäerstrebt vornweg die bedeutung.
Baja it., sp. pr. sard. bahi'a, fr. baie bucht, hafen.
Isidorus führt dieses altroman. wort als ein latein. an: hunc
portum veteres a bajulandis mercibus vocabant baias. Frisch
findet seinen Ursprung im fr. bayer das maul offen haben,
klaffen, wie denn auch baie überhaupt eine Öffnung bezeich-
net, und diese erklärung scheint sich durch die catal. form
badia von badar (öffnen) zu bestätigen, deren d im span.
schon vor Isidors zeit ausgefallen wäre. Andre erblicken in
bahia ein bask. wort, daher der name Bayona zsgs. aus baia
hafen und adj. ona gut; andre ein celtisches, gael. bädh oder
bägh, wozu die verschiedenen roman. formen recht wohl zu
stimmen scheinen.
Baja it., sp. pg. vaya, fr. baie posse, fopper ei; da-
von it. bajuca posse, kleinigkeit. Stammt es aus Italien,
so dürfte man an gr. ßaiog (klein, gering) denken; aus
Frankreich, so könnte es identisch sein mit baie beere d. h.
unbedeutende sache. Der specielle sinn des Wortes aber ver-
trägt sich besser wohl mit pr. bada, dem das altfr. baie ent-
spricht, vergebliches harren, adv. en bada umsonst, zur posse,
fr. donner la baie, sp. dar vaya einem etwas nichtiges vorma-
chen, einen anführen, vgl oben badare mit seinen ableitungen.
I. BAJO-BALDO. 39
Bajo&.j sp. bayo, pr. bai, fr. bai braun (von pf er-
den); von dem seltnen tat. badius, das Varro gleichfalls von
der färbe der pferde braucht. Neben bayo hat der Spanier
das synonyme bazo (pan bazo=/r. pain bis), das sich eben-
falls aus badius bilden konnte. Eine ableit. ist fr. bai 11 et
bleichroth (wieder nur von pf erden) , latinisiert badiolettus;
eine andere it. bajocco eine kupfermünze, von der färbe
benannt wie das fr. blanc, das dtsche weifspfennig. Zusam-
mengesetzt scheint sp. al-bazano, pg. alvacao hellbraun
= alb-bazano?
Balascio it., sp. balax balaxe, pg. balais balache,
pr. balais balach, fr. balais ein edelstem, genannt nach
seinem fundorte, dem chanat Badakschan (Balaschan, Balaxiam)
in der nähe von Samarkand. Vgl. Ducange v. balascus, Ritters
erdkunde von Asien V. 789.
Balaüstro it., balaüstre sp. , balustre fr. kleine
säule eines geländers; daher bai au st rata u.s.w.; vonba-
laustium QßaXavonov) blüthe des wilden granatbaumes, it. ba-
laüslra, wegen einer ähnlichkeit der form (Crusca, Caseneuve).
Balco palco it. gerüst, Stockwerk, von letzterer form
das sp. pg. palco; abgel. it. balcone, sp. balcon, pg.
b a 1 e ä o , /r. balcon erker. Sämmtlich aus dem ahd. balcho
palcho balken, ndd. balke kornboden, vgl. altn. bälkr verzäu-
nung. Die pic. mundart besitzt das deutsche wort in seiner
eigentlichsten bedeutung , bauque poutre. Andre finden den
Ursprung von balcone im pers. balgane balkane vergittertes
fenster.
Baldacchino it., sp. baldaquin, fr. baldaquin
thronhimmel; vom it. Baldacco Bagdad, woher ursprüng-
lich der dazu gebrauchte aus goldfäden und seide gewebte
stoff kam; diese bedeutung zeigt noch das altfr. baudequin
(z. b. Romvartp. 582) und altsp. balanquin (z. b.beiBerceö).
Vgl. Frisch I. 5U.
Baldo it., pr. baut, altfr. altcat. baud keck, üppig,
fröhlich; pr. baudos dass.; sbst. it. baldo re, pr. altfr.
baudor übermuth, fröhlichkeit, it. baldöria freudenfeuer ;
vb. altit. sbaldire Poet. d.pr. sec. 1.66, pr. altfr. esbau-
dir keck, üppig, fröhlich werden; vom goth. balths (bei Jor-
nandes und im adv. balthaba), ahd. bald u. s. w. kühn, frei-
tnüthig, vb. goth. baltbjan u. s. f. sich erkühnen, Die Südwest-
40 I. BALICARE— BALLARE.
liehen sprachen besitzen einen gleichlautenden stamm in fol-
genden und einigen andern Wörtern: baldo leer, entblößt,
de balde und en (em) balde vergebens, unnütz, baldi'o
unbenutzt, brach, balda unnütze sache, mangel, schwäche,
bal dar hindern, lähmen (unnütz machen), baldon, baldäo
beschimpfung (eig. wohl unnützlichkeit , vgl. altsp. en baldon
= en balde, daher werthlosigkeit, schimpf), baldonar, baldoar
beschimpfen. Sind diese Wörter gleichfalls deutscher Herkunft,
so gieng der begriff der keckheit in den der eitelkeit über, wie
z. b. das ahd. gemeit übermüthig und vergeblich zugleich be-
deutet. Dieser Vorgang ist aber nicht ic ahr scheinlich , theils
weil der grundbegriff 'kühn' im span. nirgends vertreten ist,
theils weil die span. derivata von den übrigen ganz verschie-
den sind. Man hält sich also besser an die herleitung aus
dem arab. bactala unnütz sein Gol. 287, das sich in batla balda
verwandeln konnte wie spatula in espalda , rotulus in rolde.
B al i c a r e it. (nur balicä lomb.), alt fr. b a 1 o i e r sich
hin und herbewegen, schwanken, flattern, cat. balejar, sp.
pg. a-balear g etr ei de schwingen ; etwa tforcballare tanzen?
Prov. balaiar flattern, peitschen läßt sich formell nicht damit
vereinigen.
B a 1 1 a it., sp. pr. b a 1 a , fr. balle kugel, runder pack ;
augm. it. ballone, sp. balon, fr. ballon. Da die ital.
spräche für balla ballone auch palla pallone erlaubt, so
ist die nächste Herkunft des roman. Wortes aus dem gleich-
bed. ahd. balla palla, mhd. bal, altn. böllr (von Benecke aus
einer deutschen würzet erklärt) fast unzweifelhaft , welche
formen sich dem Italiäner unmittelbarer darbieten musten als
gr. ßullsiv nallsiVy sbst. na)Xa.
Ballare it., sp. pg. bailar, pr. balar, altfr. bal er
tanzen; sbst. it. ballo, sp. pg. baile, pr. fr. bal tanz.
Schon im ältesten mlatein trifft man choreis et ballationibus
Gloss. lsid., wofür ein critiker lielluationibus vorschlägt (Jahrb.
f. phil. XIII. suppl. p. 238), wiewohl es diesen glossen an un-
lat. Wörtern nicht fehlt. Ballare scheint abgeleitet aus dem
roman. balla kugel, ball, daher ital. auch pallare wie palla;
das sp. bailar ruht auf einem ursprünglichen balear (vgl. guer-
rear, manear) mit Versetzung des e baelar bailar, altsp. noch
bailar, pg. balhar. cDas ballwerfen war im mittelalter wie
bei den Griechen ein mit gesang und tanz verbundenes spiel,
I. BALZARE-BANDA. 41
daher in den roman. sprachen ballare tanzen. So Wacker-
nagel altfr. lieder p. 236. Wie das ballwerfen auf das tan-
zen übertragen ward, so im altsp. ballar auf das singen. Eine
abl. ist it. b a 1 1 a t a u. s. f. tanzlied.
B a 1 z a r e it. hüpfen, springen, in die höhe prallen, pr.
b al s a r Ferabr. v. 275 ? sbst. it. b a 1 z o , cat. b a 1 s , altfr.
b aus R. de Cambr. p. 320 prall, sprung, ital. auch klippe, wo-
für überdies fem. balza; verstärkt it. sbalzare schleudern,
sich schwingen , sbst. s b a 1 z o. Die heimath des Wortes ist
sichtbarlich Italien, wo es sich am meisten ausgebreitet (vgl.
noch balzellare, balzelloni): um so wahrscheinlicher ist her-
kunft aus gr. ßaXXi^siv hüpfen, springen, tanzen.
Bambagio, bambagia it. baumwolle, mail. bombäs ;
von bombyx (ßo/Ltßv'Q seide, baumwolle, mittelgr. ßa/ußdxiov,
mlat. bambacium. Daher it. bambagino, sp. bombasi,
fr. bombasin basin baumwollner stoff, tat. adj. bomby-
cTnus.
Bambo it. kindisch, einfältig, sp. bamba einfältiger
mensch (nach Covarruvias) ; abgel. it. b a m b i n o , bämbolo
bämbola, bamboccio (daher fr. bambo che),, sp. bam-
bärria (?nj kind, puppe, kindischer mensch u. dgl, Ostreich.
bams kind, bützel. Der stamm dieser bildungen ist der des
lat. bambalio bei Cicero, des gr. ßapßaXog, vb. ßaf.tßaXi%£iv,
ßafißaivstv stammeln. Auch im span. bamba schaukel, bam-
bolear schaukeln, wiegen, norm, bamboler dass., wallon.
bambi wackeln, barg, vambe bewegung der glocke ist er an-
zunehmen , wie auch it. bamboleggiare schäkern , kinde-
reien treiben (von bambolo kind) buchstäblich mit sp. bam-
bolear zusammentrifft. Vgl. auch das verwandte babbeo. Ital.
b i m b o kind scheint nichts anders als eine ablautende form
von bambo.
Banco it. sp. pg., pr. banc, fr. banc, dsgl. fem.it.
sp. pg. pr. banca, fr. banque scamnum; vom ahd. banc.
Zwar auch kymr. banc (gael. binnse), aber die ital. neben-
form panca nimmt deutsche herkunft in anspruch.
B a n d a it. sp. pr., b a n d e fr. binde, streif, bände d. i.
trupp; vom goth. bandi (fj, ahd. band £»;). Dsgl. it. ban-
diera, sp. bandera, pr. bandiera baneira, fr. ban-
nier efahne (daher unser panier), vgl. goth. bandva zeichen,
und Paul. Diac. 1,20: vexillum, quod bandum appellant; s. dar-
43 I. BANDO— BARA.
über Muratori antiqq. ital. IL 442. Vb. sp. bandear, pr.
bandeiar baneiar hin und her schwenken (wie eine fahne),
intrans. sich bewegen, flattern, altfr. banoier G. Guiart IL
p. 341, esbanoier dass., gleicher bed. mhd. baneken s. Grimm
IL 1000, worin noch die älteste vornan, fovm banicare zu er-
kennen ist, die auch deutlich im comask. bangä schwanken
hervortritt.
ßando it. sp. pg., pv. ban, fr. ban öffentliche Ver-
kündigung; vb. it. bandire, sp. pr. ban dir, pg. ban dir
banir, fr. bannir öffentlich verkündigen, daher partic. it.
bandito öffentlich ausgerufener , verwiesener, Straßenräuber.
Das wort hommt frühe im mlatein vor, wo bannum edictum,
interdictum , bannire edicere, citare, relegare heißt. Es ist
deutscher herkunft (Grimms rechtsalt. p. 732) ; zu beachten ist
aber, daß das roman. bandire bannire nicht wohl aus dem
starken vb. bannan entstehen konnte, welches bannare banner
gegeben hätte, es stimmt mit seiner conjugationsform besser
zum goth. bandvjan bezeichnen, andeuten, dessen nebenform
banvjan zugleich das roman. bannir zu erklären scheint; an-
dre deutsche dialecte können das ableitende v entbehrt haben.
Auch die gael. spräche besitzt bann in der bedeutung des engl
band und ban; das altfr. arban kann aber seine herkunft
vom deutschen hari-ban heerbann gar nicht verläugnen. Vgl.
woerbando auch Diefenbachs goth. wb. L299, wo deutscher
Ursprung oder wenigstens sehr frühe aneignung vermuthet wird.
— Eine abl. ist pr. altfr. bandon, fast stets • mit vor-
gesetzter partikel ä, i) -«= ban: vendre gage ä bandon; 2)
Willkür, eig. preisgebung : prenez tot ä vostre bandon. Aus
diesem adv. ä bandon gestaltete sich wieder ein sbst. pr. fr.
abandon, it. abbandono, ahgekürzt bandono hingebung,
vb. a b a n d o n a r u. s.w. hingeben, überlassen. Eine zss. ist
altfr. for banir durch öffentlichen ausruf des landes ver-
weisen (for = lat. foras), ital. nur forbannuto, altfr. sbst.
for ban Verweisung, dsgl. (concref) verwiesener, Seeräuber,
nfr. noch in letzterer bed., mlat. forbannilus in der L. Rip.,
ferbannitus in der L. Sah, beide nach Müllenhoff (zur L. Sal.
p. 282) von verschiedener Zusammensetzung. Ein zweites com-
positum ist it. contrabbando, fr. contrebande Über-
tretung einer Verordnung, Schleichhandel.
Bara it., fr. bar Dict. de Trev.} üblicher biere, pr.
I. BARACANE-BARBACANE. 43
bera todtenbahre, tragsessel, chw. bara leiche; vom ahd.
bära, ags. baer bere, ndl. berrie: in letzteres fügt sich auch
neupr. b e r i o (für beria) tragkorb.
Baracane it., sp. barragan, pg. barregana, pr.
fr. b a r r a c a n ein stoff von Ziegenhaar, daher nhd. barchent ;
trifft zusammen mit arab. barrakän barkan eine (schwarze)
Meidung Gol 263, FreyU I. 113*>, nach Sousa persischen Ur-
sprungs.
Baracca it., barracasp., baraque fr. hütte,zelt;
abgeleitet aus barra stange wie it. trab-acca aus trabs. Span,
etymologen holen es aus dem arabischen.
Baratto it., altsp. trarato, pr. barat, fr. barat,
fem. altsp. pr. barata, altfr. barate betrügerischer han-
del oder tausch; vb. it. barattare, altsp. pr. baratar,
altfr. bareter bösen handel treiben, prellen, rupfen, altpg.
baratar zerstören S.Rosa; zsgs. it. sbarattare, sp. pr.
desbaratar, altfr. desbareter zu gründe richten (einen
um alles bringen); selbst nfr. baratter buttern (durchein-
ander rühren, verwirren?) dürfte hieher zu rechnen sein.
Aus it. barare betrügen konnte baralto auf regelmäßige weise
nicht entstehen* Das pers. barätel bestechung (s. Sousa) müste
fast vor den kreuzzügen herübergekommen sein, da das ro-
man. wort mit seinen äbleitungen schon in der ersten hälfte
des 12. jh. vorhanden war. Die altnord. spräche besitzt ba-
rätta kämpf und Dante braucht , wie Muratori in dieser be-
ziehüng anmerkt, baratla in gleichem sinne, allein es bedeutet
ihm gewiss nichts anders als das altfr. barate Verwicklung
oder gewühl in der schlacht s. Ch. des Sax. II. 30, altsp. ba-
rata Poem. d. Cid; auch würden die begriffe kämpf und betrug
(Verwicklung) schwerlich hand in hand gehn. Die ahd. spräche
bietet bala-räti nequitiae Graff II. 467, dies würde jedoch fr.
baurai hinterlassen haben. Aber ein wort, das dem begriffe
vollkommen genügt, ist gr. ngdxTSiv handeln, geschäfte geld-
geschäfte machen, kniffe brauchen; von den griech. kaufleuten
konnte es das abendland entlehnen. Wegen b aus gr. n vgl.
boite von nvty'g u. a. Der Serbe hat augenscheinlich dasselbe
wort, barätäti geschäfte treiben.
Barbacane it. (m.), sp. pr. barbacana, pg. bar-
bacäo, fr. barbacane brustwehr mit Schießscharten vor
der hauptmauer einer festung ; nach Vossius de vit. serm. ara-
44 I. BARBECHO-BARGA.
bischer Herkunft, was aber Muratori antiqq. ifal IL 456 be~
streitet, Poagens tresor I. 137 wieder behauptet.
Barbecho sp., barbeito pg. brachfeld; von ver-
vactum dass. Im nordwesten ward anlautendes v, wie in an-
dern fällen (Rom. gr. 1. 187), zu g und so entsprangen die
formen pr. garag, fr. gueret, denen im Süden val. guaret,
tat. guret entsprechen.
B a r c a it. sp. pg. pr., b a r c e wal., b a r q u e fr. Meines
lastschiff, schon im frühsten mlatein: barca, quae cuncta na-
vis commercia ad litus portat Isid. 19, 1, 19. Das übliche
prov. barja, alt fr. bärge, nfr. berge (barque ist fremd)
verlangt jedesfalls bärica als älteste form (vgl. carrica Charge,
serica serge) und diese könnte erwachsen sein aus gr. ßcigu;
kahn (baris bei Properz) wie auca avica aus avis ; der griech.
schifferausdrücke gibt es im romanischen mehrere.
Bar da it. sp., bar de alt fr. pferdehaimisch von eisen-
blech, alt fr. champ. barde auch zimmeraxt G. de Viane v.
1998, wal. barde dass. , dauph. p a r t o u hackmesser , dsgl.
pg. barda, fr. barde speckschnitte, die man um ein stück bra-
ten legt, port. auch sattel; abgel. fr. barde au schindel, it.
bardella, fr. bardelle, pr. bardel platter sattel, reit-
küssen, it. b a r d o 1 1 o , fr. b a r d o t lastthier, das der treib er
reitet (sattelthier). Diese bildungen erinnern theils anahd. barta,
ndl. barde hacke, theils an nord. bardi schild; aber pg. barda
in der bed. hecke, zäun, span. dornichte mauerb ekleidung,
sind sie mit Larramendi auf bask. abarra da d. h. ces ist ge-
zweige1 zurückzuführen? Das sp. al barda saumsattel (auch
speckschnitte = pg. barda) leitet man dagegen aus dem arab.
al-bardacah unterläge des satteis Gol. 253, Freyt. 1. 106b, s.
Monti agg. al. vocab. IL 2. 310.
Bardascia it., bardaxasp.; bardache /r. (m) pa-
thicus; vom arab. bardag sklave? Golius p.253. Das lomb.
und piem. bardassa bedeutet überhaupt nur kndbe , bei bar-
dassa ist = bei fanciullo, und auch das sard. bardascia hat
diese bedeutung neben der andern. Ueber alt fr. bardache
stange s. Grandgagnage v. bardahe.
Barga sp. altpg., fr. berge hohes abhängiges ufer ;
vielleicht ein uraltes wort, tcenigstens kein germanisches, vgl.
kymr. bargodi überhängen , hervorspringen , bargod rand,
dachtraufe,
I. BARGAGNO-BARONE. 45
Bargagno it., pr, barganh, fem. pg.pr. barganha
Unterhandlung, alt fr. bargaine ceremonie Roquef; vb. it.
b a r g a g n a r e , pg. pr. barganh ar feilschen > handeln, fr.
barguigner (für bargaigner, vgl. grignon IL c.) knickern,
zaudern. Das mlat. barcaniare Cap. Car. Calv. bezeugt, daß
g aus c entstand und so ruht das wort vielleicht auf barca
fahr zeug, das, nach Isidors deßnition, die waaren hin- und
herbringt, so daß bargagno das hin- und herhandeln bedeu-
tete. Das suffix aneum bildet zwar sonst keine abstracta aus
concreten begriffen, allein seine bedeutung läßt sich bei der
spärlichkeit seines Vorkommens überhaupt nicht auf das ge-
naueste bestimmen.
Bargello it. , sp.pg. barrachel, altfr. barigel
häscherhauptmann ; vom mlat. barigildus (barigildi et advo-
cati in einem capitular v.j. 864), sicher ein deutsches wort,
aber von unklarem Ursprung. S. Grimms rechtsalt. p. 314.
Ban'tono it. sp., pg. baritom, fr. baryton (ver-
altet) stimme zwischen tenor und bass; vom gr. ßagvTovog
grobstimmig, nicht vom lat. barrllus, woraus nur baritöne wer-
den konnte.
B a r o barro it. falscher spieler, schurke; augm. b a r o n e ;
vb. b a r a r e barrare Schelmerei treiben. Die herkunft dieses
Stammes, der so einfach nur im ital. vorkommt, ist noch un-
aufgehellt; buchstäblich passt zwar zu baro barone das mlat.
barus baro, die begriffe aber einigen sich nicht. Desselben
Stammes sind etwa folgende Wörter : pr. b a r a n betrug ; it.
barocco wucher; altsp. baruca list; it. barullo Obst-
händler (vgl. treccare betrügen, trecca hökerweib) ; sp. b a-
raja, pg. pr. baralha, altfr. berele Ruteb. 1.78, IL 117
Verwirrung, hader ; vb. barajar, baralhar durcheinander-
werfen, in Unordnung bringen.
Barone it., sp. varon, pg. varao, pr. bar (acc.
barö), altfr. ber (acc. baron)^ nfr. baron urspr. mann wie
lat. vir, auch ehemann : pr. lo bar non es creat par la fem-
na, mas la femna per lo baro nach dem lat. non est creatus
vir propter mulierem, sed mulier propter virum Lex. rom. Da-
her bedeutet es auch mannhaft, kräftig : altfr. Karlemaine no-
stre emperere ber Ch. de Rol. p. XXVI; ne sui pas si preux
ne si ber Nouv. reo. p.Jubin.l. p.214; pr.b arnatge, alt-
fr, baro nie barnie tapferkeit, embarnir kräftig werden»
48 I. BARONE.
Daneben zeigt sich bereits im prov. und altfr. die bed. gro-
ßer des reichs, lehensträger, so z. b. im Leodegar str. 9 baron
franc fränkische große. Die ältesten deutschen rechtsbü-
eher nehmen es gleichfalls für mann im gegensatz zum weibe:
tam baronem quam feminam L. Rip., barum vel feminam L.
Alam., in der L. Sah bezeichnet es den freigeborenen, in den
capitularien Karls des kahlen sind baron es die proceres oder
vassallen, daher auch baro dem Joh. de Garlandia (um 1040)
gravis et authenticus vir bedeutet, gravis vielleicht mit an-
spielung auf das lautverwandte gr. ßagvg. Neben dem mlat.
und romanischen begegnet noch ein classisches baro; bei Ci-
cero, der es öfter braucht, heißt es thor, pinsel; dies aber
könnte andrer herkunft sein. In den scholien zum Persius
wird ihm die bed. servus militum beigelegt und gallische her-
kunft angewiesen , und ziemlich übereinstimmend übersetzt es
Isidorus mit mercenarius und leitet es aus gr. ßaQvg stark,
grob, cfortis in laboribus'. Die notiz des scholiasten muß ir-
gend einen grund haben. Sucht man im celtischen, so findet
sich ein altgael. bar held, also zusammentreffend mit dem altfr.
ber, sofern dies einen tapfern mann bezeichnet. Eine zweite
gael. bed. trefflicher mann rührt an die des Joh. de Garlandia.
Dies sind in aller kürze die das wort betreffenden thatsachen;
seine herkunft ist noch nicht mit Sicherheit ermittelt. Vor al-
lem muß seine abstammung aus dem celt. bar als eine den
prov. und franz. Sprachgesetzen widersprechende hypothese
bei seite gewiesen werden. Es flectiert mit beweglichem ac-
cent (bar baron) und alle Wörter dieser classe rühren ent-
weder aus dem latein. (drac dragön, läire lairön) oder aus
dem deutschen (fei fellön, Uc Ugön) her; der celt. Sprach-
bau bot keinen anlaß zu solchen flexionen. Es bleibt also
hier nur zweierlei übrig. Entweder ist unser baro lateinisch,
wozu die bemerkung des scholiasten aber übel stimmt, oder
es ist germanisch und dem widerspricht die bemerkung des
scholiasten nicht , da die Römer germanische leicht mit galli-
schen Wörtern verwechselten. Zu der bed. servus militum
(last- oder packträger der Soldaten) stimmt nämlich ahd. bero
(acc. berun beron) träger, vom vb. beran, goth. bairan, wel-
ches Ulfilas für qiQQtlv und ßaaza^uv gebraucht. Das Sub-
stantiv hat sich im ahd. nicht erhalten, ist aber nach dem
altfries. bera vorauszusetzen. Hieraus das altfr. ber, acc.
I. BARRA-BASSO. 47
baron mit üblicher Verwandlung des tonlosen e in a. Dabei
muß freilich eingeräumt werden, daß der Provenzale, dem
der Wechsel zwischen e und a (vgl auch alt fr. lierre larron)
nicht genehm ist, den vocal des accus, auch auf den nomin.
übertragen habe. Aus der bed. träger, lastträger müste sich
die bed. starker bursche, kerl (fortis in laboribus) und end-
lich hieraus die bedd. mann, lehensmann entwickelt haben.
Es bleibt aber auch dies eine hypothese, die, wenn sich der
latein. Ursprung des Wortes gegen die sage von seiner frem-
den herkunft begründen läßt, von selbst verschwindet. Man
vgl. noch mhd. bar Benecke I. 88. 142. — [Herkunft aus beran
vermuthete auch Müllenhoff zur L. Sah p. 279.]
B a r r a it. sp. pr., b a r r e fr. stange, riegel; daher sp.
b ä r r i o , pr. cat. b a r r i schutzwehr , wall, Vorstadt , mlat.
barrium (aera987); fr. barreau, it. barriera, sp. bar-
rera, fr. barriere u. a.; vb. sp. barrar barrear, fr.
b a r r e r. Aus dem celtischen : kymr. bar (mj ast u. s. w.
s. Diefenbachs cell. I. 184, vgl. mhd. bar barre in den roman.
bedd. Dasselbe wort ist auch enthalten im ahd. sparro, vb.
sperran, woraus die ital. formen sbarro sbarra sbar-
rare entsprungen sein können, nicht eben müssen, da diese
spräche den anlaut häufig mit s verstärkt. Noch sind einige
ableitungen zu erwähnen: sp. barras stange, zsgs. sp. em-
barazo, fr. embarras Sperrung, hindernis, vb. e m b a r a-
zar, embarrasser, dsgl. fr. debarrasser; wohl auch
sp. barrica, fr. barrique tonne, daher barricata ver-
rammelung (aus fässern und ähnlichen Sachen bestehend);
it. barile, sp. pg. barril, fr. baril, kymr. baril, gael.
baraill, wozu noch sp. barral große flasche kommt. Auch
franz. Ortsnamen wie Bar-sur-Aube , Bar-le-Duc werden zu
diesem stamme gerechnet.
Basso it., sp. baxo, pg. baixo, pr. bas, fr. bas
niedrig; vb. bassare u. s. f. Das isid. glossar hat bassus
crassus pinguis, Papias bassus curlus humilis (nicht pro-
fundus). Die grundbed. ist also wohl die erster e: in der
that heißt it. bassotto dick, altfr. bas breit, gedrungen, z. b.
une maison longhe et assez basse S.Sages ed. Keller p.169;
ele a basses hanches et basses jambes Nouv. rec. p. Jubin.
II. 260, wo an die bed. tief nicht zu denken ist. Man
erinnert, was seine herkunft betrifft, an gr. ßaootov und
48 I. BASTA-BASTO.
celt. bäs, welchem letzteren die vornan, bed. seicht zusteht;
aber ist dies nicht entlehnt und würde sich bäs so leicht in
span. baxo verwandeln, das ein doppeltes s verlangt? Das
wort muß vielmehr ein acht latein. sein : schon das alte Rom
kannte es als zunamen, dergleichen auf körperliche eigenschaf-
ten zielend sich viele vorfinden, und hier passt die bed. der
glossen trefflich. Auch Papias sagt basus curtus a base , et
(nomen) proprium est. Als eigentlicher name begegnet es z.
b. in einer Urkunde des 6. jh. Marini pap. dipl. p. 197u, die
zss. Campobassum in einer andern v. j. 635 Brequigny p. 136b.
Diefenbach goth. wb. I. 282 ist geneigt bassus cdicti ganz von
bassus 'niedrig' zu trennen, vielleicht ohne noth : bassus konnte
das in die breite, nicht in die höhe gehende, das gedrungene
bezeichnen , worin sich die begriffe dick und kurz berüh-
ren. — Aus dem adjectiv entstand das sbst. it. basso unter-
theil, fr. bas strumpf (eig. abgekürzt aus bas-de-chausse,
vgl haut-de-chausses),, sp. baxos, pg. baixos (plj Unterklei-
der, auch fußbekleidung, ein wort, womit das lat. baxea (art
schuhe, bei Plautus), welches fr. baisse erzeugt haben würde,
gewiss nicht zusammenhängt.
Basta it. sp. pg. cat. heftnaht, Steppnaht (dahin auch
altfr. baste, occit. basto rockschooß?) ; vb. fr. bätir, sp.
bastear, it. imbastare, sp. cat. embastar mit icciten
suchen nähen; vom ahd. bestan flicken, mhd. besten schnü-
ren, dies vom sbst. bast»
Basto it. sp., b a s t pr., bat fr. saumsattel ; vb. pr.
bastar, fr. bäter satteln. Man erinnert an das deutsche
bast, weil die sättel etwa damit befestigt worden seien. Ver-
gleicht man aber bastone stock, so wird man für basto eher
auf die bed. stütze, unterläge, worauf die last ruht, verwie-
sen, und vielleicht haben wir in ihm ein wort der römischen
Volkssprache vor uns, zusammenhängend, wie man auch sonst
schon behauptet hat, mit gr. ßaardlsiv stützen, ßuaia'i last-
träger; an diesen stamm mahnt auch das spätere lat. baslerna
sanfte , worüber J. Grimm gesch. d. d. spr. p. 461 allerdings
andrer meinung ist. Desselben Ursprunges ist außer dem eben
erwähnten it. b a s t o n e (fr. b ä t o n , wal. b e s t o n u. s. fj
auch it. bastire, altsp. pr. bastir, fr. bätir bauen (eig.
stützen?), woher altsp. pr. bas ti da, jf. basti'a, baslione,
fr. bas tili e u. a.; dsgl. sp. pg. basto angefüllt, dicht
I. BATTERE-BAVA. 49
(daher die eig, spart, bed, dick, grob, auch in moral sinne) ; vb.
it. bastare, sp. pg. pr. bastar hinreichen (eig. ausfüllen,
wie sp. harto gefüllt, hinreichend), ven. bastare hemmen (sto-
pfen), altsp. auch bastir versorgen Poem. d. Cid = bastir bauen.
Endlich ist hieher zu nehmen it.sp. pg. bastar do, pr. ba-
star t , fr. bätard uneheliches kind, da ein solches kind auch
attfr. fils de bast, entstellt fils de bas, genannt ward: fille
de bast schon im Aubery ed. Tarbe p. 11, frere de bas bei Car-
pentier; aufweiche anschauung aber sich dieser ausdruck 'kind
des saumsatt eis' bezieht, ist nicht so leicht ins klare zu bringen.
Battere it., sp. batir, pg. bater, pr. batre, fr.
battre, wal. bäte, auch serb. bätati schlagen; von ba-
tuere, auf roman. weise in batere verkürzt, s. Rom. gr. 1. 162*
Wie selten man dies wort bei den alten liest, um so üblicher
ist es schon im frühsten mlatein. Es muste sich jedoch eine
neue flexion gefallen lassen: perf. battidi L. Sal, L. Long, (wie
prcndidi, ostendidi), pari, battutus Beeret. Child. (um 595).
Unter den zahlreichen ableitungen ist zu erwähnen it. batta-
glia, sp. b a t a 1 1 a , fr. b a ta i 11 e, wal. b e t ä e schlacht, schon
bei Adamantius Martyr. batualia, quae vulgo battalia dieun-
tur; ferner it. battaglio und batacchio, sp. badajo
für batajo klöpfel; it. battigia fallende sucht; sp. batan
Walkmühle; pr. bataria Schlägerei, fr. batterie aufge-
stelltes geschütz.
Battifredo it., beffroi/r., alt berfroi beffroit
wachtthurm; vom mhd. berevrit bervrit zum schütz oder an-
griff dienender thurm , mlat. berfredus belfredus. Die ital.
form lehnt sich durch umdeutung an battere.
B a 1 1 o it. rüder schiff ; daher b a 1 1 e 1 1 o, sp. b a t e 1, pr.
batelh, fr. bateau nachen; stimmt zu ags. bat, altn. bätr
kleines schiff, vgl. kymr. bäd boot.
Baüle it., sp. baül, pg. bahül bahü, pr. baue, fr.
bahut koffer, felleisen. Unter diesen abweichenden formen
die ursprünglichste zu ermitteln, ist nicht wohl möglich. Be-
sitzt sie z. b. der Spanier, so könnte das wort aus bajulus
träger wie gerla tragkorb aus gerula sich gestaltet haben,
indem der accent fortrückte, wie dies in casulla aus casula
anerkannt werden muß.
Bava it., sp. pg. baba, fr. bave geifer; vb. pg. pr.
bavar, fr. baver, sp. babear geifern. Es scheint ur-
4
50 I. BAZZA-BELARE*
sprünglich ein naturausdruck das mit lallen (gr. ßaßd&iv)
begleitete geifern der Säuglinge zu bezeichnen , darum heifit
altfr. bave eben sowohl unverständiges kindisches geplauder,
baveux, bavard, pr. bavec plauderhaft, und das sicil.
vava einigt die begriffe geifer und kind. Hieher sp. b a b i e c a
albern (urspr. geifernd, daher pferdename ?), b ab o s a Schnecke
u.a., vb. cot. embabiecar, pg. embabacar, sp. em-
baucar hintergehen, zum besten haben.
Bazza it., sp. baza, cat. basa gutes glück, stich im
kartenspiel; offenbar das seltne mhd. bazze gewinn, gleicher
Herkunft mit baz (besser) s. Benecke, ein vermuthüch durch
deutsche söldner verbreitetes wort. Abgel. it. bäzzica ein
kartenspiel, bazzicare mit jemand verkehren.
Becco it., pr. fr. bec, pg. bico schnabel, spitze,
sp. bicos plur. spitzen an der mutze. Celtisches wort: cui
Tolosae nato cognomen in pueritia Becco fuerat, id valet galli-
nacei rostrum Sueton. in Vitell. c. 18; gael. beic, bret. bek,
auch ndl. bek, kymr. pig. Daher pr. beca haken, vermuth-
üch auch fr. beche für beche grabscheit, wiewohl altfr. be-
sehe geschrieben wird; vb. it. b e c c a r e, pr. b e c h a r , fr.
b e c q u e r hacken, b e c h e r graben, nhd. bicken, picken ; da-
her ferner it. beccaccia, fr. becasse, cat. b e c a d a
schnepfe (langer schnabel) ; fr. b e q u i 1 1 e krückenstock. Zsgs.
fr. a b e q u e r junge vögel füttern ; pg. d e b i c a r eine speise
leicht berühren. Im ital. bezzicare mit dem schnabel hak-
ken (picken) mögen sich die stamme becco und pizza (s. un-
ten) gemischt haben.
Beffa it., sp. befa, altfr. beffe, mit a altsp. (Alex.)
und pr. bafa Verspottung; vb. it. beffare, sp. befar,
alt bafar verspotten, fr. bafouer (mit erweiterter form)
verächtlich behandeln; dazu sp. befo Unterlippe des pf er des,
als adj. dicklippig, in welcher bedeutung auch belfo gesagt
wird, cat. biß, occ. befe; dsgl. pic. bafe leckermaul, mnul-
schelle. Vermuthlich aus dem deutschen, vgl. bair. ndl. beffen
bellen, keifen. Zu thüring. bäppe maul Frisch I. 45a stimmt
mail. babbi, com. bebb, occ. bebo lippe; gen. fä beffe heißt
die lippen gegen einen spitzen. Eine abl. ist fr. beffler
spotten, engl, baffle.
Beiare it., bei er fr. blöken; von belare, einer seltnen
von Varro gebrauchten form für balare , vgl in dem voca-
I. BENDA-BERTA. öl
bularius S. Gall. belat pläzit (blökt).] Daher romagn. be ge-
blöke, cat. be schaf, norm, bai hammel, vgl. aber auch ähn-
liche ausdrücke s. v. bidet IL c.
Benda it. pr., lomb. binda, sp. venda, fr. bände
vitta, taenia, fascia, vb. bendare u.s. f.; vom ahd. binda,
vb. ahd. goth. bindan. Unserm bündel, engl, bundie entspricht
alt fr. boundle Roquef. 11.518.
B e n n a it. korbschlitten, comask. karren, auch der dazu
gehörige korb, churw. fuhrwerk auf schleif "sohlen, fr. banne
korb für lastthiere, großes tuch zum schütz der waaren, alt-
fr. benne; abgel. com. benöla, chw. banaigl, fr. ban-
ne au benneau, banneton u. dgl. Von dem auch durch
die german. sprachen verbreiteten worte sagt Festus : benna
lingua gallica genus vehiculi appellatur, und in dieser bedeu-
tung und in der eines gefäßes braucht es auch das mlatein.
Damit ist zu verbinden sp. cat. neupr. b a n a s t a , altfr. b a-
naste großer korb: stammt es, was kaum zu bezweifeln ist,
von benna, so muß, da ein selbständiges suffix ast unerweis-
lich ist, dies aus dem suffix aster abgekürzt sein, wie denn
das wort altfr. auch banastre Ren. 1. 149, piem. ebenso lau-
tet; aus goth. bansts dno&^xrj konnte banasta nicht entstehen,
weil eingeschobene vocale nicht betont zu werden pflegen.
Berbice it., wal. berbeace, pr. berbitz, /hbr'e-
bis, pic. berbis schaf; von berbex, einer bei Petronius
vorkommenden gemeinen form für vervex hammel, s. Schnei-
ders lat.gr. 11.227, mlat. berbix in den ältesten Schriftwer-
ken. Daher pr. b e r g i e r , fr. her g er schäfer , in frühem
mlatein berbicarius ; altfr. b ereil schafstall, gleichsam ver-
vecile; nfr. bercail dass., mit vervecale zu erklären.
Bernia sbernia it. , sp. bernia, fr, bernie berne
(bei NicoQ ein grober stoff zu mänteln so wie der daraus
verfertigte mantel; von Hibernia, woher der stoff kam (Nicot,
Covarruvias, Menage). Entsprechend sp. holanda holländi-
sche leinwand, vom ländernamen Holanda u. a. fälle.
Berretta it., sp. birreta, pr. berreta barreta, fr,
barrette mutze, masc. altsp. barrete, pr. birret dass.;
vom spätem lat. birrus (byrrhus) Meid von flockigem stoff, s.
bujo. Eine Urkunde v. j. 532 Brequigny p. 47 hat birreto
auriculari.
Berta it. fopp er ei, lomb. piem, eist er, plaudertasche ;
öS I. BERTESCA-BIADO.
vb. b e r t e g g i ar e foppen; pr. b e r t a u t armer wtfcÄf ? Parw.
occ. 234, henneg. b e r t a u d castriert , vb. bertauder ca-
strieren, fr. bretauder, com. b e r t o 1 d ä die ohren stutzen,
die haare abscheren, altfr. foppen, quälen Nouv. fabl p. Meon
IL 184 ; it. b e r t o n e pferd mit gestutzten ohren ; bertuccio
äffe. Woher dieser stamm bert oder bret, der Verstümme-
lung , Verhöhnung bedeuten muß ? Darf man erinnern an
altn. britian in stücke schneiden, oder an bretön im Hilde-
brandslied, das Lachmann verstümmeln, Grimm IV. 710 zer-
malmen übersetzt ? ltal. berta heißt aber auch ein Werkzeug,
womit man pfähle in die erde stampft , ramme , Jungfer , fr.
demoiselle, und wenn man erwägt, daß die grauenhafte eiserne
Bertha der deutschen sage auch den namen Stempfe führt, mit
deren stampfen oder treten die kinder bedroht wurden (Grimms
myth. p. 255), so ist die herkunft des ital. Wortes deutlich ge-
nug. Ob etwa auch die übrigen roman. Wörter damit zusam-
menhängen oder eigne quelle haben, wird sich minder leicht
ins reine bringen lassen.
Bertesca baltrescatf. Streitgerüste an mauern oder
thürmen zum aufziehen und niederlassen, pr. bertresca,
altfr. bretesche kleines hölzernes mit zinnen versehenes
castell, deren mehrere zur befestigung eines ortes angelegt
wurden, z.b. et a una bertresca sobre cascun pilar e podon
en cascuna XX cavayer estar Ferabr. v. 2337, vgl. Ducange
v. bretachiae. Die herkmift des Wortes ist unbekannt.
ßetula belulla it. pg., dsgl. it. bedello (crem, bed-
dol), cat. bedoly, sp. abedul, pic. champ. boule (für
beoule?) daher fr. boule au (dimin. für beouleau) birke;
von betula betulla, über dessen celtischen im churw. badoign
noch hervortretenden Ursprung s. Diefenbachs celt. I. 206. 207,
Bevero it., sp. bibaro, alt befre, fr. bievre,
wal. breb, neupr. vibre ein in den nördlichen gegenden
lebendes säugethier, biber, altn. bifr, ags. befor beofer, ahd.
bibar, lith. bebru, russ. bober, gael. beabhar, com. befer.
Es ist identisch mit lat. fiber, dessen aspirata im germani-
schen, lithauischen , slavischen und celtischen nach gemeiner
regel zur media werden muste, vgl. Zeuß 1. 44. Bebrinus adj.
findet sich in den scholien zum Juvenal 12, 34.
Biado it., pr. cat. blat, altfr. bled bleif, nfr. ble,
fem, it. biada, mail. ven. piem. biava (vgl Rovigo aus
I. BIANCO-BIASIMO. «3
Rhodigium), alt fr, blee getreide, sowohl der halm wie das
körn; fehlt spart. Daher pr. bladaria, altfr. blairie
weidezins; zsgs. it. imbiadare, fr, emblaver [für em~
bla-er) mit getreide besäen. Die gewöhnliche herleitung ist
aus dem ags. blsed (fj frucht, glück, segen; wie aber über-
haupt nur sehr wenige alte roman. Wörter aus der landwirth-
schaft den german. sprachen entlehnt sind, so ist eine solche
entlehnung aus dem entlegeneren angelsächsischen kaum an-
zunehmen, ja blaed mag aus dem roman. entlehnt sein wie
ahd. fruht aus tat. fructus. J. Grimm gesch. d. d. spr. p. 69
denkt lieber an kymr. blawd mehl, dem aber, so wie es vor-
liegt, das roman. wort nicht gemäß ist. Der ausdruck ist
wichtig genug um hier eine noch unversuchte deutung zu recht-
fertigen, hat. ablata (neutr. plurj gab mit dem roman. ar-
tikel V ablata, V abiada, la biada, als masc. behandelt il biado :
es bedeutet das davon getragene, was auch unser getreide
aussagt, den ertrag, das geerntete : ähnlich scheint unser herbst
so wie das gr. xagnog das geraffte, gesammelte zu bezeichnen
(s. Schwencks d. wb.) , noch abstracter ist das sicil. lavuri
arbeit, feldfrüchte. Mlat. ablatum abladus abladium für messis
kommt wirklich vor. Die erklärung von la biada aus dem
articulierten V abiada ist nicht einmal streng nöthig, aus ab-
lata konnte durch aphärese biada entstehen. Unter den ita-
lischen mundarten braucht die cremonesische biada auch für
oblata, fr. oublie.
Bianco it., sp. blanco, pg. branco, pr. blanc,
fr. b 1 a n c weiß ; vom ahd. blanch, mhd. u. s. w. blanc glän-
zend weiß , überh. weiß , verwandt mit blinken (fehlt goth,
alts.) Im roman. ward es der eigentliche, volksübliche aus-
druck für lat. albus, welches im nordwesten trotz zahlreicher
derivata gänzlich erlosch, im Südwesten (sp. albo, pg. alvo)
die bed. schneeweiß, im ital. die bed. trüblich entwickelte. Nur
im churw. und walach. , worin blank keine aufnähme fand,
blieb ihm sein volles recht,
Biasimo it., Äp.blasmo, pr. blasme, fr. bläme
tadel; vb. b i a s i m a r e u.s.f. tadeln ; von ßXüoyquov (adjj,
ß\aoq>tjnttv. Ein zweites aus ß\aoq)^fxia entstandenes wort
mit seltner Vertretung des f durch t ist it. biastemma be-
stemmia, chw. biastemma, pr. blastenh, altfr. bla-
Stenge, wal, biestern lästerung; vb, biastemmare u.
0* I. BIAVO-BXGIO,
$. f. lästern, fluchen; mit abgeworfenem anlaut (wie in lacio
für flacio) sp. pg. lästima Schimpfwort, wehklage, vb. la-
stimar mishandeln, beleidigen, zum mitleid bewegen.
Biavo it. mdartl. %. b. venez., auch bei Bojar do 2,37,
altsp. blavo, pr. blau (fem. blava), fr. bleu (wie peu aus
pau), daher it. b 1 ü caeruleus; dim. it. b i a d e tt o ; zsgs. s b i a-
vato sbiadato j vom ahd. bläo blaw. Das wort hat sich im
prov. am meisten verbreitet: blavenc, blaveza, blaveiar, bla-
vairö, emblauzir.
B i c c h i e r e it., chw. b i c h e r trinkgefäß, übrigens mit
anlautender tenuis it. pecchero pocal, wal. pehar, pr.
altfr. p i c h i e r pechier, 5p. pg. p i c h e 1, bask. pitcherra ge-
fäß zu verschiedenen zwecken : die Liv. d. rois p. 256 über-
Setzen z. b. auch hamula (kleiner eimer) mit picher. Im spä-
teren mlatein bicarium picarium, altn. bikar, ahd. pehhar, nhd.
becher. Festus verzeichnet ein ähnliches wort bacar evas vi-
narium', wovon aber bicchiere mit seinem radicalen i weit
genug absteht. Ital. becco schnabel bedeutet auch die enge
mündung eines gefäßes, diese bedeutung wäre jedoch auf ei-
nen becher übel angewandt. Mit recht mag man es darum
aus dem griechischen herüberleiten, wo ßixog ein irdenes ge-
fäß bezeichnet: hochdeutscher einfluß konnte b tnp schärfen,
it. pecchero hat sogar deutschen accent.
Bidello it., sp. pr. bedel, fr. bedeau gerichtsbote ;
fußt genau auf dem ahd. petil emissarius Diut. IL 47, minder
genau auf ags. bydel praeco = ahd. butil, nhd. büttel.
Bigio it., pr. fr. bis hellgrau, aschgrau, schwärzlich.
Damit ist zu verbinden piem. pr. bisa, fr. bise (auch sp.
brisa?) nordwind, bret. biz nordostwind, altfr. auch nörd-
liche gegend, norden, z. b. contre bise Brandaine p. 131, de-
vers bise Chans. d'Ant. IL 1 1 : denn den norden nannte man
dunkel oder schwarz, so lat. aquilo von aquilus. Den namen
des windes bisa kennt schon unsre älteste hochd. spräche,
Schweiz, bise beise. Ist nun die würzet deutsch und der name
der färbe aus dem der weltgegend abgeleitet? Isaac Vossius
(Menage orig. d. ling. ital. p. 509) gibt eine etymologie , die
alle rücksicht verdient. Er verweist auf das formell genau
zustimmende lat. bysseus , welches baumwollenfarbig heißen
müste, in seiner bedeutung aber , wie andre ausdrücke für
färben, ausgeartet wäre, Aber ßvaoo; bedeutet auch die braune
I. BIGLIA-BIOTTO. SS
seide der pinna marina, die viel verwebt ward, und in die-
ser hinsieht würde bysseus ganz wohl passen. Was dieser
herleitung aber noch besseren halt gibt , ist das mit bigio
gleichbed. pg. b u z i o , welches gleichfalls aus bysseus entste-
hen konnte, da ja das griech. v mit i sowohl wie mit u aus-
gedrückt ward; dies letztere wort kennt auch Älfric in der
form busius falb, s. Ducange. Die Vereinfachung des ss im
fem. bisabise macht keine Schwierigkeit; sie ist dieselbe wie
im partic. misa mise = lat. missa. — Abgel it. bigione fei-
gendrossel, fr.bis et holztaube, beide nach der färbe benannt,
B i g 1 i a it., sp. b i 1 1 a, fr. b i 1 1 e kugel von bein ; ver-
muthlich vom mhd. bickel knöchlein, Würfel, ndl. bikkel bein-
chen, womit die kinder spielen. Daher abgel. fr. billard
kugelspiel, billot klotz.
Bilancia it. , mail. ven. sp. balanza, pr. balans,
balansa, fr. balance wage; von bilanx bilancis.
Binocolo it., binocle fr. fernglas für zwei äugen;
zsgs. aus bini oculi.
Biondo it., pr. blon (fem. blonda), fr. blond, da-
her sp. biondo? (fehlt pg. und cat.), nhd. blond gleichfalls
aus dem franz. (dafür mhd. val falb). Der einzige anhält,
den die sprachen gewähren, findet sich im ags. blonden-feax
mischhaarig d. h. grauhaarig, aber der Übergang vom grauen
durch das weiße oder hellfarbige zum blonden ist bei aller
Veränderlichkeit der farbenbegriffe (s. z. b. pardo IL b) nicht
unbedenktich. Das übrigens der engl, spräche unbekannte
wort müste von den franz. Normannen in England aufgenom-
men und weiter verbreitet worden sein, daher es im frühem
mlatein nicht vorkommt. Doch darf noch eine vermuthung
gewagt werden: ist blond, das nur vom haar gebraucht wird,
etwa eine rhinistische form aus dem altn. blaud, dän. blöd,
schwed. blöt sanft, weich, nämlich von färbe oder beschaffen-
heit? Vgl. auch Diefenhachs goth.wb. 1.304. Von biondo ist
biondella tausendgüldenkraut, weil es zum blondfärben ge-
braucht wird.
B i o 1 1 o it. armselig , elend , lomb. b i o tt blot , chw.
b 1 u tt nackt, ven. b i o to einfach, lauter, pr. altfr. b 1 o s ent-
blößt, beraubt (in letzterer spräche selten, s. Altrom. sprachd.
p. 51) , neupr. b 1 o u s pur (%. b. aigua blousa) , moden.
bioss nackt, auch bask, bv&viza, Deutsches wort, &*,blutt,
se I. BIROCCIO-BIS.
Schweiz, blutt und blutz, vb. blutten, mlat. in der L. Long.
blutare ausleeren, dsgl. mit z mhd. blöz, woher das pr. blos,
dem bereits ein ahd. blöz die form gewiesen haben muß. Im
mailänd. ist nudus durch biott fast ganz verdrängt worden.
Biroccio baroccio it. zweirädriges fuhrwerk, daher
sp. barrocho; sicher von birotus, aber, wie es scheint, dem
suffix occio, z. b. in carroccio, angebildet. Das franz. wort
ist brouette zweirädriger handwagen, für bi-rouette, wal-
lon. berwette, bei Ph. Mousquet bouroaite.
Birra it., fr. biere, wal. beare ein getränk. Die-
selbe sache wird noch durch ein älteres roman. wort ausge-
drückt, it. cervigia, sp. cerveza, altfr. cervoise, lat. cerevisia.
Das it. birra ist aus dem nhd. bier, das fr. biere aus dem
mhd. bier (spr. bfer einsylb) , einem germanisch-celtischen
wort: ahd. ags. beor, altn. bior, gael. beoir (f.), bret. biorc'h
(m.). Vgl. hiezu Diefenbachs goth. wb. I. 287 und Benecke s. v.
B i s eigentümlich rom. nur in Zusammensetzungen übliche
partikel, die das ungehörige, unächte, verkehrte ausdrückt und
zuweilen in den formen ber bre bar hervortritt: it. biscan-
tare nicht ordentlich singen, trällern, pr. beslei verkehrter
glaube, it. barlume für bislume schwaches licht, fr. bertouser
(bei Menage) ungleich scheren, piem. berliche ein wenig be-
lecken, berlaita molken (unächte, geringe milch, fr. petitlait),
vgl Rom. gr. II. 357. Aber woher diese partikel? Gegen lat.
bis sträubt sich der begriff, gegen das deutsche mis die form,
gegen bret. besk (abgestutzt) beides, besk-aigre z. b. hätte
unfehlbar fr. bechaigre gegeben statt besaigre ; zusammenzie-
hung aus fr. biais wäre zu stark. Sollte es aus lat. vice
entstanden sein ? Vicedominus z. b. ist der Stellvertreter des
herrn, nicht der rechte herr, und so biscantare nicht das rechte
singen, bislume nicht das rechte licht. Lat. v als anlaut wird
ital. und span. leicht zu b , franz. freilich nicht so leicht,
und eben darum ist diese erklärung oder die aus vix nicht
zu halten. Aber möglich wäre, daß man das Zahladverb bis,
sofern es in Zusammensetzungen aus dembegriffe des doppel-
ten in den des schiefen übergeht, wie im sp. bis-ojo doppel-
augig, schielend, fr. bi-ais doppelsicht, schiefe, am ende auch
auf alles verkehrte, ungehörige angewandt hätte, wie im alt-
fr. bes-ivre schlimm betrunken, bes-order übel beflecken, piem.
bes-anca verrenkt (eig. schlecht in den Hüften sitzend) heißt.
L BISACCIA-BLASONE. M
An denselben Ursprung mahnt sp. bis el^ occ. bizel, fr. bi-
seau schiefe ebene.
Bisaccia it., sp. bisaza, fr. besace quersack;
von bi-saccium eig. doppelsack, plur. bisaccia, bei Petronius.
Dsgl. pr. fr. bissac, piem. bersac, von bis-saccus. Für
bisaza findet sich sp. biaza, vermuthUch durch anlehnung an
via viage reise, da s sonst nicht ausfällt.
Bisante it., sp. pg. besante, pr. bezan, fr. be-
sant eine byzantinische münze, mlat. byzantius, auch byzan-
tus, gr. ßv^dvTiog, dessen t hier keine schärfung in z erfuhr.
Biscotto it., sp. bizcocho, pr. biscueit, fr. bis-
cuit Zwieback; von bis-coctus. So auch it. guascotto von
quasi-coctus.
Bitta it., sp. cat. bita, fr. bitte stück holz zu ver-
schiedenem gebrauch, pfähl; wohl vom altn. biti querbalken,
engl, bit, Schweiz, bissen; vgl. in den erfurter glossen p. 279*.
bitus lignum, quo vincti flagellantur.
Bizzarro it. zornig, eigensinnig, seltsam, lebhaft, sp.
pg. bizarro ritterlich, prächtig, freigebig, fr. bizarre wun-
derlich. Für das ital. wort gibt es ein primitiv bizza zorn,
das, wenn es nicht etwa deutschen Ursprungs ist (vgl. ahd.
bizön knirschen) , aus dem fremden bizzarro abgezogen sein
muß, da arr kein ital. suffix ist. Ueber das span. wort läßt
sich nur sagen, daß es sich mit gleicher bedeutung auch im
baskischen findet und daß hier noch ein subst. vorkommt bi-
zarra bart, welches Larramendi in biz arra 'er sei männlich9
zerlegt und die weiteren span. bedeutungen daraus ableitet.
B Jason e it. Wappenkunde, sp. blason, pg. brasäo
wappen, dsgl. rühm, preis, fr. blason wappen, Wappenkunde ;
vb. it. blasonare, fr. blasonner wappenmalen, sp. bla-
son a r rühmen, sich rühmen. Am frühsten bemerkt man dies
wort in Frankreich, wo es schild, eig. Wappenschild bedeutet
(Aubri im Ferabr.iölb, Alex. p. 22, 29), im prov. hat es die form
blezö, später blizö : blezös cubertz de teins e blancs e blaus
Wappenschilde mit weißen und blauen färben bedeckt Lex. rom.
1. 338. Der valenc. wappendichter Jäume Febrer Qgegen ende
des 13. jhj braucht blasö theils für wappen oder wappen-
zeichen (armes e blasö str. 9), theils für rühm oder glänz
(llustre e blasö str. 2), also schon ganz im neuspan. sinne;
die bed. Wappenkunde ist erst später und zwar in Frankreich
Ü8 l BLIAUT-BOJA.
hineingelegt worden. Sein Ursprung kann kaum zweifelhaft
Bein: er liegt im ags. blasse, engl, blaze fackel, daher glänz
sowohl als auszeichnung im schilde wie auch als prunk oder
rühm verstanden; vgl ahd. bläsa trompete, ndl. blazen prah-
len. Die prov. form blezon weist mit ihrem e noch unmit-
telbar auf den ags. vocal a3. S. darüber Bernds wappen-
wissenschaft I. 344. 345.
Bliaut pr. Choix V. 153, auch blizaut Ferabr. v. 707,
dsgl. b 1 i a 1 bliau, alt fr. bliaut Meid von Seidenstoff gewöhn-
lich mit gold bordiert, sowohl für männer wie für frauen, sp.
pg. brial bloß für frauen. Das mhd. blialt bliät bezeichnet
nur den stoff und auch das altfr. wort zeigt nicht selten diese
bedeutung: cote ot d'un blanc bliaut Berte p.34. Wo findet
sich der stamm bli oder blid (letztere form nach pr. blizaut
zu vermuthen), mit dem sich die suffixe ald und al verban-
den ? Ist es orientalisch ? Ducange verweist auf kymr. bliant
feines leinenzeug, das im celtischen selbst nicht wurzelnd mit
dem roman. wort zusammenhängen dürfte, altengl. bleaunt
blehand Halliw.
B o c a it., sp. pg. b o g a , pr. b u g a , fr. b o g u e (Nem-
nich) ein fisch, meerbrassen; vom lat. box bocis (mj bei
Plinius, nach dem gr. ßoafe, /?«£. Paulus in seinen excerpten
aus dem Festus gibt bereits eine halbroman. form, welche
0. Müller für einen acc. plur. hält: bocas genus piscis a
boando appellatur.
B o c c a it., sp. pg. pr. b o c a , fr. b o u c h e mund ; von
bucca baeken, auch für mund oder maul gebraucht, die er-
stere bedeutung nur im wal. buce erhalten. Nach buccea
bucceola bildete sichpr. bucella (mlat. buccella), dsgl. bossi,
altfr. boussin bissen, sp. bozal maulkorb.
Boccale it. , sp. fr. wal. bocal krug , becher; vom
mlat. baucalis, dies vom gr. ßavxähiov gefäß, ßavxaXig auf
einem papyrus, s. Letronne im Journ. d. sav. 1833 p. 478.
Boja altit. s. Lex. rom., pr. boia, altfr. buie kette,
fessel; von boja bei Plautus und andern: bojae genus vin~
culorum tarn ferreae quam ligneae Festus; mhd. boije. Das-
selbe wort ist der schifferausdruck sp. b o y a , pg. b o i e , alt-
fr. b o y e , nfr. b o u e e , dtsch boje u. s. w. ein auf dem was-
ser schwimmendes mit einem seil (boja) befestigtes stück holz.
ß o j a it . henker, auch altsp, b o y a , neupr, b o i o u, wal-
I BOLGIA-BOLZONE, 69
Ion. boie, chw. bojer. Ehe man sich in Untersuchungen
über dieses wort vertiefe, erwäge man, daß die ital. spräche
keine masculina auf a bildet, wohl aber feminina auf a als ma-
sculina behandelt il camerata, lo spia), das wort muß also
ein schon vorhandenes sein, vorhanden aber ist im latein. und
altit. boja fessel, namentlich halsfessel, vgl. Papias bogia tor-
ques damnatorum, wozu die venez. form bogia passt. Dem
Spanier ist ruthe und henker dasselbe, s. verdugo IL b.
Bolgia it., alt fr. böge ranzen, neu fr. b.ouge stüb-
chen ; abgel. sp. b u r j a c a schnappsack ; fr. b o u g e 1 1 e rei-
sesack, daher altengl. bogett bougett, neuengl. budget, letz-
teres wieder ins franz. eingeführt. Es ist das lat. bulga bei
Lucilius, welches Festus ein von den Galliern gebrauchtes wort
nennt: bulgas Galli sacculos scorteos vocant, altirisch bolc
Zeuß 1. 17, gael builg, eben sowohl ahd. bulga (aus dem vb.
belgan schwellen). Uebrigens fließen die roman. formen, wie
oft, aus einer latein. adjectivbildung bulgea (bulgia), keines-
wegs aus dem celtischen oder deutschen. S. über dieses wort
Diefenbachs goth. wb. I. 271.
I Bolla undbullzit., sp. pr. bola bula, pg. bolha bulla,
fr. boule bulle blase, kugel, daher Urkundensiegel (für
letztere bedeutung gilt meist die form mit u), masc. it. b o 1 1 o
sieget, sp. bollo beule; von bulla Wasserblase, beule, buckel.
Span, bola, nebst altfr. pic. boule Windbeutelei, betrug gehen
auf die bed. Wasserblase zurück; daher vb. bouler den
kröpf aufblasen. Abgel it. b o 1 1 e 1 1 a bulletta, fr. b i 1 1 e t Zet-
tel, eig. besiegeltes blättchen; it. b ollettino, fr. bulletin
berichtzettel ; dsgl. sp. bollo n, fr. boulon nag el mit dickem
knöpf, altfr. bolzen: ebenso heißt lat. bulla knöpf des nageis.
Desselben Stammes, von bullire, ist it. b o 1 1 i r e , sp. pr. b u 1-
lir, pg. bulir bolir, fr. bouillir sieden, wallen, in unruhe
sein; hieraus das sbst. it. bollone, fr. bouillon auf Wal-
lung, auch Fleischbrühe (ähnlich sp. caldo mit letzterer be-
deutung , eig. hitze, pic. caudiau, altfr. caudel Ger. de Nev.
p.117); dsgl. sp. bulla, pg. bulha unruhe, auf rühr , da-
her cat. esbulyar verwirren, zerstreuen, und wohl auch
pg. esbulhar genau durchsuchen, berauben (eig. ver stören?),
das man sonst aus spoliare erklärt.
Bolzone it., altsp. altfr. bozon, pr. bossö pfeilmit
stumpfem ende, dsgl. mauerbrecher ; kann, ohne anlehnung an
60 !. BOMBA-BORBOGLIARE.
das deutsche bolz bolzen, mittelst des Suffixes cion aus bulla
nagelkopf (woher auch fr. boulon bolzen) wie fr. hame<?on
aus hamus abgeleitet sein. Die roman. urform bulcio bultio
ist in altdtschen glossarien zu finden.
B o ra b a pr., auch altval. bei A. March, prahlerei, ge-
prange; dsgl. it. bombanza jubel, altfr. bombance bei
Menage, gewöhnlich b o b an c e, pr. b o b a n s a s. v. a. bomba ;
pr. bobans für boban, altfr. bobant dass. Von bombus
gesumse, geräusch, adj. bombicus geräuschvoll, prahlerisch,
bei Venant. Fort. Daher denn auch Wörter wie bomba ein
summendes geschoß, dsgl. bombarda, vb. it. rimbombare wie-
derhallen.
Bomba sp. pg. cat., fr. pompe, engl, pump eine ma-
schine zum wasserschöpfen, pumpe. Nach Adelung vom ge-
räusch, das sie macht: zunächst wohl vom roman. vb. bom-
bare trinken, schlürfen, denn die pumpe saugt, aber auch
dies verbum ist ein naturausdruck, s. bobo 71. a. Der Ita-
liäner nennt sie tromba, nicht weil sie ein trompetenartiges
geräusch macht, was nicht der fall ist , sondern weil Iromba
aus lat. tuba entstand und dies 1) trompete, 2) röhre in ei-
nem druckwerke heißt.
Bonaccia it. , pr. bonassa, fr. bonace, sp. mit
eingeschobenem n bonanza meeresstille ; eig. heiteres wetter,
von bonus, vgl. sp. bonazo friedlich und wal. resbune es
heitert sich auf. Das gegentheil davon ist altsp. malina un-
gewitter, von malus.
Bonete sp. pg., pr. boneta, fr. bonnet mutze. Ur-
sprünglich name eines Stoffes : ab illo tempore nunquam inductus
est squarleto vel panno viridi seu bonneta Guill. de Nangiaco
(um 1300). Woher dem stoff dieser name geworden, muß
dahingestellt bleiben. Indessen erkennt J. Grimm zu Merkel
L. Sal. p. LIV in dem malbergischen ob-bonis (obpinis, abon-
nis unterhaube, haarbinde) ein dem roman. bonneta bereits
verwandtes wort.
Borbogliare it., pic. b o r b o u 1 1 e r murmeln, sp. bor-
bollar, pgf.borbolhar borbulhar sprudeln, blasen werfen,
cat. borbolyar verwirren , betrügen; sbst. sp. b u r b u j a ,
pg. borbulha Wasserblase, knospe (etwas hervorquellendes).
Die hispan. verba erklären sich vielleicht aus einem ver-
stärkten lat. bullare, bei den andern mag dies zweifelhafter sein,
I. BORPA-BORDO. 61
wiewohl die begriffe sprudeln und murmeln sich nahe berüh-
ren. Neben borbogliare stellt sich nämlich noch das gleich-
bed. borbottare, alt fr. b o r b e t e r Chron. de Ben. III. 529,
pic. borboter , neben sp. borbollar ebenso das gleichbed.
bo r b o t a r, ohne zweifei naturausdrücke wie gr. ßoQßogv&iv
brausen, gael. borban gemurmel, vermuthlich auch it. bürbero
mürrisch. Eine andre form mit der bed. murmeln lehnt sich
an barba: sp. barbotar, mail. barbottä, pic. barboter, cat.
barbotejar. Dazu noch it. barbugliare, sp. barbullar unver-
ständlich sprechen.
B or da pr. cat, b o r d e altfr. baräke; vom goth. baurd,
altn. bord, ahd. bort tafel, brett, vgl. ir. gael. börd, kymr.
bwrdh. Daher it. bordello, pr. fr. bordel, sp. burdel
(auch adj.J, urspr. hüttchen, s. die stellen bei Ducange, altfr.
auch fem. bordela schlechte hütte Serm. de Bern. 555.
Borde sp., pr. bort, altfr. bor de (sbst. u. adj.) ba-
stard, nebenschößling. Es ist augenscheinlich das primitiv des
späteren tat. burdo maulthier, bastarä des pferdes (burdonem
producit equus conjunctus asellae, s. Ducange), welches aber
selbst ein fremdwort sein muß und von einigen etymologen
mit dem deutschen beran (tragen) zusammengestellt wird, s.
Schwencks beitr. I. 17, Gr äff III. 163. Burdo fehlt in diesem sinne
dem roman. gebiete, denn das im prov. Elucidari, dem nicht
überall zu trauen ist, angeführte burdo ist offenbar lateinisch,
B o r d o it. sp. pg. (der Spanier sagt auch borde), fr. b o r d,
fem. altsp. pg. borda rand z.b. des Verdeckes, wal. boarte
kränz; vom ahd. bort, alts. bord rand, schiffsrand, vgl. ahd.
borto band. Daher sp. bor dar, fr. bor der, engl, bor-
der einfassen. Das span. wort bedeutet auch sticken, wie
sich denn beide handlangen nahe berühren, allein dafür be-
sitzen andre sprachen eine besondre form: cat. brodar, fr.
b r o d e r , engl, broider , kymr. brodio , zusammenfallend mit
dem gael. brod, altengl. brode stechen, denn auch stechen und
sticken, fr. brocher, sind verwandte handlungen. Eine an-
dre form ist wall, b r o s d e r , altsp. altpg. b r o s 1 a r für bros-
dar (mlat. brosdus aus dem 10. jh., später brustus gestickt],
offenbar vom gleichbed. ahd. ga-prortön, sofern dies nebst ags.
brord, altn. broddr spitze, Stachel auf ein goth. bruzdön zu-
rückführt, vgl Grimm P 319 und zumal Diefenbachs goth. wb.
L 285,286.
02 I. BORDONE-BORNIO.
Bordone it., sp.pr. bordon, pg. bordäo, fr. bour-
don stütze, pilgerstab. Der wandrer konnte den stab, auf
den er sich stützte, vergleichungsweise sein lastthier nennen
und so ist bordone nichts anders als das so eben berührte tat.
burdo, welche uralte etymologie zu unterstützen Covarruvias
treffend das sp. muleta (maulthier und krückenstock) anführt.
Bordone it., sp. bordon, pg. l>ordäo, fr. bour-
don bass, basssaite, fr. auch hummel, vgl. atticus (attacus)
vel burdo Gloss. Aelfr.; üb. fr. bourdonner summen. Ist es
richtig, daß die langen trompeten oder Orgelpfeifen diesen na-
men führten (Ferrari, Ducange), so konnte man ihn von dem
der langen pikjerstäbe (s. den vorigen artikel) entlehnt haben
und hiernach wäre das gael. bürdan gesumme, altengl. bour-
don, von außen eingeführt.
Borgo it., sp. pg. burgo, pr. bor c, fr. b ourg kleine
Stadt, flecken. Dasselbe wort ist in allen germanischen spra-
chen heimisch und seine würzet darin nachweislich, goth. baurgs,
ahd. bürg von bairgan bergan. Indessen kannten auch die
spätem Römer das wort burgus und zwar als ein vulgäres:
castellum parvum, quem burgum vocant sagt Vegetius de re
milit. 4,10; und wenn es aus dem deutschen in das latein
übergieng, so scheint es wenigstens seine ausprägung als ma-
sculin demgr.nvgyog zu danken. Aus diesem längst vordem
falle des westlichen reiches dem Römer bekannten burgus ist,
genau genommen, das roman. borgo herzuleiten, nicht unmit-
telbar aus dem deutschen bürg, aus welchem sich die abl. it.
borgese, sp. bürg es, pg. burgel, /r. bourgeois nicht
entwickeln konnte (vgl. franco) d. h. in der röm. Volksspra-
che muß schon burgensis gegolten haben, bis durch einfluß
des deutschen bürg die form mit gutturalem g it. borghese,
pg. burguez, pr. borgues, altfr. borgois daneben aufkam. Auch
im span. Ortsnamen Burgos hat sich das wort erhalten, es
ist eine pluralform, lat. Burgi Burgorum, wie denn die Stadt
mit Vereinigung mehrerer dörfer (i. j. 884) erbaut ward, s.
Esp. sagr. XXVI. 169. lieber die weite Verbreitung dieses
Wortes vgl. Diefenbachs goth. wb. I. 264.
Borino it., burin fr., sp. pg. buril, altsp. boril
grabstichel; wohl vom ahd. bora terebra, borön terebrare.
Bornio^., bornicaf., borgne/r. einäugig; vb. alt-
fr. borgnoier. Bedeutete es ursprünglich schielend wie in
I. BORRA-BOSCO. 63
einer mundartl. Zusammensetzung mit oculus (bornicle schie-
lendes auges Dict.genev. p.42, im Jura bournicler schielen),
so ist sp. bornear krümmen, ausweichen gleiches Ursprunges:
in derselben spräche heifit tuerto gekrümmt, schielend, ein-
äugig. Woher aber dies wort? Das bret. born steht zu
einzeln im celtischen da, um nicht verdacht der entlehnung
aus dem franz. zu erregen. Die limeus. form ist borli.
Borra it. sp. pr., bourre fr. kurze wolle, flockiger
Stoff u. dgl. Wir haben hier, wie schon Aldrete fol. 47a an-
merkt, den singular des bei Ausonius vorfindlichen burrae
possen , lappalien (auch it. borre , sp. borras in demselben
sinne) vor uns : flocke und posse berühren sich öfter. Aus
diesem burra bildete das ältere mlatein ein adj. reburrus
struppicht, kraus. Dahin gehört auch sp. borra borro jun-
ges schaf, mit kurzer wolle, abgel. borrego dass.; itbox-
raccia, sp. borracha weinschlauch (von ziegenfell?) ; pr.
borräs, fr. bourras grobes tuch; vb. fr. bourrer, it.
abborrare mit wolle ausstopfen, sp. pg. borrar sudeln,
klecksen (mit beziehung auf burrae possen ?) ; sbst. sp. b o r-
ron, pg. borräo klecks. Vgl. burro.
Borrace it., sp. borrax, fr. borax ein aus China
und Japan kommendes mittelsalz ; vom arab. büraq Golius
260, Freytag I. HP.
Borraggine^., zsgz. borrana, sp. borraja, pg. bor-
ragem, pr. borrage, fr. bourrache, wal. borantze
ein kraut, lat. borrago.
B o r s a it. pr., sp. pg. b o 1 s a , fr. b o u r s e geldbeutel,
börse, auch wohl wal. boase und bask. molsa, vom mhU
byrsa (ßvQoa) feil, leder.
Borzacchino it., sp. borcegui, fr. brodequin
art halbstiefel; vom mndl. broseken KU., in älterer gestalt
brosekin, dimin. von broos (f.) mit gl. bed., vermuthlich um-
gestellt aus byrsa leder, wie auch leerse Stiefel aus leer (le-
der) enstand.
Bosco it., sp. pg. bosque, pr. bosc, fr. bois, mlat.
boscus und buscus gehölz. Dieses wort darf nach J. Grimm
(über diphthonge, vgl. gramm. IL 277) auf eine deutsche Wur-
zel zurückgeführt werden, bauen, wovon eine ahd. adjectiv-
form buwisc buisc baumaterial, holz (wie fr.bois) anzuneh-
men wäre ; auch das sbst, busch brauchte nicht eben aus dem
64 I. BOSSO-BOTTE.
vornan, zurückgekehrt zu sein (doch wohl mhd. bosche?) Das
deutsche ü müste sich also im roman. durch position gekürzt
haben, daher bosco für busco, s. busca. Die franz. abll.
bosquet und bocage für die veralteten boschet boschage
schließen sich mit ihrer kehlt enuis den südlichen formen (it.
boschetto, sp. boscage) an; auch bouquet blumenstrauß
für bousquet (vgl. lat. silva wald, dsgl. menge pflanzen) ist
hieher zu nehmen. Zsgs. ist it. imboscare, sp. pr. em-
boscar, fr. embusquer (alt embuscher und embuissier)
in den busch d. h. in den hinterhalt legen, daher im Garin en
un bruillet (gebüsch) les a fait embuschier Ducange tf.brolium.
Bosso it., sp. box, pg. buxo, pr. bois, fr. buis
buchsbaum; von buxus. Daher abgel. it. buscione, fr.
buisson, pr. boisson Strauch (nicht von bois bosc, wel-
chen nur ein pr. boscon gemäß sein würde) ; dsgl. it. bössolo
buchsbaum und büchse , sp. brüxula compass (mit eingescho-
benem r, vgl. pr. brostia unter boite II. c), fr. boussole,
so wie sp. buxeta, pr. bosseta, fr, bosselte schachtet
von buchs, überhaupt büchse.
B o tt a it., alt fr. botte, auch b o z Ren. II. p. 152, kröte,
champ. dauphin. böte; scheint aus deutscher Wurzel in bö-
zen stoßen, treiben, so daß es das aufgetriebene thier bezeich-
nete. Auch sp. boto adj. stumpf, fr.bot in pied bot klump-
fuß, b o 1 1 e klumpen, chw. b o 1 1 hügel, wal. b u t a c i u stumpf,
blöde (ungr. buda) müssen dieser Wurzel zufallen: nhd. butz,
blitzen, ndd. butt bedeuten etwas abgestumpftes.
Bottare it. in dibottare durcheinander schlagen, dsgl.
buttare ausschlagen (von bäumen), sp. pg. pr. botar, fr.
b outer stoßen; vom mhd. bözen stoßen, klopfen, doch nä-
hert sich bultare formell mehr dem mhd. biuzen. Sbst. mail.
butt knospe, it. botto, botta, sp. böte, fr. botte stoß,
b o ut ende, spitze (obd. bütz brustwarze), daher debout auf-
recht, mettre debout mit dem ende hinstellen, aufrecht stellen,
dsgl. aboutir zu ende gehen. Abgel. it. bottone, sp. pr.
boton, fr. bouton knospe, knöpf, eig. etwas hervorstoßen-
des, ausschlagendes, vielleicht buchstäblich das ahd. bözo bündel
(knollen?). Auch kymr. bot böth runder körper ist verglichen
worden, die ital. doppelform aber mit t und z in bottone und
bozza (s. unten) scheint deutschen Ursprung anzuzeigen.
Botte it., sp.pr. bota, fr. botte boute, wal. böte
I. BOTTEGA— BRACA. 65
bute haben die bedd. faß, kübel, schlauch, stiefeln, dgl. Die
Wörter sind vielen sprachen gemein, z. b. gr. ßovtig ßvrig
flasche, ags. butte, nhd. bütte ein großes gefäß, gael. bot Stie-
fel. Butte begegnet schon in einer Urkunde v. j. 564 Marini
pap. dipl. p. 124. Abu. sind it. bottiglia, sp. botilla bo-
tija, fr. bouteille, mlat. buticula, in den casseler glossen
puticla, in einem scherzhaften artikel zur L. Sal. (cod. guelf.
8.jhJ aber schon botilia; dsgl. it. bottino Wasserbehälter,
ahd. butin, ags. byden u. a. m.
Bottega it., sp. botica, pr. botiga, /r.boutique
kramladen; von apotheca vorrathskammer , neap. mit tenuis
potega, sie. putiga.
B o 1 1 i n o it., sp. b o t i n , beide wohl aus dem fr. b u-
tin beute; vom nord. byti, mhd. büten, s. Benecke.
Bozza it., pr. bossa, fr. bosse, pic. boche beule,
adj. fr. b o s s u buckelig u. a. , dsgl. it. b o c c i a knospe, ku-
gel, sp. bocha mit letzterer bed., pg. bochecha aufgebla-
sener backen. Im latein. sucht man diesen stamm vergebens;
leicht aber erkennt man darin das unter botta schon erwähnte
hochd. blitze bulzen etwas abgestumpftes, klumpenartiges, vgl.
ndl. butse beule, vom mhd. bözen stoßen (hervorstoßen), s.
o&ewbottare. ltal. bozza und bozzo bedeuten auch einen grob
bearbeiteten d. h. einen noch unförmlichen stein, daher das vb.
abbozzare aus dem rohen arbeiten, pg. esbocar, altsp.
sbst. esbozo = it. abbozzo, wogegen das sp. bosquejar eine
sehr abweichende g estalt zeigt. — Derselben herkunft wie die
obigen formen mit radicalem o sind andere mit u : it. b u z z o
bauch, nadelküssen, sp. buche busen, kröpf, mögen, auch
bausch eines kleides; sp. buch et e s. v. a. bochecha; fr.
but erhabene mitte eines dinges, ziel des schützen, zweck
(wie auch das deutsche zweck ursprünglich den zweck oder
nagelkopf im mittelpunct der scheibe bedeutet), zsgs. debut;
fem. bute aufgeworfener erdhaufe (altn. bütr abgestumpftes
ding). Von buzzo ist mail. buzzecca, piem. buseca, it.
busecchio gedärm, vgl. ahd. gebuzze exta (Gr äff 111. 233).
An sp. buche scheint sich auch zu schließen bucha brot-
behälter, Sparbüchse, vb. buchar verstecken.
Braca it., sp. pg. braga, pr. braya, altfr. braie
hose (gew. im plur.), sp. braga, nfr. braie windet; vom lat.
braca, angeblich ein gallisches wort, bret. bragez.
5
66 I. BRACCO-BRANCA.
Bracco it., sp. braco, pr.br ac, fr. braque Jagd-
hund, Spürhund; vb. it. braccare nachspüren; vom ahd.
braccho, nhd. bracke, Span. adj. braco stumpfnasig. Aus
der altfr. form bracon floß braconnier Wilddieb, vb. b r a-
c o n n e r in fremdem gehege jagen.
Bragia brascia braciaitf., sp. pr. brasa, pg. braza,
fr. braise glühende kohle, fläm. brase KU.; vb. it. abbra-
giare, sp. abrazar, fr. embraser anzünden, altfr. es-
braser Liv. d. rois p. 307. Vom altn. brasa löthen, schwed.
brasa flammen, wie Diefenbachgoth. wb. L 327 gegen die deutung
aus ags. blaese fachet (wovon blason) mit recht behauptet; dies
nord. brasa wäre denn das ags. bräsian v er erzen , woraus
sich die ital. form bragiare gut erklärt, bracia aber ist aus-
geartet wie cacio von caseus. Dieselbe deutung schon in
Wächters gloss. germ. und Löschers literator celta p. 94. Zu
merken ist noch mail. brascä anzünden.
Brago it., pr. brac schlämm, altfr. brai schlämm,
theer, nfr. brai in letzterer bed., daher sp. brea, pg. breo
breu? vom nord. bräk thran; vgl. auch wallon. briac pfütze.
B r a m a r e it., chw. brammar heftig verlangen, sp. pr.
bramar, fr. bramer schreien, neupr. bramä mit beiden
bedd., vgl. altcat. glatir bellen, neucat. begehren, und Festus
stelle: latrare Ennius pro poscere posuit. Es ist das ahd.
breman, ndl. bremmen brüllen, entsprechend dem gr. ßgs^isiv.
B r a n c a it. altsp. altpg. pr., fr. b r a n c h e, pr. auch masc.
branc kralle, zweig, wal. brence vorderfuß, mlat. branca
leonis eine pflanze (um 1070). Verwerflich ist die deutung
aus brachium mit eingesetztem n, da eine solche form immer
nur brancia ergeben konnte. Unzweifelhaft ist branca ein sehr
altes roman. wort, ja vielleicht schon der römischen Volks-
sprache bekannt : für ersteres spricht die ital. abl. brancicare
mit palatalem c, indem solche bildungen nur aus alten stam-
men hervorgiengen oder doch in alter zeit entstanden, für
letzteres das dasein des Wortes im walach. mit eigentümli-
cher bedeutung. Zusammenhang desselben mit dem altgael.
brac, com. brech (e aus a), kymr. breich arm (des baumes
äste sind seine arme) mit ausgefallnem n muß man anerken-
nen und vielleicht vergegenwärtigt das bret. brank noch die
reinere form. Vgl. Diefenbachs cell. I. 210. Von branca kommt
it. brancolare tappen u. a. m.
I. BRANDO— BRAVO. 67
B r a n d o it., pr. b r a n, altval. b r a n t (noch bei A. March),
altfr. brant branc bran schwertklinge (branc de Fespee);
vom ahd. brant titio, altn. brandr gladius, vgl. wegen der be-
deutungen den span. schwertnamen Tizon = titio , später in
Tizona verändert. Daher it. brandire, pr. fr. bran dir,
sp. blandir den degen schwingen; dim. fr. brandiller
schwingen, dsgl. branler, zsgs. ebranler, für brandoler. Eine
andre abl. ist pr. b r a n d ö , fr. b r a n d o n , sp. b 1 a n d o n
fachet ; altfr. b r a n d e r brennen, in flammen stehn s. Chron.
de Fantosme v. 958, neupr. brandä, vielleicht auch piem.
brande kochen, wallen.
Brandone it., zsgz. b r a n o, fetzen fleisch oder tuch,
altsp. b r a h o n (für bradon) tuchlappen, pr. b r a d o n brazon
braon, altfr. braion, lothr. bravon, engl, brawn wulst fleisch,
dickbein; vb. it. sbranare, altfr. es braon er zerfleischen;
vom ahd. bräto (acc. brätun bräton) fleischiger theil, wade.
B r a v o it. sp. pg., brau pr. (f. brava), b r a v e fr. (hier-
aus unser brav); abgel.sp. pg. bravfo. Die älteste noch im
Südwesten fortdauernde bed. ist ' unbändig , stürmisch*, daher
sp. braviar brüllen; aber auch im altital. liest man unde
brave stürmische wogen s. Archiv, stör. it. app. num. 18 p. 50»
Besonders braucht man es von ungezähmten thieren, selbst
von wilden pflanzen: mlat. bravus bos, it. bue brado (für
bravo) junger noch nicht ans ziehen gewöhnter ochse, npr.
brau stier , cat. kalb, sp. ganso bravo wilde gans, pg. uva
brava wilde traube. Daran knüpft sich die bed. stürmisch
im kämpf, tapfer, sodann tüchtig, trefflich, stattlich. Das fr.
brave, welches jene grundbedeutung nicht anerkennt, muß erst
später aus dem ital. oder span. entlehnt sein; das wort fehlt
der älteren spräche , worin es brou oder breu hätte lauten
müssen: die ursprüngliche form und bedeutung aber blickt noch
hervor aus e b r o u e r brausen , rabrouer grob anfahren,
die aus brau entstanden wie clouer aus clau, wiewohl Le Du-
chat rabrouer aus lat. abrogare deutet. Die herkunft von
bravo ist nicht ganz sicher. Drei Wörter aus drei verschie-
denen sprachen bieten sich der erwägung dar: lat. pravus
verkehrt, unrecht, kymr. braw sbst. schrecken, ahd. raw
roh. Aus pravus konnte bravus geworden sein, aber die be-
deutungen stoßen sich ab; übrigens findet sich das lat. wort
im pr. prau richtig geformt und ganz in seinem lat. sinne.
68 I. BRAZA-BRIBE.
Bessere ansprüche scheint das ganz formgerechte braw zu ha-
ben, allein ist dies nicht verdächtig, daß es dem Romanen in
seiner eigentlichen geltung als Substantiv fehlt? Das bret. brnö
(schön, lieblich) ist nebst dem gleichbed. ndl. brauwe (s. Ki-
lian) nicht celtischer, sondern franz. herkunft. Wie aus dem
lat. crudus konnten sich aus dem ahd. raw leicht die bedd.
unbiegsam, wild, rauh, tapfer entfalten, auch macht die form
wenig bedenken, da b. in mehreren fällen den anlaut r ver-
stärken muß (vgl. bruire, brusco und IL c. braire).
B r a z a sp. pg., pr. b r a s s a, fr. b r a s s e ein längenmaß,
klafter; vom plur. brachia die (ausgestreckten) arme, daher
ältfr. brace levee mit offnen armen Chans. d'Ant. 1.47.
ßrenno genues., piem. comask. pr. altfr. altsp. bren,
piem. auch b r a n kleie, nfr. b r a n ab fall, auswurf; nach Die-
fenbach goth. wb, I. 321 auch sp. b rana ab fall von bäumen;
ein celt. wort, gael. bran, kymr. brän, bret. brenn kleie.
B r e s c a sp. cat. pr., v r i s c a sie, b r e s c h e altfr. ho-
nigwabe, in späterem mlat. brisca; gilt für celtisch: ir. briosg,
kymr. bresg, bret. bresk, s. Villemarque dict. fr. br. p. VII.
B r et e sp. fußschellen, pg. vogelschlinge, pr.br et (bretz ?
Lex. rom. II. 256) nebst altfr. bret mit letzterer bed. ; abgel.
altfr. b|r o i o n schlinge Ch. d. Sax. 1. 233, IL 85, Ogier v. 1939;
b r e t e 1 1 e tragband, comask. b r e t e I a bartela Schwanzriemen.
Diese Wörter scheinen stammgenossen, ihre herkunft aber ist
unsicher.
Brettonica it., sp. pg. bret o nie a eine pflanze; von
betonica, nur wegen des eingeschobenen r zu erwähnen, fr.
betoine.
Brezza it., fr. brise, engl, breeze kühler windes-
hauch, sp. briza brisa nordostwind (sofern dies nicht zu
bisa gehört, s. oben bigio) ;l daher it. ri-brezzo schauer?
Vielleicht vom it. rezzo, mit verstärktem anlaut.
Bri b e fr. stück übrig gebliebenes brot, wall, brib almo-
sen; vb. wall, brib er, pic. brimber auf bettelei ausgehn.
Die picard. form für bribe ist brife, daher altfr. brifer
gierig essen (wie der bettler das brot), brifaud fresser,
auch bret. brifa brifaod, wohl auch it. b r i f f al d a dirne, land-
streicherinn. Denkt man sich bribe aus ahd. bilibi brot, nah-
rung entstanden, indem 1 in r übertrat (vgl. unten navilio),
so erklärt sich zugleich das picard, f aus ndd. form, *. b. ags.
I. BRICCO— BRIGA. «9
bilifen; doch findet sich vielleicht eine einfachere erklärung.
Offenbar derselben herkunft ist sp. b r i b a r ein landstreicher-
leben führen = wall, briber; sbst. briba, it. birba land-
streicherleben; sp. bribon, it. birbone, birbante, alt-
fr. briban landstreicher.
B r i c c o it., b r i q u e fr. Ziegelstein ; vom ags. brice abge-
brochenes stück, engl, brick, urspr. also wohl ein bruchstein.
Henneg. und bürg, bedeutet brique überhaupt ein stück: bri-
que de pain ist = ags. hläfes brice. Bim. it. briccolino
und briciolo krümchen. Zu demselben stamme gehört wohl
auch it. bric ca rauhe gegend, piem. brich alpe, comask. sbrich
absturz.
Brie co it. in s-brieco, daher brice one, pr. bric
bricon (auch fem. bricona), altfr.— prov. schelm, spitzbube
(gesellt sich gerne zu fol, s. Gar. IL 24, Lex. rom. IL 258).
Nach Ducange vom roman. briga zank, wozu aber die kehU
tenuis nicht passt. Näher liegt ahd. brecho verletzer, störer,
vgl. hüs-brecho praedator , ags. brica, dsgl. altfries. breker
Verbrecher.
Brida sp. pg. pr., fr. bride, altfr. bridel, it. pre-
d e 11 o zäum; vom ahd. brittil, pritil (mhd. briten weben). Eine
andre form ist it. briglia aus dem zsgz. britl, daher ent-
lehnt das wal. bregle; eine dritte it. brettine (für brettile ?)
Briga it. altpg., altfr. brigue, sp. pg. pr. cat. brega
zank (ital. auch geschäft, cat. lärm, getümmel, nfr. bew er-
bung); vb. it. brigare, fr. briguer eifrig streben, drin-
gend bitten, sp. bregar, pg. brigar zanken, sich anstren-
gen, pr. cat. bregar reiben; dsgl. it. br ig ante aufwiegler
(adj. geschäftig), pg. brigäo zänker , sp. b er gante, pg.
bargante spitzbube, schelm, fr. brigand Straßenräuber ; it.
brigata gesellschaft , rotte, heerschaar , daher fr. brigade.
Daß sich alle diese Wörter zu einem stamme brig mit kurzem
i bekennen, ist leicht zu ermessen; die grundbedeutung mochte
unruhe, geschäftigkeit sein. Die german. sprachen bieten die-
sen stamm nirgends, bekannt ist dagegen das celt. briga in
Städtenamen (Humboldt urbew. Hisp. p. 143) und das kymr.
brig gipfel, aber auch nur der buchstabe gewährt anlehnung.
Sonderbar liegen grade im ital. die worte am vollständigsten
und reinsten vor (vgl. auch noch die zsgs. disbrigare, imbri-
gare), während im Südwesten der stamm zwischen brig breg
*0 I. BRILLARE— BROCCO.
berg barg schwankt. Das span. Wörterbuch stellt auch ein
veraltetes briga stadt, flecken auf, es ist aber nur ein von
den gelehrten eingetragenes wort. Brigante ist im ital. ein
klares particip, das keiner herleitung aus dem celt. Völker-
namen Brigantes bedarf, die franz. und port. formen brigand
brigäo aber haben etwas fremdartiges, sie erinnern awtruand
truäo (s. das.) Im mlatein verstand man unter brigantes
leichtes fußvolk, daher fr. brigand ine art panzer; das it.
b r i g a n t i n o soll ursprünglich raubschiff bedeutet haben. Man
sehe auch Vief. celt. 1.212 ff. goth.wb. 1.322.
Brillare it., sp. pr. brillar, fr. briller glänzen,
funkeln. Da die ital. spräche nicht brigliare gibt, so enthielt
auch das etymon, wenn nicht alles trügt, die doppelconsonanz
11, die sich in den übrigen sprachen ohne Schwierigkeit er-
weicht, und so ist die bekannte herleitung aus beryllus (in
der parmes. mundart brill) name eines durchsichtigen Steines,
grammatisch vollkommen richtig , ja das pr. und fr. 11 ließe
sich auf die alte form bericle aus beryllus beziehen. Dem
begriffe etwas näher läge zwar vibrillare von vibrare funkeln,
glitzern, aber das suffix ill würde it. eil (brellare) verlangen;
für vibriculare war brigliare zu erwarten.
B r i n arag. pr., pg. b r i m, fr. b r i n faser ; scheint glei-
ches Ursprunges mit bren, s. brenno.
Brio it. sp. pg., briu pr. lebhaftigkeit , kraft, muth;
daher pr. brivar abrivar drängen, partic. abrivatz, alt fr.
abrive eilfertig; ob auch it. abbrivo voller lauf des schiffes,
abbrivare absegeln, und nicht von ab-ripare? Nahe liegt gr.
ßQiav stark sein; näher aber doch wohl das altirische brig
Zeußl.26, gael. brigh kraft, leben, vgl. pr. crau aus crag.
B r o c c a it., pr. fr.hr o c kanne, krug, daher das Schweiz.
broke brög hübet. Nach Ferrari vom gr. ngo/ovg wasser-
krug; nicht verwerflich, da der gr. anlaut n in einigen fällen
zur media wird. Wer steht aber dafür, daß dies wort nicht
mit dem folgenden identisch sei, indem man das gefäß nach
seiner hervorstehenden schnauze benannte ? Schon Le Duchat
dachte daran. Ein diminutiv ist pr. b r o i s s o n hals der flan-
sche (gleichsam lat. broccio), pic. brochon auch visier des
helmes (urspr. etwas hervorstehendes).
B r o c c o it. (verstärkt s b r o c c o sprocco) spitzes pflöck-
chen, auch sprößchen, alt fr. und noch picard. broc spitze,
I. BRODO-BRONCO. 71
spieß, fem. it. brocca, sp. pg. pr. b r o c a, fr. b r o c h e spieß,
hölzerne nadel (s. brocca Ducange), spitzer pfähl, gespaltene
stange, gabel, haken; dimin. it. bröccolo kohlsprosse (vgl. die
bedd. des it. sverza kohl und splitter) ; vb. it. broccare,
pr. brocar, fr. brocher stechen, sticken, daher broccato,
brocard ein mit blumen durchwirkter Stoff. Es wäre über flüs-
sig dieses wort in fremden sprachen zu suchen, da dielatein.
es buchstäblich enthält. Brocchus broccus bei Plautus und
Varro bedeutet einen vorragenden zahn, daher der röm. Zu-
name Brocchus, hieraus konnten sich die bedd. zinke, spitze,
haken, klammer u. s. f leicht entfalten.
Brodo, broda it., sp. pg. brodio bodrio, pr. bro,
daher fr. b r o u e t brühe; vom ahd. brod, ags. brodh, ir, broth,
gael. brot, alle mit ders. bed.
B r o g 1 i o bruolo it. (s. erster es bei Ferrari), pr, b r u el h,
fr. breuiJ, fem. pg. brulha, pr. bruelha, altfr. bruelle
umzäuntes gebüsch oder baumstück, brühl; vb. it, brogli-
are, altsp. brollar, pg, pr. brolhar, fr. brouiller,
pg. auch abrolhar (sbst. abrolho , sp. abrojo) sprossen,
sprudeln, sich empören (hervorbrechen), it. broglio empörung.
Ein altes zeugnis gewährt das Capit. de villis : lucos nostros,
quos vulgus brogilos vocat, sonst auch broilus brolius im mlat.
Das wort wird für celtisch gehalten: kymr. brog heißt auf-
Schwellung , ein mit keimen und sprudeln verwandter begriff;
brog-il aber mit dem suffixe il hat sichtbarlich deutsche aus-
prägung erfahren, wenn nicht die würzet selbst deutsch war
(vgl mhd. brogen sich erheben), wie denn das wort auch in
alten deutschen Ortsnamen vorkommt, Graft' HL 282. Abgeleitet
von fr. brouiller vermengen, verwirren, trüben, ist brouil-
lon Unruhstifter, dsgl. concept (eig. sudelblatt) , aber wohl
nicht brouillard nebel, s. brouee IL. c.
B r o n c o it. stamm, stock, altfr. b r o n c ? (s. zur Pass.
Christi str. 10), dsgl, fem. b r o n c h e Strauch, altsp. b r o n c h a
ast ; abgel. it. broncone abgehauener ast; vb. fr. bron-
cher straucheln (wie it. cespo Strauch, cespicare straucheln),
pr. abroncar anstoßen, anklopfen. Darf man dazu gesellen
pr. b r uc rümpf, stumpf, vb. burcar (umgestellt aus brucar?)
stolpern, so ist n eingeschoben, was sich auch durch das parm.
brocon = it. broncone so wie durch das mail. brocca ast =
altfr. bronche bestätigt, und bronc könnte zu brocco gehör en5
98 I. BRONZO-BROZA.
beide formen schon im lat. broccus broncus vorgebildet. Spitzer
pfähl und stamm sind freilich verschieden , aber wir kennen
das lat. wort nicht in allen seinen bedeutungen. Doch mag
auch erwogen werden ahd. bruch, ndl. brok etwas abgebro-
chenes, abgestumpftes (daher Strauch, Staude), dem das pr.
bruc in jedem sinne entspricht. Dieselbe herkunft verräth
auch das sp. pg. adj. b r o n c o rauh, plump, stumpf von geist
(vgl. für diese bildliche anwendung lat. truncus und nhd. klotz),
so wie pr. b r o n c grobheit; in erster em erblickt Aldrete fol.47a
entschieden das lat. broncus.
Bronzo it., sp. bronce, fr. bronze eine metallmi-
schung, erz; vb. it. ab-bronzare verbrennen, schwärzen
(von der sonne) , altsp. bronzar, fr. bronzer eine erz-
färbe geben. Nach Muratori u. a. von bruno , also für bru-
nizzo bruniccio bräunlich; eine accentv er Schiebung , die sich
am schicklichsten aus einem vorausgegangenen vb. brunizzare
(vgl. ßaXUteiv balzare) erklärt, da in nominalableitungen nur
unsichere beispiele derselben vorkommen. In der venez. mundart
bedeutet bronza glühende kohle, vielleicht das dtsche brunst gluth.
Brote, brota sp., pr. brot, fr. brout (fehlt it. pgj
knospe, auch sp. pr. broton; vb. sp. pr. brotar knospen;
vom ahd. broz sprosse, brozzen sprossen. Celt. beziehungen
in Dief. goth. wb. 1. 322.
Broza sp. ab fall von bäumen, rinde, blätter, pr. brus
heidekraut, brossa, /r. brosse kleines borstiges gestrüpp,
heidekraut, dsgl. sp. broza bruza bürste, so auch fr. brosse ;
daher fr. broussaille Strauchwerk , wohl auch it. bruzza-
glia gesindel. Erwägt man die altfr. nebenform broce , pic.
brouche, so muß ss = st sein und auch pr. brostar, fr.
brout er (für broüter) abweiden (altfr. broust weide, blät-
terabfall) ist hieher zu ziehen ; it. b r u s t i a (bei Ferrari) =
sp. bruza zeigt gleichfalls st. Im gael. bruis bürste, abfalle,
oder kymr. brwys üppiger wuchs ist broza nicht zu suchen,
da die form sich nicht hineinfügt; genau passt ahd. burst
brusta d. i. börste, kämm (etwas struppichtes) , besonders deut-
lich hervortretend im franz. compos. rebours gegenstrich,
rebourser rebrousser gegen den strich d. h. gegen die börste
eines thieres fahren, vgl. mlat. rebursus struppicht. Die form
mit st erinnert dagegen unmittelbar an alts. brustian sprossen,
bret. broust Strauch, brousta abweiden.
I. BRUCIARE-BRÜMA. 7S
Bruciare brusciare (in abbrusciare) it., pr. bruzar
bruizar, chw. bri schar 'verbrennen; daher abgel. it. bru-
stolare ab-brustiare, pr. bruslar, fr. brüler. Da sich zu
diesem begriffe nirgends ein stamm bruz oder brüst bietet, so
darf eine nicht ungeschickte deutung aus einem lat. composi-
tum hier eine stelle finden. Aus perustus fließt ein frequen-
tativ perustare, welches romanisch in prustare syncopiert ward,
daher mit er weichung des anlautenden p in b brustare, end-
lich, wofür es mehrere unzweifelhafte fälle gibt, mit bekannter
behandlung des st, it. brusciare, entstellt in bruciare (vgl.
cacio für cascio u. aj , pr. bruzar statt brussar. So von
dem hypothetischen perüstulare it. brustolare u. s. w. Wo-
durch diese deutung einigen anhält gewinnt, ist daß brusto-
lare brusler formell zu dem vorhandnen roman. verbum usto-
lare d. h. zu dem gleichfalls vorhandenen lat. ustulare passt,
so daß die formen mit anlautendem b nur daraus erweitert zu
sein scheinen. Dieses ustulare findet sich auch im altsp. uslar
Berc., pr. usclar (für ustlar), wal. usturä.
B r u c o it. raupe, sp. b r u g o erdfloh, von brüchus (/Spotl-
yo<;~) heuschrecke, bei Prudentius ; daher auch it. brucare
des laubes berauben, abblatten? Eine andre ital.form, bru-
cio, weist auf eine abl. brucheus.
Brugna it.,pg. brunho abrunho, sp. bruno, fr. bru-
gnon, mail. brugnoeu, dsgl. fr. bri gnole pflaume, Pflau-
menbaum. Sie sind augenscheinlich verschiedener Herkunft
Da neben it. brugna auch prugna, neben brugnoeu auch pru-
gnölo besteht, so ist eine erweichung des anlautes p in b an-
zunehmen, indem sich prugna aus prunea, wie ciriegia aus
cerasea, erklärt. Span, bruno schwarze pflaume scheint aber
auf das adj. bruno zurückzugehen. Im fr. brignole erkennt
man den namen der pflaumenberühmten stadt Brignole (Bro-
niolacum nach Menage).
Bruire it., fr. bruir e, pr. brugir bruzir, comask.
b r ü g i , altcat. b r o g i r rauschen, murmeln ; sbst. it. b r u i't o,
fr. bruit, pr. brüit, brüida. Nicht unwahrscheinlich ist,
schon nach Menage, dem lat. rugire, sbst. rugitus, um der
onomatopöie willen ein b vorgesetzt. Schon in der L. Alam.
begegnet für rugit die lesart brugit. Prov. bruzir würde sich
freilich auch in lat. rudere fügen.
Bruma sp. pg. pr., fr. brume, cat ausgeartet in
W I. BRUNO— BUCHERAME.
broma dunst, nebel, wal. brume reif; von bruma kürze-
ster tag, winterzeit, bereits in den lindenbr. glossen bruma
ripho reif, vgl auch die flor. glossen Diutiska 11.233.
Bruno it. sp. pg., pr. brun, fr. brun fuscus; vom
ahd. brün, nhd. braun. Daher vb. it. brunire, sp. brunir
bronir, vgl. pg. bornir, pr. fr. brunir polieren, wie mhd.
briunen glänzend machen.
Brusco it. sp., brusc fr. (woher unser brüsch), pg.
fem. brusc a myrtendorn, Stechpalme; von ruscum mit ver-
stärktem anlaut : nicht anders verhält sich pr. brusc rinde,
bienenkorb zum gleichbed. rusca, it. bruscare abrinden zum
com. ruscä mit ders. bed. Dahin auch pr. cat. brusca gerte
(wie fr. houssine von houx, s. dasj
Brusco it. herb, unfreundlich, sp. pg. brusco auffah-
rend, verdrießlich, finster (z. b. vom himmel), fr. brusque
auffahrend, hitzig; vb. fr. brusquer grob anfahren. Voll-
kommen mit dem buchstaben, theilweise mit dem begriffe ge-
nügt ihm ahd. bruttisc, zsgz. brutt'sc, finster, grimmig.
Bubbone it., sp. bubon, pg. bubäo, fr. bubon,
wal. buboiu beule, geschwulst ; von gr. ßovßcov dass. Hier-
aus zog man ein primitiv sp. buba bua, pg. bouba bubo,
fr. bube, wal. hübe; ein verfahren, welches auch bei meh-
reren andern rom. Wörtern wahrzunehmen ist, wenn sie nicht
vielmehr in verschwundenen latein. primitiven ihren grund
hatten, s. manto, mazza I, mozzo IL a, fraga IL b, sap IL c.
Bucato it., sp. pr. bugada, fr. buee das waschen
in lauge, bürg, buie lauge; vb. nur alt fr. buer, chw. ab-
gel. bua dar in lauge waschen, bret. buga, das auf ein äl-
teres fr. buguer deutet. Es ist augenscheinlich unser nhd.
bauchen, ndd. bücken, aber nicht daher entlehnt. Passend
leitet es Ferrari (mit welchem Weigand bei Diefenbach goth.
wb. 1.278 zusammentrifft) vom it. buca loch (bucare durch-
löchern) , weil die lauge durch ein mit kleinen löchern ver-
sehenes tuch geseiht werde; im span. wird darum dieselbe
handlung colada (durchseihung) genannt, wie Schmeller s. v.
sechteln bemerkt.
Bucherame it., cat. bocaram, pr. bocaran bo-
queran, fr. bougran, mhd. buckeram ein steifes gewebe
von leinen oder baumwolle, ursprünglich, wie man glaubt, von
Ziegenhaaren, daher der name(boc, boc-ar-an); nachSchmel-
I. BUCO-BUF. 75
ler III. 413 aber vom it. bucherare durchlöchern, also eig. lok~
heres erst durch leim gesteiftes zeug.
Buco, buca it., sp. buco buque, cat. buc höhlung,
pr. alt fr. buc, comask. b u g h rümpf; vb. it. b u c a r e durch~
höhlen; vom ahd. buh, das im mhd. buch, im altn. bükr, im
mndl. buk buik (Huydecoper zu Stoke III. 469) bauch und
rümpf hieß, also beide rom. bedd. (bauch = höhle) einschloß,
vgl. Adelungs Mithr. IL 536. Damit ist zsgs. sp. pr. t r ab u c a r,
fr. trebucher zu boden werfen, (intr.) stürzen, purzeln,
eig. mit dem rümpf aus der richtung bringen oder kommen,
gleichsam überrumpfen, vgl. it. tram-bustare umstürzen, von
busto. Von trabucar ist sbst. sp. trabuco, pr. trabuc,
t r a b u q u e t , fr. t r e b u c h e t ein wurfgeschütz. Als eine auf
bocca (mund) zurückgeführte umdeutung fasse man it. tra-
boccare, trabocco, trabocchetto; dafür richtiger ven. tra-
bucare, altit, trabucco Poet. d. pr. sec. 1. 21, com. trabuc, ve-
von. strabuco.
B u d e 1 1 o it., altsp. b u d e 1 Alex., so auch pr., fr. b o y a u
(alt boel) dann; von botellus Würstchen, bei Mar tial; die rom.
bed. schon im frühen mlatein, z. b. L. Angl. si intestina vel
botelli perforati claudi non poluerint. Nach Gellius 17, 7 war
botulus ein nur dem volke angehöriges wort ; nicht dies, son-
dern das diminutiv> hat sich behauptet.
Buf pr. fr. interjection ; it. buffo, mail. boff Wind-
stoß ; it. b u f f a , sp. b u f a posse (daher buffone), alt fr.
buffe schlag, stoß, buf et ohrfeige, wall, bofet nadelküssen
(d. i. etwas aufgeblähtes, ausgestopftes), sp. b o f e t o n = alt-
fr. bofet, neupr. buffo hinterbacken ; vb. it. buffare, parm.
boffar, sp. pg. pr. bufar, fr. bouffer und bouffir, neupr.
buffä bouflPä blasen, aufblasen, altfr. buffier beohrfeigen;
abgel. neupr. bouffigä sich aufblasen, bouffigo blase im
leibe. Die berührung von blasen und schlagen ist nicht un-
gewöhnlich, fr. souffler und soufflet liefern ein nahe liegendes
beispiel. Die german. sprachen besitzen denselben wortstamm,
ziehen aber die tenuis im anlaute vor: mhd. buf puf, nhd.
puff als interj. und sbst., dsgl. puffe, puffen, puffer, so auch
fr. pouf interj., vb. pouffer bersten, wal. pufäiu aufgebla-
senheit. Entlehnung dieses weitreichenden naturausdruckes aus
dem deutschen anzunehmen, thut aber nicht noth: läßt es sich
doch in unsern ältesten mundarten nicht nachweisen, Mer-
76 I. BUGIA-BUGNA.
kenswerth ist noch das it. adj. b Office bauschig, eine offen-
bare anbildung an söffice; piem. schlechtweg bof. — - Wel-
cher umstand dem credenztische franz. den namen buffet
gab (schon altfr., s. Ferabr.1550, ist unbekannt; sp. bufete
heißt Schreibtisch.
Bugi'a it.,lomb.busia lüge, pr. bauzia und bauza,
altfr. b o i s i e trug, hinterlist ; vb. bugiare lügen, b a u z a r,
b o i s e r hintergehen ; pr. b au s s a n (fem. -ana) betrüger; auch
sp. b aus an Strohmann den feind zu täuschen? Die stamm-
vocale u, au, oi zielen unläugbar auf ein urspr. au, vgl. it.
rubare = pr. raubar, altfr. poi = pr. pauc: nur, so scheint
es, in unbetonter sylbe (also nicht in bauza) kann pr. au aus
o entstehen. Muthmaßlich ist das wort deutsch : ein vb. baus-
jan bausan würde bauzar boiser bugiare nebst mlat. bausiare
umfassen. Beruhte das ahd. bösi schlecht, gebrechlich, nichtig,
nhd. böse , auf einem altern bausi , was bei der Unbestimmt-
heit des ahd. 6 nicht schlechthin anzunehmen ist (das wort,
dessen deutschheit Grimm P 100 zweifelhaft scheint, fehlt goth.
ags. altnj, so wäre der form damit genüge zu thun; bösa
bedeutet posse (ganz das pr. bauza), bösön lästern, vielleicht
auch lügen wie lat. nugari. Ital. bugiare busare heißt auch
durchlöchern, bugio loch (altsp. buso), adj. bugio buso durch-
löchert, leer, bedeutungen, die gleichfalls in bösi (eitel, gehalt-
los) ihre befriedigung finden würden. — Neben altfr. boisie
begegnet noch eine form boisdie (adj. boisdif) , die eine
bloße anbildung an das sinnverwandte voisdie (s. unten vezzo)
sein muß, da kein adj. boise, woraus boisedie boisdie wer-
den konnte, vorliegt.
Bugia it., so auch sp. pg., pr. bogia (v. j. 1460), fr.
bougie (v.j. 1312, s. Roquef. zu Mar. de Fr. 1.63) Wachs-
kerze; von Bugie in Nordafrica, woher sie ehemals durch den
handel nach Europa kamen (Menage).
Bug na mail. venez., romagn. bogna, neupr. bougno,
altfr. bugne, nfr. bigne (bei Menage beugne) beule, masc.
mail. bugn, sard. bugnu dass. , romagn. bogn finne (kleine
beule) ; abgel. veron. b u g n o n stoß ; crem, bugnocca beule ;
npr. bougneto, fr. beignet bignet, sp. bunuelo ein
aufgelaufenes backwerk, limous. bouni. Gleichbed.fnitpr.bougno
ist boudougno (s. bouder IT. c) : sollte jenes aus diesem
contrahiert und so in die übrigen sprachen eingedrungen sein?
I. BUJO-BURRO. 77
Verwandtschaft mit ahd. bungo, mhd. bunge Unollen , altn.
bünga, altengl. bung nebst bunny geschwulst liegt nahe genug,
schwerlich aber ist das roman. wort aus dem deutschen, dem
eine form bonga besser entsprochen hätte. Bei fr. bigne ist
die identität noch fraglich, da die ausartung des u in i eigenU
lieh nur in mundarten geltung hat.
Bujo it. dunkel, lomb. buro (bur). Beiden formen kann
nur ein etymon bureus burius genügen und hiermit verträgt
sich auch sp. buriel, pr. burel braunroth, alt fr. buire
(cape buire Guill. d'Angl. p. 104) ; it. bu r e 1 1 a und b uj o s e
(plur.) dunkler kerker. Bei Festus findet sich: burrum anti-
qui quod nunc dieimus rufum : dieses altlatein. wort, das man
aus dem gr. uvqqoq herleitet, scheint sich in der Volkssprache
erhalten zu haben, und wiewohl weder form noch begriff ge-
nau zu bujo sich schicken, so dürfte dieses doch, wenn man
sich eine abh burrius denkt (vgl. fujo von furvius d. i. furvus)
und den bei färben üblichen wandet der bedeutung in anschlag
bringt, seine erklärung darin finden, wie auch schon andre
vermuthet haben. Oft gibt die färbe dem stoff den namen:
daher fr. bure grobes wollenes tuch; sp. buriel, pg. pr.
burel, fr. bureau dass. , in letzterer spräche auch eine
mit solchem tuch bedeckte tafel ; it. buratto und andere
abll. Schon das lat. wort bezeichnet in der form birrus (i
so gut wie u aus gr. v) ein kleidungsstück , oberkleid bei
Vopiscus, zottiges kleid bei Papias, vgl. oben berretta.
Burla it.sp.pg., npr. bourlo posse, spass, spott;vb.
it. burlare, sp. pg. burlar spott treiben, verhöhnen; pr.
nur sbst. burlaire, alt fr. nur bourleur; adj. it. burle-
s e o u.s. f. Ausonius hat burra posse, lappalie Qirspr. wohl
zotte, rom. borra, s. oben, vgl. it. fioeco flocke und posse),
hieraus entstand, wie schon Menage behauptet, burrula burla,
wohl auch sp. borla troddel.
Burrasca it. (aber mit o borrascoso), sp. pg. cat.
borrasca, fr. (entlehnt) bourasque sturmwetter mit re-
gen. Wie aus sp. nieve nevasca, so erwuchs aus it. b o r e a,
mail. ven. romagn. bora nordwind = lat. boreas, mit Ver-
doppelung des r borrasca burrasca. Sicil. burraseuni heißt
dünner nebel, berührt sich also von seilen des begriffes mit
dem im it. brina //. a gemuthmaßten stamme.
ßurro sp. pg, esel. Daher mit gleicher bed, pg, bur-
TS I. BUSCA-BUSTO.
rico, sp. neap. borrico, fr. bourrique, lomb. borich,
it. bricco; daher auch pr. burquier, wenn es eselsstall
heißt. Buricus klepper ist ein sehr altes wort, das sich schon
im 5. jh. bei Paul. Nolanus vorfindet; davon sagt Isidorus:
equus brevior quem cvulgo' buricum vocant. Vermuthlich
nannte man den esel burro von seinem zottigen haar (borra
s. o.J : in der mundart von Berry, die ihn bourru d. i. zot-
tig nennt, ist dies deutlich ausgesprochen. Sonst wird das
mlat. buricus (büncus soll man sprechen) von burrus röth-
lich (s. oben bujo) abgeleitet.
B u s c a lomb. piem. pr., sie. vusca, altfr. b u s c h e Split-
ter, cat. busca brusca ruthe, gerte, fr. buche scheit; vb.fr.
buch er holz hauen. Es ist wahrscheinlich mit bois bosc
(js. oben bosco) gleicher Herkunft, indem es mit seinem vo-
cal auf die älteste, freilich nur hypothetische form buvvisc
buisc zurückleitet : seine Urbedeutung wäre hiernach bau-
holz, gespaltenes holz, scheit, demnächst span, splitter. Die
vergleichung des altfr. embuscher mit dem it. imboscare muß
dieser herleitung zur bestätigung dienen, nicht weniger das
dem fr. buche begrifflich entsprechende henneg. boisse.
B u s c a r e it. erhaschen, sp. pg. b u s c a r, altsp. b o s c a r
suchen, nachspüren, /r. busquer nachtrachten, nachstreben ;
sbst. it. sp. pg. busca nachsuchung. Des Wortes eigentliche
heimath ist Spanien, wo es den dienst des it. cercare, fr.
chercher thut, prov. fehlt es. Befriedigend ist die alte deu-
tung aus bosco gebüsch, so daß es urspr. heißt cdurch das
gebüsch gehen (vgl. montar auf denjjerg gehn), daher jagen,
nachspüren, sp. busca Spürhund, altsp. busco fährte des wildes.
B us t o it. sp. pg., pr. b u s t, fr. huste (m.) rümpf, brust-
stück, brustbild; in den lindenbr. glossen busta arbor ramis
truncata. Von zweifelhaftem Ursprung: unser brüst kann nicht
in erwägung kommen und gegen das tat. bustum (verbrann-
ter leichnam) streitet der begriff. Sollte es entstellt sein aus
it. fusto (von fustis), das dieselbe bed. hat ? h aus f s. Rom.
gr. I. 186. Auch Ferrari dachte daran. Eine zss. ist it. i m-
busto schnür leib , brustlatz, sp. embuste flitter Staat , lug
und trug, embustero heuchler (nach Larramendi vom bask.
eman geben, uste hoffnung), it. trambustare umwerfen.
I. CA-CADAIWO. TO
c.
Ca altit. altsp. altpg. conjunction s. v. a. lat. nam,
quia; wohl von qua re (pr. fr. car), nach andern von quia.
Das churw. und lomb. ca stimmt mit seiner bed. zu que (daß)
und mag daraus entstellt sein. Altit. ca hinter dem compa-
rativ Poet. d. pr. sec. IL 79. 95 weist auf quam.
Cäbala it. sp. pg., cabale fr. geheimnisvolle erklä-
rung des alten testamentes u. dgl., auch hinterlistige Verhand-
lung; vom hehr, kabalah Überlieferung, geheimlehre.
Cacciare it., sp. pg. c a z a r, pr. cassar, altfr. clia-
cier, nfr. chasser jagd machen auf etwas, dsgl. verjagen;
sbst. caccia, caza, cassa, chace, chasse jagd. Unter den we-
nigstens nicht unverständigen deutungen des vielfach bespro-
chenen Wortes mögen nur erwähnt werden die aus cassis jä-
gergarn, das aber ein ital. vb. cagiare oder altfr, chaisier
ergeben hätte; die aus unserm hatzen, dessen anlaute jedoch
der romanische widerstrebt; die aus dem engl, catch, das
gleichfalls Schwierigkeiten in der form bietet ; die aus lat. ca-
psus (s. Ducange) , das sich ebenso verhält wie cassis. Das
beste hat Menage getroffen, der es vom lat. captare herleitet:
captare feras hieß schon dem Römer wild jagen, und ein al-
tes glossar setzt &t]Q£VT?jg captator, venator. Eigentlich aber
leitete der Romane sein wort vermittelst des Suffixes iare aus
dem pari, captus, also captiare cacciare u. s. f. So entstand
succiare (suetiare) aus suetus, conciare (comtiare) aus com-
tus, pertugiare (pertusiare) aus pertusus. Nur mit captiare
vertragen sich die formen aller mundarten ; altsp. schrieb man
sogar cabzar. Dieses ward aber der allgemeine ausdruck für
venari, welches sich nur im prov. und altfr. behauptete.
Cadaüno caduno it., sp. cada uno, pg, cada hum,
pr. cada un (noch jetzt cadun), altfr. cadhun in den Ei-
den, später ch e un Liv. d. rois p. 26, pronomen für lat. quis-
que. Muthmaßlich ist caduno eine abkürzung von usque ad
unum d. h. nullo excepto, wofür churw. s-cadin (s. v. a. sca-
dun) mit seinem anlautenden s deutlich spricht; doch darf auch
an quisque ad unum (altsp. quiscadauno Cid, altpg. quiscada-
un Foros \de Graväo 387) gedacht werden. In diesem sinne
wird lat. ad unum omnes von Gellius, Ammianus, Apulejus
öfters gesetzt. Hiervon müste sich denn cad, euphonisch
80 I. CAFFE-CALARE.
cada, abgelöst haben um im sp. pg. pr. altfr. ( k i e d e ) ein
selbständiges pronomen zu bilden. Etwas ganz analoges bietet
das ngr. xa&evag für quisque, entstanden aus xa&ha (ein-
zeln) und ebenso wie cada hat sich das adj. xdds davon
abgesondert: xd&s divögov = sp, cada ärbol. Ist die deu-
tung richtig, so beruhen die ital. formen mit t catauno caluno
auf einer falschen Schreibung.
Caffe it., cafe sp.fr. ein trank; vom arab. qahuah eig.
wein, dsgl. ein aus beeren gekochter trank freut. III. 511b,
vgl. wegen des roman. f aus arab. h sp. aljöfar von algaühar.
Calafatare it., sp. calafatear, pr. calafatar,
fr. calafater calfeutrer, mittelgr. xaXacpareiv die ritzen be-
sonders eines Schiffes verstopfen oder theeren , vgl. pr. una
caxeta (kistchen) empeguntada e calefatada Lex. rom.; vom
arab. qalafa ein schiff verkitten Freyt. III. 491a, türk. qalfät
getheerter stopfen Pihan p. 76, vgl. Monti agg. al. voc. IL 1, 312.
Calamandrea it., sp. c a m e d r /o, fr. g e r m a n d r e e
eine pflanze, gamänderlein ; von chamaedrys (xaixaidgvg').
C al a m i t a it. sp. pg. (ital. zuerst bei G. Guinicelli, Poet.
d. pr. sec. 1. 73), pr. cat. caramida, fr. calamite ma-
gnetnadel. Von calamus, weil sie in einen halm (oder auch
in ein Stückchen kork) gesteckt und so auf w asser gelegt ward:
en un festu Tont couchie, en Teve le metent sanz plus Fabl.
11.328; qui une aiguille de fer boute en un poi de liege
Michel lais ined. pag. III.
Calandra it. pr., sp. cat. calandria, pg. calhan-
dra, neupr. caliandro cariandro , fr. calendre, mhd.
galander (man sehe Benecke) eine art lerchen, haubenlerche.
Es soll aus dem gleichbed. galerita oder aus caliendrum (haube)
entstellt sein; eine zweite span. form caladre zeugt für %a-
QaÖQiog, dessen bedeutung zwar nicht mit der von calandra
calandria, wohl aber, wie Menage orig. d. ling. ital. zeigt, mit
der des dimin. calandrino zusammentrifft. Dazu kommt, daß
in glossaren caradrius gewöhnlich mit ahd. lerihha (lerche)
übersetzt wird. Über die Verwechselung beider geschlechter,
des charadrius und galander, s. W. Grimms neue anm. zu Frei-
dank 143, 7.
C a 1 a r e it., sp.pg.pr. c a 1 a r, fr. c a 1 e r niederlassen ;
vom gr. %otlav nachlassen, tat. chalare bei Vitruv, daher churw.
calar aufhören, pic. caler nachgeben, sich zurückziehen, auch
I. CALDAJA-CALZADA. 81
junge werfen d. i. niedersetzen, mettre bas. Aus der bed.
nachlassen entfaltete sich im pg. pr. calar die bed. schweigen,
wofür der Spanier die form callar erfand. Beide bedd. her-
ablassen und schweigen einigt auch das neupr. calä. Von ca-
lare ist das sbst. it. sp. pg. pr. cala, fr. cale, dsgl.it neu-
pr. calanca kleine bucht d. h. eine stelle, wohin man vom
hohen meere hinabsteigt, auch gael. cala hafen, bucht, rhede,
vb. cal in den hafen einlaufen. Vielleicht ist auch hieher zu
nehmen sp. cala sonde, Zäpfchen, eig. etwas zum einsenken
dienliches, sp. pg. einschnitt, vb. calar eindringen, durchdrin-
gen, und selbst fr. cale plattes stück holz als unterläge ein-
geschoben, vb. caler: denn das von Servius aus Lucilius an-
geführte cala passt mit seiner bed. (stück brennholz, y.ä'kov}
nicht wohl zum franz. worte, zum span. gar nicht.
Caldaja it., sp. caldera, pr. caudiera, fr. chau-
diere kessel, mlat. caldaria Greg. Tur.; von caldarius zum
wärmen bestimmt; augm. it. calderone, sp. calderon,
fr. chaudron.
Cal esse calesso it., sp. calesa, fr. c ale che (f.) art
kutschen, vom slav. kolossa räder (Adelung).
C a 1 i'b r o it. , sp. pr. c a 1 i b r e innerer umfang einer
röhre; nach Herbelot, wie Menage sagt, vom arab. kalib mo-
delt. Es findet sich qälab modelt, qalib brunnen Freyt. III. 485.
Calma it. sp. pg., daher fr. calme (mj windstille,
ruhe, ndl. kalm kalmte; vb. calmare u. s. f. beruhigen, rein
fr. chommer für chaumer feiern. Von calare nachlassen?
allein ma ist kein rom. suffix. Sp. pr. calma bedeutet auch
die heiße tageszeit, wahrscheinlich vom gr.aavfxubrand, hitze,
im mlat. für Sonnenhitze ganz üblich, z. b. dum ex nimio cau-
mate lassus ad quandam declinaret umbram s. Ducange. Sel-
ten zwar entstand al aus au (vgl. z. b. gota), aber hier könnte
es sich aus anlehnung an calor erklären. Die heiße tages-
zeit nöthigt schatten und ruhe zu suchen wie in dem mitge-
theilten beispiele, und so mochte das wort die bed. feierzeit,
stille, ruhe entwickeln. Neupr. chaume heißt ruhezeit der
herden, chw. cauma schattiger ort für dieselben.
Calzada sp. pg. , pr. caussada, fr. chaussee
dämm, dammweg; gleichsam calciata von calx, eig. mit kalk
gemauerte straße, wie auch der auf dem trocknen stehende theil
einer brücke, da er mit kalk aufgeführt ist, diesen namen trägt.
6
83 I. CALZO-CAMICIA.
Calzo, calzai^sp. calza,pr.caussa, /r.chausse,
abgel. calzone u. s. f., fr. auch calecon, eine fuß- und
beinbekleidung ; von calceus. Zsgs. it. discalzo scalzo,
sp. descalzo, pr. de sc aus, pic. decaus, lothr. deichaux
u. s. w. barfuß, mlat. discalcius L. Sal. tit. 58, für discalceatus.
Camaglio it., pr. capmalh, altfr. camail hals des
Panzerhemdes , womit auch der köpf bedeckt werden konnte,
s. Jubinal sur les armes defens. p.20, nfr. mäntelchen; von
cap köpf, oberer theil, und malha panzer. Auch sp. camal
halsring muß hieher gehören, wohl auch gram all a panzer-
hemd, dsgl. eine amtstracht.
Camarlingo it., sp. camarlengo, pr. camar-
lenc, fr. chambrelain; vom ahd. chamarlinc, nhd. käm-
merling.
Cambellotto ciambellotto it., sp. camelote cha-
melote, fr. c a m e 1 o t ein zeug aus dem haar der camelziege ;
von caraelus.
Cambiare cangiare it., sp. pg. cambiar, pr. cam-
biar c a m j a r, fr. c h a n g er tauschen ; sbst. it. sp. pg. cam-
bio, pr. cambi camje, fr. change tausch, Wechsel; im
frühsten mlat. z. b. der L. Sal. bereits cambiare , umgebildet
aus cambire bei Apulejus Qxd/nnTeiv^ xdftßeiv). Zsgs. it. s c a m-
biare, wal. schimbä u. s. f.
Camerata it. (m.) , sp. camarada Qm., pg. m. fj,
fr. camarade (m. f.) geführte (gefährtinn) ; seiner bildung
nach urspr. ein collectiv, nachher auf eine einzelne person
angewandt , eig. Stubengenossenschaft , und in dieser bed. im
ital. span. port. vorhanden aber veraltet, la camerata u. s. f.
Analog ist das piem. mascrada maskenzug, einzelne maske.
Camicia camiscia it., sp. pg. pr. camisa, fr. che-
mise , wal. cemase, alban. cemise leinenes Unterkleid,
hemd. Das erste Zeugnis bei Hieronymus: volo pro legentis
facilitate abuti sermone vulgato: solent militantes habere li-
neas, quas camisias vocant, man sehe Vucange, Forcellini.
Demnächst bemerkt man es in der L.ßal, bei Gregor d. gr.,
Venant. Fort., Isidorus, in alten Urkunden z. b. Marini p. 125
v. j. 564. War es ein vocabulum castrense, wie Hieronymus
vermuthen läßt, so konnte es aus einer entlegenen spräche
eingeführt sein, was seinen Ursprung noch mehr verdunkeln
muß. Findet man diesen im ahd. hamidi hemidi indusium,
I. CAMINATA-CAMPAGNA. 83
dessen anlaut h altfränk. in" ch, demnächst in c verhärtet
wäre, so bleibt das suffigierte isia immer noch unklar, was
auch bei Isidors herleitung aus cama (bett) der fall ist: ca-
misias vocamus, quod in his dormimus in camis, also bett-
gewänder. Hier ist nun zu bemerken, daß eine noch einfa-
chere bildung vorhanden ist, die nicht wohl aus camisia mit
zurückgezogenem accent abgekürzt sein kann, it. c ämi c e (m.)9
alt fr. c h a i n s e (m. f.) leinenes gewebe. Sie findet sich buch-
stäblich sowohl im altgael. caimis (gen. caimse f.) hemd, kymr,
camse langes Meid, als auch im arab. qämic Unterkleid wie-
der, indessen scheint jenes im celtischen gar nicht zu wurzeln,
dieses wird in den wbb. (Gol. p. 1965, Freyt. III. 497) einer
logisch ganz unverwandten würzet zugetheilt. Wie dem nun
auch sei, gewiss ist, daß der roman. spräche eine würzet cam
nicht genügt, daß nur eine form cämis befriedigen kann, wor-
aus ein adjectivisches camisia abgeleitet ward.
Cam in ata camminata it. saal, fr. cheminee rauch-
fang. Das mlat. caminata, schon in einer fränk. Urkunde v.
j. 584 solarium cum camminata Breq. p. 79a, Meß ein mit
einer feuerstätte (caminus) versehenes gemach, daher die glosse
Älfrics caminatum fyrhus (feuerhaus), ahd. cheminäta. S. be-
sonders Schmeller II. 295.
Cammino it., sp. Camino, pg. caminho, pr. ca-
min, fr. che min, im älteren mlatein caminus weg, straße;
vb. camminare u. s. f. weg machen, wandern. Celtisches
wort: kymr. cam schritt, caman weg, s. Dief. celtica 1.109.
Camozza it., sp. camuza gamuza, pg. camuca
camurga, dsgl. masc. it. camoscio, fr. chamois gemse;
ohne zweifei gleiches Ursprunges mit mhd. gam-z. Sollte
etwa im sp. pg. gamo damhirsch, fem. gama, das einfache
wort enthalten sein? Aber freilich, entstellung desselben aus
lat. dama ist als möglich anzunehmen: steht doch auch golfin
neben dolfin delfin, gragea neben dragea, gazapo muthmaßlich
für dasapo. Übrigens ist das wort alt, z. b. in einem port. foral
v. j. 1186 de corio de cervo vel de gamo S. Rosa IL p. 126.
Campagna it., sp. campana, fr. campagne (statt
des veralteten Champagne, das auf die benennung einer land-
schaft in Frankreich eingeschränkt ward) flaches gefilde, flur;
von Campania, welches als appellativ schon Gregor v. Tours
gebraucht, s.Ducange.
84 I. CAMPANA-CANGRENA.
Campana it. sp. cat. pr., campainha pg. glocke; im
franz. durch cloche ausgedrückt, aber doch südlicheren mund-
arten bekannt, limous. campano glocke, in Berry campaine
schelle, in einer hs. der L. Sal. als malb. glosse campania
mit ders. bed. (Pardessus p. 85). So genannt von der lanä-
schaft Campania, wo die glocken zuerst für den gottesdienst
eingeführt wurden, s.Ducange. Das älteste Zeugnis des Wor-
tes bei Isidor 16,24: campana (slatera unius lancis) e regione
Italiae nomen accepit: ihm also bedeutet es schnellwage von
der ähnlichkeit der einrichtung , und entsprechende bedd. hat
auch das wal. cumpene wagschale, brunnenschw enget. Bei
Beda und fast allen späteren zeigt campana campanum nur die
bed. glocke, Anastasius Biblioth. (9. jh.) kennt beide bedd. glocke
und schnellwage.
Campione it., sp. campeon, pr. campion, fr.
champion kampfheld; vom mlat. campio Gloss. Md., dies
von campus, also ein mann des kampfplatzes, gebildet wie ta-
bellio notar von tabella. Andre abll. von campus sind it. cam-
pe gg i a r e das feld halten, sp. c a mp e a r (daher campeador),
alt fr. champeler Chans, d. Sax. II. 95.
Camus o camoscio^., camus fr. stumpfnasig, pr. ca-
mus gamus albern, camusat = /r. camus. Soviel der anschein
lehrt, ein compositum, denn ein suffix us fehlt, daher ist
ableitung aus dem kymr. cam unmöglich. Über den ersten
theil des Wortes ließe sich streiten, der zweite könnte muso
(schnauze) sein, was sich durch die prov. mit der von musart
zusammentreffende bed. (albern) unterstützen lassen würde.
Canaglia it., sp. canalla, fr. canaille, altfr. chie-
naille gesindel, eig. hundevolk, wie sp. perreria.
Cänape it., wal. cenepe, sp. cänamo, pr. canebe
cambre, fr. chanvre hanf; von cannabis cannabus. Daher
it. canavaccio, sp. caiiamazo, pr. canabas, fr. ca-
nevas grobe leinwand.
Cänfora it. sp. , fr. camphre ein harz, kampfer;
vom arab. al-käfür Freyt. IV. 47b mit eingeschobenem n oder
m, sp. auch alcanfor; ohne diese einschiebung it. cafura
wie mhd. gaffer.
Cangrena it. sp., fr. cangrene, besser sp. gan-
grena, fr. gangrene eine kr ankheit, krebs ; von gangraena (ywy-
!. CANNAMELE-CANTO. 85
ygaivct), dessen anlautende media durch einmischung von Can-
cer in tenuis verwandelt werden mochte.
Cannamele it., sp. canamiel, mlat. canamella zuk-
kerrohr, eig. honigrohr.
Cannella it., sp.pg.pr. canela, fr. c an n eile, da-
her ndl. kaneei zimmet; von canna röhre, weil er gerollt ist
C a n n o n e it., sp. c a fi o n, fr. c a n o n röhre, demnächst
flintenlauf, schweres geschütz; von canna.
Canope it., wal. canapeu, sp. fr. canape (altpg.
ganape S. Rosa) ruhebett; von conopeum (xcovanslov) mucken-*
netz, also eig. ein mit einem solchen netz versehenes ruhe-
bett, wie fr. bureau teppich und damit bedeckter tisch heißt
Cantiere it., pg. canteiro, fr. chanti er unterläge,
wohl auchsp. cantel strick zur befestkjung der tonnen; von
canterius jochgeländer, sparre, bair. gander.
Canto it. »p. pg., cant alt fr. ecke, winket, sp.pg.auch
stein, ital. auch seite, gegend. Die hier einschlagenden that-
Sachen sind etwa folgende. Griech. xav&og ist winket des au-
ges, reif um das rad; lat canthus hat die letztere bedeutung
und wird von Quintilian für africanisch oder hispanisch er-
klärt. Kymr. cant heißt Umzäunung, kreiß, radschiene, rand,
stimmt also trefflich zum lat. worte und muß, wie Diefenbach
cell. 1. 112 bemerkt, eben das von Quintilian gemeinte barba-
rische wort sein; die gael. mundart kennt es nicht. Altfries.
kaed, nord. kantr, nhd. kante scharfe seite, auch rand eines
dinges. Logisch passt nun das rom. wort, dessen grundbed.
ecke ziemlich alte mlat. stellen verbürgen, durchaus nicht zum
latein. oder celtischen; Vermittlung aber gewährt das deutsche,
welches als ein nicht auf heimischem boden wurzelndes cel-
tischer herkunft sein mag, auf das roman. aber wieder ein-
gewirkt haben kann. Die begriffsfolge wäre hiernach celt
kreiß, rand, dtsch. rand, scharfe seite, ecke, roman. ecke, auch
seite, gegend. Abll. sind it. c a n t o n e , sp. pr. fr. c a n t o n
ecke, landschaft (dieselben bedd. im bair. ort), wald. canton
abtheilung Hahn 577; sp. cantillo steinchen, pr. cantel,
fr. c h a n t e a u stück ; auch it. sp. c a n t i n a , fr. c a n t i n e
keller, eig. winket, nach einer andern ansieht zsgz. aus ca-
novettina dimin. von canova keller, welches letztere übrigens
nur die ital. spräche kennt Eine zss. ist it. b i s c a n t o Schlupf-
winkel, piem. bescant quere, schiefe,
86 I, CäPANNA-CAPORALE.
Capanna it., sp. cabana, pg. pr. piem. u. s. w. ca-
bana, fr. cabane hütte. Schon aus dem 7. jh. bekannt:
hanc rustici capannam vocant, quod unum tantum capiat, sagt
Isidorus. Nicht aber von capere, da die rom. spräche kein
suffix anna anerkennt; eben so wenig also auch von demsubst.
cappa mantel, welches altspan. (s. Alex.) und mailänd. auch
hütte bedeutet: das wort muß, wie es da ist, aufgenommen
sein und hier ist an das glbd. kymr. caban (m.), dimin. von
cab, zu erinnern; hieraus engl, cabin, fr. c ab inet, it. ga-
binetto, sp. gabinete.
Capere it., sp. pg. pr. cab er, vb. intr. mit der bed.
platz haben, so daß die phrase totus orbis id non capit durch
id non capit toto in orbe ausgedrückt ward; so bereits in
der Vulgata sermo meus non capit OwpcO in vobis Ev. Joh.
8, 37, in der waldens. Übersetzung ed. Gilly la mia parolla non
cap en vos, in der prov.aberli mieua paraula non pren en
vos, im ahd. Tatian ni bifähit. Capere und prendere bedeu-
ten hier eig. Wurzel fassen, platz greifen, stelle einnehmen.
Venant. Fort, sagt 3, 26 in quo cuncta capit c worin alles ent-
halten ist\
Capitano it., alt cattano, sp. capit an hauptmann,
gleichsam capitanus von caput ; dasselbe wort mit anderm suf-
fix mlat. capitaneus bereits in einer urk. v. j. 551 s. Marini
pap. p.1820, pr. capitani, fr. cap itaine, alt chevetaine
chataine, engl chieftain.
Capitello it. köpfchen, knauf, sp. caudillo, altsp.
capdiello, pr. capdel Oberhaupt, häuptling; von capitellum
für capitulum köpf. Daher vb. sp. a-caudillar, pr. cap-
del ar führen.
Capitolo it., sp. capitulo cabildo, pg. cabido, pr.
C a p i t o 1 , fr. c h a p i t r e in der bed. Versammlung eines geist-
lichen oder weltlichen ordens; von capitulum hauptstück einer
schrift, weil die in capitel getheilten Ordensstatuten daselbst
verlesen wurden oder weil auf den grund derselben verhan-
delt ward. In Südfrankreich führte auch der municipalrath
dennamen capitöl, ja der einzelne schaffe, daher das fr. capitoul.
Cap orale it., sp. fr. cap oral, henneg. coporal cor-
poral (letzteres auch in Berry) anführ er, vornehmster; ein in
Italien entstandenes aus capo haupt durch einschiebung fast
seltsam gebildetes wort
I. CAPPA-CAPRICCIO. 87
Cappa it., sp. pg. pr. capa, fr. chape mantel. Ein
sehr altes wort, vielleicht noch aus der röm. Volkssprache:
capa, quia quasi totum capiathominem, bemerkt Isidorus 19,31,3,
wo er die capa auch capitis ornamentum nennt, denn man
zog sie über den köpf; cappa findet sich in einer urk. v. j.
660, s. Breq. n. 146 und später oft. Man leite es nicht von
caput, woraus wohl capo, schwerlich ein in seiner bedeutung
so sehr abweichendes fem. capa cappa werden konnte. Die
einfachen substantiva entspringen hauptsächlich aus verbis
und so entsprang cappa, wie auch Isidor sagt, aus capere und
bedeutet das umfangende : so heißt ahd. gifang Meid von fä-
han fangen. Das doppelte p (auch span. scheidet sich capa
vom vb. caber) ist kein einwand, solche schärfungen eines
consonanten in einem bestimmten Worte sind nicht selten, sie
begegnet auch in cappone von capo. Abll. sind it. cap-
pello, fr. chapeau hut, alt fr. chapel kränz statt des hu-
tes getragen (cappello ghirlanda secondo il volgar francese
Boccac. dec. 1,1); it. cappella u. s. f. kleine kirche , urspr.
kurzer mantel s. Ducange; it. cappotto, cappuccio,
capperone, auch im span. und franz. vorhanden; wohl
auch sp. capazocapacho lederner eimer, kiepe, großer korb,
pg. capacho mit plüsch gefütterter korb.
Cäppero it., fr. cäpre ein gewürz, kaper; von cap-
paris, arab. al-kabar, Gol.1995, hieraus sp. pg. alcaparra,
arag. einfach caparra.
Cappio it. schleife, knoten, sp. pg. cable, fr. cäble
(alt chable, sogar cheable Ch. d. Sax. II. 50) tau, seil Es
ist das mlat. capulum, das auch Isidorus kennt; capulum fu-
nis a capiendo; caplum funis Gloss. Md.; mittelgr. xanMov,
ndl. kabel. Wer es aus dem arab. chabl erklärt, der bedenkt
nicht, daß das eindringen arab. Wörter erst lange nach Isi-
dors zeit anfieng, noch daß sich anlautendes arab. ch (V) nie
in c verhärtet. Das gleichbed. sp. pg. c a b o , welches sich
logisch nicht wohl zu caput schickt, mag aus capulum abge-
kürzt sein.
Capriccio it., daher sp. capricho, fr. caprice
wunderlicher einfall; von capra ziege, in beziehung auf das
benehmen dieses thieres, man erwäge die synonymen ticchio
IL a, verve IL c, und füge noch hinzu comask nucia = ca-
pretta, nucc « Capriccio.
88 I. CAR-CARABINA.
Car (quar) pr. fr. altsp. altpg. partikel für lat. nam,
quia; von quare, womit es urspr. gleichbed. war: morz a me
quar no ves? tod warum kommst du nicht zu mir? Boeth.
v. 130, vgl. Rom. gr. III. 195. Dem Italiäner fehlt das wort,
denn Dante' s und Cecco's quare Inf. 27, 72, Acerb. 4,1 ist
latinismus. S. oben ca.
Cara sp.pg. pr., altfr. chiere, daher entlehnt it. chw.
c e r a antlitz. Noch die franz. wbb. des 16. jh. so wie die
heutige norm, und loihr. mundart kennen die alte bedeutung:
so findet sich bei Nicot avoir la chere baissee cvultum demit-
tere ; aber schon damals galt die daraus entwickelte bed. miene,
freundliche oder unfreundliche aufnähme (noch jetzt il ne sait
quelle chere lui faire welche aufnähme), bis das wort end-
lich auf die weiter daraus entfaltete bed. bewirthung , gast-
mahl eingeschränkt ward. Cara 'antlitz* braucht schon, wie
Ferrari anmerkte, ein dichter des 6. jh., Corippus de laud. Ju-
stini 2, 412, 413: postquam venere verendam Caesaris ante
car am. Daß der africanische dichter, natürlich ohne alle be-
ziehung auf die römische Volkssprache, ein griech. wort, x«p«,
äol. xaQTj haupt, aber auch antlitz (s. die commentatoren zur
stelle, ausg. v. Bekker p. 399J in seinen latein. text einführte,
ist nicht zu verwundern; daß dieses wort aber in der letzte-
ren seltneren selbst dem Neugriechen unbekannten bedeutung,
ohne das mit griech. bestandtheilen am meisten versetzte ital.
oder walach. gebiet zu berühren, seinen weg in die westli-
chen mundarten fand, ist überraschend und rechtfertigt den
gegen diese etymologie erhobenen zweifei. Aber es gibt keine
bessere. — Zss. sind sp. carear, acarar, altfr. acarier
confrontieren ; nfr. acariätre hartnäckig, wunderlich. Nach
Huet gehört hieher auch contrecarrer zuwider handeln,
besser aber und im einklang mit dem buchstaben deutet es
Frisch aus fr. carrer = lat. quadrare in Ordnung bringen, vgl.
contrecarre cantisophisma> bei Nicot. — Entstand wal ocäre
schimpf etwa aus a-carare, gebildet wie affrontare?
Cäraba sp. ein fahrzeug; von carabus cparva scapha'
Isid. 19, 1,26, gr. xdgaßog; daher sp. carabela, it. cara-
vella, fr. caravelle.
Carabina it. sp. pg., car ab ine fr. ein feuergewehr,
fr. c a r a b i n ein damit bewaffneter reiter. Für letzteres gibt es
eine ältere form calabrin Roquef, it. calabrino, und so läßt
I. CARACCA-CARDO. 89
sich carabine aus dem pr. caläbre wurfgeschütz (s. caable II. c)
ableiten: daß man waffennamen älterer kriegskunst auf neuere
übertrug, kann nicht befremden.
Caracca it., sp. pg. carraca, fr. carraque, ndl.
kraecke eine art großer schiffe; nimmer vom arab. 'harraqah
brander (Monti agg. dl voc. II. 2, 313), da anlautendes arab.ch
kein c ergibt, s. cappio.
Caraffa it., sp. garrafa (so auch altval. J. Febrer
str.I54J, fr. caraffe, sie. carrabba flasche mit weitem
bauch und engem hals; vgl. arab. geräf ein maß für trockne
dinge, vb. garafa schöpfen Freyt. III. 270b.
Caragollo it. (nach Ferrari), sp. pg. fr. caraeol,
cat. ca rag o 1 schnecke, Wendeltreppe, Wendung mit dem pferd,
in letzterer bed. it. caracollo. Man deutet es aus dem arab.
karkara sich im kreiße drehen Freyt. IV.28a, was übel an-
geht, da ein arab. subst. fehlt. Besser würde passen das gael.
carach gewunden, gedreht.
Carato it., fr. carat, sp. pg. quilate, altpg. quirate
ein kleines gewicht, karat; vom arab. qirat, dies vomgr.xe-
qqtiov hülsenfrucht als gewicht gebraucht, man sehe Freyt.
III. 427a. Isidorus nennt es cerates, was der span. form ganz
nahe kommt: cerates oboli pars media est, siliquam habens
unam et semis. Venez. carato same des Johannisbrotbaumes.
Carcasso it., sp. carcax, pg. carcas, fr. carquois
(für carquais) köcher ; dsgl. it.pg. c a r c a s s a, sp. c a r c a s a,
fr. carcasse gerippe. Der zweite theil dieses zsgs. Wortes
ist offenbar capsus (s. unten casso), der erste scheint caro zu
sein und die urspr. bed. rümpf oder bruststück eines thieres,
buchstäblich fleischkasten, fleischgerippe, übergetragen auf den
von reifen zusammengehaltenen köcher, wie carcassa auch eine
mit reifen umgebene bombe heißt. Zu widersprechen scheint
U. carc-ame geripp, das einen stamm carc fordert, also auch
carc-asso ? Allein asso ist kein Suffix : carcame entstand durch
einmischung von carcasso aus arcame, das aus arca kästen
abgeleitet ward. Die parmes. mundart sagt für carcasso
cassiron.
Cardo it. sp. pg. distel, kardendistel zum wollkratzen,
von Carduus ; abgel. sp. pr. cardon,/r. chardon; vb. it.
c a r d a r e u. s.f. aufkratzen, kämmen ; zsgs. it. s c a r d o kram-
pet, fr. echarde Stachel der distel, splitter (so auch neap.
90 I. CARESTIA— CARROBO.
scarda); sp. escardar disteln ausjäten, norm, echarder ab-
schuppen. Verschieden von echarde und deutscher herkunft
ist henneg. ecard, wall härd scharte s. Grandg., vb. ecarder,
harder schartig machen, ahd. scarti, altn. skard bruch, ein-
schnitt, ahd. skertan, altn. skard a einschnitte machen u. s. w. ;
auch cat. esquerdar brechen, spalten ist dieses Ursprunges.
Carestia it. sp. pg. pr., mlat. caristia, so auch sp.
pg., theurung , mangel , augenscheinlich aus carus, aber wie
abgeleitet oder zusammengesetzt? Vgl. bask. garestia (labort.
carastia) adj. = carus.
Caricare carcare it., sp. pr. cargar, pg. carregar,
fr. ch arger beladen; sbst. it. carico, sp. cargo, pr.
carc, fem. it. carica, sp. pr. carga, fr. Charge last,
fig. amt. Carricare, von carrus, findet sich bei Hieronymus
(nach Ducange), discarricare bei Venant. Fort., discargare in
der L. Sal. Das it. caricare bedeutet auch überladen, über-
treiben in rede oder Zeichnung, daher caricatura Zerrbild.
Carmesino cremisi cremisino it., sp. carmesi, fr.
cramoisi subst. und adj., eine hochrothe färbe bezeichnend;
vom arab. qermez Scharlach, adj. qermazi Freyt. III. 434a.
Das wort, seinem Ursprünge nach indisch, entspricht dem sanskr.
krimi-dscha d.i. wurmerzeugt (Pott inLassensztschr.lV.42).
Derselben herkunft ist it. carminio, sp. fr. carmin.
Carognai£. pr., fr. charogne fleisch, aas; vom no-
min, caro im Widerspruche mit den abll. aus carn.
Carpa sp., fr. carpe, wal. crap, pr. es carpa, it.
carpione ein fisch, karpfen; vom mlat. carpa, schon bei
Cassiodor, s. Vossius de vit. serm. , einem weit verbreiteten
schwerlich aus cypnnus entstellten worte.
Carpentiere it. w agner , Zimmermann, sp. carpin-
tero, pr. carpentier, fr. charpentier nur in letzterer
bed.; von carpentarius w agner , im mlatein überhaupt holz-
arbeiter, carpentarius zimberman Gloss. herrad. Franz. char-
pente (f.) zimmerwerk, lat. carpentum wagen.
Carriera it., fr. carriere laufbahn, sp. carrera
laufbahn, straße, pr. carriera straße; eig. fahrweg , von
carrus. Besser als carriere ist die alt fr. und mundartl. form
charriere, da ersteres auch steingrube bedeutet und in diesem
sinne aus einer andern Wurzel herrührt, s. quadro.
Carrobo carrubbio^ sp. garrobo garrubia algar-
I. CARVI-CASS. 9t
robo Johannisbrotbaum , fr. c a r o u b e carouge Johannisbrot ;
vom glbd. arab. charrüb Freyt. I. 471a.
Carvi it. sp. fr., neupr. charui feldkümmel, karbe;
von careum Qxägnv'). Derselben herkunft ist arab. al-karavia
Gol.2028, wodurch die roman. Wörter vielleicht näher be-
stimmt wurden, übrigens auch sp. a 1 c a r a v e a.
C a s a it. sp. pg. pr., c a s e wal. für lat. domus seit dem
frühsten mlatein , daher casa dei Chron. laurish. , casa regis
L. Long. , casa dominica L. Bajuv. Ital. mundarten verkür-
zen casa in ca. Unter den abll. zu erwähnen chw. vb. ca-
sa r wohnen, hausen, it. c a s a r e , sp. pg. pr. c a s a r verhei-
rathen, eig. häuslich einrichten, ausstatten; Grimm rechtsalt.
p. 420 vergleicht es mit altn. byggja saman zusammen wohnen.
Die sard. mundart bewahrt domu und braucht es ganz wie
das ital. casa.
Casacca it., sp. pg. casaca, \fr. casaque lange
über jacke; von casa hütte, mit einer begriffsübertragung wie
im mlat. casula (s. casipola). Wegen des suffixes vgl. it. guar-
nacca überkleid.
Casamatta it., sp. casamata, fr. casemate walU
keller, mordkeller; läßt sich nicht in casa-matta zerlegen und
somit hat die erklärung desselben aus gr. xaofjLa grübe, höhle,
plur. xdojuctTa (s. bei Menage) immer noch besseren grund.
Cascio cacio it., sp. queso, pg. queixo käse; von
caseus, vgl. für das span. wort denselben lautübergang in
quepo von capio.
Caserma it., wal. cesarme, richtiger sp. pg. ca-
serna, fr. caserne soldatenhütte ; von casa wie lat ca-
verna von cava.
Casipola casupola it. hüttchen, daher fr. chasuble
messgewand. Das span. wort ist casulla in letzterer bed.
(altfr. casule Gloss. de Lille 22°) = mlat. casula nach Isidor
quasi minor casa eo quod totum hominem tegat; vielleicht formte
man casipola nach dem muster von manipulus (aus manus).
Wie sich übrigens die begriffe hütte und mantel berühren, zeigt
auch das in erster er bedeutung gebrauchte cappa, s. capanna.
C a s s pr. altfr. gebrochen, gebeugt (brisie et cas Ch. d.
Sax. IL 185); vb. pr. cassar, nfr. casser brechen; von
quassus quassare. Ital, accasciare ermatten erfordert eine
abl quassiare. Dasselbe wort mit eingeschobenem n ist altsp.
08 I. CASSA— CATACOMBA.
c a n s o müde, nsp. c a n s a r müde machen (die kraft brechen),
das sich vom it. cansarc durch seine bedeutung scheidet
Cassait., sp. caxa, pg. caixa, pr. caissa, fr. caisse
kiste, dsgl. fr. c hasse einfassung; von capsa behältnis. Ab-
gel. it. cassetta, cassettone, zsgz. castone (wie parmes. ca-
steina aus cassettina). Zsgs. pg. en caixa r, fr. enchäs-
ser einfassen, einfügen; gleichbed. cat. encastar, sp. en-
gastar, it. ine astrare, pr. encastrar, so wie pr. encasto-
nar, pg. encastöar, sp. engastonär, vgl mlat. incastratura.
Casso it. sp. pg., pr. cass, alt fr. quas leer, unnütz;
von cassus. Dsgl. vb. c a s s a r e u. s.f, fr. c a s s e r zu nichte
machen, lat. cassare für cassum reddere bei Sidonius und Cas-
siodorus.
Casso it. brüst, thorax, mlat. cassum cassus; von capsus
behältnis, wie auch mlat. arca denselben begriff erfüllt. Prov.
cais kinnlade ist gleichfalls von capsus wie eis von ipse,
nicht von cassar brechen (als etwas zermalmendes) , da der
diphthong ai widerstrebt. Endlich muß im glbd. pg. queixo
(cat. quex), woher queixada, sp. quixada und wohl auch
sp. quixera beschlag am schaft der armbrust (backenstück),
dasselbe cais oder capsus anerkannt werden.
Catacomba it.,sp.pr. catacumba, fr. catacombe
unterirdische gruft. Offenbar ein compositum, in dessen er-
stem theile man gewöhnlich die griech. präp. xaiä , in dem
zweiten das subst. tumba erkennt, catacumbae wäre also =
ad tumbas an den grüßen. Es ist aber nicht einzusehen, war-
um die spräche, wenn man auch die einmischung einer griech.
partikel zuläßt, die gruft als etwas an der gruft befindliches
aufgefaßt haben sollte. Vielleicht ist cata eben nur das rom.
vb. catar schauen (s. unten) und comba entweder durch as-
similation an den anlaut c (in cata) entstellt aus tomba (sp.
catatumba findet sich in Rengifo's reimbuch, mail. catatomba
bei Cherubini) oder auch unentstellt, da es im span.gewölbe
bedeutet, so daß also cata-comba schau -gruft heißen würde.
Die römischen catacomben bargen nämlich die körper von mär-
tyrern und heiligen und wurden darum von andächtigen Chri-
sten besucht, s. die stelle des h. Hieronymus bei Ducange.
Diese auslegung des Wortes könnte gewagt scheinen, fände
sie nicht in den beiden folgenden artikeln Unterstützung, fast
bestätigung. — [Bellermann über die ältesten christl begräbt
I. CATAFALCO-CATAR. M
nisstätten p. 7 nimmt eine griech. bildung xararv^ßiov da-
für an.]
Catafalco it., sp. cadafalso cadahalso cadalso, pr.
c a d a f a 1 c, altcat. cadafal Chr. d'Esclot 597a, val carafal, altfr.
escadafaut, nfr. echafaut, mndl. scafaut, nhd. schafott
Gerüste. Die reinste form ist catafalco ; das sp. cadafalso er-
klärt sich aus dem prov. nomin. cadafalcs; im altfr. escada-
faut gieng anlautendes c in t über wie in Estrabort für Estra-
borc (nfr. Strasbourg). Das wort ist zsgs. aus catar schauen,
prov. erweicht in cadar, und aus falco, entstellt etwa im munde
der Deutschen, denen p leicht zu ph oder f ward, aus itaL
palco gerüst, das selbst wieder deutschen Ursprunges ist, also
schaugerüste, gerüste zu öffentlicher schau. Unmittelbar aus
dem ital. entlehnt ist fr. catafalque, sp. cadafalco. Jault will
in falco das arab. falak anhöhe Freyt. III. 372a erkennen,
allein warum sollte die spräche dieses wort nur in einem com-
positum aufbewahrt haben? selten wenigstens geschieht der-
gleichen in unlat. Wörtern.
Cataletto it. paradebett, eig. schaubett; von catar und
letto, s. die beiden letzten artikel. Dem entspricht buch-
stäblich sp. cadalecho binsenlager, neupr. cadaliech, fr.
chälit spannbett, fußgestell des bettes, letzteres gewöhnlich
aus chasse-lit erklärt, altfr. calit Gloss. de Lille 24K
Catar altsp. sehen, schauen (catö ä todas partes Poem,
d. Cid v. 357), ebenso gallic. (com quaes olhos vos catey D.
Diniz p. 38 und öfter), nsp. pg. versuchen, untersuchen, nach-
suchen, sbst. cata Untersuchung; zsgs. re catar wieder ko-
sten, dsgl. sorgfältig bewahren, recato vorsieht, geheimnis;
acatar untersuchen, verehren, acatamiento ehrfurcht u. a. m.
Im prov. ist das wort nicht einheimisch und wird darum im
Elucidari erklärt: catar vol dire vezer (sehen) Lex. rom.;
eben so wenig besitzt es der Franzose, doch führt Menage
eine abl. catiller 'ausspähen* aus Monstrelet an. Churw. aber
heißt catar finden, ebenso parm. venez. catar, lomb. catä
finden, ergreifen; daß es im ital. aber auch vorhanden war
und schauen hieß, scheint aus cata-comba, cata-falco, cata-
letto sich zu ergeben, welchen span. composita wie cata-lecho,
cata-ribera, cata-viento entsprechen. Dem Walachen endlich
bedeutet ceutä schauen, suchen, hüten. Schon Isidorus kennt
das wort in seiner altspan. bed.: cattus (katze), quod cattat
94 I. CATASTRO-CAVALLO.
(al. catat, captat) i. e. videt i2, 2, 38. Die Herkunft dessel-
ben vom lat. captare (lauern) kann nicht zweifelhaft sein. In
der L. Sal. emend. wird noch captare geschrieben, aber auch
hier ist die bed. schauen, gleichsam oculis captare, nicht zu ver-
kennen, s. Pott in Aufrechts und Kuhns zeitschr. I. 392. Das
it. cattare ist nebst sp. captar, fr. capter erst später aus dem
classischen latein aufgenommen worden. — Seltsam ist das it.
cata-colto certappt', für catato-colto, ein offenbarer pleonas-
mus um das unverständlich gewordene catato mit einem sy-
nonymen ausdrucke zu erklären.
C a t a s t r o it. sp., c a d a s t r e fr. (it. auch catasto) Steu-
erregister ; gleichsam capilastrum kopfsteuerliste. Das frühste
mittelalter brauchte dafür capitularium cin quo tributa con-
tinebantur' Greg. Tur. 9, 30 , eig. eine in capitula abgetheilte
schrift; capitastrum aber entstand gewiss unmittelbar aus Ca-
put wie sp. cabezon steuerliste aus cabeza.
Catrame it., pg. alcaträo, sp. alquitran, fr.
guitran goudron, mlat. catarannus theer; vom arab. al-
qa'trän dass. Freyt. III. 464*.
Cattivo it., sp. cativo, pr. caitiu, fr, c h e t i f elend,
schlecht; von captivus gefangen, in knechtschaft , daher un-
glücklich nebst den weitern bedd.; die ursprüngliche wird
durch cattivo it., caulivo sp., captif fr. vertreten.
Cava it. sp. pg. pr., cave/r. grotte, keller; von cava
Höhlung. Die cass. glossen übersetzen das rom. cava mit putin
(ein großes gefäß) , daher noch flaschenkeller im franz., s.
W. Grimms anm. ; daher stammt vielleicht das pg. c a b a z, fr.
cabas großer korb, wovon sp. capazo doch wohl zu trennen
ist, s. cappa.
Cavallo it., sp. caballo, pr. caval, fr. cheval,
wal. cal (auch alban.cal'e calle) pferd; von caballus (xaßdX-
Iqq) nach A. W. Schlegels muthmaßung ein italisches bauern-
wort, womit das pferd in der landwirthschaft bezeichnet ward,
s. dessen ind. bibl. 1. 240. Daher it. c a v a 1 c a r e, sp. c a b a 1-
gar, fr, chevaucher (fehlt wal.) reiten, wie gr. Innevstv
von Inno;, bereits in der L, Sal. caballicare und zwar cabal-
licare caballum wie rom. cavalcare un cavallo. Von equus
blieb nur das fem. sp. yegua, pg. egoa, pr. egua, altfr. aigue,
wal. eape, sard. ebba. Aus caballus leitet sich ferner mlat.
caballarius 6?/. Isid., it. cavaliere u, s. w., dsgl. it, cavalletta,
I. CAVEZZA— CAVO. »5
sp. c ab all et a grüne heuschrecke, eig. pferdchen, wegen der
ähnlichkeit ihres kopfes mit einem pferdekopfe, heupferd.
Cavezza it. halfter , alt fr. chevece kragen, sp. pg.
cabeza köpf, auch pr. cabeissa; dsgl. sp. pg. cabezo,
pr. cabes der obere theil eines ding es; abgel.it. cavezzone,
fr. cavesson kappzaum, sp. cabezon hemdkragen. Daß
chevece und cabeza eins seien, ist unzweifelhaft ; aber auch
cavezza stimmt dazu, wiewohl capezza (vgl. capezzale aus
capitium bei Gellius) erwartet werden durfte. Kragen als
köpf des hemdes ist der mittelbegriff zwischen haupt und half-
ter, doch könnte sich sp. cabeza auch unmittelbar auf capi-
tium in der bed. einer köpf bedeckung beziehen , in den er f.
glossen p. 283a wird es mit dem ags. hood pileus übersetzt.
Ital. scavezzare abhauen ist = scapezzare, sp. descabezar.
Caviale it., sp. cabial, pg. fr. caviar, ngr. xavid^c
eingesalzener rogen des in allen europäischen gewässern hei-
mischen störs und einiger andern fische.
Cavicchia caviglia, cavicchio caviglio it., pg.pr.ca-
vilha>/r. cheville pflock, hat. clavicula ward durch dis-
similation in cavicla vereinfacht um das doppelte cl zu be-
seitigen: ohne diese euphonische rücksicht dürfte eine Schwä-
chung des anlautes nicht angenommen werden. Der Spanier
behielt cl in clavija, worin jene rücksicht wegfiel
Cavolo it., sp. col, pg. couve, pr. caul, fr. chou
kohl; bemerkenswert, weil diese formen so wie das kymr.
cawl, das bret. kaol aufcmlis, nicht auf das anscheinend volks-
mäßige colis weisen, s. Rom. gr. 1. 195.
Cayo sp. (nur im plur. üblich), alt fr. caye Sandbank,
mit anderer bed. pg. caes (sg. und plj, fr. quai dämm an
flüssen, ndl. kaai, engl, kay, ndd. kaje. Alle vier rom. Wör-
ter sind formell eins und auch die begriffe liegen sich nicht
fern. Ein altes Zeugnis dafür gewähren die isid. glossen : kai
cancellae, kaij (kaji?) cancelli schranken. Unpassend bringt
dies Scaliger mit dem Plautinischen cajare (schlagen) in Ver-
bindung : es ist augenscheinlich, wie schon Ducange behauptet,
das kymr. cae zäun, umzäunung, bret. kae auch flußdamm,
kaea einzäunen ; vielleicht darf auch an ahd. cahot munimen-
tum, bair. kachet zäun Graff IV. 361 erinnert werden. Da-
gegen ist bair. kai hegung, als eine spätere Verhärtung aus
gebai von haien hegen (Schmeller IL 129), nicht in anschlug
90 I. CAZZA-CEMO.
zu bringen. Warum aber fr. quai und nicht chai ? muthmaß-
Uch weil das wort ein erst später aus dem picard. oder gas-
con. (vgl. cayum haus bei Ducange, gael. cai dass.) aufge-
nommenes ist
Cazza it., cat. cassa, alt fr. pic. casse, masc. chw.
caz, sp. cazo pfanne mit einem stiel; vomahd. chezi(kezi),
altn. kati ein kochg eschirr , woher unser kessel. Abgel. it.
cazzuola, sp. cazuela, mit einmischung eines r (wie in
mouch-er-olle, mus-er-olle u.a.) fr. casserole bratpfanne,
woher it. casserola, pic. champ. castrole, dtsch castrol. Ein
altes Zeugnis des Wortes in den wiener glossen Ho ffm.p. 58,1 5
chella gazza = churw. caza Schöpfkelle.
Cece it., sp. chicharo, pr. cezer, fr. chiche (gew.
pl. pois chiches) kichererbse, von cicer; it. cicerchiaw.s./*.
von cicercula.
Cecero it. schwan, alt cecino, mlat. cecinus L. Sal.
tit. 7, in glossarien cico ; vom tat. cicer, das im it. cece knoU
len am schnabel dieses vogels heißt. Besser aus cecinus als
aus cygnus erklärt sich auch das sp. pg. altfr. c i s n e (altpg.
cirne Moraes), da einschiebung des s für die südwestl spräche
nicht annehmbar ist.
Cedola it., sp. pg. pr. cedula, fr. cednle zettel; von
schedula, vgl. cisma von schisma. Aus einer andern ausspräche
entsprang sp. esquela.
Cedronella it., sp. cidronela, fr. mdartl. citro-
nelle melisse, lat. citrago; von citrus citronenbaum , wegen
des verwandten geruches seiner frucht.
C e 1 a t a it., sp. c e 1 a d a , /h s a 1 a d e heim, pickelhaube,
altengl. salet, kymr. saled; mit recht wegen des darauf vor-
kommenden bildwerkes von caelata (cassis caelala bei Cicero)
hergeleitet.
C e n n o it., chw. c i n wink, sp.ceno runzeln der stirne;
vb. «Uccennare, altsp. a c e n a r Alex., altfr. acen er zu-
winken. Cinnus begegnet in alten glossarien; eins der erfurter
z. b. p. 287b hat cinnus tortio oris , inde est dictum cincinus
und cynnavit innuit, promisit, auch die isid. glossen kennen
das wort, das wahrscheinlich aus cincinnus locke Qxixivvog)
abgekürzt ward, indem cinnare cennare eine eigenschaft der
locken, das wallen oder winken ausdrückte: ähnlich heißt fr.
harlocher schütteln, von haarlocke, s. locher U. c.
L CENTINARE-CERNECCHIO. 97
Centinare it., fr. cintrer wölben, bogenrund ma-
chen ; daher sbst. centina, eintre (m.) gewölbe, rüstbogen
zu einem gewölbe; von cincturare, das man sich aus cinctura
ableitete: ital. n aus r wie in cecino aus cicer. Über die
berührung der begriffe gewölbe und umgürtung s. Rödiger und
Pott in Lassens ztschr. III. 59. Das catal. wort ist cindria,
das span. aber cimbria cimbra, mb vielleicht durch einmi-
schung von cimborio kuppel.
Cercare it., wal. cercä, pr. cercar sercar, nfr.
chercher, altfr. cerchier, durchsuchen, suchen. Die erstere
ist die grundbedeutung : in derselben braucht es noch Dante
in einer mehrfach misverstandnen stelle Inf. 1,84 che m'han
fatto cercar lo tuo volume, vgl. altfr. cerchier les montagnes
die berge durchsuchen und ähnliche stellen. Span. port. cer-
car bedeutet einschließen, altpg. aber gleichfalls durchsuchen:
andou em busca delle cercando toda aquella terra s. Constan-
cio. Cercare ist das von Properz 4, 9, 35 gebrauchte circare
herumgehen: fontis egens erro circoque sonantia lymphis, in
den isid. glossen circat circumvenit , daher mlat. circa die
runde, circator Wächter, vgl. alban. khercöig suchen, durch-
forschen, vom gr. xiqxovv umgeben, umringen; kymr. kyrchu,
bret. kerchat werden aus derselben quelle sein wie cercare.
Es bedarf also zur erklärung desselben keines neuen Wortes
quaericare. Die franz. form chercher hat ihren grund offen-
bar in bequemerer ausspräche des richtigen cercher, pic. cer-
quier; dieselbe assimilation im it. Ciciglia für Siciglia. Eine
zss. ist pr. e n s e r c a r unterscheiden, pg. enxergar.
Cerceta zarzeta sp. pg., pr. sercela, fr. cercelle
sarcelle ein wasservogel, kriechente ; von querquedula. Daraus
entstellt scheint it. garganello, engl, gargane, s. Ferrari;
Nemnich führt auch cercedula cercevolo an.
C er eine it. (m.^ring, ringartige sache, fr. cerne (m.,
aus cerc'ne) kreiß, sp. cercen, pg. cerce; vb. it. fehlt, fr.
c e r n e r umzingeln, aber sp. cercenar ringsum beschneiden,
eig. abranden, cortar ä cercen glatt abschneiden. Die Wör-
ter sind von circinus zirkel, circinare abzirkeln.
Cerfoglio it., sp. cerafolio, fr. cerfeuil einkü-
chenkraut, körbel; von caerefolium fyaiQsyvXlov).
Cernecchio it., sp. cerneja, pg. cernelha Haar-
büschel. Cabrera's deutung aus criniculus, wogegen begriff
7
98 I. CERVELLO-CHIASSO.
und buchstabe streiten, durfte nach der von Ferrari aus dis-
cerniculum Haarnadel (acus, quae capillos disseparat Nonius),
dsgl. abgetheiltes haar, nicht mehr aufgestellt werden.
Cervello it., pr. cervel, fr. cerveau hirn, dsgl.
fem. dem ital. plur. cervella entsprechend chw. pr. cervella,
fr. cervelle; von cerebellum, dessen roman. g estalt cervel-
lus schon der vocab. S. Galli kennt. Die span. und port. spräche
haben nur das primitive celebro cerebro, so auch die walach.,
deren cn'eri (plur.) aus cerebrum, umgestellt creebrum, ge-
bildet sein wird.
Cetto it., altsp. altpg. cedo (encedo Chron. del Cid
ed. Huber p. 203) adv. von cito.
Che it., sp. pg. pr. fr. qu e (auch alban. che) geschlecht-
loses relativpron. und conjunction; wahrscheinlich von quid,
s. Rom.gr. III. 294—296, wo auch von wal. ce, ce, ca die
rede ist. Franz. quoi hat seinen grund in gedehnter aus-
spräche des que, vgl. moi mei aus me. Ital. chi, fr. qui,
von quis; sard. chini, sp. quien, pg. quem, vom accusativ
quem, s. II. b.
Cheto it., sp. pg. quedo, altfr. coit coi und recoi
ruhig, von quietus; daher vb. it. chetare beruhigen, sp. pg.
qu e d a r ruhig lassen, (intr.) ruhig bleiben; fr. c o i s e r s.v.a.
it. chetare, gebildet wie hausser von altus. Ein lat. vb. quie-
tare bei Priscian ist bestritten, vgl. Struve lat. decl. und conj.
p.117. Dasselbe quietus setzte mit der b ed. Hedig* eine zweite
keine Verwandlung des tiwd erlaubende form ab, eine schei-
deform, gleichsam quitus: fr. quitte, alt cuite, pr. quiti,
sp. q u i t o , dtsch quitt ; daher sp. pg. q u i t a r ledig machen,
frei lassen Poem. d. Cid. v. 537. 894. 1043, wegnehmen, eig. los-
machen, fr. q u i 1 1 e r losgeben, gehen lassen, verlassen, it. q u i-
tare chitare sein recht aufgeben. Die b ed. ledig kennt schon
die L. Long. : sit quietus d. i. sit absolutus. Für cheto sagt man
ital. auch chiotto (zweisylb.), vielleicht aus dem fr. coit mit
eingeschobenem i = 1 , neap. cuoto.
Chiamare^., wal chiemä, sp. llamar, pg. chamar
rufen, nennen, pr. clamar, altfr. claimer ausrufen; von cla-
mare. Die bed. nennen kennt das älteste mlatein, z. b. si quis
alterum vulpem clamaverit L. Sal tit. 30.
C h i a s s o it. aus dem pr. c 1 a s geschrei, altfr. glas
(chlaz Trist. IL 80) glockeng eläute, nfr. anschlagen der todten-
I. CHIGLIA-CIARLARE. 99
glocke, wohl auch ir.gtes wehklage, das Pictet p. 70 zusansk.
hlas stellt; von classicum signal mit der trompete, mlat.in der
altfr. bed., vgl conclassare conclamare GLIsid. Das nah lieg ende
glatir war anlaß, daß man das wort gerne Dom hundegebell
brauchte. Walach. glas schall, stimme ist das glbd. serb. glas.
Chiglia^. (bei Barberino chiete), sp. quilla, fr. quill e
kiel des schiff es; vom ahd. kiol, altn. kiölr. Sofern fr. quilie
kegel bedeutet, floß es aus ahd. kegil, was schon Frisch er-
kannte; eigentlich passen auch die andern Wörter, wie man
leicht sieht, besser in dieses etymon als in das erster e, aber
die bedeutung entscheidet.
Chimera ^., sp. quimera, fr. ch im er ehirngespinst;
von Chimaera.
Chiocciare crocciare it. , sp. cloquear, neupr.
clouchä, fr. glousser, wal. cloc ei glucksen; naturaus-
drücke wie das dtsche wort und das lat. glocire, wenn nicht
zum theil aus diesen entstanden, vgl. ags. cloccan. Sbst. it.
c h ijO c c i a , sp. clueca, pg. chöca , wal. cloce, nhd. glucke brü-
tende henne, daher ein adj. it. chioccio, sp. clueco llueco gluck-
send, heiser.
Chitarra it., sp. pg. pr. guitarra, fr. guitareew
Saiteninstrument; vom gr. y.i&dga. Von lat. cithara aber ist
it. cetera cetra, pr. cidra citöla, altfr. citole u. s. w. Ci-
thara, non cetera bemerkt ein grammatiker in beziehung auf
die volksübliche form, s. Anal, gramm. ed. Eich, fy Endl. p. 443.
Chiudere it., sp. cluir in compos., pr. claure, fr.
clore schließen; von clüdere und claudere. Zsgs. pr. es-
claure, fr. eclore, von ex und claudere; pr. esclure, fr.
exclure, von excludere.
Ciabatta it., sp. zapata, fr. savate abgenutzter
schuh, sp. pg. zapato schuh; nach Sousa vom arab. sabat,
dies vom vb. sabata beschuhen, das bei Freytag IL 275a diese
bed. nicht hat.
Ciancia it. geschwätz, possen, vb. cianciare schäkern,
possen treiben, chw. cioncia geplauder , sp. pg. chanza
spass ; natur •ausdruck? vgl. aber auch nhd. zänzeln liebkosen
Frisch II.464b, sp. chächara geschwätze, ngr. T^dv^ala dass.
Ciarlare it., sp. pg. charlar, vol. charrar, norm.
charer schwatzen; it. ciarlatano (woher fr. charlatan)
marktschreier, Windbeutel. Seltsam leitet es Muratori ant.ital
100 I. CIASCUNO— CICA.
11.846 von Charles, Charlemagne, einem namen, den die franz.
bänkelsänger in Italien stets im munde geführt hätten. Me-
nage verweist auflat. circulari circ'lari das gew erbe des Markt-
schreiers treiben, gewiss passend, wäre nur der ausfall des
c vor 1 nicht anstößig. Ciarlare kann auf roman. boden ge-
wachsen, es kann ein naturausdruck sein, wenn man nicht
vielmehr eine ablautform von zirlare, sp. chirlar, darin er-
blicken will, vgl. bask. chirchila = charlatan. Das mit ciar-
latano gleichbed. it. cerretano soll nach einigen von dem
städtenamen Cerreto herrühren.
Ciascuno it., pr. altsp. cascun Berc, fr. chacun,
pronomen, von quisque unus, quisc' unus, vgl. chaque IL c;
it. auch ciascheduno von quisque et unus oder quisque ad
unum wie altsp. quiscadauno, s. cadauno. Eine alte genues.
form cascha-un s. Archiv, stör. app. num. 18. p. 20 und öfter.
Ciborio it., so auch pg., fr. ciboire gehäuse für die
geweihten hostien, dsgl. pr. cibori, altfr. chiboire, sp. pg.
cimborio schirm oder kuppel über dem altar, mlat. cibo-
rium, mittelgr. yißcoQiov; werden aus demgr. mßwQiov frucht-
gehäuse einer pflanze, auchbecher, hergeleitet, man sehe Du-
cange und Menage.
Cica it. kleinigkeit, adj. cigolo, einfacher sp. chico,
cat. xic chic klein, gering, fr. chic he knauserig (vgl. gr.
cjuixQog klein, Gjuixgiv?jg geizhals) , fr. chiquet bißchen, chi-
co t splitter, knoten, sp. chicote ende eines taues, chichola
kleinigkeit; vb. fr. c hi ch o t e r über kleinigkeiten zanken, wohl
auch sp. cicatear knausern. Alle von ciccum kleinigkeit, mit
palataler ausspräche des c wie im sp. chicharo, fr. chiche
v. cicer. Ilieher wahrscheinlich auch fr. chicane, dasur-
spr. krümchen brot bedeutet haben soll, daher unnütze Spitz-
findigkeit, hader um nichts. Wegen des adj. chico aus dem
sbst. ciccum vgl. wal. mic klein, von lat. mica. — Bei die-
sem stamme lag herleitung aus dem bask. chiquia ' winzig* nahe
genug, aber ein so weit verzweigter stamm, gegen dessen la-
tein. Ursprung nichts vorliegt, warum sollte er anderswo ge-
sucht werden? Dem lat. ciccum non interduim entspricht ja
wörtlich das ital. non darei cica. Aus sp. chico hätte frei-
lich bask. chicoa werden müssen, nicht chiquia, aber auch aus
bask. chiquia nur span. chiquio, nicht chico. Ital. chica für
chicca könnte bedenken machen, stände nicht bereits im la-
I. CICLATON-CINCEL. 101
tein. häufig genug c neben cc (baca bacca, braca bracca,
sucus succus, mucus muccus).
Ciclaton sp., pr. sisclaton, altfr. siglaton klei-
dungsstück unten rund zugeschnitten , dsgl. stoff , woraus es
verfertigt ward; von cyclas cycladis staatskleid der frauen.
Cifra cifera^. geheimschrift, sp.pg.cxfva. Zahlzeichen,
/r. chiffre mit beiden bedd. Urspr. ein Zahlzeichen ohne ab-
soluten werth, null, im Breviloquus cifra figura nihili und so
noch wal. cifre. Von den Arabern empfieng Europa das in-
dische Zahlensystem, arabisch kann also wohl auch das wort
sein. Hier heißt cafar leer, gifr (cifron) ganz leer, letzteres
als sbst das zeichen null, arab. meist durch einen punct aus-
gedrückt, s. Golius p. 1363, Frey tag II. 503b. Den namen die-
ses Zeichens übertrug man nachher auf die übrigen neun.
Cigala it. pr. cat., cigale fr., cigarra sp. heu-
schrecke; von cicada, statt dessen wegen der formen mit 1
nicht einmal cicadula angenommen zu werden braucht, da
Übergang des d in 1 kein seltenes ereignis ist. Die span. form
chicharra soll wohl den zirpenden laut des thierchens nach-
ahmen.
C i m a it., so auch sp. pg. pr., fr. c i m e gipfel. Von cyma
zarte sprosse, wal. chime keim, vgl. altsp. cima zweig, urspr,
also der oberste theil der pflanze, sodann spitze, berggipfel,
wie it. vetta diese bedd. einigt. Sanchez. colecc. IL p. 492 be-
merkt ein mundartlich span. quima, das gradezu aufgr. xv/ua
zurückgeht. Abgel. it. cimiero, sp. cimera, fr. cimier zei-
chen oder schmuck oben auf dem helme, wal. tzimiriu kennzei-
chen, schild, mhd. zimier zimierde.
Cimeterio it., sp. cim enterio, fr. cimeti er ekirch-
hof; von coemeterium eig. schlaf statte, xoifxrjxrjQiov.
€inäbro it., sp. pg. cinabrio, fr. ctnabre, pr.aber
cynobre ein mineral, zinnober , von cinnabaris; wal. chi-
novär vom gr. xivvaßaQig.
Cincel sp., pg. sizel, fr. c i s e a u meißel, pl. ciseaux
schere; vb.cise\eru.s.f. ausmeißeln. Nach einigen von cae-
sus : wie aber das dimin. eines solchen particips (caesillus) die
active bed. eines Werkzeuges annehmen konnte, ist schwer be-
greiflich. Plautus hat sicilicula (von sicilis, daher wal. seäcere ?)
kleines Werkzeug zum schneiden, dies konnte auf roman. weise
in sicilicellus, scilcellus abgeändert werden, woraus die obi-
108 I. CINGHIA— CISMA.
gen formen. Für scilcellus spricht das schwanken zwischen
dem anlaute c und s, ja selbst das span. n für 1, das man
auch mzonzo aus insulsus wahrnimmt : sonst könnte man eben
so wohl secellus, von secula sichel, heranziehen.
Cinghia^., wal. chinge, pg. cilha, pr. singla, fr.
s a n g 1 e gurt; vb. c i n g h i a r e u. s. w. gürten, umgürten, um-
fassen; von cingula; dsgl. it. cinto cinta, sp. cinto cinta cin-
cha, pr. cinta, vom sbst. cinctus. Eine neue bildung aus dem
vb. cingere ist it. cigna, pr. cenha, altfr. segne, schon in
den cass. glossen cinge nach W. Grimm p. 18.
Cinghiale it., pr. senglar, fr. sanglier wilder
eber, heiler, mlat. singularis epur (eber) Vocab. S. Galli. Er
hat, wie Cujacius lehrt, den namen daher, weil er einsam
lebt (ausgenommen, wie Menage anmerkt, in den beiden er-
sten jähren, wo er bete de compagnie heißt): auf dieselbe
eigenschaft bezieht sich sein griech. beiname f.iovioq. Ital. cin-
ghiale ist also verderbt aus singhiale wie concistorio aus con-
sistorio. Das span. wort ist jabali.
Ciö it., pr.üisso und so, altfr. icö co (geschr. ceo),
nfr. ce, pronomen, von ecce hoc; dazu pr. aquo aco, von
eccu' hoc.
Ciocciare it. saugen, zutschen; ciötola näpfchen
zum trinken, vgl. Schweiz, zotteli dass., nhd. zaute; sp. cho-
tar saugen, choto Zicklein, comask. ciot kind, ciotin lämm-
chen, chw. tschutt dass. ; champ. tut er an den fingern sau-
gen (von hindern) und ähnliche Wörter , sämmtlich natur-
ausdrücke.
Ciocco it. klotz, stück holz, altfr. choque chouquet
stamm, nfr. choc, sp. choque stoß, nebst chocar choquer
anstoßen, deutsch schock, schocken, vgl. auch it. ciocca bü-
schel mit schock häufe, anzahl. Wie sich klotz und stoß be-
rühren, zeigt auch toppo.
Cioccolata it., c h o c o 1 a t e sp., c h o c o I a t fr. ein
getränke; nach span. etymologen vom mexican. chocollatl. Man
sehe Cabrera.
Ciriegia ciliegia it., sp. cereza, pg. cereja,pr.
serisia, fr. cerise, wal ceräse kirsche; von cerasus,
eig. von einem adj. ceraseus cerasea.
Cisma it., so auch sp., pr. scisma, altfr. cisme Spal-
tung, zwist; von schisma.
I. CITRIUOLO—COBRAR. 103
Citriuolö it. gurke, fr. citrouille kürbiß; von ci-
treum citrone, wegen der ähnlichkeit dieser fruchte.
Cittä it., wal. cetate, sp. ciudad, pr. ciutat, fr.
cite Stadt, dazu die nominativform pr. ciu, alt fr. cit; von
civitas.
Ciüfolo züfolo it., sp. chufa, pr. chufla, alt fr. chu-
fle, dsgl. sp. pr. chifla pfeife, auspfeifung, Verspottung; vb.
it. zufolare u. s. w. pfeifen, verspotten; naturausdrücke
mit anlehnung an tat. sifilare und sufflare, s. siffler II. c. G.
Galvani aber vermuthet in zufolo das tuscische subulo Flöten-
spieler, s. Archiv, stör. it. XIV. 354.
C i u r m a it., sp. pg. chusma, pg. auch churma chulma,
fr. chiourme gesammtheit der ruderknechte eines schiff es.
Die arglose herleitung aus lat. turma findet anstoß in der be-
handlung des anlautes, überdies passt dazu nicht einmal das
innere des Wortes, dessen ursprünglichste form, da nach ge-
meiner reget wohl r aus s, nicht umgekehrt s aus r entspringt,
die span. sein muß, vgl. sp. usma, it. orma, oder pg. cisne
cirne. Zu der span. form gesellt sich noch eine genues. cius-
ma (altgenues. geschr. chusma Archiv, stör. it. num. 18. p. 34).
Man muß sich also nach einem andern Ursprünge umsehen.
Wie usma hat das wort griechisches gepräge, und hier bietet
willkommne auskunft yJXsvo/ua, celeusma, icomit das com-
mando des aufsehers der ruderknechte , im roman. die ganze
zahl derselben bezeichnet wird, wie unser commando sowohl
den befehl wie auch die unter dem befehl stehende mannschaft
bedeutet. Aus xsXsvopa ward cleusma und endlich chusma
wie aus clamare chamar und dazu stimmt auch die sicil. form
chiurma für clurma clusma, während die ital. sich schon
weiter entfernt d. h. ciurma entstand aus chiurma wie etwa
morcia aus morchia. Derselben herkunft ist doch wohl auch
das ital. vb. c i u r m a r e durch geheimnisvolle worte und winke
bezaubern, eig. zeichen und befehle geben.
Cla vi cembalo gravicembalo it.,sp. clavecimbano,
fr. clavecin ein Saiteninstrument , das mit tasten gespielt
wird, sonst auch clavicordio genannt; von clavis Schlüssel,
im sinne von taste (daher fr. c 1 a v i e r reihe der tasten) und
cymbalum.
Cobrar sp.pg.pr., alt fr. coubrer bekommen, in be~
sitz nehmen, fassen, ahd. koborön; von recuperare, mit ah-
104 I. COCCA— C0CCHI0.
geschnittner partikel um die Vorstellung der Wiederholung zu
beseitigen, ein verfahren, dem vielleicht kein zweites beispiel
zur seite steht. Das vollständige verbum erhielt sich gleich-
falls, aber neben der alten bed. entwickelte es eine andre stark
abweichende: it. ricovrare sich flüchten, sich retten, sp. re-
cobrarse, pr. recobrar, altfr. recouvrer wieder zu sich kom-
men, sich erholen, sich erkobern; schon im altern mlatein:
rex graviter aegrotavit, quo recuperante filius ejus aegrotare
coepit Gest. reg. fr. In dieser bed. ist überall das reflexiv-
pronomen zu supplieren, welches nur der Spanier setzt: sich
wiedererlangen, sich zurückbekommen, daher wieder zu sich
kommen, ital. sich zurückbegeben. Dieselbe begriffsentwick-
lung in ressortir (s. sortire 20 so wie im griech. uvaxoptXsa-
&cti 1) zurückbekommen, 2) sich zurückbegeben, sich retten.
Cocca it., pr. coca (zu schließen aus encocar), fr.
co che, engl, cock kerbe z. b. an der armbrust; vb. it. coc-
care die sehne einlegen, scoccare abschnellen, fr. encocher
u. s. w. Von dunklem Ursprung. Das altgael. adj. coca chohV
wird man nicht hieherziehen wollen, eben so tcenig mit Me-
nage cavica von cavus. Armstrong führt ein gael. sgoch mit
der bed. von cocca an, das mit diesem in etymologischem zu-
sammenhange stehen dürfte.
Cocca it., sp. coca, altfr. coque, nfr. coche (f.)
kleines fahrzeug. Papias bietet caudica navicula, aber nicht
einmal in der form codica wäre es dem it. cocca angemessen.
Es ist von concha muschelschale, gefäß, vgl. wegen der form
it. cocchiglia von conchylium, wegen des begriffes altfr. coquet
schiff und gefäß (letztere bed. bei Ducange). Das wort ist
eben sowohl in den germ. und celt. sprachen vorhanden, z. b.
ahd. koccho, ndl. kog, kymr. cwch (mj, bret. koked. Aus
concha entstand aber auch altsp. coca, sard. conca köpf (vgl.
testa und gr. x6y%?j hirnschale) , sp. cogote, pr. cogot
hinterkopf, dsgl. fr, coque eier 'schale , nußschale; aus dem
adj. concheus it. coccio scherbe, coccia köpf, sp. cuezo
cueza kübel.
C o c c h i o it.,sp. fr. c o che (m.) bedeckter wagen, kutsche.
In erwägung der ital. form, die ins franz. und span. über-
gieng, von conchula, wenn nicht von coclea Schneckenhaus,
das gewölbte solcher wagen auszudrücken. Daß es aus dem
ungr. kotczy (wal cocie, alban. cotzi) herrühre^ ist eine von
I. COCCINIGLIA-COGLIERE. 105
der ital, form nicht begünstigte sage, aber schon Avila (1553)
sagt von Karl V. se puso ä dormir en un carro cubierto, al
quäl en Hungria llaman coche, el nombre y la invencion es
de aquella tierra (nach Cabrera 1.66).
Cocciniglia it., sp. cochinilla, fr. Cochenille
mexicanisches insect , das eine scharlachfarbe gibt; vom lat.
coccinus scharlachfarbig.
C o c h i g 1 i a it., c o q u i 1 1 e fr. muschel, von conchylium ;
sp. c o q u i n a von concha. Die form conquilium in einem alten
glossar Mone's anzeiger VII. 138b.
Codait., pr. coa, fr. queue, sp. pg. cola für coda
(wie esquela für esqueda = scheda u. a., altsp. coa) schwänz;
von cauda. Daher z. b. it. c o d i o n e codrione bürzel der
vögel, altsp. c o d i 1 1 a steift, kreuz, wohl auch c o d a s t e hinter-
steven am schiffe; vb. it. scodare, fr. ecouer den schwänz
abstutzen.
Codardo it., sp. pg. cobarde, altsp. cobardo (aus
co-ardo für codardo, wie juvicio aus ju-icio), pr. coart,
fr. couard feige, memmenhaft. Zwei etymologieen kommen in
erwägung , welche beide schon Nicot kennt. Von cauda im
eigentt. sinne, weil der hund und ihm verwandte thiere aus
furcht den schwänz einziehen, s. Eckhart zur L. Sah und Grimm
Reinh, p. XLI und CCXXXV. Von cauda im abgeleiteten sinne,
wonach es den hintern theil eines ding es, schleppe, nachtrab
u. dgl. bedeutet: codardo ist einer der sich hinten hält, sich
nicht hervorwagt. Die erster e deutung ist ansprechender, weil
sie aus einer naturanschauung genommen ist, allein sie legt
etwas in das wort, das sich, streng genommen, mit seinem
suffixe nicht verträgt, indem codardo nur geschwänzt oder
schwänzelnd heißen könnte: sie weicht also in einen zu spe-
cialen sinn aus. Die dichter der thierfabel wenigstens müs-
sen diese anschauung nicht getheilt haben, da sie grade dem
hasen diesen namen beilegten.
Cöfano it., sp. pr. cofre, fr. coffre kiste, dsgl. sp.
cuebano großer korb, sp. pr. cofin, fr. coffin körbchen;
von cophinus. Verkürzt sp. cofe, it. coffa mastkorb.
Cogliere it., sp. coger, pg. colher, pr. fr. cu-
eillir, wal. culeäge sammeln, lesen, pflücken; von colli-
gere. Eine zss. ist sp. es coger u. s. w. auswählen; sbst
106 I. C0GLI0NE— COLMO.
altpg. escol S.Rosa suppl. auswahl, ausbund, pr. escolh art
und weise, gattung.
Ooglione it., mundartlich cojon, sp. cojon, pr. fr,
coillon testiculus; von coleus dass., pr. altfr. coil, wal coiu.
Ital. coglione auch für memme, schuft gebraucht, daher sp.
collon, fr. coyon.
Coitar cochar altsp. pg. pr., altfr. coiter antreiben,
drängen; sbst. altsp. pr. coita u.s. w. bedrängnis; adj. coi-
toso bedrängt, angetrieben , eilfertig. Das verbum erklärt
sich aus dem unlat. frequentativ coctare, welchem die in dem
primitiv coquere schon enthaltene bed. ängstigen zugewandt
ward. Bewiesen icird dieser Ursprung durch das sp. cochar,
dem in der that neben der eben bemerkten noch die eigentl.
bed. von coquere zusteht: cochado = cocido F.juzg., so wie
durch das altpg. coito = lat. coctus s. S. Rosa.
Coitare altit, sp. pg. pr. c u i d a r, altfr. cuidier den-
ken, sorgen; von cogitare. Sbst. altit. coto, altsp. cuidsiu.s.f.,
sp. pg. cuidado sorge. Zsgs. it. tracotanza, fr. outre-
cuidance vermessenheit, gleichsam ultracogitantia.
Cola it., sp. acullä, pg. acolä, wal. coleä, orts-
adverb, von eccu* illac.
C o 1 c a r e corcare coricare it., wal. c u 1 c ä, pr. c o 1 g a r,
fr. c o u c h e r niederlegen, zu bette legen, sp.pg. c o 1 g a r auf-
hängen, behängen (anbinden an namenstagen) , cat. bedecken
z. b. pflanzen mit erde, reben einsenken (wie auch it. coricare) ;
sbst.pr. colga, fr. couche lager; von collocare setzen, legen,
hinstrecken, in hss. der L. Sah culcare.
C o 1 1 a it., sp. c o 1 a, fr. c o 1 1 e leim; vom gr. aoXXa dass.
Colmo it. sp., fr. comble häufe, Übermaß, gip fei, als
adj. übervoll; vb. colmare u.s. f. aufhäufen, überfüllen. Das
subst. entspricht in seiner bedeutung theils dem lat. cumulus
gehäuftes maß, theils dem lat. culmen; in seiner form mehr
dem letzteren, wenigstens ist ein it. colmo aus cumulus kaum
anzunehmen und die gleichgestalteten Wörter churw. culm berg,
culmen gebirge, wal. culme gipfel, vielleicht auch bair. kulm
weisen auf culmen wie pg. colmo stroh auf culmus. Zu un-
getrübter dar Stellung gelangte culmen im sp. cumbre für
culmbre , pg. c u m e gipfel, so wie cumulus im pg. c ö m o r o
combro erdhaufe (mlat. combrus), pr. c ö m o 1 (als adj. = it.
polmo); mit letzterem ist zsgs. pr. fr. encombre, it. in-
I. COLPO— COMBO. 107
gombro Hindernis, encombrar, encombrer, ingombrare hin-
dern; dsgl. fr. decombres schutt; it. sgombrare weg-
räumen u. a.
Colpo it., attsp. colpe Berc, nsp. pg. golpe, pr.
c o 1 p, fr. c o u p hieb, schlag ; vb. it. c o 1 p i r e schlagen , altsp.
colpar, fr. couper abschlagen, abschneiden. Die herlei-
tung aus dem ndl. klop kloppen ist abzulehnen, da die rom.
spräche den anlaut kl eher herbeiführen als zerstören würde.
Leitet man es etwa vom ahd. kolpo kolbo, nhd. kolben (vgl
pr. colbe für colp) oder vom kymr. colp , womit Werkzeuge
zum stechen oder hauen bezeichnet werden, so entfernt man
sich zwar nicht zu weit vom begriffe, aber näher liegt doch
das lat. colaphus faustschlag, das auch keine formelle Schwie-
rigkeit bietet, da ph (t) leicht in p übertritt (it. Guiseppe, zam-
pogna, sp. soplar, pr. solpre) und mehrmals, z. b. in der L. Sal
tit. 40 und in alten glossarien wie dem keronischen, die form
colapus, anderswo, z. b. in hss. der L. Alam., colopus wirk-
lich vorkommt. Ein alter grammatiker warnt schon vor der
Verwechselung des ph mity: stropha, nonstropa; amphora non
ampora s. Anal, gramm. ed. Eich, et Endl. p. 445. 446.
C ö 1 tr i c e it. (für colcitre), altsp. c o 1 c e d r a, pr. c o u s-
ser cosser federbett, Unterbett, von culcitra dass.; dsgl. it.
coltra coltre (f.), altfr. cotre, vom syncopierten culctra;
endlich sp. pg. colcha, von culcta /wrculcita, worauf auch
fr. c o i t e couette, altfr. coute keute quieute (für colte u. s. w),
pr. cota (für colta, vgl. mot für molt) zurückgeführt werden
dürfen; dem gr. xoutj bleiben keine ansprüche. Ein dimin.
von culcita, gleichsam culcitinum culctinum, ist it. cuscino,
sp. coxin, fr. coussin kleines polster, daher unser küssen.
Combo sp. , comb pr. gekrümmt; sbst. sp. comba
krümmung, pr. comba, altfr. combe tiefes thal, schlucht
(s. zu Garin 1.96), ital. in Ortsnamen wie Alta-comba, Com-
ba - longa so wie im piem. c o n b a , im comask. gomba , ja,
wie man behauptet, im Ortsnamen Como (P. Monti vocab. p.
XXVIII), prov. auch combel; vb. sp. combar krümmen,
icohl auch gen. ingumbäse sich krümmen; dem Portugiesen fehlt
das wort. Sein alter kann eine Urkunde v.j. 631 bezeugen,
worin der geographische name Cumba vorkommt, Brequigny
136b; auch in gumba ccuneus, cripa' (cripta) Gloss. Md. will
man cumba wiedererkennen. Ducange und andre erblicken
10S I. COME-COMPAGNO.
darin die mlat. form cumba für cymba kahn, gr.xtifißq, we-
gen der ähnlichen g estalt, andre das kymr. cwm (mj tiefes
thal; allein bei erstem ist die begriffsübertragung unstatthaft,
da das äuge an einen umgestürzten kahn nicht gewöhnt ist
wie an einen umgestürzten becher (vgl coppa), bei letzterem
bleibt das zugetretene b anstößig (bret. komb kann aus dem
franz. herrühren), auch fehlt das adj. dem Celten ganz. Konnte
combo nicht aus concavus, combar nicht aus concavare ent-
stehen, welche die bedd. hohl und gekrümmt, höhlen und krüm-
men in sich fassen? Dactylisch abfallende Wörter zog die
Volkssprache häufig zusammen; daß sich aber in conc'vus
c nicht behaupten konnte, versteht sich; daß nv mit mv oder
mb vertauscht ward, kann nicht befremden, hat doch der ltaliä-
ner imboto aus invoto (Veneroni), der Spanier ambidos aus
invitus, comboi aus convoi, der Provenzale amban aus anvan,
der Franzose embler aus involare geformt Auch für das sbst.
comba bietet sich ein unmittelbares etymon in dem plural con-
cava hohle örter, wie ja oft roman. feminina aus dem plural
lateinischer neutra sich festsetzen. Das mlatein braucht letz-
teres wort häufig und ganz im sinne von comba: concava
vallis Venant. Fort. 10,19; vallium concava Esp.sagr. XL 90
(9.jhJ, per concava montium Hist.gen. deLangued. I. col. 31.
Co nie it., sp. pg. auch altit. (noch bei G. Cavalcanti)
como, sicil comu, altsp. altpg. pr. altfr. com cum, letztere
form auch wal, nfr. comme, auch prov. zuweilen coma, eine
partikel; von quomodo. Zsgs. mit dem adverbialen mente pr.
comen, fr. comment, sard. comenti; eine andre zss. pr.
cossi, noch jetzt coussi, von quomodo sie. Für com brauchte
der Provenzale auch co, unmittelbar aus quo für quo modo,
s. Oudendorps register zum Apulejus.
Cominciare it., sp. pr. comenzar, pg. comecar,
fr. commencer anfangen; zsgs. aus com und initiare, mail.
inzä. Altspan, sagte man mit eingeschobenem p compenzar
Poem. d. Cid 2594, auch compezar, und dieselbe einschiebung
zeigt das noch gebräuchliche aus in-initiare zsgs. sp.pg. em-
pezar, vgl. sard. ineumbenzai. Der Walache besitzt dafür
das achtere ineepe von ineipere, auch chw. antscheiver.
Compagno it., sp. compafio, pr. altfr. compaing
geführte; daher compagnia u. a. abll; vb. compagnare,
aecompagnare u. s. f. begleiten. Es ist das mlat. companium
I. COMPASSO— CONFORTARE. 109
gesellschaft L. Sah, zsgs. aus com und panis nach dem muster
des ahd. gi-mazo oder gi-leip brotgenosse (ahd. gi = lat. cum).
Aus compaganus landsmann (s. Grut inscr. 209,1, v. j. 946
V. C.) würde sich conipagno nur durch accentv er Schiebung
(compaganus) deuten lassen, die aber bei einem so üblichen
suffixe nicht vorauszusetzen ist. Eher dürfte an compaginare
(zusammenfügen) gedacht werden, allein das prov. und cat
companatge, womit jedes gericht bezeichnet wird, wozu man
brot ißt, gibt den ausschlsg: com-pan-aticum floß eben sowohl
aus panis wie com-pan-ium. Das älteste Zeugnis des vom.
Wortes begegnet in den vatic. glossen ed. W. Grimm : ubi (h)a-
buisti mansionem (h)ac nocte, conpagn?
Compasso it. pg., compas sp. pr. fr. zirkel als in-
strument; vb. compassare abzirkeln. Dies wort berührt
sich mit einem celtischen: kymr. cwmp kreiß, davon das glbd.
cwmpas; aus kreiß wäre denn das ihn beschreibende Werk-
zeug geworden wie im deutschen zirkel. S. Diefenbachs cell.
I. 112. Indessen läßt es sich ohne zwang der lat spräche
zuweisen, geht man nur auf die älteste bedeutung zurück.
Prov. und altfr. ist compas gleicher schritt, mitschritt, von
com-passus, z. b. eil ä cheval e eil ä pie . . . tindrent lor eire e
lor compas . . . ke Tun Paltre ne trespassout die zu ross und
die zu fuß hielten ihren marsch und ihren gleichen schritt, so
daß keiner dem andern zuvorkam, s. Lex. rom. Daher bedeu-
tet es eben so wohl, wie auch im span., tact, Versmaß, überh.
maß und das Werkzeug zum messen. Compassar gleichen schritt
halten bildet den gegensatz zu traspassar überschreiten , wie
in der angeführten stelle. Die bed. nautisches instrument hat
sich später eingefunden.
Concerto it., sp. concierto, fr. concert Überein-
kunft; vb. concertare übereinkommen. Cabrera meint von
consertare für conserere zusammenfügen; allein man braucht
das lat. concertare nicht zu verlassen. Zusammen streiten,
zusammen verabreden liegen sich nahe genug: mlat. placitare
heißt eben sowohl streit führen wie vertrage schließen; in
beiden fällen ist der mittelbegriff worte wechseln. In der bed.
musicalische aufführung drückt concerto den sinn von con-
centus aus, ohne daher abzustammen, es heißt hier eig. über-
Confortare it.,spt conhortar, pr, conortar (vgl
110 !. C0NIGLI0— COPPA.
den ausfall des f in preon«?. profundus), fr. conforter stär-
ken; vom spätem lat. confortare.
Coniglio it.,sp. conejo, pg. coelho, pr. altfr. co-
nil kaninchen; von cuniculus.
Conocchia it., fr. quenouille Spinnrocken; im al-
tern mlatein conucula für colucula vom lat. colus (f.), ahd.
kuncla, nhd. kunkel.
Contare it., sp. contar, pr. comtar rechnen, dsgl.
erzählen, fr. c o m p t er in jener, c o n t e r in dieser bed. ; von
computare berechnen, ebenso ahd. zeljan numerare, enarrare.
Sbst. it. cömputo conto u. s. f., lat. computus bei Firm. Ma-
ternus.
Conte it., sp. pg. conde, pr. coms, altfr. quens,
accus, in beiden sprachen und nfr. c o m t e graf; von comes,
eig. begleiter des fürsten, demnächst hoher beamter, richter
eines größeren bezirks. Daher it. contado u. s. w. graf-
schaff, landschaft , contadino landmann.
Contestabile connestabile it., sp. con des table, fr.
connetable urspr. ober Stallmeister ; von comes stabuli.
Conto it., c o i n t e altfr. kundig (vgl. Alexis 43 dunt il
ja bien fut cointe), demnächst altfr. so wie pr. cointe coinde
zierlich, anmuthig; muß in cognitus seinen Ursprung haben
mit der grundbed. bekannt, vertraut, angenehm, wie mhd. magere
bekannt und lieb heißt. Daher vb. pr. coindar zu erken-
nen geben; a c o i n d a r , fr. accointer bekannt machen, engl, ac-
quaint, mlat. adcognitare, s'accointer ä qqun sich mit einem
befreunden, it. accontarsi sich besprechen; pr. acoindansa,
altfr. accointance Vertraulichkeit. In einem glossar des 12* jh.
liest man cogniter vel cognite benigne humane Class. auct.
V111.155b. Vom sbst. comtus ist it. contigia putz.
Contrada it. pr., c o n t r e e fr. gegend; eig. das entge-
genliegende, vom adv. contra mit dem suffix ata, das sich ei-
gentlich nur an substantiva fügt, vielleicht eine nachahmung
des deutschen gegend, mhd. gegenöte.
Convitare it., sp. pg. pr. convidar, fr. con vi er
einladen; daher sbst. it. convito, sp. pg. convite, pr. convit,
altfr. convi einladung, gastmahl. Von invitare mit vertausch-
ter präposition unter einwirkung von convivium.
Coppa it., sp. pg. pr. copa, fr. coupe, wal. cofe
becher; von cuppa, nebenfom von cüpa faß, s. Schneiders
I. COPPAROSA-COREGGIA. 111
lat. gr. 1. 426; mlat. gleichfalls cuppa, aber mit rom. bedeu-
tung. Der lateinischen blieben die formen mit u getreu, sp.
pg. pr. cuba , fr. cuve , ahd. kuba (wal. cupe maß). Abu.
sind pr. c u b e 1 kübel; sp. c u b i 1 e t e, pr. fr. go b e 1 e t becher,
mlat. gubellus u.a.m.; auch it. cüpola, woher sp. cüpula,
fr. coupole halbkugelförmiges dach, kuppel, franz. auch schlecht-
weg coupe, ton der gestalt einer umgestürzten schale so ge-
nannt. Dieselbe anschauung im altfr. cope, pic. coupet Cou-
plet berggipfel, gipfel überhaupt, kymr. cop wradcopa, ndl.
kop, nhd. köpf und kuppe; abgel. nfr. coupe au, sp. pg. co-
pete, letzteres nebst copo auch büschel, vgl. unten toppo.
Copparosa it., sp. pg. caparrosa, fr. couperose
vitriol; von cupri rosa s. v. a. gr. ydky.uv&ov kupferblume.
C o p p i a it., c o u p 1 e fr. das paar, von copula ; so auch
altit. cöbbola, pr. cobla, fr. couplet strophe, eig. Ver-
knüpfung von versen. Zsgs. it. s c o p p i a r e ein paar tren-
nen, verschieden von scoppiare platzen, s. schioppo II. a.
Coraggio it., sp. corage, fr. courage herzhaf-
tigkeit, muth, in älterer spräche gemüthe; vom lat. cor cordis
ohne einmischung des radicalen d, wie dies auch in andern
abll. aus diesem worte der fall ist.
Corazza it., sp. coraza, pr. coirassa, fr. cui-
rasse panzer; von corium, gleichsam coriacea lederwerk.
Corbacho sp. , cravache fr. peitsche, karbatsche,
russ. korbatsch, auch ungrisch, türkisch u. dgl. ; dürfte nach
Schmeller 11.326 aus irgend einem sklavenlande stammen.
Corbeta sp., corveta pg. , corvette fr. kleineres
kriegsschiff zwischen fregatte und brig ; von corblta lastschiff,
mit romanisierter endung.
Cordoglio it., sp. cordojo, pr. cordolh, chw. cor-
doli herzeleid; von cordolium, nur bei Plautus und später
wieder bei Apulejus. Mit dolium trifft auch fr. deuil, it. do-
glia zusammen.
Cordovano it., sp. c o r d o b a n , pr. c o r d o a n , fr.
cordouan eine sorte leder; nach Cordoba in Spanien be-
nannt, woher es bezogen ward. Abgel. ist it. c o r d o v a n i e r e,
fr. cordonnier, alt cordoanier, Schuhmacher.
Coreggi9Lit.,sp.pg. correa, pr. correja, fr. cour-
roie, wal. cureä riemen; von corrigia. Daher auch it.
s c or egg ia peitsche.
112 I. CORNAMUSA— CORTINA.
Cornamusa it.sp. pg. pr., cornemuse/r. sackpfeife;
soll aus cornu Musae zusammengesetzt sein. Prov. corna, altfr.
corne heißt hörn als tongeräthe, musa, altfr. muse pfeife,
flöte, aber die composition ist für die sache nicht bezeichnend.
Cornice it., sp. cornisa, fr. corniche, wallon.
coroniss, nhd. carnies kranzleiste am hauptgesimse, die figur
eines S bildend; von coronis (xoqwviq) verschlungenes zeichen,
im roman. verwechselt mit cornix, wie auch gr. xoQcovtj krüm-
mung, kränz und krähe bedeutet.
Corniola it., sp. cornerin a, pg. pr. cornelina,
fr. cornaline ein stein, carneol; von cornu, weil seine färbe
der des (aus h°rn gebildeten) nageis am finger gleicht, darum
auch gr. iw% genannt.
Corruccio it., pr. corrotz, fr. courroux ärger,
zorn; für colleruccio u. s. w. von cholera galle, gallensucht.
Davon it. corrucciare crucciare, pr. corrossar, fr. cour-
roucer erzürnen. Altfr. corine groll, gleichsam cholerina.
Corsare corsale it., sp. corsario cosario, pr. cor-
sari, fr. corsaire Seeräuber; von cursus, woher auch sp.
corsa ausflug zur see.
Corte it. sp. pg.,pr.cort, fr. cour, wal. curlehof;
bekanntlich von chors chortis Viehhof, vgl. Schnäders lat.gr.
1. 188. Ableitungen , die sich der rom. bed. 'fürstlicher hof
anschließen, sind z. b. it. cortese, sp. cortes, fr. courtois,
gleichsam cortensis; hieraus sp. c ort es an o, fr. courtisan,
it. cortigiano höfling, schon im frühen mlatein cortisanus (wie
it. Pannigiano aus Parmensis) ; vb. it. c o r t e g g i a r e, sp. cor-
tejar, pr. cortejar cortezar, fr. courtiser den hof machen;
sbst. it. corteggio gefolge, daher fr. cortege.
Corteccia it.,sp. corteza, pg. c o r t i c a schale, rinde,
kruste, von corticea aus cortex; vb. it. scorticare und
so pr. escorgar (in der neuen spräche noch escourtegä), fr.
ecorcher, sp. pg. escorchar die rinde oder haut abziehen, in
der L. Sal. excorticare, von cortex.
C o r t i n a it. sp. pr., c o u r t i n e fr., c o r t i n e wal. betU
Vorhang, schon bei Isidorus vorkommend: cortinae sunt au-
laea. Es weist auf chors Umzäunung, wie aulaeum auf aula.
Mlatein. bedeutet es höfchen, mauer zwischen bastionen, Vor-
hang um den altar, überh. etwas schützendes, und ist im
gründe mit dem classischen cortina rundung, kreiß identisch*
I. CORVETTA— COSI. 113
Corvetta it., sp. corveta, fr. courbette mittlerer
sprung des pferdes; eig. krummer sprung, von curvus.
C o s a it. sp. pg. pr., chose fr. sache, ding; vom tat. causa
Ursache, das bereits in der L. Sal., bei Gregor v. Tours u. a.
diese bedeutung zeigt, recht handgreiflich im Capitulare de villis
non porcellum, non agnellum nee aliam causam. Der Walache
wählte dafür lucru von hierum, das ihm eig. arbeit oder werk
bedeutet. Für den ursprünglichen begriff blieb die ursprüng-
liche form, it.sp. causa, pg. cousa, fr. cause, wal. cause, nur
pr, causa vertritt auch den neueren sinn. Dieselbe begriffs-
entwicklung zeigt unser sache so wie das ngr. ngäy/Liu, beide
sonst für Ursache gebraucht. Vom vb. causari ist it. c u s a r e
behaupten, pr. chausar, altfr. choser zanken; nfr. c o ser plau-
dern stellt sich mit seiner bed. zum ahd. chösön, nhd. kosen.
Cos cia it., sp. fehlt, pg. c o x a, pr. cueissa,/r. cuisse,
wal. coapse oberer Schenkel, bein zwischen knie undhüfte;
von coxa hüfte, mit abgeänderter bedeutung, entsprechend gr.
HilQiovhüfte, neugr. {iriQi schenket. Adj. sp.coxo hinkend, ein
altes wort: catax claudus coxus Gloss.Isid., vgl. catax dicitur,
quem nunc coxonem vocant Non.Marcellus. Daher sp. q u i x o t e,
val. cuixot beinharnisch, fr. cuissot schlägel des wildbrets.
C o s i it., entsprechend altsp. a n s i , altfr. a i n s i n c (noch
bürg, ansin, pic. ensin), nfr. ainsi, nsp. asi', pg. assim,
pr. aissi (nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden orts-
adv.J, wal. asä, adv. der vergleichung. Diese verschiedenen
in ihrem ersten theile ziemlich unähnlichen formen mögen doch
von derselben Zusammensetzung sein. An eceum zu denken
leidet der begriff nicht , besser fügt sich aeque, woraus der
Italiäner, der den vocalanlaut leicht abstößt und qu wie cu
ausspricht, cu und so cusi cosi machen konnte, sie. aecussi.
Der Spanier stellt auslautendes c wohl als n dar (aun von
adhuc, nin von nee, sin von sie) und so konnte aus aeque
d. i. ec bei dem bekannten übertritt des anlautenden e in a
die form an, daher ansf, durch Unterdrückung des n asi ent-
stehen. Merkwürdig ist, daß die handschrift des prov. Boe->
thius v. 145 aesi für aissi setzt, das in der that auf aeque sie
deuten könnte, ihm schließt sich das romagn. aese, dsgl. iesi
aus der mundart von Brescia (Ferrari v. insi) so wie das lomb.
insci für cosi an. Fränkische Urkunden brauchen oft ac si,
aber als conjunetion für lat. licet
8
114 I. COSTA-COTENNA.
Costa it. pg. pr., cuesta sp., cöte fr. rippe, säte,
auch küste; von costa rippe. Daher it. costato, sp. co-
stado, fr. cöte seite; it. costerella kleiner hügel, fr. co-
t e a u für cöteau abhang eines berges ; vb.it. accostare, sp.
pr. acostar, fr. accoster nähern, eig. nur seite stellen, vgl. die
präpos. costa = tat. juxta.
Costuma it. pr.,sp. costumbr e, fr. cou turne (alle
femJ,it.pg.costume, pr.cat. costum, fr. costum e (alle
masc, das cat. wort auch fem.) gewohnheit, sitte. Schlechtweg
aus consuetudin, zsgz. costudn, läßt es sich nicht erklären,
da ein gemeinrom. Übergang des inlautenden n in m ein ganz
vereinzeltes ereignis wäre. Vielmehr ward dem lat. worte bei
der Schwierigkeit sein suffix udin zu behandeln das sufßx umen
angepasst, womit die rom. spräche eigenschaften bezeichnet
(it. asprume, pg. ciume, pr. frescum) : dasselbe widerfuhr auch
andern Substantiven jener ableitung wie mansuetudo, sp. man-
sedumbre, pg. mansedume, und noch auf andre art suchte
man dem suffix udin auszuweichen, pg. mansidäo, pr. man-
sueza, s. Rom. gr. IL 277. So ist also die männliche form co-
stume die ursprünglichere, die weibliche fehlt sogar dem Por-
tugiesen ganz, doch ist sie alt, da man in einer Urkunde v. j.
705 bereits coustuma findet, s. Carpentier. Aus dem plural
der neutra werden häufig feminina: vielleicht rechtfertigt sich
damit die uralte prov. form cosdumna Boeth. v. 79, vom plural
-umina; so auch ordumna schmutz.
Cotale it., wal. cutare, pronomen, von aeque talis?
Dahin auch sp. a t a 1 , entsprechend pr. aital, altfr. aintel itel,
norm, entel, itaL bei einem alten pisan. dichter aitale Poet,
d. pr. sec. 1. 457. S. oben cosi. Die capitularien Karls d. kah-
len brauchen häufig hie talis, es mag eine nachbildung des
altfr. itel sein.
Cotanto ital. pronomen, von aeque tantus? Desselben
Ursprunges scheint alt sp. atanto, pr. aitant, altfr. itant. Man
sehe oben cosi.
Cotenna codenna it., pr. codena, fr. couenne
schwarte, sp. codena dichtes tuch. Nahe liegt allerdings cu-
tis, aber ein suffix enna fehlt; nur wenn man couenne für
couaine, altfr. codaine, nimmt, woraus erst codena gebildet
worden, läßt sich das wort deuten, nämlich aus cutaneus.
jPortf. cödea rinde könnte aus mlat. cutica herrühren, wovon
I. COTOGNA-COZZARE. 115
auch it. cotica (parm. codga, ven. coega, gen. qui'ga) und
cuticagna.
Cotogna it., pr. codoing, fr. coing quitte; von
cydonia, Kvötaviov^ nach der Stadt Cydon aufCreta benannt
CotoneiJ., fr. coton, sp. algodon baumwolle (da-
her unser cattun); vom arab.qd ton al-qocton Gol 1093, Freyt
III. 469K Span, algodon und alcoton heißen auch watte, da-
her pr. a 1 c o 1 6, altfr. auqueton, nfr. hoqueton (h asp.J, mndl
acottoen gestepptes wamms (man zog es über die chemise, s,
Ch. des Sax. I. p. 229) ; nach Perizonius vom gr. 6 %iT(av,
ganz unstatthaft.
C o 1 1 a it., sp. pg. pr. c o t a , altfr. c o t e langes oberkleid,
neufr. cotte Unterrock, cotte de maille panzerhemd, masc.
pr. c o t = cota ; mlat. cotta cottus (9. jh.) ; abgel. fr. c o t i 1 1 o n,
cotteron u. a.; zsgs. pr. fr. surcot. Die gewöhnliche her-
leitung ist aus dem deutschen: ags. cote, engl, cot hütte (da-
her hülle), oder ahd. chozza, nhd. kotze zottige decke u. dgl,
ein auch in andern sprachen heimisches wort. Bleibt man
auf lat. gebiet, so darf man cutis (f.), das, wie manche andre,
in die 1. declin. versetzt werden konnte (Rom. gr. II. 15), als
ein mögliches etymon aufstellen. Die cotta umgibt den ganzen
körper gleich der haut, auch unser mhd. hüt ward in der zss.
tarn-hüt als mantel gedacht. Im franz. muß t zufällig dem
ausfalle widerstanden haben wie in bette, carotte u.a., wenn
nicht vielmehr rücksicht öM/'coe(cauda) es zu erhalten gebot
Covare it., coar pr., couver fr. brüten; von cubare
im sinne von incubare. Sbst it. cova covo wildlager, sp,
cueva höhle; von cubare im eig. sinne. Span, coba bereits
in einer Urkunde des 9.jh. Esp. sagr, XXXVII. 339. Aus pg.
cova entstand wohl auch das adj. covo hohl, das also mit
it. cupo IL a gar nicht verwandt wäre.
C o z z a r e it., c o s s e r fr. (sp. cozar fehlt) mit den hör-
nern stoßen; sbst. cozzo stoß. Nach Frisch vom dtschen
nutzen, aber Übergang des reinen hauchlautes in gutturales c
ist nicht einzuräumen. Vielmehr wird sich auch dieses wort
dem röm. elemente zuweisen lassen. Von co-icere zusammen-
stoßen würde das pari. prät. co-ictus (coctus) lauten, hieraus
das vb. cozzare, wie aus directus dirizzare, also ein parti-
cipialverbum , vgl oben cacciare und Rom. gr. IL 323. An
diesen Ursprung des Wortes erinnert auch die ital, constru-
116 I. COZZONE-CROLLARE.
ction cozzare con uno mit einem zusammenstoßen, co-icere
cum aliquo.
C o z z o n e it. , pr. altcat. c u s s ö , alt fr. c o s s o n Roquef,
wall goson mokier besonders im pferdehandel,prov. als Schimpf-
wort gebraucht. Ohne zweifei vom gleichbed. cocio bei Plau-
tus, nach Gellius 16,7 ein plumper volksausdruck. Festus schreibt
coctio und sonderbar, daß die rom. formen, entschieden die
ital. , diese Schreibung verlangen, welcher auch das mlatein
in coccio coqcio offenbar beipflichtet. Zsgs. it. scozzone
einer der die pferde zureitet.
Cravatta it., sp. corbata, fr. cravate halsbinde;
späteres wort, in Frankreich seit der ersten hälfte des 17. jh.
(Menage), gebildet aus dem völkernamen Cravate Croate (sp.
Corvato), da man die sache von diesem volke entlehnte, da-
her it. auch croatta, henneg. croate croyatte.
Crebantar pr., altfr. cravanter, sp. pg. quebran-
tar brechen (trans.); von crepare, parL crepans.
Crema it. sp. pr., creme fr. rahm, mlat. crema (n.)
bei Venant. Fort. ; abgeändert aus cremor milchsaft.
Crepare iL, pr. crebar, fr. crever, sp. pg. durch
Umstellung quebrar brechen; von crepare.
Crescione it., fr. er es so n, cat. er exen eine pflanze,
kresse; a celeritate Crescendi so genannt, wie Ch. Etienne
mit recht bemerkt. Aus dem roman. ist unser kresse, ahd.
kresso, nicht umgekehrt, da dieses im deutschen keine Wurzel
hat und roman. pflanzennamen nur selten aus jener spräche
herstammen. Der span. ausdruck ist berro, für gartenkresse
mastuerzo, der catal. morritort.
Croccia gruccia iL krücke, cruccia grabschät, altsp.
croza, pr. crossa, fr. Crosse krummstab. Die herleitung
aus dem fr. croc (haken) findet Schwierigkeit im buchstaben,
dem nur ein fr. croche genügen würde. Wie pancia panza
panse aus pantex, so konnte croccia mit seinen genossen aus
crux, leichter noch, in betracht der doppelconsonanz cc ss,
aus dem adj. crucea entstehen.
Crollare it., pr. crollar crotlar schütteln, /r.crou-
ler einstürzen, altfr. croler erodier crosler wie prov. Wohl
dürfte man bei diesem wort an das nord. krulla (verwirren)
denken, böte sich kein lat. etymon. Prov. crotlar nämlich (offen-
bar altertümlicher als crollar, wiewohl dies schon die Pas-
I. CROSCIARE^CUCCHIAJO. 117
sion Christi kennt, str. 81) führt auf crotolar und dies konnte
aus co-rolulare zusammengezogen sein, womit auch das ein-
fache rotlar = rotulare überein stimmt Ebenso stimmt fr.
crouler zu rouler, ja es thut in der redensart crouler un bä-
timent cein schiff vom ufer rollen lassen völlig dessen dienst
Im ganzen kommt das neue vb. co-rotulare auf die bedeutun-
gen von volutare volutari (Wälzen, rollen, schwanken, schwan-
ken machen) heraus.
Crosciare it., sp. cruxir, pr. altfr. croissir, wall.
crohi knirschen, knirschen machen. Weder die tat. noch die
celt. spräche gewährt ein etymon, dagegen besitzt die goth.
das ihr ganz eigenthümliche kriustan in gl bed., z. b. kriustith
tunthuns Marc. 9, 18 lautet span. cruxe los dientes, pr. cruis
las dens Choix II. 148, gr. tqi%si tovq ddovrag. Aber nicht
unmittelbar aus kriustan konnten die rom. formen, wenigstens
nicht die ital, sich hervorbilden ; es ist ein abgel. kräustjan
(vgl. kiusan käusjan, fr. choisir) dafür anzunehmen, stj = it.
sei wie in angustia angoscia. Merkwürdig ist, daß auch UU
düngen desselben verbums nach der zweiten rom. conj. vor-
kommen, so cat. cröxer, chw. s-erüscer, altfr. croistre, so
daß alle drei conjugationen an diesem verbum theil haben.
Cubebe it. (m.),sp. pg. pr. cubeba, fr. cubebe name
einer indischen pflanze, die eine art pfeffer gibt; arab. kabä-
bat Freyt. IV. 2*.
Cübito it., sp. codo, alt cobdo, pg. cövado coto,
pr. coide code, fr. coude, wal. cot ellenbogen; von cu-
bitus. Andre ital. formen sind gömito (bereits im vocabula-
rius S. Galli cumitus ellinpogo) , mit eingeschobenem m göm-
bito, churw. cümbet. Daher pg. c ot o v eil o = coto, umgestellt
aus covetello ? sp. codillo vorderfuß der thiere vom knie auf-
wärts. Zsgs. sp. r e c o d o winket, biegung, bucht, wie gr. dyxwv.
Cuccagna it., sp. eucafia, fr. cocagne, altengl.
cokaygne, neuengl. cockney Schlaraffenland; vom dtschenhi-
chen, weil die häuser daselbst mit kuchen gedeckt seien, be-
merkt J. Grimm ged. auf Friedr. p. 96. Die Vorstellung ist
gewiss richtig, nur floß das wort aus rom. quelle: kuchen
heißt cat. coca, chw. cocca, occit. coco, pic. couque, von
coquere backen, also gebackenes, so torca gedrehtes von tor-
quere. Im wallon. bedeutet cocogne Ostereier.
Cucchiaj o it., altpg. colhär, pr, culhier, fem, it,
118 I. CÜCCIO-CÜCIRE.
cucchiaja, sp. cuchara, pg. colher, fr. cuiller cuil-
lere löffel; von cochlearium cochlearia. In colher und cuiller,
wozu noch ein altsp. cuchär kommt, vermisst man die weib-
liche endung; diese Wörter nehmen also eig. ein fem. cochlea-
ris in anspruch. Der wal. ausdruck ist lingure = lat. lingula,
Cuccio it., sie. guzzu (auch guzza euccia), cat. pr.
gos, fem. gossa, sp. gozque kleiner hund, vgl. wall, go
männlicher hund. Es ist im catal. der übliche ausdruck für
can, so daß J. Febrer letzteres rechtfertigen zu müssen glaubte :
im gos que en bon llemosi can es nomenat str. 151. Sollte
es identisch sein mit it. gozzo , fr. gos i er , so daß es eigent-
lich schnauze, kläffer hieße? ebenso scheint schwz. göschli
hündinn mit gosche maul verwandt. Indessen gibt es ein ad-
jeetiv sie. guzzu, it. eucciolo klein, woraus es sich, da es ein
kleines geschöpf bedeutet, besser erklärt: ob dies nun etwa
aus mic-uzzo (von mica etwas kleines) abgekürzt sei, möge
hier unentschieden bleiben.
Cucco it. kukuk (in dieser form und bedeutung nur
in volksmundarten, ven. cueo, romagn. cocch u. dgl), pg.
cueo (wenn nicht syncopiert aus cueulo) dass.; von dem
seltnen cueus, bei Isidor 12, 7 (auch bei Plautus?) Dsgl. it.
cucülo, pr. cogül, fr. cocu coueou, von cueülus, span.
umgebildet in cu quill o, abgel. cuclillo. Meist bedeuten diese
Wörter, cocu heut zu tage ausschließlich , auch hahnrei, in
welchem sinne sich noch pr. cogotz (vgl. cat. cueut), zsgz.
coutz, altfr. cous, hinzu gesellt. An lat. curruca ist dabei
nicht zu denken, allzu deutlich hat die spräche den hahnrei
mit dem kukuk zusammengestellt : gab man nun etwa dem be-
trogenen ehemann per antiphrasin den namen desvogels, der
seine eier in fremde nester legt ? Sp. c u c a r verhöhnen , ist
augenscheinlich aus dem namen des höhnenden vogels abge-
leitet und geht auf die form cueus zurück.
Cucina it., cocina sp., cuisine fr., coene wal.
küche, so auch ahd. kuchina, ags. cycene, altir. eugann Zeuß
1. 80, kymr. cegin ; von coquina für culina im spätesten latein.
Vb. eucin are u.s.f. die küche besorgen, von coquinare, viel-
leicht nur bei Plautus.
Cucire it., richtiger cuscire (sc aus s entstanden), sp.
c o s e r cusir, pg. coser, pr. c ö s e r cusir, fr. c o ü d r e , wal
coase nähen; von consuere, dem schon in den isidor. glossen
I, CUCÜZZA-CUPIDO. 110
cusire zur seile steht. Abgel it. costura (für consutura,
mail. cusidura), fr. couture näht, nähterei, daher vb. fr. ac-
c o u t r e r herausputzen. Auftrennen heißt it. s d r u c i r e sdru-
scire, ohne zweifei entstanden aus dem glbd. resuere, mit vor-
gesetztem privativem s s-rescire, mit euphonisch eingeschobe-
nem d sdrecire, mit anbildung an cuscire sdruscire.
Cucuzza it. 1) kürbiß, 2) köpf (beide bedd. hat auch
serb. tikva); entstellt aus Cucurbita. Daneben tritt noch it.
zucca, woher pr. altfr. suc, pr. zuquet köpf, nach Menage
vom gr. aixva längUchter kürbiß: ist es aber nicht vielmehr
umgestellt aus cuzza für cucuzza ? doch mag daneben das neupr.
tuca (kürbiß, köpf) erwogen werden. Zu Cucurbita gehört
auch fr. g o u r d e kürbißflasche, bei Perion gougourde, neupr.
cougourdo; auch courge, im Jura coudre, muß sich hier-
aus gestaltet haben.
Cuffia scuffia it.', sp. cofia escofia, pg. coifa, alt
escoifa, fr. c o i f f e (coeffe), wal. co i f (m.), mndl. coifie haube.
Die erreichbar älteste form ist cofea bei Venant. Fort., eine
spätere cuphia u. dgl. Man holt es aus dem hebräischen, worin
kobha (kova) heim bedeutet, aber die bildung des rom. Wortes
widerstrebt. Andre weisen auf unser haube, ndl. huif, allein
die altfränk. Verhärtung des anlautendenh. zu ch oder c hat
kein rom. appellativ getroffen. Gleichwohl floß es zunächst
aus der deutschen spräche. Ahd. kuppa kuppha heißt mitra,
daneben läßt sich eine form mit dem in der ältesten spräche
sehr wirksamen suffix j kuphja (vgl krippa kripja) voraus-
setzen, genau das mlat. cofea cuphia. Jenes kuppha aber
scheint nichts anders als das lat. cuppa gefäß, becher (s. oben
coppa) : Verwandlung der lat. lippentenuis in aspirata kann
leicht bis auf Venantius zeit hinaufreichen, da das älteste
hochd. denkmal, die casseler glossen, bereits choffa chupf u. a.
fälle enthalten. Wie sich aber kopfbedeckung und gefäß be-
rühren, zeigt unter andern das lat. galeola.
Cugino it.,pr. cosin, fr. cousin vetter, cugina u. s. w.
base; zsgz. aus eonsobrinus, wie dies diechurw. formen cus-
rin cusdrin erweisen. Cosina magin (verwandte) hat schon
der vocab. S. Galli (7. jh.) Der span. ausdruck ist das un-
verkürzte sobrino.
Cüpido it., pr. cobe gierig, zumal geldgierig; daher
iL cupidigia cupidezza, sp. codicia, alt cobdicia, pr. cobi-
120 I. CURA— DALLE.
ticia cobezeza, fr. convoitise, (für covoitise), lat. gleichsam
cupiditia; vb. it. cubitare, pr. cobeitar, fr. convoiter. Der
Provenzale besitztauch ein einfaches verbum c ob ir mit der bed.
'zu theil werden*, das fast nur mit joy verbunden wird: jois
m'es cobitz freude ist mir zu theil geworden, vergönnt wor-
den ; es ist von cupere alicui einem gutes wünschen, chw. cu-
vir dass. ; zsgs. pr. e n c o b i r , altfr. encovir begehren.
Cura sp. pg. (mjpfarrer, eig. pfleger, in welchem sinne
das wort schon bei den Römern und im frühsten mlatein als
masculin gebraucht ward. Gleichbed. mit sp. cura ist it. c u-
r a t o , fr.cure, eig. mit der seelsorge, cura, beauftragt. Da-
hin ferner it. curattiere (für curatiere) , pic. couratier,
zsgz. fr. courtier mäkler, von curatus besorger von geschäften
(curatarius).
D.
Dado it. sp. pg., dat pr., de fr. Würfel; wird aus dare
in der bed. werfen (dare ad terram u. dgl.) erklärt, wonach
es also etwas auf den tisch geworfenes bezeichnen würde.
Nach Goliusp.808 wäre es vom arab. dadd lusus, res ludi-
cra, was sich wenig empfiehlt.
Daga it. sp., pg. außer daga auch adaga, fr. dague
kurzer degeq, dolch, ndl. dagge dass., engl, dag kleines Schieß-
gewehr, dsgl. dagger dolch. Hieraus ist unser im 15. jh. ein-
geführtes degen, s. Weigands syn. wb. II. p. 1193. Auch celt.
sprachen kennen es : gael. dag pistole, bret. dag dager dolch
(über die Verwechslung beider dinge s. unten pistola) ; ob es von
da ausgegangen, steht dahin. Abgel. ist fr. d a gu e t spießhirsch.
D a 1 a sp. pg., fr. d a 1 1 e rinne auf dem verdeck der schiffe
das wasser aus der pumpe abzuleiten. Nach Frisch vom ahd.
dola röhre, rinne, aber der abweichende stammvocal erregt
zweifel. Die span. form a-dala enthält eine anspielung auf
arab. herkunft: in dieser spräche heißt dalla leiten, dälälah
leitung Gol. 849, welches letztere der Vereinfachung in dala
kaum widerstehen konnte. Vgl. auch it. doccia rinne, von ducere.
Dalle sp., pr. dalh, altfr. dail, dauphin. dailli sichel;
vb. pr. dalhar mit der sichel schneiden, altfr. dailler hauen,
fechten Chr. deLangtoft (Wright p.295), s'entredalier zusam-
L DAMASCO— DES. 191
men streiten Liv. d. rois p. 236. Scheint dimin. von daga
dolch (dagol?)
D a m a s c o it. sp., fr. d a m a s , it. auch damasto ein ge-
webe mit eingewirkten figuren; von der Stadt Damascus, wo
es verfertigt ward, ltal damaschino u.s.w. damascener
klinge, aus stahl von Damascus.
Danzare it. (für dansare wie anzare für ansare), sp.
pg. pr. dansar, fr. danser, wal. dentzui saltare; sbst.
it. danza u. s.f. saltatio; vom ahd. dansön ziehen, dehnen,
dies vom starken vb. dinsan, goth. thinsan, unser tanzen aber
aus dem romanischen.
Dardo it.sp.,pr. dart, fr. dard, wal. darde, auch
ungr. därda, Wurfspieß (ihn führte der knappe, die lanze der
ritter, z. b. Jaufre p. 67a) ; vom ags. daradh darodh, engl, dart,
altn. darradhr, ahd. tart spieß; dazu als primitiv altn. dörr.
D ä 1 1 e r o it., sp. pr. d ä t i 1, fr. d a 1 1 e eine frucht, dattel;
von dactylus.
D ä z i o it., sp. d a c i o, fr. d a c e (f.) aufläge, Steuer (ver-
altet); von datio, dem das mlatein dieselbe bed. beilegte.
D e m o n i o it. pg., sp. demonio dimofio, pr. demoni
teufel; von daemonion böser geist, bei Tertullian.
Denaro danaro it., sp. dinero, pr. fr. dem er eine
geringe münze; von denarius römische silbermünze urspr. von
zehn asses, später und im mittelalter von verschiedenem werthe.
Daher it. der rata, sp. dinerada eig. summe oder werth eines
denarius, fr. denree eßwaare, gleichbed. bair. pfennwerth eig.
werth eines Pfennigs.
Dentello it., dentelh pr., d ent eil o n sp. einschnitt
an gesimsen u. dgl, it. dentelli (plur.), fr. d ent eile ein ge-
wirk, spitzen, wegen der zackigen form; von dens zahn.
Derrengar sp., pg. derrear (für derrenar), pr. des-
renar deregnar, altfr. ereiner, nfr. er eint er kreuzlahm
machen, das kreuz brechen; von ren niere, renes lenden; die
span. form zu erklären mit dis-ren-icare. Ital. nur sbst. di-
renato Verletzung der lenden, aber piem. derne = pr. desrenar.
Des altsp. altpg., in der neuen spräche des-de, pr. des
deis, fr. des, präpos. theils für das tat. zeitliche ex, it. da,
theils für das örtliche usque a, inde a : z. b. sp. desde aquel
tiempo, fr. des ce temps-lä, lat. ex illo tempore, it. da quel
tempo. Man hat an eine zss. von de und ipse gedacht, des
192 I. DESINARE.
ce temps-lä wäre = de ipso illo tempore; die ganz präpo-
sitionale natur des Wortes aber, die keine adverbiale anwen*
düng wie die bildungen mit ipse erlaubt, läßt eher auf ex mit
vorgesetztem sinnverstärkendem de vermuthen: fr. des lors
scheint = de ex illa hora, desormais = de ex hora magis
von stund* an. Ganz deutlich tritt die zss. mit ex hervor im
altfr. desanz = de exante, im altsp. desent = de ex inde , desi
= de ex ibi, im nsp. despues (& poi) = de ex post; exante
und exinde sind ja der lat. spräche wohlbekannt.
Desinare disinare it., pr. disnar dirnardinar, altcat.
dinar Chr. d*Esclot p.591*>, fr. diner zu mittag essen. Die
ergründung dieses Wortes wird durch die zweifelhafte natur
des darin enthaltenen s erschwert, da es sich fragt, ob dieser
buchstabe radical oder bloß eingeschoben, ob diner aus disner
disinare verkürzt oder ob es die buchstäblich getreue form
sei. Altfranz, schrieb man häufig disgner, aber schon die
ziemlich alte handschrift der Liv. d. rois hat digner. Indessen
kann sich disnare als die älteste form ausweisen : in den va-
tic. glossen ed. W. Grimm (9. jh.) heißt es: disnavi me ibi;
disnasti te hodie? und auch Papias schreibt mit s: jantare
disnare dicitur vulgo. Man leitet es vom gr. Ssmvttv die haupt-
mahlzeit halten, romanisch in dinar disnar verwandelt; alsdann
müste es von der Provence ausgegangen sein. Dsgl. vom lat.
dignare domine anfang eines tischgebetes ; dies stimmt trefflich
zum altfr. digner, wäre die sache nur erst gehörig erwiesen
oder diese form als die älteste anzuerkennen. Man könnte an
decima hora denken, wie ja auch altfr. noner, von nona
hora, zu mittag speisen bedeutet, aber decima für mittagszeit
ist nicht gebräuchlich , wenn man auch den Übergang des m
in n zugibt. Besser erklärt es sich aus de-coenare (vgl. de-
vorare, de-pascere), mit verschobenem accent präs. deceno
desne dine, vgl. decima desme dime, it. buccina busna. Auch
Pott forsch. II. 282 denkt cmcoenare; zur Unterstützung läßt
sichnoeh altfr. reciner ab endbrot essen, vonrecoennre^anführen ,
wiewohl sich dies nicht inresner verkürzte. Man dürfte bei die-
ser etymologie vielleicht selbst den activen gebrauch des roman.
und latein. particips anschlagen: it est mal dine = male coena-
tus est ; dieser gebrauch hönnte sich im roman. allmählich auf
das ganze verbum erstreckt haben, daher disner quelqu'un de
qch., reflexiv se disner, wie schon in der voiicanischen stelle.
L DESTRIERO— DIO. 1«3
Destriero«£,,destrier pr. alt fr. streitross, mlat. dex-
trarius, weil der knappe es zur rechten seines eignen pferdes
führte, ehe der ritter aufstieg : les valets les menoient en dex-
tre sur autres roussins, man sehe Ducange.
Diamanten, sp., pr. d i a m a n , fr. d i a m an t ein edeU
stein; aus adamas adamantis entstellt, vielleicht mit rücksicht
auf diafano durchsichtig. Eine zweite form ist pr. ad im an
aziman airnan, altfr. aimant, nfr. aimant, sp.pg. im an, das
m die bed. magnet übergieng, worin sich auch mlat. adamas
findet, s. das nähere bei Menage v. aimant.
Diaspro it., sp. di asper o ein stein; von Jaspis jas-
pidis, mit darstellung des j durch di wie im mundartl. ital.
diacere von jacere, Rom. gr. 1. 219, wohl eine in Italien ent-
standene form. Dasselbe wort ist pr. altfr. d i ä s p e bunter Stoff
nach art des Jaspis, adj. fr. diapre bunt gezeichnet.
D i e t a it. sp., d i e t e fr. lebensordnung ; von diaeta(£ia/ra).
Dieta it. sp., diete fr. reichstag, ital. auch tager eise;
von dies, vgl. die mlat. abl. dietim für quotidie.
D i g a it., d i gu e fr., d i q u e sp. (mj schutzdamm gegen
das wasser; zunächst vom ndl. dyk, ags. die. Daß auch das
alte prov. die (masc.) diese bed. habe, wie Raynouard will, ist
schwer zu glauben.
Dileguare it., pr. deslegar, fr. delayer flüssig
machen; von dis-Hquare. Das span. wort ist desleir,- das
aber aus dieser quelle nicht fließen konnte. Woher nun das
wort? weder deliqueseere noch diluere erlaubt der buchstabe.
Altsp. desleido deleid o Berc. S. Dom. 540. 590 bedeutet pa-
ralytisch, des-leir ist also = notQaXvsiv: sollte man leir aus
"kvuv gezogen haben ? dem gr. v widerspricht sp. i oder e nicht.
Zwar Larramendi leitet desleir aus bask. desleyata, von leya
kälte: man sieht aber leicht, daß ersteres aus dem pr. des-
legar gebildet, letzteres, wofür auch yela gesagt wird, aus dem
sp. yelo umgestellt ist
D i o it., sp.diös, altpg. sard. de vis, neupg. d e o s (deös
Gil Vic. I. p. 256J, pr. d i e u , fr. d i e u (älteste form deo in
den Eiden), wal. fehlt das einfache wort. Die südwestl. spräche
behandelte deus wie einen eigennamen und ließ ihm daher das
flexivische s wie in andern fällen (Carlos, Marcos, Reynaldos),
die tonver Schiebung trat später ein; eben so anomal ist der
plur* dioses, wofür man im Alex, dios findet Aber mit der
124 I. DIPANARE— DISFIDARE.
Heiligkeit eines namens hängen zuweilen anomalien der form und
flexion zusammen (Grimm I\ 1071, Dief. goth. wb. IL 416) :
der Spanier wagte deus nicht einen buchstaben abzubrechen , es
nicht umzuformen wie meus; ähnlich ließ er in espiritu, da
es auch für den heil, geist gebraucht ward, das u stehen. Eine
übliche Zusammensetzung ist it. domene-ddio, pr. dame-
dieu, altfr. dame-dieu dombre-dieu u. s. w., wal. dumne-zeu
herr-gott; letzteres verdrängte das einfache zeu ganz aus der
spräche und wird auch von abgöttern gebraucht. Aus dome-
neddio aber entstand durch abkürzung das it. iddio für ed-
dio (wie iguale für eguale): weder kann in diesem worte i
den artikel il vertreten noch durch zufall dahin gekommen sein,
s. Rom, gr. III. 22. Eine bekannte formet ist it. a d d i o , sp.
ä dios, fr. adieu, vollständiger pr. a dieu siatz, altfr. a dieu
soyez, altcat. a deu siau gott befohlen Lex. rom. III. 32. Eine
zss. it. m a d i ö , sp. madios, fr. maidieu erklärt man mit m'aide
dieu, altfr. si m'ait dieus = ita deus me adjuvet.
D ip a n a r e it., pr. d e b a n a r , sp. d e v a n a r abhaspeln ;
von panus büschel wolle zum spinnen.
Dirupare it., pq. derrubar, sp. derrumbar von
einem f eisen, rupes, hinabstürzen; daher dirupo absturz, altfr.
desrube Agol. v. 316, Rob. le diable F. Ib col. 2, desruble Nouv.
rec. p. Jubin. 1. 98, dsgl. desrubant schlucht, pr. deruben; altfr.
desrubison Ch. d'Antioche II. 130; auch sp. derrubio erdfall
an ufern.
Discolo it. sp. pg. mürrisch; vom glbd. gr. SvaxoXot;.
Disegnare designare it. 1) anzeigen, 2) zeichnen, sp.
designar, alt desenar, pr. d es egnar designar, fr. desi-
g n e r in ersterer bed., sp. d i s e n a r , fr. d e s s i n e r in letz-
terer; sbst. it. disegno, sp. diseno desiffnio , fr. dessein
dessin entwurf, Zeichnung. Vom lat. designare, dessen im
ital. noch zusammentreffende bedd. der Spanier und Franzose
durch die form zu trennen suchten, vgl. sp. signo neben sena,
fr. signe neben seing.
Disfidare sfidare?^ pr. desfizar, fr. defier, sp.
pg. d e s a fi ar , altpg. desfiar S. Rosa I. 371 herausfordern zum
streit, eig. einem die treue oder das vertrauen, fides, aufsagen,
einen verläugnen : ains me lairoie tos les menbres coper, que
ja Mahon soit par moi desfies eher wollte ich mir alle glie-
der abhauen lassen, als Mahomet verläugnen Ogier v. 3058;
I. DISIO— DOGA. 135
li miens cuers te deffie mein herz entzieht dir alles vertrauen
Ch. d'Antioche L 82.
Disio it., sp. deseo, pg. desejo, pr. des ig, fehlt
fr., Sehnsucht; vb. disiare u. s. w. Nicht von desiderium,
die formen passen sehr wohl zu dissidium (deutlich zumal das
cat. desitj), so daß es gleich dem pg. saudade eig. trennung,
zunächst das daraus hervorgehende verlangen nach Wieder-
vereinigung ausdrückt.
D i v i s o it., pr. fr. d e v i s entwurf, wünsch, it. d i v i s a ,
sp. divisa devisa, fr. devise abtheilung, wähl, Wahlspruch,
sinn und bedeutung; vb. it. divisare, sp. divisar abthei-
len, unterscheiden, auseinandersetzen. Wie schon tat. divi-
dere unterscheiden bedeutet, so pr. devire, woran sich die
bed. auseinandersetzen knüpfte, die denn auch auf das fre-
quentativ devisar übergieng. hat. visus ist hier nicht im spiele.
Docciare it. begießen, sbst. doccia, fr. douche,
sp. ducha wasserröhre, rinne; von ductiare leiten (vom Was-
ser), das man aus dem partic. ductus bildete, wie succiare
aus suctus. Aus dem sbst. ductus entstand altfr. duit Livr.
d. rois p. 408, norm, doui; aus ductio das fem. pr. dotz,
altfr. dois (la dois et la fontaine Guill. d'Angl. p. 75, vgl.
Gar. 1. 264).
Doga it. pr. cat, wal. doage, alban. doge, mit\ fr.
douve, mail. dova seitenbrett des fasses, mndl. duyghe, nndl.
duig, schwz. dauge, nhd. daube; abgel. sp. do vela duela, pg.
aduela, norm, douvelle douelle, lothr. doule. Prov. doga (in
der neuen mundart dougo) verhält sich zu fr. douve wie ro-
gar zu altfr. rouver, g fiel aus und v trat ein, selbst die mitt-
lere form doa (doha Ducange) ist vorhanden. Damit trifft ein
wort anderer bedeutung buchstäblich zusammen, pr. doga, norm.
douve, das man gewöhnlich mit fosse graben übersetzt, das
aber auch, wie schon Carpentier erklärt (vgl. Biet, de Trev.)
die fassung des grabens, mauer oder dämm desselben heißt,
vgl mlat. douvam sive aggerem (v. j. 1269) bei Carpentier;
les doves des fossez Chr. d. Ben. I. p. 492; de morz est si
la dove emplie IT. 127; pr. doga del vallat; mlat. juxla dogas
vallatorum murorum; altfr. qui a douhe, il a fosse (rechts-
grundsatz). Ital. doga heißt auch rings umlaufender streif
an einem Meide, sp. dogal strick um den hals, was der bed.
einfassung zusagt Der Zusammenhang dieser mit der bed.
186 I. DOGANA.
daube oder eig. gesammtheit der dauben eines fasses liegt am
tage. Ein sehr altes zeugnis hat man bei Gregor v. T. gefun-
den, wo es aber canal zu bedeuten scheint : fossas in circuitu
basilicas fieri jussit, ne forte dogis occultis lymphae deduce-
rentur in fontem. Über die herkunft des Wortes sind die mei-
nungen verschieden. Frisch denkt, sofern es graben heißt, an
lat. ducere, und in der that das synonyme doccia hat densel-
ben Ursprung: u konnte kurz gesprochen werden wie in dux
dücis, daher das roman. o. Besser erkennt Ducange darin
ein schon vorhandenes lat. doga, das ein gefäß oder ein maß
(s. Freund) bedeuten muß : facta erat ratio dogae cuparura
navium et operum Vopisc, dazu doga ßovTiqs (ßovxTiq) Gloss.
Philox. Es leitet sich vom gr. do/jj receptaculum und diese
bedeutung ist fest zu halten; Hesychius erklärt tv^mog (meer-
enge) mit do/^rj vddicov, s. Vossius de vit. serm. Also Wasser-
behälter, graben, fassung des grabens, fassung eines gefäßes
a\ i. faßdaube sind die bedeutungen.
D o g a n a it., pr. d o a n a , fr. d ou a n e , sp. pg. a d u a n a
Zollhaus, mauth, auch die von den waaren zu entrichtende
abgäbe; man sehe Boccaccios beschreibung Dec. 8, 10. Der
etymologieen sind mehrere. Frisch leitet es aus ducere in
beziehung auf das einführen der waaren, ohne zu bedenken,
daß das suffix ana nicht verbal ist. Ferrari läßt es aus doga
entstehen, weil die waaren in fässer gepackt werden; doga
ist aber nicht der ausdruck für faß. Weit passender erklärt
es Menage aus dem gr. doxdvrj ort zur aufnähme, daher ort,
wo man die abgäbe einnimmt; befremdlich ist aber, daß we-
der die mittel- noch die neugr. spräche diese anwendung des
Wortes kennen. Andre erblicken darin das bekannte arab.
divän addivän staatsrath, indem sie ihm die bed. staatsrath
für abgaben beilegen: der halbvocal v löste sich gleich dem
dtschen w mo oder u auf (diuana doana duana), im ital. ward
g eingeschoben. Beachtenswerth ist dabei, daß der Spanier
für divan in seiner eigentl. bed. auch duan sagte. Uniäugbar
knüpfen manche stellen das wort an arabisches gebiet : multi
Saracenorum, qui in duanis fiscales reditus coliigebant, sagt
Hugo Falcandus; in douanam i. e. in domum Soldani eura
ducentes Vinc. Bellov. ; pr. si son en terra de Sarrazis , en
doana o pauzon Lex. rom. Am besten vielleicht faßt man di-
vän in seiner bed. rechnungsbuch Gol 888, Freyt. IL 74a, vgl
I. DOMEMCA— DRAPPO. 127
bei Boccaz i doganieri poi scrivono in sul libro della dogana
a ragione del mercatante tutta la sua mercatanzia.
Domenica it., sp. pg. domingo, pr. dimenge di-
mergue, fr. di manche sonntag; ital. aus dominica, spart,
pg. aus dominicus, 'prov. franz. aus dies dominicus, daher
aUfr. diemenche (ciersylb.) tag des herrn, gr. xvgiaxq. Keine
rom. spräche kennt dies solis: sie enim Barbaries vocitare
diem dominicum consueta est Greg. Tur. hist. 3, 15.
Donno donna it., sp. don doiia duena, pgK dorn dona,
pr. don (dons vonfrauen) dombre (in dombre-dieus) domna,
altfr. masc. da nie (in dame-dieu) dan dant, alt- und neufr.
fem. dame (daher pr. fr. sp. dama), wal. domn doamne ; alle
von dominus domina, wofür schon auf röm. Inschriften dom-
nus domna, im ersten mlatein donnus donna (z. b. Brequigny
p. 27d, v. j. 528) vorkommt. Dimin. sp. doncel doncella,
pr. donsei donsella, altfr. damoisiel Cdanzel) damoiseau da-
moisele, nfr. demoiselle, hieraus it. damigello damigella, sp.
pr. damisela; lat. gleichsam dominicillus, wal. domnisor. Vb.
pr. domneiar, altfr. donoier buhlen, daher it. donneare,
sbst. domnei, donnoi buhlschaft. Wegen des franz. a der
stammsylbe vgl damesche von domesticus, danter von domi-
tare. Eine prov. und catal. abkürzung von dominus unmitteU
bar vor eigennamen ist En (dom-en für dom-in), von domina
Na (dom-na) z. b. En Barral (daher it. Imberal Cent. nov. antj,
Na Maria, vgl. Raynouard choix VI. 95.
Dragoma nno it., sp. dragoman, fr. drogman,
mhd. tragemunt dolmetscher , in andrer form it. tureimanno,
sp. trujaman, fr. trucheman truchement; vom arab. targornän
torgomän ausleger, dies vom vb. taraga verhüllt sein, schwie-
rig sein Freyt. 1. 188b.
Drappo it., pr.cat.fr. drap tuch, daher drappell o,
drapeau fetzen, fahne. Drappus kennt das frühere mlatein: si
quis altero per mano aut per drappo iratus priserit Capit. ad
L.Alam. Im span. undport. hat es die tenuis zum anlaut : t r a p o,
trapajo, trapero, traperia, wiewohl auch drapero, in Urkunden
draperius gesagt wird, man sehe Ducange. Die Verschiedenheit
des anlautes scheint deutsche herkunft anzuzeigen. Frisch ver-
weist auf unser trappen derb auftreten, sofern es für dicht
treten, wirken angewandt werden konnte, eine etymologie, die
beachtung verdient : hiernach würde sich das sp, trapo buch-
188 I. DROGA— DUCA.
stäblich zu trapa (getrappel) fügen. Es käme drauf an, die
Verwandtschaft von treten und wirken oder weben mit an-
dern beispielen zu belegen.
D r o g a it. sp. pg. pr., d r o g u e fr. specerei, gewürz, farb-
waare; vom ndl. droog trocken, also eig. trockne waare (Frisch).
Drudo druda it. altpg., pr. altfr. drut druda drue
freund freundinn, geliebter geliebte; abgel. altfr. drugun
Th. de Cant. 20, 8, besser druiun Fantosme v. 716 vertrauter.
Drudo steht an der gränze zwischen celtisch und germa-
nisch: gael. drüth dirne, meretrix^ ahd. trüt drüt, auch drüd
Otfr. 1, 4, 5, in comp. Drudbald, Wieldrud (aus triuwi treu her-
geleitet) liebling, freund, geführte, diener, fem. triutin geliebte.
Offenbar schließ sich das rom. wort mit seiner bedeutung
dem deutschen auf das genaueste an, fern von jedem Vor-
wurf bezieht es sich eben so wohl auf vertraute fremidschaft
wie auf liebe: der drut ist der getreue, der anhäng er , das
wort sucht darum die gesellschaft von ami: mes drus et mes
amis — ses amis et ses drus — vos amis et vos drus; in
einem capitular Karls d. k. gesellt es sich zu vasall: sine so-
latio et comitatu drudorum atque vassorum. Das Otfriedische
gotes drüt würde sich daher ganz wohl durch drut dieu über-
setzen lassen. Neben dem Substantiv ist noch ein adjectiv zu
erwägen, it. drudo verliebt, artig, dsgl wacker, fr. dru mun-
ter, üppig: ces moineaux sont drus sind munter, wollen aus-
fliegen, l'herbe drue das üppige, dichte gras, la pluie tombe
dru der regen fällt dicht, altfr. teus puet estre rieh es et drus
mancher kann reich und üppig sein, daher vb. end mir dicht
machen Nouv.fabl.p. Meon. 11.116, genues. druo dicht, dick,
drueza Überfluß (s. das alte denkmal dieser mundart Archiv,
stör. it. app. num. 18. p. 21. 58), piem. neupr. dru üppig, frucht-
bar (vom boden). Wenn nun auch die ideenfolge 'vertraut,
verliebt, üppig' an sich nichts auffallendes hat, so wird man
doch hier auf cell, adjeetiva, wie gael. drüth muthwillig, kymr.
drud kräftig, kühn, deren bedeutungen das üppige näher steht
als denen des hochd. Wortes, hingeführt. S. vor allem Dief.
goth. wb. IL 679.
Duca it., wal. duce, sp. pg. duque, pr.fr.ducfüh-
rer, herzog; it. ducato, sp. pg. ducado, pr. ducat, fr. duche
(bei den alten fem., daher it. ducea) herzogthum, im spätem
latein schon ducatus für duetus. Nicht unmittelbar aus dux
I. DUELLO— DUNQUE. 129
konnte sich ein ital. masc. wie duca gestalten, dessen richtige
form doce (ven. doge) gewesen sein würde; es gieng zuvor
durch den mund der Byzantiner, welche mit $ov%, acc. dovxct,
oder mit öovxaq lange vor der litterärischen zeit der ital. sprä-
che den kriegsobersten einer provinz oder Stadt benannten.
S. Ducange gloss. graec.
Duello it.,sp. duelo, fr. duel Zweikampf; von einer
veralteten wenn auch im Augustischen Zeitalter noch ange-
wandten form duellum für bellum. Das wort ist kein alt-
romanisches: man nahm es erst später auf den grund einer
misv erstandenen etymologie aus dem latein. auf; dem mittelalter
genügte battaglia auch für diesen begriff.
Du na it. sp., vom fr. dune sandhügel am meere; dies
zunächst vom glbd. ndl. duin (n) = ogs. dun (f.), engl, down,
deren Ursprung aber im celtischen zu liegen scheint, altir. dun,
kymr. din hügel, urspr. befestigter ort, daher die städtenamen
mit dunum (Augustodunum, Lugdunum u.s.f) s.Zeuß 1.29.
30. 64. 118, oder befestigte anhöhe s. Richards welsh dict. v. din.
Dunque adunque it., alt donqua adonqua und dunche
adunche, altsp. doncas, fr. donc, conclusivpartikel für tat.
ergo. Altfr. dune Cs° schon im fragm. v. Valenciennes) donc
donques adunc, pr. dune adonc sind zeitpartikeln und ent-
sprechen dem lat. tum und unserm dann : erst hieraus entfal-
tete sich die conclusive bedeutung, wie dies auch sonst wahr-
zunehmen ist, z. b. 'igitur' apud antiquos ponebatur pro inde
et postea et tum, sagt Festus; ahd. danne gilt für tum und
ergo; ähnlichen Übergang von der zeit zur folg erung zeigt sp.
pues und luego. Was nun den Ursprung des Wortes betrifft,
so sträubt sich gegen de unquam der begriff; es muß vielmehr
von tunc mit vorgesetztem a oder ad herrühren, so daß das
dadurch zum inlaut gewordene t in d, atunc in adunc über-
gehen konnte; dies wäre also die ursprüngliche, dune ist eine
abgekürzte form. A tunc und ad tunc trifft man in Urkunden
nicht selten, s. z. b. Rist, de Langued. preuv. 1. 25 (v. j. 782),
99 (v. j. 852). Muratori erklärt sich für ad hunc sc. modum,
finem, aber die zeitliche bedeutung scheint dies nicht zu ge-
statten. — Ital. dunque ist also aus dunche entstellt, die rei-
nere form lebt in den mundarten fort, z. b. com. donch, ven.
donca, neap. addonca.
180 I. EBBIO-EGLI.
E.
E b b i o it., sp.yedgo yezgo, pg. e n g o , pr. e v o 1 , fr.
hieble (h asp.), in Berry geble, venez. gevalo attich; von
ebulus. In yedgo läßt sich d zwar aus 1 erklären (vgl sen-
dos von singulos), im übrigen aber bleibt die entstellung des
Wortes sehr stark
Ebbriäco imbriaco ubbriaco briaco it., altsp. embri-
ä c o , pr. e b r i a c , fr. (in Berry) ebriat imbriat betrunken ;
vom lat. vermuthlich nur volksmäßigen ebriäcus bei Plautus
nach Nonius, gebildet wie meräcus aus merus, wiewohl die
lexica ebriäcus, als sei es griechisch, setzen, Rom.gr. 11.247.
Daher rührt der pflanzenname pr. abriaga,/h ivraie trespe,
taubkraut, rauschkorn , ein unkraut mit berauschender kraft.
E c c o it., wal. e a c e , pr. e c , altfr. e k e , adverbium, von
eccum, häufig mit einem personalpron. verknüpft: iL eccomi,
eccoti, eccolo, eccola, eccoci u. s. f., wal. eaceme, pr. ecvos,
altfr. ekevos; aber sicher auch sp. ele, elo, ela (für ec-le,
ec-lo, ec-la) etele (= it. eccotelo), nicht für hele oder feie
aus vele (s. he IT. b), da der abfall des anlautenden h für f
= v minder leicht vor sich geht, niemals z. b. emencia für
hemencia femencia = vehementia gesagt wird. Eine cumu-
lation ist pr. vec aus ve (imper. von vezer, lat. vide) und
ec, daher vecvos, zsgz. veus; so auch in ital. mundarten vecco
veccolo, dessen v Salviati avvert. (Mil. 1810) II. 132 für rei-
nen zusatz hält. Aus ecce ist altfr. eis es ez mit angefüg-
tem vos, wozu man einen plural mit verbalflexion es-tes-vos
schuf, nicht unähnlich dem it. egli-no; auch pg. eis scheint
aus ecce. Diese partikel wirkt in vielen compositis form- und
begriffsv er stärkend, vgl. unten qua, quello, questo, qui.
Edera ellera it., sp. hiedra, pg. hera, pr. edra,
fr. 1 i e r r e (aus altfr. pic. hierre y erre mit agglutiniertem ar-
tikel, den auch neap. lellera, gen. lellua zeigt) epheu; von
hedera.
Egli it., alt ello el, sp. el, aftelle elli, pg. eile, alt cl
elli, pr. el elh, fr. il, wal. elpron. Die formen erklären sich
theils aus ille theils aus illic für ille (bei Terenz). Dsgl. it.
pr. fr. wal. lui (im prov. Boeth. lüi accentuiert), entweder aus
illujus oder aus illuic s. Rom. gr. IL 66; fem. iL pr. wal. lei,
I. ELCE— ESCA. 131
altfr. (bürg,) lei und eben so wohl lie, von illae oder illaec für
illi; plur. it. loro, pr. wal lor, fr. leur, von illorum (sard.
insoru v. ipsorum). In den seltsamen ital. pluralformen egli-no
elle-no ist no ein offenbares verbalsufßx : egli-no canta-no.
Elce it., pr. euze, fr. yeuse Steineiche, von ilex; it.
leccio, vom adj. iliceus. Gleicher bed. ist das abgel. it.
e 1 c i n a , sp. encina, pg. enzinha azinho, gewöhnlich azinheira,
pr. olzina Gl.occ It. lecceto Steineichenwald, von ilicetum.
Elmo it. pg.altsp., nsp. yelmo, pr. elm, fr. heaume
(hasp.); vom ahd. heim, altn. hiälmr, goth. hilms, aufweiche
letztere form das geschlossene e im ital. zunächst führt. Eine
altpg. bed. ist decke (etwas schützendes) : unum elmum labo-
ratum pro super ipsum altare urkv.j. 1087 S.Rosa. Abgel.
sp. pg. almete für elmete vielleicht nach dem alt fr. healmet;
aus almete aber scheint fr. armet pickelhaube.
E n d i v i a it. sp. pg. pr., e n d i v e fr. ein kraut, endivie ;
vom tat intybus, genauer von dem unvorhandenen adj. inty-
beus intybea.
Enola ella lellaif., sp. pg. enula ala, fr. aunee eine
pflanze, alant; von inula, gr. elsviov. Alter und volksüblich-
keit der zweiten span. form ergibt sich aus Isidor's stelle:
inula, quam alam rustici vocant.
Ermo it.,sp.yermo, pr. altfr. ermeherme, wa/.ermu
einsam, als sbst einöde; vom gr. sqtj^o;, sbst. tf s^jj/ttog,
lat. eremus, bei Prudentius eremus (fervebat via sicca eremi
serpentibus atris), mlat. ermus hermus, so daß die roman. spräche
hier dem griech. accent folgte. Abgel. neupr. h e r m ä s heide.
Ervo und lero (aus Tervo) it., sp. yervo, pr.fr. er s
eine hülsenfrucht ; von ervum, die form ers vielleicht durch
einwirkung des dtschen erbse, ahd. arwiz. Aus dem abge-
leiteten lat ervilia (wiche) entstand sp. arveja alverja, com.
erbeja, it. rubiglia, letzteres mit umgestelltem r (ebenso ri-
goglio neben orgoglio), dsgl. mail. erbion für erviglione.
E s c a it. pr., altfr. e c h e G. Guiart. I. p. 156, sp. y e s c a,
wal. easce zunder; vom lat. esca lockspeise (des feuers).
Schon Isidorus kennt die neuere bedeutun§: esca vulgo dici-
tur (fungus), quod sit fomes ignis. Das einfache vb. escar
in der bed. ködern besitzt nur die prov. mundart, pg. iscar
heißt die angel mit köder versehen, sard. escai ätzen, füttern ;
133 I. ESCAMEL— ESCUPIR.
zsgs. it. adescare, sp. enescar. Von esca ist auch sp. es quer o
großer lederner beutet für feuerzeug u. dgl.
E s c a m e 1 sp. pg. ein bankartiges geräthe der schwert-
feger, pr. escaimel, alt fr. eschamel ein bänkchen, schemel;
nicht von scabellum (it. sgabello, fr. escabeau, cat. escam-
bell u. s. w.), wie Grandgagnage I. p. 269 gegen Rom. gr. 1. 182
richtig bemerkt, sondern von der form scamellum (al. sca-
millum, scamnellum) bei Priscian aus Apulejus.
Escanciar sp., escancar pg., eschancer altfr.
einschenken (chw. schanghiar schenken, dono dare) ; sbst. fr.
echanson, sp. escanciano, pg. escan^äo der schenke; vom
ahd. scencan, sbst. scenco, ursprünglicher scancjan, scancjo,
woher zunächst das mlat. scancio scantioJL Sal. 11, 1 (codex
fuld.) Vom nhd. schenken aber leitet man fr. c hin quer
zechen, wofür mundartlich aber auch chiquer vorkommt, s.
Dict.genev. v. chique. Die ital. spräche hat scancia scan-
s/a gestell mit fächern für gläser oder bücher = mlat. scan-
cia schenke, bair. schanz.
Escaraitf.,sp. pg. escära, fr. es carre schorf, grind ;
vom tat. eschära (soyäQu).
E s c i r e it., gew. uscire, wal. e s i , altsp. e x i r , pr. altfr.
eissir issir ussir ausgehn; von exire. Zsgs. it. riuscire,
fr. reussir wohl ausgehen, gelingen, altfr. rissir wieder aus-
gehn. Ließe sich auch im ital. uscire das anlautende u aus
einer rein phonetischen Verwandlung wie in ubbriaco für eb-
briaco erklären, so würde dies doch auf das fr. ussir keine
anwendung finden. Es darf also einmischung des sbst. uscio,
altfr, us thüre vermuthet werden; Castelvetro IL p. 261 leitet
das verbum gradezu daher ab. Man lebt im hause, nicht im
freien: thüre wird darum zuerst als ausgang, nicht als ein-
gang, gefaßt, tat. foras ire, gr. &vya%£ sQ/ja&ai drücken die
bewegung von innen nach der thüre und durch dieselbe aus;
bask. athea ist = it. uscio, atheratu = uscire.
Esclusa sp., ecluse fr. schleuse, mlat. exclusa sclusa
L. Sal, Greg. Tur., Venant. Fort. ; von excludere , nicht vom
ahd. sliozan schließen, das eher fr. ecluce eclusse erzeugt
haben würde, darum auch ndl. sluys, nicht sluyt.
Escupir sp. pg., pr. altfr. escopir escupir, wal.
scuipä speien, alb. scüpira auswurf. Umstellung aus ex-
spuere (ec-spuere) wäre nicht gegen den geist wenigstens der
h ESMAR-ESSERE. 133
spdn. spräche, aber dem weit verbreiteten worte (vgl. Dief.
goth. wb. IL 296) scheint eine eigne würzet zuzukommen.
Esraar pr., alt fr. esmer, altsp. altpg. a s m a r , gallic.
osmar schätzen; sbst. pr. alt fr. esme, cat. esma, occ. ime,
lothr. aume Schätzung; von aestimare. Zsgs. pr. azesmar
d. i. ad -aestimare (unrichtig oft asesm ar geschr.) berechnen,
bereiten: a son colp azesmat er hat seinen streich wohl be-
rechnet, hat wohl gezielt Ferabr. v.1636; mit Übergang des s
in r azermar, endlich auch sermar. Von azesmar ist das altfr.
acesmer ordnen z. b. la bataille, altgenues. acesmar Archiv,
stör. it. num. 18 p. 34. 39, gewiss auch Dante's accismare zu-
richten Inf. 28, 37, das man sonst aus cisma (ay/oftct) erklärt;
aber auch azzimare, sp. azemar, welches mit gr. äCv/nog nichts
gemein haben kann. Wie man vom schätzen zum bereiten
d. h. vom gedanken zur that übergehen konnte, zeigt auch das
mhd. brüeven 1) berechnen, von ruova zahl, 2) bereiten, man
sehe Wackernagels glossar zum lesebuch. Esmar, pic. amer,
findet sich wieder im engl, aim beabsichtigen, zielen, mhd. amen
aemen mit letzterer bedeutung.
Essere it., pr. chw. esser, fr. etre, sp.pg.servb.
sein. Daß man lat. esse, um ihm die gestalt eines rom. In-
finitivs zu leihen, in essere erweiterte (sard. neben essiri noch
essi) , liegt auf der hand, und diese bildung kommt in alten
Urkunden mehrmals 'vor, z. b. impf. conj. esseret Fumagalli p. 18
(vor d. j. 750), vgl. Ducange. Franz. muste sich das wort in
die form estre etre kleiden wie tessere (texere) in die form
tistre titre, und auch jene form läßt sich früh nachweisen.
Span, ser aber, das in der alten spräche seer geschrieben
und zweisilbig gesprochen ward, kann nur von sedere her-
rühren, wie Rom. gr. II. 145 ausgeführt ist. Dies verbum hatte
schon im latein. die bed. sich wo befinden, bleiben oder woh-
nen entwickelt, und so brauchte es das Mittelalter sehr häu-
fig: wenn es der Römer z. b. hin und wieder einmal auf die
läge einer Stadt anwendet (Campo Nola sedet), so ist es spä-
ter der übliche ausdruck bei Städten oder bergen, z. b. mons
in valle sedet Venant. Fort. 3, 10; altfr. ü Rome seit wo Rom.
liege Brut. I. p.3; it. siede la terra sulla marina Inf. 5, 97;
rivo o fönte, siede ombrosa valle Petrarca canz. 17, 1. Gerne
verband es sich zumal, als ein intensiveres hülfsverb, mit
participien: ut orbata filiis sedeas Greg. Tur. 5, 40; de hac
184 I. ESSO-ESTRIBO.
causa ductus sedeat Marculfi form. 1,38; besonders häufig in
Spanien: non sedeat dimissum sei nicht entlassen Esp. sagr.
XXXVI. p.XXVIU (v.j. 1020); quod sedearaus perjuratos
XL. 411 (v.j. 1032); sedeat excusato S. Rosa I. 54 (v.j. 1189).
So denn auch altsp. seo bien p agad o Iterc. milagr. 816; en la
su merced seo Berc. S. Dom. 757. Endlich mischte sich se-
dere entschieden mit esse, es lieh ihm den imperativ (se, sonst
sey), das gerundium, das particip prät. (sido, sonst seido),
den infinitiv, vielleicht auch das präs. conj. (sea, sonst seya),
zuweilen auch das imperfect (sia für era, S. Rosa v. syha).
Man halte dazu goth. visan wohnen, bleiben, sein, Grimm IV. 821.
Esso it., alt isso, sp. ese, pg. esse, pr. eis, älter
eps Boeth., Pass. de J. Chr., wal. insu, pronomen, twwipse,
altsp. essi von ips' hie. Als neutrum oder adverbium verbin-
det sich esso oft mit partikeln wie im it. lunghesso, sovresso,
im pr. aneeis, demanes, vgl. lat. nunc ipsum, isthuc ipsum
Terent. Andr. 1, 2, 13, sp. ahora mismo; mit dem dtschen da-
selbst stimmt das pr. aqui eis (im Jaufre oft) wörtlich über-
ein. Eine zss. für lat nunc (auch subito) ist it. ad esso,
altsp. adiesso, pr. altfr. ades von ad ipsum; gleichbed. altit.
issa (churw. ussa) von ipsa sc. hora = altsp. esora. Ein
andres adverb kennt nur der Nordwesten : pr. eps amen eis-
samen, altfr. esement Chr. de Ben. III. 400, essement Carpent.
s. v. a. lat. eodem modo , pariter, wofür altfr. ensement (mit
eingeschobenem n) weit üblicher, pr. ensament ziemlich selten
ist, da es wohl nur im Jaufre vorkommt. Vgl. auch des.
Esto altit, sp. pg. este, pr. est, altfr. ist (in den
Eiden), wal. ist aist, pronomen, von iste. Zsgs. it. questo,
cotesto, s. II. a.
Estribo sp., pr. estreup estrieu, altfr. estrief
Steigbügel; abgel. sp. estribiera, fr. etriviere und etrier
mit gl. bed. Frisch II. 348 führt das rom. wort auf das nds.
striepe lederschlinge. Hält man sich an das hier noch zu
erwähnende vb. sp. pr. es tri bar sich stützen, altfr. estriver?
(vgl. des-estriver aus dem bügel bringen R. de Cambr. p. 159),
so wird man auf das glbd. ahd. streban geführt und estribo
heißt stütze für den reifer, wie es auch Strebepfeiler heißt.
Auch zu altfr. estriver in seiner gewöhnlichen bed. streiten
passt streban , mhd. mit dem tievel streben s. v. a. fechten.
Indessen findet sich im Leodegar str. 10 die form estrit, ganz
I. ESTRO-^-FACCIA. 185
deutlich das ahd. strit, und so wird sich auch das spätere
estrif (nom. estri-s für estrif-s oder estrit-s) besser hieraus,
das vb. estriver besser aus stritan erklären lassen , s. Rom.
gr. I. 321 note. Diesem estrif entspricht bret. strif striv, engl
strife. Zu merken ist noch die prov. nebenform mit u es-
trubar = sp. estribar, estrubieira = sp. estribiera, worin
das lat. struppus nicht enthalten sein kann, wohl aber strü-
pus, wenn diese form annehmbar ist. Eine zss. ist sp. co-
str i b o stütze, vb. costribar. — Nicht verschieden von dem be-
handelten worte scheint sp. estribo estribillo schlußreim, re-
frän, eig. worauf man sich stützt wie auf den Stegreif, wor-
auf man stets zurückkommt. Daher, vermuthlich in hinsieht
auf die poetische form, altsp. estribote (escarnios et lay-
dos estribotes Berc. Dom. 648), altfr. estribot estrabot (vers
en firent e estraboz, ü out assez de vilains moz s. Chr. de Ben.
L p. 288), pr. estribot Parn. occ. p. 324 spottlied. Vgl strambo.
E s t r o it. sp. begeisterung ; von oestrus (of<jrpos) mit gl. bed.
F.
Faccenda^., pg. pr. fazenda, sp. hacienda, altfr.
faciende geschäft; plur. von faciendum. Span. port. be-
deutet es zumal Verwaltung der guter so wie die verwalteten
guter selbst, überh. habe, vermögen, daher it. azienda. Ge-
schäft und landgut heißt auch das pr. afar, s. oben affare.
Facchino it., sp. faquin, fr. f a q u i n sackträger. In
dieser bedeutung führt Nicot das franz. wort an, aber als ein
aus Italien gekommenes. Jetzt heißt es wicht, schelm, Stroh-
mann, mdartl. (norm. pic. berr. u. s. w.) geputzter mann, Stu-
tzer. Läßt sich sein früheres vorkommen im franz. erweisen,
so ist vermuthlich ein älteres ndl. vant-kin (veyntken KU.) =
ventje junger bursche, kerlchen darin enthalten und das wort
hat sich in derber bedeutung (kerl) aus Frankreich weiter
verbreitet. Die herleitung aus fascis kann natürlich nicht ge-
nügen; eher wäre aräb. faqir arm, dürftig Freyt. III. 363*
heranzuziehen. Sicil. facchinu ist s. v. a. tavernajo.
Faccia it., wal. fatze, pr. fassa, fr. face, sp. haz
(facha aus dem ital.) , pg. face gesicht; von facies, doch
führen die vier ersten formen auf ein altrom. facia, das sich
bereits in den casseler glossen vorfindet: facias wangun. Die-
selbe form bekennt auch das span> als präpos, für lat, versus
136 I. FAGGIO-FALAVESCA.
gebrauchte häcia (fäcia): andaba hacia (ä) la puente heißt
eig. cer gierig das gesicht nach der brücke gewandt* . Zsgs. pr.
esfassar, fr. effacer auslöschen, tilgen, eig. das ansehn ent-
stellen, unkenntlich machen.
Faggio it., sp. haya, pg. pr. faia buche, altfr. fage
(f.) buchenwald; vom adj. fageus fagea, eine für verschie-
dene namen der bäume gewählte form. Aber auch das sbst.
fagus verlor sich nicht: wal. fag, sie. fagu fau, pr. chw.hen-
neg. fau, altfr. fo feu Lex.rom., lomb. gen. fö; schon in den
erfurter glossen 332, 34 ganz romanisch fau arbor i. e. böc
(buche). Eine abl. ist fr. faine buchecker, altfr. lothr. faine,
vom adj. faginus fagina; dafür it. faggiuolo, sp. fabueo (statt
fagueo) mit demselben suffix wie in almendrueo mandel, cat.
fatja d. i. fagea.
Fag Otto fangotto^., pr.fr. fagot, sp. fogote reis-
bündel, reiswelle, daher engl, faggot, kymr. ffagod (f.) Fax
facis bedeutet urspr, einen bündel späne, gr. cpdxeXog, hier-
aus fagotto mit Übergang des lingualen c (facem) in g wie
im it. sorgo aus soricem, sp. perdigon aus perdicem, pr. lu-
gor aus lucem. Fax scheint sich erhalten zu haben im wal.
hac reisbündel (so ja auch nuc v on nux), das nicht von fagus,
wal. fag, herrühren kann. Von fagus leiten andre auch fa-
gotto, aber wäre daraus nicht fr. fayot geworden?
Faina it., ebenso mit radicalem a cat. fagina, neupr.
faguino fahino, altfr. fayne, mit radicalem ou neufr. fouine,
daher wohl sp. fuina, pg. fuinha, vgl. ven. fuina foina, lomb.
piem. foin, marder. Nach Adelung vom dtschen fehe auslän-
discher maräer, ags. fag fäh bunt, gemalt, glänzend, goth. fäih
(letzteres von Grimm P. 94 angenommen). Im franz. artete
der stammvocal aus, fast wie in poele aus patella. Seltsam
ist das churw. fierna fiergna. Von dem subst. kommt ein ver-
bum genf. fouiner, henneg. founier, lomb. fognä ausspüren,
durchsuchen, wie fr. fureter von füret, it. braccare von braeco.
Das wall. vb. fougn! hält Grandgagnage lieber für das fr.
fouiller: fouine heißt hier faweine.
F a 1 a v e s c a it. (s. Menage) flugasche, pg. f a i s c a , alt-
sp. fuisca funke; vb. pg. faiscar sprühen. Falavesca ist
versetzt aus favalesca für favillesca von favilla glühende asche,
mundartl z. 6. veron. parm. cremon. faliva; faisca entstand
vermöge der bekannten abneigung des Portugiesen vor I; fuisca
I. FALBALA-FALL1RE. 137
steht wohl für foisca, dies für fovisca falvisca (vgl topo, tat.
talpa). Das ahd. falawisca ist, wie Diefenbach bemerkt, ro-
manischer herkunft. Dasselbe suffix zeigt auch das synonyme
fr. flamm-eche von flamma.
F a 1 b a 1 ä it. sp. pg. fr., span. auch farfalä, cremon. parm.
frambalä, piem. farabalä, henneg. farbala gefältelter besatz an
weiberröcken, falbel.
Falbo it., pr. falb, fr. fauve; vom aM^alo, gen.
falewes, falb, gelb.
Falcare diffalcare it., sp. pg, desfalcar, fr. defal-
quer einen abzug machen von einer summe. Die übliche her-
leitung ist von falx, so daß es hieße absicheln, was zu seiner
bedeutung übel passt. Es ist vielmehr ganz deutsch: ahd.
falgan berauben, abziehen, nach härterer ausspräche falcan.
Wäre das deutsche wort aus dem roman., so lautete es fal-
chan falachan.
Falco Mconeit., sp. halcon, pr. falcö, fr. f aucon,
ahd. falcho; vom tat. falco, erst bei Servius adAen. 10.i46,
gebildet von falx, also eig. sichelträger wegen der stark ge-
krümmten krallen des vogels, vgl. falcula kralle. Nach Festus
nannte man falcones auch menschen mit eingekrümmter gro-
ßer zehe, quorum digiti pollices in pedibus intro sunt curvati.
Falda it., sp. falda halda, pg. fralda, pr. fauda,
alt fr. faude, der untere faltige theil eines kleidungsstücks,
schooß, säum; vom ahd. falt, ags. feald falte, welcher bedeu-
tung das chw. falda genauer sich anschließt. Das it. sp. pg.
wort bedeutet auch die biegung oder den abhang eines berges
bis zu seinem fuße d. h. den untern wie bei einem rock sich
ausbreitenden theil desselben: es ist also nicht nothwendig,
ihm in diesem sinne das ahd. halda, nhd. halde unterzulegen,
auch kommt f aus h vor vocalen im span. wenig, in der
ital. Schriftsprache gar nicht vor.
Faldistorio it. sp. pg., fr. fauteuil, alt faudestueil,
lehnsessel; vom ahd. faltstuol, weil er zusammengefallen wer-
den konnte wie die römische sella curulis. Für faldistorio findet
sich altsp. auch facistor facistol, das jetzt kirchenpult be-
deutet, vermuthlich von falz-stuol.
Fallire it., altsp. altpg. fallir falir (jetzt fallecer, fa-
lecer), pr. fr. f a i 1 1 i r fehlen, verfehlen, täuschen ; von fallere.
Aus den starken formen des fr. faillir, das ehedem im perf.
18S I. FALO-FANGO.
und im part. prät. doppelformig war, gestaltete sich ein zwei-
tes, unpersönliches verbum mit der bed. nöthig sein, präs. faut,
pf. fallut, part fallu, Inf. fa.lloir, alt fr. faldre faudre Nouv.
fablp.MeonI.26: il me faut = lat. me fallit es entgeht mir,
ist mir nöthig, Rom.gr. 11.206. Aus fallire ist das subst. it.
fallo falla, altsp. falla Sanchez gloss., und so pr, falha,
alt fr. faille, selbst altit. faglia Poet. d. pr. sec. I. 48 mangel,
fehler; freilich schon lat. bei Nonius falla fala für fallacia,
allein gegen diesen Ursprung zeugt das erweichte 11 der franz.
form, da dies regelrecht nur vor oder nach i aus lat. 11 ent-
springt. Aus dem subst. floß das vb. it. falla re täuschen,
sp. fallar verläugnen, chw. fallar fehlschlagen.
Falö it. freudenfeuer , fr. falot laterne; von cpavog
leuchte, oder von cpdgog leuchtthurm, vgl. piem. farö, ven. fanö.
Adj. it. f a I o t i c o wunderlich (flackerig ?) . Von cpavog ist auch
it. fanale, sp. fr. fanal schiffslaterne.
F a 1 1 a r e it., sp. pg. f a 1 1 a r mangeln, fehlen ; daher sbst.
it. sp. pg. falta, fr. faute mangel, fehler, und aus diesem
subst. das sp. pg. adj. falto mangelhaft; zsgs. it. dif falta,
pr. defauta , altfr. defaute , masc. neufr. defaut s. v. a. falta.
Das verbum ist ein rom. iterativ von f allere, also syncopiert
ans fallitare.
F a m i g 1 i o it., altsp. altpg. f a m i 1 1 o familio, churw. f a-
maigl diener, häscher; moviert aus familia, vgl. sp. man-
ceba aus mancipium, worin ein feminin aus einem neutrum
moviert ward.
Fanfa altsp. pr ahler ei; it. fänfano, sp. fanfarron,
fr. fanfaron prahlerisch, fanfare trompetenschall; dsgl. sp.
farfante, occ. farfantaire großsprecher ; wohl nur natur-
ausdrücke, vgl. etwa arab. farfär geschwätzig Freyt. III. 339.
Fanfaluca it. loderasche, possen, fr. fanfreluche,
alt fanfelue, in letzterer bed., norm, fanflue blitzen vor den
äugen. Die flor. glossen haben famfaluca graece bulla aqua-
tica latine dicitur. Es ist entstellt aus pompholyx, das zu-
gleich Wasserblase und hüttenrauch bedeutet. Eine abkürzung
scheint mail. fanfulla, com. fanfola, sie. fanfonj (plj possen;
eine ableitung fr. freluquet geck, Stutzer, für fanfreluquet.
Fango it. sp., pr. altfr. f a n c , fem. lomb. f a n g a , pr.
fanha, fr. fange, norm, fangue schlämm. Vom goth. fani
(n.), gen, fanjis, dessen i oder j sich in fanha phonetisch ganz
I. FARDO-FARSA, 180
richtig durch h darstellte, sonst aber sich zu g oder c ver-
härtete, vgl. lat. venio, it. vengo, pr. venc. Die Bretonen
haben fank aus dem altfr. , wenn auch Pictet p. 32 es nebst
dem ir. fochall zu sansk. panka ordnet. Das adj. fangoso
fangeux stimmt zwar buchstäblich zu dem von Festus ange-
führten famicosus palustris (von famex nach 0. Müller), muß
aber folgerecht auf fango zurückgeleitet werden. Vgl. hierzu
Grandgagnage IL p. XXIII.
Fardo sp. pg. schwerer pack, ballen; sp. fardillo,
pg. pr. fardel bündel, reisesack, fr. fardeau last, bürde; sp.
farda alfarda kerbe in einem balken, dsgl. eine gewisse ab-
gäbe, pg. farda alfarda soldatenrock ; sp. fardage, pg. far-
dagem, it. fardaggio soldateng epäck. Die nur im Südwesten
heimischen primitiva lassen arab. Ursprung vermuthen. Hier
heißt fared (farcdon) kerbe des pfeils, gesetzliche Zahlung, löh-
nung des Soldaten, tuch, Meldung Freut. III. 335a, und hierzu
passen die bedd. von farda. Weniger die von fardo, aber sein
dimin. fardel bedeutet doch auch die ausstattung einer braut
an kleidern, nicht bloß bündel: sonst dürfte man auch an
arab., chard impedimentum Gol. 595 denken.
Farfalla it. Schmetterling, auch flg. flattergeist, wal.
ferfäle mit letzterer bed. (aus dem ital. ?) , bask. uli-farfalla
(ulia mücke); pg. farfalhas plur. metallschnitzel vom prä-
gen, dsgl. auf Schneider ei; vb. it. sfarfallare aufschneiden,
wind machen, neupr. esfarfalhä ausstreuen (fr. eparpiller).
Aus papilio ward it. parpaglione und vielleicht durch einfluß
des ahd. fifaltra (Schmetterling) farfaglione farfalla. Übrigens
trifft man farfall auch im schwedischen. Menage' 's erklär ung
aus gr. q>d\Xri (j nsra>fisv?j xjjvx?j Hesych.) , durch redupli-
cation fafalla farfalla setzt einen Vorgang voraus , den nur
franz. mundarten (henneg. bebete von bete) kennen. Anzu-
merken ist noch comask. farfätola in der bemerkten fig. bed.
flattergeist. Die churw. form ist fafarinna.
Farfogliare neap., lomb. farfoja, sp. f a r f u 1 1 a r , hen-
neg. farfoulier stottern; naturausdruck?
Farsa it. sp. pg. aus dem fr. farce dramatische posse,
ursprünglich, wie noch im franz., füllsel, daher nach der an-
sieht der franz. litterärhistoriker ein gemenge von allerhand
gegenständen; vom part. farsus ausgestopft, woher auch it.
farselto wams d. h. etwas ausgestopftes* Von farsa ist
W I. FASCIO-FEGATQ,
wohl auch pg. disfarzar, sp. disfrazar (cat. disfressar !)
Verkleiden, maskieren, wie in den Schauspielen.
Fascio it., sp. faxo und als zweite form haz, pg.
feixe, fr. f a i x bund, bürde ; von fascis. Abgel it. f a s t e 1 1 o
(für fascettello) , fr. faisceau bündel; it. fascina, sp. fa-
xina hacina u. s. w. reisbündel; vb. pr. afaissar, fr. affais-
ser niederdrücken.
F a s t j'o hastio sp., jenes auch pg., pr. f a s t Tg fastic Über-
druß; von fastidium (it. fastidio), dessen zweites i sich prov.
in g oder c verhärtete (fastidj fastig). Vb. altsp. hastiar
Überdruß machen, pr. fastigar fasticar, fr. fächer ärgern.
Fata it., sp. fada hada, jenes auch pg. pr., fr. fee,
dauphin. faye ein dämonisches schicksalbestimmendes wesen;
vom lat. fata für parca, schon auf einer münze Diocletians,
vgl. auch fatis für diis manibus auf einer inschrift ohne da-
tum Grut. 859, 11. Es ist aus fatum moviert gleich dem masc.
fatus bei Petronius, wiewohl auch die herleitung des rom. Wor-
tes aus fatua wahrsag erinn Marcian. Cap. nicht regelwidrig wäre.
Fattizio it. u. s. w. durch kunst hervorgebracht , lat.
facticius; sbst. sp. hechizo, pg. feitico Zauberei, wie ahd.
zoubar von zouwan machen (Grimms myth. p. 985) ; daher sp.
hechicero, pg. feiticeiro zauberer, it. fattucchiero. Auch
factura gieng auf diese bedeutung ein: it. fattura, pr. faitura;
vb. it. fatturare, pr. faiturar; sbst. pr. fachurier, dauph. fai-
turier. Prov. faitilha bezauberung muß gleichfalls aus facere
abgeleitet sein.
Favola it., fr. fable, pr. faula mährchen, sp. fa-
bla habla, pg. falla rede, vonfabute; it. favella spräche,
von fabella, masc. sard. fueddu rede, wort; dimin.fr. fabliau,
alt fr. pr. fablel kleine erzählung; vb. it. f a volare favellare,
sp. hablar (woher fr. habler mit asp. h), pg. fallar und so
pr. favelar faular, altfr. fabler erzählen, reden, wal. heblei
plaudern, von fabulari. Die ital. nebenform fola ist = pr.
faula, fiaba = altfr. flabe, mit versetztem 1.
Fegato it., sp. hi'gado, pg. figado, pr. fetge, fr.
foie (mj leber; vom mlat. ficatum sc. jecur, eigentlich die
mit feigen gemästete gänseleber (pinguibus et ficis pastum je-
cur anseris albi Horat. sat. 2,8,88), demnächst leber über-
haupt, tgl. ngr. qiyMi aus ovr.mov rtnaQ. Die ausspräche
I. FELCE-FELLO. 14t
fi'catum mag früh aufgekommen sein, da sie gemeinrom. ist,
die cass. glossen bringen bereits figido, worin die zweite sylbe,
da sie a mit i tauschen konnte, unbetont gewesen sein muß.
Nur der Sarde spricht figäu, der Venezianer figä, der Wa-
lache ficät. Durch Umstellung entstand das lomb. ffdegh aus
f/ghed, letzteres dem erwähnten figido ganz nahe stehend.
Felce it., sp. helecho, fr. fougere farrenkraut;
das erste (nebst dem occ. feouze) von filix, das zweite von
filictum, das dritte (für feugere) von dem unlat, filicaria.
Fello it., pr. altfr. fei grausam, gottlos; it. fellone
großer bösewicht, altsp. felon fellon Berc. s. v. a. it. fello,
fr. felon auch meineidig, rebellisch; it. altsp. fellonia,
pr. felnia feunia ruchlosigkät, fr. felonie Verletzung der vas-
sallenpßcht, lehensfrevel, und so auch nsp. felonia. Mlat.
felo im 9. jh.: non tibi sit curae, rex, quae tibi refemnt illi
felones atque ignobiles Cap. Car. C. Man leitet das wort wohl
vom lat. fei, so daß es gallicht, zornig bedeutete, aber es ver-
schmäht überall den grammatisch wohlbegründeten im it. fiele,
sp. hiel, fr. fiel vorliegenden diphthong. Dagegen sieht Hickes
seinen Ursprung in dem bei Somner verzeichneten ags. feil
böse, grausam, engl, feil = ndl. fei. Sehen wir aber von
diesem in den quellen nicht vorkommenden ags. Worte ab, des-
sen deutschheit noch dahinsteht, so bietet sich uns das ahd.
vb. fillan: davon ist ein sbst. fillo geiseler, schinder (und die
grundbed. von fello ist 'grausam, unbarmherzig') anzunehmen,
dem sowohl fello wie fellone gemäß ist. Das offne ital. e
hindert nicht, es ist auch in vello von lat. villus. Diese ety-
mologie wird noch durch zwei Wahrnehmungen an dem ro-
man. worte unterstützt. 1) Die ursprüngliche declination im
prov. und altfranz. ist nom. sg. fei (fels), acc. felon u. s. w.
(so durchaus in der Passion Christi und im Leodegaf) , der
nom. felon ist selten und ein späterer misbrauch. Alle ab-
leitungen, selbst das fem. felona (fella ist unbekannt) fließen
aus dem casus obliquus. Das wort verlangt also ein etymon,
dessen accus, die endung on zeigt d. h. ein thema felon, und
dies gewährt das deutsche fillo, acc. fillun fillon. 2) Üblich
ist eine prov. nebenform felh feihon, die sich befriedigend
aus dem afrd. filjan (neben fillan) erklärt. Aus dem churw,
ist anzumerken filantar feilantar zornig machen, das ein vb,
filar vorauszusetzen scheint.
143 I. FELPA-FIACCO.
F e 1 p a it . sp. pg. eine art plüsch, pelzsammet, dtsch felbel,
schwed. fälp; ein fr. feulpier verzeichnet Roquefort und er-
klärt es mit fripier, auch sagt man bürg, poil feulpin milch-
haar. Ferrari hält das ital. wort für deutsch, Adelung das
deutsche für ital, aber aus lat. Stoffe ist es sichtbarlich nicht
gebildet. Bair. felber (m.) ist zugleich der name der Salweide,
ahd. felwa: sollte man den stoff nach diesem bäume wegen
seiner wollichten oder filzigen blätter benannt haben? Aber
die vermuthung ist gewagt, da es an ähnlichen Übertragun-
gen fehlt. Zu merken sind noch einige formen: it. pelpa (bei
Veneroni), sie. felba, sard. cat. pelfa. Im altport. heifit falifa
Schafpelz.
Feltro it., sp. fieltro, pr. fr. feutre, mlat. filtrum
dichtes gewebe von haaren; vb. it. feltrare, sp. filtrar, fr.
filtrer durchseihen; vom ahd. filz, ags. feit, mit angefügtem r,
was hinter t nicht selten vorkommt, Rom. gr. I. 269.
Ferlino it., altsp. ferlin, altfr. ferlin g ferlin eine
münze, viert eldenar ; vom ags. feordhling.
F elucz it., sp. faluca, pg. falua, fr. fei ouque klei-
nes ruderschiff; vom arab. folk schiff, dies vom vb. falaka
rund sein Freyt. III. 373a, maurisch-arab. felüka s. Bombay.
Ferranaif., pg. ferräa, sp. herren (f.) mengfutter;
von farrago, pg. auch farragem.
Fetta it. schnitte, fettuccia schnittchen, bändchen, altsp.
f i t a band Silva ed. Grimm p. 252, so auch pg. Herkunft aus
vitta (binde) ist bei der seltnen vertauschung des anlautes v
mit f wenig wahrscheinlich: dieses wort zeugte it. vetta, sp.
pr. veta. Ein passenderes etymon scheint ahd. fiza band, fa-
den, womit auch nhd. fetzen (chw. fetza) zusammenhängen
mag. Man sehe Rom. gr. I. 53. Weigands syn. wb. 1. 276. Die-
fenbachs goth. wb. 1. 373.
Fiacco it., sp. flaco, pg. fraco, pr. altfr. flac fla-
que matt; vb. fiaccare matt machen, brechen; von flaecus.
Aber das neufr. flasque kann, genau erwogen, nicht aus
flaecus herrühren, und da Umstellung aus ahd. sclaf für die
franz. spräche zu stark wäre (in der span. könnte man sie
zugeben), so wird es wohl aus flaeeidus d. i. flaxidus, umge-
stellt flasquidus (vgl. laxus lasque lache) entstanden sein, wenn
auch d in dem suffix idus nicht leicht schwindet. Zu flas-
quidus stimmt auch lothr. fläche und comash fiasch weichlich*
I. FIACCOLA-FIANCO. 148
F i ä c c o 1 a it.s sp. h a c h a (daher hemeg. hache hace),
pg. facha, pr. falha, altfr. faule Lex.rom. fackel; von fa-
cula, dies von fax. Über das eingeschaltete i = 1 in fiaccola
s. Rom. gr. I. 269, vgl. auch fiocina und rifiutare II. a. Facla
für fax rügt ein alter grammatiker s. App. ad Probum in Anal,
gramm. ed. Eich, et Endl. p. 445.
Fiadone it. honigwabe, pr. flauzon (flazon?), sp.
flaon, fr. flan zsgz. aus dem alten flaon, engl, flawn, plat-
ter kuchen, auch münzplatte. Ein altbezeugtes wort, da be-
reits Venant. Fort, flado gebraucht, wofür andre flato schrei-
ben. Dasselbe wort ist ahd. flado und fem. flada (übersetzt
durch laganum, placenta, torta, libum, favus), ndl. vlade (f.),
eig. etwas flaches, gr.nlaxvg, was auch mit platz ausgedrückt wird.
Fi an co it. , pr. fr. flanc der weiche theil unter den
rippen, die seite, sp. flanc o militärischer ausdruck aus dem
franz. Wir nennen diesen theil des körpers weiche, mhd. hieß
er krenke von kranc d. h. schwach. Es wäre also von Sei-
ten des begriffes nichts dagegen zu erinnern, wenn man sich
das wort aus flaccus weich, schwach (so heißt es im roman.)
entstanden dächte, wobei n, wie öfter vor kehllauten (it. fan-
gotto für fagotto, fr. ancolie für acolie), eingeschoben sein
müste. Dagegen weist Wächter auf das glbd. ahd. lancha,
woraus, wenn man die form hlanca (bei üattemer I. 299<0
unterlegt, mit schärfung der reinen aspirata h zur lippenaspi-
rata f der anlaut fl entstehen konnte. In diesem falle kann
das wort nicht von Frankreich ausgegangen sein, wo der deut-
sche anlaut h, namentlich in den Verbindungen hn hr, sich
behauptete , nur das altn. hr sich in einer späteren sprach-
periode zu fr gestaltete. In Italien härtete sich anlautendes
h einigemal zu g (s. gufo i/. a), kaum zu f, wohin sicil. fin-
niri aus fr. hennir zu gehören scheint, auch macht Wacker-
nagel zur Unterstützung der letzteren etymologie (Haupts zeit-
schr. II. 556, vgl. Grimm das. VII. 470) den ital namen Fiovo
aus Chlodoveus (chl fränk. für hl) geltend, der in den Reali
di Francia vorkommt. Eine nicht zu übersehende Schwierig-
keit für diese etymologie liegt jedoch im genus, da nämlich
überall — und die fälle sind zahlreich — deutsche feminina
auf a ihr genus im roman. behaupten: ein paar abweichun-
gen in einzelnen sprachen (it. solcio aus sulza, fr. tin aus
Unna; trale aus drossela hat weibliche form) bedeuten hier
144 f. FIASCO-FICCARE.
wenig oder nichts. Überdies ist in hlanca das anlautende h
noch unsicher, da das vielgebrauchte wort sonst immer ohne
dasselbe vorkommt. Und so scheint die entstehung von fianco
aus lateinischem element, dem überall der Vorrang gebührt,
sicherer.
Fiasco it., sp. flasco frasco, pg. frasco, fem. it.
fiasca, altfr. f las che, nfr. nur flacon für flascon, ein
gefäß, auch in germ. und celt. sprachen heimisch, vgl. wal
plosce, ungr. palatzk, lith. pleczca. Die weite Verbreitung
dieses Wortes erschwert die erforschung seiner herkunft Im
mlatein tritt es sehr frühe auf: duo lignea vascula, quae vulgo
flascones vocantur Greg. M. Dial. 2, 18; flascae pro vehendis
ac recondendis phialis primum factae sunt, postea in usum
vini transierunt lsidor. 20, 6, 2. Nach dem letzteren Zeugnisse
käme es von phiala, man sieht aber leicht, daß der ursprüng-
liche gebrauch der sache erst aus dieser etymologie heraus-
gedeutet worden ist. Die isid. glossen geben, wie es scheint,
eine andre form desselben Wortes: pilasca vas vinarium ex
corio, bei Joh. de Janua pilasca vas vinarium corio piloso
opertum, also von pilus, aber fiasca ist älter als pilasca. Lo-
gisch und grammatisch unverwerflich, mithin ziemlich gesichert,
ist folgende nicht eben neue aber besser begründete herleitung
aus dem lateinischen. Wie durch Umstellung des 1 ital. fiaba
(für flaba) aus fabula, pioppo aus populus, sp. bloca aus buc-
cula, blago aus baculus, pr. floronc aus furunculus geformt
wurden, ebenso fiasco aus vasculum mit einer schärfung des v
zu f, die hier nicht ausbleiben konnte (vgl. parafredus für
paravredus) und selbst vor vocalen zuweilen eintritt (via I,
biffera //. a, he //. b). Vasculum erschöpft alle bedd. des rom.
oder celt. Wortes, es ist gefäß im weitesten sinne, von metall
oder holz, auch bienenkorb, also nicht eben diminutiven Sin-
nes. Selbst das schioanken im genus verdient beachtung, da
dies den ursprünglichen neutris besonders eigen ist. Daß Gre-
gor und ebenso die keron. glossen flasco mit vasculum über-
setzen, trifft zu ohne zu beweisen. Nach Grävius kannten
die isid. glossen bereits jene Verwandlung des v in f , allein
ob daselbst das mit discum üb er seist e fasculum unser wort sei,
steht noch dahin. Ins deutsche ward es sehr früh eingeführt,
schon die cass. glossen übersetzen das rom. puticla mit flascä.
Ficcare it.,altsp.pg.pr. ficar, fr. ficher, mit ein-
I. FIERA— FINO. 145
geschobenem n altsp. pg. fincar, neusp. hin car eintreiben,
einheften, refl. it. ficcarsi, sp. fincarse auf etwas bestehen;
zsgs. it. a f fi c c a r e , pr. aficar, fr. afficher anheften, altsp. ahin-
car drängen. Form und begriff zeigen auf figere und affi-
gere, und doch ist unmittelbare entstehung daraus oder aus
fixus grammatisch unmöglich. Der Römer leitete mit dem Suf-
fixe ic verba aus verbis, fodicare aus fodere, vellicare aus
vellere, der Romane that dasselbe, lieber zwar bei verbis er-
ster conj., aber doch auch zweiter und dritter: gemicare,
volvicare (altsp. volcar), pendicare, sorbicare* Dürfte man
darum in ficcare nicht eine form figicare vermuthen urspr.
mit diminutivem oder frequentativem sinne ? Seltsam stimmt
das schwed. reflexiv fikas in seiner bed. zum rorn. ficcarsi:
ist ein historischer Zusammenhang zwischen beiden anzuneh-
men? Das mndl. fiecken s. v. a. lat. figere scheint undeutsch.
Die Picarden haben ein vb. hinquer sich bestreben (h aspj
vermuthlich aus dem sp. hincar.
Fiera it., sp. feria, pg. pr. feira, fr. foire Jahr-
markt; von feria, eig. feriae feier- oder festzeit, weil die
Jahrmärkte an kirchlichen f eiertagen gehalten wurden, wo das
landvolk die stadt zu besuchen pflegt. Ebenso knüpft sich
das deutsche messe an die kirchenfeier. Aus forum hätte nicht
einmal das fr. foire werden können, das schlechthin auf feira
feria zurückdeutet.
Fievole it., sp. pr. feble, pg. febre, fr. foible,
alt floible Liv. de Job 503" und floibe, schwach, matt, chw.
fleivels; von flebilis kläglich, mit euphonischer tilgung des er-
sten oder zweiten 1. Vergleichung gewährt von Seiten des be-
griffes z. b. unser schwach 1} flebilis, miser , 2) debilis , s.
Schmeller III. 528.
Fila^. sp. pg.pr., file fr. reihe, eig. schnür, von filum
faden. Vb. fr. filer und defiler in einer reihe hinter ein-
ander gehen, daher sbst. defile enger weg.
F i n a n z a it. Quittung, pr. f i n a n s a , fr. f i n a n c e baar-
schaft, plur. it. finanze, fr. finances einkünfte; von dem aus
finis geschaffenen rom. vb. finare aufhören, beendigen, welches
ital. auch quittieren d. h. eine sache abschließen (vgl. capitare
in richtigkeit bringen, von capo ende), alt fr. bezahlen heißt
(letzteres nach Reiffenberg monum. de Namur, glossar).
Fino it. sp. pg., in ersterer spräche auch fine, pr. fr.
10
146 I. FINOCCHIO-FIONDA.
fin adj., daher mhd. fin, nhd. fein, ahd. finliho (10. jh .) Die
grundbed. ist 'vollkommen, acht, lauter'' : pr. fin aur, fin' amor,
fina vertalz , alt fr. de fine ire aus lauter zorn Ren. I. p. 91.
Es ist kaum zu zweifeln, daß dieses weitverbreitete wort ab-
gekürzt sei aus finilus vollendet, vollkommen. So kürzte sich
pr. clin aus clinatus, sp. cuerdo aus cordatus, it, manso aus
mansuetus, und was die bedeutung anlangt, so heißt sp. aca-
bado, pr. acabat 1) beendigt, 2) vorzüglich, vollkommen (proe-
za acabada Choix IV. 153), ebenso verhält sich lat. perfectus,
gr. Teleiog.
Finocchio it.,sp.\\ino]o, pg. funcho, fr. fenouil
fenchel; von foeniculum, mlat. fenuclum z. b. üattemerl. 293a.
Fio it., pr. altcat. feu (daher altpg. feu S. Rosa), fr.
fief (aus dem alten fieu) lehngut, lehnzins; vb. fr. fieffer
(aus dem alten fiever), pr. affeuar zu lehen geben. Un-
mittelbar stimmen die rom. Wörter zum longob. flu in fader-
fiu-m väterliches gut, ahd. fihu fehu vieh, goth. faihu vermö-
gen, altfries. fia mit beiden bedd. vieh und vermögen : h fiel
aus s. Rom. gr. I. 312, kurzes e in fehu ward diphthongiert
(ebenso pr. mieu aus lat. meus) und pr. u in fr. f geschärft
(fr.juif auspr. Jude u), welches f auch inlautend mfiefFer seine
stelle behauptete (vgl. ensuifer neben ensuiver). Im sicil. fegu
stellte sich h als g dar, und dies ist der üblichere fall, s. Rom.
gr. I. 311. — Aus flu feu ist ein hochwichtiges wort des mittel-
lateins, das etwa im 9.jh. hervortretende feudum feodum er-
wachsen : um nämlich nicht feu-um sprechen zu müssen (denn
man rechnete, wie zumal die prov. und franz. form beweist,
u zum stamme), schob man ein euphonisches d dazwischen,
ein auch in andern Wörtern z. b. im it. ladico für laico oder
in dem ganz analogen chiodo für chio-o (lat. clav-us clau-us)
vorkommendes hiatus tilgendes mittel. Hiernach ist feu-d-um
romanische umpräg ung eines deutschen Wortes. Allzu kühn
deutet Wackernagel (Haupts ztschr. II. 557) feod und selbst
feof, eine späte erst aus fief entstandene form, mit Übergang
des th in f aus dem goth. thiuth dya&dv (sbst. das gut), wie-
wohl darstellung des goth. th durch hochd. f nur bei folgen-
der liquida erweislich vorkommt. Nach obiger deutung ist ver-
mögen der grundbegriff des Wortes, der strenge juristische trat
später hinzu.
Fionda it., pr. fronda, fr. fronde Schleuder; von
I, FIORETTO— FLAUTO. 147
funda (auch it. fonda, altfr. fonde), entweder 1 = it. i, oder r
eingeschoben, ersteres auch im occit. floundo.
Fioretto it., sp. florete, fr. üeur et rapier; soge-
nannt von dem knöpfchen an der spitze, das einer blume
ähnlich sah.
Fiorino it., sp. florin, fr. florin, urspr. eine flo-
r entmische goldmünze mit dem zeichen der Wie, von fiore blume.
Das gleichbed. altpg. frolenca für florenca S. Rosa 1. 482 sucht
den namen der stadt auszudrücken.
Fiotta frotta it., sp. flota, pg. frota, altfr. flöte,
masc. it. fiotto frotto (vgl. fragello von flagellum), fr. flot
schwärm, fluth; «orafluctus. Vb. it. fiottare u. s.f. schwim-
men, tat. fluctuare. Von frotta ist it. frottola scherzhaftes
aus einzelnen Sprüchen zusammengesetztes gedieht, comask.
frotola posse.
Fitto it., sp. hito, pg. fito eingesteckt, geheftet; sbst
sp. hito, pg. fito in den boden gesteckter pfähl, gränzpfahl,
hita pflock; auch it. fitto zins (das festgesetzte?). Von dem
alterthümlich latein. partic. ficlus für fixus bei Lucrez und Varro.
Selbst das fr. fiche pflock = sp. hita würde sich hieherzie-
hen lassen, wenn auch das vb. ficher besser zu ficcare ge-
stellt wird.
Flairar pr. cat.,fr. flairer, pg. cheirar(fl =p#. ch)
duften; sbst. cat. flaira, altfr. pic. flair, pg. cheiro; von
fragrare, verwandelt in flagrare. Die ital. und span. spräche
besitzen nur ableitungen wie fragrante, fragranza fragrancia.
Flanellafrenella it., sp.franela, fr. flanelle,era<}(?.
flannel ein wollener stoff. Das primitiv wird man im altfr.
flaine anerkennen müssen, welchem Roquefort die bed. bett-
überzug beilegt: der name des Stoffes konnte seinem vornehm-
sten gebrauche entnommen sein, auch gael. cüraing heißt i)
Überzug, 2) flanell. Möglicherweise entstand also flaine aus
velamen v'lamen im'eflasca aus vlasca. Ganz anomal ist die
port. form farinella.
FlautoiJ., wal. flaute, sp. pr.flauta, fr. flute ein
blasinstrument, flöte; vb. pg. frautar, pr. fiautar, fr. flüter.
Um diesem worte auf den grund zu kommen, ist zuerst die
ursprünglichste form desselben aufzusuchen und diese bietet
das altfranzösische. Eier heißt das instrument flahute flaute
(noch jetzt picard.), auch wird mit eingeschobenem s fla-
148 I. FLOSCIO— FOLLARE.
huste geschrieben, vb. flahuter flaüter. Aus dem zweisylb. au
machte der Provenzale den diphthong au (wie in aul aus a-ul
avol) und so wanderte flauta nach Spanien und Italien, wo
sein der Umbildung in o entgangener diphthong für die späte
einführung des fremdartigen Wortes zeugt. Flaüter, denn das
verbum gieng dem subst. voran, steht nun durch lautverset-
zung für flatuer (wie altfr. veude für vidue, pr. teune für
tenue) , dieses ward aus dem , auch von den alten auf das
blasen der flöte angewandten, subst. flatus mit beobachtung des
ableitenden u, vollkommen wie in flat-u-eux, gebildet. Ein di-
min. von flauta ist pr. flaut ol flaujol (gleichsam flau[t]iolus),
altfr. flajol, nfr. flageolet. Die Italiäner haben ein vb. fiu-
tare anriechen, das sich aus einem älteren flautare erklärt,
ganz analog dem vb. rubare vom dtschen rauben.
Flo scio it., sp. floxo, pg. frouxo, pr. fluis schlaff;
vom partic. fluxus flüssig, schlotternd; eben daher auch it.
fiusso vergänglich.
Flotta it., sp. flota, pg. frota, fr. flotte. Die al-
ten roman. ausdrücke für das lat. classis sind it. armata, sp.
armada, pr. estol, fr. estoire. Das altfr. flöte hieß menge,
schwärm (von fluctus, s. oben fiotta), man sagte so gut flöte
de gens wie flöte de nefs, es stammt also nicht vom altn. floti
oder ags. flota, es war vorhanden, ward aber später durch
einfluß des ndl. vloot oder schwed. flotta in seiner bedeutung
näher bestimmt und theilte sich so den südlichen sprachen
mit. Zusammenstellung mit deutschen Wörtern s. in Diefen-
bachs goth. wb. I. 387.
Focaccia it., sp. hogaza, fr. fouasse kuchen; ab-
gel von focus, also etwas auf dem herde gebackenes, bei Isi-
dor20, 2,15: cinere coctus et reversatus est focacius.
F o d e r o it., sp.pg. f o r r o , fr. f e u r r e , alt fuerre, mit
verschiedenen bedd. : ital. scheide, unterfutter, futter zur nah-
rung, span. port. unterfutter, prov. altfr. scheide, nfr. futter;
abgel. fr. fourreau; sp. forrage, fr. fourrage, fourrure,
fourrier u.dgl.; vb. it. fo derare, sp. forrar, pr. folrar, fr.
fourrer. Vom goth. födr scheide, ahd. fuotar scheide, futter
zur nahrung, altn. födr scheide, unterfutter.
Follare it., sp. hollar, pr. folar, fr. foulerwaJ-
ken, niedertreten; sbst. it. folla fola, sp. folla, fr. foule
(davon pg. fula) gedränge, eile (gleichbed. it calca von cal-
I. FOLLE. 149
care), dsgl. sp. huella fußtapfe, huello tritt; abgel it. fol-
1 o n e , fr. foulon toalker. Ein vb. fullare hat die lat. littera-
tur nicht aufbewahrt, wohl aber sbst. fullo , woher follone.
Zsgs. it. affollare drängen, altsp. afollar, pr. afolar, altfr.
afoler beschädigen, verderben, eine auch dem einfachen fr,
fouler zustehende bedeutung.
Folie it., altsp. fol Berc, pr. fol, fem. fola, fr. fou
folle, sbst. und adj. narr, närrisch (das cat. foll heißt zor-
nig) ; daher alt- und neufr. a f f o 1 e r zum narren machen (ver-
schieden von afoler verderben, s. vorigen artikel) , pr. afolir
zum narren werden. Die herleitung aus demgr. cpavXog, dem
dtschen faul, dem celt. fol kann ganz bei seite gesetzt werden.
Die lat. spräche bietet follere sich hin und herbewegen (bei
Hieronymus), follis blasebalg d. h. etwas sich hin und herbe-
wegendes, eine bedeutung, die im it. folletto, pr. cat. fr.
follet, bearn. houlet poltergeist, neckischer geist, wie Grimm
sagt, myth. p. 475, oder im fr. feu follet ir?*licht klar hervor-
tritt, aber auch in unserm rom. folle (possenhaft, grillenhaft)
noch zu fühlen ist. Nur darf letzteres nicht als eine neue
bildung aus follere aufgefaßt werden, da aus verbis, wie es
scheint, keine substantiva dritter declin. und schlechthin keine
adjectiva ohnesufßx gewonnen werden; folle ist das als adj.
gebrauchte follis selbst (beispiele dieser art s. Rom. gr. II. 232).
So und nicht follus heißt es bei einem Schriftsteller des 9. jh.
Joh. Diaconus, s. Ducange: ille more gallico sanclum senem
increpitans follem ab eo quidem virga leviter percussus est;
im prov. und franz. ist das adj. also erst später zweier en-
dungen geworden. Andre erklären das rom. wort gleichfalls
aus dem lat. Substantiv, aber in beziehung auf die den köpf
des narren bezeichnende leere des blasebalges, allein theils ist
dies eine zu abstracte auffassung, theils läßt sich das abgelei-
tete follet (unruhiger geist) nicht füglich damit in einklang
bringen. Bemerkenswert ist noch, daß in einem altfr. psalter
die stelle de mandatis tuis non erravi übersetzt wird: de tes
commandemenz ne foliai Lex. rom., wo also folier abirren,
sich unstät verhalten heißt. In roman. gestalt und bedeutung
kommt unser wort zuerst in den von W. Grimm herausg. altd.
gesprächen vor: ausculta fol = gahörestu narro. Eine ablei-
tung ist sp. f ol 1 o n träge, auch betrügerisch, im altspan. prah-
lerisch (aufgeblasen) Poem. d. Cid 968; dsgl. das bürg, feulteu
150 I. F0NDAC0— FORESTA.
wohlthätiger geist, der des nachts die hausthiere besorgt, es
müste fr. folietot lauten.
Föndaco it., sp. fiindago, altfr. fondique maga-
zin; vom ardb. fondoq alfondoq (daher die span. form al-
höndiga, pg. alfandega) herberge der kaufleute, wo sie mit
ihren waaren einkehren Gol. p. 1826, Freyt. III. 375& (dies vom
gr.navdoxelov navdoxiov gasthaus?) Zwar erinnert fondaco
an mlat. funda (s. fonda IL b), aber das suffix ic ist in den
roman. sprachen so wenig üblich, daß man sich besser an das
arab. wort hält.
F o n d o it. cat., sp. h o n d o , altsp. pg. f u n d o tief. Man
könnte es für kürzung von profundus nehmen mit beziehung
auf it. tondo von rotundus, widerspräche nicht die große Sel-
tenheit so starker kürzungen; es ist also von fundus grund,
sp. fondo, pg. fundo u. s. w., das subst. als adj. angewandt,
Rom. gr. IL 232. Anders ergieng es diesem snbst. im nordwe-
sten: prov. fons (neupr. adj. founs, fem. founso), fr. fonds
(neben fond) erstarrten aus dem nomin. fundus wie fr. fils
aus filius, und die ableitungen flössen theils aus dieser flectier-
ten form, wovon man sonst im franz. kaum ein beispiel findet,
theils aus dem wahren stamme : pr. f o n s a r f o n d ar, fr. foncer
fonder grund haben, dsgl. pr. afonsar, fr. enfoncer, altfr. afon-
der auf den grund gehen. Aber auch vom pr. preon (pro-
fundus) entspringt preonsar mit der bed. von afonsar, wovon
es eine nachbildung sein mag. Noch ist zu merken, daß ei-
nige bildungen ein eingeschobenes r zeigen: pr. esfondrar,
fr. efFondrer, so auch afondrer Brut I. 205, allein dieses r
ist, nach dem it. sfondolare zu schließen, aus 1 entstellt.
F o nt an ait.sp.pr., fr. fontaine, waJ.fentene quelle;
eine uralte abl aus fons, vgl. fontana L. Long., ad Albam Fon-
tanam in einer fränk. Urkunde v. j. 667, Breq. n. 165.
Forbire it.,pr. forbir, fr. f o u r b i r glätten, putzen;
vom ahd. furban reinigen, abwischen: da lor costumi fa che
tu ti forbi Inf. 15, 69. Dahin auch it. f u r b o , fr. fourbe schelm,
betrüger, einer der wegputzt, wie fripon von friper reiben,
sp. limpiar putzen und entwenden.
Foresta it., sp. pg. cat. floresta, pr. forest (auch
foresta), fr. foret (f.) wald, gehölz. Span, floresta ist ent-
lehnt und hat sich wunderlich mit flor gemischt, daher es auch
eine blumige wiese, flg. blumeniese bedeutet. Das roman. wort
I. FORFARE. 161
ist schon im frühen mlatein, z: b. in der L.Long., in caro-
ling. Urkunden und capitularien, sehr üblich und zeigt hier die
formen forestis (f., woher fr. foret), foreste (n), forestus, fo-
restum forastum, foresta forasta. Mlat. und altrom. bedeutet
es den dem wildbann unterworfenen nicht eingezäunten wald;
der eingezäunte hieß parcus, für den offenen hat die sard.
mundart padenti, das aber in die allgemeine bed. wald über-
gegangen ist Auch die zumfischfang gehegten teiche führten
diesen namen, vielleicht nur weil sie in dem forstgebiete la-
gen: man unterschied daher zuweilen zwischen foresta vena-
tionis und foresta piscationis. Was die herkunft des Wortes
betrifft, so hielt man es sonst für deutsch, entlehnt aus un-
serm forst; schon eine alte glosse lautet vurst nemus lucus,
dicitur enim Francorum lingua foresta Graff III. 698. Jetzt
erklärt man umgekehrt das deutsche wort aus dem roman.,
in diesem aber erkennt man eine abl. aus dem ahd. foraha
fohre oder aus forehahi fohrenwald (s. Grimm P. 416). Will
man auch das verschwinden des h, das sich sonst durch ro-
man. g darstellt (fr. arguer von arahön) gelten lassen, so ist
ein suffix ast est wenn auch nicht unerhört (it. brumasto bru-
mesto), doch höchst zweifelhaft , indem die meisten fälle auf
entstellung beruhen. Nach andern z. b. Frisch 1. 287b ist das
wort lateinischer herkunft, aus dem adv. foris foras, womit
auch die doppelform forest forast übereinstimmt. In der that
kennt schon der grammatiker Placidus forasticus cexterior*,
abgeleitet wie cras-tinus oder rus-ticus, ein wort der späte-
sten latinität (auch beim h. Bonifacius), woraus man im frü-
hen mittelalter forastis forestis abziehen konnte mit der bed.
cdas was außerhalb liegf, was ausgenommen ist, nicht betre-
ten werden darf. Dieselbe aus foris = extra hervorgehende
bed. spürt man noch in forestiere, sofern es fremder, aus-
wärtiger, exter, extrarius heißt. Aber auch jenes forasticus
hat sich in den neuen sprachen erhalten : it. f o r as t i c o , sicil.
furestico, pr. foresgue, cat. feresteg wild, rauh, störrig, wal-
dens. forest fremd Hahn p. 585. Eine dem sinne nach ähn-
liche abl. wie foras-ticus ist das picard. hors-ain landvolk,
eig. was außerhalb (der stadt) ist.
F o r f a r e altit., pr.fr. f o r f a i r e , mlat . foris facere, in
den isid. glossen foris facio offendo, noceo, Die grundbed. muß
sein 'über die rechte gräme hinaus handeln'; übel thun, missethun,
153 I. FORGIA-FORNIRE.
und diese intransitive bed. hat es noch immer, indem es ganz
dem goth. fra-vaurkjan (sündigen) entspricht. Ebenso hieß
foris consiliare übel rathen, verrathen. Prov. und altfr. wird
forfaire mit dem dat. der person verbunden, s. Altrom. sprach-
denkm.p.64; reflexiv sagte man auch se forfaire envers qqun
Livr. d. rois p. 295 — se mefaire vers qqun Roi Flore p. 19.
Mit dem acc. der sache heißt es 'sich eines ding es durch ge-
setzwidrige handlung verlustig machen1 z. b. forfaire son fief,
mhd. verwürken, ags. forvyrcean. Das partic. forfatto forfait
zeigt als subst. gebraucht zwei bedd. , eine persönliche, nur
altfr. z. b. Chr. de Ben. I. 337, mlat. forisfactus L. Rip. übel-
thäter, schuldiger, eig. übel geschaffener, goth. fravaurhts (Wak-
kernagels leseb. v. verwürken) oder einer der übel thut, übel
that? (solche participien Rom. gr. III. 240); eine sächliche,
mlat. forisfactum missethat, goth. fravaurhts (f.).
Forgia piem., sp. pg. forja, fr. forge, anders ge-
staltet pr. f a r g a , sp. f r a g a schmiede ; von fabrica werkstätte;
vb. forgiare ff. schmieden, fabricare. Der vocal o erklärt
sich aus au von ab, die mundart des prov. Ger. de Rouss. hat
daher faur = faber, eine auch im walach. vorhandne form,
altfr. aber fevre, noch in orfevre (aurifaber = aurifex) erhalten.
F o r m a g g i o it., pr. f o r m a t g e fromatge, fr. f r o m ag e,
pic. u. s. w. formage, kaum sp. formage, käse. Das latein. wort
wäre formaticus, von forma : käse ist etwas in einer form, einem
geflochtenen gefäße verfertigtes: liquor in fiscellas aut in ca-
lathos vel in formas transferendus est Columella 7,8; fiscella
forma, ubi casei exprimuntur Gloss. Isid. In der neupr. mund-
art hat auch das primitiv fourmo = forma diese bedeutung.
Dieselbe mundart besitzt noch einen ausdruck für den frischen
ungesalzenen käse, tumo (f.) , auch piem. toma, steil, tuma,
worin man das gr. tojhjj etwas abgeschnittenes, in formen a&-
getheiltes erkennen will, s. auch Ducange v. toma.
Fornire it., sp. pg. pr. fornir, fr. fournir versor-
gen, ausstatten. Es wird von furnus hergeleitet, so daß es
bedeuten müste 'vermittelst des ofens zubereiten1 z. b. backen,
was einen zu eingeschränkten sinn gäbe. Neben fornir findet
sich prov. noch das weit üblichere formir furmir vollbringen,
ausführen, befriedigen, ein genüge thun, ohne zweifei identisch
mit fornire, da letzterem im ital. altfr. prov. diese bed. gleich-
falls zusteht; inlaute7ides m muß sich also in n, oder n in m
I. FORO-FRANCO. 153
verwandelt haben, welches beides selten vorkommt. Nimmt
man aber zu formir die nebenform fromir Choix III. 475 (auch
ein ital. fronire kennt Galvani osserv. p. 124), so leitet dies
unwiderstehlich auf ahd. frumjan fördern, vollbringen, schaf-
fen, dessen u sich sogar aus einer diesem vocal abgeneigten
spräche nicht ganz verdrängen ließ. Die bed. ausstatten konnte
sich leicht aus c fördern, vorwärts bringen, Vorschub thun* ent-
wickeln. Das eine nur ist befremdlich, daß r gegen den ge-
wöhnlichen brauch vom anlaute abgetrennt ward, der es sonst,
wie in fromage, anzuziehen pflegt, doch fehlt es auch dafür
nicht an beispielen, Rom. gr. 1. 248.
Foro itpg., sp. fuero gericht, gesetz, pr. for, altfr.
feur gesetz, taxe; von forum markt, gerichtsstätte. Daher sp.
pg. pr. aforar, altfr. afeurer taxieren. Von forensis ist sp.
forense fremd, it. forese bauer, unter einwirkung der bed. von
foras 'außerhalb der stadf.
Forzait, sp. fuerza, pr.forsa, fr. force stärke; vb.
forzare u. s. w. zwingen. Schon das frühste mlatein, z.b.L.
Rip. Bajuv. Long., kennt forcia (so noch im span. Alex.), eig.
fortia, eine vielleicht bis in die röm. Volkssprache hinaufrei-
chende abl. aus fortis, da man später gewiss fortia, wie aus
falsus falsi'a, gebildet haben würde. Oder floß forza nicht viel-
mehr aus dem vb. fortiare, dies aus fortis mit beobachtung
des ableitenden i , wie dies im mlat. graviare von gravis, le-
viare von levis geschah ?
Fracassare it., sp. fracasar, fr. fracasser zer-
schmettern; sbst. fracasso, fracaso, fracas, chw. farcas.
Dasselbe wort scheint pr. fra s c ar (lancas frascar, escutz trau-
car e fendre elmes brunitz Lex. rom.), umgestellt aus fracsar
wie läse aus laxus. Das wort kann nicht als eine abl. frac-
assare verstanden werden, da im ital. kein suffix ass vor-
kommt. Es ist vielmehr, wie auch Menage meint , eine ver-
muthlich in Italien entstandene zss. fra-cassare hineinbrechen,
von einander brechen, die sich dem lat. interrumpere (it. fra
s. v. a. lat. inter) vergleicht. Andre erblicken darin eine zss.
aus frangere und quassare.
F r a n c o it. sp. pg., pr. fr. f r a n c frei, aufrichtig, letztere
bed. noch im neupr. fran coumo l'or lauter wie gold. Man
leitete dies adj. aus dem völkernamen Francus , der zugleich
den freien mann bezeichnete, ahd. Franco, diesen aus dem ags.
154 I. FRANGIA-FREGARE,
franca Wurfspieß, dimin. zu framea bei Tacitus (Wackernagels
glossar); J. Grimm erkennt nun darin ein ursprüngliches adj.
aus der goth. Wurzel freis = nhd. frei, woraus erst der völ-
kername und aus diesem der name der waffe entstand (Gesch.
d. d. spr. p. 512 ff.) Zu bemerken ist bei diesem worte, daß
in den ableitungen mit einem der dünnen vocale c sich theils
als c theils als k (cb, qu) darstellt: it. francese, sp. frances,
fr. francois, dagegen it. franchezza, sp. franqueza, fr. fran-
chise (fr. ch ist hier = it. ch, vgl duchesse, Sachet u. a.):
die bildungen mit c sind aus dem tat. Francia, die andern
aus dem deutschen Franco, denn die gutturalen buchstaben
deutscher stamme bleiben auch in der ableitung guttural, eine
reget, die keine ausnähme zuläßt, s. oben borgo undRom.gr.
IL 229. Andre bemerkungen über das auch im celtischen vor-
handne wort s. in Diefenbachs goth. wb. I. 403.
Frangia it., sp. franja, fr. f ränge, daher ndl. fran-
gie, nhd. franse. Buchstäblich fügt sich dies eigentlich franz.
wort zu dem bekannten dtschen framea wie vendange zu vin-
demia. Fransen sind herabhangende spieße oder spitzen wie
der rockschooß ein breites speer eisen (s. gherone). Diese
etymologie ist grammatisch und logisch untadelhaft , die fol-
gende hat bessern historischen boden, da die volksüblichkeit
eines Wortes wie framea, wiewohl Gregor v. T. es noch häu-
fig im munde führt, nicht sicher steht, hat. fimbria konnte
sich in frimbia fringe frange verwandeln und wirklich hat der
Walache (aus der alten Volkssprache ?) frimbie und im älte-
sten prov. (Boeth. v. 192) trifft man fremna , wo aber doch
frembia zu erwarten war. Hennegauisch- lautet das wo.rt frin-
che, das sich offenbar an frimbia hält, auch das sicil. frinza
weist auf ein älteres fr. fringe.
Freccia it., altsp. pg. frech a, richtiger mit 1 nsp.
pg. pr. f 1 e c h a , fr. f 1 e c h e , piem. sard. flecia, in andern ital.
mundarten mit i frizza, wallon. fliehe pfeil; vom ndl. flits dass.,
mhd. vliz bogen, daneben auch flitsch Frisch I. 27Sa, woraus
sich die formen mit ch besser erklären. Gegen diese herlei-
tung macht Grandgagnage v. fliehe die alt fr. form mit dem
kehllaute flique geltend, die sich allerdings mit flitz nicht ver-
trägt. Aber flique scheint überall nur die auch in fleche ent-
haltene bed. speckschnitte zu vertreten, s. letzteres IL <f.
Fregare it., sp. pg. pr. fregar, fr. frayer, richti-
I. FREGATA-FRETTARE. 155
ger altfr. froyer (pgl. plicare ployer) reiben, streifen; von
fricare. Daher it. freg Cluster nheit, fr. frai das laichender
fische, altfr. fraye, chw. frega, it. fregola. Zsgs. sp. refre-
g ar reiben, refriega streit ; it. s fr e gare, pg. esfregar, Span,
entstellt in estregar 5. t>. a. fregare.
Fregata it.. sp. pg.cat.neap. fragata, fr. fr egate
urspr. kleines ruderschiff. Das icort soll aus Italien eingeführt
sein, wo z. b. Boccaccio es brauchte, doch war es schon Jaijme
Febrer dem valencian. dichter bekannt. Es könnte aus fabri-
cata zusammengezogen sein und etwas gezimmertes bedeuten
icie it. bastimento ehcas gebautes, sp. fragata für fragada würde
sich aus der ital. form erklären lassen.
Fregio it., sp. fr i so freso, fr. frise fraise (altfr.
frese geschrieben) krause Verzierung, franse u. dgl; vb. it.
fregiare, fr. friser fraiser kräuseln, verzieren, sp. frisar
tuch aufkratzen; dbgel. it. frisato gestreiftes tuch, fr. frais-
sette handkrause (auch sp. frezada frazada langhaarige dek-
ke?J Phrygiae vestes bei den alten waren gestickte kleider:
aus dem adj. konnte wohl it. fregio , nimmer fr. fraise frise
entstehen, eher kann das ital, wort aus dem franz. entlehnt
sein, wie auch fregione dem fr. frison entspricht. Als grund-
bed. des verbums ist kräuseln anzunehmen : bedeutet nun icirk-
lich der deutsche völkername Frisa Fresa 'gelockf, so bedarf
es keiner weitem Untersuchung, s. Grimm P. 408 (bezweifelt
in der Gesch. d. deutschen spr. 669), wenigstens läßt sich das
rom. xcort im fries. frisle, engl, frizle wiedererkennen. Das
engl fleece wollichtes feil, vües, liegt jedesfalls weiter ab. Sind
die frisii panni des mittelalters friesische oder geflockte? saga
fresonica, pallia fresonica, vestimenla de Fresarum provincia
werden im früheren mittelalter erwähnt , man sehe Ducange
v. sagum.
F res co it. sp. pg., pr. fr esc, fr. frais, fem. fraiche,
wall, friss frisch, jung, neu; vom ahd. frise, auf welches
it. fresco mit geschlossenem e streng zurückweist ; ags. ferse,
kymr. fresg, bret. fresk.
Fr et fr. (mit 'hörbarem t), pg. frete, sp. flete miethe
eines Schiffes; vom ahd. freht verdienst; oder vom ndl. vracht?
Frettaretf., fretar pr. fegen, reiben; sbst. it. fr etta ,
neupr. freto eilfertigkeit ; von fricare frictum. Die franz.
spräche bietet dafür fr Ott er , das sich; freilich gegen die regele
156 I. FRIZZARE-FUOCO.
aus froiter vereinfacht haben müste, im bürg, fretter (hecheln)
hätte sich der richtige vocal behauptet. Aus der franz. form
wäre denn auch sp. f r o t a r flotar entnommen, das dem Por-
tugiesen fehlt. Ein diminutiv von frotter ist fr. froler an-
streifen, für frotler, dessen norm, form freuler unmittelbar auf
das tat. etymon zurückzugehen scheint. Vgl. auch das mund-
artl. dtsche fretten Frisch 1.291, das schon Muratori anführte;
Zusammenstellungen in Dief. goth. wb. 1. 102. 103.
Frizzare it. stechen oder fressen unter der haut, sp.
f r ez ar fressen, reiben, wühlen, neupr. fr i z ä zerreiben; sbst.
sp. freza, pr. fressa spur. Die Wörter mahnen an das
ahd. frezzan, goth. fritan; vergleicht man ab er frizzare fr ezar
mit dirizzare derezar von directus, so wird man auf frictus
particip von fricare geführt und diese deutung gewinnt an
Wahrscheinlichkeit, wenn man den seltnen Übergang des goth.
t in sp. z anschlägt. Ein franz. fresser fehlt, dagegen findet
sich fr o isser zerquetschen, das nebst altsp. fresar mur-
ren von frendere knirschen, part. fressus, herstammen kann.
F r o n c i r altsp. Poem. d. Cid 1 752, nsp. f r u n c i r und so
auchcat. frunsir, sard. frunziri, pr. froncir, franz. aber fron-
cer in falten legen, ndl. fronsen; daher sbst. alt fr. fr o nee
falte, sard. frunza. Froncer, gleichsam frontiare, kann eine
handlung der stirne ausdrücken wie ciller eine handlung der
wimpern, pg. olhar eine der äugen; die auffallendste hand-
lung der stirne aber ist ihre fältelung und so konnte froncer
fälteln bedeuten; vgl. bair. cein gestirn (d. i. eine stirne) ma-
chen die stirne falten Schmeller III. 659. Das pg. f r a n z i r
beruht wohl nur auf einer entstellung.
Frugare^.,, sp. hurgar, pg. forcar, neupr. furgä,
altfr. f u r g i e r Ren. I. p. 21 durchstöbern, umrühren ; von furca
gabel. Einen eingeschobenen vocal erkennt man im ven. fu-
regare und sard. forogai. Dieselbe begriff sentwicklung im it.
rinvergare aufspüren (von verga stab), piem. fustigne durch-
suchen (von fustis).
Fuoco it., sp. fuego, pg. fogo, pr. fuec, fr. feu
feuer; von focus heerd, poetisch auch feuer, in letzterem sinne
entschieden seit dem ersten mittelalter, z.b. in der L. Alam.,
daher focum facere ignem excitare. Die neue spräche traf
diese wähl, weil sie das ausdruckslose ignis (Dante fs igne ist
latinismus) nicht brauchen konnte. Vor der Verwechselung
I. FUORA— GABBANO. 157
warnt der Vocab.opt. p.18: non focus est ignis, iramo pro-
prie locus ignis. Von focus ist it. fo c ile fucile, fr. fusil feuer-
stein, feuergewehr, vgl. unser flinte von flint kiesel
Fuora fuori it., sp. fuera, alt fueras, pg. fora, pr.
forasfors, fr. hors (h asp.), alt fors (schon in denvatican.
glossen ed. W.Grimm), wal. fere, neue präpos. für extra,
von foras hinaus, foris draußen, s. Ducange v. foras. Auch
das churw. ora or ist , wie Diefenbach goth. wb. IL 735 be-
merkt, dieser herkunft. Zsgs. pr. f o r c e i s ausgenommen Lex.
rom. HL 372 für fors-eis = foras ipsum (vgl. anceis, aincois} ;
fr. hor-mis == foras missum her ausgelegt, aus dem spiel ge-
lassen. Abgel. ist sp. f o r a n e o forano, fr. forain fremd, altfr.
deforain u.a.
Furon altsp., nsp. huron, pg. furäo, altfr. fuiron,
mit einem andern suffix it. furetto, fr. füret, ndl. füret
foret fret eine art wiesei, f rettet, zum jagen der kaninchen
gebraucht, occ. füre maus. Auch von diesem muthmaßlich noch
aus der römischen Volkssprache herrührenden worte hat Isi-
dorus künde: furo, sagt er, a furvo diclus, undeetfur: tene-
brosos enim et occultos cuniculos effodit. Es kann nur von
für dieb, woher auch it. furone erzdieb, abstammen (im frü-
hern mlat. furo furonis, vgl. Pott in Aufrechts und Kuhns ztschr.
1.315); auch unser maus soll vom stehlen, mausen benannt
sein, Grimms gesch. d. d. spr. p. 316. Leitet man füret vom kymr.
fPured sä engl, ferret, so steht sowohl das uralte suffix on wie
auch der in allen obigen bildungen auf ü deutende stammvo-
cal im wege. Besser würde man mit Villemarque bret. für
'klug, verschlagen* anführen,
Fusta^. sp. pg.,fr. friste rüder schiff; von fuslls prü-
gel, sp. fuste, pr. fust, mlat. fustis bäum, holz, vgl. it. legno
fahrzeug, von lignum. Mit fr. füt ist zsgs. affüt schaff, lavette,
vb. afFüter, it. affustare Schäften.
Fustagno frustagno it., sp. fustan, pr. fustani, fr.
futaine ein baumwollener stoff, barchent; so genannt nach
der Stadt, wo er verfertigt ward, Fostat oder Fossat (CairoJ,
s. aas wort Gol. 1798, Freyt. III. 347K
G.
Gabbäno it., sp. altfr. gab an regenmantel; von un~
158 I. GABBIA-GAGGIO.
gewisser herkunft, vielleicht aus gleichem stamme mit cabana,
gabinetto (s. oben capanna), denn hütte kann als der umhül-
lende schützende mantel aufgefaßt werden.
Gabbia gaggia it., sp. pg. gavia, neupr. gavi (m),
mit tenuis fr. c a g e , altfr. caive, ven. sard. cabbia käfich, zum
theil auch mit der unlat. bed. mastkorb ; von cavea. Ein dimin.
ist it. gabbiuola, sp. gayola, pg. gaiola, altfr. gaole jai-
ole (daher die span. nebenform jaula), nfr. geöle käfich, ker-
ker, fr. geölier kerkermeister ; vb.fr. cajoler liebkosen mit
Worten (behandeln wie einen vogel im käfich); dsgl. zsgs. e n-
jöl er schmeichelnd hintergehen, urspr. in den käfich locken
wie sp. enjaular in den käfich thun.
G a b b o it., pr. altfr. gab gap spass, spott ; vb. g a b b a r e
ff., auch altsp. gabar^/ea?.; vgl. nord. gabb Verspottung, gabba
hintergehen. Über möglichen cell. Ursprung s. Diefenbachs goth.
wb. I. 169.
G a b e 1 1 a it. pg., sp. pr. g a b e 1 a abgäbe, Steuer, fr. g a-
belle salzsteuer; vb. it. gabellare versteuern. Man findet
seine quelle im glbd. ags. gafül gafol, engl, gavel (s. Ducange),
vom vb. gifan, goth. giban Grimm II. 24, daher mlat. gablum
gabulum, endlich gabella (eig. plural von gabellum aus gabu-
lum?) Diese herleitung ist grammatisch die sicherste : die aus
ahd. garba manipulus setzt einen vor b nicht üblichen ausfall
des r voraus, die aus dem arab. vb. qabala (einnehmen) eine
sonst nicht vorkommende er weichung des arab. anlautes q
(vjO *w g-
Gala sp. pg., fr. gaffe, pr. gaf eiserner haken, engl.
gaff, adj. sp. gafo krampfhaft (von nerven), wohl auch co-
mask. gab haken, gavel krummes stück werkholz; vb. sp.
gafar, fr. gaffer häkeln; vom deutschen gafel gabel nach
Frisch, besser aber vergleicht man das obd. gaifen krumm aus-
schneiden, gaifung eiserner ring, und, mit Diefenbach, gael. gaf.
Gaggio it., sp. gage, pg. pr.fr. gage pfand, gewähr-
leistung, sold (besonders im plurj, prov. auch, zumal in der
form gadi gazi, letzter wille, testament; vb. pr. gatjar, altfr.
gager pfänden, nfr. wetten, besolden; zsgs. it. engaggiare,
pr. engatjar, fr. engager verpfänden; fr. degager auslösen,
los oder frei machen. Man bemerkt diese Wörter im ältesten
mlatein, am häufigsten in den german. gesetzen: vadium oder
mit w wadium bürgschaft, pfand L. Alam. (donet legitimum
I. GAGLIOFFO-GALA. 159
vadium), Chron. Laurish., Odo Cluniac, fem. vadia L. Long.
(vadiam dare), flb. wadiare (z. b. bannum), invadiare, disvadiare,
revadiare. Daher neugr. ßäSiov, bask. bahia. Abzuweisen
ist Ducange's etymologie aus lat. vadum in der redensart res
est in vado ist in Sicherheit, da hieraus kein vb. vadiare ab-
geleitet worden wäre. Aus vas vadis konnte der Romane ein
vb. vadiare, hieraus wieder ein sbst. vadium vadia ableiten,
aber der durchgreifende anlaut g für gu, gestützt auf die ur-
alte Schreibung mit w, leitet auf deutsche quelle zurück; das
roman. wort ist, wie viele dieser gattung, aus dem german.
rechtswesen entlehnt: goth. vadi pfand, ahd. wetti, mhd. wette,
alt fr s. ved pfand, bürgschaft, Verheißung, auch ersatz, geld-
buße, nhd. wette sponsio, vb. goth. gavadjön geloben, mhd.
wetten pfand geben, altfrs. vedia bürgen, gewette zahlen u. s. w.,
vgl. Grimms rechtsalt. 601. Den Ursprung von vadi findet man
theils in dem starken verbum vidan binden s. Grimm IL 26,
Dief. goth. wb. 1. 140, theils im lat. vas.
Gaglioffo it., sp. gallofo schelm, taugenichts, land-
str eicher, henneg. galoufe, wall, galofa gaioufe fresser; dsgl.
sp. gallo fa stück bettelbrot, chw. gaglioffa, lomb. gajoffa
schleppsack (bettelsack?). Nach Covarruvias zsgs. aus Galli
offa almosen, das man in den klöstern den nach £. Jago pil-
gernden Franzosen reichte. Die erklärung hat den anstrich
einer etymologischen erfindung, allein das Wörterbuch zeigt
wirklich diese bedeutung. Die catal. form galyöfol ist denn
aus Galli offula.
Gajo it., altsp. gayo (Seckendorf), pg. gaio, pr. gai
jai, fr. gai munter, lebhaft; leitete schon Muratori vom ahd.
gähi rasch, kräftig, nhd. jähe, mit ausgestoßenem h. (Prov. gau,
welches Raynouard hieherzieht Lex. rom. III. 441 , steht für
gai hahn: del prumier gau ist = sp. al primer gallo beim er-
sten hahnenschrei). Damit trifft zusammen der name eines
vogels, den die alten dichter Frankreichs zur nachtigall ge-
sellten, sp. gayo gaya, pr. gai jai, altfr. pic. gai, nfr. geai
holzhäher, markolf, also der muntere oder der bunte, denn
gajo hat auch diese letztere bedeutung (altfr. piaus gaies et
noires bunte und schwarze feile Guill. d'Angl. p. 119), sp. gay ar
bunt machen.
Gala it.sp.pg., fehlt pr., altfr. gai e prunk, staat, an-
muth; vb. nur all fr. gai er aufwenden, freigebig sein; daher
160 I. GALBERO-GALERNO.
it. gallone, sp. galon, fr. galon tresse, borte; fr. galant
artig, it. galante, sp. galante galan galano ; altfr. galois gal-
lois artig u. dgl. (noch norm. s. Dumeril). Vom ahd. geil über-
müthig, ags. gäl munter, sbst. ahd. geili stolz, prunk, Üppig-
keit. Begriffsverwandt , aber durch sein erweichtes 1 unter-
schieden, ist it. gagliardo, sp. gallardo, pr. galhart, fr.
gaillard munter, üppig, kühn, frech, das sich zum ags. gagol
geagle muthwillig, üppig hinneigt.
G ä 1 b e r o it. (Jagemanns wb.), mail. comask. galbe gold-
amsel; lat. galbula, bei Martial und Plinius, muthmaßich das-
selbe wort. Zu einer andern lesart bei dem letzteren Schrift-
steller galgulus stimmt sowohl sp. galgulo wie it. ri-gö-
golo rigoletto, beide letztere ohne zweifei aus auri-galgulus.
Das parm. galbeder, cremon. galpeder, entstand offenbar aus
galb-icterus. Der Spanier nennt den vogel auch oro-pendola
gold-feder.
G a 1 e a it. altsp., p#. g a 1 e , pr. galea gale g a 1 e y a , altfr.
galie rüder schiff mit niedrigem bord; dsgl. it. galeazza,
SP' P9- galeaza, fr. galeasse großes schiff dieser art; it. ga-
leone, sp. galeon, pg. galea o, fr. galion großes fahrzeug;
it. sp. pg. pr. lomb. galera, fr. galere s. v.a. galea, sp. pg*
auch bedeckter wagen. Die ursprünglichste form bietet augen-
scheinlich das prov. galeya, das dem mlat. galeida (auch nord.
galeida, mhd. galeide) entspricht: galeida heißt schiff und, we-
nigstens in der form galida, gefäß, kübel, mit derselben bed.
chw. galeida, com. galeda, altfr. jalaie, wal. geleate, ahd.
gellida gellita, nhd. gelte. Sind diese bildungen nun entstan-
den aus lat. galea, dessen dimin. galeola gleichfalls ein gefäß,
einen umgekehrten heim bezeichnet ? aber wie daraus ent-
standen ? In gleichem sinne ließe sich galera auf lat. galerus
(hut) zurückführen. Muratori vermuthet den Ursprung von
galea und galeone im arab. chalaia und chalion : wendet man
sich an Golius, so erfährt man (p. 753, 754), daß chali (cha-
lion) leer, frei, demnächst (in einem wb. u. d. j. 1000) bienen-
korb, großes schiff, weil es frei sei von ruderwerk, bedeutet,
und schon der Verfasser verweist auf das sp. galeon; aber
arab. ch (V) wird regelrecht nicht zu g.
Galerno sp. pg., galerna pr., galerne fr. nord-
westwind, vgl. bret. gwalern gwalarn gwalorn. Die irische sprä-
che besitzt das einfache gal Windhauch, die engl gale küh-
I. GALLERIA-GALOPPARE. 1G1
ler wind. Für begriffe dieser classe liebt die prov. spräche
das suffix erna (bolerna stürm, buerna nebel, suberna Strö-
mung), es ist also wohl zunächst eine prov. bildung, aber, so
scheint es, aus celtischem Stoffe, wiewohl Nicot erklärt nom
de vent, qui fait cgeler* les vignes.
Galleria it., sp. galeria, pg. galaria, fr. galerie
saal, der ungleich länger als breit ist, bedeckter gang u. dgl.
Wer dies wort mit Frisch aus unserm wallen entstehen läßt,
der hat die lautregel schlecht erwogen; nicht einmal die be-
deutung passt dazu. In einer der ältesten stellen (9. jh.):
tres domos cultas, videlicet galeria posita via Aurelia . . . re-
liquas vero duas i. e. galeriam positam etc. (Ducange) scheint
es ein zierliches gebäude zu heißen; in spätem stellen, aus
der ersten hälfte des 11. jh., bezeichnet es einen eingeschlos-
senen ort, einen hof: in galeria intra castellum vel de foris
habitantibus Ughelli I. p. 121°; curtem, quae dicitur galeria, in
qua est ecclesia S. Mar. das. p. 136k Aber so wie jene äl-
teste stelle es gibt, stimmt es besser zur rom. bedeutung. Ar-
tig wäre es, wenn sich in diesem worte das seltne ahd. ga-läri
wiederfände, das bei Otfried, der die form giläri hat, saal
oder halle bedeuten muß, aber aus galäri wäre regelrecht ga-
lera geworden und eine ableitung mit dem suffix fa müste col-
lectiven sinn ausdrücken. Altfranz, aber heißt galerie auch
freudenfest, von gale prunk, daraus konnte sich die concrete
bed. freudensaal , festhalle, wenn man diese annehmen darf,
entwickeln: so bedeutet ionteiiQ eig. das geschäft des gießens,
sodann das gießhaus.
Galopp arei£.,sj?.p</. galopar,pr. galaupar Ferabr.
v.469, fr. galoper sich in Sprüngen fortbewegen (von pf er-
den), galoppieren, prov. und franz. auch in galopp setzen;
daher sbst. g a 1 o p p o u. s. f. Salmasius, Vossius u. a. sahen
darin das gr. xalnav traben, trott gehen, mit eingeschobenem
o, aber eingeschobene vocale betont man nicht. Es ist das
goth. hlaupan mit vorgesetztem ga, ahd. gahlaufan, ags. gehleä-
pan, nhd. laufen, eine durch die prov. form bestätigte herlei-
tung, indem hier au dem deutschen diphthong au gleichsteht:
aunir = haunjan, raubar = raubön, raus = raus. Oder sollte
der anlaut g ein verkapptes w sein, da man mndl. walop wa-
lopeeren findet? Dies ist aber nur einem fr. walop waloper
nachgesprochen, indem sich in nordfranz. mundarten g manch-
11
163 I. GALOSCIA-GAMBA.
mal in w verirrt, woher auch it. gualoppare, vgl. garcon war-
con, gaignon waignon (hund), wohl auch gaquiere waquiere
(jachere). An diesen Übergang des g in w gewöhnt sprach
der Niederländer auch Walewein, franz. gewöhnlich Galvain,
wiewohl fr. g hier zufällig für gu steht, kymr. Gwalchmai.
Das persönliche subst. sp. galopo, it. galuppo beiläufer, da-
her fr. galopin (in der thierfabel name des als böte gebrauch-
ten hasen) wird dem ahd. hloufo nachgebildet sein.
Galoscia it., galocha sp., galoche fr. Überschuh,
vom lat. gallica pantoffßl, mit verstärkter form. Das ital.
wort scheint aus dem franz. entlehnt, in welchem g hier eben
so wenig zu j ward wie in gal (gallus) , Gaules (Galliae).
Gleichbed. ist das sp. haloza.
Gamba it. sp. cat., pr. gamba in gambaut, pg. gam-
b i a , fr. j a m b e bein vom knie bis zum fuß, Schienbein. Ne-
ben diese form mit anlautender media stellt sich eine gleichfalls
weitverbreitete mit anlautender tenuis: altsp. camba Alex.,
so auch pr. sard., churw. comba, vgl. alban. khembe. Einer
dritten form fehlt der letzte consonant: altsp. c a ma Poem. d.
Cid, gleichlaut. cat. bearn., alt fr. jame. Daß die tenuis der
media vorangegangen, camba älter als gamba sei, leidet kaum
einen zweifei; beide konnten nebeneinander fortbestehen wie
it. castigare und gastigare, pr. cat und gat. Zwischen camba
und cama aber ist es theoretisch zweifelhaft, ob b eingescho-
ben oder ausgefallen sei, ob man also Camb oder cam als thema
anzunehmen habe. Die grundbed. von camba muß bug, knie-
bug gewesen sein, wie andre bildungen desselben Ursprungs
bezeugen: pg. camba radfeige (krummes holz), cambaio krumm-
beinig, altsp. encamar (s. v. a. encambar) beugen s. Sanchez
zum Cid, wohl auch bürg, (in Berry) camboisser krümmen,
dsgl. mlat. cambuta krummstab, das in der form cabuta schon
in einer Urkunde v.j. 533 Breq. n. 15 erscheint. Die würzet
findet sich auf lat. Sprachgebiete in cam-urus cam-erus krumm,
cam-era Wölbung, cam-erare wölben (fr. cambrer), einfach
im celt. cam gebogen, gekrümmt (kymr. camineg radfeige, wie
pg. camba), ihre weitere ausprägung in camba lag vielleicht
schon im latein. vor, da auch die griech. spräche xafinq hat
und celt. cam auf älteres camb (vgl Cambodunum u. a. geogr.
namen, Zeußl. 75.96) zurückzuführen ist. Aber gamba für
ungula bei Vegetius de re vet. ist ein unclassisches wort Vom
I. GAMBAIS— GARBINO. 163
deutschen hamma oder wampa ist ganz abzusehen. Zu gamba
gehört noch sp. Jamba pfosten, it. gambo stengel (bein der
pflanze), nfr. j a m b o n , sp. jamon schinken, altfr. g a m a c h e
beinbekleidung.
Gambais, gambaison pr., altfr. wambais, gambeson,
altsp. gambax Alex., altpg. canbas S. Ros. ein kleidungs-
stück; mhd. wambeis, nhd. wams, vom ahd. wamba bauch.
Gämbero^., sp.gämbaro, altfr. jamble, npr.j&m-
bre, dauph. chambrö krebs; von cammarus seekrebs.
Game IIa sp. pg., gamelle fr. hölzerne schüssel für
matrosen oder Soldaten; von camella trinkgeschirr (wie noch
im span.).
Gana it. sp. pg. cat. heftige begier. Es läßt sich nur
behaupten, daß es grammatisch zum ahd. geinön passe, des-
sen bed. den mund aufsperren in die bed. lechzen übergehen
konnte, wie pr. badar, lat. hiare, gr. xaivsiv beide bedd. um-
fassen. Vgl. unten guadagnare.
Ga n a s c i a it., fr. g a n a c h e kinnbacken (des pferdes) ;
wird mit recht für ein augmentativ von gena gehalten, wel-
ches letztere die spräche früh aufgab. Menage führt auch ein
sp. ganassa an, von dem die wbb. nichts wissen.
Gancio it., sp. pg. gancho haken, vielleicht auch fr.
ganse schlinge, die als knopfloch dient. Span, etymologen
lassen gancho aus gr. yafiyjög (eingekrümmt) entstehen, aber
ps wird sich schwerlich in sp. ch verwandeln: wohl pl in
dem synonymen xafinvXog, womit aber das ital. wort uner-
klärt bliebe.
G a n t a pr., noch itzt ganto, storch, kranich, wilde gans
(ardea nigra nach Honnorat) , altfr. gante Ogier v. 4266,
gente Ducange v. auca, wal. gensce gensac. Für dieses
wort hat man ein uraltes zeugnis: Plinius 10,22 sagt von den
gänsen : candidi ibi (in Germania), vero minores, gantae
(dl. ganzae) vocantur; Venant. Fort, unterscheidet zwischen
ganta und anser- Daher das rom. ganta = ndd. gante, ndL
gent, mhd. ganze, ahd. ganazzo. Der Spanier benutzte die
hochd. form zu seinem g a n s o (altval. J. Febrer str. 215), das
ihm auch als adj. dumm, dem Catalanen abgefeimt, eig. sich
dumm stellend, bedeutet.
G a r b i n o it. sp., g a r b i n neupr. südwestwind im mittel-
ländischen meere ; leitet man richtig aus dem arabischen: hier
164 I. GARBO-GARRA.
heißt garbi westlich, vom vb. garaba weggehen, untergehen
(von der sonne) Freyt. III. 267a, daher auch pg. garabia We-
sten. Die ital. form a-gherbino scheint an diese arab. her-
kunft zu erinnern.
Garbo it. sp. pg. anstand; vb. it. gar bare anstand
verleihen, sp. gar bar sich zieren; pr. nur garbier prah-
lerisch; vom ahd. garawi garwi schmuck, vb. garawan, nhd.
gerben, ndl. gaerwen bereiten, schmücken, b aus w auch im
it. falbo von falawer. S. darüber Frisch I. 243^ und Schmeller
IL 64. Das bask. garbatu wird von der Zubereitung des flach-
ses gebraucht.
Garbuglio it., sp. garbullo, altfr. garbouil gra-
bouil lärmender häufe, Verwirrung. Sicher ein compositum.
Das erste wort ist wahrscheinlich von garrire schwatzen, das
andre ohne zweifei von bullire brausen, sbst. sp. bulla , it.
buglione, cat. bulyanga verworrenes geschrei.
G a r g a 1 1 a it., altfr. pic. g a r g a t e s. Roquef. und Brut
L 103, und so churw. gargata, in Genf gargataine, im Jura gar-
guelotte u. dgl, auch bret. gargaden, altengl. gargate, sp. pg.
cat. mit eingeschobenem n garganta gurgel; abgeleitet von
gurges mittelst des Suffixes att unter einwirkung des natur-
ausdruckes gargarizare gurgeln, sp. gärgara gegurgel = arab.
gargara (vb.J, vgl. it. gorgogliare gorgozza abgeändert in
gargagliare gargozza. Auch sp. g ä rg o la, fr. gargouille spei-
röhre der dachtraufe wird hieher zu stellen sein. Seltsam
ist pr. gargamela gurgel, fr. gargamelle bei Rabelais, noch
jetzt lothringisch, vom gase, gamo, man sehe Dict. de Trev.
und Oberlin, vgl. auch pg. gorgomilos (plj, sp. gorgomillera
Schlund. Eine Zusammenstellung mundartlicher mit garg ge-
bildeter Wörter findet sich bei Honnorat.
Garöfano it., sp. girofle girofre, pr. fr. girofle
würznelke ; von caryophyllum mit dem griech. accente in xa-
Qvocpvllov gesprochen, wal. aber carofil garoffl.
Garra sp. pg. kralle, pr. garra kniebug? (vgl. sgua-
rar couper le jarret Gloss. occ), limous. jaro, genf. jaire. Da-
her it. garretto, altfr. garret, nfr. jarret, sp. jarrete, pg.
jarrete kniebug, kniekehle; neupr. garrou schweinshamme; sard.
garroni = garretto ; dsgl. fr. garrot gelenk, fuge, knebel, sp.
pg- garrote mit letzterer bed. Vom kymr. gär schenket, bret.
gar schienbeiu; vgl. kymr. cämez gär kniebug, bret. garan ein-
I. GARZONE. 165
schnitt. Berührung der begriffe glied, gelenk, kralle lehrt oben
artiglio. Weiteres bei Diefenbach celt. I. 129.
Garzone it., sp. garzon, pg. garcäo, fr. garcon,
pr. auch gartz, altfr. gars knabe, bursche, junggesell, fem. fr.
g a r c e liederliche dirne. Die üblichste bedeutung dieses Wor-
tes, das im mlatein erst spät hervortritt, war im alt franz.
nicht knabe, dafür brauchte man lieber danzel oder vaslet,
es hieß diener, handlanger, trossknecht, zumal aber in mora-
lischer beziehung lotterbube; auch der port. Codex Alfons.
braucht gargom in letzterem sinne, s. S. Rosa s. v. Dagegen
hieß das fem. garce urspr. madchen, wohl auch dienstmäd-
chen, ohne Übeln nebenbegriff (vgl. Le Glay zumRaoul de Cambr.
p. 156) und schon hieraus ist zu schließen, daß die grundbed.
der männlichen form gargon die des lat. puer war, wie auch
die wbb. des 16. jh. übersetzen, daß es aber wie unser bube
in üblen sinn ausartete. In der mundart des Jura heißt noch
jetzt gars söhn, garse tochter, gleichfalls ohne schlimmen ne-
benbegriff. Was nun seine herkunft betrifft, so sind alle vor-
gebrachte deutungen bodenlos. Der anlaut g kann deutschem
w nicht entsprechen, da kein it. guarzone stattfindet, die zu-
weilen vorkommende prov. Schreibung guarsö beruht auf un-
genauigkeit; auch nicht bretonischem gw in gwerc'h Jungfrau
(Potts forsch. IL 347}. Die gael. spräche hat freilich ein wort
garsan, aber aus dem franz., sie verwandelt oft das rom.
on in ihr eignes suffix an, vgl. caban, baran, bürdan, ladran,
fr. chapon, baron, bourdon, larron. Das wort erklärt sich
wie so viele, die man in der ferne sucht, klar und einfach
aus dem latein. sprachstoff. Mit garzone nämlich ist augen-
scheinlich gleiches Stammes it. garzuolo herz des kohles, mail.
garzoeu knospe, von Carduus (s. unten IL a) , hiernach ist
knabe etwas noch unentwickeltes, knospe, butzen, Strunk, eine
anschauung, die sich auch im it. toso, im fr. petit trognon,
im dtschen kleiner bützel, im gr. xogog, im gael. gas ausspricht,
ja das mail. garzon bedeutet außer knabe auch eine distel-
artige pflanze und leitet dergestalt unmittelbar auf Carduus
zurück. Wie willig aber in Carduus die tenuis zur media ward,
bezeugt auch das lothr. gade = carde, gada = carder. Ist
nicht auch it. sp. g a r z a reiher identisch mit fr. garce mäd-
chen, indem man den vom köpfe zurückwallenden federbusch
dieses vogels mit dem herabfallenden kurzen haar eines bleu
166 I. GAS— GAVELA.
nen mädchens verglich? Oder sollte der ital. mundart, worin
das wort am reichsten gewuchert hat und woher es ausgieng,
das feminin gefehlt haben? span. garceta heißt kleiner reiher
und herabfallende haarloche.
Gas ein luftstoff; von dem altern van Helmont erfunde-
nes, vielleicht aus ndl. geest d. i. geist gebildetes wort (Adelung).
G a s a 1 h a gazalha pr., altfr. g a z a i 1 1 e, mlat. gasalia ge-
meinschaft, gesellschaft (nicht gewinn, wie Lex. rom. III. 449
bestimmt wird); dahin auch pg. agasalhar, sp. agasa-
jar gasajar freundlich aufnehmen, altpg. agasalhar-se com
huma mulher sich verheirathen S. Rosa append. Vom ahd.
gisello, in älterer form gasaljo, nhd. geselle geführte, freund.
In einer span. Urkunde v. j. 804 Esp. sagr. XXVI. 445 liest
man: feci ibi presuras cum meis gasalianibus (theilhabern)
mecum commorantibus, worin gasalianes nach dem goth. plu-
ral gasaljans geformt sein muß. Menage erwähnt auch ein
it. ghisello compagno; aus welcher mundart soll dies geschöpft
sein? S.Rosa verzeichnet ein altpg. gasvillado s. v. a. aso-
ciado, was vielleicht aus gasaillado verschrieben ist.
Gatto it., sp. gato, cat. gat, pr. cat, fr. chat, fem.
gatta, gata, cata, chatte, ngr. yäxa katze, fehlt dem Walachen,
der metze und pisi'ce dafür hat. Felis aber fehlt allen; nur
im picard. Wörterbuch wird feie als ein seltner ausdruck be-
merkt und aus felis hergeleitet, was hier auf sich beruhen
möge. Das neue wort ist auch durch die celtischen und ger-
man. sprachen verbreitet: ir. cat, kymr. cäth, ags. cat, altn.
köttr. Ein lat. cätus kommt erst spät, beiPalladius und bei
einem dichter vor, s. Freund; bei Isidorus gilt es noch für
ein wort des gemeinen lebens: hunc (murionem) vulgus catum
a captura vocant 12, 2, 38. Die herleitung aus captare, alt-
rom. catar, ist indessen unstatthaft, da, abgesehen vom lat.
catus für captus, auch im roman. sich die anlaute und inlaute
widersprechen, it. gatto und catare.
Gavela pg., sp. gavilla, pr. guavella Gloss. occ,
fr. javelle reisbündel, welle, handvoll ähren, span. auch
häufe menschen (ebenso val. gavella J. Febrer str. 64). Gram-
matisch unbefriedigend ist die erklärung von Frisch aus dem
dtschen gaufei ; nicht besser die aus dem ahd. garba, denn r
duldet, wie schon wwter gabella erinnert ward, vor b keinen
auefall; unnöthig die von Menage aus einem hypothetischen
I. GAVETTA-GECCHIRE. 167
capus als primitiv) von capulus : es kommt, wenn man die bed.
Handvoll aus handhabe oder griff folgern darf, unmittelbar
von capulus, umgebildet in capellus capella, um so wahrschein-
licher als ein neupr. masc. gavel, pic. gaviau vorliegt, ebenso
verwandelte sich martulus, scrophula roman. in martellus, scro-
phella (ecrouelle). Franz. j aber konnte aus lat. c entstehen,
wie dies in jambe und geöle anerkannt werden muß. Im engl.
gavel treffen gavela und gabella (abgäbe) zusammen, gleich-
wohl scheint es je nach seiner bedeutung verschiedner herkunft.
Gavetta^., sp. gab ata, fr. j att e hölzerner napf oder
schüssel, von gabäta eßgeschirr, ahd. gebita, mlat. capita, vgl.
nord. jata krippe. Franz. jatte aus gabata verhalt sich wie
dette aus debitum. Ticard. sagt man gate, norm, gade jade,
daher alt fr. jadeau. Auch sp. gaveta Schublade wird hie-
her gehören.
Gavia sp. ein vogel, möwe; ist das lat. gavia bei Vil-
nius, für welches die bed. möwe nur auf vermuthung beruht,
durch das roman. wort aber gerechtfertigt wird. Daher die
glbd. abll. sp. g a v i o t a , pg. gaivota ; sp. pr. neap. g a v i n a ;
it. gabbiano, pg. gaiväo, letzteres eine art schwalben.
Gazza it., gacha pr., besser pr. agassa, fr. agace
elster, krähe; vom ahd. agalstra, was eine zweite ital. form
gäzzera noch anschaulicher macht; die Verbindung st stellte
sich romanisch durch z, c, ss dar. Die flor. glossen geben
agaza als deutsches wort und übersetzen es mit pica. Zu mer-
ken ist noch die romagn. form, argaza.
Gazzella it., gazela sp. , gazelle algazelle fr. ein
säugethier im Orient und Nordafrica; vom arab. gazäl junge
gazelle Freyt. 111.274a.
Gazzetta it., gazeta sp., gazette fr. zeitung; eig.
name einer ital. münze (von gaza schätz ?J , wofür man das
zeitungsblatt kaufte. So Menage und Ferrari. Nach SchmeU
lers vermuthung aber ist gazzetta das dimin. von gazza elster,
indem die ersten zeitungsblätter etwa das emblem des ge-
schwätzigen vogels getragen hätten, Bair. wb. IV. 293.
Gecchire it. in aggecchirsi sich demüthigen, sich un-
terwerfen (alt gicchito demüthig, s. Perticari p. 300, giachito
Poet. d. pr. sec. IL 175, mail. gecchiss d.i. gecchirsi), pr.ge-
quir, altsp. jaquir überlassen, altcat. jaquir erlauben, alt-
fr.ge hir gestehen, sagen. Alle diese Wörter lassen sich auf
168 I. GELDRA— GENTE.
eins zurückbringen, das ahd. jehan, goth. aikan, aussagen, zu-
gestehen, ltal aggecchirsi, das Ciampi zu Cino gegen die gram-
niatik aus abiettito (abjectus) erklärt, bedeutet sich einem zu-
gestehen, sich einem überlassen, h durch ch vertreten wie in
annichilare. Ebenso das prov. wort: qui tot non lor o gic
wer ihnen nicht alles zusagt, überläßt Choix IV. 344; se ge-
quir de una ren sich von etwas lossagen. Altcat. nos jaquesca
escapar er erlaube uns zu entrinnen, lasse uns entrinnen Ram.
Muntan. p. If 4". Am nächsten schließt sich die bed. des altfr.
Wortes an die des deutschen: jehir ses pechies seine Sünden
beichten Gar. IL 222; ist doch beichte, ahd. bigiht, selbst aus
jehan entstanden. Was die begriff sentwicklung betrifft, so ist
besonders zu vergleichen goth. gakunnan sik sich bekennen,
sich unterwerfen, vnotaTTSo&ai.
Geldra it. lumpenvolk, pr. gel da, altfr. gelde trupp
besonders von fußvolk: trente milie de gelde = lat. triginta
millia peditum Liv. d. rois p. 15, vom mlat. gelda congregatio,
nhd. gilde, ags. gild. Auch ein altfr. gueude findet sich (gu
neben g z.b. in gueule geule) : la societe vulgairement appe-
lee 'gueude marchande kaufmannsgilde , s. Menage. Von pr.
gelda ist geldon lanzenträger, daher it. gialdoniere dass.
Altit.giMa lanze erinnert zwar an goth. giltha sichel, hippe:
man kann aber die waffe nach den leuten benannt haben,
die sie trugen, vgl. partigiana. S. auch Filomena ed. Ciampi
p. 143.
Gengiva it. pg. pr., sp. enci a, fr. gencive, wal.
gingie Zahnfleisch; von gingiva, mit abänderungen um das
sich wiederholende g zu beseitigen, vgl. auch sard. sinzia, pr.
angiva, cat. geniva, fr. in Berry gendive u. a. formen.
Gente altit. (wohl aus dem prov.), altsp. gento, pr.
gent, fem. genta, altcat. gint ginta, altfr. (noch in Berry)
g e n t gente artig, hübsch ; vb. a g e n z a r e, agensar, agencer
gefallen. Von gentilis mit zurückgezogenem accent undweg-
gefallnem suffix wäre nicht gegen die grammatik, man bedenke
sp. manso aus mansuetus u. a. Vielleicht aber findet sich ein
näher liegendes wort. Buchstäblich passt nur genilus, wor-
auf schon Sanchez colecc. tom. III vermuthete. Homo genitus
konnte einen mann von herkunft, einen edeln bedeuten, wie
man einen solchen, aber minder kühn, mhd. von geburt, fr.
homme de naissance nennt, und hieraus konnte sich die bed.
I. GERGO-GETTARE. 160
artig entwickeln, die auch gentilis d. i. qui gentem habet an-
nehmen muste. Vgl. Grandgagnage v. ajancener.
Gergo it., sp. xerga; it. gergone, fr. Jargon; alt-
sp. girgonz Alex, (gebildet wie vascuence = vasconice),
nsp. gerigonza, pr. gergonz Gloss. occ. kauderwälsch, roth-
wälsch. Alt fr. sagte man für jargonner auch gargoner ßo-
quef., Rob. leßiabl. IHK col. 1, dltengl. gargoun Halliw. : hier-'
aus folgt 1) daß trotz dem pic. gergon (denn diese mundart
pflegt das gutturale g zu bewahren) ga der ursprüngliche an-
laut war, 2) daß das wort von Frankreich ausgegangen. Qleich-
wohl ist sein Ursprung nicht sicher, wenigstens kann es von
dem nord. jarg salbaderei nicht herrühren. Man sagt fr. le
jarsjargonne der gänserich schnattert, allein die art der ab-
leitung von Jargon aus jars läßt sich nicht klar machen. Es
möchte also wohl gebildet sein aus dem roman. stamme garg
(s. oben gargatta), so daß es eig. gegurgel, widerliches un-
verständliches gerede bedeutete. Vgl. auch das sp. guirigay
kauderwälsch. *
G e r 1 a it., neupr. g e r I o , alt fr. g e u r 1 e Nouv. fabl. p. p.
Meon. 1.220, jarle Roquef. tragekorb, eimer; von gerulus tra-
gend. In den cass. glossen steht gerala tina zuuipar (zubef),
worin gerala wohl als adjectiv zu verstehen ist.
Gesmino it. (entstellt in gelsomino, occit. gensemil),
sp. j a s m i n , fr. j a s m i n ein Staudengewächs ; ist das arab.
auch Fersern und Türken bekannte jäsamün Freyt. IV. 514b,
wo es aber als ein fremdes wort hingestellt wird.
G e s t a it., g e s t e altfr., wohl auch pr. g e s t a geschlecht,
stamm, hat. gesta als Singular gebraucht (man sehe Ducange)
bezeichnete dem mittelalter die thaten eines vornehmen ge-
schlechtes, sodann die beschreibung derselben, die chronik, end-
lich, vermöge einer Übertragung der sachen auf die personen,
die geschlechtsfolge , den stamm selbst. Altfr. beispiele der
beiden letzteren bedd. sind: an (en) la geste est escrlt Ch.d.
Sax. IL 151; en vielle geste le trueve Ton lisant Rom. de
Roncev. p. 67; Clodois qui commenca la bone geste Nouv. rec.
p. Jubin. 11.19; la geste Mahom der stamm, das volk Maho-
mets Ch. d. Sax. IL 84; li varlet de haute gieste Eracl. v. 3362.
Auch das altsp. wort heißt chronik : aquis conpieza la gesta
de mio Cid Poema v. 1093.
Gettare gittaree^ sp, jitar, pr. getar gitar, fr. je-!
170 I. GHERONE-GHIGNARE.
ter, sp. mit abgestoßenem j echar werfen; ßowjactare oder,
wie der allgemeine übertritt des a in e vermuthen läßt , von
ejectare, wal. aieptä. Sbst. fr. j e t wurf, auch Schleuder, strick,
pr. get, it. geto. Zu merken ist pg. deitar = fr. dejeter,
von dejectare, welches Gellius aus Mattius anführt ; die ältere
spräche aber kennt auch geitar.
Gherone garone^., sp. giron, pg. giräo, fr. giron,
altfr. auch gueron zsgz. gron Rom. d. comte de Poet. p. 14 fso
noch picard.) schooß, schleppe, in der wappenkunst dreieck;
vom ahd. gero (?), acc. gerun , mhd. gere, altfries. gare, diese
von ger speer wegen der gestalt des zwickeis oder rockschoo-
ßes: ebenso mlat. pilum vestimenti speer des gewandes, s.
Grimms rechtsalt. p. 158.
Ghiado it. äußerste kälte, pr. glay schrecken, cat.
erstaunen; zsgs. pr. cat. es glay s.v.a. glay, altsp. aglayo;
vb. it. agghiadare vor kälte erstarren, altsp. aglayarse er-
staunen, pr. esglayar erschrecken, niederschlagen, cat. in er-
staunen setzen. Prov. glay bedeutet auch schwert, von gla-
dius, vgl. die form desglayar tödten, neben desglaziar Qmlat.
degladiandi = deoccidendi Class. auct. VI. 520«); auch altfr.
glaive ist die tödtliche wajfe und der tödtliche schrecken; it.
morto a ghiado heißt erstochen (com. parm. ghiä stächet),
agghiadare auch erstechen, niederhauen, pic. aglaver umkom-
men. Schrecken oder kälte werden als ein herzdurchdringen-
des schwert gedacht. Konnte aber it. ghiado aus gladius ent-
stehen? durch dissimilation allerdings, da ghiadio mislautete.
Ghiattire schiattiere it., fr. clatir, alt glatir, sp.
pg. latir bellen, anschlagen, naturausdruck wie nhd. klat-
schen, ndl. klat-eren, gr. xld&iv yXd&iv, lat. lat-rare.
G h i g n a r e sghignare it. heimlich lächeln, sp. g u i n a r,
pr. g u i n h a r , fr. g u i g n e r mit den äugen winken, seitwärts
blicken, spähen, pg. g u i n a r von dem wege abweichen. Ent-
stehung aus dem ahd. winkjan winken (in welchem falle it.
gh sich verhalten müste wie in ghindare für guindare) setzt
ausfall des k zwischen n und j voraus, wofür sich kein zwei-
tes beispiel vorfindet: aus winken ward vielmehr norm, guin-
cher wie aus dem buchstäblich nahe liegenden wenkjan altfr.
guenchir, nicht guegnier. Da die picard. mundart nicht wi-
nier sondern guinier spricht, so ist es nicht einmal rathsam
den anlaut aus ursprünglichem w herzuleiten und so kam
L GHIAZZERINO-GHIOTTO. 171
denn auch das kymr. gwing Wendung, wink nicht in betracht
kommen. Ags. ginian, altn. gina, ahd. ginen heifit gaffen:
hieran konnte sich etwa die franz. bed. cmit den äugen ver-
folgen* und daraus wieder die andern entwickeln, vgl. fr. beer
gaffen, betrachten; aber die grundbed. des rom. Wortes ist
doch offenbar winken, anlächeln, und so passt es besser zu
ahd. kinan, wovon ein altes glossar sagt chinit adrisit Graff
IV. 450, wiewohl übrigens anlautendes deutsches k bei folgen-
dem vocal selten zu roman. media wird. Auch bask. quenua
kheinua bedeutet wink, es fragt sich nur , ob es einheimisch
oder aus sp. guino entstanden ist. Span, g härtet sich sonst
nicht zu bask. qu, aber die bildung hat roman. gepräge, vgl,
bask. ceinua (pr. senh), esteinua ö?r. estanh).
Ghiazzerino it., sp. jacerina, pg. jazerina, pr.
j a z e r a n , altfr. jazerant jazerenc, daher pg. jazeräo, panzer-
hemd aus kleinen ringen zusammengesetzt; npr. jaziran, bürg.
jazeran halsband der weiber. Eigentlich ist das wort ein
von seinem Substantiv getrenntes adjectiv , sp. cota jacerina,
fr. hauberc jazerant, vgl pr. l'ausbercs fonjazerans das pan-
zerhemd war von ringen. Le Duchat leitet es vom dtschen
ganz-rinc, das aber nicht vorhanden ist, Reiffenberg zu Chev.
au cygne p. 71 von jaque acerin stahljacke , allein jaque ist
kein altes wort. Span, jazarino hei fit algierisch, vom arab.
gazäir Algier: bezog man etwa die besten geringelten panzer-
hemden von dort? Covarruvias v. Argel versichert dies ohne
bedenken. Die Eist, de las guerras civiles de Granada cap. 8
kennt wenigstens eine jacerina labrada enDamasco. In Wolf-
rams Willehalm' 356, 12 aber führt der könig der Berberei
ein in Jazeranz gearbeitetes panzerhemd mit sich: der künec
von Barberie bräht im einen halsperc : in Jazeranz daz selbe
werc worhte derz wol künde. Aus keinem altfr. gedieht ist
diese auffassung bekannt, die übrigens der deutung aus jaza-
rino zu statten kommen würde.
Ghindare it. (für guindare), sp. pg. guindar, fr.
guinder aufwinden; vom ahd. windan. Daher it. guindolo
(entartet ircbindolo), sp. guindola, fr. guindre; sp. pg. guin-
daste, fr. guindas und vindas, aus dem ndl. wind-as (wind-
achse), daher bret. gwindask, engl, aber windlass.
Ghiotto it., pr. altfr. glot vielfrafi , schlemmer; von
glütus, wofür, nach gluttire zu urtheilen, auch gluttus statt
178 I. GHIRLANDA-GIARA.
fand, daher das roman. o. Dsgl. it. ghiottone, sp. pr.
gloton, fr. glouton, von gluto bei Festus s. v. ingluvies; vb.
it. in ghi ottire, pr. englotir, fr. englouter einschlucken, von
gluttire. Aus derselben quelle ist pr. glot bissen, schluck,
und selbst das gewöhnlich von gutta hergeleitete it. g h i o z z o,
worin sich tt in zz schärfte.
Ghirlanda it., sp. pg. guirnalda, altsp. guarlanda,
pg. auch grinalda, pr. cat. garlanda, fr. guirlandeÄrcm*.
Die bekannten herleitungen aus girare und virare (girulare,
virulare) empfehlen sich wenig, da sich für die vertauschung
des anlautes kein grund absehen läßt, wenn auch die lautge-
setze gu für v erlauben. Besser empfiehlt sich Frischs deu-
tung aus mhd. wieren einfassen, ahd. wiara kränz, denen man
ein suffix 1 (wierelen) anfügen muß; das rom. suffix ist wie
das im fr. girande von girer. Jault erinnert an ags. gyrdan
gürten, sbst. gyrdel, aber theils scheint der anlaut ein ursprüng-
liches w zu verlangen (vgl. das altsp. guarlanda), theils ist
roman. i = ags. y nicht unbedenklich.
Ghiro it. ein säugethier, ratz, pr. glire, fr. loir Sie-
benschläfer; von glis gliris. Abgel fr. liron, sp. liron, pg.
lirao mit ders. bed. Aus glirulus aber scheint npr. greoule
entstanden. Eine deutsche glosse bei Schfneller IL 472 lautet
lirun glires.
Giä it., sp. altpg. ya, npg.pr. alt fr. ja adv., von jam;
nfr. zsgs. d e j ä für dejä s= it. di giä.
Giaco it. (in einigen wbb.), sp. jaco, fr. jaque (f.)
kurzer oberrock der kriegsleute, daher unser jacke. Ein spä-
teres wort wohl von zufälligem Ursprung; nach Ducange's
vermuthung, die wenigstens die lautlehre nicht verletzt wie die
herleitung aus sagum, von Jaque, dem namen eines häuptlings
von Beauvais um 1358.
Giallo it., sp. jalde, pg. jalde j a 1 n e , fr. jaunegelb.
Die franz. form, urspr. jalne, ist offenbar t?ow gälbinus (wal.
gälbin), aus jalne aber ward mit einer kleinen euphonischen
Veränderung jalde, lomb. giald. Ital. giallo erklärt sich mit
minderer Schwierigkeit aus ahd. gelo (nhd. gelb) als aus fr.
jaune, vgl a für e im altit. gialura von gelo kälte Poet. d.
pr. sec. I. 520.
Giara #., *p. jarra, pg.pr. jarra, fr. jarre großes
gefäß mit zwei henkeln; masc. it. giarro, sp. jarro, pg* jarro
I. GIARDWO-GIGLIO. 173
krug u. dgl. ; vom arab. garrah wassergefäß Freyt I. 260a. Im
altport. trifft man überdies die form zarra S. Rosa : pg. z =
arab. g auch in andern fällen.
Giardino it., sp. jardin, pg. jardim, pr. jardin
gardin jerzin, fr. jardin, mdartl. gardin, dsgl. fem. pr. giar-
dina garten; vom ahd. garto (gen. dat. gartin) oder, wozu die
bildung giardina fast nöthigt, roman. ableitung aus ahd. gart,
urspr. gard, Umzäunung, goth. gards behausung, womit auch
gael gart, kymr. gardd zusammentrifft. Wal. gard 'zäun* ist
buchstäblich das goth. gards und nebst alban. garde vielleicht
daher entlehnt, wogegen gredine 'garten' auf das glbd. alban.
geradi'ne, serb. grädina (von gräd festung, russ. görod') zu-
rückgeht.
G i a v e 1 o 1 1 o it. wahrscheinlich aus dem /r. j a v e 1 o t , aft
gavelot, fehlt pr., bret. gavlod, mhd. gabilöt Wurfspeer; mit
anderm suffix it. giavelina, sp. jabalina, fr. javeline, auch
bret. gavlin. Außer der herleitung aus jaculum, gegen welche
aber schon der altfr. anlaut g sich erhebt, sind zwei in be-
tracht zu ziehen. Nach Grimm III. 443 hat es seine quelle im
engl, gavellock, ags. gafläc, einem compositum, dessen erste
hälfte sich in dem altn. speernamen gefja wiederzufinden scheine,
die zweite das ags. läc (spiel) sein müsse. Pott forsch. IL 107
verweist lieber auf ir. gabhla speer , vgl auch Diefenbachs
celt. 1. 137, goth. wb. II. 40% Die zss. gaf-läc ist, zumal neben
den formen gafeloc gafeluc, altn. gaflok, allerdings nicht un-
zweifelhaft, das wort könnte sogar seinen grund haben im
kymr. gafl-ach gefiederter speer, einer grammatisch richtigen
ableitung aus dem sbst. gafl: wenigstens wäre das umgekehrte
Verhältnis nicht wahrscheinlich, da auslautendem ags. c (engl
k) regelmäßig kymr. g, nicht ch entspricht (parwg, cög, dug
sb ags. parruc, cöc, engl, duke u. dgl). Ohne etymologische
bedeutung scheint die altfr. nicht unhäufige form gaverlot Brut
1. 296, zsgz. garlot Gloss. de Lille p. 9a.
Giga it. altsp. pr., gigue altfr. ein Saiteninstrument,
nsp. giga, nfr. gigue ein tanz mit musikbegleitung ; vom mhd.
gige, vb. gigen, nhd. geige, geigen, s. Grimm II. 47. Daher
fr. gigot hammelskeule (wegen der ähnlichkeit) , sp. gigote
gehackt fleisch (nämlich von der hammelskeule, wie Covarru-
vias bemerkt).
Giglio it.ysp.pg. lirio, pr. lililirilis, fr.lis, über-
174 I. GWEPRO— GIRFALCO.
dies piem. mail. liri, sard. lillu, altsp. Uli o, churw. fem. gilgia,
mhd. gilge, schwz. jilge ilge, Zfe £m bemerkenswerthes bei-
spiel von dissimilation : um dem wiederholten \ auszuweichen,
ward theils der erste dieser buchstaben in g, theils der zweite
in das verwandte r umgesetzt; gr.Xsi'giov hat schwerlich theil
daran. Die franz. form aber ist eine nominativische lilius,
wie das wort auch im ahd. lilio, mhd. gilge als masc. be-
handelt ward. Der walach. ausdruck ist crin, vom gr. aqi-
vov. Vgl Potts forsch. IL 99.
G i n e p r o it., sp. e n eb r o , pg. z i m b r o (z für g selten),
fr. gen ie vre wachholder; von juniperus. E oder i für u
verräth franz. einfluß, vgl. genisse //. c, daher auch ndl. je-
never, dän. enebar.
Ginocchio it., wal. genunche, sp. hinojo, altsp.
ginojo, pg. giolho joelho, fr. genou aus genoil knie; von
genuculum für geniculum, z. b. schon in der L. Sal. tit. 44.
Giocolaro giullaro it. von jocularius; sp. joglar ju-
glar, pr. joglar twrajocularis; it. giocolatore, altfr. jogleor,
nfr. Jongleur von joculator, gaukler, spielmann; vb.pic. jon-
gier scherzen, von joculari.
Gioglio it.,sp. joyo, pg. joio, pr. juelh unkraut;
von lolium, vgl. wegen des anlautes giglio von lilium. Aber
auch it. loglio , arag. luello u. s. w. Daher pg. j o e i r a ge-
treideschwinge das unnütze abzusondern.
Giorno it., pr. altcat. jorn, fr. jour tag; von diur-
num taglang (mlat. jornus), das in einigen sprachen über das
klanglose dies die überhand gewann: noch it. di, sp. pg. pr.
neucat. dia. Zsgs. it. soggiorno, altsp. sojorno Ruiz, pr.
sojorn, fr. sejour aufenthalt u. a.
Giovedi it., fr. jeudi, pr. cat. dijous donnerstag,
von Jovis dies, dies Jovis; sp. jueves, pr. auch jous, vom
gen. Jovis, wal. joi, ven. romagn. zobia. Dafür pg. quinta
feira wie ngr. ns/umy.
Gir&ff & it., sp. girafa,/h girafe kameelparder ; vom
arab. zarräfah Freyt.II.234a.
G i r f a 1 c o gerfalco it., sp. g e r i f a 1 1 e (aus dem franz.),
pr. girfalc, fr. gerfaut; mlat. gyrofalco ca gyrando, quia
diu gyrando acriter praedam insequitur' Albertus M. s. Ducange.
Also nicht von einem dtschen gir-falco geierfalk, da keine
altd. mundart diese Zusammensetzung kennt und das dtsche
I. GIRO-GIUNARE. 175
gir selbst nicht einmal deutsch scheint. Jenes umherkreißen
der raubvögel heißt sonst auch it. ruota, ven. ronda ; das gr.
xi'qxoq bedeutet darum 1) ring, kreiß, 2) falke.
Giro it. , sp. giro, pr. gir kreiß, umlauf , umfang;
von gyrus. Altfr. findet sich plur. gires geburtswehen Q. fils
Aymon ed. Bekker v. 783, mundartlich (in Berry) girande
gerente kreißendes weib (dem sich also das deutsche wort
vergleicht). Daher vb. it. girare ff., altfr. girer sich im kreiße
drehen, mlat. gyrare L.Alam.; it. girändola, sp. girändula,
fr. girandole feuerrad, von einem verlorenen giranda, ent-
sprechend dem erhaltenen fr. girande ; fr. g i r o u e 1 1 e Wetter-
fahne für girotette (vgl. it. girotta), nicht durch ou erwei-
tert aus girette.
Giubba giuppa it., sp. al-juba, pr. jupa, fr. jupe,
dsgl. mit i comask. cremon. gihba, mail. churw. gippa, mhd.
gippe joppe; abgel. it. giubbone, sp. jubon, pg. jubäo gi-
bao, cat. gipö, pr. jubon, fr. jupon, auch wal. jubeä ein klei-
dungsstück, jacke, wams. Die span. form führt auf arab. al-
gubbah (al-g'obbah) baumwollnes Unterkleid, in einem wb. aus
dem ende des 10. jh. s. Gol. 460, Freyt. 1. 238*. Hierher auch
sp. chupa, it. cioppa? Unser deutsches schaube, früher schuba,
hat dieselbe quelle, Schmeller III. 306.
G i u b b e tt o giubbetta it., fr. gib et galgen, daher engl
gibbet. Die ital. form weist sich deutlich aus als dimin. von
giubba , so daß es urspr. den strick um den hals bedeutete,
Jäckchen, kollerchen, kragen. Durch einen ähnlichen scherz
bezeichnet der Spanier mit jubon die strafe des staupbesens,
gleichsam ein wams von schlagen. Über i aus u vgl. genisse IL c.
G i ü g g i o 1 a it., sp. j u j u b a (in einigen wbb.), fr. j u j u b e
brustbeere ; von zizyphum. Das übliche span. wort ist azufaifa.
G i ul e b b e it., sp. j u 1 e p e , pr. fr. j ul ep ein kühltrank;
vom arab. golab, dies vom pers. gul rose und ab wasser, s.
Gol. 518, Freyt. 1. 290a.
Giulivo it., pr. altfr. joli für jolif fröhlich, nfr. joli
artig, hübsch; vb. altfr. j oliv er jolier sich freuen und andre
abll. Nicht von jovialis, es ist ein von der Normandie aus-
gegangenes wort, altn. jol freudenfest zur Weihnachtszeit, schwed.
dän. jul, goth. jiuleis.
Giunare it., wal. ajunä, sp. ayunar, pg, jejuar,
pr. j e o n a r , fr. j e ü n e r fasten ; von jejunare bei Tertuttian.
1*6 I. GIUNCHIGLIA-GODERE.
In ayunar ward a vor [je]junare gesetzt vgl a-yer aus heri,
ira jeüner fiel j aus. jPwr it. giunare ist üblicher digiunare
mit fast bedeutungslos vorgesetzter partikel, pr. cat. dejunar,
adj. digiuno, dejun (jejunus). Eine andre zss. ist fr. dejeti-
ner, sp. desayunar, wal dejunä frühstücken, eig. fastenbre-
chen wie engl, break-fast.
Giunchiglia it., sp. junquillo, fr. jonquille eine
art narcissen; von juncus , weil sie binsenartige blätter hat,
narcissus juncifolius. ■
Giuso it. abgekürzt giu, altsp. yuso ayuso und jus
Alex., altpg. Juso For. de Santarem p. 531, pr. Jos jotz jus,
altfr. jus, wal. din Jos, partikel für lat. infra ; von deosum
für deorsuin, im frühen mlat. bereits josum jusum wie jornus
von diurnus (et pausant arma sua josum L. Alam.), im altsp.
noch diuso : de parte de diuso de la cabeza Cabrera IL 703.
Giusquiamo it., sp. josquiamo, fr. jusquiame
(f.) bilsenkraut; von hyosciamus, schon beiPalladius entstellt
in jusquiamus, Rom. gr. 1. 202. x
Giusta giusto it. (ebenso contra contro), pr. josta,
altfr. joste juste; von juxta, roman. auch für secundum ge-
braucht wie bereits im classischen und häufiger im mittellatein.
Daher vb. it. giusta re giostrare, sp. justar, pg. justar, pr.
jostar justar, fr. jouter, aftjoster juster 1) vereinigen, 2) zu-
sammentreffen mit den w äffen, zusammenstoßen, turnieren;
sbst. it. g i o s t r a , pr. josta justa, fr. joute turnier, mhd. tjost,
mndl. joeste. Nach Ferrari u. a. von justus s. v. a. pugna
parium s. aequalium. Die grundbed. hat sich am besten in
der mundart von Berry erhalten: mon champ joute au sien
gränzt oder stößt daran. Zsgs. pr. ajostar, fr. ajouter ver-
einigen, beifügen.
Gobbo it. , churw. gob buckel, fr. gobin bucklicht;
von gibba gibbus. Das kymr. gob häufe, dämm liegt mit seiner
bedeutung mehr ab als das lat. gibbus mit seiner form, denn
hier ist nicht zu übersehen, daß das frühere mlatein häufig
mity gybbus schrieb (gr. xvcpog') und gewiss auch sprach (z.b.
Gloss.cass., Gloss. bibl. Hattemerp. 227b, Gloss. lindenbrj; ein
vocabularius hat gradezu mit u = roman. o gupios hover (hök-
ker) Haupts ztschr. III. 373.
G ödere gioire it., altpg. gouvir, pr. gauzir jauzir,
fr. jouir, pic. segaudir sich freuen, genießen, wwgaudere;
I. GOFFO-GONFALONE. 177
sbst. pg. goivo, pr. gaug joi, walcl goy frende, dsgl. fem.
it. gioja, sp. joya, pg. pr. joia, fr. joie fr ende, kleinod
(sp. pg. letzteres, fr. erster es , it. pr. beides), von gaudium,
pl, gaudia ; abgel. it. giojello, sp. joyel, pr. joiel, altfr. joel,
nfr. joyau juwel, mlat. unrichtig jocale für gaudiale. Eieher
auch pr. j auz i o n , fem. jauzionda, ton gaudibundus bei Apu-
lejus und im mlatein.
G o f f o it., sp. g o f o , fehlt pg., fr. g o f f e plump, tölpel-
haft, ital. auch plump gearbeitet, mdartl. engl, gofguff Halliw.
Ist es auch enthalten in der isid. glosse bigera vestis gufa vel
villata, wo es grob zu bedeuten scheint, so ist uns seine her-
kunft gleichwohl verborgen. Man hat an gr. xcoyög dumm,
stumpf erinnert; ganz unstatthaft leitet es Frisch vom dtschen
gauch geck. Zusammenhang damit verräth aber bair. goff
dummkopf.
G o lfo it. sp. pg. meerbusen, daher fr. g olfe, pr. g olf ö,
das eigentliche fr. wort ist gouffre (m.) abgrund, Strudel,
eine auch dem span. worte nicht versagte bedeutung s. Co-
varruvias. Auch dieser Schifferausdruck ist, wie manche an-
dre, aus dem griech. : von xöXno; (meerbusen, Höhlung) ward
n aspiriert, was z. b. auch in trofeo von tqouuIov geschah,
und schon ein altes glossar gewährt sinus xoXqiog s. Ducange
gloss. graecum. Die niederl. spräche hat gulp golf, veraltet
golpe golve Strudel, fluth u, dgl.
Golpe it. (flor), so auch altsp. im Alex., chw. guolp
golp, daher altsp. gulpej a Ruiz, altfr. goupillc gourpille, ge-
wöhnlich masc. goupil gourpil, mundartl. wourpille vverpille
werpil fuchs; vb. altfr. goupiller sich verkriechen wie der
fuchs, sich feige benehmen ; nfr. g o u p i 1 1 o n wedel, eig. fuchs-
schwänz, und wohl selbst goupille Stift d. h. schweif des na-
geis im gegensatze zum köpfe. Wegen der vorliegenden be-
handlung des anlautes in vulpes s. Rom. gr. I. 187. Prot, blieb
volp unverändert. Andre namen des fabelberühmten thieres
sind: fr. renard, pr. guiner, cat. guineu, sp. raposa, zorra,
altsp. marola (nach Seckendorf) , gulhara Ruiz, sard. mar-
giani, occit. mandro Goudelin.
Gömona gömena gümina it., gümena sp. pg., gou-
mene fr. tau, ankertau; nach Nuratori und älteren etymo~
logen vom arab. al-gommal schiffsseil (?).
Gonfalone it., altpg. gonfaläo, pr. altfr. gonfa-
n
178 I. GONFIARE— GORDO.
non, nfr. gonfalon kriegsfahne; vom ahd. gundfano, dies
von gundja kämpf, fano tuch. Auf die form cundfano weist
piem. sp. confalon, pr. confanö, altfr. confanon, sie. eunfa-
luni, ven. confaloniero.
Gonfiare it., fr. gonfler, wal. genfä aufblähen;
von lat. conflare für inflare (neupr. mit tenuis coufla) : inte-
stina conflata für inflata Coel. Aurel. Adj. it. gonfio, in
Genf gonfle = fr. gonfle, wie daselbst auch enfle für enfle
gesagt wird, dsgl. bürg, gonfle, neupr. coufle. Auch npr. gofe
vollgestopft, goufä blähen, bauschen, genf. goffet dick, fett,
scheinen hieher zu gehören und nicht zu goffo.
Gonna^. weiberrock vom gürtet bis zur ferse reichend,
altsp. gona Canc. de Baena, und so pr. gona, altfr. gone rock
zumal der manche, mlat. gunna beim h. Bonifacius, mittelgr.
yovva s. v. a. dicp&sga feil, kleid von feil, alban. gune mantel,
rock. Varro de ling. lat. kennt gaunäcum zottige decke oder
bekleidung : der Wegfall der letzten sylbe (wie im it. chiasso
aus classicum, im altfr. rüste aus rusticus) läßt sich zugeben; im
ital. aber ist es nicht üblich das auf lat. au gegründete o durch
doppelconsonanz zu schärfen, auch würde der Provenzale
lieber gauna gesagt haben. Eben so wenig ist es von yovva :
umgekehrt wird dem Neugriechen das rom. o oder lat. ü zu
ov (ßovXa, [iovt^os, xovna, oovna, ßovgxl^a, it. bolla, niOZZO,
coppa, fr. soupe, brosse). Es fragt sich nun, ist kymr. gwn
= engl, gown acht celtisch? Sonst kann dies nebst seinem
dimin. gynnell recht wohl aus gone gonelle entnommen sein
wie etwa fwl aus fol. Der Ursprung des Wortes ist also noch
aufzuklären.
Gonzo engonzop<7., sp. gonce gozne, fr. gond, pr.
gofon für gonfon thürangel. Nicht alle gleiches Ursprungs:
gonzo könnte von conlus spieß, freilich mit einer nicht ge-
wöhnlichen schärfung des t herrühren; gofon führt auf gom-
phus pflock, im mlat. häufig gebraucht; gond neigt sich mehr
zum ersteren wort, ist aber wohl, mit hinsieht auf das glbd.
lothr. angon, von ancon haken.
Gordo sp. pg., gort pr. dick, fett, fr. gourd steif,
ungelenk, engourdir erstarren machen; vom lat. gurdus
dumm, tölpelhaft, bei Laberius nach Gellius zeugnis, auch bei
Quintilian, der die sage mittheilt, es sei aus Spanien gekom-
men, ex Hispania duxisse originem audivi, vgl. die altsp, bed.
I. GORGO-GRACCO. 170
dumm. Wie die begriffe dick und dumm sich berühren, s. Rom.
gr. I. 69. Der Italiäner hat ein compos. i n g o r d o gefräßig,
unmäßig , übermäßig , welches Menage unstatthaft , weil der
gefräßige fett werde, aus gurdus herleitet: was soll alsdann
die Zusammensetzung mit in ? Es scheint vielmehr aus in
gurgitem 'in die gurgel hinein entstanden, vgl. denselben fall
beim altfr. adj. enfrum II. c.
Gorgo it., pr. altfr. gorc gort, nfr. gour Strudel;
dsgl. it.sp.pr. gorga, fr. gorge, mit palatalem git.gor-
gia u. s. w. Strudel, Schlund, gurgel; vongurges, dem nur die
erste b ed. zukommt. Prov. gorgolh von gurgulio, vb. it.
gorgogliare u. s. w.
Gorr a it. sp. pg., span. auch gorro eine art mutzen; von
unbekannter herkunft. Die grundbed. mag band oder binde ge-
wesen sein, da das ital. wort auch weidenzweig, das port. auch
binsenstrick heißt, ein altfr. gorre (bei Roquef.) mit ruban
übersetzt wird.
Gota it., pr. gauta, fr. joiie (daher engl jaw?) kinn-
backen, wange; in mundarten 1 füru, cat. galta, moden. golta,
chw. gaulta; der Spanier hat nur g altera backen am heim.
Bei der erklärung dieses Wortes gilt es um den prov. diph-
thong au, woraus o, al, ou hervortraten; gauta ist lat. ga-
bata, mlat. gävata zsgz. gau'ta, wie parabola paravola pa-
rau'la erzeugte. Gabata bedeutet eßgeschirr (occ. gaoudo) und
so verräth gauta eine der Volkssprache durchaus gemäße auf-
fassung menschlicher körpertheile , die auch in andern Wör-
tern begegnet. Das der lat. form noch näher tretende dem
fr. joue gleichbed. bret. gaved (fehlt kymr.) muß jeden zwei-
fei an der richtigkeit dieser herleitung beseitigen. Darf man
wegen der begriffe vergleichen ags. ceäc ceäca (engl, cheek)
wange und ceäc (mlat. caucus) trinkg eschirr?
Gotta it., sp. pg. gota, fr. goutte gicht, wal gute,
it. g o c c i o 1 a schlag fluß ; von gutta, dtsch troph Vocab. opt.
p. 4P, tropfen apoplexia wb. v. 1445 bei Schmeller 1. 499, vgl.
Frisch IL 389c, sogenannt, weil man die Ursache dieser krank-
heiten gewissen aus dem hirn herabfallenden tropfen zuschrieb.
S. auch Ducange s. v.
Gracco gracculo gracchia it., sp. grajo graja, pg.
gralho gralha, pr. in letzterer form und so altfr. graille
elster, dohle; von graculus, mlat. gracula.
180 I. GRACIDARE— GRAMO.
Gracidare it. quaken (vom frosch), sp. pg. g r a z n a r
krächzen (rom raberi); lehnen sich dem lat. crocitare an.
Grada iL sp., pg. grade (f.) guter, sp. pg. auch ege,
crates dentata; it. gradella geflochtener fischb ehält er ; von
crates. Aus dem dimin. craticola (miat. graticula Hattemer
1.246*) entstand fr. grille gril, mail grell a rost, gitter, vb.
fr. gril ler rösten, eig. für graule graille (wegen des neufr.
i aus altfr. ai s. chignon und grignon II. c), altfr. sonst auch
grail Jubinal jongl. et trouv. p. 133, vb. graelier G. de Viane
2744, graaillier Brut 1. p. 165, Nouv. fabl. p. p. Meon II. p. 101,
noch jetzt in Berry gräier.
Grado it. sp. pg., pr. grat, fr. gre belieben, dank;
von gratum gefälligkeit. Zsgs. it. malgrado, pr. malgrat,
fr. malgre schlechter dank, adverbial gewöhnlich mit unter-
drückter präpos. (a) malgrado u. s. f. zum undank, wider wil-
len, zum trotz, vgl. lat. male gratus nicht recht dankbar. Vb.
it. gradire, pr. grazir zu dank aufnehmen; zsgs. it. aggra-
dire aggradare, sp. agradar, pr. agradar agreiar, fr. agreer
genehmigen, gefallen, von a grado u. s. w. zu danke; adj. it.
agradevole, sp. pr. agradable, fr. agreable angenehm.
G r a f f i o it., sp. g a r 1' i o garfa, pr. g r a f i 6 haken, kralle;
vb. it. graffiare, bürg, graffiner (sbst. graffin) kratzen;
zsgs. fr. agrafe klammer; it. aggraffare, sp. agarrafar
engarrafar, wall, agrafer ergreifen. Gewöhnlich hält man graf-
fio für das lat. graphium griffet, aber die bed. haken wider-
steht. Diese bedeutung aber findet sich im ahd. krapfo krafo,
wofür auch krapfjo krafjo zu vermuthen ist. Ihm geht zwar
auch ein kymr. craf crap zur seite, bei dem sich aber das
dem stamme angefügte i in graffio minder leicht würde er-
klären lassen.
Grama sp. romagn., it. grämola, pg. gramadeira
hanf breche, sp. g r a m i 1 1 a hanfschwinger ; vb. pg. gramar,
romagn. grame hanf brechen, sp. gramar teig kneten, it. gra-
molare mit beiden bedd. Entsprechend bair. gramel, gramein
= gramola, gramolare. Nach Frisch 1.371* von carminare,
nicht gegen die lautgesetze. Vgl. auch Dief. goth. wb. IL 425.
Gramo it., pr. g r a m , altfr. gram g r a i m Alexis str. 26
betrübt; sbst. altfr. g r a i g n e Ch. d'Antioche 1. 68; vb. it. g r a-
mare, altfr. gramoier gremoier betrüben; vom ahd. gram
erzürnt, unmuthig, grairu erbitterung, gramjan gramen auf-
I. GRAMPA-GRATTARE. 181
reizen. Dieselbe Wendung in den bedeutungen nahmen z. b.
das nhd. gram und das pr. ira kummer.
Grampa it. kralle, aggrampare häkeln, fr. crampe
krampf, crampon klammer, bürg, se crampir sich anklammern,
altfr. cranpi zusammengekrümmt Ren. I. p. 52; vom ahd. cramph
gekrümmt, nhd. krampf.
Grana it. sp. pr., pg. gräa, altfr. graine ein färb e-
stoff, scharlach- oder färbebeere, coccus ilicis, dsgh scharlach-
färbe, scharlachtuch, im span. auch Cochenille (coccus cacti),
mlat grana, mhd. gran; von granum kern, wie gr. xoxxog kern,
Scharlachbeere, scharlach heißt.
Gran chi o grancio it., cranc pr. cat., auch kymr,
cranc, bret. krank, wallon. cranche krebs, fr. chancre krebs-
geschwür; umgestellt aus lat. Cancer cancri. Eine abl. ist
pg. granquejo und mit eingeschobenem a garanguejo, span.
aber cangrejo, gleichsam cancriculus. Daher auch it. gran-
cire anpacken, ergreifen?
Granito it.,sp. granido, fr. granit ein harter stein;
von granum, weil er mit körnem durchsetzt ist, partic. des
roman. vbs. granire körnicht machen.
Granja sp., pg. pr. granja, fr. grange scheune;
eig. kornboden, vom adj. granea, schon im frühsten mlatein
gebraucht: si enim domum infra curtem incenderit aut scu-
riam aut graneam vel cellaria L. Alam. 81,2. Außer granea
begegnet- auch granica : ad casas dominicas, stabulare, fenile,
granicam cet. L. Baiw. 1, 14, sicher das altfr. granche, pr.
granga. Die speciell span. beä. ist meierei, daher vb. gran-
ge ar bewirtschaften, bauen, pflegen.
Grappa it., sp. pr. grapa klammer, kralle; sp. gra-
pon dass.; fr. grappin anker, ven. grapeia Mette; vb. it.
grappare aggrappare, norm, grapper, pic. agraper packen
(agrape, wallon. agrap = fr. agrafe). Vom ahd. krapfo, nhd.
krappen, vgl. kymr. crap. Zu demselben stamme bekennt sich
it. grappo grappolo, fr. grappe, altfr. pic. champ. crape trau-
benkamm, traube u. a. , ndl. grappe krappe KU., engl, grape.
Gras so it., sp. graso, pg. graxo, pr. chw. wäl. fr.
gras adj. fett; von crassus, mlat. grassus, vgl. nd/og grassi-
tudo Gl. gr. lat. ; aber auch it. pg. crasso, sp. craso crasio, fr.
crasse dick, grob, zumal in flg. bedeutung.
Grattare it., sp. pr. gratar, fr. gratter kratzen;
188 I. GRENA— GRIDARE.
vom ahd. chrazön, ndl. krat-sen u. s. w. Daher fr. gratin,
egratigner; dsgl. mit seltnem suffix it. grattugio, dauph.
gratusi raspel, reibeisen, vb.it. grattugiare, pr. gratuzar, alt-
fr. gratuser.
Grefia sp. verworrnes haar, pg. grenha haupthaar,
pr. g r en (m.) bart; daher altsp. gr e h o n grinon Berc. Alex,
s. Sanchez gloss. u. Ochoa p. 569% pr. altfr. grignon grenon
guernon bart sowohl der Oberlippe wie des kinnes : pr. los
grenons loncs sobre la boca Jaufr. 64% altfr. a son menton
n'avoit ne barbe ne grenon Flor, et Bl. p. 89. Granus hat
schon Isidorus: videmus granos et cinnabar Gothorum; ahd.
grani (plur.), mhd. gran, altn. grön. Die roman. formen mit
erweichtem n können in dem i des ahd. plurals ihrm grund
haben. Vgl. Grimms rechtsalt. 283, Dief. goth. wb. I. 317, II. 427.
G r e p p i a it., mdartl. creppia, pr. c r e p i a crepcha, altfr.
crebe Roquef. greche Ruteb. IL p.6, nfr. er e ch e krippe;
vom ahd. krippa krippea, welche letztere bei Graff nur ein-
fach belegte form nach den roman. bildungen zu schließen die
älteste oder üblichste gewesen sein muß, auch alts. cribbia.
Prov. crupia, piem. ven. grupia, gen. groeppia, romagn. gro-
pia schließen sich dem ndd. krubbe an, s. Brem. wb.; die bask.
spräche besitzt das ganz ähnliche khorbua.
Gretto it. geiz, knickerei, adj. knickerig; vom mhd.
grit gier, habsucht, adj. gritec. Derselben herkunft mit nie-
derd. d für t ist fr. gredin (pic. guerdin , lothr. gordin)
bettelhaft, armselig, vgl. goth. gredus, altn. gräd, engl, greed
hunger, gier. S. Frisch 1. 374*, Dief. goth. wb. II. 428.
Greve it., pr. greu, altfr. grief (nfr. sbst. grief),
wal. greu schwer; von gravis, daher it. aggrevare, altfr.
agrever, pr. aber agreujar (gleichsam aggraviare aggreviare),
altfr. agregier beschweren, wie auch nfr. rengreger ver-
schlimmern. Sprach man grevis um das wort seinem gegen-
satze levis anzugleichen ? man erwäge die prov. formet ni greu
ni leu 'weder schwer noch leichf.
Gridare it., sp.pg.mit t gritar, fr, crier schreien,
daher engl, cry; sbst. it. grido grida, sp. grito, fr. cri
schrei, ruf. Dazu mdartl. formen wie parm. cridar, ven. cria-
re, mail. criä, altsp. cridar gridar, crida grida grido. Dem
hier bemerklichen schwanken zwischen tenuis und media un-
terliegen auch andre Wörter und so kann es keinen grund her-
L GRILLO-GROPPO. 188
geben die formen zu trennen und aus verschiedenen quellen
herzuleiten. Man findet diese z. b. im goth. gretan weinen,
oder im ndl. kryten schreien, oder auch in celt. Wörtern. Aber
die nächste quelle bietet das latein. Sprachgebiet selbst. Schon
Scaliger verwies auf das glbd. quirftare, roman. ausgespro-
chen kiritare, welches sein kurzes tonloses i im laufe der zeit
nicht retten konnte und in critare gridare übergehen muste;
ein ganz ähnliches beispiel ist der franz. eigenname Cricq aus
Quiricus s. das vocab. hagiol. bei Menage, oder auch triaca
aus theriaca. Aber im frühern mlat ein begegnet noch die un-
verkürzte form: quiritant vermes, cum vocem dant Gloss.
lindenbr., vgl. it. gridallo vom frosche gebraucht; vielleicht
auch quaeritat clamat Gloss. erford. 369, 13. In der altfr.
Passion Christi str. 72 findet sich die abl. cridarun offenbar
für cridazun, buchstäblich das lat. quiritalio. Eine zss. ist
it. sgridare, altfr. escrier, welches letztere zur herleitung
aus ahd. scrian verführen kann.
Grillo sp._, p(/.gr ilho, pr. grilhö, fr. grillet hand-
oder fußschelle; sicher tforagryllus wegen des tones, wie auch
altfr. gresillon grille und fessel heißt.
Grinar pr. grinsen, knurren; vom ahd. grinan, nhd.
greinen ; dsgl. it. di-grignare, com. einfach grignä, champ.
pic. grigner les dents , so auch in Berry u. s. w., von einer
ahd. form grinjan = ags. grinian. Sbst. chw. grigna fratze.
Griso grigio it., sp. pg. gris, fr. gris adj. grau, dsgl
sp. pr. altfr. gris sbst. grauwerk; daher it. grisetto, sp.
griseta, fr. grisette ein urspr. grauer stoff, franz. auch eine
person geringen Standes. Vom altsächs. gris canus in glossen
des 8—9.jh. s. Graffs diutiska 11.192, mhd. gris grise, mlat.
griseus (9.jhJ, von letzterer form it. grigio so wie chw. grisch,
dsgl. altsp. griseo.
Gr o n d a it., chw. grunda, fr. severonde, henneg. sou-
vronte, altfr. souronde Wetterdach; von subgrunda bei Varro,
wo es dieselbe bedeutung hat. Im franz. ward g elidiert.
Groppo gruppo it., sp. grupo gorupo, fr. groupe
klump, knoten; dsgl. it. groppa, sp. grupa, pg. garupa,
pr. cropa, fr. Croupe kreuz des pferdes [vgl beide bedd.
im fr. trousse) ; vb. altfr. croupir hocken, kauern, nfr. stocken.
Die würzet findet sich mit der bed. einer zusammengeballten
sache sowohl in den german, wie in den celt sprachen, *. b.
184 I. GROSELLA— GRUMO.
ahd. kröpf, nord, kryppa höcker, ahd. crupel krüppel, vb. nord.
kriupa, ndd. krupen hocken, gael. crup zusammenziehen, kymr.
cropa kröpf.
Grosella sp. cat., fr. gros eil le, comask. crosela
(pg. groselheira Nemnich) Stachelbeere, Johannisbeere. Es trennt
sich schon durch den buchstaben von grossus dick oder gros-
sus unreife feige, was noch deutlicher im henneg. grusiele und
wall, gruzale hervortritt , und ist augenscheinlich deutscher
Herkunft , wobei man die erste bed. als die ursprüngliche
nimmt: hd. krausbeere kräuselbeere, schwed. krusbar, ndl. kruis-
bezie eine art rauher (krauser) Stachelbeeren , darum auch
it. uva crespa. Das gael. gröisead wird aus dem franz. her-
rühren.
Grosso it. pg., sp. grueso, pr. wal. fr. gros dick,
daher sbst. gros name einer münze. Das wort kommt schon
in der Vidgata und bei Sulp. Severus (vestem respuit gros-
serem) vor und kann mit dem deutschen gröz grandis, cras-
sus, icelches prov. vermuthlich graut ergeben hätte, nichts ge-
mein haben. In einer franz. mundart , der von Berry , läßt
sich aber auch das deutsche wort entdecken, wo es die form
grot grout angenommen: grot homme dicker mann, groute
orge dicke gerste, les grous die großen, die reichen.
G r o 1 1 a it., sp. pg. g r u l a , fr. g r o 1 1 e , pr. altfr. mit
tenuis crota crote höhle, daher bürg. genf. encrolter begra-
ben; üorccrypta ^y.Qvnri]) keller, wal. cripte; adj. it. grottesco
wunderlich, phantastisch, nach art der grotlengemälde. Ray-
nouard's deutung aus dem pr. cava rota gebrochner keller Lex.
rom. ist mehr sinnreieh als richtig. Grupta gewährt schon
eine ital Urkunde vomj. 887, Ducange.
Grugnire it., sp. grunir, pr. gronhir gronir, wall.
grogni grunzen, murren; von grunnire. Nach erster conj.
gebildet it. g r u g n a r e , fr. g r o g n e r. Daher sbst. it. g r u g n o,
pr. gronb, fr. groin, altpg. gruin S. Ros. rüssel, eig. grunzer.
Vgl. denselben stamm im ahd. grün, grunni, engl, groan, kymr.
grwn u. s. w. Aus der vorclassischen von grammatikern er-
wähnten nebenform grundire ist pr. grondir, altfr. grondir
und grondre, neufr. gronder. Altfr. groncer aber ist vom
ahd. grunzen.
Grumo it.sp.pg. klümpchen, span, auch knospe, altfr.
grume allerlei getreide Roquef., it. grümolo herz deskoh-
I. GUNDAGMRE-GUADO. 185
les (von den zusammenschließenden blättern gebildet), sp. gru-
mete kleiner junge, Schiffsjunge (vgl. oben garzone), daher
fr. gourmette; fr. se grumeler sich klumpen, gerinnen; von
grümus grümulus häufchen.
Guadagnare it., chw. gudoignar, pr. gazanhar
für gadanhar, fr. gagner für gaagner erwerben, gewinnen,
altsp. guadanar mähen (bei Seckendorf) ; sbst. it. g u a d a g n o,
pr. gazanh, fr. gain gewinn, sp. guadana, pg. guadanha Si-
chel, sense. Das wort muß in betracht seines anlautes deutsch
sein und vermuthlich liegt seine grundbedeutung im altfr.
gaaigner das feld anbauen (daher gaagnage gaaignerie Liv.
d. rois 436 ausgestellter acker, dsgl. ertrag desselben), woraus
die bed. erwerben erfolgte. Die form führt auf ahd. weida-
nön jagen, weiden Rom.gr. I. 282, oder auf weidanjan, wie
Wackernagel altfr. lieder p. 156 berichtigt; ja auch ableitung
aus weida (weide, jagd) mit dem roman. suffix agn ist ge-
denkbar. Der begriff konnte sich von dem jagd- und hir-
tenleben auf den ackerbau erstrecken. Neben guadagnare steht
noch pg. ganhar, gallic. guanhar D. Diniz p. 132, cat. vol.
schon im 13. jh. guanyar erwerben, vermuthlich nur aus er-
sterem zusammengezogen , worauf auch das altpg. gaanharia
S.Rosa (für gadanharia) weist. Aber sp. altpg. ganar ist
schwerlich daraus syncopiert , da seine form durch sehr alte
Zeugnisse geschützt wird z. b. in einer Urkunde vom j. 747
Esp. sagr. XL. 357 (quicquid potui ganare vel applicare) oder,
wenn deren ächtheit bezweifelt würde, in einer andern vom
j. 990 (ganavimus et emimus villas) s. Ducange. Am passend-
sten stellt man es zum sbst. gana (s. oben), denn das ziel
des begehrens ist das erreichen : ähnlich heißt sp. alcanzar,
lat. consequi sowohl verfolgen wie erreichen. Das arab. ga-
nia (nutzen ziehen) hätte nur ganar oder ganir geben können.
Von ganar ist pg. ganancia, zsgz. ganca, vb. g an gar, wo-
gegen sich altpg. guaangar wieder guadagnare annähert. —
Dante braucht ringavagnare Inf. 24, 12, aus dem altfr. re-
gaagner mit eingefügtem hiatustilgenden v.
Guado it., pr. guä, fr. gue fürt, vom ahd. wat, altn.
vad dass. ; vb. it. g u a d a r e , pr. g u a z a r (guasar Gloss. occ),
fr. gue er, von watan, rihd. waten. Der Spanier hat vado
vadear nach dem lat ein. , aber doch esguazo esguazar aus
dem provenzdl, so auch der Italiäner g u a. z z o guazzare, Letz*.
186 I. GÜADO-GÜALDA.
teres heißt auch abspühlen, abschwemmen, guazzo heißt auch
pfütze, dazu noch guazza thau, so daß man an ahd. wazzar
denken könnte, allein fr. gueer hat die nämlichen bedd. ent-
wickelt wie guazzare : aus dem waten ergab sich das abspüh-
len, da dies an seichten stellen des flusses geschieht. Aber
einfluß des prov. z muß angenommen werden: schär fung des
d zu z ist im ital. selten und geschieht nur nach n und r.
Hieher vielleicht auch sp. guächaro wassersüchtig, guacha-pear
das wasser mit den fußen trüben. Vgl dazu Diefenbachs
goth.wb. L248.
Guado it., fr. guede (f.), in der alten spräche gaide
waide Guill. d' Anglet, p. 129, mdartl. vouede eine pflanze, waid;
ist das ahd. weit, ags. väd, s. Grimm II. 67. Aus der be-
kannten altfr. einschiebung des s (guesde) entstand mlat. wais-
da guasdium guesdium, wall, waiss adj. königsblau (für
waist, wie cress für crest, lat, crisla; aouss für aoust, lat.
augustus). Sp. pg. glasto ist buchstäblich das gallische gla-
stum, s. Diefenbachs celt. 1. 139.
G u a i it. sp. pg., altfr. w a i S. Bern., nfr. o u a i s , interj.
für lat. vae; sbst. it. guajo, sp. pg. guaya; vom goth. vai,
ahd. we, vgl. kymr. gwae. Die altvenez. mundart hat auch
ein adj. guajo entwickelt.
Guai'me it., altfr. gain Ren. IL 133, wallon. wayen,
lothr. veyen, nfr. zsgs. re-gain grummet; kann nicht aus
gagner, urspr. gaagner, geformt sein, füglich aber aus ahd.
weida futter, gras, nhd. weide, oder aus weidön füttern, mit
dem rom. suffix ime guad-ime gua-ime: so floß it. guastime
aus guastare. Das urspr. m hat sich auch im henneg. waim-
iau behauptet. JSormann. lautet das wort mit euphonisch ab-
geändertem stammvocal vouin (für gouin gain s. Rom. gr. L
164 note), altfr. vuin (nicht win zu lesen) : aussi qu'an vuin,
lat. sicut in tempore autumpni Brandaine ed. Jub. p. 103 u. 51.
Guaina it., fr. gaine, aWgaine, henneg. waine, auch
kymr. gwain scheide; von vagina, Rom.gr. 1.187. Den hia-
tus zu beseitigen spricht der Mailänder guadinna, der Vene-
zianer guazina.
Gualda sp., pg. gualde, fr. gaude, it. guadarella
(Nemnich) eine pflanze zum gelbfärben, reseda luteola, daher
adj. sp. gualdo, pg. gualde gelb, und wohl auch altsp. guado
gelbe färbe; vom engl weld, nhd. wau.
I. GUALDRAPPA-GUARENTO. 187
Gualdrappa it., sp. pg. gualdrapa lange Satteldecke,
bair. waltrappen. Ferrari erinnert an das seltsame vastrapes
qtifuvdlia (feminalia) in den glossen des Philoxenus, da eine
solche decke wegen ihrer ähnlichen bestimmung sich einer bein-
bekleidung wohl vergleichen lasse; andre sehen darin eine Zu-
sammensetzung mit drappo, wissen aber für gual keinen rath.
G u a n t o it., sp. pg. g u a n t e , pr. g u a n , fr. g a n t hand-
schuh; das eigentliche port.wort aber istflua, guante bedeutet
panzerhandschuh. Mlat. wantus liegt in sehr alten Zeugnissen
vor , schon Beda erwähnt sein vorkommen in Gallien: tegu-
menta manuum, quae Galli wantos i. e. chirothecas vocant.
Das altfr. wanz kennen die casseler glossen. Das wort ist
ein deutsches, wiewohl es in der hochd. ags. u. a. mundar-
ten fehlt, aber altn. vöttr ist = vantr, schwed. dän. vante.
S. darüber Grimms rechtsalt. 152, gramm. III. 451.
Guappo neap. , mail. guapo hochmüthig , comask. vap
eitel (v steht hier öfters für gu), sp. pg. guapo kühn, galant,
schön geputzt, auch gase, gouapou; sbst. sp. guapezapraft-
lerei; vb. norm, gouaper scherzen. Der anlaut spricht für
einen deutschen stamm und dieser findet sich, wenn man das
prahlerische oder eitle als grundbegriff voranstellt, im ags. va-
pul pompholix, Wasserblase (bei Somnerus), vb. vapolian spru-
deln, ndl. wapperen flattern. Wohin gehört aber wallon. wapp
wässerig, süßlich? doch wohl zu ndl. weepsch mit gl. bed.
Guaragno it.,sp. guaranon, a/tfguaran (#aZ. guarä),
pr. (nach Ducange) guaragnon hengst; vom mlat. waranio
L. Sal. u. s. w., dies aus dem deutschen, altndd. wrenjo, mndl.
wrene, ahd. reineo, vgl. Graffl. 978, Grimm zur L.Sal. p.XX VIII.
Guardare it., sp. pg. pr. guardar, fr. garder hü-
ten, vom ahd. warten acht haben; sbst. it. sp. guardia (f.),
pr. gu ar d a (f.), fr. gar de (f. m.) wache, Wächter, vom goth.
vardja, ahd. warto (m.j, warta (f.). Daher ferner it. guar-
diano, sp.pr. guardian, fr. gardien hüter ; it. guardingo,
SP- P9- gardingo behutsam. Ein compos. ist it. s guardare,
altsp. esguardar, altfr. esgarder.
Guarento altit. , sp. garante, pr. guaran guiren,
fr. garant gewährsmann, mlat. warens, altfries. werand wa-
rend ; aus dem ahd. weren leisten, verbürgen, Grimms rechts-
alt p. 603. Die prov. form guiren ist die reinste, in den übri-
gen ward i mit a vertauscht Vb, it. guarentire «, s, f.
18$ I. GÜARI-GUARIRE.
G u a r i it., pr. cat. gaire, fr. guere gueres, ein syn-
onym des lat. multum. Der Provenzale hat außer gaire noch
ein ähnliches wort, zusammengesetzt aus grandis res, gran-
ren ganren, und mit oder ohne negation gebraucht, wogegen
gaire nur dubitativ oder mit non negativ steht. Als parti-
tiva stimmen beide nach bedeutung und construction ganz zu-
sammen und werden z. b. wie adjectiva ohne weitere Vermitt-
lung dem Substantiv vorgesetzt: ganren vegadas, gaire com-
panhös wie it. guari tempo. Gleichwohl sind sie nichts we-
niger als identisch, indem der anlaut in gaire, wie das ur-
alte fr. waires (z. b. in den Serm. de Bern.), das lothr. votie-
re, das pic. were, das wallon. wair und das chw. uera zur
gnüge lehren und auch das it. guari bestätigt, deutsches w
vertritt. Aber welches ist das deutsche wort? Buchstäblich
passt kaum ein anderes als das ahd. wäri = lat. verus, aus
dem sich it. guari, prov. mit versetztem i dem brauche dieser
mundart gemäß guaire gaire gestalten konnte: man muß es
adverbial im sinne des lat. probe genommen haben, wie denn
auch das sbst. gawäri probitas bedeutet. Die prov. phrase
non o pretz gaire wäre hiernach cich schätze es nicht wahr-
haft, nicht sehr\ Von csehry aber bis 'vieV ist nur ein kur-
zer schritt. Über eine prov. form gaigre s. Altrom. sprach-
denkm.p.49. Zsgs. ist fr. naguere = ii n' a guere,, it. non
ha guari ces ist nicht lange her1; piem. pa-vaire wenig, nicht
viel = pr. pas guaire. Im altfr. guer-soi viel durst (beim
zutrinken) Ruteb. 1. 93, vgl. 239, Ren. I. p. 120 zeigt sich guere
ganz in positivem sinne. Für guari findet sich in der comask.
mundart gerr, sicher kein eignes wort, sondern, wie auch P.
Monti meint, aus altit. gueri (das aber zuerst mgheri übergieng).
Guarire guerire it. , altsp. altpg. guarir (jetzt gua-
recer), pr. altfr. garir, nfr. gueri r heilen, genesen; vom
goth. varjan, ahd. werjan vertheidigen , nhd. wehren. Sicht-
barlich von demselben verbum ist pg. guarila, sp. garita,
altfr. garite, nfr. guerite sicherer ort (vgl. die franz. phrase
gagner la guerite sich durch die flucht retten), daher Schil-
derhaus, warte auf mauern oder häusern; das suffix dieses
Wortes setzt eigentlich eine ital. participialbildung guar-ita als
nächste quelle voraus, wie fr. reussite auf it. riuscita zurück-
geht, aber selbst die heimischen Wörter, piem. garita, ven. ga-
reta, cremon. garetta weisen mit ihrem anlaut auf franz. ur-
I. GUARNIRE-GUBIA. 189
sprung; das acht span. wort ist guarida Zuflucht Vgl Dief.
goth. wb. 1. 205.
Guarnire guernire it., altsp. guarnir (jetzt guar-
necer) , pr. fr. garnir verwahren; vom glbd. ahd. warnön,
nhd. warnen, oder mit genauerem anschluß an den buchsta-
ben vom ags. varnian sorge tragen, hüten, altfries. wernia ver-
bürgen, daher auch chw. varniar — wogegen das lomb. guarnä
ganz zu dem ahd. worte passt , da es den ableitungsvocal i
nicht hervortreten läßt. Altfr. garnir heißt auch benachrich-
tigen Liv. d. rois p. 366, Rou I. p. 149, Fabl. IL. p. 51, wie ahd,
warnön, ags. varnian admonere. Desselben Stammes ist it.
guarnaccia guarnacca, sp. garnacha, pr. gannacha, fr.
garnache Überrock, vgl. ahd. warna Verwahrung ; so auch it.
guarnello Unterrock.
Guastare^., altsp. altpg. pr. guastar, nsp.npg. ga-
star, fr. gäter verderben, verzehren. Stammt es vom tat.
vastare oder vom ahd. wastjan ? (letzteres aus dem sbst wastjo
und dem mhd. wasten zu folgern). Da das adj. it. guasto,
pg. gaslo, altfr. guaste, noch jetzt mundartl. (z. b. in Berry)
gäte, sich in vastus, das zsgs. diguastare, deguastar, degäter
in devastare wiederfindet, so ist herkunft aus dem latein., aber
unter einfluß des deutschen anlautes w, wie bei einigen an-
dern mit gu anlautenden roman. Wörtern einzuräumen. Die
bed. beschädigen kennt schon die L. Sah tit. 9: penitus eum
(caballum) vastare non debet. Als eine unmittelbare bildung
aus wastjan darf aber das altfr. gastir Ch. de Ben. I. 256
gelten. Abgel. altfr. guastine wüste Liv. d. rois p. 103 (adj.
gastin Ch.d.Sax. I.209J.
Guatare guaitare it., pr. guaitar, fr. guetter
anschauen, beobachten, lauern; sbst. cremon. pr. guaita,
altfr. guette, nfr. masc. guet wache; vom ahd. wahten wache
halten, sbst. wahta, nhd. wacht, goth. vahtvö. Zsgs. it. ag-
guatare, sp. pr. aguaitar, altfr. aguetier = guatare; sbst
it. aguato, sp. agait, fr. aguet (nur noch im plur. üblich)
lauer, daher daguet (= d'aguet) heimlicher weise.
Gubia sp., pg. goiva, npr. gubio, fr. gouge (f.)
hohlmeißel. Schon Isidorus 19, 19 führt neben taratrum und
scobina ein Werkzeug an, das die ausgaben theils guvia gu-
bia, theils gulvia gulbia schreiben. Die casseler glossen setzen
gulYium für das dtsche noila (hobel). Die Variante gulbia
190 I. GUERCIO— GÜIDARE.
weist sich als eine nebenform aus durch das it. gorbia sgor-
bia, welches andre aus dem gr. ygoocpog herholen. Das wort
scheint iberisch: bask. gubia bogen, gubioa kehle in W. v.
Humboldts Verzeichnis , vgl. wegen der begriffe unser kehle
und kehlleiste gehöhlte leiste. Larramendi erklärt das bask.
gubia aus gurbia oder gurbiaz, wodurch sich vielleicht die
formen mit 1 oder r rechtfertigen lassen.
Guercio it. (com. verstärkt sguerc), chw. guersch
(uiersch), altsp. guercho, aber pr. guer guerle, dauph.
guerlio schielend. Sie setzen einen deutschen anlaut w vor-
aus und so könnten sie aus ahd. twer dwerch d. i. quer, nach
abgestoßenem Zungenlaute, entstanden sein, vgl. gualiar II. c.
— [Diese ansieht auch bei Diefenbach goth. wb. IL 721 J
Guerra it. sp. pg. pr., guerre fr. krieg (daher engl.
war, Grimms rechtsalt. 603); vom ahd. werra, mndl. altengl.
werre, vb. ahd. werran verwirren: rixas et dissensiones seu
seditiones, quas vulgus werras nominat Cap. Car. Calv. Bellum
(kymr. bret. bei) war dem Romanen neben dem adj. bellus,
welchem pulcher hatte weichen müssen, unbrauchbar gewor-
den: statt aber nach dem edlen deutschen wie, das ihm keine
klangvolle form gewährte, griff er nach werra zwist, zank,
eine bedeutung , die sich auch in unserm krieg als die ur-
sprüngliche wiederfindet. Auch der Baske sagt guerla. Zu
merken ist, daß das von guerra abgeleitete guerrierwn alt-
roman. die bed. feind, Widersacher (urspr. verwirrer?) zeigt,
z. b. prov. (wo dies am üblichsten ist) aucire sos guerriers
mortals seine todfeinde tödten Choix V. 10; fr. ainc en nule
maniere ne forfis, que fuissiez rna guerriere Romane, fr. p.88;
it. contra li nostri guerrer ella e molt forte guerrera Bon-
vesin ed. Bekker p. 479, 43; sp. semejasme guerrero Apolon. 275.
Guidare it., sp. pg. guiar, pr. guidar guizar guiar,
fr. guider leiten, zurechtweisen; sbst. it. guida, sp. guia,
pr. guida guit, altfr. guis, nfr. guide führer. Für die deutsch-
heit des Wortes redet ziemlich unzweideutig der anlaut gu, zu
welchem stamme aber gehört es? Nach der lautreg el verlangt
es goth. veid, ahd. wit, allein dieser stamm gewährt keinen
angemessenen begriff. Nimmt man goth. vitan beobachten, be-
wachen als etymon, so ist gegen den begriff zwar nichts zu
erinnern, auch it. scorgere heißt wahrnehmen und leiten, allein
die darstellung der goth tenuis durch die rom. media wäre
L GUIDERDONE— GUSCIO. 101
ungewöhnlich. Gleichwohl ist diese deutung zulässig: auch
alt fr. ha dir hai'r entsprang mit derselben lautv> er Schiebung aus
goth. hatan; selbst das sbst. guida schließ sich alsdann dem
ags. (und goth.?) vita ältester, rathgeber unmittelbar an, vgl.
das prov. masc. guit, fr. guide. Von guidare ist fr. guido n
fahne u. a. m.
Guiderdone it., pr. guazardon (für guadardon)
guiardon guierdon, altfr. guerredon guerdon, sp. galar-
d o n (im F. juzg. gualardon), pg. galardäo, altcat. guardö, mlat
widerdonum (unter Karl d. kahlen) Vergeltung ; vb. guid e r-
donare u. s. w. Der erste theil des Wortes macht keine
Schwierigkeit, es ist das dtsche wider, in älterer /brw» widar,
das auch in dem glbd. widrigilt vorliegt; a für i in der er-
sten sylbe von guazardon gualardon wird nicht stören, man
sehe die bemerkung in der vorrede. Widerdonum ist eine
leichte entstellung des ahd. widarlön recompensatio Graff IL
220, ags. widherlean, wozu erinnerung an lat. donum verfüh-
ren konnte. Das sp. galardon ließe sich selbst aus einer in
dieser spräche ziemlich üblichen Umstellung der buchstaben
(für gadarlon) deuten, wäre es nicht rathsam sämmtliche spra-
chen an demselben vorgange theil nehmen zu lassen und 1 auf
d zurückzuleiten. Merkwürdig ist das synonyme prov. g u a-
zardinc, keine nebenform, sondern durch das longob. thinx
und garathinx als ein selbständiges wort gerechtfertigt.
Guisa it. sp.pg.pr., guise fr. weise; vb. sp. guisar
zubereiten; zsgs. pr. desguisar, fr. deguiser entstellen, die
gestalt benehmen; vom ahd. wisa.
Gu s c i o it. schale der nüsse, eier u. dgl.; fr. g o u s s e (f.)
hülse, schote, masc. und fem. mail. guss gussa, romagn. goss
gossa; von zweifelhafter herkunft. Der grammatiker Placi-
dus kennt galliciciola ccortex nucis juglandis': ist dieses un-
geschlachte wort Schreibfehler für galliciola, so führt es auf
ein adjectivisches primitiv gallicia (von nux gallica wallnuß),
das sich ital. in galcia galscia guscio, fr. gausse gousse ver-
wandeln mochte. Das ursprüngliche all hätte alsdann auch in
dem diphthong des comask. s-gausc für sgalsc (c palatal zu
sprechen) seinen ausdruck gefunden. Die Wörter für schale,
schote, hülse sind in den roman. sprachen und mundarten
zahlreich und oft schwierig zu deuten.
1»S I. HACA— IMMANTINENTE.
H.
H a c a sp., altsp. pg. f a c a , alt fr. h a q u e (h asp.) Ro-
quef. klepper; altfr. haquet, sie. acchettu dass., pic. ha-
guette kleine stute; nfr. haquet karren. Ist hier h oder f der
richtige laut? Faca könnte sich aufaltn. fäkr pferd berufen,
allein wie hätte sich dieser rein poetische ausdruck nach Spa-
nien verirren sollen? Es kann mit der bekannten span. dar-
stellung der franz. aspiration (vgl. oben arpa) von haque her-
genommen sein, dies aber vom engl, hack miethklepper : dafür
spricht auch die engl. zss. hack-ney, ndl. hakke-nei (engl.
nag, ndl. negg, nhd. nickel pferdchen), wovon fr. haquenee,
altsp. pg. facanea, nsp. hacanea, it. acchinea, üblicher chinea.
S. auch Dief. goth. wb. 1. 30. IL 122.
H a 1 a r sp., h a 1 e r fr. (h asp.), a l a r pg. ziehen am seile ;
vom altn. hala ziehen, ahd. halön.
i. j.
Ieri it., sp. ayer (beiBerceo eri), pr. her, fr. hier,
wal. eri adverb, vom lat. heri. Sp. ayer ist nicht == ad-heri,
a ist vielmehr ein euphonischer Vorschlag vor y wie in ayan-
tar, ayuso statt yantar, yuso, und so mag sich auch das cat.
ahir, das sie. ajeri verhalten.
II lo la it., sp. el lo la, alt ello ella, pg. o a, alt el Io la,
pr. 1 o la (il), fr. 1 e la, alt li lo la, wal. le (1) la (oa a) ar-
tikel, von ille illum, Rom. gr. II. 14. 24. 27. 29. 31. 35. 39. 42.
Sardisch su sa, von ipse.
Imbuto it., sp. embudo, pg. fehlt, cat. embut trich-
ter; von butis faß, also wie fr. entonnoir, sagt Menage; vgl.
auch it. imbottatojo mit ders. bed., von bolta.
Immantinente it., pr. m a n t e n e n , fr. m a i n t e n a n t ,
adverb für lat. illico, sine mora, nfr. für nunc. Es ist kein
partieip des rom. vb. mantenere, so daß es dem lat. in con-
tinenti gleich wäre, wozu die begriffe nicht stimmen, sondern
eine selbständige Zusammensetzung in manurn tenens in der
hand haltend, in bereitschaft , ohne Vorbereitung , ohne auf-
schub. Prov. auch de mantenen, altfr. de maintenant. Wald.
atenent Hahn p. 573.
I. IMPRENTA-INCINTA. 193
I m p r e n t a impronta it., sp. pr. emprenta, fr. e m-
pr einte gepräge, abdruck; vb. it. imprentare, impron-
tare, sp. emprentar, daher ndl. printen, engl, print. Von impri-
mitare, meint Ferrari. Da die neuen sprachen indessen nur
wenige iterativa, diese aber immer mit iterativer in impren-
tare gar nicht fühlbarer bedeutung schufen, das verbum auch
im franz. und prov. nicht vorhanden ist, so sucht man sei-
nen Ursprung wohl richtiger im franz. particip empreint : um
so eher konnte der Italiäner das fremde in seinem Ursprünge
ihm unverständliche wort in impronta entstellen.
Improntare it., emprunter fr. entlehnen, borgen,
sbst. emprunt; nach Muratori antiqq. ital. 1. 1895 wäre das
ital. wort aus dem franz. Pecuniam alicui promere heifit ei-
nem geld hervorlangen: wollte man nun mit impromtum im-
promtare das einnehmen des geldes ausdrücken ? Das gezwun-
gene dieser vermuthung wird einleuchten. Diesmal führt die
walach. spräche auf die richtige spur. Sbst. inprumüt heißt
borg, vb. inprumutä auf borg geben oder nehmen, vom lat. pro-
mutuum darlehen, zsgs. in-promutuum, in-promutuare, was denn
leicht improntare ergab. Seltsam ist fr. u für o : sollte es der
einwirkung des ausgefallenen u in der sylbe mut sein dasein dan-
ken ? Der Wallone sagt epronter, aber o vertritt ihm oft fr. u.
Incalciare incalzare it., altsp. encalzar Alex., pr.
encausar, altfr. enchaucer nachsetzen, verfolgen, daher sbst.
altsp. encalzo, altpg. ebenso encalco S. Rosa, pr. encaus,
altfr. enchauce ; eig. einem auf der ferse sein, von calx.
Incanto it. , encante altsp., enquant encant pr.,
e n c a n fr. Versteigerung, mhd. gant ; d. i. für wie viel, wie
hoch? von in quantum; vb. it. incantare, pr. enquantar,
fr. encanter versteigern, verganten. Nicht von incantare, wenn
sich auch altfr. durch umdeutung enchanter (enchantement
Assis, de Jerus.) findet. Vgl. Grimms rechtsalt. p. 610.
Inchiostro it. tinte (richtiger altven. incostro Bonve-
sin ed. Bekker) ; von encaustum (syxavoxov) rothe tinte, wo-
mit die griechischen kaiser unterschrieben; dasselbe wort ist
fr. encre, sonst auch enque, die stärkste abkürzung, die
in dieser spräche vorkommt, sicil. inga, ndl. inkt, engl. ink.
Incinta it.,pr. encencha, fr. e n c e i n t e schwanger.
Davon sagt Isidorus: incincta praegnans eo quod est sine cin-
ctu d. h. incincta ist s. v. a. discincta entgürtet, weil sie kei-
13
194 I. INCUDE-INGANNO.
nen gürtel tragen kann: ne nie puis ceindre sagt eine solche,
Fabl IV. 275. Andre auslegungen s. bei Menage , tgl. auch
Galvani im Archiv, stör, ital. XIV. 362. Das franz. sbst. en-
ceinte Umzäunung aber ist von incinctus in seiner classischen
bedeutung.
I neu de ineüdine, aneüde aneüdine it., sp. yunque
ayunque, pg. in cu d e (poet.), pr. encluget, fr. enclume
ambofi; von ineus ineüdis, zum theil sehr entstellt. Span.
yunque z. b. entstand aus incu'e durch Versetzung des u. Die
piem. form aneuso, die catal. enclusa scheinen aus dem no-
minativ entstanden.
I n d a c o it., altsp. e n d i c o , fr. i n d i g o , pr. i n d i endi
eine blaue färbe, indig; vom lat. indicum blaues pigment aus
Indien. Hieraus ein adj. altsp. yndio Chron. rimad. p. p. Mi-
chel v. 117, pr. indi, alt fr. inde.
Indi it., alt ende enne, daher en und das jetzt übliche
ne, altsp. altpg. ende, pr. en und ne (letzteres z. b. indem
halbfranz. Leodegar str. 11), alt fr. int (in den Eiden), ent,
nfr. e n , wal. inde, ortsadverb und pronominalpartikel s. Rom.
gr. III. 49. Näher dem urworte als das fr. en steht das hen-
neg. end in end-aler = fr. en aller, abgekürzt d (i d' a re-
queu = il en a recupere). Im altital. inclinierte ende = neuit.
ne sehr häufig z. b. nonde campo = non ne cainpo Poet. d.
pr.sec. 11.33, nulland' onoro = nulla ne onoro 71, peronde
temo = perö ne temo 73, vgl. Blancs ital. gramm. 305. 306.
Zsgs. ist sp. d en d e präp. für desde, altsp. dent, altpg. dende,
altfr. den Pass. de J. Chr. str. 30, S. Leger 21, von de-inde.
Inganno it., sp. eng an o, pg. eng an o, pr. engan,
betrug; vb. ingannare, engan ar, enganar, altfr. enganer
betrügen, wal, ingenä (aus dem ital?) verhöhnen. Das ein-
fache wort findet sich im altern mlatein: gannat yXsvd&i
Gloss. lat. gr., sbst. gannum spott Gest. reg. fr., gannatura Bonif,
Rh. Maur., Aldhelm; der Provenzale hat ganhar lachen, spot-
ten, es scheint aber nicht dasselbe wort. Wer gannum aus
ingenium entstehen läßt, der setzt sich über die handgreiflich-
sten lautregeln hinweg; auch die herleitung aus dem ahd. gei-
nön den mund aufsperren (Rom. gr. 1. 32) ist nach begriff und
laut unhaltbar: in letzterer beziehung würde sich doppeltes
aus einfachem n nicht rechtfertigen lassen. Möglich aber ist
entstehung aus ahd, gaman spiel, scherz, ags. gamen scherz,
I. INGEGNO-INTERO. 195
spott, höhn, zsgz. gamn ; man erwäge dieselbe behandlung der
Verbindung mn in damnum, it. danno, sp. dano, pg. dano, pr.
dan. Spiel und betrug berühren sich nah, vgl. it. giuoco spiel,
kunstgriff', comask. gioeuch betrug, fr. jouer qqun betrügen.
Das gael. gang-aid betrug hätte andre formen erzeugt.
Ingegno it., altsp. engeno, pr. engeinh engin, fr.
engin erfindungskraft , dsgl. künstliche maschine; von inge-
nium. Daher altfr. engignier überlisten, pr. engenhar nach-
stellen, it. ingegnarsi, nfr. s'ingenier auf mittel sinnen; sbst.
pr. engin haire, fr. Ingenieur, it. ingegnere, mlat. ingenio-
sus kriegsbaumeister. Aus tat. genius geschmack, witz leitet
sich it. genio, sp. genio, fr. genie. Prov. geinh aber, gleich-
bed. mit engeinh, wie ginhos mit enginhos, scheint aus Inge-
nium abgekürzt.
1 n g u i n e it., sp. e n g 1 e (für engne) , neupr. 1 e n g u e
(für engue), fr. ai n e (f.) weiche am menschlichen körper ; von
inguen. Ital anguinaglia von inguinalia.
Insegna it., altsp. ensena, fr. enseigne zeichen,
fahne; vom tat. insignia, plur. von insigne. Das einfache
Signum gab sp. sena, pg. pr. gleichlautend.
Insegnare it., sp. ensenar, pg. ensinar, fr. en-
seigne r lehren. Von insinuare bekannt machen; oder ist
es ein neues wort, in-signare einzeichnen, einprägen? vgl.
syyuQÜöaeiv insignare, incisare Gloss. gr. lat. Nicht nur der
begriff, auch der buchstabe redet für das letztere, dessen
stamm ganz mit Signum in den acht rom. formen segno sena
senh zusammentrifft; volle bestätigung gewährt aber das wal.
in-semnä anzeigen, von semn = Signum, also in-signare.
Insembre insembra it., altsp. ensembra ensemble,
altpg. ensembra, fr. ensemble, dsgl. it. i n s i e m e , pr. en-
sems, altwald. ensemp, adverb für lat. una; von insimul, dessen
1 zum theil in r verwandelt oder apocopiert ward; wal. aseä-
mene von ad-simul. Einfaches senps = simul findet sich in
der Passion Christi str. 104. Vgl. unten sembrare.
Intero it., sp. entero, pg. inteiro, pr. enteir,
fr. entier vollständig, ganz; von integer integri, lomb. und
wal. intreg. Abgel. pr. altfr. adj. enterin vollkommen, vb.
altfr. enteriner gerichtlich gut heißen. Da intero auch grade
oder aufrecht bedeutet, so knüpft sich hieran das vb. in tiri z-
zare, pg. infceiricar starr machen, starr werden (adj. intei-
106 I. INTRAMBO— LACAYO.
rico vollständig, dsgl. starr): die physische und moralische
bed. fest, unbeugsam hat auch unser steif. Abgeändert aus
diesem verbum mit v> er tauschung der partikel ist altpg. sp.
aterir, aterecer, span. auch ateritaiv
I n t r a m b o entrambi it., sp. entrambos, pr. entrambs
beide, alle beide, zsgs. mit der partikel inter, altrom. für lat.
una (unter sich, miteinander, zusammen), also beide zusam-
men, s. Rom. gr. IL 405, III. 374 note.
Inverno und verno it., sp. i n v i e r n o (ibierno Poem.
d.Cid v.1627), pr. ivern, fr. hiver, wal. earne winter;
vom adj. hibernus hibernum, dem das unbildsame hiems wei-
chen muste.
Investire it., sp. embestir, fr. investir einenplatz
berennen, auch ihn angreifen; von investire bekleiden, umgeben.
I o it., sp. y o , pg. wal. e u, pr. galic. i e u eu, altfr. e o
ieo jeo jo, nfr.je; von ego, syncopiert eo, woraus sich alle
rom. formen erklären, die nfr. durch consonantierung des an-
lautenden i, das mit e zu einem diphthong verbunden in kur-
zem latein. e (vgl. dieu aus deus) seinen grund hatte.
Issare it., sp. pg. izar, fr. hisser (h asp.) in die
höhe ziehen; vom schwed. hissa, ndd. hissen.
Iva sp. pg. , if fr. (m.) taxusbaum; ist das ahd. iwa,
nhd. eibe.
Ivi vi it., altit. i, altsp. altpg. pr. hi y, fr. y, nsp. pg.
ahi ortsadverb von ibi, span. mit Verwandlung des i in a.
Jusbarba sp. mäusedorn, fr. joubarbe, pr. barba-
j o 1 hauswurz ; alle entsprechend dem lat. Jovis barba bei Pli-
nius (anthyllis barba Jovis L.) , it. barba di Giove. Span.
chubarba scheint eine andre form desselben Wortes , vgl.
chupa ss fr. jupe.
L.
La it., sp. allä, altpg. alä S.Rosa, npg. lä, pr. 1 a lai,
fr. lä ortsadverb, von illac.
L a c a y o sp. pg., fr. 1 a q u a i s , daher it. 1 a c c h e die-
ner , der seinen herrn zu fuße begleitet, pedissequus. Im
span. ist dies wort nicht alt, wenigstens erklärt es Covarru-
vias für ein erst mit könig Philipp (I.) aus Deutschland ge-
kommenes, es fehlt darum auch bei Antonius Nebrissensis.
II LACCA-LACERTA. 197
Weit früher muß Frankreich es gekannt haben, da schon
Froissart (vor 1400) sagt: en France il y a cent ans, que les
pages vilains allans ä pied ont commance d'estre nommez
laquets et naquets, s. Menage. In einer Urkunde v. j. 1470
liest man: gens arbalestiers appellez laquaiz: leichte truppen
wurden also damals so benannt, was der nachweislich älte-
sten noch jetzt üblichen bedeutung nichts schadet, s. darüber
bei Carpentier. Man hat es wohl aus dem arab. hergeleitet,
von dem formell ganz unpassenden laqft ausgesetzter knabe
Freyt. IV. 119a oder lakfa schmutzig, niedrig 123^. Larra-
mendi führt es zurück auf bask. lacun lagun gesellschaft, hülfe,
und ayo einer der wartet und folgt: kenner dieser spräche
haben zu entscheiden, ob aus dieser Verbindung das bask. la-
cayoa erwachsen konnte oder ob es dem span. entnommen
ward. Indessen bedarf es für unsern zweck dieser prüfung
nicht einmal. Sehen wir uns nämlich auf roman. gebiete um,
so begegnet uns das alte prov. lecai naschhaft, üppig (s.
unten leccare), neupr. (limous.) mit bekannter Verwandlung
des tonlosen e in a laccai nebenschöfiling des getreides (pas-
send zu dem begriffe naschhaft, Schmarotzer), dsgl. diener wie
im franz. Leicht konnte man den seinem herrn fest anhän-
genden ihm überall nachtretenden diener mit einem unnützen
üppigen von dem bäume lebenden Schößling vergleichen; das
altpg. lecco, buchstäblich = pr. lec, dem primitiv von lecai,
hat sogar ohne ableitungssufßx die bed. von lacayo entwickelt
s. S. Rosa, was dieser vermuthung fast zur bestätigung ge-
reichen kann. Zu bemerken ist auch noch, daß eine der bask.
mundarten, die labort., mit e für a lekhayoa sagt, der alten
prov. form gemäß.
L a c c a it., sp. pr. 1 a c a , fr. 1 a q u e ein ostindisches harz ;
pers. lak, dem sanskr. räkschä entsprechend, das em/randscn
färben zurückgeht (Pott in Lassens ztschr. IV. 42).
L a c c i o it., sp. pg. 1 a z o , pr. 1 a tz , fr. 1 a c s , wal. 1 a t z u
schnür; von laqueus; vb. it. lacciare allacciare u. s. f.,
fr. lacer.
Lacerta it., gew. lucerta lucertola (sard. caluscerta
caluxertula), sp. pg. lagarto, fr. lezard, bürg, lezarde f.y
chw. lusciard eidechse (pg. lagarta raupe); von lacerta, das
aber fast gemeinromanisch seine endung mit dem auf viele
thiernamen angewandten suffix ard vertauschen muste. Der
198 I. LAGNARSI— LAMPREDA.
Spanier mag frühe lacarta für lacerta gesprochen haben, ähn-
lich gieng ihm pulicem in pulga über.
Lagnarsi iL, altsp. laiiarse, pr. se lanhar, altfr.
laigner sich beklagen; sbst. it. lagna, pr. lanha klage,
jammer; von laniare se prae dolore, wie Ferrari undMura-
tori mit grund vermuthen, vgl. pg. carpir-se weinen, sich be-
klagen, eig. sich zerreißen.
Laido it. altsp. altpg., pr. lait, fr. laid häßlich; vom
ahd. leid verhaßt, altn. leidhr, ags. lädh. Altfr. auch sbst.
lait (faire lait ä qqun wie ahd. leit tuon), dsgl. chw. laid, bask.
laidoa. Vb. it. laidare, altsp, laizar Berc. milagr. 394 (aus
demprovj, altpg. laidar S. Rosa, pr. laizar, altfr. laider krän-
ken, verletzen, von leidön, leiden, dsgl. it. 1 a i d i r e , pr. altfr.
laidir von leidjan, ags. lädhjan. Eine bemerkenswerte abl.
ist altfr. 1 a i d e n g e kränkung (vb. laidengier), pr. ledena Boeth.
v. 73 für laidenha, vgl. ahd. leidunga beschuldigung.
Lama it. sp.pg., dauph. lamma sumpf; von dem seltnen
lat. lama, wovon Festus sagt: aquae collectio, quam lamam
dicunt, übrigens von Horaz gebraucht. In demselben sinne
findet es sich auch bei Dante, wiewohl manche seiner ausle-
ger es anders deuten, s. Ferrari s. v. und Muratori antiqq. ital.
IL col. 1105. Bekanntlich führt Paulus lama als ein longob.
wort an, s. darüber Grimms gesch. d. d. spr. p. 694.
L a m a it. pr., lamefr. platte, klinge, altsp. 1 a na Scheibe,
riemen; von lamina. Dasselbe etymon hat altfr. lame grab-
stein. Abgel. altfr. lerne le alemele Brut I. p. 108 fawsl'ale-
mele für la lemele), nfr. entstellt in alumelle.
Lambicco limbicco it., sp. alambique, pg. lambi-
que, pr. elambic, fr. alambic destillier kolben ; vom arab.
al-anbiq, welches aber selbst in diese spräche eingeführt sein
soll, Gol. p. 165, vgl. Freut. 1. 62K
Lambrusca it. sp., lambruche/r. wilde rebe; von
labrusca dass.
Lampo it. sp. pg., pr. lamp lam, neupr. lan blitz; eig.
schein wie fr. eclair, «owlampas, aber neu gebildet aus dem
stamme lamp ohne rücksicht auf die ableitung lamp-ad, ein
noch stärkerer fall als capo cap-accio aus cap-ut. Eine ab-
leitung mit derselben bed. ist cat. llämp-eg, sp. pg. zsgs.
re-lämp-ago.
Lampreda fo, sp.pg, lamprea, fr. lamproie ein
I. LANCIA— LANDRA. 199
fisch, lamprete ; umgestellt aus lam-petra steinlecker (lambere),
weil sich dieser fisch mit dem maul an die steine anhängt.
S. Vossii etym. v. petra. Das lat. wort ist unclassisch und
kommt erst in den glossen des Philoxenus vor: lampetra
Lancia it., 1 a n z a sp. u. s. w. speer, vom lat. lancea,
nach Varro bei Gellius ein hispanisches, nach andern ein galli-
sches oder german. wort; vb. it. lanciare /f., lat. lanceare
erst bei Tertullian; daher it. lancio, sp. lance, pg. lanco,
pr. lans schwung, sprung. Zsgs. it. s 1 a n c i a r e , pr. eslansar,
fr. elancer schwingen; sbst. fr. elan für elans sprung, satz.
Landau, pr., lande fr. heide, ebene, altfr. lande sal-
tus Liv. d. rois p. 86. 186. 351, Gloss. de Lille p. 15a, daher
lande follie G. de Viane v. 3011, also auch buschgegend; bask.
landa feld. Das wort hat deutsches aussehn: goth. land (n.)
Xoöga, dygög ; mit seiner bedeutung aber neigt es sich ent-
schiedener zum breton. lann stachlichter Strauch, pl. lannou
steppe, man vgl. denselben begriffsüb ergang im fr. brande
strauch, pl. brandes heidefeld. Lann aber, in älterer form
land, scheint acht celtisch, s. Zeuß 1. 168.
Landra slandra it. metze, feile umherstreifende dirne,
dauph. landra dass. s. Champollion ; abgel. neupr. landrin,
landraire tagedieb; comask. slandron landstr eicher, ven. slan-
drona metze; vb. neupr. landra pflaster treten (auch se
landä Honn.). Zsgs. it. m a 1 a n d r i n o , sp. neupr. malandrin,
henneg. limous. mandrin Straßenräuber, landstr eicher, tauge-
nichts, für mal-landrino u. s. f., comask. fem. malandra mere-
trix, occ. mandro (f.) name des fuchses, mandrouno kupple-
rinn (nach Sauvages von matrona), wohl auch sp. molondro
müßiggänger; ferner adj. pr. vilandrier pflaster tretend, für
vil-landrier. Aus it. slandra ist wal. suleandre (durch ein-
schiebung wie jumaltz aus nhd. schmalz). Es gibt ein ahd.
lenne meretrix s. Freidank p. 363, dem aber dr nicht ohne
grammatischen grund hätte angefügt werden können. Besser
zu treffen scheint unser schlendern (slendern) müßig umher-
gehen, aber das einfache lendern fehlt; das it. s-landra be-
weist nichts, da die deutschen bildungen sehr oft mit s ver-
stärkt werden. Befriedigender ist das ahd. für lat. latro ge-
brauchte lantderi einer der land und leuten schadet, landplage,
passend zumal für mal~landr-ino. Doch mag man sich wei-
800 I. LANIERE— LASCIARE.
ter umsehen und z. b. auch das bask. landerra fremd, dürftig
Larram. I. p. XXI heranziehen.
L a n i e r e it. , pr.fr. 1 a n i e r , engl, lanner , eine gerin-
gere falkenart, wachtelfalke, Würger; wird von laniarius ge-
leitet, a laniandis avibus. Adj. lanier gierig.
Lanzichenecco it. (abgekürzt lanzo) , sp. 1 a s q u e-
nete, fr. lansquenet deutscher soldat zu fuß; bekannt-
lich von landsknecht, daher auch ein von den landsknechten
eingeführtes kartenspiel.
Lapo sp. schlag mit flacher klinge; vom ahd. lappa, nhd.
läppen , vgl. das verwandte dtsche Aap , welches läppen und
schlag mit etwas flachem heifit. Gleicher herkunft comask.
1 a p i n a ohrfeige, fr. in Berry 1 a p i g n e lumpen, 1 ä p e a u träger
mensch, churw. I a p i wicht, pinsel = nhd. läpp schlaff. Zsgs.
sp. solapar das Meid überschlagen.
L a p p a r e it. (in oberital. mun darten) , fr. 1 a p e r , pr.
Iepar, cat. Hepar auflecken; == nhd. läppen, altn. lepia, kymr.
llepio, gr. Xdnrsiv u. s. w., ein weitverbreitetes wort.
Lar sp. pg. occit., 11 ar cat. heerd; offenbar das lat.
Lar, das bereits bei den Römern aus der bed. hausgott in die
bed. heerd übertrat, s. z. b. Schwencks myth. d. Rom. p. 237.
Dasselbe wort ist gewiss das it. a 1 a r e feuerbock, worin schon
Redi das lat. lar anerkennt, s. dessen Etimol. ital. Auch sp.
llares kesselhaken (plur.) mag dieses Ursprunges sein.
Lasciare lassare^., altsp. lexarleixar, pg. leixar,
pr. laissar, fr. laisser, wal. lesä, chw. abgekürzt schar
lassen; von laxare schlaff machen, nachlassen (sp. laxar nur
in dieser bed). Zsgs. pr. s'eslaissar, alt fr. s'eslaisser
sich wohin stürzen, eig. sich loslassen, sbst. eslais stürz,
sprung, it. slascio. Dahin auch adj. it. 1 a s c o , pr. läse lasch,
fr. lache, henneg. lake träge, vb. sp. lascar, altpg. laiscar
S. Rosa, pr. lascar laschar , fr. lächer (alt lasquer Chans, d.
Rol. p. ISO), von lascus umgestellt aus laxus, vgl. denselben
Vorgang im gael. leasg, ir. leisg, kymr. llesg = lat. laxus;
gael. asgall, com. ascle = lat. axella ; gael. flusg = lat. flu-
xus u. a., aber auch in roman. mundarten: champ. fisquer =
fixer, lusque = luxe. — Merkwürdig ist das henneg. norm.
laier für laissei*, das auch im altfranz. häufig genug begeg-
net (Rom. gr. IL 195). Ist es das ndl. laten ? Aber laier fin-
det sich buchstäblich im lomb. lagä wieder, das den dienst des
I. LASSO— LEARDO. 201
it. lasciare that und einen andern Ursprung haben muß. Der
Wallone sagt dafür leii, das s. v. a. fr. Iaisser und leguer be-
deutet, und auch die henneg. mundart zeigt die form leier.
Die formen flössen also wohl aus lat. legare hinterlassen, hier
und da mit Verwandlung des e in a, wiewohl das gael. leig,
altirisch leic, mit seiner bed. zulassen etwas näher tritt.
Lasso it. pg., sp. 1 a s o , fr. las müde, unglücklich , in-
terj. it. ahi lasso, fem. ahi lassa, pr. ai las, altfr. ha las (engl.
alas), nfr. helas (s. he //. c), vom lat. lassus müde; vb. it.
lassare ff. ermüden, von lassare. Aus dem adj. entstand
auch das altfr. sbst. laste Eracl. v. 2346, laste Bert, p.64
müdigkeit, kummer, altsp. lasedad.
L a s t o it., laste lest fr. schiff slast ; vom ahd. hlast, altfr.
hlest, nord. lest dass.
L a 1 1 a it., sp. pr. 1 a t a , fr. 1 a 1 1 e flache hölzerne stange,
stück blech; nicht vom lat. lata breit, unmittelbar vom ahd.
lalta, ags. lätta , vgl. kymr. lläth ff.). Der Walache hat da-
für das masc. latz.
Lattovaro lattuaro it., sp. electuario, alt iectua-
rio, pr. lactoari lectoari, fr. electuaire, alt lectuaire
latwerge; nebst andern formen aus lat. electarium, wofür auch
electuarium vorkommt.
Lavanda lavendola it., sp. lavändula, fr. lavande
ein wohlriechendes kraut, lavendel; soll seinen namen daher
haben, weil es zum waschen des körpers (lavare) gebraucht
wird, wie denn it. lavanda auch waschung bedeutet.
L ä z a r o sp. bettler, mail. läzzer schmutzig, pic. 1 a z a i r e
arm, elend, pr. altfr. ladre aussätzig; abgel. altsp. 1 a c e r i a
armuth, dsgl. aussatz ; it. lazzeretto, sp. lazareto siechen-
haus ; it. 1 a z z a r o n e. Von dem namen des siechen bettlers
Lazarus Ev. Luc. c. 16. Die älteste prov. oder franz. form
war sicher lazer, vgl. Pass. de J. Chr. str. 8 lo Lazer und die
anmerkung dazu; wie zr zu dr, so ward auch sr zu dr in
madre von masar, in S. Ludre von S. Lusor s. vocab. hagiol.
bei Menage.
Leardo it., pr. lear liar, altfr. Hart (fem. liarde),
weiß (von pferden gebraucht), cavallo leardo schimmel. Es
kann abgeleitet sein aus laetus, altfr. lie, das, wie auch it.
gajo, fr. gai munter, auf helle färben angewandt wird. Zu
erwägen wäre auch kymr. Uäi dunkelgrau, allein das deutsche
308 I. LECCARE— LEGA.
suffix ard bemerkt man fast überall nur an deutschen oder
bekannten roman. stammen.
Leccare it., pr. liquar lichar Iechar, fr. lecher,
chw. lichiar, wal. licei lecken; dafür sp. lamer, cat. He-
par. Neben it. leccatore, altfr. lecheor leckermaul, Schma-
rotzer gilt auch pr. lomb. piem. lec, sie. liccu, it. leecone.
Auch gibt es ein prov. adj. lecai licai (subst. licai-aria) und
licaitz (sbst. lieaz-aria), beides seltne bildungen. Die älteste
künde des rom. Wortes findet sich in den isid. glossen : lecator
gulosus. Aus dem gr. UI^biv kann das rom. wort nicht her-
rühren, dies hätte it. licare, bei Isidor licator gegeben, doch
mag dem walach. worte dieser Ursprung zugestanden werden:
es ist das ahd. lecchön, alts. liccön leccön, ags. liccian; lec
leecone würden einem ahd. sbst. leeco entsprechen. Kaum
zwar kennen die isid. glossen ein deutsches wort (vgl. ballare,
badare), gegen lecator aber ist nichts einzuwenden. Wenn es
jedoch an einer andern stelle dieser glossen heißt leno leca-
tor mediator, lenulus parvus lecator, lenocinium lecacitas, so
mag diese bedeutung aus dem gr. Xaixd&tv abstrahiert sein,
denn lecacitas erinnert so stark an das pr. lecaitz (gleichsam
lecax), daß es keine trennung davon gestattet. Aber auch das
rom. lecheor hatte eine üble bedeutung, es war ein Schimpf-
wort für spielleute geworden (parasitus spileman Schleust, gloss.
29,62; 39, 422 J und ist nicht herzuleiten vom ahd. leichari
bänkelsänger, wie J. Grimm will, ged. aufFriedr. p. 17, um so
weniger als nirgends eine form lacheor sich darbietet (ahd. ei =
roman. a).
L e g a it. pr., besser pr. sp. 1 e gu a , pg. 1 e g o a , fr. 1 i e u e
ein längenmaß, meile ; von leuca meile bei den Galliern : men-
suras viarum nos milliaria dieimus, Galli leucas Isid.; Uvyq
fxhqov tl raldraiQ Hesych. Das wort erhielt sich besser im
roman. als im celtischen, da es hier nur die breton. mundart
in der form lev leö besitzt (Villemarque führt auch ein iri-
sches dimin. leagik an). Die roman. formen beruhen auf ei-
ner Umstellung von leuca leuga in legua, franz. mit diphthon-
gierung des e und ausfall des g lieue. Im altfr. bedeutete
es auch einen Zeitraum, s. R. deCambr. p.264, Fabl. I. 194.
IV. 39, Eracl. v.935, Journ. d. sav. 1832 p. 161. Eine abl.
ist altfr. loee meilenweite.
Lega it., sp> ley, fr. loi aloi gesetzlicher gehalt der
I. LENDINE— LI. »03
münzen; vb. it. allegare, sp. alear, fr. aloyer legieren; von
lex, ad legem, vgl. pr. aleyalar justifier.
Lendine it., sp. liendre, pg. lendea, pr. lende,
fr. lente niss; von lens lendis, wofür man lendinis gesagt
zu haben scheint ; selbst fr. lente könnte aus dem gemeinrom.
lendine (auch wal lindine) abgekürzt sein wie page aus pa~
gina. Auffallen muß das catal llemena: ist es umgestellt aus
llenema Uendema (d nach n fällt hier häufig aus) , so läßt
sich m kaum anders denn als accusativendung fassen.
L e n z a it. binde von leinwand, sp. 1 i e n z o schnupftuch;
von lintea linteum. Abgel it. lenzuolo, sp. lenzuelo, pg,
lancol, pr. lensol, fr. linceul leintuch, betttuch, lat. linteolum.
Lesina it., lesna sp., besser sp. alesna, pr. alena
(aber limous. lerno, r für s), fr. alene ein Werkzeug, ahle;
vom ahd. alansa, umgestellt alasna, Schweiz, alasme. Wie es
kam, daß lesina, woher fr. lesine, auch knauserei bedeutet,
darüber höre man Menage. Lesine, du livre Italien, intitule
Bella famosissima Compagnia della Lesina: lequel contient
divers moyens de menage. L'Auteur de ce livre; qui est un
nomme Vialardi; feint que cette Compagnie fut ainsi appelee
di certi Taccagnoni, i quali, per marcia, miseria, et avarizia,
si mettevano insino a rattacconar le scarpette e le pianelle,
con le loro proprie mani, per non ispendere. E perche tat
mestier del rattacconar e non si puo fare senza lesina, anzi
e lo stromento principale, presono questo nome della Lesina.
L e s t o it. pg., fr. 1 e s t e , sp. 1 i s t o gewandt, flink, ital.
auch geschickt, klug, listig; vb.it. all estar e allestire zurecht
machen; vom goth. listeigs, ahd. listic kunstreich, mit abge-
worfenem suffix wie im it. chiasso von classicum, altfr. rüste
von rusticus u. a. Sbst. churw. list (m.)t
Lettiera it. bettgestell, sp. litera, pr. leitiera, fr.
litiere sanfte, mlat. lectaria; von lectus.
Levante it. sp. pg., levant fr. osten; eig. Sonnen-
aufgang, ove il sole si leva ; ähnlich pg. nascente, cat. sol-ixent.
Levistico libistico it., fr. live che (levesse Menage)
liebstöckel, ein kraut; von ligusticum, bei Vegetius de re ve-
ter, levisticum. Ein pg. levistico bei Nemnich.
Levriere it., sp. lebrel, fr. levrier windhund; von
leporarius hasenhund.
Li it., sp, alli, pg% alli ortsadverb; von illiq*
204 I. LIA-UEVITO.
Lia «p. weintrester, pg. lia, pr. lhia, fr. lie hefe,
wohl auch venez. lea schlämm d. i. bodensatz des wassers,
bei Papias lia amurca öhlsatz. Lix licis lauge oder asche,
worauf einige verweisen, verlangt sp. liga und dem käme neupr.
ligo, bask. liga (Humboldt, lia Larramendi) zu statten, hätte
die alte form lhia nicht größeren werth, denn g kann einge-
schoben sein; /r. lie aus licem wäre möglich, wenn man ber-
lue aus lucem vergleicht. Ist die zweite bed. die ursprüngliche
des Wortes, so leitet man es der form und dem begriff ent-
sprechender mit Diefenbach celt. I. 63 von levare , wie auch
unser hefe von heben kommt, vgl. levain IL c.
L i b e c c i o i£(J, sp. 1 e b e c h e , pr. 1 a b e c h (jetzt sibech),
alt fr. lebeche lebech südwestwind; vom gr. lixjj hßog mit gl.
bed., alban. live. Die ital. form lieh den andern das muster.
Lib ello it., pg.pr. livel nivel, sp. nivel, fr. niveau,
bret. live setzwage; vb.sp. nivelar, fr. niveler; von libella,
s. Rom.gr. I. 241.
Liccia lizza it., sp. liza, pr. lissa, fr. lice renn-
bahn, kampfplatz; die älteste bed. ist Umzäunung, äußerste
Umzäunung s. Alexis str. 17 u. 38. Buchstäblich fügen sich
alle rom. formen zu llcium in ein feminin umgebildet, mit mühe
aber nur die bedeutungen, sofern das lat. wort gürtet in einem
ganz speciellen sinne ausdrückt in der alten formet per lan-
cem et licium. Es gibt ein bret. lez mit gl. bed.; ist dies
aber acht celtisch und konnte sich in diesem falle it. liccia
daraus hervorbilden? Sollte das wort nicht deutsch sein wie
so viele aus dem kriegswesen? Mhd. letze (vom ahd. lazi)
heißt schutzwehr (letzen abhalten) ; nur der Umschlag des e
in i ist unüblich.
Licorno alicorno it., pg. alicornio, fr. licorne (fj
einhorn; entstellt aus unicornis, sp. unicornio u. s. w.
Lieve it., sp. pg. leve, pr. leu leicht, von levis; fr.
lief fehlt, dafür lege leicht, leer (von schiffen gebraucht) eine
durch die folgenden ableitungen erzeugte form, vgl. neige =
pr. neu. Ital. leggiero, pr. leugier, fr. leger, gleichsam
leviarius; vb. pr. leujar erleichtern == mlat. leviare für le-
vare Cap. Car. Calv., auch aleujar aleviar, it. alleggiare, sp.
aliviar (sbst. alivio), fr. alleger.
L i e v i t o it., romagn. leud , sp. 1 e u d o (liebdo Berc),
pg. 1 e v e d o aufgegangen (vom teig) ; vb, it. 1 e v i t ar e , sp.
I. LILAC-LISCA. 305
leudar lleudar, aleudar alevadar, pg. levedar aufgehen lassen
(vom teig). Aus levare machte man in frühester zeit nach
dem vorgange von cubare cubitus, domare domitus ein partic.
levitus, daher das roman. wort. Solche unclassische partici-
pien sind überdies dolitus statt dolatus Varro ap. Non., voci-
tus statt vocatus, provitus statt probatus bei Gruter, s.Struve
tat. decl.u. conj. p. 185. 186; die L. Sal. kennt rogitus für ro-
gatus, vgl. Pott in Aufrechts und Kuhns zeitschr. I. 324. Man
nehme also levitare nicht für ein iterativ von levare, woraus
nachher lievito entstanden sei, denn dem iterativ kommt auch
im span. ein t zu. Eine andre form ist pr. levat, cat. Uevat,
wal. aluat Sauerteig; auch der Neapolitaner sagt levato, der
Piemontese und Mailänder levä = it. lievito. Churw. levont
vom part. präs.
L i 1 a c it. sp., pg. lila, fr. 1 i 1 a s ein Strauch, syringe ;
soll ein pers. wort sein, agem lilac (das erstere wort bedeutet
persisch, eig. barbarisch, nichtarabischj.
L i m o n e it., sp. pr. 1 i m o n , pg. 1 i m a o , fr. li m o n ci-
trone, it. sp. pg. auch lima, it. lomia, sie. lumiuni; vom arab.
laimün Freyt. IV. 128a.
Limosina it., altsp. pr. almosna, nsp. limosna,
pg. esmola (umgestellt aus elmosa), fr. aumöne almosen;
von eleemosyna.
Lindo it. sp. pg., neupr. linde hübsch, geputzt, zier-
lich, von limpidus klar, daher die bed. aufrichtig im piem.
lindo. ltal. auch limpido, sp. limpio : dieselbe doppelform in
nitido und netto.
Lineal, sp. in der bed. geschlecht, geschlechtsfolge aus
der eigentlichen bed. reihe abgeleitet, altval. linia J. Febrer
str. 55, bask. leinua , mlat. bei Gregor VII. linea sanguinis.
Daher fr. lignee, altpg. linhada u. a. mit ders. bed., pr.
schlechtweg linh (m.) von lineus, vgl. sp. lifio reihe; altfr.
ohne erweichtes n lin, das Genin variat. de 1. 1. fr. p. 221 aus
lignage abgekürzt wähnt, wiewohl es nichts anders ist als
das einfache linum schnür.
L i s c a it. halm, gräte, piem. lesca, matt, lisca, fr. 1 ai c he
(für leche) riedgras; ahd. lisca farrenkraut, ried, ndl. lisch.
Dasselbe wort ist it. lisca, piem. lesca, cat. llesca, neupr.
lisco lesco, fr. leche (nicht laiche geschr.) mit der bed. feine
schnitte von etwas; vb, cat. Uescar in schnittchen zertheilen.
306 I. LISCIO-LIVERARE.
Liscio it., sp. pg. liso, pr. lis, fr. lisse glatt, mit
vielen abll, vb. it. lisciare ligiare, sp. alisar, fr. lisser gffätf-
ten, polieren. Zu erwägen ist das glbd. gr. liaooq und das
ahd. lisi leise, sanft; für letzteres spricht der vocal{\ = rom.
i, i = e) und selbst das it. sc = si. Daher die verba sp.
deslizar ausgleiten, cat. lliscar (mit ableitendem c) dass.
Zu ahd. leisanön nachahmen (im geleise gehen) scheint sich
zu fügen altsp. deleznar gleiten, adj. lizne glatt; deutlich
entspricht churw. laischnar (neben lischnar). Norm, alise ge-
leise des wagens ist desselben Stammes.
Lisciva it., wal. lesie, sp. lexia, fr. lessive, pr.
lissiu (m.) lauge, so auch kymr. lisiu; v>on lixivia lixivium,
wofür der vocabularius S. Galli das halbroman. leciva setzt,
s. bei Hattemer.
Lista it. sp.pr., listalistra pg., liste fr. streif; vom
ahd. lista = nhd. leiste. Abgel. fr. lisi er e (woher sp. lise-
ra) säum, für listiere.
Liüto Ieüto liüdoif., sp. laüd, pg. alaüde, pr. laut
lahut, altfr. leüt, nfr. luth, wal. 1 ä u t e aleute, ngr. Xuov&o,
nhd. laute, name eines Saiteninstrumentes. Wäre dieses viel-
besprochene wort etwa das lat. lituus gekrümmter stab und
name eines blasinstrumentes, durch Versetzung it. liüto, span.
entstellt in laüd? Allein grade die ital. spräche meidet solche
Versetzungen und würde selbst in diesem falle wenigstens liuto
accentuiert haben. Name und sache rühren von den Arabern
her , welchen cüd 0->c)3 mit artikel alcüd (in einem wörter-
buche um das j. 1000, s. Gol. 1665, Freyt. III. 240a) jenes
tongeräthe, urspr. aber etwas hölzernes bezeichnet. Aus dem
orientalischen worte bildete sich laüd, indem man den eigen-
thümlichen arab. hauchlaut ain (vor ü) mit dem naheliegen-
den a auszudrücken suchte. Die port. form zumal weist, wenn
auch nicht entscheidend, auf ein arab. etymon, das entlegenere
Italien empfing das wort schon in etwas veränderter gestalt.
Wackernagel litt, gesch. p. 19 vermuthet in dem rom. worte
unser von saitenspiel unzertrennliches lied , vgl. goth. liuthön
zur harfe singen: liegt nicht schon in dieser begriffsüb ertra-
gung etwas ungewöhnliches, so ist es vollends die darstellung
des deutschen diphthongs iu in den rom. formen, welche ganz
andre vocale verlangen würden (Rom. gr. I. 286).
Liverare livrare it., pr. liurar, fr. livrer überge-
L LOCCO-LOGORO. SO?
geben, liefern, auch zuweilen sp. librar, pg. livrar 5. v. a.
dar oder entregar, mlat. liberare z.b. dona Cap.Car. Calv.;
dsgl. fr. livree, it. livrea, sp. librea Meidung, die der herr
dem bedienten gibt , eig. geliefertes, urspr. auch auf lebens-
mittel bezogen, mlat. liberata, liberatio; zsgs. fr. delivrer
5. v. a. livrer, mlat. deliberare Cap. Car. M. Nicht von librare
wägen in der bed. zuwägen, zutheilen, sondern, in Überein-
stimmung mit den mlat. und ital formen, von liberare frei
machen, losmachen, daher aus der hand geben; dieselbe be-
griffsentwicklung ist z. b. auch im sp. soltar (lösen, loslassen,
ausgeben) wahrzunehmen. Die lat. bedeutung vertritt it. li-
berare, sp. librar, pr. liurar, fr. delivrer.
Locco it. in mundarten (neap. sicil, aber auch ober-
ital z. b. cremon. loucch) dummkopf, sp. adj. 1 o c o , pg. 1 o u c o ,
npr. locou thöricht. Servius ad Virg. ecl 8, 55 kennt ein
lat. alucus oder ulucus s. v. a. ulula, dies lautet it. alocco (co-
mask. piem. oloch), welches eule und dummkopf heißt (beide
bedd. einigt auch das parm. ciö), hieraus verkürzt locco u. s. f.
Das ital. wort steht dem latein. in so fern näher, als es nur
substantivisch gebraucht wird, ist also nicht aus dem span.
herzuleiten,
Loco altital adv. des ortes für lat. hie z. b. Brunetto
tesor. ed. Zannoni p. 66. 90. 221, Poet. d. pr. sec. IL 26, dsgl.
sp. luego, pg. logo, pr. luec luecx, altfr. lues, wal. de
loc zeitadverb für lat statim; von locus, loco.
Loggia it., pg. loja, pr. lotja, fr. löge, sp. Ion ja
gallerie u. dgl. ; vom ahd. lauba, genauer laubja, mlat. laubia,
nhd. laube, darum noch altfr. löge in der bed. zeit, hütte,
welche bedeutung ihm auch im neufr. noch zusteht. Wie laubja
aus laub folium, so entsprang altfr. foillie hütte Brut I. 160,
IL 160 aus feuille. Am getreuesten erhielt sich die urspr.
form im chw. laupia emporkirche und im lomb. piem. lobia.
Abgel. fr. loger, it. alloggiare herbergen; fr. logis Woh-
nung u. a.
L o g o r o it. (für logro ?), pr. 1 o i r e , altfr. 1 o i t r e , nfr.
leurre (m.), engl. Iure stück leder um den falken damit zu-
rückzulocken ; ist das gleichbed. mhd. luoder (ital. g an die
stelle von d getreten wie in ragunare aus radunare). Vb. pr.
loirar, fr. leurrer anlocken, verführen, betrügen; gewiss
aber auch iL logorare, das mit seiner bed. verzehren, schwel-
808 I. LONTANO— LORDO.
gen ganz zum mhd. luodern passt, wiewohl Muratori es vom
lat. lurcari (fressen) herleitet Vgl. lodier IT. c.
L o n t a n o it., pr. 1 o n h da , fr. 1 o i n t ai n entfernt; würde
ein lat longitanus fordern und stützt sich in jedem falle auf
eine ableitung mit t wie in longiter. Festus hat überdies lon-
gitrorsus, wonach 0. Müller ein altes adj. longiterus vermuthet.
Lontra it. pg., sp. lutria nutria, pr. loiria luiria
luria, fr. loutre fischotter; von lutra, gr. svvdyig, dem sich
das sp. nutria anzuschließen scheint Ein altes Zeugnis für
das franz. wort ist loutrus octur (otter) in den erfurter glos-
sen 345, 58.
Lonza it., mit weggeworfenem anlaut sp. pg. onza,
fr. once (alt fr. Ren. IL p. 112) ein thier aus dem katzenge-
schlecht: leggiero piü che lonza o liopardo Poet. d. pr. sec.
IL 186. Die übliche herleitung dieses durch Dante berühmten
Wortes aus lynx oder auch dem adj. lyncea hat grammatisch
nichts gegen sich: neben it. lince, sp. lince, fr. lynx (m.) kann
eine volksüblichere form mit o aus dem griech. v in lvy'% be-
standen haben, vgl. borsa, tomba, torso aus ßvQo^ rv/ußog,
d-vQoog. Die deutung mit leonitia löuoinn hat weder den be-
griff noch den buchstaben für sich.
Lordo it. schmutzig, auch lurido ; offenbar von luridus
gelblich, zsgz. lurdus lordo Rom.gr. 1.113. Buchstäblich das-
selbe wort ist fr. lourd, wohl auch pr. lot (für lorl, vgl.
Bernat für Bernart), sicher sp. pg. 1er do (für luerdo wie
frente für fruente u. a.) träge, schwerfällig, dumm; letzteres
wird gewöhnlich von lentus hergeleitet Auch altit. lordo muß
die franz. bedeutung gehabt haben, man sehe Ducange v. lurdus.
Die entwicklung der ital. bed. schmutzig aus der classischen
gelblich läßt sich verschieden auffassen, so viel aber ist gewiss,
daß das wort schon im frühen mlatein die bed. faulig, faulend
angenommen (gelblich , eiter farbig , eiterartig?) , wenigstens
übersetzen es die rhaban. gloesen mit fül. Den Übergang aber
von dieser bedeutung zur bed. träge (nichtsnutzig) bilden uns
auch andre sprachen vor: fr. pourri verfault, wall, pourri
träge, dsgl. ahd. fül putridus, ndl. vuil sordidus , nhd. faul
segnis. Oder entstand lordo, wie andre wollen, aus horridus,
it. ordo mit vorgefügtem artikel? Aber nichts nöthigt zu die-
ser annähme, die auch durch das überaus seltne oder zwei-
felhafte vorkommen des mit adjectiven verwachsenen artikels
I. LOSA— LUSINGA. 909
(s. lazzo II. ä) schlecht unterstützt wird. Die norm, mund-
art hat sich auch ein vb. lourder geschaffen. — Eine zss. ist
fr. balourd tölpel, daher it. balordo, chw. balurd, sp. pa-
lurdo und vilordo: das vorgesetzte ba scheint aus dem vb.
baer beer, woraus auch das synonyme badaud entstand, und
der sinn des compositums gaffender dummkopf.
Losa piem. sp. , pg. lousa, pr. lausa, altfr. lauze
Roquef., bask. ar-lauza (arri stein) grabstein, Steinplatte, eig.
grabschrift, vom lat. laudes, wie auch sp. lauda das grab be-
deutet. Wegen des buchstabens vgl lusinga.
Lotto it. glückstopf, pg. lote (m.) sorte, anzahl, fr.lot
antheil (altfr. Mar. de Fr. 1. 418: a sun los ne retient que treis) ;
pg. lotar die zahl oder sorte bestimmen, taxieren, fr. lotir
theilung machen; loterie ein glücksspiel, vgl. lot in der bed.
lotterielooß, lotteriegewinn, woher das neuere sp. lote. Deut-
sches wort, goth. hlauts, altn. hlutr, ahd. hlöz u. s. w., nhd.
loofs xXijgog, sors, ahd. hluz durch das looß zugefallene sache,
altn. hlut theil, antheil
Lumaccia«^ sp. limaza, pg. durch umstellunglesma,
fr. limace, limacon, und mit gutturalem c oder g it. lu-
mäca, chw. limaga, ven. limega, cat. llimac Schnecke; von
limax.
Lunedi it., fr. lundi, pr. dilüs, cat. dilluns montag,
von Lunae dies, dies Lunae; sp. lunes, pr. auch luns mit
derselben endung wie in martes (s. martedi), wal lüni, und
so auch ven. luni, romagn. Ion. Dafür pg. segunda feira wie
neugr. devTega.
Lusinga it., sp. lisonja, pr. lauze nga lauzenja,
altfr. losenge Schmeichelei, bask. lausengua ; vb. 1 u s i n g a r e,
lisonjar, lauzengar, losenger schmeicheln; sbst. lusinghiere,
lisongero (losengero Alex.), lauzengador lauzengier, losen-
geor Schmeichler. Das pr. lauz-enga (denn von dieser sprä-
che ist auszugehen) bildete sich aus lauzar, lat. laudare, mit-
telst desselben suffixes, das im altfr. laid-enge oder cost-enge
oder im nfr. vid-ange vorliegt; die form losenge dankt ihr
s vielleicht nicht einmal dem pr. z = lat. d , sondern dem
subst. los (m.) lob, preis, worin s radical geworden, also auch
acc. los, von dem aus der kirchensprache bekannten als ein-
heit gefassten laudes lobgesang, woher das vb. aloser lobprei-
sen, norm, einfach loser. Das ital und span. wort sind aus
14
310 I. MCCHIA-MACCO.
dem nordwesten eingeführt ; doch kommt das einfache loso auch
im nördl. Italien z. b. in alten genues. gedickten (Archiv, stör,
ital. app. num. 18. p. 11. 42) vor, ebenso lox im altvenez. s.
Bonvesin\ed. Bekker. Im nfr. louange, louanger, louangeur
ist nicht etwa s ausgefallen , es sind neben losenge stehende
eigentlich richtigere bildungen. Aus laudare in der eigenthüm-
lich roman. bed. 'zustimmen, rathen* machte das spätere mla-
tein laudimium laudemia [nach Pott in Aufrechts und Kuhns
ztschr. I. 387 das erkaufen der laus d. h. der bewilligung des
lehnsherrn, also eine dem lat. vindemia nicht unähnliche for-
mation) und aus diesem juristischen worte gestaltet^ sich das
pr. laudeme lauzimi lauzisme, it. sp. laudemio. Das altfr.
los hat sich in der gleichfalls juristischen formet los et ven-
tes, lods et ventes erhalten, s. Ducange v. laudare. Nach Fallot
p. 549 stammt losenger vom deutschen lobsingen, aber schon
die prov. form lauzenjar ist dagegen. Bessere ansprüche hätte
das mhd. losen mit falschheit schmeicheln, wiesen die roman.
Wörter in ihrer bedeutung nicht zugleich auf lat laudare : altfr.
alose z. b. ist ein beiwort der helden, der hochgepriesene. Die
wahre herkunft des Wortes traf schon ein alter dichter, wenn
er mit den Worten spielend sagt: de lauzengiers mi lau Choix
III. 396 = fr. je me loue des louangeurs.
M.
Macchia it., sp.pg. mancha (für macha) fleck, auch
ein stück buschwerk (wal. megure waldgebirg), vgl. unser flek-
ken bewohntes stück land; in anderer form it. maglia, sp.
pg. pr. gleichlautend, fr. maille masche, ringlein; alle von
macula. Eine dritte darstellung ward diesem wort im pg. m ä-
g o a fleck, betrübnis, vb. magoar. Auch sp. m a n c i 1 1 a fleck,
wunde, mitleid, gieng vermöge der öfter angewandten Umbil-
dung des suffixes ul in ill aus macula hervor, im Alex, ohne
n maciella.
Macco^. gemetzel (eig. zer Quetschung, vgl. vb. ammac-
care, daher auch bohnenbrei, com. mach gestampfte gerste),
jfmaca quetschung an fruchten, fleck, altfr. maque hanf-
breche (Werkzeug zum quetschen), henneg. maca dicker ham-
mer, maquet art bolzen, wallon. maclott (fj kolben; vb. it.
m a c c a r e macare (nur mundartlich), am-maccare, s-maccare,
I. MADRIGALE-MAGAGHA. 211
chw. s-maccar, sp. cat. macar, pr. macar machar, altfr. ma-
quer quetschen, stampfen; sbst. neap. maccaria, altfr. ma-
cheure (beim Rabbi Sah Jarchi genes, cap. 4 maccature) met-
zelei u. a. Für diesen gemeinrom. nur dem Portugiesen feh-
lenden stamm scheint sich in den nahliegenden sprachen kein
taugliches etymon zu finden. Das bret. vb. mäc'ha (pressen)
mag mit den roman. Wörtern aus derselben quelle geflossen
sein ; diese vermuthet he Pelletier in dem glbd. hebr. mahach,
richtiger maccah das schlagen, dsgl. die niederlage im kriege.
Einzelne hebr. Wörter fanden allerdings eingang in die occi-
dentalischen, zumal auch in die roman. sprachen, doch ist es
rathsam sich weiter umzusehn; Diefenbach goth. wb. II. 58
z. b. liefert reiches material dazu. ltal. macco macca schwere
menge, altfr. maquet häufe, wallon. a make in menge, schei-
nen sich der bed. c etwas gestampftes , zusammengedrängtes
anzuschließen.
Madrigale it., sp. fr. m a d r i g a 1 eine liedergattung ;
nicht unwahrscheinlich, da man ital. früher mandriale (se il
madriale o mandriale non perdiamo Varchi) , sp. mandrial
(nach Retigifo cap. 88 mandrigal) sagte, von mandria, lat. man-
dra her de, also hirtenlied, s. Dianes ital gr. p. 787.
Maestro mastro it., sp. maestro maestre, alt maese,
tpg. mestre, fr. maitre aus dem alten maistre, wal. me-
ster Vorsteher, vorgesetzter u. dgl ; von magister. Der häu-
fige gebrauch dieses auch über andre europäische sprachen
verbreiteten Wortes hat die beiden ersten sylben früh in eine
zusammengezogen; die Leys d' amors erlauben schon die con-
trahierte form: e devetz saber qu'om pot dire mayestre en
tres sillabas e maystre per doas sülabas /. p. 48. Eine abl.
ist maestrale, sp. maestral, cat. mestral, fr. mistral nord-
westwind, prov. auch schlechtweg maestre meister der winde
wegen seiner stärke genannt.
M a g a g n a it., altfr, wall, m e h a i n g (mj, cremon. mail.
piem. mit n mangagna gebrechen, leiblicher fehler; vb. it.
magagnare, pr. maganhar, altfr. mehaigner verstümmeln,
zu gründe richten. In der franz. form ist ein aspiriertes h
anzuerkennen, da dieser buchstabe hier keine zusammenzie-
hung wie in brehaigne braigne duldet , und dieses inlautende
h konnte sich anderwärts durch g darstellen. Im 12. jh. schrieb
man lat mahamium mahamiare ; wäre etwa ein altes deutsches
313 L MAGAZZINO-MAJO.
man-hamjan zu vermuthen (man mensch, hamjan verstümmeln),
gebildet wie man-slago todtschläger ? Die bret. spräche bietet
mac'hafi verstümmelt: ist dies nicht vielmehr aus dem franz.
und würde sich umgekehrt bret. c'h in franz. h verwandeln
und nicht vielmehr in c oder g? Merkwürdig ist, daß in der
mundart von Como neben magagn (also masculin wie mehaing)
auch rnäga gebraucht wird, das auf einen stamm mag führt.
Muratori antiqq. ital. II. 477 erklärt sich magagna aus man-
ganum wurfgeschütz, womit sich die bedeutung schwerlich ver-
trägt, wenn auch ital. mundarten die form zu stützen scheinen.
Magazzino it., sp. m a g a c e n almagacen almacen, pg.
armazem, fr. m a g a s i n vorrathskammer ; vom arab. mach-
san al-machsan scheune, s. Gol. 707, Freyt. I. 4S4*>.
Magion e it., pr. altsp. mayson, altpg. meisom (12.
13. jhj S. Rosa, fr. in a i s o n (aus letzterem das nsp. meson)
behausung : von mansio. Eine abl. ist it. masnada, sp. mes-
nada manada, pr. mainada, altfr. mesgnee hausgenossenschaft,
gefolge, trupp, gleichsam mansionata (it. manata, sp. pr. ma-
nada handvoll, von manus); eine abl. von masnada, gleich-
sam masnadino, ist it. m a s t i n o , sp. pr. mastin, pg. mastim,
fr. mätin haushund, urspr. hausgenosse oder einer vom ge-
sinde wie altfr. mastin Fl, et Bl. v. 1910, Gar. 1. 154.
M a g 1 i o it., sp. pg. gleichlautend, pr. fr. m a i 1 , wal. m a iu
schlaget, von malleus; vb. it. magliare, sp. majar, pg. pr.
malhar, fr. mailler hämmern, zerstoßen, wwmalleare, wovon
sich nur das partic. malleatus vorfindet.
Magräna emigrania i^ sp. migraiia, fr. migraine;
vom gr. ^juixQavia einseitiges kopfweh.
M a i ma it., altsp. pg. pr. m a i s , nsp. pg. pr. auch m a s,
fr. mais adverb; von magis, in bestimmten formen ftf.ma,
sp. pg. mas) auch als conj. für lat. sed angewandt, vgl. goth.
mais für magis und potius, mlat. sed magis für sed potius
Brequigny p. 81e (v.j.584). Zsgs. sp. demas für caeterus,
lat. de magis bereits bei Festus, wo es aber mit minus er-
klärt wird, und bei Nonius; daher abgel. demasiado für
nimius.
Ma j o it., sp. m a y o , fr. m a i , prov. fem. m a i a ort birken,
maibaum, maie, weil sie im mai grünt, dsgl. ein grüner bäum,
den man vor einem hause aufpflanzt, oder, z. b. in Italien, ein
grüner zweig, der in der ersten mainacht an der thüre der
I. MAJORANA-MALVAGIO. 313
geliebten befestigt wird. S. darüber Schmeller IL 533. Churw.
maig strauß, blumenstrauß.
Majorana maggiorana iL, sp. mayorana, pg. mai-
orana und mangerona, fr. marjolaine ein kraut, majo-
ran; entstellt aus dem glbd. araaracus. Aber sp. almora-
dux, cat. moradux sind vom arab. mardaqüsch Freyt. IV.
168a. Die form majorana mag in irgend einer umdeutung mit
major ihren grund haben.
Mala sp. pg. pr., fr. malle felleisen; gael. mala, ahd.
malaha sack, ndl. maal maale. Vgl. Diefenbachs goth. wb. L 271.
Malato it. altsp., fr. malade, pr. malapte malaut,
cat. malalt krank; it. malattia, altsp. malatia, fr. maladie,
pr. malaptia malautia malatia, cat. malaltia krankheit. Die
prov. formen malapte malaut weisen offenbar auf male aptus
untauglich, wie unser unpässlich auf passen aptare; das cat.
malalt ist daraus abgeändert wie galta aus gauta. Die ent-
sprechenden franz. und ital. formen wären malate und ma-
latto statt malade und malato. Soll man darum ein volksmä-
ßiges tat. malalus von malum annehmen wie barbatus von
barba? vgl. malatus ozvyvog Gl.gr.lat. Eben so leicht konnte
malatto dem partic. ammalato von ammalare angepasst d. h.
in malato verwandelt werden, während malattia dessen ein-
fluß nicht erfuhr und nicht erfahren konnte, da die ableitung
solcher substantiva aus participien unüblich ist: nur so er-
klärt sich das einfache t im adjectiv neben dem doppelten im
Substantiv. Ob nun die franz. form selbständig und im ein-
klänge mit den Sprachgesetzen aus male aptus, oder ob sie aus
malatus malato durch die gewöhnliche Verwandlung der tenuis
in media entstand, bleibt zu erwägen: für erster es zeugt die
uralte form malabdePass. de J. C. str. 116, worin beide tenues
in ihre mediae erweicht erscheinen.
Mallevare it. bürgen, sp.pr. manlevar, altpg.msi-*
1 e v a r S. Rosa bürgen, borgen ; von manum levare die hand
erheben, feierlich geloben, mlat. jedoch mit manu levare aus-
gedrückt, hat. malluvium für manluvium zeigt dieselbe assi-
milation wie das ital wort.
M a 1 v a g i o it., pr. m a 1 v a i s, fr. m a u v a i s böse, schlecht ;
sbst. it. malvagitä, pr. malvastat malvestat, altfr. mauvai-
stie (noch bei Nicot), altsp. malvestad (aus dem prov. ?) Das
adj. scheidet sich bestimmt von malvat = male levatus, indem
814 I. MALVAVISCHIO-MANDORLA.
es ein auf si ausgehendes etymon verlangt; es hat überdies
das gepräge eines compositums. Im goth, findet sich balva-
vesei bosheit, wonach ein adj. balvavesi-s anzunehmen ist,
dem ein ahd. balväsi entsprechen würde ; rom. balvais aber
wäre in malvais (von mal) umgedeutet oder übersetzt worden,
ein in der Wortbildung nicht unüblicher auch in dem ursprüng-
lich deutschen guiderdone (Ij und mainbour (IL c) erkenn-
barer Vorgang, s. vorrede und Rom. gr. IL 229 note.
Malvavischio it. , sp. malvavisco (fr. mauvisque
hat Nemnich) eibisch, von malva ibiscum Qißfoxog) ; umgekehrt
in ibiscum malva, mlat. bismalva Capit. de villis, so auch ital,
fr. guimauve für vimauve, indem ursprünglich inlautendes
b sich in v erweichte.
Mamma it., sp. m a m a , fr. maman, wal. mame mut-
ier (in der kindersprache) , genues. u. s. w. mamma amme;
vom tat. mamma i) brüst, mutterbrust, wie noch it. sp. pg.,
2) mutter Varro ap. Non., Inscr. Im walach. kam mater durch
das kinderwort ganz außer gebrauch wie pater durch täte.
Die franz. form hat das ansehn einer accusativischen, stimmt
aber doch nicht zu nonnain, Evain und ähnlichen, vermuth-
lich weil mamain in seiner endung zu weit vowpapa abgewi-
chen wäre. Ein vb. istsp. pg. mamar an der brüst saugen:
mammare schon bei Augustinus (opp. ed. Bened. IV. p. 1039.)
Dem deutschen memme feigling entspricht das neap. mamma-
mia (masc.) eig. einer der seine mutter zu hülfe ruft. Vgl.
zu diesem artikel H. Stephani lex.graec. v. ndnnag.
Man co it. sp. pg., manc pr. alt fr. mangelhaft; von
mancus verstümmelt. Daher fr. manch ot = it. manco d'una
mano einhändig, dsgl. it. sp. manca linke hand, die verstüm-
melte, schadhafte, s. gauche IL c. Vb.it. mancare, sp.
pr. mancar, fr. manquer mangeln. Für die lat. bed. verstüm-
melt wich it. manco aus in m o n c o , vb. moncare verstüm-
meln (vgl. chw. muncar = mancar), wobei aber in betreff der
seltenen Verwandlung des a in o wahrscheinlich anlehnung
stattfand an lomb. moch adj. stumpf, mit abgebrochner spitze
(ahd. far-muckit kebetudo Graft' II. 655, mhd. mocke masse,
brocken, altengl. mock sbst. stumpf Halliw.) , wenigstens ist
it. moncone = romagn. mucön.
Mändorla mandola it., sp. almendra, pg. amen-
doa, pr. amandola, fr.amande eine frucht, mandel, ndl.
L MANE-MAN1C0. 315
amandel; entstellt aus amygdala (jx(Avydalr[), wal. migdäle ne-
ben mandule. Eine starke zusammenziehung zeigt die prov.
form mella, npr. amello, wozu das occ. amenlou den Über-
gang bildet.
M an e it., altsp. man (f.) Sanchez colecc, pr. man, alt fr.
main, wal. mene eine tageszeit, morgen; von mane, dessen
adverbiale natur noch im pr. lo be mä Boeth. = dem classi-
schen bene mane sich geltend macht. Daher adv. it. dimani
domani, pr. deman, fr. demain, wal. de mene, wofür sp.
manana, pg. ä manhäa. Eine zss. ist das fr. sübst. I e n d e-
main, pr. lendeman der morgende tag, für le en demain,
vgl. eine ähnliche zss. im altcat. 1-en-de-mig cdas in der
mitte' d. h. mittlerweile , en aquest endemig Chr. d'Esclot p.
600^; in le lendemain verdoppelt sich also der artikel, altfr.
nur l'endemain. Von matutinum ist it. mattino, pr. mati,
fr. matin. Für domani brauchen ital. volksmundarten , z. b.
die sicil., noch crai = cras.
M ä n g a n o it. Schleuder; daher manganello armbrust,
pr. manganel, altfr. mangoneau Steinschleuder, wal. mengeleu
rolle, mange; vom gr. /udyyavov mit gl bed., ahd. mango, nhd.
mangel maschine. Daher auch sp. manganilla listiger streich.
Mangiare it., altpg.pr. manjar, fr. manger, dsgl,
it. manucare manicare, altfr. manu er (mit ausgefallnem
c), wal. mencä menencä essen, prov. und altfr. häufig mit
radicalem e menjar, menjier, limous.miti mindzä; von man-
ducare eig. kauen, später sehr üblich für essen: manducat et
bibit = io&i'si xai nivu Vulg. Matth. 11,19; manducantes si-
mul atque bibentes Greg. Tur. 5, 18; in beudo (tisch) raandu-
cassent L. Sal. Seltsam ist das pr. manjuiar , altfr. manjuer
(präs. conj. manjuce), das sich schwerlich anders als aus
einer Umstellung mandcuare wird deuten lassen; norm, sagt
man moujuer und manjusser. Zsgs. fr. demanger, piem.
smange jucken, eig. fressen, wie sp. comer von comedere»
Mänico it., sp. pg. mango, pr. margue, fr. man-
che (mj heft, griff. Von manus mittelst des Suffixes ic wäre
möglich; da aber dieses suffix nur feminina zu geben scheint
(s. unten oca), so ist es rathsam in manico eine abänderung
des lat. manica (ermel, handschuh) anzunehmen, um so mehr
als das it. manica auch die bed. heft entwickelt hat. Merk-
würdig ist lomb. ven, mänega9 sp. pg. manga in der bed, an-
216 I. MANIERO-MARAVIGLIA.
zahl, trupp, häufe, dem man eine auch den neuen sprachen
bekannte bed. des lat. manus übertrug ; das goth. managei =
nhd. menge würde man anders wiedergegeben haben.
Maniero it., sp. man er o, pr. manier was sich in
der hand tragen, sich behandeln läßt; von marianus für ma-
nuarius handlich, vgl mannaja II. a. Von diesem adj. ist auch
das subst. maniera it., sp. manera, pg.pr. maneira, fr. ma-
niere art und weise, eig. handhabung, benehmen.
Maniglia smaniglia it., sp. manilla armring, /r. ma-
nille im kartenspiel; von monile pl. monilia, vielleicht, was
die erste sylbe betrifft, mit einmischung des ahd. mänili mond-
förmiger schmuck , da o nur höchst selten in a entstellt wird.
M a n ö p o 1 a it., sp. pg. m a n o p 1 a panzerhandschuh ; nicht
zsgs. mit dem fremden onXov, es ist von manipulus (manupu-
lus), dem man, von manus ausgehend, die bed. einer handbe-
kleidung beilegte ; dazu stimmt mit seinem genus das mlat. ma-
nipula handtuch.
Manovra it., sp. maniobra, fr.manoeuvre hand-
griff, kunstgriff u. dgl. ; wörtl. hand-werk, hand-arbeit.
Man so it. sp. pg. zahm; abgekürzt aus mansuetus (vgl.
oben fino). Bäher sp. manso leithammel, leitochse, it. manzo
(für manso) ochse überhaupt, eig. zahmer ochse, entgegenge-
setzt dem bue brado ungezähmter stier, der noch nicht am
pflüge geht; comask. manza kuh.
Mantenere it., sp. pr. mantener, pg. manier, fr.
maintenir aufrecht halten; von manu tenere, manum te-
nere, wie nhd. hand-haben, ndl. hand-haven, letzteres mit der
bed. erhalten, schirmen; vgl. mallevare und lat. manstutor.
Synonym sind pr. cap-tener, altsp. cab-tener Berc, von Ca-
put tenere; wal. men-tui von manu tueri.
M a n t o it. sp. pg., it. auch ammanto, ein kleidungsstück,
fem. sp. pr. m a n t a , fr. m a n t e decke, verkürzt aus lat. man-
telum ; dsgl. it. ma n t e 1 1 o , fr. manteau, sp. mantilla, von man-
tellum; it. mantile, sp. mantel von mantile mantele. Ein
sehr altes Zeugnis für das sp. manto findet sich bei Isidor:
mantum Hispani vocant, quod manus tegat tantum ; ein noch
älteres in einer Urkunde v.j. 542 mantum majorem Breq. num.23.
Maraviglia it., sp. pg. gleichlaut., etymologisch richti-
ger it. pr. meraviglia, fr. merveille wunder; vom plur.
mirabilia wunderbare dinge.
I. MARCA— MARMITA. 217
M a r c a it. sp. pg. pr., fr.marque marche zeichen, gränze;
it. sp. pg. m a r c o , pr. fr. ra a r c , alt fr. auch merc zeichen,
maß; vb. it. marcare marchiare, sp. pg. pr. marcar, fr.
marquer, altfr. auch merker bezeichnen; dsgl. sbst. it. mar-
chese, sp. pr. marques, fr. marquis markgraf, mlat. gewöhn-
lich marchio, das in der roman. spräche kein abbild hat. Vom
goth. marka, ahd. marcha, ags. mearc gränze, altn. mark (n),
mhd. marc (n.) zeichen, vb. ahd. markön begränzen, bezeich-
nen, nhd. merken.
Marcassita it.,sp. marcasita marquesita, fr. mar-
cassite eine art Schwefelkies ; nach Sousa vom arab. mar-
kazat, dies vom vb. rakaza erze finden; bei Freyt. 1. 171*> heißt
dies miner al marqaschita.
Marc altfr. (f.) ansammlung von wasser, teich Chr. de
Ben. I. 341 , stimmt zum gleichbed. ndl. maar. Schon Isidorus
sagt: omnis congregatio aquarum, sive salsae sint sive dul-
ces, abusive maria nuncupantur. Eine Urkunde enthält villam
sitam inter duo maria Brequigny p. 107. Abgel. ist ndl. mae-
rasch maersche, ndd. marsch, ags. mersc, daher altfr. m a r e s q s,
pr. marcx (für marscx), altfr. marescat, maresquel, mares-
cage (jetzt marecage) u. a.; auch das nfr. marais kann
nebst dem it. marese aus marasch gebildet sein, wenn auch
ableitung aus mare (im mlat. sinne) buchstäblich nahe liegt;
fr. roarage aber und it. marazzo sind ächte rom. ablei-
tungen. Über einschlägige deutsche, celtische u. a. Wörter sehe
man Dief. goth. wb. II. 44.
Margotta it., champ. henneg. margotte, fr. mar-
c o 1 1 e absenker, einleger; vom gleichbed. mergus. Daher auch
it. margolato, wozu aber ein vermittelndes vb. margo-
lare fehlt.
Mariscalco maniscalco maliscalco it., sp. pg. maris-
cal, pr. manescalc, /r. marechal hufschmied; vom ahd.
marah-scalc pferde-knecht , später ein name hoher beamten
geworden.
Marmita it. (in lomb. mundarten) sp. cat., fr. mar-
in i t e fleischtopf von metall; daher it. m a r m i t o n e , sp. mar-
miton, fr. marmiton küchenjunge. Das wort scheint aus dem
franz., worin es auch die meisten ableitungen getrieben: da-
hin gehört marmiteux (altfr. schlechtweg marmite) armselig,
eig. bettelhaft, hungrig, in beziehung auf die marmite des pau-
218 I. MARMOTTA— MARTIN.
vres, die armensuppe. Die Herkunft ist unsicher, am meisten
empfiehlt sich noch Frischs deutung, der einen naturausdruck,
vom sieden des wassers (vgl. marmotter summen), darin er-
kennt.
Marmotta marmotto iL, sp. pg. marmota, fr. mar-
in o 1 1 e murmelthier. Churwälsch heißt es montanella und (nach
Blumenbach) murmont, welches letztere denn nebst dem ahd.
muremunto murmenti, Schweiz, murmet aus mus montanus ent-
sprang und allmählich in marmotta abgeändert ward.
Marrir pr.altfr. sich verirren, marrir chemin den weg
verlieren Rutebeuf IL 228, zsgs. e s m a r r i r , it. smarrir e hin-
dern, verwirren, chw. smarir verlieren; vom goth. marzjan,
ahd. marran (für marrjan), ags. mearrian ärgern, hemmen,
mlat. legem, bannum, vel praeceptum marrire Cap. Car. M.
ann, 802. Eine andre conjug. wählte der Spanier in mar rar
fehlschlagen, abirren, wiewohl ihm auch ein pari, marrido amar-
rido betrübt = pr. marrit, piem. mari, pic. amari zu geböte steht
Aus demselben stamme ist wohl auch das span. marana Ver-
wirrung, maranar verwirren. Vgl. Dief. goth. wb. II. 47.
Marrochino it., sp. marroqui, fr. marroquin
saffian; urspr. von Marrocco gekommen.
Marrone it., fr. marron eine art castanien. Darin
ahndet Muratori ein alteinheimisches wort, das sich vielleicht
noch in dem römischen zunamen Maro erhalten habe (über
diesen sehe man aber Potts forsch. IL 589). Bei Eustathius
lautet es pagaov. Nach andern entstand es aus hebr. armön
platane, welches man früher mit castanea übersetzte.
Martedi marti it., fr. mardi, pr.cat. dimars diens-
tag, von Martis dies, diesMartis; sp. mar t es, pr. auch mars,
vom gen. Martis, wal. märtzi, ven. märti, romagn. mert. Da-
für pg. terza feira, ngr. rgh?].
Martello it. pg., sp. martillo, fr. marteau ham-
mer; von martulus, bereits in den casseler glossen martel ha-
mar, als beiname bekannt in Carolus Martellus.
Martin pescatore it. ein seefisch, sp. martin pescador,
auch paxaro de San Martin , sard. puzone de Santu Martinu
(Nemnich 1.159), fr. m art inet pecheur eisvogel, sp. marti-
nete kleiner weißer reiher, ardea garzetta, fr. martinet haus-
schwalbe, auch leuchter mit einer handhabe (in form eines
Schwalbenschwanzes), it. martinetto winde die armbrust zu
I. MARTORA— MASCHERA. »19
spannen (ebenso); alle von dem namen Martinus, aber aus
welchem anlaß?
Martora it., sp. pg. marta, pr. mart, fr. marte
martre (f.) ein säugethier der nördlichen länder , marder;
vom lat. martes in einer stelle bei Martial, wiewohl sich mar-
tora martre dem deutschen worte zunächst anschließen.
Marzapane#.,sp. mazapan, /r.massepain*wc/cer-
brot ; man vermuthet in der ersten hälfte des Wortes den na-
men des erfinders. Neap. marzapane, sie, marzapanu heißt
schächteichen,
Mas pr., mas mes altfr. hufe, bauerngut, wohnstätte,
cat, mas landhaus; vom älteren mlat. mansus mansum, dies
wahrscheinlich von manere wohnen, weil die coloni auf dem
grundstücke zu wohnen pflegten (Grimms rechtsalt. p. 536), vgl
in cujus pago manet L. Sah tit.85, daher pr. man er, fr.
manoir wohnung ; pr.manen, altfr. manant wohlhabend, mlat.
manens colonus. Derselben herkunft ist sp. m a s a , mail. massa,
altfr. mase meierhof, mlat. mansa massa; it. m a s s a r o , altfr.
mansiaire hausverwalter, nebst vielen andern ableitungen.
Mäschera it. , sp. pg. mäscara, fr. masque (m.)
larve, mlat. mascus grima Gloss. lat. anglos. (Mones anzeig.
VII. p. 144, in der erf. hs. marcus). Die form masca ist hi-
storisch die ältere, man trifft sie bereits in longob. gesetzen
in der bed. hexe: striga, quod est masca; striga, quae dici-
tur masca. Noch piem. heißt masca hexe, mascra aber larve,
neupr. masc hexenmeister, dim. mascot (Honnorat). Grimm
myth. p. 1036 führt dieses masca bedeutsam auf das vb. ma-
sticare zurück, die hexe heißt so, weil sie kinder verzehrt,
wie mandueus bei Plautus popanz bedeutet; dabei kann es
gleichgültig sein, ob man hexe oder ob man larve (etwas mit
offnem maule) als grundbedeutung annimmt Ähnlichen Ur-
sprungs ist auch das occit. roumeco popanz (altpr. wäre ro-
meca), wenn man es vom lat. ruma gurgel, Schlund, wie ba-
veca von bava, herleiten darf, so daß es ein verschlingendes
wesen bedeutete (Honnorat leitet es aus roumec dornstrauch)
und in der romagn. mundart heißt papon fresser und popanz.
Nach andern, z. b. Kilian, ist das wort deutsch, ahd. masca
netz, nhd. masche, vgl persona adjicitur capiti densusve re-
ticulus Plin. 12, 14, und dies masca wird denn von mäsä mahl,
fleck abgeleitet. Erwägt man oder erkennt man an, daß na-
880 I. MASSIMA—MASTICARE,
men von personen oder persönlich gedachten gegenständen
kaum ohne ableitungssuffix aus verbis geformt wurden, so hat
diese letztere deutung einen Meinen grammatischen Vorzug vor
der ersteren, aber diese scheint treffender, bezeichnender.
Beide liefern offenbar zuverlässigere Wörter als die von Sal-
masius , welcher masca aus gr. ßdoxa bei Hesychius erklärt.
Dies wird nämlich mit fiaxsX?j (jidxs'kla) breite hacke, so wie
mit ßaaxavia tadelsucht übersetzt, letzteres trifft denn mit
ßaoxdviov nQoßaoxdviov amulet gegen bezauberung, fratze, ver-
wandt mit maske, zusammen ; für ßdoxa aber muß auch fidaxa
gegolten haben, da es Hesychius mit dixelXa zweizinkige hacke
(fast gleichbed. mit naxelrf) übersetzt. Man fühlt aber leicht
das gekünstelte dieses Zusammenhanges. Wie verhält sich
aber mäscara zu masca? Etymologisch betrachtet kann dies
eher aus jenem abgekürzt als jenes aus diesem verlängert sein,
denn ein suffix ära erkennt die spräche nicht an. Erklärt
man sich indessen mäscara aus mascra, wie es ja auch in
piem. mundart lautet, dieses durch häufig vorkommende laut-
verstärkende einschiebung von r aus masca entstanden, so
sind beide formen identisch, ähnlich entstand sp. cäscara aus
casco, cat. plätara schüssel aus plat, it. tartaruga aus tartuga.
Ugutio (12. jh.) kennt beide formen, die mit r aber ist ihm
die volksübliche: masca simulacrum, quod vulgo dicitur ma~
scarel (l. mäscara?), quod apponitur faciei ad terrendos par-
vos. Ein compositum gleichfalls mit der bed. larve ist das
mlat. urspr. deutsche talamasca, in einem alten glossar de-
Iusio imaginaria talemasca ; anderswo larvae daemonum, quas
vulgo talamascas dicunt; talamascae litterae geheimschrift ;
altfr. talmasche, vb. entalemaschier entstellen Liv. d. rois p.
328; auch in deutschen glossen talemasge larva s. Schmeller
IL 640, Graff V. 397, mndl. talmasche. — Derselben herkunft
ist ohne zweifei wal. m es c är e schimpf (Schandfleck), pg. mas-
cärra, cat. mascära schwarzer fleck im gesicht; vb.pg. mas-
carrar , pr. mascarar , altfr. mascurer Ch. d'Antioche IL 42,
nfr. machurer, bürg, macherai schwärzen, beflecken, mndl.
maschel mascher, ags. mäscre fleck, letztere unmittelbar an
maschera erinnernd. Alban. mascare possenreißer aus dem ital.
Mässima it., sp. mäxima, fr. maxime grundsatz;
von maxima sc. sentenfia, s. Menage.
M a s t i c a r e it., wal, m e s t e c ä , sp. pg. m a s ti c a r ma~
I. MASTO— MAZZA. 821
stigar mascar, pr. m astegar maschar, fr. mäch er, chw.
mastiar, bask. mascatu kauen; von masticare, einem nach-,
classischen bei Apulejus u. a. vorkommenden, im roman. aber
sehr üblichen worte, gr. f-iaarä^eiv. Daher neap. genues. masca
kinnbacken, wange.
M a s t o mastro pg.} pr. m a s t, fr. m ät, sp. m a s til mast-
baum; vom ahd. mast, altn. mastr, ags. mäst.
Matassa it., sp. madexa, pr. madaisa, altfr. ma~
daise strähne, flechte, wal. inetase seide ; von mataxa rohseide,
dsgl. seil, faden, aus dem spätem griech. fxdxaS,a (.uia^a.
Materasso it., /r.materas matelas, pr. almatrac,
sp. pg. a 1 m a d r a qu e küssen, matratze; nach Sousa vom arab.
al-mactrach dass. ; oder ist es von mactarah lederner schlauch
Freyt. IV. 189b? Dahin pg. madra^o faulenzer? vgl unten
poltro.
Matto it., sp. pg. mate, pr. fr. mat schachmatt, pr.
altfr. auch niedergeschlagen, traurig, daher mhd. mat, s. Grimm
IV. 881; abgekürzt aus it. scaccomatto, sp. xaquimate, fr.
echec et mat, vom pers. schach mat cder könig ist todt'. Vb.
it. mattare, pr. matar, fr. mater matt machen, demüthigen;
altfr. amatir Liv. d. rois p. 25, Mort de Gar. v. 805.
M a 1 1 o n e it. backstein, franz. mdartl. m a t o n , cat. in a t ö
rahmkäse. Man darf es wohl wagen diese Wörter als iden-
tisch zusammenzustellen und sie aus dem dtschen matz matte
(käsematte') herzuleiten, pic. matte, da sich der backstein nach
Zubereitung und formung dem käse vergleicht, überdies altfr.
maton sowohl eine art käskuchen wie auch backstein bedeu-
tet. Euratom' s herleitung von mattone aus lat. maltha ist ganz
unstatthaft.
M azz a it., sp. p</. m a z a , pr. m a s s a , fr. m a s s e (sonst
mace geschr.j kolben, streitkolben ; dsgl. it. mazzo, sp. mazo
schlaget, auch bündel; vb. it. mazzare (in mazza-sette u. a.,
auch comask. mazä), chw. sp. mazar, pr. massar prügeln,
niederschlagen, it. ammazzare. Eine weitere abl. ist altpg.
massuca massua S. Rosa, fr. massue, pic. machuque keule,
ngr. fiiui^ovxa, wal. meciuce, Mazza macht kein großes be-
denken, es ist lat. matea (vgl. piazza aus plätea), wovon sich
in einer stelle bei Cato de re rust. nur die abl mateöla schla-
get erhalten hat, it. mazzuola, pr. massola. Vgl. über solche
verlorene primitiva oben bubone.
322 I. MEDAGLIA— MENARE.
Medaglia^.,sp. medalla, fr. medaille Schaumünze;
augment. medaglione u. s. f. Im mlatein trifft man meda-
lia in der bed. eines halben denars und dasselbe wort ist ohne
zweifei das altpg. mealha S. Rosa, altsp. meaja Berc, pr.
mealha Gloss. occ, fr. maille statt meaille zur bezeichnung
einer kleinen münze. Aus medius medialis für dimidius, wie
ahd. helblinc (heller) aus halb, konnte das wort nicht ent-
springen (obolus dicitur medalia i. e. medietas nummi s.Du-
cange) ; auch nicht wohl aus metallum. Es hat unzweifelhaft
seinen Ursprung , wie zahlreiche andre substantiva (Rom. gr.
11.244), in einem adjectiv mit dem suffix eus, metalleus me-
tallea; daher auch sp. metalla goldblättchen , denn schon im
mlatein war seine bedeutung schwankend. Auch im fr. me-
tail für metal, pr. raetalh, spürt man die einwirkung des adj.
metalleus, das übrigens nicht classisch ist
Medes altpg. galic, pr. medeis meteis, in der alten
Pass. Chr. noch medeps, indeclin. pronomen wie unser selbst ;
von met-ipse met-ipsum: per mi meteis = per memet ipsum,
se mezeis = semet ipsum u. s. w. Eine superlativische form
davon ist pr. s m e t e s s m e im Boethius, sonst medesme, altfr.
meisme, nfr. meme, altsp. meismo, nsp. mismo, pg. mesmo,
it. medesimo, chw. medem, auch venez. und piem. ohne s me-
demo, medem, waldens. meseyme, lat. gleichsam semetipsimus
für semetipsissimus, s. Rom. gr. IL 370.
Mege menge altsp. , altpg. meye, pr. metge, altfr.
mege arzt, noch jetzt limous. medze Wundarzt, thierarzt ; von
medicus. Daher altsp. mengia arzenei.
Membrare it., altsp. pr. membrar, altfr. membrer, mit
anlautendem n altsp. n e m b r a r Alex., F. jusg., altpg. pr. die-
selbe form, mit anlaut. 1 pg. lembrar, occit. lembrä erin-
nern; von memorare, woher auch das adj. membrado, mem-
brat, membre besonnen, klug. Seltsam ist das neupr. me-
membrä, das an meminisse erinnert , aber doch wohl nur aus
remembrä entstellt ist. Altpg. reimbrar S. Ros. wird aus re-
nimbrar syncopiert sein.
M e n a r e it., altsp. pr. cat. m e n a r (erster es Alex. Berc),
pg. fehlt, fr. m e n e r führen, leiten, fig. betreiben, verrichten,
ausführen, daher sbst. it. pr. m e n a betreibung, geschäft, auch
beschaff enheit. Neben lat. minari drohen bestand ein unclas-
sisches activ minare das vieh antreiben durch drohungen und
I. MENOSCABO-MENTAR. 323
andre mittel, und so braucht es Apulejus: asinos et equum
sarcinis onerant et minantes baculis exigunt, vgl. agasones
equos agentes i. e. minantes Paulus ex Festo. Bei dieser be-
deutung ist die wal, spräche ungefähr stehen geblieben, menä
heißt treiben z. b. ochsen, wegtreiben, verjagen, aber doch
auch eine sache, ein geschäft treiben. In den übrigen spra-
chen ward ihm allmählich die bed. von ducere, deducere zu
theil: mener un cbeval ist etwas anders als equum minare,
wiewohl es in seiner anwendung auch mit dem lat. worte zu-
sammentreffen kann, denn mener les betes boire ist = minare
(appellere) bestias ad bibendum. Jene wahrhaft roman. aus
dem gemeinen redegebrauch entwickelte bedeutung ist auch
dem mlatein früh geläufig geworden : minare , sagt Papias,
ducere de loco ad locum, promovere. Die gleichfalls nur bei
Apulejus vorfindliche zss. prominare s. v. a. minare fand nur
im franz. aufnähme, aber aus dem alten und richtigen pour-
mener spazieren führen, se pourmener spazieren gehn, machte
man später promener, se promener, das R. Etienne 1539
noch nicht hat, Nicot 1573 schon kennt, und so ward auch
pourmenoir Spaziergang durch das italisierende promenade
verdrängt.
Menoscabo sp. pg., altpg. mazcabo S. Rosa, pr. mes-
cap, fr. mechef vertust , unheil ; eig. übler ausgang , von
cabo ende, lat. caput; vb. menoscabar, mescabar, altfr.
meschever (mescaver Ch. d'Antioche 1. 40).
Menovare^., sp. menguar, pg. mingoar, pr. mi-
nuar, cat. minvar, fr. di-minuer vermindern; sbst. sp.
mengua, pg. mingoa mangel. Lat. minuere ist eins der
wenigen verba dritter conjug. , die schon in frühester zeit in
die erste auswichen: minuare liest man in Urkunden des 7,
und 8. jh. nicht selten, s. z. b. Brequigny p. 338c (p, j, 695),
auch Esp. sagr. XL 129. Im sp. menguar härtete sich der diph-
thong uä in gua , wie dies ja mit deutschem uä (wa) gleich-
falls geschah; ein andres beispiel dieser art ist mangual aus
manualis.
Mentar sp. pg., altfr. ment er (qui li mentoit la mort
R. de Cambr. p. 326) erwähnen, erinnerlich machen; zsgs. it.
ammentare rammentare, altpg. amentar S. Rosa mit gl. bed. ;
von mens, wobei vielleicht ammentare die älteste bildung ist
Eigentümlich hat sich dies verbum in den nordwestlichen spra-
284 , I. MENTE-MENTRE.
chen gestaltet: pr. mentaure, amentaver, altfr. mentoivre
mentevoir, amentoivre amentevoir, ramentevoir (letzteres noch
bei Moliere), worin man eine zss. aus mente habere, ad meu-
tern habere, vgl. it. avere a mente, erkennt, so daß es aus
seiner ursprünglichen bed. gedenken in die factitive gedenken
machen übergetreten wäre (beispiele dieser art Rom gr, III.
103). Vielleicht ist das sonst unerklärliche it. mentovare aus
mentevoir verderbt. Hieher auch it. dementare, sp. de-
mentar bethören, altfr. dementer toben, sich unsinnig gebär-
den, lat. dementare in letzterer bed. bei Lactantius; dsgl. it.
dimenticare vergessen.
Mente it. sp. pg. (altsp. mientre), pr. men, fr. ment,
wal. fehlt, adverbialsuffix gefügt an das feminin der adjectiva,
s. das nähere Rom. gr. II. 382, Blanc 520. Es ist der abla-
tiv des lat. mens seele, gedanke, absieht, von den Römern
nur im eigentlichen sinne (bona, devota, placida, celeri mente),
allmählich aber in der bed. art und weise angewandt, indem
man die absieht oder meinung auf die erscheinung hinaus-
führte und also auch breve-mente, perfetta-mente, altra-mente
auf kurze, vollkommne, andre weise u. dgl. sagte, ßieselbe
anwendung gestattet, wenn auch in beschränkterem maße, das
mhd. ahte 1} ansieht, gesinnung, urtheil, 2) art und weise, so
wie das bair. meinung (auf die meinung = auf die weise
u.s.f. s. Schmeller, der auch das roman. mente vergleicht).
Die substantivische natur des roman. Suffixes aber macht sich
noch darin geltend, daß es, wenn mehrere dieser adverbia
auf einander folgen , im span. und port. nur an dem letzten
derselben ausgedrückt zu werden pflegt (bella y sutilmente),
ja daß in älteren mundarten auch das erste adverbium jenes
suffix für die übrigen vertreten kann: pr, sanetament e de-
vota Choix VI. 315, alteat. fellonament et desordenada Chron.
d'Esclot p. 602«.
Mentre it. pr. altfr., sp. mientras, altsp. mientre,
altpg. mentres, partikel dem lat. dum oder auch interim ent-
sprechend; dsgl. altit. do mentre, altsp. demientras, pr. do-
rnende dementre, altfr. dementre dementres, überdies auch
altfr. endementres, altpg. emmentres u. dgl Darf man das
veraltete domentre als die grundform annehmen, so liegt, wie
schon Muratori will, die entstehung aus dum interim (mit re-
gelrecht abgestoßenem auslautenden m) nahe genug und grade
I. MENZOGNA. 825
der pleonasmus ist ganz volksmäßiger art ; das anlautende do
konnte im gefühl analoger bildungen (domani , domandare)
leicht mit der partikel de verwechselt und darum als nicht
wesentlich abgestoßen werden. Herleitung aus dum mente (wie
quasimente) findet in dem allgemeinen ausbleiben der form do-
mente (ohne r) ihre Widerlegung , nur im altgenues. begegnet
demente, s. Archiv, stör. it. app. num. 18. p. 33, im altvenez.
auch domente, s. Bonvesin ed. Bekker. Für den bemerkten
Ursprung läßt sich auch das altfr. dementiers dementieres an-
führen, das zwar nicht aus dum interim, wohl aber aus dem
nahe liegenden dum interea mit diphthongierung des betonten
e entstehen konnte. Für das altfr. entremente, das hier noch
heranzuziehen ist, würde sich allerdings interea mente auf-
stellen lassen ; piem. tramantre (tra = fr. entre) zeigt wieder
das critische r. Pott forsch. II. 100 construiert m entre aus
in inter mit Verwandlung des ersten n in m; wirklich kennt
die mail. mundart eine präp. in-enter, die altvenez. ein adv.
mintro (für infino) , das sich nur aus in intro deuten läßt,
aber solche dissimilationen sind selten gemeinromanisch und
selbst die anwendung der baaren präp. inter als conjunction
eine ungewöhnliche freiheit. Im altital. begegnet noch ein adv.
intröcque Inf. 20, 130 für interea, das sich aus inter hoc mit
euphonischem suffix erklären muß.
Menzogna it., pr. mensonga mensonja, fr. men-
songe lüge. Non a mentis somnium, quod est Sylvii som-
nium, bemerkt Ferrari (v. mentovare) gegen Sylvius. Es ist
zunächst aus mentitio, pr. mentizö, gewiss aber, da sich nur
sehr wenige ableitungen mit oneus und darunter gar keine
abstracta vorfinden, eine bloße anbildung an das sinnverwandte
calogna calonja chalonge verläumdung. Die prov. form me-
sonega Ev. Joh. 8, 44 (ed. GillyJ wird diese deutung nicht ent-
kräften, zu abgeschmackt wäre eine abl. mentitionica : e ist
bloß eingeschoben. Das span. und port. wort ist mentira:
dafür besitzt der Catalane das richtig gebildete mentida (Rom.
gr. II. 293) und nur als eine entstellung desselben läßt sich
das unbegreifliche span. wort, dem vielleicht auch das picard*
mentirie sein dasein dankt, begreifen, vgl. lampara aus lam-
pada. Aus der altvenez. mundart kann man noch eine zweite
anbildung dieser art aufzeigen, cativonia Schlechtigkeit, s. Bon-
vesin ed. Bekker (disp. muscae cum formica v, 35. 160.).
15
336 I. MERCE-MESCHINO.
Merce it., sp. merced, pg. pr. merce, fr. merci
gnade, auch dank; vonmerces im frühsten mlatein in dersel-
ben bedeutung. Daher pr. raerceiar, alt fr. mercier, nfr.
remercier danken.
Mercoledi mercordi it., fr. mercredi, pr. dimer-
cres, cat. dimecres mittwoch, von Mercurii dies, dies Mer-
curii; sp. miercoles, pr. auch mercres mit derselben en-
dung wie in martes (s. martedi), it. auch mercore, wal. mier-
curi. Statt dessen sagt man in ital. mundarten mez-edima =
media hebdomas mitte-woche, mittwoch, s. Cherubini und Ar-
chiv. stör. it. app. num. 20. p. 41, churw: mez-eamda. Für das
sp. miercoles hat der Portugiese das den tag zählende quarta
feira wie ngr. xsTQadtj.
Merlo merla it. zinne der mauer; abgel. sp. merlon,
pg. merläo, fr. merlon ; vb. it. m erlare, pr. merlar mit Zin-
nen versehen. Ansprechend ist die bei Bolza vocab. genet. be-
merkte herleitung aus dem archaistischen auch auf einer in-
schrift Orell. n. 566 vorkommenden moerus für murus, dimin.
moerulus, und nur aus dem offenen e, das dem tat. oe sonst
nicht gemäß ist, läßt sich ein leichter einwand dagegen er-
heben. Nach Menage kommt es vom lat. mina, dimin. minula,
endlich mirula u. s. w. ; besser als von mirari, woraus Mura-
tori antig. ital. IL 468 es deuten möchte. In anschlag kommt
endlich auch das sie. mergula mauerzinne, das aus lat. merga
gabel abgeleitet sein muß und ursprünglich zinke der gabel
bedeuten mochte, womit sich die zacken der mauer passend
vergleichen ließen,
Merluzzo it., pr. merlus, sp. merluza, fr. mer-
luche (f.) Stockfisch; wird für eine zss. aus maris lucius
(seehecht) gehalten, um so richtiger als in der catal. mundart
schon das einfache llus (lucius) dem begriffe genügt, also keine
ableitung raarl-uzzo gestattet ist.
Merrae altfr. klein, gering; von minimus wie arme von
anima. Daher sbst. sp. merma, pr. mermaria Verringerung,
comask. marmaria, ital. marmaglia geringes volk , comask.
marmel, cremon. marmeleen kleiner finger; vb. sp. pr. mer-
mar sich vermindern.
Meschino^.,sp.mezquino, pr.fr. mesquin, altfr.
auch meschin arm, elend; vom arab. meskin mit gl. bed., dies
vom vb. sakana Freyt. IL 335b. Prov. und altfr. heißt es auch
I. MESSA-MEZZO. 287
schwach, zart, meschin daher knabe, meschine mägdlein, it.
meschina, wallon. meskene magd.
M e s s a it., sp. m i s a , fr. m e s s e messe, messopfer ; be-
kanntlich von missa est sc. concio, mit welchen Worten der
diaconus die Versammlung entließ. Andrer meinung ist Fer-
rari, der messa für gleichbed. hält mit oblatio, gäbe, opfer.
S. Ducange.
Mestiero mestiere it. , sp. altpg. menester, neupg.
m ister, pr. menestier mestier, fr. nie ti er geschäft, han-
tierung, gewerbe, handwerk; von ministerium dienst, Verrich-
tung, mlat. muliercula, quae textricis fungebatur officio . . . ha-
bebat cooperatricem, quae ejusdem erat ministerii Aimoin. Da-
her sp. pr. menestral, pg. menestrel, altfr. menestrel, spä-
ter menestrier menetrier handwerker, künstler,musiker, mlat.
ministerialis diener des hauses, wie noch altfr. im Aleociuslied
str. 65; eine noch ältere franz. form in den Liv. d. rois p.235:
dameiseles menestrales mulier es meretrices. Wie mestiere die
bed. von opus ausdrückt, so auch it. e mestiere, fa mestiere,
sp. es menester die von opus est.
Mestizo sp., pr. mestis, fr. metis kind von altem
verschiedner rage, ursprünglich auch verschiedenes Standes;
gleichsam mixticius.
M e t a it. misthaufe, lomb. meda häufe heu, holz u. dgl,
sard. überh. menge, sp. pg. meda häufe garben, altfr. m o i e
s. v. a. monceau; von meto, kegelförmige figur. Abgel. pg.me-
dao häufe, medao de areia sandhügel, span.in letzterer bed.
medano und medano und selbst durch vertauschung des d mit
g (s. camozza I) megano; dsgl. sp. al-mear heuschober
für almedar.
M e 1 1 e r e it.u.s. f. (fehlt wal.) legen, setzen, hat. mittere
(gehn lassen, schicken) war schon fähig die nahliegende bed.
ponere auszudrücken: so sagt Seneca manus ad arma mittere,
so Lactantius gleichbedeutend fundamenta ponere und funda-
menda mittere , so später die L. Sal. super cubitum manum
mittere, mittere manum super fortunam alicujus, caput mittere
in palo (hineinstecken), s. Pott in Höfers ztschr. III. 156, in
Aufrechts u. Kuhns ztschr. 1. 388. Die grundbedeutung aber
schwand im roman., ausgenommen in transmittere, völlig.
Mezzo it., wal. mez, sp. medio, pg. meio, pr. mieg
mitten, halb, von medius; präpositional fr. parmi m it. per
SS8 I. MICA— MILANO.
mezzo. Abgel. it. mezza no, sp. mediane* , pr. meian, fr.
moyen, von medianus bei spätem; it. metä, sp. mitad, pr.
meitad, fr. moitie Hälfte, von medietas, das Cicero ungerne,
die spätem aber häufig brauchten; daher fr. metay er, npr.
meytadier pachter oder meier, der den ertrag zur hälfte mit
dem eigenthümer theilt, halfen, mlat. medietarius, fr. metairie
meierhof. — Aber altfr. m i t a n (mj, daher mitanier pachter
und wohl auch nfr. mitaine fausthandschuh (getheilter Hand-
schuh) werden sich schwerlich aus medietas ableiten lassen
und scheinen, wie schon andre aufgestellt haben, aus unserm
mitte entstanden, nach Grandgagnage aus ahd. mittamo.
M i c a miga it. pr. , fr. m i e eine partikel zur Verstär-
kung der negation ; von mica krümchen, bißchen, daher auch
wal. ni-mic für lat. nihil. Subst. fr. miche stück brot.
Mi c c i a it., sp. pg. pr. m e c h a , fr.meche docht, lunte ;
von myxa, eig. dille der lampe, aber schon im altern mlatein,
wo es auch nixa lautet (vgl. niccia Menage orig. ital, limous.
netse), s. v. a. ellychnium. Das wort muß aber aus dem franz.,
wo sich x in ch umbilden kann (laxus lache) den übrigen spra-
chen mitgetheilt sein, wie es denn auch dort zu den meisten
bedeutungen gelangt ist. — Prov. findet sich auch meca, das
sich zu mecha verhält wie coca zu cocha : die mit c sind un-
organische durch den häufigen Wechsel zwischen c und ch (boca
bocha, lecar lechar) veranlaßte formen.
Micio micia it., sp. m i c h o mizo miza miz, wal. metzu
metze, altfr. mite katze; naturausdruck wie nhd. mieze. Ab-
gel. fr. mitou und matou kater, ähnlich wal. metöc. Zsgs.
fr. chatte-mite schmeichlet inn, vgl. das Sprichwort se l'une
est chate, l'autre est mite Ren. I. p. 6, vollkommene gleichheit
der gesinnung auszudrücken. Eine andre form für it. micio
ist muci mucia muscia , bei Papias musio , der es von mus
leitet
M i g 1 i o it., fr. m i 1 1 e (m., aus dem ital.J, sp. pr. fem.
milla ein längenmaß ursprünglich von tausend schritten, be-
sonders in Italien üblich, ahd. mila, nhd, meile ; von millia für
mille passus, daher der ital. plur. miglia, woraus der sing,
erst entstanden sein muß.
Milan o sp., pg. milhano, pr. fr. milan hühnergeier;
von miluanus abgel. aus milüus, woraus erst später milvus
geworden (Ritschi im Museum für phil JV. F. VII. 598) zur
I. MILZA— MINA. 829
aufhebung des hiatus. Zu miluus stimmt auch das bask. m\-
rua für miruua, indem lat, 1 hier öfters in r übertritt. Vb.
sp. amilanar s. astore.
Milza iL , sp. melsa, neupr. melso, dauph. milza,
bürg, misse mite; vom ahd. milzi (n.), v9^- alban. meltzi leber.
Andre formen sind: mail. nilza, chw. snieulza, weit stärker
abweichend neupr. melco und melfo (s. Honnorat). Sonder-
bar ist das venez. s p i e n z a , worin sich spien und milz be-
gegnen; erster es findet sich auch im sard. spreni , im wal.
splene. Dazu das ital. adj. smilzo schlaff, leer des leibes,
milzlos.
M i n a it. sp. pg. , pr. mina mena, fr. mi n e , wällon.
meinn schacht, erzgrube; vb. it. minare, sp. pg. pr. minar,
fr. miner, wall, miner untergraben. Daher altsp. minera,
pr. meniera, fr. miniere bergwerk, wal. minere erzstufe; hier-
von it. minerale, sp. pr. mineral, fr. mineral. Man findet
den Ursprung des Wortes im lat. minare oder rom. menare
führen, betreiben, vgl. pr. menar secretz geheimnisse betrei-
ben, mlat. minare consilium einen anschlag bereiten, minas
parare nachstellungen ins werk setzen. Hiernach ist mina zu-
erst geheimer anschlag, getriebe, in beziehung auf einen be-
lagerten ort geheimer gang zur Untergrabung der mauer, dem-
nächst auf den bergbau angewandt. Dieser wandet des be-
griff's hat nichts unwahrscheinliches : ganz ähnlich legte man
dem it. doccia von ducere die bed. canal bei. Auffallend ist
nur die abweichung des richtigen e in i; geschah es zur Un-
terscheidung der begriffe c führen menare und 'graben* mina-
re? Buchstäblicher Zusammenhang mit kymr. mwn masse,
mine, ist nicht anzunehmen ; wie sich gael. mein zu engl, mine,
rom. mina, verhält, wäre wohl noch genauer festzustellen, s.
über letztern punct Diefenbachs celt. I. 71. — Mine fr. haltung,
gebärde, ansehn, daher nhd. miene, engl, mien, scheint man
ohne grund vom gesammtrom. mina zu trennen, da es gleich-
falls von menare (pr. mena, s. oben) herstammen kann, in-
dem es die äußere führung oder haltung, etwa wie gestus von
gerere, ausdrückt: pr. se menar in der bed. sich benehmen
s. Katharisches ritual p. 30.
Mina altlimous. großmütterchen, gase, menina dass.,
pg. minino menino knäbchen, minina menina mädchen, sp. me-
nino edelknabe, menina hoffräulein, neupr, menig klein, bearn,
830 I. MINACCIA-MOJA.
menit kind, norm, minet minette dass. , wohl auch fr. minon
minette kätzchen (bair. minni), henneg. minette mädchen, cat.
minyö bübchen, das aber an fr. mignon erinnert. Der stamm
fordert langes i (das erst in abll. zu e wird) und dies bie-
tet das gael. adj. min klein, artig,
Minaccia^., sp. a-menaza, pr. menassa, fr.rae-
nace drohung; von minaciae für minae, nur bei Plautus.
Miniare it. fein illuminieren, sp. miniar punctieren,
mlat. miniare mit mennig (minium) schreiben und zeichnen,
daher miniatura kleines gemälde, wie es in handschriften vor-
kommt. Von minium leitet Menage auch it. m i gn a 1 1 a blut-
egel, weil er roth gezeichnet sei.
Minuzz are it., pr. menuzar, altfr. m enuiser klein
machen, zerschneiden; von minutus, fr. menu, pg. miudo u.s.f.,
gleichsam minutiare. Daher das franz. sbst. menuisier
schreiner.
Mi s chi are it., sp. pg. pr. mezclar mesclar, fr. me-
ler mischen, im altern mlatein misculare, sbst. it. misch ia
w. s.f.; von miscere. Eine abl. ist fr. melange (noch bei
Nicot fem., jetzt masc), pr. mesclanha gemisch, vgl. dasselbe
suffix in louange, laidange.
Mita sp., mite fr. milbe; vom ahd. miza, ags. mite,
ndd. myte, s. Grimm HL 365.
M ö d a n o mödine it. , sp. pg. umgestellt m o 1 d e , pr.
molle, fr. moule muster; von modulus, woraus auch it.
modello u. s.f.
Mo dem o it. sp., fr. moderne heutig; von modernus,
das sich erst bei Priscian und Cassiodor findet, abgel, vom
adv. modo in der dem früheren mlatein geläufigen bed. nunc,
daher amodo 'von jetzt an , vgl. die ebenfalls aus adverbien
abgeleiteten hodiernus, hesternus, sempiternus. Die erklärung
aus dem subst. modus verträgt sich nicht mit der bedeutung
dieses Wortes, ebenso wenig die aus dem erst später entstan-
denen franz. fem. mode.
Moggio it., sp, moyo, pr. muei, fr. muid ein ge-
treidemaß, scheffel; von modius. Ein sehr altes beispiel des
franz. Wortes ist in den cass. glossen moi, übersetzt mit dem
ahd. mutti, vgl. W. Grimms anmerkung.
M o j a it., fr. m u i r e Dict. de Trev. Salzquelle, Salzwasser,
vielleicht auch sp. murria salbe von knoblauchj essig und sah;
I. MOLLA-MONTONE. 831
von muria. Zsgs. it. sala-moja, sp. sal-muera, pg. sal-
moura, fr. sau-mure, wie gr. äX-fivgiq.
Mo IIa it., pg. mola, sp. muelle (m.) Stahlfeder, im
plur. zange, sp. m o 1 1 a krume, auch wade; abgel. it. m o 1 1 e 1 1 a,
sp. molleta lichtputze (eig. zange) , molledo nebst fr. mollet
fleischiger theil, wade, sp. molleja kalbsdrüse, it. möllica bro-
same u. a. m.; sämmtlich von mollis weich (daher die bed. krume
und ebenso wade d. h. weicher theil im gegensatz zum Schien-
bein), biegsam (daher Stahlfeder, stahlzange). Zu merken noch
ital. adj. m o 11 e feucht, gleichfalls von mollis in der bed. weich;
daher denn auch vb.it. m oll are nachgeben, ammollare net-
zen, in letzterer bed. pg. pr. molhar, cat. mulyar, fr. mouil-
ler, sp. mojar, d. i. molliare (wie roman. levi-are gravi-are
aus levis, gravis) ; sbst. pg. mölho, sp. moje brühe. Span, mol-
lera s. ILb.
M o 1 o it., sp. m u e 1 1 e , fr. m o I e hafendamm ; vom gleich-
bed. moles. Über sp. 11 aus tat. 1 s. Rom. gr. 1. 241.
Monna^., sp. pg. mona, neupr. mouno, bret. mouna
äfßnn, äffe, daher fr. monnine. Monna hat auch die bed. von
madonna, woraus es zusammengezogen ward: muthmaßlich
brauchte man es als schmeichelwort von der äffinn.
Monocordo it. , umgedeutet mit hinsieht auf manus
sp. pg. manicordio, fr. manicordion ein Saiteninstru-
ment; vomgr. (xovoxogdov, weil es nur eine saite enthielt, vgl.
die prov. stelle manicorda ab una corda Lex. rom.
M o n t o n e it., pic. monton, ven. m o 1 1 o n e , pr. cat. moltö,
pr. altsp. (Alex.) moton, fr. mouton hammel. Ein mlat.
multo geht vielleicht bis in das 8. jh. hinauf: multones et ver-
veces wideri (hammel) Gloss. schlettst. 34, 2, multo wider Gloss.
flor. p. 289h In der angegebenen bedeutung treffen alle spra-
chen zusammen, wenn auch wohl einmal, wie Liv. d. rois p.
141, aries mit mouton übersetzt oder wenn es alteat. dmreh
moltö entegure (lat. integer) ausgedrückt wird. Das wort
begegnet auch auf andern Sprachgebieten und zwar in primi-
tiver gestalt z. b. bair. motz (von matzen schneiden ? fragt
Schmeller), allein die herleitung daraus würde die probe nicht
bestehen, zu deutlich zeigen die mundarten die form molt, ab-
geändert in mont. Ferner altir. molt vervex Zeuß I. 78, gael
mult, kymr. mollt, com. molz, bret. maout, aber eine über-
zeugende celt, Wurzel fehlt. Ein besseres und ganz hezeich-
233 I. MORA— MOSCIO.
nendes primitiv) gewährt die roman. spräche selbst: neupr.
raout, com. mot, chw. mutt verstümmelt, welches ohne Schwie-
rigkeit aus lat. mutilus mit versetztem 1 entstehen konnte, vgl.
neupr. cabro mouto (altpr. wäre cabramouta) eine der hör-
ner beraubte ziege, wörtlich Columella's capella mulila, Schweiz.
muttli. Das aus diesem adjectiv abgeleitete moulon bedeutet
also, wie unser hammel, ein verstümmeltes thier.
Mora it. schober abgehauener zweige, sp. moron hü-
gel, fr. (Schweiz) moraine steingerölle ; vgl. bair. mur los-
gebrochenes gestein, Schmeller IL 612.
Morchia morcia it., sp. morga, richtiger cat. mail.
morca öhlschaum; von amurca.
Morello it., altfr. morel moreau, aber sp. pg. mo~
reno schwarzbraun; von morus maurisch, schwärzlich. Da-
her auch it. pr. morella, fr. morelle eine pflanze, nacht-
schatten.
Morione it., sp. morrion, alt murion, pg. morriao,
altfr. morion pickelhaube; von ungewisser herkunft. Man
erinnert dabei an das sp. morra schadet.
Mormo pg., sp. m ü e r m o , pr.vorma (jetzt borm m.),
fr. morve (f.), sie. morvu schleimige feuchtigkeit der nase,
im span. und port. eine pferdekrankheit. Man leitet diese
Wörter aus morbus (woher auch iL morviglione masern-
krankheit, mlat. morbilli), eine herleitung, in welche sich leich-
ter mormo als morve (statt des von der lautlehr e verlangten
morbe) fügt. Das pr. vorma nähert sich auffallend dem fr.
gourme II. c.
M o r taj o it. , sp. m o r t e r o , pr. fr. m o r t i e r , wal.
mojeriu mörser und mörtel (ital. wal. nur erster es); von
mortarium in beiden bedeutungen.
Moschetto it., sp. mosquete, fr. mousquet ein
feuqrgewehr , altfr. mouschete, mlat. muscheta ein Wurfge-
schoß, bolzen; urspr. eine kleinere art zur beize dienender
sperber, pr. mosquet mosqueta, fr. emouchet, it. moscardo.
Waffen nach jagdvögeln benannt s. unter terzuolo. Mosquet
aber hieß dieser sperber von der gesprenkelten gleichsam mit
mucken, mouches, gezeichneten brüst, daher auch fr. mou-
c h e t e r sprenkeln. S. Frisch IL 310" v. sprinz.
Moscio it. schlaff, welk, sp. mustio, cat. mox dü-
ster, nachlässig, pr. mois düster, tückisch, altfr. mois Chr.
I. MOSTACCIO— MOZZO. 333
de Ben., wall, muss (für must wie cress für crest, lat. cri-
sta) trübsinnig. Buchstäblich lassen sich alle diese formen im
lat. musteus vereinigen, das aber fast das entgegengesetzte
aussagt. Sind sie aus mucidus entstanden, das sich durch
Umstellung in mucdius raustius verwandelte? Wie aus der bed.
schimmlicht die bedd. träge, verdrießlich erfolgen können, zeigt
der artikel muffo. Denselben stamm verräth cat. müstig schlaff.
Auch limous. mousti, churw. muost, lomb. moisc feucht (dum-
pfig) scheinen dieses Ursprunges. Abgel. ist it. a m m o s c i r e
ermatten, welken, pr. amosir düster werden Boeth. v. 203.
M o s t a c c i o it., sp. gleichlaut., fr. moustache, wal.
mustätze knebelbart; vom gr. iivgxu.\ mit gl. bed., alban.
mustäke.
Mostarda«**. pg. pr., fr. mout arde, sp. aber mos-
taza senf; von mustum, weil er mit most angemacht wird.
Motta it. herabgeschwemmte erde, sp. pg. mota erd-
aufwurf, fr. motte erdscholle, altfr. mote aufgeworfene an-
höhe mit festem schloß, altpg. mota schutzwerk eines Schlosses
S. Rosa. Unzweifelhaft findet sich das wort in deutschen mund-
arten wieder. Bair. mott aufgehäufte moorerde, schwz. mutte
ausgestochener rasen, ndl. mot abfall von torf, fr. mote loh-
kuchen. Span, mota, sofern es knoten im tuche, kleiner feh-
ler bedeutet, zieht Larramendi aus dem bask. motea knösp-
chen, womit auch das ndl. moet, urspr. mot, kleine erhaben-
heit, knöpfchen, fleck oder fehler zusammentrifft; pg. mouta
kleines gebüsch läßt sich unter vergleichung des it. macchia
(fleck, buschioerh) damit verbinden. Außer motta besitzt die
ital. spräche mota, gleichbed. mit malta //. a und daraus ent-
standen, aber auch motta hat diese bedeutung.
Motto it., sp. pg. m o t e , pr. fr. mot wort, spruch, prov.
auch vers; vom lat. mutire mucksen, mlat. muttum: cmuttum
nullum emiseris' proverbialiter dicimus, id est verbum Cornu~
tus ad Persium.
Mozzo it., sp. mocho, pr. mos (fem. mossa), fr.
mousse stumpf, verstümmelt; vb. mozzare smozzare, mo-
char, emousser abstumpfen; vom ndl. mots, schwz. mutz ab-
gestutzt, ndl. motsen mutsen abstutzen, nhd. mutzen. Aus dem
franz. aber ist entnommen it. smussare, smusso. Abgeleitet
sp. m o c h i n Scharfrichter, eig. verstummter. Oder ist sp. mo-
cho von mutilus, wie man cachorro aus cafulus leitet? Das
»34 f. MUFFARE-MUGGINE.
bask mutila knabe (kleiner stümmel) könnte diese ansieht un~
Muffare it. in camuffare Verkappen, für capo-muffare
den köpf vermummen ; vom deutschen muf, entstellt aus mhd.
mou mouwe ermel, s. J. Grimms abh. über diphthonge. Des-
selben Stammes ist fr. moufle fausthandschuh, mlat. muffula,
ndl. moffel ; dsgl. adj. pr. m o f 1 e t (neupr. moufle), pic. mouflu,
wallon. mofnes weich, elastisch (nach art des muffsj, und
vermuthlich auch, mit rücksicht auf die ausstopfung desselben,
fr. moufler die backen aufblasen, sp. mofletes bausbacken,
pic. mouflu wohl ausgestopft, henneg. moflu dickbackig, doch
ist hier auch mufle //. c in anschlag zu bringen, vgl Grand-
gagnage ©. moufler, wo diese Wörter mit großer genauigkeit
abgehandelt sind:
Muffo it. schimmlicht, com. romagn. moff bleich oder
graulich; sbst. it. m u f f a schimmel, pg. m o f o, sp. m oh o Schim-
mel, moos, fr. moufette moderdunst ; vb. it. m u f f a r e , lothr.
mouffä, neupr. muffir schimmeln; aus dem deutschen, ndl. muf
schimmlicht, hd. muff schimmel, vb. muffen. Mit demselben
stamme werden figürlich auch üble moralische eigenschaften
ausgedrückt: sp. moho trägheit, mohino verdrießlich, bos-
haft, pg. mofino knickerig, venez. muffo schwermüthig , ver-
drießlich : es sind begriffe, die sich dem schimmel als schmutz
oder fäulnis anschließen, vgl. nhd. faul für putridus und pi-
ger, schwz. auch für malus. Doch ist noch zu vergleichen
bair. muffisch mürrisch, muffen murren, schmollen. Der Spa-
nier nennt auch den maulesel mohino wegen seiner tücke, ein
wort, das Cabrera gegen die Sprachgesetze aus mulus hinnus
construiert.
Mugavero it., sp. almogarave, pg. almogaure,
alteat. almugaver Chron. d'Esclot p.603b, altval. almugaber
J. Febrer str. 21 , almugavar 220 partheigänger ; vom arab.
al-mogäuer Streiter freut. III. 302a , vgl. auch Monti agg. dl
vocab. IL 2, 306 und S. Rosa s. v. Im ital. bezeichnet es auch
einen Wurfspieß, wie die mugaveri ihn führten.
Mugghiare it., sp. mujar fehlt, fr. mugler ineugler
brüllen; mlat. mugulare, frei gebildet aus mugire.
Mug gine it., sp. müjol mügil, pg. mugem, fr.muge
ein seefisch; von mugil. Franz. mulet aber entspringt besser
aus mullus.
I. MULA-MUNON. 835
Mula it., m nie fr., mulilla sp. pantoffel; nach Frisch
u. a. von mulleus schuh von rothemleder; nicht unbedenklich.
M u 1 a t o sp. pg., fr. m ul ä t r e mulatte, urspr. abkömm-
ling von hengst und eselinn, s. S. Rosa.
Mulino it., molino sp. , moinho pg. , moulin fr.
mühle; von molina für mola, bei Ammian. Mar cell. Daher
it. mulinaro mugnajo (wie balneum bagno), sp. molinero,
fr. meunier müller. Eine zss. ist it. ri molin are, sp. re-
molinar, pg. remoinhar, altfr. remouliner sich im kreiße dre-
hen, wirbeln, it. sp. remolino, pg. redomoinho (mit einmischung
von retro) Strudel, Wirbelwind, altfr. remoulin stern am köpf
eines pferdes (haarwirbelj Roquef. Auch das einfache it. muli-
nello bedeutet Wirbelwind. Von re-molere remoudre aber
ist fr. remous (m.) remole (f.) wasserwirbel, meeresstrudel.
Der alten prov. spräche scheinen die zss. mit re zu fehlen,
es bleibt aber zu überlegen, ob in revolina Gloss. occ. re-
volinar Lex. rom., zumal da diese Wörter den schwesterspra-
chen abgehen, nicht eine Umwandlung des m in v statt ge-
funden, indem an volvere gedacht ward; molinar tourbillon-*
ner hat Raynouard.
Mummia it., sp. momia, fr. momie mumie ein ein-
balsamierter und getrockneter leichnam; vom arab. müm wachs,
s. Pott in Lassens ztschr. IV. 279. Scaliger weist dagegen auf
gr. aficofiov ein gewürz. Span. adj. motnio abgemagert.
Mutigere mugnere^.,, sp. (arag.) muir, pg. mungir,
neupr. mouzer, wal. mulge melken; von mulgere. Das
übliche span. wort ist ordenar //. b, das fr. traire , aber die
alte spräche kannte mulger Liv. d. rois p. 66, noch pic. mou-
dre. Andre mundartl. formen sind lomb. molg, piem. monse,
sard. mulliri , chw. mulger, cat. munir. Von mungere ist das
ital. adj. munto smunto hager, abgemergelt, nicht von emunctus.
Munon sp., cat. munyö, sie. mugnuni großer armmuskel,
wohl auch fr. moignon fleischiger theil, stück fleisch Dict.
de Trev., stümmel eines abgenommenen gliedes; vb. com. mugnä
abstutzen. Die einfachste form gewährt das bret. den übri-
gen celt. sprachen unbekannte mon moun verstümmelt an hand
oder arm. Als primitiv des span. Wortes bietet sich das bask.
mun dotier : die begriffe dotier und muskel begegnen sich auch
im lat. torulus, it. tuorlo. Welcher spräche aber dieser stamm
eigentlich angehöre, bleibt ungewiss, Eine ableitung daraus
230 I, MUFU-MUSSOLO.
ist sp. muneca handwurzel, faust, puppe, in letzterer bed. auch
muneco; romagn. mugnac klotz.
Mur altsp. altpg. (m.) , churw. mieur (f.) maus. Das
wort konnte sich neben murus (mauer) nicht behaupten und
muste mit andern (sorex, talpa) vertauscht werden. Eine abh
mit gl. bed. ist pr. murena (vielleicht mureca zu lesen), in
der neuen spräche murga, welches aus mus entsprang wie
auca aus avis (s. oca), daher pg. murganho, sp. musgano
junge maus; eine andre sp. morcillo (in einigen wob.), gew.
murecillo muskel, also wie lat. musculus von mus.
Musaico it., sp.pg. mosaico, pr. mozaic, fr.mo-
saique musivarbeit; entstellt aus musivum (novatlov) , bei
Spartian, prov. auch musec.
Musarafia sp., pg. neupr. gleichlautend, fr. musara-
gne (museraigne Rabelais), chw. misiroign, comask. mus-de-
ragn Spitzmaus; von mus araneus.
Muso it. altsp., mus pr. , fr. museau, pr. mursel
schnauze (daher engl, muzzle, gael. muiseal maulkorb) ; vb. it.
musare, altsp. pr. musar, altfr. muser, engl, muse gaffen,
brüten, harren; fr. a mus er hinhalten, unterhalten. Ferrari
sieht in musare das lat. mussare, allein die buchstaben stim-
men nicht. Stalder erwähnt ein Schweiz, mause schnauze, aber
als muthmaßliche nachbildung des it. muso. Auch ndl. muizen
kann in der bed. nachsinnen aus mus er herrühren (vgl. we-
gen des vocals luister aus lustre) ; ebenso hat die Schweiz,
mundart ein vb. musen, sbst. mus schwermuth. Diefenbach
goth. wb. II. 89 wagt es mit dem altfries. müth (engl, mouth)
in Verbindung zu bringen. Das etymon liegt näher, als man
glaubt. Lat. morsus gebiß (das womit gebissen wird) verwan-
delte sich durch einen ziemlich üblichen ausfall des r vor s in
mösus, langes o aber wird leicht zu u (Rom. gr. 1. 137), und
so entstand muso aus morsus wie giuso aus deorsum deösum.
Das andenken an r erhielt sich noch im pr. mursel , worin
dieser buchstabe durch seine Stellung in unbetonter sylbe ge-
schützt ward, während der vocal sich nach dem primitiv mus
richtete; so wie im bret. morseel, worin eine altfr. form fortlebt.
Mussolo mussolino it., sp. muselina, fr. mousse-
line nesseltuch; von Mossul stadt in Mesopotamien, wo es
zuerst verfertigt ward.
I. NACCHERA— NETTO. 837
N.
Näcchera gnacchera it., sp. n ä c a r a , fr.nacre, alt fr.
nacaire, masc. sp. näcar, it. näccaro perlenmuschel, Mu-
schelschale, it. altfr. auch klapper, pauke, pr. necari ; orien-
talischer herkunft, bei den Kurden nakära. S. darüber Du-
cange zu Joinville und zumal Pott in üöfers ztschr. IL 354.
Nätica it., sp. nalga, pr. nagga Elucidari, altfr.
n a c h e nage Bert. p. 96 hinterbacken, mlat. natica ; abgeleitet
aus natis wie cutica aus cutis, pr. auca aus avis, s. oca.
Naverare it. in innaverare inaverare z. b. Poet. d.pr.
sec. 11.113, pr.cat. nafrar, fr. navrer durchbohren, ver-
wunden; sbst. pr. nafra, norm, nafre wunde; vom ahd. na-
bager, nhd. näber, ndl. neviger neffiger, nord. nafar bohrer.
Vielleicht ist das pg. escalavrar damit zusammengesetzt.
Navilio naviglio navile it., pr. navili, altfr. navile
(navilie Ch. d. Rol) flotte, schiff, nfr. wwrnavire (vgl. con-
cire aus consilium Chr. de Ben. u. a., Basire aus Basilius Rapp.
au min. p.178), in den Liv. d.rois navirie/em. Wie der La-
teiner aus civis civilis, so leitete der Italiäner aus navis das
adj. navile und hieraus allerdings unüblicher weise navilio.
N e g a r e venez. (mail. gen. negä), pr. n e g a r, fr. n o y e r,
chw. nagar ertränken; von necare in eingeschränktem sinne,
mlat. necare negare mit gleicher bed. in der L. Burg, und
Alam. Die formen der andern sprachen sind it. annegare,
sp. pg. anegar, nicht aus ad-necare, sondern aus enecare,
von Gregor v. T. 4, 30 für ertränken gebraucht, wal. innecä.
Nespola it.,sp. pg. nespera, cat. nespla, fr. nefle
(f aus p) eine frucht, mispel; von mespilum mit gemeinrom.
übergange des m in n, der auch im ahd. nespil vorliegt, s,
Born. gr. 1. 188. Formen mit m sind altsp. mespero, bask. miz-
pira, wall, mess, in Rheims mele.
Nessuno it. , in älterer form nissuno, pr. neis-un,
altfr. nes-un nis-un pronomen für lat. nullus. Es ward sonst
wohl durch nescio unum erklärt, ist aber zusammengesetzt
aus pr. neis, altfr. neis nis (zuweilen neis), von ne ipsum,
und un unus, so daß es heiß "auch nicht einer*.
Netto it., sp. neto, pg. nedeo, pr. fr. net rein, hell
u* dgl ; von nitidus.
338 I. NID0-N1NN0.
Nido it. sp., fr. nid, pr. niu nieu, chw. ignieu nest,
von nidus; it. nidio, von nidulus nid'lus; pg. ninho und
wohl auch comask. nin, von dem vornan, dimin. nidinus. Eine
andre dbl. ist it. n i d i a c e adj. aus dem neste genommen, da-
her unerfahren, einfältig, albern, lat. gleichsam nidax, gebil-
det wie penace adj. ; dazu stimmt fr. niais, fem. niaise, nicht
aber pr. niaic (fem. wäre niaca), das wie ybriaic zum suf-
fix ac gehört; und wieder anders zu beurtheilen ist sp. niego,
pg. ninhego s. Rom. gr. IL 250.
Niello it., sp.pr.nlel, altfr. neel schwärzliche zeich*
nung auf gold oder silber, mlat. nigellum; vb. it. niellare,
sp. pr. nielar, altfr. noeler, mlat. nigellare; vom lat. dimin.
nigellus. Derselben herkunft ist it. nigella, sp. neguilla, fr.
nielle schwarzer mehlthau im körne, franz. und span. auch
Schwarzkümmel
Niente it. , pr. neien nien, fr. neant negation für
lat. nihil; von ens entis wesen, ding, mit vorgefügtem ne oder
nee. Das lat. von den philosophen gebrauchte wort muß aber
doch wohl volksüblich gewesen sein. Zwar denkt Ferrari an
ne hetta (s. ette U. a), aber it. chente, das seiner bedeutung
nach nur mit ente, nicht mit hetta zusammengesetzt sein kann,
entscheidet dagegen. Zsgs. fr. neanmoins, it. niente dimeno
nihilominus. Im Guill. d'Angl. wird nient einsylbig gebraucht,
noient zweisylbig.
Niffa niffo niffolo it. (flor.) , chw. gniff rüssel, pr.
nefa dicker theil des Schnabels der raubvögel; deutsches
wort, ags. engl. ndl. neb, ndd. nibbe nif, altn. nebbi und nef
schnabel, nase. Daher limous. niflä, pic. nifler, fr. renifler
schnüffeln, henneg. niflete schnüffler, limous. niflo nasenloch,
vgl. Schweiz, niffen die nase rümpfen, bair. niffeln durch die
nase reden. Mit u piem. nufie = s-nüffeln.
Ninno ninna it. (ersteres mundartlich), sp. nirio nina
kindchen. Es bedeutet urspr. ein wiegenkind und scheint ent-
standen aus der formel ninna-nanna (auch im port. üblich),
womit man die kinder einwiegt, vb. it. ninnare einwiegen,
neupr. ninä einschlafen. Auf das ablautende nanna bezieht
sich lomb. nana Und , auch bettchen (jlor. andare a nanna
schlafen gehn) , sp. ebenso nana (hacer la nana schlafen),
wallon. naner einschlummern u. dgl. ; andre vocale kamen zur
geltung im cat. nen nena kindchen, im venez. nena amme, im
I. NIÜNO-NOJA. 23»
henneg. nenen dass., im limous. naina wiege. Woher nun je-
nes schlafbringende ninna-nanna, worin man das schaukeln
der wiege zu hören glaubt ? Weder nidus nest, bettchen (lomb.
nin), noch nanus, noch min (s. oben mina) läßt sich darin
erkennen; nur ein auf mi oder mn ausgehender stamm würde
grammatisch genügen. Aber kinder- und ammenwörter kön-
nen leicht in hohes alterthum hinaufsteigen und aus verlore-
nen wurzeln herrühren; hierzu mag aus Hesychius vvvviov
Wiegenlied angeführt werden. Ninna-nanna ist eine der häufi-
gen, gewöhnlich über den gränzen der etymologie liegenden
ablautformeln wie das lomb. ginna-gianna name eines Mnder-
spiels, oder litta— latta schaukel; nur hat es weitere Verbrei-
tung gefunden als die meisten andern. — Wie gr. xögrj und
lat. pupilla mädchen und augenstern (spiegelbildchen im äuge)
heißen, so sp. nina, cat. pr. nina; so aber auch pg. menina,
venez. putina, romagn. baraben (kind, nicht bloß mädchen),
sie. vavaredda (von vava, s. bava), pic. papare. Der Pro-
venzaXe sagt dafür auch anha lämmchen.
Niuno it., sp. mit eingeschobenem n ninguno, pg.
nenhum, pr. negun nengun neun, wal. niciun, pronomen,
zsgs. aus nee unus, im wal. neque unus. Andre formen sind
altit. neuno, altsp. nenguno, altpg. neun Canc. ined., cat. ningü,
chw. nagin, com. negun nigun. Dazu auch altfr. nun z. b.
nuns ne me tent, nuns ne me baille Ruteb. 1. 3, von den her-
ausgebern gewöhnlich n'uns geschrieben , noch in Champagne
nune part = nulle part; von ne unus.
Nocchiere it., sp. nauclero, alt naoehero nauchel,
pr. naucler nauchier, fr. nocher Steuermann, fährmann;
von nauclerus (vavxlrjQoq) schiffsherr, nur bei Plautus.
Noja it., sp. enojo, pg. nojo, pr. enuei, fr. ennui
Verdruß; vb. it. nojare u. s. f. verdrießlich machen. Dieses
wichtige wort hat lange aller forschung trotz geboten, denn
die üblichen erklärungen aus noxa, noxia, nausea vertragen
sich schlecht mit den lautregeln und was das von Fauriel
vorgebrachte bask. enoch betrifft (Ampere form. d. I l. fr. p,
305), so sieht es aus wie ein der span. spräche entnommenes.
Es entstand vielmehr, wie schon Cabrera bemerkt, aus odium,
aber nicht durch Zusammensetzung mit dem adv. in, sondern
aus der auch den roman. mundarten wohlbekannten phrase
est mihi in odio : aus in odio ward ganz regelrecht it. noja
840 I. N0L0-NUCA.
mit abgefallnem i (besser altit. masc. nojo Poet d.pr. sec. II. 90),
sp. enojo, alt enoyo, pr. enuei enoi, wie it. bajo, sp. bayo,
pr. bai aus badius ward. Der Provenzale z. b. muß anfangs
gesagt haben amors m'es en oi = tat. amor mihi est in odio,
später, en ois als nomen gefaßt, amors m'es enois. Am deut-
lichsten tritt des Wortes Ursprung in der altvenez. mundart
hervor: z. b. plu te sont a inodio = it. piü ti sono a noja
Bonvesin ed. Bekker p. 324, v. 92; a to inodio = a tua noja
v. 413. Altfranz, construierte man enuier noch mit dem da-
tiv der person z. b. Liv. d. rois p. 367 icest afaire al rei en-
nuiad, was auf denursprung des Wortes zurückzudeuten scheint.
Andre beispiele von Zusammensetzungen mit der präp. in sind
it. nabisso, ninferno, ingordo.
N o 1 o naulo it., daher noleggio, fr. n o 1 i s , altsp. n o 1 i t
fracht, besonders eines schiffes, noleggiare, nolisser ein schiff
miethen; von naulum (yavlov') fährgeld.
N o n a it. sp., fr. n o n e in den klöstern die neunte stunde
des tages, also, wenn man den Sonnenaufgang um sechs uhr
annimmt, drei uhr nachmittags. Alt fr. nahm man es auch
im sinne einer weltgegend (Südwest ?) : une riviere l'avirone
deverz midi e devers none Rou II. p. 29.
N o n n o it. großvater, nonna großmutter, pr. n o n a , fr.
nonne nonnain klosterfrau, nonne, lothr. nonnon, neupr.
nounnoun oheim; von dem in das spätere latein eingeführten
nonnus nonna, einem ausdrucke der ehrfurcht, bei Hieronymus
und auf inschriften s. Orelli n. 2815. Die franz. form nonnain
begreift sich als eine accusativische von nonnam wie putain
von putam, der mlat. plur. nonnanes in einem capitular v. 789
(de monasteriis minutis, ubi nonnanes sine regula sedent)
hängt damit zusammen. Hieher auch sp. n o n o steinalt.
Notare it., altfr. noer, chw. nudar, wal. in-notä
schwimmen; erklärt sich, da es auch im walach. (und alban.
not} vorhanden ist, nur aus einer uralten volksmäßigen ver-
gröberung des kurzen a (7a£. nätare) in kurzes o, daher die
ital. diphthongierung im präs. nuoto. Prov. und span. blieb
nadar.
Nuca it. sp. pg. pr., nuque fr. genick, nacken. Aus
den genannten deutschen Wörtern läßt sich das roman. nicht
gewinnen, selbst nicht vermittelst des lomb. gnucca, da g hier
öfter dem anlautenden n vortritt; schwerlich auch aus tat.
I. NUORA-OCA. 241
nux nücis, wiewohl der Steinalter den nachen wirklich nuci
di lu coddu (noce del collo) nennt , denn das scheinbar pa-
rallele duca aus dux ist ein eigenthümlicher fall. Kilian ver-
zeichnet ein ndl. nocke einschnitt, kerbe des pfeils == engl.
nock, auch rückgrat, dessen ältere form nucke sein konnte,
sichtbarlich das roman. wort : kerbe und gelenk sind nah ver-
wandte begriffe (vgl z. b. cran IL c) und leichter konnte der
letztere aus dem ersteren als dieser aus jenem entstehen, d.
h. das ndl. wort scheint nicht aus dem roman. entlehnt. Aus
dem deutschen nahm auch der Wallone sein hanett, ahd. hnach,
nhd. nacken, s. Grandgagnage, und auch das gleichbed. altfr.
haterel ist deutscher herkunft.
Nuora it.,sp. nuera, pg. pr. nora, altfr.nore, wal.
nore Schwiegertochter ; von nurus mit einer dem natürlichen
geschlecht angepaßten endung: nurus non nura App.adPro-
hum in Anal, gramm. ed. Eich, et Endl p. 445, mlat. nora Bre-
quigny L 362°.
o.
0 od it., sp. o ü, pg. ou, pr. o oz, fr. ou, wal. au,
conjunction, von aul. Zsgs. it. ovvero, von aut verum.
Obbliare it., pr. altsp. oblidar, fr. oublier, neusp.
pg. umgestellt olvidar vergessen; frequentativform von obli-
visci oblitus. Subst. it. obbh'o, pr. oblit, fr. oubli, sp. ol-
vido, fem. it. obbh'a, pr. oblida Vergessenheit. Da der Italiä-
ner t sonst nicht syncopiert, so scheint das wort ein ihm aus
Frankreich zugeführtes neben scordarsi und dimenticare üb-
lich gewordenes.
Obsequias sp. pr., obseques fr. leichenbegängnis ;
von obsequiae für exsequiae, schon bei Petrus Chrysologus
(f 449), auch auf Inschriften, s. Ducange.
0 c a it. sp. pg., o i e fr., ursprünglicher sp. pr. chw. a u c a
gans, so auch mlat. in der L. Alam. und den Form. Marc. Es
ist zusammengezogen aus avica, das von avis abgeleitet ward
wie nätica von natis oder mlat. cutica von cutis, caudica von
caudex, it. mollica von mollis. Im sinne dieser etymologie
übersetzt ein lat. gr. glossar auca mit nrtjvov (nxrivov) vogel.
So nannte man die gans als das nutzbarste hausthier dieser
classe, wie man das rind schlechtweg animal (s. aumaille
16
242 L OGGI— ONIRE.
II. c) nannte, Dimin. fr. oison (wie clercon von clerc), in
den cass. glossen auciun. Im limous. u. a. dialecten kommt
auch das masc. auc gänserich vor, ebenso im verones. oco,
im cremon. ooch; eine andre glbd. limous. bildung ist ooutzar,
dem ein fr. oisard entsprechen würde.
Oggi it., chw. oz, sp. hoy, pg. ho je, pr. huei, altfr.
hui, adverbium, von hodie. Zsgs. it. o gg imai omai, letz-
teres für oimai (vgl. oi in der zss. ancoi), nicht für ormai, da
ausfall des r schwierig ist, pr. hueimais; it. oggidi, sp. hoy
dia, fr. aujourd'hui; altit. ancoi u. s. w. s. anche.
Ola sp. cat., fr. houle (hasp.) woge; scheint celtisch,
kymr. hoewal (m.) bewegung des wassers, bret. houl (m.) woge,
vb. houlenna. Von houle altfr. wall, holer sich hin und her-
bewegen.
Oleandro it., sp. oleandro eloendro, pg. eloendro
loendro, fr. oleandre lorbeerrose. Zu Isidors zeit loran-
drum, dem die zweite port. form zunächst steht: rhododen-
drum, quod corrupte vulgo lorandrum vocatur, also wohl aus
rhododendrum mit anlehnung an laurus entstellt und weiter
entstellt durch abwerfung des anlautes 1, worin man den ar-
tikel fühlen mochte.
0 1 o r e it., sp. pr. o 1 o r , altfr. o 1 o u r duft, geruch ; vom
gleichbed. olor, bei Varro de ling. lat. und Apulejus.
0 mbelico bellico bilico it., wal. buric, sp. ombligo,
pg. umbigo embigo, pr. ombelic umbrilh, fr. nombril
nabel; von umbilicus. Umbrilh und nombril (letzteres rei-
mend awfperil) entstanden aus umbiliculus, im vocab. S. Galli
umpiculo ; das franz. wort hat überdies ein vorgesetztes n,
das durch dissimilation für ein artikelhaftes 1 eingetreten sein
mag, nombril aus lombril, denn auch der Catalane sagt llom-
brigol. Die stärkste abweichung von dem urworte zeigt eine
zweite cat. form melic. Nabel war den alten s. v. a. mittel-
punct: hierauf gründet sich das ital. vb. bilicare ins gleich-
gewicht bringen, fig. überlegen.
0 n d e it., altsp. o n d , pg. o n d e , pr. o n t on, wal. u n d e,
ortsadverbium ; von unde. Zsgs. it. sp. pg. donde, pr. don,
fr. dont; von de unde.
Onire it., pr. aunir, altfr. honnir (h asp.) beschim-
pfen; vom goth. haunjan, ahd. hönjan, nhd. höhnen. Sbst. it.
onta, so auch altcat. Chr. d'Esclot p. 590b , pr. anta (für
I. ORA— ORA. J84S
aunta), selten onta, fr. honte (h asp.), auch altsp. fonta
Poem. d. Cid', vom ahd. hönida, alts. hönda schmach; daher
vb. it. o n t a r e , altsp. a-fontar (aontar Canc. de Baena), pr.
antar, altfr. a-honter hontoier; über sp. f = fr. h s. Rom.
gr. 1.311.
Or a it. u. s. f., lat. hora, bemerkenswert wegen der ver-
bindung bona hora, mala hora zur guten oder bösen stunde,
zum glück oder unglück, schon im ersten mlatein : omnes mala
hora dixerunt, quod a quibusdam pro auspicio süsceptum est
Greg. Tur. 6, 45 i tarn mala hora te viderunt oculi mei Gest.
reg. fr. cap. 35. So it. in buon' ora, in mal' ora, sp. en buena
hora, en hora buena zsgz. norabuena und so noramala, pr, en
bon' hora Choix IV. 420, altfr. en bone heure und bone heure
Brandaine p. 141. Endlich genügte biofies bona «mdmala,
zuweilen mit einmischung von r aus hora: it. mal zum Un-
glück Inf. 9, 54, Purg. 4, 72, Par. 16, 140 (mala in maladire
für maledire), sp. en buena Berceo p.175, str.481, mala efos.
340, str. 419, altpg. bora (npg. embora), pr. bona Boeth. v.
253, mala Jauf. 64% 114b, mal G. de Tudela v. 6406, altfr. bone
Ren. l.v. 2858, bor schon Alexis str. 90, auch buer, entspre-
chend mar. Wie sich hora und augurium berühren, lehrt die
redensart en bona ora (ä la bonne heure) Jauf. 135b 6t en
bon aür 172b. S. Rom.gr. 11.382, Altrom. sprachdenkm. p.71.
Ora it., sp. pg. hora, alt oras, pr. ora oras or, altfr.
ore ores or, nfr. o r , zeitpartikel für lat. nunc, von hora zur
stunde, im franz. auch formell vom sbst. heure geschieden.
Der Provenzale kennt überdies die form ara aras ar, geschwächt
in era eras er (churw. era er für ancora), noch jetzt aro,
cat. ara, bei deren entstehung vielleicht nur der zufall wal-
tete. Dasselbe wort in der bed. des chw. er ist das von S.
Rosa für ein Personalpronomen gehaltene altpg. er, gallic. er
ar, z. b. deus sabe mui ben ... er sabe mui ben auch weiß
er sehr wohl D.Diniz p.7 ; nunca ar ouv' eu pesar noch nie
hatte ich kummer p. 33, vgl. p. 7 note. Noch häufig bei G.
Vicente. — Zss. sind unter andern: sp. ah ora, pr. aoras
adoras, altfr. ä ore lAv.d.rois, it. a ora, von ad horam; fr.
alors, it. allora, von ad illam horam; fr. lors von illa hora;
altsp. pg. agora von hac hora; it. ancora, altsp. encara,
pr. encara enquera, fr. encore, von hanc horam bis diese
stunde; altfr. unquor e uncore, von unquam hora; altsp.
244 1. ORBO— ORGOGLIO.
esora von ipsa hora; pr. quora quor, chw. cura cur für
lat. quando, aus que ora zsgz., auchaltfr. (burgundisch?) cor,
nach Wackernagel altfr. lied. p. 145 von quare.
Orbo it.,pr. orb dorp, altcat. altfr. wal. orb blind, eine
bedeutung, die das lat. orbus erst spät entwickelt hat, die
aber Isidorus als die ursprüngliche hinstellt: orbus, quod li-
beros non habet quasi oculis amissis. In derselben braucht
es Apulejus met. Oudend. p. 336 en orba Fortuna ! so wie die
Fragm. vatt. §. 130. Im altern sinne bemerkt Cherubini aus
dem mailändischen on tett orb de lacc eine zitze, die keine
milch gibt
0 r c o it., neap. huorco, altsp. h u e r g o uerco Ruh 390.
802, nsp.ogro, fr. ogre, ags. orc höllischer dämon, men-
schenfressender popanz; vom lat. Orcus als gottheit gedacht.
S. Grimms myth. p. 454. Adj. sp. huerco traurig.
Orda it., fr. horde (h aspj herumstreifender häufe
Tataren; nhd. horde, alban. hordi, russ. orda u. s. f., ein aus
Asien stammendes wort.
Ordo it., ort pr., ord altfr. pic. häßlich, schmutzig;
daher pr. ordeiar, altfr. ordoier beschmutzen; sbst. it. pr.
ordura, fr. ordure schmutz. Daß ort (fem. orda) von hor-
ridus ist, beweist eine zweite prov. dem etymon besser ange-
passte form orre (fem. orreza d. i. orreda), das dieselbe bed.
hat, daher das vb. orrezar s. v. a. ordeiar.
Orecchia orecchio it., wal. ureache ureche (f.), sp.
oreja, pg. pr. orelha, fr, oreille ohr; von auricula Ohr-
läppchen, schon von den alten für ohr gebraucht (garrire in
auriculam Martial) , von einem grammatiker aber verworfen :
auris non oricla App. ad Probum in Anal, gramm. ed. Eich, et
Endl. p. 444,
Orgoglio it., alt argoglio, mit versetztem r rigoglio,
sp. orgullo, alt arguyo ergull, pr. orgolh erguelh, alt-
cat. argull R. Munt. p. 143% ncat. orgull, wald. argolh Hahn
577, fr. orgueil stolz, übermuth; vom ahd. urguoli, zu fol-
gern aus urguol insignis Graff IV. 153. Im altsp. adj. urgu-
lloso Poem. d. Cid v. 1947 hat sich sogar die ahd. partikel ur
buchstäblich erhalten. Früher ließ man es aus gr. oQyiXoQ
(jähzornig) entspringen mit rücksicht auf die form des altfr.
orguilleus, worin aber i eine durch fortrückung des accentes
hervorgebrachte Schwächung des ursprünglichen vocales ist.
I. ORICALCO—ORZA. 245
S. auch Grimm IL 789, Rom. gr. I. 278 note, Diefenbachs goth.
wb. IL 382.
Oricalco it., sp. auricalco, fr» archal messing;
von aurichalcum orichalcum, aus dem gr. ogsi/alHog.
Oriuolo it., mail. reloeuri, sp. relox, pg. relogio,
pr. relotge uhr; von horologium. Dafür fr. montre eig.
zeiger.
Orlo it., sp. orla orilla, altfr. orle S.Bern. p.562m,
rand; dim. von ora, welches, wohl zum unterschiede von hora,
einige sprachen als masculin behandeln: sard. oru, lomb. oeur,
pr. or Boeth. v. 204, altfr. or Gormond v. 69, ur Liv. d. rois
2540, churw. gleichfalls ur (kymr. or fem.). Vb. it. orlare,
sp. orlar, fr. ourler einfassen. Ein anderer ausdruck für rand,
ufer ist pr. vora Gloss. occ, cat. bora, val. vora (vora el riu
am rande des flusses J. Febrer str. 162}, wohl auch altfr. vore
Roquef. suppl., worin ein vorgesetztes oder eigentlich einge-
schobenes v angenommen werden darf, d. h. la vora steht zur
Vermeidung des hiatus für la ora, indem man sich wegen des
gleichlautenden Tora {stunde) der anlehnung des artikels ent-
hielt: ähnlich sagt der Catalane llavors = sp. ä la hora, fr. lors.
Orma^urmewa/. spur auf demboden; vb. ormare
die spur verfolgen, wal. urmä folgen. Orma scheint = sp.
husmo geruch, Witterung d. h. spur , daher husmar auswit-
tern, altfr. osme Farton. 1. 32, osmer Ren. 1.216, lomb.venez.
usma, usmare ; vom gr. co/*?} geruch, oo^aa^ai riechen, spü-
ren, wal. in ders. bed. ulmä. Der übertritt des s in r ist zwar
sonst im ital. nicht üblich, aber eben so unüblich ist, wenn
man orma von forma leitet, der Wegfall des anlautenden f,
vgl. übrigens oben ciurma. Ein altes Zeugnis für das wort
gewähren die erfurter glossen 355, 19: osma suicae (ags, sväc
geruch).
Orpello it., sp. oropel, pr. ourpel, fr. oripeau
fiittergold; eig. goldhaut, zsgs. aus aurum und pellis.
Orza it. seil am linken ende der segelstange, linke seite
des schiffes, pr. orsa (s'una milla va drech, quatorze vai a
l'orsa Lex. rom. lV.233a), fr. ourse seil an der segelstange
des besanmastes (Dict. de Trev.), sp. pg. o r z a das sogenannte
schwert eines fahr zeug es, orza de avante ein ausdruck, die
richtung des schiffes nach der linken hand zu bezeichnen; vb.
it. orzare, sp. orzar mit halbem winde segeln. Span, orza
846 I. ORZO— OTTARDA,
bedeutet auch ein gefäß (entweder von urceus oder von orca,
adjectivisch orcea) und in der that war ein solches, eine tonne,
eben so geeignet das gleichgewicht des schiff es herzustellen
wie ein brett (das schwerf) , aber worauf soll die beziehung
der orza zum linken schiff sbor de beruhen? Des Wortes eigent-
licher begriff muß sein cdie linke seite' und so ist es deutschen
Ursprunges: mndl. lurts, mhd. bair. lurz link ; it. orza ist also
aus l'orza, das anlautende deutsche 1 als artikel gefaßt, ent-
standen und so ins span. übergegangen.
Orzo it., pr. ordi, fr. orge gerste; sp. orzuelo
gerstenkorn; von hordeum, Rom.gr. 11.228.
Ostaggio it., sp. hostaje, pr. ostatge, fr. ötage
bürge, geisel; im späteren mlatein hostagium, hostaticum, it.
statico; zsgz. aus obsidaticum (osdatcum) vom ächtlat. obsi-
datus bürgschaft durch geisel, dies von obses. S. darüber
Vossius de vit. serm. 3,14 und Grimms rechtsalt. p. 620.
Oste it., sp. hueste, pg. hoste, pr. altfr. ost, wal.
o a s t e heer, pic. ost (spr. o) her de. Schon im ältesten mla-
tein bedeutet hostis heer (hostem collectum habet Greg. M.)
oder krieg sdienst ; der begriff könnte sich aus der üblichen
redensart ire in hostem gegen den feind d. i. zum heere gehen,
entfaltet haben. Seltsam ist die Veränderung desgenus: mlat.
meist fem., ital. masc. und fem., sp. pg. wal. fem., altfr. fem.,
selten masc. Q\ ost Liv. d.rois p. 156; tut V ost p.200).
Oste it., sp. huesped, pr. hoste, fr. höte, wal
öspet wirth, dsgl. gast; von hospes gastfreund d. h. gast
oder wirth; nimmer von hostis.
Otriare it., sp. otorgar, pg. outorgar, pr. au-
torgar autreyar, fr. octroyer bewilligen; von auctoricare
für auctorare bestätigen, bekräftigen. Diesmal steht also die
neufr. form dem etymon näher als die altfr. otroier. Daher
sbst. otorgo, autorc autrei, octroi bewilligung.
Ottard a it., sp. avutarda, pg. abetarda betarda,
pr. a u s t a r d a , fr. o u t a r d e ein vogel, trappe. An lat. otis
(wxig) mit dem suffix ard ist nicht zu denken, wie oft auch
dies suffix thiernamen bestimmt. Plinius hist. nat. 10, 22 ent-
ziffert uns die etymologie dieses Wortes: proximae üs sunt,
quas Hispania aves tardas appellat. Spanien aber hat sich
hier offenbar eine gemination erlaubt: avutarda kann nicht sein
m au-tarda mit eingeschobenem v, denn solche Zerlegungen des
I. OTTONE— PACCIARE. 847
diphthongs sind nicht üblich, vielmehr ward dem schon vor-
handenen u-tarda für o-tarda (vgl. urdir für ordir) noch-
mals ave vorgesetzt wie in av-estruz. Das prov. wort ist
eine nominativform, aus von avis, daher wohl auch das champ.
bistarde.
Ottone it., sp. laton alaton, cat llautö, fr. Iaiton
messing, nord. lätun; muthmaßlich vom rom. (ital.) latta wei-
ßes blech, also eig. platte, latte, vgl. sp. plata, das gleichfalls
der bed. platte eines metalles entspricht. Die ital. form wird
ihr anlautendes 1 als misverstandnen artikel verloren haben,
mundarten aber, die piem. mail. comask. venez., sagen loton.
0 v a t a it., fr. o u a t e , aus letzterem sp. h u a t a wulst
zum füttern der Meider, watte. Es ist eine ableitung aus dem
tat. ovum (ei, eiförmiges ding) vermittelst des Suffixes ata, das
dem begriffe des primitivs zuweilen die Vorstellung einer aus-
breitung im räume oder in der zeit beifügt (it. lombo lom-
bata, giorno giornata). Eine andre herleitung des fr. ouate
ist aus dem engl, wad (das im angels. fehlt), ou = engl, w
wie in ouest; allein engl, d wird dem Franzosen nicht zu t;
übrigens fließt das franz. wort ganz regelrecht aus ovum wie
ouaille aus ovis, doch verräth die endung ate ital. einfluß.
Ove it., alt o, auch u, altsp. o, altpg. ou, pr, o, fr.
oü, ortsadverb, von ubi. Zsgs. it. dove, fr. d'oü; von
de ubi.
p.
Pacciare it. in impacciare, sp. pg. pr. empachar,
fr. empecher beunruhigen, behelligen, hindern; sbst.it.im-
paccio, sp. pg. empacho, pr. empach, chw. ampaig; dsgl.
it. dispacciare spacciare, sp. pg. despachar, fr. depecher
losmachen, abfertigen, sbst. dispaccio spaccio, despacho, de-
peche. Der herleitung aus impedicare verstricken (bei Am-
mianus') fügt sich bloß das fr. empecher, doch war der ei-
gentliche ausdruck dafür alt fr. empegier = pr. empedegar.
Muratori räth auf pactio, davon impactiare = pacta inire sich
auf händel einlassen , es scheint aber mit pacisci gar nicht
zusammenzuhängen. Lat. impingere heißt einem etwas an-
hängen, womit behelligen, das frequentativ, bekanntlich ein sehr
wichtiges bildungsmittel der neuen spräche, wäre impactare,
248 I. PACCO— PAGARE.
davon regelrecht sp. pr. empachar; eine erklärung, die in den
prov. nebenformen empaitar und empaig (vgl. faita faig von
facta factum) so wie in der bed. impfen d. h. einstoßen (im-
pingere) und in der des cat. empaitar verfolgen (wieder =
impingere) sichern anhält findet Franz. empecher ist ent-
weder aus pr, empachar empaichar oder gradezu aus impac-
tare wie flechir aus flectere, altfr. delecher aus delectare:
erst ein pic. empeker würde für impedicare zeugen. Das it.
impacciare aber muß aus einer mit i bewirkten abl. impa-
ctiare herrühren.
Pacco it., fr. paquet, sp. paquete bündel, pack;
wohl kein altroman. und eben so wenig ein altgerman. wort,
zunächst aus dem ndl. pak oder engl, pack = gael pac. S.
oben baga.
Padiglione it., sard. papaglioni, sp. pabellon, pr.
pabalhö, fr. pavillon zeit, auch kymr. pabell, altir. pu~
pall; von papilio in dieser bed. bei Lampridius und späteren,
s. Ducange; altfr. paveillon noch in der bed. Schmetterling
Fl. et Bl. 2353. Wegen der ital. form s. Rom. gr. I. 164.
P a e s e it., sp. pg. p a i s (aus dem franz. ?), pr. p a e s ,
fr. pays (zweisylbj land, gleichsam pagense von pagus; dsgl
altsp. pages s. Ruiz, pr. pages bauer, pagensis bei Gregor
v. T., in der L. Long. u. s. w. ; daher it. p a e s a n o , sp. pg.
paisano landsmann, fr. paysan landmann.
Paganoif.sp.,p0.pagäo, pr. pagan payan,fr. payen,
wal. pegen, auch böhm. pohan u. s.w., adj. heidnisch, sbst.
heide; von paganus, also ekj. ländlich, bäurisch, und so hie-
ßen die bekenner des alten götterdienstes , weil er sich seit
Constantin d. gr. auf das platte land hatte flüchten müssen.
Dasselbe was paganus , bezeichnet unser heide, ahd. heidan,
goth. fem. haithnö (von haithi feld), vgl. Grimms myth. p. 1198.
YagdLreit.,sp.pg. pagar, pr. pagarpayar, fr. payer
bezahlen, befriedigen; sbst. if.5p.p5f.pr.paga, fr. paie Zah-
lung, lohn ; von pacare zum frieden bringen, roman. mit dem
accus, der person oder der sache : payer ses creanciers, payer
les interets. Die ursprüngliche bedeutung läßt sich im S. Leo-
degar str. 18 wahrnehmen, wo es heißt: cio li preia paias (se)
ab lui er bittet ihn sich mit ihm zu versöhnen, für welche
bedeutung sonst apagar gebraucht wird. Der walach. aus-
druck ist pleti aa serb. platiti.
L PAGGIO-PANTANO. 340
Paggio &, pagi neupr., page fr. edelknabe zum auf-
zuarten, daher sp. page; vom gr. naiöiov knäbchen, kleiner
dienet.
Paglia^., sp. paja,p#- pr. palha, fr. paille, wal.
p ai e stroh; von palea spreu. Daher pr. p a illol a lager; fr.
p a i 1 1 a r d unzüchtig (dem lager ergeben) ; zsgs. pg. e s p a 1 h a r
zerstreuen, verbreiten.
Palafreno^., sp. palafren , pr. palafrei,/hpale-'
froi zeiter; von para-veredus nebenpferd Cod. Justin., zsgs.
aus naga und veredus, mlat. parafredus L. Baiw., daher auch
unser pferd, ahd. pherit, alts. pererd. Die form freno in
diesem worte beruht wohl auf einer umdeutung , indem man
an frenum dachte, vgl. Ubaldini zu Barberino. Lehrreiche
bemerkungen über dieses wort bei Wackernagel vocab. opt. p. 7.
Palio it. sp., pr. pali, altfr. pali paile überkleid,
teppich, baldachin; t?ow pallium, zunächst der hierzu verwandte
baumwollen- oder Seidenstoff: pallium a pellibus unde fiebat,
sed modo dicitur pallium quoddam genus panni ex serico et
quilibet mantellus Ugutio. Es ist das ahd. phellol, mhd. pfellel
pfeller (palliolum). Wie der name eines kleides zum namen
des dazu gebrauchten Stoffes werden konnte, lehrt unter an-
dern ciclaton, s. oben.
Pancia it., sp. panza pancho, pr. pansa, fr. panse
wanst; von pantex panticis, wal. pentece. Daher it. p a n c i e r a,
sp. pancera, altfr. panchire panzer, der theil der rüstung, der
den Unterleib bedeckt.
Pandüra pandöra it. , altsp. pandurria, fr. pandore,
entstellt sp. bandurria, pg. bandurra, span. auch bandöla,
dsgl. it. mandöla, fr. mandole mandore ein Saiteninstrument,
zither; von pandura pandurium, gr. navdovQa.
Paniere it., altsp. panero, pr. fr. panier korb; von
panarium brotkorb.
Pannocchia it., sp. panoja büschel an der hirse;
von panucula für panicula , bei Festus ed. Müller p. 220, wie
auch Pott bemerkt in Aufrechts u. Kuhns ztschr. 1. 316.
Pantano it. sp. pg. sumpf, schlämm; mlat. pantamim
begegnet in einer Urkunde Karls d. gr. Marini p. 106u. Me-
nage meint vom hypothetischen paludanum, was schwer zuzu-
geben ist. Stammt es vom gr. naTog naTTj/aa (koth) mit ein-
gefügtem n wie im folg* worte? Lombardisch hat man das
8*0 I. PANT0F0LA-PAPA.
einfache palta (piem. pauta), abgel paltan = pafltano ; es könnte
aus polta brei (von puls) abgeändert sein, denn auch poltiglia
heißt brei und schlämm, chw. pantan ist gleichbed. mit pultan.
Pantöfola pantüfola it., wal. pantofle, sp. pantu-
flo, fr. pantoufle (f.) eine fußbekleidung, halbschuh. Von
zweifelhafter herkunft, sicher nicht von der ungeschickten
griech. Zusammensetzung navToysXXog ganz-kork, wobei die
Verarbeitung des korks zu pantoffelsohlen in anschlag kam. Ein
compositum scheint es allerdings. Der erste theil desselben
ist etwa das fr. patte fußsohle, denn es fehlt nicht an mund-
artlichen formen ohne n, z. b. ndl. pattuffel, piem. patofle ne-
ben pantofle; in der persönlichen bed. eines menschen mit
schleppendem schwerfälligem tritt genf. patoufle, henneg. norm.
patouf, denen sich fr. pataud vergleicht. Der Catalane sagt
plantofa, das an planta (sohle) mahnt, er muß jedoch das 1
durch umdeutung versetzt haben, denn hieraus patofla entste-
hen zu lassen, wäre der spräche zu viel zugemuthet. Aber
was ist mit dem zweiten theile des Wortes anzufangen ? Neupr.
sagt man auch man-oufle (f.) für eine handbekleidung, einen
muff, latinisiert raaniflua Gloss. de Lille p. 8, muthmaßlich aus
manupula (s. oben manopola) wie fondefle aus fundibulum:
sollte pantoufle diesem worte nachgebildet sein, da oufle für
sich nichts bedeutet ? und würde sich auch fr. emmitoufler (wohl
von amictus) auf diese weise erklären lassen?
Papa fr. vater (in der kinder spr ache) , von papa, das
nicht in pape oder peve übergieng , weil es als gemination
pä-pä behandelt ward, welche die kinder lieben; daher ent-
lehnt das span. und mdartl. ital. papa, wofür diese sprachen
die einheimischen ausdrücke taita und babbo besitzen. Das-
selbe wort ist it. sp. pg. papa, fr. pape höchster priester der
katholischen kirche. — Lat. papa pappa speise oder brei der
kinder ist gemeinroman. : it. pappa, wal. pape, sp. pg. papa,
altfr. papin, papette; so auch pappare essen, brei essen, das
im sard. papai ganz die stelle von mangiare einnimmt. Dazu
noch ein subst. it. pappo brot, sp. pg. papo bissen, den der
falke mit einem male verschluckt, dsgl. kröpf der vögel (auch
papera), wamme der ochsen (etwas gefüttertes, gemästetes),
ven. veron. papota (auch papa) dicker, fleischiger backen, pa-
pon und papoto adj. fett, fleischig, ausgemästet, sp. papudo
mit dickem hals oder kröpf Gleicher Herkunft, aber durch
I. PAPPAGALLO-PARARE. 851
dissimiMion abgewichen, ist wohl mich it. paffuto s. v. a.
ven. papoto, und selbst wohl sicil. baffü, vgl, pic. norm, em-
pafer vollstopfen. Für die bed. kröpf mag auch noch lat. pa-
pula (blatter, blase) erwogen werden, dem die span. spräche
die bed. kropfartige geschwulst , die ital. die bed. geschwür
(Ducange s. v.) beilegt.
Pappagallo it., sp. pg. papagayo, pr. papagai,
altfr. papegai papegaut, engl popingay, mittelgr. nanayag, ngr.
nanayällog name eines vogels. Das wort hat das ansehn
eines compositums und wird in dieser Voraussetzung auf ver-
schiedene weise gedeutet, z. b. von papa pfaffe und altfr. gai =
nfr, geai häher, weil die geistlichen diese vögel vornehmlich
gehalten hätten, s. Frisch IL 39a. Wer es vom gleichbed. arab.
babagä herleitet, der möge bedenken, daß dieses wort in der
arab. spräche keine würzet hat und erst spät vorzukommen
scheint (Gol. p. 213, Freut. L 81a), so wie daß die Vertretung
des arab. b durch roman. p wenigstens ungewöhnlich ist: um-
gekehrt drückt der Araber das fremde p durch b aus, Boqract
z. b. ist Hippocrates.
Paraggio it., pr. paratge, ebenso arag. s. Ducange,
fr. parage herkunft, stand, eig. gleichheit, ebenbürtigkeit,
von par.
Paragone it., sp. paragon parangon, fr. (veraltet)
parangon vergleichung. Das wort ist von Spanien ausge-
gangen und dankt seinen Ursprung den substantivisch ange-
wandten präpositionen para con z. b. la criatura para con el
criador das geschöpf im vergleich mit dem schöpfer : c zwi-
schen vocalen muste zu g herabsteigen. Es ist also verlorene
mühe es im griech. aufzusuchen.
Parare it., pr. parar hinhalten z. b. die wange, auch
sp. parar in parar mientes animum advertere; in andrer bed.
ital. abhalten z.b. einen stoß, so fr. parer parieren, span.
anhalten, stehen machen. Lat. parare gewahrt nur die bed.
bereiten; hieran knüpfte sich einerseits die bed. hinhalten,
eig. bereit machen, bereit halten, andrerseits die bed. abhal-
ten, anhalten, eig. verwahren, schützen, wie lat. defendcre.
Von parare schützen ist it. para-petto, daher fr. parapet brust-
wehr; von parare abhalten it. para-sole, fr. parasol Sonnen-
schirm, para-vento windschirm; darnach gebildet fr. para-pluie
(m.) regenschirm. Auch it. rip arare, sjpvr eparar, sofern
262 I. PARCO-PARECCHIO.
es abhelfen, bewahren heißt, weicht vom lat. worte ab, sbst.
r i p a r o reparo ausweg, schutzwehr. Zu merken auch it. com-
perare comprare, wal. comperä bloß mit der bed. kaufen.
Eine neue zss. ist sp. pg. pr. emparar amparar (wie sp.
embrollar ambrollar) in besitz nehmen, ergreifen, fr. s'empa-
rer sich bemächtigen , it. imparare lernen (wie apprendere) ;
fr. se r empar er sich verschanzen, sbst. rempart (früher rem-
par geschrieben) verschanzung, wall. Eine andre zss. ist it.
sparare, sp. disparar ein gewehr losschießen, eig. entladen,
entrüsten.
Parco it., sp. pg. parque, pr. parc pargue (noch
jetzt mit g pargou, pargado, pargagi), fr. parc Umzäunung,
(hier garten, daher z.b. fr. parquet, vb. parquer. Es tritt
bereits im frühesten mlatein hervor: parcus parricus L. Rip.,
L.Angl, parc parch L.Baiw., wo es aber kornspeicher be-
deutet; ahd. lautet es pfarrich pferrich, nhd. pferch, ags. pear-
ruc Chron., pearroc Alfred, gael. päirc, kymr. parc und parwg.
Man leitet dieses dunkle wort, mit beziehung auf eine ital.
nebenform barco, vom deutschen vb. bergen, prät. barg, aber
der anlaut ist entschieden die tenuis, ahd. pf ; oder man ver-
muthet celtischen Ursprung (Diefenbachs goth. wb. 1, 265), aber
auch in dieser spräche steht es da wie ein fremdling. Es
wird zu bedenken sein, ob es nicht vom lat. parcere herstam-
men könne: substantiva mit activem sinne aus verbis sind
häufig. Wie it. redina von retinere etwas zurückhaltendes,
cigna von cingere etwas umgürtendes, so konnte parco etwas
schonendes, schützendes bedeuten ; das Substantiv entstand zu
einer zeit, wo ce noch guttural gesprochen ward, daher ital.
nicht parcio, vgl. sp. torca von torquere, roman. torcere u. a.
Dagegen ließen sich einwenden die ags. formen pearruc pear-
roc, insofern diese spräche in latein. Wörter keinen ablei-
tungsvocal einschiebt, doch konnte das beispiel einheimischer
formen wie veolc veoluc veoloc leicht zu jener einschiebung
verführen.
Parecchio #..,parejo sp., pareil/r. gleich, wal.sbst.
pereäche paar; dimin. von par, mlat. pariculus L. Sal.u.s. w.
Der ital. plur. parecchi bedeutet zmehrere, eig. mehrere dinge
von gleicher art, mehrere exemplare. Zsgs. it. a p p a r e c c h i a-
re, sp. aparejar, pr. aparelhar, fr. appareiller ety. paarweise
verbinden, paaren (wie noch fr am.) 9 dalier zusammenfügen
r. PAROLA-PARTIGIANA. 853
(vgl. lat. combinare), zurüsten, sbst. apparecchio u. s. f. zu-
Parola it., sp. palabra, pg. palavra, alt paravoa
S. Rosa, pr. altit. altsp. paraula, fr. parole wort; von
parabola gleichnis, daher spruch, wort, schon im frühem mla-
tein. Es ist ersatz für verbum, das man aus scheu vor sei-
ner religiösen bedeutung vermied (Schlegel observat. not. 33),
wenigstens sind it. span. verbo, altsp. vierbo, pr. verbi, chw.
vierf (plur. verba s. Carisch p. 214) in dieser allgemeinen be-
deutung unübliche Wörter, nur das wal. vorbe (fem. wie altit
verba Poet. d. pr. sec. IL 170) ist gleichbed. mit parola. Vb,
it. parlare, sp. pr. parlar, pg. palrar, fr. parier, alt paro-
ler reden, mlat. parabolare: nostri seniores parabolaverunt
simul et consideraverunt Cap. Car. C.
Parpaglione it., pr. parpalhö, lomb. auch parpaj
parpaja Schmetterling; entstellt aus papilio, welchem cat. papalyö
zunächst steht. Daher it. sparpagliare, pr. esparpalhar,
altfr. esparpeiller Liv. d. rois p. 336, nfr. eparpiller, sp. des-
parpajar umherstreuen (auseinander flattern machen) ; derselbe
begriff wird neupr. ganz entsprechend durch esfarfalhä (von
farfalla = parpalhö) ausgedrückt.
Parrocchetto it., periquito sp. , perroquet fr.
papagei. Es soll pfäffchen bedeuten, von parochus, weil die
geistlichen herren diesen vogel zuerst gehalten hätten, s. pap-
pagallo. Erwägt man das einfachere span. perico, welches
Peterchen und papagei bedeutet und nicht aus parochus ab-
zuleiten ist, so hat man eins der mehrfachen beispiele von
anwendung menschlicher namen auf thiere vor sich.
Parröcchia it., sp. pr. parroquia, fr. paroisse
kirchspiel; mlat. parochia , verderbt aus gr. naQoixia (daher
paroecia bei Augustinus, fr. paroisse) eig. fremdlingsleben, im
kirchlichen sinne aber nachbarschaft, mit hinsieht aufndgoi-
xog nachbar , entweder weil die glieder derselben pfarre sich
als nachbarn betrachteten (vgl pr. paroc pfarrkind, ital. aber
pärroco, wal. paröh pfarrerj, oder weil die ältesten Christen
ihre religiösen Zusammenkünfte (ßy^lrjaiai) in der nachbar-
schaft großer städte hielten. Man sehe Ducange v. parochia.
Partigiana it., altval partesana J. Febrer str.28,
fr. pertuisane eine der hellebarte ähnliche waffe. Ist die
franz. form die ächte, so floß das wort aus pertuis, allein
254 L PARTIRE— PASSAMANO.
was soll dies heißen ? Rabelais schrieb parthisane und in der
that verräth die gangbar gewordene form pertuisane eine auf
pertuiser gestützte Umbildung desselben, indem man an eine
durchbohrende waffe dachte. Auch das deutsche barta parta
ist aus dem spiele zu lassen, das sufßx würde sich nicht
rechtfertigen können. Vielleicht läßt sich auf andre weise hel-
fen. Mit dem masc. partisan bezeichnete man einen parthei-
gänger, den führ er eines haufens leichter truppen (Biet, de
TrevJ): sollte die solchen truppen zukommende waffe nicht
ihren namen daher empfangen haben? Beispiele dieser art
sind: it. gialda spieß vom pr. gelda fußvolk, oder it. muga-
vero Wurfspeer, eig. leichter reiter, oder sp. gineta spieß, von
ginete reiter, oder auch it. rubalda pickelhaube , wohl von
rubaldo.
P a r t i r e it., sp. pr. fr. p a r t i r in der bed. abreisen, theils
mit, theils ohne reflexivpron. , ursprünglich aber gewiss nur
mit demselben gebraucht (altfr. se partir s. Orelli p. 175) ;
von se partiri sich theilen, sich trennen, weggehen, vgl. unser
scheiden für trennen und sich trennen.
Pasqua it., sp. pr. pascua, fr. päque Osterfest, lat.
pascha, bekanntlich aus dem hebr. pesach Übergang d. i. aus-
zug der Juden aus Ägypten. Die einschiebung des u, auf die
auch die franz. form weist (pasca hätte päche ergeben), ist
alt (pascua Gloss. Keronis 201a u. s. wj und erklärt sich ge-
nügend aus einmischung von pascua weide d. h. ende der fa-
sten. Doch sagt der Provenzale auch pasca pascha, der Sarde
pasca. Eine abl. ist pr. altfr. pascor osterzeit, frühling,
nach Ampere form. d. I. lang. fr. 80 ein genitiv plur. von pascha,
da temps pascor gesagt werde, aber temps de pascor ist weit
üblicher, nomin. pascors; auch läßt sich das entsprechende
pr. nadalor (Weihnachtszeit) aus keinem genitiv deuten. Vgl.
auch Journ. d. sav. 1829 p. 454, 1834 p. 109.
Pasquino it. name einer statue in Rom, an welche man
Spottschriften zu heften pflegte, daher fr. pasquin lustigma-
cher, sp. pasquin, it. p as quill o Spottschrift.
Passamano it., sp. pasamano, fr. passement borte
oder besatz an kleidern und möbeln, posament. Span, pasa-
mano heißt trepp eng eländer d. i. einfassung, porque pasamos
por el la mano, den ausdruck für die einfassung der treppe
übertrug man auf die der kleider, so deutet Covarruvias* Passe-
I. PASSARE-PATTUGLIA. »35
ment von passer, weil die schnüre durchgezogen werden, er-
klärt Frisch. Schwed. pasman, ungr. päszma, paszomän, poln.
pasaman u. a. Zusammenstellungen sehe man in Diefenbachs
goth. wb. I. 344.
Passare it., sp. pasar, pg. pr. passar, fr. passer,
wal. p e s ä durchschreiten. Es erklärt sich, da es von hause
aus transitiv ist, besser vielleicht als ein frequentativ von
pandere, partic. passus, in der bed. öffnen (ebenso it. spas-
sare von expandere), denn als ableitung von passus schritt
(schritte machen) : pandere moenia, pandere rupem die mauer,
den f eisen sprengen, durchbohren , liegt dem durchdringen,
durchschreiten ganz nahe, ja die bed. durchbohren steht dem
roman. worte noch immer zu. Dagegen ist it. passeggiare, sp*
pasear wandeln entschieden von passus.
Pasta it. sp. pg. pr., päte fr. teig von mehl u. dgl.
Von pistus (gestampft, geknetet) leidet der buchstabe nicht;
richtiger darum von pastus nahrung, wobei einfluß von pastil-
lus mehlküglein in anschlag zu bringen ist; die span. form
p 1 a s t a scheint sich dagegen an plasma zu lehnen. Abgel it.
p a s teil o 9 sp. fr. pastel aus farbenteig geformter und getrock-
neter stift zum malen, fr. pastille rauchkerzchen. Zsgs. fr.
appät lockspeise, pl. appas reize.
P a s t o j a it. spannkette der pferde auf der weide, mlat
pastorium : si quis pastorium (al. pastoriam) de caballo alieno
tulerit L. Long.; von pastorius, eig. weidekette, altfr. schlecht-
weg pasture. Daher it. pasturale, fr. päturon unterer
theil des pferdefußes , wo die spannkette angelegt wird, der
darum auch im deutschen fessel heißt; vb. it. impastojare,
fr. empetrer für empeturer (norm, empaturer) die fessel an-
legen, it. spaslojare, fr. depetrer dieselbe abnehmen.
Patta cremon. latz , klappe an kleidern, neupr. pata
läppen, comask. fuß, sp. cat. pata, fr. patte tatze, pfote, sp.
patear traben; sp. pato pata, alban. pate gans ; wohl auch
fr. p a t a u d küchenhund (mit breiten tatzen) ; sp. p a t a n bau-
ernlümmel; bürg, pata-pouf, in Rheims pata-boeuf tölpel; dsgl.
it. pattino, fr. patin Schlittschuh. Ohne grade vom gr. nd-
toq (tritt), nutetv (treten) herzurühren, trifft das roman. wort
als naturausdruck wie unser patschen damit zusammen, in-
dem es etwas plattes, platt auftretendes ausdrückt.
Pattuglia it., sp. patrulla,/r. p a tr o ui 1 1 e, früher
856 I. PAUSARE-PEDANTE.
patouille, streifwache; vb. sp. patrullar patullar, fr. pa-
trouiller streifen. Letzteres heißt auch mit händen oder fu-
ßen in einer pfütze rühren, patrouille rührkelle (bei Nicot).
R ist, wie öfters nach t, eingeschoben und so fließt patouiller
aus patte und bedeutet eig. patschein, hin und hertreten be-
sonders im schmutz: gleicher bedeutung ist henneg. patoquer
patrouquer patriquer patouger, champ. patoiller platrouiller.
Pausare it., sp. pg. pr. pausar, fr. pauser ruhen,
inne halten; vom nachclassischen pausare. Daneben mit der
bed. ruhen, fußen und transit. ruhen machen, niedersetzen it,
posare, sp. posar (sbst. posada wohnung , herberge) , pg.
pousar, fr. poser, prov. aber nur pausar. Bereits die L.
Alam. tit. 54 sagt et pausant arma sua josum. Zsgs. ist it.
riposare, sp. reposar, pg. repousar, pr. repausar, fr. re-
poser ausruhen, ausruhen lassen. Aber fr. deposer, dispo-
ser, exposer, imposer, proposer, supposer sind aus deponere,
disponere, exponere, imponere, proponere, supponere mit an-
bildung an das begriffsverwandte pausare, da auch der Pro~
venzale depausar, dispausar, expausar, empausar, perpausar,
supausar spricht, denn die latein. Wörter konnten nur dieje-
nigen sprachen brauchen, die auch das einfache ponere nicht
von sich gewiesen hatten: it. diporre, sp. deponer u. s.f., das
einfache ponere aber kennt die franz. und prov. spräche nur
noch in einer ganz eingeschränkten bedeutung, s. pondre IL c.
Pavese palvese %t.9 sp. paves, fr. pavois großer
schild; nach Ferrari' 's vermuthung üorcPavia benannt, wo sie
etwa verfertigt wurden, wie man die dolche, pistolesi, nach
Pistoja benannt habe. Belege dafür bei Muratori antiqq. ital.
IL 516. Die Walachen haben paveze (fj, die Ungarn pais,
die Böhmen paweza.
Pecca it., pr. peca pec fehl, mangel, sp. peca, pg.
peco fleck; von peccare.
Pedaggio it., sp. peage, fr. peage zoll; von pes
pedis. Pedagia dicuntur quae dantur a transeuntibus Brevi-
loquus.
P e d a n t e it. sp. pg., pe d a n t fr., ein auch ins deutsche
aufgenommenes wort. Darüber sagt Varchi (Ercol. p. 60, ed.
dil570): quando io era piccino, quegli che avevano cura de'
fanciugli, insegnando loro . . . e menandogli fuora, non si
chiamavano , come oggi , pedanti ne con voce greca peda-
I. PEDONE-PELLICCIA. »37
gogi, ma con piü orrevole vocabolo ripititori. Pedante war
also früher (und noch im piemont. nach Zollt) ein erzieher
oder hofmeister : das der griechischen spräche mächtigere Ita-
lien romanisierte naidevsiv in paedare und zog daraus das
particip pedante, man vergleiche frescante frescomaler , dem
gleichfalls kein vorhandenes verbum frescare zu gründe liegt
Wie aber das wort zu seiner heutigen bedeutung gelangte,
ist leicht einzusehen.
Pedone it., sp. peon, pr. peon pezon, fr. pion
fußgänger; gleichsam pedo von pes. Daher pr. pezonier,
altfr. peonier mit gl bed., nfr. pionnier schanzgräber. Spe-
ciell franz. ist p i e t o n , welches lat. pedito peditonis (von
pedes peditis, mlat. vb. peditare) voraussetzt.
Pegar sp. pg.pr. leimen, heften, empegar pichen, ape-
gar ankleben, anheften; von pTcare mit richtiger dar Stellung
des i durch e. Die franz. spräche formte po isser empois-
ser gradezu aus pix picis. Die ital. hat viererlei formen:
impeciare = fr. empoisser empeser (sbst. empois), im-
pegolare = pr. empegar, sodann appicciare impicciare
und setöstfappiccare ankleben, anheften, impiccare aufhän-
gen, spiccare losmachen. Daß letztere nicht mit piccare (ste-
chen) zusammengesetzt sind, zeigen die bedeutung en: appiccare
z. b. wurzel fassen = sp. pegar ; das unregelmäßige picc für
pec (lat. pTc) könnte durch einfluß des deutschen pichen ent-
standen sein. Span, empeguntar zsgs. mit untar salben.
Pelago it., sp. pielago, pg. pego, pr. peleg (pe-
leagre bei A. Daniel) meer, vb. cat. empelegar sich aufs meer
begeben Chron. d'Esclot p. 713^; von pelagus. Aber die ro-
man. hauptbedeutung ist abgrund, grundloses wasser (pg. pe-
lago brunnen, teich, s. S. Rosa) und diese bedeutung zeigt es
auch im mlatein, worin es eben so üblich ist.
Pelare it., sp. pg. pr. pelar, fr. peler haare oder
federn ausrupfen, schälen; von pTlare der haare berauben,
nicht von pellis.
Pellegrino it., pr. pelegrin pelerin, fr. pelerin
wanderer, waller; von peregrinus, sp. peregrino. Aus der
roman. form mit 1 ist unser pilgrim pilger.
Pelliccia it., pg. pellis s a, fr. pelisse, ahd. pelliz,
nhd. pelz; vom adj. pelliceus pellicea. Zsgs.fr. surplis für
surpelis Chorhemd, pr, sobrepelitz,
IT
858 I. PELTRO— PERLA.
Peltro it. feines mit quecksilber raffiniertes zinn, sp.
pg. peltre mischung von zinn und blei, altfr. peautre Ro-
quef., ndl. peauter KU., engl pewter. Die Italiäner leiten ihr
wort aus dem englischen, aber nach den Sprachgesetzen ist
grade das umgekehrte zu vermuthen und erst aus pewter scheint
das gael. feodar geschaffen wie füdar aus powder, fr. poudre.
Der ital. oder span. form also wäre nachzuspüren. Sollte
es etwa herrühren aus dem prov. vb. em-peltar pfropfen,
impfen, und eine mischung oder Veredlung des metalls (des Zin-
nes durch quecksilber, des bleies durch zinn) bedeuten ?
Pen na it.berggipfel, sp. pena, pg. penha fels, klippe,
das span. wort schon in den ältesten Urkunden, z. b. de Po-
zos usque ad summam pennam Esp. sagr. XXVI. p. M2; von
pinna zinne der mauer , pr. pena, fr. pignon, it. pignone
dass.; fr. pinacle von pinnaculum. Das celt. pen köpf, gipfel
wäre sicher masculin geblieben.
Pennone it., sp. pendon, pr. penö, fr. pennon
fahne, panier; altsp. wimpel an der lanze: trescientas Ianzas
son, todas tienen pendones Poem. d. Cid v. 731. hat. pannus
ist aus dem spiel zu lassen, da zum umlaute des a kein grund
vorlag. Kommt es von pendere, so daß es etwas herabhan-
gendes bezeichnet wie das it. pendone? Oder von penna, in-
dem der streifen zeug mit einer wallenden feder verglichen
ward ? Grammatisch spricht für letzteres, daß die franz. sprä-
che d nach n nur selten, die ital. kaum irgend einmal tilgt,
die span. aber der einschiebung des d geneigt ist und sie na-
mentlich in pendola schreibfeder, lat. pennula, anwendet; auch
bedeutet it. pennoncello sowohl wimpel wie federbusch. In
diesem falle muß man in der altspan. die grundbedeutung an-
erkennen.
Perdice perm'ce it., sp. pr. perdiz, fr. perdrix
rebhuhn; von perdix.
Perla it.sp.pr., pg. perola (selten perla), fr. perle,
vgl. ahd. perala berala, ags. pearl, nord. perla, ein weitver-
breitetes an die stelle von unio getretenes wort. Bei der Un-
tersuchung desselben muß die port. form, muthmaßlich die
vollständigste (vgl. auch ven. perolo ohrring) den weg zeigen,
die mit der mlat. perula (schon in den isid. glossen) zusam-
mentrifft. Es bleibt, wenn man von dem zu ferne liegenden
sphaerula absieht, nur die wähl zwischen pTrula (oon pirum,
I. PERNO— PESO. 350
it. pera) birnchen, wobei an bacca beere und perle zu erin-
nern ist, und pTlula Mg eichen (1 euphonisch in r verwandelt),
in der venez. und veron. mundart pirola, und ebenso im bas-
kischen. Erster es sagt dem buchstaben, letzteres dem be-
griffe etwas besser zu; dieses letztere aber findet wenigstens
im altfr. pelle, einer bloßen nebenform von perle (vgl. paller
von parier) keine stütze. Nach einer andern ansieht entstand
das wort durch eine geringe abänderung aus perna muschel,
b ehälter der perle (s. Ducange v. pernae) und wirklich be-
sitzt die neap. und sicil. mundart die form perna für perla,
auch bedeutet it. pernocchia perlenmutter (Venerum): soll man
eine einmischung von perna hier annehmen? Man sehe noch
Grimms myth. p. 1169, wo in dem deutschen berala eine ent-
Stellung aus beryllus vermuthet wird. Eine art perlen neu*
nen die Spanier perilla birnchen, was sich noch zu gunsten
von pirum pera anführen laß.
Perno it. sp. pg. haspe, zapfen, sp. pernio eisernes
band an thüren und fenstern; nach Menage von perna, vgl
gr. nsgovT] dorn der spange, agraffe.
Perö it., so auch pr. (Boeth. v. 137 perö accentuiert),
sp. altpg. p e r o (im Poem. d. Cid noch nicht gebraucht), altfr.
poro Eulal. , auch poruec, partikel für lat. igitur und sed
oder autem, von per hoc und pro hoc, ersteres bei Apulejus
und spätem für propterea öfters vorkommend. Zsgs. sp. e m-
p e r o , pr. empero ; it. perocche, mlat. per hoeque Form,
arvern. (Walter III. 489, zeile 12).
Persica zsgz. pesca it. , sp. persigo prisco und mit
arab. artikel alpersico, pg. p e s e g o , pr. p r e s e g a , fr. p e-
che (f.) pfirsich; von persicum persische frucht.
P e r s o it., pr. altfr. p e r s bläulich, nach Dante (im Conv.)
zwischen purpur und schwarz, doch so daß das schwarze
vorwiegt; mlat. persus perseus cad persei mali colorem acce-
dens' Ducange. Eins der ältesten Zeugnisse in den schleust,
glossen 39, 167 persum weitin (waidfarbig).
Pertugiare it., pr. pertusar, alt- und neufr. per-
cer (daher sie. pirciari) aus pertuisier, durchbohren; sbst. %U
pertugio, fr. pertuis loch; von pertundere pertusus, gleich-
sam pertusiare pertusium, eine mit i gewirkte ableitung.
Peso it. sp. pg., pr. p e n s pes, altfr. p o i x , nfr. p oi d s
(mit pondus verwechselt) gewicht; von pensum gewichtige sa~
860 I. PESTARE— PEZZA.
che. Vb. it. p e s a r e , sp. pg. pr. pesar, fr. peser wägen, wie-
gen, sp. apesgar beschweren, drücken; dsgl. it. pensare,
sp. pg. pensar, pr. pensar pessar, fr. penser erwägen, denken;
von pensare. Graphisch verschieden , aber gleichwohl iden-
tisch mit letzterem ist fr. p a n s e r = pr. sp. pensar warten,
pflegen, eig. bedenken, besorgen, befriedigen, vgl. lat. sitim
pensare den durst stillen.
Pestare it., sp. pistar, pr. pestar, dsgl. sp. pisar ,
pg. pr. pizar, fr. piser, walpisä stampfen. Die formen
mit st sind entschieden vom lat. pistus (it. pesto) für pinsitus,
die mit s lassen sich etymologisch richtig auch auf das von
Varro gebrauchte plsare beziehen. Daher das subst. it. p e s t a ,
sp. pista, fr. piste fußtapfe, spur, bahn, und hievon vermuth-
lich it. pista gna, sp. pestana, pg. pestana vorstoß am kleide,
passe-poil, eig. spur, streif von tuch. Da dieser vorstoß oft
mit fransen besetzt war, so bedeutet das wort auch die fran-
sen am rande des kleides und im span. und port. durch eine
leichte und schickliche Übertragung die augenwimpern ; ähn-
lich nennt Cicero das äußerste der locken fimbria.
Petardo it. sp., fr. petard thorbrecher; scherzhafter
Soldatenausdruck, von peto, pet, lat. peditum. Daher auch
fr. petiller krachen.
Petrosellino petrosemolo prezzemolo it., sp. p e r e x i 1,
fr. per sil petersilie; von petroselinum.
Pettine it., sp. peine, pg. pente, pr. penche, fr.
p eigne kämm; von pecten, in einigen sprachen mit einge-
schobenem n. Vb. pettinare u. s. f. Eine abl. ist fr. pe-
nil (/wrpeignil) äußerster theil des Unterleibes, in beziehung
auf die bed. crines circa pudenda, worin Juvenal pecten ge-
braucht, it. pettignone, gr. xtstg, s. Menage ; dasselbe bedeutet
die span. zss. empeine.
P ez z a pezzo it., sp. p i e z a , pg. p e c, a , pr. p e z a pessa,
fr. piece. Die allgemeinste bedeutung ist fetzen, läppen, stück
zeug, daher auch stück land, sogar stück zeit, kurzer Zeit-
raum. Seit etwa dem 8. jh. kennt man es in den latinisier-
ten formen petium petia mit der bed. stück land: uno petio
de terra illa Muratori antiqq.ital. III. 569 (v.j.757); et alia
petia p. 1005 (v. j, 730). Es könnte identisch sein mit sp.
pedazo, wäre die zusammenziehung nicht zu stark. Ausser-
dem sind zwei deutungen zu beachten. Vom kymr, peth stück
I. PIAGGIA-PIATO. 861
(bret. pez, gael. peos), aber der celt. aspirata th entspricht
niemals rom. z, oder soll man aus peth erst durch ablei-
tung pethia petia gewonnen haben? Sodann vom griech.ns^a
fuß, säum, rand, formell genügender und auch dadurch em-
pfohlen, daß das rom. oder mlat. wort zuerst in Italien her-
vortritt und daselbst bei weitem die meisten ableitungen ge-
trieben hat. Das it. pezzolo füßchen (bei Ferrari) neben
pezzuolo fetzen könnte noch dazu angeführt werden, träfe
es nicht mit lat. petiolus zusammen, s. picciuolo II. a.
Piaggia spiaggia it., sp. pr. playa, pg. praia, fr.
plage gestade. Es ist das mlat. plagia Greg. M., abgeleitet
von plaga gegend, welche bedeutung auch das ital. wort noch
hat. Ein anderes altes aber vielleicht nicht achtes Zeugnis ist:
statio est, quam plagiam dicunt Serv. ad Aen. 2, 23.
Piancapeew. steg, pr. planca plane ha, fr. planche
brett, daher sp. plancha blech, pg. prancha diele; von planca
bei Festus und Palladius. (Ital. sp. pg, palanca, wal. pelanc
pfähl, von palanga, pic. mit bewahrter media palangue.)
Piare it., sp. piar, daher fr. piailler piepen wie die
vögel; naturausdruck,
Piastra it. metallplatte, silbermünze, alt fr. plaistre
geplätteter boden, estrich (nach Carpentier emplacement), nfr.
p 1 ä t r e (m.) gips ; abgel. it. p i a s t r o n e , pg. piasträo (aus
d. ital.) platte des panzers ; it. piastrello pflasterläppchen.
Ohne zweifei von emplastrum (sfinlaoTpov^wundpflaster, Stück-
chen rinde zum oculieren, in den neuen sprachen auf schuppe
des panzers, platte, estrich ausgedehnt. Daneben blieb it. era-
piastro, fr. emplätre, sp. emplasto = gr. spnlaotov, Ahd,
plastar d. i. emplastrum besitzt auch die dem romanischen ent-
lehnten bedd. caementum und astricus.
Vi&to it., sp. pleito, pg. pleito preito, pr. plaitplag,
altfr. p 1 a i d (schon in den Eiden) rechtshandel, dsgl. vertrag,
chw. pled wort; vb.it. piatire piateggiare, sp. pleitear, pg.
preitejar, pr. plaideiar, altfr. plaidier plaidoier, nfr. plaider, chw,
plidar einen rechtshandel führen. Placitum, das im frühsten
mittelalter Versammlung zur Verhandlung wichtiger Staatssa-
chen hieß (placita habere, tenere 8. jh.), zog man, als c noch
guttural wie k lautete, in plactum placdum zusammen, wor~
aus denn die obigen formen wurden. Im altport. war auch
placito üblich, später ugz. in plazo prazo, sp. plazo, s. S, Rosa,
262 I. PIATTO— PICCOLO.
Piatto it., pg. sp. chato, pr. fr. plat flach, sbst. it.
piatto, sp. plato, fr. plat teuer; ein in mehreren sprachen ein-
heimisches wort, zusammenhängend , wie es scheint, mit gr.
nXarvg, ahd. flaz. Gleicher herkunft ist sp. pg. plata silber
(eig. metallplatte, altfr. plate) schon in Urkunden des 10. jh.
z. b. Esp. sagr. XVIII. 332, Marca hisp. p. 854; sp. chata
ein fahrzeug, daher it. sciatta (so von sp. chato comask. sciatt
platt, auf allen vieren, als sbst. kröte).
Piazza it., wal. piatz, sp. pg. pr. p 1 a z a placa plassa,
fr. place räum in einer Stadt, platz; vb. fr. placer stel-
len, setzen; von platea (nlaxeta) straße, bei Horaz platea,
goth. platja? s. Gabelentz und Lobe zu Müh. 6, 5. Die bed.
platz , eig. hof, hat es zuerst bei Lampridius. Vgl. Rom. gr.
1. 122 note.
Piccione it., sp. pichon, pr. pijon, fr. pigeon,
altfr. auch pipion taube; von pipio bei Lampridius, dies von
pipare pipire, vgl. das mail. kinderwort pipi vögelchen.
Pi c c o it., sp. pg. p i c o , pr. fr. p i c schnabel, bergspitze
u. dgl. ; fem. it. picea, sp. pg. pica , fr. pique spieß ; vb. it.
piccare, sp. pg. pr. picar, fr. piquer stechen. Die Wörter
lehnen sich an das lat. picus specht (vogel, der in die baum-
rinde hackt) mit langem i, daher keine roman. form mit e
vorkommt: im gleichbed. sp. pico und fr. pic begegnet es je-
nen Wörtern gradezu. Vergleichen läßt sich kymr. pig spitze,
dtsch picken, pickel. Dahin gehört ferner it. p i c c h i o specht,
stoß (in ersterer bed. offenbares diminutiv von picus, gleich-
sam piculus), picchiare klopfen; fr. pico t spitzhaue, picoter
stechen, sticheln; vielleicht auch sp. p/caro, it. piccäro spitz-
bube u. a. m.
Pi'ccolo it., sp. pequeiio, pg. pequeno klein. Pro-
venzalen, Catalanen und Franzosen drücken denselben begriff
mit petit aus, allein schwerlich steckt die gleiche Wurzel in
den ital. span. port. formen: pit-colo hätte sich wohl in pic-
chio verwandelt (vgl soperchio von superculus) und pequeno
müste allzu künstlich aus pit-ic-ueno construiert werden. Es
bietet sich ein anderes etymon dar im alten roman. pic spitze,
piccare stechen, so daß piecolo (urspr. subst. wie noch als
name einer münze) tüpfeichen, pequeno tüpfelhaft, winzig be-
deutete, wobei noch zu erinnern ist, daß das ital partic. pieco
in seiner bed. (gestochen) dem lat, punctum, piecolo also dem
I. PIDOCCHIO— PIGLIARE. 263
lat. punctulum entspricht. Jenes vornan, pic scheint auch im
wal. pic tropfen, alban. pice vorzuliegen. Neben piccolo be-
sitzt die ital. spräche noch zwei bildungen mit palatalem c
picciolo und piccfno klein, die sich in pic-ciolo pic-cino oder
auch in pit-ciolo pit-cino zerlegen lassen; neupr. (in Nizza)
sagt man piccioun, limous. pitsou, fem. pitsouno.
Pidocchio it., sp, piojo, pg. piolho, pr. peolh
pezolh, fr. pou (für peou) laus; von pediculus umgebildet in
peduculus (s. Freund), mlat. peduclus Gloss. bibl. Hattemer I.
p. 225^, peducla Gloss. erford. p. 362, 74. Davon das vb. iL
spidocchiare, sp. despiojar, fr. epouiller.
Piedestallo it., sp. pedestal, fr. piedestal Säu-
lenfuß, fußgestell; zsgs. mit dem altd. stal Stellung, stand, s.
unten stall o.
Piegare it., sp. pr. plegar, pg. pregar, fr. plier
wwd-ployer, wal. plecä falten; von plicare. Zsgs.it. im-
piegare, sp. emplear, pg. empregar, fr. employer anwen-
den, anlegen, urspr. in etwas hineinlegen, #o/& implicare ein-
wickeln, einfügen, it. impiego, fr. emploi anwendung, bedie-
nung, dienst; it. s p i eg a r e , pr. espleiar, fr. deplier deployer,
von explicare, de-explicare. Dazu llegar II. b.
Pietanza it., sp. pr. pitanza, fr. pitance die täg-
liche portion eines klostergeistlichen. Nach he Duchat von
petentia, dem aber nur ein sp. pedenza gerecht wäre; nach
Muratori, zu sehr gegen den buchstaben, vom it. piatto Schüs-
sel. Ital. pietanza, das in alter spräche auch mitleid bedeu-
tet, weist augenscheinlich auf pietä, es konnte gleichsam eine
gäbe des mitleids ausdrücken, altpg. pitanca bedeutet mild-
thätigkeit S. Rosa. Aber dieses pietanza, zu welchem die an-
dern roman. formen gar nicht passen, könnte es nicht eine
umdeutung sein aus pitanza, das noch der Lombarde bewahrt,
und könnte dies nicht erwachsen sein aus dem alten roman.
pite sache von geringem werth? Schon Ducange dachte dar-
an. Nicht leicht verbindet sich zwar das suffix antia (ant-ia)
mit Substantiven, allein es fehlt nicht an einem verbum pitare,
das z. b. im genues. pittä picken bedeutet, so daß das Substan-
tiv im sinne klösterlicher enthaltsamkeit ein aufnehmen der
speisen gleichsam mit den fing er spitzen, eine kärgliche mahl-
zeit ausdrücken würde.
?ig\i%veit.}$p>$iU%Y,pg.pr. gleichlautend, fr.$il\eT
364 I. PIGREZZA-PILUCCARE.
wegnehmen, plündern. Von pilare rupfen oder von dem nur
bei Ammian begegnenden pilare s. v. a. expilare plündern?
Das rom. i spricht für letzteres und die bildung mit erweich-
tem 1 erklärt sich als eine scheideform in beziehung auf it.
pillare, fr. piler stampfen, von pfla. In compilare war sie
nicht nöthig, doch findet sich daneben it. compigliare zusam-
menfassen, scompigliare verwirren, zerrütten.
Pigrezza it., sp. pr. pereza, pg. preguica, fr. pa-
resse trägheit; von pigritia, wie sehr auch das franz. wort
dem gr. nd^saig gleicht
Pilatro it., sp. pg. pr. pelitre, fr. pyrethre 6er-
tramwurzel; von pyrethrum.
Pill o tta it., sp. pg. pr. $ e\ o ta , fr. pelote ball, knäuel;
von pTla, bereits in den isid. glossen pilotellus = sp. pelotilla.
Daher auch sp. peloton, fr. peloton häufe, rotte.
Piloto it. sp. pg., dsgl. it. pilota, fr. pilote lootse,
Steuermann. Die ndl. spräche ftatfpijloot, und dies hält man
für eine zss. aus peilen die tiefe des wassers messen und lood
loot blei, was aber noch näher zu prüfen sein möchte. Im
franz. bedeutet piloter pfähle ins wasser schlagen, pilotis grund-
pfahl, im piem. so wie im picard. und wallon. schlechtweg
pilot genannt. Aber logischer Zusammenhang zwischen pilotis
und pilote ist nicht abzusehen, wie sich letzteres denn auch
mit seinem derivativen e offenbar als ein dem iL pilota iden-
tisches wort ausweist; dieses aber hat einen fremdartigen
anstrich, indem sein suffix araidiota, epirota u. dgl. erinnert;
romanisch wäre pilotto pilot.
Piluccare it. trauben abbeeren, pr. pelucar aus-
rupfen, pic. pluquer mit den finger spitzen auflesen, norm,
champ. pluchotter; zsgs. fr. eplucher, chw. spluccar, mo-
den. spluccä ausklauben, ausrupfen. Es ist eine ableitung
vermittelst des Suffixes uc (Rom. gr. IL 333) aus lat. pilare haar
ausrupfen, enthaaren; also nicht vom ags. pluccian pflücken, das
unfehlbar wenigstens piuccare erzeugt haben würde, umgekehrt
mag das deutsche wort aus dem roman. geflossen sein. Man
trenne davon das sp. espulgar, s. pulce. Mit piluccare ist
zu verbinden sie. sard. pilucca, lomb. peluch haarschopf,
piem. pluch, gen. pellucco haar, faser, ital. entstellt in per-
ruca parruca langgelocktes haar, wal paröce, fr. perruque,
oedu sogar pamparrugo, richtiger sp, peluca, vgl, dasselbe
I. PIMIENT0-P10GGIA. »65
suffix im sp. machuca, almendruco u. a. Das fr. perruque
soll Coquillart (ende des 15. jhj zuerst gebraucht haben, s,
Barbazan Fabl. I. 26. Andre lassen das wort aus gr. nv^Qog
entstehen, da die Römerinnen falsches haar von blonder färbe
zu tragen pflegten, aber gegen die entwicklung aus dem im
roman. vorhandenen pilus, dem unvorhandenen perro gegen-
über, ist nichts einzuwenden.
Pimiento pimienta sp., pg. pimento pimenta pfeffer,
pr. pimenta gewürz, dsgl. pr. pimen, alt fr. piment, mlat
pigmentum ein trank aus wein, honig und gewürzen, nfr. pi-
ment ein zu vielen arzneien gebrauchtes kraut; alle vom lat.
pigmentum färbemittel, aber auch kräutersaft zur bereitung
der färbe, daher etwas würzhaftes oder wohlriechendes; ahd.
pimenta übersetzt mit pigmentum, aroma, odoramentum.
Pimpinella it., sp. pimpinela, fr. pimprenelle
ein küchenkraut , pimpernell, pimpinella saxifraga; soll aus
bipinella für bipennula (zweiflügelig) entstanden sein. Der name
wird auch von andern pflanzengeschlechtern gebraucht. Der
Catalane sagt pampinella, der Piemontese pampinela, wohl
nur eine zufällige form, da die pflanze mit pampinus nichts
gemein hat. Neupr. heißt sie fraissineto, von fraisse = fra-
xinus.
Pinaccia it. (nach Menage), sp. pinaza, fr. pinasse
eine art schiffe; von pinus flehte, schiff.
Pincione it., sp. pinzon pinchon, fr. pincon, cat.
aber pinsä, ein vogel, finke. Derselbe vogel heißt griech.
omvi'äiov, dimin. von antra, das jedoch in omvdLov verkürzt
ital. spingio oder spingione ergeben hätte, wie denn diese
spräche ein anlautendes s nicht abstößt. Besser leitet man
daher das wort vom kymr. pinc (mlat. gleichsam pincio), wel-
ches eigentlich fröhlich, zunächst finke bedeutet, vgl. fr. geai
munter und hoher; der Bretone spricht pint. Anmerken läßt
sich noch das bair. pienk finke. Seltsam ist das neupr. bürg.
quinson für pinson; auch pg. pisco weicht von der span. form
beträchtlich ab.
Pinta sp. pg. mahl, zeichen, daher auch ein maß für
flüssigkeiten, /r.pinte, wal. pinte. S. Grimms Reinhart p.
CCXXXVIII. Ebenso mag goth. mela scheffel mit mel zei-
chen (?) zusammenhängen, Grimm 111.458.
Pioggia ih, sp. lluvia, f#. chuva, fr. pluie, wal
366 I. PIOMBARE— PIPA.
ploaie regen; von pluvia. Abgel. sp. chubasco platzre-
gen (vgl ch aus cl im altsp. cheno von plenus).
Piombare it. senkrecht herabfallen, fallen nach dem
Senkblei, cadere a piombo; ebenso pr. plombar einsenken,
eintauchen, fr. p 1 o n g e r , letzteres eine scheideform von plom-
ber, das der bed. des lat. plumbare treu blieb, und gebildet
mittelst des suffixes g = lat. ic (venger = vindicare); die-
selben doppelformen im altfr. clinger, enferger neben cliner,
enferrer. Sbst. fr. plongeon taucher. Pictet p. 69 weist
plonger auf bret. plunia eintauchen = kymr. plwng = sanskr.
plavana und allerdings müssen plonger und plunia zusammen-
hängen, das franz. wort steht aber so gesichert auf latein.
boden, daß es keine erklärung aus celtischen sprachen ver-
langt. Seine herkunft aus plumbicare bestätigt sich überdies
durch die pic. form plonquer 1) eintauchen, 2) schwer auf-
treten, altpic. plonkier, so wie durch das mit plonger gleich-
bed. bask. pulumpatu; auch ist wallon. plonc = fr. plomb,
plonki == plonger.
Pioppo pioppa it., wal. plop (alban, plepi), wallon.
p 1 o p p , pg. mit bekannter Verwandlung des pl in ch ch o p o
choupo, span. neben pobo gleichfalls chopo, das der Catalane,
wie es seheint, in clop übertrug, da sein cl öfters dem pg. sp.
ch entspricht, neap. chiuppo. Es ist das lat. pöpulus pappel,
und ein merkwürdiges beispiel von formv er ander ung : um pö-
pulus von pöpulus zu scheiden, wird man schon in der römi-
schen Volkssprache ploppus eingeführt haben, sonst besäße der
Walache schwerlich plop. Ein sehr altes ital beispiel (v. j.
994) ist sancta Maria da li pluppi Muratori antiqq. ital IL
i035. Im Gloss. occ. ist jop bemerkt, das aus it. pioppo ent-
standen sein müste. Die lomb. mundart spricht ohne Umstel-
lung pobbia, in Berry gilt peuple für peuplier, im Jura puble,
in Limousin piboul.
Pipa it. (bei Ferrari, sonst piva), pr. mit eingeschobe-
nem m pimpa, fr. pipe pipeau, wal. pipe; von pfpare pl-
piare, woher auch ahd. pfifa, nhd. pfeife, pfeifer, letzteres im
it. pTffero, sp. pifaro, fr. pifFre und fifre nachgebildet (pifFre
dickbauch, eig. wohl mit aufgeblasenen backen wie ein pfei-
fer, s'empiffrer sich voll stopfen); churw. fifa. Merkenswerte
ist das dauph. pipa, welches frühling bedeutet vom Schalmeien-
ton* Auch fr. p i v o t ut il p i u o 1 o zapfen müssen hieher ge-
I. PIPITA— PISTOLA. 867
hören. Von pipilare aber ist it. p i g o 1 a r e piepen, pimpeln, für
pivolare, v mit g vertauscht (Rom. gr. I. 187) oder besser
wohl, eingeschoben in eine form piolare für pivolare.
Pipita it., sp. pepita, pg. pevide pivide, pr. pe-
p i d a , fr. p e p i e eine krankheit der hühner ; vom glbd. lat.
pituita, das sich früh in pivita, demnächst in pipita verwan-
delt haben muß, da auch das ahd. phiphis phepis eine solche
form (mit zwei])) in anspruch nimmt. Einfacher, durch syn-
cope, entstand aus dem lat. worte das mail. püida püvida.
Pisciare it., wal. pisä, pr. pissar, fr. piss er har-
nen. Dessen stelle vertritt sp. pg. das aus dem latein. auf-
bewahrte mear mijar; nur das den übrigen sprachen in die-
sem sinne fehlende kinderwort pixa pissa (mentulä) kommt vor.
Es ist in den alten deutschen sprachen nicht einheimisch, unter
den celtischen besitzt es nur die kymrische (piso pisio), nicht
einmal die breton., es wird also wohl auf roman. gebiete ent-
standen sein. . Man fühlt sich versucht an pytissare pitissare
eine flüssigkeit wegspritzen (nvxifyiv) zu denken, allein die
begriffsüb ertragung wäre unstatthaft, da dieses verbum eig.
ausspützen bedeutet. Gewöhnlich fühlt man in dem rom. worte
eine onomatopöie, so daß es ungefähr unserm zischen ent-
spräche: einen Zischlaut hat außer der ital. und wal. form
auch cat. pixar, neupr. pichä, pic. picher. Mundarten brau-
chen es in minder eingeschränktem sinne z. b. für spritzen:
occit. lou san pisso das blut spritzt aus der ader; in Berry
ist pissee ein guß aus dem Schmelzofen.
Pistöla it. sp., fr. pistole pistolet ein kleines Schieß-
gewehr. Zu Pistoja, sagt H. Stephanus, verfertigte man kleine
dolche, pistoyers genannt, deren name nachher auf die peti-
tes harquebuses übertragen ward, weil beide versteckt geführt
wurden. Diese angäbe sieht aus wie eine etymologische sage
oder erßndung; weder gibt es ein dem fr. pistoyer entspre-
chendes ital. wort, noch kann pislola aus Pistoja entstanden
sein; doch mag dolch als grundbed. angenommen werden, da
it. pistolese kurzer säbel heißt. Annehmlicher ist Frischs ver-
muthung, das wort sei aus pistillus Stößel, ^.pestello, abge-
ändert und bedeute ein Werkzeug mit einem knauf, eine ver-
muthung, die durch das ven. piston peston kurze kugelbüchse,
welches genau dem it. pestone großer Stößel entspricht, nicht
wenig gestützt wird.
868 I. PITO— POL
Pito sp. spitziges höhchen, altfr. pite name einer sehr
Meinen münze, henneg. pete kleinigkeit , comask. pit wenig;
daher sp. pitorra schnepfe (vom spitzen schnäbel), wallon.
petion Stachel der biene, vb. pr. pitar sich schnäbeln, sp.
apitar anhetzen, altfr. apiter mit den fingerspitzen berühren,
pg. petiscar kosten, nippen, pitada so viel man mit zwei fin-
gerspitzen packt (Wagener), dsgl. mit dem begriffe der klein-
heit mail. pitin wenig, cremon. peteen kleinigkeit , sard. pi-
ticu klein, wal. pitic zwerg, altfr. peterin winzig S. Bern.
Diese beispiele lassen einen alteinheimischen stamm pit anneh-
men, der etwas spitzes, schmales bedeutete und sich im kymr.
pid spitze wiederfindet. Ein wichtiger Sprößling dieses Stam-
mes ist altit. pitetto petitto, pr. cat. petit, fr. petit, neupr.
pitit, wall, piti klein, dimin. pr. cat. altfr. petitet. Ebenso
weist das gleichbed. piccolo auf pic spitze. Bemerkenswerth
an pet-it ist das suffix, welches aus euphonischer rücksicht
der Verwandlung in et widerstand: petet oder gar petetet
lautete übel.
Pizza ven. das stechen, jucken, sard. pizzu schnabel,
chw. pizza, mail, pizz, sie. pizzu, it. pinzo Stachel, sp. pin-
zas, fr. pince, it. pinzette kneipzange; dsgl. it. pizzico,
sp. pizea zwick; vb.ven. pizzare, wall, pissi, it. pizzicare,
wal. pitzigä piscä, cat. pessigar, neupr. pessugä, sp. pizear
und pinchar, fr. pincer, epincer, epinceler zwicken; dahin
auch pg. piscar os olhos blinzen (die äugen kneifen). Zu-
nächst vom ndl. pitsen, hd. pfetzen, das aber selbst wieder
auf einem im roman. einheimischen wurzelworte pit (s. den
vorigen artikel) zu beruhen scheint.
Poggio it., pr. pueg puoi, altfr. pui anhöhe, sp.pg.
poyo bank vor dem hause, altfr. puiot stütze Trist.; von
podium erker, anhöhe. Vb. it. poggiare, altpg. pr. poyar,
altfr. puier steigen; zsgs. it. ap poggiare, sp. pg. apoyar,
fr. appuyer stützen, sbst. appui.
Poi it., sp. pues, pg. poz, pr. pois, fr. puis, Par-
tikel, von post; zsgs.it. dipoi und mit versetztem accent und
Verwandlung des i in o (wie in domani) d ö p o , gewiß eine
sehr alte bildung , da auch der Walache sie in dupe besitzt
(mail. de poü, in Forli dopö), pg. pr. depois, fr. depuis, mlat.
de post L. Sah; woneben sp. despues, pr. despuois, com.
despö, bergamask paduan. daspö, aus de ex post erklärt
I. POLEDRO-POPPA. 260
werden müssen. Eine andre zss. ist it. poscia, pr. poissas,
vom lat. postea.
Poledro puledro it., sp. pg. potro, pr. poudre (zu
folgern aus poudrel), alt fr. poutre junges pferd; vom mlat.
pulletrus poledrus schon in der L. Sah und L. Alam. Über
lat. pullitra für pullastra s. Forcellini. Sp. pg. potro heißt
auch folterbank wie lat. equuleus von equus (auch unser fol-
ter ist von poledrus), nfr. poutre heißt querbalken zum auf-
legen eines andern balkens.
P o 1 eg gi o puleggio it., pr. p u 1 e g i , sp. p o 1 e o, pg. p o-
ejo, fr. pouliot eine pflanze, polei, von pulegium.
Polizza it., sp. pöliza, fr. police zettel, schein;
entstellt aus mlat. polyptychum Verzeichnis, bes. zinsbuch (no-
Ivtitvxov viele blätter habend), auch polecticum poleticum
poletum, fr. poulie.
Poltro it. trag, feige, daher pol trone und so sp. pol-
tron, pg. poträo, fr. poltron, aus dem ital. eingeführt, dem
primitiv poltro aber entspricht nur noch das champ. pleutre.
Das wort hat seine quelle im ahd. polstar bolstar pfähl, die-
selbe begriffsverwandtschaft zeigt ja auch fr. lodier bettdecke
und faullenzer, ja die ital. form boldrone, nach Veneroni auch
boldra, bedeutet noch jetzt einen theil des bettwerkes , und
mehrere ausleger Dante1 's nehmen zu spoltre Inf. 24, 46 grade-
zu ein subst. poltro an, mail. polter, romagn. pultar lagerstatte.
Ist auch der ausfall des s im ital. ganz ungewöhnlich, so darf
es doch in der consonantischen Verbindung lstr nicht auffallen,
auch der doppelte anlaut p und b zeugt für deutsche herkunft,
[Schon Wächter hatte auf polster vermuthet]
Ponente it., sp. poniente, pr. ponent eine der
weltgegenden, Westen, eig. Sonnenuntergang, ove il sol si pone ;
auch wal. apüs (partic. von apune = apponere) hat diesen
sinn, ebenso fr. couchant.
Poppa it., pr. popa, altfr. poupe (beiNicot) brust-
warze, zitze; vb. poppare popar saugen. Stalder 1.237 und
Grimm I\406 vergleichen Schweiz, bübbi, engl, bubby, aber
daraus konnte das rom. wort nicht entspringen. Die lat ein.
spräche bietet nur püpa mädchen, puppe: hierin konnte sich
ü verkürzen wie in cüpa, it. coppa, daher das chw. popa
und das fr. poupee (nicht pupee) und selbst unser puppe;
nur der Piemontese spricht pupa für popa. Durfte sich nun
270 I. POR— POTARE.
aus zitze das it. zita mädchen entwickeln, so wäre es viel-
leicht nicht zu vermessen hier die umgekehrte entwicklung,
zitze aus püppchen, anzunehmen.
P o r sp. pg. altfr., nfr. p o u r , präp. vom tat. pro (so noch
in den Eiden), sp. pg. auch die stelle von per einnehmend,
wie schon in alten Urkunden z. b. non territus pro hoc sacri-
legio Esp. sagr. XXXIV 442 (v. j. 916). Daß dem Italiäner
diese partikel abgeht, ist bekannt ; die einzige sard. mundart
besitzt po (= por) das sie vermuthlich dem spanischen ent-
nahm, denn das landvolk gebraucht peri. Zsgs. altsp. altpg.
pora, neu para, von pro ad, z. b. vadit pro ad ribulo (ri-
vulum) Esp. sagr. XXXIV. 440. Die catal. spräche hat dafür
pera ; vor dem infin. trifft man auch im prov. per a, im altfr.
por a, s. Rom. gr. III. 222 note.
Porcellana it., sp. porcelana, fr. porcelaine
porzellan, eine anfangs nur aus China und Japan bezogene
töpferwaare. Ob der name auch daher stamme, ist zu un-
tersuchen.
Portulaca it. pr., sp. verdolaga (durch umdeutung
mit verde), pg. verdoaga verdoega, entstellt in beldroega,
eine pflanze, von portulaca. Aus Ja£. porcilaca aber entstand
•f. porcellana; aus pulli pes hühnerfuß soll fr. pourpier
für pourpie gebildet sein, was durch die mundartl. form pie-
pou (pes pulli) bestätigung geioinnt, s. Menage.
Posta it. sp. pg., fr. poste post; von positus, wegen
der aufgestellten pferde.
Posticcio it., sp. postizo, fr. po Stiche, dsgl. ap-
posticcio, apostizo, pr. apostitz untergeschoben, nachgemacht ;
gleichsam appositicius an die stelle gesetzt, roman. posto stelle.
Postilla it. pg. pr. (letzteres aus dem vb. postillar zu
folgern), sp. postila, fr. apo stille randbemerkung ; nicht
aus positus, es lautete alsdann it. postella, sp. postilla, fr.
apostelle, sondern zsgs. aus post illa sc. verba auctoris, s.
Vossius de vit. serm.
Potare it., sp. pg. pr. podar, altfr. poder gewächse
beschneiden; von pütare, dessen figürliche bedeutung (glauben)
in die rom. sprachen nicht eingieng. Dahin sp. p o d o n , pg.
podäo hippe, auch altfr. poun (zweisylb.) Gormond v. 241.
255 (nicht mit dem herausgeber = fr. poing), abgeleitet vom
sp. poda beschneidung, occii. poudo gartenmesser.
I. POTE-PREBENDA. 271
Pote sp. pg., pr. fr. pot (ersteres zu folgern aus po-
taria) topf; vom ndl. pot, wenigstens ist das pic. potequin of-
fenbar das mndl. potekin; übrigens auch im celt. vorhanden,
kymr. pot, gael. poit. Dem Italiäner fehlt potto, dagegen ent-
spricht das daraus gezogene feminin dem ir. puite , das wie
lat. concha die ital. bedeutung mit der oben bemerkten ver-
einigt, auch it. vaso hat diesen doppelten sinn. Eine abl. muß
sein fr. potage suppe (oder auch gemüse: legumen potaige
Gloss. de Lille p. 16a), daher it. potaggio und wohl auch sp.
potage, eig. etwas im topf bereitetes , wie fromage etwas in
der form bereitetes heißt, also nicht von dem unroman. potus,
das fr. pouage ergeben hätte. Wie verhält es sich aber mit
pr. pot lippe ? ist dies die grundbedeutung, woraus die andre
erfolgte, wie dies bei brocca der fall zu sein scheint ? In der
Schweiz lautet es potte, faire la potte ist faire la moue (Dict.
genevj, auch lothr. potte, vgl. alban. puze lippe. Neupr. pot,
limous. poutou (m.) bedeuten kuß.
Potere it., sp. pg. pr. poder, altfr. pooir (mit aus-
gestoßenem d), nfr. pouvoir (mit eingeschobenem v zur auf-
hebung des hiatus), wal. puteä, lat. posse. Wie bei velle
ward auch hier von der in der conjugation vorherrschenden
form pot ein neuer Infinitiv abgezogen. Poteret für posset hat
eine Urkunde vor 750 Fumagalli p. 18, potemus für possumus
findet sich Form. Mabill, Murat. antiqq. ital. V. 312 (v. j. 796),
podibat (pr. podia) für poterat Brequigny p.222c (v.j.657),
Rist, de Langued. I. col. 25 (v. j. 782), possat für possit Fu-
magalli p. 97 (v. j. 796), possant Murat. antiqq. ital. III. 570
(v.j. 757); s. auchRom.gr. 11.121»
Pozione it., sp. pocion, pr. poizö trank, arznei,
altsp. p o z o n Alex., fr. p o i s o n (m., noch bei Malherbe fem.,
s. Nodier exam. crit.) gift; von potio trank, arznei-, gift-,
zaubertrank. Vb. pr. poizonar, sp. ponzonar, von potio-
nare, woher auch sp. sbst. ponzona, pg. peconha gift. Eine
ähnliche ausartung der grundbedeutung im sp. yerba, pg. erva
giftpflanze, gift, altfr. enherber vergiften; im nhd. gift, urspr.
gäbe, dosis.
Pozzo it., wal. put zu, sp. pozo, pr. potz, fr. puits
brunnen; von puteus. Daher pr. pozar, fr. puiser schöpfen,
epuiser erschöpfen.
Prebenda prevenda it. pr., sp. prebeniia, fr. pre-
Uff* I. PREGNO-PREVOSTO.
bende eig. täglicher lebensunterhalt der mönche und ande-
rer geistlichen; von praebenda (plur.) was dargereicht wer-
den muß, lieferung; dieselbe bildung zeigt pr. liuranda von
liurar. Das gleichbed. fr. provende (woher unser pfründe),
it. profenda, trennte sich von prebende durch einwirkung des
vb. providere versorgen, partic. providenda, dem sich unser
proviant anschließt
Pregno it., pg. prenhe, pr. prenh, altfr. prains
schwanger, von praegnas; vb. pg. prenhar, sp. particip.
prenado, dsgl. pg. emprenhar, sp. emprenar u. s f., wozu ein
lat. verbum fehlt Das it. pregno pregna ist eine misverstandne
bildung, die der andern mundarten sind, ihrem Ursprünge ge-
mäß, generis communis.
Presente it. sp., present fr. geschenk. Das wort
steigt in diesem sinne ziemlich hoch hinauf, da schon Ram-
baut von Orange (um 1150) es kennt (prezet gent presen
schätzte ein artiges geschenk), das gleichbed. mlat. praesentia
reicht sogar bis zum 9. jh. zurück. Die bedeutung knüpft
sich an die des vb. praesentare vorstellen, mlat und roman.
anbieten, darbieten.
P r e s s o it., pr. p r e s , fr. p r e s , partikel für lat. prope;
von pressum gedrängt, wie gr. ay/i. Zsgs. it. appresso,
altpg. a pres, pr. apres, fr. apres, it. pressoche, fr. presque.
Prestare it., sp. prestar, fr. pret er leihen; von
praestare in ders. bed. beiSalvian, Venantius, in derh. Sal. u. s. w.
Presto it. sp.pg., pr. prest, fr. pret adj. bereit; vom
lat praestus auf einer inschrift Grut. p. 669. n. 4. Merkwür-
dig ist die port. form prestes (indecl), sie hat in lestes ne-
ben lesto ihr gegenstück.
Prete it.,sp. altpg. preste, fr. pretre aus dem altfr.
pr. prestre, priester, von presbyter csenior, non pro aetate
vel decrepita senectute, sed propter honorem et dignitatem'
Isid. 7, 12. Andre formen erklären sich wegen des verschie-
denen accentes nur unmittelbar aus dem gr. nQsoßvtsQog : pr.
preveire preire, cat prebere, altfr. proveire provoire und so
stimmt auch pr. preveiral, preveirat zu mlat. presbyteralis,
presbyteratus. Auffallend ist das syncopierte s im it. prete,
matt, prevet pret, da die spräche diesen buchstaben sonst nicht
scheut.
Prevosto it., sp, pg. preboste, fr. prevöt, wal
I. PRIGIONE-PROFILARE. 273
preot probst, profos; von praepositus. Daher auch sp. pg.
prioste syndicus.
Prigione it., sp. prision, pr. preisö, fr. prison
gefängnis; von prehensio prensio ergreifung , noch im span.
Verhaftung, im prov. wegnähme. Im ital. und span. wird es
auch in der bed. gefangener gebraucht.
Primo sp. pg. vorzüglich: la obra es prima das werk
ist vorzüglich; von primus im sinne von primarius. Eieraus
die bed. des pr, prim fein, zart, noch jetzt in den mundar-
ten, z. b. limous. oquel efon es prim dieses Und ist zart ge-
baut. Im Jura ist primbois kleines holz, reisholz. Roche-
gude bemerkt pr. prim preon mit der bed. sehr tief, was an
prime probus bei Naevius erinnert.
Pro it. sp. pg. pr., alt fr. prou preu pro, dafür auch
it. prode (euphonisch für proe), altsp. altpg. prol, pr. pron
vortheil; von der lat. partikel pro, substantivisch angewandt
wie auch contra, z. b. it. in pro o in contro zum vortheil
oder nachtheil. Vielleicht gab der Äwrw/'proficiat, das man ro-
man. in pro-faccia pro-fassa übertrug, den ersten anlaß zu
diesem gebrauche. Vollkommen gleichlautend mit diesem Sub-
stantiv ist ein adjectiv (einer endung) mit der bed. tüchtig,
trefflich, welches im prov. das eigne hat, daß es sein flexi-
visches s häufig zur würzet zieht (pros ni valen acc, de la
pros comtessa), daher nfr. preux, nicht mehr preu, chw. prus
fromm, adv. pr. prosamen, aber auch proosamen, altfr. proü-
sement, wiewohl kein ad], proos, fem. proosa, vorkommt. Ist
es vom sbst. pro , wie ja nicht wenige Wörter dieser classe
adjectivische geltung angenommen haben ? Genau wie im mhd.
bi derbe hätten sich in dem rom. worte aus der bed. nützlich
die bedd. tüchtig, brav, tapfer entwickelt. Oder ist es von
probus ? Unzweifelhaft wäre alsdann die regelmäßige gestalt
des feminins prova, da es von dem übergange eines adj. zweier
endungen in ein adj. einer endung schwerlich ein gemeinrom.
beispiel gibt. Wenn aber die herkunft des adj. pro aus pro-
bus unsicher ist, so läßt sich dagegen in dem adv. pr. pro,
fr. prou s. v. a. lat. satis um so leichter das adv. probe an-
nehmen, als es cat. prou (u aus b) lautet: pro batre alcun
wird von probe percutere aliquem wenig verschieden sein.
Profilare it., fr. profiler (entlehnt), sp. perfilar
von der seite abzeichnen; sbst, it. profilo, fr. profil, sp,
18
374 I. PROFITTO— PRÜÄ.
lomb. perfil Seitenansicht ; von filum in der bed. gestalt (um-
riß). Der eigentliche sinn der compositionspartikel ist um so
weniger gewiss, als die sprachen per und pro leicht ver-
wechseln.
Profitto it., pr. profieg, cat. fr. pro fit vortheil;
vb. p r o f i 1 1 a r e , profeitar, profiter ; vom sbst. profectus. Spa-
nier und Portugiesen haben dafür pro vecho proveito (da-
her das it. proveccio) mit lat. provectus zusammentreffend,
doch wird von S. Rosa auch ein altpg. profeito bemerkt, und
da in der that provecho aus profectus entstanden sein kann,
so ist es rathsam bei diesem als dem gemeinroman. worte ste-
hen zu bleiben.
Propaggine it., pr. probaina, sp. provena, fr.
provin (für provain, wie die alten schrieben) Setzling, sen-
ker, vb. provigner; von propago propaginis, propaginare.
Propio it. sp., cat. propi; von proprius mit eupho-
nischem ausfall des zweiten r, wal. propriu, pg. proprio, pr.
propri, fr. propre. Auf einer inschrift Orelli 4822 findet sich
bereits propii.
Prostrare it., sp. postrar, pg. pr. prostrar nie-
derschlagen; ein aus dem partic. prostratus von prosternere
nach der ersten conj. geformtes verbum. In span. Urkunden
liest man postravi Esp. sagr. XL. 370 (v. j. 832) 3 postratus
XXXIV. 464 (v.j. 962).
Protocollo it. u.s. f. Von 7iq(otoxoXIov, bei den By-
zantinern eig. das den papyrusrollen vorgeleimte blatt (zsgs.
aus ngoQTog und xo'XA«), worauf bemerkt sein muste, unter wel-
chem comes largitionum und von wem der papyrus verfertigt
sei; der name nachher auf die notariatsurkunden übertragen,
weil daselbst jenes blatt, da es eine chronologische angäbe
enthielt und zur entdeckung von fälschungen dienen konnte,
nach einer Verordnung Justinians (nov. 44) nicht fehlen durfte.
S. Tychsen in Hugo's civil, magazin VI. 132 '.
P r u a it., sp. pg. pr. p r o a , fr. p r o u e Vorderschiff; von
prora mit ungewöhnlichem gewiss euphonischem ausfalle des
r, das sich im ital. proda als d darstellt. Dasselbe wort ist
auch im althochd. vorhanden: prora cprot' prior pars navis
Gloss. par. Diutiska I. 268, in andern glossen prort; und so
wie proda in zweiter bed. den rand eines dinges bezeichnet,
so auch unser ahd. proth prort brort, so daß das ital. wort
I. PRÜDERE-PUTTO. 275
in letzterem sinne aus dem deutschen aufgenommen sein wird,
während es in ersterem einheimisch sein kann. Über den et-
wanigen Zusammenhang des ahd. Wortes mit andern germani-
schen s. Graff 111. 313.
Prüdere it., pr. prüzer, pg. cat. pruir (für prudir)
jucken; von prürire, euphonisch durch dissimilation prudire
u. s. f., noch in der limous. mundart prure für prurer,
Pugnale it., sp. punal, fr. poignard dolch; abge-
leitet von pugio pugionis.
Fulceit. (f),fr. puce (f.), cat. pussa, sp.pg.pulga,
cremon. gleichfalls mit gutturallaut peülegh floh; von pulex (mj ;
vb. it. spulciare, fr. epucer, cat. espussar, sp. pg.pr. espul-
gar, vdi esplugar, unter welchen das span. verbum die bed.
von despiojar (s. pidocchio) an sich genommen hat.
Pule eil a it., altsp. puncella poncella Berc, altpg.
pr. puce IIa, fr. pucelle, chw. purscella Jungfrau, masc.
nur pr. piueel, fr. puceau, chw. purscel Jüngling. Es ist ein
dimin. von pullus jung, das gewöhnlich von thieren, als schmei-
chelwort auch von menschen gebraucht ward. Die älteste
künde des diminutivs findet sich wohl in einem capitular Chlo-
dowigs(v.j.500—511), wo es pulicella lautet, Pertz IV.p.5.
Das primitiv polle mädchen scheint nur das alte liedchen auf
Eulalia zu kennen , altfr. und noch in Berry und Normandie
heißt poulot knäbchen, bübchen, in Limousin pouloto mädchen.
Pul sar sp. pg., pr. polsar, fr. pousser klopfen, sto-
ßen; von pulsare. Eine zweite form ist sp. puxar, pg. puxar
fortstoßen, Sbst. it. polso, fr. pouls, von pulsus.
Punto it., fr. point, auch prov. zuweilen ponh point,
Verstärkung der negation; von punctum tupf eichen, kleinig-
keit, Rom. gr. III. 395.
Punzar punchar sp., pg. puncar, it. punzellare pun-
zecchiare stechen ; participialverbum, gleichsam punetiare von
punetus. Sbst it. punzone, sp. punzon, fr. poingon pfrie-
men, grabstichel; von punetio stich, stechen, durch seine con-
crete anwendung ein masculin geworden, vgl. unten tosone.
Putto it. , sp. pg. puto bube, fem. it. putta mädchen,
auch liederliche dirne, sp. pg. puta, altfr. pute nur in letzte-
rer bed. Ein wort der röm. Volkssprache , das sich zufällig
in einem kleineren, gewöhnlich Virgil zugeschriebenen gedickte
erhalten hat und als ein volksmäßiges darin bezeichnet wird:
376 1, PUTTO-QUAGLIARE.
Scilicet hoc sine fraude, Vari dulcissime, dicam: dispeream,
nisi me perdidit iste pütus. Sin autem praecepta vetant me
dicere, sane non dicam, sed me perdidit iste puer. S. Win-
ckelmann in den Jahrbb. für philol. suppl II. 497. Für putto
war potto zu erwarten, wobei jedoch diese etymologie un-
verdächtig bleibt. Mit putillus bei Plautus Asin. 3, 3, 104 trifft
das ital. dimin. putello buchstäblich zusammen. Eine abl. ist
it. puttana, altsp. putana Berc. metze; die stelle des un-
vorhandenen fr. putaine vertritt putain (auch pr. putan, nicht
putana), aus dem accus, pulam, ebenso die eigennamen Evain
acc. aus Evam, Bertain aus Bertham.
Putto it., altsp. püdio, pr. alt fr. put niederträchtig,
widerlich (häufiges epithet der heiden pute gent); üorcpütidus
wie netto net von nitidus. Daß dem it. putto auch die bed.
verbuhlt beigegeben ward, als hange es mit putta puttana zu-
sammen, darf nicht stören.
Q.
Qua it., sp. a c ä , pg. c ä ortsadverb, von eccu'hac ; dazu
pr. sa sai, fr. cä, lomb. sciä, von ecce hac.
Quadro it. sp. pg. Viereck, rahmen, gemälde, fr. c a d r e
rahmen, pr. caire viereckiger stein, bürg, quarre ecke; von
quadrum. Abgel. fr. carriere steingrube, eig. quaderstein-
grube (carre, carrer von quadratus, quadrare), in späterem
mlatein quadraria, zu scheiden von carriere lauf bahn; dsgl
it. quadrello, sp. quadrillo, pr. cairel, fr. carreau Viereck
von stein u. dgl, auch bolzen (wegen seines vierkantigen ei-
sens). Zsgs. it. squadra, sp. esquadra, fr. equerre (fj Win-
kelmaß, it. sp. auch rotte (Viereck von leuten) , geschwader,
daher fr. escadre und escouade; dsgl. it. squadrone, sp.
esquadron, fr. escadron heeresabtheilung ; alle vom vb . squa-
drare etc. viereckig machen, lat. gleichsam exquadrare.
Quaglia it., altsp. coalla, pr. calha, fr. caille,
chw. quacra wachtet; mlat. quaquila, mnl. quakele, verwandt
mit unserm quaken. S. Grimm II. 52". Das cat. guatlla, val.
guala, hat den anlaut des dtschen wahtala. Das wal. wort
ist prepelitze , auch pitpeläce , das sard. ci'rcuri , das piem.
cerlach.
Quagliare cagliare it., sp. cuajar, pg. coalhar.
I. QUALCHE— QÜESTO. 277
fr. cailler gerinnen, von coagulare. Vom sbst. coagulum
ist pg. coalho, it. caglio lab, auch gaglio, daher galium
labkraut, bei Linne.
Q u alche it., altsp. qualque, pr. qualsque, fr. quel-
que, unbestimmtes pronomen, zsgs. aus qualis quam nachdem
beispiele von quisquam. Mit angefügtem unus: it. qualcuno,
erweitert qualch-ed-uno, fr. quelqu'un.
Quaresima it., sp. quaresma, fr. careme (jbJ,
wal. pereäsimi fastenzeit; von quadragesima , neugr. xsa-
aagaxoar?j.
Quatto it., pr. quait, sp. cacho gacho geduckt, zu-
sammengedrückt; sbst. fr. cache versteck; vb. it. quattare,
fr. cacher ducken, verstecken, nprov. cachä pressen, verstek-
ken ; zsgs. fr. e c a c h e r , alt fr. esquachier Ren. IL 143, picr
ecoacher, sp. acachar agachar platt drücken, quetschen. Quatto
entspringt einfach aus coactus, ebenso wird sich cacher aus
coactare deuten lassen (co = fr. c auch in coagulare cailler,
et = ch in flectere flechir u. a.). Eine besondere bildung aus
coactus, pr. quait, ist fr. catir pressen = altfr. pic. quatir
ducken (partic. quaitis R. de Cambr. p. 247). Abll. aus cache
sind cachet petschaft , cachette Schlupfwinkel, cachot feer-
ker. Neben pr. cachar findet sich noch eine ablautform qui-
char (quitxat Gloss. occ), neupr. esquichä, genf. esquicher, chw.
squicciar, vgl. lothr. couedche, nhd. quetschen.
Quello it. nebst colui (in der röm. mundart quelui),
sp. pr. aquel, pg. a quelle, demonstrativpronomen , von
eccu'ille; dazu wal acel, pr. aicel, altfr. icel, in allen
drei sprachen auch cel nebst celui, von ecc'ille, vgl. unten
qui. Man lasse sich durch eine mittellat. umdeutung nicht zu
einer falschen etymologie verführen. Die marculf. formein
fassen icelui als ipsi lui auf: interrogatum fuit ipsi lui num.
23, ad parte ipsius lui num. 17 ; ebenso schreiben die mabill.
formein ipsi illi ei für icelei, und so könnte auch ici als ips'hic
verstanden werden. Daß sich aber im fr. c kein lat. s ver-
birgt, verräth das picard. chelui, ichi u. s. f.
Q u e s t o it. nebst costui (in der röm. mundart questui),
8P* P9- aqueste (gallic. questo), cat. pr. aquest, demon-
strativpronomen, von eccu'iste; dazu wal. acest, pr. aicest,
altfr. icest, in allen drei sprachen auch cest nebst cestui,
neufr. cet, von ecc'iste.
»78 I. QUI— RAFFARE.
Q u i it., alt fr. i q u i Pass. de J. Chr. (noch jetzt bürg,
pic), equi S. Leger, auch enqui anqui, sp. pr. aqui ortsad-
verb , von eccu'hic, dazu it. ci, pr. aici aissi (im Jaufre
ci), cat. assi, fr. ici ci, wal. aici ici, von ecce hie zsgz.
eccic. Im ital. fiel der anlaut e weg, im span. und prov.
ward er, wie oft in tonloser erster sylbe, zu a. Ob auch die
span. spräche eine form mit c (s) kannte, da ja die ital. und
prov. beide besitzen ? Im Poem. d. Cid v. 485, 3121 findet sich
desi' adelante (von hier an) = pr. d'aissi enan; auch ein
altpg. desy wird erwähnt. Zu merken ist hier, daß das rom.
ici ci in altem mlatein mit richtigem etymologischen gefühl
durch ecce ausgedrückt ward, z. b. Brunetti p. 439 (v.j. 715)
parentes ecce habeo multos ich habe viele verwandte hier;
p. 441 consobrino ecce mecum habeo ich habe meinen vetter
hier bei mir. Zsgs. ist it. qui-ci, li-ci, beide bei Dante vor-
kommend.
Quintana chintana it., pr. quintana, altfr. quin-
taine männliche figur von holz mit einem schild, den der
heransprengende reiter mit der lanze zu treffen suchte. Die
entstehung des Wortes ist noch nicht aufgehellt. S. Ducange
s. v. Raoul d. Cambr. p. 24.
Quota it., pr. cota, fr. cote beitrag eines jeden zu
einer gemeinschaftlichen ausgäbe, sp. pg. c o t a randbemerkung,
transport (eig. angäbe der Ziffer); von quotus. Daher ferner
it. quotare in Ordnung bringen, sp. pg. cotar acotar, fr. coter
beziffern, allegieren, sp. cotejar, pg. cotejar vergleichen (eig.
zusammenstellen) ; fr. c o t e r i e geschlossene gesellschaft (ur-
spr. von betheiligten).
R.
Racchetta it. (entstellt in lacchetta), sp. raqueta,
fr. raquette netz zum ballschlagen; gleichsam retichetta
von Tete.
Rada it. sp., rade fr. ankerplatz, rhede; vom altn.
reida ausrüstung, bereitschaft (der schiffe), ndl. reede.
Raffare it. in arraffare, mail. raffä, piem. rafe, chw.
raffar, altfr. raffer, lothr. raffoua hurtig an sich reißen u. dgl. ;
sbst. piem. rafa raub, gewinn, lothr. henneg. raffe, it. ruffa-
raffa rapuse, romagn. riffe-raffa, chw, riffa-raffa, sp, rifi-rafe.
I. KAGGIO-RAME. 379
Desgl. mit ableitendem I it. ar-raffiare (für arrafflare), fr.
rafler erafler, sbst. it. raffio haken etwas zu packen, fr. rafle
in faire rafle alles an sich reißen, rein aufräumen, daher, so
scheint es, die bed. pasch mit drei würfeln (gewinn, reine
aufräumung). Deutsche herkunft ist nicht zu bezweifeln: mhd.
reffen, nhd. raffen (engl, raff wird franz. sein) ; mit ableiten-
dem 1 nhd. raffel Werkzeug zum scharren oder raufen, vgl
auch altn. hrafla wegschnappen. Dem Spielerausdruck rafle
entspricht ndl. schwed. raffel, engl, raffle. Das altfr. raffle
heißt auch grind einer wunde Roquef., Myst. ined. p. p. Jubi-
nal 1.283 (j'ai rifle et rafle et roigne et taigne), ndl. rappe
dass., vgl. ahd. rafjan sich schließen (von wunden). Merk-
würdig ist das lothr. adj. raffe herbe, sauer (eig. zusammen-
ziehend? raffen = corripere, zusammennehmen), entsprechend
dem ahd. raffi easper' Graff II. 494 , gleichbed. comask. rap,
vgl. altn. hrappr unsanft.
Raggio razzo it., sp. pg. rayo, pr. rai raig, altfr.
rai strahl (prov. auch ström), nfr. rayon, von radius; da-
neben ein fem. it. razza Speiche, wal. raze, sp. pg. pr. raya,
fr. raie strahl, streif, strich-, vb. it. raggiare razzare strah-
len, pr. rayar, altfr. raier und roier strahlen, strömen, sp.
rayar, nfr. rayer streifen, von radiäre. Die ital. form mit z
kennt schon ein glossar des 8—9 jh. speicha razus s. Graff
VI. 325. Span, rayar bedeutet auch ritzen, risse machen, da-
für als nebenform rajar spalten, sbst. raja splitter, spahn,
spalte, pg. vb. rachar raxar, sbst. raja racha. — Sonderbar
ist altfr. raie oder ree de miel, norm, reve (mit eingeschobe-
nem v), nfr. rayon de miel honigwabe, auch pg. raio de mel :
es scheint eine durch berührung mit dem alts. rata, mndl. rate,
mhd. räz honigroße entstandene bedeutung, vgl. Grimm III. 464.
Sofern fr. raie furche, Wasserfurche heißt = altfr. roie, pr.
rega arrega, kommt es von rigare wässern.
R a 1 1 a r sp. cat., pg. r a 1 a r reiben, fig. plagen, fr. r a i 1 1 e r
foppen; sbst. sp. rallo, pg. ralo reibeisen. Frisch meint vom
ndl. rakelen schüren, rühren; nähere ansprüche hat radicu-
lare von rädere, wenn nicht etwa an radula (Werkzeug zum
kratzen) gedacht werden darf.
Rame it., wal arame, sp. arambre alambre, pr.
aram, fr. airain kupfer, kupfei%erz; von aeramen, hei Fe-
stus aeramina utensilia ampliora, gew, aeramentuni kupfer-
280 I. RAMERINO— RANCO.
g eschirr. Das churw. wort ist iröm, offenbar entstellt aus
iram eram, wie uffönt aus uffänt.
Ramerino it. , sp. romero, cat. pr. romani, pg.
r o s m a n i n h o , fr. r 6 m a r i n ein kraut ; zum theil entstellt
oder umgedeutet aus ros marinus.
R a m i n g o it., ramencpr. beiname des jungen falken,
der von ast zu ast fliegt, dsgl. unstät, fr. ramingue eigen-
sinnig; von ramus. Dem it. ramingo entspricht in seiner be-
deutung sp. ramero, dessen fem. ramera die feile dirne be-
zeichnet.
Rampa it. kralle, rampo haken, pr. rampa krampf;
vb. it. rampa re, altfr. ramper klettern, nfr. kriechen, part,
rampant aufsteigend (herald.) ; aus diesem verbum wohl erst
das sbst. rampe, sp. rampa erdaufwurf, auffahrt. Rampare
ist desselben Stammes wie rappare (s. unten), vom ndd. rapen,
mit m bair. rampfen an sich reißen, packen (lomb. ramf ranf
krampf), daher das sbst. mit der bed. kralle u. s. f. Das ein-
geschobene m läßt die prov. mundart auch weg: rapar ist
= fr. ramper, altval. leö rapan J. Febrer = sp. leon ram-
pante, romagn. rape = arrampe. Eine abl. ist it. rampone
haken, hieraus nach Muratori das vb.it. r a m p o g n a r e höh-
nen, lästern, altfr. ramposner ramponer höhnen, zerren (ram-
posner, pinchier et poindre zerren, kneifen und stacheln
Roquef. s. v), pr. ramponar Gloss. occ, sbst. it. rampogna,
altfr. ramposne Verhöhnung u. dgl, henneg. ramponne tracht
schlage. Diese herleitung, wonach rampognare eig. mit Schmä-
hungen zerreißen hieße, bestätigt sowohl das ven. ramponare
häkeln, wie das cat. rampoina fetzen.
R a n c o it. cat., sp.renco, altfr. r a n c kreuzlahm, ven.
ranco verdreht; vb.it. rancare arrancare hinken, dirancare
ausdrehen, ausreißen, sp. arrancar ausreißen, ausziehen (glei-
che bed. hat altit. arrancare Poet. d. pr. sec. I. 187, gen. ar-
rancä, piem. ranche). Der stamm ist deutsch: nhd. rank, ndl.
wronck KU. Verdrehung , mhd. renken drehend ziehen, bair.
renken zerren, ags. vrenc trug, goth. vraiqvs krumm. Arran-
car ist also wohl ein vom fr. arracher (IL c.) ganz verschie-
denes wort; zu diesem passt buchstäblich, aber nicht begriff-
lich, das sp. arraigar. — Für sp. renco gibt es eine form rengo,
sichtbarlich auf derrengar (s. oben diesen artikel) gestützt,
mit dem sie aber nicht gleiches Ursprunges sein kann.
I. RANCORE-RASCAR. 281
Rancore it., ran cor altsp.pg.pr., rancoeur alt fr.,
rencor neusp. groll; von rancor 1) ranziger geschmack, bei
Palladius, 2) alter groll, bei Hieronymus und im mlatein ; da-
her auch fr. rancune, it. altpg. rancura u.a.
R a n d a pr. das äußerste eines ding es , a randa nahe
daran, gänzlich, heftig, dringend, auch it. a randa; dsgl. sp.
r a n d a , pg. r e n d a spitze (gewebe), eig. rand wie unser kante;
vom ahd. rand in der ursprünglicheren bed. des altn. rönd
margo, extremitas. Abgeleitet ist alt fr. rand ir andringen Par-
ton. IL 103; pr. altfr. randon heftigkeit, adv. a randon und
de randon, sp. de rendon, de rondon, pg. de rondao mit ei-
nem schlage, heftig, plötzlich (engl, at random) , vb. randonar
randoner anrennen, antreiben.
Rangifero^., rangifero sp., rangier fr., reynger
ndl. rennthier; vom mlat. rangifer, dies wohl aus dem lap-
pisch-finnischen raingo, nach Schmeller 11.95.
Raperonzo raperonzolo ramponzolo it., sie. raponzu-
lu, romagn. rapönzal, sp. reponche ruiponce, pg. ruiponto
u. dgl, fr. raiponce (f.) eine pflanze, rapunzel; von rapa
riibe, mit ital Suffixen.
Rappare it. in arrappare, sp. pg. pr. rapar gewalt-
sam wegführen, lothr. rapouä an sich raffen, verschlingen.
Das ital. wort ist augenscheinlich vom ndd. ndl. rapen, engl.
rap, schwed. rappa u. s. w. = hd. raffen, das span., das auch
die bed. scheren (das haar rein wegnehmen) entwickelt hat,
entspringt gleichfalls leichter hieraus als durch eine sehr sel-
tene umbiegung der conjugation aus lat. rapere. Desselben
Stammes ist auch it. rappa schrunde an den fußen der pferde
= ndl. rappe grind KU., vb. ven. lomb. rapare rapä schrum-
pfen a bair. sich räpfen erharten, mit kruste überziehen.
Rasare it. (eig. venez. lomb. u.s.w.), sp. pg. rasar,
fr. ras er scheren; frequentativ von rädere rasus.
R a s c a r sp.pg. pr. kratzen ; sbst. pr. r a s c a , altfr. ra-
sche kratze, grind; für rasicare von rädere rasus. Dsgl. it.
raschiare, cat. rasclar, altfr. rascler, nfr. racler, mit ders.
bed., sbst. it. raschia = pr. rasca , lat. gleichsam rasiculare.
Sp. pg. r a s gar auseinander reißen, sbst. rasgo flüchtiger strich,
skizze, führt man auf resecare zurück, wiewohl rasgufiar
kratzen und skizzieren offenbar auf rasicare weist. S. Rosa
kennt auch ein altpg, rascar schreien.
382 I. RASO-REAME.
Raso it. sp., ras fr. ein glatter zeug; vom part.r&sxis
geschoren. Abgel. sp. r a s i 1 1 a art sarsche, vgl Isidorus : ralla,
quae vulgo rasilis dicitur. Im it. rascia sarsche (rasch)
findet Muratori den ländernamen Rascia (ein theil von Sla-
vonien Dante Par. 19, 140), woher dieser stoff gekommen sein
soll, andre den städtenamen Arras, s. jedoch arazzo U. a.
Ein alter ital. dichter kennt vestiti di Doagio (Douai) e di
Rascese Poet. d. pr. sec. II. 172.
Raspare it., sp.raspar, fr. räper abkratzen, scha-
ben; vom ahd. raspön zusammenscharren. $bst. it. raspo
traubenkamm, dsgl. räude (etwas kratzendes), sp. pr. raspa
traubenkamm, granne, hülse eines kornes, fr. räpe raspel; mit
verstärktem anlaut it. graspo, vgl. dieselbe Verstärkung in
gracimolo für racimolo.
Rastr o it. rechen, von rastrum karst, hacke, daher auch
sp. rastro, pg. rasto schleife (etwas auf dem boden fort-
gezogenes wie der rechen), dsgl. spur, fährte; dimin. it. ra-
str eil o rastello, sp. rastrillo rastillo, fr. räteau rechen, gat-
ter, lat. rastellus.
Ratto it., sp. pg. rato, pr. fr. rat ein den Römern
unbekanntes thier, ratte, ratze. Die rom. formen des sehr
verbreiteten Wortes stehen den deutschen näher als den cel-
tischen: ahd. rato (m.) , ags. raet, altndd. ratta, gael. radan,
bret. raz. Vom sp. rato ist ratear kriechen, ratero krie-
chend (auch im moralischen sinne). Der Venezianer nennt
die ratte pantegan, das Ferrari nicht zu erklären weiß: es
ist von pantex und heißt eig. dickbauch.
Razione it. (bei Ferrari), sp. racion, pr.fr. ration
bestimmtes maß an lebensmitteln ; von ratio, mlat. für jus,
recht, gerechtsame, das was einem gebührt.
R a z z a it., sp. pg. pr. r a z a , fr. r a c e stamm, geschlecht.
Die übliche herleitung aus radix scheitert, abgesehen von dem
accent in radicem, an der ital. form, die cci statt zz verlan-
gen würde. Buchstäblich aber trifft das ahd. reiza linie, strich,
entsprechend dem mlat. linea sanguinis, fr. ligne, nhd. linie.
Das ins englische eingeführte race einigt noch die bedd. strich
und geschlecht in sich, die also wohl auch altfranz. waren.
Vgl. wegen der begriffsentwicklung auch wall, tir s. v. tiere IL c
Reame it., altsp. reame realme, pr. reyalme, nfr.
royaume königreich; aus dem adj. regalis, gleichsam rega-
I. REDINA-REDO. 883
ITmen, eine übrigens fast beispiellose bildung, die sich nur in
dem altfr. ducheaume für duche Chr. de Ben. 1. 18 wieder-
holt. Aus regimen aber ist fr. regime, pr. regisme.
Redina it., sp. umgestellt r i e n d a , pg. redea, pr. re-
gna, fr.rene aus dem alten resgne, zügel; vom vb. retinere
zurückhalten, nicht von regnare : pr. regna = reina für retna,
wie paire für patre.
Redo im it. arredo, sp. arreo, pg. arreio, pr. ar-
rei (zu folgern aus areamen Lex. rom. II. 117), altfr. arroi
zurüstung, geräthe, putz; vb. it. arredare, sp. arrear, pg.
arreiar, pr. aredar (Lex. rom. V. 63 mit roidir übersetzt) arre-
zar, altfr. arroier arreer zurüsten, mit geräthe versehen, zu-
recht machen, schmücken, altfr. arreer auch das feld bear-
beiten. Andre Zusammensetzungen sind: it. c o r r e d o , pr. con-
rei, altfr. conroi ausrüstung, ausstattung u. dgl., sp. correo,
cat. correu wohlthat, pg. fehlt, vb. it. corredare ausstatten,
schmücken, pr. conrear, altfr. conreer ausstatten, bewirthen,
nfr. corroyer leder, thon, mörtel zubereiten (sbst. corroi), sp.
conrear das feld umbrechen ; sodann pr. d e s r e i , altfr. des-
roi derroi, nfr. desarroi Unordnung, vb. pr. desreiar, altfr.
desroier aus der Ordnung kommen u. a. bedd. Das einfache
wort hat sich im altfr. roi Ordnung behauptet : mesure ne roi
Ruteb. 1. 108, nul roy Wackernagel p. 28, aber auch das span.
adv. arreo cnach der Ordnung, hintereinander1, wenn man es
in ä reo zerlegen darf, so wie das glbd. pr. darre = sp. de
arreo geben es noch zu erkennen. Woher dieser in mehreren
Zusammensetzungen angewandte stamm? Die lat. spräche
gewährt nichts befriedigendes : ein verschollenes verbum retare
säubern, das Gellius anführt, passt zwar logisch nicht übel,
die ital. form aber mit der media d widerstrebt. Ahd. rät,
das auch vorrath und geräthe heißt, ist wegen des roman. e
ein sehr zweifelhaftes etymon: goth. ga-redan sorge tragen
kann nicht dafür entscheiden, da das goth. e überall, sicher
wenigstens in gemeinrom. umfange, dem entsprechenden ä der
andern mundarten gegenüber nicht zur geltung kam. Goth.
raidjan bestimmen, anordnen, ags. ge-raedian, mhd. ge-reiten
bereit machen, zurecht machen, stimmen trefflich mit ihren
bedeutungen, würden aber nach der strenge der regel ein ro-
man. radare erzeugt haben, doch ist bei dem großen einfluß
der nieder d. mundarten auf das fr am, entsteh ung von arre-
384 I. REFRAN— REGALARE.
der arreier aus der ndl. form reden und Verbreitung von
Frankreich aus als ein möglicher fall anzunehmen, zumal da
das wort auf diesem gebiete in größerer entfaltung erscheint.
Aber zu erwägen bleibt auch, sofern die vocale sich fügen,
das gael. reidh glatt, fertig, bereit, geordnet. Augenschein-
lich identisch mit unserm roi ist jedoch das bret. reiz regel,
gesetz, Vernunft, vgl. wegen der form bret. feiz = fr. foi, efreiz
= effroi, preiz = proie; kann es aber nicht eben sowohl fremd
sein wie die angeführten Wörter? die vannische form reic'h
wenigstens beweist nichts für seine celt. herkunft, da jene
mundart mehrfach in fremden Wörtern c'h für bret z setzt.
Man sehe über diesen stamm vor allem Diefenbachs Untersu-
chung goth. wb. IL 159—161.
Refran sp., pg. r e f r ä o Sprichwort, pr. refranh, fr.
r efrai n wiederkehrender strophentheil. Man hat diesem wort
die ungeschlachte bildung referaneus von referre untergelegt
oder es eben so ungeschickt aus refrenare hervorgehen lassen.
Refranh ist von refranher so wie refrain vom altfr. refraindre,
wohin schon Raynouard sie ordnet, beide verba von re-fran-
gere wiederholt brechen, roman. auch modulieren, herabstim-
men u. dgl. Beispiele sind: pr. lo rossinholet volt' e refranh
son chantar Lex. rom., fr. en sa pipe refraignoit Wackerna-
gel p. 79. Nach J. Grimm (Haupts ztschr. V. 235) gehört lat.
fringutire zwitschern und fringilla fink zu frangere wie auch
altn. kleka brechen und klaka klingen gleicher würzet sind. Für
refranher gilt prov. auch refrinher schallen (nicht refrinhar Lex.
rom.) unmittelbar aus refringere; womit sich aber das sbst.
refrim geschmetter formell nicht vereinigen läßt, eher lehnt
sich dies an fremitus.
Regal are it., sp. pg. regalar, fr. regaler bewir-
then, beschenken; sbst. it. sp. pg. regalo, fr. regal ge-
schenk. Es soll von regalis kommen, wie? ist räthselhaft.
Bei der Untersuchung ist vor allem anzumerken, daß es we-
der im franz. noch im ital. alteinheimisch , daß es aus Spa-
nien eingeführt ist. Hier bedeutet regalar hätscheln, liebko-
sen, altsp. im Alex, schmelzen, liquefacere, regalarse liquescere.
Es ist dies das lat. regelare aufthauen, erwärmen; der Über-
gang des e in a konnte in frühester zeit geschehen, als g vor
diesen beiden vocalen noch gleichlautend war. Ein positiver
beweis der identität von regelare und regalar aber liegt darin9
I. REGANAR— RENDERE. 285
daß wie im spart. Alex. str. 2202 plomo regalado geschmol-
zenes blei bedeutet, so auch Papias regalatum plumbum mit
liquefactum übersetzt. Auch die altfr. spräche muß regeler
in der bemerkten bedeutung besessen haben: das sbst. regiel
= sp. regalo hat sich wenigstens in dem liedchen aufEulalia
erhalten: por manatce, regiel ne preiement durch drohung,
liebkosung noch bitte; damit geht hand in hand nfr. degeler
aufthauen, sbst. degel.
Reganar sp., pg. pr. gleichlaut, in letzterer mundart
auch ohne erweichtes n reganar die zahne blecken. Hier-
mit scheint identisch altfr. recaner (bei Roquef. auch re-
caigner), das gern von dem zähneblecken oder dem geschrei
des esels gebraucht wird gleich dem prov. worte (sembla mula
can reganha Lex. rom.) ; dsgl. mit anlautendem ch mundartl.
(in Berry) rechaner schreien wie der esel, archanner wiehern,
einfach chagner blecken. Die Wörter passen zu cachinnare
mit aufgesperrtem munde lachen : dem durfte das wiehern und
das damit verbundene zähneblecken verglichen werden. Im
nfr. ricaner (ri für re durch einwirkung von ridererire?)
ward die bedeutung eingeschränkt auf das halblaute lachen
der bosheit oder albernheit, bei Nicot heißt es muthwillig sein,
schäkern.
Registro it., sp. registro, pr. fr. registre, pg*
ohne r regist o ein Verzeichnis, register; vom mlat. registrum
für regestum cliber in quem regeruntur commenlarii quivis vel
epistolae summorum pontificum' Ducange. Die einschiebung
eines r hinter t ist ein bekannter roman. zug.
Regolizia legorizia it., sp.pg. regaliz u.s.w., pr.
r e g a 1 i c i a regulecia, fr. r e g 1 i s s e Süßholz, lakritze ; durch
Umstellung des 1 und r aus liquiritia bei Vegetius de re vet,
dies aus ylvxvQQL^a.
R el b a pg. pr., r e i 11 e altfr., r e j a sp. p flugschar; von
regula latte? altfr. reilhe de fer = regula ferrea Carpentier
v. regula.
Remorchiare it., fr. remorquer, sp. remolcar
bugsieren; von remulcum schlepptau.
Ren der e it., sp. rendir, pg. render, pr. fr. ren-
d r e zurückgeben u. dgl. , von reddere; sbst. it. r e n d i t a , sp.
pr. renta, fr. rente einkünfte, von redditum, plur. reddita, ab-
gegebenes 9 eingeliefertes. Die einfügung des n mag sehr alt
98* Ii REPTAR-RESTIO. ,
sein, da sie so allgemein ist (rendere L. Sal. tit 52, cod.guelf);
altital. bei Barberini findet sich indessen reddere s. Lex. rom.,
im prov. ebenso redre z. b. Boeth. v. 57, Pass. de J. C. str. 41,
was hier, wo n leicht ausfällt, freilich wenig sagt, altcat. so-
gar retre. Pott (in Höfers ztschr. III. 157) erklärt sich, um
die müßige einschiebung des n zu beseitigen, rendere lieber
aus re-indere. Aber ist denn diese einschiebung wirklich so
müßig? ist sie nicht vielmehr eine heilsame formv er Stärkung,
um das wort, das im franz. riere hätte geben müssen, vor
dem zerfließen zu bewahren, überhaupt um seinen klang zu
heben ? Überdies stimmt auch der gebrauch des roman. Wor-
tes ganz zu dem von reddere : fr. rendre paisible ist wie pla-
cidum reddere u. dgl. , was sich von re-indere nicht würde
behaupten lassen.
Reptar altsp. pg. pr., nsp. retar, altfr. reter be-
schuldigen, anklagen, zum Zweikampfe fordern. Aus mlat.
rectare, (vor gericht laden) konnte es nicht entstehen, es würde
alsdann pr. reitar lauten; wohl aber aus reputare, das sich
in ähnlichem sinne angewandt findet, z. b. si quis alteri repu-
taverit, quod scutum suum jactasset L. Sal. tit. 30; quia nulli
de ista causa volet reputare weil er darüber keinem einen Vor-
wurf machen will Cap. Car. Calv. Baluz. IL 81 ; contra quod
sacramentum si quilibet fecisse reputatus fuerit beschuldigt sein
sollte das. p. 179. Auch appellare gieng auf diese bedeutung
ein : pr. qu'ieu la repte e l'apelh de trassiö Choix IV. 166.
Die churw. form ravidar aber muß die obige deutung über
jeden zweifei erheben: v ist = lat. p, i häufig = lat. u.
R e s t a it., sp. r i s tr a , pg. r e s t e restia, pr. r es t bund
zwiebeln, knoblauch oder anderer fruchte; von restls seil, weil
sie daran befestigt werden, wiewohl das lat. restis allii s. cae-
parum etwas anderes heißt als das pr. una rest de cebas ho
de alhs Lex. rom. V. 88, indem jenes die blätter der zwiebel
bezeichnet. Das piem. rista hanf trifft dagegen mit ahd. rista
jlachsbündel zusammen.
R e s t a it., sp. r i s t r e enrislre (m ), pg.reste riste ristre
gabel, in welche die lanze zum angriff eingelegt ward, daher
pr. arestol, altfr. arestuel handhabe der lanze; von restare,
roman. arrestare widerstehen, also eig. widerhalt, anhält.
R e s t i o it. (für restivo), pr. r e s t i u , fr. r e t i f wider-
spenstig; von restare widerstehen. Das mail.wort ist restin.
I. RETRO-RICAMARE. S8*
Retro it. in compositis, pr. reire, alt fr. riere; von
retro, wofür sp. pg. atras. Zsgs. it. dietro drieto, pr. de-
reire derrier (letzteres auch adj.), fr. derriere, von de retro ;
it. addietro, pr. areire, fr. arriere, von ad retro. Dsgl.
abgel pr. dereiran gleichsam deretranus, weiter abgeleitet
fr. d er n i e r gleichsam deretranarius. Zu merken ist der aus-
fall des r (durch dissimilation ?) im it. dietro für diretro so
wie im altfr. za en ayer = pr. sa en areire.
Ribaldo it. altsp. pg. (que tomasen un ribaldo, un bel-
laco Ruiz, von Sanchez unrichtig mit rival erklärt), pr. ri-
baut, fr. ribaud lotterbube, fem. ribauda ribaude freche
dirne; daher altn. ribballdi, mhd. ribbalt. Die ital. form ru-
baldo entstand durch umdeutung. Was das mittelalter unter
ribaldus verstand, sagt deutlich Matthäus Paris: fures, exules,
fugitivi, excommunicati, quos omnes ribaldos Francia vulga-
riter consuevit appellare, heillose zu allem fähige menschen.
Auch die das treffen eröffnenden leichten truppen, die enfans
perdus, die im heere eben sowohl den dienst der trossbuben
thaten, hieben so. Man sehe darüber Th. Wrighfs political
songs p. 369. Neufranz, ist ribaud auf die bed. scortator ein-
geschränkt. Es läßt sich aus ahd. regimbald kühner mann
(Grimm P. 444) nicht genügend erklären, welches rambaldo
raimbaut ergeben muste und ergab, da m vor b nicht leicht
ausfällt. Dagegen bietet die ahd. spräche ein nur als fem.
vorhandenes wort hriba (hripa) prostituta, mhd. ribe (Graff
IV. 1146), woraus mit dem suffix ald das rom. ribaldo er-
wachsen konnte. Desselben Ursprunges muß sein altfr. riber
weiber verführen, wohl auch ribler umherschwärmen. Man
merke noch it. rubalda art pickelhauben, wie die rubaldi sie
trugen, dsgl. fr. ribaudequin ein wurfgeräthe, fläm. rabaude-
ken KU.
Ribeba it. bauerngeige, schäfergeige ; vom arab. rabäb,
das ein ähnliches tongeräthe' von runder form bedeutet Gol.
p. 925, Freyt. II. 107a. Daraus soll entstellt sein it. r i b e c a,
pg. rabeca, cat. rabaquet, fr. rebec, pr. rabey, dsgl. sp. ra-
bel, pg. rabel arrabil, altfr. rebelle Roquef. de la poesie fr.
p. 108 (1. ausg.), s. Sousa, vgl. auch wegen der Verwechslung
des b und c eine ähnliche Verwechslung des b und g im span.
jabeba jabega maurische flöte.
Ricamare it., sp. p#.recamar, daher fr. recamer
«88 I. RICCIO— RICREDERSI.
Stichen; sbst. it. r i c a m o , sp. pg. recamo Stickerei ; vom ardb.
raqama streifen in einen stoff weben, sbst raqm gestreifte Sticke-
rei Freyt. IL 18iv, 182a.
Riccio it., mal. ariciu, sp. erizo, pg. ericio ouri-
90, pr. erisson, fr. herisson (h asp. , altfr. aber auch
ericon irecon) iget, Stachelschwein; von ericius Varro ap.
Nonium. Daher das vb. it. arricciare, sp. erizar, pg. ou-
ricar, pr. erissar, fr. herisser starr machen, sträuben.
Riccio it., ri z 0 sp. kraus, sbst. haarlocke, haarkrause,
pg. rico flockiger stoff; vb. i£. arricciare, sp. rizar, pg. ouri-
car ericar ricar kräuseln. Ferrari erblickt in riccio eine Um-
stellung aus cirrus locke, gekräuseltes haar; weit besser hält
es Menage für eine abl. cirricius , wodurch sich auch seine
doppelte geltung als subst. und adj. am einfachsten erklärt.
Aber eine so starke aphärese wie die der sylbe ci gestattet
nur die ital. spräche, das wort müste also nach Spanien ein-
gebracht sein. Merkwürdig ist sein zusammentreffen mit riccio
igel, das sich besonders im pg. ouricar ausdrückt: sprachen,
die für krauskopf dieselbe wort form bilden und dulden wie
für igel, konnten die nicht eben so wohl die eine sache nach
der andern benannt, das krause mit dem struppigen verwech-
selt haben, wie ein römischer dichter den kämm wegen seiner
zinken kraus nennt? Das ineinanderlaufen beider begriffe
spricht sich auch aus im mlat. reburrus chispidus, crispus',
vgl. Ducange h. v.: habebat capillos crispos et rigidos atque
sursum erectos et, ut ita dicam, rebursos.
Ricco it., sp. pg.r'ico, pr. ric, fr. r i c h e adj. ; vom
ahd. rihhi, goth. reiks, nhd. reich. Statt des fr. riche durfte
man nicht etwa ric oder rique erwarten wie masc. franc,
blanc : grade das ahd. rihhi verlangte diese form mit ch oder
erklärt sie doch. Über die bed. mächtig, welche das wort im
altroman. wie im altdeutschen hatte, s. Lex. rom. I. p. XXXII.
Ricredersi it. seinen irrthum zurücknehmen, ricre-
dente und r'icreduto des gegentheils überführt oder überzeugt,
pr. altfr. se recreire zurücktreten, verzichten, müde wer-
den eines dinges, mlat. se recredere, über dessen gebrauch
s. Ducange. Besonders hieß der im gerichtlichen Zweikampf
überwundene, zum bekenntnis seines unrechtes genöthigte, re-
creditus, daher recrezut recreu, recrezen recreant einen schimpf-
lichen sinn annahmen. Re-credere ist unlatämsch und für
I. RIDOTTO-RIFUSARE. 289
die bed. 'seine meinung zurücknehmen' eine verkehrte Zusam-
mensetzung. Vielleicht erklärt sich das wort aus einer be-
freundeten spräche. Ahd. galaubjan ist s. v. a. credere, aber
das reflexive sih galaubjan s. v. a. recedere, deficere; beide
aber das activ wie das reflexiv einigen sich, wie Wackerna-
gel erklärt, in dem grundbegriff freundliche hingebung oder
nachgiebigkeit. Dieses reflexiv sih galaubjan übersetzte man
mit se credere, dem man nicht ohne bedeutung die partikel re
beifügte.
Ridotto raddotto it., sp. reduclo, fr. redoute (f.)
schanze, Sammelplatz; von reducere reductus.
Riffa it. (eig. rifa, in comask. mundart) , sp. pg. cat.
sicil. rifa streit, Wettstreit, dsgl. glücksspiel; vb. it. ar -rif-
fa re würfeln, sp. pg. cat. rifar streiten, dsgl. looßen, alt fr.
riffer wegraffen, kratzen, lothr. riffer flachs raufen. Ist es
vom ndl. rijven raspeln, rechen, altn. rifa zerreiben, rifas sich
zanken, sich raufen = ahd. riban reiben? Aber der über
den Süden des roman. gebiet es verbreitete stamm wird mit sei-
nem labial eher auf das näher liegende hochd. f, z.b. im bair.
riffen d. i. raufen, als auf ndl. v oder nord. f = ahd. b füh-
ren. Ebenso sind die ableitungen mit 1 zu beurtheilen: alt fr.
pic. norm, riffler raffen, kratzen, ritzen, streifen, wallon.
rifler blind hineinlaufen (an allem anstreifen, anschuppen), auch
henneg. rifeter = riffer, sbst. altfr. riffle spießgerte, norm.
rifle ausschlag , grind (wie unser hrätze von kratzen), wohl
auch it. riffilo fratzeng esicht , piem. riflador feile; vom ahd.
riffil riffila säge, nhd. riffel flachsraufe, vb. riffilön, riffeln, aber
auch fläm. ryffelen kratzen, schinden KU., engl, rifle rauben,
die wohl aus dem franz. sind.
Rifusare it., pg. pr. refusar, sp. rehusar, fr. re-
f u s e r weigern. Das wort muß aus recusare abgeändert sein
durch einmischung von refutare, it. rifiutare, pr. refudar, das
schon im frühern mlatein mit respuere, rejicere gleichbed. ist.
Im prov. und altfr. gab es eine zweite form mit ausgefalle-
nem f (vgl. preon von profundus) rehuzar reüsar, rehuser
reüser raüser ausweichen. Das altfr. reüser ward auch in
ruser zusammengezogen (Rou IL p. 216. 275, Mort. de Gar. p.
93) und bezeichnete vornehmlich das bei seite weichen des
wildes um den hunden die spur zu nehmen, daher das neufr.
sbst. r u s e kniff, kunstgriff. Das ineinanderlaufen beider verba
19
£90 I. RIMA.
recusare und refutare scheint sich auch in einer altpg. form
recudar = refusar auszusprechen, wovon S. Rosa ein beispiel
anführt.
Rima it. sp. pg. pr., rime fr. reim; vb. rimare, ri-
mar, rimer reimen. Im prov. ist auch das masc. r i m üblich :
e devetz saber qu'on pot dire rims o rimas Leus d'amors I.
144; englischnorm, begegnet gleichfalls rym, s. Wrights polit.
songs p. 236. Die genauere Untersuchung dieses Wortes muß
der geschichte der poesie überlassen bleiben. Hier werde be-
merkt, daß nur das lat. rhythmus (pvdpog) und das deutsche
rim in erwägung kommen können: das lat. rima (riß) läßt
sich bloß durch künstelei hieher ziehen, wiewohl es sich übri-
gens nebst dem vb. rimari in einigen sprachen erhalten hat.
Rhythmus ist numerus : es bezeichnet noch im ältesten mitteU
latein die gleichmäßige abtheilung des verses in rücksicht auf
Zeitdauer, ohne rücksicht auf das maß der einzelnen sylben.
Demnächst verstand man unter versus rhythmicus den gereim-
ten, sofern er, wie in der Volkssprache, keine sylbenmessung
anerkennt; für gleichlaut des verschlusses (consonantia) wird
das wort kaum vorkommen. Diesen gelehrten ausdruck rhyth-
mus nun gab die Volkssprache durch das lautverwandte rima
wieder, die abkunft aber des letzteren von dem ersteren fin-
det in der form die graste Schwierigkeit: ital. muste rhyth-
mus nach regelrechtem übergange, wenn es einmal eine zu-
sammenziehung erleiden sollte, rimmo oder remmo lauten, man
vgl. ammirare aus admirari, semmana aus sept'mana , ma-
remma aus marit'ma, flemma aus phlegma, dramma aus dra-
chma, und in der that wandelt sich rhythmicus altsp. in re-
mico Canc. de Baena. Vollkommen aber stimmt das rom. rima
zum ahd. rim numerus, das übrigens auch die celt. spräche
kennt: altirisch rim Zeuß I. 25, neu rimh, ky. rhif (m.). Wen-
det man ein, daß sich der reim unter den Deutschen erst
später ausgebildet habe (s. Koberstein p. 45, 4. aufl.), so liegt
die entgegnung nahe : sie kannten ihn, noch ehe sie ihn brauch-
ten, aus dem lat. kirchenliede. Übrigens konnte der Romane
das deutsche wort in seiner älteren bed. numerus längst auf-
genommen, ihm die neuere vielleicht selbst zugewendet haben. —
Eine zss. ist altsp. adrimar Berc, nsp. cat. arrimar zusam-
menstellen, anlehnen, fr. arrimer schichten, vgl. ahd. rim in
der bed. reihe, die auch dem sp. rima zusteht, fr. (inBerry)
I. RINCULARE-RISO. 891
enrimer symmetrisch ordnen. Die neupr. mundart sagt schlecht-
weg rimä annähern = sp. arrimar.
Rinculare it., sp. pr. recular, pg. recuar, fr. re-
culer zurückweichen; von culus, wie unser glbd. sich ärsen
von ars frei jff. Sachs, ndl. aerselen KU. Daher adv. fr. ä re-
culons rückwärts, wie unser ärschlings, mhd. erslingen.
Riotta it. (nach Muratori vermuthlich aus Frankreich
herübergepflanzt), pr. riota, altfr. riote (noch bei Nicot)
hader, streit, daher engl, riot; vb. riottare, rioter strei-
ten (verschieden nfr. rioter lächeln). Zweifelhafter herkunft,
vielleicht für rivoter vom ahd. riban reiben, darum auch ndl.
revot ravot KU., vgl. sp. refriega streit von fricare reiben.
Ripresaglia rappresaglia it., sp. represalia, fr.
represaille selbstgenommene entschädigung ; eig. zurück-
nähme des genommenen, von re-prehendere reprehensus.
Risicare it., sp. ar-riscar ar-riesgar, pg. riscar
ar-riscar, fr. risquer in gefahr setzen, wagen; sbst. it. ri-
sico risco, sp. riesgo, fr. risque gefahr. Span, risco heißt
klippe, steiler fels und dieses führt auf resecare abschneiden,
so daß man sich eine steile höhe als etwas abgeschnittenes
dachte : nicht anders verhält sich schwed. skär klippe zu skära
abschneiden. Risco könnte ein schijferausdruck sein, zuerst
den gefährlichen f eisen, dann die gefahr bezeichnend, wofür
nachher die scheideform riesgo aufkam. Dazu stimmt auch
neupr. rezegue gefahr, rezegä abschneiden, mail. com. resega
säge und gefahr , vb. resega sägen und wagen, die nur von
resecare herstammen können. Auch pg. risca strich (schnitt),
riscar ausstreichen, sind hieher zu rechnen.
Risma it., sp. pg. resma, fr.rame Heß papier, ndl.
riem. Vom arab. razmah bündel kleider (rezmah Freyt. IL
146a) behauptet Sousa; daß aber Europa diesen ausdruck
den Arabern danke, ist in sich selbst unwahrscheinlich und
wird durch die arab. bedeutung schlecht unterstützt. Schön
ist Muratori' s herleitung: gr. d^tS-/n6g zahl, anzahl sprach man
in Italien arismus aus, zu schließen aus altit. (auch altspan.
catal. prov. altengl. mlat.) arisraetica, daher, mit bekanntem
abfall des anlautes a, rismo risma. Florent. risma bedeutet
auch eine gesellschaft von personen, was sich sehr wohl mit
aQid-jnot; verträgt.
R i s o iL , pr, r i s , fr. r i z , wal u r e z (auch riscase) eine
298 1. RITORTA— ROBA.
getreideart, reiß; vom lat. oryza. Dsgl. sp. pg. arroz, vom
ardb. aroz Freyt. I. 26*.
Ritorta it., pr. redorta, altfr.riorte reorte roorte
rorte Roquef., norm, rote bindweide, weidenband; urspr. etwas
gedrehtes, von retorquere, woher auch sp. rctorta, fr.re-
torte gefäß mit gekrümmtem halse. Den frühen gebrauch
des Wortes bezeugt die L. Sah : retortae, quibus sepes conti-
nentur, vgl. Pardessus p. 382.
R i 1 1 o it. adj. recht, als gegensatz von link, von rectus
grade, nicht krumm oder verdreht, wie man sich die Unke
hand dachte, in dieser bed. auch im mlatein, s. Ducange und
Carpentier, daher marritto, zsgs. mit manus. Gemeinro-
man, ist dafür das compos. it. diritto dritto, sp. derecho,
pg. direito, pr. dreit, fr. droit, wal. drept, lat. directus. Von
directum für jus, häufig schon im frühen mlatein, stammt auch
das sbst. it. diritto u. s. w. Zsgs. ist altfr. endroit, pr.
endreit präp. für lat. versus, daher nfr. sbst. endroit stelle,
platz, eig. das gegenüber oder vor äugen liegende, wie con-
tree von contre. Mit directus wird auch die südliche him-
melsgegend benannt: dauph. droichi, npr. adrech, piem. in-
drit, wogegen die nördliche als die abgewandte aufgefaßt wird:
mail. invers, npr. aves (für avers).
Rivescio rovescio it., sp.pg.re\es, fr. rewersrück-
seite; von reversus, woher auch adj. pg. revesso, fr. reveche
(aus dem ital.? altfr. revois) widerwärtig, spröde.
Riviera it., sp. ribera, verkürzt vera, pg. pr. ri-
beira, verkürzt pg. beira, altfr. ri viere ufer, eigentl.
ufergegend; von riparia. Aber nicht nur die ufergegend son-
dern auch den fluß selbst bezeichneten vermöge einer leichten
Übertragung , der man mit rivus nicht zu hülfe zu kommen
braucht, alle sprachen (altsp. ribera Alex.) mit demselben
wort und diese bedeutung ist dem nfr. riviere ausschließlich
verblieben.
R i z z a r e it. aufrichten ; gleichsam rectiare, von rectus.
Gemeinrom. ist nur das compos. dirizzare drizzare, altsp.
derezar, nsp. pg. en-derezar, pr. dressar, fr. dresser, a-dres-
ser (sbst. adresse) richten, zurichten, lat. directus, wovon
man directiare leitete.
Roba it. altsp., altpg. rouba, pr. rauba, fr. robe,
mit tenuis sp, ropa, pg* roupa Meid, geräthe, in älterer bed.
I. ROBBO-ROCCA. 293
kriegsbeute, raub, chw. rauba vermögen; auch masc. sp. robo,
pg. roubo; vb. it. rubare, sp. robar, pg. roubar, pr. rau-
bar, alt fr. rober, nfr. derober, altsp. auch r o b i r Alex., ebenso
wald. Hahn 598, rauben; vom ahd. roub spolium , vb. goth.
bi-raubön, ahd. roubön roupön, vgl. gael. robainn. Früh drang
das wort in das mlatein ein: quicquid super eum cum rauba
vel arma tulit L. Alam; si quis in via alterum adsalierit et
eum raubaverit L. Sal, und diese bed. berauben ist sowohl
altdeutsch wie romanisch. Abgel. altpg. roubaz robaz roaz
räuberisch, nach dem muster von rapax geformt. Wal. robi
einen zum gefangnen machen , von rob == serb. röb , alban.
robi und ropi gefangener, sklave, daher auch robote, serb.
röbija, frohndienst. S. über diesen ganzen wichtigen stamm
Dief. goth. wb. IL 164.
Robbo rob it., sp. fr. rob, pg. robe obsthonig; vom
arab. robb dass. Freyt. IL 106*>.
Rocca roccia it., sp. roca, pg. pr. roca rocha, fr.
röche fels, klippe (it. rocca auch schloß), masc. cat. roc
stein, kiesel, fr. roc fels; abgel pr. rochier, fr. roch er;
vb. altfr. roch er mit steinen werfen Liv. d. rois p. 178, noch
jetzt norm. u. s. w. (röche stein zum werfen Ren. IL 87);
zsgs. it. diroccare dirocciare, sp. derrocar, pr. derrocar
derocar, fr. deroquer derocher von einem felsen herabstür-
zen, niederreißen, sp. derrochar verschwenden, durchbringen,
dilapidare, altfr. aroquer arocher zerschmettern. Der Ur-
sprung des Wortes ist nicht mit voller Sicherheit zu bestim-
men. Im mlatein kommt es wenig vor, zuerst, nach Ducange%
in den Annal. Franc, ann. 767 , wo es thurm oder felsennesl*
bedeuten muß: multas roccas et speluncas conquisivit. Nach
einigen (s. z. b. Maßmanns schrift über das Schachspiel p. 38)
ist es nichts anders als der name der Schachfigur roc, also
persischer herkunft, allein dafür geht sein alter zu hoch hin-
auf. Auch fremde sprachen kennen es, in keiner aber scheint
es zu wurzeln, gael. roc, engl, rock, ndl. rots (s. darüber
Hoffmanns hör. belg. III. 152), bask. arroca. Unter andern
zuströmenden Wörtern verdient, wenn man sich streng an den
begriff hält, das kymr. rhwg ' etwas vorragendes' noch die
meiste rücksicht. Oder hängt rocca zusammen mit rocchetto
(s. unten) und bedeutet eigentlich etwas faltiges in beziehung
auf die risse in den felsen, wobei man auch an dasrom. falda
294 I. ROCCA— ROGNA,
bergabhang erinnern könnte: es ist nur schade, daß es für
diese auffassung an beispielen in andern sprachen fehlt. Se-
hen wir zu, ob sich das wort nicht aus dem latein. elemente
schöpfen läßt. Rupes fand im roman. keinen eingang, nur die
ital. spräche duldet es als poetischen ausdruck: aber man
konnte rupea daraus ableiten (Rom. gr. II. 244), welches, in-
dem sich ü in der position kürzte (rüpea rupja), roccia rö-
che ergab wie appropiare approcciare approcher. Aber dem
gutturalen rocca ist damit nicht geholfen: diesem genügte nur
eine andre ableitung von rupes, rupica, wie von avis avica,
von natis natica, von cutis cutica geleitet ward: Übergang
des pc in cc ist zwar nicht zu belegen, aber im princip ein-
zuräumen. Beide abll. rupea und rupica können im spiel ge-
wesen sein, doch kann rupica auch das palatale rocha röche
erzeugt und dies sich nach Italien in der form roccia ver-
breitet haben.
Rocca it., sp. r u e c a , pg. r o c a Spinnrocken, vom ahd.
rocco, altn. rockr. In der alten prov. spräche vermisst man
das wort, die neue occit. mundart kennt rouque spule. Da-
her rocchetta, engl, roeket, dtsch rakete, weil sie mit dem
oberen dicken ende die form eines rockens darstellt, s. Ferrari.
R o c c h e 1 1 o it., r o q u e t e sp., röchet fr. (daher wohl
die ital. form roccetto) Chorhemd, vgl. wal. röchie weiberrock.
Das primitiv roccus (später auch hroccus geschr.) kennt ein
capitular Karls d. gr., es ist das ahd. roc (hroch Gloss. em-
meran.J, ags. roc, altn. rockr. Eigentlich bedeutet das rom.
wort ein gefälteltes Meid, daher pg. enrocar, it. arrochettare
(bei P. Monti p. 223) fälteln, und dies erinnert an altn. hrucka,
gael roc runzel, falte, engl, to ruck schrumpfen.
Rocco it., sp. pg. r o q u e . pr. fr. roc thurm im schach ;
vom pers. rokh kameel mit bogenschützen besetzt.
R o g g i o it., sp. r o x o , pg. r o ux o , pr. r o g (fem. roja),
fr. rouge, dsgl. it. robbio, sp. rubio, pg. ruivo roth;
von rubeus ; vb.fr. r o u g i r , pr. rogir roth werden. Robbio
würde sich auch von rubidus leiten lassen, stimmte nicht das
sbst. robbia färberröthe genau zu dem glbd. rubia.
R o g n a it., sp. pg. pr. gleichlaut., fr.rogne, wal. r e i a
(vgl. vie mit it. vigna, sicriu mit scrigno) kratze, räude; nach
Menage von robigo robiginis rost, r ostfleck, eine harte, aber
doch mögliche zusammenziehung (robgn rogn).
L ROGNONE-RONDINE. 304
R o g n o n e it., sp. r i no n, pr. r e n h ö ronhö, fr. r o i g n o n
niere, wal. renunchiu; erweitert aus dem allzu umfanglosen
ren, gleichsam renio, mit beobachtung des bildenden i, wie
man dies in vigliacco aus vilis u. a. fällen bemerkt. Ital. auch
arnione argnone mit umgestelltem re (so in arcigno vom fr.
rechin).
R o m a n z o it., sp. r o m a n c e , pr. alt fr. romans, chw.
romansch, mlat. romancium romanische spräche oder dich-
tung; daher vb. sp. romanzar, pr. romansar, altfr. roman-
cier ins romanische übertragen u. dgl. Es erklärt sich buch-
stäblich aus dem lat. adv. romanice, wie es denn in der that
adverbial gebraucht wird: altfr. parier romans =loqui roma-
nice. Altfranz, lautet romans gewöhnlich, wenn auch unrich-
tig, im cas. obl. romant nach dem muster von paisans paisant
(nfr. paysan), daher der spätere nomin. romant roman so
wie das adj. romant-ique. Über romanzo s. Raynouard choix
VI. 371. Ein gegenstück zu romans ist altfr. bretans = bri-
tannice Brut I. 392, auch sp. vascuence = vasconice, welches
erster e Adelung Mithr. II. 11 lächerlich aus Vasco und ence
carf zusammensetzt
Rombo^, sp. rumbo, pg. rumbo rumo, fr.rumb,
engl, rumb windlinie auf dem compass, lauf des Schiffes; vb,
fr. arrumer die windlinien auf einer Seekarte zeichnen; nach
Mcot vom gr. Qvjn6g deichsei, sofern diese die richtung des
wagens anzeigt, nach andern von rhombus. Aber fr. arru-
mer, sp. arrumar die Schiffsladung vertheilen und ordnen, pg.
arrumar überh. ordnen, werden aus dem ndl. ruim Schiffs-
raum erklärt, s. Pougens tresor I. p. 89. Vgl. norm, arruner
ordnen, deruner verwirren.
Romeo it. altsp. (bei Berceö), dsgl. it. romero (mdartl.
s. Muratori antiqq.ital. VI. 648), sp. dieselbe form, altfr. ro-
mier Wallfahrer, eig. wer nach Rom pilgert: romero quiere
decir como ome que va ä Roma pora visitar los santos luga-
res Partid. 1. tit. 24, 1 (bei Cabrera) ; chiamansi romei in-
quanto vanno a Roma Dante Vit. nnova.
Röndine rondinella it., wal. rendunea, pg. ando-
rinha, pr. ironda irondella, fr. hirondelle schwalbe;
mundartliche und nebenformen: wal. rendurea, pr. randola,
neupr. endriouleto andoureto dindouleto, altfr. aronde alon«
dre arondelle, cat, aureneta oreneta, val oroneta. Alle aus
296 I. ROS— ROS.
hirundo hirundinis, & 6. das caJ. orin-eta umgestellt aus irond-
eta mit ausgeworfenem d wacÄ der weise dieser spräche; aber
wie deutet man das sp. golondrina, dessen primitiv golon-
dro begierde, verlangen ausdrückt? Ferrari will das gr. %s-
iMv darin erkennen.
Ros pr. (m.) thau: ab gran joi albergueron el mati ab
lo ros am morgen mit dem thau G. de Tudela v. 3784; das
einfache wort fehlt sonst außer etwa im walach., wo es r o e
lautet. Dafür schuf sich der Portugiese aus roscidus (thauigj
mit ausgestoßenem d das subst. rö cio, sp. rocio, aus demsel-
ben adj. floß sp. rociar (wie aus limpidus limpiar), cat.
ruxar, pr. arrosar, fr. arroser bethauen, besprengen; aus dem
verbum das subst. sp. pg. rociada, cat. ruxada, pr. rosada,
fr. rosee, it. rugiada thau, eig. bethauung.
Ros pr., rous alt fr. pferd. Es ist nicht außer zwei-
fei, ob es aus dem deutschen ross oder dem tat. russus her-
rühre, so daß es in letzterem falle rothes pferd, fuchs, be-
deuten würde. Lex. rom. IV. 66b liest man ros liar, was eher
weißes pferd als weißer fuchs, rothschimmel, heißt, it. cavallo
leardo; auch sagt man roncin liar, in welcher Verbindung das
Substantiv eben so wenig eine färbe ausdrückt. Der beste
grund für die deutsche herkunft ist aber der, daß ros gleich
dem mhd. ros zumal das ritterliche thier, das streitross be-
zeichnet, s. die stellen bei Ducange v. runcinus. Von ros
scheidet sich durch den buchstaben pr. rossa, fr. rosse =
it. rozza schlechte mähre (comask. masc. roz), denn fr. ss
ist = z, es müste z. b. pic. rouche lauten. An diese form
schließt sich eine ableitung pr. ross in rocin, altfr. roucin,
sp. rocin nebst rocinante, pg. rossim, und mit n, das einge-
schoben sein kann,pr. roncin, altfr. roncin (daher kymr. rhwnsi),
pic. ronchin, it. ronzino kleineres pferd, klepper, nfr. roussin
untersetzter hengst. Dieses ronzino, mlat. runcinus, deutet
Vossius de vit. serm. aus dem ndl. ruin wallach (das nach
Grimm gesch. d. d. spr. p. 30 zu ahd. reinneo gehört, s. oben
guaragno), und wenn man auch auf die abweichende bedeu-
tung kein gewicht legen und runcinus aus ruin-c-inus con-
struieren will, so bleibt damit das seltsame rozza noch nicht
aufgehellt; runcinus ronzino rocin u. s. f. könnte man übrigens
auch aus ross-ic-in construieren. Das wort verlangt noch
eine schärfere Untersuchung. Der Normanne kennt auch ha-
I. ROSA-ROTOLO. 3»7
rousse s. v. a. fr. rosse, welches seine herkunft aus dem ahd.
altn, hros schwer verläugnen kann.
Rosa it. sp. pg. pr., rose fr. eine blume. Da das wort
überall, auch im wal. ruse, den diphthong vermeidet, so muß
die ausspräche mit langem o rosa sehr alt sein und vielleicht
würde sich bei einem der spätesten latein. dichter ein bei-
spiel derselben finden. Auch ahd. rosa. Aus dem classischen
rosa hätte sich it. ruosa, sp. ruesa, altfr. ruese, wal. roase
gestalten müssen. Nur in einigen mundarten kommen diph-
thongische bildungen vor : mail. roeusa, piem. reusa, chw. rosa.
Rossignuolo it., sp. ruisenor, altsp. rossenol ro-
senor, pg. rouxinhol rouxinol, pr. fr. rossignol nachti-
gall, bei einem prov. dichter auch fem. rossinhola ; von lusci-
niolus aus luscinius. Varro de ling. lat. 5, 76 führt nur das
dimin. lusciniola an und auch die neuen sprachen kennen
nur eine diminutivbildung. Die seltsame gemeinroman. ver-
tauschung des anlautenden 1 mit r scheint , wenn man die alte
artikelform hinzudenkt, rein euphonisch: lo losignuolo mit zwei
tonlosen lo (anders in lo löco), worauf noch ein suffigiertes
1 folgt , war unerträglich. Diese vertauschung ist uralt: ru-
scinia kennt schon eine hs. des 9. jh. s. Haupts ztschr. V. 197b,
roscinia eine eben so alte s. Mones anzeig. VII. p. 148. Eine
ital. nebenform ist lusignuolo, selbst usignuolo, altfr. lousignol
mit dem verbum lousegnoler, in bürg, mundart noch itzt ros-
signöler. Bouille führt auch lurcignol an. Der Walache ist
von dem lat. worte abgegangen und nennt den vogel priveghi-
toare nachtwächterinn, gleichsam pervigilatrix, der Albanese
nennt ihn mit einem weder latein. noch griech. worte bilbfl.
Rosso it., sp. roxo, pg. roxo, pr. ros, fr. roux,
wal ros rosiu roth; von dem seltnen lat. russus.
Rostire it. in arrostire, cat. rostir, fr. rötir, pr.
raustir rösten; part. prät. als sbst. it. arrostito, fr. röti
geröstetes, braten; sbst. aus dem stamme pr. raust, it. ar-
rosto. Das verbum trifft zusammen mit ahd. röstjan (rom.
i = ahd. j), das sbst. mit gi-rösti , aber auch die celt. Wör-
ter, gael. röist, kymr. rhostio, bret. rosta sind zu nennen.
Beachtenswerth ist hier der prov. diphthong au, der aus den
celt. formen unerklärbar ein älteres hd. raustjan in anspruch
nimmt, dem indessen kein ags. reästan zur seite steht.
Rotolo rullo it., sp. rollo rol, pr. rotle rolle, fr.
898 I. ROTTA-RUFFA.
röle etwas zusammengewickeltes, rolle papier, walze; von
rotulus ; vb. it. r o t o 1 a r e ruzzolare Rom. gr. 1. 224, sp. arrol-
lar, pr. rotlar, fr. rouler wälzen, rollen. Auch sp. rolde
ist von rotulus, vgl. Roldan für Rotlan. Zsgs. fr. contröle
gegenrolle d. i. gegenrechnung, für contre-röle, was kaum aus-
zusprechen war.
Ro tta it., sp. pg. pr.rota, altfr. route , nfr. d er oute
niederlage, eig. bruch, von ruptus rupta. Dasselbe wort hat
noch andre bedeutungen entwickelt: pr. rota, altfr. rote ab-
theilung eines heeres, trupp , mlat. rupta, daher unser rotte;
vb. altfr. ar outer in Ordnung stellen. Dsgl. fr. route Straße
d. i. via rupta gebrochener weg, wie altfr. brisee Straße be-
deutet, vgl. den geogr. namen Mala-routa Brequigny 290a (v.
j. 680); pg. rota, derrota lauf des schiff es, fr. routier der
wege kundig, routin e erfahr enheit, Übung. Eine andre abl.
ist fr. roture, mlat. ruptura, gereute, kleines gut, bauerngut,
roturier besitzer eines solchen gutes, gemeiner mann im gegen-
satze zum edelmann.
Rövere it., sp. pg. roble, pr. roure, fr. rouvre
Steineiche; von robur roboris.
Rubino it., sp. rubin rubi, pr. robin, fr. rubis ein
röthlicher edelstein, rubin; von rubeus.
Ruca it. pr., sp. pg. oruga; dsgl. it. ruchetta, sp.
ruqueta, fr. roquette eine pflanze, rauke; vom lat. erüca dass.
Ru f f a it. gedränge von personen etwas aufzuraffen (ge-
zause um etwas); vb. arruffare das haar verwirren, zau-
sen, comask. rufä-su das gesicht zusammenziehen (kraus ma-
chen), pg. cat. arrufar kräuseln, zusammenziehen, rauh ma-
chen, sp. arrufarse sich erzürnen (so it. arricciarsi kraus
werden, zornig werden), adj. sp. rufo kraushaarig (auch
rothhaarig, von rufus), pr. ruf rauh, rauch? (ac grans e
rufas las mäs Jaufr.), lim. rufe dass., in Berry rufe rufle mür-
risch. Die Wörter sind deutscher herkunft , zumal stimmt it.
ar-ruffare zu unserm raufen (so tuffare zu taufen), aber auch
zu rupfen (ebenso zuffa zu zupfen), dsgl. zu engl, ruff, rüffle
krause, ndl. ruyffel runzel KU., altn. rüfinn struppig; für das
roman. adj. vgl. altengl. ruff rauh. Hiermit ist zu verbinden
mail. ruff, piem. com. rufa schorf, venez. überhaupt unsau-
berkeit, mit radicalem o romagn. rofia (für rofla) schuppen
auf dem köpfe, brand im getreide (identisch it. roffia dicker
I. RUFFIANO-SABANA. 809
nebel), im Jura rouffle, altfr. roife Nouv, fabl. p. p. Meon
IL 88, auch rofee scfiorf, alle — ahd. hruf, mhd. ruf, altn.
hrufa rufa, ndl. rof aussatz , schorf, rauhigkeit u. dgl, ags,
hreöfl aussätzig. Eine zss. ist it. baruffa rauf er ei, com.
baruf büschel haare, pr. barrufaut raufer, chw. barufar rau-
fen, augenscheinlich das ahd. bi-roufan, a für i wie im it. ba-
roccio für biroccio. — Nicht zu vermengen mit diesem stamme
ist sp. arrufar krümmen, wölben, vom engl, roof mit einem
dache versehen, sb st. dach, Wölbung, daher gaumen; sp. sbst.
rufo abgesonderter platz in der barke (Seckendorf), ndl. roef
schiff skämmerchen.
Ruffiano it., sp. pr. rufian, fr. ruffien kuppler.
Nach einigen von rufus, weil sie roth gekleidet gewesen, was
aber Menage widerlegt; nach andern gleichfalls von rufus,
aber darum weil die feilen dirnen röthliches oder blondes haar
getragen hätten, s. Ducange. In beiden fällen muß man ru-
fulus zu gründe legen, daher ruf lanus, ital. dreisylb. ruffiano
und hieraus die formen der übrigen sprachen. Sicherer aber
(denn rufus ist nicht einmal im ital. einheimisch) leitet man
das wort auf den eben behandelten stamm ruf rufl zurück,
wornach es, freilich etwas allgemein, als Schimpfwort , einen
moralisch schmutzigen menschen bezeichnete, bei Dante Inf.
il ruffian, baratti e simile lordura: doch kann die begriffs-
entwicklung auch eine andere sein. Man bemerke noch hd.
ruffer kuppler Frisch II. I33a, ndd. ruffein kuppeln Schmeller
III. 62, altengl. ruffiner für ruffian u. dgl.
Ruga altit., sp. pg. rua, pr. ruda (mit eingeschalte*
lern d), fr. rue gasse; von ruga furche, daher reihe, straße,
schon in alten glossen ruga platea dyvia, dsgl. ruga qvw9
auch der Albanese braucht ruga in roman. sinne. Die lat.
bedeutung vertritt it. ruga, sp. arruga, pr. ruga rua.
Ruggine it. rost, von aerugo, wal. rugine; sp. ro-
bin von rubigo, orin aber von aerugo; cat. rovely, pr.
roilh roilha, fr. rouille diminutiva von rubigo.
s.
Säbana sp., pr. savena, altfr. savenebetttuch, al-
tartuch u. dgl, im spätem latein sabanum savanum, goth. sa-
bans? ahd* saban feine leinwand; vom gr. adßavov leinenes
300 I. SACAR-SAGGIO.
tuch zum abtrocknen im bade; daher auch sie. insavo-
nare in das leichentuch hüllen. S. Diefenbachs goth. wb. L
179. 770.
S a c a r sp. pg., altfr. s a c h i e r , pic. saquer ziehen, her-
ausziehen (nfr. saccade zug), urspr. an sich bringen, sich zu
eigen machen: hereditates, quas saceavimus de Argefonso in
einer Urkunde Esp. sagr. XL. p. 407 ; von saecus tasche. Alt-
fr. bedeutet desachier s. v. a. einfach sachier und vielleicht
ist in letzterem die präposition zu supplieren; so könnte um-
gekehrt das neupr. saeä 'einstechen' aus dem altpr. ensacar
abgekürzt sein, doch bedeutet das ndd. sakken ganz dasselbe
s. Brem.wb.; auch engl, bag sack, vb. bag einsacken.
Sacco it., sp. pg. saco, fr. sac in der bed. Plünde-
rung eines ortes; vb. it. sacch egg iare, sp. saquear, fr.
saccager. Aus ahd. scäh (beute) kann es nicht herrühren,
da sich anlautendes sc nimmer in s vereinfacht. Es kann nur
identisch sein mit lat. Saccus und mochte zuerst pack, dem-
nächst die eingepackte beute heißen, wie hochd. plunder hab-
seligkeit, gepäck, engl, plunder beute heißt. Ein anderes bei-
spiel , wie die handlung nach dem dazu dienenden Werkzeuge
benannt wird, ist pg. escala er stürmung mit der leiter , von
scala leiter. Dahin it. s a c c o m a n n o packknecht, neupr. sa-
caman, ndl. sackman KU, bair. sackmann räuber, aber auch
schachmann (schäch raub); sp. sacomano plünderung.
Saggio it., sp. pg. sabio, pr. sabi satge, fr. sage
klug ; entwickelt sich leichter aus dem vermuthlich volksmäßi-
gen sapius, zu folgern aus dem negativen nesapius beiPetro-
nius (vgl. scius nescius) als aus sapidus (fr. sade), wohin
man es gewöhnlich stellt. Doch gründet sich die franz. form
nicht unmittelbar auf sapius, welches sache erzeugt hätte, son-
dern auf ein vermittelndes in dem altfr. saive luv. d. rois an-
gedeutetes sabius savius. Die getreueste form ist wohl die sie.
sapiu in varva-sapiu klug, buchstäbl. bart-klug.
Saggio it., sp. e n s a y o , pr. e s s a y , fr. e s s a i probe ;
vb. it. saggiare, sp. ensayar, pr. essaiar, fr. essayer pro-
bieren, kosten. Es soll von sapor oder sapere stammen, aber
wie? man müste sapius zu gründe legen. Span, ensayo, cat.
ensaig weisen mit der sylbe ens auf ex, und da sich exagium
auf einer römischen inschrift (s. Grut. 647 , 6) in der bed.
Schätzung , in einem gr. lat. glossar s£dyiov pensatio findet,
I. SAGIRE— SAIME. 801
so ist nach keinem weitern etymon zu suchen. S. darüber
Muratori.
Sagire it. in besitz setzen, pr. s azir, fr. saisir er-
greifen, wegnehmen ; abgel. it. s a g i n a , pr. sazina, alt fr. sai-
sine besitz. Das altfr. saisir hat auch die ital. bedeutung,
daher das formelhafte vestut et saizit Ch. de Rol. p, 124, noch
jetzt se saisir de qch. sich einer sache bemächtigen ; dieselbe
bedeutung muß auch im prov. vorhanden gewesen sein, wenn
das compos. dessazir außer besitz setzen, fr. dessaisir, einen
solchen schluß erlaubt. Es ist ein wort aus dem rechtswe-
sen: um so eher darf man, da die tat. spräche ein etymon
verweigert , deutsche abkunft vermuthen. Dem buchstaben
fügt sich ahd. sazjan setzen, logisch besser ahd. bi-sazjan =
nhd. besetzen, ags. bisettan, engl, beset einnehmen, in besitz
nehmen (mit abgefallner vorpartikelj : pr. sazir Ia terra das
land besetzen. Für die mlat. formet ad proprium sacire fin-
det sich auch ad proprium ponere (Ducange v. sacire), so
daß man beide verba sacire und ponere als sinnverwandt be-
trachtet zu haben scheint, ponere aber ist setzen. Diese ety-
mologie begünstigt die priorität der prov. und neu fr. bedeu-
tung, die auch schon in den ältesten franz. werken heimisch
ist, z. b. Liv. d. rois p. 330 saisir Ia vigne den weinberg in
besitz nehmen; die andre mag daraus erfolgt sein. Ital sa-
gire verhält sich übrigens zu sazjan wie palagio zu palatium
palazjum.
Sagro it., sp. pg. fr. sacre ein stoßvogel, sakerfalk;
wird mit recht für eine Übersetzung des gr. Uqa^ heiliger vo-
gel, wegen der bedeutung seines fluges, gehalten, woher auch
unser weihe, ahd. wiho der heilige; man sehe einen ähnlichen
fall in turbot IL c. Andre verweisen auf arab. caqr fleisch-
fressender vogel, habicht Freyt. IL 507b, und es ist keine frage,
daß die abendländischen sprachen einige ausdrücke für jagd-
vögel der arabischen danken : diesmal aber ist die entstehung
des Wortes auf eignem boden so deutlich , daß man eher an
entlehnung des arab. Wortes aus dem roman. denken möchte.
Sai'me it., sp. sain, pr. sag in sain, fr. sain-doux
schmalz ; von sagina mast, fett. Dimin. sp. s a i n e t e lecker-
bissen, würze, dsgl. Zwischenspiel auf der bühne. Die ital.
bildung sa-ime (sagTmen bei Joh. de Garl.) hat das urspr. suf-
fix ina vertauscht und ohne zw ei fei ist derselbe tausch auch
802 I. SAJA— SALSA.
in den übrigen sprachen vorgegangen, da sie das wort als
masc. behandeln, vgl. wegen der form it. guamie, fr. gain.
Sa ja it., sp. pr. saya, fr. saie, masc. it. sajo, sp.
sayo wollenes überkleid, auch der dazu gebräuchliche stoff,
mhd. sei, altirisch sai Zeuß I. 37 ; von saga bei Ennius, gew.
sagum kriegsmantel, nach Varro de ling. lat. 5, 167 (ed.O. Müller)
ein gallisches wort: in his multa peregrina, ut sagum reno
gallica. In den casseler glossen lautet das wort seia und hat
die ursprünglichere bed. eines kleidungsstückes , ahd. tunihha
= lat. lunica. Sagulatus (mit dem sagulum bekleidet) dauert
fort im pg. sallat, vb. pr. sallar verhüllen, welches Ray-
nouard aus dem buchstäblich weiter abliegenden celare her-
leitet. Ein diminutiv von saja ist it. saget ta, sp. sayete,
pg. saieta saeta, fr. sayette sarsch, mhd. seit.
Sala it. sp. pg. pr., salle fr., salew?aZ. besuchzimmer
u. dgl. , saal; vom ahd. sal (m.) haus, wohnung. Diese be-
deutung war noch im altfr. und prov. heimisch, man sehe bei
Roquefort und Raynouard, ja die mhd. Zusammenstellung palas
und sal ist auch romanisch: pr. palaitz e salz Lex. rom. s.v.,
pales ne sales Bible Guiot v. 264.
Salävo it., fr. sale schmutzig; letzteres vom ahd. un-
flectierten salo trübe, erster es von der flectierten form sala-
wer, gen. salawes. Ein genauerer beweis für die deutschheit
des Wortes ist nicht zu verlangen. Vb. nur fr. salir.
S a 1 m a soma it., sp. s a 1 m a xalma enxalma, fr. so mm e
last, pr. sauma eselinn; vom spätem lat. sagma (ody/tu),
woher auch ahd. säum. Der Übergang von g in 1, den schon
Isidorus kannte (sagma, quae corrupte vulgo salma dicitur)
ist wie im sp. esmeralda aus smaragdus. Zsgs. it. assom-
m a r e , fr. assommer beladen, niederdrücken. Abgel. fr, s o m-
melier kellermeister, so genannt, weil der wein, wie Frisch
bemerkt, säum- oder lastweise in den keller geführt wird, vgl.
it. somella kleine last.
S a 1 m a s t r o it., s a u m ä t r e fr. salzig ; abgeändert aus
salmacidus, wofür auch pr. samaciu, altfr. saumache vorkommt.
Salsa it. sp. pr., sauce fr. (für sause) brühe, tunke;
eig. gesalzenes (altfr. la sause de mer das salzige seewasser
Rom. d'Alex. p. 13u), vom adj. salsus. Abgel. it. salsiccia,
fr. saucisse, sp. salchicha bratwurst, vgl. salcitia wurst Gloss.
flor.} salsities Gloss. präg. ed. Hojfmann.
I. SALSAPARIGLIA-SARPARE. 303
Salsapariglia it., sp. zarzaparilla, fr. salsepa-
reille eine pflanze oder Wurzel aus Peru; vom sp. zarza
brombeerstrauch und Parillo name eines arztes , der sie zu-
erst anwandte. So Scaliger, s. Menage.
Salvaggio selvaggio it., sp. salvage, pr. salvatge,
fr. sauvage adj. wild; von silvaticus, it. auch selvatico sal-
vatico, wal. selbätic. Daher sbst. it. salvaggina, sp. sal-
vagina, altfr. salvagine wild, wildpret.
Sampogna zampogna it. , sp. zampoha, pg. s a li-
fo n h a , pr. s i n p h o n i a , altfr. Symphonie chifonie, wal. c i m-
poe schalmei, hirtenflöte, auch sackpfeife; von symphonia,
dem schon das frühste mlatein ähnliche bedeutungen einräumte,
bei Venant. Fort, donec plena suo cecinit symphonia flatu.
Die herleitung aus sambucus ist kaum der anführung werth.
Sapere savere it., sp. pg. pr. saber, /r.savoir; von
sapere, roman. gesprochen sapere nach dem muster der an-
dern verba des modus, devere, potere, volere. Es trat an
die stelle des verschwundenen, nur dem Sarden und Walachen
verbliebenen scire wissen, da allerdings schon die alten es
als transitiv für c verstehen3 anwandten: rem suam sapere u.dgl.
Mittellat. stellen, wo es ganz in roman. sinne steht, wie in
sapiunt adimplere ministerium suum Cap. Car. M., sehe man
bei Caseneuve und Ducange.
Sarabanda it. pg., sp. zarabanda, fr. sarabande
ein tanz, so wie die ihn begleitende musik ; vom pers. serbend
eine art gesang (Menage). Die andern sprachen entlehnten
dies wort aus dem spanischen. S. darüber Sarmiento obras
post. p. 230.
Sardina it. sp., fr. s ardine ein fisch; vom lat. sarda,
sardinia, gr. guqöivt], ital. auch sardella.
Sargia it., sp, sarga sirgo, pr. serga, fr. serge
sarge ein wollener stoff, theils mit leinen theils mit seide ge-
mischt, sarsche; von sericus serica baumseide, bask. ciricua,
mlat. auch sarica. Daher mit übertritt des s in x (wie in
ximio von simius) sp. xergon, pg. xergäo enxergäo stroh-
sack (nach Sousa vom arab. scharkon), ferner it. s a r g ä n o u. a.
Sarpare salpare it., wal. sarpä, sp. pg. zarpar,
fr. sarper den anker einziehen. Muratori erinnert an gr.
aQnd&iv raffen, reißen, gleichsam ex-harpare aus dem boden
reißen. Der griech. Ursprung mag etwas für sich haben, da
804 I. SARTE-SCACCO.
auch der Walache das wort besitzt, doch dürfte nicht minder
an ex-harpagare gedacht werden. Aus dem verbum entstand
sp. zarpa kralle, nach Larramendi ein bask. wort.
S a r t e sartie it. (plur.), altfr. sarties, sp. x a r c i a xar-
cias, pg. enxarcia tauwerk; von sertus geknüpft, geflochten,
vgl. über sp.x = lat. s Rom.gr. 1.231. Span, sarta schnür
aneinander gereihter dinge, perlen u. dgl., von serta kränz,
schnür.
Satureja santoreggia it., sp. sager ida axedrea, pg.
saturagem segurelha cigurelha, pr. sadreia, /r.sarriette
ein kraut, saturei; von satureja.
S a u r o soro iL dunkelbraun, pr. s a u r , fr. s a u r e hell-
braun oder goldfarbig (sors comme fin ors Nouv. fabl. p. p.
Meon I. 348). Entstehung aus ex auro wäre mit keinem glei-
chen falle zu belegen und hätte ital. richtiger sciauro scioro
abgesetzt. Man kennt ein ndd. adj. soor, engl, sear getrock-
net, dürre, vb. ags. seärian, ahd. sören sauren dörren, wo-
her das rom. adjectiv stammen könnte; entschieden hat das
vb. fr. saurer, neupr. saourir diesen Ursprung. Wie kam
man aber von der bed. dürr auf die bed. bräunlich? etwa
von der färbe dürrer blätter oder versengter dinge (engl, sear
versengen) ? Franz. hareng säuret heißt bücking, getrockne-
ter oder geräucherter häring, wohl nicht von seiner goldfarbe,
sondern weil sich hier die grundbedeutung erhielt. Ital. soro
hat auch die bed. einfältig, urspr. wohl trocken, saftlos, wie
sciocco von exsuccus. — Andrer herkunft aber ist pr. e i sau-
rar in die luft erheben, fr. essorer, daher it. sorare auslüf-
ten, flattern lassen (von falken an der leine), fr. essor auf-
schwung, s'essorer, pr. s'eisaurar sich aufschwingen, gleich-
sam exaurare von aura luft: neupr. bedeutet schon das ein-
fache aurä fliegen; abgel. it. sciorinare auslüften. %
S c a b i n o it., üblicher s c h i a v i n o (gli schiavini e ret-
tori della terra G. Villani, auch bei Fr. Sacchetti), sp. e s c 1 a-
vin, fr. echevin richter, urtheiler. Deutsches wort: alts.
scepeno, ahd. sceffeno sceffen, nhd. scheffen schöffe, von schaf-
fen anordnen, mlat. scabinus (wonach das unübliche ital. sca-
bino geformt ward), dsgl. scabineus scabinius L. Long., Cap.
Car. M. Vgl Grimms rechtsalt. p. 775.
Scacco it., sp. xaque, pg. xaque, pr. escac, fr.
echec Schachfigur, Schachspiel; vom pers. schach kömg, als
I. SCAGLIA-SCAPPARE. 305
Hauptfigur. Daher fr. echiquier name eines gerichtshofes
in der Normandie und England, von dem gescheckten boden
oder tafeltuch (vgl Wackernagel über das Schachspiel) , adj.
echiquete gescheckt, gewürfelt. Ali fr. echec in der bed.
raub, pr. escac Gloss. occ, comask. scach, geht auf das glbd.
ahd. schäh zurück, das auch die bed. von scacco in sich
begreift.
S c a g 1 i a it. , e c a i 1 1 e fr. schuppe , rinde , schale ; vb,
scagliare, ecailler abschuppen. Die herleitung aus squa-
mula wird formell durch kein entsprechendes beispiel gestützt
Ein buchstäblich zutreffendes etymon ist unser schale, vb. schä-
len, ahd. scalja (?) scaljan, vgl goth. skalja ziegel: schuppen
und ziegel haben das ähnliche, daß sie übereinander liegen.
Gleicher herkunft ist fr. ecale nuß- oder eier schale , pic.
ecaler aushülsen.
Scalmo scarmo it., sp. escalmo escalarno, neupr,
escaume, fr. echome (m.) ruderholz; von scalmus dass.
S c a 1 o g n o it., sp. escalona, fr. e c h a 1 o tt e eine art
zwiebeln; von caepa ascalonia zwiebel aus Ascalon.
Scandaglio it., sp. escandallo, pr. escandalh
senkblei, auch alban. scantale; vb. scandagliare scandi-
gliare u. s. f. mit dem senkblei messen; von scandere, vgl
mlat. scandilia sprossen der leiter, stufen, wobei man anneh-
men darf, daß die grade an der senkschnur bemerkt waren.
Neupr. vb. escandaliä bedeutet eine tonne eichen.
Scandella it., sp. pg. cat. escandia u. a. formen,
im spätem mlatein scandula feiner weizen oder spelz; nach
Menage von canterinum hordeum pferdegerste, was nach laut
und begriff übel stimmt. Es kann von candidus herrühren,
mit verstärktem anlaut: ebenso ist unser weizen gleicher Wur-
zel mit weifs (Grimms gesch. d. d. spr. p. 63) und der Spanier
nennt einen weizen, der besonders weißes mehl gibt, candeal.
Scappare it., sp. pg. pr. escapar, fr. echapper,
wal s c e p ä entschlüpfen. Es ist von dem rom. cappa man-
tel, so daß es eig. heißt aus dem mantel schlüpfen, der die
flucht erschwert; ähnlich gr. ixövso&ai sich ausziehen, sich
davon machen. Für das gegentheil von scappare hat die ital
spräche incappare hinein gerathen. Entstehung aus dem syn-
onymen scampare retten, davon kommen, altfr. escamper, ist
nicht wahrscheinlich, da der ausfall des m vor p zu unge»
20
806 I. SCARAFAGGIO— SCARSO.
wohnlich wäre. Dies hat seinen Ursprung in campus, es ist
= ex-campare das feld räumen, wogegen sp. escampar nur
in der bed. räumen, leer machen, das gleichlaut. pr. cat. wort
nur in der bed. verbreiten (vgl. espassar von spatium) üblich
geworden. Man sehe Grandg, v. haper.
Scarafaggio it., sp. escarabajo, pr. escar a vai
käfer; von scarabaeus, das für die roman. Wörter eigentlich
die ausspräche scarabajus voraussetzt. Ital. scarabone, pg.
escaravelho, pr. escaravat, fr. escarbot fließen leichter aus
dem gr. oxuQaßog.
Scaramuccia schermugio it., sp. pr. escaramuza,
fr. escarmouche gefecht zwischen kleinen schaaren, daher
unser Scharmützel Schmeller III. 402. Es ist eine ableitung aus
schermire fechten, ahd. skerman, und zwar dankt die erste
sylbe ihr a entweder der romanischen Vorliebe für diesen vo-
cal oder das deutsche und rom. wort scara hat sich hinein
verirrt. Ducange u. a. fühlen darin eine Zusammensetzung
scara-muccia verborgene aus dem Unterhalt hervorbrechende
schaar, von scara und fr. musser verstecken, was aber we-
der derbedeutung zusagt noch der form; vgl. auch das syn-
onyme altfr. escarm-ie, das offenbar als einfaches wort dasteht.
Scarlatto it., sp. escarlate, pr. escarlat, fem.
fr. e carla te Scharlach, eine färbe, dsgl. ein stoff von dieser
färbe (prov. altfr. wohl nur in letzterer bed., s. Michel zum
Ger. de Nev. p. 169 und glossar zu Benoit) ; vom pers. scar-
lat (Sousa).
Scarpa it., sp. escarpa, fr. escarpe böschung, ab-
hang; vb. sp. escarpar glatt machen, fr. escarper senkrecht
abschneiden. Bedeutet scarpa etwas scharf oder spitz zu-
laufendes, so darf man an altn. skarp, ahd. scarf, spätere
form für sarf, nhd. scharf erinnern. Auch it. scarpa in der
bed. schuh (nach dem spitz zulaufenden absatz genannt), worin
Muratori ein tat. wort carpisculum sieht, kann nur hieher zu
stellen sein. Von scarpa in letzterer bedeutung ist it. s c a p-
pino, altfr. escapin Gar. IL 112, besser sp. escarpin, auch
altfr. escarpin Roquef. socke, pantoffel.
S c a r s o it., pr. e s c a r s escas, fr. e c h a r s , sp. e s c a s o
knapp, spärlich, karg, ndl. schaars, engl, scarce. Das frü-
here mlatein bietet excarpsus und scarpsus als partic. von ex-
carpere für excerpere, welches denn bedeutet cins kleine ge-
I. SCARTARE-SCHERNO. 307
bracht, kurz zusammengezogen', daher das rom. scarso. So
meint Muratori und in der that ist ein partic. excarpsus ganz
im sinne der neuen sprachen, da sie in zusammengesetzten
verbis gerne den wurzelvocal der einfachen festhalten, excar-
pere für excerpere (Rom. gr. IL 344) und im partic. die form
sus vor der form tus begünstigen (it. nascoso, perso, pr. so-
mos, sors u. a.). Für scarso in der bed. schmal, schmächtig
sagt der Italiäner auch scarzo.
Scartare it., fr. e Carter, sp. pg. desoartar aus
der karte (dem spiele) werfen, überh. absondern; von carta,
lat. charta (das kartenspiel seit dem 14. jh. erwähnt, s. z. b.
Hoffmanns hor.belg. VI. 174). Die alte prov. spräche besitzt
nur encartar einregistrieren , von carta in anderm sinne, fr.
charte document.
See Hin oft., sp.pr. escalin, fr. es calin eine münze;
vom goth. skilliggs, ahd. skilling, nhd. Schilling-.
Scemo it., alt semo Poet. d. pr. sec. IL 272, piem. pr.
s e m adj. verringert, entkräftet; vb. it. s ce m a r e , piem. seme,
pr. semar verringern u. s. w. , altfr. semer absondern, tren-
nen (mais je feroye ä Karle Farne du cors semer Q. fils Aym.
v. 500, vgl. 41.) , in Berry semer sener cener verschneiden,
castrieren; fr. se eherner schwinden, vom it. scemarsi. Im
ältesten mlatein findet sich bereits semus, simare, in der L.
IAutpr. scematio Verstümmelung. Das etymon ist semis halb,
daher auch sp. xeme maß eines halben fußes, die grundbe-
deutung des verbums ist also halbieren.
Scheletro it., esqueletosp., squelette/r. (m.)ge-
rippe; von oxsXsTÖg ausgetrocknet
Schermo it. schirm; vb.it. schermire, sp.pg. esgri-
mir, pr. altfr. escrimir fechten; vom ahd. skirm skerm
schild, schütz, vb. skirman (skirmjan verlangen die rom. for-
men), bair. mit umgestelltem r schremen. Dsgl. it. scher-
mare, cat. esgrimar, fr. escrimer; sbst. it. scherma scrima,
sp. pg. esgrima, pr. escrima, fr. escrime fechtkunst.
S chemo it., sp. escarnio, pg. escarnho, pr. es-
quem, altfr. eschern spott; vb. it. schernire, sp. pg.
escarnir, pr. esquernir escarnir, altfr. eschernir escharnir ver-
spotten; vom ahd. skern Spötterei, skernön verspotten, skirno
Possenreißer. Das ursprüngliche i zeigt die prov. form schir-
nir Choix V. 136, wie auch die geschlossene ausspräche des
308 I. SCHIANTARE— SCHIENA.
ital. e darauf hinweist. Ennius hat cannare schimpfen, wo-
neben man excarinare annehmen dürfte, allem theils die wenig
übliche Schwächung des a in e und i, theils die abweichende
conjugationsform , theils selbst die bedeutung entscheiden da-
gegen. Passender wäre freilich ein ahd. vb. skernjan.
Schiantare it. zersprengen, zerschlitzen, abreißen, pr.
esclatar, fr. eclater zerspringen, ausbrechen; sbst. it
schianto, fr. e c 1 a t riß, schlitz, ausbruch, knall; daher ven.
schianlizare blitzen. Man darf die ital. und franz. Wörter
getrost zusammenstellen : schiantare, wofür auch wohl schiat-
tare gesagt wird (s. Alberti, sie. scattari für schiattari wie
seavu für schiavu, piem. sciate), verhält sich mit seinem ein-
geschobenem n zu eclater wie lontra zu loutre; somit ist die
deutung des erster en aus dem begrifflich übel passenden ex-
plantare aufzugeben. Esclalar aber geht regelrecht hervor
aus dem ahd. skleizen für sleizen zerreißen, spalten, wie altfr.
esclier aus ahd. slizan. W as dem Franzosen eclater, das ist
dem Spanier estallar, pg. estalar, verstärkt estralar: es
könnte aus eslatar umgestellt sein und somit auch hieher ge-
hören, doch läßt sich kein ganz analoger fall beibringen.
S c h i a 1 1 a it., pr. e s c 1 a t a , altfr. e s c 1 a t e geschlecht,
art; vom ahd. slahta mit gl. bed., nhd. ge-schlecht.
Schiavo it., sp. esclavo, pg. es cravo, pr. esc lau,
fr. escla ve (unorganisch für eclou, altfr. esclo-s, auch escla-s
Roquef. I. 638a) ; vom dtschen sclave für slave , eig. kriegs-
gefangener Slave; das eingeschobene c schon in den schleust,
glossen 29, 49 Sclavus Winit (Wende). Abgel. it. s c h i a v i n a,
sp. esclavina, altfr. esclavine, mhd. slavine grober pilgerrock;
von den Slaven getragen ? nach Muratori antiqq. ital, II. 420
von ihnen verfertigt.
Sc hie na it., ven. piem. romagn. sard. schina, sp. es-
quena, pr. esquena esquina, fr. echine rückgrat. Auf
die bekannte herleitung aus spina wird man verzichten müs-
sen, da sp wenigstens im Westen nicht in sq ausartet. Führt
man es dagegen auf das ahd. skina nadel, Stachel Graff VI. 499,
wie lat. spina dorn und rückgrat heißt, so erklärt sich zugleich
die schwankende darstellung des Stammes (e, i) wogegen I in
spina nicht wohl in e ausarten konnte. Ital. schiniera,
sp. esquinela beinharnisch schließen sich dagegen offenbar an
ahd. skina skena röhre, bein an, woher auch wallon. hene.
I. SCHIERA-SCIAME. 800
Schiera it., esqueira pr., eschiere altfr. abthei-
lung eines heeres ; vom ahd. scara (passender wäre eine form
scaria), nhd. schaar. Vb. pr. escarii* , altfr. escharir Par-
ton. 1.6 zutheilen, abtheilen, absondern, mlat. scarire bestim-
men, pr. escarida, altfr. escherie looß, Schicksal; beide vom
ahd* scarjan skerjan ordnen, zutheilen. Gleichbedeutend mit
esqueira ist pr. escala, altcat. eschala Chron. d'Esclot cap. 5,
altfr. eschiele, entstellt aus scara, wiewohl es buchstäblich das
tat. scala (leiter) ausdrückt ? Aus schiera läßt Ferrari auch
it. scherano Straßenräuber entspringen.
Schifo it., sp. pg. esquife, fr. esquif boot; vb.
altfr. esquiper ein schiff ausrüsten (sich einschiffen Thom.
Cant. ed. Bekker p. 34, 11), nfr. equiper überhaupt ausrüsten,
ausstatten, sp. esquifar esquipar dass. ; vom ahd. skif, goth.
ags. altn. skip scip, daher das schwanken zwischen f und p.
Dsgl. altfr. eschipre schiffmann IAv. d. roisp. 271, eskipre Trist.
IL p. 75, vom ags. sciper, altn. skipari = nhd. Schiffer.
S c h i u m a it. (mit eingeschobenem i = 1, Rom. gr. 1. 269,
mundartl. scuma sguma), sp. pg. pr. es cum a, fr. ecume
schäum; ahd. scüm, nord. sküm (fehlt goth, und ags.), gael,
sgüm, alban. scume.
Schivare schiiare it. , sp. pg. pr. esquivar, fr.
esquiver, altfr. auch eschiver, chw. schivir meiden, ver-
schmähen; vom ahd, skiuhan, nhd. scheuen, mit consonantie-
rung des u zu v und ausfall de< h. Adj. it. schivo schifo,
sp. esquivo, pr. esquiu, altfr. eschiu, chic, schiv spröde, vom
adj. scheu.
S c h i z z o it., daher wohl sp. e s q u I c i o , fr. e s q u i s s e
(f.) erster entwurf, skizze; von schedium 'aus dem Stegreif
gemacht*, bei Apulejus, gr. g%s§io;\ vb. G/sdiduiv hinsudeln,
it. schizzare u. s. f. Auffallen muß i für e, schizzo für
schezzo; aber auch mlat. schrieb man scida für scheda, in-
dem man scindere und oyt'dy im sinne hatte.
S c i a b 1 a sciabola it., ven. sabala, sp. s a b 1 e , fr. s a b r e
eine waffe , säbel. Das wort ist später und, wie es scheint,
wenigstens ins franz. zunächst aus dem deutschen eingeführt,
aber auch hier fremd, übrigens vielen sprachen gemein, ungr.
szäblya, serb. säblja, wal säbie u, s. w., nach Frisch IL 139
vom mittelgr. £a/?o? krumm.
Sciame sciamo it., sp. enxambre, pg. enxame, pr.
310 I. SCIAMITO— SC0JATT0L0.
eissam, fr. es salin bienenschwarm ; von examen. Vb. fr,
e eherner (veraltet), lat. examinare.
Sciämito it., sp. xamete, pr. altfr. samit ein Sei-
denstoff, sammet; vom mittelgr. e^dfiizog £d/u}]Tog sechsfädemig.
Sciarpa ciarpa iL, sp. charpa, aus dem fr. echarpe
binde, gürtet, daher auch mndl scaerpe, nhd. schärpe. Bei
den alten hieß escharpe escherpe escerpe auch die dem pil-
ger um den hals hängende tasche, s. Ch. d. Sax. IL 123, Ogier
v. 5888, Parise p.23, Ren. 11.59, Ruteb. 11.25, und ver-
mutlich ist die bed. binde erst daraus abgeleitet. Tasche heißt
auch das ahd. scherbe , das niederrhein. schirpe , das ndd.
schrap Brem. wb. , so daß dem worte doch wohl deutscher
Ursprung zukommen wird: das pr. escharpir zerreißen gewährt
keinen passenden begriff. Ein diminutiv von echarpe ist viel-
leicht esca reelle (für escarp-celle) bügeltasche, daher sp.
escarcela, it. scarsella, nach andern aber vom it. scarso spar-
sam, da es in dieser spräche geldtäschchen heißt.
S c i m i t a r r a it., sp. c i in i t ar r a , pg. auch s a m i t a r r a ,
fr. c i m e t e r r e (m.) kurzer säbel. Es soll morgenländischen
Ursprunges sein. Ein ähnliches wort führt allerdings Suidas
an: ou/uxp?JQ(xi onä&ui ßaQßayixai, aber weder daraus noch
aus dem pers. schimschir konnte es entstehen. Ist Spanien
seine heimath, so verdient Larramendi's deutung aus bask.
eime-tarra 'der von der feinen schneide* alle rücksicht.
Sc,iringa scilinga it. , sp. siringa xeringa, pr. s\-
ringua, fr. seringue spritze; von syrinx röhr, rohrpfeife.
Scirocco sciloeco siroeco it., sp. siroco xaloque,
pg; x a r o c o , pr.fr.siroc Südostwind; vom glbd. arab. scho-
ruq (scharq osten) Freyt. II. 41 5a.
Scoglio it.,sp. escollo, pg. gleichlaut., pr, escuelh,
fr. ecueil fels, klippe; von scopulus.
Scojattolo iL, sp. pg. esquilo, pr. escurol, fr.
ecureuil eichhorn; von sciurus sciurulus, mlat. squiriolus
Gloss. bonn. Um das ungewohnte iu zu beseitigen, sprach man
theils seuirus (daher esquirol, escurol), theils scurius (daher
scoj-att-olo, s. Rom. gr. IL 304) : so kam es, daß sei in die-
sem worte, vielleicht ohne einfluß des gr. oxiovQog, woraus
aber doch das sard. schirru (marder) entstanden scheint, die
bekannte palatale ausspräche nicht annahm. Der üblichere span.
ausdruck ist ardilla.
I. SCORCIARE-SCROCCO. 311
Scorciare it., sp. escorzar, altfr. escorcer es-
coursser, wall, horsi verkürzen, das Meid zusammenfalten;
von curtus, wie hausser von altus. Sbst. it. scorcio, sp.
escorzo Verkürzung, altfr. escors escuers schooß des kleides.
S cor z a it., wal. scoartze, pr. escors a, fr. ecorce
rinde der bäume, schale des obstes, scorzia rinta bereits in
dem vocabularius S. Galli; vb. it. scorzare, pr. escorsar,
fr. ecorcer. Die entstehung des Wortes läßt sich verschieden
auffassen. Es kann herrühren aus scortea ledern : leder und
rinde werden oft durch dasselbe wort ausgedrückt, und was
die herkunft aus einem adjectiv betrifft, so ist dies bei dem
synonymen corteccia genau derselbe fall. Auch entstehung
von scorza und scorzare aus cortex mit vorgefügtem s ist
gedenkbar: das s des Substantivs könnte seinen grund haben
in dem des verbums, welches letztere sich aus ex-corticeare
erklärt; eine andre bildung , excorticare, ward oben unter
corteccia erwähnt. Diese etymologie hält sich genauer an den
begriff als die erstere.
Scotta it., sp.pg. escota tau zum festbinden des se-
geis; vom schwed. skot, nhd. schote.
Scotto it. , sp. pg. escote, pr. es cot, fr* ecot,
mlat. scotum zeche, dsgl. steuei\ Es trifft zusammen mit nhd.
schofs (von schiefsen ?), altfries. skot, engl, scot shot, so wie
mit dem gleichbed. altgael. sgot (Leo malb. glosse II. p. 3),
Das fr. ecot baumstrunk ist offenbar vom ahd. scuz, woher
auch scuzling, nhd. schöfsling.
S c r o c c o it. Schmarotzer, fr, e s c r o c gaudieb, listiger
betrüger, und so mail. scroch spizbube, chw. scroc wicht; vb.
scroccare schmarotzen, escroquer prellen. Man leitet es
aus dem fr. croc haken, so daß escroquer mit dem haken
herausziehen hieße, aber mit unrecht, theils weil crocco dem
Italiäner fehlt, denn das vereinzelte neap. crocco kann aus
dem franz. herrühren, scrocco aber mit seinen vielen ablei-
tungen in Italien heimischer scheint als in Frankreich, theils
weil man franz. statt escroquer eher ecrocher (wie accrocher)
gesagt haben würde. Escroc ist ohne zweifei identisch mit
ndl. schrok Vielfraß, dem das niederrhein. schroh mager (hung-
rig?) Schmeller III. 509 zur noth entsprechen könnte, allein
das ndl. wort kann aus Frankreich eingebracht sein. Unbe-
denklich von Seiten der form und im einklang mit dem begriffe
312 I. SCUOTERE— SEGALE.
führt man es dagegen auf unser schurke, ahd. scurgo, dem
die ital. form scorcone (bei Vener oni) noch näher tritt
Schlucker schlucken liegen buchstäblich schon etwas mehr ab,
da ahd. sl sich nicht in scr umbilden läßt.
Scuotere it., pr. escodre? (partic. escos Gloss. occ),
altfr. escorre escourre schütteln, abschütteln, losmachen, von
excutere; sbst. it. scossa, pr. escossa (escosa Lex. rom.),
fr. escousse erschütterung u. dgl., vom partic. excussa. Zsgs.
it. ri scuotere, pr. rescodre? (pari. rescos Gloss. occ), fr.
recourre wieder losmachen, einlösen, von re-excutere; sbst.
it. r i s c o s s a , pr. rescossa, fr. recousse Wiedereinlösung. Da-
hin auch pr. secodre, altfr. secorre secourre (pc. secous),
nfr. secouer, sp. sacudir, lomb. secudi, chw. saccuder schütteln,
von succutere, das auch im it. scuotere enthalten ist; sbst.
fr. secousse erschütterung.
Scuriada it., fr. ecourgee (aus escouriee), norm.
courgee peitsche, geissei, daher engl, scourge und wohl auch
sp. zurriago; aus excoriata sc. scutica aus leder bereitete
geissei, wie Muratori lehrt. Bas franz. wort trifft übrigens
buchstäblich eben sowohl mit it. scoreggiata (von corrigia)
Secchia it., pg. pr. selha, altfr. seille, dsgl. masc.
it. secchio, pr. seih eimer, gelte; von situla sit'la, eupho-
nisch sicla L. Alam u. s. w., siccla einpar (eimer) Gloss. cass.,
masc. siclus Cap. Car. M. Abgel. mail. sidell, com. sedell,
altfr. seel, nfr. seau mit gl bed., fem. mail. sidella, com. se-
dela, lat. sitella ; sedella ampri (d. i. eimberi) Gloss. cass. Dem
Spanier scheint das wort ganz abzugehn; doch vermuthet man
es nicht ohne grund in acetre Schöpfeimer, für acetle = si-
tulus, wovon sich das altsp. celtre aber weiter entfernt.
S e d a n o it., ven. seleno, comask. selar, piem. seier u. s. w.,
fr. celeri eine pflanze, selleri; von osUvov eppich^ im spä-
tem griech. aber auch mit den rom. Wörtern gleichbedeutend.
Span, apio dulce.
S e d i a seggia it., fr. siege (m.) sitz, dsgl. it. a s s e d i o
asseggio belagerung ; vb. it. a s s ed i a r e , sp. asediar, fr. as-
sieger belagern ; abgeleitet aus sedes vielleicht durch Vermitt-
lung von assedium assediare, da ein unmittelbares sedia von
sedes kaum anzunehmen ist
Segale segola it., cat. segol, pr. geguel, /hseigle
L SEGNO-SEGUGIO. 313
(tri.), ival s e c ä r e , auch bask. cekharea roggen ; von secale
dass. , mlat. sigala Gloss. floi\ 990a, sigilum Hattemer I. 308a,
siclo 296^: beide letztere formen entscheiden für den accent
auf der ersten sylbe.
S e g n o altit. , pg. s i n o , altcat. s e n y Chron. d'Esclot
687*, pr. cenh, chiv. senn glocke, alt fr. entstellt in seint saint,
weil die glocken namen (von heiligen) empfiengen; von Signum,
in dieser bedeutung schon im frühen mlatein, daher auch bask.
ceinua. Vgl tocsin II. c.
Segugio it. spürhund, mail. saus savus, piem. sus, in
der L. Sal. und Alam. sigusius siusius seusius, in der L. Burg.
segutius, in der L. Bajuv. canem seucem, quem leitihunt vo-
cant, vgl bei Graff VI. 282 jagahunt siuso, si secutor dicere-
mus, und jagahunt siusi secutor. Auf franz. gebiet scheint
sich das wort nicht zu finden, dagegen läßt es sich in dem
räthselhaften sp. s a b u e s o , pg. s a b uj o wiedererkennen, wel-
ches sehr wohl aus sausius mit eingeschobenem hiatustilgenden
b == v (sabusius, vgl. das mail. savus) und versetztem i (sa-
buiso sabueso) entstehen konnte. Ableitung aus dem partic.
secutus ist grammatisch unstatthaft. Müllenhof zur L. Sal. p. 293
hält das wort für fränkisch und schreibt seusius d. i. siusius»
mit eingeschobenem g sigusius, mhd. süse, vom vb. süsen stri-
dere, ahd. siusjan, nhd. sausen, eine deutung , die nicht frei
ist von zweifei. Räumt man auch ein, daß im mlatein di-
phthonge durch consonanteinschiebung zertheilt werden konn-
ten (was aber aus Agetius für Aetius noch nicht hervorleuch-
tet, da die einschiebung, wie in grugem für gruem, hier dem
hiatus gilt), so findet dies auf die lebende spräche schwerlich
anwendung, die kein beispiel einer solchen behandlung der äi-
phthonge kennt. Denn wenn triuwa tregua ward, so vertritt
gu hier das ahd. w und das ital.wort weist zunächst auf die
form triwa ; suso muste it. suso oder susone lauten. Übri-
gens möchte auch die bed. sausehund nicht passend gewählt
sein für einen leit- oder spürhund, bei dem die Schnelligkeit
gewiss nicht das hauptmerkmal abgibt Ferrari u. a. vermu-
then auf den städtenamen Segusium, Susa in Piemont, und
diese vermuthung ist nicht zu weit abzuweisen, da die namen
der hunderacen häufig geographische sind, der buchstabe aber
hier kein bedenken macht. Aus segusius für segusianus oder
aus canis de Segusio entsprang durch abkümung seusius, durch
314 I. SEMBRARE-SENTARE.
umdeutung segutius; in der piem. form hielt der name des
hundes gleichen schritt mit dem der stadt, während die Schrift-
sprache an der alten form festhielt. Kein Zeugnis gibt es
freilich für den segusischen hund, aber damit ist dieser ety-
mologie wenig abbruch gethan. Das sp. galgo z. b. führt buch-
stäblich auf gallicus : hier erhielt uns der zufall ein bestäti-
gendes zeugnis, wie er es dort versagte. Covarruvias bemerkt,
die race stamme aus Savoyen, was er aber aus dem worte
(sabueso) erst gefolgert haben mag.
Sembrare sembiare it., sp. pr. semblar, fr. sem-
bler gleichen, scheinen; von similare simulare ähnlich ma-
chen, nachahmen. Abgel. it. s e m b i a n t e, sp. semblante, pr.
semblan, fr. semblant ansehn, miene; zsgs. it. assembrare
assembiare, sp. pr. asemblar, fr. assembler versammeln, lat.
assimilare assimulare, aber mit zurückführung desselben auf
die bed. von simul , wie dies schon im frühsten mlatein ge-
schah; it. ras sembrare, sp. pr. resemblar, fr. ressembler
ähnlich sein. Aus dem adj. similis leitete man mit beobach-
tung des ableitungsvocales i it. s i m i g 1 i a r e somigliare, sp.
semejar, pr. semelhar gleichen, scheinen, eig. gleich machen
(mit dem accus.).
Semola it. sp., semoule fr. mehlkleien, mehlküglein;
von simila Weizenmehl.
S e n a it., s e n a sp., s e n n e pg., senefr. senesstaude;
vom arab. sanä Freyt. 11. 361K
S e n d a sp. cat. pfad, von semita ; it. s e n t i e r o , sp. sen-
den), pr. semdier sendieira, fr. sentier dass., von semitarius.
Senno it., altsp. sen B er c, Alex., pr. altfr.chw. sen
verstand ; vom ahd. sin mit ders. bed., nhd. sinn. Abgel. alt-
sp. senado, pr. senat, alt fr. sene mit verstand begabt, nfr.
nur for-cene = it. for-sennato unsinnig.
Sensale it., fr. censal, pr. cessal mäkler ; aus cen-
sualis einnehmer, vgl. Papias: censuales sunt officiales, qui
censum per provincias exigunt. Dafür ist Adelung. Golius
p. 1213 hat arab. simsar cproxeneta , unde ital. senzale', das
Zeugnis dazu ist aber erst aus dem 14. jh.
Sentare it. (mdartl z.b. comask.), sp. pg. pr. senta r
(letzteres nur im part. sentat) setzen; participialverbum von
sedere sedens, Rom.gr. II. 333. Zsgs. it. assentare, sp.
pg. asentar, altfr. assenter Bert p. 150, sbst. sp. asiento.
I. SENTINELLA— SERA. 815
Sentinella^sp. centinela, fr. sentinellescÄi/d-
wache; vom it. sentire hören, wie das gleichbed. scolta von
scoltare. So behaupten Vossius u. a. Allein es fehlt das mit-
telglied, da doch sent-in-ella abzutheilen wäre. Man wird
darum Galvani's deutung aufnehmen müssen Archiv, stör, it.
XIV. 361. Hiernach ist es von sentina, wie man den un-
tersten Schiffsraum nannte, der wegen des eindringenden
tcassers beständig gehütet werden muste; ein solcher hüter
hieß sentinator. Von der flotte gieng das wort über auf das heer.
S e n z a it. , früher auch sanza , neupr. s e n s o , altsp.
sin es Poem. d. Cid, Alex., altpr. s e n e s sens ses, alt fr. sens,
nfr. sans, daneben die einfachere formaltit. sen Poet d. pr.
sec. L 201 , oft bei Brünett o Latini , sp. s i n , pg. s e m , pr,
sen Pass. de J. Chr. str. 89; präp. vom lat. sine, mit ange-
fügtem s senes sens, hieraus mit euphonischem vocalauslaut
it. senza für sensa wie manzo für manso u. a. Einheimische
Sprachforscher lassen senza aus absentia entstehen und diese
deutung wäre allerdings zu erwägen: Unterstützung fände sie
jedoch weniger in dem genitiv senza di me (Potts forsch. II.
183), den auch andre präpositionen zulassen, als im adver-
bialen gebrauche dieser partikel, welchen sp. sin, fr. sans nicht
gestatten, z. b. fare senza entrathen, il viver senza Petr. canz.
8, npr. d'afgent es senso er ist des geldes ohne, daher denn
auch das comask. vb. senza berauben, wie ahd. änön von
äno = nhd. ohne. Indessen nöthigt die geschlossene aussprä-
che des e zur obigen herleitung aus sine, indem das suffix
enza (as-senza = absentia) stets offenes e hat.
S e p p i a it., x i b i a sp., s e c h e fr. tintenfisch ; von sepia.
Sera it. pr., seare wal, prov. masc. ser, fr. soir
abend; von serum späte zeit (statt dessen sp. tarde, vom adv.
tarde). Zsgs. pr. aserar, altfr. aserier aserir enserir, wal
inserä abend werden. Es gibt überdies einige ableitungen,
die nach ihren bedeutungen augenscheinlich zu serus gehören,
nicht aus serenus gebildet sind: sp. sereno, pr. seren, fr.
serein, neap. serena abendthau, pr. serena abendlied, daher
it. serenata; wie ist aber das vielleicht ganz unroman. suf-
fix en zu verstehen? schrieb man etwa fr. serein für serain
(ser-anus mit bekanntem suffix) und entstand hieraus pr. se-
ren, letzteres nach Spanien gewandert , wo ja das primitiv
fehlte?
818 I. SERGENTE— SESTIERE.
Sergente it., sp. sargento, alt sergente Alex., fr.
S e r g e n t gerichtsdiener ; von bestrittener Herkunft. Läßt man
es mit Grimm rechtsalt. p. 766 aus ahd. scarjo = nhd. scherge
entspringen, so bleibt die endung unerklärlich, wenn man auch
den ausfall des c wie in sal aus früherm scal £w&d soll) zu-
geben will, obwohl das nhd. scherge widerspricht. Besser
fügt sich sergente offenbar zum lat. partic. serviens mit con-
sonantierung des i , wozu pioggia aus pluvia zu halten ist ;
seine grundbed. ist nicht die von scarjo, sondern die von fa-
mulus (serjant de deu übersetzt famulus dei, vgl. li serganz,
kil serveit der diener, der ihm diente Chans, d' Alexis 68) und
was vollends für diese herleitung spricht, dem Provenzalen
bedeutet das pari, sirven von servir genau dasselbe, und ebenso
drückt der Piemontese das fr. sergent mit servient aus.
S e r p e it. pg. altfr., sp. s i e r p e , pr. churw. s e r p , wal.
serpe schlänge, gemeinromanische gewiss sehr alte abkürzung
von serpens, die auch im kymr. sarf hervortritt.
Serra altit. Poet. d. pr. sec. 1.413, sp. Sierra, pg. pr.
serra bergkette; eig. säge, lat. serra, wegen der zackigen ge-
stalt, vgl. serratus gezackt, daher der geograph. name Mon-
serrat.
Serrare it., sp. pg. cerrar, pr. serrar, fr. serrer
einschließen, auch zusammenpressen; sbst.it. serra gedränge,
fr. serre (f.) kralle; it. serraglio, altsp. cerraje, pr. ser-
ralh, fr. serail Verschluß; von sera schloß, früh im mlatein
serra. Sp. cerrar mit c ist eine scheideform gegenüber dem
vb. serrar sägen.
S e s t a seste it. zirkel zum messen, it. altpg. s e s t o Ord-
nung, maß; vb. it. sestare assestare abmessen, sp. asestar
ein geschütz richten (auch pr. assestar Lex. rom. V. 220 ?)
Von den etymologen noch ungelöst, aber nicht schwierig zu
lösen. Sesta ist das gr. %v(növ ein Werkzeug der maurer
zum ausgleichen oder richten, nach einigen die kelle, nach an-
dern das Winkelmaß oder richtscheit. Man sieht, daß das
wort von Italien ausgegangen und dies passt zu seinem griech.
Ursprung. Von sestare ist aber auch unser ahd. sestön dis-
ponere, sestunga dispositio.
S esi'x er e it., sp. sextario, pr. sestier, fr. setier,
in dencass. glossen sestar, ein maß; von sextarius der sechste
theil eines gewissen maßes, ahd, sehtari. Das lat. wort' gab
I. SETA— SI. 8i7
dem Italiäner überdies die zsgz. form stajo für sestajo, vgl
chw. ster für sester, lothr. steire.
S e t a it., sp. pr. s e d a , fr. s o i e , im spätem mlatein
seta; aus der form seda ist ahd. sida £wiepina aus pena für
poena, pris aus pretium), nhd. seide, ir. sioda, kymr. sidan.
Es ist buchstäblich das tat. seta starkes haar, eine dem span,
und franz. worte verbliebene bedeutung , woher auch it. se-
tone, fr. seton haarseil. Als man es auf die seide anwandte,
bedeutete es anfangs vielleicht nur stränglein, strähne, in be-
ziehung auf die in dieser form versandte rohseide: beides
strähne und rohseide berühren sich auch im gr. fuaTctt-a und
dem rom. matassa, und das sp. pelo heißt haar und rohseide.
Eine dalmatische Urkunde v.j. 1118 sagt noch seta serica, nicht
schlechtweg seta, also seidenhaar, seidenstrang, s. Ducange v.
seta. Zur grundbedeutung von seta passt es ferner, wenn
das mongolische sirgek sowohl seide wie als adj. straff (von
haaren) ausdrückt, s. Schott über das jinnisch-tartarische spra-
chengeschlecht p. 5. Aus sindon (musselin) kann seta nicht
entstanden sein, eben so wenig aus dem koreanischen sir szir
(Journ. asiat. II. 243). Zu künstlich scheint die deutung aus
gr. o?jg, gen. oqzog, kleidermotte , das zunächst wurm (axw-
A^£ bei Hesychius), alsdann seidenwurm bedeuten sollte. —
Eine abl ist it. setino, daher pg. setim, fr. satin ein sei-
dengewebe, altfr. sain Aubery p. 3.
Settimana semmana iL, sp. pg. semana, pr. set-
in a n a , fr.semaine woche ; von septimana im spätem mla-
tein, eig. siebenzählig, wal. septemene, irisch sechtmaine Zeuß
I. 77. Dafür cat. altpg. doma von hebdomas, sp. hebdoinada.
S e v o sego it. (g für v s. Rom. gr. 1. 187), sp. pg.seb o,
pr. wal. s e u , fr. s u i f (durch Umstellung), norm, henneg. sieu ;
von sebum sevum unschlitt.
S g u r a r e it. (eig. lomb. sgurä), sp. cat. e s c u r a r , fr.
e cur er fegen; nicht vom dtschen scheuern, ndl. schüren,
das wohl selbst aus dem latein. ist, sondern vom lat. curare
pflegen, rein halten z. b. cutem, vitem, mit vorgesetztem begriffst
verstärkenden ex. Schon das einfache curare hat im venes.
und prov. die bed. reinigen, dazu stimmt wal. curat sauber.
Si it., sp. s/, altsp. sin, pg. sim, pr. fr. si, partikel
der vergleichung und bejahung; von sie, statt dessen in be-
jahendem sinne der Römer lieber ita setzte*
818 I. SIDRO— SIGNORE.
Sidro cidro it., sp. sidra, fr. cidre, wal. c i g h e a-
riu Obstwein; von sicera (oi'xeQa), entstellt in cicera, wor-
aus cidra wie fr. ladre aus Lazarus ward. Aber altsp. noch
sizra Berceo.
Signore it., sp. sefior, pg. pr. senhor, fr. s ei-
gnem* herr; von senior der ältere, geehrtere, angesehenere,
wie gr. ngsoßvisgog, wovon Isidorus 7 , 12 sagt: presbyter
graece latine senior interpretatur, non pro aetate vel decre-
pita senectute, sed propter honorem et dignitatem, oder wie
ags. ealdor, das in die bed. fürst übergieng. Durch senior
ward dominus theils verdrängt, theils in seiner bedeutung ein-
geschränkt, während das fem. domina in seinem rechte ver-
blieb. Ähnlich muste das goth. masc. frauja, ahd. frö, dem
comparativ herro weichen, aber das fem. frau dauert fort.
Im altport. und gallicischen ward es auch wie im latein als fe-
minin gesetzt: senhor rainha frau königinn, mia sennor fre-
mosa meine schöne herrinn; zuweilen auch im altfr.: ele de-
vint dame e signor , s. Rom. gr. IL 242 ; im prov. kann es
auch als adjectiv construiert werden wie in pilars senhors
hauptpf eiler. Senior für dominus kennt schon das älteste mla-
tein : Gregor v. T. sagt z. b. 8, 30 unusquisque contra senio-
rem saeva intentione grassatur. In dem scherzhaften artikel
zur L. Sal. (wolfenb. hs., 8. jh.J wird ihm vassallus entgegen-
gesetzt: cum senior bibit duas vicis, sui vassalli la tercia.
In den von W. Grimm edierten deutsch - latein. gesprächen
steht es überall dem ahd. herro zur seite. Die älteste franz.
form ist nom. sendra (in den Eiden, vgl. senhdre Ger. de
Roussj, zsgz. sire, acc. seigneur, das nachmals auch in
sieur gekürzt ward; zsgs. nom. messire, acc. monseigneur
und monsieur. Die zusammenziehung von sendre (senre) in
sire ist stark und mag nordfranzösischen Ursprunges sein:
picardisch wird ndr nr nicht selten in r vereinfacht, tiendrons
z. b. lautet hier terons, tendre lautet tere. Franz. Ursprun-
ges sind die prov. formen sire sira nom. und acc, sp. ser s.
Poem. d. Cid v. 3125, dsgl. sire, it. ser und sire, mundartlich
sior, engl, sir, durch welches das ags. hearra aus der sprä-
che verdrängt ward. — Jener Wechsel zwischen nominativ-
und accusativform gemäß dem lat. senior seniörem zeugt schon
gegen die herleitung aus dem vandalischen worte sihora =
lat. domine, 5. darüber Rom. gr. 1. 41, Grimms myth. p. 24.
I. SINGHIOZZO— SMAGARE. 819
Singhiozzo singozzo it., sp. sollozo, pr. singlot
sanglot, fr. s a n g 1 o t, chw. sanglut geschluchze ; vb. s i n g h i o z-
zare und singhiottire , sollozar, sanglotar, sangloter; mehr
oder minder entstellt aus singultus, singultare, singultire; zu-
nächst der ital. form steht mlat. suggultium Class. auct. VI. 545".
Singlar sp., singrar pg. , cingler fr. segeln; doch
wohl aus dem ahd. segelen, altn. sigla, mit eingeschobenem n
wie in singlaton. Unmittelbarer weist auf das deutsche wort
alt fr. sigle segel, sigler segeln.
Siniscalco sescalco it., senescal sp. pr., sene-
chal fr. oberhofmeister ; vom ahd. sini-scalh ältester diener,
das sich aber in den alten deutschen sprachquellen nicht vor-
findet, mlat. seniscalcus L. Alam., s. Grimms rechtsalt. p. 302.
Siroppo sciroppo it. , sp. xarope, pg. xarope en-
xarope, fr. sirop ein süßer saft; vom arab. scharäb trank,
wein, kaffee Freyt. II. 407b.
Slinga (schlinga) churw,, sp. eslingua, pg. eslin-
ga, fr. elingue Biet, de Trev. schlinge, Schleuder; vb. pic.
elinguer schleudern (alt fr. linder G. Guiart II. 377 J; vom
ahd. slinga funda.
Smagare altit. , altpg. esmaiar muthlos werden, pr.
esmaiar, altfr. esmaier esmoyer, in Berry emeger muthlos
machen; dsgl. sp. pg. desmayar in ohnmacht fallen; sbst.
it. sm ago, pr. esmai, altfr. esmai esmoi, sp. desmayo schrek-
ken, ohnmacht. Der franz. spräche verblieb emoi, das man
gewöhnlich aus movere deutet, wiewohl es nur eine mund-
artliche form ist für esmai, vgl. Ruteb. 11.48: dites li, ne
s'esmait ne que je m' esmoi, wo beideformen gleichbedeutend
nebeneinander stehen. Das wort ist deutsch, aber nur mit
privativem es (des) im roman. gebraucht: goth. ahd. magan ver-
mögen, vgl. ahd. magen stark sein, unmagen ohnmächtig wer-
den. Selten allerdings geschah es, daß der Romane das ein-
fache deutsche wort nur zu einer Zusammensetzung benutzte;
warum sollte er aber, wenn er z. b. das wort un-magen brau-
chen konnte, es nicht in es-magar abgeändert haben, um es
sich näher zu rücken? So findet sich auch ahd. stullan nur
im ital compos. tra-stullare , andrer beispiele nicht zu ge-
denken. Wackernagel altfr. lieder p. 131 führt es auf ahd.
smähjan schwächen, erniedrigen zurück, welches einigermaßen
durch die altsp. form esmair Alex, gestützt wird, wogegen
SSO I. SMALTO— SNELLO.
aber die gemeinrom. bildung nach der 1. conj. /förmagan re-
det. Smähi fand übrigens im ital smacco seine darstellung.
Smalto it., wal. smaltz (jumaltz), sp. pg. esmalte,
fr. e m a i 1 metallisches glas, schmelzglas, mlat. smaltum. Da
it. smalto auch mörtel heißt, so hat man darin das glbd. tat.
maltha vermuthet und weder gegen das vorgefügte s noch ge-
gen den übertritt in die 2. decl. ist etwas einzuwenden. Eine
andre herleitung ist die aus dem ahd. smelzan, früher smalzjan
smaltjan, nhd. schmelzen, und sie scheint richtiger l) weil
das ital. vb. smaltire 'verdauen' sich zu smaltjan logisch bes-
ser schickt als zu maltha; 2) weil sich die eigentümliche
franz. form email nimmer aus dem lat. wort, wohl aber aus
smelzi srnalti construieren läßt : i ward von a angezogen
(esmailt) und t apocopiert wie in gal für galt vom deutschen
wald. Wenn der Übersetzer des M. Capella sagt: electrum
heizet cin walescun' smaldum Graff VI. 832, so hatte er die
bereits romanisierte form vor äugen.
Smeraldo it.,sp.pg. esmeralda, pr. esmerauda,
fr. emeraude ein edelstein, von smaragdus, sanskr. mara-
kata, g in 1 verwandelt wie im it. salma aus ady/aa oder Bai-
dacco aus Bagdad; altsp. aber auch esmeracde Alex. , pr.
maracde.
SmerareiJ., sp. pr. esmerar, altfr. esmerer put-
zen, polieren; von ex-merare wie spurare von ex-purare,
sgurare von ex-curare.
Smeriglio it., sp. esmeril, fr. emeri ein zum po-
lieren dienendes eisener z, schmergel; vom gleichbed. gr. ofiv-
S m e r 1 o it. , e s m i r 1 e pr. lerchenfalk , die kleinste art
raubvögel, sp. pg. esmeril art kanonen (vgl. falconete von
falcon); dsgl. it. smeriglione, sp. esmerejon, pg. esme-
rilhäo, pr. esmerilhö, fr. emerillon s. v. a. smerlo. Das wort
ist eine Verstärkung von merla, lat. merula, und es soll da-
mit ein der amsel ähnlicher vogel bezeichnet werden, engl.
merlin. Es ist schon im ahd. smirl vorhanden.
S n e 1 1 o it., pr. i s n e 1 ir nel Choix IV. 224, V. 1 79, altfr.
isnel flink, gewandt, noch jetzt norm, inele. Gewiss vom ahd.
snel streithaft, behende, aber warum isnel, nicht esnel? ist i
dem anlaute sn verwandter als e? mlat schrieb man auch
isnechia vom altn. sneckja.
I. SODA-SOGNA. 881
Soda it. sp.pg., s o u d e fr. ein laugensalz aus der asche
der kalipflanze; wird aus solida hergeleitet. Span, sosa,
von salsus, heißt auch die pflanze selbst, salsola L., Salzkraut.
Sofa it. pg., fr. sopha sofa (m.J ruhebett; vom arab.
coffah ruhebank vor dem hause freut. II. 502a.
Soffiare it., altsp. pr. suflar, fr. souffler, nsp.
soplar, pg. soprar blasen; von sufflare. Daher fr. Souf-
fle t blasbalg, auch ohrfeige, da die begriffe hauch und schlag
sich berühren, wovon sich ein anderes beispiel oben unter buf
findet. Verwandt ist auch das pg. assoviar.
Soffratta altit., pr. sofraita sofracha, altfr. souf-
fraite mangel, abbruch; altit. soffrettoso Poet. d.pr.sec.I.
214, pr. sofraitos, fr. souflPreteux dürftig; von suffringere suf-
fr actus, pr. sofranher.
S o g a it. (mdartl) seil, so auch sp. pg. chw. suga ; die
bed. der ital. Schriftsprache ist lederner riemen, im port. heißt
es vornehmlich binsenseil, im span. auch ein längenmaß, so-
guear mit dem seile messen; bask. soca. Es fehlt dem worte
nicht an Zeugnissen im frühern mlatein, wo es gleichfalls rie-
men oder seil bedeutet: si quis sogas furatus fuerit de bove
junctorio L. Long. ; sogam carralem de corio Epist. Innoc. HL,
auch ackermaß , daher sogalis eine abgäbe Capit. de villis.
Die bask. form mit tenuis ist wohl die ältere; zu ihr stimmt
socas tortiles in einer Urkunde unter Justinian und, wie Du~
cange vermuthet, auch mittelgr. ocoxaQtop ein längenmaß, bei
Hero (nach 600 p. C). Diefenbach celt I. 90 vergleicht kymr.
syg kette, bret. süg zugseil, gael. sugan strohseil. Im span,
ist soga am meisten heimisch geworden, da es zu vielen re-
densarten und ableitungen gebraucht wird.
S o gn a altit. Poet. d. pr. sec. I. 334, pr. s o n h , fr. s o in
sorge, Sorgfalt, vb. fr. soigner besorgen, pflegen; zsgs. it.
bisogno, pr. besonh besonha, fr. besohl, chw. basengs noth,
bedürfnis (fr. besogne f. geschäft), it. bisognare, pr. besonhar
noth thun; dsgl. altfr. essoigne essoine nothwendigkeit,
Schwierigkeit, entschuldigung , essoigner sich entschuldigen;
hierzu noch die altfr. verba ensounier beschäftigen, resoigner
fürchten. Das einfache subst. ist schon dem ältesten mlatein
bekannt: die L. Sal. und Rip. haben sunnis (sonst auch sun~
nia sonia) mit der bed. gesetzliches hindernis (daher das ver-
weilen bei einem gegenständ, die Sorgfalt), und hierin erkennt
n
388 I. SOLDO— SOLFA.
Grimm rechtsalt. p. 847 ein fränkisches wort = altn. syn ab-
läugnung , vb. synja abläugnen, mlat. soniare besorgen. Die
goth. spräche liefert sunja Wahrheit, sunjön rechtfertigen, die
alts. sunnea entschuldigung, nothwendigkeit, hindernis, welchen
sich essoigne (mlat. exonia exonium) so wie besoin logisch
genau anschließen. Freilich läßt sich letzteres, da man kaum
ein verlorenes deutsches compositum aus vorliegendem stamme
annehmen darf , auf das zu einem andern stamme gehörige
ahd. bi-siunigi scrupulositas, woraus ein sbst. bi-siuni zu fol-
gern ist (Grimm II. 719»), zurückführen : denn daß hier das
roman. bes bis, das etwas falsches, verkehrtes bedeutet (s.
oben bis) nicht im spiel ist, zeigt theils der begriff des Wor-
tes, theils seine Schreibung, die in jenem falle bessoin bissogno
sein müste, und auch ags. byseg, nndl. bezig (beschäftigt), wor-
auf Grimm vermuthet, gesch. d.d. spr.p. 364, läßt sich mit be-
soin nicht in einklang bringen. IS och ist einer von Ducange
versuchten herleitung von soin aus lat. somnium zu geden-
ken: wer träume, dessen gemüth schwebe in angst und sor-
gen, und schon ein altes lat. gr. glossar übersetze darum so-
mnium (pQovxiq. Aber kann dies somnium nicht eine Umbil-
dung sein von sonium (soin) um diesem ein ganz latein. ge-
präge aufzudrücken ? und wie würden sich die bedd. der com-
posita aus somnium entwickeln lassen? Man sehe über unser
wort zumal Pott in Aufrechts u. K. ztschr. I. 340. — Eine
abl. von soigner ist altfr. sui gn ante cconcubina' Liv. d. rois
p. 137, soignentage concubinat.
Soldo it. , sp. sueldo, pr. sol, fr. sol sou name
einer münze; von solidus, das bei den alten eine goldmünze,
später auch eine silbermünze von verschiedenem werthe be-
zeichnete, eig. eine dicke münze im gegensatz zur blechmünze.
Demnächst hieß it. soldo, sp, sueldo, pr. sout, fr. sol de (f.)
lohn; it. sol dato, sp. soldado, fr. soldat, pr. soudadier,
altfr. soudeer, lothr. pic. dauph. soudard kriegsmann, eig. be-
soldeter, wie it. paga soldat heißL Der ltaliäner formte mit
einer seltnen Verwandlung des o in a aus solidus sein adj.
saldo sodo (vgl. talpa topo), so wie aus solid are befestigen,
zusammenfügen sein vb. saldare löthen = sp. soldar, fr. sou-
der, wovon sich soldare besolden durch die form trennt.
Solfa it. sp. pg. pr. tonleiter, im span. harmonie; von
den Guidonischen sylben ut re mi fa sol la, d. h. nur von den
I. SOLFO-SORBETTO. 323
drei letzten rückwärts gelesen und la als artikel verstanden
(la sol-fa), vb. it, solfeg-giare (woher fr. solfege), sp.
solfear, fr. solfier.
Solfo zolfo it., sp. azufre, pg. enxofre, pr. sol-
fre solpre, fr. soufre schwefel; von sulphur.
Sollazzo it., sp. solas, pr. solatz, alt fr. soulas be-
lustigung, kurzweil, von solatium; vb. sollazzare, solazar,
soulacier ergötzen, mlat. solatiari solatiare bei Gregor d, gr. u. a.
Sommaco it. , sp. zumaque, pr. fr. sumac eine
staude, sumach; vom arab. sommäq Freyt. IL355*>.
S o m m o it., sp.somo, pr. so m, altfr. som s o n gipfel;
von summum, nfr. son kleie d. h. das oberste im sieb, sp.
soma gröberes mehl. Daher das pr dp ositionale altsp. en somo,
altfr. en som und en son oben, hinauf, par son überhin. Ab-
gel. fr. s o m m e t , die stelle des alten som ausfüllend. Zsgs.
sp. pg. pr. asomar, altfr. assommer Lex. rom. hinaufbrin-
gen, zeigen, sich zeigen.
Sonda sp. pg., son de fr. senkblei; vb. so ndar, son-
der die meerestiefe messen. Wenn sich sp. sombra, fr. som-
bre aus sub-umbra zusammenziehen konnten, so ist dieselbe
zusammenziehung von sondar aus sub-undare 'in das meer
tauchen möglich, wenn auch nicht, wie dort, erweislich.
Sopa sp. pg. pr. , soupe fr. heißt sowohl brühe mit
brot schnitten wie auch die eingetunkte schnitte selbst, daher
die franz. redensart mouille comme une soupe. Über die Ur-
bedeutung kann das unzweifelhafte etymon entscheiden: altn.
saup, ahd. sauf brühe, gleichbed. altn. sup, ndd. soppe, ahd.
suf, zu welchen letzteren die prov. form besser passt , indem
aus sauf muthmaßlich saupa entstanden wäre. Auf die ge-
tränkte schnitte deutet schon die stelle aus einem wörterbuche
v. j. 1419 weinsawf vinum et panis Schmeller III. 204. Vb. sp.
sopar brühe über die schnitten gießen, pr. sopar, fr. souper
zu abend essen, letztere bed. uralt, bereits in der Pass. Chr.
str. 28. 107, vgl. bair. schwz. saufen mit dem löffel essen. Ein
anderes wort ist it. z u p p a kaltschale, sp. pg. chupar schlür-
fen, fr. super dass., vgl. unser mundartl. zuppe, zupfen su-
pfen schlürfen.
Sorbetto it., sp. sorbete, pg. sorvete, fr. sorbet
ein süßer kühlender trank; vom arab. schorb trank Freyt.
II.407b, wobei zu erinnern ist, daß sich das arab. seh (u*)
884 I. SORCE— SORTIRE.
öfters in span. s verfeinert. Nach andern ist es aus sorbere
abgeleitet, also s. v. a. sorbitium, aber den ableitungen mit ett
aus verbis ist nicht zu trauen.
S o r c e sorcio it., sp. s o r c e , pr. s o r i t z , fr. s o u r i s ,
wal. soärece maus: von sorex.
S o r n pr. düster, auch in flg. sinne ; s o r n u r a düster-
heit; alt fr. s o r n e dämmerung Roquef., sp. (rothwälsch) sorna
nacht ; fr. s o u r n o i s heimlich , tückisch ; it. s o r n i o n e su-
sornione duckmäuser, susorniare murmeln. Vielleicht hat sich
die sinnliche bed. dunkel in diesem worte erst aus der abstrac-
ten düster entwickelt und es ruht auf einer celt. würzet, kymr.
swrn-ach knurren, brummen, com. sorren zornig sein, denn
entstehung aus dem logisch näher liegenden sör sörllyd mür-
risch, tückisch, engl, sullen , findet Schwierigkeit in der form.
Auch sp. sorna trägheit (nach Larramendi vom bask. sorrena
der dümmste) ist hieher zu ziehen, der mittelbegriff konnte
Verdrießlichkeit sein. Vielleicht jedoch gibt die erwägung des
mit sournois gleichbed. pg. comask. soturno, piem. saturno,
sard. saturnu, genf. saturne, span. flor. saturnino s. P. Monti
ein andres resultat, da diese Wörter augenscheinlich aus taci-
turnus entstanden sind, indem die sylben taci in tci tco tca
zusammengiengen : sorna (nacht) aus taciturna wäre selbst ein
poetisch schöner, mehr noch ein für die gaunersprache bezeich-
nender ausdruck. Seltsam sind wegen ihrer endung a die mail.
adjectiv formen sotturna saturna.
Sortire it., fr. sortir (beide nach regelmäßiger conj.
io sorto, je sors) ausgehn, altfr. auch entspringen, entkom-
men Fl. et. Bl. v. 1020, cat. surtir ausgehn, springen, sprossen,
pr. sortir springen, springen machen, sp. s u r t i r , pg. s u r d i r
hervorquellen; zsgs. fr. ressortir (präs. je ressors) wieder
ausgehn, sp. resurtir zurückspringen, sbst. fr. ressort Schnell-
kraft. Die herleitung aus sortiri vertheilen, sich theilen d. i.
weggehen, wie partir von partiri (Rom.gr. 111.177) verträgt
sich schwerlich mit der span. und prov. bedeutung. Menage
und Frisch erklären es mit surrectire, einer freilich ungewöhn-
lichen bildung , da die participialverba sich sonst zur ersten
conj. schlagen, die aber doch in ammortire und altfr. quatir
(von coactus) beispiele aufzeigen kann.
S o r t i r e it., fr. s o r t i r (beide nach der gemischten conj.
io sortisco, je sortis) erlangen, bekommen, ital auch loofien,
!. SOSTARE-SPADA. 895
sp. surtir, comask. surti versehen, versorgen; von sortiri.
Zsgs. it. assortire, sp. asortir, fr. assortir zusammenlegen,
zusammenpassen (jedes nach seiner art oder sorte). Zu der-
selben conjug. bekennt sich auch fr. r e s s o r t i r unter einer
gewissen gerichtsbarkeit stehn, das recht der appellation ha-
ben, z. b. les pairies ressortissent au parlement, sbst. res-
sort, it. risorto gerichtsbarkeit. Über den Ursprung dieser
Zusammensetzung bemerkt Ducange : ressortum quicquid intra
sortes continetur seu jurisdictionis terminos Nach Budaeus
(s. Menage) kommt der ausdruck von sors looß : causae enim
sortibus ex urna ductis cognoscebantur. Die sache ist aber
ganz anders zu fassen. Die eigentliche bedeutung des juri-
stischen ausdruckes liegt im altfr. resortir sich zurückziehen,
sich flüchten, schütz suchen, resort rückzug , Zuflucht, daher
höchste stelle, wo man sein recht erlangt, rechtszuflucht. Die
begriff sentwicklung aus sortir erlangen, ressortir wiedererlan-
gen ist aber dieselbe wie im ital. ricovrare 1) wiedererlan-
gen, 2) seine Zuflucht nehmen ; ricovrare ad un luogo verhält
sich auch syntactisch wie ressortir au parlement. S. oben cobrar.
S o s t a r e it. hemmen , stillen , beruhigen , pg. s o s t a r
einhalten, sbst. it. pr. sosta stillstand; von substare ausdau-
ern, aushalten, transitiv genommen. Dahin etwa auch sp. pg.
s u s t o , sard. assustu schreck (hemmung ?), comask. sust, ven.
susto, sie. sustu beklommenheit, beschwerde.
S o 1 1 o it., altpg. s o t o , pr. s o t z , fr. s o u s , wal. s u b t ,
präp. von subtus, it. auch sotlesso s. esso; zsgs. fr. des-
sous = it. di sotto. Daher it. sottano unterst, sbst. soU
tana, sp. soiana, fr. soutane Unterrock, leibrock.
Sovente it., pr. so ven soen, fr. souvent, zeitad-
verb, von subinde. Die lautlehr e hat hier die ungewöhnliche
härtung des d in t zu bemerken: dachte man dabei an die
endungen in repente, frequente, immantinente?
Soverchio it., altsp. s o b e j o (für soberjo) s. die glos-
sare bei Sanchez, pg. sobejo adj. und adv. überflüssig, über-
mäßig; von superculus, der lat. spräche fremd. Daher sbst.
it. soverchieria superchieria mishandlung, übervortheilung,
und hieraus fr. supercherie, sp. supercheria hinterlist.
S p a d a it., wal. spate, sp. pg. pr. e s p a d a , fr. e p e e
degen; vom lat. spatha {<müfr?i) spatel, breites schwert. Noch
im mittelalter hielt man dies wort für kein lateinisches: g-la-
326 I. SPALLA-SPARAV1ERE,
dius, quod spatham vocant heißt es in den Gest. reg. franc.
cap. 41. — Altsp. und alt fr. wird es häufig als masculin ge-
braucht: deste espada Poem. d. Cid 3676; il n'ont espee, ne
soit bien acere R. de Cambr. p. 21 ; ja im prov. erscheint gra-
dezu eine männliche form espa-s Lex. rom., im Leodegar str.
38 ispieth (inspieth), altcat. dagegen la espä Chr. d'Esclot 677a.
Spallaitf., sp. espalda, alt espalla, pg. espalda espä-
doa, pr. espatla, fr. epaule, altfr. espalde Liv. d. rois
p. 377 schulter. Mcht von scapula, sondern, wie die prov.
form am deutlichsten zeigt, von spathula, dimin. von spatha
Schulterblatt der thiere, wal. spate rücken. Apicius hat spatula
porcina, welchem altpg. spadoa de porco (in einer Urkunde v.
j. 1296 S. Rosa) genau entspricht. Spatula ist nur der sard.
mundart fremd: sie gibt dafür das dem gr. anü&?j sinnver-
wandte tat. pala , das bereits Coelius Aur. für Schulterblatt
gebraucht. Von spatula (nicht von palus pfähl) kommt it.
sp a liier a, sp. espaldera , fr. espalier rücklehne, baumge-
länder, spalier.
S p a n n a it. churw., wallon. aspagne, masc. altfr. e s p a n,
nfr. empan ein längenmaß ; vb. it. s p a n n ar e tuch oder netze
abspannen (wenn nicht von pannus), chw. spaniar aufspan-
nen. Die herleitung aus gr. oni&a/utj, welches spemma oder
spimma lauten müste, ist verwerflich. Die aus expandere
würde sich für die franz. form empfehlen, da hier espanir
für espandir vorkommt, im ital. schwindet d nach n nur höchst
selten: das ganz vereinzelte comask. spanda lehnt sich augen-
scheinlich an spandere. Am sichersten leitet man daher spanna
vom ahd. spanna, nhd. spanne, das fr. empan vom mhd. span
ausspannung, die in dem starken verbum spannan ihre quelle
haben.
Sparagnare sparmiare risparmiare it., fr. epargner,
chw. spargnar, bürg, reparmer schonen, sparen. Wohl mahnt
es an das ahd. sparön sparen, die art der ableitung daraus
aber ist unklar. Man bedenke dabei fr. lor-gn-er aus luren.
Sparaviere sparviere it., altsp. esparvel, pr. es-
parvier, fr. epervier ein raubvogel, in letzterer spräche
auch ein wurfnetz der fischer, sp. esparavel; vom ahd. spar-
wari sperber, dies wohl vom goth. sparva sperling, chw. spar.
Hieher auch churw. sprer geier, Der neusp. ausdruck ist
gavilan.
I. SPASIMO-SPESSO. 887
S p a s i m o it., sp. e s p a s m o, pr. e s p a s m e , sp. pg. auch
p a s m o kramp f. ohnmacht ; vb. it. s p a s i in a r e (comask. pa-
smä) , sp. espasmar pasmar, pr. esplasmar espalmar plasmar,
fr. pämer ; vom lat. spasmus bei Plinius (onaa^ög). Der un-
übliche Wegfall des s vor p rührt etwa daher , daß man je-
nen buchstaben mit ex verwechselte, also pasmus für das ein-
fache wort hielt.
Spavenio it. (für sparvenio?), auch spavento, sp.
esparava n,/h eparvin aus dem alten esparvain, engl, spavin
spath, eine krankheit der pferde und des rindviehs. Menage
meint von epervier, weil die thiere den kranken fuß hoch
aufheben wie der sperber, und diese meinung findet ihre stütze
in der glbd. cat. form esparver-enc eig. etwas sperberartiges.
Spaventare spantare it., sp.pg. e s p a n t a r , pr. e s p a-
ventar, fr. epouvanter, henneg. epanter, wal. mit m
für v speimentä einen erschrecken, sbst. it. spavento u. s.f.;
von expavere, pari, expavens. Die franz. form erklärt sich
ohne Schwierigkeit aus den in der alten spräche vorhandnen
Übergängen espaventer espauenter espoenter espoventer (v
eingeschoben), auch der Churwälsche sagt spuventar.
Spazzare it., sp. e s p a c i a r , pr. espassar räumen,
ausbreiten, it. spaziarsi, sp. espaciarse sich ausbreiten d. h.
sich ergehen, spazieren; von spatiari.
Specchio speglio it., sp. espejo, pg. e spei ho, pr.
espelh Spiegel, von speculum. Die franz. spräche besitzt
buchstäblich dasselbe wort in e s p i e gl e verschmitzter geselle,
henneg. vilespieque, vom deutschen Eulen-spiegel , der unter
dem namen Ulespiegle früh ins franz. übersetzt ward. Vb.
sp. espejar glätten, polieren, despejar lichten, räumen, platz
Spelta it., sp. espelta, pr. espeuta, fr. epeautre
eine getreideart; vom ahd. spelta spelza spelzo, ags. ndl. speit,
nhd. spelz, woher auch lat. spelta. Über den deutschen Ur-
sprung des Wortes s. Schwenck.
Sperone sprone it., sp. espolon, pg. esporao, pr.
esperö, fr. eperon sporn, einfacher sp. espuela, alt
espuera, pg. espora; vom ahd. sporo, acc. sporon, daher die
doppelformen.
Spesso it.,sp. espeso, pr. espes, fr. epais, frü~
her epois espois, dichtß von spissus; adv. itt spesso, pr. espes
328 I. SPEZIE— SPITO.
häufig, bei Petronius oscula spissa häufige küsse, vgl. gr.
nvxvov, ahd. diccho dicht, häufig.
S p e z i e it. (nicht specie) , sp. e s p e c i a , fr. e p i c e
apothekerwaare, gewürz ; von species , dem das nachclassi-
sche latein dieselbe bed. beilegte. Abgel it. sp ez i al e apotheker.
Spiare it., sp. pr. espiar, fr. epi er ausspähen, chw.
spiar nachforschen; vom ahd. spehön = nhd. spähen. Sbst.
it. spia (m.), sp. espia (m. f.), pr. espia (f.), altfr. espie
CfO > dsgl. it. spione, sp. espion , fr. espion kundschafter ;
vom ahd. speha (fO; die ndl. spräche hat spie.
Spillo it., ausgeartet in squillo, Stecknadel, dsgl. bohr er.
Nicht von spiculum. Man darf es unbedenklich aus spinula
herleiten, denn die weibliche diminutivform wird häufig in die
männliche, welche eigentlich die neutrale vertritt, umgesetzt,
s. Rom. gr. II. 236: ein ganz ähnlicher fall ist orlo aus orula.
Wegen der assimilation des n aber vgl. man ella aus enola,
lulla aus lunula. Der romagn. ausdruck ist spineil, handgreif-
lich aus spina. Gleicher herkunft mit spillo ist fr. epingle
(f.), npr. espinglo, neap. (aus dem franz.) spingola , bask.
ispilinga (vgl. champ. eplingue) : g tcard eingeschoben um das
unerträgliche epinle zu vermeiden. Zu spinula bemerkt Du-
cange aus Tacit. Germ. c. 17: tegmen omnibus sagum fibula
aut, si desit, spina consertum. Das pic. epieule epiule ent-
stand wohl aus spiculum.
S p i n a c e it., sp. e s p i n a c a , pg. e s p i n a f r e , pr. e s-
p i n a r , fr. e p i n a r cl , wal. s p e n a c eine pflanze, spinat ; von
spina spitze, wegen seiner gezackten blätter, die ital. form eig.
von dem unlat. spinaceus, die port. von spinifer.
Spinetta it., sp. espin eta, fr. epi nette ein Saiten-
instrument; von spina, weil es mit zugespitzten federkielen
gespielt ward.
S p 1 1 a m o it., sp. e s p i t a spanne ; vom glbd. gr. am&aiLifj.
S p i t o neap., sp. pg. e s p e t o bratspieß, fr. e p o i s ober-
ste spitze am hirschgeweih ; vom ahd. spiz spieß, spitze, ndl. ndd.
spit bratspieß. Daneben gibt es ein synonym mit d : it . s p i e d o
(spiedone, ausgeartet in schidone schidione), romagn. sped,
gen. spiddo, sard. spidu, sp. espedo espiedo; es fragt sich
hierbei: steht die media durch einen zufall für die tenuis,
was aber sonst nicht vorkommt ; oder ist das wort vom ahd.
sper, nhd. speer, indem, wie oft m ital,d für r eintrat? In
I. SPOGLIO-SQUILLA. m
letzterem falle rührt der span. (dem Catalanen und Portugie-
sen unbekannte) ausdruck aus dem ital. her.
Spoglio spoglia it. (entartet in scoglio scoglia), altsp,
e s p o j o beute u. dal. ; von spolium, mlat. spolia Gest. reg. franc.
c. 37. Dafür nsp. despojo, fr. depouille, pr. despuelh des«
puelha, vb. despojar, depouiller, despolhar.
S p o 1 a spuola it. , sp. e s p o 1 i n Weberschiffchen , vom
ahd. spuolo spule; gleichbed. chw. spol, limous. espolo; altfr.
espolet spindel Das neufr. sepoule scheint von späterem
gepräge, für espoule epoule, das im lothr. ehpieule (ch = fr.
es) sein abbild findet.
S p o s o sposa it., sp. e s p o s o esposa, pr. e s p o s esposa,
fr. e p o u x epouse, Verlobter verlobte, wie lat. sponsus sponsa,
dsgl. gälte gattinn, auf welche bed. sich das franz. beschränkt,
wiewohl noch JSicot epouse mit nympha und sponsa übersetzt.
Vb. it. sposare, altsp. pr. esposar, fr. epouser heirathen,
lat. sponsare verloben.
Springare spingare it. mit den fußen zappeln, altfr.
espringuer springend tanzen (espringuiez et balez Fabl.
III. 377), pic. vor freude springen; vom ahd. springan. Ab-
gel. altfr. espringale ein tanz Ger. de Nev. p. 306, so auch
espringnerie Trouv. artes. p.226. Espringale bedeutet über-
dies eine wurfmaschine (s. die stellen bei Ducange v. spin-
garda) ; wahrscheinlich desselben Ursprunges, mit ausgefallnem
r wie in spingare, ist it. spingar da mauernbrecher , sp.
espingarda kleine canone; wenigstens ist dessen herkunft vom
it. spingere stoßen nicht annehmbar: für solche Werkzeuge
liebte man individuelle zum theil scherzhafte benennungen.
Spuntone spontone it., sp. esponton, fr. sponton
eine art piken, mail. sponton nadel, spindel; vom it. puntone
(punto, lat. punctum) spitze, mit verstärktem anlaut.
Squilla it., lomb. chic, schella, sp. esquila, pg. fehlt,
pr. esquella esquelha, altfr. e schiele glöckchen; vom
ahd. skilla skella, nhd. schelle, dies vom starken vb. skellan
klingen Grimm IL 32, woher it. squi IIa re. Das älteste Zeug-
nis des Wortes in dar L. Sal. si quis schillam (al. eschillam,
schellam , skellam) de caballo furaverit (Pardessus p. 85).
Merkwürdig ist die ital, form squilla für schilla, welches Pa-
pias noch sichilla (ohne u) schreibt: das lat. auch im ital
vorhandene squilla muß zu dieser ausspräche verführt haben.
330 I. STACCA— STAGNO.
Stacca it., sp. pr. estaca, altfr. estaque estache
pfähl; vom ags. staca, altfr s. ndd. stake mit ders. bed.
Staccio it., richtiger neap. setaccio, mail. sedazz, fer-
ner sp. cedazo, altfr. saas, nfr. sas haar sieb ; schon im
früheren mlatein sedatium Gloss. schienst. 39, 58, auch bei
Hattemer I. 309% sitacium Gloss. lindenbr., lat. gleichsam se-
taceum von seta, weil es von pf erdehaaren gemacht ward.
Dem Walachen genügt das primitiv sete für die bed. sieb,
dazu kommt noch das abgel. sitize; auch die norm, mundart
besitzt set (m.) in dieser bedeutung.
Staggio it., estatge pr. , etage fr. zustand, woh^
nung, Stockwerk u. dgl; von stare Status staticus (prov.fem.
estatga Wohnung). Mndl. staghe Reinh. ed. Grimm v. 2757
scheint aus dem franz. entlehnt.
Stagione it. Jahreszeit, auch rechte zeit, xaigog, sp.
estacion, pg. estacäo zeitpunct, jahres- oder tageszeit ;
vb. nur it. stagionare zur reife bringen, zeitigen; von sta-
tio stillstand, auf enthalt , daher zeitpunct, vgl. unser stunde
von stehn. Die bedeutung von stagione erfüllt noch ein an-
deres der ital. Schriftsprache fehlendes durch seinen ein-
fachen anlaut sich unterscheidendes wort : sp. pr. s a z o n ,
pg. sazäo, fr. saison, venez. sason; vb. sazonar, as-
saisonner, sasonare. Aus statio konnte es nicht entste-
hen, da sich st nur inlautend in s oder z vereinfachen kann :
das sp. Zuniga aus Estuniga, eine einzelne ausnähme, würde
wenigstens zazon verlangen. Ducange stellt satio als etymon
auf: die bed. aussaat oder , was ganz nahe liegt, zeit der
aussaat, wäre auf die Jahreszeit übertragen worden. Dieser
deutung läßt sich beipflichten. Für das säen oder pflanzen
jedes gewächses gibt es eine bestimmte günstige zeit in der
jahresperiode, eine satio verna, aestiva, autumnalis, letzterer
ausdruck bei Columella: leicht war es die Jahreszeit, für
welche das lat ein keinen einfachen ausdruck gewährte, durch
die Saatzeit vertreten zu lassen. Sicher muß dieser auf das
landleben bezogenen deutung die von Le Duchat aus Sectio
(abschnitt) als eine fast zu mathematische und doch den be-
griff nur auf seiner Oberfläche bezeichnende, überdies formell
weniger genügende nachstehn.
Stagno it., sp. es tafio, pr. est anh, fr. etain zinnt
dsgl. fr. tain Stanniol (le tain aus T etain). Die formen
I. STALLO-STANCARE. 331
passen nicht zu stannum , da der Italiäner tot nn wohl nur
t>or i in gn erweicht (grunnire grugnire), wohl aber zum altlat.
stagnum , das in stagneus stagnatus fortlebt (Schneiders tat.
gr. I. 503) und auch im frühern mlatein ganz üblich ist z. b.
in einem glossar stagnum ein (zinn) Diutiska HL 429 , und
schon bei Isidorus. Abgel fr. et am er verzinnen, vgl veni-
meux von venin d. h. m in beiden fällen durch einfluß des un-
bestimmten nasalen n (= nasalem m) herbeigeführt.
S l a 1 1 o it. altpg. S. Rosa, altsp. e s t a 1 o , pr. altfr. e s t a 1
stelle, auf enthalt, nfr. etal kram (vb. etaler auskramen), etau
fleischbude; fem. it. stalla, sp. estala, altpg. stala stall,
daher it. Stallone, fr. etalon Zuchthengst, equus ad stallum
L. Wisig. Vom ahd. stal statio, locus, stabulum, vb. ndl. stal-
len waaren ausstellen KU. Aus lat. stabulum dagegen ward
pr. estable. Franz. etau hat noch eine zweite bedeutung,
Schraubstock, in welcher es gleichfalls aus stal in der freilich
nicht nachweislichen bed. gestell entstanden sein könnte, wenn
man nicht herkunft aus dem altfläm. stael schaft, stamm —
holt, steel KU. vorzieht. Aber das lothr. eitauque führt deut-
lich auf unser dtsches (sehraub-) stock, und daraus scheint etau
abgekürzt, also ganz anderes Stammes.
Stamigna it., sp. estamena, pg. pr. gleichlaut., fr.
etamine siebtuch; vom adj. stamineus fademig, faserig.
Stampare it., sp. pg. estampar, fr. etamper ein-
drücken, sard. stampai durchlöchern, vom ahd. stamphön, nhd.
stampfen; wal steamp der dazu dienende pfähl, vom ahd.
stamph.
Stancare it. ermüden: dazu stimmt buchstäblich sp.
pg, pr. e s t a n c a r , fr. e t a n c h e r den lauf des wassers hem-
men, überh. hemmen, stopfen, pg. aber auch erschöpfen, er-
müden. Augenscheinlich von stagnare stehend machen, hem-
men, icoraus die fig. bed. ermüden leicht erfolgen konnte: gn
verhärtete sich zu nc wie dies in dem sbst. sp. pg. estanque,
pr. estanc, selbst im fr. etang (statt etain), bret. stann von
stagnum (teich) geschah, um es von stagnum zinn zu scheiden,
wahrend sich der weiche laut im sp. restanar , val. estanyar
s, v. a. estancar behauptete. Doch nahmen mundarten wie
%. b. die piemontesische diese Scheidung nicht vor: hier be-
deutet stagn teich und zinn. Im pr. cat. t a n c a r verstopfen,
sp. atancarse verstummen fiel der anlaut ab, dasselbe geschah
888 I. STANGA-STOCCO.
im pg. t a n qu e teich für estanque. Dazu ein adj. it. s t a n c o
müde, sp. estanco, pg. estanque verstopft, pr. estanc stillste-
hend, unwandelbar, alt fr. estanc langsam, matt; das ital. wort
läßt sich aus dem partic. stancato erklären, die übrigen aber
müssen, da aus r>erbis keine adjectiva ohne hülfe von Suffi-
xen gebildet werden, dem sbst. stagnum (stehendes wasser,
stopfung) ihr dasein danken, s. über solche adjectiva Rom.
gr. 11.232. — Ital mano stanca heißt linke hand, entspre-
chend dem mhd. tenc link, auch wal. Stenge: ist es darum
anderes Ursprunges und von den übrigen roman. Wörtern ab-
zusondern ? es scheint nicht. Mundartlich, in Bergamo, heißt
die linke mano storta die verdrehte s. Ferrari v. mancare, auch
bedeutet it. senestrarsi un piede sich einen fuß verrenken (id.
v. gangheri), romagn. sinestar (m.) Verdrehung, Verrenkung,
und so konnte die linke eben so icohl als die matte, träge,
stockende, stanca, aufgefaßt werden.
Stanga it. chw. stange , riegel, fr. etangues (plurj
zange, eig. etwas aus zwei Stangen bestehendes (Biet. Trev.),
dsgl. s l a n g u e anker stange (heraldisch), wal. s t e a n g e ; vom
ahd. stanga.
Stanza #. , sp. estancia auf enthalt, wohnung , pr.
e s t a n s a Stellung, läge, fr. e t a n c e etancon stütze; von stare
stans, gleichsam stantia. Über stanza in der bed. Strophe s.
Wackernagel altfranz. lieder p. 249, welcher Dante 's anschau-
ung , stanza sei das zimmer oder behältnis der ganzen kunst
eines liedes, näher bestimmt.
S t a r n a it., e s t a r n a sp. pg. kleine art rebhühner ; nach
einigen von avis externa fremder, eingewanderter vogel, fr.
perdrix grecque. Das ahd. starn, ags. stearn bezeichnet ei-
nen andern vogel (staar, auch drossel).
Stendardo it., sp. e s t a n d a r t e, pr. e s t e n d a r t estan-
dart, fr. etendard fahne, daher mhd. stanthart; von exten-
dere entfalten, it. stendere le insegne. Ober die genauere
bedeutung des franz. Wortes s. P. Paris zum Garin II. 162.
S t i v a r e it., sp.pg. e s t i v a r zusammenstopfen, e s t i v a
ballast; von stipare.
Stocco it., sp. pg. estoque, pr. fr. estoc stoßde-
gen, span. altfr. auch stamm, comask. stoch s. v. a. bastone;
von dem deutschen in allen mundarten einheimischen stock,
wozu sich noch das gael stoc gesellt. Auch unser vb. stocken
I. STOFFA-STORDIRE. 388
findet sich wieder im pic. eloquer ersticken. Über fr, etau =
stock s. oben stallo.
S t o ff a it., sp. pg. e s t o f a , fr. e t o f f e , masc. it. s t o f f o,
pg. estofo gewirk, zeug, materie, stoff; v>b. sp. pg. esto-
far, fr. etoffer ausstaffieren, auswattieren. Da das verbum
synonym ist mit it. stoppare, fr. etoupper verstopfen (s. stoppa),
so ist der Ursprung des Wortes wohl im lat. stuppa (werg)
zu suchen^ das sich im munde der Deutschen in stupfa stufFa
verwandelte: sp. estofa bedeutet daher auch Stickerei in er-
habener (ausgestopfter} arbeit und engl, stuff sowohl gewebe
wie füllsel, futter. Span, estofar dämpfen gehört buchstäblich
zu unserm stoffa, nicht zu stuba ofen, wie es denn eben so-
wohl steppen bedeutet. Das gael. stubh steht in dieser sprä-
che einsam da und scheint dem engl, stuff nachgebildet , vgl.
gael. scabhai = engl, scaffold, sibht = shift, lobht = loft,
gibhte = gift.
S t o j a it., sp. e s t er a für estuera (wie frente für fruen-
te)> P9- esteira (nach dem span.) matte; von storea,
Stoppa it., wal. stupe, sp. estopa, fr. etouppe
werg, von stuppa. Abgel. it. stoppino docht, fr. etouppin
Stöpsel; vb. it. stoppare, altsp. estopar, fr. etoupper mit
werg verstopfen, mlat. stuppare L. Alam.
Stoppia it., pr. estobla, fr. etouble Stoppel; ent-
spricht dem ahd. stupfila , fr. e t e u 1 e aber dem lat. stipula,
vgl. altfr. neule aus nebula.
Stordireü., altsp. e stör dir Ruiz, fr. etour dir be-
täubt werden, betäuben, adj. stordito, etourdi betäubt, unbe-
sonnen. Es ist schon um deswillen nicht rathsam, dies wort
aus dem lat. stolidus oder dem deutschen stürzen erklären zu
wollen, weil das sp. pg. a- 1 u r d i r (alt a t o r d i r) einen mit
t anlautenden stamm zu erkennen gibt und eine vertauschung
des etwa als partikel (ex) aufgefaßten anlautes s mit der Par-
tikel ad im span. schwerlich vorkommt. Ahojar z. b. ist nicht
= it. sfogliare, fr. effeuiller, wofür deshojar gebraucht wird,
sondern eine eigne Zusammensetzung mit eigner bedeutung;
alanzar nicht = it. slanciare, fr. elancer, sondern lat. lan-
ceare mit vorgesetztem a, welche prosthesis in dieser sprä-
che sehr häufig ist. Nach Covarruvias entsprang aturdir aus
einer anspielung auf die drossel (tordo), die man in der mit-
tagshitze betäubt herabfallen sehe, daher das Sprichwort tener
834 I. STORIOTNE— STRADA.
cabeza de tordo einen drosselköpf haben, leicht in betäubung
gerathen. Diese deutung ist nicht so kurzer hand abzuwei-
sen: auch dem Italiäner ist die drossel ein einfältiger vogel
und dem Griechen galt sie für taub, daher das Sprichwort
xuHpÖTSQo; M/lySi wozu Zenobius die bemerkung macht cpaot
yaQ xcocpevsiv to £cooy, s. Paroemiographi graec. ed. Gaisford
p. 325. Verba mit beziehung auf die natur der thiere aus
ihren namen gebildet sind im romanischen überaus häufig und
so ist ein wort turdire von turdus eben so gedenkbar wie
ericiare von ericius, s. oben riccio. Zwar gehen diese verba
gewöhnlich nach der 1. conj., aber auch aus der dritten gibt
es beispiele, so it. accanire grimmig werden (wie ein hund) ;
übrigens lieben intransitiva diese conjugationsform. Man könnte
für slordire, wie Wächter gethan, auch das kymr. twrdd ge-
räusch, donner, geltend machen und dazu etonner von tonus
anführen — gewiss annehmbar, wenn die andre deutung nicht
aus einem nähern, dem latein. elemente schöpfte. Diefenbach
goth. wb. IL 315 ist nicht abgeneigt, das rom. wort zu engl.
sturdy (stark, frech, keck) zu stellen, welches Johnson lieber
aus etourdi herleitet, aber die bedeutungen selbst scheinen
sich abzustoßen.
Storione it., sp. esturion, fr. etourgeon stör;
vom ahd. sturio.
Stormo it. , stürm chw. , estorn pr., estor altfr.
auf rühr, angriff; it. stormire, pr. altfr. estormir in bewe-
gung gerathen. Vom ahd. stürm, vb. sturman (aus deutscher
Wurzel Grimm IL 48), auch kymr. ystorm, bret. stourm, gael.
stoirm ; das geschlossene ital. o aber weist auf ein ursprüng-
liches u, mithin besser auf deutschen als auf celtischen Ur-
sprung. — Esturmen vaisseau Roquef., das Diefenbach goth.
wb. IL 335 hieher zieht, ist nichts anders als das tat. instru-
mentum krieg sg er äthe.
Stracciare it., chw. stratschar, sp. e s t r a z a r , pr.
estrassar zerreißen ; sbst. it. s t r a c c i o , sp. estrazo estraza
fetzen. Gegen Muratori's herleitung aus distractus ist zu er-
innern, daß der Spanier oder Provenzale der partikel dis den
anlaut nicht entzieht: buchstäblich genügt daher nur das auch
begrifflich nicht zu weit abliegende extractus, gleichsam extra-
ctiare herausreißen; vgl. unten tracciare.
Strada it., sp. pg.pr. estrada, altfr. estree(strae
I. STRAMBÖ-STREGGRIA. SS6
Lie.d.rois p.209), pic. etree gepflasterter weg, straße; vom
lat. strata mit steinen bestreuter weg. Dahin auch it. st rat o,
sp. estrado, pr. esträ für estrat, fr. estrade (aus dem spanj
erhöhter sitz, von Stratum polster.
S t r a m b o it. schiefbeinig, piem. stranb hinkend, romagn.
stramb seltsam, wal. stremb schräg, falsch, pr. es tramp
ungereimt (von versen), stramp bei Ausias March u, andern,
daher it. strambitä Ungereimtheit, Verkehrtheit, vb. mail.
strambä verdrehen. Es ist kaum zu zweifeln, daß strambo
im lat. strabus (schielend) seinen grund habe: m drängt sich
öfter vor b ein (Rom. gr. I. 266) und auch die begriffe schie-
lend und schief sind fast eins; sp. estrambosidad ist = estra-
bismo. Desselben Stammes muß sein sp. estrambote schweif
eines liedes , altsp. eine liedergattung Sanchez I. p. LIX, it.
strambotto von ähnlicher bedeutung; adj. sp. pg. estrambotico
ungereimt, seltsam. Der sinn dieser letzteren in die roman.
metrik eingeführten Wörter liegt also wohl darin, daß die da-
mit bezeichneten gedichte das richtige maß oder die regel in
irgend einer weise überschritten , wie Dante einen nicht mit
maß handelnden menschen schielend am geiste nennt Inf. 7, 40 ;
ven. straboto bedeutet fehler, schnitzer. Anders meint F. Pas-
qualino : strammotta ridicula cantiuncula a strammu (ital. stram-
bo), ut innuatur deflexio a vera significatione in malam par-
tem accepta. Estrambote aber berührt sich wieder mit altfr.
estrabot estribot (s. oben estribo), daher auch altsp. estrim-
bote als nebenform Alex. 2229. — Ital. stramba binsen-
strick hieherzuziehen, nämlich als etwas gedrehtes, ist gezwun-
gen, es stellt sich zum bair. slrempfel wiede, das vb. stram-
bellare zerreißen zu strampfein mit den fußen zappeln, vgl.
churw. stramblire erschüttern.
Stranio strano it., wal. strei'n, sp. estrano, pr.
estranh, fr. etrange fremd, daher it. s t r a n i e r o , sp,
extrangero, pr. cstrangier, fr. etranger; von extraneus.
Strega^., e Stria pg., strigöe wal. hexe; vom lat.
striga nachtvogel, zauberinn, bei Petronius und Apulejus, ab-
gel. von strix. Die prov. oder franz. form bezeugt Gerva-
sius Tilb. (um 1210): lamias, quas vulgo mascas aut in gal-
lica lingua strias dicunt, s. Ducange v. masca; dieselbe form
auch in der L. Sah
Stregghia streglia it., cat. estrijol, fr. etrille
886 I. STRINGA-STUFA.
Striegel; vb. it. strecchiare, altsp. estrillar, fr. etriller;
von strigilis.
Stringa it., sp. estringa nestel, Schnürriemen; vb.
s t r i n g a r e zusammenziehen. Daß es von stringere komme,
ist nicht unverdächtig, da aus cingere it. cigna, nicht cinga
ward. Es mag darum nebst pg. estrinca estrinque, sp.
estrinque estrenque (seil) aus dem deutschen stammen, ags.
string streng, altn. strengr, mndl. stringhe, vb. stringen stren-
gen, ahd. strengi u. s. w., s. über diesen stamm Grimm IL 37 ;
doch liegt den Wörtern mit c das deutsche strick eben so nah,
da n vor gutturalen leicht eingeschoben wird, vgl. auch co-
mask. striccä, romagn. striche pressen.
Stronzareif. beschneiden ; vom ahd. strunzan abschnei-
den. Sbst. stronzo stronzolo runder dürrer koth, altfr.
estront, nfr. etron koth, nhd, strunzen strunzel abgeschnittenes
stück s. Schmeller III. 688, ndl. stront dreck, mist, eig. ab-
schnitt, ab fall, weg wurf.
Stroppiare storpiare it., ven. strupiare, mail. struppiä,
chw. strupchiar, sp. pg. e s t r o p e a r , fr. e s t r o p i e r lähmen,
verstümmeln; sbst. it. stroppio hindernis, hemmung. Ist
storpiare die richtigere form und kommt das wort von ex-tor-
pidare starr, steif machen, syncopiert extorpiare? Extorpe-
scere hat Venant. Fort. Muratori erinnert an turpis.
&> tr ö p p o 1 o it. , fr. e s t r o p e etrope seil, tau ; von
struppus band, riemen, das Gellius anführt; die span. form
estro vo weist auf slropus Gloss. Philox. Vgl. ndl. strop, nhd.
struppe.
Struzzo it., pr. estrus strauß (vogel), von struthio,
sp. av-estruz, fr. au-truche (f.) für autrusse, von avis
struthio vogel strauß, mlat. strucio in alten glossarien.
Stucco it., sp. estuque, fr. stuc gyps, stuck; vom
ahd, stucchi crusta, s. Graff VI. 631.
Stufa it., sp. pg. estufa, pr. estuba, fr. etuve&ä-
hung, einrichtung zum bähen oder warm baden, badstube, ofen;
vb.it. stufare, sp. estufar eslofar estovar, fr. etuver bähen
u. dgl. Bereits in der L. Alam. stuba und in allen germ. spra-
chen heimisch: ahd. stupa, mhd. stöbe, nhd. stube, mndl. stove,
ags. altn. stofa, engl, stove, daher gael. stobh; das it. stufa
scheint eine gleichlautende longob. form zu verlangen. Die
deutschheit des Wortes bezweifelt SchmeUer III. 605.
I. STUOLO-SUSO. 337
Stuolo iL, altsp. est o\ mannschaft, begleitung, gefolge,
pr. estol, wal. stol, mlat. stolus flotte; vom gr. oxoloq zu-
rüstung, feldzug, flotte. Auch das altfr. estoire, mlat, sto-
rium, reisevorrath, dsgl. flotte (s. Michel zu Benoit) ist wohl
hieher zu nehmen, vgl. wegen des buchstabens altfr. navirie
von navilie, concire von concilium, so denn auch von axo-
Xcov estoire, von letzterem mhd. storie, engl, störe, gael. stör,
kymr. ystör.
Subbio it., sp. enxullo, fr. ensouple weberbaum;
von dem nachclassischen insubulum bei Isidorus.
Sücido sozzo it., sp. sücio, pg. sujo, neupr. sous
schmutzig; von sucidus saftig, vgl. lana sucida frische noch
schmutzige wolle. Es versteht sich, daß die zweite ital. form
aus dem syncopierten sucius entstand, worin c wie in sezzo
von secius behandelt ward.
Suco succo sugo it., sp. suco xugo, pr. suc, /r.suc
saft, von sücus; daher vb. it. sugare, altsp. sugar (zusam-
mentreffend mit dem ahd. sügan), pr. sucar saugen, fr. suyer
fehlt. Zsgs. it. asciugare, sp. enxugar, pr. eisugar, fr. es-
suyer, wal usucä uscä, gleichsam exsucare austrocknen; dsgl
it. asciutto, sp. enxuto, pr. eissug, in Berry essuy, chw.
schig trocken, fr. essui sbst., alle von exsuctus ; it. prosciu-
gare austrocknen, daher prosciutto presciutto (pg. presunto)
schinken, von per-exsucare. Eine besondere abl. ist it. suc-
c i a r e suzzare, fr. sucer, das sich nur aus suctiare vom pari.
suctus deuten läßt, ein pr. succiö, fr. suction ist vorhanden.
S u o 1 o it., pr.sol sola, sp. s u el a , fr. s o 1 e fußsohle;
it. soglia soglio, pr. sulh sol, fr. seuil thürschwelle, sp.
suela grundschwelle ; endlich it. soglia, sp. suela, pg. solha,
fr. sole schölle, plattfisch. Die formen mit reinem 1 sind von
solum grundlage, sohle, die mit erweichtem von solea sohle,
daher unterläge, schwelle (wie das deutsche sohle), auch platt-
fisch. Vom adj. solarius ist it. solajo solare, pr. solier und
solar fußboden, söller u. dgl, sp. solar grund und boden, fr.
soulier schuh.
Suso it., abgekürzt sü (vgl verso ver), chw. si, sp.
altpg. suso, pr. altfr. sus, partikel, von susum für sursum,
abgekürzt lat. sus in susque deque. Zsgs. fr. des sus, alt-
sp. desü.
%%
886 I. TABACCO— TACCO.
T.
Tabacco it., sp. tabaco, fr. tabac eine pflanze;
american. wort, eig. das gefäß, woraus man den dampf der
zubereiteten pflanze einsog.
Tabarro it., sp. pg. tabardo, fr. tabard, engl, ta-
bart wajfenrock u. dgl, kymr. tabar, mittelgr. Tafxndgiov. Die-
ses kleidungsstück war von grobem dickem stoff und ward
meist von kriegsleuten oder manchen getragen : sollte das wort
aus tap-es tap-etis teppich, decke abgeleitet sein, indem es
die im rom. tappeto bewahrte tennis hier mit der media tauschte,
wie lat. caput sich roman. als cap und cab oder cav dar-
stellt? Und grade wie in caput (vgl. sp. cabal u. aj konnte
auch das ableitende t schwinden. Lat. trabea (staatskleid)
bietet Schwierigkeiten mehr im buchstaben als in der bedeutung.
Taccagno it., sp. tacario, fr. taquin, comask. ta-
chin knickerig, geizig ; vb. it. t a c c a g n a r e , fr. taquiner, lomb.
zaccagnä um kleinigkeiten zanken. Man könnte an zacke (ha-
ken) denken, die bedeutung aber führt gradezu auf zähe d. i.
geizig, ahd. zähi, vgl. ndl taaiaard geizhals. Wegen c oder
cc aus deutschem h s. oben gecchire, auch smacco IL a.
Ital. taccola häkchen in flg. sinne, gehört wohl zu tacco.
T a c c o it. absatz am schuh (sp. pg. taco pflock scheint
anderer herkunft), chw. t a c flecken, makel, wallon. tac platte,
blech, henneg. tacq fleck landes; fem. it. tacca kerbe, auch
flecken, pr. taca, alt fr. pic. teque, it. tecca, fr. tache, it.
taccia, sp. pg. tacha flecken, occit. tacho nagel mit breitem
köpf; abgel it. taccone fleck (läppen) an schuhen, sp. pg.
tacon absatz an denselben, dsgl. tachon hut des nageis, hen-
neg. tacon = it. taccone und taccia; vb. chw. taccar einker-
ben, ankleben, ven. tacare, lomb. tacä anheften, pr. tacar, fr.
tacher beflecken; zsgs. it. attaccare, sp. atacar, fr. atta-
cber befestigen, dsgl. feindlich angreifen (fr. altaquer), urspr.
wohl attaccarsi ad uno sich an einen anheften, vgl. gr. anxsa-
&ai tivoq; it. s tacca re, fr. detacher u. s. f. losmachen. Den
stamm kennt sowohl die celtische wie die deutsche spräche:
gael tac, com. tach nagel, engl, tack stift, haken, ndl. tak,
hochd. zacke spitze, zinke, wozu noch ein verbum kommt mndl.
tacken ergreifen, heften, vgl altn. taca, ags. taecan, engl, take
I. TAFANO-TAITA. 880
fassen, fangen, Haben die vornan, bildungen hierin ihre quelle,
so war ihre grundbed. etwas heftendes oder geheftetes, daher
auch flicklappen oder fleck und hieraus flecken, makel, fehler;
die ital. bed. kerbe aber erinnert zunächst an zacke.
T ä f'a n o it., sp. t ä b a n o , pr. altfr. t a v a n , nfr. t a o n
(zur Vermeidung des mislautes in taan) ein insect, bremse;
von tabanus, theils täbanus, theils tabänus von den neueren
betont, mlat. sicher täbanus, da die schlettst. glossen tavenus
schreiben 36, 68. Servius sagt (nach Ferrari) latine asylus,
cvulgo' tabanus vocatur, Papias asilus, quem crustici' tabanum
dicunt, so daß es nach diesen stellen ein wort der Volksspra-
che gewesen wäre.
Taffetä it., sp. tafetan, fr. taffetas ein stoff, taf-
fet; vom pers. tafteh (Adelung).
Tafur pr. alt fr. schelm, spitzbube (s. glossar zum Tri-
stan), sp. tahur spieler , falscher Spieler, pg. taful auch
schwelger, vgl. neupr. tafurä beunruhigen. Zu vermuthen ist
arab. Ursprung, wie schon Guibert (Gesta Bei per Franc.')
sagt: thafur apud gentiles dicuntur, quos nos trudannes vo-
camus, s. Chans. d'Ant. IL 7. Aber welches ist das arab.
wort ? taihür unbesonnener mensch Freut. I. 202a ließe sich
anführen, genügt aber den bedeutungen nicht hinlänglich,
Taglia^.,sp. taja, pg. pr. talha, fr. taille schnitt;
vb. tagliare u. s. f. abschneiden, auch wal. teiä; von talea
abschnitt, abgeschnittener zweig. Die oft benutzte stelle bei
Nonius etiam nunc crustica voce' intertaleare dicitur dividere
vel excidere ramurn (it. intertagliare, sp. entretallar u. s. w.)
scheint eine spätere glosse. Von taglia ist it. tagliere, sp.
taller, chw. taglier, fr. tailloir hackbrett, Vorlegeteller (gerä-
the zum zerschneiden), daher nhd. teller.
T a i t a sp. papa (in der kinder spräche), comask. neap.
pic. tata, wal. täte vater, chw. tat großvater, tata großmutter,
abgel. altfr. pic. wall, tayon großvater, fig. alte eiche, zsgs.
pic. champ. ra-tayon Urgroßvater, hat. tata bei Varro führt
Nonius an, dazu stimmt gr. z«r«, mndl. teyte, ndd. taite tatte,
kymr. täd, ir. daid, engl dad daddy. Franz. taie großmut-
ter konnte eben sowohl aus atavia entstehen, aber man ge-
sellt es doch sicherer zu dem roman. tata, vgl. craie aus creta
u. a. Dahin gehört auch sp. tato brüderchen, tata Schwester-
chen (gleichfalls in der spräche der kinder) ; romagn. dad dada
340 I. TALENTO—TAMIGIO.
drücken dasselbe aus. Aber auch das goth. atta, Schweiz, ätte,
gr. arra ist im roman. vorhanden: comask. atta vater, chw.
zsgs. bis-at Urgroßvater, und selbst tat. atta nach Festus: at-
tam pro reverentia seni cuidam dicimus,
Talento it., sp. talento talante, pr. t a 1 e n talan, fr.
talent. Die altrom. bed. ist lust, neigung (auch bask. ta-
lendua), von talentum (rälavxov') wage, daher gewicht, zug,
z. b. in einer span. Urkunde (aer. 1098) : si venerit ad aliquam
de meas filias in talentum etw den sinn kommen sollte*, Du-
cange s. v. Eine später entwickelte bed. ist fähigkeit, in be-
ziehung auf die alte bed. g eidsumme, schätz, den man in sich
trägt. Zsgs. it. attalentare, pr. atalentar, altfr. atalenter
gefallen, reizen.
Talisman o it., talisman sp. fr.; vom arab. ctelsam
zauberbild, eigentlich vom plur. ctelsamän, womit man unter
einem gewissen horoscop einen gegenständ bezeichnete , t£\£-
afita, s. Gol 1473, Freut. III. 64K
Tallo it., sp. tallo, pg. talo, fr. talle (f.) Schößling,
Stengel; vom gleichbed. thallus (ß-aXXog').
Tallone it., richtiger sp. pr. talon, fr. talon ferse;
von talus knöchel. Letztere bed. hat talauun (lies taluun d. i.
talün) noch in den casseler glossen, wo es mit anchlao (an-
chalo, enkel) übersetzt, ferse aber mit calcanea ausgedrückt
ist. Vgl. auch Ducange v. talo.
T a m a r i n d o it. sp., t a m a r i n fr. ein morgenländischer
bäum und dessen frucht; vom arab. tamar hendi d. h. indi-
sche dattel Gol. 395, Freut. I. 200«.
Tamburo it., sp. pg. tambor atambor, pr. tabor,
fr. tambour trommel, trommler, wal. tambüre leier; dim. it.
tamburino etc. , auch fr. tabouret (von der ähnlichkeit mit
dem tambourin); vom pers. ctambür, arab. ctonbür cither Gol.
1486. Vgl. Pott in Höfers ztschr. IL 356.
Tamigio it. (in einigen wbb., ven. tamiso), sp. ta-
miz, pr. fr. tamis haarsieb; vb. it. tamigiare, fr. ta-
miser sieben. Lateinisch ausgedrückt würde dies wort ta-
misium lauten, wie auch das mittelälter schrieb. Ist die en-
dung isium suffix, so kann es sich nicht auf roman. boden
gebildet haben, man müste denn eine immer bedenkliche Ver-
wechselung mit dem suffix itium annehmen, das aber ein prov.
tamizi oder tamitz fordern würde, und somit ist ableitung aus
I. TANAGLIA— TARAIRE. 341
dem celt. tamma zerstächen (s. Diefenbachs celt. 1. 142) nicht
wohl einzuräumen. Eher könnte tamisium auf dem glbd. ndl.
teems (vgl. ahd. zemisa kleie) ruhen, dem man die endung
ium angefügt hätte; welcher herkunft aber dieses ndl. wort
sei, hat die roman. Sprachforschung nicht zu entscheiden.
Tanaglia it., pr. tenalha, fr. tenaille zange; von
tenaculum, plur. tenacula, nur bei Terentianus Maurus vor-
handen. Dafür sp. tenaza von tenax, plur. tenacia,
T a p e fr. zapfen, sicil. t a p p u spund, daher fr. t a p o n
tampon, sp. tapon zapfen, stopfen; pg. tampa decket; vb. fr.
taper, sp. pg. tapar, flor. tappare, com. tapä, pr. tampir ver-
stopfen, zumachen; alle vom ndd. tap stopfen. Eine andre
form ist it. zaffo, vb. zaffare, vom hochd. zapfo, dsgl. zam-
pillo Wasserstrahl einer röhre, worin sich ein ndd. p zeigt,
während in zaffata (mail. taffiada) stoß eines solchen Wasser-
strahles das hochd. f stehen blieb. Auch das sp. zampar ver-
stecken, gierig verschlingen (nach Larramendi baskisch) ist
nur formverschieden von tapar zudecken, hineinstopfen. Da-
mit ist zu verbinden
Tape fr. schlag mit der hand; vb. taper tapoter klap-
sen; vom ndd. tappe pfote, engl, tap klaps. Eine mehr hochd.
form desselben Wortes ist it zamp a ciampa (wie zufolare ciu-
folare) pfote, zampare mit der pfote hauen, cjampare inciam-
pare stolpern, vgl. ahd. zapalön, nhd. zappeln.
Tappeto it., sp. pg. tapete tapiz, pr. tapit, fr. ta-
pis teppich; theils von tapetum, theils von tapes tapetis.
Tara it. sp. pg. pr. , tare fr. abgang am gewicht ei-
ner waare; vom arab. £tarah entfernt, beseitigt, ctarh etwas
zurückgelassenes Freyt. III. 47a.
T a r a i r e pr. (m.) Choix IV. 304, fr. t a r i e r e (f.), mundr-
artl. terere s. Hecart, sp. taladro für taradro, pg. trado,
chw. teräder bohrer. Die Wörter fügen sich in die form ta-
ratrum Isid. 19,19, offenbar das gr. tsqstqov, in den casse-
ler glossen taradrus. Ital. taradore rebenwurm, das man
sonst von teredo (tsqtjöcov^ herleitet, ist buchstäblich das pr.
taraire, chw. terader, auf die das suffix tor (daher npr. ta-
radouiro) angewandt ward, wiewohl kein vb. tarar vorhanden
ist; auch fr. tar-aud schraubenbohrer beruht auf einer Vor-
aussetzung dieses verbums. Celtische sprachen zeigen ein ganz
entsprechendes wort, kymr. taradr, bret. tarar talar tarer te-
343 1. TAftGA-TARTANA.
rer bohrer, anders gael. tora toradh, vgl. gr. toqoq grabeisen.
Aus lat. terebellum aber ist it. trivello, pr.taravel, dauph.
taravella, pic terelle, pg. travoella bohrer, so wie sp. teruvela
motte (bohrendes insect). Die auf dissimilation beruhende
Verwandlung des ersten r in 1 (taladro) läßt sich auch in
dem volksmäßigen lat. telebra für terebra bemerken, s. Anal
gramm. ed. Eich, et Endl p. 445.
Targa iL, sp. tarja, pg. pr. tarja, fr. targe, mit
anlautender media sp. pg. darga adarga (in einer span. urk.
aer. 1099 adarca Ducange), altcat. darga Ramon Munt. 105™
urspr. großer den körper deckender schild; vb.pr. se tar gar,
fr. se targuer trotzen. Die herleitung aus lat. tergum (mit
leder überzogener schild) findet in dem vocal einigen anstoß.
Da die tartsche eine schwere namentlich zum stürm gebrauchte
schutzwaffe war, so bleibt man am besten bei dem ahd. zarga
schutzwehr stehen, woher denn ags. targe, altn. targa schild,
s. Grimm III. 445 : die deutsche bed. schütz, einfassung (noch
jetzt in zarge) liegt deutlich vor im sp. atarjea einfassung ei-
nes canals. Die über Spanien verbreitete nebenform a-darga
erklärt sich genügend aus einfluß des gleichbed. arab. al-darah
addarah. Auch das wal. targe flechtwerk ist hier anzuführen.
T a r g o n e it., sp. taragona, fr. t a r g o n , wallon. dra-
gonn ein kraut , dragun , arab. ctarchün Freyt. III. 47 a ; von
draco in der bed. dracunculus : wegen der Verwandlung des
anlautes dr vgl. sp. taragontea von dragontea. Eine andre
darstellung von draco ist pg. estragäo, fr. estragon.
Tariffa it., sp. pg. tarifa, fr. larif (mj waaren-
verzeichnis; vom arab. ctacrif kundmachung Freyt. III. 142a,
dies von carafa O-J;^) erkennen.
Tarma it., sp. chw. tarna motte, made; von tarmes
(mj holzwurm, das früh in verschiedenen formen erscheint:
tarmus vermes in carnc Gloss. Isid., tarnus made Gloss. flor.
Für das synonyme it. tarlo (romagn. terla) stellt Ferrari ein
dimin. tarmulus auf; es kann indessen aus tarmus tarnus ab-
geändert sein.
Tartagliare it., chw. pr. tartagliar, sp. tarta-
lear, pg. tartarear stottern; adj. sp. tato, pg. tätaro, sp.
pg. tarta-mudo stotternd; naturausdruck , vgl. ndl. tateren
stammeln.
Tartana it. sp. pg., tartane fr. ein kleineres fahr-
L TARTARUGA-TASSO. 848
zeug mit einem mäste, auf dem mittelländischen meere; ab-
geleitet aus dem mlat. tarida tareta lastschiff, in ägyptischem
arabisch ctaridah ein besonders zum transport von pferden
bestimmtes fahrzeug, nach Quatremere's vermuthung aus dem
arabischen verderbt. S. Pihan gloss. des mots franc. etc.
Tartaruga it. pg., sp. t o r t u g a , pr. tortuga t a r t u g a,
fr. tortue Schildkröte, mlat. tortuca, dsgl. tartuca Vocab.opt.
p.46a, 47^; von den krummen fußen (tortus) so genannt, da-
her auch engl tortoise = pr. tortesa krümme. Seltsam hat
sich die ital. form erweitert; das einfache tartuca besitzt der
Sicilianer. Dasselbe thier heißt auch it. botta scudaja, genau
unser schild-kröte.
Tasca it. pr. (letzteres aus lasqueta zu folgern), sp.
pg. fehlt, fr. (mundartl.) tache tasque tasse, wall, tah, wal.
tasce, ahd. tasca, nhd. tasche. Dieses wort trennt sich durch
seine bedeutung so bestimmt vom fr. täche tagewerk, daß
schwerlich an einen Zusammenhang zwischen beiden zu den-
ken ist. Schön deutet J. Grimm gesch. d. d. spr. p. 554, vgl
zur L. Sal p. VIII, das malbergische texaca taxaca diebstahl
aus ahd. zascön raffen, rauben: taxaca konnte sich in tasca
vereinfachen und aus der bed. raub in die des b ehälters, in
den man ihn steckte, übergehen ; das umgekehrte trat bei sacco
ein. Buchstäblich passt tasca aber auch zu einem noch vor-
handenen hochd. zesche schleppe des kleides Frisch IL 472b,
vb. zaschen zeschen schleppen, schleifen = ahd. zascön s.
Schmeller : da nun die taschen um den hals getragen wurden
oder an dem gürtet herabhiengen, so konnte man sie nicht un-
passend mit etwas, das man nachschleppt, vergleichen, auch
im span. ist falda sowohl schleppe wie sack. Der Ursprung
wäre derselbe, nur die auffassung anders.
T a s s e 1 1 o it., t a s s e a u fr. pflöckchen oder leiste zum
zusammenfügen, altfr. tassiel auch knöpf, agraffe; von taxil-
lus klötzchen.
Tasso it., pr. taistaisö, fr. taisson, sp. texon und
vermittelst der ableitang ug QRom.gr. 11.254) tasugo, pg.
teixugo ein säugethier, lat. melis; vom ahd. dahs, urspr. wohl
thahs, da sich der anlaut t in tasso, mlat. taxus, leichter aus
th als aus d erklärt. Die darstellung des goth. anlautes th,
ahd. d, durch roman. t ist überhaupt so üblich, daß man sie
als reget aufstellen darf: man erwäge pr. ties (aus thiudisk),
344 I. TASTARE— TEMPIA.
Tibors (Thiudburg) und vergleiche die artikel trescare L, trucco
L, tarir IL c„ tecchire IL a., tillac IL c, trale IL c, treteau
IL c. u.a. Melis ist noch im neap. mologna enthalten, das
sich zunächst der von Isidor angeführten form melo melonis
anschließt
T a s t a r e it., altsp. pr. t a s t a r (erster es bei Berceö), fr.
tat er befühlen, daher unser tasten. Es ist, wie schon Rom.
gr. I. 19 aufgestellt ward, ein neues iterativ des lat taxare,
dem Gellius 2, 6 die grundbed. befühlen anweist: taxare pres-
sius crebriusque est quam tangere. Tastare steht also für
taxitare, vgl mlat. taxta s. v. a, tasta. Im mail. tastä, im sard.
tastai, im pr. tastar , im fr. täter, im engl, taste hat es auch
die bed. versuchen, kosten entwickelt. Von tastar e ist das
ital sbst. t a s t o griff an der laute, daher sp. pg. traste, cat.
trast, andalus. aber tast.
Tazza it., sp. pg. taza, pr. tassa, fr. tasse trink-
schale, wal. tas, serb. täs almosenteller , vom arab. ctassah
napf, becken, dies vom vb. ctassa eintauchen, wenn nicht aus
dem persischen entlehnt Freyt. III. 55". Wegen der form ist
zu bemerken, daß arab. s (sj*) im roman. zuweilen durch z
ausgedrückt wird, so it. magazzino von machsan, pg. Zolei-
mäo von Soliman.
Te it., sp. te, fr. the blätter einer stände so wie das
daraus bereitete getränk; aus dem chinesischen. Dieselbe Sa-
che heißt in Neuspanien cha, it. ciä.
Tegola tegolo it., wal. t e g 1 e , sp. teja tejo, p^f. te 1ha
tijolo, pr. teule (mO , fr. tuile (f., daher tuilier tuilerie)
ziegel, Ziegelstein, it. tegghia teglia pfanne, decket; alle von
tegula, woraus auch pg. tigella schüssel. Die franz. Umstel-
lung des diphthongs eu (altfr. teule) in ui ist etwas seltnes.
Temolo it., sp. ti'malo art for eilen; vom adj. thymT-
nus, weil ihr fleisch nach thymian riecht.
Tempia it., pr. templa, fr. tempe aus dem alten
temple, wal. temple schlaf am haupte; vom plur. tempora
mit gemeinrom. Verwandlung des r in 1. Der Spanier nennt
diese stelle des hauptes sien (s. IL b) , der Portugiese fönte
quelle (vom pulsieren der ader), der Catalane pols, der Ve-
nezianer sono, der Sicilianer sonnu schlaf (somnus), wie auch
wir sie nennen, der Parmesaner dormidor, der Franzose nannte
sie tin (IL cj.
I. TENDA-TIRARE. 84Ä
Ten da it. pg. pr., tienda sp., tente fr. zeit, wal.
tinde vorhaus ; von tendere aufspannen, gebildet wie sp. prenda
von prendere. Desselben Ursprunges ist sp. t e n d o n , pg. ten-
dao, fr. tendon sehne, ital. aber tendine, als ob ein lat. tendo
tendinis vorausgegangen wäre.
Terzuolo it., sp. torzuelo, pg. tresö, pr. tersol
tresol, fr. tiercelet männchen einer art habichte, in glos-
sen des 12. jh. (s. Elnonensiä) absturco terciol, vgl. herodius
tercel Graff V.456; von tertius tertiolus, weil nach der sage
das dritte im nest ein männchen ist. Daher terzeruolo
it. sackpujfer, wie falconetto, moschetto, sagro stoßvögel und
wurfgeschütze bedeuten.
TesoiY&piem., altfr. tezoire, pg. tesoura, sp. tixera,
pr. mit o t o s o i r a (meist im plur. üblich) scheere. Die prov.
form zeigt den weg: das wort ist, wie für das span. schon
Cabrera bemerkt, von tonsoria sc. ferramenta Werkzeug zur
Schafschur, bei Palladius. Wegen der span. endung era =
pg. oura s. Rom. gr. IL 289.
T e s t a it. sp. pg. pr., t e t e fr. köpf (wal. nur cap) ; vom
lat. testa gefäß, topf, nach einer gröblich volksmäßigen an-
schauung, die auch bei dem it. coccia, dem sard. conca, dem
nhd. köpf (haupt) aus dem ahd. köpf (kelch) statt fand, vgl
Bom.gr. I. 37. Das dimin. testula gab it. teschio schadet,
wie fistula fischiare. Von testum ist it. pg. testo, fr. tet
scherbe, irdener decket. Die franz. abl. t e s s o n für teston
verdient noch angemerkt zu werden.
Tetta zitta zezzolo cizza it., wal. t zitze, sp. pr. teta,
fr. tette teton brustwarze, euter; vb. it. tettare, sp. tetar,
chw. tezzar cicciar saugen, säugen. Das wort ist weit ver-
breitet: ags. tite, nhd. zitze, kymr. titten, gr. xlx&rj u. s. w.,
für deutschen Ursprung aber reden die roman. doppelformen
mit t und z. Mit media statt tenuis cat. dida amme, sard.
dida ddedda zitze, wie kymr. didi, bask. dithia, ahd. deddi.
Franz. mdartl. (henneg. champj tuter am daumen saugen (von
hindern), mhd. tuten, ahd. sbst. tutti.
Tigna it., sp. t i n a , pr. teina, fr. teigne motte,
räude; von tTnea, bei spätem tlnea, s. Rom.gr. 1.134.
Tirare it., sp. pg. pr. tirar, fr. tirer ziehen; sbst.
it. sp. pr. tira, fr. tire zug; vom goth. tairan , ahd. zeran
zerreißen. Das prov. wort bedeutet auch leid thun, misfallen9
346 I. TISANA-TOMBOLARE.
vielleicht mit annäherung an die grundbedeutung, und so scheint
sich auch it. tiro zank, altfr, tire Verdruß Bist, du Chat, de
C. v. 4263 zu erklären. Eine abl. ist pr. tirassar, altfr.
tiracer tirasser, sp. es-tirazar ziehen, schleifen.
Tis ä na it. sp., fr. tisane gerstentrank; von ptisäna,
gr. nuadvjj.
Tizzo it., tizo sp., dsgl. it. tizzone, sp. pr. tizon,
pg. ticäo, fr. tison, ical. teciune feuerbrand; von titio. Dem
sp. tizon entsprang das vb. t i z n a r rußig machen, sbst. tizne
ruß. Zsgs. ist it. attizzare, sp. atizar, pr. atizar aluzar,
fr. attiser, wal. atzitzä anschüren, reizen (aus der nominativ-
form tizzo)» Der Italiäner hat noch die Verstärkung stizzo,
brand, stizza zorn, stizzare stizzire reizen, der Churwälsche
stizzar löschen.
Tocca it., sp. toca, pg. touca, fr. toque haube,
mutze; vom kymr. toc (m.J ***< gleicher bed., vb. tocio twcio
abschneiden, also wie unser mutze von mutzen. Gleicher her-
kunft ist wohl auch it. tocco, chw. tocc schnitte z. b. brot,
käse, sp. tocon stümmel (abgeschnittenes). Schon eine ags.
glosse lautet toculus brocc (brocken) Mone's anz. VII. 368.
Toccare it., sp. pg. pr. tocar, fr. toucher toquer
berühren; vom ahd. zuchon, nhd. zucken. Die deutsche be-
deutung ist noch erkennbar im altfr. se toucher de qch. sich
von etwas losreißen, entschlüpfen Ren. I. p. 64. 110. und im
neufr. toucher de l'argent geld einziehen, vgl. lat. stringere
zucken und berühren, attingere berühren und nehmen, goth.
tekan berühren, engl, take nehmen. Auch der Walache hat
to cä klopfen (auf dem klopfbrett), vermuthlich nach it. toccare
il liuto die laute rühren.
Tomba it. pr., sp.pg. tumba, fr.tombe gruft ; vom
spätem lat. tumba bei Prudentius , dies vom gr. Tv/ußog mit
auffallender vertauschung des genus.
Tombacco it., sp. tumbaga, fr. tombac eine me-
tallmischung ; scheint das malayische tambäga kupfer zu sein,
wie auch pg. tambaca geschrieben wird. S. Pott in Lassens
ztschr. IV. 264.
Tombolare it., sp. pr. tumbar, pg.pr. tombar, fr.
tomber, alt auch tumber burzeln, mit dem köpfe voran fal-
len. Es ist genau das altn. tumba vorwärts hinfallen; da-
neben aber ist die herleitung aus tumba in der bed. hügel, häufe
I. TONA-TORCIARE. 347
(vgl tumba houfa Gl flor. 990b) wohl zu erwägen, denn wer
burzelt , bildet einen häufen, daher unser 'über den häufen
fallen', sp. tropellar umstürzen von tropel häufe. Eine zweite
form mit ausgefallnem b ist «7. t Omare, lothr. teumei, champ.
altfr. tumer, wovon das letztere durch das ahd. tümön, nhd.
taumeln, mndl turnen hervorgerufen sein könnte. Von tomber
stammt fr. tombereau karren, dessen kästen man umstür-
zen kann, bürg, tumereau.
Tona pr., fr. tonne, wal. toane; abget sp. tonel,
fr. tonneau faß, dsgl. fr. tonnelle sommerlaube, auch rebhüh-
nergarn (etwas mit reifen, wie die tonne, gemachtes). Tona
ist buchstäblich das ahd. altn. tunna, nhd. tonne, welches ver-
mutlich fremdes Ursprunges ist (Grimm III. 457), auch in den
casseler und schleust, glossen (39, 41) als latein. wort hinge-
stellt und mit chöffa cuofa (kufe) übersetzt wird.
T o p p o it. klotz, sp. t o p e knöpf, ende eines dinges, Zu-
sammenstoß, altfr. top schöpf G. Gaimar p.p. Michel p.44;
nfr. t o u p e t büschel, t o u p i e, norm, toupin kreißet (zugespitz-
tes klötzchen, engl, top); vb. sp. topar antreffen, begegnen,
it. intoppare anstoßen. Das wort ist vielen sprachen gemein,
z. b. ags. engl, top gipfel, scheitel, altfrs. top, altn. toppr haar-
büschel, ahd. zopf, gael. kymr. top u. dgl. — Zu derselben
Wurzel gehört sp. tupir, pg. a-tupir en-tupir stopfen, häu-
fen, piem. topon, altfr. toupon stöpsel, vgl kymr. sbst. top dass.,
ndl. top häufe KU, nhd. s-topfen.
Torba it., sp. turba, fr. tourbe, wall trouf brenn-
bare erde, torf; vom ahd. zurf in der L. Alam., ags. turf,
altn. torf.
T o r c h i o tor colo it., mit umgestelltem r pr. t r o 1 h , altfr.
treuil kelter, presse, nfr.haspe, winde; von torculum wört-
lich 'etwas das sich drehf, gebildet aus torquere. Von tor-
culum ist auch, wie Cabrera richtig sieht, das sp. estrujar
auspressen — ex-torculare extroclare.
T o r c i a r e it. zusammendrehen, festbinden, sp. a - 1 r o-
z a r fest anschnüren, altfr. t o rs er zusammenpacken, mit um-
gestelltem r nfr. trousser, pr.tr ossär, aus letzterem zu-
nächst altsp. trossar Berc, nsp. troxar (vgl. puxar = fr. pous-
ser), pg. trouxar; subst. lomb. torza torsa stroh- oder heu-
bündel, mlat. trossa dass. , sp. troza seil zum binden, torzal
schleife, fr. trousse, pr. trossa, sp. troxa, pg. trouxa pack,
848 I. TORNO.
bündel; pr. trossel, fr. trousseau, davon it. torsello. Der
Ursprung dieser Wörter und formen liegt in lorquere tortus,
hievon auf bekannte weise (s. oben cacciare) das neue vb.
tortiare drehen, zusammendrehen, festknebeln: die bed. ein-
wärts krümmen, die das fr. trousser noch kennt, gibt ein un-
mittelbares zeugnis dieser herkunft. Die erklärungen aus celt.
trus trws oder ahd. trust sind also bei seite zu weisen; un-
ser nhd. tross aber ist aus trossa wie das ndl. torsen aus
torser. Zu tortiare gehört auch noch it. torcia, veron.ven.
torzo fackel d. h. etwas wie ein strick (lat. tortum) gedreh-
tes, darum auch altit. torticcio Poet. d. pr. sec. IL 183, altfr.
tortis, pg. torcida fackel, docht. Die damit gleichbed. pr.
torcha, fr. torche, altsp. entorcha, nsp. antorcha, pg. tocha,
vb. fr. torcher abwischen (torche auch Strohwisch) , sp. en-
torchar zusammendrehen , könnten aber aus einem falschen
partic. torctus entsprungen sein, doch laß sich das prov. und
franz. ch besser wohl aus einer älteren form torca (daher pr.
torcar = torcher), das span. ch aber als eine vergröberung
von z (vgl. panza pancho) erklären. Span, torca strohbün-
del nebst tuerca Schraubenmutter (etwas gedrehtes , gewun-
denes), so wie torcaz ringeltaub e gehen unmittelbar auf tor-
quere zurück.
T o r n o it. sp. pg., pr. t o r n , fr. t o u r (m.) drehscheibe,
umlauf, daher das adverbiale it. in-torno, pr. en-torn, fr. au-
tour, ä l'entour u. a.; von tornus (Togvotf dreheisen. Dsgl.
vb. it. t ornare, sp. pg.pr. tornar, fr. tourner drehen,
umkehren, wal. t u r n ä ausschütten (wie fr. verser, tat. ver-
sare); von tornare {xoQvtveiv) drechseln. Die rom. bedeutung
dieses verbums war vermuthlich schon der rom. Volkssprache
bekannt, da sie auch im walach. vorliegt und im frühsten mla-
tein, z. b. in Rothars gesetzen, sich geltend macht (man sehe
bei Ducange) und auch retornare in der bed. umkehren schon
von Theophylactus Simocatta (um 600) erwähnt wird, s. Me-
nage orig. de ling. ital, Raynouard choix L p. VIII, Schlegel
observ. p. 46. Die lat. bedeutung wird ital. durch torniare
tornire vertreten. Abgeleitet ist it. sp.pg. torneo, pr. tor-
nei, fr. tournoi ritterliches kampfspiel, von den Wendungen
mit den rossen so genannt; vb. it. torneare, sp. pg. tor-
near, pr. tomeiar, fr. tournoyer. Zsgs. altfr. a torner wo-
hin richten, kehren Liv. d. rois p. 304, zurecht machen p. 3il,
I. TORSO— TOSO. 349
überh. schmücken, sbst. atorn praeparatio das. p. 368, nfr.
atour putz.
Torso it., umgestellt piem. trouss, sp. pg. trozo, pr.
alt fr. tros (trois Brut 11.199) Strunk, stumpf, bruchstück;
vb. pr. t r o s a r zer stücken; sp. destrozar dass. (wenn nicht
von destructus). Das etymon ist thyrsus (&vqooq~) Schößling,
ahd. turso torso, nhd. dorsch. Aus der grundbedeutung ent-
wickelte sich die ital. Strunk des kohles, butzen des obstes,
fr. trou de chou bei Menage, altfr. trox de pomme, endlich
etwas abgehauenes , bruchstück, im span. die einzige bedeu-
tung; daher wall, tourson grotzen, vb. toursi benagen. Neben
altfr. tros stehen noch als rhinistische formen trons tronce,
troncon, pr. tronsö, vb. sp. tronzar, altfr. troncener. Troncon
konnte freilich aus truncus erwachsen (lat. gleichsam truncio
truncionis) wie arcon aus arcus, clercon aus clericus, aber
trons tronzar fügen sich nicht so willig in dieses etymon, denn
wenn auch bildungen aus dem nominativ vorkommen, wie etwa
it. tizzo attizzare von titio, so beschränken sie sich wenigstens
auf vorhandene latein. Wörter. Span, tarazon, pg. tracao
abgeschnittenes stück, für trozon torzon.
Torta it. sp., fr. tourte, wal. turte ein backwerk;
vom lat. torta, also etwas gewundenes, wegen seiner form.
Bemerkenswert ist das daraus entstellte schon der altern sprä-
che bekannte franz. tarte.
T o r t o it. pg., sp. t u e r t o , pr. fr. t o r t Ungerechtigkeit,
unrecht, im frühern mlat ein tortum ; von tortus gedreht, ver-
dreht, das gegentheil von directum, diritto, droit recht, ge-
rechtigkeit.
Tosco it., sp. t ö s i g o , pr. tu e i s s e c , altfr. t o xi c h e ,
wal toxice gift; von toxicum. Im neuprov. ist tossec auch
ein name der kröte.
T oso it. (mundartl), pr. tos, altfr. t o s e 1 knabe ; fem.
it. pr. tosa, altfr. tose madchen. Buchstäblich kann toso von
tonsus herrühren, allein was soll das abgeschorene haar zu-
mal bei mädchen, wie schon Ferrari einwendet ? Nur Sklaven
wurden geschoren. Besser darum von intonsus mit abgefall-
nem präfix, wie andre erklären: sagt ja doch Horaz intonsi
pueri und Garcilaso mancebo intonso. Vielleicht aber läßt
sich das wort aus einer üblicheren anschauung deuten. Ital.
torso heißt Strunk, butzen des obstes, mit syncopiertem r toso
850 I. T0S0NE— TRACCIARE.
(dieselbe syncopevor s in dosso, giuso, ritroso, rovescio, pe-
sca von dorsum, deorsum, retrorsus, reversus, persica), der
knabe ward Strunk oder butzen genannt, wie dies auch in
andern ausdrücken und in andern sprachen geschah, s. oben
garzone. Des Wortes eigentliche heimath ist Oberitalien, wo
es die meisten ableitungen hervorgebracht hat (toset, toson,
tosonot, tosel, toselot u. a.~), aber Italien ist auch die eigent-
liche heimath von torso.
T o s o n e it., sp. t u s o n , fr. t o i s o n scher wolle, feil mit
der wolle; von tonsio schür, concret und masculin geworden
außer in franz., wo es sich nur noch mundartl. (z. b. in Berry)
zu diesem geschlechte bekennt.
Tosto it. altsp. altpg. S. Rosa, tost pr. altsp. Alex.,
fr. tot, adverb für lat. statim, illico, ital zugleich als adjec-
tiv gebraucht, franz. auch in aussitöt, bientöt, plutöt, tantot
enthalten. Unter den vorgebrachten deutungen ist die aus dem
lat. partic. tostus ' erhitzt1 gewiss die haltbarste, wobei man
an das synonyme it. caldo caldo, an altfr. ehalt pas, an Schweiz.
fufswarms u. dgl. denken kann. Besser noch von seilen des
begriffes würde es sich als eine zss. aus tot-cTto tot-cTtus er-
klären, worin das ital. c in s übergetreten d. h. eben so we-
nig palatal geworden wie in amistä aus amicitas oder destare
aus de-excitare : daß man ähnliche begriffe mit totus verstärkte,
zeigt it. tutto in un tempo, fr. toute-ä-1'heure u. a. Auch ist
die venez. und neap. bed. von tosto 'fest, hart' (sard. tostai
verhärten), eig. geröstet, getrocknet, der erster en etymologie
nicht eben günstig.
T o v a g 1 i a it., sp. t o a 1 1 a , pg. pr. gleichlaut., fr. t o u-
aille handtuch u. dgl; vomahd. duahilla, mhd. twehele, dies
von duahan waschen. Daher auch altfr. tooillier waschen,
reiben Nouv. fabl. p. p. Meon II. 134. 184.
Tracciare it. , altfr. t r a c i er (tressier Chev. au cy-
gne p. 153) die spur verfolgen, sp. t r a z a r , nfr. t r a c e r zeich-
nen, entwerfen; sbst. it. tr a c ci a zug, strich, streif, sp. traza,
pr. trassa, fr. trace Zeichnung, grundriß, spur. Man braucht
bei diesem worte den römischen boden nicht zu verlassen um
es vom deutschen treten oder trecken herüberzuleiten: trac-
ciare ist eine aus dem partic. tractus mittelst i vollzogene ab-
leitung und verhält sich also wie docciare von duetus, succiare
von suetus u. a. (s. oben cacciare), seine bedeutung ungefähr
I. TRAFFICO-TRAMAGLIO. 35t
die des einfachen trahere ziehen, daher eine Unie ziehen, ei-
nen streif machen. Altfr. trasser bedeutet auch durchsuchen
(der spur nachgehen), it. trassare (aus einem prov. trassar?)
einen Wechsel ziehen.
Träffico it., sp. träfico träfago, pg. träfego, pr.
trafeg trafei, fr. trafic handel, verkehr; adj. pg. trefego
trefo arglistig, streitsüchtig; vb. trafficare u. s. f. handel
treiben. Das wort ist von ungewisser herkunft, merkwürdig
aber, daß altpg. trasfegar hinübergießen (s. trasegar II. b.)
auch die bed. von trafegar handel treiben einnimmt, daß cat.
träfag handel, kunstgriff, auch umguß heißt. Ist aber trafe-
gar identisch mit trasfegar, so muß sich im altpg. sbst. träs-
iego, npg. träfego träffico der accent auf die präposition ge-
zogen haben, was nur in sehr wenigen fällen geschah.
Traino it.,sp. tragin, pr. trahi, fr. iraln aus dem
alten train, zug, von trahere; vb. it. trainare, pr. trahinar,
fr. trainer schleppen. Es ist verdacht vorhanden, daß die prov,
und franz. formen aus trahi m traim entstellt und die ital. und
span. daher entlehnt sind, da das sufßx ino sich mit keinen
verbalstämmen zu verbinden pflegt: auch fr. ga-in ist = it.
gua-ime.
Traliccio it., sp. terliz, fr. treillis, altfr. treslis
drillich; von tri-licium und trilix.
Tramaglio it., fr. tramail, norm, tremail fischer-
netz, das quer durch den fluß gespannt wird, mlat. tremacu-
lum tremaclem (accj bereits in der L. Sal, vgl. wall, tramaie
flechtwerk aus reisern. Man nimmt es für ein compositum
aus ter oder tri und macula, weil es dreimaschig sein soll,
was die bildungen it. traliccio, fr. treillis aus tri-licium buch-
stäblich bestätigen würden. Zu dem piem. tritnaj bemerkt Zalli,
es bestehe dies fischer-oder vogelnetz aus drei lagen von netzen
verschiedner weite; eine ähnliche bemerkung macht Cherubini
zum mail. tremagg, Patriarchi zumvenez. tramagio. Da kein
grund ist an der richtigkeit dieser angaben zu zweifeln, so
steht die obige deutung fest. Die casseler glossen haben tra-
molot sapan (= sabanum) leinenes geivebe, von trama eintrag
des gewebes, also unverwandt mit tramaglio, auf dessen ge-
staltung in der ersten sylbe aber doch trama tramare einge-
wirkt haben kann. S. auch Pott in Höfers ztschr. III. 164,
in Aufrechts und K. ztschr. 1.40%.
359 I. TRAMOGGIA-TRAVAGLIO.
Tramoggia it., stc.trimoja, sp. fehlt, pg, tremonha,
pr. tremueia, fr. tremie mühltrichter ; wird mit trimo-
dius erklärt, weil er drei modios halte. Aber bezeichnen-
der für die sache wäre eine zss. mit tremere , da jener be-
hälter stets in zitternder bewegung ist, tra-moggia für trema-
moggia.
T r a n s i t o it. Übergang vom leben zum tode, hintritt, mlat.
transitus, daher mit richtiger darstellung des st durch c sp. pg.
t r a n c e (mj todesstunde, entscheidender augenblick, fr. t r a n s e
CfO angst vor drohendem unheil. Moraes hält trance für ab-
gekürzt aus fr. outrance, aber der Franzose liebt so starke
abkürzungen nicht. Nach Frisch IL 381b ist es vom dtschen
(schweiz.) tränst, das aber selbst aus transitus entstanden
scheint. Man beachte, daß die übliche franz. redensart etre
en transe ganz der ital. essere in transito entspricht, nur daß
dort das moralische, hier das physische hinscheiden gemeint
ist. Vb. altsp. transir hinscheiden, sterben Berc, gleichbed.
altfr. transir G. Gaimar p. Michel p. 29, nfr. erstarren, er-
starren machen, sp. transido matt, kraftlos.
T r a p p a pr., fr. t r a p p e , sp. tr a m p a falle, gleichbed.
it. trapp ola, chw. trapla; vb. it. attrappare, sp. atrapar
atrampar, pr. atrapar, fr. attrapper erwischen; vom ahd. trapo
schlinge, mlat. trappa (si quis turturem de trappa furaverit
Pact. L. Sal), vb. mndl. trappen ertappen KU, so auch nddeutsch.
Tras tra it. in compos. (ein andres tra s. IL ä),sp.pg.
pr. tras, fr. tres partikel, von trans. Der Franzose braucht
es nur als adverb des grades wie in tres grand, tres eher, it.
trasgrande, tracaro, vgl. mhd. über in übergröz d. i. sehr groß.
Zsgs.sp. pg. pr. de tras, lat. de Irans Jordanem Vulgata, de
trans mare L. Sah; in denselben mundarten auch atras.
Travaglio it., sp. trabajo, pg. trabalho, pr. tra-
balh trebalh, fr. travail, in ältester bed. drangsal, dem-
nächst arbeit ; vb. t r a v a g 1 i a r e ff. peinigen, sich plagen, ar-
beiten. Die sehr übliche prov. nebenform mit e, die sich auch
im alteat. trebaly wiederfindet, scheint durch den häufigen
Wechsel zwischen tra und tre (trabucar trebucar, traspas tres-*
pas) veranlaßt, mithin ohne etymologischen werth. An deu-
tungen fehlt es nicht. Nach Ferrari entstand das wort aus
tribulum tribulare, nach Sylvius aus trans-vigilia Schlaflosig-
keit, nach Muratori u. a. aus it, vaglio sieb, tra-vagliare durch-
I. TRAVAR— TRECCIA. 853
rütteln, nach Wächter vom kymr. trafod arbeit. Annehmlicher
ist die herleitung aus dem gael. treabh pflügen (Dief. celt. L
149, Montivoc. com.), wie auch unser arbeiten pflügen, ak-
kern, das feld bauen heißt. Allein ist es nicht richtiger ein
derivatum an ein in der spräche vorhandenes als an ein frem-
des primitiv zu knüpfen? So konnte das Wort ohne den min-
desten formellen zwang aus dem rom. vb. travar (hemmen)
hervorgehen, wozu auch seine grundbed. pein, drangsal =
hemmniss vollkommen passend erscheint, man vgl. it. travaglio
nothstall d. h. etwas hemmendes, nöthigendes. Es macht we-
nig unterschied, wenn andre das wort unmittelbar aus dem
sbst. trabs ableiten und zunächst an eine zwingende Vorrich-
tung in der eben bemerkten ital. bedeutung erinnern. Wenn
das aus dem franz. entnommene engl. vb. travel die bed. wan-
dern, reisen entwickelt hat, so ist unser arbeiten in der bair.
mundart desselben gebrauches fähig geworden, s. Schmellerl.101.
Travar pg. , t r a b a r sp. zusammenfügen, fesseln, pr.
travar, fr. entraver (sbst. entraves) hemmen, sp. destrabar,
altfr. destraver Eracl. v. 4696 frei machen ; vom lat. trabs baU
ken, daher pg. trave stock, fessel.
Trebb iaitf., sp. trillo undso p#.trilh o dreschflegel;vb.
it. trebbiare tribbiare ff. dreschen, pr. trilhar, altfr. tribler
auch zermalmen; von tribula tribulare; zsgs. it. strebbiare
stribbiare reiben, glätten. Kirchenschriftsteller brauchen tri-
bulare gerne fig. für plagen, quälen, daher it. tribolare, pr.
tribolar trebolar treblar (auch trüben), altfr. triboiller, sbst.
tribolo u. s. f.
Treccare it., pr. trichar, fr. tricher, alt auch
trecher, betrügen; sbst. pr. tric trug. Herkunft aus lat.ivl-
cari kann wegen des neben i bestehenden radicalen e nicht
angenommen werden. Das wort ist deutsch und grade aus
dieser spräche erhellt jenes schwanken zwischen e und i hin-
länglich. Ndl. trek heißt zug so wie streich, den man einem
spielt (prov. tric), vom vb. trekken ziehen, mhd. trechen (präs.
triebe), engl, trick. Auch das fr. triquer auslesen weist auf
trekken ausziehen.
Treccia it., pr. tressa, fr. tresse (alt trece), sp.
trenza, pg. t r a n 9 a flechte, besonders von haar ; vb.tre c-
ciare ff. flechten. Von trlcae (Verwicklung) verbietet schon
der lange vocal , gr. &qi% TQi/Jg (haupthaar) aber sagt et-
23
354 I. TREGGÜA— TRESCARE.
was zu allgemeines. Besser, da zu einer flechte drei theile
gehören, von t^iya dreitheilig, woraus man in Italien tn'chea
ableiten konnte, dem das rom. treccia folgte (so braccio von
brachium); vb. trecciare heißt also aus drei theilen machen.
Wegen des eingeschobenen n im sp. trenza (woher unser trense)
vgl. manzana und ponzoria. Entsprechend heißt tresse ital.
auch trina, pr. trena, von trinus.
Treggea it., pr. dragea (v. j. 1428), fr. dragee,
sp. dragea und mit g für d gragea, pg. gragea grangea
zuckerwerk; entstellt aus gr. iQayrjuaTa naschwerk, einem in
den klöstern bekannten worte, vgl. Papias : collibia sunt apud
Hebraeos, quae nos vocamus tragemata vel vilia munuscula
ut cicer frixum cet.
Tregua it. sp. pr., pg. tregoa, fr. treve, alt auch
trive, Waffenstillstand, mlat. treuga u. a. formen. Die eig. be-
deutung ist Sicherheit, bürgschaft: treuga securitas praestita
rebus et personis, discordia nondum finita sagt Ducange und
so stammt es vom ahd. triwa triuwa fides , foedus (w in gu
verwandelt), nhd. treue, golh. triggva. Die Urbedeutung blickt
noch hervor aus dem alt fr. verbum s'atriver ä qqun = foe-
dus inire cum aliquo Liv. d. rois p. 36.
Tremolareif., fr. trembler, sp. t e m b 1 a r (mit aus-
gefallnem r), wal. tremurä zittern: von Iremulus.
Trencar pr., zuweilen trinquar und trinchar abschnei-
den (daher it. trinciare, sp. pg. trinchar) , auch brechen z. b.
blumen, flg. einen vertrag, lo dorc se trenca der krug bricht,
cat. trencar wie prov., pic. trinquer, altfr. trenchier, neufr.
trancher abschneiden, zerschneiden, dazu wohl auch sp. t r i n-
car zerbrechen, zerstücken, pg. zernagen (aber sp. auch hü-
pfen, springen, pg. zerspringen, platzen). Wie bei vielen an-
dern läßt sich auch bei diesem worte nur verneinen. Trun-
care z.b. ist formell nicht damit zu einigen. Unser deutsches
trennen müste eine abl. trennicare erfahren haben, wofür es
bei deutschen Wörtern in den westlichen mundarten durchaus
an beispielen gebricht: für das suffix icare kommt in solchen
fällen nur die auflösung eiar u. s. w. (guerreiar) in anwendung.
Trepano it.sp.,fr. trepan, it. auch träpano bohr er,
zumal schädelbohrer; vom gleichbed. gr. TQvnavov.
Trescare it., pr. trescar, altfr. trescher tanzen,
sp. pg. triscar mit den fußen lärm machen, unruhig sein,
I. TRIFOGLIO— TROFfiO. 355
streiche spielen, mail. trescä dreschen; sbst. it. pr. tresca,
allfr. tresche tanz, reihentanz. Es ist das goth. thriskan, ahd.
drescan, nhd. dreschen triturare, und heißt also eig. mit den
fußen tappeln. Eine zweite prov. form drescar muß ihren
grund in dem hochd. d haben.
Trifoglio it., wal. trifoiu, pr. trefueil, altfr. tre-
feul Gloss. de Lille p. 18b, mit zurückgezogenem accent sp. tre-
bol, pg. trevo, fr. trefle klee; von trifolium. Spanier und
Franzosen sprachen also tn'folum und man könnte dabei an
gr. TQi'yvllov denken, kämen nicht auch solche fälle ohne
griechische muster vor wie sp. acebo (aquifolium), pg. fun-
cho (foeniculum).
Triglia it., sp. trilla (fr. trigle NemnichJ ein fisch,
seebarbe; vom gr. TQiylri mit gleicher bedeutung.
Trincare it., Irin quer fr. zechen, altfr. drinkerie
Zechgelage Chr. de Ben.; vom dtschen trinken, engl, drink. Ein
Zuspruch zum trinken ist das neap. trinche lanze (trink lands-
mann) und in derselben mundart bedeutet todisco (= it. te-
deseo) einen zechbruder.
Trippa it. , sp. pg. tripa, fr. tripe bauch, wanst,
im plur. gedärme, kaldaunen. Bas wort harrt noch etymo-
logischer aufklärung. Angränzende sprachen besitzen es zwar
(mndl. tripe, engl tripe, kymr. tripa [plur.], bret. stripen, bask.
tripa), aber in keiner derselben läßt sich stammverwandtes
mit entsprechendem begriffe nachweisen.
Trocar sp. pg., tr o quer fr. tauschen, wechseln, ver-
ändern; sbst. sp. trueco, pg. troco, fr. troc tausch, engl.
truck. Es fehlt im catal, und prov. und scheint auch erst
aus Spanien, wo es in nicht wenigen ableitungen und Zusam-
mensetzungen vorkommt , in das franz. und englische einge-
führt, denn das ags. trucian hat eine weit abliegende bedeu-
tung. Über die herkunft des rom. Wortes sind sehr ungenügende
vermuthungen vorgebracht worden: weder das dtsche trug
noch das gr. TQoyoq können ansprüche machen. Zwei icör-
ter sind zu erwägen: gr. tqoti?} oder rgonixog (vgl. tropica
Veränderungen, bei Petronius), woraus tropicare tropcar tro-
car, und lat. vicis, woraus tra-vicar traucar trocar abgeleitet
werden mochte; letzterem wird man als latein. worte den Vor-
zug zugestehen müssen.
Trofeo it. sp. pg., trophee fr. Siegeszeichen; von
350 I. TROJA— TROMBA.
tropaeum (rgonatov) mit unüblichem Übergang der labialtenuis
in die aspirata.
Troja it., altsp. troya, pr. trueia, cat. truja, fr-
t r u i e sau. Ein solches wort steht schon in den isidor. glos-
sen bestemiae trojae (Papias bistemia troja), nach Graevius
zu lesen bestiae majae (= majales) trojae, aber bei der Un-
sicherheit des ersten Wortes ist auch für das zweite, erklä-
rende, keine Sicherheit. Die erste sichere künde desselben
liefern die cass. glossen troja suu (sau); später bemerkt man
es öfter. Porcus trojanus war dem Römer ein mit andern
thieren gefülltes für die tafel bestimmtes schwein, quasi aliis
inclusis animalibus gravidum Macrob. sat. 2, 9, eine anspielung
auf das trojanische pferd machina foeta armis Aen. 2, 237.
Wie nahe lag es nun mit porco di Troja, der roman. auflö-
sung von porcus trojanus (attributiver genitiv für adjectiv),
endlich mit troja allein ein trächtiges oder säugendes schwein
zu bezeichnen. So sagt man bernia für panno d'Ibernia u. dgl.
Im span. läßt sich das wort in seiner eig. bedeutung nicht
aufweisen, Ruiz str. 673,911 nennt alte kupplerinnen troyas,
aber str. 685 nennt er troya einen mit eßwaaren gefüllten sack
(von Sanchez ganz unpassend in troxa emendiert), also wie-
der die Vorstellung des porcus trojanus. Unter cavallo di
Troja versteht der Neapolitaner in gleichem sinne einen schlem-
mer d. h. einen, der sich den bauch füllt, s. Galiani's wb. p. 257.
Ein adj. troju schmutzig kennt die sard. mundart, auch ein
männliches subst. trojo kommt vor Poet. d. pr. sec. II. 207. —
[Es ist ein zufall, wenn vorstehende deutung mit der des Ery-
thraeus, angeführt von Menage orig. d. ling. ital. p. 518b, zu-
sammentrifft. Sie steht schon im 1. theile der Rom. gramm.
p. 35, bei dessen abfassung Menage's buch nicht hatte benutzt
werden können.]
Tromba it., sp. pg. trompa, pr. beide formen, fr.
trompe, daher ahd. trumpa, ein blasinstrument ; von tuba
mit einschiebung eines malerischen r wie in tronar von tonare,
und eines m wie im pr. pirnpa für pipa. Ohne einschiebung
blieb churw. tiba alphorn, wal. tobe trommel. Das ital. wort
hat auch die dem latein. zustehende bed. wasserröhre (s. oben
bomba), wodurch seine herkunft noch mehr gesichert wird.
Abgel. it. trombetta u. s. f., wal. tn'mbitze; vb. it. tro ur-
bare, pr. trompar, altfr. tromper die trompete blasen, nfr.
I. TRONO-TROTTARE. 357
trompetter. Dem wort kommt noch eine zweite ganz verschie-
dene bedeutung zu: it. tromba Wirbelwind, fr. trombe (trompe
noch bei Nicot) Wasserhose, sp. trompa trompo kreißet: in
dieser bed. soll es aus turbo wirbel, kr ei fiel entstanden sein.
Die möglichkeit ist einzuräumen, wiewohl das genus nur im
sp. trompo zutrifft. So viel scheint gewiss, dafi altsp. trom-
par, nfr. tromper irre führen (im kreiße herumführen), zum
irrthum verleiten, sich dieser letzteren bedeutung anknüpfen.
T r o n o altit., t r o n sp. pr., Xvompg. donner ; vb. altit.
tronare, sp. altpg.pr. tronar, npg. troar frae&s£ trovejar für
troejar) donnern; von tonus tonare mit einschiebung eines laut-
verstärkenden r wie in tromba, daneben it. tuono tuonare
u. s. w.
Tropa sp. pg., fr. troupe, daher it. truppa, häufe
menschen, pr. tr o p her de; adj. it. t r o p p o , adv. pr. fr. tr o p
für lat. nimius, nimis. Schon die L. Alam. kennt troppus her de
(si enim in troppo de jumentis illam ductricem aliquis invo-
laverit); woher aber dieses wort? Die celt. sprachen gewäh-
ren keinen aufschluß: gael. drobh s. v. a. troppus ist das engl.
drove = ags. dräf von drifan treiben; kymr. torv s. v. a.
troupe steht nicht näher als lat. turba. Eine ahd. glosse hat
drupo cuneus, turbas minores, es kann aber mit drüpo drüpa
(traube) identisch sein (Graff V. 252) , letzterem aber nebst
dem bair. trauppen würde nur ein roman. oder mlat. trupo
trupus entsprechen. Die besten ansprüche scheint noch das
schon erwähnte lat. turba zu haben, das vielleicht durch deut-
sche ausspräche in turpa, endlich in truppa truppus übertrat:
zeigt ja doch dieselbe Umstellung mit derselben Veränderung
des genus fr. trouble aus lurbula. Von truppus kommt sp. pg.
pr. tropel, fr. troupeau her de, häufe, sp. pg. atropellar tro-
pellar über den häufen werfen, pr. atropelar, alt fr. atropeler
zusammenhäufen. S. tropezar IL b.
Trota it., sp. trucha, pg. truita, pr. trocha, fr.
truite forelle; vom mlat. tructa, einem volksmäßigen aus-
druck : quos evulgus' tructas vocat Isidor 12, 6, 6, muthmaß-
lich entstanden aus gr. Tpüixr^c, das eigentlich für einen an-
dern fisch gebraucht wird. In alten glossen (Eattemer I. 290)
trifft man schon die erweichte rom. form troita.
Trottare it., sp.pr.tr otar, /htrotter traben, gael.
trot, kymr. trotio; sbst trotto, trote, trot trab. Da dieRö-
358 I. TROVARE.
mer den kunstausdruck ire tolutim besaßen, woraus, wie schon
Salmasius bemerkt, ein verbum tolutare zsgz. tlutare trotare
(vgl fr. chapitre von capitulum) entstehen konnte, so scheint
es überflüssig den Ursprung des Wortes anderswo suchen zu
wollen: pr. alt fr. trotier ist also buchstäblich das tat. tolu-
tarius.
Trovare^ pr. cat. trobar, fr. trouver finden, chw.
truvar recht sprechen, ein urtheil finden, alt fr. trouver une
loi. Der walach. spräche fehlt dies wort gänzlich, die span.
und port, welche hallar und achar an seine stelle setzen, ken-
nen es fast nur aus der poetik der Provenzalen: sp. trovar
dichten, trova gedieht, doch braucht das (leonesische) Alexan-
der lied trobar auch im gewöhnlichen sinne; ebenso Berceo z.b.
Duel. 199: pero al que buscaba no lo podio trobar. hat. in-
venire gab die neue spräche früh auf, nur in der Passion
Christi läßt es sich noch entdecken und zwar in gesellschaft
von trovare: non fud trovez ne envengud str. 44, auch be-
wahren es span. Wörterbücher als einen archaismus ; das
mittellatein scheint kein hoch hinaufreichendes Zeugnis für tro-
vare zu enthalten. Seine herkunft ist noch nicht genügend
nachgewiesen , denn wenn Ducange es auf altfr. treu (tribu-
tum) zurückführt , weil die erheber das erhobene treuve ge-
nannt hätten, so übersieht er, daß kein infin. treuver statt
findet. Auch entstehung aus dem ahd. part. trofan ist als
etwas ganz ungewöhnliches nicht einzuräumen, wie viele verba
auch in lat. partieipien ihre quelle haben. Dagegen vermu-
thet Grimm myth. p. 853 als etymon unsers Wortes ein goth.
vb. drupan == ahd. trefan wie trudan = tretan, und so könnte
das räthsel gelöst erscheinen, wenn man auf das f actische
Vorhandensein eines solchen Wortes kein gewicht legte. Genau
fordert das rom. verbum in seinen verschiedenen formen einen
stamm tröb tröp, aber auch ein stamm mit ü ist zulässig. Die
folgende deutung, die den früheren beigefügt werden möge,
hat den Vorzug, daß sie aus dem vor allen berechtigten, dem
lat demente, schöpft und daß sie, statt auf Voraussetzungen,
auf thatsachen fußt. In trovare begegnen sich augenscheinlich
die begriffe finden und suchen oder holen: it. truovami un ago
ist = fr. cherche-moi une aiguille; Goffredo trova bei Tasso
kann nur heißen t suche Gottfried auf u, dgl; das venez. wort
bedeutet ausfindig machen, it. ritrovare genau durchsuchen,
I. TRUAN. 359
henneg. retrouve s. v. a. recherche. Finden ist das ziel des
suchens ; die spräche konnte den einen begriff in den andern
hinüberleiten , wie man für verfolgen und erreichen ein und
dasselbe wort gebraucht, s. oben guadagnare. Auch dichten,
das der Frovenzale mit trobar ausdrückte, ist ein finden durch
suchen, durch nachdenken, kein zufälliges treffen. Noch in
andern verbis, z. b. in catar, berühren sich suchen und fin-
den. Geht man also von der bed. suchen aus, wozu die an-
geführten beispiele berechtigen , so bietet sich als passendes
etymon turbare durcheinander werfen, woraus die bedd. durch-
stöbern, durchsuchen ohne Schwierigkeit erfolgen konnten : die-
selbe begriffsentwicklung z. b. in frugare mit der gabel durch-
einander werfen, durchsuchen, vgl. sp. buscar, alt fr. cercher
durchsuchen und suchen. Die formt er 'ander 'ung macht nicht
das geringste bedenken. Daß anlautendes t ein entfernteres
r gerne an sich zieht, ist bekannt (Rom. gr. 1. 248), im franz.
troubler von turbulare bemerkt man denselben Vorgang an
demselben stamme. Jeden zweifei aber muß die Wahrnehmung
niederschlagen, daß trovare in der bed. von turbare einzelnen
mundarten verblieben ist: altpg. trovar ist = turbare, neap.
struvare = disturbare, controvare = conturbare. Das neap.
und das it. controvare sind in ihrem Ursprünge eins und das-
selbe, nur in ihren bedeutungen auseinander gegangen: wer
möchte auch das ital. verbum als eine neue Zusammensetzung
mit dem bereits fertigen trovare betrachten, da fast gar keine
neuen Zusammensetzungen mit cum vorkommen, sofern dies
nicht, wie in combattere, eine gemeinsame thätigkeit anzeigt ?
Truan pr. (fem. truanda), fr. truand, sp. truhan,
pg. truao landstr eicher, bettler (sp. gaukler); vb. pr. truan-
da r, fr. truander, sp. truhanear. Daneben meldet sich eine
prov. und altsp. form mit f trufan, welche das wort an truffa
posse knüpft: da aber der Portugiese keine form trufäo an-
erkennt, so wird man truan als ein für sich bestehendes in
einigen mundarten dem sinnverwandten truffa zufällig ange-
nähertes wort betrachten müssen. Sein Ursprung aber ist cel-
tisch: kymr. tru truan trwch adj. elend, gael. sbst. truaighe,
adj. truaghanta; näheres bei Diefenbach celt. 1. 150 und Zeuß
I. 118, wo auch altirisch trog und tröeaire (mitleid) vergli-
chen werden. Im spätem mlatein schrieb man trutannus, das
einigermaßen an das ahd. truhting geführte erinnert (Ducange
360 I. TRUCCO— TRUFFE.
s. v. und Grimm ged. auf Friedr. p. 46), allein die formen der
Volkssprachen, die hier nirgends ein anlautendes t oder d ent-
decken lassen, verdienen mehr glauben als latinisierte, wel-
chen es um einer vorgefaßten etymologie willen oft auf einen
buchstaben nicht ankam.
Trucco it. kugelspiel, biliar d, sp. truco, pr. piem.
truc stoß, comask. stampfe, stempfei, npr. truco (f.) quet-
schung ; vb. piem. t r u c h e , com. npr. trucä, chw. trukiar stam-
pfen, stoßen, ven. s-trucare auspressen. Der stamm passt
offenbar zu unserm druck, drucken, dessen d älterem th fa#s.
thryccan, altn. thryckia), mithin romanischem t antwortet Mu-
ratori, der das wort übrigens aus dem fr. troquer herleiten
möchte, gedenkt eines spieles trucco di terra, wobei es dar-
auf ankommt kugeln durch einen auf dem boden befestigten
ring zu werfen: man könnte darum an gr.jQo%6<; (ring) den-
ken; allein der begriff stoß (eig. druck) ist der sache ange-
messener und nur in beziehung darauf konnte der Spanier
das spiel mit dem plural trucos (engl, trucks) d. h. das in
stoßen bestehende spiel nennen. Nach Covarruvias und Min-
shew stammt es aus Italien und hier ist auch das wort in
seiner gemeinen bedeutung am meisten üblich.
Truffa it., sp. pg. pr. trufa, fr. truffe posse, Wind-
beutelei, auch bask. trufa; vb. truffare, trufar, truffer einen
zum besten haben; it. truffaldino schalksnarr. Sollte es wirk-
lich im gr. Tyvyij hoffart seinen Ursprung haben? Wahr-
scheinlicher aber ist es nichts anders als das gleich unten
abzuhandelnde wort: nicht allein umfaßt das alt fr. trufle beide
begriffe knollen und posse, das neap. taratufolo einfaltspinsel
ist augenscheinlich das it. tarlufolo, und auch das mail. tar-
tuffol bedeutet trüffel und geck. Die spräche übertrug den
namen einer kleinen frucht auch auf eine kleinigkeit in ab-
stractem sinne, eine posse, albernheit.
Truffe fr. (f.), comask. trufol, gen. trifola ein erd-
schwamm, trüffel, dsgl. cat. mit eingeschobenem m trumfo trumfa
ein knolleng ewachs, patate ; das span. wort ist t u r m a in er-
sterer bedeutung. Adelung verweist truffe auf das ndd. druf-
fel träubchen, weil das gewächs traubenförmig sei; es ist aber
nicht wohl zu glauben, daß man für ein im Süden wohlbe-
kanntes gewächs einen deutschen namen geborgt habe, auch
nannte man es ahd. erdnuz, nicht drüpo (raube. Der Mein.
I. TUDEL-TÜFO. 861
ausdruck ist tuber, welches, wenn man die ungemeine ent-
stellung von pflanzennamen bedenkt, sich mit versetztem r und
verwandeltem b vielleicht zu trufe, trumfo (auch sp. trumfo
geschwulsi) und selbst turma gestaltete; ü hätte o werden sol-
len, aber auch im it. tubero tubera blieb es. Die weiblichen
formen konnten ihren grund haben im plur. tubera, der als
sing, bereits in deutschen glossarien des 9. jh. dasteht, s. Graff
IL 1128. Dazu kommt noch ein zweites wort, womit theils
eine trüffel, theils ein knolleng ewächs benannt wird: it. tar-
tufo, mail. tartuffol, ven. tartufola, piem. tartifla, chw. tar-
tufel, occ. tartifle, fr. (in BerryJ tartoufle. Dies erklärt Menage
nicht ungeschickt aus terrae tuber, welche Zusammenstellung
Plinius für ein anderes knollengewächs gebraucht , auch der
Spanier nennt die trüffeln türm as de tierra: tartufo wäre also
euphonisch für tartrufo; dabei ist das sie. tirituffulu in an-
schlag zu bringen, das recht wohl für tere-tuffulu stehen kann.
Aber einiger zweifei haftet doch auf der herleitung von truffe
aus tuber. Andre mundarten zeigen nämlich den einfachen
stamm truf ohne r: genf. tufelle, occ. tufeda Dict. genev., sp.
co-tufa erdapfel, dessen erste sylbe zweifelhafter herkunft ist,
vgl, sie. cata-tuffulu; ven. tufoloto bezeichnet einen hurzen
dicken menschen, einen knollen. Es fragt sich nun: sind diese
letzteren formen identisch mit dem unten folgenden tufo dunst,
entweder weil die trüffel ein staubschwamm ist oder, wie schon
andre vermuthet haben, weil sie stark riecht? Oder sind sie
abgekürzt aus tar-tufo? Letzteres ist gewiss der wahrschein-
lichere fall, vgl. über solche abkürzungen die vorrede. — Aus
tarlufola ward übrigens durch dissimilation unser kartoffel,
mdartl. tartoffel, isl. tartuflur pl., s. Potts forsch. 11.111. Das
neupr. trufa hat nur diese bedeutung, nicht die des fr. truffe.
Tudel sp. pr. , piem. comask. tue], fr. tuyau röhre,
pfeife. Mit tubellus, das Menage aufstellt, verträgt sich die
form auf keine weise, da nur die ital. spräche d in die stelle
eines ausgefallenen buchstabens einfügt. Tudel ist genau das
altn. tüda, dän. tüd, ndl. tuit, hochd. mundartl. zaute röhre,
besonders an einem gefäß zum eingießen.
Tufo tuffo it. , sp. tufo dunst, npr. toufe ersticken-
der dunst, lothr. toffe erstickend; vb. fr. etouffer ersticken.
Nicht vom mhd. tuft, es stammt aus dem gr. xvqxtg qualm,
dsgl. dunkel, stolz (typhus in letzterer bed. bei Arnobius, vgl
968 I. TUFO-UCCELLO.
Ducange), daher denn auch sp. tufos pl, locken auf den oh-
ren, hochmuth , pg. tufos buff'en (aufgeblähtes), tufar auf-
blasen, atufar erzürnen, tuf£o Wirbelwind, genau das gr.
Tvcpwv. Verwandt ist das lomb. toffä beriechen , chw. toffar
tuffar stinken.
Tufo it. pg., fr. tu f, sp. toba tuf stein; vom lat. tophus.
Tulipano it., wal. tulipan, sp. tulipa tulipan, fr.
tulipe eine blume, tulpe; vom pers. dulbend das um die
mutze gewickelte nesseltuch (daher it. turbante turban), we-
gen einer gewissen ähnlichkeit von den Europäern auf jene
blume übertragen , deren pers. und türkischer name lale ist
Turchese turchina it., sp. pr. turquesa, fr. tur-
q u o i s e ein edelstein aus dem thongeschlechte, vorzüglich in
Ostpersien einheimisch, der türkische genannt, weil er zunächst
aus der Türkei kam.
Tutare it. in attutare und stutare (astutare Poet.d.pr.
sec. 1.209), pr. tu dar, atuzar, estuzar, fr. tu er. Die be-
deutung der ital. Wörter ist mäßigen, dämpfen, die der prov.
und franz. auslöschen wie in luer la chandelle , luer le feu
(s. Ducange), aber schon alt franz. tritt die bed. tödten da-
neben auf, für welche sich auch eine prov. form tuar fest-
setzte Ferabr. v. 269. Deutscher herkunft ist das wort nicht :
goth. daulhjan, ahd. tötan, hätte prov. daudar oder taudar, fr.
touer hinterlassen. Auch an lat. tüditare fortstoßen ist nicht
zu denken. Buchstäblich passt nur tutari schützen, abweh-
ren, dem auch pr. tuzar nicht widerspricht , da t zuweilen
doch, wie in mezeis (metipse), palazin (palatinus), zuz wird.
Tutari aber neigt sich zur bed. abwehren, hemmen, woran
sich zunächst die des ital. Wortes knüpft: tutari famem den
hunger abwenden, sagt nicht vielmehr als it. attutare la fame,
auch das franz. tue-vent bedeutet etwas den wind abwehren-
des, aus abwehren folgte unschädlich machen, löschen, tödten.
Wie die bedd. schützen und abwehren sich berühren, zeigt
auch das lat. defendere, das altd. werjan, das rom. parare u. a.
Uccello it. (poet. augello), pr. auzel, fr. oiseau,
mlat. aucellus L. Sal. vogel, von aucella aucilla (bei Apicius
und Apulejus) mit verändertem genus wie häufig bei diminu-
I. UFFO— UPÜPA. 868
Uten; sp. mit dimin. bed. avecilla = lat. avicella. Daher das
vb. it. uccellare vögel fangen, mhd. vogelen, alt fr, oiseler
hüpfen wie ein vogel.
Uffo it. , ufo sp. pg. in der adverbialen Verbindung a
uffo, a ufo umsonst, auf fremde kosten; daher abgel. sp. pg.
ufano eitel, pr. ufana, ufanaria, ufanesc eitelkeit, übermuth
u. a. Die würzet dieser bildungen ist germanisch. Das ahd.
sbst. ubba uppa wird eben so adverbial gesetzt: in uppun
eitel, umsonst = it. a uffo. Den consonanten f gewährt aber
das verwandte goth. ufjö überflüssig; das hd. p scheint sich
nur in dem comask. a up (mail. a off) vorzufinden. Vgl. Rotn.
gr. I. 292 und Dief. goth. wb. 1. 100. Nach Minucci zum Mal-
mantile entstand a uffo aus der in actenstücken gebräuchlichen
abkwzung ex uffo = ex ufficio 'unentgeltlich*, s. Bolza vocab. —
was hier noch angemerkt werden mag.
Uguanno it., altsp. hogano, altpg. ogano, pr. ogan,
altfr. churw. uön adverbium für lat. horno, so wie überhaupt
für gegenwärtige zeit gebraucht ; von hoc anno. Die neben-
formen it. unguanno, pr. ongan mögen in hunc annum ihren
grund haben. Das eingeschobene u im ital. wird euphonischer
natur sein wie in introcque. Vgl. antafio.
Uomo it., wal. om, in den andern sprachen etwas ver-
schieden behandelt: sp. hombre (von hom'nem wie fembra
von fem'na), pg. hörnern (homin[em]), pr. altfr. hom, acc.
home, daher das nfr. homme. Aus der altfr. nominativform
hom om on entstand das pron. on = ahd. man, das schon
die Eidschwüre kennen : si cum om per dreit son fradra sal-
var dist, vgl. Rom. gr. IL 372. Älmliche Scheidung des pro-
nomens vom Substantiv auch im altfries. ma und man, im ndl.
man und men, im dän. mand und man, s. Grimm III. 8, Richt-
hofen v. ma. Eine abl. ist it. omaggio, sp. homenage, pr.
homenatge, fr. hommage dienstpflicht, huldigung, worin homo
in seiner mlatein. bed. dienstmann genommen ist.
U o p o it., wal. o p , . altsp. huevos, pr. ob s, altfr. o e s
bedürfnis; von opus.
U o s a it., altsp. h u e s a Poem. d. Cid, altpg. o s a S. Rosa,
altfr. hose, kymr. hos beinbekleidung , gamasche, in frühe-
rem mlatein hosa und osa; fr. houseau mit ders. bed.; it.
usatto Stiefel; alle vom ahd. hosa caliga, nhd. hose.
Up up a it. wiedhopf, abgekürzt mail buba, romagn. poppa,
864 I. URACANO-USBERGO.
piem. popo, pg. poupa, dsgl. it. bübbola, sp. abubilla.
Auf andre weise abgekürzt ist pr. u p a , hieraus mit aspirata
durch das dtsche witu-hopf herbeigeführt fr. huppe, das
aber auch von einem merkmale des vogels die bed. haube an-
nahm, denn aus ahd. hüba wäre huve geworden. Ein neues
wort entlehnte man von seiner stimme (wie auch upupa, enoxj/)^
sp. putput, fr. puput, vgl. obd. wutwut.
Uracano it., sp. huracan, pg. furaca o, fr. oura-
gan stürm, orkan; ein erst später in die sprachen eingeführ-
ter schifferausdruck, der aus dem karaibischen herrühren soll.
Urlare it., wal. urlä, fr. hurler (h asp), früher
auch huler vielleicht mit einmischung des dtschen heulen ; von
ululare (wie it. zirlare von zinzilulare). Dahin auch pr. udo-
lar und wohl auch pg. huivar (vgl. couve von caulis). Von
huler stammt fr. hulotte eule. Ein henneg. cahuler soll nach
Hecart für cat-huler stehn (schreien wie die katze). In der
it. nebenform chiurlare ist die natur des anlautenden ch zwei-
felhaft.
Urtare it., pr. urtar, fr. heurter statt des alten
hurter (h asp.) stoßen; sbst. it. urto, fr. heurt stoß; dazu
ein comp, altfr. dehurter, neupr. dourdä (ebenso derbä von
deherber), norm, dourder. Das wort findet sich wieder im
mhd. hurten, hurt, ndl. hurten horten, hurt hört, wohl auch
im engl, hurt verwunden, hurtle anprallen, es fehlt aber allen
älteren deutschen mundarten und möchte als ein in ritterspie-
len übliches aus Frankreich eingebracht sein. Unter den cel-
tischen sprachen kennt es nur die kymrische : hwrdh stoß, dsgl.
bock (mlat. in England hurdus hurdardus mit letzterer bed.),
vb. hyrdhu hyrdhio stoßen, und wenn es sich in den ältesten
denkmälern dieser spräche nachweisen läßt, so ist seine celti-
sche herkunft ziemlich gesichert.
U s b e r g o osbergo it., pr. a u s b e r c ausberg, altfr. hal-
bere hauberc (h asp.), nfr. haubert panzerhemd; vomglbd.
ahd. halsberc, ags. healsbeorg, altn. hälsbiörg (f.) eig. eine
den hals bergende oder deckende rüstung, mhd. auch halsveste,
nachher, wie unser koller (von collare halsband), in seiner
bedeutung erweitert. Im altfr. halbere verstummte das zwi-
schen zwei consonanten stehende s und fiel aus wie in dem
gleichfalls mit hals zsgs. halterel haterel für halsterel, woge-
gen die prov. form ihr s durch aufiösung des 1 in u schützte:
I. USCIO-VALIGIA. 305
man hüte sich daher es aus dem von Wackernagel (und schon
von Besly, s. Ducange und Menage) als urform angenomme-
nen al-berc ' alles deckend1, woraus halsberc erst entstellt
wäre, zu erklären. Im ital. kommt auch das veraltete femi-
nin sberga für usberga vor.
Uscio it., wal. use, altsp. uzo Poem. d. Cid, pr.xiis
us, altfr. huis, von ostium; it. usciere, altsp. uxier, fr.
huissier thürsteher, von ostiarius, das zum belege des frühen
Übertrittes von o in u in der form ustiarius in einer Urkunde
v.j. 551 (Marinipap. p. 180) erscheint.
v.
Vainigli a it., sp. vainilla und vainica, pg. bainilha
baunilha, fr. vanille ein gewürz, der same einer südameri-
canischen pflanze; diminutiv des span. vaina schote (tat. va-
gina), weil die Samenkörner in kleinen schoten enthalten sind.
Vajuolo vajuole (fem. pl.) it., sp. viruela viruelas,
fr. petite veröle pocke, pocken, mlat. Variola; von varius
bunt, fleckig, nicht von varus blatter, da das ableitende i durch
die ital form klar angezeigt ist,
Valigia it., sp. balija, fr. valise felleisen. Die for-
men stimmen nicht, man muß die span. nebst dem in den
glossen von Älfric vorkommenden vallegia als nachbildung der
ital auffassen, womit man als grundform valisia oder valitia
gewinnt. Die aufklärung des schwierigen Wortes laß sich
versuchen. Flautus braucht häufig für dieselbe oder eine ähn-
liche sache das gewiss ganz volksübliche vidulus. Im latein.
fließt aus capill-us capill-itium, die ital. spräche aber zieht
selbst für sinnliche begriffe das weibliche sufßx itia vor, wel-
ches, wie im latein., eigentlich zum ausdruck absiracter be-
griffe dient (grand-izia grand-igia) , und leitet z. b, aus lat.
comtus putz, schmuck das glbd. cont-igia. Mit demselben
rechte konnte sie aus vidulus vidul-itia leiten, besser romani-
siert velligia (11 aus d'l auch in strillo aus stridulus), mit be-
kannter Verwandlung des tonlosen e in a valligia, endlich va-
ligia durch Vereinfachung des 11, was hier, wo aller etymolo-
gische anhält fehlt, zumal vor betontem vocal leicht möglich
war. So ist also unser deutsches wort felleisen, eine offen-
bare umdeutung des fr. valise, im Plautus zu suchen.
366 I. VANNO-VASSALLO.
V a n n o it. (nur im plur. üblich), abgel vanneaux fr.
Schwungfedern; von vannus futterschwinge , weil die fittiche
der vögel dieselbe bewegung machen. Der kibitz aber heißt
it. vanello, fr. vanneau, mail. vanett, von dem federbusche
auf dem köpfe, den er aufrichten und niederlassen kann, dessen
einzelne theile also mit Schwungfedern verglichen werden; ital.
auch pavoncella genannt
Vantare it., pr. vantar, fr. vanter prahlen; sbst.
it. vanto; von vanitare mit ders. bed. bei Augustinus (opp.
I. 437. 761), dies von vanus.
V arare it., sp. pg. pr. varar, altfr. var er ein schiff
vom Stapel lassen; von vara querhoh, schräge gelegtes holz.
Aber pg. varar heißt auch ein schiff ans land ziehen , dsgl.
(intrans.) scheitern, letztere bed. hat auch sp. varar barar,
daher des varar wieder flott werden.
V a s c e 1 1 o it., sp. b a x e 1 , pg. baixel schiff, pr. v a i s s el,
fr. vaisseau gefäß, schiff, wall, vahai sarg; von vascellum
s. Grut. inscript., dimin. von vas, vascultim. Ein altes Zeug-
nis der span. form bei Isidorus : phaselus est navigium, quem
nos korrupte' baselum dicimus. Daneben für die urspr. bed.
gefäß it. vasello, sp. vasillo baxillo u. s. w.
Vassallo it. pg., sp. vasallo, pr. fr. vassal lehns-
mann, mlat. vassallus. Die älteste lat. form z. b. in der L.
Alam. ist vassus mit der bed. mann vom dienstgefolge , und
noch unter Ludewig dem frommen heißt es: quos vassos'vulgo'
vocant. Die roman. spräche aber kennt vas nicht mehr, sie
gab es hin für das klangvollere vassall. Eine altfr. bed. des
letzteren ist mann, streitbarer mann: die Liv. d. rois haben
vassal für vir p. 119.204, für pugnator p. 174, daher vassa-
lage tapferkeit, wie barnage von baron. Den deutungen aus
lat. vir oder vas vadis oder aus dem goth. vastjan (kleiden,
vassus 5. v. a. vestitus, investitus) widerstrebt der buchstabe;
mit recht erinnert Leibnitz an kymr. gwäs junger mann, die-
ner: an erster e bedeutung, nicht wohl an letztere, knüpft sich
die altfranz. ^streitbarer mann1, alle drei bedd. vereinigt z. b.
das ahd. degan junger mann, held, diener. Die rom. form
vassall wird, da kein suffix all vorhanden ist, durch anleh-
nung an das kymr. adj. gwasawl (dienend) entstanden sein.
Die aufnähme von vassus in die mlat. oder roman. spräche
muß man übrigens in die früheste zeit setzen (vgl. fr. verne
I. VECCHIO— VENERDI. 36?
aus gwernen), da man später guassus gesagt haben würde.
Eine abl ist altfr. vaslet varlet knabe (anständiger als gar-
con, an dessen stelle z. b. die limous. mundart nur efon d. i.
enfanl gebraucht) , nfr. valet diener , it. valetto. Ein gerin-
gerer vassall, nach dem gemeinen sprachgebrauche besonders
in der Normandie ein afterlehnsmann hieß fr. vavasseur
(vasseur Ruteb. 1. 150), pr. vasvassor valvassor, mlat. vavas-
sor vavassorius u.dgl., fem. altfr. vavassore, daher it. var-
vassore und barbassoro , altval vervesor J. Febrer str. 95,
vielleicht zsgs. aus vassiis vassorum vassall von vassallen.
Vgl. zu diesem artikel Potts forsch. IL 347.
Vecchio veglio it. , wal. veachiu, sp. viejo, pg.
velho, pr. vielh, fr. vi eil vieux alt; von vetulus vetlus
veclus, letzteres schon bei einem alten grammatiker Vetulus,
non veclus1 Anal, gramm. ed. Eich, et Enal. p. 443, curte vecla
Tiraboschi stör, di Nonant. IL p. 17 a (v. j. 752).
Vece it. sbst. , adverbial sp. pg. vez, pr. vetz, fr.
fois, npr. fes (altpr. fetz nur im Gir. de Rouss.) , letztere
formen mit Verwandlung des v m f, Rom. gr. IL 395; vom
lat. vice z. b. tribus vicibus dreimal. Daher altsp. altpg. pr.
vegada, churw. gada, worin sich g zu z verhält wie im
sp. pr. perdigon, pg. perdigäo aus perdiz perditz.
Veglia it., sp.pg. vela vigia, pr.ve lha, fr. veille
nachtwache; vb. vegliare u. s. f.; sp. veleta Wetterfahne
(Wächter), it. veletta schildwache ; von vigilia, vigilare. Warum
sp. vela und nicht vella, da doch der Baske bella sagt ?
V e 1 1 r o it., pr. v e 1 1 r e , altfr. v i a u t r e Jagdhund, com.
guilter; altfr. viautrer jagen (auf schw eine). Martial hat
verträgus: non sibi, sed domino venatur vertragus acer; Gra-
tius spricht dafür minder gut verträha, in der L. Burg, steht
veltrahus, in der L. Sah veltrum veltrem (acc), in den schlettst.
glossen 37, 28 veiter, in den florent. glossen p. 948b veltra.
Es wird von Aelian als ein celtisches wort bezeichnet: al ös
nodcöxsig xvvsg al xsXttxai xalovvrai ovsQTQayoi xvvsg (pcovfj
rfj y.elTixfj, nach Zeuß I. p. 6 , vgl. 45. 166, vom altirischen
traig fuß, verbunden mit der intensiven partikel.
Venerdi it., fr. vendredi, pr.cat. divendres frei-
tag, von Veneris dies, dies Veneris; sp. viernes, pr. auch venres
vom gen. Veneris, wal. vineri, ven. venere, romagn. venar.
Dafür pg. sexta feira.
868 I. VENGIARE— VERRINA.
Vengiare it., sp. vengar, pg. vingar, pr. vengar
venjar, fr. v enger rächen; von vindicare (wal. vindecä
heilen d. h. retten). Zsgs. pr. revenjar, altfr. revenger,
nfr. revancher, sbst. revanche, vgl. wegen des eingetretenen
ch altfr. nage, nfr. nache,
\entVLg\ioit.,sp. ventalle fächer, pr. ventalh, fr.
ventail luftloch, vantaii thürflügel, eventail fächer, it. ven-
taglia u. s. f. visier des helmes; von venlus, vgl. ventana IL b.
Ver pr. altfr. frühling; daher sp. verano, pg. veräo
spät frühling ; zsgs. pr. primver, it. sp. pr. primavera, wal.
primevare, altfr. primevere, bask. (labort.) primadera frühling,
eig. erster frühling, Vorfrühling , welchen begriff es noch im
span. ausdrückt; dafür fr. printemps, piem. schlechtweg
prima, occit. primo (f.). Der Venezianer nennt diese Jahres-
zeit verta, in Dauphine heißt sie pipa, s. oben s. v.
Vergogna it., pg. pr. gleichlaut., fr. vergogne, sp.
vergüenza, alt vergüena Ruiz, schäm; von verecundia mit
ausgefallnem d wie in Bourgogne von Burgundia, wogegen im
span. schärfung des d zu z eintrat.
Vermiglio it., sp. bermejo, pg. vermelho, pr.fr.
vermeil roth, mlat. vermiculus schon im 6.jh. s. Brequigny
n. 40 palla vermicula; vom sbst. vermiculus würmchen (das
die Scharlach färbe gibt).
Yerniceil, sp. berniz barniz, pr. vernitz, fr. ver-
nis eine art lack oder glanzfarbe, daher engl, varnish, kymr.
bernais, dtsch firnis; vb. it. verniciare, sp. barnizar, pr.
vernissar, fr. vernisser, auch it. vernicare, pr. bernicar, end-
lich auch fr. vernir. Des Wortes herkunft ist zweifelhaft
Billig geht man vom vb. vernir als dem einfachsten producte
aus, daher vernis, it. vernice (für verniccio, mlat. vernici-
um) : es könnte im ahd. bernjan für brenjan glänzend machen
(dies von brinnan glänzen) seine quelle haben, allein nie er-
weicht sich anlautendes deutsches b in v, das sp. b aber ist
kein zuverlässiger führ er, da es oft für v eintritt. Eben so
wenig gewicht hat das dem ital. erst nachgeformte mittelgr.
ßeQvixq. Darum verdient Menage* s erklärung den Vorzug:
vernir ist = vitrinire glasieren (das adj. vitrinus für vitreus
findet sich im pr. veirin), eine bedeutung, die auch das it. vi-
triare, das sp. vedriar entwickelt haben.
V e r r i n a it., sie. virruggiu bohr er, henneg. verin schraube,
I. VERSARE— VERTOVELLO. 369
fr. vrille (für verille) kleiner bohr er; dahin auch it. ver-
r i c e 1 1 o haspel. Augenscheinlich sind diese Wörter eines
Stammes, nicht aber von virare, das in allen dbleitungen sein
i behauptet: ihm mag etwa das neupr. birou birounieiro boh-
rer sein dasein danken. Jene Wörter schließen die Vorstel-
lung des drehens , windens in sich ein, vrille hei fit auch die
schraubenartig sich windende ranke des weinstocks (also nicht
von viriculum meifieV) und so dürfte man auf veru, da dem
sich drehenden bratspiefi der bohrer wohl verglichen werden
konnte, vermuthen, um so eher als sich verrina befriedigend
aus dem Plautinischen veruina, einer ableitung von veru, er-
klärt. Identisch mit verrina ist sard. berrina barrina, cat.
barrina, vielleicht auch sp. barrena, aber pg. verruma
wird wohl besser auf das glbd. arab. bairam oder barimah
freut. 1. 114b zurückgeleitet
V e r s a r e it. , versar pr., verser fr., versa wal
ausgießen, vergiefien; von versare (das gefäfi) umkehren, eine
bedeutung, die auch das wal. turnä entwickelt hat. Dasselbe
wort ist altsp.bosar , nsp. rebosar = lat. vorsare, revorsare.
Vertovello, statt dessen durch dissimilation it. ber-
t o v e 1 1 o ausschliesslich üblich geworden, fischreuse. Wer fühlt
nicht darin das bekannte vertebolum der L. Sah, womit ein
geräthe zum fischfang benannt wird ? si quis statuale , tre-
macle aut vertebolum (al. vertivolo) furaverit. Aus vertebra
flofi vertebulum, hieraus entstand mit vertauschtem suffix (wie
aus martulus marlello) das ital. wort, ven. bertevelo, piem,
crem. mail. bertavel, com. bertavelle und bertarel; in allen
diesen mundarten heifit es auch ein ähnliches geräthe zum Vo-
gelfang. Vertebulum aber zog seine bedeutung unmittelbar aus
dem vb. vertere, nicht aus vertebra : die reuse heifit so, weil
ihr hals nach innen gekehrt, umgewandt ist. Für diese auf-
fassung gewährt die ital. spräche einen unzweifelhaften beleg,
indem der hals oder die mündung der reuse ritroso = retror-
sus (etwas rückwärts gekehrtes) genannt wird. Bertovello
bedeutet auch ofenkrücke, ein Werkzeug zum umwenden der
kohlen. Es ist also an verriculum (zugnetz) nicht zu denken,
woraus das salische wort grammatisch nicht entstehen konnte*
Aber auch im franz. läfit es sich wahrnehmen: verveux,
richtiger verveu, wie man sonst schrieb, heifit eine reuse von
garn, für vertveu = vertovello bertovello; näher jedoch kommt
24
870 I. VERZA— VEZZO.
letzterem das limous. vertuel. Man sehe Pott in Aufrechts
und K. ztschr. I. 402, wo bereits verveu mit vertebolum ver-
glichen ist.
Verza lomb. pg., berzasp., v e a r z e wal, verzotto
iL kohl, wirsig, daher sp. bercero kräuterhändler. Die her-
kunft dieses Wortes unterliegt keinem bedenken, wenn auch
mlat. brasicia Gloss. flor. (Diutiska II. 232) zu widersprechen
scheint: es ist das lat. vTridia (plur.) gartengewächse , das
der Verwandlung in verza nicht entgehen konnte. Menage hält
it. berza Schienbein für dasselbe wort, eig. kohlstrunk, und
vergleicht wegen der bedeutungen fr. tige, it. gambo. Für
verza auch it. sverza kohl, splitter.
Verziere it., sp. vergel, pr. vergier, fr. verger
garten; vom gleichbed. viridiarium oder viridarium, pr. auch
verdier. Verzaria (plur.) hat schon eine Urkunde v. j. 752
Muratori antiqq. ital. V. 1011.
V e z z o it., sp. pg. v e z o , pr. v e t z (m.) gewohnheit, it.
pl. vezzi reize; daher vb. sp.pg.pr.wQZ&r avezar, it. avvez-
zare gewöhnen, altsp. vezado gewohnheit, pr. vezat Choix
IV. 442, veziat visiat, altfr. voizie vezie vesie gewandt, schlau;
it. vezzoso reizend, altfr. voiseus viseus verschlagen; zsgs.
it. invezzare, wal. invetzä gewöhnen, pr. envezar, altfr.
envoisier belustigen ; it. d i s v e z z ar e , sp. desvezar, wal. des-
vezä entwöhnen; altsp. malvezar übel gewöhnen. Woher alle
diese bildungen? Auf das fem. vicem, das den der gewohn-
heit fast entgegengesetzten begriffswechsel ausdrückt, ist ge-
wiss nicht zu vermuthen. Das einzige sich darbietende wort
ist Vitium und man darf es getrost zulassen, wiewohl es schon
in einer andern, aber minder volksmäßigen form vizio vicio
vice vorhanden ist. Vitium war einerseits unart , üble an-
gewöhnung , wie denn auch it. vezzo angewöhnte unart, sp.
vezo vornehmlich üble gewohnheit bedeutet ; andrerseits bezog
man es auf den hauptfehler der menschlichen natur , Üppig-
keit, lusternheit ; gewandtheit, Schlauheit mag sich daran ge-
knüpft haben, daher it. vezzi, chw. vezs reize. Diese erklä-
rung, wornach vezzo und vitium als ein und dasselbe wort
zu fassen sind, bestätigt sich positiv durch die dem letztern
in den neuen sprachen beigelegten bedeutungen: sard. viziu
fehler, gewohnheit, it. vizio fehler, lusternheit, altsp. vicio ver-
gnügen, belustigung s. Sanchez, altval vici dass. «7. Febrer
I. VIA— VILLA. 371
str. 38, pr. vici Schlauheit, it. viziato schalkhaft; es bestätigt
sich ferner durch das it. mendo, lomb. menda, welches fehler,
demnächst üble gewohnheit, in der cremon. mundart schlecht-
weg gewohnheit bedeutet. — Man kennt ein altfr. sbst. \ois-
d i e Verschlagenheit, das sich als eine ableitung aus dem adj.
voise erklärt, prov. gleichsam vesadia zsgz. vesdia voisdie,
also wie sp. osadia von osado.
Via it. adv. die frage cwie oft1 zu beantworten, una
via einmal Poet. d. pr. sec. 1. 491, due via tre zweimal drei;
vom sbst. via weg, vgl. das ebenso angewandte nord. gang*,
das ndl reis. Via härtete sich, scheint es, in fia, altfr. fie,
üblicher die abl. fiata (dreisylb.), altfr. fiede Liv.d.rois p.
11, fiee foiee, noch jetzt wallon. feie. Zsgs. it. tuttavia,
sp. todavia, altfr. toutesvoies, nfr. toutefois allemal, dennoch.
Via, su via it., sp. via (z. b. via comer! Silva ed. Grimm
p. 257, vgl. Apolonio str. 388), pr. altcat. via sus Choix V. 74,
Ram. Munt. p. 206m, interjection der ermunterung; vom sbst.
via, eig. ' auf 'den weg V Auch in der bed. weg! wird ital. nebst
churw. via gebraucht; dafür bedient sich die mail. mundart
des dtschen fort!
Viaggio it., sp. viage, pr. viatge, fr. voyage,
wal. viadi reise; vb. viaggiare u.s.w. reisen, von via-
ticum reisegeld, schon bei Venant. Fort, in rom. bed. vorkom-
mend, s. Ducange.
V i g 1 i a c c o it. , sp. b e 1 1 a c o , pg. v e 1 h a c o niedrig,
schlecht; abgeleitet von vilis (Rom.gr. 11.248). Das fr. veilla-
querie Roquef. ist aus dem spanischen.
Villa it. landhaus, sp. villa marktflecken, fr. ville
Stadt. Bereits in der L. Sah hat villa neben der ursprüngli-
chen die bed. w eiler , dörfchen (Pardessus p. 389, vgl. auch
Ducange), im prov. und altfr. bemerkt man noch die latein.
oder die span. bedeutung: in der Passion Christi wird ßeth-
fage castellum und ebenso Gethsemani villa oder praedium
(Matth. 26, 36, Marc. 14, 32) mit vila übersetzt, während Je-
rusalem ciptad heißt, vgl. auch Eenschel s. v.; endlich bezeich-
nete es jede Stadt von beliebiger große. Dem abgel. it. vi I—
lano, sp. villano, pr. vilan, altfr. vilain bauer legte der Stan-
desgeist des mittelalters auch die moralischen nebenbedeutun-
gen niedrig, schurkisch, häßlich bei, welche im prov. die haupt-
bedeutungen (bauer heißt hier pages), im neufr, die einzig
3713 I. VILUPPO— VIOLA.
verbliebenen sind, die auch, in rücksicht auf vil (lat. vilis),
die alte Schreibung mit einfachem 1 fortzuführen anlaß gaben.
V i 1 u p p o it. Wickel, gewirr; vb. altsp. v o 1 o p a r Berc.
p. 217 str. 268, pr. gleichlaut., alt fr. voleper ; dsgl. it. i n v i 1 u p-
pare, pr. envolopar envelopar, npr. agouloupä, fr. envelop-
per einwickeln; prov. auch revolopir herumwerfen. Wie nahe
auch volütare zu liegen scheint, so ist es doch grammatisch
nicht mit dem rom. worte zu einigen. Entsprang es aus vo-
lup, so daß vilupparsi Wspr. bedeutete sich hätscheln, sich
warm halten ? Vgl. aber auch it. luffo geicirr, gleichbed. mit
viluppo. Es begegnen einige formen mit lp statt lop lup : alt-
vol. (bei A. March) envolpar, romagn. agulpe einwickeln, ven.
imbolponare einpelzen; man wird sie als contractionen betrach-
ten müssen, da vulpes, an das man zunächst denken dürfte,
nie die bed. fuchspelz zeigt.
Viola it. sp. pg., pr. viula viola, fr. viole, wal. vi-
0 ä r e ein Saiteninstrument, daher v i o 1 i n o, v i o 1 o n e u. s. w.
Es ist eins der schwierigeren Wörter, doch scheint es nicht
unlösbar. Zu bemerken ist zuvörderst , daß der Provenzale
zweisylbig vfiila v/ola spricht (der diphthong iü ist ihm unbe-
kannt) ; aus vibla konnte wohlfr.\iö\e, it. viöla werden, nicht
aus viöla das pr. viola: man muß also von der prov. form
als der ältesten ausgehen und darf nicht außer acht lassen,
daß das wort, wie alle mit v anlautenden, vorzugsweise la-
teinische herkunft in anspruch nimmt. Der mlat. ausdruck
für dasselbe instrument ist vitula, und dies kann nur abgezo-
gen sein aus dem alten lat. vitulari springen wie ein kalb, sich
lustig gebärden (dieselbe bed. hat unser mundartl. kälbern,
ndd. kalveren), die violine aber war die üblichste begleiterinn
der lustbarkeiten, ein dichter (bei Ducange) nannte sie dar-
um vitula jocosa. Springen, tanzen, musicieren sind inein-
andergehende begriffe (vgl. giga I, carole IL c) und daß vi-
tulare ein sbst. vitula mit dem concreten begriffe eines instru-
mentes lieferte, kann nicht wunder nehmen: entsprang doch
auch unser geige aus geigen, nicht umgekehrt. Aus vitula
aber ward durch Umstellung pr. vAitla (wie veuza aus vidua,
teuna aus tenuis) und endlich viula viola (wie rolar aus rot-
lare), hieraus it. viöla, das nicht unmittelbar aus vitula ent-
stehen konnte, sp. v i h u e 1 a (h zur Währung des hiatus)j fr.
viole, wofür aber dk alten vielle viele (dreisylbig) aus
I. VIRA— VISCIOLÄ. 878
vitella vorzogen. Sollte, wie auch Wackernagel vermuthet,
unser ahd. schon bei Otfried vorkommendes fidula, nhd. fiedel,
das dieselbe sache ausdrückt, nicht desselben Ursprunges sein
wie viola? Roman, v ward ja auch sonst in f geschärft, in
den casseler glossen z.b. ferrat, fidelli für verrat videlli ge-
schrieben. Man erklärt es wohl aus fidicula, was aber der
buchstabe nicht gestattet. Wir hätten alsdann in dieser deut-
schen form ein älteres Zeugnis für vitula, als die mlat. litte-
ratur zu bieten scheint.
Vira sp. pg. pr. , alt fr. vire pfeil, bolzen, bret. bir;
sp. v i r o t e , it . v e r e 1 1 a , verettone (bei Ferrari) speer. Vira
aus veru ist gegen die regel. Besser darum denkt man an eine
zusammenziehung aus vlpera, sp. v/bora: vira z. b. in einer
neap. chronik (et parme che al cor me jonga una vira Mu-
ral, antiqq. ital. VI 694) übersetzt der herausgeber mit vipera.
Wegen der begriff sentwicklung vgl. givre II. c. Gegen her-
leitung von veretta aber aus veru läßt sich nichts einwenden.
Virar sp. pg. pr., altfr. virer, piem. vire drehen, hen-
neg. virler rollen, sp. auch birar ein schiff wenden; sbst. pr.
viron kreiß, umfang, nur als adverb oder präpos. gebraucht,
en-viron, auch fr. en-viron ; vb. environar, environner, it.
invironare umringen. Virare ist alt und zeigt sich schon in
hss. der L. Alam. Die herleitung aus gyrare unterliegt schwe-
rem bedenken, da gi wohl nie in vi ausartet. War es ein
wort der romana rustica? hat. viria bedeutet armschmuck
d. i. armring , altfr. vire, romagn. vira, com. ven. chw. vera,
wal. verfce ring, und so heißt auch das dem lat. viriola ent-
sprechende sp. virola nebst birola, altfr. virole etwas ringför-
miges. In den isid. glossen liest man viria viriola brachiales ;
beide Wörter sollen aber fremdes Ursprunges sein: viriolae
celticae dicuntur, viriae celtibericae Plin. hist. nat. 33, 12
(HardJ. Humboldt über die urbewohner Hisp. p. 79 hält mit
beziehung auf diese notiz den stamm für einen iberischen von
den Celtiberiern den Celten mitgetheilten , im bask. biruncatu
(drehen, wenden) noch enthaltenen, das aber seine lat. her-
kunft (verruncare) schwer verläugnen kann ; auch die deutung
des namens Viriatus c spangenträger' aus diesem stamme ist
allzu willkürlich.
Vi'sciola it. , wal. vi sine (ngr. ßiaivov), mit verän-
dertem anlaut, fr. guigne (alt guisne), sp. guinda eine art
874 I. VISO—VOGARE.
kirschen, ahd. wihsela, nhd. weichsei, auch in den slawischen
sprachen einheimisches wort, vgl. Schneller IV. 17.
Vi so altit. , vis pr. altfr. in Verbindung mit dem vb.
esse und dem dat. der person ; vom lat. partic. visum : it.
fu viso a me = lat. visum mihi fuit, Rom.gr. III. 181. Zsgs.
it. avviso, pr.fr. avis in derselben bedeutung und als subst.
gutachten, meinung, dsgl. nachricht, sp. aviso in letzterem sinne,
vb. avvisare u. s. f. meinen, überlegen, benachrichtigen.
Visto it., altfr. viste, nfr. vite adj. und adv. mun-
ter, rasch, z. b. altfr. remuanz fu et preux et vistes, plus le-
gier home ne veistes Rom. de la rose s. Roquef; das nfr. adj.
aber kann auf personen nicht mehr angewandt werden. Ist
es von vegetus mit eingeschaltetem s ? alsdann wäre es in
Frankreich entstanden und, wie auch Redi meint (etimol. ital),
in Italien eingeführt. Aber dieses eingeschobene s der Fran-
zosen (Rom. gr. I. 267) hat in keiner andern roman. spräche
eine spur hinterlassen: sp. cisne -ist nicht vom altfr. cisgne
= lat. cygnus, und it. desinare vermuthlich auch nicht vom
altfr. disgner = lat. dignare; übrigens hätte sich aus vege-
stus eher voiste als viste gebildet. Zu erwägen ist, daß man
ital. auch vispo, mail. viscor und vivisc (von vivus) sagt:
sollte man mit vivisco visco angefangen und das wort durch
die beiden andern tenues (vispo, visto) variirt haben? aber
solche Variationen scheint sich die spräche nicht zu erlauben,
und so muß man sich weiter umsehen. Visto kann ital. Ur-
sprungs sein, auf ital. weise verkürzt aus avvisto für avve-
duto umsichtig: in einem alten genues. gediente liest man omi
destri valenti e avisti Archiv, stör. it. app. num. 18. p. 33. Die
bedeutungen liegen nicht zu weit auseinander: der muntere
sieht sich um nach allen Seiten : vermöge derselben auffassung
ward z. b. aus dem it. all'erta behutsam, vorsichtig, das fr.
alerte wachsam, munter, flink. Merkenswerth ist das adver-
biale piem. vist non vist, auch vist e pris d. h. im augenblick,
welches offenbare partieipien sind.
Vitriuolo it., sp. vitriolo, pr. fr. vitriol ein mi-
neralisches salz; von vitrum wegen seiner glasartigen be-
schajfenheit.
Vogare it., sp. bogar, pg. pr. vogar, fr. voguer
durch rüder getrieben fortschwimmen ; sbst. it. pg. v o g a , sp.
boga, fr. vogue lauf des schiffes, fig. schwang, zug. Ein nicht
I. VOLERE-ZANCA. 375
unpassendes etymon ist unter Voraussetzung einer entarteten
form wogön (vgl. unser nhd. wogen) das ahd. wagön, mhd.
wagen sich bewegen, in wago wesan = etre en vogue. Die
eig. bed. des roman. Wortes ist 'sich fortbewegen, fortgetrie-
ben werden , vornehmlich durch rüder , aber auch durch se-
gel: am rems et am vela s'en van a mays vogar Lex. rom.
s. v., so noch franz. Es versteht sich, daß vogare eupho-
nisch wäre für gogare, vgl. vague IL c.
Volere it., pr. voler, fr. vouloir, wal. vreä wol-
len, span. nur in Zusammensetzungen vorhanden wie si-vuel-
qual für quüibet; von velle mit Umbildung des inßnitivs nach
der in der conjugation vorherrschenden form vol, welche die
form vel schon im frühern mlatein zuweilen ersetzt, z. b. vo-
leam in Cap. Car. Cal Baluze IL 82, volerent in alten Urkun-
den. Das wal. vreä (sbst. vreare) ist den andern rom. formen
vollkommen analog: volere zsgz. viere vrere, diphthongiert
vreare, vgl lomb. vore.
V o 1 1 a it., pr. fr. volte v o u t e , wal bolte, sp. b ö v e d a
(nebst pg. aböbeda aus einer zweiten prov. form vouta ent-
standen) Wendung, gewölbe; von volvere, partic. volutus, rom.
voltus (im ital. und prov.), daher vb. voltare, sp. voltear u. s. w.
Vgl. vulto //. b.
z.
Zafferano it., sp. azafran, fr. safran, wal. so-
frän eine pflanze; vom arab. zäfarän (o^^)) Freyt. IL 238a.
Zagaia azagaia pg. sp., it. zagaglia Wurfspeer der
Mauren; nach Sousa vom arab. al-chazeqah (chäzeq lanzen-
spitze Freyt. 1. 483*>).
Zanca it. sp., pg. sanco bein, langes bein, stiel, sp.
zanco, lomb. zanch, ven. zanca stelze, pr. sanca cothurn,
wie Raynouard übersetzt (non porta soc ni sanca P. Vidal).
Dahin wohl auch pg. chanca sehr langer fuß, sp. chanco
chanclo pantoffel (vgl. choclo = zoclo). Die Wörter fügen
sich zum dtschen zanke für zinke (s. Schmeller), besser noch
von seilen ihrer bedeutungen zum ags. scanca bein, tibia,
wornach sich ein ahd. scancho annehmen läßt. Muratori an-
tiqq. ital. IL 429 erkennt dagegen in zanca jenes tzanga des
Cod. Theod., das die den rom. Wörtern weniger zusagende bed.
einer beinbehleidung hat
876 I. ZAPPA-ZENZARA.
Zappa it. chw., sp. zapa, wal. sape haue, fr. sape
Untergrabung ; vb. z a p p a r e ff. Kommt es vom gr. o*anavtj
grabscheit, axunteiv graben, so gieng das wort von Italien
aus, indem sich hier der anlaut ox in z milderte wie in zolla
aus skolla.
Zatta zättera it., sp. zata zatara floß ; von unbekann-
ter herkunft.
Zavorra it., wal. sabüre, sp. zahorra zsgz. sorra
ballast, schiff sand; von saburra mit ders. bed.
Zeba it., sp. masc. chibo chivo, fem. chiba chiva, pg.
chibo junger Ziegenbock, junge ziege, zicklein. Nicht von un-
serm ziege, vielleicht aber vom ahd. zebar opferthier (s. toivre
II. c.) mit abgestoßenem r , wie öfters ; über die ziegenopfer
der Longobarden s. Grimms myth. Zu erwägen ist auch al-
ban. tzgieb und scab Ziegenbock, wal. tzap.
Zebro it., sp. pg. zebra, fr. zebre ein säugethier
im südlichen Africa, woher auch der name.
Z e c c a it., chw. z e c c zecla, fr. t i q u e ein insect, holz-
bock; vom mhd. zecke.
Zediglia it., sp. cedilla, fr. cedille häkchen unten
am c um ihm die ausspräche des z zu geben, früher cz ge-
schrieben (canczon = cangon, czo = co); dimin. von zeta.
Zelo it. sp. pg., in letzterer spräche auch cio für cilo,
fr. zele eifer; von zelus (%*jlo;) bei spätem. Daher it. ze-
lo so, sp. zeloso, pg. cios eifrig, eifersüchtig; mit palataler
ausspräche des z (wie in giuggiola aus zizyphum, gengiovo
aus zinziber) it. geloso, pr. gelos, fr. jaloux, das Tasso sich
artig aus gelo deutet 12, 221, sbst. gelosia u. s. f. eifersucht,
dsgl. f enster gitter , sp. celosia. Zsgs. sp. rezelar, pg. re-
cear argwöhnen, sbst. rezelo, receo.
Z e n d a 1 e it. (sendale Barberinö), sp. pg. pr. altfr. c e n-
dal, mhd. zendäl, auch it. zendado, pr. sendat, mhd. zendät,
ein halbseidner stoff , erklärt man gewöhnlich aus sindon feine
leinwand.
Zenzara zanzära it., wal. tzenzariu, sp. zenzalo,
altfr. ein celle lbibio' Gloss. de Lille p. 12b, so auch ahd.
zinzila zinzala, schnake, vgl alb. zinziras grille. Offenbar ein
naturausdruck von dem laute des thierchens , das der Cata-
lane mosquit de trompa trompetenmücke nennt {pülmy% 6
nQooKiog ioriy uqcl tcov sfxniötav Aristoph. nub. 165), aber
I. ZENZOVERO— ZOPPO. 877
schon vorgezeichnet im lat. zinzilulare zwitschern. Dahin
auch das port. vb. zinir zunir sumsen (von insecten).
Zenzövero zenzero gengiövo it., sp. gengibre, pr.
gingebre, /r.gingembre, wal. g h i m b e r i u , mndl ghinc-
bere u. s. w. ein gewürz, ingwer; vom lat. zingiberi (£iyyi-
ßsQO zinziber. Wegen g aus z s. zelo.
Z er o it. sp. pg., zero fr. das Zahlzeichen null; vom glbd.
arab. cifron ci'hron eig. ganz leer, s. oben cifra, worin das
arab. c (ln3) durch c ausgedrückt ward. Mailändisch heißt
jenes zeichen nulla.
Zib ellin o it., pr. sebelin sembelin, fem.sp.pg.co-
bellina zebellina, fr. zi bei ine, mlat. sabellinus, sabellum,
alt fr. sable, engl, sable, deutsch zobel; ein mit der sache aus
dem fernen nordosten gekommenes wort, russ. sobol', serb. sä-
mur, wal. samür.
Z i b e 1 1 o it., c i v e 1 1 e fr. zibethkatze, auch zibeth ; mor-
genländ. wort, mittelgr. ^anenov, man sehe Pott in Lassens
ztschr. IV. 17. Span, gato de algalia genannt.
Zimbello it., sp. cimbel, pr. altfr. cembel lock-
vogel, lockung ; vb. it. zimbellare, alt cimbellare Poet.d.
pr. sec. I. 77, pr. cembelar (von Raynouard unrichtig über-
setzt), altfr. cembeler (encembeler JNouv . fabl. p. p. Meon II. 7)
anlocken. Cymbalum, dimin. cymbellum, hieß das glöckchen,
das die manche zur mahlzeit rief; die Übertragung auf lock-
vogel lag nahe. Altfr. und pr. cembel bedeutet überdies Zu-
sammenkunft zur kurzweil, vornehmlich zum waffenspiel oder
das waffenspiel selbst, daher cembeler turnieren, altsp. cem-
pellar bei Berceo.
Z i o it., sp. pg. t i o oheim, it. zia, sp. pg. pr. tia muhme ;
vom spätem lat. thius thia nach dem gr. fatog 9sia. Die
ital. formen zeigen schon die schlettst. glossen 29, 58 patruus
zius fetirro (vetter). Dafür fr. oncle, tante.
Zirlare it., sp. chirlar chirriar, pg. chirlar chilrar
schreien, zwitschern ; geht zurück auf zinzilulare, verkürzt zi-
lulare.
Zitto (fem. zitta) it., sp. chito chiton, fr. chut, wal.
c i t u , interjection schweigen zu gebieten ; ein dem lat. st ent-
sprechender naturausdruck. Zu chut gehört auch fr. c h li-
eh ot er flüstern, chucheter zwitschern, npr. chitä flüstern.
Zoppo it., sp. zopo zompo, wald. zop (czop), chw.
878 I. ZOTE-ZUCCHERO.
zopps lahm, verstümmelt, vgl. altfr. chope Motz; vb. fr. chop-
per (alt sopper) anstoßen, it. zoppicare hinken, cat. enso-
pegar straucheln; vom dtschen schupfen stoßen, ndl. Schop-
pen mit dem fuße fortstoßen, vgl. auch ndl. sompe lahm, sompen
hinken KU.
Zote sp. pg., s o t fr. tropf, pinsel, wal. s o d hanswurst,
it. zotico flegelhaft, ags. engl, sot; vom rabbinischen schoteh
stultus, s. Buxtorf lex. chald. talm. p. 2375. Das wort ward
früh herübergenommen: Theodulf bischof von Orleans z. b.
spielt in einem Sendschreiben an Karl d. gr. mit dem namen
Scottus, den er nach ausgestoßenem c auf sottus zurückführt:
cui si litterulam , quae est ordine tertia tollas . . . haud du-
bium quod sonat, hoc et erit, s. Ducange v. sottus.
Zücchero it., sp. pg. azucar, pr. fr. sucre, wal.
zeh är, ahd. zucura, nhd. zucker u. s. w., zunächst vom arab.
sokkar assokkar Freyt. II. 334a, worauf die span. form un-
mittelbar hinweist, pers. schakar, gr. odxxaQ odxxagov, lat.
saccharum.
ZWEITER THEIi.
WORTER
AUS EINZELNEN GEBIETEN.
H.a. ABBACO— ALBARO. 38t
.4. ITALIENISCHES GEBIET,
A.
• 'A b b a c o rechenkunst, auch pr. abac ; von äbacus tisch,
den man mit feinem sand bestreute um zahlen darauf zu schrei-
ben, rechentisch, bei den Römern.
A b r o s t i n o wilde Weintraube ; aus labruscum entstellt,
sp. lambrusca, s. Rom. gr. 1. 212.
Accertello ein raubvogel, wannenweihe; dimin. von
accipiler.
A d o n a r e unterwerfen, niederschlagen Dante Inf. 6, 34 :
Fombre, ch'adona la greve pioggia. Domare scheint nah zu
liegen, aber inlautendes m geht nicht wohl in n über. Das
wort ist gemeinrom., pr. zdomr hingeben, überliefern, sp. ado-
narse, fr. s'adonner sich fügen, von donare: an die hinge-
bung knüpfte sich die Unterwerfung, ganz wie im sp. rendir
von reddere.
Afro s. afre IL c.
Aggueffare beifügen Dante Inf. 23, 16: se Fira sovra'l
mal voler s'aggueffa; eig. anweben, wie tat. adtexere, vom
ahd. wifan weben. Desselben Ursprunges ist das longob. wiffa
guiffa das einem grundstücke angeheftete zeichen des besitzes,
vb. guiffare etwas mit einem solchen zeichen versehen. Vgl
darüber Schmeller IV. 35 v. weiffen.
Agognare ängstlich verlangen; vom gr. dytaviav mit
gl. bed. Das sbst. dycovia ist auch den andern sprachen gemein.
Agrotto grotto kropfvogel; von onocrotalus.
Aja tenne; von area, fr. aire, pg. eira.
A j o s. ayo IL b.
'Albaro älbero Schwarzpappel, fr. (inBerry) aubrelle,
ahd. albari, nhd. alber. Catal. alba heißt überhaupt pappel,
urspr. wohl weifipappel, von albus, sp. albar weißlich; im iL
albaro, eig. der weißliche bäum, muß der begriff ausgeartet
d. h. auf eine andre species derselben gattung übertragen wor-
den sein.
888 H.a. ALFIERE— ASTIO.
Alfiere in der bed. fähndrich; besser vom sp. alfierez
mit abgestoßenem z, vgl. das mlat. in Spanien selbst gebrauchte
alferus, als von dem im latein. wenig üblichen aquilifer (für
signifer), das eher alliTero gegeben haben würde.
Allazzare ermüden; vomgoth.tetjün, ahd. lezjan auf-
halten, goth. lat-s, ahd. laz träge.
AI ta 1 e n o Schwengel, brunnenschw enget, altalena Schau-
kel; vom tat. tolleno mit einmischung von altus, das heben
auszudrücken.
Amatita matita röthel; von haematites, fr. hematite.
Ammiccare mit den äugen winken; von ad-micare
zuschimmern (Castelv etro) .
An eider e (poetisch) tödten; nicht von oeeidere, da
die Umbildung der partikel ob zu stark wäre, wohl aber von
ineidere, wofür man anaffiare, aneude, anguinaglia für inaf-
fiare u. s. f. vergleiche.
Arazzo razzo gewirkte tapete, engl, arras; nach der
Stadt Arras benannt, wo sie verfertigt wurden; auch pg. raz.
Arrogere arrosi arroso (veraltet) zusetzen ; von arro-
gare, s. wegen der veränderten conjugation Rom. gr. II. 118.
Asca lomb. präpos. für lat. praeter; von absque, wie
Cherubini und P. Monti vermuthen.
Asciolvere frühstücken, chw. ansolver ; nach dem lat
solvere jejunia das fasten unterbrechen.
Asma asima ansima engbrüstigkeit ; von asthma («a^a).
Daher ansimare 1) keichen, 2) heftig begehren, wie auch sp.
anhelar die letztere bedeutung entwickelt hat. Für ansimare
sagt man auch ansiare ansare, das aber sicher aus anxius ent-
stand =a sp. ansiar heftig begehren, m diesen Wörtern tausch-
ten also asthma und anxius formen und bedeutungen, denn
die einschiebung in ansimare ist nichts als eine anbildung an
ansiare.
Aspettare warten, erwarten, wal. asteptä. Von ad-
speetare oder von exspeetare ? Für ersteres spricht das sbst.
aspetto anblick, erwartung (adspectus), so wie die vergleichung
des ahd. warten aspicere und exspeetare; für letzteres läßt
sich die gleiche entstellung der präpos. ex in asciutlo von ex-
suetus geltend machen.
'Astio äschio groll, vb. adastiare grollen. Nimmer vom
lat. astus list. Die longob. gesetze haben asto animo, quod
H.a. ATTIMO-BABBO. 383
est voluntarie, aber auch hier ist die bedeutung im wege. Die
fries. gesetze bieten die formet mit haester hand d. i. mit hef-
tiger (nach Grimm, Wien.jahrb. n. 46, p.200, Gramm. P. 103),
vgl heistig bei Otfried. Näher liegt dem ital. worte nach laut
und begriff goth. haifst-s Zwietracht, vb. haifst-j-an = ast-i-are.
Am genauesten stimmt eine deutsche übrigens dunkle glosse:
aistan irato animo Graff IV. 1062.
Attimo augenblick; vom gr. aio/nog atom. Genaue be-
stimmung seiner dauer bei Papias : hora habet atomos XXII
milia.
Avacciare beschleunigen 9 avaccio (accio) sbst be-
schleunigung, adj. adv. schleunig; ein vielfach behandeltes, ge-
wöhnlich für identisch mit avanzare gehaltenes wort, ist offen-
bar ein participialverbum wie cacciare: abigere (treiben, drän-
gen) abactus abactiare. Dahin wohl auch das altcat. adv. yvac
s. Chron. d'Esclot.
Avannotto nicht über ein jähr altes fischchen : von
ab anno (Menage).
Avello steinerner sarg, moden. lavello, mail. navell u.
s. w. gefäß von marmor oder anderm stein; von labellum
gefäß, mlat. (9.jh.) lavellum für sarg gebraucht, s. Muratori
s. v. und Rom. gr. L 240. Auch vas gefäß entwickelte im
mittelalter die bed. sarcophag.
Avvegnache, partikel für lat. etsi; aus dem conjun-
ctiv von avvenire, so daß es eig. bedeutet ces möge gesche-
hen daß\
Avventare werfen. Prov. ventar, altfr. venter heißt
in den wind werfen, daher das ital. wort, worin Menage das
lat. amentare (empor schnellen) erblickte. Aber aventare ge-
deihen ist von avvenire von statten gehen; identisch das be-
kannte sicil. abbentare ruhe finden, abento ruhe, letzteres
nach Pasqualino von adventus sc. Christi.
B.
ßabbo vater (in der kinder spräche) z. b. bei Dante
Inf. 32: ne da lingua, che chiami mamma o babbo. Vollkom-
men edel und der eigentliche ausdruck für pater in der sard.
mundart z. b. unu rei (it. re) chi nos' e babu amorosu Pur-
queddu tesoro p. £34; ebenso chw, bab. Fem, wal babe heb-
384 H.a. BACCELLO— BAGLIORE.
amme, altes weib, wie ungr. baba, mhd. babe. Das wort ist
vielen sprachen gemein. Oberital. mundarten brauchen buba.
Baccello hülse, bohnenschote , dsgl. dummkopf. Nach
Muratori aus dem arab. bäqeläh bohne, allein schwerlich wird
die arab. kehltenuis im ital. zu palatalem c. Besser erinnert
Menage an tat. bacca beere, frucht: auch dem Spanier be-
deutet baya (von bacca) schote,
Bacio gegen norden gelegener ort, adv. a bacio gegen
norden. Das schwierige wort findet seine lösung etwa auf
folgende weise. Es bildet den gegensatz zu solat-io Sonnen-
seite, von solata Sonnenschein, mit dem suffix ivus (Rom. gr.
II. 298), und bedeutet eig. Schattenseite, obac-i'o für opac-io :
die catal. mundart kennt in derselben bed. obaga, dem sich
zunächst anschließt neupr. ubac, dauph. lubac (aus l'ubac)
nordseite. Die mundartlichen formen gehen weit aus einan-
der, com. ovich und vagh, romagn. begh, gen. luvegu u. dgL
Bacio cco dummkopf, tölpel; wohl nichts anders als
baccello mit vertauschtem suffix. Gewöhnlich vergleicht man
das von August für stultus gebrauchte baceolus, s. Sueton,
in Aug. c. 87.
Baco seidenwurm, überh. wurm. Nach Menage von
bombyx (ß6/ußv% ß6lußvxog'), mlat. bombax, daher bombäco,
abgekürzt baco, parm. beg bega. Auch der Walache bildet
bumbäc von bombyx. Eine abl. ist b ig- atto big-attolo, des-
sen stamm sich besser in die acht lat. form bombyx fügt,
abgekürzt also aus bombigatto.
Badalucco tändelei, Scharmützel, pr. badaluc baluc,
ven. badaloco, com. barloch baloch, it. balocco maulaffe
(letzteres auch = badalucco), vb. it. badaluccare baluccare
baloccare tändeln, scharmutzieren u. dgl. Menage meint von
badare zaudern, tcoraus aber nur baduccare entspringen
konnte. Besser vielleicht vom pr. badalhar gähnen, lange weile
haben, also badaluc /wrbadalhuc; freilich nicht unbedenklich.
Oder wäre badalucco eine zss. aus badare und alocco? dem
widerspricht aber seine abstracte bedeutung so wie das offen-
bar nicht zsgs. piem. vb. badole = badaluccare.
Bagliore blendung, abbagliare blenden, abbaglio, ab-
bagliore Verblendung, versehen, irrthum; dsgl. sbaglio sba-
gliare und barbaglio abbarbagliare , worin bar dieselbe par-
Hkel sein muß wie in barlume, s. unten. Unter allen vor-*
H.a. BAJARE— BARBA. 385
gebrachten sogar aus dem arabischen geschöpften etymologieen
ist nur die von Menage der erwähnung werth, der den Ur-
sprung des Wortes in balluca goldkörnchen, also etwas schim-
merndes, blendendes, erkennt: aber wie sollte der Italiäner
eine sache mit einem ihm so gut wie unbekannten worte (s.
baluz II. b) und dazu noch auf figürliche weise (die blendung
verglichen mit goldsand) benannt haben, für die es nicht an
passenderen ausdrücken fehlen konnte. Eine vermuthung möge
hier gewagt werden: bagliare ist derselben herkunft wie fr.
berlue (s. bellugue IT. c), es steht für bargliare = bar-luco-
lare (vgl lat. diluc-ulum, anteluc-ulus) , so daß in bar-ba-
gliare bar eine gemination erfuhr. Einfach, ohne gemination
und ohne ableitungssuffix, ist das gleichbed. genues. abbarlugä.
Bajare abbajare bellen, kläffen. Es ist schwierig zu
sagen, ob es aus dem glbd. altfr. abayer herrühre, denn un-
mittelbare herleitung aus baubari (com. bopä) gestatten die
ital. Sprachgesetze nicht , oder ob es ein auf eigne hand ge-
bildeter naturausdruck sei wie das lat. baubari selbst; für den
ersten fall redet etwa die gleiche Zusammensetzung mit ad.
Das sard. wort ist baulai (baubulari) und beliai abeliai.
Baleno blitz, vb. balenare blitzen; vom gr. ßsks/uvov
geschoß, vgl. ßsks^viifjg donnerkeil. Die regelrechte form wäre
belenno gewesen.
B a 1 z a säum, einfassung ; von balteus gürtel (baltius App.
ad Probum, Anal, gramm. ed. Eich, et Endl. p. 445), wal. baltz
schlinge. Abgel. adj. balzano, pr. bausan, altfr. bau^ant weiß
gezeichnet oder überhaupt gezeichnet, von thieren, daher name
des ebers in der thierfabel; nfr. balzan schwarzes pferd mit
weißen fußen. Andre construieren das adj. aus dem arabi-
schen, worin bälhasan cmit dem schönen' d. i. 'mit dem zeichen
der Schönheit' bedeuten würde. Schon daß es dem Spanier
fehlt, macht seinen arab. Ursprung verdächtig.
Barba (m.) oheim, vaters bruder z. b. Dante Par. 19,
37, ebenso chw., mlat. barbas Muratori antiqq. ital IL Uli
(urk. v. j. 782), dsgl it. barbäno, mlat. barbanus L. Long.,
also ein altes wort, wohl nichts anders als das lat. barba
bart. Im comask. nämlich beschränkt es sich nicht auf den
oheim allein, es ist überhaupt ein ehrentitel; umgekehrt hat
sich das neap. zi (= it. zio oheim) dieser letzteren anwen-
dung hingegeben.
25
386 ILa. BARLUME— BERLINGARE.
Barlume schwacher Schimmer; für bis-Iume m sp.
vis-lumbre, mit dem es auch die fig. bed. 'schwache kenntnis'
gemein hat, s. das spart, wort IL b.
Basire sterben, auch neupr. und dauph. basir; vom
gael. bäs tod, basaich sterben, womit nord. basa tödten, er-
sticken zusammentrifft. S. darüber Dief. celt. I. 193 und Monti
voc. com. Die comask. mundart kennt überdies sbasi sterben,
erbleichen, die piem. sbasi nur in letzterer bedeutung.
Batassare schütteln ; wohl vom gr. naraoosiv klappen,
klappern: aus battere wenigstens , woher die etymologen es
leiten, kann es nicht geflossen sein.
Battezzone eine münze mit dem bildnis Johannes des
täufers, also von baüezzare; daher unser batzen, it. bezzo.
Becco bock. Schon auf einer röm. inschrift von un-
gewissem alter Orell. num. 4901 kommt der name Becco mit
abgebildetem bock vor. Es kann nicht gleicher herkunft sein
mit pr. boc, fr. bouc : sein geschlossenes e verlangt ein ety-
mon mit i bic, das sich aber nirgends aufzeigen läßt. Von
demselben worte besitzt die franz. spräche ein femin. bique
für das üblichere chevre, die mundart des Jura bequi für
chevreau, die von Champagne bequat für dass., henneg. be-
deutet bequeriau lamm, norm, becard hammel. Dem Serben
bedeutet bekawitza schaf von beknuti blöken, bik aber stier.
Befana große puppe, am tage epiphaniae (daher das
wort) zum schrecken der kinder aufgestellt, dsgl. häßliches
weib. Wie man in Deutschland an demselben tage den kin-
dern mit der frau Bertha drohte, darüber s. Schmellers bair.
wb. I. 194 und Grimms myth. p. 260.
Belletta satz des wassers, schlämm.
Berla mail. tragkorb; vom ahd. biral cophinus.
B erlin a prang er , auch churw. Muratori vermuthet
vom fr. pilori, also für pilorina pirolina, aber schon daß keine
ital. mundart anlautende tenuis zeigt, spricht dagegen. Zu er-
wägen ist das gleichbed. bair. breche Schmeller 1. 245, daher
breche-lin, berchlin berlina? oder mhd. britelin zäumchen,
mit dem sich aber der begriff weniger verträgt.
Berlingare schmausen und dazu plaudern, berlingozzo
mehlgebackenes. Die worte haben deutschen klang, das sbst.
(primitiv berlingo?) stimmt in der that zum ahd. prezilinc
kuchen.
H.a. BERLUSCO— BIOCCOLO. 3S7
B er 1 u s c o schielend (bei Ferrari), comask. balosc blusc ;
für bilusco, vgl. bis /; dasselbe wort ist henneg. berlou ber-
louque, dagegen scheint warlouque anders zusammengesetzt
und mit dem piem. galuce schielen verwandt.
Bescio besso dumm; von bestia als adjectiv angewandt
wie pr. pec von pecus, vgl die comask. form bescia schaf,
chw. beschlar blöken.
Biacca bleiweiß; vom dtschen bleich (Menage).
Biante landstr eicher ; für viante von viare wandern,
nach Menage — oder ist es das pr. viandan (via andare) Wan-
drer? In der parm. mundart aber lautet es bigant.
ß i a s c i a r c biascicare schwer kauen wie zahnlose, mum-
meln. Wie sich im engl, muffle mummeln und stammeln be-
rühren, so mochte einem aus blaesus (stammelnd , die zunge
schwer bewegend) geleiteten verbum blasare (com. blassä) die
bed. mummeln beigelegt werden.
Bica häufe garben , abbicare körn in häufen setzen;
vom ahd. biga häufe, zumal von garben gebraucht, biga gar-
bönd (karbönö) Graff 111.324.
B i c c i a cu t o zweischneidig ; entstellt aus bisacüto, alt fr.
besaigu, von bisacutus in späterem latein.
Bidetto s. bidet //. c.
Bieco sbieco schielend, schief. Obllquus (oculo obli-
quo adspicere) , das nach strenger regel obbico bico geben
muste, ward behandelt wie plTco, es gab bieco = piego, doch
erwähnt Menage auch eine form bico (im reim). Dante* s
plurale bieci Par. 5, 65, biece Inf. 25, 31, Par. 6, 136 erklä-
ren sich daher unmittelbar aus obliqui obliquae, da ja qui
que leicht palatale ausspräche annimmt.
Biffera weib , das zwei männer hat; von bivira, mit
schärfung des v zu f, vgl. fiasco I.
Bifolco bauer, der mit ochsen pflügt; von bubulcus, f
aus b wie in tafano.
Biga piem. sau; ndl. big bigge (f.) ferkel, engl. pig.
Bigoncia kübel, bigonzio ein maß für flüssigkeiten;
von bis congius, nach Menage und Muratori.
Bilenco krumm, schief; gebildet vermittelst des deut-
schen link?
Bioccolo flocke; von floccus, vgl. bonte für fönte
(mundartlich).
888 H.a. BIRCIO— BOBO.
Bircio blödsichtig, sbirciare Hinzen, bercilocchio ein
schielender; unbekannter herkunft , sicher nicht mit guercio,
schwerlich auch mit unserm Minzen zusammenhängend.
Birro sbirro scherge, häscher, daher sp. esbirro; viel-
leicht weil er mit birrus bekleidet war, vgl berretta I. So
Menage, der auch, und wohl mit recht, birracchio jähriges
rind von birrus in der bed. rufus herleitet.
Bisbiglio geflüster, bisbigliare flüstern, dtsch pispeln,
sbst. picard. bisbille; naturausdruck
B i s c i a schlänge, lomb. bissa, neupr. bessa, ältfr. bisse,
dtsch in Piemont biesso, lomb. auch masc. biss wie it. b i s c i o,
das aber den schmerzenden wurm unter der haut bedeutet.
Von bestia? dann war die richtige bildung bescia, und selbst
gegen den begriff ist etwas einzuwenden, da mit bestia im
ital. eig. nur säugethiere benannt werden. Muratori verweist
auf unser dtsches bifs = ahd. biz , und wiewohl z kaum in
sei übergeht (camozza carnoscio), so ist dieser Ursprung doch
nicht unwahrscheinlich, passender aber legt man dem ital.
worte ein ahd. bizo beißendes thier = ags. bita unter. Lomb.
mundarten besitzen auch das vb. bisiä besiä stechen (von in-
secten), bisient beißend, bisiell bienenstachel, bisiocc insect mit
Stachel. Sp. pg. bicho bicha wurm, schlänge können durch
vergröberung des z zu ch für bizo biza stehen und mit biscio
biscia identisch sein; das bask. bicioa passt nicht dazu.
B i s d o s s o bardosso ohne sattel; andare a bisdosso auf
dem bloßen rücken (dosso) des pferdes reiten, wobei bis das
ungehörige dieser handlung ausdrückt.
B i s 1 u n g o s. barlong IL c.
Bizocco (bei Menage), bizzoecone tölpel, dummkopf
Überträgt man das synonyme bliteus, bei Plautus, ins ital,
so gewinnt man bizzo, mit verstärkendem suffix bizzoeco. Pa-
pias kennt auch ein subst. blitea stultitia. Das mit bliteus
gleichbed. picard. blite (s. Corblet) kann jedoch nicht unmit-
telbar daher rühren.
Blinde s. blinder IL c.
Bobö comask., bubü genues. getränke (in der spräche
der kinder). Nonius führt aus Varro den glbd. naturausdruck
büa an, der hier nach roman. sprachsitte geminiert erscheint.
Das it. bombo nebst bombare bombettare ist weit davon ab-
gewichen oder gehört besser zu gr. ßofxßstv glucksen, wohin
II. a. BOCIARE-BRETTO. 889
auch bömbola fläschchen (ßo/ußvlog glucksend) zu rechnen
ist. Es findet sich aber bereits in den isid. glossen bombum
sorbellum getränke, suppe; für letzteres schlägt ein critiker
ohne noth sibilum vor, s. Jahrb. für philol. suppl XIII. 234.
Bociare kläffen; von vox, it. boce (Menage).
B o 1 s o engbrüstig, vb. mail. sbolzä husten ; von rpulsus,
woher auch fr. pousse, poussif, vb. limous. poussä schwer
athmen, vgl. Schweiz, bülsi trockner husten.
Bomb er o pflugschar , ven. gomiero; für vomero, tat
vomer.
B o r c h i a buckel am Pferdegeschirr, breiter knöpf eines
nageis, goldnes herzchen oder ähnliches (hohles) geschmeide,
das die weiber am halse tragen. Die bedeutung ist vollkom-
men die von bulla, aber die herleitung daraus unsicher, da
bul-cula für bulla cula kaum anzunehmen ist. Man vergleiche
auch ahd. bolca = lat. bulla.
Böria vermessener stolz, prahlsucht, boriare boriarsi
hochmüthig sein, sich brüsten; wohl vom ahd. vb. burjan em-
por heben, nhd. em-pören. Nach andern von boreas wind,
daher aufblähung; besser dächte man an vaporeus, s. unten
brina.
Borro durch bergströme ausgehöhlter graben, burrone
schluckt, moden. budrione; nach Muratori vom gr. ßö&gog ßo-
&Qiov höhlung. Man vgl. dazu das wal. büture höhle, den
span. Ortsnamen Val-de-buron und das neupr. bauri abhang.
Bova (nur im plur. üblich) fußfessel, lomb. boga; wohl
vom ahd. bouga armring, mit geringer abänderung der bedeu-
tung. Mlat. bauca armilla Papias. Vgl. bou IT. c.
Bramangiere Vorgericht; vom fr. blanc-manger wei-
ßes gericht d. i. milchgericht, woher auch mhd. blämenschier.
Brandistocco Wurfspeer ; zsgs. aus brandire schwin-
gen und stocco stock.
Bratta gen. schmutz, koth, daher it. imbrattare besu-
deln, sbrattare reinigen; unaufgeklärtes wort.
Brenna mähre, schlechtes pferd; vgl.serb. barna gaul,
brnja pferd mit einer blässe.
Brenta, piem. brinda, genf. brande weinfaß, deutsch
brente, s. Frisch und Schmeller, bränte bei Stalder ein höl-
zernes gefäß.
Br e 1 1 o (veraltet) unfruchtbar, ärmlich. Carpentier er~
390 H.a. BRINA— BUCCIO.
wähnt mlat. berta ovis zur fortpflanzung untaugliches schaf,
und erinnert an fr. bertauder, s. berta I.
Brina, occit. brino breino, mall, prinna reif, gefrore-
ner thau. Die Versuchung liegt nahe es aus lat. pruina zu
erMären, wie auch pruinosus sich in brinoso erhalten zu ha-
ben scheint: b für anlautendes p ist zwar selten, aber nicht
ohne beispiel, auch die Unterdrückung des u vor i läßt sich
zugeben. Beachtenswerth ist aber hier die venez. form bo-
rina, woraus brina gar wohl entstanden sein könnte, vgl bricco
aus boricco: den stamm bor zeigt dieselbe mundart auch in
borana burana dichter nebel, und im walach. findet sich bore
dunst, reif. Dieser stamm könnte sich gestaltet haben aus
lat. vapor: inlautendes p wird leichter zu b als anlautendes,
und aphärese ist im ital. häufig genug: die walach. form abor
hat sich von vapor fast schon eben so weit entfernt. Die
sard. mundart hat börea, die catal. boira nebel, die mit ihrer
bedeulung besser zu vaporea passen als zu boreas.
Bn'ndisi das zutrinken, ven. prindese; vom dtschen
bring* dirs. Auch fr. brinde erklärt sich daher, so wie das
lothr, vb. bringuei zutrinken, sp. brindar. Vgl. bringen bei
Stalder und Uöfer. Ein ähnlicher ausdruck ist das span. nun
veraltete caräuz, das völlige ausleeren des bechers zu be-
zeichnen, nach Covarruvias gleichfalls aus dem deutschen, also
wohl von gar-aus. Vgl. bei demselben auch ciscot lanciscot.
B r o n c i o mürrisches gesicht, imbronciare aufsätzig wer-
den, mlat. broceus obstinatus Gloss. arab. lat., vgl. pic. bron-
chard hartnäckig, auch pr. embronsit Lex. rom.; wohl von
bronchus brocchus hervorstehende zahne habend, woraus man
ein adj. broncheus leitete.
Brontolare murmeln. Die ital. etymologen verweisen
auf gr. ßgovzrj donner.
Brutto häßlich, schmutzig, roh d. h. unverarbeitet ; von
brutus schwer, gefühllos, daher plump, roh, häßlich. Räch
Muratori vom ahd. brutlan erschrecken; aber herleitung aus
einem fremden gebiete thut diesmal nicht noth.
Buccio buccia schale, rinde, hülse, haut; abgekürzt
aus lob-uccio vom gr. Xoßog oder Ir'nog schale, hülse? vgl
loppa , und über die abkürzung Rom. gr. I. 253. 240. In lo-
buccio zumal konnte lo als artikel verstanden und abgestoßen
werden.
II. a. BUDA— CAFFO. 391
Buda burda s. v. a. gr. Tvyr], lat. tomentum. Dieses
wort muß ans der sicil. mundart hervorgezogen werden, weil
es uns, wie Pasqualino erinnert, das bekannte buda cstorea*
der glossarien vergegenwärtigt , wovon Servius sagt: ulvam
dicunt rem, quam vulgus budam vocat.
Bufera Sturmwind (wal. vifor?); wie pr. bufar blasen
vom stamme buf, s. thl I. Bei Veneroni auch pufera.
Bugno bienenstock, bugna bugnola von stroh gefloch-
tener korb, altfr. bugnon = bugno, wohl auch neupr. bugno
baumstamm; ungewisser herkunft , vgl. bugna L und ir. bön,
gael. bun stamm oder stumpf.
Bülimo sbülimo heißhunger; vom gr. ßovXi/uog dass.,
fr. boulimie.
Bulo venez. piem. lomb. raufer, schläger; nach P. Monti,
der es auch mit zerbino (stutzef) übersetzt, vom dtschen buhle,
mhd. buole.
Burchia burchio bedeckter nachen mit rudern, wozu
buchstäblich stimmt altsp. burcho art nachen (Seckendorf),
beide eine ableitung mit cl voraussetzend, vgl. mlat. cum bar-
chis et burclis. Eine befriedigende deutung fehlt.
Bussare anklopfen; muthmaßlich vom oberd. buchsen
(engl box), vgl. bossen klopfen, schlagen Frisch I. 121c und
ndl. buysschen KU. Derselben herkunft scheint das glbd. altfr.
buissier Nouv.fabl. p. Meon I. 98 (Roquefort führt auch bu-
squer an).
c.
Caffo ungerade zahl: giuocare pari o caffo = lat. lu-
dere par impar. Menage hält das wort für das it. capo, lat
caput, weil die ungrade zahl die vollkommnere, die hauptzahl,
weil namentlich die dreizahl die vollkommenste aller zahlen
sei. Daß caffo aus capo verderbt ward, ist einzuräumen, es
konnte dies im munde der spielsüchtigen Deutschen geschehen,
die lat. p gerne aspirierten (vgl. catafalco) , aber daß das
volk sich unter der ungeraden zahl etwas vollkommneres
gedacht habe, ist nicht so leicht hinzunehmen : umgekehrt be-
deutet z. b. gr. aguog 1) gerade, von zahlen, 2) vollkommen;
avägnog ungerade. Leichter konnte man das ungerade als
das über das maß gehende auffassen, gr. negraoog^ und in
398 H.a. CAGI01VE— CAPOCCHIA.
so fern war capo vielleicht ein geeigneter ausdruck: essere
il oaffo heißt daher 'ausgezeichnet sein vor andern1. Oder
sollte sich cnffo herschreiben aus caput in der römischen for-
mel caput aut navem , die man bei einem ähnlichen glücks-
spiele gebrauchte? — Für die gerade zahl behielten die neuen
sprachen das alte par, für impar haben sich mehrere aus-
drücke eingefunden z. b. mail. ospo, sard. cuccu, sp. non (vgl.
fr. pair ou non, pair ou non pair), norm, nouque, auch tic.
Die mundart von Berry hat caffe aus dem ital.
Cagione anlaß , Ursache, schuld, vorwand (wie pr.
ocaison, altfr. ochoison); gekürzt aus occasio, welche kür-
zung auch das wald. cayson und altpg. cajäo erfuhren.
Calabrone scalabrone horniß ; von crabro, bei Papias
carabrio genus animalis muscae similis, mlat. scabro in deut-
schen glossen. Das wort scheint auch im occ. chabrian ent-
halten zu sein.
Caleffare verspotten ; wohl vom dtschen klaffen kläffen.
Calpestare mit fußen treten, sbst. calpesti'o ; zsgs. aus
calce pistare (letzteres unlat.) mit der ferse treten, pr. calpi-
sar, s. pestare I.
Caluco elend, armselig; von caducus Rom. gr. I. 229.
Camangiare gemüse, küchenkraut ; für capo-mangiare
anfangs-essen (Menage).
C ä n o v a vorrathskammer, Weinkeller; bereits in den isid.
glossen canava camea (camera?) post coenaculum, auch ca-
nipa, s. Ducange und Graff IV. 452. Woher aber?
Cansare scansare ausbeugen, ausweichen. Der Ur-
sprung dieses Wortes findet sich in dem altlat. in gleicher bed.
von Efinius gebrauchten campsare (campsat /?ecfa'£ Gloss.Isid),
und wie dieses mit dem accusativ construiert wird, so auch
das ital. wort: campsare Leucatem = cansare la morte, scan-
sare l'ira del tiranno. Priscian leitet es von xctjunrsiv ; daß
es übrigens ein volksübliches wort war, beweist seine fort-
dauer im ital. Wegen des sp. cansar 5. cass /.
Cantimplora s. chantepleure //. c.
Capitare beendigen, (intrans.) ankommen; von caput
köpf, auch ende, vgl. chef If. c. Über scapitare, pr. desca-
ptar einbüße leiden, s. Altrom. sprachd. p. 59.
Capocchia dickes ende eines Stockes, knöpf einer Steck-
nadel, adj. capocchio dumm (wie ein klotz); von capitulum
u.a. CARATELLO— CASTALDO. 803
köpfchen, umgeformt in caputulum, wie Pott in Aufrechts und
K. ztschr. I. 357 richtig bemerkt
Caratello fäßchen; für carratello von carrata fuder,
ladung.
Carnevale carnovale, daher sp. fr. carnaval fastnacht ;
eig. die nacht vor aschermittwoch, wo man dem genusse des
fleisches auf eine gewisse zeit entsagt, zsgs. aus dem it. carne
fleisch und dem lat. imperativ vale, s. v. a. cfahr wohl fleisch !
gute nacht fleisch!* Oder einfacher noch aus dem ital sbst
vale abschied, so daß il carnevale abschied des fleisches be-
deutete. Fastnacht halten heißt carnascialare, sbst. car-
nasciale, nach Muratori antiqq. ital. VI. 229 umgestellt aus
carne-lasciare das fleisch weglassen, eine etymologie, die durch
den glbd. walach. ausdruck lesare de carne bekräftigt wird.
Aber dies durfte kein grund sein auch carnevale, dessen Zu-
sammensetzung einen deutlichen sinn gibt, durch Umstellung
zweier sylben aus carne-leva, mlat. carni-levamen, zu deuten,
wiewohl, was hier noch beigefügt werden mag, der Sicilianer
wirklich ein wort carni-livari, der Piemontese car-lave besitzt.
Ein andrer mlat. ausdruck ist carniprivium , ein span. car-
nestolendas, ein neupr. carmentran = cäreme entrant.
C a r p o n e adv. auf allen vieren ; nach Ferrari zsgz. aus
quadrup-one, einer höchst ungefügen bildung für quadrupe-
done von quadrupes. Warum nicht von carpus, it. carpo die
vorderhand? nicht bloß ein anatomischer ausdruck wie im
span.; daher auch carpiccio tracht ohrfeigen und das neupr.
carpä schlagen. Carpone würde hiernach cauf händen' (und
fußen) bedeuten.
C a r r o b i o kreuzweg ; von quadrivium, wie Menage lehrt,
so gabbia von cavea u. dgl.
Casco alt, hinfällig; von einem worte bei Ennius, das
Ausonius wieder hervorzog, cascus alt? Wenigstens kann es
nicht vom it. cascare (fallen) abgesetzt sein, da aus intran-
sitiven keine solche participialadjectiva geprägt werden, eher
konnte cascare aus casco fließen, wenn nicht aus lat. casare
(bei Plautus) erweitert in casicare. Von diesem verbum ist
das auch in die andern sprachen übergegangene cascata Was-
serfall.
Cässero s. alcazar IL b.
C a s t a 1 d o castaldione, ven. gastaldo gutsverwalter, haus-
394 H.a. CATASTA— CHIAPPARE.
hofmeister, vgl. den franz. geschlechtsnamen Gastau d ; von ga-
staldius gastaldio, wie bei den Longobarden theils der Ver-
walter der königlichen guter, theils der über die Provinzialen
gesetzte landvogt genannt ward. Bas nach einigen mit gast
zsgs. wort (s. z. b. Leo's gesch. v. Italien I. 94 ff) geht zurück
auf goth. ga-staldan erwerben, besitzen, wiewohl der logische
Zusammenhang nicht deutlich hervortritt, vgl. Die f. goth. wb.
IL 216.
Catasta holzstoß; ist das lat. eatasta bühne, schafott
Cavare herausnehmen; eig. ausgraben, vom lat. cavare
aushöhlen.
Cederno citronenbaum ; umgebildet aus citreus von ci-
trus, nach dem muster von quernus aus quercus.
Ceffo schnauze (etwas schnappendes), ceffare, parm.
cifar schnappen, haschen; dazu formen mit radicalem a : com.
zaf = ceffo, zafä, sie. acciaffari = ceffare, piem. ciaflü =
ceffuto, sie. ciaffa tatze, wohl auch it. zaffo in der bed. har-
scher. Die herkunft dieser bildungen ist ungewiss. Vielleicht
entstanden sie aus hochdeutscher ausspräche des Stammes tap
(s. tape 2, thl I), woher auch das mit sie. ciaffa zusammen-
treffende ciarapa. Wal. zepsi, wenn es hieher gehört, verräth
einen mit s verstärkten stamm, vgl. auch das russ. vb. zäpaio
zugreifen.
Cencio fetzen, hader, daher cinciglio unnützer zie-
rath; von unbekannter herkunft, bair. zitzeln umherstreuen.
Ceramella cennamella schalmei; entstellt aus altfr.
chalemel?
Cerro 1) zirneiche, von cerrus, auch fr. cerre; 2) trod-
del, von cirrus.
Cesoje (plur.) scheere; von caesus wie rasojo «owra-
sus. Dahin auch cisale abgeschnittnes stück.
C e s p o busch, strauch, von caespes schölle, häufe kräu-
ter, abgel. cespuglio; cesto vom acc. caespitem« Wegen der
bedeutung vgl. caespites sunt frutices Placidi glossae auetae
(Class. auet. VI. 556h). Daher vb. cespicare, wal. ceaspetä
hängen bleiben, straucheln.
Cesso abtritt; verkürzt aus secessus.
Chente, pronomen, von che ente (lat. ens entis) 'was
für ein ding', gebildet wie niente.
Chiappare erhaschen : entweder vom ahd. klappa falle,
H.a. CHIAVICA— CIGOLARE. 395
oder vom vb. happen, vgl chiurlare in urlare I. Die comask.
form ciapä aber redet für das erstere (cia = da, ciamä =
clamare u. dgl). Anders gebildet ist calappio galappio falle,
f allstrick, dem ein ahd. klapjo gemäß wäre,
C h i ä v i c a abzugscanal; entstellt aus cloaca, mlat auch
clavaca, schon bei einem alten grammatiker cluaca, non clauaca
Anal, gramm. ed. Eich, et Endl. p. 444.
Ch i a z z a mahl auf der haut, chiazzare sprenkeln; vom
deutschen kletz schmutzig, bekletzen besudeln, s. diese Wörter
in Grimms Reinh. p. 378.
Chiedere fordern; identisch mit dem poetischen che-
rere von quaerere, sp. querer u. s. w., r auf ital. weise mit
d vertauscht. Von ferire ist umgekehrt die form mit d fie-
dere die poetische. Zsgs. conquidere von conquirere.
Chieppa cheppia ein fisch; von clupea, s. Menage.
Chioccare schlagen ; ahd. klochön dass.
C h i ö c c i o 1 a Schnecke ; für clocc-iola , dimin. des un~
vorhandenen cloccia, dies mit versetztem 1 von coclea.
Chiodo chiovo naget; = chiavo von clavus, sp. clavo,
fr. clou u. s. f. Aus chiav-o entstand zuerst chio-o = pr.
clau, altfr. clo, und zur beseitigung des hiatus ward theils
d, theils v eingeschoben, die hauptsächlich dazu bestimmten
buchstaben, vgl. padiglione aus pa'iglione papiglione, Rovigo
aus Ro'igo Rhodigium.
Chioma haupthaar. Entweder von coma mit einge-
schobenem i = 1 s. Born. gr. I. 269, oder von comula mit ver-
setztem 1 s. das. p. 242. Für letzteres könnte man anführen,
daß neben dem vorhandenen it. coma eine form mit einge-
schobenem 1 unnütz wäre, aber dem Überfluß sind die neuen
sprachen nicht abhold, vgl. z. b. fiavo neben favo; übrigens
scheint das nur bei Petronius vorkommende comula ein von
ihm gesuchtes wort für ' kleines niedliches haar\
Ciacco schwein; abgeändert aus sacco bauch? Aber
besser trifft Menage' s deutung aus gr. ovßa% ovßaxog schwei-
nisch, das sich ohne zwang in siacco ciacco verwandeln konnte,
vgl. cia aus sia in camicia aus camisia.
C i c i s b e o ein mann , der einer fr au den hof macht
oder sie begleitet; vom fr. chiche klein (?) und beau schön
(Fasqualino).
C i g o la r e scivolare knarren, knistern; von sibilare nach
893 H.a. CIMENTO— CORGERE.
Ferrari, aus dem stamme von singulare nach G. Galvani (Ar-
chiv, stör. XIV. 342), vgl ven. cigare zischen, knarren, it. cin-
gottare zwitschern, letztere vielleicht bloße naturausdrücke.
Cimento probe, cimentare versuchen; von specimen-
tum (Ferrari).
C i o n c a r e abbrechen, verstümmeln, chw. ciuncar dass.,
wal. ciung stümmel, verstümmelt , ungr. tsonka; entstellt aus
it. ciocco klotz? Für cioncare gilt mail. s'ciancä s'cincä.
Ciotto ciöttolo stein, kiesel
Ciro schwein; vom gr. x0?9oq ferkel (Ferrari).
Cispo triefäugig; woher?
C i u f f o schöpf, ciuffare beim schöpfe fassen; von schöpf,
wenn nicht von zopf, lomb. zuff, vgl unten zuffa.
Civaja hülsenfrüchte ; von cibaria.
Cogno ein altes weinmaß; von congius.
C ö g o m a topf; von cucuma, woher auch fr. coquemar.
Collare wippen d.i. foltern, colla folter; vom gr. xo-
Xd&iv strafen, züchtigen, wie schon Monosini aufstellte —
oder von noXlav befestigen? Eigentlich bedeutet es jemand
an einem seile herauf- oder herabziehen.
Collottola nacken; abgeleitet von Collum.
C o m b a g i o zusammenfügung , combagiare zusammen-
fügen; dem begriffe nach das lat. compages, vermuthlich auch
von da ausgegangen , aber mit witziger auffassung auf com-
bagio (das zusammenküssen) zurückgeführt; dieselbe begriffs-
verbindung auch in der form combaciare.
Conciare acconciare (woher sp. aconchar) putzen, zu-
richten, concio acconcio als adj. hübsch, als subst. putz, wdl.
conciu kopfputz. Man stelle es nicht zum fr. cointer: es ist
eine der ziemlich zahlreichen mit i gewirkten participialablei-
tungen wie cacciare (captus), succiare (suctus) und kommt
von comtus, partic. von comere schmücketi, woher es schon
Menage leitet; die fr. form wäre conser.
Congegnare zusammenfügen; muthmaßlich für con-
cennare concinnare, unter einfluß des it. genio, pr. genh kunst.
Corgere in accorgersi (chw. ancorscher) wahrnehmen,
und scorgere 1) wahrnehmen, 2) geleiten, begleiten. Accor-
gere accorsi accorto trifft in seiner flexion so genau zusam-
men mit corrigere correxi correctus, daß es aus ad-corrigere
entstanden sein muß, indem es eigentlich die berichtigung ei-
H.a. CORRIBO-CRUNA. 89?
nes irrthumes ausdrückt. Scorgere, das dieselbe flexion hat,
wäre nach Muratori aus excurritare entstellt und dem erste-
ren verbum angepasst worden, allein solche Übergänge aus
der schwachen in die starke conjugation sind so ausnehmend
selten, daß diese vermuthung entschieden abzulehnen ist. Scor-
gere ist nichts anders als ein verstärktes correggere, dem
die bed. regieren zukommt, woraus die bedd. geleiten, acht
haben leicht erfolgen konnten. Von scorgere kommt s c o r t a r e,
sbst. scorta, fr. escorter, escorte, sp. escoltar, escolta.
Corribo corrivo leichtsinnig, leichtgläubig; woher?
Cos so kleine beule, finne, warze.
Costa, costi, costinci ortsadverbia ; von eccu' istac,
eccu' istic, eccu' istinc-ce.
C o t e s t o cotestui, pronomen ; zsgs. aus eccoti esto, lat,
eccu' tibi iste.
C o von egarbe, einfacher lomb. cov, piem. cheuv. Nach
Ferrari von cavus hohl : so viel die hohle hand oder der hohle
arm faßt. Der Übergang von cavus in covo macht dabei keine
Schwierigkeit, er ist derselbe wie der von clavus in chiovo.
Crocchiare klappern; sicher von crotalum (xqot&Xov)
klapper, cchi aus tl wie in vecchio. Sp. crotorar muß
dasselbe wort sein.
Crogiare rösten. Sollte es zusammenhängen mit ahd.
chrose geröstetes, welches Graft' IV. 616 als zweifelhaft auf-
stellt? vgl. wegen der form it. asio agio.
Cr oj o (veraltet) starr, fig. störrig, ungeschliffen, pr. croi.
Aus crüdus starr, unbiegsam kann es nicht unmittelbar ent-
standen sein, ihm aber mit Galvani (Archiv, stör. it. XIV. 343)
dessen urform cruidus (cruius crujus) unterzulegen, ist zwar
schön, aber gewagt, weil diese form nicht im gebrauche war.
Sicherer läßt man es aus crud-i-us (wie bajo aus badius)
entstehen d. h. aus einer mit i bewirkten erweiterung von crü-
dus, dergleichen bei mehreren andern adjectiven unläugbar
vorkommt, s. unten fujo. Die länge des wurzelvocals kürzte
sich durch roman. position (crudjus), so daß er in o über-
treten konnte.
C r u n a nadelöhr. Zum gr. ygriv?] höhlung (Rom. gr. I.
137) passt weder buchstabe noch begriff (aus anlautendem g
wird nicht c) :-t es ist syncopiert aus Corona kreiß, wie cruc-
ciare aus corrucciare; wegen u aus ö vgl. giuso und tutto.
898 H.a. CRUSCA—DESSO.
Crusca kleie, chw. crisca. Ein deutsches wort, wie
bereits Muratori erkannte. Furfur crusc vel chliha (kleie)
sagen die jlor. glossen 983*>, schwz. krüsch, Schwab, grüsche,
vgl. das von Bouille de diff. vulg. ling. errwähnte gleichbed.
fr. gruis, piem. grus. Die neupr. mundart kennt auch ein vb.
crusca zermalmen.
Culla wiege; von cunula, wie lulla von lunula, in der
neap. mundart noch connola (cunola in einem alten gedieht
Murat. antiqq. ital. VI. 789), in der romagnol. conla.
Cupo hohl; von cupa tonne, also eins der wenigen ad-
jeetiva, die unmittelbar aus Substantiven gebildet wurden, Rom.
gr. II. 232. Die sard. mundart entwickelte daraus das glbd.
adj. cupüdu, dem kein it. cuputo entspricht.
C u t r e 1 1 a cutrettola bachstehe. Sie trägt den schwänz
hoch und bewegt ihn beständig. Auf die erster e eigenschaft
bezieht sich das ital. wort, zusammengesetzt aus coda schwänz,
retta aufrecht, also eigentlich cudretta, durch assimilaiion der
media an die folgende tenuis eulretta, entsprechend fr. hoche-
queue; auf die letztere it. coditremola, fr. branlequeue, deutsch
wedelsterz, engl, wagtail, kymr. tinsigl, gr. oetoonvyt'g, wohl
auch lat. motacilla u.a.
D.
Deh interjeetion ; vermuthlich vomvocativ dee für deus,
dessen sich spätere bedienen, wenn nicht aus deo abgekürzt
wie i' aus io: deo, com' aggio fallato! Poet. d.pr. sec. I. 277 ;
deo, che ben aggia Amore 434. Ein mundartl. fr. dey könnte
desselben Ursprunges sein, s. Vocab. langrois.
De sso pron., wal. densu. Pott forsch. 11.41 constru-
iert es aus idem ipsus, aber ein m aus der mitte eines Wor-
tes zwischen vocalen auszuwerfen, ist ganz gegen die anläge
der ital. spräche. Es könnte abgekürzt sein aus einem frü-
heren medesso = pr. meteis (s. medes L), allein damit er-
klärt sich die ihm anhängende syntactische eigenheit nicht, daß
es nur im casus rectus bei den verbis csein und 'scheinen'
gebraucht wird, wogegen dem Provenzalen sein meteis in je-
dem casus recht ist. Man muß sich also nach einem passen-
deren Ursprung umsehen und ein solcher findet sich. Über-
setzt man unser cer ist es selbst, sie scheint es selbst* wört-
H.a. DESTARE-DOPPIERE. 399
(ich ins latein. , so heißt dies ille est id ipse, illa videtur id
ipsa, und dieses neutrum auf ein masculin oder feminin be-
zogen, ist eben so romanisch wie deutsch, s. Rom. gr. III. 83,
Blanc 292. Aus id ipse aber entstand desso, welches darum
nur im casus rectus brauchbar ist: egli e desso, ella mi pare
dessa. Das wort enthält also einen merkwürdigen Überrest
des pron. \s. Sonderbar ist in idipsis Form. Marculß, dieser
barbarismus aber kann die hier vorgetragene etymologie nicht
stören.
D e s t a r e aufwecken ; von de-excitare mit derselben zu-
sammenziehung wie in dorare von deaurare. Die mail mund-
art spricht dessedä.
Diana morgenstern, eig. Stella diana Poet. d. pr. See. IL
187, von dem verschwundenen adj. diano, dies von dies, da-
her die militärische redensart battere la diana, fr. battre la
diane die rev eitle schlagen.
Dileggiare verspotten; = pr. desleyar verschreien,
verrufen, sbst. deslei, tat. dis-lex.
D i 1 e g i n e schlaff.
Dil eil o achselhöhle; s.v.a. ditale ßngerhut, weil man
die finger unter die achseln zu stecken liebt ? Dasselbe wort
ist, mit der bed. von ditale, das romagn. didel, altfr. deel,
nfr. mdartl. deau. Für ditello sagt der Neapolitaner tetelleca,
das aus dem vb. tellecare kitzeln, weil man an jener stelle
für kitzel empfänglich ist , gedeutet wird. Eben darum lei-
ten manche, aber ganz gegen den buchstaben, ditello von
titillare.
Dondolare schaukeln, mail. dondä ; nach Menage von
de-undulare. Vielleicht hat es keinen so vornehmen Ursprung,
ist nämlich gleicher herkunft mit fr. dodiner schaukeln, altfr.
dodeliner einwiegen, von dodo, mit welchem wort man die
kinder in den schlaf wiegt. Dodo selbst aber ist aus der
kinder spräche, entstanden durch reduplication aus dormir.
Donnola iviesel; eig. Weibchen, vom it. donna, ein
schmeichelwort für das thier, gleich dem sp. comadreja, woran
Ferrari erinnert, oder dem dtschen jüngferchen, ngr. vvpcpvTu
Frisch IL M7a, oder dem bask. andereigerra von andrea frau,
Jungfer. Vgl. bele IT c.
Doppiere fackel; von duplus wegen des aus zwei fa-
den gedrehten dochtes : so das deutsche zwirn aus zwir doppelt.
400 H.a. D0SSI-EZIANDI0.
Dossi (plur.) grauwerk; eig. rückenstück des feiles, s.
darüber Ferrari.
Duomo domkirche, dorn, daher fr. dorne; vom tat dö-
mus dei, nicht vom gr. ddo/ua, wie der diphthong im ital. zeigt.
Auch der Gothe drückt templum mit gud-hus aus.
E.
Elsa elso schwertgriff; vom ahd. helza dass. Auch
die altfr. spräche besitzt das wort und zwar in älterer form
(ohne lautv er Schiebung) helt (h asp.) , auch heux (nomin.),
altn. hialt, ags. hilt (n.) , davon ein vb. enheldir mit einem
schwertgriff versehen Ch. de Rol. Mit diesem helt trifft das
it. elso im genus zusammen.
Endica auf kauf von waaren, nach Muratori aber waa-
renniederlage ; von svd-rjxt] ladung (nach demselben).
Epa bauch, von hepar (Menage u. a.).
Erto steil, partic. von ergere = erigere, subst. erta
anhöhe, all'erta auf der hut, eig. auf der anhöhe, wo man
sich umschaut, daher adj. sp. alerto, fr. alerte wachsam, mun-
ter, churw. schlechtweg erti.
Esito waarenabsatz, vertrieb; von exitus ausgang.
E 1 1 e (m.) kleinigkeit, pünktchen. Üblicher in den mund-
arten, com. eta, flor, etti, romagn. etta und elt, z. b. com.
m'importa on eta = m'importa im frullo; nach P. Monti vom
altlat. hetta bei Festus: res minimi pretii . . . cum dicimus
enon hettae te facio'. Vgl. G. Galvani im Archiv, stör. it.
XIV. 352.
Eziandi'o partikel für lat. etiam. Es wird theils aus
etiam diu, theils aus etiam adeo, theils aus etiam deus ge-
deutet. Diu ist gegen den sinn, ädeo gegen den accent und
so bleibt deus übrig , welches bereits Salviati aufgestellt hat.
Es war sonst üblich gewissen concessivpartikeln den namen
gottes verstärkend beizufügen, so entstand avvegna dio che,
macari dio che, im altgenues. sogar quanvis-de Archiv, stör,
it. app. num. 18. p. 27. 36, altven. quanvis-deo Bonvesin ed.
Bekker, so denn auch ezian dio che, ezian dio se, ezian dio.
Ähnlich wird in der bair. mundart gott geb gebraucht: (gott
geb die seien gut oder bös* (mögen sie gut oder böse sein) s.
Schmeller 11.83.
H.a. FACIMOLA— FERZARE. 401
F.
Facimola facimolo Hexerei. Der sinnreichen deatung
Menage' 's aus facere und mola (ppferschrot zur Zauberei), ge-
mäß, Virgil's verse sparge molam et fragiles incende bitumine
lauros, steht zwar der accent entgegen, der in neuen compo-
sitis stets dem zweiten worte gebührt (faci-möla wie faci-
mäle), allein eher läßt sich accentv er Schiebung als derivation
aus facere annehmen.
Fan eil o Hänfling, piem. fanin, mail. fanetl; unbekann-
ter Herkunft : aus dem deutschen worte (hanf-il-ing) mit um-
gestelltem f scheint gewagt. Nemnich kennt auch eine form
faganello.
Fante knabe, knecht, soldat zu fuß, sp. infante u. s. f.;
von infans mit sehr erweiterter bedeutung. Daher auch fan-
teria fußvolk, fantoccio puppe, so wie das speciell ital. fan-
ciullo fanciulla kind, flor. chw. fancella.
Farnia fargna breitblätterige eiche, quercus robur nach
Nemnich, von farnus bei Vitruv, dem man die bed. esche bei-
legt, weil man eine zusammenziehung aus fraxinus darin ver-
muthet. Das ital. wort stammt zunächst aus dem adj. far-
neus, bei Apicius farnei fungi, al. faginei.
F a z z u o 1 o und fazzoletto, auch altsp. fazoleto Schnupf-
tuch. Das glbd. neusp. fazaleja konnte wohl aus facies (sp,
faz) fließen, daher auch mlat. faciale s. v. a. facitergula; it.
fazzuolo aber passt auch in betracht seines unschicklichen
Suffixes keinesfalls zu faccia (eben so wenig zu fascia) und
mag eher in unserm fetzen seine quelle haben, auch it. pez-
zuola heißt fetzen und schnupftuch. Das piem. fassolet stimmt
eben so wenig zu facia (facies), wohl zu fassa (fascia), des-
sen bedeutung aber schon weiter abliegt; das sie. fazzuleltu
trennt sich gleichfalls von facci (facies).
Fe der a zwillich; vom ahd. fedara feder , mhd. federe
pelz, flaumiger federartiger stoff, mlat penna.
F e r z a r e sferzare peitschen, ferza sferza peitsche. Aus
ferire kann kein feritiare ferzare werden, da die 4. conj. keine
participialverba hergibt. Sehr wahrscheinlich ist das gleich-
bed. ahd. fillan darin enthalten, wovon sich ein intensiv filla-
zan = nhd. filzen (strafen) annehmen läßt, daher it. felzare,
26
40« H.a. FIAPPO— FISCHIARE.
ferzare (vgl. scalmo scarmo). Das vorhandene ahd. fillata
peitsche konnte dagegen nicht in ferza übertreten.
Fiappo, nur mundartlich: mail. piem. ven. fiap, cre-
mon. flapp welk; aus dem deutschen, worin dieser stamm etwas
schlaffes oder lappenartiges bedeutet, z, b. Aap klappe, fiep
tappen, ndd. flabbe herabhangendes maul Dahin auch ro-
magn. fiapa/ flecken, picard. fiepe läppen.
Fiavo honigwabe, dsgl. fiale fiare für fiavale fiavare.
Es kann mit eingeschobenem i = 1 von favus kommen, doch
mag einwirkung des glbd. ahd. flado dabei angenommen wer-
den, ja es könnte unmittelbar daraus entstanden sein wie it.
biava aus biada.
Fiedere verwunden, poet. form für ferire, sp. herir
u. s. f., r in d verwandelt.
Fignolo hitzblatter; vom dtschen finne.
Filza schnür angereihter sachen, vb. infilzare anreihen;
von filum, woraus man filitium ableitete (Ferrari).
Finco venez. name eines vogels, lat. fringilla; vom ahd.
fincho, nhd. finke. Veneroni verzeichnet auch eine form frinco.
Fino infino partikel für lat. tenus; von in finem zum
ziel, fine am ziel, vgl. Festus tenus sig-nificat finem. Auch der
prov. mundart ist diese partikel bekannt: fis Guill. de Tudela
v.110, npr. cat. fins, bearn. (veraltet) fens, so auch sard.
finz-a finz-as. Schon in einer Urkunde vom j. 849 liest man
fine via publica, de alia parte fine flurnen u. s. f., s. Muratori
v. sino.
Fiöcina harpune; nach Menage von fuscina dreizack;
es wäre also entstellt aus föscina mit eingeschobenem i = 1
und Verwandlung des sei in ci, ersteres z. b. in fiaecola, letz-
teres in cacio für cascio vorliegend. Das sard. früscina, das
mail. frosna zeigen dagegen ein eingeschobenes r.
Fioco heiser. Gegen seine entstehung aus raueus, it.
roco, hat die grammatik nichts einzuwenden, da f auch in
frombo vorgesetzt ward und froco leicht in floco fioco abge-
ändert werden konnte, wenn auch der ausdruck durch diese
Umwandlung des malerischen r mehr verlor als gewann. Ro-
chegude verzeichnet ein prov. frauc, legt ihm aber die bed.
matt bei.
Fischiare pfeifen, von fistula. Fistula vulgo fiscla di-
citur Gloss. longob. s. Ducange. Fistulor sibilo Gloss, Jsid.
II.a. FISTELLA— FRASCA. 408
F i s t e 1 1 a körbchen ; von iBscella, erweitert in fisc-ett-ella
zsgz. fistella.
Fitta mürbes unter den fußen sinkendes erdreich; etwa
vom ahd. fiuhti erdfeuchte? iu io in i verdichtet s. Rom. gr.
1. 287, vgl chw. fiecht von feucht.
F o g a hitze, heftigkeit, hieraus fr. fougue, ad], fougueux,
vgl npr. fogo gedränge ; vb. it. fogare schnell fliegen. Man
denkt an fuga flucht, daher eilfertigkeit, eifer, hitze, und auch
sp. fuga heifit (außer flucht) lebendigkeit z. b. des gespräches.
Mehr noch wird diese ansieht durch die romagn. cremon. form
fuga unterstützt Näher dem begriffe liegt allerdings focus
feuer, aber dann war fuoca, wenigstens fuoga zu erwarten.
Merkwürdig ist das romagn. viuga für it. foga.
Foggia gestalt, art , foggiare bilden, gestalten; vom
tat. fovea grübe, demnächst wohl form, in die etwas gegos-
sen wird, gepräg e, vgl. it. cavo höhlung, form, gr. xvnoq ein-
druck, gestalt. Die übliche herleitung aus fr. forge ist um
so weniger zulässig, als der Venezianer foia spricht. Es gibt
freilich ein piem. forgia, dem aber nur die bed. schmiede bei-
gelegt wird; auch das sard. forgiai entspricht in seinem ge-
brauche nur dem fr. forger, und ein sbst. forgia fehlt hier.
S. Rom. gr. 1. 85. Die port. spräche hat fojo, die span. hoyo
hoya für fovea.
Foja brunst, hitze; von füria. Auch chw. foia eifer.
Folto gedrängt; von folla nach Muratori; besser von
infultus vollgestopft, daher sie. 'nfultu = folto.
For ziere koffer; vomgr. (poQxiov last, ladung (Ferrari).
Fra s. tra.
Fräcido, umgestellt fradicio, auch wal. fraget weich,
morsch, faul; von fraeidus, nur bei Cato de re rust. einmal
vorkommend, im ital aber sowohl durch die Umstellung wie
durch mehrere ableitungen als ein volksübliches wort sich aus-
weisend.
Frana abstur z, erdfall, franare einstürzen, her abrollen;
woher dieses wort?
Frasca belaubter ast, grüner zweig, daher nach der
ansieht der academie das sp. frasca, welches dem Portugiesen
und Catalanen fehlt, churw. sfrascar äste abhauen. Der Spa-
nier nennt eine gerte verd-asca : sollte nun der Italiäner aus
dem vb. virere, das ihm jedoch früh abhanden gekommen, ein
404 H.a. FRATTA— FUCINA.
sbst. virasca vrasca frasca abgeleitet haben wie aus fuggire
das adj. fuggiasco? Man denkt auch an fresco: darf man
aber der spräche die unnütze entstellung eines so klaren Stam-
mes zutrauen? Flur, frasche bedeutet auch possen, daher
die franz. redensart faire des frasques.
Fratta zäun; vom gr. cpgctizstv umzäunen, ngr. (pQdx-
trj = (pgayfxa^ wie Menage richtig aufstellt
F r i g n a r e (in lomb. mundarten) weinen, wimmern, auch
den mund verziehen, höhnen, com. frigna weinerliches weib,
cremon. krittelig im essen. Vielleicht für flignare vom dtschen
flennen, schwed. flina, dän. fline, engl, frine (mdartl. s. üalli-
wellj. Aus dem dtschen erklärt sich auch ganz einfach das
lomb. frigna in der bed. felsenöffnung d. i. grinsendes maul:
ebenso entstand das altfr. flan Schießscharte (Öffnung in der
mauer) aus dem mit flennen wurzelverwandten flans verzerr-
tes maul. An frignare schließt sich it. infrigno infrignato die
stirne gerunzelt, verdrießlich, dauph. se deifrinä verdrießlich
sein, vgl. fr. se refrogner, se renfrogner die stirne runzeln,
dessen herkunft aus frons sich nicht klar darlegen, läßt , das
aber, von frignare hergeleitet, für refroigner (oi aus i) ste-
hen muß.
Frisone frosone frusone ein vogel, kernbeißer; wird
aus frendere fresus hergeleitet, s. P. Monti v. frisonn.
Frollo mürbe (vom fleisch). Man leitet es von fri cil-
iare, es bietet sich aber eine bessere erklärung. Caro fluida
lat. sagt so viel als carne frolla; aus dem dimin. fluidulus
konnte flollo, euphonisch frollo werden, wie aus stridulus strillo.
Auch mit der bed. kraftlos passt das ital. zum lat worte.
Frombo s. rombo.
Frullare sausen, rauschen; unsicherer herkunft, viel-
leicht von fluctuare wallen, tosen, dimin. fluctulare flullare frul-
lare, wie bei frollo. Wal. fluturä wäre alsdann dasselbe wort.
Frusco dürres reisich an bäumen, fruscolo Splitter;
woher ?
Frusto bissen, von frustum dass. ; frustare peitschen
(schon in der L. Long., al. frustrare), eigentlich, wie pr. fru-
star, zerfetzen, auch abnutzen, abtragen, daher sbst. frusta
peitsche; von frustare zerstücken.
F u c i n a schmiede ; von focus heerd, mit Muratori. Ebenso
ergieng es dem stamme foc in fucile.
n.a. FUJO-GALLARE. 405
Fujo dunkel Einige ital. adjectiva werden uns nur
dadurch aus dem lateiti. erklärlich, daß man sie auf ein Suf-
fix ius gründet, das auch in span. adjectiven, wie agrio, gur-
vio (curvus), crasio (crassus), soberbio, novio hervortritt, s.
crojo, mezzo, rozzo, vizzo II. a, auch bujo I. Vermittelst
dieses Suffixes läßt sich fujo aus furvus furvius furvjus mit
ausgestoßenem v vor j genügend construieren. Vielleicht ist
auch das sicil. legiu (von levis levius) so wie gregiu (v. gra-
vis gravius) diesen erweiterten adjectiven anzureihen.
Fummosterno ein kraut, er dr auch ; entstellt aus fu-
mus terrae, fr. fumeterrel
Fusaggine spindelbaum; von fusus.
F u s c e 1 1 o spänchen ; dimin. von fustis, zsgz. aus fusticello.
G.
Ga b u r o , eine form, in welche man das cremon. gabeurr
roher mensch (eu ist hier oft = u) übertragen darf; vom ahd.
gabüro bauer, chw. pur.
Gagliuolo schote der bohnen oder erbsen, com. ga-
jum nußschale. Von callum dicke haut? alsdann müste eine
wenig übliche erweichung des 11 in gli angenommen werden,
galluola gagliuola. Oder etwa von dem isidorischen galgulus
cbaca, nvQtjv beere, kern? dieselbe begriff sentwicklung zeigt
auch sp. baya. it. baccello schote, von bacca beere. Man
emendiert freilich galgulus in galbulus cypressennuß. Von je-
nem leitete schon Grandgagnage I. 252 das wallon. gaille geie
nuß, nußkern.
Gagnolare winseln; von gannire (Menage).
Gallare oben auf schwimmen, den muth erheben, sich
freuen, wofür auch essere a galla gesagt wird. Ferrari's er-
klärung aus lat. galla gallapfel, weil er im w asser nicht un-
tergehe, ist nicht der rede werth , wenn auch der Sicilianer
beide Wörter, gadda gallapfel, und galla in der eben bemerk-
ten redensart, nicht formell unterschiede. Aber woher das
wort ? Nahm man es vom stolzierenden üppigen hahn ? Die
span. redensart tener mucho gallo (viel stolz haben) wäre
dieser herleitung günstig. Das lat. vb. gallare liegt mit seiner
bedeutung zu weit ab, das ahd. kallon frohlocken, übermüthig
sein, dem sich gallöria jubel genau anzuschließen scheint, muß
406 H.a. GANGAMU— GATTERO.
als fremdes wort zurückstehn. Stammt also gallare von gal-
lus, so hat sich die sinnliche bed. des obenschwimmens erst
aus der abstracten des Üppigseins entfaltet.
Gangarau sicil fischernetz; vom glbd. gr. ydyyapov,
wie Pasqualino anmerkt.
Gänghero thürangel, sard. cancaru, mail. canchen,
pr. ganguil; bei Eesychius xdy%aXog, s. Menage: woher aber
dies? Dahin ferner it. sgangherare aus den angeln heben,
pg. escancarar angelweit öffnen.
Gara Wettstreit; nach Muratori vom arab. vb. ghara
beneiden, nacheifern (garä anreizen Gol. p. 1704); sehr ver-
dächtig bei einem worte dieser bedeutung, das im arab. nicht
einmal als subst. vorhanden ist. Weit natürlicher würde man
an die vielgebrauchte altfr. interj. gare! aufgemerkt ! aufge-
passt! denken dürfen, die noch im piem. vorhanden ist. Ve-
neroni kennt auch ein vb. garare wetteifern = fr. garer auf-
merken.
Garbo venez., com. garb und gherb (it. garbetto Ve-
neroni) bitter; vom ahd. harw, nhd. herb (erst seit dem 12.
jh. Graff).
Gargo verschlagen, tückisch, piem. gargh träge ; sicher
vom ahd. karg listig, vgl altn. kargr hartnäckig, träge.
G a r z o (garz) lomb. herz des kohles, it. garzuolo dass.,
mail. garzoeu knospe des weinstocks , ven. garzölo flachsbü-
schel des rockens, lomb. garzon hasenkohl, gänsedistel. Das
etymon von garzo findet Muratori in Carduus, und in der that
steht dem ital. vb. cardare ein mundartl. garzar, dem ven.
garzolo das parm. carzoeul, dem lomb. garzon das sie. car-
dedda (hasenkohl) zur seite, so daß also c und g, d und z
zusammentreffen. Die formen mit z beziehen sich aber auf
ableitungen wie cardeus cardeare (ebenso z aus de in orzo,
lat. hordeum), indem man mit bekannter Unterdrückung des
derivativen u cardus (it. cardo) aus Carduus machte. Das
herz des kohles vergleicht sich mit seinen übereinander lie-
genden blättern dem distelkopf, auch der flachsbündel ließ sich
mit dessen wollichtem büschel vergleichen ; das fr. carde be-
deutet sowohl Carduus wie garz. S. garzone I.
G a s t o (nur vorhanden im comask. gast) geliebter, dsgl.
gälte; vom dtschen gast befreundeter mann.
Gatter o gattice (m.) ein bäum, espe.
H.a. GELSO— GOGNA. 407
Gel so Maulbeerbaum; abgekürzt aus morogelso, dies,
wie man annimmt, von morus celsa hoher maulbeerbaum im
gegensatze zum niedern, der brombeerstaude , eine deutung,
die durch das sie. ceusu oder das genues. saersa buchstäblich
= lat. celsus celsa (genues. c = lat. s, r = 1) gestützt wird.
Genia gezüchte, sie. jinfa ; leitet Pasqualino vom gr.
ysvsd erzeugung.
Gheppio ein raubvogel, wannenweihe; vom gr. yvxp
yvnog geier, mit Menage.
Ghezzo schwärzlich; nach Redi von aegyptius in be-
ziehung auf die färbe des Volkes, wozu Menage aus einem
glossar anmerkt aeguptium cpaiöv (schwärzlich). Die regel-
rechte bildung wäre gozzo oder gezzo, doch ist auch in
gheppio ghe = gy.
Ghiaja kies; von glarea, altsp. glera.
Ghiera pfeil; vom ahd. ger geschoß. Merkwürdig ist
das piem. parm. gaj da, cremon. mail. gheda, sard. gaja, ein-
gesetztes keilförmiges stück am kleide, das mit dem longob.
gaida speer Haupts ztschr. I. 554, auch in den gloss. Pith.,
zusammentrifft, vgl. wegen der begriffe gherone I.
Ghiova erdscholle, für ghieva, gleba; ähnlich piovano
für pievano, freilich in unbetonter sylbe.
Gire gehen, defectives verbum ; aus de-ire entstanden?
so lat. de-ambulare neben ambulare.
Giumella zwei handvoll d. h. so viel die beiden hohlen
hände, zwillingsschwestem, gemellae, aneinander gefügt in sich
fassen, wie Menage befriedigend erklärt. Auch das fr. jumeau
hat e mit u vertauscht
Glaba ableger, senker; von clava pfropfreis, vgl we-
gen des b die form clabula.
Gnaffe interj. meiner treu! aus mia fe.
Gnocco mehlkloß, chw. gnioc, bair. nock dass.
Goccia tropfen, mdartl. (cremon.) masc. gozz gouzz.
Unmittelbar von gutta würde sich schwer rechtfertigen lassen;
vielleicht vom it. vb. gocciare, zsgz. aus dem unvorhandnen
gotteggiare, das dem vorhandnen pr. goteiar, pg. gotejar ganz
analog wäre.
Gogna pranger, halseisen; vom gr. ayyovr\ strick zum
hängen, behauptet Menage. Ist es nicht vielmehr abgekürzt
aus vergogna schände, da auch das sp. vergüenza jener be-
408 IL a. GONDA— GRASTA.
deutung fähig ist und gogna auch Verlegenheit , Verwirrung
hei fit?
Gonda göndola, daher sp. göndola, fr. gondole eine art
nachen, gondel. Venedig nahm dies wort aus dem munde der
Griechen, denen xeviv ein trinkgefäß bedeutet wie noch das
fr. gondole. Menage beruft sich auf eine alte glosse gondus
scyphus patera, und Huet citiert aus einem scholiasten des
Juvenal (sat. 5) gondeia genus navigii, es heifit aber genus
navis, quae gandeia dicitur.
Gonzo roh, tölpelhaft. Vom gleichbed. sp. ganso? Oder
vom venez. gozzo, das dem it. ghiozzo entspricht?
Gora (mit offenem o), mühlgraben , so schon in einer
Urkunde vom j. 716 Brunetti p. 454. Gewiss nicht für gola
Schlund, moden. gora (mit geschlofinem o), wie auch Muratori
antiqq. ital IL 1096 erinnert; man wird darin das Schweiz.
wuor dämm zum ableiten des wassers , chw. vuor, anerken-
nen müssen, so daß es für guora steht. Über das deutsche
toort s. Frisch IL 459c, Stalder IL 458, Schmeller IV. 137, Zie-
mann 669. Die venez. form ist gorna.
Gozzo kröpf, lomb. goss. Zwei etymologieen sind zu
erwägen. Muratori ahndet darin eine abkürzung aus einem
von gurges abgeleiteten worte gorg-ozzo, welches dicke gur-
gel heifien könnte, und solche abkürzungen sind üblich (vgl.
cenno IJ, auch ist ein fem. gorgozza vorhanden, corgozzo hat
Veneroni. Andre verweisen auf das dtsche gösse rinne, ca-
nal, daher Schlund, worin ss früh aus z entstand. Die er-
stere erklärung ist für die bedeutung befriedigender und hält
sich dabei an die eignen mittel der roman. spräche, was im-
mer empfehlend ist. Von gozzo leitet man auch sorgozzone
sergozzone csub guttur pugnus inflictus1 Ferrari. Trangu-
giare gierig verschlingen mag aus trangorgiare entstellt sein.
Granciporro seekrebs ; von Cancer und pagurus, mit
Menage.
Grascia lebensmittel , auch obrigkeit über die lebens-
mittel, grascino marktmeister ; nach Menage vom gr. dyoga-
ortxog zum einkauf gehörig (besser von dyogaaia einkauf,
gespr. agoräsia). In der bed. fett, schmalz mag es das fr.
graisse sein.
Grasta blumentopf ; urspr. sicilianisch, vom gr. ydorga
bauchwhtes gefäfi, wie Pasqualino richtig anmerkt
II. a. GREGGIO— GRIPPO. 409
Greggio grezzo unbearbeitet, roh; woher?
Grembo schooß ; offenbar von gremium. Consonan-
tiertes i in gremjo kann kein b erzeugen, dies muß also ein-
geschoben sein: man sagt°. erst grembio, woher noch grem-
biata (nicht grembata) und endlich grembo; eine solche ein-
Schiebung des b unter gleichen umständen liegt auch in combiato
aus commeatus vor, im maxi, scimbia für scimmia, vendem-
bia für vendemmia u. dgl.
Gremire ghermire mit den klauen packen; vom ahd.
krimman mit schnabel oder krallen hauen.
Greppo, chw. grip felsstück, auch ven. grebano ; vom
ahd. klep, nhd. klippe, kymr. clip? Comask. hat man für den-
selben begriff grip und crap, letzteres = chw. crap carp kies;
aber auch cip, das aus clip entstanden sein kann.
Greto steiniger sand des ufers; wohl vom ahd. grioz,
altn. griot gries. Vgl. gres //. c.
Gretola Stäbchen des käfichs; nach Menage von cra-
tes flechtwerk, zunächst wohl vom ahd. crettili körbchen (aus
crates). Grelola auch splitter, daher sgretolare zerschmettern.
Gricciare ein finsteres gesicht machen, dsgl. nach et-
was gelüsten, comask. sgrizä knirschen; fast unzweifelhaft
derselben herkunft wie fr. grincer (IL c) d. h. vom ahd. gri-
mizön knirschen, verlangen. Sbst. griccio gricciolo fieber-
schauer, eig. geknirsche.
Grifo s. griffe IL c.
Grill o wunderlicher einfall; ist kein anderes wort als
der name des insectes, dessen sprünge den anlaß zu dem bild-
lichen ausdrucke gaben (vgl. Capriccio); ebenso einigt chw.
grilla beide bedeutungen. Die redensart il grill o mi salta (ich
werde wunderlich) ist beweisend. Auch das vb. grillare an-
fangen zu sieden (singen, zirpen wie die grille) gehört hieher.
Grimo runzlicht; vom ahd. grim grimmig, zornig (mit
gerunzelter stirne), das im comask. und churw. seine alte be-
deutung bewahrt hat. Entsprechend stammt sbst. g r i n z a run-
zel, grinzo runzlicht, aggrinzare runzeln vom ahd. grimmisön
grimmig sein.
Grinta lomb. finsteres unfreundliches gesicht, dsglhoch-
muth, ven. grinta grimm, zorn; erklärt sich leicht aus ahd.
grimmida grimmheit, ctyrannidas\
Gripp o s. gripper II. c.
410 II. a. GROMMA— GUFO.
Gromma Weinstein; vgl. Schweiz, gründete bodensatz,
schwed. grums und grummel mit ders. bed. Galvani lez. accadem.
1.88 erblickt darin das celt. crammen grind.
Grongo gongro meeraal; von congrus, yoyygog, fr.
congre u. s. w.
Grufolare mit dem rüssel wühlen, mit aufgeworfenem
rüssel grunzen; muthmaßlich vom it. grifo rüssel, aber , we-
gen des radicalen u für i, mit einmischung von grugnire grunzen.
Gruzzo grüzzolo häufe zusammengetragener dinge, wal.
gruetzi; wohl deutscher herkunft, vgl. Schweiz, grütz gemisch
von allerhand gesäme, mhd. grüz u. dgl.
Gualcare (in einigen wbb. , romagn. gvalche) durch
stampfen bearbeiten; vom ahd. walchan, nhd. walken. Abgel.
gualchiera Walkmühle. Auch Frankreich ist das wort nicht
unbekannt: altfr. g au eher, dauph. gouchier = gualcare, alt fr.
gauchoir == gualchiera.
G u a 1 c i r e zerknittern, zerknetschen ; vom ahd. walzjan
volvere, vellicare, nhd. wälzen (unvorsichtig hin- und herwen-
den und drehen).
Gualdana streif zug von r eitern auf feindliches gebiet
Dante Inf. 22, 5, trupp Soldaten ; nach Schmeller IV. 66 vom
mhd. woldan kriegssturm u. dgl. (einen woldan riten). Über
des deutschen Wortes Ursprung s. Schmeller, vgl. auch Du-
cange v. gualdana.
Guancia wange; vom ahd. wanga wanka, aber eigent-
lich würde nur eine form wankja genügen. Merkwürdig ist
das gleichbed. neap. guoffola vuoffula: entstand es aus lat.
offula mit umgekehrter begriff's entwicklung wie bei bucca 1)
backen 2) bissen? oder ist es gleichfalls germanischer her-
kunft, ahd. hiufila ? Der anlaut g = h (s. unten gufo) spricht
für letzteres, die vocale scheinen mehr für ersteres zu sprechen.
G u a 1 1 er a s. guetre IL c.
Gudazzo, nur mdartl. (cremon. comask, gudazz) tauf-
zeuge, pathe, fem. gudazza; vom ahd. gotti Vocab. opt., fem.
gota, nhd. gothe. Merkwürdig, weil es buchstäblich angoth.
gudjajpnesfer erinnert, vgl. Grimms myth. p. 86, merkwürdig
auch schon, weil ein wort dieser bedeutuug aus dem deut-
schen gezogen ward.
Gufo ohreule; vom gleichbed. ahd.Mf hüvo, wie schon
JAuratori meinte, mit vertauschung des gutturalen anlautess
H.a. GUITTO— INTÜZZARE. 411
wie dies in garbo (s. oben), vielleicht auch im neap. guoffola
(s. guancia) der fall ist.
Guitto schmutzig, filzig; von unbekannter herkunft.
Guizzare sguizzare, ven. sguinzare, mail. sguinzä fort-
schlüpfen, hin und herfahren; vom mdartl dtschen witsen
witschen, vgl. die ndd. redensart wits was he weg Brem. wb.,
Frisch v. wits 11.453.
I.
Increscere rincrescere unpers. verbum, verdrießen,
chw. ancrescher; nach Ferrari und Muratori von ingravescere,
wozu allerdings die bedeutung passt, nach F. Pasqualino noch
besser von aegrescere. Aber warum soll es nicht das lat,
increscere sein, da es doch mit dem einfachen it. crescere
gleiche flexion hat? m'incresce, mi rincresce es wächst mir
auf, wird mir zu viel, wie mhd. mich be-vilt. Auch der altfr.
spräche war dies verbum bekannt: mult li encroist Brut II.
215. Darum kommt es auch im franz. mlatein vor: nomina
concubinarum . . . increvit huic chronicae inseri Fredegar, s.
Ducange; ejus dissoluta conversatio Omnibus increverat Act.
SS. Oct. 1. 1. 468; reincrescere findet sich Cap. Car. Calv. tit. 45.
lndarno, adverb für lat. frustra; aus dem slav. darmo
darom d. i. lat. dono, gratis, s. Grimm III. 107. 108, vgl wal.
in dare zum geschenk, altit. a dono Poet. d. pr. sec. II. 79.
Aber auch die altfr. spräche hat etwas ähnliches, das denn
aus dem ital. herrühren muß: en dar oder en dart Sept sag.
p. 68, Theätre fr. p. p. Michel p. 61. 96, Chr. de Ben. glossar.
Auffallen muß freilich ein slav. adverbium in einer spräche,
die sonst nicht aus dieser quelle schöpfte.
Innesto nesto pfropfreis, innestare nestare pfropfen;
von insitus eingefügt, eingepfropft, daher it. insetare und für
ins'tare, zur meidung der härte, inestare, wie Castelvetro ein-
leuchtend auseinandersetzt.
Intridere einreiben; von interere, entsprechend con-
quidere von conquirere.
Intuzzare rintuzzare 1) die spitze umschlagen, stumpf
machen, 2) dämpfen, zähmen. Herkunft aus intundere intu-
sus ist trotz der übereinstimmenden bedeutungen eine gramma-
tische Unmöglichkeit, nur intusare intugiare konnte daraus ent-
«2 H.a. ISCHIO— LAVEGGIO.
stehen. Eher dürfte das dtsche stutzen (abstumpfen) in er-
wägung kommen. Was hindert aber, in tuzzare ein mit i
abgeleitetes participialverbum tut-iare von tutus (inf. tueri)
anzunehmen, wie es denn in seiner zweiten, vielleicht grade der
ursprünglichen bedeutung, mit at-tutare genau zusammentrifft ?
Ischio eschio hageiche; von aesculus.
Izza zorn, unwille; fügt sich zum ahd. hiza, nhd. hilze.
Aber ad-izzare a-izzare, com. ezzä, altfr. hesser anrei-
zen, besonders die hunde, passt zum nhd. hetzen, ndd. hitsen,
wie auch ven. uzzare, veron. uzzä zum mundartlichen hutzen.
S. Dief. goth. wb. 11. 511.
L.
Lacca tiefer grund (bei Dante); nach Muratori vom
ahd. lahha kleiner sumpf, lache, daher tiefe. Nach ihm hat
auch lacca in der bed. kniekehle als etwas vertieftes densel-
ben Ursprung; eine passendere bedeutung aber bietet das gr.
Idxxog grübe, loch, vgl. layrj das graben.
Ladin o latino leicht, bequem, chw. ladin schnell; eig.
lateinisch (romanisch) s. v. a. verständlich, daher zugänglich:
latino di dar audienza facilis alloquio.
Lamicare rieseln, fein regnen; wohl für lambicare ein
wenig belecken oder bespühlen, vgl. sp. lamer (von lambere)
ein wenig waschen. Dazu stimmt das bask. lambroa Sprüh-
regen, woneben kein sp. 1 ambro statt findet.
Lampione lampone himbeere, piem. ämpola, com. am-
pöi, chw. ompchia ; ist das Schweiz, ombeer, in andern mund-
arten hombeere himpel-beere.
Lasca ein fisch, barbe; entstellt aus Xsvxi'oxoq Weiß-
fisch (Menage).
L a s c i o s. laisse IT. c.
Lava, daher fr. lave, eine geschmolzene materie, die
aus vulcanen strömt; = neap. lava regenbach, der die Stra-
ßen überfiuthet, von lavare.
Lavagna schiefer; vom dtschen leie, alts. leia Schmel-
lersgloss. sax., ndl. lei (kymr. llech, gael. leac) mit gl. bed.;
lavagna steht also für la-agna, dtsch ei = rom. a.
L a v e g g i o kohlentopf, pfanne; gleichsam lebetium von
leb es handb ecken (Ferrari u. a.).
H.a. LAZZO— LOPPA. 413
Lazzo herb; nach Castelvetro von acidus (wie sozzo
v. sucidus) mit agglutiniertem artikel, was sonst bei adjecti-
ven schwerlich vorkommt, und doch ist dies leichter anzuneh-
men als etwa Umstellung von acidulus in laciduus, da hier
kein anlautender consonant das 1 an sich ziehen konnte. Merk-
würdiger weise besitzt der Baske für denselben begriff das
den angranzenden roman. mundarten ganz unbekannte latzä
lachä, s. darüber Astarloa apol p. 74.
Leggiadro gewandt, zierlich ; für leggiardo von levis,
gleichsam leviardus, ebenso bugiadro bugiardo, linguadro (Ve-
neroni) neben linguardo.
Leggi'o pult, mlat. legivum; von legere, wie gr. Xo-
yuov von Xsystv.
L e r c i o schmutzig, g u a 1 e r c i o gualerchio 1) schmut-
zig, 2) schielend.
Lessare kochen, sieden; mlat. lixare laugen, von lix
lauge. Zsgs. bislessare wallen.
Le tarne dünger, auch altspan. ; von laetamen, dies von
laetare fruchtbar machen. Isidorus nennt es ein vulgäres wort:
fimus . . . quod vulgo laetamen vocatur , es war also wohl
volksüblicher als das erste.
Lezia lezio Ziererei; von delicia kostbarkeit.
Lezzo gestank, lezzare stinken. Entstehung aus olere
beweist die form olezzare; lezzo muß also aus dem stamme
ol in olor erwachsen sein, vgl. dasselbe suffix in rezzo für
orezzo von ora aura.
L i g i o s. lige U. c.
Lira eine münze; von libra pfund, fr. livre, ebenso bere
aus bibere.
Loja koth, schlämm; unmöglich von lutum, wie Menage
meint, möglich von alluvies ausgetretenes wasser, vgl. densel-
ben ausfall des v in Bojano von Bovianum. Aber auffallend
ist die buchstäbliche Übereinstimmung mit dem glbd. bask. loya,
das der Spanier nicht kennt.
Lonza fleischichtes ende von köpf und pfoten, das an
dem feile geschlachteter thiere zurückbleibt; eher vom ahd.
lüntussa fett, speck, als vom fr. longe lendenstück.
L o n z o schlaff; vgl mhd. lunz schläfrigkeit, bair. lunzet
schläfrig, so wie mndl. lompsch träge, hd. luntsch Frisch L 628K
Loppa, lomb. lop (mj hülse des kornes9 spreu; nach
414 H.a. LÜCHINA— MACCHERONE.
Menage vom gr. lonbq hülse, schale, woher auch das gleich-
bed. 1 o IIa für loppola. Das von Ferrari erwähnte lova stimmt
eben so wohl zu Xonög oder loßög. Diefenbach goth. wb. IL
154 stellt loppa zu obd. lauf fruchthülse, aber p scheint sich
hier nicht in f fügen zu wollen.
Luchina moden. falsche er Zählung; vom ahd. lugina
lüge (Muratori).
Lugänega mail. ven. eine art wurste, piem. lugani-
ghin; lat. lucanica, weil sie ursprünglich aus Lucanien kam.
Das andenken derselben hat sich auch im bask. lukhainca be-
wahrt. Span, longaniza ist andrer herkunft, s. IL b.
Luglio monat juli; von Julius, etwa zu deutlicherer
Scheidung von giugno (juni) so gebildet ? Seltsam nähert die
piem. mundart die namen beider monate wieder in ihrem ans-
taut, giugn, lügn. Vgl. juillet IL c.
Lulla halbmondförmiges brettchen im boden des fasses;
zsgz. aus lunula.
M.
Macäri magari magara (volksmäßig) interj. für lat.uti-
nam; vom gr. /uayMQiog glücklich (neugr. jLiaxdQi), vocat. /u,a-
xdgte. In dem ältesten ital. Hede, von Ciullo, hat es die bed.
einer einräumenden partikel: macara se dolesseti wenn du
dich auch betrübtest; und so braucht der Walache macär ce,
der Serbe makar, der Albanese mäcar. Dem Churwälschen
steht das wort gleichfalls zu geböte: magari ca ei fuss bucca
ver ! wäre es nur nicht wahr ! Die neuprov. mundarten schei-
nen es aus Italien eingeführt zu haben, da es der alten sprä-
che noch fremd war. Ob die altsp. concessivpartikel maguar
maguer maguera (mager de pie wenn auch zu fuße P. d. Cid
755) derselben herkunft, oder, wie Sanchez will, aus fr. mal-
gre maugre entstellt sei, mag noch erwogen werden; ein pg.
maguer, aus dem 12. jh., bringt S. Rosa bei.
Maccherone, ven. macarone (nur im plur. üblich) ge-
rollte nudel. Man leitet es theils aus dem it. macco bohnen-
brei oder dem vb. maccare stampfen, theils aus einem spä-
teren griech. Worte bei Resychius /Liay.aQia 'ßgoo/Lia sx ^co/uov
xai dXcpiTcov speise aus brühe und gerstengraupen, eig. Selig-
keit (daher höchst leckere speise ?), Aus letzterem konnte es
H.a. MACCU— MALTA. 415
leichter erwachsen, da es hier keines vermittelnden gliedes be-
durfte, übrigens war der wortstamm auch in Italien einhei-
misch (s. den vorigen artikel) ; zwischen macco aber und mac-
cherone müste man maccaria annehmen, das allerdings die
neap. mundart , wenn auch in anderer bedeutung , kennt (s,
macco L).
Maccu sard. thöricht, einfältig; vom glbd. maccus bei
Apulejus apol : isti . . . macci prorsus et buccones videbun-
tur, eig. der name des narren in den atellanen. *Die volks-
mäßigkeit des Wortes in der bemerkten mundart bezeugen zahl-
reiche derivata.
Mäcina raäcine mühlstein, macinare, wal. macinä mah-
len; von ma china künstliches Werkzeug. Bassa cum forno, ma-
cinä et rota hat schon eine Urkunde vom j. 650, macinarius
eine Inschrift, s. Muratori. Von macina kommt macigno
bruchstein, gleichsam machineus.
Maciulla hanf breche; nicht von machina. Dasselbe
Werkzeug heißt altfr. maque (s. macco Ij, welches it. macca
wäre (vgl ammaccare zerquetschen), dimin. macchi-ciulla zsgz.
maciulla: ebenso aus fanti-cello fanciullo. Oder von mazzo
schlaget ? aber die erste etymologie ist für die sache bezeich-
nender.
Madia backtrog; vom lat. magis mägidis mit gl. bed.,
auch mägida, franz. im Jura maid, norm, met (m.), wall, mai,
pic. maie. Aber aus /uäxiga ist neap. matra, mail marna,
neupr. mastra, vb. wall, mairi hneten.
Maggese brachfeld; vom it. maggio mai, weil in die-
sem monat das feld umgebrochen wird, mail. maggengh.
Magone moden. kröpf der vögel; vom ahd. mago, nhd.
magen, s. Muratori antiqq. ital. IL col. 1005. Das churw. ma-
gün hat die deutsche bedeutung ; das ven. piem. magon so wie
das gen. magun ärger, groll nahmen dieselbe richtung wie das
lat stomachus.
Majölica unächtes porcellan; vom namen der insel
Majorca, wo es gefertigt ward.
Mali'a hexerei, maliardo zauberer; von malus zaube-
risch, bei Virgil ecl. 7, 28 ne vati noceat mala lingua futuro.
M a 1 1 o grüne nußschale ; = fr. malle behälter ?
Malta schlämm; nach Ferrari u. a. = lat. maltha mör-
tel, bergtheer, welche bed. im churw. maulta molta fortdauert.
416 H.a. MAMMONE— MARANGONE.
Für malta sagt der Lombarde molta und dies erklärt sich Ca-
stiglione fascic. III. p. 42 aus dem goth. mulda, ahd. molta.
Vgl auch motta I.
Mammone, eig. galtomammone meerkatze ; ein aus
dem osten eingewandertes wort: gr. /m/uw, mittel- und ngr.
juaLjLiov, wal. moime meimuce, alban. türk. maimun, ungr. ma-
jom äffe.
M a n c i a trinkgeld. Mcht unmittelbar aus manus , es
ist das m\at. manicium (von manica), plur. manicia , hand-
schuh, ermel. Handschuhe im sinne von angeld oder hand-
geld kennen alle roman. sprachen, it. guanto, paraguanto, sp.
guantes, fr. gants, vgl. altfr. gans bei Roquefort, so auch pg.
luvas trinkgeld. Zu erinnern ist aber auch, daß im mittel-
alter ermel als geschenke dienten oder geschenke daran be-
festigt wurden, s. J. Grimms abh. über schenken und geben,
vgl. sp. mangas in der bed. gefalle, sportein. Abgel. manciata
handvoll, eig. handschuh voll.
Manigoldo henker (sp. manigoldo bei Seckendorf).
Richtig ahndete Muratori deutsche herkunft , ohne sie nach-
weisen zu können. Manigoldo trifft zusammen mit dem ahd.
eigennamen Manogald Managolt (noch jetzt mangold als pflanze),
worin das wort menni (plur.) halsband enthalten zu sein scheint
(Grimm III. 453), so daß managold manigoldo den mit dem
halsbande, scherzweise den henker, bedeuten würde. Vielleicht
ist sogar jener deutsche eigenname Manogald durch roman.
einfluß entstellt aus Mano-walt der des halsbandes waltet. Itali-
sche mundarten besitzen auch das ahd. menni : com. men, gen.
menu halsband des hundes; so wie das nhd. mangold: com.
menegold, mail meregold, piem. manigot lattich.
Manna s. mana II. b.
Manna ja beil des Scharfrichters, lomb. manara , chw.
manera; vom lat. adj. manuaria, weil es mit zwei händen ge-
führt wird (Muratori). Die casseler glossen geben manneiras
für das deutsche parta; sonst findet sich im mlatein manuaria,
synonym mit dextrale.
Mäntaco mäntice blasbalg, bei Papias: follis evulgo'
manticum fabri; von mantica quersack, ranzen. Die caU sprä-
che kennt mancha = sp. fuelle.
Marangone taucher, lomb. margon; von mergus, das
sich in maragone marangone erweiterte (vgl. fagotto, mit ein-
H.a. MARASCA— MEZZO. 417
geschobenem n fangolto). Das prov. wort ist margulh, das
port. margulhäo.
Marasca Sauerkirsche; neben amarasca, von amarus,
auch amarina genannt.
M a r e m m a seelandschaft, altfr. marenne ; von maritima.
Marza pfropfreis ; von martius, weil das pfropfen ge-
wöhnlich im märz geschieht (Crusca).
M a ss o großer tief in der erde liegender stein; von massa
klumpen.
Matto thöricht , närrisch. Zur deutung desselben hat
man Wörter aus verschiedenen sprachen herangezogen, haupt-
sächlich folgende. Griech. ^diuiog gleichbed. , jedoch formell
ungenügend, da es sich in mäteo mazzo verwandelt haben
würde: man müste ^avög annehmen, hat. mattus oder matus
betrunken, bei Petronius (plane matus sum, vinum mihi in
cerebrum abiit sat. 41), scheint der bedeutung nicht zu genü-
gen. Das von Muratori aufgestellte deutsche matz heifit un-
geschickter mensch, tölpel, s. Frisch I. 652c, und mag eher im
glbd. comask. mat seinen abdruck gefunden haben. Das aus
dem Schachspiel genommene adj. mat, das im altprov. nieder-
geschlagen, kraftlos, im neuprov. thöricht heifit, würde mit
diesem begriffsüb er gange das gleiche ereignis im ital. anneh-
men lassen, wäre die Identität des alt- und neuprov. Wortes
unzweifelhaft. So hat jenes matlus noch den Vorzug als ita-
lisches wort, dessen bedeutung (betrunken, benebelt, daher un-
vernünftig, sinnlos) wenigstens nicht weiter abliegt als die der
beiden letzteren. Ob es nun sei = madidus oder = /naz6g9 ist
hier nicht zu untersuchen.
Meliaca muliaca aprikose; von armeniaca aprikosen-
baum.
Melma schlämm; ahd. melm staub, goth. malma.
Melo apfelbaum; von malus, eine scheideform wegen
malum (übel), zufällig zusammentreffend mit gr. fzijlov, übri-
gens von hohem alter: malum melum in einem glossar, hs.
aus dem 7. jh. s. Class. auct. VI. 532?>.
Menno castrat ; sehr zweifelhaft, ob von minimus, wie
Menage vermuthet.
Mercorella marcorella bingelkraut; von mercurialis,
sp. mercurial (fr. mercoret Nemnich).
Mezzo (mit geschlossenem e und scharfem zz) weich,
27
418 H.a. MIMMA— MÖRBIDO.
welk; von mftis, woraus man ein neues adj. mltius (verkürzt
mitjus mezzo) abgeleitet haben muß, vgl. oben fujo. Für ra-
dicales i zeugt auch das cremon. mizz, neap. gen. nizzo, mail
nizz.
Minima s. mimo IL 6.
Minchia, lat mentula , daher minchione tölpel, wie
das synonyme pincone von pinco oder coglione von coglia.
Minestra suppe, minestrare die suppe anrichten; von
ministrare auftragen bei tische, so daß minestra etwas an-
gerichtetes heißt, vgl. altit. (venez.) deo m'a dao in quest mondo
capon, salvadhesine (salvaggine) , formagio e ove e pisci e
specie oltramarine: adonca eo vojo (voglio) usar de quelle
menestre fine (speisen, gerichte) s. Bonvesin ed. Bekker (de
anima et corp.J.
Mo, neap. mone, com. ammö, sard. moi immoi, wal.
amü, partikel mit der bed. ceben jetzt', von modo ; venez. mojä
von modo jam» Eine glosse des grammatikers Placidus sagt:
mu adhuc, consuetudine est s. Class. auct. III, eine andre mon,
in momentum VI. 534a, wofür A. Mai mox vermuthet.
M o c ci o sbst. von mucus muccus, eig. vom adj. mucceus,
daher mocceca und moccicone pinsel, gimpel, wie gr. /lwxoq,
ßlsvvog , xoqv^gov. Unmittelbar aus muccus aber entsprang
m o c c o 1 o lichtstümpfchen, urspr. wohl nur lichtschnuppe (wo-
für jetzt moccolaja gilt), eig. das von der kerze abgeschnäuzte.
Span, moco hat die bed. von muccus und moccolaja, piem.
moch, neupr. mouc mouquet die von moccolo.
Moco eine pflanze, wicke, mochus in der botanik ; un-
bekannter herkunft.
M o g i o s. murrio IL b.
Mondualdo, auch manovaldo Poet. d. pr. sec. 1.202
Vormund; vom mlat. mundualdus = ahd. muntwalt Graff 1. 813,
vgl unser anwalt. c Mundwald ist einer der das mundium über
andre hatte' Leo's gesch. v. Italien 1. 101. Die form manovaldo
für monovaldo erklärt sich aus einmischung des rom. mano
hand, vgl. mainbour IT. c
Mörbido mörvido weich, weichlich. Nach Muratori
entweder vom dtschen mürbe oder vom lat. morbidus krank,
indem kranke fruchte sich weich anfühlten. Die letztere eine
vollständigere form gewährende etymologie wird durch das sp.
mörbido, das die lat. und ital bedeutung vereinigt, unterstützt.
ILa. MORFIRE— NIBBIO. 410
Morfire tüchtig fressen, schroten, sbst. morfia fresse,
maul, vb. altfr. morfier Carpentier; vom mndl. morfen, mhd.
murpfen abfressen, s. über das deutsche wort Frisch 1.675c,
Aber smorfia Verzerrung des gesichtes , welches derselben
Herkunft sein dürfte, erklären andre aus dem gr. {iOQcp?j ge-
stall, Schönheit.
Mortella heidelbeerstrauch; von myrtus, woher auch
mir tili o heidelbeere.
M o s c i o n e, ven. musson, dimin. romagn. musslen, limous.
moustic kleines geflügeltes insect; nicht von musca, sondern
von mustum, weil es zur zeit des mostes in den Weinkellern
entsteht, musca cellaris bei Linne (s. Morri voc. romagn.'), da-
her moscione auch säufer bedeutet. Schon Isidorus kennt
das wort als ein volksübliches : bibiones sunt qui in vino na-
scuntur, quos cvulgo' mustiones a musto appellant 12, 8, 16*
Mit bibio aber verwandt ist das picard. biberon s. v. a. mou-
cheron.
Moz'zo nabe des rades; von modius für modiolus, in
einem glossar muzolus Graff IL 995, vgl. mozolus Ducange.
Aus dem diminutiv stammt auch das fr. moyeu.
Mucchio häufe. Die übliche herleitung aus monticu-
lus, so daß es für monchio stände, setzt eine starke zusam-
menziehung voraus, doch erlitt auch conchylium in cochiglia
einen ausfall des n vor einem guttural, freilich in unbetonter
sylbe. Zu erwägen ist aber noch mutulus in der L. Rip. (erä-
haufe oder dämm? s. Ducange), worin mucchio seinen mlat
ausdruck gefunden zu haben scheint, und sp. mojon //. b.
M u g n a j o s. mouetle //. c.
Mumiar modenes. ohne zahne kauen; nhd. mummeln,
engl mumble (Muratori).
Muzzo sauersüß.
N.
Nasso eibenbaum; unbekannter Herkunft.
Nastro band, comask. nästola, wallon. näle; vom ahd.
nestila schleife u. dgl, nhd. nestel, wie schon Ferrari aufstellt.
Neo muttermal; von naevus.
N i b b i o hühnergeier, auch dauph, nibla ; wird aus mil-
vus milvius gedeutet, bei dem leichten übergange des m mn
und des v in b nicht unpassend.
430 H.a. NICCHIO— ONTANO.
Nicchio muschel; von mytilus eßbare muschel, wie
secchia von situla, vecchio von vetulus ; wegen des anlautes vgl
nespola aus mespilum. So mit recht Ferrari, wogegen Bolsa
es aus dem dtschen Schnecke leitet. Nach der 1. decl. bildete
man daraus n i c c h i a muschelartige Vertiefung in der mauer,
daher fr. niche (f), und aus diesem sp. pg. nicho, nhd. iri-
sche. Auch das vb. rannicchiare zusammenziehen, sich ein-
krümmen [wie die muschel) gehört hieher.
Nichetto niccolino ein edelstem; von onyx onychis,
sp, onique, cat. oniquel.
Nimo (in volksmundarten) , sard. mit angefügtem s (wie
etwa in cummegus = it. con meco) nemus, pronom. niemand,
auch wal. nime nimenea; von nemo.
Nitrire wiehern; wmhinnitus, verstärkt hinnitrus, ani»
trire von adhinnire (adhinnitrus).
N o c c a knöchel, mittleres gelenk des fingers ; nicht von
nux nucis, augenscheinlich das mhd. knoche, nhd. knochen, mit
abgestoßenem k, da die ital. spräche kein anlautendes cn dul-
det. 'Knoche mag mehr gelenk als bein bedeutet haben' Grimm
über diphthonge p. 28. Vgl. auch Grandgagnage v. nokeie.
Nocchio stein im obste, knorren; von nucleus, sp.
nucleo.
Novero zahl, vb. annoverare; von numerus, numerare,
wiewohl der übertritt des m in v zwischen vocalen durchaus
unüblich ist
o.
Ogni pronomen, alt onni, von omnis. Das zu gn er-
weichte nn hat vielleicht in der zss. ogn-uno = omni-unus,
wenn nicht in dem veralteten ogna aus omnia (s. Blanc 326)
seinen grund. Ein altvenez. denkmal (Bonvesin ed. Bekker)
schreibt omia persona, omia ben, omi-unca mal jedes übel.
Oibö, com. aibai interj. ei was! ei bewahre! scheinen
die Italiäner den Griechen abgelernt zu haben, denen aißol
ein ausruf des Unwillens ist: den übrigen Romanen fehlt sie
darum.
Ontäno erle. Sollte es aus dem collectiv alnetum, sp.
alnedo, fr. aunaie entstanden sein, indem, wie in topo aus
talpa, al sich in o umgebildet hätte, so daß es auf alnetanus
H.a. OPPIO— PANTALONE. 481
zurückgienge? auch das sp. helecho entsprang aus dem col-
lectiv filictum. Das venez. wort ist onäro, das mail olnizza
onisc, offenbar von alnus.
Oppio masholder; von opulus ein unbestimmter bäum,
bei Varro.
Örafo goldschmied; von aurifex.
Orbacca lorbeere; für lorbacca von lauri bacca, s.
Rom. gr. I. 240.
Östico herb von geschmack; von uvotoq trocken, wo-
her avoTtjQÖQ herb (Menage).
Otta zeitpunct, stunde, zumal in compositis wie allotta,
talolta, auch moltotla Poet. d. pr. sec. IL 328 (veraltet), Ent-
stehung aus hora, das etwa oda geben konnte, ist nicht an-
nehmbar. Möglicher weise aber entsprang es aus dem goth,
uht (nur in abll.) rechte zeit, y.aigogJ ahdL uohta frühzeit, altn.
otta die zeit der drei ersten tagesstunden. Ein anderes ital.
wort, dotta, dem ganz die bed. xaiyög zusteht, könnte aus
einem adverbialen d'otta zusammengesetzt sein.
fi
P.
P a d u 1 e sumpf; bereits in frühester zeit umgestellt aus
palude : padulis in einer Urkunde vom j. 551 Marini p. 182",
und später noch oft. Eine span. form paül (vgl. sard. paüli)
erwähnt Cabrera, daher das veraltete paular sumpf, pg. paül
ist bekannt. Wal. padüre wald stimmt buchstäblich zu padule.
P a 1 a s c i o art säbel, alt fr. palache Roquef. ; ist das russ.
paläsch, wal pälos, ungr. palos, vgl bair. plotzen.
P a 1 1 o ne bettler, landstreicher, pr. paltom, abgel. it. pal-
toniere, pr. altfr. pautonier, daher mhd. paltenaere. Die ver-
suchten deutungen sind nicht stichhaltig ; buchstabe und begriff
werden die folgende rechtfertigen. Plautus Bacch. 5, 2, 5 be-
dient sich des iterativs palitari von palari umherschweifen, hier-
von it. palitone paltone landstreicher : ebenso aus dem vb. ciar-
lare das sbst ciarlone , aus castrare castrone u. s. f. Palitari
wird also wohl ein volksübliches wort gewesen sein. In er-
wägung käme noch das ndd. palte läppen Brem. wb., palt stück
z. b. brot KU. , aber dem lat. stamme gebührt auch hier der
Vorzug.
Pantalone eine maske der ital. bühne, fr. pantalon ein
482 H.a. PAPE— PERITARSI.
darnach benanntes Meidungsstück; eig. eine venezianische tr acht,
die Venezianer aber hatten den Spitznamen pantaloni, weil
sie den heil Pantaleon besonders verehrten und häufig mit
seinem namen getauft wurden (Menage). Der name der maske
wird also wohl eine beziehung auf Venedig gehabt haben.
P ap e interject.; vom tat. papae, gr. nanai: so entspricht
occit. babäi dem gr, ßaßai, tat babae.
Päpero junge gans; vgl sp. parpar gänsegeschrei, na-
turausdrücke vom geschnatter des vogels. Diefenbach (Hall.
L.Z. 1844. p. 1053) stellt dazu neugr. nama ente. Auch sp.
päparo einfaltspinsel ist hieher zu ziehen.
Pärgolo pargoletto klein ; für parvolo parvoletto, Rom.
gr. I. 187.
Pastocchia mährchen; vom it. pasto, dar pasto einen
mit Worten unterhalten, kirren (Menage).
Pazzo unsinnig, toll, wüthend, pazziare unsinnig sein
u. s. w. Vergebens hat man dies wort auf latein. gebiete, z. b.
im verbum patior, gesucht, es scheint deutscher herkunft. Ahd.
barzjan parzjan (wenn night parzen), mhd. barzen, heißt wü-
then, hieraus konnte unmittelbar parziare pazziare entsprin-
gen, während dem adj. ein verlorenes deutsches adj. zu gründe
lag. Der aus fall des r macht kein bedenken, da er vor z und
vor dem laut verwandten s mehrfach eintritt (cucuzza von Cu-
curbita, gazzo vom sp. garzo, pesca von persica, dosso von
dorsum u. dgl). Eine zss. ist s t r a p a z z a r e , daher sp. estra-
pazar, fr. estrapasser strapasser, verhöhnen, mishandeln, eig.
übermäßig narren, sbst. strapazzo.
Pecora (f.) schaf, schon im vocab. S. Galli sing, pe-
cure, dsgl. in einer Urkunde vom j. 757 Murat. antiqq. it. III.
569 inter pecoras, ursprünglich wohl ein collectiv, schafvieh,
nachher auf das individuum angewandt. Im cremon. bezeichnet
das masc. pegor den Widder.
Pendice abhang; nach appendice von pendere gebil-
det, alt fr. pendant canhöhe* JÄv. d.rois p. 179.
P en t o 1 a topf; von pendulus nach Menage, weil er über
dem feuer schwebe. Vgl. pente IL c. Derselben herkunft ist
auch das adj. penzolo schwebend, s. Rom.gr. 1.229,
P e r g a m o kanzel, hohes gerüst; von pergamum anhöhe,
bürg, mit Menage.
P erita r s i (präs. mi perito) sich scheuen, sich schämen,
H.a. PERSA-PIOLETTO. 423
In einigen mundarten, z. b. der venez. cremon. und mail, be-
deutet peritare peritä schätzen, taxieren, perito taxator, von
peritus; aber zwischen beiden begriffen fehlt der logische Zu-
sammenhang. Und so wird man, da sich auch dem alten lat
peritare die bedeutung widersetzt, mit Menage auf pauritare
zurückkommen müssen, iterativ von paurire (in s-paurire),
worin au oder av ganz regelwidrig in e geschwächt wäre.
Persa majoran, neugr. nsQGa ; von ngdacov uqcIoov tauch
(Menage).
Pevera, in einigen wbb. petriola, mail. pidria, romagn.
pidarja, com. pledria, ven. impfria hölzerner trichter; nach
Ferrari von impletorium, was den formen wenig genügt.
Pezzente peziente bettler; flowpetiens für petens wie
altit. caggente von cadiens für cadens, oder veggente von
videns. Das glbd. pg. pedinte kann dies bestätigen.
P i a 11 a hobel, piallare hobeln ; für planula, planulare, von
planus eben, planare ebenen, vgl. lulla von lunula. Die ety-
mologie ist von Menage.
Picciuolo stiel am obste, wal. picior fuß; von petio-
lus fußchen, obststiel, bei Afranius nach Nonius, auch bei
Celsus und Columella. Mit verändertem sufßx sagt der Spa-
nier pezon. Mundarten aber zeigen im inlaut gutturales c:
ven. picölo, mail. picöll, piem. picöl = pediculus füßchen zsgz.
peculus ?
Pieve landdechanei, chw. pleif pfarrei, it. piovano, wal.
pleban landdechant; vom mlat. plebs parochialkirche, plebanus.
Pieviale piviale vespermantel; /wrpioviale = pluvia-
lis regenmantel, nach Ferrari und Menage. So findet sich i
für u auch in pimaccio kopfküssen neben piumaccio, und den-
selben Wechsel zeigt das entsprechende altpg. chimaQO neben
chumago.
P i g i a r e pressen ; participialverbum von pinsere pinsus,
gleichsam pinsiare, wie pertugiare von pertusus pertusiare;
nicht von pisare.
P i g i o n e miethzins ; von pensio, fr. pension, ebenso ma-
gione von mansio,
Pignatta topf; von pinea, weil der decket desselben
ehedem die gestalt eines fichtenzapfens hatte, wie Muratori
bemerkt. Daher entlehnt sp. pinata.
Pioletto (nur vorhanden im com, piolet) kleines beil;
484 H.a. PIOTA— POGGIA.
diminutiv aus dem aftdbialpial, mit Verwandlung des diphth.
ia in io, mhd. bereits bil, nhd. beil.
Piota braucht Dante Inf. 19, 120 für fuß oder sohle:
forte spingava con ambo le piote, und so kommt es auch im
Dittamondo vor, bei andern bedeutet es ein stück rasen. Fer-
rari, Menage und andre etymologen leiten es auf das umbri-
sche plotus plautus zurück, wovon Festus sagt: plotos appel-
lant Umbri pedibus planis [natos ... unde etMacci]us poeta,
quia Umber Sarsinas erat, a pedum planitie initio Plotus,
postea Plautus coeptus est dici. Es hieß also plattfüßig und
aus diesem adjectiv oder aus dem stamme $\ot müste das ital.
Substantiv genommen sein. Die auffindung eines altitalischen
Wortes oder Stammes im roman. hat etwas reizendes und viel-
leicht ließ sich die critik durch die schimmernde reliquie blen-
den. Ist piota nicht vielmehr die ital. form des pr. pauta,
altfr. poe = nhd. pfote, mit eingeschobenem 1 wie in andern
Wörtern? auch piem. piota und dauph. plauta heißen pfote,
tatze. Aber die bed. rasenscholle d. h. plattes stück einigt
sich schwer mit der von pauta, leicht mit der von plotus.
Oder entstand das ital. wort aus dem adj. piatto platt? vgl.
com. piöt fest getreten, platt getreten, piota Steinplatte, mail.
piöda dass. Eine solche entstellung von platta in piota (nicht
einmal piotta) ist aber für die Schriftsprache nicht anzuneh-
men; ob für die mundarten, bleibe dahin gestellt.
Pipistrello, auch vipistrello vispistrello vespistrello
fledermaus; durch Versetzung des s und r aus vespertillus für
vespertilio.
Pitocco b etiler ; vom gr.mwyoc,. Oder etwa von pit
gering, woher lomb. piton arm; aber die bedeutung schließt
sich genau an die des griech. Wortes.
Podestä name einer obrigkeitlichen person; verdient
erw ähnung , weil es dem natürlichen geschlechte zu gefallen
masculin geworden; pr. podestat poestat, sp. potestad, lat. po-
testas (im persönlichen sinne) alle feminin.
Poggia seil am rechten ende der segelstange, daher fr.
pogefm.J; vom gr.noöiov, dimin. von novg seil an dem un-
teren zipfel des segeis, in Italien auf das seil zur rechten an-
gewandt, seitdem orza für das linke üblich geworden; einer
der ziemlich zahlreichen aus dem griech. aufgenommenen schiffer-
ausdrücke.
H.a. POLLARE— PULCINELLA. 485
Pollare keimen, quellen, zsgs. rampollare; von pul-
lullare.
Ponga venez. (neap. in einer reimchronik Mural, an-
tiqq. VI. 592) kröpf der vögel, wal. punge beutel; in dieser
letzteren bedeutung schon goth. puggs , altn. pungr, ahd. fung
u. s. w., dsgl. mittelgr. novyyrj novyyiov, ngr. novyyi\ aber aus
welcher quelle?
P o n t a r e puntare auf etwas dringen, sich dagegen stem-
men; = fr. pointer die spitze, den schuß auf etwas richten,
vgl. it. pontar la lancia contro alcuno. Mail, pontä hat auch
die bed. spitzen.
Popone s. pepin IL c.
Postierla s. poterne IL c.
Pozzolana verwitterte lava, woraus ein mörtel be-
reitet wird; so genannt, weil man sie häufig im bezirke von
Pozzuoli findet.
Prace (aretinisch) räum zwischen zwei furchen; von
nqaoiü gartenbeet, nach Redi etimol. ital
Predella fußschemel, fußtritt, mail. brella ; gewiss vom
ahd. pret = nhd. breit, trotz Ferrari' s Widerspruch.
Pr e tt o lauter, rein, unvermischt, vino pretto vinum me-
rum; durch syncope für puretto von purus. Muratori in der
meinung , eine solche syncope sei im ital. ohne beispiel, zieht
das wort lieber aus dem ahd. berht peraht, dessen bedeutung
aber (hell, glänzend, goth. bairhts dijlog, deutlich, offenbar)
minder genau zutrifft. Befremdlich ist nur das offene e in
pretto neben dem geschlossenen in puretto ; die verkennung des
urspr. suffixes mag an dieser ausspräche schuld sein.
Pria adverb, für prio von prius, etwa der gegenüber
liegenden partikel poscia in seiner endung angebildet, keines-
falls von prima mit ausgestoßenem m.
P ul a spreu, piem. com. bula, daher it. bullaccio P. Monti;
von unbekannter herkunft, nach Ferrari vom lat. apluda, was
sich schwerlich rechtfertigen läßt.
Pul ein eil a person oder maske in der neapolitanischen
comödie, fr. polichinelle; entstellt aus Puccio d'Aniello, dem
namen eines witzigen bauern aus der gegend von Acerra in
der Campagna felice, der diese person zuerst spielte. So Ga-
liani im vocab. napol. Nach anderer deutung ist pulcinella
ein kosewort für kindchen, liebchen (eig. hühnchen) und ward
426 H.a. PURE-RANDELLO.
später auf jene bei dem volke beliebte maske übertragen, s.
z. b. Boha.
Pure, partikel für tat. solum und tarnen; vom adv. pure
rein d. h. ungemischt, schlechtweg. Auch im ältesten proven-
zalischen findet sich pur, man sehe Boeth. v. 6 und 192 , im
wald. dasselbe Hahn p. 572, im churwälschen pir spir.
Pusigno mahheit nach dem abendessen; von post-coe-
nium (unlateinisch).
Puzzo puzza gestank, puzzare gestank machen, stin-
ken; von putidus mit ausgestoßenem d putius: nicht anders
sozzo von sucidus, rancio von rancidus.
Q.
Quattrino eine kleine münze ; so genannt, weil sie vier
danari gilt (Cruscaj.
Quercia querce (fj eiche; vom adj. querceus quer-
cea wie faggio von fageus. Die bildung ist alt: alia quercia
sagt eine longob. Urkunde vomj. 742 bei Ughelli III. 671 ; duo
quercias eine andre vom j. 760 Brunetti p. 570.
Q u in ci ortsadverb ; von eccu' hincce. Ebenso quindi
von eccu' inde, quivi von eccu' ibi.
R.
Rado selten; abgeändert aus rarus, Rom.gr. 1.248.
R a g a z z o handlanger, bube, ragazza mädchen ; von Qaarj
lumpenrock, im Cod. Theod. raga, daher ragazzo einer der die
raga trägt, knecht, nachher auch knabe wie tat. puer beide
bedd. einigt — oder von raca homo nihili im Ev. Matth. So
Muratori. Regazzo lautet das wort im veron. dialect.
Ragia, chw. rascha harz; aus einem unvorhandenen
adj. raseus rasea von rasis gleichbed.
R a m a r r o eidechse, romagn. mar ; unbekannter herkunft.
Ramfo (nur vorhanden im lomb. ramf ranf) krampf;
vom mhd. rampf mit gl. bed.
Ramolaccio meerrettig; durch dissimilation für ra-
moraccio von armoracia mit ders. bed., bei Columella auch
armoracium.
Randello packstock, prügel; vom dtschen rädel oder
H.a. RANOCCHIA— RIMPFTTO. 427
reite!, die dasselbe bedeuten. Noch näher den deutschen lie-
gen die comask. formen rat und reglia.
Ranocchia s. grenouille IL c.
Raperonzo s. raiponce IL c
Rappa büschel; vgl. mhd. mndl. rappe kämm der traube,
welche bedeutung auch das piem. rap (it. grappolo) hat.
R a 1 1 o rasch adj. ; von raptus hingerissen. Wallon. to-
ratt = it. tutto ratto.
R e b b i o zinke der gabel; von ungewisser herkunft. Nimmt
man aber für unser deutsches riffel (kämm mit eisernen zin-
ken) ein älteres ripil an (vgl ndl. reppen, engl, ripple = hd.
riffeln), so trifft dies zum ital. worte: die bedeutung wird
keine Schwierigkeit machen. Buchstäblich dasselbe wort ist
sp. rejo spitze, Stachel.
Recare darreichen; besser vom ahd. recchen, nhd.
recken ausstrecken (hinhalten) , als vom ahd. reichan, nhd.
reichen, in welchem falle racare zu erwarten stand. Honno-
rat kennt auch ein veraltetes occit. arecar herbringen. •
Recere speien; von reicere für rejicere, zu Festus
zeit gebraucht, s. Schneiders lat. gr. I. 581.
Refe zwirn; vom gr. gayr) naht, nach Ferrari u. a.3
woneben aber auch das ahd. reif strick, band zu erwägen
ist. So stammt auch piem. tra, chw. trau bindfaden aus dem
dtschen draht.
Reo schuldig, dsgl. böse, schlimm, für welche letztere
bedeutung eine form rio statt findet, wal. reu. Aber sp. reo,
chw. reus nur im lat. sinne des Wortes.
Rezza eine art spitzen; von rete, plur. retia.
Riddare den reihen tanzen, sich drehen, sich umher-
treiben, ridda kreißtanz; vom ahd. ga-ridan, mhd. riden dre-
hen, winden.
R i f i u t a r e verschmähen, verweigern ; ganz unverwandt
mit fiutare beriechen, durch einschiebung entstellt aus refu-
tare, mlat. s. v. a. respuere , mail. refudä, pr. refudar (s. ri-
fusare I.J. Dieselbe einschiebung hinter f in fiaccola für faccola.
Riga zeile, streif, rigo lineal, rigoletto reihentanz, rei-
gen; vom ahd. riga linie, kreißlinie, mhd. rihe = nhd. reihe
(die wir uns eben so wohl in grader richtung denken).
R im petto, di rimpetto, a rimpetto a qc. präpos. für
contra (gegenüber) ; gebildet von petto , lat. pectus , wie rin~
488 H.a. RIPENTAGLIO— RONZARE.
contra (re-in-contra) von contra. Petto bezeichnet auf die-
selbe weise das gegenüberstehen wie die span. adverbial ge-
brauchten Wörter hacia oder cara oder frente. Dante sagt
chiuser le porte nel petto al mio signor sie schlössen ihm die
p forte vor der nase Inf. 8, 115. An respectus ist nicht zu
denken. Auch appetto wird in dieser weise gebraucht.
Ripentaglio gefahr. Bestimmter ist die bedeutung
des altfr. repentaille (von repentir) reukauf ', vertragsmäßige
büße: it. porre a ripentaglio kann also heißen c etwas auf reue
oder büße setzen, der reue oder büße aussetzen*.
Ripido steil; von ripa ufer , steile höhe, der einzige
gewisse fall einer rom. ableitung mit idus.
Ripire klettern; wird von ripa und rapidus hergeleitet,
warum nicht von repere mit übertritt der 3. lat. in die 3. rom.
conj. wie in fugere fuggire? Vgl. die churw. form rever, bei
welcher dieser übertritt nicht statt gefunden hat. Die prov.
spräche kann das partic. repens aufweisen, freilich nur im
Elucidari.
R i t r o s o hartnäckig, widerspenstig ; von retrorsus rück-
wärts gekehrt.
R o c c h i o block holz oder stein ; nebst ronchione
vom it. rocca fels?
R ogo brombeerstrauch, wal. rüg; von rubus(rovo, rogo),
sp. rubo.
R o m b o und frombo gesumse, romba und fromba Schleu-
der, rombola und frombola dass., rombolare und frombolare
schleudern; sichtbarlich vom gr. Qo/ußogkreißel (daher die bed.
gesumse) , QOf.ißetv schleudern. Das vorgesetzte f muß ono-
matopoietischer natur sein. Muratori kennt auch ein mlat.
rumbulus geschleuderter stein = it. frombola in der bed. ab-
gerundeter stein oder kiesel.
Romire brausen, lärmen; regelrecht gebildet aus ahd.
hrömjan hruomjan = nhd. rühmen, eig. lärm machen, sbst.
hruom lärm, geschrei.
Romito einsiedler, einsam, sie. rimitu ; von eremita.
Ronca hippe, auch spieß mit einer sichel; vom vb. run-
care abmähen, ausjäten. Altfr. ronsge spieß Roquef.
R o n z a r e summen ; vom ahd. rünazön , mhd. rünzen dass.
Auch sp. ronzar roznar mit geräusch kauen? Daher sbst. it<
ronzone große Schmeißfliege.
H.a. ROSPO— RÜYIDO. 420
Rospo kröte ; vielleicht zusammenhängend mit ruspo
rauh, vgl. escuerzo IL b.
R o s t a 1) hemmung, Sperrung (so bei Dante Inf. 13, 117,
nach Muratori, und noch mundartlj, daher vb. comask. rostä
hemmen; 2) fächer, wedel, vb. arrostare wedeln, hin und her
bewegen. Es stammt in beiden bedeutungen vom ahd. nhd.
röst (ahd. auch rösta), sofern dasselbe nicht allein eine Sper-
rung im flusse (mlat. rosta bei Ducange) , sondern auch das
gegitterte visier des helmes und den ebenso geformten fächer
bedeutet, s. Frisch IL 128a. Die walach. spräche hat rosleiu
rost, gitter = serb. rostilj.
Rovajo nordwind; von ungewisser herkunft, nach Me-
nage umgestellt aus borearius (für borealis), also robearius
rovarius.
Rovistare ruvistare herumstöbern; von revisitare, mit
Menage.
Rozzo roh; ist seinem begriffe nach mit lat. rüdis iden-
tisch und begegnet mit seiner endung dem sp. rudo, dessen
entstehung aus rudis unzweifelhaft ist; allein wie die span.
form lat. rudus verlangt, so die ital, das noch weiter ablie-
gende rudius, vgl. oben fujo; erstere begegnet in einem alten
glossar: rudus asperus Class. auct. VI.543b, vgl. rudus novus
Gloss. erford. 371, 43.
Ruspare scharren = lat. ruspari durchforschen, dem
z. b. Vossius die erstere als die grundbedeutung beilegt.
Ruspo i) neu gemünzt, 2) rauh. Die letztere bedeu-
tung ist sicher voranzustellen: sie führt auf ahd, ruspan star-
ren, vgl. rusßil-här krauses haar. Genues. rüspu bezeichnet
einen menschen mit struppigem haar, aber auch den myrten^
dorn, es ward also mit ruscum verwechselt.
Russare schnarchen; möglicher weise von ronchissare
zsgz. roncsare roxare. Das gleichbed. ahd. ruzzön hätte it.
ruzzare ergeben müssen.
Rüvido rauh, uneben. Mit rubidus (roth) kann es
keine gemeinschaft haben, wiewohl selbst rubido gesagt wird,
und nicht ohne künstelei würde es sich aus rudis ableiten lassen.
Dagegen braucht Plinius hist. nat. 18, 10 (23) ein adj. ruidus,
dem man passend die bed. rauh beilegt und daraus konnte
mit bekannter einschiebung des v (vgl. fluidus fluvido) das
ital wort entstehen. Die stelle ist: major pars Italiae ruido
480 H.a. RUVISTICO-SCALTERIRE.
utitur pilo, wozu Harduin bemerkt : aspero et impolito, ut re-
de Hermolaus.
R u vi s t i c o rovistico Hartriegel, rainweide; entstellt aus
ligustrum, das man zunächst mit ligusticum verwechselte.
R u z z a r e schäkern ; ungewisser herkunft, glbd. Schweiz.
rützen.
s.
Salassare zu ader lassen; zsgz. aus sangue lasciare,
vgl. altpg. sanguileixado. Daneben auch segnare vom fr.
saigner, pr. sangnar, sp. sangrar, lat. sanguinare,
Salvano (eig. salvan mail.) alp , der die schlafenden
drückt; von silvanus, s. Ferrari. Ebenso salvatico von sil-
vaticus.
S c a f f a 1 e gestell mit fächern, stellbrett; vom mhd. schafe
(schafreite), bair. schafen (f.), ndl. schap dass. Gleicher her-
kunft ist gen. scaffo bettstelle, sie. chw. scaffa = scaffale.
Seal co küchenmeister, v or Schneider ; vom goth. skalks,
ahd. seale diener, auch im it. siniscalco und mariscalco ent-
halten. Ein franz. escalque bei Rabelais, s. Menage.
S c a 1 f i r e ritzen, aufkratzen; von scalpere graben, schar-
ren, vgl. denselben Wechsel der lippenlaute in soffice von sup-
plex. Aber so ganz zuverlässig ist dieser Ursprung nicht.
Woher nämlich das partic. scalfitto für scalfito? Hat man
etwa scarificare umgebildet in scarificere, inf. scarfire scalfire,
partic. scalfitto? Enger noch schmiegt sich das entsprechende
sard. seräffiri, das, wie alle stammbetonte verba dieser mund-
art, nur lateinischer herkunft sein kann, an dies hypotheti-
sche scarificere.
Scalterire scaltrire fein abrichten, scaltrito scaltro
(vgl. finito, adj. fino) schlau, listig. Augenscheinlich verwandt
ist calterire ritzen, die haut aufritzen, dessen partieip cal-
terito der bed. von scaltrito fähig ist. Die erklärungen aus
callidus oder aus calce terere u. dgl. sind verwerflich. Wenn
ferner Muratori calterire aus cauteriare brandmarken, scal-
trito zugleich aus cautus deutet und sich wegen des buchsta-
bens auf lalda für lauda, aldace für audace bezieht, so ist
dagegen zu erinnern, daß den mundartlichen (flor entmischen)
formen mit 1 die ursprünglichen mit u zur seite stehen, cau-
H.a. SCARAFFARE— SCERKERE. 431
terire aber nicht vorkommt, und daß es, selbst wenn es vor-
käme, kein derivatum von cautus sein könnte. Die Herkunft
beider allerdings schwieriger Wörter ist also hiermit nicht er-
gründet; ob der folgende versuch besseres leiste, mag zwei-
felhaft erscheinen, Lat. scalpere heißt 1J kratzen, 2) ein-
graben, aushauen, schnitzen. Durch Vermittlung des sbst. scal-
ptura entstand scalpturire, das ungefähr dasselbe sagt wie das
stammverbum; hieraus it. scaltrire mit der zweiten bedeutung,
die aber auf die bildung oder Verfeinerung des metischen über-
tragen ward: scaltrire definiert die Crusca dt rozzo e in-
esperto fare altrui astuto e sagace, also aus dem rohen her-
vorbilden, wie auch der plastische künstler thut, fein zuschnit-
zen, verstand und witz ausbilden. Scaltro verhält sich also
logisch zu scalpere wie ylacpvgot; zu yXdyuv. Für die erste
bedeutung von scalpturire, worin es bei Plautus Aul. 3,4,8
vorkommt (al. scalpurire), trat calterire ein, das aber auch
die zweite nicht ganz verschmäht. Anlautendes s fällt zwar
sonst im ital. nicht weg, aber der gleiche werth zahlreicher
Wörter mit und ohne s impurum (sguardo guardo) mochte zu
dem fehler verleiten, neben scalterire auch calterire zuzulassen.
Man merke noch einige spuren des Wortes in andern mund-
arten: altsp. escaldrido = it. scaltrito, wald. scautriment Hahn
599 = scaltrimento.
Scaraffare wegraffen ; entspricht dem mhd. schrapfen,
bair. schrafen, ndd. schrapen kratzen, zusammenkratzen; vgl.
escarbar IL b.
S c a t o 1 a schachtet, chw. scatla, wal. scetulce ; vom deut-
schen worte, wie schon Muratori behauptete.
S c e g 1 i e r e auswählen. Herkunft aus seligere ist ety-
mologisch möglich, da aber keine form segliere daneben be-
steht und die übrigen sprachen nicht dieses, sondern ein neues
comp, ex-legere für eligere haben (sp. esleir, pr. eslire, fr.
elire), so ist das ital. verbum besser wohl aus ex-eligere zu
erklären, worin die gemination der partikel nicht auffallen
kann, vgl. unten scilinguare.
Scempio marter, Strafgericht; von exemplum.
Scendere herabsteigen; verkürzt aus descendere wie
struggere aus destruere, sp. descender u. s. w.
Scernere scernire unterscheiden, anzeigen, auslesen;
von excerncre absondern, pr. eissernir auseinandersetzen, an-
438 H.a. SCERPARE— SCHIPPIRE.
zeigen, eissernit auserlesen, ausgezeichnet : pr. eis beweist für
ex, so daß an secernere oder discernere nicht gedacht wer-
den darf.
Scerpare zerreißen; für scerpere von discerpere, Rom.
gr. IL. 117. Churw. scarpar, com. scarpä von dis-carpere.
S c h e g g i a splitter, s c h e g g i o steiler f eisen ; von schi-
dia (o/idiov) bei Vitruv, in erster bedeutung.
Scherzare schäkern, sbst. scherzo; deutsches wort,
mhd. scherzen fröhlich hüpfen u. dgl, verwandt mit ahd. ske-
rön muthwillig sein ? Vgl. Grimms Reinh. p. 387 , Schmellers
bair. wb. HL 405.
Schiacciare quetschen, knacken, schmcclz falle ; vom
ahd. klackjan zerbrechen, mit verstärktem anlaut, mhd. zer-
klecken z. b. ein ei (vgl. Hahn zu Konrads Otto v. 145). Mit
fr. ecacher (s. quatto L) ganz unverwandt.
Schiaffo maulschelle; vom dtschen schlappe, aber nach
einer muthmaßlichen form schlapfe slapfe, wogegen der erste-
ren das ven. veron. slepa, mail. sleppa gemäß ist. Neupr. vb.
esclafä schlagen, flappen.
Schiamazzare schnattern, lärmen, sbst. schiamazzo,
altfr. esclamasse (daher nhd. schlamasse); von exclamare.
Schietto rein, glatt, pr. esclet Gloss. occ, lim. escle
mit ders. bed. , chw. schlielt nichtswürdig; vom goth. slaihts,
ahd. sieht, nhd. schlicht schlecht. Das neap. schitto hat, gleich
dem ndl. slechts, die adverbiale bed. cnur (schlechthin) ent-
wickelt, so auch churw. schiett (bei Conradi).
S c h i op p o , umgestellt scoppio krach, knall, feuergewehr,
dimin. schioppetto scoppietto, daraus sp. escopeta, fr. escopette
stutzbüchse, vb. scoppiare knallen, platzen, zerspringen, letz-
teres in der L. Sal. si quis alterum de sagitta toxicata per-
cutere voluerit et praeter sclupaverit vorbei geschossen. Per-
sius gebraucht stloppus, woneben auch eine lesart sclopus an-
gemerkt wird, für den schall, den ein schlag auf aufgeblasene
backen macht: nee stloppo tumidas intendis rumpere buccas:
hieraus, bereits nach der ansieht der älteren etymologen, das
ital. wort, indem stl zu schi ward, vgl. fist'lare fischiare. Eine
dritte ital. form stioppo ist nicht nothw endiger weise als un-
mittelbares produet der lesart stloppus zu fassen, da schi häufig
in sti übergeht (stiaffo, stianto, stinco u. s. f.).
S c h i p p i r e entwischen ; offenbar ein deutsches wort,
H.a. SCIALACQUARE— SCONFIGGERE. 438
für sclippire mit nothwendiger Unterdrückung des 1, mhd. slipfen
(ahd. slipfjan sclipfjan?), ndl. slippen, ags. slipan, engl slip
schlüpfen, wegschlüpfen. Nach l.conj. comask. s\\^ä mit gl. bed.
Scialacquare verprassen; nach Menage aus ex-ada-
quare, nach andern aus it. scialare und acqua.
Scialare aushauchen; von exhalare, sp. exhalar, ital.
auch entstellt in asolare keichen, gleichbed. mail. esalä.
S c i a r r a Schlägerei, sciarrare zersprengender streuen; un-
bekannter herkunft, nach Fr. Pasqualino vomarab. scharr bosheit
Gol. 1265, dem aber die bedeutung des verbums widerspricht.
Mit besserm rechte denkt man wohl an unser ahd. zerran zer-
reißen, mhd. zar riß, woher it. ciarrare, mit prosthetischem
s, wie oft in deutschen Wörtern, s-ciarrare werden konnte.
Sciatto plump, ung estalt; zsgs. aus negierendem ex und
aptus, wie auch Menage erklärt. Oder ist es vom sp. chato
stumpf, stumpfnasig, woher sicher das mail. sciatt dick und
kurz ? S. piatto I.
Scilinguare stammeln; zsgs. aus ex und elinguare
der zunge berauben.
Sciocco unschmackhaft, albern; von exsuccus saftlos.
Sciogliere sciorre (sciolsi sciolto) losbinden, lösen;
dsgl. disciogliere disciorre (disciolsi, disciolto) lösen, schmel-
zen. Ersteres von exsolvere, letzteres (oder auch beide, was
sich grammatisch nicht unterscheiden läßt) von dissolvere.
Asciogliere lossprechen, von absolvere. Die behandlung des
v in dem latein. worte ist ungewöhnlich, die abänderung der
conjugationsform, die auch in risolvere risolsi, assolvere as-
solsi vorliegt, kann nicht auffallen.
Scioperare von der arbeit abhalten, daher sciopero,
scioperone ; von ex und operare.
Scipare verwüsten, verderben; von dissipare, sp. di-
sipar, Rom. gr. I. 231, vgl. desver II. c. Ebenso sciupare von
dissupare.
Scipido sciapido fade; von in-sipidus in-sapidus.
Sconfiggere sconfissi sconfitto aufs haupt schlagen.
Ex-configere widerstrebt der bedeutung, dagegen entspricht
derselben das pr. esconfire esconfis esconfit von ex-conficere :
dies nahm der Italiäner herüber , lieh ihm aber , da dessen
flexion im übrigen zu figgere stimmte, auch den infinitiv die-
ses verbums.
28
434 H.a. SCORNARE— SEZZO.
Scornare demüthigen, beschimpfen; alt fr. escorner, eig.
einem die hörner d. h. den stolz nehmen, cornua sumere, gleich-
sam excornare; daher sbst. scorno.
S c o s s o (nur vorhanden im lomb. scoss) schooß ; aus
dem deutschen, ahd. scöz. Dasselbe wort ist das wallon. ho
für hot, ndl. schoot.
Scotolare flachs schwingen; vom ahd. scutilön schüt-
teln, vgl. wal. scuturä schütteln, beuteln.
Scotta molken; von excocta, weil sie durch kochen von
der milch geschieden oder auf diese weise abgeklärt zu wer-
den pflegen, darum auch ricotta genannt. Daß das wort nicht
im deutschen schotten quark, geronnene milch, das man von
schütten herleitet (die milch schüttet sich, gerinnt), seinen grund
habe, beweist die comask. form scocia = excocta, wie strecia
= stricta u. dgl
Scranna bank, auch rieht er stuhl ; vom gleichlaut. ahd.
wort, nhd. schranne mit denselben bedeutungen , s. Schmeller
III. 510. In ci-scranna sessel mit beweglicher rücklehne ist
der erste theil der Zusammensetzung dunkel.
S c r i c c i o scricciolo Zaunkönig ; vgl. illyr. zaritsch, krain.
stresch (bei Nemnichj.
Scure beil; durch syncope von securis, wal. secüre,
sp. segur.
Sdrajarsi sich der länge nach hinstrecken; wahrschein-
lich das goth. straujan oder ahd. strewjan ausbreiten: sd =
st wie in sdrucciolare.
Sdrücciolo schlüpfrig, gleitend, vb. sdrucciolare glei-
ten, stolpern, daher sp. esdruxulo ; vom ahd. strühhal sich zu
fußen werfend, vb. nhd. straucheln. Die regelrechte bildung
wäre sdruecolo gewesen.
Sega s. scier IL c.
Segolo kleine hacke; von secuta sichel.
Sema sem comask., semma mail. adverb für it. ora,
volta, z. b. l'aot sem t= Taltra volta, semma vun, semma l'ol-
ter = or l'uno, or l'altro; vom lat. semel (P. MontiJ.
S e r m o 1 1 i n o quendel, ein kraut; von serpyllum, it. auch
serpillo serpollo, sp. pr. serpol, fr. serpolet.
S er qua ein dutzend.
S e z z o sezzajo mit assimiliertem anlaute z e z z o , s.v.a.
ultimo; von secius schlechter, geringer, in einem glossar des
H.a. SGHEMBO— SIONE. 435
12. jh. secius segnius langsamer, später, also eig. ein noch
in da sezzo (dem gegensatze von da prima) deutlich ausge-
drücktes zum adjectiv gewordenes adverb. Eine form seccio
ist nicht vorhanden, selbst nicht in wundarten,
Sghembo schief, gekrümmt, piem. mit i sghinbo; ent-
spricht in betracht seines stammvocals nicht dem lat. scam-
bus Oxa^u/Sos), besser dem gr. oxi/ußo; kauernd (zusammen-
gekrümmt?}, aber das ahd. slimb schief, bair. schlimm schlemm,
hat vermöge seiner passenderen bedeutung noch bessere an-
sprüche. Das sie. scalembru für sclembru sclembu (romagn.
sgalembar) scheint dasselbe wort. Eine zss. muß sein das
synonyme schimbescio schimbecio für sghimb-biescio, s.
biais IL c.
Sgh erro schläger, raufer; vom ahd. scarjo hauptmann?
Sgneppa Waldschnepfe s. Ferrari, com. sgnep, auch
wal. sneap (m.); vom ahd. snepfa snepfo, nhd. Schnepfe.
Sgomentare erschrecken, erschreckt werden ; von com-
mentari nachsinnen, gleichsam exeommentari aus der besin-
nung bringen, wie schon Muratori deutet.
S g u a n c i o Schiefheit , quere ; augenscheinlich von un-
serm schwank d. i. biegsam, leicht ausweichend, schwed. sbst.
svank krümme, ndl. zwanken drehen, daher wohl auch sc an-
c io für sguanci'o und durch einschiebung eines i = 1 schianefo,
vb. schiancire. Ein wort ähnlichen klanges ist sie. sguinciu,
neap. sguinzo quer (daher sp. esguince ausbeugung?) entweder
eine ablautform von sguancio oder aus dem dtschen win-
disch winsch schief, vgl. auch engl, squint. Zu diesem sguin-
ciu verhält sich das it. schincio (cremon. bes-schinz), vb.
schencire, als ausartung wie scanci'o zu sguancio. Über die
palatale ausspräche des deutschen k in letzterem worte s. Rom.
gr. L 301.
Sido strenge kälte, assiderarsi vor kälte erstarren ; von
sidus eine krankheit, er starrung, siderari erstarren, fühllos
werden.
Sino insino, partikel für lat. tenus; muthmaßlich ent-
stellt aus Signum zeichen, ziel, wie die präp. fino aus finis
genommen ward. Die churw. spräche bietet sin la fin cam ende".
S i o n e Wirbelwind ; von oiqxov Wasserhose, auch fr. si-
phon, lat. siphon. F zwischen vocalen syncopiert gehört in
der ital. Schriftsprache unter die seltnen ereignisse.
43« IIa. SIRIMA— SOVATTO.
Sirima die letzte abtheilung einer Strophe, abgesang;
von syrma ^avg/ua') schleppe, auch ins walach. übergegangen,
serme faden, und ins alban., sirme seide.
S 1 i 1 1 a Schlitten; vom ahd. slito. Daher com. sMtigtf gleiten.
S m a c c o schimpf, smaccare beschimpfen ; vom ahd. smähi
schmach, smähen schmähen, gering werden, smähjan erniedri-
gen. Das doppelte cc statt eines einfachen c oder g recht-
fertigt sich mit ricco von rihhi, taccola von täha. Davon zu
trennen ist smaccare in der bed. matsch werden, s. macco I.
Smalzo venez. butter ; vom dtschen schmalz.
Smänia tollheit, smaniare toben; von manTa, gr. pavt'a,
auch it. manfa.
S Office weich, geschmeidig ; von supplex demüthig, so
daß also hier, was selten geschieht, die sinnliche bedeutung
sich aus der abstracten entfaltet hat. Die probe dieser ety-
mologie leistet das fr. souple, dessen form zu supplex, dessen
begriff zu soffice passt. F aus p ist freilich selten, aber grade
die ital. spräche besitzt mehrere beispiele dieser lautverschie-
bung: so in catafalco, caffo, s. das.
Solcio sulze; vom deutschen wort, ahd. sulza. Nach
Redi findet sich in einem prov. reimbuch solz ccarnes in aceto',
s. Alberti.
Solle ticare kitzeln; nach Ferrari von sub-titillicare,
also umgestellt aus so-tellicare; nach Muratori umgestellt aus
sollicitare sc. digitis. Ferrari's erMärung gebührt der Vor-
zug: sie wird durch das neap. tellecare gestützt, dem nur
titillicare, nicht sollicitare gemäß ist. Aus titillicare ist auch
dileticare für tileticare.
S oll i o n e zeit der hundstage; sub leone, weil die sonne
im zeichen des löwen steht.
Sollo locker. Derlat. ausdruch dafür ist solutus : hier-
aus konnte, wie von mutus mutolo, ein diminutiv söltolo (vgl
assolto neben assoluto) zsgz. solt'lo sollo entspringen, auch
spalla aus spat'la zeigt assimilation des tl zu 11. Die etymo-
logen haben dieses wort übergangen.
Sottecco sottecchi adv. verstohlener weise; nach der
Crusca von sott' occhio, was die venez. form sotochio zu
bestätigen scheint.
Sovatto soatto leder zu riemen; vom lat. subactum in
der bed. gegerbt.
II. a. SPACCARE— SPENDERE. 437
Spaccare spalten; vom ahd. spacha ast , scheit, ndl.
spaecke stange KU? s. Hagens glossar zu Gottfried. Auch sp.
espeque stütze scheint mit spaccare verwandt.
S p a g o bind faden. Nach Ferrari von spartum seil oder
schnür aus einer gewissen pflanze (sp. esparto) geflochten, wor-
aus sparticus sparcus spacus entstehen mochten. Beide letz-
tere formen trifft man in der that im frühern mlatein als
gleichbed. mit ahd. drdt Graff V. 239, doch muß sparticus jen-
seits der roman. Sprachbildung liegen, da diese von dem Suf-
fix Tcus in seiner männlichen form keinen gebrauch macht.
Spaldo, veron. ven. spalto erker, plur. spaldi vorsprin-
gender gang oben auf einer mauer; urspr. wohl zinnen, ein-
schnitte, vom dtschen spalt?
Spanu sicil. adj. selten; vom gleichbed. gr. anavög, mit
Pasqualino.
Spassarsi sich erlustigen, spasso vergnügen, daher un-
ser spassen, spass; keine Zusammensetzung mit it. passare, son-
dern frequentativ des lat. expandere expassus sich ausbreiten,
sich auslassen.
Spegnere auslöschen. Starke ital. verba fließen fast
ohne ausnähme nur aus starken lateinischen: darum ist spe-
gnere spensi spento aus lat. expingere expinxi expictus aus-
malen, in dem sinne von wegmalen, ausstreichen. So erklärte
es schon Muratori; jede andre deutung ist abzuweisen.
Speme und spene hoffnung; beide formen poetisch
und spene schon bei den ältesten dichtem und nicht bloß im
reim. Potts deutung aus einem hypothetischen lat. neutrum
spemen (Forsch. IL 342) ist schon um deswillen unzulässig,
weil lat. neutra dieser art nicht zu femininen werden. Es ist
entweder eine augenscheinliche accusativform von spem oder
die form spene gieng voraus als eine paragogische aus spe
wie piene aus pie, mene aus nie, tene aus te u. dgl, über
welche erweit erungen Castelvetro zu Bembo IL 98 nachzuse-
hen ist. Die er st er e erklär ung aber hat mehr für sich, da n
vor einem vocale ital. nicht in m übertritt, eher das umge-
kehrte statt findet (fornire für formire, sono von sum).
Spendere ausgeben, von expendere, sp. expender, wo-
her auch unser spenden, schon ahd. spentön ; spesa aufwand,
von expensa, mlat. spensa, hieraus unser speise, ahd. spisa,
churw, spisa; spendio von dispendium. Vgl. Schmeller HL 578,
438 H.a. SPIGNERE-STAFFA.
Spignere spingere fortstoßen; gleichsam expingere,
mit vertauschter compositionspartikel nach impingere geformt,
wie auch pr. espenher neben empenher gilt.
Spfgolo ecke einer platte; von spiculum spitze. Eine
andre Aarstellung desselben Wortes ist spicchio knöpf des
knoblauchs, viertel einer birne u. dgl, scheibchen pomeranze,
schelfe der zwiebel (etwas spitzes oder scharfes), venez. gleich-
falls spigolo, neap. spicolo; dafür auch ven. veron. spigo =
lat. spicus spicum, vgl. chw. spig bergspitze. Das romagn.
spigul einigt die bedd. von spigolo und spicchio. Letzteres
ist also nicht von spiccare, woraus nur spicco spicca hätte
entstehen können.
S p o n d a , pr. esponda brustwehr, ufer, rand; von sponda
fußgestell des bettes , eine auch den rom. Wörtern noch ver-
gönnte bedeutung.
Sporto vorsprung , erker ; partic. von sporgere, lat.
exporrigere, hervor strecken. S p o r t e 1 1 o thürchen deutet Me-
nage aber aus porta.
Spranga riegel, querholz, spange; vom ahd. spanga,
das dieselben bedeutungen zeigt, mit eingeschobenem r.
Sprazzare sprizzare spruzzare, den deutschen
verbis spratzen spritzen sprützen nachgebildet. So auch s b r i z-
zare benetzen, zerbröckeln, chw. sbrinzlar, vgl. sbrocco ne-
ben sprocco.
Sprecare verschütten, verschwenden; vgl. ags. sprec,
altn. sprek abgeschnittner zweig, so sp. derramar von ramo
zerstreuen, verschwenden — oder ahd. sprehha, mhd. sprecke
fleck, ags. spräncan (nhd. sprenkeln) besprengen d. i. aus-
streuen.
Squarciare zer stücken, zerreißen; eig. viertheilen, von
ex-quartare (it. squartare, fr. ecarteler), erweitert in ex-quar-
tiare. Neap. squartare aber hat schon an und für sich die
bed. von squarciare.
Squittire zwitschern, schreien; vgl. bair. quitschen.
Staffaef. chw. Stegreif; vom ahd. staph stapho schritt,
tritt, woher wohl selbst das spätere lat. stapia. Abli sind
staffetta, sp. estafeta, fr. estafette ccursor tabellarius, cui pe-
des in stapede perpetuo sunt5 nach Ferrari; dsgl. slaffile bü-
gelriemen, staffilare mit riemen peitschen, staffilata hieb, fr.
estaffilade schmarre*
H.a. STAGGIRE-STRACCARE. 439
Staggire in beschlag nehmen, auspfänden, dsgl. anhat-
ten, hemmen, staggina Sequester. Nicht etwa von Status oder
statio, da sich kein verbum statiire annehmen läßt. Es mag,
wie viele ausdrücke aus dem rechtswesen, deutscher abstam-
mung sein, von stätigön sistere, hemmen, oder von stätian (stä-
tan) fest machen, heften.
Stambecco, das ahd. stainboc, altfr. umgekehrt bouc-
estain, chw. stambuoch, s. Menage und he Duchat.
Stamberga schlechte hütte; aus seinem letzten theile
zu schließen, ein deutsches wort.
Ste cco dorn, stecca stab, scheit, stecchire verdorren)
vom ahd. steccho stecken, stächet, ndl. stek sprosse. Vgl.
etiquette //. c
Stent are zaudern, darben, chw. stentar mühe haben,
it. stento noth, mühseligkeit , chw. stenta; von abstentare für
abstinere sich enthalten, hunger leiden. Dahin auch b i s t e n-
tare bistento, prov. (von tentiare) bistensar bistens, altfr.
bestancier bestans.
St es so istesso, pronomen; von iste ipse.
S t i a hühnersteige ; vom ahd. stiga stiege, steig.
S t i m a r e wofür halten ; von aestimare, im präsens mit
fortgerücktem accent stimo est/mo. Die form stimare im al-
tern mlatein, s. Gloss. Keron. p. 145b.
St in co, moden. ven. schinco, mail. schinca Schienbein;
vom ahd. skinko röhre, flöte, mhd. schinke bein.
Stio, lino stio it. art lein, der immärz gesät wird; nach
Menage von sativum also mit ausfall des ersten vocals wie in
staccio von setaceum. Besser von aestivum sommerlein.
Stivale eine beinbekleidung , auch altfr. estival, mlat.
aestivale; von aestas, da man sie im sommer trug; daher auch
ahd. stiful, nhd. Stiefel.
Stoviglio stpviglia, nur im plur. stovigli stoviglie üb-
lich, irdenes g eschirr , kücheng eschirr ; nach Muratori vom
dtschen stube d. i. küche; besser vom ahd. stouf = altn. stäup,
ags. steap becher, schale, dimin. ahd. stoufili.
Straccare abmatten, stracco für straccato erschöpft;
vermuthlich vom ahd. strecchan in der bed. hinstrecken, zu
boden schlagen. Auch prov. estracar scheint ermüden zu be-
deuten: jornadas grans e longas et estracadas große, lange
und ermüdende (eig. ermüdet e) tagereisenßLetc,rom,v, estraguar,
440 H.a. STRALE— SUCCHIARE.
Str ale (m.) pfeil; vom ahd. sträla (f.) mit gl. bed., oder
besser vom mhd. sträl (m.) = ags. slreel (mj, diese von strae-
jen ausstreuen, s. Wackernagels glossar.
Strappare ausreißen, strappata riß, ruck, sp. estra-
pada, fr. estrapade; vom obd. (Schweiz.) strapfen ziehen, nhd.
straff fest angezogen. Vpl. estraper IL c.
Stratto seltsam, wunderlich; für astratto oder distratto
in gedanken vertieft.
Straziare mishandeln, strazio mishandlung, zerfleischung
u. dgl; von distractus zerrissen, gleichsam distractiare. Schon
Muratori war dieser meinttng.
Strillo lautes geschr ei, vb. strillare; von stridulus rau-
schend, sausend.
Striscia streif, strisciare streifen, schleichen u. dgl.
Es ist schwer zu sagen, in welches etymon sich dies wort am
wenigsten fügt, in das lat. strix strigis, da es alsdann eine
beispiellose nominativform (strixa} voraussetzte , oder in das
dtsche strich, da dtsches ch sich nie in ital. sei wandelt: nur
ein ahd. verbum strichisön würde genügen. Logisch passt
striscia besser zu strich als zu strix: una striscia di paese
ist genau ein strich landes, man sehe auch Muratori.
Strozzare erwürgen; vom ahd. drozza kehle, also für
s-drozzare gleichsam entkehlen, des gebrauchs der kehle be-
rauben.
Str uff q strufolo häufe tappen; wohl vom dtschen strupf
etwas ausgerauftes, ahd. stroufen rupfen, abstreifen.
Struggere zerstören; für dislruggere = distruere. Das
eingeschobene gg erklärt sich aus einem früheren hiatustil-
genden j in destrujere, statt dessen das mlatein lieber das
lautverwandte g setzte (trägere für traere d. i. trahere). Nicht
anders verhält sich altpg. trager von trahere, daher npg. Ira-
zer. Ital. mundarten, zumal die neapol., schieben jenes j häufig
ein: ajero (aer), affizejo (officium).
Stuzzicare antreiben, einfacher moden. stussä, chw.
stuschar; vom dtschen stutzen anstoßen. Veneroni kennt über-
dies stozzare einprägen.
Subbia meißel; von sübula pfriemen.
Succhiare saugen ; gleichsam sueculare, von sueus suc-
cus saft, vgl. sueo I. Es bedeutet auch bohren, weil der bohrer,
d. h. der hohlbohrer, die späfine in sich zieht, davon das sbst.
II. a. SUGHERO-TECCHIRE. 441
succhio, nicht von subula, wie andre wollen (bl nicht = cchi),
und wohl auch nicht von sucula haspel, winde.
Süghero kork; für süvero von süber, indem v aus-
fiel (su-ero) und gh später zur beseitigung des hiatus eintrat;
ebenso pavone pa-one pagone, tat. pavo. Im ven. und cat.
suro ward der hiatus durch zusammenziehung beseitigt.
Sugna fett, schmeer; von axungia wagenschmeer , vgl.
die venez. form sonza (z = tat. gi), mail. sonsgia.
Susina pflaume; vielleicht nach der Stadt Susa be-
nannt, woher sie stammen mochte (Muratori).
Svanire s. evanouir II. c.
S v e 1 1 e r e svegliere ausreißen; von exvellere für evellere.
T.
Täccola elster, täccolo schäkerei, taccolare plaudern;
vom ahd. täha cornicula, wie schon Graff s. v. anmerkt, oder
vom unvorhandenen tähala, woraus nhd. dohle, vgl. Grimm
P. 131.
Tana it. chw. neupr. hohle wilder thiere. Es soll abge-
kürzt sein aus sottana, lat. gleichsam subtana subtanea, dem
man die bed. unterirdisch beilegt, und so könnte auch das
entsprechende comask. trana (trona) aus sotterrana subterra-
nea gedeutet werden: leicht nämlich läßt die ital. spräche
eine unbetonte anlautssylbe schwinden. Oder ist tana das auf
ein scheinbares primitiv zurückgebrachte fr. taniere?
Tanfo modergeruch; wohl das ahd. tamf, nhd. dampf.
Derselben herkunft ist das champagn. tan f er keichen = ahd.
tamfjan ersticken.
Tanghero s. tangonner II. c.
Tapino s. tapir IT. c.
T a r p a r e die flügel stumpfen.
Tättera gerümpel, plunder; vgl. engl, tatters, ndd. tal-
tern fetzen, ahd. zata zotte.
T e c c h i r e attecchire zunehmen, wachsen ; offenbar vom
goth. theihan, alts. thihan = ahd. dihan, nhd. gedeihen, t aus
dtschem th vgl. tasso I. Goth. ei fiel in eine tonlose sylbe und
konnte also wie kurzes i behandelt d. h. durch e dargestellt
werden. Diesem teccbire entspricht alt fr. tehir (vgl.it.gec-
chire, altfr. gehir), das auch wachsen machen heifit: ensi
448 H.a. TENZA— TRASSINARE.
me puise dieus tehir Eracl. 2302. Davon zu trennen ist piem.
tec grassus, vom ahd. thik, nhd. dick.
Tenza s. tencer II. c.
Terchio s. terco 77. b.
Testeso teste adverb für lat. nuper. Nach Ferrari
von statim, nach Menage von isto isto ipso sc. tempore, wel-
ches aber stestesso ergeben hätte, da anlautendes s nicht schwin-
det. Es ist von ante istum ipsum, antestesso, mit abgefallnem
an, was keine Schwierigkeit macht, vgl. fälle wie fante (in-
fans), bilico (umbilicus). Der Wechsel zwischen giu und giuso,
su und suso gewöhnte aber daran auch teste testeso für te-
stesso zu sprechen.
Ticchio wunderlicher einfall. Ist dies nicht augen-
scheinlich aus unserm ahd. ziki böckchen wie das mit ticchio
gleichbed. Capriccio aus capra gebildet?
Tomajo Oberleder; ngr. to/lkIqi, russ. towär leder, s.
Dief.goth.wb. 1.207.
T o n d o rund, als sbst. scheibe, tondino reif, teuer (auch
ins span. übergegangen) ; von rotundus durch aphärese, s. Rom.
gr. 1.253. Eine zss. ist bis-tondo rundlicht, worin bis
das unvollkommne der eigenschaft ausdrückt, piem. bis-riond.
Tönfano tiefe stelle im wasser, Strudel; ist das glbd.
ahd. tumphilo (gurges wag vel tumphilo Gloss. Rhab. 954b),
mhd. tümpfel, nhd. dümpfel. Auch außerhalb Italiens läßt
sich das wort betreffen: npr. toumple, altpr. tomplina.
T o p o ratte, maus ; = sp. topo, cat. taup maulwurf, von
talpa, verändert in talpus, im vocab. S. Galli talbus scero (Scher-
maus). Romagn. fem. topa in der bed. des it. topo.
Tozzo dick und kurz, sbst. tozzo stück brot u. dgl.
Tra präposition; abgekürzt von intra. wie fra von infra.
Tralce tralcio weinranke; vom glbd. tradux tradücem,
verwandelt in tranicem (s. Ducange tranex) wie perdicem in
pernice, sodann in trance tralce, lomb. trosa.
Tramontana norden , nordwind, nordstern (auch ins
prov. span. franz. übergegangen) ; von transmontanus über dem
gebirge (den Alpen) befindlich, nach norden liegend.
Trampolo (nur im plur. üblich) stelze; vom dtschen
vb. trampeln, nord. trampa, dies vom goth. trimpan. Dessel-
ben Ursprunges ist pr. trampol getrappel Gloss. occ.
Trassinare durchspüren, auch mishandeln, strascinare
H.a. TRASTULLO— UGGIA. 443
und strascicare schleifen, schleppen, sbst. strascfno undsträ-
scico schleife; muthmaßlich aus dem pr. traissa schleppe (Schlepp-
netz), trassa spur, s. tracciare I.
Trastullo Zeitvertreib, vb. trastullare; vom ahd. stulla
zeitpunct, stunde.
T r e g g i a schütten, schleife; von trahea, gesprochen traja,
mit einer im ital. seltnen Umwandlung des a in e.
Troglio Stotterer; vom gleichbed. gr. TgavXög.
Tronfio aufgeblasen, hochmüthig , aufgebracht; etwa
vom gr. igvytj hoffart, woher auch wal. trufie und vb. trufi
sich aufblähen.
Troscia rinne vom wasser gebildet, dsgl. mit vorge-
setztem s stroscio ger dusch von fallendem wasser, strosciare
herab strömen ; buchstäblich das goth. ga-drausjan herabstür-
zen, nhd. dreuschen gleichfalls von regengüssen gebraucht, ndd.
drusen, s. Dief. goth. wb. II. 643. Das ital. wort setzt eine
form mit anlautender tenuis voraus.
Truogo truogolo, wal. troc mulde; ahd. trog. Es findet
sich auch ein altfr. troc EracLv. 4443 u. 4508 (mit den Va-
rianten croc und flos), noch jetzt norm, treu und tros backtrog.
Tuffare eintauchen; vom ahd. toufan, mhd. taufen, vgl.
rubare von roubön.
Tuorlotorlo dotier; von torulus muskel, fleischige stelle
(nahrhafter theil des eiesj, bei bäumen der splint, piem. torlo
kleine geschwulst, beule.
Turcasso köcher , auch altfr. turquois; ungewisser
herkunft.
ü.
Ubbia abergläubische furcht, ahndung , schlimme Vor-
bedeutung. Räthselhaftes wort, mit dem folgenden nicht iden-
tisch. Nur um es nicht ganz leer ausgehen zu lassen, werde
erinnert an ahd. bi-huobida praesumtio, einbildung, Vorstellung.
U gg ia schatten (besonders in üblem sinne), fig.unlust,
Widerwille, gute oder schlimme Vorbedeutung, aduggiare nach-
theilig beschatten, belästigen. Man erklärt es aus opacus, so-
gar aus urere, aus udus oder uvidus (syncopiert uvius) und
letzteres wäre zwar formell tadellos, aber das ital. wort heißt
recht eigentlich schatten, auch moralisch verstanden. Ist es
444 H.a. UGOLA— VARCARE.
das kymr. hudd schatten, dämmerung , huddiad beschattung?
Es wäre alsdann vielleicht das einzige partiell ital wort ceU
tischer herkunft. Weit besser empfiehlt sich das lat. obviam
im wege stehend, hinderlich, vgl altsp. uviar begegnen, in gu-
ter und Schimmer bedeutung. Passender noch erscheint lat.
odium mit seinem ganz zutreffenden begriffe haß oder abnei-
gung: essere in uggia, venire in uggia ad alc. ist = lat. in
odio esse, odio venire alicui. Uggia ist der den gewachsen
verderbliche, verhaßte schatten, hieraus erfolgte schlimme Vor-
bedeutung, endlich überhaupt Vorbedeutung. Wegen des ab-
weichenden genus vgl, man noja, gleichfalls aus odium, wegen
des u für o uscio für ostium.
U g o 1 a s. luette IL c.
Upiglio knoblauch; von ulpicum ulpiculum.
Uteflo irdenes öhlfiäschchen ; aus uter abgeleitet.
v.
V a g I i o sieb ; von vallus futterschwinge, bei Varro, di-
min. von vannus; modenes. richtiger vallo, da sich 11 sonst
nur vor i und e erweicht.
Vago 1) unstät, 2) lüstern, 3) reizend. Auch in den
letzteren bedd. ist es von vagus : wer von einem zum andern
mädchen schweift, bei allen sich einschmeichelt, der lüsterne,
verführerische, konnte lat. vagus genannt werden; ital. vago
als subst. heißt überhaupt liebhaber.
Vaj o .art pelz, grauwerk; weder vom gr. cpaiög, wie
Muratori will, noch vom dtschen feh : es lautet pr. vair, wo-
her vairador kürschner, und kann nur aus varius (bunt, ge-
fleckt] entstanden sein, wenn es auch speciell schwär zfleckig
bedeutet.
Vampo vampa gluth, vb. avvampare; von vapor mit ab-
gestoßenem r wie in sarto, pepe, cece u. a., daher auch vam-
pore, wald. vanpor Hahn 591. Eine form ohne eingeschobenes
m vapa s. Poet. d. pr. sec. IL 32, alban. vape, wal. vepäe mit
gl bed. Auch sp. h a m p a prahlerei kann dieser herkunft sein,
wiewohl ein vermittelndes fampa (f aus v, s. he IL b) man-
gelt: it. menar vampo heißt prahlen, aufschneiden. Das bürg.
Vftmbee rauchwolke wird demselben stamme zufallen.
Varcare valcare Yalicare hinübergehen, überschreiten.
H.a. VASCA-VERUNO. 445
chw. vargar übertreffen, sbst. it. varco durchgang. Ohne zwei-
fei von varicare die fuße auseinander sperren, wie man für
praevaricare auch prevalicare sagt: man nahm varicare in
der weiteren bed. sich fortbewegen , vgl tat. passus schritt,
eig. ausspreizung der fuße. Schon die isid. glossen gewähren
varicat ambulat, ein anderes altes glossar varicat divertit vel
ambulat Class. auct. VI. 550a,
Vasca kufe; basca bereits in einer Urkunde vom j. 650
bei Maffei stör. dipl. p. 172. Cellisten werden an das bekannte
bascauda, germanisten an waschen erinnern, Hervas catal.
delle lingue p. 207 zerlegt es in das bask. nicht vorhandne
u-asca Wasserbehälter. Es kann aber, für vasica stehend, aus
vas abgeleitet sein, vgl. ähnliche fälle s. v. oca I.
Vedetta wache, Wächter, fr. vedette. Man leitet es
getrost aus dem vb. videre; da aber ableitungen aus verbal-
stämmen mittelst des sufßxes ett höchst zweifelhaft sind und
selbst der begriff nicht zu genügen scheint , so darf man der
vermuthung räum geben, es sei aus it. veletta (s. veglia I.)
entstellt.
V e g g i a faß, fuder; leitet Ferrari richtig von vehes führe,
fuder, später gesprochen veges vejes (s. Ducange), durch um-
biegung nach der 1. declin. veggia. Vgl. wegen des eingescho-
benen g oder j oben struggere.
Veritävolo nordwind; entstellt aus ventus aquüus?
Vermena Schößling; von verbena zweig, eig. heiliger
Verone offener gang, erker. Ungefähr dieselbe bedeu-
tung hat androne, gr. uvöqoÖv gemach für männer, von dvrjg:
artig wäre es nun, wenn man dies mit vir ins latein. über-
tragen hätte, vir-on verone.
Veruno pronomen für lat. nullus. Dazu kommt noch
altit. vernullo Poet. d. pr. sec. I. p. 302, vgl. vere nullam fir-
mitatem non habcmus Fumagalli p. 491 (v.j.882); mlat. auch
verullus verhullus das. p. 288—280 (v. j. 853J ; sodann mund-
artlich ital. vergotta vergott für lat. aliquid, Rom. gr. 11.373,
Man deutet ver-uno aus vel unus (si vel unus exteterit auch
nur einer L. Sal. tit. 45), mit beigefügter negationspartikel
s. v. a. lat. ne unus quidem, oder it. ne pure uno. Verwand-
lung des 1 in r zwischen vocalen ist im ital. allerdings un-
gewöhnlich, konnte aber durch das zusammentreffen desselben
446 U.a. VERZINO— VIGLIARE.
Wortes mit consonanten in vel-nullus oder vel-gulta leicht be-
wirkt werden. Das dasein der partikel vel auf nordwestli-
chem gebiete muß jeden zweifei heben, altfr. vels un ist genau
das it. veruno, s. viaus IL c; auch das wal. vre in vre-un
u. a. Zusammensetzungen scheint derselben herkunft.
V e r z i n o rothes holz zum färben; = sp. brasil, fr. bresil,
nach dem lande Brasilien genannt.
Vetrice wasserweide ; für vetice von vitex.
Vetta 1) gipfel, wipfel, kuppe, spitze, 2) reis, gerte
Nach einigen von Vertex, aber r scheidet nicht aus vor t;
nach Muratori zsgz. aus vedetta 'anhöhe, woher man sich
umschaut', aber vedetta hat diese bed. nicht. Ist das wort,
da sein anlaut latein. herkunft fordert, = vilta kopfbinde der
priester, indem hieraus die bedd. kuppe, gipfel, spitze (daher
auch gerte) erfolgten, wie dies bei apex priestermütze geschah ?
Vieenda Vergeltung, abwechselung; eig. was die stelle
vertreten muß, von vice vece, lat. vi eis, mit anwendung der
verbalableitung enda (leggenda u. dgl.) auf ein Substantiv.
S. Castelvetro zu Bembo II. 262.
V i e via adverb des grades vor dem comparativ, z. b.
vie piü duro iceit härter. Ist es vom sbst. via weg, daher
strecke, weite, länge? aber via kann nicht das maß des We-
ges, noch weniger ein großes maß bezeichnen. Auch die ital.
interj. via befriedigt nicht. Ansprechender ist Menage' s deu-
tung aus lat. vis fülle, menge (die auch Galvani verficht , s.
Archiv, stör. it. XIV. 364), nur müste man in dem ital. worte
nicht, wie er will, den ablat. (denn vi durior gibt keinen pas-
senden sinn), sondern den auf roman. weise gebrauchten accus,
annehmen: eine fülle härter, wie fr. beau-coup plus dur. Aber
befriedigender wäre ein dem roman. gebiete bekanntes wort
(vis ist ihm unbekannt) in einer weniger unlateinischen und
weniger pretiösen anwendung, und dies bietet sich in dem adv.
vive, das leicht in vie syncopiert werden und seinen auslaut
wie andre Wörter dieser classe (pria, senza) auf a bilden
konnte. Vive durior wäre e lebhaft härter oder 'ausnehmend
härter*, denn letztere bedeutung hat das ital. adj. vivo ent-
wickelt.
Vigliare die spreu vom gedroschenen körn mit zwei-
gen oder kleinen besen abkehren, dsgl. auslesen, auswählen;
muthmaßlich für vergliare = verriculare, das man aus ver-
H.a. VmCHIO-VÜTO. 447
rere ableitete, wobei das radicale e zur Scheidung von ve-
gliare mit i getauscht ward. Aus dem verbum entstand das
sbst. viglio, wofür aber nur vigliuolo üblich watfd.
Vinchio weidenzweig, von vinclum; daher avvinchiare
umwinden, vgl vinculatus bei Coel. Aurel.
Vinci do weich, mürbe durch feuchtigkeit ; wahrschein-
lich für viscido, von viscidus klebrig, zäh: pane vincido ist
brot, das im keller weich oder zäh geworden. Genauer trifft
mit viscidus das wal. veasted zusammen, das aber welk be-
deutet.
Vinco weide, bindweide. Da das diminutiv dieses Wor-
tes vinchio lautet, kleiner weidenzweig, offenbar das lat. vin-
culum, so scheint vinco zu den fällen zu gehören, worin ein deri-
vatum auf sein (vermeintliches) primitiv zurückgeführt ward:
vinculum schien vincum vorauszusetzen. Wie in andern spra-
chen nannte man die weide etwas bindendes.
Vizzo und guizzo welk; muß im gib d. vietus seinen
Ursprung haben, das aber behandelt ward wie rudis u. a., s.
oben fujo.
V o\g er e neben volvere wenden dankt sein g der ana-
logie andrer stark flectierender verba, deren stamm auf die-
sen buchstaben ausgeht: ergere ersi erto, tingere tinsi tinto,
so denn volgere volsi volto. Übertritt des v in palatales g
ist nicht romanisch.
Voto leer, hohl, votare ausleeren. Das ven. vodo und
mehr noch das piem. void und lomb. voeuid leiten auf das
alt fr. vuid =s nfr. vide, aber das it. t fügt sich nicht hinein.
Sollte darum voto syncopiert sein aus dem partic. volto, wel-
ches 'gewölbt, gehöhlt' bedeutet hatte (s. volta L), d. h. sollte
es aus dem neap. dialecte herrühren, worin man vota für
volta, votare für voltaresagtf? Für diese ansieht spricht etwa,
daß votare auch cumwerferf heißt wie voltare, daß ven.
luna voda den abnehmenden mond bedeutet, wie man ital. sagt
la luna volta der mond nimmt ab. Was aber die media der
oberital. mundarten betrifft, so wird man einßuß des nahe
liegenden prov. Wortes annehmen müssen, da lt nicht wohl zu
d werden kann. Altital. findet sich auch voitare Poet. d. pr.
sec. II. 29. Das sard. vb. s-buidai schließt sich den oberital.
formen an.
448 H.a. ZACCARO-ZITO.
z.
Zäccaro zäcchero Munker von koth u.dgl.; etwa das
ahd. zahar, mhd. zäher tropfen (nhd. zähre), tropfen pech,
harz? Venez. mit 1 zäcola.
Z a i n o schäfertasche, sp. z a i n a ; vom ahd. zain röhr oder
zaina korb.
Zana korb; vom glbd. ahd. zeina»
Zanco link; ohne zweifei für stanco matt, link, wie
zambecco für stambecco.
Zanna hauer , haken. Es könnte vom ahd. zand zan,
nhd. zahn, herrühren; da aber auch sanna daneben besteht
und der deutsche anlaut z sich im ital. niemals in s, wohl
aber das tat. s sich oft in z verwandelt (zambuco, zavorra,
zezzo, zolfo, zuffolare u. a), so hat lat. sanna wenigstens eben
so gute ansprüche: man konnte das zähnefletschen concret für
den gefletschten zahn selber nehmen. Auch scana findet sich.
Z a z z a zäzzera langes haupthaar der männer ; vom ahd.
zata zotte, vb. zotarjan herabwallen (vom haar).
Zecca münzstätte , daher entlehnt sp. zeca seca, ab-
gel. it. zecchino eine goldmünze; vom arab. sekkah prägstock
Freyt. IL 332a.
Zeppa keil, zeppare voll pfropfen, adj. zeppo vollge-
pfropft. Von cippus stamm, pfähl, säule, woraus auch der
Spanier ein feminin cepa zog ? Aber sowohl der begriff wie
der buchstabe (lat. c wird fast nie zu z, auch hat e offene
ausspräche) sind dagegen, beide einigen sich besser mit ahd.
zapfo, mhd. zepfe zapfen d. i. pflock, welches in zaffo noch
einen andern abkömmling hinterlassen.
Zibibbo eine art rosinen aus Syrien; vom arab. zibib,
s. Rödiger und Pott in Lassens ztschr. V. 62.
Z i g r i n o s. chagrin //. c.
Zipolo Zäpfchen im hahne eines fasses; vom hochd.
zipfel? vgl. ndl. tip spitze.
Zirbo netz im leibe; nach Fr. Pasqualino vom glbd.
arab. tarb Freyt. I. 213K
Zito knabe, zita mädchen, auch citto citta, zitello zi-
tella, ciltolo cittola; urspr. kosewort , gleicher herkunft mit
zitta, also eig. zitze: diesen doppelten sinn drückt z. b. auch
piem. teta und lat. mamilla aus.
H.a. ZOLLA— ZURLO. 440
Zolla it. chw. erdscholle; vom ahd. scolla. Trotz der
ungewöhnlichen behandlung des anlautes würde sich doch ein
wort dieser bedeutung nicht füglich aus dem lautlich näher
liegenden nhd. schölle herleiten lassen. S. zanca I.
Zuffa gerauf e; vom dtschen zupfen gezupfe wie ruffa
von rupfen; Schweiz, zuffe bündel, pack.
Zurlo lüsternheit, kitzel, auch zurro; scheint mit surire
(in der brunst sein, bei Apulejus) zusammenzuhängen.
29
450 IL b. ABABA— ACE1TE.
B. SPAMISCHES GEBIET.
A.
Abäba ababöl sp., pg. papoula, wilder mohn, Matsch-
rose; entstellt aus papaver, vgl. pavot IL c.
A b ar c a sp. pg. grober schuh von ungegerbter ochsenhaut,
bekannt als beiname eines königes Sancho von Navarra; bask.
abarquia, von abarra zartes holz oder zweige, weil jene schuhe
zuerst daraus verfertigt wurden, und quia sache, also sache
von zweigen (Astarloa apol. p. 292).
A b r a sp. pg. bucht, pass oder felsenschlucht, Öffnung im
erdboden. Vom fr. bavre ist es durch das genus und die be-
deutungen getrennt. Sousa leitet es vom arab. cäbrah bucht,
vb. cäbara (-*■«) durchgehen , üb er schiff en , die Wörterbücher
aber kennen das Substantiv nicht. Die grundbed. ist c etwas das
sich öffnet1 und so könnte das wort, wie selten auch nomina
aus verbis der vierten lat. conj. entstehen (mulla aus mollire und
so tupa aus tupir), in abrir, lat. aperire, seinen Ursprung haben.
Abrego sp. südwestwind; von africus, it. affrico.
A b r o j o sp., abrolho pg. distel, fußangel. In diesem worte
birgt sich bekanntlich eine Zusammensetzung: abre (el) ojo
thu die äugen auf, nimm dich in acht (da disteln und fuß-
angeln sich anhängen).
Acaecer sp. pg. (altpg. auch aquecer, zu unterscheiden
von aquecer wärmen, s. unten calentar) sich ereignen; von
accadere für acoidere, gleichsam accadescere.
Acebo sp. Stechpalme ; verkürzt aus aquifolium mit zu-
rückgezogenem accent wie in trebol von trifolium. Die bil-
dung ist alt, vgl. in einer Urkunde vomj. 841 in aceveto Esp.
sagr. XL. 375. Daher auch pg. a z e v i n h o judendorn. Cat.
grevol ist von acrifolium.
Acechar sp., asseitarpg. aufpassen, spähen; von as-
sectari überall hin begleiten.
Aceite sp. pg. öhl; vom arab. al-zait (sprich azzait),
hebr. zait Freyt. IL 269a.
II. b. ACELGA— ACHAR. 451
Ac el ga sp., pg. auch selga lauch; von beta sicula (Ca-
brerä). Auch der Araber nennt die beete selq, man sehe Freyt.
IL 344K
Acezar altsp. heichen, acezo hauch, athem; wohl vom
bask (labortj hatsa athem, mit demselben sufßx wie in bo-
stezar gähnen.
Achaque sp. pg. unpässlichkeit, vorwand, daher iL ac-
ciacco; vomarab. al-schakä aschschakä mit ersterer bedeu-
tung Freyt. IL M5a. Beide bedeutungen einigt auch das iL
cagione : krankheit ist entschuldigung, vorwand zu erscheinen.
Altpg. achaque anklage S. Rosa.
Achar pg. finden. Woher dieses seltsame wort, das
dem gleichbed. trovare an dunkelheit nicht nachzustehen scheint?
Verfolgt man seine geschichte, so findet sich als älteste form
aflar (in einem foral vom j. 1166 S. Rosa), ch = fl wie in
enchar von inflare. Dasselbe wort in derselben bedeutung hat
aber noch weitere Verbreitung : die churw. spräche besitzt
gleichfalls aflar, die walach. aflä, endlich die neapol. mundart,
welche sei für fl setzt (sciume von flumen) asciare, auch ac-
chiare (sie. asciari). Das wort könnte durch Umstellung aus
dem gr. dlcpaivstv herrühren, allein die bezeichnung eines sol-
chen begriffes lernte man gewiss nicht von den Griechen, die
sich ihrerseits des üblicheren svgloxeiv bis heute bedienen. Viel-
mehr weist es schlechthin auf das lat. afflare anblasen, an-
wehen, dem die Volkssprache vielleicht — denn wer vermag
der wunderlichen begriff sentwicklung überall nachzugehen ? —
die bed. anrühren, antreffen beilegte. Auch lat. conflare heißt
nicht bloß zusammenblasen, auch zusammenbringen, zusam-
menfügen und unser puffen ist aufblasen und schlagen, treffen,
ja das pg. subst. ache bedeutet Verletzung, aus dem verletzen
aber d. h. aus dem heftigen berühren konnte, wie in unserm
treffen oder dem lat. offendere, das antreffen, finden hervor-
gehen. Das älteste mlatein gewährt übrigens schon beispiele
der roman. bedeutung. Eine glosse bei Carpentier lautet ad-
flavit adtegit (attigit); eine andre adfulavit (für adflavit) le-
viter tetigit; das keronische glossar sagt gradezu afflata pifun-
dan (befunden) p.l43b ; Papias hat afflare aspirare, aspergere
'attingere', unde afflatus aspiratus. Die ital, spräche besitzt
in-affiare besprengen, offenbar das decomponierte afflare des
Papias. S. unten hallar.
452 ILb. ACIBAR— ALABAR.
Aci'bar sp., cat. cever aloe; vom arab. al-cabir a$ga-
bir dass. Gol. 1335.
Acicalar sp., pg. acicalar acacalar glätten, schleifen;
vom glbd. arab. <?aqala Freyt. 11.509a.
Acicate sp. pg. sporn mit einem Stachel statt eines
rädchens; nach einigen vom arab. al-schavkah aschschavkah
(aschschavkaton) Stachel Gol 1325 ; nach Larramendi wäre es
das bask. cicatea, das dieselbe bed. hat.
Acipado sp. dicht, fest (vom tuche); leitet Cabrera
richtig vom lat. stipatus festgestopft.
Acucia cucia altsp. behendigkeit, gewandtheit, hurtig-
keit, acuciar betreiben, eilen; von acutus, mlat. bei Ekkehard
jun. acutia, s. Ducange.
Adarve sp. mauerkranz mit zinnen; vom arab. al-darb
addarb enger weg, s. das wort bei Freyt. II. 19a.
A d e m a n sp. pg. haltung, gebärde. Fast alle einheimi-
sche etymologen leiten es von manus; Larramendi aber er-
kennt darin, und wohl mit besserem rechte, ein bask. wort
adieman (aditzera eman) czu verstehen geben, von adi, aditu
verstehen und eman geben; des -man wäre syncopiert aus
des-ademan.
Adrede sp.pg.adv. cmit Vorsatz1; vielleicht vom prov.
adv.&dreit grade, richtig, vgl cat. adretas lj richtig, 2) vor sätzlich.
Adur aduras altsp. adv. für lat. vix; eig. c mit schwie-
rigkeif, von durus hart, schwer.
Afeitar sp. pg. aufputzen, schminken, das haar kräu-
seln; von affectare künsteln, das span. wort aus dem port.
Enfeitar in letzterer spräche wohl von infectare inficere färben.
Agalla s. gale II. c
Ageno sp., pg. alheo fremd; von alienus, it. alieno,
altfr. aliene Alexis 84. Auch der Sarde braucht, wie der
Spanier, allenu für it. altrui.
A g ui n a 1 d o sp. weihnachts- oder neujahrsgeschenk ; un-
bekannter herkunft.
Ajar sp. beleidigen, mishandeln, durch betastung den
glänz benehmen; ist identisch mit dem veralteten ajar finden
= pg. achar = sp. hallar, vgl. lat. offendere beleidigen, an-
treffen, finden, pg. ache Verletzung.
Alabar sp. pg. loben, von allaudare, das nur Plautus
hemt, auch pr. alauzar. Wie hier u nach ausgetretenem d
II. b. ALABE-ALBEDRIO. 453
consonantiert ward (vgl. Pablo aus Paulus), so behauptete es
in der form loar von laudare seine vocalische natur (o = au).
Älabe sp. zweig, der bis auf den boden herabhängt,
auch schaufei des rades, dachtraufe; vom bask. alabea cwas
sich nach unten neigt1, s. Larramendi. Hieraus erklärt sich
auch das dunkle pg. aba herabhangender säum, dachtraufe
u. dgl, zsgz. aus alaba wie paco aus palaco.
Alacransp., alacräo pg.scorpion; vom arab. al- aqrab
dass. Gol 1618.
Alafe alahe alae altsp. interjection der ermunterung,
bei Ruiz; nicht mit olä zsg setzt , sondern ursprünglich eine
partikel der betheurung, von fe == fides, in welchem sinne der
Portugiese Ribeyro alafe, Gil Vicente aber alahe gebraucht.
Älaga sp.spelz, dinkel; von alTca feine art weizen.
Älamo sp., älamo älemo pg. pappel. Die span. philo-
logen halten es für eine entstellung von ulmus mit vergleichung
des nord. almr alm, engl, elra, und nach Nemnich wird dieser
bäum im gemeinen leben wohl auch alamo genannt. Aber auch
alnus ist zu beachten: die erle heißt in der that alamo ne-
gro (alamo blanco cpopulus', alamo negrillo c alnus' Anton. Ne-
briss.), und da der Spanier die Verbindung In meidet, ana für
alna, jalde für jalne spricht, so mochte er alnus in almo alamo
verwandeln und den namen von der erle auf die schwarz-
und weißpappel übertragen.
Alarbe sp., alarve pg. plumper mensch, eig. Araber;
vom arab. al-arab.
A 1 a r d e sp. pg. musterung, heerschau ; vom arab. al- ar'd
(u»/0 Gol 1158, freut. III. 137a.
Alar i d o sp. pg. verworrenes kriegsgeschrei; nach Sousa
vom arab. al-arir siegesfrohlocken Gol. 62, getöse freut. 1. 24a.
In der altfr. Chans. d'Antioche II. 122 rufen die Sarazenen
aride! aride! worin der herausgeber dasselbe wort erkennt.
Alazan sp., alazäo pg. gelbroth (von pf erden); nach
Sousa vom arab. al- hacan starkes schönes pferd Freyt. 1. 391a,
nach Pihan gloss. des mots etc. vom arab. al-hasan schön
Freyt. I. 381% buchstäblich etwas genauer. Daher das fr. alesan,
Alb anal albanar sp. abzugsgraben ; von alveus graben,
flußbett.
Albedn'o sp. freier wille; von arbitrium mit fortge*
rücktem awent, pr% albire.
454 Il.b. ALBEDRO— ALCOR.
Albedro sp. , pg. ervödo erdbeerbaum , von arbütus
dass.; cat. arbosser vom adj. arbuteus, woher auch das mdartl.
sp. alborzo s. Cabrera, und das fr. arbousier.
Albornöz sp. pg. wollener mantel, daher das neue fr.
bournous; vom arab. al-bornos Meid mit capuze Freyt. I.li5a.
Alboroto sp., alvorotopg. aufruhr; vom arab. al-foroet
cwas über das maß gehf Freyt. III. 336f>. Dahin auch al-
borozo entzücken.
Alb ran 5. halbran II. c.
A 1 b r ic i a sp., alvfcara pg. (fast nur im plur. gebraucht)
geschenk für eine gute nachricht ; vom arab. al-baschärah gute
nachricht, vb. baschara Freyt. 1. 124b, vgl. Soiisa. In der span.
form ist r versetzt, nicht eingeschoben , wiewohl Berceo ein-
mal alvicia schreibt; alvistra im Alex, steht der port. form
ganz nahe.
A 1 c a b ä 1 a sp., alcaväla pg. abgäbe von waaren, die man
verkauft; nach Sousa vom arab. al-qabalah (das aber eine
andre bedeutung hat , Freyt. 111. 394a), dies vom vb. qabala
empfangen, ein geschenk annehmen.
Ale aide sp. pg. befehlshaber einer bürg u. dgl; vom
arab. al-qäid befehlshaber, vorgesetzter Freyt. III. 513<*.
A 1 c a 1 d e sp. Schultheiß, richter. Man leitet es wohl vom
arab. al-moqallad fürst des Volkes, s. bei Covarruvias, aber
bessere ansprüche hat al-qäcdi richter Freyt. III. 461b.
AI can ce sp. pg. Verfolgung, erreichung, alcanzar ver-
folgen, erreichen; vom arab. al-qanac beute des Jägers, vb.
qanaca erjagen Freyt. III. 504b. Wörter so allgemeiner be-
deutung wurden nicht leicht aus dem arab. entnommen, da die
eigne spräche ausreichte: man wäre darum berechtigt in al-
canzar ein abgeändertes encalzar (s. incalciare I.) anzuneh-
men, aber das arab. wort ist ein jagdausdruck und derglei-
chen hat diese spräche der span. mehrere geliehen. Gleicher
herkunft ist auch pg. al-cancos fange der raubvögel.
Alcalraz alcartaz sp. düte, pg. cartaz anschlagzettel ;
von chartaceus, mit arab. artikel.
Alcäzar sp. pg. festes schloß, auch hintercastell des
schiffes; vom arab. qaer Freyt. III.452b, das im plur al schloß
bedeutet. Daher auch it. cässero.
Alcor sp. anhöhe, hügel; vom arab. al-qärah, pl. al«
qür dass. Gol 1979.
II. b. ALCORNOQUE— ALEDANO. 4M
Alcornoque sp. pg. (mj korkbaum, daher it. alcor-
noch; zsgs. aus quern-oco schwammichte eiche? oco = hueco,
s. unten.
Ale orque sp. pg. (m.) schuh mit korksohle s. v. a. sp.
corche, daher unser kork wie das engl. cork. Es muß, da
es nicht arabisch ist, aus lat. cortex entstanden und aus al-
corgue abgeändert sein, vgl. codigo von codex, pega von pix,
pulga von pulex, alle mit g.
Aleuno sp. zuname. Das arab. kimje bedeutet einen
zu- oder Vornamen, der dem eigentlichen namen vorangeht
und jedesmal das wort abu (vater) enthält, worauf zuweilen
der name eines sohnes folgt z. b. Abu Ali Mohammed vater
Ali's M. ; aber eben so wohl kann ein appellativ folgen wie in
c vater der tugenden, s. Kosegarten in Lassens ztschr. I. 297 ff.
Hieraus ist unzweifelhaft das span. wort, dem der arab. ar-
tikel vorgesetzt ward. Dagegen bedeutet das nun veraltete
fem. al euna, pg. aleunha geschlecht, gens , und es ist wohl
zu erwägen, ob in diesem worte, da der bloße stets wech-
selnde zuname mit dem begriffe einer geschlechts folge nichts
gemein hat, nicht vielmehr das goth. kuni genus, oder das zsgs.
athala-kuni, zu folgern aus dem ahd. adal-kunni nobile genus,
verborgen ist. Das erweichte span. n rechtfertigt sich am
der flexion gen. kunjis, dat. kunja; die bedeutung konnte sich,
wie oft, erweitern. Jaume Febrer, der alte valencian. wap-
pendichter, braucht alcunya überall von den adelichen geschlech-
tern, deren Wappen er beschreibt : sa alcunya e sa real sanch
str. 109 u. dgl.
Aldea sp. pg. cat. weiter, dorf. Mit recht findet Sousa
seinen Ursprung im arab. al-daieah (&*aä) grundstück Freyt.
III. 34a: ebenso, was die form betrifft, ward aus arab. al-
mafah Qstorax) sp. almea. Aus dem longob. aldius aldio (=
mlat. litus), Woher es S. Rosa s. v. und Grimm rechtsalt. 309
entspringen lassen, würde sich die endung ea minder leicht
erklären.
Aledaiio sp. gränze, adj. angränzend. Möglicherweise
von limitaneus, also für a-lendano mit ausgestoßenem n vor d,
was sonst nicht spanisch ist, sich aber als dissimilation recht-
fertigen ließe. Andrer meinung ist Larramendi, der es aus
dem bask. aldedano herleitet und dies aus aldea nachbarschaft
und der präp. dano s, t\ a. sp. hasta zusammensetzt; da aber
456 II. b. ALERCE-AUENTO.
auch hier dissimilation angenommen werden müste, so bleibt
man besser bei dem lat, etymon.
Alerce sp. lerchenbaum; von larix, it. larice.
Aleve sp. treulos, verr ätherisch, altsp. sbst. aleve, pg.
aleive treulosigkeit, verrath. Nach Covarruvias vom lat. al-
levare, so daß es eig. rebell bedeutete, aber diese bedeutung
hat es nie gehabt, auch fehlt dem Spanier das verbum. Sollte
es aus deutscher würzet sein ? Goth. heißt levjan verrathen,
ags. l»va verräther.
Alfange sp. pg. säbel; vom arab. al-changar dolch
freut I. 530a.
Alferez sp. pg., altsp. alferece alferce fähndrich, frü-
her aber auch ein ausdruck für höhere würden, z. b. alferez
del rei comes stabuli, connetable; vom arab. al-färes reiter,
ritter Freyt. III. 332".
Alforja sp., alforge pg. quersack; vom arab. al-chorg
Freyt. 1.472b.
AI gar sp. pg. grotte; vom arab. al-gär dass. Freyt.
III. 301*.
A 1 g a r a sp. pg. streif zug auf feindliches gebiet (wie it.
gualdana); vom arab. al-gärah dass. Freyt. III. 301*>, daher
auch vb. algarear hurrah rufen.
Algez sp. gypsstein; von gypsum, sp. auch geso, it.
gesso.
Alguacil alvacil sp. , pg. alguazil alvacil alvacir eine
gerichtsperson, pg. guazil auch minister, gouverneur ; vom arab.
vazir al-vazir Verwalter des Staates, vezier, dies von vazara
tragen Freyt. IV. 461°. — Aus alguazil, das auch aufseher be-
deutet, entstand sehr wahrscheinlich das fr. a r g o u s i n , das
it. aguzzino sklavenaufseher , welches daher auch dem Spa-
nier fehlt.
Algures pg. ortsadverb für lat.usquam, alt algur al-
hur; von alicubi, also eigentlich für algubre, wie alubre für
aliubi. Vgl. unten nenhures.
A 1 h o 1 b a sp. eine pflanze, foenum graecum; vom gleich-
bed. arab. cholbah Freyt. I.415a, dies vom üö.chalaba. Bask.
allorbea.
Aliento sp., pg. alento athem, vb. alentar; von anhe-
litus , mit Versetzung des n und 1 alentus , vgl. peligro aus
periclum.
IJ.b. ALISO-ALUBRE. 457
Aliso sp. erle; vgl. die nhd. form eise. Aliso Stein-
kraut, von alysson.
AI j a b a sp., pg. aljava köcher; vom arab. al-gabah (***>)
dass. Freyt. 1.281*.
Aljöfar sp. pg. kleine perle ; vom arab. al-g'aühar edel-
stein, perle, ein urspr. pers. wort, Freyt. I. 327*>.
Allende altsp., pg. alem, ortsadverb für lat. ultra;
zsgs. aus alli ende cvon dort aus\
AI magre sp.pg. bergroth, eine erdart; vom arab. al-
magrah rothe erde Freyt. IV. 195*>.
Almea s. oben aldea.
Almece pg. molken; vom arab. magl Freyt. IV.186K
Alm e na sp. zinne; vom lat. mTna (nur im plural üb-
lich) mit vorgefügtem arab. artikel.
Almizcle sp., pg. almiscar, cat. almesc bisam; vom
arab. al-mesk Freyt. IV. 179a, persischen Ursprunges, wie auch
lat. muscus u. s. w.
Almofalla altsp. altpg. heer; arab. al-machallah lager
Freyt. 1.414% vgl. Sousa.
Almohada s#., almofadap#. küssen, kopfküssen; vom
arab. al-mechaddah Freyt. 1. 464*, vgl. Sousa.
Almohaza sp., almofa^a pg. Striegel; vom arab. al-
me'hassah dass. Freyt. I.377K
Almoneda sp. Versteigerung ; von moneta.
Almorranas sp. (plur.), pg. almorreimas, cat. more-
nas eine krankheit; entstellt aus haemorrhoides.
A 1 m u d sp., almude pg. ein getreidemaß ; vom arab. al-
mod dass. Freyt. IV. 159a.
A 1 m u e r z o sp., almorgo almogo pg. frühstück, vb. al-
morzar (cat. esmorzar); nicht mit Covarruvias vom arab.
artikel und dem lat. morsus, sondern von admorsus bei Sym-
machus (1 aus d vgl. Alfonso aus Adfonsus, Hadufuns), gleich-
bed. mhd. anbiz.
Alnado andado sp., pg. enteado Stiefsohn; von ante
natus der vor der gegenwärtigen ehe geborene, span. auch an-
tenado, in den isid. glossen antenatus privignus; gr. ngoyovoq.
Alquile sp. pg. miethe, alquilar miether; vom arab.
al-kera miethpreis Freyt. IV. SP.
Alubre altsp. s. F. juzg. (auch Berceo loor. 114, wo
a iubre steht) ortsadverb; von aliubi.
458 H.b. ALUIR-ANCHO,
Aluir pg. schaukeln, anstoßen, dsgl. aushöhlen (vom
wasserj; von alludere schäkern, plätschern, anschlagen, dem
sinne nach passender als alliiere bespühlen.
A m a sp. pg. amme, pflegerinn, hausfrau, daher moviert
amo hofmeister, hausherr. Schon Isidorus kennt amma: haec
avis (strix) cvulgo' dicitur amma ab amando parvulos, unde
et lac praebere fertur nascentibus. Der vogel heißt amma,
weil er milch gibt. Freilich nicht aus amare floß das wort,
es ist ein alteinheimisches, bask. ama, gael. am mutter, occit.
ama großmutter, ahd. amma nutrix.
Amägo sp. altpg. drohende gebärde, vb. amagar.
A m a g o pg. herz oder mark eines dinges, innerster theil,
vgl. cat. pr. amagar verbergen. Aber sp. ämago, cat. ämag
ämad bezeichnen einen eigenthütnlich unangenehmen geschmack
des honigs, sp. ämago heißt auch ekel, Widerwille. Die her-
kunft dieses wie des vorigen Wortes ist unermittelt.
Amapöla sp. eine pflanze, mohn; nach Larramendi
durch Versetzung aus dem bask. emalopa cwas dem schlafe
unterwirft3, von ema, eman geben, und lopa, lopea unter dem
schlafe. Vgl. wegen des begriff es sp. adormidera mohnpflanze.
Amarillo sp. , amarello pg. gelb, amarellus in einer
Urkunde vomj. 988 Esp. sagr. XXXIV. 455; it. amariglio bleich
hat Vener oni. Galle ist bitter zugleich und gelb und so konnte
das wort aus amarus entspringen. Diese etymologie aber, die
zwei eigenschaften logisch verknüpft, weil sie sich zufällig an
demselben gegenstände wahrnehmen lassen, ist gefährlich, mit
gleichem rechte ließe sich süß und gelb durch honig vermitteln.
Ambidos amidos altsp. adv. ungerne, wider willen (s.
die glossare bei Sanchez) ; von invitus, wie Cabrera richtig
sieht, it. invito, alt fr. envis. Neben' amidos', que non de grado
Cron. rim. ed. Michel v. 681 steht auch ca miedo', que non de
grado v. 4Ü0, vermuthlich durch umdeutung (aus furcht).
Amito sp. ein kleidungsstück, altfr. amit; von amictus.
Amojar pg. melken; etwa vom glbd. arab. maschaca
(£&*) Gol. 2231 ?
Amortiguar s. santiguar.
Anafar pg. säubern, glätten.
An c h o sp. pg. weit; von amplus, it. ampio u. s. f., ebenso
henchir von implere, Zsgs. ensanchar erweitern, gleichsam
ex-amplar©.
II. b. ANCO— APACIGÜAR. 459
Anco pg. ellenhohen, biegung, vom gr. ayxog bug, ver-
tiefung, sp. ancön (m.) bucht, rhede, von dyv.6v dass. Ein
bret. ank winket kennt Le Pelletier. S. auch Ducange v. ancus.
Andario sp. bachstehe; zsgs. aus andar gehen und
rio fluß, die am flusse wandelt.
An das sp., andes pg. (nur im plur.) sanfte; nicht von
andar, es ist das tat. amites Stangen : amites basternarum trag-
stangen der sanften, sagt Palladius , also im span. der theil
für das ganze gesetzt. Vgl hante 17. c.
Andrömina sp. mährchen um einen zu hintergehen ;
nach Larramendi das bask. andraminac unpässlichkeiten der
weiber (die oft als vorwand gebraucht werden), das sich leicht
in andrea weib und mina schmerz zerlegt.
Angaro sp. signalflamme; vom bask. garra flamme, an
garra dort flamme, s. Larramendi.
An gr a sp. pg. bucht; scheint griechischer herkunft, zeigt
sich aber schon im mlatein: ancrae ayxeu, avXiovsg Gloss.gr.
tat., vgl. dyxäl?j ayitvlrj ellenbogen.
Angurrfa sp. Wassermelone; ein rein bask. wort , s.
Larramendi.
Antojo sp., daher pg. antojo für antolho laune, grille,
lüsternheit; von ante oculum cwas einem vor die äugen kommt' ;
dazu in sinnlicher bedeutung das nur im plur. übliche sp. an-
teojos, pg. antolhos brille.
Ana d ir sp. hinzufügen; von in-addere, alt ennad xvBerc,
altpg. emader S. Rosa, auch wal. innedi.
Anafil sp., anafil pg. trompete; vom arab. al-nafir an-
nafir eherne trompete, dies aus dem persischen, Freyt. IV. 312a.
Anagaza nagaza sp., negaca pg. lockvogel. Larra-
mendi zerlegt es in die bask. Wörter ana goza süße amme,
etwas zu poetisch für die sache. Ferreira zu Lus. 1, 86 lei-
tet es aus tat. illex, das etwa enagaza (vgl. wegen des n en-
cina aus ilex), sodann anagaza (vgl. anadir aus enadir) er-
geben konnte. Grammatisch leichter wäre Umstellung aus en-
ganaza (enganar anlocken), doch empfiehlt sich die vorher-
gehende deutung durch das genaueste zusammentreffen der be-
griffe.
Anus gar sp. nicht frei athmen können, vor zorn er-
sticken; vom bask. anusca Schlund (Larramendi).
Apaciguar sp. s. santiguar.
460 II. b. APEAR— ARCILLA,
Apear sp.pg. absteigen machen, eig. auf den fuß stel-
len; von pes, sp. pie.
Apero sp., apeiro pg. schiff und geschirr, auch Schä-
ferei, daher aprisco schaf stall, vgl. comask. aper verschlag
zwischen stall und heuschober ; erklärt man aus apparare zu-
rüsten, so daß man ein Substantiv von ungewöhnlicher aber
doch nicht unmöglicher prägung apparium annehmen müste.
A p o s e n t ar sp. pg. herbergen, aposento herberge, Zim-
mer; participialverbum von posar (lat. pausare), woraus ei-
gentlich aposantar entspringen muste, auf dessen form aber
das begriffsverwandte sentar (setzen) eingewirkt haben magQ
Aquende altsp., pg. aquem, ortsadverb für lat. citra;
zsgs. aus aqui ende (lat. eccu' inde) cvon hier aus', so daß
es mit it. quindi zusammentrifft.
A q u e s e sp., altpg. aquesse pronomen ; zsgs. aus eccu' ipse.
A r a g a n haragan sp. träge, fehlt pg. ; muthmaßlich vom
ahd. arag arg geizig, nichtswürdig, träge. Ein verpöntes Schimpf-
wort bei den Longobarden: si quis alium argam per furorem
clamaverit; dsgl. Paulus Diac. 6,24: memento, quod me esse
inertem et inutilem dixeris et vulgari verbo arga vocaveris.
Auch die alte heimath der Longobarden bewahrt dieses wort
mit demselben suffix, comask. ärgan s. v. a. poltrone. In das
gr, dgyoQ für dsgyog (vgl. argus tardus PapiasJ passt wenig-
stens die span. form minder leicht.
Arancel sp. pg. liste, taxe; leitet Sousa vom arab. al-
rasel arrasel brief (rasil cwer gesandt wird und sendet' freut,
II. 148>).
Aranar sp. kratzen, sbst. arano, dazu das veraltete oder
populäre a r u n a r. Ihre herkunft ist nicht ganz deutlich. Viel-
leicht ist erstere form mit einmischung von rädere aus letz-
terer abgeändert: stammt nun diese von arare wie rasgunar
von rasgar? oder vom sp. rofia (pr. runha) kratze? Die be-
deutung von arare widerstrebt.
Arce sp., ars cat . ahorn ; umgestellt aus acer, it. acero,
altsp. asre, pg. acer.
Arcilla sp, thonerde; von argilla mit eigenthümlicher
behandlung der kehlmedia wie in arcen (agger), encia (gin-
giva), ercer (erigere), uncir (jüngere). Schon in dem vocab.
S. Galli liest man arcilla laimo (lehm) und auch der Wallone
spricht arzeie = fr, argile.
II. b. ARDA-ARRIERO. 461
Ar da ardilla sp., hardap#. eichhorn. Larramendi hält
es für baskisch und zerlegt es in die Wörter ari da ces be-
wegt sich immer , aber der bask. name ist anders. Aus tat.
nitella konnte durch die übliche prosthesis des a anedilla, wohl
auch aredilla ardilla entstehen und hieraus arda abgezogen
werden. Vielleicht aber findet sich eine zuverlässigere her-
leitung,
Ardite eine alte span. münze, limous. ordi; vom bask.
ardita, dies von ardia schaf, vgl. pecus pecunia, Lecluse gramm.
aasque p. 33. Nach Larramendi v. dita. ist es auf andre weise
zusammengesetzt
Argolla sp. , argola pg. eiserner ring, halseisen; von
aro reif und gola kehle, hals, span. mit erweichtem 1 wie in
gollete.
A r i s c o sp.pg. wild, ungezähmt, scheu, nach Constan-
cio, der es von arena herleitet, auch trocken, z. b. terra arisca.
Von rigidus, zunächst riisco, dann a-riisco arisco? aber pros-
thetisches a findet auf adjectiva keine anwendung (a-musco
moschusfarbig kann aus einem gleichlautenden Substantiv her-
rühren, auch steht ihm eine form musco zur seite, wogegen
kein risco vorhanden ist). Besser denkt man sich in arisco
eine abkürzung aus arriscado kühn, dsgl. schroff, letztere be-
deutung figürlich genommen.
Aro sp.pg. reif, ring, altpg. umkreiß einer Stadt, eines
dorfes u. dgl, s. S. Rosa.
Arrabalde arrabal sp. pg. Vorstadt; mm glbd. arab.
al-rabacd arraba'd Freyt. II. IHK
Arrate sp., arratel pg. gewicht von 16 unzen; vom
arab. ratl gewicht von 12 unzen Freyt. IL 160*>.
Arrecife sp.,pg. arrecife recife, fr. recif ressif, mit
wasser bedeckte klippen; vom arab. al-racaf arracaf reihe steine
im wasser um darauf hinüber zu schreiten Freyt. IL 155b,
altpg. auch arracef.
Arrel arrelde sp. ein gewicht von 4 pfund; vom bask.
erraldea gewicht von 10 pfund (Larramendi).
Arriba sp. pg. adverb für lat. supra; von ripa ufer,
anhohe, vgl. unten derribar.
Arrierosp., arrieiro pg. maulthiertreiber ; von dem an
die maulthiere gerichteten zuruf arre (neupr. it. arri), der arab.
Ursprunges sein soll, s. Sousa.
468 II. b. ARRIPIAR—ASCO.
Arripiar pg. schaudern; nach den portug. etymologen
von horripilare.
Arroba sp. pg. gewicht von 25 pfund; vom arab. al-
robea arrobca (j^) vierter theil (des centners) Freyt. 11.113^,
vgl Sousa.
Arrojar sp. , arrojar pg. werfen, auch duft, strahlen
verbreiten, sprossen, arrojo dreistigkeit, Verwegenheit. Mög-
licher weise von ruar, gleich dem franz. ruer umgebogen aus
lat. ruere, mit hiatustilgendem j rujar rojar arrojar; wegen
dieses j s. unten trage.
Arroyo sp., arroio pg. bach, arroyar überfluthen, weg-
spühlen, altsp. arrogio, mlat. arrogium schon in einer Urkunde
vom j. 775 Esp. sagr. XVIII. 301. Gewiss nicht von rivus.
Verwandt scheint lomb. rogia bach zum wässern der wiesen,
mlat. rogium (9. jh.), weshalb Muratori antiqq.ital. 11.1105
an gr. qorj von qsco erinnert. Man vgl auch wal. eruge Wasser-
graben, ungr. ürök.
Artalejo s. artoun II. c.
A r t e s a s. artoun IL c.
Artiga sp. cat., artigua pr. frisch angebautes feld. ISach
Adelung Mithr. II. 43 celtisch, vgl. kymr. am pflügen; wie aber
abgeleitet und warum nicht eben so wohl vom lat. arare?
Auch die bask. spräche kennt artica artiga, worin Larramendi
mit berufung auf den gebrauch desselben als eigenname (so
heiß z. b. ein gerichtsspr enget von S. Sebastian) ein dieser
spräche angehöriges wort erkennt.
As co sp. pg., sard. ascu, pr, ais ekel, absehen, ascoso
und asqueroso ascoroso ekelhaft, letztere form auch im alt-
venez. s. Bonvesin ed. Bekker (disput. muscae v. 226), aber pr.
aissos Lex. rom. ist = sp. ansioso, nicht ascoso. Das wort
ist von unsicherer Herkunft. Es mahnt an gr. alo/og schände,
aioxQÖg häßlich, aber näher stehen, den griech. Wörtern gleich-
bedeutend, sbst. goth. aiviski, ags. gevisc, adj.ndd. aisk aisch;
ja selbst die deutsche interj. des ekels äks könnte verwandt
sein, wie denn auch manche in dem roman. worte einen blo-
ßen naturausdruck fühlen. Larramendi s. v. und unabhängig
von ihm Diefenbach goth. wb. I. 26 vermuthen dagegen auf bask.
ascö (asqui) "viel, zu vieV d. h. satt, übersatt: allein der bask.
ausdruck für asco ist nicht asca, sondern nasca, welches letz-
tere zu vermeiden die span. spräche keinen anlaß hatte. Man
II. b. ASCUA-ATAVIAR. 463
vgl noch churw. ascher unrein, aschn'a unreinigkeit. Merk-
würdig ist auch die span. form usgo für asco.
Ascua sp. pg. glühende kohle; fügt sich trefflich zum
ahd. ascä, goth. azgö, nhd. asche, ohne daß man darum mit
Diefenbach ein goth. asqvo vorauszusetzen hätte, d. h. es fügt
sich eben so wohl zu asca wie eslingua zu slinga. Wegen der
begriffe vgl. lat. it. favilla asche und funke. Rat etwa das
bask. auscua 'sto/f zu asche', welches Humboldt als ein ach-
tes einheimisches wort gibt, dieselbe quelle ? Larramendi's Zu-
sammensetzung des span. Wortes aus dem bask. asco sua (d. h.
genug feuer) ist sicher verfehlt.
Asear sp., asseiar pg. putzen, schmücken.
A s i r sp. pg., altsp. azir ergreifen. Die herleitungen aus
lat. ansa oder aus bask. atsi (fassen) sind abzulehnen, da sie
für das span. präsens asgo d. h. für das eingetretene g kei-
nen grund hergeben. Das wort entsprang vielmehr aus dem
glbd. lat. apisci, romanisiert apiscire (vgl. sequi seguire), zsgz.
apsir asir, präs. apiscor apsco asgo, also in diesem tempus
mit zurückgezogenem accent wie in cubro von cooperio. Wo
ein vorhandenes lat. wort genügt, sind keine neuen bildungen
zuzulassen.
Asurarse sp. anbrennen; für arsurarse, vgl. it. pr. ar-
sura brand, sard. assura.
Atalaya sp. pg. wachtthurm, warte; vom arab. ctalcaah
Osdk) anblick Freyt. III. 65b.
Atar sp. pg. cat. binden; von aptare anpassen, anfü-
gen, daher zusammenfügen (wie gr. «p^o?«^), oder von ar-
ctare zusammenpressen, daher zusammenschnüren ? Wiewohl
r vor c ausfallen kann, so empfiehlt die form doch das er-
stere etymon. In den glossen des Placidus werden beide verba
mit vincire als synonym zusammengestellt: abto, vincio, arto
Class. auct. VI. 554.
A t a v i a r sp. pg. schmücken , atavio schmuck. Sousa
meint vom arab. al-tiaba attiaba zurüstung , also umgestellt
attabia , aber diese Umstellung des i ist nicht spanisch. Es
passt buchstäblich zum goth. ga-tevjan atiordnen, bestellen,
teva Ordnung, reihe, oder eben so wohl zu dem verwandten
taujan (prät. tavida), ags. tavian, engl, taw, ndl. touwen, ahd.
zawjan machen, bereiten, vgl. sp. parar bereiten, schmücken.
A = lat. ad wird im span. leicht vorgesetzt.
464 II. b. ATISBAR-AUTILLO.
Atisbar sp. aufpassen, lauern; vom bask atisbeatu, dies
von ateis verschlossene thüre, und beatu schauen, also durch
thürritzen schauen (Larramendi).
Atobar sp. in erstaunen setzen, betäuben; von tuba
trompete, etwa wie attonare von tonus. Aus goth. daubjan
wäre richtiger adobir geworden.
A t r a c a r sp. pg. ein schiff heranziehen. Von attrahicare ?
besser, da es ein schifferausdruck ist, vom ndl. trekken, aan-
trekken.
Atreverse sp. pg., altsp. treverse sich erdreisten. Es
soll von tra-vehere herkommen, ist aber sibi attribuere, sibi
tribuere sich beilegen, sich anmaßen. Das daneben vorhan-
dene atribuir tribuir stört diese herleitung nicht: jenes ist das
ältere wort, in dessen präsens noch der latein. accent haftet,
atrevo = attribuo. An das glbd. bask. atrebitu ist also nicht
zu denken, dies ist selbst aus dem span. herüber genommen.
Atril sp. lesepult; vielleicht entstellt aus latril letril,
gleichsam lectorile, altfr. letrin, indem anlautendes 1 in dem
artikel aufgieng, el latril als el atril verstanden ward. Letril
in der bed. leuchterstuhl kommt vor.
Auce abce altsp. (f.) geschieh, looß, z. b. con dios e
con la vuestra auce Poem. d. Cid v. 2376 ; buen' auce v. 2379;
abce mala Alex. 545; auce dura Berc. milagr. 778. Sanchez
erwähnt aus Apulejus met. lib. 9 bona et satis seeunda aucilla,
und eine zurückführung von aucilla auf ein vermeintliches pri-
mitiv auce ließe sich annehmen (s. bubbone 10; bei auspi-
ciutn aber, dessen genus sich nach dem von suerte gerichtet
hätte, bedürfte es dieser annähme nicht. An auce abce knüpft
sich vermittelst der altval. form abziach, bei A. March, das
sp. aciago, pg. aziago unglück bringend, span. als sbst. un-
glücklicher zufall, das mit seinem i die deutung aus auspicium
unterstützt, doch müste das unübliche suffix ago aus aco er-
klärt werden. Vielleicht aber ist aus dem einfachen span.
Worte auch für das dunkle azzardo I. noch aufklärung Zuge-
winnen: wie aziago konnte auch das glbd. azar aus auce ent-
stehen.
Aullar sp. (aiular Bercj heulen; von ejulare iüieayuno
von jejunium.
Autillo sp. eine art eulen, käuzchen; von otus (ßtog)
ohreule. Es scheint für a-otilla mit vorgefügtem a zu stehn.
II. b. AUTO— AZCONA. 46«
Auto sp. pg. Verordnung ; von actum, it. atto. Daher
sp. auto de fe, pg. auto da fe glaub ensbeschluß.
Averiguar sp. pg. s. santiguar.
Aves abes altsp. adverb für lat. vix; von ad vix, wie
assaz von ad satis, churw. vess. Verstärkend ist die zss.
mal-avez.
Avieso sp., avesso pg. verkehrt, unrecht; von a versus:
so auch altsp. envesar für enversar; vgl. rivescio I.
Avol altsp. altpg. s. avol II. c.
Axedrez sp., xadrez enxedrez pg. Schachspiel; vom
pers. scha'trang cspiel mit sechs bekümmernissen, den sechs
steinen (Sousa).
A x e n j o sp. wermuth ; von absinthium. Die alten schrie-
ben auch enxenso.
Ayo sp. hofmeister , aya kinder warterinn , it. ajo aja.
Nach den span. etymologen vom griech. vb. aysiv leiten, er-
ziehen: dann aber hätte ein griech. Substantiv dieses Stammes
schon vorhanden sein müssen, welches man in dycoyög nicht
suchen wird. Es könnte gothischen Ursprunges sein: ahd.
hagan hagjan schirmen, pflegen (ndl. heghen erziehen KU.) gab
ein sbst. hagjo pfleger, auch kommt (von einem andern ver-
bum?) heio hüter und der eigenname Heio vor GraffIV.761,
701 : daß hieraus ayo werden konnte, versteht sich. Doch
tritt hier ein, wie es scheint, achtes bask. wort dem gothischen
in den weg. Larramendi II. 31b bemerkt ayoa mit der bed.
'einer der wartet und einer der folgf, daher auch zaya hüter,
seinzaya kinderwärter u. a., vgl. Hervas catal. delle lingue p.
220. Es kommt etwas darauf an, ob das ital. wort ein ein-
heimisches oder ein aus Spanien eingeführtes ist.
Aza pg. 1) henkel, Öhr an gefäßen = sp. asa, cat. ansa
nansa, lat. ansa. 2) flügel des vogels = sp. ala, das der Por-
tugiese in diesem sinne kaum gebraucht; vielleicht wiederum
das lat. ansa, indem man den flügel, woran man den vogel
faßt, als griff betrachtete. Merkwürdig trifft das port. wort
zusammen mit einem glbd. latein.: acia ala Gloss. Isid. (aria
ala Exc.PithJ, aber wo hätte dies seine quelle? Graevius
liest dafür axilla ala.
Azafate sp. pg. körbchen; vom arab. al-safacte assa-
fate dass. freut. II.223K
Azcona sp., auch entstellt in fascona, pr. ascona, alt-
30
460 II. b. AZOFAR— BALADI.
cat. escona Chron* d'Esclot 645b speer; vielleicht vom ahd. asc
esche (eschiner Schaft Nib. 537). Dazu pg. ascona mit der
bed. comet, die auch dem lat. hasta zukommt.
Azöfar sp. pg. messing; ist das arab. al-cofr aggofr
mit ders. bed. Freyt. IL 504a.
Azogue sp. , azougue pg. quecksilber; vom arab. al-
zaibaq azzaibaq dass. Gol. 1075, Freyt. IL 219«, aus dem per-
sischen.
Az o t e sp., a<?oute pg. peitsche, azotar, acoutar und wohl
auch it. ciottare geissein; vom arab. al-sauct assatft Freyt.
IL 375b.
Azucena sp.pg. weiße lilie; vom arab. al-süsan assü-
san, hebr. zuzan, gr. oovoov, s. Gol. 1237, Freyt. IL375*>.
Azufaifa azufeifa sp. , pg. acofeifa brustbeere; arab.
al-zofaizaf azzofaizaf Gol. 1101.
B.
Babazorro grober mensch ; eig. bohnensack, Spitzname
der Alabesen, die viel bohnen essen, vom bask. baba bohne
und zorro sack (Larramendi).
B a c a 1 a o s. cabeliau IL c.
Bacia sp. pg. becken; mlat. baccea, Variante bei Isi-
dorus, vgl. bacino L, mit dem es gleicher herkunft ist.
B a c o r o pg. einjähriges schwein ; vom arab. bekr (be-
krön) junges thier Freyt. 1. 145a, s. Sousa ed. Moura. Mit fr.
bacon gewiss nicht verwandt.
B a f o altsp. pg., neusp. baho, cat. vaf hauch, dunst, sp.
avahar, pg. bafar durch den hauch erwärmen; naturausdruck
das ausstoßen der luft nachzubilden, vgl. mail. banfä schnau-
ben, arab. bachara aushauchen Freyt. L90a.
Bahari sp., pg. bafarf eine art sperber; nach Sousa
s. v. a. überseeisch, vom arab. bachr meer (bachri marinus Freyt.
1. 88b), ein name, der amh andern über das meer fliegenden
raubvögeln beigelegt wird.
Baladi' sp. werthlos, gehaltlos; augenscheinlich arabi-
scher herkunft , nach span. etymologen s. v. a. städtisch, von
balad Stadt Gol. 314, weil in der Stadt den landleuten ver-
fälschte waaren verkauft würden, s. Covarruvias. Balad be-
deutet auch hohle hand, Sternenleere gegend des kimmeis u. dgl.
IL b. BALADRAR— BARRIGA. 467
Bai ad rar sp. schreien; vielleicht eine Umbildung des
altsp. balitar blöken, durch einmischung von ladrar bellen,
Balsa sp. pg., bassa cat. pfütze, dsgl. floß, port auch
strohgeflecht, gestrüppe; nach Larramendi vom bask. balsa ur-
spr. Sammlung, anhäufung, was den bedd. genügt. Vgl Hum-
boldt über die urbewohner Eisp. p.40, wo auch der städte-
name ßalsa in Baetica (bei Plinius) hieher gerechnet wird.
B a lu z altsp. kleiner goldklumpen (Seckendorf u. aj ; lat.
balux ballux goldsand, bei Plinius, bei späteren balluca, muth-
maßlich ein altes span. wort. S. Vossii etymol. und Potts forsch.
IL 419. 510. Baluz aber, wofür Aldrete p.26a baluce sagt,
ist kein volksüblicher ausdruck, sondern erst von den gelehr-
ten aus balux romanisiert.
Bandibulasp. kinnbacken; von mandibula, wahrschein-
lich durch assimilation.
Barbasco sp. Wollkraut ; von verbascum : so altsp. bar-
dasca neben verdasca gerte, von viridis.
Barcar sp. pg. in abarcar (sard. abbarcai) umarmen,
sobarcar unter dem arme tragen. Nicht für ad-brachiare sub-
brachiare, denen nur abrazar sobrazar gemäß wäre, gram-
matisch genügt allein eine form brachicare, durch Umstellung
des r barcar, gebildet also wie caballicare. Span. pg. sobaco
heißt achselhöhle: ist es, wie Cabrera anmerkt, das isidori-
sche subbrachium, so muß es gleichfalls einmischung des Suf-
fixes ic erfahren haben.
Barragan sp., pg. barragäo gefährte , junggesell. Da
das nun veraltete wort auch für einen tüchtigen, tapfern mann
gebraucht ward (buen barragan Poem. d. Cid), so ist zu über-
legen, ob es nicht identisch sein könne mit barragan, das ei-
nen festen dauerhaften stoff bedeutet (s. baracane L), wiewohl
Übertragungen dieser art selten sein mögen. Sonst sucht man
es im arab. (Covarruvias) oder baskischen (Larramendi, Her-
vas, Moraes).
B arr iga sp. pg. bauch. Nicht von barra, da kein span.
suffix iga vorhanden ist. Das wort ist dunkel und was hier folgt,
nehme man als anspruchslose vermuthung. Durfte ein kör-
pertheil nach einem ihm zukommenden kleidungsstück benannt
werden, wie fr. poitrine eig. brustgürtel bedeutet, so konnte
der bauch nicht unpassend gurt heißen. Diese bedeutung aber
hat das ahd. baldrich, span. verändert in baldriga barriga,
468 II. b. BARRO— BARRUNTAR.
vgl Rodrich, sp. Rodrigo; die mittelform baldriga aber hat
sich fast buchstäblich erhalten im parm. bodriga bauch (o aus
al). In Berry sagt man baudru für ventru, eine form, die
gleichfalls an das deutsche wort erinnert, vgl baudre II. c.
Barro sp. pg. lehm, thon, topf er er de; vielleicht vom
arab. barj 'erde, insofern etwas daraus geformt wird* Gol. 246.
267, Freyt I. 102*.
Barrueco berrueco sp., barro co pg. ungleiche nicht recht
runde perle, pg. auch unebener fels, daher das fr. adj. barro-
que schiefrund. Etwa von Verruca fels, warze, da auch sp.
berrueco beide bedeutungen hat und Plinius das wort auf eine
Unebenheit der edelsteine anwendet? allein das lat. suffix uca
tauscht nie mit dem roman. suffix oc. Oder, wie Jault will,
von brochus fehlerhafter zahn? öfter ja schiebt der Spanier
einen vocal zwischen anlautende consonanten. Oder aus dem
zsgs. bis-roca schiefer fels ? s. bis I. Brochus hat durch das
genus ein übergewicht , aber die lautlich nahe liegenden Ver-
ruca und roca können sich, wenn man die bedeutungen er-
wägt, an dem roman. worte betheiligt haben. Davon trennen
einheimische etymologen wohl mit gutem grund das pg. fem.
b a r r o c a unebene steinichte gegend, dessen Ursprung sie im
sinnverwandten arab. borqah (plur. boraq) Freyt. Liila er-
kennen.
B a r r u n t a r sp. pg. voraussehen, errathen, muthmaßen,
altsp. barrunta Scharfblick im voraussehen, barrunte späher,
kundschafter : barruntes son Hamados aquellos homes, que an-
dan con los enemigos e saben su fecho dellos, porque aper-
eiben ä aquellos que los embian Partid. 2, 26, 11 ; im Alex,
findet sich auch die form barronta. Ein wort schwieriger
deutung. Span, etymologen scheuen sich nicht es von barrus
elephant, als dem namen des verständigsten (hier es, herzu-
leiten; Larramendi weist auf das bask. barruan 'darinnen' (in-
nerlich) in beziehung auf die eindringende schärfe des urtheils.
Folgende deutung wird besser begründet erscheinen. Barrun-
tar steht durch eine dem Spanier sehr geläufige einschiebung
des n für barutar: so garganta für gargata, encentar für en-
cetar, eimenterio für eimeterio, alt hedant für edat; barutar
aber heißt prov. mehl durchsieben, woraus, wie in cernere
oder xQtv£iv, die (ig. bedd. unterscheiden, ausspähen, wahrneh-
men sich entwickeln konnten. Über den Ursprung von barutar
II. b. BASCA— BERRO. 469
s. bluter IT. c. Die neupr. spräche kennt ein vb. barountä
schaukeln, sicher dasselbe wort, denn das sieben gibt eine schau-
kelnde bewegung, vgl. sp. mecer mischen, schütteln, schaukeln.
B a s c a sp. , pg. vasca (wie auch der Spanier ehemals
schrieb) ekel, angst, altsp. bascar ekel haben. Auch im bask.
vorhanden; seine Zergliederung sehe man bei Larramendi. Darf
auch das mit sp. basca gleichbed. chw. baschizzi hieher ge-
stellt werden?
Baya sp. hülse, schote, auch beere; von baca i. q. bacca,
pg. baga.
Bazo sp.pg.mih, vgl. neupr. bescle hammelsmih, altfr.
bascle.
Becerro sp. pg. kalb, junger stier, becerra pg. junge
kuh; vom bask. beicecorra, dies von beia kuh (vgl.kymr. biw)
und cecorra kalb, s. Larramendi. Dazu gesellt sich noch sp.
bicerra gemse, bizerra reh.
B e h e t r i a sp. pg. freie ihren herrn sich selbst wählende
stadt; nach Larramendi vom bask. beret-iria Stadt für sich
selbst, stadt ihres eignen willens; nach andern von benefa-
ctoria, wie man um 1020, benfetria, wie man um 1129 schrieb,
s. Covarruvias und Cabrera.
Beleno sp. bilsenkraut; von venenum, it. veleno? Die
ähnlichkeit kann täuschen: für solche dinge liebt die spräche
individuellere bezeichnungen. Wort oder Wurzel begegnen auch,
ohne Zusammenhang mit venenum , auf andern gebieten : ags.
belene belone belune, russ. belenä, poln. bielun, böhm. bljn,
ungr. belend-fu, ahd. bilisa,
Belleguin sp. beleguim pg. häscher; nach Sousa vom
arab. baleguin dass. (Gol.3%1 hat wwrbolaqina unheilj, nach
Larramendi vom bask. bella nachtwache (sp. vela) und eguin
thun.
Bellota sp., pg. belota bolota boleta eichet; identisch
mit arab. ballu t Gol. p. 318, Freyt. 1. 153a, das dem lat. ba-
lanus eichet, castanie entspricht. Auch it. ballotta gesot-
tene castanie (comask. belegota !) wird hieher zu rechnen sein.
Beodo altsp. betrunken; von bibitus, aber in der bed.
ceiner der getrunken haf, wie comido cder gegessen haf, s.
Rom.gr. HL 241. Die sylbe beo aus bib.
Berbiqui sp. s. vilebrequin H.c.
Berro sp. brunnenkresse ; baskisch, behauptet Larra<*
470 IL b. BICHA— BOFE.
mendi, da es im labort. dialect einen feuchten ort bedeute, die
hressen aber am wasser wachsen. Es ist ohne zweifei das
gleichbed. kymr. berwr, bret. beler, daher wohl auch das lat.
berula bei Marcellus Empiricus edit. Basil. p.248: herbam,
quam latine berulam, graece cardaminen vocant. Zum fr. berle
bachbunge (vgl. in einem mhd. glossar bernbunge berule Hoffm.
sumerlaten 54,80) passt dessen bedeutung nicht.
B i c h a , bicho sp. pg. s. biscia IL a.
Bigote sp. s. bigot IL c.
Bisojo sp. schielend, eig. doppeläugig, nach zwei seilen
blickend, comask. bisoeucc ; von bis-oculos, s. biais IL c. Aber
sard. bisogu ist in die bed. einäugig ausgeartet (umgekehrt fr.
louche von luscus).
Bizco sp., vesgo pg. schielend; zsgz. aus bis-oculus (wo-
her sp. bisojo) wäre hart. Nach Larramendi's ansieht ist es
baskisch und heißt "von zweien.
Bledo sp., pg. bredo, cat. bred, nach Covarruvias ein
küchenkraut ohne geschmack, nach dem wb. der academie eine
art wilder brunnenkresse ; von blitum (ßXirov), das melde oder
spinat heißen soll. Letztere bedeutung hat sp. bledomora.
Bobo sp. pg., sard. bovu einfältig; ohne zweifei von
balbus, it. balbo, pr. balb u. s. w., sonst ganz unstatthaft von
bos bovis hergeleitet, vgl. wegen des begriffes sp. farfulla Stamm-
ler, bask. farfuilla dummkopf.
B o c e a r sp. die lippen bewegen (von pf erden beim fres-
sen), altsp. nebst pg. bocejar gähnen, dsgl. mit seltnem suffix
(s. unten tropezar) sp. boeezar und bostezar ; muthmaßlich
vom sp. buz lippe, s. unten.
Bochorno sp. pg. heißer Ostwind; von vulturnus.
B o d a sp. pg. cat. hochzeit. Es soll arabisch sein, ist
aber gut lateinisch, vota plur. von votum : ad tertia vota mi-
grare zur dritten ehe schreiten Cod. Just., ad seeunda vota
ire L. Burg. 42, 1. Eine altsp. form für die bed. gelübde ist
vota, it. boto.
Bode sp. pg. Ziegenbock, vgl comask. bida ziege.
Bofe sp. pg. lunge; von bufar blasen, schnauben, wo-
für pg. auch bofar gebraucht wird; vgl. gr. nvevficov lunge
von nvuv blasen, it. mantaco blasbalg, lunge. Daher sp. bo-
fena bohena wurst von schweinslunge.
B o f e altpg. adverb für lat. certo ; zsgz, aus ä boa fe.
n.b. BOJAR-BRISCAR. 471
Bojar sp. eine insel oder ein vorgebirg umschiffen; mahnt
an ndl. bogen d. i. biegen, beugen, vgl denselben gebrauch im
lat. flectere Promontorium.
Bo n in a sp. pg. eine art der kamille; vielleicht entstellt
oder umgedeutet aus arab. bäbünag = pers. bäbünah Freyt.
I. 78*>, welches dasselbe heißt
Borboleta p#. Schmetterling; von borbolhar wallen,
sprudeln, in beziehung auf seinen gaukelnden flug. Vielleicht
ist diese auffassung nicht die richtige, aber Zusammenhang zwi-
schen Schmetterling und wallender bewegung verräth auch
churw. bulla = borboleta, vb. bugliar = borbolhar, ebenso
lothr. bouble name des insects, ndl. bobbeln wallen.
B o r n i sp. pg. eine art falken ; vom arab. barrani gleich-
bed. (Sousa).
B o s tar sp., bostal pg. ochsenstall. Ein altbezeugtes wort:
bostar locus ubi stant boves Gloss. Isid.; bostar vel boviale
scipen (schoppen) Älfric; bostar locus ubi comburebantur Cor-
pora boum vel statio boum Papias , welcher Charisius stelle
vor äugen hatte: bustar locus ubi concremantur mortuorum
corpora. Man vergleicht ßovoxdGiov, aus dem es freilich nicht
gebildet sein kann.
Botequin sp. kleines boot; vom ndl. bootje, das frü-
her bötkin geheißen haben mag, henneg. botequin bodequin.
B r e n a sp., brenha pg. mit gesträuch bedeckte schluckt,
mlat. brenna urk. v. 781 s. Ducange. Ein ähnliches wort ist
das dtsche brahne gebüsch an feld- und wiesenrändern Frisch
1. 124a, Zusammenhang beider aber nicht zu behaupten. Da-
gegen zerlegt Larramendi das entsprechende bask. brena in
be erena besäte tiefe.
B r i c o sp. sandbank (bei Seckendorf) ; erinnert an nord.
breki im meer verborgene klippe.
B r i n c a r sp. pg. hüpfen, springen, tanzen, spielen, scher-
zen, sbst. brinco sprung, kurzweil u. dgl, plur. brincos Spiel-
sachen, Schmucksachen, zitternadeln, Ohrringe. Vielleicht vom
dtschen blinken (ahd. blinchan?) schimmern, demnächst zit-
tern, zappeln, wie lat. micare, coruscare beide bedd. hat.
B r i s a weintrester, ein in Aragon und Catalonien volksüb-
liches wort, s. das wb. der sp. acad. ; von brisa bei Columella.
B r i s c a r sp. cat. seide mit gold- oder silberfaden durch-
weben (altfrt broissier? Romancero p.54).
47» Il.b. BRITAR— BUZ.
Britar altpg. brechen, z. b. as portas, a lanca, a tre-
goa, a verdade. Es gibt einige angels., engl, oder nord. Wör-
ter, welche durch den Völkerverkehr nach Portugal gelangten
ohne Spanien zu erreichen. Britar ist = ags. brittian zerbre-
chen, zerbröckeln, mdartl. engl, brit, vgl. brittle zerbrechlich.
Bruxa sp., pg. cat. bruxa nachteule, hexe, wie lat. striga ;
masc. bruxo hexenmeister. Einem worte dieser bedeutung ist
nicht leicht auf die spur zu kommen ; die folgende vermuthung
geht wenigstens mit der lautlehre. Bruxa ist eine nebenform
von bruza bürste (wie uxier neben altsp. uzier usier, lat. ostia-
rius) und so hieß die eule wegen ihres struppigen köpf es:
umgekehrt nennt man einen menschen mit struppigem haar
Schweiz, huwel eule. Der name gieng auf die hexen über,
weil sie in eulen verwandelt (convertidas en gallos, elechu-
zas* o cuervos Cervantes nov. 10) den nächtlichen teufels-
schmaus besuchen. Nach Borel sagte man in der landschaft
Foix bruesche zauberinn, das sich aber mit dem span. worte
nicht einigen läßt und vielleicht mit dem gael. briosag (hexe)
zusammenhängt. S. auch Ducange v. broxa.
Buega sp. gränzstein; vgl. dtsch buk erhöhte gränz-
scheide, buik Frisch 1. 151*>; buchstäblich näher kymr. bog (mj
aufschwellung.
Buho sp., pg. bufo (Wal. buhe) eine art eulen, uhu; vom
lat. bübo, aber, in erwägung der inlautenden aspirata, wohl
unter einwirkung des ahd. büf und hüf gebildet.
Buir altsp. pg. glätten, polieren.
Bulto vulto sp.,pg. vulto klumpen, masse, beule, auch
büste, gesicht. In letzterer bed. sicher von vultus, in erste-
rer wahrscheinlich von volvere volutus, rom. voltus (s. volta I.)
also s. v. a. volumen. Dabei ist noch zu erinnern , daß ndl.
bult mit sp. bulto in der bed. geschwulst zusammentrifft (Rom.
gr. I. 70) , beide auch von Diefenbach goth. wb. I. 283 ver-
glichen. Wal. bultz klumpen.
Burdo sp. grob (von Stoffen).
Burgasp. warme heilquelle; vom bask. bero^ur-ga warm-
wasser-stelle, s. Larramendi.
Buz sp. pg. handkuss (bei Covarruvias und S. Rosa),
auch altval. buz J. Febrer str. 31, pr. bus Gloss. occ, in der
bed. lippe wal. buze und selbst sp. buz. Ein weitverbreitetes
wort, auch auf deutschem gebiet (Schmeller 1.211), auf cel-
II. b. CABAL— CAFRE. 473
tischen (Die f. goth. wb. I. 286) und arabischem (Golius 384)
heimisch. Daher das spart, adv. de buces mit dem gesicht auf
dem boden (it. boccone), auch de bruces, letzteres von Larra-
mendi aus dem bask. burus cmit dem köpfe' hergeleitet; viel-
leicht auch b o c e 1 rand der gefäße, labrum, und b o c e r a rest
von speisen an den lippen, auf welche aber auch bucca an-
Sprüche macht.
c.
Cabal sp. pg. pr. hauptsächlich; von cabo, lat. caput.
C a b e sp., alt cabo, dsgl. altpg. cabe cabo S. Rosa, prä-
pos. für lat. juxta; eig. ä cabo, alt fr. ä chief am ende, an
der kante, daher sbst. cabe das anstoßen. Ein mlat. cape in
cape me stans hält Schmeller lat. ged. p. 230 für identisch mit
dem span. worte. Daher das ältsp. vb. cabear anpassen Alex.
C a b o z pg. s. chabot //. c.
Cacho sp. kleines stück, vb. cachar zerstücken; vom
mlat. capulare cap'lare abhauen? und eoensocacha messer-
stiel von capulus cap'lus? vgl. ancho von amplus.
Cachorrosp. das junge des hundes und andrer thiere,
nach Covarruvias von catulus pat'lus, daher denn auch ca-
cho n d a für lat. catuliens.
Ca co pg. scherbe; könnte durch ausfall des b aus cä-
cabus, wie etwa Jago aus Jacobus, entstanden sein; dabei
ist seine ähnlichkeit mit dem stamme des ahd. kach-el auffallend.
Ca der a sp. cat., cadeira pg. hüfte; von cathedra sitz
(fr. chaire), eig. der theil, auf welchem der obere körper ruht.
Daher sp. caderillas (plur.) kleiner reifrock.
Cadimo pg. listig, ausgelernt (im Übeln sinne); wird
auf arab. kadem (kadim) Freyt. HI. 409*> zurückgeführt, das
freilich mir die bed. tapfer, kühn hat. Das port. wort hieß
urspr. geschickt, betriebsam, dsgl. öffentlich, s. S. Rosa.
Cäfila sp. pg. unordentlicher häufe von personen oder
sacken; vom arab. qafilah trupp reisender Gol. 1948.
Cafre sp. pg. roh, grausam; vom arab. käfir ungläu-
big, ruchlos, undankbar Freyt. IV. 47 a. Jaume Febrer braucht
es wohl noch in der ersten bedeutung: ques vengä molt be de
tots aquells cafres er rächte sich sehr an allen jenen ungläu-
bigen, str. 125, Daher fr. cafard scheinheilig.
474 II. b. CALABAZA— CANDADO.
Calabaza sp., pg. caba<?a, cat. carabassa, sie. cara-
vazza kürbiß, kürbiß flasche, hieraus fr. calebasse ; etwa vom
arab. qerbah (qerbat) pl qeräbat wasserschlauch Freyt. HI.
419a, mit roman, suffix.
Calambre sp. , cambra pg. krampf; mhd. klamphern
krampfhaft zusammenziehen, nach Ziemann, vgl. ahd. chlam-
pheren Grajf IV. 558. Dahin auch dauph. ei-calambrä (==
escalambrä) die beine auseinanderstrecken, das gegentheil von
klamphern.
Calana sp. muster, eigenschaft; wohl von qualis.
Calavera sp., caveira pg. todtenkopf; von calvaria.
Calentar sp. erwärmen, participialverbum von calere
calens ; zsgs. altsp. escalentar, pg. esquentar, auch pg. acaen-
tar aquentar. Altsp. calecer, zsgs. escalecer, dsgl. pg. aque-
cer, von calescere.
Ca lha quelha pg. rinne, canal; wohl von canalicula mit
ausfall des n und ersten 1 cailha, mit zurückgezogenem accent
calha, vgl. letzteren fall in funcho von foem'culum.
Calina sp. pr. hitze mit dunst; von caligo?
Camasp. pg. bett, lager z. b. der thiere, streu, schichte
(letztere bed. hat auch das engl. bed). Ein altes wort, schon
bei Isidorus: in camis i. e. in stratis 19, 22, 29; cama est
brevis et circa terram , Graeci enim ya^xai breve dieunt 20,
11, 2. Sofern die grundbed. streu zu sein scheint, darf man
diese herleitung aus ya/uai = lat. humi genehmigen, die auch
durch das vb. acamar cauf die erde ausstrecken unterstützt
wird: solch ein niedriges bett oder lager nennt der Grieche
mit einem compos. /a/usvvij.
Cama sp. (nur im plur. gebraucht) Stangen am gebiß
des pferdes; vgl. camus maulkorb der pferde, im kirchenla-
tein, gr. xytxöq, ahd. chamo.
Cambron sp. , pg. cambra o (nur im plur. cambröes)
wegedorn, rhamnus, überh. dornstrauch; nach einigen vonc&-
mürus gekrümmt (camuris sub cornibus bei Virgil).
Canasto canasta sp. neupr. korb; aus canistrum, it.
canestro.
Candado sp. Vorhängeschloß, altsp. cadenado; von ca-
tenatum etwas angekettetes ; schon bei Isidor in diesem sinne,
bemerkt Cabrera, Cadnado ward also in candado umgestellt,
volksmäßig calnado (nach Covarr.) ; minder getreu ist das alte
II. b. CANGILON-CARRASCA. 475
canado. Vgl. wegen der bedeutung auch it. catenaccio , fr.
cadenas. Verb, altsp. candar verschließen.
Cangilon sp., cangiräo pg. ein maß für fiüssigkeiten
u.dgl.; von congius (Covarruvias).
Canho pg. link, canhoto links d. h. die linke statt der
rechten brauchend, sbst. krummes holz; von cam krumm (s.
gamba L), gleichsam cameus?
Canaherla sp., cat. canyafera eine pflanze, gertenkraut ;
zsgs. aus canna und ferula. Die span. nebenform canaheja
erklärt sich etwa aus canna-fericula.
Caramillo s. chalumeau II.c.
Cärcava sp. festungsgraben , leichen- und aasgrub e,
pg. nur in erster bed., carcavar pg. ausgraben, aushöhlen, sp.
mit einem graben umgeben. Schwerlich zsgs. aus caro und
cava fleischgrube, wie Covarruvias will, da alsdann der zwei-
ten sylbe der ton zukommen müste : es kann entstellt sein aus
cöncava, woraus zuerst corcava (vgl. unten corcovar), so-
dann carcava ward. Das masc. sp. cärcavo bedeutet die
höhlung des bauches an einem thiere.
C a r c o m e r sp. pg. anfressen (vom holzwurm), carcoma
Wurmfraß, holzwurm; zsgs. aus caro fleisch, innerer theil des
baumes, und comedere. So schon Covarruvias.
Cärdeno sp., cärdeo pg. bläulich, bleifarbig.
Carnero sp., carneiro pg. hammel; nach Covarruvias
von carne, weil das thier die vornehmste fleischspeise gebe (so
stammt auch hoedus nach Isidorus von edere essen). Leitet
man es vom lat. crena einschnitt, carnero das eingeschnittene
thier (vgl die Versetzung im alt fr. crenel und carnel), so ist
dies für die bedeutung bezeichnender; auch unser hammel heißt
verstümmelt. Hieher mag wohl auch carnicol gespaltene
(eingeschnittene} klaue gehören.
Carrasca sp. cat., sp.pg. carrasco Steineiche, immer-
grüne eiche, nach Covarruvias s, v. a. coscojo. Wenn es nicht
nebst dem synonymen c a r v a 1 1 o ein alteinheimisches wort ist,
so darf man lat. cerrus als etymon heranziehen: sp. ca aus
lat. ce ist zwar nicht ohne bedenken, aber es gibt einige fälle,
worin e zu a ward ohne dem vorhergehenden kehllaute die
neue ausspräche aufzudrängen: lagarto, urspr. lacarto, statt
lazarto, regalar statt rejalar, so denn auch carrasca statt cer-
rasca.
476 II. b. CARRIZO— CENTENO.
Carrizo sp. Schwertlilie, pg. carri^o schuf; von carex,
it. carice.
Cascar sp. zerbrechen, pg. zerschlagen, sard. cascai
zerdrücken, mishandeln. Der Spanier liebt das verbalsuffix
ic-are und so erweiterte er tat. quassare in quassicare cascar.
Hieraus, so scheint es, die substantiva casco etwas zerbro-
chenes, scherbe, auch schadet, casca cäscara hülse, rinde, schale,
cascajo steinabfalle, kies. Casco, in der bed. pickelhaube, wo-
her it. casco, fr. casque, leite man nicht aus cassis, da das
suffix ic nur feminina gibt, s. oca /.
C a s p a sp. pg. schorf, der sich auf wunden u. dgl. an-
setzt; unbekannter herkunft.
Casta sp. pg. race; eig. etwas unv ermischt es, von ca-
stus rein, vollkommen.
Catarafia sp. ein wasservogel, sturzmöve; entstellt aus
cataractes ein vogel, der sich schnell herabstürzt.
Caudal sp. pg., auch pr. cabdal, alt fr. chaudel, vor-
züglich, als sbst. vermögen, Überfluß; von capitalis. Daher
auch caudaloso überreich,
C a y a d o sp., cajado pg., gayato cat. hirtenstab, krücken-
stock. Ist es nicht augenscheinlich erweitert aus dem gleich-
bed. gr. yatog?
Cayo sp. dohle; vgl. ahd. kaha krähe, ndl. kauw.
Cebada sp., cevada pg. gerste, cat. pr. civada hafer;
von cibare, sp. cebar füttern. So auch sp. cibera getreide
von cibaria (plur.J.
Ceifar pg. ernten; woher?
C e j a r sp. (eig. cexar, wie die alten schrieben) zurück-
gehn, zurückweichen; von cessare, dem im ital. die verwandte
bed. entweichen zusteht.
Celda sp. zelle, alt cella; vom lat. cella, daher auch
sp. cilla getreidekeller , wie von cellarium sp. cillero, pg.
cilleiro.
Cencerro schelle; bask. cincerria cinzarria.
Cenefa zanefa sp.,pg. sanefa borte oder kränz an vor-
hängen u. dgl; nach Sousa vom arab. sanifah. Es ist viel-
mehr von canefah rand oder säum des kleides Freyt. IL 527a.
C e n o g i 1 sp. (m.) Strumpfband; vom it. ginocchiello stie-
felmanchette, eig. knieband (mit Covarruvias).
C e n t e n o sp., centeio senteio pg. eine getreideart, roggen;
II. b. CENZAYA— CHAMARASCA. 477
von centenus, weil er hundertfältige frucht bringen soll, s. Co-
varruvias.
Cenzaya sp. kinderwärterinn ; vom bask. seinzaya,
dies von seina kind, und zaya wache, s. Larramendi.
Cepillo sp., cepilho pg. hobel, bürste; von cepo sp,
klotz, lat. cippus.
Cerdo sp. pg. schwein; nach Larramendi vom bask.
cherria dass., läßt sich übrigens grammatisch untadelhaft aus
sordidus (suerdo serdo, vgl unten frente) erklären. Daneben
steht ein femin. cerda häufe Schweinsborsten oder auch pferde-
haare, unmöglich von seta oder setigera, also wohl aus cerdo,
indem man anfangs eine schweinshaut so benannte, später aber
den ausdruck auf die borsten beschränkte ?
Cernada sp. laugenasche; = cinerata, cat. cendrada,
von cinis.
Cerquinho pg. in carvalho cerquinho Steineiche (s.
Moraes); umgestellt aus quercinho = it. quercino.
Cerrion sp. eiszapf en; nicht mit Covarruvias von cir-
rus, noch mit Larramendi vom bask, chirria, das selbst fremd
ist, sondern mit Cabrera von dem ganz entsprechenden lat.
stiria, worin st durch c, wie sonst gewöhnlich durch z (mozo
von mustus u. dgl) vertreten wird.
C e r r o sp. pg., pr. ser anhöhe, dsgl. nacken oder rück-
grad der thiere; nach Larramendi vom gleichb ed. bask. cerra,
welches freilich nach Humboldt über die urbeicohner Hisp.
p. 52 auch aus dem span. entnommen sein könnte; nach Co-
varruvias, da es auch flachsbüschel heißt, vom lat. cirrus
haarbüschel auf dem köpfe der vögel, wozu man die berüh-
rung der begriffe büschel und gipfel (anhöhe) in top anfüh-
ren darf.
Cetrero sp. falkenjäger; gleichsam accipitrarius , vgl
accertello H.a.
Chabasca sp. reis, gerte; sicher von clava pfropfreis,
daher wohl auch chaborra junges mädchen, eig. s. v. a. Schöß-
ling, Sprößling.
Chächara sp. geschwätz, geklatsch; naturausdruck.
C ha co na ein span. nationaltanz; vom bask. chocuna
niedlich, artig (Larramendi).
Chamarasca sp. reisbündel; vom bask. chamar-asco
cviel kleines*, s. Larramendi
478 H.b. CHAMBERGA—CHOCHO.
Chamberga sp. weiter Überrock ; nach dem Marschall
von Schomberg benannt, der diese kleidung nach Spanien
brachte (Seckendorf).
Chamorro sp. pg. kahl geschoren, chamorra kahlkopf;
muthmaßlich von calvus, umgestellt clavus, und sp. raorra scha-
det, das adjectiv aus dem Substantiv.
Chamuscar sp. pg. versengen; «onflamma, pg. chama
(Covarruvias). Altsp. xamuscar.
Chanela chinela sp.pantoffel; = it. pianella, von pla-
nus eben, platt, ohne absatz.
Chapa sp. pg. platte, lederstreif, chapin chapim pan-
toff'el, vgl. norm, aller ä chapin leise auftreten.
Chaparra chaparro sp. Steineiche; nach Larramendi
vom bask. achaparra kralle, womit sich die kurzen zweige
dieses baumes vergleichen lassen.
Chapuzar zapuzar zampuzar sp. untertauchen, vgl. cat.
pr. cabussar, pr. accabustar; das port. wort ist chafundar;
woher aber diese bildungen?
Charco sp. pg. pfütze; vom bask. charcoa schlecht, ver-
ächtlich (Larramendi).
Charro sp. pg. bauernlümmel ; aus dem bask., wo es
schlecht, gering bedeutet (Larramendi).
C h a s c o sp. ende der peitschenschnur , womit man klatscht;
vielleicht nur naturausdruck, buchstäblich mit unserm klatsche
zusammentreffend; nach Larramendi vom bask. che-ascö sehr
dünn.
Chaza sp. jagd im ballspiel, chazar den ball zurück-
treiben; vom fr. chasse, chasser.
Chillar sp. pfeifen, knistern; kann von sifflare kom-
men wie sollar von sufflare. Vgl auch cigolare H.a.
Chinche sp. pg. wanze; von cimex, it. cimice.
Chirivi'a sp., pg. cherivia, auch fr. eher vis chiroui
(m.) zuckerwurzel, lat. siser, woher es aber, wenn es nicht
etwa ein compositum ist, nicht stammen kann.
C h i s m e sp. , xisme cat. klatscher ei um Zwietracht zu
erregen; entstellt aus schisma? lat. seh wird nicht regelrecht
zu sp. ch; oder vom gr. oiofxoq gezische?
Chispa sp.pg. funke, regentröpfchen, kleiner diamant;
unbekannter herkunft.
Chocho pr. unreif, matt, entnervt, span. kindischer
II. b. CHORCHA— CIGüENA. 47»
greis, faselhans ; wahrscheinlich von suctus für exsuctus aus-
gesogen, saftlos, vgl. wegen der bedeutung it. sciocco II. a.
Chorcha chocha sp. schnepfe.
C h o r 1 o sp. eine eisenhaltige steinart; vom dtschen schörl.
C h o r r o sp., pg. chorro und j o r r o sprudel einer flüs-
sigkeit ; von susurrus? Nach Larramendi vom bask. zorrotz
geschärft, gespitzt
Ghova choya s. choe IL c.
Choza sp. pg. hütte, schäferhütte. Passt buchstäblich
zu plutea für pluteum Schutzdach; ist wohl nicht identisch mit
pg. chousa kleiner eingehegter platz, sp. llosa geschlossener
kampfplatz (tat clausa), von welchen es sein z trennt
Chozno sp, ururenkel; woher?
Chucha sp. nachteule; von ihrem geschrei so genannt,
sagt Covarruvias — wenn das wort nicht vielmehr eine an-
spielung auf das saugen an hindern enthält , das der Volks-
glaube einer art dieser thiere schuld gibt , pg. chuchar sau-
gen, piem. ciuce dass.
Chulo sp. pg. spaßhaft; vgl. it. zurlare schäkern.
Churaazo pg. kopfküssen; ^o/apluma, auchit piumac-
cio und pimaccio.
C h u s altsp. adverb der vergleichung, von plus, z. b. chus
sorrenda Berc. Mill. 370, vgl. cmas' sorienda Berc. S. Or. i)3
(und doch deutet es Sanchez aus chusma, Cabrera gar aus
plebs); dsgl. altpg. chus und chos S. Rosa, auch altgall. im
Canc. ined.
Chuzo sp. pg. pfeil, Wurfspieß. Cabrera meint von
teutonus bei Isidor, was nichts für sich hat. hat. pilum aber
konnte durch ableitung piluzo, durch syncope pluzo chuzo geben.
Ciar sp. pg. rückwärts gehen, rückwärts rudern. Die-
selbe bedeutung hat auch sp. cejar (s. oben), aber ciar muß
andrer herkunft sein.
Cierna sp. die blüthe oder das beste eines dinges, pg.
cerne das beste oder härteste im holze, vgl. it. cerna aus-
wahl, ausschuß ; von cernere sieben, sichten, sp. cerner auch
mit der bed. blühen.
C i e r z o sp. s. cers II. c.
Cigüena sp., cegonha pg. pumpenstock; von ciconia:
hoc instrumentum (telon stange zum wasserschöpfen) 'Hispani'
ciconiam vccant, sagt Isidorus.
480 II. b. CIMBRAR— C0RCH0.
Cimbrar sp. eine gerte schwingen (dg, biegen), cim-
breno biegsam, geschmeidig ; nach Larramendi vom bask. ci-
mela biegsam.
Ciruela sp. pflaume; von cereola, vgl. prunum cereum
wachsfarbige pflaume, bei Virgil.
Cocar pg. jucken, kitzeln; etwa von coquere brennen,
beunruhigen, partic. coctus, daher coctiare. Weiter abgeleitet
sp. coscar und cosquillas?
C o d e s o sp. eine pflanze ; von cytisus, zuerst verwan-
delt in cutesus.
Cogollo sp. herz des kohles; von caulieulus (caulucu-
lus), sofern man Umstellung aus cologlo annehmen darf.
Cogujada sp. , cat. cogullada haubenlerche; von cu-
cullus haube, ital cappelluta genannt. Daher auch cogujon
ecke eines küssens, weil sie haubenartig ist.
C o 1 1 a z o sp. milchbruder ; von collacteus für collacta-
neus.
Colmena sp., colmea pg. bienenkorb. Spanische ety-
mologen construieren dies wort oder eig. colmenar, pg. col-
meal bienenhaus aus arab. kuar men na'hal (J-^i &* ^)
bienenkörbe von bienen.
C o 1 m i 1 1 o sp., colmilho pg. hauzahn; von columella, eig.
dens columellaris. Schon Isidorus kennt die span. form : hos
(dentes caninos) 'vulgus' colomellos vocant.
Colödra sp. melkkübel, weinkrug, wasserkrug ; von Un-
gewisser herkunft, vielleicht zsgs. mit uter schlauch (doch nicht
caul-uter stall-schlauch?). Daher colodrillo hinterkopf, von
der kübelartigen gestalt, vgl. testa 1.
Comadreja sp. wiesei; eig. kleine gevatterinn, comma-
tercula, als schmeichelwort, s. Ferrari v. bellora und Grimms
Reinhart p.CCXXIV.
Corner sp. pg. essen; von comedere. Ein veraltetes
occit. comer verzeichnet Honnorat.
Conhecer pg. erkennen; von cognoscere.
Contir altsp. sich ereignen Alex., cuntir Poem. d. Cid,
bei den alten auch acuntir, mit der inchoativform contescer,
neusp. pg. acontecer; durch starke syncope von contingere.
Corazon sp., coracao pg. herz; erweitert aus cor, wie
es altspan. noch hieß.
Corcho sp. korkhofo, corcha gefäfi von kork, corche
II. b. CORCOVAR— COTE. 481
sandale; von cortex, wie pancho von pantex, d. h. c in ch
vergröbert
C o r c o v a r sp. pg. krümmen , corcöva höcker , buckel
(port. sogar al-corcovar, al-corcovo); von con-curvare, bei
Berceo Sil. 540 concovar verdrehen, vgl. sp. cor-cusir für con-
cusir. Merkwürdig ist pg. corcös = corcovado.
Cordero sp., cordeiro pg., corder cat. lamm; vom lat.
agnus chordus spät geborenes lamm, bei Varro und Plinius.
So schon Aldrete u. a.
Coriscar pg. blitzen, corisco blitz; läßt sich nur von
coruscare herleiten, wenn auch i für u gegen alle regel ist.
In der sicil. mundart findet sich surruscu s. v. a. pg. corisco.
Corma sp. fußklotz; erinnert an gr. xoQfxög klotz.
Corro sp. kreiß von personen, kreißtanz, pg, circus
für stiergefechte , auch kreiß von Zuschauern; scheint nicht
das lat currus, sondern eine neue bildung aus dem vb. cur-
rere, vgl. sp. correr toros ein stiergefecht halten. Abgel sp,
pg. cat. corral Schauspielhaus, Schauplatz, gehege, hof.
Corzo corza sp.pg. reh; etwa umgestellt aus gr. %6q'£
^ogxog, nebenform von 66q'§ doQxot; reh oder gazelle? Auch
der span. name eines andern säugethieres, gazapo, ist ja aus
dem griechischen. Doch ist zu erwägen: lat. caprea konnte
sich in caurea corea, mit consonantiertem e (vgl. granea granja)
in corja, mit schärfung des j zu z (s. oben arcilla) in corza
verwandeln.
Coscojo sp.,cat coscoly Scharlachbeere an der stech-
eiche, lat. cusculium bei Plinius 16,8 0.6, 12}. Der bäum selbst
heißt span. coscoja, cat coscolya, bask. coscolla cusculla. Man
hält das wort für ein altes hispanisches.
Cosecha sp. ernte; wahrscheinlich gebildet aus conse-
care consectus. Dafür altsp. cogecha = pg. colheita, lat.
collecta.
Co so sp, kampfplatz; für corso von cursus, it. corso,
Rom. gr. I. 249. Daher altsp. coser schlachtross = it, cor-
siere, vb. nsp. acosar verfolgen.
Costra sp. rinde; durch Umstellung aus crusta.
Cote pg. in a cote, de cote adv, täglich z. b. vestido
de cote ein Meid, das man täglich trägt; wird von quotidie
hergeleitet. Desselben Ursprunges ist auch cotio alltäglich,
gemein, sp, dia de cuti'o Werktag,
31
463 II. b. COTO— CÜDIR.
Coto sp. einhegung, gränzstein, pg. couto asyl, freistätte,
vb, sp. acotar, pg. acoutar einzäunen, schützen. Es ist vom
lat. cautum Verordnung, in welcher bed. es noch Berceo kennt,
z. b. loor. 37 un coto malo jjuso (Herodes) gab eine schlimme
Verordnung; demnächst heißt es festsetzung, gränze, mlat.'m-
fra cautos, infra cautum, lapis cauti, s. Ducange. Urkunden
des 9.jh. gewähren schon die form coto.
Coto via pg. ein vogel, lerche, für alle arten derselben
gebraucht. Es ist ungewiss, woher dem Portugiesen, welcher
alauda nicht kennt, dieses wort gekommen oder aus welchen
mittein er es sich geschaffen. Der Spanier spricht dafür to-
tovia, versteht aber nur darunter die haubenlerche; auch wird
ein mdartl. ital. tottovilla bemerkt. Gewöhnlich vergleicht man
fr. cochevis, aber auch die gleichfalls mundartl. ausdrücke
coutelou, cotrelus, coutriaux sind zu erwägen; man sehe bei
Nemnich.
Coz sp. (f.) fußtritt, cocear treten; von calx ferse, it.
calcio.
Crena querena pg. kiel des schiff es; von carina, it. sp.
carena, fr. carene.
Crencha sp. pg., cat. clenxa scheitel im haar; von cri-
niculus nach Cabrera. Vielleicht aber wohl mit crena (ein-
schnitt) zusammenhängend, crenicula?
Criado sp. pg. diener (weniger üblich it. creato); von
criar ernähren, erziehen, lat. creare, also eig. zögling , kost-
gänger, oder der in einem hause erzogene, eine bedeutung,
die ihm noch im altspan. (s. Ruiz) und nach S. Rosa im alt-
port. zusteht. Vgl. fe //. c.
Cris pg. (m.) sonnen- oder mondßnsternis , auch adj.
einer endung cris; abgekürzt aus eclipsis.
Crisuelo altsp. lampe, crisuela unteres gefäß dersel-
ben; vom bask. criselua cruselua mit erster er bed. (Larramendi).
Dahin auch crisol schmelztiegel
Crotorar sp. s. crocchiare H.a.
Cudir sp. pg. in acudir zu hülfe eilen (daher nach Mu-
ratori it. accudire) und recudir zurückspringen, erwiedern,
beistehen, im Alex, recodir zurückkehren. Accurrere und
recurrere passen wohl mit dem begriff, nicht mit der form.
Recudir recodir erinnert an recütere zurückschlagen, in re-
flexivem sinne zurückspringen, vgl. sacudir von succutere, pr.
II. b. CUEDRO— DANAR. 483
secodre; altpg. precudir S. Ros. ist offenbar von percutere.
Acudir wäre also wohl eine neue bildung aus dem in recudir
precudir herausgefühlten stamme cutere; wenigstens ist es nicht
von accüdere, da es im port. mit o fiectiert , acudo acodes
acode.
Cuerdosp., cordo pg. klug; verkürzt aus cordado, lat
cordatus mit gl. bed. bei Ennius , Flautus und ganz späten
Schriftstellern; vgl dieselbe Verkürzung in pago aus pagado,
manso aus mansuetus.
Cuesco sp., cosco pg. obstkern , coscorron, coscorräo
beule am köpf durch einen schlag, kopfnuß, dsgl. brotrinde (wie
fr. grignon von granum kern). Darf man vergleichen bask.
coskba stoß des Widders?
Culantro sp. ein kraut; von coriandrum,
C u n d i r sp. cat. sich verbreiten, sich fortpflanzen. Die-
ses wort, das die span. etymologen sich aus cunctim ire zu-
sammensetzen, ist weder lateinisch noch baskisch noch ceU
tisch noch arabisch : es verräth eine germanische Wurzel: goth.
kuni geschlecht, erzeugnis, ysvog, ysvvrj/ua, adj. kund-s, sbst
altn. kynd, ags. ge-cynd, engl, kind = kuni. Das sp. wort
fordert ein vb. kundjan.
Curtir sp., cortir pg. gerben. Es wird von condire
oder von cortex hergeleitet, ist aber in der that von conte-
rere mürbe machen, co-terere, mit versetztem r corter cor-
tir. Derselbe stamm findet sich auch in derretir, s. unten.
Cuspir cospir pg. spucken; von conspuere.
Cutir sp. eine sache verfechten, dsgl. schlagen, an-
schlagen. Wie aus conterere cuterir cutrir, so mochte auch
aus competere cuuiptir cuptir, endlich cutir werden; eine starke,
aber nicht beispiellose syncope.
D.
Dädiva sp. pg. geschenk; dativa für donativa in den
isid. glossen.
Danar sp., danar pg. beschädigen; von damnare, des-
sen bedeutung durch damnum bestimmt ward. Dieselbe be-
deutung hat condemnare in der L. Sah emend.: si quis terram
alienam condemnaverit tit. 71, und altfr. condemner in einem
der ältesten denkmäler, Leodegar str>%8.
484 II. b. DECHADO— DESPEDIR.
D e c h a d o sp. Vorschrift; von dictatum, pr. dechat, altfr.
ditie eine gattung von gefachten, pr. dechar = lat. dictare.
Dehesa sp., alt defesa, cat. devesa Viehweide; mlat.
defensa defensum, altfr. defois verbotener platz, wiese, weide.
Dengue sp. pg. cat. (mj, sard. denghi Ziererei, pg. auch
adj. geziert; von denegare verweigern, abschlagen, vgl die
redensart hacer dengues sich sträuben, sich zieren.
Denuedo sp., denodo pg.uner sehr ockenheit, denodarse
sich erkühnen; von nodus knoten, bindung , daher ungebun-
denheit.
Denuesto sp., doesto pg. beschimpfung, vb. sp. deno-
star, pg. doestar, alt deostar S. Rosa; von dehonestum, de-
honestare mit versetztem n im span. Prov. desnot Verspot-
tung, für denost?
Derramar sp. pg. in der bed. ausgießen, ausbreiten;
eig. des-ramar in äste auseinandergehen lassen, theilen; it.
disramare, pr. desramar derramar, wal. deremä ausästen, altfr.
deramer zerreißen (zertheilenj Pass. de J. Chr. 68, Alexis 29,
desrasmer Chr. de Ben. III. SO. Das gegentheil ist das comask.
ramä sammeln.
Derretir sp., derreter pg. schmelzen, fig. aufzehren.
Ein ungelöstes, aber nicht unlösbares wort. Da es sich im
port. zur 2. conj. bekennt, so muß es der lat. 2. oder 3. an-
gehören, kann also nur lat. Ursprunges sein und so kommt es
von deterere oder disterere mit Versetzung der buchstaben t
und r. Sbst. derretimiento trifft also zusammen mit detrimen-
tum, ist aber neu abgeleitet. Vgl. oben curtir.
Derribar sp. pg. umstürzen; von ripa ufer, ital. auch
steile anhöhe, absturz, sp. ribazo abhang; also wie derrocar.
D e s c e r pg. herabsteigen. Die herkömmliche deutung aus
descendere ist entschieden abzuweisen, da nd nicht syncopiert
wird. Trotz der Schreibung mit sc stammt das port. verbum
von desidere sich niederlassen, sich senken. In der form de-
cir besitzt es auch die altsp. spräche: dice de un(a) Sierra
Poem. d. Cid v. 982; deeido es Minaya v. 1402; esto dixo mio
Cid diciendo del cavallo dies sagte mein Cid vom pferde stei-
gend v. 1764. Keine der schwestersprachen kennt dies verbum.
D e s o 1 1 a r sp. , altsp. desfollar , pg. esfolar abhäuten ;
von follis balg.
Despedir sp, pg. von sich entfernen, entlassen, des-
IIb. DEXAR-EIVA. 485
pedirse abschied nehmen; von de-expedire. Als eine sehet-*
deform darf man nehmen pg. despir entkleiden, ausziehen, eig.
losmachen, bloßmachen, entblößen.
Dexar sp., deixar pg. lassen; gleichsam desitare des'-
tare von desinere desitus. Vgl. wegen der bildung unten
quexar.
Dicha sp., dita pg. glück; von dictum, plur. dieta aus-
gesprochenes, bestimmtes, wie lat. fatum von fari. Auch it.
detta kann in dieser bedeutung angewandt werden.
Donaire sp. pg. anmuth, gewandtheit, eig. schöne na-
turgabe, z. b. palabra es donaire que han los omes tan sola-
mente Partid. 2. tit. 1, altsp. auch donario; von donarium
gäbe. Adj. donoso anmuthig, von don = lat. donum s. v. a.
donaire.
Doudo pg. einfältig, närrisch. Dies dem Spanier un-
bekannte wort kam aus England: dold (in Devonshire) hat
dieselbe bedeutung, ags. dol u. s. w., vgl. Halliwell.
Duendo sp., pg (mundartl.) dondo, pr. domde zahm,
zum hause gehörig, vb. pr. domtar dondar, altfr. donter, nfr.
dompter; von domitus, domitare. Mit recht erklärt Grimm
myth. p. 468 auch sp. pg. duende kobold aus duendo, so daß
es hausgeist (sp. auch duende de casa) bedeutet, nicht mit
recht aber erklärt er duendo aus domus.
Durazno sp. art pfirsiche; von persica duracina, vgl.
it. duracine adj. fest, hart (von fruchten).
Dureta sp. badebank, badestuhl. Dies von Augustus
gebrauchte wort (insidens ligneo solio, quod ipse hispanico
verbo duretam vocabat Sueton. in Aug. 82) hat man aus dem
latein. wörterbuche in das spanische eingetragen. Larramendi
s. v. und Astarloa apol. p. 251 deuten es aus dem bask. ura
wasser.
E.
E a sp., eia pg., eja jeja sicil, interj., lat. eja, auch altfr.
aye, dsgl. bask. ea.
Eca pg. catafalk.
Eito pg. Ordnung, reihenfolge.
Eiva pg.ansatz von fäulnis, gebrechen, spr mg im glase,
eivar-se anfangen zu faulen,
486 II. b. ELCHE—ENHIESTO.
Elche sp. pg. apostat; vom arab. elg proselyt Freyt.
III. 206K
Embargar sp. pg. pr. hindern, aufhalten, sbst. em-
bargo, embarc hindernis; von barra riegel (s. thl Ij, daher
imbarricare.
E m b u t i r sp. pg. cat. einschlagen, eindrücken ; wohl aus
derselben deutschen Wurzel wie botar , vgl. auch mhd. buz
schlag.
E m p e c e r altsp. pg. schaden thun, beschädigen, mit dat.
oder acc. Für empedecer, wie noch Berceo schreibt, von
impedire? Oder soll, was dem begriffe besser zusagt, dies em-
pedecer für emperdecer (von perda Verlust) gelten ?
Empeine sp. kratze, flechte; von impetigo, it. empe-
tiggine, wal. pecingine. Empeine Unterleib s. pettine /.
Encentar sp. , enceitar encetar pg. anschneiden zum
essen; von inceptare anfangen, bei Plautus. Dahin auch sp.
decentar.
Enclenque sp., cat. enclenc kränklich, schwächlich;
von clinicus bettlägerig, mit vorgesetztem en wie in endeble
von debilis.
Enconosp., alt enconfa zorn, erbitterung, enconar er-
bittern, eine wunde schwären machen. Es könnte vereinfacht
sein aus sp. malenconia zorn, wuth (melancholia), worin man
ein compositum mit mal fühlte (mal-enconia).
Endilgar sp. auf den weg bringen, leiten, überreden;
von in-delegare hinschicken, hinweisen, zu etwas anweisen.
Die bekannte herleitung aus in-dirigere befriedigt den buch-
staben nicht besser und setzt eine Störung der conjugations-
form voraus, die der Spanier nicht liebt.
Endrina sp. eine art pflaumen, prünelle, cat. aranyö,
fehlt port. ?
Eneldo sp., pg. endro eine pflanze, dill; entstellt aus
auethum ?
Engar pg. s. enger II.c.
Engreir sp. stolz machen; wahrscheinlich von ingredi
einherschreiten, (trans.) einher schreiten machen, wie sp. escur-
rir auslaufen, auslaufen machen u. a.
Enhiesto sp. aufgerichtet, enhestar, alt enfestar auf-
richten. Stammt es nebst dem altpg. festo gipfel von fasti-
gium, so daß enhiesto so viel wäre als in fastigio, so hat die
II. b. ENHO— ERGÜIR. 487
spräche gegen ihre regel den diphthong ie diesmal aus ai (faisf-
gium durch Versetzung, altfr. faiste) gezogen.
E n h o pg. einjähriges hirschkalb; von hinnuleus, für enhlo ?
Oder sollte es aus bi-ennius mit abgeworfenem numeraladverb
entstanden sein ? etwas ähnliches sehe man unter cobrar /.
Enlear fesseln, hindern, beirren, altfr. enloier; von
in-ligare, zunächst wohl aus der altfr. form enlaier, da ligare
port. nur ligar liar gibt.
Ennödio altsp. junger hirsch, spießer; ohne zweifei
von enödis astlos, weil ihm das geweih noch fehlt.
Ensalmar sp., enxalmarp*/. durch segenssprüche hei-
len; von psalmus.
Ensenada sp., enseadap^, bucht, bai; von sinus, in-
sinuare, sp. ensenar in den busen bringen.
Enteco sp. kränklich, schwächlich; von hecticus, altpg.
etego, it. etico. Wie lat. c am ende einer sylbe durch sp. n
ausgedrückt wird, darüber s. anche I.
Entejar pg. ekel empfinden, entejo ekel; von laedium.
E n t i b o sp. stütze, entibar stützen; von stipes (m.) pfähl,
bask. estiba, das auch ein altsp. estibo vermuthen laß.
Enton altsp. Alex., pg. entäo adverb für lat. tum, von
in tum; dsgl. sp. entonces, alt estonze estonzas, altpg. enton-
ces, von in tuncce, ex tuncce.
Entremes sp. Zwischenspiel; vom it. inter-mezzo =
inter-medium, verschieden vom fr. entre-mets.
E ntr o i d o antruido altsp., nsp. antruejo, altpg. entroydo,
npg. entrudo carnevalszeit ; leiten die einheimischen philologen
von introitus eingang zu den fasten.
Enxeco altsp., enxeco eyxeco altpg. Schwierigkeit,
schade, strafe; vom arab. scheqq (scheqqon) Schwierigkeit
Freyt. IL 433K
Enxerir sp., enxerir pg. einfügen, pfropfen; von in-
serere. Ebenso enxertar von insertare.
Enxuagar sp. ausspühlen; wwex-aquare mit versetz-
tem u, it. sciacquare.
Enxundia sp. fett; von axungia wagenschmeer , fr.
axonge, vgl. sugna H.a.
Erguir sp., erguer pg. aufrichten; von erigere mit selt-
ner behandlung des gutturals. Eine andre form ist sp. ercer,
vgl wegen c aus g oben arcilla»
483 II. b. ER1AL— ESCODAR.
E r i a 1 en'o sp. unangebaut; von era, lat area, also tennen-
artig, wie eine tenne beschaffen.
Esc a da pg. treppe; entstellt aus escala, lat. scala, s.
Rom.gr. 1.241. Oder ist es aus escalada syncopiert um das
in die bed. Seehafen ausgewichene escala zu ersetzen?
Escalio sp. brachacker ; von squalidus sc.ager, s.lsi-
dorus 15,13, also rauher acker, wie span. etymologen rich-
tig erMären.
Escamondar sp. einen bäum putzen, seine äste be-
schneiden; vielleicht für escami-mondar abschuppen, reinigen,
vgl mani-atar, perni-quebrar, eine seltnere art der Zusam-
mensetzung.
E s c a r a p e 1 a r s e sp. pg. sich zausen ; nach Covarruvias
von cara und pelar, ist aber wohl nur das it. scarpellare zer-
kratzen, von scarpello == lat. scalpellum.
Es carba sp. zusammenfügung zweier planken u. dgl. ;
nach Larramendi vom bask. elcarbea cunten vereinigt*.
Escarbar sp., escarvar pg., wohl auch cat. esgarra-
par kratzen, scharren; vgl. ndl. schrapen, mhd. schrapfen dass.
E s c a r c h a sp.pg. etwas krauses, reif (pruina), escar-
char kräuseln, bereifen; nach Larramendi vom bask. ecachea
feiner regen.
Escarmentar sp.pg. hart zurechtweisen, vor gefahr
warnen, sbst. escarmiento. Von zweifelhaftem Ursprung: nach
einigen von escarmenar = lat. ex-carminare krämpeln, zupfen
(also für escarmenantar!); nach andern vom it. schermo d. h.
vom dtschen schirmen (schützen, wahren, warnen), das aber
sp. esgrimir lautet. Ist escarmiento etwa = it. scarnamento
aufritzung der haut, Züchtigung?
Escarzar sp. die bienenstöcke schneiden; von ex-ca-
strare, durch Versetzung excarstare u. s. w.
Escätima sp. pg. mangels abbruch, escatimar abbre-
chen, verkürzen. Bask. (labort.) escätima bedeutet hader, von
escatu fordern, eman geben, hader ist aber kränkung und
Verkürzung. So Larramendi. Berceo S. Dom. de Sil 146 hat
estemado, vermuthlich für escatemado. S. über das wort
auch S. Rosa.
E s c o d a r sp. pg. steine behauen ; erklärt sich einfach
aus sp. codo ellenbogen d. i. ecke, winket, vgl. codillo stumpf
eines abgehauenen astes am baumstamm, heißt also eig. alles
n.b. ESC0L1M0S0-ESPL1NQUE. 489
vorragende wegschaffen. Daher sbst. escoda hammer der stein-
hauer.
Escolimoso sp. hart, rauh, störrig ; von scolymus
(axoXvfiog) art eßbarer distel, wegen ihrer stachlichten Mat-
ter (Covarruvias).
Esconso pg., esconzado sp. ungleich, eckig, stumpf-
winkelig.
E s c o p 1 o sp., pg. escopro (estoupro S. Rosa), val. esca-
pre, alt fr. eschalpre meißel, schabmesser ; von scalprum. Span.
escarpelo, it. scarpello, von scalpellum.
Escota sp. pg. seil, womit man die segel schießen läßt
oder anzieht; vom ndl. schoot, dies von schieten schießen.
Escote sp. runder ausschnitt an einem kleide, escotar
einen solchen ausschnitt machen. Schwerlich, wie Covarruvias
will, von ex-curtare, da r vor t nicht ausfällt: richtiger wohl
von unserm schoofs, goth. skaut-s u. s. w., indem das auszu-
schneidende einen busen bildet und deshalb weggenommen wird.
Es er am o altsp. Wurfspieß. Dies, wie man annehmen
darf, nie gebrauchte, aus dem mittellatein in das span. leooi-
con eingeschaltete wort liegt vor in der L. Wisig. 9, 2, i : scu-
tis, spatis, scramis, laneeis, sagittis; eine zss. mit sahs (mes-
ser) bei Gregor v. T. cum eultris validis, quos vulgus scra-
masaxos vocant. Vgl. Dief. goth. wb. II. 257.
Escudrinar sp., neupr. eseudrinhä durchforschen ; um-
gestellt aus escrudinar, it. scrutinare, von scrutinium.
Escuerzo escorzon sp. kröte, auch it. scorzone
art giftiger schlangen; eig. rinde, baumrinde, it. scorzo, we-
gen der rauhen narbigen haut der kröte ?
Esparcir sp., esparzirpg. zerstreuen, altsp. pg. espar-
gir; von spargere, pr. esparser. Vgl. oben arcilla.
Espertar altsp. (s. Sanchez glossare) pg. pr. wecken;
von espergitus. Zsgs. sp. despierto, pg. desperto, vb. desper-
tar, auch wallon. dispierte.
Es piche sp. langer degen, pg. espicho krahn an ei-
nem fasse, vb.sp.pg. espichar stechen; von spiculum spiclum,
spiculare, vgl. denselben Übergang des cl in hacha (facula),
euchara (cochlearium).
Esplinque sp. falle oder schlinge zum Vogelfang; für
esprinque, ahd. springa fessel. Derselben herkunft scheint occ.
esperenc und wohl auch com. sparangon sprenkel.
490 JI.b. ESPREITAR-ESTRUENDO.
Espreitar pg. s. exploit IL c.
Espurriar sp. s. esproher H.c.
Espurrir sp. die beine auseinander sperren; von ex-
porrigere, it. sporgere.
Esquecer pg. vergessen machen, esquecerse vergessen;
richtiger altpg. escaecer, gleichsam excadescere, in activem
sinne genommen.
Esquilmo sp. ernte, esquilmar ernten, esquilmar la
tierra die erde aussaugen.
Esquina sp. pg. ecke, felsstück; muthmaßlich scheide-
form von esquena rückgrat, eig. spitze, wie it. spigolo (lat.
spiculum) ecke bedeutet.
Esquinzar sp., pr. esquinsar esquissar zerreißen, zer-
schneiden (kleider oder läppen) ; vom gr. oyifyiv (zersplittern,
zerschneiden) mit eingeschobenem n? Der Spanier hat auch
desguinzar mit gu.
Est ach a sp. harpunentau; vombask. est-archa harpu-
nen-halter (Larramendi).
E s t a y sp. s. etai IL c
Estiar altsp. stille stehen, bleiben wo man ist; von
aestivare den sommer wo zubringen, mit erweiterter bedeu-
tung. Pg. estiar hell werden, aufhören zu regnen, überh. nach-
lassen.
Estrago sp. pg. Verheerung , Zerrüttung , auch aus-
schweif ung , liederlichkeit , estragar verheeren u. s. w. Man
leitet es von strages (f.), und wirklich gibt es einige fälle, worin
die media unaspiriert geblieben, vgl. gorga von gurges.
Es tri bor d s. stribord H.c.
Estriga pg.abtheilung von flachs, die jedesmal an dem
rocken befestigt wird um gesponnen zu werden; vom lat. strTga
strich oder Schwaden des geschnittenen getreides.
Estrinque estrenque sp., estrinque estrinca pg. seil,
tau, pg. estrincar drehen; vom dtschen strick, stricken mit
eingeschobenem n, vgl. venez. strica schnür, comask. striccä
schnüren, und tricoter IL c.
Estruendo sp., estrondo pg. getöse, geprassel; nach
Covarruvias von strepitus, näher aber liegt tönitrus mit ver-
stärkendem ex und versetztem r extronitus, vgl. fr. eslonner
von extonare. Altsp. atruendo würde sich noch weniger in
strepitus fügen.
II. b. EVAY— FERROPEA. 491
Evay, plur. evad evades altsp. sieh da! seht da! von
unsicherem Ursprung. S. Rosa führt auch, aber ohne beleg,
ein vollständiges port verbum evar an. Eine andre verbal-
interjection ist abä (avä), aba-te, plur. abad, aba-os s.v.a.
platz da! welche Cabrera aus apage deutet,
Faldriquera faltriquera sp. rocktasche ; abgeleitet aus
falda weiter sack (s. L), wobei ein dimin. faldi'ca vorauszu-
setzen ist , daher mit zugefügtem r (wie in faltrero taschen-
dieb) faldr-iqu-era.
Fanar fanar altsp., fanar pg. rings abschneiden , thie-
ren die ohren stutzen; von unbekannter herkunft.
F ar ä n d u 1 a sp. pg. cat. gewerbe des Schauspielers, auch
umherziehende Schauspieler truppe. So alt also ist der deut-
sche ausdruck fahrende d. i. wandernde leute, spielleute, daß
die Spanier ihn nicht etwa dem mhdeutschen, sondern einer
weit älteren mundart entnehmen konnten. Denn farändula führt
auf ein primitiv faranda wie lavandula auf lavanda, girän-
dula auf giranda. Oder ist es rathsamer dieses wort, oder
eigentlich das entsprechende neupr. farandolo reihentanz, aus
gr. <pdXay'£ und dovXog, weil die tanzenden gewissermaßen
aneinander gefesselt sind, zusammenzusetzen? S. diese selt-
same etymologie bei Monnorat.
Faro pg. geruch, Witterung (der hunde) , fährte, dunst
des fleisches; vgl. arab. färah geruch des moschus oder des
kameels Gol.1750, vb. fara geruch verbreiten (vom moschus)
ds. 1831.
Farroupo pg. einjähriges schwein, ferkel, nach S.Rosa
verschnittnes schwein, altpg. auch hammel.
Fasquia sp. pg. leiste; nach Sousa vom arab. faschia,
dies vom vb. fasacha theilen.
Fechar pg. schließen, verschließen, daher fecho Hegel ;
eig. eine Urkunde, einen brief schließen , von factum datum,
sp. fechar datieren.
Feligres sp. pfarrkind; von filius gregis.
Feo sp. pg. häßlich; von foedus, bei Ruiz hedo.
Ferropea herropea arropea sp., pg, ferropea fußschel-
len; von ferrum und pesö
403 II. b. FILHAR— FOXA.
Filhar pg. mit gewalt wegnehmen (nehmen, empfangen,
erlangen S. Rosa), überh. wegnehmen D. Diniz p. 182.
Fi n dar pg, beschließen, endigen; von finitus, pg, findo;
nicht von finem dare, wie es denn auch den accus, regiert.
Fisga sp. pg. dreizack zum fischen, vb. fisgar; vgl.goth.
fiskön fischen, ahd. fisker (fisk-ger?) dreizack.
Fi ü ci a altsp., zsgz. fucia hucia vertrauen; von fiducia.
Daher Zusammensetzungen wie afiuciar ahuciar, desfiuzar des-
huciar, desahuciar (sämmtlich veraltet).
Fleco flueco sp. franse, troddel; von floccus, s. unten
frente.
F o f o sp. pg. schwammicht, weich. Derselbe stamm ist
auch in ital. mundarten einheimisch: ven. fofio engbrüstig (auf-
geblasen), athemlos, dsgl. weich, schlaff, sbst. fufa, lomb. fofa
schrecken (athemlosigkeit, anhalten des athems), com. fofa et-
was schwammichtes , neupr. refoufä aufgetrieben sein, vgl.
henneg. champ. foufe lumpen. Dieser stamm mag identisch
sein mit ndl. pof aufgeblasen, schwammicht , vb. poffen, nhd.
puffen, norm, pouffe = ndl. pof, f für p durch assimilation.
Zu vergleichen ist auch pg. esfalfar athemlos machen.
Fona pg. fliegender funke. Merkwürdig stimmt dazu
goth. fön, gen. funins, feuer, altn. funi glühasche, woher auch
unser funke. Festus sagt: fomites . . . alii vocari putant sein-
tillas, quae ex ferro candenti malleis excutiuntur. Aus fomes
(m.) konnte sich eine nominativform foma bilden wie aus fu-
stis (mJ) fusta, übertritt des m in n ist freilich unüblich.
Fonda sp. wirthshaus, kaffeehaus, altsp. Schleuder =
nsp. honda ; vom lat. funda geldbeutel, im mlatein Sammel-
platz der kaufleute (altfr. fonde), wie auch bursa borsa beide
bedd. in sich begreift.
Fonil sp., funil pg. trichter , bask. unila; entstellt aus
fundibulum Gloss. Philox., lat. infundibulum, limous. enfounil.
Dasselbe wort ist engl, funnel, bret. founil; wahrscheinlich
war es auch im franz. vorhanden.
Fonsado altsp. heer ; für fosado, wie es auch altpg.
heißt, partic. von fosar mit einem graben umgeben, ursprüng-
lich also befestigtes lager. Ein troubadour sagt: l'ost qu'es
tot entorn claus de fossatz das heer, das ganz mit graben
eingeschlossen ist Choix 11.211.
Foxa sp. ente mit dem halsband, anas torquata; un-
II.b. FRAGA-FURO. 493
gewisser herleitung. Nach Covarruvias vom gr. <jpoh£ ein un-
bestimmter sumpf- oder wasservogel, also aus einer nomina-
tivform.
Fr a g a pg. holperichter boden, steiler f eisen, sp. pg. fra-
gura Unebenheit, Steilheit. Wer vermuthet nicht hierin den
stamm des lat. fräg-osus uneben, rauh, woraus sich der Por-
tugiese ein einfaches Substantiv abzog? s.bubboneJ. Das span.
fraga heifit brombeer Strauch (von frägum erdbeer e), nach S.Rosa
auch gebüsch, vgl.pgAragoso wild, verwachsen: hält man nun
das pg. fraga für dasselbe wort, so muß es in seiner bedeutung
wenigstens durch fragosus bestimmt worden sein.
Fraire freire altsp., pg. freire, nsp. fraile freile Ordens-
bruder, abgekürzt sp. fray (it. frä), pg. frei, fem. sp. fraila
u. s. w. Ordensschwester; von frater, doch sind die formen un-
spanisch und müssen aus dem prov. gebiete eingeführt sein,
wo fraire sprachgemäß ist.
Frango pg. junger hahn; wird, nicht im einklang mit
dem buchstaben, aus dem glbd. arab. farrug Freyt. III.328a
hergeleitet.
Frente sp. stirne; euphonische Verkürzung aus dem
altsp. fruente, lat. frons: so fleco aus flueco, estera aus sto-
rea. Auch Portugal ließ neben fronte die form frente zu.
Frisol frisuelo frejol sp. art bohnen; von phaseolus
nach Cabrera, welches aber fasol gibt. Zu erwägen ist das
mlat. fresa : defresum detritum, unde adhuc fresa faba, quae
obtrita frangitur Gloss. Placid.; faba fresa dicta, quod eam
frendant i. e. frangant Papias.
Fücar sp. reicher mann, wall, foukeur; vom deutschen
geschlechtsnamen Fugger, s. Schmeller I. 516, Grandgagnage
I. 212. 352.
Fulano sp., altsp. fulan, pg. fulano fuäo, pronomen für
lat. quidam; vom arab. fölan mit ders. bed. Freyt. I1I.372K
Vgl. Sanchez glossar zu Berceo.
Fulo pg. braungelb; von fulvus, mit einem wenig üb-
lichen ausfalle des v, s. unten polilla.
Furo arag. adj. wild, leutescheu, hurano dass.; wie it.
furo von für und heißt eig. diebisch, verstohlen, scheu, vgl.
die redensart haeer furo etwas listig verbergen, eig. diebisch
handeln.
494 II. b. GAITA-GANGUEAR.
G.
Gaita sp. pg. cat. kleine flöte oder pfeife, auch sack-
pfeife. Muthmaßlich vom pr. gaita Wächter, daher pfeife des
Wächters, vgl. pg. na primeira gaita beim ersten hahnenschrei
Oder ist es zusammengezogen aus gayila, dimin. von gayo
fröhlich? vgl estar de gaita fröhlich sein ! Alsdann hätte sich
der accent von der ableitung auf den stamm zurückgezogen,
was bei neugebildeten Wörtern kaum vorkommt.
Gajo sp., pg. galho, val. galyö abgeschnittner zweig mit
fruchten, vgl. comask. gai keim von fruchten, zwiebeln u. dgl.
Gal äp ag o sp. Schildkröte, cat. caläpat kröte, pg. cägado
kleine flußschildkröte ; unbekannter herkunft.
Galdre sp. kurzer Überrock; eine von den Franzosen,
die aus Geldern kamen, eingeführte tracht, s. Seckendorf.
Galgo sp. pg. Windspiel; von canis gallicus: ut canis
in vacuo leporem cum gallicus arvo vidit et hie praedam
pedibus petit, ille salutem Ovid. met. 1, 533, auch beiMartial.
Daher g a 1 g a ausschlag am halse, wie bei diesen hunden vom
halsbande, nach Covarruvias meinung.
Galima altsp. kleiner diebstahl, dsgl. die den Christen
von den Sarazenen abgenommene beute (umgekehrt bei J. Fe-
brer str. 183). Sousa hat ein arab. garimah s. v. a. garämah
tribut Gol. 1704, woher auch sp. garrama tribut, plünderung.
Gamarra sp.pg. Sprungriemen ; auch im bask. vorhan-
den und wohl, wie die meisten Wörter der endung arra, da-
her entlehnt, obschon sich auch das ahd. gamarjan hindern,
ags. gemearra hindernis, dazu anführen ließe.
Ganado sp., gado pg. herde; partic. von ganar, also
das erworbene, errungene, vgl. altfr. proie raub, oft für herde
gebraucht. Auf ähnliche weise verwendet der Provenzale aver
(habe) für herde, woher das bask. aberea mit derselben be-
deutung, neupr. aver (fem. !) schaf. Vgl auch bask. ateienda
stück vieh, vom sp. hacienda vermögen.
Ganguear sp. durch die nase reden, näseln, gangoso
näselnd; naturausdruck, wenn nicht vielmehr, wie auch Lar-
ramendi erinnert, vom bask. ganga Zäpfchen im halse, da dies
beim näseln mit im spiele ist. Eine andre form ist altsp. pg.
gago s, v. a, gangoso.
II. b. GANZUA-GAVILAN. 495
Ganzua sp. , gazua pg. nachschlüssel , dieterich; vom
bask. gaco-ilsua blinder Schlüssel, mit Larramendi.
Gafion ganote sp. luftröhre; von canna röhr (Cabrera).
Garabäto sp., garaväto pg. harpune, auch vorragende
eisenstange einen balken zu tragen; wird für eine zss. mit
garra (kralle) gehalten, wobei das zweite wort (bato) dunkel
bleibt. Ar ab. garb (auch girab) bedeutet den gekrümmten
theil eines Schwertes, dsgl. etwas vorragendes freut. III. 266a,
266b: was das sufßx at betrifft, so vergleiche man z. b. horc-
ate gabelförmiges holz, von horca ; auch bemerke man das pri-
mitive garabo. Indessen ist auch Larramendi's herleitung aus
bask. gorobatu ^zusammennehmen und heraufzieht nicht un-
erwogen zu lassen.
Garabito sp. kleine bude; vom bask. garau stübchen
und itoa dumpfig, s. Larramendi.
Garbanzo sp. kichererbse; vom bask. garau körn und
antzua trocken, s. Larramendi.
Garbillo sp. sieb von weidenzweigen, garbillar sieben ;
gleichbed. ist arab. gerbäl sbst., gerbala vb. Freut. III. 267*,
allein man darf das wort mit Cabrera getrost aus dem lat.
cribellura herleiten, da grade die span. spräche r zuweilen
vom anlaute entfernt z. b. carnero für crenero, bergante für
brigante. Auch garb in haarnetz von cribrum?
Gar du na sp. wiesei, wohl auch altpg. gardunha, das
S.Rosa mit dachs übersetzt
Garlar sp. plaudern; von garrulus.
Garrido sp. pg. zierlich, artig, reizend; vom arab.
garir edles angenehmes w es en Gol. 1695, wie alarido von ala-
rir; oder besser wohl von gari schön, artig Gol. 1704, mit
rom. suffix wie in florido.
G arulla ausgekernte traube; vom bask. garau-illa todtes
körn, nach Larramendi.
G a r z o sp. pg. blauäugig ; nach den etymologen von garza
reiher, weil er blaue äugen habe, daher in einem Hede lindos
ojos ä la garza. Dem dichter ist die paronomasie erlaubt,
dem etymologen weniger: garzo ist nichts anders als das um-
gestellte zarco (s. unten), also für carzo stehend, so gavasa
für bagasa u. a. Ein gleichbed. it. gazzo erwähnt Ferrari.
Garzo sp. baumschwamm; entstellt aus agaricus.
G a v i 1 a n sp., gaviäo pg. sperber. Im frühesten mlatein
496 IL b. GAZAPO— GERMANIA.
bildete sich für die bedeutung eines raubvogels capus von ca-
pere wie unser habicht von haben d. h. fassen. Darüber sagt
Isidorus: capus (al. capys) italica lingua dicitur; hunc nostri
falconem dicunt, und Servius ad Aen. 1.20: falco, qui tusca
lingua capys dicitur. Auch die mlat. glossarien bringen das
wort häufig. Ein neuerer forscher (Steub über die urbewoh-
ner Rätiens p. 21) hält es auf des scholiasten Zeugnis gestützt
für acht etruskisch (rasenisch) und glaubt es in dem deutsch-
tyrol. tschaffit falke wieder zu erkennen. Wohl konnte sp.
cap-el-an gav-il-an, pg. gav-i-äo daraus erwachsen, indem
11 im dimin. cap-ellus (kleiner habicht) span. sich in 1 ver-
einfachte, port. gänzlich schwand, wie dies mit gemellus in
gemelo gemeo geschah; der stamm cap aber fügte sich der-
selben behandlung wie in gav-ela von cap-ulus. Auch die
italische spräche kennt dies wort: mail. com. gavinel, umge-
stellt ganivel, bedeutet sperber; pr. gavanh ist jedenfalls ein
raubvogel.
Gazäpo sp. , cat. catxap, sard. gacciapu, pg. cac,apo
junges kaninchen. Die span. etymologen halten es für eine
ent Stellung aus dem von Plinius oft erwähnten dasypus (da-
ovnovg), das einen hasen oder ein kaninchen bezeichnen soll,
und eine solche entstellung ist recht wohl möglich: d konnte
anlautend mit g vertauscht werden (s. deshalb camozza I.)
und gasepo war leicht in gasapo verwandelt, da der ausgang
ap weit üblicher ist als ep. Diefenbach (Hall. L. Z. 1844 p.
1056) vermuthet Verwandtschaft mit bret. gad hase, darin
würde aber der bemerkte ausgang des span. Wortes keine be-
friedigung finden.
G a z m o ii o sp. scheinheilig ; vom bask. gazmuna gauz-
munaria einer der küßt, wie die scheinheiligen bilder und re-
liquien küssen (Larramendi).
Gazuza sp. großer hunger; vom bask. gose-utsa lauter
hunger, s. Larramendi.
Geira pg. einackermaß: so viel land ein pflüg in einem
tage umackert; /wrjugeira, lat. adj. jugarius bei den feldmessem.
Geito pg. haltung des körpers, g estalt, weise; tfonja-
ctus schwung, wurf.
Germania sp. gaunersprache , rothwälsch (zu unter-
scheiden von Germania für Alemania). Die grundbed. ist brü-
derschaft, von germanus; so hieß ein rebellenbmd in Valen-
II. b. GINETE— GOZO. 407
cia Ia germanfa, so die gauner und Zigeuner, die sich unter
sich selbst brüder , germanos , nennen, so endlich ihre sprä-
che, wie mit demselben suffix ia auch die arabische arabia
algarabfa genannt ward. Es ist ein misverständnis, wenn man
germania von dem völkernamen Germanus leitet, weil die sprä-
che der Zigeuner eine anzahl gothischer Wörter enthalte : wer
so viel gothisch oder germanisch verstand um es in jener sprä-
che herauszufühlen, der hätte weit mehr Ursache gehabt jene
benennung auf die span. spräche selbst zu übertragen. Die
veraltete form hermama legt aber klar zu tage, was sich der
Spanier unter germanj'a dachte: sie kann nur von herrnano
bruder stammen, welches nie für den völkernamen Germanus
gesetzt ward.
Ginete sp. pg. leichtbewaffneter reiter. Nach einigen
vom arab. gund Soldaten, allein hat das von andern aufge-
stellte logisch und grammatisch ganz identische gr. yv(,iv7Ju]g
nicht bessere ansprüche? Eine dritte etymologie bei May ans
y Siscar 1. 102. Davon gineta , it. giannetta art spieße, wie
die leichten reiter sie führten, it. ginnetto giannetlo leichtes
pferd.
Giro sp. schön, vollkommen in seiner art.
Godo sp. s. goda ILc.
Golafre sp. s. goliart ILc.
Goldre sp., coldre pg. köcher; von dem gleichb ed. co-
rylus, wie Covarruvias will.
Gollizo sp. kehle; von gula, sp. gola.
Gomia sp. (f.) fresser; von gümia mit gl.bed. bei Lu-
cilius und Apulejus.
Gorgojo sp. kornwurm; von curculio.
Goto pg. Schlund; von guttur.
Gozo sp. pg. vergnügen, vb. gozar (mit de, auch mit
accus, construiert) genießen. Die übliche herleitung ist aus
gavisus gavisare: bessere ansprüche haben gaudium und gu-
stus. Für ersteres redet das gleichbed. cat. gotj, vb. altval
gotjar (vgl mitj von medius, ratj von radius), für letzteres
die port. form, sofern sie o, nicht ou setzt, und dieser grund
scheint stärker, auch kann das veraltete gostar vermittelnd
eintreten. Mit sp. gozar stellt man darum besser das altval.
gozar, cat. gosar, neupr. gausä zusammen, welche die bed.
sich erkühnen (d. h. fröhlich, üppig sein) entwickelt haben,
32
498 ILb. GRIETAR— GURRUMINA.
also mit osar zusammentreffen. Eine ableitung ist sp. rego-
cijo lustbarkeit.
Grietar sp., gretar pg. sich spalten, aufreißen, grieta,
greta spalte, riß, lomb. cretto (Jagemann) ; von crepitare
bersten.
Grill o sp., cat. grily, pg. grelo Schößling aus dem Sa-
menkorn, vb. sp. grillar u. s. f. sprossen. Auch alt fr. findet
sich ein glbd. sbst. grel, das von gracilis herzustammen scheint:
hieraus könnte das port. und die übrigen Wörter entlehnt sein;
eine schon von andern ausgesprochene vermuthung.
Grima sp. grausen, schauder (nach Covarruvias 'das
entsetzen, das man bekommt, wenn man etwas schreckliches
sieht'), pg. abneigung, Widerwille. Muthmaßlich aus deutscher
quelle, Ursache für Wirkung gesetzt : ags. grima larve, gespenst.
Spanische etymologen verweisen auf gr. ngv^og frost.
Gripo sp. s. gripper II. c.
Grulla sp. kranich; erklärt sich aus gruicula.
Guanir sp. grunzen; ags. vänjan, ahd. weinön lacri-
mare, vgl. comask. s-guagni wehklagen.
Guedeja sp. s. vedija.
Guij o sp. kiesel, kieselhaufe, guija kiesel, viereckige erbse,
guijarro kieselstein. Etwa von cubus cubiculus cuiclus würfel-
chen? Aber einfacher entspringt es aus bask. eguiya ecke,
kante, wie guijarro aus eguij-arria egui-arria eckstein, s. Lar-
ramendi. Altsp. für guija auch grija.
Guilena eine pflanze, aglei; von aquilina bei den bo-
tanikern.
Guilha pg. s. guiler II.c.
Guilla sp., guilha pg. reiche ernte.
Guincho sp. Stachel, guinchar stechen, vgl. guizgar
anspornen.
Guita sp. pg. starker bindfaden, schnür; vgl ahd. wita
haarband, dies von lat. vitta. Sousa leitet es gegen den buch-
staben aus arab. chaita.
Guito arag., cat. guit fehlerhaft, ungelehrig, boshaft
(von lastthieren) ; unbekannter herkunft.
Gume pg. (m.) schärfe; von acumen.
G u m i a sp., pg. gomia agomia dolch, waidmesser ; schwer-
lich von acümen.
Gurrumina sp. übertriebene Unterwürfigkeit des ehe-
II. b. GUSAINO— HALLAR. 400
mannes; baskischer Herkunft, gur-mina c Zuneigung s-übeV, s.
Larramendi.
Gusano sp. pg. wurm; von cossus holzwurm, woher
auch churw. coss engerling.
H.
H a 1 a g a r sp., früher falagar afalagar, ebenso val fala-
gar bei A. March, aber schon vor ihm bei J. Febrer z. b. str.
130 halagar, cat. afalegar, pg. syncopiert afagar liebkosen,
schmeicheln, sbst. halägo u. s. w. Fal läßt sich nicht als stamm
annehmen, da kein span. suffix ag vorkommt, das suffix ic
aber falcar oder falgar erzeugt hätte. Darum ist es bedenk-
lich das wort z. b. aus der interjection hälo Ruiz. v. 1334 ab-
zuleiten, die allerdings eine liebkosung auszudrücken scheint:
quando era mancebo, desianme halo! halo ! agora que so
viejo, disen, que poco valo. Man wird also falag als stamm
setzen müssen, der aber nur vermöge einer im span. üblichen
einschiebung aus flag oder falg erweitert sein kann. Diesen
stamm mit passendem begriff gewährt unter den Quellenspra-
chen nur die gothische in thlaihan liebkosen, trösten, evayxa-
fa%eo&at9 naQaxultiv, sofern sich dafür eine mdartl. form
flaihan annehmen läßt (denn aus jener wäre sp. tragar ge-
worden), oder die hochdeutsche in flehön schmeicheln, bitten.
Daß das bask. palacatu balacatu nicht das original, sondern
der abdruck des span. Wortes sei, bedarf kaum der bemer-
kung. Endlich ließe sich das span. wort auch als compositum
fa-lagar fassen, aber nur der zweite theil desselben gäbe ei-
nen sinn, vgl. lagot IL c.
Hallar sp. finden, alt fallar (dieses noch üblich in der
bed. ein urtheil finden = alt fr. trouver). Vom it. fallare schei-
det es sich durch den begriff. Sollte es aus ahd. falla cdeci-
puld' gebildet sein, so daß es eig. ertappen bedeutete? Aber
warum dem Südwesten zwei verschiedene Wörter für densel-
ben begriff zumuthen, so lange sich beide noch vereinigen lassen?
Das veraltete falar, wie man schrieb und vielleicht auch sprach,
kann nämlich recht wohl umgestellt sein aus pg. aflar, altsp.
ajar (s. oben achar) ; sind auch solche den anlaut verändernde
Umstellungen selten, so kennt doch grade die span. spräche
manche beispiele, vgl sajar und jasar, garzo und zarco, fa-
500 II. b. HAMBRE— HAZA.
cerir und zaferir. Ohne Umstellung der buchstaben entstand
aus aflar die span. form ajar beschimpfen, mishandeln, vgl.
die bedd. des lat. offendere treffen, finden, beleidigen.
Hambre sp. hunger; von fames, dem man den genit
faminis beilegte, altsp. fame, sard. famini, s. Rom.gr. 1.190.
Merkwürdiger noch ist pg. fome, das mit com ask. fom, wal.
foame übereinkommt
H a m p a sp. s. vampo IL a.
Harbar altsp. pfuschen, sudeln.
Harija sp. staubmehl; nach Larramendi umgestellt aus
bask. jaria etwas das sich zerstreut1 — oder sollte es aus
lat. far (farriculum) abgeleitet sein?
Haron sp. faul, träge, altsp. faron z. b. caballo Ruiz
str. 615; wird aus dem arabischen erklärt, worin es aber
gar nicht zu wurzeln scheint.
Harto sp., altsp. pg. farto gesättigt, adv. sp. hartp,
altpg. farte genug, daher hartar, fartar sättigen; von farcire
fartus vollstopfen.
Hascas fascas fasca altsp. adv. für lat. paene; wohl
zsgs. aus sp. hasla-casi bis fast, fast sogar.
Hasta sp., altsp. altpg. fasta, präpos. für lat. tenus;
zsgs. aus hacia gegen und ata bis ? über letzteres s. unten te.
Abgel. vb. hastar ausdehnen.
Hato sp., fato pg. kleidervorrath , hausgeräthe, überh.
habseligkeiten, auch her de, häufe; entspricht dem ahd. fazza
bündel, oder formell besser dem neutr. faz, das in seiner altn.
form fat kleid, tasche, fessel bedeutet, vgl. schwed. fate-bur
vorrathskammer für kleider und geräthschaften.
H a z altsp. altpg. (f.) Schlachtordnung Poem. d. Cid 708.
715 u. oft; von acies.
H a z a aza sp., alt faza garbenfeld, stück bauland; buch-
stäblich das pr, faissa streifen landes, wie Raynouard über-
setzt, also lat. fascia,, wiewohl der logische Zusammenhang zwi-
schen streifen landes und dem speciellen begriff garbenfeld nicht
klar hervortritt. Mit Diefenbachs herleitung von faza aus
facies erdoberfläche (Goth. wb. 1. 74) läßt sich das prov. wort
kaum vereinigen, da facies in dieser spräche die bestimmte
form fassa bekennt; auch ist für den begriff nichts damit ge-
wonnen. Wie verhält sich dazu das bask. azaoa garbe? ist
es aus einheimischer Wurzel?
II. b. HE-HIENDA. 501
He in he-me, he-te, he-lo, he-la, sp. adverb für lat.
ecce; statt fe-me u. s. f. und dies aus ve-me = lat. vide me,
also helo = it. vello. Andre beispiele der Verhärtung des v
zu f : altsp. femencia, altpg. femenca von vehementia, sp. hisca
für fisca von viscum, in Urkunden referentia für reverentia
Esp. sagr. XL 325. Vgl Rom. gr. IL 387.
H e b i 1 1 a sp. schnalle, galic. febilla ; dimin. von fibula, pr.
fivela.
Hebra sp. faden; von fibra, ital. wie lat. l
Hediondo sp. stinkend; gleichsam foetebundus, Rom.
gr. 11.310.
Hedrar sp. zum zweiten male umhacken; von iterare.
H e n c h i r sp., pg. encher, altpg. emprir füllen, anfüllen,
sbst. altsp. encha entschädigung, genugthuung (erfüllung) ; von
implere, it. empiere. Über das vorgefügte h s. Rom.gr. 1.264.
Henir sp. teig kneten: von fingere bilden, zubereiten,
it. fingere u. s. f.
Herrn an o sp., irmäo pg., germä cat. bruder, fem. her-
mana ff., abgekürzt pg. mano mana ; von germanus bereits in
den ältesten Urkunden für frater (fraile), das dem Ordensbru-
der überlassen ward; hermana in einer Urkunde vom j. 998
Esp. sagr. XL. 406. Eine zss. ist sp. c o r m a n o , pg. coirmäo
Stiefbruder = con-germanus.
Herrn oso sp. , pg. altsp. ferrnoso und fremoso, wal.
frumos schön; von formosus (fuermoso ferrnoso).
Herpe sp. pg. cat. flechte auf der haut; vom gr.sQni^g
um sich greifender schaden, hautgeschwür.
Herrin sp. rost ; von ferrugo ferruginis. So h e r r u m-
bre von ferrumen.
Hervero sp. Schlund, kehle; vom bask. erbera, dies
von erachi bera hinabsteigen machen, s. Larramendi.
Hidalgo sp. , altsp. pg. fidalgo edelmann; zsgs. aus
hijo de algo, daher auch hijodalgo, pl. hijosdalgo gesagt wer-
den kann. Es heißt also der söhn oder erbe von stand oder
vermögen, denn beides kann algo, lat. aliquod, bedeuten: al-
mas, cuerpos et algos Seelen, leiber und vermögen Ruiz 390.
Nach S. Rosa hätte schon das einfache algo persönliche be-
deutung gehabt (einer der etwas ist), daher fijo d'algo söhn
eines solchen mannes; was jedoch unerweislich ist.
Hienda sp. s. fiente ILc.
503 II. b. HIJ0-H0YA.
Hijo sp. söhn; von filius, pg. galic. filho, altsp. fijo.
Hilvan sp.heftnaht; wird mit hilo vano (unnützer fa-
den) erklärt.
Hinchar sp., inchar pg. aufblasen; von inflare, it. en-
fiare, Rom. gr. 1.210. Daher sbst. hincha, incha haß, eig.
aufgetriebenheit durch leidenschaft.
Hiniesta sp. ginster; von genista, it. ginestra.
Hipo sp. der schluchzen; naturausdruck
Hi sca sp. vogelleim (altsp. fisca?); von viscum, pl. visca,
pg. it. visco, anlautendes v, wie in andern fällen (vgl. oben
he) in f, sodann in h verwandelt.
Hito sp. schwarz.
Holgar sp., pg. cat. fol gar sich ausruhen, feiern; vom
späteren lat. follicare ein- und ausathmen wie ein blasbalg
(follis), daher ausschnaufen, sich erholen, sbst. pg. fölego
athemholen. Ein ähnlicher begriffsüb ergang im it. scialare aus-
dünsten, sich wohl sein lassen.
H oll ej o sp. dünne haut der fruchte; von folliculus balg,
it. follicolo.
H oll in sp. ruß; von fuligo fuliginis, it. fuliggine.
Hontem ontem port. adverb für lat. heri Die von
einheimischen etymologen versuchte herleitung aus hodie ante
entbehrt jeder stütze. Sein Ursprung scheint in ante-diem zu
liegen, welches der Spanier in der form antedia für pridie
gebrauchte: denselben sinn drückte auch das mlat. antedie aus,
man sehe Ducange. Port, ooyte S. Rosa, aus einem document
von 1743, ist vielleicht ein anderes wort.
Hormazo sp.mauer von trockenen steinen; schon bei
Plinius hist. nat. 35, 14 parietes, quos appellant (in Hispania)
formaceos, quoniam in forma circumdatis utrimque duabus
tabulis inferciuntur, vgl Aldrete fol. 26a b.
Hornabeque sp. hornwerk; aus dem deutschen.
Horro sp., forro pg. frei, alforria freiheit u. a.; vom
arab. chorr frei, sbst. al-horrijah Freyt. 1.360% 36U.
H ostig ar sp. züchtigen, pg. pr. fustigar, von fustis.
Hoto altsp., foto altpg. Sicherheit, pg. fouto, afouto si-
cher, dreist, afoutar dreist machen, altsp. ahotado, enhotado;
besser von fotus gepflegt, unterstützt, sbst. fotus, als mit Moraes
vom unlat. fautus.
H o y a hoyo sp., pg. fojo grübe; von fovea, vgl. foggia //. a.
II. b. HOZ— IZQÜIERDO. 503
Hoz sp., fouce pg. sichel; von falx, fr. faux u.s.f., da-
her das (von Cabrera erwähnte) altsp. vb. hozar abschneiden.
Hoz sp., foz pg. bergpass, mündung eines flusses; von
faux, it. f'oce. Daher auch sp. hozar, pg. focar in der erde
wühlen (von schweinen), wenigstens bedeutet faux in der span.
abl. hocico, pg. focinho, den rüssel oder die schnauze der
thiere.
Ruebrasp. (scheideform von obra) morgen landes; eig.
tagewerk, arbeit eines tag es , von opera, welches der Spanier
Columella mehrfach in diesem sinne anwendet. Concrete be-
deutung zeigt auch comask. ovra, bürg, (in Langres) oeuvre ab-
gang vom flachs oder hanf, werg, werk, vermuthlich aus dem
letzteren deutschen Worte übersetzt.
Hueco sp., ouco pg. hohl, sbst. höhlung , vb. ahuecar
aushöhlen,' dsgl. die erdschollen zerschlagen, in letzterem sinne
gewiss von occare; ouco aber erinnert stark an das goth.
halk-s leer, s. Rom. gr. I. 327 note.
H u e r o sp. unbefruchtet (von eiern) ; nach Cabrera das
lat. ürTnus, gr. ovqivo;^ in ovum urinum windei, besser das
gr. ovQiog = ovqlvoq, mit Versetzung des i uiro uero huero,
vielleicht auch güero (wie huerto und güerto), woraus die
port. form goro, vgl. enguerar F.juzg. = enhuerar.
Hu milde sp. demüthig ; von humilis, Rom.gr. 1.266.
Hur a co sp. loch, horacar (auch horadar) durchlöchern;
von forare (Covarruvias) .
i. j.
I j ar sp. (m.) weiche, pg. ilhal seite, altfr. iliers Ren. IV;
von lat. Ile ilia. Daher auch sp. ijada, wofür der Portugiese
das merkwürdige ilharga bildete.
Inda ainda pg. adverb für lat. adhuc, etiamnum (altsp.
inde), von inde ad, ab inde ad; ainda agora von ab inde
ad hanc horam. In der bed. ^selbst, sogar vergleicht es sich
dem sinnverwandten fr. jusqu'ä.
Izaga sp. binsenreicher ort; auch bask. izaga, von ia
binse und aga, das eine fülle bedeutet. Man sehe Larramendi
Izquierdo esquerro sp., pg. esquerdo, cat. pr. esquer
(fem. esquerra) link. Man erklärt es aus dem gleichbed. bask.
ezquerra, dessen ursprünglichkeit in dieser spräche übrigens
«04 II. b. JABALI— LACIO.
nicht durch escua (hand) zu erweisen ist, da dies wort in
keiner Zusammensetzung in ezqu (mit stummem u) ausartet
Die span. form mit d izquierdo muß, da d hinter r nicht
eingeschoben wird, ihren grund im baskischen haben; auch
führt Larramendi ezquerdo nebst dem vb. ezquerdatu an, vgl
lerd und lerr vom sp. lerdo. Der anlaut i für e in demsel-
ben izquierdo rechtfertigt sich mit der neigung des Spaniers,
den vocal e, wenn die folgende sylbe den diphthong ie ent-
hält, euphonisch in i zu verwandeln wie in cimiento , hinie-
stra, tiniebla oder in sintiese von senlir, mintiera von mentir ;
doch wird auch ein labort. izquerra genannt.
Jabali sp., pg. javalf (fehlt cat.) eber, keiler , sp. ja-
balina bache, lehne. Sousa leitet es aus dem arab. gabali mon-
tanus, so daß es einen bergbewohner bedeutete. Dies würde
gut angehen, hätten nur die Araber das wort in diesem sinne
gebraucht, wovon sich aber keine spur zu finden scheint, vgl.
Freyt. I. 241*>. Besser hält man es darum für einerlei mit
jabalina speer (statt speerträger) in beziehung auf die hauet
des thieres: ein altdeutscher spruch sagt z. b., der eber trage
Speere an der seite.
J a e z sp., jaez pg. Pferdedecke, Meid, rock ; vom arab.
gahaz gehaz geräthe Freyt. L 318*,3i8?>.
Jorgina jorguina sp. hexe-, vom gleichbed. bask. sor-
guina sorguina, dies nach Larramendi von sorr unempfindlich
(warum nicht vom lat. sors, sp. suerte, bask. zortea?) und
guina machend. Daher enjorguinar rußig machen wie die durch
den Schornstein fahrenden hexen thun, s. Covarruvias , der
auch das gleichbed. h o 1 gi n a holgin aus jorgina entstehen läßt.
L.
Labareda lavareda pg. flamme; ist mit Moraes her-
zuleiten awslabarum fahne, wegen ihrer wallenden bewegung.
Die umgekehrte begriff sentwicklung in flamma flammula s. ori-
flamme IL c.
Labriego sp., labrego pg. feldarbeiter, bauer; vonte-
bor in der bed. feidarb eit, s. Ducange.
Läcio sp.welk; von flaccidus, wie die Schreibung 1ha-
cio = llacio bei Berceo beweist, vgl llama von flamma, Lai-
nez Llainez von Flainiz.
II. b. LACRA— LAYA. SOS
Lacra sp. narbe, mangel, gebrechen, vb. lacrar scha-
den ; erinnert an das mndl laecke, altengl lake, neuengl. lack
fehler (riß?).
L a d r i 1 1 o sp., ladrilho pg. backstein; von laterculus dass.
La gar sp. pg. kelter, weinpresse ; von lacus kufe für
den gepressten wein, woher auch bask. Iacoa in erster be-
deutung.
Laivo pg. Schmutzfleck; etwa von labes, woraus man
ein adj. labeus leitete.
Lambrija sp., lombriga pg. wurm in den eingeweiden ;
von lumbricus, it. lombrico; span. auch lombriz.
Lampo pg. frühreif.
Lande sp. pg. eichet, landre (fj drüseng eschwulst ; von
glans, glandula, vgl. liron von glis.
Lapa pg. höhle an der seite eines berges ; wird aus
demgn Xdnadov (grabe) gedeutet.
L a p a sp. dünne haut auf flüssigkeiten, kahm ; vom gleich-
bed. gr. Xanrj Xdjun?]. Vgl. bask. lapa weinhefe.
Lasca sp. platte, dünner flacher stein, lederstreif; um-
gestellt aus laxus laxa schlaff, demnächst lappenartig , denn
auch laxa (laja) ist dafür üblich. Port, sagt man lasca de
presunto schnitte schinken. Span, lancha s. v. a. laxa.
Lastar sp. pg. für einen andern zahlen unter vorbe-
hält der rückzahlung, auch fremde schuld büßen, sbst. lasto.
Ein gerichtlicher ausdruck: um so eher darf man deutsche
herkunft vermuthen, goth. laistjan folgen, besser ahd. leistjan
leisten s. v. a. ,yihd. Vielleicht aber ist das span. wort nur
abgekürzt aus dem passenderen ahd. fol-leisten beistand ge-
währen.
L a u n a sp. metallplatte, degenklinge, art ziegelerde* Nicht
von lamina, woher es geleitet wird, sondern von läganum plat-
ter kuchen , g in u verwandelt wie in sagma salma sauma
(sc-ma}.
L a v a n c o sp. pg. wilde ente; vogel, der sich badet, von
lavare, wie engl, duck ente eig. taucher heißt.
Laya sp. pg. art, beschaff enheit. Es trifft äußerlich mit
dem altn. ags. lag, engl, law, mhd. leye Ordnung, gesetz, art
zusammen, ist aber anderes Ursprunges. Es bedeutet eigent-
lich, wie auch im baskischen, ein ackerwerkzeug, mit welchem
immer mehrere nebeneinander stehende leute arbeiten, daher
506 IL b. LEBRILLO— LEXOS.
die redensart son de la misma laya sie sind eines gelichters.
So W. v. Humboldt im Mithridates IV. 298 und schon Larra-
mendi s. v. Damit ist freilich die bask. herkunft des Wortes
noch nicht ausgemacht.
Lebrillo sp. ein gefäß; von labrum (Cabrera).
Lechino sp., lichino pg. wieke, charpie; bei Vegelius
de arte vet. licinium, von licium.
Lechon sp. schwein; nach Cabrera urspr. Spanferkel,
vom sp. leche milch. Daher auch lechuzo noch saugendes
maulthier.
Legam o sp. schlämm, lehmboden, alt legano; von uligo
uliginis feuchtigkeit der erde, wie Cabrera richtig anmerkt,
nicht vom bask. legamia Sauerteig, das übrigens selbst ein ro-
man. wort ist, fr. levain.
Leira pg. beet. Ist es von lira furche, so muß man
ihm zunächst ein adj. lirea unterlegen. Aber das altpg. laira
de terra stück land S. Ros. macht diese herleitung verdächtig.
Lelo sp. einfältig, dumm; nach Larramendi vom bask.
lela oder loloa *ohne saW.
Lerne sp. pg. (fehlt cat.) Steuerruder. Als eine ablei-
tung darf man, wegen der ähnlichkeit beider dinge, betrach-
ten sp. limon, fr. limon, daher ndl. lamoen, deichsei, eig.
eine der beiden Stangen einer gabeldeichsel Dieselbe begriffs-
berührung im chw. timun deichsei, Steuerruder, pg. temäo ti-
rnao deichsei, timoneiro Steuermann. Lerne limon nehmen ein
Stammwort lim in anspruch; ein solches mit der bed. glied
gewährt die ags. und altnord. spräche: Steuer und deichsei
als glied oder gelenk des schiffes und wagens aufgefaßt wäre
passend genug und jeder zweifei würde schwinden, wenn das
rom. wort eine spur jener grundbedeutung zu erkennen gäbe.
Mlat. limo im Vocab. opt. p. 30*, wo es aber naben nagel über-
setzt ist. Das wallon. limon s. v. a. fr. solive ist wohl von
limen schwelle.
Levantar sp. pg. aufheben; participialverbum von le-
vare.
Leve pg. lunge (nur im plur. üblich), ebenso alt- und
neupr. leu, chw. lev, pr. levada gelänge; von levis, weil sie
leichter ist als andre eingeweide, daher auch engl, lights.
Lex os sp. adverbium für lat. longe , auch adjectiv in
den pluralformen lexos lexas ; nicht von longus, es erklärt sich
II. b. LINDE— LONGANIZA. 507
ohne zwang aus laxus weit. Die alte spräche brauchte noch
luene = longe, im Canc. de Baena findet sich selbst lengos,
das für luengos stehen muß.
Linde sp. altpg. (m. f.), neupg. linda gränze, von limes
limitis, pr. limit u.s.f.; vb. lindar angränzen, von limitare;
pr. lindar schwelle, von limitaris. Dahin auch das mit letz-
terem gleichbed. sp. lintel und dintel.
L i r o n sp. s. loir II. c.
Lirondo sp. rein, unvermischt.
L i s i a r sp. verstümmeln, cat. lesiar, pg. lesar ; von lae-
dere laesus, altsp. lision == lat. laesio.
L I a n t e n sp. ein kraut, wegerich; von plantago, it. pian-
taggine.
L 1 e c o sp. adj. noch nie angebaut ; unbekannter herkunft.
L 1 e g a r sp., chegar pg. 1) nähern, 2) intrans. ankom-
men, daher sicil. ghicari, das Pasqualino vom gr. xiyjoo her-
leitet. Von plicare biegen, wohin biegen d. i. nähern, eine auch
dem it. piegare vergönnte bedeutung : come il vento a noi gli
piega = sp. llega Dante Inf. 5, 79. Die etymologie ist un-
zweifelhaft, da im altspan. die form plegar für llegar vor-
kommt: los companneros plegaron a Guiraldo (kamen an bei
Gj Berc. milagr. 194. Vielleicht aber gieng diese bedeutung
erst von dem zsgs. allegar achegar lat. applicare (anfügen,
wohin neigen) auf das einfache wort über. Man leite es also
nicht von ligare binden, verbinden, wie lockend auch das gleich-
bed. it. giugnere, von jüngere, dasteht ; noch von legare sen-
den, da lat. 1 im port. nie als ch auftritt (churdo Rom.gr.
I. 241 ist nicht von luridus). Auch die altsp. Schreibung legar
beweist nicht für ligare, man drückte anlautendes 11 gewöhn-
lich durch 1 aus.
L o b a sp. pg. ermelloser leibrock der priester ; vom fr.
l'aube chorhemd.
Löbrego sp. pg. traurig, dunkel; umgestellt aus lu-
gubris, it. lugübre.
L o gr o sp. pg. gewinn, besitz, auch pr. logre, vb. lograr;
von lucrum, lucrari. Zsgs. m^malo sp. malogro, pg. mallo-
gro schlechter erfolg, vb. malograr, mallograr vereiteln.
L o m o sp., auch pr. lom, der untere theil des rückens,
kreuz, dsgl loma bergrücken; von lumbus, it. lombo.
Longaniza sp. eine art wurste; vom lat. longäno
508 Il.b. LONJA—MACHO.
mastdarm, bei Coelius Aurel und Vegetius de re vet., vgl. lon-
gabo in der bed. wurst bei Apicius. Mit unrecht also leiten
es Covarruvias und Cabrera aus lucanica.
Lonja sp. s. longe IL c.
Loro sp., louro pg. gelb, goldgelb (von der reifen saat),
auch bräunlich, schwärzlich. Der port. diphthong führt auf
lat. au und so könnte es sich aus aureolus durch Versetzung
des 1 gestaltet haben, doch ist kein zweiter sicherer fall die-
ser Versetzung vorhanden, vgl. lazzo //. a.
Loura pg. kaninchenhöhle; wird von fouvex (junges ka-
ninchen) hergeleitet, womit sich allerdings auch eine noch vor-
handene zweite form lousa (s aus c in lauricem) wohl verträgt
Loza sp. irdenes g eschirr ; von luteus lutea, woher auch
churw. com. lozza, romagn. lozz leiten, schlämm u. dgl.
L o z an o sp., louzäo pg. fröhlich, munter ; vom goth. laus,
ahd. lös leer, leicht, zügellos (pg. ou .= goth. au). Das pi-
card. und wallon. bieten auch das einfache loss mit der bed.
spasshaft, muthwillig.
Lua sp., luga vol., besser pg. luva handschuh ; offenbar
vom goth. löfa (m.), altn. löfi flache hand,- ags. glöfa (mj, engl.
glove handschuh.
Lucillo sp. steinernes grab, altfr. luseau ; «owlocellus
kästchen, loculus sarg, häufig im mlatein.
M.
M a c h o sp. pg. mann, männlich. Es ist vergebliche mühe
dieses wort aus masculus herzuleiten, da s vor c nicht aus-
tritt: altspan. sagte man masclo (vgl. mesclar und ohne aus-
fall des vocals discolo, muscolo u. a.), ja das alte maslo (bei
Berceo) und muslo zeigen, daß eher c als s in dieser Ver-
bindung schwindet. Mit macho bezeichnet der Spanier einen
hammer, daher machar, machacar, machucar stampfen, ma-
chado (für machardo?) holzaxt, machete kurzer breiter sä-
bei. Für das wort in dieser zweiten bedeutung läßt sich nun
aber ein befriedigendes etymon aufzeigen: wie sacho aus sar-
culum, ebenso entstand mit unterdrücktem r macho aus mar-
culus, dessen primitiv marcus cmalleus major' bei Isidorus vor-
kommt, altit. marco Poet. d. pr. sec. II. 17. In der erst er en
bed. mann wird macho dasselbe wort sein: auch it. marcone
II. b. MACIO-MANGIL. 509
ehemann (bei Veneroni) scheint aus marcus abgeleitet. Das
vb. marclar hämmern besitzt die churw. mundart.
Maci'o pg. geschmeidig; nach Sousa vom arab. masfh
dass. Freyt. IV. 177K
Madera madero sp., madeirap*/. Zimmerholz; vonmz-
teria mit gl. bed.
Madrugarsp. pg.früh aufstehn, altsp. madurgar; s. v. a.
maturicare, von maturus zeitig.
Maguer altsp. s. macari H.a.
M a i z sp. türkisches körn; americanisches wort, aus Haiti.
M aj a d a sp., malhada pg. schafstall, auch herberge; leitet
man von magalia zelte (magaliala magliata). Vgl. unten naguela.
Majo sp. zierlich, geputzt, daher wohl cat. maco.
Mals in sp., malsim pg. angeber , aufhetzer, malsinar
angeben, verleumden u. dgl. Letzteres soll aus male signare
entstanden sein : da jedoch die namen handelnder personen nicht,
oder wenigstens überaus selten, ohne sufßx aus verbis abge-
leitet werden (s. vorrede), so ist zu bedenken, ob maisin nicht
aus mal-vecino (böser nachbarj gebildet sein könne, um so mehr,
da auch die ital. und altfr. spräche eine zss. malvicino mal-
voisin besitzen.
Malvar altsp. böse machen, nsp. malvado, pr. malvat
boshaft, malvadesa bosheit. Malvar ist ohne zweifei zusam-
mengeschmolzen aus mal-levar (vgl. malograr für mal-lograr)
und bedeutet also eig. übel erziehen, übel anleiten.
Mamparar altsp. altpg. schützen; von manu parare mit
der hand bewahren, s. parare L
Mancebo sp., pr. altfr. mancip massip junger bursche,
fem. manceba, mancipa ; vom lat. mancipium eigenthum, sklave,
so daß also masculin und feminin aus einem neutrum moviert
wurden, wie z. b. altn. thyr (m.) servus aus thy (n.) man-
cipium, s. Grimm HL 332, note. Das masc. mancipius L. Sah
tit. 82, und im späteren mlatein.
Mandil sp.pg. schürze, Schabracke; vom arab. mandil
tuch zum abwischen, dies vom vb. nadala Freyt. IV. 260b.
Mandria sp. (f.) feige memme; nach Larramendi das
bask. emandrea schwaches weib, vgl. pg. mandriäo ein haus-
kleid der weib er.
Ma n g i 1 manchil pg. metzgerbeil; vom arab. mengal sichel
Freyt. IV. 246b, wie nach Constancio auch dasport wort heiß?
310 II. b. MANGLA— MANA.
M a n gl a altsp., mangrapg. mehlthau; entstellt aus melli-
gera (honigthauj?
M a ngu al sp., mangoal pg. Streitkolben, dreschflegel ; von
manualis, was mit den händen geführt wird; s. über das ein-
geschobene g menovare L
Manir sp. das fleisch mürbe werden lassen, ehe man
es genießt; von mauere bleiben, warten, daher warten lassen,
liegen lassen (Covarruvias).
Manojo sp., manolho molho pg. handvoll; von manu-
pulus für manipulus, it. manipolo u. s. f.
M a n s e r sp. kind einer öffentlichen dirne, schon bei Se-
dulius ; vom rabbinischen mamser Buxtorf p. 1184. Näheres
bei Ducange v. manzer.
M a n t e c a sp., pg. raanteiga, cat. mantega butter, schmäh,
daher wohl erst neap. manteca butter von Schafmilch, sicil.
fetter theil des käses, ital. pommade. Butyrum fehlt dem Süd-
westen, nur butirada butterweck kennt S. Rosa, manteiga fin-
det sich schon in einer Urkunde vom j. 1200 Elucid. 1. 308b.
Dieses wichtige dem Araber sowohl wie dem Basken unbe-
kannte wort (letzterer sagt burra oder guria) darf nicht ohne
den versuch einer deutung dastehen. Die Araber bedienten
sich der schlauche zur bereitung der butter, für welche butter-
schläuche sie mehrere ausdrücke haben (kerbäh, nachi u. s. w.j.
Dieser gebrauch läßt sich auch bei den Spaniern vorausset-
zen. Hieß ihnen der dazu bestimmte schlauch etwa mantica
(mit verschobenem accent manteca), so konnte das worin die
butter zubereitet ward, der butter selbst den namen geben,
wie in der sicil. mundart forma den in einer form bereiteten
käse bedeutet. Man erwäge und sehe sich weiter um.
Manzana sp., alt mazana Alex., pg. mazäa apfel; lat.
malum Matianum nach einer person benannte sorte äpfel; s.
auch Isidor. 17, 7,3.
Mafia sp., manha pg., maina bask. fertigkeit, arglist. Soll
aus manus entsprungen sein, aber wie? Es konnte sich viel-
mehr ganz regelrecht bilden aus lat. machina mach'na list,
kunstgriff. Daher wohl auch das unerklärliche it. m a g n a n o
(cat. manya, fr. mdartl. magnan, magnier, wall, sogar mignon)
Schlosser, eig. artifex. Aber anderes Ursprunges ist doch wohl
das it. manna, sp. mana bündel z. b. flachs, reiser, vb. it. am-
mannare ammannire in büschel theilen, überhaupt zusammen-
II. b. MAQUILA— MARRON. 511
tragen, ordnen, an das gael mam handvoll (plur. maim) er-
innernd, womit schon P. Monti das com. man zusammenstellt
Maquila sp., maquia pg. mahlgeld; vom arab. mekial
maß Freyt. IV. 75?>, s. Sousa.
Maravedi sp. pg., pr. marabotin, eine span. münze;
vom arab. völkemamen maräbectin (Sousa u. a.) , s. auch S.
Rosa v. maravidil.
Marchito sp. welk; von einem verlorenen vb. marchir,
it. raarcire, lat. marcere.
Marfil sp. (auch franz.J , marfirn pg. elfenbein; vom
arab. nabfil, zsgs. aus nab zahn, fil elephant (Sousa). Vgl
auch Pott in Lassens ztschr. IV. 13, in Höfers ztschr. II. 1. 48.
Mariposa sp. pg. cat. Schmetterling; woher?
M a r o t o pg. s. maraud IL c.
M a r r a n o sp. (daher das gleichlaut. ital. wort) verflucht,
verbannt, eig. getaufter Jude von verdächtiger bekehrung (an-
ders S. Rosa s. v.). Nach einigen vom hebr. marah sich auf-
lehnen, nach Covarruvias besser vom sp. vb. marrar fehlschla-
gen, abirren. Das fem. marrana wird auch auf die sau an-
gewandt, das im sinne der Juden verfluchte thier? nach Sousa
vom arab. barrani.
Mar ras sp. cat. adverb für lat. olim; von unbekann-
ter herkunft. Cabrera 1.37 findet es im arabischen.
Marron sp. (bei Cabrera, der maron schreibt) , cat.
marrä widder, gleichbed. occit. marra und mar-mouton, bask.
marroa; vb. pg. marrar mit den hörnern stoßen (von bocken
gebraucht). Lateinischer, nicht etwa iberischer herkunft, von
mas maris: lsidorus 12, 1,11 nämlich bemerkt, daß der Wid-
der oder bock in Spanien mas (mähnchen) genannt werde:
apud nos in gregibus mares dicuntur; gr ex aber ist ihm nur
die schaf- oder ziegenherde s. 12, 1,8. Auch der Sarde nennt
den widder mascu (masculus). Der nämlichen herkunft ist
auch sp. pg. marra hammer, vgl. die berührung dieses be-
griff'es mit cmann oben unter macho. Für marron ist der üb-
liche span. ausdruck morueco, muthmaßlich abgeändert aus
marueco um es vom geograph. namen Marruecos zu scheiden
— oder sollte, da das veraltete murueco auch mauerbrecher
heißt, dies die Urbedeutung gewesen und das wort aus murus
abgeleitet sein ? allein das suffix würde diesen sinn nicht aus-
drücken können.
51g II. b. MASTRANTO— MEGO.
Mastranto mastranzo sp. eine pflanze, wilde münze;
entstellt aus inentastrum, it. mentastro.
Mastuerzo sp. , pg. mastruco gartenkresse ; von na-
sturtium, it. nasturcio, mit ungewöhnlicher Verwandlung des
anlauts, vgl. oben marfil.
Matasp. 1) gesträuch, gebüsch, baumstück, 2) Strauch,
busch, stände; pg. mala mato nur in trsterer bed. Bereits
in einer Urkunde aus Spanien vomj. 876 mata, nach Ducange
ein ackermaß, vgl. aber ipsum forest vel ipsam matam, quae
dicitur silva S. Rornani, also wohl gebüsch. Vielleicht ein goth.
wort, von maitan abhauen, bair. maifs Schmeller II. 627 ab-
getriebener platz im walde (wo buschwerk entsteht?).
M a t ar sp. pg. pr. schlachten, tödten, auslöschen; von ma-
ctare. Zsgs. rematar enden, remate ende?
M a t i z sp. (m.) Schattierung, abstufung der färben, vb.
matizar. Die bei Seckendorf bemerkte deutung aus sp. mata
(buschwerk) bestätigt sich durch das it. macchia 1) busch-
werk, 2) Schattierung. Man nahm also den ausdruck von dem
übergange des helleren in dunkleres grün, wie dies eine mit
gebüsch bewachsene anhöhe darbietet.
M a tr a c a sp. pg., daher it. matracca klapper; nach Sousa
vom arab. mactraqah (mectraqah hammer Freyt. HL 53b).
Mayota sp. erdbeere; eig. maifrucht, von majus: so
auch mail. magiostra, occit. majoufo.
Mazmorra sp. pg. unterirdischer kerker; vom arab.
ma'tmürah keller , dies vom vb. ctamara Freyt. III. 71a, vgl.
Sousa.
Mear sp., pg. mijar; von mejere mit einer in diesen
sprachen seltenen umbiegung in die 1. conjugation.
Mecer sp. schütteln, ein kind wiegen; von miscere mi-
schen, umrühren, pg. mexer, it. mescere.
Media sp. , meia pg. strumpf; eig. media calza halbes
beinkleid.
Medrar sp. pg. gedeihen; von meliorare, eig. für mel-
drar. Ähnlich ist die einschiebung des d vor r mit unter-
drücktem h = j im pg. pindra aus pinhora.
Mego sp., meigo pg. sanft, gefällig z. b. im umgange.
An gr. /LtaXay.og ist nicht zu denken. Man erinnert an engl.
meek, dies ist aber = goth. muks, altn. miukr (Grimm P. 386),
die einen zu dem romt worte nicht passenden vocal enthalten.
II. b. MELLA— MIMAR. 513
Darf man deutschen Ursprung annehmen , so weist man bes-
ser auf altn. makr leicht, bequem, ruhig, ahd. gi-mah (goth.
mah? s. Gab. und Lj cwohl sich fügend, ruhig'; ganz befrie-
digend aber wäre erst ein adj. zweiter decl. ahd. mahi, vgl
wegen der vocale e und ei sp. primero, pg. primeiro von pri-
mari-us. Das bask. wort ist meguina, eine einfachere form fehlt.
Mella sp. scharte, lücke.
M e 1 1 iz o sp. zwilling ; von gemellus, gleichsam gemellicius.
M e m b r i 1 1 o sp., besser pg. marmelo quitte, daher quit-
tenmus; von melimelum art süßer äpfel, eig. honigapfel, weil
man die quitten mit honig kochte, wie später mit zucker. S.
Ferrari v. marmellada.
Menear sp. pg. handhaben, rühren, geschäfte führen;
scheint nicht von minare, it. menare, theils weil verba mit
dem sufßxe ea denominativ sind, theils weil keine der andern
sprachen ein solches verbum besitzt; sondern von manus, also
eine nebenform von manear, it. maneggiarc, fr. manier, mög-
licherweise mit einmischung des altsp. manear; wegen e für a
vgl. pelear für palear.
Merino sp., meirinho pg, bezirksrichter ; von majori-
nus, s. Ducange, vgl. S. Rosa v. maiorino.
Mesar sp. die haare ausraufen; mit Cabrera von me-
tere messus: barbam forcipe metere, sagt Juvenal.
Mielga sp. eine pflanze, luzerne, von medica , ebenso
altsp. julgar von judicare.
Milagro sp., milagre pg. wunder; umgestellt aus mi-
raculum.
M i 1 a n o und v i 1 a n o sp. wolle der distelblüthe : von
villus zotte. Wegen m aus v vgl. unten mimbre.
Milgrana mingrana altsp. granatapfel; nach seinen vie-
len körnern benannt.
Milmandro sp. (bei Cabrera), meimendro pg. bil-
senkraut. Hanc (herbam) sagt Isidor 17, 9, 4 cvulgus' mili-
mindrum dicit, propter quod alienationem mentis inducit. Un-
geachtet dieses alten Zeugnisses ist der Ursprung des Wortes
unbekannt. Der Baske nennt diese pflanze erabelarra.
Mimar sp. pg. hätscheln, liebkosen, mimo liebkosung,
mimoso verzärtelt; wohl von minimus kleines wesen, kleiner
liebling, woher auch it. m i m m a püppchen und pg. m e i m i n h o
kleiner finger.
33
514 II. b. MIMBRE— MOSTRENCO.
M i m b r e und v i m b r e sp. bachweide; von vimen.
M o (1 o r r a sp. pg. tiefer betäubender schlaf, adj. modorro
in einem solchen schlafe liegend, einfältig, dumm (daher sie.
mudurru mit letzterer bedj, vb. modorrar betäuben, auch sbst.
modurria Stumpfheit, dummheit. Bask. modorra heifit der stumpf
eines baumes, dem, wie Larramendi anmerkt, ein in dumpfem
schlafe liegender (modorro) wohl verglichen werden konnte.
Die sinnliche bedeutung erhielt sich nur im altpg. modorra
häufe, d. h. etwas rundes, stumpfes, s. S. Rosa.
Mofa sp. pg. cat. Verhöhnung, vb. mofar; stimmt zu hd.
mupfen die nase verziehen, spötteln Frisch I. 675^> = ndl. mop-
pen, engl. mop.
Mogo altpg. gränzstein, sp. mogote einzeln stehender
berg; vom bask. muga gränze, oder ist dies vom sp. buega?
(bask. anlautend m oft *= sp. b). Mogoles spiefie des hir-
sches leitet Larramendi dagegen vom bask. mocoa spitze.
Mojon sp., altpg. moiom S. Rosa, sard. mullone gränz-
stein, häufe; etwa von mutilus etwas abgestumpftes , abge-
rundetes ?
Mo Hera sp. vorderhaupt, pg. molleira scheitet am köpfe
der Säuglinge; von mollis, loeil diese stelle offen und weich ist.
Montero sp., monteiro pg. Jäger, der schwarz- oder
rothwild jagt im gebirge; von mons.
Morango pg. erdbeer e.
Morcon sp. blutwurst; vom bask. morcoa dicker dann,
nach Larramendi.
Moron sp. hügel; wohl vom bask. murua hügel, häufe,
vb. morutu murrulu aufhäufen, woher auch der alte städte-
name Moron nach Humboldt über die urbewohner Hisp. p. 48. 49.
M o r o n d o sp. geschoren (von menschen) ; eig. mohren-
mäfiig, weil die Mohren das haupthaar abschnitten. Über das
sufßx ondo an Substantiven s. Rom. gr. IL 310.
Morro sp. überh. ein runder körper , kleiner runder
fels oder kiesel (pg. morro kleiner runder hügel, aus dem
spanj, dsgl. dicklippiges oder vorstehendes maul, für welche
bed. sich bask. muturra findet, vgl. auch oben moron. Dahin
pr. mor morre, altfr. mourre schnauze.
Mostrenco mostrenca sp. herrenloses gut; von mon-
strare, weil der finder, um es zu erwerben, es öffentlich aus-
rufen und vorzeigen muste.
II. b. MOUCO-MURRIO. 515
Mouco pg. harthörig; woher?
M o z o sp. pg.jung, sbst. junge, bursche (hieraus it. mozzo,
fr. mousse); von mustus jung, frisch, mit Verwandlung des st
in z, s. Sanchez zu Berceo p.527, daher auch subst. mozo
bei Ruiz = tat. mustum most.
Muchacho sp. kleines kind, knabe; für mochacho von
mocho (s. mozzo I), eig. also ein kleiner stümmel, vgl. chi-
cote endchen tau und junger mensch, in deutschen mundarten
bützel.
Mucho sp., muito pg., much bearn. viel; von multus,
it. molto u. s. f.; s. über diese behandlung des lt Rom. gr. I.
245. Abgekürzt muy.
Mueca sp. s. moquer IL c.
Muesca sp. fuge, einschnitt; unbekannter Herkunft.
Mugre sp. (f.) fettiger schmutz auf den kleidern; doch
wohl von mücor kahm, schimmel?
Mugron sp. senker, pfropfreis. Man sucht es im ara-
bischen, wiewohl das lat. mucro (spitze) ihm genügt: auch
pua heißt spitze und senker. Cat. mugrö stiel des obstes.
Mu 1 a d a r sp., richtiger pg. muradal miststätte; nach Co-
varruvias so genannt, weil sie an der Stadtmauer angebracht
werden.
M u 1 e t a sp. pg. (auch sicil. comask.) krücke, eig. maul-
thier, vgl. bordone I.
Muiiir sp. einladen; von monere, pg. monir.
Murcho pg. schlaff, welk. Dies dem Spanier unbekannte
adjectio findet sich wieder in dem seltnen lat. murcidus träge,
welches Augustinus de civ. Bei in einer stelle des Pomponius
aufbewahrt hat.
Murciego altsp., neu murciegalo, pg. morcego fleder-
maus; von mus caecus, mus caeculus blinde maus, weil sie
bei tage blind zu sein scheint, indem sie erst abends ausfliegt.
Cabrera findet den ausdruck schon bei Vegetius de art. vet,
aber dessen mus caecus wird für caecilia blindschleiche ge-
nommen.
Mürrio sp. schwermüthig , mürria schwere im köpfe;
von morus Oa>p6$) dumpf, dumm, nach Covarruvias u. a. Wo-
her es auch sei, das it. mogio dumm, damisch scheint das-
selbe wort, aus murrio ward morjo mojo mogio, vgl. aus pe-
jus peggio u. dgl.
516 II. b. MUSCO-NAVIO.
M us c o amusco sp. dunkelbraun; eig. moschus farbig, von
muscus.
N.
Nada sp. pg., occit. nado, pron. für lat. nihil. Es ist
eine abkürzung aus res nada (lat. res nata), altfr. riens nee,
wie it. nulla aus nulla cosa abgekürzt ist; wörtlich etwas ge-
borenes, vorhandenes , irgend etwas, in Verbindung mit non
nichts. Dsgl. sp. nadie, alt nadi, für lat. nemo, gebildet aus
nado, d. h. altsp. ome nado (homo natus), wie altsp. essi aus
esso, indem man mit der endung i die persönliche bedeutung
des pronomens ausdrückte. Als adjectiv für lat. nullus braucht
die gase, mundart nat, fem. nada: nat obstacle lous arresto
(ne les arrete). S. Rom. gr. III. 399. Zsgs. ist sp. pg. no-
nada (fj kleinigkeit, wie lat. non-nihil.
Naguela altsp. hütte; von den einheimischen etymolo-
gen aus dem arabischen oder baskischen hergeleitet, ist hand-
greiflich das lat. magalia, mit versetztem i magaila maguela;
anlautend n aus m ist bekannt.
Naipe sp.pg. (m.) Spielkarte; nach einer span. sage so
genannt von der darauf gezeichneten chiffre JV. F., Nicoiao Pe-
pin, dem namen des erfinders ; nach andern aus dem arabischen.
Narria sp. schleife, schütten; vom bask. narra dass.
(Larramendi).
Nata sp. pg. cat. rahm; von natare, sp. nadar, also das
schwimmende, wie Plinius sagt 28, 9 ibi quod supernatat, bu-
tyrum est. Die richtige bildung wäre mit d gewesen; nata
rechtfertigt sich aber als scheideform von nada nichts.
Na v a sp. pg. ebene; gleichbed. bask. nava, nach Humboldt
über die urbewohner Hisp. p.15 ein achtes wort dieser sprä-
che, woher der name Nav-arra.
Navaja sp., navalhap#. schermesser; von novacula.
Navio sp. pg. großes schiff; von navigium, pr. navigi
navei. In der span. Zigeunersprache bedeutet es körper und
ist nach einigen ein anderes wort, das goth. naus todter kör-
per (pl. naveis), was sich nur mit der accentuation navio ver-
tragen würde; die bed. körper kann aber aus der bed. schiff
abgeleitet sein, man vgl. it. cassero gerippe des schiff es und
hohler leib.
n.b. NEBLI— ORONDADO. 611
Nebli sp., pg. nebn' edelfalke. Man verweist auf das
arabische: ist damit gemeint nabl pfeil, oder nabil edel?
Nema sp. Siegel des briefes; vom gr.vrjf.ia faden, weil
man die briefe früher mit einem faden umwand, worauf das
sieget gesetzt ward.
Nemon sp. zeiger der Sonnenuhr; von gnomon.
Nen hur es pg. ortsadverb für lat. nusquam; von nee
ubi wie nenhum von nee unus. Vgl. oben algures.
N e r v i o sp., cat. nirvi, pr. nervi nerv, sehne, sp. ner-
vioso, cat. nirvios, pr. nervios nervig; von nervium (vevgi'ov')
bei Varro und Petronius.
N e s g a sp. pg. keil oder zwickel im kleide (eingesetzter
dreieckiger läppen); nach einigen von nexus, annexus.
Ninguem pg. pronomen für lat. nemo; von nee quem.
Nombre sp. name, altsp. nomne; von nomen.
Növio sp., pg. noivo, cat. pr. novi neuvermählter, fem.
novia, noiva ; von novus nova (nova nupta), nicht etwa vom
vb. nubere. Daher auch sbst. pr. novias, mlat. nobiae hoch-
zeit, nur im plural üblich nach dem muster von nuptiae.
o.
Olla sp. fleischtopl , daher fr. oille; vom lat. olla, pr.
ola u. s. w., demnächst ein gericht von verschiedenen fleisch-
sorten mit zwiebeln und knoblauch, eig. olla podrida genannt
(für pudrida morsch, mürbe nach Covarr.), fr. pot-pourri.
Oqueruela sp. knoten, der sich beim nähen im faden
bildet; vom bask. oquertzea sich verdrehen, s. Larramendi.
Orden ar sp. , ordenhar pg. melken; zu unterscheiden
von ordenar anordnen. Man hat darin das gr. ogög (molken)
vermuthet; es ist dies aber einer der fälle, worin die verglei-
chung der mundarten gute dienst e thut. Melken heißt li-
tnous. odzustä = fr. ajuster in Ordnung bringen, woraus denn
hervorleuchtet, daß ordenar identisch ist mit ordenar, sich
aber formell davon lossagte. Ordenar una vaca heißt also
eig. eine kuh in Ordnung bringen, damit sie von neuem milch
ansetzen könne. Ein andrer ausdruck für melken ist altpg.
enxugar trocken machen, S. Rosa.
Orondado sp. wellenförmig ; von undulatus ondorado
mit sylbenversetzung? Oder für ol-ondado (sp. ola welle)?
518 II. b. ORVALHO— PALAD1NO.
0 r v a I h o pg. (hau ; nach den einheimischen etymologen
ton rorale, pl. roralia, was der buchstabe schwerlich gestattet
Dasselbe wort ist das gallic. astur, orbayo kalter Staubregen.
Oso sp. bär; für orso von ursus, Rom.gr. 1.249.
Ostugo sp. 1) spur, 2) winket, versteck; nach Larra-
mendi wegen letzterer bed. vom bask. ostuquia etwas gestoh-
lenes.
Otero sp., outeiro pg. hügel; in Urkunden des 9. und
10. jh. oterum auterum u. dgl, von altus, buchstäblich das lat.
altarium erhöhung, aufsatz, vgl. das ital. adj. altiero.
Oxalä sp., pg. oxalä interj. s. v. a. lat. utinam; vom
gleichbed. arab. enschä allah(en wenn, schä wollte, aihhGott):
n fiel aus und e ward, um ihm die bedeutung eines ausrufs
zu geben, in o abgeändert.
p.
Päbilo sp., pg. pavi'o, pr. pabil, chw. pavaigl docht;
von pabulum nahrung (des feuers), ähnlich esca speise, zunder.
Pada pg. ein kleines brot; syncopiert aus panada, da-
her padeiro bäcker = sp. panadero.
P a i r a r pg. aushalten z. b. stürm, drangsale (intrans.),
sich bedenken, unentschlossen sein, temporisieren, als schiff'er-
ausdruck (auch span.) lavieren, dsgl. beiliegen. Ist es ab-
geändert aus parar aufhalten, sich aufhalten? einige port. Wör-
ter geben ai für a, so plaina , mainel, esfaimar ; auch kann
reparar in allen bedd. (herstellen, überlegen, sich bedenken)
mit repairar vertauscht werden. Doch ist mit Larramendi
noch eine andre quelle zu erwägen, die dem buchstaben und
dem begriffe sehr wohl genügt, bask. pairatu leiden: man lei-
det drangsale, indem man sie aushält, ihnen widerstand ent-
gegensetzt, man verhält sich leidend, wenn man nicht zum
handeln gelangt, wenn man temporisiert oder mit dem schiffe
nicht vorwärts kommt. Das wort scheint auch in Oberitalien
heimisch: comask. pairä, piem. paire, apaire, gen. apajä, alt-
ven. apairar Bonvesin ed. Bekker (laud. V. Mar, v. 419) muße
haben, eig. unthätig sein, nicht handeln.
P al a d i n o sp. altpg. öffentlich, offenbar, deutlich, altsp.
espaladinar erklären, auseinandersetzen F. juzg. Lat. palam
liegt mit seiner bedeutung nahe genug, doch ist die art der
II. b. PALETO— PATRANA. 510
ableitung ohne beispiel ltal. paladino offen, redlich, bei Ciullo
v. Alcamo, Poet, d.pr. sec. 1.13: amoti di core paladino.
Paleto sp. damhirsch. Cervus palmatus hirsch mit
flachem handähnlichem geweih kommt bei den alten vor: hier-
aus nach Cabrera das span. wort, dessen form aber doch
durch paleta = lat. pala bestimmt worden sein muß, da das
geweih des thieres eben so wohl schaufelartig genannt wer-
den kann.
Pantorrilla sp., panturrilha pg. wade ; eig. kleiner bauch,
durch eine ungewöhnliche freiheit für panlig-orra von pant-ex.
Genauer drückt sich der Catalane aus, der diesen theil ven-
trell de la cama bauch des beines nennt, lat. venter cruris,
gr. yaGTQo-y.vijf,uov, churw. schlechtweg vantrigl.
P a r d o sp. pg. grau, dunkel. Von lat. pullus, meint Ca-
brera, allein so nachgiebig sind die Sprachgesetze nicht. Es
ist von pallidus zsgz. paldus pardus (wie escarpelo von scal-
pellum, surco von sulcus) : bleich ist schmutzigweiß und geht
in dunkle färbe über, vgl. ahd. bleih pallidus, ags. bläc palli-
dus, riiger, gr. nellog fuscus, canus, ebenso nokiög u. dgl. m.
Von pardo ist pardal Sperling, eig. grauer vogel, wie churw.
grischun.
Parias sp. , päreas pg. (f.) tribut eines fürsten oder
Staates; ist plur. num. und buchstäblich das lat. paria (von
par) erwiederung, Zahlung, vgl. par pari respondere s. v. a.
pariare bezahlen, in span. Urkunden tribut zahlen.
Pärpado sp. augenlied; entstellt aus palpebra, fr. pau-
piere u. s. f.
Parra sp.pg.cat. rebengeländer, parrar die zweige aus-
breiten. Für die herleitung aus pergula bieten sich keine ana-
logen fälle.
Pasa sp., passa pg. getrocknete Weintraube ; uva passa.
Patata batata sp. pg. erdapfel; american. wort, s. Al-
drete fol. 2Ga.
Pätio sp. pg.-} cat. neupr. päti hof am hause, in letz-
terer spräche auch vorhalte, hausflur (altpr. pati übersetzt
Raynouard mit pays). Nach Sousa u. a. ein africanisches wort,
pathaton.
P a t r a na sp., patranha pg. fabelhafte er Zählung zur Unter-
haltung, mährchen; für patarrana vom gleichbed. cat patarra,
dies wohl von pata gans (gänsegeschichte).
520 II. b. PAXARO-PELMAZO.
Päxaro sp., pg. passaro, wal. pasere vogel; von passer
sperling, vgl. wegen der endung ar die stelle passer, non pas-
sar App. ad Probum, Anal gramm. ed. Eich, et Endl. p. 445. So
auch anger, non ansar, sp. ansar; camera, non cammara, sp.
camara.
Pechina sp. art muscheln; von pecten dass.
Pecho pecha sp., pg. peito peita vertragsmäßige ab-
gäbe, uns, pechar, peilar abgäbe zahlen; von pactum, s. Du-
cange.
P e c o r e a sp. s. picorer IT. c.
P ed a z o sp. pg. stück; von pittacium stück papier, läpp-
chen, mlat. pitacium. Auch andre mundarten kennen es: pr.
pedäs ßckwort, occ. petas läppen, fr. rapetasser flicken.
Pejo pg. hindernis, beschämung, pejar hindern, pejada
schwanger (ebenso sp. embarazada gehindert und schwanger) ;
von pedica fessel, denn man darf wohl annehmen, daß, wie
de im span. (mege von med'cus), so auch im port. zu j wer-
den kann. Das veränderte genus in pejo wird auffallen, aber
auch fr. piege schlinge, handgreiflich von pedica, ist masculin.
Pelear sp., pelejarp#._, peleiar pr. streiten, pelea u. s. f.
streit. Vielleicht eine griech. reliquie, von nalaieiv kämpfen,
wenn nicht vom lat. palus Übungspfahl der Soldaten, vgl. altfr.
paleter Scharmützeln.
Pella sp., pella pg. ball, knäuel; von pTla, welches die
Schwester sprachen nicht anerkennen. Aber sp. p i 1 a , pg. pilha
(nebst fr. pile) häufe aufgestapelter dinge erklärt sich buch-
stäblich besser aus plla pfeiler.
Pelleja sp. öffentliche dirne; leitet Covarruvias richtig
von pellis pellicula feil (also Schimpfwort) mit berufung auf
scortum, das beide bedd. einigt, wogegen Cabrera sich an pel-
lex hält, das höchstens pellega geben konnte.
Pellizcar sp. kneipen, auch pecilgar; nach Covarru-
vias von pellis haut, freilich mit dem zweifelhaften sufßx izear,
aber auch altfr. pelicer, offenbar von pellis (vgl. pelicon), be-
deutet zupfen, rupfen Ruteb. I. 15. Die port. form ist bellizcar.
Pelmazo sp. schwerfällig, sbst. platt gedrückte masse;
nach den span. etymologen vom gr. nslfia fußsohle, gleichsam
damit platt getreten. Läßt man das etymon zu, so faßt man
das adj. besser auf als breitfüßig, schwer auftretend, wie fr.
pataud schwerfällig, von patte.
II. b. PENCA— PIHUELA. 521
Penca sp. pg. cat. stacheliges blatt, auch peitsche; cel-
tisches wort, kymr. pinc (pingc) Schößling, spitze, vgl engl.
pink.
Perol sp. pfanne, pr. pairol; von patina, abgeleitet pa-
tin-ol patnol patrol, vgl. engre für engne, endlich pairol mit
bekannter auflösung des t. Dem bask. perolea (etwas wär-
mendes), worauf Larramendi verweist, widerspricht der prov.
diphthong.
Perro sp. hund (als adj. halsstarrig), daher sicil. perru,
aber pg. kaum perro, weit üblicher cao (piem. perro eine ort
kaninchen, s. Zalli). Von unbekannter herkunft: vielleicht führt
der canis petrunculus der L. Burg, oder der canis petronius
(s. Ducange) auf die spur. Man merke dazu das cat. gos
peter eine kleinere art hunde, sp. gozque.
Pescuezo sp., pescoco pg. nacken, genick, auch hals;
zsgs. aus post (s. unten pestorejo) und cuezo hübet (s. cocca
I.), also eig. hinterkübel, ein grober ausdruck für hinterkopf,
man sehe testa I. Diese ansprechende etymologie ist von Me-
nage orig. d. ling. ital. v. coccare.
Pes tili o sp., pestell cat. riegel an einem schloß. Aus
pessulus konnte mit vertauschung des diminutivsuffixes leicht
pesillo werden, pestillo kann sich nur aus pes— it-illo erklä-
ren, gebildet wie cabr-it-illo, eine form, welche die spräche
vielleicht zur Unterscheidung von pesillo (kleine wage) ergriff.
Pestorejo nacken; eig. was hinter dem ohr ist, von
post (puest pest) und oreja.
Pesuna sp. klaue der thiere, pedis ungula.
Petaca sp. reisekoffer ; aus dem mexican. petlacalli
(Cabrera).
P e t a t e sp. binsenmatt e ; aus dem mexican. petlatl (der-
selbe).
Peto sp. brustharnisch ; vom gleichbed. it. petto, lat.
pectus.
Petrina sp. s. poitrine II. c.
P e z o n sp. s. picciuolo IL a.
Piara sp. herde ; von pecuaria (Cabrera).
Pier na sp., perna pg. bein; von perna bein von der
hüfte bis zum fuße, nur bei Ennius, sonst keule, schinken.
Pihuela sp. fußschellen; dimin. von pedica nach den
span. etymologen. Die zusammenziehung wäre hart: besser,
m II. b. PIMPOLLO— PORENDE.
nebst piola (vgl. vihuela viola), unmittelbar von pes pedis,
wie auch pi-ojo von ped-iculus.
Pimpollo sp. Schößling, knospe, pg. pimpolho Schöß-
ling am weinstock; für pampinollo, dimin. von pampanus, vgl.
denselben vocalwechsel in pimpinella und pampinella I.
Pino pg. nagel, zweck; muthmaßlich aus einer der nord.
sprachen, dem Spanier unbekannt: ndl. engl. kymr. pin, gael
pinne, altn. pinni, hd. pinne u. dgl.
Pino pg. höhepunct, pör a pino grade aufrichten; soll
von pinus (flehte) herkommen, was durch das vb. pg. sp. em-
pinarse sich bäumen = arbolarse (von arbol bäum) einige
Wahrscheinlichkeit gewinnt.
P i n t a c i 1 g o sp. , pintasirgo pg. distelßnk ; von pictus
passer eulus (Cabrera).
Piorno sp. pg. ginster; vielleicht für picorno von pico
spieß, weil diese pflanze lange dünne Stengel treibt, daher wir
sie pfriemenkraut nennen. Ausfall des c auch in pia für pica.
Pito sp. pfeife, pitar pfeifen; naturausdruck , vgl. pita
ruf die hühner zu locken.
Pizarra sp. pg., pissarra cat. schiefer. Wohl »onpieza
stück, namentlich plattes stück, läppen, wie auch unser schie-
fer bruchstück bedeutet, suffigiert arra. Nach Larramendi
ein compositum, vom bask. puzea oder pizea stück, und arria
stein; aber der aus fall des c hinter z wäre ungewöhnlich*
Plegäria sp. gebet; von precarius.
Pleita sp. binsenflechte ; von plectere.
Po den co sp., podengo pg. kaninchenhund ; unbekann-
ter herkunft.
Podre sp. eiter ; von püter faul, morsch, nicht r>on püs
püris, vgl. pg. adj. podre = lat. puter.
Polilla sp., polilha pg. kleidermotte ; nach den einhei-
mischen etymologen eig. staubthierchen , von pulvis, also mit
unterdrücktem v, was sich etwa mit fulo von fulvus, Gonzalo
von Gonzalvo würde unterstützen lassen.
Poncho sp. schlaff, träge.
Ponzona sp. s. poison II. c.
Popar sp. liebkosen, pg. poupar schonen, sparen; von
»are streicheln, ital. wie lat.
Porende poren altsp. altpg. s. v. a. por tanto aus dem
gründe, darum; von proinde, Neupg. porem ist in adversa-
II. b. PORFIA— PRINGUE. 583
tiven sinn übergegangen, eig. verkürzt aus näo porem (nicht
darum, gleichwohl) wie fr. pourtant aus non pourtant.
Porfia sp. pg. cat harinäckigkeit , porfiar hartnäckig
streiten. Für porfia trifft man altpg. perfia, altsp. porfidia, volks-
mäßig prohidia (s. Covarruvias) , und so haben wir das tat.
perfidia vor uns, das auch im ital. die angegebene bedeutung
zeigt. Wegen dieser bedeutung vgl. man gr. dniou'a treulo-
sigkeit, unfolgsamkeit (beide verwandt, weil sie nicht erfüllen
was sie sollen), wegen der form sp. hastio aus fa&tidium. Im
F.juzgo heißt porfidia Unbilligkeit, dem sinne des lat. Wortes
näher verwandt.
Poridad altsp., altpg. puridade = nsp. puridad, lat.
puritas, eig. das wahre Verhältnis einer sache, allfr. purte Roi
Flore p.48.
Porra sp. pg. cat. keule mit dickem ende. Nach Co-
varruvias von porrum knoblauch, weil sie die form dieser
pflanze habe; nach Larramendi vom bask. cemporra stück von
einem baumstamme. Dahin auch adj. porro schwerfällig,
dumm.
Postilla sp. schorf, grind (auch blatter, nach Secken-
dorf); von pustula.
Preguntar sp., perguntar pg. fragen; von percontari.
P r e n d a s. nans II. c.
Prensar sp., cat. prempsar drücken; von pressare.
Priego altsp., prego pg. naget; vgl. ags. prica, engl
prick, ndl. prik, kymr. pric Stachel, spitze.
Pr i e t o sp., preto pg. schwärzlich; unbekannter herkunft.
P r i e t o sp. gedrängt, galic. preto Canc. de D. Diniz p. 29,
pg. perto dicht daran, sp. apretar, pg. apertar, sie. appritari
drängen. Woher ? Auch die wallon. spräche kennt dies wort,
adj. pret nahe, das nicht aus dem lat. praesto herrühren kann.
Desgleichen führt Honnorat ein veraltetes occit. apertä an,
das er dem pg. apertar vergleicht.
Pr i m o sp. pg., primo hermano sp. veiter, söhn des oheims
oder der tante, erster bruder in der Verwandtschaft nächst
dem leiblichen. Die Provenzalen nannten ihn quart den nach
römischer berechnung im vierten grade verwandten, die Wa-
lachen aber nennen ihn gleichfalls primariu. Prov. prim ist
nach Raynouard ein naher verwandter, vgl bask. primua erbe.
Pringqe sp. schmalz, fett; von pinguis (Cabrera),
524 II. b. PUCHE— QUIZA.
Puche sp. brei; von puls pultis, it. polta. Daher pu-
chero kochtopf.
Pular pg. hüpfen, klopfen, auch keimen; von pullare
oder pullulare keimen (sprudeln).
Puya pua sp., pg. pua spitze, Stachel, dorn, pfropfreis ;
wahrscheinlich von pugio pugionis, wie buba von ßovßwv. In
betreff der letzten bed. ist sp. mugron dbleger , senker , eig,
dolch, zu vergleichen.
Q.
Qu an sp., pg. quäo, pr. can adverb; von quam.
Queda pg. fall, stürz = sp. caida von caer (lat. ca-
dere), it. caduta.
Quemar sp., queimar pg. brennen. Larramendi ver-
muthet seinen Ursprung im bask. que eman d. i. rauch geben,
und auch Humboldt über die urbewohner Hisp. p. 156 leitet
es von quea rauch, wiewohl ein vb. quematu nicht vorkommt.
Lat. cremare dagegen ist über das ganze prov. gebiet bis Va-
lencia verbreitet, und da der Spanier das den anlaut beglei-
tende r zuweilen entfernt, indem er es versetzt (quebrar) oder
ausstößt (temblar), so darf man quemar mit fug aus dem lat.
worte erklären.
Q u e x a r (quejar) sp., queixar pg. klagen ; gleichsam que-
stare, frequentativ von queri questus. Wegen x aus st s. Rom.
gr. 1. 225.
Quexi'go sp. grüne eiche; nicht aus quercus abgelei-
tet, da dem Spanier kein suffix igo zu geböte steht.
Q u i c i o sp. pg. thürangel, haspe, r e s q u i c i o Öffnung,
loch; unermittelter herkunft. Die deutung der span. etymo-
logen aus quiesci, weil die thürangel sich nicht drehe, ist
kaum der anführung werth.
Quien sp., quem pg., pronomen, vom lat. acc. quem.
Zsgs. a 1 g u i e n, alguem, von aliquem ; dsgl. für quilibet quien-
quiera, quemquer, dessen zweites wort den conjunctiv von
querer (wollen) enthält.
Quizä quizas sp., pg. quiga, alt quizais, sard. chisä chi-
sas, sie. cusä, adverb für lat. fortasse ; zsgs. aus qui sabe (nsp.
quien sabe) d. i. wer weiß, im Poem. d. Cid v. 2509 qui sab,
Alex. str. 632 quizab.
II. b. RABANO— RAPAZ. 525
R.
Räbano sp., rabäo pg. weiße rübe; von raphanus ret-
tig, it. rafano.
Rabo sp. pg. schwänz, überh. etwas hinten herabhan-
gendes, daher raboso zottelig , rabear schwänzeln u. dgl. Es
wird von repere hergeleitet: warum nicht lieber von dem buch-
stäblich näher liegenden rapere schleppen? vgl. unter andern
ahd. zaskön raffen, rauben, nhd. zeschen schleppen (wie ra-
pere), sbst. zesche schleppe oder schweif des kleides, s. tasca
I. Desselben Ursprunges ist wohl auch piem. rabel schleppe,
gefolge, rable schleppen, schleifen.
Radio altsp., pg. arredio verirrt; gleichsam errativus?
Rafez rahez altsp., refece altpg. leicht, gering, schlecht;
vom arab. rachig leicht, gelinde, sbst. rochg wohlfeilheit Gol. 962.
Ralea sp., pg. rale rele stamm, race; unbekannter her-
kunft. Auch der vogel, den der falke vorzugsweise jagt, wird
so genannt.
Ralo sp. pg. dünn. Von rarulus? aber wozu ein un-
vorhandenes diminutiv annehmen, wenn die röm. litter atur das
einfache wort gewährt ? Plautus sagt vestis ralla, worin das
adjectiv, wie zu vermuthen ist, cdünn bedeutet, sei es nun
aus rarulus oder aus ravulus (s. Freund) zusammengezogen.
Der Spanier wählte hier, wie in andern fällen (novela, ape-
lar) einfaches 1 statt 11. Das wort reicht über das südwest-
liche gebiet hinaus: limous. und henneg. rale, fläm. rael KU.,
selbst alban. rale : sollte die letztere spräche auch erst rarulus
gebildet haben ? sie kennt das suffix ulus nicht einmal. Hätte
man es bloß mit dem spanischen zu thun, so könnte man über-
tritt des lat. r in 1 annehmen, rarus ralo (Rom. gr. I. 247),
aber der franz. spräche ist dieser übertritt zwischen vocalen
wohl gar nicht bekannt.
Ranger pg. einen rauhen ton von sich geben, knarren,
knurren. Die grammatik lehrt, daß die rom. verba zweiter
conj. latein. Ursprung haben und daß sie fast ohne ausnähme
(pg. tosser von tussire) von lat. verbis zweiter oder dritter
herkommen ; ranger aber ist unlateinisch und erinnert nur von
fern an gr. Qsy/jiv qoyyäX,uv schnarchen, schnarren.
R a p az sp. pg. (rapazo im Apolonio str. 567) junger bur~
sehe, rapaza junges mädchen. Covarruvias vermuthet vom
588 IL b. RAPOSA— REAL.
lat. rapax, weil kinder nach allem greifen. Wir nennen kleine
kinder wohl krabben, weil sie auf dem boden herumkriechen,
s. Frisch. Die grundbed. kind läßt sich mit rapaceria kinde-
rei belegen, und toas den buchstaben anlangt, so weist das
abgeleitete rapagon unwidersprechlich auf rapax wie perdigon
auf perdix, raigon auf radix. Dieses buchstabenverhältnis
zeugt gegen arabischen Ursprung, wäre auch das von Mayans
vorgebrachte rabaz cdiener wirklich ein arab. wort (soll es
sein rabad domesticus Gol 931 ?).
Raposa sp. pg. fuchs, selten masc. raposo. Es nimmt
nebst zorra die stelle des verschwundenen lat. vulpes ein, wo-
von sich aber doch die diminutiv form vulpeja erhalten hat.
Leitet man es von rapax, so müste es sein suffix getauscht
haben, was nur selten geschieht. Am einfachsten fließt es aus
sp. rabo schwänz, wie auch Covarruvias deutet : häufig näm-
lich findet sich tenuis bei fortgerücktem accent wieder ein,
vgl. lobo lupino, cabra capruno; die cat. form mit b rabosa
kommt dabei kaum in ansehlag, da diese spräche die media
begünstigt. Hiernach wäre der fuchs der stark geschwänzte,
eine individuellere von einem wesentlichen merkmal entnom-
mene bezeichnung, wie die spräche sie liebt, wobei man noch
erinnern darf, daß in fabeln und Sprichwörtern von dem schweife
des thieres mehrfach die rede ist. Eine gewisse ähnlichkeit
mit dem span. worte hat allerdings das glbd. altn. ref-r, fin-
nisch repo; jenes aber ist ein offenbares adjectio , in dessen
primitiv die bedeutung fuchs nicht enthalten sein kann.
Rato sp. Zeitraum, weile, eig. augenblick; von raptus
riß, ruck. Der catal. ausdruck ist estona, für das sich schwer-
lich ein anderes etymon wird aufzeigen lassen als das ahd.
slunda; man erwäge segona = lat. secunda.
Raudo reißend, altfr. pic. rade (z. b. von flüssen Eracl.
v.5367), daher auch sp. raudal gießbach; von rabidus.
Real sp. pg. eine münze, port. mit dem plur.reaes und
üblicher reis; von regalis.
Real sp. pg. lager eines heeres, hauptquartier eines kö-
nigs oder oberfeldherrn, im port. zumal das königliche zeit,
dsgl. ein begrüßungsruf für den könig von Portugal, so Lus.
3,46 dizendo em alla voz: real, real, por Afonso, alto rei
de Portugal; von regulis. Für real hat die letztere mundart
noch das, wie man glaubt, daraus entstandene arraial.
n. b. REBANO— REGAZO. 527
Rebafio sp., rebanho rabanho pg. her de, häufe; viel-
leicht vom arab. rebbeh oder rebbi große menge Freyt. IL
107a, 107i>. Selten freilich wird ein arab. wort bei seiner auf-
nähme mit einem rom. suffixe, wie hier ano, versehen, aber
in almir-ante ammir-aglio von amir ist es doch der fall.
Rebentar reventar sp. pg. bersten; von ventus.
Recaudar sp., pg. recadar arrecadar steuern erheben,
altsp. altpg. recabdar erlangen, erreichen Alex., S. Rosa, sp.
recaudo Steuererhebung, recado (wofür auch recaudo) bot-
schaft, grüß, übersandtes geschenk, fürsorge, vorrath, ebenso
pg. recado. Span, etymologen lassen das wort theils ausre-
captare, theils aus cautus entstehen: jenes aber hätte recatar
recautar, dieses sp. recotar, pg. recoutar geben müssen. Re-
caudar (altpg. recabedar, sbst. recabedo recabito) ist vielmehr
identisch mit it. ricapitare ausrichten, bestellen, sbst. ricapito
(ebenso cat. recapte = recado) b est eilung , von capitare zu
ende führen, vollbringen (s. II. a) , woraus sich die formen
recaudar und recadar leicht erklären : nicht anders entstanden
caudillo und cadiello (letzteres bei Berceo) aus capitellus. Alle
bedeutungen von recado aber lassen sich auf ^bestellung zu-
rückführen.
R e c i o sp. kräftig, störrig ; mit Cabrera von rTgidus, wie-
wohl g sonst nur nach consonanten die gestalt von c annimmt,
vgl. oben arcilla. Dahin auch arrecirse vor kälte erstarren,
rigescere.
Recua sp. cat., recova pg. koppel lastthiere; vom arab.
rokübon zug von reitern auf kamelen oder pferden Freyt. II.
184^ (rakubon Gol. 1030).
R e dil sp. pg. pferch, schafstall; eig. flechtwerk, von rete
netz, sp. red guter, käßch. Vgl. re H.c.
Redor sp. umkreiß, eig. rund geschnittner teppich, prä-
positional redor de im kreiße Alex., aderredor für arrededor,
nsp. alrededor, pg. ao redor u. s. w. Redor etwa für ruedor
ruedol (lat. rotulus rad) mit Verwandlung des 1 in r wie in
ruisenor aus lusciniolus?
Redrufia sp. Unke hand; eig. die aus- oder zurück-
weichende, im gegens atze zur rechten, der stracken, von retro,
sp. redro. Das sufßx uno ist eins der seltensten (vgl. vid-uno).
Vb. redrar ausbeugen Alex, str.990.
Regazo sp. pg. schooß, regazar schürzen, Ist es ein
528 II. b. REGOLDAR— RETOKO.
compositum, so darf man vielleicht an das gleichbed. bask. sbst.
galzarra denken.
Regoldar sp. rülpsen; für regolar von gola, tat gula,
aus der hehle zurückstoßen?
Rehen sp., refem arrefem pg. geisel, bürge ; vom arab.
rahn ar-rahn pfand, pl. rehän Freyt. II.203K
Reja sp., pg. relha in der bed. eisernes guter-, vonre-
ticulum netz. Vgl. relha I.
Rejo sp. Stachel, s. rebbio H.a.
Relinchar sp., rinchar pg. wiehern. Hinnilitare bei
Lucilius ergibt sp. hinchar ; für re-hinchar konnte etwa red-
inchar relinchar gesagt werden, doch ist diese einschiebung
keine übliche. Stellt man hinnilitare um in hinntiliare, so ge-
winnt man das pr. endillar enilhar (cat. renilyar) inhilar.
R e 1 v a pg. kurzes gras, relvar sich damit bedecken,(trans)
es schneiden.
Re m e d ar arremedar sp. pg. nachahmen; von re-imitari.
Remir pg. auslösen; von redimere, sp. redimir u. s. w.
Remolacha sp.rothe rübe; = it. ramolaccio, lat. ar-
moracia, die aber ein anderes Wurzelgewächs, meerrettig, be-
deuten; vgl. wegen einer ähnlichen Verwechselung oben rabano.
Rendija sp. zsgz. aus altsp. rehendija; dimin. von fenda
spalte, neusp. auch hendrija mit versetztem r.
Rente pg. s. rez IL c.
Renir sp., r enhir pg., renyir cat. zanken, sp. rina zank,
dimin. rencilla; vom lat. ringi sich verdrießlich benehmen.
Repollo sp., repolho pg. köpf kohl; doch wohl von re-
pullulare, weil er imwinterneue sprossen treibt? Das span.
wort heißt auch knospe.
Res sp., pg. rez stück Schlachtvieh; vom arab. ras köpf
Freyt. II.103a, vgl. lat. caput köpf oder stück, gewöhnlich
einer herde.
Retama sp.pg.ginster; vom arab. ratam ratamah dass.
Freyt IL 120«.
Retono sp. neuer Schößling, retonar wieder ausschla-
gen, wieder sprossen. Man kann sich aus tumidus ein span.
verbum re-tumiar (limpidus, limpiar), besser romanisiert re-
tonar, denken, dem man die neutr. bed. schwellen für geschwol-
len machen beilegte (ebenso quedar ruhen für ruhig machen).
Gemma lumet die knospe schwillt, ist lateinisch. Celtisten wer-
II. b. REZAR-RONCO. 529
den vielleicht lieber an kymr. tun e etwas durchstoßendes'' er-
innern.
Rezar sp. pg., cat. resar hersagen, beten; von reci-
tare zsgz. rec'tare.
Rezno sp. ein insect ; von ricinus, it. ricino.
Ria sp. pg. cat. mündung eines flusses ; für riba, lat.
ripa ufer, it. riva auch ziel, also ziel des flusses, wo er, wie
Dante sagt, ruhe findet, vgl. arrivare das ufer oder ziel er-
reichen.
Riel sp.barre, metallstange ; von regula stab, regellus.
Rilhar pg. benagen; woher?
Rinconsp., alt rancon rencon, cat. racö winkel. Man
leite es nicht mit Cabrera von ancon ellenbogen, da der sprä-
che das prosthetische r fremd ist. Vermuthlich ist es glei-
cher herkunft mit dem gemeinrom. ranco renco und bezeich-
net etwas eingekrümmtes , goth. vraiqvs krumm.
Ringla sp., rengla cat. reihe, sp. renglon zeile. Vom
fr. rang, oder vom it. riga? Am einfachsten vom lat. regula.
Ripiosp. pg. kleine steine zum ausfüllen zwischen grö-
ßeren, sp. ripia futterbrett, pg. ripa latte, brett, vb. sp. ripiar.
Das lat. wort ist replum.
Robra sp. Urkunde zur beglaubigung eines Verkaufes;
von roborare. Port, röbora (revora), mlat. robora mann-
barkeit; von robur.
Rodilla sp. , rodella pg. knie, urspr. kniescheibe, it.
rotella; von rotula rädchen, wegen der gestalt. Darf man ahd.
knie-rado vergleichen ?
Rodrigon sp. weinpfahl; von ridica dass. (Cabrera).
Rombo pg., romo sp., rom cat. adj. stumpf; wohl vom
dtschen sbst. rümpf (b aus f vgl. alboroto, toba u. aj, ndl.
romp truncus , stumpf Der Portugiese hat auch ein sbst.
rombo Öffnung, loch, urspr. wohl stumpf, vgl. buco I. Etwas
entfernter dem roman. worte liegt kymr. rhummen bauch.
Roncar sp. pg. cat. schnarchen, auch verhöhnen; von
rhonchare, vgl. sbst. rhonchus geschnarche, Spötterei.
Roncear sp., roncejar cat. zaudern, mit Widerwillen
arbeiten, sich mürrisch benehmen, sp. roncero, pg. ronceiro
langsam, träge; wohl desselben Ursprunges wie it. ronzare
summen, brummen IL a.
R o n c o sp. altpg., ronc cat. heiser, schnarrend u. dgl. ;
34
530 IL b. ROSCA— SAHUMAR.
für roco von raucus mit einmischung des verbums roncar =a
lat. rhonchare. Daher fehlt dem Spanier und Catalanen das
ursprüngliche roco roc, nur der Portugiese bewahrt rouco.
Rosca sp. pg. cat. schraube; unbekannter herkunft.
Rostro sp., rosto pg. in der bed. antlitz, vgl. walrost
mund. Schon lat. rostrum für os bei Plautus, Lucilius, Varro,
Petronius, also wohl ein volksüblicher, aber, da auch die Pan-
decten ihn brauchen, nicht unedler ausdruck. Man sehe Win-
kelmann über die Umgangssprache der Römer, Jahrbb. für phi-
lol. sppl. IL 502. Vgl ags. neb os, engl, neb rostrum; ahd.
snabul rostrum, altfries. snavel os. Den übrigen roman. spra-
chen fehlt rostrum.
R o z a r sp. pg. abweiden, ausjäten, auch an etwas hin-
streifen; frequentativ von rodere rosus nagen, abkratzen, also
für rosar; oder etwa von einem iterativ rositare. Aus der
nämlichen Wurzel ist wohl auch das pg. rojar den boden
streifen (z. b. a capa roja der mantel schleift nach), wofür
man rodicare annehmen muß, sbst. rojäo das kratzen auf
der geige.
R ü c i o sp. , ruco pg. graulich (oder röthlich nach Ca-
brera); von russeus.
Ruido sp. pg. lärm; von rugitus gebrüll; vgl. rut II.c.
Ruin sp., ruim roim pg. elend, erbärmlich; von ruina
verderben, Rom. gr. IL 232.
s.
Sacho sp. pg. jäthaue, vb. sachar und sallar; von sar-
culum, sarculare, it. sarchiare u. s. w.
Sadi'o pg. heilsam, gesund; muthmaßlich entstellt aus
saudio (von saude, lat. salus), vgl. pr. salutatiu.
Säfara pg. steinichte wüste, adj. säfaro wild, rauh,
scheu, sp. zahareno dass. ; vom arab. cachrä wüste Gol. 133i,
Freyt. II. 482°.
Safra zafra pg. großer amboß ; arab. cachräh harter
stein Freyt. IL 484°.
Sahir pg. ausgehn, herausgehn, alt salir; von salire,
fr. saillir u. s. w. L fiel aus und h traf ein zur Währung des
hiatus.
Sahumar sp. räuchern; für suhumar, lat. suffumicare.
II. b. SALITRE-SARNA. 53 i
Salitre sp. pg. salpeter , ebenso wal. salitru; von sal
nitrum, it. salnitro.
S a 1 p i c a r sp. pg. pr. besprengen ; eig. mit sah, wie fr.
saupoudrer, von picar punctieren.
Sancochar sp. halb gar kochen; von subcoctus (Ca-
brera).
San di o sp. (sendfo Berceo, F.juzgJ, pg. sandeu när-
risch, einfältig. Umgestellt aus sanido = it. insanito von in-
sanire? Oder von sanna höhn, sannio narr, mit . einschiebung
eines d nach n wie mpendola von pennula? Aber die letz-
ten vocale des Wortes sind hier nicht zu übersehen, ihre Ver-
schiedenheit in beiden sprachen muß einen etymologischen grund
haben. Sand-io und sand-eu verhalten sich offenbar wie sp.
jud-io und pg. jud-eu von jud-aeus, führen also auf lat. aeus
oder eus: sollten diese formen etwa aus dem ausruf sancte
deus entstanden sein und eigentlich einen menschen anzei-
gen, dem alles unbegreißch vorkommt und der darum jenen
ausruf der Verwunderung stets im munde führt? santiguarse
(sich bekreuzen) bedeutet darum bei Berceo sich verwundern.
Ein ähnlicher fall wäre das wallon. doüdiew scheinheiliger,
entstanden aus dem ausrufe doux dieu,
Santiguar sp. das zeichen des kreuzes machen; von
sanctificare wie amortiguar von mortificare, apaciguar von
pacificare, atestiguar von testificare, averiguar von verificare.
Da sich in allen diesen fällen u hinter g einfindet , so läßt
es sich kaum für eine bedeutungslose einschiebung halten, es
scheint vielmehr aus einer Umstellung herzurühren , nachdem
sich f, wie öfters in dieser spräche, in b = v erweicht hatte,
also santiguar aus santigvar, dies aus santivigar. Derselben
Umstellung und vocalisierung eines lippenlautes dankt auch
fragua aus fabrica seine form. Port, nur santiguar, averiguar.
Sana sp., sanha pg. wuth; abgekürzt aus insania, oder
ist es sanna zähnefletschen?
Sapo sp. pg. kröte; nach span. etymologen vom gr. ajjxjj
at]7iog art giftiger schlangen oder eidechsen, auch lat. seps.
Identisch mit dem span. worte ist bask. apoa zapoa.
Saraiva pg. hagel, saraivar hageln.
Sarilho serilho pg. haspel, vgl. sp. zarja rad zum dre-
hen der seide.
Sarna sp. pg. cat. räude. Darüber gibt es ein sehr
532 II. b. SARRACINA— SENCILLO.
altes zeugnis: impetigo est sicca Scabies . . . hanc cvulgus'
sarnam appellant Isidor. 4, 8, 6. Man darf es für iberisch
halten, bask. sarra und zaragarra bedeuten dasselbe, vgl kymr.
sarn (f.) estrich, sarnaidh krustig. Ob auch sp. pg. sarro
schleim, Weinstein dahin gehört?
Sarracina sp. blutiger streit; vom bask. asserrecina
ernsthafter streit, s. Larramendi.
Sarrafar pg. aufritzen, schröpfen; wahrscheinlich ent-
stellt aus scarificare, woraus sich auch eine andre form sp.
sarjar (scarfcar scarcar, lat. rc = sp. rj), noch mehr ver-
kürzt sp. pg. sajar, erklären muß. Man möchte arab. Ur-
sprung vermuthen, da die medicin in den händen der Araber
war: ihr kunstausdruck für scarißcieren aber ist taracha freut.
1. 189a, welches pg. tarafar ergeben hätte. Das bask. wort
lautet sarciatu.
Sarraja sp., serralha pg. hasenkohl: lactuca agrestis
est, quam sarraliam nominamus eo quod dorsum ejus in mo-
dum serrae est Isidor. 17, 10, 11.
S ä r r i a sp. pr. cat. netz oder geflechte von binsen, alt fr.
sarrie Roquef, bask. sarrea; dsgl. sp. sera, pg. seira bin-
senkorb. Die Wörter erinnern an ahd. sahar ried, binse, mlat.
sarex = carex, aber auch arab. scharf ah vogelnetz Gol. 1272
darf angeführt werden.
S arten sp., pg. sartagem und sartä, pr. sartan, vgl. sie.
sartania, lieget; von sartago dass.
Sastre sp. Schneider; euphonisch für sartre von sar-
tor, it. sartore.
Saudade pg. (viersylbj schmerzliche Sehnsucht, sau-
doso sehnsuchtsvoll. Diesen Hebungen der dichter giengen die
formen soidade soidoso voraus für soledade soledoso. Sau-
dade bezeichnet also eigentlich die abgeschiedenheit von einem
geliebten gegenstände ; vgl. disio 1. König Dionys braucht soy-
dade viersylbig p. 58, Gil Vicente spricht saudade saudoso
dreisylbig, Camoens immer viersylbig.
S ay o n altsp., saiao altpg. gerichtsdiener ; vom ahd. sago
d. i. sager, mlat. saio sagio L. Wisig. und span. Urkunden.
S. über das deutsche wort Grimms rechtsalt. p. 765. 781, Rieht-
hofen v. asega.
Sencillo sp. einfach; dimin. aus simplex = it. sem-
piicello.
II. b. SENDOS— SIRGAR. 533
S e n d o s sp. , senhos pg. , alt selhos S. Rosa, das ein-
zige distributiv, das den neuen sprachen in alter bedeutung
verblieben ist, ton singuli singulos, Rom. gr. III. 15. Altsp.
senero von singularius.
Serba sp. ßlsbeere; für suerba von sorbum, it. sorba.
Über ue aus o s. oben frente.
Serrin sp. (m.) Sägemehl; von serrago serragtnis, wie
orin von aerugo.
S e s go sp. pg. schräg, sesgar schräg schneiden oder dre-
hen; von unbekannter herkunft
Seso sp., siso pg. verstand, htm; von sensus.
Seto sp. gehege; von septum.
Sicrano pg. pron. für lat. quidam; abgeleitet von se-
curus im sinne von certus. Auch der Provenzale hat die ent-
sprechende abl. seguran.
Sien sp. (f.) schlaf am haupte. Dies dem Portugiesen
und Catalanen unbekannte wort leitet Cabrera ganz unpas-
send von sinus. Roman, mundarten nennen diese gegend des
hauptes somnus (vgl. tempia I.) , dies thut auch der Baske
(loa vnvog, pl. loac xQoracpoi): aus somn konnte suen wer-
den, in sien läge eine ganz ungewöhnliche entstellung des sprach-
richtigen diphthongs, die sich höchstens als scheideform von
sueno würde begreifen lassen, wie man etwa mlat. timpora
für tempora sprach. Die vertauschung des genus wäre min-
der auffallend.
Siesta sp., sesta pg. mittagsruhe ; von sexta die sechste
stunde nach Sonnenaufgang, die mittag sstunde.
Silo sp., bask, siloa ciloa getreidegrube, fehlt pg. cat.,
aber neupr. silö. Die spanischen etymologen erblicken darin
das den Römern bekannte sirus, gr. oeigog, gegen welches bei
dem häufigen Übertritte des r in 1 (auch im baskj nichts zu
erinnern ist.
Sima sp. höhle, grübe; unermittelter herkunft.
Singelo pg. einzeln; lat. gleichsam singillus, woher
singillarius bei Tertullian.
Siquiera sp., pg. sequer, adverb für lat. saltim, zsgs.
aus si und quiera conjunctiv von querer, so daß es bedeutet
'wenn man will, wenn auch nur'.
Sir gar sp. pg. cat. bugsieren, sbst. sirga handlung des
bugsier ens, auch dazu dienendes seil; nach den span, ety-
534 II. b. SISA— SOLLAR.
mologen vom gr. oeigav mit dem seile ziehen, wovon es also
mit dem suffixe ic abgeleitet sein müste, siricare.
Sisa sp. pg. aufläge, auch schwänzelp fennig der dienst-
boten, sp. sisar, pg. scisar abschneiden, zurückbehalten. Nach
Ducange identisch mit fr. assise, aber schwerlich würde der
Spanier den anlaut a abgestoßen haben: vielmehr wie siso aus
sensus, so entstand sisa aus pr. sensa aufläge == tat. census.
S/tio sp., seti setje pr. stelle, sp. sitiar, asitiar, pr. ase-
tiar asetjar belagern; wohl vom ahd. sizan, alts. sittian sitzen,
vgl. bisittian belagern.
Sobar sp., sovar pg. kneten; vom gleichbed. subigere,
auf roman. weise in subagere (daher auch sobajar) umge-
bildet, Rom. gr. IL 344, freilich mit nicht gewöhnlichem, aber
doch auch in mear vorkommenden Übertritte in die 1. conj.; vgl.
dieselbe behandlung des g in espurrir von exporrigere. Auch der
Baske sagt sobaiu, nach Larramendi für jobatu, von jo klopfen
und batu sammeln, welche deutung aber zurückzuweisen ist.
Socarrar sp. cat. versengen; baskisches wort, sucartu,
von Larramendi zerlegt in sua feuer, und carra flamme. In
dem ersteren aber mochte der Spanier seine präpos. so füh-
len wie in dem synonymen so-llamar, daher socarrar für su-
carrar. Sbst. socarra, sofern es Verschmitztheit bedeutet, leitet
man von soga, bask. soca, strick, verschmitzter mensch, aber
auffallend hat auch soflama hinterlistiges wesen (sub-flammare)
in einem mit dem bask. carra gleichbed. Worte seinen grund.
S ohez soez sp. schmutzig (in jedem sinne), niederträch-
tig. Nach den etymologen von sub und faex, worin sub als
präposition zu verstehen sein müste wie in so-color vorwand
(sub colore) u. a., hombre soez wäre also homo sub faece
populi tiefer als die liefe des Volkes. Das gekünstelte dieser
deutung wird niemand entgehen. Darf man annehmen, daß
die von dem Spanier Prudentius (adv. Symmach. IL 813) ge-
brauchte form suis für süs (spurca suis nostro amne natat;
al. sordida sus) etwas mehr sei als eine grammatische Ziere-
rei, daß sie ihren grund hatte in der Volkssprache, so braucht
man nach keinem andern etymon zu forschen, zumal da der
Spanier nominativformen auf s , das sich diesmal als z dar-
stellte, liebt (diös, Carlos) : der ton zog sich nur auf die zweite
sylbe wie in juez. Auch porcus ward zum adj. puerco.
Sollar altsp. blasen, nsp. resollar; von sufflare.
II. b. SOLLO-SOSANAR. 535
Sollo sp., solho pg. ein seefisch; von suillus : porci ma-
rini 'vulgo' vocantur suilli Isidor. 12, 6 (Cabrera).
Soltar sp. pg. loslassen; frequentativ von solvere so-
lutus, also für solutar.
S o m b r a sp. pg. cat. schatten. Es weist mit seiner gan-
zen bildung und seinen derivaten (sombrage = it. ombraggio
u. s. w.) so bestimmt auf das gemeinrom. ombra, daß das an-
lautende s nicht irre machen darf. Muthmaßlich sagte man
anfangs so-ombrar = sub-umbrare unter schatten setzen, dem-
nächst sombrar, sbst. sombra: das vorhandne prov. sotz-um-
brar beschatten Jaufr. 95b bringt diese muthmaßung der ge-
wissheit nah. Merkwürdig ist noch die altspan. form solombra
schatten s. Alex, und Teatr. ed. Bohl p. 83, vb. pr. dauph. so-
lombrar beschatten Qneupr. souloumbrous schattig), vielleicht
nur aus sotzombrar entstellt; oder hat sich hier der artikel
eingemischt (so l'ombra) wie im lothr. ailaurbe s. v. a. ombre,
eig. s. v. a. ä l'ombre? an solis umbra wird man nicht mit
Covarruvias undCabrera denken wollen. Die franz. spräche
hat ein adj. s ombre düster (daher ndl. somber), welches
dasselbe wort sein kann; alt fr. essombre Ruteb. 11.40 schat-
tiger ort?
Som o rg uj o sp. taucher, somorgujar untertauchen; von
submergere, mit seltnem suffix, vgl. gran-uja und burb-uja.
Sortija sp., sortilha pg. fingerring. Man leitet es ge-
wöhnlich von circes circitis kreiß, bei Sidonius, dimin. cir-
citicula, welches sertija und mit einem dem Spanier wenig ge-
läufigen vocalwechsel sortija gegeben hätte. Es ist aber buch-
stäblich das lat. sorticula und bedeutet hiernach etwas schick-
salbestimmendes, einen zauberring, dessen steinen magische
kräfte zugetraut wurden. In einem testamente vom j. 1258
z. b. liest man: que as suas sortelas das vertudes as gardem
para as enfermas die ringe mit Zauberkräften soll man für
die kranken bewahren S.Ros. p.33lK Aus (unvorhandnem)
sortilha entstand auch das pr. sortilhier zauberer.
Sosanar altsp. verspotten, verachten, s. Sanchez glos-
sare und Canc. de Baena, sbst. sosano, altpg. sosano Verach-
tung; unzweifelhaft von subsannare verhöhnen, bei spätem
Lateinern, zsgs. mit sanna. Dasselbe wort, wiewohl ein sol-
cher ausfall des sauselautes fast nur mundartlich vorkommt
(Rom. gr. L 232), scheint pr, soanar, aitfr» sooner Ruteb» IL
536 II. b. SOSEGAR— TALA.
, mit gl. bed., sbst. soan soana. Wie erklärt sich aber
das prov. in einigen stellen vorkommende sofanar ? Fer. v. 1401,
Kathar. rituale p. 30.
Sosegar (präs. sosiego) sp. , socegar pg. beruhigen,
besänftigen, sich beruhigen, sosiego, socego stille , ruhe, da-
her it. sussiego ernste haltung. Etwa für sos-eguar sachte
ausgleichen, tat. gleichsam sub-aequare? eine port. form igar
von aequare bemerkt S. Rosa.
Soso sp. geschmacklos, richtiger pg. insosso; von in-
sulsus. Das synonyme sp. zonzo muß dasselbe wort sein.
S o t o sp., souto pg. gehölz ; von saltus, altpg. noch salto
S. Rosa, wie ital. , in Urkunden sautus z. b. Esp. sagr. XVI.
p.448 Cvomj.1021).
Suero sp. , soro pg., soru sard. molken; von serum.
Biese Verwandlung des betonten e in o vor einfachem con-
sonanten ist im span. beispiellos und läßt fast einfluß eines
verlornen franz. soir vermuthen. Nicht einmal ein homonym
nöthigte dazu.
T.
Taba sp. beinchen, knöchlein; unbekannter herkunft.
Vgl. arafr/täbaq dünner knochen zwischen den rückenwirb ein
Freyt. III. 39*.
Tabique sp. pg. wand von stein und lehm; vom arab.
etabiq etwas aneinander passendes Freyt. III. 40*, nach Sousa.
Altsp. taxbique Canc. de Baena, wo auf ein arab. texbiq ver-
wiesen wird.
T a g a r o t e sp. pg. ägyptischer falk; so genannt von dem
flusse Tagarros in Africa, weil dieser vogel in den f eisen sei-
nes ufers nistet (Covarruvias).
Taimado sp., taimad cat. listig, verschmitzt, sbst. tai-
monfa.
T a 1 a sp. pg. cat. pr. ausrottung der bäume, Verwüstung,
talar bäume abhauen u. s. id., vgl. den franz. Ortsnamen Bois-
talle Vocab. du Berry p. 103. Sicher nicht identisch mit dem
synonymen tallar. Ein handschriftliches bask. glossar über-
setzt tala cexcidium sylvarum', was freilich die iberische her-
kunft des Wortes noch nicht beweist, allein es scheint sich
auch in hispan. Ortsnamen wie Tala-briga, Tala-mina, Tal-
Il.b. TALEGA—TEMA. 537
ori wiederzufinden, worin es das ausrotten der Wälder zu
neuen ansiedelungen bedeuten könnte, s. Humboldt über die
urbewohner Hisp. p. 53. Daneben ist allerdings noch zu er-
wägen ahd. zälön diripere = mlat. talare in der L. Alant.,
theils weil das wort auch in Frankreich einheimisch war, theils
weil das rothwälsche talar grade diese specielle bed. (fortneh-
men, fortreißen) ausdrückt.
Talega sp., pg. taleiga, pr. taleca sack, beutet; nach
den span. etymologen vom gleichbed. gr. d-vkaxogr wohin auch
wal. tileäge gehört.
Tambo pg.brautbett; von thalamus mit eingeschobenem
b, altpg. tamo hochzeitsfest.
Tan sp. , pg. täo, pr. tan (ta Boeth.) , adverbium von
tarn, Rom. gr. IL 397.
Tarima sp., pg. auch tarimba schemel; vom per s. cta-
rimah dass. (Sousa).
T a s sp. s. tas //. c.
Tasajo sp., tassalhopgf. stück geräuchert fleisch; etwa
vom gallischen taxea speck, das Isidorus aus Afranius an-
führt ? Oder , wie Cabrera meint, von tessella würfelchen ?
Unter diesen beiden spricht das cat. tasco, umgestellt aus taxo,
für ersteres.
Tascar sp. pg. zupfen, hecheln; ahd. zaskön raffen,
bair. zaschen ziehen, schleifen, womit das rom. tasca zusam-
menhängt, s. thl I.
Te, ate, bei den alten atem, port. präposition, offenbar
von tenus ad-tenus, altsp. atänes. Das synonyme altsp. altpg.
fata und ata erklärt man mit recht aus dem gleichbed. ar ab.
ehatta.
Tea sp. pg. fachet, atear anzünden; von taeda.
Tecla sp. pg. cat. taste der orgel u. dgl; wird aus te-
gula wegen der ziegelartigen form erklärt. Die schlechte ro-
manisierung (es müste teja telha lauten) verräth den später
geschaffenen kunstausdruck.
Teiga teigula pg. binsenkorb; zweifelhaft, ob von theca
oder von teges (f.) binsenmatte.
Tema sp. hartnäckigkeit , eig. in der behauptung eines
satzes (thema), daher tematico thematisch und hartnäckig.
Der Portugiese hat sich, neben tema in alter bedeutung, die
scheideform teima gebildet.
«38 Il.b. TEPE— TOLDO.
Tepe sp. pg. stück rasen, vgl. tapia lehmwand; auch
piem. comask. tepa moos, erdscholle.
Terciopelo sp. pg.sammet; zsgs. aus tercio undpelo
haar, seidenfaden, weil er ursprünglich aus dreidrähtiger seide
gewirkt ward.
T e r c o sp. hartnäckig, hart. Covarruvias leitet es von
altercari : wie nahe aber lag ihm tetricus unfreundlich, streng,
dem sich wohl auch das synonyme it. terchio anschließen
wird.
Tez sp. (f.) glatte Oberfläche, frische gesichtsfarbe, pg.
tez tes tex äußerste zarte haut, auch des obstes, vb. sp. ate-
zar glätten. Von tersus glatt, vb. tersare, oder (mittelst der
form tertus) von tertiäre.
T i er n o sp., terno pg. zart; von tener, fr, tendre u. s. w,
Tieso sp,, teso pg.hart; von tensus gespannt, it. teso,
vgl. die glosse tensus tesus Class. auct. VI. 548a.
Tilde sp., til pg. (m.) kleiner strich, accent, cat. titlla;
flontitulus kennzeichen, nach Covarruvias : dieselbe Umstellung
in cabildo aus capitulum. Das wal. title circumflex, das occ.
titule punct über dem i, sichtbarlich von titulus, kommen dieser
herleitung zu statten.
Tino sp. pg. richtiges urtheil, Ortssinn, Scharfsinn, auch
atino, vb, atinar ins ziel treffen, das rechte treffen. Von un-
gewisser herkunft, sicher nicht von attingere, vielleicht ent-
standen aus der dem Portugiesen wohlbekannten präpos. te-
nus ad-tenus (s. oben), die das ziel bezeichnet, wie auch ahd.
zil, ags. til mit der gleichbed. präp. til zusammenfallen. Aus
dem vb. atinar wäre hiernach erst das sbst. atino, endlich tino
entstanden.
T o b a sp, Stengel der distel; von tuba röhre, npr. touve
dass,, vgl. fr. tige röhre und Stengel.
Tobillo sp. knöchel am fuße; von tuberculum kleiner
höcker, oder unmittelbar aus tuber abgeleitet, da tuberculum
eher tobejo ergeben hätte.
T o c h o sp. grob , plump ; vgl. it. tozzo dick und kurz.
Tocinosp. eingepökeltes Schweinefleisch. Die etymolo-
gen schwanken zwischen tucetum gericht aus gehacktem fleische?)
und tomacina art wurste.
Toldo sp. pg. zeit; vom lat. tholus kuppeldach, mit ein-
geschobenem d wie dies in humilde von huurilis geschah, Vb,
A.b. TOLO-TORMO. 589
pg. toldar decken, tapezieren, daher tolda schimmel, eine dek-
kende überziehende materie.
Tolo pg. dumm, einfältig, augm. toleiräo. Nach Mo-
raes vom dtschen toll, mit dem es allerdings äußerlich zusam-
mentrifft. Aber der hochd. anlaut t = ndd. d (alts. dol, altn.
dul) gibt kein span. t, das wort verlangt eine andre erklä-
rung. D. Diniz braucht tolheyto als synonym von loueo (que
hüa, que deos maldiga, volo ten loueo e tolheyto p. 181. 182),
es mag stumpf von sinnen bedeuten und ist das. pg. tolhido,
alt tolido gelähmt, s. unten tullir. Hieraus kann tolo, das
auch erstarrt, betäubt heißt, abgekürzt sein wie manso aus
mansueto u. a.
Tomar sp. pg. nehmen, wegnehmen, auch fühlen, lei-
den (hinnehmen?) und nur in dieser bed. kennt es der Cata-
lane. Es scheint von goth. herkunft, vgl. alts. tömian ledig
oder freimachen, woraus die bed. losmachen, wegnehmen er-
folgen konnte, so sp. quito ledig, los, quitar wegnehmen. Griech.
To/tog TOfiij stimmen nur*mit dem buchstaben.
Tomate sp. pg., tomätec tomaco cat. eine frucht aus
Neuspanien, liebesapfel, goldapfel; vom mexican. tomatl (Ca-
brera).
Tomiza sp., tamica pg. binsenstrick ; von tomix dass.
Torno sp. pg. körperlicher umfang, dicke, große, dsgl.
gewicht d. i. Wichtigkeit; wohl von tomus buch, band, das man
dem synonymen volumen auch in dieser anwendung gleich-
stellte.
Tona pg. dünne rinde oder schale von bäumen und
fruchten. Von lunica? aber der Portugiese wirft die endung
Tc nicht ab. Vielleicht ein alteinheimisches wort. Im kym-
rischen findet sich tonn (m.) kruste, schale, haut.
Tontosp. pg. dumm; von attonitus, daher auchsp. aton-
tar betäuben.
Toria cat. senker, ableger. In diesem worte scheint
sich das von dem Spanier Columella gebrauchte turio (Schöß-
ling) mit geringer Veränderung erhalten zu haben. Es wäre
also mit kurzem u türio anzunehmen.
Tormo sp. hoher einzeln stehender f eisen; für torno,
vom alts. altn. mhd. turn (tat. turris), um es von torno dreh-
scheibe u. dgl. zu unterscheiden. Oder läßt sich ein passen-
des etymon aus einer näher liegenden spräche aufweisen?
540 II. b. TOROZON— TRAGE.
T o r o z o n sp. , alt torzon bauchgrimmen ; von torsio
(Cabrerd), it. torzione.
Torrar sp. pg. cat., sp. auch lurrar und esturar rösten,
sengen; von torrere, extorrere. Man fühlt sich versucht an
das dtsche dorren (adj. ahd. durri, goth. thaursus) zu den-
ken, da die umbiegung der 2. conj. in die 1. im span. so sel-
ten vorkommt. Aber sie kommt vor (s. oben mear) und somit
muß dem lat. etymon jedes andre weichen. Die 3. conjuga-
tionsform im occit. estourrir hat weniger befremdliches. Das
churw. torrer blieb der lat. form getreu.
T o r v i s c o sp. ein südeuropäischer Strauch, daphne gni-
dium L.; von turbiscus bei Isidorus, quod de uno cespite ejus
multa virgulta surgant quasi turba.
Tosco sp. pg. grob, rauh (von Sachen und personen) ;
unbekannter entstehung. R. Febrer braucht es auch in gutem
sinne, wenn er eine kriegerschaar gent valenta e tosca nennt
str. 97.
Toura pg. unfruchtbare kuh. Tauras vaccas steriles
appellari ait Verrius. So sagt Festus und auch bei Varro und
Columella bemerkt man das wort. Eine abl. davon ist das
prov. adj. töriga zsgz. turga unfruchtbar (von frauen ge-
braucht), neupr. turgea, piem. turgia, dsgl. norm, torliere (von
taurula) s. v. a. pg. toura.
Touräo pg. wiesei; woher?
Toxo (tojo) sp. ginster , pg. tojo dorngestrüpp; unbe-
kannter kerkunft.
Tozo arag. winzig, zwergmäßig, toza stumpf, stümmel,
tozar stoßen, anstoßen; von tunsus klein gestoßen.
T o z u e 1 o sp. nacken. Nach Covarruvias bezeichnet es
den fleischigen nacken zumal der thiere, und steht für tor-
zuelo von torus muskel, wulst; grammatisch unverwerflich.
Tragar sp. pg. verschlingen , hinunterschlucken. Lat.
trahere heißt einziehen, trinken, prov. trai're verschlingen: lo
pom trazic verschlang den apfel Choix I. 397, vgl. Lex. rom.
V. 399. Aus trahere konnte sp. trahicare traigar tragar ab-
geleitet werden, ebenso ward aus volvere volvicare volcar.
Trage sp. , trajo pg. art sich zu kleiden, tracht; vom
sp. traer tragen (ein kleid), lat. trahere, im mlatein zur be-
seitigung des hiatus trägere geschrieben und gesprochen, s.
slruggere //. a.
II. b. TRAILLA—TRIGAR. 54t
Trailla sp. walze die erde zu ebenen; von traha schleife
(Cabrera).
Trapiche sp. pg. zuckermühle; von trapetum öhlpresse
(Cabrera).
T r a s e g a r sp., pg. aber trasfegar, cat. trafagar ans ei-
nem gefäß in das andre gießen, umgießen, umkehren, sbst.
trasiego, trasfego, träfag. Etwa von trans-aequare aus dem
gleichen bringen, umkehren, ausgießen, wie fr. verser beide
letztere bedd. zeigt? Allein eine so müßige einschiebung des
f ist gegen alle erfahrung. Vielleicht ist dieser buchstabe nur
ein geschärftes v (s. oben he) und trasfegar stände für tras-
vegar, gleichsa?n trans-vicare von vTcis Wechsel, woher auch
sp. vegada und mit gleicher schärfung fr. fois. Die grundbed.
wäre hiernach umwechseln, umtauschen.
Tr a s g o sp. pg. poltergeist, der das kücheng eschirr durch-
einanderwirft (s. CovarruviasJ ; von trasegar umkehren, ver-
muthet J. Grimm mythol. 473.
Trasto sp. pg. alter hausrath; wohl von transtrum bank,
pars pro toto. Zu traslo passt formell alt fr. traste querbal-
ken, sichtbarlich von transtrum, dem auch diese bedeutung
zusteht.
Travieso sp. , travesso pg. quer, traves sbst. quere,
schiefe, atravesar quer legen; von transversus, fr. Iravers u. s. w.
Trepar sp. pg. cat. klettern; urspr. wohl nur hinauf-
steigen, lat. scandere, vom dtschen treppe, wie schon Moraes
meinte, ndl. trap, altn. trappa stufe, wurzelverwandt mit pr.
trepar//. c; vgl. occit. escalo treppe, escalä klettern; lat.gra-
dus stufe, fr. gravir. Aber cat. trepar bohren erinnert an
gr. TQsntiv, lat. trepit vertit Paul, ex Festo.
Trewapg. (nur implur. üblich) dunkelheit; von tenebrae,
sp. tinieblas u. s. w.
Tri gar altpg. antreiben, beschleunigen, z. b. trigar os
cavallos, trigar a sua jornada S. Rosa, daher sbst. triganga
eile. Bedeutet also das gegentheil des pr. trigar hemmen, von
tricari: ist es etwa von extricari entwirren d. i. losmachen,
fördern ? aber Wegfall der compositionspartikel ist ein fast
unerhörtes ereignis. In trigar muß man, sofern die lautge-
setze zu folgerungen berechtigen , eine gothische reliquie an-
erkennen : threihan drängen, pressen = ags. alts. thringan, ahd.
dringan, rihd. dringen, konnte sich romanisch kaum anders
542 II. b. TRIGO— UPA.
darstellen. Das port. wort ist um so willkommener , als es
die einmischung des n noch nicht verräth.
Trigo sp. pg. wehen; von triticum mit euphonischem
aus fall der zweiten sylbe.
Trine a sp. pg. cat. dreiheit, drei dinge; muthmaßlich
von trinitas, das man aber aus scheu vor seiner heiligen be-
deutung absichtlich entstellte, s. ähnliche fälle Rom.gr. IL M 4.
Trocir altsp. hindurchgehen, sterben; von traducere,
s. Sanchez glossar zum Cid.
Tropezar sp.pg. stolpern, sbst. tropiezo, tropeco; dsgl.
pg. tropicar, sp. mit eingeschobenem m trompicar. Wie das
begriffsverwandte tropellar aus tropel (häufe) entstand, so das
gegenwärtige verbum aus dem primitiv tropa; altsp. findet sich
auch en-tropezar Alex, und en-trompezar. Befremdlich ist
hier das suffix ez, das übrigens auch in bostezar (aber präs.
nicht bostiezo wie tropiezo) und aeezar vorliegt.
Trujal sp. öhlmühle; von torcular presse, wie Cabrera
richtig erklärt.
Tuero sp. Scheitholz, pg. toro entzweigter baumstamm,
rümpf des körpers; von torus muskel, wulst, wie sp. munon
muskel und stammet heißt. Dahin auch sp. atorar stecken blei-
ben (wie ein block oder wulst), das nicht von obtürare her-
rühren kann.
Tullirse sp. , tulirse cat. gliederlahm werden = pg.
tolherse de membros, von tollere wegnehmen, zu gründe rich-
ten, altsp. toller.
Tur co altsp. schnöde, unbescheiden, bei Santillana pro-
verb. p.36 (Madr.1799); von dem völkernamen Turco. So
auch sie. turcu, piem. turch starr, unbeugsam u. dgl.
Tütano sp. pg. mark.
u.
Uncir sp., alt juncir, ochsen anspannen; von jüngere,
vgl. ercer von erigere.
U na sp., unha pg. nagel, kralle; von ungute, it. unghia
u. s. w.
Upa aüpa sp., cat. upa, fehlt pg., ermunter ungsruf be-
sonders für die kinder , aufgestanden! munter! vb. sp. upar
sich anstrengen um sich zu erheben. Das zusammentreffen
II. b. URCA-VASTAGO. «48
mit goth. iup iupa ävco, alts. iip üp upa u. s. f. ist überraschend,
zumal da auch ein verbum, z. b. ags. uppian sich erheben,
altn. yppa erheben == sp. upar, statt findet. Die interjection
steht auch dem Basken zu geböte, s. Larramendi s. v. und
Astarloa apol. p. 260, das verbum scheint ihm zu fehlen.
Urea sp.pg. einfahrzeug; nach Aldrete p.65a vom gr.
dXxüg: da aber urca auch sturmfisch heißt, lat. orca, und
letzterem auch die bed. tonne zusteht, so ist lat. Ursprung
wahrscheinlicher.
Urce sp. pg. heidekraut; von erice (Cabrera).
Urraca sp.pg. elster. Covarruvias räth auf furax die-
bisch und Seckendorf bringt ein altsp. furraca, dem jedoch die
port. form widerspricht. Schtoerlich ist der edle span. frauen-
name Urraca (in den Urkunden Hurraca und Orraca) daher
entnommen, leichter fand das umgekehrte statt : heißt ja doch
derselbe vogel auch marica Mariechen.
Uviar ubiar hubiar huyar altsp. helfen Poem, d. Cid
1189. 1192. 1217, hinzukommen 3331, begegnen, widerfahren
Berc. milagr. 95 u. s. w. Die Schreibung mit h ist eben so
irrthümlich wie die herleitung aus irgend einem andern worte
als dem nachclassischen obviare entgegen kommen, abhelfen.
Ubiar ist gewiss älter als das erst aus dem latein. wieder ein-
geführte obviar, it. ovviare hindern. Zsgs. ant-uviar zuvor-
kommen, beschleunigen, sbst. antüvio.
v.
Vacio sp., vasio pg. leer, sp. vaciar, pg. vasar aus-
leeren; von vaeivus bei Plautus und Terenz.
Vä guido sp., vägado väguedo pg. schwindet, adj. sp.
väguido schwindlig. Wurzel undbildung können deutsch sein:
goth. vagjan, ahd. wegjan schütteln, schwingen, ags. vagian,
engl, wave wallen, wogen, daher sbst. ahd. wagida wegida
Schwingung; vaguido stände also euphonisch für guaguido, s.
darüber vague //. c, ein aus derselben Wurzel stammendes wort.
Vaiven sp., vaivemp#. Schwankung ; zsgs. aus va viene
oder va y viene es geht und kommt, es geht hin und her.
Västago sp. Schößling eines baumes, fehlt port.? von
ungewisser herkunft. Man erinnert an gr. ßXuoio; Schößling,
adj. ßluoTixoq.
ÖU II. b. VEADO— VENTANA.
Veado pg. hirsch; von venatus wildpret, mit ausgesto-
ßenem n nach port. brauch, sp. venado, tcal venat.
Vedija sp. wollflocke, schöpf von verwickeltem haar,
vgl chw. vadeglia, comask. vedeglia flocke; dazu (denn gu
kann aus v entstanden sein) sp. guedeja haarlocke, löwen-
mähne, pg. guedelha gadelha langes haar, felbel. Nicht wohl
vom ahd. wadal wedil, da die regelrechte form guallo oder
guadel gewesen wäre. Die span. etymologen leiten beide Wör-
ter vom lat. vellus her: dieser übertritt des 1 in d ist aber
so ungewöhnlich, dass er sich nur aus dissimilation , um das
wiederholte 1 in vellicula zu vermeiden, rechtfertigen läßt.
Vedro altpg. alt, z. b. de vedro von alters her, tempo
de vedro S. Rosa; von vetus veteris, vgl. it. Castel-vetro, sp.
Mur-viedro u.dgl., s. Ro?n.gr. 11.47.
Vega sp., veiga pg. fruchtbare ebene; schon in den
frühsten Urkunden vorhanden, z. b. in einer galicischen vom
j. 757 Esp. sagr. XL. 362. Es soll baskisch sein, nach Larra-
mendi entweder von bera tiefes land, oder von be-guea ohne
höhlen d. i. fläche. Merkwürdig ist die altpg. form varga S.
Rosa, wenn sie als eine solche genommen werden darf.
Velar sp. trauen, priesterlich einsegnen zur ehe; eig.
verschleiern, weil die braut mit einem schleier erscheint (oder
erschien, Moraes), daher die neuvermählte velada, aber auch
der gälte velado heißt. Nach J. Grimms vermuthung (vorrede
zu Schuhes goth. wb. p. XIII) wäre diese bedeutung des span.
verbums durch das goth. liugan heirathen, eig. verhüllen (ve-
lare) herbeigeführt worden.
V e n c e j o sp. band zum festbinden; von vinculum, gleich-
sam vinciculum.
Vendaval sp. pg. südwestwind, auch südwestliche ge-
gend; vom fr. vent d'aval (S. Rosa).
V e n t a sp. einsam an der landstraße liegende herberge.
Dasselbe wort heißt auch einkauf = it. vendita, wogegen alt fr.
vente auch den ort des einkaufes, markt, halle bedeutet, und
hiermit muß die erster e bed. des sp. venta zusammenhängen,
vgl. sp. fonda wirthshaus und mlat. funda Sammelplatz der
kaufleute. Hacer venta heißt einkehren.
Ventana sp. fenster; urspr. wind- oder luftloch, von
ventus: so altn. vind-auga, dän. vindue windöffnung. Mittelst
desselben suffixes entsprang Solana sonniger platz aus sol.
Il.b. VERÜÜGO-XAQÜECA. 545
Das port. wort ist janella, das man aus janua ableitet. Ver-
altet ist finiestra hiniestra.
Verdugo sp. frisches reis, von verde, viridis, zugleich
ein name deshenkers, insofern er ruthenstr eiche zu geben hat ;
nach Cabrera entstellt aus virgultum, aber das suffix ug ist
unbestreitbar. Daher wohl it verduco art schwertklinge.
Vereda sp. pg. pfad; via, per quam veredi vadurit, er-
klärt Ducange h. v., vgl fr. vreder IL c. Man trifft es schon
in einer Urkunde von 757 Esp. sagr. XL. 363: postea vadit
ad illa vereda, quae venit de Rovera.
Vergonteasp. Schößling; wird aus virgultus abgeleitet.
Vericueto sp. rauher, unebener weg; vom bask. bire-
gueta, eig. bide-gue-ta d.i. wegloser ort, s. Larramendi.
Veta sp., pg. beta ader im holze u. dgl, streif im zeuge,
band, pr. veta in letzterer bed.; von vitta binde.
V i g a sp. pg. balken. Die prov. und cat. form ist biga,
die kaum ein ursprüngliches v annehmen läßt. Nach Covar-
ruvias bezeichnet viga den horizontalen balken, auf dem die
dachsparren ruhen: sollte man ihn benannt haben nach tat
biga wagen, in so fern dieser ähnliche sparren trägt? Colu-
mella kennt vibia querholz : es hätte sp. vija gegeben, nicht viga.
V i 1 1 a n c i c o sp. kirchenlied mit musicalischer begleitung
besonders für das weihnachts- und frohnleichnamsfest, s. Ren-
gifo art. poet. und Covarruvias ; urspr. Volkslied, ländliches
lied, von villano, welche bedeutung auch das pg. villancete
das sp. villanesca hat.
Vinco pg. falte, dsgl. geleise des wagens.
V i s 1 u m b r e sp. pg. falsches oder schwaches licht ; eig.
bis-lumbre, s. bis /.
Volcar sp. umkehren, cat. bolcar und embolicar ein-
wickeln, limous. boulcä ausschütten ; für volvicar von volvere.
Wohl auch pg. emborcar umkehren, für embolcar.
x.
Xäcara sp. , pg. xäcara chäcara eine art Volkslieder >
ein nationaltanz; muthmaßlich arabischer herkunft, vgl. scha-
kara danken, lobpreisen freut. II. MP.
Xaqueca sp. , xaqueca pg. einseitiges köpf weh; vom
arab. schaqiqah dass. freut. IL437b.
35
546 II. b. XÄRA-ZAGA.
Xara sp., xara pg. ein Strauch, wilder rosmarin, dsgl.
Wurfspieß mit sehr dünner spitze, adj. xaro sp. wildschw ein-
artig von borsten; vgl. arab. schacrä mucke mit Stachel, adj.
struppig, borstig, grasreich Freyt. II. 427b. Aus dem span.
ist das bask. chara, nicht umgekehrt.
Xarifo sp. schön, geschmackvoll gekleidet ; vom arab.
scharif edel werdend Freyt. IL 414a.
Xa to xata sp. kalb ; vom arab. schact junger zweig, Setz-
ling Freyt. II. 42 lb bildlich genommen? aber das arabische
wort kennt diese bildliche anwendung nicht
Xisca sp. s. sescha IL c.
Y.
Yantar altsp., jantar pg. frühstücken, chw. ientar; von
dem seltnen lat. jentare, in alten glossen bereits jantare.
Yerno sp. eidam; von gener, pg. genro, fr. gendre.
Yertosp. struppig; «orchirtus, pg. hirto, it. irto. Altfr.
en-herdir sich sträuben (vom haar) Liv. de Job p. 483°.
Zabullir sp. untertauchen ; eig. brudeln, blasen wer-
fen auf der Wasserfläche, von sub-bullire (Covarruvias).
Zafo sp. , safo pg. frei von hindernissen , ledig, quitt,
zafar safar frei machen von etwas, putzen, schmücken; muth-
maßich vom arab. saha abrinden, abhäuten, abschaben d. h.
putzen Freyt. IL 294a. Das bair. zäfen zieren, schleppen
Schmeller IV. 227 trifft wohl nur zufällig damit zusammen,
doch darf es in erwägung kommen.
Z a g a sp. altpg. gepäck hinten auf dem wagen, hinterer
theil eines ding es , altsp. zaga adü. hinten; zsgs. sp. rezaga
nachtrab, welche bed. im Poema del Cid auch zaga einnimmt.
Die span. etymologen erklären das wort für ein arabisches,
aber ohne beleg. Seine grundbedeutung ist zetwas hinten be-
findliches, nachfolgendes*: darf man nun, wie in andern fällen
(sarta für serta, regalar für regelar), eine abänderung des e
in a annehmen, so könnte es aus lat. sequi, sp. seguir, ent-
standen sein; altport. schrieb man eben so wohl saga. Aber
leichter fließt es aus bask. atzaga ende, von atzea hinterer
theil eines ding es, s. Larramendi.
Il.b. ZAGAL-ZARANDA. 547
Zagal sp. pg. schäfer, im span. auch kräftiger junger
mann. Leute, die der loitterung ausgesetzt waren, zumal hir~
ten, trugen das sagum, daher sagal zagal?
Z a h u r d a sp. schweinstall; setzt Larramendi zusammen
aus bask. sar (sartu) eingehn, und urdea schwein.
Z a i n o sp. pg. dunkelbraun ohne helle flecken (von pfer-
den); arabischer herkunft (Covarruvias). Daher das gleich-
laut, ital. wort.
Zalagarda sp. Unterhalt; ein ganz deutsches wort,
zsgs. aus zäla verderben und warta lauer, und doch dürfte
für zala passender das lat. celare angenommen werden.
Z a 1 e a sp. Schafpelz mit der ganzen wolle ; vom bask.
osa ulea die ganze wolle, s. Larramendi.
Zamarro sp. Schafpelz, zamarra cbamarra, sard. ac-
ciamarra daraus gefertigter weiter rock, it. zimarra, daher
auch fr. chamarrer verbrämen ; eig. hausrock, vom bask. echa-
marra zeichen des hauses, nach Larramendi, der aber zamarra
von chamarra etymologisch trennt.
Z a m b o sp. krummbeinig ; leitet man richtig vom gleich-
bed. scambus.
Zambra sp. maurisches tanzfest; arab. wort, zamr ge-
sang Freyt. IL 253«.
Zanahoria sp., pg. cenoura pastinake ; erklärt Larra-
mendi aus dem baskischen, worin es gelbe würzet bedeute.
Nach der färbe nennt sie auch der Catalane safranaria.
Zangano sp. , pg. zangäo dröhne (brutbiene) , faul-
lenzer, der auf fremde kosten lebt; ist das it. zingano zigeu-
ner d. i. landstr eicher.
Zaque sp. weinschlauch; vom bask. zaguia zaquia, zsgz.
aus zato-quia lederschlauch, s. Larramendi.
Zaragüelles sp. (m. plur.) eine art altmodischer ho~*
sen mit falten; nach Larramendi abgekürzt aus dem bask.
galzarro bollac aufgeblähte hosen. Aber leichter fließt es>
wie auch Cabrera bemerkt, aus dem im mlatein nicht unüb-
lichen urspr. chaldäischen saraballa sarabella beinbekleidung,
worin sich b in v (gu) erweichte.
Zar and a sp., ciranda pg. kornsieb, sandsieb; vom arab.
sarandah, dies vom vb. sarada verketten, verweben (Sousa).
Das arab. wort aber hat bei Goliusll65 nur die bed. Qwohl
zusammengefügt.
548 II. b. ZARCILLO— ZUMBAR.
Zarcillo sp., alt cercillo ohrring; von circellus ringel,
bei Apicius, bask. circillua.
Zar co sp. pg. hellblau, sie. zarcu blaß; vom arab. za-
raq himmelblau Freyt. II.234i>.
Zarr i a sp. schmutz, der sich unten an die hleider hängt;
vom bask. zarria charria schwein (Larramendi).
Zarza sp. dornbusch, brombeerstrauch. Nach einigen
vom arab. cercel etwas in sich verschlungenes , woher denn
auch zarzo(hürde) kommen würde; nach Larramendi aus dem
bask. zartzia, von sarlu eindringen und cia spitze, daher auch
zarzaidea himbeerstrauch, dessen zweites wort idea begleiter
oder aidea verwandter (des brombeer Strauches) wäre.
Z ato sp. stück brot; vom bask. zatoa stück (Larramendi),
labort. zathia.
Z e v r o altpg. s. toivre IL c.
Z i r i g a fi a sp. übertriebene Schmeichelei ; vom bask. zuri-
gafia churigana (wofür auch umgekehrt gainchuritu) der oben
geweiße (verschönerte) theil, s. Larramendi.
Z orra sp. pg., altsp. zurra fuchs, daher pg. zorro, bask.
zurra listig, verschlagen. Muthmaßlich vom vb. zurrar das
haar abschaben, da, wie auch Covarruvias bemerkt, der fuchs
im sommer das haar verliert, vgl. gr. dlconixia das ausfallen
der haare, von dlc6n?j'§ fuchs. Zorra wäre also ein Schimpf-
name des thieres, schäbiges feil, der auch in der bed. öffent-
liche dirne = lat. scortum fühlbar ist: nur zufällig trifft da-
mit das ahd. zaturra, aus dem es allerdings grammatisch ent-
stehen konnte, zusammen.
Zorzal sp. pg. ein vogel, drossel; vom arab. zorzor
Freyt. II. 233a, oder, wie Larramendi will, vom bask. zozarra?
Einheimische thiere werden nicht arabisch benannt, besser
darum, trotz dem ungehörigen vielleicht aus turdus hereinge-
zogenen r, von zozarra oder dem einfachen zozoa.
Zozobrar sp. stürm oder Schiffbruch erleiden; von so
unter und sobre über, das unterste zu oberst kehren.
Zumaya zumacaya ein vogel, käuzchen; nach Larra-
mendi baskisch, zumba-caya fähig zu spotten (nach seiner
stimme). Oder ist es aus sp. zumba-cayo spottende dohle,
von caya mit vertauschtem genus, was in compositis öfter
vorkommt ?
Zum bar sp. sumsen, summen; naturausdruck.
II. b. ZUMO-ZUTANO. S40
Zumo sp. saft; vgl. gr. ^cojuog brühe.
Z u p i a sp. sauer gewordener wein, ausschuß, wegwurf;
vom bask. zupea zurpea bodensatz der kufe (Larramendi).
Zura zuro, zurana, zurita zorita die in felsen nistende
taube, holztaube.
Zurcir sp., pg. cirzir serzir, cat. surgir mit weiten su-
chen nähen; wohl von sarcire flicken, dem sich wenigstens das
pg. serzir zuneigt.
Zurdo sp. link, links; von surdus taub, leblos.
Zurrar sp., surrar pg. gerben, durchprügeln , durch-
peitschen; ungewisser herkunft. Die grundbedeutung ist chaar
abschaben', wie auch das port. Wörterbuch aussagt, also vieU
leicht aus surradere zusammengezogen.
Zur r i a ga sp. peitsche; vom bask. zurriaga, wofür auch
azurria gesagt wird, s. Larramendi und vgl. scuriada L, dem
sein anlaut nicht widerstrebt (z aus sc in zambo u. a.j.
Zurrir zurriar sp. summen; naturausdruck , lat. su-
surrare.
Zurron sp., surräo pg. schäf er lasche, lederner beutet;
vom arab. corrah geldbeutel, vb. corra Freyt. II. 490a. Das
catal. wort ist sarrö, das bask. zorroa.
Zutano citano sp. pronomen mit lat. quidam gleich-
bedeutend; unbekannter herkunft.
$50 II. c. ABLE-AFFALER.
C. FRANZÖSISCHES GEBIGT.
A.
Able fr. Weißfisch, mlat. abula; von albulus, also eu-
phonisch für alble (wie foible für floible), Schweiz, albele,
östr. albel, trierisch alf, der bedeutung nach das lat. alburnus.
bei Ausonius, s. Böcking zur Moseila 126, span. albur.
Abonner fr. auf ein unbestimmtes einkommen einen
bestimmten preis setzen, s'abonner sich als theilhaber an et-
was unterschreiben; von bonus gut, bürgend, vgl. sp. abonar
bürgen, gut heißen, versichern. Man leitet es ohne noth von
bonne gränze.
Aboyer fr. anbellen, altfr. abayer; von ad-baubari,
das einfache verbum bei Lucrez. Daher sbst. abois (plur.)
die letzten athemzüge, eig. des erliegenden hirsches, den die
hunde umbellen.
Ackarner fr. gierig machen ; von caro fleisch, eig. ein
thier auf das fleisch hetzen, pari, acharne eingebissen, er-
bittert, it. accarnare ins fleisch dringen, vgl. pg. encarnigar
reizen, erbittern.
Ache fr. (f.} eppich; von apium, it. appio, pg. aipo.
Adelenc pr. von hoher geburt (nur im G. deRouss.J,
zsgz. altfr. elin, vom ahd. adalinc ediling, ags. ädheling, mlat.
adalingus.
Ad es er adaiser altfr., adesar pr. sich anhängen, dsgl.
anrühren, anfassen; frequentativ von adhaerere adhaesus, s.
unten aerdre.
Adurer altfr. wall, pr. abdurar verhärten, dsgl. aus-
halten, wie fr. endurer, partic. adure, abdurat hartnäckig,
dauerhaft, ein häufiger beiname der helden; von obdurare mit
vertauschter partikel, s. unten entamer.
Aerdre aderdre altfr. pr. anheften, verbinden, ergrei-
fen; von adhaerere, gespr. adherere adher're mit eingescho-
benem d, anhangen, franz. in factitiver bed. anhangen ma-
chen, it. aderire.
Affaler fr. herablassen (schifferausdruck) ; leitet man
passend vom ndl afhalen herabholen, herabziehen.
H.c. AFFÜßLER-AIEÜL. 6&L
Affubier fr. vermummen; für affibler, mlat. se affi-
bulare sich einhüllen, eig. den mantel mit der fibula, umgestellt
pr. fuvela, befestigen, it. affibbiare, aber romagn. afiube.
Afre alt fr. (noch itzt pl. affres, bürg. sg. afre) schrecken,
grauen, adj. nfr. affreux gräulich; entspricht mit buchstaben
und begriff genau dem ahd. sbst. eiver eipar acer , horridus,
immanis , Grimm III. 510, Gra/f 1.100. Auch das it. afro
(herb) scheint daraus entstanden.
A g e fr. alter, alt fr. edage Ch. de Roh, aage eage ; gleich-
sam aetaticum von aetas. Zur erklärung des anlautenden a
(für ae) im dreisilbigen aage vgl. das synonyme alt fr. a-e aus
ae-tatem und zur erklärung des Suffixes age das gleichfalls
synonyme pr. antig-atge d. i. antiqu-aticum. In der nfr. form
ist seltsamer weise nur das suffix stehen geblieben, der stamm
ed, freilich im tat. nicht einmal ein stamm (aetas aus aev-
itas), ist verschwunden.
Aglan pr., cat. aglä, altfr. agland (so noch in Berry,
lothr. aiguiand) eichet. Vom lat. glans, aber vielleicht unter
einwirkung des gr. uxvlog oder, was buchstäblich näher liegt,
des goth. akran frucht (ecker) entstanden, da der Provenzale
das prosthetische a nicht liebt.
A i b pr. (mj, zuweilen ab Choix IV. 398, eigenschaft,
gute wie böse, adj. aibit begabt; ein merkioürdiges bloß der
altprov. spräche bekanntes auch im catalan. fehlendes wort.
Ganz nahe liegt das goth. aibr dcagov, dessen ächtheit mehr-
fach bestritten, von den neuesten herausgebern des Ulfilas an-
erkannt worden ist. Auslautendes r konnte abfallen (vgl. senh
aus senher, fr. Treves aus Treveri, chiche aus cicer) und
auch die begriffe gäbe und eigenschaft oder naturgabe finden
sich leicht zusammen: so im span. don und donaire, im lat.
dos, it. dote , im deutschen gäbe, wobei noch an den prov.
Volksglauben zu erinnern ist, daß die eigenschaften des men-
schen ein geschenk der feen seien, s. Leben und werke der
troubadours p. 8. Läßt sich kein andrer Ursprung als dieser
gothische nachweisen , so ist das prov. wort selbst geeignet
das schwankende goth. zu stützen.
A i e franz. interj. des Schmerzes ; alter imperativ von
aider helfen : aie ! Romane, franc. p. 19; quar m'aie Fabl. 1. 258;
aie nos Mahum ! Ch. d. Rol. p. 74.
Aieul fr. großvater; dimin. von ayus, it. avolo^ sp.
558 II. c AIGLENT-AMADOUER.
abuelo, pg. avö. cAuf das wiederum verkleinernde und kin-
disch machende oder auch auf das ehrwürdige hohe alter wird
die diminutive oder kosende form passend übertragen*. Grimm
III. 677 , wo ähnliche altdeutsche Verkleinerungen bemerkt
Aiglent altfr.z. b. Rom. franc. p.33, pr. aguilen hage-
butte; abgel. pr. aguilancier, aiglentina, fr. e gl an tier dorn-
Strauch; «wwaiguille aguilha mit dem suffixe ent, lat. gleich-
sam acuculentus stachelicht.
Aigu fr. spitz; von acutus.
Ai 1 1 e u r s fr,, alhors pr. adverb ; von lat. aliorsum, das
nach Cato und den comikern veraltete und ins mlatein aus
der Volkssprache wieder aufgenommen ward; s. Müller zum
Festus.
Ain alt fr. fischangel; von hamus, it. amo.
A i n e fr. adj. älter, sonst ains-ne geschr., von ante na-
tus. Vgl. alnado IL b.
Ais fr. bretty von axis assis, it. asse; dimin. aisseau
schindel, von axicellus assicellus, it. assicella.
Algier algeir altfr. speer Ch.deRol; erinnert an das
synonyme ahd. azger, ags. ätgär, altn. atgeirr, s. darüber Grimm
11.717, Benecke 1.498.
Alhondre prov. ortsadv.; von aliunde.
Alize fr. e\s-beere.
Allouer fr. gelten lassen, zugeben; am natürlichsten
von louer = lat. laudare, das die bedd. rathen, billigen ent-
wickelt hatte. Sbst. alloue Sachwalter, Verweser führt mit
seiner bedeutung unmittelbar auf louer = locare, it. allogare
hinstellen, anstellen, wiewohl es auch von dem ersteren ver-
bum einen zugelassenen, gutgeheißenen ausdrücken könnte.
Amadouer fr. anlocken, liebkosen, daher das spätere
in der 1. ausg. der academie noch nicht aufgeführte sbst. ama-
dou zunder (lockspeise, vgl. esca Ij; zsgs. vb. ramadouer.
Die vorgebrachten deutungen, z. b. die aus amatus , befriedi-
gen nicht. Das wort sieht schwierig aus, an seiner lösung
ist aber nicht zu verzweifeln. Das altn. vb. mata, dän. made,
heißt atzen z. b. junge vögel (goth. matjan essen), daraus ge-
formt mit einschiebung des ableitungsvocales ou (urspr. o, s.
evanouir) a-mad-ouer eig. mit speisen anlocken, it. ad-escare.
Zu erwarten war freilich amatouer, daß aber goth. t mitunter
II. c. AMENDER— ARAMIR. 553
zu d herabsteigt, bezeugt guider von vitan, hadir hair von
hatan. Die pic. form ist amidouler.
Amen der, amende, amendement, eine schon um die
mitte des 12. jh. vorkommende, im prov. Boethius, der v. 12
emendament, v. 250 aber mit a amendament schreibt, noch
weit höher hinaufreichende entstellung aus emender, die auch
ins ital. eingegriffen hat.
Ancetres/r. vorältern, altfr. ancestres, acc. ancessors,
lat. antecessores. Daher altfr. ancesserie abkunft.
Ancolie fr. aglei; von aquileja (im class. latein nicht
bekannt), it. aquilegia.
A n d o u i 1 1 e fr. blutwurst, chw. anduchiel , bask. an-
doilla. In alten deutschen glossarien wird scubiling (art wurste)
mit inductilis übersetzt s. Graff VI. 409, Schmeller 111.313,
und wie sich das deutsche wort aus dem einschieben in den
darm (ahd. scioban) erklärt, so auch jenes lat. inductilis, wel-
chem andouille (für endouille) buchstäblich gleich ist.
Angar hangar (mit und ohne aspiration) wagenschop-
pen, remise. Wie dies wort mit dem lat. angarla (frohndienst)
zusammenhänge, ist nicht wohl einzusehen. Ursprünglich be-
deutet es schulzdach, matte zum zudecken, und ist zumal im
wallonischen (angär) zu hause, aber es kommt selbst im cel-
tischen, wenigstens im gael. dialecte vor.
Angar de engarde altfr. , pr. angarda vorhut , auch
warte; von ante und garde, wie fr. avant-garde.
A n t i e n n e fr. vorgesang; vom mlat. antiphona, also ge-
formt wie Etienne von Stephanus.
A n t i f altfr. alt : antifs humes, lat. senioribus Liv. d. rois
p.57, vies sentier anti alter pfad Fabl. 1.399, une vies voie
antie Ren. IV. 21. Es ist von antiquus , wie altfr. eve von
aqua. — Die bed. erhaben und seine darauf bezogene iden-
tität mit sp. altivo ist verdächtig, s. besonders Henschel s. v.}
auch Raynouard im Journ. d. sav. 1834 p. 108 (dessen behaup-
tung jedoch, daß n nicht aus 1 entstehe, durch marne, po-
terne, monteplier, dongie [delicatus] u. a. widerlegt wird).
Appaner altfr., apanar pr. nähren, versorgen, daher
fr. apanage leibgedinge; von panis.
Appeau fr. lockvogel, lockpfeife, wall, apell; von ap-
pellare.
Aramir arramir altfr., aramirpv, aremir altcat. (letz-
554 HU. ARBALETE-ARMOIRE.
teres bei Ducange) gerichtlich zusichern, überh. zusichern, zu-
sagen, bestimmen, z. b. aramir un sairement die leistung eines
eides gerichtlich zusagen, aramir ou jurer (eine phrase) ge-
loben oder schwören, besonders aramir bataille kämpf ansa-
gen (in beziehung auf zeit und ort) , daher sbst. aramie an-
gesagter kämpf, noch jetzt norm. s. v. a. arrangement. Vgl.
die beispiele bei Ducange, Raynouard und Henschel. Ebenso
mlat. arramire sacramentum , bellum. In den hss. der L. Sah
lautet das wort sehr verschieden: adrhamire adchramire ad-
cramire achramire agramire u. dgl, in denen der Lex. reform,
auch adframire, s. die ausg. v. Merkel p. 19: diese Schreibun-
gen verrathen ein deutsches mit hr anlautendes, aber mit der
latein. partikel ad zusammengesetztes wort. Seine herkunft
ist nicht ganz gesichert. Grimm rechtsalt. p. 844. 184 erklärt
sich für goth. liramjan ans kreuz heften, daher anheften, dem-
nächst bestimmen, versichern, verwandt mit ahd. rämen zie-
len, trachten. Nach Müllenhoff zur L. Sah p. 277 aber heißt
das salische adhramire s.v.a. arripere, raptare. Vgl. auch
Vief. goth. wb. II. 589.
A r b a 1 et e fr., arbalesta pr. armbrust ; von arcuballista,
bei Vegetius.
Arban altfr. frohndienst, für harban; vom ahd. heri-
ban aufgebot zum kriegsdienst. Man sehe Ducange s. v. heri-
bannum.
Arbousier fr. s. albedro II. b.
Areas se/r. (veraltet) castell im hintertheile des Schif-
fes; zusammentreffend mit it. arcaccia, sp. areaza kästen, von
arca; also nicht von arx.
A r d o i s e schiefer, daher it. ardesia in einigen wbb. und
pg. ardoisa; von unbekannter herkunft, nach Adelung Mithr.
11.43 celtisch, ohne beweis; nach Vergy (s. Menage, 3. ausg.)
von Ar des in Irland benannt.
Argot ff. gauner spräche; von unermittelter herkunft.
Argot ergot fr. spitze eines abgestorbenen zweiges, sporn
des federviehs; gleichfalls unaufgeklärt. Champ. artot.
Arguer fr. sticken; stimmt buchstäblich zu ahd. ara-
hön mit künstlichem gewebe bedecken, s. über letzteres Grimm
IL 31 In.
Armoire fr. (f.) schrank, für arineoire, dem ein ital.
armatoja entsprechen würde, eig. waftensefrrank (armarium
II. c. ARM— ASSISES. 555
repositorium armorum Gloss, lindenbr.), ein wort, wodurch das
alte armaire = it. armario, sp. armario almario, kymr. armari,
bret. armel, dtsch almer verdrängt ward. Daher armoiries
(f. plj wappen, eig. Zusammenstellung von wajfen.
Ar na pr. cat. schabe, motte (im Elucidari arda), npr.
dama, vb. arnar benagen; von unbekannter herkunft. Auch
die sard. mundart kennt arna in gl. bed. Das churw. wort
ist tarna, das aber mit it. tarma zusammentrifft.
A r p e n t fr., arpen pr., auch arapende altsp., ein feld-
maß, lat. arepennis als gallisch angeführt: Galli ... semiju-
gerum quoque arepennem vocant Columella 5, 1, 6.
Ar räch er fr., pr. araigar eradicar esraigar heraus-
reißen; von eradicare exradicare beiPlautus, Terenz undVarro,
it. eradicare sradicare. Wegen der verschiedenen behandlung
des c in arracher und araigar vgl fr. pencher, pr. pengar
für pendicare.
A r r i s e r fr. fallen lassen, herablassen ; vom ahd. ar-ri-
san zusammenfallen.
Ar röche fr. (f.) ein kraut, melde, wall, aripp (f.); ent-
stellt aus atriplex (nj, it. atrepice.
Artoun neupr. brot; ein it. artone kennt Veneroni; dazu
kommt noch sp. a r t a 1 e j o oder artalete pastetchen , und
artesa, pg. artega backtrog. Man vermuthet darin das gr.
aQTog, aber nähere ansprüche hat wohl das bask. artoa mais-
brot s. Larramendi diccion. I. p. XVI, nach Humboldt über
die urbew. Hisp. p. 155 urspr. eichelbrot, von artea art ei-
chen. P. Monti rechnet auch das comask. adro-basto (brofy
hieher.
Assis es fr. (plur.) außerordentliche gerichtssitzung, in
engerer bedeutung gerichtssitzung an vorher bestimmten tagen,
alt fr. auch sing, assise, pr. asiza, womit überdies eine in einer
solchen Sitzung beschlossene Verordnung, z. b. eine steuerver-
ordnung oder schlechtweg eine Steuer Liv. d. rois p. 390, 393,
bezeichnet ward, daher levare assisiam eine Steuer erheben,
it. assisa abgäbe, accise , neap. assisa taxe der lebensmittel
Es ist ein particip vom alt fr. pr. assire setzen, sich setzen,
lat. adsTdere, und bedeutet also eine gesetzte sache, im franz.
ganz concret eine schichte steine d. h. etwas aufgesetztes, im
prov. läge, zustand, positio ; in dieser spräche findet sich auch
cizias (plur.). Im gegenwärtigen falle kann es, grammatisch
55« II. c. ASSOAGER— AUBAIN.
betrachtet, sowohl den festgesetzten Gerichtstag als auch das
darauf festgesetzte bedeuten, nicht eigentlich die Sitzung oder
Session selbst,
Assoager assouagier altfr., pr. assuaviar mildern; von
suavis, mit beobachtung des ableitungsvocales i wie in Jevi-are,
molli-are u. a. roman. bildungen.
A s s o u v i r fr. sättigen. Entstehung aus einem dem lat.
exsatire entsprechenden ad-satire assa-ir, mit eingeschobenem
ou (s. evanouir) assa-ou-ir ass-ou-ir und nochmals mit ein-
geschobenem v ass-ou-v-ir, ist gegen den geist der spräche,
da v, um das radicale a zu schützen, eher vor ou getreten
wäre (assa-v-ou-ir). Bas icort läßt sich buchstäblich con-
struieren aus dem goth. ga-söthjan /oordtsiv, wenn man th
ausstößt und v dafür einschiebt: so entstand pouvoir aus ur-
altem podoir, pr. poder.
Ate alt fr. hitzig, rasch Chartern, v. 613 (nicht ates zu
schreiben), Ruteb. 1.433, auch a-ate Parton. I. 209, Eracl.
v. 5561, vb. a-atir anreizen, sbst. aatie und atine hitzige feind-
schaft. Für letzteres findet sich auch astine, allein nur die
Schreibung ohne s kann die richtige sein, da dieser buchstabe
nicht ausfällt, wohl aber vor t, wie in list oder rist von legit,
ridet, mitunter eingeschoben wird. Alle diese bildungen kom-
men ausschließlich der franz. spräche zu, ihr Ursprung ist
darum vor allem im nordischen zu suchen. Hier findet sich
at anreizungTzum streit, att angereizt (daher das obige adj.
ate), etia anreizen. Das it. astio ist mit aastie gar nicht
verwandt.
Atelier fr. werkstätte = pr. astelier, sp. astillero (von
hasta) gestell zum aufbewahren der tanzen, zunächst wohl ge-
stellfür das handw er ksg er äthe, daher werkstätte. Raynouard's
Übersetzung von astelier camas de lances' Lex. rom. ist ungenau:
die reihe der krieg er wird in der angezogenen stelle (aqui
viratz far d'astas tant astelier Ger. de Rouss.) offenbar mit ei-
ner lanzenraufe verglichen. Neupr. astelier astier feuerbock
d. i. gestell zum auflegen des hohes.
Aubain fr. fremdling, mlat. albanus. Die erklärung
aus alibi natus ist abzuweisen. Zu erwägen wäre ahd. eli-
benzo, früher ali-banto 'aus einer andern gegend", allein müste
das mlat. wort dann nicht albantus oder doch albannus lau-
ten? Häufig hängt sich das suffix anus an adverbia (Rom.
II. c. AUBIER— AUVENT. 557
gr. II. 272) und so konnte, wie aus proche prochain, aus
loin lointain, oder aus ante ancien, auch aus alibi aubain ab-
geleitet werden.
Aubi er fr., albarpr. splint, das weiße zarte holz un-
ter der rinde; von albus (albarius), woher auch lat. alburnum,
altfr. aubour, lim. ooubun.
Auge fr. (f.) trog; vom lat. alveus wanne, it. alveo,
genues. argio u. s. f.
Aumaille fr. (f., nur im plur. üblich) hornvieh, von
animalia, in den cass. glossen animalia hrindir. So auch churw.
armal, wall, amä rind, aber piem. parm. animal schwein, ro-
magn. animela sau, kuh, stute, hündinn u. dgl. S. Pott in
Höfers ztschr. III. 161.
Aurone fr. eine pflanze, stabwurz, aberraute; von
abrotonum, it. abrotano.
Aus neupr. (m.) vlies, feil des schafes, s. Honnorat und
glossar zu Goudelin, aou schreibt Sauvages, die champ. mund-
art kennt ause färbe II. 152. Ist es das goth. au-s Grimm
1.64, 111.327, akd. awi au schaf? Aber bessere ansprüche
hat ein latein. wenig bekanntes wort, hapsus bei Celsus, wor-
über Caper bemerkt (Putsch p. 2249) hapsum vellera lanae,
non hapsus; vgl hapsum vellus lanae Gloss. Isid. Hieraus ward
mit auflösung des p in u prov. aus (vgl. ne-ipsum neus, mal-
aptus malaut). Man leitet das lat. wort aus gr. uxpog, die be-
merkung des grammatikers Caper zeigt wenigstens, daß es ein
übliches, sein dasein im romanischen, daß es ein volksübliches
wort war. Griech. aooiov (vlies) liegt fern ab.
Aussi franz. partikel (ebenso, auch), altfr. alsi ausinc,
auch florent. alsi; von aliud sie.
Autant franz. pronomen; von aliud tantum; auch alt-
sp. autan.
Autel altfr. pronomen; von alius talis.
Auventfr. schirmdach. Die deutung aus öte-vent cwas
den wind abhalf ist gegen laut und begriff. Auvent ist sieht-
barlich das pr. anvan amban, das einen vorsprung oder erker
zum schütz eines einganges der bürg zu bedeuten scheint, s.
FaurieVs glossar zuG. v. Tudela: aus an ward au wie iner-
raument für erranment. Anvan aber kann eine Zusammen-
setzung sein aus ante (so angarda aus ante-g.) und, wegen
irgend einer ähnllchkeit, aus vannus; Ducange erklärt auvent
558 II. c. AVACHIR-AVENAflT.
auvant aus altus vannus. Was hier fehlt, ist die anschauung
der sache.
Avachir fr. (nur reflexiv s'avachir) erschlaffen; vom
ahd. weichjan erweichen, Rom.gr. 1.296. Wallon. s'avachi
bedeutet sich senken.
Ava lange avalanche (wie alt fr. fresenge neben fre-
senche), daher it. valanga, lawine; von avaler hinabsteigen,
vgl. das ebenfalls daraus abgeleitete avalaison gießbach. Eine
andre form ist fr. lavange lavanche, pr. lavanea, entweder
umgestellt aus avalange oder erweitert aus mlat. labina bei
Isidorus, der es von labi abstammen läßt (labina eo quod am-
bulantibus lapsum inferat 16, 1), churw. lavina. Eine erklä-
rung aus dem dtschen lauen (aufthauen) sehe man bei Schmel-
ler IL 405.
A v e c speciell franz. präp. dem it. sp. con entsprechend,
altfr. adv. avoc avuec avec; zsgs. aus alt fr. ab = lat. apud
und oc = lat. hoc 'bei dem, mit dem ; ebenso altfr. por-uec
1 wegen dessen ', Rom.gr. 11.405. Eine paragogische form ist
avecques. Vgl. appo I. und o IL c.
A v e i n d r e fr. hervorlangen, occ. avedre. Woher dies
seltsame in seiner endung mit peindre (pingere), empreindre
(imprimere), geindre (geniere) zusammenfallende wort? Ge-
wiss nicht von advenire oder ad-vincire. Es gab ein lat. ab-
emere wegnehmen, von Festus aufbewahrt: abemito significat
demito, auferto, dies muste fr. aveindre lauten. Es läßt sich
freilich auch ohne zwang aus dem üblicheren adimere leiten
wie altfr. avoultre aus adulter, aber da dies keine roman.
spräche anerkennt, so ist kein grund da, von dem etymologisch
noch näher liegenden abemere abzugehn: besitzen ja doch die
neuen sprachen der verschollenen lat. Wörter so manche. Die
champ. mundart hat das wort zur 1. conj. gezwungen, avainder.
Avel altfr. champ. (plur. aviaux) inbegriff alles wün-
schenswerten. Mcht von velle, es ei^klärt sich einfach aus
lapillus perle, edelstem, it. lapillo, wie es denn auch wirklich
mit bijou (kleinodj übersetzt wird, s. Roquef. Man glaubte
in lavel den artikel zu fühlen und sprach drum avel; genau
so ergieng es dem lat. labellum im it. avello.
Avenant fr., pr. avinen (daher it. avvenante avve-
nente) anständig, artig; von adveniens ankommend, zukommend,
wie unser bequem d. f. passend, von biqueman zukommen.
II. c. AVIRON— AVOL. 5ÄÖ
Aviron fr. rüder für kleine fahrzeuge, mlat. abiro.
Nach Frisch von ad gyrum, weil es sich im kreiße bewege.
Setzt man statt gyrum nur viron, so hat diese erklärung nichts
unwahrscheinliches und es läßt sich noch beifügen, daß das
lothr. aiviron auch traubenbohrer heißt, ein Werkzeug, das
einen kreiß beschreibt. Nach andern ist es vom it. alberone
großer bäum, aber diesem worte, dem sich die lothr. neben-
form auburon anzunähern scheint, ist die bed. rüder fremd.
Avoi altfr. interjection, die eine unmuthige Verwunde-
rung ausdrückt, daher unser mhd. avoi. Den Ursprung der-
selben, der sonst in ah voie = it. eh via oder im classischen
evoe gesucht ward, hat man neuerlich in einem kirchlichen
refrän evovae gefunden, der die vocale aus den Wörtern se-
culorum amen zusammenfaßt (s. besonders Wolß lais p. 189),
hat sich aber die buchstäbliche entwicklung , worauf es bei
aller etymologie ankommt, nicht klar gemacht. Evovae konnte
allenfalls ein dreisylbiges evoe, nimmer das auf moi reimende
avoi erzeugen. Dieses letztere zerlegt sich von selbst in die
beiden interjectionen ah und voi cha sieh\ und diese ungekün-
stelte deutung bestätigt sich durch die buchstäblich identische
span. interjection afe Poem. d. Cid. v. 1325, worin v, wie öf-
ter (s. he IL b), sich in f schärfte, also = sp. ah ve = fr.
ah voi. Als refrän trifft man auch aoi und ae, vgl. dasselbe
verhalten des vocals in voi-ci und ve-ci alt franz.
Avoi pr. (adj. einer endung) schlecht, elend, sbst. avo-
leza. Auch im altcat., altspan. und altpg. kommt das wort
vor, ist aber so selten, daß die angaben seiner bedeutung
schwanken. Sanchez übersetzt avoi ome bei Berceo zweifelnd
mit ladron, Moraes das port. wort im Nobiliario (wofür er
auch eine Variante avil vorbringt) mit mäo böse. Im prov.
ist es sehr üblich, aber jetzt gleichfalls veraltet, und bedeutet
das gegentheil von pros, fr. preux. Daß die erste sylbe den
ton hat, beweist das zsgz. pr. äul, das sich zu ävol verhält
wie freul zu frevol: mit unrecht also accentuiert Seckendorf
avöl. Was seine herkunft betrifft, so räth man auf gr. äßov-
lr,<; unangenehm, lästig, das aber der bedeutung nicht genügt.
Ducange bemerkt aus einem urtheil vom j. 1411 advölus =
advena, buchstäblich das roman. wort. Wie man sp. cuerdo
abkürzte aus cordatus, pr. clin aus clinatus, so konnte man
advolus avoi aus advolatus avole abkürzen. Die grundbed.
560 IL c. AVOUTRE— BAFRE.
war 'hergeflogeri d. i. heimathlos, fremd und so wird das voll-
ständige wort öfters gebraucht: ceux qui estoient ainsi ban-
nis ... les appelloit-on avolez Ducange v. advoli ; garce avo-
lee Theätr. fr. p.p. Michel 449. Aus dieser bedeutung konnte
leicht die oben bemerkte hervortreten wie in unserm elend
1) peregrinus, 2) miser. Allerdings war alsdann ein adjec-
tiv zweier endungen zu erwarten, es ergieng ihm aber wie
frevol = frivolus frivola.
Avoutre altfr. pr. bastard, bret. avoultr; von adulter
unächt, auch it. avöltero ehebrecher , wal. votru kuppler.
Über den Ursprung des v in diesem worte s. Rom. gr. I. 164.
Das wallon. avotron avutron, welches Grandgagnage addit. ohne
noth aus dem flämischen leitet, hat auch die bed. Schößling
entwickelt.
Azaut adaut pr. erfreulich, lieblich, azautar erfreuen;
von ad-aptus, adaptare, wie malaut von mal-aptus, also = it.
adatto passend, daher anständig, gefällig. Man leite es nicht
etwa von ad-altus, denn nie wird adalt gesagt. Der span.
Alexander bietet dasselbe wort 1979: todos tenien que era
mui adapte nobleza.
B.
Babeurre fr. buttermilch; für bat-beurre: battre le
bcurrc butter machen.
Babil fr. geplauder , babiller plaudern, engl, babble,
dtsch babbeln; naturausdruck.
ßac fr. fähre, henneg. trog; vgl. ndl. bak mulde, trog,
bret. bag" bak barke. S. bacino /.
Bacler fr., baclar pr. sperren mit einer querstange;
von baculus.
Bacon altfr. pr. Speckseite; vom ahd. bacho, ndd. bak
rücken, mndl baec schinken. Die dauphinesische mundart nennt
bacon (entsprechend mlat. baco) das ganze (zubereitete?)
schwein.
Bäfre fr. fetter schmaus, bäfrer, npr. braffä, piem. ha-
ke (und balafre) schwelgen, henneg. bafreux, piem. bafron
fresser. Es ist wohl gleiches Stammes mit bave geifer, vgl.
pic. bafe leckermaul, baflier geiferer u. s. w.: r trat etwa
hinzu wie im it. bävaro, daher ven. bavarolo geifert uch; man
II. c. BAGARHE-BALME. 56t
sehe auch unten safre. Bemerkenswerth ist in den erfurter
glossen p. 279a bafer spuma farina.
Bagarre fr. zank und streit; zusammenhängend mit
ahd. baga streit ?
Bague fr. ring mit einem edelstein, auch ring wonach
man rennt; von bacca perle, gelenk der kette. Boja et baga
unum sunt Gloss. Isonis. Ebenso von baca bacca ist fr. baie
beere, pr. baga baca, sp. baca, pg. baga, it. bacca.
Baionnette fr. einewaffe; sicher nach der Stadt Ba-
yonne benannt, nach einigen, weil sie bei dem stürm auf die-
selbe (1665) zuerst angewandt ward.
Bai afr e fr. lange schmarre oder wunde im gesicht, hen-
neg. berlafe, mail. barleffi, it. sberleffe, vb. fr. balafrer. Es
ist wahrscheinlich eine Zusammensetzung aus der partikel bis
schief, übel, und dem ahd. leffur lippe, so daß es üble lippe
bedeutete, lippe nämlich für eine klaffende wunde wie gr. yukog.
Im champ. berlafre ein übel an der lippe, böse lippe, liegt
die grundbedeutung am tage.
Balai fr. besen, balayer auskehren. Die grundbedeu-
tung des Wortes ist eine andre: pr. balai halm, gerte, so auch
altfr. balais (balai?), bei Matth. Paris baleys cvirga\ altengl
baieis, vb. pr. balaiar schwanken, flattern, peitschen. Man
darf nach der bed. gerte oder reis celtischen Ursprung ver-
muthen : kymr. bala heißt ausbruch (bei Owen), pl. balaon knos-
pen der bäume (bei Boxhorn), balant das ausschlagen oder
sprossen der bäume, bret. balaen besen, das sich im altfr. ba-
lain cflagellurn Liv. d. rois p. 282 wiederfindet, bret. balan gin-
ster. Doch ist in dem roman. Worte kein suffix ai anzuneh-
men, da ein solches für substantiva nicht vorkommt : die ganze
bildung muß eingeführt sein, kymr. balai aber heißt dorn der
schnalle.
Balevre fr. Unterlippe; für basse-levre.
B a 1 m e altfr., balma pr. cat., in neuem mundarten baumo,
grotte durch einen überragenden felsen gebildet (Honnorat),
Schweiz, balm, so auch oberitalisch; als geographischer name
in frühen Urkunden z. b. Brequigny I. p. 428a (vom j. 721),
Man hält dies wort für celtisch (Schmeller s. v. balfen) , in
seiner vorliegenden ausprägung aber fehlt es den sprachen
dieses Stammes, s. Dief. celt. 1.192» Die deutsche hat barm
busen, der Wechsel zwischen 1 und r wäre nicht bedenklich
36
5C3 IX. c. BALUC-BAUDRl
(pr. Alvernhe, albre) und selbst rom. mundarten kennen barme
(Schott deutsche spr. in Piemont p. 242, vgl 271) , allein das
deutsche wort scheint der bed. höhlung, sinus terrae, nirgends
theilhaftig, was einiges bedenken macht.
B a 1 u c pr. s. badalucco IL a.
Ban, bana pr., banya cat. hörn, hirschgeweih ; wohl vom
kymr. bän mit ders. bed. s. Dief. goth. wb. L 257, vgl aber
auch ahd. bain, bair. hirschbain Schmeller 1. 178. Daher occ.
banarut gehörnt, banar(d) hirschkäfer.
Banlieue fr. weichbild, wörtlich meilen-bann, von ban
gerichtsbarkeit undWeue meile, feld, gebiet, also das zu der-
selben gerichtsbarkeit gehörige gebiet. So auch altfr. ban-molin
mühlenbann, mühlenger echtigkeit. S. Ducange v. bannum leucae.
Baragouin fr. kauderwälsch ; vombret. bara brotund
gwin wein, welche worte die Franzosen häufig im munde der
Bretonen hörten , denn ihrer spräche galt der ausdruck zu-
erst und kommt daher in spottüedern vor, s. Villemarque dict.
franc. bret. p. XXXIX.
Barlong fr., alt berlong ungleich länglich; für beslong
==s it. bislungo, zsgs. mit bis, das etwas ungehöriges ausdrückt,
s. oben bis L
Basquiner altfr. bezaubern; vom gr. ßaoxaiveiv dass.
(Frisch), wal. bosconi.
Bauche /r. (veraltet) nach Nicot tünchwerk der wand,
nach Menage werkstätte; von apotheca, wie letzterer meint,
woher es aber nicht stammen kann. Zss. sind ebaucher aus
dem rohen arbeiten, flüchtig entwerfen, em bauch er einen ge-
sellen annehmen, dsgl. listig werben, debaucher verführen,
eig. aus der werkstätte locken. Wegen des Ursprunges von
bauche vgl. sowohl gael balc erdkruste wie altn. bälk-r Zwi-
schenwand.
B a u d e t fr. esel, henneg. auch fem. baude eselinn, altfr.
Boudouin in der thierfabel; von baud fröhlich (s. baldo L),
nach Grimm Reinh. p. CCXLIV das zufriedene vor fröhlich-
keit jauchzende thier.
Baudre altfr., baudrat pr., abgel. fr. baudrier, daher
entlehnt pg. boldrie, it. budriere, gürtet, degengehenk. Lat.
balteus würde it. balzo, pr. balz erzeugen, die obigen formen
danken also wohl ihr dasein zunächst dem ags. belt, altn. belti
s= balteus, oder noch unmittelbarer dem ahd. balderich, alt-
II. c. BEAÜ— BfiGÜE. 563
engl, baldrick baudrick, wenn auch die abschweifung in bal-
drat seltsam erscheinen muß. Eine zss. ist altfr. esbaudre
mitte des leib es Ferabr. p. 174a, eig. der von dem gürtet um-
faßte theil, eine bedeutung, die nach W. Grimms ansprechender
vermuthung auch das rom. cinge (cingulum) des casseler glos-
sars gewährt. Vgl barriga IL b.
ßeau fr. in beau-pere, beau-fils, beau-frere, belle-mere,
belle-fille, belle-soeur, daher neupr. beou-pero, bela-mera,
schwieger- oder Stiefvater u. s. f. Die alten hatten dafür ein-
fache zum theil noch jetzt übliche Wörter, für schwägerschaft
sogre, sogredame, gendre, bru oder nore, serorge (m. f.) ;
für stiefverwandtschaft parastre, marastre, filiastre (m. f.),
frerastre, sorastre (noch occ. sourastre). Früh aber schlugen
die bildungen mit aster, die ursprünglich nur annäherung aus-
drücken sollten (unächter vater) , in üblen sinn um und im
gegensatz zur bösen Stiefmutter nannte man die gute hypo-
coristisch belle mere d. h. im altern sinne des adjectivs cliebe
mutter und so beau pere u. s. w., ausdrücke, die auch auf
verschwägerte übertragen wurden. Dasselbe Verhältnis be-
zeichnet der Niederländer mit schoon, der Bretone mit kaer
(schön), vermuthlich nach franz. vorgange. In italischen Mund-
arten heißt der Schwiegervater herr (mail messee, ven. mis-
sier), die Schwiegermutter herrinn (madonna), gleichfalls eh-
rentitel.
B e au c oup fr., daher it. belcolpo, für lat. multum; von
beau schön, groß (z. b. beau mangeur für grand m.) und coup
streich, wurf, also ein großer wurf, häufe, vgl. sp. golpe
menge. Altfr. findet sich auch grandcoup, pr. mancolp Gloss. occ.
B e d o n fr. kleine trommel, dicker bauch, b e d a i n e in
letzter bed., vgl. com. bidon dick und träge, henneg. bidon
großer träger mensch (= fr. bidon großer krug d. i. bau-
chichtes gefäß ?). Dieser stamm bed scheint mit bid in bidet
(s. unten) eins und dasselbe : im henneg. bedene z. b. treffen
die bedd. von bedaine und bidet zusammen.
Begue fr., bei'que bieque pic. stammelnd, daher aftsp.
vegue Canc. de Baena , vb. pic. bürg. norm, beguer , fr. be-
gayer stammeln, letzteres ein nomen begai voraussetzend. Von
bec (schnabel) scheint logisch unstatthaft, nicht einmal dem
wall, bequeter möchte Grandgagnage diesen Ursprung zugestehn.
Möglicher weise zsgz. aus pr. bavec alberner Schwätzer, sp.
384 II. c. BßGUEULE— BELLEZOUR.
babieca pinsel, daher altfr. begaud, norm, begas mit letzte-
rer bed. ; wegen der Verkürzung der form vgl pr. sageta,
altfr. sette. Behaupten aber läßt sich diese deutung nicht.
Begueule maulaffe; eig. der das maul aufsperrt, von
beer und gueule.
Bele altfr. wiesei (chevals e dras e beles wieseif eile
Rou I. p. 332), nfr. dimin. b e 1 et t e, sp. beleta (in einigen wbb.),
mail. bellora, com. berola, parm. benla, gen. bellua, sie. bad-
dotlula (für ballottula bellottula); stimmt buchstäblich zum
kymr. bele mar der, so wie zum hochd. bille Frisch I. 97a, ahd.
bil-ih bilchmaus. Vielleicht aber ist bele nichts anders als
das lat. bella schön: auch bellora passt zu bellula, ebenso
heißt es bair. schönthierlein, schöndinglein, dän. den kjönne
(pulchra), ein schmeichelwort für das thier, dem man geheim-
nisvolle kräfte zutraute, altengl. fairy Halliw. S. Schmeller
IV. 183, Grimms myth. p. 1081. Norm, heißt es roselet roth,
lothr. moteile (mustela), norm, bacoulette.
Belier fr. Widder, leithammel, in der thier fabel Belin,
daher norm, blin; vom ndl. bei glöckchen, weil er ein solches
zu tragen pflegt, ndl. bel-hamel, engl bell-wether, fr. auch
clocheman (glöckner) und moulon ä la sonnette, mlat. aries
squilatus genannt. Derselben herkunft ist auch fr. beliere
glockenring.
Belitre fr. bettler, lump, daher nach Covarruvias das
sp. belitre, pg. biltre; abgel. it. belitrone (Ferrari u.a.). Un-
ter den vorgebrachten zahlreichen deutungen, z. b. aus bala-
tro oder ballistarius oder blitum (man sehe bei Menage), ist
die von Nicot aus dem dtschen bettler, umgestellt bleter bli-
tre, noch die leidlichste: die altfr. Schreibung belistre ist bei
der häufigen einschiebung des s vor t kein hindernis. Vgl. Pott
Zigeunersprache 1. 29. Über ein lomb. blicter sehe man bei
Cherubini und Monti.
Bellezour altfr., pr. bellazor, comparativ von bei, mit
der nominativform pr. bellaire. Wackernagel (s. Altroman,
sprachd. p. 22) gründet diesen comparativ auf lat. bellatior
von bellatus, wovon Plautus das dimin. bellatulus gebraucht.
Solcher ableitungen mit atus aus adjeetiven finden sich noch
andre und nicht bloß bei Plautus : ebriolatus von ebrius ebrio-
lus, pullatus von pullus, bifidatus von bifidus, vgl. Düntzers
Wortbildung p. 63. La Ravalliere (gloss. zu Thibaut) und Äo-
II. c. BELLUGUE— BERCER. 596
quefort kennen auch den positiv bele, fem. belee bellee; hät-
ten sie belege beigefügt, so stände die bemerkte deutung ganz
sicher, denn bele kann nur von bellatus herrühren. Merk-
würdig ist auch als die einzige in ihrer art die altsp. abl. be-
lido d. i. bellitus : sonrisos' el rey, tan belido fablö Poem. d.
Cid v. 1376, auch galicisch : levantou s'a velida, levantou s'alva
D. Diniz p. 142. Der neap. Superlativ belledissemo (bei Ga-
liani) scheint damit zusammenzuhängen.
Bellugue alt fr. Roquef, pr. beluga, daher norm, be-
luette, fr. bluette funke, vb. pr. belugeiar (belugueiar?),
fr. bluetter funken sprühen. Es scheint zusammengesetzt aus
der rom. partikel bis und lux, so daß es eig. schwaches licht
heißt wie das mit derselben partikel zsgs. it. bar-lume, sp.
vis-lumbre; dahin weist auch eine zw eite norm, form berluette.
Also be-luga für bes-luga wie altfr. beloi neben bes-loi. Für
dasselbe wort ist zu halten, mit einer geringen abänderung
der bedeutung, fr. b er lue funken oder blitze vor den äugen,
blendung des gesichtes, in Berry diminutivisch eberluette, vb.
pr. a-bellucar, piem. s-baluche, in Berry e-berluter, champ.
a-berluder (t und d eingeschoben) blenden. Dem fr. berlue
entspricht übrigens buchstäblich das glbd. mail. barluss (vb.
barlusi, piem. berluse), nur daß lux hier nicht in luca um-
gebildet erscheint.
Bercer (gewöhnlich berser) altfr. mit dem bolzen oder
pfeil erschießen (Willam fu berce Chr. de Ben. III. 353, vgl.
Chans. oVAnt. 1.35), dsgl. damit jagen; bersail, it. bersaglio
berzaglio ziel, bersailler berseiller treffen. Ducange führt ein
in engl. Urkunden gebrauchtes sbst. bersa (umzäunung) an,
worin Carpentier das bret. berz berc'h (hinderung, verbot) zu
erkennen glaubt, und so behauptet man, bercer heiße cim park
jagen. Allein theils wäre eine solche begriff sübertragung, wenn
vielleicht nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich,
denn bercer von bersa verlangt die bed. umzäunen oder schüt-
zen, die auch das bret. vb. berza ausdrückt; theils bezieht es
sich, wie zahlreiche stellen lehren, nicht einmal ausschließlich
auf die ausübung derjagd innerhalb der gehege. Es muß eine
andre deutung versucht werden. Eine italische chronik bei
Muratori scriptt. rer. ital. VI. 1041 (vgl. antiqq. ital. IL 479)
enthält die stelle trabs ferrata, quam bercellum appellabant,
d. h. mauerbrecher 3 widder, sturmbock , offenbar von berbex
566 II. c BERCER—BERRUIER.
vervex (eine andre hs. gibt barbizellum); aus berbex ward
ein ital. vb. berciare (imberciare kommt vor), fr. bercer, dem
man die bed. durchbohren beilegte, vgl. wal. berbecä inber-
becä stoßen.
Bercer fr., bressar pr., auch altsp. brizar wiegen; altfr.
bers (woher das pic. ber), pr. bers bres, auch altpg. breco,
npg. bergo, altsp. brizo, abgel. fr. berceau wiege, in frühem
mlatein berciolum, cquod honesto sermone philosophi cunabu-
lum vocant', s. Ducange. Muthmaßlich ist bercer mit dem
eben besprochenen verbum identisch , indem man eine andre
thätigkeit des sturmbockes, das hin und herschaukeln dessel-
ben im äuge hatte: ähnlich nannte man die wiege mlat. agi-
tarium. Da fr. berceau auch laubgewölbe heißt, von der Über-
dachung der wiege, so vermuthen andre seinen Ursprung in
dem angeblich celt. bersa umhegung (s. den vor. artj, womit
aber kein wesentliches merkmal der wiege ausgedrückt würde.
Außer brizo hat der Spanier auch brezo und blezo mit der
bed. bett auf einem Weidengeflechte, zsgs. combleza concubine.
Berme fr. rand am festungsgraben , daher sp. berma;
vom ndl. breme, engl, brim, ags. brymme rand, säum (nhd.
bräme), vgl. ndl. berm dämm KU.
B e r n e r fr. prellen, in die höhe schnellen. Die Römer,
sagt Cujacius , prellten mit dem sagum, gleichbedeutend aber
mit sagum ist altfr. berne (s. bernia L), daher das vb. berner.
Das neap. bernare sich erlustigen, spaß treiben, soll franzö-
sischer herkunft sein.
Berruier altfr., pr. berrovier plänkler , kämpfer des
vortrabs: et en la ost veirem solatz e laigna, eis berroviers
soven correr la plaigna Lex. rom. s. v. Muratori antiqq. ital.
IL 530 hält die berruiers für die hommes perdus des heeres,
wenig verschieden von den ribaldis. Ihre tapferkeit war sprich-
wörtlich: Elyas se deffent ä loy de berruier, oder: et Bau-
duifl chevauche ä loy de berruier Chev. au cygne p. 110. Auch
zum waidwerk gehörige leute führten diesen namen: ses ve-
neors et ses berruiers Mar. de Fr. I. 54. Eigentlich bedeutete
das wort einen einwohner von Berry, wie noch jetzt, und fin-
det sich daher mit andern völkernamen zusammengestellt (Fla-
menc ou Berruier Mones anz. VI. 331) : aus welchem gründe
es aber zum appellativ geworden, darüber gibt es eben so
wenig gewkshieit wie bei chaorciu* Mausehe auch Faltet bl%
II. c. BES— feETER. 567
Aus Frankreich eingeführt ist it. berroviere Straßenräuber,
häscher, in einem alten genues. gedieht berruel Archiv, stör,
it. app. num. 18 p. 51.
Bes neupr. cat. (m.) birke; aus dem celtischen: com.
bes bezo, bret. bezö, kijmr. bedw = tat. betula. S. Dief.
celt. 1.207.
Besaigre fr. säuerlich; von dem rom. adv. bis und
dem lat. adj. acer.
Besi fr. (in den westl. gegenden) wilde birne; nach der
academie ein celt. wort, vgl. aber ndl. bes besie beere.
Besicle fr. (f., nur im plur. üblich) brille. Die ge-
wöhnliche herleitung ist von bis-cyclus doppelkreiß, ein etwa
von einem mechanicus erfundenes wort. Nach Menage aber
ist besicle das altfr. (und prov.) bericle = beryllus, letzte-
res im mittelalter für brille gebraucht (woher auch das deut-
sche wort), im occit. hat mericle die bed. von besicle, im gen-
fer dialect bericle, im wallon. berik. Die form kann in Pa-
ris entstanden sein, wo man frese für frere, misesese für
miserere sagte, s. Bouille de diff. vulg. ling. p. 36 und vgl. un-
ten chaise und poussiere. Auf diese art wird dem worte ein
volksmäßiger Ursprung zu theil, der dem kunstmäßigen sicher
vorzuziehen ist.
Beter altfr., z. b. ung ours quant il est bien betez R.
de la rose v. 10619 (ed. d'Amst.) ; comrae un ours batre et be-
ter bei Carpentier ; ors beter Chr. de Ben. III. p.529, N. fabl
p. p. Meon IL 59. Es muß heißen cgebiß oder maulkorb an-
legen, wie auch Carpentier emmuseler übersetzt, und so ist
es das ags. baetan, mndl. beeten, mhd. beizen beißen machen
(in den zügel), aber auch hetzen, wie mhd. erbeizen, z. b.
sur moi betera bille Wright polit. songs p. 231. Eine zss. ist
mlat. abettum, engl, abet anstiftung, altfr. pr. abet trug, list,
pr. abetar (auch altsp. s. Alex.), altfr. abeter hintergehen, zum
besten haben, noch jetzt norm, abet köder , abeter ködern;
forbeter findet sich S. Graal v. 3702. — Merkwürdig ist das
participialadj. altfr. bete, pr. betat, besonders auf ein gewisses
entferntes meer angewandt: dusc' a la mer betee s. Ferdbr.
p. 182«, Rom. du C. de Poit. p. 53, Ren. III. 309, pr. jusc' a la
mar betada Ferabr. v. 2747. Eine prov. stelle sagt: la mars
betada sela que esvirona la terra Lex. rom. s.v. Was heißt
aber dies bete? Es erklärt sich aus Brandoim p. p. Jubinal
663 II. c BEUGLER— BIDET.
p. 132 ausi com ele (la mer) fust bietee, im original p.26
coagulatum. Mer betee ist also das geronnene meer, mhd.
das lebermer von liberen gerinnen, darum auch Ferabr. v.
681 sanc vermelh betatz rothes geronnenes blut. Man könnte
hierzu anführen gael. binndich gerinnen, läge es buchstäblich
nicht zu entfernt: auch dieses bete kann von unserm beizen
herrühren, da man die milch durch säuren zum gerinnen
bringt.
Beu gl er fr. brüllen wie ein rind; von buculus, woher
auch das sbst. bougle ochse Gloss.de Lille 1U.
Bevue fr. versehen; zsgs. mit bis, s. dies wort thl 1.
B i a i s fr., pr. val. altcat. biais, neucat. biax, sard. bi-
asciu (m.) quere> schiefe, daher wohl pg. viez schrägheit,
mit vorgefügtem s it. s-biescio schräg (vgl. piem. sbias, npr.
es-biai), vb. fr. biaiser, pr. biaisar, sard. sbiasciai. In den
isidor. glossen findet sich bifax duos habens obtutus, also mit
doppeltem blick, schielend, wie sp. bis-ojo doppelaugig, schie-
lend heißt, bair. zweiäugeln schielen Schmeller IV. 299. Aus
bifax (bis-fax für bis-oculus) konnte pr. bifais biais werden
(vgl. wegen des syncopierten f refusar reusar, profundus preon)
und zwar erst als adj. mit der bed. schielend oder quer (denn
auch als adj. begegnet es : via biayssa Choix V. 64), nachher
als subst. gebraucht. Mlat. bifacies, bifaciare Carp. stimmen
ganz zu biais, biaisar.
B i c h e fr. hindinn, altfn. im Norden und England bisse,
wall, bih, neupr. bicho, piem. becia. Man hält es theils für
eine nebenform von bique ziege, neupr. bico, womit sich aber
bisse nicht verträgt; theils für das lat. ibex Steinbock oder
gemse, altfr. ibiche Ren. IV., und hieraus würde sich allerdings
die doppelformigkeit des Wortes, ss neben ch, sehr befriedi-
gend erklären. Es wäre also dem durch chamois verdräng-
ten ibiche eine andre bestimmung zutheil geworden; aber die
Übertragung ist stark.
Biche altfr. kleine hündinn; vom ags. bicce, engl, bitch,
nord. bikkia dass., vgl. hd. betze; nach Frisch aber abgekürzt
aus babiche, dies aus barbiche zottiger hund, von barbe bart,
wozu man auch noch it. barbone, gen. barbin anführen könnte.
Von biche kommt bichon kleiner langhaariger hund.
Bidet fr. kleines pferd, klepper, auch sackpuff er, da-
her wohl it. bidetto. Der stamm ist im celtischen zu suchen,
11. c. BIED— BIGOT. M0
wo es etwas kleines bedeutet: gael bideach winzig, bidein
kleines geschöpf, vgl. kymr. bidan Schwächling, bidogan kleine
waffe. Dahin auch benennungen des kleinen viehes wie co-
tnask. bide ziege, in Berry bide altes schaf, henneg. bedo schaf
(in der kindersprache) , occ. bedigo einjähriges schaf, doch
erinnern diese bildungen auch an lat. bidens.
Bied altfr. flußbett : que tute la grant ewe fait isir de
sun bied Chartern, p. 32, vgl. Ogier v. 5874, daher norm, be-
diere (wie von lit litiere) bett; vom ags. bed, altn. bedr =
ahd. betti; doch ist die franz. bedeutung unsern alten mund-
arten nicht bekannt. Auf die form betti gründet sich viel-
leicht das neufr. biez mühlgang = mlat. bietium biezium; an
bed aber schließt sich bürg, bief, norm, bieu, piem. bial, ge-
nues. beo, mlat. bedum u. dgl. S. auch Bief. goth. wb. I. 254.
Biffer fr. ausstreichen; unbekannter herkunft.
B i g a r r e r fr. buntscheckig machen , cat. bigarrar , sp.
abigarrar (aus dem franz. ? fehlt port.). Nach Caseneuve
von bigerica vestis; besser nach Menage von bis-variare. Eine
andre dem buchstaben sich genauer anschließende deutung
wäre die folgende. Bi-garrer steht für bicarrer, von carre
Viereck, und heißt eig. quadratartig zeichnen, wie unser scheckig
eig. heißt nach art des Schachbrettes. Bis (s. thl I.) drückt
das unregelmäßige dieser Zeichnung aus.
B i gl e fr. schielend, bigler schielen. Ist bigle = it. bieco
von obliquus? dann wäre 1 umgestellt, was der Franzose nicht
liebt. Oder = sp. bisojo von bis-oculus? es stände dann für
bis-igle zsgz. bisgle, vgl. icle in born-icle bourn-icler aus
der mundart des Jura, und diese deutung ist vorzuziehen.
Bigorne fr. hornamboß; von bicornis zweihornig , it.
bicornia, sp. bigornia.
B i g o t fr. frömmelnd. Es kommt im altfr. nur in einer
eigenthümlichen anwendung , als Spitzname der franz. Nor-
mannen vor, worüber man den dichter Wace hören muß : mult
ont Franceis Normanz laidiz e de mefaiz e de rnediz, sovent
lor dient reproviers et claiment bigoz et draschiers Rou II. 71,
Veranlassung und sinn des Wortes berührt eine bis zum j. 1137
laufende chronik (Duchesne III. 360, Bouquet VIII. 316), her-
zog Rollo habe könig Karls fuß zu küssen mit den englischen
Worten ne se bi god c nimmer bei goti* verweigert , woraus
jener Spitzname bigot entstanden sei. Man konnte um seiner
«70 II. c. BIJ0U-BLA1REAU.
deutung willen die anecdote erdichtet haben, in sich selbst
aber ist sie nicht unwahrscheinlich. Das wort jedoch, weil es
in dichtungen als der name eines südlichen Volkes vorkommt,
aus Visigolhus zu erklären und diesen namen auf die Nor-
mannen als ein volk germanischen Ursprunges ausdehnen zu
lassen , wie Michel thut (Rist, des races maudites 1. 359), ist
offenbar zu künstlich. Doch ist auch die traditionelle deutung
aus einem grammatischen gründe, wenn nicht unzulässig, doch
unsicher, indem auslautendes d wohl zu i herabzusinken, nicht
zu t hinaufzusteigen pflegt d. h. aus god wird goi (s. dass.
unten), wie aus bruth brui (s. unten bru). Welchen begriff
aber auch das wort ursprünglich ausgedrückt haben mag, der
heutige tritt vor dem 16. jh. noch nicht hervor. Bei der un-
tersuchung wird man festhalten müssen, daß es eigentlich ein
gemeinromanisches ist: span. heißt b igote knebelbart, hom-
bre de bigote ein ernster fester character, damit zusammen-
hängend it. s-bigoltire muthlos machen, aus der fassung
bringen.
Bijou fr. edelstein, kleinod; wird aus einer zss. bis-
jocare bi-jouer gedeutet und soll hiernach etwas auf mehre-
ren seilen spielendes oder glänzendes ausdrücken.
Bique fr. s. becco H.a.
B i s s e fr. s. biscia IL a.
Bisse tre bissestre alt fr., norm, bisieutre, piem. bisest
unheil; eig. schalttag, von bissextus, der schon im alten Rom
und später in Frankreich für heillos galt: bissextus super
regem et populum cecidit Order. Vital, s. Ducange s. v.
Bivac bivouac fr. (m.) feldwache, vb. bivouaquer; ein
späteres wort, schon nach Menage aus dem dtschen biwacht
für beiwacht, eine nebenwache oder außerordentliche wache;
sp. vivac vivaque.
Blafard bleich; nicht vom nhd. bleifarb, wie Menage
vermuthet, es ist offenbar das ahd. bleih-faro, zu folgern aus
dem mhd. bleich-gefar von bleicher färbe, d zugefügt wie in
homard. — [Aus bleichfarb läßt es auch Jault entstehen.]
Blaireau fr. dachs. Mlat. bladarius, it. biadajuolo be-
deuten getreidehändler, das diminutiv wäre bladarellus biada-
rello und dies stimmt genau zum fr. blereau (von ble) , wie
man ehemals schrieb, vgl. wegen der form auch altfr. blairie
= pr. bladaria, Daß man das thier den kleinen getreidehand-
ILc. BLECHE-BLET. «71
ler nannte, kann in einer uns imbekannten anschauung seinen
grund haben, denn es speichert kein getreide auf: aber auch
im englischen ist badger kornhändler und dachs. Diefenbach
celt. I. 223 erklärt sich das franz. wort aus" dem kymr. adj.
blawr eisengrau und vergleicht engl gray grau und dachs (wozu
auch noch pic. grisard anzuführen wäre) ; da aber ein franz.
adj. blair nicht vorhanden ist und jedes falls Übergang des
kymr. aw in fr. ai , indem es sonst dem o , eu oder au ent-
spricht, gegen die lautgesetze streitet, so ist diese erklärung
kaum zuzulassen. An das engl, gray erinnert äußerlich das
it. g r a j o (in einigen wbb.) , das aber nicht von grau her-
stammen kann : der buchstabe leitet eher auf agrarius feldar-
beiter, wie man den dachs scherzhaft nennen konnte. Altfr.
findet sich bedoneau, bedouan, noch jetzt norm, bedou, die
wohl dickbauch bedeuten sollen.
Bleche fr. weich, weichlich, norm, bleque morsch ; wird
vom gr. ßld'§ ßlaxög (schlaff, weichlich, einfältig) hergeleitet,
wogegen die grammatik nichts zu erinnern hat, um so weni-
ger als in mlat. glossarien blax stultus wirklich vorkommt, s.
Class. auct. VI. 511b, vgl. moustache von /uvora^., Andrer mei-
nung ist Grandgagnage , der es aus dem dtschen bleich er-
klärt, s. v. bleque.
B 1 e m e fr. blaß, bleich, blemir erblassen. Altfr. schrieb
man sowohl bleme wie blesme, woraus man fast mit Sicher-
heit schließen kann, daß s eingeschoben ist. Ein ahd. adj.
bleihh-umo, wäre es vorhanden, gäbe ein treffliches etymon:
statt dessen bietet sich das altn. sbst. blämi bläuliche färbe
(von blä blau), wobei anzumerken ist, daß altfr. blemir eig.
schlagen (blaue flecken machen) R. de Cambr. p. 273, oder auch
beschmutzen heißt. In Berry ist deplamy blaß von gesteht.
Blesser fr. verwunden, verletzen, bei den alten auch
beschädigen: quant li quatre angles sont bleciet Liv. de Job
503m; eseuz bleciez zerhauener schildChev. aulion (L.Guest
1. 206b) u. oft. Das altfr. c ist häufig der ausdruck eines dtschen
z, und so darf man erinnern an mhd. bletzen flicken, bletz
(ahd. plez) Stückchen leder und dgl, daher blesser zerfetzen,
mhd. ze-bletzen in stücke hauen. Von unserm letzen kann
das franz. verbum nicht herrühren, da neben ver-letzen kein
be-letzen statt findet.
Biet fr, morsch^ nur noch in poire Wette morsche Urne,
619 ILc. BLINDER— BLUTER.
piem. biet, henneg. bletir morsch werden; vgl. ahd. bleizza
blauer flecken durch Quetschung.
Blinder fr. verdecken, unsichtbar machen; ein deut-
sches wort: goth. blindjan, ahd. blendan, nhd. blenden. Da-
von das sbst. blindes (plur.) deckwerk, it. blinde.
Bloc fr. klotz, häufe, vb. bioquer, daher entlehnt it.
bloccare, sp. bloquear einen platz einschließen; vom ahd. bloc
bloch, nhd. block, dies nach Grimm 11.23 für bi-loh schloß,
riegel, vom goth. lukan schließen; bioquer ist also eig. die
Zugänge eines ort es verstopfen. Franz. b locus (mit hörba-
rem s) vom dtschen bloc-hüs blockhaus.
Bloi altfr. pr. lichtfarb oder gelb, besonders von blu-
men und vom haupthaar gebraucht, in späterm mlatein bloius
blodius. Das haupthaar der schönen holt wird daher ohne
unterschied blond und\Ao'\ genannt: pr. Yseut la blonda Farn,
occ. p. 9, Ysseulz ab lo pel bloy Choix III. 204. Es könnte
seinen Ursprung haben in dem ags. bleö bliö (altfries. blie, älts.
bli) färbe, so daß es eigentlich nur farbig, hellfarbig im gegen-
satz zum dunkeln bedeutete. Da indessen unser ahd. blao
sowohl flavus wie caeruleus übersetzt, wie auch altn. blä-r,
ja auch serb. plav beide färben ausdrücken, so nimmt man
bloi besser für eine scheideform von bleu, beide aus blao ent-
standen, ebenso poi und peu aus pau (paucus). In beiden
fällen muß das prov. wort aus dem franz. entlehnt sein.
Blois altfr., bles pr. stammelnd; von blaesus.
Blostre altfr. kleiner hübet auf dem erdboden Nouv.
fabl. p. p. Meon II. 81 ; vom ndl. bluyster KU., engl, blister hü-
bet auf der haut.
Bluter fr. mehl in der mühte sieben, bluteau, blutoir
mehlsieb. Ferrari's etymon aplüda (kleie) fügt sich nicht in
die form, Menage's volutare nur mühsam in den begriff. Un-
ser beuteln, mhd. biuteln, drückt genau dieselbe handlung aus
wie bluter und steht auch buchstäblich so nahe, daß Identität
beider Wörter angenommen werden darf, wenn auch die franz.
spräche von einer so starken Versetzung des 1 kaum gebrauch
macht. Aber die sache läßt sich auch anders und wohl rich-
tiger auflassen : bluter ist aus bruter abgeändert; ein sp. bru-
tar kennt Berceo. Zunächst weist bluteau nämlich auf mlaU
buletellum bei Matth. Paris, vb. buletare, woraus sowohl blu-
ter wie henneg. bulter zusammengezogen sein kann. Reiner
II. c. BOBINE-BONDIR. 578
ist die alt fr. form buretel B. Gniot v. 2321 , bürg, burteau, denn
sie stimmt genau zum it. burattello von buratto mehlbeutel, eig.
ein dünner stoff, vom altfr. bure I. Der Provenzale entstellte
buratel seltsam in barutel, dem das dauph. baritel ganz nahe
steht, der Bretone in burutel. Die grundbed. von buretel bu-
letel blutel bluteau ist also ein lockerer zum sieben geeigneter
stoff wie fr. etamine. Occit. formen sind barutä , barutelä.
Woher aber chw. biat beutel, biatar beuteln?
Bobine fr. spuhle, piem. bobina. Nach Salmasius von
bombyx , weil sie einer eingesponnenen Seidenraupe gleiche.
Von bombus, weil sie ein summendes geräusch macht, wäre
grammatisch besser. Wie verhält sich aber dazu das pic.
norm, bobinetle klinke?
B o i s s o n fr. (f.) getränke; von boire, lat. bibere, gleich-
sam bibitio, verwandelt in beison boisson.
Boite fr.,pr. bostia boissa, mit einschiebung brostia
brustia büchse. Aus pyxis gestaltete sich mlat. buxis bei Pau-
lus Diac. , woher die prov. form boissa, im 10. jh. bemerkt
man buxida vom acc. pyxida (nvg/tfa), umgestellt in buxdia
bustia, welches letztere im 11. jh. begegnet, pr. bostia, altfr.
boiste, bret. boest. Die erfurter glossen (9. jh.) haben die
bemerkenswerthe stelle: pixides vasa modica argentea vel
lignea, quae cvulgo3 poxides apellant 367, 28. Daher fr.
deboiter verrenken, aus der pfanne (boite) bringen, einfach
boiter hinken, henneg. botier mit ursprünglicher Stellung des i.
Eine ableitung muß sein b o i s s e a u scheffel, engl, bushel, da
es mündartl boisteau, mlat. bustelius (vom j. 1214) lautet,
verschieden vom altfr. boucel bouchiau, pr. bossel gefäß für
jlüssigkeiten = it. botticello, von botte /.
B o m eri e norm. Vorschuß auf den gewinn eines schiff es
(Dict. de Trev.J; vom dtschen bodmerei.
Bon de fr. schleuße, zapfen, bondon spund, letzteres
auch prov. Es stammt aus dem deutschen, worin es nur noch
mundartlich vorhanden ist: Schweiz, punt, schwäb. bunte u. a.
(s. Stalder und Schmid) , verstärkt ahd. s-punt, vgl phund-
loch Graff III. 342.
Bondir fr. abprallen, bond prall, sprung. Das altfr.
und prov. verbum bedeutet dröhnen, schmettern (Mort Gar.
p.50, Ogier v.3815, Lex.rom.) und kommt ohne zw ei fei vom
lat. bombitare summen, zsgz. bondar, aber nach der 3. rom.
574 II. c. BORNE— BOÜCHER.
conj. geformt, wie dies zuweilen mit intransitiven geschieht,
vgl. tentir von tinnitare. Vicard. lautet es noch nach erster
bonder, auch neupr. boundä. Wäre aber im franz. die or-
ganisch richtige form nicht mit t bonter, wie comter aus com-
p'tare, douler aus dub'tare ? Aber man sagt auch mit d coude
aus cub'tus und so konnte sich t auch in bomb'tare wegen
der vorausgehenden media in d erweichen. Mlat. bunda so-
nus tympani s. Ducange und Class. auct. VI. p. 512a.
Borne fr. (f.) gränzstein. Gleichbedeutend ist mlat. borma
(11. jh.), altfr. bonne boune bousne, neupr. bouino und das
weit ältere mlat. bödina bödena (diesen accent fordert die
zwischen e und i schwankende endung ena ina), altfr. bodne
Chr. de Ben. I. 375. An die älteste form hat man sich , wie
überall, zu halten: aus bodina konnte sich recht wohl bonne,
aus dem zsgz. bodna eben so wohl hörne gestalten; legt man
aber bonna zu gründe, so bleibt das in borne enthaltene r
ohne erklärung. Mit aufstellung der urform bodina fällt die
herleitung aus ßowög (hügel) so wie die aus dem bret. born
(Potts forsch. IL 212, bonn Le GonJ weg: hier bleibt nur
übrig dem stamme bod nachzuspüren, dessen Vorhandensein
auch das pr. boz-ola (= borne) zsgz. bola, mlat. bodula, be-
stätigt; s. unten bouder. Vermuthungen über das räthselhafte
wort in Diefenbachs goth, wb. I. 300.
Bosseman fr., vom ndl. bootsman, ndd. boosmann.
Bou altfr. armring: la bou de sun braz, armillam de
brachio Liv. d. rois pA21; armilles qu'otn bous apele Chr.
de Ben. 1.341; vom ahd. boug (dies von biugan), altn. baugr
ring, spange, kette. Die prov. form wäre baue.
Bouc fr., pr. boc das männliche thier des ziegenge-
schlechtes. Das wort kommt auch um die gränzen von Frank-
reich vor: churw. bück, comask. bocch, cat. boc, arag. boque;
altsp. bueo scheint gradezu aus dem franz. Es ist im celti-
schen und deutschen einheimisch, nach Grimm aber erst aus
dem roman. ins deutsche verpflanzt Gesch. d. d. spr. I. 42. An
seiner statt braucht der Italiäner beeco, der Spanier bode.
Abgeleitet ist fr. bou eher, pr. bochier metzger, eigentlich
bockschlächter , fr. boucherie, pr. bocaria metzig. So hatte
man brecaria metzig für schafe, cabreria für ziegen, und an-
dre ausdrücke.
Bouc her fr. zustopfen, bouchon stopfen. Die deutung
II. c. BOUCLE-BOUGER. 5?5
dieser Wörter ist so verzweifelt nicht, wie sie den efymologen
scheint. Bouchon ist = pr. bocö, it. boccone und heißt eig.
mundvoll, das was den mund füllt, speciell was den mund
der flasche füllt; darnach das vb. boucher, das keine andre
rom. spräche kennt.
Boucle fr. (f.) ring, auch haarlocke, hieraus sp. bucle
mit letzterer bed.; aber altfr. bocle blouque, pr. bocla bloca,
altsp. bloca Poem. d. Cid mit der bed. erzbeschlag in der mitte
des Schildes, mlat. bucula scuti Gloss. Isid., mhd. buckel; ab-
gel fr. bouclier, pr. bloquier, it. brocchiere, ahd. buckeler
schild mit einem buckel; von buccula backen, nach der ähn-
lichkeit benannt.
Bouder fr. schmollen, boudin (comask. bodin) blut-
wurst, b o u d i n e knöpfchen, altfr. nobel, npr. boudöli bützel,
boudougno buckel, geschwulst, piem. bodero dick, untersetzt;
zsgs. mit inflare npr. boud-enflä boud-ouflä boud-iflä aufbla-
sen ; mit sufflare fr. bour-souffler (für boud-suffler) assi-
miliert borrofler, doch wäre hier, das wal. bos-unflä vergli-
chen, auch Zusammensetzung mit borsa geschwulst und inflare
gedenkbar. Diese bildungen führen auf einen stamm bod, der
etwas aufgetriebenes bezeichnen muß, denn selbst bouder heißt
das maul hängen, die Unterlippe als wulst hervortreten lassen
(piem. fe'l bodou), oder es heißt, wie das henneg. boder,
schlechtweg aufschwellen. Zu demselben stamme gehört auch
böd-ina gränze (s. borne), eig. etwas vorragendes wie unser
schwelle von schwellen. Ist dieser stamm lateinisch, so findet
er sich unzweifelhaft wbot-ulus wieder; goth. bauth-s stumpf
liegt in seiner bedeutung schon entfernter; engl, bud knospe
fehlt der ags. spräche.
Boue fr. dreck, altfr. boe; ist vielleicht das gleichbed.
kymr. baw (m.). Aber die engl, form bog, die lomb. oder com.
boga fügen sich diesem etymon nicht: ob sie mit dem goth.
us-baugjan (auskehren) zusammenhangen (vgl. Dief. goth. wb,
IL 134), bleibt zweifelhaft; ein prov. bauga würde hier ent-
scheiden. Lothr. bodere hat dieselbe bedeutung.
Bouger fr., bojar pr. sich von der stelle rühren, vgl.
wall, bogi wegrücken. Mit Leibnitz und Frisch vom ahd. biu-
gan, nhd. biegen (nachgeben, weichen), oder besser wohl vom
ahd. bogen, ndl. bogen, Schweiz, bojen, altn. buga beugen,
krümmen, da jenes ein radicales u (buger) vorziehen würde.
570 II. c. BOUGRE— BOURBE.
Diese herleitung scheint genügend, gleichwohl ist etwas dabei
zu erinnern, was sie mehr als zweifelhaft macht. Das ei-
gentlich prov. wort ist nicht bojar, das erst in dem prosai-
schen Albigenserkrieg vorkommt und aus dem franz. stammen
kann, sondern bolegar = it. bulicare, offenbar abgeleitet
aus bulir bolir sieden, wallen, wimmeln, sp. bullir in stäter
unruhe sein, pg. bulir etwas von seiner stelle wegrücken, und
mit diesem wort trifft bouger buchstäblich zusammen.
Bougre fr. ein Schimpfwort. In der älteren spräche
ist es s. v. a. Bulgarus, völkername, bedeutet aber demnächst
jeden ketzer, weil die Bulgaren dem manichäismus besonders
ergeben waren und der höchste priester dieser secte in ihrem
lande seinen sitz hatte, daher bougrerie ketzer ei. Bei Mcot
hat bougre die bed. paedico, die, wie Menage vermuthet, dem
worte darum beigelegt ward, weil der paedico derselben strafe
verfiel wie der ketzer. S. Ducange v. bulgarus, vgl. auch
Böcking zur Notitia dign. p. *1084.
Boulanger fr. bäcker. Vergleicht man sp. bollo milch-
brot, comask. bulet eine brotsorte , so darf man es mit Du-
cange von boule herleiten, woraus zunächst ein unvorhande-
nes boulange [kugelförmiges backwerk ?) entstand. Bulengarius
findet sich im 12- jh.
Boulevard boulevart fr. (boulever bei Nicot) wall, fe-
stungswerk, hieraus entlehnt it. baluardo, sp. baluarte; vom
dtschen bollwerk wie altfr. Estrabort von Sträzburc; jenes
nach Frisch I. 118 zsgs. aus bohl-werk, vgl. aber auch Schmel-
ler IV. 141. Roquefort hat bollewerque.
Bouleverser fr. über den häufen werfen; eig. um-
kehren wie eine kugel (boule). Die limous. mundart änderte
dies in polo-versä (polo clunis).
B o u quer fr. sich fügen; vom nord. bucka niederdrücken,
nhd. bücken.
B o u q u i n in der bed. schlechtes buch ; von einem mndl.
boeckin büchlein, nndl. boekje. Man sehe über diese ndl. di-
minutiva, sofern sie ins franz. übergegangen sind, Nicot v.
mannequin und Menage v. brodequin. Die nördlichen mund-
arten begaben mit diesem suffix auch latein. Wörter: so hen-
neg. in penequin schlechtes brot, verquin kleines glas.
Bourbe fr. (f.) schlämm, wall, borbou; man vergleicht
gr. ßogßoQog.
lt. c. BOÜRDE— BRAIRE. 57-7
Bourde fr., borda pr. lüge, vb. bourder; dahin mndl.
boertboerde. Die alte bed. spaß, belustigung, auf Schneider ei
führt auf die herkunft des Wortes, das aus pr. bort für biort
ritterspiel (s. bagordo I.) entstand: altfr. behorder zeigt schon
die abgeleitete bed. scherzen, spass treiben. Aus behord in
diesem sinne ward das engl, boord und gael. bürd.
Bourgeon/r. knospe, sprosse. Ducange vermuthet vom
lat. turio (q. vj; ganz verwerflich. Grammatisch möglich ist
entstehung aus dem ahd. burjan heben, so daß bourgeon (ahd.
burjo?) etwas sich hebendes, hervorbrechendes bedeutete. Die
occit. mundart kennt für äuge des zweiges das einfachere
boure.
Bourreau fr., borel pr. henker, Scharfrichter. Nach
Menage zsgz. aus bouchereau von boucher metzger. Ist auch
gegen die begriffe nichts einzuwenden, da z. b. sp. boya beide
bedd. in sich schließt, so scheint die zusammenziehung doch
etwas gewaltsam. Borel kann aus boja (s. dies wort thl 1)
abgeleitet sein vermittelst des doppelsuffixes er-ell, wovon
auch die franz. spräche beispiele besitzt (mät mät-er-eau),
es entspräche also einem hypothetischen it. boj-er-ello , vgl.
chw. bojer, altsp. borrero. Von bourreau ist auch das vb,
bourreler peinigen. — [Schon Euet vermuthete Zusammen-
hang zwischen boja und bourreau.]
B o u s e fr., pr. boza buza kuhdünger. Churw. bo vatscha,
comask. boascia, parm. boazza mit ders. bed. lassen ein fr.
bouasse annehmen; ob aber auchbousse bouse, ist sehr zwei*
felhaft, da sich von einer Verlegung des tones von dem ab-
leitungssuffix auf den stamm im franz. kein ganz zuverlässi-
ges beispiel findet. Man erwäge darum noch das deutsche
butze klumpen, woran schon Frisch erinnerte.
Brague altfr. lustbarkeit, braguer (noch nfr.) lustig
leben, neupr. bragä prangen, stolzieren, altfr. bragard geputz-
ter mensch-, Stutzer, mndl. braggaerd. Muthmaßlich, da es
der alten prov. spräche fehlt, vom altn. brak geräusch, braka
prangen, übermüthig sein. Celtische beziehungen s. in Die f.
goth.wb. 1.268.
Braiman pr. freibeuter; eig. völkername, Brabänter,
altsp. entstellt in breimante Alex. (vonSanchez unrichtig er-
klärt). S. Ducange v. brabanciones.
Braire fr. schreien (vom esel) , altfr. pic. norm, pr*
37
578 II. c. BRANDE— BREDOUILLER.
braire überh. schreien, weinen, auch schmetternd singen (lo
rossinhols brai), partic. brait, daher sbst. brait geschrei. Er-
wägt man die sinnverwandten verba altfr. muire aus mugire,
bruire aus brugire (mlat.), so läßt braire auf ein älteres bra-
gire schließen, das auch im mlatein vorkommt. Ihm könnte
engl brag, kymr. bragal prahlen, lärm machen verwandt sein,
läge nicht eine Verstärkung von raire durch malerisches b (vgl
b-rüire aus rugire) ganz nah. Vom sbst. brait ist pr. brai-
dar, pg. bradar, daher adj. pr. braidiu, altfr. braidif z. b.
Brut. IL 202 hitzig, stürmisch, urspr. wiehernd; vielleicht
auch pr. altfr. braidir, altit. bradire Poet. d. pr. sec. 1. 243.
Auch fr. brailler, pr. braillar plärren (für braailler?),
piem. braje könnte aus brai-re abgeleitet sein wie etwa cri-
ailler aus cri-er, pi-ailler aus dem unvorhandenen pier, it.
piare.
Brande fr., neupr. brando kleines gesträuch, in Berry
brande heide zu besen.
Br aquer fr. biegen, lenken; vom altn. bräka schwä-
chen, unterwerfen.
Bras altfr. malz, mlat. bracium, vb. brasser, auch altsp.
brasar brauen, mlat. braxare; vom gallischen brace bei Pli-
nius, ein getreide, woraus malz bereitet ward, gael. braich
bracha, com. bräg. Man sehe über dieses wort Grandga-
gnage v. brä. Bemerkenswerth ist die wal. form brahe. Daß
unser brauen von braxare herrühre, nicht umgekehrt, bemerkt
J. Grimm, s. dessen abh. über diphthonge.
Breche fr. bruch, lücke, scharte, wohl auch pr. berca
kerbe Gloss. occ, aus dem fr. entlehnt it. breccia, sp. brecha
bruch der mauer, in dieser bed. bereits bei J. Febrer str. 229
rompre una brelja ; vb. pr. bercar und enbercar , pic. eber-
quer, fr. ebrecher schartig machen. Das wort stimmt zum
ahd. brecha handlung des brechens , mit passiver bed. mndl
breke bruch, schwz. breche stürz von losgerissenem gesteine.
Man vergleicht auch kymr. breg (m.) bruch. Dem mhd. bre-
chel (brecher) entspricht it. briccola, sp. brigola, fr. bri-
cole Steinschleuder, mauerbrecher.
Bredouiller stottern ; muthmaßlich vom altfr. bredir,
pr. braidir singen, schmettern (von vögeln), vgl. oben braire.
Aber das synonyme bretonner ist von breton bretonisch
d. h unverständlich.
II. c. BREHAIGNE-BRIN. 57»
Brehaigne fr. unfruchtbar (von menschen und thie-
ren). Es gibt verschiedene formen. Eine uralte ist in den
Liv. d. rois p. 6. 350 baraigne, vom weibe oder auch von sa-
cken gebraucht: la baraigne plusurs enfantad, lat. sterilis pe-
perit plurimos; hiernach wäre brehaigne umgestellt aus berai-
gne und h nur eingeschoben um den hiatus zu wahren. Wallon.
lautet es brouhagne, metzisch bereigne, pic. zsgz. breine, bürg.
braime u.dgl., altengl. barrayne, neu harren; span. Urkunden
späterer zeit haben brana. Die ital. spräche besitzt bretto
unfruchtbar, muthmaßlich ganz verschiedenes Ursprungs. Hält
man sich an die älteste form baraigne, so kann das wort ab-
geleitet sein aus dem alten bar mann im gegensatz zum weibe,
im frühsten mlatein barus neben baro : baraigne wäre alsdann
ein mannweib , ein unfruchtbares weib. Dieselbe auffassung
begegnet im gleichbed. sp. machorra von macho mann, im pr.
toriga von taur stier, vgl. lat. taura. Gewöhnlich erkennt man
darin das bret. brec'han, das den übrigen celt. mundarten
abgeht und um so eher ein fremdling sein kann. — Was be-
deutet flauste brehaingne bei Roquef. de la poes. franc. (i. edj
p. 106?
Brelan fr. ein kartenspiel, vb. breiander. Die alt fr.
form ist brelenc berlenc und bedeutet das brett zum Würfel-
spiel: un berlenc aporte et trois dez Fabl. III. 286, Iroi des
et un brelenc IV. 44, später auch den ort des Würfelspiels,
s. Nicot und Menage. Es ist vom dt sehen bretlin oder (bes-
ser) brelling, wie J. Grimm bemerkt (Haupts ztschr. I. 577).
Daher sp. berlanga ein glücksspiel.
Breme fr. ein dem karpfen ähnlicher fisch; für bresme,
vom deutschen brachsme, in Rheims bräme, neupr. bramo.
Brette fr. (f.) hieber, vb. bretailler; vgl. nord. bredda
kurzes messer oder säbel.
Breuvage/r. trank ; für beurage, pr. beuratge, it. beve-
raggio, von boire, lat. bibere; vb. abbreuver für abbeurer,
pr. abeurar. Das r in beurage rechtfertigt sich aus einer
vorausgegangenen Substantivbildung wie etwa pr. biver schenk,
beveria zecherei.
Brimborion/r. lappalie ; nach Frisch von brimber bet-
teln (s. bribe L), also mit anwendung einer halb latein. endung
(brimborium).
Brin altfr. gebrause, lärm: demainent grant brin Ch.
580 II. c. BRIN— BROIGNE.
d. Sax. IL 65, vgl. I. 210, Ferabr. p. 186b, 186a; wohl vom
altn. brim brandung, meeresbraus.
B r i n d' e s t o c fr. springstock; aus dem deutschen worte.
B r i s er fr., pr. brisar brizar brechen, zerbrechen (trans.),
fr. bris bruch, Schiffbruch u. dgl, pr. briza krume; zsgs. pr.
desbrizar, abrizar, desabrizar zertrümmern, fr. debris trüm-
mer; abgel. altfr. bresiller, pr. brezilhar in brocken zerfallen.
Auch auf ital. gebiete , sofern man in ci ein ausgeartetes si
annimmt: bricia krümchen — pr. briza, dsgl. briciola bri-
ciolo (minder gut zu bricco I. gestellt), sbriciolare zerkrümeln.
Es gibt einen deutschen auf st ausgehenden stamm brist, gegen
dessen zulässigkeit grammatisch nichts zu erinnern ist, da t in
jener Verbindung leicht elidiert wird wie in huissier, lisiere u. a. :
ahd. brestan (präs. bristu), altn. bresta u. s. w. brechen, ge-
brechen, nhd. bersten, sbst. altn. brestr, mhd. breste bruch.
Den bloßen sauselaut zeigt in engl, mundarten brise brisse
brechen Halliw., schott. briss zermalmen (welches Die fenb ach
goth. wb. 1. 319 aus britsjan oder bristan erklärt), ndl. brij-
zelen zertrümmern, dem das pr. brezilhar (euphonisch für bri-
zilhar) ganz nahe tritt: die ursprünglichkeit dieses Stammes
aber ist weniger gesichert als die von bristan, das auch durch
seine allgemeinere Verbreitung überwiegt. Ein davon getrenn-
tes ags. verbum, brysan (s. unten bruisier), hat einen minder
genehmen wurzelvocal. Noch gibt es ein gael. sbst, bris bruch,
dessen celtischer Ursprung jedoch nicht unzweifelhaft scheint.
Brive fr. wird in einigen wbb. als ein celt. wort mit
der bed. brücke aufgeführt und in verschiednen städtenamen,
zumal in dem alten namen von Amiens Samaro-briva (Somme-
brücke) wieder erkannt oder daraus gedeutet. Es scheint
aber nach Humboldt über die urbewohner Hisp. p. 96. 97. IM
nichts anders als das celt. briga, s. dieses wort thl I. Dauph.
briva brio heißt weg, straße, dies könnte allerdings vom kymr.
briw bruch herrühren, wie nfr. route und altfr. bris bruch
und straße bedeuten.
Brochet fr. hecht; eig. kleiner spieß, von broche (s.
brocco I.) wegen seines spitzen maules, ebenso heißt engl, pike
spieß und hecht, fr. bequet schnabel und hecht, vgl. auch fr.
lanceron junger hecht, von lance. Buchstäblich dasselbe wort
ist it. brocchetto kleiner ast.
B r o i g n e brunie altfr., bronha pr. pamer, mlat brugna
II. c. BROISSIER-BRU. 581
in einer Urkunde vom j. 813; vom goth. brunjö, ahd. brunjä,
dies von brinnan brennen, glänzen Grimm III. 446. Die ro-
man. nachbildung ist so genau, daß sie selbst das ableitende
j der ausspräche nach bewahrt hat: tei cuvenist helme e
brunie a porter Ch. d'Alexis 83.
B r o i s s i e r fr. s. briscar //. b.
B r o nd e altfr., piem. bronda zweig, occit. broundo reis-'
höh, daher pr. brondel brondill zweiglein.
B rouai lies fr. eingeweide der fische und.vögel, buch-
stäblich das wort der isid. glossen burbalia 'intestina', seinem
Ursprünge nach schwer zu beurtheilen. S. Die f. celt. I. 200.
Nicht zu übersehen ist dabei das mit brouailles gleichbedeu-
tende altfr. breuilles (zweisylb.).
B r o u e e fr. nebel; eine participialbildung wie guilee, ge-
lee oder sp. nuvada, von unentschiedener herkunft, doch we-
der aus latein. noch celt. würzet. Die picard. mundart lei-
tete aus demselben stamme brouache feiner regen, die von
Berry brouasser fein regnen, rieseln; für brouee aber spricht
die letztere mundart , vielleicht nur durch einschiebung , ber-
rouee. Von bruine scheidet es sich durch seinen stammvocal,
stimmt aber in dieser rücksicht zum synonymen brouillard.
Man darf erinnern an ags. brodh (für bradh) duft, und an
mhd. brod-em (für bradem); brouillard würde alsdann zu
brodel brudel aufsteigender dampf Frisch I. 141b gestellt wer-
den dürfen.
B r o u i r fr. verbrennen, von der sonne, altfr. auch vom
feuer: le feu i boutent e trestout Font bru'i Gar. I. 210; vom
mhd. brüejen, ndl. broeijen erhitzen, anbrennen, nhd. brühen.
Dasselbe bedeutet piem. broe brove, ven. broare, mail. sbroja.
Dabei ist freilich die occ. form braouzi = brauzir nicht au-
ßer acht zu lassen, die sich zu brouir zu verhalten scheint
wie auzir zu ouir, jauzir zu jouir, blauzir zu blouir, und ei-
gentlich ein ahd. brödjan braudjan in anspruch nimmt.
Brouques pic. hosen; vom ndl. broek = ahd. bruoch.
Von der zss. theoh-bruoch Graff III. 278 bewahren nur die
cass. glossen eine roman. nachbildung, s. Haupts ztschr. VII. 400.
Bru pr. heidekraut (nur der nom. brus ist vorhanden),
occit. mail. brug, gen. brügo; vom kymr. brwg wald, Strauch,
brel. brüg so wie Schweiz, brüch heidekraut. Hieher auch
broia ulva marina in den isid. glossen? Abgeleitet fr. bru-
«88 II. c. BRU— BUQÜER«
yere, das sich im cat. bruguera, mail brughiera wiederholt,
altfr. brueroi. Vgl. Dief. celt. I. 216.
Bru fr., in der alten spräche bruy, Schwiegertochter,
s. v. a. belle-fille. Es ist deutscher herkunft: goth. bruths,
ahd. mhd. brut, nhd. braut, alts. brüd, ndl. bruid, ags. bryd,
engl, bride, altn. brüdhr, schwed. brud, die verlobte kurz vor
der hochzeit oder die neuvermählte. Im goth. jedoch hat das
(nur in einer stelle begegnende) wort dieselbe bed. wie im
franz., wobei es unentschieden bleibt, ob sich letztere daraus
herleite oder ob sie sich unabhängig aus der gemeindeutschen
entwickelt habe. Bemerkenswerth ist dabei, daß auch dem
churw. brütt nur die goth. bed. zusteht. Bru ist übrigens das
einzige deutsche verwandtschaftswort , das in einer roman.
Schriftsprache platz gefunden. Die norm, und champ. mund-
art bewahren auch noch die zss. bru-man neuvermählter, aus
dem altn. brüdh-mannr (üblich brüdh-madhr) hochzeitsgast,
schwed. brud-man brautführer, die also ungefähr in den sinn
von brüdh-gumi = bräutigam ausgewichen sind.
Bruine fr., bruinapr. feiner kalterregen, vb.fr. brui-
ner. Wie nah auch lat. pruina (reif) zu liegen scheint, so
ist doch der übertritt der anlautenden lippentenuis in die me-
dia im franz. etwas so ungewöhnliches, daß man, auch wenn
die begriffe noch besser stimmten, auf diese etymologie ver-
zichten muß. Das wort ist ein achtes product der nordwest-
lichen spräche , die das suffix ina mehrfach auf naturereig-
nisse anwendet: so pr. calina hitze, plovina regen u. dgl, die
würzet aber ist uns verborgen, denn auf brugir bruir (rau-
schen , sumsen) kann nur eine entfernte vermuthung fallen,
wiewohl die pr. formen bruzina und bruzir zusammentreffen
und champ. bruire die doppelte bed. hat brausen und nebeln.
Vgl. auch Grandgagnage v. brouhene.
Bruiser bruser altfr. zerschmettern, zertrümmern z.b.
lanzen Chr. de Ben. 1. 159. 214. II. 33, G. Gaimar p. 26, zsgs.
combruisser s. Liv. d. roisp. CXVIII, debruisier Theätr. fr. 33a,
Lex. rom. II. 261«, wo auch ein altsp. abrusar verzeichnet steht.
In diesem sehr üblichen auch zu Zusammensetzungen benutz-
ten worte ist vielleicht das glbd. ahd. brochisön anzunehmen;
man vgl. auch engl, bruise, das auf ags. brysan zurückgeleitet
wird. Celtische verwandte s. in Dief goth. wb. 1. 321*
Buquer fr. (veraltet) anklopfen; vom ndl. beuken.
II. c. BUR-CADET. «83
Bur norm, wohnung, alt fr. buron Mite; vom ahd. bür
haus, wohnstätte, nhd. bauer. S. Grandgagnage v. baur.
Buse fr. (f.) eine geringe falkenart , auch busart, pr.
buzac, it. b o z z a g o abuzzago = lat. buteo, dtsch buse, bufshart.
Busse buse buce alt fr. ein größeres fahr zeug, mlat. (um
1080) bucia, (um 1110) buza, masc. pr. bus, altsp. buzo ein
ruderschiff, vgl. ags. butse in butse-carlas schiffleute (bei Lue,
s. auch Ducange v. buscarla), engl, buss, ndl. buise fischer-
boot, altn. büssa; von butta, buttis, mit Ducange u. a.
c.
C a a b 1 e chaable alt fr. ein schweres wurfgeschütz steine
zu schleudern Ch. de Rot. u s. w., syncopiert aus cadable, in
späterem mlatein chadabula. Dieselbe sache heißt pr. cala-
bre, worin d mit 1 vertauscht ward. Das altfr. wort be-
deutet auch das niederwerfen auf den boden so wie den nie-
dergeworfenen bäum, die abgeschlagenen äste, vgl. cables ou
arbres abbatus (vom j. 1402), le bois nomme caables qui chiet
par avanture (1411), s. Carpentier. Daher sowohl neufr.&c-
c a b 1 e r zu boden schlagen oder drücken, wie c h a b 1 i s Wind-
bruch in Wäldern. Form und begriff von caable leiten auf
gr. xaraßoX?j nieder werfung, Zerstörung.
Cabdal pr. s. caudal H.b.
C a b e 1 i a u fr. ein fisch der nördlichen meere ; zunächst
vom ndl. kabeljaauw, woraus auch durch Umstellung, vielleicht
mit rücksicht auf baculus stock, das sp. bacalao, bask. ba-
cailaba, venez. piem. bacalä Stockfisch (getrockneter kabliau)
hervorgegangen scheint, doch ist die form auch nddeutsch
(bakkeljau).
Cabrer fr., cabrä neupr. (nur reflexiv) sich bäumen;
von caper bock, aus einer üblichen Stellung dieses thieres ent-
nommen.
C a b u s fr. in chou-cabus kopfkohl; = it. capuccio köpf-
chen, von caput, nhd. kappes.
Ca de au fr. Schnörkel der schönschr eiber, zierath, ca-
deler Schnörkeln (veraltet); von catellus dimin. von catena,
vgl. it. catenella kettenförmige Stickerei.
Cadenas fr. s. candado IL b.
Cadet fr. adj. der jüngere unter geschwistern ; von
Ä84 II. c. CADRAN-CAILLOU.
capitettum, vornan, dimin. von caput, also häuptchen, junges
haupt.
Ca dran fr., quadran pr. Sonnenuhr; von quadrans, it.
sp. quadrante astronomisches Instrument.
Cagot fr. scheinheilig. Dieses wort, das in der be-
merkten bedeutung nicht vor dem 16. jh. vorkommen soll, wird
mit dem gleichlautenden namen einer in Bearn und angrän-
zenden landestheilen zerstreuten race oder caste für identisch
gehalten. Nach Aquitanien geflüchtete Gothen und Araber er-
hielten von Karl Martell und dessen nachfolgern schütz und
freiheiten, galten aber bei den einwohnern für Arianer und
aussätzige und wurden von ihnen mit dem Schimpfnamen Ca-
gots d. i. canes Gothi belegt. S. Michel hist. des races maudi-
tes 1. p.284. Etymologisch ist gegen diese ziemlich alte er-
klärung nichts einzuwenden: pr. cä hund, Got Gothe. Die
neue bedeutung würde sich also wohl in der art aus der al-
ten entwickelt haben, daß man sich unter Cagot einen men-
schen dachte, der gegen seine Überzeugung die catholischen
kirchengebräuche mitmachte; ebenso ist cafard eig. ungläubig,
demnächst scheinheilig (s. cafre IL b). Wie man übrigens in
Südfrankreich die von dem Spanier so hoch geachteten Gothen
mit den Sarazenen vermengte, zeigt der vers eines troubadours :
Masmutz Maurs Götz e Barbaris Choix IV. 85. Frisch 1. 362c
deutet das wort aus dem pr. cap und dem dtschen gott : cap-
got ca-got wäre eine betheurung cbei dem haupte gottes*, wo-
mit man die heuchler passend benannt habe.
C a h i e r fr. heft papier. Denkt man sich cayer (so schrieb
man ehemals) aus pic. coyer (quoyer Hecart) abgeändert wie
frayeur aus froyeur, so kann es aus codicarium, von codex,
zusammengezogen sein.
Ca hüte fr.baracke, altfr. cha hüte und cahuelte. Ent-
weder ist ca-hute zsgs. mit hutte, dim. cahuette für cahutette ;
oder cahuette ist die frühere in cahute zsgz. form, deren pri-
mitiv aber das von andern citierte ndl. kauwe (häfich) nicht
sein kann; vgl. norm, caue ein fahr zeug (Ducange v. cayum).
Franz. c a j u t e vom ndl. kajuit.
Caillou fr., pic. caliau (altfr. chaillo Berte p. 48j, pr.
calhau, daher pg. calhao kiesel. Zur noth konnte dieses wort
aus calculus calc'lus caclus entstehen, doch ist der spurlose
Untergang des ersten 1 gegen die reget Nach einer andern
II. c. CALANDRE— CAPRE. SS6
deutung erwuchs es aus dem ndl. kai kei kiesel, worüber
Grandgagnage v. caiewai nachzusehen ist. Sollte aber caillou
nicht desselben Ursprunges sein können wie das buchstäblich
zusammentreffende vb. cailler gerinnen, so daß der kiesel ein
(aus sand oder kies) zusammengeronnener stein, ein kiesklum-
pen wäre? Es mag dies kühn scheinen, aber die deutsche
spräche kennt das gleiche. Unser kiesel bedeutet eben so wohl
etwas geronnenes, zusammengebildetes , sei es stein oder ha-
gel (geronnenes wasser) ; das verwandte kes bezeichnet das
eis des gletschers (Schmeller IL 336), beide aus einem vb. ki-
san gerinnen oder bilden ? Man sehe über das deutsche wort
J. Grimm in Haupts ztschr. VII. 469. Seltsam ist in dem franz.
worte das suffix ou = pr. au, das sonst nur in geographi-
schen namen erscheint, Anjou Anjau, Poitou Peitau ; wie er-
klärt es sich hier? Man merke aber auch aus der mundart
von Berry das einfachere caille. Die occit. mundart hat da-
für calado.
Calandre fr. walze; von cylindrus (xvXivSqoq'), also
eig. celendre, allein da y nicht selten wie u oder etwa ü lau-
tete, konnte auch das vorhergehende c seine gutturale aus-
spräche behaupten, wie dies in coing aus xvöwviov geschah:
calandre ist also im gründe aus colendre abgeändert.
Cambrer fr., neupr. cambrä bogenförmig krümmen: von
camerare wölben, einen bogen formen.
Canapsa fr. ranzen (kein altes wort); vom dtschen
knappsack.
C a n e altfr. (f.) schiff, nfr. canot kleines fahrzeug ; dsgl.
nfr. cane (f.) ente, canard enterich , auch wasserhund, altfr.
canote (f.) — nfr. cane. Man sieht, daß schiff und ente, beide
als schwimjner gedacht, in derselben bezeichnung zusammen-
fallen. Die Urbedeutung aber ist die erstere, denn das wort
weist nicht auf lat. canna röhr, gondel, das mit canne (dim.
canette kännchen) ausgedrückt wird, sondern auf ndl. kaan (f.)
= nhd. kahn.
C a n i f fr. federmesser ; vom altn. knifr, ags. cnif = nhd.
kneip kneif. Dimin. ganivet, altfr. cnivet Trist. 11.127,
pr. canivet, daher entlehnt altsp. canivete, pg. canivete.
Capre fr. freibeuter , freibeuterschiff. Aus cap vor-
gebirg, weil sich solche schiffe dahinter versteckten (Frisch I.
164c)? kann es nicht abgeleitet sein. Es ist das ndl kaper,
586 II. c. CAQUER— CASNARD,
vom vb. kapen rauben, entwenden, freibeuterei treiben; dies
aus dem lat. capere?
Ca quer fr. häringe ausweiden und einpökeln, caque
häringstonne ; vom ndl. vb. kaaken eig. die kiefern (kaecken)
ausschneiden, s. Kilian.
C a r c a n fr.pr. halsband, halseisen. Es hat seine quelle
weder im gr. y.aQxtvog krebs, zange, noch im dtschen kragen,
sondern offenbar im ahd. querca, altn. qverk gurgel, hals.
Attfr. mundarten setzen auch charchant cherchant, ndl. karkant.
Carole querole altfr. reihentanz, caroler den reihen
tanzen. Frankreich war die eigentliche heimath dieser belu-
stigung, deren die poesie häufig erwähnt und ihr selbst eine
eigne liedergattung, chanson de carole, dankte oder widmete ;
man sehe Wolf über die lais p. 185. Die prov. sänger wollen
nichts davon wissen, nur das vb. carolar kennt das Gloss. occ.
Aber nach Italien und England gieng sache und wort über:
it. carola, carolare, engl, carol gesang, urspr. tanz (so goth.
laiks tanz, ahd. leih spiel, gesang), kymr. carol (nach Owen
von cär freund). Unhaltbar gewiss ist Wolfs deutung aus
pr. carrau gang, weg, daher umgang, herumgang: aus carrau
= carral kann weder carala noch carola werden. An ca-
priola luftsprung (von caper bock) wird man nicht denken
wollen. A für o in tonloser sijlbe ist einzuräumen, steht doch
auch calandre für colandre, canape für conope, und so kann
carole aus chorulus, dimin. von chorus reihentanz, entstan-
den sein, nicht wohl aus choreola, dem eher ein fr. careule
entspräche. Auf eine ältere geschwundene form corole aber
scheint bret. korolla tanzen, kymr. coroli, vielleicht auch gael.
coirioll zu weisen, ja Menage orig. d. I. ital. citiert ein prov.
corola und corolar; man führe diese formen nicht auf lat.
corolla kränzchen, in welches sich nur fr. coroule fügen würde.
Carrefour fr., carreforc pr. kreuzweg; gleichsam qua-
drifurcum was viermal eine gabel bildet.
Carrillon fr. glockenspiel ; nach Menage ehemals aus
vier glocken bestehend, gleichsam quadrilio.
Casnard altfr. Schmeichler Roquef. Sollte das wort
in der that, wie Meyer orat. roman. fragm. ed. II. p. 530 meint,
das von Quintilian aufbehaltene gallische casnar sein? in ora-
tione Labieni (sive illa Cornelii Galli est) in Pollionem cas-
nar assectator e Gallia ductum est 1, 5, 8, Unzweifelhaft
II. c. CAUCHEMAR-CHABOT. 587
wenigstens ist die herleitung nicht. Die altfranz. spräche hat
die neigung s vor n oder gn einzuschieben (Rom.gr. 1.267),
so daß casnard für canard oder cagnard gelten darf, cagnard
ist neuprov. und heißt tagedieb, pic. cagne und acagnardi träge,
schlaff. Mit anderm suffix sagt man in Berry cagnaud s. v. a.
casnard und diese modification läßt auf einen stamm cagn,
lat. canis (vgl. pr. canha hündinn) schließen. Der name des
hundes wird auch sonst zur bezeichnung übler eigenschaften
benutzt.
Cauchemar fr. (m.) ein böser geist, alp ; von dem nicht
mehr vorhandenen vb. caucher, pic. cauquer, bürg, coquai =
it. calcare pressen, und dem dtschen mar in nachtmar, engl.
nightmare, s. Grimms myth. p. 433. Die occit. mundart sagt
chaouche-vielio d. i. drückende alte (hexe, die durch den Schorn-
stein fährt s. Champollion sur les patois p. 125), dsgl. pesant
peant peen, auch greou oder ploumb, überhaupt etwas drücken-
des, so auch sp. pesadilla, altsp. mampesada. Im henneg. fin-
det sich neben cauquemar auch die entstellung oder umdeu-
tung coquenoir, im wallon. das einfache marke, s. darüber
Grandgagnage.
Ceindre fr. gürten; von cingere.
Cenelle fr. beere der Stechpalme; zsgz. aus coccinella
von coccina für coccum Scharlachbeere , wegen der ähnlich-
keit beider fruchte. So Menage und man darf beistimmen.
C e r c e a u fr. reif, ring, altfr. recercele, pr. recercelat
geringelt; von circulus circellus.
C e r c u e i 1 fr. (spr. cerkeuil) sarg. Sarcophägulus, stark
contrahiert, ergäbe immer nur sarfail, darum ist die herlei-
tung aus dem ahd. sarc richtiger, das mit dem suffix el die
altfr. formen sarqu-el sarqu-eu (so in der Ch. d' Alexis 117)
sarc-u ergeben konnte.
Cerre fr. s. cerro H.a.
Cers pr. cat., sp. cierzo nordwind, nordostwind; vom
lat. cercius circius, einem im narbonensischen Gallien gebrauch-
ten worte. S. Potts forsch. II. 499. Covarruvias leitet auch
sp. c e c i n a gedörrtes fleisch und c e c i a 1 Stockfisch (für cer-
cina, cercial) daher, weil beides an diesem trocknen winde
gedörrt werde: aus siccus konnte wenigstens das letztere nicht
entstehen.
Chabot fr. ein fisch, kaulkopf, pg. caboz; von caput
Ä89 II. c. CHABRAQUE— CHALAND.
wegen des dicken kopfes, vgl lat. capito, gr. yJyaXoc groß-
kopf, ein fisch,
Chabraque fr. pf erdedecke; ein neueres wort, nebst
dem deutschen Schabracke aus dem türk. tschäbräk (Pihan
mots franc. tires de Varabe).
Chagrin fr. gram, kummer. Dieses wort, das dem
12. und 13. jh. noch fremd scheint, ist sicher identisch mit
chagrin d. i. ein rauhes mit Senfkörnern gepresstes leder, it.
zigrino, ven. romagn. sagrin, ndl. segrein, schon mhd. za-
ger; nach Menage vom türk. sagri rücken oder kreuz, weil
es von dem kreuze des esels oder maulthieres genommen werde;
die Araber nennen es zargab Freyt. II. 232b. Da man nun
diese oder eigentlich die ähnlich beschaffene haut eines see-
thieres auch zu reibeisen oder feilen benutzte, so ward cha-
grin ein passender ausdruck für nagenden kummer, wie das
it. lima (feile) ähnlichen sinn vertritt. Daher bedeutet in der
genues. mundart sagrinä nagen, sagrinäse sich verzehren vor
zorn u. dgl.
Chaire fr. lehrstuhl, kanzel, pr. cadeira, alt fr. chayere
überh. stuhl, sessel, so auch in den mundarten; von cathedra,
daher auch altsp. cat. bask. cadira, piem. comask. cadrega in
der altfr. bedeutung.
C h a i s e fr. stuhl, halbkutsche. Die ältesten gedruckten
Wörterbücher kennen chaise noch nicht und so muß man es
mit Menage für eine etwa im pariser dialecte vor sich ge-
gangene abänderung von chaire halten, s. oben beslcle; auch
die älteste franz. grammatik, von Palsgrave 1530, rügt cheze
für chaere als einen fehler der pariser ausspräche, man sehe
Wey hist. du langage p. 264. Besäße es die alte spräche, so
wäre freilich an das lat. capsa kutschkasten (Paulus aus Fe-
stus) zu denken.
C h a 1 a n d fr. plattes boot zum waarentransport, früher
auch ein kriegsfahrzeug , altfr. chalandre, altcat. xelandrin
Chron. d'Esclot 589a, mlat. chelandium chelinda zalandria, mgr.
yeldvöiov. Diese art von schiffen war besonders bei den By-
zantinern üblich (Ducange v. chelandium), vielleicht entstellt
aus yJlvÖQoq Wasserschildkröte, w asser schlänge. Sofern un-
ter chaland, sp. calan, eine person, der künde des kaufman-
nes, verstanden wird, ist es gewiss kein anderes wort: man
verglich ihn mit dem die waaren abholenden boot, vgl bar-
ILc. CHALONGE-CHAORCIN. 589
guigner von barca. Papias hat calones i. e. negotiatores,
naviculae, und hieraus leitet Caseneuve chaland, was sich
schwerlich mit der bildungsregel verträgt.
Chalonge chalenge altfr., calonja pr. läugnung , Be-
streitung eines anspruchs, vb. chalongier, calonjar, engl, chal-
lenge; von calumnia falsche Beschuldigung, chicane.
C h a 1 o up e fr., daher sp. chalupa, it. scialuppa ein schma-
les fahrzeug; später eingeführtes wort, entstellt aus dem ndl.
sloep, dies von sloepen schlüpfen, gleiten? vgl. ndl. schuit
von schieten schießen, rasch fortgleiten. Auch engl, sloop und
shallop. Man erwäge dazu altfr. escalope Schneckenhaus Ru-
teb. 11.215.
Chalumeau für chalemeau, alt chalemel, pr. caramel,
sp. caramillo rohrpfeife, schalmei; von calamus, schon in
den casseler glossen calamel.
C h a m a d e fr. zeichen durch trommel oder trompete zur
Übergabe einer festung an den feind; vom pg. chamada ruf,
dies von chamar = lat. clamare.
Champignon fr. ein eßbarer schwamm; eig. feld-
schwamm, von campus, agaricus campestris Linne, it. cam-
pignuolo.
Chance fr. Würfelspiel, glücksfall, altfr. cheance, vom
vb. cheoir, lat cadere, fallen (mit beziehung auf den wür-
fet), mhd. schanze, it. cadenza u. s. w. Abgel ist chanceler
fallen wollen, wanken, pr. chancelar (aber auch ganciliar!)
daher it. cancellare.
Chancir fr. schimmeln; von canescere, sp. canecer.
Norm, chanir von canere.
Chantepleure fr. gießkanne; von fr. chanter und
pleurer, weil sie sprühend ein geräusch macht (Menage), dar-
nach gebildet it. sp. cant-implora (plorare fehlt hier).
Chaorcin pr. Wucherer, mlat. caorsinus caturcinus ca-
warsinus, dtsch kawartsch gawertsch kauwerz. Die herlei-
tung aus dem dtschen gau-täuscher s. v. a. landbetrüger (Frisch
I. 505a) oder aus campsor Wechsler (Hüllmanns Städtewesen
IL 44) ist ohne allen etymologischen werth: das wort passt
nur zu dem völkernamen cadurcinus , pr. caorcin chaorcin
einwohner von Cahors, und so verstand es bekanntlich schon
Dante, indem er diese Stadt zum sitz des Wuchers machte: e
perö lo minor giron suggella del segno suo e Sodoma e
500 IL c. CHAPLER— CHARIVARI.
Caorsa Inf. 11,49. Nach Ducange aber waren die cadurcini
italiänische kaufleute zu Cahors, später nach Montpellier und
Nimes versetzt.
Chapler chapeler chaploier altfr., pr. chaplar Ferabr.
v. 4145 einhauen, sbst. pr. chaple, daher altfr. chapleis, pr.
chapladis niederhauung; von capulus degengriff, degen, mlat.
capulare abschneiden L. Sal. und Burg. Oder ist es gleicher
herkunft mit dem folgenden worte?
Chapuiser altfr., capuzar pr. abhauen, zerhauen ; sbst.
chapuis Zimmermann, von Nicot als mundartlich erwähnt. Das
etymon liegt zur hand: es ist capus capo verschnittner hahn,
daher das nur im Südwesten vorhandne vb. capar verschnei-
den. In seiner ableitung aber entspricht das franz. wort dem
it. tagli-uzzare und scheint dem synonymen menuiser angebil-
det. Eine ähnliche ableitung chantuser aus chanter s. Rou
IL p. 122.
C h a q u e fr., cac pr. pronomen. Es trifft in seiner bed.
mit quisque zusammen; da aber betontes i nicht zu a wird,
so darf man annehmen, daß es von der zss. chac-un = quis-
que unus abgetrennt und selbständig ward, wie das span. cada
sich von cada-uno trennte, oder wenigstens, daß chacun auf
seine form einwirkte. Diese form findet sich im pr. quec-s
für das harte quesc-s; im comask. ciasche behauptete sich s.
Dem buchstaben nach stimmt cac allerdings genauer zumgleich-
bed. ir. cäch, altgael. ceach, die form quecs aber entschieden
zu quisque, und wer möchte in solchen berührungen den Vor-
zug der lat. spräche, zumal in grammatischen Wörtern, be-
streiten? auch steht in cäch c für p, vgl. aft%mr. poup, com.
peb, bret. pep. S. auch ciascuno und cadauno I.
Charivari fr. polterabend, katzenmusik, mlat. chari-
varium chalvaricum, altfr. caribari chalivali, pic queriboiry,
dauph. chanavari, neupr. taribari u. a. formen (etwa seit dem
14. jh.). Ursprünglich galt das charivari dem der zur zwei-
ten ehe schritt: wie der eintritt des paar es in das braut-
gemach sonst mit den tönen der harfe begleitet ward (quae
clamorem virginis possent impedire Altd. blätt. II. 276), so
hier mit unharmonischem geklirr und geklapper. Denselben
gebrauch drückt der Spanier mit cencerrada, von cencerro
schelle, der Catalane mit dem gleichbed. esquelyotada aus.
Die etymologie ist schwer zu ergründen, das wort scheint
II. c. CHARME— CHARME. 591
aber zusammengesetzt, der erste theil dem zweiten durch den
reim angebildet, denn dieser zweite tritt auch in andern Zu-
sammensetzungen hervor, z. b. in dem jagdruf ourvari hour-
vari , in dem pic. norm, champ. genf. boulevari verworrenes
geschrei, getöse, in dem piem. zanzivari gegurgel, in dem norm.
varivara, in dem bürg, virvaris oder chw. virivari (das frei-
lich an unser Wirrwarr erinnert, it. biribara, mail. tiribara).
Der prov. ausdruck ist caravil, vgl. in derselben spräche ca-
ray oder carays streit, lärm, der norm, mit einer andern Zu-
sammensetzung carimallot. Zu erwägen ist das gleichbed. wal-
lon. pailtege, eig. p f anneng eklirr , von paill = fr. poele, ent-
sprechend champ. houle-vari, von houle topf, woraus hour-
vari entstellt scheint. Diese letzteren beispiele berechtigen
vielleicht in dem ersten worte von chari-vari das tat. calix
zu vermuthen, wobei die form chali-vali in anschlag kommt.
Das glossar von Lille p. 10b übersetzt chalivali einmal mit
morganicum morgengabe, was keiner erklärung bedarf , dann
mit larnatium von Xdgva'§ kapsei, urne u. dgl.: sollte die letz-
tere bildung das geklirr mit gefäßen ausdrücken ? Eine Zu-
sammenstellung der verschiedenen deutungen s. bei Menage,
vgl auch Huydecoper zu M. Stoke II. 143—147, besonders
aber Phillipps über die katzenmusiken 1849, worin eine große
menge formen gesammelt und mehrere deutungen versucht sind.
Es möge noch bemerkt werden, daß auch Dante's caribo Purg.
31, 132 aus charivarium gedeutet wird, s. die ausg. von Co-
sta und Bianchi.
Charme alt fr. (m.) zauberlied, Zauberformel (i\ dit im
charme, que il avoit aprins Gar. II. 104), nfr. zauber, char-
mer bezaubern, altfr. charmeresse zauberinn; von Carmen
lied, Zauberformel, mlat. carminare = charmer. Im altfranz.
findet sich auch charraie Ruteb. 1. 259, charroie Zauberei, char-
roieresse zauberinn, encharrauder, norm, enquerauder bezau-
bern, für charmeraie charm'raie u. s. w. Jenem mlat carmi-
nare entspricht unser ahd. garminön germinön und aus letz-
terer form ist das mail in-germä für ingerminä (wie nomare
von nominare).
Charme fr. (m.) Weißbuche, in Berry charne, henneg.
carne; von carpinus, gewöhnlich carplnus bezeichnet, mlat.
cärpenus Gloss. bei Hattemer 1. 292, Gloss. schielst 39, 240, it.
cärpino, wal. cärpin, sp. carpe.
598 ILc. CHARPIE— CHEF.
Charpie fr. gezupfte leinwand; particip des alt fr. vb.
charpir, üblicher in escharpir, descharpir, tat. carpere. Auch
it. carpia.
Chartre charte fr. (f.) Urkunde; von Charta.
Chartre alffr. (fj gefängnis; von carcer (inj, sp. car-
cel (fj, it. carcere (cj.
Chat i er fr. züchtigen ; von castigare, it. gastigare u.s.f.
Chatouiller fr. kitzeln; von catullire kitzel empfin-
den, umgebildet in catulliare (vgl. cambire cambiare) und viel-
leicht eben durch diese Umbildung factitiv geworden. Grand-
gagnage s. v. cati stimmt für das formell entferntere ags. ci-
telan, ndl. kittelen ; aber auch andre formen wie sicil. gattig-
ghiari , walach. gedili , bürg, im Jura gatailli , lothr. gattie,
piem. gatie vertragen sich besser mit dem lat. worte.
Ch a uf fer fr., calfar pr. heizen, erhitzen, zsgs. echauffer,
escalfar; von calefacere.
Chaume fr. (m.) Stoppel, Stoppelfeld, daher chaumiere
strohhütte; von calamus. Derselben herkunft ist mlat. calma,
schon in einer Urkunde von 627: vineas deplantassent aut
calmas rupissent; es ist aber hier in ein anderes genus aus-
gewichen wie das venez. calma propfreis.
Chaupir caupir pr. sich eines dinges bemächtigen, es
ergreifen; vom goth. kaupön, ahd. chaufan, nhd. kaufen. Die
Verwandtschaft von nehmen und kaufen zeigen auch emere
und acheter.
Chauve-souris fr. fledermaus, eig. kahle maus, weil
das thier unbefiederte flügel hat. Aber Grandgagnage I. i54
vermuthet darin eine umdeutung von choue-souris s. v. a. sou-
ris-hibou maus-eule, da die wallon. formen ehawe-sori chau-
sori chehau-sori auf diese Zusammensetzung führten, was aller-
dings beachtung verdient; auch die pic. formen casseuris und
cate-seuris lassen sich in cave-seuris, cavette-seuris zerlegen,
s. unten choe. Der lothr. ausdruck ist bo-volant fliegende
kröte, der prov. soritz pennada, rata pennada = fleder-maus,
der limous. pisso-rato (f).
Chef fr. haupt, Oberhaupt, sp. xefe; von caput. Da-
her vb. chevir zum ziele kommen, altfr. venir ä chief: denn
chief, pr. cap, bedeutet endpunct sowohl wie anfangspunct, de
chief en chief von anfang bis zu ende, rechief, rechap wie-
deranfang. Von chevir ist chevance nutzen: aus dem franz.
II. c. CHELME— CHEZ. 593
eingeführt scheint it. civire beendigen, besorgen, civanza.
Hieher auch fr. chevet kopfküssen u. a.
C h e 1 m e (schelme) altfr. Unruhstifter, rebell; vom dtschen
schelm, 5. Biet, de Trev., Roquef.
Chenapan fr., später aufgenommenes wort, das deut-
sche schnapphahn.
Chene/r. (fj eiche, alt chesne, mundartl. quesne, prov.
mit a casser (m.) für casne wie Roser für Rosne von Rho-
danus, gase, casso (mj, bearn. cassourra, mlat. casnus. Ade-
lung u. a. halten das wort für celtisch, ohne ein passendes
etymon aus dieser spräche nachzuweisen. Vielleicht läßt sich
aber auch dieses wort, wie so manches vermeintlich celtische,
dem latein. elemente zuführen. Das it. quercia mit ders. bed.
ist vom adj. quercea, s. das ital. wort IL a. Ein zweites ad-
jeetiv von quercus ist quernus, ein früheres quercinus (vgl.
it. quercino) voraussetzend, das, in querenus und durch üb-
lichen ausfall des r vor Sibilanten in quesnus verkürzt, das
altfr. quesne chesne, das pr. casne oder casser ergab: die-
selbe darstellung des lat. qu vor e oder i durch fr. ch zeigt
chaseun von quisque.
Cheneau fr. dachrinne; von canalis.
C h e n e t fr. feuerbock zum auflegen des hohes im ca-
min; von canis, weil er, so sagt man, hundefüße hat. Occit.
cha-fuec.
Chenille fr. raupe. Man dürfte wohl catenula (cate-
nicula) geltend machen wegen des aus einzelnen ringen zu-
sammengesetzten körpers, wäre diese anschauung nicht zu ana-
tomisch ; und so ist die deutung aus canicula, in so fern manche
raupenköpfe eine ähnlichkeit mit hundeköpfen haben, vorzu-
ziehen, wobei man sich auf das mail. can oder cagnon Seiden-
raupe (eig. hund) berufen kann. In lombard. mundarten heißt
die raupe gatta gättola, was doch wohl katze bedeuten soll,
im port. heißt sie lagarta, eig. eidechse.
Cher vis fr. s. chirivia II. b.
Chevetre fr. (mj halfter; von capistrum, it. capestro.
Chevron fr., pr. cabrion cabiron sparren, auch sp.
cabrion caviron holzblock; eig. bock, worauf etwas ruht,
capreolus, von caper, wal. cafer in derselben anwendung. Ein
sehr altes Zeugnis für das franz. wort ist capriuns Gloss. cass.
C h e z fr. präpos. für lat apud, abgekürzt aus en chez
38
«94 II. c, CHIFFE-CH0I91R.
= altsp. en eas 'im hause*, von lat. casa, dem die declina-
tionsendung als überflüssig, wie dem lat. gutta im lomb. nagott,
entzogen ward. Aus derselben anschauung gieng hervor die
gleichbed. altn. präp. hiä von hi Wohnung, so wie dän. hos
zusammenhängend mit hüs haus , s. Grimm IL 756. III. 178.
268. und in Haupts ztschr. VII. 467.
Chiffe fr. schlechter dünner zeug, chiffon lumpen, pic.
chifer, fr. chiffonner, champ. chifoui Her zerknüllen; piem. ci-
fogn = chiffe, cifogne = chiffonner» Jault verweist auf das
nur allzu abgelegene arab. schaff dünnes Meid Freyt. IL 433a,
Grandgagnage vermuthet Identität von chiffonner mit wallon.
cafougni, das dieselbe bedeutung hat, dsgl. von chiffon mit
wallon. cafu werthlose sache (champ. cafut), vom ndl. kaf
spreu: nur würde sich die franz. form besser zum ahd. kefa
schicken, da e leichter zu i wird als a. Henneg. chife schnitte
gibt sich ohne Schwierigkeit zu erkennen als das ndl. schijf
Scheibe.
C h i g n o n fr. genick, altfr. chaaignon chaignon für chai-
gnon, das sowohl glied einer kette wie genick bedeutet; von
chaine (altfr.), lat. catena. NochNicot kennt chainon d'une
chaine ring einer kette und chainon du col wirbelbein des
halses d. h. genick, occit. cadena daou col.
Ch o e altfr. Berte p. 50, pic. cave, pr. cau chau (übersetzt
bubo Lex. rom. V1.9)uhu. Daher fr. chouette, pic. cavette kauz
(kleiner uhu), hieraus entlehnt it. ciovetta civetta, venez. zovetta,
wal. ciovice ; dsgl. pic. cawan, in Anjou chouan, in Berry
chavant, pr. chauana, bret. kaouan, schon dem früheren mla-
tein bekannt: cavani ululae aves Gloss. erford. p. 283b, strix
vel cauanna Gloss. Älfrici. Franz. chat-huant eule (höh-
nende katze) ist vielleicht nur eine umdeutung von chouan,
doch kommt auch das einfache huant vor: les leus oy ulier
et li huans hua Berte p. 41. Desselben Stammes scheint der
name eines andern vogels, pr. caucala, /r.choucas nebel-
krähe, auch sp< chova, das ganz zu altfr. choe stimmt, dsgl.
sp. ch.oya, engl, chowgh, vgl. in einem lat.-dtschen glossar
Hattemer 1. 290* chuvue tacha (dohle). Der stamm mag deutsch
sein: mhd. chouh eule s. Grimm I%. 178, ein vogel cauha findet
sich L. Alam. 99, 13; vgl. ndl. kauw krähe, engl, kaw krächzen.
Choisir fr., pr. causir chausir, daher entlehnt altit.
ciausire, altsp. cosido adj., altpg. cousiraento = pr. causimen,
n.c. CHOPINE— CLAIE. 595
zsgs. pr. escausir, altcat. scosir Chr. d'Esclot. p. 7i7b, wählen,
unterscheiden, sbst. fr. choix, pr. causit wähl ; vom goth. kaus-
jan prüfen, vgl. wegen des lautüberganges fr. Choisy aus
Causiacura. Oder entsprang causir nicht vielmehr vom goth.
kiusan, das auch im hochd. vorhanden ist (kiosan, kiesen)?
die dem iu io verwandten diphthonge eu eo gestalten sich auch
sonst prov. zu au, z. b. lat. rheuma zu rauma, leopardus zu
laupart; allein die regelrechte form wäre in diesem falle cau-
sar, nicht causir, gewesen.
C hopine fr. ein maß für flüssigkeiten, schon bei Oliv.
Basselin, henneg. chope; vom dtschen Schoppen.
Cierge fr. (m.), pr. ciri Wachskerze; vom gleichbed.
cereus.
Cingler fr. geissein; nach Huet von cingulum gürtel
als Werkzeug des geisselns verstanden. Die form müste pi-
cardisch sein, in welcher mundart singler für sangler gilt
In Berry ist sillon die litze an der peitsche.
C i s e m u s altfr. Chev. au Hon in Romvart p. 551 ; un-
verändert das ahd. zisi-müs, ags. sise-müs, mlat cisimus, nhd.
ziselmaus. Ebenso das feil derselben: un cort mantel ot de-
sus d'escarlate et de cisamus Chev. de la charr. 123.
C i v a d a pr. s. cebada IL b.
Cive, civette fr. Schnittlauch; von caepa zwiebel.
Ci viere fr. tragbahr e z.b. für steine oder mist, aber
selbst für heilige bilder, reliquien oder das geweihte brot (R.
Stephanus , Nicot, Menage), venez. civiera, mail. scivera in
erster er bed.; dsgl. it. civeo und civea schleife oder schüt-
ten mit einer flechte. Das spätere mlatein gab diesen Wör-
tern in dem zsgs. coeno-vehum mist- führe ihre deutung. Sie
sind noch näher zu untersuchen.
Claie fr., alt cloie, pr. cleda flechtwerk, hürde, mlat.
clida L. Baiw., Capit.adL.Mam. etc., clia Gloss.Älfr., dimin.
cletella Greg. Tur. Dem worte wird mit recht celtischer Ur-
sprung zuerkannt. Buchstäblich identisch mit der vorauszu-
setzenden form cleta ist das gleichbed. altirische cliath, kymr.
clwyd (ir. ia = kymr. wy = urspr. e) und auch die roman. for-
men fügen- sich in langes e, s. Zeufi I. 21. 114. 186, Dief.goth.
tob. II. 536. In den isid. glossen wird cretellae (r für 1 aus
crates?) mit clitellae erklärt, also saumsattel d. h. ein aus
zwei theilen bestehendes flechtwerk.
590 II. c. CLAMP— CLISSE.
Clamp fr. (m.) klammer Biet, de Trev., wall, clamm (f.),
norm, acclamper anheften; vom altn. klampi, mhd. klampfe
klammer.
Clappr. häufe, masse, clapiera, altfr. clapier dass., acla-
par aufhäufen; nach laut und begriff das kymr. clap clamp
masse.
Clap ir fr. (nur reflexiv se clapir) sich verkriechen (von
kaninchen) ; stimmt zum tat. clepere stehlen, se clepere sich
verbergen, wird aber von Ducange auf mlat. clappa (falle)
zurückgeführt. Daher clapier kaninchengang.
Claque fr. klaps mit der hand, vb. ciaquer; naturaus-
druck, mhd. klac krach, ndl. klakken klatschen, vgl. cat. claca
geschwätz, norm, claquard plauderhaft.
Cligner fr. blinzen, pic. altfr. cliner clinner Ren. I. 68,
sbst. clin Ferabr. p. 174a, nfr. clin d'oeil; von clinare neigen.
Das neufr. wort verräth eine auch sonst bemerkbare form-
verstärkung : altfr. crigne für crine, nfr. harpigner von har-
pin. Aber altfr. clin gier verlangt eine abl. clinicare.
Clinche fr. Biet, de Trev., norm, clanche, champ.waU
Ion. cliche, altfr. clenque Ruteb. 1. 341, pic. cliquet Hegel, der
sich hebt und senkt, vb. pic. acliquer; vom nhd. klinke, ndl.
klink.
C 1 i n q u a n t fr. rauschgold, clincaille metallner hausrath,
entstellt in quincaille kurze waaren, vb. requinquer auf-
putzen; vom ndl. klinken klingen. Doch nähert sich clinquant,
welches lothr. clinclant, neupr. clinclan lautet, mehr unserm
klingklang.
Clique pic klaps, klatsch, cliquer klatschen, vgl. Nouv.
fabl. p. p. Meon I. 309, nfr. cliquet cliquette (wofür wall cla-
kett von claque) klapp er , cliqueter klappern. Naturaus-
drücke wie unser klick Frisch I. 523a, ndl. klikken u. dgl. Wie
kam aber clique zur eig. franz. bed. rotte? Oder sollte es in
diesem sinne wirklich das ahd. gilihho (min gilihho meines
gleichen), ndl. gelijk vorstellen? Vgl. auch wall, quilike qui-
lite reihe, worin aber Grandgagnage das ndl. gelid, nhd. glied
erkennt.
C 1 i s s e fr. nebst e c 1 i s s e , altfr. clice eselice schiene,
gespaltner zweig u. dgl.; vom ahd. kliozan spalten, i aus io
wie in quille aus kiol — oder unmittelbar von dem subst. klitz
spieß (stange?) Frisch I.524a, altfries. kletsie?
II. c CLOCHE-COCHE. 597
Cloche, der franz. aus druck für das südliche weit
ältere campana, pr. cloca clocha, selbst piem. com. cioca, vb.
altfr. clocher, pr, clocar läuten; mlat. clocca cloca (8.jh.);
auch außerhalb des roman. gebietes: ags. clucge (f., 9. jh.j,
nord. klucka, ahd. clocca (9. jhj, gewöhnlich mit anlautender
media glocca (vgl. klagön glagön, klobo globo), auch glogga ;
dsgl. ir. clog (m.) , kymr. doch. Von seiner ähnlichkeit mit
einer glocke hieß ein reiserock oder mantel mlat. clocca, altfr.
cloche, woher engl, cloak, s. Ducange. Die herkunft des Wor-
tes ist unsicher. Die ags. form scheint ein radicales u zu
verlangen, aber oft entsteht ags. u aus lat. oder rom. o. Man
leitet cloche z. b. vom fr. clocher hinken (s. folg. artikel) in
beziehung auf ihr hin- und herschwanken. Vom ags. cloccan,
engl cluck glucken, glucksen, was der bedeutung nicht zusagt.
Vom ahd. klochön schlagen; besser wäre vielleicht kloppen,
auf roman. weise abgel. cloppicare, da der Walache clöpot
sagt, der Serbe klopötär glockenträger. Das wort ist noch
genauer zu untersuchen.
C 1 o p altfr. pr. hinkend (daher kymr. cloff), sbst. altfr.
clopin, clopinel, engl, cloping Halliw., vb. cloper, clopiner, nfr.
eclope. Das wort kommt früh vor: cloppus xcaXog Gl. lat. gr.,
ut cloppus permaneat in einer hs. der L. Alam. für claudus.
Ist es von unserm klopfen kloppen, so daß es etwa das an-
stoßen an den boden ausdrückt? aber klopfen heißt mit einem
stumpfen Werkzeuge schlagen, was mit hinken nichts gemein
hat. Claudipes clodipes, woran man gedacht hat, drückt die
bedeutung genau aus, aber besser als dies unvorhandene em-
pfiehlt sich das vorhandene gr. yoloinovg, worauf Menage ver-
weist: es wäre nicht das einzige griech. wort, welches Frank-
reich erreicht hätte ohne Italien zu berühren. Gleichbed. mit
cloper ist c 1 o ch er , pic. cloquer, pr. clopchar, entweder zsgz.
aus cloppicare, das sicli mit it. zoppicare vergleichen könnte,
oder vom lat. claudicare, das sich auch in dieser form im
prov. erhielt: die Schreibung clopchar nähert das wort mehr
dem ersteren etymon.
Co che fr. sau, daher cochon und wohl auch sp. co-
chino, cochastro, cochambre. Coche soll früher das ver-
schnittene thier bedeutet haben, hiernach wäre es identisch
mit coche einschnitt, wie sich sp. carnero aus crena erklärt,
ja vielleicht ist auch das piem, crina (sau) aus crena zu den-
698 II. e. COCHEVIS-COMPLOT.
ten. Die herleitung aus kymr. hwch bei Wächter u. a. läßt sich
mit nichts rechtfertigen. Zu bemerken ist noch das wal. co-
ci'ne saustall, welches nicht wohl aus dem franz. abgeleitet
sein kann.
C o c h e v i s fr. (m.) haubenlerche ; ein wort schwieriger
herleitung. Einen versuch sehe man bei Grandgagnage v. co-
klivi. Derselbe vogel heißt pic. coviot. Vgl cotovia II. b.
Cödol pr. cat., auch parmes. cremon. codol, npr. cö-
dou harter stein; besser von cos cotis als von cautes, da au
im prov. seine diphthongische gestalt zu behaupten pflegt.
C o h u e fr. lärm, gewühl (markthalle Ducange v. cohua) ;
etwa zsgs. aus der präp. con und huer schreien ? Die mund-
art von Berry sagt cahuer für huer.
Co in fr. ecke, winket, keil z. b. beim holzspalten; von
cuneus, it. conio u. s. f. Abgel. cognee axt, bereits im Ca-
pitul. de villis cap.42: unaquaeque villa ... habeat ... cate-
nas, cramaculos, delaturas, secures i. e. cuniadas. Dsgl. qui-
g n o n runken brot, für cuignon, daher sp. quinon, pg. qui-
nhäo ration, antheil.
Colp orter fr. hausieren; zsgs. aus col porter die waa-
ren am halse herumtragen.
Combrer alt fr. packen, fassen. Von commorari ali-
quem einen aufhalten, hemmen, daher festhalten, wäre gram-
matisch vollkommen zulässig. Besser aber leitet man es, unter
Voraussetzung der gleichen begriffsentwicklung , aus dem ge-
meinrom. combrus, womit ein in den weg gelegtes hindernis,
eine hemmung ausgedrückt wird, so daß es derselben herkunft
wäre wie encombrer; s. colmo /.
C o m p 1 o t fr. heimlicher böser anschlag unter mehreren
personen, bei Rob. Stephanus (i539) undNicot überh. Verab-
redung, Übereinkunft, par complot lex composito, compacto',
vb. comploter z. b. avec un tel. Frisch legt dem subst. die
sinnliche bed. knäuel als die ursprüngliche und als eine noch
übliche bei und erklärt es aus pelote, von pila : complot wäre
hiernach etwas zusammengeballtes, zusammengewickeltes. Der
ausfall des e macht kein bedenken, jene grundbedeutung aber
ist nicht nachweislich. Passender scheint ein anderes wort:
complicitum complic'tum s. v. a. complicata Verwicklung, theiU
nähme (an einer bösen that), vgl. das spätlat. complex theiU
nehmer. Complot stände für comploit wie frotter für froiter.
II. c. COMPOTE-COQUELICOT. 690
Compote fr. eingemachtes obst; für eompöte, it. com-
posta d. i. composita, ndl. kompost.
Concierge fr. burgvogt, thürhüter, kerkermeister, pic.
conchierge Gtoss. de Lille p.21b. Aus conservare, woher es
Menage leitet, kann nimmer conservius entstehen; Labbe's
lat.-dtsches con-skarjo (mitscherge) aber verfehlt den sinn
gänzlich. Es ist ein besseres etymon zu suchen.
Conge fr., pr, comjat Urlaub, üb. altfr. congier, von
commeatus ; nfr. congedier vom it. congedo , dies von der
altfr. form conget.
Consoude fr. wallwurz, beinwell; von consolida, sp.
consuelda u. s. f.
Convine altfr. (m.) wesen, betragen, it. convegno, sp.
convenio bedingung, engl, covin einverständnis , kabale; von
convenire.
Copeau fr. span; von coupe schnitt, dies von couper.
Oder ist copeau das an cuspis mahnende altfr. cospel coispel
dorn und dgl. ? s. Trist, gloss., Jßbinal jongl et trouv. p. 65,
Chr. d. Ben. 1.352.
Coq fr. hahn; naturausdruck von der stimme des Vo-
gels entlehnt, ags. cocc, engl, cock, wal. cocös, chw. cot, vgl
die verba coqueriquer, coqueliner, ndl. kokelen u. a., worin
sich dasselbe bestreben ausdrückt das geschrei oder die stimme
des hahnes wiederzugeben. Von coq abgel. ist adj. coquet
gefallsüchtig (sich brüstend wie der hahn) , c o c a r d e hut-
schleife (dem hahnenkamm ähnlich), altfr. cocart eitel (quo-
quart JV. rec. p. Jubinal). — Der prov. ausdruck für coq ist
das gemeinroman. auch der älteren franz. spräche nicht un-
bekannte gal, in der Passion Christi ja], noch jetzt norm. berr.
jau, dimin. jollet, lothr. jau, dim. jalle, champ. gau.
Coquelicot fr. klatschrose, wilder mohn, der im körn
wächst. Es ist nur formverschieden von coquericot, womit
das geschrei des hahnes ausgedrückt wird, und mundartlich
damit gleichbedeutend, s. coquelicoq Frisch. Leicht konnte
man nach seinem schrei den hahn selbst coquelicot nennen
wie den wiedhopf putput, und wegen seines purpurroten kam-
mes den namen des hahnes auf die blume übertragen. Ebenso
bedeutet occit. cacaracä sowohl hahnenschrei wie klatschrose,
und pic. cocriacot einigt die bedd. hahn und klatschrose in
sich. Nach Sauvages wird mit dem gleichfalls occit, cacalaca
600 ILc. COQUEMAR— CORVÄE.
der schrei des hahnes und eine andre purpurrothe blume,
löwenmaul, benannt. — Das wort verdiente diese rücksicht,
weil ihm celtischer Ursprung zugesprochen worden, irisch cod-
lainean, gael. codalan, s. J. Grimm über Marcellus Burdig.
Coquemar fr. s. cogoma IL a.
Co quin fr, hungerleider, bettler, schelm (Nicot über-
setzt es mit petax, mendicus) ; dimin. von coquus und s. v. a.
küchenjung e? Oder vom altn. kok Schlund, koka verschlin-
gen? Daß die andern sprachen es nicht kennen, spricht
einigermaßen für letzteres.
Cor beule fr. korb; von corbicula bei Palladius.
Corme fr. (m) eine frucht, spierling , cormier spier-
lingsbaum, auch pg. und ältengl. corme ; nach Frisch u. a. von
cornum cor nelkir sehe, was nicht zu billigen ist.
Cormoran fr. ein vogel, seerabe; vom bret. mör-vran
(mör meer, bran rabe), mit vorgesetztem corb = corvus, also
eine pleonastische bildung wie loupgarou. Prov. heißt der-
selbe vogel corp-mari.
Cornard fr. hahnrei, eig. hörnerträger. Man hat die
spuren dieses ausdrucks bis in das alterthum hinauf verfolgt
(s. außer Menage und Ferrari auch Weigand IL p. 12), der
etymologe hat dabei kaum etwas zu bemerken. Cornard ist
speciell französisch , der Italiäner sagt dafür beeco cornuto
gehörnter bock oder schlechtweg beeco, der Spanier cabron
Ziegenbock. Was auch die grundvorstellung gewesen sein mag,
dem Provenzalen ist cornut ein armer wicht, der sich alles
bieten läßt, eine bestia cornuda, wobei das symbol des hörner-
schmucks gar nicht in anschlag kommt; es ist sinnverwandt
mit suffren , das überdies auch für hahnrei gebraucht wird.
Ein troubadour z.b. sagt: fahre ich fort einer dame den hof
zu machen, die jetzt einen andern bthlen hat , so gelte ich
per cornut e per soffren für einen der sich foppen läßt, s.
Choix III. 89. Auch it. bozzo roher stein (daher unempfind-
licher mensch) und fr. sot alberner mensch haben diese be-
deutung, wie Menage unter ersterem Worte anmerkt.
Corset fr. leibchen, schnürleib; abgel. von fr. cors =
lat . corpus , also mit benutzung des flexivischen s , wie dies
auch in cors-age geschah. Richtiger gebildet ist das it. cor-
petto neben dem entlehnten corsetto.
Corvee fr. frohndienst, mlat corvada imCapitulare de
II. c. COSSE-CRAC. 601
villis. Die deutung aus curvus, weil man sich bücke bei der-
gleichen arbeiten, ist lächerlich ; die aus corpus, gleichsam cor-
pee körperliche arbeit, verstößt gegen den buchstaben. Grade
die von den etymologen verworfene ist die richtige: corvee
entstand aus corrogata wie enterver aus interrogare, indem
in beiden fällen das radicale o schwand; im henneg. couro-
wee, im occit. courroe erhielt es sich, mlat. corrogata kommt
selbst vor. Die bedeutung ist caufgebof, denn altfr. rover =
lat. rogare heißt begehren, befehlen.
Co ss e und ecosse fr. ff.) hülse der bohnen, erbsen,
linsen und dgl., ecosser auskernen. Nach Menage vom par-
tic. excussa, was keinen angemessenen sinn gibt. Nach Frisch
IL 222a vom ndd. schote gleichbed. mit den franz. Substanti-
ven, insofern dies ein hd. schösse voraussetzt: ein ndl. schösse
verzeichnet Kilian; fr. cosse müste aber aus ecosse abgekürzt
sein. Oder ist das wort lateinischer herkunft? Cutis gäbe
ein vb. ex-cutiare abhäuten, schälen = ecosser, hieraus ecosse
schale. Aber die herleitung aus dem deutschen scheint ein-
facher. Mit beiden deutungen verträgt sich das auf radica-
les t führende limous. escoutilliä s. v. a. ecosser, wogegen das
pic. ecosse radicales s verlangt.
Cosson fr. kornwurm; abgeleitet aus cossus holzwurm,
bret. kos.
Coudre fr. (m.) hasel; von corylus, umgestellt in col-
rus coldrus, comask. cöler, tf.-cörilo.
C o ui r e altfr. köcher Rou II. 184, cuevre cuivre Ch. d'An-
tioche I. 237, daher engl, cuivre ; vom ahd. kohhar, ags. cocer.
Couler fr. fließen, gleiten; von colare durchseihen,
factitiv angewandt; ital. wie lat. Daher adj. coulis, pr. co-
laditz, gleichsam colaticius, sbst. coulisse schiebwand, altfr. co-
lei'ce fallgatter (etwas gleitendes).
Cousin schnake; dimin. von culex, gleichsam culicinus.
Coüter fr. kosten, coüt preis; von constare zu stehen
kommen, it. costare u. s. f. Daher auch altfr. coste ein ge-
würz, mhd. koste speise, wie auch unser spisa eig. ausgäbe
bedeutet; dsgl. mit seltnem ableitungssuffix altfr. wall, cost-
enge (coustenghe Eracl. v. 754) aufwand.
Coutre fr. pflugeiseti; von culter, it. coltro; comask.
coltra contra pflüg.
Crac fr.9 vb. craquer; vgl ahd. krac, nhd, krach, engl
608 II.c. CRAXE— CRAPAUD.
crack, gael. crac. Craquelin ein krachendes backwerk, ndl.
krakeling.
Craie fr. kreide, crayon stück kreide; von creta, sp.
greda u. s. w.
C r a i n d r e fr. fürchten. Die alten formen sind sehr ver-
schieden: crembre cremir, auch cremmoir Liv. de Job. p. 489a,
prät. creins cremi cremu, part. creint cremi cremu. Da das
wort starke flexion zeigt, so muß es der tat. 2. oder 3. conj.
angehören; die verba, die hier in betracht kommen, sind tre-
merc und timere. Beide sind romanisch: altsp. tremer Alex.,
pr. altfr. tremir; pr. temer, altcat. tembre Chr. d'Esclot, neu-
cat. temer. Für die herkunft von craindre aus timere könnte
man seinen transitiven gebrauch anführen, aber auch tremere
ist dieses gebrauches fähig, tat. tremere aliquid und selbst it.
tremare uno. Für tremere zeugt überwiegend der näher lie-
gende anlaut er, vielleicht euphonisch für tr, und die verglei-
chung von empreindre aus imprimere, geindre aus gemere,
raembre (vgl. crembre) aus redimere , die also alle auf die
3. lat. conj. weisen.
C r a n fr. einschnitt, kerbe, henneg. crener einschneiden,
spalten, abgel. fr.creneau, altfr. pr. c a r n e 1 zinne, zacke der
mauer, nfr. carneler kerben, sbst. charniere gewinde (d. i.
gelenk, einschnitt). Das wort ist fast ein gemeinroman. : chw.
crenna, lomb. crena, piem. cran, vgl. sp. carnero II. b. Der
ältere Plinius braucht ein sonst nicht vorßndliches crena kerbe :
in den roman. formen wird man grammatisch denselben stamm,
wie dunkel er auch scheinen mag, anerkennen müssen. Zu
erwähnen ist das ndd. kam (m.), verschieden von karve (f.)
d. i. kerbe, vb. kamen, s. ßrem. wb., dsgl. bair. krinnen (f.)
einschnitt. Auch fr. c a r n e (f.) winket, ecke wird dieses Ur-
sprunges sein.
Cranequin altfr. Werkzeug die armbrust zu spannen,
wdllon. crenekin armbrust; gewiss ein ndl. wort, kraeneke
kranich, von der gestalt, s. üuydecoper zu Stoke III. 318.
C r a p a u d fr. , pr. crapaut grapaut , cat. gripau , lim.
gropal (für grapal) kröte. Von crepare, das berstende d. h.
zum bersten sich blähende thier? allein warum alsdann nicht
deutlich crevaud? Richtiger leiten es andre vom engl, creep
kriechen = ags. creöpan, ndl. kruipen, vgl. obd. kriefen, ahd.
krifan GrafflV. 598. Zu erwähnen ist auch pic. crapeux kröte,
II. c. CRAU— CREVETTE. 603
als adj. schmutzig, von crape schuppen auf der haut, so daß
das thier das grindige heißen könnte, vgl. seinen prov. namen
graissant von graissa = fr. graisse, crasse; aber das engl, cree-
per kriechendes Ungeziefer knüpft crapaud augenscheinlich
an creep.
Cr au pr. (fj name eines berühmten kieselfeldes in der
nähe von Arles, kommt bei den troubadours nicht als appel-
lativ vor: tan de marcs cum ha codols en Crau so viel mark
als kiesel auf der Crau liegen Lex. rom. I. 294 ; wohl aber
findet sich das adj. crauc steinicht: en ta sec ni en tant crauc
loc Gloss. occ. 78; norm, crau ein zarter stein, auch in Sa-
voyen üblich (Adelungs Mithr. II. 54). Es ist eins derjenigen
Wörter, welchen man unbedenklich celtische herkunft zugesteht,
kymr. craig (f.), bret. krag (m.) , gael. creag crag (f.) fels,
stein, creagan felsengegend, daher engl. crag. Wie sclag mit
esclau, fag mit fau, so konnte allerdings auch crag mit crau
wiedergegeben werden. Vgl. Menage s. v.
Creanter altfr, versichern, daher sbst. creant bürg-
schaft; gleichsam credentare glauben machen, vom part. cre-
dens. Andre formen sind craanter cranter, dsgl. mit media
graanter und granter, letzteres schon in den Liv. d. rois,
engl, grant.
C r e m a i 1 1 o n cremaillere fr., daher sp. gramallera, kessel-
haken, einfacher bürg, cramail, wall, cramä, champ. cramaille,
in ältester form cramaila(s) Gloss. cass., mlat. cramaculus Ca-
pit. de villis, cramacula hahhala Gloss. lind. Wie dieses hahhala
aus hangen (.hähhan), so könnte man sich cremaillere aus gr.
xQ€/uao&(u abgeleitet denken, hätte die griech. spräche tiefer
in die romanischen eingegriffen. Näher berechtigt ist darum
gewiss das ndl kram eiserner haken.
Crepe fr. flor, krepp ; von crispus.
Creux fr, hohl, sbst. creux, pr. cros höhle, grübe, vb.
fr, creuser aushöhlen, vgl. comask. croeuss. Von corrosus
corrosum, woraus sich sowohl das adj. wie das subst. er-
klären würde? Zufällig passt eine prov. stelle: pan on raton
fan cros brot in das die ratten löcher machen, corrodunt.
Crevette fr. art kleiner seekrebse; von carabus, oder,
was etwas näher liegt, vom dtschen krabbe, woher auch hen-
neg. crape. C h e vr e 1 1 e heißt ein nah verwandtes insect, von
chevre, wie auch dtsch böckle, meergeifs, s. Nemnich 1 804,
604 II. c. CRIQUET-CULVERT.
Criquet fr., neupr. cricot heimchen, engl cricket, pic.
crequeillon; naturausdrücke, vgl. ndl. krieken zirpen, krekel
heimchen, kymr. cricell dass.
Criquet fr. kleines pf er d ; vom dtschen kracke (Frisch).
Daher engl, cricket schemel.
Croc fr. pr. chw. haken, daher fr. crochet, crochu,
accrocher; in german. und celt. mundarten einheimisch: altn.
krökr, engl crook, ndl. krooke KU, kymr. crög, in der L. Sah
incrocare, altfr. encrouer , wie noch normannisch. Crochet
gab dem Spanier corchete, dem Portugiesen colchete.
Croi pr. s. crojo H.a.
C rotte fr., crota pr. gassenkoth aus staub und regen,
mist der schafe, ziegen, kaninchen, mause u. a. thiere, daher
nach Kilian das gleichbed. fläm. krotte. Die bekannte herlei-
tung aus crusta verträgt sich nicht mit der prov. form. Viel-
leicht entstand es aus dem ndd. schwed. klöt, hd. klofs kugel-
förmige masse.
Cruche fr., alt cruye, gase, cruga, pr. crugö, fr. cru-
chon krug ; vom kymr. erwe eimer (eig. ein gerundetes ge faß).
Entfernter steht ahd. cruoc crög, altfrs. kröcha, ags. crocca,
chw. cruog hruog.
Cuire fr. kochen, von coquere, pr. eozer; cuisson
schmerz, von coctio ; cuistre pfaff'enkoch, gleichsam coquaster,
vgl. pr. coguaströ, mlat. cocistro Gloss. Isid. ; dsgl. pr. cosenza
pein, gleichsam coquentia, daher altfr. cusencon; auch it. co-
ciore, sp. eseozor u. a.
Cuivre fr.kupfer; von cuprum, oder, streng genommen,
vom adj. cupreu m.
Culbute fr. burzelbaum, vb. eulbuter; zsgs. aus eul
bürzel und bute etwas aufgeworfenes, also stürz mit dem bür-
zel zu oberst.
C u 1 v e r t cuivert altfr., pr. eulvert spitzbübisch, gottlos ;
es wird häufig auf die ungläubigen angewandt und gesellt sich
gerne zu felon. Die herleitung aus eulum vertens, was doch
nur feige heißen kann, ist wegen dieses dem worte fremden
sinnes unzulässig und selbst schon wegen der starken abkür-
zung bedenklich. Menage hält es richtig für collibertus, wie
in Frankreich ein dienender genannt ward, der dem sklaven
näher stand, als dem freien, so daß er von seinem herrn ver-
schenkt und verkauft werden konnte. Diese bedeutung hat,
II. c. CUSC-DAIS. 605
wie es scheint, das romanisierte culvertus in einer Urkunde
vom j. 1106 und offenbar bei Helinand cuivert: morz fait franc
homme de cuivert, vgl. bei Matth. Par. sub nomine culverta-
gü et perpetuae servitutis. Die ausartung des begriffes bedarf
keiner erläuterung. S. Menage vv. couillauls, cuvert, Ducange
vv. collibertus, culvertagium, ed.Bened. v. culverta.
Cusc pr. rein, sauber, zu folgern aus dem adv. cu-
schement, nur in der Passion Christi 88: a grand honor de
ces pimenc l'aromatizen cuschement; offenbar daß ahd. küsc
rein, nhd. keusch.
D.
D a franz. partikel in oui-da, nenni-da. Die älteste form
derselben ist d i v ä , demnächst abgekürzt in das einsylb. deä,
ihre bedeutung eine dringende aufforderung, wo nicht ein Vor-
wurf: diva, ne nie celer! diva tu m'as honi ! S. Orelli 418,
Rom. gr. IL 413. Die deutungen aus gr. vr, tov diu oder
vrj drj (bei Menage), aus Diva mutter gottes (Michel im Char-
lemj, aus dis valet = tat. die puer (P. Paris im Garin I. 295,
IL 23), aus der interj. vae (Gar. 1. 155) scheinen sämmtlich
unhaltbar. Man bemerke, daß schon das einfache va, ohne
zweifei imperativ von aller, häufig und in früher zeit denselben
dienst thut: va, car me di Chev. au Hon ed. L. Guest p,138a;
lesse, va, tost les chiens aler so laß doch geschwind die hunde
los! Ren. 1.47; qui es tu, va? Ruteb. 11.101; or va, de par
dieu va! wohlan in gottes namen Chev. au cygne v. 1242; noch
neuprov. au farai pas vai ich thu es durchaus nicht. Dies
wörtchen verstärkte man mit dem gleichfalls auffordernden di,
imper. von dire, z. b. diva sag an Alex. 61, 6; 73,20, das
zuweilen auch wiederholt ward: et tu, diva di, faz noienz
Ruteb. I. 335.
Dagorne fr.kuh, die ein hörn verloren hat; zsgs. aus
dague dolch und corne, vgl. bigorne für bicorne.
D a i m fr. damhirsch, fem. daine, altfr. masc. dain, da-
her it. daino, piem. dan, altsp. dayne Canc. deBaena, ndl.
deyn KU; von dama (it. damma), woraus ein masc. damus
moviert ward.
Dais fr. thronhimmel. Altfr. bedeutet dois, pr. deis,
die tafel, woran man speist, von discus, it. desco, dtsch tisch.
606 II. c. DAME— DARTRE.
Für dois galt mundartlich dais z. b. Mort de Gar. p.ll, vgl
espois neben epais und dgl, daher die neufr. form. Solche
speisetische sollen oben mit einem tuche überspannt gewesen
sein, damit nichts von der decke herabfiele, und so kam es,
daß das wort auch die bed. thronhimmel annahm, s. Menage.
Aus dorsum dossium, worauf andre verweisen, läßt sich die
urform deis nicht herleiten; sp. dosel, it. dossiere können aus
dem alten dois geformt sein.
Dame fr. interj. s.v. a. potztausend; nach Nodier von
dieu me damne; nach andern von dame als namen der heil
Jungfrau. Es ist aber nichts als das auch dem Italiäner be-
kannte domine (vocativ von dominus), vgl. wegen des vocals a
altfr. dame-dieu = domine deus.
D and in fr. alberner mensch, dandiner sich hin und
herwiegen, bei Nicot ineptire; vgl. nhd, tand, vb. mndl. dan-
ten ineptire KU., nhd. tändeln, obd. dantern, engl dandle.
Die wal spräche hat tendäle kleinigkeit, aber wohl von lan-
tillum.
Danger fr. gefahr. Es bedeutete in der alten spräche
das strenge recht des oberherrn in beziehung auf den besitz
seines untergebenen: fief de danger z. b. ist ein an vielerlei
bedingungen gebundenes lehen, das leicht eingezogen werden
honnte. So heißt danger überhaupt Willkür, gewalt (wie noch
jetzt das norm, wort), se mettre en danger de qqun sich dem
belieben eines andern unterwerfen , dsgl Weigerung, Schwie-
rigkeit (auch pr. dangier): faire danger de dire qch. sich
weigern etwas zu sagen, limous. dondzie abneigung, Wider-
wille. Aus damnum (einbüße) leitete man damnarium, fr,
damnier, gespr. danger; letzteres vertrat auch damnum in
seiner mlat. bed. beschädigung, s. Ducange.
Darne fr., darno neupr. (f.) schnitte von einem fisch;
vom kymr. und bret. darn (f.) stück, bissen, nach Pictet p. 107
identisch mit dem sanskr. darana theilung.
Dartre fr., mundartl. dertre flechte, schwinde. Zu ver-
werfen ist die deutung aus gr. öagroq (abgehäutet) , da die
ärzte den eigentlichen ausdruck Xst/jjv nicht verfehlt haben
würden, und zu erinnern an das gleichbed. ags. teter, engl.
tetter, nhd. zitter, wiewohl für die änderung des anlautes kein
grammatischer grund, man müste denn dissimilation gestatten,
ersichtlich ist; das kymr. tarwden liegt noch weiter ab.
II. c. DAÜPHIN-DÄPIT. 607
Dauphin fr., dalfin pr. ein fisch ; von delphinus. Was
dem ältesten söhne des königes von Frankreich, früher dem
grafen von Vienne, als titel zukam, ist dasselbe wort.
Debit fr. verkauf, vertrieb, debiter waaren absetzen.
Da das verbum auch cins schuldbuch schreiben* bedeutet, so
erklärt es sich aus dem kaufmännischen ausdrucke debet schuld,
rückstand, buchstäblich genauer aus debitum.
D e c dech pr. 1) gebot, befehl, 2J gebiet, gränze, 3) ab-
gabe, 4) büße, gebrechen, mangel; dsgl. fem. deca Qneupr.
deco) und decha in der 4. bed.; vb. npr. decä abbrechen,
altpr. dechar täuschen (?). Für diese Wörter findet sich kein
andrer rath als in edictum Verordnung, welches das Mittel-
alter aber auch für bannum (aufläge, büße, Jurisdiction) ge-
brauchte. Die bildung deca aus dec (richtiger dech) ist un-
organisch. Aus indictum (mlat. aufläge, abgäbe) ist pr. e n d e c
abbruch, mangel, endechat mangelhaft, und gewiss auch sp.
pg. en decha klagelied über einen todten, wozu noch mlat.
indictare anklagen = altfr. enditier zu vergleichen ist.
Dechat pr. s. dechado II. b.
Deciller dessiller/r. die äugen öffnen; von cilium, it.
discigliare.
Degre fr., degrat (degra) pr., auch pg. degräo stufe;
für gre = gradus, gebildet aus degradare, als scheideform
von gre = gratum.
D e g u n prov. pron. für lat. malus, noch jetzt bis Nizza
üblich, auch altsp. degun im F.juzgo; dem ahd. dih-ein nach-
gebildet, wie Grimm III. 40 bemerkt. Kein wunder : noch ein
anderes pron., maint, ist ja unlateinischer herkunft.
Delai fr. aufschub, frist; von dilatum, ital. fem. dilata.
Daher vb. dilayer, alt delayer aufschieben, it. dilajare.
D elie fr., alt auch deugie zart, fein; von delicatus wie
plie von plicatus, pr. delguat, sp. delgado.
D e m an o i s altfr., demanes pr., partikel für lat. statim;
von de manu mit angefügtem ipsum cvon der hand weg, ^kurzer
hand', gr. ex yjiQÖg, mhd. zehant. Für demanois wird auch
fr. manois, pr. manes gesagt.
Depens, depense fr. aufwand, ausgaben-, von dispen-
dere dispensus.
Depit fr., despieg pr. unwille; von despectus Verach-
tung, it. dispetto, sp. despecho. Adj. altfr. despit Chev. d. I.
608 ILc. DESVER— DOMMAGB.
charr. p. 158, Ruteb. I. 104, vom part. despectus, it. dispetto.
Vgl. repit.
D e s v e r derver altfr. in aufruhr oder Unordnung brin-
gen, toll machen. Oft findet sich le sens cuide derver er
glaubt den verstand zu verlieren ; tot a le sanc desve, wofür
auch gesagt wird tot a le sanc mue Parise p. 189, 199; re-
ftiex. se desver außer sich kommen; sbst. desverie derverie
tollheit Zsgs. nfr. mit ausgestoßenem r endever toben. We-
der de-ex-viare , das sich in der form desvoier ausspricht,
passt dazu, noch sp. derribar, wohl aber tat. dissipare, in-
dem pr. disipar und it. scipare die bed. cübel zurichten' ent-
wickelt haben, und hier ist nicht zu übersehen, daß Dante das
wort ganz wie altfr. desver auf das blut anwendet: la me-
moria il sangue ancor mi scipa Inf. 24,84, vgl. 7,21.
Detresse fr., detreissap/*. beklemmung ; vom part. de-
strictus, pr. destreit gepresst, beengt, gleichsam destrictia : da
aber ableitungen mit einfachem suffix Ta kaum vorhanden sind
(Rom. gr. IL 245), so scheint dem Substantiv ein vb. destreissar,
gleichsam destrictiare, vorausgegangen zu sein. Der Italiäner
hat dafür das regelrechte distrettezza, kein distreccia.
Dette fr. schuld; vom plur. debita, sp. deuda.
Diantre fr. ititerj., entstellt aus diable um den namen
des bösen nicht in den mund zu nehmen; churw. dianser.
Dinde fr. truthenne, dindon truthahn; abgekürzt aus
coq d'Inde indischer (americanischer) hahn, cat. gall dindi,
indiot.
Disette fr. mangel; von desecta abgeschnittene sache,
abgeschnittenheit, nicht von desita, wie die etymologen wollen,
das eher deste dette hinterlassen hätte.
D o du fr., altfr. donde dick, beleibt, nfr. d o n d o n dickes
kurzes weib; von dotatus begabt, ausgestattet?
Dole quin altfr. kurzer zweischneidiger degen; vom
mndl. dolckin, dimin. von dolk, nhd. dolch.
D o m a i n e fr. (mj erbgut, krongut, schon pr. domaine
neben domeni, altfr. auch demaine demenie, altit. diminio;
von dominium eigenthum, vgl. wegen ai aus i daigner von
dignari.
Dome fr. s. duomo i/. a.
D o m m a g e fr. schade, altfr, wall, richtiger damage, pr.
dampnatge; von damnum.
tt. c. DONGEON— DRAGEON. 609
D o n g e o n fr., donjö pr. höchstes befestigtes gebäude
in einer bürg. Aus dem ir. dun befestigter ort (vgl duna IJ
floß dun-ion, altfr. dognon donjon; tat. domnus sagt dem
begriffe nicht zu. Zeuß I. 30 hält das spätere von Ordericus
gebrauchte dangio für die bessere form und erkennt darin das
ir. daingean befestigung. S. auch Muratori antiqq. ital IL 500.
Dorca, dorc pr. krug; von orca mit vorgesetztem d,
Rom. gr. I. 264.
Dorelot altfr. Zärtling, liebling, nfr. doreloter dorlo-
ter verzärteln, hätscheln; nach Frisch von dorer vergolden,
woraus aber dorelot nicht abzuleiten war. Besser vom ags.
deörling liebling. Das entsprechende kymr. sbst. dorlawd con-
struiert Owen aus dawr besorgt sein, und Uawd knabe. Der-
selben herkunft sind auch wohl die liebesinterjectionen der
altfranz. volkslyrik o dorlotin! o dorenlot! dorenleu! vali-
doriax!
Dorenavant (mit falsch angewandtem accent, s. Genin
variat. delal.f) franz. adverb für lat. dehinc; von de hora
in ab ante.
Dorna pr. topf, npr. dourno; von urna mit vorgesetz-
tem d wie in dorca. Daher sp. dornajo, dornilla trog.
Douer fr. begaben, von dotare; douaire (mj, pr. doari
witthum, mlat. dotarium; douairiere frau die ein witthum
bezieht.
Douille doille altfr. weich N.fabl. p. Meon 1. 113; von
ductilis, pr. ductil u.s.f.; dimin. fr. douillet (nicht von dul-
cis dulciculettus).
Douille fr. (f.) zapfen, dille, mlat. ductile rinne, eig.
etwas geleitetes; vgl. comask. indoja hülse eines Stieles, von
inductile, s. oben andouille. Von ducere .ist auch das fr.
d u s i 1.
Dour altfr., pr. dorn handbreit, nach Veneroni auch
it. dorone; celt. wort, gael. dorn, kymr. dwrn, bret. dorn hand.
Das wort kennt schon Plinius hist. nat. 35, 14: tegulae apud
Gallos didoron dictae a longitudine duorum palmorum, also
zsgs. gael. mit da oder do, kymr. dau, dwi, bret. daou, div
zwei, s. Le Gonidec Dict. fr. bret. p. p. Villemarque p. VIII,
Adelungs Mithr. IL 55.
Doyen fr. dechant, decan; von decanus.
D r a g e o n fr. Schößling. Deutscher herkunft: vom goth.
39
610 IL c. DRAGUE— DUPE.
draibjan stoßen, ahd. treibjan (fr. ge aus bj Rom. gr. I. i56),
also etwas vorstoßendes wie bouton von bouter, pousse von
pousser; ahd. etwa treibjo trieb.
Drague fr. ausgebrautes mah , träber; ist das altn.
dregg, engl, dreg liefe, bodensatz.
Drague fr. hohlschaufel um sand und dgl. aus dem
ivasser zu ziehen; vom ags, dräge, engl, drag haken, zugnetz.
Dräsche altfr. hülsen, schoten; muthmaßlich vom ahd.
drescan dreschen, also ausgedroschenes , s. Grandgagnage v.
drähe.
Drille fr. (m., mit erweichtem 11) camerad; buchstäb-
lich das ahd. drigil bursche, diener, altn. Ihraell, vgl. Grimm
III. 321, Graff V. 500.
Drille fr. (f.) läppen; vom nord. dril wegwurf?
Dröle fr. possierlich, lustig. Die wbb. des 16. jh., we-
nigstens die von Rob. Etienne und Nicot, enthalten dieses wort
noch nicht, und da es auch in der altfr. und prov. spräche
nicht vorhanden scheint, so ist über seine ursprünglichere form,
d. h. ob dem circumflectierten 6 eine etymol. bedeutung zu-
komme, nichts zu sagen. Menage erinnert an trossulus Stut-
zer, das aber eher trosle tröle ergeben hätte. Es ist sicher
desselben Ursprunges wie unser drollig, engl, droll, vgl. auch
ndl. drol, altn. drioli, gael. droll plumper ungeschickter mensch.
Dromon altfr. größeres krieg sschiff , altn. drömundr,
mhd. tragmunt dragmunt; von dromo (ögö/ncop) cgenus navi-
cellae velocissimae' nach Fulgentius Plane. Prov. dromo platt-
form ist dasselbe wort. Wal. drom straße, bahn, von doo-
fiog laufbahn.
Duire altfr. pr. anleiten zu etwas, unterrichten , ab-
richten, im Leodegar str. 4 perf. doist, im Boeth. v. 155 part.
präs. dozen (s. die anm. dazu), als adj. altfr. pr. duit ge-
schickt, gewöhnt, geübt, sbst. altfr. duison artigkeit Nouv. rec.
p.p.Jubin. I. 105; nicht etwa von docere, sondern von du-
cere, mit dem seine flexion zusammentrifft (doist = duxit,
nicht = doeuit), ebenso sp. ducir in der bed. von duire, du-
cho in der bed. von duit, vgl. auch unser ziehen.
Dupe fr. (f.) schwachkopf, der sich leicht hintergehn
läßt, duper hintergehn, bethören. Frisch I. 2 12a stellt dupe
zum schwäb. düppel dnmmkopf, vgl. Schweiz, täuppen irre re-
den, täubelen zu bethören suchen. Ein genaueres etymon fehlt.
n.c. DUVET-fiCHANTILLON. 611
Duvet fr. flaumfeder. Das altfr. dum (nom. duns, s.
Henschel) so wie das von Menage angeführte norm, dum et (bei
Dumeril deumet), mlat. duma, gehen auf das alln. dun (daune)
zurück; aber duvet?
E.
Eau fr. (f.) wasser; von aqua mittelst einer starken
Umbildung: zuerst eve (i^7. yve aus equa), dahet evier guß-
stein (aquarium) , diphthongiert ieve iave eaue eau (ebenso
bei biel bial beau). Ihm nähert sich das chw. aua.
Ebaubi fr. erstaunt, erschreckt , von dem unüblichen
inf. ebaubir, alt auch abaubir; eig. stammeln machen, von
balbus, altfr. baube.
E b e fr. (f.) das fallen des meerwassers nach der fluth ;
vom ndl. ebbe.
Eblouir fr. blenden, pr. esbalauzir für esblauzir &e-
täuben, emblauzir blenden. Was sich zuerst darbietet, ist un-
ser blau, das rom. verbum könnte heißen c einem blau machen
vor den äugen , blauzir wäre nämlich für blau-ir. Indessen
wird das prov. z kaum zur hiatustilgung verwandt, wozu auch
in dem regelrechten blavir (vgl. blavenc, blaveza, blaveiar, nicht
blauzene u. s. fj kein anlaß war. Man muß darum Grand-
gagnage beitreten, der auf ahd. blödi zaghaft, schwach, stumpf
(sbst. blödi hebetudoj verweist , auch unser blödsichtig ist
schwachsichtig, stumpf sichtig. Das ahd. verbum lautet blödan,
genauer aber verlangt das pr. blauzir ein goth. blauthjan.
Echalas fr. weinpfahl, altfr. mit r escaras , und so
pic. ecarats, berr. charisson, piem. scaras. Nach einigen von
scala leiter; besser vom gleichbed. mlat carratium L. Long,
mit vorgesetztem es, dies vom gr. vdoa$ (wal. heräc), s. Case-
neuve und Ducange.
E c h a 1 i e r fr. zäun von pfählen oder ästen. Trotz sei-
ner begri/fsverwandtschaft nicht aus echalas. Man läßt es
aus scala entstehen, weil es eigentlich eine drt doppelter als
zäun dienender leiter bedeute, s. Roquef v, eschallier.
Echandole fr. schindel; von seändula dass., lothr. mit
urspr. accent chondre, wal scendure.
Echantillon fr. probe, muster, henneg. ecantillon li-
neal (muster, richtschiur ?) , entlehnt sp. escantillon descau-
612 II. c. ÜCHASSE— ßCOUFLE.
tillon. Es wird aus altfr. cant chant (ecke, winket, stück)
geleitet, und in der that zeigt das mit chant gleichbed. eschan-
telet dieselbe Zusammensetzung mit es.
Echasse fr, stelze, alt eschace, henneg. ecache; mit
Frisch 'com ndl. schaats Schlittschuh.
Echauguette fr. warte, alt auch eschargaite eschir-
gaite späher, daher eschargaitier spähen; vom dtschen schaar-
wacht, worauf die altfr. formen weisen. Zwar dachte man
sich unter eschargaite eine einzelne person, nicht eine schaar,
welche wache thut, allein auch schaarwacht hieß nur eine wa-
che, welche die bürger der reihe nach zu thun hatten, s. Schmel-
ler III. 382- Das neufr. wort ist aus escharguete eschalguete
entstellt.
Echeveau sträng zwirn oder garn; wird gewöhnlich,
dem begriffe ganz ungenügend, von capillus hergeleitet. Sollte
es nicht aus scapus entstanden sein, sofern dies für den cy-
linder der papierrollen gebraucht wird, und etwa röllchen be-
deutet haben? Daß man etwas rundgewickeltes darunter ver-
stand, scheint aus Mcot hervor zugehn, der es spira filacea,
orbis filaceus übersetzt, auch heißt das veraltete eschevete
nach Roquefort knäuel Derselbe hat auch eschavoir mit der
bed. haspel, also etwas aufwickelndes.
E cho p p e fr. kleine bude; vom ahd. schupfa, nhd. schup-
pen, woher auch wal. sopru.
Echouer fr. stranden, scheitern, dechouer wieder flott
machen ; etwa von cautes die den schiffen gefährliche klippe ?
(naves nihil cautes timebant Caesar).
Eclair fr. blitz; von eclairer, lat. exclarare erleuch-
ten, also wie fulmen und fulgor von fulgere glänzen, oder
champ. lumer blitzen, von lumen. Es begegnen noch andre
ausdrücke für blitz: altfr. espart Ruteb. 11.481, esclistre s.
unten, lothr. alaude auloide Mem.de Vignolles.
Ecope fr. schöpf kanne; vom schwed. skopa dass.
Ecore fr. jähe stelle am meeresufer; vom ahd. scorro
klippe, ags. score, engl, shore, ndl. schorre schore KU., vgl.
gael. sgör.
Ecornifler fr. schmarotzen, norm, entwenden, pic.
s. v. a. ecorner hörner oder ecken abstoßen, etwas abzwacken;
von cornu abgeleitet.
Ecoufle/r. hühnergeier. Nannte man wurfgeschütze
n.c. ßCOUVILLON— EFFARER. 61S
nach raubvögeln (s. terzuolo), warum sollte man nicht einen
raubvogel nach einem wurfgeschütz genannt haben? Schupfer
(von schupfen fortstoßen) hieß ein wurfzeug Frisch IL 234a,
ihm entspricht buchstäblich das altfr. escofre escoufre, nfr.
ecoufle. In der norm, mundart ist es der name des fliegen-
den drachen.
E co u vi Hon Wischer zum abputzen, sp. esco villon;
dimin. von scopa besen.
Ecran fr. f euer schirm) vom dtschen schrägen gestell,
vgl. flan von fladen. Nach andern floß es aus dem ahd. scranna
bank oder gar aus dem gael. srian zügel t= kymr. ffnvyn =s
tat. frenum.
Ecraser zerquetschen; speciell franz. den Normannen
abgeborgtes wort, altn. krassa zerreiben, schwed. krasa zer-
schlagen.
Ecrevisse fr. krebs, altfr. escrevisse auch hämisch;
vom ahd. krebiz mit vorgesetztem s, henneg. einfach graviche,
wall, grevess. Der Provenzale hat dafür cranc von cancer,
die neue spräche aber auch escrabissa escrevici.
Ecrou fr. (m.) Schraubenmutter; von scrobis (m. f.)
grübe, vgl. it. cavo mit beiden bedd. Unser schraube hätte
franz. kaum anders als ecrue oder ecru lauten können; im
churw. scrov scruv, im wal. sirof, im ungr. srof aber fand es
nachbildung.
Ecrou eil es fr. (f. plj kröpf; von scrofella für scro-
fula halsgeschwulst.
E cu fr. schild, schildthaler ; von scutura, it. scudo u. s. f.,
daher auch ecuyer, pr. escudier u. s. f. Schildknappe, fr. ecus-
son Wappenschild (gleichsam scut-io wie von arcus arc-io
arcon).
Ecuelle fr., pr. escudela schüssel; von scutella, it.
scodella u. s. w.
Ecurie fr., escuria escura pr. stall; vom ahd. scüra
skiura, mlat. scuria, nhd. scheuer, woher denn auch wal. sure,
ungr. tsür.
E f f a r er fr. bestürzt machen, s'effarer bestürzt werden ;
scheint, wenn man pr. es-ferar scheuchen vergleicht , nicht
von efferare wild machen, sondern neue bildung aus ferus, wel-
ches, wie ferox in farouche (auch hier a aus e), die bed,
scheu annahm.
614 II. c. &GOUT-EMPELTAR.
Egfout fr. dachrinne; nicht mit Jault vom fläm. goot
gösse, es ist vom franz. vb. egoutter abtröpfeln.
Eissemir pr. s. scernere H.a.
E 1 a g u e r fr. einen bäum ausschneiden oder lichten. Nach
Frisch von ablaqueare (auch oblaqueare) die erde um die
weinstöcke auflockern um das unkraut zu vertilgen, eine her-
leitung, für welche, da ablaqueare nur elacer erzeugen konnte,
vorerst eine form ablaquare angenommen werden müste. Es
wird sich fragen, ob das wort nicht deutscher Herkunft sei,
ob das ahd. Iah incisio arborum Graff IL 100, oder das mndl.
laecken vermindern, verdünnen nicht darin enthalten sein könne.
Über Iah s. Grimms rechtsalt. p. 544, wo auf nhd. leck ver-
wiesen wird. — [Auch Grandgagnage ist auf diese etymologie
gekommen v. liguer.]
Elan fr., das nhd. elen-thier, ahd. elaho, mhd. eich.
E m b 1 e r altfr., emblar pr. stehlen; von involare = volatu
rapere bei Petronius u. a., mlat. imbulare in hss. der L. Sah,
it. involare, florent. aber imbolare, chw. ingular angular. Ab-
gekürzt aus involare ist fr. v o 1 e r.
Embronc altfr. pr. geneigt, gebeugt, z. b. pr. ara vau
embroncs et enclins Lex. rom. II. 262; fr. paien i bassent lur
chefs e lur mentun, lor helmes clers i suzclinent enbrunc
Ch. de Hol. p. 127, daher auch gedankenvoll, traurig ; ebenso
val. enbronch gekrümmt A. March, pic. embron linkisch (ver-
dreht?), vb. embroncher (Nicot) , bürg, rembroncher, altsp.
broncar beugen, krümmen. Die herkunft des Wortes ist noch
näher zu untersuchen. Möglich wäre, da embronc eig. vor-
wärts gebeugt heißt, ableitung aus pronus : impronicare, wor-
aus embronc als verkürztes particip, wäre ein gegenstück zu
clinicare. Wie aber verhält sich dazu pr. embroncar, altfr.
embroncher in der bed. einhüllen, bedecken? pr. sotz son elme
s'embronca e son espeut brandig G. de Tudela; en son cha-
peron enbrunchie Ren. II. 129; li amiralz en ad le helrne en-
clin e en apres si'n enbrunket son vis Ch. de Rol. p. 135. S.
Menage v. embruncher, und vgl. pic. embrugner bedecken
(Corblet) , henneg. embrunque, berr. embrunche in schlimme
Händel verwickelt. Auch das adjectiv entspricht dieser bedeu-
tung, z. b. e eil s'en sunt parti joiant, embrons e enchapero-
nez eingewickelt und eingemummt ? Chr. de Ben. IL 186.
E mpeltar pr. cat pfropfen, sbst. cat. enipelfc, pr. em-
%J II. c. EMPLETTE— ENNE. j 6i&
peut, altfr. empeau pfropfreis; von peius (haut des baumes,
rinde) oder besser von dem prov. dimin. peleta, woher auch
engl, pelt, fr, pelletier, also eigentlich em-peletar in die rinde
einsenken, dtsch pelzen.
Emplette fr. einkauf; für altfr. emploite, norm, em-
pleite, von implicitus implic'tus, dies von implicare (in roman,
sinne) verwenden, anlegen. Altfr. war auch emploiter, pr,
empleitar vorhanden, unmittelbar das lat. implicitare. Unrich-
tig ist sowohl Menage' s deutung aus impleta wie die von Frisch
aus employ-ette. Vgl. unten exploit.
E n d il 1 a r pr. s. relinchar IL b.
Enfrum enfrun altfr., enfrun pr. gierig, unersättlich,
s'enfrunar gierig essen, sich vollstopfen Choix IV. 453; ohne
zweifei von frümen gurgel, Schlund, wodurch sich auch das
schwanken zwischen auslautendem m und n erklärt. En ist
hier präpos., en frum heißt cin die gurgel hinein.
.Enger fr. belästigen: qui m'a enge de cet animal? Dict.
de Vacad., anfüllen, überfüllen: Nicot a enge la France de
Therbe nicotiane. Es fügt sich buchstäblich zu enecare pla-
gen, zsgz. en'care, vgl. vindicare vin'care venger. Dasselbe
wort ist augenscheinlich das pg. e n g a r heftig dringen, feind-
lich zusetzen, das Moraes unstatthaft vom dtschen eng her-
leitet. Altfr, heißt enger auch sich vermehren, überhand neh-
men (besonders von schädlichen dingen), z. b. cette dartre
enge grandement; la peste enge fort; daher engeance brut;
nach Menage von ingignere, aber die zusammenziehung wäre
zu stark. Eieraus limous. s'endzä sich erzeugen (vom Un-
geziefer) und wohl auch sard. angiai hecken, junge werfen.
E n g r a n t altfr. pr. (masc. und fem. , s. Ruteb. IL 54,
Nouv. fabl. p. Meon I. 294) , auch engrande (masc. und fem,
Fabl. IV. 53. Roquef. 1. 460a) gierig, noch jetzt lothr, s'agransi
gierig verlangen. Woher?
Eng res altfr., auch engrais engrois (fem. engresse),
pr. engres hitzig, heftig, leidenschaftlich, sbst. engreste Thom,
de Cant. p. 72, Brut II. 198, vb. s'engresser Brut II. 106. Etwa
von agrestis rauh, wild? vgl. engrot von aegrotus. Nach
Vülemarque chans. bret. 1. 132 (2. ed.) vom bret. sbst. enkrez
irikrez kummer, unruhe.
Enic pr. unwillig, aufgebracht; von iniquus.
Enue .altfr. partikel für frage und ausruf: enne por«
616 II.c. ENROUER-ENTERCIER.
roit bien avenir? Guill d' Anglet, p. 128, vgl. MicheVs gloss.
zum Tristan und zur Chron. de Ben., Orelli p.319; offenbar
zsgs. mit dem fragewort et (Rom. gr. III. 369) und der nega-
tionspartikel, noch lothr. enne (Oberlin). Mit dem mndl. frage-
wort ene eno Hojfm. hör. belg. VII. p. 8 trifft das franz. also
nur zufällig zusammen.
Enrouer fr. heiser werden; von raucus.
E n s alt fr., ins pr., partikel, von intus ; zsgs. altfr. dens,
nfr. dans, dedans, pr. dins, dedins, von de intus, de de in-
tus; dsgl. altfr. saiens, laiens, pr. sains, laiins, deren erste
hälfte die rom. partikeln sai und lai sind, neufr. ceans und
leans.
E n t a m e r fr., entamenar pr. , auch piem. antamnä an-
schneiden, einschneiden, verletzen. Nicht aus gr. svtsjlivsiv,
sondern aus lat. at-taminare verletzen, mit vertauschter com-
positionspartikel. Man deutet entamer wohl auch aus celti-
schen Wörtern wie tarn bissen, taman rümpf; was läßt sich
aber für den latein. Ursprung eines Wortes mehr verlangen,
als daß es nach form und inhalt mit einem worte dieser sprä-
che genau zusammentreffe ? Vertauschung der compositions-
partikeln ist nämlich auch sonst nicht unerhört: so in con-
vitare für invitare, so im it. atturare für otturare u. a.
Ente fr. pfropfreis, gepfropfter bäum, piem. parm. enta,
moden. entin (Muratori), vb. fr. enter pfropfen. Buchstäblich
passt ente zu gr. s/LKpvrov eingepflanzt, enter zu ipcpvTsvsiv,
woher auch ahd. l'mpitön , mhd. impfeten, nhd. impfen, ndl.
enten geleitet wird. Schon in der L. Sal. findet sich nnpo-
tus, das sich zu spcpviov verhält wie colapus zu colaphus und
auch mit seinem o zum gr. v stimmt. Andre erkennen in dem
worte ein compositum aus in und dem ndl. poot pfote, auch
satzstamm, daher im-pötus, bret. em-bouden, s. besonders
Die f. goth. wb. I. 415, vgl. II. 762; zu diesem etymon aber
passt die franz. form nur mit knapper noth, indem sich der
accent auf die partikel zurückgezogen haben müste , die ahd.
gar nicht, und könnte das bret. wort nicht vom altfr. em-
boter (einfügen) herrühren ? Dem von Pott (s. Dief. 1. 442) vor-
gebrachten im-putare steht grammatisch nichts im wege, seine
bed. einschneiden aber scheint wenig gesichert.
Entercier altfr. wiedererkennen, anerkennen z. b. pur
ivre Fcntercad, lat. aestimavit eam temuleulam Liv. d. roisp.3;
ILc. EMICHER— ENVAHIR. Ö17
vom mlat. in-tertiare in die dritte hand legen, in einer hs. der
L. Sah cap. 47 und an andern stellen s. Waitz recht der sah
Franken p. 156. Wer eine ihm gestohlene sache in fremdem
besitz entdeckte, hatte das recht sie mit beschlag zu belegen
und einem dritten zu überantworten, worauf der besitzer sei-
nen auctor stellen muste. So ward 'mit beschlag belegen gleich-
bedeutend mit 'wiedererkennen*, aber auch die juristische be-
deutung ist dem alt fr. worte nicht fremd, s. beispiele bei
Ducange.
Enlicher fr. anstecken mit einer krankheit und dgl;
vom dtschen wort, wie schon Frisch annahm.
Entrailles fr., intralias pr. eingeweide. hat, intera-
neum, pl. interanea, ergab it. entragno, sp. entranas, altfr.
entraigne (bei Roqicef. entreingne), in der L. Sal. intrania, in
den casseler glossen intrange. Auf die franz. form ward offen-
bar das suffix aille, womit man collectiva bildete, angewandt,
vielleicht gab das begriffsverwandte tripaille den nächsten an-
laß. Das churw. wort ist endadens = fr. en dedans.
Entrechat fr. kreuzsprung ; vom it. capriuola entrec-
ciata (Menage).
E n t r e s a i t altfr. , noch jetzt norm, antresiais , adverb
mit der bed. cohne umstände, jedesfalls', z. b. Hues , fait il,
toiit enlresait eheste reube que senefie? Fabl. L p. 65; c'est
gaaing entreset das ist jedes falls gewinn Jubin.jongl. et trouv.
p.161. Die prov.form ist atrasait atrasag, z.b. bestia es
intrada per atrasaig en son vergier Jaufr. p. 81b; car atra-
saitz an que manjar p. i08a. Trennt man die präpositionen
en und a, so gewinnt man tresait trasait, das auf transactus
deutet. Im altital. trifft man trasatto : dunque ben e ragione
che'l nostro amore si parta in trasatto ohne umstände sich
scheide Poet, d. pr. sec. I. 322; Salvini übersetzt rinunzia di
possesso. Dasselbe adverb findet sich bereits im frühern mla-
tein : habeat eos in transactum Liutpr. leg. 6, 94. Transactum
kann hier nicht vergleich bedeuten, es geht vielmehr auf frans-
igere durchstoßen, durchführen, abthun zurück und drückt
das gegentheil von rücksichten oder umständen aus, unbedingt-
heit, daher auch it. trasattarsi sich etwas anmaßen, sich ohne
umstände etwas zueignen.
Envahir fr. mit gewalt an sich reißen; von invadere
anfallen, mit ausgestoßenem d und eingefügtem h zur Wahrung
Ö18 ILc. ENVIE-£PELEÄ.
des hiatus, pr* envazir mit schärfung des & zu z nach der
sitte dieser mundart. Es ist also nicht an invehere zu denken.
Envie fr. neid, auch begierde, von invidia; adverbial
ä l'envi um die wette (zum neide eines andern) mit abgesto-
ßenem endvocal wie in den partikeln chez für diese, or für
ore, s. Rom. gr. II. 378, in den wbb. des 16. jh. aber noch ä
l'envie Fun de l'autre.
Envis und ä envis, altfr. adverb mit der bed. c wider
willen, wall, eviss, bürg, anvi; von invitus invite, s. sp. am-
bidos IL b. Noch bei Nicot ouir envi quelque chose etwas
ungerne hören.
Envoüter fr. vermittelst eines Wachsbildes verwün-
schen: devovet absentes simulachraque cerea fingit et mise-
rum tenues in jecur urget acus Ovid. Für devovere braucht
Apulejus devotare, welchem angelehnt das fr. envoüler eig.
einwünschen, in einen gewissen zustand wünschen bedeutet,
denn was dem bildnis angethan ward, sollte auch dem origi-
nale geschehen. Wenn man im spätem mlatein invultare schrieb,
so dachte man an vultus, so daß es abbilden, in ein bild brin-
gen hieß, was gleichfalls bezeichnend wäre ; aber der in Frank-
reich fortlebende römische gebrauch sollte er nicht auch für
abstammung des franz. aus dem dafür üblichen lat. worte
reden ?
Epancher fr. ausschütten; gleichbed. it. spandere von
expandere, woraus der Franzose expandicare ableitete wie
aus pendere pendicare pencher.
Epanouir fr. entfalten; erweitert aus dem alten es-
panir (venez. spanire) für espandir, nebenform von espandre,
lat. expandere, wie z. b. tolir neben tolre besteht; doch schei-
den sich jene beiden formen auch einigermaßen in der be-
deutung. Vgl. unten e van ouir.
E p a v e fr. verlaufen, herrenlos. Man findet seinen Ur-
sprung in expavidus, so daß es eig. ' scheu geworden bedeu-
tete, erst von thieren, nachher von aller fahrenden habe ge-
braucht.
Ep eiche fr. s. v. a. pic (Dict. d. Trev.), altfr. espeche
Ruteb. I. 65, pic epeque ein vogel; vom ahd. speh specht.
Epeler fr. buchstabieren, altfr. espeler sagen, bedeu-
ten! volt saveir quet espelt will icissen was (der brief) aus-
sagt Alexis str, 70; que speit? was bedeutU das? Uv. d.rois
II. c. ÜPERLAN— ESCANTIR. 610
p. 162 } pr. espelar erklären, minder gut espelhar; vom goth.
spillon, ahd. spellön erzählen.
E perl an fr., daher sp. eperlano esperlan? ein fisch,
Stint; nhd. spierling, ndl. spiering.
Epieu fr. spieß, fangeisen; von spiculum wie essieu
von axiculus, darum altfr. auch espieil. Man scheide es von
espiet.
Erable fr. ahorn. Aus acer wäre are oder ere ge-
worden: um dem Worte mehr umfang zu geben, sagte man
acer arbor, zsgz. esrarbre erarbre, dissimiliert erarble erable.
Ergoter fr. über kleinigkeiten disputieren; mit Menage
aus lat. ergo zu erklären, welches wort in den disputationen
vielfach gebraucht ward.
Erre altfr. (f.) reise, weg, errer reisen, auch handeln,
sich benehmen, (mes-errer übel handeln), daher Chevalier er-
rarit fahrender (nicht 'irrender) ritter , juif errant wandern-
der jude, adv. errant erranment sogleich, auf der stelle. Die
älteste form ist edrar S. Leger str. 12. 19 und diese weist auf
lat. iter, iterare, letzteres in der roman. bedeutung bei \enant.
Fort. Auch im altvenez. läßt sich das wort währnehmen:
Bonvesin de pass. S. Job v. 208 (vgl. vita Alex. v. 63) sagt:
so edro illi han apiliao sie haben ihre reise angetreten. Prov.
errar aber ist lat. errare.
Escai link, veraltetes prov. wort bei Honnorat, der
das gr. oxaiög darin erkennt.
EscamoteT fr. verstohlen auf die seite bringen, daher
wohl erst sp. escamotar, das im port. und catal fehlt. Zwei-
felhaften Ursprungs, aber gewiss nicht von commutare, wie
Menage glaubt, oder vom ahd. scamara räuber, dieb Graff
VL 497, woran Ihre denkt. Gieng es etwa aus derselben an-
schauung hervor wie unser wegputzen, indem es von squama
stammte und eig. abschuppen, abputzen bedeutete? vgl. pg.
escamar abschuppen, säubern, velhaco escamado durchtrie-
bener schelm (bei Moraes). Oder darf man das kymr. und
gael cam täuschung , kujistgriff darin erblicken? dies würde
aber eher ein franz. echamoter voraussetzen lassen, vgl. che-
min von caman.
E s c a n t i r pr. auslöschen ; von candere glühen, also für
escandir, welches die Leys d'amors kennen; das einfache can
glühend; von candidus. Oder ist eine deutsche wur&el darin
080 II. c. ESCARGOT—ESCLO*
enthalten? oberd. kenten, altn. kinda heizen, kindir feuer, s.
Höfer v. kenten, Schmeller v. kenden.
Bscargot fr. Schnecke mit gehäus ; wahrscheinlich glei-
ches Stammes mit caracol, dem ein verstärkendes s vorge-
setzt ward.
Esche vi escavi altfr., escafit pr. fein oder schlank ge-
wachsen: heingre out le cors et graisle e eschewid Ch. de
Rol. p. 148; biaus, eschevis et moles Gar. 1.85; la bele, blonde,
l'escavie G. de ISev. p. 31 ; noch jetzt bedeutet cat. escafida die
ein enggefaltetes leibchen trägt. Ein wort von deutschem klang,
ahd. scafjan bilden, ordnen, partic. gascafit für wola gascafit,
wie altfr. mole für bien mole, forme für bien forme, seant
für bien seant, lat. compositus für bene compositum gelten
kann. Auch die churw. spräche besitzt scaffir erschaffen.
Eschirer altfr., wallon. hire, pr. esquirar zerkratzen;
stimmt zum ahd. skerran kratzen. Zsgs. ist fr. dechirer,
pic. dekirer zerreißen.
Esc hiter altfr. besudeln Ren. IV.; vom ahd. skizan,
ags. scitan, woher auch die wallon. form hiter. Auch auf die
form des fr. chier muß das deutsche wort eingewirkt haben,
da es rein aus dem latein. entstanden unzweifelhaft chayer
(wie payer von pacare) gelautet hätte. Erwähnen läßt sich
hier auch venez. schito, com. schit mist.
Esclandre fr. (m.) lärm; von scandalum, altfr. rich-
tiger esch andre, s. Rom. gr. I. 269.
Esclenque altfr. linke hand Ruteb. I. 341, esclenge
Ren. II. p. 171 (lies esclenche reimend auf guenche), wall.
hleing; vom ahd. slinc, ndl. slink d. i. link mit vorgesetztem s,
vb. slinken dünn oder schwach werden. Vgl. Grandgagnage
s. v. clinche.
Esclet pr. s. schietto H.a.
Esclier altfr. zersplittern Chr. de Ren.; vom ahd. scli-
zan für slizan, nhd. schleifsen, ags. slitan zerbrechen, zer-
reißen. Mail, slisä (verschleißen) gibt die hochd. form getreu
wieder (s = z).
E s c 1 i st r e altfr. (fj blitz R. du chät. de C. v. 2429, ecliste
Bert. p. 125, noch henneg. eclitre; vom altn. glitra zurück-
strahlen, oder vom engl, glisten glister glänzen.
Esclo altfr., besser pr. esclau huf schlag : a pena au
hom son esclau kaum hört man seinen hufschlag Jaufr. p. 133a,
II. c. ESCONDIRE— ESPRELLE. 681
überhaupt spur; vom ahd. slag slac, verderbt in sclag, auch
mhd. slac, eingeschlagene spur, vgl. wegen der form pr. fau
von fag-us, wegen des begriffes altsp. batuda spur des wildes,
eig. schlag.
Escondire alt fr. pr. entschuldigen; mlat. ex-con-di-
cere, wie sxloysio&ai.
Escraper alt fr. abkratzen Roquef. suppl; vom ndl.
schrapen, engl, shrape gleichbed. Auch altfr. es crafe fisch-
gräte Liv. de Job p. 47 3m, escreffe JV. fahl. p. Meon II. 104
scheint dieses Stammes, mhd. schrapfen kratzen, fläm. schraef-
fen KU., vgl. occ. escrafä auskratzen, tilgen.
Escregne escriegne escrienne altfr. kleines haus,
Sammelplatz der weiber und kinder für die abendzeit, nach
Carpentier, pic. ecraigne s. Corblet. Man verbindet damit
screuna erdgemach L. Sah, nach Grimm vom tat. scrinium, was
Müllenhoff glossar zur L. Sal. p. 292 bezweifelt. S. auch
Pott in Aufrechts u. K. ztschr. I. 340.
Esgrumer altfr. Ruteb. I. 78, cat. esgrumar, dsgl. altfr.
esgrunier esgruner, pr. cat esgrumar zerbröckeln, zerreiben;
vom ndl. kruim, nhd. krume.
Eslider altfr,, norm, elinder gleiten, hingleiten; vom
ags. slidan, engl, slide, mndl. slidden dass. Norm, lider =
ags. glidan, engl, glide u. s. w.
Esneque esneche altfr. g eschnäbelt es schiff ; vom altn.
sneckia, dän. snekke, ndd. snik, ahd. snaga, mhd. snecke,
wahrscheinlich mit Schnecke verwandt, s. Grimm III. 437,
Ducange v. naca.
Espautar pr. ängstigen, wallon. espawter, pic. epau-
ter, sbst. pr. espaut angst; vom gleichbed. pavitare mit vor-
gesetztem ex wie in expavere.
Esperir altfr. pr. erwecken, s'esperir erwachen, pr.
resperir; von expergere, re-expergere, mit ungewöhnlichem
ausfall des g, als ob man zuvor experrigere gesprochen habe,
vgl. lire von legere.
E s p i e t espie alt fr. 9 espieut espiaut pr. speer, jagdspeer,
den man schleuderte (lancer espiez Chr. de Ben. 1. 279, Au-
bery p. 54) ; vom ahd. spioz speoz. Die ursprünglichste form
scheint espieut, worin deutsches e oder i diphthongiert ward.
Es prelle und prele fr, ein kraut mit rauhem stiel,
scheuerkraut, it. asperella; von asper.
628 IL c. ESPREQUER— ESTORER.
Esprequer (espreker) alt fr. stechen, stacheln Ren. IV.
p. 199; vom ndl. prikken dass. So Henschel s. v.
Esproher altfr. besprengen Fahl. III. 408; vom ahd.
spruejen Grimm II. 240, mhd. sprewen netzen s. Ziemann. Gleich-
bed. ist sp. espurriar, das aus espruyar umgestellt sein und
gleichfalls aus spruejen herrühren kann.
Esprohon altfr., henneg. eproon, wallon. sprew ein
vogel, staar; vom ahd. spra, nhd. sprehe, ndl. spreuwe.
Esquille fr. knochenspUtter ; dimin. von oyi'örj scheit,
span, oder oyt'öiov, daher plur. schidiae bei Vitruv. Vgl.
scheggia IT. a.
Essart altfr., eissart pr. gereute, essarter, eissartar
ausreuten; von ex-saritum das ausgehackte , vb. ex-saritare.
Das wort findet sich schon häufig in den deutschen volksrech-
ten: si quis ... in sylva communi exartum fecerit L.Burg.;
nemine contradicente exartavi L. Baiw.
Essieu fr. achse; für aissieu von axiculus, vgl. epieu
von spiculum; auch it. assiculo.
Est fr. (Ie hest Liv.d.rois 248), daher sp. este, altsp.
leste, osten; vom ags. eäst, engl east oriens.
Estalb i pr., estalvi cat. Schonung, Sparsamkeit, estal-
biar, estalviar, wald. slalbiar Hahn p. 572. 575, noch jetzt occ.
estaouviä schonen. Woher dieses räthselhafte wort? Auch
baskisch bedeutet estalpea schütz, estalpetcea schützen (p =
pr. b auch in zuperna = pr. suberna).
Estalvar pr. geschehen, sich ereignen (von den lyri-
schen dichtem nicht gebraucht) ; unbekannter herkunft.
Es teil altfr. pfähl Roquef. ; wohl vom ahd. stihhil dass.
Estern pr. spur , weg , esternar verfolgen ; vom ags.
slearne, engl, stern schweif, schleppe?
Esters estiers altfr. pr. parlikel mit der grundbed.
'außerhalb*, daher 'ausgenommen, bei seife gesetzt', z. b. pr.
de lotz bös aips esters außerhalb aller guten gaben d. h. nicht
im besitze derselben; estiers mon grat außerhalb meines wil-
lens, ohne m. w. ; estiers nous aus pregar außerhalb dessen
d. h. ohne das wage ich euch nicht zu bitten. Aus dem gleich-
bed. extra läßt es sich nicht ableiten, aber ein genügendes
etymon ist exterius 'von außen , mit versetztem i extierus
estiers. Die waldens. form ist stier Hahn 605o, 61 lu.
Estorer altfr. errichten, bauen, einrichten, mit etwas
II. c. ESTOUT— ESTOVOIR. 623
versehen; von instaurare in stand setzen. Das alt fr. sbst.
estoire vorrath, wiewohl es im spätem mlatein inslaurum
übersetzt wird, scheint aber zu stuolo (thl I.) zu gehören.
Est out pr. altfr. übermüthig , kühn; schließt sich an
das dtsche stolz, it. stolto aber an lat. stultus. Von estout
ist wohl altfr. estotoier mishandeln Brut I. 147, vgl die prov*
form estot.
Est ovo ir altfr. verb. impers. geziemen, nothwendig
sein. Es flectiert stark (präs. m'estuet, pf. m'estut), weist
also auf ein lat. verbum zweiter oder dritter conj. Allein
die lat. spräche scheint kein passendes darzubieten. Dagegen
hatte das vb. ester = stare im perf. 3. ps. estut von stellt,
wie auch arestut von arester vorhanden ist: aus diesem per-
fect folgerte das Sprachgefühl ein präs. estuet , inf. estovoir,
nach muet, mut, movoir; ein neues verbum, dem man eine
nebenbedeutung von stare oder ester beilegte, anstehen, gezie-
men. Diese deutung wird dadurch unterstützt, daß dem Pro-
venzalen, dem die form estut von estar unbekannt ist, auch
das verbum abgeht ; nur der nicht rein prov. Ger. de Roussil-
lon hat estut in der bemerkten bedeutung, s. Lex. rom. v. este-
ver. Der inf. estovoir ward auch als sbst. benutzt mit der
bed. nothwendigkeit , lebensbedarf, wovon engl, stover futter,
mlat. estoverium (ebenso von manoir manerium). Außer der
altfr. besitzt dieses verbum auch die churw. spräche in der
form stover stuver ' müssen , aber mit persönlicher kraft (el
slo er muß, perf. stuvet, conj. stuvess) und man darf sich
nicht verhehlen, daß hier die angedeutete entwicklung aus hei-
mischem element (perf. von star lautet stet) nicht stattfinden
konnte, einführung aus Frankreich aber bei einem Worte die-
ser art nicht glaubhaft ist. Das einzige lat. verbum, welches
in anschlag kommt, ist studere, von seiner formellen seile ganz
tadellos (vgl, stuvet, altfr. estut = studuit; stuvess, altfr. esteust
= studuisset) : man konnte das wollen oder streben als in-
nere nothwendigkeit , als bedürfnis auffassen, so daß studeo
scire den sinn cich muß wissen' ausdrückte; verba des modus
sind ja in ihren bedeutungen sehr veränderlich, s. Rom. gr.
111. 204. Keine Schwierigkeit macht der unpersönliche gebrauch
des franz. Wortes, theils weil persönliche verba nicht selten
in unpersönliche übergehen, theils weil, wie bemerkt, die churw,
spräche den persönlichen gebrauch fortwährend zeigt.
624 IL c. ESTRAC— ÜTAPE.
Estrac fr. hager, schmal (von pferden); vom dtschen
strack d. i. gestreckt, ahd. strac strictus, wozu das synonyme
fr, etroit stimmt.
Estraper alt fr. stoppeln abhauen, daher nfr. etrape
die dazu dienende sichel; nebenform von estreper, pr. estre-
par vertilgen = lat. exstirpare ? Allein nach form und begriff
liegt näher Schweiz, strapen abstreifen, bair. straffen behauen,
beschneiden. Vgl. it. strappare IL a.
Estray er altfr., estraguarpr. abschweifen, ausschwei-
fen (in fig. sinne); von extra-vagare, it. stravagare.
E s tr e e r altfr. herausgeben, überliefern s. Roquef ; vom
pr. tradar, gebildet aus tra-dare, ex-tra-dare. Vgl. Altrom.
sprachdenkm. p. 48.
Estros altfr. pr. stets mit vorgesetztem ad, ad estros,
a estros adverb mit der bed. 'ohne umstände1, 'auf der stelle.
Von extrüsus kann keine rede sein. Die spräche hat mit dem
neuen worte extrorsum einen gegensatz zu introrsum aus-
drücken wollen, 'nach außen heraus3 d. h. 'ohne rückhaW. Man
muß auch par estros gesagt haben, da sich das sbst. la par-
estrusse das äußerste, das ende, s. Liv. d. rois p.57, vgl
Michel's glossar zur Chr. de Ben., vorfindet.
E s t r u n pr. trotzig, ungestüm, auch sbst. ; dsgl. partic.
estrunat hitzig.
Esturlenc pr. im Ger. de Rouss. kämpf er; vom ahd,
slurilinc junger krieger: aqui moro a glai tant esturlenc e
tan noble vassal i adelenc, eine stelle, die zwei merkwürdige
deutsche Wörter durch den reim verbindet.
Esturman altfr. Steuermann Ignaur. p. 56 (estrumant
Fl. etßl. v. 1365, stieresman G. Gaimar p. p. Michel p. 33) ; vom
ndl. stuurman, ags. steörman, engl, steersman. Vgl. Fr. Mi-
chel zum Ger. de Nev. p. 14.
Etablir fr, festsetzen, errichten; von stabilire, ital,
wie lat.
E t a i fr. starkes tau den mast zu halten, auch sp. e s t ay,
dsgl. fr. etaie stütze (woher pg, esteio), vb, etayer stüt-
zen; vom mndl. staede staye stütze, hülfe, engl, slag stütze,
tau, buchstäblich = ags. stede, ahd. stata, mhd. State gelegen-
heit, vb, mndl, staeden, engl, stay befestigen, stützen.
Etape fr. waarenniederlage, alt estaple s. Carpentier;
vom ndl. Stapel dass.
II. c. ETEINDRE— EVASER. 835
Eteindre fr. löschen; von exstinguere, it. stinguere.
Et in celle fr. funke; durch Umstellung von scintilla,
altfr. noch escintele, doch Liv. d. rois p. 168 stencele.
Etiquette fr. aufgeheftetes zettelchen, henneg. estiquete
zugespitztes hölzchen, neap. sticchetto zeichen eines verbotenen
weges; ohne zweifei gleiches Ursprunges mit it. stecco Stachel,
s. II. a. Henneg. stique degen, vom ndd. stikke stiftchen, slik-
ken anstecken, vgl. champ. stiquer einstecken Tarbe I. 162,
altfr. estiquer prügeln, s. Chr. de Ben. glossar.
E t o n n e r fr. in verwundrung setzen, erschüttern, altfr,
estoner betäuben (betäubt werden Ch. de Rol. p. 133) , engl.
astonish; von attonare, verstärkt in extonare. Der alten prov.
spräche fehlt estonar: dafür findet sichFerabr. v, 1143 estor-
nar, wahrscheinlich umgestellt aus estronar, identisch also mit
etonner, da auch tronar und tonner eins und dasselbe sind.
Henschel s. v. estoner erinnert dagegen an das gleichbed. ahd.
stornen.
E t r a i n pic. seeküste Biet, de Trev. ; vom ndl. nhd. Strand.
E t r e i n d r e fr. zusammendrücken , von stringere ; so
astreindre, restreindre von adstringere, restringere, contra-
indre von constringere.
Etroit fr. schmal, enge; von strictus, pr. estreit, it.
stretto. Daher etrecir verengern, retrecir einziehen, verba
inchoativer form und factitiver bedeutung, tat. gleichsam stri-
ctescere, vgl. sp. estrechecer. Altfr. hatte man noch estre-
cier R. de Cambr. p. 122, das einem lat. strictiare entsprechen
würde. Zsgs. d etroit enger pass, vom pari, destrictus, vgl
oben detresse.
Evanouir fr. (nur reflexiv), pr. esvanuir verschwin-
den, vergehen. Es entspricht dem it. svanire (neben vanire),
chw. svanir, pg. esvair, präs. it. svanisco = lat. evanesco
d. i. exvanesco, welche form die roman. spräche in sich auf-
nahm; es trennt sich aber von dem ital. worte durch ein-
geschobenes ou, wiewohl auch pr. altfr. envanir = it. inva-
nire vorhanden ist. Dieselbe einschiebung läßt sich auch er-
kennen in epanouir, im altfr. engenouir erzeugen, wohl auch
in amadouer und bafouer; im pr. manoir dagegen hat o sei-
nen grund im goth. v (manvjan). Die natur dieser einschie-
bung ist zweifelhaft.
Evaser fr. eine Öffnung erweitern; von vas gefäß
40
626 IL c. EXPLOIT— FAIRE.
{Frisch). Oder hat man das gegentheil von convasare (zu-
sammenpacken) damit ausdrücken wollen, da evaser im arbre
einen bäum sich ausbreiten lassen bedeutet?
E x p 1 o i t fr., pr. espleit und esplecha vortheil, vb. ex-
ploiter, espleitar benutzen, bearbeiten, vollstrecken; von ex-
plicitum explic'tum ausgeführtes, erreichtes, gewonnenes. We-
gen der form vgl. altfr. ploite falte Bert. p. 182 von plicita
so wie plait von placitum. Derselben Herkunft ist pg.
espreitar auskundschaften, schließt sich aber an eine
andre bedeutung von explicare : ausfindig machen, eig. ausei-
nanderfalten.
F.
Facon fr., faissö pr. gestalt; von factio das machen,
passiv das gemachte, geschaffene, vgl. toison das geschorene,
von torisio. Die ital. spräche hat fazione; man denke also
nicht an face gesicht — it. faccia.
Fade fr. nebst fat, pr. fat (fem. fada) abgeschmackt,
daher it. fado; von fatuus mit ausfall des u, vgl. pr. vax von
vacuus.
Faide altfr. feindschaft, räche, daher faidiu feindlich,
pr. faidir verfolgen, verbannen; vom mlat. faida in altdeut-
schen gesetzen, ags. faehdhe, ahd. gafehida, nhd. fehde.
F a i n t altfr. nachlässig, träge z. b. Charl. d' Orleans ed.
1809, p. 139 (davon das engl, faint), partic. von se feindre de
qch. Brut I. p. 24, pr. se fenher de Flam. p. 8. 32 etwas ver-
nachlässigen; eig. sich verstellen, von fingere. Daher auch das
volksmäßige faignant arbeitsscheu, nach Genin variat. p. 371 ff.
Man vgl. noch it. infingardo 1) verstellt, 2) langsam, wozu
Muratori bemerkt: illi proprie infingardi appellantur, qui fa-
cere quidquam possunt, sed aut nolunt aut cum pigritia id
faciunt simulantes sibi vires deesse. Die bürg, mundart sagt
foindre nachlassen, partic. foint.
Faire altfr., far pr. in der bed. sagen pflegt man aus
dem lat. fari zu erklären. Gewöhnlich kommt es im präs.
und perf. vor und zeigt alsdann dieselbe form wie die gleichen
tempora von faire = facere: das seltne imperf. fesoient (sie
sagten) Ruteb. IL 165 macht seine identität mit diesem ver-
bum unzweifelhaft und facere steht für verba facere. Aus
II. c FAITE— FARD. 637
altfr. fait erklärt sich wohl auch die glosse fatit loquitur Class.
auct. VI. 524b.
Faite fr. (m.) giebel, altfr. faiste, auch feste; von fa-
stigium, it. fastigio.
F a 1 a i s e fr. klippe, dsgl. name einer Stadt in der Nor-
mandie, altfr. falise; vom ahd. felisa (f.), fels (m).
F a 1 o u r d e fr. (f.) last höh ; scheint zsgs. aus faix lourd,
wie schon ISicot meinte. Damit ist formell identisch altfr. fa-
lorde falourde (f.) lustige er Zählung, mährchen Ren. III. 30,
IV. 24, auch sp. (arag.) falordia, cat. falornia, vb. falorder
foppen IV. fahl. p. Meon I. 250, se falorder sich über etwas
lustig machen I. 243.
Fan er fr. zu heu machen, eine pflanze welken lassen,
z. b. faner l'herbe d'un pre; le grand häle fane les fleurs;
altfr. fener und fanir welken, pic. fener, mlat. af-fenare, auch
pr. fanar (aus dem franz.?), chw. fanar fenar. Man leitet
es von faenum foenum, und in der that findet sich im altfr.
fanoul für fenouil dasselbe Übergang des e in a, und, was
besser trifft, lothr. fouon ist = fr. foin, lothr. fouannä = fr.
faner; ebenso limous. sbst. fe, vb. fenä.
Fanon altfr. läppen, handtuch Ren. I. 128, binde am
arme des priesters Chr. de Ben. 111. 479°, nfr. fanon und fa-
nion; vom ahd. fano, goth. fana stück tuch, ahd. hantfano
handtuch.
Fantome fr. gespenst; von phantasma, it. fantasima,
pr. fantauma, zuerst wohl fantalma, wie das cat. fantarma
andeutet. Zsgs. altfr. enfantosmer behexen. Dahin auch occ.
fantasti kobold, phantasticus.
F a o n fr. (spr. fan) hirschkalb, faoner hirschkälber setzen.
Altfr. faon feon (zweisylb) hieß das junge überhaupt z. b.
des löwen, des baren, des drachen, s. Ren. IL p. 62, Roquef.
I. 587a, faoner feoner junge werfen, eier legen, ganz allge-
mein von der fortpflanzung gebraucht. Die deutung aus infans
ist unzulässig: aber aus fetus frucht, leibesfrucht ward das
abgeleitete feon, vermöge der bekannten Vorliebe für a faon.
Das icort gehört also zum pr. feda (s. unten) und setzt eine
alte form fedon voraus, die, wie feda in fea, leicht in feon
syncopiert werden konnte.
Fard fr. schminke, f arder schminken; etwa vom altn.
fä glänz, politur (vb. fa malen), mit angefügtem roman, suf-
628 II. c. FAROUCHE— FEDA.
fix ard ? dann wäre die altfr. form faard feard gewesen. Fard
ist synonym mit teinte, lat. tincta: letzteres in ahd. Überset-
zung lautet gi-farwit gi-farit (von farwjan färben) , hieraus
das franz. wort.
Farouche fr. wild, scheu, effaroucher verscheuchen;
von ferox ferocis trotz der ungewöhnlichen, aber doch auch in
mordache vorliegenden behandlung des lat. c, das sich im pr.
cat. ferotge wieder auf andre weise ausspricht. ■ Neben fa-
rouche altfr. zuweilen harouche übermüthig.
Fatras fr. plunder; für fartas, von fartus füllsel (Me-
nage).
Faubourg fr. Vorstadt. Gilt es für for-bourg = fo-
ris-burgus außen-stadt , oder für faux-bourg = falsus-burgus
unrechte, uneigentliche stadt, nebenstadt, wie man faux-frais
nebenkosten , faux-bois nebenzweig , fausse-clef nachschlüssel
sagt ? Für beide erklärungen fehlt es nicht an gründen. Man
findet in der älteren litter atur einigemal forborg forsbourg,
ja Roquefort hat horsborc , offenbar von hors = foris, selbst
das ahd. furi-burg dürfte angeschlagen werden. Für fauxbourg
spricht z. b. das wallon. fä-bor, indem fr. faux in dieser sprä-
che mit fä, for aber mit foü oder gleichfalls mit for ausge-
drückt wird; die nahe liegende picard. mundart hat sich da-
gegen für forbourg entschieden. Beide auffassungen können
statt gefunden haben ; daß aber das neufr. fau aus for ent-
stellt sei, ist kaum zu glauben, da die spräche keinen anlaß
hatte, das seinem sinne nach ganz deutliche forbourg zu ver-
dunkeln, und r auch in forban u. a. nicht ausstieß : eher scheint
forbourg eine mundartliche umdeutung der andern ihrem sinne
nach minder klaren form.
Fau de altfr. schaf stall; vom gleichbed. ags. fald falud,
engl fold, alts. faled, vgl. kymr. ffald pferch.
Fe (phe) altfr. knecht, nur in den Liv. d.rois: uns phe
fud de la maignee Saul, lat. erat autem de domo Saul ser-
vus p. 149, dagegen truverent un fe de Egypte, invenerunt
virum aegyptiump. 115. Es ist ohne zweifei das altn. faedd-r
c ernährt, auferzogen, und verhält sich also begrifflich wie das
sp. criado.
F e d a pr. comask, piem. altwald. fea, dauph. feia schaf;
vom adj. feta cwas geboren haf z. b. lupa, ursa, vulpes, *m-
malo\\s, wo denn das adj. den ganzen begriff vertreten konnte
II. c. FELER— FESSE. 620
wie im sp. cordero : non insueta graves tentabunt pabula fe-
tas Virg. ecl. 1, 50. Im bearnesischen dialect wird heda auch
vom weihe gebraucht gleich dem lat. feta; wal. fet heißt kind,
fate tochter , vom sbst. fetus, vb. fetä gebühren, lat. fetare;
sard. fedu proles. Auch faille im Jura (fetula) bedeutet lamm
und tochter.
Feier fr. spalten, für fesler; offenbar das nur beiApu-
lejus vorfindliche fissiculare, dem dieselbe bedeutung beigelegt
wird.
Ferme fr. (f.) pachtgut, meierhof, wie it. ferma und
sp. firma, Unterschrift, abschließung eines Vertrags, fermare
firmar festsetzen, unterzeichnen; von firmus, firmare. Sbst.
ferte festung, für fermete fermte, wiedortoir für dorm'toir.
F e r m i 1 1 o n fremilon alt fr. , fremilö pr. (nur im G. de
Roussj, ein wort, das in Verbindung mit haubert erscheint;
von mailies de fer, vermuthet Eenschel, also = fer-maillon.
F e r r a n t und auferrant alt fr., ferran alferan pr., ein
adjectiv, das eine helle färbe ausdrückt; Thibaut 11.202 nennt
der geliebten antlitz auferrant. Gewöhnlich wird es vom haar
der greise, mehr noch von pferden gebraucht, s. Michel zum
Ger, de Nev. p. 126. Daher konnte G. Guiart vom grafen Fer-
rant sagen: Ferrant portent dui auferrant qui tous deux sont
de poil ferrant s. Ducange v. ferrandus. Die form al-feran
scheint arab. Ursprung in anspruch zu nehmen, auch kommt
die endung ant häufig orientalischen Wörtern zu, so in Aufri-
cant, Persant, Jerusalant, Beauliant. Ducange deutet es da-
her aus dem arab. faras edles pferd, mittelgr. (pagag, sp. al-
faraz: von der färbe dieser pferde habe man das adjectiv ent-
lehnt. Wollte man diese Voraussetzung auch gelten lassen, so
wäre doch ableitung von ferrant (nicht einmal farant!) aus
faras gegen die grammatik. Die ganze form des Wortes weist
auf lat. ferrura, daher it. ferretto eisengrau, halbgrau (vom
menschlichen haar), wofür auch ferrigno, und diesem letzte-
ren entspricht genau das pr. ferrenc (Rom, gr. II. 307), wel-
ches altfr. ferrant lauten muste (vgl. flamenc flamant), aus
ferrant aber entstand wieder das pr. ferran. In al-ferran
steckt kein arab. artikel: wie man blanc-ferrant, chenu-fer-
rant sagte, so auch alb-ferrant al-ferrant.
F e s s e fr. (fj s. v. a. lat. natis ; von fissus fissa, woher
auch vb. fesser — oder ist letzteres,da die aus Substantiven ab~
630 II. c. FL-FILOU.
geleiteten verba keine einwirkung auf ihre primitiva ausdrücken
können, vom dtschen fitzen hauen, peitschen? Eine picard.
form fecher könnte dies entscheiden.
F i altfr. pr. sicher, zuverlässig, z. b. de la mort fis des
todes sicher, versichert, adv. fiement getrost S. Bern. p.548u;
von fidus, dem das mlatein die gleiche bed. beilegte: fidus ab
hominibus sicher, gesichert vor den menschen, sagt Greg. Tur.
7, 8; it. fido. Daher das altfr. adv. de fi wahrhaftig.
Fiacre fr. miethkutsche; so genannt, weil der Unter-
nehmer in einem hause zu Paris ä l'enseigne de St. Fiacre
wohnte, ein erst zu Menage's zeit entstandenes wort.
F i a n c e r fr. verloben, pr. fiansar geloben, it. fidanzare ;
von fides treue, wort.
Ficelle/r. bindfaden ; dimin. von filum, gleichsam fili-
cellum mit verändertem genus wie in eervelle aus cerebellum.
Wegen des verschwundnen 1 vgl. pucelle für pulcelle.
Fiente fr., fentapr. mist. Sonderbare bildung, welche
eigentlich limitus verlangt, wie altfr. friente aw/'fremitus führt:
dieses fimitus aber scheint aus fimetum entstellt, welches fr.
femaie hätte ergeben müssen. Die cat. form ist fempta, die
neupr. femto fiendo, die altsp. hienda.
Fierce fierche fierge altfr., pr. fersa, mlat. fercia (s.
Carpentier) königinn im schach; vom pers. ferz feldherr. Fierge
entstellt in vierge zog die benennungen dame, reine, sp. reyna,
nach sich.
Filou fr. gauner, schelm, piem. comask. aber filon, in
ersterer spräche auch filuca, vb. fr. filouter. Das frühere mla-
tein kennt das gleichbed. filo, das buchstäblich aus dem ro-
man. vb. filare spinnen (daher venez. filon spinnet) entstehen
konnte, wenn die bedeutungen passten. Darf man dem worte
ein ahd. filo unterlegen, von filon feilen, so würde es sich
verhalten wie die sinnverwandten fourbe, fripon, polisson aus
verbis , die glätten oder reiben bedeuten. Das franz. wort
zeigt nur ein anderes suffix , über dessen natur aber nicht
leicht zu entscheiden sein möchte, und nur mit leiser vermu-
thung darf man, da t in filouter rein euphonisch sein kann,
das ahd. partic. gi-filot (expolitus) berühren. Die ndl. sprä-
che hat fielt nichtswürdig , sbst. fielterye. Merkenswerth ist
das lothr. aiffilou = filou, vb. aiffilei hintergehen, wornach
man auf fr. affiler (schleifen) als etymon von filou vermuthen
II. c. FLAGORNER— FLECHE. 63t
könnte, allein das alte einfache filo zeugt gegen diesen ur~
sprung : aiffilou kann eine anbildung an das begriffst) erwandte
verbum sein.
Flagorner fr. angeben, hinterbringen Nicot , niedrig
schmeicheln Dict. de Vacad. ; von flatter und corner (aux oreil-
les) in die ohren blasen (Le Duchat).
Flambe fr. schicertlilie , altfr. pic. auch in der bed.
flamme; muthmaßlich, da b vor vocalen im franz. nicht wohl
eingeschoben wird, von flammula flamble flambe. Daher flam-
ber, flambeau u. a. abll.
Flamberge fr. schwert , nur üblich in der redensart
mettre flamberge au vent das schwert ziehen, s. z. b. Fure-
tiere und Landais; bei neuern deutschen dichtem flamberg (mj,
bei Frisch 1.86 a flamberge, zusammengesetzt, icie er im Dict.
de passag. bemerkt, aus flanc und berge die seite deckend.
Vgl den schwertnamen froberge im Garin (frobierge Mort Gar.
p. 62J, nach Grimm myth. p. 196 die den herrn (ahd. frö) ber-
gende waffe oder eine erinnerung an das schwert des gottes
Fro, nord. Freyr; s. Hoffmann hör. belg. V. 115. 116, und Reif-
fenberg Ph. Mousquet IL p. CI, welcher flamberge und froberge
für identisch hält. Eine ähnliche bildung ist pr. scherem-
berga Gloss. occ.
Fl an altfr. s. frignare H.a.
Flaque fr. pfütze, lache; vom mndl, vlacke niedrige
stelle am meere, wo sich lachen bilden durch die fluth, ae-
stuarium. Vgl. Ducange vv. flaco und flactra.
Flatter fr., pr. flatar (zu folgern aus dem sbst. flataire)
streicheln, schmeicheln; vom ags. altn. flat, ahd. flaz flach. Da~
hin auch altfr. flat schlag, flatir zu boden schlagen d. h. platt
hinstrecken, altn. fletia flach machen, detta flatr platt fallen u. a.
F 1 a v e 1 1 e altfr. Schmeichelei ; von flabellum fächer, wedel.
Fleau fr. geissei, alt flael; von flagellum. Die vertau-
schung des fl mit fr, wovor ein grammatiker warnt (flagel-
lum, non fragellum App. ad Probum in Anal, gramm. ed. Eich,
et Endl) hat das franz. wort nicht ergriffen, dagegen it. fra-
gello, kymr. ftrowyll, altir. srogell Zeuß I. 194.
Fleche de lard fr. Speckseite, altfr. flique flec (Du-
cange, Carpentier), pr. fleca ? Gloss. occ, deutsches wort, in
leidener glossen (Haupts ztschr. V. 197, 9.jh.) perna flicci, ags.
flicce, altengl. flick Halliw., neuengl. flitch = nhd. flick fleck
633 II. c. FLÜCHIR— FOISOfl.
läppen. Es ist also anderer Herkunft als fleche pfeil, wie-
wohl dessen bedeutung nicht widerspräche, da z. b. auch das
synonyme alt fr. haste einen fetzen fleisch bedeutet, s. Ger. de
Nev. p. 300.
F 1 e c h i r fr. pr. biegen. Seinen Ursprung aus flectere
beweist reflechir = reflectere, sonst ist übertritt des et in franz.
ch wenig üblich (vgl pacciare I). Das it. flettere ist latinis-
mus, aber fiettere Poet. d. pr. sec. 11.218 muß als eine ital.
form anerkannt werden.
Flete flette fr. fähre (fehlt dem wb. der acadj ; vom
ndl. vleet.
F 1 e t r i r fr. welken, welk machen, beschimpfen, in Berry
flatrir, alt flaistrir. Nicht aus flaccescere, es floß zunächst
aus dem altfr. adj. flaistre flestre welk, farblos s. Roquef. s. v.,
Brut 1. 132, welches sich ohne bedenken auf flaccaster zurück-
führen läßt.
Flibot fr. ein kleines Seeschiff; vom engl, fly-boat. Da-
her auch sp. flibote filibote.
Fun fr. donnerkeil, Wetzstein Dict. d. Trev.; vom ahd.
flins, ags. flint kiesel.
Flou fr. matt, altfr. floi (fem. floive durch epenthesis),
altpic. flau Servent. p.p. Hecart p. 81, noch jetzt henneg. Diese
letztere form muß den weg zeigen, aus ihr konnte floi und
flou entstehen wie aus pau altfr. poi und po pou: darum ist
herleitung aus fluidus abzulehnen. Da die franz. spräche die
lat. endung us oder um zuweilen in die bildung hineinzieht
(suif für suev aus sevu-m), so ist entstehung aus flaecus,
umgestellt flauc-s, möglich, bei der großen Seltenheit dieser art
von Umstellung aber wenig wahrscheinlich. Flou ist entschie-
den das ndl. flauw, welches Grimm P. 224, mit dem hd. lau
identisch scheint. Von flou ist das adj. fluet für flouet.
Foin fr. heu; von foenum faenum. Das regelrechte den
= it. fieno wäre mit altfr. fien = lat. fimus zusammengetroffen;
darum ward foin als scheideform gewählt, nicht einmal gegen
die lautgesetze, da aus ae doch mitunter der diphthong oi
entsteht, vgl. oben blois. Eine andre Wendung nahm das wort
im altfr. pic. fein, das eigentlich fenum verlangt.
Foire fr. durchlauf, churw. fuira; von foria.
F o i s o n fr.y foisö pr. Überfluß ; von fusio ergießung, iL
fusione u.s.f.
II. c. FOLC— FRAIS. 683
Folc fouc alt fr., pr. folc, comask. folco herde, häufe;
vom ahd. ags. folc, altn. fölk häufe, schaar; wogegen f 1 o c
(flou) JV. fabl. p. Meon I. 108, Choix IV. 87 dem ags. floc, altn.
flockr zu folgen scheint.
F o n d e f 1 e altfr. ein wurfgeräthe ; vom spätem tat. fun-
dibalum fundibulum Vulg., Isidor., sp. fundibulo.
Force altfr. (neufr. nur pl. forces) , pr. forsa große
scheere; von forpex forpicis. Das alter der rom. bildung be-
zeugt die glosse forcia scäri (scheere) Hattemer 1. 309i>.
F o u d r e fr., pr. foldre folzer blitz, altfr. verstärkt esfol-
dre Ogier v.3522; von fulgur fol're foldre, it. f'olgore, wal.
fulger.
Foudre fr. ein weinmaß; vom dtschen fuder.
Fo u et (spr. wie foit) fr., auch mail. foett, cat. fuet peit-
sche, vb. fouetter; nach Huet von fou = lat. fagus und wirk-
lich bedeutet das henneg. fouet reisbündel, woraus die bedd.
ruthe, peitsche.
Fouger fr. aufwühlen; von fodicare, romagn. fudghe.
Abgel. fouiller, pr. fozilhar, gleichsam fodiculare, woher
wallon. foyan Maulwurf. Auch far-fouiller umwühlen,
nach Menage für par- fouiller, also durch assimilation ? Das
glbd. occ. fourfouliä scheint mit furca zusammengesetzt , vgl.
frugar I.
Fourgon fr. in der bed. karren; von furca gabel, it.
forcone, sp. hurgon, eig. gabelwagen.
F o u r m i 1 1 e r fr. wimmeln; vom durcheinanderlaufen der
ameisen, gleichsam formiculare, altfr. auch formier = formi-
care. Das sp. gusanear, von gusano wurm, hat dieselbe be-
deutung.
F oute au fr. buche; von fustis prügel.
Foyer fr., foguier pr. herd; vom adj. focarius, sp.
hogar.
Fraiditz fraidel fradel pr., altfr. fradous Brut 11.274
elend, gottlos; vom ahd. freidi freidic Überläufer, abtrünniger.
Dsgl. pr. frairi, altfr. frairin frarin arm, hungrig ; vom ahd.
freidari.
Fraindre altfr. brechen, von frangere; nfr. enfreindre
von infringere. *
F r a i s fr. (plurj Unkosten, ausgaben ; soll aus dem mlat.
fredum (ahd* fridu friede), worunter man gewisse geldlästun-
684 II. c. FRAISE—FR^LON.
gen verstand, gebildet sein; mit fret hat es keine gemein-
schaft. Vb. defrayer.
Fraise fr., pr. fraisa (aus fraisier zu folgern) erdbeere;
daher sp. fresa ? Vielleicht erweitert aus fragum, woher wall.
frev, parm. fro. Mit it. frasca ist es nicht zu vermengen.
Framboise fr. himbeere; vom ndl. braambezie, ahd.
brämberi d. i. dornstrauchbeere, mit Verwandlung des b in f
vielleicht durch einwirkung von fraise erdbeere. Neupr. fram-
boiso, sp. frambuesa, com. fambrosa, piem. flanboesa mögen
aus dem franz. sein. Das alter des Wortes bezeugt frambo-
ses hintperi (himbeeren) Gloss. emmeran.
Frapper fr. , pr. frapar (in einer chronik) schlagen,
treffen. Dieses speciell franz. wort hat vielleicht, wiefriper,
nordischen Ursprung, von hrappa schelten, einen anfahren,
adj. hrappr gewaltsam: denn daß frapper früher die nord. bed.
hatte, verräth uns das mdartl. engl, frape schelten Halliw.,
das nur aus dem franz. herrühren kann; und wie increpare
g er dusch machen heißt, so auch engl, fraple, daher frape ge-
sellschaft, häufe menschen, altfr. frapin Liv. d. rois p. 436 und
frapaille. Immerhin mag auch das ndd. flappen, engl. Aap
(klatschen) erwogen werden, da wenigstens das mdartl. fra-
pouille läppen (in Rheims) mit seiner bed. an engl. Aap und
ähnliche erinnert.
Frayeur fr. (froior Agol. v. 537), pr. freior schrecken;
dazu fr. effroi, aft esfroi, pr. esfrei gleichbed. , vb. efFrayer,
pr. esfreyar esfreidar in schrecken setzen. Die prov. form
mit d führt hier so deutlich auf die spur, daß man weder an
fragor knall, noch friare zerbröckeln zu denken braucht: die
bildungen sind von frigidus, freior ist wie lat. frigus oder gelu
eigentlich schauer, efFrayer durchschauern. Zwar steht flagor
(l. fragor) ekiso (schrecken) Gloss. Ker. 17 5a, allein wie hätte
das vb. efFrayer hieraus sich hervorbilden können?
F r e d o n triller im singen, vb. fredonner ; wohl von dem
stamme frit im lat. fritinnire zwitschern. Caseneuve vermu-
thet darin das barbarische frigdora des Notker Balb., wor-
über Ducange nachzusehen ist.
Frei at er levin fr. den wein verfälschen; vom ndl. wyn
verlaten wein in ein anderes gefäß gießen.
Freie fr. gebrechlich; von fragilis, it. fraile.
Frelon fr. horniß; muthmaßlich von freie, das altfr.
II. c. FRÜLORE— FRETTE. 635
auch schmächtig, dünn bedeutet, in beziehung auf den schlan-
ken bau des thierchens, s. Menage. Die form froilon bei Ni-
cot steht dieser etymologie nicht im wege, oi findet sich öfters
ein für ai (altfr. fraile = freie). Ebenso scheint das gleich-
bed. grelon (in Berry) aus grele d. i gracilis (schlank) ent-
standen, wiewohl Sauvages das occit. graule, von crabro her-
leitet.
Frelore altfr. und noch mdartl (z. b. in Genf) verlo-
ren; aus dem deutschen. Die form forelores leere wort e Ren.
1. 107 knüpft sich an das ags. partic. forloren; zunächst aber
aus dem franz. ist das altengl. forlore.
Frene fr. (f.) esche, alt fresne fraisne; von fraxinus,
pg. freixo u. s. f.
F r e s a i e fr. eine art eulen , käuzchen ; nach Menage,
mit berufung auf die poitevin. form presaie, gase, bresague,
von praesaga, weil der vogel nach franz. (wie nach deutschem)
Volksglauben unheil, zumal todesfälle verkündigt, daher auch
effraie und oiseau de la mort, deutsch todtenvogel, leichhuhn
genannt.
Fresange fresanche fraissengue altfr. junges schwein,
npr. auch fraysse ; vom ahd. frisking, nhd. frischling. Das
it. frassugno fett, schmeer, erinnert gleichfalls an frisking
friskung, seine bedeutung aber führt auf sugna (II. a), das
also wohl mit fraysse componiert sein könnte (fras-sugno
schweine- fett). Der Sicilianer mag sein frisinga aus dem franz.
haben.
Fr es t e altfr. (m.), pr. frest giebel; vom ahd. first gipfel,
giebel.
Fr es tele altfr. pfeife, flöte, vb. fresteler, pr. frestelar;
von fistella für fistula mit eingemischtem r.
Fretiller fr., pr. frezilhar hüpfen und springen. Darf
man mit Salmasius nach dem lat. fritillus ein vb. fritillare
chin und her schütteln* voraussetzen, so könnte dies das ro-
man. wort sein, wiewohl auf die franz. form das von Frisch
aufgestellte frictillare bessere anwendung fände: fritillare gäbe
regelrecht frediller.
Fr e t i n fr. abschabsei, ausschuß, fischbrut; von fricare
frictum (Frisch).
Frette fr. eisernes band, plur. frettes guter > daher sp.
fretes gitter im Wappen; für ferrette von ferrum.
636 ' II. c. FREUX— FRIPER.
Freux fr. Saatkrähe ; von frugilegus, sagt Menage, das
aber formell nicht damit zu einigen ist. Derselbe vogel heißt
ahd. hruoch, ags. hröc, altn. hrökr (bei Biörn seerabe), dän.
roge, ndd. rook, hd. ruech; aus der nord. form aber (vgl.
frimas, friper) entstand mit übertritt des h in f das fr. freux
wie aus cocus queux.
Fr i che fr. (f.) brache, brachfeld; vom dtschen frisch
wie lat. novale von novus, meint Ducange, vgl. im spätem
mlatein friscum, altfr. frische. Aber war alsdann nicht frai-
che zu erwarten ? Bezeichnender ist Grimms herleitung (Gesch.
d. d. spr. p. 61) aus fractitium (vgl occ. roumpudo frisch ge-
brochenes land, norm, briser einen acher bearbeiten) und auch
von Seiten der form unverwerflich, da die endung itius (icius)
zuweilen iche wird. Ein prov. fresca würde entscheiden.
Fr i ente altfr. z. b. des chevaux Chr. de Ben. IL p. 146;
von fremitus, it. fremito. Le Duchat schreibt frainte und lei-
tet es von frangere.
Frileux fr. frostig; gleichsam frigidulosus, vomclassi-
schen frigidulus.
Frimas fr. reif, gefrorener thau, vb. pic. frimer; un-
zweifelhaft vom gleichbed. altn. hrim, da der anlaut hr die-
ser spräche sich auch sonst in fr. fr verwandelt, ags. gleich-
falls hrim, engl, rime, ndl. rijm, bair. reim (auch pfreim). Im
pic. rimee blieb der nord. anlaut weg.
F r i n g u e r fr. sich rasch hin und her bewegen, bret. fringa
dass. , vgl. occ. fringa schön thun, liebkosen. Muthmaßlich
aus einer Wurzel, die auch im lat. fringutire zwitschern und
fringilla fink so wie in frigutire und frigulare enthalten ist,
welchen sich kymr. ffreg (geplauder) anzuschließen scheint.
Sich hüpfend bewegen und zwitschern sind nah verwandte
begriffe: das bret. fringol triller ist desselben Stammes und
das abgeleitete fr. fringoter Biet, de Treu., it. fringottare zwit-
schern weist gebieterisch auf fringuer zurück, die nebenform
frigoter erinnert an frigutire. Im it. fringuello fink ist eine
anbildung von fringilla an den stamm fring (mit gutturalem
g) zu erkennen ; stark entstellt ist filunguello, a für i im parm.
crem, frängol, piem. franguel frangoi.
Friper fr. abnutzen, verbrauchen, gierig verzehren,
fripon spitzbube, friperie trödelei (abgenutzte Sachen). In
diesem ausschließlich franz. stamme scheint einer der fälle
II. c. FRIQUE— FÜMIER. 637
vorzuliegen , worin, wie in frimas, altn. hr zu fr geworden,
indem sich das franz. verbum dem nord. hripa cmit großer
hast verfahren1 logisch recht wohl anschließt.
Frique alt fr., pr. fric, npr. fricaud munter, lebhaft,
dauph. fricandela lebhaftes madchen. Die lat. spräche ge-
währt keinen tauglichen stamm: fricare hätte wenigstens fre-
que gegeben, wenn die grammatik solche adjectivbildungen er-
laubte. Wohl aber fügen sich die Wörter zu goth. friks, ahd.
freh gierig, mhd. vrech, ags. free kühn, keck, altengl frek
lebhaft Halliw.: wie sich kühnheit und munterkeit berühren,
zeigt auch gaillard. Demselben stamme kommt noch eine an-
dre bedeutung zu: npr. fricaud heißt auch lecker, köstlich,
sbst. fricot (auch pic. norm.') leckeres gericht, nfr. fricandeau
dass., fricasser eig. lecker zubereiten; sie scheinen sich an die
deutsche bed. gierig zu knüpfen, woraus die bedd. leckerhaft
und endlich lecker erfolgen konnten : beide letztere einigt auch
fr. friand. Formverschieden davon ist das erwähnte friand,
vb. norm, frioler lüstern sein, henneg. sprudeln, zischen (von
speisen auf dem f euer) , fr. affrioler anlocken, anreizen; schwer-
lich von frik, nach Menage u. a. von frigere rösten, vgl. alt-
fr. frieul bratpfanne,
Frire fr. braten; von frigere, it. friggere.
Frisson fr. frost, schauder. Schon Gregor v. T. be-
dient sich dieses Wortes: quas cvulgo* frictiones vocant, und
Ducange erklärt es richtig aus dem unlat. frigitio, zsgz. fri—
ctio fricon, von frigere, altfr. pr. frire.
Froc fr. kutte; eig. flockiger stoff, vom lat. floecus, pr.
floc in lat. und franz. bed., mlat. floecus froecus, mit fr
schon in den schlettst. glossen 39, 147 froecum rok. Wacker-
nagel (in Haupts ztschr. II. 556) leitet das franz. wort aus
der ahd. (neben roch kaum vorkommenden) form hroch mit
Übergang des hr in fr, allein jener für das romanische organ
allerdings harte anlaut wird theils durch Wegfall des h , theils
durch einschiebung (har) gemildert; nur das der Sprachbildung
erst später gebotene altn. hr wird franz. fr (vgl. frimas, fri-
per), ein altn. hrockr ist aber nicht vorhanden. Übrigens ist auch
die prov. form floc (niemals froc) nicht außer acht zu lassen.
Furnier fr. mist, richtiger altfr. f 'emier; von fimus, vgl.
wegen u aus e altfr. pic. champ. fumelle für femelle, altfr.
frumer für fermer.
638 IL c. FUfiülLES— GALAÜBIA.
Für oll es fr. (fem. plur.) feurige dünste, irrlicht; für
furoles von feu feuer, abgel wie it. focajuolo feurig, vgl. fr.
flammerole eine ähnliche erscheinung auf der see.
G.
Gable fr. (f.) giebel des hauses. Es erinnert an das
alte lat. gabalus kreuz (gabalum crucem dici veteres volunt
Varro bei NoniusJ, der giebel konnte seinen namen daher ha-
ben, weil die balken an der spitze des daches sich kreuzen,
auch ist das norm, gable gen. masc. Da indessen das wort
den übrigen mundarten fehlt, so wird es rathsamer sein es
auf das ahd. gabala gabel (vgl. altn. gafl m.) als seine nächste
quelle zurückzuleiten; auch lat furca heißt die gabelförmige
spitze an gebäuden.
Gächer/r. rudern, rühren, gäche rühr stock, rüder;
vom ahd. waskan waschen, verwandt mit wischen. Daher
gächis pfütze, vgl engl, vvash Spülwasser, sumpf; altfr. wa-
schier auch besudeln.
Gaif, chose gaive altfr. eine im stich gelassene von
niemand zurückgeforderte sache, vb. guever im stich lassen;
mlat. wayfium, res vaivae, vb. wayviare. Ursprünglich be-
deutet gaif = engl, waif ein verlaufenes stück vieh, animal
errans oder vagans in german. gesetzen, und wird erklärt aus
engl, waive wave, ags. vafian sich hin- und her bewegen,
schwanken.
G a i m e n t e r waim enter altfr., pr. gaymentar (noch jetzt
dauph. gueimentä) klagen, jammern, sbst. wald. gayment Hahn
p. 569. 595. Da sich kein vb. gaimer findet, wovon es eine
participialableitung sein könnte, so ist darin eine Umbildung
von lamenter vermittelst der interj. guai anzunehmen. Nicht
minder merkwürdig ist das gleichbed. guermenter, worin
sich eine celt. würzet zu verstecken scheint, gael. gairm, kymr.
garmio, bret. garmi geschrei ausstoßen, vgl. mndl. caermen
Grimms Reinh. v. 2715, nndl. kermen. Aber auch se gra-
me n t e r sich beklagen kommt vor Ren. I. 346, was wieder an
einen deutschen stamm, gram (betrübt), erinnert.
Galaubia galaubey pr. pracht, aufwand; ein allen
andern mundarten unbekanntes nun veraltetes wort, kann seine
herkunft aus dem goth. galaubs CkostbarJ nicht verläugnen.
II. c GALE-GARRIC. 689
Gale fr. kratze, se galer sich kratzen. Schon Nicot
leitet es von callus schwiele, daher mlat. callosus = galeux.
Der anlaut ca wird auch in einigen andern fällen (gamelle,
alt fr. gajol) zu ga, so daß gegen den buchstaben nichts ein-
zuwenden ist. Gleichwohl scheint die herleitung unsicher, da
auch das dtsche galle schadhafte stelle, engl, gall schramme,
to gall wund reiben in betracht kommen. Ital galla, sp. agalla
geschwulst, beule führen aber auf lat. galla gallapfel, welche
bed. dem roman. worte gleichfalls zusteht.
Galimatias fr. verworrenes gerede; eins der späteren
Wörter von zufälliger entstehung , (fehlt z. b. bei Nicot pp,
1573), über welche die etymologie nichts vermag. Eine anec-
dote zu seiner entzifferung in Höfers oberd. wb. IL 121. Man
merke dazu das altengl. gallimawfrey ein gericht von allerlei
klein gehackten speisen, dsgl. ein verworrner mischmasch von
dingen, s. Halliwell.
G a n c h i r guenchir pr. altfr., chw. guinchir ausweichen ;
vom ahd. wankjan wenkjan weichen, wanken. Vom sbst. wank
ist das comask. guanch fehler.
Gandir altfr., guandir pr. ausweichen, sich retten, altfr.
auch gandiller Nouv. fablp. Meon 1.417; vom goth. vandjan,
ahd. wantjan wentjan, nhd. wenden.
Garen ne fr. kaninchengehege , fischweide, dsgl. va-
renne jagdgehege, letzteres für warenne, mlat. (besonders
in England) warenna. Ist es vom altfr. garer warer behü-
ten, wie sinn und buchstabe vermuthen lassen, so muß das
suffix entstellt worden sein, garene vielleicht für garine ste-
hen, vgl. gastine, guerpine, hai'ne aus deutschen wurzeln. Die
ndl. spräche bildete warande.
Garer fr., garar pr. acht haben, behüten; vom ahd.
warön in acht nehmen. Zsgs. pr. esgarar s. v. a. garar, da-
gegen fr. egarer (woher it. sgarrare) mit der bed. außer acht
lassen, irre führen, altfr. esgare verirrt, betrübt: dolente et
eguarethe Alexis str. 94.
Gargote gargotte fr. garküche. Weder an das dtsche
wort noch an lat. gurgustium ist zu denken. Sein Ursprung
liegt im altfr. pic. gargoter sieden, brausen, das einen ono-
matopoietischen anstrich hat.
G a r r i c pr., garrig cat. Steineiche, pr. cat. garriga stein-
eichenwald. Fowgarra kralle? vgl wegen dieser anschauung
640 IL c. GASPILLER— GAULE.
chaparra IL &. Auch comask. gar-öla eichet, nußkern erin-
nert an einen solchen stamm.
Gas piller fr. vergeuden, pr. guespillar, wallon. ca-
spoui"; vom ags. gespillan, ahd. gaspildan verzehren, ausgeben.
Gate henneg. wallon., gaie lothr., gaiette champ., gaise
im Jura ; deutsches wort, goth. gaitei, ndl. geit, ahd. geiz, nhd.
geifs. S. Hecart s. v. gate.
Gate au fr., alt gastel (daher sicil. guasteddu), pr. ga-
stal kuchen; vom mhd. wastel, nach Grimm II. 26 zusammen-
hängend mit wist speise; mhd. gastel aus dem romanischen.
Gauche fr. links, altengl. gauk. Der anlaut muß deut-
schem w entsprechen, das sich im henneg. erhielt : frere wau-
quier linker bruder, Stiefbruder z. b. ist s. v. a. fr. frere gau-
cher: es stammt also schwerlich vom bair. gäbisch (verkehrt),
wie Schmeller vermuthet. Kommt es von ganchir ausweichen?
aber adjectiva entstehen nicht unmittelbar aus verbis, auch
war zum Übertritte von an in au kein euphonischer grund.
Wohl aber passt das wort zum ahd. welk schwach, matt,
wie man sich die linke hand gegen die rechte, die kräftige,
dachte, vgl. it. stanca die müde, die linke, manca die schad-
hafte, sp. zurda die taube, redruna die zurückweichende, neu-
prov. sogar man seneco die alte d. h. die welke, kraftlose.
Ähnlich vergleicht sich mit dem mhd. tenc links das schwz.
tehngg träge, welk, s. Dief. goth. wb. II. 325. Beachtenswerth
ist noch das mdartl. engl, gaulic hand linke hand Halliw., in-
sofern ihm ein alt fr. galc die form gewiesen haben muß, denn
gallica manus wäre doch zu seltsam. Span, gaucho schief,
von gauche?
Gauch er alt fr. s. gualcare H.a.
Gaufre fr., pic. waufe, auch altsp. guafla, mlat. ga-
frum ein backwerk; vom dtschen waffel.
Galige altfr. in nois gauge wälsche nuß Aue. et Nicol.
p. 393; vom ahd. walah fremd, undeutsch, welches, erst walc
gesprochen, in gauge übergieng wie dePcatus in deuge Rom.
gr. 1.212- Der name ist uralt: ags. veal-hnut, altn. val-hnot,
nhd. wall-nufs. Aus einer andern ausspräche entstand die
pic. form gaugue nebst gauguer nußbaum.
Gaule fr., henneg. waule große stange; vom goth. va-
Ius stock, ruthe , fries. vvalu , s. Grimm IL 487°. Der diph-
thong au hat in der Verdopplung des 1 (välus = vallus) sei-
ii.c. gaupe- g6niss£. ui
nen grund. Herleitung aus lat. vallus streitet gegen die ge-
meine reget.
Gaupe fr., bürg, gaupitre ungestaltes schmutziges weib,
altfr. wm^e; vermuthlich das altengl. wallop stück fett, klumpen.
Gauss er fr. (nur reflexiv se gausser de qch.) sich
lustig machen über etwas; den alten wbb. noch unbekannt,
nach Frisch das it. gavazzare schwatzen, besser das gleich-
bed. eben so wohl reflexiv gebrauchte sp. gozarse de — .
Gaut gualt gal altfr., pic. norm. chw. gault, pr. gau
gaut Gloss. occ. buschholz; vom dtschen wald. Daher altfr»
gaudine, pr. gaudina gehölz ; auch pg. gudinha landgut ?
Gave pic, wall, gaf, champ. gueffe kröpf der vögel,
vb. pic. se gaver , neupr. se gavä , champ. se gueffer , fr.
s'engouer sich voll stopfen, pic. engaver geflügel stopfen
oder mästen, fr. gavion Schlund, vgl auch occ. engavachä
würgen, mail. gavasgia, com. gavazza großes maul u. a.
Nimmt man an, daß die würzet gav etwas aufgetriebenes
oder ausgehöhltes bedeute, so darf man auf lat. cavus und
cavea verweisen, indem durch letzteres sich das fr. gavion
(das gleiche span. wort heißt korb wie it. gabbia aus cavea)
am leichtesten erklärt.
Gaze fr., sp. g a s a , ein durchsichtiges gewebe ; genannt
nach der Stadt Gaza in Palästina, woher es bezogen ward
(Pihan gloss.).
Gazon fr. rasen, arag. cremon. gason; vomahd. waso,
nhd. wasen. Das ags. vase, ndl. wase heißt auch schlämm,
daher das gleichbed. fr. vase (f.), pg. vasa, vermuthlich
erst später aus dem niederl. eingeführt, da w nicht, der laut-
reget gemäß, mit gu umschrieben ward; doch findet sich norm.
gase für vase, engaser für en vaser mit schlämm bedecken.
Vgl Dief. goth. wb. I. 244.
Geant fr. riese, pr. jayan; von gigas gigantis.
Geindre krächzen, altfr. seufzen; von gemere.
Gene fr. (f.) folter, zwang, altfr. gehene, vb. gener;
von dem urspr. hebr. gehenna holte, bei kirchenschriftstellern.
Genisse fr., pr. junega Gloss. occ. jutige kuh; von
junix junlcis dass. Auch in genevre ward tonloses u nach
ursprünglichem j in e geschwächt. Im Jura sagt man für genisse
einfach gegna, welches mit junega zusammenhängen muß. An-
dere formen sind comask. gioniscia, chw. gianitscha.
41
642 II. c. GENS— GIER.
Gens ges pr., altfr. gens giens, eine dem nordwestl.
gebiete eigne noch im neupr. ges oder gis und cat. gents fort-
lebende negation, s. v. a. fr. point. Ihr Ursprung ist nicht
ganz sicher. Der Römer pflegte gewisse ortsadverbia mit
beigefügtem gentium zu verstärken (ubi gentium, nusquam
gentium) und trug diese Verstärkung auch auf minime über,
und so könnte das rom. gens (von gentium wie pretz von
pretium} eine weitere fortbildung dieser redeweise sein : non
gens = non gentium s. v. a. minime gentium. Daneben wäre
auch noch genus zsgz. gens zu erwägen: non genus nicht
die art, nicht der schatten eines dinges. S. Altrom. sprach-
denkm. p. 53.
Gerbe fr., altfr. garbe, pr. cat. arag. garba getreide-
bündel, vb. fr. gerber, arag. garbar ; identisch mit ahd. garba,
nhd. garbe, ndl. garve, das den übrigen mundarten fehlt (engl
gerbe kann aus dem altfr. sein) und sich durch den buch-
staben von garawan (s. garbo I.) scheidet.
Gercer fr., mundartl, jarcer JV. fabl. p. Meon I. 376
aufritzen, spalten, gerce bücherwurm. Nach Menage vom
hypothetischen carpiscare, dies von canpere zertheilen, zerreißen.
Darf aber hier eine auch sonst nicht unerhörte darstellutig des lat.
ca durch fr. ge (caveola geole) angenommen werden , so muß
man eher auf das buchstäblich zutreffende carptiare, von car-
ptus, vermuthen , das sich durch zahlreiche abli dieser art
rechtfertigen kann.
Gese fr. (f.) pike, unübliches in einige wbb. aufgenom-
menes wort, wird aus dem urspr. gallischen gaesum hergelei-
tet, stimmt aber mit seinem genus besser zu dem von Arm-
strong bemerkten altgael. gais (f.), vgl gesa asta Gallorum
Gloss. erford. p. 334, gesa gladius Papias , auch bask. gesi
(Mithrid. IL 60). Eine abl scheint gieser Wurfgeschoß Ch.
de Rol.
Gibier altfr. in aller engibier vögel jagen, beizen,
überh. jagen Chr. de Ben. I. p. 552, Chev. au cygne v. 1563,
nfr. giboyer, sbst. gibier, altfr. gibelet wildpret, nfr. gibe-
ciere waidtasche ; von unentschiedener herkunft.
Gier gieres giers conclusive conjunetion in einigender
ältesten franz. denkmäler ; entweder von igitur oder von ergo.
Ersteres scheint buchstäblich näher zu liegen, man erwäge
erre von iter ; da aber ergo für die logische folgerung der
II. c. GILER-GLAIVE. 643
übliche amdruck war, so ist es rathsam das rom. wort dar-
aus entstehen zu lassen : aus erg ierg konnte sich mit con-
sonantierung des i ger gier bilden wie aus ego ieo jeo gie.
Giler norm. u. s. w., neupr. gilhä forteilen; ein wort,
für das sich schwerlich ein anderes etymon wird aufzeigen
lassen als das ahd. gilan giljan (prov. h = j) für gi-ilan
fortstreben, eilen. Dasselbe wort verbirgt sich auch im gleich-
bed. comask. zelä , dem aber die form gillan (roman. e = T)
genehmer ist, vgl. comask. zerlo, zoja == it. gerlo, gioja. Oder
will man letzteres von zilön sin csich beeilen1 herleiten?
Gilet fr. ein kleidungsstück ; nach dem namen des ersten
verfertigers Gille (Menage).
Givre fr. (f.) schlänge in wappen, altfr. givre überh.
schlänge Trist. I. 60; entstanden aus guivre, dies aus ahd.
wipera = lat. vipera, daher auch altfr. wivre, kymr. gwiber,
bret. wiber. Das wort bedeutet überdies ein Wurfgeschoß,
die losfahrende schlänge, s. Chans. d'Ant. L 267, Roncev. p.
Monin p. 35. 37 (ßourdillon schreibt gujure !), Ph. Mousquet
IL XV, gewiss nicht von dem barbarischen bebra bei Vegetius,
man vgl. vielmehr das synonyme ags. vifer viber, wofür Grimm
III. 4M fifer vermuthet.
Givre fr., bürg, gevre, pr. givre gibre, cat. gebre ge-
frorner thau, an den zweigen hängender reif, vb. pr. gibrar,
cat. gebrar. Sauvages imDict. langued. bemerkt, das occ. givre
bezeichne auch die von bäumen und dachrinnen herabhän-
genden eiszapf en: da diese die gestalt von schlangen haben,
so scheint das wort identisch mit dem vorigen. In derselben
mundart heifit der rauhe reif barbasto, weil er die gewächse
wie mit einem barte überzieht, norm. pic. gelee barbelee. Das
occ. jalibre glatteis mahnt an lat. gelu.
Glaire fr., glara pr. schleimichter stoff , besonderes in
glaire d'oeuf, engl, glare of an egg; ist das ags. glaere suc-
cinum, Grimm 1 3. 58. Ein alter glossar hat glarea res glu-
tinatiosa Class. auct. VI. 525b.
Glaise fr., gleza pr. thonerde; vom mlat. schon in den
isid. glossen vorßndlichen glis glitis humus tenax, adj. gliteus
de creda Gloss. lat. ital, dsgl. gliceus cretaceus (s. Carpen-
tier). Den Ursprung von glis sucht man, vielleicht mit un-
recht, im gr. yh'a leim, yha/gog klebrig.
Glaive fr. (m.), glavi pr, schwert, it. glave schwert-
644 II. c GLANER— GLETON.
fisch. Gladius setzte im prov. die formen glazi (pr. z = tat. d),
sodann mit ausfall des d gla-i., endlich glavi ab; gladi steht
noch im Leodegar str. 23. So entwickelten sich z. b. aus adul-
lerium die drei formen azulteri aülteri avulteri, oder aus vi-
dua sowohl veuza wie veuva. Dem pr. glazi entspricht kein
fr. gladi, weil hier d zwischen vocalen nicht geduldet wird,
glaive aber mit bekannter Versetzung des i (vgl alt fr. saive,
pr. savi) ist = pr. glavi , so wie das veraltete glai (daher
glaieul) = pr. glai. Es ist also nicht der schatten eines
grundes vorhanden den Ursprung des franz. Wortes im gael.
claidheamh schwert (altir. claideb Zeuß I. 72, kymr. cledyf,
bret. clezef) zu suchen, wie einige in die roman. etymologie
hineintappende celtisten gethan haben. Im altfr. hatte es die
bed. speer: glaive lancer den speer schleudern Chr. de Ben.
I. 215u; im gloss. de Lille p. 9 aber steht schon gladius glave
ou espee ; erstere bed. ist auch die des entlehnten mhd. glae-
vin (f.), mndl. glavie. Umgekehrt hieß framea bei den alten
speer, bei den späteren schwert.
Gl an er fr., pic. champ. glener, neupr. glenä ähren
stoppeln, fr. glane haridvoll gestoppelter ähren, glane de poi-
res mit kleinen birnen besetzter zweig, glane d'oignons bund
zwiebeln. Ein sehr altes wort, worin a aus radicalem e ent-
standen scheint: si quis in messem alienam glenaverit Capit.
pacto leg. Sal. addit. s. Pertz IV. p. 12 (v. j. 561 — 584).
Leibnitz nimmt celtischen Ursprung an : kymr. glain glän rein,
glanhau reinigen, scheuern, vgl. nord. glana aufklären, so
daß die eig. bed. wäre Weine arbeit machen3. Neben glane
oder glena ist noch ein ähnliches synonymes im mlatein sehr
übliches wort zu untersuchen : g e 1 i m a sänge (d. i. garbe)
Graff VI. 254 (8—9 jh.), gelima garbe Vocab. opt. 23*, s.
außer Ducange auch Elnonensia p. 28 (2. ausgj, Gloss. de
Lille p. 15; ags. gelm gilm handvoll. Aber beide Wörter glena
und gelima lassen sich schwer einigen, wiewohl ein altfr.
galeyne Roquef. sie zu vermitteln scheint, denn gerade dies
setzt die ausspräche gelfma voraus.
Glapir kläffen; ndl. klappen, mhd. klaffen plaudern,
ahd. klaffön. Dahin auch fr. clabaud kläffer,vgl. ndl.kfob-
baerd klapper.
Gleton altfr. Gloss. de Lille 18b, auch gletteron, nfr.
glouteron Mette; aus dem deutschen.
II. c. GLETTE-GODA. 6iS
Glette fr. silber-glätte ; aus dem deutschen.
Glisser fr. gleiten; vom hd. glit-sen glitschen, ndl.
glitsen KU. (auch glissen, von welcher form es aber nicht wohl
kommen kann, da sich das pic. ch in glicher nicht mit ss
verträgt). In ital. mundarten trifft man glisciare, im alt fr.
glinser, neupr. linsä, bürg, linzer. Das übliche alt fr. wort
ist glacier eig. schlüpfen wie eis, und man könnte versucht
sein glisser daher zu leiten, wie chignon von chaignon , grille
von graille; allein ai scheint nur vor erweichtem n oder 1 in i
überzutreten.
Gloriette gartenlaube, sp. glorieta. Altfr. hieß es ein
zierlich geschmücktes gemach (woher auch wohl der name),
z. b. auf einem schiffe: en lor nef ot une maison, une moult
bien painte cambrete, c'Urrake nome gloriete Parton. IL 64.
In Wolframs Wilhelm führt ein cpalas* diesen namen: des
wart Glorjet in angest bräht, ze Oransche der liehte palas
223, 16. In mailänd. Statuten bedeutet das noch jetzt übli-
che glorieta ungefähr was wir belvedere nennen, s. Ducange,
vgl. auch Menage.
Glu fr. (f),pr. glut, wohl auch pg. gm de vogelleim;
nicht von gluten, sondern offenbar von dem zuerst bei Auso-
nius vorkommenden glus glutis. Zsgs. pic. englui, pr. englut,
sp. engrudo, vb. engludar, engrudar.
G 1 u i fr., glueg pr. garbe , stroh ; nach Ducange vom
fläm. geluye gluye dass. KU.
Gobbe fr. vergifteter bissen, norm, gobet bissen, go-
bine mahlzeit, fr. gober gierig verschlingen, engl, gob mund-
voll, vb. gobble. Zusammenstellung mit celt. Wörtern, gael.
gob, kymr. gwp schnabel, sehe man in Dief. goth. wb. I. 169.
Gobelin gobiin fr., engl, gobiin hob-goblin polter-
geist; vom gr. xoßalog schalk, woher auch unser kobold? Man
sehe Grimms myth. p. 470. Diefenbach goth. wb. 1. 150 ver-
gleicht bret. gobilin irrlicht. Verwandt scheint comask. s-gor-
bel. Schon Ordericus Vitalis kennt den gobelinus als einen
zu Evreux in der Normandie einheimischen ziemlich harmlosen
geist, der sich in verschiedenen gestalten zeige, s. darüber
Ducange.
Goda npr. faule dirne , altfr. godon lüstling Serv. p. p.
Hecart, nfr. g o u i n e öffentliche dirne, für godine (weder vom
ahd. quena oder engl queen, wie Frisch meint, noch vom
616 II. c. GODET— GOITRE.
altgael coinne weib, wofür sich Armstrong entscheidet), dimin.
bürg, godinela = gouine, henneg. godinete vergnügungssüchti-
ges mädchen, bürg, gaudrille metze , altfr. gouderois? Trist
1. 32 (vgl. altengl. gaudery munterheit Ealliw.); godemine
lustbarkeit Nouv. fabl. p. Meon IL 93; vb. altfr. goder Ren.
IV. p. 435, neufr. godailler, in Berry gouailler, zechen,
schwelgen, sich belustigen, nebst andern mundartl. Wörtern.
Derselbe stamm scheint auch außerhalb des franz. gebietes
zu wuchern : man erwäge aus der span. gaunersprache godo,
godeno, godizo leckerhaft, die man sonst auf den volksnamen
Godo mit der bed. vornehm, reich zurückleitet ; ferner gode-
ria gelage; piem. gaudinela dass.; wohl auch pg. engodar
ködern, vgl. henneg. godan köder, lockspeise. Bask. godaria
chocolate (leckerer trank) mag aus dem roman. eingeführt
sein. Wem fällt hier nicht das lat. gaudere ein? Aber frei-
lich, lassen sich auch mehrere der bemerkten bildungen damit
einigen, so würde dies bei andern, zumal bei dem persönlichen
subst. goda oder bei dem adj. godo, mislingen, für welche
nur das kymr. god Üppigkeit, ehebruch ein genügendes etymon
darleiht. Hieher vermuthlichauch fr. goinfre schwelger, des-
sen endung zwar dunkel ist, aber mit der von gouliafre zu-
sammentrifft.
Godet fr. art becher ; von guttus, it. gotto? D weist
freilich nur auf einfaches t , nicht tt , allein der fortgerückte
accent konnte letzteres vereinfachen , gotet godet aus gottet
bilden.
Gogues fr. (plur.) lustiges wesen , goguettes possen,
anzügliche reden, se goguer lustig sein, goguenard lustig, pos-
senhaft, gogaille lustiges gelage, occ. gougalios = goguettes
u. dgl, Jaidt findet den stamm im bret. gögea täuschen, ver-
spotten (kymr. gogan satire), Frisch im dtschen gauch ku-
kuk, vgl. altn. gauka übermüthig sein = fr. goguer.
Goi altfr. in der betheurung vertu-goi = vertu de dieu,
neupr. in tron de goi s. v. a. morbleu, vom dtschen god got.
Die nebenform vertu-guieu lehnt sich an vertu-dieu. Auch
mort-goi, sang-goi wurden gebraucht.
G o i t r e fr. (m.) kröpf als krankheit, altfr. pr. goitron ;
vom gleichbed. guttur, mit geschwächter endung gutter (vgl.
gutter strumam GrafflV. 176), durch Umstellung goetrgoitre.
Ein seltsames wort ist in den isid. glossen gutturnia cgutturis
II. c. GOLIART— GRAAL. 647
inflatio', vermuthlich für gutturnea , gebildet aus guttur wie
roburneus aus robur, daher das mlat. adj. gutturnosus, pr.
gutrinos.
Goliart altfr. pr., altpg. goliardo S. Rosa, mlat. go-
liardus possenspieler, s. Th. Wright zu W. Mapes p. x. Ei-
gentlich wohl ein Schimpfwort für dergleichen leute, hunger-
leider, von einem nur im altital. vorhandnen vb. goliare
gierig verlangen Poet. d. pr. sec. I. 59. 182 , dies vom lat.
gula. Im fr. gouliafre gierig, sp. golafre, erkennt man
denselben stamm, der zweite theil des Wortes aber ist minder
deutlich.
G or r e göret altfr. mager, arm Roquef. ; vgl. goth. gaur-s
betrübt oder ndl. gorre geizig (ahd. görag trennt Grimm da-
von I\ 99).
Gorre altfr. sau, daher gorron, gorreau u. nfr. göret
ferkel, auch bürg, gouri, neupr. sp. gorrin (cat. aber garrf) ;
vgl. das dtsche vb. gurren gorren den laut gurr machen, grun-
zen, gorre stute, auch schlechte mähre Frisch I. 36P, 384a.
[Nach W. Grimm kommt gurren in diesem sinne im mhd. nicht
vor, s. neue anm. zu Freidank 140, 7.].
Gouge fr. dirne, neupr. gougeo magd, daher fr. gou-
jat trossbube; vom jüdischen goje christliche dienerinn, hebr.
goj volk.
Goujon fr. ein fisch, gründling ; von cobio gobio, auch
ital. span. Vgl. Böcking zur Mosella 132.
Gourme fr. ausbrechende unreinigkeit , druse; daher
vielleicht pg. g o s m a feuchtigkeit aus den nüstern der pferde,
gosmar, sp. gormar ausspeien; ferner henneg. gourmer schlür-
fen, fr. gourmand schlemmer, norm, gourmacher unsauber
essen; dazu noch Wörter von ganz abweichenden bedd., welche
Menage mit den eben bemerkten zu einigen sucht : gourmer
mit fausten schlagen, dem pferde die kinnkette anlegen, gour-
mette kinnkette, gourmander hart behandeln. Man erwäge
hierzu altn. gorm-r schlämm (von gor mist) , engl, mdartl.
to gorm besudeln, zu welchen auch fr. (in Berry) eau gour-
mie stockendes wasser zu passen scheint ; ferner kymr. gorm,
womit eine fülle oder Überfüllung ausgedrückt wird (von der
partikel gor), daher gormes belästigung, gormail unterdrük-
kung u. a.
Graal greal grasal altfr. 3 pr. grazal5 altcat, gresai ein
648 II. c. GRABUGE.
gefäß , hecken oder napf, von holz, erde oder metall, wie
Carpentier angibt ; noch jetzt braucht man in Südfrankreich
grazal grazau grial grau für verschiedene gefäße; auch fr.
grassale napf Biet, de Trev. muß hieher gehören. Aus greal
ist altsp. grial (greal in Sanchez glossar. zu tom. IV, der
text hat garral) und wohl auch pg. gral, das aber mörser
bedeutet; sicherer altvenez. graellino s.Bonvesin ed. Bekker
(de 50. curialitatibus , v, 178). Über form und gebrauch die-
ses gefäßes sagt Helinand (etwa anf. des 13. jh.): gradalis
vel gradale dicitur gallice scutella lata et aliquanlulum pro-
funda, in qua pretiosae dapes cum suo jure divitibus solent
apponi, et dicitur nomine graal, s. Villemarque cont. pop. I.
193; die stellen zeigen aber, daß es den verschiedensten
zwecken diente. Saint graal, dessen entstehung aus sang ro-
yal durch die prov. formen widerlegt wird, ist in den epopöen
die schüssel, woraus Christus mit seinen jungem das abend-
mal genoß , mhd. zsgz. gräl. Im mlat. gradalis ward das
prov. z regelrecht durch d dargestellt: es scheint daher die
reinste form. Des Wortes herkunft ist zweifelhaft. Wollte
man, loas an und für sich nicht rathsam wäre, die eben er-
wähnte mythische bedeutung für die ursprüngliche nehmen
und grazal aus gratialis, von gratia mlat. heil, abendmal,
deuten, so würde die franz. form graal nicht zustimmen. Bo-
ret recherch. p. 242 sagt: ce mot vient de grais, parce que
ces vaisseaux sont faits de grais cuit, auch heißt vaisseau
de gres ein hart gebranntes irdnes g eschirr ; aber auch hier
widerstrebt die franz. form, worin radicales s nicht hätte un-
tergehen können, wie es denn auch in gresiller nicht unter-
gieng. Mit besserm rechte dürfte man an crater erinnern,
das der bed. becken nicht zuwider ist: mlat. brauchte man
cratus dafür (Lat. ged. herausg. v. Grimm und Schm. p. 319),
woraus die abl. cratalis, pr. grazal, fr. graal bequem erwachsen
konnte. An celtischen Ursprung ist am wenigsten zu denken :
jenes magische gefäß hieß dem Brüten per becken, wovon graal
nur die franz. Übersetzung ist, s. Villemarque I.e. Die alten dich-
ter dachten an das vb. agreer: car nus le graal ne verra,
ce croi je, qu'il ne li agree Rom. duS. Graal p. p. Michel p. 112.
Grabu g e fr. hader, zank, henneg. grabuche, altfr. gra-
beuge (viersylbj Roquef; muthmaßlich eine zss. Gleichbed.
ist pr. grahusa, vb. grahusar, altfr. greuse, im Jura greuse.
II. c. GRAMMAIRE— GRELE. 649
Gramm aire fr., gramaira gramäiria pr. grammatik;
gebildet aus dem pr.gramädi d. i. grammaticus (Altrom. sprach-*
denkm. p. 109), also urspr. gramadäria zsgz. gramäiria, d in
i erweicht. Altfr. masc. gramaire = grammaticus, eig. gram-
maticarius, welcher letzteren form das noch übliche bask. gra-
maticaria so wie das ahd. gramatichare bestätigung bringt;
hieraus ist iceiter abgeleitet fr. grammairien. Vgl. auch mlat.
judicarius von judex.
Graver fr. eingraben, einprägen, daher entlehnt sp.
grabar; eher vom dtschen graben als vom gr. ygucptiv, da <p
in ygacpiov franz. zu ff wird (greffe).
Gravir fr. klettern; vgl. kymr. grabin packend, klet-
ternd, dsgl. ndl. grabbelen raffen. Indessen läßt sich dies
wort besser aus dem lat. sprachstoffe schöpfen. Aus gradus
stufe ward it. gradire stufenweise hinaufsteigen , fr. gra-ir
und mit eingeschobenem v gravir , eine ausstoßung und ein-
Schiebung, die man in mehreren Wörtern bemerkt: emblaver,
parvis, pouvoir. — [Diese etymologie führt auch Menage an
ohne sie zu genehmigen.]
Greffe fr. (m.) schreibstube , in engerer und eigentli-
cher bed. altfr. grafe , pr. grafi griffet; von graphium, vgl.
eine ähnliche begriffser 'Weiterung im fr. bureau. Abgel. pr.
grafinar ritzen, npr. esgraffä, altfr. esgraffer auskratzen, aus-
radieren, fr. egraffigner sudeln.
Greffe fr. (f.) Pfropfreis, greffer pfropfen, vgl. engl,
sbst. u. vb. graff, mndl sbst. grafie, vb. grafien. Greffe in
der bemerkten bed. kann mit dem eben behandelten greffe grif-
fet, trotz dem verschiedenen genus, identisch sein, da aus neu-
tris oft feminina werden: auch ndl. griffel griffie hat beide
bedd. Näher aber liegt die von Ducange erwähnte neupr.
form grafiou, umgestellt pg. garfo. Der griffel ist etwas spit-
ziges und daß spitze auf Schößling übertragen werden konnte,
beweist z. b. das sp. mugron. Caseneuve denkt lieber an gr.
xaQcpi'ov halm, das in alten glossaren mit surculus übersetzt
sein soll (auch lat. calamus halm und pfropfreis) : Südfrank-
reich müste alsdann das wort von den Griechen empfangen
haben, bei welchen es die franz. bedeutung aber nicht hatte.
Gregues fr. (plur.) hosen; vom kymr. gwregys gürtet
(Huet).
Grele fr., graile pr. schlank, dünn, dsgl. grelltönend;
650 II. c. GRELOT— GRIFFE.
von gracilis. Daher sbst. alt fr. graisle grelle, pr. graile ein
grelltönendes blasinstrument, ähnlich clairon von clair.
Grelot fr. schelle; nach einigen von grelle (s. vor.
art.), nach andern von crotalum klapper: letzterem scheint
von Seiten des begriffes das vb. grelotter mit den zahnen klap-
pern mehr gemäß.
Grenouille fr. granolha pr. frosch = it. ranocchia,
lat. gleichsam ranucula. Der vorgesetzte kehllaut, wogegen
ohne denselben altfr. renoille Mar. de Fr. fabl. 3 vorkommt
(das im Jura noch fortlebt), ist um so merkwürdiger , als
sich diese form nicht einmal als naturausdruck rechtfertigt ;
auch der pflanzenname grenouiliette (ranunculus) zeigt sie.
Dieselbe Verstärkung des anlautes hat aber auch der Italiä-
ner in gracimolo neben racimolo. Das primitiv rane raine
ist noch vielen mundarten geläufig.
Gres fr. (m.) Sandstein, npr. gres grobkörniger sand,
daher pr. greza gressa (graissa 6?/. occ), fr. grele grober
hagel, schlössen, vb. greler; dim. fr. gres i\ (mit erweichtem 1),
pr. grazil feiner hagel, vb. gresiller, grazilhar. Den Über-
gang vermittelt das neupr. grezo gries , Weinstein — altpr.
greza hagel, vgl. in dtschen mundarten kiesein (von kies) für
hageln. Vom cell, crag (fels) kann gres nicht herkommen,
wohl vom ahd. griez grioz, nhd. gries.
G r e s i 1 1 o n altfr. ein insect, grille ; für gre-cillon , di-
minutiv von gryllus, vgl. oi-sillon von avis oder wegen des
ausgefallenen 11 pu-celle von pulla.
G r e v e fr. (f.) sandiges flaches ufer, pr. cat. grava kies,
chw. grava greva sandfläche, venez. grava bett der bergströme,
daher fr. gravier, gravelle, gravois. Ein überzeugendes ety-
mon scheint zu fehlen. Breton, lautet das wort krae grae,
auch kröa gröa. Entstand grava etwa aus crau steinfeld,
celt. crag?
Griffe fr. kralle, griffer packen; vom ahd. grifan, nhd.
greifen , sbst. grif fang, mhd. klaue (vgl. gripper). Auch ober-
italische mundarten besitzen das wort: piem. grif, com. grif
sgrif kralle, dsgl. chw. grifla; vielleicht ist es auch im it. gri f o
rüssel enthalten. Dagegen it. griffo, grifone, sp. grifo, pr.
grifö, fr. griffon vogel greif, vom lat. gryphus, woraus das
fr. vb. griffer, da die andern sprachen es nicht entwickelt
haben > schwerlich abgeleitet ward, Zu erwähnen ist auch
II. c. GRIGNON— GROLE, 651
it. grifagno, altfr. grifaigne, das wenigstens nicht in letz-
terer spräche räuberisch sondern etwa bösartig oder bedroh-
lich heißt: Charlie ä la barbe grifaigne Ch.de Rolp.XLVI;
montaigne griffaigne Chr. de Ben. I. p. 13.
G r i g n o n fr. kruste des brotes, wo es am besten aus-
gebacken ist, norm, einfach grigne, pic. grignette. JSeuprov.
grignoun bedeutet kern der traubenbeere , der birne u. dgl,
demnächst konnte man den harten spröden theil der rinde
ihren kern nennen. Grignon aber ist weder vom lat. ringi
noch vom dtschen rinde oder grind, es ist abgeleitet von gra-
num kern und steht für greignon (altfr. greignaille kennt
Roquef.) oder graignon, wie chignon für chaignon, barguigner
für bargaigner. Vb. grignoter an etwas nagen, langsam dar-
an kauen.
Grim pr. betrübt, grima betrübnis, grirnar sich betrü-
ben; vom ahd. grim wüthend, grimmig , mit ähnlichem Über-
gang der bedeutung wie bei gram, s. gramo I, dsgl. grimo
IL a.
Grimoire fr. zauberbuch um geister zu beschwören,
auch unverständliche rede oder schrift ; erinnert an altn. gri-
ma larve, auch name für eine zauberinn, ags. grima larve,
gespenst, woher auch g r i m a c e Verzerrung. Aber altfr. in-
gremance Zauberei Alex. 7, 9, pg. engrimanzo kauderwälsch
sind entstellt aus nigremance, pr. nigromancia; ebenso das
wall, egrimancien aus necromancien.
Grimper fr. klettern; vom ahd. klimban = nhd. klim-
men, wenn nicht, mit einer freilich seltnen einschiebung, vom
ndl grijpen (greifen) , wozu das norm. wall, griper s. v. a.
grimper passen würde. S. Grandgagnage.
Grincer fr., grincher pic. knirschen; vom gleichbed.
ahd. gremizön « ags. grimetan, nicht von gremisön wüthen,
wozu die pic. form schlecht stimmen würde. Vgl. it. gric-
ciare IL a.
Gripp er fr. ergreifen ; ist das goth. greipan, altn. gri-
pa, ndl. grijpen == ahd. grifan, nhd. greifen. Daher auch lomb.
grippä wegschnappen, auch it. grippo raubschiff'? aber sp.
gripo heifit kauffdhrer.
Grive fr. ein vogel, drossel, cat. griva; vielleicht ono-
matopöie (Menage).
Grole fr, (f.) Saatkrähe, Wiewohl die formet äsul re-
658 II. c. GROMMELER-GUALIAR.
gelrecht nur zu acle oder ail wird, graculus gracula zu graille
(s. gracco IJ, so darf doch, wenn man altfr. seule aus sae-
culum vergleicht, aus demselben etymon auch graule grole
als mundartliche form angenommen werden; man sehe ähn-
liches unter meule. Ital. grola (in einigen wbb.), mndl. grol
KU. aus dem franz.
Grommeler fr. murmeln, wallon. einfacher groumi;
deutsch grumeln grumen Frisch 1. 378a, engl, grumble, vgl.
kymr. grwm sbst.
Grouiller/r. krabbeln, wimmeln, sich rühren , sich
regen; vom ahd. grubilön, ndd. grubein wühlen, jucken (nhd.
grübeln) , vgl. altn. grufla betappeln. Nahe liegt auch ahd.
crewelön, ndl. krevelen wimmeln, jucken ; aber die franz. form
fügt sich besser in das erstere wort, das mundartl. gra-
vouiller (in Berry) vielleicht in das letztere.
G r u a u fr. grütze, henneg. feinste kleie; zsgz. aus grueau =
altfr. gruel Jubin. jongl. et trouv. p. 105, gruel aber für
grutel ist vom ags. grut, ahd. gruzi, nhd. grütze, daher auch
engl, gruel, kymr. grual haferschleim. Das einfache gru kleie
besitzt die champagn. mundart.
Gru g er fr. etwas hartes zerkauen (engl, grudge),
egruger klein stoßen. Gestützt auf das gleichbed. wall, gruzi
erkennt Grandgagnage darin das ndd. grusen (ndl. gruizen)
zermalmen, was aber von selten der form nicht ohne bedenken
ist, wenn auch jenem wall, gruzi ein namur. greugi zur seite
steht, denn die franz. spräche duldet keine auflösung des s
in j. Sollte in diesem worte etwa das mhd. grüz , altengl.
grut, pr. gru körn, graupe, steingries enthalten sein mit an-
gefügtem suffix icare, fr. ger (vindicare venger u. dgl.) , so
daß es czu gries machen, zermalmen bedeutete ? Das primitiv
gruci kennt die neupr. mundart in der bed. grütze machen.
Vgl. den vorigen artikel.
Gruyer fr. forstmeister, forstrichter. Wie das syno-
nyme verdier von viridis, so gruyer nach Ducange vom dtschen
grün. Statt des letzteren setze man das mhd. gruo viridis,
als subst. pratum.
Gualiar galiar pr. (dreisylb.) hintergehen, daher z. b.
gualiart höhnisch? Choix IV. 300, nicht zu verwechseln mit
goliart. Es stammt augenscheinlich von einem durch alle ger-
man. sprachen verbreiteten worte, dessen bedd. aber im goth,
n.c. GUEDER-GUI. 653
dval-s thöricht, ags. dvala irrthum , dvelian dveligan irren,
(trans.) irr machen, täuschen, ndl. dwalen irr gehn, am bes-
ten zur prov. passen. Daß in der roman. aneignung d vor
v abfallen muste, versteht sich, man sehe denselben fall un-
ter guercio I.
Glieder fr. sättigen (nur im pari, guede) ; vom ahd.
weidön weiden, woher auch wall waidi mit ders. bed.
Guenille fr. lumpen, lumpenrock; vom fläm. quene
wollenes Überkleid KU. (Frisch).
G u e n i p e fr. liederliches schmutziges weibsbild , v eitel,
dauph. ganippa; ohne zweifei vom mndl. knijpe falle, in die
man geräth, vgl. mndl. knip bordeil, nhd. kneipe. E ist ein-
geschoben wie a in canif.
Guenon fr. äffinn, in den wbb. des 16. jh. meerkatze;
nach Frisch vom ahd. quena weib, engl, queen; buchstäblich
näher läge ahd. winja freundinn , gattinn. Vgl. wegen der
bedeutungen it. monna äffinn von madonna dame.
Guepe fr. ein insect ; von vespa mit einmischung des
ahd. wefsa, nhd. wespe, vgl. lothr. voisse (vo = ahd. w),
champ. gouepe, in Berry gepe.
Guerpir alt fr., pr. guerpir und gurpir (letztere form
die ausschließliche in der Pass. Christi) aufgeben, im stich
lassen, nfr. deguerpir; vom goth. vairpan, ahd. werfan. Die
bed. von guerpir bezieht sich auf einen altdeutschen rechtsge-
brauch, wornach unter dem werfen eines halmes in den busen
eines andern eine erbeinsetzung (eine abtretung) verstanden
ward. S. Ducange v. guerpire und Grimms rechtsalt. p. 122*
Guetre fr. (f.) kamasche, ohne r occit. gueto, wall
guett, champ. guete, piem. gheta, henneg. guetton, aber brtt.
gweltren ; urspr. läppen, lumpen ? vgl das buchstäblich stim-
mende it. guättera scheuermagd (Scheuerlappen ?), dsgl. venez.
guaterone fetzen tuch (bei Ferrari), altfr. gaitreux bettelhaft
Gueux/r. (fem. gueuse) bettelhaft, schuftig, gueuser
betteln, schwz. gösen. Barbazan vermuthet Zusammenhang
mit dem altfr. gueuse gurgel (geuse Greg., wie geule öfters
für gueule, gile für guile), so daß es hungerleider bedeutete.
Ob nun gueuse aus it. gozzo, ob fr. gosier Schlund aus goz-
zaja = gozzaria entstanden sei, bleibt zu bedenken.
G u i fr. eine pflanze, mistel. Franz. gu vertritt in eini-
gen fällen lat v, drum von viscus, wiewohl sc unausgedrückt
654 Ihm GUICHE-GUIMPLE.
blieb; allein pflanzennamen unterliegen einer größeren ent-
stellung. Ital. visco vischio.
G nie he guige alt fr. band, vornehmlich riemen den
schild um den hals zu hängen, mhd. schildevezel: il prant sa
targe, s'ait la guiche saisie G. de Viane v. 2773; la guige
en est (Tun bon palie roet Ch. de Rol. p. 122; it. guiggia.
Ein ahd. wikja neben wicka würde die doppelform erklären,
mhd. wicke binde hat Ziemann. Zu erwägen ist auch ein wort
der cass. glossen, plur. windicas wintinga (bänäef) : n konnte
ausfallen und aus de sowohl ch wie g werden. Von dem
ndl. wissche weidengerte kann es nicht herrühren.
G u i c h e t fr. kleinere thüre in einer größeren, altfr. wi-
ket Trist. II. 101 u. guischet mit eingeschobenem s, daher pr.
guisquet; vom altn. vik Schlupfwinkel, ags. vic. Engl wi-
cket, ndl. winket sind aus dem romanischen. Hierzu Dief.
goth. wb. I. 139.
Guile altfr., pr. guila und masc. guil trug, spott, tücke,
altfr. guiler, pr. guilar hintergehn, foppen, daher engl, beguile.
Man schrieb auch 11 für 1, aber der reim (z. b. guille : evan-
gille) zeigt, daß dies kein erweichtes 11 sein kann, was für
die etymologie nicht gleichgültig ist : das limous. guiliä und das
pg. subst. guilha, wenn letzteres aus derselben quelle herrührt,
können der alten form gegenüber nur auf ausartung beruhen.
Nicht also vom altn. vigla verwirren, welchem nur ein pr.
guilhar gemäß wäre, sondern von dem mit guile ganz gleich-
bed. ags. vile , engl. wile. Deutscher Ursprung wird auch
durch die altfr. form will er angedeutet. Diefenbach goth. wb.
I. 186 stellt hieher auch kymr. gwill, bret. gwil dieb.
Guilee fr. regenschauer, besser wall, walaie für was-
laie; vom ahd. wasal regen.
Guilledin fr. wallach; vom engl, gelding dass., vb.
geld verschneiden.
Guimple guimpe altfr. (f.) eine kopfbedeckung der
frauen (auch der männer Chans. d'Ant. 1. p. 130, turban?),
dsgl. fähnchen der länze, vb. guimpler z. b. bei se guimplad,
tat. ornavit caput suum Liv. d. rois p. 378; vom ahd. wim-
pal Sommerkleid, nhd. wimpel. Bedenklich ist sp. grimpola
schiffswimpel, pg. grimpa Wetterfahne, da sich eingeschobenes
r hinter anlautenden gutturalen sonst nicht betreffen läßt.
Auf sp. i m p I a Schleier (bei Berceo u. im span. latein, s. Du-
II. c. GUINGOIS-GUISCART. 655
cange) kann sowohl wimpal wie lat. infula anspruch machen:
der Wegfall des w würde sich wie in Andalucia aus Vanda-
litia, die vertauschung der labiallaute wie in colpo aus co-
laphus, soplar aus sufflare erklären; doch stimmt es in seiner
bedeutung genau zu guimple.
Guingois/V. Ungleichheit, Schiefheit; doch wohl vom
altn. king-r keng-r biegung, winket, durch assimil. für quin-
gois. Über das suffix ois s. Rom. gr. II. 314. Pic. guin-
goin erinnert an coin, aber was wäre dann die erste sylbe?
G u i p e r altfr. überspinnen, wirken , daher ' guipure art
spitzen; vom goth. veipan kränzen, ahd. (mit passenderer
bed.) wiffan weben, nhd. weifen. Vgl. aggueffare IL a.
Guisarme altfr., pr. gasarma, dsgl. mit palatalem g
altfr. gisarme und noch weit üblicher jusarme, pr. jusarma,
it. giusarma, altengl. gisarm gysarn u. s. w., auch fr. wisarme
visarme z. b. Parise p. 145, wozu altsp. bisarma stimmt; be-
deutet eine leichtere waffe, vgl. die stelle falces, gisarmas,
cultellos et alia arma minuta bei Ducange v. gisarma, jedes-
falls eine schneidende, da sie häufig das beiwort esmolue, die
geschliffene, mit sich führt. Des Wortes herkunft liegt noch
im dunkeln, die verschiedenen formen sind für seine aufhel-
lung nicht förderlich, doch lohnt es der mühe eine deutung zu
versuchen. Man bemerkt es öfters in gesellschaft von falx,
fauchon, faussart, s. Ducange u. Roquef. I. 725, so daß es
eine sichel- oder säbelartige waffe zu bedeuten scheint. Falx,
falcastrum werden ahd. mit get-isarn (Jäteisen) übersetzt z. b.
schleust, glossen 6, 237, und dies konnte sich leicht in get-
särna gisärna^ durch umdeutung mit arma (waffe) in guis-
ärma verwandeln. Zur form wisarme , die übrigens kaum
vorkommt, mochte der übliche Wechsel zwischen gu, g und w
in andern Wörtern verführt haben (guivre givre wivre, ga-
chiere jachiere waquiere). Aber warum soll das wort nicht
aus dem gallischen gaesum und arma zusammengesetzt sein?
Weil diese Zusammensetzung schleppend und pedantisch wäre,
wie denn auch arma nie in eine solche interpretierende Stel-
lung eintritt.
G u i s c a r t guicliard altfr., guiscos pr. scharfsinnig ;
vom altn. visk-r dass.
8S6 II. c. HAGARD— HAIT.
H.
H a g a r d fr. (h asp.) störrig, zumal vom wilden falken
gebraucht , engl, haggard , dtsch hagart Frisch I. 394c; ein
wort, das die franz. Normannen aus dem altengl. hauke, neu-
engl, hawk, vermittelst des verschlimmernden Suffixes ard (wie
in busart) sich schufen, wiewohl das altn. häk-r hitzkopf
dem buchstaben nach etwas näher liegt. Raynouard findet
das franz. wort im pr. aguer wieder.
Haie fr. (asp.) hecke: vom mndl. haeghe, nndl. haag
(f.) gehege , ahd. hag Stadt. Vb. altfr. hayer einzäunen =
ahd. hagan, nhd. hegen.
Hai Hon fr. (asp.) lumpen; vom mhd. hadel , nhd.
hader.
Hair fr. (asp.) hassen, älteste form hadir Alexis 87 ;
vom goth. hatan mit gl. bed., oder besser wegen des ableiten-
den i vom ags. hatian, altfrs. hatia, alts. hetian. Sbst. altfr.
he Chr. d. Ben. gloss. , vom goth. hatis , alts. heti ; abgeleitet
haior und haine , nfr. haine. Dem Provenzalen fehlt das
wort, er hat dafür azirar ai'rar (adirare), sbst. azir air; erst
die neueren mundarten brauchen ai = hair.
Haire fr. (asp) härenes gewand, in dieser form schon
in dem fragment von Valenciennes ; vom ahd. hära, altn. heera
haarfilz, haarteppich. Der Normanne besitzt auch hair (m.)
in der bed. haupthaar, altn. ahd. här.
Haise (hese) altfr. (asp) Fabl. IV. 21, Ren. I. 34
u. s. w., mlat. hesia Ducange v. aisantia, norm, haiset, henneg.
asiau gatterthüre an bauernhöfen oder gärten (nicht von rei-
sern, wie Hecart v. hasiau gegen Roquefort bemerkt), norm.
haisier wagenleiter, bask. hesia zäun. Vielleicht mit ausge-
stoßenem r von hirpex ege, das auch im fr. herse aspirier-
tes h zeigt, vgl. crates mit den bedd. flechte und ege. Ahd.
harst liegt weiter ab.
Hait altfr. (asp.) vergnügen, haitier aufmuntern, er-
freuen: sil cunfortad et haitad Liv. d. rois p. 91; zsgs. de-
hait nieder geschlagenheit, krankheit, vb. dehaitier, nfr. souhait
wünsch, vb. souhaiter u. a. Es findet sich kein etymon als
goth. ga-hait, ahd. ga-heiz, besser altn. heit versprechen,
gelübde, woraus sich, wie beim lat. votura, die bed. wünsch
II.c. HALBRAN-HALT. 657
ergeben konnte: ä hait heißt nach wünsch, nach verlangen,
souhait heimliches verlangen.
Halb ran fr. (asp.), auch albran (ebenso span.) junge
wilde ente. Die älteren etymologen sahen darin das gr. ßgh-
Sog name eines vogels, zsgs. ulißgtv^oq seevogel, und schrie-
ben daher albrent halbrent; theils aber ist dieses compositum
im griech. nicht vorhanden, theils widerstrebt der begriff'.
Das wort ist doch wohl aus dem deutschen. In franz. mund-
arten nämlich bedeutet halbran halebrand u. dgl. den vogel,
den wir wegen seiner kleinheit halb-ente, die Niederländer
middel end nennen, anas querquedula, s. Nemnich I. 281:
statt der zss. halb-ent mochte wohl auch halber ent (mhd.
ant masc.) wie halber ampfer gesagt werden. Das adj. hal-
b r e n e cmit gebrochenen federn (von falken) wird andrer her-
kunft sein.
Haie fr. (aspj Sonnenbrand, Sommerhitze, häler ver-
brennen, dörren (den hanf). Das circumflectierte a zeigt,
nach dem alt fr. halle Nouv. rec. p. Jubinal IL 172 zu ur-
theilen, kein ausgefallenes s an: um so besser stimmt das
franz. wort zum ndl. hael trocken, dürr KU. Aber auch das
glbd. altfr. harle, vb. harler, wall, aurler, ist nicht unerwo-
gen zu lassen.
Haiig ote harligote altfr. (asp.) lumpen, fetzen, ha-
ligoter harigoter Mort Gar. p. 62 zerfetzen; vgl. engl, harl
faser, ahd. harluf licium.
Halle fr. (asp.), daher it. alla; vom ahd. halla tempel
(seltnes wort), alts. halla, ags. heal u. dgl.
Hallier fr. (h asp.) busch , gesträuch , hecke, engl.
ballier, pic. hallo. Die etymologen verweisen auf hallus oder
halla in der L. Sal. 41, 4: aut de ramis aut de hallis super
cooperuerit, wofür aber die mehrzahl derhss. callis (= siccis
ramis in einer glosse) liest. Nahe liegt hasla der L. Rip. :
in hasla h. e. in ramo.
Halot fr. (asp.) Schlupfwinkel der kaninchen; scheint
vom ahd. hol höhle, mit Verwandlung des o in a, die auch
im ags. hal = hol vorkommt, herzurühren.
Halt altfr. (asp.) auf enthalt, wohnung : il est venuz el
halt des hors (ors) et des lions Parton. II. 25, nfr. halte
(f.) stillstand auf dem marsch, auch interj.,it. sp. alto; vom
dtschen halt festigkeit, feste stütze, vgl. altengl. hold festung
42
658 II. c HAMEAU— HARALER.
Halliw., mhd. be-halt sicherer platz, fem. ahd. halta Hem-
mung, Hindernis.
H a m e a u fr. (asp.) kleines dorf, altfr. pic. ham ; vom
goth. haims (f.) flecken, ahd. heim wohnung.
Hampe fr. (asp.) griff einer waffe ; konnte leicht aus
ahd. hanthaba zusammengezogen werden.
Hanebane henebane fr. (asp.) bilsenkraut ; vom engl.
hen-bane d. i. hühner-tod, fr. mort aux poules.
Hanne ton fr. (asp.) maikäfer; vielleicht diminutiv
vom dtschen hahn, abgekürzt aus weiden-hahn , wie das in-
sect mundartlich genannt wird, s. Nemnich IL 1237. Andre
zum theil auf sein summen bezogene franz. namen sind: lothr.
hurlat (Mem. de Vigneulles) , pic. hourlon oder urlon, auch
bruant, champ. equergnot, wall, biese-ä-balowe.
H a n s a c s altfr. (asp.) messer : fist de hansacs des-
membrer, tat. divisit cultris Liv. d. rois p. 162. Es ist das
ags. hand-seax handmesser. Franz. hansart gartenmesser
(in einigen wbb.) muß daraus entstellt sein.
Hanse fr. (asp.) Handelsgesellschaft, daher marchand
hanse Gloss. du droit fr. in Inst, de Loysel (Par. 1846); vom
ahd. hansa schaar.
H a n t e altfr. (ohne aspir.) schaft der lanze, auch han-
ste geschrieben; entspringt leichter aus ames amitis, das auch
im span. vorhanden ist (s. andas IL b.), als aus hasta, altfr.
gleichfalls haste, it. sp. asta. Die etymologie ist von Menage.
H a n t e r fr. (asp.) oft besuchen, hantise vertrauter Um-
gang, altfr. auch hant z. b. hant de femme Liv. d. rois p. 83;
daher engl, haunt, dtsch hantieren. Es ist ein erst von den
Normannen eingebrachtes auf das franz. gebiet beschränktes
wort: altn. heimta (von heim nach hause) einen verlorenen
oder abwesenden gegenständ zurück verlangen oder aufneh-
men , dän. hente; bair. heimfsen heimführen ist dasselbe. Es
drückt also eine innige Zuneigung aus : servire immunditiis
wird darum in den Liv. d. rois p. 422 mit hanter les ordeez
übersetzt. Intransitiv bedeutet es hausen (wohnen) und er-
innert unmittelbar an seinen Ursprung von heim : les seraines
en la mer hantent Brut 1. p. 37.
Happe fr. (asp.) halbkreiß von eisen, krampe, happer
packen; vom ahd. happa sichel, nhd. happen.
Haraler altfr. (asp.) plagen, zerren; vom altfr. aus-
II. c. HARAS— HARIDELLE. 659
ruf harele, zusammenhängend mit har haro (s. unten) : souef
l'apele, n'avoit son de crier harele er ruft leise, will ihn
nicht aufschreien Trist 1. p. 119.
Haras fr* (asp.) stuterei, im spätem mlat. haracium.
Das lat. hara (hoben) passt schlecht zu dem begriffe. Ahd.
hari heer, trupp , worauf Jault verweist , ist zu allgemeiner
bedeutung, würde auch regelrecht harjas erzeugt haben. Tref-
fender wäre das longob. fara bei Paulus Diac. 2, 9, das er
selbst generatio vel linea übersetzt, wenn man annimmt, daß
es auch der fränk. mundart geläufig war, denn anlautendes
f kann in h geschwächt werden (hors, harouce, hausart).
Noch bezeichnender ist wohl das arab. faras pferd Freyt. III.
331b, woher auch sp. alfaras. Die arab. pferde , farii equi
s. Ducange, waren auch im mittelalter sehr geschätzt; daß
sie zur zucht dienten, ist nicht zu bezweifeln: dem fremden
worte aber konnte man leicht collectiven sinn aufdrücken,
wie ja auch das neupr. ego (lat. equa) die bed. von haras
erfüllen muß. Beide letztere etymologien haben nur das an-
stößige, daß eine altfr. form faras, eine mlat. faracium nicht
vorhanden ist.
Harasse altfr. (asp.) schild, der den ganzen mann
deckt.
Harasser fr. (asp.) ermüden, auch engl, harass.
Hard hart fr. (f., h asp) wiede, sträng, har de koppel-
seil, auch rudel thiere, plur. hard es kleidungsstücke , geräth-
schaften. Von ungewisser herkunft. Hard es erinnert einiger-
maßen an sp. pg. fardas und fr. fardeau, wofür sich altfr.
hardel findet.
Hardier altfr. (asp.) reizen, necken; von demselben
dtschen stamme wie hardi (s. ardire L), vgl. ndd. anharden
anreizen.
H argner picard. verhöhnen; unzweifelhaft das ahd.
harmjan, ags. hearmjan beschimpfen, verletzen, daher bret.
huerni beleidigen. Aus demselben stamme scheint fr. har-
gneux (asp.) zänkisch, streitsüchtig, das man lächerlich aus
herniosus erklärt. Prov. rainar = hargner, rainos = hargneux?
Hari cot fr. (asp.) bunte bohne (pflanze und frucht),
auch ragout, pic. haricotier kleinhändler. Woher ?
Har id eile fr. (asp.) elendes mageres pferd, henneg.
hardele, engl, harridan, vgl. wall harott, norm, harin dass.
660 II. c HARO— HAUT.
H a r o (asp.) Zetergeschrei, besonders in der Normandie
üblich. Man deutet es unter andern aus der interj. ha und
dem namen des ersten herzogs Rollo , daher es sich zuweilen
harol geschrieben findet: es sollte einen an diesen fürsten
gerichteten hülferuf ausdrücken. Abgesehen jedoch von der
in der sache liegenden Unschicklichkeit eines solchen Ursprungs
wäre auch die interj. ha hier am unrechten orte. Die ahd.
spräche bietet hera und hara, dsgl. herot, alts. herod s.v. a.
lat. huc, und aus letzterer form würde sich nicht allein haro,
sondern auch das alte vb. haroder zeter schreien buchstäblich
erklären, so wie aus der einfachen form die zss. harloup,
harlevrier nebst der abl. harer harier d. i. anhetzen, heraus-
fordern, vgl. ahd. hären schreien. Die bedeutung von haro
wäre also die dem begriffe des Zetergeschreies zukommende
hieher! herbei!' harou harou! ä Tors hieher auf den baren!
Haschiere altfr. (asp.) strafe, pein; vom glbd. ahd.
harmscara eig. schmerztheil, mlat. zsgz. hascaria, altcat. ali-
scara. Selbst das bekannte altfr. h a s c h i e könnte, wie schon
Ducange vermuthet , aus haschiere abgekürzt sein; es aus
dem vb. hacher herzuleiten, verwehrt die pic. form haskie.
Hase fr. (asp.) Weibchen des hasen ; vom ahd. haso,
wozu aber ein fem. hasä fehlt. Norm, heri hase vom altn.
heri, nach Dumeril.
H ä t e fr. (asp.) für haste eile , häter beschleunigen, adj.
hätif, pr. astiii, altit. adv. astivamente ; vom altfries. hast,
nord. hastr eile, vb. hasta, mhd. hasten eilen.
Haterel altfr. (asp.) genick , nacken , auch hasterei
(jenes in den ältesten werken), noch jetzt pic. hatereau, wall.
hatrai. Man leite es getrost von dem ganz gleichbed. ahd.
halsadara , mhd. halsader, woraus halsler-el halterel haterel
und mit zurückgerufenem s hasterei werden konnte: auch in
contraindre, pr. contraigner, fiel s zwischen liquida und t
schon in ältester zeit aus, vgl. auch it. poltro aus polster.
Haubans fr. (asp.), alt hobencs taue zur befestigung
des mastes ; vom altn. höfudbendur (pl, höfudband sg.) dass. ;
vgl. auch mndl. hobant für hoofdbant (Hoffmanns hör. belg.
V. 105). Es wäre also besser hobans zu schreiben. Vom
ndl. raa-band aber ist fr. raban.
Haut fr. (asp.) hoch, altfr. halt hault; vom lat. altus
mit vorgesetzter aspirata, was sonst kaum begegnet und sich
II. c. HAUTBOIS-HELLEQUIN. 661
etwa aus einfluß des nord. ha oder ahd. hoch erklärt. Genin
variat. de la lang. fr. p. 51 lehrt, haut sei zur zeit Franz 1.
(1515— 47j noch nicht aspiriert worden; Bouille de differ.
vulg. ling. 1533 p. 62 muß sich also verhört haben, wenn er
sagt: hault ab alto, sed vulgus eam aspirat. Oder meint je-
ner die spräche des hofes?
Hautbois fr. (asp.) ein blasinstrument , welches hoch
geht, buchstäblich hochholz.
Have fr. (asp.) mager und bleich; vom ags. hasva,
mhd. heswe torridus , pallidus , s. das dtsche wort Grimm
I\ 422.
Haver alt fr. (asp.) an sich ziehen; wohl vom ahd.
haben, engl, have u. s. w. in der bed. halten, fassen. Des-
selben Stammes ist altfr. havet haken, entweder aus dem sbst.
haba (vgl hant-haba), oder besser, wie Grandgagnage will,
aus haft fessel, mit anbildung an das fr. suffix et, wie auch
wall, ha veter von haften heften.
Haveron havron averon fr. wilder hafer, s. Biet, de
Trev. u. Hecart; vom ahd. habaro, oder richtiger, da h stumm
ist und auch aveneron vorkommt, von avena.
Ha vir fr. (asp.) versengen; vom ahd. heien brennen,
mit eingeschobenem v. Leichter freilich würde sich ha-v-ir zu
einem ahd. hei-jan fügen.
H a v r e fr. (m., asp.), alt havene havle hable portus
maritimus ; unmittelbar vom ags. häffen, altn. höfn.
Havresac fr. (asp.) tornister; vom dtschen habersack.
H e fr. in helas ; entspricht, da h ein stummes zeichen ist, eher
dem lat. klagelaute 2ii(ai^,als dem dstchenha oder hei; pr. ailas.
Heingre altfr., wall, hink schmächtig: heingre out
le cors e graisle Ch. de Rol. p. 148, norm, haingre schwäch-
lich, kränklich ; von aeger mit eingeschobenem n. Zsgs. nfr.
mal-ingre kränklich, piem. mail. malingher, wohl auch
durch Umstellung altfr. norm, mingrelin, it. mingherlino.
Dahin ferner altfr. engrot krankheit Brut I. 101, engrote
krank I. 363 ; eine gleichfalls rhinistische form, von aegrotus.
H e 1 1 e q u i n altfr. (asp.), vom dtschen helle (nhd. hölle),
dimin. ndl. helleken hellekin, persönlich gefaßt , vermuthet
Grimm myth. p. 894, auch neupr. eine geister er scheinung,
geisterkampf, wilder Jäger, s. Carpentier (daher Dante's teu-
felsname Alichino Inf. 21, 118?)
663 IL c. HELT— HETRE.
Helt heux alt fr. s. elsa IL a.
Hendure alt fr. (asp) degengriff R. de Cambr. p. 19;
adj. hende mit griff versehen: espee qui de fin or estoit hen-
dee Rom. du C. de Poit. p. 34; vom altn. henda ergreifen.
Herde altfr. (asp.), pic. herde (ohne asp), altwall.
hierde rudel wild, überh. herde: domini gregem durch herde
nostre signor übersetzt Fabl. I. 43; vom ahd. herda, goth.
hairda. Altfr. herdier, champ. hairdi Tarbe I. 161 hirt, kuh-
hirt, ndl. herder, mhd. hertaere.
Here fr. (asp.) in der Verbindung pauvre here unbe-
deutender mensch , kein altes wort, vom nhd. herr oder ndl.
heer. La Fontaine 1, 5 braucht es auch ohne adjectiv.
Herigaut altfr. (asp.) überkleid Jubin. jongl. et tr. p.
102, auch hergaut, mlat. herigaldus, vgl. harigola bei Du~
cange.
Herpe fr. (asp) mit nebenklauen versehen (von hun-
den) s. Biet, de Trev.; ohne zweifei für harpe von harpe,
pr. arpa klaue. Vb. norm, herper ergreifen, packen.
Hers e fr. (f., asp.) ege , richtiger altfr. herce, mlat.
hercia; von hirpex hirpicis, it. erpice, neupr. erpi; vb. fr.
herser. Abgel harceler, altfr. herceler (asp.) reizen,
zwacken.
Herupe und hurepe altfr. u. noch norm, (asp) strup-
picht von haar, zottig, letztere form z. b. Liv. d. rois p. 345,
wo villosus mit hurepez übersetzt wird. Die herleitung aus
dem bei Apulejus vorkommenden horripilare ist abzuweisen.
Das wort verräth einen deutschen anlaut hr, vgl. ags. hrio-
pan pflücken, zupfen: ein ahd. hrupfan wäre ihm vollkom-
men gerecht.
Hetaudean hestaudeau altfr. (asp.) junger capaun ;
dimin. vom ahd. hagastalt caelebs, Uro, mlat. haistaldus. An-
dere schreiben estaudeau, aber noch Beza aspiriert den an-
laut. Nach Ducange nannte man jene thiere so, weil sie von
den haistaldis d. i. colonis gefüttert würden ; es ist aber viel-
mehr eine scherzhafte Übertragung menschlicher auf thierische
zustände, der hetaudeau wird als ein zum coelibat bestimm-
tes thier aufgefaßt.
Hetre fr. (m,, asp.) buche; vom ndl. heester heister
stände, ndd. bester junge buche, nhd. heister, s. Grimms
rechtsalt, p. 106.
II. c. HEUX-HOGE. 663
Heux alt fr. s. elsa II. a.
Hibou fr. (asp.) uhu ; naturausdruck vom geschrei
des vogels, altfr. auch houpi, vt}l. Schweiz, hibuchen keichen.
H i d e und hisde altfr. (f., asp.) schrecken , grauen,
hideur hisdeur dass., hideux hisdeux (erster es auch neufr.)
schrecklich , gräulich, z. b. la fores estoit hisdouse et faee
der wald war grauenvoll und gefeit Parton. I. p. 18. Ist letz-,
teres etwa von hispidosus rauh (in einigen ausgaben des Ca-
tull) und ist hieraus das subst. hisde abgezogen ? Die Selten-
heit eines solchen Vorganges ist ein geringeres hihdernis als
die altfr. Schreibung , die eher auf eine ursprüngliche form
hid als auf hisd schließen läßt. Vielleicht hat das wort in
dem von seiten des begriffes genau zutreffenden ahd. egidi
'horror , dem die spräche ein formverstärkendes h vorsetzte,
seine quelle. Freilich müste hide für hede stehen.
H i e altfr. (asp.) gewalt , nachdruck ; vom ndl. hijgen
streben, keichen, ags. hige (hyge) eifer, vb. higan, engl hie.
Das nfr. hie ramme, stampfe muß dasselbe wort sein; auch
ndl. hei jen rammen scheint nur ein umgeformtes hijgen.
Hillot diener, bei Marot; für fillot, im bearn. dialect,
wo auch hils für fils gilt. S. JSodier exam. crit.
Hob er altfr. (obier Ogier 5795) sich rühren, seine
stelle verlassen. Celtisch ? vgl. kymr. ob das weggehen ; altn.
hopa weichen hätte houper (mit asp. h) erzeugen müssen.
Ho bin altfr. (asp.) zeiter, daher entlehnt it. ubino;
vom engl hobby kleine art pf 'erde, klepp er (dän. hoppe Stute),
dsgl. kleine art habichte. Abgel altengl. hobeler der einen
klepper reitet, altf. hobereau (h asp.) landjunker, auch ler-
chenfalk , mlat. hobellarius hoberarius , vgl. dieselbe begriff's-
Verbindung im sp. tagarote geringer falk, armer edelmann, s.
Covarruvias.
Ho che fr. (asp.) kerbe; vom mdartl. dtschen hock
kniekehle, ferse, engl, hock, daher unser vb. hocken.
Ho che altfr. (asp.) langes gewand; vom mndl. hoicke,
fries. hokke mantel, capuze, s. Richthofen; die kymr. sprä-
che hat hug.
H o c h e r fr. (asp.) schütteln ; zusammenhängend mit dem
gleichbed. ndl. hotsen hutsen, wall, hossi.
H o g e altfr. (asp.) hügel (grabhügel Liv. d. rois p. i27),
norm. hogue; mlat. hoga; vom altn. haug-r gleichbed. ? ahd,
664 II. c. HOGNER-HOULE.
höha, hohi. Dasselbe wort scheint augue Agol v>. 35, vgl
Fallot p. 506.
Hogner fr. (ohne asp., picard. mit asp.) brummen,
murren.
Ho mar d fr. (asp.) seekrebs; vom schwed. hummer.
H o q u e t fr. (asp.) der schluchzen ; naturausdruck, vgl.
wall, hikett, bret. hak, hik.
Horde alt fr. (asp.) schranke, hör der schützen , nfr.
hourder grob übertünchen; vom ahd. hurt, nhd. hürde.
Höre, vieille höre norm. Schimpfwort für ein altes
weib , s. Menage, daher auch hourier houriere bei Carpen-
tier; vom ahd. höra huora meretrix, huorari scortator.
Horion fr. (asp.) derber schlag auf köpf oder schüt-
ter, altfr. norm, seuche, krankheit , norm, horgne in erster
bed., horique (f.) in letzterer, vb. lothr. hörie prügeln; nach
Menage entstellt aus oreillon , so daß es ohrfeige bedeutete,
was nichts für sich hat.
Hotte fr. (asp.) tragkorb; vom Schweiz, hutte dass.,
nhd. holze wiege.
Houblon fr. (asp.) hopfen. Aus dem glbd. ndl. hop
entstand das altwallon. hubillon , hieraus erklärt sich das
franz. wort. So Grandgagnage ; doch wird man houblon bes-
ser in houb-el-on zerlegen , wie auch noch Nicot schreibt,
da sich houbillon nicht ohne härte in houblon zusammen-
ziehen würde. Mlat. humlo findet sich schon beim h. Adha-
lard, es ist das mndl hommel, altn. humall : daraus konnte
fr. houmblon, schwerlich houblon werden, da diese spräche
die Verbindung mbl liebt, nicht meidet.
H o u e und hoyau fr. (asp.) haue, houer, henn. hauwer
aufhauen; vom ahd. houwa, houwan.
H o u i 1 1 e fr. (asp.) lütticher Steinkohle, wall, hoie, im
spätem mlat. hulla, auch sp. hulla; gewiss ein uraltes locales
wort, dessen herkunft schwer zu ergründen sein möchte.
Frisch erkennt darin ein nds. hüllen.
Houle altfr. (asp.) kochtopf; vom tat. olla, sp. olla.
Houle altfr. bordell (en la taverne ou en houle Fabl.
III. 283), holier houlier besucher der houle oder = bret. hou-
lier kuppler ? Daher auch altengl. holard liederlicher geselle,
altfr. holerie s. Eoquef. Ist houle identisch mit dem vorigen
und bedeutete es eig. garküche, demnächst liederlicher ort?
II. c. HOUPEE-HUCHER. 665
Aber passender scheint ahd. holi (f.), altn. hola, engl hole,
nhd. höhle u. s. w., ganz unpassend Ducange's herleitung aus
houille kohlengräber, s. x>. hullae.
Houpee fr. (asp.) das aufsteigen einer welle; vom
ags. hoppan, ahd. hupfan hüpfen ?
Houppe fr. (asp.) quaste, troddel; vermuthlich vom
ndl. hoppe (f.) hopfen, wegen seiner kugelförmigen schup-
pichten blumendecke. Dazu scheint auch sp. h o p o wollich-
ter schweif der thiere zu passen.
Houret fr. (asp.) schlechter Jagdhund; vgl ags. ho-
radr mager.
H o u s p i 1 1 e r fr. (asp.) zausen ; wird durch Zerlegung
in hous-piller nicht deutlicher und scheint eher eine ableitung,
etwa aus ags. hosp Schmähung.
Housse fr. (asp.) Satteldecke; vom ahd. hülst hulft
mit gl. bed.y mlat. hulcia hulcitum.
Houx fr. (asp.) Stechpalme; vom ahd. hulis ruscum,
ndd. hülse, ndl. hülst. Daher houssoir Staubbesen (aus zwei-
gen von houx) , housser kehren, housine gerte.
Hu alt fr. ausruf zum höhnen oder scheuchen, daher
huer hinter einem her schreien, huard schreier, huette eule,
norm, huant dass. (alle asp.). Hu schei?it naturausdruck,
der auch in dem glbd. bret. hü und dem kymr. zeterschrei
hw begegnet, aber auch dem deutschen gebiete nicht fremd
ist , z. b. ahd. hüwo eule, woraus vielleicht huette unmittel-
bar abgeleitet ward.
Hu che fr. (asp.) kästen, mehlkasten, daher wohl sp.
altpg. hucha nebst bask. ucha (s. Humboldts Verzeichnis}. Da
man altfr. auch huge schrieb, so passen beide formen zu
dem mlat. hutica wie nfr. nache und altfr. nage zu natica,
d. h. hutica wird durch die franz. doppelform bestätigt. Hängt
dies letztere nun mit unserm hütte oder hotte zusammen ?
Aus huche oder hutica ist engl, hutch, worin andre das ags.
hväcca erkennen.
Hu eher altfr. (asp.), pr. uchar mit lauter stimme zu-
rufen. Daß hucher aus .hucar entstand, beweist auch das
pr. ucar, pic. huquer, piem. uche, vgl. mlat. qui adipsos'huc-
cos' cueurrerunt Form. Sirm. num. 30. Das offenbar an tat.
huc erinnernde wort ist weit verbreitet: mndl. huue Huyde-
coper zu Stoke I. 382, kymr. hwchw, serb. uka. Von hucher
666 ILc. HUITRE— ILUEC
ist huchet jägerhom. Anzumerken ist auch norm, h outer,
henneg. hutier, vgl. engl, Tioot.
Huitre fr. (asp.) auster; von ostrea, sp. ostra, it.
östrica.
Hulotte de lapin fr. (asp.) kaninchenhöhle ; vom ahd.
hulla, nhd. hülle, vgl. kymr. hül decke.
Humer fr. [ohne asp.}, pic. heumer (mit asp.) schlür-
fen; naturausdruck?
Hüne fr. (asp.) mastkorb, daher sp. huna; vom altn.
hün (m.) mit gl bed., mndl. hüne.
Hure fr. (asp.) struppiges haar, dsgl. wildschweins-
kopf, altfr. grant fu la hure qui sor les ex li pent, die dem
wilden schwein über die äugen hängt, Aubery p.54; lahure
abati er hieb den haarichten theil (von dem haupte des erz-
bischofs) herab Thom. de Cant. ed. B. p. 150. In der alten
spräche bezeichnet es auch , wie im mniederl. (s. Clignetts
bydragen p. 222) die schnauze des wolfes oder löwen u. a.
thiere, daher altsp. hura Canc. de Baena (nsp. hura heißt
geschwür am köpfe), altengl. hure Halliw. Das wort scheint
aus den nördl provinzen gekommen : man findet la gent bar-
bee et ahurie Rob. le diable E. IIIa. col. 1 (nfr. ahurir be-
stürzt machen), norm, hure struppig , henn. huree rauh auf-
geworfenes erdreich. Schweiz, huwel (ahd, hiuwila) heißt
ohreule und mit hinsieht auf das rauhe gefieder ihres kopfes
wird auch ein mensch mit struppigem haar so genannt (Stal-
der), im Rom. de la rose steht (nach Le Duchat) : le huon
(uhu) avec sa grant hure. Sollte hure nun verderbt sein
aus hule = huwel, wie altfr. inure aus mule (lat. mula), na-
vire aus navile? Frisch I. 478c verzeichnet hürru eine eule.
Was das nfr. ahurir betrifft, so hat das ahd. un-hiur un-
hiuri schrecklich (ungeheuer) gewisslich nähere ansprüche und
selbst bei dem sbst. hure ist dieser Ursprung zu bedenken.
Hustin altfr. (h asp., sehr selten hutin) streit, tumult,
vb. hustiner; unbekannter herkunft.
Hütte fr. (asp.) tugurium, sp. huta; vom ahd. hutta.
Huvet altfr. (asp.) mitra; vom ahd. hüba, altn. hüfa,
i. J.
Iluec iloques altfr. ortsadv., von illoc, pic. ilo; zsgs.
i eilee eilec.
II. c. ISARD— JANTE. 667
Isard occit., cat. isart und sicart eine art gemsen ;
nach Salmasius vom gr. l"§ctlog, einem beiwort der gemse —
sehr zweifelhaft.
Jabot fr. kröpf der vögel, jabolter murren, brummen.
Menage bemüht sich es aus dem unvorhandenen capus be-
hältnis, woher capulus, zu leiten. Einfacher nimmt man jabot
für gibot, wie jaloux für geloux steht, und so entspringt es
aus gibba buchet Ebenso heißt unser kröpf urspr. etwas
aufgetriebenes, geschwollenes, ahd. eine blase.
Jachere fr. brachfeld , alt gachiere gaschiere, pic.
gaquiere ghesquiere, auch garquiere Gloss. de Ijlle 15a.
Woher?
J a d i s franz. partikel, erklärt sich aus jamdiu wie tan-
dis aus tamdiu, pr. tandius. Das Vorhandensein eines einfa-
chen rom. diu wird durch das churw. gig (vgl. gi aus dies)
bezeugt.
J a i 1 1 i r fr. hervorsprudeln ; nach Menage für jailler
von jaculari schleudern , was grammatisch möglich ist ; vgl.
oben bondir.
Jale fr. großer kübel das mehl zu messen, mulde für
den wein; dsgl. alt fr. jalon galon getreidemaß (mlat. galo,
galetus), henneg. galot kanne u. a. bildungen. Die etymolo-
gen verweisen auf gaulus trinkg eschirr, eimer, aber au ver-
flacht sich schwerlich in a. Neben jale bemerkt man noch
ein synon. altfr. jaille (Ducange v. galo), buchstäblich das
lat. galea heim, vgl. galeola vas vinarium Papias. Aber die
vorher erwähnten Wörter ohne erweichtes 1 schicken sich nicht
in dieses etymon.
Jangier altfr., pr. janglar schimpfen, spotten, neupr.
janglä winseln (von hunden), altfr. jangle, pr. jangla schimpf-
rede, Spötterei ; vom ndd. ndl. jangelen janken keifen , win-
seln (gleichfalls vom hunde gebraucht). Lat. gann-iculare
hätte nur fr. janiller geben können.
J a n t e fr. (f.) feige des rades. Wird von canthus (ei-
serner reifen um das rad) hergeleitet, was von seilen des
begriffes nicht sonderlich passt. Die florent. und lindenbr.
glossen bemerken camites vel canti felga. Canthus stimmt
nicht zum franz., weil es masculin ist, cames camitis aber
kann ein vorromanisches aus der würzet cam krumm (s. da-
rüber gamba LJ geformtes wort sein , und wie jambe aus
668 ILc. JAPPER- JAUGE.
camba, so konnte jante aus dem wurzelverwandten camitem
entspringen, ja vielleicht ist das wall chame (feige) nicht
aus chambe = pg. camba (gleichfalls feige) entstanden, son-
dern nichts anders als die nominativform cames.
Japper fr., japar pr. kläffen (von hunden) , vgl nhd.
jappen; scheint naturausdruck.
J a r s fr. gänserich. Das pic. gars, daher breton. garz,
kann uns die älteste franz. form vergegenwärtigen , deren s
oder z jedoch zweifelhaft ist, da häufig, z. b. bei Nicot, auch
jar geschrieben wird, wall. geär. Menage kennt sogar ein
mundartl. vb. jargauder sich paaren (vom gänserich), woraus
man auf ein subst. jarg jar g-s schließen könnte. Die etymo-
logie ist nicht ganz sicher, muthmaßlich aber enthält das wort
ein merkmal des männlichen thieres (das weibliche heiß oie).
Altnord, ist gassi gänserich und schnatterer (s. den folg. ar-
tikel) : daraus kann es durch einmischung. von garrire ent-
standen sein, denn der gänserich schnattert, die gans 'datiert',
der gänserich schreit heftig, wenn man ihn festhält, die gans
nicht, s. Krünitzens encycl. Nach dem engl. vb. jar schelten,
schnattern zu schließen scheint selbst ein fr. jarrir für garrir
stattgefunden zu haben.
Jas er fr., altfr. gaser, pr. gasar schwatzen. Da die
picard. mundart gleichfalls jaser, nicht jacher spricht, so kann
das wort nicht von unserm gagzen oder gatzen herstammen,
wohl aber vom nord. gassi schnatterer, eig. gänserich, vgl.
bair. gänseln plaudern. Le Vuchat leitet es aus dem it. gazza
elster, aber theils fehlt dem Italiäner selbst das vb. gazzare,
theils wäre alsdann die altfr. form gacer, nicht gaser. Des-
selben Ursprunges ist vielleicht auch g a z o u i 1 1 e r , alt gazil-
ler zwitschern, plaudern.
Jauge fr. visieren, eichen, jauge visiermaß, maßstab.
Caseneuve verweist auf altfr. jalaie, Ducange aufmlat.gdlo,
welche beide aber viel zu allgemein ursprünglich nur gefäße
von unbestimmtem maße bedeuten, übrigens auch formell un-
fügsam sind. Denkt man sich dagegen aus aequalis ein rom.
verbum aequalificare gleichmachen, auf ein und dasselbe maß
bringen, so ergibt dies fr. egalger (vgl. altfr. niger von nidi-
ficare) , egauger, mit abgestoßenem anlaut (s. unten mine)
gauger, wie es altwallon. lautete, engl, gauge. Die henneg.
formen cauque und gauque = jauge sind für einen stamm
II. c. JOINDRE-JUILLET. 669
calc, der sehr wohl aus calfc syncopiert sein kann, bewei-
send, und unser deutsches eichen = ndl. ijken , sofern es
vom lat. aequare herstammt , kommt dieser deutung sehr zu
statten. Aus aequalis würde denn auch jalon visierstange
herrühren. Fast noch näher liegt qualificare die eigenschaf-
ten einer sache bestimmen ; nur müste alsdann jalon davon
getrennt werden.
Joindre fr. verbinden; von jüngere, it. giugnere.
Jouer fr. spielen, von jocari;^jeu von jocus.
Juge fr., pr. cat. jutge richter, daher altsp. juge und
bask. (labort.) yuyea. Judex, woher es geleitet wird, wäre
fr. jus geworden : um dieser unpassenden form auszuweichen,
zog man juge aus dem vb. juger Q'udieare) , in den roman.
Schriftsprachen vielleicht das einzige Substantiv persönlicher
bedeutung, das unmittelbar (ohne ableitungssuffix) aus einem
verbum hervortrat.
J u i 1 1 e t juli. Ein diminutiv , allein was soll hier die
diminution ? Ist es ein schmeichelwort ? Man bemerke , daß
der altfr. name desselben monats juinet war, z. b. al setme
meis de Tan, juinet l'apele Tun im siebenten monat des Jah-
res, den man juinet nennt Thom. de Cant. ed. Bekker p. 161 ;
der juli war also der kleine, vielleicht der jüngere oder zweite
juni und diese ansieht kann aus England stammen, wo der
junius der erste gelinde, der Julius der zweite gelinde (monat)
genannt ward , serra lidha , äftera lidha , s. Grimms gramm.
IL 360, gesch. d. d. spr. I. 81. Später verwandelte man
juinet in juillet um es mit dem lat. Julius wieder in einklang
zu bringen. Dieselbe anschauung begegnet in der sicil, mund-
art , wird aber wohl durch die ISormannen hineingebracht
sein : giugno heißt der sechste monat, giugnelto der siebente.
In einer neap. reimchronik Mural antiqq. ital. VI. p. 711
dagegen wird, zur Unterscheidung so ähnlicher namen, der
juni jon cerasiaro kirschenjuni, der juli julo messoro ernte-
juli genannt, str. 724. 747. 749. 772. 851. Im sard. fehlt
der name Julius (luglio ist aus dem ital. eingeführt) , man
sagt dafür mesi de treulas dreschmonat. Der Churwälsche
nennt den juni zarcladur jätemonat , den juli fenadur heu-
monat, beschränkt sich aber bei den übrigen, wie es scheint,
auf ihre herkömmlichen namen. Gleichfalls um der deutlich-
keit willen nennen Provenzalen und Catalanen den juli juliol,
670 II. c. JUMART— LAI.
den juni einfach junh. Der Baske hat für den juni undjuli
ein und dasselbe wort, garagarilla gerstenmonat, s. Astarloa
p. 396, nach Larramendi ist dies der name des juni, der
juli heißt garilla.
Jumart fr. bastard aus dem pferde- und ochsenge-
schlecht ; vielleicht eine abänderung von jumentum, doch ist
das occit. wort gimere gimerou , was etwas an chimaera
mahnt
Jumeau fr. zwilling ; entstellt aus gemellus, pr. gemel,
vgl wegen des radicalen u furnier von fimus.
Jusque franz. partikel, von de-usque, der ausspräche
nach s. v. a. diusque (vgl jus von deosum), altfr. einfach
usque nur in den ältesten denkmälern, Pass. Christi Str. 96,
Alexis 58, üblicher dusque, pr. duesc'a, auch juscas. Daß
die präp. de der richtung nach einem ziele hin nicht gradezu
widerspricht, beweist fr. devers s. v. a. lat. versus. Eine
zss. ist pr. truesc'a, altfr. trosqu'a von intro usque ad,
chw. troqua antroqua. Die altfr. formen jesque, tresque
werden sich wohl aus juesque truesque erklären.
L.
Lagot pr. Schmeichelei, sp. lagotear schmeicheln; vgl.
goth. bi-laigön belecken.
Lague altfr. gesetz (fremder ausdruck); vom ags. lag,
engl law. Daher utlague ullage geächteter, ags. üt-lag, engl
out-law wie lat. ex-lex.
Lai lais altfr., pr. lais (lay Lex. rom. I. 573), ital
nur im plur. lai vorhanden, heißt im allgemeinen klang, sang,
speciell eine liedergattung. Erwägt man nur die form, so
trifft lai mit dem altn. lag gesetz, melodie buchstäblich zu-
sammen, nicht mit dem altn. leik-r spiel, das sich in die form
leque legue gekleidet haben möchte, besser schon mit ahd.
leih, allein das wort ist von der Normandie ausgegangen.
Da die altfranz. dichter aber das lai ausdrücklich den Bre-
tonen beilegen, so ist seine deutung aus dem celtischen gegen
die aus einer der german. sprachen in schütz zu nehmen.
Kymr. Hais heißt schall, melodie, ir. gael. laoith gedieht (vgl
wegen des diphthongs kymr. cain, gair, main = gael. caoin,
gaoir, maoin), beide aber sind in betracht der lautverhält-
II. c. LAIE— LAMBEAU. 671
nisse mit dem ags. leodh (lied) ganz unverwandt. Vgl. F.
Wolf über die lais p. 155. 156.
Laie fr. backe , wilde sau; unbekannter Herkunft, vgl.
mlat. singulares (eber) et lehas Capit. de villis.
Laie fr. durch den wald gehauener weg, (altpg. lada?
S. Rosa), vb. layer im bois; vom altn. leid, ags. lad, mndl.
leie mit gl bed., mlat. leda (über alts. leia s. Schmellers
gloss. saxj. Daher der ortsname S. Germain en laye.
Laisse lesse fr. koppelseil, hutschnur. Die erste be-
deutung drückt das ndl. letse, die zweite das ndl. lits , nhd.
litze, aus; jene mahnt an ahd. lezjan zurückhalten (woher
auch it. allazzare), vgl. fr. rene zügel, von retinere. Da in-
dessen der Italiäner die erste bed. mit lascio ausdrückt , so
darf man allerdings lat. laxus oder Iaxare als etymon auf-
stellen : das koppelseil ist kein straff angezogenes , es ist ein
loslassendes etwa wie ahd. läz schwungrieme des wurfspers
(von läzan) eig. etwas zum loslassen oder schleudern bestimm-
tes ist, vgl. laxamina habenae Gloss. Isid. Nachzulesen wäre
Grandg. v. Iahe.
L a m pr. hinkend , auch einarmig Gl, occ. ; ahd. lam,
nhd. lahm. Auch die piem. mdart kennt lam, aber mit der
bed. schlaff.
Lambeau fr. herabhangender fetzen oder läppen, co-
mask. lampel dass., sp. lambel turnierkragen, in Berry lam-
briche fransen, ohne m mlat. lablellus, altfr. labeau Roquef,
engl label herabhangende streifen als zierath u. d. gl. ; vb.
fr. delabrer zerfetzen, das für delabler stehen könnte.
Die form mit reinem b scheint die ursprüngliche: leicht wird
m vor diesem buchstaben eingeschoben , schwer fällt es aus,
drum ist die herleitung aus dem muthmaßlich wurzelverwand-
ten lat. lamberare, woraus überdies, streng genommen, das
sbst. lambeau nicht entspringen konnte, anstößig. Besser trifft
Frisch's deutung von delabrer aus labrum tippe, rand, säum,
daher troddel, fetzen, wenn auch die form levre zu wider-
sprechen scheint (vgl. aber cabrer neben chevre) , und so
wäre denn label von labellum. Dagegen nähert sich die oben
bemerkte comask. form wieder dem dtschen läppen und es
fehlt auch nicht an celtischen verwandten z. b. gael leab,
kymr. llabed, bret. labasken. Franz. lambrequin helm-
decke am Wappenschild floß aber nicht unmittelbar aus lam-
672 II. c LAMBRE— LARIGOT.
beau, es setzt ein ndl. dimin. lamperkin von lamper lamfer
(schleier) voraus, wie mannequin ein ndl. mannekin voraus-
setzt. Vgl. Grandg. v. lamekene.
L a m b r e altfr. getäfel (Mones anzeiger VIII. 599") ;
von lamina brett, ähnlich marbre von marm'r. Abgel nfr.
lambris (m.) mit ders. bed., für welches Datier' s erklärung
aus ambrex bei Festus nicht haltbar ist.
Landier fr. feuerbock zum auflegen des hohes; bask.
landera. Nach Frisch vom dtschen ge-länder, vgl bair. lan-
der latte. Indessen findet sich für dieselbe sache ein altes
mlat. wort von unbekannter herkunft, andena, wallon. andi,
woraus landier entstanden sein könnte, da auch die altfr.
form andier ist, s. Gloss. de Lille 23b.
Landit fr. Jahrmarkt zu S. Denis; eig. l'endit, von
indictum, weil er öffentlich verkündigt ward.
Lange fr. (m.) windet, altfr. wollenkleid; vom adj.
laneus.
Lanquan, prov. partikel für fr. lorsque, eig. Tan
quan, wo denn an (lat. annus) einen unbestimmten zeitpunct
ausdrückt wie in ogan, antan.
Lapin fr. kaninchen, dim. lapereau, vgl. ndl. lampreel.
Der bekannten herleitung aus lepus widerspricht die franz.
tenuis, für welche v eintreten muste; die Verkürzung des pri-
mitivs lepor in lep ist stark , aber einzuräumen , da einige
fälle dieser art nicht zu läugnen sind. Man thut indessen
dem Sprachgefühl mindere gewalt an, wenn man lapin nimmt
für clapin, aus dem stamme clap , woher auch se clapir sich
verkriechen (von kaninchen), clapiere kaninchenhöhle (s. oben) :
eine ähnliche Vereinfachung des anlautes in loir für gloir.
L a r c i n fr. diebstahl ; von iatrocinium , umgestellt pr.
laironici, sp. ladronicio, it. ladroneccio.
Larigot fr. kleine pfeife oder flöte. Da eben sowohl
auch arigot gesagt ward, so darf vielleicht an das von Vil-
nius erwähnte gallische arinca eine getreideart (roggen) erin-
nert werden, so daß es pfeifchen von einem roggenstengel,
wie lat. avena von einem haferstengel hieße. Das gall. wort
soll sich im dauph. riguet art weizen (n syncopiert wie in
arigot?) erhalten haben. Nicht unbedenklich allerdings ist
diese herleitung : darum möge auch noch die von Frisch aus
dem musicalischen ausdruck largo vorgelegt werden.
II. c. LÄRME— LEUDB. 6*3
Lärme fr. thräne; von lacrima. Keine schlechtere bil-
dung ist das alte lairme Alexis 119, lerme 117, worin sich g
in i auflöste.
Larris alt fr. pic. ungebautes feld, vgl un larris sau-
vage piain de fosses pres de boscage Ducange; par raus et
par larris Gar. I. p. 92, mlat. larricium ; nach Kilian das gleich-
bed. ndl. laer (nndl. laar offner platz im walde), s. Dief. goth.
wb. IL 129.
Layette fr. lade; vom ndl. laeye KU., mhdt nhd. lade.
Legs fr. Vermächtnis ; vom präs. ind. lego, durch an-
gefügtes s substantiviert. Ebenso it. lascio (sbst.) von la-
sciare, altfr. lais.
Lendore fr. (m. f.) träge Schlafmütze, vb. norm, len-
dorer. Eine reinere form scheint bret. landar träge, landrea
träge sein, landreant faullenzer (wozu Monti das com. Ian-
drian stellt); hieraus durch umdeutung mit il endort, aber
nicht daraus entstanden, lendore, richtiger altfr. landreux.
Vom ndl. lenteren langsam sein, sbst. lenterer = nhd. sch-len-
dern, sch-lenderer. Die umdeutung mit endort hat etwas
entsprechendes im pic. lendormi (mit agglutiniertem artikel)
s. v. a. lendore.
Leri pr. munter, fröhlich (Raynouard) , auch neupr.
leri (fem. leria) leicht, flink, hübsch, blühend, üppig (Be-
ronie, Honnorat). Von hilaris, erweitert in hilarius, das auch
als taufname vorkommt. Richtiger wäre allerdings ein pr. lari,
aber der vorhandenen form zu gefallen ein ahd. hleri aus goth.
hlas (munter) zu folgern, ist wenig rathsam.
L e s altfr., pr. latz, präposition für lat. juxta ; von la-
tus seite, it. allato ; nfr. in Passy-les-Paris, Plessis-les-Tours ;
mlat» de intus curte aut latus curte L. Sal.
Leu pr. s. leve II. b.
Leu de altfr., pr. leuda leida ledda, selbst lesda, altsp.
lezda, arag. leuda, wird für jede art von abgaben gebraucht,
besonders bei verkaufen, auch für Wegegeld; occ. ledo ist
s. v. a. fr. h avage. Ducange u. a. erkennen darin das ger-
man. leudis geldbuße für einen getödteten menschen, wergeld,
allein so leicht ist dies nicht hinzunehmen : sowohl diebedeu-
tung widerspricht wie die form, der dtsche diphthong eu hßtte
sich anders dargestellt. Leuda entsprang aus dem vb. levare
in tributum levare, lever des impots, wovon man ein partic.
43
674 II. c. LEVAIN— LIGE.
levitus, wie von cubare cubitus w. dgl, ableitete; die regel-
rechte bildung aber aus levita war leuda und selbst leida leda,
das also etwas erhobenes ausdrückt Den beweis für diese
unlat. participialbildung liefert der artikel lievito L
Levain fr,, levam pr. sauerteig; von levare heben, eig.
also hebefnittel. Vgl lievito I.
Liaison fr., liazöpr. band; von ligatio bei Scribonius
Largus.
Lice fr., alt leisse , pic. liehe, pr. leissa jagdhündinn
zur zucht; nach Caseneuve von dem antiken hundenamenly-
cisca, genauer von der form lycisce, da sich aus ersterer pr.
leisca, pic. lique gestaltet hätte. Auch deutsche glossarien
übersetzen lycisca mit zöha hündinn, oder mit brachin weib-
licher bracke.
Licou fr. halfter; aus lie-cou binde-hals.
Lie fr. fröhlich, in der redensart faire chere lie; von
laetus, altfr. lie (fem. liee und lie), it. lieto.
Liege fr. (m.) kork; primitio von leger bedeutet es
eigentlich etwas leichtes und würde prov. leuge heißen (pecit.
leuge bei Goudelin).
Lige fr., litge pr., daher it. ligio, engl, liege, im spä-
tem mlat. ligius, sbst. altfr. ligee, ligesse. Erwägt man lige
in seinen verschiedenen anwendungen (man sehe bei Ducange),
so muß ihm die bed. 'unbedingt, vollständig* zustehen. Der
homme lige, mag er nun ein lehen besitzen oder nicht, ist
seinem oberherrn gegen jeden dienste zu leisten verpflichtet,
der seigneur lige sie ebenso zu fordern berechtigt; und so
sagte man ligia potestas, ligia voluntas, unbedingte gewalt,
unbeschränkter wille, adv. ligement et franchement, purement
et ligement. Vossius hält ligius für eine ableitung aus dem
rom. liga band oder bund, so daß aus der bed. strenger Ver-
pflichtung die der unbedingtheit sich entfaltet haben müste.
Dagegen ist nur zu erinnern, daß unlat. adjeetiva mit dem
suffixe ius oder eus schlechthin unfranzösisch sind. Eher
noch dürfte man an das altn. lidi (geführte) erinnern, wor-
aus sich ein adj. lidi-us , franz. gesprochen lige , entwickeln
konnte; aber hier genügt die bedeutung nicht. Huydecoper
zu M. Stoke IL p. 163 citiert eine stelle aus einer Urkunde
des 13. jh. ligius homo, quod teutonice dicitur ledigman d. i.
frei von allen Verbindlichkeiten gegen andre. Für ledig
II. c. LIMANDE— LOCHER. 675
entscheidet sich auch Grandgagnage v. lige. Ob es sachlich
passend sei, bleibe den rechtsgelehrten überlassen.
L i m a n d e fr. ein plattfisch ; nach Le Duchat von lima
feile, wegen seiner rauhen haut, und allerdings wird derselbe
fisch ital. einfach lima genannt. Limande wäre also nicht was
gefeilt werden muß, sondern womit man feilen kann.
Limier fr. spürhund, leithund. Von liminarius, be-
hauptet man, weil er die jagd eröffne; ganz unhaltbar. Die
altfr. form ist liemier (dreisylb.) Gar. 11.225, Rgmv. p. 581,
11, loiemier loiemer Rob. le diabl. B. IIIIa. col. b, Eracl.3047,
noch bret. liamer; dies führt auf fr. lien, alt loien, lat. liga-
men: derhund ward so genannt, weiter an einem seile nach-
geführt ward: li liemiers s'en vient avant, son lien el col
Parton. I. 63; li dus demande Brochart son liemier, parde-
vant lui li amaine uns breniers, li dus le prent et si l'a des-
loie Gar. I. c, vgl. Aubery p. 44. Ligamen war der eigent-
liche ausdruck für das seil, womit man den hund anlegte : si
quis canem, qui legamine novit etc. L. Sal. tit. 6.
hinge fr. (m.) , auch pr. linge, bask. linia leinwand;
vom adj. lineus leinen, wie lange von laneus. Altfr. linge auch
adj. Liv. d. rois p. 141.
Lingot fr. zain, barre; von lingua, das nebst ligula
ähnliche bedeutungen entwickelt hat.
Li not, linotte fr. hänfling; von linum, vgl. dtsch lein-
finke, flachsfinke.
Lippe fr. dicke Unterlippe (lepe Ren. IV. 39), henneg.
liper behaglich speisen; vom ndd. lippe, ags. lippa u. s. w.
(gael. lip liop f.), dagegen comask. leff lippe, liffia mund, von
der ahd. form lefs, leffur.
Lobe altfr. spott, lober spotten; vom ahd. lob = nhd.
lob, vb. loben, vgl die bedd. im pr. gabar spotten, pg. loben.
L o c altfr. klinke, schloß Th. de Cant. ed. Bekker p. 145,
abgel. nfr. loquet, it. lucchetto; vom ags. loc, engl, lock,
ahd. bi-loh (bloch) riegel, goth. ga-lukan verschließen.
Loche fr. ein fisch, Schmerle, sp. loja, engl, loach.
Locher altfr. schütteln; zsgs. eslochier losmachen (z.
b. les denz die zahne einschlagen Trist. II. 184, s'eslocier sich
aufmachen S. Bern 432u) ; henneg. harlocher stark schütteln.
Die letzte zss. zeigt, daß das wort vom ahd. loc, altn. lockr,
härlockr (locke, haarlocke) stammt, indem man die bedeutung
670 II. c. LODIER— LORGNER.
von dem schütteln derselben entlehnte, ähnlich froncer von
frons. Über wall loche locke s. Grandgagnage.
Lodier fr. wollene bettdecke; vgl ahd. lödo oberkleid,
decke, altn. löd zottige beschaff enheit , lat. lödix. Das alt fr.
lodier loudier faullenzer, taugenichts, fem. lodiere, nord. lod-
dari, muß derselben herkunft sein.
Lof fr. Windseite des schiff es; vom engl. loof.
Loisir fr. muße; urspr. inßnitiv , lat. licere erlaubt-
sein, erlaubnis. Ebenso verhält sich das sbst. plaisir zu
placere.
Lombard fr. leihhaus, ndl. lombaerd, dsgl. alt fr. adj.
lombart wucherisch Thom. de Cant. ed. Bekker p. 41, vgl. sicil.
lumbardu schenkwirth ; von dem völkernamen Lombard, indem
häufig die Lombarden oder ltaliäner in Frankreich handel und
Wucher trieben.
Lona pr. lache, sumpf; syncopiert aus lacuna la'una,
gleichbed, nord. Ion.
Longe fr. lendenstück, altfr. wall, logne s. Grandg., auch
sp. lonja stück schinken; von dem unlat. adj. lumbea, sbst.
lumbus lende.
Longe fr. (f.) strick an der halfter ; s. v. a. alonge Ver-
längerung, Monge = la longe.
Loque fr. fetzen, läppen. Es könnte von unserm locke
stammen, woher auch Frisch es erklärt; da dies aber andre
formen erzeugt hat (s. oben locher), so deutet man es wohl
besser aus altn. lök-r etwas herabhangendes. Damit zsgs.
scheint fr. breloque, henneg. berloque, neupr. barlocco (f.)
zierliche kleinigkeit , anhängsei, chw. bargliocca (hangendes)
lämpchen, haarlocke; vb. henneg. berloquer, in Rheims ballo-
quer, chw. balucar schlottern, schlenkern — wiewohl sich über
den ersten theil der zss. nichts befriedigendes sagen läßt. Das
wort erinnert sogar an das it. badalucco Spielerei. Deutlicher
ist die zss. in pendeloque anhänger am ohrring, vom adj.
pendulus, daher mit üblicher Verwandlung des 1 in r henneg.
pendreloque : das vb. pendere hätte eher penloque gegeben.
Lorgner fr. heimlich betrachten, lorgnette fernglas.
Nach Frisch vom dtschen lauern , Schweiz.^ loren luren (ahd.
hluren ?), um so wahrscheinlicher, als nach Menage die norm,
form loriner ist, die durch ein nomen lorin vermittelt sein
könnte.
H.c. LORIOT— LUETTE. 677
L o r i o t fr. goldammer. Prov. sagt man auriol, sp, oriol,
von aureolus, daraus mit agglutiniertem artikel loriol, entstellt
altfr. lorion, nfr. loriot. Bas altfr. oriouz G. de Vian. 3293
und das pic. uriot entbehren noch des artikels.
Louer fr. loben; von laudare.
L ou er fr.miethen, von locare; loyer zins, lohn, von
locarium bei Varro, pr. loguier.
Loupe kr einförmige geschwulst unter der haut, dsgl.
glaslinse; von lupa wölßnn, nach diesem gierigen thiere viel-
leicht von ihrem Umsichgreifen genannt , sp. lupia und loba-
nillo, chw. luppa, vgl. dtsch wolfsgeschwulst. Altfr. lope be-
deutet auch grimasse Ren. 11.43, eig. wohl dicke lippe.
L o u p - g a r o u fr. mensch , der wolfsgestalt annehmen
kann. cQuod hominum genus, sagt Gervasius Tillib., gerul-
phos Galli nominant, Angli vero verewolf, wörtlich mann-
wolf, Xvxav&Qconog , pg. lobis-homem. Das latinisierte aus
dem angels. entstandene gerulphus aber lautete altfr. garoul
garoii (so Raoul Raou aus Radulphus), bei Marie de Fr. 1. 178
etwas abweichend garwall. Das neufr. loup-garou ist also
ein pleonasmus, den aber auch der Bretone begeht in dem
glbd. bleiz-garö, worin bleiz dem fr. loup entspricht. S. Grimms
myth. p. 1048, vgl. einen ähnlichen fall im fr. cormoran (s.
oben) und it. Mon-gibello, dessen zweiter (arab.) theil schon
berg bedeutet. Es mag zufällig sein, daß sich das bret. wort
auch in bleiz wolf und garö grimmig zerlegen läßt, womit
aber der begriff nicht ausgedrückt wäre. Andre provinzen
bieten andre ausdrücke, Provence leberoun leberou (Beronie
p. 67, 126, altfr. loup-beroux), Berry marloup , louara, auch
birette, JNormandie lubin, Roquefort bemerkt auch ein altfr.
millegroux, dsgl. leu-waste u. a.; ital. heißt er Iupo mannaro.
Von garou ist das norm, varouage nächtliches umherschwei-
fen. Pic. garou hat die bed. hexenmeister entwickelt.
Loure altfr. sackpfeife, nfr. ein tanz; vom altn. lüdr,
dän. luur hirtenflöte, vgl. Ihre II. 101.
Lucarne fr. kleines dachfenster ; von Jucerna, worin
sich e frühe in a verwandelt haben muß, wie auch goth. lu-
karn (n.) , ir. luacharn , kymr. llygorn (mj bezeugen. Ein
occit. luzerno kennt Honnorat. Vgl. Dief. goth. wb. II. 153.
L u e 1 1 e fr. Zäpfchen im hals ; dimin. des glbd. lat. uva
mit vorgesetztem artikel; it. ügola für tivola drückt dasselbe
678 ILc. LUEÜR— MAQON.
aus, vgl. cotnask. uga für uva. Stark entstellt ist occ. ni-
vouleto.
Lueur fr., lugor pr. glänz; von Iucere.
Lunette fr. aug englas ; vgl. it. lunetta Öffnung in einem
gewblbe, wodurch licht hereinfällt, von luna.
Luseau altfr. s. lucillo II. b.
Lutin fr. ein poltergeist wie esprit fallet, lutiner pol-
tern, (trans.) plagen, beunruhigen. Eine andre form ist altfr.
luiton , z. b. diable semble ou luitons ou maufez Guill. d'Or.
(s. Menage). Neben luton findet sich im norden, namentlich
in Belgien, auch nuiton, schon bei Ph. Mousquet IL p. 478,
dem das verschwinden dieses kobolds ein bild darleiht; noch
jetzt in einem großen theile des Wallonenlandes nuton kobold,
der in grotten wohnt. Frisch deutet lulin aus dem dtschen
laut hlüt, das aber etwas zu allgemeines aussagt; Grimm myth.
p. 475 aus dem tat. luclus trauer , so daß es wehklagender
geist hieße, was aber dem wesen dieses koboldes fremd scheint;
Ch. Grandgagnage vom altfläm. luttil klein, weil man sich un-
ter lutins zwerghafte wesen denke. Gegen die bekannte her-
leitung des altbezeugten nuiton aus fr. nuit (nachtgeist) ist
von selten des begriffes wie der form nichts erhebliches ein-
zuwenden. Denkt man sich aber luiton daraus entstellt, so
bleibt es räthselhaft, wie die spräche dem klaren worte aus-
weichen mochte. Man sehe die interessante monographie von
J. Grandgagnage: Sur les mysterieux habitants des grottes.
Liege 1853.
Lutrin fr. lesepult, für letrin, lectrinum , vom mlat.
lectrum 'analogium , super quo legitur' Gl. Isid. Die genues.
mundart sagt ebenso letterin für it. leggio.
Luzerne eine art klee , neupr. lauzerdo; unbekannter
herkunft.
M.
Macabre, danse macabre fr. todtentanz; wird herge-
leitet theils aus dem namen S. Macarius, theils aus chorea
Machabaeorum , theils aus dem arab. magabir todtenhof. S.
darüber Grimms myth. p. 810. Man merke dazu noch lothr.
maicaibre phantastisches wolkengebilde Dict. pat. app.
M a 9 o n /r.; massö pr, steinhauer, maurer, Dieses wort
ILc. MADßl-MAINBOUR. 670
trifft zusammen mit unserm metz , ahd. mezzo , wofür auch
meizzo gefunden wird, von meizan einschneiden, goth. maitan
abhauen, nhd. meifseln. Doch liegt gegen seine herkunft aus
dem deutschen ein bedenken vor. Auffallend ist es nämlich,
daß schon Isidorus, der nur wenige deutsche Wörter hat, es
kennt: machiones dicti a machinis, quibus insistunt propter
altitudinem parietum 19, 8. Machio schreibt er seiner etymo-
logie zu gefallen für macio, denn ch und c waren damals
phonetisch gleichbedeutend. Aus einem goth. subst. maita ließ
sich eine solche form nicht gewinnen, wohl aber konnte aus
marcus schlaget ein persönliches marcio ' einer der den schlaf
gel führt , steinarbeiter* , wie tabellio aus tabella, abgeleitet
werden : r fiel aus wie im span. macho vom dimin. desselben
lat, Wortes, marculus. S. über eine form marcio Ducange
v. macio. Das sbst mazon = fr. macon kam dem Spanier
abhanden, aber in dem nun veralteten mazonar lebte es fort.
Diese herleitung wird vielleicht geringe Zustimmung finden, gleich-
wohl ist die thatsache nicht wegzuläugnen : macon ist buch-
stäblich = machio wie z. b. bracel-et = brachiale, machio
aber kann aus keiner goth. oder german. quelle herrühren.
Eine andre herleitung wäre aus dem lat. matea (s. mazza),
aber würde Isidorus t durch ch ausgedrückt haben? Vgl.
Dief. goth. wb. IL 23.
M a d r e fr. fieckicht , sbst. norm, maire flecken auf der
haut, altfr. mazre madre eine hohart (hanap de mazre Trist,
glossar), mlat. scyphi maserini, altfr. mazelin adj., madelin
maderin sbst. trinkgefäß; vom ahd. masar knorren im holz,
nhd. maser, maser-holz.
Main altfr. in main menue geringes volk, arme leute;
sicher nicht von minus, sondern von manus menge, häufe,
anzahl.
Mainbour mambourg altfr. beschützer, Vormund (vgl.
pr. manbor Lex. rom.), mainbournir schützen, daher main-
bournie schütz, Vormundschaft. Aus dem deutschen: in frü-
hem mlatein mundiburdus, ahd. muntboro, ags. munbbora, ndl.
momboor tutor, patronus; mlat. mundiburdis mundiburdum,
ahd. muntburti u. s. w. tutela; zsgs. aus munt hand , beran
tragen, ähnlich rom. main-tenir. Man sieht leicht, daß munt
in das rom. main (hand) umgedeutet oder übersetzt ist , wie
dies auch im it. manoYaldo geschah, burd aber ist in bournir
680 II. c. MAINT— MANCIP.
verderbt; mundiburnium wird schon aus einer Urkunde des
10. jh. angeführt. Vgl. Dief. goth. wb. IL 86.
Maint fr., pr. maint mant (neupr. mant-un), daher das
it. manto, pronomen für lat. multus. Ist es von kymr. maint
große, menge, adjectivisch angewandt wie truppus im it. troppo?
Oder ist es vom ahd. sbst. managöti, ndL menigte menge, oder
vom ahd. ad), manag, nhd. manch, in welchem falle man ihm
aber ein neutrum managaz managat unterlegen müste? Vgl.
Dief. goth. wb. IL 34. Ein compositum ta-maint, dem sp. ta-
mano ähnlich, braucht Froissart , s. Orelli p. 131, daher it.
tamanto.
M a i r e fr. name eines beamten; vom compar. major grö-
ßer, angesehener, in altfr.form maire (woher auch unser mei-
er), bekannt zumal in major domus. Die vergleichung der
compar ativ form seigneur liegt nahe.
Malart fr. männchen der wilden ente, altfr. und noch
norm, und pic. enterich überhaupt; von male, lat. masculus
(Menage). Eine pic. form ist maillard.
M a 1 1 -p u b 1 i c altfr. öffentliche rechtsverhandlung ; mlat.
mallum publicum, goth, mathl, ahd. mahal gericht.
Malt fr. (m.) zum bierbrauen bereitete gerste; deutsches
wort: engl, malt, ahd. nhd. malz.
Mal töte fr. (f.) g eider pr essung ; vom altfr. toute tolte
Steuererhebung (partic. von tollir, lat. tollere) mit vorgefüg-
tem mal, it. maltolto, malatolta : guarda ben la mal tolta mo -
neta Inf. 19, 98; altpg. mallatosta maltosta abgäbe vom wein.
S. darüber Ducange v. tolta.
Ma n a i e r altfr. schützen, schonen Rou IL 258, sbst. ma-
naie, pr. (selten) manaya schütz, Schonung, nachsieht, gnade ;
von manu adjutare mit der hand unterstützen , darum auch
eine form mit d manaide Chev. au cygne v. 82, menaide Gar.
I. 286. Es ist also eine zss. wie mantenere, mallevare, mam-
parar.
Manant fr. eingeborner, bauer; partic. präs. vom al-
ten manoir maindre wohnen, lat. manere, vgl. in cujus pago
manet wohnt L.Sal; adj. altfr. manant, pr. manen wohlha-
bend, manantie reichthum; mlat. ad villas manentium sunt re-
gressi Greg. Tur. s. Ducange. Noch jetzt bedeutet dem Ge-
nuesen manente ackersmann.
Mancip pr. s. mancebo IIb,
II. c. MANAGE— MAQUEREAÜ. 681
Manege fr. (m.) reitschule ; aus dem it. maneggio, dies
von maneggiare handhaben, s. Rom. gr. IL 327.
M a n e v i r in amanevir altfr., pr. amanoi'r amanavir amar-
vir, einfach marvir, bereit sein (auch cat. amanir bereit ma-
chen?), daher das übliche particip altfr. manevis amanevis,
pr. amanoitz amarvitz bereit, hitzig , occit. amarbit munter
Gloss. zu Goudelin. Manoir stimmt so buchstäblich zum goth.
den übrigen deutschen sprachen unbekannten manvjan bereit
machen (v in o aufgelöst), daß seine deutsche abhunft un-
zweifelhaft ist. Ferner adv. pr. marves unbedenklich, adj.
marvier bereit, vom gleichbed. goth. adj. manvus. Dieses ad-
verb und dieses adjectiv müssen jeden versuch, das wort aus
manus oder ad manum ire herzuleiten, niederschlagen.
Manier fr. s. menear Il.b.
Manigance fr. kunstgriff; von manica, weil sich die
taschenspieler bei ihren künsten des ermels bedienen, vgl. Pa-
pias maniculare dolum vel slrophas excogitare. Es versteht
sich, daß manigance ein verbum manicare voraussetzt.
Manne fr. korb, pic. mande ; vom ndl. mand mande (f.),
ags. mond, engl, maund mit gl. bed.; so auch manne-quin
tragkorb , vom mndl. mande-kin. Ist dies letztere sichtbar-
lieh deutscher herkunft, so ist kein grund, für manne ein cel~
tisches etymon heran zu ziehen.
Mannequin fr., daher sp. maniqui, gliedermann ; vom
mndl. mannekin männchen. Der Wallone hat maniket zwerg.
Mansarde fr. gebrochenes dach ; so genannt nach dem
namen eines baumeisters Fr. Mansart f 1666.
Maquereau fr. name eines fisches, daher ndl. makreel,
engl, mackerell, kymr. macrell; wird aus macula fleck erklärt,
da der fisch über den rücken gestreift ist: es wäre also aus
maclereau verderbt. In Champagne maquet.
Maquereau fr. kuppler. Rob. Etienne's herleitung
aus macula fleck, in beziehung darauf daß die kuppler der
römischen comödie sich eines scheckigen kleides bedient hätten
(leno pallio varii coloris utitur Donaf) , ist zwar nicht un-
geschickt, fußt aber auf der sehr gewagten Voraussetzung, daß
Frankreich ein andenken an die römische bühne verblieben
sei, wovon die andern provinzen keine spur besitzen. Besser
trifft die deutung aus dem ndl. maker von maken unterhan-
deln (s, maecken KU.), ahd. mahhari von mahhön machinari,
688 II. c. MARAUD— MARCHER.
huor-mahhari leno; vgl. besonders Schivenck v. mäkeln. Ein
altfries. mekere Unterhändler in ehesachen stellt Richthof en
lieber zum ndl. makker geführte, verschieden von maker.
Maraud fr. b etiler , taugenichts , maraude liederliches
weibsbild, marauder plündernd umherstreifen. Von unklarer
herkunft. Man dürfte unter andern (wobei Verwandlung ei-
ner tenuis in media zugegeben werden müste) an das gleich-
bed. sp. mal-roto, pg. rnarotOj denken, zsgs. aus male ruptus
übel zu gründe gerichtet , nichtswürdig , daher das vb. mal-
rotar marlotar und marrotar. Aus dem militärischen ausdruck
fr.marode (f) unerlaubte plünderung, vb. maroder, ist wohl
erst das sp. merode (m.) , marodear, gezogen. Die churw.
spräche hat marodi kränklich d. h. zu gründe gerichtet, co-
mask. marö.
Marc fr. trester, pic. merc; nach Menage von amurca
öhlsatz. Fast möchte man auf das buchstäblich besser zu-
treffende bei Plinius und Columella vorßndliche gallische emar-
cum vermuthen, das eine geringe art reben bedeutet (e ab-
gestoßen wie in mina von hernina).
Marcassin fr. frischling, wildes schwein im ersten
jähr; unbekannter herkunft. Vgl. champ. margajat kleiner
schmutzkittel, margouiller schmutzig machen.
Mar che fr. markt, von mercatus ; marchand kaufmann,
zsgz. aus altfr. marcheant (marchedant Pass. de J. C.) = it.
mercatante, partic. von mercatare, pr. mercadar, mlat. necu-
tiantes vel mercadantes s. Ducange; doch findet sich altfr.
auch schon marchand markand = it. mercante vom tat. mer-
cari.
Marcher fr. reisen, gehen, sbst. marche (f.), daher
entlehnt it. marciare (ven. marchiare), sp. marchar. Es ist
kein altes wort und darum nicht vom celt. march oder dtschen
marah pferd. Wäre ein dem it. mercare oder mercatare (han-
del treiben) entsprechendes altfr. vb. marcher marcheer vor-
handen, statt dessen nur ein sbst. marchant marcheant begeg-
net, so könnte dieses in seiner bedeutung eine ähnliche rich-
tung genommen haben wie unser wandeln, früher für handeln,
jetzt für gehen gebraucht. Nicht minder bedenklich ist die
annähme -einer nebenform marche für marque in der bed.
fußtapfe, tritt (eig. merkmal, spur), daher marcher schritte
machen^ da der streng fram, spräche eine solche vertauschung
IL c. MARGUILLIER— MASSACRE. 683
des ch mit qu durchaus nicht zusagt: merchier für marquer
im Brut 1. 199 ist mundartlich. Buchstäblich fügt sich mar-
cher nur zu mar che mark, gränze: nun sagte man altfr. aller
de marche en marche von land zu lande ziehen, reisen, z. b.
Rutebeuf I. 433: aus dieser oder einer ähnlichen redensart
kann das vb. marcher und demnächst das sbst. marche sich
her vor gebildet haben.
Margui liier fr. kirchenvorsteher , altfr. marreglier;
von matricularius, weil er das armenregister führt.
M a r i o n n e 1 1 e fr. puppe ; eig. Mariechen (kleines mäd-
chen), fr. Marion. Dahin auch mar otte (für mariotte) nar-
renscepter mit einem puppenkopf.
M arm ott er fr. murmeln, auch comask. marmotä; na-
turausdruck.
Marne fr., altfr. marle merle, noch pic. marle eine fette
düngererde, mergel, marner marler mit solcher erde düngen;
von marga, nach Vilnius 17, 7 gallisch: quod genus (terrae)
vocant margam (Galli et Britanni), abgel. margula, ahd. mer-
gil, zsgz. marle marne (wie posterle poterne). Die urspr.
form erhielt sich im it. sp. marga so wie im bret. marg (m.),
während die andern celt. sprachen nur das abgeleitete wort
kennen, kymr. marl, ir. gael. merla. Vgl. Dief. celt. I. 68,
Grandg. II. 58.
M a r o n i e r altfr. seemann; abgeändert aus marinier wie
chardonal aus cardinal Fabl. I. 299, vilonie aus vilenie u. dgl,
vermuthlich aber durch einmischung von maron, abgel. aus
lat. mare wie pion aus pes, daher maronnel Seeräuber (für
maron aber bemerkt Roquefort nur die bed. fuhrmann).
M arr ain e fr. pathinn; pr. mairina, it. sp. madrina, das
franz. wort also wohl entstellt aus marrine durch anbildung
an das masc. parrain, s. daselbst.
Marsouin (belgisch) piscis, quasi maris sus Bouille
p. 14, ahd. meri-suin delphin, nhd. meerschwein. Champ. mar-
souin schmutziger mensch.
M a s s a c r e fr. niedermetzelung, blutbad, vb. massacrer ;
mlat. mazacrium aus dem 13. jh. Des Wortes stamm erklärt
sich leicht aus masse keule oder dem ahd. meizan schneiden,
hauen, aber das sufßx acre ist ungewöhnlich; das buchstäb-
lich zutreffende it. mazzächera bedeutet etwas anders. Nicht
unwahrscheinlich entstand es aus dem ndd* matsken zerhauen
684 IL c. MATELOT— MAUVIS.
Brem. wb. , zumal wenn man eine form matseken matsekern
annehmen darf; auch unser hd. metzger liegt nahe, vgl. piem.
massacra Verstümmler, pfuscher (Zalli, fehlt Ponza).
Matelot fr. matrose. Gegen Nicot's deutung aus mät,
so daß urspr. ein am mastbaume arbeitender so genannt wor-
den wäre, ist das kurze a zwar kein entscheidender, aber
doch ein nicht ungewichtiger zeuge, denn der alten spräche,
die hier licht verbreiten würde, scheint das wort abzugehen.
Man wird es also auf matta zurückführen müssen: einer der
auf der matte schläft, mattarius, und vielleicht ist matelot (für
materot) gradezu aus mattarius geformt, wozu matelas für ma-
teras eine schickliche vergleichung bietet. Bedenklicher ist die
deutung aus ndl. maat camer ad, da das einfache wort keinen
eingang in das franz. fand. Die bret. form ist marlölod.
Matois schlau, verschmitzt. Dasselbe sagt enfant de
la mate : die mate aber war ein platz in Paris, wo die diebe
zusammenkamen (de Brieux orig. de coutumes p. 15, Dumeril
dict norm. p. 152).
Matras alt fr., pr. matratz matrat Wurfspeer mit dickem
knöpf (?), alt fr. matrasser, pr. matrasseiar zerquetschen, zer-
stoßen ; vom gallisch-lat. matara Caesar (mataris Livius, ma-
teris Auct. ad Her.) mit dem suffix as abgeleitet, vgl. Zeuß
I. 97.
Mauca pr., moca cat. bauch; aus dem deutschen, Schweiz.
mauck fleischige fette person, ndl. moocke bauch KU., vgl.
bair. mauken hangkörbchen u. a.
Maufe altfr. name des teufeis; von male factus, it.
malfatto ung estalt , vgl. neap. brutto fatto der häßliche = de-
monio. Die Wallonen nennen ihn den geschwänzten , covve.
Mau vis fr. (m., altfr. f.) weindrossel, turdus iliacus.
Früher war die bedeutung weniger bestimmt. Nicot z. b. be-
legt drei arten des turdus mit diesem namen; Für euere u. a.
erkennen ihn auch der möwe zu. Die alten dichter gesellen
den unmusicalischen vogel, der nur zip zip ruft, häufig zur
nachtigall (z. b. car les rossignols et mauvis sceurent si haul-
tement chanter Rom. de la rose); dies ist aber noch kein grund
die lerche darunter zu verstehn (vgl. Michel's gloss. zu Ben.),
da es dem drosselgeschlechte nicht an sängern fehlt (turdus
musicus, turdus viscivorus). Aus Frankreich scheint das im
port. und catal, unvorhandene malviz (m.) eingeführt; die
II. c. MAZETTE— MENOTTE. 685.
neap. mundart besitzt marvizzo. Man deutet das wort aus
malus, da der vogel dem weinstocke schädlich ist und darum
auch grive de vendange, dtsch weingartsvogel, heifit; gramma-
tisch besser wäre rnalum vitis unheil des rebstocks. Der bre-
ton. name ist milfid milvid, in Vannes milc'houid; com. mel-
huez heifit lerche (mel huez süfier hauch, nach Pryce) ; und
auch hieraus wird das franz. wort geleitet. Ein dimin. von
mauvis (mauvit-s?) ist mauviette (mauvitelte?) kleine dros-
selart (Für euere u. aj, in Paris die gemeine lerche (Nemnich) ;
dazu henneg. mauviar(d) amsel, turdus merula.
Mazette fr. elende mähre, auch ungeschickter Spieler;
nach Frisch 1.652c vom dtschen matz ungeschickt, klotz, ein
matzicht pferd, ein matziger kerl.
Mechant fr. elend, boshaft, altfr. mes-cheant, partic.
von mes-cheoir übel fallen, übel ausschlagen, buchstäblich
minus cadere, sbst. altfr, mescheance unheil. Ebenso ist das
altsp. malcaido unglücklich, arm F.juzg. zu beurtheilen.
Megie fr. weifigerberei, megissier weifigerber. Letz-
teres setzt ein sbst. megis megisse voraus (so tapissier von
tapis, saucissier von saucisse) und wirklich hat Roquefort
mesgis, das nebst megie eher aus einem nomen als aus ei-
nem verbum geflossen sein kann, so dafi Menage 's herleitung
aus lat. mergere sehr zweifelhaft erscheinen muß. Frisch er-
innert an engl meek sanft, aber daraus läfit sich megie nicht
bilden; auch nicht aus ndl. meuk er weichung, das franz. wort
müste denn verderbt sein aus meguie, wofür man pic. megui-
chier = fr. megissier anführen könnte.
Megue fr. (f.) molken; nach einigen für maigre (pic.
megre kommt vor) das magere der milch, dem aber das ge-
nus zu widersprechen scheint; nach Fielet p. 173 ein cell, wort,
gael. meog, kymr. maidh. Man erwäge aber noch mlat. mesga
und neupr. mergue (masc. nach üonnorat) molken, und das
wal. mesge saß. Auch ein dtsches meghe ist bekannt, s. Ki-
lian, wall, makaie heifit weißer käse. Die picard. mundart
kennt für megue auch mingle.
Menage fr. haushält, Sparsamkeit, daher menager spa-
ren; für mesnage, mlat. mansionaticum.
Menü fr. bauernhaus; für maisnil, mansionile.
Menotte fr. handschellen ; von manus, main, vgl. it.
manetta.
086 II. c. MERIR— MEULE.
Merir alt fr. prov. lohnen, vergelten (mit dem dat. der
person und acc. der sacke), eine bedeutung , die das wort
früh angenommen : suum servitium debite et rationabiliter
vult Uli merere Cap. Car. Calv. s. Ducange. In der bekann-
ten altfr. formet diex le vos mire cgott lohn' es eucfi muß
sich mire durch häufigen gebrauch aus miere vereinfacht ha-
ben, was bei fiere (conjunctiv von ferir) und ähnlichen nicht
der fall ist: in dem entsprechenden pr. dieus vos o meira ge-
schah dem worte keine gewalt.
Merlan fr. ein Seefisch, witling, altfr. merlenc mellenc,
henneg. merlen merlin, bret. marlouan. Es hat deutschen
klang , aber ein wort wie merling fehlt dieser spräche. Ndl.
molenaar.
Merme altfr. s. mermar IL b.
M e r r a i n fr., pr. mairam stabhoh u. dgl, mediran^ cim-
par (Zimmerholz) GL cass. ; von materiamen L. Sal, lat. ma-
teria. Vgl Pott in Höfers ztschr. III. 163.
Me sänge fr. (f.) ein vogel, meise. Das wort ist aus
dem deutschen mit einem suffix , das gewöhnlich abstracten,
wie louange, laidenge, zukommt ; es ist entstellt aus dem ndd.
dimin. meeseke, wie schon Menage vcrmuthete , pic. masain-
gue. Ein vocabularius vom j. 1490 übersetzt mese mit me-
senca Hoffm. hör. belg. VII. p. 12.
Mesel altfr. aussätzig, altsp. mesyllo Canc. deBaena;
von misellus, dem das mittelalter dieselbe bed. beilegte; da-
her auch unser miselsucht.
Mest, prov. präpos. für lat. inter ; von mixtum, vgl.
dän. i-blandt von blande mischung, oder engl, a-mong.
Meteil fr. mangkorn; = mixticulum, dimin. von mix-
tum gemischtes getreide.
Mets fr. (altfr. mes geschrieben) gericht, speise; von
missum das aufgetragene, wie das glbd. ital. sbst. messo be-
weist. Die ziemlich alte Schreibung mets ist eine etymologi-
sche, um das wort an das vb. mettre zu knüpfen, nachdem
das alte noch im sbst. messe fortdauernde partic. mes (jetzt
mis) dem Sprachgefühle fremd geworden. Wächters deutung
aus dem goth. mats, ahd. maz, speise, ist demnach bei seite
zu setzen.
Meule fr., mdartl. mule, heu-, körn- oder misthaufe,
abgel. mulon, mlat. mullo Order. Vit., vb. henneg. muler
II. c. MEURTRE-MIEN. 68?
Heuhaufen bilden, hat. möles masse, klumpen befriedigt den
buchstaben, schwerlich den begriff; mola geschrotenes , von
molere, verträgt sich, abgesehen von dem begriffe, nicht mit
der form mule. Man erinnert an metula von meta pyrami-
denförmige figur, und wiewohl daraus nach allgemeiner reget
meille hatte werden sollen, so ist doch, wenn man altfr. seule
aus saeculum, reule rule aus regula anschlägt, wohl auch
meule mit syncopiertem t zuzulassen. Aber das pr. molon
scheint aus dem franz. zu stammen. Der Picarde besitzt auch
das primitiv moie, dessen herleitung aus meta keine Schwie-
rigkeit macht.
Meurtre fr., alt auch meurdre mordre mordthat, vb.
meurtrir zerquetschen, altfr. mordrir u. dgl. ermorden', vom
goth. maurthr, ahd. nhd. mord, vb. goth. maurthrjan, ahd. murd-
jan. Murtre si est d'home et de fame, quand en (on) les
tue en leur lict ou en aucune maniere pour que ce ne soit
en meslee Estabi. de Louis IX , chap. 25. Der alten prov.
spräche fehlt das wort, die comask. aber besitzt mördar böse,
gottlos, und so bedeutet auch ahd. murdreo dieb , mord fre-
velthat (letzteres in Muspilli), churw. morder mörder, räuber.
Meute altfr. aufstand, erhebung besonders zum kriege,
weshalb z. b. die kreuzzüge meutes genannt wurden, nfr. meute
koppel Jagdhunde, eig. jagdzug, daher unser meute. Daß es
in movere seine quelle habe, beweist außer der bedeutung
(aufregung, motus) auch das dem vb. emouvoir parallel lau-
fende erneute aufruhr (prov. auch remota), und es thut nicht
noth nach dem ags. möt begegnung zu greifen. Es scheint
sich aber im roman. ein partic. movitus festgesetzt zu haben,
wofür nicht allein das mlat. movita in den sirm. formein,
sondern auch das noch fortlebende sard. dem ital. mossa glbd.
mövida zeugt. Von meute ist fr. mutin auf wiegler (für mo-
tin moutin ?), sp. motin aufruhr, fr. mutiner, sp. amotinar,
it. ammutinare aufwiegeln.
Mien, tien, sien neufranz. absolutes possessiv. Eni-
stehutig aus dem acc. meum u. s. w. ist nicht anzunehmen,
da, als jenes sich bildete, kein altfr. meon für mon stattfand.
Die formen erwuchsen vielmehr aus dem üblichen possessiv
mi, ti, si mit dem suffix en = dem lat. sufßx anus wie ancien
aus anz, haben also mit dem gleichfalls spätem dtschen mei-
nig von mein etwas analoges.
689 II. c. MIES— MINE.
Mies miez altfr., mlat. mezium ein getränk, meth ; ahd.
ags. medo, engl mead, gr. /nidv u. s. w., s. Dief. goth. wb.
IL 72. Der prov. Elucidari hat medo gewiss aus dem
mlatein.
Mievre fr. muthwillig. Menage auf die norm, form
nievre gestützt leitet es von nebulus für nebulo. Anlauten-
des n aus m ist in der Ordnung, nicht das umgekehrte. Vgl.
in der mundart von Berry maffion munteres kind.
Mignon fr. niedlich, als sbst. liebling , daher it. rai-
gnone; dsgl. fr. mignard, vb. mignoter liebkosen u. a. abll.
Dieser stamm mit erweichtem n erklärt sich richtiger aus dem
ahd. minni oder minnia (= minja) liebe, als aus dem gael.
min, s. mina I. Im mhd. und mndl. war minne eine liebko-
sende anrede; so singt eine mutter ihrem kinde zu: minne,
minne, trüte minne, swik, ich wil dich wagen Hoffmanns hör.
belg. III. 116; diese bedeutung passt zur französischen.
Milieu fr. mitte; von medius locus, auch it, miluogo,
ical. mijloc.
Milsoudor missoudor altfr., pr. milsoldor, gewöhnlich
caval milsoldor preiswürdiges schlachtross ; von caballus mille
solidorum, wie schon ein troubadour erklärt: ieu ai vist ca-
val milsoldor a pretz de trenta sols tornar Choix V.362. Es
ist derselbe fall, wenn man ein kleines pferd bidet de qua-
tre-vingt sous nennt, s. Le Duchat v. bidet. Eine ganz ent-
sprechende zss. eines Zahlwortes mit dem genitiv eines Sub-
stantivs ist altfr. quartenor = quatuor annorum, s. Rom. gr.
IL 338. Aus mille sous formte der Normanne ein adj. mil-
soudier steinreich.
Mi nee fr. dünn, gering. Nicht von minütius, was ge-
gen die lautregel wäre, noch vom goth. comparativ minniza
= ahd. minniro, nhd. minder, da goth. z = ahd. r im roman.
kaum eine spur hinterlassen ; am wahrscheinlichsten vom ahd.
Superlativ minnisto = nhd. mindeste, indem st sich leicht als
s darstellt: mince kann nämlich für minse wie rincer für
rinser stehen. Neuprov. hat man auch ein dimin. minsoulin,
in Berry ein vb. mincer.
Mine fr., mina pr. ein getreidemaß , gewöhnlich von
medimnus hergeleitet, passt buchstäblich nur zu hemlna maß
für flüssigkeiten, mlat. aber auch frucht- undlängenmaß wie
pr. emina, altfr. emine, sp. hemina.
II. c. MIRE— MOINEAU. 689
M i r e , ein sehr üblicher alt fr. ausdruck für arzt, Wund-
arzt, noch jetzt in der norm, mundart: qui court apres le
miere, court apres la biere (Dumeril), vb. mirer heilen, s. Car-
pentier v. miro. Herkunft desselben von medicus ist unmög-
lich, daraus entsprang mege. P. Paris (Garin IL 89, anders
Chans. d'Ant. IL 378) erklärt es aus emir herr d. h. aus ei-
nem durch die Araber zu Salem aufgekommenen ehrentitel
für ärzte: sollte es aber alsdann der ital. spräche entgangen
sein, wenn man diese Voraussetzung auch als thatsacjie auf-
nähme ? Auch an myropola dürfte man denken, hätte es das
mittelalter nur in diesem sinne angewandt. Vom vb. mirer
endlich war mireor zu erwarten, nicht mire. Sidonius braucht
medicator, welches in miere, kaum in mire, zusammengehen
konnte: letzterem liegt das unlat. meditor zsgz. meire mire
gewiss näher, entbehrt aber jedes beleges ; auch würde in
beiden fällen der accus, meor lauten müssen. Aber so wie
man grammaticus in grammaticarius erweiterte, warum sollte
man medicus nicht in medicarius erweitert haben? Wie aus
jenem warte mit syncopiertem ca grammaire ward, so aus
diesem mit derselben syncope meire mire. Dadurch erklärt
sich auch die alte form mirie Liv. d. rois p.304, indem ie hier
die endung ius vertritt, wie sie auch ia vertreten muß (miserie,
glorie, peeunie). Die abl. medic-arius ist in der that weniger
auffallend als medic-ianus, woher altfr. medecien, nfr. me-
decin. Ital. medicaria für medicina kennt Veneroni.
Mir oi r fr. Spiegel, altfr. mireor, pr. mirador; gleich-
sam miratorium, vgl. sp. mirador wartthurm, it. miradore Spie-
gel. Eine andre form ist pr. m i r a 1 h , it. miraglio, bask. mi-
raila , zufällig mit lat. miraculum zusammentreffend.
Mitraille fr., daher sp. metralla, kleine metallstücke,
besonders kupfer oder messing ; ohne zweifei vom altfr. (flä-
mischen) mite kleine kupfermünze, mndl. mijte, nndl. mijt in
ders. bed. , eig. etwas kleines, winziges, auch eine milbe , s.
mita I. Mitraille steht also wohl für mitaille.
Mo eile fr. mark; für meolle, pr. meola, it. midolla,
lat. medulla. Die gleiche umkehr der vocale im pg. joelho
für jeolho.
Moineau fr. sperling. So artig die herleitung aus fr.
moine ist, wornach es mönchlein heißen würde in beziehung
auf die bibelstelle passer csolitarius' in tecto, otqov&iov /xovd-
44
690 IL c. MOISIR— MON.
£ov Psalm 101, und wiewohl auch das it. monaco, das sp.
fraile, das fr. nonnefte so wie unser dompfaffe als namen
von vögeln gebraucht werden, so zeugen doch überwiegende
etymologische gründe für einen ganz andern Ursprung. Die
norm, form nämlich ist moisson Brut IL 244 (noch jetzt üb-
lich), in Lille mousson Gloss. p. 13a, wallon. mohon (so lothr.
mohna), cat. moxö, welche sich als ableitungen aus lat.
musca zu erkennen geben (muscio): ein Meiner vogel ward
mücke genannt wie in unserm grasmücke, das henneg. mou-
chon und das npr. mousquet bedeuten überhaupt einen klei-
nen vogel, norm, rnoisseron finke; pr. moizeta, cat. moxeta
ist ein raubvogel, der kleine vögel fängt (menutz auzels pren-
dent Elucid.) , nicht = mouette, wie Raytiouard übersetzt.
Aus moisson aber entstand moisonel moisnel, nfr. moineau;
vgl. mndl. musche Hoff'm. hör. belg. VI. 255a, VII. 6, nndl. mosch.
Es gibt ein ahd. mez Sperling s. Grimm III. 362, dem sich
aber die roman. Wörter nicht anschließen. Man sehe Grandg.
v. mohon.
Moisir fr. , mozir pr. schimmeln; von mucere oder
mucescere.
Moison altfr. maß; von mensio.
Moisson fr., meissö pr. ernte; von messio abmähung.
Moite fr. feucht, altfr. moiste, daher engl, moist. Nicht
von madidus : es fließt ganz regelrecht aus humectus mit ge-
ringer aphärese und, im altfr., mit bekannter einschiebung
des s vor t. Prov. mec Parn. occ. p. 354 ist buchstäblich
dasselbe wort. In den isid. glossen liest man mactum est,
humectum est; vgl. mit ersterer form das limous. male.
Momer altfr. maskerade spielen, nfr. momeric maske-
rade; vom dtschen mummen, mummerei, eig. nachahmung des
vom dumpfen laute so benannten gespenstes mumel, s. Grimms
myth. p. 473.
Mon altfr. partikel mit der bed. 'allerdings, wirklich",
%. b. c'est mon das ist so, ce fait mon das thut er allerdings,
bei Moliere ca-mon ma foi Mal. imag. 1, 2; andre bspp. Orelli
p. 343, Rom. gr. IL 399. Sollte das altn. fragewort mun,
schwed. monne, dän. mon (Grimm III. 762) oder gar das gr.
fzcov darin stecken, da es sich häufig an savoir hängt (pour
savoir mon)? Allein dem widerspricht der sinn des Wortes,
worin kein zweifei, vielmehr bestimmtheit liegt. Besser schon
H.c. MOQUER— MORUE. 691
verträgt es sich mit tat. admodum, ließe sich die form damit
in einklang bringen. Auch von dem ital. zeitadverb mö (lat.
modo) ist es fern zu halten. Recht wohl aber nach form und
begriff passt es zum lat. ado. munde, so daß es für mond
steht, denn das fehlende orthographische d kann in dem dun-
keln xoorte nicht in anschlag kommen. Das altfr. adj. monde,
ursprünglich gewiss masc. mon mond wie im prov., war ganz
volksüblich. Hiernach war die grundbed. ungefähr die des
it. pure: pour savoir mon heißt cu?n es rein heraus zu erfah-
ren, vgl. henneg. he-mon? nicht wahr?
Mo quer altfr. verspotten z.b. Roi Flore p. 14, nfr. se
moquer de qqun , pr. mochar. Dieses letztere beweist , daß
die streng franz. form mocher oder moucher wäre, der man
aber zur Unterscheidung von moucher (schneuzen) das pic.
moquer vorzog. Man leitet es etymologisch richtig aus dem
glbd. gr. /uco'/äv , wobei auch noch das kymr. mocio, sofern
dies nicht aus dem engl, entlehnt ist, in anschlag kommt. S.
Dief. celt. I. p.82. Desselben Ursprunges ist das sp. mueca
grimasse, Verspottung.
Mo r bleu fr., früher morbieu, ein schwur; euphemi-
stisch für mort dieu gotts tod.
M o r c e a u fr. bissen, a m o r c e köder, amorcer ködern ;
von morsus, it. morsello, s mit c vertauscht wie in percer,
rincer, sauce u. a. , daher die picard. formen morchel und
amorche.
Mo r da che fr. zange; vom adj. mordax mordacis bei-
ßend, sp. mordacilla. Vgl. das dtsche beifszange.
Morfondre fr. erkälten, eig. den schnupfen machen;
von morve fondre, s* mormo I.
M o rgue fr. trotziges gesicht, morguer einen trotzig an-
sehen; unbekannter herkunft.
M or i 11 e fr., pic. merouille meroule ein eßbarer schwamm,
ndl. morilje, engl, morel, ahd. morhila, nhd. morchel, schwed.
murkla ; nach Salmasius so genannt von der schwarzen färbe,
die dieser schwamm abgekocht annehme, s. Menage.
Moni e fr., morn pr. niedergeschlagen, düster; vomgoth.
maurnan, ahd. mornen trauern ; eig. von einem unvorhandnen
adjectiv dieses Stammes. Andrer bed. ist pg. morno lau, kraft-
los, matt.
Morue fr. Stockfisch, gadus morhuaL., mundartl. auch
698 II. c. MOU—MOULE.
molue. Es kann auf franz. weise syncopiert sein aus mo-
ruda, wie der name eines andern fisches barbue aus barbuda
barbuta: pr. morut (fem. moruda), sp. morrudo aber heiß
dicklippig, allein dies ist kein bezeichnendes merkmal des thie-
res, das nur eine vorstehende obere kinnlade zeigt. Moruda
ist also wohl in anderm sinne zu nehmen. Der Spanier nennt
die eingeweide dieses fisches, die man einsalzt und versendet,
morros, das überhaupt für abgerundete körper, kleine klum-
pen, auch dicke lippen gebraucht wird, daher morue ein fisch,
welcher dergleichen klumpen in sich enthält.
Mou fr. ochsen-, kalbs- oder schafslunge; eig. weicher
theil, weiches eingeweide, von mollis , im gegensatz zu herz
und leber, die man mundartl, z.b. inRheims undNormandie
(Saubinet p.36 und Dumeril), le dur nennt. Altfr. mol =
mollet weicher theil des beines, wade.
Moucher fr. schneuzen, mlat. si nasum excusserit, ut
muccare (mucare) non possit L. Rip.; von mucus muccus.
Daher auch mouchoir schnupftuch u. a. m.
M o u e fr. verzogenes maul. Nicht vom glbd. engl, mow,
welches im angels. in dieser bed. unvorhandene wort (Somner
verzeichnet move acervus = engl, mow heap) Johnson nicht
befriedigend aus engl, mouth erklärt; sondern eher mow von
moue, wie vow von vouer. Es scheint das ndl. mouwe KU.
p. 404 oder das hd. mauwe pulpa Frisch I. 651b, und könnte
die vorgestreckte Unterlippe bedeuten, wie henneg. faire la
lippe so viel heißt wie faire la moue, ndl. mouwe maken Hoffm.
hör. belg. VI. 254*>, vgl. auch schwz. mauwen kauen, mäuel
verdrießliches gesicht. Vielleicht ist das neupr. moio laune,
grille dasselbe wort. Aber henneg. mouser, bret. mouza schmol-
len ist aus dem hochd. motzen, ndl. motten.
Mouette fr., pic. mauwe möwe. Von moue, weil der
vogel einen knollen an der unteren kinnlade hat? Allein es
kann seine Verwandtschaft mit dem dtschen möwe mewe, ahd.
meh, ags. maev, altengl. mow, neuengl. mew, schwer ver-
läugnen. Ital. mugnajo erinnert aber an die sächs. form
meum Graff 11.654.
M o u 1 e fr. (f.) muschel. Zwischen musculus und muti-
lus entscheidet die form (mütilus ließ eher mule erwarten)
so wie die vergleichung des occ. rnuscle, cat. musclo, und des
ahd. muscla, ags» muscel für ersteres.
II. c. MOUSSE— MÜSSER. 693
Mousse fr., mossa pr. moos, schäum; vom ahd. mos,
nhd. moos (it. sp. musco, wal. muscchiu vom lat. muscusj.
Daher vb. mousser schäumen, emousser abmoosen, so wie sbst.
mousseron ein im moos wachsender erdschwamm.
Moutier fr. pfarrkirche, kloster, altfr. moustier; von
monasterium. Noch in Lothringen ist mote das übliche wort
für eglise.
Moyeu fr., pr. muiol nabe des rades; vom glbd. mo-
diolus, vgl. mozzo II. a.
Moyeu fr., pr. muiol mugol moiol, gase, mujou dotier,
eigelb. Die bekannte herleitung des franz. Wortes aus me-
dium ovi, die ohnehin eine wenig zusagende auffassung vor-
aussetzt, ist den prov. formen gegenüber, trotz der früheren
auf etymologischer ansieht beruhenden Schreibung moyeuf, nicht
ohne bedenken hinzunehmen.
Mu er fr. sich maußen, altfr. verändern, sbst. mue mauße,
altfr. auch käfich, kerker; von mutare, pr. mudar u. s. f.
Zsgs. fr. remuer, pr. remudar rühren, bewegen, eig. nie der-
selbe bleiben; nicht von removere, dessen bedeutung schon
widerspricht.
Mufle fr. (f.) schnauze. Rängt es zusammen mit un-
serm mumpfel muffel moffel, das man aus mundvoll zu er-
klären pflegt ? Vgl. norm, moufler maulen, pic. moufeter die
lippen bewegen, dtsch muffeln kauen Frisch I. 673b. S. auch
muffare I.
Mugue neupr. eine blume, hyacinthe, daher fr. mu-
guet, it. mughetto und mugherino maiblume, altfr. mit s mus-
guet Theät. fr. p. Mich, et Monm. p. 36a. Nach Salmasius
von muscus moschus , überhaupt wohlgeruch, darum muguet
auch ein von salben duftender liebhaber, und, was entschei-
dend ist, das veraltete noix muguette muscatnuß (noch bei
Nicotj , vgl. auch sp. muscari hyacinthe. Die ital. Wörter
müssen aber aus dem franz. eingeführt sein.
Mulot fr. große f eidmaus ; vom ndl. mul, ags. myl staub
(ein thier, das im staube lebt ?), vgl. auch ndl. mol, engl, mole
maulwurf.
M ü r fr. adj. reif, alt meür (maür Liv. d. rois p. 370) ;
von maturus, pr. madur u. s.f.
Müsse r fr. verstecken, besser mucer =s pic. mucher,
daher sie. ammucciari; dasselbe wort ist churw, micciar ent-
694 II. c NAB0T-1NTARGUER.
wischen. Gewöhnlich braucht man es reflexiv se musser :
ist es nun das mhd. sich müzen sich maußen , d. h. sich ins
dunkle zurückziehen, da die maußekäfiche verdunkelt ivaren?
Wenigstens ist ein deutscher stamm müz dem worte analog.
N.
Nabot fr. knirps. Napus (rübe) ließ navot, wie navet,
erwarten: drum geht man besser, und um so besser weil na-
bot partiell franz. ist, auf altn. nabbi knorren zurück.
Nacelle fr. nachen; von navicella in den Pandecten.
Nager fr. schwimmen, alt fr. auch schiffen; von navi-
care mit beiden bedd., wallon. naivi.
Naie alt fr. partikel der Verneinung; vom altn. nei =
goth. ne.
Nai'f fr. naturgetreu, natürlich, unbefangen, natif ge-
bürtig; von nativus , sp. nativo , it. nativo natio angeboren,
natürlich, ursprünglich. Natürliche einfachheit wird leicht als
Unverstand aufgefaßt, daher bedeutet alt fr. und noch jetzt
henneg. naif einfältig, albern: fols et nai's Fabl. IV. 180, auch
pr. foudat nadiva.
Nans (plur.) alt fr. p fänder, möbelRuteb. 1.121, später
namps geschr., mlat. namium, daher nantir pfand geben; wahr-
scheinlich vom alln. näm (n.) wegnähme, mhd. näm, wie sp.
pg. prenda pfand, möbel, vom vb. prender nehmen. S. Grimms
rechtsalt. p. 618.
Nappe fr. tischtuch; von mappa, Rom.gr. I. 188, wall.
mapp. Das tat. wort hat sich in dieser anwendung nur im
franz. behauptet: die span. spräche hat dafür manteles, die
ital. das unlat. tovaglia ; doch findet sich piem. mapa , neap.
mappina Wischlappen, bei Ferrari auch nappa, das sonst, gleich
dem lomb. mappa, nur die bed. quaste oder büschel hat.
Na rg u er fr. spotten; gleichsam naricare die nase ver-
ziehen. Die isidor. glossen enthalten das sbst. nario csubsan-
nans\ daher ahd. narro, nhd. narr, comask. nar, vgl. bask.
narra närrisch (bei Humboldt). Auch henneg. n aquer berie-
chen steht wohl für narquer. Narquois verschmitzt (ver-
höhnend) leitete schon Frisch aus derselben quelle, aber sicher
läßt sich auch das sbst. narquois gaunersprache hieher rech-
nen, näselnde oder höhnische spräche, vgl. dasselbe suffix in
pat-ois und im altfr. clerqu-ois gelehrte spräche, latein.
II. c. NATTE— NIQUE. 695
Natte fr. matte, alt fr, na te schon im Alexis ; von matta,
dessen m se/ir /rw/fc m n übertrat: illud quod intextis junci
virgulis fieri solet, quas 'vulgo' naltas vocant Greg. Tur. Da-
her auch mndl. nalte KU., vgl Hoffm. hör. belg. VII. 30. Ital
matta.
N a u t pr. hoch, sbst. nauteza ; von in alto in der höhe,
vgl wal. nalt neben inalt, woher auch das alb. nalte.
Navet fr. Steckrübe; von napus, auch it. navone.
Ne franz. zum verbum construierte negationspartikel;
geschwächt aus alt fr. non (nun), der ausschließlichen form
in den Eiden und im Lied auf Eulalia, nur daß letzteres in
der Verbindung no-s (= non se) n abstößt; zuerst zeigt sich
die geschwächte form neben der ungeschwächten im Leodegar.
Zsgs. ist nenni nein, altfr. nen-il = pr. non il *= lat. non
illud, bei R. Stephanus gramm. galt p. 77 nani, nanin; s. un-
ten oui und Rom. gr. II. 401.
Neige fr. schnee, vom adj. niveus nivea ; altfr. neif =
pr. neu, von nix nivis.
Neleit neleg pr. nachlässigkeit, fehler; vom sbst. ne-
glectus.
Nemps prov. adverb, vom lat. nimis, nachgewiesen von
Raynouard lex. rom. s. v., z. b. tatz, boca, nemps polz len-
guejar schweig, mund, nur zu sehr kannst du plaudern.
Nice fr. albern; von nescius, pr. nesci, sp. necio.
Nie her fr. nisten, alt niger nigier Brut II. 60; von
nidificare, indem de (nidfeare nidcare) sowohl zu ch wie zu
g werden kann. Merkwürdig ist npr. nisä von nis = nidus,
dessen flexivisches s, wie in einigen andern fällen, als ein ra-
dicales verstanden ward — oder sollten beide Wörter aus un-
serm nisten und nest entstanden sein?
Nigaud fr. albern; nach Frisch vonnuga, woraus aber
nuaud geflossen sein würde. Stammt es nicht vielmehr von
dem ahd. niuwi niwi neu, wie ja das sufßx ald sich vorzugs-
weise an deutsche wurzeln fügt, so daß nig-ald aus nivv-ald
den unerfahrenen neuling bedeutete?
Nippe fr. (nur im plur.) kleinigkeiten zum putze, nipper
mit solchem putz versehen ; nach Frisch vom ndl. nijpen knei-
pen, weil der putz mit zäng eichen angesteckt ward, vgl. engl
nipple kleinigkeit u. a. m.
Nique fr, (f) spöttisches nicken 9 bloß in der redens-
696 II. c. NOEL— WÜITANTRE.
art faire la nique; vom ahd. hnicchan, nhd. nicken. Dahin
henneg. faire un niquet einnicken, schlummern, im Jura ni-
quet mittag sschläfchen. Auch ni che schalkheit (faire un ni-
che ä qqun) wird\ von nicken hergeleitet, s. Ampere form,
de la l. fr. p. 213.
Noel fr. Weihnachten; von natalis, pr. altsp. nadal,
also euphonisch für nael wie poele für paele, Rom. gr. I. 164.
Noise fr. , pr. nausa, cat. nosa zank, Störung, lärm.
Man denkt an noxa und niederl. philologen übersetzen so ihr
dem franz. abgeborgtes noyse noose s. Clignett IL 132 ; allein
die prov. form zeugt für nausea ekel, demnächst wohl ärger.
N o m b 1 e fr. (fj hirschziemer ; von lumbulus. Man sehe
Potts forsch. IL 100.
Nord fr. (bereits in den Liv. d. rois le nord p.250),
daher it. sp. norte eine weltgegend; vom ags. nordh, engl.
north septentrio.
N o r o i s altfr. norwegisch, vom nord. ländernamen Nor-
vegr, bedeutet demnächst stolz , übermüthig Ren. IV. 68, vgl.
R. de Cambr. p.30, ein von der eigenschafl des erobernden
Volkes abgezogener begriff. Fast in umgekehrtem sinne drückt
jetzt der als appellativ gebrauchte name der franz. Norman-
nen etwas zweideutiges aus: reponse normande ist s. v. a.
reponse ambigue.
Nosche altfr. (nusche Ch. de Rol p. 25), pr. noscla
Gloss. occ. schnalle; ist das ahd. nusca mit gl. bed. , abgel.
nuskil. S. auch Ducange v. nusca nosca.
Nourrain fr. brut; von nutrimen, pr. noirim, also für
nourrin.
Noyau fr. kern im obste; von nucalis nußartig, daher
auch pr. nogalh kern der nuß.
Nualh pr. nichtswürdig, wovon aber nur der compar.
nualhor, altfr. neutr. nualz, überdies eine abl. nuallos, altfr.
nueillos, vorhanden ist; hat seinen Ursprung in nugalis bei
Gellius, compar. nugalior. S. Rom. gr. IL 57, Altrom. sprach-
denkm. p. 69.
N u e r fr. schattieren ; von nue, lat. nubes, gewölk, da-
her nuance Schattierung, eig. bewölkung.
Nuitantre altfr. adv. zur nachtzeit (nuitancre Assis,
de Jerusalem p. Beugnot gloss.), mlat. mit noctanter ausge-
drückt nach dem muster von cunctanter, Etwa entstellt aus
IL c. 0-ORDALIE. 607
noctis tempore = it. nottetempore? Aber wie soventre aus
sequente, so konnte nuitantre aus dem ablat. noctante ent-
stehen: das glbd. nuitamment läßt sich nur aus noctante mente
erklären. Das vb. nottare annottare kennt die ital, anuitier
die altfr. spräche.
o.
0 altfr. pr. pronomen, zuerst Hn den Eiden vorkommend
in o quid, vom lat. hoc; zsgs. altfr. avoc damit (s. oben
avec), p o r o c dadurch, s i n o c ohne das.
Obseques fr., pr. altsp. obsequias leichenbegängnis ;
umgedeutet aus exsequiae vermittelst obsequium, indem man
an das willfährige gefolge der freunde und diener dachte: in
obsequium divitis sagt Petr. Chrysologus (f 449) migrat hie
tota civitas, cum funus effertur, s. Ducange.
Oeillet fr. nelke; dimin. von oeil, also äuglein.
Oignon fr., uignon pr. zwiebel; von unio bei Colu-
mella.
Oindre fr. salben; von ungere.
Oisif fr. müßig; aus otium abgeleitet.
Olifant altfr. 1) elephant, 2) elfenbein, 3) ein blase-
instrument, pr. olifan in erster bed. (elephant nur im Eluci-
dari); entsprechend ndl. olifant name des thieres, bret. oli-
fant, com. oliphans, kymr. olifFant name des thieres und sei-
nes zahnes. Die abweichung von elephantus ist seltsam, ihr
anlaß dunkel; sie muß hoch hinaufreichen, da Villemarque
schon aus einem bret. wörterbuche des 9. jh. olifan bemerkt.
Auch das it. liofante ist eine abnorme bildung. Vgl W. Grimm
zum Rolandslied 233, 4.
Omelette fr. eierkuchen; von oeufs meles.
Oncle fr. pr. oheim (wal. unchiu, alban. unki); eher
durch ausfall des v aus a'unculus als durch abfall des av aus
unculus entstanden, da die franz. spräche die aphärese we-
nig begünstigt. Avunculus für patruus hat schon die L. Sal. ;
nicht anders ward unser oheim, früher mutterbruder , auch
auf den vatersbruder übertragen, vgl. Richthofen v. em.
Ordalie fr. (f.) gottesurtheil ; vom mlat. ordalium, dies
vom ags. ordäl (n) = nhd. urtheil. Altfr. ordel s. Gloss. du
droit fr. in Instit. de Loysel, ed, de Par. i846.
698 II. c. ORENDROIT— OSCHE.
Oren droit altfr., orendrei pr., zeitadverb, zsgs. aus
or en droit, wörtlich ' jetzt grade forf ; vgl ahd. in girihti
immerfort.
Orfraie fr. (f.) meeradler; von ossifraga, it. ossifrago,
s in r geschwächt, engl, aber osprey.
Orfroi fr., richtiger orfrois, altfr. auch orfrais , pr.
aurfres, altsp. orofres mit gold dnrchwirkter stoff, goldborte,
dimin. altfr. orfrisiel Ren. IV, vb. orfroiseler. Das mittelaU
ter machte aus diesem wort auriphrigium Qso z. b. die lindenbr.
glossen), es ist aber offenbar das rom. fraise frese darin ent-
halten, s. fregio 1.
Oriflamme fr., früher auch oriflambe (orie flambe
Ch. de Rol.) und oriflant, pr. auriflan, urspr. fahne des Mo-
sters S. Denis, von rother seide an vergoldeter lanze getra-
gen, in weiterem sinne hauptbanner eines heeres, s. R. de Cambr.
p. 301 , Ducange v. auriflamma , vgl. Genin chans. de Rol.
p. CXIII; zsgs. aus aurum und flamma wimpel, wegen seiner
zackichten gestalt so genannt, bei Vegetius flammula. Seltsam
ist das glbd. altfr. oriflour, pr. auriflor, welches nur goldblume
heißen kann.
Orme fr. Cm0 ulme; von ulmus, pr. olme u.s.w.
Orne altfr. in dem adv. a orne csammt und sonders1,
gewöhnlich mit tout verbunden: li rois Artus cele part torne
et li autre trestot ä orne Trist. I. 188; trestoz les chiens mor-
dent ä orne Ren. I. 48; vgl. Trist. I. 161. 244, Ren. I. 244,
Brut 11.215, Chr. de Ben. I. 113, a ourne Thedt. fr. p. Mich,
et Monm. p. 469; von ad ordinem = ex ordine nach der reihe,
s. Michel zur Chr. de Ben.
Orniere fr. geleise des wagens; mit seltner Verwand-
lung des d in n aus altfr. pic. ordiere, gleichsam orbitaria
von orbita, dessen dasein auf franz. gebiete auch das wallon.
ourbire bezeugt.
Osche oche altfr., neupr. housco houesco, cat. osca
kerbe, vb. altfr. oscher ocher, pr. cat. oscar einschneiden;
von ungewisser herkunft. Mary-Lafon p. 38 führt auch ein
bask. osca an; das bret. wort ist ask, vb. aska. Sollte letz-
teres die ursprüngliche form darstellen, so dürfte vielleicht an
tat. exsecare zsgz. escare gedacht werden. Aber zu der bed,
einschneiden kommt im altfr. noch die bed. brechen Chr. de Ben.
L 165, Trist, gloss., pic. ocher schütteln (einen bäum). Andre
II.c. OSCLE— OUAILLE. 699
composita sind entreoscher Charl. p. 23, Trist, aocher unter-
drücken Liv. d. rois p.236, desoscher losmachen.
Oscle altfr.pr. Schenkung; mlat. osculum 'donatio pro-
pler nuptias, quam solet sponsus interveniente osculo dare
sponsae' Ducange.
Oseille fr. Sauerampfer; vom gr. o&Xig Säuerling oder
besser von 6'§aXtog säuerlich.
Osier fr. bachweide, weidenruthe, mäartl. (in Berry)
oisis, bret. aozil; stimmt zum gr. cloog weidenartiger Strauch,
dessen zweige zum flechten dienen.
Öter fr., pr. ostar wegnehmen, engl. oust. Ducange
u. a. erklären es aus obstare, das auch die schwesterspra-
chen, aber in lat. bedeutung haben: si quis baroni viam suam
obstaverit L. Sal. emend. 31, 1 , worin obstare viam so viel
heiße wie öter le chemin den weg benehmen; und so sage
man auch öter Je solcil ä qqun, so daß die grundbed. hem-
men, abhalten wäre, endlich auch öter le pain de la main.
Aber die besten und ältesten hss. lesen si quis baronem de
via sua ostaverit, was diese erklärung sehr verdächtigt. Hier
eine andre. Lat. haurire zeigt die bedeutung von öter, z. b.
haurire arbusta das gesträuch wegräumen, pr. ostar e desra-
zigar wegschaffen und entwurzeln Lex. rom., und so könnte
das rom. wort aus einem frequentativ haust are entstanden
sein. Die ächte prov. form wäre freilich austar, aber auch
in einigen andern fällen wird au durch o vertreten, vgl. o «=
aut, coa = cauda ; das neupr. austä übersetzt Ilonnorat mit
hausser , vielleicht aber ist es eben das fr. öter. Bekräf-
tigung dieser deutung gewährt altfr. doster, in Berry döter,
limous. doustä von dehaurire: de-obstare wäre ein unsinn,
selbst das churw. dustar (wahren) wird dieser herkunft sein.
[Auch schon Menage hatte an h austar e gedacht],
0 u a i c h e fr. (m.) strich oder lauf des schiff es auf dem
meer.
Ouaille fr. schaf; von ovicula, sp. oveja, pr. ovelha
oelha. Das primitiv ovis findet sich im altfr. oue wieder Chr.
de Ben. IL 79, ebenso im wal. oae; die diminutivform aber
ist acht romanisch : ovicula setzt daher z. b. der vocab. S. Galli
für das dtsche au (= lat. ovis) ohne diminutiven sinn. Übri-
gens wird ouaille nur in bildlicher bed. gebraucht, für die
eigentliche gilt brebis, in der ital, spräche pecora»
700 II. c. OUBLIE— OUVRIR.
Oublie ein backwerk, kippe; von oblata wegen seiner
ähnlichheit mit dem so benannten abendmalbrot ; die richtige
form wäre, wie schon Menage erinnert, oublaie.
0 u c h e ousche altfr. zum pflügen taugliches land, terra
arabilis, nachDucange; vom mlat. olca, einem uralten worte:
campus tellure foecundus, tales enim incolae olcas vocant Greg.
Tur.; vgl. gr. coXxa coXa£ furche.
0 u e s t fr. (alt le west Liv. d. rois p. 248) , daher sp.
ovest, eine weltgegend; vom ags. vest, engl west occidens.
0 u i fr. , oc pr. partikel der bejahung. Aus tat. hoc
floß die prov. form, die also 'das ist es bedeutet, altfr. ab-
gekürzt in o und sodann erweitert in oil = lat. hoc illud,
woher das nfr. oui, von Moliere oft noch zweisilbig gebraucht,
in alten denkmälern auch oie Fabl. III. 396, Eracle (oft), in
der wallon. mundart awoi mit vorgeschlagenem a. Diesem
oil analog ward auch das verneinende nenil gebildet, s. oben ne.
Outil fr. (mit stummem, urspr. aber mit hörbarem er-
weichtem 1, wegen outiller) Werkzeug, handwerksgeräthe, altfr.
ostil ustil mit radicalem nicht auf einschiebung beruhendem s,
wie das wallon. usteie bezeugt, dem buchstäblich ein fr. ou-
tille entsprechen würde. Man hat an utensile gedacht , das
der Franzose utensile utsile, endlich wohl auch ousil, nimmer
aber outil sprechen konnte. Das wort ist allerdings zweifel-
hafter herkunft, vielleicht aber können oberital. mundarten
licht schaffen. Kücheng er äthe heißt comask. usedel, mail. usadej
(plur.), die sich nur aus usare, zunächst aus dem ital. sbst.
usato erklären lassen und, wie utensilia, dinge zum handge-
brauche bedeuten: aus diesem usatellum konnte, mit anderm
sufßx, das altfr. ustil werden, pic. mit demselben suffix (ieu
= eil) otieu. — In der henneg. mundart heißt otil Strumpf-
wirker ei: ist dies aus opus textile zusammengezogen?
Ouvrir fr., pr. obrir ubrir öffnen, auch altit. oprire.
Über dieses wort sollte man nicht so leicht hinweggleiten. Die
ital. form ist aprire, die span. abrir, von aperire: welchen
anlaß hatte die nordwestliche spräche dies in obrir abzuän-
dern? Der hergang scheint der folgende. Ovrir ward zu-
sammengezogen aus altfr. a-ovrir (dreisylb. Ch. d'Antiochel. 87),
a-uvrir Liv. d. rois, Serm. d. Bern. ; dies entstand durch syn-
cope aus adubrir Flamenca p. 14, Lex. rom. II. 104 ; adubrir
aber mit bedeutungslos vorgesetztem a (wie z, b. in ablasmar,
II. c. OVE— PALLETOT. 701
afranher) aus de-operire aufdecken, öffnen, bei Celsus. Letz-
teres liegt deutlich vor im neupr. durbir, piem. durvi, wallon.
drovi, lothr. deurvi. Das mail. com. dervi so wie das cre-
mon. därver (pari, davert = aperto) führen auf eine zss. de-
aperire.
Ove fr. (m.) zierath an gebunden; von ovum, it. uo-
volo, sp. ovillo.
p.
Paisseau fr. weinpfahl; von paxillus.
Palais fr. gaumen. Daß es nicht aus palatum entsprin-
gen konnte, versteht sich; welche anschauung aber dazu ver-
leitete palatum auf palatium zurückzuführen, denn dieses ety-
mon verlangt das franz. wort , ist unschwer zu ergründen,
Altfr. palais bedeutete ein großes zu festlichkeiten bestimmtes
gemach, das, wie der saal (sala), gewöhnlich für sich allein
ein gebäude ausmachte. Die decke desselben war gewölbt,
was man auch unbezeugt glauben könnte, wenn palais voutis,
sale voutie nicht so oft vorkäme (Aubery p. 17,18, Alex.69,
32, Bert 4, Q. Fils Aym. im Fer. III") : so konnte denn der
gaumen nicht unschicklich das gewölbe des mundes, palais de
la bouche genannt werden, wie umgekehrt Ennius das gewölbe
des himmels coeli palalum nennt. Im ital. heißt der gaumen
il cielo della bocca (s. Ferrari und Cherubini), entsprechend
im span. el cielo de la boca, im neupr. lou ciel de la bouca,
im walach. ceriul gurii (coelum gulae), im ndl. het gehemelte
des monds, gr. ovQaviaxog, die gewölbte decke des mundes.
Die celt. sprachen theilen diese anschauung nicht, wohl aber
die slavischen, serb. nebo himmel und gaumen, russ. nebo him-
mel, nebo gaumen. Feine bemerkungen über die benennung
des gaumens von J. Grimm s. in Haupts ztschr. VI. 541, vgl.
auch Höfers oberd. wb. I. 261.
Paleron/r. vorderbug; von pala Schulterblatt, durch
Vermittlung eines adj. palarius, so daß ihm ein pr. palairö
entsprechen würde.
Palletot a pallio et est breve vestimentum , sagt
Bouille über dies veraltete wort, das man leicht als dimin. von
palla (langes oberkleid) verstehen könnte wie das altfr. pal-
letel. Aber vorsichtiger ist eine andre auslegung. Neben
703 II. c. PAMPRE— PAPIER.
palletot galt palletoc Roquef., woraus die erstere form ent-
stand (auslautend t aus c ist häufig) : der Spanier sagt ebenso
paleto-que, der Bretone paltök, bürg, paltoquai heißt bauer (da-
her fr. paltoquet), so daß eine zss. palle-toque anzunehmen
ist. So construiert schon Le Gonidec das bret. wort, woraus
aber das franz. nicht geflossen sein kann, es hätte pautoc pau-
tot lauten müssen.
Pampre fr., pampol pr. weinlaub; von pampinus.
Pan alt fr. pr. tuch, stück tuch, fetzen (lat. pannus, it.
panno, sp. pano) erscheint im altfr. auch in der bed. weg-
genommene sache, vb. paner, pr. panar, sp. apanar wegneh-
men, und hieraus ist unser ahd. phant, altfrs. pant wegnähme
wider willen des eigenthümers , vb. penta pfänden, an geld
strafen, mndl. pant schade, vertust (Buydecoper zuSloke 1. 460).
Das span. verbum, das auch flicken und einwickeln heißt, ver-
bindet pan ganz klar mit pannus pano. Außer paner trifft
man auch panir paneir, zsgs. espanir espaneir espanoir es-
penir espenoir büßen, abbüßen, espanisseur gerichtsdiener.
Pan a che (m.) federbusch; von penna, sp. penacho, it.
pennacchio.
Panne fr., daher sp. pana, felbel, altfr. aber pene, pr.
penna pena, altsp. pena (belege beiCabrera) pelzwerk, z. b.
hermelin; von penna, mhd. federe d. i. feder , weil es flaum-
artig ist? allein lat. penna bedeutete niemals flaum , pannus
aber ist pr. pan: das rom. wort wird also wohl aus dem
dtschen übersetzt sein, das sowohl pluma wie penna heißt.
P a n t o i s fr. athemlos, sbst. pr. pantais, val. panlaix, cat.
pantex athemlosigkeit, prov. auch noth, Verwirrung, vb. altfr.
panteiser Chr. de Ben. IL 28, pr. pantaisar, auch panteiar, neu-
pr. pantaigeä, val. pantaixar, cat. pantexar athemlos sein, ver-
wirrt sein, fr. pantoiment engbrüstigkeit, dsgl. panteler kei-
chen. Diese Wörter führen zunächst auf das engl, pant kei-
chen, das sich aus dem kymr. pantu niederdrücken, pant druck
erklärt. Auch im altital. kommt ein vermuthlich aus dem prov.
genommenes vb. pantasare vor: di e notle pantasa, das Sal-
vini durch griechischen anklang verführt mit dem adj. tutta
erklärt, Poet. d. pr. sec. I. 10; die veron. mundart bewahrt
pantesar, die venez. pantezare, die cremon. panselaa (/wrpan-
taselaa) s. v. a. fr. panteler.
Papier fr. nicht wohl unmittelbar von papyrus, vieU
II. c. PAR— PAS. 703
mehr vom adj. papyrius durch Versetzung des i und Verwand-
lung desselben in e (papiir papier) : dafür zeugt das pr. pa-
piri. Span, papel mag vom subst. herrühren.
P a r franz. präposition, in den Eidschwüren und in spä-
tem denkmalen noch per lautend, aber par schon im gedieht
auf Eulalia ; von per, it. altsp. altpg. pr. gleichfalls per, wal,
pre. Dasselbe wort ist das begriffsverstärketide altfr. adv.
par, das aber immer getrennt steht, wiewohl es dem tat. per
in perdoctus gleich ist: trop par li estes dure (allzu hart),
vgl. wegen der getrennten Stellung Terent. Andr. 3, 2, 0 per
ecastor scitus statt perscilus.
Par fr. in der formet de par le roi im namen des kö-
nigs, entstellt aus part, wie man altfr. noch schrieb, also cvon
seiten des königs', s. Raynouard choix VI. 352.
Parafe fr. (mj federzug; entstellt aus dem gr.naQu-
yQuq>o<; naoaygacprj beigeschriebenes zeichen.
Par bleu franz. interjeetion der betheurung , alt par-
bieu, abgeändert aus par dieu, das unnütze aussprechen des
göttlichen namens zu umgehen. Ähnlich sagt der Spanier par
diobre für par dios.
Parchemin fr. pergament ; von pergamenum , Charta
pergamena (aus Pergamus), pr. parguamina u. s. w., altfr. par-
camin Alexis 57, mit einer seltnen Steigerung des g zu c, wor-
aus das spätere parchemin.
Parier fr. wetten; eig. gleiches gegen gleiches setzen,
lat. pariare gleich machen, pr. pariar gleich theilen.
Parrain fr. pathe, pr. pairin, sp. padrino u. s. f., mlat.
patrinus, so daß also die bildung oder Schreibung parrin rich-
tiger wäre.
Part prov. präpos. für lat. trans, ultra; von pars in
der bed. gegend, seite.
Par vis fr. vorhof der kirche; von paradisus (para'is,
paravis parvis), neap. paraviso, it. paradiso in ders. bed., gr,
naoadeiooQ park, bask. (labort.) gleichfalls mit ausgestoßenem
d parabisua. Wie v die stelle eines ausgefallenen consonan-
ten wieder ausfüllt, darüber sehe man Rom. gr. I. 164.
Pas fr, als ergänzung der negation, von passus schritt :
je ne vois pas eigentlich — non video passum ich sehe kei-
nen schritt weit. Auch dem Provenzalen und Catalanen ist
pas bekannt, der Piemontese nahm pa aus dem franz. herüber.
•704 II. c PATOIS— PEPIN.
Patois fr. bauernsprache , kauderwälsch ; vgl. henneg.
pati-pata geschnatter, also wohl naturausdruck.
Paupiere fr. s. parpado IL b.
Paver fr. pflastern; von pavire mit vertauschter con-
jugation wie in tousser u. a.
P a v o t fr. mohn. Möglich ist herkunft aus papaver, in-
dem die vermeintliche reduplication vereinfacht (daher pr. pa-
ver), die endung er unterdrückt ward : über jenes s. die vor-
rede, dieses geschah in Treves aus Treviri; vgl. auch ags.
papig popig, engl, poppy, kymr. pabi.
P e a s on altfr., peazö pr. Choix IV. 112 grundlage, mlat.
pedatio; von pedare stützen.
Pec altfr., fem. peque, pr. pec pegua, auch pg. peco,
bask. peca dumm, einfältig ; von pecus, welches auch das classi-
sche latein in diesem sinne anwandte. ]Soch Moliere hat das
fem. pecque.
P e i n d r e fr. malen ; von pingere, it. pignere, aber sp.
pintar.
Pelfre altfr. beute Liv. d.rois p.212 (nicht pelfre zu
schreiben), pelfrer plündern; engl, pelf hob* und gut, pilfer
entwenden, beide, wie Johnson sagt, von unbekannter herkunft.
Menage bemerkt das norm, peuffe trödelei, s. Dumeril.
Pelle fr. schaufei; von pala dass., it. sp. pr. pala. Da-
her it. paletta u. s. f. spatel.
Peluche fr. (f.) ein gewebe von leinen und kamelhaar,
plüsch; vom glbd. it. peluccio, üblicher peluzzo, dies vonyi-
lus. Span, pelusa das wollichte an fruchten = altsp. peluza,
cat. pelussa, ist das nämliche wort. Aus gleichem stamme ist
auch fr. pelouse rasenplatz, mit anderm sufßx limous.ye-
len d. i. pelent.
Pen eher fr. neigen, hangen, pr. penjar pengar, altsp.
pinjar; von pendicare, das man aus pendere ableitete.
P e n t e fr. (f.) abhang, s o u p e n t e hangriemen ; von pen-
dere, also für pende wie tente für tende. Selbst im it. pen-
tola ward d mit t vertauscht.
P e p i n fr. kern des kernobstes , pepiniere baumschule.
Nach Frisch von pepo (altfr. pepon, it. popone), denn es habe
früher pfeben- oder gurkenkern bedeutet; das entsprechende
sp. pepino heißt nur gurke. Sonderbar ist die berührung
zwischen keim oder kern und pßps (kleine schuppe an der
n.c. PERCHE-PILE. 705
Zungenspitze des federviehs) sowohl im it. pipita wie im sp.
pepita; wallon. pepin hat sich ganz der letzteren bedeutung
hingegeben. Eine originelle herleitung von pepin aus pipinna
sehe man bei Menage.
Perche fr. (f.) stange; «orapertica, auch sp.pg. percha.
Petrir fr., pr. pestrir kneten; gleichsam pisturire von
pistura, dies von pinsere, vgl. cintrer von cinctura, accoutrer
von ad-con-sutura, oder besser, da es derselben conjugation
folgt, it. scaltrire von scalplura.
P e u fr. adverbium, bei den alten, wenn auch sehr sel-
ten, noch adjectiv: poies choses Liv. de Job 488m, est poie
sr vie Chr. de Ben. II.37U u. a. ; von paucus, pr. pauc, it
sp. poco.
Peur fr. furcht, aftpaour u.a. formen; uowpavor, ital.
nach 1. decl. paura. Ein alter grammatiker bemerkt pavor,
non paor App. ad Probum in Anal, gramm. ed. Eich, et Endl.
p.445.
Phiole fr. gläserne flasche; entstellt aus phiala, it fiala,
piem. fiola.
P i c o r e r fr. aufs plündern ausgehen ; eig. auf vieh aus-
gehen, von pecus. Das sp. subst. pecorea legt die etymolo^
gie deutlicher zu tage.
Piege fr. (mj schlinge; von pedica, it. piedica, wal.
peadece.
Pier (pyer) fr, zechen Test, de Pathelin, s. auch Wright's
anecd. p.63u; ein nach dem gr. muv scherzweise gebildetes
wort, wie auch der Spanier empinar aus sfxniveiv oder der
Franzose trinquer aus dem dtschen trinken bildete. Daher piot
trunk weines, vb. norm, pioter, wobei doch wohl nicht an
pivot (zapfen) zu denken ist.
P i e t r e fr. armselig. Steht es für piestre, so darf man
ihm ohne bedenken pedestris als etymon unterlegen; Roque-
fort hat pietre, ohne beleg.
Pieu fr. pfähl. Durch aphärese aus espieu? aber diese
aphärese ist ein sehr seltnes ereignis und nur da anzunehmen,
wo die sprachen ein regelrechtes etymon verweigern. Pieu,
früher wohl pieil, führt auf piculus piclus, synonym von pi-
quet pfähl, beide aus pique entstanden, und ist buchstäblich
das it. picchio.
Pile fr. s. pella IIb.
45
*06 II. c. PILORI-PLEVIR.
Pilori fr. (m.) pranger, engl pillory, pr. espitlori, pg.
pelourinho. Ducange verweist das franz. wort auf pilier,
Grimm rechtsalt. p. 725 auf das mhd. pfilaere. In beiden fäl-
len hat es etwas anomales, nur das mlat. pilan'cum wäre eine
normale ableitung. Andre mlat. zum theil in das 13. jh. hin-
aufreichende bildungen sind pilloricum, pellericum (aus Ara-
gon), pellorium, piliorium, spilorium.
Pirouette fr. drehrädchen, daher pirouetter sich im
kreiße drehen; nach Frisch zsgs. aus pied fuß, weil es auf
einem zapfen wie auf einem fuße stehe, und roue rad.
Pis fr. euter, altfr. brüst, von pectus , pr. peitz. Die
andern sprachen verschmähen diese bedeutung, doch hat auch
das lomb. pecc, das limous. piei (f.) sie entwickelt.
Pivoine eine blume, pfingstrose; von paeonia, it. peö-
nia, sp. peonia.
Plafond fr. decke des zimmers ; zsgs. aus plat fond
platter grund, glatte ausfüllung zwischen den balken. Daher
sp. paflon.
Plaindre klagen; von plangere, pr. planher, it. pia-
gnere, sp. planir.
Plais, plaissa pr. hecke, Umzäunung, altfr. plaissier
plessier umzäunen, partic. als sbst. pr. plaissat, altfr. plessie,
dsgl. pr. plaissaditz, altfr. plesseis park, nfr. Plessis als Orts-
name; von plexus plexa geflochten, plais also eig. flechtwerk,
ineinander geflochtene zweige.
Plaque fr. (f.) platte, plaquer plattieren, placard an-
schlagzettel ; besser, da diese Wörter speciell franz. sind, vom
ndl. plak (f.) flaches holz, scheibe, plakken aufkleben, als vom
gr. nla'S, (f) platte.
Plevir pr. altfr. versichern, verbürgen, pr. plieu, fr.
pleige bürgschaft (daher venez. plezo, sie. preggiu); dsgl. ple-
vina, plevine, plevizö. Wächter verweist auf das ahd. pfle-
gan, dem er die bed. verbürgen beilegt, es heißt aber besor-
gen, verwalten, und bei diesen juristischen Wörtern ist die
bedeutung etwas strenger zu wägen. Rücksicht verdient die
herleitung aus lat. praes praedis bürge: hieraus konnte sich
zur noth ein inf. plevir für ple-ir entwickeln, nimmer aber
ein präs. pleu pliu, dessen auslaut auf radicales b oder v
hinweist, wie in beu (bibit), deu (debet), escriu (scribit),
mou (movet) u. s. w. Für das sbst. pleige aus praedem wäre
II. c. PLIE-POELE. W7
noch weniger rath, erst praedium, dessen bedeutung aber we-
nig zusagt, konnte eine solche form erzeugen. Man erwäge
folgende etymologie. Plevir ist = praebere, vgl. wegen 1 für r
temple aus tempora, Planchais aus Prancatius Pancratius : der
eigentliche ausdruck für bürgen nämlich ist plevir la fe d. h.
praebere fidem, abgekürzt plevir. Das sbst. pleige passt treff-
lich zu praebium gegenmittel, Sicherheit (eig. was man vor
sich trägt, prae-hibet, praebet, schütz, amulet); plevizö aber
ist buchstäblich praebitio.
Plie fr. ein fisch, platteis, engl, plaice; nach der be-
deutung, aber nicht nach dem buchstaben , das lat. platessa
bei Ausonius, sp. platija, pg. patruca. Plie steht für plaie,
das aus plate, femin. von plat flach, entstand und zum unter-
schiede von plaie = plaga so gestaltet ward; nach Nemnich
IL 1011 heißt derselbe fisch auch plane.
Plisser fr. falten; participialverbum , von plicare pli-
citus plic'tus (plictiare).
Plusieurs fr., pr. plusor, altit. plusori , comparativ
für lat. plures, welches die spräche verschmähte, weil ihm
das kennzeichen des comparativs abgieng; sie wählte dafür
eine neue ableitung aus dem neutrum plus, die sich dem alt-
lat. von Varro bemerkten superl. plusimus vergleicht. Das
fast übel lautende mlat. pluriores (bereits bei Fulgentius Plane,
nach Fuchs rom. spr. p. 337) fand bei ihr keine aufnähme.
S. Rom. gr. IL 56.
Poche, mundartl. poque pouque tasche , ein speciell
franz. wort, wie es scheint aus England eingeführt: ags. pocca,
engl, poke, nord. poki tasche, beutet, vgl. ndd. pokke blatter
d. i. blase, engl. pock. Mit ponga IL a ist es gewiss unver-
wandt.
Poe altfr., pr. pauta, cat. pota; vom ndl. poot = hd.
pfote. Daher bürg, potiche handvoll?
Poele fr. (f.) pfanne, alt paele paesle; vom lat. pa-
tella, it. padella , sp. padilla. Aber aus dem franz. paele ist
sp. payla, pg. pella.
Poele fr. (m.) thronhimmel, altfr. poesle; vermuthlich
von neralov etwas ausgebreitetes, dolde, mlat. petalum gold-
blech auf dem haupte des papstes. In der bed. schleier leitet
man es von pallium, das aber nur paile geben konnte, pr. pali.
Poele fr. (m.) heizbare wohnstube, auch ofen, altfr.
?08 II. c. POINDRE— PORC-EPIC.
poisle. Das mlatein bietet pi'sele Edict. Roth., pi'salis (falsch
pisälis geschr. Gloss. präg. ed. Hoffm.) u. dgl Dies weist formell
auf lat. pensile, syncopiert pesile (daher der lange vocal im
fries. pysel, mhd. pfisel), allein der logische Zusammenhang ist
nicht deutlich: Ducange's erklärung aus pensum (a raulieri-
bus, quae pensa trahunt, daher ihr arbeitszimmer pensile) ver-
stößt gegen die grammatik , die kein rom. suffix Tle kennt.
Das alterthum redet von horreum pensile, das mittelalter von
domus pensilis, camera pendens; dieser spur wäre nachzu-
gehen. Die casseler glossen geben die rom. form birle für
pirle, entstellt aus pisle wie varlet aus vaslet, im spätem mla-
tein p/rale, ahd. pheral; also nicht mit Eckhart von gr. nvg
abzuleiten, woraus nur piräle erwachsen konnte.
Poindre fr. stechen, alt fr. auch das ross antreiben,
daher sbst poindre das anrennen im kämpf (espoindre Gar.
II. 165), mhd. poinder; von pungere, pr. ponher, it. pungere,
sp. pungir.
Poisson fr. fisch; abgel. von piscis, pr. peis, bereits
in dem fragment von Valenciennes pescion, it. pescione.
Poitrine fr., pr. peitrina brüst, gleichsam pectorina,
noch dauph. peiturina; urspr. wohl bruststück oder brustrie-
men = sp. petrina pretina gürtel. Altfr. hatte man noch das
oben erwähnte einfache pis = pectus.
Polisson fr. gassenjunge, daher sp. polizon; aus po-
litio (das glätten) persönlich genommen, einer der die Stra-
ßen glatt macht, sich auf ihnen herumtreibt , vgl. nourrigon
Pflegling von nutritio. Bestätigung gewährt das henneg. po-
lisso bügeleisen (etwas glättendes).
Po nee fr., eig. pierre ponce bimsstein; von pumex, it.
pomice, sp. pömez. Daher sbst. poncis, vb. poncer.
Ponceau fr. hochroth; von puniceus punicellus dass.,
pr. punicenc.
Pondre fr., pr. pondre, cat. pöndrer eier legen; von
ponere, allen drei sprachen nur in diesem sinne bekannt.
P o r puer altfr., pr. por pore, partikel mit gewissen ver-
bis wie gitar, traire, volar verbunden, z. b. por gitar weg-
werfen; von porro.
Porc-epic fr. Stachelschwein ; entstellt aus porc-espi,
wie noch Nicot schreibt, neupr. porc- espin, it. porco spino,
porco spinoso, sp. puerco espino.
II. c. PORCHE— POURPOINT. 700
Porche fr. (m.) , pr. porge vorhof; von porticus , it.
portico.
P o s n e e altfr. gepränge, übermuth, podnee in den Liv.
d. rois (wie adne für asne) ; ein übliches dem Provenzalen
unbekanntes wort von dunkler herkunft. Etwa für poussonee,
das die bed. aufgetriebenheit haben könnte, von pousser sto-
ßen, treiben? Oder zusammenhängend mit kymr. posned (mJ)
etwas rundes, schwellendes?
Possa poussa pr. brustwarze; eig. icohl knospe = fr.
pousse von pousser.
P o t a s s e fr. ein aus pflanzenasche ausgelaugtes alkali-
sches salz; vom dtschen pott-asche, auch kesselasche ge-
nannt, s. Adelung.
Poteau fr., postel pr. pfähl; von postis.
Potence fr. krücke, kniestütze u. dgh; mlat. potentia
s. Menage, also macht, stütze, in concreter bedeutung.
Poterne fr. hinterthüre, heimliche thüre; entstellt aus
altfr. posterle, pr. posterlla, auch it. poslierla, von posterula
Seitenweg.
P o u a er e fr. unflätig; freie bildung aus der int er j. poiiah
pfui. Synonym ist bürg. norm, polacre, pic. polaque, npr.
pouläere.
Poudre fr. (f.) staub, von pulvis pulveris (pol're pol-
dre). Wie aber ist poussiere Staubwolke zu verstehen,
wofür man altfr. porriere sagte, noch im 16. jh. pouldriere
schrieb ? Die prov. spräche hat pols von pulvis, eine solche
nominativform aber zeugt nur höchst selten ableitungen: es
ist darum in poussiere für pourriere ein eigenthümlich franZi
übertritt des r in s vor sich gegangen, worüber oben besicle
zu vergleichen ist.
Poulain fr. füllen; von pullus, pr. polin.
Po uli er fr. aufwinden, poulie rolle, kloben, daher sp.
polea, pg. pole; vom ags. pullian == engl, pull ziehen, pull to
aufwinden, engl, polley aber aus fr. poulie. Nach Le Duchat
vom dtschen spuhle, das aber schon den abfall des anlautes
voraussetzt.
Pourpoint fr., perponh pr. , auch sp. perpunte pes-
punte, pg. pesponto, gestepptes wams; mlat. perpunetum, weil
es durchstochen, durchnäht war. Franz. pour für per s, Rom.
gr. IL 353.
710 II. c pousse-püpitre;
Pousse, poüssif s. bolso H.a.
Po us sin fr., pouzin pr. junges hühnchen; von pulli-
cenus bei Lampridius, vgl. pulcini hanchli (hühnchen) Gloss.
cass.
P r e c h e r fr. predigen, pg. pregar u. s. f., sbst. fr. pre-
che (m.), Pr- prezic predigt; von praedicare bekannt machen,
öffentlich reden.
Preindre altfr. pressen (präs. priement Liv. d. rois
p. 178, Chr. de Ben. I. p. 213), pr. premer; von premere. Zsgs.
nfr. epreindre = exprimere; erapreindre = imprimere, alt
depreindre = deprimere. Vgl. imprenta I.
Prince fr., pr. prince prinsi, daher it. prenze fürst;
von dem im prov. noch vorkommenden princeps, vermöge ei-
ner starken abkürzung, womit sich etwa die von eveque aus
episcopus vergleicht. Altfr. princier von primicerius.
Pro che fr., propi pr. nahe; von propius in propiare
sich nähern, bei Paulinus JSolanus (5. jh.), appropiare Vulg.
Ev. Luc. 10,34(nachFunccius), auch wal. apropiä; daher fr.
approcher, pr. apropchar, altit. approcciare. Vgl. unten re-
procher.
P r 6 n e fr. (m.) predigt, p r 6 n e r predigen, preisen ; von
praeconium lobrede (preone prone).
Prüde fr. geziert; ein allen Schwester sprachen fehlen-
des adjectiv, abgezogen aus der zss. prud'-homme, alte form
für preud'homme, pr. prozom , sp. prohombre , it. produomo
wackrer mann, ehrenmann, denn prüde hieß urspr. sittsam.
Andre denken an prudens.
Punais fr., putnais pr. stinkend, daher sbst.fr. punaise
wanze (bürg, schlechtweg puant); vom adj. put = putidus,
mit einem sufßxe, dem, wie es scheint, ein it. putt-on-azzo
entsprechen würde (altven. nur punax Bonvesin ed. Bekker,
piem. punas), vgl. palais palazzo; der Picarde sagt vielleicht
richtiger punasse. Stützt sich die heutige bedeutung des franz.
Wortes etwa auf die falsche Zerlegung des Wortes in pu-nez?
aber ai und e sind verschiedener ausspräche. Bei den alten
bedeutet es überh. putidus, pr. putnais fuec d'infern stinken-
des feuer der holte; in der thierfabel führt daher der iltis
den namen Pusnais.
Pupitre fr. (m.) pult; von pulpitum, it. pulpilo.
II. c. QÜANDIUS-RACINE. 71 i
Q.
Quandi'us prov. partikel, Boeth.v.l, S. Leodegar str.
9, 12, 19; von quamdiu, vgl. Altrom. sprachdenkm. p. 46.
Queux fr. (f.) Wetzstein; von cos cotis, pr. cot, it.
cote.
Queux altfr. koch; von coquus, it. cuoco.
Quin quinh, fem. quina quinha, alt- und neupr. frag-
pronomen , wald. fem. quena Hahn 567 ; etwa von quinam?
wal. eine.
Qui vrer altfr. wecken, ermuntern Th. de Cant. ed.Bekk.
p. 31 ; vom engl, quiver hurtig, thätig Halliw., ags. eviferlike
unruhig, vb. engl, quiver zittern.
Q u o r a quoras quor pr., noch jetzt curo , churw. cura
cur, partikel für lat. quando ; von qua hora oder rom. que ora.
R.
Räble fr. (m.), alt roable, occ. redable ofenkrücke; von
rutabulum mit ders. bed.
R a b o t e r fr. hobeln, die gartenwege ebenen, daher ra-
bot hobel, gartenschaufel u. dgl. ; trifft zusammen mit dem pr.
rebotar, it. ributtare zurückstoßen (zu bottare L), ist also eine
der spräche verbliebene alterthümliche form für rabouter, wozu
sich das veraltete abouter gesellt. Die grundbedeutung tritt
besser hervor im adj. raboteux holpericht d. h. zurückstoßend,
vgl. mndl. rabot hindernis.
Raca racca pr. schlechtes pferd, mähre, fr. racaille
hefe des Volkes; vielleicht vom nord. racki, engl, rack hund
(ndl. nhd. rekel); ebenso canaille von canis.
Rache fr. (f.) bodensatz des theers ; scheint entstan-
den aus einer abl. rasica von rasis harz, vgl. ragia U. a,
also verschieden von rasche grind, s. rascar I.
Racher altfr., wallon. rechi, pic. raquer, pr. racar, co-
mask. raeä recä ausspeien; vom altn. hräki speichel, hreekia
speien, ags. hrsekan. Das neufr. er acher scheint Verstär-
kung desselben Wortes; zsgs. pr. es-cracar (sbst. crai), sie.
s-craccari, chw. scracchiar.
Racine fr., pr. razina würzet; gleichsam radicina von
713 II. c. RADE— RAME.
radix, eine seltsamer weise auch im wal. redecine entwickelte
form.
Rade alt fr. adj. s. raudo IL b.
Radeau fr., radelh pr. floß; von ratis.
Rad o t er fr. albern reden, altfr. redoter; vom glbd. ndl.
doten KU., gew. dutten, engl, dote, vgl. kymr. dotio.
Ragot fr. kurz und dick, untersetzt.
Ragoüter fr. die efilust reizen, daher ragoüt reizen-
des würziges gericht; von re-ad-gustare. So bedeutet auch
fricandeau eig. ein leckeres gericht.
Raguer fr. zerreiben; nord. raka reiben.
Raifort fr. meerrettig; von radix fortis starke, kräf-
tige Wurzel.
Rain fr. in rain de bois waldgränze Biet, de Trev. ; vom
ahd. rain rand, nhd. gleichlautend, ndl. reyn reen KU.
Raire fr. schreien (vom hirsch). Die lat. verba mu-
gire, rugire, vagire gaben anlaß zur bildung des naturaus-
druckes ragire, der franz. in räire zusammengieng, ital. sich
ircragghiare erweiterte: ebenso ward aus mugire altfr. müire,
ital. mugghiare. Das ahd. reran kann nicht darin enthal-
ten sein.
R a i s e altfr. kriegszug , auch rese geschr. , s. Ducange
v. reisa; vom ahd. altn. reisa mit ders. bed., nhd. reise.
R aisin fr., razim pr. traube; von racemus, sp. raeimo
u. s. f., vgl. raeimus Gloss. erford. 372, 9. Altfr. pic. auch
rosin (daher unser rosine), s. Hecart.
R ä 1 e r fr. röcheln ; deutschen Ursprungs : engl, rattle glbd.,
ndl. nds. ratelen, nhd. rasseln. Dahin der name eines vogels,
räle, der neuprov. mit dem synonymen roufle, vom vb. rouflä
d. i. fr. ronfler, bezeichnet wird, womit auch das pic. rous-
selet, von unserm mdartl. rossein (röcheln) zusammentrifft;
gleicher bedeutung ist der span. name ronca und unser wiesen-
schnarcher.
Rame fr. (f.) rüder; buchstäblich das it. sp. pr. rama
ast, in seiner bedeutung aber durch remus bestimmt, das der
franz. spräche ursprünglich gewiss nicht fehlte, ihr jedoch als
eine zu ausdruckslose form (denn es muste rein lauten) misfiel.
Aus demselben gründe ward das gleichlautende rain (lat. ra-
mus) später m^rameau vertauscht. Merkwürdig trifft damit
das gael ramh (m.) zusammen, das sowohl ast wie rüder oder
II. c. RAME— BAÜSA. 713
rührstock bedeutet, altir. ramaB = lat. remi Zeuß I. 20, Die
henneg. form ist reme (f.), die neupr. remo (für rema).
Rame, ramette fr. rahmen der buchdrucker (auch sp.
rama, wal. rame); aus dem deutschen.
Ramcquin fr. käsegebackenes ; vom dtschen rahm, wie
schon Menage anmerkt.
Ramon fr, stumpfer besen, ramoner den Schornstein
fegen; von ramus, vgl sp. ramon laubwerk.
Ran picard. widder; vom ahd. ndl. ram mit gl bed.
Champ. aran Tarbe IL 177.
Ran che fr. (f.j sprossen einer stangenleiter ; von ra-
mex ast, stange, s. Potts forsch, IL 21,
Rancon fr., alt raancon lösegeld; von redemtio.
Rang fr., pr. renc arrenc reihe, vb. fr. ranger ar-
ranger, pr. rengar arrengar in die reihe stellen. Das wort
hat weite Verbreitung gefunden: nhd. ndl. schwed. rang, engl.
rank, kymr. rhengc, bret. renk, auch piem. ren ran. Sein Ur-
sprung läßt sich füglich auf ein dtsches wort zurückleiten,
das dem Romanen noch eine andre bildung dargeliehen (s.
aringa IJ, nämlich ahd. hring, mhd. ring kreiß, insbesondere
kreiß zu einem bestimmten zwecke aufgestellter personen, also
eig. kreißförmige reihe, wobei aber die kreißform, wie beim
ahd. riga (s, riga IL a), zur nebensache ward; vb. hringön
einen kreiß machen, in einen krdß stellen. — Von ranger
wird sp. r a n c h o camer adschaft, arrancharse zusammenwoh-
nen, hergeleitet
Rapiere fr. alter langer degen (verächtlich) ; etwa für
räpiere von räpe raspel s. v. a. schartige abgenutzte klinge ?
Rasse raise alt fr., rasa pr. lauf, rinne; vom altn. ras,
ags. rxs, engl, race mit gl. bed.
Rate fr. (fj milz; nach Frisch, dem man beipflichten
darf, vom ndl. rate honigroße, insofern jenes eingeweide ein
lockeres zelliges gewebe vorstellt. Vgl raggio I. Daher de-
rate munter, eig. ohne milz, frei von milzsucht. Desselben
Ursprungs ist raton art kuchen.
Raus pr. röhr (auch bret. raoz), daher rauzel, fr. ro-
seau; genau das goth. raus, woher ahd. rör; aus letzterem
das chw. ror.
R a u s a (rauza) pr., lim. roouso hefe, auch Weinstein d. i.
kruste am faß, romagn, rosa (mit offnem o) kruste des back-
m IL c. RAVAUDER-RfeCHE.
werks; vgl. ahd. rosa 0*oso?j ccrusta, glacies', dessen wur-
zelvocal von ungewisser quantität ist.
Ravauder fr. ausbessern, flicken ; von re-ad-validare.
Ravir fr, rauben, hinreißen; von rapere, it. rapire.
Aus demselben stamme ravin, ravine, ravage.
Re altfr. scheiterhaufe als peinliche strafe, gew. ardoir
en re, vgl. esprendre un re einen holzstoß anzünden Fl. et Bl.
v. 2924. Die nahe liegende herleitung aus rogus ist gegen die
lautlehr e, auch das glbd. ags. hreäc = altn. hraukr würde
sich nicht damit einigen. Wohl aber das lat. auch in der
altfr. form reiz vorhandene rete netz, sp. red gitter, käfich
für gefangene, so daß fr. re urspr. wohl ein gebäude von
scheitern oder hürden ist , auf welchen oder in welchen die
missethäter verbrannt wurden, denn man trifft auch altfr.
ardoir cdedenz' un re Trist, ed. Hagen v. 881. Merkwürdig
ist eine glosse der isid. Sammlung redulus strues lignorum ar-
dentium: ist dies red-ulus nicht offenbar eine ableitung aus
dem rom. red oder re?
Rebondre altfr. pr. verbergen, begraben, partic. pr.
rebost Pass. de J. Chr. str.21, Lex. rom. IV. 615a, altfr. reboz
Chr. de Ben.; ein starkes verbum, das mithin von reponere
kommen muß, wie sich denn auch das zwischen vocalen zu
b her abgestimmte p zuweilen wieder einfindet, prov. s. Lex.
rom., altfr. repuns el sepulcre Liv. de Job p.468°; mlat ut
usque in Septem noctes non reponatur beerdigt werde Chlo-
dow. capit. 9, s. Pertz Leg. IL p. 4. Die herleitung aus re-
condere (Beronie dict.limous.231a) ist also abzuweisen. Das
bürg, rebötre s. v. a. remettre scheint dasselbe wort.
Reche reque pic herb, daher fr. rechin, fem. rechigne,
comask. reschign, it. arcigno (aus dem franz.) herb, sauer,
unfreundlich, vb. fr. rech ig ner mürrisch aussehn, die stirne
runzeln, comask. reschignäs sich zusammenziehen (ven. ran-
cignare aus dem franz.); altfr. rechigner rechiner, pr. re-
chignar haben auch die bed. knurren, knuttern, sp. pg. re-
chinar knarren (aus dem franz.?). Reche für resche resque
stammt aus dem dtschen resche rösche harsch, rauh, spröde,
vgl. über das dtsche wort Schmeller 111. 140. — Gleiche be-
deutung mit rechigner hat das it. rincagnarsi, vielleicht aus
einer umdeutung (cane hund) so geformt, vgl. auch die ital
redensart slarc in cagnesco mürrisch ausschn,
II.c. RECRU-RENOU. ?15
R e c r u fr. nachwuchs, recrue ersatzmannschaft, vb. r e-
cruter; vom fr. recroitre.
Redingote fr. Überrock, reiserock; vom engl, riding-
coat reitrock.
Regimber mit den hufen ausschlagen; quasi rejamber,
jecter la jambe riere ou derriere, sagt Nicot. Man könnte da-
bei an das spätere lat. gamba huf (bei Vegetius) denken, gleich-
wohl ist die deutung nicht ganz unverdächtig. Warum nicht
rejamber, und wenn diese herabstimmung des vocals auch an-
geht, wie kommt es, daß man altfranz. auch regiber sagte?
m wird vor b eingeschoben, nicht ausgestoßen.
Regretter fr. bedauern, sbst. regret. Die bekannte
herleitung aus querTtari, re-quTntari ist um so ansprechen-
der, als das wort nicht allein beklagen, sondern auch intrans.
schmerzlich klagen (Alexis 88, 2, Fl. et BL 2348) bedeutete:
wie qu vor e oder i sich in g erweichen konnte, zeigt auch
Guienne aus Aquitania , alt fregunder aus frequentare. Da
aber das lat. t in volksmäßigen Wörtern überaus selten dem
üblichen ausfalle widersteht, so ist diese deutung nicht un-
bedenklich.
Reinette fr, eine sorteäpfel; von regina, also köni-
ginn der äpfel, wie man gewöhnlich annimmt.
Relayer fr. die pf erde wechseln, jemand in der arbeit
ablösen, sbst. relais (mit zugefügtem s) umspann, frische pferde,
engl, relay auch koppel Jagdhunde. Zweifelhafter herkunft;
etwa von religare, das sowohl anbinden wie losbinden heißt,
mit ähnlicher Umwandlung der buchstaben wie in frayer aus
fricare. Nach Frisch vom engl, lay legen, stellen.
Renard fr. fuchs, altfr. renardie Verschlagenheit, noch
pic. renarde verschlagen. Vom ahd. Reginhart Reinhart rath-
geber , name des fuchses in der thierfabel, der endlich im
franz. zum appellativ ward und das alte volpill == vulpecula
aus der spräche verdrängte. S. Grimms Reinhart p. CCXL.
Auch der nordosten von Spanien hatte sich das wort in der
form ranart angeeignet.
Renge altfr. gürtet den degen hineinzustecken, mlat.
rinca ; vom ahd. hringa schnalle, haken, s. Garin IL 94, wo-
her auch churw. rincla schnalle,
Renou pr, wucher, eig. Schößling, welche bed. das ent-
sprechende sp, renuevo, von renoyare, entwickelt hatf vgl lat,
716 IL c. REP AIRER— RETROENGE.
fenus, gr. roxog zins, eig. erzeugtes. Daher renovier Wuche-
rer, chw. ranver, sp. renovero.
Repairer alt fr., rep airar pr. heimhehren, sbst. repaire
heimath, behausung , nfr. höhle wilder thiere; von repatriare
Solin., Gloss. Isid. u. s. f., it. ripatriare.
Repit fr., pr. respieit, auch it. rispitto auf schuh, frist;
von respectus rücksicht, daher nachsieht, nachlaß, in der rom,
bed. schon in einem capitular Ludwigs des frommen (819) :
detur ei spatium ad respectum ad Septem noctes. So denn
auch ältfr. respiter frist oder nachlaß vergönnen, von re-
speetare.
Reprocher fr., repropchar pr. vorwerfen, reproche,
repropche Vorwurf, daher sp. reproche. Caseneuve's deutung
aus reeiprocare verträgt sich nicht mit pr. repropchar, das
nie in der form reprocar erscheint. Soll es von opprobrium
stammen, so muste es die compositionspartikel (ob mit re)
tauschen und von einem solchen tausch der partikeln lassen
sich einige fälle nachweisen ; das zweite r konnte schwinden
wie im it. brobbio; nimmer jedoch konnte sich b zu\) steigern,
indem reproche die form repropium verlangen würde; repro-
bium hätte reproge gegeben. Aber warum nicht, wie appro-
cher für appropiare, so auch reprocher für repropiare in der
figürl. bed. näher rücken, vorrücken, eig. wiederholt vorrük-
ken? Derselben herkunft ist denn auch pr. reprochier re-
provier Sprichwort, eig. Vorwurf, vorhält, denn in dem sprich-
worte liegt eine Zurechtweisung.
Requin fr. eine art haifische, auch chien de mer; we-
gen seiner gefährlichkeit von den normannischen matrosen re-
quiem (Seelenmesse) genannt, entstellt in requin (Acad. franc.)
Das Dict. de Trevoux schreibt requiem.
R e s e a u fr. kleines netz ; gleichsam reticelhim , it. re-
ticella.
Retroenge retrowange altfr., weit üblicher mit o ro-
truange z. b. Brut IL p. 111, rotruenge Ben. 1.270, rotru-
henge Fabl. HL 117, auch rotuenge Bou I. 157, pr. retro-
encha Lex. rom. 1. 16, Farn. occ. 347, Choix V. 171, retroenza
Choix V. 40. Es bedeutet eine liedergattung, bei den trouba-
dours mit refrän, nach Wackernagels vermuthung (Altfr. lied.
p. 183.234) ein tanzlied, üoraretroientia, wenn man die prov.
form retroensa zu gründe legt. Allerdings konnte retroensa
II. c. RÄVE-RIDER. 717
mundartlich in retroencha (vgl. conoisser conoicher), fr. re-
Iroenche retroenge ausarten.
Reve fr. träum, rever träumen, irre reden. Der cir-
cumflex deutet auf resve resver und so schrieben die alten
auch meist; da aber der Provenzale, dem das wort übrigens
ein fremdes war, reva, nicht resva setzte, so muß s ein stum-
mes zeichen gewesen sein wie in esve für eve (aqua): es
kann darum nicht mit desver eines Stammes sein, worauf noch
Ampere form, de la langue fr. p. 207 besteht. Man erinnert
wohl an das gael. rabhd gefasel; warum nicht lieber an lat.
evare, zsgs. re-evare, begeistert sein? Indessen erklärt sich
reve, dem früher auch die bed. Wahnwitz zu geböte stand,
einfach als eine mundartl. form für rage aus rabies, wie etwa
cage und caive (lat. cavea) nebeneinander bestanden; das
dem franz. entnommene engl, rave schließt sich der grundbe-
deutung unmittelbar an. Mit rabia raiva reve rechtfertigt sich
auch die länge der stammsylbe. Von rever ist ndl. reven, re-
velen (ravelen KU.) , mhd. reben mit gl. bed. Abgeleitet fr.
revasser, bürg, mit ursprünglichem vocal ravasser.
Revel altfr. (rivel bei Wackernagel p. 75) lustigkeit,
jubel, engl, revel, revelry ; fällt zusammen mit pr. revel auf-
lehnung, vom vb. revellar, altfr. reveler, lat. rebellare, und
bedeutet also eig. aufregung. Gegen die herleitung aus re-
veiller spricht die form reviaus.
Rez fr. sbst. ebene, fläche, vom alten partic. res, pr.
ras, lat. rasus ; dsgl. präpositionaler ausdruck, früher von un-
beschränkterer anwendung, jetzt noch üblich in gewisse?i Ver-
bindungen wie rez terre, eig. zum streifen nahe, vgl. lat. rä-
dere litus ; verdoppelt rez ä rez, pr. ras e ras, auch pg. rez
e rez mit der bed. genau, knapp, bei Gil Vicente. Desselben
gebrauches ist auch das part. präs. pr. rasen (rasen lo talö
dicht am knöchel Jaufr. p. 62°) , daher entlehnt it. rasente.
Dem entspricht die ndd. präp. rör von rören rühren, anstoßen
Brem. wb. ; so wie die mail. arent, neap. pg. rente, von hae-
rens anhängend; altsp. pegante, von pegar ankleben; pic. tout
serant, von serrer drängen.
Rhume fr. (f.) schnupfen; von rheuma, pr. rauma, it.
rema u. s. w.
Rider fr. runzeln, kräuseln, ride runzel, krause (im
crep u. dgl), rideau Vorhang (etwas gefallenes, nach Case-
718 II. c. RIEN— RODER.
neuve) ; vojnahd.gdL-Yidan drehen, verdrehen (oder ags. vridhan,
engl, writhe), daher auch das ahd. adj. reid kraus, vgl riddare
IL a. Perion de ling. gall. 67a erklärt es aus dem gr. Qviig
Qvxi'öoq runzel.
Rien fr. Verneinung für lat. nihil, vom acc. rem: je
ne vois rien = non video rem, nihil video. Die prov. form
ist ren re für lat. aliquid, quidquam, die catal. res, auch alt-
port. sagte man una rem S. Rosa, algun rem und volksmäßig
algorrem Gil Vicente I. 139; andre zss. pr. ganren neben
gran ren viel (fr. grand' chose), npr. quauquarren (quelque
chose), altpr. aldres (autre chose).
Rigole fr. rinne, canal, alt rigot. Der stamm ist eher
celtisch als deutsch : kymr. rhig einschnitt, rhigol furche, klei-
ner graben, ndd. rige bach Brem. wb. (Benecke zum Wiga-
lois p. 689 leitet rigot daher) , vgl. Dief. celt. I. p. 54. Ital.
rigoro bach kann aus lat. rivulus entstellt sein.
Rigot pr. krauses haar, rigotar kräuseln, daher it. ri-
gottato kraus; vom ahd. riga kreißlinie.
R i n altfr. (m.) quelle s. Brandaine p. Jubinal p. 72, dsgl.
comask. rin bächlein, wallon. arene canal; celto-german. wort,
kymr. rhin (f.) canal, goth. rinnö gießbach, ahd. rinna, nhd.
rinne.
Rinceau fr. laubwerk; für rainceau = it. ramicello,
von ramus.
Rincer fr. spühlen; offenbar für rinser, da auch der
Picarde rinser, nicht rincher spricht, in den alten wbb. rein-
ser. Es ist das altn. hreinsa (spr. hrejnsa) reinigen. Der
Catalane hat dafür eine form rentar.
Riper fr. abkratzen, ripe Schabeisen; vom ahd. riban,
oder besser, da b sonst nicht zu p wird, vom volksmäßigen
rippen ribben d. i. reiben, vgl. ndl. rijf (f.) reibeisen.
River fr. einen nagel umschlagen; wohl vom ndl. rij-
ven oder altn. rifa, dän. rive harken, rechen d. h. alles vor-
ragende wegschaffen, ahd. riban, nhd. reiben, vgl. schwz. ry-
ben quetschen, drehen Stalder IL 267. In Berry sagt man
auch river le lit die bettdecke einbiegen, ihren rand unter die
matratze stecken. Das neupr. riblo (f.) handramme ist deut-
lich das ahd. ribil stempfei (von riban), daher vb. riblä s. v. a.
fr. river. Woher aber it. ribadire und pg. rebitar?
Roder fr. umherstreifen. Wird von einigen aus dem
II. c. ROGNER- RONFLER. 710
kymr. rhodio hergeleitet; warum soll es nicht das glbd. pr.
rodar, it. rotare sein, dessen bed. rollen (herumlaufen) ist?
Roiier für roder erwähnt Le Duchat, henneg. rouier.
Rogner fr. beschneiden, abschneiden, altfr. rooigner
(dreisylbj häufig vom abscheren des haupthaares gebraucht,
pr. redonhar rezoynar, sp. (in Murcia) des-ronar. Man ver-
weist auf rädere oder rodere, die weder dem begriffe noch
der bildung d. h. der prov. endung onhar genügen. Die reinste
form redonhar leitet auf rotundus, wovon das sp. redondear
abrunden, das sich in das eben genannte prov. Wort zusam-
menziehen konnte, vgl Bergonha aus Burgundia. Dieselbe
b egriffs ent wicklung , beschneiden aus runden, zeigt auch das
sp. cercenar, s. cercine /., so wie das bret. krenna.
Rognie picard. baumstamm; vom ahd. rona (f., oder
rono m.), mhd. rone (m.J, nhd. rahne (f.) umgefallener baum-
Rogue fr. übermüthig; ein von den Normannen ent-
lehntes wort, altn. hrök-r anmaßend, engl, rogue schelm, wo-
her gael rög. Die wallon. spräche hat aroguer hochmüthig
anreden.
Roide fr. starr; von rigidus, it. rigido.
Roitelet fr. einvogel, goldhähnchen, auch vom Zaun-
könig gebraucht, eine alt hergebrachte scherzhafte benennung
des winzigen mit goldner kröne oder haube geschmückten Vo-
gels, tat. regulus, regaliolus, gr. ßaaiksvg, ßaoifa'axog, rvgav-
vog, it. reattino, sp. reyezuelo, pg. ave rei; individueller: norm.
re-pepin (Menage v. pepin), in Berry roi-bertaud, in Saintonge
roi-bedelet, it. re di siepe. Roitelet (für roi-et-el-et) ist übri-
gens wegen der gehäuften diminutivsuffixe zu bemerken.
Rone e fr. (fj, pr. ronser dornbusch. Die formen bei-
der sprachen sind hier wohl zu wägen: wie fr. ponce, pr.
pomser Gloss. occ. auf pumex, wie fr. pouce, pr. polzer auf
pollex, ebenso leiten ronce ronser offenbar auf rumex, wel-
ches den Römern für ein geschoß, vielleicht ein mit Widerha-
ken versehenes galt (it. ronciglio haken, gleichfalls von
rumex?), vgl. fr. chardon distel und eisenspitze. Diese deu-
tung bestätigt sich durch das occ. roumec = fr. ronce s. Gou-
delin. Von rumex ist wohl auch das pr. ronsar schleudern,
schütteln.
Ronfler fr., pr. ronflar, sie. runfuliari, toscan. ron-
780 ILc. RONGER— ROVER.
fiare, ven. lomb. ronfare schnarchen; derselbe stamm im ahd.
rof-azön, alts. ropizön rülpsen, wohl auch bret. ruflä schlür-
fen, chw. g-rufflar schnarchen.
Ronger fr. benagen. Menage erklärt es aus rodicare,
also mit eingeschobenem n, was aber vor palatallauten im
franz. kaum vorkommt. Besser erkennt man darin ein ge-
meinrom. wort, sp. pg. rumiar, pr. romiar, it. rugumare, mail.
rumegä, wal. rumegä, von rumigare wiederkäuen, eine be-
deutung, die dem altfr. ronger entschieden zukommt : les cha-
moz ki l'ongle ont fendue, mais ne rungent mie die kamele,
die gespaltene klauen haben, aber nicht wiederkäuen Liv. de
Job p.495m.
Rot fr. cat. rülps; von ructus, it. rutto.
Rote altfr., pr. rota, auch altsp. Sanchez IL III. IV.
ein Saiteninstrument, das mit der hand gespielt ward. Unsre
alten hielten das wort für ein deutsches (nomine barbarico
rottam appellantes, s. Graff II. 488, Hoffm. hör. belg. VI. 198),
noch mhd. rotte ; da aber Venantius Fort, die chrotta als bri-
tanna bezeichnet, so scheint sie den Celten zu gehören, die
das wort in der that besitzen : altirisch crot cither, gael. cruit
(f.), kymr. crwth (m), s. Zeuß 1. 171, Dief. celt. 1. 125. Hier-
zu kommt, daß die sache unter den roman. Völkern eigentlich
nur bei den Franzosen einheimisch war, die der rote häufig
erwähnen, Provenzalen und Spaniern war kaum der name
bekannt. JVwr wird man unmittelbare herkunft von rote aus
crot nicht annehmen dürfen: vielleicht gieng, wie Graff auch
schon vermuthet, ein ahd. hrota voraus. S. auch Grimms
gesch. d. d. spr. p. 205.
R o u i r fr. flachs oder hanf rösten d. h. mürbe machen ;
vom ndl. roten rotten mit ders-. bed.
Rover altfr. begehren (diese form und bedeutung be-
reits in S. Eulal, Pass. de J. Chr., S. Leger); von rogare
(ro'ar ro-v-er) sich ausbitten, verordnen, mlat. überh. befeh-
len. Das wort fehlt dem Provenzalen , der Italiäner kennt
rogare nur als juristischen'ausdruck ; ganz üblich ist sp. pg.
cat. rogar, wal. rugä mit der bed. bitten wie um eine gnade.
Aber altfr. rover heißt etwas begehren, wozu man befugt zu
sein glaubt, nicht, wie im span., flehentlich bitten, daher wohl
nie rover (ä) dieu wie sp. rogar ä dios, häufig dex le nous
rueve gott begehrt es von uns. Eine zss. ist altfr. en-
II, c. RU-RUT. 731
ter-ver, pr. enter-var entrc-var fragen, erkunden, walach.
ganz ähnlich intrebä; von interrogare. Vgl oben corvee.
Ru, alt fr. rui rinne, ström; umgestellt aus rivus, wie
tuile aus te[g]ula, henneg. aber rieu, pr. riu, sp. rio, it. rivo,
vgl. rio in einer Urkunde aus Limoges Breq. n. 73 (vomj. 631).
Dimin. ruisseau, gleichsam rivicellus für rivulus , it. ru-
scello aus dem franz.
Ruban band, daher engl, riband ribbon. Die bekannte
herleitung aus dem particip rubens, so daß es rothes band
hieße, scheitert sowohl an der unerweislichkeit dieser bedeu-
tung als auch an dem abgeleiteten rubanier, das in jenem falle
rubandier lauten müste, denn das particip scheint sein d nir-
gends aufzugeben. Freilich ist das wort schwierig, vielleicht
eine zss. mit unserm band wie hau-ban und ra-ban : was sagt
aber alsdann die erste sylbe?
Ruche fr. bienenkorb (ehedem aus baumrinde verfer-
tigt, Adelungs Mithr. IL 69, vgl sp. corcho korkrinde und
bienenkorb), dsgl. rümpf des schiff es (mit dieser bed. auch in
der form rouche), altfr. rusche rusque, pr. rusca ruscha,
piem. lomb. rusca rinde, dauph. ruchi lohe, vb. comask. ruscä
abrinden; ein celt. wort, altir. rüsc Zeuß I. 33, gael. rüsg*,
bret. rusk, kymr. rhisg rinde, bret. rusken bienenkorb. Ahd.
glossen enthalten rusca in der bed. korb, s. Schmeller III. 249,
Graff VI. 224.
R u e r fr. schleudern , se ruer sich stürzen , ndl. ruyen
KU. ; von ruere, das zur ersten conj. gezogen ward, wie dies
auch andern verbis zweiter und dritter, besonders denen auf
üere, schon in der altern spräche geschah, argüer, minüer
und dgl.
Run er flüstern, seltnes altfr. wort: eil qui rune paro-
let priveiement Liv. de Job p.478m; daher sbst. runement su-
surrus 471 'u, vgl. Rob. le diable C. 1fr col. 2. Es ist das ahd.
rünen, nhd. raunen. Auch das altsp. ad-runar errathen,
(Sanchez gloss. zu Berceo), vgl. goth. runa geheimnis, berath-
schlagung wird hieher zu rechnen sein.
Rüste altfr. pr. kräftig, heftig (z.b. rüste dolour Rom.
d'Alex. p. 6, 12), sbst. altfr. rustie, pr. rustat; von rusticus
mit unterdrückter ableitung (Rom. gr. II. 249), vgl. nord. rusti
bauer. Dasselbe wort ist nfr. rustre lümmel.
Rut fr., alt ruit brunst des hirsches (cerf de ruit Chev,
46
738 ILc. RUZER-SAP,
au Hon p. L. Guest 143b); von rugitus, wegen des geschreis,
das er erhebt, mlat. rugire gleichfalls vom hirsch gebraucht.
So mit recht Menage.
Ruzer pr. grunzen (nur rutz S.pers.präs. ind. ist vor-
handen); vom ahd. ruzzan schnarchen.
s.
S a b o t fr. kreißel, hohschuh, saboter kreißein, pr. sa-
botar schütteln. Für sabot gilt henneg. chabot. Aber woher
das wort?
Sade altfr. süß; von sapidus schmackhaft, vgl. das
prov. fem. sabeza für sabeda = sapida. Zsgs. maussade
garstig, für mal-sade.
Safre fr. leckermaul; vom ahd. seifar das wasser im
munde — oder steckt in diesem wort das von Grimm (Haupts
ztschr. VI. p. 6) angenommene goth. vb. safjan schmecken, sbst.
safareis schmecker?
Saie fr. kr atzbürste der goldschmiede ; von seta börste,
pinsel
S a is pr. (fem. saissa) grau von haar. Merkwürdig wäre
es, wenn sich in diesem dem Provenzalen ausschließlich eig-
nen adjectiv das seltene lat. caesius (graulich von äugen)
erhalten hätte. Die richtige form wäre freilich ceis seis, aber
ais für eis ist nicht ohne beispiel , wie plais für pleis (lat.
plexum) bezeugt; überdies konnte das zusammentreffen mit dem
zahlworte seis zu dieser abweichung verleiten.
Salope fr. schmutzig, schlumpig; für slope, vgl. engl.
sloppy schlammig. Die gael. spräche hat slaop schlamperei,
aber das franz. wort ist wohl kein uraltes?
Sambue altfr. pf erdedecke zum gebrauch vornehmer
frauen, s. P. Paris zum Garin I. 298, in späterem mlatein sam-
buca. Es ist das ahd. samboh sambuoh sambuh sanfte, des-
sen Ursprung aber noch nicht aufgehellt scheint
Samedi fr. samstag; zsgz. aus sabbati dies, pr. dis-
sapte, it. säbato, wal. sembete u. s. f.
Sansonnet fr. staar; von dem eigennamen Samson,
also Simsonchen, zum scherz.
S a p altfr. tanne Liv. d. rois 241, pr. wie fr., daher sa-
piixe tannenwald Ch. des Sax, IL p.ll; von sappinus, einer der
H.c. SARGOTAR-SELON. 733
fälle, worin die neue spräche eine lat. ableitung auf ein pri-
mitix) zurückführte , denn auch mit dem synonymen sapium
kann es nicht identisch sein, da dies pr. sapi lauten müste.
Andre beispiele dieser art s. bubbone I.
S a r go t a r pr. kauderwälschen ? Choix IV. 198; für sar-
tagotar von sartago mischmasch von Worten ? Aber bürg.
sargoter ist s. v. a. cahoter. Vgl. auch sard. sarrägu geröchel.
Sartan pr. s. sarten IIb.
Sauge fr. salbei; von salvia, it. sp. pr. gleichfalls sal-
via, wal. salvie salie jale.
Säule fr. (m.) weide. Dafür steht bürg, lothr. sausse,
pr. sauze sautz, it. saldo, wal. salce, sp. salce sauce sauz
saz, bask. saliga, alle von salix Salicis, woher auch fr.sau s-
saie = salicetum. Aber diesen formen ist saule fremd und
hat also wohl seinen Ursprung in dem glbd. ahd. sälaha, ver-
kürzt säla, gespr. salla : ebenso hat gaule in välu seinen Ur-
sprung.
S a v a i pr. schlecht, böse, das gegentheil von pros. Wie
die adjectiva ibri-ai und ver-ai von ebrius und verus stam-
men, so savai von saevus wild, arg, boshaft: e in der ton-
losen stammsylbe ward, wie oft, durch a verdrängt.
Sei er fr. sägen, scie säge, it. sega; von secare schnei-
den, pr. segar u. s. f. ; früher sier, nachher mit rücksicht auf
die etymologie scier geschrieben. Eine andre form ist altfr.
soier, vgl. plier und ployer aus plicare. Dsgl. scion Schöß-
ling z. b. zum setzen, für sicion von Sectio abschnitt, wie wir
sagen schnittling.
S e pr. in den zss. anc-se, de-se und ja-sse s. v. a. die
glbd. anc sempre, de sempre und ja sempre; auch mit prä-
pos. en jasse und per jasse. Abkürzung von se aus sempre
wäre stark und mit keinem entsprechenden falle zu unter-
stützen. Cherubini verzeichnet auch ein mail. pussee, das er
aus piü assai erklärt.
Seine fr. fischergarn ; zsgz. aus seine von sagena, ital.
wie lat
Selon fr. partikel; aus dem veralteten selonc von se-
eundum, gemischt mit longum, fr. long, das die räumliche bed.
von seeundum (längs) ausdrückt. Altfr. sagte man auch so-
lonc, nicht etwa von sublongum (Orelli p.388), denn was
sollte dies heißen ? sondern weil sich das ohr an den weeh-
72* II. c. SEMUMINT—SERTIR,
sei zwischen der sylbe se und so in sejorner und sojorner,
semondre und somondre u. a. gewöhnt hatte.
Semillant fr. lebhaft, unruhig. Aus einer celt. Wur-
zel geformt: kymr. sim voll bewegung, leicht, lose.
Semondre fr., pr. somondre semondre einladen, par-
tic. semons, daher sbst. semonse, somonsa einladung; von
summonere. Aus demselben verbum, nach der 1. conjug. ge-
formt, leitet man auch den gerichtlichen ausdruck sommer:
bei den alten scheint nur semoner (woraus nfr. semonneur),
nicht somoner vorzukommen.
Seran fr. hechel, vb. serancer; leitet Frisch befriedi-
gend vom mnd. schrantsen zerreißen, zerkauen, mhd. schren-
zen, sbst. mndl. schrantse, mhd. ahd. schranz riß u. dgl. Daß
die regelrechte bildung ecrancer gewesen wäre, liegt auf der
hand; diesmal aber fiel das gurgelnde ndl. ch aus und der
anlaut sr ward durch einschiebung gemildert, aber merkwür-
dig ist doch auch das mhd. sranz für schranz.
Serin fr. zeisig; vom gr. osiqtjv, das bei Hesychius
einen kleinen vogel bedeutet, eig. sirene, wegen seines gesanges.
Serment fr. schwur; von sacramentum, altfr. saire-
ment, pr. sagramen u. s. f., lat. eig. Soldateneid, durch die
Soldaten in den provinzen verbreitetes wort, sagt Pott, s. Auf-
rechts u. K. ztschr. 1. 348.
Serorge altfr. schwager; vom adj. sororius.
Serpe fr., veraltet sarpe, gartenmesser die bäume zu
reinigen. Die bekannte herleitung desselben aus dem ver-
schollenen lat. vb. sarpere, wovon Festus sagt: sarpere anti-
qui pro purgare dicebant, ist die einzige, die dem buchstaben
genügt. Den übrigen sprachen ist dies wort fremd, nur der
ltaliäner Ugutio hat sarpa sarculum (hacke), quod et sirpa
invenitur, vgl. sarpa getisen (jät-eisen) Vocab. opt. p. 22b. Aus
lat. scalprum würde es sich nicht ohne zwang erklären lassen.
Nimmt man sarpa in passivem sinne, so muß es, wie sarmen-
tum für sarpmentum, den abgeschnittenen zweig bedeuten, und
dazu passt das sp. serpa ableger, senker: kommt radicales
e für a in dieser spräche auch nur selten vor (alerce, lexos
IL b), so wird es hier durch die franz. form unterstützt.
Sertir fr. einen edelstem fassen ; muthmaßlich von ser-
tum kränz, daher auch mlat. sertare kränzen, einschließen,
eig. mit einer einfassung umgeben? Die neupr. form ist sartir.
II. c. SERVIETTE— SINOPLE. 725
Serviette fr. tellertuch. Servir une table heißt die
tafel mit tellern u. dgl. besetzen (wie lat. ministrare), Service
tafelgeräthe (ministerium) , it. servito tracht oder gang von
speisen, pr. servit überh. dienstleistung : aus diesem partici-
pialsbst. muß serviette (für servitetle, vgl. sp. servilleta) ent-
standen sein, nicht aus dem vb. servire, was gegen die gram-
matik wäre. Die speisen abtragen heißt desservir, daher d es-
sert nachtisch.
Sescha cesca pr. röhr, schuf, auch sp. xisca, in Mur-
cia cisca, bask. sesca, mlat. sisca snid-stroe (agsj in einem
glossar s. Mones anzeig er VII. 151. Es ist celtischer herkunft,
ir. gael. seisg, kymr. hesg, wozu auch ags. segc secg, engl
sedge gehören. Man sehe Armstrong so wie Dief. celt. 1. 97.
Abgel. von sescha scheint altfr. sechon gesträuch Roquef.
Seve fr. pflanzensaft ; von sapa, pg. seve u.s.f.
Sevrer fr. ein kind entwöhnen; von separare, it. sce-
verare.
Siffler fr. pfeifen. Diese form, wofür altfr. auch si-
bler vorkommt, bezieht sich, da im franz. der übertritt des
b in f höchst selten ist, auf das veraltete lat. sifilare, dessen
Nonius gedenkt, s. Schneiders lat. gr. 1. 226, vgl. sibilus , non
sifilus, App. ad Probum in Anal, gramm. ed. Eich, et Enal,
p. 445. Prov. siblar siular, aber auch chiflar, sp. silbar und
chiflar, s. ciufolo I.
Silhouette fr. Schattenriß; eig. name eines finanz-
minister s unter Ludwig XV., dessen Operationen leer waren
wie diese bilder. Man sehe darüber z. b. Sismondi hist. d.
Francais XXIX. 94. 95.
Silier fr. (vb. intr.) das meer durchschneiden, sbst. sil-
lon furche; vom nord. sila furchen, einschneiden, mit erwei-
chung des 1 wie in piller von pilare. Das wort muß weiter-
hin verbreitet gewesen sein, denn mail, sciloira pflüg, piem.
zsgz. sloira, führen sie nicht auf ein altfr. silleoire silloire?
Silier fr. (vb. trans.) einem falken die augenlieder zu-
sammennähen, damit er still sitzen lerne; für ciller von cilium.
S i n o p 1 e fr. (mj grüne färbe in wappen, ein früh in
Spanien eingeführtes wort, da schon J. Febrer z. b. str.205
es braucht, pg. sinople grüner Jaspis. Daneben it. senopia,
pg. sinopla, engl, sinoper röthel, rothe färbe, vom lat. sinopis
rother eisenocker, benannt nach der Stadt Sinope am schwär-
726 II. c. SIRVENTE— SOLIVE.
zen meere. Beiderlei Wörter für rothe und für grüne färbe
müssen eins sein : so wenigstens sah man die sacke vorlängst
schon an, wie Menestrier orig. des arm. p. 339 aus einer hand-
schrift vom j. 1400 bezeugt: sicut et in urbe Sinopoli rubi-
cundum invenitur et viride dictum sinoplum .... synoplum
utrumque venit de urbe Sinopoli; der stoff aber, woraus man
die grüne färbe zog, wird nicht näher angegeben. S. Bernds
wappenwiss. IL 44.
Sirvente fr. (mj, altfr. serventois, pr. sirventes sir-
ventesc sirventesca, daher it. serventese, eine Redergattung
von unbestimmter form, lob- oder rügelied im gegensatz zum
minnelied; wörtlich dienstgedicht , vom partic. serviens. S.
Poesie der troub. p.lll, Wolf über die lais p. 306.
Sitot prov. conjunction für lat. etsi; zsgs. aus si tot
'wenn all, wenn schon, vgl. it. tuttoche.
Soanar pr. s. sosanar IL b.
S o b r i q u e t fr. Spottname, sonst auch sotbriquet geschr.,
so daß es aus sot einfältig und dem sinnverwandten altfr.
briquet (vgl. it. bricchetto kleiner esel) zusammengesetzt sein
könnte : donner un sobriquet ä qqun jemand einen einfalts-
pinsel anhängen. JSur formell passt dazu piem. subrichet adj.
eigensinnig, ärgerlich. Das picard. wort ist surpiquet.
Soc fr. pflugeisen, sech; von soccus, weil es vorn wie
ein schuh gekrümmt ist, mlat. soccus socus, vgl. kymr. swch
socke, schnauze, pflugeisen. Dasselbe wort ist pr. soc und
fem. soca, fr. souche, it. zocco (nach mlat. zoccus zu
schließen) stock, stamm, eig. Untersatz, schaft, wie socle von
socculus, it. zöccolo, sp. zöcalo holzschuh, Untersatz, klum-
pen. Die herleitung aus sublica pfähl würde auf die prov.
form soca schwer anwendbar sein.
Soif fr. durst, altfr. richtiger soi, pr. set, von sitis.
Ebenso stellte sich der linguallaut dar in moeuf von modus,
Maimbeuf von Magnobodus, ahd. Meginbodo.
S o 1 i v e fr. querbalken unter dem boden eines zimmers.
Frisch hält es für eine ableitung aus solum boden, Ducange
für eine aus dem ags. syl säule, allein das sufßx iva wäre
hier unstatthaft. Von sublevare aber, das man etwa noch
heranziehen könnte, war solieve soleve zu erwarten. Isaac
Vossius denkt an sublica pfähl: allerdings konnte mawsubh'ca
sprechen und v konnte die stelle des ausgestoßenen c einneh-
II. c. SOMBRE-SOULAGER. 727
men, wofür das altfr. mendive = lat. mendica ein passen-
des beispiel gewährt; doch ist auch die bedeutung noch zu
bedenken.
Sombre fr. s. sombra 11. b.
Sommeil fr., sonelh pr. schlaf, dimin. von somnus,
gleichsam somniculus schläfchen, eine ableitung, wozu die sprä-
che genöthigt war um som (somnus) von son (sonus) zu
scheiden, in mundarten aber , z. b. in denen von Lothringen
und Berry, hat sich som erhalten. Daher altfr. someilleux, pr.
somelhos, it. sonnacchioso, lat. somniculosus u. a.
Sorcier/r. zauberer, fem. sortiere, altfr. sorcerie zau-
beret; von dem lesen der schicksalslooße (pr. legir sort Choix
III. 193), daher sort (lat. sors) auch Zauberkunst bedeutet.
Sorcier erkläre man sich aus sortiarius, wie it. sortiere, sp.
sortero aus sortarius.
Sornette fr. posse , albernheit ; wahrscheinlich vom
kymr. swrn kleinigkeit, nach Huet vom bret. sorc'hen gefasel.
Auch ein altfr. vb. sorner wird erwähnt.
Soubrette fr. kammerjungfer (im Schauspiel) ; woher ?
Souci fr. bekümmernis, vom adj. sollicitum, mit fort-
gerücktem accent sollicftum bekümmert; vb. se soucier, neupr.
se soucidä, von se sollicitare.
S o u d a i n fr., pr. sobtan adj. und adv. schnell, plötz-
lich; von subitaneus.
Soudre fr. lösen; von solvere solv're wie poudre von
pulvis pulv'ris.
S o u i 1 souille fr. sauschwemme, pr. solh schmutz, sulha
schwein, sulhon meerschwein, fr. souillon schmutzkittel , vb.
fr. souiller, engl, soil, pr. sulhar, venez. sogiare beschmutzen;
auch it. sugliardo, wohl auch sp. sollastre schmutzig. Prov.
sulha ist nebst sulhon offenbar von sucula schwein; fr. souil
kann logisch nicht von suculus, wohl aber vom adj. suillus
herrühren, so daß es urspr. etwas den Schweinen angehöri-
ges bedeutete; hieraus denn auch das vb. souiller eig. schwei-
nisch machen, welches also der herleitung aus einem fremden
elemente (goth. bi-sauljan oder hd. sudeln) nicht nothwendig
bedarf.
Soul fr. ganz satt; uowsatullus, altfr. saoul, pr. sadöl,
it. satollo, chw. saduls, wal. setul.
Soulager erleichtern; nicht = altfr. soulacier, von
-728 IL c. SOUPgON— SUR.
solatium , sondern = sp. soliviar d. i. sub-leviare, also für
souleger durch eine ungewöhnliche Umbildung des e in a.
Soupgon fr. (m.), altfr. soupecon (f.) verdacht; von
suspicio, pr. sospeissö. Altfr. vb. suscher Liv. d. rois p.
338, Ren. I. p.ll, von suspicari.
S o u p 1 e fr. s. soffice II. a.
Sourdre fr. quellen; von surgere aufsteigen, pr. sor-
zer, it. sorgere, sp. surgir. Von dem veralteten partic. sors
ist das sbst. source statt sourse (fj quelle, wofür die alte
spräche auch sorjon (nfr. s u r g e o n sprossendes reis), sor-
dance, die ital. sorgente (f.), die sicil. surgiva besitzt ; ebenso
von resordre resors das sbst. ressource CfO hülfsquelle.
Soventre altfr. partikel für lat. secundum und aus
demselben stamme, vom ablat. sequente, pr. seguentre, chw.
suenter.
S t r i b o r d fr. rechte seite des schiff es, daher sp. estri-
bord; ist das ags. steörbord, engl, slarboard steuerbord.
Sud fr. (le sud Liv. d.rois p. 107), daher sp. sud, pg.
sul (wie sp. ardid, pg. ardil); vom ags. sudh, engl, south
meridies.
Suie fr., pr. suia sueia suga, cat. sutje (m.) ruß. Die
theoretisch ursprünglichste form suga führt auf ags. sötig Qzsgz.
sötg), engl, sooty rußig, vom sbst. söt, woher auch gael. süith
süithe. Eine glosse suia fuligo hat Graff in das deutsche wb.
aufgenommen.
S u i n t e r fr. ausschwitzen ; vom ahd. suizan, nhd. schwit-
zen mit derselben darstellung des anlautes wie in Suisse aus
Schweiz. Über die einschiebung des n in deutschen Wörtern
s. Rom.gr. 1.332.
Suivre fr. folgen; von sequi, it. seguire, sp. seguir,
pr. seguir und segre ; aber altfr. sivir und sivre aus se[q]uire
se[q]uere, vgl. prosevere Form, andeg., später suivir suivre
mit eingeschobenem u, wozu sbst. suite mit versetztem u, aus
altfr. sieute, verführen konnte.
Sur franz. präpos. ; von super, sp. pg. pr. sobre, altit.
sor. Altfr. s o r e seure aber von supra , jene form bereits
im fragment von Valenciennes.
Sur fr. sauer; vom ahd. ags. altn. sür u. s. f., dsgl.
kymr. sur. Daher henneg. suriele, wall, sural Sauerampfer,
ndl. zuuring.
II. c. SÜR— TAI. 720
Sür fr, sicher, alt seür, im Liv. de Job segur; von se-
curus, pr. segur.
S u r e a u fr. Holunder. Sabucus lautet sp. sauco , wal.
soc, pr. saüc, altfr. pic. seu ; da aber der Franzose für na-
men der bäume die ableitung mit arius, dimin. arellus, liebt
(Rom.gr. II. 287), so erwuchs ihm aus seu die form su-reau.
Wie verträgt sich aber damit eine zweite altfr. bildung seur
(: uieur JSouv. rec. p. JubinalJ ? entstand sie durch abkürzung
aus seur-eau, indem man das diminutiv suf fix wegwarf?
Surgia pr. wundarzneikunst ; für srurgia aus cirurgia,
chirurgia , daher altfr. surgien , mndl. surgijn , engl, surgeon
Wundarzt.
Suzerain fr. adj., verbunden mit seigneur, oberlehns-
herr ; nach dem muster von souverain aus fr. sus (lat. susum)
geformt? S. Menage.
T.
Tabarin fr. hanswurst; name eines marktschreiers,
der um den anfang des 17. jh. lebte (Roquefort).
Tabust tabut altfr. pr. lärm, Verwirrung, tabuster ta-
buter, tabustar tabussar, tustar turtar klopfen, beunruhigen, it.
tambussare ausprügeln ; so auch pr. sbst. taburla Lex. rom.
I. 556b, vb. tabornar. Es scheinen onomatopoietische aufto-
bor tambor (trommel) gegründete bildungen, wohin wohl auch
pr. talabust, fr. tarabuster gehören; vgl. mlat. taburcium ta-
burlum für tabor.
T ä c h e fr. (f.) das auferlegte tagewerk, tächer sich be-
eifern. Daß täche für tasche gelte, beweist das glbd. engl.
task, cat. ven. tasca, so wie das pr. tasca tascha zins oder
einkünfte; das nämliche wort ist auch mlat. tasca cpraestatio
agraria' nach Ducange. Auch die celtischen mundarten ken-
nen es: kymr. tasg heißt etwas bestimmtes oder auferlegtes,
gael. taisg bürgschaft. Gleichwohl ist es lateinisch: wie fr.
lache , pr. läse aus laxus , so entstand täche tasca aus taxa
(mlat. für taxatio) und bedeutet das einem zugeschätzte, zu-
gemuthete: klar zeigt diese Umstellung das henneg. tasque =
fr. taxe.
T a i altfr. schlämm Roquef. ; offenbar vom ndl. taai kle-
brig, ahd. zähi, das als beiname des leimes oder lettens ge-
780 II.c. TAIE-TAN.
braucht wird, s. Graft, nhd. zähe, chw. zais. Basselbe wort ist
sicil. taja lehm zum bauen.
T a i e fr. küssenüberzug ; von theca hülle, futteral, wo-
bei man jedoch toie Aubery p. p. Tarbe p. 41 (auch henneg.
und bürg.) als die ursprünglichere form annehmen muß, vgl
noyer von necare. Die herleitung wird bestätigt durch das
churw. teija (teigia), welches futteral und bettzieche bedeutet,
von theca, vgl speija von spica. Auch ahd. ziecha, nhd, zie-
che wird von theca stammen wie ziegala von tegula.
Tainar pr. zögern, säumen, z. b. non tainar redre nach
dem lat. non tardabis offerre Gloss. occ. 299 , trans. verzö-
gern, aufschieben (si o tainas, es pechaz), imperson. me tai'na
mich verlanget, wie il me tarde, ahd. mih langet, sbst. taina
aufschub. Dazu pr. atainar, altfr. atainer verzögern, z. b.
los atainaz tormens nach dem lat. tarda supplicia Gloss. occ.
27, dsgl. reizen, beunruhigen, chicanieren, welche letztere
bedd. das bret. (auf die mundart von Vannes eingeschränkte,
unceltische) atahinein bewahrt; sbst. ataina, alaine, bret. ata-
hin (m). Entstand dies wort etwa, mit ausgestoßenem d und
romanisierter endung , aus dem alten dtschen teidingen an-
beraumen, gerichtlich verhandeln, teidinc d. i. taga-dinc frist
(aufschub), gerichtsverhandlung? Die Verwischung des Wor-
tes dinc wäre nicht stärker als in unserm vertheidigen für
vertheidingen. Von taquiner fr. (hadern) ist es jedenfalls zu
trennen: dies floß aus dem adj. taquin, woneben keine form
tahin statt findet, eben so wenig ein ataquiner neben atainer.
T a 1 e v a s altfr. eine art schilde ; nach Le Duchat um-
gestellt aus dem it. tavolaccio hölzerner schild, von tabula,
also für tavelas ; eine befriedigende deutung.
Tan fr. lohe, tanner roth gerben, henn. teuer, mndl. ta-
nen teynen. Nach Frisch vom dtschen tanne, weil man die
lohe ehemals aus der rinde dieses baumes bereitet habe (und
noch bereitet, Krünitzens encycl. LXVIIL335) ; nach andern
(Dief. celt. I. 142) vom bret. lann eiche, aber tann ist den
cell, sprachen und selbst der breton. mit ausnähme der mund-
art von Leon unbekannt Die isid. glossen haben alia tra-
nata, wofür aluta tanata zu lesen vorgeschlagen wird (Jahrb.
für phil. XIII. suppl. p. 233), die erfurter glossen aluta locus,
ubi pelles in calce pilantur et tanantur (das. p. 273a); das
wort kann also ein ziemlich hohes alter aufweisen.
II. c. TANCHE-TAPIR. 731
Tan che fr. ein fisch, schleie; lat. it. tinca.
Tandis fr.partikel; von tantos dies oder «jowtamdiu?
Für letzteres zeugt die prov. form tandius, vgl. oben quandius.
Tangoner altfr. antreiben, drängen; offenbar das mlat.
tanganare mahnen, anhalten L. Sah, L. Rip., sbst. tanganum,
dem auch in betracht des sufßxes n zunächst steht kymr. ten-
gyn zäh, festhaltend, vgl. Leo über die malb. glosse IL 148
und wegen seines etwaigen dtschen Ursprunges Grimms rechts-
alt, p. 5. Das damit zusammenhangende altfr. adj. t a n g r e
hartnäckig worauf bestehend (z. b. tu es si tangres ke ma
fille fust mariee Roi Flore p. 13) stimmt buchstäblich zum
mhd. zanger hartnäckig , ausdauernd Frisch IL 149a, mndl.
tangher scharf KU., dazu noch it. tanghero, com. tängan
grob, plump.
Taniere fr. höhle wilder thiere; wahrscheinlich, da
man altfr. taisniere tesniere schrieb (s. die glossare zu Re-
nard) zsgs. aus taissoniere dachshöhle. Die erweiterte be-
deutung macht keine Schwierigkeit.
Tante fr. muhme, altfr. ante (nebst der accusativform
antain), pr. amda, lat. amita. Das noch im 16. jh. vorkom-
mende und mundartlich fortlebende ante (auch lomb. ameta
amida, cremon. med da , chw. onda) ward durch das eupho-
nische tante aus der Schriftsprache verdrängt, als es nicht
mehr gestattet war m'ante für ma ante zu sagen und auch
mon ante nicht gewagt ward, das aber doch die nördlichen
mundarten in der form men ante durchgeführt haben, s. He-
cart. Das anlautende t hat also in diesem worte keinen ety-
mologischen grund, es beruht so gut auf einschiebung wie in
a-t-il, voilä-t-il, caffetier u. a. Wall, antin bedeutet grofi-
oheim, großtante, s. Grandg. addit.
Tapir fr. (nur reflexiv) sich zusammenducken um nicht
gesehen zu werden, zsgs. altfr. s'atapir sich verstecken (auch
fig. : quel semblance s'atapissoit souz le pain et le vin s. Ro-
quef.), adj. altfr. pr. t a p i n versteckt, a tapi, altfr. en tapin
Liv. d. rois vermummt, besonders von pilgern gebraucht, da-
her altfr. tapin pilger (vermummter) Ch. d'Antioche IL 53, vb.
tapiner verstecken , vermummen Gar. I. 269 , nfr. en tapinois
heimlicher weise, altfr. en tapinage (qu'ils s'en yront en ta-
pinage ainsi comme en pelerinage Rom. d. I. rose IL p. 67
ed. d'Amst.), mlat. lapinalio. Frisch fühlt in diesen Wörtern
732 II. c. TARGER— TARIN.
einen deutschen auch sonst im vornan, vielfach benutzten stamm
zapf ($. tape Ij, der ein kurzes stück höh, einen keil u. dgl.,
in dem abgel.fr. tapon einen klumpen oder pack bedeutet, vgl.
schwed. tapp bündel: se tapir wäre sich zu einem klumpen
machen, zusammenkauern, sich verstecken: ähnlich heißt fr.
cacher platt drücken, verbergen. Ducange denkt an talpa : se
tapir bedeutet sich verkriechen wie der maulwurf. Solcher
bilder bedient sich die spräche zwar häufig, aber das gegen-
wärtige wäre nicht bezeichnend genug, da kauern doch wohl
als grundbedeutung angenommen werden muß; überdies ist
im franz. die gänzliche Verwischung des 1 bei vorhergehendem
a etwas ungewöhnliches. Das champ. taupin 'heimlich* gibt
sich leicht als eine anlehnung an taupe (talpa) zu erkennen.
Ital. tapino niedrig, armselig, daher tapinare elend leben,
ist vielleicht aus dem gr. lansivog niedrig, demüthig; aber
auch hier bemerkt man eine auf talpa bezogene form mit 1
oder u, talpino, taupino, attaupinarsi Poet d. pr. sec. L 458,
516 u. s. w.
T a r g e r alt fr. zögern, pic. atarger und terger. Ganz un-
passend deutet es Ducange aus targe schild, in beziehung auf
seine hinderliche schwere. Aus tardare bildete man mit itera-
tiver bedeutung tardicare, woraus targer, wie aus judicare
juger, entstand: nicht anders bildete man aus clinare clinicare,
aus pendere pendicare Rom. gr. II. 326. Ähnlich schuf sich
der Churwälsche die intensiven abll. tardinar und tardivar.
In den erfurter glossen p. 267a steht über tricari geschrieben
tarcor, vielleicht das roman. wort in älterer gestalt, indem
aus tardicare zunächst tarcare werden muste, das der Schrei-
ber als deponens, wie tricari, darstellen mochte. Dieselbe bed.
hat kymr. tario, engl, tarry; es thut aber nicht noth dem
franz. wort diesen Ursprung anzuweisen, wenn auch die laut-
lehre nichts dagegen einzuwenden hat.
Tarier alt fr. reizen, quälen ; vom ndd. targen, ndl. ter-
gen mit gl. bed., mhd. zergen reißen, vgl. ahd. zerjan.
T a r i n fr. zeisig. Wenn das deutsche wort, nach Schmel-
ler IV. 287, 288, mit zeiz zart, schmächtig zusammenhängt
und auch der nord. name dieses vogels tita etwas zartes be-
deutet, so wird es nicht zu gewagt sein, das franz. wort, das
in Paris die form terin hat (bürg, tairin), aus dem pic. tere
= fr. tendre fw//. terons = tiendrons) zu leiten.
II. c. TARIR-TENCER, 733
T a r i r fr. pr. trocknen (trans. und intrans.) ; vom ahd,
tharrjan darrjan dörren. Über t aus th s. tasso /.
Tas fr., tatz pr. häufe, schickt, vb. tasser; vom ags.
tass (bei Somner), engl, tass, ndl. tas (f.J kornhaufe, womit
Ettmüller lex. anglos. p. 517 das goth. un-ga-tass (ungeordnet)
vergleicht; dasselbe wort ist gael. dais, kymr. das. In der
bed. handamboß (auch spanj scheint tas im ahd. azzasi werk*
zeug seinen Ursprung zu haben.
Taudir altfr. decken, nfr. taudis hütte, früher auch
schutzgerüste , pic. taudion; vielleicht germanischer abstam-
mung, altn. tialld, mndl. telde, ahd. nhd. zeit, vb. altn. tiallda
zelte aufschlagen.
Taveler fr. scheckig machen; von table, alt tavele,
brettspiel, also einem dinge das ansehn eines brettspiels geben.
T e h i r altfr. s. tecchire IL a.
Teiller fr. hanf brechen; von tiliae (pl.) lindenbast,
gleichbed. altfr. tille Fabl. 1. 404, henneg. tile, wogegen it. ti-
glio auf die rinde des hanfes übergegangen.
Teindre färben; von tinger e, it. tignere, sp. tenir.
Tel er fr. in atteler anschirren, deteler losspannen. Rück*
sieht verdient das von den etymologen angeführte lat. protelum
das anziehen des Zugviehes, protelare in die länge ziehen, und
es wäre dies nicht das einzige beispiel, worin die rom. sprä-
che einen nur in Zusammensetzungen vorhandnen stamm zu
andern Zusammensetzungen benutzt hätte (vgl. oben entamer).
Überzeugend ist diese etymologie freilich nicht, weil die ver-
tauschung der partikel pro mit der partikel ad immer nur die
bed. anziehen, nicht die bed. anschirren, ergeben konnte. Zu-
nächst bietet sich engl, thill deichsei, ags. thihsl u. s.w. ; aber
das substantiv> ist dem Franzosen nicht bekannt und die deut-
schen sprachen selbst haben kein vb. andeichseln gebildet,
woraus atteler entstanden wäre. Dagegen konnte lat. tela,
sofern es weberbaum heißt, leicht auf die deichsei übertragen
werden: das engl, beam z. b. (urspr.baum) hat beide bedeu-
tungen entwickelt. An telum könnte gleichfalls gedacht wer-
den, denn auch dem pfeil ist die deichsei ähnlich, wie sich
denn beide dinge im engl, shaft begegnen; aber diesem worte
ist weniger zu trauen, weil es unromanisch ist.
T e n c e r altfr., tensar pr. streiten, bestreiten, nfr. t a n-
cer ausschelten; participialverbum von tenere tentus in der
734 II. c. TERNE-TIMBRB.
bed. einen satz behaupten, gleichsam tentiare, altfr. auch ver-
theidigen, schützen G. de Viane v. 1657, Mort Gar. p. 32, Ch.
de Rol. u. s. w. Daher altfr. tence, tencon, pr. tensa, tenson,
it. tenza, tenzone. Zsgs. altfr. bestancier, s. stentare II. a.
Terne fr. trüb, ternir trüben, den glänz benehmen ; vom
ahd. tarni verhüllt, tarnjan verhüllen, daher verdunkeln, trü-
ben. Das kymr. tarnu abwischen hat keine ansprüche, theils
weil aus verbis keine adjectiva entstehen (s. vorrede), theils
weil dem abwischen das glänzendmachen näher liegt als das
trübmachen.
Tertre fr.pr. (m.) hügel, altfr. auch teltre, in den Dial.
de S. Greg, ter, wall, tier, beide letztere formen wohl nur ab-
gekürzt. H. Stephanus leitet es vom gr. tsq&qov das höch-
ste. Sollte es nicht eine zss. sein terrae-torus erderhöhung?
Zwar haben composita den ton auf dem zweiten worte, aber
es fehlt nicht an ausnahmen : trefle z. b. von trifölium wäre
dem gegenwärtigen falle ganz analog.
Tiede fr. lau; von tepidus, sp. tibio u. s. f.
Tiere altfr., tieira pr. (noch Uzt tieiro) reihe, ge folge;
vom ahd. ziari schmuck, zier, ags. tier reihe, Ordnung. Ital.
tiera findet sich bei Barberino. Wallon. tir gattung, race (ge-
schlechtsreihe , vgl. razza I.) scheint dasselbe wort: ebenso
entspricht pir dem fr. pierre.
Tiffer altfr., attiffer nfr., auch piem. tifle, altengl
tife Halliw. schmücken, den kopfputz machen; vom ndl. tip-
pen die haarspitzen schneiden, sofern man ein hochd. zipfen
annehmen darf; vgl. comask. zifä via kurz abschneiden.
Tige fr. (f.) Stengel, röhre; von tibia pfeife, ital span.
gleichlaut., wdl. tzeave (serb. tzev).
Tillac fr. verdeck eines schiff es , daher sp. tillä, pg.
tilhä; vom altn. thilia, schwed. tilja, ags. thille, ahd. dili ge-
täfel, boden = nhd. diele, vgl. ahd. thil cima pars navis*.
Woher aber das sufßx ac? Erklärt es sich etwa aus einer
anbildung an das sinnverwandte mlat. astracum estrich?
Timbre altfr. eine art pauken: li tymbres est uns
estrumenz de musique qui est couverz d'un cuir sec de be-
stes, heißt es in einem commentar zu den psalmen Roquef.
poes. franc. p. 127 (1. ed.). Es ist also s. v. a. tympanum,
und muß, wiewohl p nach m sich sonst nicht in b erweicht,
davon herrühren. Die neufr, bed. ist glocke ohne Schwengel
II. c. TIN-TOLE. 735
die, wie die pauke, von außen angeschlagen wird, ndl. tim«
ber. Dsgl. heim auf dem Wappenschild; warum, ist nicht klar,
s. Bernds Wappenwissenschaft IL 349 ; ndl. ebenso timber, sp.
timbre. Sofern es einen pack von 40 feilen ausdrückt (mlat.
timbrium), ist es aus dem dtschen zimber zimmer häufe.
Tin altfr. Roquef., pr. tin und ten schlaf am haupte.
In der limous. mundart tim, dessen m sich prov. in n ver-
dünnen konnte: also von tempus, wofür das mlatein timpus,
zum unterschiede von tempus zeit, vorzog, z. b. timpus in
bibelglossen Graff I. 895 , timpora in einem erfurter glossar
s. Haupts ztschr. II. 205, timporibus in den cass. glossen, vgl.
Voss. etym. P fiel ab wie in lam von lampas. Das roman.
wort erinnert auch an dasglbd. mhd. tinne (n.), s. Grimm III.402.
Tisserand fr. weber, daher it. tesserandolo ; von tex-
tor mit dem suffixe and = ahd. ing ino, wie der franz. ge-
schlechtsname teisser-enc bezeugt, s. Rom. gr. IL 316, vgl. 312.
Altfr. und mdartl. sagt man tissier.
T o c s i n fr. zeichen mit der Sturmglocke ; zsgs. aus altfr.
toquer = toucher rühren, anschlagen, und sein oder seint glocke,
s. segno I. Die prov. form wäre toca-senh, wie die limous.
toco-sen ist.
Toilette fr. putztisch, auch das dazu bestimmte tisch-
tuch; von toile, tat. tela.
Toise fr. (f.) ein längenmaß; eig. die länge der aus-
gespannten arme, von tendere tensus , it. tesa ausspannung,
vgl. unser klafter von klaffen auseinander stehen. Vb. altfr.
teser spannen.
T o i v r e altfr. vieh, z. b. oisiel et toivre Alex. 233, 27,
auch atoivre ds. 282, 28, Ren. I. 44. Nach Grimm Reinh. p.
L1V, myth. 36, vom ags.tiber, ahd. zepar, eig. opferthier, woher
nhd. Ungeziefer d. h. nicht zum opfer taugliches thier, unthier.
Denselben lautübergang zeigt altfr. Toivre vom lat. Tiber.
Aber Weichebedeutung hat a in a- toivre? Und was ist toi-
vre de la nef Parton. I. 27? In seiner hochd. gestalt mit an-
lautendem z hat sich das wort sogar nach Portugal verirrt,
wo zevro zevra ein stück vieh bedeutete, ochse, kuh, kalb,
wenn S. Rosa richtig übersetzt, z. b. in einem lat. foral von
Lissabon vomj. 1179: dent de foro de vaca 1. denarium et de
zevro unum denarium; de coriis boum vel zevrarum dent etc.
Töle fr. (f.j eisenblech; kann von tabula platte, nord-
*36 II. c, TOMPLINA-TRAC.
franz. taule, herrühren: piem. com. ebenso tola, mail. tolla,
vgl. it. fola von fabula.
Tomplina pr. s. tonfano II. a.
Tondre alt fr. zunder s. Roquef, Brut IL 245; vom
altn. tundr, ags. tynder, engl, tinder, ahd. zuntra. Dahin auch
pr. tondres läppen Gloss. occ.
Tonnerre fr. (m.), pr. tonedre donner; von tonftrus,
altsp. tom'dro Alex.
Tonte fr. Schafschur; von tondere, ebenso zu beurthei-
len wie pente, s. daselbst.
Top in tupin fr. (mdartl), topi pr. gefäß zum kochen;
nhd. topf, ndl. dop schale, vgl. Grimm IL 48u.
T ordre fr. drehen; von torquere, it. törcere, pr. tor-
ser, also für torc're torsdre. Zsgs. altfr. bestordre ver-
drehen, bestors schief.
T o u e r fr. ein schiff am seile ziehen, bugsieren, daher
wohl sp. pg. atoar; vom gleichbed. engl tow, sbst. tow seil
= ags. tov tav werg. Von touer ist das sbst. toue nachen,
der als fähre dient.
Touffe fr. busch gleichartiger dinge z.b. federn, blu-
men, haare, daher engl, tuff Halliw., tuft (zunächst aus pic.
touffette), kymr. twf. Dem ags. thüfe (fj keim, laub, oder
dem ndl. tuif (f.) schöpf wäre nur ein fr. tufe oder tuffe ge-
mäß; letzteres zwar führt Roquefort an, aber nur die neu-
franz. form kann hier maßgebend sein. Das wort ist aller-
dings deutsch, von demselben stamme, dem auch unser zopf
d. i. haarbüschel, altn. toppr, angehört: ein ahd. zupfa ist
zwar unnachweislich (vgl. heriszuph ccollecta' Grajf V. 641),
aber das Schweiz, zuffe pack (was man mit der hand zusam-
menfaßt) kann dessen stelle vertreten. Hiernach ist touffe
eine halb hochdeutsche form für touppe, buchstäblich das it.
zuffa. Merkwürdig besitzt auch der Walache ein wort tufe
busch, Strauch, wohl nur das gr. Tvcpy s. v. a. dv&?jX?i bü-
schel an pflanzen.
Trac, ein in nicht wenigen zum theil unfranzösischen
Wörtern vorliegender stamm, ist vielleicht in verschiedene wur-
zeln zu zertheilen. Die Wörter sind hauptsächlich folgende.
Franz. trac spur des wildes, gang des pferdes, geräusch ei-
nes feder Strichs, engl track spur, geleise, span. traque lauf-
feuer, comask. trach klaps wie von einer zuschlagenden falle3
II. c. TRAILLE-TREF. 737
fr. traquer einen wald umstellen um das wild in die netze zu
treiben (traquer un lou?) , detraquer aus dem gange bringen,
verrücken, traquet f allstrick, dsgl. mühlklapper , sp. traquear
klappern, schütteln, it. traccheggiare (buchstäblich dasselbe
wort) trödeln, tändeln, occit. tracane Schlendrian, fr. traque-
nard gang des zeiters, dsgl. ein tanz, tracas unruhige bewe-
gung, tracasser hin und herlaufen (kein compositum mit trans,
es würde alsdann eher trecasser lauten). Zu den meisten
dieser Wörter passt logisch das ndl. treck zug, strich, feder-
strich, fang, an dessen stelle man sich aber besser ein hochd.
trach denkt (ob. mhd. trechen, prät. trach Grimm I\ 939),
namentlich fügt sich detraquer gut zu ndl. vertrekken ver-
rücken, verschieben, woher unser nhd. vertrackt. Zu ver-
gleichen ist auch das wurzelverschiedene nord. tradk häufige
spur der fuße, tradka auf etwas treten.
T r a i 1 1 e fr. fliegende brücke. Die übliche erklärung
aus tiraille wird weder durch ein it. tiraglia, sp. tiraja unter-
stützt, noch durch eine form trailler für tirailler bestätigt
Ein formell tauglicheres etymon ist das von Varro in der bed.
traha bemerkte tragula. Die Provenzalen besitzen tralh =
fr. traine. Vgl. trailla IL b.
Träle fr. ein vogel, drossel Dict. de Trev., alt trasle
Roquef; vom ahd. throscela, ags. throsle, engl, throstle, altn.
thröstr, obd. draschel. Dasselbe heißt mail. dress, vgl. ags. thrisc.
Trape fr. (bei Nicot u. a.), dsgl. tr apu untersetzt, dick
und kurz. Vielleicht darf man bei der im franz. sehr gewöhn-
lichen Umstellung des r an ir. gael. tarp klumpen, kymr. talp, er-
innern, aber ein adjectiv wäre willkommener. Und so erklärt
es sich besser aus ahd. taphar, in älterer form tapar, schwer
von gewicht, ansehnlich, nhd. tapfer, vgl. taphari klumpen, zu-
mal da auch dem vb. tapfern maturare (in einem wb. von 1282
Schmellerl. 451) ein fr. traper egregie succrescere Dict. de Trev.
(gleichfalls von fruchten gebraucht) entspricht. Trape von ta-
par ist wie tremper von temperare.
T r e f altfr., trap pr. hütte, zeit ; von trabs balken, pars
pro toto, vgl. Papias tenda, quae crustice' trabis dicitur. Für
die bed. balken gilt altfr. gleichfalls tref, pr. trau. Daher
altfr. atraver = loger Ch. d. Sax. IL p. 42 (vgl. travar L), pr.
destrapar abspannen, wofür man destrabar erwartet hätte. Die
ital. spräche hat trabs in t r a b a c c a erweitert.
47
7$8 II. c. TRÄFONDS— TRICOTER.
Trefonds fr. grund und boden; von terrae ftmdus.
Treille fr., trelha pr. weingeländer, daher treillis gu-
ter (cgi. traliccio L); von trichila mit ersterer bedeutung.
Tremousser fr. sich lebhaft hin und her bewegen ;
participialverbum, von transmovere transmotus,g/e£c/isamtrans-
motiare. Die partikel ist hier ausdruck des Übermaßes wie
in Iressaillir.
Tremper fr. , trempar pr. einweichen; für temprer,
temprar von temperare mildern.
Treper triper altfr., trepar pr. hüpfen, springen; ein
mehreren sprachen eignes wort: ndl. trippen, nhd. trippeln,
engl, trip, kymr. tripio, bret. tripa. Daher nfr. trepigner trap-
peln, das aber ein nomen trepin voraussetzt (s. cligner 11. c),
altfr. trepeiller hin und herlaufen, unruhig sein, trepeil Un-
ruhe, pr. trepeiar zappeln.
Tresor fr. schätz , von thesaurus , it. sp. tesoro , pr.
thesaur, aber wald. tresor Hahn 564. Diese form mit einge-
schobenem r, die auch das neap. trasoro zeigt, ist alt, da sie
in dem aus dem roman. entnommenen ags. tresor und ahd.
treso triso hervortritt. Aber vielleicht ist r nicht einmal von
außen hereingezogen, sondern hat seinen guten etymologischen
grund. In den hss. des Plautus begegnet man der form then-
saurus (s. Plaut, rec. Ritschi I. p. CHI), dieselbe bietet auch
eine römische inschrift , offenbar eine im latein. ganz übliche
form, denn auch Flav. Caper (Putsch p. 2239) sagt thesaurus
sine n scribendum*. Diese form setzte sich in Frankreich fest,
man bemerkt sie z. b. in einer sehr alten messe (ed. Mone
p. 47), ja noch das heutige bretonische kennt tensaour, s. Bar-
zas Breiz I. 38 (2. ed.). Aus tensaur aber ward tresaur, in-
dem t das n an sich zog , welches zugleich in das bequemere
r übertrat, vgl. frestra für fnestra fenestra Gloss. Placid. et
Papias, ähnlich trotter aus tlutare tolutare.
Treteau fr. ein gerüst oder gestell, bock, alt trestel,
engl, trestle; vom ndl. drie-stal dreifüßiger sitz (ahd. dri-
gistelli ?). Über fr. t = hochd. d s. tasso /.
Tricoises (pl.) fr. zange der huf schmiede; stimmt zu
ndl. trek-ijzer zug-eisen. Vgl. treccare I.
Tri cot er fr. stricken, tricot gestrickte arbeit. Nicht
wohl passt dazu mit seiner bedeutung das lat. trica, pl. tri—
cae, Verwirrung, wenn man auch neben detrier und intriguer
II. c. TRIER-TRIGAR. 739
eine dritte form mit c zuläßt, die im sp, estricote (Verwir-
rung) anerkannt werden mag, Vielleicht ist hier einer der
seltnen fälle anzunehmen, worin s impurum anlautend schwand
(so pämer für epämer), indem das wort aus dem ndl. strik
schleife, masche, strikken knüpfen, abgeleitet ward, welche an-
nähme durch die unverkürzte bildung etriquet fischergarn,
die das Vorhandensein dieses deutschen Stammes im franz. dar-
thut, noch besonders gestützt wird. Wie verhält sich aber
dazu trique Iricot knüttel, mundartl. tricoter prügeln?
Haben diese ihren grund in dem ndl. strijken d. i. streicheln,
streichen, strijker Streicher (prügel)? altfr. estrique in der
mundart von Douai ist Streichholz, mhd. striche.
Trier fr., pr. cat. triar auslesen, auswählen, daher
engl try, altit. triare Brun. hat. ed. Zannoni p.63; sbst. trie,
tria. Frisch sieht darin Umstellung von tirer, es wäre also
eine nebenform zum ausdrucke einer bestimmten bedeutung.
Unzweifelhaft läßt sich aber auch dieses wort dem latein.
sprachstoffe zuwenden. Granum terere heißt körn ausdreschen:
dem entspricht pr. triar lo grä de la palha das körn von dem
halme absondern, triar lo gran de la flor s. Lex. rom. , cat.
triar el arroz reis auslesen : aus dem neu geformten frequen-
tativ tritare also, welches der Italiäner besitzt und ihm die
bed. zerreiben, ftg. genau untersuchen, beilegt, entsprang triar.
Bestätigung bringt das auf tritulare weisende henneg. trilier
s. v. a. fr. trier. Das piem. trie hat franz. form und ital.
bedeutung. Wegen des ausgefallnen t vgl. man noch tria via
Gloss. paris. für trita via Graff III. 4.
Tri foire altfr. (f.) kunstreiche einfassung in gestalt ei-
nes porticus ; mlat. triforium von tri und fores dreithürig s. Du-
cange s. v. Beispiele sind: im lit, dunt li pecim e li limun
furent al overe Salemun taillies ä or et ä Irifoire Mar. de Fr.
1.62; cele piere ... de tres fin marbre fait' estoit... si fu
entaillie environ de la trifoire Salemon R. Flore v. 565. Über die
opera Salomonis, altsp. salmoniegos, s. Ducange v. Salomon.
Tri gar pr. aufhalten, lomb. trigä, neap. tricare; zsgs.
pr. destrigar, altfr. detrier hemmen, hindern ; vonXvicm Schwie-
rigkeiten machen, indem das intransitiv zum transitiv ward;
sbst. comask. trigon zögerer = lat. trico ränkemacher , bei
Lucilius, fr. trigaud dass. Sowohl tricare wie detricare in
rom. bedeutung steigen in das älteste mlat ein hinauf, z.b. L. Sah
740 II. c. TRINGLE— TROU.
si quis alienum servum battiderit et ei insuper 40 noctes tri-
gaverit opera sua. Kymr. trigo bleiben, zaudern.
Tringle fr. (f.) vorhangsstange , leiste; mlat. taringa,
von unbekannter Herkunft (Menage).
Trissar trisar pr. zerreiben, zerstoßen; participialver-
bum, von terere Iritus (tritiare) wie aussar von altus. Im ital.
findet sich nur tritare, nicht trizzare; das sp. triza (krüm-
chen) aber deutet auf ein verschwundenes trizar.
T r o , prov. partikel für lat. tenus, vollständiger e n t r o ;
von intro cin das innere\ In gleicher bed. kennt die comask.
mundart tro, die' altspan. entro. S. oben jusque.
Trogne fr. (f.) drolliges oder häßliches gesicht Man
hat darin das kymr. trwyn (m.), com. Iron schnauze (s. be-
sonders Dief. celt. I. 144) erkannt; als etymon liegt fast noch
näher das mit den celtischen formen identische altn. triöna (f.),
dän. tryne rüssel, vgl. mhd. triel Grimm l3. 481 ; ndl. tronie
mag aus dem franz. sein, wie ndd. troonje Brem. wb. Norm.
trogne heißt bauch.
T r 6 1 e r fr. sich herumtreiben, (transit.) herumschleppen.
Vollkommen das dtsche trollen, engl, troll trowel, kymr. trölio,
drehen, rollen, welchen man vielleicht eine celt. würzet (tro
Wendung) unterlegen darf , doch ist dabei der diphthong des
älteren fr. trauler und des occit. s'entraulä 'sich fortmachen
in erwägung zu ziehen, das an lat. it. travolare (vorüber
fliegen, vorbei laufen) mahnt.
Tron altfr. pr. firmament, z. b. tant com li trosnes
avironne, alles was das firmament umgibt Rom. du C. de Poit.
p. 62; estela que lhutz el tro stern der am himmel leuchtet
G.deRouss. p.190; daher mndl. troon, z. b. dat men sterren
sach an den trone Steenwinkel zu Maerlant IL 31 ; onder she-
mels throon Rein. v. 5470 und Clignetts bydr. gloss. = altfr.
desos le tron Parton. 1. 59, pr. sotz lo tro. Weder tron don-
ner, noch lat. thronus passen logisch dazu, es mag ein alt-
einheimisches wort sein, kymr. tron kreiß, rundung.
Tr ou fr., traue pr., trau cat. loch, trouer, traucar durch-
löchern. Die prov. form, die sich auch schon im mlat. trau-
gus der L. Rip. vorfindet, läßt die herleitungen aus gr. iqvsiv,
aus goth. thairkö oder aus kymr. trwyd nicht aufkommen, wie-
wohl sich kaum besseres wird vorbringen lassen. Die fol-
gende geht wenigstens mit den Sprachgesetzen. Prov. trabu-
II. c. TROUBLE^-VAGUE. 741
car heißt stürzen, von buc rnmpf; hatte"dies subst. auch die
allerdings nicht erweisliche bedeutung des entsprechenden it.
buco loch, so konnte trabucar durchbohren heißen (vgl it. tra-
forare) und diese bedeutung konnte sich durch eine besondre
form, das zsgz. traucar (vgl. das einsylbige aul aus avol)
aussprechen.
Tr o üb 1 e fr. (m.) unruhe, Verwirrung, vb. troubler, alt fr.
auch tourbler & b. Rom. du C. de Poit. p. 51; von turbula
schwärm.
Truiller altfr. bezaubern Fabl IL 83: tant le truilla
et le charma; vom glbd. altn. trölla, sbst. troll, mhd. troll
zauberhaftes wesen.
Trusar truisar trussar pr., ebenso lomb. trusä trussä,
zsgs. pr. atruissar (atriusar Gloss. occ.) stoßen; tat. trusare,
trusitare,
Turbo t fr. ein seefisch, Steinbutte; so auch engl, tur-
bot, kymr. torbwt, gael. turbaid, mndl. turbot, nndl. tarbot.
Wie der Grieche sein Qo/ußog wirbel, kreißet, spüle, wegen
einer ähnlichkeit der form auf einen fisch aus der gattung
der butten übertrug, so that, nachRuet's ansprechender ver-
muthung, das mittelalter mit dem glbd. lat. turbo, dem es nur
das rom. suffix ot anfügte.
Turlupin fr. alberner witzling; name eines Possenrei-
ßers unter Ludwig XIII. (Menage).
v. w.
Va c arm e fr. (m.) geschrei, lärm; von der mndl interj.
wach-arme d. i. weh armer, s. Ferguut p. 290, Grimm III. 296.
Die franz. spräche kennt diesen ausruf nicht: wo er vor-
kommt, nämlich bei G. Guiart, wird er als belgisch angeführt :
en criant wacarme, qui vaut autant com dire helas, s. Car-
pentier v. wacarme, vgl Ren. IV. p. 239 Flament seut, si cria:
waskarme , hiere Renart goude kenape ! Die form vacarme
erklärt sich übrigens als dissimilation für gacarme, vgl. den
folg. artikel.
Vague fr. (f.) woge; sicher vom ahd.w&c, goth. vegs,
mndl. waghe, dessen streng franz. gestaltung gague durch dis-
similation, zur Vermeidung des mislautes , in vague abgeän-
dert ward, in dem mundartlichen wague aber noch zu er-
748 II. c. VARANGUE— VEIAIRE.
kennen ist. Aus Frankreich eingeführt scheint altpg. vagua
Canc.ger., npg. vaga.
Varangue fr. (f.) das erste der im kiel befestigten
seitenstücke eines schiff es; vom schwed. vränger (plur.) rippen
des fahr zeug es, nach Die f. goth. icb. IL 590.
V a r e c h fr. meergras, dsgl. gesunkenes schiff, pr. varec
in erster bed.; aus dem engl, wrack schiff strümmer, ags. \r&c
etwas ausgestoßenes.
V au d ev ill e fr. Volkslied, liederspiel; entstellt aus Vau-
de-vire gegend in der JSormandie , wo Olivier Basselin am
ende des 14. jh. die so benannte liedergattung aufbrachte,
s. die ausg. von Du Bois p. 13.
Vautrer fr. (nur reflexiv) sich wälzen; in den wbb.
des 16. jh. veautrer voutrer voitrer , im Ren. IL p. 124 vol-
trer = it. voltolare, von volvere.
Veau fr. kalb, alt veel, von \\ie\\us; daher velin zar-
tes weißes pergament von kalbshaut, veler kalben,
Veaus viaux viax u. s. w. altfr. partikel, nicht für lat.
igitur, wie Rom. gr. IL 412 irrig angenommen ward, sondern
für lat. saltem: doinst veaus une carile gewähre wenigstens
eine gnade Parton. 11.87 ; dites moi viaus un seul pechie sag'
mir wenigstens ein einziges vergehen Fabl. 1.318; dites nous
viax que hom il in IV. 41. Das alte Alexiuslied str.90 hat die
einfachere form vels : set a mei sole vels une feiz parlasses
hättest du doch nur einmal mit mir gesprochen. Das wort
ist das lat. vel in seiner intensiven bedeutung (auch, selbst),
mit angefügtem adverbialem s. Es verbindet sich mit si, altfr.
sivels (siveals Liv. d. rois p. 165), pr. sivals sivaus (ent-
stellt aus sivels wie vas aus ves vers) cwenn wenigstens, wenn
auch nur*. Vgl. veruno IL a.
Veiaire viere altfr. (m.) , pr. veiaire, auch altspan.
(s. Canc. de Baena, wo vejaire steht) urtheil, ansieht, dsgl.
gesicht , antlitz. Überträgt man es ins latein., so passt es
buchstäblich nur zu vicarius , das im mittellatein richter be-
deutete: wie aus arbiter arbitrium, so konnte aus vicarius
ein neutrum vicarium abgeleitet werden, und wie arbitrium im
pr. albire nicht mehr rieht er spruch , sondern meinung heißt,
so auch veiaire, womit zuletzt auch die miene, das antlitz
benannt ward; unser gesicht ist gleichfalls ein abstractum.
Die deutung mag seltsam scheinen, aber Yeiaire weist gebie-
II. c. VELOURS—VERNE. 743
terisch auf latein. Ursprung , aus vi der e aber konnte es sich
nicht gestalten. Honnorat kennt ein veraltetes vigaire, was
diese deutung unterstützt. Genau genommen steht pr. veiaire
für veiairi wie albir für albiri. Das wort hat sich erhalten
im wallon. vir, das zu viere passt wie pir zu pierre: ä la
vir heißt aufs geradewohl (auf die meinung, ohne Überlegung).
Velours fr. (m.) sammet. Ohne zweifei ist r einge-
schoben, noch Nicot schrieb veloux velous, das nebst villuse
bei Matth. Paris entschieden auf lat. villosus führt. Die ital.
form ist velluto, die span. veludo, eine altfr. vellu-eau, von
villutus, daher auch das nfr. vb. velouter, dessen ou aber
wieder in villosus seinen grund haben muß.
V e n a i s o n fr., venaisö pr. wild, wildpret; von venatio.
Vendange fr., pr. vendanha, bret. bendem Weinlese;
von vindemia.
Vent d'amont Ostwind, vent d'aval Westwind; so
genannt, weil der osten Frankreichs höher, der Westen tiefer
liegt. Das entlehnte pg. vendaval hat die bed. Südwind.
Verglas fr. (m.) glatteis; von verre (m.) und glace
(f.), wörtlich glas von eis, das genus durch den hauptbegriff'
bestimmt.
Vericle fr. (f.) falsche edelsteine; gleichsam vitricu-
lum, plur. vitricula, von vitrum.
V er jus fr. saß unreifer trauben; zsgs. aus vert jus
grüne brühe.
Vernassal pr. niedrig (im fig. sinne) s. Lex. rom.,
Gloss. occ, Choix V. 67; = vern-ass-al von verna sklave?
Vgl. Gloss. Isid. vernacellus qui suscitat (l. lusitat Ducange)
per dies festos.
Verne fr., mundartl. vergne, alt berne Roquef., pr.
verna vern, auch piem. verna, erle, eller. Von arbor verna,
weil er mit den ersten blüht , wie auch die birke nach der
Jahreszeit maie heißt? Aber deutlicher geht das wort aus
dem celtischen hervor. Kymr. gwern (f.) bedeutet sumpf (bei
W. Richards, fehlt bei Th. Richards), coed gwern erlen d. i.
sumpfbäume, auch schlechtweg gwern , sing, gwernen , schon
bei Taliesin (s. Owen), dsgl. bret. gwern, ir. feärn, womit in
letzterer spräche auch der buchstabe f benannt wird. Man
sehe Ducange v. alnum, Adelungs Mithr. II. 76, Dief. celt. L 47.
Das celt. wort bedeutet auch den mast des schiffes? vgl altfr,
744 _ II. c. VERON— VEULE.
en sum ces maz e en cez altes cvernes' asez i ad carbun-
cles e lanternes Ch. de Rol. p. 101 , wo es gleichfalls mast
oder etwa segelstange heißen muß.
Veron fr. ein kleiner bunter fisch, elritze; besser vai-
ron, von varius bunt.
Verrat fr. pr. eber; von verres, altfr. ver Gloss. de
Lille p. 10b, aber ferrat (für verrat) schon in den cass. glos-
sen. Andre bildungen sind henneg. verrou, verau, verrot, sp.
verraco, pg. varräo.
Verrou verrouil fr., verrolh pr. riegel; von veruculum
kleiner spieß. Prov. ferrolh, pg. ferrolho, sp. herrojo, wal-
lon. ferou können sehr wohl von ferrum abgeleitet sein oder
doch den anlaut daher entlehnt haben.
Verve fr. (f.) laune, eigensinn. Auf einer lat. inschrift
findet sich verva mit der bed. widderkopf, eig. als zierath
an denkmälern (Orelli inscr. lat.), daher das franz. wort, des-
sen begriffsent Wicklung das it. Capriccio aus caper erläutern
kann. Seltsam ist die piem. form verver s. Zalli.
Vesce fr. wicke; für vece, von vicia, it. veccia.
Vetille fr. kleinigkeit, bagatelle, vetiller sich mit un-
nützen kleinigkeiten beschäftigen ; auch piem. vetilia, vb. ve-
tilie. Man leitet vetiller mit hülfe einer starken syncope wohl
von vitilitigare rnuthwillig zanken. Bessere ansprüche hat
vielleicht vitilia geflochtene Sachen, körbe u. dgl. (sachen von
geringem werthe), vgl. wegen der bedeutungen lat. gerrae
1) geflochtene sachen, vitilia, 2) possen, vetilles (wozu Festus
eine etymologische sage mittheilt).
Veule fr. weich, schwach. Bei den alten hieß es ei-
tel, leer : tant iert fiers, cointes et veules Roquef. s. v. , und
allitteriert gerne mit dem synonymen vain : veulz et vains l. c,
womit lat. inanes übersetzt wird; noch jetzt nennt man einen
allzu leichten boden terre veule. Eine altfr. form ist vole,
z. b. bei Rutebeuf V. 167 pensee vole; ihm ist auch der aus-
druck vain ne vole sehr geläufig. Diese form muß hier den
weg zeigen, veule konnte daraus entstehen, nicht umgekehrt.
Völe aber ließe sich aus frivolus erklären, erlaubte sich die
franz. spräche so starke abkürzungen. Aber herkunft aus
dem subst. vola (hohle hand) ist zulässig, entweder so, daß
man das hohle für das leere nahm, oder daß das adjectiv aus
dem compos. van-vole nichtige sacke (vana vola) Ren, 1 147
II. c. VIANDE-VIGÜIER. 7iö
herausgezogen ward, indem man dies in vain et vole, vole et
vain zerlegte. Dieser deutung ist die endung e, sofern sie
lat. a entspricht, günstig,
V i a n d e fr. fleisch zur nahrung , urspr. und noch in
den wbb. des 16. jh. lebensmittel, von vivenda in unpassen-
der anw endung ; pr. vianda, it. vivanda, zsgs. provianda
proviant, verrathen mit der abl. and offenbar franz. herkunft.
Fleisch also ward als das eigentliche nahrungsmittel betrachtet,
wozu die vergleichung des engl, meat aus ags. mete (speise)
nahe liegt. Dem heutigen viande entspricht in der alten sprä-
che carn durchaus: tut te durai . . . pain e carn e vin alles
will ich dir geben, brot, fleisch und wein Ch. d' Alexis 45.
Vias altfr., pr. viatz, zuweilen vivatz geschr., adverb
für lat. cito; von vivax vivacis, oder besser, da man sonst
gegen die bildungsregel den ablativ zu gründe legen müste,
vom comparativ vivacius, der sich dem lat ocius, dem mlat.
citius Gloss. Ker. u. s. w. vergleicht, eine von der uralten form
vivaziu Gloss. cass. unterstützte annähme. Die neuprov. mund-
art spricht dafür vivacer viacer. — Das zweisylbige vias
hätte von Orelli nicht mit dem einsylbigen viaus (s. oben veaus)
verwechselt werden sollen; beide sind ganz verschiedenes
Stammes.
Vidame fr. stiftsamtmann ; von vicedominus , woher
auch unser vizthum.
Vi de fr., altfr. cat. vuid, pic. wide, pr. vuei voig, wal-
lon. vud, chw. vid leer, von viduus mit versetztem ersten u;
vb. vider, alt vuidier, pr. vuiar voidar, cat. vuydar (buidar
J. Febrer str. 154) leeren, von viduare; zsgs. devider abhas-
peln, alt desvuidier Nouv. rec. p. Jubin. I. 174. Vuit reimt
altfr. auf cuit und noch P. Ramus cap. 5 erkennt in vuider
denselben diphthong wie in puiser: darum ist nicht etwa an
das ahd. wit (pastus, vacuus) zu erinnern und das pic. wide
dabei anzuführen , dessen w das alte vu vertritt. Anders
gestaltete sich viduus vidua in veuf veuve, pr. veuva vezoa,
sp. viuda, pg. viuva, it. vedova, wal. veduve.
Vi dinier fr. eine abschrift beglaubigen; von vidimus
wir haben es gesehen, verglichen.
Viguier fr. pr. richter, Schultheiß, sp. veguier; von
vicarius Stellvertreter des grafen in dar fern und kleineren
Städten.
746 II. c. VIGNOBLE— VOYER.
Vignoble fr. (m.) mit reben bepflanzter landstrick
Entstellt aus vignole (f.) = it. vignuola Meiner Weinberg?
aber dies eingeschobene b könnte sich nicht einmal mit cha-
suble rechtfertigen, das aus it. casupola entstand. Nur als
compositum läßt sich das wort verstehen und als solches passt
es buchstäblich zu vini opulens mit weggeworfenen endcon-
sonanten wie in serpe von serpens, also weinreich , etwas
weinreiches, Weingegend. Ist die deutung richtig, so muß die
entstehung des Wortes hoch hinaufgehen, da opulens kaum
romanisch ist (it. opulente), ein mlat. vinoblium reicht nur
in das 13. jh. hinauf.
Vilebrequin traubenbohrer ; nach Frisch vom ndd.
winboreken, vgl. nhd. windelbohrer und mndl. wimpel-kin
(engl, wimble). Dem entspricht augenscheinlich sp. berbi-
qni, pg. berbequim, pic. biberquin u. s. w.
Viorne fr. (f.) mehlbeerbaum ; von viburnum, it. vi-
burno.
Vis fr. (f.) schraube. Man zieht es aus dem rom. vb.
virer drehen, aber daraus entsprang kein feminin dritter decl.
vir und endlich vis. Eher wäre man berechtigt an das lat.
vis (gewalt) zu denken, da das franz. wort zumal die schraube
an der presse, den zwang oder druck derselben bedeutet. Un-
bedenklich aber ist folgende herleitung. Prov. vitz, altfr. vis
heißt Wendeltreppe , also etwas spiralförmiges, offenbar das
lat vitis ranke der reben und anderer gewächse, die sich spi-
ralförmig hinaufwindet, ital. vite ranke, schraube, altfr. viz
luv. d. rois p. 360, auch piem. vis oder vi in letzterer bed.
Voeu fr. (m.) gelübde; von votum, pr. vot; daher vb.
vouer geloben, pr. vodar. Zsgs. ist avouer, pr. avoar be-
willigen, gestehen, sbst. aveu ; devouer widmen, lat. devolare.
Voire altfr. pic. adv.; von lat. vere wahrlich.
Voiture fr. fuhrwerk; von vectura das fahren, it.yet-
tura.
Volpilh pr. feige, verzagt, das gegentheil von arditz
Choix III. 256; adj. aus dem sbst. vulpecula füchschen, das
sich auf auswege verstehende, der gefahr ausweichende thier,
in der L. Sal. ein Schimpfwort (si quis alterum vulpiculam
clamaverit etcj. Die altfr. spräche braucht ihr golpil nicht
in diesem sinne, wohl aber das vb. goupiller feige handeln.
Yoyer /h wegeaufseher ; von Yiarhis, Aber in älterer
II. c. VOYER-ZESTE. 747
bedeutung trifft es zusammen mit vicarius und scheint daraus
entstanden, s. Ducange v. viarius.
V o y e r fr. in convoyer geleiten, envoyer senden, sbst.
convoi, envoi; von con-viare, in-viare, letzteres bei Solin.
Das it. convojare (convogliare) ist dem franz. worte nach-
gebildet.
Vrai fr., altfr. pr. verai wahr; nicht von verax, es setzt
vielmehr veracus voraus, wie aus ebrius ebriacus, pr. ybriai
Choix III. 169, erwuchs. S. Rom. gr. IL 247 und vgl. Cambrai
aus Cameracum, Douai aus Duacum.
Vre der fr. hin- und herlaufen; von \ er edus postpferd,
vgl. sp. vereda II. b.
Welke altfr. ein schalthier, seemuschel Mar. de Fr. IL
p. 102; vom ags. veolc, engl, wilk, mndl. welk dass.
W er b 1 e r werbloier altfr. : si bei werbloie, si bei chante
Fabl. I. 299 ; vom dtschen wirbeln (mit der stimme), ndl. wer-
velen, engl, whirl.
Wigre altfr. speer Ch. de Rol; vom gleichbed. altn.
vigr oder ags. vigar vigur (vig-gär kampf-speer?)
Wilecome eine altfr. begrüßung , vb. welcumier; im
12. jh. eingeführtes wort, ags. vilcume, vilcumian, engl, wel-
come, dtsch willkommen, bewillkommnen. Vilcom hieß auch
der becher, den man dem gaste zubringt, ital. (nach Redi)
b el 1 i co n e , nfr. aber vidrecome. S. Frisch IL 448b.
z.
Zeste fr. (m.) der s. g. sattel im innern der nuß, der
sie in vier theile spaltet. Das wort , dessen herkunft noch
unermittelt scheint, entstand aus schistus (a/iarog) gespalten,
aber in activen sinn (etwas spaltendes) übergetreten , wenn
nicht urspr. die nußtheile selbst diesen namen führten, wie in
der comask. mundart ein solches theilchen fis (von fissus)
genannt wird, s. Monti suppl Das franz. z vertritt hier seh,
wie das nächst verwandte c in cedule, von schedula, diesen
laut vertritt.
REGISTER.
A n m. Was man in dem ersten (heile des buches nicht findet , suche
man in dem zweiten unter der betreffenden spräche, demnächst
in dem register. Die portugiesischen worter stehen unter den
spanischen, die provenzalischen unter den französischen. Das
register enthält nur solche composita, deren aufnähme nöthiger
schien. Die wörter ohne beigefügte zahl weisen auf den er-
sten theil.
ITAIilÄWISCH.
A.
abbagliare — bagliore II. a
abbandono — bando
abbentare — avventare II. a
abbozzare — bozzo
abbrivo — brio
abuzzago — buse II. a
acchinea — haca
acciacco — achaque II. b
accismare — esmar
accorgere — corgere II. a
adastiare — astio II. a
adesso — esso
adizzare — izza II. a
afa — affanno
aggecchire — gecchire
aguzzino — alguacil II. b
alare — lar
alleggiare — lieve
alraa — anima
alocco — locco
ambascia — arabasciata
amiraglio — almirante
ammannare — mana II. b
ammazzare — mazzo
ammutinare — meute II. c
ancora — ora (2)
anguinaglia — inguine
annegare — negare
ansare — asma II. a
appiccare, appicciare — pegar
approcciare — proche IL c
arcame — carcasso
arcigno — reche II. c
arezzo — rezzo II. a
arraffare — raffare
arrappare — rappare
arredo — redo
arriffare — riffa
arrostire — rostire
ascia — accia
asciugare, asciutto — suco
asolare — scialare II. a
assentare — sentare
assisa — assises II. c
attizzare — tizzo
attutare — tutare
avanti, avanzare — anzi
avvenente — avenant II. c
azienda — faccenda
azza — accia
azzimare — esmar
babbaccio, babbuasso — babbeo
ITALIANISCHES REGISTER.
749
bacocco — albercocco
baderla — badare
badigliare — badare
bajocco — bajo
bajuca — baja II. a
baldoria — baldo
balocco — badalucco I. a
balordo — lordo
baluardo — boulevard II. c
bambino etc. — bambo
barbassoro — vassallo
bardosso — bisdosso II. a
barile — barra
barocco — baro
baruffa — ruffa
barullo — baro
bastare, bastione — basto
bedello — betulla
bellico — ombelico
bellicone — wilecome II. c
berroviere — berruier II. c
bersaglio — bercer II. c
bertovello — vertovello
berza — verza
bestemmia — biasimo
bezzicare — becco
biadetto — biavo
biastemma — biasimo
bigatto — baco II. a
bimbo — bambo
bindolo — ghindare
birba, birbone — bribe
birracchio — birro II. a
biscanto — canto
bislessare — lessare II. a
bismalva — malvavischio
bisogno — sogna
bistondo — tondo II. a
blü — biavo
boccia — bozza
boffice — buf
boldrone — poltro
borbottare — borbogliare
bordello — borda
borraccia — borra
bossolo — bosso
brano — brandone
breccia — breche II. c
brettine — brida
bricco — burro
briccola — breche II. c
bricia, briciolo — briser II. c
briffalda — bribe
brigantino — briga
briglia — brida
brocchierre — bouclier IL c
brucio — bruco
brustolare — bruciare
bruzzaglia — broza
bubbola — upupa
budriere — baudre IL c
bulicare — bouger IL c
bulla — bolla
burbero — borbogliare
burella — bujo
burrone — borro IL a
busare — bugia
buschetta — busca
busecchio — bozza
buscione — bosso
buttare — bottare
buzzo — bozza
calappio — chiappare IL a
calterire — scalterire IL a
camoscio — camuso
camuffare — muffare
canavaccio — canape
cancellare — chance IL c
cangiare — cambiare
capezzale — cavezza
caracca — carraca IL b
caravella — caraba
carcame — carcasso
carciofo — articiocco
carminio — carmesino
cascare, cascata — casco IL a
casco — cascar IL b
casserola — cazza
cerretano — ciarlare
cespuglio — cespo IL a
chi — che
chimica — alchimia
chinea — haca
chiotto — cheto
chiovo — chiodo II. a
chiurlare — urlare
ci — qui
ciä — te
ciampa — tape (2)
ciarpa — sciarpa
ciausire — choisir IL c
ciera — cara
cigolo — cica
cinciglio — cencio
cingottare — cigolare IL a
cioppa — giubba
ciotola — ciocciare
ciottare — azote IL b
cisale — cesoje IL a
civanza — chef IL c
civeo — eiviere IL c
civetta — choe IL c
um
ITALIANISCHES REGISTER.
civire — chef II. c
cizza — tetta
coccia, coccio — cocca
codrione — coda
colui — quello
comprare — parare
congedo — conge II. c
conquidere — chiedere II. a
contadino, contado — conte
contigia — conto
convojare — voyer II. c
corcare — colcare
corredo — redo
costui — questo
cremisi — carmesino
curattiere — cura
cruccia — croccia
crucciare — corruccio
cusare — cosa
cuscino — coltrice
cuticagna — cotenna
».
da — a
daino — dain II. c
damigello — donno
darsena — arsenale
davanti — anzi
derrata — denaro
designare — disegnare
dianzi — anzi
dietro — retro
digiunare — giunare
digrignare — grinar
dilajare — delai II. c
dileticare — solleticare II. a
dimenticare — mentar
dinanzi — anzi
doge — duca
domani — mane
donde — onde
dopo — poi
dossiere — dais II. c
dotta — otta II. a
dove — ove
drizzare — rizzare
K.
ella — enola
F.
fado — fade II. c
f anale — falö
fanciullo — fante II. a
fanfano — fanfa
fastello — fascio
fattucchiero — fattizio
feudo — fio
fia, fiata — via
fiaba — favola
fiale — fiavo II. a
fiusso — floscio
fiutare — flauto
focile — fuoco
folla — foliare
forese — fuori
fragata — fregata
frassugno — fresange II. c
frappa — arpa
fregola — fregare
fretta — frettare
fringuello — fringuer II. c
frisato — fregio
frotta, frottola — fiotta
frusta — frusto II. a
fucile — fuoco
furbo — forbire
gabinetto — capanna
gagliardo — gala
gaglio' — quagliare
galappio — chiappare II. a
galera — galea
gallone — gala
gambo — gamba
garone — gherone
garza — garzone
gelsomino — gesmino
gengiovo — zenzovero
geto — gettare
gheda — ghiera II. a
ghermire — gremire II. a
ghiozzo — ghiotto
gialda — geldra
giannetta — ginete II. b
gina — agina
gioja, giojello — godere
giostrare — giusta
girandola — giro
giu — giuso
giullaro — giocolaro
giusarma — guisarme II. c
glave — glaive II. c
gomito — cubito
gorbia — gubia
gorgia, gorgogliare — gorgo
grancire — granchio
graspo — raspare
grigio — griso
grinza — grimo II. a
gruccia — croccia
guardingo — guardare
ITALIAKISCHBS REGISTER.
751
guarnaccia — guarnire
guascotto — biscotto
guazzo — guado
guiggia — guiche II c
guizzo — vizzo II. a
I.
iddio — dio
impacciare — pacciare
impeciare, impegolare, impiccare,
impicciare — pegar
inaffiare — acliar II. b
incastrare — cassa
inciampare — tape (2)
infingardo — faint II. c
infino — fino II. a
infrigno — frignare II. a
ingombro — colrao
innanzi — anzi
innaverare — naverare
insetare — innesto II. a
insieme — insembre
insino — sino II. a
intirizzare — intero
introcque — mentre
issa — esso
labarda — alabarda
lacchetta — racchetta
lai — lai II. c
lanzo — lanzichenecco
lascio — laisse II. c
lasco — lasciare
lastra — astre
laudemio — lusinga
lavello — avello
leccio — elce
leggiero — lieve
lella — enola
lero — ervo
lodola — allodola
lolla — loppa II. a
lomia — limone
loro — egli
lucchetto — loc II. c
lucerta — lacerta
lui — egli
HI.
ma — mai
macigno — macina II. f
madiö — dio
maglia — macchia
magnano — maria II. b
mal — ora (1)
malandrino — landra
mandola — pandura
manna — mana II. b
manovaldo — mondualdo II. a
manto — maint II. c
marazzo — mare
marchese — marca
marciare — marcher II. c
marese — mare
margolato — margotto
marmaglia — merme
marrano II. b
marritto — ritto
masnada — magione
massaro — mas
mastino — magione
matracca — matraca II. b
mattino — mane
medesimo — medes
melarancia — arancio
mena — menare
mentovare — mentar
metä — mezzo
mignatta — miniare
mignone — mignon II. c
mingherlino — heingre II. c
moccolo — moccio II. a
raolle — molla
monco — manco
morviglione — mormo
mozzetta — almussa
muci — micio
mughetto — muguet II. c
mugnajo — molino
nabisso — abisso
naspo — aspo
ne — indi
ninferno — abisso
O.
omai — oggi
ommaggio — uomo
onta — onire
ora, oreggio, orezzo — aura
ovvero — o
paffuto — papa
palco — balco
palla — balla
panca — banco
parlare — parola
pasmo — spasimo
passeggiare — passare
pattino, pattuglia — pata
pecchia — ape
758
ITALIANISCHES REGISTER.
pecchiero — bicchiere
pensare — peso
penzolo — pentola II. a
perciö — cid
pernice — perdice
perruca — piluccare
pesca — persica
piccino — piccolo
piffero — pipa
pignone — penna
pigolare — pipa
pinzo — pizza
piovano — pieve IL a
pistagna — pestare
pizzico — pizza
porcellana — portulaca
posare — pausare
poscia — poi
potaggio — pote
predella — brida
primavera — ver
proda — prua
profenda — prebenda
prosciutto — suco
proveccio — profitto
provianda — viande IL c
quitare — cheto
R.
raffio — raffare
rammaricare — amaricare
rammentare — mentar
rampognare — rampa
rancio — arancio
ranniccbiare — nicchio IL a
raschiare — rascar
rascia — raso
rasente — rez IL c
rassettare — assettare
razzo — arazzo IL a
resta — arista
rezzo — aura
ribrezzo — brezza
riffilo — riffa
rifiutare — rifusare
rigoglio — orgoglio
rigogolo, rigoletto — galbero
rigoletto — riga IL a
rigoro — rigole IL c
rigottato — rigot IL c
rimbombare — bomba
rincontra — rimpetto IL a
rinfrignato zu infrignato — frignj
re IL a
ringavagnare — guadagnare
ringhiera — aringo
rintuzzare — intuzzare IL a
riparo — parare
robbio — roggio
roffia — ruffa
ronchione — rocchio IL a
ronciglio -— ronce IL c
ronzino — ros (2)
rovescio — rivescio
rozza — ros (2)
rubaldo — ribaldo
rubiglio — ervo
rugiada — ros (1)
rugumare — ronger IL c
rullo — rotolo
ruscello — ru IL c
ruzzolare — rotolo
S.
salamoja — moja
saldo — soldo
salpare — sarpare
sanna — zanna IL a
santoreggia — satureja
sbaglio — bagliore IL a
sbarro — barra
sbavigliare — badare
sberleffe — balafre IL c
sbiadato — biavo
sbieco — biecö IL a
sbiescio — biais IL c
sbigottire — bigot IL c
sbirro — birro IL a
sbricco — bricco
sbrizzare — sprazzare ILa
sbrocco — brocco
sbulimo — bulimo IL a
scalabrone — calabrone IL a
scampare — scappare
scana — zanna IL a
scancia — escanciar
scancio — sguancio IL a
scappino — scarpa
scardo — cardo
scarpello — escopro IL b
scarsella — sciarpa
scarzo — scarso
schencire — sguancio IL a
scherano — schiera
schermugio — scaramuccia
schiattire — ghiattire
schiavino — scabino
schidone — spito
schimbescio — sghembo IL a
schincio — sguancio JI. a
schiniera — schiena
sciagura — augurio
ITALIANISCHES REGISTER.
753
sciancato — anca
sciatta — piatto
sciorinare — sauro
scivolare — cigolare
scodella — ecueile II. c
scompligiare — pigliare
scoppiare — coppia
scoppio — schioppo II. a
scoreggia — coreggia
scorgere, scorta — corgere II. a
scorticare — corteccia
scorzone — escuerzo II. b
scozzone — cozzone
scuffia — cuffia
sdrucire — cucire
segnare — salassare I. a
sego — sevo
senopia — sinople II. c
sentiero — senda
sergozzone — gozzo IL a
serventese — sirvente II. c
sfidare — disfidare
sgarrare — garer II. c
sghignare — ghignare
sgombrare — colmo
sgorbia — gubia
sgridare — gridare
sguizzare — guizzare IL a
simigliare — -sembrare
slandra — landra
smaccare — macco
smarrire — raarrir
smeriglione — merlo
smilzo — milza
smorfia — morfire II. a
sraussare — mozzo
sobbissare — abisso
sodo — soldo
soglio — suolo
sorare — sauro
sorgozzone — gozzo IL a
sozzo — sucido
spacciare — pacciare
sparare — parare
sparpagliare — parpaglione
spiccare — pegar
spicchio — spigolo IL a
spiedo — spito
spingare — springare
sprizzare — sprazzare IL a
sprocco — brocco
spruzzare — sprazzare IL a
spulciare — pulce
squadra — quadro
squillo — spillo
staccare — tacco
stajo — sestiere
stizza, stizzo — tizzo
storpiare — stroppiare
strapazzare — pazzo IL a
strascinare — trassinare II. a
strato — strada
strebbiare — trebbia
stroscio — troscia IL a
stutare — tutare
sü — suso
succiare, sugare — suco
sugliardo — souil IL c
sussiego — sosiego IL b
suzzare — suco
sverza — verza
taballo — ataballo
taccia — tacco
tambussare — tabust IL c
taradore — taraire
tarlo — tarma
tartufo — truffe
tato — taita
tecca — tacco
terzeruolo — terzuolo
teschio — testa
tesserandolo — tisserand IL c
timball o — ataballo
tomare — tombolare
torsello — torciare
trabacca — tref IL c
traboccare — buco
traccheggiare — trac IL c
tracotanza — coitare
trambasciare — ambasciata
trangugiare — gozzo IL a
trassare — tracciare
trinciare — trencar
trivello — taraire
turare — atturare
turcimanno — dragomanno
tuttavia — via (1)
TU,
ubino —
hobin IL c
uria —
augurio
usatto —
- uosa
uscire —
- escire
V.
valanga
— avalange IL c
valetto -
- vassallo
vanello
— vanno
vantaggl
o — anzi
varvassore — vassallo
veletta -
— veglia
verduco
— verdugo IL b
48
754
1TALIANISCHES REGISTER.
verricello — verrina
zampogna — sampogna
vi — ivi
zanzara — zenzara
vipistrello — pipistrello II. a
zara — azzardo
vispo — visto
zezzo — sezzo IL a.
zezzolo — tetta
SE«
zimarra — zamarro IL b
zaffata, zaffo — tape (1) u. ceffo
zitta — tetta
II. a
zoccolo — soc IL c
zaino II. b
zucca — cucuzza
zampa — tape (2)
zufolo — ciufolo
zampillo — tape (1)
zuppa — sopa
SPANISCH.
A.
aba pg. — alabe IL b
abalear — balicare
abarcar — barcar IL b
abedul — betula
abeja — ape
abes — avieso IL b
abrojo — broglio
abrunho pg. — brugna
abubilla — upupa
abutre pg. — avoltore
acä — qua
acamar — cama IL b (1)
acarar — cara
acatar — catar
acetre — seccbia
acha pg. — ascla
aciago — auce IL b
aconchar — conciare IL a
acontecer — contir IL b
acotar — cotejar IL b
acotar — quota
acudir — cudir
adaga pg. — daga
adala — dala
adarga — targa
aderedor — redor IL b
aduana — dogaha
afagar pg. — halagar IL b
afouto pg. — hoto II b
afrenta — aflrontare
ir pg. -
aglayo — ghiado
agora — ora (2)
aguijar — aguglia
ahi — ivi
ahora — ora (2)
ainda pg. — inda IL b
aire — aria
airon — aghirone
ala — enola
albarda — barda
albazano — bajo
alcachofa — articiocco
alcaparra — cappero
alcaravea — carvi
alcavala pg. — gabbella
alerto — erto IL a
alesna — lesina
alfarda — fardo
alfil — alfido
algarrobo — carrobo
algodon — cottone
alguien — quien II. b
alhondiga — fondaco
aljuba — giubba
allä — lä
alli - li
alma — anima
almacen — magazzino
almadraque — materasso
almear — meta
almendra — mandorla
almete — elmo
almidon — amido
almogarave — mugavero
almoradux — majorana
alquitran — catrame
alrededor — redor II. b
alrotar pg. — arlotto
alvacil — alguacil IL b
alverja — ervo
alvicara pg. — albricia IL b
amargo — amaricare
amenaza — minaccia
amo — ama
SPANISCHES REGISTER.
755
amparar — parare
amusco — musco II. b
anchoa — acciuga
anciano — anzi
andado — alnado II. b
andamio — andana
andorinha pg. rondine
anegar — negar
ansi — cosi
antes — anzi
antorcha — torciare
antuviar — uviar II. b
anzuela — ancino
apanar — pan II. c
apenas — appena
apesgar — peso
apitar — pito
aprisco — apero II. b
aquecer pg. — calentar II. b.
aquel — quello
aquentar pg. — calentar II. b
aqueste — questo
aqui — qui
arambre — rame
arbolar — alberare
arcea — acceggia
ardid, ardil — ardire
arenga — aringo
aresta — arista
arraial pg. — real IL b (2)
arrecirse — recio IL b
arredio pg. — radio IL b
arreo — redo
arrimar — rima
arroz — riso
arrufar — ruffa
arrumar — rombo
aruriar — aranar IL b
arveja — ervo
arzon — arcione
asestar — sesta
asi — cosi
asiento — sentare
asomar — soramo
assoviar pg. — soffiare
astilla — ascla
atal — cotale
atambor — tamburo
atancar — stancare
atanto — cotanto
atarazana — arsenale
atargea — targa
ate pg. — te
atear — tea IL b
aterecer — intero
atizar — tizzo
atoar — touer IL c
atorar — tuero IL b
atravezar — travieso IL b
atropellar — tropa
atufar — tufo
aturdir — stordire
aun — anche
avestruz — struzzo
avutarda — ottarda
axedrea — satureja
ayer — ieri
ayunar — giunare
ayunque — incude
aza — haza IL b
azada — accia
azafran — zafferano
azagaya — zagaia
azemar — esmar
azevinho pg. — acebo IL b
azinho pg. — elce
azor — astore
azucar — zucchero
azufre — solfo
l, babieca, babosa — bava
bachiller — baccalare
balanza — bilancia
balcon — balco
baldonar — baldo
balija — valigia
banasta — benna
baraja — baro
barbotar, barbullar — borbogliare
barrachel — bargello
barrena — verrina
barrica, barril — barra
barrocho — biroccio
bastar — basto
bastilla — basta
basto adj. — basto
bausan — bugia
baxel — vascello
baxo — basso
bazo — bajo
bedel — bidello
befo — beffa
beira pg. — riviera
beldroega pg. — portulaca
belitre — belitre IL c
bellaco — vigliacco
bellizcar pg. — pellizcar IL b
bergante — briga
berlanga — brelan IL c
berma — berme IL c
bermejo — vermiglio
berza — verza
beso — bacio
756
SPANISCHES REGISTER.
beta pg. — veta II. b
betarda pg. — ottarda
biaza — bisaccia
biltre pg. — belitre II. c
birar — virare
birreta — berretta
bisarma — guisarme II. c
bisel — bis
bizerra — becerro II. b
blandir — brando
blezo — bercer II. c
bocel — buz IL b
bocha — bozza
bofeton — buf
boga — boca
bogar — vogare
bohena — bofe Il.b
boleta — bolla
bolsa — borsa
borbotar — borbogliare
borla — burla
borracha — borra
borrasca — burrasca
borrego, borro — borra
borrero — bourreau II. c
borrico — burro
bostezar — bocear II. b
box — bosso
boya — boja (2)
bozal — bocca
bozar — versare
brana — brenno
brasa — bragia
brea — brago
brecha — breche II. c
brezo — bercer IL c (2)
brial — bliaut
brigola — breche IL c
brindar — brindisi IL a
brisa — brezza
brizar, brizo — bercer IL c (2)
bruces — buz II. b
bruno sbst. — brugna
brusca — busca
bruxula — bosso
bruza — broza
bucha, buchar, buche — bozza
buitre — avoltore
bula — bolla
bullir — bollire
bunuelo — bugna
burbuja — borbottare
burgo — borgo
buriel — bujo
buril — borin o
burjaca — bolgia
cabana — capanna
cabaz — cava
cabeza — cavezza
cable, cabo — cappio
caboral — caporale
cacapo pg. — gazapo IL b
cacho — quatto
cadahalso — catafalco
cadalecho — cataletto
caes pg. — cayo
calan — chaland II. c
calhao pg. — caillou IL c
camba pg. — gamba
camedrio — calaraandrea
canivete — canif IL c
cansar, canso — cass
canamo — canape
capazo — cappa
carrnin — carmesino
carnaval — carnevale IL a
carnicol — carnero IL b
casar — casa
cascajo, cascara, casco —
Il.b
casulla — casipola
caudillo — capitello
cautivo — cattivo
caxa
cassa
cazar — cacciare
cebellina — zibellino
cedazo — staccio
cedilla — zediglia
cenoura pg. — zanahoria Il.b
centinela — sentinella
cerdo — cerda IL b
cereza — ciriegia
cerrar — serrare
cha — te
chamar pg. — chiamare
chamarra — zimarra
chanca pg. , chanclo, chanco
zanca
charpa — sciarpa
chato — piatto
chegar pg. — llegar IL b
cheirar pg. — flairar
chibo — zeba
chicharo — cece
chicharra — cigala
chico — cica
chiflo — ciufolo
chirlar — zirlare
chito — zitto
choque — ciocco
chotar, choto — ciocciare
SPANISCHES REGISTBR.
757
choupo pg. — pioppo
chouvir pg. — chiudere
chubarba — jusbarba
chubasco — pioggia
chufa — ciufolo
chupar — sopa
chusma — ciurma
chuva pg. — pioggia
cibera — cebada II. b
cigarra — cigala
cilla — celda IL b
cimbel — zimbello
cimbra — centinare
cimitarra — scimitarra
cio pg. — zelo
cirzir pg. — zurcir II. b
cisne — cecero
citano — zutano II. b
ciudad — cittä
cloquear, clueco — chiocciare
coalla — quaglia
cobarde — codardo
cocear — coz II. b
cochinilla — cocciniglia
cochino — coche II. c
codaste — coda
codea pg., codena — cotenna
codicia — cupido
codillo, codo — cubito
coelho pg. — coniglio
cofe — cofano
cofia — cuffia
coger — cogliere
cogote — cocca
cojon — coglione
col — cavolo
cola — coda
colcha — coltrice
colchete pg. — croc II. c
colgar — colcare
collon — coglione
combleza — bercer II. c (2)
combro — colmo
comoro pg. — colmo
congoxa — angoscia
conhortar — confortare
copete, copo — coppa
coquina — cochiglia
corbata — cravata
corchete — croc II. c
cormano — hermano II. b
corral — corro II. b
corteza — corteccia
cortir pg. — curtir II. b
corveta pg. — corbeta
coscar — cocar II. b
cos er — cucire
cota, cotar, cotejar — quota
cotar — cote II. c
cotovello pg. — cubito
coudel pg. — capitello
couve pg. — cavolo
coxa pg. — coscia
coxin — coltrice
cruxir — crosciare
cuajar — quagliare
cucar — cucco
cuchara — cucchiajo
cuebano — cofano
cuento — contare ,
cueva — covare
cueza — cocca (2)
cuidado, cuidar — coitare
cumbre, pg. cume — colmo
cusir — cucire
cutio — cote II. b
».
darga — targa
datil — dattero
debicar pg. — becco
decentar — encentar II. b
deitar pg. — gettare
delante — anzi
deleznar — liscio
demas — mai
dende — indi
derrear pg. — derrengar
derrocar — rocca
derrubio, derrumbar — dirupare
desde — des
deseo — disio
desguinzar — esquinzar II. b
desi — qui
desleir — dileguare
deslizar — liscio
desman — ademan II. b
desmayar — smagare
despachar — pacciare
desparpajar — parpaglione
despejar — specchio
despertar — espertar II. b
despir pg. — despedir
despojo — spoglio
despues — poi
destrozar — torso
devanar — dipanare
diante pg. — anzi
dinero — denaro
dintel — linde
disfrazar — farsa
donde — onde
dornajo, dornilla — dorna II. c
dosel — dais IL c
758
SPANISCHES REGISTER.
dovela — doga
ducha — docciare
duela — doga
E.
echar — gettare
eis pg., ele adv. — ecco
eloendro — oleandro
embair — baire
embalde — baldo
embarazo — barra
embaucar — bava
embaxada — ambasciata
embelenar — beleno II. b
embora pg. — ora (1)
eraborcar pg. — volcar II. b
embudo — irabuto
embuste — busto
empachar — pacciare
emparar — parare
empeguntar — pegar
'empezar — cominciare
emplasto — piastra
emplear — piegare
enceitar pg. — encentar II. b
encher pg. — henchir II b
encia — gengiva
encima — cima
encina — elce
endecha — dec II. c
enderezar — rizzare
endro pg. — eneldo II. b
enebro — ginepro
engario — inganno
engar pg. — enger II. c
engarrafar — graffio
engastar — cassa
engle — inguine
engo pg. — eppio
engodar pg. — goda II. c
engrimanco pg. — grimoire II. c
engrudo — glu II. c
enojo — noja
ensalzar — alzare
ensanchar — ancho II. b
ensayo — saggio
ensemble — insembre
enseria — insegnare
enteado pg. — alnado II. b
entero — intero
enxada pg. — accia
enxalma — salma
enxambre — sciame
enxarcia pg. — sarte
enxergar pg. — cercare
enxugar — suco
enxullo — subbio
enxuto — suco
ercer — erguir II. b
erizo — riccio (1)
ervodo pg. — albedro II. b
esbozarpj/. — bozzo
esbulharpgf. — bolla
escalin — scellino
escalmo — scalmo
escalona — scalogno
escamotar — escamoter II. c
escandallo — scandaglio
escandia — scandella
escapar — scappare
escarabajo — scarafaggio
escaramuza — scaramuccia
escarcela — sciarpa
escarda — cardo
escarlate — scarlatto
escarnio, escarnir — scherno
escarpa — scarpa
escarpelo — escopro II. b
escaso — scarzo
esclavin — scabino
esclavo — schiavo
escollo — scoglio
escolta — corgere II. a
escopeta — schioppo II. a
escorchar — corteccia
escorzar — scorciare
escota — scotta
escote — scotto
escozar — cuire II. c
escuchar — ascoltare
escuma — schiuma
escurar — sgurare
ese — esso
esfolarp^f. — desollar II. b
esgrima, esgrimir — schermo
esguazo — guado
esguince — sguancio II. a
eslingua — slinga
esmaiir — smagare
esmalte — smalto
esmeralda — smeraldo
esmerar — smerare
esmeril — smeriglio
esmeril, esmerejon — smerlo
espaciar — spazzare
espada — spada
espalda — spalla
espalhar pg. — paglia
espantar — spaventare
esparvel — sparaviere
espasmo — spasimo
espejo — specchio
espelta — spelta
esperlan — eperlan II. c
SPANISCHES REGISTER.
?59
especia — spezie
espeso — spesso
espeto — spito
espiar — spiare
espinaca — spinace
espineta — spinetta
espingarda — springare
espita — spitamo
espojo — spoglio
espolin — spola
espolon, espuela — sperone
esponton — spuntone
esposo — sposo
esquadra — quadro
esquela — cedola
esqueleto — scheletro
esquena — schiena
esquentar pg. — calentar II. b
esquero — esca
esquicio — schizzo
esquife — schifo
esquila — squilla
esquilo — scojattolo
esquivar — schivare
estaca — stacca
estacion — stagione
estala — stallo
estallar — schiantare
estamena — stamigna
estampar — stampare
estancar — stancare
estancia — stanza
estandarte — stendardo
estano — stagno
estarna — starna
esteio pg. — etai II. c
estera — stoja
estivar — stivare
estofa — stoffa
estol — stuolo
estopa — stoppa
estoque — stocco
estrada — strada
estragäo pg. — targone
estralar pg. — schiantare
estrambote — strambo
estrano — stranio
estrapazar — pazzo
estrazar — stracciare
estregar — fregare
estriar pg. — strega
estrillar — strecchia
estringa — stringa
estropear — stroppiare
estrovo — stroppolo
estrujar — torchio
estucho — astuccio
estufa — stufa
estuque — stucco
esturar — torrar II. b
esturion — storione
W.
fabuco — faggio
faca pg. — haca
facha — faccia
facha pg. — accia
faiscdt pg. — falavesca
falla pg. — favola
faluca — feluca
fanal — falö
fanfarron — fanfa
farapo pg. — arpa
faraute — araldo
farfante, farfarron — fanfa
farinella pg. — flanella
farpa, farpäo, farpar — arpj
fata — te II. b
faxo — fascio
fazaleja — fazzuolo II. a
feble — fievole
feira pg. — fiera
feudo — fio
filtrar — feltro
fincar pg. — ficcare
fita — fetta
flaco — fiacco
flaon — fiadone
flecha — freccia
flete — fret
flibote — flibot II. c
floresta — foresta
flota — fiotta
flotar — frottare
floxo — floscio
fölego pg. — holgar II. b
follon — folle
forro — fodero
fragua — forgia
fraile — fraire II. b
fralda pg. — falda
franzir pg. — froncir
frasca II. a
fray, freile — fraire
frazada — fregio
freso — fregio
fretes — frette II. c
frezada — fregio
frezar — frizzare
friso — fregio
frotar — frettare
frouxo pg. — floscio
fucia — fiucia II. b
fuero — foro
760
SPANISCHES REGISTEH.
fuerza — forza
fuina — faina
fuisca — falavesca
fula pg. — follare
funcho pg. — finocchio
furacäo pg. — uracano
G.
gabinete — capanna
gacho — quatto
gado pg. — ganado II. b
gafar pg. — gabella
gago — ganguear II. b
gaiväo, gaivota pg. — gavia
galardon — guiderdone
galera — galea
galgulo — galbero
gallofo — gaglioffo
galocha — galoscia
galtera — gota
gamo, gamuza — camozza
ganar — guadagnare
gancar pg. — guadagnare
ganso — ganta
garabia — garbino
garante — guarento
garanon — guaragno
garba — gerbe II. c
garbin — garbillo II. b
garfio — graffio
garfo pg. — greffe II. c
garganta — gargatta
garrafa — caraffa
garrobo — carrobo
garza — garzone
gasa — gaze II. c
gavasa — bagascia
gavia — gabbia
gavina, gaviota — gavia
gayo — gajo
gayola — gabbia
geitar pg. — gettare
gerigonza — gergo
girandula — giro
girofle — garofano
giron — gherone
glasto — guado
goiva pg. — gubia
golondrina — rondine
goro pg. — huero II. b
gorupo — groppo
gozne — gonzo
gozque — cuccio
grabar — graver II c
gragea — treggea
graja — gracchia
gramalla — camaglio
gramallera — cremaillon II. c
grangear — granja
granguejo pg. — granchio
graznar — gracidare
grelo pg. — grillo II. b
gritar — gridare
grude pg. — glu II. c
grueso — grosso
grupo — groppo
gruta — grotta
guacharo — guado
guedeja — vedija II. b
guercho — guercio
guiar — guidare
guindar — ghindare
guinar — ghignare
guirnalda — ghirlanda
guitarra — chitarra
H.
habla, hablar — favola
hacha — accia
hacha — fiaccola
hacia — faccia
hacienda — faccenda
hacina — fascio
halcon — falcone
hamaca — amaca
haraldo — araldo
harapo — arpa
hastio — fastio
haya — faggia
baz — fascia
hechicero, hechizo — fattizio
helecho — felce
hendrija — rendija 11. b
herren — ferrana
higado — fegato
hincar — ficcare
hinojo — finocchio
hinojo — ginocchio
hita, hito — fitto
hogaza — focaccia
holgin — jorgina II. b
hollar — follare
hombre, homenage — uomo
hondo — fondo
hopo — bouppe II. c
hoy — oggi
huata — ovata
hucia — fiucia II. b
huebos — uopo
huella — follare
huesped — oste (2)
hueste — oste (1)
huivar pg. — urlare
hulla — houille IL c
SPANISCHES REGISTER.
Wl
huna — hune II. c
hura — hure II. c
huracan — uracano
hurano — furo II. b
hurgar — frugare
husrao — orma
huta — hutte II. c
I.
ilhal pg. — ijar II. b
iman — diamante
inchar pg. — hinchar II. b
inteiri9ar pg. — intero
irmäo pg. — hermano II. b
jacerina — ghiazzerino
jaco — giaco
jalde, pg. jalne — giallo
Jamba, jamon — gamba
j ardin — giardino
jarra — giara
jarrete — garra
Jasmin — gesmino
jaula — gabbia
joglar — giocolaro
joya, joyel — godere
joyo — gioglio
jubon — giubba
jueves — giovedi
julepe — giulebbe
justar — giustare
lagarto — lacerta
lambel — lambeau II. c
lance — lancia
lancha — lasca II. b
lanza — lancia
lana — lama
laranja pg. — arancio
lästima — biasimo
lastre — astre
latir — ghiattire
laton — ottone
laud — liuto
lazo — laccio
lebeche — libeccio
lebrel — levriere
lechuzo — lechon II. b
leixar pg. — lasciare
lembrar pg. — membrare
lerdo — lordo
leudo — lievito
liendre — lendine
lienzo — lenza
limaza — lumaccia
limon -
- lerne II. b
lirio —
giglio
liron —
- ghiro
lisera -
- lista
liso —
liscio
listo —
lesto
litera -
- lettiera
liza —
liccia
lizne —
- liscio
llamar •
— chiamare
llares -
- lar
loco —
locco
loendro
pg. — oleandro
longa -
- loggia
lonja -
- longe II. c
luego -
- loco
lunes -
- lunedi
maca pg. — amaca
maca — macco
machacar, machucar, machar -
macho II. b
madexa — matassa
madios — dio
madraco pg. — materasso
magoa pg. — macchia
majar — maglio
malandrin — landra
malavez — avieso II. b
malla — macchia
malogro — logro II. b
malviz — mauvis II. c
manada — magione
mancha, mancilla — macchia
maniqui — mannequin II. c
manlevar — mallevare
mano pg. — hermano II. b
mariana — mane
marchar — marcher II. c
marlotar — maraud IL c
marmelo pg. — membrillo II. b
marques — marca
marra — marron II. b
martes — martedi
mas — mai
masa — mas
mascar — masticare
mascarra pg. — maschera
mastin — magione
matar — matto
mecha — miccia
meda, megano — meta
meiminho pg. — mimo II. b
melsa — milza
mena — menare
menester, menestral — mestiero
48*
902
SPANISCHES REGISTER.
menguar — menovare
menino — mina
mentira — menzogna
merode — maraud II. c
metralla — mitraille II. c
mezclar — mischiare
miercoles — mercoledi
migrana — magrana
misa — messa
mismo — medes
mitad — mezzo
mochin, mocho — mozzo
mofletes — muffare
mofo, mofino — muffo
moho, mohino — muffo
mojar, moje — molla
molde — modano
molho pg. — manojo II. b
molino — mulino
molleja, molleta — molla
molondro — landra
morga — morchia
morno — morne II. c
morueco — marron II. c
motin — meute II. c
moyo — moggio
muceta — almussa
muelle — molla
muelle — molo
muir — mungere
muito pg. — mucho II. b
mulilla — mula
muneca — murion
murganhop^., musgano sp. — mur
murria — moja
mustio — moscio
Sf.
nacar — naccherö
nalga — natica
naranja — arancio
nauclero — nocchiero
nedeo pg. — netto
negaca pg. — ariagaza II. b
neguilla — niello
nenhumpgf. — niuno
nespera — nespola
nicho — nicchio II. a
niego — nido
ninguno — niuno
ninho, ninhego pg. — nido
nivel — libello
nonada — nada II. b
norabuena — ora (1)
nutria — lontra
O.
ogro — orco
olvidar — obbliare
onza — lonza
orage, orear, oreo — aura
orilla — orlo
orin — ruggine
oruga — ruca
otorgar — otriare
pabellon — padiglione
paflon — plafond II. c
paja — paglia
palabra — parola
palurdo — lordo
pana — panne II. c
paquete — pacco
para — por
parejo — parecchio
parlar — parola
parque — parco
pasmo — spasimo
patan, patrulla — pata
payla — poele II. c (1)
peage — pedaggio
pecilgar — pellizcar II. b
peconha pg. — pozione
pego pg. — pelago
peine — pettine
pelitre — pilatro
pellap<jr. — poele II. c (1)
pelota — pillotta
peluca — piluccare
pendon — pennone
pensar — peso
pena — penna
peon — pedone
pepita — pipita
pequeno — piccolo
percha — perche II. c
perexil — petrosellino
pereza — pigrezza
perfilar — profilare
periquito — parocchetto
perola pg. — perla
perpunte — pourpoint II. c
pestana — pestare
petiscar pg. — pito
picaro — picco
pichel — bicchiere
pichon — piccione
pieza — pezza
pifaro — pipa
pila — pella II. b
pillar — pigliare
pinchar, pinzo — pizza
SPANISCHES REGISTER.
763
pinzon — pincionc
pinata — pignatta II. a
pisar — pestare
pitorra — pito
pizca — pizza
plasia — pasta
plata — piatto
playa — piaggia
plaza — piazza
plegar — piegare
pleito — piato
podar — potare
polea — poulierll.c
polizon — polisson II. c
ponzona — pozione
posar — pausare
postrar — prostrare
potage — pote
potro — poledro
poupa pg. — upupa
poyo — poggio
preboste — prevoste
pregui9a pg. — pigrezza
preste — prete
pretina — poitrine II. c
primavera — ver
prioste — prevosto
prisco — persica
prision — prigione
proa — prua
provecho — profitto
provena — propaggine
pruir pg. — prüdere
pues — poi
pulga — pulce
punchar — punzar II. b
putput — upupa
puxar — pulsar
que — che
quebrantar — crebantar
quebrar — crepare
quedar, quedo — cheto
queixo pg. — casso
quelha pg. — calha II. b
queso — cascio
quilate — carato
quilla — chiglia
quiraera — chimera
quinon — coin II. c
quitar, quito — cheto
quixada — casso
quixote — coscia
rabel — ribeba
rachar pg., sp. rajar — raggio
ramero — ramingo
rancho — rang II. c
rapar — rappare
rasgar, rasgunar — rascar
rasilla — raso
raudal — raudo II. b
rayo — raggio
rebosar — versare
recado — recaudar II. b
recamare — ricaraare
recato — catar
recear pg. — zelo
rechinar — reche IT. c
recodo cubito
recudir — cudir II. b
recular — rinculare
redea pg. — redina
refriega — fregare
regocijo — gozo II. b
rehusar — refusare
reja — relha
relampago — lampo
relox — oriuclo
remate — matar II. b
remolcar — remorchiare
rencilla — rerlir II. b
renda pg. — randa
reponche — raperonzo
reproche — reprocher II. c
rescatar — accattare
resemblar — serabrare
resma — risma
resollar — sollar II. b
resquicio — quicio II. b
restanar — stanco
retar — reptar
reves — rivescio
rezelar — zelo
ribera — riviera
rienda — redina
riesgo — risicare
rina — renir II. b
riiion — rognone
ristre — resta
rizo — riccio
robin — ruggine
roble — rovere
rociada, rocio — ros (1)
rocin — ros (2)
rojar pg. — rozar II. b
rolde, rollo — rotolo
romero — romeo
romero — raraerino
rondon — randa
rona — rogna
roque «*• rocco
764
SPANISCHES REGISTER.
roquete — rocchetto
roxo — roggio
rua — ruga
rubio — roggio
rueca — rocca
ruiponzo — raperonzo
ruisenor — rossignuolo
sabio — saggio
sable — sciabla
sabueso — segugio
sacomano — sacco
sacudir — cudir IL b
ßagerida — satureja
sainete — saime
sajar — sarrafarll.b
salchicha — salsa
sallar — sacho IL b
salmuera — moja
sanco — zanca
sarcia — sarte
sargento — sergente
sarjar — sarrafar IL b
saya — saja
sazon — stagione
seda — seta
segurelha pg. — satureja
seira pg. — sarria IL b
semana — settimana
semblar, semejar — sembrare
senescal — siniscalco
sena — insegna
senor — signore
ser — essere
sera — sarria IL b
serzir pg. — zurcir IL b
Sierra — serra
sim pg, — si
sin — senza
sinople IL c
sizel pg. — cincel
sobaco — barcar IL b
sobajar — sobar IL b
sobarcar — barcar IL b
sobrino — cugino
solapar — lapo
sollastre — souil IL c
sollozo — singhiozzo
soplar — soffiare
sorra — zayorra
sucio — sucido
suela — suolo
sueldo — soldo
sujo pg. — sucido
6upercheria — soverchio
surtir — sortire
susto — sostare
T.
tacano — taccagno
tacha, tacon — tacco
taja, tajar — taglia
taladro — taraire
tamica pg. — tomiza IL b
tampa pg. — tape (1)
tanque pg. — stancare
tapiz — tappeto
taragona — targone
tarazon — torso
tarracena pg. — arsenale
tasugo — tasso
tato — taita
tato — tartagliare
teJa> P9- telha — tegola
temblar — tremolare
terliz — - traliccio
tesoura pg. — tesoira
texon — tasso
tigella, tijolo pg. — tegola
timalo — temolo
tirabal — ataballo
timbre IL c
tio — zio
tisnar — tizzo
tixera — tesoira
toalla — tovaglia
toba — tufo
tocha pg. — torciare
tocon — tocca
todavia — via (1)
tondino — tondo IL a
topar, tope — toppo
torca, torcaz — torciare
tortuga — tartaruga
torzuelo — terzuolo
trabajo — travaglio
tracao pg. — torso
trado pg. — taraire
tragin — traino
trampa — trapa
trance — transito
trapo — drappo
traquear — trac IL c
trasfegar — trasegar IL b
traste — tastare
travoella pg. — taraire
trazar — tracciare
trazer pg. — esparcir IL b
trebol — trifoglio
trefego pg. — traffico
tremonba pg. — tramoggia
trenza — treccia
treyo pg* —. trifoglio
SPANISCHES RBÖISTBR,
765
trillo — trebbia
trincar, trinchar — trencar
triza — trissar II. c
trobar — trovare
trompicar — tropezar II. b
tronzar — torso
trovejar — trono
troxa, troza — torciare
trozo — torso
truhan — truan
trujaman — dragomanno
trumbo — truffe
tuerca — torciare
tumba — toraba
tumbar — tombolare
tupir — toppo
turar — atturare
turma — truffe
turrar — torrar II. b
vaho — bafo II. b
varon — barone
vasa pg. — gazon II. c
vaya — baja (2)
vela — veglia
velhaco pg. — vigliacco
venda — benda
vengar — vengiare
ventaja — anzi
vera — riviera
verano — ver
verdolaga -~ portulaca
vergel — verziere
vergüenza — vergogna
vermejo — vermiglio
vezo — vezzo
viejo — vecchio
viernes — venerdi
viez pg. — biais II. c
vigia — veglia
vihuela — viola
vilordo — lordo
viruela — vajuolo
vivac — bivouac II. c
xaloque
— scirocco
xamete -
- sciamito
xaque —
scacco
xarcia —
- sarte
xarope -
- siroppo
xauro —
augurio
xefe —
chef II. c
xeme —
scemo
xerga —
gergo
xergon -
- sargia
xeringa ■
xibia —
— sciringa
seppia
xisca —
sesca IL b
xugo —
suco
Y.
ya — giä
yedgo — eppio
yegua — cavallo
yelmo —
- elmo
yermo —
- ermo
yesca —
yunque -
esca
— incude
SE.
zahareno
— safara II. b
zahorra
— zavorra
zampar -
— tape (1)
zampona
zanefa -
— sampogna
- cenefa 11. b
zapata —
- ciabatta
zarpa, zarpar — sarpare
zebelina — zibellino
zompo — zoppo
zonzo — soso II. b
zumaque — sommaco
FRANZÖSISCH.
ab pr. — appo
abandonner — > bando
abeille — ape
abellucar pr. — bellugue IL c
abequer — becco
abois — aboyer ILc
abricot — albercocco
acariätre — cara
accabler — caable II. c
accointer — conto
accoutrer — cucire
acesmer — esmar
achat, acheter — accattare
a,cheYer — acabar
?ea
FRANZÖSISCHES REGISTER«
achier — ape
acier — acciajo
ades — esso
adraoneter — amonestar
adouber — addobbare
afeurer — foro
afficher — ficcare
affüt — fusta
agace — gazza
agacer — agazzare
agencer — gente
agraffe — graffio
agreable, agreer — grado
aguet — guatare
aguilen pr. — aiglen II. c
ahan — affanno
ahurir — hure II. c
aide, aider — ajuto
aigrette — aghirone
aiguille — aguglia
aimant — diaraante
ain9ois, ains — anzi
aine — inguine
ains — anche
ainsi — cosi
air — aria
airain — rame
ais pr. — asco IL b
aise, pr. aisina — agio
aisso pr. — ciö
ajouter — giusta
alambic — lambicco
alene — lesina
alerte — erto II. a
alezan — alazan II. b
alleger — lieve
aller — andare
alleu — allodio
aloi — lega (2)
alors — ora (2)
aloser — lusinga
alouette — allodola
alumelle — laraa (2)
amagar pr. — ämago II. b
amande — mandorla
amanevir — manevir II. c
ambassade — ambasciata
ambler — ambiare
ärae — anima
amiral — almirante
arauser — rauso
anc pr. — anche
anceis pr. — esso
anche — anca
anchois — acciuga
ancien — anzi
ancse j>/> — se II. c
anqui — qui
apostille — postilla
appareil — parecchio
appät — pasta
approcher — proche II. c
appui — poggio
apres — presso
ara pr. — ora (2)
arborer — alberare
archal — oricalco
arcon — arcione
arete — arista
argousin — alguacil II. b
arma pr. — anima
armet — elmo
arquebuse — arcobugio
arriere — retro
arrimer — rima
arroser — ros (1)
arrumer — rombo
asermar, asesmar pr. — esmar
assembler — sembrare
assez —
assiette — assettare
assommer — salma
astiii pr. — häte II. c
astreindre — etreindre II. c
atours — torno
ätre — astre
attacher, attaquer — tacco
atteler — teler II. c
attelle — ascla
attiffer — tiffer II. c
attiser — tizzo
aube — alba
auberge — albergo
aubour — aubier II. c
aucun — alcuno
auferrant — ferrant II. c
aufin — alfido
aujourd'hui — oggi
aumöne — limosina
aumusse — alinussa
aune — alna
aunee — enola
auques — algo
autour — astore
autruche — struzzo
avancer, avant, avantage — anzi
aveu — voeu II. c
aveugle — avocolo
avis, aviser — viso
avouer — voeu II. c
a z esmar pr, -^ esmar
FRANZÖSISCHES REGISTER.
*67
babine — babbuino
babioles — babbeo
bachele — bagascia
bachelier — baccalare
badaud, badin — badare
bafouer — beffa
baguette — bacchetta
bahut — baule
baie — • baja
baigner — bagno
bailler — bailo
bäiller — badare
baillet — bajo
baillif — bailo
bain — bagno
baisele — bagascia'
balais — balascio
balance — bilancia
baloier — balicare
balourd — lordo
balustre — balaustro
balzan — balza II. a
bambin, bamboche — bambo
ban — bando
bände, bander — benda
banne — benna
bannir — bando
banque — banco
bardeau — barda
barigel — bargello
baril — barra
barnatge pr. — barone
baroque — barrueco II. b
barque — barca
barrette — berretta
bas sbst. — - basso
Dasm — bambagio
bassin — bacino
bastille, bat — basto
bataille — battere
bätard — basto
bateau — batto
bätir, bäton — basto
baucant — balza II. a
bausia pr. — bugia (2)
bayer — badare
becasse, beche — becco
bedaine — bedon IL c
bedeau — bidello
beer — badare
beffler — beffa
beffroi — battifredo
beignet — bugna
belette — bele II. c
bäquille — becco
bercail — berbice
berge — barca
berge — barga
berlue — bellugue II. c
berser — bercer II. c
bertouser — bis
besace — bisaccia
besaigue — bicciacuto
besant — bisante
besoin — sogna
bestordre, bestors — tordre II. c
bidon — bedon II. c
biere — bara
biere — birra
bigne — bugna
billard, bille — biglia
billet — bolla
bis — bigio
biscuit — biscotto
bise — bigio
biseau — bis
biset — bigio
bistensar pr. — stentare II. a
bläme — biasimo
blanc — bianco
ble — biado
bleu — biavo
blocus — bloc
blond — biondo
bioquer — bloc II. c
blos pr. — biotto
bluette — bellugue II. c
bocage, bois — bosco
boisie, boisdie — bugia
boisseau, boiter — boite II. c
bombasin — bambagio
bonheur — augurio
bor — ora (1)
bordel — borda
borgne — bornio
borrofler — bouder II. c
bosquet — bosco
bosse — bozza
bouche — bocca
boucher sbst. — bouc II. c
bouchon — boucher II. c
boudin, boudine — bouder II. c
bouee — boja (1)
bouffer, bouffon — buf
bouge — bolgia
bougie — bugia (T)
bougran — bucherame
bouhourt — bagordo
bouillir, bouillon, boule — bolla
bouleau — betula
boulimie — bulimo II. a
768
FRANZÖSISCHES REGISTER.
boulon — bolla
bouquet — bosco
bourdon — bordone
bourg — borgo
bournous — albornoz II. b
bourrache — borraggine
bourras — borra
bourrasque — burrasca
bourre — borra
bourreler — bourreau II. c
bourrer — borra
bourrique — burro
bourse — borsa
boursoufler — bouder II. c
boussole — bosso
bout — bottare
boute, bouteille — botte
bouter, bouton — bottare
boutique — bottega
boyau — budello
braconnier — bracco
brai — brago
braidif — braire II. c
braie — braca
brailler — braire II. c
braion — brandone
braise — bragia
bran — brenno
branche — branca
brandir, brandon, branler — brando
braque — bracco
brasse — braza
brebis — berbice
breloque — loque II. c
bretauder — berta
breteche — bertesca
breuil — broglio
brifer — bribe
brigand — briga
brignole — brugna
brinde — brindisi
brique — bricco
brise — brezza
brocard, broche, brocher — brocco
broder — bordo
broion — brete
broisson pr. — brocca
broncher — bronco
brosse — broza
brouet — brodo
brouette — biroccio
brouillard — brouee II. c
brouiller, brouillon — broglio
broussaille — ■ broza
brout — brote
brouter — broza
broyer — briga
brugnon — brugna
bruit — bruire
brüler — bruciare
bruyere — bru II. c (1)
buche — busca
budget — bolgia
buer — bucato
buie — boja (1)
buis, buisson — bosso
bulletin — bolla
burat, bureau — bujo
burin — borino
busart — buse IL c
busquer — buscare
but, buto — bozza
butin — bottino
9a — qua
cabane, cabinet — capanna
cable — cappio
cache, cacher, cachet, cachot —
quatto
cadastre — catastro
cadre — quadro
cafard — cafre IL b
cage — gabbia
caille — quaglia
cailler — quagliare
cais pr. — casso
caisse — cassa
cajoler — gabbia
calabre pr. — caable IL c
caleche — calesse
calecon — calzo
canape — canope
canard — cane IL c
canevas — canape
capdel pr. — capitello
cäpre — cappero
captener pr. — mantenere
caraque — carraca IL b
caravelle — caraba
careme — quaresma
carmin — carmesino
carnaval — carnevale IL a
carne, carnel, carneler — cran
IL c
caroube, carouge — carrobo
carquois — carcasso
carre, carreau, carrer, carriere —
quadro
casque — cascar IL b
casserole — cazza
catir — quatto
cau, caucala pr. — choe IL c
causer — cosa
FRANZÖSISCHES REGISTER.
76Ö
cavesson — cavezza
ce — ciö
ceans — ens II. c
ceuille — zediglia
celeri — sedano
celui — quello
cembel — zimbello
cerise — ciriegia
cerne, cerner — cercine
cet — questo
chablis — caable II. c
chacun — ciascuno
chainse — camicia
chälit — cataletto
chamarrer — zamarra II. b
chamois — camozza
cbampion — campione
chanceler — chance II. c
chancre — granchio
change, changer — cambiare
chanteau — canto
chantier — cantiere
chanvre — canape
chape, chapeau, chapelle, chape_
ron — cappa
chapitre — capitolo
chardon — cardo
charge, charger — caricare
charlatan — ciarlare
charniere — cran II. c
charogne — carogna
charpente — carpentiere
charroie — charme II. c (1)
chässe — cassa
chasser — cacciare
chasuble — casipola
chat — gatto
chat-huant /r., chauanapr. — choe
II. c
chaudiere, chaudron — caldaja
chaumiere — chaume II. c
chausse — calzo
chaussee — calzada
eherner — scemo
cheminee — caminata
chemise — camicia
chercher — cercare
chere — cara
chetif — cattivo
cheval, chevaucher — cavallo
chevet — chef II. c
cheville — cavicchia
chevir — chef II. c
chevrette — crevette II. c
chicane, chiche, chicot — cica
chiche — cece
chiffre — eifra
chimie — alchimia
chinquer — escanciar
chiourme — ciurma
chiquet — cica
choc — cioeco
chocolat — cioccolata
chommer — calma
chopper — zoppo
choquer — cioeco
chose — cosa
chou — cavolo
chouan, choucas, chouette — choe
II. c
chuchoter, chut — zitto
ci — qui
eidre — sidro
eimeterre — seimitarra
cingler — singlar
cintre — centinare
ciseau, ciseler — cincel
clabaud — glapir II. c
clapier — clapir II. c
clatir — ghiattire
cleda pr. — claie II. c
clocher — clop II. c
clore — chiudere
clou — chiodo II. a
cobe pr. — cupido
cocagne — euccagna
cocarde — coq II. c
cochar pr. — coitar
coche — cocca
coche — cocchio
Cochenille — cocciniglia
cocu — cueco
coffre — cofano
cogotz, cogul pr. — cueco
coi — cheto
coiffe — cuffia
coillon — coglione
coing — cotogna
cointe — conto
coite — coltrice
comble — colmo
commencer — cominciare
comment — come
compter — contare
corate — conte
congedier — conge II. c
connetable — contestabile
contraindre — etreindre II. c
contrebande — bando
contrecarrer — cara
contröle — rotolo
convier — convitare
convoiter — cupido
convoyer — voyer IL c
49
■770
FRANZÖSISCHES REGISTER.
coque — cocca
coquet — coq IL c
coquille — cochiglia
cor partihel — ora (Q)
cordonnier — cordovano
corine — corruccio
corroyer — redo
cortege — corte
corvette — corbeta
cosensa pr. — cuire II. c
cospel — copeau II. c
cosser — cozzare
cossi pr. — come
cota pr. — coltrice
cöte, cöte, coteau — costa
cote, coter, coterie — quota
cotillon — cotta
couard — codardo
couchant — ponente
coucher — colcare
coucou — cucco
coude — cubito
coudre — cucire
couenne — cotenna
couette — coltrice
coulis, coulisse — couler II. c
coup — colpo
coupe, coupeau — coppa
couper — colpo
couple — coppia
cour — corte
courage — coraggio
courbette — corvetta
courge — cucuzza
courroie — coreggia
courroux — corruccio
courtier — cura
courtine — cortina
courtisan, courtois — corte
cous — cucco
cousin — cugino
coussin — coltrice
coutume — costuma
couver — covare
coyon — coglione
cracher — radier II. c
craraoisi — carmesino
crampe, crampon — grampa
cranc pr. — granchio
craquer — crac II. c
cravache — corbaccio
cravanter — crebantar
creche — greppia
creneau — cran II. c
cresson — crescione
crever — crepare
crier — gridare
crochet — croc II. c
croissir, croistre — cruxir
crouler — crollare
Croupe, croupir — groppo
cueillir — cogliere
cuider — coitare
cuiller — cucchiajo
cuirasse — corazza
cuisine — cucina
cuisse — coscia
cuistre — cuire II. c
cussö/»r. — cozzone
cuve — coppa
O.
dace — dazio
daguet — guatare
dame — donno
dans — ens II. c
darse — arsenale
datte — dattero
daus pr. — a
debaucher — bauche II. c
debonnaire — aria
debout — bottare
debris — briser II. c
debut — bozza
dechirer — eschirer II. c
dechouer — echouer II. c
decombres — colmo
defalquer — falcare IL a
defaut — falta
den, defier — disüdare
defiler — fila
defrayer — frais IL c
deguerpir — guerpir II. c
deja — giä
dejeüner — giunare
delabrer — lambeau II. c
delayer — dileguare
demain — mane
demarrer — amarrar
demoiselle — donno
denier, denree — denaro
depecher — pacciare
depetrer — pastoja
depouille — spoglio
depuis — poi
derate — rate IL c
dernier — retro
derober — roba
deroute — rotta
derriere — retro
descaptar pr. — capitare II. a
desormais — des
dessein, dessin, dessiner — dise.
gnare
FRANZÖSISCHES REGISTER.
771
dessert — serviettc II. c
dessous — sotto
dessus — suso
deteler — teler II. c
detraquer — trac II. c
detrier — trigar II. c
detroit — etroit IL c
deuil — cordoglio
devant — anzi
devider — vide II. c
devis — diviso
devouer — voeu II, c
diane — diana II. a
dilayer — delai II. c
diraanche — domenica
diner — desinare
donc — dunque
dont — onde
douaire — douer II. c
douane — dogana
douche — docciare
douillet — douille II. c (1)
douve — doga
dragee — treggea
dresser — rizzare
drogman — dragomanno
droit — ritto
dusil — douille II c (2)
dusque — jusque II. c
K.
ebahir — baire
ebaucher — bauche II. c
ebranler — brando
ebrouer — bravo
ecaille, ecale — scaglia
ecarlate — scarlatto
ecarter — scartare
echafaut — catafalco
echanson — escanciar
echapper — scappare
echarde — cardo
echarpe — sciarpa
echars — scarso
echec — scacco
echemer — sciame
echevin — scabino
echine — schiena
echiquete, echiquier — scacco
echome — scalmo
eclater — schiantare
eclisse — clisse II. c
eclore — chiudere
ecluse — esclusa
ecorce, ecorcer — scorza
ecorcher — coiteccia
ecosse — cosse II. c
ecot — scotto
ecouer — coda
ecourgee — scuriada
ecouter — ascoltare
ecueil — scoglio
ecume — schiuma
ecurer — sgurare
ecureuil — scojattolo
ecusson, ecuyer — ecu II. c
effacer — faccia
efFondrer — fondo
effrayer, efFroi — frayeur II. c
effronte — affrontare
egarer — garer II. c
eglantier — aiglent IL c
egraffigner — greffe II. c (1)
egratigner — grattare
egruger — gruger II. c
eisaurar pr. — sauro
elan — lancia
elecluaire - lattovaro
elingue — slinga
email — smalto
embarras — barra
embaucher — bauche II. c
emblaver — biado
embraser — bragia
embusquer — bosco
emeraude — smeraldo
emeri — smeriglio
emerillon — smerlo
erneute — meute IL c
emoi — smagare
emousser — mozzo
empan — spanna
emparer — parare
empecher — pacciare
empeser, empois — pegar
empetrer — pastoja
empiffrer — - pipa
emplätre — piastra
employer — piegare
empreinte — imprenta
emprunter — improntare
en — indi
en pr. sbst. — donno
encan — incanto
encausar pr. — incalciare
enceinte — incinta
enclume — incude
encombre — colmo
encore — ora (2)
encre — inchiostro
eudever — desver II. c
endroit — ritto
enfoncer — - fondo
enfreindre — fraindre II. c
772
FRANZÖSISCHES REGISTBR.
engeance — enger IL c
engloutir — ghiotto
engouer — gave II. c
enherdir — yerto II. b
enjöler — gabbia
ennui — noja
enqui — qui
enseigne — insegna
enseigner — insegnare
ensemble — insembre
ensement — es so
ensouple — subbio
entier — intero
entraver, entraves — travar
envelopper — viluppo
environ — virar
envoisier — vezzo
envoyer — voyer II. c
epais — spesso
epargner — sparagnare
eparpiller — parpaglione
epaule — spalla
äpeautre — spelta
eperon — sperone
epervier — sparavierc
epice — spezie
epier — spiare
epinard ~ spinace
epinceler, epincer — pizza
epingle — spillo
eplucher — piluccare
epois — spito
epouiller — pidocchio
epouvanter — spaventare
epoux — sposo
epreindre — preindre II. c
equerre — quadro
equi — qui
equiper — schifo
era pr. — ora (2)
ereinter — derrengar
ergot — argot II. c
erranment — erre II. c
ers — ervo
esbalauzir pr. — eblouir II. c
esbanoier — banda
escadre, escadron — quadro
escarbot — scarafaggio
escarcelle — sciarpa
escarir pr. — schiera
escarmouche — scaramnrcia
escarpe — scarpa
eschiele — schiera
eschiele — squilla
esclate — schiatta
esclave — schiavo
escolh pr. — cogliere
escopette — schioppo II. a
escorcer — scorciare
escorre — scuotere
escorte — corgere II. a
escouade — quadro
escousse — scuotere
escrimer — scherrao
escroc — scrocco
esglay pr. — ghiado
esmaier — sraagare
esmerer — smerare
espalier — spalla
espelh pr., espiegle fr. — specchio
espion — spiare
espringuer — springare
esquif — schifo
esquisse — schizzo
esquiver — schivare
essai — saggio (2)
essaim — sciame
essoigne — sogna
essorer — sauro
essuyer — suco
estache — stacca
estafette, estafilade — stafFa II. a
estanc — stanco
estoc — stocco
estor — stormo
estrade — strada
estragon — targone
estreper — estraper II c
estribot — strambo
estriver — estribo
estrope — stroppolo
estropier — stroppiare
estrubar pr. — estribo
etage — staggio
etain — stagno
etal, etalon — stallo
etamer — stagno
etamine — stamigna
etamper — stampare
etance — stanza
etancher, etang — stancare
etangues — stanga
etau — stallo
etendard — stendardo
eteule — stoppia
etoffe — stoffa
etouble — stoppia
etouffer — tufo (1)
etoupe, etoupin — stoppa
etourdir — stordire
etourgeon — storione
etrange, etranger — stranio
etrape — estraper II. c
etre — essere
FRANZÖSISCHES REGISTER.
773
etrecir — ctroit II. c
etrier — estribo
etrille — strecchia
etriquet — tricoter II. c
etri viere — estribo
etron — stronzare
etrope — stroppolo
etui — astuccio
etuve — stufa
eventail — ventaglio
evier — eau II. c
exaucer — alzare
fächer — fastio
faille — fiaccola
faillir — fallire
faine — faggio
faisceau — fascio
fanal — falö
fanfare — fanfa
fanfreluche — fanfaluca
faquin — facchino
farce — farsa
fardeau — fardo
farfouiller — fouger II. c
farga pr. — forgia
faucon — falcone
faute — falta
fauteuil — faldistorio
fauve — falbo
fee — fata
feindre — faint II. c
felon — fello
fenouil — finocchio
ferte — ferme IL c
feu — fuoco
feur — foro
feiirre — fodero
feutre — feltro
fiche — fitto
ficher — ficcare
fie, nee — via (1)
fief — fio
fifre — pipa
filtrer — feltro
flacon — fiasco
flageolet — flauto
flan — fiadone
flanc — fianco
flasque — fiacco
flatir — flatter II. c
fleche — freccia
floc pr. — froc II. c
floc — folc II. c
florin — fioriuo
flot — fiotta
fluet — flou II. c
flute — flauto
foible — fievole
foie — fegato
foire — fiera
fois — vece
foncer — fondo
fontaine — fontana
forain — fuora
forban — bando
force — forza
forceis pr. — fuora
forcene — senno ,
foret — foresta
forge — forgia
fouasse — focaccia
fougere — felce
fougue — foga II. a
fouiller — fouger II. c
fouine — faina
foule, fouler — follare
fourbe, fourbir — forbire
fourrage, fourreau, fourrer — fo-
dero
frai — fregare
frairin — fraiditz II. c
frais — fresco
fraise, fraiser — fregio
frasque — frasca II. a
frayer — fregare
freluquet — fanfaluca
friand, fricandeau, fricasser — fri-
que II. c
fripon — friper II. c
froisser — frizzare
fröler — frettare
fromage — formaggio
fronde — fionda
frotter — frettare
fusil — fuoco
futaine — fustagno
gage — gaggio
gagner — guadagnare
gai — gajo
gaillard — gala
gaine — guaina
galant — gala
galere — galea
galoche — galoscia
galon — gala
gamache — gamba
ganache — ganascia
gangrene — cangrena
ganivet — canif II. c
gans e — gancio
m
FRANZÖSISCHES REGISTER.
gant — guanto
garant — guarento
garba pr. — gerbe II. c
garce, garcon — garzone
garde, garder — guardare
gargamela pr. — gargatta
garnache, garnir, garnison —
guamire
garou — loupgarou II. c
gäter — guastare
gavion — gave II. c
gazouiller — jaser II. c
geai — gajo
gehir — gecchire
gencive — gengiva
genevre — ginepro
genh pr., genie fr. ' — ingegno
genou — ginocchio
geöle — gabbia
gequir pr. — gecchire
gerbe — garba
germandree — calamandrea
ges pr. — gens II. c
gibet — giubbetto
gieser — gese II. c
girandole — girer
girofle — garofano
giron — gherone
gisarme — guisarme II. c
gla'ieul — glaive
glas — chiasso
glatir — ghiattire
glay pr. — ghiado
glousser — chiocciare
glouteron — gleton II. c
glouton — ghiotto
gobelet — coppa
godailler, godon, goinfre — goda
IL c
gond — gonzo
gonfler — gonfiare
göret — gorre II. c (1)
gorge — gorgo
gos pr. — cuccio
gosier — gueux II. c
goudron — catrame
gouffre — golfo
gouge — gubia
gouine — goda II. c
gouliafre — goliart II. c
goupil, goupillon — golpe
goupiller — volpilh II. c
gour — gorgo
gourd — gordo
gourde — cucuzza
gourmette — grumo
gousße ^ guscio
goutte — gotta
graille — gracco
grange — granja
granter — creanter II. c
gratusi — grattare
gravelle, gravier, gravois — greve
IL c
gre — grado
gredin — gretto
grele, greler — gres IL c
grenon — grena
gresil — gres IL c
grief — greve
gril, grille — grada
grimace — grimoire IL c
grogner, groin, gronder — gru-
gnire
grotesque — grotta
grumeler — grumo
gue — guado (1)
guede — guado (2)
guer, guerle pr. — guercio
guerdon — guiderdone
guere — guari
gueret — barbecho
guerir, guerite — guarire
guermenter — gaimenter IL c
güet, guetter — guatare
gueude — gheldra
guidon — guidare
guigne — visciola
guigner — ghignare
guimauve — malvavischio
guinder — ghindare
guirlande — ghirlanda
guitarre — chitarra
guitran — catrame
guivre — givre IL c (1)
H.
habler — favola
hache — accia
haieine — alenare
haier — halar
hallebar de — alabarda
hamac — amaca
hamecon — ancino
hanap — anappo
hanche — anca
hangar — angar II . c
haquenee, haquet — haca
harangue — aringo
harceler — herse IL c
harde, hardes — hard IL c
hardi — ardire
hareng — aringa
harer — haiö U. c
FRANZÖSISCHES REGISTER.
775
harlot — arlotto
harnacher, harnois — arnese
harouche — farouche II. c
harpe, harper, harpon etc. — arpa
hasard — azzardo
hasple — aspo
haubert — usbergo
hausser — alzare
heaume — elmo
he las — lasso
heraut — araldo
herisser, herisson — riccio (1)
hermine — armellino
heron — aghirone
heur — augurio
heurt, heurter — urtare
hieble — ebbio
hier — ieri
hisser — issare
hiver — inverno
hobereau — hobin II. c
hommage — uomo
honnir, honte — onire
hoqueton — cotone
horde — orda
hormis, hors — fuora
hose — uosa
höte — oste (2)
houle — ola
houseaux — uosa
houssine, houssoir — houx II. c
huer — hu II. c
huis, huissier — uscio
hulotte — urlare
huppe — upupa
hurepe — herupe II. c
ici
if -
— qui
- iva
iqui
isne
itanl
itel
— qui
l — snello
t — cotanto
— cotale
ivoire — avorio
ivraie — ebbriaco
J.
jaboter — jabot II. c
jalon — j auger II. c
jaloux — zelo
jambe, jambon — "gamba
jaque — giaco
j ardin — giardino
Jargon — gergo
jarre — giara
jarret — garra
jasmin — gesmino
jasse pr. — se II. c
jatte — gavetta
jaune — giallo
javeline, javelot — giavelotto
javelle — gavela
jazerant — ghiazzerino
je — io
jeter — gettare
jeudi — giovedi
jeüne — giunare
joie — godere
joli — giulivo
Jongleur — giocolaro
joubarbe — jusbarba
joue — gota
jouir — godere
jour — giorno
joute, j outer — giusta
joyau — godere
jujube — giuggola
julep — giulebbe
jupe — giubba
jusarme — guisarme IL c
jusquiame — giuschiamo
iabech pr. — libeccio
lache, lächer — lasciare
lacs — laccio
ladre — lazaro
laiche — lisca
laisser — lasciare
laiton — ottone
lambrequin — lambeau II. c
lambris — lambre II. c
laquais — lacayo
laste — lasso
lavange — avalange II. c
le - il
leans — ens II. c
leche — lisca
lecher — leccare
lege, leger — lieve
lendemain — mane
lente — 1 endine
lesine — lesina
lessive — lisciva
lest — lasto
leur — egli
leurre — logoro
lezard — lacerta
lierre — edera
limace, limacon — lumaccia
limon — lerne II. b
linceuil — lenza
lis — giglio
7T6
FRANZÖSISCHES REGISTER.
lisiere — lista
litiere — lettiera
liveche — levistico
löge, loger, logis — loggia
loir — ghiro
loquet — loc II. c
lors — ora (2)
losenge — lusinga
lot — lotto
louange — lusinga
lourd — lordo
loutre — lontra
loyer — louer II. c (2)
lui — egli
luth — liuto
JH.
mächer — masticare
machurer — maschera
maidieu — dio
mail — maglio
maille — macchia
maille — medaglia
main adv. — mane
mainada pr. — magione
maintenant — immantinente
maintenir — mantenere
mais — mai
maison — magione
maitre — maestro
malade — malato
malaise — agio
malgre — grado
malheur — augurio
malingre — heingre II. c
malle — mala
malotru — astro
manche — manico
mandore — pandura
manger — mangiare
manicordion — monocordo
mannequin — manne II. c
manoir — mas
mar adv. — ora (1)
marais — mare
marchand — marche II. c
marche — marca
marcotte — margotta
mardi — martedi
marecage — mare
marechal — mariscalco
margue pr. — manico
marjolaine — majorana
marotte — marionnette II. c
marque, marquis — marca
marteau — martello
masque — maschera
masse, massue — mazza
mät — masto
matelas — materasso
matin — mane
mätin — magione
maussade — sade II. c
mauvais — malvagio
meche — miccia
mechef — menoscabo
mehaing — magagna
melange, meler — mischiare
meme — medes
menace — minaccia
menetrier — mestiero
mensonge — menzogna
mentoivre — mentar
menuiser — minuzzare
mercredi — mercoledi
merluche — merluzzo
merveille — maraviglia
mesquin — meschino
metairie — mezzo
metal — medaglia
metayer — mezzo
metier — mestiero
metis — mestizzo
meugler — mugghiare
meunier — molino
miche — mica
mignard — mignon II. c
migraine — magrana
mille sbst. — miglio
mineral — mina (1)
minette, minon — mina (2)
mistral — maestro
mitaine — mezzo
moie — meta
moignon — munon
mois — moscio
moitie — mezzo
mollet — molla
monseigneur, monsieur — signore
mortier — mortajo
morve — mormo
moufette — muffo
moufle, moufler — muffare
mouiller — molla
moule — modano
moulin — molino
mousquet — moschetto
mousse — mozzo
mousse — mozo II. b
mousseline — mussolo
mousser, mousseron — mousse II. c
moustache — mostaccio
moutarde — mostarda
mouton — montone
FRANZÖSISCHES REGISTER.
'77
möyen — mezzo
muid — moggio
mulatre — mulato
mulet — muggine
museau, muser — muso
mutin — meute II. c
W.
na pr. sbst. — donno
nache — natica
nacre — nacchera
narquois — narguer II. c
navire — navilio
neanmoins, neant — niente
neel — niello
nefle — nespola
neis — nessuno
nenni — ne II. c
niais — nido
niche — nicchio II. a
niche — nique II. c
niveau, niveler — libello
nocher — nocchiero
noer — notare
nombril — ombelico
nonnain — nonno
noyer — negare
nuance — nuer II. c
nuque — nuca
O.
octroyer — otriare
oes — uopo
ogan — uguanno
ogre — orco
oie — oca
oille - olla II b
oiseau — uccello
olzina pr. — elce
on — uomo
onc, onques — anche
once — lonza
orange — arancio
orage, ore — aura
oreille — orecchia
orfevre — forgia
orge — orzo
orgueil — orgoglio
oripeau — orpello
orteil — artiglio
ötage — ostaggio
ou — o
oü — ove
ouais — guai
ouate — ovata
oublier — obbliare
ouragan — uracano
ourler — orlo
outarde — ottarda
outrecuidance — coitare
page — paggio
paillard, paille — paglia
palefroi — palafreno
pämer — spasimo
panse — pancia
panser — peso
panteler — pantoivs II. c
päque — pasqua
paquet — pacco
parangon — paragone
parapet, parapluie, parasol — pa-
rare
parce — cid
pareil — parecchio
paresse — pigrezza
parier — parola
parmi — mezzo
paroisse — parrocchia
parque — parco
passement — passamano
pataud — pata
päte — pasta
patin — pata
paturon — pastoja
pautonier — paltone II. a
pavillon — padiglione
pavois — pavese
payen — pagano
payer — pagare
pays, paysan — paese
peage — pedaggio
peche — persica
p eigne — pettine
pelerin — pellegrino
pelisse — pelliccia
pelote — pillotta
pelouse — peluche II. c
pendeloque — loque II. c
penil — pettine
penser — peso
pepie — pipita
percer — pertugiare
perdrix — perdice
perroquet — parrocchetto
perruque — piluccare
persil — petrosellino
per Ulis — pertugiare
pertuisane — partigiana
petit — pito
petiller — petardo
piece — pezza
pieton — pedone
m
778
FRANZÖSISCHES REGISTER,
piffre — pipa
pigeon — piccione
pignon — penna
piler, piller — pigliare
piment — pimiento
pincer — pizza
pion, pionnier — pedone
piot — pier
pique — picco
piser, piste — pestare
pisser — pisciare
pivot — pipa
placard — plaque IL c
place — piazza
plage — piaggia
plaid — piato
planche — pianca
plat — piatto
plätre — piastra
pleige — plevir II. c
plessier — plais II. c
plier — piegare
plonger — piombare
ployer — piegare
poge — poggia II. a
poids — peso
poignard — pugnalc
poincon — punzar
point — punto
poison — pozione
poisser — pegar
polichinelle — pulcinella II. a
poruec — appo
poser — pausare
potage — pote
pot-pourri — olla II. b
pou — pidocchio
pouliot — poleggio
pouls — pulsar
pour — por
pourpier — portulaca
pousser — pulsar
poussiere — poudre II. c
poutre — poledro
prele — esprelle II. c
pres, presque — presso
pret — presto
preter — prestare
preux — pro
preveirepr. — prete
prevöt — prevosto
printemps — ver
prison — pvigione
promencr — menare
prou — pro
proue — pfua
proyende — prebenda
provigner, provin — propaggine
puce — pulce
pucelle — pulcella
puis — poi
puiser, puits — pozzo
pupul — upupa
quai — cayo
que — che
quec pr. — chaque II. c
quelque — qualque
quenouille — conocchia
queue — coda
qui — che
quignon — coin II. c
quille — quiglia
quincaille — clincaille II. c
quitte, quitter — cheto
quoi — che
quora pr. — ora (2)
R.
raban — haubans II. b
rabrouer — bravo
race — razza
räcler — rascare
rafler — raffare
raie — raggio
railler — rallar
rainar pr. — hargner II. c
raiponce — raperonzo
ramadouer — amadouer II. c
rame — risma
ramentevoir — mentar
ramponer — rampa
rancune — rancore
rapar pr. — rampa
räper — raspare
rapetasser — pedazo II. b
raquette — racchetta
räteau — rastro
raton — rate II. c
raüser — rifusare
rayer, rayon — raggio
rebec — ribeba
rebours, rebrousser — broza
recamer — ricamare
rechef — chef II. c
recif — arrecife II. b
reciner — desinare
recoi — cheto
recourre, recousse — scuotere
reculer — rinculare
ree — raggio
refrogner — frignare II. a
refuser — rifusare
FRANZÖSISCHES REGISTER.
779
regain — guaime
regime — reame
remorquer — remorchiare
rempart — parare
remuer — muer II. c
rene — redina
renfrogner — frignare II. a
renifler — niffa
represaille — ripresaglia
ressembler — sembrare
ressort — sortire (1 und 2)
restreindre — etreindre II. c
retif — restio
reüser — rifusare
reussir — escire
revanche — vengiare
reveche — rivescio
ricaner — reganar
riffler — riffa
risque — risicare
riz — riso
röche, rocher — rocca
röchet — rocchetto
röle — rotolo
roman — romanzo
roncin — ros (2)
ronsar pr. — ronce II. c
roquette — ruca
rosee — ros (1)
rosse — ros (2)
rötir — rostire
roture — rotta
rouche — ruche II. c
rouge — roggio
rouille — ruggine
rouler — rotolo
roussin — ros (2)
route, routine — rotta
rouvre — rovere
roux — rosso
royaume — reame
rue — ruga
ruf pr. — rufla
ruisseau — ru II. c
rumb — rombo
ruse — rifusare
rustre — rüste IL c
sable — zibellino
sabre — sciabla
saccade — sacar
sacre — sagro
safran — zafferano
sain — saime
saisir — sagire
Saison — stagione
salade — celata
sale — salavo
salle — sala
sangle — cinghia
sanglier — cinghiale
sanglot — singhiozzo
sans — senza
sape — zappa
sarcelle — cerceta
sarriette — satureja
sas — staccio
satin ~ seta
sauce, saucisse — salsa
saumätre — salmastro
saumure — moja
saure — sauro
sauvage — selvaggio
savate — ciabatta
savoir — sapere
seau — secchia
seche — seppia
secouer, secousse — scuotere
seigle — segale
seigneur — signore
seille — secchia
sem pr. — scemo
semaine — settimana
semblant, sembler — sembrare
semonce — semondre II. c
senechal — siniscalco
sentier — senda
sepoule — spola
serail — serrare
serge — sargia
sermar pr. — esmar
serper -— sarpare
setier — sestiere
seton — seta
seuil — suolo
severonde — gronda
siege — sedia
sien — mien II. c
siglaton — ciclaton
sigle — singlar
sire — signore
siroc — sirocco
sivels — viaus II. c
so pr. — cid
soie — seta
soin — sogna
soir — sera
sole — suolo
sombre — sombra II. b
somme, sommelier — salma
sommer — semondre II. c
sommet, son — sommo
sot — zote
780
FRANZÖSISCHES REGISTER,
sou — soldo
souche — soc II. c
soude — soda
souder — soldo
souffler, soufflet — soffiare
soufre — solfo
souhait — hait II. c
souiller — souil II. c
goulier — suolo
soupe — sopa
soupente — pente II. c
source — sourdre II. c
souris — sorce
sournois — sorne
sous, soutane — sotto
souvent — sovente
squelette — scheletro
strapasser — pazzo II. a
suc — cucuzza
sucer — suco
sucre — zucchero
suif — sevo
super — sopa
supercherie — soverchio
surcot — cotta
surgeon — sourdre II. c
surplis — pelliccia
T.
tabouret — taraburo
tache — tacco
taie — taita
taille, tailler — taglia
tain — stagno
taisson — tasso
talmasche — maschera
tamis — tamigio
tampon, pr. tampir — tape (l)
tancar pr. — stancare
tancer — tencer II. c
taon — tafano
tapir — tapino
tapis — tappeto
taquin — taccagno
taraud — taraire
targuer — targa
tariere — taraire
tarte — torta
tasse — tazza
tasseau — tassello
täter — tastare
taut — ataud
tayon — taita
teigne — tigna
tenaille — tanaglia
tente — teuda
tesson, tete — testa
tien — mien II. c
tiercelet — terzuolo
tique — zecca
tison — tizzo
toison — tosone
tomber, tombereau — tombolare
tonne — tona
toque — tocca
toquer — toccare
torche, torcher — torciare
toriga pr. — toura II. b
tortue — tartaruga
tot — tosto
touaille — tovaglia
toucher — toccare
toupet, toupie, toupon — toppo
tour — torno
tourbe — torba
tourner, tournois — torno
tourte — torta
toutefois — via (1)
tracas — trac II. c
trancher — trencar
transe — transito
trappe — trapa
traquet — trac II. c
trebucher — buco
trefle — trifoglio
treillis — traliccio
trembler — tremolare
tremie — tramoggia
trepeiller, trepigner — treper II. c
tres — tras
tresse — treccia
treuil — torchio
treve — tregua
tricher — treccare
tricot — tricoter II. c
trinquer — trincare
trique — - tricoter II. c
trompe, tromper — tromba
troncon — torso
troquer — trocar
tros, trosar pr. — torso
trosqu'a — jusque II. c
trou de chou — torso
troupe — tropa
trousse — torciare
trouver — trovare
trucheman — dragomanno
truie — troja
truite — trota
tu er — tutare
tuile — tegola
tumer — tombolare
tuyau — tudel
FRANZÖSISCHES REGISTER.
781
V. W.
vaisseau — vascello
valet — vassallo
valise — valigia
vanneau — vanno
vantail — ventaglio
vase — gazon IL c
vautour — avoltore
vec pr. — ecco
vedette — vedetta IL a
veillaquerie — vigliacco
veille, veiller — veglia
vendredi — venerdi
verger — verziere
vermeil — vermiglio
veröle — vajuolo
verveux — vertovello
vetille — vetta
veuf — vide IL c
viautre — veltro
vieillard — vecchio
vielle — viola
vieux — vecchio
vilain — villa
virole — virar
vite — visto
voisdie, voizie — vezzo
vole — veule IL c
voler — embler II. c
vore — orlo
vouer — voeu IL c
vouloir — volere
voüte — volta
vrille — verrina
warlouque — berlusco
Y.
y — ivi
yeuse — elce
50
9S3
Verbesserungen.
Das Sternchen bezeichnet sinnstörende druckfehier.
Seite 3, zeile 9. lies s, (mit comma). — 3, 24. I. caillouteux
5, 4. v. u. I. str. 1—17, 8. Gil Vic. in Böhls teatro. — 19, 8. v.
u. andareddu. — 25, 10. Ahd. art (aratio) und mhd. art (genus) wer-
den in J. und W. Grimms deutschem wörterbuche für unvereinbar er-
klärt; überdies ist ein subst. air aus der würzet ar gegen die regel der
Wortbildung. Sofern aire ansehn, anstand, miene bedeutet, ist es doch
wohl identisch mit aire luft , hauch , woraus sich , wie im tat. Spiritus,
die bedd. ton {melodie) und geist (wesen, art) entfalten mochten. —
52, 8. I. britia. — 63, 7. limous. — 69, 24. altfr. brigue (broie)
JV. fabl. p. Meon 1.297. — 69, 13. v.u. pr. cal. br egar, fr. broyer,
alt breier reiben. — * 73 , 8. 'endlich' ist vor "mit bekannter* zu
setzen. — 75 , 13. «. u. I. bufet statt bofet. — * 93 , 8. auslauten-
des. — 97, 6. v.u. abrunden. — 99, 15. v.u. in compos., altpg. chou-
vir. — 122, 4. v. u. il statt it. — 133, 5. v. u. Rom (ohne punct).
— 143, 2. v. u. streiche man 'fr. tin aus Unna'. — 170, 14. v. u. I.
schiattire. — 171. Der artikel ghiazzerino hätte auf ghiattire
folgen sollen. — 172, 3. I. inghiottire (st. inghiottire, engloutir st. en-
glouter. — 172, 25. di giä. — 174, 15. ginojo st. ginojo. — 191, 17.
widherleän. — 203, 1. v. u. illic. — 214, 5. v. u. hebetudo. — 228,
6. medietarius; (mit semicolon). — 233, 21. frs. statt fr. — 234, 8.
v. u. al-mogäver. — 265, 5. v. u. zeichen, von pingere. — 269, 13.
nokumvxov. — 282, 23. ags. rät. — * 285, 2. regelatum. — 305, 6.
ahd. scäch. — 310, 9. v. u. esquilo, arag. esquirol. — 313, 2.
sigala st. sigala. — 313, 21. siusius st. siusiusi. — 314, 24. sena
sen sp. — * 329, 10. eh st. eh. — 335, 11. v. u. stramblir. — 338,
1. v. u. ags. tacan. — 348, 7. v. u. d. st. de. — 367, 20. vieibus st.
Vicibus. — * 370, 26. begriff Wechsel — 373, 1. v. u. anlaut (ohne
comma). — 376, 13. v. u. I. 22 st. 221. — 391, 14, 15. bus-quer. -
415, 15. v. u. Kneten. — 425, 12. pepin. — 439, 6. v. u. steäp. —
448, 3. v. u. ein Kosewort. — 461, 10. basque st. aasque. — 478, 1.
v. u. pg. st.pr. — 489, 14. v. u. scorza. — 494,5. I. sein, (mit punct).—
* 513, 18. allsp. menar. — 523, 12. puridade geheimnis. — 530,
3. v. u. trat. — * 533 , 6. e st. ue. — 540, 15. J. st. R. — 55i,
6. adj. st. subst. — 569, 1. er st. es.- 575,17. für boud-souffler. —
598, 14- zum st. beim. — 621, 3. v. u. espieut st. espieut. — 625,
20. con-jraindre. — 639, 11. streiche pp. - 643, 8. v. u. altes. —
* 654, 10. de st de. — * 661 , 5. v. u. die worle 'vom dtschen
helle' bis cp. 894' gehörten an das ende des arlikeh. — 668, 10. v. u.
Jauger fr. — 684, 1. v. u. span. malviz. — 710, 6. v. u. desselben
st. des wortes. — 713, 20. aringo st. aringa. — 726, 5. v. u. syl. —
728, 19. ags. südh. — 731, 17. zsgz. st. zsgs.
Bonn, gedruckt bei Carl tteorgi.
Deacidified using the Bookkeeper procefl
Neutralizing agent: Magnesium Oxide |
Treatment Date: August 2006
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(724)779-2111