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Full text of "Etymologisches wörterbuch der romanischen sprachen"

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ETYMOLOGISCHES 


WÖRTERBUCH 


DER 


ROMANISCHEN    SPRACHEN 


VON 


FRIEDRICH   DIEZ. 


BEI    ADOLPH    MARCUS 


1853. 


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VORREDE. 


Die  aufgäbe  der  etymologie  ist,  ein  gegebenes  wort  auf 
seinen  Ursprung  zurückzuführen.  Die  zur  lösung  dieser  auf- 
gäbe angewandte  methode  ist  aber  nicht  überall  dieselbe :  leicht 
läßt  sich  eine  critische  und  eine  uncritische  wahrnehmen.  Die 
uncritische  nimmt  ihre  deutungen  auf  gut  glück  aus  einer 
äußerlichen  ähnlichkeit  der  form,  oder  erzwingt  sie  bei  gerin- 
gerer ähnlichkeit,  ja  selbst  bei  gänzlicher  Verschiedenheit  der- 
selben, durch  eine  reihe  willkürlich  geschaffener  mittelglieder. 
Ein  in  seinem  grundsatze  so.  fehlerhaftes  verfahren,  dessen 
ungeachtet  doch  da,  wo  witz  und  divinationsgabe  nicht  fehl- 
ten, mancher  treffliche  wurf  gelang,  haben  bei  vielen  die  ganze 
etymologische  kunst  in  miscredit  gebracht,  während  sie  sich 
andern  durch  die  leichtigkeit  ihrer  ausübung,  wozu  sich  jeder 
ohne  beruf  und  Vorbereitung  aufgelegt  fühlte,  empfahl  Jene 
irren  in  ihrer  abneigung,  diese  in  ihrer  Zuneigung.  Im  gegen- 
satze  zur  uncritischen  methode  unterwirft  sich  die  critische 
schlechthin  den  von  der  lautlehre  aufgefundenen  principien 
und  regeln  ohne  einen  fußbreit  davon  abzugehen,  sofern  nicht 
klare  thatsächliche  ausnahmen  dazu  nöthigen ;  sie  bestrebt  sich 
dem  genius  der  spräche  auf  der  spur  zu  folgen,  ihm  seine  geheim- 
nisse  abzugewinnen;  sie  wägt  jeden  buchstaben  und  sucht  den 
ihm  in  jeder  Stellung  zukommenden  werth  zu  ermitteln.  Und  doch, 
wie  wenig  vermag  sie  oft,  wie  zweifelhaft  sind  ihre  erfolge !  Das 
höchste,  was  der  eiymologe  erreicht,  ist  das  bewustsein  wissen- 
schaftlich gehandelt  zu  haben;  für  absolute  gewissheit  hat  er 


IV  VORREDE. 

keine  gewähr,  eine  unbedeutende  notiz  kann  ihm  das  mühsam 
erworbene  zu  seiner  beschämung  unversehens  unter  den  fußen 
wegziehen.  Dergleichen  wird  bei  jeder  forschung  vorkommen, 
bei  der  etymologischen  gehört  es  zu  den  täglichen  erfahrun- 
gen,  die  auch  dem  scharfsinnigsten  nicht  erlassen  werden. 
Darum  bescheidenheit,  selbst  wo  alles  unsre  deutungen  zu  un- 
terstützenscheint! Mit  welcher  strenge  ich  in  dem  vorliegenden 
buche  meine  früheren  etymologien  gerichtet  und  gesichtet  habe, 
wird  man  ohne  mühe  erkennen;  was  ich  aber  gegen  mich  selbst 
angewandt ,  konnte  ich  auch  gegen  andre  nicht  unangewandt 
lassen.  Etwas  habe  ich  durch  vieljährige  erfahrung  auf  die- 
sem gebiete  gelernt,  was  sich  zwar  von  selbst  versteht,  aber 
nicht  von  allen  verstanden  sein  will:  daß  zu  wissenschaftlich 
sicherem  urtheile  sich  nur  der  durcharbeitet,  der  den  gesumm- 
ten wortvorrath  der  spräche  bis  in  ihre  mundarten  hinein  zu 
bewältigen  nicht  ermüdet.  Wer  nicht  so  weit  vorzudringen 
tust  hat,  der  beklage  sich  nicht ,  wenn  er  jeden  augenblick 
den  boden  verliert.  Es  ist  kein  wunder,  wenn  manche  auf 
andern  Sprachgebieten  ausgezeichnete  forscher  auf  dem  ro- 
manischen so  oft  fehlgreifen,  da  sie  nur  das  einzelne  in  einer 
bestimmten  gestalt  auffassen  ohne  seine  geschickte  und  seine 
beziehungen  nach  allen  Seiten  hin  erkannt  zu  haben.  Die  ro- 
manische Wortforschung  hat  eben  so  dunkle  parthien  zu  be- 
leuchten wie  vielleicht  irgend  eine  andre;  selbst  die  erkennt- 
nis  des  lateinischen  Stoffes  ist  in  zahlreichen  fällen  nicht  be- 
quemer als  die  des  fremden.  Man  schlage  einmal  die  spani- 
schen mit  ch  oder  mit  z  anlautenden  Wörter  nach  und  man 
wird  von  der  richtigkeit  dieser  behauptung  eine  ahndung  be- 
kommen. Erschöpft  man  auch  alle  von  den  einschlägigen 
sprachen  gebotenen  mittel,  z.  b.  für  das  spanische  den  latei- 
nischen,  griechischen,  baskischen,  celtischen,  germanischen, 
semitischen  wortvorrath ,  es  bleibt  ein  großer  rest ,  für  den 
es  keinen  rath  gibt  Freilich  fließen  manche  sprachen,  wor-* 
aus  der  Romane  schöpfte,   für  uns  nur  noch  in  spärlichen 


VORREDE.  V 

quellen.  Eifriger  und  umsichtiger  forschung  aber  wird  sicher 
gelingen  noch  manches  räthsel  zu  lösen,  das  bis  jetzt  unlös- 
bar schien. 

Ein  f ortschritt  ist,  hoffe  ich,  in  dem  gegenwärtigen  ver- 
suche geschehen ;  der  lautlehr e,  die  sich  an  den  schätzen,  wel- 
che die  etymologie  zu  tage  fördert,  erfrischt  und  belebt,  wird 
dies  dereinst  zu  gute  kommen.  Aber  auf  die  bezwingung  des 
ganzen  konnte  ich  nicht  eingehen,  und  wer  möchte  muth  und 
kraft  und  selbstverläugnung  genug  dazu  haben?  Gleichwohl 
wünschte  ich  ein  ganzes  zu  geben,  sei  es  auch  nur  ein  be- 
dingtes, und  so  richtete  sich  mein  augenmerk  i)  auf  üblichere 
Wörter,  solche  die  in  rede  und  schrift  häufiger  wiederkehren, 
mit  ausschluß  aller  derer,  die  man  sich  ohne  mühe  aus  dem 
latein  erklärt,  die  also  der  Untersuchung  nicht  anheim  fallen 
können;  2)  auf  weniger  übliche,  aber  etymologisch  bedeutsa- 
mere, wohin  ich  vornweg  partikeln,  einfache  verba,  zumal 
aber  einfache  adjectiva,  demnächst  viele  von  linguisten  mehr- 
fach besprochene  zu  einem  gewissen  rufe  gelangte  Wörter 
rechnete.  Aber  auch  solchen,  die  weder  zur  einen  noch  zur 
andern  classe  gehören,  sollte  der  eintritt  unverwehrt  sein, 
nur  fiel  hier  jede  Verbindlichkeit  der  aufnähme  weg :  fülle  ist 
besser  als  mangel  und  am  ende  kann  jedes  wort  zur  kennt- 
nis  der  bestandtheile  einer  spräche  beitragen.  Es  gibt  aber 
auch  Wörter,  deren  bereits  vorhandene  deutung  nicht  zu  wei- 
terer prüfung  veranlaßt;  andre  nicht  genügend  oder  gar  nicht 
gedeutete,  die  zwar  alle  rücksicht  verdienen,  aber  diesmal 
nicht  zur  Untersuchung  reizten:  gehen  sie  auch  leer  aus,  sie 
dienen  doch  anzudeuten,  was  einer  spräche  seltenes  oder  mer- 
kenswertes angehört.  Jene  sind  hier  mit  dem  eingeklammer- 
ten namen  ihres  erklär  er  s  bezeichnet,  diese  ohne  irgend  eine 
beurtheilung  hingesetzt  worden  und  somit  anderweitiger  Un- 
tersuchung empfohlen.  Sparsamkeit  in  der  abfassung  der  ar- 
tikel  war  mir  gesetz:  darum  wählte  ich  aus  den  volksmund- 
arten  meist  nur  unmittelbar  zum  ziele  führendes ;  darum  ver- 


VI  VORREDE. 

mied  ich,  den  Ursprung  des  aufgestellten  etymons,  so  wie,  vor- 
wärts gewandt,  die  Verbreitung  des  romanischen  abbildes  über 
fremdes  gebiet  zu  verfolgen;  darum  berichtete  ich  nicht  über 
alle  vorgebrachte  Meinungen;  daß  ich  seichten  erklärungsv er- 
suchen die  thüre  schloß,  versteht  sich  *). 

Die  eintheilung  des  Stoffes  wird  man  billigen.  Es  kam 
darauf  an  schon  in  der  äußeren  einrichtung  zweiner  klaren 
Übersicht  desselben  zu  gelangen.  Zu  diesem  zwecke  musten 
zwei  theile  gebildet  werden.  Der  erste  umfaßt  ziemlich  voll- 
ständig den  gesammt-  oder  gemeinromanischen  d.  h.  den  auf 
allen  drei  gebieten,  dem  italiänischen,  dem  spanisch-portugie- 
sischen und  dem  provenzalisch- französischen,  ja  selbst  den 
auf  nur  zweien  derselben  einheimischen  sprachstoff ,  in  der 
reget  wenigstens  sofern  dieser  den  neueren  Schriftsprachen 
angehört.  Der  italiänischen  räumte  ich  in  den  einzelnen  ar- 
tikeln  den  vortritt  ein,  wozu  sie  ihre  heimath  und  ihr  genaue- 
rer anschluß  an  die  lateinische  berechtigte ;  selbst  wo  sie  sich 
weiter  von  der  urform  entfernt  als  die  Schwester  sprachen, 
konnte  nicht  füglich  vom  princip  abgewichen  werden.  Oder 
war  es  nicht  rathsamer  das  mittellateinische  alle  andern  um- 
fassende wort  voranzustellen?  Allein  das  mittellatein  ist  selbst 
vielformig  und  konnte  nicht  anders  sein :  sollten  aber  die  von 
mönchen  und  notaren  geschaffenen  sprachformen  der  volksüb- 
lichen rede  den  weg  zeigen  ?  Mit  diesem  mittellatein  läßt 
sich  viel  unfug  treiben.  In  den  früheren  Jahrhunderten,  als 
die  Volkssprachen  der  lateinischen  näher  standen,  ist  es  al- 
lerdings eine  für  die  Wortforschung  höchst  wichtige  quelle, 
weil  es  reine  formen  gewährt.  Seitdem  aber  jene  sprachen 
selbst  in  schrift  auftraten,  kann  die  Wissenschaft  es  fast  ent- 


*)  Ich  bemerke  hier  noch:  um  nicht  mit  formen  zu  ermüden,  habe 
ich  im  I.  theile  die  fort,  form,  wenn  sie  der  span.  ganz  nahe  lag, 
häufig  unterdrückt-,  seltner  dieprov.,  da  diese  zugleich  das  höhere  alter 
eines  Wortes  bezeugt. 


VORREDE.  VII 

behren,  ja  sie  muß  es  nicht  selten  von  sich  stoßen.  Wie  un- 
geschickt man  seit  dem  zwölften  Jahrhundert  latinisierte,  da- 
von reden  beispiele  wie  sessicare  =  alt  fr.  sescher;  gordus 
=  alt  fr.  gort,  lat.  gurges;  hommagium  =  altfr.  homraage 
d.  i.  hominaticum.  Welch  ein  falsches  bild  gibt  bossa  =  fr. 
bosse;  grasale  =  pr.  grazal ,  wofür  bocia,  gradale  zu  er- 
warten war!  Der  zweite  theil  enthält  den  jedem  der  drei 
gebiete  ausschließlich  eignen  sprachstoff*).  In  dem  dritten  die- 
ser gebiete  habe  ich,  nicht  ohne  einiges  bedenken,  die  fran- 
zösische form  als  die  bekannteste  und  gesuchteste  der  pro- 
venzalischen  voranzustellen  mir  erlaubt,  um  das  nachschlagen 
zu  erleichtern.  Der  walachischen  in  der  fremde  erzogenen 
mit  den  übrigen  nicht  aufgewachsenen  tochter  der  römischen 
mutter  habe  ich  keine  eigne  stelle  eingeräumt,  sie  nur  zur  ver- 
gleichung  zugelassen,  nicht  anders  die  churwälsche.  Die  volks- 
mundarten  bieten  der  forschung  ein  unschätzbares  nie  zu  er- 
schöpfendes material,  welches  häufig  über  buchstabenverhält- 
nisse  und  begriffsentwicklung  überraschenden  aufschluß  gibt: 
ich  habe  sie  daher  überall  zu  rathe  gezogen,  so  weit  die  mir 
gestatteten  hülfsmittel  ausreichten ,  ihnen  auch  zuweilen  bei- 
spiels  halber  kleine  artikel  vergönnt.  Schade,  daß  wir  nicht 
über  recht  viele  derselben  so  einsichtige  und  gewissenhafte 
Untersuchungen  besitzen  wie  über  die  wallonische.  Durch 
die  bemerkte  Zerlegung  des  Stoffes  wird  es  auf  den  ersten 
blick  klar,  was  alle  gemeinschaftlich  besitzen,  gröstentheils  das 
alte  römische  erbtheil,  und  was  jede  noch  besonders  sich  an- 
geeignet hat;  nur  darf  ich  nicht  unbemerkt  lassen,  daß  ich 
die  französische  spräche  als  die  uns  am  nächsten  liegende  vor 
den  andern,  wenigstens  der  spanischen,  begünstigt  habe.  Von 
diesem  partiellen  eigenthume  der  sprachen  sind  freilich  viele 


*)  Von  den  zahlreichen  arabischen  Wörtern  im  span.  und  port. 
konnte  nur  eine  auswahl  aufgenommen  werden.  Sie  sind  mit  latein. 
buchstaben  geschrieben  und  zur  beglaubigung  aus  Oolius  oder  Freytags 
Wörterbüchern  nachgewiesen, 


VIII  VORREDE. 

der  aufgenommenen  artikel  ah  gesammtr omanische  abzurech- 
nen, welche  nicht  wohl  in  die  erste  abtheilung  passten,  weil 
ihre  etymologie  in  den  übrigen  sprachen  auf  der  hand  lag.  So 
schien  z.  b.  das  lat.  apium  (sp.  apio,  it.  appio)  in  seiner  franz. 
form  ache  fremdartig  genug  um  in  der  partiell  franz.  abthei- 
lung eine  stelle  zu  finden.  Kleine  inconsequenzen  in  der  ver- 
theilung  der  Wörter  mögen  vorkommen,  sie  werden  dem  gan- 
zen wenig  schaden:  dasregister  bürgt  zuletzt  für  alles.  Eine 
größere  inconsequenz  wird  man  vielleicht  darin  finden,  daß 
ziemlich  regellos  hier  ein  verbum,  dort  ein  nomen  an  der  spitze 
eines  artikels  steht.  Es  ist  in  der  that  oft  schwer  zu  sagen, 
welche  der  beiden  Wortarten  als  die  primitive  anzunehmen 
sei.  Gewöhnlich  wird  dies  durch  die  etymologie  entschieden, 
in  andern  fällen  wird  es  nicht  zu  kühn  sein  sich  in  einer  Sa- 
che von  so  geringer  bedeutung  durch  das  gefühl  leiten  zu 
lassen. 

Über  die  unlateinischen  demente  in  den  neuen  sprachen 
habe  ich  mich  vor  jähren  ausführlich  geäußert  und  finde  an 
meiner  damaligen  auffassung  der  sache  nichts  wesentliches  zu 
ändern.  Richten  wir  aber  nochmals  den  blick  auf  die  Ur- 
sprachen, um  etwaigen  char acter zügen  oder  resten  derselben 
in  den  einzelnen  gebieten  auf  die  spur  zu  kommen. 

Für  die  kenntnis  der  italischen  Ursprachen  sind  in 
neuerer  zeit  wieder  bedeutende  denkmäler  ans  licht  gezogen 
und  der  bau  jener  sprachen  so  wie  ihr  Stammverhältnis  zum 
latein  sorgfältig  erörtert  worden.  Die  wichtigste  der  unter- 
italischen durch  höhere  ausbildung,  längere  dauer  und  durch 
größeren  umfang  ihrer  Überreste  ist  ohne  zweifei  die  oskische. 
Vergleicht  man  sie  nun  mit  der  italiänischen,  so  verräth  diese 
nicht  das  geringste  von  den  lautgesetzen  der  ersteren.  Die 
oskische  abneigung  vor  der  assimilation  der  consonanten  ist 
grade  das  gegentheil  des  lateinischen  im  italiänischen  noch 
weiter  ausgebildeten  Verfahrens.    Man  hat  den  oskischen  ge- 


VORREDE,  IX 

brauch  gewissen  vocalen  ein  i  vorzusetzen  wohl  mit  einem 
ähnlichen  neapolitanischen  verglichen,  gewiss  aber  nicht  in 
der  Voraussetzung  eines  historischen  Zusammenhanges,  um  so 
weniger  als  der  neap.  gebrauch  unter  einen  andern  gesichts- 
punct,  den  der  diphthongierung,  zu  stellen  ist,  die  sich  übri- 
gens ganz  auf  den  vocal  e  beschränkt.  Als  ein  bedeutsame- 
rer berührungspunct  dürfte  die  oskische  neigung  tenuis  in 
media  zu  verwandeln  bemerkt  werden,  aber  auch  hieraus  würde 
sich  keine  folgerung  für  das  italiänische  ziehen  lassen.  Jene 
neigung  ist  gemeinromanisch,  hat  in  den  verschwisterten  mund- 
arten  noch  weit  stärker  eingegriffen  und  läßt  eine  tiefere  nicht 
bloß  durch  berührung  mit  einer  nachbar spräche  geweckte  an- 
läge vermuthen.  Doch  sind  solche  gemeinsame  züge,  welche 
verschiedene  sprachen  auf  einem  und  demselben  boden  zu  er- 
kennen geben,  der  erwähnung  nicht  unwerth ,  und  so  möge 
denn  auch  noch  an  den  umbrischen  und  volskischen  Wegfall 
des  flexivischen  t  in  der  conjugation  (habia  =  habeat)  er- 
innert werden.  Von  der  etruskischen  spräche  aber  darf  man 
völlig  absehen:  was  man  fast  nur  aus  eigennamen  über  ihre 
stammesart  und  über  ihren  bau  weiß  oder  vermuthet,  findet 
auf  dem  ganzen  römischen  gebiete  keinen  anklang.  Diese  ab- 
wesenheit  oder  dieses  nur  in  leichten  und  zweifelhaften  spu- 
ren hervortretende  dasein  grammatischer  züge  der  altitalischen 
idiome  in  der  römischen  Volkssprache,  soweit  die  vorhandnen 
mundarten  auf  deren  gestalt  zu  schließen  berechtigen,  hindert 
indessen  nicht,  das  ganz  naturgemäße  eindringen  zahlreicher 
provincialismen  aus  den  untergegangenen  idiomen  in  dieselbe 
anzunehmen,  ja  diese  annähme  ist  eine  durch  die  läge  der 
sache  gebotene,  da  sie  allein  den  zujluß  heterogener  im  ita- 
liänischen  enthaltener,  in  keiner  der  angränzenden  sprachen 
vorfindlicher  demente  zu  erklären  vermag.  Nachweislich  sind 
diese  demente  freilich  nicht  mehr,  da  die  Wörterbücher  der 
untergegangenen  sprachen  fehlen.  Ungeachtet  des  einflusses 
dieser  altüalischen  demente  ist  die  italiänische  spräche  un- 


X  VORREDE. 

zweifelhaft  unter  den  romanischen  die  am  wenigsten  gemischte. 
Dies  gilt  aber  nur  von  den  mittleren  dialecten,  welche  das 
lateinische  erbtheü  am  reinsten  in  sich  begreifen.  Die  süd- 
lichen lassen  manches  griechische  und  einiges  arabische  er- 
kennen, das  den  andern  abgeht.  Durchmustert  man  aber,  über 
die  grämen  des  alten  Italiens  hinausgehend ,  die  nördlichen, 
die  cisalpinischen  mundarten,  so  glaubt  man  sich  in  eine  an- 
dre weit  versetzt:  in  dieser  weiten  landschaft,  zumal  in  der 
großen  ebene  zwischen  den  Alpen  und  dem  Po,  hat  die  ge- 
waltige römersprache  die  volksmundarten  nicht  bewältigen,  sich 
des  einflusses  andringender  barbarensprachen  nicht  erwehren 
können.  Der  zufluß  deutscher  zum  theil  recht  merkwürdiger 
Wörter  kann  hier  nicht  überraschen;  wer  aber  celtische  reste 
von  einiger  erheblichkeit  erwartet,  wird  sich  bald  getäuscht 
sehen :  das  gesammte  italiänische  gebiet  möchte  deren  nur  we- 
nige aufweisen,  die  Schriftsprache  enthält  vielleicht  nicht  ein 
einziges  wort  dieses  Stammes,  welches  sich  nicht  auch  im  pro- 
venzalischen  oder  französischen  vorfände.  Eine  sorgfältige 
etymologische  Untersuchung  besonders  der  zunächst  an  den 
Alpen  oder  in  denselben  liegenden  dialecte  würde  der  Sprach- 
geschichte reichlichen  gewinn  zuführen:  Monti's  comaskisches 
Wörterbuch  liefert  für  einen  theil  derselben  schon  ein  treff- 
liches material,  das  in  Verbindung  mit  dem  ertrage  churwäl- 
scher  und  andrer  Wörtersammlungen  die  linguistische  bedeut- 
samkeit  jener  dialecte  hinlänglich  übersehen  läßt. 

Wenn  in  Italien  die  alten  landessprachen  so  weit  aus- 
gerottet wurden,  daß  keine  von  ihnen  in  ihrem  selbständigen 
dasein  auch  nur  das  Augustische  Zeitalter  erreichte,  so  lebt 
in  Spanien  die  iberische  Ursprache  dagegen  bis  auf  den 
heutigen  tag  im  baskischen  fort.  Aber  auch  diese  spräche 
kann  Zeugnis  ablegen,  wie  weit  die  zerstörende  gewalt  der 
römischen  sich  erstreckte,  da  wo  es  galt  eine  nationalität 
zu  vertilgen.  Denn  daß  es  jener  gelang  in  einer  entlege- 
nen gebirgsgegend    ihr  dasein  fortzusetzen  -,  sagt  wenig  gegen 


VORREDE.  XI 

die  allgemeine  niederlage.  Man  weiß,  daß  schon  Strabo  (3,  2 
extrj  den  Turdetanern,  einem  gebildeten  südspanischen  Volke, 
das  eine  einheimische  litteratur  aufweisen  konnte ,  den  gänz- 
lichen Umtausch  ihrer  spräche  gegen  die  lateinische  nachrühmt ; 
daß  der  spätere  Columella  viele  provincialismen  des  bereits 
über  das  platte  land  der  halbinsel  verbreiteten  lateins  anführt ; 
daß  aber  auch  andrerseits  Cicero  (de  divin.  2,  64)  des  da- 
seins  einer  hispanischen  spräche  gedenkt;  und  daß  nach  Ta- 
citus  (annal.  4,  45)  ein  landmann  aus  dem  diesseitigen  Spanien 
vor  gericht  die  spräche  seiner  väter  redete.  Aber  seit  der  er- 
w  erbung  der  römischen  civität  wurden  die  spanischen  Völker- 
schaften wie  die  italischen  sehr  bald  in  Römer  verwandelt. 
Sehen  wir  jedoch  näher  zu,  ob  sich  in  der  spanischen  mund- 
art  nicht  noch  irgend  ein  baskischer  zug  entdecken  läßt.  Als 
einen  solchen  führt  Larramendi  in  seiner  grammatik  (p.  10. 
11)  die  mit  der  endung  ez  gebildeten  patronymica  an,  Ro- 
drigo  Rodriguez,  Fernando  Fernandez  nach  dem  bask.  berün 
blei,  berunez  von  blei.  Aber  verdacht  gegen  diesen  Ursprung 
erregt  die  von  seinem  Verfechter  selbst  eingestandene  that- 
sache,  daß  sich  die  Basken  dieser  form  für  patronymica  nicht 
einmal  bedienen,  daß  sie  z.  b.  Manuel  de  Garagorri  sagen  statt 
Garagorriez.  Vielmehr  scheint  ez,  ursprünglicher  iz,  nichts 
anders  als  die  gothische  genitivendung  is,  wobei  filius  zu  sup- 
plieren :  Roderiquiz  in  Urkunden,  später  Rodriguez  ist  =  goth. 
Hröthareikis ,  Fredinandiz  Fernandez  =  goth.  Frithananthis. 
Diese  endung  wird  denn  auch  auf  unpassende  fälle  angewandt : 
statt  Flori,  Fortunii,  Pelagii,  Petri,  Sanctii  sprach  man  Floris 
Florez,  Fortunez,  Pelaez,  Perez,  Sanchez,  genau  wie  man  in 
den  tagnamen  die  genitive  Miercoles  =  Mercurii,  Lunes  = 
Lunae  (dies)  der  grammatik  abtrotzte.  Was  Larramendi  sonst 
noch  hervorhebt,  das  ableitungssuffix  eria  (sp.  porqu-eria  von 
puerco  =  bask.  ero-quer/a  von  erö,  p.262),  oder  in  der  con- 
jugation  die  Umschreibung  mit  habere  (p.  48) ,  zerrinnt  von 
selbst  in  nichts.     Sollte  aber  das  span.  laut  syst  em,  vornehm- 


XII  VORREDE. 

lieh  da  wo  es  sich  vom  lateinischen  oder  dem  der  schwester- 
sprachen lossagt,  nichts  vom  iberischen  character  verrathen? 
Zu  vergleichungen  sind  hier  besonders  die  lippenbuchstaben 
geeignet.  Anlautendes  lat.  p  wird  im  baskischen  nicht  selten 
zu  b  (botherea  =  sp.  poder,  lat.  posse)  und  dies  ist  ganz 
unspanisch.  Der  Baske  hat  eine  nicht  zu  verkennende  scheu 
vor  dem  f ;  nicht  so  der  Spanier,  wenigstens  ist  die  ihm  ei- 
gene Verwandlung  des  anlautenden  f  in  h  etwas  später  ent- 
wickeltes seiner  ältesten  spräche  noch  fremdes.  V  fehlt  dem 
Basken  gänzlich :  seine  stelle  versieht  b,  ja  selbst  m,  letzterer 
Übergang  dem  Spanier  fast  unbekannt.  Das  unlateinische  im 
spanischen  einheimische  ch  ist  allerdings  auch  ein  sehr  übli- 
cher baskischer  laut,  der  aber  etymologisch  mit  dem  spani- 
schen buchst  ab  en  wenig  berühr  ung  hat,  indem  er  häufig  spa- 
nischem s,  c,  z,  j,  x  entspricht;  auch  haben  die  schwester- 
sprachen ihn  eben  so  wohl  entwickelt.  Doch  wäre  es  nicht 
unwichtig  zu  wissen,  ob  dieses  palatale  ch  nebst  ts,  z,  tz,  wie 
Humboldt  voraussetzt,  wirklich  alte  iberische  laute  gewesen: 
darüber  könnte  erst  die  entzifferung  des  einheimischen  alpha- 
betes  aufschlug  bringen.  Ein  andrer  unlatein.  laut,  das  aspi- 
rierte g  oder  j,  fehlt  im  baskischen,  dafür  steht  y  (sprich 
wie  ital.  j),  d.  h.  die  spräche  beharrte  bei  dem  erweichten 
oder  halbvocalischen  g,  woraus,  wie  aus  dem  latein.  j,  die 
span.  ausspräche  nachher  eine  aspirata  machte  (Rom.  gr.  I. 
216.  217),  z.  b.  bask.  yendea  =  sp.  gente.  Ohne  mühe  lassen 
sich  noch  andre  nicht  minder  scharfe  Widersprüche  in  beiden 
sprachen  auffinden,  z.  b.  das  im  baskischen  vor  anlautendem 
r  vorschlagende  a  oder  e  (arraza  =  sp.  raza,  erribera  =  li- 
fo er  a).  Dagegen  treffen  sie  zusammen  in  dem  ganz  unlatein. 
gebrauche  das  anlautende  s  impurum  auf  ein  vorgefügtes  e 
zu  stützen;  auch  darf  noch  ein  punet ,  worin  sie  sich  beide 
zu  begegnen  scheinen,  erwähnt  werden.  Der  Baske,  dem  zu- 
sammentreffen von  consonanten  überhaupt  nicht  hold,  schiebt 
gerne  zwischen  muta  und  r  oder  auch  zwischen  muta  und  1 


VORREDE.  XII! 

einen  vocal  ein:    apirilla  (aprilis),  guiristinoa  (span.  cristia- 
no),  liburua  (libro),  khurutzea  (cruz),  poroganza  (probanza), 
pulumpatu  (pr.  plombar).    Dasselbe  thut  auch  der  Spanier  und 
Portugiese,  z.  b.  sp.  engarrafar  (für  engarfar),  taragona  (dra- 
co),  pg.  caranquejo  (pr.  cranc),  baragaCbraga),  coroca  (croga), 
sp.  coronica  (chronica) ,  pg.  gurumete  (neben  grumete),  gu- 
rupa  (neben  grupa) ,  sp.  filibote  (neben  flibote)  u.  dgl ;  doch 
ist  dabei  nicht  unbemerkt  zu  lassen,  daß  auch  andern  roman. 
mundarten  dies  auseinanderhalten  der  consonanten  nicht  fremd 
ist,  wenn  sie  auch  einen  mäßigeren  gebrauch  davon  machen. 
Überblickt  man  solche  thatsachen,   so  wird  man  sich  über- 
zeugen  müssen,  daß  sich  unter  dem  eisernen  joche  der  latein. 
spräche  von  den  naturanlagen  oder  den  grammatischen  eigen- 
heilen  der  iberischen  in  der  spanischen  wenig  hat  behaupten 
können.     Nicht  einmal  läßt  sich  eine  irgend  erhebliche  anzahl 
baskischer  Wörter  in  den  angränzenden  roman.  sprachen  nach- 
weisen: sie  werden  sich,  manche  zweifelhafte  mitgerechnet, 
noch  nicht  auf  hundert  belaufen.     Freilich  ist  dies  nur  der 
ertrag  einer  bloß  auf  die  Oberfläche  gerichteten  prüfung;  ihn 
zu  vermehren,  wird  dem  tiefer  eindringenden  äuge  des  ken- 
ners  sicher  gelingen.     Ohne  zweifei  aber  hat  das  von  frem- 
den sprachen  eingeengte  baskische  gebiet  einen  großen  theil 
seines  alten  Wortschatzes  eingebüßt.     Eben  darum  ist  die  Un- 
tersuchung des  span.  sprachstoffes  so  schwierig.     Wörter  bas- 
kischen Ursprungs  hat  unter  andern  Larramendi  in  großer 
zahl  zusammengetragen  und  gedeutet.     Seine  deutungen  aus 
aneinandergefügten   oft  unscheinbaren   dementen  rechtfertigt 
allerdings  die  natur  der  baskischen  spräche;  wenn  aber  aus 
dieser  Zergliederung  ein  dem  Worte  nicht  wesentlich  zukom- 
mendes merkmal  hervorgeht,  so  können  sie  höchstens  nur  auf 
den  ersten  blick  täuschen.     Span,  lona  heißt  Segeltuch,   vom 
bask.  lo-ona  d.  i.  guter  schlaf,  weil  es  sich  zu  zelten  eignet, 
und  in  zelten  schläft  sichs  gut.    Solcher  etymologien  finden 
sich  hunderte  bei  ihm.    Ich  habe  indessen  aus  seinem  ver- 


XIV  VORREDE. 

zeichnis ,  mit  wenigen  ausnahmen,  alles  was  mir  auch  nur 
leidlich  haltbar  schien ,  in  gegenwärtiges  buch  eingetragen. 
Wichtig  ist  hier  die  frage:  soll  man  alle  spanische  Wörter,  die 
man  außerdem  nur  in  jener  Ursprache  bemerkt,  daraus  her- 
leiten ?  Soll  man  letztere  in  so  weit  gleichstellen  mit  der  ara- 
bischen oder  deutschen?  Mir  scheint  bei  der  starken  mischung 
des  baskischen  mit  romanischem  die  baskische  herkunft  eines 
Wortes  nur  da  annehmbar,  wo  sich  seine  ursprünglichkeit  auf 
diesem  boden  nachweisen  läßt,  eine  forderung,  welche  auf  die 
nicht  mit  romanisch  versetzten  sprachen  keine  anwendung  fin- 
det. Aber  wo  dieser  forderung  genüge  geschieht,  mag  der 
baskische  Ursprung  bei  partiell  spanischen  Wörtern  dem  go- 
thischen  vorangehn,  nicht  eben  dem  arabischen.  Wie  kommt 
es  aber,  daß  so  viele  baskische  im  spanischen  vorhandene 
Wörter,  fast  zwei  drittel  von  allen,  dem  Portugiesen  fehlen, 
ohne  daß  er  eines  ähnlichen  Schatzes  ihm  ausschließend  eig- 
ner Wörter  aus  jener  spräche  sich  rühmen  kann  ?  Waren 
die  Iberier,  wie  auch  Humboldt  in  seinen  Untersuchungen  über 
die  urbewohner  des  landes  feststellt,  in  Lusitanien  weniger 
verbreitet,  so  daß  ihre  spräche  daselbst  einen  geringeren  ein- 
druck  zurückließ ,  oder  drangen  jene  Wörter  erst  später  aus 
dem  baskischen  in  das  nahe  spanische  gebiet  ein  ohne  das  ent- 
legenere portugiesische  zu  erreichen? 

Die  wichtigste  der  Ursprachen  Frankreichs  ist  die 
celtische.  Ich  habe,  als  ich  die  bestandtheile  der  roman.  spra- 
chen untersuchte,  dem  celtischen  elemente  wenigstens  nach  all- 
gemeiner Schätzung  sein  recht  widerfahren  zu  lassen  mich  be- 
müht und  die  zweifei  an  seinem  Vorhandensein  bestritten ;  ein 
genaueres  eingehn  in  die  sache  durfte  ich  mir  bei  mangeln- 
den Vorstudien  nicht  erlauben.  Seit  jener  zeit  aber  sind  wir 
durch  eindringliche  forschung  über  den  grammatischen  bau 
und  zumal  über  den  Zusammenhang  der  celtischen  sprachen 
mit  den  indogermanischen  besser  aufgeklärt  worden  und  diese 
beobachtungen  dürfen  auch    an  der  romanischen  etymologie 


VORREDE.  XV 

nicht  ohne  erfolg  vorübergehn.  Das  Stammverhältnis  der  neue- 
ren celtischen  Völker ,  der  Iren,  Gaelen,  Kymren  und  Breto- 
nen  zu  den  alten  wird  von  den  geschichtschreibern  zwar  sehr 
verschieden  und  oft  in  ganz  entgegengesetztem  sinne  beurtheilt; 
wie  aber  diese  fragen  einst  gelöst  werden  mögen,  für  die  be- 
urtheilung  des  celtischen  elementes  in  der  aus  dem  latein  ent- 
standenen sprachen  scheint  diese  lösung  nicht  von  großem  be- 
lang. So  viel  darf  als  thatsache,  gewiss  keine  unerhebliche, 
ausgesprochen  werden,  daß  die  franz.  und  prov.  spräche,  auf 
die  es  hier  am  meisten  ankommt,  der  kymrischen  näher  ste- 
hen als  der  irisch  -  gaelischen  sowohl  in  betreff  der  menge  als 
auch  der  gestalt  der  dem  celtischen  und  romanischen  gebiete 
gemeinsamen  Wörter.  Auch  die  westroman.  scheu  vor  anlau- 
tendem s  impurum  findet  sich  nur  in  dem  kymr.  zweige  wie- 
der. Manches  gewährt  die  bretonische  mundart,  was  die  übri- 
gen verweigern,  und  wohl  darf  man  acht  celtisches,  vielleicht 
selbst  altgallisches,  darunter  vermuthen,  allein  die  erstaun- 
liche mischung  derselben  mit  französisch  macht  diese  quelle, 
wo  sie  für  sich  allein  fließt,  für  die  critische  etymologie  fast 
unbrauchbar,  fast  nur  zur  vcrgleichung  noch  tauglich.  Da- 
gegen vergönnt  diese  mundart  der  roman.  Sprachforschung 
einen  andern  vortheil,  der  den  etymologischen  wohl  noch  über- 
wiegen dürfte:  sie  ist  nicht  allein  eine  fundgrub  e  alt  franzö- 
sischer Wörter  und  bedeutungen,  sie  liefert  auch  zur  geschickte 
der  franz.  ausspräche  schätzbare  aufklärungen. 

Die  art  des  Übertrittes  aus  der  celtischen  in  die  roma- 
nische sprachform  hat  nichts  besonderes,  so  weit  sich  bei  der 
gering fügigkeit  des  Stoffes  bestimmte  gesetze  aufstellen  lassen. 
Das  was  dem  etymologen  manches  bedenken  macht,  ist  die 
collision  des  celtischen  Stoffes  mit  dem  germanischen,  und  hier- 
über jemals  ganz  ins  reine  zu  kommen  d.  h.  zu  bestimmen, 
welchen  von  beiden  sprachfamilien  der  Romane  ein  in  beiden 
vorhandenes  wort  zunächst  schulde,  ist  kaum  zu  hoffen.  Doch 
gilt  dies  nur  von  einzelnen  fällen,  denn  nicht  selten  läßt  sich 


XVI  VORREDE. 

aus  inneren  oder  äußeren  gründen  die  frage  zum  vortheil 
der  einen  oder  der  andern  dieser  sprachfamilien  entscheiden. 
So  wird  man  bei  gleichen  formellen  ansprüchen  ausdrücke  für 
naturgegenstände  als  alteinheimische  lieber  zum  celtischen  als 
zum  germanischen  demente  rechnen.  Die  Verbreitung  eines 
Wortes  durch  mehrere  mundarten  des  einen  gebietes  gegen- 
über dem  vorkommen  desselben  in  einer  einzelnen  mundart 
des  andern  wird  für  seine  ursprünglichkeit  in  dem  ersteren 
zeugnis  ablegen,  wo  nicht  besondere  anzeichen  für  das  um- 
gekehrte Verhältnis  sprechen.  Entscheidender  aber  sind  ge- 
wisse formelle  kennzeichen,  wie  denn  die  form  dem  etymolo- 
gen  überall  den  sichersten  von  subjectiver  auffassung  unab- 
hängigsten anhält  bietet.  Solche  kennzeichen  liegen  unter  andern 
in  einzelnen  spuren  der  deutschen  laut  Verschiebung,  wenn  z.  b. 
das  ital.  tetta  auch  citta  cizza  lautet,  celtisch  aber  nur  teth. 
Sodann  in  dem  deutschen  ableitenden  i  oder  j  mancher  Wör- 
ter, wie  ital  boriare,  althochd.  burjan,  altgael.  aber  schlecht- 
weg bor.  Wo  es  aber  an  allen  inneren  und  äußeren  kenn- 
zeichen gebricht,  da  ist  in  betracht  des  unverhältnismäßigen 
übergewichtes  der  deutschen  bestandtheile  die  wahi'scheinlich- 
keit  für  diese  spräche,  für  die  celtische  nur  die  möglichkeit. 
Dieses  übergewicht  des  deutschen  elementes  über  das  altein- 
heimische ist  eine  unläugbare  thatsache  und  jedes  sträuben 
gegen  seine  anerkennung  eine  thorheit.  Wahrlich,  die  Römer 
müssen  reine  arbeit  gemacht  haben,  als  germanische  Völker 
sich  in  Gallien  festsetzten!  Es  wird  kaum  übertrieben  sein, 
wenn  man  behauptet,  daß  der  einzige  buchstabe  H  im  fran- 
zösischen nicht  viel  weniger  deutsche  als  alle  buchstabeti  zu- 
sammengenommen celtische  Wörter  in  sich  begreifen.  Erinnert 
man  sich  freilich  des  umstandes,  daß  die  Franken  mitten  un- 
ter den  Romanen  ein  halbes  Jahrtausend  hindurch  die  sprä- 
che ihrer  väter  fortredeten,  daß  in  demselben  maße  wie  die 
deutschen  Wörter  im  französischen  zunahmen,  die  celtischen 
abnehmen  musten ,  denn  jede  spräche  sucht  sich  ihres  über- 


VORREDE.  XVII 

flusses   zu  entledigen,    so  erklärt  sich   diese  crscheinung   auf 
die  natürlichste  weise. 

Sollte  es  aber  auch  dieser  Ursprache  nicht  gelungen  sein 
wenigstens  ein  fünkchen  ihres  geistes  im  französischen  fort- 
glimmen zu  sehen  ?  Es  mangelt  in  der  that  nicht  an  zusam- 
mentreffenden zügen.  So  das  genus,  welches  in  beiden  spra- 
chen nur  zweierlei  ist,  männlich  und  weiblich,  früher  dreierlei 
war.  Aber  der  Untergang  des  neutralen  geschlechtes  im  fran- 
zösischen ist  sicher  älter  als  im  celtischen  und  zum  theil  von 
andern  umständen  begleitet,  indem  dort  zahlreiche  neutra  in 
ihrer  pluralform  zum  feminin,  hier  alle  zum  masculin  über- 
traten. Giengen  doch  auch  die  verschwisterten  mundarten 
denselben  weg  ohne  rücksicht  auf  die  sitte  alteinheimischer 
oder  später  eingebrachter  sprachen:  überall  ward  das  mas- 
culin und  feminin  festgehalten,  das  neutrum  aufgegeben.  Nicht 
anders  wird  es  sich  mit  einem  andern  gemeinschaftlichen  zuge, 
der  präpositionalen  declination,  verhalten.  Selbst  die  alt  franz. 
oder  prov.  Unterscheidung  des  casus  rectus  und  obliquus  (nom. 
sg.  amic-s,  acc.  amic,  pl.  amic,  acc.  amic-s),  worin  man  einen 
wiederschein  der  gaelischen  einrichtung  (nom.  sg.  bard,  gen. 
baird,  nom.  p/.baird,  gen.  bard)  zu  erblicken  glaubt,  schmiegt 
sich  innig  an  das  latein.  Verhältnis,  so  daß  sie  sich  gar  wohl 
ohne  äußere  einwirkung  entwickelt  haben  kann,  wie  denn 
auch  die  gaelische  einrichtung  in  einem  erheblichen  puncte 
von  der  romanischen  abweicht,  da  sie  den  dativ  sing,  dem 
nominativ  gleichbildet.  Offenbar  celtisch  aber  ist  im  franzö- 
sischen das  zählen  mit  zwanzigen,  welches  neben  der  latei- 
nischen methode  in  anwendung  blieb :  alt  franz.  treis  vinz  (60), 
treis  vinz  e  dis  (70)  u.  s.  f.  Auch  scheinen  in  der  syntax 
einige  celtische  spuren  durchzublicken:  an  eine  fremde  Wort- 
fügung, wobei  es  auf  eine  völlige  verläugnung  des  eingesoge- 
nen Sprachgefühles  ankommt,  gewöhnt  man  sich  minder  leicht 
als  an  fremde  Wörter  und  flexionen.  Dahin  dürfte  man  etwa 
rechnen,  daß  es  im  kymrischen  dem  geniliv  vergönnt  ist  ohne 


XVIII  VORREDE. 

präposition  hinter  dem  regierenden  nomen  platz  zu  nehmen 
wie  im  franz.  hötel  dieu;  daß,  gleichfalls  im  kymrischen,  das 
possessive  Verhältnis  eines  Substantivs  durch  die  präp.  i  = 
roman.  a  =  engl,  to  bezeichnet  wird  wie  im  altfranz.  la  gent 
au  roi ,  engl,  servant  to  his  master ;  daß  im  gaelischen  die 
bedeutung  gewisser  adjectiva  durch  ihre  Stellung  vor  oder 
hinter  dem  Substantiv  bedingt  ist  wie  im  franz.  honnete  homme 
und  homme  honnete;  daß  daselbst  gleichnamige  personen  durch 
cardinalzahlen  unterschieden  werden  wie  im  franz.  Henri  qua- 
tre ;  und  wieviel  es  der  kleinen  züge  sonst  noch  sein  mögen, 
auf  die  man  sich  hier  berufen  könnte. 

Aber  alles  was  fremde  sprachen  beigetragen  haben,  wiegt 
noch  nicht  den  zehnten  theil  des  lateinischen  bestandtheiles 
auf.  Ihm  fallen  fast  sämmtliche  grammatische  Wörter  (Par- 
tikeln, pronomina) ,  ohne  die  es  kaum  möglich  ist  auch  nur 
einen  satz  zu  sprechen,  ihm  die  wichtigsten  begriffe  zu,  die 
das  leibliche  und  geistige  leben  berühren.  Darum  ist  dem  Ro- 
manen latein  gleichbedeutend  mit  spräche,  mundart,  und  la- 
teinisch gleichbedeutend  mit  deutlich,  leicht,  bequem.  Bei  wei- 
tem die  meisten  stamme  der  alten  spräche  behaupteten  sich 
in  der  neuen,  und  um  den  vertust  der  übrigen  zu  ersetzen 
spalteten  sich  viele  Wörter  in  mehrere  formen  mit  eignen  be- 
deutung en,  welche  die  stelle  selbständiger  Wörter  einnahmen. 
Daß  diesem  bestandtheile  sein  recht  gewahrt  werde,  gehört 
zu  den  grundsätzen  der  romanischen  Wortforschung:  unfehl- 
bar wird  demselben  bei  aufmerksamer  beobachtung  noch  man- 
ches miskannte  wort  wieder  zugeführt,  manches  neue  gewon- 
nen werden.  Dazu  muß  man  alle  quellen  der  lateinischen 
spräche  benutzen,  denn  die  romanische  birgt  mehr  alterthüm- 
liches  oder  verschollenes  in  sich,  als  man  ihr  obenhin  angesehen 
zutrauen  möchte  (man  lese  Potts  inhaltreiche  abh.  Plattlatei- 
nisch und  romanisch),  und  in  so  fern  kann  sie  auch  der  la- 
teinischen sprachkunde,  was  von  den  pflegern  derselben  noch 
nicht  in  rechtem  maße  erkannt  worden,  hülfreiche  Jiand  leisten. 


VORREDE.  XIX 

Einige  gegenstände  von  practischem  belang  lassen  sich 
besser  hier  als  in  dem  wörterbuche  selbst  anbringen. 

Die  etymologie  hat  ihre  wissenschaftliche  grundlage  in 
der  lautlehr e:  bei  jedem  schritte,  den  der  etymologe  thut, 
muß  er  sie  im  sinne  haben.  Es  kommt  indessen  vor,  daß 
die  spräche  in  der  bildung  oder  ausprägung  der  Wörter  von 
ihren  eigenen  gesetzen  abweicht  und  sich  ganz  von  dem  ge- 
fühle  des  Wohllautes  oder  der  Zweckmäßigkeit  leiten  läßt,  in- 
dem sie  z.  b.  die  Wiederholung  eines  buchstabens  entweder  mei- 
det oder  herbeiführt,  oder  indem  sie  verwandte  begriffe  for- 
mell zu  nähern,  unverwandte  oder  weniger  verwandte  zu 
trennen  sucht.  Diese  kleinen  gefühlsäußerungen  der  spräche 
kann  die  lautlehr e  allenfalls  unberührt  lassen,  sie  fallen  aber 
recht  eigentlich  der  etymologie  anheim  und  dürfen  hier  nicht 
unerwähnt  bleiben.  Es  sind  hauptsächlich  folgende.  1)  As- 
similation getrennter  cons  onanten.  Sie  setzt  die 
Organenverwandten  (zuweilen  selbst  unverwandten)  anlaute 
zweier  aufeinander  folgenden  sylben  gleich,  z.  b,  it.  Ciciglia 
für  Siciglia,  fr.  chercher  für  cercher ,  picard.  chorchier  für 
sorchier  (fr.  sortier),  champ.  chouche  für  souche,  sp.  sal- 
chicha  für  salsicha,  altcat.  xixanta  für  sixanta,  it  zezzo  für 
sezzo,  pipistrello  für  vipistrello,  fanfaluca  für  panfaluca,  sp. 
nono  für  nono ,  limous.  mamela  für  lamela ,  neupr.  founfoni 
für  symfoni.  —  2)  Dissimilation  (Potts  forschungen  IL 
65  ff.).  Vermöge  derselben  wird  ein  consonant ,  der  sich  in 
einer  der  folgenden  sylben  wiederholt ,  in  einen  andern  des- 
selben organs  umgesetzt;  it.  veleno  für  veneno ,  fr.  nomble 
für  lomble,  pr.  namela  für  lamela,  it.  pellegrino  für  peregrino, 
fr.  flairer  für  frairer,  sp.  sastre  für  sartre,  altfr.  varvassor 
für  vasvassor,  veron.  folpo  für  polpo,  fr.  vague  für  gague 
und  zahlreiche  andre.  Die  Verwandlung  trifft  zuweilen  auch 
den  zweiten  consonanten:  it.  filomena  für  filomela,  fr.  crible 
für  cribre,  gencive  für  gengive.  Nicht  selten  muß  einer  der 
anstößigen  consonanten  weichen,  gewöhnlich  der  erste:   sp. 


XX  VORREDE. 

postrar   für  prostrar,   pr.  penre  für  prenre,  ital.  cavicchia 
für  chiavicchia  (ch  =  cl),   fr.  foible  für  floible,  it.  ghiado 
für  ghiadio  (i  =  1),  sp.  cribar  für  cribrar.  —  3)  Vereinfa- 
chung scheinbarer  reduplication.    Auf  die  unter  1. 
bemerkte  weise  entsteht  für  das  gehör  eine  art  reduplication. 
Dagegen  wird,  wenn  die  erste  und  zweite  sylbe  eines  Wortes 
mit  demselben  consonanten  anheben,  worauf  derselbe  vocal 
folgt,  die  erste  sylbe,  als  ob   sie  eine  unnütze  reduplication 
wäre,  zuweilen  abgestoßen :  it.  cenno  wohl  von  cincinus,  zir- 
lare  von  zinzilulare,  neap.  tellecare  von  titillicare,  fr.  gourde 
von  Cucurbita,  pr.  paver  von  papaver,  ähnlich  sp.  Santa  Cilia 
(ortsname)   von   Sancta  Caecilia.     Die  der  spräche  der  kin- 
der    abgelernte    gemination    (fr.  bobo ,   dodo)     hat  nur    in 
volksmundarten  würzet  gefaßt.  —  4)  Auch  die  vocale  unter- 
liegen  euphonischen  einwirkungen.      Beachtenswerth  für   die 
etymologie  ist  die  begünstigung    des  a  in   erster  un- 
betonter sylb  e  in  der  art ,  daß  e  und  i  häufig  in  diesen 
vocal  verwandelt  werden.    Es  geschieht  dies  am  liebsten,  wenn 
die   betonte  zweite  sylbe  ein  a   enthält,   aber  auch  ohne  dies 
oft  genug.     Einige  beispiele  sind:    it.  baleno ,  bardosso,  cia- 
scuno,  danaro,  ganascia,  guarento  (alt),  lattovaro,  laveggio, 
magrana,  marangone,  maraviglia,  margotto,  marmaglia,  rac- 
chetta,   salvaggio,    sampogna,  tanaglia,  taradore,  tramaglio. 
Am  häufigsten  kommt  dies  vor  im  franz.,  welches  sonst  a  in 
e  zu  schwächen  geneigt  ist:  balance,  barlong,  barrette,  ca- 
landre,  carcan,  carmin,  chacun,  craanter  (alt),  cravanter  (alt), 
dauphin,  falaise,  farouche,  garant,  garou,  ganache,  jaloux, 
marchand,  marcotte,  panache,  paresse,  rancon,  raquette,  sar- 
celle,  sauvage,  tarin,  tariere,  tramail  u.  dgl.  —  5)  Ein  an- 
drer dieser  züge  ist  die  anbildung,   vermöge  welcher   ein 
wort,  sei  es  nun  ein  vorhandenes  oder  ein  erst  zu  schaffen- 
des ,  einem  andern,  begriffsverwandten  in  seiner  gestalt  an- 
genähert, gewöhnlich  in  seiner  endung  gleichgesetzt  wird.   So 
ist  pr.  octembre  gebildet  nach  septembre,  novembrc,  decem- 


VORREDE.  XXI 

bre,  fr.  mensonge  nach  chalonge,  chapuiser  nach  menuiser, 
alt  fr.  boisdie  nach  voisdie,  it.  böffice  nach  söffice ,  sdrucire 
nach  cucire,  neap.  Carella  (Charybdis)  nach  Scella  (Scylla). 
Ital.  greve  ist  eine  anbildung  an  seinen  gegensatz  leve ,  pria 
mit  seinem  a  an  poscia.  —  6)  Durch  mischung  der  stamme 
einigen  sich  zuweilen  zwei  begriffsverwandte  in  einem  und 
demselben  worte,  es  wird  gewissermaßen  ein  reis  auf  einen 
fremden  stamm  geimpft.  An  fr.  rame  z.  b.  haben  remus  und 
ramus  theil,  an  selon  secundum  und  longum,  an  haut  altus 
und  unser  hoch,  an  refuser  sowohl  recusare  wie  refutare,  an 
it.  carcame  sowohl  arcame  wie  carcasso.  —  7J  Wie  in  dem 
letzten  falle  zwei  Wörter  in  eins  zusammenfließen ,  so  kann 
auch  um  der  begriffsunter  Scheidung  willen  ohne  rücksicht  auf 
die  lautregel  ein  wort  in  zwei  auseinander gehn,  z.  b.  it.  manco 
mangelhaft,  monco  verstümmelt ,  beide  von  mancus;  rifutare 
widerlegen,  rifiutare  verschmähen,  von  refutare ;  sp.  calar  nie- 
derlassen, callar  schweigen,  von  yaXav;  fr.  designer  anzei- 
gen, dessiner  zeichnen,  von  designare.  Weit  häufiger  geschieht 
dies  vermittelst  erlaubter  formv  er  ander  ungen  wie  im  it.  rio 
schlimm,  neben  reo  schuldig,  pesare  wägen,  neben  pensare 
denken.  Eine  andre  art  dieser  scheideformen  ist,  wenn 
ein  wort,  um  nicht  mit  einem  andern,  gleichlautenden  zusam- 
menzufallen, eine  mehr  oder  weniger  starke  formv  er  ander  ung 
annimmt:  so  it.  pioppo  von  pöpulus  pappel,  wegen  popolo 
volk;  melo  von  malus  apfelbaum,  wegen  malus  böse;  pigliare 
nehmen,  von  pllare,  wegen  pillare  stampfen,  von  plla;  sp. 
cerrar  schließen,  von  sera,  wegen  serrar  sägen,  von  serra; 
pr.  monestar  mahnen,  von  monitare,  wegen  montar  steigen, 
von  mons;  fr.  etang  teich,  von  stagnum,  wegen  etain  zinn, 
vom  altlat.  stagnum.  —  8)  Mcht  selten  wird  ein  in  seinen 
bestandtheilen  unverständliches  wort  durch  theilweise  vertau- 
schung oder  Übersetzung  mit  einem  ähnlichen  romanischen 
gedeutet ,  ein  sinnreiches  mittel  fremdlinge  ganz  heimisch  zu 
machen.    Beispiele  dieser  umdeutung  sind;  it.  battifredo. 


XXII  VORREDE. 

badalisco,  guiderdone,  Gibilterra  (Gibraltar),  malvagio,  sp. 
malenconico,  it.  manovaldo,  altfr.  mainbournir,  candelarbre, 
nfr.  choucroute,  orange,  worin  man  leicht  die  mit  battere, 
badare,  dono,  terra,  male,  mano,  arbre,  chou,  or  vollzogene 
umdeutung  erkennt.  Im  fr.  main  de  gloire  (aus  mandragora) 
beschränkt  sich  die  umdeutung  nicht  auf  einen  theil  des  Wor- 
tes. Span.  Sierra  morena  (schwarzes  gebirge)  soll  aus  mons 
Marianus  abgeändert  sein.  Bekannt  sind  Longobardus  und 
baccalaureus. 

Dem  naturausdruck  als  bildungsmittel  der  neuen  sprä- 
che ist  kein  zu  weites  feld  einzuräumen:  manches  wort,  das 
man  auf  diesem  wege  entstanden  wähnt,  kann  sich  noch  als 
Sprößling  eines  alten  Stammes  ausweisen.  Doch  hat  dieses 
mächtige  bildungsmittel  hier,  wie  überall,  reichlich  gewuchert 
und  seine  fruchte  können  ihre  herkunft  so  wenig  verläugnen, 
daß  mir  ihre  vollständige  aufnähme  überflüssig  schien.  Viele 
dieser  naturproducte  lassen  sich  mit  ähnlichen  in  fremden 
sprachen  zusammenstellen,  aber  nicht  mit  Sicherheit  daraus 
herleiten. 

Es  wären  noch  manche  für  die  etymologie  nicht  gleich- 
gültige beobachtungen  zur  spräche  zu  bringen,  da  sie  aber 
alle  in  das  gebiet  der  grammatik  gehören,  so  lasse  ich  sie  hier 
unberührt;  nur  einigen  dringenden  fragen  aus  der  Wortbil- 
dung kann  ich  die  erwägung  auch  an  dieser  stelle  nicht  ver- 
sagen. Die  latein.  spräche  zieht  unbedenklich  adjectiva  aus 
verbalstämmen  durch  bloße  anfügung  nominaler  suf  fixe:  fidus, 
parcus,  vivus,  congruus  entstehen  aus  fidere,  parcere,  vivere, 
congruere.  Roman,  gramm.  IL  205  habe  ich  diesen  Vorgang 
in  den  neuen  sprachen  als  einen  höchst  seltenen  zugelassen: 
er  ist  aber  gar  nicht  einzuräumen:  die  spräche  erfreut  sich 
eines  solchen  Überflusses  ausdrucksvollerer  adjectiv  suf  fixe,  daß 
sie  neuen  bildungen  jener  art  ganz  entsagen  durfte.  Aller- 
dings gibt  es  mehrere  romanische  adjectiva,  die  sich  zu  ver- 
bis  zu  verhalten  scheinen  wie  die  eben  genannten  lateinischen. 


VORREDE.  XXIII 

Es  sind  etwa  folgende:  sp.  furo,  verbum  lat,  furere;  it.  folle, 
fr.  fou,    vb.  lat.  tollere;   pr.  clin,  vb.  clinar;  fr.  mundartl. 
gonfle,  vb.  gonfler;  fr.  morne,  vb.  goth.  maurnan.     Furo  und 
folle  lassen  sich  von  den  Substantiven  für  und  follis  herleiten; 
clin  und  gonfle  sind  abgekürzte  participien  =  it.  chino,  gon- 
fio ;  für  morne  endlich  wird  man  ein  deutsches  adjectiv  muth- 
maßen  dürfen.  —  Etwas  bedenklicher  ist   eine  andre,   ganz 
verwandte  frage.    Werden  substantiva  persönlicher*  bedeutung 
auf  eine  eben  so  einfache  art ,   ohne  syllabisches  suffix,  aus 
verbis  gezogen   wie  substantiva  sächlicher  bedeutung?    Die 
latein.  spräche  ist  mit  solchen  bildungen  sehr  sparsam:  scriba, 
coquus,  dux,  rex  sind  beispiele,  andre  bemerkt  man  in  com- 
positis.     Es  ist  der  mühe  werth,  die  romanischen  fälle ,   die 
eine  solche  entstehung  zu  fordern  scheinen,  mit  einiger  Voll- 
ständigkeit zusammenzustellen.     Masculina  sind  it.  furbo,  vb. 
forbire;  it.  mundartl.  lecco,  vb.  leccare;  it.  allievo,  fr.  eleve, 
vb.  allevare,    elevare;  sp.  trasgo,  vb.  trasegar;  fr.  juge,  vb. 
juger.     Furbo  und  lecco  können  in  gleichlautenden  ahd.  Sub- 
stantiven ihren  grund  haben;  allievo  und  eleve  verhalten  sich 
nach  ihrer  bedeutung  mehr  wie  sächliche  als  wie  persönliche 
Wörter  und  dürfen  darum  beseitigt  werden;  trasgo  ist  zwei- 
felhaft, da  trasiego  zu  erwarten  stand;  unläugbar  aber  ist 
juge,  das  jedoch  nicht  ohne  grund  aus  juger  gezogen  ward, 
s.  II.  c.   Was  die  aus  verbis  gezogenen  masculina  aufa.  betrifft, 
so  hatten  sie  früher  wohl  eine  rein  sächliche  bedeutung  und 
wurden  nachher  auf  personen  übertragen,  wie  das  nicht  ver- 
bale boja  die  bedeutungen  fessel  und  henker   ausdrückt:  so 
denn  auch  sp.  boga  rüderer,  von  bogar,  in  derselben  bedeu- 
tung auch  feminin  (eig.  rüder,  wie  pg.  voga),  so  it.  spi'zzeca 
knicker  (kneipzange?)  von  pizzicare ;  bei  andern  wie  sp.far- 
fulla  Stammler,  von  farfullar,  pg.  beberrica  trinker ,  von  be- 
berricar,  ist  dies  weniger   ersichtlich.    Die  aus  verbis  gezo- 
genen feminina  sind  ursprünglich  abstracta  gewesen  und  in 
concrete  persönliche  bedeutung  übergetreten:   so  iL   ascolta 


XXIV  VORREDE. 

schildwache  (aufhorchung),  scorta  begleiter  (begleitung) ,  pr. 
bada  Wächter  (obacht),  uca  ausrufer  (ausruf),  crida  schreier 
(schrei),  it.  gonfia  glasmacher  (aufblasung);  bei  it.  trecca 
hökerweib ,  vb.  treccare  betrügen,  mag  diese  begriff sentwick- 
lung  zweifelhafter  sein.  Aus  dem  allem  ergibt  sich  aber  doch 
die  ungewissheit  dieser  art  ableitungen,  mit  deren  annähme 
also  der  etymologe  vorsichtig  verfahren  muß. 

Bonn  im  Juli  1853. 


Abkürzungen. 


ags.  angelsächsisch. 

ahd.  althochdeutsch. 

alban.  albanesisch. 

altn.  altnordisch. 

alls.  altsächsisch. 

andal.  andalasisch   (nach   dem  wb. 

der  span.  Acad.). 
arag.  aragonesisch. 
bearn.  bearnesisch  (nach  Honnoral). 
berr.mundart  vonBerry  (nachJau- 

bert). 
brel.  bretonisch, 
bürg,  burgundisch  d.  i.  bourgognisch 

(nach  De  la  Monnoye,  dem  Yo- 

cab.  langrois,  dsgl.  nach  Monnier 

Vocab.  du  Jura  in  den  Mem.  des 

antiq.  de  France   VI.). 
cat.   catalanisch. 
champ.  champagnisch  (nach  Saubi- 

net  Vocabulaire  remois  u.  Tarbe). 
chic,  churio.  churwälsch  (nach  Con* 

radi  und  Carisch). 
com.  comask.  comaskisch  (nach  P. 

Monti). 
cremon.  cremonesisch  (nach  Peri). 
dauph.  dauphinesisch  (nach  Cham- 

pollion). 
flor.  florentinisch  (nach  verschiede- 
nen werken), 
fr.  franzosisch, 
frs.  friesisch. 

galic.  galicisch,  in  Spanien, 
gase,    gasconisch    (nach  Honnorat 

u.  a.). 
gen.  genuesisch  (nach  Olivieri,  ausg. 

von  1851). 


genf.  genferisch  (nach   dem  Dict. 

genevois). 
hd.  hochdeutsch, 
henneg.  hennegauisch   oder  rouchi 

(nach  Hecart). 
it.  italiänisch. 
lim.  limous.  limousinisch  (eig.  nie- 

derlimousinisch,  nach  Beronie). 
lomb.  lombardisch, 
lothr.  lothringisch  (nach  Oberlin  und 

dem   Dict.  patois   par  L.  M.  P. 

Nancy  1842). 
mail.  mailändisch  (nach  Cherubini, 

2.  ausg.  1839—43.  IV.). 
mhd.  mittelhochdeutsch, 
mlat.  mittellaleinisch. 
mndl.  mittelniederländisch, 
moden.   modenesisch    (nach  Mura- 

tori  u.   a.). 
ndd.  niederdeutsch, 
ndl.  niederländisch, 
nds.  niedersächsisch, 
neap.  neapolitanisch  (nach  Galiani^. 
nfr.  neufranzösisch, 
nhd.  neuhochdeutsch, 
norm,  normannisch   (nach  E.    und 

A.  Dumeril). 
npg.  neuportugiesisch, 
npr.  neuprovenzalisch. 
nsp.  neuspanisch, 
obd.  oberd.  oberdeutsch, 
occ.  occit.  occitanisch,  mundarl  von 

Languedoc  (nach  Sauvages,  dem 

glossar  zu  Goudelin  u.  a.). 
parm.  parmesanisch  (nachPeschieri). 
pg.  portugiesisch. 


XXVI 


ABKÜRZUNGEN. 


pic.  picardisch    (nach  Hecart  und 

Corblet). 
piem.  piemontesisch  (nach  Zalli  und 

Ponza). 
pr.  provenzalisch 

romagn.  romagnolisch  (nach  Morri). 
sard.  sardisch  (nach  Porru  und  den 

gedickten  Purqueddus). 
schwz.  schweizerisch, 
sie.  sicilianisch  (nachM.Pasqualino). 

Weitere  abhürzungen  sind : 

abgel.  abgeleitet, 
abl.  ableitung. 
eig.  eigentlich, 
geschr.  geschrieben, 
gew.  gewöhnlich. 

glbd.  gleichbed.  gleichbedeutend  (mit 
dem  vorhergehenden  worte). 


sp.  spanisch. 

val.  valencianisch. 

ven.  venez.  venezianisch  (nach  Pa- 

triarchi) . 
veron.  veronesisch  (nach  Angeliy 
wal.  walachisch. 
wald.  waldensisch  (bei  Raynouard, 

Hahn  u.  a.). 
wall,  wallon.  wallonisch  (nach  Re- 

macle  und  Grandgagnage). 


spr.  sprich, 
überh.  überhaupt, 
urspr.  ursprünglich, 
zsgs.  zusammengesetzt, 
zsgz.  zusammengezogen, 
zss.    Zusammensetzung ,    zusammen- 
Setzungen  u.  a.  m. 


Die  für  quellen  und  andre  werke  angenommenen  abhürzungen 
werden  keine  scheierigkeit  machen.  Anzumerken  ist  nur,  dafs  die  häu- 
fig citierten  erfurter  glossare  die  von  Ohler  herausgegebenen  sind.  Auch 
darf  nicht  unbemerkt  bleiben ,  dafs  unter  dem  wörterbuche  von  Nicot 
das  1573  erschienene  Dictionnaire  fran9ois-latin  recueilli  des  observa- 
tions  de  plusieurs  hommes  doctes ,  entre  autres  de  M.  Nicot  (Paris, 
chez  Jaques  Du  Puys,  fol.)  zu  verstehen  ist. 


ERSTER  THEIL. 


GESAMMTROMANISCHE   WORTER. 


A. 

A  a  d  it.,  sp.  pg.  ä,  pr.  a  az,  fr.  ä,  mal.  a,  präpos.  vom 
lat.  ad,  vornehmlich  auch  als  casuspartikel  angewandt.  Ob 
das  roman.  a  in  gewissen  fällen  nicht  vielmehr  aus  apud  ab- 
gekürzt sei,  darüber  s.  Rom.  gr.  III.  145.  Eine  zss.  ist  it.  da, 
churw.  dad,  von  de  ad,  entsprechend  dem  ahd.  fona,  nhd. 
von,  aus  af  ana  nach  Grimm  IV.  782.  Man  bemerkt  dieselbe 
schon  in  sehr  alten  Urkunden  z.  b.  Muratori  antiqq.  ital.  V.  329. 
III.  565.  Eine  ähnliche  zss.  scheint  das  pr.  d  a  u  s  (der  be- 
deutung  nach  fr.  des),  nämlich  von  de  ab  mit  angefügtem  s 
altwald.  dos  Choix  IL  101°. 

Abisso  it.,  pr.  abis  abisme,  fr.  abiine,  sp.  pg. 
abismo,  sard.  abismu,  abgrund,  hölle;  vb.  it.  abissare 
u.  sobbissare,  pr.  abissar,  sp.  abismar,  /r.abimer 
in  den  abgrund  versenken  u.  dgl. ;  von  abyssus  {aßvoaog). 
Abisme  abismo  ist  ein  substantivischer  Superlativ  (tiefster  ab- 
grund),  wie  lat.  oculissimus,  mlat.  dominissimus,  it.  casis- 
simo  ife  a.  vgl.  Rom.  gr.  IL  48,  III.  14.  Zu  merken  die  ital. 
nebenform  n  a  b  i  s  s  o  aus  der  üblichen  Verbindung  in  abisso  wie 
ninferno  aus  in  inferno  entstanden,  daher  das  dtsche  nobis, 
s.  Grimms  myth.  766,  Hoffmanns  hör.  belg.  V.  38. 

Abrigo  sp.  pg.,  pr.  abric,  fr.  abri  schütz;  vb.  abri- 
gar,  abricar,  abriter  (für  abrier  mit  euphonischem t  wie 
in  cafetier,  coillouteux,  juteux  von  jus  u.  a)  schützen,  decken. 
Umsonst  hat  man  sich  bemüht  dem  lat.  apricus  den  sinn  des 
roman.  Wortes  zu  entlocken :  was  die  sonne  bescheint,  ist  und 
bleibt  unbedeckt.  Läßt  sich  letzteres  aus  keiner  andern  spräche 
nachweisen,  so  darf  als  etymon  ein  ahd.  bi-rihan  decken  (ant- 
rihan  enthüllen  findet  sich)  vermuthet  werden,  s.  Rom.  gr.  I. 
276.  Für  abriter  sagt  man  im  Jura  avriller,  was  wohl  nur 
diminutivisch  ist.  Die  bearn.  mundart  spricht  mit  tenuis 
aprigä. 

A  c a b  a  r  sp.  pg.  pr.9  a  ch e  v er  fr.  ausführen,  vollen^ 


4  I.    ACCATTARE— ACCIDIA. 

den;  von  caput,  roman.  nicht  nur  den  anfang,  auch  das  ende 
eines  dinges  bezeichnend. 

Accattare  it.,  altsp.  acabdar,  altpg.  achatar  S. 
Ros.  ein  gut  erwerben,  altfr.  acater  verschaffen  Ch.  d' Ale- 
xis 8,  neufr.  ach  et  er  kaufen,  so  auch  neap.  accattare;  sbst. 
it.  accatto,  pr.  acapta,  acapte,  fr.  achat.  Esist  von 
ad-captare  (mlat.  accapitarej  an  sich  nehmen,  kaufen,  eine 
erst  im  franz.  entwickelte  bedeutung,  welcher  Festus  stelle 
emere,  quod  nunc  est  mercari,  antiqui  accipiebant  pro  su- 
mere  zur  Unterstützung  gereichen  kann.  Eine  zss.  ist  it.  r  a  c- 
cattare,  p^.regatar,  fr.  racheter  loskaufen;  wofür sp. 
rescatar,  pg.  resgatar  aus  re-ex-captare ,  sbst.  res- 
cate,  resgate. 

A  c  c  e  g  g  i  a  it.,  sp.  a  r  c  e  a ,  fr.  mundartl.  a  c  e  e  schnepfe, 
mlat.  accia  acceia;  soll  in  acies  oder  dxrj  spitze  (pogel  mit 
spitzem  schnabel)  seinen  Ursprung  haben,  s.  Menage  und  Car- 
pentier.  Ein  altes  Zeugnis  für  dieses  wort  enthalten  die  er- 
furter  glossare  p.  259*>  accega  holtana,  Variante  acega  holt- 
hana  d.i.  ags.  holt-hana  holz-hahn  =  schnepfe,  vgl.  Haupts 
ztschr.  V.  197K 

Accjia  azza  it.,sp.  hacha,  pg.  facha  acha,  pr.  apcha 
für  acha,  fr.  ha  che  (h  asp.) ,  daher  mhd.  hätsche  und 
hasche,  axt,  beil;  vb.  it.  a  c  c  i  a  r  e ,  fr.  h  a  c  h  e  r  klein  hacken. 
Gegen  lat.  ascia  als  etymon  sprechen  die  formen;  wohl  aber 
stimmt  die  franz.  zum  nhd.  ndl.  hacke  Werkzeug  zum  hauen,  ein 
in  der  alten  spräche  nicht  vorfindliches,  aber  durch  das  masc. 
hacco  (haken)  und  das  ags.  vb.  haccan  =  engl,  hack  gestütz- 
tes wort.  Die  deutsche  kehltenuis  erhielt  sich  im  picard.  vb. 
hequer  holz  hacken  =  fr.  hacher.  Aus  dem  franz.  worte  aber 
flössen  die  übrigen,  unter  welchen  das  pg.  facha  mit  seiner 
lippenaspirata  die  reine  aspirata  nachzubilden  sucht,  s.  unten 
arpa.  —  Davon  zu  trennen  ist  it.  ascia,  pr.  aissa,  vom 
lat.  ascia:  span. aza  oder  axa  fehlt,  aber  eine  abl.  altsp.  axa- 
da,  nsp.  azada,  pg.  enxada,  dsgl.  sp.  azuela  haue, 
hacke,  ist  vorhanden. 

Acciajo  it.,  sp.  acero,  altpg.  aceiro,  npg.  aco, 
pr.  fr.  acier,  wal.  otzel  (ungr.  atzel),  mlat.  aciare  acia- 
rium  stahl  (s.  z.  b.  Class.  auct.  VI.  p.  502b) ;  von  acies  sc. 
ferri  härteres  eisen. 

Accidia  it.,  altsp.  acidia,  pr.  accidia,  altfr.  ac- 


I.    ACCIUGA-AFFANNO.  5 

cide  fahrlässigkeit,  Verdrossenheit ;  vom  mlat.  accidia  ace- 
dia,  gr.  dxydta,  dass. 

Acciuga  it.,  sp.  anchoa,  pg.  anchova  u.  enchova, 
fr.  anchois  sardelle.  Aus  aphya  (uyvrf)  apya  (zu  schlie- 
ßen nach  apua)  konnte  mit  dem  suffix  uga  unzweifelhaft  das 
it.  acciuga  (zunächst  aus  apj-uga)  entstehen,  woraus  denn 
die  andern  Wörter  verderbt  sein  müssen.  Mundartliche  for- 
men sind  piem.  sie.  anciova,  veron.  ancioa,  gen.  anciua,  ven. 
anchioa. 

Accordo  it.,  sp.  acuerdo,  pg.  acordo,  pr.  ac- 
cort,  fr.  aecord  Übereinstimmung,  vertrag;  vb.  aecor- 
dare  u.  s.f;  gebildet  nach  concordare,  discordare,  also  von 
cor,  nicht  etwa  von  chorda. 

Addobbare  it.,  altsp.  adobar,  altpg.  a  du  bar,  pr. 
a  d  o  b  a  r ,  alt  fr.  a  d  o  u  b  e  r  ausrüsten ,  nsp.  npg.  zubereiten, 
würzen.  Das  wort  kommt  vom  ags.  dubban,  altn.  dubba  einen 
streich  geben  (wallon.  in  ISamur  dauber  schlagen)  und  ward 
vorerst  vom  ritter schlag  gebraucht,  ags.  dubban  to  riddere  zum 
ritter  schlagen  (a.  1085,  s.  Bosworth),  fr.  addubber  ä  Chevalier 
Havelokp.  28;  demnächst  bezeichnete  es  die  mit  der  feierlichkeit 
verbundene  ausrüstung,  vgl.  Raoul  l'adoube  qui  estoit  ses 
amis:  premiers  li  chausse  ses  esperons  massis  e  puis  li  a 
le  branc  au  costel  mis,  en  col  le  fiert  si  con  il  ot  apris  Du- 
cange  v.  adobare;  daher  adouber  richement  herrlich  ausrü- 
sten, se  douber  sich  waffnen  Chev.  au  cygne  v.  1628  (diese 
einfache  form  selten).  Man  sehe  Wächters  glossar.germ.  p.  22, 
Grimms  rechtsalt.  p.  333.  Sousa's  herleitung  des  pg.  adubo 
aus  dem  arab.  ist  sicher  verfehlt. 

Affanno  it.,  sp.pg.pr.  afan,  altsp.  afano  kummer, 
angst,  ermüdung,  fr.  a  h  a  n  saure  arbeit ;  vb.  it.  a  f  f  a  n  n  a  r  e 
(trans.)  bekümmern,  sp.  afanar,  fr.  ah  an  er  (intrj  saure 
arbeit  verrichten,  pr.  afanar  (trans.  intr.)  ermüden,  sich  ab- 
mühen. Alt  fr.  oder  mlat.  wird  das  wort  gerne  von  derfeld- 
arbeit  gebraucht,  terram  ahanare,  daher  ahans  angebaute  f ei- 
der, ahanables,  noch  henneg.  ahan  bestellung  des  feldes; 
allein  die  erreichbar  älteste  bedeutung  ist  ^körperliche  pein': 
so  in  der  alten  Passion  Christi  str.  i.  4.  123  (afans),  str.  73 
ahanz,  im  Leodegar  str.  1  (aanz),  so  auch  im  Alexiusliede, 
aber  im  Boethiuslied  v.  72.  108  kann  es  kummer  bedeuten,  in 
der  Nobla  leyczon  v.  320  heißt  es  marter,  v.  374  körperliche 


6  I.    AFFARE— AGAZZARE. 

arbeit,  mühe.  Carpentier  bemerkt  auch  ein  einfaches  alt  fr. 
h  a  n  e  r  arbeiten,  woraus  die  häufig  vorkommende  zss.  enhaner, 
z.  B.  im  cortil  einen  garten  bearbeiten.  Frankreich  ist  also 
wohl  die  eigentliche  heimath  des  weder  im  tat  ein.  noch  im 
deutschen  vorhandenen  Wortes:  aus  ahan  konnte  leicht  afan 
entstehen.  S.  Rom.  gr.  1.311,  und  über  ein  franz.  affanner 
Pougens  arch.  franc.  1.11.  An  herkunft  aus  it.  afa  (beäng- 
stigungj  ist  wenigstens  nicht  zu  denken,  da  kein  roman.  Suf- 
fix ann  bekannt  ist,  vielmehr  scheint  afa  aus  affanno  abge- 
zogen. Ducange  u.  a.  lassen  es  aus  einer  interjection  entste- 
hen, worin  sich  eine  den  athem  beengende  körperliche  an- 
str engung  ausspricht  (han),  einer  interjection ,  die  auch,  wie 
man  weiter  bemerkt,  in  demhenneg.  e -han-  cerc ausser  athem 
sein9  enthalten  ist,  vgl.  ven.  afanä  keichend.  Ahan  wäre  also 
einer  der  vielen  natur ausdrücke,  welche  die  spräche  sich  selbst 
verdankt  und  die  Untersuchung  könnte  geschlossen  sein,  wenn 
nicht  die  celtischen  sprachen  ähnliche  Wörter  darböten.  Zwar 
gael.  fann  müde,  fainne  müdigkeit,  welchen  das  gleichbed. 
kymr.  adj.  gwan  entsprechen  muß,  scheint  wenig  rücksicht 
zu  verdienen,  da  gael.  f  =  kymr.  gw  romanisch  durch  v  wie- 
dergegeben wird,  nicht  durch  f ;  aber  in  dem  kymr.  afan  streit, 
unruhe,  aufru.hr,  welches  Owen  aus  einem  dem  bar  den  Ta- 
liesin  zugeschriebenen  gedichte  anführt,  liegt  die  ganze  bil- 
dung  vor  und  es  ist  nur  zu  erwägen,  ob  dies  auf  eine  der 
celt.  mundarten  eingeschränkte,  auf  keine  einheimische  würzet 
gegründete  wort  nicht  selbst  ein  fremdling  ist  oder  überhaupt 
mit  dem  roman.  zusammenhängt. 

Affare  it.  (mj,  pr.  afar  afaire  (mj ,  fr.  af faire 
(f.,  alt  fr.  mj,  daher  altsp.  afer  Alex,  angelegenheit ;  ent- 
standen aus  dem  präpositionalen  infinitiv  in  phrasen  wie  avere 
a  fare  con  uno ;  in  der  romagnol.  mundart  dafe  d.  i.  da  fare. 
Ein  zweites  beispiel  dieser  Zusammensetzung  ist  it.  avvenire, 
fr.  avenir  sbst.  Zukunft  =  il  tempo  a  Yenire. 

Affrontare  ital,  span.  afrontar  afrentar,p\ 
afrontar,  /r.  affronter  angreifen,  beschimpfen :  von  frons 
stirne,  eig.  einem  ins  gesicht  hinein  sprechen  oder  handeln. 
Daher  sbst.  it.  affronto,  fr.  af  front,  sp.  afrenta  be- 
schimpfimg.  Franz.  ef  fronte,  pr.  es  fron  tat,  it.  sfron- 
tato  unverschämt,  von  effrons  bei  Vopiscus. 

Agazzare it.,  a  g  a  c  e  r  fr.  (auch pg. agaslar ?)  reizen; 


I.    AGHIRONE— AGIO.  7 

vom  ahd.  hazjan,  nhd.  hetzen ,  mit  vorgesetzter  vornan,  par- 
tikel  a,  wodurch  h  inlautend  ward  und  sich  in  g  verdichten 
konnte. 

Aghirone  iL,  pr.  aigron,  cat.  agrö,  s/>.  airon, 
alt  fr.  hairon,  nfr.  heron  (h.  asp.) ,  in  Berry  egron  ein 
vogel,  reiher;  fr.  dim.  aigrette  (mit  abgestoßenem  hauch- 
laut)  Meiner  weißer  reiher;  nicht  vom  gr.  sgoodLog,  es  ist  vom 
ahd.  heigir  heigro,  wozu  alle  laute  passen. 

A  g  i  n  a  gina  it.  geschwindigkeit ,  stärke ;  adverbial 
a  i  n  a  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  250,  a  grande  aina  Dante  de  vulg. 
eloq.1,11,  altsp.  agina  F.  juzg.,  auch  ahina,  altpg.  agin- 
ha  eilig ,  geschwind.  Ein  mlat.  glossar  hat  agina  i.  q.  fe- 
stinancia  et  inde  agino  festinare.  Mit  lat.  agina  bei  Festus 
(scheere  an  der  wage,  worin  die  zunge  spielt)  kann  es  nicht 
identisch  sein:  es  entsprang  aus  agere  wie  ruina  aus  ruere, 
wie  es  denn  auch  der  bed.  von  agitatio  sehr  nahe  tritt.  Der 
nordicesten  kennt  dies  wort  nicht,  doch  möge  das  neupr.  agis 
s.  v.  a.  fr.  actions  erwähnt  werden. 

Agio  it.  (selten  asio),  pr.  ais  aise,  fr.  aise  (m.), 
pg.  a  z  o  gemächlichkeit ;  adj.  pr.  ais,  fr*  aise  (schon  in 
der  alten  spräche,  s.  Theätre  fr.  p.  p.  Michel  p.  512)  fröhlich, 
engl,  easy;  adverbial  it.  ad  agio,  pr.  ad  ais,  altfr.  ä  aise, 
nfr.  ä  l'aise  bequem,  daher  sbst.  it.  ad  agio,  altfr.  aaise 
(aliaise  Liv.  d.  rois  p.  66),  altpg.  a  a  s  o  S.  Ros.  bequemlich- 
keit ;  vb.  it.  agiare,  adagiare,  pr.  aisar,  altfr.  aisier, 
aaisier  versorgen,  pflegen,  partic.  it.  agiato,  fr.  aise  be- 
haglich, loohlhabend.  Die  prov.  spräche  hat  der  ableitungen 
noch  mehr  hervorgebracht:  aisir  ins  haus  aufnehmen,  aisi 
wolmung,  a  i s  i  n  a  leichtigkeit,  gelegenheit,  a  i  z  i  n  a  r  einrich- 
ten u.  a. ,  vermuthlich  ist  das  wort  von  hier  ausgegangen. 
Seine  herkunft  ist  unsicher.  Menage  deutet  es  aus  olium,  Ferrari 
ganz  ungeschickt  aus  aclaptare ,  Frisch  nicht  besser  aus  dem 
dtschen  behagen.  Es  verlangt  ein  etymon  ais  oder  asi.  Nach 
Perion  de  ling.  gall.  p.  45a  ist  es  vom  gr.  ulaiog  glück  verkün- 
dend, dsgl.  erforderlich ,  gehörig,  icoraus  sich  auch  das  ad- 
jectiv  gut  erklären  würde;  to  aioiov  wäre  das  gehörige,  pas- 
sende, bequeme.  Andre,  icie  Junius,  Schilter,  Castiglione,  er- 
kennen darin  eine  nur  der  goth.  spräche  bekannte  in  dem  adj. 
azets  leicht,  bequem,  sbst.  azeti  annehmlichkeit  enthaltene 
würzet,  eine  vermuthung,  welcher  auch  J.  Grimm  (Wiener  jahrbb. 


8  I.    AGRESTO-AJUTO. 

XLVL  188)  nicht  abhold  ist,  vgl.  auch  seine  gesch.  der  d. 
spr.  p.352,  wo  das  goth.  wort  zu  ags.  eadhe,  nhd.  ödi  ge- 
stellt wird.  Prov.  viure  ad  ais  ist  gleichbed.  mit  goth.  vizön 
in  azetjam  in  annehmlichkeiten,  im  luxus  leben.  Freilich  müste 
man  alsdann  ein  subst.  azi  annehmen  dürfen,  was  nicht  ohne 
bedenken  ist,  wiewohl  die  seltensten  deutschen  Wörter  (z.  b. 
goth.  aibr)  ihren  weg  ins  romanische  fanden.  Oder  ist  für 
ais  baskischer  Ursprung  anzunehmen  ?  in  dieser  spräche  heißt 
aisia  ruhe  (labortj,  aisina  muße.  Aber  aisina  ist  seiner 
ganzen  bildung  nach  so  acht  provenzalisch ,  es  geht  überdies 
nach  einer  häufig  hervortretenden  prov.  sprachsitte  mit  einem 
synonymen  ?nasctdin  so  sicher  hand  in  hand  (aisi  aisina  wie 
plevi  plevina,  trahi  Irahina),  daß  dem  bask.  derivatum  besser 
prov.  Ursprung  zukommt,  wodurch  denn  auch  der  bask.  Ur- 
sprung des  primitivs  verdächtig  wird:  aisia  kann  dem  prov. 
aise,  wofür  sich  eine  ältere  form  aisi  vermuthen  lässt,  sein 
dasein  danken,  toie  das  adj.  aisa  zum  pr.  ais  stimmt.  Eine 
zss.  ist  fr.  m  a  1  a  i  s  e  ungemach.  Das  mit  doppeltem  g  geschrie- 
bene it.  aggio  aufgeld  ist  eine  bloße  scheideform  vonagio: 
in  der  piemont.  mundart  z.  b.  vereinigt  letzteres  beide  bedeu- 
tungen. 

Agresto  •*.,  sp.  agraz,  pg.  agrac,  o,  pr.  agras, 
altfr.  aigret  Ren. ,  dauph.  aigrat,  wal.  agritsi  unreife 
traube,  saft  davon,  eig.  Säuerling;  von  acer,  altsp.  agre,  fr. 
aigre,  mit  dem  suffixe  as  u.  s.  f.,  ital.  entstellt  in  est.  Agraz 
entspricht  in  seiner  bildung  genau  dem  tat.  von  Hieronymus 
gebrauchten  piraoium  birntrank. 

Aguglia^.,  sp.  aguja,  pg.pr.  agulha,  fr.  aiguille 
nadel.  Nicht  von  aculeus:  die  ital.  nebenform  agocchia  ver- 
langt lat.  acucula,  in  welches  acicula,  während  c  noch  guttu- 
ral lautete,  abgeändert  ward,  vgl.  genuculum  für  geniculum 
Rom.  gr.  IL  265;  acucula  aber  findet  sich  in  der  that  in  meh- 
reren hss.  des  Codex  Theodos.,  sonst  auch  mlat.  acucla.  Ab- 
gel.  ist  sp.  aguijar,  pg.  aguilhar  stacheln,  das  sich  dem 
fr.  aiguille  nähert. 

Ajuto  it.  hülfe,  von  adjutus  bei  Macrobius ;  sonst  fem. 
sp.  ayuda,  pg.  pr.  ajuda,  altfr.  aüe,  pic.  aiude,  in  den 
Eiden  adiudha  aiudha;  vb.it.  ajutare,  sp.  ayudar,  pg.  pr. 
ajudar,  von  adjutare.  Daneben  entwickelte  sich  noch  eine 
verkürzte  form  it.  a  i t  a,  pr.  ah  i  a,  altfr.  aide  (gew.  a i e),  nfr. 


I.    AL— ALBERGO.  9 

zsgz.  aide;  vb.  it.  aitare,  pr.  aidar,  fr.  aider,  deren 
ent stehung sart  nicht  ganz  deutlich  ist. 

AI  altsp.  altpg.,  pr.  al  als,  alt  fr,  al  el,  neutrales  pro- 
nomen,  zuweilen  mit  einem  sbst.  verbunden  (al  ren,  ren  al),  von 
aliud,  wofür  Lucrez  alid  setzt. 

Alabarda  labarda  it.,  sp.  pg.  alabarda,  fr.  halle- 
bar de  (h  aspj  eine  waffe;  vom  mhd.  helmbarte,  über  des- 
sen Zusammensetzung  sehe  man  Frisch  I.  442a,  Schmeller  II.  182, 
Grimm  III.  M2.    Die  getreueste  form  ist  churw.  halumbard. 

Alano  it.  sp.,  pg.  alio,  altfr.  ülandogge,  bullenbei- 
ßer ;  gewiss  von  einem  Völker namen.  Menage  zeigt,  daß  man 
Alanus  für  Albanus  gesagt  habe  und  so  ist  ihm  alano  ein 
hund  aus  dem  heutigen  Albanien  =  Epirus  s.  v.  a.  lat.  mo- 
lossus,  gleichfalls  aus  Epirus. 

Alba  it.  sp.  pr.,  pg.  chw.  a  1  v  a ,  fr.  a  u  b  e  morgenröthe ; 
von  albus  hell,  heiter,  wie  in  Stella  alba,  vgl.  lux  albescit, 
coelum  albet,  bei  Dante  il  sol  imbianca  i  fioretti  die  sonne 
färbt  die  blümchen  weiß.  Aber  Ariost  gesteht  dem  morgen- 
roth  mehr  färben  zu:  poi  che  Paltro  mattin  la  bella  Aurora 
l'aer  seren  fe'  bianco  e  rosso  e  giallo  23,  52. 

Alban  pr.,  dsgl.  albanel,  it.  albanello,  fr.  au- 
brier  ein  stoßvogel.  Das  entsprechende  pg.  alvao  (Constan- 
cio,  fehlt  bei  Moraes)  soll  einen  andern  vogel  bezeichnen.  Die 
etymologie  betreffend,  so  erklärt,  das  Dict.  de  Trevoux  aubrier 
aus  aubere  weiß  und  gefleckt,  von  albus. 

Alberare  it. ,  sp.  arbolar,  enarbolar,  fr.  arborer 
aufrichten  (wie  einen  mastbaum) ;  von  arbor,  it.  albero,  altit, 
albore  u.  s.  f. 

Albercocco  auch  albicocco  bacoco  it.,  sp,  albari- 
coque,  pg.  albricoque,  fr.  abricot,  neugr,  ßsgvxoxov 
eine  frucht,  aprikosej  von  praecoquus  frühzeitig,  weil  sie  früh 
reif  wird,  früher  zumal  als  ihr  nächster  verwandter  der 
pfirsich.  Im  mittelgr.  nQaixdxxiov  7igsy.oxy.iov  hat  sich  das 
lat.  wort  am  getreuesten  ausgedrückt ;  auf  die  roman.  formen 
aber  hat  das  arab.  al-berqüq,  worin  das  dem  Araber  fehlende 
p  zu  b  werden  muste,  denn  es  ist  ein  fremdes  wort  (Freytag 
1.112*0,  sichtbarlich  eingewirkt. 

Alb  ergo  it.  altsp.,  nsp.  pg.  albergue,  pr.  albere, 
altfr.  herbere  (helberc  Ch.  d' Alexis  str.  51.  65),  dsgl.  fem. 
pr.  alberga,   altfr.  herberge   Ch.  d' Alexis  str.  116  und 


10  I.   ALCALI—ALCUNO« 

überall  oft,  nfr.  auberge  loirthshaus ; _  vb.  it.  albergare, 
sp.  albergar,  pr.  =  sp.  und  arbergar,  fr.  heb  erger 
(ohne  aspj,  altfr.  herbergier;  vom  ahd.  heriberga  (fj, 
altn.  herbergi  (nj,  vb.  ahd.  heribergön.  Bas  altfr.  bewahrte 
noch  die  alt eb ed.  krieg slag er:  sesherberges  et  ses  foillies  zelte 
und  hütten  des  heeres  Brut.  IL  160 ,  les  herberges  de  l'ost 
das.  p.  163.  Das  schwanken  im  genus  mag  in  der  gleichen 
er  scheinung  der  deutschen  Wörter  seinen  grund  haben. 

Aleali  it.  sp.  u.  s.  f.,  vom  arab.  al-qali  aschensah 
Freyt.  III.  494«. 

A 1  c  h  i  m  i  a  it.,  sp.  pg.  a  1  q  u  i  m  i  a ,  pr.  a  1  k  i  m  i  a ,  fr. 
a  1  c h  i  m  i  e ,  mittelgr.  doy-r^iia  ,  dsgl.  it.  sp.  pg.  c  h i  m  i  c  a, 
fr.  chimie  die  kirnst  gold  zu  machen,  scheidekunst ;  vom 
arab.  al-kimiä  Freytag  IV.  ? '5i>,  das  aber  aus  keiner  einhei- 
mischen Wurzel  herrührt;  gr.  xq/tsia  erst  bei  Suidas. 

A 1  c  o  h  ol  reinster  Weingeist;  vom  arab.  al-koehl  ein  pul- 
ver  die  augenbrauen  zu  schwärzen  s.  Golius  2007,  Freytag  IV. 
15a:  wegen  der  feinheit  dieses  pidvers  ward  der  name  auf 
den  Weingeist  übertragen,  eine  der  arab.  spräche  unbekannte 
bedeutung  (Pihan  gloss.  des  mots  franc.  tires  de  Varabe). 

AI  c  o  v a  it.,  sp.  a  1  c  o  b  a ,  fr.  a  1  c  o  v  e  (fj  nebenzimmer. 
Grimm  III.  429  und  andre  Sprachforscher  halten  es  für  deutsch, 
indem  sie  ein  ahd.  alah-kovo  annehmen  (alah  heißt  tempel, 
kovo  wäre  das  nhd.  kofen).  Da  es  indessen  erst  aus  der 
span.  in  die  übrigen  mundarten  eingeführt  und  darum  auch 
nicht  ins  mlatein  aufgenommen  ist,  so  werden  es  die  Spanier 
wohl  aus  dem  arabischen  geschöpft  haben:  hier  bedeutet 
al-gobbah  gewölbe  oder  zeit  Freyt.  III.  388a.  und  kommt 
auch  (in  der  form  Alcoba)  als  name  eines  portugies.  dorfes 
vor,  s.  Sousa. 

Aleuno  it.,  sp.  alguno,  pg.  algum,  pr.  alcun, 
fr.  aueun,  unbestimmtes  pronomen,  zsgs.  aus  aliqui  unus. 
Es  gibt  ein  alt  franz.  ursprünglich  burgundisches  pron.  alquen 
auquen  alcon  masc.  (fem.  aueune),  bei  welchem  zu  unter- 
suchen bleibt,  ob  es  aus  aliqui  homo  ,  alc'uen  alc'on,  zu- 
sammengesetzt ist,  wiewohl  es  übrigens  auch  adjeetivisch  ge- 
braucht wird:  ju  querroie  aueuen  solaz  Serm.  de  Bern,  p.572; 
mit  sp.  alguien  kann  es  wenigstens  nicht  identisch  sein.  Die 
norm,  mundart  kennt  auch  das  parallele  cascons  für  quisque 
s.    Wrights  aneed,  p.S8,  chescon  Chr.  de  Bcn.app.  III.  471; 


I.    ALENARE— ALLEYARE.  11 

überdies  ascons  (aliquis  homo  ?)     Lois  de  Guill.  50,   ascun 
Wrights  polit.  so7igs  p.  137. 

Alenare  it.,  pr.  cat.  alenar  athmen,  fr.  hal  einer 
(h  aspj  wittern;  sbst.  it.  alena  lena,  pr.  alena,  fr.  ha- 
ieine (ohne  asp.)  athem.  Das  verbum  ist  umgestellt  ans  tat. 
anhelare  keichen,  bei  späteren  auch  athmen:  it.  anelare,  sp. 
anhelar,  fr.  anheler  (letzteres  bei  Pougens  arch.  fr.  I.  50);  das 
sbst.  entsprang  aus  dem  verbum,  wenigstens  steht  seiner  ab- 
leitung  aus  halare  die  Seltenheit  und  Unsicherheit  des  Suffixes 
ena  entgegen,     lieber  sp.  aliento  s.  II.  b. 

Alfido,  auch  alfiere  it.,  sp.  alfil  arfil,  pg.  alfil 
alfir,  alt  fr.  auf  in  lauf  er  im  schach ;  vom  pers.  fil  elephant, 
mit  arab.  artikel  al— fil,  5.  Ducange  v.  alphinus ,  vgl.  dagegen 
Pott  in  Lassens  ztschr.  IV.  12. 

'Algebra  it.,  sp.  älgebra,  fr.  dilgebrebuchstaben- 
rechnung ;  vom  arab.  al-gabr  wieder  einrichtung  zerbroche- 
ner dinge,  eine  dem  span.  ivorte  noch  anhängende  bedeutung, 
daher  Vereinigung  zu  einem  ganzen,  dar  Stellung  verschiedener 
Operationen  mit  wenigen  zeichen.  S.  Golius  p.  462,  Freytag 
1. 239b.  Es  ist  gegen  die  reget ,  daß  in  diesem  ivorte  der 
accent  auf  dem  arab.  artikel  ruht. 

A 1  g  o  sp.  pg.,  pr.  a  1  q  u  e  alques ,  alt  fr.  a  u  q  u  e  s  (noch 
jetzt  lothr.  eque,  champ.  yauque  u.  dglj  neutrales  pronomen ; 
von  aliquod,  aliquid.  Dsgl.  sp.  alguien,  pg.  a  1  g u e m,  vom 
acc.  aliquem. 

A 1 1  a  r  m  e  it.  (mj ,  sp.  pr.  a  1  a  r  m  a,  fr.  a  1  a  r  m  e, 
wal.  lärme  lärm,  lärmschlagen;  vb.  allarm are  u.  s.f.;  von 
dem  ausruf  all'  arme !  zu  den  waffen  !  Daher  occ.  alarmo ! 
interjection  der  Verwunderung ,  it.  arm'  arme!  Buommattei 
trattat.  18,  3. 

Allegro  it.,  sp.  pr.  a legre,  fr.  alegre  munter, 
nebst  vielen  ableitungen ;  von  alacer  alacrem,  mit  fortgerück- 
tem accent  alacrem.  Das  wort  scheint  in  betracht  seines  aus 
a  entstandenen  umlautes  e  ursprünglich  französisch ,  wenig- 
stens war  allfr.  halaigre  ein  sehr  üblicher  ausdruck  und  hat 
sich  auch  als  geschlechtsname  Aligre  fortgesetzt.  Die  ursprüng- 
lichste form  zeigt  das  bask.  alaguera. 

All ev are  it.,  pr.  alevar,  fr.  elever  aufziehen,  er- 
ziehen ;  eig. ,  nach  einer  alten  sitte,  ein  Jtind  vom  boden  auf- 
heben um  es  zu  erziehen,  lat.  tollere  puerum  in  gleichem  sinne. 


13  I.    ALLODIO-ALMANACCO. 

Es  hängt  also  nicht  zusammen  mit  dem  religiösen  gebrauche 
des  hebens  aus  der  taufe,  mlat.  levare  de  sacro  fönte,  der 
sich  nur  auf  den  pathen  bezog.  Daher  sbst.  altsp.  alevo 
täufling,  it.  alievo,  fr.  eleve  Zögling. 

Allodio  it. ,  sp.  alodio,  pr.  alodi  aloc  alo,  fr. 
alleu  freies  erblehen.  Sämmtliche  formen  passen  in  das 
mlat.  alodium,  selbst  das  pr.  aloc,  dessen  auslaut  aus  der- 
selben Verhärtung  des  di  ==  dj  entstand,  wie  der  von  fastic, 
lat.  fastidium;  zu  aloc  aber  verhält  sich  fr.  alleu  wie  zu  foc 
feu,  zu  loc  Heu.  Aelter  als  alodium  ist  alodis  in  der  L.  Sal. 
und  mit  diphthong  statt  des  langen  vocals  alaudes  in  west- 
goth.  Urkunden.  Grimm  rechtsalt.  p.  493.  950  vermuthet  in 
diesem  wort  ein  deutsches  compositum  al-öd  zganz  eigen, 
Müllenhof  zur  L.  Sal.  p.  278  wendet  einen  formellen  mangel 
ein,  da  ahdeutschem  öt  salisches  aud  (alaudis  für  alodis)  ent- 
sprechen müste  und  nimmt  lieber  fremden  Ursprung  an.  Von 
roman.  seife  läßt  sich  nur  erinnern,  daß  die  form  alodis  bes- 
ser befriedigt,  daß  alaudis  regelrecht  pr.  alau  (alauc),  alt  fr. 
aloi  erzeugt  hätte  (vgl.  pr.  Aud-oart  =  westgoth.  oder  bürg. 
aud— "),  daß  also  die  roman.  formen  genau  zu  der  salischen 
stimmen.  Wenn  das  spätere  mlatein  alodium  scandierte  (alo- 
dium fundum  dicas,  fundum  maris  imum  s.  Ducange),  so  ist 
dies  für  die  etymologie  ohne  bedeutung. 

Allodola  lodola  it.,  sie.  Iodana,  altsp.  aloeta 
(aluda  Canc.  de Baena),  nsp.  a  1  o  n  d r  a ,  pr.  alauza  alauzeta, 
alt  fr.  aloe  (davon  altn.  loa  Grimm  Reinh.  Fuchs  p.  370), 
nfr.  alouette,  mlat.  laudila  Gloss.  lind,  ein  vogel,  lerche. 
Von  alauda ,  gallisch  nach  Plinius  und  Sueton,  daher  Gregor 
v.  Tours  4,31  sagt:  avis  corydalus,  quam  alaudam  vocamus 
(wir  Gallier).  J.  Grimm  (über  Marcellus  Empir.)  findet  das 
gallische  wort  im  kymr.  uchedydd  schwebender  vogel,  lerche, 
andre  verweisen  auf  das  bret.  alc'houeder,  kymr.  alaw-adar 
vogel  der  harmonie,  s.  Le  Gonidec  dict.  fr.  bret.  p.  p.  Villemar- 
que  p.  VII.  Den  äußersten  Westen  und  osten  des  gebiet  es  hat 
das  fremde  wort  nicht  erreicht:  der  Portugiese  sagt  dafür 
cotovia,  der  Walache  ciocörlän. 

Almanacco  it.,  sp.  almanaque,  fr.  almanac  ho- 
lender. Man  erklärt  es  aus  dem  arab.  al-manaj  blättchen, 
vom  vb.  manaj  zählen;  aber  das  Substantiv  fehlt  und  das 
verbum  hat  diese  bedeutung  nicht.    Andre  denken  an  das  vb. 


I.    ALMIRANTE— ALZARE.  13 

manacha  schenken  Frey  tag  IV.  213*,  der  holender  wäre  ein  ge- 
schenk ;  man  sucht  aber  ein  solches  Substantiv  vergebens :  der 
kalender  heißt  arab.  taquim,  s.  Pihan  p.  33. 

Alm  ir  ante  it.  sp.  pg.}  in  erster  er  spräche  auch  al- 
miraglio  ammiraglio,  pr. amiran  amiralh  amiratz, 
ebenso  altfr.  amirant  amiral  amiras,  nfr.  amiral  fürst  der 
Sarazenen  (z.  b.  prov.  altfr  J,  befehlshaber  einer  flotte;  vom 
arab.  amir  fürst,  befehlshaber  Freytag  I.  59a,  mlat.  zuweilen 
in  admiratus  und  admirabilis  umgedeutet.  Erst  durch  die  Si- 
cilianer  und  Genuesen  soll  das  wort  seine  specielle  bedeutung 
empfangen  haben,  vgl.  S.  Rosa. 

Almussapr.,  fr.  aumusse,  altfr.  aumuce  (daher 
mndl.  almutse  amutse),  sp.  a  1  m  u  c  i  o  (Seckendorf),  pg.  mur s a; 
dimin.  pr.  almucela,  altpg.  almucella  almocella,  sp.  al- 
mocela,  in  Urkunden  almucella  almocala  Ducange,  dsgl. 
altfr. aumucette,  sp.  m u ce t a ,  it.  m  o z z e tt a.  Diese  Wör- 
ter bedeuten  eine  bis  auf  die  schultern  herabfallende  kopfbe- 
deckung  zumal  der  geistlichen,  oder  auch,  in  den  diminutiven 
formen,  ein  kurzes  mäntelchen.  Der  arab.  spräche  gehören 
sie  nicht,  wenn  sie  auch,  wie  viele  andre,  zum  theil  den  arab. 
artikel  an  sich  gezogen  haben :  sie  sind  offenbar  identisch  mit 
unserm  mutze,  ndl.  mutse,  das  man  aus  dem  vb.  mutzen  (ab- 
stutzen) erklärt.     Vgl.  unten  mozzo. 

Alna  auna  alla  it. ,  altsp.  altpg.  pr.  alna,  nsp.  ana, 
fr.  a  u  n  e  eile.  Zunächst  gewiss  vom  goth.  aleina,  ahd.  elina, 
wozu  auch  das  genus  stimmt,  aleina  aber  nach  Grimm  III. 
559  aus  dem  tat.  ulnus  geformt. 

Altresi  it.,sp.  otrosi,  pg.  outrosim,  pr.  altresi 
atresi,  altfr.  autresi,  adverbium  der  vergleichung ;  von  al- 
terum  sie. 

Altrettale  it.,  sp.  otro  tal,  pg.  outro  tal,  pr. 
altretal  atretal,  altfr.  autretel,  pronomen ;  von  alter 
talis. 

Altrettanto  it.,  sp.  otro  t an t o,  pg.  outro  tanto, 
pr.  a  1 1 r e t a n  atretan,  altfr.  autretant,  pronomen ;  von  al- 
ter tantus. 

Alzare  it.,  sp.  alzar,  pr.  alsar  ausar,  fr.  haus- 
ser (h  asp.,  vgl.  haut  II.  c),  wal.  in-altzä  erhöhen;  von 
altus,  gleichsam  altiare.  Erwähnung  verdient  das  franz.  com- 
pos.  exhausser  (pr.  eissausar,  sp.  ensalzar),  weil  es  in 


14  I.     AMACA— AMBASCIATA. 

exaucer  eine  besondere  form  mit  der  bed.  ceine  bitte  erhö- 
ren angenommen,  denn  dieu  a  exauce  mes  prieres  heißt  ur- 
sprünglich cgott  hat  mein  gebet  erhöht,  begünstigt*. 

Amäcai^  sp.  hamaca,  umgestellt  amahaca,  pg. 
maca,  fr.  harn  ac  (h  aspj  hängebett;  vom  ndl  hangmat 
hangmak. 

Amalgamare  it.  u.  s.  w.  verquicken  d.  h.  ein  metall 
mit  qnecksilber  verbinden;  vom  gr.  (xdlay^ia  erweichung. 

Amaricare  it.,  auch  amareggiare,  sp.  pg.  pr. 
am argar  bitter  machen;  von  amarus,  das  verbum  bereits 
im  frühsten  mlatein,  s.  Ducange  und  Class.  auct.  VI.  p.  506b ; 
adj.  sp.  pg.  amargo,  cat.  am  arg,  dsgl.  sbst.  amar  gor, 
durch  einwirkung  des  verbums  so  gebildet.  Zsgs.  it.  ram- 
m a r  i c a r s i  sich  beklagen,  rammärico  klage,  Verdruß,  vgl. 
adj.  amaro  kränkend,  beschwerlich ,  sie.  amaru  betrübt,  wal. 
amar  interj.  des  Schmerzes,  ebenso  altpg.  amaro  de  mi!  Gil 
Vic.  II.  465. 

Amar  rar  sp.  pg.,  amarrer  fr.  ein  schiff  festbinden; 
sbst.  amarra,  amarre  das  dazu  dienende  tau;  dsgl.  fr. 
demarrer  ein  schiff  losbinden.  Nach Pougens  tresor I.  p.  56 
vom  arab.  marra  ein  seil  drehen,  marr  seil  Freytag  IV.  163b. 
Es  fehlt  allerdings  nicht  an  arab.  schifferausdrücken  im  ro- 
man. :  ist  aber  das  gleichbed.  ndl.  vb.  marren  identisch  mit 
marren  aufschieben  (zurückhalten)  =  ahd.  marrjan  hemmen 
(s.  marrire) ,  so  hat  dies  nähere  anspräche ;  seine  identität 
aber  wird  sehr  wahrscheinlich  durch  die  für  beide  bedeutun- 
gen,  also  auch  für  das  Seewesen,  gültige  nebenform  merren  = 
ags.  merran  (hiiidern). 

Ambasciata  it.,  sp.  embaxada,  pr.  ambai  ssada 
u.  masc.  ambaissat,  fr.  ambassade  botschaft,  gesandt- 
schaft;  it.  ambasciadore  u.s.f.  botschafter.  Ambasciata 
stammt  vom  mlat.  ambaxia  ambactia  auftrag:  si  in  dominica 
ambaxia  fuerit  oecupatus  L.  Sal,  auch  in  der  L.  Burg.,  bei 
Columbanus  (um  560)  u.  a.;  dies  hängt  sichtlich  zusammen 
mit  dem  von  Caesar  de  bell.  gall.  6,15  für  dienstmann  ge- 
brauchten ambactus :  (equites)  circum  se  ambactos  clientesque 
habent.  Ein  abstractum  zu  ambactus  ist  ambactia  dienst- 
verrichtung,  das  man  später  in  Frankreich  ambaesia  (amba- 
xia) aussprach  und  in  ambascia  umstellte,  vgl.  Brescia  aus  ßrixia. 
Auch  das  vb.  ambasciare  eine  botschaft  verrichten  war  dem  frü- 


1.     AMBIARE— AMIDO.  15 

heren  mlatein  bekannt,  woraus  sich  die  vornan,  ableitung  zu- 
nächst erklärt;  das  prov.  masculin  findet  sich  schon  im  Ca- 
pitulare  de  villis  (ambascialum).  lieber  unser  wort  bemerkt 
Festus:  ambactus  apud  Ennium  clingua  gallica5  servus  appel- 
latur.  Diesem  winke  folgend  erklärt  sich  Zeuß  I.  89.  179 
für  celtischen  Ursprung:  es  ist,  mit  ausgefallnem  b  (wie  dies 
öfters  geschieht  nach  m,  s.  das.  p.  167)  das  kymr.  amaet  ackers- 
mann,  werkmann,  für  ambaeth ;  die  kriegerische  bedeutung  sei 
in  eine  friedliche  übergegangen.  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr. 
p.  131  ff.,  vgl.  deutsches  wb.  v.  amt,  erkennt  darin  das  goth. 
andbahts  diener,  ahd.  ambaht,  das  er  in  die  partikel  and  und 
das  subst.  bak  (rücken)  zerlegt,  so  daß  ungefähr  die  bedeut. 
rückenhalter  daraus  entspringt.  Zu  gunsten  dieser  letzteren 
herleitung  läßt  sich  noch  anführen,  daß  das  roman.  ambactia 
(denn  im  latein.  liegt  es  noch  nicht  vor)  nicht  aus  ambactus 
fließen  konnte,  da  das  suffix  ia  unüblich  ist;  wohl  aber  konnte 
es  aus  dem  goth.  andbahti  (dienst)  entstehen,  ebenso  entstand 
pr.  fanha  d.  i.  fani-a  aus  goth.  fani.  Merkwürdig  ist  das 
speciell  ital.  ambascia  ambascio  beklemmung,  bangigkeit, 
vb.  ambasciare  u.  trambasciare  (==  tra-ambasciare) 
beklemmt  sein,  worin  die  dienstverrichtung  als  drangsal  auf- 
gefaßt wird;  merkwürdig,  weil  sich  eben  nur  in  Italien 
das  einfachere  wort  erhielt:  es  konnte  gradezu  aus  go- 
thischer  quelle  geschöpft  sein.  Diefenbachs  gelehrte  erör- 
terung  über  andbahts  und  ambactus  Goth.  wb.  I.  255  ist  nicht 
zu  übersehen.    . 

Ambiare  it.,  sp.  pg.  pr.  amblar,  fr.  ambler  den 
pass  gehen  (vonpferden),  mlat.  ambulare,  in  dieser  ausschließ- 
lichen bedeutung  unclassisch  und  erst  etwa  seit  dem9.jh.  im 
gebrauch.  Dem  wal.  emblä  fehlt  diese  bedeutung,  dagegen  ist 
es  in  der  ursprünglichen  ganz  volksüblich  geblieben. 

Ambra  it.  (f.),  sp.pg.  am  bar  alambar,  alambre  (m.), 
fr.  ambre  (m.)  b ernstein ,  mhd.  amber  ämer,  nhd.  ambra, 
ein  harziger  stoff  aus  dem  Orient;  zunächst  von  dem  arab. 
canbar  (zugleich  name  eines  Seefisches) ,  das  aber  in  dieser 
spräche  selbst  keine  würzet  hat,  s.  Freytag  III.  227*>. 

'Amido  it.,pg.  ämido,  amidäo,  sp.  almidon,  fr. 
amidon  stärke  zum  steifen  der  wasche;  von  amylum  (a{iv- 
lov~)  kraftmehl.  Es  ist  das  einzige  beispiel  eines  gemeinrom. 
Überganges  von  1  in  d. 


16  I.    AMMAINARE— ANCHE. 

Ammainare  it.,  sp.  pg.  amainar,  fr.  amenerfles 
voiles)  die  segel  einziehen. 

Amonestar  sp.  pr.,  pg.  amoestar,  altfr.  amone- 
ster,  wfr.admoneter  warnen,  ermahnen,  prov.  auch mo- 
nestar,  altfr.  sbst.  monneste  Theät.  fr.  p.  Michel  p.Mß. 
Offenbar  von  monitare  bei  Venantius  Fort.,  aber  mit  einge- 
schobenem s  um  nicht  montar  (steigen)  zu  sagen,  wie  vantar 
aus  vanitare  ward;  also  eine  scheideform. 

Anappo  nappo  it.,  pr.  enap,  altfr.  h an ap  henap  (h 
aspj ;  vom  ahd.  hnapf ,  früher  hnap,  im  munde  der  Romanen 
hanap  (so  bereits  in  den  casseler  glossen),  nhd.  napf. 

Anca  it.  sp. pg.  pr.,  h a n c h e  fr.  (h  aspj,  daher  engl. 
haunch,  hüfte,  plur.  sp.  pr.  ancas  kreuz  der  lastthiere;  zsgs. 
it.  sciancato,  fr.  eh an  che  lendenlahm.  Zwei  etymolo- 
gieen  liegen  vor :  vom  gr.  ayxy  bug,  biegung,  und  vom  dtschen 
anke,  ahd.  ancha  genick,  eig.  wohl  einbiegung.  Den  griech. 
stamm  hat  die  roman.  spräche  auch  sonst  benutzt  (vgl.  anco 
1/.  b)  und  Festus  erwähnt  selbst  ein  lat.  ancus  cqui  aduncum 
brachium  habet  ut  exporrigi  non  possit.'  Aber  das  deutsche 
wort  lag,  zumal  in  seiner  speciellen  anwendung  (gelenk),  dem 
Romanen  näher  als  das  griechische  und  das  zu  den  alterthü- 
mern  der  spräche  gehörige  lateinische.  Entschieden  aus  dem 
ahd.  ancha  in  der  bed.  tibia,  crus  ist  fr.  anche  röhre,  wo- 
von hanche  durch  die  aspiration  (vgl.  dazu  fries.  hancke 
hencke  KU.)  geschieden  ward. 

Anche  anco  it.,  chw.  aunc  aunca,  partikel  s.  v.  a. 
lat.  etiam  (auch,  noch),  pr.  anc,  altfr.  ainc  s.  v.  a.  un- 
quam,  wal.  ince  s.  v.  a.  adhuc.  Im  Leodegar  trifft  man 
hanc  in  ital.  bedeutung :  hanc  la  lingua  auch  die  zunge  27, 
et  hanc  en  aut  merci  si  grand  er  hatte  auch  so  große  gnade 
mit  ihm  31.  Dazu  die  Verbindungen  pr.  ancmais;  ancsem- 
pre;  ancse.  Die  entstehung  dieser  partikel  läßt  sich  auf  ver- 
schiedene weise  denken.  Prov.  anc  z.  b.  könnte  aus  fr.  onc 
(unquam)  entstanden  sein  wie  ara  aus  ora;  es  wird  ebenso 
nur  verneinend  gebraucht  und  nur  auf  die  Vergangenheit  be- 
zogen: anc  non  fo  hom  =  onc  ne  fut  hom,  und  so  ist  auch 
anc  mais  =  fr.  onc  mais,  it.  unque  mai.  Aber  es  ist  nicht 
rathsam,  das  prov.  wort  von  seinem  ital.  geführten  zu  tren- 
nen ,  mit  dem  es  in  einem  alten  denkmal  gleichbedeutend  ist. 
Zu  erwägen  ist  ferner  adhuc,  dessen  sinn  (bis  jetzt,  noch 


I.    ANCINO— ANDANA.  17 

dazu,  sogar)  das  vornan,  wort  vollkommen  ausdrückt:  auf 
diese  weise  würde  sich  auch  das  sp.  aun  (wofür  der  Portu- 
giese ainda  setzt)  damit  vereinigen  lassen.  Dessen  herkunft 
aus  adhuc  ist  unzweifelhaft:  mit  eingeschobenem  n  entstand 
ädunc  äunc,  mit  apocopiertem  c  aun,  welches  von  den  alten 
noch  zweisylbig  gesprochen  ward,  s.  Berceo  p.  154,  320.  203, 
172.  368,628:  denselben  Vorgang  zeigt  altsp.  nin  =  fatf.  nee, 
pg.  assim  =  sie ,  allin  Gil  Vic.  93a  «  illic.  Darf  man  ein 
solches  rhinistisches  adunc  annehmen  (das  auch  durch  das 
altfr.  ainsinc  aus  aeque  sie  unterstützt  wird),  so  konnte  dies 
im  ital.,  worin  d  zwischen  vocalen  nicht  leicht  ausfällt,  kaum 
anders  lauten  als  ad'nc  anc  anche.  Damit  trifft  das  pr.  anc 
zusammen,  wiewohl  a  hier  vielleicht  aus  au  vereinfacht  ist, 
vgl.  anta  aus  aunta.  Es  ist  noch  eine  dritte  etymologie  ge- 
denkbar, aus  hanc  sc.  horam  (vgl.  wegen  des  zu  supplieven- 
den  Substantivs  it.  issa  sc.  hora),  vonseiten  des  buchstabens 
gewiss  die  einfachste,  von  Seiten  des  begriffes  aber  in  so  weit 
minder  genügend,  als  außer  horam  auch  noch  ad  suppliert 
werden  muß.  —  Für  altfr.  ainc  wird  zuweilen  mit  beigefüg- 
tem s  ains  gesetzt,  z.  b.  Alex.  66, 3,  was  von  ains  =  sp.  antes 
wohl  zu  scheiden  ist.  —  Hier  kommen  noch  zwei  composita 
in  erwägung:  pr.  anc-ui,  altfr.  enc-ui,  altital.  u.  mdavtl. 
anc-oi  heute; pr.  anca-nuech,  altfr.  enque-nuit  diese 
nacht.  Das  darin  enthaltene  anc  könnte  unser  vornan,  wovt 
sein,  im  zweiten  compositum  euphonisch  erweitert  in  anca 
(vgl.  chw.  aunca);  der  eigentliche  sinn  wäre  alsdann  cnoch 
heute,  noch  diese  nacht\ 

Ancino  it.,  sp.  anzuelo,  p#.  anzol,  fr.  hamecon 
haken,  angel;  sämmtlich  aus  hamus  abgeleitet. 

A  n  d  a  n  a  comask.  piem.  1)  gang  d.  i.  haltung  im  gehen, 
auch  lebensweise,  2)  räum,  den  der  mäher  mit  einem  schritt 
durchmißt ,  fr.  a  n  d  a  i  n  (f)  in  der  zweiten  bed. ,  norm,  an- 
dain  (m.)  schritt,  in  Berry  läge  des  abgemähten  grases,  sp. 
andana,  pg.  andaina  überh.  läge,  reihe.  Nahe  liegt  an- 
dare  gehn,  wiewohl  das  franz.  wort  nicht  mit  aller  zusam- 
mentrifft; die  grundbedeutung  wäre  schritt,  woran  sich  der 
vaum  eines  Schrittes  in  dem  bemerkten  sinne,  endlich  läge, 
reihe  knüpfte:  auch  unser  Schwaden  bezeichnet  sowohl  den 
von  der  sense  bestrichenen  räum  als  auch  die  veihe  oder  läge 
der  abgemähten  halmen.   Dazu  kommt  noch  ein  wort  mit  un- 

1 


18  I.*  ANDARE. 

gewöhnlichem  nicht  sicher  zu  beurtheilendem  suffix,  altsp.  a  n- 
d  a  m  i  o  haltung  im  gehn,  mlat.  a  n  d  a  m  i  u  s  (aera  1035)  gang, 
Zugang,  altpg.  and  am  o  mit  ders.  bed.,  vgl  henneg.  andame 
=s  fr.  andain;  auch  sp.  andamio,  pg.  andaimo  andaime  gang 
auf  dem  wall  oder  der  mauer,  dsgl.  baugerüste,  in  welcher 
bedeutung  man  es  für  arabisch  hält,  kann  hieher  gehören. 

Andare  it.,  sp.  pg.  andar,  cat.  pr.  anar,  wald. 
a  n  n  a  r ,  lomb.  a  n  ä  gehen.  Der  Franzose  hat  ein  anderes  wort, 
aller;  dem  Churwälschen  und  Walachen  fehlt  das  eine  wie  das 
andre:  jener  setzt  sich  ein  verbum  zusammen  aus  ire,  vadere 
und  meare,  dieser  braucht  mearge,  dessen  starke  flexion  (mear- 
sei,  mers)  latein.  herkunft  verräth,  also  etwa  auf  emergere 
(hervorkommen)  zurückzuführen  ist.  Im  span.  und  port.  ist 
das  verbum  vollständig,  im  ital.  war  es  ehemals  gleichfalls 
vollständig  und  ist  es  noch  in  mundarten  z.  b.  der  sardischen, 
ergänzt  oder  mischt  sich  aber  jetzt  in  der  art  mit  vadere, 
daß  jenes  die  flexionsbetonten,  dieses  die  stammbetonten  for- 
men hergibt:  vo,  vai,  va,  andiamo,  andate,  vanno;  andava; 
andai  u.  s.  f.  Der  grund  dieser  mischung  liegt  ziemlich  nahe. 
Schon  im  latein  steht  vadere  defectiv  da,  es  entbehrt  des  per- 
fects  nebst  den  daher  abgeleiteten  Zeitformen;  nur  der  späte 
Tertullian  sagt  einmal  vasit.  Für  dies  fehlende  tempus  konnte 
die  neue  spräche  das  umfanglose  ivi,  das  noch  dazu  in  ii  zu- 
sammenschwinden muste ,  nicht  brauchen;  sie  schuf  sich  ein 
bequemeres  verbum,  andare,  das  nicht  nur  in  das  perfect  und 
imperf.  conj.  (andai,  andassi),  sondern,  da  es  im  infinitiv 
flexionsbetont  ist,  allmählich  in  alle  flexionsbetonte  stellen  des 
Schemas  eintrat,  während  das  stammbetonte  vadere  in  den 
stammbetonten  stehen  blieb.  Es  findet  also  hier  ein  Wechsel 
statt,  dem  sich  der  zwischen  esco  von  exeo,  und  uscire,  das 
sich  an  ostium  anlehnt,  vergleichen  läßt:  esco,  esci,  esce, 
usciamo,  uscite,  escono.  —  Was  nun  den  Ursprung  von  an- 
dare betrifft,  so  könnte  man  die  sache  kurz  abthun:  es  wäre 
umgestellt  aus  lat.  adnare  her  schwimmen,  welches  Papias  grade- 
zu  mit  venire  übersetzt,  die  prov.  form  würde  sich  gut  aus 
annare  erklären;  ward  ja  doch  auch  arrivare  durch  eine 
ähnliche  anschauung  aus  adripare  anlanden.  Doch  ist  es  rath- 
sam  sich  weiter  umzusehen.  Vor  allem  ist  ein  lat.  verbum 
von  ähnlichem  klänge,  ambulare,  zu  erwägen,  das  um  so  mehr 
berechtigt  scheint,  als  das  frühste  mlatein  sich  dessen  ganz  im 


I.    ANDARE.  19 

sinne  von  andare  bediente  (letzteres  erst  in  Urkunden  v.  j. 
972  u.  985,  s.  Muratori  s.  v.  andare) ,  wie  z.  b.  ein  longob. 
gesetz  in  der  phrase  ad  marilurn  ambulare  *=  it,  andare  a 
marito ;  es  macht  sich  sogar  der  eben  berührte  Wechsel  zwi- 
schen diesem  verbum  und  vadere  bemerklich,  der  freilich  nicht 
regelmäßig  sein  kann,  da  die  Volkssprache  selbst  noch  das 
vollständige  andare  besaß.  Allein  dieser  mlat.  brauch  zeigt 
nur ,  daß  man  ein  bekanntes  lat.  wort  einem  ähnlich  lauten- 
den roman.  unterschob,  wie  man  z.  b.  corte,  fr.  cojir  häufig 
mit  curia  wiedergab ;  er  beweist  nichts  für  den  Ursprung  von 
andare.  In  der  that  ist  seine  entstehung  aus  ambulare  we- 
nigstens auf  ital.  gebiet  gegen  alle  analogie ;  auf  spanischem 
kann  sie  sich  auf  einen  einzelnen  ähnlichen  fall,  sendos  aus 
singulos  sing'los  berufen,  aber  das  formell  nähere  amylum 
gab  doch  amido,  nicht  ando.  Vollständiger  genügt  ein  aus 
ambire  abgeleitetes  verbum,  ambitare ,  entsprechend  dem  lat. 
itare  aus  ire,  zsgs.  ambtare  amtare,  mt  aber  ward  zu  nd  wie 
in  conde,  duendo,  lindar,  senda  aus  com'tem,  dom'tum,  lim'- 
tare,  sem'ta.  Der  Provenzale  sagt  anar  mit  syncopiertem  d, 
da  aber  seiner  mundart  diese  syncope  sonst  nicht  zusagt,  so 
ist  einfluß  des  cat.  anar,  das  sich  verhält  wie  manar  oder 
fonar  aus  mandar,  fondar,  anzunehmen.  Indessen  steht  die- 
ser etymologie  die  ital.  form  andare  im  wege ,  indem  diese 
mundart  mt  niemals  durch  nd  wiedergibt,  einführung  aber 
eines  Wortes  dieser  art  aus  Spanien  ganz  unwahrscheinlich 
ist.  Muratori  räth,  vielleicht  nach  Ferrari' s  schwankender  an- 
deutung,  auf  lat.  aditare  und  ohne  zweifei  hat  er  das  rich- 
tige getroffen.  Ennius  braucht  es  einmal  (ad  eum  aditavere)  ; 
seine  bedeutung  ist  coft  hinzugehen',  also.  chin  und  hergehen*, 
und  grade  diese  bedeutung  spricht  sich  noch  in  verschiedenen 
roman.  ableitungen  aus  wie  im  sp.  andante  hin  und  herge- 
hend, daher  caballero  andante  ein  irrender  ritter,  andorro 
hin  und  her  schweifend,  sard.  andaredda  mit  ders.  bed.  Die 
form  macht  nicht  die  geringste  Schwierigkeit:  n  ward  vor  d 
eingeschoben  um  dem  worte  auf  roman.  weise  mehr  umfang 
zu  geben  wie  in  rendere  aus  reddere,  ein  verfahren,  das  sich 
mit  dem  Substantiv  desselben  Ursprunges  it.  sp.  andito  aus 
aditus  belegen  läßt,  mlat.  v.  j.  800  cum  viis  et  aquis  et  an- 
ditis  suis,  s.  Muratori  und  Ducange,  und  was  den  schluß  des 
Wortes  betrifft,  so  ist  altsp.  altit.  renda  aus  reddita  zu  ver~ 


SO  L     ANDARE. 

gleichen.  — -  Andare  hat  etwas  merkwürdiges  in  seiner  flexion, 
indem  das  perf.  altit.  andiedi  andetti,  altsp.  andide  andude 
lautete.  Diese  formen  reizten  J.  Grimm  das  räthselhafte  ver- 
bum  aus  dem  deutschen  herzuleiten:  andettero  (ß.plurj  ent- 
spräche einem  älteren  goth.  ididedun,  prät.  von  gaggan  gehn, 
dessen  stamm  in  der  longob.  mundart  and  lauten  mochte. 
Diese  herleitung  leidet  an  zu  großer  künstlichkeit  und  ent- 
behrt alles  historischen  anhält  es.  Andare  und  stare  geben 
der  roman.  spräche  zwei  ganz  parallele  hülfsverba  ab:  ist 
es  ein  wunder,  daß  diese  spräche  auch  ihre  flexionen  in  ein- 
klang  zu  bringen  suchte?  Solche  anbildungen  sind  ja  nichts 
seltenes.  Sp.  anduve  ist  daher  ==  estuve ,  andido  =  estido, 
andudo  =  estudo,  beide  letztere  veraltete  perfecta;  altit.  an- 
detti =  stetti,  andiedi  =  stiedi.  Auch  andre  verba  erster 
conj.  wagte  der  Spanier  so  zusedieren:  entrido  von  entrar, 
catido  von  catar,  demandudo  von  demandar.  —  Sonst  wird 
andare  auch  vom  deutschen  wenden,  wandern,  wie  aller  von 
wallen  hergeleitet;  wer  dies  thut,  möge  aber  vorher  den  ab- 
fall  des  deutschen  anlautesw  als  etwas  auch  nur  einigerma- 
ßen übliches  nachweisen.  Span.  Andaluz  Andalucia  wäre 
freilich  ein  beispiel,  allein  dieses  wort  gieng  durch  den  mund 
der  Araber,  welchen  die  roman.  ausspräche  des  w  wie  gu  in 
Guandaluz  Guandalucia  nicht  zusagte  und  so  findet  sich  auch 
impla  für  guimpla  in  einem  mozarabischen  missal.  Wenden, 
goth.  vandjan,  ward  richtig  guandir,  wallön  hätte  fr.  gauler 
werden  müssen.  Mit  besserm  rechte  könnte  man  ein  celtisches 
verbum,  kymr.  athu,  ir.  eath  (gehen)  in  anschlag  bringen,  ge- 
nügte die  herleitung  aus  der  nächst  berechtigten  spräche  nicht 
vollständig.  —  —  Die  franz.  mundart  hat  weder  ander  noch 
aner,  doch  kommen  in  alten  werken  unzweifelhafte  spuren 
des  letztern  vor :  in  der  Chron.  de  Benoit  I.  p.  92  si  qu'en 
exil  nos  en  anium,  im  Tristan  (s.  Choix  VI.  300)  que  vos 
anez  por  moi  fors  terre.  Dafür  bietet  sie  aller,  alt fr.  aler 
(aber  allar  bereits  Pass.  de  J.  C.  str.  114),  das  sich  ebenso 
mit  vadere  mischt  wie  das  it.  andare,  nur  daß  es  das  ganze 
präs.  conj.  von  dem  eigenthümlich  roman.  verbum,  das  futur 
von  ire  entlehnt,  eine  volksmundart  soll  (für  irai)  vrai  von 
vadere  brauchen,  s.  Fuchs  Zeitwörter  p.  311.  Bei  allerg 
die  möglichkeit  einer  Umbildung  aus  ambulare  einzuräumen, 
allein  warum  nach  entfernterem  greifen ,  wo  näheres  geboten 


I.    ANGOSCIA-ANZI.  21 

ist  ?  Jenes  veraltete  nur  vom  norden  des  franz.  Sprachgebie- 
tes eine  Zeitlang  festgehaltene  aner  kann  kein  bloßer  proven- 
zalismus,  es  muß  ein  achtes  franz.  wort  sein;  aner  und 
aler,  dieses  aus  jenem  entstellt,  können  neben  einander  ge- 
gölten  haben  wie  venin  und  velin  (venenum),  orphenin  und 
orphelin,  so  daß  alle  drei  formen,  andar  anar  aler ,  auf  ein 
und  dasselbe  icort  der  lingua  rustica  zurückleiten,  daß  also 
auch  hier  ein  zusammentreffen  der  mundarten  statt  findet,  wie 
es  sich  dem  etymologen  oft  in  noch  abweichenderen  gebüden 
offenbart.  Vielleicht  lassen  sich  noch  reste  ursprünglicherer 
formen  von  aditare  hervorziehen.  Comask.  aitee  s.  v.  a.  an- 
dato,  ist  es  nicht  unmittelbar  aus  aditato  mit  syncopiertem  d 
entstanden  ?  Venez.  aida  s.  v.  a.  vanne  (imperat.),  ist  es  nicht 
genau  das  gleichfalls  syncopierte  adita  ?  Ja  das  walach.  dem 
gr.  Ssvgo  ösvts,  dem  goth.  hiri  hirjith  entsprechende  defectiv 
aide  aidatzi  (bei  Clemens) ,  passt  es  nicht  ebenso  zu  adita 
aditate  oder  wäre  es  fremdes  Ursprunges,  da  auch  der  Serbe 
ajde  äjdate  spricht?  Aus  dem  primitiv  adire  aber  entstand 
vielleicht  das  bürg,  ai*  (air)  s.  v.  a.  aller,  in  der  mundart  des 
Jura.  —  Von  aller  leitet  sich  das  sbst.  a  1 1  e  e  gang ,  baum- 
gang, das  Ducange  aus  la  lee  (laie  II.  cj  entstanden  wähnt, 
vgl.  it.  andata. 

Angoscia  it.,  altsp.  angoxa,  pr.  engoissa,  fr. 
angoisse  angst;  vb.  angosciare,  angoisser  ängsti- 
gen; von  angustia  enge,  noih.  Der  neusp.  ausdruck  ist  con- 
g  o  x  a ,  auch  pg.  cat.  congoxa,  worin  das  vermeintliche  prä- 
fix  an  mit  con  vertauscht  ward,  während  der  Provenzale  es 
sich  durch  en  verdeutlichte. 

Anima  it. ,  pr.  anraa  Boeth.,  altfr.  anime  anme, 
nfr.  äme,  dsgl.  mit  I  it.  sp.  pg.  a  1  m  a  (in  er  st  er  er  spräche 
nur  poetj,  chw.  olma,  mit  r  pr.  arma,  altfr.  arme  airme 
seele,  wal.  inime  seele,  auch  herz  im  eig.  sinne;  von  anima 
athem,  leben.  Das  masc.  animus  fehlt  franz.  und  prov.  und 
wird  in  einer  seiner  bedeutungen  mit  courage  coratge  ersetzt. 

Antano  sp. ,  altpg.  antanho,  alt-  und  npr.  antan, 
altfr.  antan  entan  adverbium  für  nähere  Vergangenheit,  im 
gegensatz  zu  hogano  (s.  uguanno):  pr.  antan  aic  d'amor  ses 
falha,  mas  non  ai  oguan  sonst  hatf  ich  liebe  genug,  jetzt  hab' 
ich  keine  mehr,  Choix  III.  268.    Von  ante  annum. 

Anzi  it.,  sp.  pg.  äntes,   pr.  ans,    altfr.  ans  ains 


33  I.    APE-ARALDO. 

präpos.  und  adverb  von  dem  in  den  meisten  sprachen  noch 
fortdauernden  ante  mit  angefügtem  adverbialem  s,  so  daß 
die  ital  form  eigentlich  für  ansi  steht.  Der  herleitung  aus 
antea  widerspricht  die  span.  form  und  selbst  im  ital.  war 
alsdann  anza  (vgl,  poscia)  zu  erwarten.  Eine  erweiterung 
von  antes  ist  pr,  an  c  eis,  alt  fr,  aincois  vorher,  von  ante 
ipsum;  eine  ableitung  it,  anziano,  sp,  anciano,  pr.  an- 
cian,  fr.  ancien  alt.  Zusammensetzungen  mit  präpos.: 
it,  avanti,  pr.  ab  ans  avant,  fr,  avant,  von  ab  ante, 
letzteres  schon  auf  einer  röm.  inschrift;  vb.  it.  avanzare, 
sp.pr.  avanzar,  fr.  av an c er  fördern;  sbst.it.  vantaggio 
für  avantaggio ,  pr.  avantatge,  fr.  avantage,  sp.  ven- 
taj  a,  pg.  ventagem  vortheil.  Dsgl.  it.  davanti,  altsp. 
devant,  pr.  davans,  fr.  devant,  von  de  ab  ante;  vb. 
pr.  davancir,  fr.  devancer.  Ital.  innanzi  innante, 
altsp.  enante,  pr.  enan(s);  vb.  pr.  enantar,  enantir. 
Ital.  dinanzi,  sp.  denante,  delante,  pg.  diante,  pr, 
d  e  n  a  n  ;  it.  d  i  a  n  z  i  u.  a.  m. 

Ape  it.,  altfr.  pic.  es  für  eps  biene,  twraapis;  it.  pec- 
chia,  sp.  abeja,  pg.  pr.  abelha,  fr.  abeille,  florcapi- 
c  u  1  a ,  dimin.  norm,  a  v  e  1 1  e.  Daher  ferner  it.  a  p  i  a  r  i  o ,  pr. 
apiari,  fr.  achier  bienenhaus ,  tat.  volksmäßig  apiarium 
nach  Gellius,  s.  Rom.  gr.  I.  7.  Auf  walachisch  heißt  das  thier- 
chen  albine,  von  alvus  bienenkorb. 

Appena  it. ,  sp.  pg.  apenas,  fr.  ä  peine,  adverb 
für  tat.  vix,  von  poena,  wörtlich  cmit  pein,  mit  noth'. 

Appo  it.  präpos.;  von  apud.  Desselben  Ursprunges  ist 
pr,  ab  amb  am,  npr.  emb,  bearn,  dap,  cat.  ab,  wald. 
a  u  (neben  cum  Choix  IL  p.  CXLII),  altit.  a  m ,  altfr.  a  b  (nur 
in  den  Eiden) ,  sonst  auch  a  und  mit  rücksicht  auf  das  ur- 
spr.  d  od,  verkürzt  o,  im Leodegar  auch  ob.  Schon  im  äl- 
testen mlatein  ward  apud,  später  ab,  für  cum  gebraucht  (beisp. 
Rom.  gr.  III.  157),  aber  die  erste  bedeutung  tritt  noch  öfter 
hervor,  z.  b.  encusar  ab  alcun  bei  einem  verklagen,  Leode- 
gar str.  13;  aprendre  ab  alcun  bei  einem  lernen  Parn.  occ.  142; 
fud  enseveliz  od  ses  ancestres  Liv.  d.  rois  p.  304.  Zsgs.  ist 
fr.  avec,  s.  dies  wort  ILc. 

Araldo  it.,  sp.  haraldo  heraldo,  alt  haraute,  pg. 
arauto,  fr.  heraut  für  heralt  (h  asp.) ,  sp.  pg.  auch 
faraute  herold;  vom  mlat,  haraldus  heraldus,  dem  einahd. 


I.    ARANCIO-ARDIGLIONE.  23 

hariowalt  heerbeamter  entsprechen  konnte;  als  eigenname  ist 
bekannt  Chariovaldus,  alts.  Hariolt,  altn.  Haraldr. 

Arancio  it.,  mail.  naranz,  ven.  naranza,  sp.  na- 
ranja,  pg.  laranja  (bask.  larania),  cat.  taronja  (sie), 
wal.  neranze,  mgr.  vsQavrtyov,  ngr.  vsgdvTty,  franz.  aber 
orange,  eine  südliche  frucht,  pomeranze ;  zsgs.  it.  m  e  1  a  r  a  n- 
cia.  Die  alten  nannten  die  äpfel  der  Hesperiden,  sagt  Sal~ 
masius  zu  Solin  p.  955,  aurea  mala,  das  Mittelalter  vertauschte 
das  entsprechende  aurata  mit  dem  präs.  aurantia  um  einen 
goldapfel  zu  bezeichnen:  hieraus  entsprang  fr.  orange,  und 
aus  in-aurantia  =  inaurata  das  it.  arancio.  Allein  aus  au- 
rantia, wenn  man  diese  verirrung  der  spräche  zugibt,  konnte 
nur  orance  werden,  nimmer  orange.  Bas  wort  kam  vielmehr 
aus  dem  persischen  durch  das  arabische  nach  Europa,  wo 
es  sich  leicht  einführte,  weil  ein  bestimmter  lat.  ausdruck  fehlte, 
pers.  näreng,  arab.  närang  Golius  2346.  Daß  die  franz.  form 
aus  einer  umdeutung  durch  aurum  entstand,  ist  unschwer  zu 
erkennen,  mlat.  (ende  des  13  jh.)  schrieb  man  noch  arangia. 
—  Von  arancio  ist  das  ital.  adj.  rancio,  sofern  es  eine 
färbe  bedeutet. 

Arcione  it. ,  sp.  arzon,  pg.  arcao,  pr.  arson, 
fr.  a  r  c  o  n  Sattelbogen,  sattel.  Von  arctio  (zusammenziehung') 
ist  logisch  allzu  künstlich.  Es  entstand  vermittelst  der  ablei- 
tung  ion  aus  arcus  wie  fr.  clercon  aus  cler'cus,  oison  aus 
auca,  ecusson  aus  scutum,  lat.  gleichsam  arcio  arcionis,  und 
bedeutet  also  etwas  gebogenes,  mhd.  bogen. 

Arcobugio  archibuso  it.,  arcabuz  sp. ,  arque- 
b  u  s  e  fr.  kugelbüchse ;  von  arcus  bogen  und  it.  bugio  buso 
durchbohrt,  also  eine  mit  einer  röhre  versehene  feuerwaffe, 
die  den  namen  bogen  behielt ,  weil  sie  in  der  neuern  kriegs- 
kunst  an  dessen  stelle  trat.  So  Ferrari  u.  a.  Aber  ein  durch- 
bohrter bogen  ist  eine  eben  so  unstatthafte  auffassung  wie 
die  anwendung  eines  in  der  alten  kriegskunst  nicht  vorkommen- 
den namens  auf  die  neuere  eine  grundlose  Voraussetzung  ist. 
Besser  erklärt  man  es  darum  mit  hinsieht  auf  das  ältere  fr. 
harquebuse,  wall,  harkibuse  (h  asp .),  aus  dem  ndl.  haak-bus 
hakenbüchse,  s.  Grandgagnage  I.  266.  278. 

Ardiglione  it.,  fr.  ardillon,  pr.  ardalhö  dorn 
in  der  schnalle;  von  ungewisser  herkunft.  Ein  altes  glossar 
hat  ardelio  acutus  Class,  aucU  VL509a,  es  wird  aber  wohl 


34  I.    ARDIRE— 'ARGINE. 

glutus  zu  lesen  sein.  Gegen  Casavbonus,  der  es  aus  dem  gr. 
agöiq  pfeilspitze  ableitet,  wendet  Menage  mit  recht  die  unüb- 
lichkeit  dieses  Wortes  ein.  Ihm  selbst  scheint  es  ein  diminu- 
tiv von  dard  und  unläugbar  konnte  sich  dardillon,  das  im 
neuprov.  noch  vorkommen  soll,  durch  dissimilation  in  ardillon, 
oder,  da  ein  consonantanlaut  nicht  leicht  wegfällt,  in  lardil- 
lon  l'ardillon  verwandeln.  Das  span.  wort  für  diese  sache 
ist  rejo  spitze. 

Ardire  it.  sich  erkühnen,  pr.  ardir,  en-ardir,  fr. 
enhardir  kühn  machen.  Das  fr.  hardir  (mit  asp.hj  weist 
auf  deutschen  Ursprung ,  der  sich  im  ahd.  hartjan  stärken, 
kräftigen  findet.  Das  adj.  ardito,  ardit,  hardi  (kühn)  läßt 
sich  nur  als  particip  dieses  Zeitwortes  begreifen,  daadjectiva 
auf  it  wie  lat.  auritus,  pellitus  so  gut  wie  unromanisch  sind; 
an  das  particip  von  ardere,  welches  ars  lautet,  ist  nicht  zu 
denken.  Im  span.  aber  hat  man  ardido  allmählich  auf  arder 
bezogen  und  ihm  die  bed.  cerhitzf  beigelegt;  altsp.  f ardido 
ckühn  führt  aber  mit  seinem  anlaut  noch  unmittelbar  auf  fr. 
hardi;  vgl.  Rom.  gr.  1.311.  Ein  artiges  zusammentreffen  ist 
es,  daß  die  picard.  mundart  hardiment  ganz  wie  das  ahd. 
harto  als  ädverb  des  grades  verwendet:  hardiment  dur  == 
harto  herti.  Daher  auch  sbst.  pr.  ardit,  altsp.  ardil  kühnheit ; 
aber  sp.  ardid  listig,  sp.  pg.  ardid  list  scheinen  aus  arti- 
tus  herzurühren,  s.  unten  artigiano;  freilich  ist  alsdann  assi- 
milation  des  t  (ardid  aus  artid)  anzunehmen. 

'Argano  it.,  sp.  ärgano  argüe  hebezeug,  winde;  ab- 
gel.  it.  arganello,  sp.  arganel,  fr.  arganeau;  nach 
Menage  für  organo  von  Organum,  gr.  oQyavov,  Werkzeug. 
Genauer  trifft  die  bedeutung  ergäta  bei  Vitruv ,  das  übrigens 
desselben  Stammes  ist. 

'Arg ine  it.  (m)  dämm.  Dies  aus  agger  entstandene 
wort  (vgl  cecino  aus  cicer  und  die  venez.  form  ärzare,  worin 
sich  das  auslautende  r  erhielt)  ist  merkwürdig  genug.  Man 
weiß,  daß  die  alten  Römer  ar  für  ad  gebrauchten ,  daher 
arcessere  für  adcessere;  da  nun  agger  eigentlich  für  adger 
von  adgerere  gilt,  so  vergegenwärtigt  uns  das  roman.  argine 
augenscheinlich  ein  lat.  volksübliches  arger.  Nur  so  erklärt 
sich  die  form,  nicht  etwa  durch  rohe  einschiebung  eines  r, 
die  an  dieser  stelle  ganz  gegen  den  geist  der  spräche  wäre. 
Das  sp.  ä  r  c  e  n  rand,  brustwehr  muß  dasselbe  wort  sein,  vgl 


L    ARIA-ARLECCHINO.  35 

arcilla  aus  argilla.  Ein  anderes  beispiel  dieser  art  ist  das 
venez.  arfiare  von  adflare.  S.  auch  Ferrari  und  zumal  Pott 
(in  Aufrechts  u.  Kuhns  zeitschr.  L  326),  der  armessarius 
L.  Sah  und  wal  armesariu  für  admissarius  anführt. 

Aria  it.  (poet.  aere) ,  masc.  sie.  ariu,  sp.  aire,  pg. 
ar,  pr.  air  aire,  fr.  air  luft;  von  aer,  das  ital.  fem.  entwe- 
der vom  mlat.  plur.  aera  (aira  aria)  s.  Schneiders  lat.  gr.  IL 
92,  oder  vom  adj.  aerea.  Dasselbe  roman.  wort  bedeutet  auch 
äußeres  ansehn,  beschaff enheit,  prov.  aire  überdies  geschlecht, 
und  kann  alsdann  mit  aer  nichts  gemein  haben.  Erwägt  man, 
daß  das  ^deutsche  art  von  aran  (pflügen)  stammend  ursprüng- 
lich boden,  demnächst  herkunft,  beschaff  enheit  heißt,  so  möchte 
man  dem  rom.  aria  einen  ähnlichen  Ursprung  anweisen,  es 
konnte  nach  dem  vorgange  von  art  aus  der  würzet  ar,  die 
sowohl  lateinisch  wie  celtisch  und  germanisch  ist,  geformt 
werden.  Die  bed.  liedweise  knüpft  sich  an  die  letztere.  Zsgs. 
ist  pr.  de-bon-aire,  fr.  debonnaire  sanftmüthig,  und 
ähnliche. 

Aringa  it.,  sp.  masc.  arenque,  pr.  arenc,  fr.  hä- 
ren g  (h  asp.) ,  wal.  bering  ein  fisch;  vom  ahd.  harinc, 
ags.  haßring,  nhd.  hering,   aus  lat.  halec  (salzfisch)  gebildet. 

Aringo  it.  rednerplatz,  tummelplatz,  rennbahn,  fem. 
aringa,  sp.  pg.  arenga,  pr.  arengua,  fr.  harangue 
(h  asp.)  öffentliche  rede;  vb.  ar  ingare,  arengar,  aren- 
guar,  haranguer  eine  öffentliche  rede  halten,  feierlich 
anreden;  it.  aringhiera  ringhiera rednerplatz,  rednerstuhl. 
Der  franz.  anlaut  gibt  den  Ursprung  des  Wortes  deutlich  zu 
erkennen :  es  ist  vom  ahd.  hring,  mhd.  ring  kreiß,  Versamm- 
lung, schau-  oder  kampfplatz,  gerichtsstätte  u.  dgh,  daher  die 
roman.  bed.  ' das  vor  einer  Versammlung  vorgetragene1 ';  arenga 
est  apta  et  Concors  verborum  ]tsententia  etc.  Breviloquus,  s. 
Ducange. 

Ar  ist  a  it.  rücken  des  Schweines,  eig.  börste,  sp.  aresta 
Sackleinwand,  fr.  arete  gräte,  it.  resta  granne  des  kornes; 
von  arista  granne,  gräte. 

Arlecchino  it.,  span.  arlequin,  fr.  arlequin 
(früher  auch  harlequin  geschr.)  eine  komische  maske  der  ital. 
bühne,  überhaupt  possenreißer,  hanswurst,  sp.  arnequin 
gliedermann.  Es  ist  ein  späteres  wort  von  unbekannter  viel- 
leicht ganz  zufälliger  entstehung.   Etymologieen  sehe  man  bei 


3G  I.    ARLOTTO— ARNESE. 

Flöget  gesch.  des  grotesken  p.  35.  Die  von  Genin  aus  Arie- 
camps, name  eines  kirchhofes  zu  Arles ,  für  Elycamps  d.  i. 
Champs-Elysees,  in  nächster  bedeutung  gespensterchor,  Helle- 
quin ,  dann  das  haupt  dieses  chores  auf  masker aden  ins  lä- 
cherliche entstellt,  ist  zwar  sinnreich  ausgeführt  (Variat.  du 
lang.fr,  p.  451— 469) ,  bedarf  aber  vor  allem  etymologischer 
rechfertigung.  Am  leichtesten  ist  noch  Zusammenhang  zwi- 
schen harlequin  und  hellequin  zuzugeben.  Das  älteste  franz. 
zeugnis  scheint  das  folgende,  worin  das  mit  schellen  rasselnde 
gefolge  harlekins  erwähnt  wird:  ä  sa  siele  et  ä  ses  lorains 
oc  eine  cent  cloketes  au  mains  (au  moins),  ki  demenoient 
tel  tintin  con  li  maisnie  hierlekin  Ren.  IV.  p.  146.  Das  wort 
ist  also  ein  so  altes  französisches ,  daß  seine  herkunft  aus 
Italien  noch  sehr  zweifelhaft  erscheinen  muß;  es  hat  sogar 
niederländ.  klang. 

Ar  1  otto  it.,  sp.  arlote,  pr.  arlot,  alt  fr.  pic  ar- 
lot  harlot  (herlot  Trist.  1.173)  fresser,  müßiggänger ,.  alt- 
engl.  harlot  herlote  lotterbube,  neuengl.  harlot  metze.  Mena- 
ge's  deutung  aus  helluo  hat  das  gegen  sich,  daß  die  allerdings 
häufige  einschiebung  des  r  nur  hinter,  nicht  vor  consonanten 
statt  zu  finden  pflegt.  Ist  das  wort  aus  latein.  stoff,  so  ent- 
wickelt es  sich  leichter  aus  ardalio  müßiggänger ,  das  in  den 
isid.  glossen  unter  der  form  ardelio  mit  gluto  übersetzt  wird, 
so  daß  es  grade  die  roman.  bedeutungen  umfaßt :  die  zusam- 
menziehung von  ardaliotto  in  ardlotto  scheint  keine  Schwie- 
rigkeit zu  haben.  Noch  leichter  würde  es  aus  gr.  ugdalos 
entspringen,  von  dem  man  ardalio  herzuleiten  pflegt;  aber 
dies  liegt  schon  weiter  ab.  Der  Portugiese  hat  ein  vb.  al- 
rotar  verspotten,  verhöhnen,  altpg.  bettelnd  umherziehen  S. 
Ros.,  das  aus  arlotar  umgestellt  sein  kann  wie  bulra  aus 
burla. 

Armellino  ermellino  it.,  sp.  armino,  pr.  ermini 
ermin,  altfr.  erme  ermine  R.  deCambr.  p.219,  neufr.her- 
mine  hermelin;  von  armenius,  weil  das  feil  des  im  norden 
von  Asien  lebenden  thieres  zunächst  aus  Armenien  kam,  altfr. 
Ermenie  genannt 

Arnese  it.,  sp.  pg.  pr.  arnes,  fr.  harnois  harnais 
(h  asp.)  rüstung,  geschirr;  dsgl.  altfr.  harnas  für  harnasc, 
vb.  nfr.  ha  mach  er,  pr.  arnes  car  arnassar  anschirren; 
davon  mhd.  harnasch,  nord.  hardneskja.     Von  herleitung  aus 


I.    ARPA.  87 

altn.  iärn  järn  (eisen)  ist  abzusehen,  da  sich  der  vornan,  an- 
laut  anders  gestaltet  haben  würde,  man  erwäge  fr.  joli  von  jol. 
Den  stamm  des  icortes  bildet  vielmehr  kymr.  haiarn,  altbret. 
hoiarn,  ir.  iaran  eisen,  die  mit  dem  dtschen  isarn  identisch 
sind,  vgl  Zeu fs  1.  45.63.  114.  120. 145;  die  sufßxe  sind  ro- 
manisch. Aber  es  liegt  nicht  in  der  natur  der  sprachen,  aus 
fremden  stammen,  die  sie  nicht  in  sich  aufgenommen ,  ablei- 
tungen  zu  ziehen,  wiewohl  einzelne  ausnahmen  vorkommen 
mögen;  der  Romane  muß  also  das  abgeleitete  wort  bereits 
vorgefunden  und  sich  assimiliert  haben,  auch  muß  dies  erst 
spät  geschehen  sein,  da  es  im  altern  mlatein  keine  spur  hinter** 
lassen  hat.  Möglich  wäre  es  nun,  daß  sich  aus  dem  kymr. 
haiarnaez  eisengeräthe  (s.  Villemarque  ^.houarnach)  zuerst  das 
engl,  harness,  hieraus  das  roman.  wort  gebildet  hätte,  wobei 
an  die  großen  eisengruben  und  hütten  von  Wales  erinnert 
werden  darf.  S.  über  dieses  wort  auch  Schmeller  IL  238, 
Diefenbachs  goth.  wb.  I.  15. 

Arpa  it.  sp.  pg.  pr.,  harpe  fr.  1)  harfe,  2)  sp.  pr. 
map.  auch  kralle,  haken;  vb.  pr.  arpar,  alt  fr.  ha  r  per 
it.  arpeggiare  harfe  spielen;  sp.  pg.  pr.  arpar,  nfr. 
harper  packen,  anhaken,  zerreißen;  it.  arpicare  inerpi- 
care  klettern;  fr.  harpin  haken,  daher  se  harpigner  und 
se  harpailler  sich  raufen;  it.  arpignone  großer  haken, 
arpione  thürangel;  sp.  arpon,  pg.  arpa~o,  fr.  harpon 
harpune,  dsgl.  fr.  h  a  r  p  e  a  u  enterhaken.  Alle  diese  bildungen 
(franz.  mit  asp.  h)  haben  ihren  Ursprung  im  deutschen  harfe, 
ahd.  harpha,  altn.  harpa,  ags.  hearpe:  Venantius  Fort.,  bei 
dem  sich  harpa  zuerst  findet,  nennt  sie  ein  barbarisches  d.  h. 
germanisches  Instrument  (Romanusque  lyra,  plaudat  tibi  Bar- 
baras harpa  7,  8).  Zu  ihrer  hakenähnlichen  gestalt  passt  die 
zweite  der  angegebenen  bedeutungen.  Das  gr.  aynq  sichel 
würde  nicht  leicht  ein  franz.  aspiriertes  harpe  hervorgerufen 
haben;  eben  so  wenig  ist  das  aspirierte  harpon  aus  lat.  har- 
pago  herzuholen,  wie  denn  auch  kein  altfr.  harpaon  har- 
peon  statt  findet.  —  Die  bed.  haken  des  sp.  arpa  vertritt  pg. 
farpa,  sicher  dasselbe  wort,  worin,  wie  in  andern  fällen, 
h  mit  der  lippenaspirata  vertauscht  ward,  daher  denn  auch 
farpa o  rce&ercarpao,  f arpar  neben  arpar;  sofern  es,  nebst  sp. 
farpa,  spieß  oder  spitze  einer  fahne  bedeutet,  erinnert  es 
an  arab.  charbah  kurzer  spieß  Freytag  1.361h  Ital  frappa 


28  I.    ARRESTO-ARTILH. 

ausgeschnittene  zache  im  tuch,  frappare  auszacken,  zer- 
fetzen, sind  sie  aus  dem  letzterwähnten  farpa?  Auch  pg. 
farapo,  sp.  harapo  läppen,  fetzen,  müssen  hier  noch  er- 
wogen werden. 

Arresto  it.altsp.,  aresto  pg.  aus  dem  fr.  arretwr- 
theil  eines  höhern  gerichtshofcs,  wovon  keine  appellation  statt 
findet;  eig.  schluß  der  gerichtsverhandlung,  von  arrestare  ar- 
reter  hemmen,  einhalten,  lat.  ad-restare,  vgl.  unser  beschlufs 
d.  i.  beendigung.  Das  zusammentreffen  dieses  Wortes  mit  dem 
gr.  dgsorov  ist  zufällig,  wiewohl  Budaeus  es  daraus  herleitet, 
s.  H.  Stephani  thes.  graec,  ling.  s.  v. 

Arrivare  it.,  sp.  pg.  arribar,  pr.  aribar,  fr.  ar- 
river  anlanden,  ankommen;  von  ripa,  mlat.  adripare  ans 
ufer  treiben,  it.  arripare. 

Arsenale  arzanä  it.,  sp.  fr.  a  r  s  e  n  a  I  Zeughaus,  mittel- 
gr.  äposvatys;  dazu  it.  därsena,  sie.  tirzanä  abgeschloß- 
ner  theil  eines hafens,  sp.  atarazana  atarazanal,  pg.  tara- 
cena  tercena  schuppen,  fr.  darse  darsine  s=  it.  darsena; 
vom  arab.  dar  canah  haus  der  befriebsamkeit  (s.  die  Wörter 
Freytag  IV,  69a,  526a),  pers.  tarsanah.  Vgl.  über  dieses  wort 
auch  Muratori  antiqq.  ital.  IL  525,  S.  Rosa  IL  MV>,  suppl. 
i£%  Cabrera  I.  63,  Pihan  p.  42. 

Articiocco  it.,  /r.  artichaut  eine  frucht,  artischoke, 
vom  arab.  ardi  schauki  d.  i.  erd-dorn  Freytag  I.  27a ;  dsgl. 
it.  carcioffo,  sp.  alcachofa,  pg.  alcachofra,  nach 
Sousa  vom  arab.  al-charschufa. 

Artigiano  it.,  fr.  artisan,  sp.  artesano,  pg.  ar- 
tezao  künstler,  handwerker;  muthmaßlich  s.  v.  a.  artitianus 
vom  adj.  artitus  cbonis  instruetus  artibus'  Fest.,  cartibus  edo- 
ctus'  Gloss.  Placid. ,  'navTS/vog ,  daiöalog  Gloss.  tat.  gr.  In 
diesem  falle  aber  muß  das  span.  wort  aus  artizano  abgeän- 
dert sein.  Nicht  anders  entstand  partigiano  partheigänger  aus 
partitus. 

Artiglio  it.  kralle,  sp.  artijo,  pg.  artelho  glied, 
gelenk,  pr.  altfr.  arteil  (so  noch  in  franz.  mundarten  z.  b. 
zu  Langres),  nfr.  orteil  zehe;  von  articulus  gliedchen.  Vgl. 
ardigas  zaehun  Gloss.  cassell;  articula  zaeha  Gloss.  Rhaban. 

A  r  t  i  1  h  pr.  festungswerk,  schanze  (?) ;  vb.  altfr.  a  r  t  i  1- 
lier  befestigen;  pr.  artilharia,  altfr.  artillerie,  altpg. 
artelharia  S+  Ros.  sppl  wurfgeschütz  oder  damit  belade- 


I.    ASCELLA-ASSASSINO.  29 

ner  wagen,  nfr.  artillerie,  it.  artiglieria  etc.  grobes 
geschütz.  Von  ars  artis  kunst,  kunstgriff,  wie  fr.  engin  von 
ingenium.     Alt  fr.  artilleux  listig. 

Ascella  it.,  pr.  aissela,  cat.  axella  achsel;  von 
axilla,  woraus  nach  Cicero  ala  flügel,  achsel  entstand,  er- 
steres  schon  bei  Isidorus  in  ascilla  verdreht.  Mundartl.,  »,  b. 
genuesisch,  bedeutet  ascella  achselhöhle. 

Ascla  pr.  cat.  splitter,  vb.  asclar  spalten;  von  aslula 
(in  manchen  handschriften  für  assulaj  spänchen,  brettchen, 
welches  ast'la,  euphonisch  ascla  ergab.  Von  demselben  worte 
ist  auch  sp.  astilla,  alt  fr.  astele  splitter,  neufr.  attelle 
(für  ätelle)  beinschiene,  schon  pr.  astela  in  dieser  bed.  Für 
aschia  spricht  die  neap.  mundart  a  s  c  a ,  die  port.  a  c  h  a.  Die 
occit.  mundart  hat  die  pleonastische  Zusammensetzung  fend- 
asclat  =  fr.  fendu. 

Ascoltare  scoltare  it.,  altsp.  ascuchar,  neusp. 
escuchar,  pg.  escutar,  pr.  escoutar,  fr.  ecouter 
hören,  horchen;  von  auscultare,  worüber  Cap er  (Putsch  p.  2247) 
bemerkt,  man  dürfe  nicht  ascultare  sprechen,  so  daß  ihm 
die  roman.form  schon  bekannt  sein  muste.  Daher  it.  ascolta 
scolta,  sp.  escucha  wache,  schildwache. 

Aspo  wrcdnaspo  it.,  sp.  aspa,  alt  fr.  hasple,  pic. 
haple  garnwinde;  vom  ahd.  haspa  haspel.  Für  aspo  war, 
wie  im  span. ,  aspa  zu  erwarten,  allein  das  genus  richtete 
sich  nach  dem  aus  dem  vb.  in-aspare  neu  gebildeten  naspo, 
welches  romagn.  sowohl  naspa  wie  nasp  lautet. 

Assai  it.,  altsp.  asaz,  pg.  assaz,  pr.  assatz,  fr. 
assez,  adverbium,  von  ad  satis. 

Assassino  it.,  sp.  asesino,  pr.  assassin,  fr.  as- 
s assin  meuchelmörder.  Nach  Silv.  de  Sacy's  Untersuchung 
(Mem.  de  V Institut  1818.  IV.  p.21ffj  entstand  das  wort  aus 
dem  arab.  'haschischin,  womit  man  dieglieder  einer  secte  im 
Orient  benannte,  die  durch  einen  aus  der  hanfpflanze  berei- 
teten trank  chaschisch  (Golius  p.  613)  berauscht  jeden  von  ih- 
rem oberhaupte,  dem  herrn  des  berges  (schajch  algabal)  ge- 
forderten mord  zu  verüben  gelobten:  que  van  neys,  si  era 
part  Fransa,  tan  li  son  obedien,  aucire  sos  guerriers  mortals 
die,  wenn  es  selbst  über  Frankreich  hinaus  wäre,  so  gehor- 
sam sind  sie  ihm,  seine  todfeinde  zu  tödten  gehn  Rayn, 
choix  V.10. 


80  I.    ASSETTARE-ASTRE. 

Assettare££.  einrichten,  ordnen,  zieren,  zu  tisch  set- 
zen, pr.  assetar  in  letzter  bed.;  zsgs.  it.  rassettare; 
sbst.  it. assetto  putz,  pr.  as sie ta  einrichtung,  fr. assiette 
läge,  zustand,  eintheilung,  platz  der  tischgenossen  (s.  Case- 
neuve),  daher  auch  teuer.  Ital.  assettare  heißt  auch  ver- 
schneiden und  muß  in  diesem  sinne  von  secare  sectus  her- 
stammen, aber  selbst  die  bed.  ordnen  knüpft  sich  an  die  von 
secare  abtheilen,  ebenso  ahd.  skeran  abschneiden,  skara  ab- 
schnitt, skerjan  abtheilen,  ordnen.  Das  goth.  satjan  (setzen) 
kann  gegen  das  tat.  wort  nicht  in  betracht  kommen.  Ital. 
assetto  brettchen  ist  von  assis. 

As  so  it.,  sp.  pr.  fr.  as,  pg.  az  die  zahl 'eins*  auf 
würfeln  oder  karten ;  vom  lat.  as,  das  eine  einheit  bezeichnet. 
Muratori  ließ  sich  durch  die  redensart  lasciare  uno  in  asso 
d.  i.  einen  im  suche  lassen,  zur  deutung  des  Wortes  aus  dem 
mlat.  absus  cager  incultus*  verleiten,  da  diese  redensart  viel- 
mehr, wie  vielleicht  auch  die  entsprechende  deutsche  (stich  = 
punct,  as),  aus  dem  spiele  entlehnt  sein  kann. 

Astore  it.,  altsp.  aztor  Poem.  d.  Cid,  nsp.  pg.  azor, 
pr.  a  u  s  t  o  r ,  alt  fr.  o  s  t  o  r ,  nfr.  a  u  t  o  u  r  habicht.  Die  üb- 
liche herleitung  ist  von  astur  asturischer  vogel,  bei  Firmicus 
Maternus  (4.jh.),  allein  die  lautgesetze  widersprechen:  astur 
konnte  nur  astre  ergeben.  Der  grammatiker  Caper  (bei  Putsch 
p.  2247 ,  vgl.  das.  Beda  p.  2778)  kennt  acceptor  als  einen 
volksüblichen  ausdruck  für  accipiter  (so  auch  in  hss.  der  L.  Sal. 
tit.  7)  und  hierzu  stimmt  der  buchstabe,  z.  b.  sp.  azor  =  ac- 
ceptorem  wie  rezar  =  recitare.  Freilich  ist  pr.  austor  un- 
organisch für  astor,  es  verhält  sich  aber  wie  austronomia  zu 
astronomia;  besser  neupr.  astou.  Von  azor  leitet  sich  das 
span.  vb.  azorar  schrecken,  verwirren,  urspr.  von  vögeln, 
die  der  habicht  verfolgt,  perdiz  azorada;  nach  Larramendi 
vom  bask.  zoratu  den  verstand  verlieren,  allein  das  ganz  ent- 
sprechende sp.  vb.  amilanar  schrecken,  entmuthigen,  von  mi- 
lano  hühnergeier ,  so  wie  das  cat.  esparverar,  von  esparver 
sperber,  erheben  jene  herleitung  über  jeden  zweifei. 

Astre  aistre  alt  fr.,  nfr.  ätre  herd,  mlat.  astrum;  da- 
her lomb.  a  s  t  r  a  c ,  sie.  a  s  t  r  a  c  u ,  mlat.  astricus  plastar  (pfla- 
ster)  Vocab.  S.  Galli ,  ahd.  astrih,  nhd.  estrich  Steinboden. 
Diefenbach  goth.  wb.  I.  50  stellt  es  zu  lat.  asser  diele  zum 
täfeln,  recht  schicklich,  sofern  der  stoß'  keine  strenge  rücksicht 


I.    ASTRO— ATTURARE.  31 

verdient.  Zu  scheiden  davon  ist  altfr.  estre  Qnfr.  etre)  zu- 
stand, einrichtung,  das  zuweilen  aistre  geschrieben  wird.  Mit 
zum  worte  gezogenem  artikel  sagt  man  it.  I  a  s  t  r  a,  lastrico 
(vgl.  das  bemerkte  astrico),  span.  lastrelastra,  pg.  la- 
st ro  Steinplatte. 

Astro  it.  sp.  pg,,  astre  pr.  fr.  gestirn,  auch  geschieh, 
glück;  von  astrum.  Daher  sp.  pg.  astro  so  unglücklich,  bei 
Isidor  astrosus  quasi  malo  sidere  nalus,  bei  Papias  astrosus 
quasi  malo  astro  natus;  altsp.  astrugo  Berc,  pr.  astruc 
glücklich.  Zsgs.  pr.  benastre,  benastruc,  altsp.  m a I- 
astrugo  Alex.,  pr.  malastre,  malastruc,  altfr.  mal- 
ostru  für  malastru,  daher  nfr.  malotru;  dsgl.  it.  dis- 
astro,  sp.  des  astro,  pr.  fr.  desastre  unstern,  vgl.alt- 
cat.  per  astre  o  per  desastre  Ch.  d'Esclot711a. 

A  s  t u  c  c  i  o  it. ,  sp.  e  s  t  u  c  h  e  (estui  bei  Berceo) ,  pg, 
estojo,  pr.  estug  estui ,  fr.  e t u i  futteral,  behältnis ;  vb. 
pg.  estojar,  pr.  estuiar  estoiar,  altfr.  estuier  verwah- 
ren. Estug  etui  fügen  sich  in  das  mhd.  stüche  stauche,  fut- 
teral für  den  arm,  schon  nach  Adelung;  astuccio  aber  (ve- 
ron.  besser  stuccio)  würde  sich  genügend  nur  aus  einer  ahd. 
form  stüchjo,  wie  guancia  aus  wankja,  herleiten  Ib&sen. 

Ataballo  taballo  it.,  sp.  atabal,  pg.  atabale  mau- 
rische pauke,  sonst  auch  it.  timballo,  sp.  timbal  genannt; 
vom  arab.  al-tabl  attabl  freut.  HL  40*. 

Ataud  sp.  pg.,  pr.  taüc,  altfr.  taut  taüc,  neap.  ta- 
vuto  lade,  sarg;  vom  arab.  aLtabüt  attabüt  mit  ders.  bed. 
(ßousa). 

Attillare  it.,  sp.  atildar,  pg.  atilar,  pr.  atilhar 
ordnen,  niedlich  putzen;  vom  ahd.  zilen  sich  bemühen,  alts. 
u.  ags.  tilian  besorgen,  berechnen,  bauen  u.  dgL 

Atturare  it.  verstopfen,  sp.  pg.  aturar  aushalten  in 
der  arbeit  (wohl  für  aturarse)  ,  cat.  pr.  aturar  anhalten, 
aufhalten,  refl.  pr.  s'  aturar  sich  stützen,  sich  anstrengen,  sbst 
atur  anstr engung;  mit  vertauschter  präpos.  von  obturare  sto- 
pfen, daher  hemmen,  aufhalten  und,  wie  im  deutschen,  sich 
aufhalten  bei  einer  sache,  nicht  davon  abgehen,  ausdauern. 
Das  span.  wort  hört  man  noch  jetzt  in  lat.  bedeutung.  Für 
atturare  findet  auch  t  u  r  ä  r  e  (daher  t  u  r  a  dämm),  sp.  t  u  r  a  r 
statt,  worin  nur  eine  abkürzung,  nicht  etwa  das  verlorene  lat, 
simplex  turare  zu  erkennen  ist. 


38  I.    AUGE— AVOCOLO. 

Auge  it.,  sp.  äuge,  pg.  äuge  höchster  punct ;  vom 
arab.  aug ,  einem  astronomischen  ausdruck  aus  dem  persischen, 
s.  Freytag  I.69&. 

Augurio  it.,  sp.  agüero,  pg.  agouro,  pr.  auguri 
augur  agur,  altfr.  eür  heür,  nfr.  heur  Vorbedeutung,  glück; 
vb.  it.  augurare,  sp.  pr.  augurar  agilrar,  fr.  augurer 
weissagen ,  dsgl.  pr.  a  h  u  r  a  r ,  altfr.  h  e  u  r  e  r  beglücken,  wal. 
urä  glück  wünschen;  ton  augurium,  augurare.  Zsgs.  pr.  bo- 
naür  s.  Honnorat,  fr.  bonheur;  mal-aür,  malheur;  it. 
sciagurato,  sciaurato,  altsp.  xaurado,  wsp.xauro  elend, 
verlassen,  flow  exauguratus ;  sbst.  it.  sei  agur  a  sciaura.  Auch 
it.  uria,  pluralbildung  von  augurium,    ist  hieher  zu  nehmen. 

Aura  ora  it.,  sp.  pg.  pr.  chw.  aura,  altfr.  ore  (la 
ore  Liv.  de  Job  p.  486™,  nicht  la  ore  zu  schreiben,  bone  ore 
Rou  11.146,  Mar.  de  Fr.  1.364)  luft,  sanfter  wind;  üoraaura. 
Abll.sind:  pr.  aurat,  altfr.  ore; pr.  aura tge,  altfr.  orage 
windeshauch  (lo  dous  auratge  zephyr,  lo  fer  auratge  Sturm- 
wind), nfr.  orage,  woher  sp.  orage,  stürm;  vb.  sp.  orear, 
cat.  or  et jar  erfrischen,  auslüften,  daher  sbst.  oreo,  oretj, 
dsgl.  it.  o  r  e  g  g  i  o ,  pr.  a  u  r  e  i  frisches  lüftchen.  Verschieden 
von  oreggio  scheint  it.  orezzo  (auch  orezza),  das  auf  eine 
abl.  auritium  weist,  verkürzt  rezzo  kühle,  schattige  stelle;  in 
einer  andern  form  arezzo  verflachte  sich  der  lat.  diphthong 
zu  a  wie  in  ascoltare. 

Avania  it.  pg„  avanie  fr.  Schabernack ,  dsgl.  kopf- 
geld  der  Christen  unter  türkischer  herrschaft ;  soll  ein  türk. 
wort  sein,  neugr.  äßavia. 

Avaria  it.  pg.,  avarie  fr.  haferei;  vom  deutschen 
wort,  ndl.  haverij. 

Avocolo  vocolo  it.,  fr.  aveugle  blind;  vb.it.  avo- 
colare,  fr.  aveugler,  pr.  avogolar  blenden.  Man  muß 
die  erklärung  mit  ab-oculus,  gebildet  wie  ab-normis,  a-mens, 
so  daß  es  'ohne  äugen  bedeutet,  gelten  lassen,  wie  denn  auch 
die  mittelgr.  spräche  dno  omhxtcov  oder  dnoft/naTog  für  e%- 
opuaTog  sagte ;  es  mag  aber  eine  erkünstelte  bildung  sein,  da 
sie  sich  schlecht  assimiliert  hat.  Die  casseler  glossen  ent- 
halten albios  oculus  staraplinter,  nach  Eckhart  s.  v.  a.  albi- 
oculus,  qui  nil  nisi  album  in  oculis  habet;  aber  in  albioculus 
ist  wohl  eher  eine  umdeutung  denn  eine  alte  form  von  aveugle 
zu  suchen. 


I.    AVOLTORE-AZZARDO.  33 

Avoltore  avoltojo  it.,  pr.voltor,  fr.  vautour  geier; 
von  voltürius  raubvogel;  sp.  buitre,  pg.  abutre,  von  vul- 
tur.  Abgel.  sp.  buitron  rebhühnernetz,  fischreuse;  auch  fr. 
epervier  hat  die  bedd.  sperber  und  fischnetz. 

A  v  o  r  i  o  it.,  pr.  a  v  o  r  i  evori,  fr.  i  v  o  i  r  e  (m.)  elfen- 
bein ;  vom  adj.  eboreus. 

Avventura  it.,  sp.pg.pr.  aventura,  fr.  aventure 
(daher  unser  abenteuer,  mhd.  äventiure  f.)  ereignis,  seltsa- 
mes ereignis,  zufall,  glück,  gefahr  (aventure  de  moit  todesge- 
fahr  Ren.  I,  p.  46) ,  besonders  auch  ritterlicher  Zweikampf; 
von  advenire  ankommen,  woraus  die  ausschließlich  roman. 
bed.  begegnen;  ebenso  einigt  fr.  arriver  beide  begriffe.  Aven- 
tura vertrat  auch  die  stelle  der  göttinn  Fortuna:  de  las  grau- 
sas  dels  homes  fo  Aventura  faita  deuessa  Lex.  rom.  III.  505. 

Azzardo  it.,  /h.hasard  (h  asp.) ,  pr.  azar,  cat. 
atsar  Wagnis,  glücksfall,  sp.  pg.  azar  unglückswurf ,  un- 
glückskarte,  unglück ;vb.  azzardare,  hasarder  aufs  spiel 
setzen,  wagen.  Altfr.  hazart  bedeutet  auch  würfelspieler,  ha- 
zarder  dem  Würfelspiel  ergeben  sein,  s.  Carpentier.  Anderswo 
dient  es  zur  Verstärkung  der  negation ,  d.  h.  es  drückt  eine 
unbedeutende  sache  aus:  ne  valent  pas  un  hasart  Nouv.  reo. 
p.  Jubin.  IL  90.  Ueblich  ist  der  ausdruck  geter  hasart  Fabl. 
III.  288,  Ren.  II.  159.  Vergleicht  man  die  franz.  form  mit  den 
übrigen,  so  scheint  d  zugesetzt  wie  in  blafar-d,  homar-d  u.a., 
it.  azzardo  aber  daher  entlehnt :  das  acht  ital.  wort  ist  augen- 
scheinlich das  veraltete ^  zaro  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  255,  jetzt 
fem.  zara  wurf  von  drei  assen.  Eine  ganz  befriedigende 
erklärung  fehlt  noch.  Gegen  die  aus  dem  lat.  as  in  der  bed. 
punct  im  Würfelspiel ,  geringster  wurf,  daher  Wagnis,  gefahr 
(Le  Duchat)  streitet  das  roman.  z,  das  sich  als  ts  im  cat. 
atsar  zumal  deutlich  ausspricht.  Weder  dembuchstaben  noch 
dem  begriff  genügt  arab.  cdarr  schade  Freytag  III.  10b.  Besser 
in  beiden  beziehungen  passt  hebr.  zarah  bedenkliche  sache: 
ihm  aber  würde  eher  ein  roman.  feminin  entsprechen ,  das 
sich  nur  in  dem  erwähnten  neuital.  zara  findet.  Man  erwäge 
daher  noch  arab.  jasara  würfeln,  jasar  Würfelgesellschaft, 
Würfelpartie,  dem  man  den  Vorzug  vor  allen  zuerkennen  dürfte 
(denn  arab.  s  [sin]  kann  roman.  z  werden),  wäre  der  Weg- 
fall des  anlautes  so  leicht  hinzunehmen;  in  Jasmin  findet  er 
nicht  statt. 

3 


34  I.    AZZURRO-BACCHETTA. 

Azzurro  azzuolo  U.,  sp.pg.  azul,  pr.  fr.  azur  dun- 
kelblaue färbe;  vom  pers.  lazür,  daher  lapis  lazuli,  der  sapphir 
der  alten,  arab.  läzuardi  lazurähnUch  Freytag  IV.  76K 


B. 

Babbeo,  babbaccio,  babbano,  babbuasso  it. 
schwachkopf,  gimpel;  pr.  babau,  pic.  baba  geck;  it.  bäb- 
bole,  fr.  babioles  kinderpossen.  Venseiben  stamm  fühlt 
man  im  synonymen  lat.  babulus  Apulej.,  wozu  man  noch  nehme 
baburrus  stultus  Gloss.  Isid.,  baburra  stultitia  Gloss.  Placid., 
vgl.  ir.  kymr.  baban  kind,  puppe,  engl,  babe,  babby. 

Babbuino  it.,  sp.  babuino,  fr.  babouin  eine  art 
äffen,  pavian;  augenscheinlich  gleiches  Stammes  mit  dem  fr. 
b ab  ine  äffen-  oder  kuhlefze,  muthmaßich  verwandt  mit  dem 
mundartl.  deutschen  bäppe  maul;  vgl.  unten  beffa. 

Baccalare  it.,  pr.  bacalar,  fr.  bachelier,  aus 
letzterem  it.  baccelliere,  sp.  bachiller,  pg.  bacharel. 
Die  eigentliche  heimath  dieses  Wortes  ist  Frankreich  und  der 
span.  nor dosten,  wo  baccalarius  zunächst  den  besitzer  eines 
größeren  bauerngutes,  einer  baccalaria  (seit  dem  9.  jh.  vor- 
kommend) bezeichnete.  Sodann  gieng  der  ausdruck  auf  den 
ritter  über,  der  zu  unvermögend  oder  noch  zu  jung  war  um 
ein  eignes  banner  zu  führen  und  wohl  einem  fremden  folgte; 
endlich,  und  dies  ist  die  heutige  bedeutung,  auf  den  der  sich 
im  besitz  einer  dem  doctor 'grade  untergeordneten  academi- 
schen  würde  befindet,  in  welchem  sinne  es  in  baccalaureus 
umgedeutet  ward:  do  baccharo  e  do  sempre  verde  louro  Lu- 
siad.  3,97.  Was  die  etymologie  betrifft,  so  ist  hier  nur  zu 
verneinen:  bas-cavalier  niederer  ritter  kann  es  nicht  sein,  das 
verbietet  die  geschichte  des  Wortes  und  die  grammatik ,  die 
für  das  verschwinden  des  s  keinen  grund  kennt;  auch  bacu- 
Ius  fügt  sich  nicht  in  die  form,  vollkommen  zwar  das  mit 
baculus  gleichbed.  gael.  bachall,  ir.  bacal,  allein  über  den  lo- 
gischen Zusammenhang  werden  sich  nur  unsichere  vermuthun- 
gen  vorbringen  lassen. 

Bacchetta  it.,  baqueta  sp.,  baguette  fr.  dünner 
stecken,  gerte;  von  baculus  mit  verändertem  suffix,  s.  Rom. 
gr.  IL  224- 


I.    BACINO— BADARE.  35 

B  a  c  i  n  o  it.,  altsp.  pr.  b  a  c  i  n ,  fr.  b  a  s  s  i  n  hecken.  Die 
älteste  spur  desselben  scheint  bei  Gregor  von  Tours  vorzu- 
liegen: cum  duabus  pateris  ligneis,  quas  vulgo  bacchinon  (bac- 
chinos?)  vocant,  s.  Ducange.  In  den  isidor.  glossen  findet 
sich  auch  das  einfache  bacca  vas  aquarium.  Man  wird  es 
nicht  im  ernste  aus  unserm  becken  herleiten  wollen,  dem  nur 
ein  fr.  baquin  gerecht  wäre,  da  deutsches  k  nicht  in  zischen- 
des c  ausartet,  vgl.  unten  franco.  Aus  demselben  gründe  muß 
auch  das  ndl.  bak  napf,  mulde  zurücktreten.  Das  wort  kann 
in  früher  zeit  aus  einem  alt  einheimischen  stamme,  z.  b.  dem 
celt.  bac  höhlung,  abgeleitet  sein,  so  daß  es  anfangs  bakinus 
(woraus  ahd.  bechin),  nachher  bacinus  gesprochen  icard.  Vgl 
bacia  IL  b. 

B  a  c  i  o  it. ,  richtiger ,  aber  minder  üblich  b  a  g  i  o ,  sp. 
beso,pg.  beijo,  pr.  bais  kuß;  vb.  baciare  u.  s.  f.  küs- 
sen, auch  als  sbst.  gebraucht;  von  basium,  basiare,  meist  bei 
dichtem. 

Badare  it.,  pr.  cat  badar,  altfr.  baer  beer,  nfr. 
bayer,  noch  mundartl.  (in  Berry)  bader.  Es  bedeutet  1) 
den  mund  aufsperren,  gaffen:  so  im  prov.  cat.  franz.,  so 
im  altital.  boca  badhadha  Bonvesin  ed.  Bekker,  bocca  badada 
Muratori  ant.  it.  IV.  434,  prov.  auch  verhöhnen  (?),  occ.  ba- 
dado  hohngelacht  er.  2)  verweilen,  harren,  vergeblich  harren 
(dastehn  mit  offnem  maul),  ital.  prov.  altfr.  3)  nach  etwas 
verlangen,  trachten,  ital.  altfr.  (das  maul  darnach  aufsper- 
ren, lechzen).  Sbst.  pr.  bada  schildwache,  adv.  de  bada, 
en  bada,  altfr.  en  bades  umsonst,  it.  stare  a  bada  mit  offnem 
maule  dastehn,  harren.  Für  dieses  wort  gibt  es  alte  Zeugnisse, 
mit  rücksicht  auf  welche  die  bed.  cdas  maul  aufsperren*  an 
die  spitze  gestellt  werden  muste,  nämlich  in  den  isid.  glossen 
hippitare  oscitare  badare,  in  den  erfurter  glossen  p.  276a  bat- 
tat ginath  d.  i.  gähnt,  besser  batat  ginath  in  einer  andern  hs. 
Mones  anzeig.  VII.  137.  Es  ist  von  nicht  ganz  gesichertem 
Ursprünge.  Die  celtischen  sprachen  scheinen  keine  passende 
Wurzel  zu  enthalten :  bret.  bada  staunen  wird  wohl  eben  so 
gut  romanisch  sein  wie  badalein  (l  mouille)  gähnen,  das  nicht 
aus  ersterem  herstammen  kann,  sondern  das  pr.  badalhar  sein 
muß;  doch  läßt  sich  etwa  altirisch  bäith  thor,  pinsel  (mauU 
affe)  Zeuß  I.  37  anmerken.  Buchstäblich  genügend  ist  ahd. 
beiton,  früher  baidon,  säumen,  harren,   doch  hängt  einiger 


30  I.    BADILE-BAGATELLA. 

zweifei  daran,  weil  es  der  offenbar  ältesten  bedeutung  von 
badare  nicht  genügt.  Letzteres  könnte  selbst  aus  einem  na- 
turausdrucke ba,  der  das  aufthun  des  mundes  bezeichnete, 
entstanden  sein,  so  daß  man  etwa  ba-itare  oder  ba-are  ba- 
d-are  zu  gründe  legen  müste.  —  Abgeleitet  ist  it.  b  a  d  i  g  1  i  a  r  e 
sbadigliare  sbavigliare,  pr.  badalhar,  altfr.  baailler, 
nfr.  bäiller  gähnen;  fr.  badaud,  pr.  badau  maulaffe, 
geck;  ebenso  pr.  badoc,  baduel,  badiu;  auch  fr.  badin 
scherzhaft,  b  ad  in  er  scherzen,  in  den  wbb.  des  16.  jh.  mit 
ineptus,  ineptire  übersetzt;  it.  baderla  einfältiges weib,  vb. 
com.  baderla  die  zeit  verlieren,  chw.  baderlar  schwatzen, 
plaudern. 

B  a  d  i  I  e  it.,  b  a  d  i  1,  b  a  d  i  1  a  sp.  feuerschaufel ;  von  ba- 
tillum. 

Baga  sp.  packseil,  pr.  bagua,  altfr.  bague  bündel, 
vgl.  lomb.  baga  weinschlauch;  daher  abgel.  it.  bagaglia,  pr. 
fr.  bagage  gepäck.  Das  unlatein.  wort,  über  welches  Vie- 
fenbachs  goth.  wb.  I.  343  nachzulesen  ist,  findet  sich  wieder 
im  gael.  bag,  kymr.  baich,  bret.  beac'h  last,  bündel,  vb.  gael. 
bac  hindern,  nord.  baga  dass. 

Bagascia  it.,  sp.  bagasa  (umgestellt  gavasa),  pg. 
bagaxa,  pr.  baguassa,  altfr.  bagasse  bajasse  u.  s.  f. 
feile  dirne.  Eine  bedeutung  wie  diese  ist  so  verschiedenen 
auffassungen  unterworfen ,  daß  die  ausdrücke  oft  schwer  zu 
ergründen  sind.  Stellt  die  endung  assa  das  roman.  suffix  = 
lat.  acea  vor,  ital.  in  ascia  verwandelt ,  so  müste  das  wort 
aus  bagua  baga  (pack)  abgeleitet  sein,  was  keinen  befriedi- 
genden sinn  gäbe.  Vielleicht  ist  es  celtisch:  kymr.  baches  be- 
deutet Weibchen,  von  bach  klein;  oder  arab.,  bägez  schänd- 
lich Freyt.  1. 139a,  worauf  schon  Muratori  vermuthete,  oder 
bagi  metze  Freyt.  1. 140b.  Vom  altfr.  wort ,  das  gleich  dem 
arab.  bagi  auch  dienerinn  heißt  (Nouv.  fabl.  p.  Meon  1. 104), 
bildete  sich  das  dimin.  b  a  i  s  e  1  e  dienstmädchen,  auch  b  a  c  h  e  1  e, 
wofür  man  ein  primitiv  bagache  vermuthen  muß. 

B  a  g  a  t  e  1 1  a  it.  kleinigkeit ,  taschenspielerei ,  daher  sp. 
bagatela,  fr.  bagatelle  in  erster  er  bed.,  der  alten  prov. 
spräche  noch  nicht  bekannt.  Muratori  zieht  es  aus  dem  mo- 
denes.  vb.  bagattare pfuschen,  hudeln,  das  er  aus  dem  arab. 
bagata  (mischen)  entstehen  läßt.  Eigentlich  aber  setzen  beide 
Wörter,  we&sJbagatlino  Meine kupfemünze,  ein  subst,  ba« 


I.    BAGNO-BAILO.  3? 

gatta  oder  baghetta  voraus,  das  etwa  aus  dem  alten  roman. 
baga  (s.  oben)  abgeleitet  eine  geringe  Habseligkeit  bezeichnen 
mochte;  im  parmesan.  ist  bagata  in  dieser  bedeutung  vor- 
handen. 

Bagno  it.,  sp.  bano,  pr.  banh,  fr.  bain  bad;  vb. 
b  a  g  n  a  r  e  u.  s.  f.,  fr.  b  a  i  g  n  e  r ;  von  balneum  mit  ausgesto- 
ßenem 1,  da  balgno  nicht  zu  sprechen  war  (daraus  auch 
das  bask.  mainhua).  Das  wal.  bae  fem.  plur.  entstand  aus 
dem  lat.  bajae,  von  dem  die  übrigen  sprachen  keinen* gebrauch 
gemacht  haben. 

B  a  g  o  r  d  o  bigordo  it. ,  altsp.  b  o  h  o  r  d  o  bofordo ,  alt- 
pg.  bofordo  bafordo  (in  Urkunden  bufurdium) ,  pr.  beort 
biort  zsgz.  bort,  alt  fr.  b  oh  ort  bouhourt  behort  ritterspiel, 
dsgl.  waffe  dazu;  vb.  it.  bagordare  u.  s.  f.  tanzen  brechen. 
In  Frankreich  rannte  man  einzeln  zu  pferd  mit  der  lanze 
nach  der  quintaine  (s.  Ducange  v.  quintana,  Aubri  im  Fera- 
bras  p.  158—162,  Alex.  14}  30),  in  Spanien  schleuderte  man 
den  bafordo  nach  dem  tablado  (Alex.  str.  666,  vgl.  bornaren 
[bordaren?]  e  tiraren  a  taulat  Chr.d'Esclot587i>),  in  Deutsch- 
land war  der  bühurt  ein  kampfspiel,  wo  schaar  gegen  schaar 
stand.  Daß  bohorder ,  denn  von  der  franz.  form  ist  auszu- 
gehn,  ein  ursprünglich  deutsches  wort  sei,  lehrt  fast  mit  ge- 
wissheit die  aspirata,  die  sich  im  spanischen  als  f  (man  er- 
wäge faraute  von  heraut),  im  ital.  als  g  (gufo  für  huette) 
darstellt.  Offenbar  ist  es  ein  compositum,  das  zweite  wort 
führt  natürlich  auf  hurten  stoßen,  allein  dies  letztere  gestal- 
tete sich  im  roman.  so  verschieden  (fr.  hurter,  nicht  horder), 
daß  man  davon  abgehen  und  sich  an  das  deutsche  hürde,,  ahd. 
hurt,  altfr.  horde,  vb.  horder,  halten  muß,  auch  stimmt  hor- 
deis  Umzäunung  formell  genau  zu  bohordeis  ritterspiel.  Hour- 
dum  bedeutet  mlat.  s.  v.  a.  das  erwähnte  sp.  tablado  gerüste, 
s.  Carpentier,  noch  jetzt  im  Hennegau  hourd.  Ganz  zweifel- 
haft bleibt  das  erste  wort  der  Zusammensetzung.  Ist  die 
waffe  die  grundbedeutung,  so  könnte  es  awsbotar  herrühren: 
bot-hort  bo-hort  (t  schwand  vor  der  aspirata)  bedeutete  et- 
was nach  dem  gerüste  stoßendes. 

Bailo  balio  it.,  sp.  bayle,  pg.  bailio,  pr.  baile, 
altfr.  bail  pfleg  er ,  erzielter ,  Verwalter,  amtmann ,  fem.  it. 
baila  balia,  pr.  churw.  baila  amme;  it.  balia,  sp.  pr. 
bailia,  altfr.  baillie  Verwaltung,  vogtei;  it.  balivo,  pr. 


38  I.     BAIRE-BAJA. 

bailieu,  fr.  bailli  landvogt;  vb.  it.  balire,  pr.  bailir 
altfr.  baillir  verwalten,  dsgl.  pr.  bailar,  altfr.  bailler 
darreichen,  wal.  b  e  i  ä  pflegen,  erziehen,  daher  b  e  i  a  t  knabe. 
hat.  bajulus  heißt  träger,  mlat.  (z.  b.  bei  Lupus  FerrJ  erzie- 
her,  hofmeister,  eig.  wer  kinder  trägt  oder  leitet,  ganz  deut- 
lich im  fem.  baila  ausgesprochen ,  daher  pfleger ,  landpfleger. 
Aus  bajulus  baj'lus  ward  das  roman.  bailo ;  tat.  bajulare  tra- 
gen erhielt  sich  buchstäblich  im  altfr.  und  mdartl.  bailler,  vgl. 
sard.  baliai  ertragen. 

Baire  it.  erstaunen;  altfr.  adj.  bai'f,  henneg.  bahi  er- 
staunungsvoll;  zsgs.  it.  sbaire,  pr.  esbahir,  fr.  ebahir 
erstaunen,  wohl  auch  sp.  embair  einem  ein  blendw er k  vor- 
machen ,  eig.  in  erstaunen  setzen,  betäuben  ?  Man  hält  es  für 
einen  naturausdruck,  indem  man  das  darin  vorkommende  höh. 
als  eine  bezeichnung  des  er  Staunens  nimmt  und  wirklich  kommt 
eine  solche  interj.  im  neuprov.  vor,  s.  Honnorat :  es  wäre  also 
wohl  mit  badare  von  verwandter  entstehung.  In  dem  von 
einem  etymologen  herangezogenen  ahd.  abahön  verabscheuen 
xmäerstrebt  vornweg  die  bedeutung. 

Baja  it.,  sp.  pr.  sard.  bahi'a,  fr.  baie  bucht,  hafen. 
Isidorus  führt  dieses  altroman.  wort  als  ein  latein.  an:  hunc 
portum  veteres  a  bajulandis  mercibus  vocabant  baias.  Frisch 
findet  seinen  Ursprung  im  fr.  bayer  das  maul  offen  haben, 
klaffen,  wie  denn  auch  baie  überhaupt  eine  Öffnung  bezeich- 
net, und  diese  erklärung  scheint  sich  durch  die  catal.  form 
badia  von  badar  (öffnen)  zu  bestätigen,  deren  d  im  span. 
schon  vor  Isidors  zeit  ausgefallen  wäre.  Andre  erblicken  in 
bahia  ein  bask.  wort,  daher  der  name  Bayona  zsgs.  aus  baia 
hafen  und  adj.  ona  gut;  andre  ein  celtisches,  gael.  bädh  oder 
bägh,  wozu  die  verschiedenen  roman.  formen  recht  wohl  zu 
stimmen  scheinen. 

Baja  it.,  sp.  pg.  vaya,  fr.  baie  posse,  fopper  ei;  da- 
von it.  bajuca  posse,  kleinigkeit.  Stammt  es  aus  Italien, 
so  dürfte  man  an  gr.  ßaiog  (klein,  gering)  denken;  aus 
Frankreich,  so  könnte  es  identisch  sein  mit  baie  beere  d.  h. 
unbedeutende  sache.  Der  specielle  sinn  des  Wortes  aber  ver- 
trägt sich  besser  wohl  mit  pr.  bada,  dem  das  altfr.  baie  ent- 
spricht, vergebliches  harren,  adv.  en  bada  umsonst,  zur  posse, 
fr.  donner  la  baie,  sp.  dar  vaya  einem  etwas  nichtiges  vorma- 
chen, einen  anführen,  vgl  oben  badare  mit  seinen  ableitungen. 


I.    BAJO-BALDO.  39 

Bajo&.j  sp.  bayo,  pr.  bai,  fr.  bai  braun  (von pf er- 
den); von  dem  seltnen  tat.  badius,  das  Varro  gleichfalls  von 
der  färbe  der  pferde  braucht.  Neben  bayo  hat  der  Spanier 
das  synonyme  bazo  (pan  bazo=/r.  pain  bis),  das  sich  eben- 
falls aus  badius  bilden  konnte.  Eine  ableit.  ist  fr.  bai  11  et 
bleichroth  (wieder  nur  von  pf erden) ,  latinisiert  badiolettus; 
eine  andere  it.  bajocco  eine  kupfermünze,  von  der  färbe 
benannt  wie  das  fr.  blanc,  das  dtsche  weifspfennig.  Zusam- 
mengesetzt scheint  sp.  al-bazano,  pg.  alvacao  hellbraun 
=  alb-bazano? 

Balascio  it.,  sp.  balax  balaxe,  pg.  balais  balache, 
pr.  balais  balach,  fr.  balais  ein  edelstem,  genannt  nach 
seinem  fundorte,  dem  chanat  Badakschan  (Balaschan,  Balaxiam) 
in  der  nähe  von  Samarkand.  Vgl.  Ducange  v.  balascus,  Ritters 
erdkunde  von  Asien  V.  789. 

Balaüstro  it.,  balaüstre  sp. ,  balustre  fr.  kleine 
säule  eines  geländers;  daher  bai  au  st  rata  u.s.w.;  vonba- 
laustium  QßaXavonov)  blüthe  des  wilden  granatbaumes,  it.  ba- 
laüslra,  wegen  einer  ähnlichkeit  der  form  (Crusca,  Caseneuve). 

Balco  palco  it.  gerüst,  Stockwerk,  von  letzterer  form 
das  sp.  pg.  palco;  abgel.  it.  balcone,  sp.  balcon,  pg. 
b  a  1  e  ä  o ,  /r.  balcon  erker.  Sämmtlich  aus  dem ahd.  balcho 
palcho  balken,  ndd.  balke  kornboden,  vgl.  altn.  bälkr  verzäu- 
nung.  Die  pic.  mundart  besitzt  das  deutsche  wort  in  seiner 
eigentlichsten  bedeutung ,  bauque  poutre.  Andre  finden  den 
Ursprung  von  balcone  im  pers.  balgane  balkane  vergittertes 
fenster. 

Baldacchino  it.,  sp.  baldaquin,  fr.  baldaquin 
thronhimmel;  vom  it.  Baldacco  Bagdad,  woher  ursprüng- 
lich der  dazu  gebrauchte  aus  goldfäden  und  seide  gewebte 
stoff  kam;  diese  bedeutung  zeigt  noch  das  altfr.  baudequin 
(z.  b.  Romvartp.  582)  und  altsp.  balanquin  (z.  b.beiBerceö). 
Vgl.  Frisch  I.  5U. 

Baldo  it.,  pr.  baut,  altfr.  altcat.  baud  keck,  üppig, 
fröhlich;  pr.  baudos  dass.;  sbst.  it.  baldo re,  pr.  altfr. 
baudor  übermuth,  fröhlichkeit,  it.  baldöria  freudenfeuer ; 
vb.  altit.  sbaldire  Poet.  d.pr.  sec.  1.66,  pr.  altfr.  esbau- 
dir  keck,  üppig,  fröhlich  werden;  vom  goth.  balths  (bei  Jor- 
nandes  und  im  adv.  balthaba),  ahd.  bald  u.  s.  w.  kühn,  frei- 
tnüthig,  vb.  goth.  baltbjan  u.  s.  f.  sich  erkühnen,  Die  Südwest- 


40  I.    BALICARE— BALLARE. 

liehen  sprachen  besitzen  einen  gleichlautenden  stamm  in  fol- 
genden und  einigen  andern  Wörtern:  baldo  leer,  entblößt, 
de  balde  und  en  (em)  balde  vergebens,  unnütz,  baldi'o 
unbenutzt,  brach,  balda  unnütze  sache,  mangel,  schwäche, 
bal  dar  hindern,  lähmen  (unnütz  machen),  baldon,  baldäo 
beschimpfung  (eig.  wohl  unnützlichkeit ,  vgl.  altsp.  en  baldon 
=  en  balde,  daher  werthlosigkeit,  schimpf),  baldonar,  baldoar 
beschimpfen.  Sind  diese  Wörter  gleichfalls  deutscher  Herkunft, 
so  gieng  der  begriff  der  keckheit  in  den  der  eitelkeit  über,  wie 
z.  b.  das  ahd.  gemeit  übermüthig  und  vergeblich  zugleich  be- 
deutet. Dieser  Vorgang  ist  aber  nicht  ic ahr scheinlich ,  theils 
weil  der  grundbegriff  'kühn'  im  span.  nirgends  vertreten  ist, 
theils  weil  die  span.  derivata  von  den  übrigen  ganz  verschie- 
den sind.  Man  hält  sich  also  besser  an  die  herleitung  aus 
dem  arab.  bactala  unnütz  sein  Gol.  287,  das  sich  in  batla  balda 
verwandeln  konnte  wie  spatula  in  espalda ,  rotulus  in  rolde. 

B  al  i  c  a  r  e  it.  (nur  balicä  lomb.),  alt  fr.  b  a  1  o  i  e  r  sich 
hin  und  herbewegen,  schwanken,  flattern,  cat.  balejar,  sp. 
pg.  a-balear  g  etr  ei  de  schwingen ;  etwa  tforcballare  tanzen? 
Prov.  balaiar  flattern,  peitschen  läßt  sich  formell  nicht  damit 
vereinigen. 

B  a  1 1  a  it.,  sp.  pr.  b  a  1  a ,  fr.  balle  kugel,  runder  pack ; 
augm.  it.  ballone,  sp.  balon,  fr.  ballon.  Da  die  ital. 
spräche  für  balla  ballone  auch  palla  pallone  erlaubt,  so 
ist  die  nächste  Herkunft  des  roman.  Wortes  aus  dem  gleich- 
bed.  ahd.  balla  palla,  mhd.  bal,  altn.  böllr  (von  Benecke  aus 
einer  deutschen  würzet  erklärt)  fast  unzweifelhaft ,  welche 
formen  sich  dem  Italiäner  unmittelbarer  darbieten  musten  als 
gr.  ßullsiv  nallsiVy  sbst.  na)Xa. 

Ballare  it.,  sp.  pg.  bailar,  pr.  balar,  altfr.  bal  er 
tanzen;  sbst.  it.  ballo,  sp.  pg.  baile,  pr.  fr.  bal  tanz. 
Schon  im  ältesten  mlatein  trifft  man  choreis  et  ballationibus 
Gloss.  lsid.,  wofür  ein  critiker  lielluationibus  vorschlägt  (Jahrb. 
f.  phil.  XIII.  suppl.  p.  238),  wiewohl  es  diesen  glossen  an  un- 
lat.  Wörtern  nicht  fehlt.  Ballare  scheint  abgeleitet  aus  dem 
roman.  balla  kugel,  ball,  daher  ital.  auch  pallare  wie  palla; 
das  sp.  bailar  ruht  auf  einem  ursprünglichen  balear  (vgl.  guer- 
rear,  manear)  mit  Versetzung  des  e  baelar  bailar,  altsp.  noch 
bailar,  pg.  balhar.  cDas  ballwerfen  war  im  mittelalter  wie 
bei  den  Griechen  ein  mit  gesang  und  tanz  verbundenes  spiel, 


I.    BALZARE-BANDA.  41 

daher  in  den  roman.  sprachen  ballare  tanzen.  So  Wacker- 
nagel altfr.  lieder  p.  236.  Wie  das  ballwerfen  auf  das  tan- 
zen übertragen  ward,  so  im  altsp.  ballar  auf  das  singen.  Eine 
abl.  ist  it.  b  a  1 1  a  t  a  u.  s.  f.  tanzlied. 

B  a  1  z  a  r  e  it.  hüpfen,  springen,  in  die  höhe  prallen,  pr. 
b  al s  a  r  Ferabr.  v.  275  ?  sbst.  it.  b  a  1  z  o  ,  cat.  b  a  1  s ,  altfr. 
b  aus  R.  de  Cambr.  p.  320  prall,  sprung,  ital.  auch  klippe,  wo- 
für überdies  fem.  balza;  verstärkt  it.  sbalzare  schleudern, 
sich  schwingen ,  sbst.  s  b  a  1  z  o.  Die  heimath  des  Wortes  ist 
sichtbarlich  Italien,  wo  es  sich  am  meisten  ausgebreitet  (vgl. 
noch  balzellare,  balzelloni):  um  so  wahrscheinlicher  ist  her- 
kunft  aus  gr.  ßaXXi^siv  hüpfen,  springen,  tanzen. 

Bambagio,  bambagia  it.  baumwolle,  mail.  bombäs ; 
von  bombyx  (ßo/Ltßv'Q  seide,  baumwolle,  mittelgr.  ßa/ußdxiov, 
mlat.  bambacium.  Daher  it.  bambagino,  sp.  bombasi, 
fr.  bombasin  basin  baumwollner  stoff,  tat.  adj.  bomby- 
cTnus. 

Bambo  it.  kindisch,  einfältig,  sp.  bamba  einfältiger 
mensch  (nach  Covarruvias) ;  abgel.  it.  b a m b i n o  ,  bämbolo 
bämbola,  bamboccio  (daher  fr.  bambo  che),,  sp.  bam- 
bärria  (?nj  kind,  puppe,  kindischer  mensch  u.  dgl,  Ostreich. 
bams  kind,  bützel.  Der  stamm  dieser  bildungen  ist  der  des 
lat.  bambalio  bei  Cicero,  des  gr.  ßapßaXog,  vb.  ßaf.tßaXi%£iv, 
ßafißaivstv  stammeln.  Auch  im  span.  bamba  schaukel,  bam- 
bolear  schaukeln,  wiegen,  norm,  bamboler  dass.,  wallon. 
bambi  wackeln,  barg,  vambe  bewegung  der  glocke  ist  er  an- 
zunehmen ,  wie  auch  it.  bamboleggiare  schäkern ,  kinde- 
reien  treiben  (von  bambolo  kind)  buchstäblich  mit  sp.  bam- 
bolear  zusammentrifft.  Vgl.  auch  das  verwandte  babbeo.  Ital. 
b  i  m  b  o  kind  scheint  nichts  anders  als  eine  ablautende  form 
von  bambo. 

Banco  it.  sp.  pg.,  pr.  banc,  fr.  banc,  dsgl.  fem.it. 
sp.  pg.  pr.  banca,  fr.  banque  scamnum;  vom  ahd.  banc. 
Zwar  auch  kymr.  banc  (gael.  binnse),  aber  die  ital.  neben- 
form  panca  nimmt  deutsche  herkunft  in  anspruch. 

B  a  n  d  a  it.  sp.  pr.,  b  a  n  d  e  fr.  binde,  streif,  bände  d.  i. 
trupp;  vom  goth.  bandi  (fj,  ahd.  band  £»;).  Dsgl.  it.  ban- 
diera,  sp.  bandera,  pr.  bandiera  baneira,  fr.  ban- 
nier  efahne  (daher  unser  panier),  vgl.  goth.  bandva  zeichen, 
und  Paul.  Diac.  1,20:  vexillum,  quod  bandum  appellant;  s.  dar- 


43  I.    BANDO— BARA. 

über  Muratori  antiqq.  ital.  IL  442.  Vb.  sp.  bandear,  pr. 
bandeiar  baneiar  hin  und  her  schwenken  (wie  eine  fahne), 
intrans.  sich  bewegen,  flattern,  altfr.  banoier  G.  Guiart  IL 
p.  341,  esbanoier  dass.,  gleicher  bed.  mhd.  baneken  s.  Grimm 
IL  1000,  worin  noch  die  älteste  vornan,  fovm  banicare  zu  er- 
kennen  ist,  die  auch  deutlich  im  comask.  bangä  schwanken 
hervortritt. 

ßando  it.  sp.  pg.,  pv.  ban,  fr.  ban  öffentliche  Ver- 
kündigung; vb.  it.  bandire,  sp.  pr.  ban  dir,  pg.  ban  dir 
banir,  fr.  bannir  öffentlich  verkündigen,  daher  partic.  it. 
bandito  öffentlich  ausgerufener ,  verwiesener,  Straßenräuber. 
Das  wort  hommt  frühe  im  mlatein  vor,  wo  bannum  edictum, 
interdictum ,  bannire  edicere,  citare,  relegare  heißt.  Es  ist 
deutscher  herkunft  (Grimms  rechtsalt.  p.  732) ;  zu  beachten  ist 
aber,  daß  das  roman.  bandire  bannire  nicht  wohl  aus  dem 
starken  vb.  bannan  entstehen  konnte,  welches  bannare  banner 
gegeben  hätte,  es  stimmt  mit  seiner  conjugationsform  besser 
zum  goth.  bandvjan  bezeichnen,  andeuten,  dessen  nebenform 
banvjan  zugleich  das  roman.  bannir  zu  erklären  scheint;  an- 
dre deutsche  dialecte  können  das  ableitende  v  entbehrt  haben. 
Auch  die  gael.  spräche  besitzt  bann  in  der  bedeutung  des  engl 
band  und  ban;  das  altfr.  arban  kann  aber  seine  herkunft 
vom  deutschen  hari-ban  heerbann  gar  nicht  verläugnen.  Vgl. 
woerbando  auch  Diefenbachs  goth.  wb.  L299,  wo  deutscher 
Ursprung  oder  wenigstens  sehr  frühe  aneignung  vermuthet  wird. 
—  Eine  abl.  ist  pr.  altfr.  bandon,  fast  stets  •  mit  vor- 
gesetzter partikel  ä,  i)  -«=  ban:  vendre  gage  ä  bandon;  2) 
Willkür,  eig.  preisgebung :  prenez  tot  ä  vostre  bandon.  Aus 
diesem  adv.  ä  bandon  gestaltete  sich  wieder  ein  sbst.  pr.  fr. 
abandon,  it.  abbandono,  ahgekürzt  bandono  hingebung, 
vb.  a  b  a  n  d  o  n  a  r  u.  s.w.  hingeben,  überlassen.  Eine  zss.  ist 
altfr.  for banir  durch  öffentlichen  ausruf  des  landes  ver- 
weisen (for  =  lat.  foras),  ital.  nur  forbannuto,  altfr.  sbst. 
for  ban  Verweisung,  dsgl.  (concref)  verwiesener,  Seeräuber, 
nfr.  noch  in  letzterer  bed.,  mlat.  forbannilus  in  der  L.  Rip., 
ferbannitus  in  der  L.  Sah,  beide  nach  Müllenhoff  (zur  L.  Sal. 
p.  282)  von  verschiedener  Zusammensetzung.  Ein  zweites  com- 
positum ist  it.  contrabbando,  fr.  contrebande  Über- 
tretung einer  Verordnung,  Schleichhandel. 

Bara  it.,  fr.  bar  Dict.  de  Trev.}   üblicher  biere,   pr. 


I.    BARACANE-BARBACANE.  43 

bera  todtenbahre,  tragsessel,  chw.  bara  leiche;  vom  ahd. 
bära,  ags.  baer  bere,  ndl.  berrie:  in  letzteres  fügt  sich  auch 
neupr.  b  e  r  i  o  (für  beria)  tragkorb. 

Baracane  it.,  sp.  barragan,  pg.  barregana,  pr. 
fr.  b  a  r  r  a  c  a  n  ein  stoff  von  Ziegenhaar,  daher  nhd.  barchent ; 
trifft  zusammen  mit  arab.  barrakän  barkan  eine  (schwarze) 
Meidung  Gol  263,  FreyU  I.  113*>,  nach  Sousa  persischen  Ur- 
sprungs. 

Baracca  it.,  barracasp.,  baraque  fr.  hütte,zelt; 
abgeleitet  aus  barra  stange  wie  it.  trab-acca  aus  trabs.  Span, 
etymologen  holen  es  aus  dem  arabischen. 

Baratto  it.,  altsp.  trarato,  pr.  barat,  fr.  barat, 
fem.  altsp.  pr.  barata,  altfr.  barate  betrügerischer  han- 
del  oder  tausch;  vb.  it.  barattare,  altsp.  pr.  baratar, 
altfr.  bareter  bösen  handel  treiben,  prellen,  rupfen,  altpg. 
baratar  zerstören  S.Rosa;  zsgs.  it.  sbarattare,  sp.  pr. 
desbaratar,  altfr.  desbareter  zu  gründe  richten  (einen 
um  alles  bringen);  selbst  nfr.  baratter  buttern  (durchein- 
ander rühren,  verwirren?)  dürfte  hieher  zu  rechnen  sein. 
Aus  it.  barare  betrügen  konnte  baralto  auf  regelmäßige  weise 
nicht  entstehen*  Das  pers.  barätel  bestechung  (s.  Sousa)  müste 
fast  vor  den  kreuzzügen  herübergekommen  sein,  da  das  ro- 
man.  wort  mit  seinen  äbleitungen  schon  in  der  ersten  hälfte 
des  12.  jh.  vorhanden  war.  Die  altnord.  spräche  besitzt  ba- 
rätta  kämpf  und  Dante  braucht ,  wie  Muratori  in  dieser  be- 
ziehüng  anmerkt,  baratla  in  gleichem  sinne,  allein  es  bedeutet 
ihm  gewiss  nichts  anders  als  das  altfr.  barate  Verwicklung 
oder  gewühl  in  der  schlacht  s.  Ch.  des  Sax.  II.  30,  altsp.  ba- 
rata Poem.  d.  Cid;  auch  würden  die  begriffe  kämpf  und  betrug 
(Verwicklung)  schwerlich  hand  in  hand  gehn.  Die  ahd.  spräche 
bietet  bala-räti  nequitiae  Graff  II.  467,  dies  würde  jedoch  fr. 
baurai  hinterlassen  haben.  Aber  ein  wort,  das  dem  begriffe 
vollkommen  genügt,  ist  gr.  ngdxTSiv  handeln,  geschäfte  geld- 
geschäfte  machen,  kniffe  brauchen;  von  den  griech.  kaufleuten 
konnte  es  das  abendland  entlehnen.  Wegen  b  aus  gr.  n  vgl. 
boite  von  nvty'g  u.  a.  Der  Serbe  hat  augenscheinlich  dasselbe 
wort,  barätäti  geschäfte  treiben. 

Barbacane  it.  (m.),  sp.  pr.  barbacana,  pg.  bar- 
bacäo,  fr.  barbacane  brustwehr  mit  Schießscharten  vor 
der  hauptmauer  einer  festung ;  nach  Vossius  de  vit.  serm.  ara- 


44  I.    BARBECHO-BARGA. 

bischer  Herkunft,  was  aber  Muratori  antiqq.  ifal  IL  456  be~ 
streitet,  Poagens  tresor  I. 137  wieder  behauptet. 

Barbecho  sp.,  barbeito  pg.  brachfeld;  von  ver- 
vactum  dass.  Im  nordwesten  ward  anlautendes  v,  wie  in  an- 
dern fällen  (Rom.  gr.  1. 187),  zu  g  und  so  entsprangen  die 
formen  pr.  garag,  fr.  gueret,  denen  im  Süden  val.  guaret, 
tat.  guret  entsprechen. 

B  a r  c  a  it.  sp.  pg.  pr.,  b  a  r  c  e  wal.,  b  a r  q u  e  fr.  Meines 
lastschiff,  schon  im  frühsten  mlatein:  barca,  quae  cuncta  na- 
vis  commercia  ad  litus  portat  Isid.  19,  1,  19.  Das  übliche 
prov.  barja,  alt  fr.  bärge,  nfr.  berge  (barque  ist  fremd) 
verlangt  jedesfalls  bärica  als  älteste  form  (vgl.  carrica  Charge, 
serica  serge)  und  diese  könnte  erwachsen  sein  aus  gr.  ßcigu; 
kahn  (baris  bei  Properz)  wie  auca  avica  aus  avis ;  der  griech. 
schifferausdrücke  gibt  es  im  romanischen  mehrere. 

Bar  da  it.  sp.,  bar  de  alt  fr.  pferdehaimisch  von  eisen- 
blech,  alt  fr.  champ.  barde  auch  zimmeraxt  G.  de  Viane  v. 
1998,  wal.  barde  dass. ,  dauph.  p  a  r  t  o  u  hackmesser ,  dsgl. 
pg.  barda,  fr.  barde  speckschnitte,  die  man  um  ein  stück  bra- 
ten legt,  port.  auch  sattel;  abgel.  fr.  barde  au  schindel,  it. 
bardella,  fr.  bardelle,  pr.  bardel  platter  sattel,  reit- 
küssen, it.  b  a  r  d  o  1 1  o  ,  fr.  b  a  r  d  o  t  lastthier,  das  der  treib  er 
reitet  (sattelthier).  Diese  bildungen  erinnern  theils  anahd.  barta, 
ndl.  barde  hacke,  theils  an  nord.  bardi  schild;  aber  pg.  barda 
in  der  bed.  hecke,  zäun,  span.  dornichte  mauerb ekleidung, 
sind  sie  mit  Larramendi  auf  bask.  abarra  da  d.  h.  ces  ist  ge- 
zweige1  zurückzuführen?  Das  sp.  al barda  saumsattel  (auch 
speckschnitte  =  pg.  barda)  leitet  man  dagegen  aus  dem  arab. 
al-bardacah  unterläge  des  satteis  Gol.  253,  Freyt.  1. 106b,  s. 
Monti  agg.  al.  vocab.  IL  2.  310. 

Bardascia  it.,  bardaxasp.;  bardache /r.  (m)  pa- 
thicus;  vom  arab.  bardag  sklave?  Golius  p.253.  Das  lomb. 
und  piem.  bardassa  bedeutet  überhaupt  nur  kndbe ,  bei  bar- 
dassa  ist  =  bei  fanciullo,  und  auch  das  sard.  bardascia  hat 
diese  bedeutung  neben  der  andern.  Ueber  alt  fr.  bardache 
stange  s.  Grandgagnage  v.  bardahe. 

Barga  sp.  altpg.,  fr.  berge  hohes  abhängiges  ufer ; 
vielleicht  ein  uraltes  wort,  tcenigstens  kein  germanisches,  vgl. 
kymr.  bargodi  überhängen ,  hervorspringen ,  bargod  rand, 
dachtraufe, 


I.    BARGAGNO-BARONE.  45 

Bargagno  it.,  pr,  barganh,  fem.  pg.pr.  barganha 
Unterhandlung,  alt  fr.  bargaine  ceremonie  Roquef;  vb.  it. 
b  a  r  g  a  g  n  a  r  e ,  pg.  pr.  barganh  ar  feilschen  >  handeln,  fr. 
barguigner  (für  bargaigner,  vgl.  grignon  IL  c.)  knickern, 
zaudern.  Das  mlat.  barcaniare  Cap.  Car.  Calv.  bezeugt,  daß 
g  aus  c  entstand  und  so  ruht  das  wort  vielleicht  auf  barca 
fahr  zeug,  das,  nach  Isidors  deßnition,  die  waaren  hin-  und 
herbringt,  so  daß  bargagno  das  hin-  und  herhandeln  bedeu- 
tete. Das  suffix  aneum  bildet  zwar  sonst  keine  abstracta  aus 
concreten  begriffen,  allein  seine  bedeutung  läßt  sich  bei  der 
spärlichkeit  seines  Vorkommens  überhaupt  nicht  auf  das  ge- 
naueste bestimmen. 

Bargello  it. ,  sp.pg.  barrachel,  altfr.  barigel 
häscherhauptmann ;  vom  mlat.  barigildus  (barigildi  et  advo- 
cati  in  einem  capitular  v.j.  864),  sicher  ein  deutsches  wort, 
aber  von  unklarem  Ursprung.  S.  Grimms  rechtsalt.  p.  314. 

Ban'tono  it.  sp.,  pg.  baritom,  fr.  baryton  (ver- 
altet) stimme  zwischen  tenor  und  bass;  vom  gr.  ßagvTovog 
grobstimmig,  nicht  vom  lat.  barrllus,  woraus  nur  baritöne  wer- 
den konnte. 

B  a  r  o  barro  it.  falscher  spieler,  schurke;  augm.  b  a  r  o  n  e ; 
vb.  b  a  r  a  r  e  barrare  Schelmerei  treiben.  Die  herkunft  dieses 
Stammes,  der  so  einfach  nur  im  ital.  vorkommt,  ist  noch  un- 
aufgehellt;  buchstäblich  passt  zwar  zu  baro  barone  das  mlat. 
barus  baro,  die  begriffe  aber  einigen  sich  nicht.  Desselben 
Stammes  sind  etwa  folgende  Wörter :  pr.  b  a  r  a  n  betrug  ;  it. 
barocco  wucher;  altsp.  baruca  list;  it.  barullo  Obst- 
händler (vgl.  treccare  betrügen,  trecca  hökerweib) ;  sp.  b  a- 
raja,  pg.  pr.  baralha,  altfr.  berele  Ruteb.  1.78,  IL  117 
Verwirrung, hader ;  vb. barajar,  baralhar durcheinander- 
werfen, in  Unordnung  bringen. 

Barone  it.,  sp.  varon,  pg.  varao,  pr.  bar  (acc. 
barö),  altfr.  ber  (acc.  baron)^  nfr.  baron  urspr.  mann  wie 
lat.  vir,  auch  ehemann :  pr.  lo  bar  non  es  creat  par  la  fem- 
na,  mas  la  femna  per  lo  baro  nach  dem  lat.  non  est  creatus 
vir  propter  mulierem,  sed  mulier  propter  virum  Lex.  rom.  Da- 
her bedeutet  es  auch  mannhaft,  kräftig :  altfr.  Karlemaine  no- 
stre  emperere  ber  Ch.  de  Rol.  p.  XXVI;  ne  sui  pas  si  preux 
ne  si  ber  Nouv.  reo.  p.Jubin.l.  p.214;  pr.b  arnatge,  alt- 
fr, baro  nie  barnie  tapferkeit,  embarnir  kräftig  werden» 


48  I.    BARONE. 

Daneben  zeigt  sich  bereits  im  prov.  und  altfr.  die  bed.  gro- 
ßer des  reichs,  lehensträger,  so  z.  b.  im  Leodegar  str.  9  baron 
franc  fränkische  große.  Die  ältesten  deutschen  rechtsbü- 
eher  nehmen  es  gleichfalls  für  mann  im  gegensatz  zum  weibe: 
tam  baronem  quam  feminam  L.  Rip.,  barum  vel  feminam  L. 
Alam.,  in  der  L.  Sah  bezeichnet  es  den  freigeborenen,  in  den 
capitularien  Karls  des  kahlen  sind  baron  es  die  proceres  oder 
vassallen,  daher  auch  baro  dem  Joh.  de  Garlandia  (um  1040) 
gravis  et  authenticus  vir  bedeutet,  gravis  vielleicht  mit  an- 
spielung  auf  das  lautverwandte  gr.  ßagvg.  Neben  dem  mlat. 
und  romanischen  begegnet  noch  ein  classisches  baro;  bei  Ci- 
cero, der  es  öfter  braucht,  heißt  es  thor,  pinsel;  dies  aber 
könnte  andrer  herkunft  sein.  In  den  scholien  zum  Persius 
wird  ihm  die  bed.  servus  militum  beigelegt  und  gallische  her- 
kunft angewiesen ,  und  ziemlich  übereinstimmend  übersetzt  es 
Isidorus  mit  mercenarius  und  leitet  es  aus  gr.  ßaQvg  stark, 
grob,  cfortis  in  laboribus'.  Die  notiz  des  scholiasten  muß  ir- 
gend einen  grund  haben.  Sucht  man  im  celtischen,  so  findet 
sich  ein  altgael.  bar  held,  also  zusammentreffend  mit  dem  altfr. 
ber,  sofern  dies  einen  tapfern  mann  bezeichnet.  Eine  zweite 
gael.  bed.  trefflicher  mann  rührt  an  die  des  Joh.  de  Garlandia. 
Dies  sind  in  aller  kürze  die  das  wort  betreffenden  thatsachen; 
seine  herkunft  ist  noch  nicht  mit  Sicherheit  ermittelt.  Vor  al- 
lem muß  seine  abstammung  aus  dem  celt.  bar  als  eine  den 
prov.  und  franz.  Sprachgesetzen  widersprechende  hypothese 
bei  seite  gewiesen  werden.  Es  flectiert  mit  beweglichem  ac- 
cent  (bar  baron)  und  alle  Wörter  dieser  classe  rühren  ent- 
weder aus  dem  latein.  (drac  dragön,  läire  lairön)  oder  aus 
dem  deutschen  (fei  fellön,  Uc  Ugön)  her;  der  celt.  Sprach- 
bau bot  keinen  anlaß  zu  solchen  flexionen.  Es  bleibt  also 
hier  nur  zweierlei  übrig.  Entweder  ist  unser  baro  lateinisch, 
wozu  die  bemerkung  des  scholiasten  aber  übel  stimmt,  oder 
es  ist  germanisch  und  dem  widerspricht  die  bemerkung  des 
scholiasten  nicht ,  da  die  Römer  germanische  leicht  mit  galli- 
schen Wörtern  verwechselten.  Zu  der  bed.  servus  militum 
(last-  oder  packträger  der  Soldaten)  stimmt  nämlich  ahd.  bero 
(acc.  berun  beron)  träger,  vom  vb.  beran,  goth.  bairan,  wel- 
ches Ulfilas  für  qiQQtlv  und  ßaaza^uv  gebraucht.  Das  Sub- 
stantiv hat  sich  im  ahd.  nicht  erhalten,  ist  aber  nach  dem 
altfries.  bera  vorauszusetzen.    Hieraus  das  altfr.  ber,  acc. 


I.    BARRA-BASSO.  47 

baron  mit  üblicher  Verwandlung  des  tonlosen  e  in  a.  Dabei 
muß  freilich  eingeräumt  werden,  daß  der  Provenzale,  dem 
der  Wechsel  zwischen  e  und  a  (vgl  auch  alt  fr.  lierre  larron) 
nicht  genehm  ist,  den  vocal  des  accus,  auch  auf  den  nomin. 
übertragen  habe.  Aus  der  bed.  träger,  lastträger  müste  sich 
die  bed.  starker  bursche,  kerl  (fortis  in  laboribus)  und  end- 
lich hieraus  die  bedd.  mann,  lehensmann  entwickelt  haben. 
Es  bleibt  aber  auch  dies  eine  hypothese,  die,  wenn  sich  der 
latein.  Ursprung  des  Wortes  gegen  die  sage  von  seiner  frem- 
den herkunft  begründen  läßt,  von  selbst  verschwindet.  Man 
vgl.  noch  mhd.  bar  Benecke  I.  88. 142.  —  [Herkunft  aus  beran 
vermuthete  auch  Müllenhoff  zur  L.  Sah  p.  279.] 

B  a  r  r  a  it.  sp.  pr.,  b  a  r  r  e  fr.  stange,  riegel;  daher  sp. 
b  ä  r  r  i  o ,  pr.  cat.  b  a  r r i  schutzwehr ,  wall,  Vorstadt ,  mlat. 
barrium  (aera987);  fr.  barreau,  it.  barriera,  sp.  bar- 
rera,  fr.  barriere  u.  a.;  vb.  sp.  barrar  barrear,  fr. 
b  a  r  r  e  r.  Aus  dem  celtischen :  kymr.  bar  (mj  ast  u.  s.  w. 
s.  Diefenbachs  cell.  I. 184,  vgl.  mhd.  bar  barre  in  den  roman. 
bedd.  Dasselbe  wort  ist  auch  enthalten  im  ahd.  sparro,  vb. 
sperran,  woraus  die  ital.  formen  sbarro  sbarra  sbar- 
rare  entsprungen  sein  können,  nicht  eben  müssen,  da  diese 
spräche  den  anlaut  häufig  mit  s  verstärkt.  Noch  sind  einige 
ableitungen  zu  erwähnen:  sp.  barras  stange,  zsgs.  sp.  em- 
barazo,  fr.  embarras  Sperrung,  hindernis,  vb.  e m b a r a- 
zar,  embarrasser,  dsgl.  fr.  debarrasser;  wohl  auch 
sp.  barrica,  fr.  barrique  tonne,  daher  barricata  ver- 
rammelung  (aus  fässern  und  ähnlichen  Sachen  bestehend); 
it.  barile,  sp.  pg.  barril,  fr.  baril,  kymr.  baril,  gael. 
baraill,  wozu  noch  sp.  barral  große  flasche  kommt.  Auch 
franz.  Ortsnamen  wie  Bar-sur-Aube ,  Bar-le-Duc  werden  zu 
diesem  stamme  gerechnet. 

Basso  it.,  sp.  baxo,  pg.  baixo,  pr.  bas,  fr.  bas 
niedrig;  vb.  bassare  u.  s.  f.  Das  isid.  glossar  hat  bassus 
crassus  pinguis,  Papias  bassus  curlus  humilis  (nicht  pro- 
fundus). Die  grundbed.  ist  also  wohl  die  erster e:  in  der 
that  heißt  it.  bassotto  dick,  altfr.  bas  breit,  gedrungen,  z.  b. 
une  maison  longhe  et  assez  basse  S.Sages  ed.  Keller  p.169; 
ele  a  basses  hanches  et  basses  jambes  Nouv.  rec.  p.  Jubin. 
II.  260,  wo  an  die  bed.  tief  nicht  zu  denken  ist.  Man 
erinnert,   was  seine  herkunft  betrifft,  an  gr.  ßaootov  und 


48  I.    BASTA-BASTO. 

celt.  bäs,  welchem  letzteren  die  vornan,  bed.  seicht  zusteht; 
aber  ist  dies  nicht  entlehnt  und  würde  sich  bäs  so  leicht  in 
span.  baxo  verwandeln,  das  ein  doppeltes  s  verlangt?  Das 
wort  muß  vielmehr  ein  acht  latein.  sein :  schon  das  alte  Rom 
kannte  es  als  zunamen,  dergleichen  auf  körperliche  eigenschaf- 
ten  zielend  sich  viele  vorfinden,  und  hier  passt  die  bed.  der 
glossen  trefflich.  Auch  Papias  sagt  basus  curtus  a  base ,  et 
(nomen)  proprium  est.  Als  eigentlicher  name  begegnet  es  z. 
b.  in  einer  Urkunde  des  6.  jh.  Marini  pap.  dipl.  p.  197u,  die 
zss.  Campobassum  in  einer  andern  v.  j.  635  Brequigny  p.  136b. 
Diefenbach  goth.  wb.  I.  282  ist  geneigt  bassus  cdicti  ganz  von 
bassus  'niedrig'  zu  trennen,  vielleicht  ohne  noth :  bassus  konnte 
das  in  die  breite,  nicht  in  die  höhe  gehende,  das  gedrungene 
bezeichnen ,  worin  sich  die  begriffe  dick  und  kurz  berüh- 
ren. —  Aus  dem  adjectiv  entstand  das  sbst.  it.  basso  unter- 
theil,  fr.  bas  strumpf  (eig.  abgekürzt  aus  bas-de-chausse, 
vgl  haut-de-chausses),,  sp.  baxos,  pg.  baixos  (plj  Unterklei- 
der, auch  fußbekleidung,  ein  wort,  womit  das  lat.  baxea  (art 
schuhe,  bei  Plautus),  welches  fr.  baisse  erzeugt  haben  würde, 
gewiss  nicht  zusammenhängt. 

Basta  it.  sp.  pg.  cat.  heftnaht,  Steppnaht  (dahin  auch 
altfr.  baste,  occit.  basto  rockschooß?) ;  vb.  fr.  bätir,  sp. 
bastear,  it.  imbastare,  sp.  cat.  embastar  mit  icciten 
suchen  nähen;  vom  ahd.  bestan  flicken,  mhd.  besten  schnü- 
ren, dies  vom  sbst.  bast» 

Basto  it.  sp.,  b  a  s  t  pr.,  bat  fr.  saumsattel ;  vb.  pr. 
bastar,  fr.  bäter  satteln.  Man  erinnert  an  das  deutsche 
bast,  weil  die  sättel  etwa  damit  befestigt  worden  seien.  Ver- 
gleicht man  aber  bastone  stock,  so  wird  man  für  basto  eher 
auf  die  bed.  stütze,  unterläge,  worauf  die  last  ruht,  verwie- 
sen, und  vielleicht  haben  wir  in  ihm  ein  wort  der  römischen 
Volkssprache  vor  uns,  zusammenhängend,  wie  man  auch  sonst 
schon  behauptet  hat,  mit  gr.  ßaardlsiv  stützen,  ßuaia'i  last- 
träger;  an  diesen  stamm  mahnt  auch  das  spätere  lat.  baslerna 
sanfte ,  worüber  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  461  allerdings 
andrer  meinung  ist.  Desselben  Ursprunges  ist  außer  dem  eben 
erwähnten  it.  b  a  s  t  o  n  e  (fr.  b  ä  t  o  n ,  wal.  b  e  s  t  o  n  u.  s.  fj 
auch  it.  bastire,  altsp.  pr.  bastir,  fr.  bätir  bauen  (eig. 
stützen?),  woher  altsp. pr.  bas ti da,  jf.  basti'a,  baslione, 
fr.  bas  tili  e   u.  a.;   dsgl.  sp.  pg.   basto  angefüllt,  dicht 


I.    BATTERE-BAVA.  49 

(daher  die  eig,  spart,  bed,  dick,  grob,  auch  in  moral  sinne) ;  vb. 
it.  bastare,  sp.  pg.  pr.  bastar  hinreichen  (eig.  ausfüllen, 
wie  sp.  harto  gefüllt,  hinreichend),  ven.  bastare  hemmen  (sto- 
pfen), altsp.  auch  bastir  versorgen  Poem.  d.  Cid  =  bastir  bauen. 
Endlich  ist  hieher  zu  nehmen  it.sp.  pg.  bastar do,  pr. ba- 
star t ,  fr.  bätard  uneheliches  kind,  da  ein  solches  kind  auch 
attfr.  fils  de  bast,  entstellt  fils  de  bas,  genannt  ward:  fille 
de  bast  schon  im  Aubery  ed.  Tarbe  p.  11,  frere  de  bas  bei  Car- 
pentier;  aufweiche  anschauung  aber  sich  dieser  ausdruck  'kind 
des  saumsatt  eis'  bezieht,  ist  nicht  so  leicht  ins  klare  zu  bringen. 

Battere  it.,  sp.  batir,  pg.  bater,  pr.  batre,  fr. 
battre,  wal.  bäte,  auch  serb.  bätati  schlagen;  von  ba- 
tuere,  auf  roman.  weise  in  batere  verkürzt,  s.  Rom.  gr.  1. 162* 
Wie  selten  man  dies  wort  bei  den  alten  liest,  um  so  üblicher 
ist  es  schon  im  frühsten  mlatein.  Es  muste  sich  jedoch  eine 
neue  flexion  gefallen  lassen:  perf.  battidi  L.  Sal,  L.  Long,  (wie 
prcndidi,  ostendidi),  pari,  battutus  Beeret.  Child.  (um  595). 
Unter  den  zahlreichen  ableitungen  ist  zu  erwähnen  it.  batta- 
glia,  sp.  b  a  t  a  1 1  a ,  fr.  b  a ta  i  11  e,  wal.  b  e  t  ä  e  schlacht,  schon 
bei  Adamantius  Martyr.  batualia,  quae  vulgo  battalia  dieun- 
tur;  ferner  it.  battaglio  und  batacchio,  sp.  badajo 
für  batajo  klöpfel;  it.  battigia  fallende  sucht;  sp.  batan 
Walkmühle;  pr.  bataria  Schlägerei,  fr.  batterie  aufge- 
stelltes geschütz. 

Battifredo  it.,  beffroi/r.,  alt  berfroi  beffroit 
wachtthurm;  vom  mhd.  berevrit  bervrit  zum  schütz  oder  an- 
griff dienender  thurm ,  mlat.  berfredus  belfredus.  Die  ital. 
form  lehnt  sich  durch  umdeutung  an  battere. 

B  a  1 1  o  it.  rüder  schiff ;  daher  b  a  1 1  e  1 1  o,  sp.  b  a  t  e  1,  pr. 
batelh,  fr.  bateau  nachen;  stimmt  zu  ags.  bat,  altn.  bätr 
kleines  schiff,  vgl.  kymr.  bäd  boot. 

Baüle  it.,  sp.  baül,  pg.  bahül  bahü,  pr.  baue,  fr. 
bahut  koffer,  felleisen.  Unter  diesen  abweichenden  formen 
die  ursprünglichste  zu  ermitteln,  ist  nicht  wohl  möglich.  Be- 
sitzt sie  z.  b.  der  Spanier,  so  könnte  das  wort  aus  bajulus 
träger  wie  gerla  tragkorb  aus  gerula  sich  gestaltet  haben, 
indem  der  accent  fortrückte,  wie  dies  in  casulla  aus  casula 
anerkannt  werden  muß. 

Bava  it.,  sp.  pg.  baba,  fr.  bave  geifer;  vb.  pg.  pr. 
bavar,  fr.  baver,  sp.  babear  geifern.    Es  scheint  ur- 

4 


50  I.    BAZZA-BELARE* 

sprünglich  ein  naturausdruck  das  mit  lallen  (gr.  ßaßd&iv) 
begleitete  geifern  der  Säuglinge  zu  bezeichnen ,  darum  heifit 
altfr.  bave  eben  sowohl  unverständiges  kindisches  geplauder, 
baveux,  bavard,  pr.  bavec  plauderhaft,  und  das  sicil. 
vava  einigt  die  begriffe  geifer  und  kind.  Hieher  sp.  b  a  b  i  e  c  a 
albern  (urspr.  geifernd,  daher  pferdename  ?),  b ab  o s  a  Schnecke 
u.a.,  vb.  cot.  embabiecar,  pg.  embabacar,  sp.  em- 
baucar  hintergehen,  zum  besten  haben. 

Bazza  it.,  sp.  baza,  cat.  basa  gutes  glück,  stich  im 
kartenspiel;  offenbar  das  seltne  mhd.  bazze  gewinn,  gleicher 
Herkunft  mit  baz  (besser)  s.  Benecke,  ein  vermuthüch  durch 
deutsche  söldner  verbreitetes  wort.  Abgel.  it.  bäzzica  ein 
kartenspiel,  bazzicare  mit  jemand  verkehren. 

Becco  it.,  pr.  fr.  bec,  pg.  bico  schnabel,  spitze, 
sp.  bicos  plur.  spitzen  an  der  mutze.  Celtisches  wort:  cui 
Tolosae  nato  cognomen  in  pueritia  Becco  fuerat,  id  valet  galli- 
nacei  rostrum  Sueton.  in  Vitell.  c.  18;  gael.  beic,  bret.  bek, 
auch  ndl.  bek,  kymr.  pig.  Daher  pr.  beca  haken,  vermuth- 
üch auch  fr.  beche  für  beche  grabscheit,  wiewohl  altfr.  be- 
sehe geschrieben  wird;  vb.  it.  b  e  c  c  a  r  e,  pr.  b  e  c  h  a  r ,  fr. 
b  e  c  q  u  e  r  hacken,  b  e  c  h  e  r  graben,  nhd.  bicken,  picken ;  da- 
her ferner  it.  beccaccia,  fr.  becasse,  cat.  b e c a d a 
schnepfe  (langer  schnabel) ;  fr.  b  e  q  u  i  1 1  e  krückenstock.  Zsgs. 
fr.  a  b  e  q  u  e  r  junge  vögel  füttern ;  pg.  d  e  b  i  c  a  r  eine  speise 
leicht  berühren.  Im  ital.  bezzicare  mit  dem  schnabel  hak- 
ken  (picken)  mögen  sich  die  stamme  becco  und  pizza  (s.  un- 
ten) gemischt  haben. 

Beffa  it.,  sp.  befa,  altfr.  beffe,  mit  a  altsp.  (Alex.) 
und  pr.  bafa  Verspottung;  vb.  it.  beffare,  sp.  befar, 
alt  bafar  verspotten,  fr.  bafouer  (mit  erweiterter  form) 
verächtlich  behandeln;  dazu  sp.  befo  Unterlippe  des  pf er  des, 
als  adj.  dicklippig,  in  welcher  bedeutung  auch  belfo  gesagt 
wird,  cat.  biß,  occ.  befe;  dsgl.  pic.  bafe  leckermaul,  mnul- 
schelle.  Vermuthlich  aus  dem  deutschen,  vgl.  bair.  ndl.  beffen 
bellen,  keifen.  Zu  thüring.  bäppe  maul  Frisch  I.  45a  stimmt 
mail.  babbi,  com.  bebb,  occ.  bebo  lippe;  gen.  fä  beffe  heißt 
die  lippen  gegen  einen  spitzen.  Eine  abl.  ist  fr.  beffler 
spotten,  engl,  baffle. 

Beiare  it.,  bei  er  fr.  blöken;  von  belare,  einer  seltnen 
von  Varro  gebrauchten  form  für  balare ,  vgl  in  dem  voca- 


I.    BENDA-BERTA.  öl 

bularius  S.  Gall.  belat  pläzit  (blökt).]  Daher  romagn.  be  ge- 
blöke,  cat.  be  schaf,  norm,  bai  hammel,  vgl.  aber  auch  ähn- 
liche ausdrücke  s.  v.  bidet  IL  c. 

Benda  it.  pr.,  lomb.  binda,  sp.  venda,  fr.  bände 
vitta,  taenia,  fascia,  vb.  bendare  u.s.  f.;  vom  ahd. binda, 
vb.  ahd.  goth.  bindan.  Unserm  bündel,  engl,  bundie  entspricht 
alt  fr.  boundle  Roquef.  11.518. 

B  e  n  n  a  it.  korbschlitten,  comask.  karren,  auch  der  dazu 
gehörige  korb,  churw.  fuhrwerk  auf  schleif "sohlen,  fr. banne 
korb  für  lastthiere,  großes  tuch  zum  schütz  der  waaren,  alt- 
fr.  benne;  abgel.  com.  benöla,  chw.  banaigl,  fr.  ban- 
ne au  benneau,  banneton  u.  dgl.  Von  dem  auch  durch 
die  german.  sprachen  verbreiteten  worte  sagt  Festus :  benna 
lingua  gallica  genus  vehiculi  appellatur,  und  in  dieser  bedeu- 
tung  und  in  der  eines  gefäßes  braucht  es  auch  das  mlatein. 
Damit  ist  zu  verbinden  sp.  cat.  neupr.  b  a  n  a  s  t  a ,  altfr.  b  a- 
naste  großer  korb:  stammt  es,  was  kaum  zu  bezweifeln  ist, 
von  benna,  so  muß,  da  ein  selbständiges  suffix  ast  unerweis- 
lich ist,  dies  aus  dem  suffix  aster  abgekürzt  sein,  wie  denn 
das  wort  altfr.  auch  banastre  Ren.  1. 149,  piem.  ebenso  lau- 
tet; aus  goth.  bansts  dno&^xrj  konnte  banasta  nicht  entstehen, 
weil  eingeschobene  vocale  nicht  betont  zu  werden  pflegen. 

Berbice  it.,  wal.  berbeace,  pr.  berbitz,  /hbr'e- 
bis,  pic.  berbis  schaf;  von  berbex,  einer  bei  Petronius 
vorkommenden  gemeinen  form  für  vervex  hammel,  s.  Schnei- 
ders lat.gr.  11.227,  mlat.  berbix  in  den  ältesten  Schriftwer- 
ken. Daher  pr.  b e r g i e r ,  fr.  her g er  schäfer ,  in  frühem 
mlatein  berbicarius ;  altfr.  b  ereil  schafstall,  gleichsam  ver- 
vecile;  nfr.  bercail  dass.,  mit  vervecale  zu  erklären. 

Bernia  sbernia  it. ,  sp.  bernia,  fr,  bernie  berne 
(bei  NicoQ  ein  grober  stoff  zu  mänteln  so  wie  der  daraus 
verfertigte  mantel;  von  Hibernia,  woher  der  stoff  kam  (Nicot, 
Covarruvias,  Menage).  Entsprechend  sp.  holanda  holländi- 
sche leinwand,  vom  ländernamen  Holanda  u.  a.  fälle. 

Berretta  it.,  sp.  birreta,  pr.  berreta  barreta,  fr, 
barrette  mutze,  masc.  altsp.  barrete,  pr.  birret  dass.; 
vom  spätem  lat.  birrus  (byrrhus)  Meid  von  flockigem  stoff,  s. 
bujo.  Eine  Urkunde  v.  j.  532  Brequigny  p.  47  hat  birreto 
auriculari. 

Berta  it.  fopp  er  ei,  lomb.  piem,  eist  er,  plaudertasche ; 


öS  I.    BERTESCA-BIADO. 

vb.  b  e  r  t  e  g  g  i  ar  e  foppen;  pr.  b  e  r t  a  u  t  armer  wtfcÄf  ?  Parw. 
occ.  234,  henneg.  b e r t a u d  castriert ,  vb.  bertauder  ca- 
strieren,  fr.  bretauder,  com.  b e r t o  1  d ä  die  ohren  stutzen, 
die  haare  abscheren,  altfr.  foppen,  quälen  Nouv.  fabl  p.  Meon 
IL  184 ;  it.  b  e  r  t  o  n  e  pferd  mit  gestutzten  ohren ;  bertuccio 
äffe.  Woher  dieser  stamm  bert  oder  bret,  der  Verstümme- 
lung ,  Verhöhnung  bedeuten  muß  ?  Darf  man  erinnern  an 
altn.  britian  in  stücke  schneiden,  oder  an  bretön  im  Hilde- 
brandslied, das  Lachmann  verstümmeln,  Grimm  IV.  710  zer- 
malmen übersetzt  ?  ltal.  berta  heißt  aber  auch  ein  Werkzeug, 
womit  man  pfähle  in  die  erde  stampft ,  ramme ,  Jungfer ,  fr. 
demoiselle,  und  wenn  man  erwägt,  daß  die  grauenhafte  eiserne 
Bertha  der  deutschen  sage  auch  den  namen  Stempfe  führt,  mit 
deren  stampfen  oder  treten  die  kinder  bedroht  wurden  (Grimms 
myth.  p.  255),  so  ist  die  herkunft  des  ital.  Wortes  deutlich  ge- 
nug. Ob  etwa  auch  die  übrigen  roman.  Wörter  damit  zusam- 
menhängen oder  eigne  quelle  haben,  wird  sich  minder  leicht 
ins  reine  bringen  lassen. 

Bertesca  baltrescatf.  Streitgerüste  an  mauern  oder 
thürmen  zum  aufziehen  und  niederlassen,  pr.  bertresca, 
altfr.  bretesche  kleines  hölzernes  mit  zinnen  versehenes 
castell,  deren  mehrere  zur  befestigung  eines  ortes  angelegt 
wurden,  z.b.  et  a  una  bertresca  sobre  cascun  pilar  e  podon 
en  cascuna  XX  cavayer  estar  Ferabr.  v.  2337,  vgl.  Ducange 
v.  bretachiae.    Die  herkmift  des  Wortes  ist  unbekannt. 

ßetula  belulla  it.  pg.,  dsgl.  it.  bedello  (crem,  bed- 
dol),  cat.  bedoly,  sp.  abedul,  pic.  champ.  boule  (für 
beoule?)  daher  fr.  boule  au  (dimin.  für  beouleau)  birke; 
von  betula  betulla,  über  dessen  celtischen  im  churw.  badoign 
noch  hervortretenden  Ursprung  s.  Diefenbachs  celt.  I.  206. 207, 

Bevero  it.,  sp.  bibaro,  alt  befre,  fr.  bievre, 
wal.  breb,  neupr.  vibre  ein  in  den  nördlichen  gegenden 
lebendes  säugethier,  biber,  altn.  bifr,  ags.  befor  beofer,  ahd. 
bibar,  lith.  bebru,  russ.  bober,  gael.  beabhar,  com.  befer. 
Es  ist  identisch  mit  lat.  fiber,  dessen  aspirata  im  germani- 
schen, lithauischen ,  slavischen  und  celtischen  nach  gemeiner 
regel  zur  media  werden  muste,  vgl.  Zeuß  1. 44.  Bebrinus  adj. 
findet  sich  in  den  scholien  zum  Juvenal  12,  34. 

Biado  it.,  pr.  cat.  blat,  altfr.  bled  bleif,  nfr.  ble, 
fem,  it.  biada,  mail.  ven.  piem.  biava  (vgl  Rovigo  aus 


I.    BIANCO-BIASIMO.  «3 

Rhodigium),  alt  fr,  blee  getreide,  sowohl  der  halm  wie  das 
körn;  fehlt  spart.  Daher  pr.  bladaria,  altfr.  blairie 
weidezins;  zsgs.  it.  imbiadare,  fr,  emblaver  [für  em~ 
bla-er)  mit  getreide  besäen.  Die  gewöhnliche  herleitung  ist 
aus  dem  ags.  blsed  (fj  frucht,  glück,  segen;  wie  aber  über- 
haupt nur  sehr  wenige  alte  roman.  Wörter  aus  der  landwirth- 
schaft  den  german.  sprachen  entlehnt  sind,  so  ist  eine  solche 
entlehnung  aus  dem  entlegeneren  angelsächsischen  kaum  an- 
zunehmen, ja  blaed  mag  aus  dem  roman.  entlehnt  sein  wie 
ahd.  fruht  aus  tat.  fructus.  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  69 
denkt  lieber  an  kymr.  blawd  mehl,  dem  aber,  so  wie  es  vor- 
liegt, das  roman.  wort  nicht  gemäß  ist.  Der  ausdruck  ist 
wichtig  genug  um  hier  eine  noch  unversuchte  deutung  zu  recht- 
fertigen, hat.  ablata  (neutr.  plurj  gab  mit  dem  roman.  ar- 
tikel  V  ablata,  V  abiada,  la  biada,  als  masc.  behandelt  il  biado : 
es  bedeutet  das  davon  getragene,  was  auch  unser  getreide 
aussagt,  den  ertrag,  das  geerntete :  ähnlich  scheint  unser  herbst 
so  wie  das  gr.  xagnog  das  geraffte,  gesammelte  zu  bezeichnen 
(s.  Schwencks  d.  wb.) ,  noch  abstracter  ist  das  sicil.  lavuri 
arbeit,  feldfrüchte.  Mlat.  ablatum  abladus  abladium  für  messis 
kommt  wirklich  vor.  Die  erklärung  von  la  biada  aus  dem 
articulierten  V  abiada  ist  nicht  einmal  streng  nöthig,  aus  ab- 
lata konnte  durch  aphärese  biada  entstehen.  Unter  den  ita- 
lischen mundarten  braucht  die  cremonesische  biada  auch  für 
oblata,  fr.  oublie. 

Bianco  it.,  sp.  blanco,  pg.  branco,  pr.  blanc, 
fr.  b  1  a  n  c  weiß ;  vom  ahd.  blanch,  mhd.  u.  s.  w.  blanc  glän- 
zend weiß ,  überh.  weiß ,  verwandt  mit  blinken  (fehlt  goth, 
alts.)  Im  roman.  ward  es  der  eigentliche,  volksübliche  aus- 
druck für  lat.  albus,  welches  im  nordwesten  trotz  zahlreicher 
derivata  gänzlich  erlosch,  im  Südwesten  (sp.  albo,  pg.  alvo) 
die  bed.  schneeweiß,  im  ital.  die  bed.  trüblich  entwickelte.  Nur 
im  churw.  und  walach. ,  worin  blank  keine  aufnähme  fand, 
blieb  ihm  sein  volles  recht, 

Biasimo  it.,  Äp.blasmo,  pr.  blasme,  fr. bläme 
tadel;  vb.  b  i  a  s  i  m  a  r  e  u.s.f.  tadeln ;  von  ßXüoyquov  (adjj, 
ß\aoq>tjnttv.  Ein  zweites  aus  ß\aoq)^fxia  entstandenes  wort 
mit  seltner  Vertretung  des  f  durch  t  ist  it.  biastemma  be- 
stemmia,  chw.  biastemma,  pr.  blastenh,  altfr.  bla- 
Stenge,  wal,  biestern  lästerung;  vb,  biastemmare  u. 


0*  I.    BIAVO-BXGIO, 

$.  f.  lästern,  fluchen;  mit  abgeworfenem  anlaut  (wie  in  lacio 
für  flacio)  sp.  pg.  lästima  Schimpfwort,  wehklage,  vb.  la- 
stimar  mishandeln,  beleidigen,  zum  mitleid  bewegen. 

Biavo  it.  mdartl.  %.  b.  venez.,  auch  bei  Bojar do  2,37, 
altsp.  blavo,  pr.  blau  (fem.  blava),  fr.  bleu  (wie  peu  aus 
pau),  daher  it.  b  1  ü  caeruleus;  dim.  it.  b  i  a  d  e  tt  o  ;  zsgs.  s  b  i  a- 
vato  sbiadato  j  vom  ahd.  bläo  blaw.  Das  wort  hat  sich  im 
prov.  am  meisten  verbreitet:  blavenc,  blaveza,  blaveiar,  bla- 
vairö,  emblauzir. 

B  i  c  c  h  i  e  r  e  it.,  chw.  b  i  c  h  e  r  trinkgefäß,  übrigens  mit 
anlautender  tenuis  it.  pecchero  pocal,  wal.  pehar,  pr. 
altfr.  p  i  c  h  i  e  r  pechier,  5p.  pg.  p  i  c  h  e  1,  bask.  pitcherra  ge- 
fäß  zu  verschiedenen  zwecken :  die  Liv.  d.  rois  p.  256  über- 
Setzen  z.  b.  auch  hamula  (kleiner  eimer)  mit  picher.  Im  spä- 
teren mlatein  bicarium  picarium,  altn.  bikar,  ahd.  pehhar,  nhd. 
becher.  Festus  verzeichnet  ein  ähnliches  wort  bacar  evas  vi- 
narium',  wovon  aber  bicchiere  mit  seinem  radicalen  i  weit 
genug  absteht.  Ital.  becco  schnabel  bedeutet  auch  die  enge 
mündung  eines  gefäßes,  diese  bedeutung  wäre  jedoch  auf  ei- 
nen becher  übel  angewandt.  Mit  recht  mag  man  es  darum 
aus  dem  griechischen  herüberleiten,  wo  ßixog  ein  irdenes  ge- 
fäß  bezeichnet:  hochdeutscher  einfluß  konnte  b  tnp  schärfen, 
it.  pecchero  hat  sogar  deutschen  accent. 

Bidello  it.,  sp.  pr.  bedel,  fr.  bedeau  gerichtsbote ; 
fußt  genau  auf  dem  ahd.  petil  emissarius  Diut.  IL  47,  minder 
genau  auf  ags.  bydel  praeco  =  ahd.  butil,  nhd.  büttel. 

Bigio  it.,  pr.  fr.  bis  hellgrau,  aschgrau,  schwärzlich. 
Damit  ist  zu  verbinden  piem.  pr.  bisa,  fr.  bise  (auch  sp. 
brisa?)  nordwind,  bret.  biz  nordostwind,  altfr.  auch  nörd- 
liche gegend,  norden,  z.  b.  contre  bise  Brandaine  p.  131,  de- 
vers  bise  Chans.  d'Ant.  IL  1 1 :  denn  den  norden  nannte  man 
dunkel  oder  schwarz,  so  lat.  aquilo  von  aquilus.  Den  namen 
des  windes  bisa  kennt  schon  unsre  älteste  hochd.  spräche, 
Schweiz,  bise  beise.  Ist  nun  die  würzet  deutsch  und  der  name 
der  färbe  aus  dem  der  weltgegend  abgeleitet?  Isaac  Vossius 
(Menage  orig.  d.  ling.  ital.  p.  509)  gibt  eine  etymologie ,  die 
alle  rücksicht  verdient.  Er  verweist  auf  das  formell  genau 
zustimmende  lat.  bysseus ,  welches  baumwollenfarbig  heißen 
müste,  in  seiner  bedeutung  aber ,  wie  andre  ausdrücke  für 
färben,  ausgeartet  wäre,  Aber  ßvaoo;  bedeutet  auch  die  braune 


I.    BIGLIA-BIOTTO.  SS 

seide  der  pinna  marina,  die  viel  verwebt  ward,  und  in  die- 
ser hinsieht  würde  bysseus  ganz  wohl  passen.  Was  dieser 
herleitung  aber  noch  besseren  halt  gibt ,  ist  das  mit  bigio 
gleichbed.  pg.  b  u  z  i  o ,  welches  gleichfalls  aus  bysseus  entste- 
hen konnte,  da  ja  das  griech.  v  mit  i  sowohl  wie  mit  u  aus- 
gedrückt ward;  dies  letztere  wort  kennt  auch  Älfric  in  der 
form  busius  falb,  s.  Ducange.  Die  Vereinfachung  des  ss  im 
fem.  bisabise  macht  keine  Schwierigkeit;  sie  ist  dieselbe  wie 
im  partic.  misa  mise  =  lat.  missa.  —  Abgel  it.  bigione  fei- 
gendrossel,  fr.bis  et  holztaube,  beide  nach  der  färbe  benannt, 

B  i  g  1  i  a  it.,  sp.  b  i  1 1  a,  fr.  b  i  1 1  e  kugel  von  bein ;  ver- 
muthlich  vom  mhd.  bickel  knöchlein,  Würfel,  ndl.  bikkel  bein- 
chen, womit  die  kinder  spielen.  Daher  abgel.  fr.  billard 
kugelspiel,  billot  klotz. 

Bilancia  it. ,  mail.  ven.  sp.  balanza,  pr.  balans, 
balansa,  fr.  balance  wage;  von  bilanx  bilancis. 

Binocolo  it.,  binocle  fr.  fernglas  für  zwei  äugen; 
zsgs.  aus  bini  oculi. 

Biondo  it.,  pr.  blon  (fem.  blonda),  fr.  blond,  da- 
her sp.  biondo?  (fehlt  pg.  und  cat.),  nhd.  blond  gleichfalls 
aus  dem  franz.  (dafür  mhd.  val  falb).  Der  einzige  anhält, 
den  die  sprachen  gewähren,  findet  sich  im  ags.  blonden-feax 
mischhaarig  d.  h.  grauhaarig,  aber  der  Übergang  vom  grauen 
durch  das  weiße  oder  hellfarbige  zum  blonden  ist  bei  aller 
Veränderlichkeit  der  farbenbegriffe  (s.  z.  b.  pardo  IL  b)  nicht 
unbedenktich.  Das  übrigens  der  engl,  spräche  unbekannte 
wort  müste  von  den  franz.  Normannen  in  England  aufgenom- 
men und  weiter  verbreitet  worden  sein,  daher  es  im  frühem 
mlatein  nicht  vorkommt.  Doch  darf  noch  eine  vermuthung 
gewagt  werden:  ist  blond,  das  nur  vom  haar  gebraucht  wird, 
etwa  eine  rhinistische  form  aus  dem  altn.  blaud,  dän.  blöd, 
schwed.  blöt  sanft,  weich,  nämlich  von  färbe  oder  beschaffen- 
heit?  Vgl.  auch  Diefenhachs  goth.wb.  1.304.  Von  biondo  ist 
biondella  tausendgüldenkraut,  weil  es  zum  blondfärben  ge- 
braucht wird. 

B  i  o  1 1  o  it.  armselig ,  elend ,  lomb.  b  i  o  tt  blot ,  chw. 
b  1  u  tt  nackt,  ven.  b i o  to  einfach,  lauter,  pr.  altfr.  b  1  o  s  ent- 
blößt, beraubt  (in  letzterer  spräche  selten,  s.  Altrom.  sprachd. 
p.  51)  ,  neupr.  b  1  o  u  s  pur  (%.  b.  aigua  blousa) ,  moden. 
bioss  nackt,  auch  bask, bv&viza,  Deutsches  wort,  &*,blutt, 


se  I.    BIROCCIO-BIS. 

Schweiz,  blutt  und  blutz,  vb.  blutten,  mlat.  in  der  L.  Long. 
blutare  ausleeren,  dsgl.  mit  z  mhd.  blöz,  woher  das  pr.  blos, 
dem  bereits  ein  ahd.  blöz  die  form  gewiesen  haben  muß.  Im 
mailänd.  ist  nudus  durch  biott  fast  ganz  verdrängt  worden. 

Biroccio  baroccio  it.  zweirädriges  fuhrwerk,  daher 
sp.  barrocho;  sicher  von  birotus,  aber,  wie  es  scheint,  dem 
suffix  occio,  z.  b.  in  carroccio,  angebildet.  Das  franz.  wort 
ist  brouette  zweirädriger  handwagen,  für  bi-rouette,  wal- 
lon.  berwette,  bei  Ph.  Mousquet  bouroaite. 

Birra  it.,  fr.  biere,  wal.  beare  ein  getränk.  Die- 
selbe sache  wird  noch  durch  ein  älteres  roman.  wort  ausge- 
drückt, it.  cervigia,  sp.  cerveza,  altfr.  cervoise,  lat.  cerevisia. 
Das  it.  birra  ist  aus  dem  nhd.  bier,  das  fr.  biere  aus  dem 
mhd.  bier  (spr.  bfer  einsylb) ,  einem  germanisch-celtischen 
wort:  ahd.  ags.  beor,  altn.  bior,  gael.  beoir  (f.),  bret.  biorc'h 
(m.).  Vgl.  hiezu  Diefenbachs  goth.  wb.  I. 287  und  Benecke  s.  v. 

B  i  s  eigentümlich  rom.  nur  in  Zusammensetzungen  übliche 
partikel,  die  das  ungehörige,  unächte,  verkehrte  ausdrückt  und 
zuweilen  in  den  formen  ber  bre  bar  hervortritt:  it.  biscan- 
tare  nicht  ordentlich  singen,  trällern,  pr.  beslei  verkehrter 
glaube,  it.  barlume  für  bislume  schwaches  licht,  fr.  bertouser 
(bei  Menage)  ungleich  scheren,  piem.  berliche  ein  wenig  be- 
lecken, berlaita  molken  (unächte,  geringe  milch,  fr.  petitlait), 
vgl  Rom.  gr.  II.  357.  Aber  woher  diese  partikel?  Gegen  lat. 
bis  sträubt  sich  der  begriff,  gegen  das  deutsche  mis  die  form, 
gegen  bret.  besk  (abgestutzt)  beides,  besk-aigre  z.  b.  hätte 
unfehlbar  fr.  bechaigre  gegeben  statt  besaigre ;  zusammenzie- 
hung aus  fr.  biais  wäre  zu  stark.  Sollte  es  aus  lat.  vice 
entstanden  sein  ?  Vicedominus  z.  b.  ist  der  Stellvertreter  des 
herrn,  nicht  der  rechte  herr,  und  so  biscantare  nicht  das  rechte 
singen,  bislume  nicht  das  rechte  licht.  Lat.  v  als  anlaut  wird 
ital.  und  span.  leicht  zu  b ,  franz.  freilich  nicht  so  leicht, 
und  eben  darum  ist  diese  erklärung  oder  die  aus  vix  nicht 
zu  halten.  Aber  möglich  wäre,  daß  man  das  Zahladverb  bis, 
sofern  es  in  Zusammensetzungen  aus  dembegriffe  des  doppel- 
ten in  den  des  schiefen  übergeht,  wie  im  sp.  bis-ojo  doppel- 
augig,  schielend,  fr.  bi-ais  doppelsicht,  schiefe,  am  ende  auch 
auf  alles  verkehrte,  ungehörige  angewandt  hätte,  wie  im  alt- 
fr. bes-ivre  schlimm  betrunken,  bes-order  übel  beflecken,  piem. 
bes-anca  verrenkt  (eig.  schlecht  in  den  Hüften  sitzend)  heißt. 


L    BISACCIA-BLASONE.  M 

An  denselben  Ursprung  mahnt  sp.  bis  el^  occ.  bizel,  fr.  bi- 
seau  schiefe  ebene. 

Bisaccia  it.,  sp.  bisaza,  fr.  besace  quersack; 
von  bi-saccium  eig.  doppelsack,  plur.  bisaccia,  bei  Petronius. 
Dsgl.  pr.  fr.  bissac,  piem.  bersac,  von  bis-saccus.  Für 
bisaza  findet  sich  sp.  biaza,  vermuthUch  durch  anlehnung  an 
via  viage  reise,  da  s  sonst  nicht  ausfällt. 

Bisante  it.,  sp.  pg.  besante,  pr.  bezan,  fr.  be- 
sant  eine  byzantinische  münze,  mlat.  byzantius,  auch  byzan- 
tus,  gr.  ßv^dvTiog,  dessen  t  hier  keine  schärfung  in  z  erfuhr. 

Biscotto  it.,  sp.  bizcocho,  pr.  biscueit,  fr.  bis- 
cuit  Zwieback;  von bis-coctus.  So  auch  it.  guascotto  von 
quasi-coctus. 

Bitta  it.,  sp.  cat.  bita,  fr.  bitte  stück  holz  zu  ver- 
schiedenem gebrauch,  pfähl;  wohl  vom  altn.  biti  querbalken, 
engl,  bit,  Schweiz,  bissen;  vgl.  in  den  erfurter  glossen  p.  279*. 
bitus  lignum,  quo  vincti  flagellantur. 

Bizzarro  it.  zornig,  eigensinnig,  seltsam,  lebhaft,  sp. 
pg.  bizarro  ritterlich,  prächtig,  freigebig,  fr.  bizarre  wun- 
derlich. Für  das  ital.  wort  gibt  es  ein  primitiv  bizza  zorn, 
das,  wenn  es  nicht  etwa  deutschen  Ursprungs  ist  (vgl.  ahd. 
bizön  knirschen) ,  aus  dem  fremden  bizzarro  abgezogen  sein 
muß,  da  arr  kein  ital.  suffix  ist.  Ueber  das  span.  wort  läßt 
sich  nur  sagen,  daß  es  sich  mit  gleicher  bedeutung  auch  im 
baskischen  findet  und  daß  hier  noch  ein  subst.  vorkommt  bi- 
zarra  bart,  welches  Larramendi  in  biz  arra  'er  sei  männlich9 
zerlegt  und  die  weiteren  span.  bedeutungen   daraus  ableitet. 

B Jason e  it.  Wappenkunde,  sp.  blason,  pg.  brasäo 
wappen,  dsgl.  rühm,  preis,  fr. blason  wappen,  Wappenkunde ; 
vb.  it.  blasonare,  fr.  blasonner  wappenmalen,  sp.  bla- 
son a  r  rühmen,  sich  rühmen.  Am  frühsten  bemerkt  man  dies 
wort  in  Frankreich,  wo  es  schild,  eig.  Wappenschild  bedeutet 
(Aubri  im  Ferabr.iölb,  Alex.  p.  22, 29),  im  prov.  hat  es  die  form 
blezö,  später  blizö :  blezös  cubertz  de  teins  e  blancs  e  blaus 
Wappenschilde  mit  weißen  und  blauen  färben  bedeckt  Lex.  rom. 
1. 338.  Der  valenc.  wappendichter  Jäume  Febrer  Qgegen  ende 
des  13.  jhj  braucht  blasö  theils  für  wappen  oder  wappen- 
zeichen (armes  e  blasö  str.  9),  theils  für  rühm  oder  glänz 
(llustre  e  blasö  str.  2),  also  schon  ganz  im  neuspan.  sinne; 
die  bed.  Wappenkunde  ist  erst  später  und  zwar  in  Frankreich 


Ü8  l    BLIAUT-BOJA. 

hineingelegt  worden.  Sein  Ursprung  kann  kaum  zweifelhaft 
Bein:  er  liegt  im  ags.  blasse,  engl,  blaze  fackel,  daher  glänz 
sowohl  als  auszeichnung  im  schilde  wie  auch  als  prunk  oder 
rühm  verstanden;  vgl  ahd.  bläsa  trompete,  ndl.  blazen  prah- 
len. Die  prov.  form  blezon  weist  mit  ihrem  e  noch  unmit- 
telbar auf  den  ags.  vocal  a3.  S.  darüber  Bernds  wappen- 
wissenschaft  I.  344. 345. 

Bliaut  pr.  Choix  V.  153,  auch  blizaut  Ferabr.  v.  707, 
dsgl.  b  1  i  a  1  bliau,  alt  fr.  bliaut  Meid  von  Seidenstoff  gewöhn- 
lich mit  gold  bordiert,  sowohl  für  männer  wie  für  frauen,  sp. 
pg.  brial  bloß  für  frauen.  Das  mhd.  blialt  bliät  bezeichnet 
nur  den  stoff  und  auch  das  altfr.  wort  zeigt  nicht  selten  diese 
bedeutung:  cote  ot  d'un  blanc  bliaut  Berte  p.34.  Wo  findet 
sich  der  stamm  bli  oder  blid  (letztere  form  nach  pr.  blizaut 
zu  vermuthen),  mit  dem  sich  die  suffixe  ald  und  al  verban- 
den ?  Ist  es  orientalisch  ?  Ducange  verweist  auf  kymr.  bliant 
feines  leinenzeug,  das  im  celtischen  selbst  nicht  wurzelnd  mit 
dem  roman.  wort  zusammenhängen  dürfte,  altengl.  bleaunt 
blehand  Halliw. 

B  o  c  a  it.,  sp.  pg.  b  o  g  a ,  pr.  b  u  g  a ,  fr.  b  o  g  u  e  (Nem- 
nich)  ein  fisch,  meerbrassen;  vom  lat.  box  bocis  (mj  bei 
Plinius,  nach  dem  gr.  ßoafe,  /?«£.  Paulus  in  seinen  excerpten 
aus  dem  Festus  gibt  bereits  eine  halbroman.  form,  welche 
0.  Müller  für  einen  acc.  plur.  hält:  bocas  genus  piscis  a 
boando  appellatur. 

B  o  c  c  a  it.,  sp.  pg.  pr.  b  o  c  a ,  fr.  b  o  u  c  h  e  mund ;  von 
bucca  baeken,  auch  für  mund  oder  maul  gebraucht,  die  er- 
stere  bedeutung  nur  im  wal.  buce  erhalten.  Nach  buccea 
bucceola  bildete  sichpr.  bucella  (mlat.  buccella),  dsgl.  bossi, 
altfr.  boussin  bissen,  sp.  bozal  maulkorb. 

Boccale  it. ,  sp.  fr.  wal.  bocal  krug ,  becher;  vom 
mlat.  baucalis,  dies  vom  gr.  ßavxähiov  gefäß,  ßavxaXig  auf 
einem  papyrus,  s.  Letronne  im  Journ.  d.  sav.  1833  p.  478. 

Boja  altit.  s.  Lex.  rom.,  pr.  boia,  altfr.  buie  kette, 
fessel;  von  boja  bei  Plautus  und  andern:  bojae  genus  vin~ 
culorum  tarn  ferreae  quam  ligneae  Festus;  mhd.  boije.  Das- 
selbe wort  ist  der  schifferausdruck  sp.  b  o  y  a ,  pg.  b  o  i  e ,  alt- 
fr. b  o  y  e ,  nfr.  b  o  u  e  e ,  dtsch  boje  u.  s.  w.  ein  auf  dem  was- 
ser  schwimmendes  mit  einem  seil  (boja)  befestigtes  stück  holz. 

ß  o  j  a  it .  henker,  auch  altsp,  b  o  y  a ,  neupr,  b  o  i  o  u,  wal- 


I    BOLGIA-BOLZONE,  69 

Ion.  boie,  chw.  bojer.  Ehe  man  sich  in  Untersuchungen 
über  dieses  wort  vertiefe,  erwäge  man,  daß  die  ital.  spräche 
keine  masculina  auf  a  bildet,  wohl  aber  feminina  auf  a  als  ma- 
sculina  behandelt  il  camerata,  lo  spia),  das  wort  muß  also 
ein  schon  vorhandenes  sein,  vorhanden  aber  ist  im  latein.  und 
altit.  boja  fessel,  namentlich  halsfessel,  vgl.  Papias  bogia  tor- 
ques  damnatorum,  wozu  die  venez.  form  bogia  passt.  Dem 
Spanier  ist  ruthe  und  henker  dasselbe,  s.  verdugo  IL  b. 

Bolgia  it.,  alt  fr.  böge  ranzen,  neu  fr.  b.ouge  stüb- 
chen ;  abgel.  sp.  b  u  r  j  a  c  a  schnappsack ;  fr.  b  o  u  g  e  1 1  e  rei- 
sesack, daher  altengl.  bogett  bougett,  neuengl.  budget,  letz- 
teres wieder  ins  franz.  eingeführt.  Es  ist  das  lat.  bulga  bei 
Lucilius,  welches  Festus  ein  von  den  Galliern  gebrauchtes  wort 
nennt:  bulgas  Galli  sacculos  scorteos  vocant,  altirisch  bolc 
Zeuß  1. 17,  gael  builg,  eben  sowohl  ahd.  bulga  (aus  dem  vb. 
belgan  schwellen).  Uebrigens  fließen  die  roman.  formen,  wie 
oft,  aus  einer  latein.  adjectivbildung  bulgea  (bulgia),  keines- 
wegs aus  dem  celtischen  oder  deutschen.  S.  über  dieses  wort 
Diefenbachs  goth.  wb.  I. 271. 

I  Bolla  undbullzit.,  sp. pr.  bola  bula,  pg.  bolha  bulla, 
fr.  boule  bulle  blase,  kugel,  daher  Urkundensiegel  (für 
letztere  bedeutung  gilt  meist  die  form  mit  u),  masc.  it.  b  o  1 1  o 
sieget,  sp.  bollo  beule;  von  bulla  Wasserblase,  beule,  buckel. 
Span,  bola,  nebst  altfr.  pic.  boule  Windbeutelei,  betrug  gehen 
auf  die  bed.  Wasserblase  zurück;  daher  vb.  bouler  den 
kröpf  aufblasen.  Abgel  it.  b  o  1 1  e  1 1  a  bulletta,  fr.  b  i  1 1  e  t  Zet- 
tel, eig.  besiegeltes  blättchen;  it.  b ollettino,  fr.  bulletin 
berichtzettel ;  dsgl.  sp.  bollo  n,  fr.  boulon  nag el  mit  dickem 
knöpf,  altfr.  bolzen:  ebenso  heißt  lat.  bulla  knöpf  des  nageis. 
Desselben  Stammes,  von  bullire,  ist  it.  b  o  1 1  i  r  e ,  sp.  pr.  b  u  1- 
lir,  pg.  bulir  bolir,  fr.  bouillir  sieden,  wallen,  in  unruhe 
sein;  hieraus  das  sbst.  it.  bollone,  fr.  bouillon  auf  Wal- 
lung, auch  Fleischbrühe  (ähnlich  sp.  caldo  mit  letzterer  be- 
deutung ,  eig.  hitze,  pic.  caudiau,  altfr.  caudel  Ger.  de  Nev. 
p.117);  dsgl.  sp.  bulla,  pg.  bulha  unruhe,  auf  rühr ,  da- 
her cat.  esbulyar  verwirren,  zerstreuen,  und  wohl  auch 
pg.  esbulhar  genau  durchsuchen,  berauben  (eig.  ver stören?), 
das  man  sonst  aus  spoliare  erklärt. 

Bolzone  it.,  altsp.  altfr.  bozon,  pr.  bossö  pfeilmit 
stumpfem  ende,  dsgl.  mauerbrecher ;  kann,  ohne  anlehnung  an 


60  !.    BOMBA-BORBOGLIARE. 

das  deutsche  bolz  bolzen,  mittelst  des  Suffixes  cion  aus  bulla 
nagelkopf  (woher  auch  fr.  boulon  bolzen)  wie  fr.  hame<?on 
aus  hamus  abgeleitet  sein.  Die  roman.  urform  bulcio  bultio 
ist  in  altdtschen  glossarien  zu  finden. 

B  o  ra  b  a  pr.,  auch  altval.  bei  A.  March,  prahlerei,  ge- 
prange;  dsgl.  it.  bombanza  jubel,  altfr.  bombance  bei 
Menage,  gewöhnlich  b  o  b  an  c  e,  pr.  b  o  b  a  n  s  a  s.  v.  a.  bomba ; 
pr.  bobans  für  boban,  altfr.  bobant  dass.  Von  bombus 
gesumse,  geräusch,  adj.  bombicus  geräuschvoll,  prahlerisch, 
bei  Venant.  Fort.  Daher  denn  auch  Wörter  wie  bomba  ein 
summendes  geschoß,  dsgl.  bombarda,  vb.  it.  rimbombare  wie- 
derhallen. 

Bomba  sp.  pg.  cat.,  fr.  pompe,  engl,  pump  eine  ma- 
schine  zum  wasserschöpfen,  pumpe.  Nach  Adelung  vom  ge- 
räusch, das  sie  macht:  zunächst  wohl  vom  roman.  vb.  bom- 
bare  trinken,  schlürfen,  denn  die  pumpe  saugt,  aber  auch 
dies  verbum  ist  ein  naturausdruck,  s.  bobo  71.  a.  Der  Ita- 
liäner  nennt  sie  tromba,  nicht  weil  sie  ein  trompetenartiges 
geräusch  macht,  was  nicht  der  fall  ist ,  sondern  weil  Iromba 
aus  lat.  tuba  entstand  und  dies  1)  trompete,  2)  röhre  in  ei- 
nem druckwerke  heißt. 

Bonaccia  it. ,  pr.  bonassa,  fr.  bonace,  sp.  mit 
eingeschobenem  n  bonanza  meeresstille ;  eig.  heiteres  wetter, 
von  bonus,  vgl.  sp.  bonazo  friedlich  und  wal.  resbune  es 
heitert  sich  auf.  Das  gegentheil  davon  ist  altsp.  malina  un- 
gewitter,  von  malus. 

Bonete  sp.  pg.,  pr.  boneta,  fr.  bonnet  mutze.  Ur- 
sprünglich name  eines  Stoffes :  ab  illo  tempore  nunquam  inductus 
est  squarleto  vel  panno  viridi  seu  bonneta  Guill.  de  Nangiaco 
(um  1300).  Woher  dem  stoff  dieser  name  geworden,  muß 
dahingestellt  bleiben.  Indessen  erkennt  J.  Grimm  zu  Merkel 
L.  Sal.  p.  LIV  in  dem  malbergischen  ob-bonis  (obpinis,  abon- 
nis  unterhaube,  haarbinde)  ein  dem  roman.  bonneta  bereits 
verwandtes  wort. 

Borbogliare  it.,  pic. b o r b o u  1 1  e r  murmeln,  sp.  bor- 
bollar,  pgf.borbolhar  borbulhar  sprudeln,  blasen  werfen, 
cat.  borbolyar  verwirren ,  betrügen;  sbst.  sp.  b u r b u j a , 
pg.  borbulha  Wasserblase,  knospe  (etwas  hervorquellendes). 
Die  hispan.  verba  erklären  sich  vielleicht  aus  einem  ver- 
stärkten lat.  bullare,  bei  den  andern  mag  dies  zweifelhafter  sein, 


I.    BORPA-BORDO.  61 

wiewohl  die  begriffe  sprudeln  und  murmeln  sich  nahe  berüh- 
ren. Neben  borbogliare  stellt  sich  nämlich  noch  das  gleich- 
bed.  borbottare,  alt  fr.  b  o  r  b  e  t  e  r  Chron.  de  Ben.  III.  529, 
pic.  borboter ,  neben  sp.  borbollar  ebenso  das  gleichbed. 
bo  r  b  o  t  a  r,  ohne  zweifei  naturausdrücke  wie  gr.  ßoQßogv&iv 
brausen,  gael.  borban  gemurmel,  vermuthlich  auch  it.  bürbero 
mürrisch.  Eine  andre  form  mit  der  bed.  murmeln  lehnt  sich 
an  barba:  sp.  barbotar,  mail.  barbottä,  pic.  barboter,  cat. 
barbotejar.  Dazu  noch  it.  barbugliare,  sp.  barbullar  unver- 
ständlich sprechen. 

B  or  da  pr.  cat,  b o  r  d e  altfr.  baräke;  vom  goth.  baurd, 
altn.  bord,  ahd.  bort  tafel,  brett,  vgl.  ir.  gael.  börd,  kymr. 
bwrdh.  Daher  it.  bordello,  pr.  fr.  bordel,  sp.  burdel 
(auch  adj.J,  urspr.  hüttchen,  s.  die  stellen  bei  Ducange,  altfr. 
auch  fem.  bordela  schlechte  hütte  Serm.  de  Bern.  555. 

Borde  sp.,  pr.  bort,  altfr.  bor  de  (sbst.  u.  adj.)  ba- 
stard,  nebenschößling.  Es  ist  augenscheinlich  das  primitiv  des 
späteren  tat.  burdo  maulthier,  bastarä  des  pferdes  (burdonem 
producit  equus  conjunctus  asellae,  s.  Ducange),  welches  aber 
selbst  ein  fremdwort  sein  muß  und  von  einigen  etymologen 
mit  dem  deutschen  beran  (tragen)  zusammengestellt  wird,  s. 
Schwencks  beitr.  I. 17,  Gr  äff  III.  163.  Burdo  fehlt  in  diesem  sinne 
dem  roman.  gebiete,  denn  das  im  prov.  Elucidari,  dem  nicht 
überall  zu  trauen  ist,  angeführte  burdo  ist  offenbar  lateinisch, 

B  o  r  d  o  it.  sp.  pg.  (der  Spanier  sagt  auch  borde),  fr.  b  o  r  d, 
fem.  altsp.  pg. borda  rand  z.b.  des  Verdeckes,  wal.  boarte 
kränz;  vom  ahd.  bort,  alts.  bord  rand,  schiffsrand,  vgl.  ahd. 
borto  band.  Daher  sp.  bor  dar,  fr.  bor  der,  engl,  bor- 
der einfassen.  Das  span.  wort  bedeutet  auch  sticken,  wie 
sich  denn  beide  handlangen  nahe  berühren,  allein  dafür  be- 
sitzen andre  sprachen  eine  besondre  form:  cat.  brodar,  fr. 
b  r  o  d  e  r ,  engl,  broider ,  kymr.  brodio ,  zusammenfallend  mit 
dem  gael.  brod,  altengl.  brode  stechen,  denn  auch  stechen  und 
sticken,  fr.  brocher,  sind  verwandte  handlungen.  Eine  an- 
dre form  ist  wall,  b  r  o  s  d  e  r ,  altsp.  altpg.  b  r  o  s  1  a  r  für  bros- 
dar  (mlat.  brosdus  aus  dem  10.  jh.,  später  brustus  gestickt], 
offenbar  vom  gleichbed.  ahd.  ga-prortön,  sofern  dies  nebst  ags. 
brord,  altn.  broddr  spitze,  Stachel  auf  ein  goth.  bruzdön  zu- 
rückführt, vgl  Grimm  P  319  und  zumal  Diefenbachs  goth.  wb. 
L  285,286. 


02  I.    BORDONE-BORNIO. 

Bordone  it.,  sp.pr.  bordon,  pg. bordäo,  fr.  bour- 
don  stütze,  pilgerstab.  Der  wandrer  konnte  den  stab,  auf 
den  er  sich  stützte,  vergleichungsweise  sein  lastthier  nennen 
und  so  ist  bordone  nichts  anders  als  das  so  eben  berührte  tat. 
burdo,  welche  uralte  etymologie  zu  unterstützen  Covarruvias 
treffend  das  sp.  muleta  (maulthier  und  krückenstock)  anführt. 

Bordone  it.,  sp.  bordon,  pg.  l>ordäo,  fr.  bour- 
don  bass,  basssaite,  fr.  auch  hummel,  vgl.  atticus  (attacus) 
vel  burdo  Gloss.  Aelfr.;  üb.  fr.  bourdonner  summen.  Ist  es 
richtig,  daß  die  langen  trompeten  oder  Orgelpfeifen  diesen  na- 
men  führten  (Ferrari,  Ducange),  so  konnte  man  ihn  von  dem 
der  langen  pikjerstäbe  (s.  den  vorigen  artikel)  entlehnt  haben 
und  hiernach  wäre  das  gael.  bürdan  gesumme,  altengl.  bour- 
don,  von  außen  eingeführt. 

Borgo  it.,  sp.  pg.  burgo,  pr.  bor  c,  fr.  b  ourg  kleine 
Stadt,  flecken.  Dasselbe  wort  ist  in  allen  germanischen  spra- 
chen heimisch  und  seine  würzet  darin  nachweislich,  goth.  baurgs, 
ahd.  bürg  von  bairgan  bergan.  Indessen  kannten  auch  die 
spätem  Römer  das  wort  burgus  und  zwar  als  ein  vulgäres: 
castellum  parvum,  quem  burgum  vocant  sagt  Vegetius  de  re 
milit.  4,10;  und  wenn  es  aus  dem  deutschen  in  das  latein 
übergieng,  so  scheint  es  wenigstens  seine  ausprägung  als  ma- 
sculin  demgr.nvgyog  zu  danken.  Aus  diesem  längst  vordem 
falle  des  westlichen  reiches  dem  Römer  bekannten  burgus  ist, 
genau  genommen,  das  roman.  borgo  herzuleiten,  nicht  unmit- 
telbar aus  dem  deutschen  bürg,  aus  welchem  sich  die  abl.  it. 
borgese,  sp.  bürg  es,  pg.  burgel,  /r.  bourgeois  nicht 
entwickeln  konnte  (vgl.  franco)  d.  h.  in  der  röm.  Volksspra- 
che muß  schon  burgensis  gegolten  haben,  bis  durch  einfluß 
des  deutschen  bürg  die  form  mit  gutturalem  g  it.  borghese, 
pg.  burguez,  pr.  borgues,  altfr.  borgois  daneben  aufkam.  Auch 
im  span.  Ortsnamen  Burgos  hat  sich  das  wort  erhalten,  es 
ist  eine  pluralform,  lat.  Burgi  Burgorum,  wie  denn  die  Stadt 
mit  Vereinigung  mehrerer  dörfer  (i.  j.  884)  erbaut  ward,  s. 
Esp.  sagr.  XXVI.  169.  lieber  die  weite  Verbreitung  dieses 
Wortes  vgl.  Diefenbachs  goth.  wb.  I.  264. 

Borino  it.,  burin  fr.,  sp.  pg.  buril,  altsp.  boril 
grabstichel;  wohl  vom  ahd.  bora  terebra,  borön  terebrare. 

Bornio^.,  bornicaf.,  borgne/r.  einäugig;  vb.  alt- 
fr. borgnoier.     Bedeutete  es  ursprünglich  schielend  wie  in 


I.    BORRA-BOSCO.  63 

einer  mundartl.  Zusammensetzung  mit  oculus  (bornicle  schie- 
lendes auges  Dict.genev.  p.42,  im  Jura  bournicler  schielen), 
so  ist  sp.  bornear  krümmen,  ausweichen  gleiches  Ursprunges: 
in  derselben  spräche  heifit  tuerto  gekrümmt,  schielend,  ein- 
äugig. Woher  aber  dies  wort?  Das  bret.  born  steht  zu 
einzeln  im  celtischen  da,  um  nicht  verdacht  der  entlehnung 
aus  dem  franz.  zu  erregen.    Die  limeus.  form  ist  borli. 

Borra  it.  sp.  pr.,  bourre  fr.  kurze  wolle,  flockiger 
Stoff  u.  dgl.  Wir  haben  hier,  wie  schon  Aldrete  fol.  47a  an- 
merkt, den  singular  des  bei  Ausonius  vorfindlichen  burrae 
possen ,  lappalien  (auch  it.  borre ,  sp.  borras  in  demselben 
sinne)  vor  uns :  flocke  und  posse  berühren  sich  öfter.  Aus 
diesem  burra  bildete  das  ältere  mlatein  ein  adj.  reburrus 
struppicht,  kraus.  Dahin  gehört  auch  sp.  borra  borro  jun- 
ges schaf,  mit  kurzer  wolle,  abgel.  borrego  dass.;  itbox- 
raccia,  sp.  borracha  weinschlauch  (von  ziegenfell?) ;  pr. 
borräs,  fr.  bourras  grobes  tuch;  vb.  fr.  bourrer,  it. 
abborrare  mit  wolle  ausstopfen,  sp.  pg.  borrar  sudeln, 
klecksen  (mit  beziehung  auf  burrae  possen  ?) ;  sbst.  sp.  b  o  r- 
ron,  pg.  borräo  klecks.     Vgl.  burro. 

Borrace  it.,  sp.  borrax,  fr.  borax  ein  aus  China 
und  Japan  kommendes  mittelsalz ;  vom  arab.  büraq  Golius 
260,  Freytag  I.  HP. 

Borraggine^.,  zsgz.  borrana,  sp.  borraja,  pg.  bor- 
ragem,  pr.  borrage,  fr.  bourrache,  wal.  borantze 
ein  kraut,  lat.  borrago. 

B  o  r  s  a  it.  pr.,  sp.  pg.  b  o  1  s  a ,  fr.  b  o  u  r  s  e  geldbeutel, 
börse,  auch  wohl  wal.  boase  und  bask.  molsa,  vom  mhU 
byrsa  (ßvQoa)  feil,  leder. 

Borzacchino  it.,  sp.  borcegui,  fr.  brodequin 
art  halbstiefel;  vom  mndl.  broseken  KU.,  in  älterer  gestalt 
brosekin,  dimin.  von  broos  (f.)  mit  gl.  bed.,  vermuthlich  um- 
gestellt aus  byrsa  leder,  wie  auch  leerse  Stiefel  aus  leer  (le- 
der) enstand. 

Bosco it.,  sp.  pg.  bosque,  pr.  bosc,  fr. bois,  mlat. 
boscus  und  buscus  gehölz.  Dieses  wort  darf  nach  J.  Grimm 
(über  diphthonge,  vgl.  gramm.  IL  277)  auf  eine  deutsche  Wur- 
zel zurückgeführt  werden,  bauen,  wovon  eine  ahd.  adjectiv- 
form  buwisc  buisc  baumaterial,  holz  (wie  fr.bois)  anzuneh- 
men wäre ;  auch  das  sbst,  busch  brauchte  nicht  eben  aus  dem 


64  I.    BOSSO-BOTTE. 

vornan,  zurückgekehrt  zu  sein  (doch  wohl  mhd.  bosche?)  Das 
deutsche  ü  müste  sich  also  im  roman.  durch  position  gekürzt 
haben,    daher  bosco  für  busco,    s.  busca.    Die  franz.  abll. 
bosquet  und  bocage  für  die  veralteten  boschet  boschage 
schließen  sich  mit  ihrer  kehlt enuis  den  südlichen  formen  (it. 
boschetto,  sp.  boscage)  an;  auch  bouquet  blumenstrauß 
für  bousquet  (vgl.  lat.  silva  wald,  dsgl.  menge  pflanzen)  ist 
hieher  zu  nehmen.    Zsgs.  ist  it.  imboscare,  sp.  pr.  em- 
boscar,  fr.  embusquer  (alt  embuscher  und  embuissier) 
in  den  busch  d.  h.  in  den  hinterhalt  legen,  daher  im  Garin  en 
un  bruillet  (gebüsch)  les  a  fait  embuschier  Ducange  tf.brolium. 
Bosso  it.,  sp.  box,  pg.  buxo,   pr.  bois,  fr.  buis 
buchsbaum;  von  buxus.     Daher  abgel.   it.   buscione,   fr. 
buisson,  pr.  boisson  Strauch  (nicht  von  bois bosc,  wel- 
chen nur  ein  pr.  boscon  gemäß  sein  würde) ;  dsgl.  it.  bössolo 
buchsbaum  und  büchse ,  sp.  brüxula  compass  (mit  eingescho- 
benem r,  vgl.  pr.  brostia  unter  boite  II.  c),  fr.  boussole, 
so  wie  sp.  buxeta,  pr.  bosseta,  fr,  bosselte  schachtet 
von  buchs,  überhaupt  büchse. 

B  o  tt  a  it.,  alt  fr.  botte,  auch  b  o  z  Ren.  II.  p.  152,  kröte, 
champ.  dauphin.  böte;  scheint  aus  deutscher  Wurzel  in  bö- 
zen  stoßen,  treiben,  so  daß  es  das  aufgetriebene  thier  bezeich- 
nete. Auch  sp. boto  adj.  stumpf,  fr.bot  in  pied  bot  klump- 
fuß,  b  o  1 1  e  klumpen,  chw.  b  o  1 1  hügel,  wal.  b  u  t  a  c  i  u  stumpf, 
blöde  (ungr.  buda)  müssen  dieser  Wurzel  zufallen:  nhd.  butz, 
blitzen,  ndd.  butt  bedeuten  etwas  abgestumpftes. 

Bottare  it.  in  dibottare  durcheinander  schlagen,  dsgl. 
buttare  ausschlagen  (von  bäumen),  sp.  pg.  pr.  botar,  fr. 
b outer  stoßen;  vom  mhd.  bözen  stoßen,  klopfen,  doch  nä- 
hert sich  bultare  formell  mehr  dem  mhd.  biuzen.  Sbst.  mail. 
butt  knospe,  it.  botto,  botta,  sp.  böte,  fr. botte  stoß, 
b  o  ut  ende,  spitze  (obd.  bütz  brustwarze),  daher  debout  auf- 
recht, mettre  debout  mit  dem  ende  hinstellen,  aufrecht  stellen, 
dsgl.  aboutir  zu  ende  gehen.  Abgel.  it.  bottone,  sp.  pr. 
boton,  fr.  bouton  knospe,  knöpf,  eig.  etwas  hervorstoßen- 
des, ausschlagendes,  vielleicht  buchstäblich  das  ahd.  bözo  bündel 
(knollen?).  Auch  kymr.  bot  böth  runder  körper  ist  verglichen 
worden,  die  ital.  doppelform  aber  mit  t  und  z  in  bottone  und 
bozza  (s.  unten)  scheint  deutschen  Ursprung  anzuzeigen. 

Botte  it.,  sp.pr.  bota,  fr.  botte  boute,  wal.  böte 


I.    BOTTEGA— BRACA.  65 

bute  haben  die  bedd.  faß,  kübel,  schlauch,  stiefeln,  dgl.  Die 
Wörter  sind  vielen  sprachen  gemein,  z.  b.  gr.  ßovtig  ßvrig 
flasche,  ags.  butte,  nhd.  bütte  ein  großes  gefäß,  gael.  bot  Stie- 
fel. Butte  begegnet  schon  in  einer  Urkunde  v.  j.  564  Marini 
pap.  dipl.  p.  124.  Abu.  sind  it.  bottiglia,  sp.  botilla  bo- 
tija,  fr.  bouteille,  mlat.  buticula,  in  den  casseler  glossen 
puticla,  in  einem  scherzhaften  artikel  zur  L.  Sal.  (cod.  guelf. 
8.jhJ  aber  schon  botilia;  dsgl.  it.  bottino  Wasserbehälter, 
ahd.  butin,  ags.  byden  u.  a.  m. 

Bottega  it.,  sp.  botica,  pr.  botiga,  /r.boutique 
kramladen;  von  apotheca  vorrathskammer ,  neap.  mit  tenuis 
potega,  sie.  putiga. 

B  o  1 1  i  n  o  it.,  sp.  b  o  t  i  n ,  beide  wohl  aus  dem  fr.  b  u- 
tin  beute;  vom  nord.  byti,  mhd.  büten,  s.  Benecke. 

Bozza  it.,  pr.  bossa,  fr.  bosse,  pic.  boche  beule, 
adj.  fr.  b  o  s  s  u  buckelig  u.  a. ,  dsgl.  it.  b  o  c  c  i  a  knospe,  ku- 
gel,  sp.  bocha  mit  letzterer  bed.,  pg.  bochecha  aufgebla- 
sener backen.  Im  latein.  sucht  man  diesen  stamm  vergebens; 
leicht  aber  erkennt  man  darin  das  unter  botta  schon  erwähnte 
hochd.  blitze  bulzen  etwas  abgestumpftes,  klumpenartiges,  vgl. 
ndl.  butse  beule,  vom  mhd.  bözen  stoßen  (hervorstoßen),  s. 
o&ewbottare.  ltal.  bozza  und  bozzo  bedeuten  auch  einen  grob 
bearbeiteten  d.  h.  einen  noch  unförmlichen  stein,  daher  das  vb. 
abbozzare  aus  dem  rohen  arbeiten,  pg.  esbocar,  altsp. 
sbst.  esbozo  =  it.  abbozzo,  wogegen  das  sp. bosquejar  eine 
sehr  abweichende  g estalt  zeigt.  —  Derselben  herkunft  wie  die 
obigen  formen  mit  radicalem  o  sind  andere  mit  u :  it.  b  u  z  z  o 
bauch,  nadelküssen,  sp.  buche  busen,  kröpf,  mögen,  auch 
bausch  eines  kleides;  sp.  buch  et e  s.  v.  a.  bochecha;  fr. 
but  erhabene  mitte  eines  dinges,  ziel  des  schützen,  zweck 
(wie  auch  das  deutsche  zweck  ursprünglich  den  zweck  oder 
nagelkopf  im  mittelpunct  der  scheibe  bedeutet),  zsgs.  debut; 
fem.  bute  aufgeworfener  erdhaufe  (altn.  bütr  abgestumpftes 
ding).  Von  buzzo  ist  mail.  buzzecca,  piem.  buseca,  it. 
busecchio  gedärm,  vgl.  ahd.  gebuzze  exta (Gr äff  111. 233). 
An  sp.  buche  scheint  sich  auch  zu  schließen  bucha  brot- 
behälter,  Sparbüchse,  vb.  buchar  verstecken. 

Braca  it.,  sp.  pg.  braga,  pr.  braya,  altfr.  braie 
hose  (gew.  im  plur.),  sp.  braga,  nfr.  braie  windet;  vom  lat. 
braca,  angeblich  ein  gallisches  wort,  bret.  bragez. 

5 


66  I.    BRACCO-BRANCA. 

Bracco  it.,  sp.  braco,  pr.br ac,  fr.  braque  Jagd- 
hund, Spürhund;  vb.  it.  braccare  nachspüren;  vom  ahd. 
braccho,  nhd.  bracke,  Span.  adj.  braco  stumpfnasig.  Aus 
der  altfr.  form bracon  floß  braconnier  Wilddieb,  vb.  b  r  a- 
c  o  n  n  e  r  in  fremdem  gehege  jagen. 

Bragia  brascia  braciaitf.,  sp.  pr.  brasa,  pg.  braza, 
fr.  braise  glühende  kohle,  fläm.  brase  KU.;  vb.  it.  abbra- 
giare,  sp.  abrazar,  fr.  embraser  anzünden,  altfr.  es- 
braser  Liv.  d.  rois  p.  307.  Vom  altn.  brasa  löthen,  schwed. 
brasa  flammen,  wie  Diefenbachgoth.  wb.  L  327  gegen  die  deutung 
aus  ags.  blaese  fachet  (wovon  blason)  mit  recht  behauptet;  dies 
nord.  brasa  wäre  denn  das  ags.  bräsian  v  er  erzen ,  woraus 
sich  die  ital.  form  bragiare  gut  erklärt,  bracia  aber  ist  aus- 
geartet wie  cacio  von  caseus.  Dieselbe  deutung  schon  in 
Wächters  gloss.  germ.  und  Löschers  literator  celta  p.  94.  Zu 
merken  ist  noch  mail.  brascä  anzünden. 

Brago  it.,  pr.  brac  schlämm,  altfr.  brai  schlämm, 
theer,  nfr.  brai  in  letzterer  bed.,  daher  sp.  brea,  pg.  breo 
breu?  vom  nord.  bräk  thran;  vgl.  auch  wallon.  briac  pfütze. 

B r a m a r e  it.,  chw.  brammar  heftig  verlangen,  sp.  pr. 
bramar,  fr.  bramer  schreien,  neupr.  bramä  mit  beiden 
bedd.,  vgl.  altcat.  glatir  bellen,  neucat.  begehren,  und  Festus 
stelle:  latrare  Ennius  pro  poscere  posuit.  Es  ist  das  ahd. 
breman,  ndl.  bremmen  brüllen,  entsprechend  dem  gr.  ßgs^isiv. 

B  r  a  n  c  a  it.  altsp.  altpg.  pr.,  fr.  b  r  a  n  c  h  e,  pr.  auch  masc. 
branc  kralle,  zweig,  wal.  brence  vorderfuß,  mlat.  branca 
leonis  eine  pflanze  (um  1070).  Verwerflich  ist  die  deutung 
aus  brachium  mit  eingesetztem  n,  da  eine  solche  form  immer 
nur  brancia  ergeben  konnte.  Unzweifelhaft  ist  branca  ein  sehr 
altes  roman.  wort,  ja  vielleicht  schon  der  römischen  Volks- 
sprache bekannt :  für  ersteres  spricht  die  ital.  abl.  brancicare 
mit  palatalem  c,  indem  solche  bildungen  nur  aus  alten  stam- 
men hervorgiengen  oder  doch  in  alter  zeit  entstanden,  für 
letzteres  das  dasein  des  Wortes  im  walach.  mit  eigentümli- 
cher bedeutung.  Zusammenhang  desselben  mit  dem  altgael. 
brac,  com.  brech  (e  aus  a),  kymr.  breich  arm  (des  baumes 
äste  sind  seine  arme)  mit  ausgefallnem  n  muß  man  anerken- 
nen und  vielleicht  vergegenwärtigt  das  bret.  brank  noch  die 
reinere  form.  Vgl.  Diefenbachs  cell.  I. 210.  Von  branca  kommt 
it.  brancolare  tappen  u.  a.  m. 


I.    BRANDO— BRAVO.  67 

B  r  a  n  d  o  it.,  pr.  b  r  a  n,  altval.  b  r  a  n  t  (noch  bei  A.  March), 
altfr.  brant  branc  bran  schwertklinge  (branc  de  Fespee); 
vom  ahd.  brant  titio,  altn.  brandr  gladius,  vgl.  wegen  der  be- 
deutungen  den  span.  schwertnamen  Tizon  =  titio ,  später  in 
Tizona  verändert.  Daher  it.  brandire,  pr.  fr.  bran  dir, 
sp.  blandir  den  degen  schwingen;  dim.  fr.  brandiller 
schwingen,  dsgl.  branler,  zsgs.  ebranler,  für  brandoler.  Eine 
andre  abl.  ist  pr.  b  r  a  n  d  ö ,  fr.  b  r  a  n  d  o  n ,  sp.  b  1  a  n  d  o  n 
fachet ;  altfr.  b  r  a  n  d  e  r  brennen,  in  flammen  stehn  s.  Chron. 
de  Fantosme  v.  958,  neupr.  brandä,  vielleicht  auch  piem. 
brande  kochen,  wallen. 

Brandone  it.,  zsgz.  b r a n o,  fetzen  fleisch  oder  tuch, 
altsp.  b  r  a  h  o  n  (für  bradon)  tuchlappen,  pr.  b  r  a  d  o  n  brazon 
braon,  altfr.  braion,  lothr.  bravon,  engl,  brawn  wulst  fleisch, 
dickbein;  vb.  it.  sbranare,  altfr.  es  braon  er  zerfleischen; 
vom  ahd.  bräto    (acc.    brätun  bräton)  fleischiger  theil,  wade. 

B  r  a  v  o  it.  sp.  pg.,  brau  pr.  (f.  brava),  b  r  a  v  e  fr.  (hier- 
aus unser  brav);  abgel.sp.  pg.  bravfo.  Die  älteste  noch  im 
Südwesten  fortdauernde  bed.  ist  ' unbändig ,  stürmisch*,  daher 
sp.  braviar  brüllen;  aber  auch  im  altital.  liest  man  unde 
brave  stürmische  wogen  s.  Archiv,  stör.  it.  app.  num.  18  p.  50» 
Besonders  braucht  man  es  von  ungezähmten  thieren,  selbst 
von  wilden  pflanzen:  mlat.  bravus  bos,  it.  bue  brado  (für 
bravo)  junger  noch  nicht  ans  ziehen  gewöhnter  ochse,  npr. 
brau  stier ,  cat.  kalb,  sp.  ganso  bravo  wilde  gans,  pg.  uva 
brava  wilde  traube.  Daran  knüpft  sich  die  bed.  stürmisch 
im  kämpf,  tapfer,  sodann  tüchtig,  trefflich,  stattlich.  Das  fr. 
brave,  welches  jene  grundbedeutung  nicht  anerkennt,  muß  erst 
später  aus  dem  ital.  oder  span.  entlehnt  sein;  das  wort  fehlt 
der  älteren  spräche ,  worin  es  brou  oder  breu  hätte  lauten 
müssen:  die  ursprüngliche  form  und  bedeutung  aber  blickt  noch 
hervor  aus  e b r o u e r  brausen ,  rabrouer  grob  anfahren, 
die  aus  brau  entstanden  wie  clouer  aus  clau,  wiewohl  Le  Du- 
chat  rabrouer  aus  lat.  abrogare  deutet.  Die  herkunft  von 
bravo  ist  nicht  ganz  sicher.  Drei  Wörter  aus  drei  verschie- 
denen sprachen  bieten  sich  der  erwägung  dar:  lat.  pravus 
verkehrt,  unrecht,  kymr.  braw  sbst.  schrecken,  ahd.  raw 
roh.  Aus  pravus  konnte  bravus  geworden  sein,  aber  die  be- 
deutungen  stoßen  sich  ab;  übrigens  findet  sich  das  lat.  wort 
im  pr.  prau  richtig  geformt  und  ganz  in  seinem  lat.  sinne. 


68  I.    BRAZA-BRIBE. 

Bessere  ansprüche  scheint  das  ganz  formgerechte  braw  zu  ha- 
ben, allein  ist  dies  nicht  verdächtig,  daß  es  dem  Romanen  in 
seiner  eigentlichen geltung  als  Substantiv  fehlt?  Das  bret.  brnö 
(schön,  lieblich)  ist  nebst  dem  gleichbed.  ndl.  brauwe  (s.  Ki- 
lian)  nicht  celtischer,  sondern  franz.  herkunft.  Wie  aus  dem 
lat.  crudus  konnten  sich  aus  dem  ahd.  raw  leicht  die  bedd. 
unbiegsam,  wild,  rauh,  tapfer  entfalten,  auch  macht  die  form 
wenig  bedenken,  da  b.  in  mehreren  fällen  den  anlaut  r  ver- 
stärken muß  (vgl.  bruire,  brusco  und  IL  c.  braire). 

B  r  a  z  a  sp.  pg.,  pr.  b  r  a  s  s  a,  fr.  b  r  a s  s  e  ein  längenmaß, 
klafter;  vom  plur.  brachia  die  (ausgestreckten)  arme,  daher 
ältfr.  brace  levee  mit  offnen  armen  Chans.  d'Ant.  1.47. 

ßrenno  genues.,  piem.  comask.  pr.  altfr.  altsp.  bren, 
piem.  auch  b  r  a  n  kleie,  nfr.  b  r  a  n  ab  fall,  auswurf;  nach  Die- 
fenbach  goth.  wb,  I.  321  auch  sp.  b  rana  ab  fall  von  bäumen; 
ein  celt.  wort,  gael.  bran,  kymr.  brän,  bret.  brenn  kleie. 

B  r  e  s  c  a  sp.  cat.  pr.,  v  r  i  s  c  a  sie,  b  r  e  s  c  h  e  altfr.  ho- 
nigwabe,  in  späterem  mlat.  brisca;  gilt  für  celtisch:  ir.  briosg, 
kymr.  bresg,  bret.  bresk,  s.  Villemarque  dict.  fr.  br.  p.  VII. 

B r et e sp.  fußschellen,  pg.  vogelschlinge,  pr.br et  (bretz ? 
Lex.  rom.  II.  256)  nebst  altfr.  bret  mit  letzterer  bed. ;  abgel. 
altfr.  b|r  o  i  o  n  schlinge  Ch.  d.  Sax.  1. 233,  IL  85,  Ogier  v.  1939; 
b  r  e  t  e  1 1  e  tragband,  comask.  b  r  e  t  e  I  a  bartela  Schwanzriemen. 
Diese  Wörter  scheinen  stammgenossen,  ihre  herkunft  aber  ist 
unsicher. 

Brettonica  it.,  sp.  pg.  bret o nie a  eine  pflanze;  von 
betonica,  nur  wegen  des  eingeschobenen  r  zu  erwähnen,  fr. 
betoine. 

Brezza  it.,  fr.  brise,  engl,  breeze  kühler  windes- 
hauch,  sp.  briza  brisa  nordostwind  (sofern  dies  nicht  zu 
bisa  gehört,  s.  oben  bigio) ;l daher  it.  ri-brezzo  schauer? 
Vielleicht  vom  it.  rezzo,  mit  verstärktem  anlaut. 

Bri  b  e  fr.  stück  übrig  gebliebenes  brot,  wall,  brib  almo- 
sen;  vb.  wall,  brib  er,  pic.  brimber  auf  bettelei  ausgehn. 
Die  picard.  form  für  bribe  ist  brife,  daher  altfr.  brifer 
gierig  essen  (wie  der  bettler  das  brot),  brifaud  fresser, 
auch  bret.  brifa  brifaod,  wohl  auch  it.  b  r  i  f  f  al  d  a  dirne,  land- 
streicherinn.  Denkt  man  sich  bribe  aus  ahd.  bilibi  brot,  nah- 
rung  entstanden,  indem  1  in  r  übertrat  (vgl.  unten  navilio), 
so  erklärt  sich  zugleich  das  picard,  f  aus  ndd.  form,  *.  b.  ags. 


I.    BRICCO— BRIGA.  «9 

bilifen;  doch  findet  sich  vielleicht  eine  einfachere  erklärung. 
Offenbar  derselben  herkunft  ist  sp.  b  r  i  b  a  r  ein  landstreicher- 
leben führen  =  wall,  briber;  sbst.  briba,  it.  birba  land- 
streicherleben; sp.  bribon,  it.  birbone,  birbante,  alt- 
fr.  briban  landstreicher. 

B  r  i  c  c  o  it.,  b  r  i  q  u  e  fr.  Ziegelstein ;  vom  ags.  brice  abge- 
brochenes stück,  engl,  brick,  urspr.  also  wohl  ein  bruchstein. 
Henneg.  und  bürg,  bedeutet  brique  überhaupt  ein  stück:  bri- 
que  de  pain  ist  =  ags.  hläfes  brice.  Bim.  it.  briccolino 
und  briciolo  krümchen.  Zu  demselben  stamme  gehört  wohl 
auch  it.  bric  ca  rauhe  gegend,  piem.  brich alpe,  comask.  sbrich 
absturz. 

Brie  co  it.  in  s-brieco,  daher  brice one,  pr.  bric 
bricon  (auch  fem.  bricona),  altfr.—  prov.  schelm,  spitzbube 
(gesellt  sich  gerne  zu  fol,  s.  Gar.  IL  24,  Lex.  rom.  IL  258). 
Nach  Ducange  vom  roman.  briga  zank,  wozu  aber  die  kehU 
tenuis  nicht  passt.  Näher  liegt  ahd.  brecho  verletzer,  störer, 
vgl.  hüs-brecho  praedator ,  ags.  brica,  dsgl.  altfries.  breker 
Verbrecher. 

Brida  sp.  pg.  pr.,  fr.  bride,  altfr.  bridel,  it.  pre- 
d  e  11  o  zäum;  vom  ahd.  brittil,  pritil  (mhd.  briten  weben).  Eine 
andre  form  ist  it.  briglia  aus  dem  zsgz.  britl,  daher  ent- 
lehnt das  wal.  bregle;  eine  dritte  it.  brettine  (für  brettile ?) 

Briga  it.  altpg.,  altfr.  brigue,  sp.  pg. pr.  cat.  brega 
zank  (ital.  auch  geschäft,  cat.  lärm,  getümmel,  nfr.  bew er- 
bung); vb.  it.  brigare,  fr.  briguer  eifrig  streben,  drin- 
gend bitten,  sp.  bregar,  pg.  brigar  zanken,  sich  anstren- 
gen, pr.  cat.  bregar  reiben;  dsgl.  it.  br  ig  ante  aufwiegler 
(adj.  geschäftig),  pg.  brigäo  zänker ,  sp.  b  er  gante,  pg. 
bargante  spitzbube,  schelm,  fr.  brigand  Straßenräuber ;  it. 
brigata  gesellschaft ,  rotte,  heerschaar ,  daher  fr.  brigade. 
Daß  sich  alle  diese  Wörter  zu  einem  stamme  brig  mit  kurzem 
i  bekennen,  ist  leicht  zu  ermessen;  die  grundbedeutung  mochte 
unruhe,  geschäftigkeit  sein.  Die  german.  sprachen  bieten  die- 
sen stamm  nirgends,  bekannt  ist  dagegen  das  celt.  briga  in 
Städtenamen  (Humboldt  urbew.  Hisp.  p.  143)  und  das  kymr. 
brig  gipfel,  aber  auch  nur  der  buchstabe  gewährt  anlehnung. 
Sonderbar  liegen  grade  im  ital.  die  worte  am  vollständigsten 
und  reinsten  vor  (vgl.  auch  noch  die  zsgs.  disbrigare,  imbri- 
gare),  während  im  Südwesten  der  stamm  zwischen  brig  breg 


*0  I.    BRILLARE— BROCCO. 

berg  barg  schwankt.  Das  span.  Wörterbuch  stellt  auch  ein 
veraltetes  briga  stadt,  flecken  auf,  es  ist  aber  nur  ein  von 
den  gelehrten  eingetragenes  wort.  Brigante  ist  im  ital.  ein 
klares  particip,  das  keiner  herleitung  aus  dem  celt.  Völker- 
namen  Brigantes  bedarf,  die  franz.  und  port.  formen  brigand 
brigäo  aber  haben  etwas  fremdartiges,  sie  erinnern  awtruand 
truäo  (s.  das.)  Im  mlatein  verstand  man  unter  brigantes 
leichtes  fußvolk,  daher  fr.  brigand  ine  art  panzer;  das  it. 
b  r  i  g  a  n  t  i  n  o  soll  ursprünglich  raubschiff  bedeutet  haben.  Man 
sehe  auch  Vief.  celt.  1.212  ff.  goth.wb.  1.322. 

Brillare  it.,  sp.  pr.  brillar,  fr.  briller  glänzen, 
funkeln.  Da  die  ital.  spräche  nicht  brigliare  gibt,  so  enthielt 
auch  das  etymon,  wenn  nicht  alles  trügt,  die  doppelconsonanz 
11,  die  sich  in  den  übrigen  sprachen  ohne  Schwierigkeit  er- 
weicht,  und  so  ist  die  bekannte  herleitung  aus  beryllus  (in 
der  parmes.  mundart  brill)  name  eines  durchsichtigen  Steines, 
grammatisch  vollkommen  richtig ,  ja  das  pr.  und  fr.  11  ließe 
sich  auf  die  alte  form  bericle  aus  beryllus  beziehen.  Dem 
begriffe  etwas  näher  läge  zwar  vibrillare  von  vibrare  funkeln, 
glitzern,  aber  das  suffix  ill  würde  it.  eil  (brellare)  verlangen; 
für  vibriculare  war  brigliare  zu  erwarten. 

B  r  i  n  arag.  pr.,  pg.  b  r  i  m,  fr.  b  r  i  n  faser ;  scheint  glei- 
ches Ursprunges  mit  bren,  s.  brenno. 

Brio  it.  sp.  pg.,  briu  pr.  lebhaftigkeit ,  kraft,  muth; 
daher  pr.  brivar  abrivar  drängen,  partic.  abrivatz,  alt  fr. 
abrive  eilfertig;  ob  auch  it.  abbrivo  voller  lauf  des  schiffes, 
abbrivare  absegeln,  und  nicht  von  ab-ripare?  Nahe  liegt  gr. 
ßQiav  stark  sein;  näher  aber  doch  wohl  das  altirische  brig 
Zeußl.26,  gael.  brigh  kraft,  leben,  vgl.  pr.  crau  aus  crag. 

B  r  o  c  c  a  it.,  pr.  fr.hr  o  c  kanne,  krug,  daher  das  Schweiz. 
broke  brög  hübet.  Nach  Ferrari  vom  gr.  ngo/ovg  wasser- 
krug;  nicht  verwerflich,  da  der  gr.  anlaut  n  in  einigen  fällen 
zur  media  wird.  Wer  steht  aber  dafür,  daß  dies  wort  nicht 
mit  dem  folgenden  identisch  sei,  indem  man  das  gefäß  nach 
seiner  hervorstehenden  schnauze  benannte  ?  Schon  Le  Duchat 
dachte  daran.  Ein  diminutiv  ist  pr.  b  r  o  i  s  s  o  n  hals  der  flan- 
sche (gleichsam  lat.  broccio),  pic.  brochon  auch  visier  des 
helmes  (urspr.  etwas  hervorstehendes). 

B  r  o  c  c  o  it.  (verstärkt  s  b  r  o  c  c  o  sprocco)  spitzes  pflöck- 
chen, auch  sprößchen,  alt  fr.  und  noch  picard.  broc  spitze, 


I.    BRODO-BRONCO.  71 

spieß,  fem.  it.  brocca,  sp.  pg.  pr.  b  r  o  c  a,  fr.  b  r  o  c  h  e  spieß, 
hölzerne  nadel  (s.  brocca  Ducange),  spitzer  pfähl,  gespaltene 
stange,  gabel,  haken;  dimin.  it.  bröccolo  kohlsprosse  (vgl.  die 
bedd.  des  it.  sverza  kohl  und  splitter) ;  vb.  it.  broccare, 
pr.  brocar,  fr.  brocher  stechen,  sticken,  daher  broccato, 
brocard  ein  mit  blumen  durchwirkter  Stoff.  Es  wäre  über flüs- 
sig dieses  wort  in  fremden  sprachen  zu  suchen,  da  dielatein. 
es  buchstäblich  enthält.  Brocchus  broccus  bei  Plautus  und 
Varro  bedeutet  einen  vorragenden  zahn,  daher  der  röm.  Zu- 
name Brocchus,  hieraus  konnten  sich  die  bedd.  zinke,  spitze, 
haken,  klammer  u.  s.  f  leicht  entfalten. 

Brodo,  broda  it.,  sp.  pg.  brodio  bodrio,  pr.  bro, 
daher  fr.  b  r  o  u e  t  brühe;  vom  ahd.  brod,  ags.  brodh,  ir,  broth, 
gael.  brot,  alle  mit  ders.  bed. 

B  r  o  g  1  i  o  bruolo  it.  (s.  erster  es  bei  Ferrari),  pr,  b  r  u  el  h, 
fr.  breuiJ,  fem.  pg.  brulha,  pr.  bruelha,  altfr.  bruelle 
umzäuntes  gebüsch  oder  baumstück,  brühl;  vb.  it,  brogli- 
are,  altsp.  brollar,  pg,  pr.  brolhar,  fr.  brouiller, 
pg.  auch  abrolhar  (sbst.  abrolho ,  sp.  abrojo)  sprossen, 
sprudeln,  sich  empören  (hervorbrechen),  it.  broglio  empörung. 
Ein  altes  zeugnis  gewährt  das  Capit.  de  villis :  lucos  nostros, 
quos  vulgus  brogilos  vocat,  sonst  auch  broilus  brolius  im  mlat. 
Das  wort  wird  für  celtisch  gehalten:  kymr.  brog  heißt  auf- 
Schwellung ,  ein  mit  keimen  und  sprudeln  verwandter  begriff; 
brog-il  aber  mit  dem  suffixe  il  hat  sichtbarlich  deutsche  aus- 
prägung  erfahren,  wenn  nicht  die  würzet  selbst  deutsch  war 
(vgl  mhd.  brogen  sich  erheben),  wie  denn  das  wort  auch  in 
alten  deutschen  Ortsnamen  vorkommt,  Graft' HL  282.  Abgeleitet 
von  fr.  brouiller  vermengen,  verwirren,  trüben,  ist  brouil- 
lon  Unruhstifter,  dsgl.  concept  (eig.  sudelblatt) ,  aber  wohl 
nicht  brouillard  nebel,  s.  brouee  IL.  c. 

B  r  o  n  c  o  it.  stamm,  stock,  altfr.  b  r  o  n  c  ?  (s.  zur  Pass. 
Christi  str.  10),  dsgl,  fem.  b  r  o  n  c  h  e  Strauch,  altsp.  b  r  o  n  c  h  a 
ast ;  abgel.  it.  broncone  abgehauener  ast;  vb.  fr.  bron- 
cher  straucheln  (wie  it.  cespo  Strauch,  cespicare  straucheln), 
pr.  abroncar  anstoßen,  anklopfen.  Darf  man  dazu  gesellen 
pr.  b r uc  rümpf,  stumpf,  vb.  burcar  (umgestellt  aus  brucar?) 
stolpern,  so  ist  n  eingeschoben,  was  sich  auch  durch  das  parm. 
brocon  =  it.  broncone  so  wie  durch  das  mail.  brocca  ast  = 
altfr.  bronche  bestätigt,  und  bronc  könnte  zu  brocco  gehör en5 


98  I.    BRONZO-BROZA. 

beide  formen  schon  im  lat.  broccus  broncus  vorgebildet.  Spitzer 
pfähl  und  stamm  sind  freilich  verschieden ,  aber  wir  kennen 
das  lat.  wort  nicht  in  allen  seinen  bedeutungen.  Doch  mag 
auch  erwogen  werden  ahd.  bruch,  ndl.  brok  etwas  abgebro- 
chenes, abgestumpftes  (daher  Strauch,  Staude),  dem  das  pr. 
bruc  in  jedem  sinne  entspricht.  Dieselbe  herkunft  verräth 
auch  das  sp.  pg.  adj.  b  r  o  n  c  o  rauh,  plump,  stumpf  von  geist 
(vgl.  für  diese  bildliche  anwendung  lat.  truncus  und  nhd.  klotz), 
so  wie  pr.  b  r  o  n  c  grobheit;  in  erster em  erblickt  Aldrete  fol.47a 
entschieden  das  lat.  broncus. 

Bronzo  it.,  sp.  bronce,  fr.  bronze  eine  metallmi- 
schung,  erz;  vb.  it.  ab-bronzare  verbrennen,  schwärzen 
(von  der  sonne) ,  altsp.  bronzar,  fr.  bronzer  eine  erz- 
färbe  geben.  Nach  Muratori  u.  a.  von  bruno ,  also  für  bru- 
nizzo  bruniccio  bräunlich;  eine  accentv  er  Schiebung ,  die  sich 
am  schicklichsten  aus  einem  vorausgegangenen  vb.  brunizzare 
(vgl.  ßaXUteiv  balzare)  erklärt,  da  in  nominalableitungen  nur 
unsichere  beispiele  derselben  vorkommen.  In  der  venez.  mundart 
bedeutet  bronza  glühende  kohle,  vielleicht  das  dtsche  brunst  gluth. 

Brote,  brota  sp.,  pr.  brot,  fr.  brout  (fehlt  it.  pgj 
knospe,  auch  sp.  pr.  broton;  vb.  sp.  pr.  brotar  knospen; 
vom  ahd.  broz  sprosse,  brozzen  sprossen.  Celt.  beziehungen 
in  Dief.  goth.  wb.  1.  322. 

Broza  sp.  ab  fall  von  bäumen,  rinde,  blätter,  pr.  brus 
heidekraut,  brossa,  /r.  brosse  kleines  borstiges  gestrüpp, 
heidekraut,  dsgl.  sp.  broza  bruza  bürste,  so  auch  fr.  brosse ; 
daher  fr.  broussaille  Strauchwerk ,  wohl  auch  it.  bruzza- 
glia  gesindel.  Erwägt  man  die  altfr.  nebenform  broce ,  pic. 
brouche,  so  muß  ss  =  st  sein  und  auch  pr.  brostar,  fr. 
brout  er  (für  broüter)  abweiden  (altfr.  broust  weide,  blät- 
terabfall)  ist  hieher  zu  ziehen ;  it.  b  r  u  s  t  i  a  (bei  Ferrari)  = 
sp.  bruza  zeigt  gleichfalls  st.  Im  gael.  bruis  bürste,  abfalle, 
oder  kymr.  brwys  üppiger  wuchs  ist  broza  nicht  zu  suchen, 
da  die  form  sich  nicht  hineinfügt;  genau  passt  ahd.  burst 
brusta  d.  i.  börste,  kämm  (etwas  struppichtes) ,  besonders  deut- 
lich hervortretend  im  franz.  compos.  rebours  gegenstrich, 
rebourser  rebrousser  gegen  den  strich  d.  h.  gegen  die  börste 
eines  thieres  fahren,  vgl.  mlat.  rebursus  struppicht.  Die  form 
mit  st  erinnert  dagegen  unmittelbar  an  alts.  brustian  sprossen, 
bret.  broust  Strauch,  brousta  abweiden. 


I.    BRUCIARE-BRÜMA.  7S 

Bruciare  brusciare  (in  abbrusciare)  it.,  pr.  bruzar 
bruizar,  chw.  bri schar  'verbrennen;  daher  abgel.  it.  bru- 
stolare  ab-brustiare,  pr.  bruslar,  fr.  brüler.  Da  sich  zu 
diesem  begriffe  nirgends  ein  stamm  bruz  oder  brüst  bietet,  so 
darf  eine  nicht  ungeschickte  deutung  aus  einem  lat.  composi- 
tum hier  eine  stelle  finden.  Aus  perustus  fließt  ein  frequen- 
tativ  perustare,  welches  romanisch  in  prustare  syncopiert  ward, 
daher  mit  er  weichung  des  anlautenden  p  in  b  brustare,  end- 
lich, wofür  es  mehrere  unzweifelhafte  fälle  gibt,  mit  bekannter 
behandlung  des  st,  it.  brusciare,  entstellt  in  bruciare  (vgl. 
cacio  für  cascio  u.  aj ,  pr.  bruzar  statt  brussar.  So  von 
dem  hypothetischen  perüstulare  it.  brustolare  u.  s.  w.  Wo- 
durch diese  deutung  einigen  anhält  gewinnt,  ist  daß  brusto- 
lare brusler  formell  zu  dem  vorhandnen  roman.  verbum  usto- 
lare  d.  h.  zu  dem  gleichfalls  vorhandenen  lat.  ustulare  passt, 
so  daß  die  formen  mit  anlautendem  b  nur  daraus  erweitert  zu 
sein  scheinen.  Dieses  ustulare  findet  sich  auch  im  altsp.  uslar 
Berc.,  pr.  usclar  (für  ustlar),  wal.  usturä. 

B  r  u  c  o  it.  raupe,  sp.  b  r  u  g  o  erdfloh,  von  brüchus  (/Spotl- 
yo<;~)  heuschrecke,  bei  Prudentius ;  daher  auch  it.  brucare 
des  laubes  berauben,  abblatten?  Eine  andre  ital.form,  bru- 
cio,  weist  auf  eine  abl.  brucheus. 

Brugna  it.,pg.  brunho  abrunho, sp.  bruno,  fr. bru- 
gnon,  mail.  brugnoeu,  dsgl.  fr.  bri gnole  pflaume, Pflau- 
menbaum. Sie  sind  augenscheinlich  verschiedener  Herkunft 
Da  neben  it.  brugna  auch  prugna,  neben  brugnoeu  auch  pru- 
gnölo  besteht,  so  ist  eine  erweichung  des  anlautes  p  in  b  an- 
zunehmen, indem  sich  prugna  aus  prunea,  wie  ciriegia  aus 
cerasea,  erklärt.  Span,  bruno  schwarze  pflaume  scheint  aber 
auf  das  adj.  bruno  zurückzugehen.  Im  fr.  brignole  erkennt 
man  den  namen  der  pflaumenberühmten  stadt  Brignole  (Bro- 
niolacum  nach  Menage). 

Bruire  it.,  fr.  bruir  e,  pr.  brugir  bruzir,  comask. 
b  r  ü  g  i ,  altcat.  b  r  o  g  i  r  rauschen,  murmeln ;  sbst.  it.  b  r  u  i't  o, 
fr.  bruit,  pr.  brüit,  brüida.  Nicht  unwahrscheinlich  ist, 
schon  nach  Menage,  dem  lat.  rugire,  sbst.  rugitus,  um  der 
onomatopöie  willen  ein  b  vorgesetzt.  Schon  in  der  L.  Alam. 
begegnet  für  rugit  die  lesart  brugit.  Prov.  bruzir  würde  sich 
freilich  auch  in  lat.  rudere  fügen. 

Bruma  sp.  pg.  pr.,  fr.  brume,  cat  ausgeartet  in 


W  I.    BRUNO— BUCHERAME. 

broma  dunst,  nebel,  wal.  brume  reif;  von  bruma  kürze- 
ster tag,  winterzeit,  bereits  in  den  lindenbr.  glossen  bruma 
ripho  reif,  vgl  auch  die  flor.  glossen  Diutiska  11.233. 

Bruno  it.  sp.  pg.,  pr.  brun,  fr.  brun  fuscus;  vom 
ahd.  brün,  nhd.  braun.  Daher  vb.  it.  brunire,  sp.  brunir 
bronir,  vgl.  pg.  bornir,  pr.  fr.  brunir  polieren,  wie  mhd. 
briunen  glänzend  machen. 

Brusco  it.  sp.,  brusc  fr.  (woher  unser  brüsch),  pg. 
fem.  brusc  a  myrtendorn,  Stechpalme;  von  ruscum  mit  ver- 
stärktem anlaut :  nicht  anders  verhält  sich  pr.  brusc  rinde, 
bienenkorb  zum  gleichbed.  rusca,  it.  bruscare  abrinden  zum 
com.  ruscä  mit  ders.  bed.  Dahin  auch  pr.  cat.  brusca  gerte 
(wie  fr.  houssine  von  houx,  s.  dasj 

Brusco  it.  herb,  unfreundlich,  sp.  pg.  brusco  auffah- 
rend, verdrießlich,  finster  (z.  b.  vom  himmel),  fr.  brusque 
auffahrend,  hitzig;  vb.  fr.  brusquer  grob  anfahren.  Voll- 
kommen mit  dem  buchstaben,  theilweise  mit  dem  begriffe  ge- 
nügt ihm  ahd.  bruttisc,  zsgz.  brutt'sc,  finster,  grimmig. 

Bubbone  it.,  sp.  bubon,  pg.  bubäo,  fr.  bubon, 
wal.  buboiu  beule,  geschwulst ;  von  gr.  ßovßcov  dass.  Hier- 
aus zog  man  ein  primitiv  sp.  buba  bua,  pg.  bouba  bubo, 
fr.  bube,  wal.  hübe;  ein  verfahren,  welches  auch  bei  meh- 
reren andern  rom.  Wörtern  wahrzunehmen  ist,  wenn  sie  nicht 
vielmehr  in  verschwundenen  latein.  primitiven  ihren  grund 
hatten,  s.  manto,  mazza  I,  mozzo  IL  a,  fraga  IL  b,  sap  IL  c. 

Bucato  it.,  sp.  pr.  bugada,  fr.  buee  das  waschen 
in  lauge,  bürg,  buie  lauge;  vb.  nur  alt  fr.  buer,  chw.  ab- 
gel.  bua  dar  in  lauge  waschen,  bret.  buga,  das  auf  ein  äl- 
teres fr.  buguer  deutet.  Es  ist  augenscheinlich  unser  nhd. 
bauchen,  ndd.  bücken,  aber  nicht  daher  entlehnt.  Passend 
leitet  es  Ferrari  (mit  welchem  Weigand  bei  Diefenbach  goth. 
wb.  1.278  zusammentrifft)  vom  it.  buca  loch  (bucare  durch- 
löchern) ,  weil  die  lauge  durch  ein  mit  kleinen  löchern  ver- 
sehenes tuch  geseiht  werde;  im  span.  wird  darum  dieselbe 
handlung  colada  (durchseihung)  genannt,  wie  Schmeller  s.  v. 
sechteln  bemerkt. 

Bucherame  it.,  cat.  bocaram,  pr.  bocaran  bo- 
queran,  fr.  bougran,  mhd.  buckeram  ein  steifes  gewebe 
von  leinen  oder  baumwolle,  ursprünglich,  wie  man  glaubt,  von 
Ziegenhaaren,  daher  der  name(boc,  boc-ar-an);  nachSchmel- 


I.    BUCO-BUF.  75 

ler  III.  413  aber  vom  it.  bucherare  durchlöchern,  also  eig.  lok~ 
heres  erst  durch  leim  gesteiftes  zeug. 

Buco,  buca  it.,  sp.  buco  buque,  cat.  buc  höhlung, 
pr.  alt  fr.  buc,  comask.  b  u  g  h  rümpf;  vb.  it.  b  u  c  a  r  e  durch~ 
höhlen;  vom  ahd.  buh,  das  im  mhd.  buch,  im  altn.  bükr,  im 
mndl.  buk  buik  (Huydecoper  zu  Stoke  III.  469)  bauch  und 
rümpf  hieß,  also  beide  rom.  bedd.  (bauch  =  höhle)  einschloß, 
vgl.  Adelungs  Mithr.  IL  536.  Damit  ist  zsgs.  sp.  pr.  t r  ab  u c  a  r, 
fr.  trebucher  zu  boden  werfen,  (intr.)  stürzen,  purzeln, 
eig.  mit  dem  rümpf  aus  der  richtung  bringen  oder  kommen, 
gleichsam  überrumpfen,  vgl.  it.  tram-bustare  umstürzen,  von 
busto.  Von  trabucar  ist  sbst.  sp.  trabuco,  pr.  trabuc, 
t  r  a  b  u  q  u  e  t ,  fr.  t  r  e  b  u  c  h  e  t  ein  wurfgeschütz.  Als  eine  auf 
bocca  (mund)  zurückgeführte  umdeutung  fasse  man  it.  tra- 
boccare,  trabocco,  trabocchetto;  dafür  richtiger  ven.  tra- 
bucare,  altit,  trabucco  Poet.  d.  pr.  sec.  1. 21,  com.  trabuc,  ve- 
von.  strabuco. 

B  u  d  e  1 1  o  it.,  altsp.  b  u  d  e  1  Alex.,  so  auch  pr.,  fr.  b  o  y  a  u 
(alt  boel)  dann;  von  botellus  Würstchen,  bei  Mar tial;  die  rom. 
bed.  schon  im  frühen  mlatein,  z.  b.  L.  Angl.  si  intestina  vel 
botelli  perforati  claudi  non  poluerint.  Nach  Gellius  17,  7  war 
botulus  ein  nur  dem  volke  angehöriges  wort ;  nicht  dies,  son- 
dern das  diminutiv>  hat  sich  behauptet. 

Buf  pr.  fr.  interjection ;  it.  buffo,  mail.  boff  Wind- 
stoß ;  it.  b  u  f  f  a ,  sp.  b  u  f  a  posse  (daher  buffone),  alt  fr. 
buffe  schlag,  stoß,  buf  et  ohrfeige,  wall,  bofet  nadelküssen 
(d.  i.  etwas  aufgeblähtes,  ausgestopftes),  sp.  b  o  f  e  t  o  n  =  alt- 
fr.  bofet,  neupr.  buffo  hinterbacken ;  vb.  it.  buffare,  parm. 
boffar,  sp.  pg.  pr.  bufar,  fr.  bouffer  und  bouffir,  neupr. 
buffä  bouflPä  blasen,  aufblasen,  altfr.  buffier  beohrfeigen; 
abgel.  neupr.  bouffigä  sich  aufblasen,  bouffigo  blase  im 
leibe.  Die  berührung  von  blasen  und  schlagen  ist  nicht  un- 
gewöhnlich, fr.  souffler  und  soufflet  liefern  ein  nahe  liegendes 
beispiel.  Die  german.  sprachen  besitzen  denselben  wortstamm, 
ziehen  aber  die  tenuis  im  anlaute  vor:  mhd.  buf  puf,  nhd. 
puff  als  interj.  und  sbst.,  dsgl.  puffe,  puffen,  puffer,  so  auch 
fr.  pouf  interj.,  vb.  pouffer  bersten,  wal.  pufäiu  aufgebla- 
senheit.  Entlehnung  dieses  weitreichenden  naturausdruckes  aus 
dem  deutschen  anzunehmen,  thut  aber  nicht  noth:  läßt  es  sich 
doch  in  unsern  ältesten  mundarten  nicht  nachweisen,    Mer- 


76  I.    BUGIA-BUGNA. 

kenswerth  ist  noch  das  it.  adj.  b  Office  bauschig,  eine  offen- 
bare anbildung  an  söffice;  piem.  schlechtweg  bof.  — -  Wel- 
cher umstand  dem  credenztische  franz.  den  namen  buffet 
gab  (schon  altfr.,  s.  Ferabr.1550,  ist  unbekannt;  sp.  bufete 
heißt  Schreibtisch. 

Bugi'a  it.,lomb.busia  lüge,  pr.  bauzia  und  bauza, 
altfr.  b  o  i  s  i  e  trug,  hinterlist ;  vb.  bugiare  lügen,  b  a  u  z  a  r, 
b  o  i  s  e r  hintergehen ;  pr.  b  au s s  a n  (fem.  -ana)  betrüger;  auch 
sp.  b  aus  an  Strohmann  den  feind  zu  täuschen?  Die  stamm- 
vocale  u,  au,  oi  zielen  unläugbar  auf  ein  urspr.  au,  vgl.  it. 
rubare  =  pr.  raubar,  altfr.  poi  =  pr.  pauc:  nur,  so  scheint 
es,  in  unbetonter  sylbe  (also  nicht  in  bauza)  kann  pr.  au  aus 
o  entstehen.  Muthmaßlich  ist  das  wort  deutsch :  ein  vb.  baus- 
jan  bausan  würde  bauzar  boiser  bugiare  nebst  mlat.  bausiare 
umfassen.  Beruhte  das  ahd.  bösi  schlecht,  gebrechlich,  nichtig, 
nhd.  böse ,  auf  einem  altern  bausi ,  was  bei  der  Unbestimmt- 
heit des  ahd.  6  nicht  schlechthin  anzunehmen  ist  (das  wort, 
dessen  deutschheit  Grimm  P  100  zweifelhaft  scheint,  fehlt  goth. 
ags.  altnj,  so  wäre  der  form  damit  genüge  zu  thun;  bösa 
bedeutet  posse  (ganz  das  pr.  bauza),  bösön  lästern,  vielleicht 
auch  lügen  wie  lat.  nugari.  Ital.  bugiare  busare  heißt  auch 
durchlöchern,  bugio  loch  (altsp.  buso),  adj.  bugio  buso  durch- 
löchert, leer,  bedeutungen,  die  gleichfalls  in  bösi  (eitel,  gehalt- 
los) ihre  befriedigung  finden  würden.  —  Neben  altfr.  boisie 
begegnet  noch  eine  form  boisdie  (adj.  boisdif) ,  die  eine 
bloße  anbildung  an  das  sinnverwandte  voisdie  (s.  unten  vezzo) 
sein  muß,  da  kein  adj.  boise,  woraus  boisedie  boisdie  wer- 
den konnte,  vorliegt. 

Bugia  it.,  so  auch  sp.  pg.,  pr.  bogia  (v.  j.  1460),  fr. 
bougie  (v.j.  1312,  s.  Roquef.  zu  Mar.  de  Fr.  1.63)  Wachs- 
kerze; von  Bugie  in  Nordafrica,  woher  sie  ehemals  durch  den 
handel  nach  Europa  kamen  (Menage). 

Bug  na  mail.  venez.,  romagn.  bogna,  neupr.  bougno, 
altfr.  bugne,  nfr.  bigne  (bei  Menage  beugne)  beule,  masc. 
mail.  bugn,  sard.  bugnu  dass. ,  romagn.  bogn  finne  (kleine 
beule) ;  abgel.  veron.  b  u  g  n  o  n  stoß ;  crem,  bugnocca  beule ; 
npr.  bougneto,  fr.  beignet  bignet,  sp.  bunuelo  ein 
aufgelaufenes  backwerk,  limous.  bouni.  Gleichbed.fnitpr.bougno 
ist  boudougno  (s.  bouder  IT.  c)  :  sollte  jenes  aus  diesem 
contrahiert  und  so  in  die  übrigen  sprachen  eingedrungen  sein? 


I.    BUJO-BURRO.  77 

Verwandtschaft  mit  ahd.  bungo,  mhd.  bunge  Unollen ,  altn. 
bünga,  altengl.  bung  nebst  bunny  geschwulst  liegt  nahe  genug, 
schwerlich  aber  ist  das  roman.  wort  aus  dem  deutschen,  dem 
eine  form  bonga  besser  entsprochen  hätte.  Bei  fr.  bigne  ist 
die  identität  noch  fraglich,  da  die  ausartung  des  u  in  i  eigenU 
lieh  nur  in  mundarten  geltung  hat. 

Bujo  it.  dunkel,  lomb.  buro  (bur).  Beiden  formen  kann 
nur  ein  etymon  bureus  burius  genügen  und  hiermit  verträgt 
sich  auch  sp.  buriel,  pr.  burel  braunroth,  alt  fr.  buire 
(cape  buire  Guill.  d'Angl.  p.  104) ;  it.  bu r  e  1 1  a  und  b  uj  o s e 
(plur.)  dunkler  kerker.  Bei  Festus  findet  sich:  burrum  anti- 
qui  quod  nunc  dieimus  rufum :  dieses  altlatein.  wort,  das  man 
aus  dem  gr.  uvqqoq  herleitet,  scheint  sich  in  der  Volkssprache 
erhalten  zu  haben,  und  wiewohl  weder  form  noch  begriff  ge- 
nau zu  bujo  sich  schicken,  so  dürfte  dieses  doch,  wenn  man 
sich  eine  abh  burrius  denkt  (vgl.  fujo  von  furvius  d.  i.  furvus) 
und  den  bei  färben  üblichen  wandet  der  bedeutung  in  anschlag 
bringt,  seine  erklärung  darin  finden,  wie  auch  schon  andre 
vermuthet  haben.  Oft  gibt  die  färbe  dem  stoff  den  namen: 
daher  fr.  bure  grobes  wollenes  tuch;  sp.  buriel,  pg.  pr. 
burel,  fr.  bureau  dass. ,  in  letzterer  spräche  auch  eine 
mit  solchem  tuch  bedeckte  tafel ;  it.  buratto  und  andere 
abll.  Schon  das  lat.  wort  bezeichnet  in  der  form  birrus  (i 
so  gut  wie  u  aus  gr.  v)  ein  kleidungsstück ,  oberkleid  bei 
Vopiscus,  zottiges  kleid  bei  Papias,  vgl.  oben  berretta. 

Burla  it.sp.pg.,  npr.  bourlo  posse,  spass,  spott;vb. 
it.  burlare,  sp.  pg.  burlar  spott  treiben,  verhöhnen;  pr. 
nur  sbst.  burlaire,  alt  fr.  nur  bourleur;  adj.  it.  burle- 
s  e  o  u.s.  f.  Ausonius  hat  burra  posse,  lappalie  Qirspr.  wohl 
zotte,  rom.  borra,  s.  oben,  vgl.  it.  fioeco  flocke  und  posse), 
hieraus  entstand,  wie  schon  Menage  behauptet,  burrula  burla, 
wohl  auch  sp.  borla  troddel. 

Burrasca  it.  (aber  mit  o  borrascoso),  sp.  pg.  cat. 
borrasca,  fr.  (entlehnt)  bourasque  sturmwetter  mit  re- 
gen. Wie  aus  sp.  nieve  nevasca,  so  erwuchs  aus  it.  b  o  r  e  a, 
mail.  ven.  romagn.  bora  nordwind  =  lat.  boreas,  mit  Ver- 
doppelung des  r  borrasca  burrasca.  Sicil.  burraseuni  heißt 
dünner  nebel,  berührt  sich  also  von  seilen  des  begriffes  mit 
dem  im  it.  brina  //.  a  gemuthmaßten  stamme. 

ßurro  sp.  pg,  esel.    Daher  mit  gleicher  bed,  pg,  bur- 


TS  I.    BUSCA-BUSTO. 

rico,  sp.  neap.  borrico,  fr.  bourrique,  lomb.  borich, 
it.  bricco;  daher  auch  pr.  burquier,  wenn  es  eselsstall 
heißt.  Buricus  klepper  ist  ein  sehr  altes  wort,  das  sich  schon 
im  5.  jh.  bei  Paul.  Nolanus  vorfindet;  davon  sagt  Isidorus: 
equus  brevior  quem  cvulgo'  buricum  vocant.  Vermuthlich 
nannte  man  den  esel  burro  von  seinem  zottigen  haar  (borra 
s.  o.J :  in  der  mundart  von  Berry,  die  ihn  bourru  d.  i.  zot- 
tig nennt,  ist  dies  deutlich  ausgesprochen.  Sonst  wird  das 
mlat.  buricus  (büncus  soll  man  sprechen)  von  burrus  röth- 
lich  (s.  oben  bujo)  abgeleitet. 

B  u  s  c  a  lomb.  piem.  pr.,  sie.  vusca,  altfr.  b  u  s  c  h  e  Split- 
ter, cat.  busca  brusca  ruthe,  gerte,  fr.  buche  scheit;  vb.fr. 
buch  er  holz  hauen.  Es  ist  wahrscheinlich  mit  bois  bosc 
(js.  oben  bosco)  gleicher  Herkunft,  indem  es  mit  seinem  vo- 
cal  auf  die  älteste,  freilich  nur  hypothetische  form  buvvisc 
buisc  zurückleitet :  seine  Urbedeutung  wäre  hiernach  bau- 
holz,  gespaltenes  holz,  scheit,  demnächst  span,  splitter.  Die 
vergleichung  des  altfr.  embuscher  mit  dem  it.  imboscare  muß 
dieser  herleitung  zur  bestätigung  dienen,  nicht  weniger  das 
dem  fr.  buche  begrifflich  entsprechende  henneg.  boisse. 

B  u  s  c  a  r  e  it.  erhaschen,  sp.  pg.  b  u  s  c  a  r,  altsp.  b  o  s  c  a  r 
suchen,  nachspüren,  /r.  busquer  nachtrachten,  nachstreben ; 
sbst.  it.  sp.  pg.  busca  nachsuchung.  Des  Wortes  eigentliche 
heimath  ist  Spanien,  wo  es  den  dienst  des  it.  cercare,  fr. 
chercher  thut,  prov.  fehlt  es.  Befriedigend  ist  die  alte  deu- 
tung  aus  bosco  gebüsch,  so  daß  es  urspr.  heißt  cdurch  das 
gebüsch  gehen  (vgl.  montar  auf  denjjerg  gehn),  daher  jagen, 
nachspüren,  sp.  busca  Spürhund,  altsp.  busco  fährte  des  wildes. 

B  us  t  o  it.  sp.  pg.,  pr.  b  u  s  t,  fr.  huste  (m.)  rümpf,  brust- 
stück,  brustbild;  in  den  lindenbr.  glossen  busta  arbor  ramis 
truncata.  Von  zweifelhaftem  Ursprung:  unser  brüst  kann  nicht 
in  erwägung  kommen  und  gegen  das  tat.  bustum  (verbrann- 
ter leichnam)  streitet  der  begriff.  Sollte  es  entstellt  sein  aus 
it.  fusto  (von  fustis),  das  dieselbe  bed.  hat  ?  h  aus  f  s.  Rom. 
gr.  I.  186.  Auch  Ferrari  dachte  daran.  Eine  zss.  ist  it.  i  m- 
busto  schnür leib ,  brustlatz,  sp.  embuste  flitter Staat ,  lug 
und  trug,  embustero  heuchler  (nach  Larramendi  vom  bask. 
eman  geben,  uste  hoffnung),  it.  trambustare  umwerfen. 


I.    CA-CADAIWO.  TO 

c. 

Ca  altit.  altsp.  altpg.  conjunction  s.  v.  a.  lat.  nam, 
quia;  wohl  von  qua  re  (pr.  fr.  car),  nach  andern  von  quia. 
Das  churw.  und  lomb.  ca  stimmt  mit  seiner  bed.  zu  que  (daß) 
und  mag  daraus  entstellt  sein.  Altit.  ca  hinter  dem  compa- 
rativ  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  79. 95  weist  auf  quam. 

Cäbala  it.  sp.  pg.,  cabale  fr.  geheimnisvolle  erklä- 
rung  des  alten  testamentes  u.  dgl.,  auch  hinterlistige  Verhand- 
lung; vom  hehr,  kabalah  Überlieferung,  geheimlehre. 

Cacciare  it.,  sp.  pg.  c a z a r,  pr.  cassar,  altfr.  clia- 
cier,  nfr.  chasser  jagd  machen  auf  etwas,  dsgl.  verjagen; 
sbst.  caccia,  caza,  cassa,  chace,  chasse  jagd.  Unter  den  we- 
nigstens nicht  unverständigen  deutungen  des  vielfach  bespro- 
chenen Wortes  mögen  nur  erwähnt  werden  die  aus  cassis  jä- 
gergarn,  das  aber  ein  ital.  vb.  cagiare  oder  altfr,  chaisier 
ergeben  hätte;  die  aus  unserm  hatzen,  dessen  anlaute  jedoch 
der  romanische  widerstrebt;  die  aus  dem  engl,  catch,  das 
gleichfalls  Schwierigkeiten  in  der  form  bietet ;  die  aus  lat.  ca- 
psus  (s.  Ducange) ,  das  sich  ebenso  verhält  wie  cassis.  Das 
beste  hat  Menage  getroffen,  der  es  vom  lat.  captare  herleitet: 
captare  feras  hieß  schon  dem  Römer  wild  jagen,  und  ein  al- 
tes glossar  setzt  &t]Q£VT?jg  captator,  venator.  Eigentlich  aber 
leitete  der  Romane  sein  wort  vermittelst  des  Suffixes  iare  aus 
dem  pari,  captus,  also  captiare  cacciare  u.  s.  f.  So  entstand 
succiare  (suetiare)  aus  suetus,  conciare  (comtiare)  aus  com- 
tus,  pertugiare  (pertusiare)  aus  pertusus.  Nur  mit  captiare 
vertragen  sich  die  formen  aller  mundarten ;  altsp.  schrieb  man 
sogar  cabzar.  Dieses  ward  aber  der  allgemeine  ausdruck  für 
venari,  welches  sich  nur  im  prov.  und  altfr.  behauptete. 

Cadaüno  caduno  it.,  sp.  cada  uno,  pg,  cada  hum, 
pr.  cada  un  (noch  jetzt  cadun),  altfr.  cadhun  in  den  Ei- 
den, später  ch  e  un  Liv.  d.  rois  p. 26,  pronomen  für  lat.  quis- 
que.  Muthmaßlich  ist  caduno  eine  abkürzung  von  usque  ad 
unum  d.  h.  nullo  excepto,  wofür  churw.  s-cadin  (s.  v.  a.  sca- 
dun)  mit  seinem  anlautenden  s  deutlich  spricht;  doch  darf  auch 
an  quisque  ad  unum  (altsp.  quiscadauno  Cid,  altpg.  quiscada- 
un  Foros \de  Graväo  387)  gedacht  werden.  In  diesem  sinne 
wird  lat.  ad  unum  omnes  von  Gellius,  Ammianus,  Apulejus 
öfters  gesetzt.     Hiervon  müste  sich  denn  cad,  euphonisch 


80  I.    CAFFE-CALARE. 

cada,  abgelöst  haben  um  im  sp.  pg.  pr.  altfr.  (  k  i  e  d  e  )  ein 
selbständiges  pronomen  zu  bilden.  Etwas  ganz  analoges  bietet 
das  ngr.  xa&evag  für  quisque,  entstanden  aus  xa&ha  (ein- 
zeln) und  ebenso  wie  cada  hat  sich  das  adj.  xdds  davon 
abgesondert:  xd&s  divögov  =  sp,  cada  ärbol.  Ist  die  deu- 
tung  richtig,  so  beruhen  die  ital.  formen  mit  t  catauno  caluno 
auf  einer  falschen  Schreibung. 

Caffe  it.,  cafe  sp.fr.  ein  trank;  vom  arab.  qahuah  eig. 
wein,  dsgl.  ein  aus  beeren  gekochter  trank  freut.  III.  511b, 
vgl.  wegen  des  roman.  f  aus  arab.  h  sp.  aljöfar  von  algaühar. 
Calafatare  it.,  sp.  calafatear,  pr.  calafatar, 
fr.  calafater  calfeutrer,  mittelgr.  xaXacpareiv  die  ritzen  be- 
sonders eines  Schiffes  verstopfen  oder  theeren ,  vgl.  pr.  una 
caxeta  (kistchen)  empeguntada  e  calefatada  Lex.  rom.;  vom 
arab.  qalafa  ein  schiff  verkitten  Freyt.  III.  491a,  türk.  qalfät 
getheerter  stopfen  Pihan  p.  76,  vgl.  Monti  agg.  al.  voc.  IL  1, 312. 
Calamandrea  it.,  sp.  c a m e d r /o,  fr.  g e r m a n d r  e e 
eine  pflanze,  gamänderlein ;  von  chamaedrys  (xaixaidgvg'). 

C  al a  m  i  t  a  it.  sp.  pg.  (ital.  zuerst  bei  G.  Guinicelli,  Poet. 
d.  pr.  sec.  1.  73),  pr.  cat.  caramida,  fr.  calamite  ma- 
gnetnadel.  Von  calamus,  weil  sie  in  einen  halm  (oder  auch 
in  ein  Stückchen  kork)  gesteckt  und  so  auf  w asser  gelegt  ward: 
en  un  festu  Tont  couchie,  en  Teve  le  metent  sanz  plus  Fabl. 
11.328;  qui  une  aiguille  de  fer  boute  en  un  poi  de  liege 
Michel  lais  ined.  pag.  III. 

Calandra  it.  pr.,  sp.  cat.  calandria,  pg.  calhan- 
dra,  neupr.  caliandro  cariandro ,  fr.  calendre,  mhd. 
galander  (man  sehe  Benecke)  eine  art  lerchen,  haubenlerche. 
Es  soll  aus  dem  gleichbed.  galerita  oder  aus  caliendrum  (haube) 
entstellt  sein;  eine  zweite  span.  form  caladre  zeugt  für  %a- 
QaÖQiog,  dessen  bedeutung  zwar  nicht  mit  der  von  calandra 
calandria,  wohl  aber,  wie  Menage  orig.  d.  ling.  ital.  zeigt,  mit 
der  des  dimin.  calandrino  zusammentrifft.  Dazu  kommt,  daß 
in  glossaren  caradrius  gewöhnlich  mit  ahd.  lerihha  (lerche) 
übersetzt  wird.  Über  die  Verwechselung  beider  geschlechter, 
des  charadrius  und  galander,  s.  W.  Grimms  neue  anm.  zu  Frei- 
dank 143,  7. 

C  a  1  a  r  e  it.,  sp.pg.pr.  c  a  1  a  r,  fr.  c  a  1  e  r  niederlassen ; 
vom  gr.  %otlav  nachlassen,  tat.  chalare  bei  Vitruv,  daher  churw. 
calar  aufhören,  pic.  caler  nachgeben,  sich  zurückziehen,  auch 


I.    CALDAJA-CALZADA.  81 

junge  werfen  d.  i.  niedersetzen,  mettre  bas.  Aus  der  bed. 
nachlassen  entfaltete  sich  im  pg.  pr.  calar  die  bed.  schweigen, 
wofür  der  Spanier  die  form  callar  erfand.  Beide  bedd.  her- 
ablassen und  schweigen  einigt  auch  das  neupr.  calä.  Von  ca- 
lare  ist  das  sbst.  it.  sp.  pg.  pr.  cala,  fr.  cale,  dsgl.it  neu- 
pr. calanca  kleine  bucht  d.  h.  eine  stelle,  wohin  man  vom 
hohen  meere  hinabsteigt,  auch  gael.  cala  hafen,  bucht,  rhede, 
vb.  cal  in  den  hafen  einlaufen.  Vielleicht  ist  auch  hieher  zu 
nehmen  sp.  cala  sonde,  Zäpfchen,  eig.  etwas  zum  einsenken 
dienliches,  sp.  pg.  einschnitt,  vb.  calar  eindringen,  durchdrin- 
gen, und  selbst  fr.  cale  plattes  stück  holz  als  unterläge  ein- 
geschoben, vb.  caler:  denn  das  von  Servius  aus  Lucilius  an- 
geführte cala  passt  mit  seiner  bed.  (stück  brennholz,  y.ä'kov} 
nicht  wohl  zum  franz.  worte,  zum  span.  gar  nicht. 

Caldaja  it.,  sp.  caldera,  pr.  caudiera,  fr.  chau- 
diere  kessel,  mlat.  caldaria  Greg.  Tur.;  von  caldarius  zum 
wärmen  bestimmt;  augm.  it.  calderone,  sp.  calderon, 
fr.  chaudron. 

Cal  esse  calesso  it.,  sp.  calesa,  fr.  c  ale  che  (f.)  art 
kutschen,  vom  slav.  kolossa  räder  (Adelung). 

C  a  1  i'b  r  o  it. ,  sp.  pr.  c  a  1  i  b  r e  innerer  umfang  einer 
röhre;  nach  Herbelot,  wie  Menage  sagt,  vom  arab.  kalib  mo- 
delt. Es  findet  sich  qälab  modelt,  qalib  brunnen  Freyt.  III.  485. 
Calma  it.  sp.  pg.,    daher  fr.  calme  (mj  windstille, 
ruhe,  ndl.  kalm  kalmte;  vb.  calmare  u.  s.  f.  beruhigen,  rein 
fr.  chommer  für  chaumer  feiern.     Von  calare  nachlassen? 
allein  ma  ist  kein  rom.  suffix.    Sp.  pr.  calma  bedeutet  auch 
die  heiße  tageszeit,  wahrscheinlich  vom  gr.aavfxubrand,  hitze, 
im  mlat.  für  Sonnenhitze  ganz  üblich,  z.  b.  dum  ex  nimio  cau- 
mate  lassus  ad  quandam  declinaret  umbram  s.  Ducange.  Sel- 
ten zwar  entstand  al  aus  au  (vgl.  z.  b.  gota),  aber  hier  könnte 
es  sich  aus  anlehnung  an  calor  erklären.    Die  heiße  tages- 
zeit  nöthigt  schatten  und  ruhe  zu  suchen  wie  in  dem  mitge- 
theilten  beispiele,  und  so  mochte  das  wort  die  bed.  feierzeit, 
stille,  ruhe  entwickeln.    Neupr.  chaume   heißt  ruhezeit  der 
herden,  chw.  cauma  schattiger  ort  für  dieselben. 

Calzada  sp.  pg. ,  pr.  caussada,  fr.  chaussee 
dämm,  dammweg;  gleichsam  calciata  von  calx,  eig.  mit  kalk 
gemauerte  straße,  wie  auch  der  auf  dem  trocknen  stehende  theil 
einer  brücke,  da  er  mit  kalk  aufgeführt  ist,  diesen  namen  trägt. 

6 


83  I.    CALZO-CAMICIA. 

Calzo,  calzai^sp.  calza,pr.caussa,  /r.chausse, 
abgel.  calzone  u.  s.  f.,  fr.  auch  calecon,  eine  fuß-  und 
beinbekleidung ;  von  calceus.  Zsgs.  it.  discalzo  scalzo, 
sp.  descalzo,  pr.  de  sc  aus,  pic.  decaus,  lothr.  deichaux 
u.  s.  w.  barfuß,  mlat.  discalcius  L.  Sal.  tit.  58,  für  discalceatus. 

Camaglio  it.,  pr.  capmalh,  altfr.  camail  hals  des 
Panzerhemdes ,  womit  auch  der  köpf  bedeckt  werden  konnte, 
s.  Jubinal  sur  les  armes  defens.  p.20,  nfr.  mäntelchen;  von 
cap  köpf,  oberer  theil,  und  malha  panzer.  Auch  sp.  camal 
halsring  muß  hieher  gehören,  wohl  auch  gram  all  a  panzer- 
hemd,  dsgl.  eine  amtstracht. 

Camarlingo  it.,  sp.  camarlengo,  pr.  camar- 
lenc,  fr.  chambrelain;  vom  ahd.  chamarlinc,  nhd.  käm- 
merling. 

Cambellotto  ciambellotto  it.,  sp.  camelote  cha- 
melote,  fr.  c  a  m  e  1  o  t  ein  zeug  aus  dem  haar  der  camelziege ; 
von  caraelus. 

Cambiare  cangiare  it.,  sp.  pg.  cambiar,  pr.  cam- 
biar  c a m j  a r,  fr.  c h a n  g er  tauschen ;  sbst.  it.  sp.  pg.  cam- 
bio,  pr.  cambi  camje,  fr.  change  tausch,  Wechsel;  im 
frühsten  mlat.  z.  b.  der  L.  Sal.  bereits  cambiare ,  umgebildet 
aus  cambire  bei  Apulejus  Qxd/nnTeiv^  xdftßeiv).  Zsgs.  it.  s  c  a  m- 
biare,  wal.  schimbä  u.  s.  f. 

Camerata  it.  (m.) ,  sp.  camarada  Qm.,  pg.  m.  fj, 
fr.  camarade  (m.  f.)  geführte  (gefährtinn) ;  seiner  bildung 
nach  urspr.  ein  collectiv,  nachher  auf  eine  einzelne  person 
angewandt ,  eig.  Stubengenossenschaft ,  und  in  dieser  bed.  im 
ital.  span.  port.  vorhanden  aber  veraltet,  la  camerata  u.  s.  f. 
Analog  ist  das  piem.  mascrada  maskenzug,  einzelne  maske. 

Camicia  camiscia  it.,  sp.  pg.  pr.  camisa,  fr.  che- 
mise  ,  wal.  cemase,  alban.  cemise  leinenes  Unterkleid, 
hemd.  Das  erste  Zeugnis  bei  Hieronymus:  volo  pro  legentis 
facilitate  abuti  sermone  vulgato:  solent  militantes  habere  li- 
neas,  quas  camisias  vocant,  man  sehe  Vucange,  Forcellini. 
Demnächst  bemerkt  man  es  in  der  L.ßal,  bei  Gregor  d.  gr., 
Venant.  Fort.,  Isidorus,  in  alten  Urkunden  z.  b.  Marini  p.  125 
v.  j.  564.  War  es  ein  vocabulum  castrense,  wie  Hieronymus 
vermuthen  läßt,  so  konnte  es  aus  einer  entlegenen  spräche 
eingeführt  sein,  was  seinen  Ursprung  noch  mehr  verdunkeln 
muß.    Findet  man  diesen  im  ahd.  hamidi  hemidi  indusium, 


I.    CAMINATA-CAMPAGNA.  83 

dessen  anlaut  h  altfränk.  in" ch,  demnächst  in  c  verhärtet 
wäre,  so  bleibt  das  suffigierte  isia  immer  noch  unklar,  was 
auch  bei  Isidors  herleitung  aus  cama  (bett)  der  fall  ist:  ca- 
misias  vocamus,  quod  in  his  dormimus  in  camis,  also  bett- 
gewänder.  Hier  ist  nun  zu  bemerken,  daß  eine  noch  einfa- 
chere bildung  vorhanden  ist,  die  nicht  wohl  aus  camisia  mit 
zurückgezogenem  accent  abgekürzt  sein  kann,  it.  c ämi  c  e  (m.)9 
alt  fr.  c  h  a  i  n  s  e  (m.  f.)  leinenes  gewebe.  Sie  findet  sich  buch- 
stäblich sowohl  im  altgael.  caimis  (gen.  caimse  f.)  hemd,  kymr, 
camse  langes  Meid,  als  auch  im  arab.  qämic  Unterkleid  wie- 
der, indessen  scheint  jenes  im  celtischen  gar  nicht  zu  wurzeln, 
dieses  wird  in  den  wbb.  (Gol.  p.  1965,  Freyt.  III.  497)  einer 
logisch  ganz  unverwandten  würzet  zugetheilt.  Wie  dem  nun 
auch  sei,  gewiss  ist,  daß  der  roman.  spräche  eine  würzet  cam 
nicht  genügt,  daß  nur  eine  form  cämis  befriedigen  kann,  wor- 
aus ein  adjectivisches  camisia  abgeleitet  ward. 

Cam  in  ata  camminata  it.  saal,  fr.  cheminee  rauch- 
fang. Das  mlat.  caminata,  schon  in  einer  fränk.  Urkunde  v. 
j.  584  solarium  cum  camminata  Breq.  p.  79a,  Meß  ein  mit 
einer  feuerstätte  (caminus)  versehenes  gemach,  daher  die  glosse 
Älfrics  caminatum  fyrhus  (feuerhaus),  ahd.  cheminäta.  S.  be- 
sonders Schmeller  II.  295. 

Cammino  it.,  sp.  Camino,  pg.  caminho,  pr.  ca- 
min, fr.  che  min,  im  älteren  mlatein  caminus  weg,  straße; 
vb.  camminare  u.  s.  f.  weg  machen,  wandern.  Celtisches 
wort:  kymr.  cam  schritt,  caman  weg,  s.  Dief.  celtica  1.109. 

Camozza  it.,  sp.  camuza  gamuza,  pg.  camuca 
camurga,  dsgl.  masc.  it.  camoscio,  fr.  chamois  gemse; 
ohne  zweifei  gleiches  Ursprunges  mit  mhd.  gam-z.  Sollte 
etwa  im  sp.  pg.  gamo  damhirsch,  fem.  gama,  das  einfache 
wort  enthalten  sein?  Aber  freilich,  entstellung  desselben  aus 
lat.  dama  ist  als  möglich  anzunehmen:  steht  doch  auch  golfin 
neben  dolfin  delfin,  gragea  neben  dragea,  gazapo  muthmaßlich 
für  dasapo.  Übrigens  ist  das  wort  alt,  z.  b.  in  einem  port.  foral 
v.  j.  1186  de  corio  de  cervo  vel  de  gamo  S.  Rosa  IL  p.  126. 

Campagna  it.,  sp.  campana,  fr.  campagne  (statt 
des  veralteten  Champagne,  das  auf  die  benennung  einer  land- 
schaft  in  Frankreich  eingeschränkt  ward)  flaches  gefilde,  flur; 
von  Campania,  welches  als  appellativ  schon  Gregor  v.  Tours 
gebraucht,  s.Ducange. 


84  I.    CAMPANA-CANGRENA. 

Campana  it. sp.  cat.  pr.,  campainha  pg.  glocke;  im 
franz.  durch  cloche  ausgedrückt,  aber  doch  südlicheren  mund- 
arten  bekannt,  limous.  campano  glocke,  in  Berry  campaine 
schelle,  in  einer  hs.  der  L.  Sal.  als  malb.  glosse  campania 
mit  ders.  bed.  (Pardessus  p.  85).  So  genannt  von  der  lanä- 
schaft  Campania,  wo  die  glocken  zuerst  für  den  gottesdienst 
eingeführt  wurden,  s.Ducange.  Das  älteste  Zeugnis  des  Wor- 
tes bei  Isidor  16,24:  campana  (slatera  unius  lancis)  e  regione 
Italiae  nomen  accepit:  ihm  also  bedeutet  es  schnellwage  von 
der  ähnlichkeit  der  einrichtung ,  und  entsprechende  bedd.  hat 
auch  das  wal.  cumpene  wagschale,  brunnenschw enget.  Bei 
Beda  und  fast  allen  späteren  zeigt  campana  campanum  nur  die 
bed.  glocke,  Anastasius  Biblioth.  (9.  jh.)  kennt  beide  bedd.  glocke 
und  schnellwage. 

Campione  it.,  sp.  campeon,  pr.  campion,  fr. 
champion  kampfheld;  vom  mlat.  campio  Gloss.  Md.,  dies 
von  campus,  also  ein  mann  des  kampfplatzes,  gebildet  wie  ta- 
bellio  notar  von  tabella.  Andre  abll.  von  campus  sind  it.  cam- 
pe gg  i  a  r  e  das  feld  halten,  sp.  c  a  mp  e  a  r  (daher  campeador), 
alt  fr.  champeler  Chans,  d.  Sax.  II.  95. 

Camus o  camoscio^.,  camus  fr.  stumpfnasig,  pr.  ca- 
mus  gamus  albern,  camusat  =  /r.  camus.  Soviel  der  anschein 
lehrt,  ein  compositum,  denn  ein  suffix  us  fehlt,  daher  ist 
ableitung  aus  dem  kymr.  cam  unmöglich.  Über  den  ersten 
theil  des  Wortes  ließe  sich  streiten,  der  zweite  könnte  muso 
(schnauze)  sein,  was  sich  durch  die  prov.  mit  der  von  musart 
zusammentreffende  bed.  (albern)  unterstützen  lassen  würde. 

Canaglia  it.,  sp.  canalla,  fr.  canaille,  altfr.  chie- 
naille  gesindel,  eig.  hundevolk,  wie  sp.  perreria. 

Cänape  it.,  wal.  cenepe,  sp.  cänamo,  pr.  canebe 
cambre,  fr.  chanvre  hanf;  von  cannabis  cannabus.  Daher 
it.  canavaccio,  sp.  caiiamazo,  pr.  canabas,  fr.  ca- 
nevas  grobe  leinwand. 

Cänfora  it.  sp. ,  fr.  camphre  ein  harz,  kampfer; 
vom  arab.  al-käfür  Freyt.  IV.  47b  mit  eingeschobenem  n  oder 
m,  sp.  auch  alcanfor;  ohne  diese  einschiebung  it.  cafura 
wie  mhd.  gaffer. 

Cangrena  it.  sp.,  fr.  cangrene,  besser  sp.  gan- 
grena,  fr.  gangrene  eine  kr ankheit,  krebs ;  von  gangraena  (ywy- 


!.    CANNAMELE-CANTO.  85 

ygaivct),  dessen  anlautende  media  durch  einmischung  von  Can- 
cer in  tenuis  verwandelt  werden  mochte. 

Cannamele  it.,  sp.  canamiel,  mlat. canamella  zuk- 
kerrohr,  eig.  honigrohr. 

Cannella  it.,  sp.pg.pr.  canela,  fr.  c an n eile,  da- 
her  ndl.  kaneei  zimmet;  von  canna  röhre,  weil  er  gerollt  ist 

C  a  n n  o  n  e  it.,  sp.  c  a  fi o  n,  fr.  c a  n  o  n  röhre,  demnächst 
flintenlauf,  schweres  geschütz;  von  canna. 

Canope  it.,  wal.  canapeu,  sp.  fr.  canape  (altpg. 
ganape  S.  Rosa)  ruhebett;  von  conopeum  (xcovanslov)  mucken-* 
netz,  also  eig.  ein  mit  einem  solchen  netz  versehenes  ruhe- 
bett, wie  fr.  bureau  teppich  und  damit  bedeckter  tisch  heißt 

Cantiere  it.,  pg.  canteiro,  fr.  chanti  er  unterläge, 
wohl  auchsp.  cantel  strick  zur  befestkjung  der  tonnen;  von 
canterius  jochgeländer,  sparre,  bair.  gander. 

Canto  it.  »p.  pg.,  cant  alt  fr.  ecke,  winket,  sp.pg.auch 
stein,  ital.  auch  seite,  gegend.  Die  hier  einschlagenden  that- 
Sachen  sind  etwa  folgende.  Griech.  xav&og  ist  winket  des  au- 
ges,  reif  um  das  rad;  lat  canthus  hat  die  letztere  bedeutung 
und  wird  von  Quintilian  für  africanisch  oder  hispanisch  er- 
klärt. Kymr.  cant  heißt  Umzäunung,  kreiß,  radschiene,  rand, 
stimmt  also  trefflich  zum  lat.  worte  und  muß,  wie  Diefenbach 
cell.  1. 112  bemerkt,  eben  das  von  Quintilian  gemeinte  barba- 
rische wort  sein;  die  gael.  mundart  kennt  es  nicht.  Altfries. 
kaed,  nord.  kantr,  nhd.  kante  scharfe  seite,  auch  rand  eines 
dinges.  Logisch  passt  nun  das  rom.  wort,  dessen  grundbed. 
ecke  ziemlich  alte  mlat.  stellen  verbürgen,  durchaus  nicht  zum 
latein.  oder  celtischen;  Vermittlung  aber  gewährt  das  deutsche, 
welches  als  ein  nicht  auf  heimischem  boden  wurzelndes  cel- 
tischer  herkunft  sein  mag,  auf  das  roman.  aber  wieder  ein- 
gewirkt haben  kann.  Die  begriffsfolge  wäre  hiernach  celt 
kreiß,  rand,  dtsch.  rand,  scharfe  seite,  ecke,  roman.  ecke,  auch 
seite,  gegend.  Abll.  sind  it.  c  a  n  t  o  n  e ,  sp.  pr.  fr.  c  a  n  t  o  n 
ecke,  landschaft  (dieselben  bedd.  im  bair.  ort),  wald.  canton 
abtheilung  Hahn 577;  sp.  cantillo  steinchen,  pr.  cantel, 
fr.  c  h  a  n  t  e  a  u  stück ;  auch  it.  sp.  c  a  n  t  i  n  a ,  fr.  c  a  n  t  i  n  e 
keller,  eig.  winket,  nach  einer  andern  ansieht  zsgz.  aus  ca- 
novettina  dimin.  von  canova  keller,  welches  letztere  übrigens 
nur  die  ital.  spräche  kennt  Eine  zss.  ist  it.  b  i  s  c  a  n  t  o  Schlupf- 
winkel, piem.  bescant  quere,  schiefe, 


86  I,    CäPANNA-CAPORALE. 

Capanna  it.,  sp.  cabana,  pg.  pr.  piem.  u.  s.  w.  ca- 
bana, fr.  cabane  hütte.  Schon  aus  dem  7.  jh.  bekannt: 
hanc  rustici  capannam  vocant,  quod  unum  tantum  capiat,  sagt 
Isidorus.  Nicht  aber  von  capere,  da  die  rom.  spräche  kein 
suffix  anna  anerkennt;  eben  so  wenig  also  auch  von  demsubst. 
cappa  mantel,  welches  altspan.  (s.  Alex.)  und  mailänd.  auch 
hütte  bedeutet:  das  wort  muß,  wie  es  da  ist,  aufgenommen 
sein  und  hier  ist  an  das  glbd.  kymr.  caban  (m.),  dimin.  von 
cab,  zu  erinnern;  hieraus  engl,  cabin,  fr.  c  ab  inet,  it.  ga- 
binetto,  sp.  gabinete. 

Capere  it.,  sp.  pg.  pr.  cab  er,  vb.  intr.  mit  der  bed. 
platz  haben,  so  daß  die  phrase  totus  orbis  id  non  capit  durch 
id  non  capit  toto  in  orbe  ausgedrückt  ward;  so  bereits  in 
der  Vulgata  sermo  meus  non  capit  OwpcO  in  vobis  Ev.  Joh. 
8, 37,  in  der  waldens.  Übersetzung  ed.  Gilly  la  mia  parolla  non 
cap  en  vos,  in  der  prov.aberli  mieua  paraula  non  pren  en 
vos,  im  ahd.  Tatian  ni  bifähit.  Capere  und  prendere  bedeu- 
ten hier  eig.  Wurzel  fassen,  platz  greifen,  stelle  einnehmen. 
Venant.  Fort,  sagt  3, 26  in  quo  cuncta  capit  c worin  alles  ent- 
halten ist\ 

Capitano  it.,  alt  cattano,  sp.  capit  an  hauptmann, 
gleichsam  capitanus  von  caput ;  dasselbe  wort  mit  anderm  suf- 
fix mlat.  capitaneus  bereits  in  einer  urk.  v.  j.  551  s.  Marini 
pap.  p.1820,  pr.  capitani,  fr.  cap  itaine,  alt  chevetaine 
chataine,  engl  chieftain. 

Capitello  it.  köpfchen,  knauf,  sp.  caudillo,  altsp. 
capdiello,  pr.  capdel  Oberhaupt,  häuptling;  von  capitellum 
für  capitulum  köpf.  Daher  vb.  sp.  a-caudillar,  pr.  cap- 
del ar  führen. 

Capitolo  it.,  sp.  capitulo  cabildo,  pg.  cabido,  pr. 
C  a  p  i  t  o  1 ,  fr.  c  h  a  p  i  t  r  e  in  der  bed.  Versammlung  eines  geist- 
lichen oder  weltlichen  ordens;  von  capitulum  hauptstück  einer 
schrift,  weil  die  in  capitel  getheilten  Ordensstatuten  daselbst 
verlesen  wurden  oder  weil  auf  den  grund  derselben  verhan- 
delt ward.  In  Südfrankreich  führte  auch  der  municipalrath 
dennamen  capitöl,  ja  der  einzelne  schaffe,  daher  das  fr.  capitoul. 

Cap  orale  it.,  sp.  fr.  cap  oral,  henneg.  coporal  cor- 
poral  (letzteres  auch  in  Berry)  anführ  er,  vornehmster;  ein  in 
Italien  entstandenes  aus  capo  haupt  durch  einschiebung  fast 
seltsam  gebildetes  wort 


I.    CAPPA-CAPRICCIO.  87 

Cappa  it.,  sp.  pg.  pr.  capa,  fr.  chape  mantel.  Ein 
sehr  altes  wort,  vielleicht  noch  aus  der  röm.  Volkssprache: 
capa,  quia  quasi  totum  capiathominem,  bemerkt Isidorus  19,31,3, 
wo  er  die  capa  auch  capitis  ornamentum  nennt,  denn  man 
zog  sie  über  den  köpf;  cappa  findet  sich  in  einer  urk.  v.  j. 
660,  s.  Breq.  n.  146  und  später  oft.  Man  leite  es  nicht  von 
caput,  woraus  wohl  capo,  schwerlich  ein  in  seiner  bedeutung 
so  sehr  abweichendes  fem.  capa  cappa  werden  konnte.  Die 
einfachen  substantiva  entspringen  hauptsächlich  aus  verbis 
und  so  entsprang  cappa,  wie  auch  Isidor  sagt,  aus  capere  und 
bedeutet  das  umfangende :  so  heißt  ahd.  gifang  Meid  von  fä- 
han  fangen.  Das  doppelte  p  (auch  span.  scheidet  sich  capa 
vom  vb.  caber)  ist  kein  einwand,  solche  schärfungen  eines 
consonanten  in  einem  bestimmten  Worte  sind  nicht  selten,  sie 
begegnet  auch  in  cappone  von  capo.  Abll.  sind  it.  cap- 
pello,  fr.  chapeau  hut,  alt  fr.  chapel  kränz  statt  des  hu- 
tes  getragen  (cappello  ghirlanda  secondo  il  volgar  francese 
Boccac.  dec.  1,1);  it.  cappella  u.  s.  f.  kleine  kirche ,  urspr. 
kurzer  mantel  s.  Ducange;  it.  cappotto,  cappuccio, 
capperone,  auch  im  span.  und  franz.  vorhanden;  wohl 
auch  sp.  capazocapacho  lederner  eimer,  kiepe,  großer  korb, 
pg.  capacho  mit  plüsch  gefütterter  korb. 

Cäppero  it.,  fr.  cäpre  ein  gewürz,  kaper;  von  cap- 
paris,  arab.  al-kabar,  Gol.1995,  hieraus  sp.  pg.  alcaparra, 
arag.  einfach  caparra. 

Cappio  it.  schleife,  knoten,  sp.  pg.  cable,  fr.  cäble 
(alt  chable,  sogar  cheable  Ch.  d.  Sax.  II.  50)  tau,  seil  Es 
ist  das  mlat.  capulum,  das  auch  Isidorus  kennt;  capulum  fu- 
nis  a  capiendo;  caplum  funis  Gloss.  Md.;  mittelgr.  xanMov, 
ndl.  kabel.  Wer  es  aus  dem  arab.  chabl  erklärt,  der  bedenkt 
nicht,  daß  das  eindringen  arab.  Wörter  erst  lange  nach  Isi- 
dors  zeit  anfieng,  noch  daß  sich  anlautendes  arab.  ch  (V)  nie 
in  c  verhärtet.  Das  gleichbed.  sp.  pg.  c  a  b  o ,  welches  sich 
logisch  nicht  wohl  zu  caput  schickt,  mag  aus  capulum  abge- 
kürzt sein. 

Capriccio  it.,  daher  sp.  capricho,  fr.  caprice 
wunderlicher  einfall;  von  capra  ziege,  in  beziehung  auf  das 
benehmen  dieses  thieres,  man  erwäge  die  synonymen  ticchio 
IL  a,  verve  IL  c,  und  füge  noch  hinzu  comask  nucia  =  ca- 
pretta,  nucc  «  Capriccio. 


88  I.    CAR-CARABINA. 

Car  (quar)  pr.  fr.  altsp.  altpg.  partikel  für  lat.  nam, 
quia;  von  quare,  womit  es  urspr.  gleichbed.  war:  morz  a  me 
quar  no  ves?  tod  warum  kommst  du  nicht  zu  mir?  Boeth. 
v.  130,  vgl.  Rom.  gr.  III.  195.  Dem  Italiäner  fehlt  das  wort, 
denn  Dante' s  und  Cecco's  quare  Inf.  27,  72,  Acerb.  4,1  ist 
latinismus.    S.  oben  ca. 

Cara  sp.pg.  pr.,  altfr.  chiere,  daher  entlehnt  it.  chw. 
c  e  r  a  antlitz.  Noch  die  franz.  wbb.  des  16.  jh.  so  wie  die 
heutige  norm,  und  loihr.  mundart  kennen  die  alte  bedeutung: 
so  findet  sich  bei  Nicot  avoir  la  chere  baissee  cvultum  demit- 
tere  ;  aber  schon  damals  galt  die  daraus  entwickelte  bed.  miene, 
freundliche  oder  unfreundliche  aufnähme  (noch  jetzt  il  ne  sait 
quelle  chere  lui  faire  welche  aufnähme),  bis  das  wort  end- 
lich auf  die  weiter  daraus  entfaltete  bed.  bewirthung ,  gast- 
mahl  eingeschränkt  ward.  Cara  'antlitz*  braucht  schon,  wie 
Ferrari  anmerkte,  ein  dichter  des  6.  jh.,  Corippus  de  laud.  Ju- 
stini 2,  412,  413:  postquam  venere  verendam  Caesaris  ante 
car  am.  Daß  der  africanische  dichter,  natürlich  ohne  alle  be- 
ziehung  auf  die  römische  Volkssprache,  ein  griech.  wort,  x«p«, 
äol.  xaQTj  haupt,  aber  auch  antlitz  (s.  die  commentatoren  zur 
stelle,  ausg.  v.  Bekker  p.  399J  in  seinen  latein.  text  einführte, 
ist  nicht  zu  verwundern;  daß  dieses  wort  aber  in  der  letzte- 
ren seltneren  selbst  dem  Neugriechen  unbekannten  bedeutung, 
ohne  das  mit  griech.  bestandtheilen  am  meisten  versetzte  ital. 
oder  walach.  gebiet  zu  berühren,  seinen  weg  in  die  westli- 
chen mundarten  fand,  ist  überraschend  und  rechtfertigt  den 
gegen  diese  etymologie  erhobenen  zweifei.  Aber  es  gibt  keine 
bessere.  —  Zss.  sind  sp.  carear,  acarar,  altfr.  acarier 
confrontieren ;  nfr.  acariätre  hartnäckig,  wunderlich.  Nach 
Huet  gehört  hieher  auch  contrecarrer  zuwider  handeln, 
besser  aber  und  im  einklang  mit  dem  buchstaben  deutet  es 
Frisch  aus  fr.  carrer  =  lat.  quadrare  in  Ordnung  bringen,  vgl. 
contrecarre  cantisophisma>  bei  Nicot.  —  Entstand  wal  ocäre 
schimpf  etwa  aus  a-carare,  gebildet  wie  affrontare? 

Cäraba  sp.  ein  fahrzeug;  von  carabus  cparva  scapha' 
Isid.  19,  1,26,  gr.  xdgaßog;  daher  sp.  carabela,  it.  cara- 
vella,  fr.  caravelle. 

Carabina  it.  sp.  pg.,  car  ab  ine  fr.  ein  feuergewehr, 
fr.  c  a  r  a  b  i  n  ein  damit  bewaffneter  reiter.  Für  letzteres  gibt  es 
eine  ältere  form  calabrin  Roquef,  it.  calabrino,  und  so  läßt 


I.    CARACCA-CARDO.  89 

sich  carabine  aus  dem  pr.  caläbre  wurfgeschütz  (s.  caable  II.  c) 
ableiten:  daß  man  waffennamen  älterer  kriegskunst  auf  neuere 
übertrug,  kann  nicht  befremden. 

Caracca  it.,  sp.  pg.  carraca,  fr.  carraque,  ndl. 
kraecke  eine  art  großer  schiffe;  nimmer  vom  arab.  'harraqah 
brander  (Monti  agg.  dl  voc.  II.  2,  313),  da  anlautendes  arab.ch 
kein  c  ergibt,  s.  cappio. 

Caraffa  it.,  sp.  garrafa  (so  auch  altval.  J.  Febrer 
str.I54J,  fr.  caraffe,  sie.  carrabba  flasche  mit  weitem 
bauch  und  engem  hals;  vgl.  arab.  geräf  ein  maß  für  trockne 
dinge,  vb.  garafa  schöpfen  Freyt.  III.  270b. 

Caragollo  it.  (nach  Ferrari),  sp.  pg.  fr.  caraeol, 
cat.  ca rag  o  1  schnecke,  Wendeltreppe,  Wendung  mit  dem  pferd, 
in  letzterer  bed.  it.  caracollo.  Man  deutet  es  aus  dem  arab. 
karkara  sich  im  kreiße  drehen  Freyt.  IV.28a,  was  übel  an- 
geht, da  ein  arab.  subst.  fehlt.  Besser  würde  passen  das  gael. 
carach  gewunden,  gedreht. 

Carato  it.,  fr.  carat,  sp.  pg.  quilate,  altpg.  quirate 
ein  kleines  gewicht,  karat;  vom  arab.  qirat,  dies  vomgr.xe- 
qqtiov  hülsenfrucht  als  gewicht  gebraucht,  man  sehe  Freyt. 
III.  427a.  Isidorus  nennt  es  cerates,  was  der  span.  form  ganz 
nahe  kommt:  cerates  oboli  pars  media  est,  siliquam  habens 
unam  et  semis.     Venez.  carato  same  des  Johannisbrotbaumes. 

Carcasso  it.,  sp.  carcax,  pg.  carcas,  fr.  carquois 
(für  carquais)  köcher ;  dsgl.  it.pg.  c  a  r  c  a  s  s  a,  sp.  c  a  r  c  a  s  a, 
fr.  carcasse  gerippe.  Der  zweite  theil  dieses  zsgs.  Wortes 
ist  offenbar  capsus  (s.  unten  casso),  der  erste  scheint  caro  zu 
sein  und  die  urspr.  bed.  rümpf  oder  bruststück  eines  thieres, 
buchstäblich  fleischkasten,  fleischgerippe,  übergetragen  auf  den 
von  reifen  zusammengehaltenen  köcher,  wie  carcassa  auch  eine 
mit  reifen  umgebene  bombe  heißt.  Zu  widersprechen  scheint 
U.  carc-ame  geripp,  das  einen  stamm  carc  fordert,  also  auch 
carc-asso  ?  Allein  asso  ist  kein  Suffix :  carcame  entstand  durch 
einmischung  von  carcasso  aus  arcame,  das  aus  arca  kästen 
abgeleitet  ward.  Die  parmes.  mundart  sagt  für  carcasso 
cassiron. 

Cardo  it.  sp.  pg.  distel,  kardendistel  zum  wollkratzen, 
von  Carduus ;  abgel.  sp.  pr.  cardon,/r.  chardon;  vb.  it. 
c  a  r  d  a  r  e  u.  s.f.  aufkratzen,  kämmen ;  zsgs.  it.  s  c  a  r  d  o  kram- 
pet, fr.  echarde  Stachel  der  distel,  splitter  (so  auch  neap. 


90  I.    CARESTIA— CARROBO. 

scarda);  sp.  escardar  disteln  ausjäten,  norm,  echarder  ab- 
schuppen.  Verschieden  von  echarde  und  deutscher  herkunft 
ist  henneg.  ecard,  wall  härd  scharte  s.  Grandg.,  vb.  ecarder, 
harder  schartig  machen,  ahd.  scarti,  altn.  skard  bruch,  ein- 
schnitt, ahd.  skertan,  altn.  skard a  einschnitte  machen  u.  s.  w. ; 
auch  cat.  esquerdar  brechen,  spalten  ist  dieses  Ursprunges. 

Carestia  it.  sp.  pg.  pr.,  mlat.  caristia,  so  auch  sp. 
pg.,  theurung ,  mangel ,  augenscheinlich  aus  carus,  aber  wie 
abgeleitet  oder  zusammengesetzt?  Vgl.  bask.  garestia  (labort. 
carastia)  adj.  =  carus. 

Caricare  carcare it., sp. pr.  cargar,  pg.  carregar, 
fr.  ch arger  beladen;  sbst.  it.  carico,  sp.  cargo,  pr. 
carc,  fem.  it.  carica,  sp.  pr.  carga,  fr.  Charge  last, 
fig.  amt.  Carricare,  von  carrus,  findet  sich  bei  Hieronymus 
(nach  Ducange),  discarricare  bei  Venant.  Fort.,  discargare  in 
der  L.  Sal.  Das  it.  caricare  bedeutet  auch  überladen,  über- 
treiben in  rede  oder  Zeichnung,  daher  caricatura  Zerrbild. 

Carmesino  cremisi  cremisino  it.,  sp.  carmesi,  fr. 
cramoisi  subst.  und  adj.,  eine  hochrothe  färbe  bezeichnend; 
vom  arab.  qermez  Scharlach,  adj.  qermazi  Freyt.  III.  434a. 
Das  wort,  seinem  Ursprünge  nach  indisch,  entspricht  dem  sanskr. 
krimi-dscha  d.i.  wurmerzeugt  (Pott  inLassensztschr.lV.42). 
Derselben  herkunft  ist  it.  carminio,  sp.  fr.  carmin. 

Carognai£. pr.,  fr.  charogne  fleisch,  aas;  vom  no- 
min, caro  im  Widerspruche  mit  den  abll.  aus  carn. 

Carpa  sp.,  fr.  carpe,  wal.  crap,  pr.  es carpa,  it. 
carpione  ein  fisch,  karpfen;  vom  mlat.  carpa,  schon  bei 
Cassiodor,  s.  Vossius  de  vit.  serm. ,  einem  weit  verbreiteten 
schwerlich  aus  cypnnus  entstellten  worte. 

Carpentiere  it.  w agner ,  Zimmermann,  sp.  carpin- 
tero,  pr.  carpentier,  fr.  charpentier  nur  in  letzterer 
bed.;  von  carpentarius  w agner ,  im  mlatein  überhaupt  holz- 
arbeiter,  carpentarius  zimberman  Gloss.  herrad.  Franz.  char- 
pente  (f.)  zimmerwerk,  lat.  carpentum  wagen. 

Carriera  it.,  fr.  carriere  laufbahn,  sp.  carrera 
laufbahn,  straße,  pr.  carriera  straße;  eig.  fahrweg ,  von 
carrus.  Besser  als  carriere  ist  die  alt  fr.  und  mundartl.  form 
charriere,  da  ersteres  auch  steingrube  bedeutet  und  in  diesem 
sinne  aus  einer  andern  Wurzel  herrührt,  s.  quadro. 

Carrobo  carrubbio^  sp.  garrobo  garrubia  algar- 


I.    CARVI-CASS.  9t 

robo  Johannisbrotbaum  ,  fr.  c  a  r  o  u  b  e  carouge  Johannisbrot ; 
vom  glbd.  arab.  charrüb  Freyt.  I.  471a. 

Carvi  it.  sp.  fr.,  neupr.  charui  feldkümmel,  karbe; 
von  careum  Qxägnv').  Derselben  herkunft  ist  arab.  al-karavia 
Gol.2028,  wodurch  die  roman.  Wörter  vielleicht  näher  be- 
stimmt wurden,  übrigens  auch  sp.  a  1  c  a  r  a  v  e  a. 

C  a  s  a  it.  sp.  pg.  pr.,  c  a  s  e  wal.  für  lat.  domus  seit  dem 
frühsten  mlatein ,  daher  casa  dei  Chron.  laurish. ,  casa  regis 
L.  Long. ,  casa  dominica  L.  Bajuv.  Ital.  mundarten  verkür- 
zen casa  in  ca.  Unter  den  abll.  zu  erwähnen  chw.  vb.  ca- 
sa r  wohnen,  hausen,  it.  c  a  s  a  r  e ,  sp.  pg.  pr.  c  a  s  a  r  verhei- 
rathen,  eig.  häuslich  einrichten,  ausstatten;  Grimm  rechtsalt. 
p.  420  vergleicht  es  mit  altn.  byggja  saman  zusammen  wohnen. 
Die  sard.  mundart  bewahrt  domu  und  braucht  es  ganz  wie 
das  ital.  casa. 

Casacca  it.,  sp.  pg.  casaca,  \fr.  casaque  lange 
über jacke;  von  casa  hütte,  mit  einer  begriffsübertragung  wie 
im  mlat.  casula  (s.  casipola).  Wegen  des  suffixes  vgl.  it.  guar- 
nacca  überkleid. 

Casamatta  it.,  sp.  casamata,  fr.  casemate  walU 
keller,  mordkeller;  läßt  sich  nicht  in  casa-matta  zerlegen  und 
somit  hat  die  erklärung  desselben  aus  gr.  xaofjLa  grübe,  höhle, 
plur.  xdojuctTa  (s.  bei  Menage)  immer  noch  besseren  grund. 

Cascio  cacio  it.,  sp.  queso,  pg.  queixo  käse;  von 
caseus,  vgl.  für  das  span.  wort  denselben  lautübergang  in 
quepo  von  capio. 

Caserma  it.,  wal.  cesarme,  richtiger  sp.  pg.  ca- 
serna,  fr.  caserne  soldatenhütte ;  von  casa  wie  lat  ca- 
verna  von  cava. 

Casipola  casupola  it.  hüttchen,  daher  fr.  chasuble 
messgewand.  Das  span.  wort  ist  casulla  in  letzterer  bed. 
(altfr.  casule  Gloss.  de  Lille  22°)  =  mlat.  casula  nach  Isidor 
quasi  minor  casa  eo  quod  totum  hominem  tegat;  vielleicht  formte 
man  casipola  nach  dem  muster  von  manipulus  (aus  manus). 
Wie  sich  übrigens  die  begriffe  hütte  und  mantel  berühren,  zeigt 
auch  das  in  erster  er  bedeutung  gebrauchte  cappa,  s.  capanna. 

C  a  s  s  pr.  altfr.  gebrochen,  gebeugt  (brisie  et  cas  Ch.  d. 
Sax.  IL  185);  vb.  pr.  cassar,  nfr.  casser  brechen;  von 
quassus  quassare.  Ital,  accasciare  ermatten  erfordert  eine 
abl  quassiare.    Dasselbe  wort  mit  eingeschobenem  n  ist  altsp. 


08  I.    CASSA— CATACOMBA. 

c  a  n  s  o  müde,  nsp.  c  a  n  s  a  r  müde  machen  (die  kraft  brechen), 
das  sich  vom  it.  cansarc  durch  seine  bedeutung  scheidet 

Cassait.,  sp.  caxa,  pg.  caixa, pr.  caissa,  fr.  caisse 
kiste,  dsgl.  fr.  c hasse  einfassung;  von  capsa  behältnis.  Ab- 
gel.  it.  cassetta,  cassettone,  zsgz.  castone  (wie  parmes.  ca- 
steina  aus  cassettina).  Zsgs.  pg.  en  caixa  r,  fr.  enchäs- 
ser  einfassen,  einfügen;  gleichbed.  cat.  encastar,  sp.  en- 
gastar,  it.  ine  astrare,  pr.  encastrar,  so  wie  pr.  encasto- 
nar,  pg.  encastöar,  sp.  engastonär,  vgl  mlat.  incastratura. 

Casso  it.  sp.  pg.,  pr.  cass,  alt  fr.  quas  leer,  unnütz; 
von  cassus.  Dsgl.  vb.  c  a  s  s  a  r  e  u.  s.f,  fr.  c  a  s  s  e  r  zu  nichte 
machen,  lat.  cassare  für  cassum  reddere  bei  Sidonius  und  Cas- 
siodorus. 

Casso  it.  brüst,  thorax,  mlat.  cassum  cassus;  von  capsus 
behältnis,  wie  auch  mlat.  arca  denselben  begriff  erfüllt.  Prov. 
cais  kinnlade  ist  gleichfalls  von  capsus  wie  eis  von  ipse, 
nicht  von  cassar  brechen  (als  etwas  zermalmendes) ,  da  der 
diphthong  ai  widerstrebt.  Endlich  muß  im  glbd.  pg.  queixo 
(cat.  quex),  woher  queixada,  sp.  quixada  und  wohl  auch 
sp.  quixera  beschlag  am  schaft  der  armbrust  (backenstück), 
dasselbe  cais  oder  capsus  anerkannt  werden. 

Catacomba  it.,sp.pr.  catacumba,  fr.  catacombe 
unterirdische  gruft.  Offenbar  ein  compositum,  in  dessen  er- 
stem theile  man  gewöhnlich  die  griech.  präp.  xaiä ,  in  dem 
zweiten  das  subst.  tumba  erkennt,  catacumbae  wäre  also  = 
ad  tumbas  an  den  grüßen.  Es  ist  aber  nicht  einzusehen,  war- 
um die  spräche,  wenn  man  auch  die  einmischung  einer  griech. 
partikel  zuläßt,  die  gruft  als  etwas  an  der  gruft  befindliches 
aufgefaßt  haben  sollte.  Vielleicht  ist  cata  eben  nur  das  rom. 
vb.  catar  schauen  (s.  unten)  und  comba  entweder  durch  as- 
similation  an  den  anlaut  c  (in  cata)  entstellt  aus  tomba  (sp. 
catatumba  findet  sich  in  Rengifo's  reimbuch,  mail.  catatomba 
bei  Cherubini)  oder  auch  unentstellt,  da  es  im  span.gewölbe 
bedeutet,  so  daß  also  cata-comba  schau -gruft  heißen  würde. 
Die  römischen  catacomben  bargen  nämlich  die  körper  von  mär- 
tyrern  und  heiligen  und  wurden  darum  von  andächtigen  Chri- 
sten besucht,  s.  die  stelle  des  h.  Hieronymus  bei  Ducange. 
Diese  auslegung  des  Wortes  könnte  gewagt  scheinen,  fände 
sie  nicht  in  den  beiden  folgenden  artikeln  Unterstützung,  fast 
bestätigung.  —  [Bellermann  über  die  ältesten  christl  begräbt 


I.    CATAFALCO-CATAR.  M 

nisstätten  p.  7  nimmt  eine  griech.  bildung  xararv^ßiov  da- 
für an.] 

Catafalco  it.,  sp.  cadafalso  cadahalso  cadalso,  pr. 
c  a  d  a  f  a  1  c,  altcat.  cadafal  Chr.  d'Esclot  597a,  val  carafal,  altfr. 
escadafaut,  nfr.  echafaut,  mndl.  scafaut,  nhd.  schafott 
Gerüste.  Die  reinste  form  ist  catafalco ;  das  sp.  cadafalso  er- 
klärt sich  aus  dem  prov.  nomin.  cadafalcs;  im  altfr.  escada- 
faut gieng  anlautendes  c  in  t  über  wie  in  Estrabort  für  Estra- 
borc  (nfr.  Strasbourg).  Das  wort  ist  zsgs.  aus  catar  schauen, 
prov.  erweicht  in  cadar,  und  aus  falco,  entstellt  etwa  im  munde 
der  Deutschen,  denen  p  leicht  zu  ph  oder  f  ward,  aus  itaL 
palco  gerüst,  das  selbst  wieder  deutschen  Ursprunges  ist,  also 
schaugerüste,  gerüste  zu  öffentlicher  schau.  Unmittelbar  aus 
dem  ital.  entlehnt  ist  fr.  catafalque,  sp.  cadafalco.  Jault  will 
in  falco  das  arab.  falak  anhöhe  Freyt.  III.  372a  erkennen, 
allein  warum  sollte  die  spräche  dieses  wort  nur  in  einem  com- 
positum aufbewahrt  haben?  selten  wenigstens  geschieht  der- 
gleichen in  unlat.  Wörtern. 

Cataletto  it.  paradebett,  eig.  schaubett;  von  catar  und 
letto,  s.  die  beiden  letzten  artikel.  Dem  entspricht  buch- 
stäblich sp.  cadalecho  binsenlager,  neupr.  cadaliech,  fr. 
chälit  spannbett,  fußgestell  des  bettes,  letzteres  gewöhnlich 
aus  chasse-lit  erklärt,  altfr.  calit  Gloss.  de  Lille  24K 

Catar  altsp. sehen,  schauen  (catö  ä  todas  partes  Poem, 
d.  Cid  v.  357),  ebenso  gallic.  (com  quaes  olhos  vos  catey  D. 
Diniz  p.  38  und  öfter),  nsp.  pg.  versuchen,  untersuchen,  nach- 
suchen, sbst.  cata  Untersuchung;  zsgs.  re catar  wieder  ko- 
sten, dsgl.  sorgfältig  bewahren,  recato  vorsieht,  geheimnis; 
acatar  untersuchen,  verehren,  acatamiento  ehrfurcht  u.  a.  m. 
Im  prov.  ist  das  wort  nicht  einheimisch  und  wird  darum  im 
Elucidari  erklärt:  catar  vol  dire  vezer  (sehen)  Lex.  rom.; 
eben  so  wenig  besitzt  es  der  Franzose,  doch  führt  Menage 
eine  abl.  catiller  'ausspähen*  aus  Monstrelet  an.  Churw.  aber 
heißt  catar  finden,  ebenso  parm.  venez.  catar,  lomb.  catä 
finden,  ergreifen;  daß  es  im  ital.  aber  auch  vorhanden  war 
und  schauen  hieß,  scheint  aus  cata-comba,  cata-falco,  cata- 
letto sich  zu  ergeben,  welchen  span.  composita  wie  cata-lecho, 
cata-ribera,  cata-viento  entsprechen.  Dem  Walachen  endlich 
bedeutet  ceutä  schauen,  suchen,  hüten.  Schon  Isidorus  kennt 
das  wort  in  seiner  altspan.  bed.:  cattus  (katze),  quod  cattat 


94  I.    CATASTRO-CAVALLO. 

(al.  catat,  captat)  i.  e.  videt  i2,  2, 38.  Die  Herkunft  dessel- 
ben vom  lat.  captare  (lauern)  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  In 
der  L.  Sal.  emend.  wird  noch  captare  geschrieben,  aber  auch 
hier  ist  die  bed.  schauen,  gleichsam  oculis  captare,  nicht  zu  ver- 
kennen, s.  Pott  in  Aufrechts  und  Kuhns  zeitschr.  I.  392.  Das 
it.  cattare  ist  nebst  sp.  captar,  fr.  capter  erst  später  aus  dem 
classischen  latein  aufgenommen  worden.  —  Seltsam  ist  das  it. 
cata-colto  certappt',  für  catato-colto,  ein  offenbarer  pleonas- 
mus  um  das  unverständlich  gewordene  catato  mit  einem  sy- 
nonymen ausdrucke  zu  erklären. 

C  a  t  a  s  t  r  o  it.  sp.,  c  a  d  a  s  t  r  e  fr.  (it.  auch  catasto)  Steu- 
erregister ;  gleichsam  capilastrum  kopfsteuerliste.  Das  frühste 
mittelalter  brauchte  dafür  capitularium  cin  quo  tributa  con- 
tinebantur'  Greg.  Tur.  9,  30 ,  eig.  eine  in  capitula  abgetheilte 
schrift;  capitastrum  aber  entstand  gewiss  unmittelbar  aus  Ca- 
put wie  sp.  cabezon  steuerliste  aus  cabeza. 

Catrame  it.,  pg.  alcaträo,  sp.  alquitran,  fr. 
guitran  goudron,  mlat.  catarannus  theer;  vom  arab.  al- 
qa'trän  dass.  Freyt.  III.  464*. 

Cattivo  it.,  sp.  cativo,  pr.  caitiu,  fr,  c h e t i f  elend, 
schlecht;  von  captivus  gefangen,  in  knechtschaft ,  daher  un- 
glücklich nebst  den  weitern  bedd.;  die  ursprüngliche  wird 
durch  cattivo  it.,  caulivo  sp.,  captif  fr.  vertreten. 

Cava  it.  sp.  pg.  pr.,  cave/r.  grotte,  keller;  von  cava 
Höhlung.  Die  cass.  glossen  übersetzen  das  rom.  cava  mit  putin 
(ein  großes  gefäß) ,  daher  noch  flaschenkeller  im  franz.,  s. 
W.  Grimms  anm. ;  daher  stammt  vielleicht  das  pg.  c  a  b  a  z,  fr. 
cabas  großer  korb,  wovon  sp.  capazo  doch  wohl  zu  trennen 
ist,  s.  cappa. 

Cavallo  it.,  sp.  caballo,  pr.  caval,  fr.  cheval, 
wal.  cal  (auch  alban.cal'e  calle)  pferd;  von  caballus  (xaßdX- 
Iqq)  nach  A.  W.  Schlegels  muthmaßung  ein  italisches  bauern- 
wort,  womit  das  pferd  in  der  landwirthschaft  bezeichnet  ward, 
s.  dessen  ind.  bibl.  1. 240.  Daher  it.  c  a  v  a  1  c  a  r  e,  sp.  c  a  b  a  1- 
gar,  fr,  chevaucher  (fehlt  wal.)  reiten,  wie  gr.  Innevstv 
von  Inno;,  bereits  in  der  L,  Sal.  caballicare  und  zwar  cabal- 
licare  caballum  wie  rom.  cavalcare  un  cavallo.  Von  equus 
blieb  nur  das  fem.  sp.  yegua,  pg.  egoa,  pr.  egua,  altfr.  aigue, 
wal.  eape,  sard.  ebba.  Aus  caballus  leitet  sich  ferner  mlat. 
caballarius  6?/.  Isid.,  it.  cavaliere  u,  s.  w.,  dsgl.  it,  cavalletta, 


I.    CAVEZZA— CAVO.  »5 

sp.  c  ab  all  et  a  grüne  heuschrecke,  eig.  pferdchen,  wegen  der 
ähnlichkeit  ihres  kopfes  mit  einem  pferdekopfe,  heupferd. 

Cavezza  it.  halfter ,  alt  fr.  chevece  kragen,  sp.  pg. 
cabeza  köpf,  auch  pr.  cabeissa;  dsgl.  sp.  pg.  cabezo, 
pr.  cabes  der  obere  theil  eines  ding  es;  abgel.it.  cavezzone, 
fr.  cavesson  kappzaum,  sp.  cabezon  hemdkragen.  Daß 
chevece  und  cabeza  eins  seien,  ist  unzweifelhaft ;  aber  auch 
cavezza  stimmt  dazu,  wiewohl  capezza  (vgl.  capezzale  aus 
capitium  bei  Gellius)  erwartet  werden  durfte.  Kragen  als 
köpf  des  hemdes  ist  der  mittelbegriff  zwischen  haupt  und  half- 
ter, doch  könnte  sich  sp.  cabeza  auch  unmittelbar  auf  capi- 
tium in  der  bed.  einer  köpf bedeckung  beziehen ,  in  den  er  f. 
glossen  p.  283a  wird  es  mit  dem  ags.  hood  pileus  übersetzt. 
Ital.  scavezzare  abhauen  ist  =  scapezzare,  sp.  descabezar. 

Caviale  it.,  sp.  cabial,  pg.  fr.  caviar,  ngr.  xavid^c 
eingesalzener  rogen  des  in  allen  europäischen  gewässern  hei- 
mischen störs  und  einiger  andern  fische. 

Cavicchia  caviglia,  cavicchio  caviglio  it.,  pg.pr.ca- 
vilha>/r.  cheville  pflock,  hat.  clavicula  ward  durch  dis- 
similation  in  cavicla  vereinfacht  um  das  doppelte  cl  zu  be- 
seitigen: ohne  diese  euphonische  rücksicht  dürfte  eine  Schwä- 
chung des  anlautes  nicht  angenommen  werden.  Der  Spanier 
behielt  cl  in  clavija,  worin  jene  rücksicht  wegfiel 

Cavolo  it.,  sp.  col,  pg.  couve,  pr.  caul,  fr.  chou 
kohl;  bemerkenswert,  weil  diese  formen  so  wie  das  kymr. 
cawl,  das  bret.  kaol  aufcmlis,  nicht  auf  das  anscheinend  volks- 
mäßige colis  weisen,  s.  Rom.  gr.  1. 195. 

Cayo  sp.  (nur  im  plur.  üblich),  alt  fr.  caye  Sandbank, 
mit  anderer  bed.  pg.  caes  (sg.  und  plj,  fr.  quai  dämm  an 
flüssen,  ndl.  kaai,  engl,  kay,  ndd.  kaje.  Alle  vier  rom.  Wör- 
ter sind  formell  eins  und  auch  die  begriffe  liegen  sich  nicht 
fern.  Ein  altes  Zeugnis  dafür  gewähren  die  isid.  glossen :  kai 
cancellae,  kaij  (kaji?)  cancelli  schranken.  Unpassend  bringt 
dies  Scaliger  mit  dem  Plautinischen  cajare  (schlagen)  in  Ver- 
bindung :  es  ist  augenscheinlich,  wie  schon  Ducange  behauptet, 
das  kymr.  cae  zäun,  umzäunung,  bret.  kae  auch  flußdamm, 
kaea  einzäunen ;  vielleicht  darf  auch  an  ahd.  cahot  munimen- 
tum,  bair.  kachet  zäun  Graff  IV.  361  erinnert  werden.  Da- 
gegen ist  bair.  kai  hegung,  als  eine  spätere  Verhärtung  aus 
gebai  von  haien  hegen  (Schmeller  IL  129),  nicht  in  anschlug 


90  I.    CAZZA-CEMO. 

zu  bringen.  Warum  aber  fr.  quai  und  nicht  chai  ?  muthmaß- 
Uch  weil  das  wort  ein  erst  später  aus  dem  picard.  oder  gas- 
con.  (vgl.  cayum  haus  bei  Ducange,  gael.  cai  dass.)  aufge- 
nommenes ist 

Cazza  it.,  cat.  cassa,  alt  fr.  pic.  casse,  masc.  chw. 
caz,  sp.  cazo  pfanne  mit  einem  stiel;  vomahd.  chezi(kezi), 
altn.  kati  ein  kochg  eschirr ,  woher  unser  kessel.  Abgel.  it. 
cazzuola,  sp.  cazuela,  mit  einmischung  eines  r  (wie  in 
mouch-er-olle,  mus-er-olle  u.a.)  fr.  casserole  bratpfanne, 
woher  it.  casserola,  pic.  champ.  castrole,  dtsch  castrol.  Ein 
altes  Zeugnis  des  Wortes  in  den  wiener  glossen  Ho ffm.p.  58,1 5 
chella  gazza  =  churw.  caza  Schöpfkelle. 

Cece  it.,  sp.  chicharo,  pr.  cezer,  fr.  chiche  (gew. 
pl.  pois  chiches)  kichererbse,  von  cicer;  it.  cicerchiaw.s./*. 
von  cicercula. 

Cecero  it.  schwan,  alt  cecino,  mlat.  cecinus  L.  Sal. 
tit.  7,  in  glossarien  cico ;  vom  tat.  cicer,  das  im  it.  cece  knoU 
len  am  schnabel  dieses  vogels  heißt.  Besser  aus  cecinus  als 
aus  cygnus  erklärt  sich  auch  das  sp.  pg.  altfr.  c  i  s  n  e  (altpg. 
cirne  Moraes),  da  einschiebung  des  s  für  die  südwestl  spräche 
nicht  annehmbar  ist. 

Cedola  it., sp. pg. pr.  cedula,  fr.  cednle  zettel;  von 
schedula,  vgl.  cisma  von  schisma.  Aus  einer  andern  ausspräche 
entsprang  sp.  esquela. 

Cedronella  it.,  sp.  cidronela,  fr.  mdartl.  citro- 
nelle  melisse,  lat.  citrago;  von  citrus  citronenbaum ,  wegen 
des  verwandten  geruches  seiner  frucht. 

C  e  1  a  t  a  it.,  sp.  c  e  1  a  d  a ,  /h  s  a  1  a  d  e  heim,  pickelhaube, 
altengl.  salet,  kymr.  saled;  mit  recht  wegen  des  darauf  vor- 
kommenden bildwerkes  von  caelata  (cassis  caelala  bei  Cicero) 
hergeleitet. 

C  e n n o  it.,  chw.  c i n  wink,  sp.ceno  runzeln  der  stirne; 
vb.  «Uccennare,  altsp.  a c e  n a r  Alex.,  altfr.  acen er  zu- 
winken. Cinnus  begegnet  in  alten  glossarien;  eins  der  erfurter 
z.  b.  p.  287b  hat  cinnus  tortio  oris ,  inde  est  dictum  cincinus 
und  cynnavit  innuit,  promisit,  auch  die  isid.  glossen  kennen 
das  wort,  das  wahrscheinlich  aus  cincinnus  locke  Qxixivvog) 
abgekürzt  ward,  indem  cinnare  cennare  eine  eigenschaft  der 
locken,  das  wallen  oder  winken  ausdrückte:  ähnlich  heißt  fr. 
harlocher  schütteln,  von  haarlocke,  s.  locher  U.  c. 


L    CENTINARE-CERNECCHIO.  97 

Centinare  it.,  fr.  cintrer  wölben,  bogenrund  ma- 
chen ;  daher  sbst.  centina,  eintre  (m.)  gewölbe,  rüstbogen 
zu  einem  gewölbe;  von  cincturare,  das  man  sich  aus  cinctura 
ableitete:  ital.  n  aus  r  wie  in  cecino  aus  cicer.  Über  die 
berührung  der  begriffe  gewölbe  und  umgürtung  s.  Rödiger  und 
Pott  in  Lassens  ztschr.  III.  59.  Das  catal.  wort  ist  cindria, 
das  span.  aber  cimbria  cimbra,  mb  vielleicht  durch  einmi- 
schung  von  cimborio  kuppel. 

Cercare  it.,  wal.  cercä,  pr.  cercar  sercar,  nfr. 
chercher,  altfr.  cerchier,  durchsuchen,  suchen.  Die  erstere 
ist  die  grundbedeutung :  in  derselben  braucht  es  noch  Dante 
in  einer  mehrfach  misverstandnen  stelle  Inf.  1,84  che  m'han 
fatto  cercar  lo  tuo  volume,  vgl.  altfr.  cerchier  les  montagnes 
die  berge  durchsuchen  und  ähnliche  stellen.  Span.  port.  cer- 
car bedeutet  einschließen,  altpg.  aber  gleichfalls  durchsuchen: 
andou  em  busca  delle  cercando  toda  aquella  terra  s.  Constan- 
cio.  Cercare  ist  das  von  Properz  4,  9, 35  gebrauchte  circare 
herumgehen:  fontis  egens  erro  circoque  sonantia  lymphis,  in 
den  isid.  glossen  circat  circumvenit ,  daher  mlat.  circa  die 
runde,  circator  Wächter,  vgl.  alban.  khercöig  suchen,  durch- 
forschen, vom  gr.  xiqxovv  umgeben,  umringen;  kymr.  kyrchu, 
bret.  kerchat  werden  aus  derselben  quelle  sein  wie  cercare. 
Es  bedarf  also  zur  erklärung  desselben  keines  neuen  Wortes 
quaericare.  Die  franz.  form  chercher  hat  ihren  grund  offen- 
bar in  bequemerer  ausspräche  des  richtigen  cercher,  pic.  cer- 
quier;  dieselbe  assimilation  im  it.  Ciciglia  für  Siciglia.  Eine 
zss.  ist  pr.  e  n  s  e  r  c  a  r  unterscheiden,  pg.  enxergar. 

Cerceta  zarzeta  sp.  pg.,  pr.  sercela,  fr.  cercelle 
sarcelle  ein  wasservogel,  kriechente ;  von  querquedula.  Daraus 
entstellt  scheint  it.  garganello,  engl,  gargane,  s.  Ferrari; 
Nemnich  führt  auch  cercedula  cercevolo  an. 

C  er  eine  it.  (m.^ring,  ringartige  sache,  fr.  cerne  (m., 
aus  cerc'ne)  kreiß,  sp.  cercen,  pg.  cerce;  vb.  it.  fehlt,  fr. 
c e r n e r  umzingeln,  aber  sp.  cercenar  ringsum  beschneiden, 
eig.  abranden,  cortar  ä  cercen  glatt  abschneiden.  Die  Wör- 
ter sind  von  circinus  zirkel,  circinare  abzirkeln. 

Cerfoglio  it.,  sp.  cerafolio,  fr.  cerfeuil  einkü- 
chenkraut,  körbel;  von  caerefolium  fyaiQsyvXlov). 

Cernecchio  it.,  sp.  cerneja,  pg.  cernelha  Haar- 
büschel.   Cabrera's  deutung  aus  criniculus,  wogegen  begriff 

7 


98  I.     CERVELLO-CHIASSO. 

und  buchstabe  streiten,  durfte  nach  der  von  Ferrari  aus  dis- 
cerniculum  Haarnadel  (acus,  quae  capillos  disseparat  Nonius), 
dsgl.  abgetheiltes  haar,  nicht  mehr  aufgestellt  werden. 

Cervello  it.,  pr.  cervel,  fr.  cerveau  hirn,  dsgl. 
fem.  dem  ital.  plur.  cervella  entsprechend chw.  pr.  cervella, 
fr.  cervelle;  von  cerebellum,  dessen  roman. g estalt  cervel- 
lus  schon  der  vocab.  S.  Galli  kennt.  Die  span.  und  port.  spräche 
haben  nur  das  primitive  celebro  cerebro,  so  auch  die  walach., 
deren  cn'eri  (plur.)  aus  cerebrum,  umgestellt  creebrum,  ge- 
bildet sein  wird. 

Cetto  it.,  altsp.  altpg.  cedo  (encedo  Chron.  del  Cid 
ed.  Huber  p.  203)  adv.  von  cito. 

Che  it.,  sp. pg. pr.  fr.  qu e  (auch  alban.  che)  geschlecht- 
loses relativpron.  und  conjunction;  wahrscheinlich  von  quid, 
s.  Rom.gr.  III.  294—296,  wo  auch  von  wal.  ce,  ce,  ca  die 
rede  ist.  Franz.  quoi  hat  seinen  grund  in  gedehnter  aus- 
spräche des  que,  vgl.  moi  mei  aus  me.  Ital.  chi,  fr.  qui, 
von  quis;  sard.  chini,  sp.  quien,  pg.  quem,  vom  accusativ 
quem,  s.  II.  b. 

Cheto  it.,  sp.  pg.  quedo,  altfr.  coit  coi  und  recoi 
ruhig,  von  quietus;  daher  vb.  it.  chetare  beruhigen,  sp. pg. 
qu e d  a r  ruhig  lassen,  (intr.)  ruhig  bleiben;  fr.  c  o  i  s  e r  s.v.a. 
it.  chetare,  gebildet  wie  hausser  von  altus.  Ein  lat.  vb.  quie- 
tare  bei  Priscian  ist  bestritten,  vgl.  Struve  lat.  decl.  und  conj. 
p.117.  Dasselbe  quietus  setzte  mit  der  b ed.  Hedig*  eine  zweite 
keine  Verwandlung  des  tiwd  erlaubende  form  ab,  eine  schei- 
deform, gleichsam  quitus:  fr.  quitte,  alt  cuite,  pr.  quiti, 
sp.  q  u  i  t  o ,  dtsch  quitt ;  daher  sp.  pg.  q  u  i  t  a  r  ledig  machen, 
frei  lassen  Poem.  d.  Cid.  v.  537.  894. 1043,  wegnehmen,  eig.  los- 
machen, fr.  q  u  i  1 1  e  r  losgeben,  gehen  lassen,  verlassen,  it.  q  u  i- 
tare  chitare  sein  recht  aufgeben.  Die  b ed.  ledig  kennt  schon 
die  L.  Long. :  sit  quietus  d.  i.  sit  absolutus.  Für  cheto  sagt  man 
ital.  auch  chiotto  (zweisylb.),  vielleicht  aus  dem  fr.  coit  mit 
eingeschobenem  i  =  1 ,  neap.  cuoto. 

Chiamare^.,  wal  chiemä,  sp.  llamar,  pg.  chamar 
rufen,  nennen,  pr.  clamar,  altfr.  claimer  ausrufen;  von  cla- 
mare.  Die  bed.  nennen  kennt  das  älteste  mlatein,  z.  b.  si  quis 
alterum  vulpem  clamaverit  L.  Sal  tit.  30. 

C  h  i  a  s  s  o  it.  aus  dem  pr.  c  1  a  s  geschrei,  altfr.  glas 
(chlaz  Trist.  IL  80)  glockeng  eläute,  nfr.  anschlagen  der  todten- 


I.     CHIGLIA-CIARLARE.  99 

glocke,  wohl  auch  ir.gtes  wehklage,  das  Pictet  p.  70  zusansk. 
hlas  stellt;  von  classicum  signal  mit  der  trompete,  mlat.in  der 
altfr.  bed.,  vgl  conclassare  conclamare  GLIsid.  Das  nah  lieg  ende 
glatir  war  anlaß,  daß  man  das  wort  gerne  Dom  hundegebell 
brauchte.   Walach.  glas  schall,  stimme  ist  das  glbd.  serb.  glas. 

Chiglia^.  (bei  Barberino  chiete),  sp.  quilla,  fr.  quill e 
kiel  des  schiff  es;  vom  ahd.  kiol,  altn.  kiölr.  Sofern  fr.  quilie 
kegel  bedeutet,  floß  es  aus  ahd.  kegil,  was  schon  Frisch  er- 
kannte; eigentlich  passen  auch  die  andern  Wörter,  wie  man 
leicht  sieht,  besser  in  dieses  etymon  als  in  das  erster e,  aber 
die  bedeutung  entscheidet. 

Chimera  ^.,  sp.  quimera,  fr.  ch  im  er  ehirngespinst; 
von  Chimaera. 

Chiocciare  crocciare  it. ,  sp.  cloquear,  neupr. 
clouchä,  fr.  glousser,  wal.  cloc ei  glucksen;  naturaus- 
drücke wie  das  dtsche  wort  und  das  lat.  glocire,  wenn  nicht 
zum  theil  aus  diesen  entstanden,  vgl.  ags.  cloccan.  Sbst.  it. 
c  h  ijO  c  c  i  a ,  sp.  clueca,  pg.  chöca ,  wal.  cloce,  nhd.  glucke  brü- 
tende henne,  daher  ein  adj.  it.  chioccio,  sp.  clueco  llueco  gluck- 
send, heiser. 

Chitarra  it.,  sp.  pg.  pr.  guitarra,  fr.  guitareew 
Saiteninstrument;  vom  gr.  y.i&dga.  Von  lat.  cithara  aber  ist 
it.  cetera  cetra,  pr.  cidra  citöla,  altfr.  citole  u.  s.  w.  Ci- 
thara, non  cetera  bemerkt  ein  grammatiker  in  beziehung  auf 
die  volksübliche  form,  s.  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  fy  Endl.  p.  443. 

Chiudere  it.,  sp.  cluir  in  compos.,  pr.  claure,  fr. 
clore  schließen;  von  clüdere  und  claudere.  Zsgs.  pr.  es- 
claure,  fr.  eclore,  von  ex  und  claudere;  pr.  esclure,  fr. 
exclure,  von  excludere. 

Ciabatta  it.,  sp.  zapata,  fr.  savate  abgenutzter 
schuh,  sp.  pg.  zapato  schuh;  nach  Sousa  vom  arab.  sabat, 
dies  vom  vb.  sabata  beschuhen,  das  bei  Freytag  IL  275a  diese 
bed.  nicht  hat. 

Ciancia  it.  geschwätz,  possen,  vb.  cianciare  schäkern, 
possen  treiben,  chw.  cioncia  geplauder ,  sp.  pg.  chanza 
spass ;  natur •ausdruck?  vgl.  aber  auch  nhd.  zänzeln  liebkosen 
Frisch  II.464b,  sp.  chächara  geschwätze,  ngr.  T^dv^ala  dass. 

Ciarlare  it.,  sp.  pg.  charlar,  vol.  charrar,  norm. 
charer  schwatzen;  it.  ciarlatano  (woher  fr.  charlatan) 
marktschreier,  Windbeutel.    Seltsam  leitet  es  Muratori  ant.ital 


100  I.    CIASCUNO— CICA. 

11.846  von  Charles,  Charlemagne,  einem  namen,  den  die  franz. 
bänkelsänger  in  Italien  stets  im  munde  geführt  hätten.  Me- 
nage verweist  auflat.  circulari  circ'lari  das  gew erbe  des  Markt- 
schreiers treiben,  gewiss  passend,  wäre  nur  der  ausfall  des 
c  vor  1  nicht  anstößig.  Ciarlare  kann  auf  roman.  boden  ge- 
wachsen, es  kann  ein  naturausdruck  sein,  wenn  man  nicht 
vielmehr  eine  ablautform  von  zirlare,  sp.  chirlar,  darin  er- 
blicken will,  vgl.  bask.  chirchila  =  charlatan.  Das  mit  ciar- 
latano  gleichbed.  it.  cerretano  soll  nach  einigen  von  dem 
städtenamen  Cerreto  herrühren. 

Ciascuno  it.,  pr.  altsp.  cascun  Berc,  fr.  chacun, 
pronomen,  von  quisque  unus,  quisc' unus,  vgl.  chaque  IL  c; 
it.  auch  ciascheduno  von  quisque  et  unus  oder  quisque  ad 
unum  wie  altsp.  quiscadauno,  s.  cadauno.  Eine  alte  genues. 
form  cascha-un  s.  Archiv,  stör.  app.  num.  18.  p.  20  und  öfter. 

Ciborio  it.,  so  auch  pg.,  fr.  ciboire  gehäuse  für  die 
geweihten  hostien,  dsgl.  pr.  cibori,  altfr.  chiboire,  sp.  pg. 
cimborio  schirm  oder  kuppel  über  dem  altar,  mlat.  cibo- 
rium,  mittelgr.  yißcoQiov;  werden  aus  demgr.  mßwQiov  frucht- 
gehäuse  einer  pflanze,  auchbecher,  hergeleitet,  man  sehe  Du- 
cange  und  Menage. 

Cica  it.  kleinigkeit,  adj.  cigolo,  einfacher  sp.  chico, 
cat.  xic  chic  klein,  gering,  fr.  chic  he  knauserig  (vgl.  gr. 
cjuixQog  klein,  Gjuixgiv?jg  geizhals) ,  fr.  chiquet  bißchen,  chi- 
co t  splitter,  knoten,  sp.  chicote  ende  eines  taues,  chichola 
kleinigkeit;  vb.  fr.  c  hi  ch  o  t  e r  über  kleinigkeiten  zanken,  wohl 
auch  sp.  cicatear  knausern.  Alle  von  ciccum  kleinigkeit,  mit 
palataler  ausspräche  des  c  wie  im  sp.  chicharo,  fr.  chiche 
v.  cicer.  Ilieher  wahrscheinlich  auch  fr.  chicane,  dasur- 
spr.  krümchen  brot  bedeutet  haben  soll,  daher  unnütze  Spitz- 
findigkeit, hader  um  nichts.  Wegen  des  adj.  chico  aus  dem 
sbst.  ciccum  vgl.  wal.  mic  klein,  von  lat.  mica.  —  Bei  die- 
sem stamme  lag  herleitung  aus  dem  bask.  chiquia ' winzig*  nahe 
genug,  aber  ein  so  weit  verzweigter  stamm,  gegen  dessen  la- 
tein.  Ursprung  nichts  vorliegt,  warum  sollte  er  anderswo  ge- 
sucht werden?  Dem  lat.  ciccum  non  interduim  entspricht  ja 
wörtlich  das  ital.  non  darei  cica.  Aus  sp.  chico  hätte  frei- 
lich bask.  chicoa  werden  müssen,  nicht  chiquia,  aber  auch  aus 
bask.  chiquia  nur  span.  chiquio,  nicht  chico.  Ital.  chica  für 
chicca  könnte  bedenken  machen,  stände  nicht  bereits  im  la- 


I.    CICLATON-CINCEL.  101 

tein.  häufig  genug  c  neben  cc  (baca  bacca,  braca  bracca, 
sucus  succus,  mucus  muccus). 

Ciclaton  sp.,  pr.  sisclaton,  altfr.  siglaton  klei- 
dungsstück  unten  rund  zugeschnitten  ,  dsgl.  stoff ,  woraus  es 
verfertigt  ward;  von  cyclas  cycladis  staatskleid  der  frauen. 

Cifra  cifera^.  geheimschrift,  sp.pg.cxfva.  Zahlzeichen, 
/r.  chiffre  mit  beiden  bedd.  Urspr.  ein  Zahlzeichen  ohne  ab- 
soluten werth,  null,  im  Breviloquus  cifra  figura  nihili  und  so 
noch  wal.  cifre.  Von  den  Arabern  empfieng  Europa  das  in- 
dische Zahlensystem,  arabisch  kann  also  wohl  auch  das  wort 
sein.  Hier  heißt  cafar  leer,  gifr  (cifron)  ganz  leer,  letzteres 
als  sbst  das  zeichen  null,  arab.  meist  durch  einen  punct  aus- 
gedrückt, s.  Golius  p.  1363,  Frey  tag  II.  503b.  Den  namen  die- 
ses Zeichens  übertrug  man  nachher  auf  die  übrigen  neun. 

Cigala  it.  pr.  cat.,  cigale  fr.,  cigarra  sp.  heu- 
schrecke;  von  cicada,  statt  dessen  wegen  der  formen  mit  1 
nicht  einmal  cicadula  angenommen  zu  werden  braucht,  da 
Übergang  des  d  in  1  kein  seltenes  ereignis  ist.  Die  span.  form 
chicharra  soll  wohl  den  zirpenden  laut  des  thierchens  nach- 
ahmen. 

C  i  m  a  it.,  so  auch  sp.  pg.  pr.,  fr.  c  i  m  e  gipfel.  Von  cyma 
zarte  sprosse,  wal.  chime  keim,  vgl.  altsp.  cima  zweig,  urspr, 
also  der  oberste  theil  der  pflanze,  sodann  spitze,  berggipfel, 
wie  it.  vetta  diese  bedd.  einigt.  Sanchez.  colecc.  IL  p.  492  be- 
merkt ein  mundartlich  span.  quima,  das  gradezu  aufgr.  xv/ua 
zurückgeht.  Abgel.  it.  cimiero,  sp.  cimera,  fr.  cimier  zei- 
chen oder  schmuck  oben  auf  dem  helme,  wal.  tzimiriu  kennzei- 
chen,  schild,  mhd.  zimier  zimierde. 

Cimeterio  it.,  sp. cim  enterio,  fr.  cimeti er ekirch- 
hof;  von  coemeterium  eig.  schlaf  statte,  xoifxrjxrjQiov. 

€inäbro  it.,  sp. pg.  cinabrio,  fr.  ctnabre,  pr.aber 
cynobre  ein  mineral,  zinnober ,  von  cinnabaris;  wal.  chi- 
novär  vom  gr.  xivvaßaQig. 

Cincel  sp.,  pg.  sizel,  fr.  c i s e a  u  meißel,  pl.  ciseaux 
schere;  vb.cise\eru.s.f.  ausmeißeln.  Nach  einigen  von cae- 
sus :  wie  aber  das  dimin.  eines  solchen  particips  (caesillus)  die 
active  bed.  eines  Werkzeuges  annehmen  konnte,  ist  schwer  be- 
greiflich. Plautus  hat  sicilicula  (von  sicilis,  daher  wal.  seäcere  ?) 
kleines  Werkzeug  zum  schneiden,  dies  konnte  auf  roman.  weise 
in  sicilicellus,  scilcellus  abgeändert  werden,  woraus  die  obi- 


108  I.    CINGHIA— CISMA. 

gen  formen.  Für  scilcellus  spricht  das  schwanken  zwischen 
dem  anlaute  c  und  s,  ja  selbst  das  span.  n  für  1,  das  man 
auch  mzonzo  aus  insulsus  wahrnimmt :  sonst  könnte  man  eben 
so  wohl  secellus,  von  secula  sichel,  heranziehen. 

Cinghia^.,  wal.  chinge,  pg.  cilha,  pr.  singla,  fr. 
s  a  n  g  1  e  gurt;  vb.  c  i  n  g  h  i  a  r  e  u.  s.  w.  gürten,  umgürten,  um- 
fassen; von  cingula;  dsgl.  it.  cinto  cinta,  sp.  cinto  cinta  cin- 
cha,  pr.  cinta,  vom  sbst.  cinctus.  Eine  neue  bildung  aus  dem 
vb.  cingere  ist  it.  cigna,  pr.  cenha,  altfr.  segne,  schon  in 
den  cass.  glossen  cinge  nach  W.  Grimm  p.  18. 

Cinghiale  it.,  pr.  senglar,  fr.  sanglier  wilder 
eber,  heiler,  mlat.  singularis  epur  (eber)  Vocab.  S.  Galli.  Er 
hat,  wie  Cujacius  lehrt,  den  namen  daher,  weil  er  einsam 
lebt  (ausgenommen,  wie  Menage  anmerkt,  in  den  beiden  er- 
sten jähren,  wo  er  bete  de  compagnie  heißt):  auf  dieselbe 
eigenschaft  bezieht  sich  sein  griech.  beiname  f.iovioq.  Ital.  cin- 
ghiale ist  also  verderbt  aus  singhiale  wie  concistorio  aus  con- 
sistorio.    Das  span.  wort  ist  jabali. 

Ciö  it.,  pr.üisso  und  so,  altfr.  icö  co  (geschr.  ceo), 
nfr.  ce,  pronomen,  von  ecce  hoc;  dazu  pr.  aquo  aco,  von 
eccu'  hoc. 

Ciocciare  it.  saugen,  zutschen;  ciötola  näpfchen 
zum  trinken,  vgl.  Schweiz,  zotteli  dass.,  nhd.  zaute;  sp.  cho- 
tar  saugen,  choto  Zicklein,  comask.  ciot  kind,  ciotin  lämm- 
chen, chw.  tschutt  dass. ;  champ.  tut  er  an  den  fingern  sau- 
gen (von  hindern)  und  ähnliche  Wörter ,  sämmtlich  natur- 
ausdrücke. 

Ciocco  it.  klotz,  stück  holz,  altfr.  choque  chouquet 
stamm,  nfr.  choc,  sp.  choque  stoß,  nebst  chocar  choquer 
anstoßen,  deutsch  schock,  schocken,  vgl.  auch  it.  ciocca  bü- 
schel  mit  schock  häufe,  anzahl.  Wie  sich  klotz  und  stoß  be- 
rühren, zeigt  auch  toppo. 

Cioccolata  it.,  c h o c o  1  a t e  sp.,  c h o c o I a t  fr.  ein 
getränke;  nach  span.  etymologen  vom  mexican.  chocollatl.  Man 
sehe  Cabrera. 

Ciriegia  ciliegia  it.,  sp.  cereza,  pg.  cereja,pr. 
serisia,  fr.  cerise,  wal  ceräse  kirsche;  von  cerasus, 
eig.  von  einem  adj.  ceraseus  cerasea. 

Cisma  it.,  so  auch  sp.,  pr.  scisma,  altfr.  cisme  Spal- 
tung, zwist;  von  schisma. 


I.    CITRIUOLO—COBRAR.  103 

Citriuolö  it.  gurke,  fr.  citrouille  kürbiß;  von  ci- 
treum  citrone,  wegen  der  ähnlichkeit  dieser  fruchte. 

Cittä  it.,  wal.  cetate,  sp.  ciudad,  pr.  ciutat,  fr. 
cite  Stadt,  dazu  die  nominativform  pr.  ciu,  alt  fr.  cit;  von 
civitas. 

Ciüfolo  züfolo  it.,  sp.  chufa,  pr.  chufla,  alt  fr.  chu- 
fle,  dsgl.  sp.  pr.  chifla  pfeife,  auspfeifung,  Verspottung;  vb. 
it.  zufolare  u.  s.  w.  pfeifen,  verspotten;  naturausdrücke 
mit  anlehnung  an  tat.  sifilare  und  sufflare,  s.  siffler  II.  c.  G. 
Galvani  aber  vermuthet  in  zufolo  das  tuscische  subulo  Flöten- 
spieler, s.  Archiv,  stör.  it.  XIV.  354. 

C i u r m  a  it.,  sp.  pg.  chusma,  pg.  auch  churma  chulma, 
fr.  chiourme  gesammtheit  der  ruderknechte  eines  schiff  es. 
Die  arglose  herleitung  aus  lat.  turma  findet  anstoß  in  der  be- 
handlung  des  anlautes,  überdies  passt  dazu  nicht  einmal  das 
innere  des  Wortes,  dessen  ursprünglichste  form,  da  nach  ge- 
meiner reget  wohl  r  aus  s,  nicht  umgekehrt  s  aus  r  entspringt, 
die  span.  sein  muß,  vgl.  sp.  usma,  it.  orma,  oder  pg.  cisne 
cirne.  Zu  der  span.  form  gesellt  sich  noch  eine  genues.  cius- 
ma  (altgenues.  geschr.  chusma  Archiv,  stör.  it.  num.  18.  p.  34). 
Man  muß  sich  also  nach  einem  andern  Ursprünge  umsehen. 
Wie  usma  hat  das  wort  griechisches  gepräge,  und  hier  bietet 
willkommne  auskunft  yJXsvo/ua,  celeusma,  icomit  das  com- 
mando  des  aufsehers  der  ruderknechte ,  im  roman.  die  ganze 
zahl  derselben  bezeichnet  wird,  wie  unser  commando  sowohl 
den  befehl  wie  auch  die  unter  dem  befehl  stehende  mannschaft 
bedeutet.  Aus  xsXsvopa  ward  cleusma  und  endlich  chusma 
wie  aus  clamare  chamar  und  dazu  stimmt  auch  die  sicil.  form 
chiurma  für  clurma  clusma,  während  die  ital.  sich  schon 
weiter  entfernt  d.  h.  ciurma  entstand  aus  chiurma  wie  etwa 
morcia  aus  morchia.  Derselben  herkunft  ist  doch  wohl  auch 
das  ital.  vb.  c  i  u  r  m  a  r  e  durch  geheimnisvolle  worte  und  winke 
bezaubern,  eig.  zeichen  und  befehle  geben. 

Cla  vi cembalo  gravicembalo  it.,sp.  clavecimbano, 
fr.  clavecin  ein  Saiteninstrument ,  das  mit  tasten  gespielt 
wird,  sonst  auch  clavicordio  genannt;  von  clavis  Schlüssel, 
im  sinne  von  taste  (daher  fr.  c  1  a  v  i  e  r  reihe  der  tasten)  und 
cymbalum. 

Cobrar  sp.pg.pr.,  alt  fr.  coubrer  bekommen,  in  be~ 
sitz  nehmen,  fassen,  ahd.  koborön;  von  recuperare,  mit  ah- 


104  I.    COCCA— C0CCHI0. 

geschnittner  partikel  um  die  Vorstellung  der  Wiederholung  zu 
beseitigen,  ein  verfahren,  dem  vielleicht  kein  zweites  beispiel 
zur  seite  steht.  Das  vollständige  verbum  erhielt  sich  gleich- 
falls, aber  neben  der  alten  bed.  entwickelte  es  eine  andre  stark 
abweichende:  it.  ricovrare  sich  flüchten,  sich  retten,  sp.  re- 
cobrarse,  pr.  recobrar,  altfr.  recouvrer  wieder  zu  sich  kom- 
men, sich  erholen,  sich  erkobern;  schon  im  altern  mlatein: 
rex  graviter  aegrotavit,  quo  recuperante  filius  ejus  aegrotare 
coepit  Gest.  reg.  fr.  In  dieser  bed.  ist  überall  das  reflexiv- 
pronomen  zu  supplieren,  welches  nur  der  Spanier  setzt:  sich 
wiedererlangen,  sich  zurückbekommen,  daher  wieder  zu  sich 
kommen,  ital.  sich  zurückbegeben.  Dieselbe  begriffsentwick- 
lung  in  ressortir  (s.  sortire  20  so  wie  im  griech.  uvaxoptXsa- 
&cti  1)  zurückbekommen,  2)  sich  zurückbegeben,  sich  retten. 

Cocca  it.,  pr.  coca  (zu  schließen  aus  encocar),  fr. 
co  che,  engl,  cock  kerbe  z.  b.  an  der  armbrust;  vb.  it.  coc- 
care  die  sehne  einlegen,  scoccare  abschnellen,  fr.  encocher 
u.  s.  w.  Von  dunklem  Ursprung.  Das  altgael.  adj.  coca  chohV 
wird  man  nicht  hieherziehen  wollen,  eben  so  tcenig  mit  Me- 
nage cavica  von  cavus.  Armstrong  führt  ein  gael.  sgoch  mit 
der  bed.  von  cocca  an,  das  mit  diesem  in  etymologischem  zu- 
sammenhange stehen  dürfte. 

Cocca  it.,  sp.  coca,  altfr.  coque,  nfr.  coche  (f.) 
kleines  fahrzeug.  Papias  bietet  caudica  navicula,  aber  nicht 
einmal  in  der  form  codica  wäre  es  dem  it.  cocca  angemessen. 
Es  ist  von  concha  muschelschale,  gefäß,  vgl.  wegen  der  form 
it.  cocchiglia  von  conchylium,  wegen  des  begriffes  altfr.  coquet 
schiff  und  gefäß  (letztere  bed.  bei  Ducange).  Das  wort  ist 
eben  sowohl  in  den  germ.  und  celt.  sprachen  vorhanden,  z.  b. 
ahd.  koccho,  ndl.  kog,  kymr.  cwch  (mj,  bret.  koked.  Aus 
concha  entstand  aber  auch  altsp.  coca,  sard.  conca  köpf  (vgl. 
testa  und  gr.  x6y%?j  hirnschale) ,  sp.  cogote,  pr.  cogot 
hinterkopf,  dsgl.  fr,  coque  eier 'schale ,  nußschale;  aus  dem 
adj.  concheus  it.  coccio  scherbe,  coccia  köpf,  sp.  cuezo 
cueza  kübel. 

C  o  c  c  h  i  o  it.,sp.  fr.  c  o  che  (m.)  bedeckter  wagen,  kutsche. 
In  erwägung  der  ital.  form,  die  ins  franz.  und  span.  über- 
gieng,  von  conchula,  wenn  nicht  von  coclea  Schneckenhaus, 
das  gewölbte  solcher  wagen  auszudrücken.  Daß  es  aus  dem 
ungr.  kotczy  (wal  cocie,  alban.  cotzi)  herrühre^  ist  eine  von 


I.    COCCINIGLIA-COGLIERE.  105 

der  ital,  form  nicht  begünstigte  sage,  aber  schon  Avila  (1553) 
sagt  von  Karl  V.  se  puso  ä  dormir  en  un  carro  cubierto,  al 
quäl  en  Hungria  llaman  coche,  el  nombre  y  la  invencion  es 
de  aquella  tierra  (nach  Cabrera  1.66). 

Cocciniglia  it.,  sp.  cochinilla,  fr.  Cochenille 
mexicanisches  insect ,  das  eine  scharlachfarbe  gibt;  vom  lat. 
coccinus  scharlachfarbig. 

C  o  c  h  i  g  1  i  a  it.,  c  o  q  u  i  1 1  e  fr.  muschel,  von  conchylium ; 
sp.  c  o  q  u  i  n  a  von  concha.  Die  form  conquilium  in  einem  alten 
glossar  Mone's  anzeiger  VII.  138b. 

Codait.,  pr.  coa,  fr.  queue,  sp.  pg.  cola  für  coda 
(wie  esquela  für  esqueda  =  scheda  u.  a.,  altsp.  coa)  schwänz; 
von  cauda.  Daher  z.  b.  it.  c  o  d  i  o  n  e  codrione  bürzel  der 
vögel,  altsp.  c  o  d  i  1 1  a  steift,  kreuz,  wohl  auch  c  o  d  a  s  t  e  hinter- 
steven  am  schiffe;  vb.  it.  scodare,  fr.  ecouer  den  schwänz 
abstutzen. 

Codardo  it.,  sp.  pg.  cobarde,  altsp.  cobardo  (aus 
co-ardo  für  codardo,  wie  juvicio  aus  ju-icio),  pr.  coart, 
fr.  couard  feige,  memmenhaft.  Zwei  etymologieen  kommen  in 
erwägung ,  welche  beide  schon  Nicot  kennt.  Von  cauda  im 
eigentt.  sinne,  weil  der  hund  und  ihm  verwandte  thiere  aus 
furcht  den  schwänz  einziehen,  s.  Eckhart  zur  L.  Sah  und  Grimm 
Reinh,  p.  XLI  und  CCXXXV.  Von  cauda  im  abgeleiteten  sinne, 
wonach  es  den  hintern  theil  eines  ding  es,  schleppe,  nachtrab 
u.  dgl.  bedeutet:  codardo  ist  einer  der  sich  hinten  hält,  sich 
nicht  hervorwagt.  Die  erster e  deutung  ist  ansprechender,  weil 
sie  aus  einer  naturanschauung  genommen  ist,  allein  sie  legt 
etwas  in  das  wort,  das  sich,  streng  genommen,  mit  seinem 
suffixe  nicht  verträgt,  indem  codardo  nur  geschwänzt  oder 
schwänzelnd  heißen  könnte:  sie  weicht  also  in  einen  zu  spe- 
cialen sinn  aus.  Die  dichter  der  thierfabel  wenigstens  müs- 
sen diese  anschauung  nicht  getheilt  haben,  da  sie  grade  dem 
hasen  diesen  namen  beilegten. 

Cöfano  it.,  sp.  pr.  cofre,  fr.  coffre  kiste,  dsgl.  sp. 
cuebano  großer  korb,  sp.  pr.  cofin,  fr.  coffin  körbchen; 
von  cophinus.     Verkürzt  sp.  cofe,  it.  coffa  mastkorb. 

Cogliere  it.,  sp.  coger,  pg.  colher,  pr.  fr.  cu- 
eillir,  wal.  culeäge  sammeln,  lesen,  pflücken;  von  colli- 
gere.    Eine  zss.  ist  sp.  es  coger  u.  s.  w.  auswählen;  sbst 


106  I.     C0GLI0NE— COLMO. 

altpg.  escol  S.Rosa  suppl.  auswahl,  ausbund,  pr.  escolh  art 
und  weise,  gattung. 

Ooglione  it.,  mundartlich  cojon,  sp.  cojon,  pr.  fr, 
coillon  testiculus;  von  coleus  dass.,  pr.  altfr.  coil,  wal  coiu. 
Ital.  coglione  auch  für  memme,  schuft  gebraucht,  daher  sp. 
collon,  fr.  coyon. 

Coitar  cochar  altsp.  pg.  pr.,  altfr.  coiter  antreiben, 
drängen;  sbst.  altsp. pr.  coita  u.s.  w.  bedrängnis;  adj.  coi- 
toso  bedrängt,  angetrieben ,  eilfertig.  Das  verbum  erklärt 
sich  aus  dem  unlat.  frequentativ  coctare,  welchem  die  in  dem 
primitiv  coquere  schon  enthaltene  bed.  ängstigen  zugewandt 
ward.  Bewiesen  icird  dieser  Ursprung  durch  das  sp.  cochar, 
dem  in  der  that  neben  der  eben  bemerkten  noch  die  eigentl. 
bed.  von  coquere  zusteht:  cochado  =  cocido  F.juzg.,  so  wie 
durch  das  altpg.  coito  =  lat.  coctus  s.  S.  Rosa. 

Coitare  altit,  sp.  pg. pr.  c u i d a r,  altfr.  cuidier  den- 
ken, sorgen;  von  cogitare.  Sbst.  altit.  coto,  altsp.  cuidsiu.s.f., 
sp.  pg.  cuidado  sorge.  Zsgs.  it.  tracotanza,  fr.  outre- 
cuidance  vermessenheit,  gleichsam  ultracogitantia. 

Cola  it.,  sp.  acullä,  pg.  acolä,  wal.  coleä,  orts- 
adverb,  von  eccu*  illac. 

C  o  1  c  a  r  e  corcare  coricare  it.,  wal.  c  u  1  c  ä,  pr.  c  o  1  g  a  r, 
fr.  c  o  u  c  h  e  r  niederlegen,  zu  bette  legen,  sp.pg.  c  o  1  g  a  r  auf- 
hängen, behängen  (anbinden  an  namenstagen) ,  cat.  bedecken 
z.  b.  pflanzen  mit  erde,  reben  einsenken  (wie  auch  it.  coricare) ; 
sbst.pr.  colga,  fr.  couche  lager;  von  collocare  setzen,  legen, 
hinstrecken,  in  hss.  der  L.  Sah  culcare. 

C  o  1 1  a  it.,  sp.  c  o  1  a,  fr.  c  o  1 1  e  leim;  vom  gr.  aoXXa  dass. 

Colmo  it.  sp.,  fr.  comble  häufe,  Übermaß,  gip fei,  als 
adj.  übervoll;  vb.  colmare  u.s. f.  aufhäufen,  überfüllen.  Das 
subst.  entspricht  in  seiner  bedeutung  theils  dem  lat.  cumulus 
gehäuftes  maß,  theils  dem  lat.  culmen;  in  seiner  form  mehr 
dem  letzteren,  wenigstens  ist  ein  it.  colmo  aus  cumulus  kaum 
anzunehmen  und  die  gleichgestalteten  Wörter  churw.  culm  berg, 
culmen  gebirge,  wal.  culme  gipfel,  vielleicht  auch  bair.  kulm 
weisen  auf  culmen  wie  pg.  colmo  stroh  auf  culmus.  Zu  un- 
getrübter dar  Stellung  gelangte  culmen  im  sp.  cumbre  für 
culmbre ,  pg.  c  u  m  e  gipfel,  so  wie  cumulus  im  pg.  c  ö  m  o  r  o 
combro  erdhaufe  (mlat.  combrus),  pr.  c  ö  m  o  1  (als  adj.  =  it. 
polmo);  mit  letzterem  ist  zsgs.  pr.  fr.  encombre,  it.  in- 


I.    COLPO— COMBO.  107 

gombro  Hindernis,  encombrar,  encombrer,  ingombrare  hin- 
dern; dsgl.  fr.  decombres  schutt;  it.  sgombrare  weg- 
räumen u.  a. 

Colpo  it.,  attsp.  colpe  Berc,  nsp.  pg.  golpe,  pr. 
c  o  1  p,  fr.  c  o  u  p  hieb,  schlag ;  vb.  it.  c  o  1  p  i  r  e  schlagen ,  altsp. 
colpar,  fr.  couper  abschlagen,  abschneiden.  Die  herlei- 
tung aus  dem  ndl.  klop  kloppen  ist  abzulehnen,  da  die  rom. 
spräche  den  anlaut  kl  eher  herbeiführen  als  zerstören  würde. 
Leitet  man  es  etwa  vom  ahd.  kolpo  kolbo,  nhd.  kolben  (vgl 
pr.  colbe  für  colp)  oder  vom  kymr.  colp ,  womit  Werkzeuge 
zum  stechen  oder  hauen  bezeichnet  werden,  so  entfernt  man 
sich  zwar  nicht  zu  weit  vom  begriffe,  aber  näher  liegt  doch 
das  lat.  colaphus  faustschlag,  das  auch  keine  formelle  Schwie- 
rigkeit bietet,  da  ph  (t)  leicht  in  p  übertritt  (it.  Guiseppe,  zam- 
pogna,  sp.  soplar,  pr.  solpre)  und  mehrmals,  z.  b.  in  der  L.  Sal 
tit.  40  und  in  alten  glossarien  wie  dem  keronischen,  die  form 
colapus,  anderswo,  z.  b.  in  hss.  der  L.  Alam.,  colopus  wirk- 
lich vorkommt.  Ein  alter  grammatiker  warnt  schon  vor  der 
Verwechselung  des  ph  mity:  stropha,  nonstropa;  amphora  non 
ampora  s.  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl.  p.  445. 446. 

C  ö  1  tr  i  c  e  it.  (für  colcitre),  altsp.  c  o  1  c  e  d r  a,  pr.  c  o  u  s- 
ser  cosser  federbett,  Unterbett,  von  culcitra  dass.;  dsgl.  it. 
coltra  coltre  (f.),  altfr.  cotre,  vom  syncopierten  culctra; 
endlich  sp.  pg.  colcha,  von  culcta  /wrculcita,  worauf  auch 
fr.  c  o  i  t  e  couette,  altfr.  coute  keute  quieute  (für  colte  u.  s.  w), 
pr.  cota  (für  colta,  vgl.  mot  für  molt)  zurückgeführt  werden 
dürfen;  dem  gr.  xoutj  bleiben  keine  ansprüche.  Ein  dimin. 
von  culcita,  gleichsam  culcitinum  culctinum,  ist  it.  cuscino, 
sp.  coxin,  fr.  coussin  kleines  polster,  daher  unser  küssen. 

Combo  sp. ,  comb  pr.  gekrümmt;  sbst.  sp.  comba 
krümmung,  pr.  comba,  altfr.  combe  tiefes  thal,  schlucht 
(s.  zu  Garin  1.96),  ital.  in  Ortsnamen  wie  Alta-comba,  Com- 
ba -  longa  so  wie  im  piem.  c  o  n  b  a ,  im  comask.  gomba  ,  ja, 
wie  man  behauptet,  im  Ortsnamen  Como  (P.  Monti  vocab.  p. 
XXVIII),  prov.  auch  combel;  vb.  sp.  combar  krümmen, 
icohl  auch  gen.  ingumbäse  sich  krümmen;  dem  Portugiesen  fehlt 
das  wort.  Sein  alter  kann  eine  Urkunde  v.j.  631  bezeugen, 
worin  der  geographische  name  Cumba  vorkommt,  Brequigny 
136b;  auch  in  gumba  ccuneus,  cripa'  (cripta)  Gloss.  Md.  will 
man  cumba  wiedererkennen.    Ducange  und  andre  erblicken 


10S  I.    COME-COMPAGNO. 

darin  die  mlat.  form  cumba  für  cymba  kahn,  gr.xtifißq,  we- 
gen der  ähnlichen  g estalt,  andre  das  kymr.  cwm  (mj  tiefes 
thal;  allein  bei  erstem  ist  die  begriffsübertragung  unstatthaft, 
da  das  äuge  an  einen  umgestürzten  kahn  nicht  gewöhnt  ist 
wie  an  einen  umgestürzten  becher  (vgl  coppa),  bei  letzterem 
bleibt  das  zugetretene  b  anstößig  (bret.  komb  kann  aus  dem 
franz.  herrühren),  auch  fehlt  das  adj.  dem  Celten  ganz.  Konnte 
combo  nicht  aus  concavus,  combar  nicht  aus  concavare  ent- 
stehen, welche  die  bedd.  hohl  und  gekrümmt,  höhlen  und  krüm- 
men in  sich  fassen?  Dactylisch  abfallende  Wörter  zog  die 
Volkssprache  häufig  zusammen;  daß  sich  aber  in  conc'vus 
c  nicht  behaupten  konnte,  versteht  sich;  daß  nv  mit  mv  oder 
mb  vertauscht  ward,  kann  nicht  befremden,  hat  doch  der  ltaliä- 
ner  imboto  aus  invoto  (Veneroni),  der  Spanier  ambidos  aus 
invitus,  comboi  aus  convoi,  der  Provenzale  amban  aus  anvan, 
der  Franzose  embler  aus  involare  geformt  Auch  für  das  sbst. 
comba  bietet  sich  ein  unmittelbares  etymon  in  dem  plural  con- 
cava  hohle  örter,  wie  ja  oft  roman.  feminina  aus  dem  plural 
lateinischer  neutra  sich  festsetzen.  Das  mlatein  braucht  letz- 
teres wort  häufig  und  ganz  im  sinne  von  comba:  concava 
vallis  Venant.  Fort.  10,19;  vallium  concava  Esp.sagr.  XL  90 
(9.jhJ,  per  concava  montium  Hist.gen.  deLangued.  I.  col.  31. 

Co  nie  it.,  sp.  pg.  auch  altit.  (noch  bei  G.  Cavalcanti) 
como,  sicil  comu,  altsp.  altpg.  pr.  altfr.  com  cum,  letztere 
form  auch  wal,  nfr.  comme,  auch  prov.  zuweilen  coma,  eine 
partikel;  von  quomodo.  Zsgs.  mit  dem  adverbialen  mente  pr. 
comen,  fr.  comment,  sard.  comenti;  eine  andre  zss.  pr. 
cossi,  noch  jetzt  coussi,  von  quomodo  sie.  Für  com  brauchte 
der  Provenzale  auch  co,  unmittelbar  aus  quo  für  quo  modo, 
s.  Oudendorps  register  zum  Apulejus. 

Cominciare  it.,  sp.  pr.  comenzar,  pg.  comecar, 
fr.  commencer  anfangen;  zsgs.  aus  com  und  initiare,  mail. 
inzä.  Altspan,  sagte  man  mit  eingeschobenem  p  compenzar 
Poem.  d.  Cid  2594,  auch  compezar,  und  dieselbe  einschiebung 
zeigt  das  noch  gebräuchliche  aus  in-initiare  zsgs.  sp.pg.  em- 
pezar,  vgl.  sard.  ineumbenzai.  Der  Walache  besitzt  dafür 
das  achtere  ineepe  von  ineipere,  auch  chw.  antscheiver. 

Compagno  it.,  sp.  compafio,  pr.  altfr.  compaing 
geführte;  daher  compagnia  u.  a.  abll;  vb.  compagnare, 
aecompagnare  u.  s.  f.  begleiten.    Es  ist  das  mlat.  companium 


I.    COMPASSO— CONFORTARE.  109 

gesellschaft  L.  Sah,  zsgs.  aus  com  und  panis  nach  dem  muster 
des  ahd.  gi-mazo  oder  gi-leip  brotgenosse  (ahd.  gi  =  lat.  cum). 
Aus  compaganus  landsmann  (s.  Grut  inscr.  209,1,  v.  j.  946 
V.  C.)  würde  sich  conipagno  nur  durch  accentv  er  Schiebung 
(compaganus)  deuten  lassen,  die  aber  bei  einem  so  üblichen 
suffixe  nicht  vorauszusetzen  ist.  Eher  dürfte  an  compaginare 
(zusammenfügen)  gedacht  werden,  allein  das  prov.  und  cat 
companatge,  womit  jedes  gericht  bezeichnet  wird,  wozu  man 
brot  ißt,  gibt  den  ausschlsg:  com-pan-aticum  floß  eben  sowohl 
aus  panis  wie  com-pan-ium.  Das  älteste  Zeugnis  des  vom. 
Wortes  begegnet  in  den  vatic.  glossen  ed.  W.  Grimm :  ubi  (h)a- 
buisti  mansionem  (h)ac  nocte,  conpagn? 

Compasso  it.  pg.,  compas  sp.  pr.  fr.  zirkel  als  in- 
strument;  vb.  compassare  abzirkeln.  Dies  wort  berührt 
sich  mit  einem  celtischen:  kymr.  cwmp  kreiß,  davon  das  glbd. 
cwmpas;  aus  kreiß  wäre  denn  das  ihn  beschreibende  Werk- 
zeug geworden  wie  im  deutschen  zirkel.  S.  Diefenbachs  cell. 
I.  112.  Indessen  läßt  es  sich  ohne  zwang  der  lat  spräche 
zuweisen,  geht  man  nur  auf  die  älteste  bedeutung  zurück. 
Prov.  und  altfr.  ist  compas  gleicher  schritt,  mitschritt,  von 
com-passus,  z.  b.  eil  ä  cheval  e  eil  ä  pie . . .  tindrent  lor  eire  e 
lor  compas  .  .  .  ke  Tun  Paltre  ne  trespassout  die  zu  ross  und 
die  zu  fuß  hielten  ihren  marsch  und  ihren  gleichen  schritt,  so 
daß  keiner  dem  andern  zuvorkam,  s.  Lex.  rom.  Daher  bedeu- 
tet es  eben  so  wohl,  wie  auch  im  span.,  tact,  Versmaß,  überh. 
maß  und  das  Werkzeug  zum  messen.  Compassar  gleichen  schritt 
halten  bildet  den  gegensatz  zu  traspassar  überschreiten ,  wie 
in  der  angeführten  stelle.  Die  bed.  nautisches  instrument  hat 
sich  später  eingefunden. 

Concerto  it.,  sp.  concierto,  fr.  concert  Überein- 
kunft; vb.  concertare  übereinkommen.  Cabrera  meint  von 
consertare  für  conserere  zusammenfügen;  allein  man  braucht 
das  lat.  concertare  nicht  zu  verlassen.  Zusammen  streiten, 
zusammen  verabreden  liegen  sich  nahe  genug:  mlat.  placitare 
heißt  eben  sowohl  streit  führen  wie  vertrage  schließen;  in 
beiden  fällen  ist  der  mittelbegriff  worte  wechseln.  In  der  bed. 
musicalische  aufführung  drückt  concerto  den  sinn  von  con- 
centus  aus,  ohne  daher  abzustammen,  es  heißt  hier  eig.  über- 


Confortare  it.,spt  conhortar,  pr,  conortar  (vgl 


110  !.    C0NIGLI0— COPPA. 

den  ausfall  des  f  in  preon«?.  profundus),  fr.  conforter  stär- 
ken; vom  spätem  lat.  confortare. 

Coniglio  it.,sp.  conejo,  pg.  coelho,  pr.  altfr.  co- 
nil  kaninchen;  von  cuniculus. 

Conocchia  it.,  fr.  quenouille  Spinnrocken;  im  al- 
tern mlatein  conucula  für  colucula  vom  lat.  colus  (f.),  ahd. 
kuncla,  nhd.  kunkel. 

Contare  it.,  sp.  contar,  pr.  comtar  rechnen,  dsgl. 
erzählen,  fr.  c o  m  p  t  er  in  jener,  c  o  n  t  e r  in  dieser  bed. ;  von 
computare  berechnen,  ebenso  ahd.  zeljan  numerare,  enarrare. 
Sbst.  it.  cömputo  conto  u.  s.  f.,  lat.  computus  bei  Firm.  Ma- 
ternus. 

Conte  it.,  sp.  pg.  conde,  pr.  coms,  altfr.  quens, 
accus,  in  beiden  sprachen  und  nfr.  c  o  m  t  e  graf;  von  comes, 
eig.  begleiter  des  fürsten,  demnächst  hoher  beamter,  richter 
eines  größeren  bezirks.  Daher  it.  contado  u.  s.  w.  graf- 
schaff,  landschaft ,  contadino   landmann. 

Contestabile  connestabile  it.,  sp.  con  des  table,  fr. 
connetable  urspr.  ober  Stallmeister ;  von  comes  stabuli. 

Conto  it.,  c  o  i  n  t  e  altfr.  kundig  (vgl.  Alexis  43  dunt  il 
ja  bien  fut  cointe),  demnächst  altfr.  so  wie  pr.  cointe  coinde 
zierlich,  anmuthig;  muß  in  cognitus  seinen  Ursprung  haben 
mit  der  grundbed.  bekannt,  vertraut,  angenehm,  wie  mhd.  magere 
bekannt  und  lieb  heißt.  Daher  vb.  pr.  coindar  zu  erken- 
nen geben;  a  c  o  i  n  d  a  r ,  fr.  accointer  bekannt  machen,  engl,  ac- 
quaint,  mlat.  adcognitare,  s'accointer  ä  qqun  sich  mit  einem 
befreunden,  it.  accontarsi  sich  besprechen;  pr.  acoindansa, 
altfr.  accointance  Vertraulichkeit.  In  einem  glossar  des  12*  jh. 
liest  man  cogniter  vel  cognite  benigne  humane  Class.  auct. 
V111.155b.     Vom  sbst.  comtus  ist  it.  contigia  putz. 

Contrada  it.  pr.,  c o n t r e  e  fr.  gegend;  eig.  das  entge- 
genliegende, vom  adv.  contra  mit  dem  suffix  ata,  das  sich  ei- 
gentlich nur  an  substantiva  fügt,  vielleicht  eine  nachahmung 
des  deutschen  gegend,  mhd.  gegenöte. 

Convitare  it.,  sp.  pg.  pr.  convidar,  fr.  con  vi  er 
einladen;  daher  sbst.  it.  convito,  sp.  pg.  convite,  pr.  convit, 
altfr.  convi  einladung,  gastmahl.  Von  invitare  mit  vertausch- 
ter präposition  unter  einwirkung  von  convivium. 

Coppa  it.,  sp.  pg.  pr.  copa,  fr.  coupe,  wal.  cofe 
becher;  von  cuppa,  nebenfom  von  cüpa  faß,  s.  Schneiders 


I.    COPPAROSA-COREGGIA.  111 

lat.  gr.  1.  426;  mlat.  gleichfalls  cuppa,  aber  mit  rom.  bedeu- 
tung.  Der  lateinischen  blieben  die  formen  mit  u  getreu,  sp. 
pg.  pr.  cuba ,  fr.  cuve ,  ahd.  kuba  (wal.  cupe  maß).  Abu. 
sind  pr.  c u b  e  1  kübel;  sp.  c  u  b  i  1  e  t  e,  pr.  fr.  go  b  e  1  e  t  becher, 
mlat.  gubellus  u.a.m.;  auch  it.  cüpola,  woher  sp.  cüpula, 
fr.  coupole  halbkugelförmiges  dach,  kuppel,  franz.  auch  schlecht- 
weg coupe,  ton  der  gestalt  einer  umgestürzten  schale  so  ge- 
nannt. Dieselbe  anschauung  im  altfr.  cope,  pic.  coupet  Cou- 
plet berggipfel,  gipfel  überhaupt,  kymr.  cop  wradcopa,  ndl. 
kop,  nhd.  köpf  und  kuppe;  abgel.  nfr.  coupe  au,  sp.  pg.  co- 
pete,  letzteres  nebst  copo  auch  büschel,   vgl.  unten  toppo. 

Copparosa  it.,  sp.  pg.  caparrosa,  fr.  couperose 
vitriol;  von  cupri  rosa  s.  v.  a.  gr.  ydky.uv&ov  kupferblume. 

C  o  p  p  i  a  it.,  c  o  u  p  1  e  fr.  das  paar,  von  copula ;  so  auch 
altit.  cöbbola,  pr.  cobla,  fr.  couplet  strophe,  eig.  Ver- 
knüpfung von  versen.  Zsgs.  it.  s  c  o  p  p  i  a  r  e  ein  paar  tren- 
nen, verschieden  von  scoppiare  platzen,  s.  schioppo  II.  a. 

Coraggio  it.,  sp.  corage,  fr.  courage  herzhaf- 
tigkeit,  muth,  in  älterer  spräche  gemüthe;  vom  lat.  cor  cordis 
ohne  einmischung  des  radicalen  d,  wie  dies  auch  in  andern 
abll.  aus  diesem  worte  der  fall  ist. 

Corazza  it.,  sp.  coraza,  pr.  coirassa,  fr.  cui- 
rasse  panzer;  von  corium,  gleichsam  coriacea  lederwerk. 

Corbacho  sp. ,  cravache  fr.  peitsche,  karbatsche, 
russ.  korbatsch,  auch  ungrisch,  türkisch  u.  dgl. ;  dürfte  nach 
Schmeller  11.326  aus  irgend  einem  sklavenlande  stammen. 

Corbeta  sp.,  corveta  pg. ,  corvette  fr.  kleineres 
kriegsschiff  zwischen  fregatte  und  brig ;  von  corblta  lastschiff, 
mit  romanisierter  endung. 

Cordoglio  it.,  sp.  cordojo,  pr.  cordolh,  chw.  cor- 
doli  herzeleid;  von  cordolium,  nur  bei  Plautus  und  später 
wieder  bei  Apulejus.  Mit  dolium  trifft  auch  fr.  deuil,  it.  do- 
glia  zusammen. 

Cordovano  it.,  sp.  c o r d  o b a n ,  pr.  c o r d  o a n ,  fr. 
cordouan  eine  sorte  leder;  nach  Cordoba  in  Spanien  be- 
nannt, woher  es  bezogen  ward.  Abgel.  ist  it.  c  o  r  d  o  v  a  n  i  e  r  e, 
fr.  cordonnier,  alt  cordoanier,  Schuhmacher. 

Coreggi9Lit.,sp.pg.  correa,  pr.  correja,  fr. cour- 
roie,  wal.  cureä  riemen;  von  corrigia.  Daher  auch  it. 
s c or egg ia  peitsche. 


112  I.    CORNAMUSA—  CORTINA. 

Cornamusa  it.sp. pg. pr.,  cornemuse/r.  sackpfeife; 
soll  aus  cornu  Musae  zusammengesetzt  sein.  Prov.  corna,  altfr. 
corne  heißt  hörn  als  tongeräthe,  musa,  altfr.  muse  pfeife, 
flöte,  aber  die  composition  ist  für  die  sache  nicht  bezeichnend. 

Cornice  it.,  sp.  cornisa,  fr.  corniche,  wallon. 
coroniss,  nhd.  carnies  kranzleiste  am  hauptgesimse,  die  figur 
eines  S  bildend;  von  coronis  (xoqwviq)  verschlungenes  zeichen, 
im  roman.  verwechselt  mit  cornix,  wie  auch  gr.  xoQcovtj  krüm- 
mung,  kränz  und  krähe  bedeutet. 

Corniola  it.,  sp.  cornerin a,  pg.  pr.  cornelina, 
fr.  cornaline  ein  stein,  carneol;  von  cornu,  weil  seine  färbe 
der  des  (aus  h°rn  gebildeten)  nageis  am  finger  gleicht,  darum 
auch  gr.  iw%  genannt. 

Corruccio  it.,  pr.  corrotz,  fr.  courroux  ärger, 
zorn;  für  colleruccio  u.  s.  w.  von  cholera  galle,  gallensucht. 
Davon  it.  corrucciare  crucciare,  pr.  corrossar,  fr.  cour- 
roucer  erzürnen.    Altfr.  corine  groll,  gleichsam  cholerina. 

Corsare  corsale  it.,  sp.  corsario  cosario,  pr.  cor- 
sari,  fr.  corsaire  Seeräuber;  von  cursus,  woher  auch  sp. 
corsa  ausflug  zur  see. 

Corte  it.  sp.  pg.,pr.cort,  fr.  cour,  wal.  curlehof; 
bekanntlich  von  chors  chortis  Viehhof,  vgl.  Schnäders  lat.gr. 
1. 188.  Ableitungen ,  die  sich  der  rom.  bed.  'fürstlicher  hof 
anschließen,  sind  z.  b.  it.  cortese,  sp.  cortes,  fr.  courtois, 
gleichsam  cortensis;  hieraus  sp.  c  ort  es  an  o,  fr.  courtisan, 
it.  cortigiano  höfling,  schon  im  frühen  mlatein  cortisanus  (wie 
it.  Pannigiano  aus  Parmensis) ;  vb.  it.  c  o  r  t  e  g  g  i  a  r  e,  sp.  cor- 
tejar,  pr.  cortejar  cortezar,  fr.  courtiser  den  hof  machen; 
sbst.  it.  corteggio  gefolge,  daher  fr.  cortege. 

Corteccia  it.,sp.  corteza,  pg.  c o r t i c a schale, rinde, 
kruste,  von  corticea  aus  cortex;  vb.  it.  scorticare  und 
so  pr.  escorgar  (in  der  neuen  spräche  noch  escourtegä),  fr. 
ecorcher,  sp.  pg.  escorchar  die  rinde  oder  haut  abziehen,  in 
der  L.  Sal.  excorticare,  von  cortex. 

C  o  r  t  i  n  a  it.  sp.  pr.,  c  o  u  r  t  i  n  e  fr.,  c  o  r  t  i  n  e  wal.  betU 
Vorhang,  schon  bei  Isidorus  vorkommend:  cortinae  sunt  au- 
laea.  Es  weist  auf  chors  Umzäunung,  wie  aulaeum  auf  aula. 
Mlatein.  bedeutet  es  höfchen,  mauer  zwischen  bastionen,  Vor- 
hang um  den  altar,  überh.  etwas  schützendes,  und  ist  im 
gründe  mit  dem  classischen  cortina  rundung,  kreiß  identisch* 


I.     CORVETTA— COSI.  113 

Corvetta  it.,  sp.  corveta,  fr.  courbette  mittlerer 
sprung  des  pferdes;  eig.  krummer  sprung,  von  curvus. 

C o  s  a  it.  sp.  pg.  pr.,  chose  fr.  sache,  ding;  vom  tat.  causa 
Ursache,  das  bereits  in  der  L.  Sal.,  bei  Gregor  v.  Tours  u.  a. 
diese  bedeutung  zeigt,  recht  handgreiflich  im  Capitulare  de  villis 
non  porcellum,  non  agnellum  nee  aliam  causam.  Der  Walache 
wählte  dafür  lucru  von  hierum,  das  ihm  eig.  arbeit  oder  werk 
bedeutet.  Für  den  ursprünglichen  begriff  blieb  die  ursprüng- 
liche form,  it.sp.  causa,  pg.  cousa,  fr.  cause,  wal.  cause,  nur 
pr,  causa  vertritt  auch  den  neueren  sinn.  Dieselbe  begriffs- 
entwicklung  zeigt  unser  sache  so  wie  das  ngr.  ngäy/Liu,  beide 
sonst  für  Ursache  gebraucht.  Vom  vb.  causari  ist  it.  c  u  s  a  r  e 
behaupten,  pr.  chausar,  altfr.  choser  zanken;  nfr.  c  o  ser  plau- 
dern stellt  sich  mit  seiner  bed.  zum  ahd.  chösön,  nhd.  kosen. 

Cos  cia  it.,  sp. fehlt, pg.  c o x a, pr.  cueissa,/r.  cuisse, 
wal.  coapse  oberer  Schenkel,  bein  zwischen  knie  undhüfte; 
von  coxa  hüfte,  mit  abgeänderter  bedeutung,  entsprechend  gr. 
HilQiovhüfte,  neugr.  {iriQi  schenket.  Adj.  sp.coxo  hinkend,  ein 
altes  wort:  catax  claudus  coxus  Gloss.Isid.,  vgl.  catax  dicitur, 
quem  nunc  coxonem  vocant  Non.Marcellus.  Daher  sp.  q  u  i  x  o  t  e, 
val.  cuixot  beinharnisch,  fr.  cuissot  schlägel  des  wildbrets. 

C  o  s  i  it.,  entsprechend  altsp.  a  n  s  i ,  altfr.  a  i  n  s  i  n  c  (noch 
bürg,  ansin,  pic.  ensin),  nfr.  ainsi,   nsp.  asi',  pg.  assim, 
pr.  aissi  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  gleichlautenden  orts- 
adv.J,  wal.  asä,  adv.  der  vergleichung.  Diese  verschiedenen 
in  ihrem  ersten  theile  ziemlich  unähnlichen  formen  mögen  doch 
von  derselben  Zusammensetzung  sein.    An  eceum   zu  denken 
leidet  der  begriff  nicht ,  besser  fügt  sich  aeque,  woraus  der 
Italiäner,  der  den  vocalanlaut  leicht  abstößt  und  qu  wie  cu 
ausspricht,  cu  und  so  cusi  cosi  machen  konnte,  sie.  aecussi. 
Der  Spanier  stellt  auslautendes  c  wohl  als  n  dar  (aun  von 
adhuc,  nin  von  nee,  sin  von  sie)  und  so  konnte  aus  aeque 
d.  i.  ec  bei  dem  bekannten  übertritt  des  anlautenden  e  in  a 
die  form  an,  daher  ansf,  durch  Unterdrückung  des  n  asi  ent- 
stehen.   Merkwürdig  ist,  daß  die  handschrift  des  prov.  Boe-> 
thius  v.  145  aesi  für  aissi  setzt,  das  in  der  that  auf  aeque  sie 
deuten  könnte,  ihm  schließt  sich  das  romagn.  aese,  dsgl.  iesi 
aus  der  mundart  von  Brescia  (Ferrari  v.  insi)  so  wie  das  lomb. 
insci  für  cosi  an.    Fränkische  Urkunden  brauchen  oft  ac  si, 
aber  als  conjunetion  für  lat.  licet 

8 


114  I.    COSTA-COTENNA. 

Costa  it.  pg.  pr.,  cuesta  sp.,  cöte  fr.  rippe,  säte, 
auch  küste;  von  costa  rippe.  Daher  it.  costato,  sp.  co- 
stado,  fr.  cöte  seite;  it.  costerella  kleiner  hügel,  fr.  co- 
t  e  a  u  für  cöteau  abhang  eines  berges ;  vb.it.  accostare,  sp. 
pr.  acostar,  fr.  accoster  nähern,  eig.  nur  seite  stellen,  vgl.  die 
präpos.  costa  =  tat.  juxta. 

Costuma  it.  pr.,sp.  costumbr  e,  fr.  cou  turne  (alle 
femJ,it.pg.costume,  pr.cat.  costum,  fr.  costum  e  (alle 
masc,  das  cat.  wort  auch  fem.)  gewohnheit,  sitte.  Schlechtweg 
aus  consuetudin,  zsgz.  costudn,  läßt  es  sich  nicht  erklären, 
da  ein  gemeinrom.  Übergang  des  inlautenden  n  in  m  ein  ganz 
vereinzeltes  ereignis  wäre.  Vielmehr  ward  dem  lat.  worte  bei 
der  Schwierigkeit  sein  suffix  udin  zu  behandeln  das  sufßx  umen 
angepasst,  womit  die  rom.  spräche  eigenschaften  bezeichnet 
(it.  asprume,  pg.  ciume,  pr.  frescum) :  dasselbe  widerfuhr  auch 
andern  Substantiven  jener  ableitung  wie  mansuetudo,  sp.  man- 
sedumbre,  pg.  mansedume,  und  noch  auf  andre  art  suchte 
man  dem  suffix  udin  auszuweichen,  pg.  mansidäo,  pr.  man- 
sueza,  s.  Rom.  gr.  IL  277.  So  ist  also  die  männliche  form  co- 
stume  die  ursprünglichere,  die  weibliche  fehlt  sogar  dem  Por- 
tugiesen ganz,  doch  ist  sie  alt,  da  man  in  einer  Urkunde  v.  j. 
705  bereits  coustuma  findet,  s.  Carpentier.  Aus  dem  plural 
der  neutra  werden  häufig  feminina:  vielleicht  rechtfertigt  sich 
damit  die  uralte  prov.  form  cosdumna  Boeth.  v.  79,  vom  plural 
-umina;  so  auch  ordumna  schmutz. 

Cotale  it.,  wal.  cutare,  pronomen,  von  aeque  talis? 
Dahin  auch  sp.  a  t  a  1 ,  entsprechend  pr.  aital,  altfr.  aintel  itel, 
norm,  entel,  itaL  bei  einem  alten  pisan.  dichter  aitale  Poet, 
d.  pr.  sec.  1. 457.  S.  oben  cosi.  Die  capitularien  Karls  d.  kah- 
len brauchen  häufig  hie  talis,  es  mag  eine  nachbildung  des 
altfr.  itel  sein. 

Cotanto  ital.  pronomen,  von  aeque  tantus?  Desselben 
Ursprunges  scheint  alt  sp.  atanto,  pr.  aitant,  altfr.  itant.  Man 
sehe  oben  cosi. 

Cotenna  codenna  it.,  pr.  codena,  fr.  couenne 
schwarte,  sp.  codena  dichtes  tuch.  Nahe  liegt  allerdings  cu- 
tis, aber  ein  suffix  enna  fehlt;  nur  wenn  man  couenne  für 
couaine,  altfr.  codaine,  nimmt,  woraus  erst  codena  gebildet 
worden,  läßt  sich  das  wort  deuten,  nämlich  aus  cutaneus. 
jPortf.  cödea  rinde  könnte  aus  mlat.  cutica  herrühren,  wovon 


I.    COTOGNA-COZZARE.  115 

auch  it.  cotica  (parm.  codga,  ven.  coega,  gen.  qui'ga)  und 
cuticagna. 

Cotogna  it.,  pr.  codoing,  fr.  coing  quitte;  von 
cydonia,  Kvötaviov^  nach  der  Stadt  Cydon  aufCreta  benannt 

CotoneiJ.,  fr.  coton,  sp.  algodon  baumwolle  (da- 
her unser  cattun);  vom  arab.qd ton  al-qocton  Gol  1093,  Freyt 
III.  469K  Span,  algodon  und  alcoton  heißen  auch  watte,  da- 
her pr.  a  1  c  o  1 6,  altfr.  auqueton,  nfr.  hoqueton  (h  asp.J,  mndl 
acottoen  gestepptes  wamms  (man  zog  es  über  die  chemise,  s, 
Ch.  des  Sax.  I.  p.  229) ;  nach  Perizonius  vom  gr.  6  %iT(av, 
ganz  unstatthaft. 

C  o  1 1  a  it.,  sp.  pg.  pr.  c  o  t  a ,  altfr.  c  o  t  e  langes  oberkleid, 
neufr.  cotte  Unterrock,  cotte  de  maille  panzerhemd,  masc. 
pr.  c  o  t  =  cota ;  mlat.  cotta  cottus  (9.  jh.) ;  abgel.  fr.  c  o  t  i  1 1  o  n, 
cotteron  u.  a.;  zsgs.  pr.  fr.  surcot.  Die  gewöhnliche  her- 
leitung ist  aus  dem  deutschen:  ags.  cote,  engl,  cot  hütte  (da- 
her hülle),  oder  ahd.  chozza,  nhd.  kotze  zottige  decke  u.  dgl, 
ein  auch  in  andern  sprachen  heimisches  wort.  Bleibt  man 
auf  lat.  gebiet,  so  darf  man  cutis  (f.),  das,  wie  manche  andre, 
in  die  1.  declin.  versetzt  werden  konnte  (Rom.  gr.  II.  15),  als 
ein  mögliches  etymon  aufstellen.  Die  cotta  umgibt  den  ganzen 
körper  gleich  der  haut,  auch  unser  mhd.  hüt  ward  in  der  zss. 
tarn-hüt  als  mantel  gedacht.  Im  franz.  muß  t  zufällig  dem 
ausfalle  widerstanden  haben  wie  in  bette,  carotte  u.a.,  wenn 
nicht  vielmehr  rücksicht  öM/'coe(cauda)  es  zu  erhalten  gebot 

Covare  it.,  coar  pr.,  couver fr.  brüten;  von  cubare 
im  sinne  von  incubare.  Sbst  it.  cova  covo  wildlager,  sp, 
cueva  höhle;  von  cubare  im  eig.  sinne.  Span,  coba  bereits 
in  einer  Urkunde  des  9.jh.  Esp.  sagr,  XXXVII.  339.  Aus  pg. 
cova  entstand  wohl  auch  das  adj.  covo  hohl,  das  also  mit 
it.  cupo  IL  a  gar  nicht  verwandt  wäre. 

C  o  z  z  a  r  e  it.,  c  o  s  s  e  r  fr.  (sp.  cozar  fehlt)  mit  den  hör- 
nern stoßen;  sbst.  cozzo  stoß.  Nach  Frisch  vom  dtschen 
nutzen,  aber  Übergang  des  reinen  hauchlautes  in  gutturales  c 
ist  nicht  einzuräumen.  Vielmehr  wird  sich  auch  dieses  wort 
dem  röm.  elemente  zuweisen  lassen.  Von  co-icere  zusammen- 
stoßen würde  das  pari.  prät.  co-ictus  (coctus)  lauten,  hieraus 
das  vb.  cozzare,  wie  aus  directus  dirizzare,  also  ein  parti- 
cipialverbum ,  vgl  oben  cacciare  und  Rom.  gr.  IL  323.  An 
diesen  Ursprung  des  Wortes  erinnert  auch  die  ital,  constru- 


116  I.    COZZONE-CROLLARE. 

ction  cozzare  con  uno  mit  einem  zusammenstoßen,  co-icere 
cum  aliquo. 

C  o  z  z  o  n  e  it. ,  pr.  altcat.  c  u  s  s  ö ,  alt  fr.  c  o  s  s  o  n  Roquef, 
wall  goson  mokier  besonders  im  pferdehandel,prov.  als  Schimpf- 
wort gebraucht.  Ohne  zweifei  vom  gleichbed.  cocio  bei  Plau- 
tus,  nach  Gellius  16,7  ein  plumper  volksausdruck.  Festus  schreibt 
coctio  und  sonderbar,  daß  die  rom.  formen,  entschieden  die 
ital.  ,  diese  Schreibung  verlangen,  welcher  auch  das  mlatein 
in  coccio  coqcio  offenbar  beipflichtet.  Zsgs.  it.  scozzone 
einer  der  die  pferde  zureitet. 

Cravatta  it.,  sp.  corbata,  fr.  cravate  halsbinde; 
späteres  wort,  in  Frankreich  seit  der  ersten  hälfte  des  17.  jh. 
(Menage),  gebildet  aus  dem  völkernamen  Cravate  Croate  (sp. 
Corvato),  da  man  die  sache  von  diesem  volke  entlehnte,  da- 
her it.  auch  croatta,  henneg.  croate  croyatte. 

Crebantar  pr.,  altfr. cravanter,  sp.  pg.  quebran- 
tar  brechen  (trans.);  von  crepare,  parL  crepans. 

Crema  it.  sp.  pr.,  creme  fr.  rahm,  mlat.  crema  (n.) 
bei  Venant.  Fort. ;  abgeändert  aus  cremor  milchsaft. 

Crepare  iL,  pr.  crebar,  fr.  crever,  sp. pg.  durch 
Umstellung  quebrar  brechen;  von  crepare. 

Crescione  it.,  fr.  er  es  so  n,  cat.  er  exen  eine  pflanze, 
kresse;  a  celeritate  Crescendi  so  genannt,  wie  Ch.  Etienne 
mit  recht  bemerkt.  Aus  dem  roman.  ist  unser  kresse,  ahd. 
kresso,  nicht  umgekehrt,  da  dieses  im  deutschen  keine  Wurzel 
hat  und  roman.  pflanzennamen  nur  selten  aus  jener  spräche 
herstammen.  Der  span.  ausdruck  ist  berro,  für  gartenkresse 
mastuerzo,  der  catal.  morritort. 

Croccia  gruccia  iL  krücke,  cruccia  grabschät,  altsp. 
croza,  pr.  crossa,  fr.  Crosse  krummstab.  Die  herleitung 
aus  dem  fr.  croc  (haken)  findet  Schwierigkeit  im  buchstaben, 
dem  nur  ein  fr.  croche  genügen  würde.  Wie  pancia  panza 
panse  aus  pantex,  so  konnte  croccia  mit  seinen  genossen  aus 
crux,  leichter  noch,  in  betracht  der  doppelconsonanz  cc  ss, 
aus  dem  adj.  crucea  entstehen. 

Crollare  it.,  pr.  crollar  crotlar  schütteln,  /r.crou- 
ler  einstürzen,  altfr.  croler  erodier  crosler  wie  prov.  Wohl 
dürfte  man  bei  diesem  wort  an  das  nord.  krulla  (verwirren) 
denken,  böte  sich  kein  lat.  etymon.  Prov.  crotlar  nämlich  (offen- 
bar altertümlicher  als  crollar,  wiewohl  dies  schon  die  Pas- 


I.    CROSCIARE^CUCCHIAJO.  117 

sion  Christi  kennt,  str.  81)  führt  auf  crotolar  und  dies  konnte 
aus  co-rolulare  zusammengezogen  sein,  womit  auch  das  ein- 
fache rotlar  =  rotulare  überein  stimmt  Ebenso  stimmt  fr. 
crouler  zu  rouler,  ja  es  thut  in  der  redensart  crouler  un  bä- 
timent  cein  schiff  vom  ufer  rollen  lassen  völlig  dessen  dienst 
Im  ganzen  kommt  das  neue  vb.  co-rotulare  auf  die  bedeutun- 
gen  von  volutare  volutari  (Wälzen,  rollen,  schwanken,  schwan- 
ken machen)  heraus. 

Crosciare  it.,  sp.  cruxir,  pr.  altfr.  croissir,  wall. 
crohi  knirschen,  knirschen  machen.  Weder  die  tat.  noch  die 
celt.  spräche  gewährt  ein  etymon,  dagegen  besitzt  die  goth. 
das  ihr  ganz  eigenthümliche  kriustan  in  gl  bed.,  z.  b.  kriustith 
tunthuns  Marc.  9, 18  lautet  span.  cruxe  los  dientes,  pr.  cruis 
las  dens  Choix  II.  148,  gr.  tqi%si  tovq  ddovrag.  Aber  nicht 
unmittelbar  aus  kriustan  konnten  die  rom.  formen,  wenigstens 
nicht  die  ital,  sich  hervorbilden ;  es  ist  ein  abgel.  kräustjan 
(vgl.  kiusan  käusjan,  fr.  choisir)  dafür  anzunehmen,  stj  =  it. 
sei  wie  in  angustia  angoscia.  Merkwürdig  ist,  daß  auch  UU 
düngen  desselben  verbums  nach  der  zweiten  rom.  conj.  vor- 
kommen, so  cat.  cröxer,  chw.  s-erüscer,  altfr.  croistre,  so 
daß  alle  drei  conjugationen  an  diesem  verbum  theil  haben. 

Cubebe  it.  (m.),sp.  pg.  pr.  cubeba,  fr.  cubebe  name 
einer  indischen  pflanze,  die  eine  art  pfeffer  gibt;  arab.  kabä- 
bat  Freyt.  IV.  2*. 

Cübito  it.,  sp.  codo,  alt  cobdo,  pg.  cövado  coto, 
pr.  coide  code,  fr.  coude,  wal.  cot  ellenbogen;  von  cu- 
bitus.  Andre  ital.  formen  sind  gömito  (bereits  im  vocabula- 
rius  S.  Galli  cumitus  ellinpogo) ,  mit  eingeschobenem  m  göm- 
bito,  churw.  cümbet.  Daher  pg.  c ot o  v  eil  o  =  coto,  umgestellt 
aus  covetello  ?  sp.  codillo  vorderfuß  der  thiere  vom  knie  auf- 
wärts. Zsgs.  sp.  r  e  c  o  d  o  winket,  biegung,  bucht,  wie  gr.  dyxwv. 

Cuccagna  it.,  sp.  eucafia,  fr.  cocagne,  altengl. 
cokaygne,  neuengl.  cockney  Schlaraffenland;  vom  dtschenhi- 
chen,  weil  die  häuser  daselbst  mit  kuchen  gedeckt  seien,  be- 
merkt J.  Grimm  ged.  auf  Friedr.  p.  96.  Die  Vorstellung  ist 
gewiss  richtig,  nur  floß  das  wort  aus  rom.  quelle:  kuchen 
heißt  cat.  coca,  chw.  cocca,  occit.  coco,  pic.  couque,  von 
coquere  backen,  also  gebackenes,  so  torca  gedrehtes  von  tor- 
quere.    Im  wallon.  bedeutet  cocogne  Ostereier. 

Cucchiaj  o  it.,  altpg.  colhär,  pr,  culhier,  fem,  it, 


118  I.    CÜCCIO-CÜCIRE. 

cucchiaja,  sp.  cuchara,  pg.  colher,  fr.  cuiller  cuil- 
lere  löffel;  von  cochlearium  cochlearia.  In  colher  und  cuiller, 
wozu  noch  ein  altsp.  cuchär  kommt,  vermisst  man  die  weib- 
liche endung;  diese  Wörter  nehmen  also  eig.  ein  fem.  cochlea- 
ris  in  anspruch.     Der  wal.  ausdruck  ist  lingure  =  lat.  lingula, 

Cuccio  it.,  sie.  guzzu  (auch  guzza  euccia),  cat.  pr. 
gos,  fem.  gossa,  sp.  gozque  kleiner  hund,  vgl.  wall,  go 
männlicher  hund.  Es  ist  im  catal.  der  übliche  ausdruck  für 
can,  so  daß  J.  Febrer  letzteres  rechtfertigen  zu  müssen  glaubte : 
im  gos  que  en  bon  llemosi  can  es  nomenat  str.  151.  Sollte 
es  identisch  sein  mit  it.  gozzo ,  fr.  gos i  er ,  so  daß  es  eigent- 
lich schnauze,  kläffer  hieße?  ebenso  scheint  schwz.  göschli 
hündinn  mit  gosche  maul  verwandt.  Indessen  gibt  es  ein  ad- 
jeetiv  sie.  guzzu,  it.  eucciolo  klein,  woraus  es  sich,  da  es  ein 
kleines  geschöpf  bedeutet,  besser  erklärt:  ob  dies  nun  etwa 
aus  mic-uzzo  (von  mica  etwas  kleines)  abgekürzt  sei,  möge 
hier  unentschieden  bleiben. 

Cucco  it.  kukuk  (in  dieser  form  und  bedeutung  nur 
in  volksmundarten,  ven.  cueo,  romagn.  cocch  u.  dgl),  pg. 
cueo  (wenn  nicht  syncopiert  aus  cueulo)  dass.;  von  dem 
seltnen  cueus,  bei  Isidor  12,  7  (auch  bei  Plautus?)  Dsgl.  it. 
cucülo,  pr.  cogül,  fr.  cocu  coueou,  von  cueülus,  span. 
umgebildet  in  cu quill o,  abgel.  cuclillo.  Meist  bedeuten  diese 
Wörter,  cocu  heut  zu  tage  ausschließlich ,  auch  hahnrei,  in 
welchem  sinne  sich  noch  pr.  cogotz  (vgl.  cat.  cueut),  zsgz. 
coutz,  altfr.  cous,  hinzu  gesellt.  An  lat.  curruca  ist  dabei 
nicht  zu  denken,  allzu  deutlich  hat  die  spräche  den  hahnrei 
mit  dem  kukuk  zusammengestellt :  gab  man  nun  etwa  dem  be- 
trogenen ehemann  per  antiphrasin  den  namen  desvogels,  der 
seine  eier  in  fremde  nester  legt  ?  Sp.  c  u  c  a  r  verhöhnen ,  ist 
augenscheinlich  aus  dem  namen  des  höhnenden  vogels  abge- 
leitet und  geht  auf  die  form  cueus  zurück. 

Cucina  it.,  cocina  sp.,  cuisine  fr.,  coene  wal. 
küche,  so  auch  ahd.  kuchina,  ags.  cycene,  altir.  eugann  Zeuß 
1. 80,  kymr.  cegin ;  von  coquina  für  culina  im  spätesten  latein. 
Vb.  eucin  are  u.s.f.  die  küche  besorgen,  von  coquinare,  viel- 
leicht nur  bei  Plautus. 

Cucire  it.,  richtiger  cuscire  (sc  aus  s  entstanden),  sp. 
c  o  s  e  r  cusir,  pg.  coser,  pr.  c  ö  s  e  r  cusir,  fr.  c  o  ü  d  r  e ,  wal 
coase  nähen;  von  consuere,  dem  schon  in  den  isidor. glossen 


I,    CUCÜZZA-CUPIDO.  110 

cusire  zur  seile  steht.  Abgel  it.  costura  (für  consutura, 
mail.  cusidura),  fr.  couture  näht,  nähterei,  daher  vb.  fr.  ac- 
c  o  u  t  r  e  r  herausputzen.  Auftrennen  heißt  it.  s  d  r  u  c  i r  e  sdru- 
scire,  ohne  zweifei  entstanden  aus  dem  glbd.  resuere,  mit  vor- 
gesetztem privativem  s  s-rescire,  mit  euphonisch  eingeschobe- 
nem d  sdrecire,  mit  anbildung  an  cuscire  sdruscire. 

Cucuzza  it.  1)  kürbiß,  2)  köpf  (beide  bedd.  hat  auch 
serb.  tikva);  entstellt  aus  Cucurbita.  Daneben  tritt  noch  it. 
zucca,  woher  pr.  altfr.  suc,  pr.  zuquet  köpf,  nach  Menage 
vom  gr.  aixva  längUchter  kürbiß:  ist  es  aber  nicht  vielmehr 
umgestellt  aus  cuzza  für  cucuzza  ?  doch  mag  daneben  das  neupr. 
tuca  (kürbiß,  köpf)  erwogen  werden.  Zu  Cucurbita  gehört 
auch  fr.  g  o  u  r  d  e  kürbißflasche,  bei  Perion  gougourde,  neupr. 
cougourdo;  auch  courge,  im  Jura  coudre,  muß  sich  hier- 
aus gestaltet  haben. 

Cuffia  scuffia  it.',  sp.  cofia  escofia,  pg.  coifa,  alt 
escoifa,  fr.  c o i  f f e  (coeffe),  wal.  co  i  f  (m.),  mndl.  coifie  haube. 
Die  erreichbar  älteste  form  ist  cofea  bei  Venant.  Fort.,  eine 
spätere  cuphia  u.  dgl.  Man  holt  es  aus  dem  hebräischen,  worin 
kobha  (kova)  heim  bedeutet,  aber  die  bildung  des  rom.  Wortes 
widerstrebt.  Andre  weisen  auf  unser  haube,  ndl.  huif,  allein 
die  altfränk.  Verhärtung  des  anlautendenh.  zu  ch  oder  c  hat 
kein  rom.  appellativ  getroffen.  Gleichwohl  floß  es  zunächst 
aus  der  deutschen  spräche.  Ahd.  kuppa  kuppha  heißt  mitra, 
daneben  läßt  sich  eine  form  mit  dem  in  der  ältesten  spräche 
sehr  wirksamen  suffix  j  kuphja  (vgl  krippa  kripja)  voraus- 
setzen,  genau  das  mlat.  cofea  cuphia.  Jenes  kuppha  aber 
scheint  nichts  anders  als  das  lat.  cuppa  gefäß,  becher  (s.  oben 
coppa) :  Verwandlung  der  lat.  lippentenuis  in  aspirata  kann 
leicht  bis  auf  Venantius  zeit  hinaufreichen,  da  das  älteste 
hochd.  denkmal,  die  casseler  glossen,  bereits  choffa  chupf  u.  a. 
fälle  enthalten.  Wie  sich  aber  kopfbedeckung  und  gefäß  be- 
rühren, zeigt  unter  andern  das  lat.  galeola. 

Cugino  it.,pr.  cosin,  fr.  cousin  vetter,  cugina u. s.  w. 
base;  zsgz.  aus  eonsobrinus,  wie  dies  diechurw.  formen  cus- 
rin  cusdrin  erweisen.  Cosina  magin  (verwandte)  hat  schon 
der  vocab.  S.  Galli  (7.  jh.)  Der  span.  ausdruck  ist  das  un- 
verkürzte sobrino. 

Cüpido  it.,  pr.  cobe  gierig,  zumal  geldgierig;  daher 
iL  cupidigia  cupidezza,  sp.  codicia,  alt  cobdicia,  pr.  cobi- 


120  I.    CURA— DALLE. 

ticia  cobezeza,  fr.  convoitise,  (für  covoitise),  lat.  gleichsam 
cupiditia;  vb.  it.  cubitare,  pr.  cobeitar,  fr.  convoiter.  Der 
Provenzale  besitztauch  ein  einfaches  verbum  c ob ir mit  der  bed. 
'zu  theil  werden*,  das  fast  nur  mit  joy  verbunden  wird:  jois 
m'es  cobitz  freude  ist  mir  zu  theil  geworden,  vergönnt  wor- 
den ;  es  ist  von  cupere  alicui  einem  gutes  wünschen,  chw.  cu- 
vir  dass. ;  zsgs.  pr.  e  n  c  o  b  i  r ,  altfr.  encovir  begehren. 

Cura  sp.  pg.  (mjpfarrer,  eig.  pfleger,  in  welchem  sinne 
das  wort  schon  bei  den  Römern  und  im  frühsten  mlatein  als 
masculin  gebraucht  ward.  Gleichbed.  mit  sp.  cura  ist  it.  c  u- 
r a t o ,  fr.cure,  eig.  mit  der  seelsorge,  cura,  beauftragt.  Da- 
hin ferner  it.  curattiere  (für  curatiere) ,  pic.  couratier, 
zsgz.  fr.  courtier  mäkler,  von  curatus  besorger  von  geschäften 
(curatarius). 


D. 

Dado  it.  sp.  pg.,  dat  pr.,  de  fr.  Würfel;  wird  aus  dare 
in  der  bed.  werfen  (dare  ad  terram  u.  dgl.)  erklärt,  wonach 
es  also  etwas  auf  den  tisch  geworfenes  bezeichnen  würde. 
Nach  Goliusp.808  wäre  es  vom  arab.  dadd  lusus,  res  ludi- 
cra,  was  sich  wenig  empfiehlt. 

Daga  it.  sp.,  pg.  außer  daga  auch  adaga,  fr.  dague 
kurzer  degeq,  dolch,  ndl.  dagge  dass.,  engl,  dag  kleines  Schieß- 
gewehr, dsgl.  dagger  dolch.  Hieraus  ist  unser  im  15.  jh.  ein- 
geführtes degen,  s.  Weigands  syn.  wb.  II.  p.  1193.  Auch  celt. 
sprachen  kennen  es :  gael.  dag  pistole,  bret.  dag  dager  dolch 
(über  die  Verwechslung  beider  dinge  s.  unten  pistola)  ;  ob  es  von 
da  ausgegangen,  steht  dahin.  Abgel.  ist  fr.  d  a  gu  e  t  spießhirsch. 

D  a  1  a  sp.  pg.,  fr.  d  a  1 1  e  rinne  auf  dem  verdeck  der  schiffe 
das  wasser  aus  der  pumpe  abzuleiten.  Nach  Frisch  vom  ahd. 
dola  röhre,  rinne,  aber  der  abweichende  stammvocal  erregt 
zweifel.  Die  span.  form  a-dala  enthält  eine  anspielung  auf 
arab.  herkunft:  in  dieser  spräche  heißt  dalla  leiten,  dälälah 
leitung  Gol.  849,  welches  letztere  der  Vereinfachung  in  dala 
kaum  widerstehen  konnte.   Vgl.  auch  it.  doccia  rinne,  von  ducere. 

Dalle  sp.,  pr.  dalh,  altfr.  dail,  dauphin.  dailli  sichel; 
vb.  pr.  dalhar  mit  der  sichel  schneiden,  altfr.  dailler  hauen, 
fechten  Chr.  deLangtoft  (Wright  p.295),  s'entredalier  zusam- 


L    DAMASCO— DES.  191 

men  streiten  Liv.  d.  rois  p.  236.  Scheint  dimin.  von  daga 
dolch  (dagol?) 

D  a  m  a  s  c  o  it.  sp.,  fr.  d  a  m  a  s ,  it.  auch  damasto  ein  ge- 
webe  mit  eingewirkten  figuren;  von  der  Stadt  Damascus,  wo 
es  verfertigt  ward,  ltal  damaschino  u.s.w.  damascener 
klinge,  aus  stahl  von  Damascus. 

Danzare  it.  (für  dansare  wie  anzare  für  ansare),  sp. 
pg.  pr.  dansar,  fr.  danser,  wal.  dentzui  saltare;  sbst. 
it.  danza  u.  s.f.  saltatio;  vom  ahd.  dansön  ziehen,  dehnen, 
dies  vom  starken  vb.  dinsan,  goth.  thinsan,  unser  tanzen  aber 
aus  dem  romanischen. 

Dardo  it.sp.,pr.  dart,  fr.  dard,  wal.  darde,  auch 
ungr.  därda,  Wurfspieß  (ihn  führte  der  knappe,  die  lanze  der 
ritter,  z.  b.  Jaufre  p.  67a) ;  vom  ags.  daradh  darodh,  engl,  dart, 
altn.  darradhr,  ahd.  tart  spieß;  dazu  als  primitiv  altn.  dörr. 

D  ä  1 1  e  r  o  it.,  sp.  pr.  d  ä  t  i  1,  fr.  d  a  1 1  e  eine  frucht,  dattel; 
von  dactylus. 

D  ä  z  i  o  it.,  sp.  d  a  c  i  o,  fr.  d  a  c  e  (f.)  aufläge,  Steuer  (ver- 
altet); von  datio,  dem  das  mlatein  dieselbe  bed.  beilegte. 

D e m o n i o  it.  pg.,  sp.  demonio  dimofio,  pr.  demoni 
teufel;  von  daemonion  böser  geist,  bei  Tertullian. 

Denaro  danaro  it.,  sp.  dinero,  pr.  fr.  dem  er  eine 
geringe  münze;  von  denarius  römische  silbermünze  urspr.  von 
zehn  asses,  später  und  im  mittelalter  von  verschiedenem  werthe. 
Daher  it.  der  rata,  sp.  dinerada  eig.  summe  oder  werth  eines 
denarius,  fr.  denree  eßwaare,  gleichbed.  bair.  pfennwerth  eig. 
werth  eines  Pfennigs. 

Dentello  it.,  dentelh  pr.,  d ent eil o n  sp.  einschnitt 
an  gesimsen  u.  dgl,  it.  dentelli  (plur.),  fr.  d ent  eile  ein  ge- 
wirk,  spitzen,  wegen  der  zackigen  form;  von  dens  zahn. 

Derrengar  sp.,  pg.  derrear  (für  derrenar),  pr.  des- 
renar  deregnar,  altfr.  ereiner,  nfr.  er  eint  er  kreuzlahm 
machen,  das  kreuz  brechen;  von  ren niere,  renes  lenden;  die 
span.  form  zu  erklären  mit  dis-ren-icare.  Ital.  nur  sbst.  di- 
renato  Verletzung  der  lenden,  aber  piem.  derne  =  pr.  desrenar. 

Des  altsp.  altpg.,  in  der  neuen  spräche  des-de,  pr.  des 
deis,  fr.  des,  präpos.  theils  für  das  tat.  zeitliche  ex,  it.  da, 
theils  für  das  örtliche  usque  a,  inde  a :  z.  b.  sp.  desde  aquel 
tiempo,  fr.  des  ce  temps-lä,  lat.  ex  illo  tempore,  it.  da  quel 
tempo.    Man  hat  an  eine  zss.  von  de  und  ipse  gedacht,  des 


192  I.    DESINARE. 

ce  temps-lä  wäre  =  de  ipso  illo  tempore;  die  ganz  präpo- 
sitionale  natur  des  Wortes  aber,  die  keine  adverbiale  anwen* 
düng  wie  die  bildungen  mit  ipse  erlaubt,  läßt  eher  auf  ex  mit 
vorgesetztem  sinnverstärkendem  de  vermuthen:  fr.  des  lors 
scheint  =  de  ex  illa  hora,  desormais  =  de  ex  hora  magis 
von  stund*  an.  Ganz  deutlich  tritt  die  zss.  mit  ex  hervor  im 
altfr.  desanz  =  de  exante,  im  altsp.  desent  =  de  ex  inde ,  desi 
=  de  ex  ibi,  im  nsp.  despues  (&  poi)  =  de  ex  post;  exante 
und  exinde  sind  ja  der  lat.  spräche  wohlbekannt. 

Desinare  disinare it.,  pr.  disnar  dirnardinar,  altcat. 
dinar  Chr.  d*Esclot  p.591*>,  fr.  diner  zu  mittag  essen.  Die 
ergründung  dieses  Wortes  wird  durch  die  zweifelhafte  natur 
des  darin  enthaltenen  s  erschwert,  da  es  sich  fragt,  ob  dieser 
buchstabe  radical  oder  bloß  eingeschoben,  ob  diner  aus  disner 
disinare  verkürzt  oder  ob  es  die  buchstäblich  getreue  form 
sei.  Altfranz,  schrieb  man  häufig  disgner,  aber  schon  die 
ziemlich  alte  handschrift  der  Liv.  d.  rois  hat  digner.  Indessen 
kann  sich  disnare  als  die  älteste  form  ausweisen :  in  den  va- 
tic.  glossen  ed.  W.  Grimm  (9.  jh.)  heißt  es:  disnavi  me  ibi; 
disnasti  te  hodie?  und  auch  Papias  schreibt  mit  s:  jantare 
disnare  dicitur  vulgo.  Man  leitet  es  vom  gr.  Ssmvttv  die  haupt- 
mahlzeit  halten,  romanisch  in  dinar  disnar  verwandelt;  alsdann 
müste  es  von  der  Provence  ausgegangen  sein.  Dsgl.  vom  lat. 
dignare  domine  anfang  eines  tischgebetes ;  dies  stimmt  trefflich 
zum  altfr.  digner,  wäre  die  sache  nur  erst  gehörig  erwiesen 
oder  diese  form  als  die  älteste  anzuerkennen.  Man  könnte  an 
decima  hora  denken,  wie  ja  auch  altfr.  noner,  von  nona 
hora,  zu  mittag  speisen  bedeutet,  aber  decima  für  mittagszeit 
ist  nicht  gebräuchlich ,  wenn  man  auch  den  Übergang  des  m 
in  n  zugibt.  Besser  erklärt  es  sich  aus  de-coenare  (vgl.  de- 
vorare,  de-pascere),  mit  verschobenem  accent  präs.  deceno 
desne  dine,  vgl.  decima  desme  dime,  it.  buccina  busna.  Auch 
Pott  forsch.  II.  282  denkt  cmcoenare;  zur  Unterstützung  läßt 
sichnoeh  altfr. reciner  ab endbrot  essen,  vonrecoennre^anführen , 
wiewohl  sich  dies  nicht  inresner  verkürzte.  Man  dürfte  bei  die- 
ser etymologie  vielleicht  selbst  den  activen  gebrauch  des  roman. 
und  latein.  particips  anschlagen:  it  est  mal  dine  =  male  coena- 
tus  est ;  dieser  gebrauch  hönnte  sich  im  roman.  allmählich  auf 
das  ganze  verbum  erstreckt  haben,  daher  disner  quelqu'un  de 
qch.,  reflexiv  se  disner,  wie  schon  in  der  voiicanischen  stelle. 


L    DESTRIERO— DIO.  1«3 

Destriero«£,,destrier  pr.  alt  fr.  streitross,  mlat.  dex- 
trarius,  weil  der  knappe  es  zur  rechten  seines  eignen  pferdes 
führte,  ehe  der  ritter  aufstieg :  les  valets  les  menoient  en  dex- 
tre  sur  autres  roussins,  man  sehe  Ducange. 

Diamanten,  sp.,  pr.  d  i  a  m  a  n ,  fr.  d  i  a m  an  t  ein  edeU 
stein;  aus  adamas  adamantis  entstellt,  vielleicht  mit  rücksicht 
auf  diafano  durchsichtig.  Eine  zweite  form  ist  pr.  ad  im  an 
aziman  airnan,  altfr.  aimant,  nfr.  aimant,  sp.pg.  im  an,  das 
m  die  bed.  magnet  übergieng,  worin  sich  auch  mlat.  adamas 
findet,  s.  das  nähere  bei  Menage  v.  aimant. 

Diaspro  it.,  sp.  di asper o  ein  stein;  von  Jaspis  jas- 
pidis,  mit  darstellung  des  j  durch  di  wie  im  mundartl.  ital. 
diacere  von  jacere,  Rom.  gr.  1. 219,  wohl  eine  in  Italien  ent- 
standene form.  Dasselbe  wort  ist  pr.  altfr.  d  i  ä  s  p  e  bunter  Stoff 
nach  art  des  Jaspis,  adj.  fr.  diapre  bunt  gezeichnet. 

D  i  e  t  a  it.  sp.,  d  i  e  t  e  fr.  lebensordnung ;  von  diaeta(£ia/ra). 

Dieta  it.  sp.,  diete  fr.  reichstag,  ital.  auch  tager  eise; 
von  dies,  vgl.  die  mlat.  abl.  dietim  für  quotidie. 

D  i  g  a  it.,  d  i  gu  e  fr.,  d  i  q  u  e  sp.  (mj  schutzdamm  gegen 
das  wasser;  zunächst  vom  ndl.  dyk,  ags.  die.  Daß  auch  das 
alte  prov.  die  (masc.)  diese  bed.  habe,  wie  Raynouard  will,  ist 
schwer  zu  glauben. 

Dileguare  it.,  pr.  deslegar,  fr.  delayer  flüssig 
machen;  von  dis-Hquare.  Das  span.  wort  ist  desleir,- das 
aber  aus  dieser  quelle  nicht  fließen  konnte.  Woher  nun  das 
wort?  weder  deliqueseere  noch  diluere  erlaubt  der  buchstabe. 
Altsp.  desleido  deleid o  Berc.  S.  Dom.  540.  590  bedeutet  pa- 
ralytisch, des-leir  ist  also  =  notQaXvsiv:  sollte  man  leir  aus 
"kvuv  gezogen  haben  ?  dem  gr.  v  widerspricht  sp.  i  oder  e  nicht. 
Zwar  Larramendi  leitet  desleir  aus  bask.  desleyata,  von  leya 
kälte:  man  sieht  aber  leicht,  daß  ersteres  aus  dem  pr.  des- 
legar gebildet,  letzteres,  wofür  auch  yela  gesagt  wird,  aus  dem 
sp.  yelo  umgestellt  ist 

D  i  o  it.,  sp.diös,  altpg.  sard.  de  vis,  neupg.  d  e  o  s  (deös 
Gil  Vic.  I.  p.  256J,  pr.  d  i  e  u ,  fr.  d  i  e  u  (älteste  form  deo  in 
den  Eiden),  wal.  fehlt  das  einfache  wort.  Die  südwestl.  spräche 
behandelte  deus  wie  einen  eigennamen  und  ließ  ihm  daher  das 
flexivische  s  wie  in  andern  fällen  (Carlos,  Marcos,  Reynaldos), 
die  tonver Schiebung  trat  später  ein;  eben  so  anomal  ist  der 
plur*  dioses,  wofür  man  im  Alex,  dios  findet    Aber  mit  der 


124  I.    DIPANARE— DISFIDARE. 

Heiligkeit  eines  namens  hängen  zuweilen  anomalien  der  form  und 
flexion  zusammen  (Grimm  I\  1071,  Dief.  goth.  wb.  IL  416) : 
der  Spanier  wagte  deus  nicht  einen  buchstaben  abzubrechen ,  es 
nicht  umzuformen  wie  meus;  ähnlich  ließ  er  in  espiritu,  da 
es  auch  für  den  heil,  geist  gebraucht  ward,  das  u  stehen.  Eine 
übliche  Zusammensetzung  ist  it.  domene-ddio,  pr.  dame- 
dieu,  altfr.  dame-dieu  dombre-dieu  u.  s.  w.,  wal.  dumne-zeu 
herr-gott;  letzteres  verdrängte  das  einfache  zeu  ganz  aus  der 
spräche  und  wird  auch  von  abgöttern  gebraucht.  Aus  dome- 
neddio  aber  entstand  durch  abkürzung  das  it.  iddio  für  ed- 
dio  (wie  iguale  für  eguale):  weder  kann  in  diesem  worte  i 
den  artikel  il  vertreten  noch  durch  zufall  dahin  gekommen  sein, 
s.  Rom,  gr.  III.  22.  Eine  bekannte  formet  ist  it.  a  d  d  i  o ,  sp. 
ä  dios,  fr.  adieu,  vollständiger  pr.  a  dieu  siatz,  altfr.  a  dieu 
soyez,  altcat.  a  deu  siau  gott  befohlen  Lex.  rom.  III.  32.  Eine 
zss.  it.  m  a  d  i  ö ,  sp.  madios,  fr.  maidieu  erklärt  man  mit  m'aide 
dieu,  altfr.  si  m'ait  dieus  =  ita  deus  me  adjuvet. 

D  ip  a  n a r  e  it.,  pr.  d e b  a n  a r ,  sp.  d e v a n a  r  abhaspeln ; 
von  panus  büschel  wolle  zum  spinnen. 

Dirupare  it.,  pq.  derrubar,  sp.  derrumbar  von 
einem  f eisen,  rupes,  hinabstürzen;  daher  dirupo  absturz,  altfr. 
desrube  Agol.  v.  316,  Rob.  le  diable  F.  Ib  col.  2,  desruble  Nouv. 
rec.  p.  Jubin.  1. 98,  dsgl.  desrubant  schlucht,  pr.  deruben;  altfr. 
desrubison  Ch.  d'Antioche  II.  130;  auch  sp.  derrubio  erdfall 
an  ufern. 

Discolo  it.  sp.  pg.  mürrisch;  vom  glbd.  gr.  SvaxoXot;. 
Disegnare  designare  it.  1)  anzeigen,  2)  zeichnen,  sp. 
designar,  alt  desenar,  pr.  d es egnar  designar,  fr.  desi- 
g  n  e  r  in  ersterer  bed.,  sp.  d  i  s  e  n  a  r ,  fr.  d  e  s  s  i  n  e  r  in  letz- 
terer; sbst.  it.  disegno,  sp.  diseno  desiffnio ,  fr.  dessein 
dessin  entwurf,  Zeichnung.  Vom  lat.  designare,  dessen  im 
ital.  noch  zusammentreffende  bedd.  der  Spanier  und  Franzose 
durch  die  form  zu  trennen  suchten,  vgl.  sp.  signo  neben  sena, 
fr.  signe  neben  seing. 

Disfidare  sfidare?^  pr.  desfizar,  fr.  defier,  sp. 
pg.  d  e  s  a  fi  ar ,  altpg.  desfiar  S.  Rosa  I.  371  herausfordern  zum 
streit,  eig.  einem  die  treue  oder  das  vertrauen,  fides,  aufsagen, 
einen  verläugnen :  ains  me  lairoie  tos  les  menbres  coper,  que 
ja  Mahon  soit  par  moi  desfies  eher  wollte  ich  mir  alle  glie- 
der  abhauen  lassen,  als  Mahomet  verläugnen  Ogier  v.  3058; 


I.     DISIO— DOGA.  135 

li  miens  cuers  te  deffie  mein  herz  entzieht  dir  alles  vertrauen 
Ch.  d'Antioche  L  82. 

Disio  it.,  sp.  deseo,  pg.  desejo,  pr.  des  ig,  fehlt 
fr.,  Sehnsucht;  vb.  disiare  u.  s.  w.  Nicht  von  desiderium, 
die  formen  passen  sehr  wohl  zu  dissidium  (deutlich  zumal  das 
cat.  desitj),  so  daß  es  gleich  dem  pg.  saudade  eig.  trennung, 
zunächst  das  daraus  hervorgehende  verlangen  nach  Wieder- 
vereinigung ausdrückt. 

D  i  v  i  s  o  it.,  pr.  fr.  d  e  v  i  s  entwurf,  wünsch,  it.  d  i  v  i  s  a , 
sp.  divisa  devisa,  fr.  devise  abtheilung,  wähl,  Wahlspruch, 
sinn  und  bedeutung;  vb.  it.  divisare,  sp.  divisar  abthei- 
len, unterscheiden,  auseinandersetzen.  Wie  schon  tat.  divi- 
dere  unterscheiden  bedeutet,  so  pr.  devire,  woran  sich  die 
bed.  auseinandersetzen  knüpfte,  die  denn  auch  auf  das  fre- 
quentativ  devisar  übergieng.   hat.  visus  ist  hier  nicht  im  spiele. 

Docciare  it.  begießen,  sbst.  doccia,  fr.  douche, 
sp.  ducha  wasserröhre,  rinne;  von  ductiare  leiten  (vom  Was- 
ser), das  man  aus  dem  partic.  ductus  bildete,  wie  succiare 
aus  suctus.  Aus  dem  sbst.  ductus  entstand  altfr.  duit  Livr. 
d.  rois  p.  408,  norm,  doui;  aus  ductio  das  fem.  pr.  dotz, 
altfr.  dois  (la  dois  et  la  fontaine  Guill.  d'Angl.  p.  75,  vgl. 
Gar.  1. 264). 

Doga  it.  pr.  cat,  wal.  doage,  alban.  doge,  mit\  fr. 
douve,  mail.  dova  seitenbrett  des  fasses,  mndl.  duyghe,  nndl. 
duig,  schwz.  dauge,  nhd.  daube;  abgel.  sp.  do  vela  duela,  pg. 
aduela,  norm,  douvelle  douelle,  lothr.  doule.  Prov.  doga  (in 
der  neuen  mundart  dougo)  verhält  sich  zu  fr.  douve  wie  ro- 
gar  zu  altfr.  rouver,  g  fiel  aus  und  v  trat  ein,  selbst  die  mitt- 
lere form  doa  (doha  Ducange)  ist  vorhanden.  Damit  trifft  ein 
wort  anderer  bedeutung  buchstäblich  zusammen,  pr.  doga,  norm. 
douve,  das  man  gewöhnlich  mit  fosse  graben  übersetzt,  das 
aber  auch,  wie  schon  Carpentier  erklärt  (vgl.  Biet,  de  Trev.) 
die  fassung  des  grabens,  mauer  oder  dämm  desselben  heißt, 
vgl  mlat.  douvam  sive  aggerem  (v.  j.  1269)  bei  Carpentier; 
les  doves  des  fossez  Chr.  d.  Ben.  I.  p.  492;  de  morz  est  si 
la  dove  emplie  IT.  127;  pr.  doga  del  vallat;  mlat.  juxla  dogas 
vallatorum  murorum;  altfr.  qui  a  douhe,  il  a  fosse  (rechts- 
grundsatz).  Ital.  doga  heißt  auch  rings  umlaufender  streif 
an  einem  Meide,  sp.  dogal  strick  um  den  hals,  was  der  bed. 
einfassung  zusagt    Der  Zusammenhang  dieser  mit  der  bed. 


186  I.     DOGANA. 

daube  oder  eig.  gesammtheit  der  dauben  eines  fasses  liegt  am 
tage.  Ein  sehr  altes  zeugnis  hat  man  bei  Gregor  v.  T.  gefun- 
den, wo  es  aber  canal  zu  bedeuten  scheint :  fossas  in  circuitu 
basilicas  fieri  jussit,  ne  forte  dogis  occultis  lymphae  deduce- 
rentur  in  fontem.  Über  die  herkunft  des  Wortes  sind  die  mei- 
nungen  verschieden.  Frisch  denkt,  sofern  es  graben  heißt,  an 
lat.  ducere,  und  in  der  that  das  synonyme  doccia  hat  densel- 
ben Ursprung:  u  konnte  kurz  gesprochen  werden  wie  in  dux 
dücis,  daher  das  roman.  o.  Besser  erkennt  Ducange  darin 
ein  schon  vorhandenes  lat.  doga,  das  ein  gefäß  oder  ein  maß 
(s.  Freund)  bedeuten  muß :  facta  erat  ratio  dogae  cuparura 
navium  et  operum  Vopisc,  dazu  doga  ßovTiqs  (ßovxTiq)  Gloss. 
Philox.  Es  leitet  sich  vom  gr.  do/jj  receptaculum  und  diese 
bedeutung  ist  fest  zu  halten;  Hesychius  erklärt  tv^mog  (meer- 
enge)  mit  do/^rj  vddicov,  s.  Vossius  de  vit.  serm.  Also  Wasser- 
behälter, graben,  fassung  des  grabens,  fassung  eines  gefäßes 
a\  i.  faßdaube  sind  die  bedeutungen. 

D  o g a  n  a  it.,  pr.  d  o a n  a ,  fr.  d  ou a n  e ,  sp.  pg.  a d u a n  a 
Zollhaus,  mauth,  auch  die  von  den  waaren  zu  entrichtende 
abgäbe;  man  sehe  Boccaccios  beschreibung  Dec.  8,  10.  Der 
etymologieen  sind  mehrere.  Frisch  leitet  es  aus  ducere  in 
beziehung  auf  das  einführen  der  waaren,  ohne  zu  bedenken, 
daß  das  suffix  ana  nicht  verbal  ist.  Ferrari  läßt  es  aus  doga 
entstehen,  weil  die  waaren  in  fässer  gepackt  werden;  doga 
ist  aber  nicht  der  ausdruck  für  faß.  Weit  passender  erklärt 
es  Menage  aus  dem  gr.  doxdvrj  ort  zur  aufnähme,  daher  ort, 
wo  man  die  abgäbe  einnimmt;  befremdlich  ist  aber,  daß  we- 
der die  mittel-  noch  die  neugr.  spräche  diese  anwendung  des 
Wortes  kennen.  Andre  erblicken  darin  das  bekannte  arab. 
divän  addivän  staatsrath,  indem  sie  ihm  die  bed.  staatsrath 
für  abgaben  beilegen:  der  halbvocal  v  löste  sich  gleich  dem 
dtschen  w  mo  oder  u auf  (diuana  doana  duana),  im ital.  ward 
g  eingeschoben.  Beachtenswerth  ist  dabei,  daß  der  Spanier 
für  divan  in  seiner  eigentl.  bed.  auch  duan  sagte.  Uniäugbar 
knüpfen  manche  stellen  das  wort  an  arabisches  gebiet :  multi 
Saracenorum,  qui  in  duanis  fiscales  reditus  coliigebant,  sagt 
Hugo  Falcandus;  in  douanam  i.  e.  in  domum  Soldani  eura 
ducentes  Vinc.  Bellov. ;  pr.  si  son  en  terra  de  Sarrazis ,  en 
doana  o  pauzon  Lex.  rom.  Am  besten  vielleicht  faßt  man  di- 
vän in  seiner  bed.  rechnungsbuch  Gol  888,  Freyt.  IL  74a,  vgl 


I.     DOMEMCA— DRAPPO.  127 

bei  Boccaz  i  doganieri  poi  scrivono  in  sul  libro  della  dogana 
a  ragione  del  mercatante  tutta  la  sua  mercatanzia. 

Domenica  it.,  sp.  pg.  domingo,  pr.  dimenge  di- 
mergue,  fr.  di manche  sonntag;  ital.  aus  dominica,  spart, 
pg.  aus  dominicus,  'prov.  franz.  aus  dies  dominicus,  daher 
aUfr.  diemenche  (ciersylb.)  tag  des  herrn,  gr.  xvgiaxq.  Keine 
rom.  spräche  kennt  dies  solis:  sie  enim  Barbaries  vocitare 
diem  dominicum  consueta  est  Greg.  Tur.  hist.  3, 15. 

Donno  donna  it.,  sp.  don  doiia  duena,  pgK  dorn  dona, 
pr.  don  (dons  vonfrauen)  dombre  (in  dombre-dieus)  domna, 
altfr.  masc.  da  nie  (in  dame-dieu)  dan  dant,  alt-  und  neufr. 
fem.  dame  (daher  pr.  fr.  sp.  dama),  wal.  domn  doamne ;  alle 
von  dominus  domina,  wofür  schon  auf  röm.  Inschriften  dom- 
nus  domna,  im  ersten  mlatein  donnus  donna  (z.  b.  Brequigny 
p.  27d,  v.  j.  528)  vorkommt.  Dimin.  sp.  doncel  doncella, 
pr.  donsei  donsella,  altfr.  damoisiel  Cdanzel)  damoiseau  da- 
moisele,  nfr.  demoiselle,  hieraus  it.  damigello  damigella,  sp. 
pr.  damisela;  lat.  gleichsam  dominicillus,  wal.  domnisor.  Vb. 
pr.  domneiar,  altfr.  donoier  buhlen,  daher  it.  donneare, 
sbst.  domnei,  donnoi  buhlschaft.  Wegen  des  franz.  a  der 
stammsylbe  vgl  damesche  von  domesticus,  danter  von  domi- 
tare.  Eine  prov.  und  catal.  abkürzung  von  dominus  unmitteU 
bar  vor  eigennamen  ist  En  (dom-en  für  dom-in),  von  domina 
Na  (dom-na)  z.  b.  En  Barral  (daher  it.  Imberal  Cent.  nov.  antj, 
Na  Maria,  vgl.  Raynouard  choix  VI.  95. 

Dragoma nno  it.,  sp.  dragoman,  fr.  drogman, 
mhd.  tragemunt  dolmetscher ,  in  andrer  form  it.  tureimanno, 
sp.  trujaman,  fr.  trucheman  truchement;  vom  arab.  targornän 
torgomän  ausleger,  dies  vom  vb.  taraga  verhüllt  sein,  schwie- 
rig sein  Freyt.  1. 188b. 

Drappo  it.,  pr.cat.fr.  drap  tuch,  daher  drappell o, 
drapeau  fetzen,  fahne.  Drappus  kennt  das  frühere  mlatein:  si 
quis  altero  per  mano  aut  per  drappo  iratus  priserit  Capit.  ad 
L.Alam.  Im  span.  undport.  hat  es  die  tenuis  zum  anlaut :  t  r  a  p  o, 
trapajo,  trapero,  traperia,  wiewohl  auch  drapero,  in  Urkunden 
draperius  gesagt  wird,  man  sehe  Ducange.  Die  Verschiedenheit 
des  anlautes  scheint  deutsche  herkunft  anzuzeigen.  Frisch  ver- 
weist auf  unser  trappen  derb  auftreten,  sofern  es  für  dicht 
treten,  wirken  angewandt  werden  konnte,  eine  etymologie,  die 
beachtung  verdient :  hiernach  würde  sich  das  sp,  trapo  buch- 


188  I.    DROGA— DUCA. 

stäblich  zu  trapa  (getrappel)  fügen.  Es  käme  drauf  an,  die 
Verwandtschaft  von  treten  und  wirken  oder  weben  mit  an- 
dern beispielen  zu  belegen. 

D  r  o  g  a  it.  sp.  pg.  pr.,  d  r  o  g  u  e  fr.  specerei,  gewürz,  farb- 
waare;  vom  ndl.  droog  trocken,  also  eig.  trockne  waare  (Frisch). 

Drudo  druda  it.  altpg.,  pr.  altfr.  drut  druda  drue 
freund  freundinn,  geliebter  geliebte;  abgel.  altfr.  drugun 
Th.  de  Cant.  20, 8,  besser  druiun  Fantosme  v.  716  vertrauter. 
Drudo  steht  an  der  gränze  zwischen  celtisch  und  germa- 
nisch: gael.  drüth  dirne,  meretrix^  ahd.  trüt  drüt,  auch  drüd 
Otfr.  1, 4, 5,  in  comp.  Drudbald,  Wieldrud  (aus  triuwi  treu  her- 
geleitet) liebling,  freund,  geführte,  diener,  fem.  triutin  geliebte. 
Offenbar  schließ  sich  das  rom.  wort  mit  seiner  bedeutung 
dem  deutschen  auf  das  genaueste  an,  fern  von  jedem  Vor- 
wurf bezieht  es  sich  eben  so  wohl  auf  vertraute  fremidschaft 
wie  auf  liebe:  der  drut  ist  der  getreue,  der  anhäng  er ,  das 
wort  sucht  darum  die  gesellschaft  von  ami:  mes  drus  et  mes 
amis  —  ses  amis  et  ses  drus  —  vos  amis  et  vos  drus;  in 
einem  capitular  Karls  d.  k.  gesellt  es  sich  zu  vasall:  sine  so- 
latio  et  comitatu  drudorum  atque  vassorum.  Das  Otfriedische 
gotes  drüt  würde  sich  daher  ganz  wohl  durch  drut  dieu  über- 
setzen lassen.  Neben  dem  Substantiv  ist  noch  ein  adjectiv  zu 
erwägen,  it.  drudo  verliebt,  artig,  dsgl  wacker,  fr.  dru  mun- 
ter, üppig:  ces  moineaux  sont  drus  sind  munter,  wollen  aus- 
fliegen, l'herbe  drue  das  üppige,  dichte  gras,  la  pluie  tombe 
dru  der  regen  fällt  dicht,  altfr.  teus  puet  estre  rieh  es  et  drus 
mancher  kann  reich  und  üppig  sein,  daher  vb.  end mir  dicht 
machen  Nouv.fabl.p.  Meon.  11.116,  genues.  druo  dicht,  dick, 
drueza  Überfluß  (s.  das  alte  denkmal  dieser  mundart  Archiv, 
stör.  it.  app.  num.  18.  p.  21. 58),  piem.  neupr.  dru  üppig,  frucht- 
bar (vom  boden).  Wenn  nun  auch  die  ideenfolge  'vertraut, 
verliebt,  üppig'  an  sich  nichts  auffallendes  hat,  so  wird  man 
doch  hier  auf  cell,  adjeetiva,  wie  gael.  drüth  muthwillig,  kymr. 
drud  kräftig,  kühn,  deren  bedeutungen  das  üppige  näher  steht 
als  denen  des  hochd.  Wortes,  hingeführt.  S.  vor  allem  Dief. 
goth.  wb.  IL  679. 

Duca  it.,  wal.  duce,  sp.  pg.  duque,  pr.fr.ducfüh- 
rer,  herzog;  it.  ducato,  sp.  pg.  ducado,  pr.  ducat,  fr.  duche 
(bei  den  alten  fem.,  daher  it.  ducea)  herzogthum,  im  spätem 
latein  schon  ducatus  für  duetus.    Nicht  unmittelbar  aus  dux 


I.    DUELLO— DUNQUE.  129 

konnte  sich  ein  ital.  masc.  wie  duca  gestalten,  dessen  richtige 
form  doce  (ven.  doge)  gewesen  sein  würde;  es  gieng  zuvor 
durch  den  mund  der  Byzantiner,  welche  mit  $ov%,  acc.  dovxct, 
oder  mit  öovxaq  lange  vor  der  litterärischen  zeit  der  ital.  sprä- 
che den  kriegsobersten  einer  provinz  oder  Stadt  benannten. 
S.  Ducange  gloss.  graec. 

Duello  it.,sp.  duelo,  fr.  duel  Zweikampf;  von  einer 
veralteten  wenn  auch  im  Augustischen  Zeitalter  noch  ange- 
wandten form  duellum  für  bellum.  Das  wort  ist  kein  alt- 
romanisches: man  nahm  es  erst  später  auf  den  grund  einer 
misv erstandenen  etymologie  aus  dem  latein.  auf;  dem  mittelalter 
genügte  battaglia  auch  für  diesen  begriff. 

Du  na  it.  sp.,  vom  fr.  dune  sandhügel  am  meere;  dies 
zunächst  vom  glbd.  ndl.  duin  (n)  =  ogs.  dun  (f.),  engl,  down, 
deren  Ursprung  aber  im  celtischen  zu  liegen  scheint,  altir.  dun, 
kymr.  din  hügel,  urspr.  befestigter  ort,  daher  die  städtenamen 
mit  dunum  (Augustodunum,  Lugdunum  u.s.f)  s.Zeuß  1.29. 
30. 64. 118,  oder  befestigte  anhöhe  s.  Richards  welsh  dict.  v.  din. 

Dunque  adunque  it.,  alt  donqua  adonqua  und  dunche 
adunche,  altsp.  doncas,  fr.  donc,  conclusivpartikel  für  tat. 
ergo.  Altfr.  dune  Cs°  schon  im  fragm.  v.  Valenciennes)  donc 
donques  adunc,  pr.  dune  adonc  sind  zeitpartikeln  und  ent- 
sprechen dem  lat.  tum  und  unserm  dann :  erst  hieraus  entfal- 
tete sich  die  conclusive  bedeutung,  wie  dies  auch  sonst  wahr- 
zunehmen ist,  z.  b.  'igitur'  apud  antiquos  ponebatur  pro  inde 
et  postea  et  tum,  sagt  Festus;  ahd.  danne  gilt  für  tum  und 
ergo;  ähnlichen  Übergang  von  der  zeit  zur  folg erung  zeigt  sp. 
pues  und  luego.  Was  nun  den  Ursprung  des  Wortes  betrifft, 
so  sträubt  sich  gegen  de  unquam  der  begriff;  es  muß  vielmehr 
von  tunc  mit  vorgesetztem  a  oder  ad  herrühren,  so  daß  das 
dadurch  zum  inlaut  gewordene  t  in  d,  atunc  in  adunc  über- 
gehen konnte;  dies  wäre  also  die  ursprüngliche,  dune  ist  eine 
abgekürzte  form.  A  tunc  und  ad  tunc  trifft  man  in  Urkunden 
nicht  selten,  s.  z.  b.  Rist,  de  Langued.  preuv.  1. 25  (v.  j.  782), 
99  (v.  j.  852).  Muratori  erklärt  sich  für  ad  hunc  sc.  modum, 
finem,  aber  die  zeitliche  bedeutung  scheint  dies  nicht  zu  ge- 
statten. —  Ital.  dunque  ist  also  aus  dunche  entstellt,  die  rei- 
nere form  lebt  in  den  mundarten  fort,  z.  b.  com.  donch,  ven. 
donca,  neap.  addonca. 


180  I.    EBBIO-EGLI. 


E. 


E  b b i o  it.,  sp.yedgo  yezgo,  pg.  e n g o ,  pr.  e  v  o  1 ,  fr. 
hieble  (h  asp.),  in  Berry  geble,  venez.  gevalo  attich;  von 
ebulus.  In  yedgo  läßt  sich  d  zwar  aus  1  erklären  (vgl  sen- 
dos  von  singulos),  im  übrigen  aber  bleibt  die  entstellung  des 
Wortes  sehr  stark 

Ebbriäco  imbriaco  ubbriaco  briaco  it.,  altsp.  embri- 
ä  c  o ,  pr.  e  b  r  i  a  c ,  fr.  (in  Berry)  ebriat  imbriat  betrunken ; 
vom  lat.  vermuthlich  nur  volksmäßigen  ebriäcus  bei  Plautus 
nach  Nonius,  gebildet  wie  meräcus  aus  merus,  wiewohl  die 
lexica  ebriäcus,  als  sei  es  griechisch,  setzen,  Rom.gr.  11.247. 
Daher  rührt  der  pflanzenname  pr.  abriaga,/h  ivraie  trespe, 
taubkraut,  rauschkorn ,  ein  unkraut  mit  berauschender  kraft. 

E  c  c  o  it.,  wal.  e  a  c  e ,  pr.  e  c ,  altfr.  e  k  e ,  adverbium,  von 
eccum,  häufig  mit  einem  personalpron.  verknüpft:  iL  eccomi, 
eccoti,  eccolo,  eccola,  eccoci  u.  s.  f.,  wal.  eaceme,  pr.  ecvos, 
altfr.  ekevos;  aber  sicher  auch  sp.  ele,  elo,  ela  (für  ec-le, 
ec-lo,  ec-la)  etele  (=  it.  eccotelo),  nicht  für  hele  oder  feie 
aus  vele  (s.  he  IT.  b),  da  der  abfall  des  anlautenden  h  für  f 
=  v  minder  leicht  vor  sich  geht,  niemals  z.  b.  emencia  für 
hemencia  femencia  =  vehementia  gesagt  wird.  Eine  cumu- 
lation  ist  pr.  vec  aus  ve  (imper.  von  vezer,  lat.  vide)  und 
ec,  daher  vecvos,  zsgz.  veus;  so  auch  in  ital.  mundarten  vecco 
veccolo,  dessen  v  Salviati  avvert.  (Mil.  1810)  II.  132  für  rei- 
nen zusatz  hält.  Aus  ecce  ist  altfr.  eis  es  ez  mit  angefüg- 
tem vos,  wozu  man  einen  plural  mit  verbalflexion  es-tes-vos 
schuf,  nicht  unähnlich  dem  it.  egli-no;  auch  pg.  eis  scheint 
aus  ecce.  Diese  partikel  wirkt  in  vielen  compositis  form-  und 
begriffsv  er  stärkend,  vgl.  unten  qua,  quello,  questo,  qui. 

Edera  ellera  it.,  sp.  hiedra,  pg.  hera,  pr.  edra, 
fr.  1  i  e  r  r  e  (aus  altfr.  pic.  hierre  y erre  mit  agglutiniertem  ar- 
tikel,  den  auch  neap.  lellera,  gen.  lellua  zeigt)  epheu;  von 
hedera. 

Egli  it.,  alt  ello  el,  sp.  el,  aftelle  elli,  pg.  eile,  alt  cl 
elli,  pr.  el  elh,  fr.  il,  wal.  elpron.  Die  formen  erklären  sich 
theils  aus  ille  theils  aus  illic  für  ille  (bei  Terenz).  Dsgl.  it. 
pr.  fr.  wal.  lui  (im  prov.  Boeth.  lüi  accentuiert),  entweder  aus 
illujus  oder  aus  illuic  s.  Rom.  gr.  IL  66;  fem.  iL  pr.  wal.  lei, 


I.    ELCE— ESCA.  131 

altfr.  (bürg,)  lei  und  eben  so  wohl  lie,  von  illae  oder  illaec  für 
illi;  plur.  it.  loro,  pr.  wal  lor,  fr.  leur,  von  illorum  (sard. 
insoru  v.  ipsorum).  In  den  seltsamen  ital.  pluralformen  egli-no 
elle-no  ist  no  ein  offenbares  verbalsufßx :   egli-no  canta-no. 

Elce  it.,  pr.  euze,  fr.  yeuse  Steineiche,  von  ilex;  it. 
leccio,  vom  adj.  iliceus.  Gleicher  bed.  ist  das  abgel.  it. 
e  1  c  i  n  a ,  sp.  encina,  pg.  enzinha  azinho,  gewöhnlich  azinheira, 
pr.  olzina  Gl.occ  It.  lecceto  Steineichenwald,  von  ilicetum. 

Elmo  it.  pg.altsp.,  nsp.  yelmo,  pr.  elm,  fr.  heaume 
(hasp.);  vom  ahd.  heim,  altn.  hiälmr,  goth.  hilms,  aufweiche 
letztere  form  das  geschlossene  e  im  ital.  zunächst  führt.  Eine 
altpg.  bed.  ist  decke  (etwas  schützendes) :  unum  elmum  labo- 
ratum  pro  super  ipsum  altare  urkv.j.  1087  S.Rosa.  Abgel. 
sp.  pg.  almete  für  elmete  vielleicht  nach  dem  alt  fr.  healmet; 
aus  almete  aber  scheint  fr.  armet  pickelhaube. 

E  n  d  i  v  i  a  it.  sp.  pg.  pr.,  e  n  d  i  v  e  fr.  ein  kraut,  endivie ; 
vom  tat  intybus,  genauer  von  dem  unvorhandenen  adj.  inty- 
beus  intybea. 

Enola  ella  lellaif.,  sp.  pg.  enula  ala,  fr.  aunee  eine 
pflanze,  alant;  von  inula,  gr.  elsviov.  Alter  und  volksüblich- 
keit  der  zweiten  span.  form  ergibt  sich  aus  Isidor's  stelle: 
inula,  quam  alam  rustici  vocant. 

Ermo  it.,sp.yermo,  pr.  altfr.  ermeherme,  wa/.ermu 
einsam,  als  sbst  einöde;  vom  gr.  sqtj^o;,  sbst.  tf  s^jj/ttog, 
lat.  eremus,  bei  Prudentius  eremus  (fervebat  via  sicca  eremi 
serpentibus  atris),  mlat.  ermus  hermus,  so  daß  die  roman.  spräche 
hier  dem  griech.  accent  folgte.    Abgel.  neupr.  h  e  r  m  ä  s  heide. 

Ervo  und  lero  (aus  Tervo)  it.,  sp. yervo,  pr.fr.  er s 
eine  hülsenfrucht ;  von  ervum,  die  form  ers  vielleicht  durch 
einwirkung  des  dtschen  erbse,  ahd.  arwiz.  Aus  dem  abge- 
leiteten lat  ervilia  (wiche)  entstand  sp.  arveja  alverja,  com. 
erbeja,  it.  rubiglia,  letzteres  mit  umgestelltem  r  (ebenso  ri- 
goglio  neben  orgoglio),  dsgl.  mail.  erbion  für  erviglione. 

E  s  c  a  it.  pr.,  altfr.  e  c  h  e  G.  Guiart.  I.  p.  156,  sp.  y  e  s  c  a, 
wal.  easce  zunder;  vom  lat.  esca  lockspeise  (des  feuers). 
Schon  Isidorus  kennt  die  neuere  bedeutun§:  esca  vulgo  dici- 
tur  (fungus),  quod  sit  fomes  ignis.  Das  einfache  vb.  escar 
in  der  bed.  ködern  besitzt  nur  die  prov.  mundart,  pg.  iscar 
heißt  die  angel  mit  köder  versehen,  sard.  escai  ätzen,  füttern ; 


133  I.    ESCAMEL— ESCUPIR. 

zsgs.  it.  adescare,  sp.  enescar.  Von  esca  ist  auch  sp.  es  quer  o 
großer  lederner  beutet  für  feuerzeug  u.  dgl. 

E  s  c  a  m  e  1  sp.  pg.  ein  bankartiges  geräthe  der  schwert- 
feger,  pr.  escaimel,  alt  fr.  eschamel  ein  bänkchen,  schemel; 
nicht  von  scabellum  (it.  sgabello,  fr.  escabeau,  cat.  escam- 
bell  u.  s.  w.),  wie  Grandgagnage  I.  p.  269  gegen  Rom.  gr.  1. 182 
richtig  bemerkt,  sondern  von  der  form  scamellum  (al.  sca- 
millum,  scamnellum)  bei  Priscian  aus  Apulejus. 

Escanciar  sp.,  escancar  pg.,  eschancer  altfr. 
einschenken  (chw.  schanghiar  schenken,  dono  dare) ;  sbst.  fr. 
echanson,  sp.  escanciano,  pg.  escan^äo  der  schenke;  vom 
ahd.  scencan,  sbst.  scenco,  ursprünglicher  scancjan,  scancjo, 
woher  zunächst  das  mlat.  scancio  scantioJL  Sal.  11, 1  (codex 
fuld.)  Vom  nhd.  schenken  aber  leitet  man  fr.  c  hin  quer 
zechen,  wofür  mundartlich  aber  auch  chiquer  vorkommt,  s. 
Dict.genev.  v.  chique.  Die  ital. spräche  hat  scancia  scan- 
s/a  gestell  mit  fächern  für  gläser  oder  bücher  =  mlat.  scan- 
cia schenke,  bair.  schanz. 

Escaraitf.,sp.  pg.  escära,  fr.  es carre  schorf,  grind ; 
vom  tat.  eschära  (soyäQu). 

E  s  c  i  r  e  it.,  gew.  uscire,  wal.  e  s  i ,  altsp.  e  x  i  r ,  pr.  altfr. 
eissir  issir  ussir  ausgehn;  von  exire.  Zsgs.  it.  riuscire, 
fr.  reussir  wohl  ausgehen,  gelingen,  altfr.  rissir  wieder  aus- 
gehn. Ließe  sich  auch  im  ital.  uscire  das  anlautende  u  aus 
einer  rein  phonetischen  Verwandlung  wie  in  ubbriaco  für  eb- 
briaco  erklären,  so  würde  dies  doch  auf  das  fr.  ussir  keine 
anwendung  finden.  Es  darf  also  einmischung  des  sbst.  uscio, 
altfr,  us  thüre  vermuthet  werden;  Castelvetro  IL  p.  261  leitet 
das  verbum  gradezu  daher  ab.  Man  lebt  im  hause,  nicht  im 
freien:  thüre  wird  darum  zuerst  als  ausgang,  nicht  als  ein- 
gang,  gefaßt,  tat.  foras  ire,  gr.  &vya%£  sQ/ja&ai  drücken  die 
bewegung  von  innen  nach  der  thüre  und  durch  dieselbe  aus; 
bask.  athea  ist  =  it.  uscio,  atheratu  =  uscire. 

Esclusa  sp.,  ecluse  fr.  schleuse,  mlat.  exclusa  sclusa 
L.  Sal,  Greg.  Tur.,  Venant.  Fort. ;  von  excludere ,  nicht  vom 
ahd.  sliozan  schließen,  das  eher  fr.  ecluce  eclusse  erzeugt 
haben  würde,  darum  auch  ndl.  sluys,  nicht  sluyt. 

Escupir  sp.  pg.,  pr.  altfr.  escopir  escupir,  wal. 
scuipä  speien,  alb.  scüpira  auswurf.  Umstellung  aus  ex- 
spuere  (ec-spuere)  wäre  nicht  gegen  den  geist  wenigstens  der 


h    ESMAR-ESSERE.  133 

spdn.  spräche,  aber  dem  weit  verbreiteten  worte  (vgl.  Dief. 
goth.  wb.  IL  296)  scheint  eine  eigne  würzet  zuzukommen. 

Esraar  pr.,  alt  fr.  esmer,  altsp.  altpg.  a  s  m  a  r ,  gallic. 
osmar  schätzen;  sbst.  pr.  alt  fr.  esme,  cat.  esma,  occ.  ime, 
lothr.  aume  Schätzung;  von  aestimare.  Zsgs.  pr.  azesmar 
d.  i.  ad -aestimare  (unrichtig  oft  asesm  ar  geschr.)  berechnen, 
bereiten:  a  son  colp  azesmat  er  hat  seinen  streich  wohl  be- 
rechnet, hat  wohl  gezielt  Ferabr.  v.1636;  mit  Übergang  des  s 
in  r  azermar,  endlich  auch  sermar.  Von  azesmar  ist  das  altfr. 
acesmer  ordnen  z.  b.  la  bataille,  altgenues.  acesmar  Archiv, 
stör.  it.  num.  18  p.  34.  39,  gewiss  auch  Dante's  accismare  zu- 
richten Inf.  28,  37,  das  man  sonst  aus  cisma  (ay/oftct)  erklärt; 
aber  auch  azzimare,  sp.  azemar,  welches  mit  gr.  äCv/nog  nichts 
gemein  haben  kann.  Wie  man  vom  schätzen  zum  bereiten 
d.  h.  vom  gedanken  zur  that  übergehen  konnte,  zeigt  auch  das 
mhd.  brüeven  1)  berechnen,  von  ruova  zahl,  2)  bereiten,  man 
sehe  Wackernagels  glossar  zum  lesebuch.  Esmar,  pic.  amer, 
findet  sich  wieder  im  engl,  aim  beabsichtigen,  zielen,  mhd.  amen 
aemen  mit  letzterer  bedeutung. 

Essere  it.,  pr.  chw.  esser,  fr.  etre,  sp.pg.servb. 
sein.  Daß  man  lat.  esse,  um  ihm  die  gestalt  eines  rom.  In- 
finitivs zu  leihen,  in  essere  erweiterte  (sard.  neben  essiri  noch 
essi) ,  liegt  auf  der  hand,  und  diese  bildung  kommt  in  alten 
Urkunden  mehrmals  'vor,  z.  b.  impf.  conj.  esseret  Fumagalli  p.  18 
(vor  d.  j.  750),  vgl.  Ducange.  Franz.  muste  sich  das  wort  in 
die  form  estre  etre  kleiden  wie  tessere  (texere)  in  die  form 
tistre  titre,  und  auch  jene  form  läßt  sich  früh  nachweisen. 
Span,  ser  aber,  das  in  der  alten  spräche  seer  geschrieben 
und  zweisilbig  gesprochen  ward,  kann  nur  von  sedere  her- 
rühren, wie  Rom.  gr.  II.  145  ausgeführt  ist.  Dies  verbum  hatte 
schon  im  latein.  die  bed.  sich  wo  befinden,  bleiben  oder  woh- 
nen entwickelt,  und  so  brauchte  es  das  Mittelalter  sehr  häu- 
fig: wenn  es  der  Römer  z.  b.  hin  und  wieder  einmal  auf  die 
läge  einer  Stadt  anwendet  (Campo  Nola  sedet),  so  ist  es  spä- 
ter der  übliche  ausdruck  bei  Städten  oder  bergen,  z.  b.  mons 
in  valle  sedet  Venant.  Fort.  3,  10;  altfr.  ü  Rome  seit  wo  Rom. 
liege  Brut.  I.  p.3;  it.  siede  la  terra  sulla  marina  Inf.  5,  97; 
rivo  o  fönte,  siede  ombrosa  valle  Petrarca  canz.  17, 1.  Gerne 
verband  es  sich  zumal,  als  ein  intensiveres  hülfsverb,  mit 
participien:  ut  orbata  filiis  sedeas  Greg.  Tur.  5,  40;  de  hac 


184  I.    ESSO-ESTRIBO. 

causa  ductus  sedeat  Marculfi  form.  1,38;  besonders  häufig  in 
Spanien:  non  sedeat  dimissum  sei  nicht  entlassen  Esp.  sagr. 
XXXVI.  p.XXVIU  (v.j.  1020);  quod  sedearaus  perjuratos 
XL.  411  (v.j.  1032);  sedeat  excusato  S.  Rosa  I.  54  (v.j.  1189). 
So  denn  auch  altsp.  seo  bien  p agad o  Iterc.  milagr.  816;  en  la 
su  merced  seo  Berc.  S.  Dom.  757.  Endlich  mischte  sich  se- 
dere  entschieden  mit  esse,  es  lieh  ihm  den  imperativ  (se,  sonst 
sey),  das  gerundium,  das  particip  prät.  (sido,  sonst  seido), 
den  infinitiv,  vielleicht  auch  das  präs.  conj.  (sea,  sonst  seya), 
zuweilen  auch  das  imperfect  (sia  für  era,  S.  Rosa  v.  syha). 
Man  halte  dazu  goth.  visan  wohnen,  bleiben,  sein,  Grimm  IV. 821. 

Esso  it.,  alt  isso,  sp.  ese,  pg.  esse,  pr.  eis,  älter 
eps  Boeth.,  Pass.  de  J.  Chr.,  wal.  insu,  pronomen,  twwipse, 
altsp.  essi  von  ips'  hie.  Als  neutrum  oder  adverbium  verbin- 
det sich  esso  oft  mit  partikeln  wie  im  it.  lunghesso,  sovresso, 
im  pr.  aneeis,  demanes,  vgl.  lat.  nunc  ipsum,  isthuc  ipsum 
Terent.  Andr.  1,  2, 13,  sp.  ahora  mismo;  mit  dem  dtschen  da- 
selbst stimmt  das  pr.  aqui  eis  (im  Jaufre  oft)  wörtlich  über- 
ein. Eine  zss.  für  lat  nunc  (auch  subito)  ist  it.  ad  esso, 
altsp.  adiesso,  pr.  altfr.  ades  von  ad  ipsum;  gleichbed.  altit. 
issa  (churw.  ussa)  von  ipsa  sc.  hora  =  altsp.  esora.  Ein 
andres  adverb  kennt  nur  der  Nordwesten :  pr.  eps  amen  eis- 
samen, altfr.  esement  Chr.  de  Ben.  III.  400,  essement  Carpent. 
s.  v.  a.  lat.  eodem  modo ,  pariter,  wofür  altfr.  ensement  (mit 
eingeschobenem  n)  weit  üblicher,  pr.  ensament  ziemlich  selten 
ist,  da  es  wohl  nur  im  Jaufre  vorkommt.     Vgl.  auch  des. 

Esto  altit,  sp.  pg.  este,  pr.  est,  altfr.  ist  (in  den 
Eiden),  wal.  ist  aist,  pronomen,  von  iste.  Zsgs.  it.  questo, 
cotesto,  s.  II.  a. 

Estribo  sp.,  pr.  estreup  estrieu,  altfr.  estrief 
Steigbügel;  abgel.  sp.  estribiera,  fr.  etriviere  und  etrier 
mit  gl.  bed.  Frisch  II.  348  führt  das  rom.  wort  auf  das  nds. 
striepe  lederschlinge.  Hält  man  sich  an  das  hier  noch  zu 
erwähnende  vb.  sp.  pr.  es  tri  bar  sich  stützen,  altfr.  estriver? 
(vgl.  des-estriver  aus  dem  bügel  bringen  R.  de  Cambr.  p.  159), 
so  wird  man  auf  das  glbd.  ahd.  streban  geführt  und  estribo 
heißt  stütze  für  den  reifer,  wie  es  auch  Strebepfeiler  heißt. 
Auch  zu  altfr.  estriver  in  seiner  gewöhnlichen  bed.  streiten 
passt  streban ,  mhd.  mit  dem  tievel  streben  s.  v.  a.  fechten. 
Indessen  findet  sich  im  Leodegar  str.  10  die  form  estrit,  ganz 


I.    ESTRO-^-FACCIA.  185 

deutlich  das  ahd.  strit,  und  so  wird  sich  auch  das  spätere 
estrif  (nom.  estri-s  für  estrif-s  oder  estrit-s)  besser  hieraus, 
das  vb.  estriver  besser  aus  stritan  erklären  lassen ,  s.  Rom. 
gr.  I.  321  note.  Diesem  estrif  entspricht  bret.  strif  striv,  engl 
strife.  Zu  merken  ist  noch  die  prov.  nebenform  mit  u  es- 
trubar  =  sp.  estribar,  estrubieira  =  sp.  estribiera,  worin 
das  lat.  struppus  nicht  enthalten  sein  kann,  wohl  aber  strü- 
pus,  wenn  diese  form  annehmbar  ist.  Eine  zss.  ist  sp.  co- 
str  i  b  o  stütze,  vb.  costribar.  —  Nicht  verschieden  von  dem  be- 
handelten worte  scheint  sp.  estribo  estribillo  schlußreim,  re- 
frän,  eig.  worauf  man  sich  stützt  wie  auf  den  Stegreif,  wor- 
auf man  stets  zurückkommt.  Daher,  vermuthlich  in  hinsieht 
auf  die  poetische  form,  altsp.  estribote  (escarnios  et  lay- 
dos  estribotes  Berc.  Dom.  648),  altfr.  estribot  estrabot  (vers 
en  firent  e  estraboz,  ü  out  assez  de  vilains  moz  s.  Chr.  de  Ben. 
L  p.  288),  pr.  estribot  Parn.  occ.  p.  324  spottlied.  Vgl  strambo. 
E  s  t  r  o  it.  sp.  begeisterung ;  von  oestrus  (of<jrpos)  mit  gl.  bed. 

F. 

Faccenda^.,  pg.  pr.  fazenda,  sp.  hacienda,  altfr. 
faciende  geschäft;  plur.  von  faciendum.  Span.  port.  be- 
deutet es  zumal  Verwaltung  der  guter  so  wie  die  verwalteten 
guter  selbst,  überh.  habe,  vermögen,  daher  it.  azienda.  Ge- 
schäft und  landgut  heißt  auch  das  pr.  afar,   s.  oben  affare. 

Facchino  it.,  sp.  faquin,  fr.  f a q u i n  sackträger.  In 
dieser  bedeutung  führt  Nicot  das  franz.  wort  an,  aber  als  ein 
aus  Italien  gekommenes.  Jetzt  heißt  es  wicht,  schelm,  Stroh- 
mann, mdartl.  (norm.  pic.  berr.  u.  s.  w.)  geputzter  mann,  Stu- 
tzer. Läßt  sich  sein  früheres  vorkommen  im  franz.  erweisen, 
so  ist  vermuthlich  ein  älteres  ndl.  vant-kin  (veyntken  KU.)  = 
ventje  junger  bursche,  kerlchen  darin  enthalten  und  das  wort 
hat  sich  in  derber  bedeutung  (kerl)  aus  Frankreich  weiter 
verbreitet.  Die  herleitung  aus  fascis  kann  natürlich  nicht  ge- 
nügen; eher  wäre  aräb.  faqir  arm,  dürftig  Freyt.  III.  363* 
heranzuziehen.    Sicil.  facchinu  ist  s.  v.  a.  tavernajo. 

Faccia  it.,  wal.  fatze,  pr.  fassa,  fr.  face,  sp.  haz 
(facha  aus  dem  ital.) ,  pg.  face  gesicht;  von  facies,  doch 
führen  die  vier  ersten  formen  auf  ein  altrom.  facia,  das  sich 
bereits  in  den  casseler  glossen  vorfindet:  facias  wangun.  Die- 
selbe form  bekennt  auch  das  span>  als  präpos,  für  lat,  versus 


136  I.    FAGGIO-FALAVESCA. 

gebrauchte  häcia  (fäcia):  andaba  hacia  (ä)  la  puente  heißt 
eig.  cer  gierig  das  gesicht  nach  der  brücke  gewandt* .  Zsgs.  pr. 
esfassar,  fr.  effacer  auslöschen,  tilgen,  eig.  das  ansehn  ent- 
stellen, unkenntlich  machen. 

Faggio  it.,  sp.  haya,  pg.  pr.  faia  buche,  altfr.  fage 
(f.)  buchenwald;  vom  adj.  fageus  fagea,  eine  für  verschie- 
dene namen  der  bäume  gewählte  form.  Aber  auch  das  sbst. 
fagus  verlor  sich  nicht:  wal.  fag,  sie.  fagu  fau,  pr.  chw.hen- 
neg.  fau,  altfr.  fo  feu  Lex.rom.,  lomb.  gen.  fö;  schon  in  den 
erfurter  glossen  332,  34  ganz  romanisch  fau  arbor  i.  e.  böc 
(buche).  Eine  abl.  ist  fr.  faine  buchecker,  altfr.  lothr.  faine, 
vom  adj.  faginus  fagina;  dafür  it.  faggiuolo,  sp.  fabueo  (statt 
fagueo)  mit  demselben  suffix  wie  in  almendrueo  mandel,  cat. 
fatja  d.  i.  fagea. 

Fag  Otto  fangotto^.,  pr.fr.  fagot,  sp.  fogote  reis- 
bündel,  reiswelle,  daher  engl,  faggot,  kymr.  ffagod  (f.)  Fax 
facis  bedeutet  urspr,  einen  bündel  späne,  gr.  cpdxeXog,  hier- 
aus fagotto  mit  Übergang  des  lingualen  c  (facem)  in  g  wie 
im  it.  sorgo  aus  soricem,  sp.  perdigon  aus  perdicem,  pr.  lu- 
gor  aus  lucem.  Fax  scheint  sich  erhalten  zu  haben  im  wal. 
hac  reisbündel  (so  ja  auch  nuc  v on  nux),  das  nicht  von  fagus, 
wal.  fag,  herrühren  kann.  Von  fagus  leiten  andre  auch  fa- 
gotto, aber  wäre  daraus  nicht  fr.  fayot  geworden? 

Faina  it.,  ebenso  mit  radicalem  a  cat.  fagina,  neupr. 
faguino  fahino,  altfr.  fayne,  mit  radicalem  ou  neufr.  fouine, 
daher  wohl  sp.  fuina,  pg.  fuinha,  vgl.  ven.  fuina  foina,  lomb. 
piem.  foin,  marder.  Nach  Adelung  vom  dtschen  fehe  auslän- 
discher maräer,  ags.  fag  fäh  bunt,  gemalt,  glänzend,  goth.  fäih 
(letzteres  von  Grimm  P.  94  angenommen).  Im  franz.  artete 
der  stammvocal  aus,  fast  wie  in  poele  aus  patella.  Seltsam 
ist  das  churw.  fierna  fiergna.  Von  dem  subst.  kommt  ein  ver- 
bum  genf.  fouiner,  henneg.  founier,  lomb.  fognä  ausspüren, 
durchsuchen,  wie  fr.  fureter  von  füret,  it.  braccare  von  braeco. 
Das  wall.  vb.  fougn!  hält  Grandgagnage  lieber  für  das  fr. 
fouiller:  fouine  heißt  hier  faweine. 

F  a  1  a  v  e  s  c  a  it.  (s.  Menage)  flugasche,  pg.  f  a  i  s  c  a ,  alt- 
sp.  fuisca  funke;  vb.  pg.  faiscar  sprühen.  Falavesca  ist 
versetzt  aus  favalesca  für  favillesca  von  favilla  glühende  asche, 
mundartl  z.  6.  veron.  parm.  cremon.  faliva;  faisca  entstand 
vermöge  der  bekannten  abneigung  des  Portugiesen  vor  I;  fuisca 


I.    FALBALA-FALL1RE.  137 

steht  wohl  für  foisca,  dies  für  fovisca  falvisca  (vgl  topo,  tat. 
talpa).  Das  ahd.  falawisca  ist,  wie  Diefenbach  bemerkt,  ro- 
manischer herkunft.  Dasselbe  suffix  zeigt  auch  das  synonyme 
fr.  flamm-eche  von  flamma. 

F  a  1  b  a  1  ä  it.  sp.  pg.  fr.,  span.  auch  farfalä,  cremon.  parm. 
frambalä,  piem.  farabalä,  henneg.  farbala  gefältelter  besatz  an 
weiberröcken,  falbel. 

Falbo  it.,  pr.  falb,  fr.  fauve;  vom  aM^alo,  gen. 
falewes,  falb,  gelb. 

Falcare  diffalcare  it.,  sp.  pg,  desfalcar,  fr.  defal- 
quer  einen  abzug  machen  von  einer  summe.  Die  übliche  her- 
leitung  ist  von  falx,  so  daß  es  hieße  absicheln,  was  zu  seiner 
bedeutung  übel  passt.  Es  ist  vielmehr  ganz  deutsch:  ahd. 
falgan  berauben,  abziehen,  nach  härterer  ausspräche  falcan. 
Wäre  das  deutsche  wort  aus  dem  roman.,  so  lautete  es  fal- 
chan  falachan. 

Falco  Mconeit.,  sp.  halcon,  pr.  falcö,  fr.  f  aucon, 
ahd.  falcho;  vom  tat.  falco,  erst  bei  Servius  adAen.  10.i46, 
gebildet  von  falx,  also  eig.  sichelträger  wegen  der  stark  ge- 
krümmten krallen  des  vogels,  vgl.  falcula  kralle.  Nach  Festus 
nannte  man  falcones  auch  menschen  mit  eingekrümmter  gro- 
ßer zehe,  quorum  digiti  pollices  in  pedibus  intro  sunt  curvati. 

Falda  it.,  sp.  falda  halda,  pg.  fralda,  pr.  fauda, 
alt  fr.  faude,  der  untere  faltige  theil  eines  kleidungsstücks, 
schooß,  säum;  vom  ahd.  falt,  ags.  feald  falte,  welcher  bedeu- 
tung das  chw.  falda  genauer  sich  anschließt.  Das  it.  sp.  pg. 
wort  bedeutet  auch  die  biegung  oder  den  abhang  eines  berges 
bis  zu  seinem  fuße  d.  h.  den  untern  wie  bei  einem  rock  sich 
ausbreitenden  theil  desselben:  es  ist  also  nicht  nothwendig, 
ihm  in  diesem  sinne  das  ahd.  halda,  nhd.  halde  unterzulegen, 
auch  kommt  f  aus  h  vor  vocalen  im  span.  wenig,  in  der 
ital.  Schriftsprache  gar  nicht  vor. 

Faldistorio  it.  sp.  pg.,  fr.  fauteuil,  alt  faudestueil, 
lehnsessel;  vom  ahd.  faltstuol,  weil  er  zusammengefallen  wer- 
den konnte  wie  die  römische  sella  curulis.  Für  faldistorio  findet 
sich  altsp.  auch  facistor  facistol,  das  jetzt  kirchenpult  be- 
deutet, vermuthlich  von  falz-stuol. 

Fallire  it.,  altsp.  altpg.  fallir  falir  (jetzt  fallecer,  fa- 
lecer),  pr.  fr.  f  a  i  1 1  i  r  fehlen,  verfehlen,  täuschen ;  von  fallere. 
Aus  den  starken  formen  des  fr.  faillir,   das  ehedem  im  perf. 


18S  I.    FALO-FANGO. 

und  im  part.  prät.  doppelformig  war,  gestaltete  sich  ein  zwei- 
tes, unpersönliches  verbum  mit  der  bed.  nöthig  sein,  präs.  faut, 
pf.  fallut,  part  fallu,  Inf.  fa.lloir,  alt  fr.  faldre  faudre  Nouv. 
fablp.MeonI.26:  il  me  faut  =  lat.  me  fallit  es  entgeht  mir, 
ist  mir  nöthig,  Rom.gr.  11.206.  Aus  fallire  ist  das  subst.  it. 
fallo  falla,  altsp.  falla  Sanchez  gloss.,  und  so  pr,  falha, 
alt  fr.  faille,  selbst  altit.  faglia  Poet.  d.  pr.  sec.  I.  48  mangel, 
fehler;  freilich  schon  lat.  bei  Nonius  falla  fala  für  fallacia, 
allein  gegen  diesen  Ursprung  zeugt  das  erweichte  11  der  franz. 
form,  da  dies  regelrecht  nur  vor  oder  nach  i  aus  lat.  11  ent- 
springt. Aus  dem  subst.  floß  das  vb.  it.  falla re  täuschen, 
sp.  fallar  verläugnen,  chw.  fallar  fehlschlagen. 

Falö  it.  freudenfeuer ,  fr.  falot  laterne;  von  cpavog 
leuchte,  oder  von  cpdgog  leuchtthurm,  vgl.  piem.  farö,  ven.  fanö. 
Adj.  it.  f  a  I  o  t  i  c  o  wunderlich  (flackerig  ?) .  Von  cpavog  ist  auch 
it.  fanale,  sp.  fr.  fanal  schiffslaterne. 

F  a  1 1  a  r  e  it.,  sp.  pg.  f  a  1 1  a  r  mangeln,  fehlen ;  daher  sbst. 
it.  sp.  pg.  falta,  fr.  faute  mangel,  fehler,  und  aus  diesem 
subst.  das  sp.  pg.  adj.  falto  mangelhaft;  zsgs.  it.  dif falta, 
pr.  defauta ,  altfr.  defaute ,  masc.  neufr.  defaut  s.  v.  a.  falta. 
Das  verbum  ist  ein  rom.  iterativ  von  f allere,  also  syncopiert 
ans  fallitare. 

F  a  m  i  g  1  i  o  it.,  altsp.  altpg.  f  a  m  i  1 1  o  familio,  churw.  f  a- 
maigl  diener,  häscher;  moviert  aus  familia,  vgl.  sp.  man- 
ceba  aus  mancipium,  worin  ein  feminin  aus  einem  neutrum 
moviert  ward. 

Fanfa  altsp.  pr  ahler  ei;  it.  fänfano,  sp.  fanfarron, 
fr.  fanfaron  prahlerisch,  fanfare  trompetenschall;  dsgl.  sp. 
farfante,  occ.  farfantaire  großsprecher ;  wohl  nur  natur- 
ausdrücke, vgl.  etwa  arab.  farfär  geschwätzig  Freyt.  III.  339. 

Fanfaluca  it.  loderasche,  possen,  fr.  fanfreluche, 
alt  fanfelue,  in  letzterer  bed.,  norm,  fanflue  blitzen  vor  den 
äugen.  Die  flor.  glossen  haben  famfaluca  graece  bulla  aqua- 
tica  latine  dicitur.  Es  ist  entstellt  aus  pompholyx,  das  zu- 
gleich Wasserblase  und  hüttenrauch  bedeutet.  Eine  abkürzung 
scheint  mail.  fanfulla,  com.  fanfola,  sie.  fanfonj  (plj  possen; 
eine  ableitung  fr.  freluquet  geck,  Stutzer,  für  fanfreluquet. 

Fango  it.  sp.,  pr.  altfr.  f  a  n  c ,  fem.  lomb.  f  a  n  g  a ,  pr. 
fanha,  fr.  fange,  norm,  fangue  schlämm.  Vom  goth.  fani 
(n.),  gen,  fanjis,  dessen  i  oder  j  sich  in  fanha  phonetisch  ganz 


I.    FARDO-FARSA,  180 

richtig  durch  h  darstellte,  sonst  aber  sich  zu  g  oder  c  ver- 
härtete, vgl.  lat.  venio,  it.  vengo,  pr.  venc.  Die  Bretonen 
haben  fank  aus  dem  altfr. ,  wenn  auch  Pictet  p.  32  es  nebst 
dem  ir.  fochall  zu  sansk.  panka  ordnet.  Das  adj.  fangoso 
fangeux  stimmt  zwar  buchstäblich  zu  dem  von  Festus  ange- 
führten famicosus  palustris  (von  famex  nach  0.  Müller),  muß 
aber  folgerecht  auf  fango  zurückgeleitet  werden.  Vgl.  hierzu 
Grandgagnage  IL  p.  XXIII. 

Fardo  sp.  pg.  schwerer  pack,  ballen;  sp.  fardillo, 
pg.  pr.  fardel  bündel,  reisesack,  fr.  fardeau  last,  bürde;  sp. 
farda  alfarda  kerbe  in  einem  balken,  dsgl.  eine  gewisse  ab- 
gäbe, pg.  farda  alfarda  soldatenrock ;  sp.  fardage,  pg.  far- 
dagem,  it.  fardaggio  soldateng epäck.  Die  nur  im  Südwesten 
heimischen  primitiva  lassen  arab.  Ursprung  vermuthen.  Hier 
heißt  fared  (farcdon)  kerbe  des  pfeils,  gesetzliche  Zahlung,  löh- 
nung  des  Soldaten,  tuch,  Meldung  Freut.  III.  335a,  und  hierzu 
passen  die  bedd.  von  farda.  Weniger  die  von  fardo,  aber  sein 
dimin.  fardel  bedeutet  doch  auch  die  ausstattung  einer  braut 
an  kleidern,  nicht  bloß  bündel:  sonst  dürfte  man  auch  an 
arab.,  chard  impedimentum  Gol.  595  denken. 

Farfalla  it.  Schmetterling,  auch  flg.  flattergeist,  wal. 
ferfäle  mit  letzterer  bed.  (aus  dem  ital.  ?) ,  bask.  uli-farfalla 
(ulia  mücke);  pg.  farfalhas  plur.  metallschnitzel  vom  prä- 
gen, dsgl.  auf  Schneider  ei;  vb.  it.  sfarfallare  aufschneiden, 
wind  machen,  neupr.  esfarfalhä  ausstreuen  (fr.  eparpiller). 
Aus  papilio  ward  it.  parpaglione  und  vielleicht  durch  einfluß 
des  ahd.  fifaltra  (Schmetterling)  farfaglione  farfalla.  Übrigens 
trifft  man  farfall  auch  im  schwedischen.  Menage' 's  erklär ung 
aus  gr.  q>d\Xri  (j  nsra>fisv?j  xjjvx?j  Hesych.) ,  durch  redupli- 
cation  fafalla  farfalla  setzt  einen  Vorgang  voraus ,  den  nur 
franz.  mundarten  (henneg.  bebete  von  bete)  kennen.  Anzu- 
merken ist  noch  comask.  farfätola  in  der  bemerkten  fig.  bed. 
flattergeist.    Die  churw.  form  ist  fafarinna. 

Farfogliare  neap.,  lomb. farfoja,  sp.  f a r f u  1 1  a r ,  hen- 
neg. farfoulier  stottern;  naturausdruck? 

Farsa  it.  sp.  pg.  aus  dem  fr.  farce  dramatische  posse, 
ursprünglich,  wie  noch  im  franz.,  füllsel,  daher  nach  der  an- 
sieht der  franz.  litterärhistoriker  ein  gemenge  von  allerhand 
gegenständen;  vom  part.  farsus  ausgestopft,  woher  auch  it. 
farselto  wams  d.  h.  etwas  ausgestopftes*     Von  farsa  ist 


W  I.    FASCIO-FEGATQ, 

wohl  auch  pg.   disfarzar,  sp.  disfrazar  (cat.  disfressar !) 
Verkleiden,  maskieren,  wie  in  den  Schauspielen. 

Fascio  it.,  sp.  faxo  und  als  zweite  form  haz,  pg. 
feixe,  fr.  f  a  i  x  bund,  bürde ;  von  fascis.  Abgel  it.  f  a  s  t  e  1 1  o 
(für  fascettello) ,  fr.  faisceau  bündel;  it.  fascina,  sp.  fa- 
xina  hacina  u.  s.  w.  reisbündel;  vb.  pr.  afaissar,  fr.  affais- 
ser  niederdrücken. 

F  a  s  t  j'o  hastio  sp.,  jenes  auch  pg.,  pr.  f  a  s  t  Tg  fastic  Über- 
druß; von  fastidium  (it.  fastidio),  dessen  zweites  i  sich  prov. 
in  g  oder  c  verhärtete  (fastidj  fastig).  Vb.  altsp.  hastiar 
Überdruß  machen,  pr.  fastigar  fasticar,  fr.  fächer  ärgern. 

Fata  it.,  sp.  fada  hada,  jenes  auch  pg.  pr.,  fr.  fee, 
dauphin.  faye  ein  dämonisches  schicksalbestimmendes  wesen; 
vom  lat.  fata  für  parca,  schon  auf  einer  münze  Diocletians, 
vgl.  auch  fatis  für  diis  manibus  auf  einer  inschrift  ohne  da- 
tum  Grut.  859, 11.  Es  ist  aus  fatum  moviert  gleich  dem  masc. 
fatus  bei  Petronius,  wiewohl  auch  die  herleitung  des  rom.  Wor- 
tes aus  fatua  wahrsag erinn  Marcian.  Cap.  nicht  regelwidrig  wäre. 

Fattizio  it.  u.  s.  w.  durch  kunst  hervorgebracht ,  lat. 
facticius;  sbst.  sp.  hechizo,  pg.  feitico  Zauberei,  wie  ahd. 
zoubar  von  zouwan  machen  (Grimms  myth.  p.  985) ;  daher  sp. 
hechicero,  pg.  feiticeiro  zauberer,  it.  fattucchiero.  Auch 
factura  gieng  auf  diese  bedeutung  ein:  it.  fattura,  pr.  faitura; 
vb.  it.  fatturare,  pr.  faiturar;  sbst.  pr.  fachurier,  dauph.  fai- 
turier.  Prov.  faitilha  bezauberung  muß  gleichfalls  aus  facere 
abgeleitet  sein. 

Favola  it.,  fr.  fable,  pr.  faula  mährchen,  sp.  fa- 
bla  habla,  pg.  falla  rede,  vonfabute;  it.  favella  spräche, 
von  fabella,  masc.  sard.  fueddu  rede,  wort;  dimin.fr.  fabliau, 
alt  fr.  pr.  fablel  kleine  erzählung;  vb.  it.  f  a  volare  favellare, 
sp.  hablar  (woher  fr.  habler  mit  asp.  h),  pg.  fallar  und  so 
pr.  favelar  faular,  altfr.  fabler  erzählen,  reden,  wal.  heblei 
plaudern,  von  fabulari.  Die  ital.  nebenform  fola  ist  =  pr. 
faula,  fiaba  =  altfr.  flabe,  mit  versetztem  1. 

Fegato  it.,  sp.  hi'gado,  pg.  figado,  pr.  fetge,  fr. 
foie  (mj  leber;  vom  mlat.  ficatum  sc.  jecur,  eigentlich  die 
mit  feigen  gemästete  gänseleber  (pinguibus  et  ficis  pastum  je- 
cur anseris  albi  Horat.  sat.  2,8,88),  demnächst  leber  über- 
haupt,  tgl.  ngr.  qiyMi  aus  ovr.mov  rtnaQ.    Die  ausspräche 


I.    FELCE-FELLO.  14t 

fi'catum  mag  früh  aufgekommen  sein,  da  sie  gemeinrom.  ist, 
die  cass.  glossen  bringen  bereits  figido,  worin  die  zweite  sylbe, 
da  sie  a  mit  i  tauschen  konnte,  unbetont  gewesen  sein  muß. 
Nur  der  Sarde  spricht  figäu,  der  Venezianer  figä,  der  Wa- 
lache  ficät.  Durch  Umstellung  entstand  das  lomb.  ffdegh  aus 
f/ghed,  letzteres  dem  erwähnten  figido  ganz  nahe  stehend. 

Felce  it.,  sp.  helecho,  fr.  fougere  farrenkraut; 
das  erste  (nebst  dem  occ.  feouze)  von  filix,  das  zweite  von 
filictum,  das  dritte  (für  feugere)  von  dem  unlat,  filicaria. 

Fello  it.,  pr.  altfr.  fei  grausam,  gottlos;  it.  fellone 
großer  bösewicht,  altsp.  felon  fellon  Berc.  s.  v.  a.  it.  fello, 
fr.  felon  auch  meineidig,  rebellisch;  it.  altsp.  fellonia, 
pr.  felnia  feunia  ruchlosigkät,  fr.  felonie  Verletzung  der  vas- 
sallenpßcht,  lehensfrevel,  und  so  auch  nsp.  felonia.  Mlat. 
felo  im  9.  jh.:  non  tibi  sit  curae,  rex,  quae  tibi  refemnt  illi 
felones  atque  ignobiles  Cap.  Car.  C.  Man  leitet  das  wort  wohl 
vom  lat.  fei,  so  daß  es  gallicht,  zornig  bedeutete,  aber  es  ver- 
schmäht überall  den  grammatisch  wohlbegründeten  im  it.  fiele, 
sp.  hiel,  fr.  fiel  vorliegenden  diphthong.  Dagegen  sieht  Hickes 
seinen  Ursprung  in  dem  bei  Somner  verzeichneten  ags.  feil 
böse,  grausam,  engl,  feil  =  ndl.  fei.  Sehen  wir  aber  von 
diesem  in  den  quellen  nicht  vorkommenden  ags.  Worte  ab,  des- 
sen deutschheit  noch  dahinsteht,  so  bietet  sich  uns  das  ahd. 
vb.  fillan:  davon  ist  ein  sbst.  fillo  geiseler,  schinder  (und  die 
grundbed.  von  fello  ist  'grausam,  unbarmherzig')  anzunehmen, 
dem  sowohl  fello  wie  fellone  gemäß  ist.  Das  offne  ital.  e 
hindert  nicht,  es  ist  auch  in  vello  von  lat.  villus.  Diese  ety- 
mologie  wird  noch  durch  zwei  Wahrnehmungen  an  dem  ro- 
man.  worte  unterstützt.  1)  Die  ursprüngliche  declination  im 
prov.  und  altfranz.  ist  nom.  sg.  fei  (fels),  acc.  felon  u.  s.  w. 
(so  durchaus  in  der  Passion  Christi  und  im  Leodegaf) ,  der 
nom.  felon  ist  selten  und  ein  späterer  misbrauch.  Alle  ab- 
leitungen,  selbst  das  fem.  felona  (fella  ist  unbekannt)  fließen 
aus  dem  casus  obliquus.  Das  wort  verlangt  also  ein  etymon, 
dessen  accus,  die  endung  on  zeigt  d.  h.  ein  thema  felon,  und 
dies  gewährt  das  deutsche  fillo,  acc.  fillun  fillon.  2)  Üblich 
ist  eine  prov.  nebenform  felh  feihon,  die  sich  befriedigend 
aus  dem  afrd.  filjan  (neben  fillan)  erklärt.  Aus  dem  churw, 
ist  anzumerken  filantar  feilantar  zornig  machen,  das  ein  vb, 
filar  vorauszusetzen  scheint. 


143  I.    FELPA-FIACCO. 

F  e  1  p  a  it .  sp.  pg.  eine  art  plüsch,  pelzsammet,  dtsch  felbel, 
schwed.  fälp;  ein  fr.  feulpier  verzeichnet  Roquefort  und  er- 
klärt es  mit  fripier,  auch  sagt  man  bürg,  poil  feulpin  milch- 
haar. Ferrari  hält  das  ital.  wort  für  deutsch,  Adelung  das 
deutsche  für  ital,  aber  aus  lat.  Stoffe  ist  es  sichtbarlich  nicht 
gebildet.  Bair.  felber  (m.)  ist  zugleich  der  name  der  Salweide, 
ahd.  felwa:  sollte  man  den  stoff  nach  diesem  bäume  wegen 
seiner  wollichten  oder  filzigen  blätter  benannt  haben?  Aber 
die  vermuthung  ist  gewagt,  da  es  an  ähnlichen  Übertragun- 
gen fehlt.  Zu  merken  sind  noch  einige  formen:  it.  pelpa  (bei 
Veneroni),  sie.  felba,  sard.  cat.  pelfa.  Im  altport.  heifit  falifa 
Schafpelz. 

Feltro  it.,  sp.  fieltro,  pr.  fr.  feutre,  mlat.  filtrum 
dichtes  gewebe  von  haaren;  vb.  it.  feltrare,  sp.  filtrar,  fr. 
filtrer  durchseihen;  vom  ahd.  filz,  ags.  feit,  mit  angefügtem  r, 
was  hinter  t  nicht  selten  vorkommt,  Rom.  gr.  I. 269. 

Ferlino  it.,  altsp.  ferlin,  altfr.  ferlin  g  ferlin  eine 
münze,  viert eldenar ;  vom  ags.  feordhling. 

F  elucz  it.,  sp.  faluca,  pg.  falua,  fr.  fei ouque klei- 
nes ruderschiff;  vom  arab.  folk  schiff,  dies  vom  vb.  falaka 
rund  sein  Freyt.  III.  373a,  maurisch-arab.  felüka  s.  Bombay. 

Ferranaif.,  pg.  ferräa,  sp.  herren  (f.)  mengfutter; 
von  farrago,  pg.  auch  farragem. 

Fetta  it.  schnitte,  fettuccia  schnittchen,  bändchen,  altsp. 
f  i  t  a  band  Silva  ed.  Grimm  p.  252,  so  auch  pg.  Herkunft  aus 
vitta  (binde)  ist  bei  der  seltnen  vertauschung  des  anlautes  v 
mit  f  wenig  wahrscheinlich:  dieses  wort  zeugte  it.  vetta,  sp. 
pr.  veta.  Ein  passenderes  etymon  scheint  ahd.  fiza  band,  fa- 
den, womit  auch  nhd.  fetzen  (chw.  fetza)  zusammenhängen 
mag.  Man  sehe  Rom.  gr.  I.  53.  Weigands  syn.  wb.  1. 276.  Die- 
fenbachs  goth.  wb.  1. 373. 

Fiacco  it.,  sp.  flaco,  pg.  fraco,  pr.  altfr.  flac  fla- 
que  matt;  vb.  fiaccare  matt  machen,  brechen;  von  flaecus. 
Aber  das  neufr.  flasque  kann,  genau  erwogen,  nicht  aus 
flaecus  herrühren,  und  da  Umstellung  aus  ahd.  sclaf  für  die 
franz.  spräche  zu  stark  wäre  (in  der  span.  könnte  man  sie 
zugeben),  so  wird  es  wohl  aus  flaeeidus  d.  i.  flaxidus,  umge- 
stellt flasquidus  (vgl.  laxus  lasque  lache)  entstanden  sein,  wenn 
auch  d  in  dem  suffix  idus  nicht  leicht  schwindet.  Zu  flas- 
quidus stimmt  auch  lothr.  fläche  und  comash  fiasch  weichlich* 


I.    FIACCOLA-FIANCO.  148 

F  i  ä  c  c  o  1  a  it.s  sp.  h  a  c  h  a  (daher  hemeg.  hache  hace), 
pg.  facha,  pr.  falha,  altfr.  faule  Lex.rom.  fackel;  von  fa- 
cula,  dies  von  fax.  Über  das  eingeschaltete  i  =  1  in  fiaccola 
s.  Rom.  gr.  I.  269,  vgl.  auch  fiocina  und  rifiutare  II.  a.  Facla 
für  fax  rügt  ein  alter  grammatiker  s.  App.  ad  Probum  in  Anal, 
gramm.  ed.  Eich,  et  Endl.  p.  445. 

Fiadone  it.  honigwabe,  pr.  flauzon  (flazon?),  sp. 
flaon,  fr.  flan  zsgz.  aus  dem  alten  flaon,  engl,  flawn,  plat- 
ter kuchen,  auch  münzplatte.  Ein  altbezeugtes  wort,  da  be- 
reits Venant.  Fort,  flado  gebraucht,  wofür  andre  flato  schrei- 
ben. Dasselbe  wort  ist  ahd.  flado  und  fem.  flada  (übersetzt 
durch  laganum,  placenta,  torta,  libum,  favus),  ndl.  vlade  (f.), 
eig.  etwas  flaches,  gr.nlaxvg,  was  auch  mit  platz  ausgedrückt  wird. 

Fi  an  co  it. ,  pr.  fr.  flanc  der  weiche  theil  unter  den 
rippen,  die  seite,  sp. flanc o  militärischer  ausdruck  aus  dem 
franz.  Wir  nennen  diesen  theil  des  körpers  weiche,  mhd.  hieß 
er  krenke  von  kranc  d.  h.  schwach.  Es  wäre  also  von  Sei- 
ten des  begriffes  nichts  dagegen  zu  erinnern,  wenn  man  sich 
das  wort  aus  flaccus  weich,  schwach  (so  heißt  es  im  roman.) 
entstanden  dächte,  wobei  n,  wie  öfter  vor  kehllauten  (it.  fan- 
gotto  für  fagotto,  fr.  ancolie  für  acolie),  eingeschoben  sein 
müste.  Dagegen  weist  Wächter  auf  das  glbd.  ahd.  lancha, 
woraus,  wenn  man  die  form  hlanca  (bei  üattemer  I.  299<0 
unterlegt,  mit  schärfung  der  reinen  aspirata  h  zur  lippenaspi- 
rata  f  der  anlaut  fl  entstehen  konnte.  In  diesem  falle  kann 
das  wort  nicht  von  Frankreich  ausgegangen  sein,  wo  der  deut- 
sche anlaut  h,  namentlich  in  den  Verbindungen  hn  hr,  sich 
behauptete ,  nur  das  altn.  hr  sich  in  einer  späteren  sprach- 
periode  zu  fr  gestaltete.  In  Italien  härtete  sich  anlautendes 
h  einigemal  zu  g  (s.  gufo  i/.  a),  kaum  zu  f,  wohin  sicil.  fin- 
niri  aus  fr.  hennir  zu  gehören  scheint,  auch  macht  Wacker- 
nagel zur  Unterstützung  der  letzteren  etymologie  (Haupts  zeit- 
schr.  II.  556,  vgl.  Grimm  das.  VII.  470)  den  ital  namen  Fiovo 
aus  Chlodoveus  (chl  fränk.  für  hl)  geltend,  der  in  den  Reali 
di  Francia  vorkommt.  Eine  nicht  zu  übersehende  Schwierig- 
keit für  diese  etymologie  liegt  jedoch  im  genus,  da  nämlich 
überall  —  und  die  fälle  sind  zahlreich  —  deutsche  feminina 
auf  a  ihr  genus  im  roman.  behaupten:  ein  paar  abweichun- 
gen  in  einzelnen  sprachen  (it.  solcio  aus  sulza,  fr.  tin  aus 
Unna;  trale  aus  drossela  hat  weibliche  form)  bedeuten  hier 


144  f.    FIASCO-FICCARE. 

wenig  oder  nichts.  Überdies  ist  in  hlanca  das  anlautende  h 
noch  unsicher,  da  das  vielgebrauchte  wort  sonst  immer  ohne 
dasselbe  vorkommt.  Und  so  scheint  die  entstehung  von  fianco 
aus  lateinischem  element,  dem  überall  der  Vorrang  gebührt, 
sicherer. 

Fiasco  it.,  sp.  flasco  frasco,  pg.  frasco,  fem.  it. 
fiasca,  altfr.  f  las  che,  nfr.  nur  flacon  für  flascon,  ein 
gefäß,  auch  in  germ.  und  celt.  sprachen  heimisch,  vgl.  wal 
plosce,  ungr.  palatzk,   lith.  pleczca.    Die  weite  Verbreitung 
dieses  Wortes  erschwert  die  erforschung  seiner  herkunft    Im 
mlatein  tritt  es  sehr  frühe  auf:  duo  lignea  vascula,  quae  vulgo 
flascones  vocantur  Greg.  M.  Dial.  2, 18;  flascae  pro  vehendis 
ac  recondendis  phialis  primum  factae  sunt,    postea  in  usum 
vini  transierunt  lsidor.  20,  6, 2.     Nach  dem  letzteren  Zeugnisse 
käme  es  von  phiala,  man  sieht  aber  leicht,  daß  der  ursprüng- 
liche gebrauch  der  sache  erst  aus  dieser  etymologie  heraus- 
gedeutet worden  ist.    Die  isid.  glossen  geben,  wie  es  scheint, 
eine  andre  form  desselben  Wortes:  pilasca  vas  vinarium  ex 
corio,   bei  Joh.  de  Janua  pilasca  vas   vinarium  corio  piloso 
opertum,  also  von  pilus,  aber  fiasca  ist  älter  als  pilasca.  Lo- 
gisch und  grammatisch  unverwerflich,  mithin  ziemlich  gesichert, 
ist  folgende  nicht  eben  neue  aber  besser  begründete  herleitung 
aus  dem  lateinischen.     Wie  durch  Umstellung  des  1  ital.  fiaba 
(für  flaba)  aus  fabula,  pioppo  aus  populus,  sp.  bloca  aus  buc- 
cula,  blago  aus  baculus,  pr.  floronc  aus  furunculus  geformt 
wurden,  ebenso  fiasco  aus  vasculum  mit  einer  schärfung  des  v 
zu  f,   die  hier  nicht  ausbleiben  konnte   (vgl.  parafredus  für 
paravredus)  und  selbst  vor  vocalen  zuweilen  eintritt  (via  I, 
biffera  //.  a,  he  //.  b).    Vasculum  erschöpft  alle  bedd.  des  rom. 
oder  celt.  Wortes,  es  ist  gefäß  im  weitesten  sinne,  von  metall 
oder  holz,  auch  bienenkorb,  also  nicht  eben  diminutiven  Sin- 
nes.   Selbst  das  schioanken  im  genus  verdient  beachtung,  da 
dies  den  ursprünglichen  neutris  besonders  eigen  ist.    Daß  Gre- 
gor und  ebenso  die  keron.  glossen  flasco  mit  vasculum  über- 
setzen,  trifft  zu  ohne  zu  beweisen.     Nach  Grävius  kannten 
die  isid.  glossen  bereits  jene  Verwandlung  des  v  in  f ,   allein 
ob  daselbst  das  mit  discum  üb  er  seist  e  fasculum  unser  wort  sei, 
steht  noch  dahin.     Ins  deutsche  ward  es  sehr  früh  eingeführt, 
schon  die  cass.  glossen  übersetzen  das  rom.  puticla  mit  flascä. 
Ficcare  it.,altsp.pg.pr.  ficar,  fr.  ficher,  mit  ein- 


I.    FIERA— FINO.  145 

geschobenem  n  altsp.  pg.  fincar,  neusp.  hin car  eintreiben, 
einheften,  refl.  it.  ficcarsi,  sp.  fincarse  auf  etwas  bestehen; 
zsgs.  it.  a  f  fi  c  c  a  r  e ,  pr.  aficar,  fr.  afficher  anheften,  altsp.  ahin- 
car  drängen.  Form  und  begriff  zeigen  auf  figere  und  affi- 
gere, und  doch  ist  unmittelbare  entstehung  daraus  oder  aus 
fixus  grammatisch  unmöglich.  Der  Römer  leitete  mit  dem  Suf- 
fixe ic  verba  aus  verbis,  fodicare  aus  fodere,  vellicare  aus 
vellere,  der  Romane  that  dasselbe,  lieber  zwar  bei  verbis  er- 
ster conj.,  aber  doch  auch  zweiter  und  dritter:  gemicare, 
volvicare  (altsp.  volcar),  pendicare,  sorbicare*  Dürfte  man 
darum  in  ficcare  nicht  eine  form  figicare  vermuthen  urspr. 
mit  diminutivem  oder  frequentativem  sinne  ?  Seltsam  stimmt 
das  schwed.  reflexiv  fikas  in  seiner  bed.  zum  rorn.  ficcarsi: 
ist  ein  historischer  Zusammenhang  zwischen  beiden  anzuneh- 
men? Das  mndl.  fiecken  s.  v.  a.  lat.  figere  scheint  undeutsch. 
Die  Picarden  haben  ein  vb.  hinquer  sich  bestreben  (h  aspj 
vermuthlich  aus  dem  sp.  hincar. 

Fiera  it.,  sp.  feria,  pg.  pr.  feira,  fr.  foire  Jahr- 
markt; von  feria,  eig.  feriae  feier-  oder  festzeit,  weil  die 
Jahrmärkte  an  kirchlichen  f eiertagen  gehalten  wurden,  wo  das 
landvolk  die  stadt  zu  besuchen  pflegt.  Ebenso  knüpft  sich 
das  deutsche  messe  an  die  kirchenfeier.  Aus  forum  hätte  nicht 
einmal  das  fr.  foire  werden  können,  das  schlechthin  auf  feira 
feria  zurückdeutet. 

Fievole  it.,  sp.  pr.  feble,  pg.  febre,  fr.  foible, 
alt  floible  Liv.  de  Job 503"  und  floibe,  schwach,  matt,  chw. 
fleivels;  von  flebilis  kläglich,  mit  euphonischer  tilgung  des  er- 
sten oder  zweiten  1.  Vergleichung  gewährt  von  Seiten  des  be- 
griffes  z.  b.  unser  schwach  1}  flebilis,  miser ,  2)  debilis ,  s. 
Schmeller  III.  528. 

Fila^.  sp.  pg.pr.,  file  fr.  reihe,  eig.  schnür,  von  filum 
faden.  Vb.  fr.  filer  und  defiler  in  einer  reihe  hinter  ein- 
ander gehen,  daher  sbst.  defile  enger  weg. 

F  i  n  a  n  z  a  it.  Quittung,  pr.  f  i  n  a  n  s  a ,  fr.  f  i  n  a  n  c  e  baar- 
schaft,  plur.  it.  finanze,  fr.  finances  einkünfte;  von  dem  aus 
finis  geschaffenen  rom.  vb.  finare  aufhören,  beendigen,  welches 
ital.  auch  quittieren  d.  h.  eine  sache  abschließen  (vgl.  capitare 
in  richtigkeit  bringen,  von  capo  ende),  alt  fr.  bezahlen  heißt 
(letzteres  nach  Reiffenberg  monum.  de  Namur,  glossar). 

Fino  it.  sp.  pg.,  in  ersterer  spräche  auch  fine,  pr.  fr. 

10 


146  I.    FINOCCHIO-FIONDA. 

fin  adj.,  daher  mhd.  fin,  nhd.  fein,  ahd.  finliho  (10.  jh .)  Die 
grundbed.  ist  'vollkommen,  acht,  lauter'' :  pr.  fin  aur,  fin'  amor, 
fina  vertalz ,  alt  fr.  de  fine  ire  aus  lauter  zorn  Ren.  I.  p.  91. 
Es  ist  kaum  zu  zweifeln,  daß  dieses  weitverbreitete  wort  ab- 
gekürzt sei  aus  finilus  vollendet,  vollkommen.  So  kürzte  sich 
pr.  clin  aus  clinatus,  sp.  cuerdo  aus  cordatus,  it,  manso  aus 
mansuetus,  und  was  die  bedeutung  anlangt,  so  heißt  sp.  aca- 
bado,  pr.  acabat  1)  beendigt,  2)  vorzüglich,  vollkommen  (proe- 
za  acabada  Choix  IV.  153),  ebenso  verhält  sich  lat.  perfectus, 
gr.  Teleiog. 

Finocchio  it.,sp.\\ino]o,  pg.  funcho,  fr.  fenouil 
fenchel;  von  foeniculum,  mlat.  fenuclum  z.  b.  üattemerl.  293a. 

Fio  it.,  pr.  altcat.  feu  (daher  altpg.  feu  S.  Rosa),  fr. 
fief  (aus  dem  alten  fieu)  lehngut,  lehnzins;  vb.  fr.  fieffer 
(aus  dem  alten  fiever),  pr.  affeuar  zu  lehen  geben.  Un- 
mittelbar stimmen  die  rom.  Wörter  zum  longob.  flu  in  fader- 
fiu-m  väterliches  gut,  ahd.  fihu  fehu  vieh,  goth.  faihu  vermö- 
gen, altfries.  fia  mit  beiden  bedd.  vieh  und  vermögen :  h  fiel 
aus  s.  Rom.  gr.  I.  312,  kurzes  e  in  fehu  ward  diphthongiert 
(ebenso  pr.  mieu  aus  lat.  meus)  und  pr.  u  in  fr.  f  geschärft 
(fr.juif  auspr.  Jude u),  welches  f  auch  inlautend  mfiefFer  seine 
stelle  behauptete  (vgl.  ensuifer  neben  ensuiver).  Im  sicil.  fegu 
stellte  sich  h  als  g  dar,  und  dies  ist  der  üblichere  fall,  s.  Rom. 
gr.  I.  311.  —  Aus  flu  feu  ist  ein  hochwichtiges  wort  des  mittel- 
lateins,  das  etwa  im  9.jh.  hervortretende  feudum  feodum  er- 
wachsen :  um  nämlich  nicht  feu-um  sprechen  zu  müssen  (denn 
man  rechnete,  wie  zumal  die  prov.  und  franz.  form  beweist, 
u  zum  stamme),  schob  man  ein  euphonisches  d  dazwischen, 
ein  auch  in  andern  Wörtern  z.  b.  im  it.  ladico  für  laico  oder 
in  dem  ganz  analogen  chiodo  für  chio-o  (lat.  clav-us  clau-us) 
vorkommendes  hiatus  tilgendes  mittel.  Hiernach  ist  feu-d-um 
romanische  umpräg ung  eines  deutschen  Wortes.  Allzu  kühn 
deutet  Wackernagel  (Haupts  ztschr.  II.  557)  feod  und  selbst 
feof,  eine  späte  erst  aus  fief  entstandene  form,  mit  Übergang 
des  th  in  f  aus  dem  goth.  thiuth  dya&dv  (sbst.  das  gut),  wie- 
wohl darstellung  des  goth.  th  durch  hochd.  f  nur  bei  folgen- 
der liquida  erweislich  vorkommt.  Nach  obiger  deutung  ist  ver- 
mögen der  grundbegriff  des  Wortes,  der  strenge  juristische  trat 
später  hinzu. 

Fionda  it.,  pr.  fronda,  fr.  fronde  Schleuder;  von 


I,    FIORETTO— FLAUTO.  147 

funda  (auch  it.  fonda,  altfr.  fonde),  entweder  1  =  it.  i,  oder  r 
eingeschoben,  ersteres  auch  im  occit.  floundo. 

Fioretto  it.,  sp.  florete,  fr.  üeur  et  rapier;  soge- 
nannt von  dem  knöpfchen  an  der  spitze,  das  einer  blume 
ähnlich  sah. 

Fiorino  it.,  sp.  florin,  fr.  florin,  urspr.  eine  flo- 
r entmische  goldmünze  mit  dem  zeichen  der  Wie,  von  fiore  blume. 
Das  gleichbed.  altpg.  frolenca  für  florenca  S.  Rosa  1. 482  sucht 
den  namen  der  stadt  auszudrücken. 

Fiotta  frotta  it.,  sp.  flota,  pg.  frota,  altfr.  flöte, 
masc.  it. fiotto  frotto  (vgl.  fragello  von  flagellum),  fr.  flot 
schwärm,  fluth;  «orafluctus.  Vb.  it.  fiottare  u.  s.f.  schwim- 
men, tat.  fluctuare.  Von  frotta  ist  it.  frottola  scherzhaftes 
aus  einzelnen  Sprüchen  zusammengesetztes  gedieht,  comask. 
frotola  posse. 

Fitto  it.,  sp. hito,  pg.  fito  eingesteckt,  geheftet;  sbst 
sp.  hito,  pg.  fito  in  den  boden  gesteckter  pfähl,  gränzpfahl, 
hita  pflock;  auch  it.  fitto  zins  (das  festgesetzte?).  Von  dem 
alterthümlich  latein.  partic.  ficlus  für  fixus  bei  Lucrez  und  Varro. 
Selbst  das  fr.  fiche  pflock  =  sp.  hita  würde  sich  hieherzie- 
hen lassen,  wenn  auch  das  vb.  ficher  besser  zu  ficcare  ge- 
stellt wird. 

Flairar  pr.  cat.,fr.  flairer,  pg.  cheirar(fl  =p#.  ch) 
duften;  sbst.  cat.  flaira,  altfr.  pic.  flair,  pg.  cheiro;  von 
fragrare,  verwandelt  in  flagrare.  Die  ital.  und  span.  spräche 
besitzen  nur  ableitungen  wie  fragrante,  fragranza  fragrancia. 

Flanellafrenella  it.,  sp.franela,  fr.  flanelle,era<}(?. 
flannel  ein  wollener  stoff.  Das  primitiv  wird  man  im  altfr. 
flaine  anerkennen  müssen,  welchem  Roquefort  die  bed.  bett- 
überzug  beilegt:  der  name  des  Stoffes  konnte  seinem  vornehm- 
sten gebrauche  entnommen  sein,  auch  gael.  cüraing  heißt  i) 
Überzug,  2)  flanell.  Möglicherweise  entstand  also  flaine  aus 
velamen  v'lamen  im'eflasca  aus  vlasca.  Ganz  anomal  ist  die 
port.  form  farinella. 

FlautoiJ.,  wal.  flaute,  sp.  pr.flauta,  fr. flute  ein 
blasinstrument,  flöte;  vb.  pg.  frautar,  pr.  fiautar,  fr.  flüter. 
Um  diesem  worte  auf  den  grund  zu  kommen,  ist  zuerst  die 
ursprünglichste  form  desselben  aufzusuchen  und  diese  bietet 
das  altfranzösische.  Eier  heißt  das  instrument  flahute  flaute 
(noch  jetzt  picard.),  auch  wird  mit  eingeschobenem  s  fla- 


148  I.     FLOSCIO— FOLLARE. 

huste  geschrieben,  vb.  flahuter  flaüter.  Aus  dem  zweisylb.  au 
machte  der  Provenzale  den  diphthong  au  (wie  in  aul  aus  a-ul 
avol)  und  so  wanderte  flauta  nach  Spanien  und  Italien,  wo 
sein  der  Umbildung  in  o  entgangener  diphthong  für  die  späte 
einführung  des  fremdartigen  Wortes  zeugt.  Flaüter,  denn  das 
verbum  gieng  dem  subst.  voran,  steht  nun  durch  lautverset- 
zung  für  flatuer  (wie  altfr.  veude  für  vidue,  pr.  teune  für 
tenue) ,  dieses  ward  aus  dem ,  auch  von  den  alten  auf  das 
blasen  der  flöte  angewandten,  subst.  flatus  mit  beobachtung  des 
ableitenden  u,  vollkommen  wie  in  flat-u-eux,  gebildet.  Ein  di- 
min.  von  flauta  ist  pr.  flaut ol  flaujol  (gleichsam  flau[t]iolus), 
altfr.  flajol,  nfr.  flageolet.  Die  Italiäner  haben  ein  vb.  fiu- 
tare  anriechen,  das  sich  aus  einem  älteren  flautare  erklärt, 
ganz  analog  dem  vb.  rubare  vom  dtschen  rauben. 

Flo scio  it.,  sp.  floxo,  pg.  frouxo,  pr.  fluis  schlaff; 
vom  partic.  fluxus  flüssig,  schlotternd;  eben  daher  auch  it. 
fiusso  vergänglich. 

Flotta  it.,  sp.  flota,  pg.  frota,  fr.  flotte.  Die  al- 
ten roman.  ausdrücke  für  das  lat.  classis  sind  it.  armata,  sp. 
armada,  pr.  estol,  fr.  estoire.  Das  altfr.  flöte  hieß  menge, 
schwärm  (von  fluctus,  s.  oben  fiotta),  man  sagte  so  gut  flöte 
de  gens  wie  flöte  de  nefs,  es  stammt  also  nicht  vom  altn.  floti 
oder  ags.  flota,  es  war  vorhanden,  ward  aber  später  durch 
einfluß  des  ndl.  vloot  oder  schwed.  flotta  in  seiner  bedeutung 
näher  bestimmt  und  theilte  sich  so  den  südlichen  sprachen 
mit.  Zusammenstellung  mit  deutschen  Wörtern  s.  in  Diefen- 
bachs  goth.  wb.  I.  387. 

Focaccia  it.,  sp.  hogaza,  fr.  fouasse  kuchen;  ab- 
gel  von  focus,  also  etwas  auf  dem  herde  gebackenes,  bei  Isi- 
dor20,  2,15:  cinere  coctus  et  reversatus  est  focacius. 

F  o  d  e  r  o  it.,  sp.pg.  f  o  r  r  o ,  fr.  f  e  u  r  r  e ,  alt  fuerre,  mit 
verschiedenen  bedd. :  ital.  scheide,  unterfutter,  futter  zur  nah- 
rung,  span.  port.  unterfutter,  prov.  altfr.  scheide,  nfr.  futter; 
abgel.  fr.  fourreau;  sp.  forrage,  fr.  fourrage,  fourrure, 
fourrier  u.dgl.;  vb.  it.  fo derare,  sp.  forrar,  pr.  folrar,  fr. 
fourrer.  Vom  goth.  födr  scheide,  ahd.  fuotar  scheide,  futter 
zur  nahrung,  altn.  födr  scheide,  unterfutter. 

Follare  it.,  sp.  hollar,  pr.  folar,  fr.  foulerwaJ- 
ken,  niedertreten;  sbst.  it.  folla  fola,  sp.  folla,  fr.  foule 
(davon  pg.  fula)  gedränge,  eile  (gleichbed.  it  calca  von  cal- 


I.    FOLLE.  149 

care),  dsgl.  sp.  huella  fußtapfe,  huello  tritt;  abgel  it.  fol- 
1  o  n  e ,  fr.  foulon  toalker.  Ein  vb.  fullare  hat  die  lat.  littera- 
tur  nicht  aufbewahrt,  wohl  aber  sbst.  fullo ,  woher  follone. 
Zsgs.  it.  affollare  drängen,  altsp.  afollar,  pr.  afolar,  altfr. 
afoler  beschädigen,  verderben,  eine  auch  dem  einfachen  fr, 
fouler  zustehende  bedeutung. 

Folie  it.,  altsp.  fol  Berc,  pr.  fol,  fem.  fola,  fr.  fou 
folle,  sbst.  und  adj.  narr,  närrisch  (das  cat.  foll  heißt  zor- 
nig) ;  daher  alt-  und  neufr.  a  f  f  o  1  e  r  zum  narren  machen  (ver- 
schieden von  afoler  verderben,  s.  vorigen  artikel) ,  pr.  afolir 
zum  narren  werden.  Die  herleitung  aus  demgr.  cpavXog,  dem 
dtschen  faul,  dem  celt.  fol  kann  ganz  bei  seite  gesetzt  werden. 
Die  lat.  spräche  bietet  follere  sich  hin  und  herbewegen  (bei 
Hieronymus),  follis  blasebalg  d.  h.  etwas  sich  hin  und  herbe- 
wegendes, eine  bedeutung,  die  im  it.  folletto,  pr.  cat.  fr. 
follet,  bearn.  houlet  poltergeist,  neckischer  geist,  wie  Grimm 
sagt,  myth.  p.  475,  oder  im  fr.  feu  follet  ir?*licht  klar  hervor- 
tritt, aber  auch  in  unserm  rom.  folle  (possenhaft,  grillenhaft) 
noch  zu  fühlen  ist.  Nur  darf  letzteres  nicht  als  eine  neue 
bildung  aus  follere  aufgefaßt  werden,  da  aus  verbis,  wie  es 
scheint,  keine  substantiva  dritter  declin.  und  schlechthin  keine 
adjectiva  ohnesufßx  gewonnen  werden;  folle  ist  das  als  adj. 
gebrauchte  follis  selbst  (beispiele  dieser  art  s.  Rom.  gr.  II.  232). 
So  und  nicht  follus  heißt  es  bei  einem  Schriftsteller  des  9.  jh. 
Joh.  Diaconus,  s.  Ducange:  ille  more  gallico  sanclum  senem 
increpitans  follem  ab  eo  quidem  virga  leviter  percussus  est; 
im  prov.  und  franz.  ist  das  adj.  also  erst  später  zweier  en- 
dungen  geworden.  Andre  erklären  das  rom.  wort  gleichfalls 
aus  dem  lat.  Substantiv,  aber  in  beziehung  auf  die  den  köpf 
des  narren  bezeichnende  leere  des  blasebalges,  allein  theils  ist 
dies  eine  zu  abstracte  auffassung,  theils  läßt  sich  das  abgelei- 
tete follet  (unruhiger  geist)  nicht  füglich  damit  in  einklang 
bringen.  Bemerkenswert  ist  noch,  daß  in  einem  altfr.  psalter 
die  stelle  de  mandatis  tuis  non  erravi  übersetzt  wird:  de  tes 
commandemenz  ne  foliai  Lex.  rom.,  wo  also  folier  abirren, 
sich  unstät  verhalten  heißt.  In  roman.  gestalt  und  bedeutung 
kommt  unser  wort  zuerst  in  den  von  W.  Grimm  herausg.  altd. 
gesprächen  vor:  ausculta  fol  =  gahörestu  narro.  Eine  ablei- 
tung  ist  sp.  f  ol  1  o  n  träge,  auch  betrügerisch,  im  altspan.  prah- 
lerisch (aufgeblasen)  Poem.  d.  Cid  968;  dsgl.  das  bürg,  feulteu 


150  I.    F0NDAC0— FORESTA. 

wohlthätiger  geist,  der  des  nachts  die  hausthiere  besorgt,  es 
müste  fr.  folietot  lauten. 

Föndaco  it.,  sp.  fiindago,  altfr.  fondique  maga- 
zin;  vom  ardb.  fondoq  alfondoq  (daher  die  span.  form  al- 
höndiga,  pg.  alfandega)  herberge  der  kaufleute,  wo  sie  mit 
ihren  waaren  einkehren  Gol.  p.  1826,  Freyt.  III.  375&  (dies  vom 
gr.navdoxelov  navdoxiov  gasthaus?)  Zwar  erinnert  fondaco 
an  mlat.  funda  (s.  fonda  IL  b),  aber  das  suffix  ic  ist  in  den 
roman.  sprachen  so  wenig  üblich,  daß  man  sich  besser  an  das 
arab.  wort  hält. 

F  o  n  d  o  it.  cat.,  sp.  h  o  n  d  o ,  altsp.  pg.  f  u  n  d  o  tief.  Man 
könnte  es  für  kürzung  von  profundus  nehmen  mit  beziehung 
auf  it.  tondo  von  rotundus,  widerspräche  nicht  die  große  Sel- 
tenheit so  starker  kürzungen;  es  ist  also  von  fundus  grund, 
sp.  fondo,  pg.  fundo  u.  s.  w.,  das  subst.  als  adj.  angewandt, 
Rom.  gr.  IL  232.  Anders  ergieng  es  diesem  snbst.  im  nordwe- 
sten:  prov.  fons  (neupr.  adj.  founs,  fem.  founso),  fr.  fonds 
(neben  fond)  erstarrten  aus  dem  nomin.  fundus  wie  fr.  fils 
aus  filius,  und  die  ableitungen  flössen  theils  aus  dieser  flectier- 
ten  form,  wovon  man  sonst  im  franz.  kaum  ein  beispiel  findet, 
theils  aus  dem  wahren  stamme :  pr.  f  o  n  s  a  r  f  o  n  d  ar,  fr.  foncer 
fonder  grund  haben,  dsgl.  pr.  afonsar,  fr.  enfoncer,  altfr.  afon- 
der  auf  den  grund  gehen.  Aber  auch  vom  pr.  preon  (pro- 
fundus) entspringt  preonsar  mit  der  bed.  von  afonsar,  wovon 
es  eine  nachbildung  sein  mag.  Noch  ist  zu  merken,  daß  ei- 
nige bildungen  ein  eingeschobenes  r  zeigen:  pr.  esfondrar, 
fr.  efFondrer,  so  auch  afondrer  Brut  I.  205,  allein  dieses  r 
ist,  nach  dem  it.  sfondolare  zu  schließen,  aus  1  entstellt. 

F o nt an ait.sp.pr., fr.  fontaine,  waJ.fentene  quelle; 
eine  uralte  abl  aus  fons,  vgl.  fontana  L.  Long.,  ad  Albam  Fon- 
tanam  in  einer  fränk.  Urkunde  v.  j.  667,  Breq.  n.  165. 

Forbire  it.,pr.  forbir,  fr.  f  o u r b i r glätten,  putzen; 
vom  ahd.  furban  reinigen,  abwischen:  da  lor  costumi  fa  che 
tu  ti  forbi  Inf.  15,  69.  Dahin  auch  it.  f  u  r  b  o ,  fr.  fourbe  schelm, 
betrüger,  einer  der  wegputzt,  wie  fripon  von  friper  reiben, 
sp.  limpiar  putzen  und  entwenden. 

Foresta  it.,  sp.  pg.  cat.  floresta,  pr.  forest  (auch 
foresta),  fr.  foret  (f.)  wald,  gehölz.  Span,  floresta  ist  ent- 
lehnt und  hat  sich  wunderlich  mit  flor  gemischt,  daher  es  auch 
eine  blumige  wiese,  flg.  blumeniese  bedeutet.   Das  roman.  wort 


I.    FORFARE.  161 

ist  schon  im  frühen  mlatein,  z:  b.  in  der  L.Long.,  in  caro- 
ling.  Urkunden  und  capitularien,  sehr  üblich  und  zeigt  hier  die 
formen  forestis  (f.,  woher  fr.  foret),  foreste  (n),  forestus,  fo- 
restum  forastum,  foresta  forasta.  Mlat.  und  altrom.  bedeutet 
es  den  dem  wildbann  unterworfenen  nicht  eingezäunten  wald; 
der  eingezäunte  hieß  parcus,  für  den  offenen  hat  die  sard. 
mundart  padenti,  das  aber  in  die  allgemeine  bed.  wald  über- 
gegangen ist  Auch  die  zumfischfang  gehegten  teiche  führten 
diesen  namen,  vielleicht  nur  weil  sie  in  dem  forstgebiete  la- 
gen: man  unterschied  daher  zuweilen  zwischen  foresta  vena- 
tionis  und  foresta  piscationis.  Was  die  herkunft  des  Wortes 
betrifft,  so  hielt  man  es  sonst  für  deutsch,  entlehnt  aus  un- 
serm  forst;  schon  eine  alte  glosse  lautet  vurst  nemus  lucus, 
dicitur  enim  Francorum  lingua  foresta  Graff  III.  698.  Jetzt 
erklärt  man  umgekehrt  das  deutsche  wort  aus  dem  roman., 
in  diesem  aber  erkennt  man  eine  abl.  aus  dem  ahd.  foraha 
fohre  oder  aus  forehahi  fohrenwald  (s.  Grimm  P.  416).  Will 
man  auch  das  verschwinden  des  h,  das  sich  sonst  durch  ro- 
man. g  darstellt  (fr.  arguer  von  arahön)  gelten  lassen,  so  ist 
ein  suffix  ast  est  wenn  auch  nicht  unerhört  (it.  brumasto  bru- 
mesto),  doch  höchst  zweifelhaft ,  indem  die  meisten  fälle  auf 
entstellung  beruhen.  Nach  andern  z.  b.  Frisch  1. 287b  ist  das 
wort  lateinischer  herkunft,  aus  dem  adv.  foris  foras,  womit 
auch  die  doppelform  forest  forast  übereinstimmt.  In  der  that 
kennt  schon  der  grammatiker  Placidus  forasticus  cexterior*, 
abgeleitet  wie  cras-tinus  oder  rus-ticus,  ein  wort  der  späte- 
sten latinität  (auch  beim  h.  Bonifacius),  woraus  man  im  frü- 
hen mittelalter  forastis  forestis  abziehen  konnte  mit  der  bed. 
cdas  was  außerhalb  liegf,  was  ausgenommen  ist,  nicht  betre- 
ten werden  darf.  Dieselbe  aus  foris  =  extra  hervorgehende 
bed.  spürt  man  noch  in  forestiere,  sofern  es  fremder,  aus- 
wärtiger, exter,  extrarius  heißt.  Aber  auch  jenes  forasticus 
hat  sich  in  den  neuen  sprachen  erhalten :  it.  f  o  r  as  t  i  c  o ,  sicil. 
furestico,  pr.  foresgue,  cat.  feresteg  wild,  rauh,  störrig,  wal- 
dens.  forest  fremd  Hahn  p.  585.  Eine  dem  sinne  nach  ähn- 
liche abl.  wie  foras-ticus  ist  das  picard.  hors-ain  landvolk, 
eig.  was  außerhalb  (der  stadt)  ist. 

F  o  r  f  a  r  e  altit.,  pr.fr.  f  o  r  f  a  i  r  e ,  mlat .  foris  facere,  in 
den  isid.  glossen  foris  facio  offendo,  noceo,  Die  grundbed.  muß 
sein  'über  die  rechte  gräme  hinaus  handeln';  übel  thun,  missethun, 


153  I.    FORGIA-FORNIRE. 

und  diese  intransitive  bed.  hat  es  noch  immer,  indem  es  ganz 
dem  goth.  fra-vaurkjan  (sündigen)  entspricht.  Ebenso  hieß 
foris  consiliare  übel  rathen,  verrathen.  Prov.  und  altfr.  wird 
forfaire  mit  dem  dat.  der  person  verbunden,  s.  Altrom.  sprach- 
denkm.p.64;  reflexiv  sagte  man  auch  se  forfaire  envers  qqun 
Livr.  d.  rois  p.  295  —  se  mefaire  vers  qqun  Roi  Flore  p.  19. 
Mit  dem  acc.  der  sache  heißt  es  'sich  eines  ding  es  durch  ge- 
setzwidrige handlung  verlustig  machen1  z.  b.  forfaire  son  fief, 
mhd.  verwürken,  ags.  forvyrcean.  Das  partic.  forfatto  forfait 
zeigt  als  subst.  gebraucht  zwei  bedd. ,  eine  persönliche,  nur 
altfr.  z.  b.  Chr.  de  Ben.  I.  337,  mlat.  forisfactus  L.  Rip.  übel- 
thäter,  schuldiger,  eig.  übel  geschaffener,  goth.  fravaurhts  (Wak- 
kernagels  leseb.  v.  verwürken)  oder  einer  der  übel  thut,  übel 
that?  (solche  participien  Rom.  gr.  III.  240);  eine  sächliche, 
mlat.  forisfactum  missethat,  goth.  fravaurhts  (f.). 

Forgia  piem.,  sp.  pg.  forja,  fr.  forge,  anders  ge- 
staltet pr.  f  a  r  g  a ,  sp.  f  r  a  g  a  schmiede ;  von  fabrica  werkstätte; 
vb.  forgiare  ff.  schmieden,  fabricare.  Der  vocal  o  erklärt 
sich  aus  au  von  ab,  die  mundart  des  prov.  Ger.  de  Rouss.  hat 
daher  faur  =  faber,  eine  auch  im  walach.  vorhandne  form, 
altfr.  aber  fevre,  noch  in  orfevre  (aurifaber  =  aurifex)  erhalten. 

F  o r  m a  g g i  o  it.,  pr.  f o r  m  a  t g e  fromatge,  fr.  f r  o  m  ag  e, 
pic.  u.  s.  w.  formage,  kaum  sp.  formage,  käse.  Das  latein.  wort 
wäre  formaticus,  von  forma :  käse  ist  etwas  in  einer  form,  einem 
geflochtenen  gefäße  verfertigtes:  liquor  in  fiscellas  aut  in  ca- 
lathos  vel  in  formas  transferendus  est  Columella  7,8;  fiscella 
forma,  ubi  casei  exprimuntur  Gloss.  Isid.  In  der  neupr.  mund- 
art hat  auch  das  primitiv  fourmo  =  forma  diese  bedeutung. 
Dieselbe  mundart  besitzt  noch  einen  ausdruck  für  den  frischen 
ungesalzenen  käse,  tumo  (f.) ,  auch  piem.  toma,  steil,  tuma, 
worin  man  das  gr.  tojhjj  etwas  abgeschnittenes,  in  formen  a&- 
getheiltes  erkennen  will,  s.  auch  Ducange  v.  toma. 

Fornire  it.,  sp.  pg.  pr.  fornir,  fr.  fournir  versor- 
gen, ausstatten.  Es  wird  von  furnus  hergeleitet,  so  daß  es 
bedeuten  müste  'vermittelst  des  ofens  zubereiten1  z.  b.  backen, 
was  einen  zu  eingeschränkten  sinn  gäbe.  Neben  fornir  findet 
sich  prov.  noch  das  weit  üblichere  formir  furmir  vollbringen, 
ausführen,  befriedigen,  ein  genüge  thun,  ohne  zweifei  identisch 
mit  fornire,  da  letzterem  im  ital.  altfr.  prov.  diese  bed.  gleich- 
falls zusteht;  inlaute7ides  m  muß  sich  also  in  n,  oder  n  in  m 


I.    FORO-FRANCO.  153 

verwandelt  haben,  welches  beides  selten  vorkommt.  Nimmt 
man  aber  zu  formir  die  nebenform  fromir  Choix  III.  475  (auch 
ein  ital.  fronire  kennt  Galvani  osserv.  p.  124),  so  leitet  dies 
unwiderstehlich  auf  ahd.  frumjan  fördern,  vollbringen,  schaf- 
fen, dessen  u  sich  sogar  aus  einer  diesem  vocal  abgeneigten 
spräche  nicht  ganz  verdrängen  ließ.  Die  bed.  ausstatten  konnte 
sich  leicht  aus c fördern,  vorwärts  bringen,  Vorschub  thun*  ent- 
wickeln. Das  eine  nur  ist  befremdlich,  daß  r  gegen  den  ge- 
wöhnlichen brauch  vom  anlaute  abgetrennt  ward,  der  es  sonst, 
wie  in  fromage,  anzuziehen  pflegt,  doch  fehlt  es  auch  dafür 
nicht  an  beispielen,  Rom.  gr.  1. 248. 

Foro  itpg.,  sp.  fuero  gericht,  gesetz,  pr.  for,  altfr. 
feur  gesetz,  taxe;  von  forum  markt,  gerichtsstätte.  Daher  sp. 
pg.  pr.  aforar,  altfr.  afeurer  taxieren.  Von  forensis  ist  sp. 
forense  fremd,  it.  forese  bauer,  unter  einwirkung  der  bed.  von 
foras  'außerhalb  der  stadf. 

Forzait,  sp.  fuerza,  pr.forsa,  fr.  force  stärke;  vb. 
forzare  u.  s.  w.  zwingen.  Schon  das  frühste  mlatein,  z.b.L. 
Rip.  Bajuv.  Long.,  kennt  forcia  (so  noch  im  span.  Alex.),  eig. 
fortia,  eine  vielleicht  bis  in  die  röm.  Volkssprache  hinaufrei- 
chende abl.  aus  fortis,  da  man  später  gewiss  fortia,  wie  aus 
falsus  falsi'a,  gebildet  haben  würde.  Oder  floß  forza  nicht  viel- 
mehr aus  dem  vb.  fortiare,  dies  aus  fortis  mit  beobachtung 
des  ableitenden  i ,  wie  dies  im  mlat.  graviare  von  gravis,  le- 
viare  von  levis  geschah  ? 

Fracassare  it.,  sp.  fracasar,  fr.  fracasser  zer- 
schmettern; sbst.  fracasso,  fracaso,  fracas,  chw.  farcas. 
Dasselbe  wort  scheint  pr.  fra  s  c  ar  (lancas  frascar,  escutz  trau- 
car  e  fendre  elmes  brunitz  Lex.  rom.),  umgestellt  aus  fracsar 
wie  läse  aus  laxus.  Das  wort  kann  nicht  als  eine  abl.  frac- 
assare verstanden  werden,  da  im  ital.  kein  suffix  ass  vor- 
kommt. Es  ist  vielmehr,  wie  auch  Menage  meint ,  eine  ver- 
muthlich  in  Italien  entstandene  zss.  fra-cassare  hineinbrechen, 
von  einander  brechen,  die  sich  dem  lat.  interrumpere  (it.  fra 
s.  v.  a.  lat.  inter)  vergleicht.  Andre  erblicken  darin  eine  zss. 
aus  frangere  und  quassare. 

F  r  a  n  c  o  it.  sp.  pg.,  pr.  fr.  f  r  a  n  c  frei,  aufrichtig,  letztere 
bed.  noch  im  neupr.  fran  coumo  l'or  lauter  wie  gold.  Man 
leitete  dies  adj.  aus  dem  völkernamen  Francus ,  der  zugleich 
den  freien  mann  bezeichnete,  ahd.  Franco,  diesen  aus  dem  ags. 


154  I.    FRANGIA-FREGARE, 

franca  Wurfspieß,  dimin.  zu  framea  bei  Tacitus  (Wackernagels 
glossar);  J.  Grimm  erkennt  nun  darin  ein  ursprüngliches  adj. 
aus  der  goth.  Wurzel  freis  =  nhd.  frei,  woraus  erst  der  völ- 
kername  und  aus  diesem  der  name  der  waffe  entstand  (Gesch. 
d.  d.  spr.  p.  512  ff.)  Zu  bemerken  ist  bei  diesem  worte,  daß 
in  den  ableitungen  mit  einem  der  dünnen  vocale  c  sich  theils 
als  c  theils  als  k  (cb,  qu)  darstellt:  it.  francese,  sp.  frances, 
fr.  francois,  dagegen  it.  franchezza,  sp.  franqueza,  fr.  fran- 
chise  (fr.  ch  ist  hier  =  it.  ch,  vgl  duchesse,  Sachet  u.  a.): 
die  bildungen  mit  c  sind  aus  dem  tat.  Francia,  die  andern 
aus  dem  deutschen  Franco,  denn  die  gutturalen  buchstaben 
deutscher  stamme  bleiben  auch  in  der  ableitung  guttural,  eine 
reget,  die  keine  ausnähme  zuläßt,  s.  oben  borgo  undRom.gr. 
IL  229.  Andre  bemerkungen  über  das  auch  im  celtischen  vor- 
handne  wort  s.  in  Diefenbachs  goth.  wb.  I.  403. 

Frangia  it.,  sp.  franja,  fr.  f ränge,  daher  ndl.  fran- 
gie,  nhd.  franse.  Buchstäblich  fügt  sich  dies  eigentlich  franz. 
wort  zu  dem  bekannten  dtschen  framea  wie  vendange  zu  vin- 
demia.  Fransen  sind  herabhangende  spieße  oder  spitzen  wie 
der  rockschooß  ein  breites  speer eisen  (s.  gherone).  Diese 
etymologie  ist  grammatisch  und  logisch  untadelhaft ,  die  fol- 
gende hat  bessern  historischen  boden,  da  die  volksüblichkeit 
eines  Wortes  wie  framea,  wiewohl  Gregor  v.  T.  es  noch  häu- 
fig im  munde  führt,  nicht  sicher  steht,  hat.  fimbria  konnte 
sich  in  frimbia  fringe  frange  verwandeln  und  wirklich  hat  der 
Walache  (aus  der  alten  Volkssprache  ?)  frimbie  und  im  älte- 
sten prov.  (Boeth.  v.  192)  trifft  man  fremna ,  wo  aber  doch 
frembia  zu  erwarten  war.  Hennegauisch- lautet  das  wo.rt  frin- 
che,  das  sich  offenbar  an  frimbia  hält,  auch  das  sicil.  frinza 
weist  auf  ein  älteres  fr.  fringe. 

Freccia  it.,  altsp.  pg.  frech a,  richtiger  mit  1  nsp. 
pg.  pr.  f  1  e  c  h  a ,  fr.  f  1  e  c  h  e ,  piem.  sard.  flecia,  in  andern  ital. 
mundarten  mit  i  frizza,  wallon.  fliehe  pfeil;  vom  ndl.  flits  dass., 
mhd.  vliz  bogen,  daneben  auch  flitsch  Frisch  I.  27Sa,  woraus 
sich  die  formen  mit  ch  besser  erklären.  Gegen  diese  herlei- 
tung macht  Grandgagnage  v.  fliehe  die  alt  fr.  form  mit  dem 
kehllaute  flique  geltend,  die  sich  allerdings  mit  flitz  nicht  ver- 
trägt. Aber  flique  scheint  überall  nur  die  auch  in  fleche  ent- 
haltene bed.  speckschnitte  zu  vertreten,  s.  letzteres  IL  <f. 

Fregare  it.,  sp.  pg.  pr.  fregar,  fr.  frayer,  richti- 


I.    FREGATA-FRETTARE.  155 

ger  altfr.  froyer  (pgl.  plicare  ployer)  reiben,  streifen;  von 
fricare.  Daher  it.  freg  Cluster nheit,  fr.  frai  das  laichender 
fische,  altfr.  fraye,  chw.  frega,  it.  fregola.  Zsgs.  sp.  refre- 
g  ar  reiben,  refriega  streit ;  it.  s  fr  e  gare,  pg.  esfregar,  Span, 
entstellt  in  estregar  5.  t>.  a.  fregare. 

Fregata  it..  sp.  pg.cat.neap.  fragata,  fr.  fr egate 
urspr.  kleines  ruderschiff.  Das  icort  soll  aus  Italien  eingeführt 
sein,  wo  z.  b.  Boccaccio  es  brauchte,  doch  war  es  schon  Jaijme 
Febrer  dem  valencian.  dichter  bekannt.  Es  könnte  aus  fabri- 
cata  zusammengezogen  sein  und  etwas  gezimmertes  bedeuten 
icie  it.  bastimento  ehcas  gebautes,  sp.  fragata  für  fragada  würde 
sich  aus  der  ital.  form  erklären  lassen. 

Fregio  it.,  sp.  fr  i  so  freso,  fr.  frise  fraise  (altfr. 
frese  geschrieben)  krause  Verzierung,  franse  u.  dgl;  vb.  it. 
fregiare,  fr.  friser  fraiser  kräuseln,  verzieren,  sp.  frisar 
tuch  aufkratzen;  dbgel.  it.  frisato  gestreiftes  tuch,  fr.  frais- 
sette  handkrause  (auch  sp.  frezada  frazada  langhaarige  dek- 
ke?J  Phrygiae  vestes  bei  den  alten  waren  gestickte  kleider: 
aus  dem  adj.  konnte  wohl  it.  fregio ,  nimmer  fr.  fraise  frise 
entstehen,  eher  kann  das  ital,  wort  aus  dem  franz.  entlehnt 
sein,  wie  auch  fregione  dem  fr.  frison  entspricht.  Als  grund- 
bed.  des  verbums  ist  kräuseln  anzunehmen :  bedeutet  nun  icirk- 
lich  der  deutsche  völkername  Frisa  Fresa  'gelockf,  so  bedarf 
es  keiner  weitem  Untersuchung,  s.  Grimm  P.  408  (bezweifelt 
in  der  Gesch.  d.  deutschen  spr.  669),  wenigstens  läßt  sich  das 
rom.  xcort  im  fries.  frisle,  engl,  frizle  wiedererkennen.  Das 
engl  fleece  wollichtes  feil,  vües,  liegt  jedesfalls  weiter  ab.  Sind 
die  frisii  panni  des  mittelalters  friesische  oder  geflockte?  saga 
fresonica,  pallia  fresonica,  vestimenla  de  Fresarum  provincia 
werden  im  früheren  mittelalter  erwähnt ,  man  sehe  Ducange 
v.  sagum. 

F  res  co  it.  sp.  pg.,  pr.  fr  esc,  fr.  frais,  fem.  fraiche, 
wall,  friss  frisch,  jung,  neu;  vom  ahd.  frise,  auf  welches 
it.  fresco  mit  geschlossenem  e  streng  zurückweist ;  ags.  ferse, 
kymr.  fresg,  bret.  fresk. 

Fr  et  fr.  (mit 'hörbarem  t),  pg.  frete,  sp.  flete  miethe 
eines  Schiffes;  vom  ahd.  freht  verdienst;  oder  vom  ndl.  vracht? 

Frettaretf.,  fretar  pr.  fegen,  reiben;  sbst.  it.  fr  etta , 
neupr.  freto  eilfertigkeit ;  von  fricare  frictum.  Die  franz. 
spräche  bietet  dafür  fr  Ott  er ,  das  sich;  freilich  gegen  die  regele 


156  I.    FRIZZARE-FUOCO. 

aus  froiter  vereinfacht  haben  müste,  im  bürg,  fretter  (hecheln) 
hätte  sich  der  richtige  vocal  behauptet.  Aus  der  franz.  form 
wäre  denn  auch  sp.  f  r  o  t  a  r  flotar  entnommen,  das  dem  Por- 
tugiesen fehlt.  Ein  diminutiv  von  frotter  ist  fr.  froler  an- 
streifen, für  frotler,  dessen  norm,  form  freuler  unmittelbar  auf 
das  tat.  etymon  zurückzugehen  scheint.  Vgl.  auch  das  mund- 
artl.  dtsche  fretten  Frisch  1.291,  das  schon  Muratori  anführte; 
Zusammenstellungen  in  Dief.  goth.  wb.  1. 102. 103. 

Frizzare  it.  stechen  oder  fressen  unter  der  haut,  sp. 
f  r  ez  ar  fressen,  reiben,  wühlen,  neupr.  fr i  z  ä  zerreiben;  sbst. 
sp.  freza,  pr.  fressa  spur.  Die  Wörter  mahnen  an  das 
ahd.  frezzan,  goth.  fritan;  vergleicht  man  ab  er  frizzare  fr  ezar 
mit  dirizzare  derezar  von  directus,  so  wird  man  auf  frictus 
particip  von  fricare  geführt  und  diese  deutung  gewinnt  an 
Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  den  seltnen  Übergang  des  goth. 
t  in  sp.  z  anschlägt.  Ein  franz.  fresser  fehlt,  dagegen  findet 
sich  fr o isser  zerquetschen,  das  nebst  altsp.  fresar  mur- 
ren von  frendere  knirschen,  part.  fressus,  herstammen  kann. 

F  r  o  n  c  i  r  altsp.  Poem.  d.  Cid  1 752,  nsp.  f  r u  n  c  i  r  und  so 
auchcat.  frunsir,  sard.  frunziri,  pr.  froncir,  franz.  aber  fron- 
cer  in  falten  legen,  ndl.  fronsen;  daher  sbst.  alt  fr.  fr  o  nee 
falte,  sard.  frunza.  Froncer,  gleichsam  frontiare,  kann  eine 
handlung  der  stirne  ausdrücken  wie  ciller  eine  handlung  der 
wimpern,  pg.  olhar  eine  der  äugen;  die  auffallendste  hand- 
lung der  stirne  aber  ist  ihre  fältelung  und  so  konnte  froncer 
fälteln  bedeuten;  vgl.  bair.  cein  gestirn  (d.  i.  eine  stirne)  ma- 
chen die  stirne  falten  Schmeller  III.  659.  Das  pg.  f  r  a  n  z  i  r 
beruht  wohl  nur  auf  einer  entstellung. 

Frugare^.,,  sp.  hurgar,  pg.  forcar,  neupr.  furgä, 
altfr.  f  u  r g  i  e  r  Ren.  I.  p.  21  durchstöbern,  umrühren ;  von  furca 
gabel.  Einen  eingeschobenen  vocal  erkennt  man  im  ven.  fu- 
regare  und  sard.  forogai.  Dieselbe  begriff sentwicklung  im  it. 
rinvergare  aufspüren  (von  verga  stab),  piem.  fustigne  durch- 
suchen (von  fustis). 

Fuoco  it.,  sp.  fuego,  pg.  fogo,  pr.  fuec,  fr.  feu 
feuer;  von  focus  heerd,  poetisch  auch  feuer,  in  letzterem  sinne 
entschieden  seit  dem  ersten  mittelalter,  z.b.  in  der  L.  Alam., 
daher  focum  facere  ignem  excitare.  Die  neue  spräche  traf 
diese  wähl,  weil  sie  das  ausdruckslose  ignis  (Dante fs  igne  ist 
latinismus)  nicht  brauchen  konnte.     Vor  der  Verwechselung 


I.    FUORA— GABBANO.  157 

warnt  der  Vocab.opt.  p.18:  non  focus  est  ignis,  iramo  pro- 
prie  locus  ignis.  Von  focus  ist  it.  fo  c  ile  fucile,  fr.  fusil  feuer- 
stein,  feuergewehr,  vgl.  unser  flinte  von  flint  kiesel 

Fuora  fuori  it.,  sp.  fuera,  alt  fueras,  pg.  fora,  pr. 
forasfors,  fr.  hors  (h  asp.),  alt  fors  (schon  in  denvatican. 
glossen  ed.  W.Grimm),  wal.  fere,  neue  präpos.  für  extra, 
von  foras  hinaus,  foris  draußen,  s.  Ducange  v.  foras.  Auch 
das  churw.  ora  or  ist ,  wie  Diefenbach  goth.  wb.  IL  735  be- 
merkt, dieser  herkunft.  Zsgs.  pr.  f  o  r  c  e  i  s  ausgenommen  Lex. 
rom.  HL  372  für  fors-eis  =  foras  ipsum  (vgl.  anceis,  aincois} ; 
fr.  hor-mis  ==  foras  missum  her  ausgelegt,  aus  dem  spiel  ge- 
lassen. Abgel.  ist  sp.  f  o  r  a  n  e  o  forano,  fr.  forain  fremd,  altfr. 
deforain  u.a. 

Furon  altsp.,  nsp.  huron,  pg.  furäo,  altfr.  fuiron, 
mit  einem  andern  suffix  it.  furetto,  fr.  füret,  ndl.  füret 
foret  fret  eine  art  wiesei,  f rettet,  zum  jagen  der  kaninchen 
gebraucht,  occ.  füre  maus.  Auch  von  diesem  muthmaßlich  noch 
aus  der  römischen  Volkssprache  herrührenden  worte  hat  Isi- 
dorus  künde:  furo,  sagt  er,  a  furvo  diclus,  undeetfur:  tene- 
brosos  enim  et  occultos  cuniculos  effodit.  Es  kann  nur  von 
für  dieb,  woher  auch  it.  furone  erzdieb,  abstammen  (im  frü- 
hern mlat.  furo  furonis,  vgl.  Pott  in  Aufrechts  und  Kuhns  ztschr. 
1.315);  auch  unser  maus  soll  vom  stehlen,  mausen  benannt 
sein,  Grimms  gesch.  d.  d.  spr.  p.  316.  Leitet  man  füret  vom  kymr. 
fPured  sä  engl,  ferret,  so  steht  sowohl  das  uralte  suffix  on  wie 
auch  der  in  allen  obigen  bildungen  auf  ü  deutende  stammvo- 
cal  im  wege.  Besser  würde  man  mit  Villemarque  bret.  für 
'klug,  verschlagen*  anführen, 

Fusta^.  sp.  pg.,fr.  friste  rüder  schiff;  von  fuslls  prü- 
gel,  sp.  fuste,  pr.  fust,  mlat.  fustis  bäum,  holz,  vgl.  it.  legno 
fahrzeug,  von  lignum.  Mit  fr.  füt  ist  zsgs.  affüt  schaff,  lavette, 
vb.  afFüter,  it.  affustare  Schäften. 

Fustagno  frustagno  it.,  sp.  fustan,  pr.  fustani,  fr. 
futaine  ein  baumwollener  stoff,  barchent;  so  genannt  nach 
der  Stadt,  wo  er  verfertigt  ward,  Fostat  oder  Fossat  (CairoJ, 
s.  aas  wort  Gol.  1798,  Freyt.  III.  347K 

G. 

Gabbäno  it.,  sp.  altfr.  gab  an  regenmantel;  von  un~ 


158  I.    GABBIA-GAGGIO. 

gewisser  herkunft,  vielleicht  aus  gleichem  stamme  mit  cabana, 
gabinetto  (s.  oben  capanna),  denn  hütte  kann  als  der  umhül- 
lende schützende  mantel  aufgefaßt  werden. 

Gabbia  gaggia  it.,  sp.  pg.  gavia,  neupr.  gavi  (m), 
mit  tenuis  fr.  c  a  g  e ,  altfr.  caive,  ven.  sard.  cabbia  käfich,  zum 
theil  auch  mit  der  unlat.  bed.  mastkorb ;  von  cavea.  Ein  dimin. 
ist  it.  gabbiuola,  sp.  gayola,  pg.  gaiola,  altfr.  gaole  jai- 
ole  (daher  die  span.  nebenform  jaula),  nfr.  geöle  käfich,  ker- 
ker,  fr.  geölier  kerkermeister ;  vb.fr.  cajoler  liebkosen  mit 
Worten  (behandeln  wie  einen  vogel  im  käfich);  dsgl.  zsgs.  e  n- 
jöl er  schmeichelnd  hintergehen,  urspr.  in  den  käfich  locken 
wie  sp.  enjaular  in  den  käfich  thun. 

G  a  b  b  o  it.,  pr.  altfr.  gab  gap  spass,  spott ;  vb.  g  a  b  b  a  r  e 
ff.,  auch  altsp.  gabar^/ea?.;  vgl.  nord.  gabb  Verspottung,  gabba 
hintergehen.  Über  möglichen  cell.  Ursprung  s.  Diefenbachs  goth. 
wb.  I.  169. 

G  a  b  e  1 1  a  it.  pg.,  sp.  pr.  g  a  b  e  1  a  abgäbe,  Steuer,  fr.  g  a- 
belle  salzsteuer;  vb.  it.  gabellare  versteuern.  Man  findet 
seine  quelle  im  glbd.  ags.  gafül  gafol,  engl,  gavel  (s.  Ducange), 
vom  vb.  gifan,  goth.  giban  Grimm  II.  24,  daher  mlat.  gablum 
gabulum,  endlich  gabella  (eig.  plural  von  gabellum  aus  gabu- 
lum?)  Diese  herleitung  ist  grammatisch  die  sicherste :  die  aus 
ahd.  garba  manipulus  setzt  einen  vor  b  nicht  üblichen  ausfall 
des  r  voraus,  die  aus  dem  arab.  vb.  qabala  (einnehmen)  eine 
sonst  nicht  vorkommende  er  weichung  des  arab.  anlautes  q 

(vjO  *w  g- 

Gala  sp.  pg.,  fr.  gaffe,  pr.  gaf  eiserner  haken,  engl. 
gaff,  adj.  sp.  gafo  krampfhaft  (von nerven),  wohl  auch  co- 
mask.  gab  haken,  gavel  krummes  stück  werkholz;  vb.  sp. 
gafar,  fr.  gaffer  häkeln;  vom  deutschen  gafel  gabel  nach 
Frisch,  besser  aber  vergleicht  man  das  obd.  gaifen  krumm  aus- 
schneiden, gaifung  eiserner  ring,  und,  mit  Diefenbach,  gael.  gaf. 

Gaggio  it.,  sp.  gage,  pg.  pr.fr.  gage  pfand,  gewähr- 
leistung,  sold  (besonders  im  plurj,  prov.  auch,  zumal  in  der 
form  gadi  gazi,  letzter  wille,  testament;  vb.  pr.  gatjar,  altfr. 
gager  pfänden,  nfr.  wetten,  besolden;  zsgs.  it.  engaggiare, 
pr.  engatjar,  fr.  engager  verpfänden;  fr.  degager  auslösen, 
los  oder  frei  machen.  Man  bemerkt  diese  Wörter  im  ältesten 
mlatein,  am  häufigsten  in  den  german.  gesetzen:  vadium  oder 
mit  w  wadium  bürgschaft,  pfand  L.  Alam.  (donet  legitimum 


I.    GAGLIOFFO-GALA.  159 

vadium),  Chron.  Laurish.,  Odo  Cluniac,  fem.  vadia  L.  Long. 
(vadiam  dare),  flb.  wadiare  (z.  b.  bannum),  invadiare,  disvadiare, 
revadiare.  Daher  neugr.  ßäSiov,  bask.  bahia.  Abzuweisen 
ist  Ducange's  etymologie  aus  lat.  vadum  in  der  redensart  res 
est  in  vado  ist  in  Sicherheit,  da  hieraus  kein  vb.  vadiare  ab- 
geleitet worden  wäre.  Aus  vas  vadis  konnte  der  Romane  ein 
vb.  vadiare,  hieraus  wieder  ein  sbst.  vadium  vadia  ableiten, 
aber  der  durchgreifende  anlaut  g  für  gu,  gestützt  auf  die  ur- 
alte Schreibung  mit  w,  leitet  auf  deutsche  quelle  zurück;  das 
roman.  wort  ist,  wie  viele  dieser  gattung,  aus  dem  german. 
rechtswesen  entlehnt:  goth.  vadi  pfand,  ahd.  wetti,  mhd.  wette, 
alt  fr  s.  ved  pfand,  bürgschaft,  Verheißung,  auch  ersatz,  geld- 
buße,  nhd.  wette  sponsio,  vb.  goth.  gavadjön  geloben,  mhd. 
wetten  pfand  geben,  altfrs.  vedia  bürgen,  gewette  zahlen  u.  s.  w., 
vgl.  Grimms  rechtsalt.  601.  Den  Ursprung  von  vadi  findet  man 
theils  in  dem  starken  verbum  vidan  binden  s.  Grimm  IL  26, 
Dief.  goth.  wb.  1. 140,  theils  im  lat.  vas. 

Gaglioffo  it.,  sp.  gallofo  schelm,  taugenichts,  land- 
str eicher,  henneg.  galoufe,  wall,  galofa  gaioufe  fresser;  dsgl. 
sp.  gallo fa  stück  bettelbrot,  chw.  gaglioffa,  lomb.  gajoffa 
schleppsack  (bettelsack?).  Nach  Covarruvias  zsgs.  aus  Galli 
offa  almosen,  das  man  in  den  klöstern  den  nach  £.  Jago  pil- 
gernden Franzosen  reichte.  Die  erklärung  hat  den  anstrich 
einer  etymologischen  erfindung,  allein  das  Wörterbuch  zeigt 
wirklich  diese  bedeutung.  Die  catal.  form  galyöfol  ist  denn 
aus  Galli  offula. 

Gajo  it.,  altsp.  gayo  (Seckendorf),  pg.  gaio,  pr.  gai 
jai,  fr.  gai  munter,  lebhaft;  leitete  schon  Muratori  vom  ahd. 
gähi  rasch,  kräftig,  nhd.  jähe,  mit  ausgestoßenem  h.  (Prov.  gau, 
welches  Raynouard  hieherzieht  Lex.  rom.  III.  441 ,  steht  für 
gai  hahn:  del  prumier  gau  ist  =  sp.  al  primer  gallo  beim  er- 
sten hahnenschrei).  Damit  trifft  zusammen  der  name  eines 
vogels,  den  die  alten  dichter  Frankreichs  zur  nachtigall  ge- 
sellten, sp.  gayo  gaya,  pr.  gai  jai,  altfr.  pic.  gai,  nfr.  geai 
holzhäher,  markolf,  also  der  muntere  oder  der  bunte,  denn 
gajo  hat  auch  diese  letztere  bedeutung  (altfr.  piaus  gaies  et 
noires  bunte  und  schwarze  feile  Guill.  d'Angl.  p.  119),  sp.  gay  ar 
bunt  machen. 

Gala  it.sp.pg.,  fehlt  pr.,  altfr.  gai  e  prunk,  staat,  an- 
muth;  vb.  nur  all  fr.  gai  er  aufwenden,  freigebig  sein;  daher 


160  I.    GALBERO-GALERNO. 

it.  gallone,  sp.  galon,  fr.  galon  tresse,  borte;  fr.  galant 
artig,  it.  galante,  sp.  galante  galan  galano ;  altfr.  galois  gal- 
lois  artig  u.  dgl.  (noch  norm.  s.  Dumeril).  Vom  ahd.  geil  über- 
müthig,  ags.  gäl  munter,  sbst.  ahd.  geili  stolz,  prunk,  Üppig- 
keit. Begriffsverwandt ,  aber  durch  sein  erweichtes  1  unter- 
schieden, ist  it.  gagliardo,  sp.  gallardo,  pr.  galhart,  fr. 
gaillard  munter,  üppig,  kühn,  frech,  das  sich  zum  ags.  gagol 
geagle  muthwillig,  üppig  hinneigt. 

G  ä  1  b  e  r  o  it.  (Jagemanns  wb.),  mail.  comask.  galbe  gold- 
amsel;  lat.  galbula,  bei  Martial  und  Plinius,  muthmaßich  das- 
selbe wort.  Zu  einer  andern  lesart  bei  dem  letzteren  Schrift- 
steller galgulus  stimmt  sowohl  sp.  galgulo  wie  it.  ri-gö- 
golo  rigoletto,  beide  letztere  ohne  zweifei  aus  auri-galgulus. 
Das  parm.  galbeder,  cremon.  galpeder,  entstand  offenbar  aus 
galb-icterus.  Der  Spanier  nennt  den  vogel  auch  oro-pendola 
gold-feder. 

G a  1  e a  it.  altsp.,  p#.  g  a  1  e ,  pr.  galea  gale  g a  1  e y a ,  altfr. 
galie  rüder  schiff  mit  niedrigem  bord;  dsgl.  it.  galeazza, 
SP'  P9-  galeaza,  fr.  galeasse  großes  schiff  dieser  art;  it.  ga- 
leone,  sp.  galeon,  pg.  galea o,  fr.  galion  großes  fahrzeug; 
it.  sp.  pg.  pr.  lomb.  galera,  fr.  galere  s.  v.a.  galea,  sp.  pg* 
auch  bedeckter  wagen.  Die  ursprünglichste  form  bietet  augen- 
scheinlich das  prov.  galeya,  das  dem  mlat.  galeida  (auch  nord. 
galeida,  mhd.  galeide)  entspricht:  galeida  heißt  schiff  und,  we- 
nigstens in  der  form  galida,  gefäß,  kübel,  mit  derselben  bed. 
chw.  galeida,  com.  galeda,  altfr.  jalaie,  wal.  geleate,  ahd. 
gellida  gellita,  nhd.  gelte.  Sind  diese  bildungen  nun  entstan- 
den aus  lat.  galea,  dessen  dimin.  galeola  gleichfalls  ein  gefäß, 
einen  umgekehrten  heim  bezeichnet  ?  aber  wie  daraus  ent- 
standen ?  In  gleichem  sinne  ließe  sich  galera  auf  lat.  galerus 
(hut)  zurückführen.  Muratori  vermuthet  den  Ursprung  von 
galea  und  galeone  im  arab.  chalaia  und  chalion :  wendet  man 
sich  an  Golius,  so  erfährt  man  (p.  753,  754),  daß  chali  (cha- 
lion) leer,  frei,  demnächst  (in  einem  wb.  u.  d.  j.  1000)  bienen- 
korb,  großes  schiff,  weil  es  frei  sei  von  ruderwerk,  bedeutet, 
und  schon  der  Verfasser  verweist  auf  das  sp.  galeon;  aber 
arab.  ch  (V)  wird  regelrecht  nicht  zu  g. 

Galerno  sp.  pg.,  galerna  pr.,  galerne  fr.  nord- 
westwind, vgl.  bret.  gwalern  gwalarn  gwalorn.  Die  irische  sprä- 
che besitzt  das  einfache  gal  Windhauch,  die  engl  gale  küh- 


I.    GALLERIA-GALOPPARE.  1G1 

ler  wind.  Für  begriffe  dieser  classe  liebt  die  prov.  spräche 
das  suffix  erna  (bolerna  stürm,  buerna  nebel,  suberna  Strö- 
mung), es  ist  also  wohl  zunächst  eine  prov.  bildung,  aber,  so 
scheint  es,  aus  celtischem  Stoffe,  wiewohl  Nicot  erklärt  nom 
de  vent,  qui  fait  cgeler*  les  vignes. 

Galleria  it.,  sp.  galeria,  pg.  galaria,  fr.  galerie 
saal,  der  ungleich  länger  als  breit  ist,  bedeckter  gang  u.  dgl. 
Wer  dies  wort  mit  Frisch  aus  unserm  wallen  entstehen  läßt, 
der  hat  die  lautregel  schlecht  erwogen;  nicht  einmal  die  be- 
deutung  passt  dazu.  In  einer  der  ältesten  stellen  (9.  jh.): 
tres  domos  cultas,  videlicet  galeria  posita  via  Aurelia . . .  re- 
liquas  vero  duas  i.  e.  galeriam  positam  etc.  (Ducange)  scheint 
es  ein  zierliches  gebäude  zu  heißen;  in  spätem  stellen,  aus 
der  ersten  hälfte  des  11.  jh.,  bezeichnet  es  einen  eingeschlos- 
senen ort,  einen  hof:  in  galeria  intra  castellum  vel  de  foris 
habitantibus  Ughelli  I.  p.  121°;  curtem,  quae  dicitur  galeria,  in 
qua  est  ecclesia  S.  Mar.  das.  p.  136k  Aber  so  wie  jene  äl- 
teste stelle  es  gibt,  stimmt  es  besser  zur  rom.  bedeutung.  Ar- 
tig wäre  es,  wenn  sich  in  diesem  worte  das  seltne  ahd.  ga-läri 
wiederfände,  das  bei  Otfried,  der  die  form  giläri  hat,  saal 
oder  halle  bedeuten  muß,  aber  aus  galäri  wäre  regelrecht  ga- 
lera  geworden  und  eine  ableitung  mit  dem  suffix  fa  müste  col- 
lectiven  sinn  ausdrücken.  Altfranz,  aber  heißt  galerie  auch 
freudenfest,  von  gale  prunk,  daraus  konnte  sich  die  concrete 
bed.  freudensaal ,  festhalle,  wenn  man  diese  annehmen  darf, 
entwickeln:  so  bedeutet ionteiiQ  eig.  das  geschäft  des gießens, 
sodann  das  gießhaus. 

Galopp arei£.,sj?.p</. galopar,pr.  galaupar  Ferabr. 
v.469,  fr.  galoper  sich  in  Sprüngen  fortbewegen  (von  pf er- 
den),  galoppieren,  prov.  und  franz.  auch  in  galopp  setzen; 
daher  sbst.  g  a  1  o  p  p  o  u.  s.  f.  Salmasius,  Vossius  u.  a.  sahen 
darin  das  gr.  xalnav  traben,  trott  gehen,  mit  eingeschobenem 
o,  aber  eingeschobene  vocale  betont  man  nicht.  Es  ist  das 
goth.  hlaupan  mit  vorgesetztem  ga,  ahd.  gahlaufan,  ags.  gehleä- 
pan,  nhd.  laufen,  eine  durch  die  prov.  form  bestätigte  herlei- 
tung, indem  hier  au  dem  deutschen  diphthong  au  gleichsteht: 
aunir  =  haunjan,  raubar  =  raubön,  raus  =  raus.  Oder  sollte 
der  anlaut  g  ein  verkapptes  w  sein,  da  man  mndl.  walop  wa- 
lopeeren  findet?  Dies  ist  aber  nur  einem  fr.  walop  waloper 
nachgesprochen,  indem  sich  in  nordfranz.  mundarten  g  manch- 

11 


163  I.    GALOSCIA-GAMBA. 

mal  in  w  verirrt,  woher  auch  it.  gualoppare,  vgl.  garcon  war- 
con,  gaignon  waignon  (hund),  wohl  auch  gaquiere  waquiere 
(jachere).  An  diesen  Übergang  des  g  in  w  gewöhnt  sprach 
der  Niederländer  auch  Walewein,  franz.  gewöhnlich  Galvain, 
wiewohl  fr.  g  hier  zufällig  für  gu  steht,  kymr.  Gwalchmai. 
Das  persönliche  subst.  sp.  galopo,  it.  galuppo  beiläufer,  da- 
her fr.  galopin  (in  der  thierfabel  name  des  als  böte  gebrauch- 
ten hasen)  wird  dem  ahd.  hloufo  nachgebildet  sein. 

Galoscia  it.,  galocha  sp.,  galoche  fr.  Überschuh, 
vom  lat.  gallica  pantoffßl,  mit  verstärkter  form.  Das  ital. 
wort  scheint  aus  dem  franz.  entlehnt,  in  welchem  g  hier  eben 
so  wenig  zu  j  ward  wie  in  gal  (gallus) ,  Gaules  (Galliae). 
Gleichbed.  ist  das  sp.  haloza. 

Gamba  it.  sp.  cat.,  pr.  gamba  in  gambaut,  pg. gam- 
b  i  a ,  fr.  j  a  m  b  e  bein  vom  knie  bis  zum  fuß,  Schienbein.  Ne- 
ben diese  form  mit  anlautender  media  stellt  sich  eine  gleichfalls 
weitverbreitete  mit  anlautender  tenuis:  altsp.  camba  Alex., 
so  auch  pr.  sard.,  churw.  comba,  vgl.  alban.  khembe.  Einer 
dritten  form  fehlt  der  letzte  consonant:  altsp.  c  a  ma  Poem.  d. 
Cid,  gleichlaut.  cat.  bearn.,  alt  fr.  jame.  Daß  die  tenuis  der 
media  vorangegangen,  camba  älter  als  gamba  sei,  leidet  kaum 
einen  zweifei;  beide  konnten  nebeneinander  fortbestehen  wie 
it.  castigare  und  gastigare,  pr.  cat  und  gat.  Zwischen  camba 
und  cama  aber  ist  es  theoretisch  zweifelhaft,  ob  b  eingescho- 
ben oder  ausgefallen  sei,  ob  man  also  Camb  oder  cam  als  thema 
anzunehmen  habe.  Die  grundbed.  von  camba  muß  bug,  knie- 
bug  gewesen  sein,  wie  andre  bildungen  desselben  Ursprungs 
bezeugen:  pg.  camba  radfeige  (krummes  holz),  cambaio  krumm- 
beinig,  altsp.  encamar  (s.  v.  a.  encambar)  beugen  s.  Sanchez 
zum  Cid,  wohl  auch  bürg,  (in  Berry)  camboisser  krümmen, 
dsgl.  mlat.  cambuta  krummstab,  das  in  der  form  cabuta  schon 
in  einer  Urkunde  v.j.  533  Breq.  n.  15  erscheint.  Die  würzet 
findet  sich  auf  lat.  Sprachgebiete  in  cam-urus  cam-erus  krumm, 
cam-era  Wölbung,  cam-erare  wölben  (fr.  cambrer),  einfach 
im  celt.  cam  gebogen,  gekrümmt  (kymr.  camineg  radfeige,  wie 
pg.  camba),  ihre  weitere  ausprägung  in  camba  lag  vielleicht 
schon  im  latein.  vor,  da  auch  die  griech.  spräche  xafinq  hat 
und  celt.  cam  auf  älteres  camb  (vgl  Cambodunum  u.  a.  geogr. 
namen,  Zeußl.  75.96)  zurückzuführen  ist.  Aber  gamba  für 
ungula  bei  Vegetius  de  re  vet.  ist  ein  unclassisches  wort  Vom 


I.    GAMBAIS— GARBINO.  163 

deutschen  hamma  oder  wampa  ist  ganz  abzusehen.  Zu  gamba 
gehört  noch  sp.  Jamba  pfosten,  it. gambo  stengel  (bein  der 
pflanze),  nfr.  j  a  m  b  o n ,  sp.  jamon  schinken,  altfr.  g  a  m  a  c  h  e 
beinbekleidung. 

Gambais,  gambaison  pr.,  altfr.  wambais,  gambeson, 
altsp.  gambax  Alex.,  altpg.  canbas  S.  Ros.  ein  kleidungs- 
stück;  mhd.  wambeis,  nhd.  wams,  vom  ahd.  wamba  bauch. 

Gämbero^.,  sp.gämbaro,  altfr.  jamble,  npr.j&m- 
bre,  dauph.  chambrö  krebs;  von  cammarus  seekrebs. 

Game  IIa  sp.  pg.,  gamelle  fr.  hölzerne  schüssel  für 
matrosen  oder  Soldaten;  von  camella  trinkgeschirr  (wie  noch 
im  span.). 

Gana  it.  sp.  pg.  cat.  heftige  begier.  Es  läßt  sich  nur 
behaupten,  daß  es  grammatisch  zum  ahd.  geinön  passe,  des- 
sen bed.  den  mund  aufsperren  in  die  bed.  lechzen  übergehen 
konnte,  wie  pr.  badar,  lat.  hiare,  gr.  xaivsiv  beide  bedd.  um- 
fassen.    Vgl.  unten  guadagnare. 

Ga  n a  s  c  i  a  it.,  fr.  g  a  n  a  c h  e  kinnbacken  (des  pferdes) ; 
wird  mit  recht  für  ein  augmentativ  von  gena  gehalten,  wel- 
ches letztere  die  spräche  früh  aufgab.  Menage  führt  auch  ein 
sp.  ganassa  an,  von  dem  die  wbb.  nichts  wissen. 

Gancio  it.,  sp.  pg.  gancho  haken,  vielleicht  auch  fr. 
ganse  schlinge,  die  als  knopfloch  dient.  Span,  etymologen 
lassen  gancho  aus  gr.  yafiyjög  (eingekrümmt)  entstehen,  aber 
ps  wird  sich  schwerlich  in  sp.  ch  verwandeln:  wohl  pl  in 
dem  synonymen  xafinvXog,  womit  aber  das  ital.  wort  uner- 
klärt bliebe. 

G  a  n  t  a  pr.,  noch  itzt  ganto,  storch,  kranich,  wilde  gans 
(ardea  nigra  nach  Honnorat) ,  altfr.  gante  Ogier  v.  4266, 
gente  Ducange  v.  auca,  wal.  gensce  gensac.  Für  dieses 
wort  hat  man  ein  uraltes  zeugnis:  Plinius  10,22  sagt  von  den 
gänsen :  candidi  ibi  (in  Germania),  vero  minores,  gantae 
(dl.  ganzae)  vocantur;  Venant.  Fort,  unterscheidet  zwischen 
ganta  und  anser-  Daher  das  rom.  ganta  =  ndd.  gante,  ndL 
gent,  mhd.  ganze,  ahd.  ganazzo.  Der  Spanier  benutzte  die 
hochd.  form  zu  seinem  g  a  n  s  o  (altval.  J.  Febrer  str.  215),  das 
ihm  auch  als  adj.  dumm,  dem  Catalanen  abgefeimt,  eig.  sich 
dumm  stellend,  bedeutet. 

G  a  r  b  i  n  o  it.  sp.,  g  a  r  b  i  n  neupr.  südwestwind  im  mittel- 
ländischen meere ;  leitet  man  richtig  aus  dem  arabischen:  hier 


164  I.     GARBO-GARRA. 

heißt  garbi  westlich,  vom  vb.  garaba  weggehen,  untergehen 
(von  der  sonne)  Freyt.  III.  267a,  daher  auch  pg.  garabia  We- 
sten. Die  ital.  form  a-gherbino  scheint  an  diese  arab.  her- 
kunft  zu  erinnern. 

Garbo  it.  sp.  pg.  anstand;  vb.  it.  gar  bare  anstand 
verleihen,  sp.  gar  bar  sich  zieren;  pr.  nur  garbier  prah- 
lerisch; vom  ahd.  garawi  garwi  schmuck,  vb.  garawan,  nhd. 
gerben,  ndl.  gaerwen  bereiten,  schmücken,  b  aus  w  auch  im 
it.  falbo  von  falawer.  S.  darüber  Frisch  I.  243^  und  Schmeller 
IL  64.  Das  bask.  garbatu  wird  von  der  Zubereitung  des  flach- 
ses  gebraucht. 

Garbuglio  it.,  sp.  garbullo,  altfr.  garbouil  gra- 
bouil  lärmender  häufe,  Verwirrung.  Sicher  ein  compositum. 
Das  erste  wort  ist  wahrscheinlich  von  garrire  schwatzen,  das 
andre  ohne  zweifei  von  bullire  brausen,  sbst.  sp.  bulla ,  it. 
buglione,  cat.  bulyanga  verworrenes  geschrei. 

G  a  r  g  a  1 1  a  it.,  altfr.  pic.  g  a  r  g  a  t  e  s.  Roquef.  und  Brut 
L  103,  und  so  churw.  gargata,  in  Genf  gargataine,  im  Jura  gar- 
guelotte  u.  dgl,  auch  bret.  gargaden,  altengl.  gargate,  sp.  pg. 
cat.  mit  eingeschobenem  n  garganta  gurgel;  abgeleitet  von 
gurges  mittelst  des  Suffixes  att  unter  einwirkung  des  natur- 
ausdruckes  gargarizare  gurgeln,  sp.  gärgara  gegurgel  =  arab. 
gargara  (vb.J,  vgl.  it.  gorgogliare  gorgozza  abgeändert  in 
gargagliare  gargozza.  Auch  sp.  g  ä rg  o la,  fr.  gargouille  spei- 
röhre der  dachtraufe  wird  hieher  zu  stellen  sein.  Seltsam 
ist  pr.  gargamela  gurgel,  fr.  gargamelle  bei  Rabelais,  noch 
jetzt  lothringisch,  vom  gase,  gamo,  man  sehe  Dict.  de  Trev. 
und  Oberlin,  vgl.  auch  pg.  gorgomilos  (plj,  sp.  gorgomillera 
Schlund.  Eine  Zusammenstellung  mundartlicher  mit  garg  ge- 
bildeter Wörter  findet  sich  bei  Honnorat. 

Garöfano  it.,  sp.  girofle  girofre,  pr.  fr.  girofle 
würznelke ;  von  caryophyllum  mit  dem  griech.  accente  in  xa- 
Qvocpvllov  gesprochen,  wal.  aber  carofil  garoffl. 

Garra  sp.  pg.  kralle,  pr.  garra  kniebug?  (vgl.  sgua- 
rar  couper  le  jarret  Gloss.  occ),  limous.  jaro,  genf.  jaire.  Da- 
her it.  garretto,  altfr.  garret,  nfr.  jarret,  sp.  jarrete,  pg. 
jarrete  kniebug,  kniekehle;  neupr.  garrou  schweinshamme;  sard. 
garroni  =  garretto ;  dsgl.  fr.  garrot  gelenk,  fuge,  knebel,  sp. 
pg-  garrote  mit  letzterer  bed.  Vom  kymr.  gär  schenket,  bret. 
gar  schienbeiu;  vgl.  kymr.  cämez  gär  kniebug,  bret.  garan  ein- 


I.     GARZONE.  165 

schnitt.    Berührung  der  begriffe  glied,  gelenk,  kralle  lehrt  oben 
artiglio.     Weiteres  bei  Diefenbach  celt.  I. 129. 

Garzone  it.,  sp.  garzon,  pg.  garcäo,  fr.  garcon, 
pr.  auch  gartz,  altfr.  gars  knabe,  bursche,  junggesell,  fem.  fr. 
g  a  r  c  e  liederliche  dirne.  Die  üblichste  bedeutung  dieses  Wor- 
tes, das  im  mlatein  erst  spät  hervortritt,  war  im  alt  franz. 
nicht  knabe,  dafür  brauchte  man  lieber  danzel  oder  vaslet, 
es  hieß  diener,  handlanger,  trossknecht,  zumal  aber  in  mora- 
lischer beziehung  lotterbube;  auch  der  port.  Codex  Alfons. 
braucht  gargom  in  letzterem  sinne,  s.  S.  Rosa  s.  v.  Dagegen 
hieß  das  fem.  garce  urspr.  madchen,  wohl  auch  dienstmäd- 
chen,  ohne  Übeln  nebenbegriff  (vgl.  Le  Glay  zumRaoul  de  Cambr. 
p.  156)  und  schon  hieraus  ist  zu  schließen,  daß  die  grundbed. 
der  männlichen  form  gargon  die  des  lat.  puer  war,  wie  auch 
die  wbb.  des  16.  jh.  übersetzen,  daß  es  aber  wie  unser  bube 
in  üblen  sinn  ausartete.  In  der  mundart  des  Jura  heißt  noch 
jetzt  gars  söhn,  garse  tochter,  gleichfalls  ohne  schlimmen  ne- 
benbegriff. Was  nun  seine  herkunft  betrifft,  so  sind  alle  vor- 
gebrachte deutungen  bodenlos.  Der  anlaut  g  kann  deutschem 
w  nicht  entsprechen,  da  kein  it.  guarzone  stattfindet,  die  zu- 
weilen vorkommende  prov.  Schreibung  guarsö  beruht  auf  un- 
genauigkeit;  auch  nicht  bretonischem  gw  in  gwerc'h  Jungfrau 
(Potts  forsch.  IL  347}.  Die  gael.  spräche  hat  freilich  ein  wort 
garsan,  aber  aus  dem  franz.,  sie  verwandelt  oft  das  rom. 
on  in  ihr  eignes  suffix  an,  vgl.  caban,  baran,  bürdan,  ladran, 
fr.  chapon,  baron,  bourdon,  larron.  Das  wort  erklärt  sich 
wie  so  viele,  die  man  in  der  ferne  sucht,  klar  und  einfach 
aus  dem  latein.  sprachstoff.  Mit  garzone  nämlich  ist  augen- 
scheinlich gleiches  Stammes  it.  garzuolo  herz  des  kohles,  mail. 
garzoeu  knospe,  von  Carduus  (s.  unten  IL  a) ,  hiernach  ist 
knabe  etwas  noch  unentwickeltes,  knospe,  butzen,  Strunk,  eine 
anschauung,  die  sich  auch  im  it.  toso,  im  fr.  petit  trognon, 
im  dtschen  kleiner  bützel,  im  gr.  xogog,  im  gael.  gas  ausspricht, 
ja  das  mail.  garzon  bedeutet  außer  knabe  auch  eine  distel- 
artige pflanze  und  leitet  dergestalt  unmittelbar  auf  Carduus 
zurück.  Wie  willig  aber  in  Carduus  die  tenuis  zur  media  ward, 
bezeugt  auch  das  lothr.  gade  =  carde,  gada  =  carder.  Ist 
nicht  auch  it.  sp.  g  a  r  z  a  reiher  identisch  mit  fr.  garce  mäd- 
chen,  indem  man  den  vom  köpfe  zurückwallenden  federbusch 
dieses  vogels  mit  dem  herabfallenden  kurzen  haar  eines  bleu 


166  I.    GAS— GAVELA. 

nen  mädchens  verglich?  Oder  sollte  der  ital.  mundart,  worin 
das  wort  am  reichsten  gewuchert  hat  und  woher  es  ausgieng, 
das  feminin  gefehlt  haben?  span.  garceta  heißt  kleiner  reiher 
und  herabfallende  haarloche. 

Gas  ein  luftstoff;  von  dem  altern  van  Helmont  erfunde- 
nes, vielleicht  aus  ndl.  geest  d.  i.  geist  gebildetes  wort  (Adelung). 

G  a  s  a  1  h  a  gazalha  pr.,  altfr.  g  a  z  a  i  1 1  e,  mlat.  gasalia  ge- 
meinschaft,  gesellschaft  (nicht  gewinn,  wie  Lex.  rom.  III.  449 
bestimmt  wird);  dahin  auch  pg.  agasalhar,  sp.  agasa- 
jar  gasajar  freundlich  aufnehmen,  altpg.  agasalhar-se  com 
huma  mulher  sich  verheirathen  S.  Rosa  append.  Vom  ahd. 
gisello,  in  älterer  form  gasaljo,  nhd.  geselle  geführte,  freund. 
In  einer  span.  Urkunde  v.  j.  804  Esp.  sagr.  XXVI.  445  liest 
man:  feci  ibi  presuras  cum  meis  gasalianibus  (theilhabern) 
mecum  commorantibus,  worin  gasalianes  nach  dem  goth.  plu- 
ral  gasaljans  geformt  sein  muß.  Menage  erwähnt  auch  ein 
it.  ghisello  compagno;  aus  welcher  mundart  soll  dies  geschöpft 
sein?  S.Rosa  verzeichnet  ein  altpg.  gasvillado  s.  v.  a.  aso- 
ciado,  was  vielleicht  aus  gasaillado  verschrieben  ist. 

Gatto  it.,  sp.  gato,  cat.  gat,  pr. cat,  fr.  chat,  fem. 
gatta,  gata,  cata,  chatte,  ngr.  yäxa  katze,  fehlt  dem  Walachen, 
der  metze  und  pisi'ce  dafür  hat.  Felis  aber  fehlt  allen;  nur 
im  picard.  Wörterbuch  wird  feie  als  ein  seltner  ausdruck  be- 
merkt und  aus  felis  hergeleitet,  was  hier  auf  sich  beruhen 
möge.  Das  neue  wort  ist  auch  durch  die  celtischen  und  ger- 
man.  sprachen  verbreitet:  ir.  cat,  kymr.  cäth,  ags.  cat,  altn. 
köttr.  Ein  lat.  cätus  kommt  erst  spät,  beiPalladius  und  bei 
einem  dichter  vor,  s.  Freund;  bei  Isidorus  gilt  es  noch  für 
ein  wort  des  gemeinen  lebens:  hunc  (murionem)  vulgus  catum 
a  captura  vocant  12, 2,  38.  Die  herleitung  aus  captare,  alt- 
rom.  catar,  ist  indessen  unstatthaft,  da,  abgesehen  vom  lat. 
catus  für  captus,  auch  im  roman.  sich  die  anlaute  und  inlaute 
widersprechen,  it.  gatto  und  catare. 

Gavela  pg.,  sp.  gavilla,  pr.  guavella  Gloss.  occ, 
fr.  javelle  reisbündel,  welle,  handvoll  ähren,  span.  auch 
häufe  menschen  (ebenso  val.  gavella  J.  Febrer  str.  64).  Gram- 
matisch unbefriedigend  ist  die  erklärung  von  Frisch  aus  dem 
dtschen  gaufei ;  nicht  besser  die  aus  dem  ahd.  garba,  denn  r 
duldet,  wie  schon  wwter  gabella  erinnert  ward,  vor  b  keinen 
auefall;  unnöthig  die  von  Menage  aus  einem  hypothetischen 


I.    GAVETTA-GECCHIRE.  167 

capus  als  primitiv)  von  capulus :  es  kommt,  wenn  man  die  bed. 
Handvoll  aus  handhabe  oder  griff  folgern  darf,  unmittelbar 
von  capulus,  umgebildet  in  capellus  capella,  um  so  wahrschein- 
licher als  ein  neupr.  masc.  gavel,  pic.  gaviau  vorliegt,  ebenso 
verwandelte  sich  martulus,  scrophula  roman.  in  martellus,  scro- 
phella  (ecrouelle).  Franz.  j  aber  konnte  aus  lat.  c  entstehen, 
wie  dies  in  jambe  und  geöle  anerkannt  werden  muß.  Im  engl. 
gavel  treffen  gavela  und  gabella  (abgäbe)  zusammen,  gleich- 
wohl scheint  es  je  nach  seiner  bedeutung  verschiedner  herkunft. 

Gavetta^.,  sp.  gab  ata,  fr.  j att e  hölzerner  napf  oder 
schüssel,  von  gabäta  eßgeschirr,  ahd.  gebita,  mlat.  capita,  vgl. 
nord.  jata  krippe.  Franz.  jatte  aus  gabata  verhalt  sich  wie 
dette  aus  debitum.  Ticard.  sagt  man  gate,  norm,  gade  jade, 
daher  alt  fr.  jadeau.  Auch  sp.  gaveta  Schublade  wird  hie- 
her  gehören. 

Gavia  sp.  ein  vogel,  möwe;  ist  das  lat.  gavia  bei  Vil- 
nius, für  welches  die  bed.  möwe  nur  auf  vermuthung  beruht, 
durch  das  roman.  wort  aber  gerechtfertigt  wird.  Daher  die 
glbd.  abll.  sp.  g  a  v  i  o  t  a ,  pg.  gaivota ;  sp.  pr.  neap.  g  a  v  i  n  a ; 
it.  gabbiano,  pg.  gaiväo,  letzteres  eine  art  schwalben. 

Gazza  it.,  gacha  pr.,  besser  pr.  agassa,  fr.  agace 
elster,  krähe;  vom  ahd.  agalstra,  was  eine  zweite  ital.  form 
gäzzera  noch  anschaulicher  macht;  die  Verbindung  st  stellte 
sich  romanisch  durch  z,  c,  ss  dar.  Die  flor.  glossen  geben 
agaza  als  deutsches  wort  und  übersetzen  es  mit  pica.  Zu  mer- 
ken ist  noch  die  romagn.  form,  argaza. 

Gazzella  it.,  gazela  sp. ,  gazelle  algazelle  fr.  ein 
säugethier  im  Orient  und  Nordafrica;  vom  arab.  gazäl  junge 
gazelle  Freyt.  111.274a. 

Gazzetta  it.,  gazeta  sp.,  gazette  fr.  zeitung;  eig. 
name  einer  ital.  münze  (von  gaza  schätz  ?J ,  wofür  man  das 
zeitungsblatt  kaufte.  So  Menage  und  Ferrari.  Nach  SchmeU 
lers  vermuthung  aber  ist  gazzetta  das  dimin.  von  gazza  elster, 
indem  die  ersten  zeitungsblätter  etwa  das  emblem  des  ge- 
schwätzigen vogels  getragen  hätten,  Bair.  wb.  IV.  293. 

Gecchire  it.  in  aggecchirsi  sich  demüthigen,  sich  un- 
terwerfen (alt  gicchito  demüthig,  s.  Perticari  p.  300,  giachito 
Poet.  d.  pr.  sec.  IL  175,  mail.  gecchiss  d.i.  gecchirsi),  pr.ge- 
quir,  altsp.  jaquir  überlassen,  altcat.  jaquir  erlauben,  alt- 
fr.ge hir  gestehen,  sagen.    Alle  diese  Wörter  lassen  sich  auf 


168  I.    GELDRA— GENTE. 

eins  zurückbringen,  das  ahd.  jehan,  goth.  aikan,  aussagen,  zu- 
gestehen, ltal  aggecchirsi,  das  Ciampi  zu  Cino  gegen  die  gram- 
niatik  aus  abiettito  (abjectus)  erklärt,  bedeutet  sich  einem  zu- 
gestehen, sich  einem  überlassen,  h  durch  ch  vertreten  wie  in 
annichilare.  Ebenso  das  prov.  wort:  qui  tot  non  lor  o  gic 
wer  ihnen  nicht  alles  zusagt,  überläßt  Choix  IV.  344;  se  ge- 
quir  de  una  ren  sich  von  etwas  lossagen.  Altcat.  nos  jaquesca 
escapar  er  erlaube  uns  zu  entrinnen,  lasse  uns  entrinnen  Ram. 
Muntan.  p.  If  4".  Am  nächsten  schließt  sich  die  bed.  des  altfr. 
Wortes  an  die  des  deutschen:  jehir  ses  pechies  seine  Sünden 
beichten  Gar.  IL  222;  ist  doch  beichte,  ahd.  bigiht,  selbst  aus 
jehan  entstanden.  Was  die  begriff sentwicklung  betrifft,  so  ist 
besonders  zu  vergleichen  goth.  gakunnan  sik  sich  bekennen, 
sich  unterwerfen,  vnotaTTSo&ai. 

Geldra  it.  lumpenvolk,  pr.  gel  da,  altfr.  gelde  trupp 
besonders  von  fußvolk:  trente  milie  de  gelde  =  lat.  triginta 
millia  peditum  Liv.  d.  rois  p.  15,  vom  mlat.  gelda  congregatio, 
nhd.  gilde,  ags.  gild.  Auch  ein  altfr.  gueude  findet  sich  (gu 
neben  g  z.b.  in  gueule  geule) :  la  societe  vulgairement  appe- 
lee  'gueude  marchande  kaufmannsgilde ,  s.  Menage.  Von  pr. 
gelda  ist  geldon  lanzenträger,  daher  it.  gialdoniere  dass. 
Altit.giMa  lanze  erinnert  zwar  an  goth.  giltha  sichel,  hippe: 
man  kann  aber  die  waffe  nach  den  leuten  benannt  haben, 
die  sie  trugen,  vgl.  partigiana.  S.  auch  Filomena  ed.  Ciampi 
p.  143. 

Gengiva  it.  pg.  pr.,  sp.  enci a,  fr.  gencive,  wal. 
gingie  Zahnfleisch;  von  gingiva,  mit  abänderungen  um  das 
sich  wiederholende  g  zu  beseitigen,  vgl.  auch  sard.  sinzia,  pr. 
angiva,  cat.  geniva,  fr.  in  Berry  gendive  u.  a.  formen. 

Gente  altit.  (wohl  aus  dem  prov.),  altsp.  gento,  pr. 
gent,  fem.  genta,  altcat.  gint  ginta,  altfr.  (noch  in  Berry) 
g  e  n  t  gente  artig,  hübsch ;  vb.  a  g  e  n  z  a  r  e,  agensar,  agencer 
gefallen.  Von  gentilis  mit  zurückgezogenem  accent  undweg- 
gefallnem  suffix  wäre  nicht  gegen  die  grammatik,  man  bedenke 
sp.  manso  aus  mansuetus  u.  a.  Vielleicht  aber  findet  sich  ein 
näher  liegendes  wort.  Buchstäblich  passt  nur  genilus,  wor- 
auf schon  Sanchez  colecc.  tom.  III  vermuthete.  Homo  genitus 
konnte  einen  mann  von  herkunft,  einen  edeln  bedeuten,  wie 
man  einen  solchen,  aber  minder  kühn,  mhd.  von  geburt,  fr. 
homme  de  naissance  nennt,  und  hieraus  konnte  sich  die  bed. 


I.    GERGO-GETTARE.  160 

artig  entwickeln,  die  auch  gentilis  d.  i.  qui  gentem  habet  an- 
nehmen  muste.     Vgl.  Grandgagnage  v.  ajancener. 

Gergo  it.,  sp.  xerga;  it. gergone,  fr.  Jargon;  alt- 
sp.  girgonz  Alex,  (gebildet  wie  vascuence  =  vasconice), 
nsp.  gerigonza,  pr.  gergonz  Gloss.  occ.  kauderwälsch,  roth- 
wälsch.  Alt  fr.  sagte  man  für  jargonner  auch  gargoner  ßo- 
quef.,  Rob.  leßiabl.  IHK  col.  1,  dltengl.  gargoun  Halliw. :  hier-' 
aus  folgt  1)  daß  trotz  dem  pic.  gergon  (denn  diese  mundart 
pflegt  das  gutturale  g  zu  bewahren)  ga  der  ursprüngliche  an- 
laut  war,  2)  daß  das  wort  von  Frankreich  ausgegangen.  Qleich- 
wohl  ist  sein  Ursprung  nicht  sicher,  wenigstens  kann  es  von 
dem  nord.  jarg  salbaderei  nicht  herrühren.  Man  sagt  fr.  le 
jarsjargonne  der  gänserich  schnattert,  allein  die  art  der  ab- 
leitung  von  Jargon  aus  jars  läßt  sich  nicht  klar  machen.  Es 
möchte  also  wohl  gebildet  sein  aus  dem  roman.  stamme  garg 
(s.  oben  gargatta),  so  daß  es  eig.  gegurgel,  widerliches  un- 
verständliches gerede  bedeutete.  Vgl.  auch  das  sp.  guirigay 
kauderwälsch.  * 

G  e  r  1  a  it.,  neupr.  g  e  r  I  o ,  alt  fr.  g  e  u  r  1  e  Nouv.  fabl.  p.  p. 
Meon.  1.220,  jarle  Roquef.  tragekorb,  eimer;  von  gerulus  tra- 
gend. In  den  cass.  glossen  steht  gerala  tina  zuuipar  (zubef), 
worin  gerala  wohl  als  adjectiv  zu  verstehen  ist. 

Gesmino  it.  (entstellt  in  gelsomino,  occit.  gensemil), 
sp.  j  a  s  m  i  n ,  fr.  j  a  s  m  i  n  ein  Staudengewächs ;  ist  das  arab. 
auch  Fersern  und  Türken  bekannte  jäsamün  Freyt.  IV.  514b, 
wo  es  aber  als  ein  fremdes  wort  hingestellt  wird. 

G  e  s  t  a  it.,  g  e  s  t  e  altfr.,  wohl  auch  pr.  g  e  s  t  a  geschlecht, 
stamm,  hat.  gesta  als  Singular  gebraucht  (man  sehe  Ducange) 
bezeichnete  dem  mittelalter  die  thaten  eines  vornehmen  ge- 
schlechtes, sodann  die  beschreibung  derselben,  die  chronik,  end- 
lich, vermöge  einer  Übertragung  der  sachen  auf  die  personen, 
die  geschlechtsfolge ,  den  stamm  selbst.  Altfr.  beispiele  der 
beiden  letzteren  bedd.  sind:  an  (en)  la  geste  est  escrlt  Ch.d. 
Sax.  IL  151;  en  vielle  geste  le  trueve  Ton  lisant  Rom.  de 
Roncev.  p.  67;  Clodois  qui  commenca  la  bone  geste  Nouv.  rec. 
p.  Jubin.  11.19;  la  geste  Mahom  der  stamm,  das  volk  Maho- 
mets  Ch.  d.  Sax.  IL  84;  li  varlet  de  haute  gieste  Eracl.  v.  3362. 
Auch  das  altsp.  wort  heißt  chronik :  aquis  conpieza  la  gesta 
de  mio  Cid  Poema  v.  1093. 

Gettare  gittaree^  sp,  jitar,  pr.  getar  gitar,  fr.  je-! 


170  I.    GHERONE-GHIGNARE. 

ter,  sp.  mit  abgestoßenem  j  echar  werfen;  ßowjactare  oder, 
wie  der  allgemeine  übertritt  des  a  in  e  vermuthen  läßt ,  von 
ejectare,  wal.  aieptä.  Sbst.  fr.  j  e  t  wurf,  auch  Schleuder,  strick, 
pr.  get,  it.  geto.  Zu  merken  ist  pg.  deitar  =  fr.  dejeter, 
von  dejectare,  welches  Gellius  aus  Mattius  anführt ;  die  ältere 
spräche  aber  kennt  auch  geitar. 

Gherone  garone^.,  sp.  giron,  pg.  giräo,  fr.  giron, 
altfr.  auch  gueron  zsgz.  gron  Rom.  d.  comte  de  Poet.  p.  14  fso 
noch  picard.)  schooß,  schleppe,  in  der  wappenkunst  dreieck; 
vom  ahd.  gero  (?),  acc.  gerun ,  mhd.  gere,  altfries.  gare,  diese 
von  ger  speer  wegen  der  gestalt  des  zwickeis  oder  rockschoo- 
ßes:  ebenso  mlat.  pilum  vestimenti  speer  des  gewandes,  s. 
Grimms  rechtsalt.  p.  158. 

Ghiado  it.  äußerste  kälte,  pr.  glay  schrecken,  cat. 
erstaunen;  zsgs.  pr.  cat.  es  glay  s.v.a.  glay,  altsp.  aglayo; 
vb.  it.  agghiadare  vor  kälte  erstarren,  altsp.  aglayarse  er- 
staunen, pr.  esglayar  erschrecken,  niederschlagen,  cat.  in  er- 
staunen setzen.  Prov.  glay  bedeutet  auch  schwert,  von  gla- 
dius,  vgl.  die  form  desglayar  tödten,  neben  desglaziar  Qmlat. 
degladiandi  =  deoccidendi  Class.  auct.  VI.  520«);  auch  altfr. 
glaive  ist  die  tödtliche  wajfe  und  der  tödtliche  schrecken;  it. 
morto  a  ghiado  heißt  erstochen  (com.  parm.  ghiä  stächet), 
agghiadare  auch  erstechen,  niederhauen,  pic.  aglaver  umkom- 
men. Schrecken  oder  kälte  werden  als  ein  herzdurchdringen- 
des schwert  gedacht.  Konnte  aber  it.  ghiado  aus  gladius  ent- 
stehen? durch  dissimilation  allerdings,  da  ghiadio  mislautete. 
Ghiattire  schiattiere  it.,  fr.  clatir,  alt  glatir,  sp. 
pg.  latir  bellen,  anschlagen,  naturausdruck  wie  nhd.  klat- 
schen, ndl.  klat-eren,  gr.  xld&iv  yXd&iv,  lat.  lat-rare. 

G  h  i  g  n  a  r  e  sghignare  it.  heimlich  lächeln,  sp.  g  u  i  n  a  r, 
pr.  g  u  i  n  h  a  r ,  fr.  g  u  i  g  n  e  r  mit  den  äugen  winken,  seitwärts 
blicken,  spähen,  pg.  g  u  i  n  a  r  von  dem  wege  abweichen.  Ent- 
stehung aus  dem  ahd.  winkjan  winken  (in  welchem  falle  it. 
gh  sich  verhalten  müste  wie  in  ghindare  für  guindare)  setzt 
ausfall  des  k  zwischen  n  und  j  voraus,  wofür  sich  kein  zwei- 
tes beispiel  vorfindet:  aus  winken  ward  vielmehr  norm,  guin- 
cher  wie  aus  dem  buchstäblich  nahe  liegenden  wenkjan  altfr. 
guenchir,  nicht  guegnier.  Da  die  picard.  mundart  nicht  wi- 
nier  sondern  guinier  spricht,  so  ist  es  nicht  einmal  rathsam 
den  anlaut  aus  ursprünglichem  w  herzuleiten  und  so  kam 


L    GHIAZZERINO-GHIOTTO.  171 

denn  auch  das  kymr.  gwing  Wendung,  wink  nicht  in  betracht 
kommen.  Ags.  ginian,  altn.  gina,  ahd.  ginen  heifit  gaffen: 
hieran  konnte  sich  etwa  die  franz.  bed.  cmit  den  äugen  ver- 
folgen* und  daraus  wieder  die  andern  entwickeln,  vgl.  fr.  beer 
gaffen,  betrachten;  aber  die  grundbed.  des  rom.  Wortes  ist 
doch  offenbar  winken,  anlächeln,  und  so  passt  es  besser  zu 
ahd.  kinan,  wovon  ein  altes  glossar  sagt  chinit  adrisit  Graff 
IV.  450,  wiewohl  übrigens  anlautendes  deutsches  k  bei  folgen- 
dem vocal  selten  zu  roman.  media  wird.  Auch  bask.  quenua 
kheinua  bedeutet  wink,  es  fragt  sich  nur ,  ob  es  einheimisch 
oder  aus  sp.  guino  entstanden  ist.  Span,  g  härtet  sich  sonst 
nicht  zu  bask.  qu,  aber  die  bildung  hat  roman.  gepräge,  vgl, 
bask.  ceinua  (pr.  senh),  esteinua  ö?r.  estanh). 

Ghiazzerino  it.,  sp.  jacerina,  pg.  jazerina,  pr. 
j  a  z  e  r  a  n ,  altfr.  jazerant  jazerenc,  daher  pg.  jazeräo,  panzer- 
hemd  aus  kleinen  ringen  zusammengesetzt;  npr.  jaziran,  bürg. 
jazeran  halsband  der  weiber.  Eigentlich  ist  das  wort  ein 
von  seinem  Substantiv  getrenntes  adjectiv ,  sp.  cota  jacerina, 
fr.  hauberc  jazerant,  vgl  pr.  l'ausbercs  fonjazerans  das  pan- 
zerhemd  war  von  ringen.  Le  Duchat  leitet  es  vom  dtschen 
ganz-rinc,  das  aber  nicht  vorhanden  ist,  Reiffenberg  zu  Chev. 
au  cygne  p.  71  von  jaque  acerin  stahljacke ,  allein  jaque  ist 
kein  altes  wort.  Span,  jazarino  hei  fit  algierisch,  vom  arab. 
gazäir  Algier:  bezog  man  etwa  die  besten  geringelten panzer- 
hemden  von  dort?  Covarruvias  v.  Argel  versichert  dies  ohne 
bedenken.  Die  Eist,  de  las  guerras  civiles  de  Granada  cap.  8 
kennt  wenigstens  eine  jacerina  labrada  enDamasco.  In  Wolf- 
rams Willehalm'  356,  12  aber  führt  der  könig  der  Berberei 
ein  in  Jazeranz  gearbeitetes  panzerhemd  mit  sich:  der  künec 
von  Barberie  bräht  im  einen  halsperc :  in  Jazeranz  daz  selbe 
werc  worhte  derz  wol  künde.  Aus  keinem  altfr.  gedieht  ist 
diese  auffassung  bekannt,  die  übrigens  der  deutung  aus  jaza- 
rino zu  statten  kommen  würde. 

Ghindare  it.  (für  guindare),  sp.  pg.  guindar,  fr. 
guinder  aufwinden;  vom  ahd.  windan.  Daher  it.  guindolo 
(entartet  ircbindolo),  sp.  guindola,  fr.  guindre;  sp.  pg.  guin- 
daste,  fr.  guindas  und  vindas,  aus  dem  ndl.  wind-as  (wind- 
achse),  daher  bret.  gwindask,  engl,  aber  windlass. 

Ghiotto  it.,  pr.  altfr.  glot  vielfrafi ,  schlemmer;  von 
glütus,  wofür,  nach  gluttire  zu  urtheilen,  auch  gluttus  statt 


178  I.    GHIRLANDA-GIARA. 

fand,  daher  das  roman.  o.  Dsgl.  it.  ghiottone,  sp.  pr. 
gloton,  fr.  glouton,  von  gluto  bei  Festus  s.  v.  ingluvies;  vb. 
it.  in ghi ottire,  pr.  englotir,  fr.  englouter  einschlucken,  von 
gluttire.  Aus  derselben  quelle  ist  pr.  glot  bissen,  schluck, 
und  selbst  das  gewöhnlich  von  gutta  hergeleitete  it.  g  h  i  o  z  z  o, 
worin  sich  tt  in  zz  schärfte. 

Ghirlanda  it.,  sp.  pg.  guirnalda,  altsp.  guarlanda, 
pg.  auch  grinalda,  pr.  cat.  garlanda,  fr. guirlandeÄrcm*. 
Die  bekannten  herleitungen  aus  girare  und  virare  (girulare, 
virulare)  empfehlen  sich  wenig,  da  sich  für  die  vertauschung 
des  anlautes  kein  grund  absehen  läßt,  wenn  auch  die  lautge- 
setze  gu  für  v  erlauben.  Besser  empfiehlt  sich  Frischs  deu- 
tung  aus  mhd.  wieren  einfassen,  ahd.  wiara  kränz,  denen  man 
ein  suffix  1  (wierelen)  anfügen  muß;  das  rom.  suffix  ist  wie 
das  im  fr.  girande  von  girer.  Jault  erinnert  an  ags.  gyrdan 
gürten,  sbst.  gyrdel,  aber  theils  scheint  der  anlaut  ein  ursprüng- 
liches w  zu  verlangen  (vgl.  das  altsp.  guarlanda),  theils  ist 
roman.  i  =  ags.  y  nicht  unbedenklich. 

Ghiro  it.  ein  säugethier,  ratz,  pr.  glire,  fr.  loir  Sie- 
benschläfer; von  glis  gliris.  Abgel  fr.  liron,  sp.  liron,  pg. 
lirao  mit  ders.  bed.  Aus  glirulus  aber  scheint  npr.  greoule 
entstanden.  Eine  deutsche  glosse  bei  Schfneller  IL  472  lautet 
lirun  glires. 

Giä  it.,  sp.  altpg.  ya,  npg.pr.  alt  fr.  ja  adv.,  von  jam; 
nfr.  zsgs.  d  e  j  ä  für  dejä  s=  it.  di  giä. 

Giaco  it.  (in  einigen  wbb.),  sp.  jaco,  fr.  jaque  (f.) 
kurzer  oberrock  der  kriegsleute,  daher  unser  jacke.  Ein  spä- 
teres wort  wohl  von  zufälligem  Ursprung;  nach  Ducange's 
vermuthung,  die  wenigstens  die  lautlehre  nicht  verletzt  wie  die 
herleitung  aus  sagum,  von  Jaque,  dem  namen  eines  häuptlings 
von  Beauvais  um  1358. 

Giallo  it.,  sp.  jalde,  pg.  jalde  j a  1  n e ,  fr.  jaunegelb. 
Die  franz.  form,  urspr.  jalne,  ist  offenbar  t?ow  gälbinus  (wal. 
gälbin),  aus  jalne  aber  ward  mit  einer  kleinen  euphonischen 
Veränderung  jalde,  lomb.  giald.  Ital.  giallo  erklärt  sich  mit 
minderer  Schwierigkeit  aus  ahd.  gelo  (nhd.  gelb)  als  aus  fr. 
jaune,  vgl  a  für  e  im  altit.  gialura  von  gelo  kälte  Poet.  d. 
pr.  sec.  I.  520. 

Giara  #.,  *p.  jarra,  pg.pr.  jarra,  fr.  jarre  großes 
gefäß  mit  zwei  henkeln;  masc.  it.  giarro,  sp.  jarro,  pg*  jarro 


I.    GIARDWO-GIGLIO.  173 

krug  u.  dgl. ;  vom  arab.  garrah  wassergefäß  Freyt  I.  260a.  Im 
altport.  trifft  man  überdies  die  form  zarra  S.  Rosa :  pg.  z  = 
arab.  g  auch  in  andern  fällen. 

Giardino  it.,  sp.  jardin,  pg.  jardim,  pr.  jardin 
gardin  jerzin,  fr.  jardin,  mdartl.  gardin,  dsgl.  fem.  pr.  giar- 
dina  garten;  vom  ahd.  garto  (gen.  dat.  gartin)  oder,  wozu  die 
bildung  giardina  fast  nöthigt,  roman.  ableitung  aus  ahd.  gart, 
urspr.  gard,  Umzäunung,  goth.  gards  behausung,  womit  auch 
gael  gart,  kymr.  gardd  zusammentrifft.  Wal.  gard  'zäun*  ist 
buchstäblich  das  goth.  gards  und  nebst  alban.  garde  vielleicht 
daher  entlehnt,  wogegen  gredine  'garten'  auf  das  glbd.  alban. 
geradi'ne,  serb.  grädina  (von  gräd  festung,  russ.  görod')  zu- 
rückgeht. 

G i a v e  1  o 1 1 o  it.  wahrscheinlich  aus  dem  /r.  j  a  v  e  1  o  t ,  aft 
gavelot,  fehlt  pr.,  bret.  gavlod,  mhd.  gabilöt  Wurfspeer;  mit 
anderm  suffix  it.  giavelina,  sp.  jabalina,  fr.  javeline,  auch 
bret.  gavlin.  Außer  der  herleitung  aus  jaculum,  gegen  welche 
aber  schon  der  altfr.  anlaut  g  sich  erhebt,  sind  zwei  in  be- 
tracht  zu  ziehen.  Nach  Grimm  III.  443  hat  es  seine  quelle  im 
engl,  gavellock,  ags.  gafläc,  einem  compositum,  dessen  erste 
hälfte  sich  in  dem  altn.  speernamen  gefja  wiederzufinden  scheine, 
die  zweite  das  ags.  läc  (spiel)  sein  müsse.  Pott  forsch.  IL  107 
verweist  lieber  auf  ir.  gabhla  speer ,  vgl  auch  Diefenbachs 
celt.  1. 137,  goth.  wb.  II.  40%  Die  zss.  gaf-läc  ist,  zumal  neben 
den  formen  gafeloc  gafeluc,  altn.  gaflok,  allerdings  nicht  un- 
zweifelhaft, das  wort  könnte  sogar  seinen  grund  haben  im 
kymr.  gafl-ach  gefiederter  speer,  einer  grammatisch  richtigen 
ableitung  aus  dem  sbst.  gafl:  wenigstens  wäre  das  umgekehrte 
Verhältnis  nicht  wahrscheinlich,  da  auslautendem  ags.  c  (engl 
k)  regelmäßig  kymr.  g,  nicht  ch  entspricht  (parwg,  cög,  dug 
sb  ags.  parruc,  cöc,  engl,  duke  u.  dgl).  Ohne  etymologische 
bedeutung  scheint  die  altfr.  nicht  unhäufige  form  gaverlot  Brut 
1. 296,  zsgz.  garlot  Gloss.  de  Lille  p.  9a. 

Giga  it.  altsp.  pr.,  gigue  altfr.  ein  Saiteninstrument, 
nsp.  giga,  nfr.  gigue  ein  tanz  mit  musikbegleitung ;  vom  mhd. 
gige,  vb.  gigen,  nhd.  geige,  geigen,  s.  Grimm  II.  47.  Daher 
fr.  gigot  hammelskeule  (wegen  der  ähnlichkeit) ,  sp.  gigote 
gehackt  fleisch  (nämlich  von  der  hammelskeule,  wie  Covarru- 
vias  bemerkt). 

Giglio  it.ysp.pg.  lirio,  pr.  lililirilis,  fr.lis,  über- 


174  I.    GWEPRO— GIRFALCO. 

dies  piem.  mail.  liri,  sard.  lillu,  altsp.  Uli o,  churw.  fem.  gilgia, 
mhd.  gilge,  schwz.  jilge  ilge,  Zfe  £m  bemerkenswerthes  bei- 
spiel  von  dissimilation :  um  dem  wiederholten  \  auszuweichen, 
ward  theils  der  erste  dieser  buchstaben  in  g,  theils  der  zweite 
in  das  verwandte  r  umgesetzt;  gr.Xsi'giov  hat  schwerlich  theil 
daran.  Die  franz.  form  aber  ist  eine  nominativische  lilius, 
wie  das  wort  auch  im  ahd.  lilio,  mhd.  gilge  als  masc.  be- 
handelt ward.  Der  walach.  ausdruck  ist  crin,  vom  gr.  aqi- 
vov.     Vgl  Potts  forsch.  IL  99. 

G  i n e p r  o  it.,  sp.  e n eb r  o ,  pg.  z  i m b r  o  (z  für  g  selten), 
fr.  gen ie vre  wachholder;  von  juniperus.  E  oder  i  für  u 
verräth  franz.  einfluß,  vgl.  genisse  //.  c,  daher  auch  ndl.  je- 
never,  dän.  enebar. 

Ginocchio  it.,  wal.  genunche,  sp.  hinojo,  altsp. 
ginojo,  pg.  giolho  joelho,  fr.  genou  aus  genoil  knie;  von 
genuculum  für  geniculum,  z.  b.  schon  in  der  L.  Sal.  tit.  44. 

Giocolaro  giullaro  it.  von  jocularius;  sp.  joglar  ju- 
glar,  pr.  joglar  twrajocularis;  it.  giocolatore,  altfr.  jogleor, 
nfr.  Jongleur  von  joculator, gaukler,  spielmann;  vb.pic.  jon- 
gier scherzen,  von  joculari. 

Gioglio  it.,sp.  joyo,  pg.  joio,  pr.  juelh  unkraut; 
von  lolium,  vgl.  wegen  des  anlautes  giglio  von  lilium.  Aber 
auch  it.  loglio ,  arag.  luello  u.  s.  w.  Daher  pg.  j  o  e  i  r  a  ge- 
treideschwinge das  unnütze  abzusondern. 

Giorno  it.,  pr.  altcat.  jorn,  fr.  jour  tag;  von  diur- 
num  taglang  (mlat.  jornus),  das  in  einigen  sprachen  über  das 
klanglose  dies  die  überhand  gewann:  noch  it.  di,  sp.  pg.  pr. 
neucat.  dia.  Zsgs.  it.  soggiorno,  altsp.  sojorno  Ruiz,  pr. 
sojorn,  fr.  sejour  aufenthalt  u.  a. 

Giovedi  it.,  fr.  jeudi,  pr.  cat.  dijous  donnerstag, 
von  Jovis  dies,  dies  Jovis;  sp.  jueves,  pr.  auch  jous,  vom 
gen.  Jovis,  wal.  joi,  ven.  romagn.  zobia.  Dafür  pg.  quinta 
feira  wie  ngr.  ns/umy. 

Gir&ff  &  it.,  sp.  girafa,/h  girafe  kameelparder ;  vom 
arab.  zarräfah  Freyt.II.234a. 

G  i  r  f  a  1  c  o  gerfalco  it.,  sp.  g  e  r  i  f  a  1 1  e  (aus  dem  franz.), 
pr.  girfalc,  fr.  gerfaut;  mlat.  gyrofalco  ca  gyrando,  quia 
diu  gyrando  acriter  praedam  insequitur'  Albertus  M.  s.  Ducange. 
Also  nicht  von  einem  dtschen  gir-falco  geierfalk,  da  keine 
altd.  mundart  diese  Zusammensetzung  kennt  und  das  dtsche 


I.    GIRO-GIUNARE.  175 

gir  selbst  nicht  einmal  deutsch  scheint.  Jenes  umherkreißen 
der  raubvögel  heißt  sonst  auch  it.  ruota,  ven.  ronda ;  das  gr. 
xi'qxoq  bedeutet  darum  1)  ring,  kreiß,  2)  falke. 

Giro  it. ,  sp.  giro,  pr.  gir  kreiß,  umlauf ,  umfang; 
von  gyrus.  Altfr.  findet  sich  plur.  gires  geburtswehen  Q.  fils 
Aymon  ed.  Bekker  v.  783,  mundartlich  (in  Berry)  girande 
gerente  kreißendes  weib  (dem  sich  also  das  deutsche  wort 
vergleicht).  Daher  vb.  it.  girare  ff.,  altfr.  girer  sich  im  kreiße 
drehen,  mlat.  gyrare  L.Alam.;  it.  girändola,  sp.  girändula, 
fr.  girandole  feuerrad,  von  einem  verlorenen  giranda,  ent- 
sprechend dem  erhaltenen  fr.  girande ;  fr.  g  i  r  o  u  e  1 1  e  Wetter- 
fahne für  girotette  (vgl.  it.  girotta),  nicht  durch  ou  erwei- 
tert aus  girette. 

Giubba  giuppa  it.,  sp.  al-juba,  pr.  jupa,  fr.  jupe, 
dsgl.  mit  i  comask.  cremon.  gihba,  mail.  churw.  gippa,  mhd. 
gippe  joppe;  abgel.  it.  giubbone,  sp.  jubon,  pg.  jubäo  gi- 
bao,  cat.  gipö,  pr.  jubon,  fr.  jupon,  auch  wal.  jubeä  ein  klei- 
dungsstück,  jacke,  wams.  Die  span.  form  führt  auf  arab.  al- 
gubbah  (al-g'obbah)  baumwollnes  Unterkleid,  in  einem  wb.  aus 
dem  ende  des  10.  jh.  s.  Gol.  460,  Freyt.  1. 238*.  Hierher  auch 
sp.  chupa,  it.  cioppa?  Unser  deutsches  schaube,  früher  schuba, 
hat  dieselbe  quelle,  Schmeller  III.  306. 

G i u  b b  e  tt  o  giubbetta  it.,  fr.  gib  et  galgen,  daher  engl 
gibbet.  Die  ital.  form  weist  sich  deutlich  aus  als  dimin.  von 
giubba ,  so  daß  es  urspr.  den  strick  um  den  hals  bedeutete, 
Jäckchen,  kollerchen,  kragen.  Durch  einen  ähnlichen  scherz 
bezeichnet  der  Spanier  mit  jubon  die  strafe  des  staupbesens, 
gleichsam  ein  wams  von  schlagen.  Über  i  aus  u  vgl.  genisse  IL  c. 

G  i  ü  g  g  i  o  1  a  it.,  sp.  j  u  j  u  b  a  (in  einigen  wbb.),  fr.  j  u j  u  b  e 
brustbeere ;  von  zizyphum.  Das  übliche  span.  wort  ist  azufaifa. 

G  i  ul  e b b  e  it.,  sp.  j  u  1  e p  e ,  pr.  fr.  j  ul  ep  ein  kühltrank; 
vom  arab.  golab,  dies  vom  pers.  gul  rose  und  ab  wasser,  s. 
Gol.  518,  Freyt.  1. 290a. 

Giulivo  it.,  pr.  altfr.  joli  für  jolif  fröhlich,  nfr.  joli 
artig,  hübsch;  vb.  altfr.  j  oliv  er  jolier  sich  freuen  und  andre 
abll.  Nicht  von  jovialis,  es  ist  ein  von  der  Normandie  aus- 
gegangenes wort,  altn.  jol  freudenfest  zur  Weihnachtszeit,  schwed. 
dän.  jul,  goth.  jiuleis. 

Giunare  it.,  wal.  ajunä,  sp.  ayunar,  pg,  jejuar, 
pr.  j  e  o  n  a  r ,  fr.  j  e  ü  n  e  r  fasten ;  von  jejunare  bei  Tertuttian. 


1*6  I.    GIUNCHIGLIA-GODERE. 

In  ayunar  ward  a  vor  [je]junare  gesetzt  vgl  a-yer  aus  heri, 
ira  jeüner  fiel  j  aus.  jPwr  it.  giunare  ist  üblicher  digiunare 
mit  fast  bedeutungslos  vorgesetzter  partikel,  pr.  cat.  dejunar, 
adj.  digiuno,  dejun  (jejunus).  Eine  andre  zss.  ist  fr.  dejeti- 
ner,  sp.  desayunar,  wal  dejunä  frühstücken,  eig.  fastenbre- 
chen wie  engl,  break-fast. 

Giunchiglia  it.,  sp. junquillo,  fr.  jonquille  eine 
art  narcissen;  von  juncus ,  weil  sie  binsenartige  blätter  hat, 
narcissus  juncifolius.  ■ 

Giuso  it.  abgekürzt  giu,  altsp.  yuso  ayuso  und  jus 
Alex.,  altpg.  Juso  For.  de  Santarem  p.  531,  pr.  Jos  jotz  jus, 
altfr.  jus,  wal.  din  Jos,  partikel  für  lat.  infra ;  von  deosum 
für  deorsuin,  im  frühen  mlat.  bereits  josum  jusum  wie  jornus 
von  diurnus  (et  pausant  arma  sua  josum  L.  Alam.),  im  altsp. 
noch  diuso :  de  parte  de  diuso  de  la  cabeza  Cabrera  IL  703. 

Giusquiamo  it.,  sp.  josquiamo,  fr.  jusquiame 
(f.)  bilsenkraut;  von  hyosciamus,  schon  beiPalladius  entstellt 
in  jusquiamus,  Rom.  gr.  1. 202.  x 

Giusta  giusto  it.  (ebenso  contra  contro),  pr.  josta, 
altfr.  joste  juste;  von  juxta,  roman.  auch  für  secundum  ge- 
braucht wie  bereits  im  classischen  und  häufiger  im  mittellatein. 
Daher  vb.  it.  giusta re  giostrare,  sp.  justar,  pg.  justar,  pr. 
jostar  justar,  fr.  jouter,  aftjoster  juster  1)  vereinigen,  2)  zu- 
sammentreffen mit  den  w äffen,  zusammenstoßen,  turnieren; 
sbst.  it.  g  i  o  s  t  r  a ,  pr.  josta  justa,  fr.  joute  turnier,  mhd.  tjost, 
mndl.  joeste.  Nach  Ferrari  u.  a.  von  justus  s.  v.  a.  pugna 
parium  s.  aequalium.  Die  grundbed.  hat  sich  am  besten  in 
der  mundart  von  Berry  erhalten:  mon  champ  joute  au  sien 
gränzt  oder  stößt  daran.  Zsgs.  pr.  ajostar,  fr.  ajouter  ver- 
einigen, beifügen. 

Gobbo  it. ,  churw.  gob  buckel,  fr.  gobin  bucklicht; 
von  gibba  gibbus.  Das  kymr.  gob  häufe,  dämm  liegt  mit  seiner 
bedeutung  mehr  ab  als  das  lat.  gibbus  mit  seiner  form,  denn 
hier  ist  nicht  zu  übersehen,  daß  das  frühere  mlatein  häufig 
mity  gybbus  schrieb  (gr.  xvcpog')  und  gewiss  auch  sprach  (z.b. 
Gloss.cass.,  Gloss.  bibl.  Hattemerp.  227b,  Gloss.  lindenbrj;  ein 
vocabularius  hat  gradezu  mit  u  =  roman.  o  gupios  hover  (hök- 
ker)  Haupts  ztschr.  III.  373. 

G ödere  gioire  it.,  altpg.  gouvir,  pr.  gauzir  jauzir, 
fr.  jouir,  pic.  segaudir  sich  freuen,  genießen,  wwgaudere; 


I.    GOFFO-GONFALONE.  177 

sbst.  pg.  goivo,  pr.  gaug  joi,  walcl  goy  frende,  dsgl.  fem. 
it.  gioja,  sp.  joya,  pg.  pr.  joia,  fr.  joie  fr  ende,  kleinod 
(sp.  pg.  letzteres,  fr.  erster  es ,  it.  pr.  beides),  von  gaudium, 
pl,  gaudia  ;  abgel.  it.  giojello,  sp.  joyel,  pr.  joiel,  altfr.  joel, 
nfr.  joyau  juwel,  mlat.  unrichtig  jocale  für  gaudiale.  Eieher 
auch  pr.  j  auz  i  o  n  ,  fem.  jauzionda,  ton  gaudibundus  bei  Apu- 
lejus  und  im  mlatein. 

G  o  f  f  o  it.,  sp.  g  o  f  o ,  fehlt  pg.,  fr.  g  o  f  f  e  plump,  tölpel- 
haft, ital.  auch  plump  gearbeitet,  mdartl.  engl,  gofguff  Halliw. 
Ist  es  auch  enthalten  in  der  isid.  glosse  bigera  vestis  gufa  vel 
villata,  wo  es  grob  zu  bedeuten  scheint,  so  ist  uns  seine  her- 
kunft  gleichwohl  verborgen.  Man  hat  an  gr.  xcoyög  dumm, 
stumpf  erinnert;  ganz  unstatthaft  leitet  es  Frisch  vom  dtschen 
gauch  geck.  Zusammenhang  damit  verräth  aber  bair.  goff 
dummkopf. 

G  o  lfo  it.  sp.  pg.  meerbusen,  daher  fr.  g  olfe,  pr.  g  olf  ö, 
das  eigentliche  fr.  wort  ist  gouffre  (m.)  abgrund,  Strudel, 
eine  auch  dem  span.  worte  nicht  versagte  bedeutung  s.  Co- 
varruvias.  Auch  dieser  Schifferausdruck  ist,  wie  manche  an- 
dre, aus  dem  griech. :  von  xöXno;  (meerbusen,  Höhlung)  ward 
n  aspiriert,  was  z.  b.  auch  in  trofeo  von  tqouuIov  geschah, 
und  schon  ein  altes  glossar  gewährt  sinus  xoXqiog  s.  Ducange 
gloss.  graecum.  Die  niederl.  spräche  hat  gulp  golf,  veraltet 
golpe  golve  Strudel,  fluth  u,  dgl. 

Golpe  it.  (flor),  so  auch  altsp.  im  Alex.,  chw.  guolp 
golp,  daher  altsp.  gulpej  a  Ruiz,  altfr.  goupillc  gourpille,  ge- 
wöhnlich masc.  goupil  gourpil,  mundartl.  wourpille  vverpille 
werpil  fuchs;  vb.  altfr.  goupiller  sich  verkriechen  wie  der 
fuchs,  sich  feige  benehmen ;  nfr.  g  o  u  p  i  1 1  o  n  wedel,  eig.  fuchs- 
schwänz,  und  wohl  selbst  goupille  Stift  d.  h.  schweif  des  na- 
geis im  gegensatze  zum  köpfe.  Wegen  der  vorliegenden  be- 
handlung  des  anlautes  in  vulpes  s.  Rom.  gr.  I.  187.  Prot,  blieb 
volp  unverändert.  Andre  namen  des  fabelberühmten  thieres 
sind:  fr.  renard,  pr.  guiner,  cat.  guineu,  sp.  raposa,  zorra, 
altsp.  marola  (nach  Seckendorf) ,  gulhara  Ruiz,  sard.  mar- 
giani,  occit.  mandro  Goudelin. 

Gömona  gömena  gümina  it.,  gümena  sp.  pg.,  gou- 
mene  fr.  tau,  ankertau;  nach  Nuratori  und  älteren  etymo~ 
logen  vom  arab.  al-gommal  schiffsseil  (?). 

Gonfalone  it.,   altpg.  gonfaläo,  pr.  altfr.  gonfa- 

n 


178  I.     GONFIARE— GORDO. 

non,  nfr.  gonfalon  kriegsfahne;  vom  ahd.  gundfano,  dies 
von  gundja  kämpf,  fano  tuch.  Auf  die  form  cundfano  weist 
piem.  sp.  confalon,  pr.  confanö,  altfr.  confanon,  sie.  eunfa- 
luni,  ven.  confaloniero. 

Gonfiare  it.,  fr.  gonfler,  wal.  genfä  aufblähen; 
von  lat.  conflare  für  inflare  (neupr.  mit  tenuis  coufla) :  inte- 
stina conflata  für  inflata  Coel.  Aurel.  Adj.  it.  gonfio,  in 
Genf  gonfle  =  fr.  gonfle,  wie  daselbst  auch  enfle  für  enfle 
gesagt  wird,  dsgl.  bürg,  gonfle,  neupr.  coufle.  Auch  npr.  gofe 
vollgestopft,  goufä  blähen,  bauschen,  genf.  goffet  dick,  fett, 
scheinen  hieher  zu  gehören  und  nicht  zu  goffo. 

Gonna^.  weiberrock  vom  gürtet  bis  zur  ferse  reichend, 
altsp.  gona  Canc.  de  Baena,  und  so  pr.  gona,  altfr.  gone  rock 
zumal  der  manche,  mlat.  gunna  beim  h.  Bonifacius,  mittelgr. 
yovva  s.  v.  a.  dicp&sga  feil,  kleid  von  feil,  alban.  gune  mantel, 
rock.  Varro  de  ling.  lat.  kennt  gaunäcum  zottige  decke  oder 
bekleidung :  der  Wegfall  der  letzten  sylbe  (wie  im  it.  chiasso 
aus  classicum,  im  altfr.  rüste  aus  rusticus)  läßt  sich  zugeben;  im 
ital.  aber  ist  es  nicht  üblich  das  auf  lat.  au  gegründete  o  durch 
doppelconsonanz  zu  schärfen,  auch  würde  der  Provenzale 
lieber  gauna  gesagt  haben.  Eben  so  wenig  ist  es  von  yovva : 
umgekehrt  wird  dem  Neugriechen  das  rom.  o  oder  lat.  ü  zu 
ov  (ßovXa,  [iovt^os,  xovna,  oovna,  ßovgxl^a,  it.  bolla,  niOZZO, 
coppa,  fr.  soupe,  brosse).  Es  fragt  sich  nun,  ist  kymr.  gwn 
=  engl,  gown  acht  celtisch?  Sonst  kann  dies  nebst  seinem 
dimin.  gynnell  recht  wohl  aus  gone  gonelle  entnommen  sein 
wie  etwa  fwl  aus  fol.  Der  Ursprung  des  Wortes  ist  also  noch 
aufzuklären. 

Gonzo  engonzop<7.,  sp.  gonce  gozne,  fr.  gond,  pr. 
gofon  für  gonfon  thürangel.  Nicht  alle  gleiches  Ursprungs: 
gonzo  könnte  von  conlus  spieß,  freilich  mit  einer  nicht  ge- 
wöhnlichen schärfung  des  t  herrühren;  gofon  führt  auf  gom- 
phus  pflock,  im  mlat.  häufig  gebraucht;  gond  neigt  sich  mehr 
zum  ersteren  wort,  ist  aber  wohl,  mit  hinsieht  auf  das  glbd. 
lothr.  angon,  von  ancon  haken. 

Gordo  sp.  pg.,  gort  pr.  dick,  fett,  fr.  gourd  steif, 
ungelenk,  engourdir  erstarren  machen;  vom  lat.  gurdus 
dumm,  tölpelhaft,  bei  Laberius  nach  Gellius  zeugnis,  auch  bei 
Quintilian,  der  die  sage  mittheilt,  es  sei  aus  Spanien  gekom- 
men, ex  Hispania  duxisse  originem  audivi,  vgl.  die  altsp,  bed. 


I.    GORGO-GRACCO.  170 

dumm.  Wie  die  begriffe  dick  und  dumm  sich  berühren,  s.  Rom. 
gr.  I.  69.  Der  Italiäner  hat  ein  compos.  i  n  g  o  r  d  o  gefräßig, 
unmäßig ,  übermäßig ,  welches  Menage  unstatthaft ,  weil  der 
gefräßige  fett  werde,  aus  gurdus  herleitet:  was  soll  alsdann 
die  Zusammensetzung  mit  in  ?  Es  scheint  vielmehr  aus  in 
gurgitem  'in  die  gurgel  hinein  entstanden,  vgl.  denselben  fall 
beim  altfr.  adj.  enfrum  II.  c. 

Gorgo  it.,  pr.  altfr.  gorc  gort,  nfr.  gour  Strudel; 
dsgl.  it.sp.pr.  gorga,  fr.  gorge,  mit  palatalem  git.gor- 
gia  u.  s.  w.  Strudel,  Schlund,  gurgel;  vongurges,  dem  nur  die 
erste  b ed.  zukommt.  Prov.  gorgolh  von  gurgulio,  vb.  it. 
gorgogliare  u.  s.  w. 

Gorr a  it.  sp.  pg.,  span.  auch  gorro  eine art  mutzen;  von 
unbekannter  herkunft.  Die  grundbed.  mag  band  oder  binde  ge- 
wesen sein,  da  das  ital.  wort  auch  weidenzweig,  das  port.  auch 
binsenstrick  heißt,  ein  altfr.  gorre  (bei  Roquef.)  mit  ruban 
übersetzt  wird. 

Gota  it.,  pr.  gauta,  fr.  joiie  (daher  engl  jaw?)  kinn- 
backen,  wange;  in  mundarten  1  füru,  cat.  galta,  moden.  golta, 
chw.  gaulta;  der  Spanier  hat  nur  g altera  backen  am  heim. 
Bei  der  erklärung  dieses  Wortes  gilt  es  um  den  prov.  diph- 
thong  au,  woraus  o,  al,  ou  hervortraten;  gauta  ist  lat.  ga- 
bata,  mlat.  gävata  zsgz.  gau'ta,  wie  parabola  paravola  pa- 
rau'la  erzeugte.  Gabata  bedeutet  eßgeschirr  (occ.  gaoudo)  und 
so  verräth  gauta  eine  der  Volkssprache  durchaus  gemäße  auf- 
fassung  menschlicher  körpertheile ,  die  auch  in  andern  Wör- 
tern begegnet.  Das  der  lat.  form  noch  näher  tretende  dem 
fr.  joue  gleichbed.  bret.  gaved  (fehlt  kymr.)  muß  jeden  zwei- 
fei an  der  richtigkeit  dieser  herleitung  beseitigen.  Darf  man 
wegen  der  begriffe  vergleichen  ags.  ceäc  ceäca  (engl,  cheek) 
wange  und  ceäc  (mlat.  caucus)  trinkg eschirr? 

Gotta  it.,  sp.  pg.  gota,  fr.  goutte  gicht,  wal  gute, 
it.  g  o  c  c  i  o  1  a  schlag fluß ;  von  gutta,  dtsch  troph  Vocab.  opt. 
p.  4P,  tropfen  apoplexia  wb.  v.  1445  bei  Schmeller  1. 499,  vgl. 
Frisch  IL  389c,  sogenannt,  weil  man  die  Ursache  dieser  krank- 
heiten  gewissen  aus  dem  hirn  herabfallenden  tropfen  zuschrieb. 
S.  auch  Ducange  s.  v. 

Gracco  gracculo  gracchia  it.,  sp.  grajo  graja,  pg. 
gralho  gralha,  pr.  in  letzterer  form  und  so  altfr.  graille 
elster,  dohle;  von  graculus,  mlat.  gracula. 


180  I.    GRACIDARE— GRAMO. 

Gracidare  it.  quaken  (vom  frosch),  sp. pg.  g r a z n a r 
krächzen  (rom  raberi);  lehnen  sich  dem  lat.  crocitare  an. 

Grada  iL  sp.,  pg.  grade  (f.)  guter,  sp.  pg.  auch  ege, 
crates  dentata;  it.  gradella  geflochtener  fischb ehält er ;  von 
crates.  Aus  dem  dimin.  craticola  (miat.  graticula  Hattemer 
1.246*)  entstand  fr.  grille  gril,  mail  grell a  rost,  gitter,  vb. 
fr.  gril ler  rösten,  eig.  für  graule  graille  (wegen  des  neufr. 
i  aus  altfr.  ai  s.  chignon  und  grignon  II.  c),  altfr.  sonst  auch 
grail  Jubinal  jongl.  et  trouv.  p.  133,  vb.  graelier  G.  de  Viane 
2744,  graaillier  Brut  1.  p.  165,  Nouv.  fabl.  p.  p.  Meon  II.  p.  101, 
noch  jetzt  in  Berry  gräier. 

Grado  it.  sp.  pg.,  pr.  grat,  fr.  gre  belieben,  dank; 
von  gratum  gefälligkeit.  Zsgs.  it.  malgrado,  pr.  malgrat, 
fr.  malgre  schlechter  dank,  adverbial  gewöhnlich  mit  unter- 
drückter präpos.  (a)  malgrado  u.  s.  f.  zum  undank,  wider  wil- 
len, zum  trotz,  vgl.  lat.  male  gratus  nicht  recht  dankbar.  Vb. 
it.  gradire,  pr.  grazir  zu  dank  aufnehmen;  zsgs.  it.  aggra- 
dire  aggradare,  sp.  agradar,  pr.  agradar  agreiar,  fr.  agreer 
genehmigen,  gefallen,  von  a  grado  u.  s.  w.  zu  danke;  adj.  it. 
agradevole,  sp.  pr.  agradable,  fr.  agreable  angenehm. 

G  r  a  f  f  i  o  it.,  sp.  g  a  r  1'  i  o  garfa,  pr.  g  r  a  f  i  6  haken,  kralle; 
vb.  it.  graffiare,  bürg,  graffiner  (sbst.  graffin)  kratzen; 
zsgs.  fr.  agrafe  klammer;  it.  aggraffare,  sp.  agarrafar 
engarrafar,  wall,  agrafer  ergreifen.  Gewöhnlich  hält  man  graf- 
fio  für  das  lat.  graphium  griffet,  aber  die  bed.  haken  wider- 
steht. Diese  bedeutung  aber  findet  sich  im  ahd.  krapfo  krafo, 
wofür  auch  krapfjo  krafjo  zu  vermuthen  ist.  Ihm  geht  zwar 
auch  ein  kymr.  craf  crap  zur  seite,  bei  dem  sich  aber  das 
dem  stamme  angefügte  i  in  graffio  minder  leicht  würde  er- 
klären lassen. 

Grama  sp.  romagn.,  it.  grämola,  pg.  gramadeira 
hanf breche,  sp.  g r a m i  1 1  a  hanfschwinger ;  vb.  pg.  gramar, 
romagn.  grame  hanf  brechen,  sp.  gramar  teig  kneten,  it.  gra- 
molare  mit  beiden  bedd.  Entsprechend  bair.  gramel,  gramein 
=  gramola,  gramolare.  Nach  Frisch  1.371*  von  carminare, 
nicht  gegen  die  lautgesetze.     Vgl.  auch  Dief.  goth.  wb.  IL  425. 

Gramo  it.,  pr.  g r a m ,  altfr.  gram  g r a i m  Alexis str. 26 
betrübt;  sbst.  altfr.  g r a i g n  e  Ch.  d'Antioche  1. 68;  vb.  it.  g  r a- 
mare,  altfr.  gramoier  gremoier  betrüben;  vom  ahd.  gram 
erzürnt,  unmuthig,  grairu  erbitterung,  gramjan  gramen  auf- 


I.    GRAMPA-GRATTARE.  181 

reizen.    Dieselbe  Wendung  in  den  bedeutungen  nahmen  z.  b. 
das  nhd.  gram  und  das  pr.  ira  kummer. 

Grampa  it.  kralle,  aggrampare  häkeln,  fr.  crampe 
krampf,  crampon  klammer,  bürg,  se  crampir  sich  anklammern, 
altfr.  cranpi  zusammengekrümmt  Ren.  I.  p.  52;  vom  ahd.  cramph 
gekrümmt,  nhd.  krampf. 

Grana  it.  sp.  pr.,  pg.  gräa,  altfr.  graine  ein  färb  e- 
stoff,  scharlach-  oder  färbebeere,  coccus  ilicis,  dsgh  scharlach- 
färbe,  scharlachtuch,  im  span.  auch  Cochenille  (coccus  cacti), 
mlat  grana,  mhd.  gran;  von  granum  kern,  wie  gr.  xoxxog  kern, 
Scharlachbeere,  scharlach  heißt. 

Gran chi o  grancio  it.,  cranc  pr.  cat.,  auch  kymr, 
cranc,  bret.  krank,  wallon.  cranche  krebs,  fr.  chancre  krebs- 
geschwür;  umgestellt  aus  lat.  Cancer  cancri.  Eine  abl.  ist 
pg.  granquejo  und  mit  eingeschobenem  a  garanguejo,  span. 
aber  cangrejo,  gleichsam  cancriculus.  Daher  auch  it.  gran- 
cire  anpacken,  ergreifen? 

Granito  it.,sp.  granido,  fr.  granit  ein  harter  stein; 
von  granum,  weil  er  mit  körnem  durchsetzt  ist,  partic.  des 
roman.  vbs.  granire  körnicht  machen. 

Granja  sp.,  pg.  pr.  granja,  fr.  grange  scheune; 
eig.  kornboden,  vom  adj.  granea,  schon  im  frühsten  mlatein 
gebraucht:  si  enim  domum  infra  curtem  incenderit  aut  scu- 
riam  aut  graneam  vel  cellaria  L.  Alam.  81,2.  Außer  granea 
begegnet-  auch  granica :  ad  casas  dominicas,  stabulare,  fenile, 
granicam  cet.  L.  Baiw.  1,  14,  sicher  das  altfr.  granche,  pr. 
granga.  Die  speciell  span.  beä.  ist  meierei,  daher  vb.  gran- 
ge ar  bewirtschaften,  bauen,  pflegen. 

Grappa  it.,  sp.  pr.  grapa  klammer,  kralle;  sp.  gra- 
pon  dass.;  fr.  grappin  anker,  ven.  grapeia  Mette;  vb.  it. 
grappare  aggrappare,  norm,  grapper,  pic.  agraper  packen 
(agrape,  wallon.  agrap  =  fr.  agrafe).  Vom  ahd.  krapfo,  nhd. 
krappen,  vgl.  kymr.  crap.  Zu  demselben  stamme  bekennt  sich 
it.  grappo  grappolo,  fr.  grappe,  altfr. pic.  champ.  crape  trau- 
benkamm,  traube  u.  a. ,  ndl.  grappe  krappe  KU.,  engl,  grape. 

Gras  so  it.,  sp.  graso,  pg.  graxo,  pr.  chw.  wäl.  fr. 
gras  adj.  fett;  von  crassus,  mlat.  grassus,  vgl.  nd/og grassi- 
tudo  Gl.  gr.  lat. ;  aber  auch  it.  pg.  crasso,  sp.  craso  crasio,  fr. 
crasse  dick,  grob,  zumal  in  flg.  bedeutung. 

Grattare  it.,  sp.  pr.  gratar,  fr.  gratter  kratzen; 


188  I.    GRENA— GRIDARE. 

vom  ahd.  chrazön,  ndl.  krat-sen  u.  s.  w.  Daher  fr.  gratin, 
egratigner;  dsgl.  mit  seltnem  suffix  it.  grattugio,  dauph. 
gratusi  raspel,  reibeisen,  vb.it.  grattugiare,  pr.  gratuzar,  alt- 
fr.  gratuser. 

Grefia  sp.  verworrnes  haar,  pg.  grenha  haupthaar, 
pr.  g  r  en  (m.)  bart;  daher  altsp.  gr  e  h  o  n  grinon  Berc.  Alex, 
s.  Sanchez  gloss.  u.  Ochoa  p.  569%  pr.  altfr.  grignon  grenon 
guernon  bart  sowohl  der  Oberlippe  wie  des  kinnes :  pr.  los 
grenons  loncs  sobre  la  boca  Jaufr.  64%  altfr.  a  son  menton 
n'avoit  ne  barbe  ne  grenon  Flor,  et  Bl.  p.  89.  Granus  hat 
schon  Isidorus:  videmus  granos  et  cinnabar  Gothorum;  ahd. 
grani  (plur.),  mhd.  gran,  altn.  grön.  Die  roman.  formen  mit 
erweichtem  n  können  in  dem  i  des  ahd.  plurals  ihrm  grund 
haben.  Vgl.  Grimms  rechtsalt.  283,  Dief.  goth.  wb.  I. 317,  II.  427. 

G  r  e  p  p  i  a  it.,  mdartl.  creppia,  pr.  c  r  e  p  i  a  crepcha,  altfr. 
crebe  Roquef.  greche  Ruteb.  IL  p.6,  nfr.  er e  ch e  krippe; 
vom  ahd.  krippa  krippea,  welche  letztere  bei  Graff  nur  ein- 
fach belegte  form  nach  den  roman.  bildungen  zu  schließen  die 
älteste  oder  üblichste  gewesen  sein  muß,  auch  alts.  cribbia. 
Prov.  crupia,  piem.  ven.  grupia,  gen.  groeppia,  romagn.  gro- 
pia  schließen  sich  dem  ndd.  krubbe  an,  s.  Brem.  wb.;  die  bask. 
spräche  besitzt  das  ganz  ähnliche  khorbua. 

Gretto  it.  geiz,  knickerei,  adj.  knickerig;  vom  mhd. 
grit  gier,  habsucht,  adj.  gritec.  Derselben  herkunft  mit  nie- 
derd.  d  für  t  ist  fr.  gredin  (pic.  guerdin ,  lothr.  gordin) 
bettelhaft,  armselig,  vgl.  goth.  gredus,  altn.  gräd,  engl,  greed 
hunger,  gier.    S.  Frisch  1. 374*,  Dief.  goth.  wb.  II.  428. 

Greve  it.,  pr.  greu,  altfr.  grief  (nfr.  sbst.  grief), 
wal.  greu  schwer;  von  gravis,  daher  it.  aggrevare,  altfr. 
agrever,  pr.  aber  agreujar  (gleichsam  aggraviare  aggreviare), 
altfr.  agregier  beschweren,  wie  auch  nfr.  rengreger  ver- 
schlimmern. Sprach  man  grevis  um  das  wort  seinem  gegen- 
satze  levis  anzugleichen  ?  man  erwäge  die  prov.  formet  ni  greu 
ni  leu  'weder  schwer  noch  leichf. 

Gridare  it.,  sp.pg.mit  t  gritar,  fr,  crier  schreien, 
daher  engl,  cry;  sbst.  it.  grido  grida,  sp.  grito,  fr.  cri 
schrei,  ruf.  Dazu  mdartl.  formen  wie  parm.  cridar,  ven.  cria- 
re,  mail.  criä,  altsp.  cridar  gridar,  crida  grida  grido.  Dem 
hier  bemerklichen  schwanken  zwischen  tenuis  und  media  un- 
terliegen auch  andre  Wörter  und  so  kann  es  keinen  grund  her- 


L    GRILLO-GROPPO.  188 

geben  die  formen  zu  trennen  und  aus  verschiedenen  quellen 
herzuleiten.  Man  findet  diese  z.  b.  im  goth.  gretan  weinen, 
oder  im  ndl.  kryten  schreien,  oder  auch  in  celt.  Wörtern.  Aber 
die  nächste  quelle  bietet  das  latein.  Sprachgebiet  selbst.  Schon 
Scaliger  verwies  auf  das  glbd.  quirftare,  roman.  ausgespro- 
chen kiritare,  welches  sein  kurzes  tonloses  i  im  laufe  der  zeit 
nicht  retten  konnte  und  in  critare  gridare  übergehen  muste; 
ein  ganz  ähnliches  beispiel  ist  der  franz.  eigenname  Cricq  aus 
Quiricus  s.  das  vocab.  hagiol.  bei  Menage,  oder  auch  triaca 
aus  theriaca.  Aber  im  frühern  mlat ein  begegnet  noch  die  un- 
verkürzte form:  quiritant  vermes,  cum  vocem  dant  Gloss. 
lindenbr.,  vgl.  it.  gridallo  vom  frosche  gebraucht;  vielleicht 
auch  quaeritat  clamat  Gloss.  erford.  369,  13.  In  der  altfr. 
Passion  Christi  str.  72  findet  sich  die  abl.  cridarun  offenbar 

für  cridazun,  buchstäblich  das  lat.  quiritalio.  Eine  zss.  ist 
it.  sgridare,  altfr.  escrier,  welches  letztere  zur  herleitung 
aus  ahd.  scrian  verführen  kann. 

Grillo sp._, p(/.gr ilho,  pr.  grilhö,  fr. grillet  hand- 

oder  fußschelle;  sicher  tforagryllus  wegen  des  tones,  wie  auch 

altfr.  gresillon  grille  und  fessel  heißt. 

Grinar  pr.  grinsen,  knurren;   vom  ahd.  grinan,  nhd. 

greinen ;  dsgl. it.  di-grignare,  com.  einfach  grignä,  champ. 

pic.  grigner  les  dents ,  so  auch  in  Berry  u.  s.  w.,  von  einer 

ahd.  form  grinjan  =  ags.  grinian.     Sbst.  chw.  grigna  fratze. 
Griso  grigio  it.,  sp. pg.  gris,  fr.  gris  adj.  grau,  dsgl 

sp.  pr.  altfr.  gris  sbst.  grauwerk;   daher  it.  grisetto,   sp. 

griseta,  fr.  grisette  ein  urspr.  grauer  stoff,  franz.  auch  eine 

person  geringen  Standes.     Vom  altsächs.  gris  canus  in  glossen 

des  8—9.jh.  s.  Graffs  diutiska  11.192,  mhd.  gris  grise,  mlat. 

griseus  (9.jhJ,  von  letzterer  form  it.  grigio  so  wie  chw.  grisch, 

dsgl.  altsp.  griseo. 

Gr o n d a it.,  chw.  grunda,  fr.  severonde,  henneg.  sou- 

vronte,  altfr.  souronde  Wetterdach;  von  subgrunda  bei  Varro, 

wo  es  dieselbe  bedeutung  hat.    Im  franz.  ward  g  elidiert. 
Groppo  gruppo  it.,  sp.  grupo  gorupo,  fr.  groupe 

klump,  knoten;  dsgl.  it.  groppa,  sp.  grupa,  pg.  garupa, 

pr.  cropa,  fr.  Croupe  kreuz  des  pferdes  [vgl  beide  bedd. 

im  fr.  trousse) ;  vb.  altfr.  croupir  hocken,  kauern,  nfr.  stocken. 

Die  würzet  findet  sich  mit  der  bed.  einer  zusammengeballten 

sache  sowohl  in  den  german,  wie  in  den  celt  sprachen,  *.  b. 


184  I.     GROSELLA— GRUMO. 

ahd.  kröpf,  nord,  kryppa  höcker,  ahd.  crupel  krüppel,  vb.  nord. 
kriupa,  ndd.  krupen  hocken,  gael.  crup  zusammenziehen,  kymr. 
cropa  kröpf. 

Grosella  sp.  cat.,  fr.  gros  eil le,  comask.  crosela 
(pg.  groselheira  Nemnich)  Stachelbeere,  Johannisbeere.  Es  trennt 
sich  schon  durch  den  buchstaben  von  grossus  dick  oder  gros- 
sus  unreife  feige,  was  noch  deutlicher  im  henneg.  grusiele  und 
wall,  gruzale  hervortritt ,  und  ist  augenscheinlich  deutscher 
Herkunft ,  wobei  man  die  erste  bed.  als  die  ursprüngliche 
nimmt:  hd.  krausbeere kräuselbeere, schwed.  krusbar,  ndl.  kruis- 
bezie  eine  art  rauher  (krauser)  Stachelbeeren ,  darum  auch 
it.  uva  crespa.  Das  gael.  gröisead  wird  aus  dem  franz.  her- 
rühren. 

Grosso  it.  pg.,  sp.  grueso,  pr.  wal.  fr.  gros  dick, 
daher  sbst.  gros  name  einer  münze.  Das  wort  kommt  schon 
in  der  Vidgata  und  bei  Sulp.  Severus  (vestem  respuit  gros- 
serem) vor  und  kann  mit  dem  deutschen  gröz  grandis,  cras- 
sus,  icelches  prov.  vermuthlich  graut  ergeben  hätte,  nichts  ge- 
mein haben.  In  einer  franz.  mundart ,  der  von  Berry ,  läßt 
sich  aber  auch  das  deutsche  wort  entdecken,  wo  es  die  form 
grot  grout  angenommen:  grot  homme  dicker  mann,  groute 
orge  dicke  gerste,  les  grous  die  großen,  die  reichen. 

G  r  o  1 1  a  it.,  sp.  pg.  g  r  u  l  a ,  fr.  g  r  o  1 1  e ,  pr.  altfr.  mit 
tenuis  crota  crote  höhle,  daher  bürg.  genf.  encrolter  begra- 
ben; üorccrypta  ^y.Qvnri])  keller,  wal.  cripte;  adj.  it.  grottesco 
wunderlich,  phantastisch,  nach  art  der  grotlengemälde.  Ray- 
nouard's  deutung  aus  dem  pr.  cava  rota  gebrochner  keller  Lex. 
rom.  ist  mehr  sinnreieh  als  richtig.  Grupta  gewährt  schon 
eine  ital  Urkunde  vomj.  887,  Ducange. 

Grugnire  it.,  sp.  grunir,  pr. gronhir  gronir,  wall. 
grogni  grunzen,  murren;  von  grunnire.  Nach  erster  conj. 
gebildet  it.  g  r  u  g  n  a  r  e ,  fr.  g  r  o  g  n  e  r.  Daher  sbst.  it.  g  r  u  g  n  o, 
pr.  gronb,  fr.  groin,  altpg.  gruin  S.  Ros.  rüssel,  eig.  grunzer. 
Vgl.  denselben  stamm  im  ahd.  grün,  grunni,  engl,  groan,  kymr. 
grwn  u.  s.  w.  Aus  der  vorclassischen  von  grammatikern  er- 
wähnten nebenform  grundire  ist  pr.  grondir,  altfr.  grondir 
und  grondre,  neufr.  gronder.  Altfr.  groncer  aber  ist  vom 
ahd.  grunzen. 

Grumo  it.sp.pg.  klümpchen,  span,  auch  knospe,  altfr. 
grume  allerlei  getreide  Roquef.,  it.  grümolo  herz  deskoh- 


I.    GUNDAGMRE-GUADO.  185 

les  (von  den  zusammenschließenden  blättern  gebildet),  sp.  gru- 
mete  kleiner  junge,  Schiffsjunge  (vgl.  oben  garzone),  daher 
fr.  gourmette;  fr.  se  grumeler  sich  klumpen,  gerinnen;  von 
grümus  grümulus  häufchen. 

Guadagnare  it.,  chw.  gudoignar,  pr.  gazanhar 
für  gadanhar,  fr.  gagner  für  gaagner  erwerben,  gewinnen, 
altsp.  guadanar  mähen  (bei  Seckendorf) ;  sbst.  it.  g  u  a  d  a  g  n  o, 
pr.  gazanh,  fr.  gain  gewinn,  sp.  guadana,  pg.  guadanha  Si- 
chel, sense.  Das  wort  muß  in  betracht  seines  anlautes  deutsch 
sein  und  vermuthlich  liegt  seine  grundbedeutung  im  altfr. 
gaaigner  das  feld  anbauen  (daher  gaagnage  gaaignerie  Liv. 
d.  rois  436  ausgestellter  acker,  dsgl.  ertrag  desselben),  woraus 
die  bed.  erwerben  erfolgte.  Die  form  führt  auf  ahd.  weida- 
nön  jagen,  weiden  Rom.gr.  I.  282,  oder  auf  weidanjan,  wie 
Wackernagel  altfr.  lieder  p.  156  berichtigt;  ja  auch  ableitung 
aus  weida  (weide,  jagd)  mit  dem  roman.  suffix  agn  ist  ge- 
denkbar. Der  begriff  konnte  sich  von  dem  jagd-  und  hir- 
tenleben  auf  den  ackerbau  erstrecken.  Neben  guadagnare  steht 
noch  pg.  ganhar,  gallic.  guanhar  D.  Diniz  p.  132,  cat.  vol. 
schon  im  13.  jh.  guanyar  erwerben,  vermuthlich  nur  aus  er- 
sterem  zusammengezogen ,  worauf  auch  das  altpg.  gaanharia 
S.Rosa  (für  gadanharia)  weist.  Aber  sp.  altpg.  ganar  ist 
schwerlich  daraus  syncopiert ,  da  seine  form  durch  sehr  alte 
Zeugnisse  geschützt  wird  z.  b.  in  einer  Urkunde  vom  j.  747 
Esp.  sagr.  XL.  357  (quicquid  potui  ganare  vel  applicare)  oder, 
wenn  deren  ächtheit  bezweifelt  würde,  in  einer  andern  vom 
j.  990  (ganavimus  et  emimus  villas)  s.  Ducange.  Am  passend- 
sten stellt  man  es  zum  sbst.  gana  (s.  oben),  denn  das  ziel 
des  begehrens  ist  das  erreichen :  ähnlich  heißt  sp.  alcanzar, 
lat.  consequi  sowohl  verfolgen  wie  erreichen.  Das  arab.  ga- 
nia  (nutzen  ziehen)  hätte  nur  ganar  oder  ganir  geben  können. 
Von  ganar  ist  pg.  ganancia,  zsgz.  ganca,  vb.  g  an  gar,  wo- 
gegen sich  altpg.  guaangar  wieder  guadagnare  annähert.  — 
Dante  braucht  ringavagnare  Inf.  24,  12,  aus  dem  altfr.  re- 
gaagner  mit  eingefügtem  hiatustilgenden  v. 

Guado  it.,  pr.  guä,  fr.  gue  fürt,  vom  ahd.  wat,  altn. 
vad  dass. ;  vb.  it.  g  u  a  d  a  r  e ,  pr.  g  u  a  z  a  r  (guasar  Gloss.  occ), 
fr.  gue  er,  von  watan,  rihd.  waten.  Der  Spanier  hat  vado 
vadear  nach  dem  lat  ein. ,  aber  doch  esguazo  esguazar  aus 
dem  provenzdl,  so  auch  der  Italiäner  g  u  a.  z  z  o  guazzare,  Letz*. 


186  I.    GÜADO-GÜALDA. 

teres  heißt  auch  abspühlen,  abschwemmen,  guazzo  heißt  auch 
pfütze,  dazu  noch  guazza  thau,  so  daß  man  an  ahd.  wazzar 
denken  könnte,  allein  fr.  gueer  hat  die  nämlichen  bedd.  ent- 
wickelt wie  guazzare :  aus  dem  waten  ergab  sich  das  abspüh- 
len, da  dies  an  seichten  stellen  des  flusses  geschieht.  Aber 
einfluß  des  prov.  z  muß  angenommen  werden:  schär fung  des 
d  zu  z  ist  im  ital.  selten  und  geschieht  nur  nach  n  und  r. 
Hieher  vielleicht  auch  sp.  guächaro  wassersüchtig,  guacha-pear 
das  wasser  mit  den  fußen  trüben.  Vgl  dazu  Diefenbachs 
goth.wb.  L248. 

Guado  it.,  fr.  guede  (f.),  in  der  alten  spräche  gaide 
waide  Guill.  d' Anglet,  p.  129,  mdartl.  vouede  eine  pflanze,  waid; 
ist  das  ahd.  weit,  ags.  väd,  s.  Grimm  II.  67.  Aus  der  be- 
kannten altfr.  einschiebung  des  s  (guesde)  entstand  mlat.  wais- 
da  guasdium  guesdium,  wall,  waiss  adj.  königsblau  (für 
waist,  wie  cress  für  crest,  lat,  crisla;  aouss  für  aoust,  lat. 
augustus).  Sp.  pg.  glasto  ist  buchstäblich  das  gallische gla- 
stum,  s.  Diefenbachs  celt.  1. 139. 

G  u  a  i  it.  sp.  pg.,  altfr.  w  a  i  S.  Bern.,  nfr.  o  u  a  i  s ,  interj. 
für  lat.  vae;  sbst.  it.  guajo,  sp.  pg.  guaya;  vom  goth.  vai, 
ahd.  we,  vgl.  kymr.  gwae.  Die  altvenez.  mundart  hat  auch 
ein  adj.  guajo  entwickelt. 

Guai'me  it.,  altfr.  gain  Ren.  IL  133,  wallon.  wayen, 
lothr.  veyen,  nfr.  zsgs.  re-gain  grummet;  kann  nicht  aus 
gagner,  urspr.  gaagner,  geformt  sein,  füglich  aber  aus  ahd. 
weida  futter,  gras,  nhd.  weide,  oder  aus  weidön  füttern,  mit 
dem  rom.  suffix  ime  guad-ime  gua-ime:  so  floß  it.  guastime 
aus  guastare.  Das  urspr.  m  hat  sich  auch  im  henneg.  waim- 
iau  behauptet.  JSormann.  lautet  das  wort  mit  euphonisch  ab- 
geändertem stammvocal  vouin  (für  gouin  gain  s.  Rom.  gr.  L 
164  note),  altfr.  vuin  (nicht  win  zu  lesen) :  aussi  qu'an  vuin, 
lat.  sicut  in  tempore  autumpni  Brandaine  ed.  Jub.  p.  103  u.  51. 

Guaina  it.,  fr.  gaine,  aWgaine,  henneg.  waine,  auch 
kymr.  gwain  scheide;  von  vagina,  Rom.gr.  1.187.  Den  hia- 
tus  zu  beseitigen  spricht  der  Mailänder  guadinna,  der  Vene- 
zianer guazina. 

Gualda  sp.,  pg.  gualde,  fr.  gaude,  it.  guadarella 
(Nemnich)  eine  pflanze  zum  gelbfärben,  reseda  luteola,  daher 
adj.  sp.  gualdo,  pg.  gualde  gelb,  und  wohl  auch  altsp.  guado 
gelbe  färbe;  vom  engl  weld,  nhd.  wau. 


I.    GUALDRAPPA-GUARENTO.  187 

Gualdrappa  it.,  sp.  pg. gualdrapa  lange  Satteldecke, 
bair.  waltrappen.  Ferrari  erinnert  an  das  seltsame  vastrapes 
qtifuvdlia  (feminalia)  in  den  glossen  des  Philoxenus,  da  eine 
solche  decke  wegen  ihrer  ähnlichen  bestimmung  sich  einer  bein- 
bekleidung  wohl  vergleichen  lasse;  andre  sehen  darin  eine  Zu- 
sammensetzung mit  drappo,  wissen  aber  für  gual  keinen  rath. 

G  u  a  n  t  o  it.,  sp.  pg.  g  u  a  n  t  e ,  pr.  g  u  a  n ,  fr.  g  a  n  t  hand- 
schuh;  das  eigentliche  port.wort  aber  istflua,  guante  bedeutet 
panzerhandschuh.  Mlat.  wantus  liegt  in  sehr  alten  Zeugnissen 
vor ,  schon  Beda  erwähnt  sein  vorkommen  in  Gallien:  tegu- 
menta  manuum,  quae  Galli  wantos  i.  e.  chirothecas  vocant. 
Das  altfr.  wanz  kennen  die  casseler  glossen.  Das  wort  ist 
ein  deutsches,  wiewohl  es  in  der  hochd.  ags.  u.  a.  mundar- 
ten  fehlt,  aber  altn.  vöttr  ist  =  vantr,  schwed.  dän.  vante. 
S.  darüber  Grimms  rechtsalt.  152,  gramm.  III.  451. 

Guappo  neap. ,  mail.  guapo  hochmüthig ,  comask.  vap 
eitel  (v  steht  hier  öfters  für  gu),  sp.  pg.  guapo  kühn,  galant, 
schön  geputzt,  auch  gase,  gouapou;  sbst.  sp.  guapezapraft- 
lerei;  vb.  norm,  gouaper  scherzen.  Der  anlaut  spricht  für 
einen  deutschen  stamm  und  dieser  findet  sich,  wenn  man  das 
prahlerische  oder  eitle  als  grundbegriff  voranstellt,  im  ags.  va- 
pul  pompholix,  Wasserblase  (bei  Somnerus),  vb.  vapolian  spru- 
deln, ndl.  wapperen  flattern.  Wohin  gehört  aber  wallon.  wapp 
wässerig,  süßlich?  doch  wohl  zu  ndl.  weepsch  mit  gl.  bed. 

Guaragno  it.,sp.  guaranon,  a/tfguaran  (#aZ. guarä), 
pr.  (nach Ducange)  guaragnon  hengst;  vom  mlat.  waranio 
L.  Sal.  u.  s.  w.,  dies  aus  dem  deutschen,  altndd.  wrenjo,  mndl. 
wrene,  ahd.  reineo,  vgl.  Graffl.  978,  Grimm  zur  L.Sal.  p.XX  VIII. 

Guardare  it.,  sp.  pg.  pr.  guardar,  fr.  garder  hü- 
ten, vom  ahd.  warten  acht  haben;  sbst.  it.  sp.  guardia  (f.), 
pr.  gu  ar  d  a  (f.),  fr.  gar  de  (f.  m.)  wache,  Wächter,  vom  goth. 
vardja,  ahd.  warto  (m.j,  warta  (f.).  Daher  ferner  it.  guar- 
diano,  sp.pr.  guardian,  fr. gardien  hüter ;  it.  guardingo, 
SP-  P9-  gardingo  behutsam.  Ein  compos.  ist  it.  s  guardare, 
altsp.  esguardar,  altfr.  esgarder. 

Guarento  altit. ,  sp.  garante,  pr.  guaran  guiren, 
fr.  garant  gewährsmann,  mlat.  warens,  altfries.  werand  wa- 
rend ;  aus  dem  ahd.  weren  leisten,  verbürgen,  Grimms  rechts- 
alt p.  603.  Die  prov.  form  guiren  ist  die  reinste,  in  den  übri- 
gen ward  i  mit  a  vertauscht     Vb,  it.  guarentire  «,  s,  f. 


18$  I.    GÜARI-GUARIRE. 

G  u  a  r  i  it.,  pr.  cat.  gaire,  fr.  guere  gueres,  ein  syn- 
onym des  lat.  multum.     Der  Provenzale  hat  außer  gaire  noch 
ein  ähnliches  wort,  zusammengesetzt  aus  grandis  res,  gran- 
ren  ganren,  und  mit  oder  ohne  negation  gebraucht,  wogegen 
gaire  nur  dubitativ  oder  mit  non  negativ  steht.     Als  parti- 
tiva  stimmen  beide  nach  bedeutung  und  construction  ganz  zu- 
sammen und  werden  z.  b.  wie  adjectiva  ohne  weitere  Vermitt- 
lung dem  Substantiv  vorgesetzt:  ganren  vegadas,  gaire  com- 
panhös  wie  it.  guari  tempo.     Gleichwohl  sind  sie  nichts  we- 
niger als  identisch,  indem  der  anlaut  in  gaire,  wie  das  ur- 
alte fr.  waires  (z.  b.  in  den  Serm.  de  Bern.),  das  lothr.  votie- 
re, das  pic.  were,  das  wallon.  wair  und  das  chw.  uera  zur 
gnüge  lehren  und  auch  das  it.   guari  bestätigt,  deutsches  w 
vertritt.     Aber  welches  ist  das  deutsche  wort?    Buchstäblich 
passt  kaum  ein  anderes  als  das  ahd.  wäri  =  lat.  verus,  aus 
dem  sich  it.  guari,  prov.  mit  versetztem  i  dem  brauche  dieser 
mundart  gemäß  guaire  gaire  gestalten  konnte:   man  muß    es 
adverbial  im  sinne  des  lat.  probe  genommen  haben,  wie  denn 
auch  das  sbst.  gawäri  probitas  bedeutet.      Die  prov.  phrase 
non  o  pretz  gaire  wäre  hiernach  cich  schätze  es  nicht  wahr- 
haft, nicht  sehr\     Von  csehry  aber  bis  'vieV  ist  nur  ein  kur- 
zer schritt.     Über  eine  prov.  form  gaigre  s.  Altrom.  sprach- 
denkm.p.49.    Zsgs.  ist  fr.  naguere  =  ii  n'  a  guere,,  it.  non 
ha  guari  ces  ist  nicht  lange  her1;  piem.  pa-vaire  wenig,  nicht 
viel  =  pr.  pas  guaire.     Im  altfr.  guer-soi   viel  durst   (beim 
zutrinken)  Ruteb.  1. 93,  vgl.  239,  Ren.  I.  p.  120  zeigt  sich  guere 
ganz  in  positivem  sinne.    Für  guari  findet  sich  in  der  comask. 
mundart  gerr,  sicher  kein  eignes  wort,  sondern,  wie  auch  P. 
Monti  meint,  aus  altit.  gueri  (das  aber  zuerst  mgheri  übergieng). 
Guarire  guerire  it. ,  altsp.  altpg.  guarir  (jetzt  gua- 
recer),  pr.  altfr.  garir,  nfr.  gueri r  heilen,  genesen;  vom 
goth.  varjan,  ahd.  werjan  vertheidigen ,  nhd.  wehren.     Sicht- 
barlich  von  demselben  verbum  ist  pg.  guarila,  sp.  garita, 
altfr.  garite,   nfr.  guerite  sicherer  ort  (vgl.  die  franz.  phrase 
gagner  la  guerite  sich  durch  die  flucht  retten),  daher  Schil- 
derhaus, warte   auf  mauern  oder  häusern;  das  suffix  dieses 
Wortes  setzt  eigentlich  eine  ital.  participialbildung  guar-ita  als 
nächste  quelle  voraus,  wie  fr.  reussite  auf  it.  riuscita  zurück- 
geht, aber  selbst  die  heimischen  Wörter,  piem.  garita,  ven.  ga- 
reta,  cremon.  garetta  weisen  mit  ihrem  anlaut  auf  franz.  ur- 


I.    GUARNIRE-GUBIA.  189 

sprung;  das  acht  span.  wort  ist  guarida  Zuflucht    Vgl  Dief. 
goth.  wb.  1.  205. 

Guarnire  guernire  it.,  altsp.  guarnir  (jetzt  guar- 
necer) ,  pr.  fr.  garnir  verwahren;  vom  glbd.  ahd.  warnön, 
nhd.  warnen,  oder  mit  genauerem  anschluß  an  den  buchsta- 
ben  vom  ags.  varnian  sorge  tragen,  hüten,  altfries.  wernia  ver- 
bürgen, daher  auch  chw.  varniar  —  wogegen  das  lomb.  guarnä 
ganz  zu  dem  ahd.  worte  passt ,  da  es  den  ableitungsvocal  i 
nicht  hervortreten  läßt.  Altfr.  garnir  heißt  auch  benachrich- 
tigen Liv.  d.  rois  p.  366,  Rou  I.  p.  149,  Fabl.  IL.  p.  51,  wie  ahd, 
warnön,  ags.  varnian  admonere.  Desselben  Stammes  ist  it. 
guarnaccia  guarnacca,  sp.  garnacha,  pr.  gannacha,  fr. 
garnache  Überrock,  vgl.  ahd.  warna  Verwahrung ;  so  auch  it. 
guarnello  Unterrock. 

Guastare^.,  altsp.  altpg. pr.  guastar,  nsp.npg.  ga- 
star,  fr.  gäter  verderben,  verzehren.  Stammt  es  vom  tat. 
vastare  oder  vom  ahd.  wastjan  ?  (letzteres  aus  dem  sbst  wastjo 
und  dem  mhd.  wasten  zu  folgern).  Da  das  adj.  it.  guasto, 
pg.  gaslo,  altfr.  guaste,  noch  jetzt  mundartl.  (z.  b.  in  Berry) 
gäte,  sich  in  vastus,  das  zsgs.  diguastare,  deguastar,  degäter 
in  devastare  wiederfindet,  so  ist  herkunft  aus  dem  latein.,  aber 
unter  einfluß  des  deutschen  anlautes  w,  wie  bei  einigen  an- 
dern mit  gu  anlautenden  roman.  Wörtern  einzuräumen.  Die 
bed.  beschädigen  kennt  schon  die  L.  Sah  tit.  9:  penitus  eum 
(caballum)  vastare  non  debet.  Als  eine  unmittelbare  bildung 
aus  wastjan  darf  aber  das  altfr.  gastir  Ch.  de  Ben.  I.  256 
gelten.  Abgel.  altfr.  guastine  wüste  Liv.  d.  rois  p.  103  (adj. 
gastin  Ch.d.Sax.  I.209J. 

Guatare  guaitare  it.,  pr.  guaitar,  fr.  guetter 
anschauen,  beobachten,  lauern;  sbst.  cremon.  pr.  guaita, 
altfr.  guette,  nfr.  masc.  guet  wache;  vom  ahd.  wahten  wache 
halten,  sbst.  wahta,  nhd.  wacht,  goth.  vahtvö.  Zsgs.  it.  ag- 
guatare,  sp.  pr.  aguaitar,  altfr.  aguetier  =  guatare;  sbst 
it.  aguato,  sp.  agait,  fr.  aguet  (nur  noch  im  plur.  üblich) 
lauer,  daher  daguet  (=  d'aguet)  heimlicher  weise. 

Gubia  sp.,  pg.  goiva,  npr.  gubio,  fr.  gouge  (f.) 
hohlmeißel.  Schon  Isidorus  19,  19  führt  neben  taratrum  und 
scobina  ein  Werkzeug  an,  das  die  ausgaben  theils  guvia  gu- 
bia, theils  gulvia  gulbia  schreiben.  Die  casseler  glossen  setzen 
gulYium  für  das  dtsche  noila  (hobel).    Die  Variante  gulbia 


190  I.    GUERCIO— GÜIDARE. 

weist  sich  als  eine  nebenform  aus  durch  das  it.  gorbia  sgor- 
bia,  welches  andre  aus  dem  gr.  ygoocpog  herholen.  Das  wort 
scheint  iberisch:  bask.  gubia  bogen,  gubioa  kehle  in  W.  v. 
Humboldts  Verzeichnis ,  vgl.  wegen  der  begriffe  unser  kehle 
und  kehlleiste  gehöhlte  leiste.  Larramendi  erklärt  das  bask. 
gubia  aus  gurbia  oder  gurbiaz,  wodurch  sich  vielleicht  die 
formen  mit  1  oder  r  rechtfertigen  lassen. 

Guercio  it.  (com.  verstärkt  sguerc),  chw.  guersch 
(uiersch),  altsp.  guercho,  aber  pr.  guer  guerle,  dauph. 
guerlio  schielend.  Sie  setzen  einen  deutschen  anlaut  w  vor- 
aus und  so  könnten  sie  aus  ahd.  twer  dwerch  d.  i.  quer,  nach 
abgestoßenem  Zungenlaute,  entstanden  sein,  vgl.  gualiar  II.  c. 
—  [Diese  ansieht  auch  bei  Diefenbach  goth.  wb.  IL  721 J 

Guerra  it.  sp.  pg.  pr.,  guerre  fr.  krieg  (daher  engl. 
war,  Grimms  rechtsalt.  603);  vom  ahd.  werra,  mndl.  altengl. 
werre,  vb.  ahd.  werran  verwirren:  rixas  et  dissensiones  seu 
seditiones,  quas  vulgus  werras  nominat  Cap.  Car.  Calv.  Bellum 
(kymr.  bret.  bei)  war  dem  Romanen  neben  dem  adj.  bellus, 
welchem  pulcher  hatte  weichen  müssen,  unbrauchbar  gewor- 
den: statt  aber  nach  dem  edlen  deutschen  wie,  das  ihm  keine 
klangvolle  form  gewährte,  griff  er  nach  werra  zwist,  zank, 
eine  bedeutung ,  die  sich  auch  in  unserm  krieg  als  die  ur- 
sprüngliche wiederfindet.  Auch  der  Baske  sagt  guerla.  Zu 
merken  ist,  daß  das  von  guerra  abgeleitete guerrierwn  alt- 
roman.  die  bed.  feind,  Widersacher  (urspr.  verwirrer?)  zeigt, 
z.  b.  prov.  (wo  dies  am  üblichsten  ist)  aucire  sos  guerriers 
mortals  seine  todfeinde  tödten  Choix  V.  10;  fr.  ainc  en  nule 
maniere  ne  forfis,  que  fuissiez  rna  guerriere  Romane,  fr.  p.88; 
it.  contra  li  nostri  guerrer  ella  e  molt  forte  guerrera  Bon- 
vesin  ed.  Bekker  p.  479, 43;  sp.  semejasme  guerrero  Apolon.  275. 

Guidare  it.,  sp.  pg.  guiar,  pr.  guidar  guizar  guiar, 
fr.  guider  leiten,  zurechtweisen;  sbst.  it.  guida,  sp.  guia, 
pr.  guida  guit,  altfr.  guis,  nfr.  guide  führer.  Für  die  deutsch- 
heit des  Wortes  redet  ziemlich  unzweideutig  der  anlaut  gu,  zu 
welchem  stamme  aber  gehört  es?  Nach  der  lautreg el  verlangt 
es  goth.  veid,  ahd.  wit,  allein  dieser  stamm  gewährt  keinen 
angemessenen  begriff.  Nimmt  man  goth.  vitan  beobachten,  be- 
wachen als  etymon,  so  ist  gegen  den  begriff  zwar  nichts  zu 
erinnern,  auch  it.  scorgere  heißt  wahrnehmen  und  leiten,  allein 
die  darstellung  der  goth  tenuis  durch  die  rom.  media  wäre 


L    GUIDERDONE— GUSCIO.  101 

ungewöhnlich.  Gleichwohl  ist  diese  deutung  zulässig:  auch 
alt  fr.  ha  dir  hai'r  entsprang  mit  derselben  lautv>  er  Schiebung  aus 
goth.  hatan;  selbst  das  sbst.  guida  schließ  sich  alsdann  dem 
ags.  (und goth.?)  vita  ältester,  rathgeber  unmittelbar  an,  vgl. 
das  prov.  masc.  guit,  fr.  guide.  Von  guidare  ist  fr.  guido  n 
fahne  u.  a.  m. 

Guiderdone  it.,  pr.  guazardon  (für  guadardon) 
guiardon  guierdon,  altfr.  guerredon  guerdon,  sp.  galar- 
d  o  n  (im  F.  juzg.  gualardon),  pg.  galardäo,  altcat.  guardö,  mlat 
widerdonum  (unter  Karl  d.  kahlen)  Vergeltung ;  vb.  guid  e r- 
donare  u.  s.  w.  Der  erste  theil  des  Wortes  macht  keine 
Schwierigkeit,  es  ist  das  dtsche  wider,  in  älterer  /brw»  widar, 
das  auch  in  dem  glbd.  widrigilt  vorliegt;  a  für  i  in  der  er- 
sten sylbe  von  guazardon  gualardon  wird  nicht  stören,  man 
sehe  die  bemerkung  in  der  vorrede.  Widerdonum  ist  eine 
leichte  entstellung  des  ahd.  widarlön  recompensatio  Graff  IL 
220,  ags.  widherlean,  wozu  erinnerung  an  lat.  donum  verfüh- 
ren konnte.  Das  sp.  galardon  ließe  sich  selbst  aus  einer  in 
dieser  spräche  ziemlich  üblichen  Umstellung  der  buchstaben 
(für  gadarlon)  deuten,  wäre  es  nicht  rathsam  sämmtliche  spra- 
chen an  demselben  vorgange  theil  nehmen  zu  lassen  und  1  auf 
d  zurückzuleiten.  Merkwürdig  ist  das  synonyme  prov.  g  u  a- 
zardinc,  keine  nebenform,  sondern  durch  das  longob.  thinx 
und  garathinx  als  ein  selbständiges  wort  gerechtfertigt. 

Guisa  it.  sp.pg.pr.,  guise  fr.  weise;  vb.  sp.  guisar 
zubereiten;  zsgs.  pr.  desguisar,  fr.  deguiser  entstellen,  die 
gestalt  benehmen;  vom  ahd.  wisa. 

Gu  s  c  i  o  it.  schale  der  nüsse,  eier  u.  dgl.;  fr.  g  o  u  s  s  e  (f.) 
hülse,  schote,  masc.  und  fem.  mail.  guss  gussa,  romagn.  goss 
gossa;  von  zweifelhafter  herkunft.  Der  grammatiker  Placi- 
dus  kennt  galliciciola  ccortex  nucis  juglandis':  ist  dieses  un- 
geschlachte wort  Schreibfehler  für  galliciola,  so  führt  es  auf 
ein  adjectivisches  primitiv  gallicia  (von  nux  gallica  wallnuß), 
das  sich  ital.  in  galcia  galscia  guscio,  fr.  gausse  gousse  ver- 
wandeln mochte.  Das  ursprüngliche  all  hätte  alsdann  auch  in 
dem  diphthong  des  comask.  s-gausc  für  sgalsc  (c  palatal  zu 
sprechen)  seinen  ausdruck  gefunden.  Die  Wörter  für  schale, 
schote,  hülse  sind  in  den  roman.  sprachen  und  mundarten 
zahlreich  und  oft  schwierig  zu  deuten. 


1»S  I.     HACA— IMMANTINENTE. 

H. 

H  a  c  a  sp.,  altsp.  pg.  f  a  c  a ,  alt  fr.  h  a  q  u  e  (h  asp.)  Ro- 
quef.  klepper;  altfr.  haquet,  sie.  acchettu  dass.,  pic.  ha- 
guette  kleine  stute;  nfr.  haquet  karren.  Ist  hier  h  oder  f  der 
richtige  laut?  Faca  könnte  sich  aufaltn.  fäkr  pferd  berufen, 
allein  wie  hätte  sich  dieser  rein  poetische  ausdruck  nach  Spa- 
nien verirren  sollen?  Es  kann  mit  der  bekannten  span.  dar- 
stellung  der  franz.  aspiration  (vgl.  oben  arpa)  von  haque  her- 
genommen sein,  dies  aber  vom  engl,  hack  miethklepper :  dafür 
spricht  auch  die  engl.  zss.  hack-ney,  ndl.  hakke-nei  (engl. 
nag,  ndl.  negg,  nhd.  nickel pferdchen),  wovon  fr.  haquenee, 
altsp.  pg.  facanea,  nsp.  hacanea,  it.  acchinea,  üblicher  chinea. 
S.  auch  Dief.  goth.  wb.  1.  30.  IL  122. 

H  a  1  a  r  sp.,  h  a  1  e  r  fr.  (h  asp.),  a  l  a  r  pg.  ziehen  am  seile ; 
vom  altn.  hala  ziehen,  ahd.  halön. 

i.  j. 

Ieri  it.,  sp.  ayer  (beiBerceo  eri),  pr.  her,  fr.  hier, 
wal.  eri  adverb,  vom  lat. heri.  Sp.  ayer  ist  nicht  ==  ad-heri, 
a  ist  vielmehr  ein  euphonischer  Vorschlag  vor  y  wie  in  ayan- 
tar,  ayuso  statt  yantar,  yuso,  und  so  mag  sich  auch  das  cat. 
ahir,  das  sie.  ajeri  verhalten. 

II  lo  la  it.,  sp.  el  lo  la,  alt  ello  ella,  pg.  o  a,  alt  el  Io  la, 
pr.  1  o  la  (il),  fr.  1  e  la,  alt  li  lo  la,  wal.  le  (1)  la  (oa  a)  ar- 
tikel,  von  ille  illum,  Rom.  gr.  II.  14.  24.  27. 29.  31.  35.  39.  42. 
Sardisch  su  sa,  von  ipse. 

Imbuto  it.,  sp.  embudo,  pg.  fehlt,  cat.  embut  trich- 
ter;  von  butis  faß,  also  wie  fr.  entonnoir,  sagt  Menage;  vgl. 
auch  it.  imbottatojo  mit  ders.  bed.,  von  bolta. 

Immantinente it., pr.  m a n t e n e n ,  fr.  m a  i n t e n a n t , 
adverb  für  lat.  illico,  sine  mora,  nfr.  für  nunc.  Es  ist  kein 
partieip  des  rom.  vb.  mantenere,  so  daß  es  dem  lat.  in  con- 
tinenti  gleich  wäre,  wozu  die  begriffe  nicht  stimmen,  sondern 
eine  selbständige  Zusammensetzung  in  manurn  tenens  in  der 
hand  haltend,  in  bereitschaft ,  ohne  Vorbereitung ,  ohne  auf- 
schub.  Prov.  auch  de  mantenen,  altfr.  de  maintenant.  Wald. 
atenent  Hahn  p.  573. 


I.     IMPRENTA-INCINTA.  193 

I m p r e n t a  impronta  it.,  sp.  pr.  emprenta,  fr.  e m- 
pr einte  gepräge,  abdruck;  vb.  it.  imprentare,  impron- 
tare,  sp.  emprentar,  daher  ndl.  printen,  engl,  print.  Von  impri- 
mitare,  meint  Ferrari.  Da  die  neuen  sprachen  indessen  nur 
wenige  iterativa,  diese  aber  immer  mit  iterativer  in  impren- 
tare gar  nicht  fühlbarer  bedeutung  schufen,  das  verbum  auch 
im  franz.  und  prov.  nicht  vorhanden  ist,  so  sucht  man  sei- 
nen Ursprung  wohl  richtiger  im  franz.  particip  empreint :  um 
so  eher  konnte  der  Italiäner  das  fremde  in  seinem  Ursprünge 
ihm  unverständliche  wort  in  impronta  entstellen. 

Improntare  it.,  emprunter  fr.  entlehnen,  borgen, 
sbst.  emprunt;  nach  Muratori  antiqq.  ital.  1. 1895  wäre  das 
ital.  wort  aus  dem  franz.  Pecuniam  alicui  promere  heifit  ei- 
nem geld  hervorlangen:  wollte  man  nun  mit  impromtum  im- 
promtare  das  einnehmen  des  geldes  ausdrücken  ?  Das  gezwun- 
gene dieser  vermuthung  wird  einleuchten.  Diesmal  führt  die 
walach.  spräche  auf  die  richtige  spur.  Sbst.  inprumüt  heißt 
borg,  vb.  inprumutä  auf  borg  geben  oder  nehmen,  vom  lat.  pro- 
mutuum  darlehen,  zsgs.  in-promutuum,  in-promutuare,  was  denn 
leicht  improntare  ergab.  Seltsam  ist  fr.  u  für  o :  sollte  es  der 
einwirkung  des  ausgefallenen  u  in  der  sylbe  mut  sein  dasein  dan- 
ken ?   Der  Wallone  sagt  epronter,  aber  o  vertritt  ihm  oft  fr.  u. 

Incalciare  incalzare  it.,  altsp.  encalzar  Alex.,  pr. 
encausar,  altfr.  enchaucer nachsetzen,  verfolgen,  daher  sbst. 
altsp.  encalzo,  altpg.  ebenso  encalco  S.  Rosa,  pr.  encaus, 
altfr.  enchauce ;  eig.  einem  auf  der  ferse  sein,  von  calx. 

Incanto  it. ,  encante  altsp.,  enquant  encant  pr., 
e  n  c  a  n  fr.  Versteigerung,  mhd.  gant ;  d.  i.  für  wie  viel,  wie 
hoch?  von  in  quantum;  vb.  it.  incantare,  pr.  enquantar, 
fr.  encanter  versteigern,  verganten.  Nicht  von  incantare,  wenn 
sich  auch  altfr.  durch  umdeutung  enchanter  (enchantement 
Assis,  de  Jerus.)  findet.     Vgl.  Grimms  rechtsalt.  p.  610. 

Inchiostro  it.  tinte  (richtiger  altven.  incostro  Bonve- 
sin  ed.  Bekker) ;  von  encaustum  (syxavoxov)  rothe  tinte,  wo- 
mit die  griechischen  kaiser  unterschrieben;  dasselbe  wort  ist 
fr.  encre,  sonst  auch  enque,  die  stärkste  abkürzung,  die 
in  dieser  spräche  vorkommt,  sicil.  inga,  ndl.  inkt,  engl.  ink. 

Incinta  it.,pr.  encencha,  fr.  e n c e i n t e schwanger. 
Davon  sagt  Isidorus:  incincta  praegnans  eo  quod  est  sine  cin- 
ctu  d.  h.  incincta  ist  s.  v.  a.  discincta  entgürtet,  weil  sie  kei- 

13 


194  I.    INCUDE-INGANNO. 

nen  gürtel  tragen  kann:  ne  nie  puis  ceindre  sagt  eine  solche, 
Fabl  IV.  275.  Andre  auslegungen  s.  bei  Menage ,  tgl.  auch 
Galvani  im  Archiv,  stör,  ital.  XIV.  362.  Das  franz.  sbst.  en- 
ceinte  Umzäunung  aber  ist  von  incinctus  in  seiner  classischen 
bedeutung. 

I  neu  de  ineüdine,  aneüde  aneüdine  it.,  sp.  yunque 
ayunque,  pg.  in cu d e  (poet.),  pr.  encluget,  fr.  enclume 
ambofi;  von  ineus  ineüdis,  zum  theil  sehr  entstellt.  Span. 
yunque  z.  b.  entstand  aus  incu'e  durch  Versetzung  des  u.  Die 
piem.  form  aneuso,  die  catal.  enclusa  scheinen  aus  dem  no- 
minativ  entstanden. 

I  n  d  a  c  o  it.,  altsp.  e  n  d  i  c  o  ,  fr.  i  n  d  i  g  o ,  pr.  i  n  d  i  endi 
eine  blaue  färbe,  indig;  vom  lat.  indicum  blaues  pigment  aus 
Indien.  Hieraus  ein  adj.  altsp.  yndio  Chron.  rimad.  p.  p.  Mi- 
chel v.  117,  pr.  indi,  alt  fr.  inde. 

Indi  it.,  alt  ende  enne,  daher  en  und  das  jetzt  übliche 
ne,  altsp.  altpg.  ende,  pr.  en  und  ne  (letzteres z.  b.  indem 
halbfranz.  Leodegar  str.  11),  alt  fr.  int  (in  den  Eiden),  ent, 
nfr.  e  n ,  wal.  inde,  ortsadverb  und  pronominalpartikel  s.  Rom. 
gr.  III.  49.  Näher  dem  urworte  als  das  fr.  en  steht  das  hen- 
neg.  end  in  end-aler  =  fr.  en  aller,  abgekürzt  d  (i  d'  a  re- 
queu  =  il  en  a  recupere).  Im  altital.  inclinierte  ende  =  neuit. 
ne  sehr  häufig  z.  b.  nonde  campo  =  non  ne  cainpo  Poet.  d. 
pr.sec.  11.33,  nulland'  onoro  =  nulla  ne  onoro  71,  peronde 
temo  =  perö  ne  temo  73,  vgl.  Blancs  ital.  gramm.  305.  306. 
Zsgs.  ist  sp.  d  en  d  e  präp.  für  desde,  altsp.  dent,  altpg.  dende, 
altfr.  den  Pass.  de  J.  Chr.  str.  30,  S.  Leger  21,  von  de-inde. 

Inganno  it.,  sp.  eng  an  o,  pg.  eng  an  o,  pr.  engan, 
betrug;  vb.  ingannare,  engan ar,  enganar,  altfr.  enganer 
betrügen,  wal,  ingenä  (aus  dem  ital?)  verhöhnen.  Das  ein- 
fache wort  findet  sich  im  altern  mlatein:  gannat  yXsvd&i 
Gloss.  lat.  gr.,  sbst.  gannum  spott  Gest.  reg.  fr.,  gannatura  Bonif, 
Rh.  Maur.,  Aldhelm;  der  Provenzale  hat  ganhar  lachen,  spot- 
ten, es  scheint  aber  nicht  dasselbe  wort.  Wer  gannum  aus 
ingenium  entstehen  läßt,  der  setzt  sich  über  die  handgreiflich- 
sten lautregeln  hinweg;  auch  die  herleitung  aus  dem  ahd.  gei- 
nön  den  mund  aufsperren  (Rom.  gr.  1. 32)  ist  nach  begriff  und 
laut  unhaltbar:  in  letzterer  beziehung  würde  sich  doppeltes 
aus  einfachem  n  nicht  rechtfertigen  lassen.  Möglich  aber  ist 
entstehung  aus  ahd,  gaman  spiel,  scherz,  ags.  gamen  scherz, 


I.    INGEGNO-INTERO.  195 

spott,  höhn,  zsgz.  gamn ;  man  erwäge  dieselbe  behandlung  der 
Verbindung  mn  in  damnum,  it.  danno,  sp.  dano,  pg.  dano,  pr. 
dan.  Spiel  und  betrug  berühren  sich  nah,  vgl.  it.  giuoco  spiel, 
kunstgriff',  comask.  gioeuch  betrug,  fr.  jouer  qqun  betrügen. 
Das  gael.  gang-aid  betrug  hätte  andre  formen  erzeugt. 

Ingegno  it.,  altsp.  engeno,  pr.  engeinh  engin,  fr. 
engin  erfindungskraft ,  dsgl.  künstliche  maschine;  von  inge- 
nium.  Daher  altfr.  engignier  überlisten,  pr.  engenhar  nach- 
stellen, it.  ingegnarsi,  nfr.  s'ingenier  auf  mittel  sinnen;  sbst. 
pr.  engin haire,  fr.  Ingenieur,  it.  ingegnere,  mlat.  ingenio- 
sus  kriegsbaumeister.  Aus  tat.  genius  geschmack,  witz  leitet 
sich  it.  genio,  sp.  genio,  fr.  genie.  Prov.  geinh  aber,  gleich- 
bed.  mit  engeinh,  wie  ginhos  mit  enginhos,  scheint  aus  Inge- 
nium abgekürzt. 

1  n g u i n e  it.,  sp.  e n g  1  e  (für  engne) ,  neupr.  1  e n g u e 
(für  engue),  fr.  ai  n  e  (f.)  weiche  am  menschlichen  körper ;  von 
inguen.     Ital  anguinaglia  von  inguinalia. 

Insegna  it.,  altsp.  ensena,  fr.  enseigne  zeichen, 
fahne;  vom  tat.  insignia,  plur.  von  insigne.  Das  einfache 
Signum  gab  sp.  sena,  pg.  pr.  gleichlautend. 

Insegnare  it.,  sp.  ensenar,  pg.  ensinar,  fr.  en- 
seigne r  lehren.  Von  insinuare  bekannt  machen;  oder  ist 
es  ein  neues  wort,  in-signare  einzeichnen,  einprägen?  vgl. 
syyuQÜöaeiv  insignare,  incisare  Gloss.  gr.  lat.  Nicht  nur  der 
begriff,  auch  der  buchstabe  redet  für  das  letztere,  dessen 
stamm  ganz  mit  Signum  in  den  acht  rom.  formen  segno  sena 
senh  zusammentrifft;  volle  bestätigung  gewährt  aber  das  wal. 
in-semnä  anzeigen,  von  semn  =  Signum,  also  in-signare. 

Insembre  insembra  it.,  altsp.  ensembra  ensemble, 
altpg.  ensembra,  fr.  ensemble,  dsgl.  it.  i  n  s  i  e  m  e ,  pr.  en- 
sems,  altwald.  ensemp,  adverb  für  lat.  una;  von  insimul,  dessen 
1  zum  theil  in  r  verwandelt  oder  apocopiert  ward;  wal.  aseä- 
mene  von  ad-simul.  Einfaches  senps  =  simul  findet  sich  in 
der  Passion  Christi  str.  104.     Vgl.  unten  sembrare. 

Intero  it.,  sp.  entero,  pg.  inteiro,  pr.  enteir, 
fr.  entier  vollständig,  ganz;  von  integer  integri,  lomb.  und 
wal.  intreg.  Abgel.  pr.  altfr.  adj.  enterin  vollkommen,  vb. 
altfr.  enteriner  gerichtlich  gut  heißen.  Da  intero  auch  grade 
oder  aufrecht  bedeutet,  so  knüpft  sich  hieran  das  vb.  in tiri z- 
zare,  pg.  infceiricar  starr  machen,  starr  werden  (adj.  intei- 


106  I.    INTRAMBO— LACAYO. 

rico  vollständig,  dsgl.  starr):  die  physische  und  moralische 
bed.  fest,  unbeugsam  hat  auch  unser  steif.  Abgeändert  aus 
diesem  verbum  mit  v>  er  tauschung  der  partikel  ist  altpg.  sp. 
aterir,  aterecer,  span.  auch  ateritaiv 

I n t r a m b o  entrambi it., sp.  entrambos, pr. entrambs 
beide,  alle  beide,  zsgs.  mit  der  partikel  inter,  altrom.  für  lat. 
una  (unter  sich,  miteinander,  zusammen),  also  beide  zusam- 
men, s.  Rom.  gr.  IL  405,  III.  374  note. 

Inverno  und  verno  it.,  sp.  i n v i e r n o  (ibierno  Poem. 
d.Cid  v.1627),  pr.  ivern,  fr.  hiver,  wal.  earne  winter; 
vom  adj.  hibernus  hibernum,  dem  das  unbildsame  hiems  wei- 
chen muste. 

Investire  it.,  sp.  embestir,  fr.  investir  einenplatz 
berennen,  auch  ihn  angreifen;  von  investire  bekleiden,  umgeben. 

I  o  it.,  sp.  y  o ,  pg.  wal.  e  u,  pr.  galic.  i  e  u  eu,  altfr.  e  o 
ieo  jeo  jo,  nfr.je;  von  ego,  syncopiert  eo,  woraus  sich  alle 
rom.  formen  erklären,  die  nfr.  durch  consonantierung  des  an- 
lautenden i,  das  mit  e  zu  einem  diphthong  verbunden  in  kur- 
zem latein.  e  (vgl.  dieu  aus  deus)  seinen  grund  hatte. 

Issare  it.,  sp.  pg.  izar,  fr.  hisser  (h  asp.)  in  die 
höhe  ziehen;  vom  schwed.  hissa,  ndd.  hissen. 

Iva  sp.  pg. ,  if  fr.  (m.)  taxusbaum;  ist  das  ahd.  iwa, 
nhd.  eibe. 

Ivi  vi  it.,  altit.  i,  altsp.  altpg.  pr.  hi  y,  fr.  y,  nsp.  pg. 
ahi  ortsadverb  von  ibi,   span.   mit  Verwandlung  des  i   in  a. 

Jusbarba  sp. mäusedorn,  fr.  joubarbe,  pr.  barba- 
j  o  1  hauswurz ;  alle  entsprechend  dem  lat.  Jovis  barba  bei  Pli- 
nius  (anthyllis  barba  Jovis  L.) ,  it.  barba  di  Giove.  Span. 
chubarba  scheint  eine  andre  form  desselben  Wortes ,  vgl. 
chupa  ss  fr.  jupe. 

L. 

La  it.,  sp.  allä,  altpg.  alä  S.Rosa,  npg.  lä,  pr.  1  a  lai, 
fr.  lä  ortsadverb,  von  illac. 

L  a  c  a  y  o  sp.  pg.,  fr.  1  a  q  u  a  i  s ,  daher  it.  1  a  c  c  h  e  die- 
ner ,  der  seinen  herrn  zu  fuße  begleitet,  pedissequus.  Im 
span.  ist  dies  wort  nicht  alt,  wenigstens  erklärt  es  Covarru- 
vias  für  ein  erst  mit  könig  Philipp  (I.)  aus  Deutschland  ge- 
kommenes,  es  fehlt  darum  auch  bei  Antonius  Nebrissensis. 


II    LACCA-LACERTA.  197 

Weit  früher   muß  Frankreich  es  gekannt  haben,    da   schon 
Froissart  (vor  1400)  sagt:  en  France  il  y  a  cent  ans,  que  les 
pages  vilains  allans   ä  pied   ont   commance   d'estre  nommez 
laquets  et  naquets,  s.  Menage.    In  einer  Urkunde  v.  j.  1470 
liest  man:  gens  arbalestiers  appellez  laquaiz:  leichte  truppen 
wurden  also  damals  so  benannt,  was  der  nachweislich  älte- 
sten noch  jetzt  üblichen  bedeutung  nichts  schadet,  s.  darüber 
bei  Carpentier.     Man  hat  es  wohl  aus  dem  arab.  hergeleitet, 
von  dem  formell  ganz  unpassenden   laqft  ausgesetzter  knabe 
Freyt.  IV.  119a  oder  lakfa  schmutzig,  niedrig  123^.    Larra- 
mendi  führt  es  zurück  auf  bask.  lacun  lagun  gesellschaft,  hülfe, 
und  ayo  einer  der  wartet  und  folgt:   kenner  dieser  spräche 
haben  zu  entscheiden,  ob  aus  dieser  Verbindung  das  bask.  la- 
cayoa  erwachsen  konnte  oder   ob    es   dem  span.    entnommen 
ward.     Indessen  bedarf  es  für  unsern  zweck  dieser  prüfung 
nicht  einmal.     Sehen  wir  uns  nämlich  auf  roman.  gebiete  um, 
so   begegnet  uns  das  alte  prov.   lecai   naschhaft,   üppig   (s. 
unten  leccare),  neupr.  (limous.)  mit  bekannter  Verwandlung 
des  tonlosen  e  in  a  laccai  nebenschöfiling  des  getreides  (pas- 
send zu  dem  begriffe  naschhaft,  Schmarotzer),  dsgl.  diener  wie 
im  franz.     Leicht  konnte  man  den  seinem  herrn  fest  anhän- 
genden ihm  überall  nachtretenden  diener  mit  einem  unnützen 
üppigen  von  dem  bäume  lebenden  Schößling  vergleichen;  das 
altpg.  lecco,  buchstäblich  =  pr.  lec,  dem  primitiv  von  lecai, 
hat  sogar  ohne  ableitungssufßx  die  bed.  von  lacayo  entwickelt 
s.  S.  Rosa,  was  dieser  vermuthung  fast  zur  bestätigung  ge- 
reichen kann.  Zu  bemerken  ist  auch  noch,  daß  eine  der  bask. 
mundarten,  die  labort.,  mit  e  für  a  lekhayoa  sagt,  der  alten 
prov.  form  gemäß. 

L  a  c  c  a  it.,  sp.  pr.  1  a  c  a ,  fr.  1  a  q  u  e  ein  ostindisches  harz  ; 
pers.  lak,  dem  sanskr.  räkschä  entsprechend,  das  em/randscn 
färben  zurückgeht  (Pott  in  Lassens  ztschr.  IV.  42). 

L a  c c  i o  it.,  sp.  pg.  1  a z  o ,  pr.  1  a  tz ,  fr.  1  a  c s ,  wal.  1  a t z u 
schnür;  von  laqueus;  vb.  it.  lacciare  allacciare  u.  s.  f., 
fr.  lacer. 

Lacerta  it.,  gew.  lucerta  lucertola  (sard.  caluscerta 
caluxertula),  sp.  pg.  lagarto,  fr.  lezard,  bürg,  lezarde  f.y 
chw.  lusciard  eidechse  (pg.  lagarta  raupe);  von  lacerta,  das 
aber  fast  gemeinromanisch  seine  endung  mit  dem  auf  viele 
thiernamen  angewandten  suffix  ard  vertauschen  muste.    Der 


198  I.    LAGNARSI— LAMPREDA. 

Spanier  mag  frühe  lacarta  für  lacerta  gesprochen  haben,  ähn- 
lich gieng  ihm  pulicem  in  pulga  über. 

Lagnarsi  iL,  altsp.  laiiarse,  pr.  se  lanhar,  altfr. 
laigner  sich  beklagen;  sbst.  it.  lagna,  pr.  lanha  klage, 
jammer;  von  laniare  se  prae  dolore,  wie  Ferrari  undMura- 
tori  mit  grund  vermuthen,  vgl.  pg.  carpir-se  weinen,  sich  be- 
klagen, eig.  sich  zerreißen. 

Laido  it.  altsp.  altpg.,  pr.  lait,  fr.  laid  häßlich;  vom 
ahd.  leid  verhaßt,  altn.  leidhr,  ags.  lädh.  Altfr.  auch  sbst. 
lait  (faire  lait  ä  qqun  wie  ahd.  leit  tuon),  dsgl.  chw.  laid,  bask. 
laidoa.  Vb.  it.  laidare,  altsp,  laizar  Berc.  milagr.  394  (aus 
demprovj,  altpg.  laidar  S.  Rosa,  pr.  laizar,  altfr.  laider  krän- 
ken, verletzen,  von  leidön,  leiden,  dsgl.  it.  1  a  i  d  i  r  e ,  pr.  altfr. 
laidir  von  leidjan,  ags.  lädhjan.  Eine  bemerkenswerte  abl. 
ist  altfr.  1  a  i  d  e  n  g  e  kränkung  (vb.  laidengier),  pr.  ledena  Boeth. 
v.  73  für  laidenha,  vgl.  ahd.  leidunga  beschuldigung. 

Lama  it.  sp.pg.,  dauph.  lamma  sumpf;  von  dem  seltnen 
lat.  lama,  wovon  Festus  sagt:  aquae  collectio,  quam  lamam 
dicunt,  übrigens  von  Horaz  gebraucht.  In  demselben  sinne 
findet  es  sich  auch  bei  Dante,  wiewohl  manche  seiner  ausle- 
ger  es  anders  deuten,  s.  Ferrari  s.  v.  und  Muratori  antiqq.  ital. 
IL  col.  1105.  Bekanntlich  führt  Paulus  lama  als  ein  longob. 
wort  an,  s.  darüber  Grimms  gesch.  d.  d.  spr.  p.  694. 

L a m a  it. pr.,  lamefr.  platte,  klinge,  altsp.  1  a na  Scheibe, 
riemen;  von  lamina.  Dasselbe  etymon  hat  altfr.  lame  grab- 
stein.  Abgel.  altfr.  lerne le  alemele  Brut  I.  p.  108  fawsl'ale- 
mele  für  la  lemele),  nfr.  entstellt  in  alumelle. 

Lambicco  limbicco  it.,  sp.  alambique,  pg.  lambi- 
que,  pr.  elambic,  fr.  alambic  destillier kolben ;  vom  arab. 
al-anbiq,  welches  aber  selbst  in  diese  spräche  eingeführt  sein 
soll,  Gol.  p.  165,  vgl.  Freut.  1. 62K 

Lambrusca  it.  sp.,  lambruche/r.  wilde  rebe;  von 
labrusca  dass. 

Lampo  it.  sp.  pg.,  pr.  lamp  lam,  neupr.  lan  blitz;  eig. 
schein  wie  fr.  eclair,  «owlampas,  aber  neu  gebildet  aus  dem 
stamme  lamp  ohne  rücksicht  auf  die  ableitung  lamp-ad,  ein 
noch  stärkerer  fall  als  capo  cap-accio  aus  cap-ut.  Eine  ab- 
leitung mit  derselben  bed.  ist  cat.  llämp-eg,  sp.  pg.  zsgs. 
re-lämp-ago. 

Lampreda  fo,  sp.pg,  lamprea,  fr.  lamproie  ein 


I.    LANCIA— LANDRA.  199 

fisch,  lamprete ;  umgestellt  aus  lam-petra  steinlecker  (lambere), 
weil  sich  dieser  fisch  mit  dem  maul  an  die  steine  anhängt. 
S.  Vossii  etym.  v.  petra.  Das  lat.  wort  ist  unclassisch  und 
kommt  erst  in    den  glossen  des  Philoxenus   vor:    lampetra 

Lancia  it.,  1  a  n  z  a  sp.  u.  s.  w.  speer,  vom  lat.  lancea, 
nach  Varro  bei  Gellius  ein  hispanisches,  nach  andern  ein  galli- 
sches oder  german.  wort;  vb.  it.  lanciare /f.,  lat.  lanceare 
erst  bei  Tertullian;  daher  it.  lancio,  sp.  lance,  pg.  lanco, 
pr.  lans  schwung,  sprung.  Zsgs.  it.  s  1  a  n  c  i  a  r  e ,  pr.  eslansar, 
fr.  elancer  schwingen;  sbst.  fr.  elan  für  elans  sprung,  satz. 

Landau,  pr.,  lande  fr.  heide,  ebene,  altfr.  lande  sal- 
tus  Liv.  d.  rois  p.  86.  186.  351,  Gloss.  de  Lille  p.  15a,  daher 
lande  follie  G.  de  Viane  v.  3011,  also  auch  buschgegend;  bask. 
landa  feld.  Das  wort  hat  deutsches  aussehn:  goth.  land  (n.) 
Xoöga,  dygög ;  mit  seiner  bedeutung  aber  neigt  es  sich  ent- 
schiedener zum  breton.  lann  stachlichter  Strauch,  pl.  lannou 
steppe,  man  vgl.  denselben  begriffsüb ergang  im  fr.  brande 
strauch,  pl.  brandes  heidefeld.  Lann  aber,  in  älterer  form 
land,  scheint  acht  celtisch,  s.  Zeuß  1. 168. 

Landra  slandra  it.  metze,  feile  umherstreifende  dirne, 
dauph.  landra  dass.  s.  Champollion ;  abgel.  neupr.  landrin, 
landraire  tagedieb;  comask.  slandron  landstr eicher,  ven.  slan- 
drona  metze;  vb.  neupr.  landra  pflaster  treten  (auch  se 
landä  Honn.).  Zsgs.  it.  m  a  1  a  n  d  r  i  n  o ,  sp.  neupr.  malandrin, 
henneg.  limous.  mandrin  Straßenräuber,  landstr  eicher,  tauge- 
nichts,  für  mal-landrino  u.  s.  f.,  comask.  fem.  malandra  mere- 
trix,  occ.  mandro  (f.)  name  des  fuchses,  mandrouno  kupple- 
rinn  (nach  Sauvages  von  matrona),  wohl  auch  sp.  molondro 
müßiggänger;  ferner  adj.  pr.  vilandrier  pflaster  tretend,  für 
vil-landrier.  Aus  it.  slandra  ist  wal.  suleandre  (durch  ein- 
schiebung  wie  jumaltz  aus  nhd.  schmalz).  Es  gibt  ein  ahd. 
lenne  meretrix  s.  Freidank  p.  363,  dem  aber  dr  nicht  ohne 
grammatischen  grund  hätte  angefügt  werden  können.  Besser 
zu  treffen  scheint  unser  schlendern  (slendern)  müßig  umher- 
gehen, aber  das  einfache  lendern  fehlt;  das  it.  s-landra  be- 
weist nichts,  da  die  deutschen  bildungen  sehr  oft  mit  s  ver- 
stärkt werden.  Befriedigender  ist  das  ahd.  für  lat.  latro  ge- 
brauchte lantderi  einer  der  land  und  leuten  schadet,  landplage, 
passend  zumal  für  mal~landr-ino.    Doch  mag  man  sich  wei- 


800  I.    LANIERE— LASCIARE. 

ter  umsehen  und  z.  b.  auch  das  bask.  landerra  fremd,  dürftig 
Larram.  I.  p.  XXI  heranziehen. 

L  a  n  i  e  r  e  it. ,  pr.fr.  1  a  n  i  e  r ,  engl,  lanner ,  eine  gerin- 
gere falkenart,  wachtelfalke,  Würger;  wird  von  laniarius  ge- 
leitet, a  laniandis  avibus.    Adj.  lanier  gierig. 

Lanzichenecco  it.  (abgekürzt  lanzo)  ,  sp.  1  a  s  q  u  e- 
nete,  fr.  lansquenet  deutscher  soldat  zu  fuß;  bekannt- 
lich von  landsknecht,  daher  auch  ein  von  den  landsknechten 
eingeführtes  kartenspiel. 

Lapo  sp.  schlag  mit  flacher  klinge;  vom  ahd.  lappa,  nhd. 
läppen ,  vgl.  das  verwandte  dtsche  Aap ,  welches  läppen  und 
schlag  mit  etwas  flachem  heifit.  Gleicher  herkunft  comask. 
1  a  p  i  n  a  ohrfeige,  fr.  in  Berry  1  a  p  i  g  n  e  lumpen,  1  ä  p  e  a  u  träger 
mensch,  churw.  I  a  p  i  wicht,  pinsel  =  nhd.  läpp  schlaff.  Zsgs. 
sp.  solapar  das  Meid  überschlagen. 

L  a  p  p  a  r  e  it.  (in  oberital.  mun  darten) ,  fr.  1  a  p  e  r ,  pr. 
Iepar,  cat.  Hepar  auflecken;  ==  nhd.  läppen,  altn.  lepia,  kymr. 
llepio,  gr.  Xdnrsiv  u.  s.  w.,  ein  weitverbreitetes  wort. 

Lar  sp.  pg.  occit.,  11  ar  cat.  heerd;  offenbar  das  lat. 
Lar,  das  bereits  bei  den  Römern  aus  der  bed.  hausgott  in  die 
bed.  heerd  übertrat,  s.  z.  b.  Schwencks  myth.  d.  Rom.  p.  237. 
Dasselbe  wort  ist  gewiss  das  it.  a  1  a  r  e  feuerbock,  worin  schon 
Redi  das  lat.  lar  anerkennt,  s.  dessen  Etimol.  ital.  Auch  sp. 
llares  kesselhaken  (plur.)  mag  dieses  Ursprunges  sein. 

Lasciare  lassare^.,  altsp.  lexarleixar,  pg.  leixar, 
pr.  laissar,  fr.  laisser,  wal.  lesä,  chw.  abgekürzt  schar 
lassen;  von  laxare  schlaff  machen,  nachlassen  (sp.  laxar  nur 
in  dieser  bed).  Zsgs.  pr.  s'eslaissar,  alt  fr.  s'eslaisser 
sich  wohin  stürzen,  eig.  sich  loslassen,  sbst.  eslais  stürz, 
sprung,  it.  slascio.  Dahin  auch  adj.  it.  1  a  s  c  o ,  pr.  läse  lasch, 
fr.  lache,  henneg.  lake  träge,  vb.  sp.  lascar,  altpg.  laiscar 
S.  Rosa,  pr.  lascar  laschar ,  fr.  lächer  (alt  lasquer  Chans,  d. 
Rol.  p.  ISO),  von  lascus  umgestellt  aus  laxus,  vgl.  denselben 
Vorgang  im  gael.  leasg,  ir.  leisg,  kymr.  llesg  =  lat.  laxus; 
gael.  asgall,  com.  ascle  =  lat.  axella ;  gael.  flusg  =  lat.  flu- 
xus  u.  a.,  aber  auch  in  roman.  mundarten:  champ.  fisquer  = 
fixer,  lusque  =  luxe.  —  Merkwürdig  ist  das  henneg.  norm. 
laier  für  laissei*,  das  auch  im  altfranz.  häufig  genug  begeg- 
net (Rom.  gr.  IL  195).  Ist  es  das  ndl.  laten  ?  Aber  laier  fin- 
det sich  buchstäblich  im  lomb.  lagä  wieder,  das  den  dienst  des 


I.    LASSO— LEARDO.  201 

it.  lasciare  that  und  einen  andern  Ursprung  haben  muß.  Der 
Wallone  sagt  dafür  leii,  das  s.  v.  a.  fr.  Iaisser  und  leguer  be- 
deutet,  und  auch  die  henneg.  mundart  zeigt  die  form  leier. 
Die  formen  flössen  also  wohl  aus  lat.  legare  hinterlassen,  hier 
und  da  mit  Verwandlung  des  e  in  a,  wiewohl  das  gael.  leig, 
altirisch  leic,  mit  seiner  bed.  zulassen  etwas  näher  tritt. 

Lasso  it.  pg.,  sp.  1  a  s  o ,  fr.  las  müde,  unglücklich ,  in- 
terj.  it.  ahi  lasso,  fem.  ahi  lassa,  pr.  ai  las,  altfr.  ha  las  (engl. 
alas),  nfr.  helas  (s.  he  //.  c),  vom  lat.  lassus  müde;  vb.  it. 
lassare  ff.  ermüden,  von  lassare.  Aus  dem  adj.  entstand 
auch  das  altfr.  sbst.  laste  Eracl.  v.  2346,  laste  Bert,  p.64 
müdigkeit,  kummer,  altsp.  lasedad. 

L  a  s  t  o  it.,  laste  lest  fr.  schiff slast ;  vom  ahd.  hlast,  altfr. 
hlest,  nord.  lest  dass. 

L  a  1 1  a  it.,  sp.  pr.  1  a  t  a ,  fr.  1  a  1 1  e  flache  hölzerne  stange, 
stück  blech;  nicht  vom  lat.  lata  breit,  unmittelbar  vom  ahd. 
lalta,  ags.  lätta ,  vgl.  kymr.  lläth  ff.).  Der  Walache  hat  da- 
für das  masc.  latz. 

Lattovaro  lattuaro  it.,  sp.  electuario,  alt  iectua- 
rio,  pr.  lactoari  lectoari,  fr.  electuaire,  alt  lectuaire 
latwerge;  nebst  andern  formen  aus  lat.  electarium,  wofür  auch 
electuarium  vorkommt. 

Lavanda  lavendola  it.,  sp.  lavändula,  fr.  lavande 
ein  wohlriechendes  kraut,  lavendel;  soll  seinen  namen  daher 
haben,  weil  es  zum  waschen  des  körpers  (lavare)  gebraucht 
wird,  wie  denn  it.  lavanda  auch  waschung  bedeutet. 

L  ä  z  a  r  o  sp.  bettler,  mail.  läzzer  schmutzig,  pic.  1  a  z  a  i  r  e 
arm,  elend,  pr.  altfr.  ladre  aussätzig;  abgel.  altsp.  1  a  c e r i a 
armuth,  dsgl.  aussatz ;  it.  lazzeretto,  sp.  lazareto  siechen- 
haus ;  it.  1  a  z  z  a  r  o  n  e.  Von  dem  namen  des  siechen  bettlers 
Lazarus  Ev.  Luc.  c.  16.  Die  älteste  prov.  oder  franz.  form 
war  sicher  lazer,  vgl.  Pass.  de  J.  Chr.  str.  8  lo  Lazer  und  die 
anmerkung  dazu;  wie  zr  zu  dr,  so  ward  auch  sr  zu  dr  in 
madre  von  masar,  in  S.  Ludre  von  S.  Lusor  s.  vocab.  hagiol. 
bei  Menage. 

Leardo  it.,  pr.  lear  liar,  altfr.  Hart  (fem.  liarde), 
weiß  (von  pferden  gebraucht),  cavallo  leardo  schimmel.  Es 
kann  abgeleitet  sein  aus  laetus,  altfr.  lie,  das,  wie  auch  it. 
gajo,  fr.  gai  munter,  auf  helle  färben  angewandt  wird.  Zu 
erwägen  wäre  auch  kymr.  Uäi  dunkelgrau,  allein  das  deutsche 


308  I.    LECCARE— LEGA. 

suffix  ard  bemerkt  man  fast  überall  nur  an  deutschen  oder 
bekannten  roman.  stammen. 

Leccare  it.,  pr.  liquar  lichar  Iechar,  fr.  lecher, 
chw.  lichiar,  wal.  licei  lecken;  dafür  sp.  lamer,  cat.  He- 
par. Neben  it.  leccatore,  altfr.  lecheor  leckermaul,  Schma- 
rotzer gilt  auch  pr.  lomb.  piem.  lec,  sie.  liccu,  it.  leecone. 
Auch  gibt  es  ein  prov.  adj.  lecai  licai  (subst.  licai-aria)  und 
licaitz  (sbst.  lieaz-aria),  beides  seltne  bildungen.  Die  älteste 
künde  des  rom.  Wortes  findet  sich  in  den  isid.  glossen :  lecator 
gulosus.  Aus  dem  gr.  UI^biv  kann  das  rom.  wort  nicht  her- 
rühren, dies  hätte  it.  licare,  bei  Isidor  licator  gegeben,  doch 
mag  dem  walach.  worte  dieser  Ursprung  zugestanden  werden: 
es  ist  das  ahd.  lecchön,  alts.  liccön  leccön,  ags.  liccian;  lec 
leecone  würden  einem  ahd.  sbst.  leeco  entsprechen.  Kaum 
zwar  kennen  die  isid.  glossen  ein  deutsches  wort  (vgl.  ballare, 
badare),  gegen  lecator  aber  ist  nichts  einzuwenden.  Wenn  es 
jedoch  an  einer  andern  stelle  dieser  glossen  heißt  leno  leca- 
tor mediator,  lenulus  parvus  lecator,  lenocinium  lecacitas,  so 
mag  diese  bedeutung  aus  dem  gr.  Xaixd&tv  abstrahiert  sein, 
denn  lecacitas  erinnert  so  stark  an  das  pr.  lecaitz  (gleichsam 
lecax),  daß  es  keine  trennung  davon  gestattet.  Aber  auch  das 
rom.  lecheor  hatte  eine  üble  bedeutung,  es  war  ein  Schimpf- 
wort für  spielleute  geworden  (parasitus  spileman  Schleust,  gloss. 
29,62;  39,  422  J  und  ist  nicht  herzuleiten  vom  ahd.  leichari 
bänkelsänger,  wie  J.  Grimm  will,  ged.  aufFriedr.  p.  17,  um  so 
weniger  als  nirgends  eine  form  lacheor  sich  darbietet  (ahd.  ei  = 
roman.  a). 

L  e g a  it.  pr.,  besser  pr.  sp.  1  e  gu a ,  pg.  1  e g o a ,  fr.  1  i e u e 
ein  längenmaß,  meile ;  von  leuca  meile  bei  den  Galliern :  men- 
suras  viarum  nos  milliaria  dieimus,  Galli  leucas  Isid.;  Uvyq 
fxhqov  tl  raldraiQ  Hesych.  Das  wort  erhielt  sich  besser  im 
roman.  als  im  celtischen,  da  es  hier  nur  die  breton.  mundart 
in  der  form  lev  leö  besitzt  (Villemarque  führt  auch  ein  iri- 
sches dimin.  leagik  an).  Die  roman.  formen  beruhen  auf  ei- 
ner Umstellung  von  leuca  leuga  in  legua,  franz.  mit  diphthon- 
gierung  des  e  und  ausfall  des  g  lieue.  Im  altfr.  bedeutete 
es  auch  einen  Zeitraum,  s.  R.  deCambr.  p.264,  Fabl.  I.  194. 
IV.  39,  Eracl.  v.935,  Journ.  d.  sav.  1832  p.  161.  Eine  abl. 
ist  altfr.  loee  meilenweite. 

Lega  it.,  sp>  ley,  fr.  loi  aloi  gesetzlicher  gehalt  der 


I.    LENDINE— LI.  »03 

münzen;  vb.  it.  allegare,  sp.  alear,  fr.  aloyer  legieren;  von 
lex,  ad  legem,  vgl.  pr.  aleyalar  justifier. 

Lendine  it.,  sp.  liendre,  pg.  lendea,  pr.  lende, 
fr.  lente  niss;  von  lens  lendis,  wofür  man  lendinis  gesagt 
zu  haben  scheint ;  selbst  fr.  lente  könnte  aus  dem  gemeinrom. 
lendine  (auch  wal  lindine)  abgekürzt  sein  wie  page  aus  pa~ 
gina.  Auffallen  muß  das  catal  llemena:  ist  es  umgestellt  aus 
llenema  Uendema  (d  nach  n  fällt  hier  häufig  aus) ,  so  läßt 
sich  m  kaum  anders  denn  als  accusativendung  fassen. 

L  e  n  z  a  it.  binde  von  leinwand,  sp.  1  i  e  n  z  o  schnupftuch; 
von  lintea  linteum.  Abgel  it.  lenzuolo,  sp.  lenzuelo,  pg, 
lancol,  pr.  lensol,  fr.  linceul  leintuch,  betttuch,  lat.  linteolum. 

Lesina  it.,  lesna  sp.,  besser  sp.  alesna,  pr.  alena 
(aber  limous.  lerno,  r  für  s),  fr.  alene  ein  Werkzeug,  ahle; 
vom  ahd.  alansa,  umgestellt  alasna,  Schweiz,  alasme.  Wie  es 
kam,  daß  lesina,  woher  fr.  lesine,  auch  knauserei  bedeutet, 
darüber  höre  man  Menage.  Lesine,  du  livre  Italien,  intitule 
Bella  famosissima  Compagnia  della  Lesina:  lequel  contient 
divers  moyens  de  menage.  L'Auteur  de  ce  livre;  qui  est  un 
nomme  Vialardi;  feint  que  cette  Compagnie  fut  ainsi  appelee 
di  certi  Taccagnoni,  i  quali,  per  marcia,  miseria,  et  avarizia, 
si  mettevano  insino  a  rattacconar  le  scarpette  e  le  pianelle, 
con  le  loro  proprie  mani,  per  non  ispendere.  E  perche  tat 
mestier  del  rattacconar e  non  si  puo  fare  senza  lesina,  anzi 
e  lo  stromento  principale,  presono  questo  nome  della  Lesina. 

L  e  s  t  o  it.  pg.,  fr.  1  e  s  t  e ,  sp.  1  i  s  t  o  gewandt,  flink,  ital. 
auch  geschickt,  klug,  listig;  vb.it.  all  estar  e  allestire  zurecht 
machen;  vom  goth.  listeigs,  ahd.  listic  kunstreich,  mit  abge- 
worfenem suffix  wie  im  it.  chiasso  von  classicum,  altfr.  rüste 
von  rusticus  u.  a.    Sbst.  churw.  list  (m.)t 

Lettiera  it.  bettgestell,  sp.  litera,  pr.  leitiera,  fr. 
litiere  sanfte,  mlat.  lectaria;  von  lectus. 

Levante  it.  sp.  pg.,  levant  fr.  osten;  eig.  Sonnen- 
aufgang, ove  il  sole  si  leva ;  ähnlich  pg.  nascente,  cat.  sol-ixent. 

Levistico  libistico  it.,  fr.  live  che  (levesse  Menage) 
liebstöckel,  ein  kraut;  von  ligusticum,  bei  Vegetius  de  re  ve- 
ter, levisticum.     Ein  pg.  levistico  bei  Nemnich. 

Levriere  it.,  sp.  lebrel,  fr.  levrier  windhund;  von 
leporarius  hasenhund. 

Li  it.,  sp,  alli,  pg%  alli  ortsadverb;  von  illiq* 


204  I.    LIA-UEVITO. 

Lia  «p.  weintrester,  pg.  lia,  pr.  lhia,  fr.  lie  hefe, 
wohl  auch  venez.  lea  schlämm  d.  i.  bodensatz  des  wassers, 
bei  Papias  lia  amurca  öhlsatz.  Lix  licis  lauge  oder  asche, 
worauf  einige  verweisen,  verlangt  sp.  liga  und  dem  käme  neupr. 
ligo,  bask.  liga  (Humboldt,  lia  Larramendi)  zu  statten,  hätte 
die  alte  form  lhia  nicht  größeren  werth,  denn  g  kann  einge- 
schoben sein;  /r.  lie  aus  licem  wäre  möglich,  wenn  man  ber- 
lue  aus  lucem  vergleicht.  Ist  die  zweite  bed.  die  ursprüngliche 
des  Wortes,  so  leitet  man  es  der  form  und  dem  begriff  ent- 
sprechender mit  Diefenbach  celt.  I.  63  von  levare ,  wie  auch 
unser  hefe  von  heben  kommt,  vgl.  levain  IL  c. 

L  i  b  e  c  c  i  o  i£(J,  sp.  1  e  b  e  c h  e ,  pr.  1  a  b  e  c h  (jetzt  sibech), 
alt  fr.  lebeche  lebech  südwestwind;  vom  gr.  lixjj  hßog  mit  gl. 
bed.,  alban.  live.     Die  ital.  form  lieh  den  andern  das  muster. 

Lib ello  it.,  pg.pr.  livel  nivel,  sp.  nivel,  fr.  niveau, 
bret.  live  setzwage;  vb.sp.  nivelar,  fr.  niveler;  von  libella, 
s.  Rom.gr.  I.  241. 

Liccia  lizza  it.,  sp.  liza,  pr.  lissa,  fr.  lice  renn- 
bahn,  kampfplatz;  die  älteste  bed.  ist  Umzäunung,  äußerste 
Umzäunung  s.  Alexis  str.  17  u.  38.  Buchstäblich  fügen  sich 
alle  rom.  formen  zu  llcium  in  ein  feminin  umgebildet,  mit  mühe 
aber  nur  die  bedeutungen,  sofern  das  lat.  wort  gürtet  in  einem 
ganz  speciellen  sinne  ausdrückt  in  der  alten  formet  per  lan- 
cem  et  licium.  Es  gibt  ein  bret.  lez  mit  gl.  bed.;  ist  dies 
aber  acht  celtisch  und  konnte  sich  in  diesem  falle  it.  liccia 
daraus  hervorbilden?  Sollte  das  wort  nicht  deutsch  sein  wie 
so  viele  aus  dem  kriegswesen?  Mhd.  letze  (vom  ahd.  lazi) 
heißt  schutzwehr  (letzen  abhalten) ;  nur  der  Umschlag  des  e 
in  i  ist  unüblich. 

Licorno  alicorno  it.,  pg.  alicornio,  fr.  licorne  (fj 
einhorn;  entstellt  aus  unicornis,  sp.  unicornio  u.  s.  w. 

Lieve  it.,  sp.  pg.  leve,  pr.  leu  leicht,  von  levis;  fr. 
lief  fehlt,  dafür  lege  leicht,  leer  (von  schiffen  gebraucht)  eine 
durch  die  folgenden  ableitungen  erzeugte  form,  vgl.  neige  = 
pr.  neu.  Ital.  leggiero,  pr.  leugier,  fr.  leger,  gleichsam 
leviarius;  vb.  pr.  leujar  erleichtern  ==  mlat.  leviare  für  le- 
vare Cap.  Car.  Calv.,  auch  aleujar  aleviar,  it.  alleggiare,  sp. 
aliviar  (sbst.  alivio),  fr.  alleger. 

L  i  e  v  i  t  o  it.,  romagn.  leud ,  sp.  1  e  u  d  o  (liebdo  Berc), 
pg.  1  e  v  e  d  o  aufgegangen  (vom  teig) ;  vb,  it.  1  e  v  i  t  ar  e ,  sp. 


I.    LILAC-LISCA.  305 

leudar  lleudar,  aleudar  alevadar,  pg.  levedar  aufgehen  lassen 
(vom  teig).  Aus  levare  machte  man  in  frühester  zeit  nach 
dem  vorgange  von  cubare  cubitus,  domare  domitus  ein  partic. 
levitus,  daher  das  roman.  wort.  Solche  unclassische  partici- 
pien  sind  überdies  dolitus  statt  dolatus  Varro  ap.  Non.,  voci- 
tus  statt  vocatus,  provitus  statt  probatus  bei  Gruter,  s.Struve 
tat.  decl.u.  conj.  p.  185.  186;  die  L.  Sal.  kennt  rogitus  für  ro- 
gatus,  vgl.  Pott  in  Aufrechts  und  Kuhns  zeitschr.  I.  324.  Man 
nehme  also  levitare  nicht  für  ein  iterativ  von  levare,  woraus 
nachher  lievito  entstanden  sei,  denn  dem  iterativ  kommt  auch 
im  span.  ein  t  zu.  Eine  andre  form  ist  pr.  levat,  cat.  Uevat, 
wal.  aluat  Sauerteig;  auch  der  Neapolitaner  sagt  levato,  der 
Piemontese  und  Mailänder  levä  =  it.  lievito.  Churw.  levont 
vom  part.  präs. 

L  i  1  a  c  it.  sp.,  pg.  lila,  fr.  1  i  1  a  s  ein  Strauch,  syringe ; 
soll  ein  pers.  wort  sein,  agem  lilac  (das  erstere  wort  bedeutet 
persisch,  eig.  barbarisch,  nichtarabischj. 

L i  m  o  n  e  it.,  sp.  pr.  1  i m  o n ,  pg.  1  i  m a o ,  fr.  li m  o n  ci- 
trone,  it.  sp.  pg.  auch  lima,  it.  lomia,  sie.  lumiuni;  vom  arab. 
laimün  Freyt.  IV.  128a. 

Limosina  it.,  altsp.  pr.  almosna,  nsp.  limosna, 
pg.  esmola  (umgestellt  aus  elmosa),  fr.  aumöne  almosen; 
von  eleemosyna. 

Lindo  it.  sp.  pg.,  neupr.  linde  hübsch,  geputzt,  zier- 
lich, von  limpidus  klar,  daher  die  bed.  aufrichtig  im  piem. 
lindo.  ltal.  auch  limpido,  sp.  limpio :  dieselbe  doppelform  in 
nitido  und  netto. 

Lineal,  sp.  in  der  bed.  geschlecht,  geschlechtsfolge  aus 
der  eigentlichen  bed.  reihe  abgeleitet,  altval.  linia  J.  Febrer 
str.  55,  bask.  leinua ,  mlat.  bei  Gregor  VII.  linea  sanguinis. 
Daher  fr.  lignee,  altpg.  linhada  u.  a.  mit  ders.  bed.,  pr. 
schlechtweg  linh  (m.)  von  lineus,  vgl.  sp.  lifio  reihe;  altfr. 
ohne  erweichtes  n  lin,  das  Genin  variat.  de  1. 1.  fr.  p.  221  aus 
lignage  abgekürzt  wähnt,  wiewohl  es  nichts  anders  ist  als 
das  einfache  linum  schnür. 

L i  s  c  a  it.  halm,  gräte,  piem.  lesca,  matt,  lisca,  fr.  1  ai c  he 
(für  leche)  riedgras;  ahd.  lisca  farrenkraut,  ried,  ndl.  lisch. 
Dasselbe  wort  ist  it.  lisca,  piem.  lesca,  cat.  llesca,  neupr. 
lisco  lesco,  fr.  leche  (nicht  laiche  geschr.)  mit  der  bed.  feine 
schnitte  von  etwas;  vb,  cat.  Uescar  in  schnittchen  zertheilen. 


306  I.    LISCIO-LIVERARE. 

Liscio  it.,  sp.  pg.  liso,  pr.  lis,  fr.  lisse  glatt,  mit 
vielen  abll,  vb.  it.  lisciare  ligiare,  sp.  alisar,  fr.  lisser  gffätf- 
ten,  polieren.  Zu  erwägen  ist  das  glbd.  gr.  liaooq  und  das 
ahd.  lisi  leise,  sanft;  für  letzteres  spricht  der  vocal{\  =  rom. 
i,  i  =  e)  und  selbst  das  it.  sc  =  si.  Daher  die  verba  sp. 
deslizar  ausgleiten,  cat.  lliscar  (mit  ableitendem  c)  dass. 
Zu  ahd.  leisanön  nachahmen  (im  geleise  gehen)  scheint  sich 
zu  fügen  altsp.  deleznar  gleiten,  adj.  lizne  glatt;  deutlich 
entspricht  churw.  laischnar  (neben  lischnar).  Norm,  alise  ge- 
leise des  wagens  ist  desselben  Stammes. 

Lisciva  it.,  wal.  lesie,  sp.  lexia,  fr.  lessive,  pr. 
lissiu  (m.)  lauge,  so  auch  kymr.  lisiu;  v>on  lixivia  lixivium, 
wofür  der  vocabularius  S.  Galli  das  halbroman.  leciva  setzt, 
s.  bei  Hattemer. 

Lista  it.  sp.pr.,  listalistra  pg.,  liste  fr.  streif;  vom 
ahd.  lista  =  nhd.  leiste.  Abgel.  fr.  lisi  er e  (woher  sp.  lise- 
ra)  säum,  für  listiere. 

Liüto  Ieüto  liüdoif.,  sp.  laüd,  pg.  alaüde,  pr. laut 
lahut,  altfr.  leüt,  nfr.  luth,  wal.  1  ä u t e  aleute,  ngr.  Xuov&o, 
nhd.  laute,  name  eines  Saiteninstrumentes.  Wäre  dieses  viel- 
besprochene wort  etwa  das  lat.  lituus  gekrümmter  stab  und 
name  eines  blasinstrumentes,  durch  Versetzung  it.  liüto,  span. 
entstellt  in  laüd?  Allein  grade  die  ital.  spräche  meidet  solche 
Versetzungen  und  würde  selbst  in  diesem  falle  wenigstens  liuto 
accentuiert  haben.  Name  und  sache  rühren  von  den  Arabern 
her ,  welchen  cüd  0->c)3  mit  artikel  alcüd  (in  einem  wörter- 
buche  um  das  j.  1000,  s.  Gol.  1665,  Freyt.  III.  240a)  jenes 
tongeräthe,  urspr.  aber  etwas  hölzernes  bezeichnet.  Aus  dem 
orientalischen  worte  bildete  sich  laüd,  indem  man  den  eigen- 
thümlichen  arab.  hauchlaut  ain  (vor  ü)  mit  dem  naheliegen- 
den a  auszudrücken  suchte.  Die  port.  form  zumal  weist,  wenn 
auch  nicht  entscheidend,  auf  ein  arab.  etymon,  das  entlegenere 
Italien  empfing  das  wort  schon  in  etwas  veränderter  gestalt. 
Wackernagel  litt,  gesch.  p.  19  vermuthet  in  dem  rom.  worte 
unser  von  saitenspiel  unzertrennliches  lied ,  vgl.  goth.  liuthön 
zur  harfe  singen:  liegt  nicht  schon  in  dieser  begriffsüb ertra- 
gung etwas  ungewöhnliches,  so  ist  es  vollends  die  darstellung 
des  deutschen  diphthongs  iu  in  den  rom.  formen,  welche  ganz 
andre  vocale  verlangen  würden  (Rom.  gr.  I.  286). 

Liverare  livrare  it.,  pr.  liurar,  fr.  livrer  überge- 


L    LOCCO-LOGORO.  SO? 

geben,  liefern,  auch  zuweilen  sp.  librar,  pg.  livrar  5.  v.  a. 
dar  oder  entregar,  mlat.  liberare  z.b.  dona  Cap.Car.  Calv.; 
dsgl.  fr.  livree,  it.  livrea,  sp.  librea  Meidung,  die  der  herr 
dem  bedienten  gibt ,  eig.  geliefertes,  urspr.  auch  auf  lebens- 
mittel  bezogen,  mlat.  liberata,  liberatio;  zsgs.  fr.  delivrer 
5.  v.  a.  livrer,  mlat.  deliberare  Cap.  Car.  M.  Nicht  von  librare 
wägen  in  der  bed.  zuwägen,  zutheilen,  sondern,  in  Überein- 
stimmung mit  den  mlat.  und  ital  formen,  von  liberare  frei 
machen,  losmachen,  daher  aus  der  hand  geben;  dieselbe  be- 
griffsentwicklung  ist  z.  b.  auch  im  sp.  soltar  (lösen,  loslassen, 
ausgeben)  wahrzunehmen.  Die  lat.  bedeutung  vertritt  it.  li- 
berare, sp.  librar,  pr.  liurar,  fr.  delivrer. 

Locco  it.  in  mundarten  (neap.  sicil,  aber  auch  ober- 
ital  z.  b.  cremon.  loucch)  dummkopf,  sp.  adj.  1  o  c  o ,  pg.  1  o  u  c  o , 
npr.  locou  thöricht.  Servius  ad  Virg.  ecl  8,  55  kennt  ein 
lat.  alucus  oder  ulucus  s.  v.  a.  ulula,  dies  lautet  it.  alocco  (co- 
mask.  piem.  oloch),  welches  eule  und  dummkopf  heißt  (beide 
bedd.  einigt  auch  das  parm.  ciö),  hieraus  verkürzt  locco  u.  s.  f. 
Das  ital.  wort  steht  dem  latein.  in  so  fern  näher,  als  es  nur 
substantivisch  gebraucht  wird,  ist  also  nicht  aus  dem  span. 
herzuleiten, 

Loco  altital  adv.  des  ortes  für  lat.  hie  z.  b.  Brunetto 
tesor.  ed.  Zannoni  p.  66.  90. 221,  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  26,  dsgl. 
sp.  luego,  pg.  logo,  pr.  luec  luecx,  altfr.  lues,  wal.  de 
loc  zeitadverb  für  lat  statim;  von  locus,  loco. 

Loggia  it.,  pg.  loja,  pr.  lotja,  fr.  löge,  sp.  Ion  ja 
gallerie  u.  dgl. ;  vom  ahd.  lauba,  genauer  laubja,  mlat.  laubia, 
nhd.  laube,  darum  noch  altfr.  löge  in  der  bed.  zeit,  hütte, 
welche  bedeutung  ihm  auch  im  neufr.  noch  zusteht.  Wie  laubja 
aus  laub  folium,  so  entsprang  altfr.  foillie  hütte  Brut  I.  160, 
IL  160  aus  feuille.  Am  getreuesten  erhielt  sich  die  urspr. 
form  im  chw.  laupia  emporkirche  und  im  lomb.  piem.  lobia. 
Abgel.  fr.  loger,  it.  alloggiare  herbergen;  fr.  logis  Woh- 
nung u.  a. 

L  o  g  o  r  o  it.  (für  logro  ?),  pr.  1  o  i  r  e ,  altfr.  1  o  i  t  r  e ,  nfr. 
leurre  (m.),  engl.  Iure  stück  leder  um  den  falken  damit  zu- 
rückzulocken ;  ist  das  gleichbed.  mhd.  luoder  (ital.  g  an  die 
stelle  von  d  getreten  wie  in  ragunare  aus  radunare).  Vb.  pr. 
loirar,  fr.  leurrer  anlocken,  verführen,  betrügen;  gewiss 
aber  auch  iL  logorare,  das  mit  seiner  bed.  verzehren,  schwel- 


808  I.    LONTANO— LORDO. 

gen  ganz  zum  mhd.  luodern  passt,  wiewohl  Muratori  es  vom 
lat.  lurcari  (fressen)  herleitet     Vgl.  lodier  IT.  c. 

L o  n  t a n  o  it.,  pr.  1  o  n h da ,  fr.  1  o  i n t  ai n  entfernt;  würde 
ein  lat  longitanus  fordern  und  stützt  sich  in  jedem  falle  auf 
eine  ableitung  mit  t  wie  in  longiter.  Festus  hat  überdies  lon- 
gitrorsus,  wonach  0.  Müller  ein  altes  adj.  longiterus  vermuthet. 

Lontra  it.  pg.,  sp.  lutria  nutria,  pr.  loiria  luiria 
luria,  fr.  loutre  fischotter;  von  lutra,  gr.  svvdyig,  dem  sich 
das  sp.  nutria  anzuschließen  scheint  Ein  altes  Zeugnis  für 
das  franz.  wort  ist  loutrus  octur  (otter)  in  den  erfurter  glos- 
sen  345,  58. 

Lonza  it.,  mit  weggeworfenem  anlaut  sp.  pg.  onza, 
fr.  once  (alt fr.  Ren.  IL  p.  112)  ein  thier  aus  dem  katzenge- 
schlecht:  leggiero  piü  che  lonza  o  liopardo  Poet.  d.  pr.  sec. 
IL  186.  Die  übliche  herleitung  dieses  durch  Dante  berühmten 
Wortes  aus  lynx  oder  auch  dem  adj.  lyncea  hat  grammatisch 
nichts  gegen  sich:  neben  it.  lince,  sp.  lince,  fr.  lynx  (m.)  kann 
eine  volksüblichere  form  mit  o  aus  dem  griech.  v  in  lvy'%  be- 
standen haben,  vgl.  borsa,  tomba,  torso  aus  ßvQo^  rv/ußog, 
d-vQoog.  Die  deutung  mit  leonitia  löuoinn  hat  weder  den  be- 
griff noch  den  buchstaben  für  sich. 

Lordo  it.  schmutzig,  auch  lurido ;  offenbar  von  luridus 
gelblich,  zsgz.  lurdus  lordo  Rom.gr.  1.113.  Buchstäblich  das- 
selbe wort  ist  fr.  lourd,  wohl  auch  pr.  lot  (für  lorl,  vgl. 
Bernat  für  Bernart),  sicher  sp.  pg.  1er do  (für  luerdo  wie 
frente  für  fruente  u.  a.)  träge,  schwerfällig,  dumm;  letzteres 
wird  gewöhnlich  von  lentus  hergeleitet  Auch  altit.  lordo  muß 
die  franz.  bedeutung  gehabt  haben,  man  sehe  Ducange  v.  lurdus. 
Die  entwicklung  der  ital.  bed.  schmutzig  aus  der  classischen 
gelblich  läßt  sich  verschieden  auffassen,  so  viel  aber  ist  gewiss, 
daß  das  wort  schon  im  frühen  mlatein  die  bed.  faulig,  faulend 
angenommen  (gelblich ,  eiter farbig ,  eiterartig?)  ,  wenigstens 
übersetzen  es  die  rhaban.  gloesen  mit  fül.  Den  Übergang  aber 
von  dieser  bedeutung  zur  bed.  träge  (nichtsnutzig)  bilden  uns 
auch  andre  sprachen  vor:  fr.  pourri  verfault,  wall,  pourri 
träge,  dsgl.  ahd.  fül  putridus,  ndl.  vuil  sordidus ,  nhd.  faul 
segnis.  Oder  entstand  lordo,  wie  andre  wollen,  aus  horridus, 
it.  ordo  mit  vorgefügtem  artikel?  Aber  nichts  nöthigt  zu  die- 
ser annähme,  die  auch  durch  das  überaus  seltne  oder  zwei- 
felhafte vorkommen  des  mit  adjectiven  verwachsenen  artikels 


I.    LOSA— LUSINGA.  909 

(s.  lazzo  II.  ä)  schlecht  unterstützt  wird.  Die  norm,  mund- 
art  hat  sich  auch  ein  vb.  lourder  geschaffen.  —  Eine  zss.  ist 
fr.  balourd  tölpel,  daher  it.  balordo,  chw.  balurd,  sp.  pa- 
lurdo  und  vilordo:  das  vorgesetzte  ba  scheint  aus  dem  vb. 
baer  beer,  woraus  auch  das  synonyme  badaud  entstand,  und 
der  sinn  des  compositums  gaffender  dummkopf. 

Losa  piem.  sp. ,  pg.  lousa,  pr.  lausa,  altfr.  lauze 
Roquef.,  bask.  ar-lauza  (arri  stein)  grabstein,  Steinplatte,  eig. 
grabschrift,  vom  lat.  laudes,  wie  auch  sp.  lauda  das  grab  be- 
deutet.    Wegen  des  buchstabens  vgl  lusinga. 

Lotto  it.  glückstopf,  pg. lote  (m.)  sorte,  anzahl,  fr.lot 
antheil  (altfr.  Mar.  de  Fr.  1. 418:  a  sun  los  ne  retient  que  treis) ; 
pg.  lotar  die  zahl  oder  sorte  bestimmen,  taxieren,  fr.  lotir 
theilung  machen;  loterie  ein  glücksspiel,  vgl.  lot  in  der  bed. 
lotterielooß,  lotteriegewinn,  woher  das  neuere  sp.  lote.  Deut- 
sches wort,  goth.  hlauts,  altn.  hlutr,  ahd.  hlöz  u.  s.  w.,  nhd. 
loofs  xXijgog,  sors,  ahd.  hluz  durch  das  looß  zugefallene  sache, 
altn.  hlut  theil,  antheil 

Lumaccia«^  sp.  limaza,  pg.  durch umstellunglesma, 
fr.  limace,  limacon,  und  mit  gutturalem  c  oder  g  it.  lu- 
mäca,  chw.  limaga,  ven.  limega,  cat.  llimac  Schnecke;  von 
limax. 

Lunedi  it.,  fr.  lundi,  pr.  dilüs,  cat.  dilluns  montag, 
von  Lunae  dies,  dies  Lunae;  sp.  lunes,  pr.  auch  luns  mit 
derselben  endung  wie  in  martes  (s.  martedi),  wal  lüni,  und 
so  auch  ven.  luni,  romagn.  Ion.  Dafür  pg.  segunda  feira  wie 
neugr.  devTega. 

Lusinga  it.,  sp.  lisonja,  pr.  lauze nga  lauzenja, 
altfr.  losenge  Schmeichelei,  bask.  lausengua ;  vb.  1  u  s  i  n  g  a  r  e, 
lisonjar,  lauzengar,  losenger  schmeicheln;  sbst.  lusinghiere, 
lisongero  (losengero  Alex.),  lauzengador  lauzengier,  losen- 
geor  Schmeichler.  Das  pr.  lauz-enga  (denn  von  dieser  sprä- 
che ist  auszugehen)  bildete  sich  aus  lauzar,  lat.  laudare,  mit- 
telst desselben  suffixes,  das  im  altfr.  laid-enge  oder  cost-enge 
oder  im  nfr.  vid-ange  vorliegt;  die  form  losenge  dankt  ihr 
s  vielleicht  nicht  einmal  dem  pr.  z  =  lat.  d ,  sondern  dem 
subst.  los  (m.)  lob,  preis,  worin  s  radical  geworden,  also  auch 
acc.  los,  von  dem  aus  der  kirchensprache  bekannten  als  ein- 
heit  gefassten  laudes  lobgesang,  woher  das  vb.  aloser  lobprei- 
sen, norm,  einfach  loser.    Das  ital  und  span.  wort  sind  aus 

14 


310  I.    MCCHIA-MACCO. 

dem  nordwesten  eingeführt ;  doch  kommt  das  einfache  loso  auch 
im  nördl.  Italien  z.  b.  in  alten  genues.  gedickten  (Archiv,  stör, 
ital.  app.  num.  18.  p.  11.  42)  vor,  ebenso  lox  im  altvenez.  s. 
Bonvesin\ed.  Bekker.  Im  nfr.  louange,  louanger,  louangeur 
ist  nicht  etwa  s  ausgefallen ,  es  sind  neben  losenge  stehende 
eigentlich  richtigere  bildungen.  Aus  laudare  in  der  eigenthüm- 
lich  roman.  bed.  'zustimmen,  rathen*  machte  das  spätere  mla- 
tein  laudimium  laudemia  [nach  Pott  in  Aufrechts  und  Kuhns 
ztschr.  I.  387  das  erkaufen  der  laus  d.  h.  der  bewilligung  des 
lehnsherrn,  also  eine  dem  lat.  vindemia  nicht  unähnliche  for- 
mation)  und  aus  diesem  juristischen  worte  gestaltet^  sich  das 
pr.  laudeme  lauzimi  lauzisme,  it.  sp.  laudemio.  Das  altfr. 
los  hat  sich  in  der  gleichfalls  juristischen  formet  los  et  ven- 
tes,  lods  et  ventes  erhalten,  s.  Ducange  v.  laudare.  Nach  Fallot 
p.  549  stammt  losenger  vom  deutschen  lobsingen,  aber  schon 
die  prov.  form  lauzenjar  ist  dagegen.  Bessere  ansprüche  hätte 
das  mhd.  losen  mit  falschheit  schmeicheln,  wiesen  die  roman. 
Wörter  in  ihrer  bedeutung  nicht  zugleich  auf  lat  laudare :  altfr. 
alose  z.  b.  ist  ein  beiwort  der  helden,  der  hochgepriesene.  Die 
wahre  herkunft  des  Wortes  traf  schon  ein  alter  dichter,  wenn 
er  mit  den  Worten  spielend  sagt:  de  lauzengiers  mi  lau  Choix 
III.  396  =  fr.  je  me  loue  des  louangeurs. 

M. 

Macchia  it.,  sp.pg.  mancha  (für  macha)  fleck,  auch 
ein  stück  buschwerk  (wal.  megure  waldgebirg),  vgl.  unser  flek- 
ken  bewohntes  stück  land;  in  anderer  form  it.  maglia,  sp. 
pg.  pr.  gleichlautend,  fr.  maille  masche,  ringlein;  alle  von 
macula.  Eine  dritte  darstellung  ward  diesem  wort  im  pg.  m  ä- 
g  o  a  fleck,  betrübnis,  vb.  magoar.  Auch  sp.  m  a  n  c  i  1 1  a  fleck, 
wunde,  mitleid,  gieng  vermöge  der  öfter  angewandten  Umbil- 
dung des  suffixes  ul  in  ill  aus  macula  hervor,  im  Alex,  ohne 
n  maciella. 

Macco^.  gemetzel  (eig.  zer Quetschung,  vgl.  vb.  ammac- 
care,  daher  auch  bohnenbrei,  com.  mach  gestampfte  gerste), 
jfmaca  quetschung  an  fruchten,  fleck,  altfr.  maque  hanf- 
breche (Werkzeug  zum  quetschen),  henneg.  maca  dicker  ham- 
mer,  maquet  art  bolzen,  wallon.  maclott  (fj  kolben;  vb.  it. 
m  a  c  c  a  r  e  macare  (nur  mundartlich),  am-maccare,  s-maccare, 


I.    MADRIGALE-MAGAGHA.  211 

chw.  s-maccar,  sp.  cat.  macar,  pr.  macar  machar,  altfr.  ma- 
quer  quetschen,  stampfen;  sbst.  neap.  maccaria,  altfr.  ma- 
cheure  (beim  Rabbi  Sah  Jarchi  genes,  cap.  4  maccature)  met- 
zelei  u.  a.  Für  diesen  gemeinrom.  nur  dem  Portugiesen  feh- 
lenden stamm  scheint  sich  in  den  nahliegenden  sprachen  kein 
taugliches  etymon  zu  finden.  Das  bret.  vb.  mäc'ha  (pressen) 
mag  mit  den  roman.  Wörtern  aus  derselben  quelle  geflossen 
sein ;  diese  vermuthet  he  Pelletier  in  dem  glbd.  hebr.  mahach, 
richtiger  maccah  das  schlagen,  dsgl.  die  niederlage  im  kriege. 
Einzelne  hebr.  Wörter  fanden  allerdings  eingang  in  die  occi- 
dentalischen,  zumal  auch  in  die  roman.  sprachen,  doch  ist  es 
rathsam  sich  weiter  umzusehn;  Diefenbach  goth.  wb.  II.  58 
z.  b.  liefert  reiches  material  dazu.  ltal.  macco  macca  schwere 
menge,  altfr.  maquet  häufe,  wallon.  a  make  in  menge,  schei- 
nen sich  der  bed.  c  etwas  gestampftes ,  zusammengedrängtes 
anzuschließen. 

Madrigale  it.,  sp.  fr.  m  a  d  r  i  g  a  1  eine  liedergattung ; 
nicht  unwahrscheinlich,  da  man  ital.  früher  mandriale  (se  il 
madriale  o  mandriale  non  perdiamo  Varchi) ,  sp.  mandrial 
(nach  Retigifo  cap.  88  mandrigal)  sagte,  von  mandria,  lat.  man- 
dra  her  de,  also  hirtenlied,  s.  Dianes  ital  gr.  p.  787. 

Maestro  mastro  it.,  sp.  maestro  maestre,  alt  maese, 
tpg.  mestre,  fr.  maitre  aus  dem  alten  maistre,  wal.  me- 
ster  Vorsteher,  vorgesetzter  u.  dgl ;  von  magister.  Der  häu- 
fige gebrauch  dieses  auch  über  andre  europäische  sprachen 
verbreiteten  Wortes  hat  die  beiden  ersten  sylben  früh  in  eine 
zusammengezogen;  die  Leys  d'  amors  erlauben  schon  die  con- 
trahierte  form:  e  devetz  saber  qu'om  pot  dire  mayestre  en 
tres  sillabas  e  maystre  per  doas  sülabas  /.  p.  48.  Eine  abl. 
ist  maestrale,  sp.  maestral,  cat.  mestral,  fr.  mistral  nord- 
westwind, prov.  auch  schlechtweg  maestre  meister  der  winde 
wegen  seiner  stärke  genannt. 

M  a  g  a  g  n  a  it.,  altfr,  wall,  m  e  h  a  i  n  g  (mj,  cremon.  mail. 
piem.  mit  n  mangagna  gebrechen,  leiblicher  fehler;  vb.  it. 
magagnare,  pr.  maganhar,  altfr.  mehaigner  verstümmeln, 
zu  gründe  richten.  In  der  franz.  form  ist  ein  aspiriertes  h 
anzuerkennen,  da  dieser  buchstabe  hier  keine  zusammenzie- 
hung wie  in  brehaigne  braigne  duldet ,  und  dieses  inlautende 
h  konnte  sich  anderwärts  durch  g  darstellen.  Im  12.  jh.  schrieb 
man  lat  mahamium  mahamiare ;  wäre  etwa  ein  altes  deutsches 


313  L    MAGAZZINO-MAJO. 

man-hamjan  zu  vermuthen  (man  mensch,  hamjan  verstümmeln), 
gebildet  wie  man-slago  todtschläger  ?  Die  bret.  spräche  bietet 
mac'hafi  verstümmelt:  ist  dies  nicht  vielmehr  aus  dem  franz. 
und  würde  sich  umgekehrt  bret.  c'h  in  franz.  h  verwandeln 
und  nicht  vielmehr  in  c  oder  g?  Merkwürdig  ist,  daß  in  der 
mundart  von  Como  neben  magagn  (also  masculin  wie  mehaing) 
auch  rnäga  gebraucht  wird,  das  auf  einen  stamm  mag  führt. 
Muratori  antiqq.  ital.  II.  477  erklärt  sich  magagna  aus  man- 
ganum  wurfgeschütz,  womit  sich  die  bedeutung  schwerlich  ver- 
trägt, wenn  auch  ital.  mundarten  die  form  zu  stützen  scheinen. 

Magazzino  it., sp.  m a g a c e n  almagacen  almacen,  pg. 
armazem,  fr.  m a g a s i n  vorrathskammer ;  vom arab.  mach- 
san  al-machsan  scheune,  s.  Gol.  707,  Freyt.  I.  4S4*>. 

Magion e  it.,  pr.  altsp.  mayson,  altpg.  meisom  (12. 
13.  jhj  S.  Rosa,  fr.  in  a  i  s  o  n  (aus  letzterem  das  nsp.  meson) 
behausung :  von  mansio.  Eine  abl.  ist  it.  masnada,  sp.  mes- 
nada  manada,  pr.  mainada,  altfr.  mesgnee  hausgenossenschaft, 
gefolge,  trupp,  gleichsam  mansionata  (it.  manata,  sp.  pr.  ma- 
nada handvoll,  von  manus);  eine  abl.  von  masnada,  gleich- 
sam masnadino,  ist  it.  m  a  s  t  i  n  o ,  sp.  pr.  mastin,  pg.  mastim, 
fr.  mätin  haushund,  urspr.  hausgenosse  oder  einer  vom  ge- 
sinde  wie  altfr.  mastin  Fl,  et  Bl.  v.  1910,  Gar.  1. 154. 

M a  g  1  i  o  it.,  sp.  pg.  gleichlautend,  pr.  fr.  m a  i  1 ,  wal.  m  a  iu 
schlaget,  von  malleus;  vb.  it.  magliare,  sp.  majar,  pg.  pr. 
malhar,  fr.  mailler  hämmern,  zerstoßen,  wwmalleare,  wovon 
sich  nur  das  partic.  malleatus  vorfindet. 

Magräna  emigrania  i^  sp.  migraiia,  fr.  migraine; 
vom  gr.  ^juixQavia  einseitiges  kopfweh. 

M  a  i  ma  it.,  altsp.  pg.  pr.  m  a  i  s ,  nsp.  pg.  pr.  auch  m  a  s, 
fr.  mais  adverb;  von  magis,  in  bestimmten  formen  ftf.ma, 
sp.  pg.  mas)  auch  als  conj.  für  lat.  sed  angewandt,  vgl.  goth. 
mais  für  magis  und  potius,  mlat.  sed  magis  für  sed  potius 
Brequigny p. 81e  (v.j.584).  Zsgs.  sp.  demas  für  caeterus, 
lat.  de  magis  bereits  bei  Festus,  wo  es  aber  mit  minus  er- 
klärt wird,  und  bei  Nonius;  daher  abgel.  demasiado  für 
nimius. 

Ma  j  o  it.,  sp.  m  a  y  o ,  fr.  m  a  i ,  prov.  fem.  m  a  i  a  ort  birken, 
maibaum,  maie,  weil  sie  im  mai  grünt,  dsgl.  ein  grüner  bäum, 
den  man  vor  einem  hause  aufpflanzt,  oder,  z.  b.  in  Italien,  ein 
grüner  zweig,  der  in  der  ersten  mainacht  an  der  thüre  der 


I.    MAJORANA-MALVAGIO.  313 

geliebten  befestigt  wird.  S.  darüber  Schmeller  IL  533.  Churw. 
maig  strauß,  blumenstrauß. 

Majorana  maggiorana  iL,  sp.  mayorana,  pg.  mai- 
orana  und  mangerona,  fr.  marjolaine  ein  kraut,  majo- 
ran;  entstellt  aus  dem  glbd.  araaracus.  Aber  sp.  almora- 
dux,  cat.  moradux  sind  vom  arab.  mardaqüsch  Freyt.  IV. 
168a.  Die  form  majorana  mag  in  irgend  einer  umdeutung  mit 
major  ihren  grund  haben. 

Mala  sp.  pg.  pr.,  fr.  malle  felleisen;  gael.  mala,  ahd. 
malaha  sack,  ndl.  maal  maale.  Vgl.  Diefenbachs  goth.  wb.  L  271. 

Malato  it.  altsp.,  fr.  malade,  pr.  malapte  malaut, 
cat.  malalt  krank;  it.  malattia,  altsp.  malatia,  fr.  maladie, 
pr.  malaptia  malautia  malatia,  cat.  malaltia  krankheit.  Die 
prov.  formen  malapte  malaut  weisen  offenbar  auf  male  aptus 
untauglich,  wie  unser  unpässlich  auf  passen  aptare;  das  cat. 
malalt  ist  daraus  abgeändert  wie  galta  aus  gauta.  Die  ent- 
sprechenden franz.  und  ital.  formen  wären  malate  und  ma- 
latto  statt  malade  und  malato.  Soll  man  darum  ein  volksmä- 
ßiges tat.  malalus  von  malum  annehmen  wie  barbatus  von 
barba?  vgl.  malatus  ozvyvog  Gl.gr.lat.  Eben  so  leicht  konnte 
malatto  dem  partic.  ammalato  von  ammalare  angepasst  d.  h. 
in  malato  verwandelt  werden,  während  malattia  dessen  ein- 
fluß  nicht  erfuhr  und  nicht  erfahren  konnte,  da  die  ableitung 
solcher  substantiva  aus  participien  unüblich  ist:  nur  so  er- 
klärt sich  das  einfache  t  im  adjectiv  neben  dem  doppelten  im 
Substantiv.  Ob  nun  die  franz.  form  selbständig  und  im  ein- 
klänge  mit  den  Sprachgesetzen  aus  male  aptus,  oder  ob  sie  aus 
malatus  malato  durch  die  gewöhnliche  Verwandlung  der  tenuis 
in  media  entstand,  bleibt  zu  erwägen:  für  erster  es  zeugt  die 
uralte  form  malabdePass.  de  J.  C.  str.  116,  worin  beide  tenues 
in  ihre  mediae  erweicht  erscheinen. 

Mallevare  it.  bürgen,  sp.pr.  manlevar,  altpg.msi-* 
1  e  v  a  r  S.  Rosa  bürgen,  borgen ;  von  manum  levare  die  hand 
erheben,  feierlich  geloben,  mlat.  jedoch  mit  manu  levare  aus- 
gedrückt, hat.  malluvium  für  manluvium  zeigt  dieselbe  assi- 
milation  wie  das  ital  wort. 

M  a  1  v  a  g  i  o  it.,  pr.  m  a  1  v  a  i  s,  fr.  m  a  u  v  a  i  s  böse,  schlecht ; 
sbst.  it.  malvagitä,  pr.  malvastat  malvestat,  altfr.  mauvai- 
stie  (noch  bei  Nicot),  altsp.  malvestad  (aus  dem  prov.  ?)  Das 
adj.  scheidet  sich  bestimmt  von  malvat  =  male  levatus,  indem 


814  I.    MALVAVISCHIO-MANDORLA. 

es  ein  auf  si  ausgehendes  etymon  verlangt;  es  hat  überdies 
das  gepräge  eines  compositums.  Im  goth,  findet  sich  balva- 
vesei  bosheit,  wonach  ein  adj.  balvavesi-s  anzunehmen  ist, 
dem  ein  ahd.  balväsi  entsprechen  würde ;  rom.  balvais  aber 
wäre  in  malvais  (von  mal)  umgedeutet  oder  übersetzt  worden, 
ein  in  der  Wortbildung  nicht  unüblicher  auch  in  dem  ursprüng- 
lich deutschen  guiderdone  (Ij  und  mainbour  (IL  c)  erkenn- 
barer Vorgang,  s.  vorrede  und  Rom.  gr.  IL  229  note. 

Malvavischio  it. ,  sp.  malvavisco  (fr.  mauvisque 
hat  Nemnich)  eibisch,  von  malva  ibiscum  Qißfoxog) ;  umgekehrt 
in  ibiscum  malva,  mlat.  bismalva  Capit.  de  villis,  so  auch  ital, 
fr.  guimauve  für  vimauve,  indem  ursprünglich  inlautendes 
b  sich  in  v  erweichte. 

Mamma  it.,  sp.  m a m a ,  fr.  maman,  wal.  mame  mut- 
ier (in  der  kindersprache) ,  genues.  u.  s.  w.  mamma  amme; 
vom  tat.  mamma  i)  brüst,  mutterbrust,  wie  noch  it.  sp.  pg., 
2)  mutter  Varro  ap.  Non.,  Inscr.  Im  walach.  kam  mater  durch 
das  kinderwort  ganz  außer  gebrauch  wie  pater  durch  täte. 
Die  franz.  form  hat  das  ansehn  einer  accusativischen,  stimmt 
aber  doch  nicht  zu  nonnain,  Evain  und  ähnlichen,  vermuth- 
lich  weil  mamain  in  seiner  endung  zu  weit  vowpapa  abgewi- 
chen wäre.  Ein  vb.  istsp.  pg.  mamar  an  der  brüst  saugen: 
mammare  schon  bei  Augustinus  (opp.  ed.  Bened.  IV.  p.  1039.) 
Dem  deutschen  memme  feigling  entspricht  das  neap.  mamma- 
mia  (masc.)  eig.  einer  der  seine  mutter  zu  hülfe  ruft.  Vgl. 
zu  diesem  artikel  H.  Stephani  lex.graec.  v.  ndnnag. 

Man  co  it.  sp.  pg.,  manc  pr.  alt  fr.  mangelhaft;  von 
mancus  verstümmelt.  Daher  fr.  manch ot  =  it.  manco  d'una 
mano  einhändig,  dsgl.  it.  sp.  manca  linke  hand,  die  verstüm- 
melte, schadhafte,  s.  gauche  IL  c.  Vb.it.  mancare,  sp. 
pr.  mancar,  fr.  manquer  mangeln.  Für  die  lat.  bed.  verstüm- 
melt wich  it.  manco  aus  in  m  o  n  c  o ,  vb.  moncare  verstüm- 
meln (vgl.  chw.  muncar  =  mancar),  wobei  aber  in  betreff  der 
seltenen  Verwandlung  des  a  in  o  wahrscheinlich  anlehnung 
stattfand  an  lomb.  moch  adj.  stumpf,  mit  abgebrochner  spitze 
(ahd.  far-muckit  kebetudo  Graft'  II.  655,  mhd.  mocke  masse, 
brocken,  altengl.  mock  sbst.  stumpf  Halliw.) ,  wenigstens  ist 
it.  moncone  =  romagn.  mucön. 

Mändorla  mandola  it.,  sp.  almendra,  pg.  amen- 
doa,  pr.  amandola,  fr.amande  eine  frucht,  mandel,  ndl. 


L    MANE-MAN1C0.  315 

amandel;  entstellt  aus  amygdala  (jx(Avydalr[),  wal.  migdäle  ne- 
ben mandule.  Eine  starke  zusammenziehung  zeigt  die  prov. 
form  mella,  npr.  amello,  wozu  das  occ.  amenlou  den  Über- 
gang bildet. 

M  an  e  it.,  altsp.  man  (f.)  Sanchez  colecc,  pr.  man,  alt  fr. 
main,  wal.  mene  eine  tageszeit,  morgen;  von  mane,  dessen 
adverbiale  natur  noch  im  pr.  lo  be  mä  Boeth.  =  dem  classi- 
schen  bene  mane  sich  geltend  macht.  Daher  adv.  it.  dimani 
domani,  pr.  deman,  fr.  demain,  wal.  de  mene,  wofür  sp. 
manana,  pg.  ä  manhäa.  Eine  zss.  ist  das  fr.  sübst.  I e n d e- 
main,  pr.  lendeman  der  morgende  tag,  für  le  en  demain, 
vgl.  eine  ähnliche  zss.  im  altcat.  1-en-de-mig  cdas  in  der 
mitte'  d.  h.  mittlerweile ,  en  aquest  endemig  Chr.  d'Esclot  p. 
600^;  in  le  lendemain  verdoppelt  sich  also  der  artikel,  altfr. 
nur  l'endemain.  Von  matutinum  ist  it.  mattino,  pr.  mati, 
fr.  matin.  Für  domani  brauchen  ital.  volksmundarten ,  z.  b. 
die  sicil.,  noch  crai  =  cras. 

M ä n g a n o  it.  Schleuder;  daher  manganello  armbrust, 
pr.  manganel,  altfr.  mangoneau  Steinschleuder,  wal.  mengeleu 
rolle,  mange;  vom  gr.  /udyyavov  mit  gl  bed.,  ahd.  mango,  nhd. 
mangel  maschine.    Daher  auch  sp.  manganilla  listiger  streich. 

Mangiare  it.,  altpg.pr.  manjar,  fr.  manger,  dsgl, 
it.  manucare  manicare,  altfr.  manu  er  (mit  ausgefallnem 
c),  wal.  mencä  menencä  essen,  prov.  und  altfr.  häufig  mit 
radicalem  e  menjar,  menjier,  limous.miti  mindzä;  von  man- 
ducare  eig.  kauen,  später  sehr  üblich  für  essen:  manducat  et 
bibit  =  io&i'si  xai  nivu  Vulg.  Matth.  11,19;  manducantes  si- 
mul  atque  bibentes  Greg.  Tur.  5, 18;  in  beudo  (tisch)  raandu- 
cassent  L.  Sal.  Seltsam  ist  das  pr.  manjuiar ,  altfr.  manjuer 
(präs.  conj.  manjuce),  das  sich  schwerlich  anders  als  aus 
einer  Umstellung  mandcuare  wird  deuten  lassen;  norm,  sagt 
man  moujuer  und  manjusser.  Zsgs.  fr.  demanger,  piem. 
smange  jucken,  eig.  fressen,  wie  sp.  comer  von  comedere» 

Mänico  it.,  sp.  pg.  mango,  pr.  margue,  fr.  man- 
che (mj  heft,  griff.  Von  manus  mittelst  des  Suffixes  ic  wäre 
möglich;  da  aber  dieses  suffix  nur  feminina  zu  geben  scheint 
(s.  unten  oca),  so  ist  es  rathsam  in  manico  eine  abänderung 
des  lat.  manica  (ermel,  handschuh)  anzunehmen,  um  so  mehr 
als  das  it.  manica  auch  die  bed.  heft  entwickelt  hat.  Merk- 
würdig ist  lomb.  ven,  mänega9  sp.  pg.  manga  in  der  bed,  an- 


216  I.    MANIERO-MARAVIGLIA. 

zahl,  trupp,  häufe,  dem  man  eine  auch  den  neuen  sprachen 
bekannte  bed.  des  lat.  manus  übertrug ;  das  goth.  managei  = 
nhd.  menge  würde  man  anders  wiedergegeben  haben. 

Maniero  it.,  sp.  man  er  o,  pr.  manier  was  sich  in 
der  hand  tragen,  sich  behandeln  läßt;  von  marianus  für  ma- 
nuarius  handlich,  vgl  mannaja  II.  a.  Von  diesem  adj.  ist  auch 
das  subst.  maniera  it.,  sp.  manera,  pg.pr.  maneira,  fr.  ma- 
niere  art  und  weise,  eig.  handhabung,  benehmen. 

Maniglia  smaniglia  it.,  sp.  manilla  armring,  /r.  ma- 
nille  im  kartenspiel;  von  monile  pl.  monilia,  vielleicht,  was 
die  erste  sylbe  betrifft,  mit  einmischung  des  ahd.  mänili  mond- 
förmiger  schmuck ,  da  o  nur  höchst  selten  in  a  entstellt  wird. 

M  a  n  ö  p  o  1  a  it.,  sp.  pg.  m  a  n  o  p  1  a  panzerhandschuh ;  nicht 
zsgs.  mit  dem  fremden  onXov,  es  ist  von  manipulus  (manupu- 
lus),  dem  man,  von  manus  ausgehend,  die  bed.  einer  handbe- 
kleidung  beilegte ;  dazu  stimmt  mit  seinem  genus  das  mlat.  ma- 
nipula  handtuch. 

Manovra  it.,  sp.  maniobra,  fr.manoeuvre  hand- 
griff,  kunstgriff  u.  dgl. ;  wörtl.  hand-werk,  hand-arbeit. 

Man  so  it.  sp.  pg.  zahm;  abgekürzt  aus  mansuetus  (vgl. 
oben  fino).  Bäher  sp.  manso  leithammel,  leitochse,  it.  manzo 
(für  manso)  ochse  überhaupt,  eig.  zahmer  ochse,  entgegenge- 
setzt dem  bue  brado  ungezähmter  stier,  der  noch  nicht  am 
pflüge  geht;  comask.  manza  kuh. 

Mantenere  it.,  sp.  pr.  mantener,  pg.  manier,  fr. 
maintenir  aufrecht  halten;  von  manu  tenere,  manum  te- 
nere,  wie  nhd.  hand-haben,  ndl.  hand-haven,  letzteres  mit  der 
bed.  erhalten,  schirmen;  vgl.  mallevare  und  lat.  manstutor. 
Synonym  sind  pr.  cap-tener,  altsp.  cab-tener  Berc,  von  Ca- 
put tenere;  wal.  men-tui  von  manu  tueri. 

M  a  n  t  o  it.  sp.  pg.,  it.  auch  ammanto,  ein  kleidungsstück, 
fem.  sp.  pr.  m  a  n  t  a ,  fr.  m  a  n  t  e  decke,  verkürzt  aus  lat.  man- 
telum ;  dsgl.  it.  ma  n  t  e  1 1  o ,  fr.  manteau,  sp.  mantilla,  von  man- 
tellum;  it.  mantile,  sp.  mantel  von  mantile  mantele.  Ein 
sehr  altes  Zeugnis  für  das  sp.  manto  findet  sich  bei  Isidor: 
mantum  Hispani  vocant,  quod  manus  tegat  tantum ;  ein  noch 
älteres  in  einer  Urkunde  v.j.  542  mantum  majorem  Breq.  num.23. 

Maraviglia  it.,  sp.  pg.  gleichlaut.,  etymologisch  richti- 
ger it.  pr.  meraviglia,  fr.  merveille  wunder;  vom  plur. 
mirabilia  wunderbare  dinge. 


I.    MARCA— MARMITA.  217 

M  a  r  c  a  it.  sp.  pg.  pr.,  fr.marque  marche  zeichen,  gränze; 
it.  sp.  pg.  m  a  r  c  o ,  pr.  fr.  ra  a  r  c ,  alt  fr.  auch  merc  zeichen, 
maß;  vb.  it.  marcare  marchiare,  sp.  pg.  pr.  marcar,  fr. 
marquer,  altfr.  auch  merker  bezeichnen;  dsgl.  sbst.  it.  mar- 
chese,  sp.  pr.  marques,  fr.  marquis  markgraf,  mlat.  gewöhn- 
lich marchio,  das  in  der  roman.  spräche  kein  abbild  hat.  Vom 
goth.  marka,  ahd.  marcha,  ags.  mearc  gränze,  altn.  mark  (n), 
mhd.  marc  (n.)  zeichen,  vb.  ahd.  markön  begränzen,  bezeich- 
nen, nhd.  merken. 

Marcassita  it.,sp.  marcasita  marquesita,  fr.  mar- 
cassite  eine  art  Schwefelkies ;  nach  Sousa  vom  arab.  mar- 
kazat,  dies  vom  vb.  rakaza  erze  finden;  bei  Freyt.  1. 171*>  heißt 
dies  miner al  marqaschita. 

Marc  altfr.  (f.)  ansammlung  von  wasser,  teich  Chr.  de 
Ben.  I.  341 ,  stimmt  zum  gleichbed.  ndl.  maar.  Schon  Isidorus 
sagt:  omnis  congregatio  aquarum,  sive  salsae  sint  sive  dul- 
ces,  abusive  maria  nuncupantur.  Eine  Urkunde  enthält  villam 
sitam  inter  duo  maria  Brequigny  p.  107.  Abgel.  ist  ndl.  mae- 
rasch  maersche,  ndd.  marsch,  ags.  mersc,  daher  altfr.  m  a  r  e  s  q  s, 
pr.  marcx  (für  marscx),  altfr.  marescat,  maresquel,  mares- 
cage  (jetzt  marecage)  u.  a.;  auch  das  nfr.  marais  kann 
nebst  dem  it.  marese  aus  marasch  gebildet  sein,  wenn  auch 
ableitung  aus  mare  (im  mlat.  sinne)  buchstäblich  nahe  liegt; 
fr.  roarage  aber  und  it.  marazzo  sind  ächte  rom.  ablei- 
tungen.  Über  einschlägige  deutsche,  celtische  u.  a.  Wörter  sehe 
man  Dief.  goth.  wb.  II.  44. 

Margotta  it.,  champ.  henneg.  margotte,  fr.  mar- 
c  o  1 1  e  absenker,  einleger;  vom  gleichbed.  mergus.  Daher  auch 
it.  margolato,  wozu  aber  ein  vermittelndes  vb.  margo- 
lare  fehlt. 

Mariscalco  maniscalco  maliscalco  it.,  sp.  pg. maris- 
cal,  pr. manescalc,  /r.  marechal  hufschmied;  vom  ahd. 
marah-scalc  pferde-knecht ,  später  ein  name  hoher  beamten 
geworden. 

Marmita  it.  (in  lomb.  mundarten)  sp.  cat.,  fr.  mar- 
in i  t  e  fleischtopf  von  metall;  daher  it.  m  a  r  m  i  t  o  n  e ,  sp.  mar- 
miton,  fr.  marmiton  küchenjunge.  Das  wort  scheint  aus  dem 
franz.,  worin  es  auch  die  meisten  ableitungen  getrieben:  da- 
hin gehört  marmiteux  (altfr.  schlechtweg  marmite)  armselig, 
eig.  bettelhaft,  hungrig,  in  beziehung  auf  die  marmite  des  pau- 


218  I.    MARMOTTA— MARTIN. 

vres,  die  armensuppe.  Die  Herkunft  ist  unsicher,  am  meisten 
empfiehlt  sich  noch  Frischs  deutung,  der  einen  naturausdruck, 
vom  sieden  des  wassers  (vgl.  marmotter  summen),  darin  er- 
kennt. 

Marmotta  marmotto  iL,  sp.  pg.  marmota,  fr.  mar- 
in o  1 1  e  murmelthier.  Churwälsch  heißt  es  montanella  und  (nach 
Blumenbach)  murmont,  welches  letztere  denn  nebst  dem  ahd. 
muremunto  murmenti,  Schweiz,  murmet  aus  mus  montanus  ent- 
sprang und  allmählich  in  marmotta  abgeändert  ward. 

Marrir  pr.altfr.  sich  verirren,  marrir  chemin  den  weg 
verlieren  Rutebeuf  IL  228,  zsgs.  e  s  m  a  r  r  i  r ,  it.  smarrir e  hin- 
dern, verwirren,  chw.  smarir  verlieren;  vom  goth.  marzjan, 
ahd.  marran  (für  marrjan),  ags.  mearrian  ärgern,  hemmen, 
mlat.  legem,  bannum,  vel  praeceptum  marrire  Cap.  Car.  M. 
ann,  802.  Eine  andre  conjug.  wählte  der  Spanier  in  mar  rar 
fehlschlagen,  abirren,  wiewohl  ihm  auch  ein  pari,  marrido  amar- 
rido  betrübt  =  pr.  marrit,  piem.  mari,  pic.  amari  zu  geböte  steht 
Aus  demselben  stamme  ist  wohl  auch  das  span.  marana  Ver- 
wirrung, maranar  verwirren.     Vgl.  Dief.  goth.  wb.  II.  47. 

Marrochino  it.,  sp.  marroqui,  fr.  marroquin 
saffian;  urspr.  von  Marrocco  gekommen. 

Marrone  it.,  fr.  marron  eine  art  castanien.  Darin 
ahndet  Muratori  ein  alteinheimisches  wort,  das  sich  vielleicht 
noch  in  dem  römischen  zunamen  Maro  erhalten  habe  (über 
diesen  sehe  man  aber  Potts  forsch.  IL  589).  Bei  Eustathius 
lautet  es  pagaov.  Nach  andern  entstand  es  aus  hebr.  armön 
platane,  welches  man  früher  mit  castanea  übersetzte. 

Martedi  marti  it.,  fr.  mardi,  pr.cat.  dimars  diens- 
tag,  von  Martis  dies,  diesMartis;  sp.  mar t es,  pr.  auch mars, 
vom  gen.  Martis,  wal.  märtzi,  ven.  märti,  romagn.  mert.  Da- 
für pg.  terza  feira,  ngr.  rgh?]. 

Martello  it.  pg.,  sp.  martillo,  fr.  marteau  ham- 
mer;  von  martulus,  bereits  in  den  casseler  glossen  martel  ha- 
mar,  als  beiname  bekannt  in  Carolus  Martellus. 

Martin  pescatore  it.  ein  seefisch,  sp.  martin  pescador, 
auch  paxaro  de  San  Martin ,  sard.  puzone  de  Santu  Martinu 
(Nemnich  1.159),  fr.  m  art  inet  pecheur  eisvogel,  sp.  marti- 
nete  kleiner  weißer  reiher,  ardea  garzetta,  fr.  martinet  haus- 
schwalbe, auch  leuchter  mit  einer  handhabe  (in  form  eines 
Schwalbenschwanzes),  it.  martinetto  winde  die  armbrust  zu 


I.    MARTORA— MASCHERA.  »19 

spannen  (ebenso);  alle  von  dem  namen  Martinus,  aber  aus 
welchem  anlaß? 

Martora  it.,  sp.  pg.  marta,  pr.  mart,  fr.  marte 
martre  (f.)  ein  säugethier  der  nördlichen  länder ,  marder; 
vom  lat.  martes  in  einer  stelle  bei  Martial,  wiewohl  sich  mar- 
tora martre  dem  deutschen  worte  zunächst  anschließen. 

Marzapane#.,sp.  mazapan,  /r.massepain*wc/cer- 
brot ;  man  vermuthet  in  der  ersten  hälfte  des  Wortes  den  na- 
men des  erfinders.  Neap.  marzapane,  sie,  marzapanu  heißt 
schächteichen, 

Mas  pr.,  mas  mes  altfr.  hufe,  bauerngut,  wohnstätte, 
cat,  mas  landhaus;  vom  älteren  mlat.  mansus  mansum,  dies 
wahrscheinlich  von  manere  wohnen,  weil  die  coloni  auf  dem 
grundstücke  zu  wohnen  pflegten  (Grimms  rechtsalt.  p.  536),  vgl 
in  cujus  pago  manet  L.  Sah  tit.85,  daher  pr.  man  er,  fr. 
manoir  wohnung ;  pr.manen,  altfr.  manant  wohlhabend,  mlat. 
manens  colonus.  Derselben  herkunft  ist  sp.  m  a  s  a ,  mail.  massa, 
altfr.  mase  meierhof,  mlat.  mansa  massa;  it.  m a s  s  a r  o ,  altfr. 
mansiaire  hausverwalter,  nebst  vielen  andern  ableitungen. 

Mäschera  it. ,  sp.  pg.  mäscara,  fr.  masque  (m.) 
larve,  mlat.  mascus  grima  Gloss.  lat.  anglos.  (Mones  anzeig. 
VII.  p.  144,  in  der  erf.  hs.  marcus).  Die  form  masca  ist  hi- 
storisch die  ältere,  man  trifft  sie  bereits  in  longob.  gesetzen 
in  der  bed.  hexe:  striga,  quod  est  masca;  striga,  quae  dici- 
tur  masca.  Noch  piem.  heißt  masca  hexe,  mascra  aber  larve, 
neupr.  masc  hexenmeister,  dim.  mascot  (Honnorat).  Grimm 
myth.  p.  1036  führt  dieses  masca  bedeutsam  auf  das  vb.  ma- 
sticare  zurück,  die  hexe  heißt  so,  weil  sie  kinder  verzehrt, 
wie  mandueus  bei  Plautus  popanz  bedeutet;  dabei  kann  es 
gleichgültig  sein,  ob  man  hexe  oder  ob  man  larve  (etwas  mit 
offnem  maule)  als  grundbedeutung  annimmt  Ähnlichen  Ur- 
sprungs ist  auch  das  occit.  roumeco  popanz  (altpr.  wäre  ro- 
meca),  wenn  man  es  vom  lat.  ruma  gurgel,  Schlund,  wie  ba- 
veca  von  bava,  herleiten  darf,  so  daß  es  ein  verschlingendes 
wesen  bedeutete  (Honnorat  leitet  es  aus  roumec  dornstrauch) 
und  in  der  romagn.  mundart  heißt  papon  fresser  und  popanz. 
Nach  andern,  z.  b.  Kilian,  ist  das  wort  deutsch,  ahd.  masca 
netz,  nhd.  masche,  vgl  persona  adjicitur  capiti  densusve  re- 
ticulus  Plin.  12, 14,  und  dies  masca  wird  denn  von  mäsä  mahl, 
fleck  abgeleitet.   Erwägt  man  oder  erkennt  man  an,  daß  na- 


880  I.    MASSIMA—MASTICARE, 

men  von  personen  oder  persönlich  gedachten  gegenständen 
kaum  ohne  ableitungssuffix  aus  verbis  geformt  wurden,  so  hat 
diese  letztere  deutung  einen  Meinen  grammatischen  Vorzug  vor 
der  ersteren,  aber  diese  scheint  treffender,  bezeichnender. 
Beide  liefern  offenbar  zuverlässigere  Wörter  als  die  von  Sal- 
masius ,  welcher  masca  aus  gr.  ßdoxa  bei  Hesychius  erklärt. 
Dies  wird  nämlich  mit  fiaxsX?j  (jidxs'kla)  breite  hacke,  so  wie 
mit  ßaaxavia  tadelsucht  übersetzt,  letzteres  trifft  denn  mit 
ßaoxdviov  nQoßaoxdviov  amulet  gegen  bezauberung,  fratze,  ver- 
wandt mit  maske,  zusammen ;  für  ßdoxa  aber  muß  auch  fidaxa 
gegolten  haben,  da  es  Hesychius  mit  dixelXa  zweizinkige  hacke 
(fast  gleichbed.  mit  naxelrf)  übersetzt.  Man  fühlt  aber  leicht 
das  gekünstelte  dieses  Zusammenhanges.  Wie  verhält  sich 
aber  mäscara  zu  masca?  Etymologisch  betrachtet  kann  dies 
eher  aus  jenem  abgekürzt  als  jenes  aus  diesem  verlängert  sein, 
denn  ein  suffix  ära  erkennt  die  spräche  nicht  an.  Erklärt 
man  sich  indessen  mäscara  aus  mascra,  wie  es  ja  auch  in 
piem.  mundart  lautet,  dieses  durch  häufig  vorkommende  laut- 
verstärkende einschiebung  von  r  aus  masca  entstanden,  so 
sind  beide  formen  identisch,  ähnlich  entstand  sp.  cäscara  aus 
casco,  cat.  plätara  schüssel  aus  plat,  it.  tartaruga  aus  tartuga. 
Ugutio  (12.  jh.)  kennt  beide  formen,  die  mit  r  aber  ist  ihm 
die  volksübliche:  masca  simulacrum,  quod  vulgo  dicitur  ma~ 
scarel  (l.  mäscara?),  quod  apponitur  faciei  ad  terrendos  par- 
vos.  Ein  compositum  gleichfalls  mit  der  bed.  larve  ist  das 
mlat.  urspr.  deutsche  talamasca,  in  einem  alten  glossar  de- 
Iusio  imaginaria  talemasca ;  anderswo  larvae  daemonum,  quas 
vulgo  talamascas  dicunt;  talamascae  litterae  geheimschrift ; 
altfr.  talmasche,  vb.  entalemaschier  entstellen  Liv.  d.  rois  p. 
328;  auch  in  deutschen  glossen  talemasge  larva  s.  Schmeller 
IL  640,  Graff  V.  397,  mndl.  talmasche.  —  Derselben  herkunft 
ist  ohne  zweifei  wal.  m  es  c är e  schimpf  (Schandfleck),  pg.  mas- 
cärra,  cat.  mascära  schwarzer  fleck  im  gesicht;  vb.pg.  mas- 
carrar ,  pr.  mascarar ,  altfr.  mascurer  Ch.  d'Antioche  IL  42, 
nfr.  machurer,  bürg,  macherai  schwärzen,  beflecken,  mndl. 
maschel  mascher,  ags.  mäscre  fleck,  letztere  unmittelbar  an 
maschera  erinnernd.  Alban.  mascare  possenreißer  aus  dem  ital. 

Mässima  it.,  sp.  mäxima,  fr.  maxime  grundsatz; 
von  maxima  sc.  sentenfia,  s.  Menage. 

M  a  s  t  i  c  a  r  e  it.,  wal,  m  e  s  t  e c  ä ,  sp.  pg.  m  a  s  ti  c  a  r  ma~ 


I.    MASTO— MAZZA.  821 

stigar  mascar,  pr.  m  astegar  maschar,  fr.  mäch  er,  chw. 
mastiar,  bask.  mascatu  kauen;  von  masticare,  einem  nach-, 
classischen  bei  Apulejus  u.  a.  vorkommenden,  im  roman.  aber 
sehr  üblichen  worte,  gr.  f-iaarä^eiv.  Daher  neap.  genues.  masca 
kinnbacken,  wange. 

M  a  s t o  mastro pg.}  pr.  m  a s t,  fr.  m ät,  sp.  m a s til  mast- 
baum;  vom  ahd.  mast,  altn.  mastr,  ags.  mäst. 

Matassa  it.,  sp.  madexa,  pr.  madaisa,  altfr.  ma~ 
daise  strähne,  flechte,  wal.  inetase  seide ;  von  mataxa  rohseide, 
dsgl.  seil,  faden,  aus  dem  spätem  griech.  fxdxaS,a  (.uia^a. 

Materasso  it.,  /r.materas  matelas,  pr.  almatrac, 
sp.  pg.  a  1  m  a  d  r  a  qu  e  küssen,  matratze;  nach  Sousa  vom  arab. 
al-mactrach  dass. ;  oder  ist  es  von  mactarah  lederner  schlauch 
Freyt.  IV.  189b?  Dahin  pg.  madra^o  faulenzer?  vgl  unten 
poltro. 

Matto  it.,  sp.  pg.  mate,  pr.  fr.  mat  schachmatt,  pr. 
altfr.  auch  niedergeschlagen,  traurig,  daher  mhd.  mat,  s.  Grimm 
IV.  881;  abgekürzt  aus  it.  scaccomatto,  sp.  xaquimate,  fr. 
echec  et  mat,  vom  pers.  schach  mat  cder  könig  ist  todt'.  Vb. 
it.  mattare,  pr.  matar,  fr.  mater  matt  machen,  demüthigen; 
altfr.  amatir  Liv.  d.  rois  p.  25,  Mort  de  Gar.  v.  805. 

M  a  1 1  o  n  e  it.  backstein,  franz.  mdartl.  m  a  t  o  n ,  cat.  in  a  t  ö 
rahmkäse.  Man  darf  es  wohl  wagen  diese  Wörter  als  iden- 
tisch zusammenzustellen  und  sie  aus  dem  dtschen  matz  matte 
(käsematte')  herzuleiten,  pic.  matte,  da  sich  der  backstein  nach 
Zubereitung  und  formung  dem  käse  vergleicht,  überdies  altfr. 
maton  sowohl  eine  art  käskuchen  wie  auch  backstein  bedeu- 
tet. Euratom' s  herleitung  von  mattone  aus  lat.  maltha  ist  ganz 
unstatthaft. 

M azz a  it.,  sp.  p</.  m  a  z  a ,  pr.  m  a s s a ,  fr.  m a s s e  (sonst 
mace  geschr.j  kolben,  streitkolben ;  dsgl.  it.  mazzo,  sp.  mazo 
schlaget,  auch  bündel;  vb.  it.  mazzare  (in  mazza-sette  u.  a., 
auch  comask.  mazä),  chw.  sp.  mazar,  pr.  massar  prügeln, 
niederschlagen,  it.  ammazzare.  Eine  weitere  abl.  ist  altpg. 
massuca  massua  S.  Rosa,  fr.  massue,  pic.  machuque  keule, 
ngr.  fiiui^ovxa,  wal.  meciuce,  Mazza  macht  kein  großes  be- 
denken, es  ist  lat.  matea  (vgl.  piazza  aus  plätea),  wovon  sich 
in  einer  stelle  bei  Cato  de  re  rust.  nur  die  abl  mateöla  schla- 
get erhalten  hat,  it.  mazzuola,  pr.  massola.  Vgl.  über  solche 
verlorene  primitiva  oben  bubone. 


322  I.    MEDAGLIA— MENARE. 

Medaglia^.,sp.  medalla,  fr. medaille  Schaumünze; 
augment.  medaglione  u.  s.  f.  Im  mlatein  trifft  man  meda- 
lia  in  der  bed.  eines  halben  denars  und  dasselbe  wort  ist  ohne 
zweifei  das  altpg.  mealha  S.  Rosa,  altsp.  meaja  Berc,  pr. 
mealha  Gloss.  occ,  fr.  maille  statt  meaille  zur  bezeichnung 
einer  kleinen  münze.  Aus  medius  medialis  für  dimidius,  wie 
ahd.  helblinc  (heller)  aus  halb,  konnte  das  wort  nicht  ent- 
springen (obolus  dicitur  medalia  i.  e.  medietas  nummi  s.Du- 
cange) ;  auch  nicht  wohl  aus  metallum.  Es  hat  unzweifelhaft 
seinen  Ursprung ,  wie  zahlreiche  andre  substantiva  (Rom.  gr. 
11.244),  in  einem  adjectiv  mit  dem  suffix  eus,  metalleus  me- 
tallea;  daher  auch  sp.  metalla  goldblättchen ,  denn  schon  im 
mlatein  war  seine  bedeutung  schwankend.  Auch  im  fr.  me- 
tail  für  metal,  pr.  raetalh,  spürt  man  die  einwirkung  des  adj. 
metalleus,  das  übrigens  nicht  classisch  ist 

Medes  altpg.  galic,  pr.  medeis  meteis,  in  der  alten 
Pass.  Chr.  noch  medeps,  indeclin.  pronomen  wie  unser  selbst ; 
von  met-ipse  met-ipsum:  per  mi  meteis  =  per  memet  ipsum, 
se  mezeis  =  semet  ipsum  u.  s.  w.  Eine  superlativische  form 
davon  ist  pr.  s  m  e  t  e  s  s  m  e  im  Boethius,  sonst  medesme,  altfr. 
meisme,  nfr.  meme,  altsp.  meismo,  nsp.  mismo,  pg.  mesmo, 
it.  medesimo,  chw.  medem,  auch  venez.  und  piem.  ohne  s  me- 
demo,  medem,  waldens.  meseyme,  lat.  gleichsam  semetipsimus 
für  semetipsissimus,  s.  Rom.  gr.  IL  370. 

Mege  menge  altsp. ,  altpg.  meye,  pr.  metge,  altfr. 
mege  arzt,  noch  jetzt  limous.  medze  Wundarzt,  thierarzt ;  von 
medicus.    Daher  altsp.  mengia  arzenei. 

Membrare  it.,  altsp. pr.  membrar,  altfr.  membrer,  mit 
anlautendem  n  altsp.  n  e  m  b  r  a  r  Alex.,  F.  jusg.,  altpg.  pr.  die- 
selbe form,  mit  anlaut.  1  pg.  lembrar,  occit.  lembrä  erin- 
nern; von  memorare,  woher  auch  das  adj.  membrado,  mem- 
brat,  membre  besonnen,  klug.  Seltsam  ist  das  neupr.  me- 
membrä,  das  an  meminisse  erinnert ,  aber  doch  wohl  nur  aus 
remembrä  entstellt  ist.  Altpg.  reimbrar  S.  Ros.  wird  aus  re- 
nimbrar  syncopiert  sein. 

M  e  n  a  r  e  it.,  altsp.  pr.  cat.  m  e  n  a  r  (erster es  Alex.  Berc), 
pg.  fehlt,  fr.  m  e  n  e  r  führen,  leiten,  fig.  betreiben,  verrichten, 
ausführen,  daher  sbst.  it.  pr.  m  e  n  a  betreibung,  geschäft,  auch 
beschaff enheit.  Neben  lat.  minari  drohen  bestand  ein  unclas- 
sisches  activ  minare  das  vieh  antreiben  durch  drohungen  und 


I.    MENOSCABO-MENTAR.  323 

andre  mittel,  und  so  braucht  es  Apulejus:  asinos  et  equum 
sarcinis  onerant  et  minantes  baculis  exigunt,  vgl.  agasones 
equos  agentes  i.  e.  minantes  Paulus  ex  Festo.  Bei  dieser  be- 
deutung  ist  die  wal,  spräche  ungefähr  stehen  geblieben,  menä 
heißt  treiben  z.  b.  ochsen,  wegtreiben,  verjagen,  aber  doch 
auch  eine  sache,  ein  geschäft  treiben.  In  den  übrigen  spra- 
chen ward  ihm  allmählich  die  bed.  von  ducere,  deducere  zu 
theil:  mener  un  cbeval  ist  etwas  anders  als  equum  minare, 
wiewohl  es  in  seiner  anwendung  auch  mit  dem  lat.  worte  zu- 
sammentreffen kann,  denn  mener  les  betes  boire  ist  =  minare 
(appellere)  bestias  ad  bibendum.  Jene  wahrhaft  roman.  aus 
dem  gemeinen  redegebrauch  entwickelte  bedeutung  ist  auch 
dem  mlatein  früh  geläufig  geworden :  minare ,  sagt  Papias, 
ducere  de  loco  ad  locum,  promovere.  Die  gleichfalls  nur  bei 
Apulejus  vorfindliche  zss.  prominare  s.  v.  a.  minare  fand  nur 
im  franz.  aufnähme,  aber  aus  dem  alten  und  richtigen  pour- 
mener  spazieren  führen,  se  pourmener  spazieren  gehn,  machte 
man  später  promener,  se  promener,  das  R.  Etienne  1539 
noch  nicht  hat,  Nicot  1573  schon  kennt,  und  so  ward  auch 
pourmenoir  Spaziergang  durch  das  italisierende  promenade 
verdrängt. 

Menoscabo  sp. pg.,  altpg.  mazcabo  S.  Rosa,  pr.  mes- 
cap,  fr.  mechef  vertust ,  unheil ;  eig.  übler  ausgang ,  von 
cabo  ende,  lat.  caput;  vb.  menoscabar,  mescabar,  altfr. 
meschever  (mescaver  Ch.  d'Antioche  1. 40). 

Menovare^.,  sp.  menguar,  pg.  mingoar,  pr.  mi- 
nuar,  cat.  minvar,  fr.  di-minuer  vermindern;  sbst.  sp. 
mengua,  pg.  mingoa  mangel.  Lat.  minuere  ist  eins  der 
wenigen  verba  dritter  conjug. ,  die  schon  in  frühester  zeit  in 
die  erste  auswichen:  minuare  liest  man  in  Urkunden  des  7, 
und  8.  jh.  nicht  selten,  s.  z.  b.  Brequigny  p.  338c  (p,  j,  695), 
auch  Esp.  sagr.  XL  129.  Im  sp.  menguar  härtete  sich  der  diph- 
thong  uä  in  gua ,  wie  dies  ja  mit  deutschem  uä  (wa)  gleich- 
falls geschah;  ein  andres  beispiel  dieser  art  ist  mangual  aus 
manualis. 

Mentar  sp.  pg.,  altfr.  ment er  (qui  li  mentoit  la  mort 
R.  de  Cambr.  p.  326)  erwähnen,  erinnerlich  machen;  zsgs.  it. 
ammentare  rammentare,  altpg.  amentar  S.  Rosa  mit  gl.  bed. ; 
von  mens,  wobei  vielleicht  ammentare  die  älteste  bildung  ist 
Eigentümlich  hat  sich  dies  verbum  in  den  nordwestlichen  spra- 


284  ,  I.    MENTE-MENTRE. 

chen  gestaltet:  pr.  mentaure,  amentaver,  altfr.  mentoivre 
mentevoir,  amentoivre  amentevoir,  ramentevoir  (letzteres  noch 
bei  Moliere),  worin  man  eine  zss.  aus  mente  habere,  ad  meu- 
tern habere,  vgl.  it.  avere  a  mente,  erkennt,  so  daß  es  aus 
seiner  ursprünglichen  bed.  gedenken  in  die  factitive  gedenken 
machen  übergetreten  wäre  (beispiele  dieser  art  Rom  gr,  III. 
103).  Vielleicht  ist  das  sonst  unerklärliche  it.  mentovare  aus 
mentevoir  verderbt.  Hieher  auch  it.  dementare,  sp.  de- 
mentar  bethören,  altfr.  dementer  toben,  sich  unsinnig  gebär- 
den, lat.  dementare  in  letzterer  bed.  bei  Lactantius;  dsgl.  it. 
dimenticare  vergessen. 

Mente  it.  sp.  pg.  (altsp.  mientre),  pr.  men,  fr.  ment, 
wal.  fehlt,  adverbialsuffix  gefügt  an  das  feminin  der  adjectiva, 
s.  das  nähere  Rom.  gr.  II.  382,  Blanc  520.  Es  ist  der  abla- 
tiv  des  lat.  mens  seele,  gedanke,  absieht,  von  den  Römern 
nur  im  eigentlichen  sinne  (bona,  devota,  placida,  celeri  mente), 
allmählich  aber  in  der  bed.  art  und  weise  angewandt,  indem 
man  die  absieht  oder  meinung  auf  die  erscheinung  hinaus- 
führte und  also  auch  breve-mente,  perfetta-mente,  altra-mente 
auf  kurze,  vollkommne,  andre  weise  u.  dgl.  sagte,  ßieselbe 
anwendung  gestattet,  wenn  auch  in  beschränkterem  maße,  das 
mhd.  ahte  1}  ansieht,  gesinnung,  urtheil,  2)  art  und  weise,  so 
wie  das  bair.  meinung  (auf  die  meinung  =  auf  die  weise 
u.s.f.  s.  Schmeller,  der  auch  das  roman.  mente  vergleicht). 
Die  substantivische  natur  des  roman.  Suffixes  aber  macht  sich 
noch  darin  geltend,  daß  es,  wenn  mehrere  dieser  adverbia 
auf  einander  folgen ,  im  span.  und  port.  nur  an  dem  letzten 
derselben  ausgedrückt  zu  werden  pflegt  (bella  y  sutilmente), 
ja  daß  in  älteren  mundarten  auch  das  erste  adverbium  jenes 
suffix  für  die  übrigen  vertreten  kann:  pr,  sanetament  e  de- 
vota Choix  VI.  315,  alteat.  fellonament  et  desordenada  Chron. 
d'Esclot  p.  602«. 

Mentre  it.  pr.  altfr.,  sp.  mientras,  altsp.  mientre, 
altpg.  mentres,  partikel  dem  lat.  dum  oder  auch  interim  ent- 
sprechend; dsgl.  altit.  do  mentre,  altsp.  demientras,  pr.  do- 
rnende dementre,  altfr.  dementre  dementres,  überdies  auch 
altfr.  endementres,  altpg.  emmentres  u.  dgl  Darf  man  das 
veraltete  domentre  als  die  grundform  annehmen,  so  liegt,  wie 
schon  Muratori  will,  die  entstehung  aus  dum  interim  (mit  re- 
gelrecht abgestoßenem  auslautenden  m)  nahe  genug  und  grade 


I.     MENZOGNA.  825 

der  pleonasmus  ist  ganz  volksmäßiger  art ;  das  anlautende  do 
konnte  im  gefühl  analoger  bildungen  (domani ,  domandare) 
leicht  mit  der  partikel  de  verwechselt  und  darum  als  nicht 
wesentlich  abgestoßen  werden.  Herleitung  aus  dum  mente  (wie 
quasimente)  findet  in  dem  allgemeinen  ausbleiben  der  form  do- 
mente  (ohne  r)  ihre  Widerlegung ,  nur  im  altgenues.  begegnet 
demente,  s.  Archiv,  stör.  it.  app.  num.  18.  p.  33,  im  altvenez. 
auch  domente,  s.  Bonvesin  ed.  Bekker.  Für  den  bemerkten 
Ursprung  läßt  sich  auch  das  altfr.  dementiers  dementieres  an- 
führen, das  zwar  nicht  aus  dum  interim,  wohl  aber  aus  dem 
nahe  liegenden  dum  interea  mit  diphthongierung  des  betonten 
e  entstehen  konnte.  Für  das  altfr.  entremente,  das  hier  noch 
heranzuziehen  ist,  würde  sich  allerdings  interea  mente  auf- 
stellen lassen ;  piem.  tramantre  (tra  =  fr.  entre)  zeigt  wieder 
das  critische  r.  Pott  forsch.  II.  100  construiert  m entre  aus 
in  inter  mit  Verwandlung  des  ersten  n  in  m;  wirklich  kennt 
die  mail.  mundart  eine  präp.  in-enter,  die  altvenez.  ein  adv. 
mintro  (für  infino) ,  das  sich  nur  aus  in  intro  deuten  läßt, 
aber  solche  dissimilationen  sind  selten  gemeinromanisch  und 
selbst  die  anwendung  der  baaren  präp.  inter  als  conjunction 
eine  ungewöhnliche  freiheit.  Im  altital.  begegnet  noch  ein  adv. 
intröcque  Inf.  20, 130  für  interea,  das  sich  aus  inter  hoc  mit 
euphonischem  suffix  erklären  muß. 

Menzogna  it.,  pr.  mensonga  mensonja,  fr.  men- 
songe  lüge.  Non  a  mentis  somnium,  quod  est  Sylvii  som- 
nium,  bemerkt  Ferrari  (v.  mentovare)  gegen  Sylvius.  Es  ist 
zunächst  aus  mentitio,  pr.  mentizö,  gewiss  aber,  da  sich  nur 
sehr  wenige  ableitungen  mit  oneus  und  darunter  gar  keine 
abstracta  vorfinden,  eine  bloße  anbildung  an  das  sinnverwandte 
calogna  calonja  chalonge  verläumdung.  Die  prov.  form  me- 
sonega  Ev.  Joh.  8, 44  (ed.  GillyJ  wird  diese  deutung  nicht  ent- 
kräften, zu  abgeschmackt  wäre  eine  abl.  mentitionica :  e  ist 
bloß  eingeschoben.  Das  span.  und  port.  wort  ist  mentira: 
dafür  besitzt  der  Catalane  das  richtig  gebildete  mentida  (Rom. 
gr.  II.  293)  und  nur  als  eine  entstellung  desselben  läßt  sich 
das  unbegreifliche  span.  wort,  dem  vielleicht  auch  das  picard* 
mentirie  sein  dasein  dankt,  begreifen,  vgl.  lampara  aus  lam- 
pada.  Aus  der  altvenez.  mundart  kann  man  noch  eine  zweite 
anbildung  dieser  art  aufzeigen,  cativonia  Schlechtigkeit,  s.  Bon- 
vesin ed.  Bekker  (disp.  muscae  cum  formica  v,  35. 160.). 

15 


336  I.    MERCE-MESCHINO. 

Merce  it.,  sp.  merced,  pg.  pr.  merce,  fr.  merci 
gnade,  auch  dank;  vonmerces  im  frühsten  mlatein  in  dersel- 
ben bedeutung.  Daher  pr.  raerceiar,  alt  fr.  mercier,  nfr. 
remercier  danken. 

Mercoledi  mercordi  it.,  fr.  mercredi,  pr.  dimer- 
cres,  cat.  dimecres  mittwoch,  von  Mercurii  dies,  dies  Mer- 
curii;  sp.  miercoles,  pr.  auch  mercres  mit  derselben  en- 
dung  wie  in  martes  (s.  martedi),  it.  auch  mercore,  wal.  mier- 
curi.  Statt  dessen  sagt  man  in  ital.  mundarten  mez-edima  = 
media  hebdomas  mitte-woche,  mittwoch,  s.  Cherubini  und  Ar- 
chiv.  stör.  it.  app.  num.  20.  p.  41,  churw:  mez-eamda.  Für  das 
sp.  miercoles  hat  der  Portugiese  das  den  tag  zählende  quarta 
feira  wie  ngr.  xsTQadtj. 

Merlo  merla  it.  zinne  der  mauer;  abgel.  sp.  merlon, 
pg.  merläo,  fr.  merlon  ;  vb.  it.  m  erlare,  pr.  merlar  mit  Zin- 
nen versehen.  Ansprechend  ist  die  bei  Bolza  vocab.  genet.  be- 
merkte herleitung  aus  dem  archaistischen  auch  auf  einer  in- 
schrift  Orell.  n.  566  vorkommenden  moerus  für  murus,  dimin. 
moerulus,  und  nur  aus  dem  offenen  e,  das  dem  tat.  oe  sonst 
nicht  gemäß  ist,  läßt  sich  ein  leichter  einwand  dagegen  er- 
heben. Nach  Menage  kommt  es  vom  lat.  mina,  dimin.  minula, 
endlich  mirula  u.  s.  w. ;  besser  als  von  mirari,  woraus  Mura- 
tori  antig.  ital.  IL  468  es  deuten  möchte.  In  anschlag  kommt 
endlich  auch  das  sie.  mergula  mauerzinne,  das  aus  lat.  merga 
gabel  abgeleitet  sein  muß  und  ursprünglich  zinke  der  gabel 
bedeuten  mochte,  womit  sich  die  zacken  der  mauer  passend 
vergleichen  ließen, 

Merluzzo  it.,  pr.  merlus,  sp.  merluza,  fr.  mer- 
luche  (f.)  Stockfisch;  wird  für  eine  zss.  aus  maris  lucius 
(seehecht)  gehalten,  um  so  richtiger  als  in  der  catal.  mundart 
schon  das  einfache  llus  (lucius)  dem  begriffe  genügt,  also  keine 
ableitung  raarl-uzzo  gestattet  ist. 

Merrae  altfr.  klein,  gering;  von  minimus  wie  arme  von 
anima.  Daher  sbst.  sp.  merma,  pr.  mermaria  Verringerung, 
comask.  marmaria,  ital.  marmaglia  geringes  volk ,  comask. 
marmel,  cremon.  marmeleen  kleiner  finger;  vb.  sp.  pr.  mer- 
mar  sich  vermindern. 

Meschino^.,sp.mezquino,  pr.fr.  mesquin,  altfr. 
auch  meschin  arm,  elend;  vom  arab.  meskin  mit  gl.  bed.,  dies 
vom  vb.  sakana  Freyt.  IL  335b.  Prov.  und  altfr.  heißt  es  auch 


I.    MESSA-MEZZO.  287 

schwach,  zart,  meschin  daher  knabe,  meschine  mägdlein,  it. 
meschina,  wallon.  meskene  magd. 

M  e  s  s  a  it.,  sp.  m  i  s  a ,  fr.  m  e  s  s  e  messe,  messopfer ;  be- 
kanntlich von  missa  est  sc.  concio,  mit  welchen  Worten  der 
diaconus  die  Versammlung  entließ.  Andrer  meinung  ist  Fer- 
rari, der  messa  für  gleichbed.  hält  mit  oblatio,  gäbe,  opfer. 
S.  Ducange. 

Mestiero  mestiere  it. ,  sp.  altpg.  menester,  neupg. 
m ister,  pr.  menestier  mestier,  fr.  nie ti er  geschäft,  han- 
tierung,  gewerbe,  handwerk;  von  ministerium  dienst,  Verrich- 
tung, mlat.  muliercula,  quae  textricis  fungebatur  officio  . . .  ha- 
bebat cooperatricem,  quae  ejusdem  erat  ministerii  Aimoin.  Da- 
her sp.  pr.  menestral,  pg.  menestrel,  altfr.  menestrel,  spä- 
ter menestrier  menetrier  handwerker,  künstler,musiker,  mlat. 
ministerialis  diener  des  hauses,  wie  noch  altfr.  im  Aleociuslied 
str.  65;  eine  noch  ältere  franz.  form  in  den  Liv.  d.  rois  p.235: 
dameiseles  menestrales  mulier  es  meretrices.  Wie  mestiere  die 
bed.  von  opus  ausdrückt,  so  auch  it.  e  mestiere,  fa  mestiere, 
sp.  es  menester  die  von  opus  est. 

Mestizo  sp.,  pr.  mestis,  fr.  metis  kind  von  altem 
verschiedner  rage,  ursprünglich  auch  verschiedenes  Standes; 
gleichsam  mixticius. 

M  e  t  a  it.  misthaufe,  lomb.  meda  häufe  heu,  holz  u.  dgl, 
sard.  überh.  menge,  sp.  pg.  meda  häufe  garben,  altfr.  m  o  i  e 
s.  v.  a.  monceau;  von  meto,  kegelförmige  figur.  Abgel.  pg.me- 
dao  häufe,  medao  de  areia  sandhügel,  span.in  letzterer  bed. 
medano  und  medano  und  selbst  durch  vertauschung  des  d  mit 
g  (s.  camozza  I)  megano;  dsgl.  sp.  al-mear  heuschober 
für  almedar. 

M  e  1 1  e  r  e  it.u.s.  f.  (fehlt  wal.)  legen,  setzen,  hat.  mittere 
(gehn  lassen,  schicken)  war  schon  fähig  die  nahliegende  bed. 
ponere  auszudrücken:  so  sagt  Seneca  manus  ad  arma  mittere, 
so  Lactantius  gleichbedeutend  fundamenta  ponere  und  funda- 
menda  mittere ,  so  später  die  L.  Sal.  super  cubitum  manum 
mittere,  mittere  manum  super  fortunam  alicujus,  caput  mittere 
in  palo  (hineinstecken),  s.  Pott  in  Höfers  ztschr.  III.  156,  in 
Aufrechts  u.  Kuhns  ztschr.  1. 388.  Die  grundbedeutung  aber 
schwand  im  roman.,  ausgenommen  in  transmittere,  völlig. 

Mezzo  it.,  wal.  mez,  sp.  medio,  pg.  meio,  pr.  mieg 
mitten,  halb,  von  medius;  präpositional  fr.  parmi  m  it.  per 


SS8  I.    MICA— MILANO. 

mezzo.  Abgel.  it.  mezza no,  sp.  mediane* ,  pr.  meian,  fr. 
moyen,  von  medianus  bei  spätem;  it.  metä,  sp.  mitad,  pr. 
meitad,  fr.  moitie  Hälfte,  von  medietas,  das  Cicero  ungerne, 
die  spätem  aber  häufig  brauchten;  daher  fr.  metay  er,  npr. 
meytadier  pachter  oder  meier,  der  den  ertrag  zur  hälfte  mit 
dem  eigenthümer  theilt,  halfen,  mlat.  medietarius,  fr.  metairie 
meierhof.  —  Aber  altfr.  m  i  t  a  n  (mj,  daher  mitanier  pachter 
und  wohl  auch  nfr.  mitaine  fausthandschuh  (getheilter  Hand- 
schuh) werden  sich  schwerlich  aus  medietas  ableiten  lassen 
und  scheinen,  wie  schon  andre  aufgestellt  haben,  aus  unserm 
mitte  entstanden,  nach  Grandgagnage  aus  ahd.  mittamo. 

M  i  c  a  miga  it.  pr. ,  fr.  m  i  e  eine  partikel  zur  Verstär- 
kung der  negation ;  von  mica  krümchen,  bißchen,  daher  auch 
wal.  ni-mic  für  lat.  nihil.    Subst.  fr.  miche  stück  brot. 

Mi c c i a  it.,  sp. pg. pr.  m e  c h a ,  fr.meche  docht,  lunte ; 
von  myxa,  eig.  dille  der  lampe,  aber  schon  im  altern  mlatein, 
wo  es  auch  nixa  lautet  (vgl.  niccia  Menage  orig.  ital,  limous. 
netse),  s.  v.  a.  ellychnium.  Das  wort  muß  aber  aus  dem  franz., 
wo  sich  x  in  ch  umbilden  kann  (laxus  lache)  den  übrigen  spra- 
chen mitgetheilt  sein,  wie  es  denn  auch  dort  zu  den  meisten 
bedeutungen  gelangt  ist.  —  Prov.  findet  sich  auch  meca,  das 
sich  zu  mecha  verhält  wie  coca  zu  cocha :  die  mit  c  sind  un- 
organische durch  den  häufigen  Wechsel  zwischen  c  und  ch  (boca 
bocha,  lecar  lechar)  veranlaßte  formen. 

Micio  micia it.,  sp.  m  i c h o  mizo  miza  miz,  wal.  metzu 
metze,  altfr.  mite  katze;  naturausdruck  wie  nhd.  mieze.  Ab- 
gel. fr.  mitou  und  matou  kater,  ähnlich  wal.  metöc.  Zsgs. 
fr.  chatte-mite  schmeichlet inn,  vgl.  das  Sprichwort  se  l'une 
est  chate,  l'autre  est  mite  Ren.  I.  p.  6,  vollkommene  gleichheit 
der  gesinnung  auszudrücken.  Eine  andre  form  für  it.  micio 
ist  muci  mucia  muscia ,  bei  Papias  musio ,  der  es  von  mus 
leitet 

M  i  g  1  i  o  it.,  fr.  m  i  1 1  e  (m.,  aus  dem  ital.J,  sp.  pr.  fem. 
milla  ein  längenmaß  ursprünglich  von  tausend  schritten,  be- 
sonders in  Italien  üblich,  ahd.  mila,  nhd,  meile ;  von  millia  für 
mille  passus,  daher  der  ital.  plur.  miglia,  woraus  der  sing, 
erst  entstanden  sein  muß. 

Milan o  sp.,  pg.  milhano,  pr.  fr.  milan  hühnergeier; 
von  miluanus  abgel.  aus  milüus,  woraus  erst  später  milvus 
geworden  (Ritschi  im  Museum  für  phil  JV.  F.  VII.  598)  zur 


I.    MILZA— MINA.  829 

aufhebung  des  hiatus.  Zu  miluus  stimmt  auch  das  bask.  m\- 
rua  für  miruua,  indem  lat,  1  hier  öfters  in  r  übertritt.  Vb. 
sp.  amilanar  s.  astore. 

Milza  iL ,  sp.  melsa,  neupr.  melso,  dauph.  milza, 
bürg,  misse  mite;  vom  ahd.  milzi  (n.),  v9^-  alban.  meltzi  leber. 
Andre  formen  sind:  mail.  nilza,  chw.  snieulza,  weit  stärker 
abweichend  neupr.  melco  und  melfo  (s.  Honnorat).  Sonder- 
bar  ist  das  venez.  s  p  i  e  n  z  a ,  worin  sich  spien  und  milz  be- 
gegnen; erster  es  findet  sich  auch  im  sard.  spreni ,  im  wal. 
splene.  Dazu  das  ital.  adj.  smilzo  schlaff,  leer  des  leibes, 
milzlos. 

M i n a  it.  sp.  pg. ,  pr.  mina  mena,  fr.  mi n e ,  wällon. 
meinn  schacht,  erzgrube;  vb.  it.  minare,  sp.  pg.  pr.  minar, 
fr.  miner,  wall,  miner  untergraben.  Daher  altsp.  minera, 
pr.  meniera,  fr.  miniere  bergwerk,  wal.  minere  erzstufe;  hier- 
von it.  minerale,  sp.  pr.  mineral,  fr.  mineral.  Man  findet 
den  Ursprung  des  Wortes  im  lat.  minare  oder  rom.  menare 
führen,  betreiben,  vgl.  pr.  menar  secretz  geheimnisse  betrei- 
ben, mlat.  minare  consilium  einen  anschlag  bereiten,  minas 
parare  nachstellungen  ins  werk  setzen.  Hiernach  ist  mina  zu- 
erst geheimer  anschlag,  getriebe,  in  beziehung  auf  einen  be- 
lagerten ort  geheimer  gang  zur  Untergrabung  der  mauer,  dem- 
nächst auf  den  bergbau  angewandt.  Dieser  wandet  des  be- 
griff's  hat  nichts  unwahrscheinliches :  ganz  ähnlich  legte  man 
dem  it.  doccia  von  ducere  die  bed.  canal  bei.  Auffallend  ist 
nur  die  abweichung  des  richtigen  e  in  i;  geschah  es  zur  Un- 
terscheidung der  begriffe  c führen  menare  und  'graben*  mina- 
re? Buchstäblicher  Zusammenhang  mit  kymr.  mwn  masse, 
mine,  ist  nicht  anzunehmen ;  wie  sich  gael.  mein  zu  engl,  mine, 
rom.  mina,  verhält,  wäre  wohl  noch  genauer  festzustellen,  s. 
über  letztern  punct  Diefenbachs  celt.  I.  71.  —  Mine  fr.  haltung, 
gebärde,  ansehn,  daher  nhd.  miene,  engl,  mien,  scheint  man 
ohne  grund  vom  gesammtrom.  mina  zu  trennen,  da  es  gleich- 
falls von  menare  (pr.  mena,  s.  oben)  herstammen  kann,  in- 
dem es  die  äußere  führung  oder  haltung,  etwa  wie  gestus  von 
gerere,  ausdrückt:  pr.  se  menar  in  der  bed.  sich  benehmen 
s.  Katharisches  ritual  p.  30. 

Mina  altlimous.  großmütterchen,  gase,  menina  dass., 
pg.  minino  menino  knäbchen,  minina  menina  mädchen,  sp.  me- 
nino  edelknabe,  menina  hoffräulein,  neupr,  menig  klein,  bearn, 


830  I.    MINACCIA-MOJA. 

menit  kind,  norm,  minet  minette  dass. ,  wohl  auch  fr.  minon 
minette  kätzchen  (bair.  minni),  henneg.  minette  mädchen,  cat. 
minyö  bübchen,  das  aber  an  fr.  mignon  erinnert.  Der  stamm 
fordert  langes  i  (das  erst  in  abll.  zu  e  wird)  und  dies  bie- 
tet das  gael.  adj.  min  klein,  artig, 

Minaccia^.,  sp.  a-menaza,  pr.  menassa,  fr.rae- 
nace  drohung;  von  minaciae  für  minae,  nur  bei  Plautus. 

Miniare  it.  fein  illuminieren,  sp.  miniar  punctieren, 
mlat.  miniare  mit  mennig  (minium)  schreiben  und  zeichnen, 
daher  miniatura  kleines  gemälde,  wie  es  in  handschriften  vor- 
kommt. Von  minium  leitet  Menage  auch  it.  m  i  gn  a  1 1  a  blut- 
egel,  weil  er  roth  gezeichnet  sei. 

Minuzz  are  it.,  pr.  menuzar,  altfr.  m  enuiser  klein 
machen,  zerschneiden;  von  minutus,  fr.  menu,  pg.  miudo  u.s.f., 
gleichsam  minutiare.  Daher  das  franz.  sbst.  menuisier 
schreiner. 

Mi s chi are  it.,  sp.  pg.  pr.  mezclar  mesclar,  fr.  me- 
ler  mischen,  im  altern  mlatein  misculare,  sbst.  it.  misch  ia 
w.  s.f.;  von  miscere.  Eine  abl.  ist  fr.  melange  (noch  bei 
Nicot  fem.,  jetzt  masc),  pr.  mesclanha  gemisch,  vgl.  dasselbe 
suffix  in  louange,  laidange. 

Mita  sp.,  mite  fr.  milbe;  vom  ahd.  miza,  ags.  mite, 
ndd.  myte,  s.  Grimm  HL  365. 

M  ö  d  a  n  o  mödine  it. ,  sp.  pg.  umgestellt  m  o  1  d  e ,  pr. 
molle,  fr.  moule  muster;  von  modulus,  woraus  auch  it. 
modello  u.  s.f. 

Mo  dem  o  it.  sp.,  fr.  moderne  heutig;  von  modernus, 
das  sich  erst  bei  Priscian  und  Cassiodor  findet,  abgel,  vom 
adv.  modo  in  der  dem  früheren  mlatein  geläufigen  bed.  nunc, 
daher  amodo  'von  jetzt  an  ,  vgl.  die  ebenfalls  aus  adverbien 
abgeleiteten  hodiernus,  hesternus,  sempiternus.  Die  erklärung 
aus  dem  subst.  modus  verträgt  sich  nicht  mit  der  bedeutung 
dieses  Wortes,  ebenso  wenig  die  aus  dem  erst  später  entstan- 
denen franz.  fem.  mode. 

Moggio  it.,  sp,  moyo,  pr.  muei,  fr.  muid  ein  ge- 
treidemaß, scheffel;  von  modius.  Ein  sehr  altes  beispiel  des 
franz.  Wortes  ist  in  den  cass.  glossen  moi,  übersetzt  mit  dem 
ahd.  mutti,  vgl.  W.  Grimms  anmerkung. 

M  o  j  a  it.,  fr.  m  u  i  r  e  Dict.  de  Trev.  Salzquelle,  Salzwasser, 
vielleicht  auch  sp.  murria  salbe  von  knoblauchj  essig  und  sah; 


I.    MOLLA-MONTONE.  831 

von  muria.  Zsgs.  it.  sala-moja,  sp.  sal-muera,  pg.  sal- 
moura,  fr.  sau-mure,  wie  gr.  äX-fivgiq. 

Mo  IIa  it.,  pg.  mola,  sp.  muelle  (m.)  Stahlfeder,  im 
plur.  zange,  sp.  m  o  1 1  a  krume,  auch  wade;  abgel.  it.  m  o  1 1  e  1 1  a, 
sp.  molleta  lichtputze  (eig.  zange) ,  molledo  nebst  fr.  mollet 
fleischiger  theil,  wade,  sp.  molleja  kalbsdrüse,  it.  möllica  bro- 
same  u.  a.  m.;  sämmtlich  von  mollis  weich  (daher  die  bed.  krume 
und  ebenso  wade  d.  h.  weicher  theil  im  gegensatz  zum  Schien- 
bein), biegsam  (daher  Stahlfeder,  stahlzange).  Zu  merken  noch 
ital.  adj.  m  o  11  e  feucht,  gleichfalls  von  mollis  in  der  bed.  weich; 
daher  denn  auch  vb.it.  m oll are  nachgeben,  ammollare  net- 
zen, in  letzterer  bed.  pg.  pr.  molhar,  cat.  mulyar,  fr.  mouil- 
ler,  sp.  mojar,  d.  i.  molliare  (wie  roman.  levi-are  gravi-are 
aus  levis,  gravis) ;  sbst.  pg.  mölho,  sp.  moje  brühe.  Span,  mol- 
lera  s.  ILb. 

M  o  1  o  it.,  sp.  m  u  e  1 1  e ,  fr.  m  o  I  e  hafendamm ;  vom  gleich- 
bed.  moles.     Über  sp.  11  aus  tat.  1  s.  Rom.  gr.  1. 241. 

Monna^.,  sp. pg.  mona,  neupr.  mouno,  bret.  mouna 
äfßnn,  äffe,  daher  fr.  monnine.  Monna  hat  auch  die  bed.  von 
madonna,  woraus  es  zusammengezogen  ward:  muthmaßlich 
brauchte  man  es  als  schmeichelwort  von  der  äffinn. 

Monocordo  it. ,  umgedeutet  mit  hinsieht  auf  manus 
sp.  pg.  manicordio,  fr.  manicordion  ein  Saiteninstru- 
ment; vomgr.  (xovoxogdov,  weil  es  nur  eine  saite  enthielt,  vgl. 
die  prov.  stelle  manicorda  ab  una  corda  Lex.  rom. 

M  o  n  t  o  n  e  it.,  pic.  monton,  ven.  m  o  1 1  o  n  e ,  pr.  cat.  moltö, 
pr.  altsp.  (Alex.)  moton,  fr.  mouton  hammel.  Ein  mlat. 
multo  geht  vielleicht  bis  in  das  8.  jh.  hinauf:  multones  et  ver- 
veces  wideri  (hammel)  Gloss.  schlettst.  34, 2,  multo  wider  Gloss. 
flor.  p.  289h  In  der  angegebenen  bedeutung  treffen  alle  spra- 
chen zusammen,  wenn  auch  wohl  einmal,  wie  Liv.  d.  rois  p. 
141,  aries  mit  mouton  übersetzt  oder  wenn  es  alteat.  dmreh 
moltö  entegure  (lat.  integer)  ausgedrückt  wird.  Das  wort 
begegnet  auch  auf  andern  Sprachgebieten  und  zwar  in  primi- 
tiver gestalt  z.  b.  bair.  motz  (von  matzen  schneiden  ?  fragt 
Schmeller),  allein  die  herleitung  daraus  würde  die  probe  nicht 
bestehen,  zu  deutlich  zeigen  die  mundarten  die  form  molt,  ab- 
geändert in  mont.  Ferner  altir.  molt  vervex  Zeuß  I.  78,  gael 
mult,  kymr.  mollt,  com.  molz,  bret.  maout,  aber  eine  über- 
zeugende celt,  Wurzel  fehlt.    Ein  besseres  und  ganz  hezeich- 


233  I.    MORA— MOSCIO. 

nendes  primitiv)  gewährt  die  roman.  spräche  selbst:  neupr. 
raout,  com.  mot,  chw.  mutt  verstümmelt,  welches  ohne  Schwie- 
rigkeit aus  lat.  mutilus  mit  versetztem  1  entstehen  konnte,  vgl. 
neupr.  cabro  mouto  (altpr.  wäre  cabramouta)  eine  der  hör- 
ner  beraubte  ziege,  wörtlich  Columella's  capella  mulila,  Schweiz. 
muttli.  Das  aus  diesem  adjectiv  abgeleitete  moulon  bedeutet 
also,  wie  unser  hammel,  ein  verstümmeltes  thier. 

Mora  it.  schober  abgehauener  zweige,  sp.  moron  hü- 
gel,  fr.  (Schweiz)  moraine  steingerölle ;  vgl.  bair.  mur  los- 
gebrochenes gestein,  Schmeller  IL  612. 

Morchia  morcia  it.,  sp.  morga,  richtiger  cat.  mail. 
morca  öhlschaum;  von  amurca. 

Morello  it.,  altfr.  morel  moreau,  aber  sp.  pg.  mo~ 
reno  schwarzbraun;  von morus  maurisch,  schwärzlich.  Da- 
her auch  it.  pr.  morella,  fr.  morelle  eine  pflanze,  nacht- 
schatten. 

Morione  it.,  sp.  morrion,  alt  murion,  pg.  morriao, 
altfr.  morion  pickelhaube;  von  ungewisser  herkunft.  Man 
erinnert  dabei  an  das  sp.  morra  schadet. 

Mormo  pg.,  sp.  m ü e r m o  ,  pr.vorma  (jetzt  borm  m.), 
fr.  morve  (f.),  sie.  morvu  schleimige  feuchtigkeit  der  nase, 
im  span.  und  port.  eine  pferdekrankheit.  Man  leitet  diese 
Wörter  aus  morbus  (woher  auch  iL  morviglione  masern- 
krankheit,  mlat.  morbilli),  eine  herleitung,  in  welche  sich  leich- 
ter mormo  als  morve  (statt  des  von  der  lautlehr e  verlangten 
morbe)  fügt.  Das  pr.  vorma  nähert  sich  auffallend  dem  fr. 
gourme  II.  c. 

M  o  r taj  o  it. ,  sp.  m o  r  t  e  r  o  ,  pr.  fr.  m  o  r  t  i  e  r ,  wal. 
mojeriu  mörser  und  mörtel  (ital.  wal.  nur  erster  es);  von 
mortarium  in  beiden  bedeutungen. 

Moschetto  it.,  sp.  mosquete,  fr.  mousquet  ein 
feuqrgewehr ,  altfr.  mouschete,  mlat.  muscheta  ein  Wurfge- 
schoß, bolzen;  urspr.  eine  kleinere  art  zur  beize  dienender 
sperber,  pr.  mosquet  mosqueta,  fr.  emouchet,  it.  moscardo. 
Waffen  nach  jagdvögeln  benannt  s.  unter  terzuolo.  Mosquet 
aber  hieß  dieser  sperber  von  der  gesprenkelten  gleichsam  mit 
mucken,  mouches,  gezeichneten  brüst,  daher  auch  fr.  mou- 
c  h  e  t  e  r  sprenkeln.    S.  Frisch  IL  310"  v.  sprinz. 

Moscio  it.  schlaff,  welk,  sp.  mustio,  cat.  mox  dü- 
ster, nachlässig,  pr.  mois  düster,  tückisch,  altfr.  mois  Chr. 


I.    MOSTACCIO— MOZZO.  333 

de  Ben.,  wall,  muss  (für  must  wie  cress  für  crest,  lat.  cri- 
sta)  trübsinnig.  Buchstäblich  lassen  sich  alle  diese  formen  im 
lat.  musteus  vereinigen,  das  aber  fast  das  entgegengesetzte 
aussagt.  Sind  sie  aus  mucidus  entstanden,  das  sich  durch 
Umstellung  in  mucdius  raustius  verwandelte?  Wie  aus  der  bed. 
schimmlicht  die  bedd.  träge,  verdrießlich  erfolgen  können,  zeigt 
der  artikel  muffo.  Denselben  stamm  verräth  cat.  müstig  schlaff. 
Auch  limous.  mousti,  churw.  muost,  lomb.  moisc  feucht  (dum- 
pfig) scheinen  dieses  Ursprunges.  Abgel.  ist  it.  a  m  m  o  s  c  i  r  e 
ermatten,  welken,  pr.  amosir  düster  werden  Boeth.  v.  203. 

M o s t a c c i o  it.,  sp.  gleichlaut.,  fr.  moustache,  wal. 
mustätze  knebelbart;  vom  gr.  iivgxu.\  mit  gl.  bed.,  alban. 
mustäke. 

Mostarda«**.  pg.  pr.,  fr.  mout  arde,  sp.  aber  mos- 
taza  senf;  von  mustum,  weil  er  mit  most  angemacht  wird. 

Motta  it.  herabgeschwemmte  erde,  sp.  pg.  mota  erd- 
aufwurf,  fr.  motte  erdscholle,  altfr.  mote  aufgeworfene  an- 
höhe  mit  festem  schloß,  altpg.  mota  schutzwerk  eines  Schlosses 
S.  Rosa.  Unzweifelhaft  findet  sich  das  wort  in  deutschen  mund- 
arten  wieder.  Bair.  mott  aufgehäufte  moorerde,  schwz.  mutte 
ausgestochener  rasen,  ndl.  mot  abfall  von  torf,  fr.  mote  loh- 
kuchen.  Span,  mota,  sofern  es  knoten  im  tuche,  kleiner  feh- 
ler bedeutet,  zieht  Larramendi  aus  dem  bask.  motea  knösp- 
chen,  womit  auch  das  ndl.  moet,  urspr.  mot,  kleine  erhaben- 
heit,  knöpfchen,  fleck  oder  fehler  zusammentrifft;  pg.  mouta 
kleines  gebüsch  läßt  sich  unter  vergleichung  des  it.  macchia 
(fleck,  buschioerh)  damit  verbinden.  Außer  motta  besitzt  die 
ital.  spräche  mota,  gleichbed.  mit  malta  //.  a  und  daraus  ent- 
standen, aber  auch  motta  hat  diese  bedeutung. 

Motto  it.,  sp.  pg.  m  o  t  e ,  pr.  fr.  mot  wort,  spruch,  prov. 
auch  vers;  vom  lat.  mutire  mucksen,  mlat.  muttum:  cmuttum 
nullum  emiseris'  proverbialiter  dicimus,  id  est  verbum  Cornu~ 
tus  ad  Persium. 

Mozzo  it.,  sp.  mocho,  pr.  mos  (fem.  mossa),  fr. 
mousse  stumpf,  verstümmelt;  vb.  mozzare  smozzare,  mo- 
char,  emousser  abstumpfen;  vom  ndl.  mots,  schwz.  mutz  ab- 
gestutzt, ndl.  motsen  mutsen  abstutzen,  nhd.  mutzen.  Aus  dem 
franz.  aber  ist  entnommen  it.  smussare,  smusso.  Abgeleitet 
sp.  m  o  c  h  i  n  Scharfrichter,  eig.  verstummter.  Oder  ist  sp.  mo- 
cho von  mutilus,    wie  man  cachorro  aus  cafulus  leitet?  Das 


»34  f.    MUFFARE-MUGGINE. 

bask  mutila  knabe  (kleiner  stümmel)  könnte  diese  ansieht  un~ 


Muffare  it.  in  camuffare  Verkappen,  für  capo-muffare 
den  köpf  vermummen ;  vom  deutschen  muf,  entstellt  aus  mhd. 
mou  mouwe  ermel,  s.  J.  Grimms  abh.  über  diphthonge.  Des- 
selben Stammes  ist  fr.  moufle  fausthandschuh,  mlat.  muffula, 
ndl.  moffel ;  dsgl.  adj.  pr.  m  o  f  1  e  t  (neupr.  moufle),  pic.  mouflu, 
wallon.  mofnes  weich,  elastisch  (nach  art  des  muffsj,  und 
vermuthlich  auch,  mit  rücksicht  auf  die  ausstopfung  desselben, 
fr.  moufler  die  backen  aufblasen,  sp.  mofletes  bausbacken, 
pic.  mouflu  wohl  ausgestopft,  henneg.  moflu  dickbackig,  doch 
ist  hier  auch  mufle  //.  c  in  anschlag  zu  bringen,  vgl  Grand- 
gagnage  ©.  moufler,  wo  diese  Wörter  mit  großer  genauigkeit 
abgehandelt  sind: 

Muffo  it.  schimmlicht,  com.  romagn.  moff  bleich  oder 
graulich;  sbst.  it.  m u f f  a  schimmel,  pg.  m  o f  o,  sp.  m  oh  o  Schim- 
mel, moos,  fr. moufette moderdunst ;  vb.  it.  m u f f a r e ,  lothr. 
mouffä,  neupr.  muffir  schimmeln;  aus  dem  deutschen,  ndl.  muf 
schimmlicht,  hd.  muff  schimmel,  vb.  muffen.  Mit  demselben 
stamme  werden  figürlich  auch  üble  moralische  eigenschaften 
ausgedrückt:  sp.  moho  trägheit,  mohino  verdrießlich,  bos- 
haft, pg.  mofino  knickerig,  venez.  muffo  schwermüthig ,  ver- 
drießlich :  es  sind  begriffe,  die  sich  dem  schimmel  als  schmutz 
oder  fäulnis  anschließen,  vgl.  nhd.  faul  für  putridus  und  pi- 
ger,  schwz.  auch  für  malus.  Doch  ist  noch  zu  vergleichen 
bair.  muffisch  mürrisch,  muffen  murren,  schmollen.  Der  Spa- 
nier nennt  auch  den  maulesel  mohino  wegen  seiner  tücke,  ein 
wort,  das  Cabrera  gegen  die  Sprachgesetze  aus  mulus  hinnus 
construiert. 

Mugavero  it.,  sp.  almogarave,  pg.  almogaure, 
alteat.  almugaver  Chron.  d'Esclot  p.603b,  altval.  almugaber 
J.  Febrer  str.  21 ,  almugavar  220  partheigänger ;  vom  arab. 
al-mogäuer  Streiter  freut.  III.  302a ,  vgl.  auch  Monti  agg.  dl 
vocab.  IL  2, 306  und  S.  Rosa  s.  v.  Im  ital.  bezeichnet  es  auch 
einen  Wurfspieß,  wie  die  mugaveri  ihn  führten. 

Mugghiare  it.,  sp.  mujar  fehlt,  fr.  mugler  ineugler 
brüllen;  mlat.  mugulare,  frei  gebildet  aus  mugire. 

Mug gine  it.,  sp.  müjol  mügil,  pg.  mugem,  fr.muge 
ein seefisch;  von  mugil.  Franz.  mulet  aber  entspringt  besser 
aus  mullus. 


I.    MULA-MUNON.  835 

Mula  it.,  m  nie  fr.,  mulilla  sp.  pantoffel;  nach  Frisch 
u.  a.  von  mulleus  schuh  von  rothemleder;  nicht  unbedenklich. 

M  u  1  a  t  o  sp.  pg.,  fr.  m  ul  ä  t  r  e  mulatte,  urspr.  abkömm- 
ling  von  hengst  und  eselinn,  s.  S.  Rosa. 

Mulino  it.,  molino  sp. ,  moinho  pg. ,  moulin  fr. 
mühle;  von  molina  für  mola,  bei  Ammian.  Mar  cell.  Daher 
it.  mulinaro  mugnajo  (wie  balneum  bagno),  sp.  molinero, 
fr.  meunier  müller.  Eine  zss.  ist  it.  ri molin are,  sp.  re- 
molinar,  pg.  remoinhar,  altfr.  remouliner  sich  im  kreiße  dre- 
hen, wirbeln,  it.  sp.  remolino,  pg.  redomoinho  (mit  einmischung 
von  retro)  Strudel,  Wirbelwind,  altfr.  remoulin  stern  am  köpf 
eines  pferdes  (haarwirbelj  Roquef.  Auch  das  einfache  it.  muli- 
nello  bedeutet  Wirbelwind.  Von  re-molere  remoudre  aber 
ist  fr.  remous  (m.)  remole  (f.)  wasserwirbel,  meeresstrudel. 
Der  alten  prov.  spräche  scheinen  die  zss.  mit  re  zu  fehlen, 
es  bleibt  aber  zu  überlegen,  ob  in  revolina  Gloss.  occ.  re- 
volinar  Lex.  rom.,  zumal  da  diese  Wörter  den  schwesterspra- 
chen abgehen,  nicht  eine  Umwandlung  des  m  in  v  statt  ge- 
funden, indem  an  volvere  gedacht  ward;  molinar  tourbillon-* 
ner  hat  Raynouard. 

Mummia  it.,  sp.  momia,  fr. momie  mumie  ein  ein- 
balsamierter und  getrockneter  leichnam;  vom  arab.  müm  wachs, 
s.  Pott  in  Lassens  ztschr.  IV.  279.  Scaliger  weist  dagegen  auf 
gr.  aficofiov  ein  gewürz.     Span.  adj.  motnio  abgemagert. 

Mutigere  mugnere^.,,  sp.  (arag.)  muir,  pg.  mungir, 
neupr.  mouzer,  wal.  mulge  melken;  von  mulgere.  Das 
übliche  span.  wort  ist  ordenar  //.  b,  das  fr.  traire ,  aber  die 
alte  spräche  kannte  mulger  Liv.  d.  rois  p.  66,  noch  pic.  mou- 
dre.  Andre  mundartl.  formen  sind  lomb.  molg,  piem.  monse, 
sard.  mulliri ,  chw.  mulger,  cat.  munir.  Von  mungere  ist  das 
ital.  adj.  munto  smunto  hager,  abgemergelt,  nicht  von  emunctus. 

Munon  sp.,  cat.  munyö,  sie.  mugnuni  großer  armmuskel, 
wohl  auch  fr.  moignon  fleischiger  theil,  stück  fleisch  Dict. 
de  Trev.,  stümmel  eines  abgenommenen  gliedes;  vb.  com.  mugnä 
abstutzen.  Die  einfachste  form  gewährt  das  bret.  den  übri- 
gen celt.  sprachen  unbekannte  mon  moun  verstümmelt  an  hand 
oder  arm.  Als  primitiv  des  span.  Wortes  bietet  sich  das  bask. 
mun  dotier :  die  begriffe  dotier  und  muskel  begegnen  sich  auch 
im  lat.  torulus,  it.  tuorlo.  Welcher  spräche  aber  dieser  stamm 
eigentlich  angehöre,  bleibt  ungewiss,    Eine  ableitung  daraus 


230  I,    MUFU-MUSSOLO. 

ist  sp.  muneca  handwurzel,  faust,  puppe,  in  letzterer  bed.  auch 
muneco;  romagn.  mugnac  klotz. 

Mur  altsp.  altpg.  (m.) ,  churw.  mieur  (f.)  maus.  Das 
wort  konnte  sich  neben  murus  (mauer)  nicht  behaupten  und 
muste  mit  andern  (sorex,  talpa)  vertauscht  werden.  Eine  abh 
mit  gl.  bed.  ist  pr.  murena  (vielleicht  mureca  zu  lesen),  in 
der  neuen  spräche  murga,  welches  aus  mus  entsprang  wie 
auca  aus  avis  (s.  oca),  daher  pg.  murganho,  sp.  musgano 
junge  maus;  eine  andre  sp.  morcillo  (in  einigen  wob.),  gew. 
murecillo  muskel,  also  wie  lat.  musculus  von  mus. 

Musaico  it.,  sp.pg.  mosaico,  pr.  mozaic,  fr.mo- 
saique  musivarbeit;  entstellt  aus  musivum  (novatlov) ,  bei 
Spartian,  prov.  auch  musec. 

Musarafia  sp.,  pg.  neupr.  gleichlautend,  fr.  musara- 
gne  (museraigne  Rabelais),  chw.  misiroign,  comask.  mus-de- 
ragn  Spitzmaus;  von  mus  araneus. 

Muso  it.  altsp.,  mus  pr. ,  fr.  museau,  pr.  mursel 
schnauze  (daher  engl,  muzzle,  gael.  muiseal  maulkorb) ;  vb.  it. 
musare,  altsp.  pr.  musar,  altfr.  muser,  engl,  muse  gaffen, 
brüten,  harren;  fr.  a  mus  er  hinhalten,  unterhalten.  Ferrari 
sieht  in  musare  das  lat.  mussare,  allein  die  buchstaben  stim- 
men nicht.  Stalder  erwähnt  ein  Schweiz,  mause  schnauze,  aber 
als  muthmaßliche  nachbildung  des  it.  muso.  Auch  ndl.  muizen 
kann  in  der  bed.  nachsinnen  aus  mus  er  herrühren  (vgl.  we- 
gen des  vocals  luister  aus  lustre) ;  ebenso  hat  die  Schweiz, 
mundart  ein  vb.  musen,  sbst.  mus  schwermuth.  Diefenbach 
goth.  wb.  II.  89  wagt  es  mit  dem  altfries.  müth  (engl,  mouth) 
in  Verbindung  zu  bringen.  Das  etymon  liegt  näher,  als  man 
glaubt.  Lat.  morsus  gebiß  (das  womit  gebissen  wird)  verwan- 
delte sich  durch  einen  ziemlich  üblichen  ausfall  des  r  vor  s  in 
mösus,  langes  o  aber  wird  leicht  zu  u  (Rom.  gr.  1. 137),  und 
so  entstand  muso  aus  morsus  wie  giuso  aus  deorsum  deösum. 
Das  andenken  an  r  erhielt  sich  noch  im  pr.  mursel ,  worin 
dieser  buchstabe  durch  seine  Stellung  in  unbetonter  sylbe  ge- 
schützt ward,  während  der  vocal  sich  nach  dem  primitiv  mus 
richtete;  so  wie  im  bret.  morseel,  worin  eine  altfr.  form  fortlebt. 

Mussolo  mussolino  it.,  sp.  muselina,  fr.  mousse- 
line  nesseltuch;  von  Mossul  stadt  in  Mesopotamien,  wo  es 
zuerst  verfertigt  ward. 


I.    NACCHERA— NETTO.  837 


N. 


Näcchera  gnacchera  it.,  sp.  n  ä  c  a  r  a ,  fr.nacre,  alt  fr. 
nacaire,  masc.  sp.  näcar,  it.  näccaro  perlenmuschel,  Mu- 
schelschale, it.  altfr.  auch  klapper,  pauke,  pr.  necari ;  orien- 
talischer herkunft,  bei  den  Kurden  nakära.  S.  darüber  Du- 
cange  zu  Joinville  und  zumal  Pott  in  üöfers  ztschr.   IL  354. 

Nätica  it.,  sp.  nalga,  pr.  nagga  Elucidari,  altfr. 
n  a  c  h  e  nage  Bert.  p.  96  hinterbacken,  mlat.  natica ;  abgeleitet 
aus  natis  wie  cutica  aus  cutis,  pr.  auca  aus  avis,  s.  oca. 

Naverare  it.  in  innaverare  inaverare  z.  b.  Poet.  d.pr. 
sec.  11.113,  pr.cat.  nafrar,  fr.  navrer  durchbohren,  ver- 
wunden; sbst.  pr.  nafra,  norm,  nafre  wunde;  vom  ahd.  na- 
bager,  nhd.  näber,  ndl.  neviger  neffiger,  nord.  nafar  bohrer. 
Vielleicht  ist  das  pg.  escalavrar  damit  zusammengesetzt. 

Navilio  naviglio  navile  it.,  pr.  navili,  altfr.  navile 
(navilie  Ch.  d.  Rol)  flotte,  schiff,  nfr.  wwrnavire  (vgl. con- 
cire  aus  consilium  Chr.  de  Ben.  u.  a.,  Basire  aus  Basilius  Rapp. 
au  min.  p.178),  in  den  Liv.  d.rois  navirie/em.  Wie  der  La- 
teiner aus  civis  civilis,  so  leitete  der  Italiäner  aus  navis  das 
adj.  navile  und  hieraus  allerdings  unüblicher  weise  navilio. 

N  e  g  a  r  e  venez.  (mail.  gen.  negä),  pr.  n  e  g  a  r,  fr.  n  o  y  e  r, 
chw.  nagar  ertränken;  von  necare  in  eingeschränktem  sinne, 
mlat.  necare  negare  mit  gleicher  bed.  in  der  L.  Burg,  und 
Alam.  Die  formen  der  andern  sprachen  sind  it.  annegare, 
sp.  pg.  anegar,  nicht  aus  ad-necare,  sondern  aus  enecare, 
von  Gregor  v.  T.  4, 30  für  ertränken  gebraucht,  wal.  innecä. 

Nespola  it.,sp.  pg.  nespera,  cat.  nespla,  fr.  nefle 
(f  aus  p)  eine  frucht,  mispel;  von  mespilum  mit  gemeinrom. 
übergange  des  m  in  n,  der  auch  im  ahd.  nespil  vorliegt,  s, 
Born.  gr.  1. 188.  Formen  mit  m  sind  altsp.  mespero,  bask.  miz- 
pira,  wall,  mess,  in  Rheims  mele. 

Nessuno  it. ,  in  älterer  form  nissuno,  pr.  neis-un, 
altfr.  nes-un  nis-un  pronomen  für  lat.  nullus.  Es  ward  sonst 
wohl  durch  nescio  unum  erklärt,  ist  aber  zusammengesetzt 
aus  pr.  neis,  altfr.  neis  nis  (zuweilen  neis),  von  ne  ipsum, 
und  un  unus,  so  daß  es  heiß  "auch  nicht  einer*. 

Netto  it.,  sp.  neto,  pg.  nedeo,  pr.  fr.  net  rein,  hell 
u*  dgl ;  von  nitidus. 


338  I.    NID0-N1NN0. 

Nido  it.  sp.,  fr.  nid,  pr.  niu  nieu,  chw.  ignieu  nest, 
von  nidus;  it.  nidio,  von  nidulus  nid'lus;  pg.  ninho  und 
wohl  auch  comask.  nin,  von  dem  vornan,  dimin.  nidinus.  Eine 
andre  dbl.  ist  it.  n  i  d  i  a  c  e  adj.  aus  dem  neste  genommen,  da- 
her unerfahren,  einfältig,  albern,  lat.  gleichsam  nidax,  gebil- 
det wie  penace  adj. ;  dazu  stimmt  fr.  niais,  fem.  niaise,  nicht 
aber  pr.  niaic  (fem.  wäre  niaca),  das  wie  ybriaic  zum  suf- 
fix  ac  gehört;  und  wieder  anders  zu  beurtheilen  ist  sp.  niego, 
pg.  ninhego  s.  Rom.  gr.  IL  250. 

Niello  it.,  sp.pr.nlel,  altfr.  neel  schwärzliche  zeich* 
nung  auf  gold  oder  silber,  mlat.  nigellum;  vb.  it.  niellare, 
sp.  pr.  nielar,  altfr.  noeler,  mlat.  nigellare;  vom  lat.  dimin. 
nigellus.  Derselben  herkunft  ist  it.  nigella,  sp.  neguilla,  fr. 
nielle  schwarzer  mehlthau  im  körne,  franz.  und  span.  auch 
Schwarzkümmel 

Niente  it. ,  pr.  neien  nien,  fr.  neant  negation  für 
lat.  nihil;  von  ens  entis  wesen,  ding,  mit  vorgefügtem  ne  oder 
nee.  Das  lat.  von  den  philosophen  gebrauchte  wort  muß  aber 
doch  wohl  volksüblich  gewesen  sein.  Zwar  denkt  Ferrari  an 
ne  hetta  (s.  ette  U.  a),  aber  it.  chente,  das  seiner  bedeutung 
nach  nur  mit  ente,  nicht  mit  hetta  zusammengesetzt  sein  kann, 
entscheidet  dagegen.  Zsgs.  fr.  neanmoins,  it.  niente  dimeno 
nihilominus.  Im  Guill.  d'Angl.  wird  nient  einsylbig  gebraucht, 
noient  zweisylbig. 

Niffa  niffo  niffolo  it.  (flor.) ,  chw.  gniff  rüssel,  pr. 
nefa  dicker  theil  des  Schnabels  der  raubvögel;  deutsches 
wort,  ags.  engl.  ndl.  neb,  ndd.  nibbe  nif,  altn.  nebbi  und  nef 
schnabel,  nase.  Daher  limous.  niflä,  pic.  nifler,  fr.  renifler 
schnüffeln,  henneg.  niflete  schnüffler,  limous.  niflo  nasenloch, 
vgl.  Schweiz,  niffen  die  nase  rümpfen,  bair.  niffeln  durch  die 
nase  reden.    Mit  u  piem.  nufie  =  s-nüffeln. 

Ninno  ninna  it.  (ersteres  mundartlich),  sp.  nirio  nina 
kindchen.  Es  bedeutet  urspr.  ein  wiegenkind  und  scheint  ent- 
standen aus  der  formel  ninna-nanna  (auch  im  port.  üblich), 
womit  man  die  kinder  einwiegt,  vb.  it.  ninnare  einwiegen, 
neupr.  ninä  einschlafen.  Auf  das  ablautende  nanna  bezieht 
sich  lomb.  nana  Und ,  auch  bettchen  (jlor.  andare  a  nanna 
schlafen  gehn) ,  sp.  ebenso  nana  (hacer  la  nana  schlafen), 
wallon.  naner  einschlummern  u.  dgl. ;  andre  vocale  kamen  zur 
geltung  im  cat.  nen  nena  kindchen,  im  venez.  nena  amme,  im 


I.    NIÜNO-NOJA.  23» 

henneg.  nenen  dass.,  im  limous.  naina  wiege.  Woher  nun  je- 
nes schlafbringende  ninna-nanna,  worin  man  das  schaukeln 
der  wiege  zu  hören  glaubt  ?  Weder  nidus  nest,  bettchen  (lomb. 
nin),  noch  nanus,  noch  min  (s.  oben  mina)  läßt  sich  darin 
erkennen;  nur  ein  auf  mi  oder  mn  ausgehender  stamm  würde 
grammatisch  genügen.  Aber  kinder-  und  ammenwörter  kön- 
nen leicht  in  hohes  alterthum  hinaufsteigen  und  aus  verlore- 
nen wurzeln  herrühren;  hierzu  mag  aus  Hesychius  vvvviov 
Wiegenlied  angeführt  werden.  Ninna-nanna  ist  eine  der  häufi- 
gen, gewöhnlich  über  den  gränzen  der  etymologie  liegenden 
ablautformeln  wie  das  lomb.  ginna-gianna  name  eines  Mnder- 
spiels,  oder  litta— latta  schaukel;  nur  hat  es  weitere  Verbrei- 
tung gefunden  als  die  meisten  andern.  —  Wie  gr.  xögrj  und 
lat.  pupilla  mädchen  und  augenstern  (spiegelbildchen  im  äuge) 
heißen,  so  sp.  nina,  cat.  pr.  nina;  so  aber  auch  pg.  menina, 
venez.  putina,  romagn.  baraben  (kind,  nicht  bloß  mädchen), 
sie.  vavaredda  (von  vava,  s.  bava),  pic.  papare.  Der  Pro- 
venzaXe  sagt  dafür  auch  anha  lämmchen. 

Niuno  it.,  sp.  mit  eingeschobenem  n  ninguno,  pg. 
nenhum,  pr.  negun  nengun  neun,  wal.  niciun,  pronomen, 
zsgs.  aus  nee  unus,  im  wal.  neque  unus.  Andre  formen  sind 
altit.  neuno,  altsp.  nenguno,  altpg.  neun  Canc.  ined.,  cat.  ningü, 
chw.  nagin,  com.  negun  nigun.  Dazu  auch  altfr.  nun  z.  b. 
nuns  ne  me  tent,  nuns  ne  me  baille  Ruteb.  1. 3,  von  den  her- 
ausgebern  gewöhnlich  n'uns  geschrieben ,  noch  in  Champagne 
nune  part  =  nulle  part;  von  ne  unus. 

Nocchiere  it.,  sp.  nauclero,  alt  naoehero  nauchel, 
pr.  naucler  nauchier,  fr.  nocher  Steuermann,  fährmann; 
von  nauclerus  (vavxlrjQoq)  schiffsherr,  nur  bei  Plautus. 

Noja  it.,  sp.  enojo,  pg.  nojo,  pr.  enuei,  fr.  ennui 
Verdruß;  vb.  it.  nojare  u.  s.  f.  verdrießlich  machen.  Dieses 
wichtige  wort  hat  lange  aller  forschung  trotz  geboten,  denn 
die  üblichen  erklärungen  aus  noxa,  noxia,  nausea  vertragen 
sich  schlecht  mit  den  lautregeln  und  was  das  von  Fauriel 
vorgebrachte  bask.  enoch  betrifft  (Ampere  form.  d.  I  l.  fr.  p, 
305),  so  sieht  es  aus  wie  ein  der  span.  spräche  entnommenes. 
Es  entstand  vielmehr,  wie  schon  Cabrera  bemerkt,  aus  odium, 
aber  nicht  durch  Zusammensetzung  mit  dem  adv.  in,  sondern 
aus  der  auch  den  roman.  mundarten  wohlbekannten  phrase 
est  mihi  in  odio :  aus  in  odio  ward  ganz  regelrecht  it.  noja 


840  I.    N0L0-NUCA. 

mit  abgefallnem  i  (besser  altit.  masc.  nojo  Poet  d.pr.  sec.  II.  90), 
sp.  enojo,  alt  enoyo,  pr.  enuei  enoi,  wie  it.  bajo,  sp.  bayo, 
pr.  bai  aus  badius  ward.  Der  Provenzale  z.  b.  muß  anfangs 
gesagt  haben  amors  m'es  en  oi  =  tat.  amor  mihi  est  in  odio, 
später,  en  ois  als  nomen  gefaßt,  amors  m'es  enois.  Am  deut- 
lichsten tritt  des  Wortes  Ursprung  in  der  altvenez.  mundart 
hervor:  z.  b.  plu  te  sont  a  inodio  =  it.  piü  ti  sono  a  noja 
Bonvesin  ed.  Bekker  p.  324,  v.  92;  a  to  inodio  =  a  tua  noja 
v.  413.  Altfranz,  construierte  man  enuier  noch  mit  dem  da- 
tiv  der  person  z.  b.  Liv.  d.  rois  p.  367  icest  afaire  al  rei  en- 
nuiad,  was  auf  denursprung  des  Wortes  zurückzudeuten  scheint. 
Andre  beispiele  von  Zusammensetzungen  mit  der  präp.  in  sind 
it.  nabisso,  ninferno,  ingordo. 

N o  1  o  naulo it., daher noleggio,  fr. n o  1  i s ,  altsp. n o  1  i t 
fracht,  besonders  eines  schiffes,  noleggiare,  nolisser  ein  schiff 
miethen;  von  naulum  (yavlov')  fährgeld. 

N  o  n  a  it.  sp.,  fr.  n  o  n  e  in  den  klöstern  die  neunte  stunde 
des  tages,  also,  wenn  man  den  Sonnenaufgang  um  sechs  uhr 
annimmt,  drei  uhr  nachmittags.  Alt  fr.  nahm  man  es  auch 
im  sinne  einer  weltgegend  (Südwest  ?) :  une  riviere  l'avirone 
deverz  midi  e  devers  none  Rou  II.  p.  29. 

N  o  n  n  o  it.  großvater,  nonna  großmutter,  pr.  n  o  n  a ,  fr. 
nonne  nonnain  klosterfrau,  nonne,  lothr.  nonnon,  neupr. 
nounnoun  oheim;  von  dem  in  das  spätere  latein  eingeführten 
nonnus  nonna,  einem  ausdrucke  der  ehrfurcht,  bei  Hieronymus 
und  auf  inschriften  s.  Orelli  n.  2815.  Die  franz.  form  nonnain 
begreift  sich  als  eine  accusativische  von  nonnam  wie  putain 
von  putam,  der  mlat.  plur.  nonnanes  in  einem  capitular  v.  789 
(de  monasteriis  minutis,  ubi  nonnanes  sine  regula  sedent) 
hängt  damit  zusammen.     Hieher  auch  sp.  n  o  n  o  steinalt. 

Notare  it.,  altfr.  noer,  chw.  nudar,  wal.  in-notä 
schwimmen;  erklärt  sich,  da  es  auch  im  walach.  (und  alban. 
not}  vorhanden  ist,  nur  aus  einer  uralten  volksmäßigen  ver- 
gröberung des  kurzen  a  (7a£.  nätare)  in  kurzes  o,  daher  die 
ital.  diphthongierung  im  präs.  nuoto.  Prov.  und  span.  blieb 
nadar. 

Nuca  it.  sp.  pg.  pr.,  nuque  fr.  genick,  nacken.  Aus 
den  genannten  deutschen  Wörtern  läßt  sich  das  roman.  nicht 
gewinnen,  selbst  nicht  vermittelst  des  lomb.  gnucca,  da  g  hier 
öfter  dem  anlautenden  n  vortritt;   schwerlich  auch  aus  tat. 


I.    NUORA-OCA.  241 

nux  nücis,  wiewohl  der  Steinalter  den  nachen  wirklich  nuci 
di  lu  coddu  (noce  del  collo)  nennt ,  denn  das  scheinbar  pa- 
rallele duca  aus  dux  ist  ein  eigenthümlicher  fall.  Kilian  ver- 
zeichnet ein  ndl.  nocke  einschnitt,  kerbe  des  pfeils  ==  engl. 
nock,  auch  rückgrat,  dessen  ältere  form  nucke  sein  konnte, 
sichtbarlich  das  roman.  wort :  kerbe  und  gelenk  sind  nah  ver- 
wandte begriffe  (vgl  z.  b.  cran  IL  c)  und  leichter  konnte  der 
letztere  aus  dem  ersteren  als  dieser  aus  jenem  entstehen,  d. 
h.  das  ndl.  wort  scheint  nicht  aus  dem  roman.  entlehnt.  Aus 
dem  deutschen  nahm  auch  der  Wallone  sein  hanett,  ahd.  hnach, 
nhd.  nacken,  s.  Grandgagnage,  und  auch  das  gleichbed.  altfr. 
haterel  ist  deutscher  herkunft. 

Nuora  it.,sp. nuera,  pg.  pr. nora,  altfr.nore,  wal. 
nore  Schwiegertochter ;  von  nurus  mit  einer  dem  natürlichen 
geschlecht  angepaßten  endung:  nurus  non  nura  App.adPro- 
hum  in  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl  p.  445,  mlat.  nora  Bre- 
quigny  L  362°. 

o. 

0  od  it.,  sp.  o  ü,  pg.  ou,  pr.  o  oz,  fr.  ou,  wal.  au, 
conjunction,  von  aul.    Zsgs.  it.  ovvero,  von  aut  verum. 

Obbliare  it.,  pr.  altsp.  oblidar,  fr.  oublier,  neusp. 
pg.  umgestellt  olvidar  vergessen;  frequentativform  von  obli- 
visci  oblitus.  Subst.  it.  obbh'o,  pr.  oblit,  fr.  oubli,  sp.  ol- 
vido,  fem.  it.  obbh'a,  pr.  oblida  Vergessenheit.  Da  der  Italiä- 
ner  t  sonst  nicht  syncopiert,  so  scheint  das  wort  ein  ihm  aus 
Frankreich  zugeführtes  neben  scordarsi  und  dimenticare  üb- 
lich gewordenes. 

Obsequias  sp.  pr.,  obseques  fr.  leichenbegängnis ; 
von  obsequiae  für  exsequiae,  schon  bei  Petrus  Chrysologus 
(f  449),  auch  auf  Inschriften,  s.  Ducange. 

0  c  a  it.  sp.  pg.,  o  i  e  fr.,  ursprünglicher  sp.  pr.  chw.  a  u  c  a 
gans,  so  auch  mlat.  in  der  L.  Alam.  und  den  Form.  Marc.  Es 
ist  zusammengezogen  aus  avica,  das  von  avis  abgeleitet  ward 
wie  nätica  von  natis  oder  mlat.  cutica  von  cutis,  caudica  von 
caudex,  it.  mollica  von  mollis.  Im  sinne  dieser  etymologie 
übersetzt  ein  lat.  gr.  glossar  auca  mit  nrtjvov  (nxrivov)  vogel. 
So  nannte  man  die  gans  als  das  nutzbarste  hausthier  dieser 
classe,   wie  man  das  rind  schlechtweg  animal   (s.  aumaille 

16 


242  L     OGGI— ONIRE. 

II.  c)  nannte,  Dimin.  fr.  oison  (wie  clercon  von  clerc),  in 
den  cass.  glossen  auciun.  Im  limous.  u.  a.  dialecten  kommt 
auch  das  masc.  auc  gänserich  vor,  ebenso  im  verones.  oco, 
im  cremon.  ooch;  eine  andre  glbd.  limous.  bildung  ist  ooutzar, 
dem  ein  fr.  oisard  entsprechen  würde. 

Oggi  it.,  chw.  oz,  sp.  hoy,  pg.  ho  je,  pr.  huei,  altfr. 
hui,  adverbium,  von  hodie.  Zsgs.  it.  o  gg  imai  omai,  letz- 
teres für  oimai  (vgl.  oi  in  der  zss.  ancoi),  nicht  für  ormai,  da 
ausfall  des  r  schwierig  ist,  pr.  hueimais;  it.  oggidi,  sp.  hoy 
dia,  fr.  aujourd'hui;  altit.  ancoi  u.  s.  w.  s.  anche. 

Ola  sp.  cat.,  fr.  houle  (hasp.)  woge;  scheint  celtisch, 
kymr.  hoewal  (m.)  bewegung  des  wassers,  bret.  houl  (m.)  woge, 
vb.  houlenna.  Von  houle  altfr.  wall,  holer  sich  hin  und  her- 
bewegen. 

Oleandro  it.,  sp.  oleandro  eloendro,  pg.  eloendro 
loendro,  fr.  oleandre  lorbeerrose.  Zu  Isidors  zeit  loran- 
drum,  dem  die  zweite  port.  form  zunächst  steht:  rhododen- 
drum,  quod  corrupte  vulgo  lorandrum  vocatur,  also  wohl  aus 
rhododendrum  mit  anlehnung  an  laurus  entstellt  und  weiter 
entstellt  durch  abwerfung  des  anlautes  1,  worin  man  den  ar- 
tikel  fühlen  mochte. 

0 1  o  r  e  it.,  sp.  pr.  o  1  o  r ,  altfr.  o  1  o  u  r  duft,  geruch ;  vom 
gleichbed.  olor,  bei  Varro  de  ling.  lat.  und  Apulejus. 

0  mbelico  bellico  bilico  it.,  wal.  buric,  sp.  ombligo, 
pg.  umbigo  embigo,  pr.  ombelic  umbrilh,  fr.  nombril 
nabel;  von  umbilicus.  Umbrilh  und  nombril  (letzteres  rei- 
mend awfperil)  entstanden  aus  umbiliculus,  im  vocab.  S.  Galli 
umpiculo ;  das  franz.  wort  hat  überdies  ein  vorgesetztes  n, 
das  durch  dissimilation  für  ein  artikelhaftes  1  eingetreten  sein 
mag,  nombril  aus  lombril,  denn  auch  der  Catalane  sagt  llom- 
brigol.  Die  stärkste  abweichung  von  dem  urworte  zeigt  eine 
zweite  cat.  form  melic.  Nabel  war  den  alten  s.  v.  a.  mittel- 
punct:  hierauf  gründet  sich  das  ital.  vb.  bilicare  ins  gleich- 
gewicht  bringen,  fig.  überlegen. 

0  n  d  e  it.,  altsp.  o  n  d ,  pg.  o  n  d  e ,  pr.  o  n  t  on,  wal.  u  n  d  e, 
ortsadverbium ;  von  unde.  Zsgs.  it.  sp.  pg.  donde,  pr.  don, 
fr.  dont;  von  de  unde. 

Onire  it.,  pr.  aunir,  altfr.  honnir  (h  asp.)  beschim- 
pfen; vom  goth.  haunjan,  ahd.  hönjan,  nhd.  höhnen.  Sbst.  it. 
onta,  so  auch  altcat.  Chr.  d'Esclot  p.  590b ,  pr.  anta  (für 


I.    ORA— ORA.  J84S 

aunta),  selten  onta,  fr.  honte  (h  asp.),  auch  altsp.  fonta 
Poem.  d.  Cid',  vom  ahd.  hönida,  alts.  hönda  schmach;  daher 
vb.  it.  o  n  t  a  r  e ,  altsp.  a-fontar  (aontar  Canc.  de  Baena),  pr. 
antar,  altfr.  a-honter  hontoier;  über  sp.  f  =  fr.  h  s.  Rom. 
gr.  1.311. 

Or  a  it.  u.  s.  f.,  lat.  hora,  bemerkenswert  wegen  der  ver- 
bindung  bona  hora,  mala  hora  zur  guten  oder  bösen  stunde, 
zum  glück  oder  unglück,  schon  im  ersten  mlatein :  omnes  mala 
hora  dixerunt,  quod  a  quibusdam  pro  auspicio  süsceptum  est 
Greg.  Tur.  6,  45  i  tarn  mala  hora  te  viderunt  oculi  mei  Gest. 
reg.  fr.  cap.  35.  So  it.  in  buon'  ora,  in  mal'  ora,  sp.  en  buena 
hora,  en  hora  buena  zsgz.  norabuena  und  so  noramala,  pr,  en 
bon'  hora  Choix  IV.  420,  altfr.  en  bone  heure  und  bone  heure 
Brandaine  p.  141.  Endlich  genügte  biofies  bona  «mdmala, 
zuweilen  mit  einmischung  von  r  aus  hora:  it.  mal  zum  Un- 
glück Inf.  9, 54,  Purg.  4,  72,  Par.  16, 140  (mala  in  maladire 
für  maledire),  sp.  en  buena  Berceo  p.175,  str.481,  mala  efos. 
340,  str.  419,  altpg.  bora  (npg.  embora),  pr.  bona  Boeth.  v. 
253,  mala  Jauf.  64%  114b,  mal  G.  de  Tudela  v.  6406,  altfr.  bone 
Ren.  l.v.  2858,  bor  schon  Alexis  str.  90,  auch  buer,  entspre- 
chend mar.  Wie  sich  hora  und  augurium  berühren,  lehrt  die 
redensart  en  bona  ora  (ä  la  bonne  heure)  Jauf.  135b  6t  en 
bon  aür  172b.  S.  Rom.gr.  11.382,  Altrom.  sprachdenkm.  p.71. 

Ora  it.,  sp.  pg.  hora,  alt  oras,  pr.  ora  oras  or,  altfr. 
ore  ores  or,  nfr.  o  r ,  zeitpartikel  für  lat.  nunc,  von  hora  zur 
stunde,  im  franz.  auch  formell  vom  sbst.  heure  geschieden. 
Der  Provenzale  kennt  überdies  die  form  ara  aras  ar,  geschwächt 
in  era  eras  er  (churw.  era  er  für  ancora),  noch  jetzt  aro, 
cat.  ara,  bei  deren  entstehung  vielleicht  nur  der  zufall  wal- 
tete. Dasselbe  wort  in  der  bed.  des  chw.  er  ist  das  von  S. 
Rosa  für  ein  Personalpronomen  gehaltene  altpg.  er,  gallic.  er 
ar,  z.  b.  deus  sabe  mui  ben  ...  er  sabe  mui  ben  auch  weiß 
er  sehr  wohl  D.Diniz  p.7 ;  nunca  ar  ouv'  eu  pesar  noch  nie 
hatte  ich  kummer  p.  33,  vgl.  p.  7  note.  Noch  häufig  bei  G. 
Vicente.  —  Zss.  sind  unter  andern:  sp.  ah  ora,  pr.  aoras 
adoras,  altfr.  ä  ore  lAv.d.rois,  it.  a  ora,  von  ad  horam;  fr. 
alors,  it.  allora,  von  ad  illam  horam;  fr.  lors  von  illa  hora; 
altsp.  pg.  agora  von  hac  hora;  it.  ancora,  altsp.  encara, 
pr.  encara  enquera,  fr.  encore,  von  hanc  horam  bis  diese 
stunde;  altfr.  unquor e  uncore,  von  unquam  hora;   altsp. 


244  1.     ORBO— ORGOGLIO. 

esora  von  ipsa  hora;  pr.  quora  quor,  chw.  cura  cur  für 
lat.  quando,  aus  que  ora  zsgz.,  auchaltfr.  (burgundisch?)  cor, 
nach  Wackernagel  altfr.  lied.  p.  145  von  quare. 

Orbo  it.,pr.  orb  dorp,  altcat.  altfr.  wal.  orb  blind,  eine 
bedeutung,  die  das  lat.  orbus  erst  spät  entwickelt  hat,  die 
aber  Isidorus  als  die  ursprüngliche  hinstellt:  orbus,  quod  li- 
beros  non  habet  quasi  oculis  amissis.  In  derselben  braucht 
es  Apulejus  met.  Oudend.  p.  336  en  orba  Fortuna !  so  wie  die 
Fragm.  vatt.  §.  130.  Im  altern  sinne  bemerkt  Cherubini  aus 
dem  mailändischen  on  tett  orb  de  lacc  eine  zitze,  die  keine 
milch  gibt 

0  r  c  o  it.,  neap.  huorco,  altsp.  h  u  e  r  g  o  uerco  Ruh  390. 
802,  nsp.ogro,  fr.  ogre,  ags.  orc  höllischer  dämon,  men- 
schenfressender popanz;  vom  lat.  Orcus  als  gottheit  gedacht. 
S.  Grimms  myth.  p.  454.    Adj.  sp.  huerco  traurig. 

Orda  it.,  fr.  horde  (h  aspj  herumstreifender  häufe 
Tataren;  nhd.  horde,  alban.  hordi,  russ.  orda  u.  s.  f.,  ein  aus 
Asien  stammendes  wort. 

Ordo  it.,  ort  pr.,  ord  altfr.  pic.  häßlich,  schmutzig; 
daher  pr.  ordeiar,  altfr.  ordoier  beschmutzen;  sbst.  it.  pr. 
ordura,  fr.  ordure  schmutz.  Daß  ort  (fem.  orda)  von  hor- 
ridus  ist,  beweist  eine  zweite  prov.  dem  etymon  besser  ange- 
passte  form  orre  (fem.  orreza  d.  i.  orreda),  das  dieselbe  bed. 
hat,  daher  das  vb.  orrezar  s.  v.  a.  ordeiar. 

Orecchia  orecchio  it.,  wal.  ureache  ureche  (f.),  sp. 
oreja,  pg.  pr.  orelha,  fr,  oreille  ohr;  von  auricula  Ohr- 
läppchen, schon  von  den  alten  für  ohr  gebraucht  (garrire  in 
auriculam  Martial) ,  von  einem  grammatiker  aber  verworfen : 
auris  non  oricla  App.  ad  Probum  in  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et 
Endl.  p.  444, 

Orgoglio  it.,  alt  argoglio,  mit  versetztem  r  rigoglio, 
sp.  orgullo,  alt  arguyo  ergull,  pr.  orgolh  erguelh,  alt- 
cat. argull  R.  Munt.  p.  143%  ncat.  orgull,  wald.  argolh  Hahn 
577,  fr.  orgueil  stolz,  übermuth;  vom  ahd.  urguoli,  zu  fol- 
gern aus  urguol  insignis  Graff  IV.  153.  Im  altsp.  adj.  urgu- 
lloso  Poem.  d.  Cid  v.  1947  hat  sich  sogar  die  ahd.  partikel  ur 
buchstäblich  erhalten.  Früher  ließ  man  es  aus  gr.  oQyiXoQ 
(jähzornig)  entspringen  mit  rücksicht  auf  die  form  des  altfr. 
orguilleus,  worin  aber  i  eine  durch  fortrückung  des  accentes 
hervorgebrachte  Schwächung  des  ursprünglichen  vocales  ist. 


I.    ORICALCO—ORZA.  245 

S.  auch  Grimm  IL  789,  Rom.  gr.  I.  278  note,  Diefenbachs  goth. 
wb.  IL  382. 

Oricalco  it.,  sp.  auricalco,  fr»  archal  messing; 
von  aurichalcum  orichalcum,  aus  dem  gr.  ogsi/alHog. 

Oriuolo  it.,  mail.  reloeuri,  sp.  relox,  pg.  relogio, 
pr.  relotge  uhr;  von  horologium.  Dafür  fr.  montre  eig. 
zeiger. 

Orlo  it.,  sp.  orla  orilla,  altfr.  orle  S.Bern.  p.562m, 
rand;  dim.  von  ora,  welches,  wohl  zum  unterschiede  von  hora, 
einige  sprachen  als  masculin  behandeln:  sard.  oru,  lomb.  oeur, 
pr.  or  Boeth.  v.  204,  altfr.  or  Gormond  v.  69,  ur  Liv.  d.  rois 
2540,  churw.  gleichfalls  ur  (kymr.  or  fem.).  Vb.  it.  orlare, 
sp.  orlar,  fr.  ourler  einfassen.  Ein  anderer  ausdruck  für  rand, 
ufer  ist  pr.  vora  Gloss.  occ,  cat.  bora,  val.  vora  (vora  el  riu 
am  rande  des  flusses  J.  Febrer  str.  162},  wohl  auch  altfr.  vore 
Roquef.  suppl.,  worin  ein  vorgesetztes  oder  eigentlich  einge- 
schobenes v  angenommen  werden  darf,  d.  h.  la  vora  steht  zur 
Vermeidung  des  hiatus  für  la  ora,  indem  man  sich  wegen  des 
gleichlautenden  Tora  {stunde)  der  anlehnung  des  artikels  ent- 
hielt: ähnlich  sagt  der  Catalane  llavors  =  sp.  ä  la  hora,  fr.  lors. 

Orma^urmewa/.  spur  auf  demboden;  vb.  ormare 
die  spur  verfolgen,  wal.  urmä  folgen.  Orma  scheint  =  sp. 
husmo  geruch,  Witterung  d.  h.  spur ,  daher  husmar  auswit- 
tern, altfr.  osme  Farton.  1.  32,  osmer  Ren.  1.216,  lomb.venez. 
usma,  usmare ;  vom  gr.  co/*?}  geruch,  oo^aa^ai  riechen,  spü- 
ren, wal.  in  ders.  bed.  ulmä.  Der  übertritt  des  s  in  r  ist  zwar 
sonst  im  ital.  nicht  üblich,  aber  eben  so  unüblich  ist,  wenn 
man  orma  von  forma  leitet,  der  Wegfall  des  anlautenden  f, 
vgl.  übrigens  oben  ciurma.  Ein  altes  Zeugnis  für  das  wort 
gewähren  die  erfurter  glossen  355, 19:  osma  suicae  (ags,  sväc 
geruch). 

Orpello  it.,  sp.  oropel,  pr.  ourpel,  fr.  oripeau 
fiittergold;  eig.  goldhaut,  zsgs.  aus  aurum  und  pellis. 

Orza  it.  seil  am  linken  ende  der  segelstange,  linke  seite 
des  schiffes,  pr.  orsa  (s'una  milla  va  drech,  quatorze  vai  a 
l'orsa  Lex.  rom.  lV.233a),  fr.  ourse  seil  an  der  segelstange 
des  besanmastes  (Dict.  de  Trev.),  sp.  pg.  o  r  z  a  das  sogenannte 
schwert  eines  fahr  zeug  es,  orza  de  avante  ein  ausdruck,  die 
richtung  des  schiffes  nach  der  linken  hand  zu  bezeichnen;  vb. 
it.  orzare,  sp.  orzar  mit  halbem  winde  segeln.    Span,  orza 


846  I.    ORZO— OTTARDA, 

bedeutet  auch  ein  gefäß  (entweder  von  urceus  oder  von  orca, 
adjectivisch  orcea)  und  in  der  that  war  ein  solches,  eine  tonne, 
eben  so  geeignet  das  gleichgewicht  des  schiff  es  herzustellen 
wie  ein  brett  (das  schwerf) ,  aber  worauf  soll  die  beziehung 
der  orza  zum  linken  schiff sbor de  beruhen?  Des  Wortes  eigent- 
licher begriff  muß  sein  cdie  linke  seite'  und  so  ist  es  deutschen 
Ursprunges:  mndl.  lurts,  mhd.  bair.  lurz  link ;  it.  orza  ist  also 
aus  l'orza,  das  anlautende  deutsche  1  als  artikel  gefaßt,  ent- 
standen und  so  ins  span.  übergegangen. 

Orzo  it.,  pr.  ordi,  fr.  orge  gerste;  sp.  orzuelo 
gerstenkorn;  von  hordeum,  Rom.gr.  11.228. 

Ostaggio  it.,  sp.  hostaje,  pr.  ostatge,  fr.  ötage 
bürge,  geisel;  im  späteren  mlatein  hostagium,  hostaticum,  it. 
statico;  zsgz.  aus  obsidaticum  (osdatcum)  vom  ächtlat.  obsi- 
datus  bürgschaft  durch  geisel,  dies  von  obses.  S.  darüber 
Vossius  de  vit.  serm.  3,14  und  Grimms  rechtsalt.  p.  620. 

Oste  it.,  sp.  hueste,  pg.  hoste,  pr.  altfr.  ost,  wal. 
o  a  s  t  e  heer,  pic.  ost  (spr.  o)  her  de.  Schon  im  ältesten  mla- 
tein bedeutet  hostis  heer  (hostem  collectum  habet  Greg.  M.) 
oder  krieg sdienst ;  der  begriff  könnte  sich  aus  der  üblichen 
redensart  ire  in  hostem  gegen  den  feind  d.  i.  zum  heere  gehen, 
entfaltet  haben.  Seltsam  ist  die  Veränderung  desgenus:  mlat. 
meist  fem.,  ital.  masc.  und  fem.,  sp.  pg.  wal.  fem.,  altfr.  fem., 
selten  masc.  Q\  ost  Liv.  d.rois  p.  156;  tut  V  ost  p.200). 

Oste  it.,  sp.  huesped,  pr.  hoste,  fr.  höte,  wal 
öspet  wirth,  dsgl.  gast;  von  hospes  gastfreund  d.  h.  gast 
oder  wirth;  nimmer  von  hostis. 

Otriare  it.,  sp.  otorgar,  pg.  outorgar,  pr.  au- 
torgar autreyar,  fr.  octroyer  bewilligen;  von  auctoricare 
für  auctorare  bestätigen,  bekräftigen.  Diesmal  steht  also  die 
neufr.  form  dem  etymon  näher  als  die  altfr.  otroier.  Daher 
sbst.  otorgo,  autorc  autrei,  octroi  bewilligung. 

Ottard a  it.,  sp.  avutarda,  pg.  abetarda  betarda, 
pr.  a u  s  t  a  r  d  a ,  fr.  o  u  t  a  r  d  e  ein  vogel,  trappe.  An  lat.  otis 
(wxig)  mit  dem  suffix  ard  ist  nicht  zu  denken,  wie  oft  auch 
dies  suffix  thiernamen  bestimmt.  Plinius  hist.  nat.  10, 22  ent- 
ziffert uns  die  etymologie  dieses  Wortes:  proximae  üs  sunt, 
quas  Hispania  aves  tardas  appellat.  Spanien  aber  hat  sich 
hier  offenbar  eine  gemination  erlaubt:  avutarda  kann  nicht  sein 
m  au-tarda  mit  eingeschobenem  v,  denn  solche  Zerlegungen  des 


I.    OTTONE— PACCIARE.  847 

diphthongs  sind  nicht  üblich,  vielmehr  ward  dem  schon  vor- 
handenen u-tarda  für  o-tarda  (vgl.  urdir  für  ordir)  noch- 
mals ave  vorgesetzt  wie  in  av-estruz.  Das  prov.  wort  ist 
eine  nominativform,  aus  von  avis,  daher  wohl  auch  das  champ. 
bistarde. 

Ottone  it.,  sp.  laton  alaton,  cat  llautö,  fr.  Iaiton 
messing,  nord.  lätun;  muthmaßlich  vom  rom.  (ital.)  latta  wei- 
ßes blech,  also  eig.  platte,  latte,  vgl.  sp.  plata,  das  gleichfalls 
der  bed.  platte  eines  metalles  entspricht.  Die  ital.  form  wird 
ihr  anlautendes  1  als  misverstandnen  artikel  verloren  haben, 
mundarten  aber,  die  piem.  mail.  comask.  venez.,  sagen  loton. 

0  v  a  t  a  it.,  fr.  o  u  a  t  e ,  aus  letzterem  sp.  h  u  a  t  a  wulst 
zum  füttern  der  Meider,  watte.  Es  ist  eine  ableitung  aus  dem 
tat.  ovum  (ei,  eiförmiges  ding)  vermittelst  des  Suffixes  ata,  das 
dem  begriffe  des  primitivs  zuweilen  die  Vorstellung  einer  aus- 
breitung  im  räume  oder  in  der  zeit  beifügt  (it.  lombo  lom- 
bata,  giorno  giornata).  Eine  andre  herleitung  des  fr.  ouate 
ist  aus  dem  engl,  wad  (das  im  angels.  fehlt),  ou  =  engl,  w 
wie  in  ouest;  allein  engl,  d  wird  dem  Franzosen  nicht  zu  t; 
übrigens  fließt  das  franz.  wort  ganz  regelrecht  aus  ovum  wie 
ouaille  aus  ovis,  doch  verräth  die  endung  ate  ital.  einfluß. 

Ove  it.,  alt  o,  auch  u,  altsp.  o,  altpg.  ou,  pr,  o,  fr. 
oü,  ortsadverb,  von  ubi.  Zsgs.  it.  dove,  fr.  d'oü;  von 
de  ubi. 

p. 

Pacciare  it.  in  impacciare,  sp.  pg.  pr.  empachar, 
fr.  empecher  beunruhigen,  behelligen,  hindern;  sbst.it.im- 
paccio,  sp.  pg.  empacho,  pr.  empach,  chw.  ampaig;  dsgl. 
it.  dispacciare  spacciare,  sp.  pg.  despachar,  fr.  depecher 
losmachen,  abfertigen,  sbst.  dispaccio  spaccio,  despacho,  de- 
peche.  Der  herleitung  aus  impedicare  verstricken  (bei  Am- 
mianus')  fügt  sich  bloß  das  fr.  empecher,  doch  war  der  ei- 
gentliche ausdruck  dafür  alt  fr.  empegier  =  pr.  empedegar. 
Muratori  räth  auf  pactio,  davon  impactiare  =  pacta  inire  sich 
auf  händel  einlassen ,  es  scheint  aber  mit  pacisci  gar  nicht 
zusammenzuhängen.  Lat.  impingere  heißt  einem  etwas  an- 
hängen, womit  behelligen,  das  frequentativ,  bekanntlich  ein  sehr 
wichtiges  bildungsmittel    der  neuen  spräche,  wäre  impactare, 


248  I.    PACCO— PAGARE. 

davon  regelrecht  sp.  pr.  empachar;  eine  erklärung,  die  in  den 
prov.  nebenformen  empaitar  und  empaig  (vgl.  faita  faig  von 
facta  factum)  so  wie  in  der  bed.  impfen  d.  h.  einstoßen  (im- 
pingere)  und  in  der  des  cat.  empaitar  verfolgen  (wieder  = 
impingere)  sichern  anhält  findet  Franz.  empecher  ist  ent- 
weder aus  pr,  empachar  empaichar  oder  gradezu  aus  impac- 
tare  wie  flechir  aus  flectere,  altfr.  delecher  aus  delectare: 
erst  ein  pic.  empeker  würde  für  impedicare  zeugen.  Das  it. 
impacciare  aber  muß  aus  einer  mit  i  bewirkten  abl.  impa- 
ctiare  herrühren. 

Pacco  it.,  fr.  paquet,  sp.  paquete  bündel,  pack; 
wohl  kein  altroman.  und  eben  so  wenig  ein  altgerman.  wort, 
zunächst  aus  dem  ndl.  pak  oder  engl,  pack  =  gael  pac.  S. 
oben  baga. 

Padiglione  it.,  sard.  papaglioni,  sp.  pabellon,  pr. 
pabalhö,  fr.  pavillon  zeit,  auch  kymr.  pabell,  altir.  pu~ 
pall;  von  papilio  in  dieser  bed.  bei  Lampridius  und  späteren, 
s.  Ducange;  altfr.  paveillon  noch  in  der  bed.  Schmetterling 
Fl.  et  Bl.  2353.     Wegen  der  ital.  form  s.  Rom.  gr.  I.  164. 

P  a  e  s  e  it.,  sp.  pg.  p  a  i  s  (aus  dem  franz.  ?),  pr.  p  a  e  s , 
fr.  pays  (zweisylbj  land,  gleichsam  pagense  von  pagus;  dsgl 
altsp.  pages  s.  Ruiz,  pr.  pages  bauer,  pagensis  bei  Gregor 
v.  T.,  in  der  L.  Long.  u.  s.  w. ;  daher  it.  p  a  e  s  a  n  o ,  sp.  pg. 
paisano  landsmann,  fr.  paysan  landmann. 

Paganoif.sp.,p0.pagäo,  pr. pagan  payan,fr.  payen, 
wal.  pegen,  auch  böhm.  pohan  u.  s.w.,  adj.  heidnisch,  sbst. 
heide;  von  paganus,  also  ekj.  ländlich,  bäurisch,  und  so  hie- 
ßen die  bekenner  des  alten  götterdienstes ,  weil  er  sich  seit 
Constantin  d.  gr.  auf  das  platte  land  hatte  flüchten  müssen. 
Dasselbe  was  paganus ,  bezeichnet  unser  heide,  ahd.  heidan, 
goth.  fem.  haithnö  (von  haithi  feld),  vgl.  Grimms  myth.  p.  1198. 

YagdLreit.,sp.pg.  pagar,  pr.  pagarpayar,  fr.  payer 
bezahlen,  befriedigen;  sbst.  if.5p.p5f.pr.paga,  fr.  paie  Zah- 
lung, lohn ;  von  pacare  zum  frieden  bringen,  roman.  mit  dem 
accus,  der  person  oder  der  sache :  payer  ses  creanciers,  payer 
les  interets.  Die  ursprüngliche  bedeutung  läßt  sich  im  S.  Leo- 
degar  str.  18  wahrnehmen,  wo  es  heißt:  cio  li  preia  paias  (se) 
ab  lui  er  bittet  ihn  sich  mit  ihm  zu  versöhnen,  für  welche 
bedeutung  sonst  apagar  gebraucht  wird.  Der  walach.  aus- 
druck  ist  pleti  aa  serb.  platiti. 


L    PAGGIO-PANTANO.  340 

Paggio  &,  pagi  neupr.,  page  fr.  edelknabe zum  auf- 
zuarten, daher  sp.  page;  vom  gr.  naiöiov  knäbchen,  kleiner 
dienet. 

Paglia^.,  sp.  paja,p#-  pr.  palha,  fr.  paille,  wal. 
p  ai  e  stroh;  von  palea  spreu.  Daher  pr.  p  a  illol  a  lager;  fr. 
p  a  i  1 1  a  r  d  unzüchtig  (dem  lager  ergeben) ;  zsgs.  pg.  e  s  p  a  1  h  a  r 
zerstreuen,  verbreiten. 

Palafreno^.,  sp.  palafren  ,  pr. palafrei,/hpale-' 
froi  zeiter;  von  para-veredus  nebenpferd  Cod.  Justin.,  zsgs. 
aus  naga  und  veredus,  mlat.  parafredus  L.  Baiw.,  daher  auch 
unser  pferd,  ahd.  pherit,  alts.  pererd.  Die  form  freno  in 
diesem  worte  beruht  wohl  auf  einer  umdeutung ,  indem  man 
an  frenum  dachte,  vgl.  Ubaldini  zu  Barberino.  Lehrreiche 
bemerkungen  über  dieses  wort  bei  Wackernagel  vocab.  opt.  p.  7. 

Palio  it.  sp.,  pr.  pali,  altfr.  pali  paile  überkleid, 
teppich,  baldachin;  t?ow  pallium,  zunächst  der  hierzu  verwandte 
baumwollen-  oder  Seidenstoff:  pallium  a  pellibus  unde  fiebat, 
sed  modo  dicitur  pallium  quoddam  genus  panni  ex  serico  et 
quilibet  mantellus  Ugutio.  Es  ist  das  ahd.  phellol,  mhd.  pfellel 
pfeller  (palliolum).  Wie  der  name  eines  kleides  zum  namen 
des  dazu  gebrauchten  Stoffes  werden  konnte,  lehrt  unter  an- 
dern ciclaton,  s.  oben. 

Pancia  it.,  sp.  panza  pancho,  pr. pansa,  fr.  panse 
wanst;  von  pantex  panticis,  wal.  pentece.  Daher  it.  p  a  n  c  i  e  r  a, 
sp.  pancera,  altfr.  panchire  panzer,  der  theil  der  rüstung,  der 
den  Unterleib  bedeckt. 

Pandüra  pandöra  it. ,  altsp.  pandurria,  fr.  pandore, 
entstellt  sp.  bandurria,  pg.  bandurra,  span.  auch  bandöla, 
dsgl.  it.  mandöla,  fr.  mandole  mandore  ein  Saiteninstrument, 
zither;  von  pandura  pandurium,  gr.  navdovQa. 

Paniere  it.,  altsp.  panero,  pr.  fr.  panier  korb;  von 
panarium  brotkorb. 

Pannocchia  it.,  sp.  panoja  büschel  an  der  hirse; 
von  panucula  für  panicula ,  bei  Festus  ed.  Müller  p.  220,  wie 
auch  Pott  bemerkt  in  Aufrechts  u.  Kuhns  ztschr.  1. 316. 

Pantano  it.  sp.  pg.  sumpf,  schlämm;  mlat.  pantamim 
begegnet  in  einer  Urkunde  Karls  d.  gr.  Marini  p.  106u.  Me- 
nage meint  vom  hypothetischen  paludanum,  was  schwer  zuzu- 
geben ist.  Stammt  es  vom  gr.  naTog  naTTj/aa  (koth)  mit  ein- 
gefügtem n  wie  im  folg*  worte?    Lombardisch  hat  man  das 


8*0  I.    PANT0F0LA-PAPA. 

einfache  palta  (piem.  pauta),  abgel  paltan  =  pafltano ;  es  könnte 
aus  polta  brei  (von  puls)  abgeändert  sein,  denn  auch  poltiglia 
heißt  brei  und  schlämm,  chw.  pantan  ist  gleichbed.  mit  pultan. 

Pantöfola  pantüfola  it.,  wal.  pantofle,  sp.  pantu- 
flo,  fr.  pantoufle  (f.)  eine  fußbekleidung,  halbschuh.  Von 
zweifelhafter  herkunft,  sicher  nicht  von  der  ungeschickten 
griech.  Zusammensetzung  navToysXXog  ganz-kork,  wobei  die 
Verarbeitung  des  korks  zu  pantoffelsohlen  in  anschlag  kam.  Ein 
compositum  scheint  es  allerdings.  Der  erste  theil  desselben 
ist  etwa  das  fr.  patte  fußsohle,  denn  es  fehlt  nicht  an  mund- 
artlichen formen  ohne  n,  z.  b.  ndl.  pattuffel,  piem.  patofle  ne- 
ben pantofle;  in  der  persönlichen  bed.  eines  menschen  mit 
schleppendem  schwerfälligem  tritt  genf.  patoufle,  henneg.  norm. 
patouf,  denen  sich  fr.  pataud  vergleicht.  Der  Catalane  sagt 
plantofa,  das  an  planta  (sohle)  mahnt,  er  muß  jedoch  das  1 
durch  umdeutung  versetzt  haben,  denn  hieraus  patofla  entste- 
hen zu  lassen,  wäre  der  spräche  zu  viel  zugemuthet.  Aber 
was  ist  mit  dem  zweiten  theile  des  Wortes  anzufangen  ?  Neupr. 
sagt  man  auch  man-oufle  (f.)  für  eine  handbekleidung,  einen 
muff,  latinisiert  raaniflua  Gloss.  de  Lille  p.  8,  muthmaßlich  aus 
manupula  (s.  oben  manopola)  wie  fondefle  aus  fundibulum: 
sollte  pantoufle  diesem  worte  nachgebildet  sein,  da  oufle  für 
sich  nichts  bedeutet  ?  und  würde  sich  auch  fr.  emmitoufler  (wohl 
von  amictus)  auf  diese  weise  erklären  lassen? 

Papa  fr.  vater  (in  der  kinder  spr  ache) ,  von  papa,  das 
nicht  in  pape  oder  peve  übergieng ,  weil  es  als  gemination 
pä-pä  behandelt  ward,  welche  die  kinder  lieben;  daher  ent- 
lehnt das  span.  und  mdartl.  ital.  papa,  wofür  diese  sprachen 
die  einheimischen  ausdrücke  taita  und  babbo  besitzen.  Das- 
selbe wort  ist  it.  sp.  pg.  papa,  fr.  pape  höchster  priester  der 
katholischen  kirche.  —  Lat.  papa  pappa  speise  oder  brei  der 
kinder  ist  gemeinroman. :  it.  pappa,  wal.  pape,  sp.  pg.  papa, 
altfr.  papin,  papette;  so  auch  pappare  essen,  brei  essen,  das 
im  sard.  papai  ganz  die  stelle  von  mangiare  einnimmt.  Dazu 
noch  ein  subst.  it.  pappo  brot,  sp.  pg.  papo  bissen,  den  der 
falke  mit  einem  male  verschluckt,  dsgl.  kröpf  der  vögel  (auch 
papera),  wamme  der  ochsen  (etwas  gefüttertes,  gemästetes), 
ven.  veron.  papota  (auch  papa)  dicker,  fleischiger  backen,  pa- 
pon  und  papoto  adj.  fett,  fleischig,  ausgemästet,  sp.  papudo 
mit  dickem  hals  oder  kröpf    Gleicher  Herkunft,  aber  durch 


I.    PAPPAGALLO-PARARE.  851 

dissimiMion  abgewichen,  ist  wohl  mich  it.  paffuto  s.  v.  a. 
ven.  papoto,  und  selbst  wohl  sicil.  baffü,  vgl,  pic.  norm,  em- 
pafer  vollstopfen.  Für  die  bed.  kröpf  mag  auch  noch  lat.  pa- 
pula  (blatter,  blase)  erwogen  werden,  dem  die  span.  spräche 
die  bed.  kropfartige  geschwulst ,  die  ital.  die  bed.  geschwür 
(Ducange  s.  v.)  beilegt. 

Pappagallo  it.,  sp.  pg.  papagayo,  pr.  papagai, 
altfr.  papegai  papegaut,  engl  popingay,  mittelgr.  nanayag,  ngr. 
nanayällog  name  eines  vogels.  Das  wort  hat  das  ansehn 
eines  compositums  und  wird  in  dieser  Voraussetzung  auf  ver- 
schiedene weise  gedeutet,  z.  b.  von  papa  pfaffe  und  altfr.  gai  = 
nfr,  geai  häher,  weil  die  geistlichen  diese  vögel  vornehmlich 
gehalten  hätten,  s.  Frisch  IL  39a.  Wer  es  vom  gleichbed.  arab. 
babagä  herleitet,  der  möge  bedenken,  daß  dieses  wort  in  der 
arab.  spräche  keine  würzet  hat  und  erst  spät  vorzukommen 
scheint  (Gol.  p.  213,  Freut.  L  81a),  so  wie  daß  die  Vertretung 
des  arab.  b  durch  roman.  p  wenigstens  ungewöhnlich  ist:  um- 
gekehrt drückt  der  Araber  das  fremde  p  durch  b  aus,  Boqract 
z.  b.  ist  Hippocrates. 

Paraggio  it.,  pr.  paratge,  ebenso  arag.  s.  Ducange, 
fr.  parage  herkunft,  stand,  eig.  gleichheit,  ebenbürtigkeit, 
von  par. 

Paragone  it.,  sp.  paragon  parangon,  fr.  (veraltet) 
parangon  vergleichung.  Das  wort  ist  von  Spanien  ausge- 
gangen und  dankt  seinen  Ursprung  den  substantivisch  ange- 
wandten präpositionen  para  con  z.  b.  la  criatura  para  con  el 
criador  das  geschöpf  im  vergleich  mit  dem  schöpfer :  c  zwi- 
schen vocalen  muste  zu  g  herabsteigen.  Es  ist  also  verlorene 
mühe  es  im  griech.  aufzusuchen. 

Parare  it.,  pr.  parar  hinhalten  z.  b.  die  wange,  auch 
sp.  parar  in  parar  mientes  animum  advertere;  in  andrer  bed. 
ital.  abhalten  z.b.  einen  stoß,  so  fr.  parer  parieren,  span. 
anhalten,  stehen  machen.  Lat.  parare  gewahrt  nur  die  bed. 
bereiten;  hieran  knüpfte  sich  einerseits  die  bed.  hinhalten, 
eig.  bereit  machen,  bereit  halten,  andrerseits  die  bed.  abhal- 
ten, anhalten,  eig.  verwahren,  schützen,  wie  lat.  defendcre. 
Von  parare  schützen  ist  it.  para-petto,  daher  fr.  parapet  brust- 
wehr;  von  parare  abhalten  it.  para-sole,  fr.  parasol  Sonnen- 
schirm, para-vento  windschirm;  darnach  gebildet  fr.  para-pluie 
(m.)  regenschirm.    Auch  it.  rip arare,  sjpvr  eparar,  sofern 


262  I.    PARCO-PARECCHIO. 

es  abhelfen,  bewahren  heißt,  weicht  vom  lat.  worte  ab,  sbst. 
r  i  p  a  r  o  reparo  ausweg,  schutzwehr.  Zu  merken  auch  it.  com- 
perare  comprare,  wal.  comperä  bloß  mit  der  bed.  kaufen. 
Eine  neue  zss.  ist  sp.  pg.  pr.  emparar  amparar  (wie  sp. 
embrollar  ambrollar)  in  besitz  nehmen,  ergreifen,  fr.  s'empa- 
rer  sich  bemächtigen ,  it.  imparare  lernen  (wie  apprendere) ; 
fr.  se  r empar  er  sich  verschanzen,  sbst.  rempart  (früher  rem- 
par  geschrieben)  verschanzung,  wall.  Eine  andre  zss.  ist  it. 
sparare,  sp.  disparar  ein  gewehr  losschießen,  eig.  entladen, 
entrüsten. 

Parco  it.,  sp.  pg.  parque,  pr.  parc  pargue  (noch 
jetzt  mit  g  pargou,  pargado,  pargagi),  fr.  parc  Umzäunung, 
(hier garten,  daher  z.b.  fr.  parquet,  vb.  parquer.  Es  tritt 
bereits  im  frühesten  mlatein  hervor:  parcus  parricus  L.  Rip., 
L.Angl,  parc  parch  L.Baiw.,  wo  es  aber  kornspeicher  be- 
deutet; ahd.  lautet  es  pfarrich  pferrich,  nhd.  pferch,  ags.  pear- 
ruc  Chron.,  pearroc  Alfred,  gael.  päirc,  kymr.  parc  und  parwg. 
Man  leitet  dieses  dunkle  wort,  mit  beziehung  auf  eine  ital. 
nebenform  barco,  vom  deutschen  vb.  bergen,  prät.  barg,  aber 
der  anlaut  ist  entschieden  die  tenuis,  ahd.  pf ;  oder  man  ver- 
muthet  celtischen  Ursprung  (Diefenbachs  goth.  wb.  1, 265),  aber 
auch  in  dieser  spräche  steht  es  da  wie  ein  fremdling.  Es 
wird  zu  bedenken  sein,  ob  es  nicht  vom  lat.  parcere  herstam- 
men könne:  substantiva  mit  activem  sinne  aus  verbis  sind 
häufig.  Wie  it.  redina  von  retinere  etwas  zurückhaltendes, 
cigna  von  cingere  etwas  umgürtendes,  so  konnte  parco  etwas 
schonendes,  schützendes  bedeuten ;  das  Substantiv  entstand  zu 
einer  zeit,  wo  ce  noch  guttural  gesprochen  ward,  daher  ital. 
nicht  parcio,  vgl.  sp.  torca  von  torquere,  roman.  torcere  u.  a. 
Dagegen  ließen  sich  einwenden  die  ags.  formen  pearruc  pear- 
roc, insofern  diese  spräche  in  latein.  Wörter  keinen  ablei- 
tungsvocal  einschiebt,  doch  konnte  das  beispiel  einheimischer 
formen  wie  veolc  veoluc  veoloc  leicht  zu  jener  einschiebung 
verführen. 

Parecchio  #..,parejo  sp.,  pareil/r.  gleich,  wal.sbst. 
pereäche  paar;  dimin.  von  par,  mlat.  pariculus  L.  Sal.u.s.  w. 
Der  ital.  plur.  parecchi  bedeutet  zmehrere,  eig.  mehrere  dinge 
von  gleicher  art,  mehrere  exemplare.  Zsgs.  it.  a  p  p  a  r  e  c  c  h  i  a- 
re,  sp.  aparejar,  pr.  aparelhar,  fr.  appareiller  ety.  paarweise 
verbinden,  paaren  (wie  noch  fr  am.)  9  dalier  zusammenfügen 


r.    PAROLA-PARTIGIANA.  853 

(vgl.  lat.  combinare),  zurüsten,  sbst.  apparecchio  u.  s.  f.  zu- 


Parola  it.,  sp.  palabra,  pg.  palavra,  alt  paravoa 
S.  Rosa,  pr.  altit.  altsp.  paraula,  fr.  parole  wort;  von 
parabola  gleichnis,  daher  spruch,  wort,  schon  im  frühem  mla- 
tein.  Es  ist  ersatz  für  verbum,  das  man  aus  scheu  vor  sei- 
ner religiösen  bedeutung  vermied  (Schlegel  observat.  not.  33), 
wenigstens  sind  it.  span.  verbo,  altsp.  vierbo,  pr.  verbi,  chw. 
vierf  (plur.  verba  s.  Carisch  p.  214)  in  dieser  allgemeinen  be- 
deutung unübliche  Wörter,  nur  das  wal.  vorbe  (fem.  wie  altit 
verba  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  170)  ist  gleichbed.  mit  parola.  Vb, 
it.  parlare,  sp.  pr.  parlar,  pg.  palrar,  fr.  parier,  alt  paro- 
ler reden,  mlat.  parabolare:  nostri  seniores  parabolaverunt 
simul  et  consideraverunt  Cap.  Car.  C. 

Parpaglione  it.,  pr.  parpalhö,  lomb.  auch  parpaj 
parpaja  Schmetterling;  entstellt  aus  papilio,  welchem  cat.  papalyö 
zunächst  steht.  Daher  it.  sparpagliare,  pr.  esparpalhar, 
altfr.  esparpeiller  Liv.  d.  rois  p.  336,  nfr.  eparpiller,  sp.  des- 
parpajar  umherstreuen  (auseinander  flattern  machen) ;  derselbe 
begriff  wird  neupr.  ganz  entsprechend  durch  esfarfalhä  (von 
farfalla  =  parpalhö)  ausgedrückt. 

Parrocchetto  it.,  periquito  sp. ,  perroquet  fr. 
papagei.  Es  soll  pfäffchen  bedeuten,  von  parochus,  weil  die 
geistlichen  herren  diesen  vogel  zuerst  gehalten  hätten,  s.  pap- 
pagallo.  Erwägt  man  das  einfachere  span.  perico,  welches 
Peterchen  und  papagei  bedeutet  und  nicht  aus  parochus  ab- 
zuleiten ist,  so  hat  man  eins  der  mehrfachen  beispiele  von 
anwendung  menschlicher  namen  auf  thiere  vor  sich. 

Parröcchia  it.,  sp.  pr.  parroquia,  fr.  paroisse 
kirchspiel;  mlat.  parochia ,  verderbt  aus  gr.  naQoixia  (daher 
paroecia  bei  Augustinus,  fr.  paroisse)  eig.  fremdlingsleben,  im 
kirchlichen  sinne  aber  nachbarschaft,  mit  hinsieht  aufndgoi- 
xog  nachbar ,  entweder  weil  die  glieder  derselben  pfarre  sich 
als  nachbarn  betrachteten  (vgl  pr.  paroc  pfarrkind,  ital.  aber 
pärroco,  wal.  paröh  pfarrerj,  oder  weil  die  ältesten  Christen 
ihre  religiösen  Zusammenkünfte  (ßy^lrjaiai)  in  der  nachbar- 
schaft großer  städte  hielten.    Man  sehe  Ducange  v.  parochia. 

Partigiana  it.,  altval  partesana  J.  Febrer  str.28, 
fr.  pertuisane  eine  der  hellebarte  ähnliche  waffe.  Ist  die 
franz.  form  die  ächte,  so  floß  das  wort  aus  pertuis,  allein 


254  L    PARTIRE— PASSAMANO. 

was  soll  dies  heißen  ?  Rabelais  schrieb  parthisane  und  in  der 
that  verräth  die  gangbar  gewordene  form  pertuisane  eine  auf 
pertuiser  gestützte  Umbildung  desselben,  indem  man  an  eine 
durchbohrende  waffe  dachte.  Auch  das  deutsche  barta  parta 
ist  aus  dem  spiele  zu  lassen,  das  sufßx  würde  sich  nicht 
rechtfertigen  können.  Vielleicht  läßt  sich  auf  andre  weise  hel- 
fen. Mit  dem  masc.  partisan  bezeichnete  man  einen  parthei- 
gänger,  den  führ  er  eines  haufens  leichter  truppen  (Biet,  de 
TrevJ):  sollte  die  solchen  truppen  zukommende  waffe  nicht 
ihren  namen  daher  empfangen  haben?  Beispiele  dieser  art 
sind:  it.  gialda  spieß  vom  pr.  gelda  fußvolk,  oder  it.  muga- 
vero  Wurfspeer,  eig.  leichter  reiter,  oder  sp.  gineta  spieß,  von 
ginete  reiter,  oder  auch  it.  rubalda  pickelhaube ,  wohl  von 
rubaldo. 

P  a  r  t  i  r  e  it.,  sp.  pr.  fr.  p  a  r  t  i  r  in  der  bed.  abreisen,  theils 
mit,  theils  ohne  reflexivpron. ,  ursprünglich  aber  gewiss  nur 
mit  demselben  gebraucht  (altfr.  se  partir  s.  Orelli  p.  175) ; 
von  se  partiri  sich  theilen,  sich  trennen,  weggehen,  vgl.  unser 
scheiden  für  trennen  und  sich  trennen. 

Pasqua  it.,  sp.  pr.  pascua,  fr.  päque  Osterfest,  lat. 
pascha,  bekanntlich  aus  dem  hebr.  pesach  Übergang  d.  i.  aus- 
zug  der  Juden  aus  Ägypten.  Die  einschiebung  des  u,  auf  die 
auch  die  franz.  form  weist  (pasca  hätte  päche  ergeben),  ist 
alt  (pascua  Gloss.  Keronis  201a  u.  s.  wj  und  erklärt  sich  ge- 
nügend aus  einmischung  von  pascua  weide  d.  h.  ende  der  fa- 
sten. Doch  sagt  der  Provenzale  auch  pasca  pascha,  der  Sarde 
pasca.  Eine  abl.  ist  pr.  altfr.  pascor  osterzeit,  frühling, 
nach  Ampere  form.  d.  I.  lang.  fr.  80  ein  genitiv  plur.  von  pascha, 
da  temps  pascor  gesagt  werde,  aber  temps  de  pascor  ist  weit 
üblicher,  nomin.  pascors;  auch  läßt  sich  das  entsprechende 
pr.  nadalor  (Weihnachtszeit)  aus  keinem  genitiv  deuten.  Vgl. 
auch  Journ.  d.  sav.  1829  p.  454,  1834  p.  109. 

Pasquino  it.  name  einer  statue in  Rom,  an  welche  man 
Spottschriften  zu  heften  pflegte,  daher  fr. pasquin  lustigma- 
cher,  sp.  pasquin,  it.  p as quill o  Spottschrift. 

Passamano  it.,  sp.  pasamano,  fr.  passement  borte 
oder  besatz  an  kleidern  und  möbeln,  posament.  Span,  pasa- 
mano heißt  trepp  eng  eländer  d.  i.  einfassung,  porque  pasamos 
por  el  la  mano,  den  ausdruck  für  die  einfassung  der  treppe 
übertrug  man  auf  die  der  kleider,  so  deutet  Covarruvias*  Passe- 


I.    PASSARE-PATTUGLIA.  »35 

ment  von  passer,  weil  die  schnüre  durchgezogen  werden,  er- 
klärt Frisch.  Schwed.  pasman,  ungr.  päszma,  paszomän,  poln. 
pasaman  u.  a.  Zusammenstellungen  sehe  man  in  Diefenbachs 
goth.  wb.  I.  344. 

Passare  it.,  sp.  pasar,  pg.  pr.  passar,  fr.  passer, 
wal.  p  e  s  ä  durchschreiten.  Es  erklärt  sich,  da  es  von  hause 
aus  transitiv  ist,  besser  vielleicht  als  ein  frequentativ  von 
pandere,  partic.  passus,  in  der  bed.  öffnen  (ebenso  it.  spas- 
sare  von  expandere),  denn  als  ableitung  von  passus  schritt 
(schritte  machen) :  pandere  moenia,  pandere  rupem  die  mauer, 
den  f eisen  sprengen,  durchbohren ,  liegt  dem  durchdringen, 
durchschreiten  ganz  nahe,  ja  die  bed.  durchbohren  steht  dem 
roman.  worte  noch  immer  zu.  Dagegen  ist  it.  passeggiare,  sp* 
pasear  wandeln  entschieden  von  passus. 

Pasta  it.  sp.  pg.  pr.,  päte  fr.  teig  von  mehl  u.  dgl. 
Von  pistus  (gestampft,  geknetet)  leidet  der  buchstabe  nicht; 
richtiger  darum  von  pastus  nahrung,  wobei  einfluß  von  pastil- 
lus  mehlküglein  in  anschlag  zu  bringen  ist;  die  span.  form 
p  1  a  s  t  a  scheint  sich  dagegen  an  plasma  zu  lehnen.  Abgel  it. 
p  a  s  teil  o  9  sp.  fr.  pastel  aus  farbenteig  geformter  und  getrock- 
neter stift  zum  malen,  fr.  pastille  rauchkerzchen.  Zsgs.  fr. 
appät  lockspeise,  pl.  appas  reize. 

P  a  s  t  o  j  a  it.  spannkette  der  pferde  auf  der  weide,  mlat 
pastorium :  si  quis  pastorium  (al.  pastoriam)  de  caballo  alieno 
tulerit  L.  Long.;  von  pastorius,  eig.  weidekette,  altfr.  schlecht- 
weg pasture.  Daher  it.  pasturale,  fr.  päturon  unterer 
theil  des  pferdefußes ,  wo  die  spannkette  angelegt  wird,  der 
darum  auch  im  deutschen  fessel  heißt;  vb.  it.  impastojare, 
fr.  empetrer  für  empeturer  (norm,  empaturer)  die  fessel  an- 
legen, it.  spaslojare,  fr.  depetrer  dieselbe  abnehmen. 

Patta  cremon.  latz ,  klappe  an  kleidern,  neupr.  pata 
läppen,  comask.  fuß,  sp.  cat.  pata,  fr.  patte  tatze,  pfote,  sp. 
patear  traben;  sp.  pato  pata,  alban.  pate  gans ;  wohl  auch 
fr.  p  a  t  a  u  d  küchenhund  (mit  breiten  tatzen) ;  sp.  p  a  t  a  n  bau- 
ernlümmel;  bürg,  pata-pouf,  in  Rheims  pata-boeuf  tölpel;  dsgl. 
it.  pattino,  fr.  patin  Schlittschuh.  Ohne  grade  vom  gr.  nd- 
toq  (tritt),  nutetv  (treten)  herzurühren,  trifft  das  roman.  wort 
als  naturausdruck  wie  unser  patschen  damit  zusammen,  in- 
dem es  etwas  plattes,  platt  auftretendes  ausdrückt. 

Pattuglia  it.,  sp.  patrulla,/r.  p a tr o ui  1 1  e,  früher 


856  I.    PAUSARE-PEDANTE. 

patouille,  streifwache;  vb.  sp.  patrullar  patullar,  fr.  pa- 
trouiller streifen.    Letzteres  heißt  auch  mit  händen  oder  fu- 
ßen in  einer  pfütze  rühren,  patrouille  rührkelle   (bei  Nicot). 
R  ist,  wie  öfters  nach  t,  eingeschoben  und  so  fließt  patouiller 
aus  patte  und  bedeutet  eig.  patschein,  hin  und  hertreten  be- 
sonders im  schmutz:  gleicher  bedeutung  ist  henneg.  patoquer 
patrouquer  patriquer  patouger,  champ.  patoiller  platrouiller. 
Pausare  it.,  sp.  pg.  pr.  pausar,  fr.  pauser  ruhen, 
inne  halten;  vom  nachclassischen  pausare.     Daneben  mit  der 
bed.  ruhen,  fußen  und  transit.  ruhen  machen,  niedersetzen  it, 
posare,  sp.  posar  (sbst.  posada  wohnung ,  herberge) ,  pg. 
pousar,  fr.  poser,  prov.  aber  nur  pausar.    Bereits  die  L. 
Alam.  tit.  54  sagt  et  pausant  arma   sua  josum.    Zsgs.  ist  it. 
riposare,  sp.  reposar,  pg.  repousar,  pr.  repausar,  fr.  re- 
poser  ausruhen,  ausruhen  lassen.    Aber  fr.  deposer,  dispo- 
ser,  exposer,  imposer,  proposer,  supposer  sind  aus  deponere, 
disponere,  exponere,  imponere,  proponere,  supponere  mit  an- 
bildung  an  das  begriffsverwandte  pausare,  da  auch  der  Pro~ 
venzale  depausar,  dispausar,  expausar,  empausar,  perpausar, 
supausar  spricht,  denn  die  latein.  Wörter  konnten  nur  dieje- 
nigen sprachen  brauchen,  die  auch  das  einfache  ponere  nicht 
von  sich  gewiesen  hatten:  it.  diporre,  sp.  deponer  u.  s.f.,  das 
einfache  ponere  aber  kennt  die  franz.  und  prov.  spräche  nur 
noch  in  einer  ganz  eingeschränkten  bedeutung,  s.  pondre  IL  c. 

Pavese  palvese  %t.9  sp.  paves,  fr.  pavois  großer 
schild;  nach  Ferrari' 's  vermuthung  üorcPavia  benannt,  wo  sie 
etwa  verfertigt  wurden,  wie  man  die  dolche,  pistolesi,  nach 
Pistoja  benannt  habe.  Belege  dafür  bei  Muratori  antiqq.  ital. 
IL  516.  Die  Walachen  haben  paveze  (fj,  die  Ungarn  pais, 
die  Böhmen  paweza. 

Pecca  it.,  pr.  peca  pec  fehl,  mangel,  sp.  peca,  pg. 
peco  fleck;  von  peccare. 

Pedaggio  it.,  sp.  peage,  fr.  peage  zoll;  von  pes 
pedis.  Pedagia  dicuntur  quae  dantur  a  transeuntibus  Brevi- 
loquus. 

P  e  d  a  n  t  e  it.  sp.  pg.,  pe  d  a  n  t  fr.,  ein  auch  ins  deutsche 
aufgenommenes  wort.  Darüber  sagt  Varchi  (Ercol.  p.  60,  ed. 
dil570):  quando  io  era  piccino,  quegli  che  avevano  cura  de' 
fanciugli,  insegnando  loro  .  .  .  e  menandogli  fuora,  non  si 
chiamavano ,  come  oggi ,  pedanti  ne  con  voce  greca  peda- 


I.    PEDONE-PELLICCIA.  »37 

gogi,  ma  con  piü  orrevole  vocabolo  ripititori.  Pedante  war 
also  früher  (und  noch  im  piemont.  nach  Zollt)  ein  erzieher 
oder  hofmeister :  das  der  griechischen  spräche  mächtigere  Ita- 
lien romanisierte  naidevsiv  in  paedare  und  zog  daraus  das 
particip  pedante,  man  vergleiche  frescante  frescomaler ,  dem 
gleichfalls  kein  vorhandenes  verbum  frescare  zu  gründe  liegt 
Wie  aber  das  wort  zu  seiner  heutigen  bedeutung  gelangte, 
ist  leicht  einzusehen. 

Pedone  it.,  sp.  peon,  pr.  peon  pezon,  fr.  pion 
fußgänger;  gleichsam  pedo  von  pes.  Daher  pr.  pezonier, 
altfr.  peonier  mit  gl  bed.,  nfr.  pionnier  schanzgräber.  Spe- 
ciell  franz.  ist  p  i  e  t  o  n ,  welches  lat.  pedito  peditonis  (von 
pedes  peditis,  mlat.  vb.  peditare)  voraussetzt. 

Pegar  sp.  pg.pr.  leimen,  heften,  empegar  pichen,  ape- 
gar  ankleben,  anheften;  von  pTcare  mit  richtiger  dar  Stellung 
des  i  durch  e.  Die  franz.  spräche  formte  po isser  empois- 
ser  gradezu  aus  pix  picis.  Die  ital.  hat  viererlei  formen: 
impeciare  =  fr.  empoisser  empeser  (sbst.  empois),  im- 
pegolare  =  pr.  empegar,  sodann  appicciare  impicciare 
und  setöstfappiccare  ankleben,  anheften,  impiccare  aufhän- 
gen, spiccare  losmachen.  Daß  letztere  nicht  mit  piccare  (ste- 
chen) zusammengesetzt  sind,  zeigen  die  bedeutung en:  appiccare 
z.  b.  wurzel  fassen  =  sp.  pegar ;  das  unregelmäßige  picc  für 
pec  (lat.  pTc)  könnte  durch  einfluß  des  deutschen  pichen  ent- 
standen sein.    Span,  empeguntar  zsgs.  mit  untar  salben. 

Pelago  it.,  sp.  pielago,  pg.  pego,  pr.  peleg  (pe- 
leagre  bei  A.  Daniel)  meer,  vb.  cat.  empelegar  sich  aufs  meer 
begeben  Chron.  d'Esclot  p.  713^;  von  pelagus.  Aber  die  ro- 
man.  hauptbedeutung  ist  abgrund,  grundloses  wasser  (pg.  pe- 
lago brunnen,  teich,  s.  S.  Rosa)  und  diese  bedeutung  zeigt  es 
auch  im  mlatein,  worin  es  eben  so  üblich  ist. 

Pelare  it.,  sp.  pg.  pr.  pelar,  fr.  peler  haare  oder 
federn  ausrupfen,  schälen;  von  pTlare  der  haare  berauben, 
nicht  von  pellis. 

Pellegrino  it.,  pr.  pelegrin  pelerin,  fr.  pelerin 
wanderer,  waller;  von  peregrinus,  sp.  peregrino.  Aus  der 
roman.  form  mit  1  ist  unser  pilgrim  pilger. 

Pelliccia  it.,  pg.  pellis s  a,  fr.  pelisse,  ahd.  pelliz, 
nhd.  pelz;  vom  adj.  pelliceus  pellicea.  Zsgs.fr.  surplis  für 
surpelis  Chorhemd,  pr,  sobrepelitz, 

IT 


858  I.    PELTRO— PERLA. 

Peltro  it.  feines  mit  quecksilber  raffiniertes  zinn,  sp. 
pg.  peltre  mischung  von  zinn  und  blei,  altfr.  peautre  Ro- 
quef.,  ndl.  peauter  KU.,  engl  pewter.  Die  Italiäner  leiten  ihr 
wort  aus  dem  englischen,  aber  nach  den  Sprachgesetzen  ist 
grade  das  umgekehrte  zu  vermuthen  und  erst  aus  pewter  scheint 
das  gael.  feodar  geschaffen  wie  füdar  aus  powder,  fr.  poudre. 
Der  ital.  oder  span.  form  also  wäre  nachzuspüren.  Sollte 
es  etwa  herrühren  aus  dem  prov.  vb.  em-peltar  pfropfen, 
impfen,  und  eine  mischung  oder  Veredlung  des  metalls  (des  Zin- 
nes durch  quecksilber,  des  bleies  durch  zinn)  bedeuten  ? 

Pen  na  it.berggipfel,  sp.  pena,  pg.  penha  fels,  klippe, 
das  span.  wort  schon  in  den  ältesten  Urkunden,  z.  b.  de  Po- 
zos  usque  ad  summam  pennam  Esp.  sagr.  XXVI.  p.  M2;  von 
pinna  zinne  der  mauer ,  pr.  pena,  fr.  pignon,  it.  pignone 
dass.;  fr.  pinacle  von  pinnaculum.  Das  celt.  pen  köpf,  gipfel 
wäre  sicher  masculin  geblieben. 

Pennone  it.,  sp.  pendon,  pr.  penö,  fr.  pennon 
fahne,  panier;  altsp.  wimpel  an  der  lanze:  trescientas  Ianzas 
son,  todas  tienen  pendones  Poem.  d.  Cid  v.  731.  hat.  pannus 
ist  aus  dem  spiel  zu  lassen,  da  zum  umlaute  des  a  kein  grund 
vorlag.  Kommt  es  von  pendere,  so  daß  es  etwas  herabhan- 
gendes bezeichnet  wie  das  it.  pendone?  Oder  von  penna,  in- 
dem der  streifen  zeug  mit  einer  wallenden  feder  verglichen 
ward  ?  Grammatisch  spricht  für  letzteres,  daß  die  franz.  sprä- 
che d  nach  n  nur  selten,  die  ital.  kaum  irgend  einmal  tilgt, 
die  span.  aber  der  einschiebung  des  d  geneigt  ist  und  sie  na- 
mentlich in  pendola  schreibfeder,  lat.  pennula,  anwendet;  auch 
bedeutet  it.  pennoncello  sowohl  wimpel  wie  federbusch.  In 
diesem  falle  muß  man  in  der  altspan.  die  grundbedeutung  an- 
erkennen. 

Perdice  perm'ce  it.,  sp.  pr.  perdiz,  fr.  perdrix 
rebhuhn;  von  perdix. 

Perla  it.sp.pr.,  pg.  perola  (selten  perla),  fr.  perle, 
vgl.  ahd.  perala  berala,  ags.  pearl,  nord.  perla,  ein  weitver- 
breitetes an  die  stelle  von  unio  getretenes  wort.  Bei  der  Un- 
tersuchung desselben  muß  die  port.  form,  muthmaßlich  die 
vollständigste  (vgl.  auch  ven.  perolo  ohrring)  den  weg  zeigen, 
die  mit  der  mlat.  perula  (schon  in  den  isid.  glossen)  zusam- 
mentrifft. Es  bleibt,  wenn  man  von  dem  zu  ferne  liegenden 
sphaerula  absieht,  nur  die  wähl  zwischen  pTrula  (oon  pirum, 


I.    PERNO— PESO.  350 

it.  pera)  birnchen,  wobei  an  bacca  beere  und  perle  zu  erin- 
nern ist,  und  pTlula  Mg  eichen  (1  euphonisch  in  r  verwandelt), 
in  der  venez.  und  veron.  mundart  pirola,  und  ebenso  im  bas- 
kischen. Erster  es  sagt  dem  buchstaben,  letzteres  dem  be- 
griffe etwas  besser  zu;  dieses  letztere  aber  findet  wenigstens 
im  altfr.  pelle,  einer  bloßen  nebenform  von  perle  (vgl.  paller 
von  parier)  keine  stütze.  Nach  einer  andern  ansieht  entstand 
das  wort  durch  eine  geringe  abänderung  aus  perna  muschel, 
b ehälter  der  perle  (s.  Ducange  v.  pernae)  und  wirklich  be- 
sitzt die  neap.  und  sicil.  mundart  die  form  perna  für  perla, 
auch  bedeutet  it.  pernocchia  perlenmutter  (Venerum):  soll  man 
eine  einmischung  von  perna  hier  annehmen?  Man  sehe  noch 
Grimms  myth.  p.  1169,  wo  in  dem  deutschen  berala  eine  ent- 
Stellung  aus  beryllus  vermuthet  wird.  Eine  art  perlen  neu* 
nen  die  Spanier  perilla  birnchen,  was  sich  noch  zu  gunsten 
von  pirum  pera  anführen  laß. 

Perno  it.  sp.  pg.  haspe,  zapfen,  sp.  pernio  eisernes 
band  an  thüren  und  fenstern;  nach  Menage  von  perna,  vgl 
gr.  nsgovT]  dorn  der  spange,  agraffe. 

Perö  it.,  so  auch  pr.  (Boeth.  v.  137  perö  accentuiert), 
sp.  altpg.  p  e  r  o  (im  Poem.  d.  Cid  noch  nicht  gebraucht),  altfr. 
poro  Eulal. ,  auch  poruec,  partikel  für  lat.  igitur  und  sed 
oder  autem,  von  per  hoc  und  pro  hoc,  ersteres  bei  Apulejus 
und  spätem  für  propterea  öfters  vorkommend.  Zsgs.  sp.  e  m- 
p e r o ,  pr.  empero ;  it.  perocche,  mlat.  per  hoeque  Form, 
arvern.  (Walter  III.  489,  zeile  12). 

Persica  zsgz.  pesca  it. ,  sp.  persigo  prisco  und  mit 
arab.  artikel  alpersico,  pg.  p  e  s  e  g  o ,  pr.  p  r e  s  e  g  a ,  fr.  p  e- 
che  (f.)  pfirsich;  von  persicum  persische  frucht. 

P  e  r  s  o  it.,  pr.  altfr.  p  e  r  s  bläulich,  nach  Dante  (im  Conv.) 
zwischen  purpur  und  schwarz,  doch  so  daß  das  schwarze 
vorwiegt;  mlat.  persus  perseus  cad  persei  mali  colorem  acce- 
dens'  Ducange.  Eins  der  ältesten  Zeugnisse  in  den  schleust, 
glossen  39, 167  persum  weitin  (waidfarbig). 

Pertugiare  it.,  pr.  pertusar,  alt-  und  neufr.  per- 
cer  (daher  sie.  pirciari)  aus  pertuisier,  durchbohren;  sbst.  %U 
pertugio,  fr.  pertuis  loch;  von  pertundere  pertusus,  gleich- 
sam pertusiare  pertusium,  eine  mit  i  gewirkte  ableitung. 

Peso  it.  sp.  pg.,  pr.  p  e n  s  pes,  altfr.  p  o i x ,  nfr.  p  oi  d  s 
(mit  pondus  verwechselt)  gewicht;  von  pensum  gewichtige  sa~ 


860  I.    PESTARE— PEZZA. 

che.  Vb.  it.  p  e  s  a  r  e ,  sp.  pg.  pr.  pesar,  fr.  peser  wägen,  wie- 
gen, sp.  apesgar  beschweren,  drücken;  dsgl.  it.  pensare, 
sp.  pg.  pensar,  pr.  pensar  pessar,  fr.  penser  erwägen,  denken; 
von  pensare.  Graphisch  verschieden ,  aber  gleichwohl  iden- 
tisch mit  letzterem  ist  fr.  p  a  n  s  e  r  =  pr.  sp.  pensar  warten, 
pflegen,  eig.  bedenken,  besorgen,  befriedigen,  vgl.  lat.  sitim 
pensare  den  durst  stillen. 

Pestare  it.,  sp.  pistar,  pr.  pestar,  dsgl.  sp.  pisar , 
pg.  pr.  pizar,  fr.  piser,  walpisä  stampfen.  Die  formen 
mit  st  sind  entschieden  vom  lat.  pistus  (it.  pesto)  für  pinsitus, 
die  mit  s  lassen  sich  etymologisch  richtig  auch  auf  das  von 
Varro  gebrauchte  plsare  beziehen.  Daher  das  subst.  it.  p  e  s  t  a , 
sp.  pista,  fr.  piste  fußtapfe,  spur,  bahn,  und  hievon  vermuth- 
lich  it.  pista gna,  sp.  pestana,  pg.  pestana  vorstoß  am  kleide, 
passe-poil,  eig.  spur,  streif  von  tuch.  Da  dieser  vorstoß  oft 
mit  fransen  besetzt  war,  so  bedeutet  das  wort  auch  die  fran- 
sen am  rande  des  kleides  und  im  span.  und  port.  durch  eine 
leichte  und  schickliche  Übertragung  die  augenwimpern ;  ähn- 
lich nennt  Cicero  das  äußerste  der  locken  fimbria. 

Petardo  it.  sp.,  fr.  petard  thorbrecher;  scherzhafter 
Soldatenausdruck,  von  peto,  pet,  lat.  peditum.  Daher  auch 
fr.  petiller  krachen. 

Petrosellino  petrosemolo  prezzemolo  it., sp. p e r e x i  1, 
fr.  per sil  petersilie;  von  petroselinum. 

Pettine  it.,  sp.  peine,  pg.  pente,  pr.  penche,  fr. 
p eigne  kämm;  von  pecten,  in  einigen  sprachen  mit  einge- 
schobenem n.  Vb.  pettinare  u.  s.  f.  Eine  abl.  ist  fr.  pe- 
nil  (/wrpeignil)  äußerster  theil  des  Unterleibes,  in  beziehung 
auf  die  bed.  crines  circa  pudenda,  worin  Juvenal  pecten  ge- 
braucht, it.  pettignone,  gr.  xtstg,  s.  Menage ;  dasselbe  bedeutet 
die  span.  zss.  empeine. 

P ez  z a  pezzo  it.,  sp.  p i  e z  a ,  pg.  p  e c, a ,  pr.  p e z a  pessa, 
fr.  piece.  Die  allgemeinste  bedeutung  ist  fetzen,  läppen,  stück 
zeug,  daher  auch  stück  land,  sogar  stück  zeit,  kurzer  Zeit- 
raum. Seit  etwa  dem  8.  jh.  kennt  man  es  in  den  latinisier- 
ten formen  petium  petia  mit  der  bed.  stück  land:  uno  petio 
de  terra  illa  Muratori  antiqq.ital.  III.  569  (v.j.757);  et  alia 
petia  p.  1005  (v.  j,  730).  Es  könnte  identisch  sein  mit  sp. 
pedazo,  wäre  die  zusammenziehung  nicht  zu  stark.  Ausser- 
dem sind  zwei  deutungen  zu  beachten.    Vom  kymr,  peth  stück 


I.    PIAGGIA-PIATO.  861 

(bret.  pez,  gael.  peos),  aber  der  celt.  aspirata  th  entspricht 
niemals  rom.  z,  oder  soll  man  aus  peth  erst  durch  ablei- 
tung  pethia  petia  gewonnen  haben?  Sodann  vom  griech.ns^a 
fuß,  säum,  rand,  formell  genügender  und  auch  dadurch  em- 
pfohlen, daß  das  rom.  oder  mlat.  wort  zuerst  in  Italien  her- 
vortritt und  daselbst  bei  weitem  die  meisten  ableitungen  ge- 
trieben hat.  Das  it.  pezzolo  füßchen  (bei  Ferrari)  neben 
pezzuolo  fetzen  könnte  noch  dazu  angeführt  werden,  träfe 
es  nicht  mit  lat.  petiolus  zusammen,  s.  picciuolo  II.  a. 

Piaggia  spiaggia  it.,  sp.  pr.  playa,  pg.  praia,  fr. 
plage  gestade.  Es  ist  das  mlat.  plagia  Greg.  M.,  abgeleitet 
von  plaga  gegend,  welche  bedeutung  auch  das  ital.  wort  noch 
hat.  Ein  anderes  altes  aber  vielleicht  nicht  achtes  Zeugnis  ist: 
statio  est,  quam  plagiam  dicunt  Serv.  ad  Aen.  2, 23. 

Piancapeew.  steg,  pr.  planca  plane  ha,  fr.  planche 
brett,  daher  sp.  plancha  blech,  pg.  prancha  diele;  von  planca 
bei  Festus  und  Palladius.  (Ital.  sp.  pg,  palanca,  wal.  pelanc 
pfähl,  von  palanga,  pic.  mit  bewahrter  media  palangue.) 

Piare  it.,  sp.  piar,  daher  fr.  piailler  piepen  wie  die 
vögel;  naturausdruck, 

Piastra  it.  metallplatte,  silbermünze,  alt  fr.  plaistre 
geplätteter  boden,  estrich  (nach  Carpentier  emplacement),  nfr. 
p  1  ä  t  r  e  (m.)  gips ;  abgel.  it.  p  i  a  s  t  r  o  n  e ,  pg.  piasträo  (aus 
d.  ital.)  platte  des  panzers ;  it. piastrello  pflasterläppchen. 
Ohne  zweifei  von  emplastrum  (sfinlaoTpov^wundpflaster,  Stück- 
chen rinde  zum  oculieren,  in  den  neuen  sprachen  auf  schuppe 
des  panzers,  platte,  estrich  ausgedehnt.  Daneben  blieb  it.  era- 
piastro,  fr.  emplätre,  sp.  emplasto  =  gr.  spnlaotov,  Ahd, 
plastar  d.  i.  emplastrum  besitzt  auch  die  dem  romanischen  ent- 
lehnten bedd.  caementum  und  astricus. 

Vi&to  it.,  sp.  pleito,  pg.  pleito  preito,  pr.  plaitplag, 
altfr.  p  1  a  i  d  (schon  in  den  Eiden)  rechtshandel,  dsgl.  vertrag, 
chw.  pled  wort;  vb.it.  piatire  piateggiare,  sp.  pleitear,  pg. 
preitejar,  pr.  plaideiar,  altfr.  plaidier  plaidoier,  nfr.  plaider,  chw, 
plidar  einen  rechtshandel  führen.  Placitum,  das  im  frühsten 
mittelalter  Versammlung  zur  Verhandlung  wichtiger  Staatssa- 
chen hieß  (placita  habere,  tenere  8.  jh.),  zog  man,  als  c  noch 
guttural  wie  k  lautete,  in  plactum  placdum  zusammen,  wor~ 
aus  denn  die  obigen  formen  wurden.  Im  altport.  war  auch 
placito  üblich,  später  ugz.  in  plazo  prazo,  sp.  plazo,  s.  S,  Rosa, 


262  I.    PIATTO— PICCOLO. 

Piatto  it.,  pg.  sp.  chato,  pr.  fr.  plat  flach,  sbst.  it. 
piatto,  sp.  plato,  fr.  plat  teuer;  ein  in  mehreren  sprachen  ein- 
heimisches wort,  zusammenhängend ,  wie  es  scheint,  mit  gr. 
nXarvg,  ahd.  flaz.  Gleicher  herkunft  ist  sp.  pg.  plata  silber 
(eig.  metallplatte,  altfr.  plate)  schon  in  Urkunden  des  10.  jh. 
z.  b.  Esp.  sagr.  XVIII.  332,  Marca  hisp.  p.  854;  sp.  chata 
ein  fahrzeug,  daher  it.  sciatta  (so  von  sp.  chato  comask.  sciatt 
platt,  auf  allen  vieren,  als  sbst.  kröte). 

Piazza  it.,  wal.  piatz,  sp.  pg. pr.  p  1  a z a  placa  plassa, 
fr.  place  räum  in  einer  Stadt,  platz;  vb.  fr.  placer  stel- 
len, setzen;  von  platea  (nlaxeta)  straße,  bei  Horaz  platea, 
goth.  platja?  s.  Gabelentz  und  Lobe  zu  Müh.  6,  5.  Die  bed. 
platz ,  eig.  hof,  hat  es  zuerst  bei  Lampridius.  Vgl.  Rom.  gr. 
1. 122  note. 

Piccione  it.,  sp.  pichon,  pr.  pijon,  fr.  pigeon, 
altfr.  auch  pipion  taube;  von  pipio  bei  Lampridius,  dies  von 
pipare  pipire,  vgl.  das  mail.  kinderwort  pipi  vögelchen. 

Pi  c  c  o  it.,  sp.  pg.  p  i  c  o ,  pr.  fr.  p  i  c  schnabel,  bergspitze 
u.  dgl. ;  fem.  it.  picea,  sp.  pg.  pica ,  fr.  pique  spieß ;  vb.  it. 
piccare,  sp.  pg.  pr.  picar,  fr.  piquer  stechen.  Die  Wörter 
lehnen  sich  an  das  lat.  picus  specht  (vogel,  der  in  die  baum- 
rinde  hackt)  mit  langem  i,  daher  keine  roman.  form  mit  e 
vorkommt:  im  gleichbed.  sp.  pico  und  fr.  pic  begegnet  es  je- 
nen Wörtern  gradezu.  Vergleichen  läßt  sich  kymr.  pig  spitze, 
dtsch  picken,  pickel.  Dahin  gehört  ferner  it.  p  i  c  c  h  i  o  specht, 
stoß  (in  ersterer  bed.  offenbares  diminutiv  von  picus,  gleich- 
sam piculus),  picchiare  klopfen;  fr.  pico t  spitzhaue,  picoter 
stechen,  sticheln;  vielleicht  auch  sp.  p/caro,  it.  piccäro  spitz- 
bube  u.  a.  m. 

Pi'ccolo  it.,  sp.  pequeiio,  pg.  pequeno  klein.  Pro- 
venzalen,  Catalanen  und  Franzosen  drücken  denselben  begriff 
mit  petit  aus,  allein  schwerlich  steckt  die  gleiche  Wurzel  in 
den  ital.  span.  port.  formen:  pit-colo  hätte  sich  wohl  in  pic- 
chio  verwandelt  (vgl  soperchio  von  superculus)  und  pequeno 
müste  allzu  künstlich  aus  pit-ic-ueno  construiert  werden.  Es 
bietet  sich  ein  anderes  etymon  dar  im  alten  roman.  pic  spitze, 
piccare  stechen,  so  daß  piecolo  (urspr.  subst.  wie  noch  als 
name  einer  münze)  tüpfeichen,  pequeno  tüpfelhaft,  winzig  be- 
deutete, wobei  noch  zu  erinnern  ist,  daß  das  ital  partic.  pieco 
in  seiner  bed.  (gestochen)  dem  lat,  punctum,  piecolo  also  dem 


I.    PIDOCCHIO— PIGLIARE.  263 

lat.  punctulum  entspricht.  Jenes  vornan,  pic  scheint  auch  im 
wal.  pic  tropfen,  alban.  pice  vorzuliegen.  Neben  piccolo  be- 
sitzt die  ital.  spräche  noch  zwei  bildungen  mit  palatalem  c 
picciolo  und  piccfno  klein,  die  sich  in  pic-ciolo  pic-cino  oder 
auch  in  pit-ciolo  pit-cino  zerlegen  lassen;  neupr.  (in  Nizza) 
sagt  man  piccioun,  limous.  pitsou,  fem.  pitsouno. 

Pidocchio  it.,  sp,  piojo,  pg.  piolho,  pr.  peolh 
pezolh,  fr.  pou  (für  peou)  laus;  von  pediculus  umgebildet  in 
peduculus  (s.  Freund),  mlat.  peduclus  Gloss.  bibl.  Hattemer  I. 
p.  225^,  peducla  Gloss.  erford.  p.  362,  74.  Davon  das  vb.  iL 
spidocchiare,  sp.  despiojar,  fr.  epouiller. 

Piedestallo  it.,  sp.  pedestal,  fr.  piedestal  Säu- 
lenfuß, fußgestell;  zsgs.  mit  dem  altd.  stal  Stellung,  stand,  s. 
unten  stall o. 

Piegare  it.,  sp.  pr.  plegar,  pg.  pregar,  fr.  plier 
wwd-ployer,  wal. plecä  falten;  von  plicare.  Zsgs.it.  im- 
piegare,  sp.  emplear,  pg.  empregar,  fr.  employer  anwen- 
den, anlegen,  urspr.  in  etwas  hineinlegen,  #o/&  implicare  ein- 
wickeln, einfügen,  it.  impiego,  fr.  emploi  anwendung,  bedie- 
nung,  dienst;  it.  s  p  i  eg  a  r  e ,  pr.  espleiar,  fr.  deplier  deployer, 
von  explicare,  de-explicare.    Dazu  llegar  II.  b. 

Pietanza  it.,  sp.  pr.  pitanza,  fr.  pitance  die  täg- 
liche portion  eines  klostergeistlichen.  Nach  he  Duchat  von 
petentia,  dem  aber  nur  ein  sp.  pedenza  gerecht  wäre;  nach 
Muratori,  zu  sehr  gegen  den  buchstaben,  vom  it.  piatto  Schüs- 
sel. Ital.  pietanza,  das  in  alter  spräche  auch  mitleid  bedeu- 
tet, weist  augenscheinlich  auf  pietä,  es  konnte  gleichsam  eine 
gäbe  des  mitleids  ausdrücken,  altpg.  pitanca  bedeutet  mild- 
thätigkeit  S.  Rosa.  Aber  dieses  pietanza,  zu  welchem  die  an- 
dern roman.  formen  gar  nicht  passen,  könnte  es  nicht  eine 
umdeutung  sein  aus  pitanza,  das  noch  der  Lombarde  bewahrt, 
und  könnte  dies  nicht  erwachsen  sein  aus  dem  alten  roman. 
pite  sache  von  geringem  werth?  Schon  Ducange  dachte  dar- 
an. Nicht  leicht  verbindet  sich  zwar  das  suffix  antia  (ant-ia) 
mit  Substantiven,  allein  es  fehlt  nicht  an  einem  verbum  pitare, 
das  z.  b.  im  genues.  pittä  picken  bedeutet,  so  daß  das  Substan- 
tiv im  sinne  klösterlicher  enthaltsamkeit  ein  aufnehmen  der 
speisen  gleichsam  mit  den  fing  er  spitzen,  eine  kärgliche  mahl- 
zeit  ausdrücken  würde. 

?ig\i%veit.}$p>$iU%Y,pg.pr.  gleichlautend,  fr.$il\eT 


364  I.    PIGREZZA-PILUCCARE. 

wegnehmen,  plündern.  Von  pilare  rupfen  oder  von  dem  nur 
bei  Ammian  begegnenden  pilare  s.  v.  a.  expilare  plündern? 
Das  rom.  i  spricht  für  letzteres  und  die  bildung  mit  erweich- 
tem 1  erklärt  sich  als  eine  scheideform  in  beziehung  auf  it. 
pillare,  fr.  piler  stampfen,  von  pfla.  In  compilare  war  sie 
nicht  nöthig,  doch  findet  sich  daneben  it.  compigliare  zusam- 
menfassen, scompigliare  verwirren,  zerrütten. 

Pigrezza  it.,  sp.  pr. pereza,  pg.  preguica,  fr.  pa- 
resse  trägheit;  von  pigritia,  wie  sehr  auch  das  franz.  wort 
dem  gr.  nd^saig  gleicht 

Pilatro  it.,  sp.  pg.  pr.  pelitre,  fr.  pyrethre  6er- 
tramwurzel;  von  pyrethrum. 

Pill o tta it., sp. pg. pr. $ e\ o ta ,  fr. pelote  ball,  knäuel; 
von  pTla,  bereits  in  den  isid.  glossen  pilotellus  =  sp.  pelotilla. 
Daher  auch  sp.  peloton,  fr.  peloton  häufe,  rotte. 

Piloto  it.  sp.  pg.,  dsgl.  it.  pilota,  fr.  pilote  lootse, 
Steuermann.  Die  ndl.  spräche  ftatfpijloot,  und  dies  hält  man 
für  eine  zss.  aus  peilen  die  tiefe  des  wassers  messen  und  lood 
loot  blei,  was  aber  noch  näher  zu  prüfen  sein  möchte.  Im 
franz.  bedeutet  piloter  pfähle  ins  wasser  schlagen,  pilotis  grund- 
pfahl,  im  piem.  so  wie  im  picard.  und  wallon.  schlechtweg 
pilot  genannt.  Aber  logischer  Zusammenhang  zwischen  pilotis 
und  pilote  ist  nicht  abzusehen,  wie  sich  letzteres  denn  auch 
mit  seinem  derivativen  e  offenbar  als  ein  dem  iL  pilota  iden- 
tisches wort  ausweist;  dieses  aber  hat  einen  fremdartigen 
anstrich,  indem  sein  suffix  araidiota,  epirota  u.  dgl.  erinnert; 
romanisch  wäre  pilotto  pilot. 

Piluccare  it.  trauben  abbeeren,  pr.  pelucar  aus- 
rupfen, pic.  pluquer  mit  den  finger spitzen  auflesen,  norm, 
champ.  pluchotter;  zsgs.  fr.  eplucher,  chw.  spluccar,  mo- 
den.  spluccä  ausklauben,  ausrupfen.  Es  ist  eine  ableitung 
vermittelst  des  Suffixes  uc  (Rom.  gr.  IL  333)  aus  lat.  pilare  haar 
ausrupfen,  enthaaren;  also  nicht  vom  ags. pluccian  pflücken,  das 
unfehlbar  wenigstens  piuccare  erzeugt  haben  würde,  umgekehrt 
mag  das  deutsche  wort  aus  dem  roman.  geflossen  sein.  Man 
trenne  davon  das  sp.  espulgar,  s.  pulce.  Mit  piluccare  ist 
zu  verbinden  sie.  sard.  pilucca,  lomb.  peluch  haarschopf, 
piem.  pluch,  gen.  pellucco  haar,  faser,  ital.  entstellt  in  per- 
ruca  parruca  langgelocktes  haar,  wal  paröce,  fr.  perruque, 
oedu  sogar  pamparrugo,  richtiger  sp,  peluca,  vgl,  dasselbe 


I.    PIMIENT0-P10GGIA.  »65 

suffix  im  sp.  machuca,  almendruco  u.  a.  Das  fr.  perruque 
soll  Coquillart  (ende  des  15.  jhj  zuerst  gebraucht  haben,  s, 
Barbazan  Fabl.  I.  26.  Andre  lassen  das  wort  aus  gr.  nv^Qog 
entstehen,  da  die  Römerinnen  falsches  haar  von  blonder  färbe 
zu  tragen  pflegten,  aber  gegen  die  entwicklung  aus  dem  im 
roman.  vorhandenen  pilus,  dem  unvorhandenen  perro  gegen- 
über, ist  nichts  einzuwenden. 

Pimiento  pimienta  sp.,  pg.  pimento  pimenta  pfeffer, 
pr.  pimenta  gewürz,  dsgl.  pr.  pimen,  alt  fr.  piment,  mlat 
pigmentum  ein  trank  aus  wein,  honig  und  gewürzen,  nfr.  pi- 
ment ein  zu  vielen  arzneien  gebrauchtes  kraut;  alle  vom  lat. 
pigmentum  färbemittel,  aber  auch  kräutersaft  zur  bereitung 
der  färbe,  daher  etwas  würzhaftes  oder  wohlriechendes;  ahd. 
pimenta  übersetzt  mit  pigmentum,  aroma,  odoramentum. 

Pimpinella  it.,  sp.  pimpinela,  fr.  pimprenelle 
ein  küchenkraut ,  pimpernell,  pimpinella  saxifraga;  soll  aus 
bipinella  für  bipennula  (zweiflügelig)  entstanden  sein.  Der  name 
wird  auch  von  andern  pflanzengeschlechtern  gebraucht.  Der 
Catalane  sagt  pampinella,  der  Piemontese  pampinela,  wohl 
nur  eine  zufällige  form,  da  die  pflanze  mit  pampinus  nichts 
gemein  hat.  Neupr.  heißt  sie  fraissineto,  von  fraisse  =  fra- 
xinus. 

Pinaccia  it.  (nach  Menage),  sp.  pinaza,  fr.  pinasse 
eine  art  schiffe;  von  pinus  flehte,  schiff. 

Pincione  it.,  sp.  pinzon  pinchon,  fr.  pincon,  cat. 
aber  pinsä,  ein  vogel,  finke.  Derselbe  vogel  heißt  griech. 
omvi'äiov,  dimin.  von  antra,  das  jedoch  in  omvdLov  verkürzt 
ital.  spingio  oder  spingione  ergeben  hätte,  wie  denn  diese 
spräche  ein  anlautendes  s  nicht  abstößt.  Besser  leitet  man 
daher  das  wort  vom  kymr.  pinc  (mlat.  gleichsam  pincio),  wel- 
ches eigentlich  fröhlich,  zunächst  finke  bedeutet,  vgl.  fr.  geai 
munter  und  hoher;  der  Bretone  spricht  pint.  Anmerken  läßt 
sich  noch  das  bair.  pienk  finke.  Seltsam  ist  das  neupr.  bürg. 
quinson  für  pinson;  auch  pg.  pisco  weicht  von  der  span.  form 
beträchtlich  ab. 

Pinta  sp.  pg.  mahl,  zeichen,  daher  auch  ein  maß  für 
flüssigkeiten,  /r.pinte,  wal.  pinte.  S.  Grimms  Reinhart  p. 
CCXXXVIII.  Ebenso  mag  goth.  mela  scheffel  mit  mel  zei- 
chen (?)  zusammenhängen,  Grimm  111.458. 

Pioggia  ih,  sp.  lluvia,  f#.  chuva,  fr.  pluie,  wal 


366  I.     PIOMBARE— PIPA. 

ploaie  regen;  von  pluvia.    Abgel.  sp.  chubasco  platzre- 
gen  (vgl  ch  aus  cl  im  altsp.  cheno  von  plenus). 

Piombare  it.  senkrecht  herabfallen,  fallen  nach  dem 
Senkblei,  cadere  a  piombo;  ebenso  pr.  plombar  einsenken, 
eintauchen,  fr.  p  1  o  n  g  e  r ,  letzteres  eine  scheideform  von  plom- 
ber, das  der  bed.  des  lat.  plumbare  treu  blieb,  und  gebildet 
mittelst  des  suffixes  g  =  lat.  ic  (venger  =  vindicare);  die- 
selben doppelformen  im  altfr.  clinger,  enferger  neben  cliner, 
enferrer.  Sbst.  fr.  plongeon  taucher.  Pictet  p.  69  weist 
plonger  auf  bret.  plunia  eintauchen  =  kymr.  plwng  =  sanskr. 
plavana  und  allerdings  müssen  plonger  und  plunia  zusammen- 
hängen, das  franz.  wort  steht  aber  so  gesichert  auf  latein. 
boden,  daß  es  keine  erklärung  aus  celtischen  sprachen  ver- 
langt. Seine  herkunft  aus  plumbicare  bestätigt  sich  überdies 
durch  die  pic.  form  plonquer  1)  eintauchen,  2)  schwer  auf- 
treten, altpic.  plonkier,  so  wie  durch  das  mit  plonger  gleich- 
bed.  bask.  pulumpatu;  auch  ist  wallon.  plonc  =  fr.  plomb, 
plonki  ==  plonger. 

Pioppo  pioppa  it.,  wal.  plop  (alban,  plepi),  wallon. 
p  1  o  p  p ,  pg.  mit  bekannter  Verwandlung  des  pl  in  ch  ch  o p  o 
choupo,  span.  neben  pobo  gleichfalls  chopo,  das  der  Catalane, 
wie  es  seheint,  in  clop  übertrug,  da  sein  cl  öfters  dem  pg.  sp. 
ch  entspricht,  neap.  chiuppo.  Es  ist  das  lat.  pöpulus  pappel, 
und  ein  merkwürdiges  beispiel  von  formv  er  ander  ung :  um  pö- 
pulus von  pöpulus  zu  scheiden,  wird  man  schon  in  der  römi- 
schen Volkssprache  ploppus  eingeführt  haben,  sonst  besäße  der 
Walache  schwerlich  plop.  Ein  sehr  altes  ital  beispiel  (v.  j. 
994)  ist  sancta  Maria  da  li  pluppi  Muratori  antiqq.  ital  IL 
i035.  Im  Gloss.  occ.  ist  jop  bemerkt,  das  aus  it.  pioppo  ent- 
standen sein  müste.  Die  lomb.  mundart  spricht  ohne  Umstel- 
lung pobbia,  in  Berry  gilt  peuple  für  peuplier,  im  Jura  puble, 
in  Limousin  piboul. 

Pipa  it.  (bei  Ferrari,  sonst  piva),  pr.  mit  eingeschobe- 
nem m  pimpa,  fr.  pipe  pipeau,  wal.  pipe;  von  pfpare  pl- 
piare,  woher  auch  ahd.  pfifa,  nhd.  pfeife,  pfeifer,  letzteres  im 
it.  pTffero,  sp.  pifaro,  fr.  pifFre  und  fifre  nachgebildet  (pifFre 
dickbauch,  eig.  wohl  mit  aufgeblasenen  backen  wie  ein  pfei- 
fer, s'empiffrer  sich  voll  stopfen);  churw.  fifa.  Merkenswerte 
ist  das  dauph.  pipa,  welches  frühling  bedeutet  vom  Schalmeien- 
ton*  Auch  fr.  p  i  v  o  t  ut  il  p  i  u  o  1  o  zapfen  müssen  hieher  ge- 


I.    PIPITA— PISTOLA.  867 

hören.  Von  pipilare  aber  ist  it.  p  i  g  o  1  a  r  e  piepen,  pimpeln,  für 
pivolare,  v  mit  g  vertauscht  (Rom.  gr.  I.  187)  oder  besser 
wohl,  eingeschoben  in  eine  form  piolare  für  pivolare. 

Pipita  it.,  sp.  pepita,  pg.  pevide  pivide,  pr.  pe- 
p  i  d  a ,  fr.  p  e  p  i  e  eine  krankheit  der  hühner ;  vom  glbd.  lat. 
pituita,  das  sich  früh  in  pivita,  demnächst  in  pipita  verwan- 
delt haben  muß,  da  auch  das  ahd.  phiphis  phepis  eine  solche 
form  (mit  zwei]))  in  anspruch  nimmt.  Einfacher,  durch  syn- 
cope,  entstand  aus  dem  lat.  worte  das  mail.  püida  püvida. 

Pisciare  it.,  wal.  pisä,  pr.  pissar,  fr.  piss er  har- 
nen. Dessen  stelle  vertritt  sp.  pg.  das  aus  dem  latein.  auf- 
bewahrte mear  mijar;  nur  das  den  übrigen  sprachen  in  die- 
sem sinne  fehlende  kinderwort  pixa  pissa  (mentulä)  kommt  vor. 
Es  ist  in  den  alten  deutschen  sprachen  nicht  einheimisch,  unter 
den  celtischen  besitzt  es  nur  die  kymrische  (piso  pisio),  nicht 
einmal  die  breton.,  es  wird  also  wohl  auf  roman.  gebiete  ent- 
standen sein. .  Man  fühlt  sich  versucht  an  pytissare  pitissare 
eine  flüssigkeit  wegspritzen  (nvxifyiv)  zu  denken,  allein  die 
begriffsüb ertragung  wäre  unstatthaft,  da  dieses  verbum  eig. 
ausspützen  bedeutet.  Gewöhnlich  fühlt  man  in  dem  rom.  worte 
eine  onomatopöie,  so  daß  es  ungefähr  unserm  zischen  ent- 
spräche: einen  Zischlaut  hat  außer  der  ital.  und  wal.  form 
auch  cat.  pixar,  neupr.  pichä,  pic.  picher.  Mundarten  brau- 
chen es  in  minder  eingeschränktem  sinne  z.  b.  für  spritzen: 
occit.  lou  san  pisso  das  blut  spritzt  aus  der  ader;  in  Berry 
ist  pissee  ein  guß  aus  dem  Schmelzofen. 

Pistöla  it.  sp.,  fr.  pistole  pistolet  ein  kleines  Schieß- 
gewehr. Zu  Pistoja,  sagt  H.  Stephanus,  verfertigte  man  kleine 
dolche,  pistoyers  genannt,  deren  name  nachher  auf  die  peti- 
tes  harquebuses  übertragen  ward,  weil  beide  versteckt  geführt 
wurden.  Diese  angäbe  sieht  aus  wie  eine  etymologische  sage 
oder  erßndung;  weder  gibt  es  ein  dem  fr.  pistoyer  entspre- 
chendes ital.  wort,  noch  kann  pislola  aus  Pistoja  entstanden 
sein;  doch  mag  dolch  als  grundbed.  angenommen  werden,  da 
it.  pistolese  kurzer  säbel  heißt.  Annehmlicher  ist  Frischs  ver- 
muthung,  das  wort  sei  aus  pistillus  Stößel,  ^.pestello,  abge- 
ändert und  bedeute  ein  Werkzeug  mit  einem  knauf,  eine  ver- 
muthung,  die  durch  das  ven.  piston  peston  kurze  kugelbüchse, 
welches  genau  dem  it.  pestone  großer  Stößel  entspricht,  nicht 
wenig  gestützt  wird. 


868  I.    PITO— POL 

Pito  sp.  spitziges  höhchen,  altfr.  pite  name  einer  sehr 
Meinen  münze,  henneg.  pete  kleinigkeit ,  comask.  pit  wenig; 
daher  sp.  pitorra  schnepfe  (vom  spitzen  schnäbel),  wallon. 
petion  Stachel  der  biene,  vb.  pr.  pitar  sich  schnäbeln,  sp. 
apitar  anhetzen,  altfr.  apiter  mit  den  fingerspitzen  berühren, 
pg.  petiscar  kosten,  nippen,  pitada  so  viel  man  mit  zwei  fin- 
gerspitzen packt  (Wagener),  dsgl.  mit  dem  begriffe  der  klein- 
heit  mail.  pitin  wenig,  cremon.  peteen  kleinigkeit ,  sard.  pi- 
ticu  klein,  wal.  pitic  zwerg,  altfr.  peterin  winzig  S.  Bern. 
Diese  beispiele  lassen  einen  alteinheimischen  stamm  pit  anneh- 
men, der  etwas  spitzes,  schmales  bedeutete  und  sich  im  kymr. 
pid  spitze  wiederfindet.  Ein  wichtiger  Sprößling  dieses  Stam- 
mes ist  altit.  pitetto  petitto,  pr.  cat.  petit,  fr.  petit,  neupr. 
pitit,  wall,  piti  klein,  dimin.  pr.  cat.  altfr.  petitet.  Ebenso 
weist  das  gleichbed.  piccolo  auf  pic  spitze.  Bemerkenswerth 
an  pet-it  ist  das  suffix,  welches  aus  euphonischer  rücksicht 
der  Verwandlung  in  et  widerstand:  petet  oder  gar  petetet 
lautete  übel. 

Pizza  ven.  das  stechen,  jucken,  sard.  pizzu  schnabel, 
chw.  pizza,  mail,  pizz,  sie.  pizzu,  it.  pinzo  Stachel,  sp.  pin- 
zas,  fr.  pince,  it.  pinzette  kneipzange;  dsgl.  it.  pizzico, 
sp.  pizea  zwick;  vb.ven.  pizzare,  wall,  pissi,  it.  pizzicare, 
wal.  pitzigä  piscä,  cat.  pessigar,  neupr.  pessugä,  sp.  pizear 
und  pinchar,  fr.  pincer,  epincer,  epinceler  zwicken;  dahin 
auch  pg.  piscar  os  olhos  blinzen  (die  äugen  kneifen).  Zu- 
nächst vom  ndl.  pitsen,  hd.  pfetzen,  das  aber  selbst  wieder 
auf  einem  im  roman.  einheimischen  wurzelworte  pit  (s.  den 
vorigen  artikel)  zu  beruhen  scheint. 

Poggio  it.,  pr.  pueg  puoi,  altfr.  pui  anhöhe,  sp.pg. 
poyo  bank  vor  dem  hause,  altfr.  puiot  stütze  Trist.;  von 
podium  erker,  anhöhe.  Vb.  it.  poggiare,  altpg.  pr.  poyar, 
altfr.  puier  steigen;  zsgs.  it.  ap poggiare,  sp.  pg.  apoyar, 
fr.  appuyer  stützen,  sbst.  appui. 

Poi  it.,  sp.  pues,  pg.  poz,  pr.  pois,  fr.  puis,  Par- 
tikel, von  post;  zsgs.it.  dipoi  und  mit  versetztem  accent  und 
Verwandlung  des  i  in  o  (wie  in  domani)  d  ö  p  o ,  gewiß  eine 
sehr  alte  bildung ,  da  auch  der  Walache  sie  in  dupe  besitzt 
(mail.  de  poü,  in  Forli  dopö),  pg.  pr.  depois,  fr.  depuis,  mlat. 
de  post  L.  Sah;  woneben  sp.  despues,  pr.  despuois,  com. 
despö,  bergamask  paduan.  daspö,  aus  de  ex  post  erklärt 


I.    POLEDRO-POPPA.  260 

werden  müssen.  Eine  andre  zss.  ist  it.  poscia,  pr.  poissas, 
vom  lat.  postea. 

Poledro  puledro  it.,  sp.  pg.  potro,  pr.  poudre  (zu 
folgern  aus  poudrel),  alt  fr.  poutre  junges  pferd;  vom  mlat. 
pulletrus  poledrus  schon  in  der  L.  Sah  und  L.  Alam.  Über 
lat.  pullitra  für  pullastra  s.  Forcellini.  Sp.  pg.  potro  heißt 
auch  folterbank  wie  lat.  equuleus  von  equus  (auch  unser  fol- 
ter  ist  von  poledrus),  nfr.  poutre  heißt  querbalken  zum  auf- 
legen eines  andern  balkens. 

P  o  1  eg  gi  o  puleggio  it.,  pr.  p u  1  e  g i ,  sp.  p  o  1  e  o,  pg.  p  o- 
ejo,  fr.  pouliot  eine  pflanze,  polei,  von  pulegium. 

Polizza  it.,  sp.  pöliza,  fr.  police  zettel,  schein; 
entstellt  aus  mlat.  polyptychum  Verzeichnis,  bes.  zinsbuch  (no- 
Ivtitvxov  viele  blätter  habend),  auch  polecticum  poleticum 
poletum,  fr.  poulie. 

Poltro  it.  trag,  feige,  daher  pol trone  und  so  sp.  pol- 
tron,  pg.  poträo,  fr.  poltron,  aus  dem  ital.  eingeführt,  dem 
primitiv  poltro  aber  entspricht  nur  noch  das  champ.  pleutre. 
Das  wort  hat  seine  quelle  im  ahd.  polstar  bolstar  pfähl,  die- 
selbe begriffsverwandtschaft  zeigt  ja  auch  fr.  lodier  bettdecke 
und  faullenzer,  ja  die  ital.  form  boldrone,  nach  Veneroni  auch 
boldra,  bedeutet  noch  jetzt  einen  theil  des  bettwerkes ,  und 
mehrere  ausleger  Dante1 's  nehmen  zu  spoltre  Inf.  24, 46  grade- 
zu  ein  subst.  poltro  an,  mail.  polter,  romagn.  pultar  lagerstatte. 
Ist  auch  der  ausfall  des  s  im  ital.  ganz  ungewöhnlich,  so  darf 
es  doch  in  der  consonantischen  Verbindung  lstr  nicht  auffallen, 
auch  der  doppelte  anlaut  p  und  b  zeugt  für  deutsche  herkunft, 
[Schon  Wächter  hatte  auf  polster  vermuthet] 

Ponente  it.,  sp.  poniente,  pr.  ponent  eine  der 
weltgegenden,  Westen,  eig.  Sonnenuntergang,  ove  il  sol  si  pone ; 
auch  wal.  apüs  (partic.  von  apune  =  apponere)  hat  diesen 
sinn,  ebenso  fr.  couchant. 

Poppa  it.,  pr.  popa,  altfr.  poupe  (beiNicot)  brust- 
warze,  zitze;  vb.  poppare  popar  saugen.  Stalder  1.237  und 
Grimm  I\406  vergleichen  Schweiz,  bübbi,  engl,  bubby,  aber 
daraus  konnte  das  rom.  wort  nicht  entspringen.  Die  lat  ein. 
spräche  bietet  nur  püpa  mädchen,  puppe:  hierin  konnte  sich 
ü  verkürzen  wie  in  cüpa,  it.  coppa,  daher  das  chw.  popa 
und  das  fr.  poupee  (nicht  pupee)  und  selbst  unser  puppe; 
nur  der  Piemontese  spricht  pupa  für  popa.    Durfte  sich  nun 


270  I.    POR— POTARE. 

aus  zitze  das  it.  zita  mädchen  entwickeln,  so  wäre  es  viel- 
leicht nicht  zu  vermessen  hier  die  umgekehrte  entwicklung, 
zitze  aus  püppchen,  anzunehmen. 

P  o  r  sp.  pg.  altfr.,  nfr.  p  o  u  r ,  präp.  vom  tat.  pro  (so  noch 
in  den  Eiden),  sp.  pg.  auch  die  stelle  von  per  einnehmend, 
wie  schon  in  alten  Urkunden  z.  b.  non  territus  pro  hoc  sacri- 
legio  Esp.  sagr.  XXXIV  442  (v.  j.  916).  Daß  dem  Italiäner 
diese  partikel  abgeht,  ist  bekannt ;  die  einzige  sard.  mundart 
besitzt  po  (=  por)  das  sie  vermuthlich  dem  spanischen  ent- 
nahm, denn  das  landvolk  gebraucht  peri.  Zsgs.  altsp.  altpg. 
pora,  neu  para,  von  pro  ad,  z.  b.  vadit  pro  ad  ribulo  (ri- 
vulum)  Esp.  sagr.  XXXIV.  440.  Die  catal.  spräche  hat  dafür 
pera ;  vor  dem  infin.  trifft  man  auch  im  prov.  per  a,  im  altfr. 
por  a,  s.  Rom.  gr.  III.  222  note. 

Porcellana  it.,  sp.  porcelana,  fr.  porcelaine 
porzellan,  eine  anfangs  nur  aus  China  und  Japan  bezogene 
töpferwaare.  Ob  der  name  auch  daher  stamme,  ist  zu  un- 
tersuchen. 

Portulaca  it.  pr.,  sp.  verdolaga  (durch  umdeutung 
mit  verde),  pg.  verdoaga  verdoega,  entstellt  in  beldroega, 
eine  pflanze,  von  portulaca.  Aus  Ja£.  porcilaca  aber  entstand 
•f. porcellana;  aus  pulli  pes  hühnerfuß  soll  fr.  pourpier 
für  pourpie  gebildet  sein,  was  durch  die  mundartl.  form  pie- 
pou  (pes  pulli)  bestätigung  geioinnt,  s.  Menage. 

Posta  it.  sp.  pg.,  fr.  poste  post;  von  positus,  wegen 
der  aufgestellten  pferde. 

Posticcio  it.,  sp.  postizo,  fr.  po  Stiche,  dsgl.  ap- 
posticcio,  apostizo,  pr.  apostitz  untergeschoben,  nachgemacht ; 
gleichsam  appositicius  an  die  stelle  gesetzt,  roman.  posto  stelle. 

Postilla  it.  pg.  pr.  (letzteres  aus  dem  vb.  postillar  zu 
folgern),  sp.  postila,  fr.  apo stille  randbemerkung ;  nicht 
aus  positus,  es  lautete  alsdann  it.  postella,  sp.  postilla,  fr. 
apostelle,  sondern  zsgs.  aus  post  illa  sc.  verba  auctoris,  s. 
Vossius  de  vit.  serm. 

Potare  it.,  sp.  pg.  pr.  podar,  altfr.  poder  gewächse 
beschneiden;  von  pütare,  dessen  figürliche  bedeutung  (glauben) 
in  die  rom.  sprachen  nicht  eingieng.  Dahin  sp.  p  o  d  o  n ,  pg. 
podäo  hippe,  auch  altfr.  poun  (zweisylb.)  Gormond  v.  241. 
255  (nicht  mit  dem  herausgeber  =  fr.  poing),  abgeleitet  vom 
sp.  poda  beschneidung,  occii.  poudo  gartenmesser. 


I.    POTE-PREBENDA.  271 

Pote  sp.  pg.,  pr.  fr.  pot  (ersteres  zu  folgern  aus  po- 
taria)  topf;  vom  ndl.  pot,  wenigstens  ist  das  pic.  potequin  of- 
fenbar das  mndl.  potekin;  übrigens  auch  im  celt.  vorhanden, 
kymr.  pot,  gael.  poit.  Dem  Italiäner  fehlt  potto,  dagegen  ent- 
spricht das  daraus  gezogene  feminin  dem  ir.  puite ,  das  wie 
lat.  concha  die  ital.  bedeutung  mit  der  oben  bemerkten  ver- 
einigt, auch  it.  vaso  hat  diesen  doppelten  sinn.  Eine  abl.  muß 
sein  fr.  potage  suppe  (oder  auch  gemüse:  legumen  potaige 
Gloss.  de  Lille  p.  16a),  daher  it.  potaggio  und  wohl  auch  sp. 
potage,  eig.  etwas  im  topf  bereitetes ,  wie  fromage  etwas  in 
der  form  bereitetes  heißt,  also  nicht  von  dem  unroman.  potus, 
das  fr.  pouage  ergeben  hätte.  Wie  verhält  es  sich  aber  mit 
pr.  pot  lippe  ?  ist  dies  die  grundbedeutung,  woraus  die  andre 
erfolgte,  wie  dies  bei  brocca  der  fall  zu  sein  scheint  ?  In  der 
Schweiz  lautet  es  potte,  faire  la  potte  ist  faire  la  moue  (Dict. 
genevj,  auch  lothr.  potte,  vgl.  alban.  puze  lippe.  Neupr.  pot, 
limous.  poutou  (m.)  bedeuten  kuß. 

Potere  it.,  sp.  pg.  pr.  poder,  altfr.  pooir  (mit  aus- 
gestoßenem d),  nfr.  pouvoir  (mit  eingeschobenem  v  zur  auf- 
hebung  des  hiatus),  wal.  puteä,  lat.  posse.  Wie  bei  velle 
ward  auch  hier  von  der  in  der  conjugation  vorherrschenden 
form  pot  ein  neuer  Infinitiv  abgezogen.  Poteret  für  posset  hat 
eine  Urkunde  vor  750  Fumagalli  p.  18,  potemus  für  possumus 
findet  sich  Form.  Mabill,  Murat.  antiqq.  ital.  V.  312  (v.  j.  796), 
podibat  (pr.  podia)  für  poterat  Brequigny  p.222c  (v.j.657), 
Rist,  de  Langued.  I.  col.  25  (v.  j.  782),  possat  für  possit  Fu- 
magalli p.  97  (v.  j.  796),  possant  Murat.  antiqq.  ital.  III.  570 
(v.j.  757);  s.  auchRom.gr.  11.121» 

Pozione  it.,  sp.  pocion,  pr.  poizö  trank,  arznei, 
altsp.  p  o  z  o  n  Alex.,  fr.  p  o  i  s  o  n  (m.,  noch  bei  Malherbe  fem., 
s.  Nodier  exam.  crit.)  gift;  von  potio  trank,  arznei-,  gift-, 
zaubertrank.  Vb.  pr.  poizonar,  sp.  ponzonar,  von  potio- 
nare,  woher  auch  sp.  sbst.  ponzona,  pg.  peconha  gift.  Eine 
ähnliche  ausartung  der  grundbedeutung  im  sp.  yerba,  pg.  erva 
giftpflanze,  gift,  altfr.  enherber  vergiften;  im  nhd.  gift,  urspr. 
gäbe,  dosis. 

Pozzo  it.,  wal.  put  zu,  sp.  pozo,  pr.  potz,  fr.  puits 
brunnen;  von  puteus.  Daher  pr.  pozar,  fr.  puiser  schöpfen, 
epuiser  erschöpfen. 

Prebenda  prevenda  it.  pr.,  sp.  prebeniia,  fr.  pre- 


Uff*  I.    PREGNO-PREVOSTO. 

bende  eig.  täglicher  lebensunterhalt  der  mönche  und  ande- 
rer geistlichen;  von  praebenda  (plur.)  was  dargereicht  wer- 
den muß,  lieferung;  dieselbe  bildung  zeigt  pr.  liuranda  von 
liurar.  Das  gleichbed.  fr.  provende  (woher  unser  pfründe), 
it.  profenda,  trennte  sich  von  prebende  durch  einwirkung  des 
vb.  providere  versorgen,  partic.  providenda,  dem  sich  unser 
proviant  anschließt 

Pregno  it.,  pg.  prenhe,  pr.  prenh,  altfr.  prains 
schwanger,  von  praegnas;  vb.  pg.  prenhar,  sp.  particip. 
prenado,  dsgl.  pg.  emprenhar,  sp.  emprenar  u.  s  f.,  wozu  ein 
lat.  verbum  fehlt  Das  it.  pregno  pregna  ist  eine  misverstandne 
bildung,  die  der  andern  mundarten  sind,  ihrem  Ursprünge  ge- 
mäß, generis  communis. 

Presente  it.  sp.,  present  fr.  geschenk.  Das  wort 
steigt  in  diesem  sinne  ziemlich  hoch  hinauf,  da  schon  Ram- 
baut von  Orange  (um  1150)  es  kennt  (prezet  gent  presen 
schätzte  ein  artiges  geschenk),  das  gleichbed.  mlat.  praesentia 
reicht  sogar  bis  zum  9.  jh.  zurück.  Die  bedeutung  knüpft 
sich  an  die  des  vb.  praesentare  vorstellen,  mlat  und  roman. 
anbieten,  darbieten. 

P  r  e  s  s  o  it.,  pr.  p  r  e  s ,  fr.  p  r  e  s ,  partikel  für  lat.  prope; 
von  pressum  gedrängt,  wie  gr.  ay/i.  Zsgs.  it.  appresso, 
altpg.  a  pres,  pr.  apres,  fr.  apres,  it.  pressoche,  fr.  presque. 

Prestare  it.,  sp.  prestar,  fr.  pret er  leihen;  von 
praestare  in  ders.  bed.  beiSalvian,  Venantius,  in  derh.  Sal.  u.  s.  w. 

Presto  it.  sp.pg.,  pr.  prest,  fr.  pret  adj.  bereit;  vom 
lat  praestus  auf  einer  inschrift  Grut.  p.  669.  n.  4.  Merkwür- 
dig ist  die  port.  form  prestes  (indecl),  sie  hat  in  lestes  ne- 
ben lesto  ihr  gegenstück. 

Prete  it.,sp.  altpg.  preste,  fr.  pretre  aus  dem  altfr. 
pr.  prestre,  priester,  von  presbyter  csenior,  non  pro  aetate 
vel  decrepita  senectute,  sed  propter  honorem  et  dignitatem' 
Isid.  7,  12.  Andre  formen  erklären  sich  wegen  des  verschie- 
denen accentes  nur  unmittelbar  aus  dem  gr.  nQsoßvtsQog :  pr. 
preveire  preire,  cat  prebere,  altfr.  proveire  provoire  und  so 
stimmt  auch  pr.  preveiral,  preveirat  zu  mlat.  presbyteralis, 
presbyteratus.  Auffallend  ist  das  syncopierte  s  im  it.  prete, 
matt,  prevet  pret,  da  die  spräche  diesen  buchstaben  sonst  nicht 
scheut. 

Prevosto  it.,  sp,  pg.  preboste,  fr.  prevöt,  wal 


I.    PRIGIONE-PROFILARE.  273 

preot  probst,  profos;  von  praepositus.  Daher  auch  sp.  pg. 
prioste  syndicus. 

Prigione  it.,  sp.  prision,  pr.  preisö,  fr.  prison 
gefängnis;  von  prehensio  prensio  ergreifung ,  noch  im  span. 
Verhaftung,  im  prov.  wegnähme.  Im  ital.  und  span.  wird  es 
auch  in  der  bed.  gefangener  gebraucht. 

Primo  sp.  pg.  vorzüglich:  la  obra  es  prima  das  werk 
ist  vorzüglich;  von  primus  im  sinne  von  primarius.  Eieraus 
die  bed.  des  pr,  prim  fein,  zart,  noch  jetzt  in  den  mundar- 
ten,  z.  b.  limous.  oquel  efon  es  prim  dieses  Und  ist  zart  ge- 
baut. Im  Jura  ist  primbois  kleines  holz,  reisholz.  Roche- 
gude  bemerkt  pr.  prim  preon  mit  der  bed.  sehr  tief,  was  an 
prime  probus  bei  Naevius  erinnert. 

Pro  it.  sp.  pg.  pr.,  alt  fr.  prou  preu  pro,  dafür  auch 
it.  prode  (euphonisch  für  proe),  altsp.  altpg.  prol,  pr.  pron 
vortheil;  von  der  lat.  partikel  pro,  substantivisch  angewandt 
wie  auch  contra,  z.  b.  it.  in  pro  o  in  contro  zum  vortheil 
oder  nachtheil.  Vielleicht  gab  der  Äwrw/'proficiat,  das  man  ro- 
man.  in  pro-faccia  pro-fassa  übertrug,  den  ersten  anlaß  zu 
diesem  gebrauche.  Vollkommen  gleichlautend  mit  diesem  Sub- 
stantiv ist  ein  adjectiv  (einer  endung)  mit  der  bed.  tüchtig, 
trefflich,  welches  im  prov.  das  eigne  hat,  daß  es  sein  flexi- 
visches  s  häufig  zur  würzet  zieht  (pros  ni  valen  acc,  de  la 
pros  comtessa),  daher  nfr.  preux,  nicht  mehr  preu,  chw.  prus 
fromm,  adv.  pr.  prosamen,  aber  auch  proosamen,  altfr.  proü- 
sement,  wiewohl  kein  ad],  proos,  fem.  proosa,  vorkommt.  Ist 
es  vom  sbst.  pro ,  wie  ja  nicht  wenige  Wörter  dieser  classe 
adjectivische  geltung  angenommen  haben  ?  Genau  wie  im  mhd. 
bi derbe  hätten  sich  in  dem  rom.  worte  aus  der  bed.  nützlich 
die  bedd.  tüchtig,  brav,  tapfer  entwickelt.  Oder  ist  es  von 
probus  ?  Unzweifelhaft  wäre  alsdann  die  regelmäßige  gestalt 
des  feminins  prova,  da  es  von  dem  übergange  eines  adj.  zweier 
endungen  in  ein  adj.  einer  endung  schwerlich  ein  gemeinrom. 
beispiel  gibt.  Wenn  aber  die  herkunft  des  adj.  pro  aus  pro- 
bus unsicher  ist,  so  läßt  sich  dagegen  in  dem  adv.  pr.  pro, 
fr.  prou  s.  v.  a.  lat.  satis  um  so  leichter  das  adv.  probe  an- 
nehmen,  als  es  cat.  prou  (u  aus  b)  lautet:  pro  batre  alcun 
wird  von  probe  percutere  aliquem  wenig  verschieden  sein. 

Profilare  it.,  fr.  profiler  (entlehnt),  sp.  perfilar 
von  der  seite  abzeichnen;  sbst,  it.  profilo,  fr.  profil,  sp, 

18 


374  I.    PROFITTO— PRÜÄ. 

lomb.  perfil  Seitenansicht ;  von  filum  in  der  bed.  gestalt  (um- 
riß).  Der  eigentliche  sinn  der  compositionspartikel  ist  um  so 
weniger  gewiss,  als  die  sprachen  per  und  pro  leicht  ver- 
wechseln. 

Profitto  it.,  pr.  profieg,  cat.  fr.  pro  fit  vortheil; 
vb.  p  r  o  f  i  1 1  a  r  e ,  profeitar,  profiter ;  vom  sbst.  profectus.  Spa- 
nier und  Portugiesen  haben  dafür  pro vecho  proveito  (da- 
her das  it.  proveccio)  mit  lat.  provectus  zusammentreffend, 
doch  wird  von  S.  Rosa  auch  ein  altpg.  profeito  bemerkt,  und 
da  in  der  that  provecho  aus  profectus  entstanden  sein  kann, 
so  ist  es  rathsam  bei  diesem  als  dem  gemeinroman.  worte  ste- 
hen zu  bleiben. 

Propaggine  it.,  pr.  probaina,  sp.  provena,  fr. 
provin  (für  provain,  wie  die  alten  schrieben)  Setzling,  sen- 
ker,  vb.  provigner;  von  propago  propaginis,  propaginare. 

Propio  it.  sp.,  cat.  propi;  von  proprius  mit  eupho- 
nischem ausfall  des  zweiten  r,  wal.  propriu,  pg.  proprio,  pr. 
propri,  fr.  propre.  Auf  einer  inschrift  Orelli  4822  findet  sich 
bereits  propii. 

Prostrare  it.,  sp.  postrar,  pg.  pr.  prostrar  nie- 
derschlagen; ein  aus  dem  partic.  prostratus  von  prosternere 
nach  der  ersten  conj.  geformtes  verbum.  In  span.  Urkunden 
liest  man  postravi  Esp.  sagr.  XL.  370  (v.  j.  832)  3  postratus 
XXXIV.  464  (v.j.  962). 

Protocollo  it.  u.s.  f.  Von  7iq(otoxoXIov,  bei  den  By- 
zantinern eig.  das  den  papyrusrollen  vorgeleimte  blatt  (zsgs. 
aus  ngoQTog  und  xo'XA«),  worauf  bemerkt  sein  muste,  unter  wel- 
chem comes  largitionum  und  von  wem  der  papyrus  verfertigt 
sei;  der  name  nachher  auf  die  notariatsurkunden  übertragen, 
weil  daselbst  jenes  blatt,  da  es  eine  chronologische  angäbe 
enthielt  und  zur  entdeckung  von  fälschungen  dienen  konnte, 
nach  einer  Verordnung  Justinians  (nov.  44)  nicht  fehlen  durfte. 
S.  Tychsen  in  Hugo's  civil,  magazin  VI.  132 '. 

P  r  u  a  it.,  sp.  pg.  pr.  p  r  o  a ,  fr.  p  r  o  u  e  Vorderschiff;  von 
prora  mit  ungewöhnlichem  gewiss  euphonischem  ausfalle  des 
r,  das  sich  im  ital.  proda  als  d  darstellt.  Dasselbe  wort  ist 
auch  im  althochd.  vorhanden:  prora  cprot'  prior  pars  navis 
Gloss.  par.  Diutiska  I.  268,  in  andern  glossen  prort;  und  so 
wie  proda  in  zweiter  bed.  den  rand  eines  dinges  bezeichnet, 
so  auch  unser  ahd.  proth  prort  brort,  so  daß  das  ital.  wort 


I.    PRÜDERE-PUTTO.  275 

in  letzterem  sinne  aus  dem  deutschen  aufgenommen  sein  wird, 
während  es  in  ersterem  einheimisch  sein  kann.  Über  den  et- 
wanigen  Zusammenhang  des  ahd.  Wortes  mit  andern  germani- 
schen s.  Graff  111.  313. 

Prüdere  it.,  pr.  prüzer,  pg.  cat.  pruir  (für  prudir) 
jucken;  von  prürire,  euphonisch  durch  dissimilation  prudire 
u.  s.  f.,  noch  in  der  limous.  mundart  prure  für  prurer, 

Pugnale  it.,  sp.  punal,  fr.  poignard  dolch;  abge- 
leitet von  pugio  pugionis. 

Fulceit.  (f),fr.  puce  (f.),  cat.  pussa,  sp.pg.pulga, 
cremon.  gleichfalls  mit  gutturallaut  peülegh  floh;  von  pulex  (mj ; 
vb.  it.  spulciare,  fr.  epucer,  cat.  espussar,  sp.  pg.pr.  espul- 
gar,  vdi  esplugar,  unter  welchen  das  span.  verbum  die  bed. 
von  despiojar  (s.  pidocchio)  an  sich  genommen  hat. 

Pule  eil  a  it.,  altsp.  puncella  poncella  Berc,  altpg. 
pr.  puce  IIa,  fr.  pucelle,  chw.  purscella  Jungfrau,  masc. 
nur  pr.  piueel,  fr.  puceau,  chw.  purscel  Jüngling.  Es  ist  ein 
dimin.  von  pullus  jung,  das  gewöhnlich  von  thieren,  als  schmei- 
chelwort  auch  von  menschen  gebraucht  ward.  Die  älteste 
künde  des  diminutivs  findet  sich  wohl  in  einem  capitular  Chlo- 
dowigs(v.j.500—511),  wo  es  pulicella  lautet,  Pertz  IV.p.5. 
Das  primitiv  polle  mädchen  scheint  nur  das  alte  liedchen  auf 
Eulalia  zu  kennen ,  altfr.  und  noch  in  Berry  und  Normandie 
heißt  poulot  knäbchen,  bübchen,  in  Limousin  pouloto  mädchen. 

Pul  sar  sp.  pg.,  pr.  polsar,  fr.  pousser  klopfen,  sto- 
ßen; von  pulsare.  Eine  zweite  form  ist  sp.  puxar,  pg.  puxar 
fortstoßen,    Sbst.  it.  polso,  fr.  pouls,  von  pulsus. 

Punto  it.,  fr.  point,  auch  prov.  zuweilen  ponh  point, 
Verstärkung  der  negation;  von  punctum  tupf  eichen,  kleinig- 
keit,  Rom.  gr.  III.  395. 

Punzar  punchar  sp.,  pg.  puncar,  it.  punzellare  pun- 
zecchiare  stechen ;  participialverbum,  gleichsam  punetiare  von 
punetus.  Sbst  it.  punzone,  sp.  punzon,  fr.  poingon  pfrie- 
men,  grabstichel;  von  punetio  stich,  stechen,  durch  seine  con- 
crete  anwendung   ein  masculin  geworden,  vgl.  unten  tosone. 

Putto  it. ,  sp.  pg.  puto  bube,  fem.  it.  putta  mädchen, 
auch  liederliche  dirne,  sp.  pg.  puta,  altfr.  pute  nur  in  letzte- 
rer bed.  Ein  wort  der  röm.  Volkssprache ,  das  sich  zufällig 
in  einem  kleineren,  gewöhnlich  Virgil  zugeschriebenen  gedickte 
erhalten  hat  und  als  ein  volksmäßiges  darin  bezeichnet  wird: 


376  1,    PUTTO-QUAGLIARE. 

Scilicet  hoc  sine  fraude,  Vari  dulcissime,  dicam:  dispeream, 
nisi  me  perdidit  iste  pütus.  Sin  autem  praecepta  vetant  me 
dicere,  sane  non  dicam,  sed  me  perdidit  iste  puer.  S.  Win- 
ckelmann  in  den  Jahrbb.  für  philol.  suppl  II.  497.  Für  putto 
war  potto  zu  erwarten,  wobei  jedoch  diese  etymologie  un- 
verdächtig bleibt.  Mit  putillus  bei  Plautus  Asin.  3,  3,  104  trifft 
das  ital.  dimin.  putello  buchstäblich  zusammen.  Eine  abl.  ist 
it.  puttana,  altsp.  putana  Berc.  metze;  die  stelle  des  un- 
vorhandenen fr.  putaine  vertritt  putain  (auch  pr.  putan,  nicht 
putana),  aus  dem  accus,  pulam,  ebenso  die  eigennamen  Evain 
acc.  aus  Evam,  Bertain  aus  Bertham. 

Putto  it.,  altsp.  püdio,  pr.  alt  fr.  put  niederträchtig, 
widerlich  (häufiges  epithet  der  heiden  pute  gent);  üorcpütidus 
wie  netto  net  von  nitidus.  Daß  dem  it.  putto  auch  die  bed. 
verbuhlt  beigegeben  ward,  als  hange  es  mit  putta  puttana  zu- 
sammen, darf  nicht  stören. 

Q. 

Qua  it.,  sp.  a  c  ä ,  pg.  c  ä  ortsadverb,  von  eccu'hac ;  dazu 
pr.  sa  sai,  fr.  cä,  lomb.  sciä,  von  ecce  hac. 

Quadro  it.  sp.  pg.  Viereck,  rahmen,  gemälde,  fr.  c  a  d  r  e 
rahmen,  pr.  caire  viereckiger  stein,  bürg,  quarre  ecke;  von 
quadrum.  Abgel.  fr.  carriere  steingrube,  eig.  quaderstein- 
grube  (carre,  carrer  von  quadratus,  quadrare),  in  späterem 
mlatein  quadraria,  zu  scheiden  von  carriere  lauf  bahn;  dsgl 
it.  quadrello,  sp.  quadrillo,  pr.  cairel,  fr.  carreau  Viereck 
von  stein  u.  dgl,  auch  bolzen  (wegen  seines  vierkantigen  ei- 
sens).  Zsgs.  it.  squadra,  sp.  esquadra,  fr.  equerre  (fj  Win- 
kelmaß, it.  sp.  auch  rotte  (Viereck  von  leuten) ,  geschwader, 
daher  fr.  escadre  und  escouade;  dsgl.  it.  squadrone,  sp. 
esquadron,  fr.  escadron  heeresabtheilung ;  alle  vom  vb .  squa- 
drare  etc.  viereckig  machen,  lat.  gleichsam  exquadrare. 

Quaglia  it.,  altsp.  coalla,  pr.  calha,  fr.  caille, 
chw.  quacra  wachtet;  mlat.  quaquila,  mnl.  quakele,  verwandt 
mit  unserm  quaken.  S.  Grimm  II.  52".  Das  cat.  guatlla,  val. 
guala,  hat  den  anlaut  des  dtschen  wahtala.  Das  wal.  wort 
ist  prepelitze ,  auch  pitpeläce ,  das  sard.  ci'rcuri ,  das  piem. 
cerlach. 

Quagliare  cagliare  it.,  sp.  cuajar,  pg.  coalhar. 


I.     QUALCHE— QÜESTO.  277 

fr.  cailler  gerinnen,  von  coagulare.  Vom  sbst.  coagulum 
ist  pg.  coalho,  it.  caglio  lab,  auch  gaglio,  daher  galium 
labkraut,  bei  Linne. 

Q u alche it.,  altsp.  qualque,  pr.  qualsque,  fr.  quel- 
que,  unbestimmtes  pronomen,  zsgs.  aus  qualis  quam  nachdem 
beispiele  von  quisquam.  Mit  angefügtem  unus:  it.  qualcuno, 
erweitert  qualch-ed-uno,   fr.  quelqu'un. 

Quaresima  it.,  sp.  quaresma,  fr.  careme  (jbJ, 
wal.  pereäsimi  fastenzeit;  von  quadragesima ,  neugr.  xsa- 
aagaxoar?j. 

Quatto  it.,  pr.  quait,  sp.  cacho  gacho  geduckt,  zu- 
sammengedrückt; sbst.  fr.  cache  versteck;  vb.  it.  quattare, 
fr.  cacher  ducken,  verstecken,  nprov.  cachä  pressen,  verstek- 
ken ;  zsgs.  fr.  e  c  a  c  h  e  r ,  alt  fr.  esquachier  Ren.  IL  143,  picr 
ecoacher,  sp.  acachar  agachar  platt  drücken,  quetschen.  Quatto 
entspringt  einfach  aus  coactus,  ebenso  wird  sich  cacher  aus 
coactare  deuten  lassen  (co  =  fr.  c  auch  in  coagulare  cailler, 
et  =  ch  in  flectere  flechir  u.  a.).  Eine  besondere  bildung  aus 
coactus,  pr.  quait,  ist  fr.  catir  pressen  =  altfr.  pic.  quatir 
ducken  (partic.  quaitis  R.  de  Cambr.  p.  247).  Abll.  aus  cache 
sind  cachet  petschaft ,  cachette  Schlupfwinkel,  cachot  feer- 
ker.  Neben  pr.  cachar  findet  sich  noch  eine  ablautform  qui- 
char  (quitxat  Gloss.  occ),  neupr.  esquichä,  genf.  esquicher,  chw. 
squicciar,  vgl.  lothr.  couedche,  nhd.  quetschen. 

Quello  it.  nebst  colui  (in  der  röm.  mundart  quelui), 
sp.  pr.  aquel,  pg.  a quelle,  demonstrativpronomen ,  von 
eccu'ille;  dazu  wal  acel,  pr.  aicel,  altfr.  icel,  in  allen 
drei  sprachen  auch  cel  nebst  celui,  von  ecc'ille,  vgl.  unten 
qui.  Man  lasse  sich  durch  eine  mittellat.  umdeutung  nicht  zu 
einer  falschen  etymologie  verführen.  Die  marculf.  formein 
fassen  icelui  als  ipsi  lui  auf:  interrogatum  fuit  ipsi  lui  num. 
23,  ad  parte  ipsius  lui  num.  17 ;  ebenso  schreiben  die  mabill. 
formein  ipsi  illi  ei  für  icelei,  und  so  könnte  auch  ici  als  ips'hic 
verstanden  werden.  Daß  sich  aber  im  fr.  c  kein  lat.  s  ver- 
birgt, verräth  das  picard.  chelui,  ichi  u.  s.  f. 

Q  u  e  s  t  o  it.  nebst  costui  (in  der  röm.  mundart  questui), 
8P*  P9-  aqueste  (gallic.  questo),  cat.  pr.  aquest,  demon- 
strativpronomen, von  eccu'iste;  dazu  wal.  acest,  pr.  aicest, 
altfr.  icest,  in  allen  drei  sprachen  auch  cest  nebst  cestui, 
neufr.  cet,  von  ecc'iste. 


»78  I.    QUI— RAFFARE. 

Q  u  i  it.,  alt  fr.  i  q  u  i  Pass.  de  J.  Chr.  (noch  jetzt  bürg, 
pic),  equi  S.  Leger,  auch  enqui  anqui,  sp.  pr.  aqui  ortsad- 
verb ,  von  eccu'hic,  dazu  it.  ci,  pr.  aici  aissi  (im  Jaufre 
ci),  cat.  assi,  fr.  ici  ci,  wal.  aici  ici,  von  ecce  hie  zsgz. 
eccic.  Im  ital.  fiel  der  anlaut  e  weg,  im  span.  und  prov. 
ward  er,  wie  oft  in  tonloser  erster  sylbe,  zu  a.  Ob  auch  die 
span.  spräche  eine  form  mit  c  (s)  kannte,  da  ja  die  ital.  und 
prov.  beide  besitzen  ?  Im  Poem.  d.  Cid  v.  485,  3121  findet  sich 
desi'  adelante  (von  hier  an)  =  pr.  d'aissi  enan;  auch  ein 
altpg.  desy  wird  erwähnt.  Zu  merken  ist  hier,  daß  das  rom. 
ici  ci  in  altem  mlatein  mit  richtigem  etymologischen  gefühl 
durch  ecce  ausgedrückt  ward,  z.  b.  Brunetti  p.  439  (v.j.  715) 
parentes  ecce  habeo  multos  ich  habe  viele  verwandte  hier; 
p.  441  consobrino  ecce  mecum  habeo  ich  habe  meinen  vetter 
hier  bei  mir.  Zsgs.  ist  it.  qui-ci,  li-ci,  beide  bei  Dante  vor- 
kommend. 

Quintana  chintana  it.,  pr.  quintana,  altfr.  quin- 
taine männliche  figur  von  holz  mit  einem  schild,  den  der 
heransprengende  reiter  mit  der  lanze  zu  treffen  suchte.  Die 
entstehung  des  Wortes  ist  noch  nicht  aufgehellt.  S.  Ducange 
s.  v.  Raoul  d.  Cambr.  p.  24. 

Quota  it.,  pr.  cota,  fr.  cote  beitrag  eines  jeden  zu 
einer  gemeinschaftlichen  ausgäbe,  sp.  pg.  c  o  t  a  randbemerkung, 
transport  (eig.  angäbe  der  Ziffer);  von  quotus.  Daher  ferner 
it.  quotare  in  Ordnung  bringen,  sp.  pg.  cotar  acotar,  fr.  coter 
beziffern,  allegieren,  sp.  cotejar,  pg.  cotejar  vergleichen  (eig. 
zusammenstellen) ;  fr.  c  o  t  e  r  i  e  geschlossene  gesellschaft  (ur- 
spr.  von  betheiligten). 

R. 

Racchetta  it.  (entstellt  in  lacchetta),  sp.  raqueta, 
fr.  raquette  netz  zum  ballschlagen;  gleichsam  retichetta 
von  Tete. 

Rada  it.  sp.,  rade  fr.  ankerplatz,  rhede;  vom  altn. 
reida  ausrüstung,  bereitschaft  (der  schiffe),  ndl.  reede. 

Raffare  it.  in  arraffare,  mail.  raffä,  piem.  rafe,  chw. 

raffar,  altfr.  raffer,  lothr.  raffoua  hurtig  an  sich  reißen  u.  dgl. ; 

sbst.  piem.  rafa  raub,  gewinn,  lothr.  henneg.  raffe,  it.  ruffa- 

raffa  rapuse,  romagn.  riffe-raffa,  chw,  riffa-raffa,  sp,  rifi-rafe. 


I.     KAGGIO-RAME.  379 

Desgl.  mit  ableitendem  I  it.  ar-raffiare  (für  arrafflare),  fr. 
rafler  erafler,  sbst.  it.  raffio  haken  etwas  zu  packen,  fr.  rafle 
in  faire  rafle  alles  an  sich  reißen,  rein  aufräumen,  daher,  so 
scheint  es,  die  bed.  pasch  mit  drei  würfeln  (gewinn,  reine 
aufräumung).  Deutsche  herkunft  ist  nicht  zu  bezweifeln:  mhd. 
reffen,  nhd.  raffen  (engl,  raff  wird  franz.  sein) ;  mit  ableiten- 
dem 1  nhd.  raffel  Werkzeug  zum  scharren  oder  raufen,  vgl 
auch  altn.  hrafla  wegschnappen.  Dem  Spielerausdruck  rafle 
entspricht  ndl.  schwed.  raffel,  engl,  raffle.  Das  altfr.  raffle 
heißt  auch  grind  einer  wunde  Roquef.,  Myst.  ined.  p.  p.  Jubi- 
nal  1.283  (j'ai  rifle  et  rafle  et  roigne  et  taigne),  ndl.  rappe 
dass.,  vgl.  ahd.  rafjan  sich  schließen  (von  wunden).  Merk- 
würdig ist  das  lothr.  adj.  raffe  herbe,  sauer  (eig.  zusammen- 
ziehend? raffen  =  corripere,  zusammennehmen),  entsprechend 
dem  ahd.  raffi  easper'  Graff  II.  494 ,  gleichbed.  comask.  rap, 
vgl.  altn.  hrappr  unsanft. 

Raggio  razzo  it.,  sp.  pg.  rayo,  pr.  rai  raig,  altfr. 
rai  strahl  (prov.  auch  ström),  nfr.  rayon,  von  radius;  da- 
neben ein  fem.  it.  razza  Speiche,  wal.  raze,  sp.  pg.  pr.  raya, 
fr.  raie  strahl,  streif,  strich-,  vb.  it.  raggiare  razzare  strah- 
len, pr.  rayar,  altfr.  raier  und  roier  strahlen,  strömen,  sp. 
rayar,  nfr.  rayer  streifen,  von  radiäre.  Die  ital.  form  mit  z 
kennt  schon  ein  glossar  des  8—9  jh.  speicha  razus  s.  Graff 
VI.  325.  Span,  rayar  bedeutet  auch  ritzen,  risse  machen,  da- 
für als  nebenform  rajar  spalten,  sbst.  raja  splitter,  spahn, 
spalte,  pg.  vb.  rachar  raxar,  sbst.  raja  racha.  —  Sonderbar 
ist  altfr.  raie  oder  ree  de  miel,  norm,  reve  (mit  eingeschobe- 
nem v),  nfr.  rayon  de  miel  honigwabe,  auch  pg.  raio  de  mel : 
es  scheint  eine  durch  berührung  mit  dem  alts.  rata,  mndl.  rate, 
mhd.  räz  honigroße  entstandene  bedeutung,  vgl.  Grimm  III.  464. 
Sofern  fr.  raie  furche,  Wasserfurche  heißt  =  altfr.  roie,  pr. 
rega  arrega,  kommt  es  von  rigare  wässern. 

R  a  1 1  a  r  sp.  cat.,  pg.  r  a  1  a  r  reiben,  fig.  plagen,  fr.  r  a  i  1 1  e  r 
foppen;  sbst.  sp.  rallo,  pg.  ralo  reibeisen.  Frisch  meint  vom 
ndl.  rakelen  schüren,  rühren;  nähere  ansprüche  hat  radicu- 
lare  von  rädere,  wenn  nicht  etwa  an  radula  (Werkzeug  zum 
kratzen)  gedacht  werden  darf. 

Rame  it.,  wal  arame,  sp.  arambre  alambre,  pr. 
aram,  fr.  airain  kupfer,  kupfei%erz;  von  aeramen,  hei  Fe- 
stus  aeramina  utensilia  ampliora,  gew,  aeramentuni  kupfer- 


280  I.    RAMERINO— RANCO. 

g eschirr.  Das  churw.  wort  ist  iröm,  offenbar  entstellt  aus 
iram  eram,  wie  uffönt  aus  uffänt. 

Ramerino  it. ,  sp.  romero,  cat.  pr.  romani,  pg. 
r  o  s  m  a  n  i  n  h  o ,  fr.  r  6  m  a  r  i  n  ein  kraut ;  zum  theil  entstellt 
oder  umgedeutet  aus  ros  marinus. 

R  a m i  n g o  it.,  ramencpr.  beiname  des  jungen  falken, 
der  von  ast  zu  ast  fliegt,  dsgl.  unstät,  fr.  ramingue  eigen- 
sinnig; von  ramus.  Dem  it.  ramingo  entspricht  in  seiner  be- 
deutung  sp.  ramero,  dessen  fem.  ramera  die  feile  dirne  be- 
zeichnet. 

Rampa  it.  kralle,  rampo  haken,  pr.  rampa  krampf; 
vb.  it.  rampa re,  altfr.  ramper  klettern,  nfr.  kriechen,  part, 
rampant  aufsteigend  (herald.) ;  aus  diesem  verbum  wohl  erst 
das  sbst.  rampe,  sp.  rampa  erdaufwurf,  auffahrt.  Rampare 
ist  desselben  Stammes  wie  rappare  (s.  unten),  vom  ndd.  rapen, 
mit  m  bair.  rampfen  an  sich  reißen,  packen  (lomb.  ramf  ranf 
krampf),  daher  das  sbst.  mit  der  bed.  kralle  u.  s.  f.  Das  ein- 
geschobene m  läßt  die  prov.  mundart  auch  weg:  rapar  ist 
=  fr.  ramper,  altval.  leö  rapan  J.  Febrer  =  sp.  leon  ram- 
pante,  romagn.  rape  =  arrampe.  Eine  abl.  ist  it.  rampone 
haken,  hieraus  nach  Muratori  das  vb.it.  r  a  m  p  o  g  n  a  r  e  höh- 
nen, lästern,  altfr.  ramposner  ramponer  höhnen,  zerren  (ram- 
posner,  pinchier  et  poindre  zerren,  kneifen  und  stacheln 
Roquef.  s.  v),  pr.  ramponar  Gloss.  occ,  sbst.  it.  rampogna, 
altfr.  ramposne  Verhöhnung  u.  dgl,  henneg.  ramponne  tracht 
schlage.  Diese  herleitung,  wonach  rampognare  eig.  mit  Schmä- 
hungen zerreißen  hieße,  bestätigt  sowohl  das  ven.  ramponare 
häkeln,  wie  das  cat.  rampoina  fetzen. 

R a n  c o  it.  cat.,  sp.renco,  altfr.  r a n c  kreuzlahm,  ven. 
ranco  verdreht;  vb.it.  rancare  arrancare  hinken,  dirancare 
ausdrehen,  ausreißen,  sp.  arrancar  ausreißen,  ausziehen  (glei- 
che bed.  hat  altit.  arrancare  Poet.  d.  pr.  sec.  I. 187,  gen.  ar- 
rancä,  piem.  ranche).  Der  stamm  ist  deutsch:  nhd.  rank,  ndl. 
wronck  KU.  Verdrehung ,  mhd.  renken  drehend  ziehen,  bair. 
renken  zerren,  ags.  vrenc  trug,  goth.  vraiqvs  krumm.  Arran- 
car ist  also  wohl  ein  vom  fr.  arracher  (IL  c.)  ganz  verschie- 
denes wort;  zu  diesem  passt  buchstäblich,  aber  nicht  begriff- 
lich, das  sp.  arraigar.  —  Für  sp.  renco  gibt  es  eine  form  rengo, 
sichtbarlich  auf  derrengar  (s.  oben  diesen  artikel)  gestützt, 
mit  dem  sie  aber  nicht  gleiches  Ursprunges  sein  kann. 


I.    RANCORE-RASCAR.  281 

Rancore  it.,  ran  cor  altsp.pg.pr.,  rancoeur  alt fr., 
rencor  neusp.  groll;  von  rancor  1)  ranziger  geschmack,  bei 
Palladius,  2)  alter  groll,  bei  Hieronymus  und  im  mlatein ;  da- 
her auch  fr.  rancune,  it.  altpg.  rancura  u.a. 

R  a  n  d  a  pr.  das  äußerste  eines  ding  es  ,  a  randa  nahe 
daran,  gänzlich,  heftig,  dringend,  auch  it.  a  randa;  dsgl.  sp. 
r  a  n  d  a ,  pg.  r  e  n  d  a  spitze  (gewebe),  eig.  rand  wie  unser  kante; 
vom  ahd.  rand  in  der  ursprünglicheren  bed.  des  altn.  rönd 
margo,  extremitas.  Abgeleitet  ist  alt  fr.  rand  ir  andringen  Par- 
ton.  IL  103;  pr.  altfr.  randon  heftigkeit,  adv.  a  randon  und 
de  randon,  sp.  de  rendon,  de  rondon,  pg.  de  rondao  mit  ei- 
nem schlage,  heftig,  plötzlich  (engl,  at  random) ,  vb.  randonar 
randoner  anrennen,  antreiben. 

Rangifero^.,  rangifero  sp.,  rangier  fr.,  reynger 
ndl.  rennthier;  vom  mlat.  rangifer,  dies  wohl  aus  dem  lap- 
pisch-finnischen raingo,  nach  Schmeller  11.95. 

Raperonzo  raperonzolo  ramponzolo  it.,  sie.  raponzu- 
lu,  romagn.  rapönzal,  sp.  reponche  ruiponce,  pg.  ruiponto 
u.  dgl,  fr.  raiponce  (f.)  eine  pflanze,  rapunzel;  von  rapa 
riibe,  mit  ital  Suffixen. 

Rappare  it.  in  arrappare,  sp.  pg.  pr.  rapar  gewalt- 
sam wegführen,  lothr.  rapouä  an  sich  raffen,  verschlingen. 
Das  ital.  wort  ist  augenscheinlich  vom  ndd.  ndl.  rapen,  engl. 
rap,  schwed.  rappa  u.  s.  w.  =  hd.  raffen,  das  span.,  das  auch 
die  bed.  scheren  (das  haar  rein  wegnehmen)  entwickelt  hat, 
entspringt  gleichfalls  leichter  hieraus  als  durch  eine  sehr  sel- 
tene umbiegung  der  conjugation  aus  lat.  rapere.  Desselben 
Stammes  ist  auch  it.  rappa  schrunde  an  den  fußen  der  pferde 
=  ndl.  rappe  grind  KU.,  vb.  ven.  lomb.  rapare  rapä  schrum- 
pfen a  bair.  sich  räpfen  erharten,  mit  kruste  überziehen. 

Rasare  it.  (eig.  venez.  lomb.  u.s.w.),  sp.  pg.  rasar, 
fr.  ras  er  scheren;  frequentativ  von  rädere  rasus. 

R  a  s  c  a  r  sp.pg.  pr.  kratzen ;  sbst.  pr.  r  a  s  c  a ,  altfr.  ra- 
sche kratze,  grind;  für  rasicare  von  rädere  rasus.  Dsgl.  it. 
raschiare,  cat.  rasclar,  altfr.  rascler,  nfr.  racler,  mit  ders. 
bed.,  sbst.  it.  raschia  =  pr.  rasca ,  lat.  gleichsam  rasiculare. 
Sp.  pg.  r  a  s gar  auseinander  reißen,  sbst.  rasgo  flüchtiger  strich, 
skizze,  führt  man  auf  resecare  zurück,  wiewohl  rasgufiar 
kratzen  und  skizzieren  offenbar  auf  rasicare  weist.  S.  Rosa 
kennt  auch  ein  altpg,  rascar  schreien. 


382  I.     RASO-REAME. 

Raso  it.  sp.,  ras  fr.  ein  glatter  zeug;  vom  part.r&sxis 
geschoren.  Abgel.  sp.  r  a  s  i  1 1  a  art  sarsche,  vgl  Isidorus :  ralla, 
quae  vulgo  rasilis  dicitur.  Im  it.  rascia  sarsche  (rasch) 
findet  Muratori  den  ländernamen  Rascia  (ein  theil  von  Sla- 
vonien  Dante  Par.  19, 140),  woher  dieser  stoff  gekommen  sein 
soll,  andre  den  städtenamen  Arras,  s.  jedoch  arazzo  U.  a. 
Ein  alter  ital.  dichter  kennt  vestiti  di  Doagio  (Douai)  e  di 
Rascese  Poet.  d.  pr.  sec.  II.  172. 

Raspare  it.,  sp.raspar,  fr.  räper  abkratzen,  scha- 
ben; vom  ahd.  raspön  zusammenscharren.  $bst.  it.  raspo 
traubenkamm,  dsgl.  räude  (etwas  kratzendes),  sp.  pr.  raspa 
traubenkamm,  granne,  hülse  eines  kornes,  fr.  räpe  raspel;  mit 
verstärktem  anlaut  it.  graspo,  vgl.  dieselbe  Verstärkung  in 
gracimolo  für  racimolo. 

Rastr  o  it.  rechen,  von  rastrum  karst,  hacke,  daher  auch 
sp.  rastro,  pg.  rasto  schleife  (etwas  auf  dem  boden  fort- 
gezogenes wie  der  rechen),  dsgl.  spur,  fährte;  dimin.  it.  ra- 
str eil o  rastello,  sp.  rastrillo  rastillo,  fr.  räteau  rechen,  gat- 
ter,  lat.  rastellus. 

Ratto  it.,  sp.  pg.  rato,  pr.  fr.  rat  ein  den  Römern 
unbekanntes  thier,  ratte,  ratze.  Die  rom.  formen  des  sehr 
verbreiteten  Wortes  stehen  den  deutschen  näher  als  den  cel- 
tischen:  ahd.  rato  (m.) ,  ags.  raet,  altndd.  ratta,  gael.  radan, 
bret.  raz.  Vom  sp.  rato  ist  ratear  kriechen,  ratero  krie- 
chend (auch  im  moralischen  sinne).  Der  Venezianer  nennt 
die  ratte  pantegan,  das  Ferrari  nicht  zu  erklären  weiß:  es 
ist  von  pantex  und  heißt  eig.  dickbauch. 

Razione  it.  (bei Ferrari),  sp.  racion,  pr.fr.  ration 
bestimmtes  maß  an  lebensmitteln ;  von  ratio,  mlat.  für  jus, 
recht,  gerechtsame,  das  was  einem  gebührt. 

R  a  z  z  a  it.,  sp.  pg.  pr.  r  a  z  a ,  fr.  r  a  c  e  stamm,  geschlecht. 
Die  übliche  herleitung  aus  radix  scheitert,  abgesehen  von  dem 
accent  in  radicem,  an  der  ital.  form,  die  cci  statt  zz  verlan- 
gen würde.  Buchstäblich  aber  trifft  das  ahd.  reiza  linie,  strich, 
entsprechend  dem  mlat.  linea  sanguinis,  fr.  ligne,  nhd.  linie. 
Das  ins  englische  eingeführte  race  einigt  noch  die  bedd.  strich 
und  geschlecht  in  sich,  die  also  wohl  auch  altfranz.  waren. 
Vgl.  wegen  der  begriffsentwicklung  auch  wall,  tir  s.  v.  tiere  IL  c 

Reame  it.,  altsp.  reame  realme,  pr.  reyalme,  nfr. 
royaume  königreich;  aus  dem  adj.  regalis,  gleichsam  rega- 


I.    REDINA-REDO.  883 

ITmen,  eine  übrigens  fast  beispiellose  bildung,  die  sich  nur  in 
dem  altfr.  ducheaume  für  duche  Chr.  de  Ben.  1.  18  wieder- 
holt.   Aus  regimen  aber  ist  fr.  regime,  pr.  regisme. 

Redina  it., sp.  umgestellt  r i e n d a ,  pg.  redea,  pr.  re- 
gna,  fr.rene  aus  dem  alten  resgne,  zügel;  vom  vb.  retinere 
zurückhalten,  nicht  von  regnare :  pr.  regna  =  reina  für  retna, 
wie  paire  für  patre. 

Redo  im  it.  arredo,  sp.  arreo,  pg.  arreio,  pr.  ar- 
rei  (zu  folgern  aus  areamen  Lex.  rom.  II.  117),  altfr.  arroi 
zurüstung,  geräthe,  putz;  vb.  it.  arredare,  sp.  arrear,  pg. 
arreiar,  pr.  aredar  (Lex.  rom.  V.  63  mit  roidir  übersetzt)  arre- 
zar,  altfr.  arroier  arreer  zurüsten,  mit  geräthe  versehen,  zu- 
recht machen,  schmücken,  altfr.  arreer  auch  das  feld  bear- 
beiten. Andre  Zusammensetzungen  sind:  it.  c  o r  r  e  d  o ,  pr.  con- 
rei,  altfr.  conroi  ausrüstung,  ausstattung  u.  dgl.,  sp.  correo, 
cat.  correu  wohlthat,  pg.  fehlt,  vb.  it.  corredare  ausstatten, 
schmücken,  pr.  conrear,  altfr.  conreer  ausstatten,  bewirthen, 
nfr.  corroyer  leder,  thon,  mörtel  zubereiten  (sbst.  corroi),  sp. 
conrear  das  feld  umbrechen ;  sodann  pr.  d  e  s  r  e  i ,  altfr.  des- 
roi  derroi,  nfr.  desarroi  Unordnung,  vb.  pr.  desreiar,  altfr. 
desroier  aus  der  Ordnung  kommen  u.  a.  bedd.  Das  einfache 
wort  hat  sich  im  altfr.  roi  Ordnung  behauptet :  mesure  ne  roi 
Ruteb.  1. 108,  nul  roy  Wackernagel  p.  28,  aber  auch  das  span. 
adv.  arreo  cnach  der  Ordnung,  hintereinander1,  wenn  man  es 
in  ä  reo  zerlegen  darf,  so  wie  das  glbd.  pr.  darre  =  sp.  de 
arreo  geben  es  noch  zu  erkennen.  Woher  dieser  in  mehreren 
Zusammensetzungen  angewandte  stamm?  Die  lat.  spräche 
gewährt  nichts  befriedigendes :  ein  verschollenes  verbum  retare 
säubern,  das  Gellius  anführt,  passt  zwar  logisch  nicht  übel, 
die  ital.  form  aber  mit  der  media  d  widerstrebt.  Ahd.  rät, 
das  auch  vorrath  und  geräthe  heißt,  ist  wegen  des  roman.  e 
ein  sehr  zweifelhaftes  etymon:  goth.  ga-redan  sorge  tragen 
kann  nicht  dafür  entscheiden,  da  das  goth.  e  überall,  sicher 
wenigstens  in  gemeinrom.  umfange,  dem  entsprechenden  ä  der 
andern  mundarten  gegenüber  nicht  zur  geltung  kam.  Goth. 
raidjan  bestimmen,  anordnen,  ags.  ge-raedian,  mhd.  ge-reiten 
bereit  machen,  zurecht  machen,  stimmen  trefflich  mit  ihren 

bedeutungen,  würden  aber  nach  der  strenge  der  regel  ein  ro- 
man. radare  erzeugt  haben,  doch  ist  bei  dem  großen  einfluß 

der  nieder  d.  mundarten  auf  das  fr  am,  entsteh  ung  von  arre- 


384  I.    REFRAN— REGALARE. 

der  arreier  aus  der  ndl.  form  reden  und  Verbreitung  von 
Frankreich  aus  als  ein  möglicher  fall  anzunehmen,  zumal  da 
das  wort  auf  diesem  gebiete  in  größerer  entfaltung  erscheint. 
Aber  zu  erwägen  bleibt  auch,  sofern  die  vocale  sich  fügen, 
das  gael.  reidh  glatt,  fertig,  bereit,  geordnet.  Augenschein- 
lich identisch  mit  unserm  roi  ist  jedoch  das  bret.  reiz  regel, 
gesetz,  Vernunft,  vgl.  wegen  der  form  bret.  feiz  =  fr.  foi,  efreiz 
=  effroi,  preiz  =  proie;  kann  es  aber  nicht  eben  sowohl  fremd 
sein  wie  die  angeführten  Wörter?  die  vannische  form  reic'h 
wenigstens  beweist  nichts  für  seine  celt.  herkunft,  da  jene 
mundart  mehrfach  in  fremden  Wörtern  c'h  für  bret  z  setzt. 
Man  sehe  über  diesen  stamm  vor  allem  Diefenbachs  Untersu- 
chung goth.  wb.  IL  159—161. 

Refran  sp.,  pg.  r  e f r  ä o  Sprichwort,  pr.  refranh,  fr. 
r  efrai  n  wiederkehrender  strophentheil.  Man  hat  diesem  wort 
die  ungeschlachte  bildung  referaneus  von  referre  untergelegt 
oder  es  eben  so  ungeschickt  aus  refrenare  hervorgehen  lassen. 
Refranh  ist  von  refranher  so  wie  refrain  vom  altfr.  refraindre, 
wohin  schon  Raynouard  sie  ordnet,  beide  verba  von  re-fran- 
gere  wiederholt  brechen,  roman.  auch  modulieren,  herabstim- 
men u.  dgl.  Beispiele  sind:  pr.  lo  rossinholet  volt'  e  refranh 
son  chantar  Lex.  rom.,  fr.  en  sa  pipe  refraignoit  Wackerna- 
gel p.  79.  Nach  J.  Grimm  (Haupts  ztschr.  V.  235)  gehört  lat. 
fringutire  zwitschern  und  fringilla  fink  zu  frangere  wie  auch 
altn.  kleka  brechen  und  klaka  klingen  gleicher  würzet  sind.  Für 
refranher  gilt  prov.  auch  refrinher  schallen  (nicht  refrinhar  Lex. 
rom.)  unmittelbar  aus  refringere;  womit  sich  aber  das  sbst. 
refrim  geschmetter  formell  nicht  vereinigen  läßt,  eher  lehnt 
sich  dies  an  fremitus. 

Regal are  it.,  sp.  pg.  regalar,  fr.  regaler  bewir- 
then,  beschenken;  sbst.  it.  sp.  pg.  regalo,  fr.  regal  ge- 
schenk.  Es  soll  von  regalis  kommen,  wie?  ist  räthselhaft. 
Bei  der  Untersuchung  ist  vor  allem  anzumerken,  daß  es  we- 
der im  franz.  noch  im  ital.  alteinheimisch ,  daß  es  aus  Spa- 
nien eingeführt  ist.  Hier  bedeutet  regalar  hätscheln,  liebko- 
sen, altsp.  im  Alex,  schmelzen,  liquefacere,  regalarse  liquescere. 
Es  ist  dies  das  lat.  regelare  aufthauen,  erwärmen;  der  Über- 
gang des  e  in  a  konnte  in  frühester  zeit  geschehen,  als  g  vor 
diesen  beiden  vocalen  noch  gleichlautend  war.  Ein  positiver 
beweis  der  identität  von  regelare  und  regalar  aber  liegt  darin9 


I.    REGANAR— RENDERE.  285 

daß  wie  im  spart.  Alex.  str.  2202  plomo  regalado  geschmol- 
zenes blei  bedeutet,  so  auch  Papias  regalatum  plumbum  mit 
liquefactum  übersetzt.  Auch  die  altfr.  spräche  muß  regeler 
in  der  bemerkten  bedeutung  besessen  haben:  das  sbst.  regiel 
=  sp.  regalo  hat  sich  wenigstens  in  dem  liedchen  aufEulalia 
erhalten:  por  manatce,  regiel  ne  preiement  durch  drohung, 
liebkosung  noch  bitte;  damit  geht  hand  in  hand  nfr.  degeler 
aufthauen,  sbst.  degel. 

Reganar  sp.,  pg.  pr.  gleichlaut,  in  letzterer  mundart 
auch  ohne  erweichtes  n  reganar  die  zahne  blecken.  Hier- 
mit scheint  identisch  altfr.  recaner  (bei  Roquef.  auch  re- 
caigner),  das  gern  von  dem  zähneblecken  oder  dem  geschrei 
des  esels  gebraucht  wird  gleich  dem  prov.  worte  (sembla  mula 
can  reganha  Lex.  rom.) ;  dsgl.  mit  anlautendem  ch  mundartl. 
(in  Berry)  rechaner  schreien  wie  der  esel,  archanner  wiehern, 
einfach  chagner  blecken.  Die  Wörter  passen  zu  cachinnare 
mit  aufgesperrtem  munde  lachen :  dem  durfte  das  wiehern  und 
das  damit  verbundene  zähneblecken  verglichen  werden.  Im 
nfr.  ricaner  (ri  für  re  durch  einwirkung  von  ridererire?) 
ward  die  bedeutung  eingeschränkt  auf  das  halblaute  lachen 
der  bosheit  oder  albernheit,  bei  Nicot  heißt  es  muthwillig  sein, 
schäkern. 

Registro  it.,  sp.  registro,  pr.  fr.  registre,  pg* 
ohne  r  regist o  ein  Verzeichnis,  register;  vom  mlat.  registrum 
für  regestum  cliber  in  quem  regeruntur  commenlarii  quivis  vel 
epistolae  summorum  pontificum'  Ducange.  Die  einschiebung 
eines  r  hinter  t  ist  ein  bekannter  roman.  zug. 

Regolizia  legorizia  it.,  sp.pg.  regaliz  u.s.w.,  pr. 
r  e  g  a  1  i  c  i  a  regulecia,  fr.  r  e  g  1  i  s  s  e  Süßholz,  lakritze ;  durch 
Umstellung  des  1  und  r  aus  liquiritia  bei  Vegetius  de  re  vet, 
dies  aus  ylvxvQQL^a. 

R  el b  a  pg.  pr.,  r  e  i  11  e  altfr.,  r e j  a  sp.  p flugschar;  von 
regula  latte?  altfr.  reilhe  de  fer  =  regula  ferrea  Carpentier 
v.  regula. 

Remorchiare  it.,  fr.  remorquer,  sp.  remolcar 
bugsieren;  von  remulcum  schlepptau. 

Ren  der  e  it.,  sp.  rendir,  pg.  render,  pr.  fr.  ren- 
d  r  e  zurückgeben  u.  dgl. ,  von  reddere;  sbst.  it.  r  e  n  d  i  t  a ,  sp. 
pr.  renta,  fr.  rente  einkünfte,  von  redditum,  plur.  reddita,  ab- 
gegebenes 9  eingeliefertes.    Die  einfügung  des  n  mag  sehr  alt 


98*  Ii    REPTAR-RESTIO.  , 

sein,  da  sie  so  allgemein  ist  (rendere  L.  Sal.  tit  52,  cod.guelf); 
altital.  bei  Barberini  findet  sich  indessen  reddere  s.  Lex.  rom., 
im  prov.  ebenso  redre  z.  b.  Boeth.  v.  57,  Pass.  de  J.  C.  str.  41, 
was  hier,  wo  n  leicht  ausfällt,  freilich  wenig  sagt,  altcat.  so- 
gar retre.  Pott  (in  Höfers  ztschr.  III.  157)  erklärt  sich,  um 
die  müßige  einschiebung  des  n  zu  beseitigen,  rendere  lieber 
aus  re-indere.  Aber  ist  denn  diese  einschiebung  wirklich  so 
müßig?  ist  sie  nicht  vielmehr  eine  heilsame  formv  er  Stärkung, 
um  das  wort,  das  im  franz.  riere  hätte  geben  müssen,  vor 
dem  zerfließen  zu  bewahren,  überhaupt  um  seinen  klang  zu 
heben  ?  Überdies  stimmt  auch  der  gebrauch  des  roman.  Wor- 
tes ganz  zu  dem  von  reddere :  fr.  rendre  paisible  ist  wie  pla- 
cidum  reddere  u.  dgl. ,  was  sich  von  re-indere  nicht  würde 
behaupten  lassen. 

Reptar  altsp.  pg.  pr.,  nsp.  retar,  altfr.  reter  be- 
schuldigen, anklagen,  zum  Zweikampfe  fordern.  Aus  mlat. 
rectare,  (vor  gericht  laden)  konnte  es  nicht  entstehen,  es  würde 
alsdann  pr.  reitar  lauten;  wohl  aber  aus  reputare,  das  sich 
in  ähnlichem  sinne  angewandt  findet,  z.  b.  si  quis  alteri  repu- 
taverit,  quod  scutum  suum  jactasset  L.  Sal.  tit.  30;  quia  nulli 
de  ista  causa  volet  reputare  weil  er  darüber  keinem  einen  Vor- 
wurf machen  will  Cap.  Car.  Calv.  Baluz.  IL  81 ;  contra  quod 
sacramentum  si  quilibet  fecisse  reputatus  fuerit  beschuldigt  sein 
sollte  das.  p.  179.  Auch  appellare  gieng  auf  diese  bedeutung 
ein :  pr.  qu'ieu  la  repte  e  l'apelh  de  trassiö  Choix  IV.  166. 
Die  churw.  form  ravidar  aber  muß  die  obige  deutung  über 
jeden  zweifei  erheben:  v  ist  =  lat.  p,  i  häufig  =  lat.  u. 

R  e  s  t  a  it.,  sp.  r i s tr a ,  pg.  r  e s t e  restia,  pr.  r  es t  bund 
zwiebeln,  knoblauch  oder  anderer  fruchte;  von  restls  seil,  weil 
sie  daran  befestigt  werden,  wiewohl  das  lat.  restis  allii  s.  cae- 
parum  etwas  anderes  heißt  als  das  pr.  una  rest  de  cebas  ho 
de  alhs  Lex.  rom.  V.  88,  indem  jenes  die  blätter  der  zwiebel 
bezeichnet.  Das  piem.  rista  hanf  trifft  dagegen  mit  ahd.  rista 
jlachsbündel  zusammen. 

R e s t  a  it.,  sp.  r i s t r e  enrislre  (m ),  pg.reste  riste  ristre 
gabel,  in  welche  die  lanze  zum  angriff  eingelegt  ward,  daher 
pr.  arestol,  altfr.  arestuel  handhabe  der  lanze;  von  restare, 
roman.  arrestare  widerstehen,  also  eig.  widerhalt,  anhält. 

R  e  s  t  i  o  it.  (für  restivo),  pr.  r  e  s  t  i  u ,  fr.  r  e  t  i  f  wider- 
spenstig; von  restare  widerstehen.    Das  mail.wort  ist  restin. 


I.    RETRO-RICAMARE.  S8* 

Retro  it.  in  compositis,  pr.  reire,  alt  fr.  riere;  von 
retro,  wofür  sp.  pg.  atras.  Zsgs.  it.  dietro  drieto,  pr.  de- 
reire  derrier  (letzteres  auch  adj.),  fr.  derriere,  von  de  retro ; 
it.  addietro,  pr.  areire,  fr.  arriere,  von  ad  retro.  Dsgl. 
abgel  pr.  dereiran  gleichsam  deretranus,  weiter  abgeleitet 
fr.  d  er  n  i  e  r  gleichsam  deretranarius.  Zu  merken  ist  der  aus- 
fall  des  r  (durch  dissimilation  ?)  im  it.  dietro  für  diretro  so 
wie  im  altfr.  za  en  ayer  =  pr.  sa  en  areire. 

Ribaldo  it.  altsp.  pg.  (que  tomasen  un  ribaldo,  un  bel- 
laco  Ruiz,  von  Sanchez  unrichtig  mit  rival  erklärt),  pr.  ri- 
baut,  fr.  ribaud  lotterbube,  fem.  ribauda  ribaude  freche 
dirne;  daher  altn.  ribballdi,  mhd.  ribbalt.  Die  ital.  form  ru- 
baldo  entstand  durch  umdeutung.  Was  das  mittelalter  unter 
ribaldus  verstand,  sagt  deutlich  Matthäus  Paris:  fures,  exules, 
fugitivi,  excommunicati,  quos  omnes  ribaldos  Francia  vulga- 
riter  consuevit  appellare,  heillose  zu  allem  fähige  menschen. 
Auch  die  das  treffen  eröffnenden  leichten  truppen,  die  enfans 
perdus,  die  im  heere  eben  sowohl  den  dienst  der  trossbuben 
thaten,  hieben  so.  Man  sehe  darüber  Th.  Wrighfs  political 
songs  p.  369.  Neufranz,  ist  ribaud  auf  die  bed.  scortator  ein- 
geschränkt. Es  läßt  sich  aus  ahd.  regimbald  kühner  mann 
(Grimm  P.  444)  nicht  genügend  erklären,  welches  rambaldo 
raimbaut  ergeben  muste  und  ergab,  da  m  vor  b  nicht  leicht 
ausfällt.  Dagegen  bietet  die  ahd.  spräche  ein  nur  als  fem. 
vorhandenes  wort  hriba  (hripa)  prostituta,  mhd.  ribe  (Graff 
IV.  1146),  woraus  mit  dem  suffix  ald  das  rom.  ribaldo  er- 
wachsen konnte.  Desselben  Ursprunges  muß  sein  altfr.  riber 
weiber  verführen,  wohl  auch  ribler  umherschwärmen.  Man 
merke  noch  it.  rubalda  art  pickelhauben,  wie  die  rubaldi  sie 
trugen,  dsgl.  fr.  ribaudequin  ein  wurfgeräthe,  fläm.  rabaude- 
ken  KU. 

Ribeba  it.  bauerngeige,  schäfergeige ;  vom  arab.  rabäb, 
das  ein  ähnliches  tongeräthe'  von  runder  form  bedeutet  Gol. 
p.  925,  Freyt.  II.  107a.  Daraus  soll  entstellt  sein  it.  r  i  b  e  c  a, 
pg.  rabeca,  cat.  rabaquet,  fr.  rebec,  pr.  rabey,  dsgl.  sp.  ra- 
bel,  pg.  rabel  arrabil,  altfr.  rebelle  Roquef.  de  la  poesie  fr. 
p.  108  (1.  ausg.),  s.  Sousa,  vgl.  auch  wegen  der  Verwechslung 
des  b  und  c  eine  ähnliche  Verwechslung  des  b  und  g  im  span. 
jabeba  jabega  maurische  flöte. 

Ricamare  it.,  sp.  p#.recamar,  daher  fr.  recamer 


«88  I.    RICCIO— RICREDERSI. 

Stichen;  sbst.  it.  r  i  c  a  m  o ,  sp.  pg.  recamo  Stickerei ;  vom  ardb. 
raqama  streifen  in  einen  stoff  weben,  sbst  raqm  gestreifte  Sticke- 
rei Freyt.  IL  18iv,  182a. 

Riccio  it.,  mal.  ariciu,  sp.  erizo,  pg.  ericio  ouri- 
90,  pr.  erisson,  fr.  herisson  (h  asp. ,  altfr.  aber  auch 
ericon  irecon)  iget,  Stachelschwein;  von  ericius  Varro  ap. 
Nonium.  Daher  das  vb.  it.  arricciare,  sp.  erizar,  pg.  ou- 
ricar,  pr.  erissar,  fr.  herisser  starr  machen,  sträuben. 

Riccio  it.,  ri z 0  sp.  kraus,  sbst.  haarlocke,  haarkrause, 
pg.  rico  flockiger  stoff;  vb.  i£.  arricciare,  sp.  rizar,  pg.  ouri- 
car  ericar  ricar  kräuseln.  Ferrari  erblickt  in  riccio  eine  Um- 
stellung aus  cirrus  locke,  gekräuseltes  haar;  weit  besser  hält 
es  Menage  für  eine  abl.  cirricius ,  wodurch  sich  auch  seine 
doppelte  geltung  als  subst.  und  adj.  am  einfachsten  erklärt. 
Aber  eine  so  starke  aphärese  wie  die  der  sylbe  ci  gestattet 
nur  die  ital.  spräche,  das  wort  müste  also  nach  Spanien  ein- 
gebracht sein.  Merkwürdig  ist  sein  zusammentreffen  mit  riccio 
igel,  das  sich  besonders  im  pg.  ouricar  ausdrückt:  sprachen, 
die  für  krauskopf  dieselbe  wort  form  bilden  und  dulden  wie 
für  igel,  konnten  die  nicht  eben  so  wohl  die  eine  sache  nach 
der  andern  benannt,  das  krause  mit  dem  struppigen  verwech- 
selt haben,  wie  ein  römischer  dichter  den  kämm  wegen  seiner 
zinken  kraus  nennt?  Das  ineinanderlaufen  beider  begriffe 
spricht  sich  auch  aus  im  mlat.  reburrus  chispidus,  crispus', 
vgl.  Ducange  h.  v.:  habebat  capillos  crispos  et  rigidos  atque 
sursum  erectos  et,  ut  ita  dicam,  rebursos. 

Ricco  it.,  sp.  pg.r'ico,  pr.  ric,  fr.  r i c h e  adj. ;  vom 
ahd.  rihhi,  goth.  reiks,  nhd.  reich.  Statt  des  fr.  riche  durfte 
man  nicht  etwa  ric  oder  rique  erwarten  wie  masc.  franc, 
blanc :  grade  das  ahd.  rihhi  verlangte  diese  form  mit  ch  oder 
erklärt  sie  doch.  Über  die  bed.  mächtig,  welche  das  wort  im 
altroman.  wie  im  altdeutschen  hatte,  s.  Lex.  rom.  I.  p.  XXXII. 

Ricredersi  it.  seinen  irrthum  zurücknehmen,  ricre- 
dente  und  r'icreduto  des  gegentheils  überführt  oder  überzeugt, 
pr.  altfr.  se  recreire  zurücktreten,  verzichten,  müde  wer- 
den eines  dinges,  mlat.  se  recredere,  über  dessen  gebrauch 
s.  Ducange.  Besonders  hieß  der  im  gerichtlichen  Zweikampf 
überwundene,  zum  bekenntnis  seines  unrechtes  genöthigte,  re- 
creditus,  daher  recrezut  recreu,  recrezen  recreant  einen  schimpf- 
lichen sinn  annahmen.    Re-credere  ist  unlatämsch  und  für 


I.    RIDOTTO-RIFUSARE.  289 

die  bed.  'seine  meinung  zurücknehmen'  eine  verkehrte  Zusam- 
mensetzung. Vielleicht  erklärt  sich  das  wort  aus  einer  be- 
freundeten spräche.  Ahd.  galaubjan  ist  s.  v.  a.  credere,  aber 
das  reflexive  sih  galaubjan  s.  v.  a.  recedere,  deficere;  beide 
aber  das  activ  wie  das  reflexiv  einigen  sich,  wie  Wackerna- 
gel erklärt,  in  dem  grundbegriff  freundliche  hingebung  oder 
nachgiebigkeit.  Dieses  reflexiv  sih  galaubjan  übersetzte  man 
mit  se  credere,  dem  man  nicht  ohne  bedeutung  die  partikel  re 
beifügte. 

Ridotto  raddotto  it.,  sp.  reduclo,  fr. redoute  (f.) 
schanze,  Sammelplatz;  von  reducere  reductus. 

Riffa  it.  (eig.  rifa,  in  comask.  mundart) ,  sp.  pg.  cat. 
sicil.  rifa  streit,  Wettstreit,  dsgl.  glücksspiel;  vb. it.  ar -rif- 
fa re  würfeln,  sp.  pg.  cat.  rifar  streiten,  dsgl.  looßen,  alt  fr. 
riffer  wegraffen,  kratzen,  lothr.  riffer  flachs  raufen.  Ist  es 
vom  ndl.  rijven  raspeln,  rechen,  altn.  rifa  zerreiben,  rifas  sich 
zanken,  sich  raufen  =  ahd.  riban  reiben?  Aber  der  über 
den  Süden  des  roman.  gebiet  es  verbreitete  stamm  wird  mit  sei- 
nem labial  eher  auf  das  näher  liegende  hochd.  f,  z.b.  im  bair. 
riffen  d.  i.  raufen,  als  auf  ndl.  v  oder  nord.  f  =  ahd.  b  füh- 
ren. Ebenso  sind  die  ableitungen  mit  1  zu  beurtheilen:  alt  fr. 
pic.  norm,  riffler  raffen,  kratzen,  ritzen,  streifen,  wallon. 
rifler  blind  hineinlaufen  (an  allem  anstreifen,  anschuppen),  auch 
henneg.  rifeter  =  riffer,  sbst.  altfr.  riffle  spießgerte,  norm. 
rifle  ausschlag ,  grind  (wie  unser  hrätze  von  kratzen),  wohl 
auch  it.  riffilo  fratzeng esicht ,  piem.  riflador  feile;  vom  ahd. 
riffil  riffila  säge,  nhd.  riffel  flachsraufe,  vb.  riffilön,  riffeln,  aber 
auch  fläm.  ryffelen  kratzen,  schinden  KU.,  engl,  rifle  rauben, 
die  wohl  aus  dem  franz.  sind. 

Rifusare  it.,  pg.  pr.  refusar,  sp.  rehusar,  fr.  re- 
f  u  s  e  r  weigern.  Das  wort  muß  aus  recusare  abgeändert  sein 
durch  einmischung  von  refutare,  it.  rifiutare,  pr.  refudar,  das 
schon  im  frühern  mlatein  mit  respuere,  rejicere  gleichbed.  ist. 
Im  prov.  und  altfr.  gab  es  eine  zweite  form  mit  ausgefalle- 
nem f  (vgl.  preon  von  profundus)  rehuzar  reüsar,  rehuser 
reüser  raüser  ausweichen.  Das  altfr.  reüser  ward  auch  in 
ruser  zusammengezogen  (Rou  IL  p.  216.  275,  Mort.  de  Gar.  p. 
93)  und  bezeichnete  vornehmlich  das  bei  seite  weichen  des 
wildes  um  den  hunden  die  spur  zu  nehmen,  daher  das  neufr. 
sbst.  r  u  s  e  kniff,  kunstgriff.  Das  ineinanderlaufen  beider  verba 

19 


£90  I.     RIMA. 

recusare  und  refutare  scheint  sich  auch  in  einer  altpg.  form 
recudar  =  refusar  auszusprechen,  wovon  S.  Rosa  ein  beispiel 
anführt. 

Rima  it.  sp.  pg.  pr.,  rime  fr.  reim;  vb.  rimare,  ri- 
mar,  rimer  reimen.  Im  prov.  ist  auch  das  masc.  r  i  m  üblich : 
e  devetz  saber  qu'on  pot  dire  rims  o  rimas  Leus  d'amors  I. 
144;  englischnorm,  begegnet  gleichfalls  rym,  s.  Wrights  polit. 
songs  p.  236.  Die  genauere  Untersuchung  dieses  Wortes  muß 
der  geschichte  der  poesie  überlassen  bleiben.  Hier  werde  be- 
merkt, daß  nur  das  lat.  rhythmus  (pvdpog)  und  das  deutsche 
rim  in  erwägung  kommen  können:  das  lat.  rima  (riß)  läßt 
sich  bloß  durch  künstelei  hieher  ziehen,  wiewohl  es  sich  übri- 
gens nebst  dem  vb.  rimari  in  einigen  sprachen  erhalten  hat. 
Rhythmus  ist  numerus :  es  bezeichnet  noch  im  ältesten  mitteU 
latein  die  gleichmäßige  abtheilung  des  verses  in  rücksicht  auf 
Zeitdauer,  ohne  rücksicht  auf  das  maß  der  einzelnen  sylben. 
Demnächst  verstand  man  unter  versus  rhythmicus  den  gereim- 
ten, sofern  er,  wie  in  der  Volkssprache,  keine  sylbenmessung 
anerkennt;  für  gleichlaut  des  verschlusses  (consonantia)  wird 
das  wort  kaum  vorkommen.  Diesen  gelehrten  ausdruck  rhyth- 
mus nun  gab  die  Volkssprache  durch  das  lautverwandte  rima 
wieder,  die  abkunft  aber  des  letzteren  von  dem  ersteren  fin- 
det in  der  form  die  graste  Schwierigkeit:  ital.  muste  rhyth- 
mus nach  regelrechtem  übergange,  wenn  es  einmal  eine  zu- 
sammenziehung erleiden  sollte,  rimmo  oder  remmo  lauten,  man 
vgl.  ammirare  aus  admirari,  semmana  aus  sept'mana ,  ma- 
remma  aus  marit'ma,  flemma  aus  phlegma,  dramma  aus  dra- 
chma,  und  in  der  that  wandelt  sich  rhythmicus  altsp.  in  re- 
mico  Canc.  de  Baena.  Vollkommen  aber  stimmt  das  rom.  rima 
zum  ahd.  rim  numerus,  das  übrigens  auch  die  celt.  spräche 
kennt:  altirisch  rim  Zeuß  I.  25,  neu  rimh,  ky.  rhif  (m.).  Wen- 
det man  ein,  daß  sich  der  reim  unter  den  Deutschen  erst 
später  ausgebildet  habe  (s.  Koberstein  p.  45,  4.  aufl.),  so  liegt 
die  entgegnung  nahe :  sie  kannten  ihn,  noch  ehe  sie  ihn  brauch- 
ten, aus  dem  lat.  kirchenliede.  Übrigens  konnte  der  Romane 
das  deutsche  wort  in  seiner  älteren  bed.  numerus  längst  auf- 
genommen, ihm  die  neuere  vielleicht  selbst  zugewendet  haben.  — 
Eine  zss.  ist  altsp.  adrimar  Berc,  nsp.  cat.  arrimar  zusam- 
menstellen, anlehnen,  fr.  arrimer  schichten,  vgl.  ahd.  rim  in 
der  bed.  reihe,  die  auch  dem  sp.  rima  zusteht,  fr.  (inBerry) 


I.    RINCULARE-RISO.  891 

enrimer  symmetrisch  ordnen.  Die  neupr.  mundart  sagt  schlecht- 
weg rimä  annähern  =  sp.  arrimar. 

Rinculare  it.,  sp.  pr.  recular,  pg.  recuar,  fr.  re- 
culer  zurückweichen;  von  culus,  wie  unser  glbd.  sich  ärsen 
von  ars  frei  jff.  Sachs,  ndl.  aerselen  KU.  Daher  adv.  fr.  ä  re- 
culons  rückwärts,  wie  unser  ärschlings,  mhd.  erslingen. 

Riotta  it.  (nach  Muratori  vermuthlich  aus  Frankreich 
herübergepflanzt),  pr.  riota,  altfr.  riote  (noch  bei  Nicot) 
hader,  streit,  daher  engl,  riot;  vb.  riottare,  rioter  strei- 
ten (verschieden  nfr.  rioter  lächeln).  Zweifelhafter  herkunft, 
vielleicht  für  rivoter  vom  ahd.  riban  reiben,  darum  auch  ndl. 
revot  ravot  KU.,  vgl.  sp.  refriega  streit  von  fricare  reiben. 

Ripresaglia  rappresaglia  it.,  sp.  represalia,  fr. 
represaille  selbstgenommene  entschädigung ;  eig.  zurück- 
nähme des  genommenen,  von  re-prehendere  reprehensus. 

Risicare  it.,  sp.  ar-riscar  ar-riesgar,  pg.  riscar 
ar-riscar,  fr.  risquer  in  gefahr  setzen,  wagen;  sbst.  it.  ri- 
sico  risco,  sp.  riesgo,  fr.  risque  gefahr.  Span,  risco  heißt 
klippe,  steiler  fels  und  dieses  führt  auf  resecare  abschneiden, 
so  daß  man  sich  eine  steile  höhe  als  etwas  abgeschnittenes 
dachte :  nicht  anders  verhält  sich  schwed.  skär  klippe  zu  skära 
abschneiden.  Risco  könnte  ein  schijferausdruck  sein,  zuerst 
den  gefährlichen  f eisen,  dann  die  gefahr  bezeichnend,  wofür 
nachher  die  scheideform  riesgo  aufkam.  Dazu  stimmt  auch 
neupr.  rezegue  gefahr,  rezegä  abschneiden,  mail.  com.  resega 
säge  und  gefahr ,  vb.  resega  sägen  und  wagen,  die  nur  von 
resecare  herstammen  können.  Auch  pg.  risca  strich  (schnitt), 
riscar  ausstreichen,  sind  hieher  zu  rechnen. 

Risma  it.,  sp.  pg.  resma,  fr.rame  Heß  papier,  ndl. 
riem.  Vom  arab.  razmah  bündel  kleider  (rezmah  Freyt.  IL 
146a)  behauptet  Sousa;  daß  aber  Europa  diesen  ausdruck 
den  Arabern  danke,  ist  in  sich  selbst  unwahrscheinlich  und 
wird  durch  die  arab.  bedeutung  schlecht  unterstützt.  Schön 
ist  Muratori' s  herleitung:  gr.  d^tS-/n6g  zahl,  anzahl  sprach  man 
in  Italien  arismus  aus,  zu  schließen  aus  altit.  (auch  altspan. 
catal.  prov.  altengl.  mlat.)  arisraetica,  daher,  mit  bekanntem 
abfall  des  anlautes  a,  rismo  risma.  Florent.  risma  bedeutet 
auch  eine  gesellschaft  von  personen,  was  sich  sehr  wohl  mit 
aQid-jnot;  verträgt. 

R  i  s  o  iL ,  pr,  r  i  s ,  fr.  r  i  z ,  wal  u  r  e  z  (auch  riscase)  eine 


298  1.    RITORTA— ROBA. 

getreideart,  reiß;  vom  lat.  oryza.  Dsgl.  sp.  pg.  arroz,  vom 
ardb.  aroz  Freyt.  I.  26*. 

Ritorta  it.,  pr.  redorta,  altfr.riorte  reorte  roorte 
rorte  Roquef.,  norm,  rote  bindweide,  weidenband;  urspr.  etwas 
gedrehtes,  von  retorquere,  woher  auch  sp.  rctorta,  fr.re- 
torte  gefäß  mit  gekrümmtem  halse.  Den  frühen  gebrauch 
des  Wortes  bezeugt  die  L.  Sah :  retortae,  quibus  sepes  conti- 
nentur,  vgl.  Pardessus  p.  382. 

R  i  1 1  o  it.  adj.  recht,  als  gegensatz  von  link,  von  rectus 
grade,  nicht  krumm  oder  verdreht,  wie  man  sich  die  Unke 
hand  dachte,  in  dieser  bed.  auch  im  mlatein,  s.  Ducange  und 
Carpentier,  daher  marritto,  zsgs.  mit  manus.  Gemeinro- 
man, ist  dafür  das  compos.  it.  diritto  dritto,  sp.  derecho, 
pg.  direito,  pr.  dreit,  fr.  droit,  wal.  drept,  lat.  directus.  Von 
directum  für  jus,  häufig  schon  im  frühen  mlatein,  stammt  auch 
das  sbst.  it.  diritto  u.  s.  w.  Zsgs.  ist  altfr.  endroit,  pr. 
endreit  präp.  für  lat.  versus,  daher  nfr.  sbst.  endroit  stelle, 
platz,  eig.  das  gegenüber  oder  vor  äugen  liegende,  wie  con- 
tree  von  contre.  Mit  directus  wird  auch  die  südliche  him- 
melsgegend  benannt:  dauph.  droichi,  npr.  adrech,  piem.  in- 
drit,  wogegen  die  nördliche  als  die  abgewandte  aufgefaßt  wird: 
mail.  invers,  npr.  aves  (für  avers). 

Rivescio  rovescio  it.,  sp.pg.re\es,  fr.  rewersrück- 
seite;  von  reversus,  woher  auch  adj.  pg.  revesso,  fr.  reveche 
(aus  dem  ital.?  altfr.  revois)  widerwärtig,  spröde. 

Riviera  it.,  sp.  ribera,  verkürzt  vera,  pg.  pr.  ri- 
beira,  verkürzt  pg.  beira,  altfr.  ri viere  ufer,  eigentl. 
ufergegend;  von  riparia.  Aber  nicht  nur  die  ufergegend  son- 
dern auch  den  fluß  selbst  bezeichneten  vermöge  einer  leichten 
Übertragung ,  der  man  mit  rivus  nicht  zu  hülfe  zu  kommen 
braucht,  alle  sprachen  (altsp.  ribera  Alex.)  mit  demselben 
wort  und  diese  bedeutung  ist  dem  nfr.  riviere  ausschließlich 
verblieben. 

R  i  z  z  a  r  e  it.  aufrichten ;  gleichsam  rectiare,  von  rectus. 
Gemeinrom.  ist  nur  das  compos.  dirizzare  drizzare,  altsp. 
derezar,  nsp.  pg.  en-derezar,  pr.  dressar,  fr.  dresser,  a-dres- 
ser  (sbst.  adresse)  richten,  zurichten,  lat.  directus,  wovon 
man  directiare  leitete. 

Roba  it.  altsp.,  altpg.  rouba,  pr.  rauba,  fr.  robe, 
mit  tenuis  sp,  ropa,  pg*  roupa  Meid,  geräthe,  in  älterer  bed. 


I.    ROBBO-ROCCA.  293 

kriegsbeute,  raub,  chw.  rauba  vermögen;  auch  masc.  sp.  robo, 
pg.  roubo;  vb.  it.  rubare,  sp.  robar,  pg.  roubar,  pr.  rau- 
bar,  alt  fr.  rober,  nfr.  derober,  altsp.  auch  r  o  b  i  r  Alex.,  ebenso 
wald.  Hahn  598,  rauben;  vom  ahd.  roub  spolium ,  vb.  goth. 
bi-raubön,  ahd.  roubön  roupön,  vgl.  gael.  robainn.  Früh  drang 
das  wort  in  das  mlatein  ein:  quicquid  super  eum  cum  rauba 
vel  arma  tulit  L.  Alam;  si  quis  in  via  alterum  adsalierit  et 
eum  raubaverit  L.  Sal,  und  diese  bed.  berauben  ist  sowohl 
altdeutsch  wie  romanisch.  Abgel.  altpg.  roubaz  robaz  roaz 
räuberisch,  nach  dem  muster  von  rapax  geformt.  Wal.  robi 
einen  zum  gefangnen  machen ,  von  rob  ==  serb.  röb ,  alban. 
robi  und  ropi  gefangener,  sklave,  daher  auch  robote,  serb. 
röbija,  frohndienst.  S.  über  diesen  ganzen  wichtigen  stamm 
Dief.  goth.  wb.  IL  164. 

Robbo  rob  it.,  sp.  fr.  rob,  pg.  robe  obsthonig;  vom 
arab.  robb  dass.  Freyt.  IL  106*>. 

Rocca  roccia  it.,  sp.  roca,  pg.  pr.  roca  rocha,  fr. 
röche  fels,  klippe  (it.  rocca  auch  schloß),  masc.  cat.  roc 
stein,  kiesel,  fr.  roc  fels;  abgel  pr.  rochier,  fr.  roch  er; 
vb.  altfr.  roch  er  mit  steinen  werfen  Liv.  d.  rois  p.  178,  noch 
jetzt  norm.  u.  s.  w.  (röche  stein  zum  werfen  Ren.  IL  87); 
zsgs.  it.  diroccare  dirocciare,  sp.  derrocar,  pr.  derrocar 
derocar,  fr.  deroquer  derocher  von  einem  felsen  herabstür- 
zen, niederreißen,  sp.  derrochar  verschwenden,  durchbringen, 
dilapidare,  altfr.  aroquer  arocher  zerschmettern.  Der  Ur- 
sprung des  Wortes  ist  nicht  mit  voller  Sicherheit  zu  bestim- 
men. Im  mlatein  kommt  es  wenig  vor,  zuerst,  nach  Ducange% 
in  den  Annal.  Franc,  ann.  767 ,  wo  es  thurm  oder  felsennesl* 
bedeuten  muß:  multas  roccas  et  speluncas  conquisivit.  Nach 
einigen  (s.  z.  b.  Maßmanns  schrift  über  das  Schachspiel  p.  38) 
ist  es  nichts  anders  als  der  name  der  Schachfigur  roc,  also 
persischer  herkunft,  allein  dafür  geht  sein  alter  zu  hoch  hin- 
auf. Auch  fremde  sprachen  kennen  es,  in  keiner  aber  scheint 
es  zu  wurzeln,  gael.  roc,  engl,  rock,  ndl.  rots  (s.  darüber 
Hoffmanns  hör.  belg.  III.  152),  bask.  arroca.  Unter  andern 
zuströmenden  Wörtern  verdient,  wenn  man  sich  streng  an  den 
begriff  hält,  das  kymr.  rhwg  ' etwas  vorragendes'  noch  die 
meiste  rücksicht.  Oder  hängt  rocca  zusammen  mit  rocchetto 
(s.  unten)  und  bedeutet  eigentlich  etwas  faltiges  in  beziehung 
auf  die  risse  in  den  felsen,  wobei  man  auch  an  dasrom.  falda 


294  I.    ROCCA— ROGNA, 

bergabhang  erinnern  könnte:  es  ist  nur  schade,  daß  es  für 
diese  auffassung  an  beispielen  in  andern  sprachen  fehlt.  Se- 
hen wir  zu,  ob  sich  das  wort  nicht  aus  dem  latein.  elemente 
schöpfen  läßt.  Rupes  fand  im  roman.  keinen  eingang,  nur  die 
ital.  spräche  duldet  es  als  poetischen  ausdruck:  aber  man 
konnte  rupea  daraus  ableiten  (Rom.  gr.  II.  244),  welches,  in- 
dem sich  ü  in  der  position  kürzte  (rüpea  rupja),  roccia  rö- 
che ergab  wie  appropiare  approcciare  approcher.  Aber  dem 
gutturalen  rocca  ist  damit  nicht  geholfen:  diesem  genügte  nur 
eine  andre  ableitung  von  rupes,  rupica,  wie  von  avis  avica, 
von  natis  natica,  von  cutis  cutica  geleitet  ward:  Übergang 
des  pc  in  cc  ist  zwar  nicht  zu  belegen,  aber  im  princip  ein- 
zuräumen. Beide  abll.  rupea  und  rupica  können  im  spiel  ge- 
wesen sein,  doch  kann  rupica  auch  das  palatale  rocha  röche 
erzeugt  und  dies  sich  nach  Italien  in  der  form  roccia  ver- 
breitet haben. 

Rocca  it.,  sp.  r  u  e  c  a ,  pg.  r  o  c  a  Spinnrocken,  vom  ahd. 
rocco,  altn.  rockr.  In  der  alten  prov.  spräche  vermisst  man 
das  wort,  die  neue  occit.  mundart  kennt  rouque  spule.  Da- 
her rocchetta,  engl,  roeket,  dtsch  rakete,  weil  sie  mit  dem 
oberen  dicken  ende  die  form  eines  rockens  darstellt,  s.  Ferrari. 

R o c c h e 1 1 o  it.,  r  o q u e t e  sp.,  röchet  fr.  (daher  wohl 
die  ital.  form  roccetto)  Chorhemd,  vgl.  wal.  röchie  weiberrock. 
Das  primitiv  roccus  (später  auch  hroccus  geschr.)  kennt  ein 
capitular  Karls  d.  gr.,  es  ist  das  ahd.  roc  (hroch  Gloss.  em- 
meran.J,  ags.  roc,  altn.  rockr.  Eigentlich  bedeutet  das  rom. 
wort  ein  gefälteltes  Meid,  daher  pg.  enrocar,  it.  arrochettare 
(bei  P.  Monti  p.  223)  fälteln,  und  dies  erinnert  an  altn.  hrucka, 
gael  roc  runzel,  falte,  engl,  to  ruck  schrumpfen. 

Rocco  it.,  sp.  pg.  r  o  q  u  e .  pr.  fr.  roc  thurm  im  schach ; 
vom  pers.  rokh  kameel  mit  bogenschützen  besetzt. 

R  o  g  g  i  o  it.,  sp.  r  o x o ,  pg.  r  o  ux o ,  pr.  r  o  g  (fem.  roja), 
fr.  rouge,  dsgl.  it.  robbio,  sp.  rubio,  pg.  ruivo  roth; 
von  rubeus ;  vb.fr.  r  o  u  g  i  r ,  pr.  rogir  roth  werden.  Robbio 
würde  sich  auch  von  rubidus  leiten  lassen,  stimmte  nicht  das 
sbst.  robbia  färberröthe  genau  zu  dem  glbd.  rubia. 

R o g n a  it.,  sp.  pg.  pr.  gleichlaut.,  fr.rogne,  wal.  r e i a 
(vgl.  vie  mit  it.  vigna,  sicriu  mit  scrigno)  kratze,  räude;  nach 
Menage  von  robigo  robiginis  rost,  r ostfleck,  eine  harte,  aber 
doch  mögliche  zusammenziehung  (robgn  rogn). 


L    ROGNONE-RONDINE.  304 

R  o  g n  o  n e  it.,  sp.  r  i  no  n,  pr.  r  e  n h  ö  ronhö,  fr.  r  o  i g  n  o n 
niere,  wal.  renunchiu;  erweitert  aus  dem  allzu  umfanglosen 
ren,  gleichsam  renio,  mit  beobachtung  des  bildenden  i,  wie 
man  dies  in  vigliacco  aus  vilis  u.  a.  fällen  bemerkt.  Ital.  auch 
arnione  argnone  mit  umgestelltem  re  (so  in  arcigno  vom  fr. 
rechin). 

R  o  m  a  n  z  o  it.,  sp.  r  o  m  a  n  c  e ,  pr.  alt  fr.  romans,  chw. 
romansch,  mlat.  romancium  romanische  spräche  oder  dich- 
tung;  daher  vb.  sp.  romanzar,  pr.  romansar,  altfr.  roman- 
cier  ins  romanische  übertragen  u.  dgl.  Es  erklärt  sich  buch- 
stäblich aus  dem  lat.  adv.  romanice,  wie  es  denn  in  der  that 
adverbial  gebraucht  wird:  altfr.  parier  romans  =loqui  roma- 
nice. Altfranz,  lautet  romans  gewöhnlich,  wenn  auch  unrich- 
tig, im  cas.  obl.  romant  nach  dem  muster  von  paisans  paisant 
(nfr.  paysan),  daher  der  spätere  nomin.  romant  roman  so 
wie  das  adj.  romant-ique.  Über  romanzo  s.  Raynouard  choix 
VI.  371.  Ein  gegenstück  zu  romans  ist  altfr.  bretans  =  bri- 
tannice  Brut  I.  392,  auch  sp.  vascuence  =  vasconice,  welches 
erster e  Adelung  Mithr.  II.  11  lächerlich  aus  Vasco  und  ence 
carf  zusammensetzt 

Rombo^,  sp.  rumbo,  pg.  rumbo  rumo,  fr.rumb, 
engl,  rumb  windlinie  auf  dem  compass,  lauf  des  Schiffes;  vb, 
fr.  arrumer  die  windlinien  auf  einer  Seekarte  zeichnen;  nach 
Mcot  vom  gr.  Qvjn6g  deichsei,  sofern  diese  die  richtung  des 
wagens  anzeigt,  nach  andern  von  rhombus.  Aber  fr.  arru- 
mer, sp.  arrumar  die  Schiffsladung  vertheilen  und  ordnen,  pg. 
arrumar  überh.  ordnen,  werden  aus  dem  ndl.  ruim  Schiffs- 
raum erklärt,  s.  Pougens  tresor  I.  p.  89.  Vgl.  norm,  arruner 
ordnen,  deruner  verwirren. 

Romeo  it.  altsp.  (bei Berceö),  dsgl.  it.  romero  (mdartl. 
s.  Muratori  antiqq.ital.  VI.  648),  sp.  dieselbe  form,  altfr.  ro- 
mier  Wallfahrer,  eig.  wer  nach  Rom  pilgert:  romero  quiere 
decir  como  ome  que  va  ä  Roma  pora  visitar  los  santos  luga- 
res  Partid.  1.  tit.  24, 1  (bei  Cabrera) ;  chiamansi  romei  in- 
quanto  vanno  a  Roma  Dante  Vit.  nnova. 

Röndine  rondinella  it.,  wal.  rendunea,  pg.  ando- 
rinha,  pr.  ironda  irondella,  fr.  hirondelle  schwalbe; 
mundartliche  und  nebenformen:  wal.  rendurea,  pr.  randola, 
neupr.  endriouleto  andoureto  dindouleto,  altfr.  aronde  alon« 
dre  arondelle,  cat,  aureneta  oreneta,  val  oroneta.    Alle  aus 


296  I.    ROS— ROS. 

hirundo  hirundinis,  &  6.  das  caJ.  orin-eta  umgestellt  aus  irond- 
eta  mit  ausgeworfenem  d  wacÄ  der  weise  dieser  spräche;  aber 
wie  deutet  man  das  sp.  golondrina,  dessen  primitiv  golon- 
dro  begierde,  verlangen  ausdrückt?  Ferrari  will  das  gr.  %s- 
iMv  darin  erkennen. 

Ros  pr.  (m.)  thau:  ab  gran  joi  albergueron  el  mati  ab 
lo  ros  am  morgen  mit  dem  thau  G.  de  Tudela  v.  3784;  das 
einfache  wort  fehlt  sonst  außer  etwa  im  walach.,  wo  es  r  o  e 
lautet.  Dafür  schuf  sich  der  Portugiese  aus  roscidus  (thauigj 
mit  ausgestoßenem  d  das  subst.  rö  cio,  sp.  rocio,  aus  demsel- 
ben adj.  floß  sp.  rociar  (wie  aus  limpidus  limpiar),  cat. 
ruxar,  pr.  arrosar,  fr.  arroser  bethauen,  besprengen;  aus  dem 
verbum  das  subst.  sp.  pg.  rociada,  cat.  ruxada,  pr.  rosada, 
fr.  rosee,  it.  rugiada  thau,  eig.  bethauung. 

Ros  pr.,  rous  alt  fr.  pferd.  Es  ist  nicht  außer  zwei- 
fei, ob  es  aus  dem  deutschen  ross  oder  dem  tat.  russus  her- 
rühre, so  daß  es  in  letzterem  falle  rothes  pferd,  fuchs,  be- 
deuten würde.  Lex.  rom.  IV.  66b  liest  man  ros  liar,  was  eher 
weißes  pferd  als  weißer  fuchs,  rothschimmel,  heißt,  it.  cavallo 
leardo;  auch  sagt  man  roncin  liar,  in  welcher  Verbindung  das 
Substantiv  eben  so  wenig  eine  färbe  ausdrückt.  Der  beste 
grund  für  die  deutsche  herkunft  ist  aber  der,  daß  ros  gleich 
dem  mhd.  ros  zumal  das  ritterliche  thier,  das  streitross  be- 
zeichnet, s.  die  stellen  bei  Ducange  v.  runcinus.  Von  ros 
scheidet  sich  durch  den  buchstaben  pr.  rossa,  fr.  rosse  = 
it.  rozza  schlechte  mähre  (comask.  masc.  roz),  denn  fr.  ss 
ist  =  z,  es  müste  z.  b.  pic.  rouche  lauten.  An  diese  form 
schließt  sich  eine  ableitung  pr.  ross  in  rocin,  altfr.  roucin, 
sp.  rocin  nebst  rocinante,  pg.  rossim,  und  mit  n,  das  einge- 
schoben sein  kann,pr.  roncin,  altfr.  roncin  (daher  kymr.  rhwnsi), 
pic.  ronchin,  it.  ronzino  kleineres  pferd,  klepper,  nfr.  roussin 
untersetzter  hengst.  Dieses  ronzino,  mlat.  runcinus,  deutet 
Vossius  de  vit.  serm.  aus  dem  ndl.  ruin  wallach  (das  nach 
Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  30  zu  ahd.  reinneo  gehört,  s.  oben 
guaragno),  und  wenn  man  auch  auf  die  abweichende  bedeu- 
tung  kein  gewicht  legen  und  runcinus  aus  ruin-c-inus  con- 
struieren  will,  so  bleibt  damit  das  seltsame  rozza  noch  nicht 
aufgehellt;  runcinus  ronzino  rocin  u.  s.  f.  könnte  man  übrigens 
auch  aus  ross-ic-in  construieren.  Das  wort  verlangt  noch 
eine  schärfere  Untersuchung.    Der  Normanne  kennt  auch  ha- 


I.    ROSA-ROTOLO.  3»7 

rousse  s.  v.  a.  fr.  rosse,  welches  seine  herkunft  aus  dem  ahd. 
altn,  hros  schwer  verläugnen  kann. 

Rosa  it.  sp.  pg.  pr.,  rose  fr.  eine  blume.  Da  das  wort 
überall,  auch  im  wal.  ruse,  den  diphthong  vermeidet,  so  muß 
die  ausspräche  mit  langem  o  rosa  sehr  alt  sein  und  vielleicht 
würde  sich  bei  einem  der  spätesten  latein.  dichter  ein  bei- 
spiel  derselben  finden.  Auch  ahd.  rosa.  Aus  dem  classischen 
rosa  hätte  sich  it.  ruosa,  sp.  ruesa,  altfr.  ruese,  wal.  roase 
gestalten  müssen.  Nur  in  einigen  mundarten  kommen  diph- 
thongische bildungen  vor :  mail.  roeusa,  piem.  reusa,  chw.  rosa. 

Rossignuolo  it.,  sp.  ruisenor,  altsp.  rossenol  ro- 
senor,  pg.  rouxinhol  rouxinol,  pr.  fr.  rossignol  nachti- 
gall,  bei  einem  prov.  dichter  auch  fem.  rossinhola ;  von  lusci- 
niolus  aus  luscinius.  Varro  de  ling.  lat.  5,  76  führt  nur  das 
dimin.  lusciniola  an  und  auch  die  neuen  sprachen  kennen 
nur  eine  diminutivbildung.  Die  seltsame  gemeinroman.  ver- 
tauschung des  anlautenden  1  mit  r  scheint ,  wenn  man  die  alte 
artikelform  hinzudenkt,  rein  euphonisch:  lo  losignuolo  mit  zwei 
tonlosen  lo  (anders  in  lo  löco),  worauf  noch  ein  suffigiertes 
1  folgt ,  war  unerträglich.  Diese  vertauschung  ist  uralt:  ru- 
scinia  kennt  schon  eine  hs.  des  9.  jh.  s.  Haupts  ztschr.  V.  197b, 
roscinia  eine  eben  so  alte  s.  Mones  anzeig.  VII.  p.  148.  Eine 
ital.  nebenform  ist  lusignuolo,  selbst  usignuolo,  altfr.  lousignol 
mit  dem  verbum  lousegnoler,  in  bürg,  mundart  noch  itzt  ros- 
signöler.  Bouille  führt  auch  lurcignol  an.  Der  Walache  ist 
von  dem  lat.  worte  abgegangen  und  nennt  den  vogel  priveghi- 
toare  nachtwächterinn,  gleichsam  pervigilatrix,  der  Albanese 
nennt  ihn  mit   einem  weder  latein.  noch  griech.    worte  bilbfl. 

Rosso  it.,  sp.  roxo,  pg.  roxo,  pr.  ros,  fr.  roux, 
wal  ros  rosiu  roth;  von  dem  seltnen  lat.  russus. 

Rostire  it.  in  arrostire,  cat.  rostir,  fr.  rötir,  pr. 
raustir  rösten;  part.  prät.  als  sbst.  it.  arrostito,  fr.  röti 
geröstetes,  braten;  sbst.  aus  dem  stamme  pr.  raust,  it.  ar- 
rosto.  Das  verbum  trifft  zusammen  mit  ahd.  röstjan  (rom. 
i  =  ahd.  j),  das  sbst.  mit  gi-rösti ,  aber  auch  die  celt.  Wör- 
ter, gael.  röist,  kymr.  rhostio,  bret.  rosta  sind  zu  nennen. 
Beachtenswerth  ist  hier  der  prov.  diphthong  au,  der  aus  den 
celt.  formen  unerklärbar  ein  älteres  hd.  raustjan  in  anspruch 
nimmt,  dem  indessen  kein  ags.  reästan  zur  seite  steht. 

Rotolo  rullo  it.,  sp.  rollo  rol,  pr.  rotle  rolle,  fr. 


898  I.    ROTTA-RUFFA. 

röle  etwas  zusammengewickeltes,  rolle  papier,  walze;  von 
rotulus ;  vb.  it.  r  o  t  o  1  a  r  e  ruzzolare  Rom.  gr.  1. 224,  sp.  arrol- 
lar,  pr.  rotlar,  fr.  rouler  wälzen,  rollen.  Auch  sp.  rolde 
ist  von  rotulus,  vgl. Roldan  für  Rotlan.  Zsgs.  fr.  contröle 
gegenrolle  d.  i.  gegenrechnung,  für  contre-röle,  was  kaum  aus- 
zusprechen war. 

Ro  tta  it.,  sp.  pg.  pr.rota,  altfr.  route ,  nfr.  d  er  oute 
niederlage,  eig.  bruch,  von  ruptus  rupta.  Dasselbe  wort  hat 
noch  andre  bedeutungen  entwickelt:  pr.  rota,  altfr.  rote  ab- 
theilung  eines  heeres,  trupp ,  mlat.  rupta,  daher  unser  rotte; 
vb.  altfr.  ar outer  in  Ordnung  stellen.  Dsgl.  fr.  route  Straße 
d.  i.  via  rupta  gebrochener  weg,  wie  altfr.  brisee  Straße  be- 
deutet, vgl.  den  geogr.  namen  Mala-routa  Brequigny  290a  (v. 
j.  680);  pg.  rota,  derrota  lauf  des  schiff  es,  fr.  routier  der 
wege  kundig,  routin  e  erfahr  enheit,  Übung.  Eine  andre  abl. 
ist  fr.  roture,  mlat.  ruptura,  gereute,  kleines  gut,  bauerngut, 
roturier  besitzer  eines  solchen  gutes,  gemeiner  mann  im  gegen- 
satze  zum  edelmann. 

Rövere  it.,  sp.  pg.  roble,  pr.  roure,  fr.  rouvre 
Steineiche;  von  robur  roboris. 

Rubino  it.,  sp.  rubin  rubi,  pr.  robin,  fr.  rubis  ein 
röthlicher  edelstein,  rubin;  von  rubeus. 

Ruca  it.  pr.,  sp.  pg.  oruga;  dsgl.  it.  ruchetta,  sp. 
ruqueta,  fr.  roquette  eine  pflanze,  rauke;  vom  lat.  erüca  dass. 

Ru  f  f  a  it.  gedränge  von  personen  etwas  aufzuraffen  (ge- 
zause um  etwas);  vb.  arruffare  das  haar  verwirren,  zau- 
sen, comask.  rufä-su  das  gesicht  zusammenziehen  (kraus  ma- 
chen), pg.  cat.  arrufar  kräuseln,  zusammenziehen,  rauh  ma- 
chen, sp.  arrufarse  sich  erzürnen  (so  it.  arricciarsi  kraus 
werden,  zornig  werden),  adj.  sp.  rufo  kraushaarig  (auch 
rothhaarig,  von  rufus),  pr.  ruf  rauh,  rauch?  (ac  grans  e 
rufas  las  mäs  Jaufr.),  lim.  rufe  dass.,  in  Berry  rufe  rufle  mür- 
risch. Die  Wörter  sind  deutscher  herkunft ,  zumal  stimmt  it. 
ar-ruffare  zu  unserm  raufen  (so  tuffare  zu  taufen),  aber  auch 
zu  rupfen  (ebenso  zuffa  zu  zupfen),  dsgl.  zu  engl,  ruff,  rüffle 
krause,  ndl.  ruyffel  runzel  KU.,  altn.  rüfinn  struppig;  für  das 
roman.  adj.  vgl.  altengl.  ruff  rauh.  Hiermit  ist  zu  verbinden 
mail.  ruff,  piem.  com.  rufa  schorf,  venez.  überhaupt  unsau- 
berkeit,  mit  radicalem  o  romagn.  rofia  (für  rofla)  schuppen 
auf  dem  köpfe,  brand  im  getreide  (identisch  it.  roffia  dicker 


I.    RUFFIANO-SABANA.  809 

nebel),  im  Jura  rouffle,  altfr.  roife  Nouv,  fabl.  p.  p.  Meon 
IL  88,  auch  rofee  scfiorf,  alle  —  ahd.  hruf,  mhd.  ruf,  altn. 
hrufa  rufa,  ndl.  rof  aussatz ,  schorf,  rauhigkeit  u.  dgl,  ags, 
hreöfl  aussätzig.  Eine  zss.  ist  it.  baruffa  rauf  er  ei,  com. 
baruf  büschel  haare,  pr.  barrufaut  raufer,  chw.  barufar  rau- 
fen, augenscheinlich  das  ahd.  bi-roufan,  a  für  i  wie  im  it.  ba- 
roccio  für  biroccio.  —  Nicht  zu  vermengen  mit  diesem  stamme 
ist  sp.  arrufar  krümmen,  wölben,  vom  engl,  roof  mit  einem 
dache  versehen,  sb st.  dach,  Wölbung,  daher  gaumen;  sp.  sbst. 
rufo  abgesonderter  platz  in  der  barke  (Seckendorf),  ndl.  roef 
schiff skämmerchen. 

Ruffiano  it.,  sp.  pr.  rufian,  fr.  ruffien  kuppler. 
Nach  einigen  von  rufus,  weil  sie  roth  gekleidet  gewesen,  was 
aber  Menage  widerlegt;  nach  andern  gleichfalls  von  rufus, 
aber  darum  weil  die  feilen  dirnen  röthliches  oder  blondes  haar 
getragen  hätten,  s.  Ducange.  In  beiden  fällen  muß  man  ru- 
fulus  zu  gründe  legen,  daher  ruf  lanus,  ital.  dreisylb.  ruffiano 
und  hieraus  die  formen  der  übrigen  sprachen.  Sicherer  aber 
(denn  rufus  ist  nicht  einmal  im  ital.  einheimisch)  leitet  man 
das  wort  auf  den  eben  behandelten  stamm  ruf  rufl  zurück, 
wornach  es,  freilich  etwas  allgemein,  als  Schimpfwort ,  einen 
moralisch  schmutzigen  menschen  bezeichnete,  bei  Dante  Inf. 
il  ruffian,  baratti  e  simile  lordura:  doch  kann  die  begriffs- 
entwicklung  auch  eine  andere  sein.  Man  bemerke  noch  hd. 
ruffer  kuppler  Frisch  II.  I33a,  ndd.  ruffein  kuppeln  Schmeller 
III.  62,  altengl.  ruffiner  für  ruffian  u.  dgl. 

Ruga  altit.,  sp.  pg.  rua,  pr.  ruda  (mit  eingeschalte* 
lern  d),  fr.  rue  gasse;  von  ruga  furche,  daher  reihe,  straße, 
schon  in  alten  glossen  ruga  platea  dyvia,  dsgl.  ruga  qvw9 
auch  der  Albanese  braucht  ruga  in  roman.  sinne.  Die  lat. 
bedeutung  vertritt  it.  ruga,  sp.  arruga,  pr.  ruga  rua. 

Ruggine  it.  rost,  von  aerugo,  wal.  rugine;  sp.  ro- 
bin von  rubigo,  orin  aber  von  aerugo;  cat.  rovely,  pr. 
roilh  roilha,  fr.  rouille  diminutiva  von  rubigo. 

s. 

Säbana  sp.,  pr.  savena,  altfr.  savenebetttuch,  al- 
tartuch  u.  dgl,  im  spätem  latein  sabanum  savanum,  goth.  sa- 
bans?   ahd*  saban  feine  leinwand;  vom  gr.  adßavov  leinenes 


300  I.    SACAR-SAGGIO. 

tuch  zum  abtrocknen  im  bade;  daher  auch  sie.  insavo- 
nare  in  das  leichentuch  hüllen.  S.  Diefenbachs  goth.  wb.  L 
179.  770. 

S  a  c  a  r  sp.  pg.,  altfr.  s  a  c  h  i  e  r ,  pic.  saquer  ziehen,  her- 
ausziehen (nfr.  saccade  zug),  urspr.  an  sich  bringen,  sich  zu 
eigen  machen:  hereditates,  quas  saceavimus  de  Argefonso  in 
einer  Urkunde  Esp.  sagr.  XL.  p.  407 ;  von  saecus  tasche.  Alt- 
fr.  bedeutet  desachier  s.  v.  a.  einfach  sachier  und  vielleicht 
ist  in  letzterem  die  präposition  zu  supplieren;  so  könnte  um- 
gekehrt das  neupr.  saeä  'einstechen'  aus  dem  altpr.  ensacar 
abgekürzt  sein,  doch  bedeutet  das  ndd.  sakken  ganz  dasselbe 
s.  Brem.wb.;  auch  engl,  bag  sack,  vb.  bag  einsacken. 

Sacco  it.,  sp.  pg.  saco,  fr.  sac  in  der  bed.  Plünde- 
rung eines  ortes;  vb.  it.  sacch egg iare,  sp.  saquear,  fr. 
saccager.  Aus  ahd.  scäh  (beute)  kann  es  nicht  herrühren, 
da  sich  anlautendes  sc  nimmer  in  s  vereinfacht.  Es  kann  nur 
identisch  sein  mit  lat.  Saccus  und  mochte  zuerst  pack,  dem- 
nächst die  eingepackte  beute  heißen,  wie  hochd.  plunder  hab- 
seligkeit,  gepäck,  engl,  plunder  beute  heißt.  Ein  anderes  bei- 
spiel ,  wie  die  handlung  nach  dem  dazu  dienenden  Werkzeuge 
benannt  wird,  ist  pg.  escala  er  stürmung  mit  der  leiter ,  von 
scala  leiter.  Dahin  it.  s  a  c  c  o  m  a  n  n  o  packknecht,  neupr.  sa- 
caman,  ndl.  sackman  KU,  bair.  sackmann  räuber,  aber  auch 
schachmann  (schäch  raub);  sp.  sacomano  plünderung. 

Saggio  it.,  sp.  pg.  sabio,  pr.  sabi  satge,  fr.  sage 
klug ;  entwickelt  sich  leichter  aus  dem  vermuthlich  volksmäßi- 
gen sapius,  zu  folgern  aus  dem  negativen  nesapius  beiPetro- 
nius  (vgl.  scius  nescius)  als  aus  sapidus  (fr.  sade),  wohin 
man  es  gewöhnlich  stellt.  Doch  gründet  sich  die  franz.  form 
nicht  unmittelbar  auf  sapius,  welches  sache  erzeugt  hätte,  son- 
dern auf  ein  vermittelndes  in  dem  altfr.  saive  luv.  d.  rois  an- 
gedeutetes sabius  savius.  Die  getreueste  form  ist  wohl  die  sie. 
sapiu  in  varva-sapiu  klug,  buchstäbl.  bart-klug. 

Saggio  it.,  sp.  e  n  s  a  y  o  ,  pr.  e  s  s  a  y ,  fr.  e  s  s  a  i  probe ; 
vb.  it.  saggiare,  sp.  ensayar,  pr.  essaiar,  fr.  essayer  pro- 
bieren, kosten.  Es  soll  von  sapor  oder  sapere  stammen,  aber 
wie?  man  müste  sapius  zu  gründe  legen.  Span,  ensayo,  cat. 
ensaig  weisen  mit  der  sylbe  ens  auf  ex,  und  da  sich  exagium 
auf  einer  römischen  inschrift  (s.  Grut.  647 ,  6)  in  der  bed. 
Schätzung ,  in  einem  gr.  lat.  glossar  s£dyiov  pensatio  findet, 


I.     SAGIRE— SAIME.  801 

so  ist  nach  keinem  weitern  etymon  zu  suchen.  S.  darüber 
Muratori. 

Sagire  it.  in  besitz  setzen,  pr.  s azir,  fr.  saisir  er- 
greifen, wegnehmen ;  abgel.  it.  s  a  g  i  n  a ,  pr.  sazina,  alt  fr.  sai- 
sine  besitz.  Das  altfr.  saisir  hat  auch  die  ital.  bedeutung, 
daher  das  formelhafte  vestut  et  saizit  Ch.  de  Rol.  p,  124,  noch 
jetzt  se  saisir  de  qch.  sich  einer  sache  bemächtigen ;  dieselbe 
bedeutung  muß  auch  im  prov.  vorhanden  gewesen  sein,  wenn 
das  compos.  dessazir  außer  besitz  setzen,  fr.  dessaisir,  einen 
solchen  schluß  erlaubt.  Es  ist  ein  wort  aus  dem  rechtswe- 
sen:  um  so  eher  darf  man,  da  die  tat.  spräche  ein  etymon 
verweigert ,  deutsche  abkunft  vermuthen.  Dem  buchstaben 
fügt  sich  ahd.  sazjan  setzen,  logisch  besser  ahd.  bi-sazjan  = 
nhd.  besetzen,  ags.  bisettan,  engl,  beset  einnehmen,  in  besitz 
nehmen  (mit  abgefallner  vorpartikelj :  pr.  sazir  Ia  terra  das 
land  besetzen.  Für  die  mlat.  formet  ad  proprium  sacire  fin- 
det sich  auch  ad  proprium  ponere  (Ducange  v.  sacire),  so 
daß  man  beide  verba  sacire  und  ponere  als  sinnverwandt  be- 
trachtet zu  haben  scheint,  ponere  aber  ist  setzen.  Diese  ety- 
mologie  begünstigt  die  priorität  der  prov.  und  neu  fr.  bedeu- 
tung, die  auch  schon  in  den  ältesten  franz.  werken  heimisch 
ist,  z.  b.  Liv.  d.  rois  p.  330  saisir  Ia  vigne  den  weinberg  in 
besitz  nehmen;  die  andre  mag  daraus  erfolgt  sein.  Ital  sa- 
gire  verhält  sich  übrigens  zu  sazjan  wie  palagio  zu  palatium 
palazjum. 

Sagro  it.,  sp.  pg.  fr.  sacre  ein  stoßvogel,  sakerfalk; 
wird  mit  recht  für  eine  Übersetzung  des  gr.  Uqa^  heiliger  vo- 
gel,  wegen  der  bedeutung  seines  fluges,  gehalten,  woher  auch 
unser  weihe,  ahd.  wiho  der  heilige;  man  sehe  einen  ähnlichen 
fall  in  turbot  IL  c.  Andre  verweisen  auf  arab.  caqr  fleisch- 
fressender vogel,  habicht  Freyt.  IL  507b,  und  es  ist  keine  frage, 
daß  die  abendländischen  sprachen  einige  ausdrücke  für  jagd- 
vögel  der  arabischen  danken :  diesmal  aber  ist  die  entstehung 
des  Wortes  auf  eignem  boden  so  deutlich ,  daß  man  eher  an 
entlehnung  des  arab.  Wortes  aus  dem  roman.  denken  möchte. 

Sai'me  it.,  sp.  sain,  pr.  sag  in  sain,  fr.  sain-doux 
schmalz ;  von  sagina  mast,  fett.  Dimin.  sp.  s  a  i  n  e  t  e  lecker- 
bissen,  würze,  dsgl.  Zwischenspiel  auf  der  bühne.  Die  ital. 
bildung  sa-ime  (sagTmen  bei  Joh.  de  Garl.)  hat  das  urspr.  suf- 
fix  ina  vertauscht  und  ohne  zw  ei  fei  ist  derselbe  tausch  auch 


802  I.     SAJA— SALSA. 

in  den  übrigen  sprachen  vorgegangen,  da  sie  das  wort  als 
masc.  behandeln,  vgl.  wegen  der  form  it.  guamie,  fr.  gain. 

Sa  ja  it.,  sp.  pr.  saya,  fr.  saie,  masc.  it.  sajo,  sp. 
sayo  wollenes  überkleid,  auch  der  dazu  gebräuchliche  stoff, 
mhd.  sei,  altirisch  sai  Zeuß  I.  37 ;  von  saga  bei  Ennius,  gew. 
sagum  kriegsmantel,  nach  Varro  de  ling.  lat.  5, 167  (ed.O.  Müller) 
ein  gallisches  wort:  in  his  multa  peregrina,  ut  sagum  reno 
gallica.  In  den  casseler  glossen  lautet  das  wort  seia  und  hat 
die  ursprünglichere  bed.  eines  kleidungsstückes ,  ahd.  tunihha 
=  lat.  lunica.  Sagulatus  (mit  dem  sagulum  bekleidet)  dauert 
fort  im  pg.  sallat,  vb.  pr.  sallar  verhüllen,  welches  Ray- 
nouard  aus  dem  buchstäblich  weiter  abliegenden  celare  her- 
leitet. Ein  diminutiv  von  saja  ist  it.  saget ta,  sp.  sayete, 
pg.  saieta  saeta,  fr.  sayette  sarsch,  mhd.  seit. 

Sala  it.  sp.  pg.  pr.,  salle  fr.,  salew?aZ.  besuchzimmer 
u.  dgl. ,  saal;  vom  ahd.  sal  (m.)  haus,  wohnung.  Diese  be- 
deutung  war  noch  im  altfr.  und  prov.  heimisch,  man  sehe  bei 
Roquefort  und  Raynouard,  ja  die  mhd.  Zusammenstellung  palas 
und  sal  ist  auch  romanisch:  pr.  palaitz  e  salz  Lex.  rom.  s.v., 
pales  ne  sales  Bible  Guiot  v.  264. 

Salävo  it.,  fr.  sale  schmutzig;  letzteres  vom  ahd.  un- 
flectierten  salo  trübe,  erster  es  von  der  flectierten  form  sala- 
wer,  gen.  salawes.  Ein  genauerer  beweis  für  die  deutschheit 
des  Wortes  ist  nicht  zu  verlangen.     Vb.  nur  fr.  salir. 

S a  1  m  a  soma  it.,  sp.  s  a  1  m  a  xalma  enxalma,  fr.  so  mm e 
last,  pr.  sauma  eselinn;  vom  spätem  lat.  sagma  (ody/tu), 
woher  auch  ahd.  säum.  Der  Übergang  von  g  in  1,  den  schon 
Isidorus  kannte  (sagma,  quae  corrupte  vulgo  salma  dicitur) 
ist  wie  im  sp.  esmeralda  aus  smaragdus.  Zsgs.  it.  assom- 
m  a  r  e ,  fr.  assommer  beladen,  niederdrücken.  Abgel.  fr,  s  o  m- 
melier  kellermeister,  so  genannt,  weil  der  wein,  wie  Frisch 
bemerkt,  säum-  oder  lastweise  in  den  keller  geführt  wird,  vgl. 
it.  somella  kleine  last. 

S  a  1  m  a  s  t  r  o  it.,  s  a  u  m  ä  t  r  e  fr.  salzig ;  abgeändert  aus 
salmacidus,  wofür  auch  pr.  samaciu,  altfr.  saumache  vorkommt. 

Salsa  it.  sp.  pr.,  sauce  fr.  (für  sause)  brühe,  tunke; 
eig.  gesalzenes  (altfr.  la  sause  de  mer  das  salzige  seewasser 
Rom.  d'Alex.  p.  13u),  vom  adj.  salsus.  Abgel.  it.  salsiccia, 
fr.  saucisse,  sp.  salchicha  bratwurst,  vgl.  salcitia  wurst  Gloss. 
flor.}  salsities  Gloss.  präg.  ed.  Hojfmann. 


I.    SALSAPARIGLIA-SARPARE.  303 

Salsapariglia  it.,  sp.  zarzaparilla,  fr.  salsepa- 
reille  eine  pflanze  oder  Wurzel  aus  Peru;  vom  sp.  zarza 
brombeerstrauch  und  Parillo  name  eines  arztes ,  der  sie  zu- 
erst anwandte.    So  Scaliger,  s.  Menage. 

Salvaggio  selvaggio  it.,  sp.  salvage,  pr.  salvatge, 
fr.  sauvage  adj.  wild;  von silvaticus,  it.  auch  selvatico  sal- 
vatico,  wal.  selbätic.  Daher  sbst.  it.  salvaggina,  sp.  sal- 
vagina,  altfr.  salvagine  wild,  wildpret. 

Sampogna  zampogna  it. ,  sp.  zampoha,  pg.  s a li- 
fo n  h  a ,  pr.  s  i  n  p  h  o  n  i  a ,  altfr.  Symphonie  chifonie,  wal.  c  i  m- 
poe  schalmei,  hirtenflöte,  auch  sackpfeife;  von  symphonia, 
dem  schon  das  frühste  mlatein  ähnliche  bedeutungen  einräumte, 
bei  Venant.  Fort,  donec  plena  suo  cecinit  symphonia  flatu. 
Die  herleitung  aus  sambucus  ist  kaum  der  anführung  werth. 

Sapere  savere  it.,  sp. pg. pr.  saber,  /r.savoir;  von 
sapere,  roman.  gesprochen  sapere  nach  dem  muster  der  an- 
dern verba  des  modus,  devere,  potere,  volere.  Es  trat  an 
die  stelle  des  verschwundenen,  nur  dem  Sarden  und  Walachen 
verbliebenen  scire  wissen,  da  allerdings  schon  die  alten  es 
als  transitiv  für c verstehen3 anwandten:  rem  suam  sapere  u.dgl. 
Mittellat.  stellen,  wo  es  ganz  in  roman.  sinne  steht,  wie  in 
sapiunt  adimplere  ministerium  suum  Cap.  Car.  M.,  sehe  man 
bei  Caseneuve  und  Ducange. 

Sarabanda  it.  pg.,  sp.  zarabanda,  fr.  sarabande 
ein  tanz,  so  wie  die  ihn  begleitende  musik ;  vom  pers.  serbend 
eine  art  gesang  (Menage).  Die  andern  sprachen  entlehnten 
dies  wort  aus  dem  spanischen.  S.  darüber  Sarmiento  obras 
post.  p.  230. 

Sardina  it.  sp.,  fr.  s ardine  ein  fisch;  vom  lat.  sarda, 
sardinia,  gr.  guqöivt],  ital.  auch  sardella. 

Sargia  it.,  sp,  sarga  sirgo,  pr.  serga,  fr.  serge 
sarge  ein  wollener  stoff,  theils  mit  leinen  theils  mit  seide  ge- 
mischt, sarsche;  von  sericus  serica  baumseide,  bask.  ciricua, 
mlat.  auch  sarica.  Daher  mit  übertritt  des  s  in  x  (wie  in 
ximio  von  simius)  sp.  xergon,  pg.  xergäo  enxergäo  stroh- 
sack (nach  Sousa  vom  arab.  scharkon),  ferner  it.  s  a  r  g  ä  n  o  u.  a. 

Sarpare  salpare  it.,  wal.  sarpä,  sp.  pg.  zarpar, 
fr.  sarper  den  anker  einziehen.  Muratori  erinnert  an  gr. 
aQnd&iv  raffen,  reißen,  gleichsam  ex-harpare  aus  dem  boden 
reißen.    Der  griech.  Ursprung  mag  etwas  für  sich  haben,  da 


804  I.    SARTE-SCACCO. 

auch  der  Walache  das  wort  besitzt,  doch  dürfte  nicht  minder 
an  ex-harpagare  gedacht  werden.  Aus  dem  verbum  entstand 
sp.  zarpa  kralle,  nach  Larramendi  ein  bask.  wort. 

S a r t e  sartie it.  (plur.),  altfr.  sarties,  sp.  x  a  r  c  i  a xar- 
cias,  pg.  enxarcia  tauwerk;  von  sertus  geknüpft,  geflochten, 
vgl.  über  sp.x  =  lat.  s  Rom.gr.  1.231.  Span,  sarta  schnür 
aneinander  gereihter  dinge,  perlen  u.  dgl.,  von  serta  kränz, 
schnür. 

Satureja  santoreggia  it.,  sp.  sager ida  axedrea,  pg. 
saturagem  segurelha  cigurelha,  pr.  sadreia,  /r.sarriette 
ein  kraut,  saturei;  von  satureja. 

S  a  u  r  o  soro  iL  dunkelbraun,  pr.  s  a  u  r ,  fr.  s  a  u  r  e  hell- 
braun oder  goldfarbig  (sors  comme  fin  ors  Nouv.  fabl.  p.  p. 
Meon  I.  348).  Entstehung  aus  ex  auro  wäre  mit  keinem  glei- 
chen falle  zu  belegen  und  hätte  ital.  richtiger  sciauro  scioro 
abgesetzt.  Man  kennt  ein  ndd.  adj.  soor,  engl,  sear  getrock- 
net, dürre,  vb.  ags.  seärian,  ahd.  sören  sauren  dörren,  wo- 
her das  rom.  adjectiv  stammen  könnte;  entschieden  hat  das 
vb.  fr.  saurer,  neupr.  saourir  diesen  Ursprung.  Wie  kam 
man  aber  von  der  bed.  dürr  auf  die  bed.  bräunlich?  etwa 
von  der  färbe  dürrer  blätter  oder  versengter  dinge  (engl,  sear 
versengen)  ?  Franz.  hareng  säuret  heißt  bücking,  getrockne- 
ter oder  geräucherter  häring,  wohl  nicht  von  seiner  goldfarbe, 
sondern  weil  sich  hier  die  grundbedeutung  erhielt.  Ital.  soro 
hat  auch  die  bed.  einfältig,  urspr.  wohl  trocken,  saftlos,  wie 
sciocco  von  exsuccus.  —  Andrer  herkunft  aber  ist  pr.  e  i sau- 
rar in  die  luft  erheben,  fr.  essorer,  daher  it.  sorare  auslüf- 
ten, flattern  lassen  (von  falken  an  der  leine),  fr.  essor  auf- 
schwung,  s'essorer,  pr.  s'eisaurar  sich  aufschwingen,  gleich- 
sam exaurare  von  aura  luft:  neupr.  bedeutet  schon  das  ein- 
fache aurä  fliegen;  abgel.  it.  sciorinare  auslüften.      % 

S  c  a  b  i  n  o  it.,  üblicher  s  c  h  i  a  v  i  n  o  (gli  schiavini  e  ret- 
tori  della  terra  G.  Villani,  auch  bei  Fr.  Sacchetti),  sp.  e  s  c  1  a- 
vin,  fr.  echevin  richter,  urtheiler.  Deutsches  wort:  alts. 
scepeno,  ahd.  sceffeno  sceffen,  nhd.  scheffen  schöffe,  von  schaf- 
fen anordnen,  mlat.  scabinus  (wonach  das  unübliche  ital.  sca- 
bino  geformt  ward),  dsgl.  scabineus  scabinius  L.  Long.,  Cap. 
Car.  M.     Vgl  Grimms  rechtsalt.  p.  775. 

Scacco  it.,  sp.  xaque,  pg.  xaque,  pr.  escac,  fr. 
echec  Schachfigur,  Schachspiel;  vom  pers.  schach  kömg,  als 


I.    SCAGLIA-SCAPPARE.  305 

Hauptfigur.  Daher  fr.  echiquier  name  eines  gerichtshofes 
in  der  Normandie  und  England,  von  dem  gescheckten  boden 
oder  tafeltuch  (vgl  Wackernagel  über  das  Schachspiel) ,  adj. 
echiquete  gescheckt,  gewürfelt.  Ali  fr.  echec  in  der  bed. 
raub,  pr.  escac  Gloss.  occ,  comask.  scach,  geht  auf  das  glbd. 
ahd.  schäh  zurück,  das  auch  die  bed.  von  scacco  in  sich 
begreift. 

S  c  a  g  1  i  a  it. ,  e  c  a  i  1 1  e  fr.  schuppe ,  rinde ,  schale ;  vb, 
scagliare,  ecailler  abschuppen.  Die  herleitung  aus  squa- 
mula  wird  formell  durch  kein  entsprechendes  beispiel  gestützt 
Ein  buchstäblich  zutreffendes  etymon  ist  unser  schale,  vb.  schä- 
len, ahd.  scalja  (?)  scaljan,  vgl  goth.  skalja  ziegel:  schuppen 
und  ziegel  haben  das  ähnliche,  daß  sie  übereinander  liegen. 
Gleicher  herkunft  ist  fr.  ecale  nuß-  oder  eier schale ,  pic. 
ecaler  aushülsen. 

Scalmo  scarmo  it.,  sp.  escalmo  escalarno,  neupr, 
escaume,  fr.  echome  (m.)  ruderholz;  von  scalmus  dass. 

S c a  1  o g n o  it.,  sp.  escalona,  fr.  e  c  h  a  1  o  tt  e  eine  art 
zwiebeln;  von  caepa  ascalonia  zwiebel  aus  Ascalon. 

Scandaglio  it.,  sp.  escandallo,  pr.  escandalh 
senkblei,  auch  alban.  scantale;  vb.  scandagliare  scandi- 
gliare  u.  s.  f.  mit  dem  senkblei  messen;  von  scandere,  vgl 
mlat.  scandilia  sprossen  der  leiter,  stufen,  wobei  man  anneh- 
men darf,  daß  die  grade  an  der  senkschnur  bemerkt  waren. 
Neupr.  vb.  escandaliä  bedeutet  eine  tonne  eichen. 

Scandella  it.,  sp.  pg.  cat.  escandia  u.  a.  formen, 
im  spätem  mlatein  scandula  feiner  weizen  oder  spelz;  nach 
Menage  von  canterinum  hordeum  pferdegerste,  was  nach  laut 
und  begriff  übel  stimmt.  Es  kann  von  candidus  herrühren, 
mit  verstärktem  anlaut:  ebenso  ist  unser  weizen  gleicher  Wur- 
zel mit  weifs  (Grimms  gesch.  d.  d.  spr.  p.  63)  und  der  Spanier 
nennt  einen  weizen,  der  besonders  weißes  mehl  gibt,  candeal. 

Scappare  it.,  sp.  pg.  pr.  escapar,  fr.  echapper, 
wal  s  c  e  p  ä  entschlüpfen.  Es  ist  von  dem  rom.  cappa  man- 
tel,  so  daß  es  eig.  heißt  aus  dem  mantel  schlüpfen,  der  die 
flucht  erschwert;  ähnlich  gr.  ixövso&ai  sich  ausziehen,  sich 
davon  machen.  Für  das  gegentheil  von  scappare  hat  die  ital 
spräche  incappare  hinein  gerathen.  Entstehung  aus  dem  syn- 
onymen scampare  retten,  davon  kommen,  altfr.  escamper,  ist 
nicht  wahrscheinlich,  da  der  ausfall  des  m  vor  p  zu  unge» 

20 


806  I.    SCARAFAGGIO— SCARSO. 

wohnlich  wäre.  Dies  hat  seinen  Ursprung  in  campus,  es  ist 
=  ex-campare  das  feld  räumen,  wogegen  sp.  escampar  nur 
in  der  bed.  räumen,  leer  machen,  das  gleichlaut.  pr.  cat.  wort 
nur  in  der  bed.  verbreiten  (vgl.  espassar  von  spatium)  üblich 
geworden.     Man  sehe  Grandg,  v.  haper. 

Scarafaggio  it.,  sp.  escarabajo,  pr.  escar a vai 
käfer;  von  scarabaeus,  das  für  die  roman.  Wörter  eigentlich 
die  ausspräche  scarabajus  voraussetzt.  Ital.  scarabone,  pg. 
escaravelho,  pr.  escaravat,  fr.  escarbot  fließen  leichter  aus 
dem  gr.  oxuQaßog. 

Scaramuccia  schermugio  it.,  sp.  pr.  escaramuza, 
fr.  escarmouche  gefecht  zwischen  kleinen  schaaren,  daher 
unser  Scharmützel  Schmeller  III.  402.  Es  ist  eine  ableitung  aus 
schermire  fechten,  ahd.  skerman,  und  zwar  dankt  die  erste 
sylbe  ihr  a  entweder  der  romanischen  Vorliebe  für  diesen  vo- 
cal  oder  das  deutsche  und  rom.  wort  scara  hat  sich  hinein 
verirrt.  Ducange  u.  a.  fühlen  darin  eine  Zusammensetzung 
scara-muccia  verborgene  aus  dem  Unterhalt  hervorbrechende 
schaar,  von  scara  und  fr.  musser  verstecken,  was  aber  we- 
der derbedeutung  zusagt  noch  der  form;  vgl.  auch  das  syn- 
onyme altfr.  escarm-ie,  das  offenbar  als  einfaches  wort  dasteht. 

Scarlatto  it.,  sp.  escarlate,  pr.  escarlat,  fem. 
fr.  e carla te  Scharlach,  eine  färbe,  dsgl.  ein  stoff  von  dieser 
färbe  (prov.  altfr.  wohl  nur  in  letzterer  bed.,  s.  Michel  zum 
Ger.  de  Nev.  p.  169  und  glossar  zu  Benoit) ;  vom  pers.  scar- 
lat  (Sousa). 

Scarpa  it.,  sp.  escarpa,  fr.  escarpe  böschung,  ab- 
hang;  vb.  sp.  escarpar  glatt  machen,  fr.  escarper  senkrecht 
abschneiden.  Bedeutet  scarpa  etwas  scharf  oder  spitz  zu- 
laufendes, so  darf  man  an  altn.  skarp,  ahd.  scarf,  spätere 
form  für  sarf,  nhd.  scharf  erinnern.  Auch  it.  scarpa  in  der 
bed.  schuh  (nach  dem  spitz  zulaufenden  absatz  genannt),  worin 
Muratori  ein  tat.  wort  carpisculum  sieht,  kann  nur  hieher  zu 
stellen  sein.  Von  scarpa  in  letzterer  bedeutung  ist  it.  s  c  a  p- 
pino,  altfr.  escapin  Gar.  IL  112,  besser  sp.  escarpin,  auch 
altfr.  escarpin  Roquef.  socke,  pantoffel. 

S  c  a  r  s  o  it.,  pr.  e  s  c  a  r  s  escas,  fr.  e  c  h  a  r  s ,  sp.  e  s  c  a  s  o 
knapp,  spärlich,  karg,  ndl.  schaars,  engl,  scarce.  Das  frü- 
here mlatein  bietet  excarpsus  und  scarpsus  als  partic.  von  ex- 
carpere  für  excerpere,  welches  denn  bedeutet  cins  kleine  ge- 


I.    SCARTARE-SCHERNO.  307 

bracht,  kurz  zusammengezogen',  daher  das  rom.  scarso.  So 
meint  Muratori  und  in  der  that  ist  ein  partic.  excarpsus  ganz 
im  sinne  der  neuen  sprachen,  da  sie  in  zusammengesetzten 
verbis  gerne  den  wurzelvocal  der  einfachen  festhalten,  excar- 
pere  für  excerpere  (Rom.  gr.  IL  344)  und  im  partic.  die  form 
sus  vor  der  form  tus  begünstigen  (it.  nascoso,  perso,  pr.  so- 
mos,  sors  u.  a.).  Für  scarso  in  der  bed.  schmal,  schmächtig 
sagt  der  Italiäner  auch  scarzo. 

Scartare  it.,  fr.  e Carter,  sp.  pg.  desoartar  aus 
der  karte  (dem  spiele)  werfen,  überh.  absondern;  von  carta, 
lat.  charta  (das  kartenspiel  seit  dem  14.  jh.  erwähnt,  s.  z.  b. 
Hoffmanns  hor.belg.  VI.  174).  Die  alte  prov.  spräche  besitzt 
nur  encartar  einregistrieren ,  von  carta  in  anderm  sinne,  fr. 
charte  document. 

See  Hin  oft.,  sp.pr.  escalin,  fr.  es calin  eine  münze; 
vom  goth.  skilliggs,  ahd.  skilling,  nhd.  Schilling-. 

Scemo  it.,  alt  semo  Poet.  d.  pr.  sec.  IL 272,  piem.  pr. 
s  e m  adj.  verringert,  entkräftet;  vb.  it.  s ce m  a  r  e ,  piem.  seme, 
pr.  semar  verringern  u.  s.  w. ,  altfr.  semer  absondern,  tren- 
nen (mais  je  feroye  ä  Karle  Farne  du  cors  semer  Q.  fils  Aym. 
v.  500,  vgl.  41.) ,  in  Berry  semer  sener  cener  verschneiden, 
castrieren;  fr.  se  eherner  schwinden,  vom  it.  scemarsi.  Im 
ältesten  mlatein  findet  sich  bereits  semus,  simare,  in  der  L. 
IAutpr.  scematio  Verstümmelung.  Das  etymon  ist  semis  halb, 
daher  auch  sp.  xeme  maß  eines  halben  fußes,  die  grundbe- 
deutung  des  verbums  ist  also  halbieren. 

Scheletro  it.,  esqueletosp.,  squelette/r.  (m.)ge- 
rippe;  von  oxsXsTÖg  ausgetrocknet 

Schermo  it.  schirm;  vb.it.  schermire,  sp.pg.  esgri- 
mir,  pr.  altfr.  escrimir  fechten;  vom  ahd.  skirm  skerm 
schild,  schütz,  vb.  skirman  (skirmjan  verlangen  die  rom.  for- 
men),  bair.  mit  umgestelltem  r  schremen.  Dsgl.  it.  scher- 
mare,  cat.  esgrimar,  fr.  escrimer;  sbst.  it.  scherma  scrima, 
sp.  pg.  esgrima,  pr.  escrima,  fr.  escrime  fechtkunst. 

S  chemo  it.,  sp.  escarnio,  pg.  escarnho,  pr.  es- 
quem,  altfr.  eschern  spott;  vb.  it.  schernire,  sp.  pg. 
escarnir,  pr.  esquernir  escarnir,  altfr.  eschernir  escharnir  ver- 
spotten; vom  ahd.  skern  Spötterei,  skernön  verspotten,  skirno 
Possenreißer.  Das  ursprüngliche  i  zeigt  die  prov.  form  schir- 
nir  Choix  V.  136,  wie  auch  die  geschlossene  ausspräche  des 


308  I.     SCHIANTARE— SCHIENA. 

ital.  e  darauf  hinweist.  Ennius  hat  cannare  schimpfen,  wo- 
neben man  excarinare  annehmen  dürfte,  allem  theils  die  wenig 
übliche  Schwächung  des  a  in  e  und  i,  theils  die  abweichende 
conjugationsform ,  theils  selbst  die  bedeutung  entscheiden  da- 
gegen.    Passender  wäre  freilich  ein  ahd.  vb.  skernjan. 

Schiantare  it.  zersprengen,  zerschlitzen,  abreißen,  pr. 
esclatar,  fr.  eclater  zerspringen,  ausbrechen;  sbst.  it 
schianto,  fr.  e  c  1  a  t  riß,  schlitz,  ausbruch,  knall;  daher  ven. 
schianlizare  blitzen.  Man  darf  die  ital.  und  franz.  Wörter 
getrost  zusammenstellen :  schiantare,  wofür  auch  wohl  schiat- 
tare  gesagt  wird  (s.  Alberti,  sie.  scattari  für  schiattari  wie 
seavu  für  schiavu,  piem.  sciate),  verhält  sich  mit  seinem  ein- 
geschobenem n  zu  eclater  wie  lontra  zu  loutre;  somit  ist  die 
deutung  des  erster en  aus  dem  begrifflich  übel  passenden  ex- 
plantare aufzugeben.  Esclalar  aber  geht  regelrecht  hervor 
aus  dem  ahd.  skleizen  für  sleizen  zerreißen,  spalten,  wie  altfr. 
esclier  aus  ahd.  slizan.  W  as  dem  Franzosen  eclater,  das  ist 
dem  Spanier  estallar,  pg.  estalar,  verstärkt  estralar:  es 
könnte  aus  eslatar  umgestellt  sein  und  somit  auch  hieher  ge- 
hören, doch  läßt  sich  kein  ganz  analoger  fall  beibringen. 

S  c  h  i  a  1 1  a  it.,  pr.  e  s  c  1  a  t  a ,  altfr.  e  s  c  1  a  t  e  geschlecht, 
art;  vom  ahd.  slahta  mit  gl.  bed.,  nhd.  ge-schlecht. 

Schiavo  it.,  sp.  esclavo,  pg.  es  cravo,  pr.  esc  lau, 
fr.  escla  ve  (unorganisch  für  eclou,  altfr.  esclo-s,  auch  escla-s 
Roquef.  I.  638a) ;  vom  dtschen  sclave  für  slave ,  eig.  kriegs- 
gefangener  Slave;  das  eingeschobene  c  schon  in  den  schleust, 
glossen  29,  49  Sclavus  Winit  (Wende).  Abgel.  it.  s  c h  i  a  v  i n  a, 
sp.  esclavina,  altfr.  esclavine,  mhd.  slavine  grober  pilgerrock; 
von  den  Slaven  getragen  ?  nach  Muratori  antiqq.  ital,  II.  420 
von  ihnen  verfertigt. 

Sc  hie  na  it.,  ven.  piem.  romagn.  sard.  schina,  sp.  es- 
quena,  pr.  esquena  esquina,  fr.  echine  rückgrat.  Auf 
die  bekannte  herleitung  aus  spina  wird  man  verzichten  müs- 
sen, da  sp  wenigstens  im  Westen  nicht  in  sq  ausartet.  Führt 
man  es  dagegen  auf  das  ahd.  skina  nadel,  Stachel  Graff  VI.  499, 
wie  lat.  spina  dorn  und  rückgrat  heißt,  so  erklärt  sich  zugleich 
die  schwankende  darstellung  des  Stammes  (e,  i)  wogegen  I  in 
spina  nicht  wohl  in  e  ausarten  konnte.  Ital.  schiniera, 
sp.  esquinela  beinharnisch  schließen  sich  dagegen  offenbar  an 
ahd.  skina  skena  röhre,  bein  an,  woher  auch  wallon.  hene. 


I.    SCHIERA-SCIAME.  800 

Schiera  it.,  esqueira  pr.,  eschiere  altfr.  abthei- 
lung  eines  heeres ;  vom  ahd.  scara  (passender  wäre  eine  form 
scaria),  nhd.  schaar.  Vb.  pr.  escarii* ,  altfr.  escharir  Par- 
ton.  1.6  zutheilen,  abtheilen,  absondern,  mlat.  scarire  bestim- 
men, pr.  escarida,  altfr.  escherie  looß,  Schicksal;  beide  vom 
ahd*  scarjan  skerjan  ordnen,  zutheilen.  Gleichbedeutend  mit 
esqueira  ist  pr.  escala,  altcat.  eschala  Chron.  d'Esclot  cap.  5, 
altfr.  eschiele,  entstellt  aus  scara,  wiewohl  es  buchstäblich  das 
tat.  scala  (leiter)  ausdrückt  ?  Aus  schiera  läßt  Ferrari  auch 
it.  scherano  Straßenräuber  entspringen. 

Schifo  it.,  sp.  pg.  esquife,  fr.  esquif  boot;  vb. 
altfr.  esquiper  ein  schiff  ausrüsten  (sich  einschiffen  Thom. 
Cant.  ed.  Bekker  p.  34,  11),  nfr.  equiper  überhaupt  ausrüsten, 
ausstatten,  sp.  esquifar  esquipar  dass. ;  vom  ahd.  skif,  goth. 
ags.  altn.  skip  scip,  daher  das  schwanken  zwischen  f  und  p. 
Dsgl.  altfr.  eschipre  schiffmann  IAv.  d.  roisp.  271,  eskipre  Trist. 
IL  p.  75,  vom  ags.  sciper,  altn.  skipari  =  nhd.  Schiffer. 

S  c  h  i  u  m  a  it.  (mit  eingeschobenem  i  =  1,  Rom.  gr.  1.  269, 
mundartl.  scuma  sguma),  sp.  pg.  pr.  es  cum  a,  fr.  ecume 
schäum;  ahd.  scüm,  nord.  sküm  (fehlt  goth,  und  ags.),  gael, 
sgüm,  alban.  scume. 

Schivare  schiiare  it. ,  sp.  pg.  pr.  esquivar,  fr. 
esquiver,  altfr.  auch  eschiver,  chw.  schivir  meiden,  ver- 
schmähen; vom  ahd,  skiuhan,  nhd.  scheuen,  mit  consonantie- 
rung  des  u  zu  v  und  ausfall  de<  h.  Adj.  it.  schivo  schifo, 
sp.  esquivo,  pr.  esquiu,  altfr.  eschiu,  chic,  schiv  spröde,  vom 
adj.  scheu. 

S  c  h  i  z  z  o  it.,  daher  wohl  sp.  e  s  q  u  I  c  i  o ,  fr.  e  s  q  u  i  s  s  e 
(f.)  erster  entwurf,  skizze;  von  schedium  'aus  dem  Stegreif 
gemacht*,  bei  Apulejus,  gr.  g%s§io;\  vb.  G/sdiduiv  hinsudeln, 
it.  schizzare  u.  s.  f.  Auffallen  muß  i  für  e,  schizzo  für 
schezzo;  aber  auch  mlat.  schrieb  man  scida  für  scheda,  in- 
dem man  scindere  und  oyt'dy  im  sinne  hatte. 

S  c  i  a  b  1  a  sciabola  it.,  ven.  sabala,  sp.  s  a  b  1  e ,  fr.  s  a  b  r  e 
eine  waffe ,  säbel.  Das  wort  ist  später  und,  wie  es  scheint, 
wenigstens  ins  franz.  zunächst  aus  dem  deutschen  eingeführt, 
aber  auch  hier  fremd,  übrigens  vielen  sprachen  gemein,  ungr. 
szäblya,  serb.  säblja,  wal  säbie  u,  s.  w.,  nach  Frisch  IL  139 
vom  mittelgr.  £a/?o?  krumm. 

Sciame  sciamo  it.,  sp.  enxambre,  pg.  enxame,  pr. 


310  I.     SCIAMITO— SC0JATT0L0. 

eissam,  fr.  es  salin  bienenschwarm ;  von  examen.  Vb.  fr, 
e  eherner  (veraltet),  lat.  examinare. 

Sciämito  it.,  sp.  xamete,  pr.  altfr.  samit  ein  Sei- 
denstoff, sammet;  vom  mittelgr.  e^dfiizog  £d/u}]Tog  sechsfädemig. 

Sciarpa  ciarpa  iL,  sp.  charpa,  aus  dem  fr.  echarpe 
binde,  gürtet,  daher  auch  mndl  scaerpe,  nhd.  schärpe.  Bei 
den  alten  hieß  escharpe  escherpe  escerpe  auch  die  dem  pil- 
ger  um  den  hals  hängende  tasche,  s.  Ch.  d.  Sax.  IL  123,  Ogier 
v.  5888,  Parise  p.23,  Ren.  11.59,  Ruteb.  11.25,  und  ver- 
mutlich ist  die  bed.  binde  erst  daraus  abgeleitet.  Tasche  heißt 
auch  das  ahd.  scherbe ,  das  niederrhein.  schirpe ,  das  ndd. 
schrap  Brem.  wb. ,  so  daß  dem  worte  doch  wohl  deutscher 
Ursprung  zukommen  wird:  das  pr.  escharpir  zerreißen  gewährt 
keinen  passenden  begriff.  Ein  diminutiv  von  echarpe  ist  viel- 
leicht esca reelle  (für  escarp-celle)  bügeltasche,  daher  sp. 
escarcela,  it.  scarsella,  nach  andern  aber  vom  it.  scarso  spar- 
sam, da  es  in  dieser  spräche  geldtäschchen  heißt. 

S  c i m  i  t a  r  r  a  it.,  sp.  c  i in  i  t ar  r  a ,  pg.  auch  s  a  m i  t  a r  r  a , 
fr.  c  i  m  e  t  e  r  r  e  (m.)  kurzer  säbel.  Es  soll  morgenländischen 
Ursprunges  sein.  Ein  ähnliches  wort  führt  allerdings  Suidas 
an:  ou/uxp?JQ(xi  onä&ui  ßaQßayixai,  aber  weder  daraus  noch 
aus  dem  pers.  schimschir  konnte  es  entstehen.  Ist  Spanien 
seine  heimath,  so  verdient  Larramendi's  deutung  aus  bask. 
eime-tarra  'der  von  der  feinen  schneide*  alle  rücksicht. 

Sc,iringa  scilinga  it. ,  sp.  siringa  xeringa,  pr.  s\- 
ringua,  fr.  seringue  spritze;  von  syrinx  röhr,  rohrpfeife. 

Scirocco  sciloeco  siroeco  it.,  sp.  siroco  xaloque, 
pg;  x a r  o  c o ,  pr.fr.siroc  Südostwind;  vom glbd.  arab.  scho- 
ruq  (scharq  osten)  Freyt.  II.  41 5a. 

Scoglio  it.,sp.  escollo,  pg.  gleichlaut.,  pr,  escuelh, 
fr.  ecueil  fels,  klippe;  von  scopulus. 

Scojattolo  iL,  sp.  pg.  esquilo,  pr.  escurol,  fr. 
ecureuil  eichhorn;  von  sciurus  sciurulus,  mlat.  squiriolus 
Gloss.  bonn.  Um  das  ungewohnte  iu  zu  beseitigen,  sprach  man 
theils  seuirus  (daher  esquirol,  escurol),  theils  scurius  (daher 
scoj-att-olo,  s.  Rom.  gr.  IL  304) :  so  kam  es,  daß  sei  in  die- 
sem worte,  vielleicht  ohne  einfluß  des  gr.  oxiovQog,  woraus 
aber  doch  das  sard.  schirru  (marder)  entstanden  scheint,  die 
bekannte  palatale  ausspräche  nicht  annahm.  Der  üblichere  span. 
ausdruck  ist  ardilla. 


I.    SCORCIARE-SCROCCO.  311 

Scorciare  it.,  sp.  escorzar,  altfr.  escorcer  es- 
coursser,  wall,  horsi  verkürzen,  das  Meid  zusammenfalten; 
von  curtus,  wie  hausser  von  altus.  Sbst.  it.  scorcio,  sp. 
escorzo  Verkürzung,  altfr.  escors  escuers  schooß  des  kleides. 

S cor z a  it.,  wal.  scoartze,  pr.  escors a,  fr.  ecorce 
rinde  der  bäume,  schale  des  obstes,  scorzia  rinta  bereits  in 
dem  vocabularius  S.  Galli;  vb.  it.  scorzare,  pr.  escorsar, 
fr.  ecorcer.  Die  entstehung  des  Wortes  läßt  sich  verschieden 
auffassen.  Es  kann  herrühren  aus  scortea  ledern :  leder  und 
rinde  werden  oft  durch  dasselbe  wort  ausgedrückt,  und  was 
die  herkunft  aus  einem  adjectiv  betrifft,  so  ist  dies  bei  dem 
synonymen  corteccia  genau  derselbe  fall.  Auch  entstehung 
von  scorza  und  scorzare  aus  cortex  mit  vorgefügtem  s  ist 
gedenkbar:  das  s  des  Substantivs  könnte  seinen  grund  haben 
in  dem  des  verbums,  welches  letztere  sich  aus  ex-corticeare 
erklärt;  eine  andre  bildung ,  excorticare,  ward  oben  unter 
corteccia  erwähnt.  Diese  etymologie  hält  sich  genauer  an  den 
begriff  als  die  erstere. 

Scotta  it.,  sp.pg.  escota  tau  zum  festbinden  des  se- 
geis; vom  schwed.  skot,  nhd.  schote. 

Scotto  it. ,  sp.  pg.  escote,  pr.  es  cot,  fr*  ecot, 
mlat.  scotum  zeche,  dsgl.  steuei\  Es  trifft  zusammen  mit  nhd. 
schofs  (von  schiefsen  ?),  altfries.  skot,  engl,  scot  shot,  so  wie 
mit  dem  gleichbed.  altgael.  sgot  (Leo  malb.  glosse  II.  p.  3), 
Das  fr.  ecot  baumstrunk  ist  offenbar  vom  ahd.  scuz,  woher 
auch  scuzling,  nhd.  schöfsling. 

S  c  r  o  c  c  o  it.  Schmarotzer,  fr,  e  s  c  r  o  c  gaudieb,  listiger 
betrüger,  und  so  mail.  scroch  spizbube,  chw.  scroc  wicht;  vb. 
scroccare  schmarotzen,  escroquer  prellen.  Man  leitet  es 
aus  dem  fr.  croc  haken,  so  daß  escroquer  mit  dem  haken 
herausziehen  hieße,  aber  mit  unrecht,  theils  weil  crocco  dem 
Italiäner  fehlt,  denn  das  vereinzelte  neap.  crocco  kann  aus 
dem  franz.  herrühren,  scrocco  aber  mit  seinen  vielen  ablei- 
tungen  in  Italien  heimischer  scheint  als  in  Frankreich,  theils 
weil  man  franz.  statt  escroquer  eher  ecrocher  (wie  accrocher) 
gesagt  haben  würde.  Escroc  ist  ohne  zweifei  identisch  mit 
ndl.  schrok  Vielfraß,  dem  das  niederrhein.  schroh  mager  (hung- 
rig?) Schmeller  III.  509  zur  noth  entsprechen  könnte,  allein 
das  ndl.  wort  kann  aus  Frankreich  eingebracht  sein.  Unbe- 
denklich von  Seiten  der  form  und  im  einklang  mit  dem  begriffe 


312  I.     SCUOTERE— SEGALE. 

führt  man  es  dagegen  auf  unser  schurke,  ahd.  scurgo,  dem 
die  ital.  form  scorcone  (bei  Vener oni)  noch  näher  tritt 
Schlucker  schlucken  liegen  buchstäblich  schon  etwas  mehr  ab, 
da  ahd.  sl  sich  nicht  in  scr  umbilden  läßt. 

Scuotere  it., pr.  escodre?  (partic.  escos  Gloss.  occ), 
altfr.  escorre  escourre  schütteln,  abschütteln,  losmachen,  von 
excutere;  sbst.  it.  scossa,  pr.  escossa  (escosa  Lex.  rom.), 
fr.  escousse  erschütterung  u.  dgl.,  vom  partic.  excussa.  Zsgs. 
it.  ri scuotere,  pr.  rescodre?  (pari. rescos  Gloss.  occ),  fr. 
recourre  wieder  losmachen,  einlösen,  von  re-excutere;  sbst. 
it.  r  i  s  c  o  s  s  a ,  pr.  rescossa,  fr.  recousse  Wiedereinlösung.  Da- 
hin auch  pr.  secodre,  altfr.  secorre  secourre  (pc.  secous), 
nfr.  secouer,  sp.  sacudir,  lomb.  secudi,  chw.  saccuder  schütteln, 
von  succutere,  das  auch  im  it.  scuotere  enthalten  ist;  sbst. 
fr.  secousse  erschütterung. 

Scuriada  it.,  fr.  ecourgee  (aus  escouriee),  norm. 
courgee  peitsche,  geissei,  daher  engl,  scourge  und  wohl  auch 
sp.  zurriago;  aus  excoriata  sc.  scutica  aus  leder  bereitete 
geissei,  wie  Muratori  lehrt.  Bas  franz.  wort  trifft  übrigens 
buchstäblich   eben  sowohl  mit  it.  scoreggiata    (von  corrigia) 


Secchia  it.,  pg.  pr.  selha,  altfr.  seille,  dsgl.  masc. 
it.  secchio,  pr.  seih  eimer,  gelte;  von  situla  sit'la,  eupho- 
nisch sicla  L.  Alam  u.  s.  w.,  siccla  einpar  (eimer)  Gloss.  cass., 
masc.  siclus  Cap.  Car.  M.  Abgel.  mail.  sidell,  com.  sedell, 
altfr.  seel,  nfr.  seau  mit  gl  bed.,  fem.  mail.  sidella,  com.  se- 
dela,  lat.  sitella ;  sedella  ampri  (d.  i.  eimberi)  Gloss.  cass.  Dem 
Spanier  scheint  das  wort  ganz  abzugehn;  doch  vermuthet  man 
es  nicht  ohne  grund  in  acetre  Schöpfeimer,  für  acetle  =  si- 
tulus,  wovon  sich  das  altsp.  celtre  aber  weiter  entfernt. 

S  e  d  a  n  o  it.,  ven.  seleno,  comask.  selar,  piem.  seier  u.  s.  w., 
fr.  celeri  eine  pflanze,  selleri;  von  osUvov  eppich^  im  spä- 
tem griech.  aber  auch  mit  den  rom.  Wörtern  gleichbedeutend. 
Span,  apio  dulce. 

S  e  d  i  a  seggia  it.,  fr.  siege  (m.)  sitz,  dsgl.  it.  a  s  s  e  d  i  o 
asseggio  belagerung ;  vb.  it.  a s s ed i  a r  e ,  sp.  asediar,  fr.  as- 
sieger  belagern ;  abgeleitet  aus  sedes  vielleicht  durch  Vermitt- 
lung von  assedium  assediare,  da  ein  unmittelbares  sedia  von 
sedes  kaum  anzunehmen  ist 

Segale  segola  it.,  cat.  segol,  pr.  geguel,  /hseigle 


L    SEGNO-SEGUGIO.  313 

(tri.),  ival  s  e  c  ä  r  e ,  auch  bask.  cekharea  roggen ;  von  secale 
dass.  ,  mlat.  sigala  Gloss.  floi\  990a,  sigilum  Hattemer  I.  308a, 
siclo  296^:  beide  letztere  formen  entscheiden  für  den  accent 
auf  der  ersten  sylbe. 

S  e  g  n  o  altit. ,  pg.  s  i  n  o ,  altcat.  s  e  n  y  Chron.  d'Esclot 
687*,  pr.  cenh,  chiv.  senn  glocke,  alt  fr.  entstellt  in  seint  saint, 
weil  die  glocken  namen  (von  heiligen)  empfiengen;  von  Signum, 
in  dieser  bedeutung  schon  im  frühen  mlatein,  daher  auch  bask. 
ceinua.     Vgl  tocsin  II.  c. 

Segugio  it.  spürhund,  mail.  saus  savus,  piem.  sus,  in 
der  L.  Sal.  und  Alam.  sigusius  siusius  seusius,  in  der  L.  Burg. 
segutius,  in  der  L.  Bajuv.  canem  seucem,  quem  leitihunt  vo- 
cant,  vgl  bei  Graff  VI.  282  jagahunt  siuso,  si  secutor  dicere- 
mus,  und  jagahunt  siusi  secutor.  Auf  franz.  gebiet  scheint 
sich  das  wort  nicht  zu  finden,  dagegen  läßt  es  sich  in  dem 
räthselhaften  sp.  s  a  b  u  e  s  o ,  pg.  s  a  b  uj  o  wiedererkennen,  wel- 
ches sehr  wohl  aus  sausius  mit  eingeschobenem  hiatustilgenden 
b  ==  v  (sabusius,  vgl.  das  mail.  savus)  und  versetztem  i  (sa- 
buiso  sabueso)  entstehen  konnte.  Ableitung  aus  dem  partic. 
secutus  ist  grammatisch  unstatthaft.  Müllenhof  zur  L.  Sal.  p.  293 
hält  das  wort  für  fränkisch  und  schreibt  seusius  d.  i.  siusius» 
mit  eingeschobenem  g  sigusius,  mhd.  süse,  vom  vb.  süsen  stri- 
dere,  ahd.  siusjan,  nhd.  sausen,  eine  deutung ,  die  nicht  frei 
ist  von  zweifei.  Räumt  man  auch  ein,  daß  im  mlatein  di- 
phthonge  durch  consonanteinschiebung  zertheilt  werden  konn- 
ten (was  aber  aus  Agetius  für  Aetius  noch  nicht  hervorleuch- 
tet, da  die  einschiebung,  wie  in  grugem  für  gruem,  hier  dem 
hiatus  gilt),  so  findet  dies  auf  die  lebende  spräche  schwerlich 
anwendung,  die  kein  beispiel  einer  solchen  behandlung  der  äi- 
phthonge  kennt.  Denn  wenn  triuwa  tregua  ward,  so  vertritt 
gu  hier  das  ahd.  w  und  das  ital.wort  weist  zunächst  auf  die 
form  triwa ;  suso  muste  it.  suso  oder  susone  lauten.  Übri- 
gens möchte  auch  die  bed.  sausehund  nicht  passend  gewählt 
sein  für  einen  leit-  oder  spürhund,  bei  dem  die  Schnelligkeit 
gewiss  nicht  das  hauptmerkmal  abgibt  Ferrari  u.  a.  vermu- 
then  auf  den  städtenamen  Segusium,  Susa  in  Piemont,  und 
diese  vermuthung  ist  nicht  zu  weit  abzuweisen,  da  die  namen 
der  hunderacen  häufig  geographische  sind,  der  buchstabe  aber 
hier  kein  bedenken  macht.  Aus  segusius  für  segusianus  oder 
aus  canis  de  Segusio  entsprang  durch  abkümung  seusius,  durch 


314  I.    SEMBRARE-SENTARE. 

umdeutung  segutius;  in  der  piem.  form  hielt  der  name  des 
hundes  gleichen  schritt  mit  dem  der  stadt,  während  die  Schrift- 
sprache an  der  alten  form  festhielt.  Kein  Zeugnis  gibt  es 
freilich  für  den  segusischen  hund,  aber  damit  ist  dieser  ety- 
mologie  wenig  abbruch  gethan.  Das  sp.  galgo  z.  b.  führt  buch- 
stäblich auf  gallicus :  hier  erhielt  uns  der  zufall  ein  bestäti- 
gendes zeugnis,  wie  er  es  dort  versagte.  Covarruvias  bemerkt, 
die  race  stamme  aus  Savoyen,  was  er  aber  aus  dem  worte 
(sabueso)  erst  gefolgert  haben  mag. 

Sembrare  sembiare  it.,  sp.  pr.  semblar,  fr.  sem- 
bler  gleichen,  scheinen;  von  similare  simulare  ähnlich  ma- 
chen, nachahmen.  Abgel.  it.  s  e  m  b  i  a  n  t  e,  sp.  semblante,  pr. 
semblan,  fr.  semblant  ansehn,  miene;  zsgs.  it.  assembrare 
assembiare,  sp.  pr.  asemblar,  fr.  assembler  versammeln,  lat. 
assimilare  assimulare,  aber  mit  zurückführung  desselben  auf 
die  bed.  von  simul ,  wie  dies  schon  im  frühsten  mlatein  ge- 
schah; it.  ras  sembrare,  sp.  pr.  resemblar,  fr.  ressembler 
ähnlich  sein.  Aus  dem  adj.  similis  leitete  man  mit  beobach- 
tung  des  ableitungsvocales  i  it.  s  i  m  i  g  1  i  a  r  e  somigliare,  sp. 
semejar,  pr.  semelhar  gleichen,  scheinen,  eig.  gleich  machen 
(mit  dem  accus.). 

Semola  it.  sp.,  semoule  fr.  mehlkleien,  mehlküglein; 
von  simila  Weizenmehl. 

S  e  n  a  it.,  s  e n  a  sp.,  s e  n  n  e  pg.,  senefr.  senesstaude; 
vom  arab.  sanä  Freyt.  11.  361K 

S  e  n  d  a  sp.  cat.  pfad,  von  semita ;  it.  s  e  n  t  i  e  r  o ,  sp.  sen- 
den), pr.  semdier  sendieira,  fr.  sentier  dass.,  von  semitarius. 

Senno  it.,  altsp.  sen  B er c,  Alex.,  pr.  altfr.chw.  sen 
verstand ;  vom  ahd.  sin  mit  ders.  bed.,  nhd.  sinn.  Abgel.  alt- 
sp. senado,  pr.  senat,  alt  fr.  sene  mit  verstand  begabt,  nfr. 
nur  for-cene  =  it.  for-sennato  unsinnig. 

Sensale  it.,  fr.  censal,  pr.  cessal  mäkler ;  aus  cen- 
sualis  einnehmer,  vgl.  Papias:  censuales  sunt  officiales,  qui 
censum  per  provincias  exigunt.  Dafür  ist  Adelung.  Golius 
p.  1213  hat  arab.  simsar  cproxeneta ,  unde  ital.  senzale',  das 
Zeugnis  dazu  ist  aber  erst  aus  dem  14.  jh. 

Sentare  it.  (mdartl  z.b.  comask.),  sp.  pg.  pr.  senta  r 
(letzteres  nur  im  part.  sentat)  setzen;  participialverbum  von 
sedere  sedens,  Rom.gr.  II.  333.  Zsgs.  it.  assentare,  sp. 
pg.  asentar,  altfr.  assenter  Bert  p.  150,  sbst.  sp.  asiento. 


I.    SENTINELLA— SERA.  815 

Sentinella^sp.  centinela,  fr.  sentinellescÄi/d- 
wache;  vom  it.  sentire  hören,  wie  das  gleichbed.  scolta  von 
scoltare.  So  behaupten  Vossius  u.  a.  Allein  es  fehlt  das  mit- 
telglied,  da  doch  sent-in-ella  abzutheilen  wäre.  Man  wird 
darum  Galvani's  deutung  aufnehmen  müssen  Archiv,  stör,  it. 
XIV.  361.  Hiernach  ist  es  von  sentina,  wie  man  den  un- 
tersten Schiffsraum  nannte,  der  wegen  des  eindringenden 
tcassers  beständig  gehütet  werden  muste;  ein  solcher  hüter 
hieß  sentinator.  Von  der  flotte  gieng  das  wort  über  auf  das  heer. 

S  e  n  z  a  it. ,  früher  auch  sanza ,  neupr.  s  e  n  s  o ,  altsp. 
sin  es  Poem.  d.  Cid,  Alex.,  altpr.  s  e  n  e  s  sens  ses,  alt  fr.  sens, 
nfr.  sans,  daneben  die  einfachere  formaltit.  sen  Poet  d.  pr. 
sec.  L  201 ,  oft  bei  Brünett o  Latini ,  sp.  s  i  n ,  pg.  s  e  m ,  pr, 
sen  Pass.  de  J.  Chr.  str.  89;  präp.  vom  lat.  sine,  mit  ange- 
fügtem s  senes  sens,  hieraus  mit  euphonischem  vocalauslaut 
it.  senza  für  sensa  wie  manzo  für  manso  u.  a.  Einheimische 
Sprachforscher  lassen  senza  aus  absentia  entstehen  und  diese 
deutung  wäre  allerdings  zu  erwägen:  Unterstützung  fände  sie 
jedoch  weniger  in  dem  genitiv  senza  di  me  (Potts  forsch.  II. 
183),  den  auch  andre  präpositionen  zulassen,  als  im  adver- 
bialen gebrauche  dieser  partikel,  welchen  sp.  sin,  fr.  sans  nicht 
gestatten,  z.  b.  fare  senza  entrathen,  il  viver  senza  Petr.  canz. 
8,  npr.  d'afgent  es  senso  er  ist  des  geldes  ohne,  daher  denn 
auch  das  comask.  vb.  senza  berauben,  wie  ahd.  änön  von 
äno  =  nhd.  ohne.  Indessen  nöthigt  die  geschlossene  aussprä- 
che des  e  zur  obigen  herleitung  aus  sine,  indem  das  suffix 
enza  (as-senza  =  absentia)  stets  offenes  e  hat. 

S  e  p  p  i  a  it.,  x  i  b  i  a  sp.,  s  e  c  h  e  fr.  tintenfisch ;  von  sepia. 

Sera  it.  pr.,  seare  wal,  prov.  masc.  ser,  fr.  soir 
abend;  von  serum  späte  zeit  (statt  dessen  sp.  tarde,  vom  adv. 
tarde).  Zsgs.  pr.  aserar,  altfr.  aserier  aserir  enserir,  wal 
inserä  abend  werden.  Es  gibt  überdies  einige  ableitungen, 
die  nach  ihren  bedeutungen  augenscheinlich  zu  serus  gehören, 
nicht  aus  serenus  gebildet  sind:  sp.  sereno,  pr.  seren,  fr. 
serein,  neap.  serena  abendthau,  pr.  serena  abendlied,  daher 
it.  serenata;  wie  ist  aber  das  vielleicht  ganz  unroman.  suf- 
fix en  zu  verstehen?  schrieb  man  etwa  fr.  serein  für  serain 
(ser-anus  mit  bekanntem  suffix)  und  entstand  hieraus  pr.  se- 
ren, letzteres  nach  Spanien  gewandert ,  wo  ja  das  primitiv 
fehlte? 


818  I.    SERGENTE— SESTIERE. 

Sergente  it.,  sp.  sargento,  alt  sergente  Alex.,  fr. 
S  e  r  g  e  n  t  gerichtsdiener ;  von  bestrittener  Herkunft.  Läßt  man 
es  mit  Grimm  rechtsalt.  p.  766  aus  ahd.  scarjo  =  nhd.  scherge 
entspringen,  so  bleibt  die  endung  unerklärlich,  wenn  man  auch 
den  ausfall  des  c  wie  in  sal  aus  früherm  scal  £w&d  soll)  zu- 
geben will,  obwohl  das  nhd.  scherge  widerspricht.  Besser 
fügt  sich  sergente  offenbar  zum  lat.  partic.  serviens  mit  con- 
sonantierung  des  i ,  wozu  pioggia  aus  pluvia  zu  halten  ist ; 
seine  grundbed.  ist  nicht  die  von  scarjo,  sondern  die  von  fa- 
mulus  (serjant  de  deu  übersetzt  famulus  dei,  vgl.  li  serganz, 
kil  serveit  der  diener,  der  ihm  diente  Chans,  d' Alexis  68)  und 
was  vollends  für  diese  herleitung  spricht,  dem  Provenzalen 
bedeutet  das  pari,  sirven  von  servir  genau  dasselbe,  und  ebenso 
drückt  der  Piemontese  das  fr.  sergent  mit  servient  aus. 

S  e  r  p  e  it.  pg.  altfr.,  sp.  s  i  e  r  p  e ,  pr.  churw.  s  e  r  p ,  wal. 
serpe  schlänge,  gemeinromanische  gewiss  sehr  alte  abkürzung 
von  serpens,  die  auch  im  kymr.  sarf  hervortritt. 

Serra  altit.  Poet.  d.  pr.  sec.  1.413,  sp.  Sierra,  pg.  pr. 
serra  bergkette;  eig.  säge,  lat.  serra,  wegen  der  zackigen  ge- 
stalt,  vgl.  serratus  gezackt,  daher  der  geograph.  name  Mon- 
serrat. 

Serrare  it.,  sp.  pg.  cerrar,  pr.  serrar,  fr.  serrer 
einschließen,  auch  zusammenpressen;  sbst.it.  serra  gedränge, 
fr.  serre  (f.)  kralle;  it.  serraglio,  altsp.  cerraje,  pr.  ser- 
ralh,  fr.  serail  Verschluß;  von  sera  schloß,  früh  im  mlatein 
serra.  Sp.  cerrar  mit  c  ist  eine  scheideform  gegenüber  dem 
vb.  serrar  sägen. 

S  e  s  t  a  seste  it.  zirkel  zum  messen,  it.  altpg.  s  e  s  t  o  Ord- 
nung, maß;  vb.  it.  sestare  assestare  abmessen,  sp.  asestar 
ein  geschütz  richten  (auch  pr.  assestar  Lex.  rom.  V.  220  ?) 
Von  den  etymologen  noch  ungelöst,  aber  nicht  schwierig  zu 
lösen.  Sesta  ist  das  gr.  %v(növ  ein  Werkzeug  der  maurer 
zum  ausgleichen  oder  richten,  nach  einigen  die  kelle,  nach  an- 
dern das  Winkelmaß  oder  richtscheit.  Man  sieht,  daß  das 
wort  von  Italien  ausgegangen  und  dies  passt  zu  seinem  griech. 
Ursprung.  Von  sestare  ist  aber  auch  unser  ahd.  sestön  dis- 
ponere,  sestunga  dispositio. 

S  esi'x er e  it.,  sp.  sextario,  pr.  sestier,  fr.  setier, 
in  dencass.  glossen  sestar,  ein  maß;  von  sextarius  der  sechste 
theil  eines  gewissen  maßes,  ahd,  sehtari.     Das  lat.  wort' gab 


I.    SETA— SI.  8i7 

dem   Italiäner  überdies  die  zsgz.  form  stajo  für  sestajo,  vgl 
chw.  ster  für  sester,  lothr.  steire. 

S  e  t  a  it.,  sp.  pr.  s  e  d  a ,  fr.  s  o  i  e ,  im  spätem  mlatein 
seta;  aus  der  form  seda  ist  ahd.  sida  £wiepina  aus  pena  für 
poena,  pris  aus  pretium),  nhd.  seide,  ir.  sioda,  kymr.  sidan. 
Es  ist  buchstäblich  das  tat.  seta  starkes  haar,  eine  dem  span, 
und  franz.  worte  verbliebene  bedeutung ,  woher  auch  it.  se- 
tone,  fr.  seton  haarseil.  Als  man  es  auf  die  seide  anwandte, 
bedeutete  es  anfangs  vielleicht  nur  stränglein,  strähne,  in  be- 
ziehung  auf  die  in  dieser  form  versandte  rohseide:  beides 
strähne  und  rohseide  berühren  sich  auch  im  gr.  fuaTctt-a  und 
dem  rom.  matassa,  und  das  sp.  pelo  heißt  haar  und  rohseide. 
Eine  dalmatische  Urkunde  v.j.  1118  sagt  noch  seta  serica,  nicht 
schlechtweg  seta,  also  seidenhaar,  seidenstrang,  s.  Ducange  v. 
seta.  Zur  grundbedeutung  von  seta  passt  es  ferner,  wenn 
das  mongolische  sirgek  sowohl  seide  wie  als  adj.  straff  (von 
haaren)  ausdrückt,  s.  Schott  über  das  jinnisch-tartarische  spra- 
chengeschlecht  p.  5.  Aus  sindon  (musselin)  kann  seta  nicht 
entstanden  sein,  eben  so  wenig  aus  dem  koreanischen  sir  szir 
(Journ.  asiat.  II.  243).  Zu  künstlich  scheint  die  deutung  aus 
gr.  o?jg,  gen.  oqzog,  kleidermotte ,  das  zunächst  wurm  (axw- 
A^£  bei  Hesychius),  alsdann  seidenwurm  bedeuten  sollte.  — 
Eine  abl  ist  it.  setino,  daher  pg.  setim,  fr.  satin  ein  sei- 
dengewebe,  altfr.  sain  Aubery  p.  3. 

Settimana  semmana  iL,  sp.  pg.  semana,  pr.  set- 
in a n a ,  fr.semaine  woche ;  von septimana  im  spätem  mla- 
tein, eig.  siebenzählig,  wal.  septemene,  irisch  sechtmaine  Zeuß 
I.  77.   Dafür  cat.  altpg.  doma  von  hebdomas,  sp.  hebdoinada. 

S  e  v o  sego  it.  (g  für  v  s.  Rom.  gr.  1. 187),  sp.  pg.seb o, 
pr.  wal.  s  e  u ,  fr.  s  u  i  f  (durch  Umstellung),  norm,  henneg.  sieu ; 
von  sebum  sevum  unschlitt. 

S  g  u  r  a  r  e  it.  (eig.  lomb.  sgurä),  sp.  cat.  e  s  c  u  r  a  r ,  fr. 
e  cur  er  fegen;  nicht  vom  dtschen  scheuern,  ndl.  schüren, 
das  wohl  selbst  aus  dem  latein.  ist,  sondern  vom  lat.  curare 
pflegen,  rein  halten  z.  b.  cutem,  vitem,  mit  vorgesetztem  begriffst 
verstärkenden  ex.  Schon  das  einfache  curare  hat  im  venes. 
und  prov.  die  bed.  reinigen,   dazu  stimmt  wal.  curat  sauber. 

Si  it.,  sp.  s/,  altsp.  sin,  pg.  sim,  pr.  fr.  si,  partikel 
der  vergleichung  und  bejahung;  von  sie,  statt  dessen  in  be- 
jahendem sinne  der  Römer  lieber  ita  setzte* 


818  I.     SIDRO— SIGNORE. 

Sidro  cidro  it.,  sp.  sidra,  fr.  cidre,  wal.  c i g h e a- 
riu  Obstwein;  von  sicera  (oi'xeQa),  entstellt  in  cicera,  wor- 
aus cidra  wie  fr.  ladre  aus  Lazarus  ward.  Aber  altsp.  noch 
sizra  Berceo. 

Signore  it.,  sp.  sefior,  pg.  pr.  senhor,  fr.  s ei- 
gnem* herr;  von  senior  der  ältere,  geehrtere,  angesehenere, 
wie  gr.  ngsoßvisgog,  wovon  Isidorus  7 ,  12  sagt:  presbyter 
graece  latine  senior  interpretatur,  non  pro  aetate  vel  decre- 
pita  senectute,  sed  propter  honorem  et  dignitatem,  oder  wie 
ags.  ealdor,  das  in  die  bed.  fürst  übergieng.  Durch  senior 
ward  dominus  theils  verdrängt,  theils  in  seiner  bedeutung  ein- 
geschränkt, während  das  fem.  domina  in  seinem  rechte  ver- 
blieb. Ähnlich  muste  das  goth.  masc.  frauja,  ahd.  frö,  dem 
comparativ  herro  weichen,  aber  das  fem.  frau  dauert  fort. 
Im  altport.  und  gallicischen  ward  es  auch  wie  im  latein  als  fe- 
minin gesetzt:  senhor  rainha  frau  königinn,  mia  sennor  fre- 
mosa  meine  schöne  herrinn;  zuweilen  auch  im  altfr.:  ele  de- 
vint  dame  e  signor ,  s.  Rom.  gr.  IL  242 ;  im  prov.  kann  es 
auch  als  adjectiv  construiert  werden  wie  in  pilars  senhors 
hauptpf eiler.  Senior  für  dominus  kennt  schon  das  älteste  mla- 
tein :  Gregor  v.  T.  sagt  z.  b.  8,  30  unusquisque  contra  senio- 
rem  saeva  intentione  grassatur.  In  dem  scherzhaften  artikel 
zur  L.  Sal.  (wolfenb.  hs.,  8.  jh.J  wird  ihm  vassallus  entgegen- 
gesetzt: cum  senior  bibit  duas  vicis,  sui  vassalli  la  tercia. 
In  den  von  W.  Grimm  edierten  deutsch  -  latein.  gesprächen 
steht  es  überall  dem  ahd.  herro  zur  seite.  Die  älteste  franz. 
form  ist  nom.  sendra  (in  den  Eiden,  vgl.  senhdre  Ger.  de 
Roussj,  zsgz.  sire,  acc.  seigneur,  das  nachmals  auch  in 
sieur  gekürzt  ward;  zsgs.  nom.  messire,  acc.  monseigneur 
und  monsieur.  Die  zusammenziehung  von  sendre  (senre)  in 
sire  ist  stark  und  mag  nordfranzösischen  Ursprunges  sein: 
picardisch  wird  ndr  nr  nicht  selten  in  r  vereinfacht,  tiendrons 
z.  b.  lautet  hier  terons,  tendre  lautet  tere.  Franz.  Ursprun- 
ges sind  die  prov.  formen  sire  sira  nom.  und  acc,  sp.  ser  s. 
Poem.  d.  Cid  v.  3125,  dsgl.  sire,  it.  ser  und  sire,  mundartlich 
sior,  engl,  sir,  durch  welches  das  ags.  hearra  aus  der  sprä- 
che verdrängt  ward.  —  Jener  Wechsel  zwischen  nominativ- 
und  accusativform  gemäß  dem  lat.  senior  seniörem  zeugt  schon 
gegen  die  herleitung  aus  dem  vandalischen  worte  sihora  = 
lat.  domine,  5.  darüber  Rom.  gr.  1.  41,  Grimms  myth.  p.  24. 


I.    SINGHIOZZO— SMAGARE.  819 

Singhiozzo  singozzo  it.,  sp.  sollozo,  pr.  singlot 
sanglot,  fr.  s  a  n  g  1  o  t,  chw.  sanglut  geschluchze ;  vb.  s  i  n  g  h  i  o  z- 
zare  und  singhiottire ,  sollozar,  sanglotar,  sangloter;  mehr 
oder  minder  entstellt  aus  singultus,  singultare,  singultire;  zu- 
nächst der  ital.  form  steht  mlat.  suggultium  Class.  auct.  VI.  545". 

Singlar  sp.,  singrar  pg. ,  cingler  fr.  segeln;  doch 
wohl  aus  dem  ahd.  segelen,  altn.  sigla,  mit  eingeschobenem  n 
wie  in  singlaton.  Unmittelbarer  weist  auf  das  deutsche  wort 
alt  fr.  sigle  segel,  sigler  segeln. 

Siniscalco  sescalco  it.,  senescal  sp.  pr.,  sene- 
chal  fr.  oberhofmeister ;  vom  ahd.  sini-scalh  ältester  diener, 
das  sich  aber  in  den  alten  deutschen  sprachquellen  nicht  vor- 
findet, mlat.  seniscalcus  L.  Alam.,  s.  Grimms  rechtsalt.  p.  302. 

Siroppo  sciroppo  it. ,  sp.  xarope,  pg.  xarope  en- 
xarope,  fr.  sirop  ein  süßer  saft;  vom  arab.  scharäb  trank, 
wein,  kaffee  Freyt.  II.  407b. 

Slinga  (schlinga)  churw,,  sp.  eslingua,  pg.  eslin- 
ga,  fr.  elingue  Biet,  de  Trev.  schlinge,  Schleuder;  vb.  pic. 
elinguer  schleudern  (alt fr.  linder  G.  Guiart  II. 377 J;  vom 
ahd.  slinga  funda. 

Smagare  altit. ,  altpg.  esmaiar  muthlos  werden,  pr. 
esmaiar,  altfr.  esmaier  esmoyer,  in  Berry  emeger  muthlos 
machen;  dsgl.  sp.  pg.  desmayar  in  ohnmacht  fallen;  sbst. 
it.  sm  ago,  pr.  esmai,  altfr.  esmai  esmoi,  sp.  desmayo  schrek- 
ken,  ohnmacht.  Der  franz.  spräche  verblieb  emoi,  das  man 
gewöhnlich  aus  movere  deutet,  wiewohl  es  nur  eine  mund- 
artliche form  ist  für  esmai,  vgl.  Ruteb.  11.48:  dites  li,  ne 
s'esmait  ne  que  je  m' esmoi,  wo  beideformen  gleichbedeutend 
nebeneinander  stehen.  Das  wort  ist  deutsch,  aber  nur  mit 
privativem  es  (des)  im  roman.  gebraucht:  goth.  ahd.  magan  ver- 
mögen, vgl.  ahd.  magen  stark  sein,  unmagen  ohnmächtig  wer- 
den. Selten  allerdings  geschah  es,  daß  der  Romane  das  ein- 
fache deutsche  wort  nur  zu  einer  Zusammensetzung  benutzte; 
warum  sollte  er  aber,  wenn  er  z.  b.  das  wort  un-magen  brau- 
chen konnte,  es  nicht  in  es-magar  abgeändert  haben,  um  es 
sich  näher  zu  rücken?  So  findet  sich  auch  ahd.  stullan  nur 
im  ital  compos.  tra-stullare ,  andrer  beispiele  nicht  zu  ge- 
denken. Wackernagel  altfr.  lieder  p.  131  führt  es  auf  ahd. 
smähjan  schwächen,  erniedrigen  zurück,  welches  einigermaßen 
durch  die  altsp.  form  esmair  Alex,  gestützt  wird,  wogegen 


SSO  I.    SMALTO— SNELLO. 

aber  die  gemeinrom.  bildung  nach  der  1.  conj.  /förmagan  re- 
det.    Smähi  fand  übrigens  im  ital  smacco  seine  darstellung. 

Smalto  it.,  wal.  smaltz  (jumaltz),  sp. pg.  esmalte, 
fr.  e  m  a  i  1  metallisches  glas,  schmelzglas,  mlat.  smaltum.  Da 
it.  smalto  auch  mörtel  heißt,  so  hat  man  darin  das  glbd.  tat. 
maltha  vermuthet  und  weder  gegen  das  vorgefügte  s  noch  ge- 
gen den  übertritt  in  die  2.  decl.  ist  etwas  einzuwenden.  Eine 
andre  herleitung  ist  die  aus  dem  ahd.  smelzan,  früher  smalzjan 
smaltjan,  nhd.  schmelzen,  und  sie  scheint  richtiger  l)  weil 
das  ital.  vb.  smaltire  'verdauen'  sich  zu  smaltjan  logisch  bes- 
ser schickt  als  zu  maltha;  2)  weil  sich  die  eigentümliche 
franz.  form  email  nimmer  aus  dem  lat.  wort,  wohl  aber  aus 
smelzi  srnalti  construieren  läßt :  i  ward  von  a  angezogen 
(esmailt)  und  t  apocopiert  wie  in  gal  für  galt  vom  deutschen 
wald.  Wenn  der  Übersetzer  des  M.  Capella  sagt:  electrum 
heizet  cin  walescun'  smaldum  Graff  VI.  832,  so  hatte  er  die 
bereits  romanisierte  form  vor  äugen. 

Smeraldo  it.,sp.pg.  esmeralda,  pr.  esmerauda, 
fr.  emeraude  ein  edelstein,  von  smaragdus,  sanskr.  mara- 
kata,  g  in  1  verwandelt  wie  im  it.  salma  aus  ady/aa  oder  Bai- 
dacco  aus  Bagdad;  altsp.  aber  auch  esmeracde  Alex. ,  pr. 
maracde. 

SmerareiJ.,  sp.  pr.  esmerar,  altfr.  esmerer  put- 
zen, polieren;  von  ex-merare  wie  spurare  von  ex-purare, 
sgurare  von  ex-curare. 

Smeriglio  it.,  sp.  esmeril,  fr.  emeri  ein  zum  po- 
lieren dienendes  eisener z,  schmergel;  vom  gleichbed.  gr.  ofiv- 

S  m  e  r  1  o  it. ,  e  s  m  i  r  1  e  pr.  lerchenfalk ,  die  kleinste  art 
raubvögel,  sp.  pg.  esmeril  art  kanonen  (vgl.  falconete  von 
falcon);  dsgl.  it.  smeriglione,  sp.  esmerejon,  pg.  esme- 
rilhäo,  pr.  esmerilhö,  fr.  emerillon  s.  v.  a.  smerlo.  Das  wort 
ist  eine  Verstärkung  von  merla,  lat.  merula,  und  es  soll  da- 
mit ein  der  amsel  ähnlicher  vogel  bezeichnet  werden,  engl. 
merlin.     Es  ist  schon  im  ahd.  smirl  vorhanden. 

S  n  e  1 1  o  it.,  pr.  i  s  n  e  1  ir nel  Choix  IV.  224,  V.  1 79,  altfr. 
isnel  flink,  gewandt,  noch  jetzt  norm,  inele.  Gewiss  vom  ahd. 
snel  streithaft,  behende,  aber  warum  isnel,  nicht  esnel?  ist  i 
dem  anlaute  sn  verwandter  als  e?  mlat  schrieb  man  auch 
isnechia  vom  altn.  sneckja. 


I.     SODA-SOGNA.  881 

Soda  it.  sp.pg.,  s  o  u  d  e  fr.  ein  laugensalz  aus  der  asche 
der  kalipflanze;  wird  aus  solida  hergeleitet.  Span,  sosa, 
von  salsus,  heißt  auch  die  pflanze  selbst,  salsola  L.,  Salzkraut. 

Sofa  it.  pg.,  fr.  sopha  sofa  (m.J  ruhebett;  vom  arab. 
coffah  ruhebank  vor  dem  hause  freut.  II.  502a. 

Soffiare  it.,  altsp.  pr.  suflar,  fr.  souffler,  nsp. 
soplar,  pg.  soprar  blasen;  von  sufflare.  Daher  fr.  Souf- 
fle t  blasbalg,  auch  ohrfeige,  da  die  begriffe  hauch  und  schlag 
sich  berühren,  wovon  sich  ein  anderes  beispiel  oben  unter  buf 
findet.     Verwandt  ist  auch  das  pg.  assoviar. 

Soffratta  altit.,  pr.  sofraita  sofracha,  altfr.  souf- 
fraite  mangel,  abbruch;  altit.  soffrettoso  Poet.  d.pr.sec.I. 
214,  pr.  sofraitos,  fr.  souflPreteux  dürftig;  von  suffringere  suf- 
fr actus,  pr.  sofranher. 

S  o  g  a  it.  (mdartl)  seil,  so  auch  sp.  pg.  chw.  suga ;  die 
bed.  der  ital.  Schriftsprache  ist  lederner  riemen,  im  port.  heißt 
es  vornehmlich  binsenseil,  im  span.  auch  ein  längenmaß,  so- 
guear  mit  dem  seile  messen;  bask.  soca.  Es  fehlt  dem  worte 
nicht  an  Zeugnissen  im  frühern  mlatein,  wo  es  gleichfalls  rie- 
men oder  seil  bedeutet:  si  quis  sogas  furatus  fuerit  de  bove 
junctorio  L.  Long. ;  sogam  carralem  de  corio  Epist.  Innoc.  HL, 
auch  ackermaß ,  daher  sogalis  eine  abgäbe  Capit.  de  villis. 
Die  bask.  form  mit  tenuis  ist  wohl  die  ältere;  zu  ihr  stimmt 
socas  tortiles  in  einer  Urkunde  unter  Justinian  und,  wie  Du~ 
cange  vermuthet,  auch  mittelgr.  ocoxaQtop  ein  längenmaß,  bei 
Hero  (nach  600  p.  C).  Diefenbach  celt  I.  90  vergleicht  kymr. 
syg  kette,  bret.  süg  zugseil,  gael.  sugan  strohseil.  Im  span, 
ist  soga  am  meisten  heimisch  geworden,  da  es  zu  vielen  re- 
densarten  und  ableitungen  gebraucht  wird. 

S  o  gn a  altit.  Poet.  d.  pr.  sec.  I.  334,  pr.  s  o  n h ,  fr.  s  o in 
sorge,  Sorgfalt,  vb.  fr.  soigner  besorgen,  pflegen;  zsgs.  it. 
bisogno,  pr.  besonh  besonha,  fr.  besohl,  chw.  basengs  noth, 
bedürfnis  (fr.  besogne  f.  geschäft),  it.  bisognare,  pr.  besonhar 
noth  thun;  dsgl.  altfr.  essoigne  essoine  nothwendigkeit, 
Schwierigkeit,  entschuldigung ,  essoigner  sich  entschuldigen; 
hierzu  noch  die  altfr.  verba  ensounier  beschäftigen,  resoigner 
fürchten.  Das  einfache  subst.  ist  schon  dem  ältesten  mlatein 
bekannt:  die  L.  Sal.  und  Rip.  haben  sunnis  (sonst  auch  sun~ 
nia  sonia)  mit  der  bed.  gesetzliches  hindernis  (daher  das  ver- 
weilen bei  einem  gegenständ,  die  Sorgfalt),  und  hierin  erkennt 

n 


388  I.    SOLDO— SOLFA. 

Grimm  rechtsalt.  p.  847  ein  fränkisches  wort  =  altn.  syn  ab- 
läugnung ,  vb.  synja  abläugnen,  mlat.  soniare  besorgen.  Die 
goth.  spräche  liefert  sunja  Wahrheit,  sunjön  rechtfertigen,  die 
alts.  sunnea  entschuldigung,  nothwendigkeit,  hindernis,  welchen 
sich  essoigne  (mlat.  exonia  exonium)  so  wie  besoin  logisch 
genau  anschließen.  Freilich  läßt  sich  letzteres,  da  man  kaum 
ein  verlorenes  deutsches  compositum  aus  vorliegendem  stamme 
annehmen  darf ,  auf  das  zu  einem  andern  stamme  gehörige 
ahd.  bi-siunigi  scrupulositas,  woraus  ein  sbst.  bi-siuni  zu  fol- 
gern ist  (Grimm  II.  719»),  zurückführen :  denn  daß  hier  das 
roman.  bes  bis,  das  etwas  falsches,  verkehrtes  bedeutet  (s. 
oben  bis)  nicht  im  spiel  ist,  zeigt  theils  der  begriff  des  Wor- 
tes, theils  seine  Schreibung,  die  in  jenem  falle  bessoin  bissogno 
sein  müste,  und  auch  ags.  byseg,  nndl.  bezig  (beschäftigt),  wor- 
auf Grimm  vermuthet,  gesch.  d.d.  spr.p.  364,  läßt  sich  mit  be- 
soin nicht  in  einklang  bringen.  IS  och  ist  einer  von  Ducange 
versuchten  herleitung  von  soin  aus  lat.  somnium  zu  geden- 
ken: wer  träume,  dessen  gemüth  schwebe  in  angst  und  sor- 
gen, und  schon  ein  altes  lat.  gr.  glossar  übersetze  darum  so- 
mnium (pQovxiq.  Aber  kann  dies  somnium  nicht  eine  Umbil- 
dung sein  von  sonium  (soin)  um  diesem  ein  ganz  latein.  ge- 
präge  aufzudrücken  ?  und  wie  würden  sich  die  bedd.  der  com- 
posita  aus  somnium  entwickeln  lassen?  Man  sehe  über  unser 
wort  zumal  Pott  in  Aufrechts  u.  K.  ztschr.  I.  340.  —  Eine 
abl.  von  soigner  ist  altfr.  sui gn ante cconcubina' Liv.  d.  rois 
p.  137,  soignentage  concubinat. 

Soldo  it. ,  sp.  sueldo,  pr.  sol,  fr.  sol  sou  name 
einer  münze;  von  solidus,  das  bei  den  alten  eine  goldmünze, 
später  auch  eine  silbermünze  von  verschiedenem  werthe  be- 
zeichnete, eig.  eine  dicke  münze  im  gegensatz  zur  blechmünze. 
Demnächst  hieß  it.  soldo,  sp,  sueldo,  pr.  sout,  fr.  sol  de  (f.) 
lohn;  it.  sol  dato,  sp.  soldado,  fr.  soldat,  pr.  soudadier, 
altfr.  soudeer,  lothr.  pic.  dauph.  soudard  kriegsmann,  eig.  be- 
soldeter, wie  it.  paga  soldat  heißL  Der  ltaliäner  formte  mit 
einer  seltnen  Verwandlung  des  o  in  a  aus  solidus  sein  adj. 
saldo  sodo  (vgl.  talpa  topo),  so  wie  aus  solid are  befestigen, 
zusammenfügen  sein  vb.  saldare  löthen  =  sp.  soldar,  fr.  sou- 
der,  wovon  sich  soldare  besolden  durch  die  form  trennt. 

Solfa  it.  sp.  pg.  pr.  tonleiter,  im  span.  harmonie;  von 
den  Guidonischen  sylben  ut  re  mi  fa  sol  la,  d.  h.  nur  von  den 


I.    SOLFO-SORBETTO.  323 

drei  letzten  rückwärts  gelesen  und  la  als  artikel  verstanden 
(la  sol-fa),  vb.  it,  solfeg-giare  (woher  fr.  solfege),  sp. 
solfear,  fr.  solfier. 

Solfo  zolfo  it.,  sp.  azufre,  pg.  enxofre,  pr.  sol- 
fre  solpre,  fr.  soufre  schwefel;  von  sulphur. 

Sollazzo  it.,  sp.  solas,  pr.  solatz,  alt  fr.  soulas  be- 
lustigung,  kurzweil,  von  solatium;  vb.  sollazzare,  solazar, 
soulacier  ergötzen,  mlat.  solatiari  solatiare  bei  Gregor  d,  gr.  u.  a. 

Sommaco  it. ,  sp.  zumaque,  pr.  fr.  sumac  eine 
staude,  sumach;  vom  arab.  sommäq  Freyt.  IL355*>. 

S o m  m o  it.,  sp.somo,  pr.  so m,  altfr.  som  s  o n  gipfel; 
von  summum,  nfr.  son  kleie  d.  h.  das  oberste  im  sieb,  sp. 
soma  gröberes  mehl.  Daher  das  pr dp ositionale  altsp.  en  somo, 
altfr.  en  som  und  en  son  oben,  hinauf,  par  son  überhin.  Ab- 
gel.  fr.  s  o  m  m  e  t ,  die  stelle  des  alten  som  ausfüllend.  Zsgs. 
sp.  pg.  pr.  asomar,  altfr.  assommer  Lex.  rom.  hinaufbrin- 
gen, zeigen,  sich  zeigen. 

Sonda  sp.  pg.,  son  de  fr.  senkblei;  vb.  so  ndar,  son- 
der die  meerestiefe  messen.  Wenn  sich  sp.  sombra,  fr.  som- 
bre  aus  sub-umbra  zusammenziehen  konnten,  so  ist  dieselbe 
zusammenziehung  von  sondar  aus  sub-undare  'in  das  meer 
tauchen  möglich,  wenn  auch  nicht,  wie  dort,  erweislich. 

Sopa  sp.  pg.  pr. ,  soupe  fr.  heißt  sowohl  brühe  mit 
brot schnitten  wie  auch  die  eingetunkte  schnitte  selbst,  daher 
die  franz.  redensart  mouille  comme  une  soupe.  Über  die  Ur- 
bedeutung kann  das  unzweifelhafte  etymon  entscheiden:  altn. 
saup,  ahd.  sauf  brühe,  gleichbed.  altn.  sup,  ndd.  soppe,  ahd. 
suf,  zu  welchen  letzteren  die  prov.  form  besser  passt ,  indem 
aus  sauf  muthmaßlich  saupa  entstanden  wäre.  Auf  die  ge- 
tränkte schnitte  deutet  schon  die  stelle  aus  einem  wörterbuche 
v.  j.  1419  weinsawf  vinum  et  panis  Schmeller  III.  204.  Vb.  sp. 
sopar  brühe  über  die  schnitten  gießen,  pr.  sopar,  fr.  souper 
zu  abend  essen,  letztere  bed.  uralt,  bereits  in  der  Pass.  Chr. 
str.  28. 107,  vgl.  bair.  schwz.  saufen  mit  dem  löffel  essen.  Ein 
anderes  wort  ist  it.  z  u  p  p  a  kaltschale,  sp.  pg.  chupar  schlür- 
fen, fr.  super  dass.,  vgl.  unser  mundartl.  zuppe,  zupfen  su- 
pfen  schlürfen. 

Sorbetto  it.,  sp.  sorbete,  pg.  sorvete,  fr.  sorbet 
ein  süßer  kühlender  trank;  vom  arab.  schorb  trank  Freyt. 
II.407b,  wobei  zu  erinnern  ist,  daß  sich  das  arab.  seh  (u*) 


884  I.     SORCE— SORTIRE. 

öfters  in  span.  s  verfeinert.  Nach  andern  ist  es  aus  sorbere 
abgeleitet,  also  s.  v.  a.  sorbitium,  aber  den  ableitungen  mit  ett 
aus  verbis  ist  nicht  zu  trauen. 

S  o  r  c  e  sorcio  it.,  sp.  s  o  r  c  e ,  pr.  s  o  r  i  t  z ,  fr.  s  o  u  r  i  s , 
wal.  soärece  maus:  von  sorex. 

S  o  r  n  pr.  düster,  auch  in  flg.  sinne ;  s  o  r  n  u  r  a  düster- 
heit;  alt  fr.  s  o  r  n  e  dämmerung  Roquef.,  sp.  (rothwälsch)  sorna 
nacht ;  fr.  s  o  u  r  n  o  i  s  heimlich ,  tückisch ;  it.  s  o  r  n  i  o  n  e  su- 
sornione  duckmäuser,  susorniare  murmeln.  Vielleicht  hat  sich 
die  sinnliche  bed.  dunkel  in  diesem  worte  erst  aus  der  abstrac- 
ten  düster  entwickelt  und  es  ruht  auf  einer  celt.  würzet,  kymr. 
swrn-ach  knurren,  brummen,  com.  sorren  zornig  sein,  denn 
entstehung  aus  dem  logisch  näher  liegenden  sör  sörllyd  mür- 
risch, tückisch,  engl,  sullen ,  findet  Schwierigkeit  in  der  form. 
Auch  sp.  sorna  trägheit  (nach  Larramendi  vom  bask.  sorrena 
der  dümmste)  ist  hieher  zu  ziehen,  der  mittelbegriff  konnte 
Verdrießlichkeit  sein.  Vielleicht  jedoch  gibt  die  erwägung  des 
mit  sournois  gleichbed.  pg.  comask.  soturno,  piem.  saturno, 
sard.  saturnu,  genf.  saturne,  span.  flor.  saturnino  s.  P.  Monti 
ein  andres  resultat,  da  diese  Wörter  augenscheinlich  aus  taci- 
turnus  entstanden  sind,  indem  die  sylben  taci  in  tci  tco  tca 
zusammengiengen :  sorna  (nacht)  aus  taciturna  wäre  selbst  ein 
poetisch  schöner,  mehr  noch  ein  für  die  gaunersprache  bezeich- 
nender ausdruck.  Seltsam  sind  wegen  ihrer  endung  a  die  mail. 
adjectiv formen  sotturna  saturna. 

Sortire  it.,  fr.  sortir  (beide  nach  regelmäßiger  conj. 
io  sorto,  je  sors)  ausgehn,  altfr.  auch  entspringen,  entkom- 
men Fl.  et.  Bl.  v.  1020,  cat.  surtir  ausgehn,  springen,  sprossen, 
pr.  sortir  springen,  springen  machen,  sp.  s  u  r  t  i  r ,  pg.  s  u  r  d  i  r 
hervorquellen;  zsgs.  fr.  ressortir  (präs.  je  ressors)  wieder 
ausgehn,  sp.  resurtir  zurückspringen,  sbst.  fr.  ressort  Schnell- 
kraft. Die  herleitung  aus  sortiri  vertheilen,  sich  theilen  d.  i. 
weggehen,  wie  partir  von  partiri  (Rom.gr.  111.177)  verträgt 
sich  schwerlich  mit  der  span.  und  prov.  bedeutung.  Menage 
und  Frisch  erklären  es  mit  surrectire,  einer  freilich  ungewöhn- 
lichen bildung ,  da  die  participialverba  sich  sonst  zur  ersten 
conj.  schlagen,  die  aber  doch  in  ammortire  und  altfr.  quatir 
(von  coactus)  beispiele  aufzeigen  kann. 

S  o  r  t  i  r  e  it.,  fr.  s  o  r  t  i  r  (beide  nach  der  gemischten  conj. 
io  sortisco,  je  sortis)  erlangen,  bekommen,  ital  auch  loofien, 


!.    SOSTARE-SPADA.  895 

sp.  surtir,  comask.  surti  versehen,  versorgen;  von  sortiri. 
Zsgs.  it.  assortire,  sp.  asortir,  fr.  assortir  zusammenlegen, 
zusammenpassen  (jedes  nach  seiner  art  oder  sorte).  Zu  der- 
selben  conjug.  bekennt  sich  auch  fr.  r  e  s  s  o  r  t  i  r  unter  einer 
gewissen  gerichtsbarkeit  stehn,  das  recht  der  appellation  ha- 
ben, z.  b.  les  pairies  ressortissent  au  parlement,  sbst.  res- 
sort,  it.  risorto  gerichtsbarkeit.  Über  den  Ursprung  dieser 
Zusammensetzung  bemerkt  Ducange :  ressortum  quicquid  intra 
sortes  continetur  seu  jurisdictionis  terminos  Nach  Budaeus 
(s.  Menage)  kommt  der  ausdruck  von  sors  looß :  causae  enim 
sortibus  ex  urna  ductis  cognoscebantur.  Die  sache  ist  aber 
ganz  anders  zu  fassen.  Die  eigentliche  bedeutung  des  juri- 
stischen ausdruckes  liegt  im  altfr.  resortir  sich  zurückziehen, 
sich  flüchten,  schütz  suchen,  resort  rückzug ,  Zuflucht,  daher 
höchste  stelle,  wo  man  sein  recht  erlangt,  rechtszuflucht.  Die 
begriff  sentwicklung  aus  sortir  erlangen,  ressortir  wiedererlan- 
gen ist  aber  dieselbe  wie  im  ital.  ricovrare  1)  wiedererlan- 
gen, 2)  seine  Zuflucht  nehmen ;  ricovrare  ad  un  luogo  verhält 
sich  auch  syntactisch  wie  ressortir  au  parlement.  S.  oben  cobrar. 
S  o  s  t  a  r  e  it.  hemmen ,  stillen ,  beruhigen  ,  pg.  s  o  s  t  a  r 
einhalten,  sbst.  it.  pr.  sosta  stillstand;  von  substare  ausdau- 
ern,  aushalten,  transitiv  genommen.  Dahin  etwa  auch  sp.  pg. 
s  u  s  t  o ,  sard.  assustu  schreck  (hemmung  ?),  comask.  sust,  ven. 
susto,  sie.  sustu  beklommenheit,  beschwerde. 

S  o  1 1  o  it.,  altpg.  s  o  t  o ,  pr.  s  o  t  z ,  fr.  s  o  u  s ,  wal.  s  u  b  t , 
präp.  von  subtus,  it.  auch  sotlesso  s.  esso;  zsgs.  fr.  des- 
sous  =  it.  di  sotto.  Daher  it.  sottano  unterst,  sbst.  soU 
tana,  sp.  soiana,  fr.  soutane  Unterrock,  leibrock. 

Sovente  it.,  pr.  so  ven  soen,  fr.  souvent,  zeitad- 
verb,  von  subinde.  Die  lautlehr e  hat  hier  die  ungewöhnliche 
härtung  des  d  in  t  zu  bemerken:  dachte  man  dabei  an  die 
endungen  in  repente,  frequente,  immantinente? 

Soverchio  it.,  altsp.  s o b e j o  (für  soberjo)  s.  die glos- 
sare  bei  Sanchez,  pg.  sobejo  adj.  und  adv.  überflüssig,  über- 
mäßig; von  superculus,  der  lat.  spräche  fremd.  Daher  sbst. 
it.  soverchieria  superchieria  mishandlung,  übervortheilung, 
und  hieraus  fr.  supercherie,  sp.  supercheria  hinterlist. 

S  p  a  d  a  it.,  wal.  spate,  sp.  pg.  pr.  e  s  p  a  d  a ,  fr.  e  p  e  e 
degen;  vom  lat.  spatha  {<müfr?i)  spatel,  breites  schwert.  Noch 
im  mittelalter  hielt  man  dies  wort  für  kein  lateinisches:  g-la- 


326  I.    SPALLA-SPARAV1ERE, 

dius,  quod  spatham  vocant  heißt  es  in  den  Gest.  reg.  franc. 
cap.  41.  —  Altsp.  und  alt  fr.  wird  es  häufig  als  masculin  ge- 
braucht: deste  espada  Poem.  d.  Cid  3676;  il  n'ont  espee,  ne 
soit  bien  acere  R.  de  Cambr.  p.  21 ;  ja  im  prov.  erscheint  gra- 
dezu  eine  männliche  form  espa-s  Lex.  rom.,  im  Leodegar  str. 
38  ispieth  (inspieth),  altcat.  dagegen  la  espä  Chr.  d'Esclot  677a. 

Spallaitf.,  sp.  espalda,  alt  espalla,  pg.  espalda  espä- 
doa,  pr.  espatla,  fr.  epaule,  altfr.  espalde  Liv.  d.  rois 
p.  377  schulter.  Mcht  von  scapula,  sondern,  wie  die  prov. 
form  am  deutlichsten  zeigt,  von  spathula,  dimin.  von  spatha 
Schulterblatt  der  thiere,  wal.  spate  rücken.  Apicius  hat  spatula 
porcina,  welchem  altpg.  spadoa  de  porco  (in  einer  Urkunde  v. 
j.  1296  S.  Rosa)  genau  entspricht.  Spatula  ist  nur  der  sard. 
mundart  fremd:  sie  gibt  dafür  das  dem  gr.  anü&?j  sinnver- 
wandte tat.  pala ,  das  bereits  Coelius  Aur.  für  Schulterblatt 
gebraucht.  Von  spatula  (nicht  von  palus  pfähl)  kommt  it. 
sp a liier a,  sp.  espaldera ,  fr.  espalier  rücklehne,  baumge- 
länder,  spalier. 

S  p  a  n  n  a  it.  churw.,  wallon.  aspagne,  masc.  altfr.  e  s  p  a  n, 
nfr.  empan  ein  längenmaß ;  vb.  it.  s p a  n  n  ar e  tuch  oder  netze 
abspannen  (wenn  nicht  von  pannus),  chw.  spaniar  aufspan- 
nen. Die  herleitung  aus  gr.  oni&a/utj,  welches  spemma  oder 
spimma  lauten  müste,  ist  verwerflich.  Die  aus  expandere 
würde  sich  für  die  franz.  form  empfehlen,  da  hier  espanir 
für  espandir  vorkommt,  im  ital.  schwindet  d  nach  n  nur  höchst 
selten:  das  ganz  vereinzelte  comask.  spanda  lehnt  sich  augen- 
scheinlich an  spandere.  Am  sichersten  leitet  man  daher  spanna 
vom  ahd.  spanna,  nhd.  spanne,  das  fr.  empan  vom  mhd.  span 
ausspannung,  die  in  dem  starken  verbum  spannan  ihre  quelle 
haben. 

Sparagnare  sparmiare  risparmiare  it.,  fr.  epargner, 
chw.  spargnar,  bürg,  reparmer  schonen,  sparen.  Wohl  mahnt 
es  an  das  ahd.  sparön  sparen,  die  art  der  ableitung  daraus 
aber  ist  unklar.     Man  bedenke  dabei  fr.  lor-gn-er  aus  luren. 

Sparaviere  sparviere  it.,  altsp.  esparvel,  pr.  es- 
parvier,  fr.  epervier  ein  raubvogel,  in  letzterer  spräche 
auch  ein  wurfnetz  der  fischer,  sp.  esparavel;  vom  ahd.  spar- 
wari  sperber,  dies  wohl  vom  goth.  sparva  sperling,  chw.  spar. 
Hieher  auch  churw.  sprer  geier,  Der  neusp.  ausdruck  ist 
gavilan. 


I.    SPASIMO-SPESSO.  887 

S  p  a  s  i  m  o  it.,  sp.  e  s  p  a  s  m  o,  pr.  e  s  p  a  s  m  e ,  sp.  pg.  auch 
p  a  s  m  o  kramp  f.  ohnmacht ;  vb.  it.  s  p  a  s  i  in  a  r  e  (comask.  pa- 
smä) ,  sp.  espasmar  pasmar,  pr.  esplasmar  espalmar  plasmar, 
fr.  pämer ;  vom  lat.  spasmus  bei  Plinius  (onaa^ög).  Der  un- 
übliche  Wegfall  des  s  vor  p  rührt  etwa  daher ,  daß  man  je- 
nen buchstaben  mit  ex  verwechselte,  also  pasmus  für  das  ein- 
fache wort  hielt. 

Spavenio  it.  (für  sparvenio?),  auch  spavento,  sp. 
esparava  n,/h  eparvin  aus  dem  alten  esparvain,  engl,  spavin 
spath,  eine  krankheit  der  pferde  und  des  rindviehs.  Menage 
meint  von  epervier,  weil  die  thiere  den  kranken  fuß  hoch 
aufheben  wie  der  sperber,  und  diese  meinung  findet  ihre  stütze 
in  der  glbd.  cat.  form  esparver-enc  eig.  etwas  sperberartiges. 

Spaventare  spantare it., sp.pg.  e s p a n t a r ,  pr. e s p a- 
ventar,  fr.  epouvanter,  henneg.  epanter,  wal.  mit  m 
für  v  speimentä  einen  erschrecken,  sbst.  it.  spavento  u.  s.f.; 
von  expavere,  pari,  expavens.  Die  franz.  form  erklärt  sich 
ohne  Schwierigkeit  aus  den  in  der  alten  spräche  vorhandnen 
Übergängen  espaventer  espauenter  espoenter  espoventer  (v 
eingeschoben),  auch  der  Churwälsche  sagt  spuventar. 

Spazzare  it.,  sp.  e s p a c i  a r ,  pr.  espassar  räumen, 
ausbreiten,  it.  spaziarsi,  sp.  espaciarse  sich  ausbreiten  d.  h. 
sich  ergehen,  spazieren;  von  spatiari. 

Specchio  speglio  it.,  sp.  espejo,  pg.  e  spei  ho,  pr. 
espelh  Spiegel,  von  speculum.  Die  franz.  spräche  besitzt 
buchstäblich  dasselbe  wort  in  e  s  p  i  e  gl  e  verschmitzter  geselle, 
henneg.  vilespieque,  vom  deutschen  Eulen-spiegel ,  der  unter 
dem  namen  Ulespiegle  früh  ins  franz.  übersetzt  ward.  Vb. 
sp.  espejar  glätten,  polieren,  despejar  lichten,  räumen,  platz 


Spelta  it.,  sp.  espelta,  pr.  espeuta,  fr.  epeautre 
eine  getreideart;  vom  ahd.  spelta  spelza  spelzo,  ags.  ndl.  speit, 
nhd.  spelz,  woher  auch  lat.  spelta.  Über  den  deutschen  Ur- 
sprung des  Wortes  s.  Schwenck. 

Sperone  sprone  it.,  sp.  espolon,  pg.  esporao,  pr. 
esperö,  fr.  eperon  sporn,  einfacher  sp.  espuela,  alt 
espuera,  pg.  espora;  vom  ahd.  sporo,  acc.  sporon,  daher  die 
doppelformen. 

Spesso  it.,sp.  espeso,  pr.  espes,  fr.  epais,  frü~ 
her  epois  espois,  dichtß  von  spissus;  adv.  itt  spesso,  pr.  espes 


328  I.    SPEZIE— SPITO. 

häufig,  bei  Petronius   oscula  spissa   häufige  küsse,    vgl.  gr. 
nvxvov,  ahd.  diccho  dicht,  häufig. 

S  p  e  z  i  e  it.  (nicht  specie) ,  sp.  e  s  p  e  c  i  a ,  fr.  e  p  i  c  e 
apothekerwaare,  gewürz ;  von  species ,  dem  das  nachclassi- 
sche  latein  dieselbe  bed.  beilegte.  Abgel  it.  sp  ez  i  al  e  apotheker. 

Spiare  it.,  sp.  pr.  espiar,  fr.  epi er  ausspähen,  chw. 
spiar  nachforschen;  vom  ahd.  spehön  =  nhd.  spähen.  Sbst. 
it.  spia  (m.),  sp.  espia  (m.  f.),  pr.  espia  (f.),  altfr.  espie 
CfO  >  dsgl.  it.  spione,  sp.  espion ,  fr.  espion  kundschafter ; 
vom  ahd.  speha  (fO;  die  ndl.  spräche  hat  spie. 

Spillo  it.,  ausgeartet  in  squillo,  Stecknadel,  dsgl.  bohr  er. 
Nicht  von  spiculum.  Man  darf  es  unbedenklich  aus  spinula 
herleiten,  denn  die  weibliche  diminutivform  wird  häufig  in  die 
männliche,  welche  eigentlich  die  neutrale  vertritt,  umgesetzt, 
s.  Rom.  gr.  II.  236:  ein  ganz  ähnlicher  fall  ist  orlo  aus  orula. 
Wegen  der  assimilation  des  n  aber  vgl.  man  ella  aus  enola, 
lulla  aus  lunula.  Der  romagn.  ausdruck  ist  spineil,  handgreif- 
lich aus  spina.  Gleicher  herkunft  mit  spillo  ist  fr.  epingle 
(f.),  npr.  espinglo,  neap.  (aus  dem  franz.)  spingola ,  bask. 
ispilinga  (vgl.  champ.  eplingue) :  g  tcard  eingeschoben  um  das 
unerträgliche  epinle  zu  vermeiden.  Zu  spinula  bemerkt  Du- 
cange  aus  Tacit.  Germ.  c.  17:  tegmen  omnibus  sagum  fibula 
aut,  si  desit,  spina  consertum.  Das  pic.  epieule  epiule  ent- 
stand wohl  aus  spiculum. 

S  p  i  n  a  c  e  it.,  sp.  e  s  p  i  n  a  c  a ,  pg.  e  s  p  i  n  a  f  r  e ,  pr.  e  s- 
p  i  n  a  r ,  fr.  e  p  i  n  a  r  cl ,  wal.  s  p  e  n  a  c  eine  pflanze,  spinat ;  von 
spina  spitze,  wegen  seiner  gezackten  blätter,  die  ital.  form  eig. 
von  dem  unlat.  spinaceus,  die  port.  von  spinifer. 

Spinetta  it.,  sp.  espin eta,  fr.  epi  nette  ein  Saiten- 
instrument; von  spina,  weil  es  mit  zugespitzten  federkielen 
gespielt  ward. 

S  p  1 1  a  m  o  it.,  sp.  e  s  p  i  t  a  spanne ;  vom  glbd.  gr.  am&aiLifj. 

S  p  i  t  o  neap.,  sp.  pg.  e  s  p  e  t  o  bratspieß,  fr.  e  p  o  i  s  ober- 
ste spitze  am  hirschgeweih ;  vom  ahd.  spiz  spieß,  spitze,  ndl.  ndd. 
spit  bratspieß.  Daneben  gibt  es  ein  synonym  mit  d :  it .  s  p  i  e  d  o 
(spiedone,  ausgeartet  in  schidone  schidione),  romagn.  sped, 
gen.  spiddo,  sard.  spidu,  sp.  espedo  espiedo;  es  fragt  sich 
hierbei:  steht  die  media  durch  einen  zufall  für  die  tenuis, 
was  aber  sonst  nicht  vorkommt ;  oder  ist  das  wort  vom  ahd. 
sper,  nhd.  speer,  indem,  wie  oft  m  ital,d  für  r  eintrat?  In 


I.    SPOGLIO-SQUILLA.  m 

letzterem  falle  rührt  der  span.  (dem  Catalanen  und  Portugie- 
sen unbekannte)  ausdruck  aus  dem  ital.  her. 

Spoglio  spoglia  it.  (entartet  in  scoglio  scoglia),  altsp, 
e  s  p  o  j  o  beute  u.  dal. ;  von  spolium,  mlat.  spolia  Gest.  reg.  franc. 
c.  37.  Dafür  nsp.  despojo,  fr.  depouille,  pr.  despuelh  des« 
puelha,  vb.  despojar,  depouiller,  despolhar. 

S  p  o  1  a  spuola  it. ,  sp.  e  s  p  o  1  i  n  Weberschiffchen ,  vom 
ahd.  spuolo  spule;  gleichbed.  chw.  spol,  limous.  espolo;  altfr. 
espolet  spindel  Das  neufr.  sepoule  scheint  von  späterem 
gepräge,  für  espoule  epoule,  das  im  lothr.  ehpieule  (ch  =  fr. 
es)  sein  abbild  findet. 

S p  o  s  o  sposa  it.,  sp.  e  s  p  o  s  o  esposa,  pr.  e  s  p  o  s  esposa, 
fr.  e  p  o  u  x  epouse,  Verlobter  verlobte,  wie  lat.  sponsus  sponsa, 
dsgl.  gälte  gattinn,  auf  welche  bed.  sich  das  franz.  beschränkt, 
wiewohl  noch  JSicot  epouse  mit  nympha  und  sponsa  übersetzt. 
Vb.  it.  sposare,  altsp.  pr.  esposar,  fr.  epouser  heirathen, 
lat.  sponsare  verloben. 

Springare  spingare  it.  mit  den  fußen  zappeln,  altfr. 
espringuer  springend  tanzen  (espringuiez  et  balez  Fabl. 
III.  377),  pic.  vor  freude  springen;  vom  ahd.  springan.  Ab- 
gel.  altfr.  espringale  ein  tanz  Ger.  de  Nev.  p. 306,  so  auch 
espringnerie  Trouv.  artes.  p.226.  Espringale  bedeutet  über- 
dies eine  wurfmaschine  (s.  die  stellen  bei  Ducange  v.  spin- 
garda) ;  wahrscheinlich  desselben  Ursprunges,  mit  ausgefallnem 
r  wie  in  spingare,  ist  it.  spingar  da  mauernbrecher ,  sp. 
espingarda  kleine  canone;  wenigstens  ist  dessen  herkunft  vom 
it.  spingere  stoßen  nicht  annehmbar:  für  solche  Werkzeuge 
liebte  man  individuelle  zum  theil  scherzhafte  benennungen. 

Spuntone  spontone  it.,  sp.  esponton,  fr.  sponton 
eine  art  piken,  mail.  sponton  nadel,  spindel;  vom  it.  puntone 
(punto,  lat.  punctum)  spitze,  mit  verstärktem  anlaut. 

Squilla  it.,  lomb.  chic,  schella,  sp.  esquila,  pg.  fehlt, 
pr.  esquella  esquelha,  altfr.  e schiele  glöckchen;  vom 
ahd.  skilla  skella,  nhd.  schelle,  dies  vom  starken  vb.  skellan 
klingen  Grimm  IL  32,  woher  it.  squi  IIa re.  Das  älteste  Zeug- 
nis des  Wortes  in  dar  L.  Sal.  si  quis  schillam  (al.  eschillam, 
schellam ,  skellam)  de  caballo  furaverit  (Pardessus  p.  85). 
Merkwürdig  ist  die  ital,  form  squilla  für  schilla,  welches  Pa- 
pias  noch  sichilla  (ohne  u)  schreibt:  das  lat.  auch  im  ital 
vorhandene  squilla  muß  zu  dieser  ausspräche  verführt  haben. 


330  I.    STACCA— STAGNO. 

Stacca  it.,  sp.  pr.  estaca,  altfr.  estaque  estache 
pfähl;  vom  ags.  staca,  altfr s.  ndd.  stake  mit  ders.  bed. 

Staccio  it.,  richtiger  neap.  setaccio,  mail.  sedazz,  fer- 
ner sp.  cedazo,  altfr.  saas,  nfr.  sas  haar sieb ;  schon  im 
früheren  mlatein  sedatium  Gloss.  schienst.  39,  58,  auch  bei 
Hattemer  I.  309%  sitacium  Gloss.  lindenbr.,  lat.  gleichsam  se- 
taceum  von  seta,  weil  es  von  pf erdehaaren  gemacht  ward. 
Dem  Walachen  genügt  das  primitiv  sete  für  die  bed.  sieb, 
dazu  kommt  noch  das  abgel.  sitize;  auch  die  norm,  mundart 
besitzt  set  (m.)  in  dieser  bedeutung. 

Staggio  it.,  estatge  pr. ,  etage  fr.  zustand,  woh^ 
nung,  Stockwerk  u.  dgl;  von  stare  Status  staticus  (prov.fem. 
estatga  Wohnung).  Mndl.  staghe  Reinh.  ed.  Grimm  v.  2757 
scheint  aus  dem  franz.  entlehnt. 

Stagione  it.  Jahreszeit,  auch  rechte  zeit,  xaigog,  sp. 
estacion,  pg.  estacäo  zeitpunct,  jahres-  oder  tageszeit ; 
vb.  nur  it.  stagionare  zur  reife  bringen,  zeitigen;  von  sta- 
tio  stillstand,  auf  enthalt ,  daher  zeitpunct,  vgl.  unser  stunde 
von  stehn.  Die  bedeutung  von  stagione  erfüllt  noch  ein  an- 
deres der  ital.  Schriftsprache  fehlendes  durch  seinen  ein- 
fachen anlaut  sich  unterscheidendes  wort :  sp.  pr.  s  a  z  o  n  , 
pg.  sazäo,  fr.  saison,  venez.  sason;  vb.  sazonar,  as- 
saisonner,  sasonare.  Aus  statio  konnte  es  nicht  entste- 
hen, da  sich  st  nur  inlautend  in  s  oder  z  vereinfachen  kann : 
das  sp.  Zuniga  aus  Estuniga,  eine  einzelne  ausnähme,  würde 
wenigstens  zazon  verlangen.  Ducange  stellt  satio  als  etymon 
auf:  die  bed.  aussaat  oder ,  was  ganz  nahe  liegt,  zeit  der 
aussaat,  wäre  auf  die  Jahreszeit  übertragen  worden.  Dieser 
deutung  läßt  sich  beipflichten.  Für  das  säen  oder  pflanzen 
jedes  gewächses  gibt  es  eine  bestimmte  günstige  zeit  in  der 
jahresperiode,  eine  satio  verna,  aestiva,  autumnalis,  letzterer 
ausdruck  bei  Columella:  leicht  war  es  die  Jahreszeit,  für 
welche  das  lat  ein  keinen  einfachen  ausdruck  gewährte,  durch 
die  Saatzeit  vertreten  zu  lassen.  Sicher  muß  dieser  auf  das 
landleben  bezogenen  deutung  die  von  Le  Duchat  aus  Sectio 
(abschnitt)  als  eine  fast  zu  mathematische  und  doch  den  be- 
griff nur  auf  seiner  Oberfläche  bezeichnende,  überdies  formell 
weniger  genügende  nachstehn. 

Stagno  it.,  sp.  es  tafio,  pr.  est  anh,  fr.  etain  zinnt 
dsgl.  fr.   tain  Stanniol  (le   tain  aus  T etain).      Die  formen 


I.    STALLO-STANCARE.  331 

passen  nicht  zu  stannum ,  da  der  Italiäner  tot  nn  wohl  nur 
t>or  i  in  gn  erweicht  (grunnire  grugnire),  wohl  aber  zum  altlat. 
stagnum ,  das  in  stagneus  stagnatus  fortlebt  (Schneiders  tat. 
gr.  I.  503)  und  auch  im  frühern  mlatein  ganz  üblich  ist  z.  b. 
in  einem  glossar  stagnum  ein  (zinn)  Diutiska  HL  429 ,  und 
schon  bei  Isidorus.  Abgel  fr.  et  am  er  verzinnen,  vgl  veni- 
meux  von  venin  d.  h.  m  in  beiden  fällen  durch  einfluß  des  un- 
bestimmten nasalen  n  (=  nasalem  m)  herbeigeführt. 

S  l  a  1 1  o  it.  altpg.  S.  Rosa,  altsp.  e  s  t  a  1  o ,  pr.  altfr.  e  s  t  a  1 
stelle,  auf  enthalt,  nfr.  etal  kram  (vb.  etaler  auskramen),  etau 
fleischbude;  fem.  it.  stalla,  sp.  estala,  altpg.  stala  stall, 
daher  it.  Stallone,  fr.  etalon  Zuchthengst,  equus  ad  stallum 
L.  Wisig.  Vom  ahd.  stal  statio,  locus,  stabulum,  vb.  ndl.  stal- 
len waaren  ausstellen  KU.  Aus  lat.  stabulum  dagegen  ward 
pr.  estable.  Franz.  etau  hat  noch  eine  zweite  bedeutung, 
Schraubstock,  in  welcher  es  gleichfalls  aus  stal  in  der  freilich 
nicht  nachweislichen  bed.  gestell  entstanden  sein  könnte,  wenn 
man  nicht  herkunft  aus  dem  altfläm.  stael  schaft,  stamm  — 
holt,  steel  KU.  vorzieht.  Aber  das  lothr.  eitauque  führt  deut- 
lich auf  unser  dtsches  (sehraub-)  stock,  und  daraus  scheint  etau 
abgekürzt,  also  ganz  anderes  Stammes. 

Stamigna  it.,  sp.  estamena,  pg.  pr.  gleichlaut.,  fr. 
etamine  siebtuch;  vom  adj.  stamineus  fademig,  faserig. 

Stampare  it.,  sp.  pg.  estampar,  fr.  etamper  ein- 
drücken, sard.  stampai  durchlöchern,  vom  ahd.  stamphön,  nhd. 
stampfen;  wal  steamp  der  dazu  dienende  pfähl,  vom  ahd. 
stamph. 

Stancare  it.  ermüden:  dazu  stimmt  buchstäblich  sp. 
pg,  pr.  e  s  t  a  n  c  a  r ,  fr.  e  t  a  n  c  h  e  r  den  lauf  des  wassers  hem- 
men, überh.  hemmen,  stopfen,  pg.  aber  auch  erschöpfen,  er- 
müden. Augenscheinlich  von  stagnare  stehend  machen,  hem- 
men, icoraus  die  fig.  bed.  ermüden  leicht  erfolgen  konnte:  gn 
verhärtete  sich  zu  nc  wie  dies  in  dem  sbst.  sp.  pg.  estanque, 
pr.  estanc,  selbst  im  fr.  etang  (statt  etain),  bret.  stann  von 
stagnum  (teich)  geschah,  um  es  von  stagnum  zinn  zu  scheiden, 
wahrend  sich  der  weiche  laut  im  sp.  restanar ,  val.  estanyar 
s,  v.  a.  estancar  behauptete.  Doch  nahmen  mundarten  wie 
%.  b.  die  piemontesische  diese  Scheidung  nicht  vor:  hier  be- 
deutet stagn  teich  und  zinn.  Im  pr.  cat.  t  a  n  c  a  r  verstopfen, 
sp.  atancarse  verstummen  fiel  der  anlaut  ab,  dasselbe  geschah 


888  I.    STANGA-STOCCO. 

im  pg.  t  a  n  qu  e  teich  für  estanque.  Dazu  ein  adj.  it.  s  t  a  n  c  o 
müde,  sp.  estanco,  pg.  estanque  verstopft,  pr.  estanc  stillste- 
hend, unwandelbar,  alt  fr.  estanc  langsam,  matt;  das  ital.  wort 
läßt  sich  aus  dem  partic.  stancato  erklären,  die  übrigen  aber 
müssen,  da  aus  r>erbis  keine  adjectiva  ohne  hülfe  von  Suffi- 
xen gebildet  werden,  dem  sbst.  stagnum  (stehendes  wasser, 
stopfung)  ihr  dasein  danken,  s.  über  solche  adjectiva  Rom. 
gr.  11.232.  —  Ital  mano  stanca  heißt  linke  hand,  entspre- 
chend dem  mhd.  tenc  link,  auch  wal.  Stenge:  ist  es  darum 
anderes  Ursprunges  und  von  den  übrigen  roman.  Wörtern  ab- 
zusondern ?  es  scheint  nicht.  Mundartlich,  in  Bergamo,  heißt 
die  linke  mano  storta  die  verdrehte  s.  Ferrari  v.  mancare,  auch 
bedeutet  it.  senestrarsi  un  piede  sich  einen  fuß  verrenken  (id. 
v.  gangheri),  romagn.  sinestar  (m.)  Verdrehung,  Verrenkung, 
und  so  konnte  die  linke  eben  so  icohl  als  die  matte,  träge, 
stockende,  stanca,  aufgefaßt  werden. 

Stanga  it.  chw.  stange ,  riegel,  fr.  etangues  (plurj 
zange,  eig.  etwas  aus  zwei  Stangen  bestehendes  (Biet.  Trev.), 
dsgl.  s  l  a  n  g  u  e  anker stange  (heraldisch),  wal.  s  t  e  a  n  g  e ;  vom 
ahd.  stanga. 

Stanza  #. ,  sp.  estancia  auf  enthalt,  wohnung ,  pr. 
e  s  t  a n  s  a  Stellung,  läge,  fr.  e  t a n c  e  etancon  stütze;  von  stare 
stans,  gleichsam  stantia.  Über  stanza  in  der  bed.  Strophe  s. 
Wackernagel  altfranz.  lieder  p.  249,  welcher  Dante 's  anschau- 
ung ,  stanza  sei  das  zimmer  oder  behältnis  der  ganzen  kunst 
eines  liedes,  näher  bestimmt. 

S  t  a  r  n  a  it.,  e  s  t  a  r  n  a  sp.  pg.  kleine  art  rebhühner ;  nach 
einigen  von  avis  externa  fremder,  eingewanderter  vogel,  fr. 
perdrix  grecque.  Das  ahd.  starn,  ags.  stearn  bezeichnet  ei- 
nen andern  vogel  (staar,  auch  drossel). 

Stendardo  it., sp.  e s t a n d a r t e,  pr.  e s t e n d a r t estan- 
dart,  fr.  etendard  fahne,  daher  mhd.  stanthart;  von  exten- 
dere  entfalten,  it.  stendere  le  insegne.  Ober  die  genauere 
bedeutung  des  franz.  Wortes  s.  P.  Paris  zum  Garin  II.  162. 

S  t  i  v  a  r  e  it.,  sp.pg.  e  s  t  i  v  a  r  zusammenstopfen,  e  s  t  i  v  a 
ballast;  von  stipare. 

Stocco  it.,  sp.  pg.  estoque,  pr.  fr.  estoc  stoßde- 
gen,  span.  altfr.  auch  stamm,  comask.  stoch  s.  v.  a.  bastone; 
von  dem  deutschen  in  allen  mundarten  einheimischen  stock, 
wozu  sich  noch  das  gael  stoc  gesellt.  Auch  unser  vb.  stocken 


I.    STOFFA-STORDIRE.  388 

findet  sich  wieder  im  pic.  eloquer  ersticken.  Über  fr,  etau  = 
stock  s.  oben  stallo. 

S t  o  ff a  it.,  sp.  pg.  e  s  t  o  f a ,  fr.  e  t  o  f f e ,  masc.  it.  s  t  o  f f o, 
pg.  estofo  gewirk,  zeug,  materie,  stoff;  v>b.  sp.  pg.  esto- 
far,  fr.  etoffer  ausstaffieren,  auswattieren.  Da  das  verbum 
synonym  ist  mit  it.  stoppare,  fr.  etoupper  verstopfen  (s.  stoppa), 
so  ist  der  Ursprung  des  Wortes  wohl  im  lat.  stuppa  (werg) 
zu  suchen^  das  sich  im  munde  der  Deutschen  in  stupfa  stufFa 
verwandelte:  sp.  estofa  bedeutet  daher  auch  Stickerei  in  er- 
habener (ausgestopfter}  arbeit  und  engl,  stuff  sowohl  gewebe 
wie  füllsel,  futter.  Span,  estofar  dämpfen  gehört  buchstäblich 
zu  unserm  stoffa,  nicht  zu  stuba  ofen,  wie  es  denn  eben  so- 
wohl steppen  bedeutet.  Das  gael.  stubh  steht  in  dieser  sprä- 
che einsam  da  und  scheint  dem  engl,  stuff  nachgebildet ,  vgl. 
gael.  scabhai  =  engl,  scaffold,  sibht  =  shift,  lobht  =  loft, 
gibhte  =  gift. 

S t  o  j a  it.,  sp.  e s  t  er  a  für  estuera  (wie  frente  für  fruen- 
te)>  P9-  esteira  (nach  dem  span.)  matte;  von  storea, 

Stoppa  it.,  wal.  stupe,  sp.  estopa,  fr.  etouppe 
werg,  von  stuppa.  Abgel.  it.  stoppino  docht,  fr.  etouppin 
Stöpsel;  vb.  it.  stoppare,  altsp.  estopar,  fr.  etoupper  mit 
werg  verstopfen,  mlat.  stuppare  L.  Alam. 

Stoppia  it.,  pr.  estobla,  fr.  etouble  Stoppel;  ent- 
spricht dem  ahd.  stupfila ,  fr.  e  t  e  u  1  e  aber  dem  lat.  stipula, 
vgl.  altfr.  neule  aus  nebula. 

Stordireü.,  altsp.  e  stör  dir  Ruiz,  fr.  etour  dir  be- 
täubt werden,  betäuben,  adj.  stordito,  etourdi  betäubt,  unbe- 
sonnen. Es  ist  schon  um  deswillen  nicht  rathsam,  dies  wort 
aus  dem  lat.  stolidus  oder  dem  deutschen  stürzen  erklären  zu 
wollen,  weil  das  sp.  pg.  a- 1 u r  d  i  r  (alt  a  t  o  r d  i  r)  einen  mit 
t  anlautenden  stamm  zu  erkennen  gibt  und  eine  vertauschung 
des  etwa  als  partikel  (ex)  aufgefaßten  anlautes  s  mit  der  Par- 
tikel ad  im  span.  schwerlich  vorkommt.  Ahojar  z.  b.  ist  nicht 
=  it.  sfogliare,  fr.  effeuiller,  wofür  deshojar  gebraucht  wird, 
sondern  eine  eigne  Zusammensetzung  mit  eigner  bedeutung; 
alanzar  nicht  =  it.  slanciare,  fr.  elancer,  sondern  lat.  lan- 
ceare  mit  vorgesetztem  a,  welche  prosthesis  in  dieser  sprä- 
che sehr  häufig  ist.  Nach  Covarruvias  entsprang  aturdir  aus 
einer  anspielung  auf  die  drossel  (tordo),  die  man  in  der  mit- 
tagshitze  betäubt  herabfallen  sehe,  daher  das  Sprichwort  tener 


834  I.     STORIOTNE— STRADA. 

cabeza  de  tordo  einen  drosselköpf  haben,  leicht  in  betäubung 
gerathen.  Diese  deutung  ist  nicht  so  kurzer  hand  abzuwei- 
sen: auch  dem  Italiäner  ist  die  drossel  ein  einfältiger  vogel 
und  dem  Griechen  galt  sie  für  taub,  daher  das  Sprichwort 
xuHpÖTSQo;  M/lySi  wozu  Zenobius  die  bemerkung  macht  cpaot 
yaQ  xcocpevsiv  to  £cooy,  s.  Paroemiographi  graec.  ed.  Gaisford 
p.  325.  Verba  mit  beziehung  auf  die  natur  der  thiere  aus 
ihren  namen  gebildet  sind  im  romanischen  überaus  häufig  und 
so  ist  ein  wort  turdire  von  turdus  eben  so  gedenkbar  wie 
ericiare  von  ericius,  s.  oben  riccio.  Zwar  gehen  diese  verba 
gewöhnlich  nach  der  1.  conj.,  aber  auch  aus  der  dritten  gibt 
es  beispiele,  so  it.  accanire  grimmig  werden  (wie  ein  hund)  ; 
übrigens  lieben  intransitiva  diese  conjugationsform.  Man  könnte 
für  slordire,  wie  Wächter  gethan,  auch  das  kymr.  twrdd  ge- 
räusch,  donner,  geltend  machen  und  dazu  etonner  von  tonus 
anführen  —  gewiss  annehmbar,  wenn  die  andre  deutung  nicht 
aus  einem  nähern,  dem  latein.  elemente  schöpfte.  Diefenbach 
goth.  wb.  IL  315  ist  nicht  abgeneigt,  das  rom.  wort  zu  engl. 
sturdy  (stark,  frech,  keck)  zu  stellen,  welches  Johnson  lieber 
aus  etourdi  herleitet,  aber  die  bedeutungen  selbst  scheinen 
sich  abzustoßen. 

Storione  it.,  sp.  esturion,  fr.  etourgeon  stör; 
vom  ahd.  sturio. 

Stormo  it. ,  stürm  chw. ,  estorn  pr.,  estor  altfr. 
auf  rühr,  angriff;  it.  stormire,  pr.  altfr.  estormir  in  bewe- 
gung  gerathen.  Vom  ahd.  stürm,  vb.  sturman  (aus  deutscher 
Wurzel  Grimm  IL  48),  auch  kymr.  ystorm,  bret.  stourm,  gael. 
stoirm ;  das  geschlossene  ital.  o  aber  weist  auf  ein  ursprüng- 
liches u,  mithin  besser  auf  deutschen  als  auf  celtischen  Ur- 
sprung. —  Esturmen  vaisseau  Roquef.,  das  Diefenbach  goth. 
wb.  IL  335  hieher  zieht,  ist  nichts  anders  als  das  tat.  instru- 
mentum  krieg sg er äthe. 

Stracciare  it.,  chw.  stratschar,  sp.  e s t r a z a r ,  pr. 
estrassar  zerreißen ;  sbst.  it.  s t r a c c i o ,  sp.  estrazo  estraza 
fetzen.  Gegen  Muratori's  herleitung  aus  distractus  ist  zu  er- 
innern, daß  der  Spanier  oder  Provenzale  der  partikel  dis  den 
anlaut  nicht  entzieht:  buchstäblich  genügt  daher  nur  das  auch 
begrifflich  nicht  zu  weit  abliegende  extractus,  gleichsam  extra- 
ctiare  herausreißen;  vgl.  unten  tracciare. 

Strada  it.,  sp.  pg.pr.  estrada,  altfr.  estree(strae 


I.    STRAMBÖ-STREGGRIA.  SS6 

Lie.d.rois  p.209),  pic.  etree  gepflasterter  weg,  straße;  vom 
lat.  strata  mit  steinen  bestreuter  weg.  Dahin  auch  it.  st  rat  o, 
sp.  estrado,  pr.  esträ  für  estrat,  fr.  estrade  (aus  dem  spanj 
erhöhter  sitz,  von  Stratum  polster. 

S  t  r  a  m  b  o  it.  schiefbeinig,  piem.  stranb  hinkend,  romagn. 
stramb  seltsam,  wal.  stremb  schräg,  falsch,  pr.  es  tramp 
ungereimt  (von  versen),  stramp  bei  Ausias  March  u,  andern, 
daher  it.  strambitä  Ungereimtheit,  Verkehrtheit,  vb.  mail. 
strambä  verdrehen.  Es  ist  kaum  zu  zweifeln,  daß  strambo 
im  lat.  strabus  (schielend)  seinen  grund  habe:  m  drängt  sich 
öfter  vor  b  ein  (Rom.  gr.  I.  266)  und  auch  die  begriffe  schie- 
lend und  schief  sind  fast  eins;  sp.  estrambosidad  ist  =  estra- 
bismo.  Desselben  Stammes  muß  sein  sp.  estrambote  schweif 
eines  liedes ,  altsp.  eine  liedergattung  Sanchez  I.  p.  LIX,  it. 
strambotto  von  ähnlicher  bedeutung;  adj.  sp.  pg.  estrambotico 
ungereimt,  seltsam.  Der  sinn  dieser  letzteren  in  die  roman. 
metrik  eingeführten  Wörter  liegt  also  wohl  darin,  daß  die  da- 
mit bezeichneten  gedichte  das  richtige  maß  oder  die  regel  in 
irgend  einer  weise  überschritten ,  wie  Dante  einen  nicht  mit 
maß  handelnden  menschen  schielend  am  geiste  nennt  Inf.  7,  40 ; 
ven.  straboto  bedeutet  fehler,  schnitzer.  Anders  meint  F.  Pas- 
qualino :  strammotta  ridicula  cantiuncula  a  strammu  (ital.  stram- 
bo), ut  innuatur  deflexio  a  vera  significatione  in  malam  par- 
tem  accepta.  Estrambote  aber  berührt  sich  wieder  mit  altfr. 
estrabot  estribot  (s.  oben  estribo),  daher  auch  altsp.  estrim- 
bote  als  nebenform  Alex.  2229.  —  Ital.  stramba  binsen- 
strick  hieherzuziehen,  nämlich  als  etwas  gedrehtes,  ist  gezwun- 
gen, es  stellt  sich  zum  bair.  slrempfel  wiede,  das  vb.  stram- 
bellare  zerreißen  zu  strampfein  mit  den  fußen  zappeln,  vgl. 
churw.  stramblire  erschüttern. 

Stranio  strano  it.,  wal.  strei'n,  sp.  estrano,  pr. 
estranh,  fr.  etrange  fremd,  daher  it.  s  t  r  a  n  i  e  r  o  ,  sp, 
extrangero,  pr.  cstrangier,  fr.  etranger;  von  extraneus. 

Strega^.,  e Stria  pg.,  strigöe  wal.  hexe;  vom  lat. 
striga  nachtvogel,  zauberinn,  bei  Petronius  und  Apulejus,  ab- 
gel.  von  strix.  Die  prov.  oder  franz.  form  bezeugt  Gerva- 
sius  Tilb.  (um  1210):  lamias,  quas  vulgo  mascas  aut  in  gal- 
lica  lingua  strias  dicunt,  s.  Ducange  v.  masca;  dieselbe  form 
auch  in  der  L.  Sah 

Stregghia  streglia  it.,   cat.  estrijol,  fr.  etrille 


886  I.    STRINGA-STUFA. 

Striegel;  vb.  it.  strecchiare,  altsp.  estrillar,  fr.  etriller; 
von  strigilis. 

Stringa  it.,  sp.  estringa  nestel,  Schnürriemen;  vb. 
s  t  r  i  n  g  a  r  e  zusammenziehen.  Daß  es  von  stringere  komme, 
ist  nicht  unverdächtig,  da  aus  cingere  it.  cigna,  nicht  cinga 
ward.  Es  mag  darum  nebst  pg.  estrinca  estrinque,  sp. 
estrinque  estrenque  (seil)  aus  dem  deutschen  stammen,  ags. 
string  streng,  altn.  strengr,  mndl.  stringhe,  vb.  stringen  stren- 
gen, ahd.  strengi  u.  s.  w.,  s.  über  diesen  stamm  Grimm  IL  37 ; 
doch  liegt  den  Wörtern  mit  c  das  deutsche  strick  eben  so  nah, 
da  n  vor  gutturalen  leicht  eingeschoben  wird,  vgl.  auch  co- 
mask.  striccä,  romagn.  striche  pressen. 

Stronzareif.  beschneiden ;  vom  ahd.  strunzan  abschnei- 
den. Sbst.  stronzo  stronzolo  runder  dürrer  koth,  altfr. 
estront,  nfr.  etron  koth,  nhd,  strunzen  strunzel  abgeschnittenes 
stück  s.  Schmeller  III.  688,  ndl.  stront  dreck,  mist,  eig.  ab- 
schnitt, ab  fall,  weg  wurf. 

Stroppiare  storpiare  it.,  ven.  strupiare,  mail.  struppiä, 
chw.  strupchiar,  sp.  pg.  e  s  t  r  o  p  e  a  r ,  fr.  e  s  t  r  o  p  i  e  r  lähmen, 
verstümmeln;  sbst.  it.  stroppio  hindernis,  hemmung.  Ist 
storpiare  die  richtigere  form  und  kommt  das  wort  von  ex-tor- 
pidare  starr,  steif  machen,  syncopiert  extorpiare?  Extorpe- 
scere  hat  Venant.  Fort.    Muratori  erinnert  an  turpis. 

&> tr  ö p p  o  1  o  it. ,  fr.  e s  t  r  o  p  e  etrope  seil,  tau ;  von 
struppus  band,  riemen,  das  Gellius  anführt;  die  span.  form 
estro  vo  weist  auf  slropus  Gloss.  Philox.  Vgl.  ndl.  strop,  nhd. 
struppe. 

Struzzo  it.,  pr.  estrus  strauß  (vogel),  von  struthio, 
sp.  av-estruz,  fr.  au-truche  (f.)  für  autrusse,  von  avis 
struthio  vogel  strauß,  mlat.  strucio  in  alten  glossarien. 

Stucco  it.,  sp.  estuque,  fr.  stuc  gyps,  stuck;  vom 
ahd,  stucchi  crusta,  s.  Graff  VI.  631. 

Stufa  it.,  sp.  pg.  estufa,  pr.  estuba,  fr.  etuve&ä- 
hung,  einrichtung  zum  bähen  oder  warm  baden,  badstube,  ofen; 
vb.it.  stufare,  sp.  estufar  eslofar  estovar,  fr.  etuver  bähen 
u.  dgl.  Bereits  in  der  L.  Alam.  stuba  und  in  allen  germ.  spra- 
chen heimisch:  ahd.  stupa,  mhd.  stöbe,  nhd.  stube,  mndl.  stove, 
ags.  altn.  stofa,  engl,  stove,  daher  gael.  stobh;  das  it.  stufa 
scheint  eine  gleichlautende  longob.  form  zu  verlangen.  Die 
deutschheit  des  Wortes  bezweifelt  SchmeUer  III.  605. 


I.    STUOLO-SUSO.  337 

Stuolo  iL,  altsp.  est o\  mannschaft,  begleitung,  gefolge, 
pr.  estol,  wal.  stol,  mlat.  stolus  flotte;  vom  gr.  oxoloq  zu- 
rüstung,  feldzug,  flotte.  Auch  das  altfr.  estoire,  mlat,  sto- 
rium,  reisevorrath,  dsgl.  flotte  (s.  Michel  zu  Benoit)  ist  wohl 
hieher  zu  nehmen,  vgl.  wegen  des  buchstabens  altfr.  navirie 
von  navilie,  concire  von  concilium,  so  denn  auch  von  axo- 
Xcov  estoire,  von  letzterem  mhd.  storie,  engl,  störe,  gael.  stör, 
kymr.  ystör. 

Subbio  it.,  sp.  enxullo,  fr.  ensouple  weberbaum; 
von  dem  nachclassischen  insubulum  bei  Isidorus. 

Sücido  sozzo  it.,  sp.  sücio,  pg.  sujo,  neupr.  sous 
schmutzig;  von  sucidus  saftig,  vgl.  lana  sucida  frische  noch 
schmutzige  wolle.  Es  versteht  sich,  daß  die  zweite  ital.  form 
aus  dem  syncopierten  sucius  entstand,  worin  c  wie  in  sezzo 
von  secius  behandelt  ward. 

Suco  succo  sugo  it.,  sp.  suco  xugo,  pr.  suc,  /r.suc 
saft,  von  sücus;  daher  vb.  it.  sugare,  altsp.  sugar  (zusam- 
mentreffend mit  dem  ahd.  sügan),  pr.  sucar  saugen,  fr.  suyer 
fehlt.  Zsgs.  it.  asciugare,  sp.  enxugar,  pr.  eisugar,  fr.  es- 
suyer,  wal  usucä  uscä,  gleichsam  exsucare  austrocknen;  dsgl 
it.  asciutto,  sp.  enxuto,  pr.  eissug,  in  Berry  essuy,  chw. 
schig  trocken,  fr.  essui  sbst.,  alle  von  exsuctus ;  it.  prosciu- 
gare  austrocknen,  daher  prosciutto  presciutto  (pg.  presunto) 
schinken,  von  per-exsucare.  Eine  besondere  abl.  ist  it.  suc- 
c  i  a  r  e  suzzare,  fr.  sucer,  das  sich  nur  aus  suctiare  vom  pari. 
suctus  deuten  läßt,  ein  pr.  succiö,  fr.  suction  ist  vorhanden. 

S u o  1  o  it.,  pr.sol  sola,  sp.  s u el a ,  fr.  s o  1  e  fußsohle; 
it.  soglia  soglio,  pr.  sulh  sol,  fr.  seuil  thürschwelle,  sp. 
suela  grundschwelle ;  endlich  it.  soglia,  sp.  suela,  pg.  solha, 
fr.  sole  schölle,  plattfisch.  Die  formen  mit  reinem  1  sind  von 
solum  grundlage,  sohle,  die  mit  erweichtem  von  solea  sohle, 
daher  unterläge,  schwelle  (wie  das  deutsche  sohle),  auch  platt- 
fisch. Vom  adj.  solarius  ist  it.  solajo  solare,  pr.  solier  und 
solar  fußboden,  söller  u.  dgl,  sp.  solar  grund  und  boden,  fr. 
soulier  schuh. 

Suso  it.,  abgekürzt  sü  (vgl  verso  ver),  chw.  si,  sp. 
altpg.  suso,  pr.  altfr.  sus,  partikel,  von  susum  für  sursum, 
abgekürzt  lat.  sus  in  susque  deque.  Zsgs.  fr.  des  sus,  alt- 
sp. desü. 

%% 


886  I.    TABACCO— TACCO. 


T. 


Tabacco  it.,  sp.  tabaco,  fr.  tabac  eine  pflanze; 
american.  wort,  eig.  das  gefäß,  woraus  man  den  dampf  der 
zubereiteten  pflanze  einsog. 

Tabarro  it.,  sp.  pg.  tabardo,  fr.  tabard,  engl,  ta- 
bart  wajfenrock  u.  dgl,  kymr.  tabar,  mittelgr.  Tafxndgiov.  Die- 
ses kleidungsstück  war  von  grobem  dickem  stoff  und  ward 
meist  von  kriegsleuten  oder  manchen  getragen :  sollte  das  wort 
aus  tap-es  tap-etis  teppich,  decke  abgeleitet  sein,  indem  es 
die  im  rom.  tappeto  bewahrte  tennis  hier  mit  der  media  tauschte, 
wie  lat.  caput  sich  roman.  als  cap  und  cab  oder  cav  dar- 
stellt? Und  grade  wie  in  caput  (vgl.  sp.  cabal  u.  aj  konnte 
auch  das  ableitende  t  schwinden.  Lat.  trabea  (staatskleid) 
bietet  Schwierigkeiten  mehr  im  buchstaben  als  in  der  bedeutung. 

Taccagno  it.,  sp.  tacario,  fr.  taquin,  comask.  ta- 
chin  knickerig,  geizig ;  vb.  it.  t  a  c  c  a  g  n  a  r  e ,  fr.  taquiner,  lomb. 
zaccagnä  um  kleinigkeiten  zanken.  Man  könnte  an  zacke  (ha- 
ken) denken,  die  bedeutung  aber  führt  gradezu  auf  zähe  d.  i. 
geizig,  ahd.  zähi,  vgl.  ndl  taaiaard  geizhals.  Wegen  c  oder 
cc  aus  deutschem  h  s.  oben  gecchire,  auch  smacco  IL  a. 
Ital.  taccola  häkchen  in  flg.  sinne,  gehört  wohl  zu  tacco. 

T  a  c  c  o  it.  absatz  am  schuh  (sp.  pg.  taco  pflock  scheint 
anderer  herkunft),  chw.  t  a  c  flecken,  makel,  wallon.  tac  platte, 
blech,  henneg.  tacq  fleck  landes;  fem.  it.  tacca  kerbe,  auch 
flecken,  pr.  taca,  alt  fr.  pic.  teque,  it.  tecca,  fr.  tache,  it. 
taccia,  sp.  pg.  tacha  flecken,  occit.  tacho  nagel  mit  breitem 
köpf;  abgel  it.  taccone  fleck  (läppen)  an  schuhen,  sp.  pg. 
tacon  absatz  an  denselben,  dsgl.  tachon  hut  des  nageis,  hen- 
neg. tacon  =  it.  taccone  und  taccia;  vb.  chw.  taccar  einker- 
ben, ankleben,  ven.  tacare,  lomb.  tacä  anheften,  pr.  tacar,  fr. 
tacher  beflecken;  zsgs.  it.  attaccare,  sp.  atacar,  fr.  atta- 
cber  befestigen,  dsgl.  feindlich  angreifen  (fr.  altaquer),  urspr. 
wohl  attaccarsi  ad  uno  sich  an  einen  anheften,  vgl.  gr.  anxsa- 
&ai  tivoq;  it.  s tacca re,  fr.  detacher  u.  s.  f.  losmachen.  Den 
stamm  kennt  sowohl  die  celtische  wie  die  deutsche  spräche: 
gael  tac,  com.  tach  nagel,  engl,  tack  stift,  haken,  ndl.  tak, 
hochd.  zacke  spitze,  zinke,  wozu  noch  ein  verbum  kommt  mndl. 
tacken  ergreifen,  heften,  vgl  altn.  taca,  ags.  taecan,  engl,  take 


I.    TAFANO-TAITA.  880 

fassen,  fangen,  Haben  die  vornan,  bildungen  hierin  ihre  quelle, 
so  war  ihre  grundbed.  etwas  heftendes  oder  geheftetes,  daher 
auch  flicklappen  oder  fleck  und  hieraus  flecken,  makel,  fehler; 
die  ital.  bed.  kerbe  aber  erinnert  zunächst  an  zacke. 

T  ä  f'a  n  o  it.,  sp.  t  ä  b  a  n  o ,  pr.  altfr.  t  a  v  a  n ,  nfr.  t  a  o  n 
(zur  Vermeidung  des  mislautes  in  taan)  ein  insect,  bremse; 
von  tabanus,  theils  täbanus,  theils  tabänus  von  den  neueren 
betont,  mlat.  sicher  täbanus,  da  die  schlettst.  glossen  tavenus 
schreiben  36,  68.  Servius  sagt  (nach  Ferrari)  latine  asylus, 
cvulgo'  tabanus  vocatur,  Papias  asilus,  quem  crustici'  tabanum 
dicunt,  so  daß  es  nach  diesen  stellen  ein  wort  der  Volksspra- 
che gewesen  wäre. 

Taffetä  it.,  sp.  tafetan,  fr.  taffetas  ein  stoff,  taf- 
fet;  vom  pers.  tafteh  (Adelung). 

Tafur  pr.  alt  fr.  schelm,  spitzbube  (s.  glossar  zum  Tri- 
stan),  sp.  tahur  spieler ,  falscher  Spieler,  pg.  taful  auch 
schwelger,  vgl.  neupr.  tafurä  beunruhigen.  Zu  vermuthen  ist 
arab.  Ursprung,  wie  schon  Guibert  (Gesta  Bei  per  Franc.') 
sagt:  thafur  apud  gentiles  dicuntur,  quos  nos  trudannes  vo- 
camus,  s.  Chans.  d'Ant.  IL  7.  Aber  welches  ist  das  arab. 
wort  ?  taihür  unbesonnener  mensch  Freut.  I.  202a  ließe  sich 
anführen,  genügt  aber  den  bedeutungen  nicht  hinlänglich, 

Taglia^.,sp.  taja,  pg.  pr.  talha,  fr.  taille  schnitt; 
vb.  tagliare  u.  s.  f.  abschneiden,  auch  wal.  teiä;  von  talea 
abschnitt,  abgeschnittener  zweig.  Die  oft  benutzte  stelle  bei 
Nonius  etiam  nunc  crustica  voce'  intertaleare  dicitur  dividere 
vel  excidere  ramurn  (it.  intertagliare,  sp.  entretallar  u.  s.  w.) 
scheint  eine  spätere  glosse.  Von  taglia  ist  it.  tagliere,  sp. 
taller,  chw.  taglier,  fr.  tailloir  hackbrett,  Vorlegeteller  (gerä- 
the  zum  zerschneiden),  daher  nhd.  teller. 

T  a  i  t  a  sp.  papa  (in  der  kinder spräche),  comask.  neap. 
pic.  tata,  wal.  täte  vater,  chw.  tat  großvater,  tata  großmutter, 
abgel.  altfr.  pic.  wall,  tayon  großvater,  fig.  alte  eiche,  zsgs. 
pic.  champ.  ra-tayon  Urgroßvater,  hat.  tata  bei  Varro  führt 
Nonius  an,  dazu  stimmt  gr.  z«r«,  mndl.  teyte,  ndd.  taite  tatte, 
kymr.  täd,  ir.  daid,  engl  dad  daddy.  Franz.  taie  großmut- 
ter konnte  eben  sowohl  aus  atavia  entstehen,  aber  man  ge- 
sellt es  doch  sicherer  zu  dem  roman.  tata,  vgl.  craie  aus  creta 
u.  a.  Dahin  gehört  auch  sp.  tato  brüderchen,  tata  Schwester- 
chen (gleichfalls  in  der  spräche  der  kinder) ;  romagn.  dad  dada 


340  I.    TALENTO—TAMIGIO. 

drücken  dasselbe  aus.  Aber  auch  das  goth.  atta,  Schweiz,  ätte, 
gr.  arra  ist  im  roman.  vorhanden:  comask.  atta  vater,  chw. 
zsgs.  bis-at  Urgroßvater,  und  selbst  tat.  atta  nach  Festus:  at- 
tam  pro  reverentia  seni  cuidam  dicimus, 

Talento  it.,  sp.  talento  talante,  pr.  t a  1  e n  talan,  fr. 
talent.  Die  altrom.  bed.  ist  lust,  neigung  (auch  bask.  ta- 
lendua),  von  talentum  (rälavxov')  wage,  daher  gewicht,  zug, 
z.  b.  in  einer  span.  Urkunde  (aer.  1098) :  si  venerit  ad  aliquam 
de  meas  filias  in  talentum  etw  den  sinn  kommen  sollte*,  Du- 
cange  s.  v.  Eine  später  entwickelte  bed.  ist  fähigkeit,  in  be- 
ziehung  auf  die  alte  bed.  g eidsumme,  schätz,  den  man  in  sich 
trägt.  Zsgs.  it.  attalentare,  pr.  atalentar,  altfr.  atalenter 
gefallen,  reizen. 

Talisman  o  it.,  talisman  sp.  fr.;  vom  arab.  ctelsam 
zauberbild,  eigentlich  vom  plur.  ctelsamän,  womit  man  unter 
einem  gewissen  horoscop  einen  gegenständ  bezeichnete ,  t£\£- 
afita,  s.  Gol  1473,  Freut.  III.  64K 

Tallo  it.,  sp.  tallo,  pg.  talo,  fr.  talle  (f.)  Schößling, 
Stengel;  vom  gleichbed.  thallus  (ß-aXXog'). 

Tallone  it.,  richtiger  sp.  pr.  talon,  fr.  talon  ferse; 
von  talus  knöchel.  Letztere  bed.  hat  talauun  (lies  taluun  d.  i. 
talün)  noch  in  den  casseler  glossen,  wo  es  mit  anchlao  (an- 
chalo,  enkel)  übersetzt,  ferse  aber  mit  calcanea  ausgedrückt 
ist.    Vgl.  auch  Ducange  v.  talo. 

T  a  m  a  r  i  n  d  o  it.  sp.,  t a  m  a  r  i  n  fr.  ein  morgenländischer 
bäum  und  dessen  frucht;  vom  arab.  tamar  hendi  d.  h.  indi- 
sche dattel  Gol.  395,  Freut.  I.  200«. 

Tamburo  it.,  sp.  pg.  tambor  atambor,  pr.  tabor, 
fr.  tambour  trommel,  trommler,  wal.  tambüre  leier;  dim.  it. 
tamburino  etc. ,  auch  fr.  tabouret  (von  der  ähnlichkeit  mit 
dem  tambourin);  vom  pers.  ctambür,  arab. ctonbür  cither  Gol. 
1486.     Vgl.  Pott  in  Höfers  ztschr.  IL  356. 

Tamigio  it.  (in  einigen  wbb.,  ven.  tamiso),  sp.  ta- 
miz,  pr.  fr.  tamis  haarsieb;  vb.  it.  tamigiare,  fr.  ta- 
miser  sieben.  Lateinisch  ausgedrückt  würde  dies  wort  ta- 
misium  lauten,  wie  auch  das  mittelälter  schrieb.  Ist  die  en- 
dung  isium  suffix,  so  kann  es  sich  nicht  auf  roman.  boden 
gebildet  haben,  man  müste  denn  eine  immer  bedenkliche  Ver- 
wechselung mit  dem  suffix  itium  annehmen,  das  aber  ein  prov. 
tamizi  oder  tamitz  fordern  würde,  und  somit  ist  ableitung  aus 


I.    TANAGLIA— TARAIRE.  341 

dem  celt.  tamma  zerstächen  (s.  Diefenbachs  celt.  1. 142)  nicht 
wohl  einzuräumen.  Eher  könnte  tamisium  auf  dem  glbd.  ndl. 
teems  (vgl.  ahd.  zemisa  kleie)  ruhen,  dem  man  die  endung 
ium  angefügt  hätte;  welcher  herkunft  aber  dieses  ndl.  wort 
sei,  hat  die  roman.  Sprachforschung  nicht  zu  entscheiden. 

Tanaglia  it.,  pr.  tenalha,  fr.  tenaille  zange;  von 
tenaculum,  plur.  tenacula,  nur  bei  Terentianus  Maurus  vor- 
handen.   Dafür  sp.  tenaza  von  tenax,  plur.  tenacia, 

T  a  p  e  fr.  zapfen,  sicil.  t  a  p  p  u  spund,  daher  fr.  t  a  p  o  n 
tampon,  sp.  tapon  zapfen,  stopfen;  pg.  tampa  decket;  vb.  fr. 
taper,  sp.  pg.  tapar,  flor.  tappare,  com.  tapä,  pr.  tampir  ver- 
stopfen, zumachen;  alle  vom  ndd.  tap  stopfen.  Eine  andre 
form  ist  it.  zaffo,  vb.  zaffare,  vom  hochd.  zapfo,  dsgl.  zam- 
pillo  Wasserstrahl  einer  röhre,  worin  sich  ein  ndd.  p  zeigt, 
während  in  zaffata  (mail.  taffiada)  stoß  eines  solchen  Wasser- 
strahles das  hochd.  f  stehen  blieb.  Auch  das  sp.  zampar  ver- 
stecken, gierig  verschlingen  (nach  Larramendi  baskisch)  ist 
nur  formverschieden  von  tapar  zudecken,  hineinstopfen.  Da- 
mit ist  zu  verbinden 

Tape  fr.  schlag  mit  der  hand;  vb.  taper  tapoter  klap- 
sen; vom  ndd.  tappe  pfote,  engl,  tap  klaps.  Eine  mehr  hochd. 
form  desselben  Wortes  ist  it  zamp  a  ciampa  (wie  zufolare  ciu- 
folare)  pfote,  zampare  mit  der  pfote  hauen,  cjampare  inciam- 
pare  stolpern,  vgl.  ahd.  zapalön,  nhd.  zappeln. 

Tappeto  it.,  sp.  pg.  tapete  tapiz,  pr.  tapit,  fr.  ta- 
pis  teppich;  theils  von  tapetum,  theils  von  tapes  tapetis. 

Tara  it.  sp.  pg.  pr. ,  tare  fr.  abgang  am  gewicht  ei- 
ner waare;  vom  arab.  £tarah  entfernt,  beseitigt,  ctarh  etwas 
zurückgelassenes  Freyt.  III.  47a. 

T  a  r  a  i  r  e  pr.  (m.)  Choix  IV.  304,  fr.  t  a  r  i  e  r  e  (f.),  mundr- 
artl.  terere  s.  Hecart,  sp.  taladro  für  taradro,  pg.  trado, 
chw.  teräder  bohrer.  Die  Wörter  fügen  sich  in  die  form  ta- 
ratrum  Isid.  19,19,  offenbar  das  gr.  tsqstqov,  in  den  casse- 
ler  glossen  taradrus.  Ital.  taradore  rebenwurm,  das  man 
sonst  von  teredo  (tsqtjöcov^  herleitet,  ist  buchstäblich  das  pr. 
taraire,  chw.  terader,  auf  die  das  suffix  tor  (daher  npr.  ta- 
radouiro)  angewandt  ward,  wiewohl  kein  vb.  tarar  vorhanden 
ist;  auch  fr.  tar-aud  schraubenbohrer  beruht  auf  einer  Vor- 
aussetzung dieses  verbums.  Celtische  sprachen  zeigen  ein  ganz 
entsprechendes  wort,  kymr.  taradr,  bret.  tarar  talar  tarer  te- 


343  1.    TAftGA-TARTANA. 

rer  bohrer,  anders  gael.  tora  toradh,  vgl.  gr.  toqoq  grabeisen. 
Aus  lat.  terebellum  aber  ist  it.  trivello,  pr.taravel,  dauph. 
taravella,  pic  terelle,  pg.  travoella  bohrer,  so  wie  sp.  teruvela 
motte  (bohrendes  insect).  Die  auf  dissimilation  beruhende 
Verwandlung  des  ersten  r  in  1  (taladro)  läßt  sich  auch  in 
dem  volksmäßigen  lat.  telebra  für  terebra  bemerken,  s.  Anal 
gramm.  ed.  Eich,  et  Endl  p.  445. 

Targa  iL,  sp.  tarja,  pg.  pr.  tarja,  fr.  targe,  mit 
anlautender  media  sp.  pg.  darga  adarga  (in  einer  span.  urk. 
aer.  1099  adarca  Ducange),  altcat.  darga  Ramon  Munt.  105™ 
urspr.  großer  den  körper  deckender  schild;  vb.pr.  se  tar  gar, 
fr.  se  targuer  trotzen.  Die  herleitung  aus  lat.  tergum  (mit 
leder  überzogener  schild)  findet  in  dem  vocal  einigen  anstoß. 
Da  die  tartsche  eine  schwere  namentlich  zum  stürm  gebrauchte 
schutzwaffe  war,  so  bleibt  man  am  besten  bei  dem  ahd.  zarga 
schutzwehr  stehen,  woher  denn  ags.  targe,  altn.  targa  schild, 
s.  Grimm  III.  445 :  die  deutsche  bed.  schütz,  einfassung  (noch 
jetzt  in  zarge)  liegt  deutlich  vor  im  sp.  atarjea  einfassung  ei- 
nes canals.  Die  über  Spanien  verbreitete  nebenform  a-darga 
erklärt  sich  genügend  aus  einfluß  des  gleichbed.  arab.  al-darah 
addarah.  Auch  das  wal.  targe  flechtwerk  ist  hier  anzuführen. 

T a r g o n e  it., sp.  taragona,  fr.  t a r g o n ,  wallon.  dra- 
gonn  ein  kraut ,  dragun ,  arab.  ctarchün  Freyt.  III.  47 a ;  von 
draco  in  der  bed.  dracunculus :  wegen  der  Verwandlung  des 
anlautes  dr  vgl.  sp.  taragontea  von  dragontea.  Eine  andre 
darstellung  von  draco  ist  pg.  estragäo,  fr.  estragon. 

Tariffa  it.,  sp.  pg.  tarifa,  fr.  larif  (mj  waaren- 
verzeichnis;  vom  arab.  ctacrif  kundmachung  Freyt.  III.  142a, 
dies  von  carafa  O-J;^)  erkennen. 

Tarma  it.,  sp.  chw.  tarna  motte,  made;  von  tarmes 
(mj  holzwurm,  das  früh  in  verschiedenen  formen  erscheint: 
tarmus  vermes  in  carnc  Gloss.  Isid.,  tarnus  made  Gloss.  flor. 
Für  das  synonyme  it.  tarlo  (romagn.  terla)  stellt  Ferrari  ein 
dimin.  tarmulus  auf;  es  kann  indessen  aus  tarmus  tarnus  ab- 
geändert sein. 

Tartagliare  it.,  chw.  pr.  tartagliar,  sp.  tarta- 
lear,  pg.  tartarear  stottern;  adj.  sp.  tato,  pg.  tätaro,  sp. 
pg.  tarta-mudo  stotternd;  naturausdruck ,  vgl.  ndl.  tateren 
stammeln. 

Tartana  it.  sp.  pg.,  tartane  fr.   ein  kleineres  fahr- 


L    TARTARUGA-TASSO.  848 

zeug  mit  einem  mäste,  auf  dem  mittelländischen  meere;  ab- 
geleitet aus  dem  mlat.  tarida  tareta  lastschiff,  in  ägyptischem 
arabisch  ctaridah  ein  besonders  zum  transport  von  pferden 
bestimmtes  fahrzeug,  nach  Quatremere's  vermuthung  aus  dem 
arabischen  verderbt.     S.  Pihan  gloss.  des  mots  franc.  etc. 

Tartaruga  it.  pg.,  sp.  t o r t u g a ,  pr.  tortuga  t a r t u g a, 
fr.  tortue  Schildkröte,  mlat.  tortuca,  dsgl.  tartuca  Vocab.opt. 
p.46a,  47^;  von  den  krummen  fußen  (tortus)  so  genannt,  da- 
her auch  engl  tortoise  =  pr.  tortesa  krümme.  Seltsam  hat 
sich  die  ital.  form  erweitert;  das  einfache  tartuca  besitzt  der 
Sicilianer.  Dasselbe  thier  heißt  auch  it.  botta  scudaja,  genau 
unser  schild-kröte. 

Tasca  it.  pr.  (letzteres  aus  lasqueta  zu  folgern),  sp. 
pg.  fehlt,  fr.  (mundartl.)  tache  tasque  tasse,  wall,  tah,  wal. 
tasce,  ahd.  tasca,  nhd.  tasche.  Dieses  wort  trennt  sich  durch 
seine  bedeutung  so  bestimmt  vom  fr.  täche  tagewerk,  daß 
schwerlich  an  einen  Zusammenhang  zwischen  beiden  zu  den- 
ken ist.  Schön  deutet  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  554,  vgl 
zur  L.  Sal  p.  VIII,  das  malbergische  texaca  taxaca  diebstahl 
aus  ahd.  zascön  raffen,  rauben:  taxaca  konnte  sich  in  tasca 
vereinfachen  und  aus  der  bed.  raub  in  die  des  b ehälters,  in 
den  man  ihn  steckte,  übergehen ;  das  umgekehrte  trat  bei  sacco 
ein.  Buchstäblich  passt  tasca  aber  auch  zu  einem  noch  vor- 
handenen hochd.  zesche  schleppe  des  kleides  Frisch  IL  472b, 
vb.  zaschen  zeschen  schleppen,  schleifen  =  ahd.  zascön  s. 
Schmeller :  da  nun  die  taschen  um  den  hals  getragen  wurden 
oder  an  dem  gürtet  herabhiengen,  so  konnte  man  sie  nicht  un- 
passend mit  etwas,  das  man  nachschleppt,  vergleichen,  auch 
im  span.  ist  falda  sowohl  schleppe  wie  sack.  Der  Ursprung 
wäre  derselbe,  nur  die  auffassung  anders. 

T  a  s  s  e  1 1  o  it.,  t  a  s  s  e  a  u  fr.  pflöckchen  oder  leiste  zum 
zusammenfügen,  altfr.  tassiel  auch  knöpf,  agraffe;  von  taxil- 
lus  klötzchen. 

Tasso  it.,  pr.  taistaisö,  fr.  taisson,  sp.  texon  und 
vermittelst  der  ableitang  ug  QRom.gr.  11.254)  tasugo,  pg. 
teixugo  ein  säugethier,  lat.  melis;  vom  ahd.  dahs,  urspr.  wohl 
thahs,  da  sich  der  anlaut  t  in  tasso,  mlat.  taxus,  leichter  aus 
th  als  aus  d  erklärt.  Die  darstellung  des  goth.  anlautes  th, 
ahd.  d,  durch  roman.  t  ist  überhaupt  so  üblich,  daß  man  sie 
als  reget  aufstellen  darf:  man  erwäge  pr.  ties  (aus  thiudisk), 


344  I.    TASTARE— TEMPIA. 

Tibors  (Thiudburg)  und  vergleiche  die  artikel  trescare  L,  trucco 
L,  tarir  IL  c„  tecchire  IL  a.,  tillac  IL  c,  trale  IL  c,  treteau 
IL  c.  u.a.  Melis  ist  noch  im  neap.  mologna  enthalten,  das 
sich  zunächst  der  von  Isidor  angeführten  form  melo  melonis 
anschließt 

T  a  s  t  a  r  e  it.,  altsp.  pr.  t  a  s  t  a  r  (erster es  bei  Berceö),  fr. 
tat  er  befühlen,  daher  unser  tasten.  Es  ist,  wie  schon  Rom. 
gr.  I.  19  aufgestellt  ward,  ein  neues  iterativ  des  lat  taxare, 
dem  Gellius  2,  6  die  grundbed.  befühlen  anweist:  taxare  pres- 
sius  crebriusque  est  quam  tangere.  Tastare  steht  also  für 
taxitare,  vgl  mlat.  taxta  s.  v.  a,  tasta.  Im  mail.  tastä,  im  sard. 
tastai,  im  pr.  tastar ,  im  fr.  täter,  im  engl,  taste  hat  es  auch 
die  bed.  versuchen,  kosten  entwickelt.  Von  tastar e  ist  das 
ital  sbst.  t  a  s  t  o  griff  an  der  laute,  daher  sp.  pg.  traste,  cat. 
trast,  andalus.  aber  tast. 

Tazza  it.,  sp.  pg.  taza,  pr.  tassa,  fr.  tasse  trink- 
schale, wal.  tas,  serb.  täs  almosenteller ,  vom  arab.  ctassah 
napf,  becken,  dies  vom  vb.  ctassa  eintauchen,  wenn  nicht  aus 
dem  persischen  entlehnt  Freyt.  III.  55".  Wegen  der  form  ist 
zu  bemerken,  daß  arab.  s  (sj*)  im  roman.  zuweilen  durch  z 
ausgedrückt  wird,  so  it.  magazzino  von  machsan,  pg.  Zolei- 
mäo  von  Soliman. 

Te  it.,  sp.  te,  fr.  the  blätter  einer  stände  so  wie  das 
daraus  bereitete  getränk;  aus  dem  chinesischen.  Dieselbe  Sa- 
che heißt  in  Neuspanien  cha,  it.  ciä. 

Tegola  tegolo  it.,  wal.  t e g  1  e ,  sp.  teja  tejo,  p^f.  te  1ha 
tijolo,  pr.  teule  (mO ,  fr.  tuile  (f.,  daher  tuilier  tuilerie) 
ziegel,  Ziegelstein,  it.  tegghia  teglia  pfanne,  decket;  alle  von 
tegula,  woraus  auch  pg.  tigella  schüssel.  Die  franz.  Umstel- 
lung des  diphthongs  eu  (altfr.   teule)   in  ui  ist  etwas  seltnes. 

Temolo  it.,  sp.  ti'malo  art  for eilen;  vom  adj.  thymT- 
nus,  weil  ihr  fleisch  nach  thymian  riecht. 

Tempia  it.,  pr.  templa,  fr.  tempe  aus  dem  alten 
temple,  wal.  temple  schlaf  am  haupte;  vom  plur.  tempora 
mit  gemeinrom.  Verwandlung  des  r  in  1.  Der  Spanier  nennt 
diese  stelle  des  hauptes  sien  (s.  IL  b) ,  der  Portugiese  fönte 
quelle  (vom  pulsieren  der  ader),  der  Catalane  pols,  der  Ve- 
nezianer sono,  der  Sicilianer  sonnu  schlaf  (somnus),  wie  auch 
wir  sie  nennen,  der  Parmesaner  dormidor,  der  Franzose  nannte 
sie  tin  (IL  cj. 


I.    TENDA-TIRARE.  84Ä 

Ten  da  it.  pg.  pr.,  tienda  sp.,  tente  fr.  zeit,  wal. 
tinde  vorhaus ;  von  tendere  aufspannen,  gebildet  wie  sp.  prenda 
von  prendere.  Desselben  Ursprunges  ist  sp.  t  e  n  d  o  n ,  pg.  ten- 
dao,  fr.  tendon  sehne,  ital.  aber  tendine,  als  ob  ein  lat.  tendo 
tendinis  vorausgegangen  wäre. 

Terzuolo  it.,  sp.  torzuelo,  pg.  tresö,  pr.  tersol 
tresol,  fr.  tiercelet  männchen  einer  art  habichte,  in  glos- 
sen  des  12.  jh.  (s.  Elnonensiä)  absturco  terciol,  vgl.  herodius 
tercel  Graff  V.456;  von  tertius  tertiolus,  weil  nach  der  sage 
das  dritte  im  nest  ein  männchen  ist.  Daher  terzeruolo 
it.  sackpujfer,  wie  falconetto,  moschetto,  sagro  stoßvögel  und 
wurfgeschütze  bedeuten. 

TesoiY&piem.,  altfr.  tezoire,  pg.  tesoura,  sp.  tixera, 
pr.  mit  o  t  o  s  o  i  r  a  (meist  im  plur.  üblich)  scheere.  Die  prov. 
form  zeigt  den  weg:  das  wort  ist,  wie  für  das  span.  schon 
Cabrera  bemerkt,  von  tonsoria  sc.  ferramenta  Werkzeug  zur 
Schafschur,  bei  Palladius.  Wegen  der  span.  endung  era  = 
pg.  oura  s.  Rom.  gr.  IL  289. 

T  e  s  t  a  it.  sp.  pg.  pr.,  t  e  t  e  fr.  köpf  (wal.  nur  cap) ;  vom 
lat.  testa  gefäß,  topf,  nach  einer  gröblich  volksmäßigen  an- 
schauung,  die  auch  bei  dem  it.  coccia,  dem  sard.  conca,  dem 
nhd.  köpf  (haupt)  aus  dem  ahd.  köpf  (kelch)  statt  fand,  vgl 
Bom.gr.  I.  37.  Das  dimin.  testula  gab  it.  teschio  schadet, 
wie  fistula  fischiare.  Von  testum  ist  it.  pg.  testo,  fr.  tet 
scherbe,  irdener  decket.  Die  franz.  abl.  t  e  s  s  o  n  für  teston 
verdient  noch  angemerkt  zu  werden. 

Tetta  zitta  zezzolo  cizza  it.,  wal.  t  zitze,  sp.  pr.  teta, 
fr.  tette  teton  brustwarze,  euter;  vb.  it.  tettare,  sp.  tetar, 
chw.  tezzar  cicciar  saugen,  säugen.  Das  wort  ist  weit  ver- 
breitet: ags.  tite,  nhd.  zitze,  kymr.  titten,  gr.  xlx&rj  u.  s.  w., 
für  deutschen  Ursprung  aber  reden  die  roman.  doppelformen 
mit  t  und  z.  Mit  media  statt  tenuis  cat.  dida  amme,  sard. 
dida  ddedda  zitze,  wie  kymr.  didi,  bask.  dithia,  ahd.  deddi. 
Franz.  mdartl.  (henneg.  champj  tuter  am  daumen  saugen  (von 
hindern),  mhd.  tuten,  ahd.  sbst.  tutti. 

Tigna  it.,  sp.  t i n a ,  pr.  teina,  fr.  teigne  motte, 
räude;  von  tTnea,  bei  spätem  tlnea,  s.  Rom.gr.  1.134. 

Tirare  it.,  sp.  pg.  pr.  tirar,  fr.  tirer  ziehen;  sbst. 
it.  sp.  pr.  tira,  fr.  tire  zug;  vom  goth.  tairan ,  ahd.  zeran 
zerreißen.    Das  prov.  wort  bedeutet  auch  leid  thun,  misfallen9 


346  I.    TISANA-TOMBOLARE. 

vielleicht  mit  annäherung  an  die  grundbedeutung,  und  so  scheint 
sich  auch  it.  tiro  zank,  altfr,  tire  Verdruß  Bist,  du  Chat,  de 
C.  v.  4263  zu  erklären.  Eine  abl.  ist  pr.  tirassar,  altfr. 
tiracer  tirasser,  sp.  es-tirazar  ziehen,  schleifen. 

Tis  ä na  it.  sp.,  fr.  tisane  gerstentrank;  von  ptisäna, 
gr.  nuadvjj. 

Tizzo  it.,  tizo  sp.,  dsgl.  it.  tizzone,  sp.  pr.  tizon, 
pg.  ticäo,  fr.  tison,  ical.  teciune  feuerbrand;  von  titio.  Dem 
sp.  tizon  entsprang  das  vb.  t  i  z  n  a  r  rußig  machen,  sbst.  tizne 
ruß.  Zsgs.  ist  it.  attizzare,  sp.  atizar,  pr.  atizar  aluzar, 
fr.  attiser,  wal.  atzitzä  anschüren,  reizen  (aus  der  nominativ- 
form tizzo)»  Der  Italiäner  hat  noch  die  Verstärkung  stizzo, 
brand,  stizza  zorn,  stizzare  stizzire  reizen,  der  Churwälsche 
stizzar  löschen. 

Tocca  it.,  sp.  toca,  pg.  touca,  fr.  toque  haube, 
mutze;  vom  kymr.  toc  (m.J  ***<  gleicher  bed.,  vb.  tocio  twcio 
abschneiden,  also  wie  unser  mutze  von  mutzen.  Gleicher  her- 
kunft  ist  wohl  auch  it.  tocco,  chw.  tocc  schnitte  z.  b.  brot, 
käse,  sp.  tocon  stümmel  (abgeschnittenes).  Schon  eine  ags. 
glosse  lautet  toculus  brocc  (brocken)  Mone's  anz.  VII.  368. 

Toccare  it.,  sp.  pg.  pr.  tocar,  fr.  toucher  toquer 
berühren;  vom  ahd.  zuchon,  nhd.  zucken.  Die  deutsche  be- 
deutung  ist  noch  erkennbar  im  altfr.  se  toucher  de  qch.  sich 
von  etwas  losreißen,  entschlüpfen  Ren.  I.  p.  64.  110.  und  im 
neufr.  toucher  de  l'argent  geld  einziehen,  vgl.  lat.  stringere 
zucken  und  berühren,  attingere  berühren  und  nehmen,  goth. 
tekan  berühren,  engl,  take  nehmen.  Auch  der  Walache  hat 
to  cä  klopfen  (auf  dem  klopfbrett),  vermuthlich  nach  it.  toccare 
il  liuto  die  laute  rühren. 

Tomba  it.  pr.,  sp.pg.  tumba,  fr.tombe  gruft ;  vom 
spätem  lat.  tumba  bei  Prudentius ,  dies  vom  gr.  Tv/ußog  mit 
auffallender  vertauschung  des  genus. 

Tombacco  it.,  sp.  tumbaga,  fr.  tombac  eine  me- 
tallmischung ;  scheint  das  malayische  tambäga  kupfer  zu  sein, 
wie  auch  pg.  tambaca  geschrieben  wird.  S.  Pott  in  Lassens 
ztschr.  IV.  264. 

Tombolare  it.,  sp.  pr.  tumbar,  pg.pr.  tombar,  fr. 
tomber,  alt  auch  tumber  burzeln,  mit  dem  köpfe  voran  fal- 
len. Es  ist  genau  das  altn.  tumba  vorwärts  hinfallen;  da- 
neben aber  ist  die  herleitung  aus  tumba  in  der  bed.  hügel,  häufe 


I.    TONA-TORCIARE.  347 

(vgl  tumba  houfa  Gl  flor.  990b)  wohl  zu  erwägen,  denn  wer 
burzelt ,  bildet  einen  häufen,  daher  unser  'über  den  häufen 
fallen',  sp.  tropellar  umstürzen  von  tropel  häufe.  Eine  zweite 
form  mit  ausgefallnem  b  ist  «7.  t  Omare,  lothr.  teumei,  champ. 
altfr.  tumer,  wovon  das  letztere  durch  das  ahd.  tümön,  nhd. 
taumeln,  mndl  turnen  hervorgerufen  sein  könnte.  Von  tomber 
stammt  fr.  tombereau  karren,  dessen  kästen  man  umstür- 
zen kann,  bürg,  tumereau. 

Tona  pr.,  fr.  tonne,  wal.  toane;  abget  sp.  tonel, 
fr.  tonneau  faß,  dsgl.  fr.  tonnelle  sommerlaube,  auch  rebhüh- 
nergarn  (etwas  mit  reifen,  wie  die  tonne,  gemachtes).  Tona 
ist  buchstäblich  das  ahd.  altn.  tunna,  nhd.  tonne,  welches  ver- 
mutlich fremdes  Ursprunges  ist  (Grimm  III.  457),  auch  in  den 
casseler  und  schleust,  glossen  (39,  41)  als  latein.  wort  hinge- 
stellt und  mit  chöffa  cuofa  (kufe)  übersetzt  wird. 

T  o  p  p  o  it.  klotz,  sp.  t  o  p  e  knöpf,  ende  eines  dinges,  Zu- 
sammenstoß, altfr.  top  schöpf  G.  Gaimar  p.p.  Michel  p.44; 
nfr.  t  o  u  p  e  t  büschel,  t  o  u  p  i  e,  norm,  toupin  kreißet  (zugespitz- 
tes klötzchen,  engl,  top);  vb.  sp.  topar  antreffen,  begegnen, 
it.  intoppare  anstoßen.  Das  wort  ist  vielen  sprachen  gemein, 
z.  b.  ags.  engl,  top  gipfel,  scheitel,  altfrs.  top,  altn.  toppr  haar- 
büschel,  ahd.  zopf,  gael.  kymr.  top  u.  dgl.  —  Zu  derselben 
Wurzel  gehört  sp.  tupir,  pg.  a-tupir  en-tupir  stopfen,  häu- 
fen, piem.  topon,  altfr.  toupon  stöpsel,  vgl  kymr.  sbst.  top  dass., 
ndl.  top  häufe  KU,  nhd.  s-topfen. 

Torba  it.,  sp.  turba,  fr.  tourbe,  wall  trouf  brenn- 
bare erde,  torf;  vom  ahd.  zurf  in  der  L.  Alam.,  ags.  turf, 
altn.  torf. 

T  o  r  c  h  i  o  tor colo  it.,  mit  umgestelltem  r  pr.  t  r  o  1  h ,  altfr. 
treuil  kelter,  presse,  nfr.haspe,  winde;  von  torculum  wört- 
lich 'etwas  das  sich  drehf,  gebildet  aus  torquere.  Von  tor- 
culum ist  auch,  wie  Cabrera  richtig  sieht,  das  sp.  estrujar 
auspressen  —  ex-torculare  extroclare. 

T  o  r  c  i  a  r  e  it.  zusammendrehen,  festbinden,  sp.  a  - 1  r  o- 
z  a  r  fest  anschnüren,  altfr.  t o rs  er  zusammenpacken,  mit  um- 
gestelltem r  nfr.  trousser,  pr.tr ossär,  aus  letzterem  zu- 
nächst altsp.  trossar  Berc,  nsp.  troxar  (vgl.  puxar  =  fr.  pous- 
ser),  pg.  trouxar;  subst.  lomb.  torza  torsa  stroh-  oder  heu- 
bündel,  mlat.  trossa  dass. ,  sp.  troza  seil  zum  binden,  torzal 
schleife,  fr.  trousse,  pr.  trossa,  sp.  troxa,  pg.  trouxa  pack, 


848  I.    TORNO. 

bündel;  pr.  trossel,  fr.  trousseau,  davon  it.  torsello.  Der 
Ursprung  dieser  Wörter  und  formen  liegt  in  lorquere  tortus, 
hievon  auf  bekannte  weise  (s.  oben  cacciare)  das  neue  vb. 
tortiare  drehen,  zusammendrehen,  festknebeln:  die  bed.  ein- 
wärts krümmen,  die  das  fr.  trousser  noch  kennt,  gibt  ein  un- 
mittelbares zeugnis  dieser  herkunft.  Die  erklärungen  aus  celt. 
trus  trws  oder  ahd.  trust  sind  also  bei  seite  zu  weisen;  un- 
ser nhd.  tross  aber  ist  aus  trossa  wie  das  ndl.  torsen  aus 
torser.  Zu  tortiare  gehört  auch  noch  it.  torcia,  veron.ven. 
torzo  fackel  d.  h.  etwas  wie  ein  strick  (lat.  tortum)  gedreh- 
tes, darum  auch  altit.  torticcio  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  183,  altfr. 
tortis,  pg.  torcida  fackel,  docht.  Die  damit  gleichbed.  pr. 
torcha,  fr.  torche,  altsp.  entorcha,  nsp.  antorcha,  pg.  tocha, 
vb.  fr.  torcher  abwischen  (torche  auch  Strohwisch) ,  sp.  en- 
torchar  zusammendrehen ,  könnten  aber  aus  einem  falschen 
partic.  torctus  entsprungen  sein,  doch  laß  sich  das  prov.  und 
franz.  ch  besser  wohl  aus  einer  älteren  form  torca  (daher  pr. 
torcar  =  torcher),  das  span.  ch  aber  als  eine  vergröberung 
von  z  (vgl.  panza  pancho)  erklären.  Span,  torca  strohbün- 
del  nebst  tuerca  Schraubenmutter  (etwas  gedrehtes ,  gewun- 
denes), so  wie  torcaz  ringeltaub  e  gehen  unmittelbar  auf  tor- 
quere zurück. 

T  o  r  n  o  it.  sp.  pg.,  pr.  t  o  r  n ,  fr.  t  o  u  r  (m.)  drehscheibe, 
umlauf,  daher  das  adverbiale  it.  in-torno,  pr.  en-torn,  fr.  au- 
tour,  ä  l'entour  u.  a.;  von  tornus  (Togvotf  dreheisen.  Dsgl. 
vb.  it.  t ornare,  sp.  pg.pr.  tornar,  fr.  tourner  drehen, 
umkehren,  wal.  t  u  r  n  ä  ausschütten  (wie  fr.  verser,  tat.  ver- 
sare);  von  tornare  {xoQvtveiv)  drechseln.  Die  rom.  bedeutung 
dieses  verbums  war  vermuthlich  schon  der  rom.  Volkssprache 
bekannt,  da  sie  auch  im  walach.  vorliegt  und  im  frühsten  mla- 
tein,  z.  b.  in  Rothars  gesetzen,  sich  geltend  macht  (man  sehe 
bei  Ducange)  und  auch  retornare  in  der  bed.  umkehren  schon 
von  Theophylactus  Simocatta  (um  600)  erwähnt  wird,  s.  Me- 
nage orig.  de  ling.  ital,  Raynouard  choix  L  p.  VIII,  Schlegel 
observ.  p.  46.  Die  lat.  bedeutung  wird  ital.  durch  torniare 
tornire  vertreten.  Abgeleitet  ist  it.  sp.pg.  torneo,  pr.  tor- 
nei,  fr.  tournoi  ritterliches  kampfspiel,  von  den  Wendungen 
mit  den  rossen  so  genannt;  vb.  it.  torneare,  sp.  pg.  tor- 
near,  pr.  tomeiar,  fr.  tournoyer.  Zsgs.  altfr.  a torner  wo- 
hin richten,  kehren  Liv.  d.  rois  p.  304,  zurecht  machen  p.  3il, 


I.    TORSO— TOSO.  349 

überh.  schmücken,  sbst.  atorn  praeparatio  das.  p.  368,  nfr. 
atour  putz. 

Torso  it.,  umgestellt  piem.  trouss,  sp.  pg.  trozo,  pr. 
alt  fr.  tros  (trois  Brut  11.199)  Strunk,  stumpf,  bruchstück; 
vb.  pr.  t r o s a r  zer stücken;  sp.  destrozar  dass.  (wenn  nicht 
von  destructus).  Das  etymon  ist  thyrsus  (&vqooq~)  Schößling, 
ahd.  turso  torso,  nhd.  dorsch.  Aus  der  grundbedeutung  ent- 
wickelte sich  die  ital.  Strunk  des  kohles,  butzen  des  obstes, 
fr.  trou  de  chou  bei  Menage,  altfr.  trox  de  pomme,  endlich 
etwas  abgehauenes ,  bruchstück,  im  span.  die  einzige  bedeu- 
tung;  daher  wall,  tourson  grotzen,  vb.  toursi  benagen.  Neben 
altfr.  tros  stehen  noch  als  rhinistische  formen  trons  tronce, 
troncon,  pr.  tronsö,  vb.  sp.  tronzar,  altfr.  troncener.  Troncon 
konnte  freilich  aus  truncus  erwachsen  (lat.  gleichsam  truncio 
truncionis)  wie  arcon  aus  arcus,  clercon  aus  clericus,  aber 
trons  tronzar  fügen  sich  nicht  so  willig  in  dieses  etymon,  denn 
wenn  auch  bildungen  aus  dem  nominativ  vorkommen,  wie  etwa 
it.  tizzo  attizzare  von  titio,  so  beschränken  sie  sich  wenigstens 
auf  vorhandene  latein.  Wörter.  Span,  tarazon,  pg.  tracao 
abgeschnittenes  stück,  für  trozon  torzon. 

Torta  it.  sp.,  fr.  tourte,  wal.  turte  ein  backwerk; 
vom  lat.  torta,  also  etwas  gewundenes,  wegen  seiner  form. 
Bemerkenswert  ist  das  daraus  entstellte  schon  der  altern  sprä- 
che bekannte  franz.  tarte. 

T  o  r  t  o  it.  pg.,  sp.  t  u  e  r  t  o ,  pr.  fr.  t  o  r  t  Ungerechtigkeit, 
unrecht,  im  frühern  mlat ein  tortum ;  von  tortus  gedreht,  ver- 
dreht, das  gegentheil  von  directum,  diritto,  droit  recht,  ge- 
rechtigkeit. 

Tosco  it.,  sp.  t  ö  s  i g o ,  pr.  tu e i s s  e c ,  altfr.  t  o  xi  c  h  e , 
wal  toxice  gift;  von  toxicum.  Im  neuprov.  ist  tossec  auch 
ein  name  der  kröte. 

T oso  it.  (mundartl),  pr.  tos,  altfr.  t o s e  1  knabe ;  fem. 
it.  pr.  tosa,  altfr.  tose  madchen.  Buchstäblich  kann  toso  von 
tonsus  herrühren,  allein  was  soll  das  abgeschorene  haar  zu- 
mal bei  mädchen,  wie  schon  Ferrari  einwendet  ?  Nur  Sklaven 
wurden  geschoren.  Besser  darum  von  intonsus  mit  abgefall- 
nem  präfix,  wie  andre  erklären:  sagt  ja  doch  Horaz  intonsi 
pueri  und  Garcilaso  mancebo  intonso.  Vielleicht  aber  läßt 
sich  das  wort  aus  einer  üblicheren  anschauung  deuten.  Ital. 
torso  heißt  Strunk,  butzen  des  obstes,  mit  syncopiertem  r  toso 


850  I.    T0S0NE— TRACCIARE. 

(dieselbe  syncopevor  s  in  dosso,  giuso,  ritroso,  rovescio,  pe- 
sca  von  dorsum,  deorsum,  retrorsus,  reversus,  persica),  der 
knabe  ward  Strunk  oder  butzen  genannt,  wie  dies  auch  in 
andern  ausdrücken  und  in  andern  sprachen  geschah,  s.  oben 
garzone.  Des  Wortes  eigentliche  heimath  ist  Oberitalien,  wo 
es  die  meisten  ableitungen  hervorgebracht  hat  (toset,  toson, 
tosonot,  tosel,  toselot  u.  a.~),  aber  Italien  ist  auch  die  eigent- 
liche heimath  von  torso. 

T  o  s  o  n  e  it.,  sp.  t  u  s  o  n ,  fr.  t  o  i  s  o  n  scher  wolle,  feil  mit 
der  wolle;  von  tonsio  schür,  concret  und  masculin  geworden 
außer  in  franz.,  wo  es  sich  nur  noch  mundartl.  (z.  b.  in  Berry) 
zu  diesem  geschlechte  bekennt. 

Tosto  it.  altsp.  altpg.  S.  Rosa,  tost  pr.  altsp.  Alex., 
fr.  tot,  adverb  für  lat.  statim,  illico,  ital  zugleich  als  adjec- 
tiv  gebraucht,  franz.  auch  in  aussitöt,  bientöt,  plutöt,  tantot 
enthalten.  Unter  den  vorgebrachten  deutungen  ist  die  aus  dem 
lat.  partic.  tostus  ' erhitzt1  gewiss  die  haltbarste,  wobei  man 
an  das  synonyme  it.  caldo  caldo,  an  altfr.  ehalt  pas,  an  Schweiz. 
fufswarms  u.  dgl.  denken  kann.  Besser  noch  von  seilen  des 
begriffes  würde  es  sich  als  eine  zss.  aus  tot-cTto  tot-cTtus  er- 
klären, worin  das  ital.  c  in  s  übergetreten  d.  h.  eben  so  we- 
nig palatal  geworden  wie  in  amistä  aus  amicitas  oder  destare 
aus  de-excitare :  daß  man  ähnliche  begriffe  mit  totus  verstärkte, 
zeigt  it.  tutto  in  un  tempo,  fr.  toute-ä-1'heure  u.  a.  Auch  ist 
die  venez.  und  neap.  bed.  von  tosto  'fest,  hart'  (sard.  tostai 
verhärten),  eig.  geröstet,  getrocknet,  der  erster en  etymologie 
nicht  eben  günstig. 

T  o  v  a  g  1  i  a  it.,  sp.  t  o  a  1 1  a ,  pg.  pr.  gleichlaut.,  fr.  t  o  u- 
aille  handtuch  u.  dgl;  vomahd.  duahilla,  mhd.  twehele,  dies 
von  duahan  waschen.  Daher  auch  altfr.  tooillier  waschen, 
reiben  Nouv.  fabl.  p.  p.  Meon  II.  134. 184. 

Tracciare  it. ,  altfr.  t r a c i er  (tressier  Chev.  au  cy- 
gne  p.  153)  die  spur  verfolgen,  sp.  t  r  a  z  a  r ,  nfr.  t  r  a  c  e  r  zeich- 
nen, entwerfen;  sbst.  it.  tr  a  c  ci  a  zug,  strich,  streif,  sp.  traza, 
pr.  trassa,  fr.  trace  Zeichnung,  grundriß,  spur.  Man  braucht 
bei  diesem  worte  den  römischen  boden  nicht  zu  verlassen  um 
es  vom  deutschen  treten  oder  trecken  herüberzuleiten:  trac- 
ciare ist  eine  aus  dem  partic.  tractus  mittelst  i  vollzogene  ab- 
leitung  und  verhält  sich  also  wie  docciare  von  duetus,  succiare 
von  suetus  u.  a.  (s.  oben  cacciare),  seine  bedeutung  ungefähr 


I.    TRAFFICO-TRAMAGLIO.  35t 

die  des  einfachen  trahere  ziehen,  daher  eine  Unie  ziehen,  ei- 
nen streif  machen.  Altfr.  trasser  bedeutet  auch  durchsuchen 
(der  spur  nachgehen),  it.  trassare  (aus  einem  prov.  trassar?) 
einen  Wechsel  ziehen. 

Träffico  it.,  sp.  träfico  träfago,  pg.  träfego,  pr. 
trafeg  trafei,  fr.  trafic  handel,  verkehr;  adj.  pg.  trefego 
trefo  arglistig,  streitsüchtig;  vb.  trafficare  u.  s.  f.  handel 
treiben.  Das  wort  ist  von  ungewisser  herkunft,  merkwürdig 
aber,  daß  altpg.  trasfegar  hinübergießen  (s.  trasegar  II.  b.) 
auch  die  bed.  von  trafegar  handel  treiben  einnimmt,  daß  cat. 
träfag  handel,  kunstgriff,  auch  umguß  heißt.  Ist  aber  trafe- 
gar identisch  mit  trasfegar,  so  muß  sich  im  altpg.  sbst.  träs- 
iego,  npg.  träfego  träffico  der  accent  auf  die  präposition  ge- 
zogen haben,  was  nur  in  sehr  wenigen  fällen  geschah. 

Traino  it.,sp.  tragin,  pr.  trahi,  fr.  iraln  aus  dem 
alten  train,  zug,  von  trahere;  vb.  it. trainare,  pr.  trahinar, 
fr.  trainer  schleppen.  Es  ist  verdacht  vorhanden,  daß  die  prov, 
und  franz.  formen  aus  trahi  m  traim  entstellt  und  die  ital.  und 
span.  daher  entlehnt  sind,  da  das  sufßx  ino  sich  mit  keinen 
verbalstämmen  zu  verbinden  pflegt:  auch  fr.  ga-in  ist  =  it. 
gua-ime. 

Traliccio  it.,  sp.  terliz,  fr.  treillis,  altfr.  treslis 
drillich;  von  tri-licium  und  trilix. 

Tramaglio  it.,  fr.  tramail,  norm,  tremail  fischer- 
netz, das  quer  durch  den  fluß  gespannt  wird,  mlat.  tremacu- 
lum  tremaclem  (accj  bereits  in  der  L.  Sal,  vgl.  wall,  tramaie 
flechtwerk  aus  reisern.  Man  nimmt  es  für  ein  compositum 
aus  ter  oder  tri  und  macula,  weil  es  dreimaschig  sein  soll, 
was  die  bildungen  it.  traliccio,  fr.  treillis  aus  tri-licium  buch- 
stäblich bestätigen  würden.  Zu  dem  piem.  tritnaj  bemerkt  Zalli, 
es  bestehe  dies  fischer-oder  vogelnetz  aus  drei  lagen  von  netzen 
verschiedner  weite;  eine  ähnliche  bemerkung  macht  Cherubini 
zum  mail.  tremagg,  Patriarchi  zumvenez.  tramagio.  Da  kein 
grund  ist  an  der  richtigkeit  dieser  angaben  zu  zweifeln,  so 
steht  die  obige  deutung  fest.  Die  casseler  glossen  haben  tra- 
molot  sapan  (=  sabanum)  leinenes  geivebe,  von  trama  eintrag 
des  gewebes,  also  unverwandt  mit  tramaglio,  auf  dessen  ge- 
staltung  in  der  ersten  sylbe  aber  doch  trama  tramare  einge- 
wirkt haben  kann.  S.  auch  Pott  in  Höfers  ztschr.  III.  164, 
in  Aufrechts  und  K.  ztschr.  1.40%. 


359  I.    TRAMOGGIA-TRAVAGLIO. 

Tramoggia  it.,  stc.trimoja,  sp.  fehlt,  pg,  tremonha, 
pr.  tremueia,  fr.  tremie  mühltrichter ;  wird  mit  trimo- 
dius  erklärt,  weil  er  drei  modios  halte.  Aber  bezeichnen- 
der für  die  sache  wäre  eine  zss.  mit  tremere ,  da  jener  be- 
hälter  stets  in  zitternder  bewegung  ist,  tra-moggia  für  trema- 
moggia. 

T  r  a  n  s  i  t  o  it.  Übergang  vom  leben  zum  tode,  hintritt,  mlat. 
transitus,  daher  mit  richtiger  darstellung  des  st  durch  c  sp.  pg. 
t  r  a  n  c  e  (mj  todesstunde,  entscheidender  augenblick,  fr.  t  r  a  n  s  e 
CfO  angst  vor  drohendem  unheil.  Moraes  hält  trance  für  ab- 
gekürzt aus  fr.  outrance,  aber  der  Franzose  liebt  so  starke 
abkürzungen  nicht.  Nach  Frisch  IL  381b  ist  es  vom  dtschen 
(schweiz.)  tränst,  das  aber  selbst  aus  transitus  entstanden 
scheint.  Man  beachte,  daß  die  übliche  franz.  redensart  etre 
en  transe  ganz  der  ital.  essere  in  transito  entspricht,  nur  daß 
dort  das  moralische,  hier  das  physische  hinscheiden  gemeint 
ist.  Vb.  altsp.  transir  hinscheiden,  sterben  Berc,  gleichbed. 
altfr.  transir  G.  Gaimar  p.  Michel  p.  29,  nfr.  erstarren,  er- 
starren machen,  sp.  transido  matt,  kraftlos. 

T r  a p p a  pr.,  fr.  t  r  a p  p  e ,  sp.  tr  a m p  a  falle,  gleichbed. 
it.  trapp ola,  chw.  trapla;  vb.  it.  attrappare,  sp.  atrapar 
atrampar,  pr.  atrapar,  fr.  attrapper  erwischen;  vom  ahd.  trapo 
schlinge,  mlat.  trappa  (si  quis  turturem  de  trappa  furaverit 
Pact.  L.  Sal),  vb.  mndl.  trappen  ertappen  KU,  so  auch  nddeutsch. 

Tras  tra  it.  in  compos.  (ein  andres  tra  s.  IL  ä),sp.pg. 
pr.  tras,  fr.  tres  partikel,  von  trans.  Der  Franzose  braucht 
es  nur  als  adverb  des  grades  wie  in  tres  grand,  tres  eher,  it. 
trasgrande,  tracaro,  vgl.  mhd.  über  in  übergröz  d.  i.  sehr  groß. 
Zsgs.sp.  pg.  pr.  de  tras,  lat.  de  Irans  Jordanem  Vulgata,  de 
trans  mare  L.  Sah;  in  denselben  mundarten  auch  atras. 

Travaglio  it.,  sp.  trabajo,  pg.  trabalho,  pr.  tra- 
balh  trebalh,  fr.  travail,  in  ältester  bed.  drangsal,  dem- 
nächst arbeit ;  vb.  t  r  a  v  a  g  1  i  a  r  e  ff.  peinigen,  sich  plagen,  ar- 
beiten. Die  sehr  übliche  prov.  nebenform  mit  e,  die  sich  auch 
im  alteat.  trebaly  wiederfindet,  scheint  durch  den  häufigen 
Wechsel  zwischen  tra  und  tre  (trabucar  trebucar,  traspas  tres-* 
pas)  veranlaßt,  mithin  ohne  etymologischen  werth.  An  deu- 
tungen  fehlt  es  nicht.  Nach  Ferrari  entstand  das  wort  aus 
tribulum  tribulare,  nach  Sylvius  aus  trans-vigilia  Schlaflosig- 
keit, nach  Muratori  u.  a.  aus  it,  vaglio  sieb,  tra-vagliare  durch- 


I.    TRAVAR— TRECCIA.  853 

rütteln,  nach  Wächter  vom  kymr.  trafod  arbeit.  Annehmlicher 
ist  die  herleitung  aus  dem  gael.  treabh  pflügen  (Dief.  celt.  L 
149,  Montivoc.  com.),  wie  auch  unser  arbeiten  pflügen,  ak- 
kern,  das  feld  bauen  heißt.  Allein  ist  es  nicht  richtiger  ein 
derivatum  an  ein  in  der  spräche  vorhandenes  als  an  ein  frem- 
des primitiv  zu  knüpfen?  So  konnte  das  Wort  ohne  den  min- 
desten formellen  zwang  aus  dem  rom.  vb.  travar  (hemmen) 
hervorgehen,  wozu  auch  seine  grundbed.  pein,  drangsal  = 
hemmniss  vollkommen  passend  erscheint,  man  vgl.  it.  travaglio 
nothstall  d.  h.  etwas  hemmendes,  nöthigendes.  Es  macht  we- 
nig unterschied,  wenn  andre  das  wort  unmittelbar  aus  dem 
sbst.  trabs  ableiten  und  zunächst  an  eine  zwingende  Vorrich- 
tung in  der  eben  bemerkten  ital.  bedeutung  erinnern.  Wenn 
das  aus  dem  franz.  entnommene  engl.  vb.  travel  die  bed.  wan- 
dern, reisen  entwickelt  hat,  so  ist  unser  arbeiten  in  der  bair. 
mundart  desselben  gebrauches  fähig  geworden,  s.  Schmellerl.101. 

Travar  pg. ,  t  r  a  b  a  r  sp.  zusammenfügen,  fesseln,  pr. 
travar,  fr.  entraver  (sbst.  entraves)  hemmen,  sp.  destrabar, 
altfr.  destraver  Eracl.  v.  4696  frei  machen ;  vom  lat.  trabs  baU 
ken,  daher  pg.  trave  stock,  fessel. 

Trebb  iaitf.,  sp.  trillo  undso  p#.trilh  o  dreschflegel;vb. 
it.  trebbiare  tribbiare  ff.  dreschen,  pr.  trilhar,  altfr.  tribler 
auch  zermalmen;  von  tribula  tribulare;  zsgs.  it.  strebbiare 
stribbiare  reiben,  glätten.  Kirchenschriftsteller  brauchen  tri- 
bulare gerne  fig.  für  plagen,  quälen,  daher  it.  tribolare,  pr. 
tribolar  trebolar  treblar  (auch  trüben),  altfr.  triboiller,  sbst. 
tribolo  u.  s.  f. 

Treccare  it.,  pr.  trichar,  fr.  tricher,  alt  auch 
trecher,  betrügen;  sbst.  pr.  tric  trug.  Herkunft  aus  lat.ivl- 
cari  kann  wegen  des  neben  i  bestehenden  radicalen  e  nicht 
angenommen  werden.  Das  wort  ist  deutsch  und  grade  aus 
dieser  spräche  erhellt  jenes  schwanken  zwischen  e  und  i  hin- 
länglich. Ndl.  trek  heißt  zug  so  wie  streich,  den  man  einem 
spielt  (prov.  tric),  vom  vb.  trekken  ziehen,  mhd.  trechen  (präs. 
triebe),  engl,  trick.  Auch  das  fr.  triquer  auslesen  weist  auf 
trekken  ausziehen. 

Treccia  it.,  pr.  tressa,  fr.  tresse  (alt  trece),  sp. 
trenza,  pg.  t r a n 9 a  flechte,  besonders  von  haar ;  vb.tre c- 
ciare  ff.  flechten.  Von  trlcae  (Verwicklung)  verbietet  schon 
der  lange  vocal ,  gr.  &qi%  TQi/Jg  (haupthaar)  aber  sagt  et- 

23 


354  I.    TREGGÜA— TRESCARE. 

was  zu  allgemeines.  Besser,  da  zu  einer  flechte  drei  theile 
gehören,  von  t^iya  dreitheilig,  woraus  man  in  Italien  tn'chea 
ableiten  konnte,  dem  das  rom.  treccia  folgte  (so  braccio  von 
brachium);  vb.  trecciare  heißt  also  aus  drei  theilen  machen. 
Wegen  des  eingeschobenen  n  im  sp.  trenza  (woher  unser  trense) 
vgl.  manzana  und  ponzoria.  Entsprechend  heißt  tresse  ital. 
auch  trina,  pr.  trena,  von  trinus. 

Treggea  it.,  pr.  dragea  (v.  j.  1428),  fr.  dragee, 
sp.  dragea  und  mit  g  für  d  gragea,  pg.  gragea  grangea 
zuckerwerk;  entstellt  aus  gr.  iQayrjuaTa  naschwerk,  einem  in 
den  klöstern  bekannten  worte,  vgl.  Papias :  collibia  sunt  apud 
Hebraeos,  quae  nos  vocamus  tragemata  vel  vilia  munuscula 
ut  cicer  frixum  cet. 

Tregua  it.  sp.  pr.,  pg.  tregoa,  fr.  treve,  alt  auch 
trive,  Waffenstillstand,  mlat.  treuga  u.  a.  formen.  Die  eig.  be- 
deutung  ist  Sicherheit,  bürgschaft:  treuga  securitas  praestita 
rebus  et  personis,  discordia  nondum  finita  sagt  Ducange  und 
so  stammt  es  vom  ahd.  triwa  triuwa  fides ,  foedus  (w  in  gu 
verwandelt),  nhd.  treue,  golh.  triggva.  Die  Urbedeutung  blickt 
noch  hervor  aus  dem  alt  fr.  verbum  s'atriver  ä  qqun  =  foe- 
dus inire  cum  aliquo  Liv.  d.  rois  p.  36. 

Tremolareif.,  fr.  trembler,  sp.  t e m b  1  a r  (mit aus- 
gefallnem  r),  wal.  tremurä  zittern:  von  Iremulus. 

Trencar  pr.,  zuweilen  trinquar  und  trinchar  abschnei- 
den (daher  it.  trinciare,  sp.  pg.  trinchar) ,  auch  brechen  z.  b. 
blumen,  flg.  einen  vertrag,  lo  dorc  se  trenca  der  krug  bricht, 
cat.  trencar  wie  prov.,  pic.  trinquer,  altfr.  trenchier,  neufr. 
trancher  abschneiden,  zerschneiden,  dazu  wohl  auch  sp.  t  r  i  n- 
car  zerbrechen,  zerstücken,  pg.  zernagen  (aber  sp.  auch  hü- 
pfen, springen,  pg.  zerspringen,  platzen).  Wie  bei  vielen  an- 
dern läßt  sich  auch  bei  diesem  worte  nur  verneinen.  Trun- 
care  z.b.  ist  formell  nicht  damit  zu  einigen.  Unser  deutsches 
trennen  müste  eine  abl.  trennicare  erfahren  haben,  wofür  es 
bei  deutschen  Wörtern  in  den  westlichen  mundarten  durchaus 
an  beispielen  gebricht:  für  das  suffix  icare  kommt  in  solchen 
fällen  nur  die  auflösung  eiar  u.  s.  w.  (guerreiar)  in  anwendung. 

Trepano  it.sp.,fr.  trepan,  it.  auch  träpano  bohr  er, 
zumal  schädelbohrer;  vom  gleichbed.  gr.  TQvnavov. 

Trescare  it.,  pr.  trescar,  altfr.  trescher  tanzen, 
sp.  pg.  triscar  mit  den  fußen  lärm  machen,  unruhig  sein, 


I.    TRIFOGLIO— TROFfiO.  355 

streiche  spielen,  mail.  trescä  dreschen;  sbst.  it.  pr.  tresca, 
allfr.  tresche  tanz,  reihentanz.  Es  ist  das  goth.  thriskan,  ahd. 
drescan,  nhd.  dreschen  triturare,  und  heißt  also  eig.  mit  den 
fußen  tappeln.  Eine  zweite  prov.  form  drescar  muß  ihren 
grund  in  dem  hochd.  d  haben. 

Trifoglio  it.,  wal.  trifoiu,  pr.  trefueil,  altfr.  tre- 
feul  Gloss.  de  Lille  p.  18b,  mit  zurückgezogenem  accent  sp.  tre- 
bol,  pg.  trevo,  fr.  trefle  klee;  von  trifolium.  Spanier  und 
Franzosen  sprachen  also  tn'folum  und  man  könnte  dabei  an 
gr.  TQi'yvllov  denken,  kämen  nicht  auch  solche  fälle  ohne 
griechische  muster  vor  wie  sp.  acebo  (aquifolium),  pg.  fun- 
cho  (foeniculum). 

Triglia  it.,  sp.  trilla  (fr.  trigle  NemnichJ  ein  fisch, 
seebarbe;  vom  gr.  TQiylri  mit  gleicher  bedeutung. 

Trincare  it.,  Irin  quer  fr.  zechen,  altfr.  drinkerie 
Zechgelage  Chr.  de  Ben.;  vom  dtschen  trinken,  engl,  drink.  Ein 
Zuspruch  zum  trinken  ist  das  neap.  trinche  lanze  (trink  lands- 
mann)  und  in  derselben  mundart  bedeutet  todisco  (=  it.  te- 
deseo)  einen  zechbruder. 

Trippa  it. ,  sp.  pg.  tripa,  fr.  tripe  bauch,  wanst, 
im  plur.  gedärme,  kaldaunen.  Bas  wort  harrt  noch  etymo- 
logischer aufklärung.  Angränzende  sprachen  besitzen  es  zwar 
(mndl.  tripe,  engl  tripe,  kymr.  tripa  [plur.],  bret.  stripen,  bask. 
tripa),  aber  in  keiner  derselben  läßt  sich  stammverwandtes 
mit  entsprechendem  begriffe  nachweisen. 

Trocar  sp.  pg.,  tr  o  quer  fr.  tauschen,  wechseln,  ver- 
ändern; sbst.  sp.  trueco,  pg.  troco,  fr.  troc  tausch,  engl. 
truck.  Es  fehlt  im  catal,  und  prov.  und  scheint  auch  erst 
aus  Spanien,  wo  es  in  nicht  wenigen  ableitungen  und  Zusam- 
mensetzungen vorkommt ,  in  das  franz.  und  englische  einge- 
führt, denn  das  ags.  trucian  hat  eine  weit  abliegende  bedeu- 
tung. Über  die  herkunft  des  rom.  Wortes  sind  sehr  ungenügende 
vermuthungen  vorgebracht  worden:  weder  das  dtsche  trug 
noch  das  gr.  TQoyoq  können  ansprüche  machen.  Zwei  icör- 
ter  sind  zu  erwägen:  gr.  tqoti?}  oder  rgonixog  (vgl.  tropica 
Veränderungen,  bei  Petronius),  woraus  tropicare  tropcar  tro- 
car, und  lat.  vicis,  woraus  tra-vicar  traucar  trocar  abgeleitet 
werden  mochte;  letzterem  wird  man  als  latein.  worte  den  Vor- 
zug zugestehen  müssen. 

Trofeo  it.  sp.  pg.,   trophee  fr.  Siegeszeichen;  von 


350  I.    TROJA— TROMBA. 

tropaeum  (rgonatov)  mit  unüblichem  Übergang  der  labialtenuis 
in  die  aspirata. 

Troja  it.,  altsp.  troya,  pr.  trueia,  cat.  truja,  fr- 
t  r  u  i  e  sau.  Ein  solches  wort  steht  schon  in  den  isidor.  glos- 
sen  bestemiae  trojae  (Papias  bistemia  troja),  nach  Graevius 
zu  lesen  bestiae  majae  (=  majales)  trojae,  aber  bei  der  Un- 
sicherheit des  ersten  Wortes  ist  auch  für  das  zweite,  erklä- 
rende, keine  Sicherheit.  Die  erste  sichere  künde  desselben 
liefern  die  cass.  glossen  troja  suu  (sau);  später  bemerkt  man 
es  öfter.  Porcus  trojanus  war  dem  Römer  ein  mit  andern 
thieren  gefülltes  für  die  tafel  bestimmtes  schwein,  quasi  aliis 
inclusis  animalibus  gravidum  Macrob.  sat.  2, 9,  eine  anspielung 
auf  das  trojanische  pferd  machina  foeta  armis  Aen.  2,  237. 
Wie  nahe  lag  es  nun  mit  porco  di  Troja,  der  roman.  auflö- 
sung  von  porcus  trojanus  (attributiver  genitiv  für  adjectiv), 
endlich  mit  troja  allein  ein  trächtiges  oder  säugendes  schwein 
zu  bezeichnen.  So  sagt  man  bernia  für  panno  d'Ibernia  u.  dgl. 
Im  span.  läßt  sich  das  wort  in  seiner  eig.  bedeutung  nicht 
aufweisen,  Ruiz  str.  673,911  nennt  alte  kupplerinnen  troyas, 
aber  str.  685  nennt  er  troya  einen  mit  eßwaaren  gefüllten  sack 
(von  Sanchez  ganz  unpassend  in  troxa  emendiert),  also  wie- 
der die  Vorstellung  des  porcus  trojanus.  Unter  cavallo  di 
Troja  versteht  der  Neapolitaner  in  gleichem  sinne  einen  schlem- 
mer  d.  h.  einen,  der  sich  den  bauch  füllt,  s.  Galiani's  wb.  p.  257. 
Ein  adj.  troju  schmutzig  kennt  die  sard.  mundart,  auch  ein 
männliches  subst.  trojo  kommt  vor  Poet.  d.  pr.  sec.  II.  207.  — 
[Es  ist  ein  zufall,  wenn  vorstehende  deutung  mit  der  des  Ery- 
thraeus,  angeführt  von  Menage  orig.  d.  ling.  ital.  p.  518b,  zu- 
sammentrifft. Sie  steht  schon  im  1.  theile  der  Rom.  gramm. 
p.  35,  bei  dessen  abfassung  Menage's  buch  nicht  hatte  benutzt 
werden  können.] 

Tromba  it.,  sp.  pg.  trompa,  pr.  beide  formen,  fr. 
trompe,  daher  ahd.  trumpa,  ein  blasinstrument ;  von  tuba 
mit  einschiebung  eines  malerischen  r  wie  in  tronar  von  tonare, 
und  eines  m  wie  im  pr.  pirnpa  für  pipa.  Ohne  einschiebung 
blieb  churw.  tiba  alphorn,  wal.  tobe  trommel.  Das  ital.  wort 
hat  auch  die  dem  latein.  zustehende  bed.  wasserröhre  (s.  oben 
bomba),  wodurch  seine  herkunft  noch  mehr  gesichert  wird. 
Abgel.  it.  trombetta  u.  s.  f.,  wal.  tn'mbitze;  vb.  it.  tro  ur- 
bare, pr.  trompar,  altfr.  tromper  die  trompete  blasen,  nfr. 


I.    TRONO-TROTTARE.  357 

trompetter.  Dem  wort  kommt  noch  eine  zweite  ganz  verschie- 
dene bedeutung  zu:  it.  tromba  Wirbelwind,  fr.  trombe  (trompe 
noch  bei  Nicot)  Wasserhose,  sp.  trompa  trompo  kreißet:  in 
dieser  bed.  soll  es  aus  turbo  wirbel,  kr  ei  fiel  entstanden  sein. 
Die  möglichkeit  ist  einzuräumen,  wiewohl  das  genus  nur  im 
sp.  trompo  zutrifft.  So  viel  scheint  gewiss,  dafi  altsp.  trom- 
par,  nfr.  tromper  irre  führen  (im  kreiße  herumführen),  zum 
irrthum  verleiten,  sich  dieser  letzteren  bedeutung  anknüpfen. 

T r  o  n  o  altit.,  t r  o  n  sp.  pr.,  Xvompg.  donner ;  vb.  altit. 
tronare,  sp.  altpg.pr.  tronar,  npg.  troar  frae&s£  trovejar  für 
troejar)  donnern;  von  tonus  tonare  mit  einschiebung  eines  laut- 
verstärkenden r  wie  in  tromba,  daneben  it.  tuono  tuonare 
u.  s.  w. 

Tropa  sp.  pg.,  fr.  troupe,  daher  it.  truppa,  häufe 
menschen,  pr.  tr  o  p  her  de;  adj.  it.  t  r  o  p  p  o ,  adv.  pr.  fr.  tr  o  p 
für  lat.  nimius,  nimis.  Schon  die  L.  Alam.  kennt  troppus  her  de 
(si  enim  in  troppo  de  jumentis  illam  ductricem  aliquis  invo- 
laverit);  woher  aber  dieses  wort?  Die  celt.  sprachen  gewäh- 
ren keinen  aufschluß:  gael.  drobh  s.  v.  a.  troppus  ist  das  engl. 
drove  =  ags.  dräf  von  drifan  treiben;  kymr.  torv  s.  v.  a. 
troupe  steht  nicht  näher  als  lat.  turba.  Eine  ahd.  glosse  hat 
drupo  cuneus,  turbas  minores,  es  kann  aber  mit  drüpo  drüpa 
(traube)  identisch  sein  (Graff  V.  252) ,  letzterem  aber  nebst 
dem  bair.  trauppen  würde  nur  ein  roman.  oder  mlat.  trupo 
trupus  entsprechen.  Die  besten  ansprüche  scheint  noch  das 
schon  erwähnte  lat.  turba  zu  haben,  das  vielleicht  durch  deut- 
sche ausspräche  in  turpa,  endlich  in  truppa  truppus  übertrat: 
zeigt  ja  doch  dieselbe  Umstellung  mit  derselben  Veränderung 
des  genus  fr.  trouble  aus  lurbula.  Von  truppus  kommt  sp.  pg. 
pr.  tropel,  fr.  troupeau  her  de,  häufe,  sp.  pg.  atropellar  tro- 
pellar  über  den  häufen  werfen,  pr.  atropelar,  alt  fr.  atropeler 
zusammenhäufen.    S.  tropezar  IL  b. 

Trota  it.,  sp.  trucha,  pg.  truita,  pr.  trocha,  fr. 
truite  forelle;  vom  mlat.  tructa,  einem  volksmäßigen  aus- 
druck :  quos  evulgus'  tructas  vocat  Isidor  12,  6, 6,  muthmaß- 
lich  entstanden  aus  gr.  Tpüixr^c,  das  eigentlich  für  einen  an- 
dern fisch  gebraucht  wird.  In  alten  glossen  (Eattemer  I.  290) 
trifft  man  schon  die  erweichte  rom.  form  troita. 

Trottare  it., sp.pr.tr otar,  /htrotter  traben,  gael. 
trot,  kymr.  trotio;  sbst  trotto,  trote,  trot  trab.    Da  dieRö- 


358  I.    TROVARE. 

mer  den  kunstausdruck  ire  tolutim  besaßen,  woraus,  wie  schon 
Salmasius  bemerkt,  ein  verbum  tolutare  zsgz.  tlutare  trotare 
(vgl  fr.  chapitre  von  capitulum)  entstehen  konnte,  so  scheint 
es  überflüssig  den  Ursprung  des  Wortes  anderswo  suchen  zu 
wollen:  pr.  alt  fr.  trotier  ist  also  buchstäblich  das  tat.  tolu- 
tarius. 

Trovare^  pr.  cat.  trobar,  fr.  trouver  finden,  chw. 
truvar  recht  sprechen,  ein  urtheil  finden,  alt  fr.  trouver  une 
loi.     Der  walach.  spräche  fehlt  dies  wort  gänzlich,  die  span. 
und  port,  welche  hallar  und  achar  an  seine  stelle  setzen,  ken- 
nen es  fast  nur  aus  der  poetik  der  Provenzalen:  sp.  trovar 
dichten,  trova  gedieht,  doch  braucht  das  (leonesische)  Alexan- 
der lied  trobar  auch  im  gewöhnlichen  sinne;  ebenso  Berceo  z.b. 
Duel.  199:  pero  al  que  buscaba  no  lo  podio  trobar.   hat.  in- 
venire  gab   die  neue  spräche  früh  auf,   nur  in  der  Passion 
Christi  läßt  es  sich  noch  entdecken  und  zwar  in  gesellschaft 
von  trovare:  non  fud  trovez  ne  envengud  str.  44,   auch  be- 
wahren es  span.   Wörterbücher  als  einen    archaismus ;    das 
mittellatein  scheint  kein  hoch  hinaufreichendes  Zeugnis  für  tro- 
vare zu  enthalten.     Seine  herkunft   ist  noch  nicht  genügend 
nachgewiesen ,  denn  wenn  Ducange  es  auf  altfr.  treu  (tribu- 
tum)  zurückführt ,  weil  die  erheber  das  erhobene  treuve  ge- 
nannt hätten,  so  übersieht  er,   daß  kein  infin.   treuver  statt 
findet.     Auch   entstehung  aus  dem  ahd.  part.   trofan  ist  als 
etwas  ganz  ungewöhnliches  nicht  einzuräumen,  wie  viele  verba 
auch  in  lat.  partieipien  ihre  quelle  haben.     Dagegen  vermu- 
thet  Grimm  myth.  p.  853  als  etymon  unsers  Wortes  ein  goth. 
vb.  drupan  ==  ahd.  trefan  wie  trudan  =  tretan,  und  so  könnte 
das  räthsel  gelöst   erscheinen,   wenn  man  auf  das  f actische 
Vorhandensein  eines  solchen  Wortes  kein  gewicht  legte.  Genau 
fordert  das  rom.  verbum  in  seinen  verschiedenen  formen  einen 
stamm  tröb  tröp,  aber  auch  ein  stamm  mit  ü  ist  zulässig.  Die 
folgende  deutung,   die  den  früheren   beigefügt  werden  möge, 
hat  den  Vorzug,  daß  sie  aus  dem  vor  allen  berechtigten,  dem 
lat  demente,  schöpft  und  daß  sie,  statt  auf  Voraussetzungen, 
auf  thatsachen  fußt.     In  trovare  begegnen  sich  augenscheinlich 
die  begriffe  finden  und  suchen  oder  holen:  it.  truovami  un  ago 
ist  =  fr.  cherche-moi  une  aiguille;  Goffredo  trova  bei  Tasso 
kann  nur  heißen  t suche  Gottfried  auf  u,  dgl;  das  venez.  wort 
bedeutet  ausfindig  machen,  it.  ritrovare  genau  durchsuchen, 


I.    TRUAN.  359 

henneg.  retrouve  s.  v.  a.  recherche.  Finden  ist  das  ziel  des 
suchens ;  die  spräche  konnte  den  einen  begriff  in  den  andern 
hinüberleiten ,  wie  man  für  verfolgen  und  erreichen  ein  und 
dasselbe  wort  gebraucht,  s.  oben  guadagnare.  Auch  dichten, 
das  der  Frovenzale  mit  trobar  ausdrückte,  ist  ein  finden  durch 
suchen,  durch  nachdenken,  kein  zufälliges  treffen.  Noch  in 
andern  verbis,  z.  b.  in  catar,  berühren  sich  suchen  und  fin- 
den. Geht  man  also  von  der  bed.  suchen  aus,  wozu  die  an- 
geführten beispiele  berechtigen ,  so  bietet  sich  als  passendes 
etymon  turbare  durcheinander  werfen,  woraus  die  bedd.  durch- 
stöbern, durchsuchen  ohne  Schwierigkeit  erfolgen  konnten :  die- 
selbe begriffsentwicklung  z.  b.  in  frugare  mit  der  gabel  durch- 
einander werfen,  durchsuchen,  vgl.  sp.  buscar,  alt  fr.  cercher 
durchsuchen  und  suchen.  Die  formt er 'ander 'ung  macht  nicht 
das  geringste  bedenken.  Daß  anlautendes  t  ein  entfernteres 
r  gerne  an  sich  zieht,  ist  bekannt  (Rom.  gr.  1. 248),  im  franz. 
troubler  von  turbulare  bemerkt  man  denselben  Vorgang  an 
demselben  stamme.  Jeden  zweifei  aber  muß  die  Wahrnehmung 
niederschlagen,  daß  trovare  in  der  bed.  von  turbare  einzelnen 
mundarten  verblieben  ist:  altpg.  trovar  ist  =  turbare,  neap. 
struvare  =  disturbare,  controvare  =  conturbare.  Das  neap. 
und  das  it.  controvare  sind  in  ihrem  Ursprünge  eins  und  das- 
selbe, nur  in  ihren  bedeutungen  auseinander  gegangen:  wer 
möchte  auch  das  ital.  verbum  als  eine  neue  Zusammensetzung 
mit  dem  bereits  fertigen  trovare  betrachten,  da  fast  gar  keine 
neuen  Zusammensetzungen  mit  cum  vorkommen,  sofern  dies 
nicht,  wie  in  combattere,  eine  gemeinsame  thätigkeit  anzeigt  ? 
Truan  pr.  (fem.  truanda),  fr.  truand,  sp.  truhan, 
pg.  truao  landstr eicher,  bettler  (sp.  gaukler);  vb. pr.  truan- 
da r,  fr.  truander,  sp.  truhanear.  Daneben  meldet  sich  eine 
prov.  und  altsp.  form  mit  f  trufan,  welche  das  wort  an  truffa 
posse  knüpft:  da  aber  der  Portugiese  keine  form  trufäo  an- 
erkennt,  so  wird  man  truan  als  ein  für  sich  bestehendes  in 
einigen  mundarten  dem  sinnverwandten  truffa  zufällig  ange- 
nähertes wort  betrachten  müssen.  Sein  Ursprung  aber  ist  cel- 
tisch:  kymr.  tru  truan  trwch  adj.  elend,  gael.  sbst.  truaighe, 
adj.  truaghanta;  näheres  bei  Diefenbach  celt.  1. 150  und  Zeuß 
I.  118,  wo  auch  altirisch  trog  und  tröeaire  (mitleid)  vergli- 
chen werden.  Im  spätem  mlatein  schrieb  man  trutannus,  das 
einigermaßen  an  das  ahd.  truhting  geführte  erinnert  (Ducange 


360  I.    TRUCCO— TRUFFE. 

s.  v.  und  Grimm  ged.  auf  Friedr.  p.  46),  allein  die  formen  der 
Volkssprachen,  die  hier  nirgends  ein  anlautendes  t  oder  d  ent- 
decken lassen,  verdienen  mehr  glauben  als  latinisierte,  wel- 
chen es  um  einer  vorgefaßten  etymologie  willen  oft  auf  einen 
buchstaben  nicht  ankam. 

Trucco  it.  kugelspiel,  biliar d,  sp.  truco,  pr.  piem. 
truc  stoß,  comask.  stampfe,  stempfei,  npr.  truco  (f.)  quet- 
schung ;  vb.  piem.  t  r  u  c  h  e ,  com.  npr.  trucä,  chw.  trukiar  stam- 
pfen, stoßen,  ven.  s-trucare  auspressen.  Der  stamm  passt 
offenbar  zu  unserm  druck,  drucken,  dessen  d  älterem  th  fa#s. 
thryccan,  altn.  thryckia),  mithin  romanischem  t  antwortet  Mu- 
ratori,  der  das  wort  übrigens  aus  dem  fr.  troquer  herleiten 
möchte,  gedenkt  eines  spieles  trucco  di  terra,  wobei  es  dar- 
auf ankommt  kugeln  durch  einen  auf  dem  boden  befestigten 
ring  zu  werfen:  man  könnte  darum  an  gr.jQo%6<;  (ring)  den- 
ken; allein  der  begriff  stoß  (eig.  druck)  ist  der  sache  ange- 
messener und  nur  in  beziehung  darauf  konnte  der  Spanier 
das  spiel  mit  dem  plural  trucos  (engl,  trucks)  d.  h.  das  in 
stoßen  bestehende  spiel  nennen.  Nach  Covarruvias  und  Min- 
shew  stammt  es  aus  Italien  und  hier  ist  auch  das  wort  in 
seiner  gemeinen  bedeutung  am  meisten  üblich. 

Truffa  it.,  sp.  pg.  pr.  trufa,  fr.  truffe  posse,  Wind- 
beutelei, auch  bask.  trufa;  vb.  truffare,  trufar,  truffer  einen 
zum  besten  haben;  it.  truffaldino  schalksnarr.  Sollte  es  wirk- 
lich im  gr.  Tyvyij  hoffart  seinen  Ursprung  haben?  Wahr- 
scheinlicher aber  ist  es  nichts  anders  als  das  gleich  unten 
abzuhandelnde  wort:  nicht  allein  umfaßt  das  alt fr.  trufle  beide 
begriffe  knollen  und  posse,  das  neap.  taratufolo  einfaltspinsel 
ist  augenscheinlich  das  it.  tarlufolo,  und  auch  das  mail.  tar- 
tuffol  bedeutet  trüffel  und  geck.  Die  spräche  übertrug  den 
namen  einer  kleinen  frucht  auch  auf  eine  kleinigkeit  in  ab- 
stractem  sinne,  eine  posse,  albernheit. 

Truffe  fr.  (f.),  comask.  trufol,  gen.  trifola  ein  erd- 
schwamm, trüffel,  dsgl.  cat.  mit  eingeschobenem  m  trumfo  trumfa 
ein  knolleng ewachs,  patate ;  das  span.  wort  ist  t  u  r  m  a  in  er- 
sterer  bedeutung.  Adelung  verweist  truffe  auf  das  ndd.  druf- 
fel  träubchen,  weil  das  gewächs  traubenförmig  sei;  es  ist  aber 
nicht  wohl  zu  glauben,  daß  man  für  ein  im  Süden  wohlbe- 
kanntes gewächs  einen  deutschen  namen  geborgt  habe,  auch 
nannte  man  es  ahd.  erdnuz,  nicht  drüpo  (raube.    Der  Mein. 


I.    TUDEL-TÜFO.  861 

ausdruck  ist  tuber,  welches,  wenn  man  die  ungemeine  ent- 
stellung  von  pflanzennamen  bedenkt,  sich  mit  versetztem  r  und 
verwandeltem  b  vielleicht  zu  trufe,  trumfo  (auch  sp.  trumfo 
geschwulsi)  und  selbst  turma  gestaltete;  ü  hätte  o  werden  sol- 
len, aber  auch  im  it.  tubero  tubera  blieb  es.  Die  weiblichen 
formen  konnten  ihren  grund  haben  im  plur.  tubera,  der  als 
sing,  bereits  in  deutschen  glossarien  des  9.  jh.  dasteht,  s.  Graff 
IL  1128.  Dazu  kommt  noch  ein  zweites  wort,  womit  theils 
eine  trüffel,  theils  ein  knolleng ewächs  benannt  wird:  it.  tar- 
tufo,  mail.  tartuffol,  ven.  tartufola,  piem.  tartifla,  chw.  tar- 
tufel,  occ.  tartifle,  fr.  (in  BerryJ  tartoufle.  Dies  erklärt  Menage 
nicht  ungeschickt  aus  terrae  tuber,  welche  Zusammenstellung 
Plinius  für  ein  anderes  knollengewächs  gebraucht ,  auch  der 
Spanier  nennt  die  trüffeln  türm as  de  tierra:  tartufo  wäre  also 
euphonisch  für  tartrufo;  dabei  ist  das  sie.  tirituffulu  in  an- 
schlag  zu  bringen,  das  recht  wohl  für  tere-tuffulu  stehen  kann. 
Aber  einiger  zweifei  haftet  doch  auf  der  herleitung  von  truffe 
aus  tuber.  Andre  mundarten  zeigen  nämlich  den  einfachen 
stamm  truf  ohne  r:  genf.  tufelle,  occ.  tufeda  Dict.  genev.,  sp. 
co-tufa  erdapfel,  dessen  erste  sylbe  zweifelhafter  herkunft  ist, 
vgl,  sie.  cata-tuffulu;  ven.  tufoloto  bezeichnet  einen  hurzen 
dicken  menschen,  einen  knollen.  Es  fragt  sich  nun:  sind  diese 
letzteren  formen  identisch  mit  dem  unten  folgenden  tufo  dunst, 
entweder  weil  die  trüffel  ein  staubschwamm  ist  oder,  wie  schon 
andre  vermuthet  haben,  weil  sie  stark  riecht?  Oder  sind  sie 
abgekürzt  aus  tar-tufo?  Letzteres  ist  gewiss  der  wahrschein- 
lichere fall,  vgl.  über  solche  abkürzungen  die  vorrede.  —  Aus 
tarlufola  ward  übrigens  durch  dissimilation  unser  kartoffel, 
mdartl.  tartoffel,  isl.  tartuflur  pl.,  s.  Potts  forsch.  11.111.  Das 
neupr.  trufa  hat  nur  diese  bedeutung,  nicht  die  des  fr.  truffe. 

Tudel  sp.  pr. ,  piem.  comask.  tue],  fr.  tuyau  röhre, 
pfeife.  Mit  tubellus,  das  Menage  aufstellt,  verträgt  sich  die 
form  auf  keine  weise,  da  nur  die  ital.  spräche  d  in  die  stelle 
eines  ausgefallenen  buchstabens  einfügt.  Tudel  ist  genau  das 
altn.  tüda,  dän.  tüd,  ndl.  tuit,  hochd.  mundartl.  zaute  röhre, 
besonders  an  einem  gefäß  zum  eingießen. 

Tufo  tuffo  it. ,  sp.  tufo  dunst,  npr.  toufe  ersticken- 
der dunst,  lothr.  toffe  erstickend;  vb.  fr.  etouffer  ersticken. 
Nicht  vom  mhd.  tuft,  es  stammt  aus  dem  gr.  xvqxtg  qualm, 
dsgl.  dunkel,  stolz  (typhus  in  letzterer  bed.  bei  Arnobius,  vgl 


968  I.    TUFO-UCCELLO. 

Ducange),  daher  denn  auch  sp.  tufos  pl,  locken  auf  den  oh- 
ren,  hochmuth ,  pg.  tufos  buff'en  (aufgeblähtes),  tufar  auf- 
blasen, atufar  erzürnen,  tuf£o  Wirbelwind,  genau  das  gr. 
Tvcpwv.  Verwandt  ist  das  lomb.  toffä  beriechen ,  chw.  toffar 
tuffar  stinken. 

Tufo  it.  pg.,  fr.  tu f,  sp.  toba  tuf stein;  vom  lat.  tophus. 

Tulipano  it.,  wal.  tulipan,  sp.  tulipa  tulipan,  fr. 
tulipe  eine  blume,  tulpe;  vom  pers.  dulbend  das  um  die 
mutze  gewickelte  nesseltuch  (daher  it.  turbante  turban),  we- 
gen einer  gewissen  ähnlichkeit  von  den  Europäern  auf  jene 
blume  übertragen ,  deren  pers.  und  türkischer  name  lale  ist 

Turchese  turchina  it.,  sp.  pr.  turquesa,  fr.  tur- 
q  u  o  i  s  e  ein  edelstein  aus  dem  thongeschlechte,  vorzüglich  in 
Ostpersien  einheimisch,  der  türkische  genannt,  weil  er  zunächst 
aus  der  Türkei  kam. 

Tutare  it.  in  attutare  und  stutare  (astutare  Poet.d.pr. 
sec.  1.209),  pr.  tu  dar,  atuzar,  estuzar,  fr.  tu  er.  Die  be- 
deutung  der  ital.  Wörter  ist  mäßigen,  dämpfen,  die  der  prov. 
und  franz.  auslöschen  wie  in  luer  la  chandelle ,  luer  le  feu 
(s.  Ducange),  aber  schon  alt  franz.  tritt  die  bed.  tödten  da- 
neben auf,  für  welche  sich  auch  eine  prov.  form  tuar  fest- 
setzte Ferabr.  v.  269.  Deutscher  herkunft  ist  das  wort  nicht  : 
goth.  daulhjan,  ahd.  tötan,  hätte  prov.  daudar  oder  taudar,  fr. 
touer  hinterlassen.  Auch  an  lat.  tüditare  fortstoßen  ist  nicht 
zu  denken.  Buchstäblich  passt  nur  tutari  schützen,  abweh- 
ren, dem  auch  pr.  tuzar  nicht  widerspricht ,  da  t  zuweilen 
doch,  wie  in  mezeis  (metipse),  palazin  (palatinus),  zuz  wird. 
Tutari  aber  neigt  sich  zur  bed.  abwehren,  hemmen,  woran 
sich  zunächst  die  des  ital.  Wortes  knüpft:  tutari  famem  den 
hunger  abwenden,  sagt  nicht  vielmehr  als  it.  attutare  la  fame, 
auch  das  franz.  tue-vent  bedeutet  etwas  den  wind  abwehren- 
des, aus  abwehren  folgte  unschädlich  machen,  löschen,  tödten. 
Wie  die  bedd.  schützen  und  abwehren  sich  berühren,  zeigt 
auch  das  lat.  defendere,  das  altd.  werjan,  das  rom.  parare  u.  a. 

Uccello  it.  (poet.  augello),  pr.  auzel,  fr.  oiseau, 
mlat.  aucellus  L.  Sal.  vogel,  von  aucella  aucilla  (bei  Apicius 
und  Apulejus)  mit  verändertem  genus  wie  häufig  bei  diminu- 


I.     UFFO—  UPÜPA.  868 

Uten;  sp.  mit  dimin.  bed.  avecilla  =  lat.  avicella.  Daher  das 
vb.  it.  uccellare  vögel  fangen,  mhd.  vogelen,  alt  fr,  oiseler 
hüpfen  wie  ein  vogel. 

Uffo  it. ,  ufo  sp.  pg.  in  der  adverbialen  Verbindung  a 
uffo,  a  ufo  umsonst,  auf  fremde  kosten;  daher  abgel.  sp.  pg. 
ufano  eitel,  pr.  ufana,  ufanaria,  ufanesc  eitelkeit,  übermuth 
u.  a.  Die  würzet  dieser  bildungen  ist  germanisch.  Das  ahd. 
sbst.  ubba  uppa  wird  eben  so  adverbial  gesetzt:  in  uppun 
eitel,  umsonst  =  it.  a  uffo.  Den  consonanten  f  gewährt  aber 
das  verwandte  goth.  ufjö  überflüssig;  das  hd.  p  scheint  sich 
nur  in  dem  comask.  a  up  (mail.  a  off)  vorzufinden.  Vgl.  Rotn. 
gr.  I.  292  und  Dief.  goth.  wb.  1.  100.  Nach  Minucci  zum  Mal- 
mantile  entstand  a  uffo  aus  der  in  actenstücken  gebräuchlichen 
abkwzung  ex  uffo  =  ex  ufficio  'unentgeltlich*,  s.  Bolza  vocab. — 
was  hier  noch  angemerkt  werden  mag. 

Uguanno  it.,  altsp.  hogano,  altpg.  ogano,  pr.  ogan, 
altfr.  churw.  uön  adverbium  für  lat.  horno,  so  wie  überhaupt 
für  gegenwärtige  zeit  gebraucht ;  von  hoc  anno.  Die  neben- 
formen  it.  unguanno,  pr.  ongan  mögen  in  hunc  annum  ihren 
grund  haben.  Das  eingeschobene  u  im  ital.  wird  euphonischer 
natur  sein  wie  in  introcque.     Vgl.  antafio. 

Uomo  it.,  wal.  om,  in  den  andern  sprachen  etwas  ver- 
schieden behandelt:  sp.  hombre  (von  hom'nem  wie  fembra 
von  fem'na),  pg.  hörnern  (homin[em]),  pr.  altfr.  hom,  acc. 
home,  daher  das  nfr.  homme.  Aus  der  altfr.  nominativform 
hom  om  on  entstand  das  pron.  on  =  ahd.  man,  das  schon 
die  Eidschwüre  kennen :  si  cum  om  per  dreit  son  fradra  sal- 
var  dist,  vgl.  Rom.  gr.  IL  372.  Älmliche  Scheidung  des  pro- 
nomens  vom  Substantiv  auch  im  altfries.  ma  und  man,  im  ndl. 
man  und  men,  im  dän.  mand  und  man,  s.  Grimm  III.  8,  Richt- 
hofen  v.  ma.  Eine  abl.  ist  it.  omaggio,  sp.  homenage,  pr. 
homenatge,  fr.  hommage  dienstpflicht,  huldigung,  worin  homo 
in  seiner  mlatein.  bed.  dienstmann  genommen  ist. 

U o p  o  it.,  wal.  o p , . altsp.  huevos,  pr.  ob s,  altfr.  o  e s 
bedürfnis;  von  opus. 

U  o  s  a  it.,  altsp.  h  u  e  s  a  Poem.  d.  Cid,  altpg.  o  s  a  S.  Rosa, 
altfr.  hose,  kymr.  hos  beinbekleidung ,  gamasche,  in  frühe- 
rem mlatein  hosa  und  osa;  fr.  houseau  mit  ders.  bed.;  it. 
usatto  Stiefel;  alle  vom  ahd.  hosa  caliga,  nhd.  hose. 

Up  up  a  it.  wiedhopf,  abgekürzt  mail  buba,  romagn.  poppa, 


864  I.    URACANO-USBERGO. 

piem.  popo,  pg.  poupa,  dsgl.  it.  bübbola,  sp.  abubilla. 
Auf  andre  weise  abgekürzt  ist  pr.  u  p  a ,  hieraus  mit  aspirata 
durch  das  dtsche  witu-hopf  herbeigeführt  fr.  huppe,  das 
aber  auch  von  einem  merkmale  des  vogels  die  bed.  haube  an- 
nahm,  denn  aus  ahd.  hüba  wäre  huve  geworden.  Ein  neues 
wort  entlehnte  man  von  seiner  stimme  (wie  auch  upupa,  enoxj/)^ 
sp.  putput,  fr.  puput,  vgl.  obd.  wutwut. 

Uracano  it.,  sp.  huracan,  pg.  furaca  o,  fr.  oura- 
gan  stürm,  orkan;  ein  erst  später  in  die  sprachen  eingeführ- 
ter schifferausdruck,  der  aus  dem  karaibischen  herrühren  soll. 

Urlare  it.,  wal.  urlä,  fr.  hurler  (h  asp),  früher 
auch  huler  vielleicht  mit  einmischung  des  dtschen  heulen ;  von 
ululare  (wie  it.  zirlare  von  zinzilulare).  Dahin  auch  pr.  udo- 
lar  und  wohl  auch  pg.  huivar  (vgl.  couve  von  caulis).  Von 
huler  stammt  fr.  hulotte  eule.  Ein  henneg.  cahuler  soll  nach 
Hecart  für  cat-huler  stehn  (schreien  wie  die  katze).  In  der 
it.  nebenform  chiurlare  ist  die  natur  des  anlautenden  ch  zwei- 
felhaft. 

Urtare  it.,  pr.  urtar,  fr.  heurter  statt  des  alten 
hurter  (h  asp.)  stoßen;  sbst.  it.  urto,  fr.  heurt  stoß;  dazu 
ein  comp,  altfr.  dehurter,  neupr.  dourdä  (ebenso  derbä  von 
deherber),  norm,  dourder.  Das  wort  findet  sich  wieder  im 
mhd.  hurten,  hurt,  ndl.  hurten  horten,  hurt  hört,  wohl  auch 
im  engl,  hurt  verwunden,  hurtle  anprallen,  es  fehlt  aber  allen 
älteren  deutschen  mundarten  und  möchte  als  ein  in  ritterspie- 
len übliches  aus  Frankreich  eingebracht  sein.  Unter  den  cel- 
tischen  sprachen  kennt  es  nur  die  kymrische :  hwrdh  stoß,  dsgl. 
bock  (mlat.  in  England  hurdus  hurdardus  mit  letzterer  bed.), 
vb.  hyrdhu  hyrdhio  stoßen,  und  wenn  es  sich  in  den  ältesten 
denkmälern  dieser  spräche  nachweisen  läßt,  so  ist  seine  celti- 
sche  herkunft  ziemlich  gesichert. 

U  s  b  e  r  g  o  osbergo  it.,  pr.  a u s b e r c ausberg,  altfr. hal- 
bere hauberc  (h  asp.),  nfr.  haubert  panzerhemd;  vomglbd. 
ahd.  halsberc,  ags.  healsbeorg,  altn.  hälsbiörg  (f.)  eig.  eine 
den  hals  bergende  oder  deckende  rüstung,  mhd.  auch  halsveste, 
nachher,  wie  unser  koller  (von  collare  halsband),  in  seiner 
bedeutung  erweitert.  Im  altfr.  halbere  verstummte  das  zwi- 
schen zwei  consonanten  stehende  s  und  fiel  aus  wie  in  dem 
gleichfalls  mit  hals  zsgs.  halterel  haterel  für  halsterel,  woge- 
gen die  prov.  form  ihr  s  durch  aufiösung  des  1  in  u  schützte: 


I.    USCIO-VALIGIA.  305 

man  hüte  sich  daher  es  aus  dem  von  Wackernagel  (und  schon 
von  Besly,  s.  Ducange  und  Menage)  als  urform  angenomme- 
nen al-berc  ' alles  deckend1,  woraus  halsberc  erst  entstellt 
wäre,  zu  erklären.  Im  ital.  kommt  auch  das  veraltete  femi- 
nin sberga  für  usberga  vor. 

Uscio  it.,  wal.  use,  altsp.  uzo  Poem.  d.  Cid,  pr.xiis 
us,  altfr.  huis,  von  ostium;  it.  usciere,  altsp.  uxier,  fr. 
huissier  thürsteher,  von  ostiarius,  das  zum  belege  des  frühen 
Übertrittes  von  o  in  u  in  der  form  ustiarius  in  einer  Urkunde 
v.j.  551  (Marinipap.  p.  180)  erscheint. 

v. 

Vainigli  a  it.,  sp.  vainilla  und  vainica,  pg.  bainilha 
baunilha,  fr.  vanille  ein  gewürz,  der  same  einer  südameri- 
canischen  pflanze;  diminutiv  des  span.  vaina  schote  (tat.  va- 
gina),  weil  die  Samenkörner  in  kleinen  schoten  enthalten  sind. 

Vajuolo  vajuole  (fem.  pl.)  it.,  sp.  viruela  viruelas, 
fr.  petite  veröle  pocke,  pocken,  mlat.  Variola;  von  varius 
bunt,  fleckig,  nicht  von  varus  blatter,  da  das  ableitende  i  durch 
die  ital  form  klar  angezeigt  ist, 

Valigia  it.,  sp.  balija,  fr.  valise  felleisen.  Die  for- 
men stimmen  nicht,  man  muß  die  span.  nebst  dem  in  den 
glossen  von  Älfric  vorkommenden  vallegia  als  nachbildung  der 
ital  auffassen,  womit  man  als  grundform  valisia  oder  valitia 
gewinnt.  Die  aufklärung  des  schwierigen  Wortes  laß  sich 
versuchen.  Flautus  braucht  häufig  für  dieselbe  oder  eine  ähn- 
liche sache  das  gewiss  ganz  volksübliche  vidulus.  Im  latein. 
fließt  aus  capill-us  capill-itium,  die  ital.  spräche  aber  zieht 
selbst  für  sinnliche  begriffe  das  weibliche  sufßx  itia  vor,  wel- 
ches, wie  im  latein.,  eigentlich  zum  ausdruck  absiracter  be- 
griffe dient  (grand-izia  grand-igia) ,  und  leitet  z.  b,  aus  lat. 
comtus  putz,  schmuck  das  glbd.  cont-igia.  Mit  demselben 
rechte  konnte  sie  aus  vidulus  vidul-itia  leiten,  besser  romani- 
siert  velligia  (11  aus  d'l  auch  in  strillo  aus  stridulus),  mit  be- 
kannter Verwandlung  des  tonlosen  e  in  a  valligia,  endlich  va- 
ligia durch  Vereinfachung  des  11,  was  hier,  wo  aller  etymolo- 
gische anhält  fehlt,  zumal  vor  betontem  vocal  leicht  möglich 
war.  So  ist  also  unser  deutsches  wort  felleisen,  eine  offen- 
bare umdeutung  des  fr.  valise,  im  Plautus  zu  suchen. 


366  I.    VANNO-VASSALLO. 

V a n n o  it.  (nur  im  plur.  üblich),  abgel  vanneaux  fr. 
Schwungfedern;  von  vannus  futterschwinge ,  weil  die  fittiche 
der  vögel  dieselbe  bewegung  machen.  Der  kibitz  aber  heißt 
it.  vanello,  fr.  vanneau,  mail.  vanett,  von  dem  federbusche 
auf  dem  köpfe,  den  er  aufrichten  und  niederlassen  kann,  dessen 
einzelne  theile  also  mit  Schwungfedern  verglichen  werden;  ital. 
auch  pavoncella  genannt 

Vantare  it.,  pr.  vantar,  fr.  vanter  prahlen;  sbst. 
it.  vanto;  von  vanitare  mit  ders.  bed.  bei  Augustinus  (opp. 
I.  437.  761),  dies  von  vanus. 

V  arare  it.,  sp.  pg.  pr.  varar,  altfr.  var er  ein  schiff 
vom  Stapel  lassen;  von  vara  querhoh,  schräge  gelegtes  holz. 
Aber  pg.  varar  heißt  auch  ein  schiff  ans  land  ziehen ,  dsgl. 
(intrans.)  scheitern,  letztere  bed.  hat  auch  sp.  varar  barar, 
daher  des  varar  wieder  flott  werden. 

V  a  s  c  e  1 1  o  it.,  sp.  b  a  x  e  1 ,  pg.  baixel  schiff,  pr.  v  a  i  s  s  el, 
fr.  vaisseau  gefäß,  schiff,  wall,  vahai  sarg;  von  vascellum 
s.  Grut.  inscript.,  dimin.  von  vas,  vascultim.  Ein  altes  Zeug- 
nis der  span.  form  bei  Isidorus :  phaselus  est  navigium,  quem 
nos  korrupte'  baselum  dicimus.  Daneben  für  die  urspr.  bed. 
gefäß  it.  vasello,  sp.  vasillo  baxillo  u.  s.  w. 

Vassallo  it.  pg.,  sp.  vasallo,  pr.  fr.  vassal  lehns- 
mann,  mlat.  vassallus.  Die  älteste  lat.  form  z.  b.  in  der  L. 
Alam.  ist  vassus  mit  der  bed.  mann  vom  dienstgefolge ,  und 
noch  unter  Ludewig  dem  frommen  heißt  es:  quos  vassos'vulgo' 
vocant.  Die  roman.  spräche  aber  kennt  vas  nicht  mehr,  sie 
gab  es  hin  für  das  klangvollere  vassall.  Eine  altfr.  bed.  des 
letzteren  ist  mann,  streitbarer  mann:  die  Liv.  d.  rois  haben 
vassal  für  vir  p.  119.204,  für  pugnator  p.  174,  daher  vassa- 
lage  tapferkeit,  wie  barnage  von  baron.  Den  deutungen  aus 
lat.  vir  oder  vas  vadis  oder  aus  dem  goth.  vastjan  (kleiden, 
vassus  5.  v.  a.  vestitus,  investitus)  widerstrebt  der  buchstabe; 
mit  recht  erinnert  Leibnitz  an  kymr.  gwäs  junger  mann,  die- 
ner:  an  erster e  bedeutung,  nicht  wohl  an  letztere,  knüpft  sich 
die  altfranz.  ^streitbarer  mann1,  alle  drei  bedd.  vereinigt  z.  b. 
das  ahd.  degan  junger  mann,  held,  diener.  Die  rom.  form 
vassall  wird,  da  kein  suffix  all  vorhanden  ist,  durch  anleh- 
nung  an  das  kymr.  adj.  gwasawl  (dienend)  entstanden  sein. 
Die  aufnähme  von  vassus  in  die  mlat.  oder  roman.  spräche 
muß  man  übrigens  in  die  früheste  zeit  setzen  (vgl.  fr.  verne 


I.    VECCHIO— VENERDI.  36? 

aus  gwernen),  da  man  später  guassus  gesagt  haben  würde. 
Eine  abl  ist  altfr.  vaslet  varlet  knabe  (anständiger  als  gar- 
con,  an  dessen  stelle  z.  b.  die  limous.  mundart  nur  efon  d.  i. 
enfanl  gebraucht) ,  nfr.  valet  diener ,  it.  valetto.  Ein  gerin- 
gerer vassall,  nach  dem  gemeinen  sprachgebrauche  besonders 
in  der  Normandie  ein  afterlehnsmann  hieß  fr.  vavasseur 
(vasseur  Ruteb.  1. 150),  pr.  vasvassor  valvassor,  mlat.  vavas- 
sor  vavassorius  u.dgl.,  fem.  altfr.  vavassore,  daher  it.  var- 
vassore  und  barbassoro ,  altval  vervesor  J.  Febrer  str.  95, 
vielleicht  zsgs.  aus  vassiis  vassorum  vassall  von  vassallen. 
Vgl.  zu  diesem  artikel  Potts  forsch.  IL  347. 

Vecchio  veglio  it. ,  wal.  veachiu,  sp.  viejo,  pg. 
velho,  pr.  vielh,  fr.  vi  eil  vieux  alt;  von  vetulus  vetlus 
veclus,  letzteres  schon  bei  einem  alten  grammatiker  Vetulus, 
non  veclus1  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Enal.  p.  443,  curte  vecla 
Tiraboschi  stör,  di  Nonant.  IL  p.  17  a  (v.  j.  752). 

Vece  it.  sbst. ,  adverbial  sp.  pg.  vez,  pr.  vetz,  fr. 
fois,  npr.  fes  (altpr.  fetz  nur  im  Gir.  de  Rouss.) ,  letztere 
formen  mit  Verwandlung  des  v  m  f,  Rom.  gr.  IL  395;  vom 
lat.  vice  z.  b.  tribus  vicibus  dreimal.  Daher  altsp.  altpg.  pr. 
vegada,  churw.  gada,  worin  sich  g  zu  z  verhält  wie  im 
sp.  pr.  perdigon,  pg.  perdigäo  aus  perdiz  perditz. 

Veglia  it.,  sp.pg.  vela  vigia,  pr.ve lha,  fr.  veille 
nachtwache;  vb.  vegliare  u.  s.  f.;  sp.  veleta  Wetterfahne 
(Wächter),  it.  veletta  schildwache ;  von  vigilia,  vigilare.  Warum 
sp.  vela  und  nicht  vella,  da  doch  der  Baske  bella  sagt  ? 

V  e  1 1  r  o  it.,  pr.  v  e  1 1  r  e ,  altfr.  v  i  a  u  t  r  e  Jagdhund,  com. 
guilter;  altfr.  viautrer  jagen  (auf  schw eine).  Martial  hat 
verträgus:  non  sibi,  sed  domino  venatur  vertragus  acer;  Gra- 
tius  spricht  dafür  minder  gut  verträha,  in  der  L.  Burg,  steht 
veltrahus,  in  der  L.  Sah  veltrum  veltrem  (acc),  in  den  schlettst. 
glossen  37,  28  veiter,  in  den  florent.  glossen  p.  948b  veltra. 
Es  wird  von  Aelian  als  ein  celtisches  wort  bezeichnet:  al  ös 
nodcöxsig  xvvsg  al  xsXttxai  xalovvrai  ovsQTQayoi  xvvsg  (pcovfj 
rfj  y.elTixfj,  nach  Zeuß  I.  p.  6 ,  vgl.  45.  166,  vom  altirischen 
traig  fuß,  verbunden  mit  der  intensiven  partikel. 

Venerdi  it.,  fr.  vendredi,  pr.cat.  divendres  frei- 
tag,  von  Veneris  dies,  dies  Veneris;  sp.  viernes,  pr.  auch  venres 
vom  gen.  Veneris,  wal.  vineri,  ven.  venere,  romagn.  venar. 
Dafür  pg.  sexta  feira. 


868  I.    VENGIARE— VERRINA. 

Vengiare  it.,  sp.  vengar,  pg.  vingar,  pr.  vengar 
venjar,  fr.  v enger  rächen;  von  vindicare  (wal.  vindecä 
heilen  d.  h.  retten).  Zsgs.  pr.  revenjar,  altfr.  revenger, 
nfr.  revancher,  sbst.  revanche,  vgl.  wegen  des  eingetretenen 
ch  altfr.  nage,  nfr.  nache, 

\entVLg\ioit.,sp.  ventalle  fächer,  pr.  ventalh,  fr. 
ventail  luftloch,  vantaii  thürflügel,  eventail  fächer,  it.  ven- 
taglia  u.  s.  f.  visier  des  helmes;  von  venlus,  vgl.  ventana  IL  b. 

Ver  pr.  altfr.  frühling;  daher  sp.  verano,  pg.  veräo 
spät  frühling ;  zsgs.  pr.  primver,  it.  sp.  pr.  primavera,  wal. 
primevare,  altfr.  primevere,  bask.  (labort.)  primadera  frühling, 
eig.  erster  frühling,  Vorfrühling ,  welchen  begriff  es  noch  im 
span.  ausdrückt;  dafür  fr.  printemps,  piem.  schlechtweg 
prima,  occit.  primo  (f.).  Der  Venezianer  nennt  diese  Jahres- 
zeit verta,  in  Dauphine  heißt  sie  pipa,  s.  oben  s.  v. 

Vergogna  it.,  pg.  pr.  gleichlaut.,  fr.  vergogne,  sp. 
vergüenza,  alt  vergüena  Ruiz,  schäm;  von  verecundia  mit 
ausgefallnem  d  wie  in  Bourgogne  von  Burgundia,  wogegen  im 
span.  schärfung  des  d  zu  z  eintrat. 

Vermiglio  it.,  sp.  bermejo,  pg.  vermelho,  pr.fr. 
vermeil  roth,  mlat.  vermiculus  schon  im  6.jh.  s.  Brequigny 
n.  40  palla  vermicula;  vom  sbst.  vermiculus  würmchen  (das 
die  Scharlach  färbe  gibt). 

Yerniceil, sp.  berniz  barniz,  pr.  vernitz,  fr.  ver- 
nis  eine  art  lack  oder  glanzfarbe,  daher  engl,  varnish,  kymr. 
bernais,  dtsch  firnis;  vb.  it.  verniciare,  sp.  barnizar,  pr. 
vernissar,  fr.  vernisser,  auch  it.  vernicare,  pr.  bernicar,  end- 
lich auch  fr.  vernir.  Des  Wortes  herkunft  ist  zweifelhaft 
Billig  geht  man  vom  vb.  vernir  als  dem  einfachsten  producte 
aus,  daher  vernis,  it.  vernice  (für  verniccio,  mlat.  vernici- 
um) :  es  könnte  im  ahd.  bernjan  für  brenjan  glänzend  machen 
(dies  von  brinnan  glänzen)  seine  quelle  haben,  allein  nie  er- 
weicht sich  anlautendes  deutsches  b  in  v,  das  sp.  b  aber  ist 
kein  zuverlässiger  führ  er,  da  es  oft  für  v  eintritt.  Eben  so 
wenig  gewicht  hat  das  dem  ital.  erst  nachgeformte  mittelgr. 
ßeQvixq.  Darum  verdient  Menage* s  erklärung  den  Vorzug: 
vernir  ist  =  vitrinire  glasieren  (das  adj.  vitrinus  für  vitreus 
findet  sich  im  pr.  veirin),  eine  bedeutung,  die  auch  das  it.  vi- 
triare,  das  sp.  vedriar  entwickelt  haben. 

V  e  r  r  i  n  a  it.,  sie.  virruggiu  bohr  er,  henneg.  verin  schraube, 


I.    VERSARE— VERTOVELLO.  369 

fr.  vrille  (für  verille)  kleiner  bohr  er;  dahin  auch  it.  ver- 
r  i  c  e  1 1  o  haspel.  Augenscheinlich  sind  diese  Wörter  eines 
Stammes,  nicht  aber  von  virare,  das  in  allen  dbleitungen  sein 
i  behauptet:  ihm  mag  etwa  das  neupr.  birou  birounieiro  boh- 
rer  sein  dasein  danken.  Jene  Wörter  schließen  die  Vorstel- 
lung des  drehens ,  windens  in  sich  ein,  vrille  hei  fit  auch  die 
schraubenartig  sich  windende  ranke  des  weinstocks  (also  nicht 
von  viriculum  meifieV)  und  so  dürfte  man  auf  veru,  da  dem 
sich  drehenden  bratspiefi  der  bohrer  wohl  verglichen  werden 
konnte,  vermuthen,  um  so  eher  als  sich  verrina  befriedigend 
aus  dem  Plautinischen  veruina,  einer  ableitung  von  veru,  er- 
klärt. Identisch  mit  verrina  ist  sard.  berrina  barrina,  cat. 
barrina,  vielleicht  auch  sp.  barrena,  aber  pg.  verruma 
wird  wohl  besser  auf  das  glbd.  arab.  bairam  oder  barimah 
freut.  1. 114b  zurückgeleitet 

V e r s a r e  it. ,  versar  pr.,  verser  fr.,  versa  wal 
ausgießen,  vergiefien;  von  versare  (das  gefäfi)  umkehren,  eine 
bedeutung,  die  auch  das  wal.  turnä  entwickelt  hat.  Dasselbe 
wort  ist  altsp.bosar ,  nsp.  rebosar  =  lat.  vorsare,  revorsare. 

Vertovello,  statt  dessen  durch  dissimilation  it.  ber- 
t  o  v  e  1 1  o  ausschliesslich  üblich  geworden,  fischreuse.  Wer  fühlt 
nicht  darin  das  bekannte  vertebolum  der  L.  Sah,  womit  ein 
geräthe  zum  fischfang  benannt  wird  ?  si  quis  statuale ,  tre- 
macle  aut  vertebolum  (al.  vertivolo)  furaverit.  Aus  vertebra 
flofi  vertebulum,  hieraus  entstand  mit  vertauschtem  suffix  (wie 
aus  martulus  marlello)  das  ital.  wort,  ven.  bertevelo,  piem, 
crem.  mail.  bertavel,  com.  bertavelle  und  bertarel;  in  allen 
diesen  mundarten  heifit  es  auch  ein  ähnliches  geräthe  zum  Vo- 
gelfang. Vertebulum  aber  zog  seine  bedeutung  unmittelbar  aus 
dem  vb.  vertere,  nicht  aus  vertebra :  die  reuse  heifit  so,  weil 
ihr  hals  nach  innen  gekehrt,  umgewandt  ist.  Für  diese  auf- 
fassung  gewährt  die  ital.  spräche  einen  unzweifelhaften  beleg, 
indem  der  hals  oder  die  mündung  der  reuse  ritroso  =  retror- 
sus  (etwas  rückwärts  gekehrtes)  genannt  wird.  Bertovello 
bedeutet  auch  ofenkrücke,  ein  Werkzeug  zum  umwenden  der 
kohlen.  Es  ist  also  an  verriculum  (zugnetz)  nicht  zu  denken, 
woraus  das  salische  wort  grammatisch  nicht  entstehen  konnte* 
Aber  auch  im  franz.  läfit  es  sich  wahrnehmen:  verveux, 
richtiger  verveu,  wie  man  sonst  schrieb,  heifit  eine  reuse  von 
garn,  für  vertveu  =  vertovello  bertovello;  näher  jedoch  kommt 

24 


870  I.    VERZA— VEZZO. 

letzterem  das  limous.  vertuel.  Man  sehe  Pott  in  Aufrechts 
und  K.  ztschr.  I. 402,  wo  bereits  verveu  mit  vertebolum  ver- 
glichen  ist. 

Verza  lomb.  pg.,  berzasp.,  v e a r  z  e  wal,  verzotto 
iL  kohl,  wirsig,  daher  sp.  bercero  kräuterhändler.  Die  her- 
kunft  dieses  Wortes  unterliegt  keinem  bedenken,  wenn  auch 
mlat.  brasicia  Gloss.  flor.  (Diutiska  II.  232)  zu  widersprechen 
scheint:  es  ist  das  lat.  vTridia  (plur.)  gartengewächse ,  das 
der  Verwandlung  in  verza  nicht  entgehen  konnte.  Menage  hält 
it.  berza  Schienbein  für  dasselbe  wort,  eig.  kohlstrunk,  und 
vergleicht  wegen  der  bedeutungen  fr.  tige,  it.  gambo.  Für 
verza  auch  it.  sverza  kohl,  splitter. 

Verziere  it.,  sp.  vergel,  pr.  vergier,  fr.  verger 
garten;  vom  gleichbed.  viridiarium  oder  viridarium,  pr.  auch 
verdier.  Verzaria  (plur.)  hat  schon  eine  Urkunde  v.  j.  752 
Muratori  antiqq.  ital.   V.  1011. 

V  e  z  z  o  it.,  sp.  pg.  v  e  z  o ,  pr.  v  e  t  z  (m.)  gewohnheit,  it. 
pl.  vezzi  reize;  daher  vb.  sp.pg.pr.wQZ&r  avezar,  it.  avvez- 
zare  gewöhnen,  altsp.  vezado  gewohnheit,  pr.  vezat  Choix 
IV.  442,  veziat  visiat,  altfr.  voizie  vezie  vesie  gewandt,  schlau; 
it.  vezzoso  reizend,  altfr.  voiseus  viseus  verschlagen;  zsgs. 
it.  invezzare,  wal.  invetzä  gewöhnen,  pr.  envezar,  altfr. 
envoisier  belustigen ;  it.  d  i  s  v  e  z  z  ar  e ,  sp.  desvezar,  wal.  des- 
vezä  entwöhnen;  altsp.  malvezar  übel  gewöhnen.  Woher  alle 
diese  bildungen?  Auf  das  fem.  vicem,  das  den  der  gewohn- 
heit fast  entgegengesetzten  begriffswechsel  ausdrückt,  ist  ge- 
wiss nicht  zu  vermuthen.  Das  einzige  sich  darbietende  wort 
ist  Vitium  und  man  darf  es  getrost  zulassen,  wiewohl  es  schon 
in  einer  andern,  aber  minder  volksmäßigen  form  vizio  vicio 
vice  vorhanden  ist.  Vitium  war  einerseits  unart ,  üble  an- 
gewöhnung ,  wie  denn  auch  it.  vezzo  angewöhnte  unart,  sp. 
vezo  vornehmlich  üble  gewohnheit  bedeutet ;  andrerseits  bezog 
man  es  auf  den  hauptfehler  der  menschlichen  natur ,  Üppig- 
keit, lusternheit ;  gewandtheit,  Schlauheit  mag  sich  daran  ge- 
knüpft haben,  daher  it.  vezzi,  chw.  vezs  reize.  Diese  erklä- 
rung,  wornach  vezzo  und  vitium  als  ein  und  dasselbe  wort 
zu  fassen  sind,  bestätigt  sich  positiv  durch  die  dem  letztern 
in  den  neuen  sprachen  beigelegten  bedeutungen:  sard.  viziu 
fehler,  gewohnheit,  it.  vizio  fehler,  lusternheit,  altsp.  vicio  ver- 
gnügen, belustigung  s.  Sanchez,  altval  vici  dass.  «7.  Febrer 


I.    VIA— VILLA.  371 

str.  38,  pr.  vici  Schlauheit,  it.  viziato  schalkhaft;  es  bestätigt 
sich  ferner  durch  das  it.  mendo,  lomb.  menda,  welches  fehler, 
demnächst  üble  gewohnheit,  in  der  cremon.  mundart  schlecht- 
weg gewohnheit  bedeutet.  —  Man  kennt  ein  altfr.  sbst.  \ois- 
d  i  e  Verschlagenheit,  das  sich  als  eine  ableitung  aus  dem  adj. 
voise  erklärt,  prov.  gleichsam  vesadia  zsgz.  vesdia  voisdie, 
also  wie  sp.  osadia  von  osado. 

Via  it.  adv.  die  frage  cwie  oft1  zu  beantworten,  una 
via  einmal  Poet.  d.  pr.  sec.  1. 491,  due  via  tre  zweimal  drei; 
vom  sbst.  via  weg,  vgl.  das  ebenso  angewandte  nord.  gang*, 
das  ndl  reis.  Via  härtete  sich,  scheint  es,  in  fia,  altfr.  fie, 
üblicher  die  abl.  fiata  (dreisylb.),  altfr.  fiede  Liv.d.rois  p. 
11,  fiee  foiee,  noch  jetzt  wallon.  feie.  Zsgs.  it.  tuttavia, 
sp.  todavia,  altfr.  toutesvoies,  nfr.  toutefois  allemal,  dennoch. 

Via,  su  via  it.,  sp.  via  (z.  b.  via  comer!  Silva  ed.  Grimm 
p.  257,  vgl.  Apolonio  str.  388),  pr.  altcat.  via  sus  Choix  V.  74, 
Ram.  Munt.  p.  206m,  interjection  der  ermunterung;  vom  sbst. 
via,  eig. ' auf 'den  weg  V  Auch  in  der  bed.  weg!  wird  ital.  nebst 
churw.  via  gebraucht;  dafür  bedient  sich  die  mail.  mundart 
des  dtschen  fort! 

Viaggio  it.,  sp.  viage,  pr.  viatge,  fr.  voyage, 
wal.  viadi  reise;  vb.  viaggiare  u.s.w.  reisen,  von  via- 
ticum  reisegeld,  schon  bei  Venant.  Fort,  in  rom.  bed.  vorkom- 
mend, s.  Ducange. 

V  i  g  1  i  a  c  c  o  it. ,  sp.  b  e  1 1  a  c  o ,  pg.  v  e  1  h  a  c  o  niedrig, 
schlecht;  abgeleitet  von  vilis  (Rom.gr.  11.248).  Das  fr.  veilla- 
querie  Roquef.  ist  aus  dem  spanischen. 

Villa  it.  landhaus,  sp.  villa  marktflecken,  fr.  ville 
Stadt.  Bereits  in  der  L.  Sah  hat  villa  neben  der  ursprüngli- 
chen die  bed.  w eiler ,  dörfchen  (Pardessus  p.  389,  vgl.  auch 
Ducange),  im  prov.  und  altfr.  bemerkt  man  noch  die  latein. 
oder  die  span.  bedeutung:  in  der  Passion  Christi  wird  ßeth- 
fage  castellum  und  ebenso  Gethsemani  villa  oder  praedium 
(Matth.  26,  36,  Marc.  14, 32)  mit  vila  übersetzt,  während  Je- 
rusalem ciptad  heißt,  vgl.  auch  Eenschel  s.  v.;  endlich  bezeich- 
nete es  jede  Stadt  von  beliebiger  große.  Dem  abgel.  it.  vi I— 
lano,  sp.  villano,  pr.  vilan,  altfr.  vilain  bauer  legte  der  Stan- 
desgeist des  mittelalters  auch  die  moralischen  nebenbedeutun- 
gen  niedrig,  schurkisch,  häßlich  bei,  welche  im  prov.  die  haupt- 
bedeutungen  (bauer  heißt  hier  pages),   im  neufr,  die  einzig 


3713  I.     VILUPPO— VIOLA. 

verbliebenen  sind,  die  auch,  in  rücksicht  auf  vil  (lat.  vilis), 
die  alte  Schreibung  mit  einfachem  1  fortzuführen  anlaß  gaben. 

V  i  1  u  p  p  o  it.  Wickel,  gewirr;  vb.  altsp.  v  o  1  o  p  a  r  Berc. 
p.  217  str.  268,  pr.  gleichlaut.,  alt  fr.  voleper ;  dsgl.  it.  i  n  v  i  1  u  p- 
pare,  pr.  envolopar  envelopar,  npr.  agouloupä,  fr.  envelop- 
per  einwickeln;  prov.  auch  revolopir  herumwerfen.  Wie  nahe 
auch  volütare  zu  liegen  scheint,  so  ist  es  doch  grammatisch 
nicht  mit  dem  rom.  worte  zu  einigen.  Entsprang  es  aus  vo- 
lup,  so  daß  vilupparsi  Wspr.  bedeutete  sich  hätscheln,  sich 
warm  halten  ?  Vgl.  aber  auch  it.  luffo  geicirr,  gleichbed.  mit 
viluppo.  Es  begegnen  einige  formen  mit  lp  statt  lop  lup :  alt- 
vol.  (bei  A.  March)  envolpar,  romagn.  agulpe  einwickeln,  ven. 
imbolponare  einpelzen;  man  wird  sie  als  contractionen  betrach- 
ten müssen,  da  vulpes,  an  das  man  zunächst  denken  dürfte, 
nie  die  bed.  fuchspelz  zeigt. 

Viola  it.  sp.  pg.,  pr.  viula  viola,  fr.  viole,  wal.  vi- 
0  ä  r  e  ein  Saiteninstrument,  daher  v  i  o  1  i  n  o,  v  i  o  1  o  n  e  u.  s.  w. 
Es  ist  eins  der  schwierigeren  Wörter,  doch  scheint  es  nicht 
unlösbar.  Zu  bemerken  ist  zuvörderst ,  daß  der  Provenzale 
zweisylbig  vfiila  v/ola  spricht  (der  diphthong  iü  ist  ihm  unbe- 
kannt) ;  aus  vibla  konnte  wohlfr.\iö\e,  it.  viöla  werden,  nicht 
aus  viöla  das  pr.  viola:  man  muß  also  von  der  prov.  form 
als  der  ältesten  ausgehen  und  darf  nicht  außer  acht  lassen, 
daß  das  wort,  wie  alle  mit  v  anlautenden,  vorzugsweise  la- 
teinische herkunft  in  anspruch  nimmt.  Der  mlat.  ausdruck 
für  dasselbe  instrument  ist  vitula,  und  dies  kann  nur  abgezo- 
gen sein  aus  dem  alten  lat.  vitulari  springen  wie  ein  kalb,  sich 
lustig  gebärden  (dieselbe  bed.  hat  unser  mundartl.  kälbern, 
ndd.  kalveren),  die  violine  aber  war  die  üblichste  begleiterinn 
der  lustbarkeiten,  ein  dichter  (bei  Ducange)  nannte  sie  dar- 
um vitula  jocosa.  Springen,  tanzen,  musicieren  sind  inein- 
andergehende  begriffe  (vgl.  giga  I,  carole  IL  c)  und  daß  vi- 
tulare  ein  sbst.  vitula  mit  dem  concreten  begriffe  eines  instru- 
mentes  lieferte,  kann  nicht  wunder  nehmen:  entsprang  doch 
auch  unser  geige  aus  geigen,  nicht  umgekehrt.  Aus  vitula 
aber  ward  durch  Umstellung  pr.  vAitla  (wie  veuza  aus  vidua, 
teuna  aus  tenuis)  und  endlich  viula  viola  (wie  rolar  aus  rot- 
lare),  hieraus  it.  viöla,  das  nicht  unmittelbar  aus  vitula  ent- 
stehen konnte,  sp.  v  i  h  u  e  1  a  (h  zur  Währung  des  hiatus)j  fr. 
viole,  wofür  aber  dk  alten  vielle  viele  (dreisylbig)  aus 


I.     VIRA— VISCIOLÄ.  878 

vitella  vorzogen.  Sollte,  wie  auch  Wackernagel  vermuthet, 
unser  ahd.  schon  bei  Otfried  vorkommendes  fidula,  nhd.  fiedel, 
das  dieselbe  sache  ausdrückt,  nicht  desselben  Ursprunges  sein 
wie  viola?  Roman,  v  ward  ja  auch  sonst  in  f  geschärft,  in 
den  casseler  glossen  z.b.  ferrat,  fidelli  für  verrat  videlli  ge- 
schrieben. Man  erklärt  es  wohl  aus  fidicula,  was  aber  der 
buchstabe  nicht  gestattet.  Wir  hätten  alsdann  in  dieser  deut- 
schen form  ein  älteres  Zeugnis  für  vitula,  als  die  mlat.  litte- 
ratur  zu  bieten  scheint. 

Vira  sp.  pg.  pr. ,  alt  fr.  vire  pfeil,  bolzen,  bret.  bir; 
sp.  v  i  r  o  t  e ,  it .  v  e  r  e  1 1  a ,  verettone  (bei  Ferrari)  speer.  Vira 
aus  veru  ist  gegen  die  regel.  Besser  darum  denkt  man  an  eine 
zusammenziehung  aus  vlpera,  sp.  v/bora:  vira  z.  b.  in  einer 
neap.  chronik  (et  parme  che  al  cor  me  jonga  una  vira  Mu- 
ral, antiqq.  ital.  VI  694)  übersetzt  der  herausgeber  mit  vipera. 
Wegen  der  begriff sentwicklung  vgl.  givre  II.  c.  Gegen  her- 
leitung von  veretta  aber  aus  veru  läßt  sich  nichts  einwenden. 

Virar  sp.  pg.  pr.,  altfr.  virer,  piem.  vire  drehen,  hen- 
neg.  virler  rollen,  sp.  auch  birar  ein  schiff  wenden;  sbst.  pr. 
viron  kreiß,  umfang,  nur  als  adverb  oder  präpos.  gebraucht, 
en-viron,  auch  fr.  en-viron ;  vb.  environar,  environner,  it. 
invironare  umringen.  Virare  ist  alt  und  zeigt  sich  schon  in 
hss.  der  L.  Alam.  Die  herleitung  aus  gyrare  unterliegt  schwe- 
rem bedenken,  da  gi  wohl  nie  in  vi  ausartet.  War  es  ein 
wort  der  romana  rustica?  hat.  viria  bedeutet  armschmuck 
d.  i.  armring ,  altfr.  vire,  romagn.  vira,  com.  ven.  chw.  vera, 
wal.  verfce  ring,  und  so  heißt  auch  das  dem  lat.  viriola  ent- 
sprechende sp.  virola  nebst  birola,  altfr.  virole  etwas  ringför- 
miges. In  den  isid.  glossen  liest  man  viria  viriola  brachiales ; 
beide  Wörter  sollen  aber  fremdes  Ursprunges  sein:  viriolae 
celticae  dicuntur,  viriae  celtibericae  Plin.  hist.  nat.  33,  12 
(HardJ.  Humboldt  über  die  urbewohner  Hisp.  p.  79  hält  mit 
beziehung  auf  diese  notiz  den  stamm  für  einen  iberischen  von 
den  Celtiberiern  den  Celten  mitgetheilten ,  im  bask.  biruncatu 
(drehen,  wenden)  noch  enthaltenen,  das  aber  seine  lat.  her- 
kunft  (verruncare)  schwer  verläugnen  kann ;  auch  die  deutung 
des  namens  Viriatus  c spangenträger'  aus  diesem  stamme  ist 
allzu  willkürlich. 

Vi'sciola  it. ,  wal.  vi  sine  (ngr.  ßiaivov),  mit  verän- 
dertem anlaut,  fr.  guigne  (alt  guisne),  sp.  guinda  eine  art 


874  I.    VISO—VOGARE. 

kirschen,  ahd.  wihsela,  nhd.  weichsei,  auch  in  den  slawischen 
sprachen  einheimisches  wort,  vgl.  Schneller  IV.  17. 

Vi  so  altit. ,  vis  pr.  altfr.  in  Verbindung  mit  dem  vb. 
esse  und  dem  dat.  der  person ;  vom  lat.  partic.  visum :  it. 
fu  viso  a  me  =  lat.  visum  mihi  fuit,  Rom.gr.  III.  181.  Zsgs. 
it.  avviso,  pr.fr.  avis  in  derselben  bedeutung  und  als  subst. 
gutachten,  meinung,  dsgl.  nachricht,  sp.  aviso  in  letzterem  sinne, 
vb.  avvisare  u.  s.  f.  meinen,  überlegen,  benachrichtigen. 

Visto  it.,  altfr.  viste,  nfr.  vite  adj.  und  adv.  mun- 
ter, rasch,  z.  b.  altfr.  remuanz  fu  et  preux  et  vistes,  plus  le- 
gier home  ne  veistes  Rom.  de  la  rose  s.  Roquef;  das  nfr.  adj. 
aber  kann  auf  personen  nicht  mehr  angewandt  werden.  Ist 
es  von  vegetus  mit  eingeschaltetem  s  ?  alsdann  wäre  es  in 
Frankreich  entstanden  und,  wie  auch  Redi  meint  (etimol.  ital), 
in  Italien  eingeführt.  Aber  dieses  eingeschobene  s  der  Fran- 
zosen (Rom.  gr.  I.  267)  hat  in  keiner  andern  roman.  spräche 
eine  spur  hinterlassen:  sp.  cisne -ist  nicht  vom  altfr.  cisgne 
=  lat.  cygnus,  und  it.  desinare  vermuthlich  auch  nicht  vom 
altfr.  disgner  =  lat.  dignare;  übrigens  hätte  sich  aus  vege- 
stus  eher  voiste  als  viste  gebildet.  Zu  erwägen  ist,  daß  man 
ital.  auch  vispo,  mail.  viscor  und  vivisc  (von  vivus)  sagt: 
sollte  man  mit  vivisco  visco  angefangen  und  das  wort  durch 
die  beiden  andern  tenues  (vispo,  visto)  variirt  haben?  aber 
solche  Variationen  scheint  sich  die  spräche  nicht  zu  erlauben, 
und  so  muß  man  sich  weiter  umsehen.  Visto  kann  ital.  Ur- 
sprungs sein,  auf  ital.  weise  verkürzt  aus  avvisto  für  avve- 
duto  umsichtig:  in  einem  alten  genues.  gediente  liest  man  omi 
destri  valenti  e  avisti  Archiv,  stör.  it.  app.  num.  18.  p.  33.  Die 
bedeutungen  liegen  nicht  zu  weit  auseinander:  der  muntere 
sieht  sich  um  nach  allen  Seiten :  vermöge  derselben  auffassung 
ward  z.  b.  aus  dem  it.  all'erta  behutsam,  vorsichtig,  das  fr. 
alerte  wachsam,  munter,  flink.  Merkenswerth  ist  das  adver- 
biale piem.  vist  non  vist,  auch  vist  e  pris  d.  h.  im  augenblick, 
welches  offenbare  partieipien  sind. 

Vitriuolo  it.,  sp.  vitriolo,  pr.  fr.  vitriol  ein  mi- 
neralisches salz;  von  vitrum  wegen  seiner  glasartigen  be- 
schajfenheit. 

Vogare  it.,  sp.  bogar,  pg.  pr.  vogar,  fr.  voguer 
durch  rüder  getrieben  fortschwimmen ;  sbst.  it.  pg.  v  o  g  a ,  sp. 
boga,  fr.  vogue  lauf  des  schiffes,  fig.  schwang,  zug.  Ein  nicht 


I.    VOLERE-ZANCA.  375 

unpassendes  etymon  ist  unter  Voraussetzung  einer  entarteten 
form  wogön  (vgl.  unser  nhd.  wogen)  das  ahd.  wagön,  mhd. 
wagen  sich  bewegen,  in  wago  wesan  =  etre  en  vogue.  Die 
eig.  bed.  des  roman.  Wortes  ist  'sich  fortbewegen,  fortgetrie- 
ben werden ,  vornehmlich  durch  rüder ,  aber  auch  durch  se- 
gel:  am  rems  et  am  vela  s'en  van  a  mays  vogar  Lex.  rom. 
s.  v.,  so  noch  franz.  Es  versteht  sich,  daß  vogare  eupho- 
nisch wäre  für  gogare,  vgl.  vague  IL  c. 

Volere  it.,  pr.  voler,  fr.  vouloir,  wal.  vreä  wol- 
len, span.  nur  in  Zusammensetzungen  vorhanden  wie  si-vuel- 
qual  für  quüibet;  von  velle  mit  Umbildung  des  inßnitivs  nach 
der  in  der  conjugation  vorherrschenden  form  vol,  welche  die 
form  vel  schon  im  frühern  mlatein  zuweilen  ersetzt,  z.  b.  vo- 
leam  in  Cap.  Car.  Cal  Baluze  IL  82,  volerent  in  alten  Urkun- 
den. Das  wal.  vreä  (sbst.  vreare)  ist  den  andern  rom.  formen 
vollkommen  analog:  volere  zsgz.  viere  vrere,  diphthongiert 
vreare,  vgl  lomb.  vore. 

V o  1 1 a  it., pr.  fr.  volte  v o u t e ,  wal bolte,  sp. b ö v e d a 
(nebst  pg.  aböbeda  aus  einer  zweiten  prov.  form  vouta  ent- 
standen) Wendung,  gewölbe;  von  volvere,  partic.  volutus,  rom. 
voltus  (im  ital.  und  prov.),  daher  vb.  voltare,  sp.  voltear  u.  s.  w. 
Vgl.  vulto  //.  b. 

z. 

Zafferano  it.,  sp.  azafran,  fr.  safran,  wal.  so- 
frän  eine  pflanze;  vom  arab.  zäfarän  (o^^))  Freyt.  IL  238a. 

Zagaia  azagaia  pg.  sp.,  it.  zagaglia  Wurfspeer  der 
Mauren;  nach  Sousa  vom  arab.  al-chazeqah  (chäzeq  lanzen- 
spitze Freyt.  1. 483*>). 

Zanca  it.  sp.,  pg.  sanco  bein,  langes  bein,  stiel,  sp. 
zanco,  lomb.  zanch,  ven.  zanca  stelze,  pr.  sanca  cothurn, 
wie  Raynouard  übersetzt  (non  porta  soc  ni  sanca  P.  Vidal). 
Dahin  wohl  auch  pg.  chanca  sehr  langer  fuß,  sp.  chanco 
chanclo  pantoffel  (vgl.  choclo  =  zoclo).  Die  Wörter  fügen 
sich  zum  dtschen  zanke  für  zinke  (s.  Schmeller),  besser  noch 
von  seilen  ihrer  bedeutungen  zum  ags.  scanca  bein,  tibia, 
wornach  sich  ein  ahd.  scancho  annehmen  läßt.  Muratori  an- 
tiqq.  ital.  IL  429  erkennt  dagegen  in  zanca  jenes  tzanga  des 
Cod.  Theod.,  das  die  den  rom.  Wörtern  weniger  zusagende  bed. 
einer  beinbehleidung  hat 


876  I.    ZAPPA-ZENZARA. 

Zappa  it.  chw.,  sp.  zapa,  wal.  sape  haue,  fr.  sape 
Untergrabung ;  vb.  z  a  p  p  a  r  e  ff.  Kommt  es  vom  gr.  o*anavtj 
grabscheit,  axunteiv  graben,  so  gieng  das  wort  von  Italien 
aus,  indem  sich  hier  der  anlaut  ox  in  z  milderte  wie  in  zolla 
aus  skolla. 

Zatta  zättera it., sp. zata  zatara  floß ;  von  unbekann- 
ter herkunft. 

Zavorra  it.,  wal.  sabüre,  sp.  zahorra  zsgz.  sorra 
ballast,  schiff sand;  von  saburra  mit  ders.  bed. 

Zeba  it.,  sp.  masc.  chibo  chivo,  fem.  chiba  chiva,  pg. 
chibo  junger  Ziegenbock,  junge  ziege,  zicklein.  Nicht  von  un- 
serm  ziege,  vielleicht  aber  vom  ahd.  zebar  opferthier  (s.  toivre 
II.  c.)  mit  abgestoßenem  r ,  wie  öfters ;  über  die  ziegenopfer 
der  Longobarden  s.  Grimms  myth.  Zu  erwägen  ist  auch  al- 
ban.  tzgieb  und  scab  Ziegenbock,  wal.  tzap. 

Zebro  it.,  sp.  pg.  zebra,  fr.  zebre  ein  säugethier 
im  südlichen  Africa,  woher  auch  der  name. 

Z  e  c  c  a  it.,  chw.  z  e  c  c  zecla,  fr.  t  i  q  u  e  ein  insect,  holz- 
bock; vom  mhd.  zecke. 

Zediglia  it.,  sp.  cedilla,  fr.  cedille  häkchen  unten 
am  c  um  ihm  die  ausspräche  des  z  zu  geben,  früher  cz  ge- 
schrieben (canczon  =  cangon,  czo  =  co);  dimin.  von  zeta. 

Zelo  it.  sp.  pg.,  in  letzterer  spräche  auch  cio  für  cilo, 
fr.  zele  eifer;  von  zelus  (%*jlo;)  bei  spätem.  Daher  it.  ze- 
lo so,  sp.  zeloso,  pg.  cios  eifrig,  eifersüchtig;  mit  palataler 
ausspräche  des  z  (wie  in  giuggiola  aus  zizyphum,  gengiovo 
aus  zinziber)  it.  geloso,  pr.  gelos,  fr.  jaloux,  das  Tasso  sich 
artig  aus  gelo  deutet  12,  221,  sbst.  gelosia  u.  s.  f.  eifersucht, 
dsgl.  f enster gitter ,  sp.  celosia.  Zsgs.  sp.  rezelar,  pg.  re- 
cear  argwöhnen,  sbst.  rezelo,  receo. 

Z  e  n  d  a  1  e  it.  (sendale  Barberinö),  sp.  pg.  pr.  altfr.  c  e  n- 
dal,  mhd.  zendäl,  auch  it.  zendado,  pr.  sendat,  mhd.  zendät, 
ein  halbseidner  stoff ,  erklärt  man  gewöhnlich  aus  sindon  feine 
leinwand. 

Zenzara  zanzära  it.,  wal.  tzenzariu,  sp.  zenzalo, 
altfr.  ein celle  lbibio'  Gloss.  de  Lille  p.  12b,  so  auch  ahd. 
zinzila  zinzala,  schnake,  vgl  alb.  zinziras  grille.  Offenbar  ein 
naturausdruck  von  dem  laute  des  thierchens ,  das  der  Cata- 
lane  mosquit  de  trompa  trompetenmücke  nennt  {pülmy%  6 
nQooKiog  ioriy  uqcl  tcov   sfxniötav  Aristoph.  nub.  165),  aber 


I.    ZENZOVERO— ZOPPO.  877 

schon  vorgezeichnet  im  lat.  zinzilulare  zwitschern.  Dahin 
auch  das  port.  vb.  zinir  zunir  sumsen  (von  insecten). 

Zenzövero  zenzero  gengiövo  it.,  sp. gengibre,  pr. 
gingebre, /r.gingembre,  wal.  g h i m b e r i u ,  mndl ghinc- 
bere  u.  s.  w.  ein  gewürz,  ingwer;  vom  lat.  zingiberi  (£iyyi- 
ßsQO  zinziber.     Wegen  g  aus  z  s.  zelo. 

Z  er  o  it.  sp.  pg.,  zero  fr.  das  Zahlzeichen  null;  vom  glbd. 
arab.  cifron  ci'hron  eig.  ganz  leer,  s.  oben  cifra,  worin  das 
arab.  c  (ln3)  durch  c  ausgedrückt  ward.  Mailändisch  heißt 
jenes  zeichen  nulla. 

Zib ellin o  it.,  pr.  sebelin  sembelin,  fem.sp.pg.co- 
bellina  zebellina,  fr.  zi  bei  ine,  mlat.  sabellinus,  sabellum, 
alt  fr.  sable,  engl,  sable,  deutsch  zobel;  ein  mit  der  sache  aus 
dem  fernen  nordosten  gekommenes  wort,  russ.  sobol',  serb.  sä- 
mur,  wal.  samür. 

Z  i  b  e  1 1  o  it.,  c  i  v  e  1 1  e  fr.  zibethkatze,  auch  zibeth ;  mor- 
genländ.  wort,  mittelgr.  ^anenov,  man  sehe  Pott  in  Lassens 
ztschr.  IV.  17.     Span,  gato  de  algalia  genannt. 

Zimbello  it.,  sp.  cimbel,  pr.  altfr.  cembel  lock- 
vogel,  lockung ;  vb.  it.  zimbellare,  alt  cimbellare  Poet.d. 
pr.  sec.  I.  77,  pr.  cembelar  (von  Raynouard  unrichtig  über- 
setzt), altfr.  cembeler  (encembeler  JNouv .  fabl.  p.  p.  Meon  II.  7) 
anlocken.  Cymbalum,  dimin.  cymbellum,  hieß  das  glöckchen, 
das  die  manche  zur  mahlzeit  rief;  die  Übertragung  auf  lock- 
vogel  lag  nahe.  Altfr.  und  pr.  cembel  bedeutet  überdies  Zu- 
sammenkunft zur  kurzweil,  vornehmlich  zum  waffenspiel  oder 
das  waffenspiel  selbst,  daher  cembeler  turnieren,  altsp.  cem- 
pellar  bei  Berceo. 

Z  i  o  it.,  sp.  pg.  t  i  o  oheim,  it.  zia,  sp.  pg.  pr.  tia  muhme ; 
vom  spätem  lat.  thius  thia  nach  dem  gr.  fatog  9sia.  Die 
ital.  formen  zeigen  schon  die  schlettst.  glossen  29,  58  patruus 
zius  fetirro  (vetter).    Dafür  fr.  oncle,  tante. 

Zirlare  it.,  sp.  chirlar  chirriar,  pg.  chirlar  chilrar 
schreien,  zwitschern ;  geht  zurück  auf  zinzilulare,  verkürzt  zi- 
lulare. 

Zitto  (fem.  zitta)  it.,  sp.  chito  chiton,  fr.  chut,  wal. 
c  i  t  u ,  interjection  schweigen  zu  gebieten ;  ein  dem  lat.  st  ent- 
sprechender naturausdruck.  Zu  chut  gehört  auch  fr.  c  h  li- 
eh ot  er  flüstern,  chucheter  zwitschern,  npr.  chitä  flüstern. 

Zoppo  it.,  sp.  zopo  zompo,   wald.  zop  (czop),  chw. 


878  I.    ZOTE-ZUCCHERO. 

zopps  lahm,  verstümmelt,  vgl.  altfr.  chope  Motz;  vb.  fr.  chop- 
per  (alt  sopper)  anstoßen,  it.  zoppicare  hinken,  cat.  enso- 
pegar  straucheln;  vom  dtschen  schupfen  stoßen,  ndl.  Schop- 
pen mit  dem  fuße  fortstoßen,  vgl.  auch  ndl.  sompe  lahm,  sompen 
hinken  KU. 

Zote  sp.  pg.,  s  o  t  fr.  tropf,  pinsel,  wal.  s  o  d  hanswurst, 
it.  zotico  flegelhaft,  ags.  engl,  sot;  vom  rabbinischen  schoteh 
stultus,  s.  Buxtorf  lex.  chald.  talm.  p.  2375.  Das  wort  ward 
früh  herübergenommen:  Theodulf  bischof  von  Orleans  z.  b. 
spielt  in  einem  Sendschreiben  an  Karl  d.  gr.  mit  dem  namen 
Scottus,  den  er  nach  ausgestoßenem  c  auf  sottus  zurückführt: 
cui  si  litterulam ,  quae  est  ordine  tertia  tollas  .  . .  haud  du- 
bium  quod  sonat,  hoc  et  erit,  s.  Ducange  v.  sottus. 

Zücchero  it.,  sp.  pg.  azucar,  pr.  fr.  sucre,  wal. 
zeh  är,  ahd.  zucura,  nhd.  zucker  u.  s.  w.,  zunächst  vom  arab. 
sokkar  assokkar  Freyt.  II.  334a,  worauf  die  span.  form  un- 
mittelbar hinweist,  pers.  schakar,  gr.  odxxaQ  odxxagov,  lat. 
saccharum. 


ZWEITER  THEIi. 


WORTER 

AUS   EINZELNEN   GEBIETEN. 


H.a.    ABBACO— ALBARO.  38t 


.4.     ITALIENISCHES  GEBIET, 


A. 

•  'A  b  b  a  c  o  rechenkunst,  auch  pr.  abac  ;  von  äbacus  tisch, 
den  man  mit  feinem  sand  bestreute  um  zahlen  darauf  zu  schrei- 
ben, rechentisch,  bei  den  Römern. 

A  b  r  o  s  t  i  n  o  wilde  Weintraube ;  aus  labruscum  entstellt, 
sp.  lambrusca,  s.  Rom.  gr.  1.  212. 

Accertello  ein  raubvogel,  wannenweihe;  dimin.  von 
accipiler. 

A  d  o  n  a  r  e  unterwerfen,  niederschlagen  Dante  Inf.  6, 34 : 
Fombre,  ch'adona  la  greve  pioggia.  Domare  scheint  nah  zu 
liegen,  aber  inlautendes  m  geht  nicht  wohl  in  n  über.  Das 
wort  ist  gemeinrom.,  pr.  zdomr  hingeben,  überliefern,  sp.  ado- 
narse,  fr.  s'adonner  sich  fügen,  von  donare:  an  die  hinge- 
bung  knüpfte  sich  die  Unterwerfung,  ganz  wie  im  sp.  rendir 
von  reddere. 

Afro  s.  afre  IL  c. 

Aggueffare  beifügen  Dante  Inf.  23, 16:  se  Fira  sovra'l 
mal  voler  s'aggueffa;  eig.  anweben,  wie  tat.  adtexere,  vom 
ahd.  wifan  weben.  Desselben  Ursprunges  ist  das  longob.  wiffa 
guiffa  das  einem  grundstücke  angeheftete  zeichen  des  besitzes, 
vb.  guiffare  etwas  mit  einem  solchen  zeichen  versehen.  Vgl 
darüber  Schmeller  IV.  35  v.  weiffen. 

Agognare  ängstlich  verlangen;  vom  gr.  dytaviav  mit 
gl.  bed.  Das  sbst.  dycovia  ist  auch  den  andern  sprachen  gemein. 

Agrotto  grotto  kropfvogel;  von  onocrotalus. 

Aja  tenne;  von  area,  fr.  aire,  pg.  eira. 

A  j  o  s.  ayo  IL  b. 

'Albaro  älbero  Schwarzpappel,  fr.  (inBerry)  aubrelle, 
ahd.  albari,  nhd.  alber.  Catal.  alba  heißt  überhaupt  pappel, 
urspr.  wohl  weifipappel,  von  albus,  sp.  albar  weißlich;  im  iL 
albaro,  eig.  der  weißliche  bäum,  muß  der  begriff  ausgeartet 
d.  h.  auf  eine  andre  species  derselben  gattung  übertragen  wor- 
den sein. 


888  H.a.    ALFIERE— ASTIO. 

Alfiere  in  der  bed.  fähndrich;  besser  vom  sp.  alfierez 
mit  abgestoßenem  z,  vgl.  das  mlat.  in  Spanien  selbst  gebrauchte 
alferus,  als  von  dem  im  latein.  wenig  üblichen  aquilifer  (für 
signifer),  das  eher  alliTero  gegeben  haben  würde. 

Allazzare  ermüden;  vomgoth.tetjün,  ahd.  lezjan  auf- 
halten, goth.  lat-s,  ahd.  laz  träge. 

AI ta  1  e n  o  Schwengel,  brunnenschw enget,  altalena  Schau- 
kel; vom  tat.  tolleno  mit  einmischung  von  altus,  das  heben 
auszudrücken. 

Amatita  matita  röthel;  von  haematites,  fr.  hematite. 

Ammiccare  mit  den  äugen  winken;  von  ad-micare 
zuschimmern  (Castelv etro) . 

An  eider  e  (poetisch)  tödten;  nicht  von  oeeidere,  da 
die  Umbildung  der  partikel  ob  zu  stark  wäre,  wohl  aber  von 
ineidere,  wofür  man  anaffiare,  aneude,  anguinaglia  für  inaf- 
fiare  u.  s.  f.  vergleiche. 

Arazzo  razzo  gewirkte  tapete,  engl,  arras;  nach  der 
Stadt  Arras  benannt,  wo  sie  verfertigt  wurden;  auch  pg.  raz. 

Arrogere  arrosi  arroso  (veraltet)  zusetzen ;  von  arro- 
gare,  s.  wegen  der  veränderten  conjugation  Rom.  gr.  II.  118. 

Asca  lomb.  präpos.  für  lat.  praeter;  von  absque,  wie 
Cherubini  und  P.  Monti  vermuthen. 

Asciolvere  frühstücken,  chw.  ansolver ;  nach  dem  lat 
solvere  jejunia  das  fasten  unterbrechen. 

Asma  asima  ansima  engbrüstigkeit ;  von  asthma  («a^a). 
Daher  ansimare  1)  keichen,  2)  heftig  begehren,  wie  auch  sp. 
anhelar  die  letztere  bedeutung  entwickelt  hat.  Für  ansimare 
sagt  man  auch  ansiare  ansare,  das  aber  sicher  aus  anxius  ent- 
stand =a  sp.  ansiar  heftig  begehren,  m  diesen  Wörtern  tausch- 
ten also  asthma  und  anxius  formen  und  bedeutungen,  denn 
die  einschiebung  in  ansimare  ist  nichts  als  eine  anbildung  an 
ansiare. 

Aspettare  warten,  erwarten,  wal.  asteptä.  Von  ad- 
speetare  oder  von  exspeetare  ?  Für  ersteres  spricht  das  sbst. 
aspetto  anblick,  erwartung  (adspectus),  so  wie  die  vergleichung 
des  ahd.  warten  aspicere  und  exspeetare;  für  letzteres  läßt 
sich  die  gleiche  entstellung  der  präpos.  ex  in  asciutlo  von  ex- 
suetus  geltend  machen. 

'Astio  äschio  groll,  vb.  adastiare  grollen.  Nimmer  vom 
lat.  astus  list.    Die  longob.  gesetze  haben  asto  animo,  quod 


H.a.    ATTIMO-BABBO.  383 

est  voluntarie,  aber  auch  hier  ist  die  bedeutung  im  wege.  Die 
fries.  gesetze  bieten  die  formet  mit  haester  hand  d.  i.  mit  hef- 
tiger (nach  Grimm,  Wien.jahrb.  n.  46,  p.200,  Gramm.  P.  103), 
vgl  heistig  bei  Otfried.  Näher  liegt  dem  ital.  worte  nach  laut 
und  begriff  goth.  haifst-s  Zwietracht,  vb.  haifst-j-an  =  ast-i-are. 
Am  genauesten  stimmt  eine  deutsche  übrigens  dunkle  glosse: 
aistan  irato  animo  Graff  IV.  1062. 

Attimo  augenblick;  vom  gr.  aio/nog  atom.  Genaue  be- 
stimmung  seiner  dauer  bei  Papias :  hora  habet  atomos  XXII 
milia. 

Avacciare  beschleunigen 9  avaccio  (accio)  sbst  be- 
schleunigung,  adj.  adv.  schleunig;  ein  vielfach  behandeltes,  ge- 
wöhnlich für  identisch  mit  avanzare  gehaltenes  wort,  ist  offen- 
bar ein  participialverbum  wie  cacciare:  abigere  (treiben,  drän- 
gen) abactus  abactiare.  Dahin  wohl  auch  das  altcat.  adv.  yvac 
s.  Chron.  d'Esclot. 

Avannotto  nicht  über  ein  jähr  altes  fischchen :  von 
ab  anno  (Menage). 

Avello  steinerner  sarg,  moden.  lavello,  mail.  navell  u. 
s.  w.  gefäß  von  marmor  oder  anderm  stein;  von  labellum 
gefäß,  mlat.  (9.jh.)  lavellum  für  sarg  gebraucht,  s.  Muratori 
s.  v.  und  Rom.  gr.  L  240.  Auch  vas  gefäß  entwickelte  im 
mittelalter  die  bed.  sarcophag. 

Avvegnache,  partikel  für  lat.  etsi;  aus  dem  conjun- 
ctiv  von  avvenire,  so  daß  es  eig.  bedeutet  ces  möge  gesche- 
hen daß\ 

Avventare  werfen.  Prov.  ventar,  altfr.  venter  heißt 
in  den  wind  werfen,  daher  das  ital.  wort,  worin  Menage  das 
lat.  amentare  (empor  schnellen)  erblickte.  Aber  aventare  ge- 
deihen ist  von  avvenire  von  statten  gehen;  identisch  das  be- 
kannte sicil.  abbentare  ruhe  finden,  abento  ruhe,  letzteres 
nach  Pasqualino  von  adventus  sc.  Christi. 

B. 

ßabbo  vater  (in  der  kinder spräche)  z.  b.  bei  Dante 
Inf.  32:  ne  da  lingua,  che  chiami  mamma  o  babbo.  Vollkom- 
men edel  und  der  eigentliche  ausdruck  für  pater  in  der  sard. 
mundart  z.  b.  unu  rei  (it.  re)  chi  nos'  e  babu  amorosu  Pur- 
queddu  tesoro  p.  £34;  ebenso  chw,  bab.    Fem,  wal  babe  heb- 


384  H.a.    BACCELLO— BAGLIORE. 

amme,  altes  weib,  wie  ungr.  baba,  mhd.  babe.  Das  wort  ist 
vielen  sprachen  gemein.     Oberital.  mundarten  brauchen  buba. 

Baccello  hülse,  bohnenschote ,  dsgl.  dummkopf.  Nach 
Muratori  aus  dem  arab.  bäqeläh  bohne,  allein  schwerlich  wird 
die  arab.  kehltenuis  im  ital.  zu  palatalem  c.  Besser  erinnert 
Menage  an  tat.  bacca  beere,  frucht:  auch  dem  Spanier  be- 
deutet baya  (von  bacca)  schote, 

Bacio  gegen  norden  gelegener  ort,  adv.  a  bacio  gegen 
norden.  Das  schwierige  wort  findet  seine  lösung  etwa  auf 
folgende  weise.  Es  bildet  den  gegensatz  zu  solat-io  Sonnen- 
seite, von  solata  Sonnenschein,  mit  dem  suffix  ivus  (Rom.  gr. 
II.  298),  und  bedeutet  eig.  Schattenseite,  obac-i'o  für  opac-io : 
die  catal.  mundart  kennt  in  derselben  bed.  obaga,  dem  sich 
zunächst  anschließt  neupr.  ubac,  dauph.  lubac  (aus  l'ubac) 
nordseite.  Die  mundartlichen  formen  gehen  weit  aus  einan- 
der, com.  ovich  und  vagh,  romagn.  begh,  gen.  luvegu  u.  dgL 

Bacio cco  dummkopf,  tölpel;  wohl  nichts  anders  als 
baccello  mit  vertauschtem  suffix.  Gewöhnlich  vergleicht  man 
das  von  August  für  stultus  gebrauchte  baceolus,  s.  Sueton, 
in  Aug.  c.  87. 

Baco  seidenwurm,  überh.  wurm.  Nach  Menage  von 
bombyx  (ß6/ußv%  ß6lußvxog'),  mlat.  bombax,  daher  bombäco, 
abgekürzt  baco,  parm.  beg  bega.  Auch  der  Walache  bildet 
bumbäc  von  bombyx.  Eine  abl.  ist  b ig-  atto  big-attolo,  des- 
sen stamm  sich  besser  in  die  acht  lat.  form  bombyx  fügt, 
abgekürzt  also  aus  bombigatto. 

Badalucco  tändelei,  Scharmützel,  pr.  badaluc  baluc, 
ven.  badaloco,  com.  barloch  baloch,  it.  balocco  maulaffe 
(letzteres  auch  =  badalucco),  vb.  it.  badaluccare  baluccare 
baloccare  tändeln,  scharmutzieren  u.  dgl.  Menage  meint  von 
badare  zaudern,  tcoraus  aber  nur  baduccare  entspringen 
konnte.  Besser  vielleicht  vom  pr.  badalhar  gähnen,  lange  weile 
haben,  also  badaluc  /wrbadalhuc;  freilich  nicht  unbedenklich. 
Oder  wäre  badalucco  eine  zss.  aus  badare  und  alocco?  dem 
widerspricht  aber  seine  abstracte  bedeutung  so  wie  das  offen- 
bar nicht  zsgs.  piem.  vb.  badole  =  badaluccare. 

Bagliore  blendung,  abbagliare  blenden,  abbaglio,  ab- 
bagliore  Verblendung,  versehen,  irrthum;  dsgl.  sbaglio  sba- 
gliare  und  barbaglio  abbarbagliare ,  worin  bar  dieselbe  par- 
Hkel  sein  muß  wie  in  barlume,  s.  unten.    Unter  allen  vor-* 


H.a.    BAJARE— BARBA.  385 

gebrachten  sogar  aus  dem  arabischen  geschöpften  etymologieen 
ist  nur  die  von  Menage  der  erwähnung  werth,  der  den  Ur- 
sprung des  Wortes  in  balluca  goldkörnchen,  also  etwas  schim- 
merndes, blendendes,  erkennt:  aber  wie  sollte  der  Italiäner 
eine  sache  mit  einem  ihm  so  gut  wie  unbekannten  worte  (s. 
baluz  II.  b)  und  dazu  noch  auf  figürliche  weise  (die  blendung 
verglichen  mit  goldsand)  benannt  haben,  für  die  es  nicht  an 
passenderen  ausdrücken  fehlen  konnte.  Eine  vermuthung  möge 
hier  gewagt  werden:  bagliare  ist  derselben  herkunft  wie  fr. 
berlue  (s.  bellugue  IT.  c),  es  steht  für  bargliare  =  bar-luco- 
lare  (vgl  lat.  diluc-ulum,  anteluc-ulus) ,  so  daß  in  bar-ba- 
gliare  bar  eine  gemination  erfuhr.  Einfach,  ohne  gemination 
und  ohne  ableitungssuffix,  ist  das  gleichbed.  genues.  abbarlugä. 

Bajare  abbajare  bellen,  kläffen.  Es  ist  schwierig  zu 
sagen,  ob  es  aus  dem  glbd.  altfr.  abayer  herrühre,  denn  un- 
mittelbare herleitung  aus  baubari  (com.  bopä)  gestatten  die 
ital.  Sprachgesetze  nicht ,  oder  ob  es  ein  auf  eigne  hand  ge- 
bildeter naturausdruck  sei  wie  das  lat.  baubari  selbst;  für  den 
ersten  fall  redet  etwa  die  gleiche  Zusammensetzung  mit  ad. 
Das  sard.  wort  ist  baulai  (baubulari)  und  beliai  abeliai. 

Baleno  blitz,  vb.  balenare  blitzen;  vom  gr.  ßsks/uvov 
geschoß,  vgl.  ßsks^viifjg  donnerkeil.  Die  regelrechte  form  wäre 
belenno  gewesen. 

B  a  1  z  a  säum,  einfassung ;  von  balteus  gürtel  (baltius  App. 
ad  Probum,  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl.  p.  445),  wal.  baltz 
schlinge.  Abgel.  adj.  balzano,  pr.  bausan,  altfr.  bau^ant  weiß 
gezeichnet  oder  überhaupt  gezeichnet,  von  thieren,  daher  name 
des  ebers  in  der  thierfabel;  nfr.  balzan  schwarzes  pferd  mit 
weißen  fußen.  Andre  construieren  das  adj.  aus  dem  arabi- 
schen, worin  bälhasan  cmit  dem  schönen'  d.  i.  'mit  dem  zeichen 
der  Schönheit'  bedeuten  würde.  Schon  daß  es  dem  Spanier 
fehlt,  macht  seinen  arab.  Ursprung  verdächtig. 

Barba  (m.)  oheim,  vaters  bruder  z.  b.  Dante  Par.  19, 
37,  ebenso  chw.,  mlat.  barbas  Muratori  antiqq.  ital  IL  Uli 
(urk.  v.  j.  782),  dsgl  it.  barbäno,  mlat.  barbanus  L.  Long., 
also  ein  altes  wort,  wohl  nichts  anders  als  das  lat.  barba 
bart.  Im  comask.  nämlich  beschränkt  es  sich  nicht  auf  den 
oheim  allein,  es  ist  überhaupt  ein  ehrentitel;  umgekehrt  hat 
sich  das  neap.  zi  (=  it.  zio  oheim)  dieser  letzteren  anwen- 
dung  hingegeben. 

25 


386  ILa.    BARLUME— BERLINGARE. 

Barlume  schwacher  Schimmer;  für  bis-Iume  m  sp. 
vis-lumbre,  mit  dem  es  auch  die  fig.  bed.  'schwache  kenntnis' 
gemein  hat,  s.  das  spart,  wort  IL  b. 

Basire  sterben,  auch  neupr.  und  dauph.  basir;  vom 
gael.  bäs  tod,  basaich  sterben,  womit  nord.  basa  tödten,  er- 
sticken zusammentrifft.  S.  darüber  Dief.  celt.  I. 193  und  Monti 
voc.  com.  Die  comask.  mundart  kennt  überdies  sbasi  sterben, 
erbleichen,  die  piem.  sbasi  nur  in  letzterer  bedeutung. 

Batassare  schütteln ;  wohl  vom  gr.  naraoosiv  klappen, 
klappern:  aus  battere  wenigstens ,  woher  die  etymologen  es 
leiten,  kann  es  nicht  geflossen  sein. 

Battezzone  eine  münze  mit  dem  bildnis  Johannes  des 
täufers,  also  von  baüezzare;  daher  unser  batzen,  it.  bezzo. 

Becco  bock.  Schon  auf  einer  röm.  inschrift  von  un- 
gewissem alter  Orell.  num.  4901  kommt  der  name  Becco  mit 
abgebildetem  bock  vor.  Es  kann  nicht  gleicher  herkunft  sein 
mit  pr.  boc,  fr.  bouc :  sein  geschlossenes  e  verlangt  ein  ety- 
mon  mit  i  bic,  das  sich  aber  nirgends  aufzeigen  läßt.  Von 
demselben  worte  besitzt  die  franz.  spräche  ein  femin.  bique 
für  das  üblichere  chevre,  die  mundart  des  Jura  bequi  für 
chevreau,  die  von  Champagne  bequat  für  dass.,  henneg.  be- 
deutet bequeriau  lamm,  norm,  becard  hammel.  Dem  Serben 
bedeutet  bekawitza  schaf  von  beknuti  blöken,  bik  aber  stier. 

Befana  große  puppe,  am  tage  epiphaniae  (daher  das 
wort)  zum  schrecken  der  kinder  aufgestellt,  dsgl.  häßliches 
weib.  Wie  man  in  Deutschland  an  demselben  tage  den  kin- 
dern  mit  der  frau  Bertha  drohte,  darüber  s.  Schmellers  bair. 
wb.  I.  194  und  Grimms  myth.  p.  260. 

Belletta  satz  des  wassers,  schlämm. 

Berla  mail.  tragkorb;  vom  ahd.  biral  cophinus. 

B  erlin  a  prang  er ,  auch  churw.  Muratori  vermuthet 
vom  fr.  pilori,  also  für  pilorina  pirolina,  aber  schon  daß  keine 
ital.  mundart  anlautende  tenuis  zeigt,  spricht  dagegen.  Zu  er- 
wägen ist  das  gleichbed.  bair.  breche  Schmeller  1.  245,  daher 
breche-lin,  berchlin  berlina?  oder  mhd.  britelin  zäumchen, 
mit  dem  sich  aber  der  begriff  weniger  verträgt. 

Berlingare  schmausen  und  dazu  plaudern,  berlingozzo 
mehlgebackenes.  Die  worte  haben  deutschen  klang,  das  sbst. 
(primitiv  berlingo?)  stimmt  in  der  that  zum  ahd.  prezilinc 
kuchen. 


H.a.    BERLUSCO— BIOCCOLO.  3S7 

B  er  1  u s  c  o  schielend  (bei  Ferrari),  comask.  balosc  blusc  ; 
für  bilusco,  vgl.  bis  /;  dasselbe  wort  ist  henneg.  berlou  ber- 
louque,  dagegen  scheint  warlouque  anders  zusammengesetzt 
und  mit  dem  piem.  galuce  schielen  verwandt. 

Bescio  besso  dumm;  von  bestia  als  adjectiv  angewandt 
wie  pr.  pec  von  pecus,  vgl  die  comask.  form  bescia  schaf, 
chw.  beschlar  blöken. 

Biacca  bleiweiß;  vom  dtschen  bleich  (Menage). 

Biante  landstr eicher ;  für  viante  von  viare  wandern, 
nach  Menage  —  oder  ist  es  das  pr.  viandan  (via  andare)  Wan- 
drer?    In  der  parm.  mundart  aber  lautet  es  bigant. 

ß  i  a  s  c  i  a  r  c  biascicare  schwer  kauen  wie  zahnlose,  mum- 
meln. Wie  sich  im  engl,  muffle  mummeln  und  stammeln  be- 
rühren, so  mochte  einem  aus  blaesus  (stammelnd ,  die  zunge 
schwer  bewegend)  geleiteten  verbum  blasare  (com.  blassä)  die 
bed.  mummeln  beigelegt  werden. 

Bica  häufe  garben ,  abbicare  körn  in  häufen  setzen; 
vom  ahd.  biga  häufe,  zumal  von  garben  gebraucht,  biga  gar- 
bönd  (karbönö)  Graff  111.324. 

B  i  c  c  i  a  cu  t  o  zweischneidig ;  entstellt  aus  bisacüto,  alt  fr. 
besaigu,  von  bisacutus  in  späterem  latein. 

Bidetto  s.  bidet  //.  c. 

Bieco  sbieco  schielend,  schief.  Obllquus  (oculo  obli- 
quo  adspicere) ,  das  nach  strenger  regel  obbico  bico  geben 
muste,  ward  behandelt  wie  plTco,  es  gab  bieco  =  piego,  doch 
erwähnt  Menage  auch  eine  form  bico  (im  reim).  Dante* s 
plurale  bieci  Par.  5, 65,  biece  Inf.  25, 31,  Par.  6, 136  erklä- 
ren sich  daher  unmittelbar  aus  obliqui  obliquae,  da  ja  qui 
que  leicht  palatale  ausspräche  annimmt. 

Biffera  weib ,  das  zwei  männer  hat;  von  bivira,  mit 
schärfung  des  v  zu  f,  vgl.  fiasco  I. 

Bifolco  bauer,  der  mit  ochsen  pflügt;  von bubulcus,  f 
aus  b  wie  in  tafano. 

Biga  piem.  sau;  ndl.  big  bigge  (f.)  ferkel,  engl.  pig. 

Bigoncia  kübel,  bigonzio  ein  maß  für  flüssigkeiten; 
von  bis  congius,  nach  Menage  und  Muratori. 

Bilenco  krumm,  schief;  gebildet  vermittelst  des  deut- 
schen link? 

Bioccolo  flocke;  von  floccus,  vgl.  bonte  für  fönte 
(mundartlich). 


888  H.a.     BIRCIO— BOBO. 

Bircio  blödsichtig,  sbirciare  Hinzen,  bercilocchio  ein 
schielender;  unbekannter  herkunft ,  sicher  nicht  mit  guercio, 
schwerlich  auch  mit  unserm  Minzen  zusammenhängend. 

Birro  sbirro  scherge,  häscher,  daher  sp.  esbirro;  viel- 
leicht weil  er  mit  birrus  bekleidet  war,  vgl  berretta  I.  So 
Menage,  der  auch,  und  wohl  mit  recht,  birracchio  jähriges 
rind  von  birrus  in  der  bed.  rufus  herleitet. 

Bisbiglio  geflüster,  bisbigliare  flüstern,  dtsch  pispeln, 
sbst.  picard.  bisbille;  naturausdruck 

B  i  s  c  i  a  schlänge,  lomb.  bissa,  neupr.  bessa,  ältfr.  bisse, 
dtsch  in  Piemont  biesso,  lomb.  auch  masc.  biss  wie  it.  b  i  s  c  i  o, 
das  aber  den  schmerzenden  wurm  unter  der  haut  bedeutet. 
Von  bestia?  dann  war  die  richtige  bildung  bescia,  und  selbst 
gegen  den  begriff  ist  etwas  einzuwenden,  da  mit  bestia  im 
ital.  eig.  nur  säugethiere  benannt  werden.  Muratori  verweist 
auf  unser  dtsches  bifs  =  ahd.  biz ,  und  wiewohl  z  kaum  in 
sei  übergeht  (camozza  carnoscio),  so  ist  dieser  Ursprung  doch 
nicht  unwahrscheinlich,  passender  aber  legt  man  dem  ital. 
worte  ein  ahd.  bizo  beißendes  thier  =  ags.  bita  unter.  Lomb. 
mundarten  besitzen  auch  das  vb.  bisiä  besiä  stechen  (von  in- 
secten),  bisient  beißend,  bisiell  bienenstachel,  bisiocc  insect  mit 
Stachel.  Sp.  pg.  bicho  bicha  wurm,  schlänge  können  durch 
vergröberung  des  z  zu  ch  für  bizo  biza  stehen  und  mit  biscio 
biscia  identisch  sein;  das  bask.  bicioa  passt  nicht  dazu. 

B  i  s  d  o  s  s  o  bardosso  ohne  sattel;  andare  a  bisdosso  auf 
dem  bloßen  rücken  (dosso)  des  pferdes  reiten,  wobei  bis  das 
ungehörige  dieser  handlung  ausdrückt. 

B  i  s  1  u  n  g  o  s.  barlong  IL  c. 

Bizocco  (bei  Menage),  bizzoecone  tölpel,  dummkopf 
Überträgt  man  das  synonyme  bliteus,  bei  Plautus,  ins  ital, 
so  gewinnt  man  bizzo,  mit  verstärkendem  suffix  bizzoeco.  Pa- 
pias  kennt  auch  ein  subst.  blitea  stultitia.  Das  mit  bliteus 
gleichbed.  picard.  blite  (s.  Corblet)  kann  jedoch  nicht  unmit- 
telbar daher  rühren. 

Blinde  s.  blinder  IL  c. 

Bobö  comask.,  bubü  genues.  getränke  (in  der  spräche 
der  kinder).  Nonius  führt  aus  Varro  den  glbd.  naturausdruck 
büa  an,  der  hier  nach  roman.  sprachsitte  geminiert  erscheint. 
Das  it.  bombo  nebst  bombare  bombettare  ist  weit  davon  ab- 
gewichen oder  gehört  besser  zu  gr.  ßofxßstv  glucksen,  wohin 


II.  a.    BOCIARE-BRETTO.  889 

auch  bömbola  fläschchen  (ßo/ußvlog  glucksend)  zu  rechnen 
ist.  Es  findet  sich  aber  bereits  in  den  isid.  glossen  bombum 
sorbellum  getränke,  suppe;  für  letzteres  schlägt  ein  critiker 
ohne  noth  sibilum  vor,  s.  Jahrb.  für  philol.  suppl  XIII.  234. 

Bociare  kläffen;  von  vox,  it.  boce  (Menage). 

B  o  1  s  o  engbrüstig,  vb.  mail.  sbolzä  husten ;  von  rpulsus, 
woher  auch  fr.  pousse,  poussif,  vb.  limous.  poussä  schwer 
athmen,  vgl.  Schweiz,  bülsi  trockner  husten. 

Bomb  er  o  pflugschar ,  ven.  gomiero;  für  vomero,  tat 
vomer. 

B  o  r  c  h  i  a  buckel  am  Pferdegeschirr,  breiter  knöpf  eines 
nageis,  goldnes  herzchen  oder  ähnliches  (hohles)  geschmeide, 
das  die  weiber  am  halse  tragen.  Die  bedeutung  ist  vollkom- 
men die  von  bulla,  aber  die  herleitung  daraus  unsicher,  da 
bul-cula  für  bulla cula  kaum  anzunehmen  ist.  Man  vergleiche 
auch  ahd.  bolca  =  lat.  bulla. 

Böria  vermessener  stolz,  prahlsucht,  boriare  boriarsi 
hochmüthig  sein,  sich  brüsten;  wohl  vom  ahd.  vb.  burjan  em- 
por heben,  nhd.  em-pören.  Nach  andern  von  boreas  wind, 
daher  aufblähung;  besser  dächte  man  an  vaporeus,  s.  unten 
brina. 

Borro  durch  bergströme  ausgehöhlter  graben,  burrone 
schluckt,  moden.  budrione;  nach  Muratori  vom  gr.  ßö&gog  ßo- 
&Qiov  höhlung.  Man  vgl.  dazu  das  wal.  büture  höhle,  den 
span.  Ortsnamen  Val-de-buron  und  das  neupr.  bauri  abhang. 

Bova  (nur  im  plur.  üblich)  fußfessel,  lomb.  boga;  wohl 
vom  ahd.  bouga  armring,  mit  geringer  abänderung  der  bedeu- 
tung.   Mlat.  bauca  armilla  Papias.     Vgl.  bou  IT.  c. 

Bramangiere  Vorgericht;  vom  fr.  blanc-manger  wei- 
ßes gericht  d.  i.  milchgericht,  woher  auch  mhd.  blämenschier. 

Brandistocco  Wurfspeer ;  zsgs.  aus  brandire  schwin- 
gen und  stocco  stock. 

Bratta  gen.  schmutz,  koth,  daher  it.  imbrattare  besu- 
deln, sbrattare  reinigen;  unaufgeklärtes  wort. 

Brenna  mähre,  schlechtes  pferd;  vgl.serb.  barna  gaul, 
brnja  pferd  mit  einer  blässe. 

Brenta,  piem.  brinda,  genf.  brande  weinfaß,  deutsch 
brente,  s.  Frisch  und  Schmeller,  bränte  bei  Stalder  ein  höl- 
zernes gefäß. 

Br  e  1 1  o  (veraltet)  unfruchtbar,  ärmlich.    Carpentier  er~ 


390  H.a.     BRINA— BUCCIO. 

wähnt  mlat.  berta  ovis  zur  fortpflanzung  untaugliches  schaf, 
und  erinnert  an  fr.  bertauder,  s.  berta  I. 

Brina,  occit.  brino  breino,  mall,  prinna  reif,  gefrore- 
ner thau.  Die  Versuchung  liegt  nahe  es  aus  lat.  pruina  zu 
erMären,  wie  auch  pruinosus  sich  in  brinoso  erhalten  zu  ha- 
ben scheint:  b  für  anlautendes  p  ist  zwar  selten,  aber  nicht 
ohne  beispiel,  auch  die  Unterdrückung  des  u  vor  i  läßt  sich 
zugeben.  Beachtenswerth  ist  aber  hier  die  venez.  form  bo- 
rina,  woraus  brina  gar  wohl  entstanden  sein  könnte,  vgl  bricco 
aus  boricco:  den  stamm  bor  zeigt  dieselbe  mundart  auch  in 
borana  burana  dichter  nebel,  und  im  walach.  findet  sich  bore 
dunst,  reif.  Dieser  stamm  könnte  sich  gestaltet  haben  aus 
lat.  vapor:  inlautendes  p  wird  leichter  zu  b  als  anlautendes, 
und  aphärese  ist  im  ital.  häufig  genug:  die  walach.  form  abor 
hat  sich  von  vapor  fast  schon  eben  so  weit  entfernt.  Die 
sard.  mundart  hat  börea,  die  catal.  boira  nebel,  die  mit  ihrer 
bedeulung  besser  zu  vaporea  passen  als  zu  boreas. 

Bn'ndisi  das  zutrinken,  ven.  prindese;  vom  dtschen 
bring*  dirs.  Auch  fr.  brinde  erklärt  sich  daher,  so  wie  das 
lothr,  vb.  bringuei  zutrinken,  sp.  brindar.  Vgl.  bringen  bei 
Stalder  und  Uöfer.  Ein  ähnlicher  ausdruck  ist  das  span.  nun 
veraltete  caräuz,  das  völlige  ausleeren  des  bechers  zu  be- 
zeichnen, nach  Covarruvias  gleichfalls  aus  dem  deutschen,  also 
wohl  von  gar-aus.     Vgl.  bei  demselben  auch  ciscot  lanciscot. 

B  r  o  n  c  i  o  mürrisches  gesicht,  imbronciare  aufsätzig  wer- 
den, mlat.  broceus  obstinatus  Gloss.  arab.  lat.,  vgl.  pic.  bron- 
chard  hartnäckig,  auch  pr.  embronsit  Lex.  rom.;  wohl  von 
bronchus  brocchus  hervorstehende  zahne  habend,  woraus  man 
ein  adj.  broncheus  leitete. 

Brontolare  murmeln.  Die  ital.  etymologen  verweisen 
auf  gr.  ßgovzrj  donner. 

Brutto  häßlich,  schmutzig,  roh  d.  h.  unverarbeitet ;  von 
brutus  schwer,  gefühllos,  daher  plump,  roh,  häßlich.  Räch 
Muratori  vom  ahd.  brutlan  erschrecken;  aber  herleitung  aus 
einem  fremden  gebiete  thut  diesmal  nicht  noth. 

Buccio  buccia  schale,  rinde,  hülse,  haut;  abgekürzt 
aus  lob-uccio  vom  gr.  Xoßog  oder  Ir'nog  schale,  hülse?  vgl 
loppa ,  und  über  die  abkürzung  Rom.  gr.  I.  253. 240.  In  lo- 
buccio  zumal  konnte  lo  als  artikel  verstanden  und  abgestoßen 
werden. 


II.  a.     BUDA— CAFFO.  391 

Buda  burda  s.  v.  a.  gr.  Tvyr],  lat.  tomentum.  Dieses 
wort  muß  ans  der  sicil.  mundart  hervorgezogen  werden,  weil 
es  uns,  wie  Pasqualino  erinnert,  das  bekannte  buda  cstorea* 
der  glossarien  vergegenwärtigt ,  wovon  Servius  sagt:  ulvam 
dicunt  rem,  quam  vulgus  budam  vocat. 

Bufera  Sturmwind  (wal.  vifor?);  wie  pr.  bufar  blasen 
vom  stamme  buf,  s.  thl  I.    Bei  Veneroni  auch  pufera. 

Bugno  bienenstock,  bugna  bugnola  von  stroh  gefloch- 
tener korb,  altfr.  bugnon  =  bugno,  wohl  auch  neupr.  bugno 
baumstamm;  ungewisser  herkunft ,  vgl.  bugna  L  und  ir.  bön, 
gael.  bun  stamm  oder  stumpf. 

Bülimo  sbülimo  heißhunger;  vom  gr.  ßovXi/uog  dass., 
fr.  boulimie. 

Bulo  venez.  piem.  lomb.  raufer,  schläger;  nach  P.  Monti, 
der  es  auch  mit  zerbino  (stutzef)  übersetzt,  vom  dtschen  buhle, 
mhd.  buole. 

Burchia  burchio  bedeckter  nachen  mit  rudern,  wozu 
buchstäblich  stimmt  altsp.  burcho  art  nachen  (Seckendorf), 
beide  eine  ableitung  mit  cl  voraussetzend,  vgl.  mlat.  cum  bar- 
chis  et  burclis.     Eine  befriedigende  deutung  fehlt. 

Bussare  anklopfen;  muthmaßlich  vom  oberd.  buchsen 
(engl  box),  vgl.  bossen  klopfen,  schlagen  Frisch  I.  121c  und 
ndl.  buysschen  KU.  Derselben  herkunft  scheint  das  glbd.  altfr. 
buissier  Nouv.fabl.  p.  Meon  I.  98  (Roquefort  führt  auch  bu- 
squer an). 

c. 

Caffo  ungerade  zahl:  giuocare  pari  o  caffo  =  lat.  lu- 
dere par  impar.  Menage  hält  das  wort  für  das  it.  capo,  lat 
caput,  weil  die  ungrade  zahl  die  vollkommnere,  die  hauptzahl, 
weil  namentlich  die  dreizahl  die  vollkommenste  aller  zahlen 
sei.  Daß  caffo  aus  capo  verderbt  ward,  ist  einzuräumen,  es 
konnte  dies  im  munde  der  spielsüchtigen  Deutschen  geschehen, 
die  lat.  p  gerne  aspirierten  (vgl.  catafalco) ,  aber  daß  das 
volk  sich  unter  der  ungeraden  zahl  etwas  vollkommneres 
gedacht  habe,  ist  nicht  so  leicht  hinzunehmen :  umgekehrt  be- 
deutet z.  b.  gr.  aguog  1)  gerade,  von  zahlen,  2)  vollkommen; 
avägnog  ungerade.  Leichter  konnte  man  das  ungerade  als 
das  über  das  maß  gehende  auffassen,  gr.  negraoog^  und  in 


398  H.a.    CAGI01VE— CAPOCCHIA. 

so  fern  war  capo  vielleicht  ein  geeigneter  ausdruck:  essere 
il  oaffo  heißt  daher  'ausgezeichnet  sein  vor  andern1.  Oder 
sollte  sich  cnffo  herschreiben  aus  caput  in  der  römischen  for- 
mel  caput  aut  navem ,  die  man  bei  einem  ähnlichen  glücks- 
spiele  gebrauchte?  —  Für  die  gerade  zahl  behielten  die  neuen 
sprachen  das  alte  par,  für  impar  haben  sich  mehrere  aus- 
drücke eingefunden  z.  b.  mail.  ospo,  sard.  cuccu,  sp.  non  (vgl. 
fr.  pair  ou  non,  pair  ou  non  pair),  norm,  nouque,  auch  tic. 
Die  mundart  von  Berry  hat  caffe  aus  dem  ital. 

Cagione  anlaß ,  Ursache,  schuld,  vorwand  (wie  pr. 
ocaison,  altfr.  ochoison);  gekürzt  aus  occasio,  welche  kür- 
zung  auch  das  wald.  cayson  und  altpg.  cajäo  erfuhren. 

Calabrone  scalabrone  horniß ;  von  crabro,  bei Papias 
carabrio  genus  animalis  muscae  similis,  mlat.  scabro  in  deut- 
schen glossen.  Das  wort  scheint  auch  im  occ.  chabrian  ent- 
halten zu  sein. 

Caleffare  verspotten ;  wohl  vom  dtschen  klaffen  kläffen. 

Calpestare  mit  fußen  treten,  sbst.  calpesti'o ;  zsgs.  aus 
calce  pistare  (letzteres  unlat.)  mit  der  ferse  treten,  pr.  calpi- 
sar,  s.  pestare  I. 

Caluco  elend,  armselig;  von  caducus  Rom.  gr.  I.  229. 

Camangiare  gemüse,  küchenkraut ;  für  capo-mangiare 
anfangs-essen  (Menage). 

C  ä  n  o  v  a  vorrathskammer,  Weinkeller;  bereits  in  den  isid. 
glossen  canava  camea  (camera?)  post  coenaculum,  auch  ca- 
nipa,  s.  Ducange  und  Graff  IV. 452.     Woher  aber? 

Cansare  scansare  ausbeugen,  ausweichen.  Der  Ur- 
sprung dieses  Wortes  findet  sich  in  dem  altlat.  in  gleicher  bed. 
von  Efinius  gebrauchten  campsare  (campsat /?ecfa'£  Gloss.Isid), 
und  wie  dieses  mit  dem  accusativ  construiert  wird,  so  auch 
das  ital.  wort:  campsare  Leucatem  =  cansare  la  morte,  scan- 
sare l'ira  del  tiranno.  Priscian  leitet  es  von  xctjunrsiv ;  daß 
es  übrigens  ein  volksübliches  wort  war,  beweist  seine  fort- 
dauer  im  ital.     Wegen  des  sp.  cansar  5.  cass  /. 

Cantimplora  s.  chantepleure  //.  c. 

Capitare  beendigen,  (intrans.)  ankommen;  von  caput 
köpf,  auch  ende,  vgl.  chef  If.  c.  Über  scapitare,  pr.  desca- 
ptar  einbüße  leiden,  s.  Altrom.  sprachd.  p.  59. 

Capocchia  dickes  ende  eines  Stockes,  knöpf  einer  Steck- 
nadel, adj.  capocchio  dumm  (wie  ein  klotz);  von  capitulum 


u.a.    CARATELLO— CASTALDO.  803 

köpfchen,  umgeformt  in  caputulum,  wie  Pott  in  Aufrechts  und 
K.  ztschr.  I.  357  richtig  bemerkt 

Caratello  fäßchen;  für  carratello  von  carrata  fuder, 
ladung. 

Carnevale  carnovale,  daher  sp.  fr.  carnaval  fastnacht ; 
eig.  die  nacht  vor  aschermittwoch,  wo  man  dem  genusse  des 
fleisches  auf  eine  gewisse  zeit  entsagt,  zsgs.  aus  dem  it.  carne 
fleisch  und  dem  lat.  imperativ  vale,  s.  v.  a.  cfahr  wohl  fleisch ! 
gute  nacht  fleisch!*  Oder  einfacher  noch  aus  dem  ital  sbst 
vale  abschied,  so  daß  il  carnevale  abschied  des  fleisches  be- 
deutete. Fastnacht  halten  heißt  carnascialare,  sbst.  car- 
nasciale,  nach  Muratori  antiqq.  ital.  VI.  229  umgestellt  aus 
carne-lasciare  das  fleisch  weglassen,  eine  etymologie,  die  durch 
den  glbd.  walach.  ausdruck  lesare  de  carne  bekräftigt  wird. 
Aber  dies  durfte  kein  grund  sein  auch  carnevale,  dessen  Zu- 
sammensetzung einen  deutlichen  sinn  gibt,  durch  Umstellung 
zweier  sylben  aus  carne-leva,  mlat.  carni-levamen,  zu  deuten, 
wiewohl,  was  hier  noch  beigefügt  werden  mag,  der  Sicilianer 
wirklich  ein  wort  carni-livari,  der  Piemontese  car-lave  besitzt. 
Ein  andrer  mlat.  ausdruck  ist  carniprivium ,  ein  span.  car- 
nestolendas,  ein  neupr.  carmentran  =  cäreme  entrant. 

C  a  r  p  o  n  e  adv.  auf  allen  vieren ;  nach  Ferrari  zsgz.  aus 
quadrup-one,  einer  höchst  ungefügen  bildung  für  quadrupe- 
done  von  quadrupes.  Warum  nicht  von  carpus,  it.  carpo  die 
vorderhand?  nicht  bloß  ein  anatomischer  ausdruck  wie  im 
span.;  daher  auch  carpiccio  tracht  ohrfeigen  und  das  neupr. 
carpä  schlagen.  Carpone  würde  hiernach  cauf  händen'  (und 
fußen)  bedeuten. 

C  a  r  r  o  b  i  o  kreuzweg ;  von  quadrivium,  wie  Menage  lehrt, 
so  gabbia  von  cavea  u.  dgl. 

Casco  alt,  hinfällig;  von  einem  worte  bei  Ennius,  das 
Ausonius  wieder  hervorzog,  cascus  alt?  Wenigstens  kann  es 
nicht  vom  it.  cascare  (fallen)  abgesetzt  sein,  da  aus  intran- 
sitiven keine  solche  participialadjectiva  geprägt  werden,  eher 
konnte  cascare  aus  casco  fließen,  wenn  nicht  aus  lat.  casare 
(bei  Plautus)  erweitert  in  casicare.  Von  diesem  verbum  ist 
das  auch  in  die  andern  sprachen  übergegangene  cascata  Was- 
serfall. 

Cässero  s.  alcazar  IL  b. 

C  a  s  t  a  1  d  o  castaldione,  ven.  gastaldo  gutsverwalter,  haus- 


394  H.a.    CATASTA— CHIAPPARE. 

hofmeister,  vgl.  den  franz.  geschlechtsnamen  Gastau d ;  von  ga- 
staldius  gastaldio,  wie  bei  den  Longobarden  theils  der  Ver- 
walter der  königlichen  guter,  theils  der  über  die  Provinzialen 
gesetzte  landvogt  genannt  ward.  Bas  nach  einigen  mit  gast 
zsgs.  wort  (s.  z.  b.  Leo's  gesch.  v.  Italien  I.  94  ff)  geht  zurück 
auf  goth.  ga-staldan  erwerben,  besitzen,  wiewohl  der  logische 
Zusammenhang  nicht  deutlich  hervortritt,  vgl.  Die  f.  goth.  wb. 
IL  216. 

Catasta  holzstoß;  ist  das  lat.  eatasta  bühne,  schafott 

Cavare  herausnehmen;  eig.  ausgraben,  vom  lat.  cavare 
aushöhlen. 

Cederno  citronenbaum ;  umgebildet  aus  citreus  von  ci- 
trus, nach  dem  muster  von  quernus  aus  quercus. 

Ceffo  schnauze  (etwas  schnappendes),  ceffare,  parm. 
cifar  schnappen,  haschen;  dazu  formen  mit  radicalem  a :  com. 
zaf  =  ceffo,  zafä,  sie.  acciaffari  =  ceffare,  piem.  ciaflü  = 
ceffuto,  sie.  ciaffa  tatze,  wohl  auch  it.  zaffo  in  der  bed.  har- 
scher. Die  herkunft  dieser  bildungen  ist  ungewiss.  Vielleicht 
entstanden  sie  aus  hochdeutscher  ausspräche  des  Stammes  tap 
(s.  tape  2,  thl  I),  woher  auch  das  mit  sie.  ciaffa  zusammen- 
treffende ciarapa.  Wal.  zepsi,  wenn  es  hieher  gehört,  verräth 
einen  mit  s  verstärkten  stamm,  vgl.  auch  das  russ.  vb.  zäpaio 
zugreifen. 

Cencio  fetzen,  hader,  daher  cinciglio  unnützer  zie- 
rath;  von  unbekannter  herkunft,  bair.  zitzeln  umherstreuen. 

Ceramella  cennamella  schalmei;  entstellt  aus  altfr. 
chalemel? 

Cerro  1)  zirneiche,  von  cerrus,  auch  fr.  cerre;  2)  trod- 
del,  von  cirrus. 

Cesoje  (plur.)  scheere;  von  caesus  wie  rasojo  «owra- 
sus.     Dahin  auch  cisale  abgeschnittnes  stück. 

C  e  s  p  o  busch,  strauch,  von  caespes  schölle,  häufe  kräu- 
ter,  abgel.  cespuglio;  cesto  vom  acc.  caespitem«  Wegen  der 
bedeutung  vgl.  caespites  sunt  frutices  Placidi  glossae  auetae 
(Class.  auet.  VI.  556h).  Daher  vb.  cespicare,  wal.  ceaspetä 
hängen  bleiben,  straucheln. 

Cesso  abtritt;  verkürzt  aus  secessus. 

Chente,  pronomen,  von  che  ente  (lat.  ens  entis)  'was 
für  ein  ding',  gebildet  wie  niente. 

Chiappare  erhaschen  :  entweder  vom  ahd.  klappa  falle, 


H.a.    CHIAVICA— CIGOLARE.  395 

oder  vom  vb.  happen,  vgl  chiurlare  in  urlare  I.  Die  comask. 
form  ciapä  aber  redet  für  das  erstere  (cia  =  da,  ciamä  = 
clamare  u.  dgl).  Anders  gebildet  ist  calappio  galappio  falle, 
f allstrick,  dem  ein  ahd.  klapjo  gemäß  wäre, 

C  h  i  ä  v  i  c  a  abzugscanal;  entstellt  aus  cloaca,  mlat  auch 
clavaca,  schon  bei  einem  alten  grammatiker  cluaca,  non  clauaca 
Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl.  p.  444. 

Ch i  a  z  z a  mahl  auf  der  haut,  chiazzare  sprenkeln;  vom 
deutschen  kletz  schmutzig,  bekletzen  besudeln,  s.  diese  Wörter 
in  Grimms  Reinh.  p.  378. 

Chiedere  fordern;  identisch  mit  dem  poetischen  che- 
rere  von  quaerere,  sp.  querer  u.  s.  w.,  r  auf  ital.  weise  mit 
d  vertauscht.  Von  ferire  ist  umgekehrt  die  form  mit  d  fie- 
dere  die  poetische.    Zsgs.  conquidere  von  conquirere. 

Chieppa  cheppia  ein  fisch;  von  clupea,  s.  Menage. 

Chioccare  schlagen ;  ahd.  klochön  dass. 

C  h  i  ö  c  c  i  o  1  a  Schnecke ;  für  clocc-iola ,  dimin.  des  un~ 
vorhandenen  cloccia,  dies  mit  versetztem  1  von  coclea. 

Chiodo  chiovo  naget;  =  chiavo  von  clavus,  sp.  clavo, 
fr.  clou  u.  s.  f.  Aus  chiav-o  entstand  zuerst  chio-o  =  pr. 
clau,  altfr.  clo,  und  zur  beseitigung  des  hiatus  ward  theils 
d,  theils  v  eingeschoben,  die  hauptsächlich  dazu  bestimmten 
buchstaben,  vgl.  padiglione  aus  pa'iglione  papiglione,  Rovigo 
aus  Ro'igo  Rhodigium. 

Chioma  haupthaar.  Entweder  von  coma  mit  einge- 
schobenem i  =  1  s.  Born.  gr.  I.  269,  oder  von  comula  mit  ver- 
setztem 1  s.  das.  p.  242.  Für  letzteres  könnte  man  anführen, 
daß  neben  dem  vorhandenen  it.  coma  eine  form  mit  einge- 
schobenem 1  unnütz  wäre,  aber  dem  Überfluß  sind  die  neuen 
sprachen  nicht  abhold,  vgl.  z.  b.  fiavo  neben  favo;  übrigens 
scheint  das  nur  bei  Petronius  vorkommende  comula  ein  von 
ihm  gesuchtes  wort  für  ' kleines  niedliches  haar\ 

Ciacco  schwein;  abgeändert  aus  sacco  bauch?  Aber 
besser  trifft  Menage' s  deutung  aus  gr.  ovßa%  ovßaxog  schwei- 
nisch, das  sich  ohne  zwang  in  siacco  ciacco  verwandeln  konnte, 
vgl.  cia  aus  sia  in  camicia  aus  camisia. 

C  i  c  i  s  b  e  o  ein  mann ,  der  einer  fr  au  den  hof  macht 
oder  sie  begleitet;  vom  fr.  chiche  klein  (?)  und  beau  schön 
(Fasqualino). 

C  i  g  o la  r  e  scivolare  knarren,  knistern;  von  sibilare  nach 


893  H.a.    CIMENTO— CORGERE. 

Ferrari,  aus  dem  stamme  von  singulare  nach  G.  Galvani  (Ar- 
chiv, stör.  XIV.  342),  vgl  ven.  cigare  zischen,  knarren,  it.  cin- 
gottare  zwitschern,   letztere  vielleicht  bloße  naturausdrücke. 

Cimento  probe,  cimentare  versuchen;  von  specimen- 
tum  (Ferrari). 

C  i  o  n  c  a  r  e  abbrechen,  verstümmeln,  chw.  ciuncar  dass., 
wal.  ciung  stümmel,  verstümmelt ,  ungr.  tsonka;  entstellt  aus 
it.  ciocco  klotz?    Für  cioncare  gilt  mail.  s'ciancä  s'cincä. 

Ciotto  ciöttolo  stein,  kiesel 

Ciro  schwein;  vom  gr.  x0?9oq  ferkel  (Ferrari). 

Cispo  triefäugig;  woher? 

C  i  u  f  f  o  schöpf,  ciuffare  beim  schöpfe  fassen;  von  schöpf, 
wenn  nicht  von  zopf,  lomb.  zuff,  vgl  unten  zuffa. 

Civaja  hülsenfrüchte ;  von  cibaria. 

Cogno  ein  altes  weinmaß;  von  congius. 

C  ö  g  o  m  a  topf;  von  cucuma,  woher  auch  fr.  coquemar. 

Collare  wippen  d.i.  foltern,  colla  folter;  vom  gr.  xo- 
Xd&iv  strafen,  züchtigen,  wie  schon  Monosini  aufstellte  — 
oder  von  noXlav  befestigen?  Eigentlich  bedeutet  es  jemand 
an  einem  seile  herauf-  oder  herabziehen. 

Collottola  nacken;  abgeleitet  von  Collum. 

C  o  m  b  a  g  i  o  zusammenfügung ,  combagiare  zusammen- 
fügen; dem  begriffe  nach  das  lat.  compages,  vermuthlich  auch 
von  da  ausgegangen ,  aber  mit  witziger  auffassung  auf  com- 
bagio  (das  zusammenküssen)  zurückgeführt;  dieselbe  begriffs- 
verbindung  auch  in  der  form  combaciare. 

Conciare  acconciare  (woher  sp.  aconchar)  putzen,  zu- 
richten, concio  acconcio  als  adj.  hübsch,  als  subst.  putz,  wdl. 
conciu  kopfputz.  Man  stelle  es  nicht  zum  fr.  cointer:  es  ist 
eine  der  ziemlich  zahlreichen  mit  i  gewirkten  participialablei- 
tungen  wie  cacciare  (captus),  succiare  (suctus)  und  kommt 
von  comtus,  partic.  von  comere  schmücketi,  woher  es  schon 
Menage  leitet;  die  fr.  form  wäre  conser. 

Congegnare  zusammenfügen;  muthmaßlich  für  con- 
cennare  concinnare,  unter  einfluß  des  it.  genio,  pr.  genh  kunst. 

Corgere  in  accorgersi  (chw.  ancorscher)  wahrnehmen, 
und  scorgere  1)  wahrnehmen,  2)  geleiten,  begleiten.  Accor- 
gere  accorsi  accorto  trifft  in  seiner  flexion  so  genau  zusam- 
men mit  corrigere  correxi  correctus,  daß  es  aus  ad-corrigere 
entstanden  sein  muß,  indem  es  eigentlich  die  berichtigung  ei- 


H.a.    CORRIBO-CRUNA.  89? 

nes  irrthumes  ausdrückt.  Scorgere,  das  dieselbe  flexion  hat, 
wäre  nach  Muratori  aus  excurritare  entstellt  und  dem  erste- 
ren  verbum  angepasst  worden,  allein  solche  Übergänge  aus 
der  schwachen  in  die  starke  conjugation  sind  so  ausnehmend 
selten,  daß  diese  vermuthung  entschieden  abzulehnen  ist.  Scor- 
gere ist  nichts  anders  als  ein  verstärktes  correggere,  dem 
die  bed.  regieren  zukommt,  woraus  die  bedd.  geleiten,  acht 
haben  leicht  erfolgen  konnten.  Von  scorgere  kommt  s  c  o  r  t  a  r  e, 
sbst.  scorta,  fr.  escorter,  escorte,  sp.  escoltar,  escolta. 

Corribo  corrivo  leichtsinnig,  leichtgläubig;  woher? 

Cos  so  kleine  beule,  finne,  warze. 

Costa,  costi,  costinci ortsadverbia ;  von  eccu'  istac, 
eccu'  istic,  eccu'  istinc-ce. 

C  o  t  e  s  t  o  cotestui,  pronomen ;  zsgs.  aus  eccoti  esto,  lat, 
eccu'  tibi  iste. 

C  o  von  egarbe,  einfacher  lomb.  cov,  piem.  cheuv.  Nach 
Ferrari  von  cavus  hohl :  so  viel  die  hohle  hand  oder  der  hohle 
arm  faßt.  Der  Übergang  von  cavus  in  covo  macht  dabei  keine 
Schwierigkeit,  er  ist  derselbe  wie  der  von  clavus  in  chiovo. 

Crocchiare  klappern;  sicher  von  crotalum  (xqot&Xov) 
klapper,  cchi  aus  tl  wie  in  vecchio.  Sp.  crotorar  muß 
dasselbe  wort  sein. 

Crogiare  rösten.  Sollte  es  zusammenhängen  mit  ahd. 
chrose  geröstetes,  welches  Graft'  IV.  616  als  zweifelhaft  auf- 
stellt? vgl.  wegen  der  form  it.  asio  agio. 

Cr oj o  (veraltet)  starr,  fig.  störrig,  ungeschliffen,  pr.  croi. 
Aus  crüdus  starr,  unbiegsam  kann  es  nicht  unmittelbar  ent- 
standen sein,  ihm  aber  mit  Galvani  (Archiv,  stör.  it.  XIV.  343) 
dessen  urform  cruidus  (cruius  crujus)  unterzulegen,  ist  zwar 
schön,  aber  gewagt,  weil  diese  form  nicht  im  gebrauche  war. 
Sicherer  läßt  man  es  aus  crud-i-us  (wie  bajo  aus  badius) 
entstehen  d.  h.  aus  einer  mit  i  bewirkten  erweiterung  von  crü- 
dus, dergleichen  bei  mehreren  andern  adjectiven  unläugbar 
vorkommt,  s.  unten  fujo.  Die  länge  des  wurzelvocals  kürzte 
sich  durch  roman.  position  (crudjus),  so  daß  er  in  o  über- 
treten konnte. 

C  r  u  n  a  nadelöhr.  Zum  gr.  ygriv?]  höhlung  (Rom.  gr.  I. 
137)  passt  weder  buchstabe  noch  begriff  (aus  anlautendem  g 
wird  nicht  c)  :-t  es  ist  syncopiert  aus  Corona  kreiß,  wie  cruc- 
ciare  aus  corrucciare;   wegen  u  aus  ö  vgl.  giuso  und  tutto. 


898  H.a.     CRUSCA—DESSO. 

Crusca  kleie,  chw.  crisca.  Ein  deutsches  wort,  wie 
bereits  Muratori  erkannte.  Furfur  crusc  vel  chliha  (kleie) 
sagen  die  jlor.  glossen  983*>,  schwz.  krüsch,  Schwab,  grüsche, 
vgl.  das  von  Bouille  de  diff.  vulg.  ling.  errwähnte  gleichbed. 
fr.  gruis,  piem.  grus.  Die  neupr.  mundart  kennt  auch  ein  vb. 
crusca  zermalmen. 

Culla  wiege;  von  cunula,  wie  lulla  von  lunula,  in  der 
neap.  mundart  noch  connola  (cunola  in  einem  alten  gedieht 
Murat.  antiqq.  ital.   VI.  789),  in  der  romagnol.  conla. 

Cupo  hohl;  von  cupa  tonne,  also  eins  der  wenigen  ad- 
jeetiva,  die  unmittelbar  aus  Substantiven  gebildet  wurden,  Rom. 
gr.  II.  232.  Die  sard.  mundart  entwickelte  daraus  das  glbd. 
adj.  cupüdu,  dem  kein  it.  cuputo  entspricht. 

C  u  t  r  e  1 1  a  cutrettola  bachstehe.  Sie  trägt  den  schwänz 
hoch  und  bewegt  ihn  beständig.  Auf  die  erster e  eigenschaft 
bezieht  sich  das  ital.  wort,  zusammengesetzt  aus  coda  schwänz, 
retta  aufrecht,  also  eigentlich  cudretta,  durch  assimilaiion  der 
media  an  die  folgende  tenuis  eulretta,  entsprechend  fr.  hoche- 
queue;  auf  die  letztere  it.  coditremola,  fr.  branlequeue,  deutsch 
wedelsterz,  engl,  wagtail,  kymr.  tinsigl,  gr.  oetoonvyt'g,  wohl 
auch  lat.  motacilla  u.a. 

D. 

Deh  interjeetion ;  vermuthlich  vomvocativ  dee  für  deus, 
dessen  sich  spätere  bedienen,  wenn  nicht  aus  deo  abgekürzt 
wie  i'  aus  io:  deo,  com'  aggio  fallato!  Poet.  d.pr.  sec.  I.  277 ; 
deo,  che  ben  aggia  Amore  434.  Ein  mundartl.  fr.  dey  könnte 
desselben  Ursprunges  sein,  s.  Vocab.  langrois. 

De  sso  pron.,  wal.  densu.  Pott  forsch.  11.41  constru- 
iert  es  aus  idem  ipsus,  aber  ein  m  aus  der  mitte  eines  Wor- 
tes zwischen  vocalen  auszuwerfen,  ist  ganz  gegen  die  anläge 
der  ital.  spräche.  Es  könnte  abgekürzt  sein  aus  einem  frü- 
heren medesso  =  pr.  meteis  (s.  medes  L),  allein  damit  er- 
klärt sich  die  ihm  anhängende  syntactische  eigenheit  nicht,  daß 
es  nur  im  casus  rectus  bei  den  verbis  csein  und  'scheinen' 
gebraucht  wird,  wogegen  dem  Provenzalen  sein  meteis  in  je- 
dem casus  recht  ist.  Man  muß  sich  also  nach  einem  passen- 
deren Ursprung  umsehen  und  ein  solcher  findet  sich.  Über- 
setzt man  unser  cer  ist  es  selbst,  sie  scheint  es  selbst*  wört- 


H.a.     DESTARE-DOPPIERE.  399 

(ich  ins  latein. ,  so  heißt  dies  ille  est  id  ipse,  illa  videtur  id 
ipsa,  und  dieses  neutrum  auf  ein  masculin  oder  feminin  be- 
zogen, ist  eben  so  romanisch  wie  deutsch,  s.  Rom.  gr.  III.  83, 
Blanc  292.  Aus  id  ipse  aber  entstand  desso,  welches  darum 
nur  im  casus  rectus  brauchbar  ist:  egli  e  desso,  ella  mi  pare 
dessa.  Das  wort  enthält  also  einen  merkwürdigen  Überrest 
des  pron.  \s.  Sonderbar  ist  in  idipsis  Form.  Marculß,  dieser 
barbarismus  aber  kann  die  hier  vorgetragene  etymologie  nicht 
stören. 

D  e  s  t  a  r  e  aufwecken ;  von  de-excitare  mit  derselben  zu- 
sammenziehung wie  in  dorare  von  deaurare.  Die  mail  mund- 
art  spricht  dessedä. 

Diana  morgenstern,  eig.  Stella  diana  Poet.  d.  pr.  See.  IL 
187,  von  dem  verschwundenen  adj.  diano,  dies  von  dies,  da- 
her die  militärische  redensart  battere  la  diana,  fr.  battre  la 
diane  die  rev eitle  schlagen. 

Dileggiare  verspotten;  =  pr.  desleyar  verschreien, 
verrufen,  sbst.  deslei,  tat.  dis-lex. 

D  i  1  e  g  i  n  e  schlaff. 

Dil  eil  o  achselhöhle;  s.v.a.  ditale  ßngerhut,  weil  man 
die  finger  unter  die  achseln  zu  stecken  liebt  ?  Dasselbe  wort 
ist,  mit  der  bed.  von  ditale,  das  romagn.  didel,  altfr.  deel, 
nfr.  mdartl.  deau.  Für  ditello  sagt  der  Neapolitaner  tetelleca, 
das  aus  dem  vb.  tellecare  kitzeln,  weil  man  an  jener  stelle 
für  kitzel  empfänglich  ist ,  gedeutet  wird.  Eben  darum  lei- 
ten manche,  aber  ganz  gegen  den  buchstaben,  ditello  von 
titillare. 

Dondolare  schaukeln,  mail.  dondä ;  nach  Menage  von 
de-undulare.  Vielleicht  hat  es  keinen  so  vornehmen  Ursprung, 
ist  nämlich  gleicher  herkunft  mit  fr.  dodiner  schaukeln,  altfr. 
dodeliner  einwiegen,  von  dodo,  mit  welchem  wort  man  die 
kinder  in  den  schlaf  wiegt.  Dodo  selbst  aber  ist  aus  der 
kinder spräche,  entstanden  durch  reduplication  aus  dormir. 

Donnola  iviesel;  eig.  Weibchen,  vom  it.  donna,  ein 
schmeichelwort  für  das  thier,  gleich  dem  sp.  comadreja,  woran 
Ferrari  erinnert,  oder  dem  dtschen  jüngferchen,  ngr.  vvpcpvTu 
Frisch  IL  M7a,  oder  dem  bask.  andereigerra  von  andrea  frau, 
Jungfer.     Vgl.  bele  IT  c. 

Doppiere  fackel;  von  duplus  wegen  des  aus  zwei  fa- 
den gedrehten  dochtes :  so  das  deutsche  zwirn  aus  zwir  doppelt. 


400  H.a.     D0SSI-EZIANDI0. 

Dossi  (plur.)  grauwerk;  eig.  rückenstück  des  feiles,  s. 
darüber  Ferrari. 

Duomo  domkirche,  dorn,  daher  fr.  dorne;  vom  tat  dö- 
mus  dei,  nicht  vom  gr.  ddo/ua,  wie  der  diphthong  im  ital.  zeigt. 
Auch  der  Gothe  drückt  templum  mit  gud-hus  aus. 

E. 

Elsa  elso  schwertgriff;  vom  ahd.  helza  dass.  Auch 
die  altfr.  spräche  besitzt  das  wort  und  zwar  in  älterer  form 
(ohne  lautv  er  Schiebung)  helt  (h  asp.) ,  auch  heux  (nomin.), 
altn.  hialt,  ags.  hilt  (n.) ,  davon  ein  vb.  enheldir  mit  einem 
schwertgriff  versehen  Ch.  de  Rol.  Mit  diesem  helt  trifft  das 
it.  elso  im  genus  zusammen. 

Endica  auf  kauf  von  waaren,  nach  Muratori  aber  waa- 
renniederlage ;  von  svd-rjxt]  ladung  (nach  demselben). 

Epa  bauch,  von  hepar  (Menage  u.  a.). 

Erto  steil,  partic.  von  ergere  =  erigere,  subst.  erta 
anhöhe,  all'erta  auf  der  hut,  eig.  auf  der  anhöhe,  wo  man 
sich  umschaut,  daher  adj.  sp.  alerto,  fr.  alerte  wachsam,  mun- 
ter, churw.  schlechtweg  erti. 

Esito  waarenabsatz,  vertrieb;  von  exitus  ausgang. 

E 1 1  e  (m.)  kleinigkeit,  pünktchen.  Üblicher  in  den  mund- 
arten,  com.  eta,  flor,  etti,  romagn.  etta  und  elt,  z.  b.  com. 
m'importa  on  eta  =  m'importa  im  frullo;  nach  P.  Monti  vom 
altlat.  hetta  bei  Festus:  res  minimi  pretii  .  .  .  cum  dicimus 
enon  hettae  te  facio'.  Vgl.  G.  Galvani  im  Archiv,  stör.  it. 
XIV.  352. 

Eziandi'o  partikel  für  lat.  etiam.  Es  wird  theils  aus 
etiam  diu,  theils  aus  etiam  adeo,  theils  aus  etiam  deus  ge- 
deutet. Diu  ist  gegen  den  sinn,  ädeo  gegen  den  accent  und 
so  bleibt  deus  übrig ,  welches  bereits  Salviati  aufgestellt  hat. 
Es  war  sonst  üblich  gewissen  concessivpartikeln  den  namen 
gottes  verstärkend  beizufügen,  so  entstand  avvegna  dio  che, 
macari  dio  che,  im  altgenues.  sogar  quanvis-de  Archiv,  stör, 
it.  app.  num.  18.  p.  27.  36,  altven.  quanvis-deo  Bonvesin  ed. 
Bekker,  so  denn  auch  ezian  dio  che,  ezian  dio  se,  ezian  dio. 
Ähnlich  wird  in  der  bair.  mundart  gott  geb  gebraucht:  (gott 
geb  die  seien  gut  oder  bös*  (mögen  sie  gut  oder  böse  sein)  s. 
Schmeller  11.83. 


H.a.    FACIMOLA—  FERZARE.  401 


F. 

Facimola  facimolo  Hexerei.  Der  sinnreichen  deatung 
Menage' 's  aus  facere  und  mola  (ppferschrot  zur  Zauberei),  ge- 
mäß, Virgil's  verse  sparge  molam  et  fragiles  incende  bitumine 
lauros,  steht  zwar  der  accent  entgegen,  der  in  neuen  compo- 
sitis  stets  dem  zweiten  worte  gebührt  (faci-möla  wie  faci- 
mäle),  allein  eher  läßt  sich  accentv  er  Schiebung  als  derivation 
aus  facere  annehmen. 

Fan  eil o  Hänfling,  piem.  fanin,  mail.  fanetl;  unbekann- 
ter Herkunft :  aus  dem  deutschen  worte  (hanf-il-ing)  mit  um- 
gestelltem f  scheint  gewagt.  Nemnich  kennt  auch  eine  form 
faganello. 

Fante  knabe,  knecht,  soldat  zu  fuß,  sp.  infante u. s.  f.; 
von  infans  mit  sehr  erweiterter  bedeutung.  Daher  auch  fan- 
teria  fußvolk,  fantoccio  puppe,  so  wie  das  speciell  ital.  fan- 
ciullo  fanciulla  kind,  flor.  chw.  fancella. 

Farnia  fargna  breitblätterige  eiche,  quercus  robur  nach 
Nemnich,  von  farnus  bei  Vitruv,  dem  man  die  bed.  esche  bei- 
legt, weil  man  eine  zusammenziehung  aus  fraxinus  darin  ver- 
muthet.  Das  ital.  wort  stammt  zunächst  aus  dem  adj.  far- 
neus,  bei  Apicius  farnei  fungi,  al.  faginei. 

F  a  z  z  u  o  1  o  und  fazzoletto,  auch  altsp.  fazoleto  Schnupf- 
tuch. Das  glbd.  neusp.  fazaleja  konnte  wohl  aus  facies  (sp, 
faz)  fließen,  daher  auch  mlat.  faciale  s.  v.  a.  facitergula;  it. 
fazzuolo  aber  passt  auch  in  betracht  seines  unschicklichen 
Suffixes  keinesfalls  zu  faccia  (eben  so  wenig  zu  fascia)  und 
mag  eher  in  unserm  fetzen  seine  quelle  haben,  auch  it.  pez- 
zuola  heißt  fetzen  und  schnupftuch.  Das  piem.  fassolet  stimmt 
eben  so  wenig  zu  facia  (facies),  wohl  zu  fassa  (fascia),  des- 
sen bedeutung  aber  schon  weiter  abliegt;  das  sie.  fazzuleltu 
trennt  sich  gleichfalls  von  facci  (facies). 

Fe  der  a  zwillich;  vom  ahd.  fedara  feder ,  mhd.  federe 
pelz,  flaumiger  federartiger  stoff,  mlat  penna. 

F  e  r  z  a  r  e  sferzare  peitschen,  ferza  sferza  peitsche.  Aus 
ferire  kann  kein  feritiare  ferzare  werden,  da  die  4.  conj.  keine 
participialverba  hergibt.  Sehr  wahrscheinlich  ist  das  gleich- 
bed.  ahd.  fillan  darin  enthalten,  wovon  sich  ein  intensiv  filla- 
zan  =  nhd.  filzen  (strafen)  annehmen  läßt,  daher  it.  felzare, 

26 


40«  H.a.     FIAPPO— FISCHIARE. 

ferzare  (vgl.  scalmo  scarmo).  Das  vorhandene  ahd.  fillata 
peitsche  konnte  dagegen  nicht  in  ferza  übertreten. 

Fiappo,  nur  mundartlich:  mail.  piem.  ven.  fiap,  cre- 
mon.  flapp  welk;  aus  dem  deutschen,  worin  dieser  stamm  etwas 
schlaffes  oder  lappenartiges  bedeutet,  z,  b.  Aap  klappe,  fiep 
tappen,  ndd.  flabbe  herabhangendes  maul  Dahin  auch  ro- 
magn.  fiapa/  flecken,  picard.  fiepe  läppen. 

Fiavo  honigwabe,  dsgl.  fiale  fiare  für  fiavale  fiavare. 
Es  kann  mit  eingeschobenem  i  =  1  von  favus  kommen,  doch 
mag  einwirkung  des  glbd.  ahd.  flado  dabei  angenommen  wer- 
den, ja  es  könnte  unmittelbar  daraus  entstanden  sein  wie  it. 
biava  aus  biada. 

Fiedere  verwunden,  poet.  form  für  ferire,  sp.  herir 
u.  s.  f.,  r  in  d  verwandelt. 

Fignolo  hitzblatter;  vom  dtschen  finne. 

Filza  schnür  angereihter  sachen,  vb.  infilzare  anreihen; 
von  filum,  woraus  man  filitium  ableitete  (Ferrari). 

Finco  venez.  name  eines  vogels,  lat.  fringilla;  vom  ahd. 
fincho,  nhd.  finke.   Veneroni  verzeichnet  auch  eine  form  frinco. 

Fino  infino  partikel  für  lat.  tenus;  von  in  finem  zum 
ziel,  fine  am  ziel,  vgl.  Festus  tenus  sig-nificat  finem.  Auch  der 
prov.  mundart  ist  diese  partikel  bekannt:  fis  Guill.  de  Tudela 
v.110,  npr.  cat.  fins,  bearn.  (veraltet)  fens,  so  auch  sard. 
finz-a  finz-as.  Schon  in  einer  Urkunde  vom  j.  849  liest  man 
fine  via  publica,  de  alia  parte  fine  flurnen  u.  s.  f.,  s.  Muratori 
v.  sino. 

Fiöcina  harpune;  nach  Menage  von  fuscina  dreizack; 
es  wäre  also  entstellt  aus  föscina  mit  eingeschobenem  i  =  1 
und  Verwandlung  des  sei  in  ci,  ersteres  z.  b.  in  fiaecola,  letz- 
teres in  cacio  für  cascio  vorliegend.  Das  sard.  früscina,  das 
mail.  frosna  zeigen  dagegen  ein  eingeschobenes  r. 

Fioco  heiser.  Gegen  seine  entstehung  aus  raueus,  it. 
roco,  hat  die  grammatik  nichts  einzuwenden,  da  f  auch  in 
frombo  vorgesetzt  ward  und  froco  leicht  in  floco  fioco  abge- 
ändert werden  konnte,  wenn  auch  der  ausdruck  durch  diese 
Umwandlung  des  malerischen  r  mehr  verlor  als  gewann.  Ro- 
chegude  verzeichnet  ein  prov.  frauc,  legt  ihm  aber  die  bed. 
matt  bei. 

Fischiare  pfeifen,  von  fistula.  Fistula  vulgo  fiscla  di- 
citur  Gloss.  longob.  s.  Ducange.    Fistulor  sibilo  Gloss,  Jsid. 


II.a.    FISTELLA— FRASCA.  408 

F  i  s  t  e  1 1  a  körbchen ;  von  iBscella,  erweitert  in  fisc-ett-ella 
zsgz.  fistella. 

Fitta  mürbes  unter  den  fußen  sinkendes  erdreich;  etwa 
vom  ahd.  fiuhti  erdfeuchte?  iu  io  in  i  verdichtet  s.  Rom.  gr. 
1.  287,  vgl  chw.  fiecht  von  feucht. 

F  o  g  a  hitze,  heftigkeit,  hieraus  fr.  fougue,  ad],  fougueux, 
vgl  npr.  fogo  gedränge ;  vb.  it.  fogare  schnell  fliegen.  Man 
denkt  an  fuga  flucht,  daher  eilfertigkeit,  eifer,  hitze,  und  auch 
sp.  fuga  heifit  (außer  flucht)  lebendigkeit  z.  b.  des  gespräches. 
Mehr  noch  wird  diese  ansieht  durch  die  romagn.  cremon.  form 
fuga  unterstützt  Näher  dem  begriffe  liegt  allerdings  focus 
feuer,  aber  dann  war  fuoca,  wenigstens  fuoga  zu  erwarten. 
Merkwürdig  ist  das  romagn.  viuga  für  it.  foga. 

Foggia  gestalt,  art ,  foggiare  bilden,  gestalten;  vom 
tat.  fovea  grübe,  demnächst  wohl  form,  in  die  etwas  gegos- 
sen wird,  gepräg e,  vgl.  it.  cavo  höhlung,  form,  gr.  xvnoq  ein- 
druck,  gestalt.  Die  übliche  herleitung  aus  fr.  forge  ist  um 
so  weniger  zulässig,  als  der  Venezianer  foia  spricht.  Es  gibt 
freilich  ein  piem.  forgia,  dem  aber  nur  die  bed.  schmiede  bei- 
gelegt wird;  auch  das  sard.  forgiai  entspricht  in  seinem  ge- 
brauche nur  dem  fr.  forger,  und  ein  sbst.  forgia  fehlt  hier. 
S.  Rom.  gr.  1.  85.  Die  port.  spräche  hat  fojo,  die  span.  hoyo 
hoya  für  fovea. 

Foja  brunst,  hitze;  von  füria.     Auch  chw.  foia  eifer. 

Folto  gedrängt;  von  folla  nach  Muratori;  besser  von 
infultus  vollgestopft,  daher  sie.  'nfultu  =  folto. 

For  ziere  koffer;  vomgr.  (poQxiov  last,  ladung  (Ferrari). 

Fra  s.  tra. 

Fräcido,  umgestellt  fradicio,  auch  wal.  fraget  weich, 
morsch,  faul;  von  fraeidus,  nur  bei  Cato  de  re  rust.  einmal 
vorkommend,  im  ital  aber  sowohl  durch  die  Umstellung  wie 
durch  mehrere  ableitungen  als  ein  volksübliches  wort  sich  aus- 
weisend. 

Frana  abstur z,  erdfall,  franare  einstürzen,  her abrollen; 
woher  dieses  wort? 

Frasca  belaubter  ast,  grüner  zweig,  daher  nach  der 
ansieht  der  academie  das  sp.  frasca,  welches  dem  Portugiesen 
und  Catalanen  fehlt,  churw.  sfrascar  äste  abhauen.  Der  Spa- 
nier nennt  eine  gerte  verd-asca :  sollte  nun  der  Italiäner  aus 
dem  vb.  virere,  das  ihm  jedoch  früh  abhanden  gekommen,  ein 


404  H.a.     FRATTA— FUCINA. 

sbst.  virasca  vrasca  frasca  abgeleitet  haben  wie  aus  fuggire 
das  adj.  fuggiasco?  Man  denkt  auch  an  fresco:  darf  man 
aber  der  spräche  die  unnütze  entstellung  eines  so  klaren  Stam- 
mes zutrauen?  Flur,  frasche  bedeutet  auch  possen,  daher 
die  franz.  redensart  faire  des  frasques. 

Fratta  zäun;  vom  gr.  cpgctizstv  umzäunen,  ngr.  (pQdx- 
trj  =  (pgayfxa^  wie  Menage  richtig  aufstellt 

F  r  i  g  n  a  r  e  (in  lomb.  mundarten)  weinen,  wimmern,  auch 
den  mund  verziehen,  höhnen,  com.  frigna  weinerliches  weib, 
cremon.  krittelig  im  essen.  Vielleicht  für  flignare  vom  dtschen 
flennen,  schwed.  flina,  dän.  fline,  engl,  frine  (mdartl.  s.  üalli- 
wellj.  Aus  dem  dtschen  erklärt  sich  auch  ganz  einfach  das 
lomb.  frigna  in  der  bed.  felsenöffnung  d.  i.  grinsendes  maul: 
ebenso  entstand  das  altfr.  flan  Schießscharte  (Öffnung  in  der 
mauer)  aus  dem  mit  flennen  wurzelverwandten  flans  verzerr- 
tes maul.  An  frignare  schließt  sich  it.  infrigno  infrignato  die 
stirne  gerunzelt,  verdrießlich,  dauph.  se  deifrinä  verdrießlich 
sein,  vgl.  fr.  se  refrogner,  se  renfrogner  die  stirne  runzeln, 
dessen  herkunft  aus  frons  sich  nicht  klar  darlegen,  läßt ,  das 
aber,  von  frignare  hergeleitet,  für  refroigner  (oi  aus  i)  ste- 
hen muß. 

Frisone  frosone  frusone  ein  vogel,  kernbeißer;  wird 
aus  frendere  fresus  hergeleitet,  s.  P.  Monti  v.  frisonn. 

Frollo  mürbe  (vom  fleisch).  Man  leitet  es  von  fri cil- 
iare, es  bietet  sich  aber  eine  bessere  erklärung.  Caro  fluida 
lat.  sagt  so  viel  als  carne  frolla;  aus  dem  dimin.  fluidulus 
konnte  flollo,  euphonisch  frollo  werden,  wie  aus  stridulus  strillo. 
Auch  mit  der  bed.  kraftlos  passt  das  ital.  zum  lat  worte. 

Frombo  s.  rombo. 

Frullare  sausen,  rauschen;  unsicherer  herkunft,  viel- 
leicht von  fluctuare  wallen,  tosen,  dimin.  fluctulare  flullare  frul- 
lare, wie  bei  frollo.  Wal.  fluturä  wäre  alsdann  dasselbe  wort. 

Frusco  dürres  reisich  an  bäumen,  fruscolo  Splitter; 
woher  ? 

Frusto  bissen,  von  frustum  dass. ;  frustare  peitschen 
(schon  in  der  L.  Long.,  al.  frustrare),  eigentlich,  wie  pr.  fru- 
star,  zerfetzen,  auch  abnutzen,  abtragen,  daher  sbst.  frusta 
peitsche;  von  frustare  zerstücken. 

F  u  c  i  n  a  schmiede ;  von  focus  heerd,  mit  Muratori.  Ebenso 
ergieng  es  dem  stamme  foc  in  fucile. 


n.a.     FUJO-GALLARE.  405 

Fujo  dunkel  Einige  ital.  adjectiva  werden  uns  nur 
dadurch  aus  dem  lateiti.  erklärlich,  daß  man  sie  auf  ein  Suf- 
fix ius  gründet,  das  auch  in  span.  adjectiven,  wie  agrio,  gur- 
vio  (curvus),  crasio  (crassus),  soberbio,  novio  hervortritt,  s. 
crojo,  mezzo,  rozzo,  vizzo  II.  a,  auch  bujo  I.  Vermittelst 
dieses  Suffixes  läßt  sich  fujo  aus  furvus  furvius  furvjus  mit 
ausgestoßenem  v  vor  j  genügend  construieren.  Vielleicht  ist 
auch  das  sicil.  legiu  (von  levis  levius)  so  wie  gregiu  (v.  gra- 
vis gravius)  diesen  erweiterten  adjectiven  anzureihen. 

Fummosterno  ein  kraut,  er dr auch ;  entstellt  aus  fu- 
mus  terrae,  fr.  fumeterrel 

Fusaggine  spindelbaum;  von  fusus. 

F  u  s  c  e  1 1  o  spänchen ;  dimin.  von  fustis,  zsgz.  aus  fusticello. 

G. 

Ga  b  u  r  o ,  eine  form,  in  welche  man  das  cremon.  gabeurr 
roher  mensch  (eu  ist  hier  oft  =  u)  übertragen  darf;  vom  ahd. 
gabüro  bauer,  chw.  pur. 

Gagliuolo  schote  der  bohnen  oder  erbsen,  com.  ga- 
jum  nußschale.  Von  callum  dicke  haut?  alsdann  müste  eine 
wenig  übliche  erweichung  des  11  in  gli  angenommen  werden, 
galluola  gagliuola.  Oder  etwa  von  dem  isidorischen  galgulus 
cbaca,  nvQtjv  beere,  kern?  dieselbe  begriff sentwicklung  zeigt 
auch  sp.  baya.  it.  baccello  schote,  von  bacca  beere.  Man 
emendiert  freilich  galgulus  in  galbulus  cypressennuß.  Von  je- 
nem leitete  schon  Grandgagnage  I.  252  das  wallon.  gaille  geie 
nuß,  nußkern. 

Gagnolare  winseln;  von  gannire  (Menage). 

Gallare  oben  auf  schwimmen,  den  muth  erheben,  sich 
freuen,  wofür  auch  essere  a  galla  gesagt  wird.  Ferrari's  er- 
klärung  aus  lat.  galla  gallapfel,  weil  er  im  w asser  nicht  un- 
tergehe, ist  nicht  der  rede  werth ,  wenn  auch  der  Sicilianer 
beide  Wörter,  gadda  gallapfel,  und  galla  in  der  eben  bemerk- 
ten redensart,  nicht  formell  unterschiede.  Aber  woher  das 
wort  ?  Nahm  man  es  vom  stolzierenden  üppigen  hahn  ?  Die 
span.  redensart  tener  mucho  gallo  (viel  stolz  haben)  wäre 
dieser  herleitung  günstig.  Das  lat.  vb.  gallare  liegt  mit  seiner 
bedeutung  zu  weit  ab,  das  ahd.  kallon  frohlocken,  übermüthig 
sein,  dem  sich  gallöria  jubel  genau  anzuschließen  scheint,  muß 


406  H.a.     GANGAMU— GATTERO. 

als  fremdes  wort  zurückstehn.  Stammt  also  gallare  von  gal- 
lus,  so  hat  sich  die  sinnliche  bed.  des  obenschwimmens  erst 
aus  der  abstracten  des  Üppigseins  entfaltet. 

Gangarau  sicil  fischernetz;  vom  glbd.  gr.  ydyyapov, 
wie  Pasqualino  anmerkt. 

Gänghero  thürangel,  sard.  cancaru,  mail.  canchen, 
pr.  ganguil;  bei  Eesychius  xdy%aXog,  s.  Menage:  woher  aber 
dies?  Dahin  ferner  it.  sgangherare  aus  den  angeln  heben, 
pg.  escancarar  angelweit  öffnen. 

Gara  Wettstreit;  nach  Muratori  vom  arab.  vb.  ghara 
beneiden,  nacheifern  (garä  anreizen  Gol.  p.  1704);  sehr  ver- 
dächtig bei  einem  worte  dieser  bedeutung,  das  im  arab.  nicht 
einmal  als  subst.  vorhanden  ist.  Weit  natürlicher  würde  man 
an  die  vielgebrauchte  altfr.  interj.  gare!  aufgemerkt !  aufge- 
passt!  denken  dürfen,  die  noch  im  piem.  vorhanden  ist.  Ve- 
neroni  kennt  auch  ein  vb.  garare  wetteifern  =  fr.  garer  auf- 
merken. 

Garbo  venez.,  com.  garb  und  gherb  (it.  garbetto  Ve- 
neroni)  bitter;  vom  ahd.  harw,  nhd.  herb  (erst  seit  dem  12. 
jh.  Graff). 

Gargo  verschlagen,  tückisch,  piem.  gargh  träge ;  sicher 
vom  ahd.  karg  listig,  vgl  altn.  kargr  hartnäckig,  träge. 

G  a  r  z  o  (garz)  lomb.  herz  des  kohles,  it.  garzuolo  dass., 
mail.  garzoeu  knospe  des  weinstocks ,  ven.  garzölo  flachsbü- 
schel  des  rockens,  lomb.  garzon  hasenkohl,  gänsedistel.  Das 
etymon  von  garzo  findet  Muratori  in  Carduus,  und  in  der  that 
steht  dem  ital.  vb.  cardare  ein  mundartl.  garzar,  dem  ven. 
garzolo  das  parm.  carzoeul,  dem  lomb.  garzon  das  sie.  car- 
dedda  (hasenkohl)  zur  seite,  so  daß  also  c  und  g,  d  und  z 
zusammentreffen.  Die  formen  mit  z  beziehen  sich  aber  auf 
ableitungen  wie  cardeus  cardeare  (ebenso  z  aus  de  in  orzo, 
lat.  hordeum),  indem  man  mit  bekannter  Unterdrückung  des 
derivativen  u  cardus  (it.  cardo)  aus  Carduus  machte.  Das 
herz  des  kohles  vergleicht  sich  mit  seinen  übereinander  lie- 
genden blättern  dem  distelkopf,  auch  der  flachsbündel  ließ  sich 
mit  dessen  wollichtem  büschel  vergleichen ;  das  fr.  carde  be- 
deutet sowohl  Carduus  wie  garz.    S.  garzone  I. 

G  a  s  t  o  (nur  vorhanden  im  comask.  gast)  geliebter,  dsgl. 
gälte;  vom  dtschen  gast  befreundeter  mann. 
Gatter  o  gattice  (m.)  ein  bäum,  espe. 


H.a.    GELSO— GOGNA.  407 

Gel  so  Maulbeerbaum;  abgekürzt  aus  morogelso,  dies, 
wie  man  annimmt,  von  morus  celsa  hoher  maulbeerbaum  im 
gegensatze  zum  niedern,  der  brombeerstaude ,  eine  deutung, 
die  durch  das  sie.  ceusu  oder  das  genues.  saersa  buchstäblich 
=  lat.  celsus  celsa  (genues.  c  =  lat.  s,  r  =  1)  gestützt  wird. 

Genia  gezüchte,  sie.  jinfa ;  leitet  Pasqualino  vom  gr. 
ysvsd  erzeugung. 

Gheppio  ein  raubvogel,  wannenweihe;  vom  gr.  yvxp 
yvnog  geier,  mit  Menage. 

Ghezzo  schwärzlich;  nach  Redi  von  aegyptius  in  be- 
ziehung  auf  die  färbe  des  Volkes,  wozu  Menage  aus  einem 
glossar  anmerkt  aeguptium  cpaiöv  (schwärzlich).  Die  regel- 
rechte bildung  wäre  gozzo  oder  gezzo,  doch  ist  auch  in 
gheppio  ghe  =  gy. 

Ghiaja  kies;  von  glarea,  altsp.  glera. 

Ghiera  pfeil;  vom  ahd.  ger  geschoß.  Merkwürdig  ist 
das  piem.  parm.  gaj  da,  cremon.  mail.  gheda,  sard.  gaja,  ein- 
gesetztes keilförmiges  stück  am  kleide,  das  mit  dem  longob. 
gaida  speer  Haupts  ztschr.  I.  554,  auch  in  den  gloss.  Pith., 
zusammentrifft,  vgl.  wegen  der  begriffe  gherone  I. 

Ghiova  erdscholle,  für  ghieva,  gleba;  ähnlich  piovano 
für  pievano,  freilich  in  unbetonter  sylbe. 

Gire  gehen,  defectives  verbum ;  aus  de-ire  entstanden? 
so  lat.  de-ambulare  neben  ambulare. 

Giumella  zwei  handvoll  d.  h.  so  viel  die  beiden  hohlen 
hände,  zwillingsschwestem,  gemellae,  aneinander  gefügt  in  sich 
fassen,  wie  Menage  befriedigend  erklärt.  Auch  das  fr.  jumeau 
hat  e  mit  u  vertauscht 

Glaba  ableger,  senker;  von  clava  pfropfreis,  vgl  we- 
gen des  b  die  form  clabula. 

Gnaffe  interj.  meiner  treu!  aus  mia  fe. 

Gnocco  mehlkloß,  chw.  gnioc,  bair.  nock  dass. 

Goccia  tropfen,  mdartl.  (cremon.)  masc.  gozz  gouzz. 
Unmittelbar  von  gutta  würde  sich  schwer  rechtfertigen  lassen; 
vielleicht  vom  it.  vb.  gocciare,  zsgz.  aus  dem  unvorhandnen 
gotteggiare,  das  dem  vorhandnen  pr.  goteiar,  pg.  gotejar  ganz 
analog  wäre. 

Gogna  pranger,  halseisen;  vom  gr.  ayyovr\  strick  zum 
hängen,  behauptet  Menage.  Ist  es  nicht  vielmehr  abgekürzt 
aus  vergogna  schände,  da  auch  das  sp.  vergüenza  jener  be- 


408  IL  a.     GONDA—  GRASTA. 

deutung  fähig  ist  und  gogna  auch  Verlegenheit ,  Verwirrung 
hei  fit? 

Gonda  göndola,  daher  sp.  göndola,  fr.  gondole  eine  art 
nachen,  gondel.  Venedig  nahm  dies  wort  aus  dem  munde  der 
Griechen,  denen  xeviv  ein  trinkgefäß  bedeutet  wie  noch  das 
fr.  gondole.  Menage  beruft  sich  auf  eine  alte  glosse  gondus 
scyphus  patera,  und  Huet  citiert  aus  einem  scholiasten  des 
Juvenal  (sat.  5)  gondeia  genus  navigii,  es  heifit  aber  genus 
navis,  quae  gandeia  dicitur. 

Gonzo  roh,  tölpelhaft.  Vom  gleichbed.  sp.  ganso?  Oder 
vom  venez.  gozzo,  das  dem  it.  ghiozzo  entspricht? 

Gora  (mit  offenem  o),  mühlgraben ,  so  schon  in  einer 
Urkunde  vom  j.  716  Brunetti  p.  454.  Gewiss  nicht  für  gola 
Schlund,  moden.  gora  (mit  geschlofinem  o),  wie  auch  Muratori 
antiqq.  ital  IL  1096  erinnert;  man  wird  darin  das  Schweiz. 
wuor  dämm  zum  ableiten  des  wassers ,  chw.  vuor,  anerken- 
nen müssen,  so  daß  es  für  guora  steht.  Über  das  deutsche 
toort  s.  Frisch  IL  459c,  Stalder  IL  458,  Schmeller  IV.  137,  Zie- 
mann 669.    Die  venez.  form  ist  gorna. 

Gozzo  kröpf,  lomb.  goss.  Zwei  etymologieen  sind  zu 
erwägen.  Muratori  ahndet  darin  eine  abkürzung  aus  einem 
von  gurges  abgeleiteten  worte  gorg-ozzo,  welches  dicke  gur- 
gel  heifien  könnte,  und  solche  abkürzungen  sind  üblich  (vgl. 
cenno  IJ,  auch  ist  ein  fem.  gorgozza  vorhanden,  corgozzo  hat 
Veneroni.  Andre  verweisen  auf  das  dtsche  gösse  rinne,  ca- 
nal,  daher  Schlund,  worin  ss  früh  aus  z  entstand.  Die  er- 
stere  erklärung  ist  für  die  bedeutung  befriedigender  und  hält 
sich  dabei  an  die  eignen  mittel  der  roman.  spräche,  was  im- 
mer empfehlend  ist.  Von  gozzo  leitet  man  auch  sorgozzone 
sergozzone  csub  guttur  pugnus  inflictus1  Ferrari.  Trangu- 
giare  gierig  verschlingen  mag  aus  trangorgiare  entstellt  sein. 

Granciporro  seekrebs ;  von  Cancer  und  pagurus,  mit 
Menage. 

Grascia  lebensmittel ,  auch  obrigkeit  über  die  lebens- 
mittel,  grascino  marktmeister ;  nach  Menage  vom  gr.  dyoga- 
ortxog  zum  einkauf  gehörig  (besser  von  dyogaaia  einkauf, 
gespr.  agoräsia).  In  der  bed.  fett,  schmalz  mag  es  das  fr. 
graisse  sein. 

Grasta  blumentopf ;  urspr.  sicilianisch,  vom  gr.  ydorga 
bauchwhtes  gefäfi,  wie  Pasqualino  richtig  anmerkt 


II.  a.     GREGGIO— GRIPPO.  409 

Greggio  grezzo  unbearbeitet,  roh;  woher? 

Grembo  schooß ;  offenbar  von  gremium.  Consonan- 
tiertes  i  in  gremjo  kann  kein  b  erzeugen,  dies  muß  also  ein- 
geschoben sein:  man  sagt°.  erst  grembio,  woher  noch  grem- 
biata  (nicht  grembata)  und  endlich  grembo;  eine  solche  ein- 
Schiebung  des  b  unter  gleichen  umständen  liegt  auch  in  combiato 
aus  commeatus  vor,  im  maxi,  scimbia  für  scimmia,  vendem- 
bia  für  vendemmia  u.  dgl. 

Gremire  ghermire  mit  den  klauen  packen;  vom  ahd. 
krimman  mit  schnabel  oder  krallen  hauen. 

Greppo,  chw.  grip  felsstück,  auch  ven.  grebano ;  vom 
ahd.  klep,  nhd.  klippe,  kymr.  clip?  Comask.  hat  man  für  den- 
selben begriff  grip  und  crap,  letzteres  =  chw.  crap  carp  kies; 
aber  auch  cip,  das  aus  clip  entstanden  sein  kann. 

Greto  steiniger  sand  des  ufers;  wohl  vom  ahd.  grioz, 
altn.  griot  gries.     Vgl.  gres  //.  c. 

Gretola  Stäbchen  des  käfichs;  nach  Menage  von  cra- 
tes  flechtwerk,  zunächst  wohl  vom  ahd.  crettili  körbchen  (aus 
crates).  Grelola  auch  splitter,  daher  sgretolare  zerschmettern. 

Gricciare  ein  finsteres  gesicht  machen,  dsgl.  nach  et- 
was gelüsten,  comask.  sgrizä  knirschen;  fast  unzweifelhaft 
derselben  herkunft  wie  fr.  grincer  (IL  c)  d.  h.  vom  ahd.  gri- 
mizön  knirschen,  verlangen.  Sbst.  griccio  gricciolo  fieber- 
schauer,  eig.  geknirsche. 

Grifo  s.  griffe  IL  c. 

Grill o  wunderlicher  einfall;  ist  kein  anderes  wort  als 
der  name  des  insectes,  dessen  sprünge  den  anlaß  zu  dem  bild- 
lichen ausdrucke  gaben  (vgl.  Capriccio);  ebenso  einigt  chw. 
grilla  beide  bedeutungen.  Die  redensart  il  grill o  mi  salta  (ich 
werde  wunderlich)  ist  beweisend.  Auch  das  vb.  grillare  an- 
fangen zu  sieden  (singen,  zirpen  wie  die  grille)  gehört  hieher. 

Grimo  runzlicht;  vom  ahd.  grim  grimmig,  zornig  (mit 
gerunzelter  stirne),  das  im  comask.  und  churw.  seine  alte  be- 
deutung  bewahrt  hat.  Entsprechend  stammt  sbst.  g  r  i  n  z  a  run- 
zel,  grinzo  runzlicht,  aggrinzare  runzeln  vom  ahd.  grimmisön 
grimmig  sein. 

Grinta  lomb.  finsteres  unfreundliches  gesicht,  dsglhoch- 
muth,  ven.  grinta  grimm,  zorn;  erklärt  sich  leicht  aus  ahd. 
grimmida  grimmheit,  ctyrannidas\ 

Gripp  o  s.  gripper  II.  c. 


410  II.  a.     GROMMA— GUFO. 

Gromma  Weinstein;  vgl.  Schweiz,  gründete  bodensatz, 
schwed.  grums  und  grummel  mit  ders.  bed.  Galvani  lez.  accadem. 
1.88  erblickt  darin  das  celt.  crammen  grind. 

Grongo  gongro  meeraal;  von  congrus,  yoyygog,  fr. 
congre  u.  s.  w. 

Grufolare  mit  dem  rüssel  wühlen,  mit  aufgeworfenem 
rüssel  grunzen;  muthmaßlich  vom  it.  grifo  rüssel,  aber ,  we- 
gen des  radicalen  u  für  i,  mit  einmischung  von  grugnire  grunzen. 

Gruzzo  grüzzolo  häufe  zusammengetragener  dinge,  wal. 
gruetzi;  wohl  deutscher  herkunft,  vgl.  Schweiz,  grütz  gemisch 
von  allerhand  gesäme,  mhd.  grüz  u.  dgl. 

Gualcare  (in  einigen  wbb. ,  romagn.  gvalche)  durch 
stampfen  bearbeiten;  vom  ahd.  walchan,  nhd.  walken.  Abgel. 
gualchiera  Walkmühle.  Auch  Frankreich  ist  das  wort  nicht 
unbekannt:  altfr.  g  au  eher,  dauph.  gouchier  =  gualcare,  alt  fr. 
gauchoir  ==  gualchiera. 

G  u  a  1  c  i  r  e  zerknittern,  zerknetschen ;  vom  ahd.  walzjan 
volvere,  vellicare,  nhd.  wälzen  (unvorsichtig  hin-  und  herwen- 
den und  drehen). 

Gualdana  streif zug  von  r eitern  auf  feindliches  gebiet 
Dante  Inf.  22,  5,  trupp  Soldaten ;  nach  Schmeller  IV.  66  vom 
mhd.  woldan  kriegssturm  u.  dgl.  (einen  woldan  riten).  Über 
des  deutschen  Wortes  Ursprung  s.  Schmeller,  vgl.  auch  Du- 
cange  v.  gualdana. 

Guancia  wange;  vom  ahd.  wanga  wanka,  aber  eigent- 
lich würde  nur  eine  form  wankja  genügen.  Merkwürdig  ist 
das  gleichbed.  neap.  guoffola  vuoffula:  entstand  es  aus  lat. 
offula  mit  umgekehrter  begriff's entwicklung  wie  bei  bucca  1) 
backen  2)  bissen?  oder  ist  es  gleichfalls  germanischer  her- 
kunft, ahd.  hiufila  ?  Der  anlaut  g  =  h  (s.  unten  gufo)  spricht 
für  letzteres,  die  vocale  scheinen  mehr  für  ersteres  zu  sprechen. 

G u  a 1 1 er  a  s.  guetre  IL  c. 

Gudazzo,  nur  mdartl.  (cremon.  comask,  gudazz)  tauf- 
zeuge, pathe,  fem.  gudazza;  vom  ahd.  gotti  Vocab.  opt.,  fem. 
gota,  nhd.  gothe.  Merkwürdig,  weil  es  buchstäblich  angoth. 
gudjajpnesfer  erinnert,  vgl.  Grimms  myth.  p.  86,  merkwürdig 
auch  schon,  weil  ein  wort  dieser  bedeutuug  aus  dem  deut- 
schen gezogen  ward. 

Gufo  ohreule;  vom  gleichbed.  ahd.Mf  hüvo,  wie  schon 
JAuratori  meinte,  mit  vertauschung  des  gutturalen  anlautess 


H.a.     GUITTO— INTÜZZARE.  411 

wie  dies  in  garbo  (s.  oben),  vielleicht  auch  im  neap.  guoffola 
(s.  guancia)  der  fall  ist. 

Guitto  schmutzig,  filzig;  von  unbekannter  herkunft. 

Guizzare  sguizzare,  ven.  sguinzare,  mail.  sguinzä  fort- 
schlüpfen, hin  und  herfahren;  vom  mdartl  dtschen  witsen 
witschen,  vgl.  die  ndd.  redensart  wits  was  he  weg  Brem.  wb., 
Frisch  v.  wits  11.453. 

I. 

Increscere  rincrescere  unpers.  verbum,  verdrießen, 
chw.  ancrescher;  nach  Ferrari  und  Muratori  von  ingravescere, 
wozu  allerdings  die  bedeutung  passt,  nach  F.  Pasqualino  noch 
besser  von  aegrescere.  Aber  warum  soll  es  nicht  das  lat, 
increscere  sein,  da  es  doch  mit  dem  einfachen  it.  crescere 
gleiche  flexion  hat?  m'incresce,  mi  rincresce  es  wächst  mir 
auf,  wird  mir  zu  viel,  wie  mhd.  mich  be-vilt.  Auch  der  altfr. 
spräche  war  dies  verbum  bekannt:  mult  li  encroist  Brut  II. 
215.  Darum  kommt  es  auch  im  franz.  mlatein  vor:  nomina 
concubinarum  . .  .  increvit  huic  chronicae  inseri  Fredegar,  s. 
Ducange;  ejus  dissoluta  conversatio  Omnibus  increverat  Act. 
SS.  Oct.  1. 1. 468;  reincrescere  findet  sich  Cap.  Car.  Calv.  tit.  45. 

lndarno,  adverb  für  lat.  frustra;  aus  dem  slav.  darmo 
darom  d.  i.  lat.  dono,  gratis,  s.  Grimm  III.  107. 108,  vgl  wal. 
in  dare  zum  geschenk,  altit.  a  dono  Poet.  d.  pr.  sec.  II.  79. 
Aber  auch  die  altfr.  spräche  hat  etwas  ähnliches,  das  denn 
aus  dem  ital.  herrühren  muß:  en  dar  oder  en  dart  Sept  sag. 
p.  68,  Theätre  fr.  p.  p.  Michel  p.  61.  96,  Chr.  de  Ben.  glossar. 
Auffallen  muß  freilich  ein  slav.  adverbium  in  einer  spräche, 
die  sonst  nicht  aus  dieser  quelle  schöpfte. 

Innesto  nesto  pfropfreis,  innestare  nestare  pfropfen; 
von  insitus  eingefügt,  eingepfropft,  daher  it.  insetare  und  für 
ins'tare,  zur  meidung  der  härte,  inestare,  wie  Castelvetro  ein- 
leuchtend auseinandersetzt. 

Intridere  einreiben;  von  interere,  entsprechend  con- 
quidere  von  conquirere. 

Intuzzare  rintuzzare  1)  die  spitze  umschlagen,  stumpf 
machen,  2)  dämpfen,  zähmen.  Herkunft  aus  intundere  intu- 
sus  ist  trotz  der  übereinstimmenden  bedeutungen  eine  gramma- 
tische Unmöglichkeit,  nur  intusare  intugiare  konnte  daraus  ent- 


«2  H.a.    ISCHIO— LAVEGGIO. 

stehen.  Eher  dürfte  das  dtsche  stutzen  (abstumpfen)  in  er- 
wägung  kommen.  Was  hindert  aber,  in  tuzzare  ein  mit  i 
abgeleitetes  participialverbum  tut-iare  von  tutus  (inf.  tueri) 
anzunehmen,  wie  es  denn  in  seiner  zweiten,  vielleicht  grade  der 
ursprünglichen  bedeutung,  mit  at-tutare  genau  zusammentrifft  ? 

Ischio  eschio  hageiche;  von  aesculus. 

Izza  zorn,  unwille;  fügt  sich  zum  ahd.  hiza,  nhd.  hilze. 
Aber  ad-izzare  a-izzare,  com.  ezzä,  altfr.  hesser  anrei- 
zen, besonders  die  hunde,  passt  zum  nhd.  hetzen,  ndd.  hitsen, 
wie  auch  ven.  uzzare,  veron.  uzzä  zum  mundartlichen  hutzen. 
S.  Dief.  goth.  wb.  11.  511. 

L. 

Lacca  tiefer  grund  (bei  Dante);  nach  Muratori  vom 
ahd.  lahha  kleiner  sumpf,  lache,  daher  tiefe.  Nach  ihm  hat 
auch  lacca  in  der  bed.  kniekehle  als  etwas  vertieftes  densel- 
ben Ursprung;  eine  passendere  bedeutung  aber  bietet  das  gr. 
Idxxog  grübe,  loch,  vgl.  layrj  das  graben. 

Ladin  o  latino  leicht,  bequem,  chw.  ladin  schnell;  eig. 
lateinisch  (romanisch)  s.  v.  a.  verständlich,  daher  zugänglich: 
latino  di  dar  audienza  facilis  alloquio. 

Lamicare  rieseln,  fein  regnen;  wohl  für  lambicare  ein 
wenig  belecken  oder  bespühlen,  vgl.  sp.  lamer  (von  lambere) 
ein  wenig  waschen.  Dazu  stimmt  das  bask.  lambroa  Sprüh- 
regen, woneben  kein  sp.  1  ambro  statt  findet. 

Lampione  lampone  himbeere,  piem.  ämpola,  com.  am- 
pöi,  chw.  ompchia ;  ist  das  Schweiz,  ombeer,  in  andern  mund- 
arten  hombeere  himpel-beere. 

Lasca  ein  fisch,  barbe;  entstellt  aus  Xsvxi'oxoq  Weiß- 
fisch (Menage). 

L  a  s  c  i  o  s.  laisse  IT.  c. 

Lava,  daher  fr.  lave,  eine  geschmolzene  materie,  die 
aus  vulcanen  strömt;  =  neap.  lava  regenbach,  der  die  Stra- 
ßen überfiuthet,  von  lavare. 

Lavagna  schiefer;  vom  dtschen  leie,  alts.  leia  Schmel- 
lersgloss.  sax.,  ndl.  lei  (kymr.  llech,  gael.  leac)  mit  gl.  bed.; 
lavagna  steht  also  für  la-agna,  dtsch  ei  =  rom.  a. 

L  a  v  e  g  g  i  o  kohlentopf,  pfanne;  gleichsam  lebetium  von 
leb  es  handb  ecken  (Ferrari  u.  a.). 


H.a.    LAZZO— LOPPA.  413 

Lazzo  herb;  nach  Castelvetro  von  acidus  (wie  sozzo 
v.  sucidus)  mit  agglutiniertem  artikel,  was  sonst  bei  adjecti- 
ven  schwerlich  vorkommt,  und  doch  ist  dies  leichter  anzuneh- 
men als  etwa  Umstellung  von  acidulus  in  laciduus,  da  hier 
kein  anlautender  consonant  das  1  an  sich  ziehen  konnte.  Merk- 
würdiger weise  besitzt  der  Baske  für  denselben  begriff  das 
den  angranzenden  roman.  mundarten  ganz  unbekannte  latzä 
lachä,  s.  darüber  Astarloa  apol  p.  74. 

Leggiadro  gewandt,  zierlich ;  für leggiardo  von  levis, 
gleichsam  leviardus,  ebenso  bugiadro  bugiardo,  linguadro  (Ve- 
neroni)  neben  linguardo. 

Leggi'o  pult,  mlat.  legivum;  von  legere,  wie  gr.  Xo- 
yuov  von  Xsystv. 

L  e  r  c  i  o  schmutzig,  g  u  a  1  e  r  c  i  o  gualerchio  1)  schmut- 
zig, 2)  schielend. 

Lessare  kochen,  sieden;  mlat.  lixare  laugen,  von  lix 
lauge.    Zsgs.  bislessare  wallen. 

Le  tarne  dünger,  auch  altspan. ;  von  laetamen,  dies  von 
laetare  fruchtbar  machen.  Isidorus  nennt  es  ein  vulgäres  wort: 
fimus  . . .  quod  vulgo  laetamen  vocatur ,  es  war  also  wohl 
volksüblicher  als  das  erste. 

Lezia  lezio  Ziererei;  von  delicia  kostbarkeit. 

Lezzo  gestank,  lezzare  stinken.  Entstehung  aus olere 
beweist  die  form  olezzare;  lezzo  muß  also  aus  dem  stamme 
ol  in  olor  erwachsen  sein,  vgl.  dasselbe  suffix  in  rezzo  für 
orezzo  von  ora  aura. 

L  i  g  i  o  s.  lige  U.  c. 

Lira  eine  münze;  von  libra  pfund,  fr.  livre,  ebenso  bere 
aus  bibere. 

Loja  koth,  schlämm;  unmöglich  von  lutum,  wie  Menage 
meint,  möglich  von  alluvies  ausgetretenes  wasser,  vgl.  densel- 
ben ausfall  des  v  in  Bojano  von  Bovianum.  Aber  auffallend 
ist  die  buchstäbliche  Übereinstimmung  mit  dem  glbd.  bask.  loya, 
das  der  Spanier  nicht  kennt. 

Lonza  fleischichtes  ende  von  köpf  und  pfoten,  das  an 
dem  feile  geschlachteter  thiere  zurückbleibt;  eher  vom  ahd. 
lüntussa  fett,  speck,  als  vom  fr.  longe  lendenstück. 

L  o  n  z  o  schlaff;  vgl  mhd.  lunz  schläfrigkeit,  bair.  lunzet 
schläfrig,  so  wie  mndl.  lompsch  träge,  hd.  luntsch  Frisch  L  628K 

Loppa,  lomb.  lop  (mj  hülse  des  kornes9  spreu;  nach 


414  H.a.    LÜCHINA— MACCHERONE. 

Menage  vom  gr.  lonbq  hülse,  schale,  woher  auch  das  gleich- 
bed.  1  o  IIa  für  loppola.  Das  von  Ferrari  erwähnte  lova  stimmt 
eben  so  wohl  zu  Xonög  oder  loßög.  Diefenbach  goth.  wb.  IL 
154  stellt  loppa  zu  obd.  lauf  fruchthülse,  aber  p  scheint  sich 
hier  nicht  in  f  fügen  zu  wollen. 

Luchina  moden.  falsche  er  Zählung;  vom  ahd.  lugina 
lüge  (Muratori). 

Lugänega  mail.  ven.  eine  art  wurste,  piem.  lugani- 
ghin;  lat.  lucanica,  weil  sie  ursprünglich  aus  Lucanien  kam. 
Das  andenken  derselben  hat  sich  auch  im  bask.  lukhainca  be- 
wahrt.    Span,  longaniza  ist  andrer  herkunft,  s.  IL  b. 

Luglio  monat  juli;  von  Julius,  etwa  zu  deutlicherer 
Scheidung  von  giugno  (juni)  so  gebildet  ?  Seltsam  nähert  die 
piem.  mundart  die  namen  beider  monate  wieder  in  ihrem  ans- 
taut, giugn,  lügn.     Vgl.  juillet  IL  c. 

Lulla  halbmondförmiges  brettchen  im  boden  des  fasses; 
zsgz.  aus  lunula. 

M. 

Macäri  magari  magara  (volksmäßig)  interj.  für  lat.uti- 
nam;  vom  gr.  /uayMQiog  glücklich  (neugr.  jLiaxdQi),  vocat.  /u,a- 
xdgte.  In  dem  ältesten  ital.  Hede,  von  Ciullo,  hat  es  die  bed. 
einer  einräumenden  partikel:  macara  se  dolesseti  wenn  du 
dich  auch  betrübtest;  und  so  braucht  der  Walache  macär  ce, 
der  Serbe  makar,  der  Albanese  mäcar.  Dem  Churwälschen 
steht  das  wort  gleichfalls  zu  geböte:  magari  ca  ei  fuss  bucca 
ver !  wäre  es  nur  nicht  wahr !  Die  neuprov.  mundarten  schei- 
nen es  aus  Italien  eingeführt  zu  haben,  da  es  der  alten  sprä- 
che noch  fremd  war.  Ob  die  altsp.  concessivpartikel  maguar 
maguer  maguera  (mager  de  pie  wenn  auch  zu  fuße  P.  d.  Cid 
755)  derselben  herkunft,  oder,  wie  Sanchez  will,  aus  fr.  mal- 
gre  maugre  entstellt  sei,  mag  noch  erwogen  werden;  ein  pg. 
maguer,  aus  dem  12.  jh.,  bringt  S.  Rosa  bei. 

Maccherone,  ven.  macarone  (nur  im  plur.  üblich)  ge- 
rollte nudel.  Man  leitet  es  theils  aus  dem  it.  macco  bohnen- 
brei  oder  dem  vb.  maccare  stampfen,  theils  aus  einem  spä- 
teren griech.  Worte  bei  Resychius  /Liay.aQia  'ßgoo/Lia  sx  ^co/uov 
xai  dXcpiTcov  speise  aus  brühe  und  gerstengraupen,  eig.  Selig- 
keit (daher  höchst  leckere  speise  ?),    Aus  letzterem  konnte  es 


H.a.    MACCU— MALTA.  415 

leichter  erwachsen,  da  es  hier  keines  vermittelnden  gliedes  be- 
durfte, übrigens  war  der  wortstamm  auch  in  Italien  einhei- 
misch (s.  den  vorigen  artikel) ;  zwischen  macco  aber  und  mac- 
cherone  müste  man  maccaria  annehmen,  das  allerdings  die 
neap.  mundart ,  wenn  auch  in  anderer  bedeutung ,  kennt  (s, 
macco  L). 

Maccu  sard.  thöricht,  einfältig;  vom  glbd.  maccus  bei 
Apulejus  apol :  isti  .  .  .  macci  prorsus  et  buccones  videbun- 
tur,  eig.  der  name  des  narren  in  den  atellanen.  *Die  volks- 
mäßigkeit  des  Wortes  in  der  bemerkten  mundart  bezeugen  zahl- 
reiche derivata. 

Mäcina  raäcine  mühlstein,  macinare,  wal.  macinä  mah- 
len; von  ma china  künstliches  Werkzeug.  Bassa  cum  forno,  ma- 
cinä et  rota  hat  schon  eine  Urkunde  vom  j.  650,  macinarius 
eine  Inschrift,  s.  Muratori.  Von  macina  kommt  macigno 
bruchstein,  gleichsam  machineus. 

Maciulla  hanf breche;  nicht  von  machina.  Dasselbe 
Werkzeug  heißt  altfr.  maque  (s.  macco  Ij,  welches  it.  macca 
wäre  (vgl  ammaccare  zerquetschen),  dimin.  macchi-ciulla  zsgz. 
maciulla:  ebenso  aus  fanti-cello  fanciullo.  Oder  von  mazzo 
schlaget  ?  aber  die  erste  etymologie  ist  für  die  sache  bezeich- 
nender. 

Madia  backtrog;  vom  lat.  magis  mägidis  mit  gl.  bed., 
auch  mägida,  franz.  im  Jura  maid,  norm,  met  (m.),  wall,  mai, 
pic.  maie.  Aber  aus  /uäxiga  ist  neap.  matra,  mail  marna, 
neupr.  mastra,  vb.  wall,  mairi  hneten. 

Maggese  brachfeld;  vom  it.  maggio  mai,  weil  in  die- 
sem monat  das  feld  umgebrochen  wird,  mail.  maggengh. 

Magone  moden.  kröpf  der  vögel;  vom  ahd.  mago,  nhd. 
magen,  s.  Muratori  antiqq.  ital.  IL  col.  1005.  Das  churw.  ma- 
gün  hat  die  deutsche  bedeutung ;  das  ven.  piem.  magon  so  wie 
das  gen.  magun  ärger,  groll  nahmen  dieselbe  richtung  wie  das 
lat  stomachus. 

Majölica  unächtes  porcellan;  vom  namen  der  insel 
Majorca,  wo  es  gefertigt  ward. 

Mali'a  hexerei,  maliardo  zauberer;  von  malus  zaube- 
risch, bei  Virgil  ecl.  7,  28  ne  vati  noceat  mala  lingua  futuro. 

M  a  1 1  o  grüne  nußschale ;  =  fr.  malle  behälter  ? 

Malta  schlämm;  nach  Ferrari  u.  a.  =  lat.  maltha  mör- 
tel,  bergtheer,  welche  bed.  im  churw.  maulta  molta  fortdauert. 


416  H.a.    MAMMONE— MARANGONE. 

Für  malta  sagt  der  Lombarde  molta  und  dies  erklärt  sich  Ca- 
stiglione  fascic.  III.  p.  42  aus  dem  goth.  mulda,  ahd.  molta. 
Vgl  auch  motta  I. 

Mammone,  eig.  galtomammone  meerkatze  ;  ein  aus 
dem  osten  eingewandertes  wort:  gr.  /m/uw,  mittel-  und  ngr. 
juaLjLiov,  wal.  moime  meimuce,  alban.  türk.  maimun,  ungr.  ma- 
jom  äffe. 

M  a  n  c  i  a  trinkgeld.  Mcht  unmittelbar  aus  manus ,  es 
ist  das  m\at.  manicium  (von  manica),  plur.  manicia ,  hand- 
schuh,  ermel.  Handschuhe  im  sinne  von  angeld  oder  hand- 
geld  kennen  alle  roman.  sprachen,  it.  guanto,  paraguanto,  sp. 
guantes,  fr.  gants,  vgl.  altfr.  gans  bei  Roquefort,  so  auch  pg. 
luvas  trinkgeld.  Zu  erinnern  ist  aber  auch,  daß  im  mittel- 
alter  ermel  als  geschenke  dienten  oder  geschenke  daran  be- 
festigt wurden,  s.  J.  Grimms  abh.  über  schenken  und  geben, 
vgl.  sp.  mangas  in  der  bed.  gefalle,  sportein.  Abgel.  manciata 
handvoll,  eig.  handschuh  voll. 

Manigoldo  henker  (sp.  manigoldo  bei  Seckendorf). 
Richtig  ahndete  Muratori  deutsche  herkunft ,  ohne  sie  nach- 
weisen zu  können.  Manigoldo  trifft  zusammen  mit  dem  ahd. 
eigennamen  Manogald  Managolt  (noch  jetzt  mangold  als  pflanze), 
worin  das  wort  menni  (plur.)  halsband  enthalten  zu  sein  scheint 
(Grimm  III.  453),  so  daß  managold  manigoldo  den  mit  dem 
halsbande,  scherzweise  den  henker,  bedeuten  würde.  Vielleicht 
ist  sogar  jener  deutsche  eigenname  Manogald  durch  roman. 
einfluß  entstellt  aus  Mano-walt  der  des  halsbandes  waltet.  Itali- 
sche mundarten  besitzen  auch  das  ahd.  menni :  com.  men,  gen. 
menu  halsband  des  hundes;  so  wie  das  nhd.  mangold:  com. 
menegold,  mail  meregold,  piem.  manigot  lattich. 

Manna  s.  mana  II.  b. 

Manna  ja  beil  des  Scharfrichters,  lomb.  manara ,  chw. 
manera;  vom  lat.  adj.  manuaria,  weil  es  mit  zwei  händen  ge- 
führt wird  (Muratori).  Die  casseler  glossen  geben  manneiras 
für  das  deutsche  parta;  sonst  findet  sich  im  mlatein  manuaria, 
synonym  mit  dextrale. 

Mäntaco  mäntice  blasbalg,  bei  Papias:  follis  evulgo' 
manticum  fabri;  von  mantica  quersack,  ranzen.  Die  caU  sprä- 
che kennt  mancha  =  sp.  fuelle. 

Marangone  taucher,  lomb.  margon;  von  mergus,  das 
sich  in  maragone  marangone  erweiterte  (vgl.  fagotto,  mit  ein- 


H.a.    MARASCA— MEZZO.  417 

geschobenem  n  fangolto).  Das  prov.  wort  ist  margulh,  das 
port.  margulhäo. 

Marasca  Sauerkirsche;  neben  amarasca,  von  amarus, 
auch  amarina  genannt. 

M  a  r  e  m  m  a  seelandschaft,  altfr.  marenne ;  von  maritima. 

Marza  pfropfreis ;  von  martius,  weil  das  pfropfen  ge- 
wöhnlich im  märz  geschieht  (Crusca). 

M  a  ss  o  großer  tief  in  der  erde  liegender  stein;  von  massa 
klumpen. 

Matto  thöricht ,  närrisch.  Zur  deutung  desselben  hat 
man  Wörter  aus  verschiedenen  sprachen  herangezogen,  haupt- 
sächlich folgende.  Griech.  ^diuiog  gleichbed. ,  jedoch  formell 
ungenügend,  da  es  sich  in  mäteo  mazzo  verwandelt  haben 
würde:  man  müste  ^avög  annehmen,  hat.  mattus  oder  matus 
betrunken,  bei  Petronius  (plane  matus  sum,  vinum  mihi  in 
cerebrum  abiit  sat.  41),  scheint  der  bedeutung  nicht  zu  genü- 
gen. Das  von  Muratori  aufgestellte  deutsche  matz  heifit  un- 
geschickter mensch,  tölpel,  s.  Frisch  I.  652c,  und  mag  eher  im 
glbd.  comask.  mat  seinen  abdruck  gefunden  haben.  Das  aus 
dem  Schachspiel  genommene  adj.  mat,  das  im  altprov.  nieder- 
geschlagen,  kraftlos,  im  neuprov.  thöricht  heifit,  würde  mit 
diesem  begriffsüb  er  gange  das  gleiche  ereignis  im  ital.  anneh- 
men lassen,  wäre  die  Identität  des  alt-  und  neuprov.  Wortes 
unzweifelhaft.  So  hat  jenes  matlus  noch  den  Vorzug  als  ita- 
lisches wort,  dessen  bedeutung  (betrunken,  benebelt,  daher  un- 
vernünftig, sinnlos)  wenigstens  nicht  weiter  abliegt  als  die  der 
beiden  letzteren.  Ob  es  nun  sei  =  madidus  oder  =  /naz6g9  ist 
hier  nicht  zu  untersuchen. 

Meliaca  muliaca  aprikose;  von  armeniaca  aprikosen- 
baum. 

Melma  schlämm;  ahd.  melm  staub,  goth.  malma. 

Melo  apfelbaum;  von  malus,  eine  scheideform  wegen 
malum  (übel),  zufällig  zusammentreffend  mit  gr.  fzijlov,  übri- 
gens von  hohem  alter:  malum  melum  in  einem  glossar,  hs. 
aus  dem  7.  jh.  s.  Class.  auct.  VI.  532?>. 

Menno  castrat ;  sehr  zweifelhaft,  ob  von  minimus,  wie 
Menage  vermuthet. 

Mercorella  marcorella  bingelkraut;  von  mercurialis, 
sp.  mercurial  (fr.  mercoret  Nemnich). 

Mezzo  (mit  geschlossenem  e  und  scharfem  zz)  weich, 

27 


418  H.a.    MIMMA— MÖRBIDO. 

welk;  von  mftis,  woraus  man  ein  neues  adj.  mltius  (verkürzt 
mitjus  mezzo)  abgeleitet  haben  muß,  vgl.  oben  fujo.  Für  ra- 
dicales  i  zeugt  auch  das  cremon.  mizz,  neap.  gen.  nizzo,  mail 
nizz. 

Minima  s.  mimo  IL  6. 

Minchia,  lat  mentula ,  daher  minchione  tölpel,  wie 
das  synonyme  pincone  von  pinco   oder  coglione  von  coglia. 

Minestra  suppe,  minestrare  die  suppe  anrichten;  von 
ministrare  auftragen  bei  tische,  so  daß  minestra  etwas  an- 
gerichtetes heißt,  vgl.  altit.  (venez.)  deo  m'a  dao  in  quest  mondo 
capon,  salvadhesine  (salvaggine) ,  formagio  e  ove  e  pisci  e 
specie  oltramarine:  adonca  eo  vojo  (voglio)  usar  de  quelle 
menestre  fine  (speisen,  gerichte)  s.  Bonvesin  ed.  Bekker  (de 
anima  et  corp.J. 

Mo,  neap.  mone,  com.  ammö,  sard.  moi  immoi,  wal. 
amü,  partikel  mit  der  bed.  ceben  jetzt',  von  modo ;  venez.  mojä 
von  modo  jam»  Eine  glosse  des  grammatikers  Placidus  sagt: 
mu  adhuc,  consuetudine  est  s.  Class.  auct.  III,  eine  andre  mon, 
in  momentum  VI.  534a,  wofür  A.  Mai  mox  vermuthet. 

M o  c ci  o  sbst.  von  mucus  muccus,  eig.  vom  adj.  mucceus, 
daher  mocceca  und  moccicone  pinsel,  gimpel,  wie  gr.  /lwxoq, 
ßlsvvog ,  xoqv^gov.  Unmittelbar  aus  muccus  aber  entsprang 
m  o  c  c  o  1  o  lichtstümpfchen,  urspr.  wohl  nur  lichtschnuppe  (wo- 
für jetzt  moccolaja  gilt),  eig.  das  von  der  kerze  abgeschnäuzte. 
Span,  moco  hat  die  bed.  von  muccus  und  moccolaja,  piem. 
moch,  neupr.  mouc  mouquet  die  von  moccolo. 

Moco  eine  pflanze,  wicke,  mochus  in  der  botanik ;  un- 
bekannter herkunft. 

M  o  g  i  o  s.  murrio  IL  b. 

Mondualdo,  auch  manovaldo  Poet.  d.  pr.  sec.  1.202 
Vormund;  vom  mlat.  mundualdus  =  ahd.  muntwalt  Graff  1. 813, 
vgl  unser  anwalt.  c Mundwald  ist  einer  der  das  mundium  über 
andre  hatte'  Leo's  gesch.  v.  Italien  1. 101.  Die  form  manovaldo 
für  monovaldo  erklärt  sich  aus  einmischung  des  rom.  mano 
hand,  vgl.  mainbour  IT.  c 

Mörbido  mörvido  weich,  weichlich.  Nach  Muratori 
entweder  vom  dtschen  mürbe  oder  vom  lat.  morbidus  krank, 
indem  kranke  fruchte  sich  weich  anfühlten.  Die  letztere  eine 
vollständigere  form  gewährende  etymologie  wird  durch  das  sp. 
mörbido,  das  die  lat.  und  ital  bedeutung  vereinigt,  unterstützt. 


ILa.    MORFIRE— NIBBIO.  410 

Morfire  tüchtig  fressen,  schroten,  sbst.  morfia  fresse, 
maul,  vb.  altfr.  morfier  Carpentier;  vom  mndl.  morfen,  mhd. 
murpfen  abfressen,  s.  über  das  deutsche  wort  Frisch  1.675c, 
Aber  smorfia  Verzerrung  des  gesichtes ,  welches  derselben 
Herkunft  sein  dürfte,  erklären  andre  aus  dem  gr.  {iOQcp?j  ge- 
stall,  Schönheit. 

Mortella  heidelbeerstrauch;  von  myrtus,  woher  auch 
mir  tili  o  heidelbeere. 

M  o  s  c  i  o  n  e,  ven.  musson,  dimin.  romagn.  musslen,  limous. 
moustic  kleines  geflügeltes  insect;  nicht  von  musca,  sondern 
von  mustum,  weil  es  zur  zeit  des  mostes  in  den  Weinkellern 
entsteht,  musca  cellaris  bei  Linne  (s.  Morri  voc.  romagn.'),  da- 
her moscione  auch  säufer  bedeutet.  Schon  Isidorus  kennt 
das  wort  als  ein  volksübliches :  bibiones  sunt  qui  in  vino  na- 
scuntur,  quos  cvulgo'  mustiones  a  musto  appellant  12,  8,  16* 
Mit  bibio  aber  verwandt  ist  das  picard.  biberon  s.  v.  a.  mou- 
cheron. 

Moz'zo  nabe  des  rades;  von  modius  für  modiolus,  in 
einem  glossar  muzolus  Graff  IL  995,  vgl.  mozolus  Ducange. 
Aus  dem  diminutiv  stammt  auch  das  fr.  moyeu. 

Mucchio  häufe.  Die  übliche  herleitung  aus  monticu- 
lus,  so  daß  es  für  monchio  stände,  setzt  eine  starke  zusam- 
menziehung voraus,  doch  erlitt  auch  conchylium  in  cochiglia 
einen  ausfall  des  n  vor  einem  guttural,  freilich  in  unbetonter 
sylbe.  Zu  erwägen  ist  aber  noch  mutulus  in  der  L.  Rip.  (erä- 
haufe  oder  dämm?  s.  Ducange),  worin  mucchio  seinen  mlat 
ausdruck  gefunden  zu  haben  scheint,  und  sp.  mojon  //.  b. 

M  u  g  n  a  j  o  s.  mouetle  //.  c. 

Mumiar  modenes.  ohne  zahne  kauen;  nhd.  mummeln, 
engl  mumble  (Muratori). 

Muzzo  sauersüß. 

N. 

Nasso  eibenbaum;  unbekannter  Herkunft. 

Nastro  band,  comask.  nästola,  wallon.  näle;  vom  ahd. 
nestila  schleife  u.  dgl,  nhd.  nestel,  wie  schon  Ferrari  aufstellt. 

Neo  muttermal;  von  naevus. 

N  i  b  b  i  o  hühnergeier,  auch  dauph,  nibla ;  wird  aus  mil- 
vus  milvius  gedeutet,  bei  dem  leichten  übergange  des  m  mn 
und  des  v  in  b  nicht  unpassend. 


430  H.a.    NICCHIO— ONTANO. 

Nicchio  muschel;  von  mytilus  eßbare  muschel,  wie 
secchia  von  situla,  vecchio  von  vetulus  ;  wegen  des  anlautes  vgl 
nespola  aus  mespilum.  So  mit  recht  Ferrari,  wogegen  Bolsa 
es  aus  dem  dtschen  Schnecke  leitet.  Nach  der  1.  decl.  bildete 
man  daraus  n  i  c  c  h  i  a  muschelartige  Vertiefung  in  der  mauer, 
daher  fr.  niche  (f),  und  aus  diesem  sp.  pg.  nicho,  nhd.  iri- 
sche. Auch  das  vb.  rannicchiare  zusammenziehen,  sich  ein- 
krümmen [wie  die  muschel)  gehört  hieher. 

Nichetto  niccolino  ein  edelstem;  von  onyx  onychis, 
sp,  onique,  cat.  oniquel. 

Nimo  (in  volksmundarten) ,  sard.  mit  angefügtem  s  (wie 
etwa  in  cummegus  =  it.  con  meco)  nemus,  pronom.  niemand, 
auch  wal.  nime  nimenea;  von  nemo. 

Nitrire  wiehern;  wmhinnitus,  verstärkt hinnitrus,  ani» 
trire  von  adhinnire  (adhinnitrus). 

N  o  c  c  a  knöchel,  mittleres  gelenk  des  fingers ;  nicht  von 
nux  nucis,  augenscheinlich  das  mhd.  knoche,  nhd.  knochen,  mit 
abgestoßenem  k,  da  die  ital.  spräche  kein  anlautendes  cn  dul- 
det. 'Knoche  mag  mehr  gelenk  als  bein  bedeutet  haben'  Grimm 
über  diphthonge  p.  28.     Vgl.  auch  Grandgagnage  v.  nokeie. 

Nocchio  stein  im  obste,  knorren;  von  nucleus,  sp. 
nucleo. 

Novero  zahl,  vb.  annoverare;  von  numerus,  numerare, 
wiewohl  der  übertritt  des  m  in  v  zwischen  vocalen  durchaus 
unüblich  ist 


o. 

Ogni  pronomen,  alt  onni,  von  omnis.  Das  zu  gn  er- 
weichte nn  hat  vielleicht  in  der  zss.  ogn-uno  =  omni-unus, 
wenn  nicht  in  dem  veralteten  ogna  aus  omnia  (s.  Blanc  326) 
seinen  grund.  Ein  altvenez.  denkmal  (Bonvesin  ed.  Bekker) 
schreibt  omia  persona,  omia  ben,  omi-unca  mal  jedes  übel. 

Oibö,  com.  aibai  interj.  ei  was!  ei  bewahre!  scheinen 
die  Italiäner  den  Griechen  abgelernt  zu  haben,  denen  aißol 
ein  ausruf  des  Unwillens  ist:  den  übrigen  Romanen  fehlt  sie 
darum. 

Ontäno  erle.  Sollte  es  aus  dem  collectiv  alnetum,  sp. 
alnedo,  fr.  aunaie  entstanden  sein,  indem,  wie  in  topo  aus 
talpa,  al  sich  in  o  umgebildet  hätte,  so  daß  es  auf  alnetanus 


H.a.     OPPIO— PANTALONE.  481 

zurückgienge?  auch  das  sp.  helecho  entsprang  aus  dem  col- 
lectiv  filictum.  Das  venez.  wort  ist  onäro,  das  mail  olnizza 
onisc,  offenbar  von  alnus. 

Oppio  masholder;  von  opulus  ein  unbestimmter  bäum, 
bei  Varro. 

Örafo  goldschmied;  von  aurifex. 

Orbacca  lorbeere;  für  lorbacca  von  lauri  bacca,  s. 
Rom.  gr.  I.  240. 

Östico  herb  von  geschmack;  von  uvotoq  trocken,  wo- 
her avoTtjQÖQ  herb  (Menage). 

Otta  zeitpunct,  stunde,  zumal  in  compositis  wie  allotta, 
talolta,  auch  moltotla  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  328  (veraltet),  Ent- 
stehung aus  hora,  das  etwa  oda  geben  konnte,  ist  nicht  an- 
nehmbar. Möglicher  weise  aber  entsprang  es  aus  dem  goth, 
uht  (nur  in  abll.)  rechte  zeit,  y.aigogJ  ahdL  uohta  frühzeit,  altn. 
otta  die  zeit  der  drei  ersten  tagesstunden.  Ein  anderes  ital. 
wort,  dotta,  dem  ganz  die  bed.  xaiyög  zusteht,  könnte  aus 
einem  adverbialen  d'otta  zusammengesetzt  sein. 

fi 

P. 

P  a  d  u  1  e  sumpf;  bereits  in  frühester  zeit  umgestellt  aus 
palude :  padulis  in  einer  Urkunde  vom  j.  551  Marini  p.  182", 
und  später  noch  oft.  Eine  span.  form  paül  (vgl.  sard.  paüli) 
erwähnt  Cabrera,  daher  das  veraltete  paular  sumpf,  pg.  paül 
ist  bekannt.    Wal.  padüre  wald  stimmt  buchstäblich  zu  padule. 

P  a  1  a  s  c  i  o  art  säbel,  alt  fr.  palache  Roquef. ;  ist  das  russ. 
paläsch,  wal  pälos,  ungr.  palos,  vgl  bair.  plotzen. 

P  a  1 1  o ne  bettler,  landstreicher,  pr.  paltom,  abgel.  it.  pal- 
toniere,  pr.  altfr.  pautonier,  daher  mhd.  paltenaere.  Die  ver- 
suchten deutungen  sind  nicht  stichhaltig ;  buchstabe  und  begriff 
werden  die  folgende  rechtfertigen.  Plautus  Bacch.  5,  2,  5  be- 
dient sich  des  iterativs  palitari  von  palari  umherschweifen,  hier- 
von it.  palitone  paltone  landstreicher :  ebenso  aus  dem  vb.  ciar- 
lare  das  sbst  ciarlone ,  aus  castrare  castrone  u.  s.  f.  Palitari 
wird  also  wohl  ein  volksübliches  wort  gewesen  sein.  In  er- 
wägung  käme  noch  das  ndd.  palte  läppen  Brem.  wb.,  palt  stück 
z.  b.  brot  KU. ,  aber  dem  lat.  stamme  gebührt  auch  hier  der 
Vorzug. 

Pantalone  eine  maske  der  ital.  bühne,  fr.  pantalon  ein 


482  H.a.    PAPE— PERITARSI. 

darnach  benanntes  Meidungsstück;  eig.  eine  venezianische  tr acht, 
die  Venezianer  aber  hatten  den  Spitznamen  pantaloni,  weil 
sie  den  heil  Pantaleon  besonders  verehrten  und  häufig  mit 
seinem  namen  getauft  wurden  (Menage).  Der  name  der  maske 
wird  also  wohl  eine  beziehung  auf  Venedig  gehabt  haben. 

P  ap  e  interject.;  vom  tat.  papae,  gr.  nanai:  so  entspricht 
occit.  babäi  dem  gr,  ßaßai,  tat  babae. 

Päpero  junge  gans;  vgl  sp.  parpar  gänsegeschrei,  na- 
turausdrücke  vom  geschnatter  des  vogels.  Diefenbach  (Hall. 
L.Z.  1844.  p.  1053)  stellt  dazu  neugr.  nama  ente.  Auch  sp. 
päparo  einfaltspinsel  ist  hieher  zu  ziehen. 

Pärgolo  pargoletto  klein ;  für  parvolo  parvoletto,  Rom. 
gr.  I.  187. 

Pastocchia  mährchen;  vom  it.  pasto,  dar  pasto  einen 
mit  Worten  unterhalten,  kirren  (Menage). 

Pazzo  unsinnig,  toll,  wüthend,  pazziare  unsinnig  sein 
u.  s.  w.  Vergebens  hat  man  dies  wort  auf  latein.  gebiete,  z.  b. 
im  verbum  patior,  gesucht,  es  scheint  deutscher  herkunft.  Ahd. 
barzjan  parzjan  (wenn  night  parzen),  mhd.  barzen,  heißt  wü- 
then,  hieraus  konnte  unmittelbar  parziare  pazziare  entsprin- 
gen, während  dem  adj.  ein  verlorenes  deutsches  adj.  zu  gründe 
lag.  Der  aus  fall  des  r  macht  kein  bedenken,  da  er  vor  z  und 
vor  dem  laut  verwandten  s  mehrfach  eintritt  (cucuzza  von  Cu- 
curbita, gazzo  vom  sp.  garzo,  pesca  von  persica,  dosso  von 
dorsum  u.  dgl).  Eine  zss.  ist  s  t  r  a  p  a  z  z  a  r  e ,  daher  sp.  estra- 
pazar,  fr.  estrapasser  strapasser,  verhöhnen,  mishandeln,  eig. 
übermäßig  narren,  sbst.  strapazzo. 

Pecora  (f.)  schaf,  schon  im  vocab.  S.  Galli  sing,  pe- 
cure,  dsgl.  in  einer  Urkunde  vom  j.  757  Murat.  antiqq.  it.  III. 
569  inter  pecoras,  ursprünglich  wohl  ein  collectiv,  schafvieh, 
nachher  auf  das  individuum  angewandt.  Im  cremon.  bezeichnet 
das  masc.  pegor  den  Widder. 

Pendice  abhang;  nach  appendice  von  pendere  gebil- 
det, alt  fr.  pendant  canhöhe*  JÄv.  d.rois  p.  179. 

P en  t o  1  a  topf;  von  pendulus  nach  Menage,  weil  er  über 
dem  feuer  schwebe.  Vgl.  pente  IL  c.  Derselben  herkunft  ist 
auch  das  adj.  penzolo  schwebend,  s.  Rom.gr.  1.229, 

P  e  r  g  a  m  o  kanzel,  hohes  gerüst;  von  pergamum  anhöhe, 
bürg,  mit  Menage. 

P  erita  r s i  (präs.  mi  perito)  sich  scheuen,  sich  schämen, 


H.a.    PERSA-PIOLETTO.  423 

In  einigen  mundarten,  z.  b.  der  venez.  cremon.  und  mail,  be- 
deutet peritare  peritä  schätzen,  taxieren,  perito  taxator,  von 
peritus;  aber  zwischen  beiden  begriffen  fehlt  der  logische  Zu- 
sammenhang. Und  so  wird  man,  da  sich  auch  dem  alten  lat 
peritare  die  bedeutung  widersetzt,  mit  Menage  auf  pauritare 
zurückkommen  müssen,  iterativ  von  paurire  (in  s-paurire), 
worin  au  oder  av  ganz  regelwidrig  in  e  geschwächt  wäre. 

Persa  majoran,  neugr.  nsQGa  ;  von  ngdacov  uqcIoov  tauch 
(Menage). 

Pevera,  in  einigen  wbb.  petriola,  mail.  pidria,  romagn. 
pidarja,  com.  pledria,  ven.  impfria  hölzerner  trichter;  nach 
Ferrari  von  impletorium,  was  den  formen  wenig  genügt. 

Pezzente  peziente  bettler;  flowpetiens  für  petens  wie 
altit.  caggente  von  cadiens  für  cadens,  oder  veggente  von 
videns.     Das  glbd.  pg.  pedinte  kann  dies  bestätigen. 

P  i  a  11  a  hobel,  piallare  hobeln ;  für  planula,  planulare,  von 
planus  eben,  planare  ebenen,  vgl.  lulla  von  lunula.  Die  ety- 
mologie  ist  von  Menage. 

Picciuolo  stiel  am  obste,  wal.  picior  fuß;  von  petio- 
lus  fußchen,  obststiel,  bei  Afranius  nach  Nonius,  auch  bei 
Celsus  und  Columella.  Mit  verändertem  sufßx  sagt  der  Spa- 
nier pezon.  Mundarten  aber  zeigen  im  inlaut  gutturales  c: 
ven.  picölo,  mail.  picöll,  piem.  picöl  =  pediculus  füßchen  zsgz. 
peculus  ? 

Pieve  landdechanei,  chw.  pleif  pfarrei,  it.  piovano,  wal. 
pleban  landdechant;  vom  mlat.  plebs  parochialkirche,  plebanus. 

Pieviale  piviale  vespermantel;  /wrpioviale  =  pluvia- 
lis  regenmantel,  nach  Ferrari  und  Menage.  So  findet  sich  i 
für  u  auch  in  pimaccio  kopfküssen  neben  piumaccio,  und  den- 
selben Wechsel  zeigt  das  entsprechende  altpg.  chimaQO  neben 
chumago. 

P  i  g  i  a  r  e  pressen ;  participialverbum  von  pinsere  pinsus, 
gleichsam  pinsiare,  wie  pertugiare  von  pertusus  pertusiare; 
nicht  von  pisare. 

P  i  g  i  o  n  e  miethzins ;  von  pensio,  fr.  pension,  ebenso  ma- 
gione  von  mansio, 

Pignatta  topf;  von  pinea,  weil  der  decket  desselben 
ehedem  die  gestalt  eines  fichtenzapfens  hatte,  wie  Muratori 
bemerkt.    Daher  entlehnt  sp.  pinata. 

Pioletto  (nur  vorhanden  im  com,  piolet)  kleines  beil; 


484  H.a.    PIOTA— POGGIA. 

diminutiv  aus  dem  aftdbialpial,  mit  Verwandlung  des  diphth. 
ia  in  io,  mhd.  bereits  bil,  nhd.  beil. 

Piota  braucht  Dante  Inf.  19,  120  für  fuß  oder  sohle: 
forte  spingava  con  ambo  le  piote,  und  so  kommt  es  auch  im 
Dittamondo  vor,  bei  andern  bedeutet  es  ein  stück  rasen.  Fer- 
rari, Menage  und  andre  etymologen  leiten  es  auf  das  umbri- 
sche  plotus  plautus  zurück,  wovon  Festus  sagt:  plotos  appel- 
lant  Umbri  pedibus  planis  [natos  ...  unde  etMacci]us  poeta, 
quia  Umber  Sarsinas  erat,  a  pedum  planitie  initio  Plotus, 
postea  Plautus  coeptus  est  dici.  Es  hieß  also  plattfüßig  und 
aus  diesem  adjectiv  oder  aus  dem  stamme  $\ot  müste  das  ital. 
Substantiv  genommen  sein.  Die  auffindung  eines  altitalischen 
Wortes  oder  Stammes  im  roman.  hat  etwas  reizendes  und  viel- 
leicht ließ  sich  die  critik  durch  die  schimmernde  reliquie  blen- 
den. Ist  piota  nicht  vielmehr  die  ital.  form  des  pr.  pauta, 
altfr.  poe  =  nhd.  pfote,  mit  eingeschobenem  1  wie  in  andern 
Wörtern?  auch  piem.  piota  und  dauph.  plauta  heißen  pfote, 
tatze.  Aber  die  bed.  rasenscholle  d.  h.  plattes  stück  einigt 
sich  schwer  mit  der  von  pauta,  leicht  mit  der  von  plotus. 
Oder  entstand  das  ital.  wort  aus  dem  adj.  piatto  platt?  vgl. 
com.  piöt  fest  getreten,  platt  getreten,  piota  Steinplatte,  mail. 
piöda  dass.  Eine  solche  entstellung  von  platta  in  piota  (nicht 
einmal  piotta)  ist  aber  für  die  Schriftsprache  nicht  anzuneh- 
men; ob  für  die  mundarten,  bleibe  dahin  gestellt. 

Pipistrello,  auch  vipistrello  vispistrello  vespistrello 
fledermaus;  durch  Versetzung  des  s  und  r  aus  vespertillus  für 
vespertilio. 

Pitocco  b etiler ;  vom  gr.mwyoc,.  Oder  etwa  von  pit 
gering,  woher  lomb.  piton  arm;  aber  die  bedeutung  schließt 
sich  genau  an  die  des  griech.  Wortes. 

Podestä  name  einer  obrigkeitlichen  person;  verdient 
erw ähnung ,  weil  es  dem  natürlichen  geschlechte  zu  gefallen 
masculin  geworden;  pr.  podestat  poestat,  sp.  potestad,  lat.  po- 
testas  (im  persönlichen  sinne)  alle  feminin. 

Poggia  seil  am  rechten  ende  der  segelstange,  daher  fr. 
pogefm.J;  vom  gr.noöiov,  dimin.  von  novg  seil  an  dem  un- 
teren zipfel  des  segeis,  in  Italien  auf  das  seil  zur  rechten  an- 
gewandt, seitdem  orza  für  das  linke  üblich  geworden;  einer 
der  ziemlich  zahlreichen  aus  dem  griech.  aufgenommenen  schiffer- 
ausdrücke. 


H.a.    POLLARE— PULCINELLA.  485 

Pollare  keimen,  quellen,  zsgs.  rampollare;  von  pul- 
lullare. 

Ponga  venez.  (neap.  in  einer  reimchronik  Mural,  an- 
tiqq.  VI.  592)  kröpf  der  vögel,  wal.  punge  beutel;  in  dieser 
letzteren  bedeutung  schon  goth.  puggs ,  altn.  pungr,  ahd.  fung 
u.  s.  w.,  dsgl.  mittelgr.  novyyrj  novyyiov,  ngr.  novyyi\  aber  aus 
welcher  quelle? 

P  o  n  t  a  r  e  puntare  auf  etwas  dringen,  sich  dagegen  stem- 
men; =  fr.  pointer  die  spitze,  den  schuß  auf  etwas  richten, 
vgl.  it.  pontar  la  lancia  contro  alcuno.  Mail,  pontä  hat  auch 
die  bed.  spitzen. 

Popone  s.  pepin  IL  c. 

Postierla  s.  poterne  IL  c. 

Pozzolana  verwitterte  lava,  woraus  ein  mörtel  be- 
reitet wird;  so  genannt,  weil  man  sie  häufig  im  bezirke  von 
Pozzuoli  findet. 

Prace  (aretinisch)  räum  zwischen  zwei  furchen;  von 
nqaoiü  gartenbeet,  nach  Redi  etimol.  ital 

Predella  fußschemel,  fußtritt,  mail.  brella ;  gewiss  vom 
ahd.  pret  =  nhd.  breit,  trotz  Ferrari' s  Widerspruch. 

Pr  e  tt  o  lauter,  rein,  unvermischt,  vino  pretto  vinum  me- 
rum;  durch  syncope  für  puretto  von  purus.  Muratori  in  der 
meinung ,  eine  solche  syncope  sei  im  ital.  ohne  beispiel,  zieht 
das  wort  lieber  aus  dem  ahd.  berht  peraht,  dessen  bedeutung 
aber  (hell,  glänzend,  goth.  bairhts  dijlog,  deutlich,  offenbar) 
minder  genau  zutrifft.  Befremdlich  ist  nur  das  offene  e  in 
pretto  neben  dem  geschlossenen  in  puretto ;  die  verkennung  des 
urspr.  suffixes  mag  an  dieser  ausspräche  schuld  sein. 

Pria  adverb,  für  prio  von  prius,  etwa  der  gegenüber 
liegenden  partikel  poscia  in  seiner  endung  angebildet,  keines- 
falls von  prima  mit  ausgestoßenem  m. 

P  ul  a  spreu,  piem.  com.  bula,  daher  it.  bullaccio  P.  Monti; 
von  unbekannter  herkunft,  nach  Ferrari  vom  lat.  apluda,  was 
sich  schwerlich  rechtfertigen  läßt. 

Pul  ein  eil  a  person  oder  maske  in  der  neapolitanischen 
comödie,  fr.  polichinelle;  entstellt  aus  Puccio  d'Aniello,  dem 
namen  eines  witzigen  bauern  aus  der  gegend  von  Acerra  in 
der  Campagna  felice,  der  diese  person  zuerst  spielte.  So  Ga- 
liani  im  vocab.  napol.  Nach  anderer  deutung  ist  pulcinella 
ein  kosewort  für  kindchen,  liebchen  (eig.  hühnchen)  und  ward 


426  H.a.    PURE-RANDELLO. 

später  auf  jene  bei  dem  volke  beliebte  maske  übertragen,  s. 
z.  b.  Boha. 

Pure,  partikel  für  tat.  solum  und  tarnen;  vom  adv.  pure 
rein  d.  h.  ungemischt,  schlechtweg.  Auch  im  ältesten  proven- 
zalischen  findet  sich  pur,  man  sehe  Boeth.  v.  6  und  192 ,  im 
wald.  dasselbe  Hahn  p.  572,  im  churwälschen  pir  spir. 

Pusigno  mahheit  nach  dem  abendessen;  von  post-coe- 
nium  (unlateinisch). 

Puzzo  puzza  gestank,  puzzare  gestank  machen,  stin- 
ken; von  putidus  mit  ausgestoßenem  d  putius:  nicht  anders 
sozzo  von  sucidus,  rancio  von  rancidus. 

Q. 

Quattrino  eine  kleine  münze ;  so  genannt,  weil  sie  vier 
danari  gilt  (Cruscaj. 

Quercia  querce  (fj  eiche;  vom  adj.  querceus  quer- 
cea  wie  faggio  von  fageus.  Die  bildung  ist  alt:  alia  quercia 
sagt  eine  longob.  Urkunde  vomj.  742  bei  Ughelli  III.  671 ;  duo 
quercias  eine  andre  vom  j.  760  Brunetti  p.  570. 

Q u in ci  ortsadverb ;  von  eccu'  hincce.  Ebenso  quindi 
von  eccu'  inde,  quivi  von  eccu'  ibi. 

R. 

Rado  selten;  abgeändert  aus  rarus,  Rom.gr.  1.248. 

R  a  g  a  z  z  o  handlanger,  bube,  ragazza  mädchen ;  von  Qaarj 
lumpenrock,  im  Cod.  Theod.  raga,  daher  ragazzo  einer  der  die 
raga  trägt,  knecht,  nachher  auch  knabe  wie  tat.  puer  beide 
bedd.  einigt  —  oder  von  raca  homo  nihili  im  Ev.  Matth.  So 
Muratori.    Regazzo  lautet  das  wort  im  veron.  dialect. 

Ragia,  chw.  rascha  harz;  aus  einem  unvorhandenen 
adj.  raseus  rasea  von  rasis  gleichbed. 

R  a  m  a  r  r  o  eidechse,  romagn.  mar ;  unbekannter  herkunft. 

Ramfo  (nur  vorhanden  im  lomb.  ramf  ranf)  krampf; 
vom  mhd.  rampf  mit  gl.  bed. 

Ramolaccio  meerrettig;  durch  dissimilation  für  ra- 
moraccio  von  armoracia  mit  ders.  bed.,  bei  Columella  auch 
armoracium. 

Randello  packstock,  prügel;  vom  dtschen  rädel  oder 


H.a.    RANOCCHIA— RIMPFTTO.  427 

reite!,  die  dasselbe  bedeuten.  Noch  näher  den  deutschen  lie- 
gen die  comask.  formen  rat  und  reglia. 

Ranocchia  s.  grenouille  IL  c. 

Raperonzo  s.  raiponce  IL  c 

Rappa  büschel;  vgl.  mhd.  mndl.  rappe  kämm  der  traube, 
welche  bedeutung  auch  das  piem.  rap  (it.  grappolo)  hat. 

R  a  1 1  o  rasch  adj. ;  von  raptus  hingerissen.  Wallon.  to- 
ratt  =  it.  tutto  ratto. 

R  e  b  b  i  o  zinke  der  gabel;  von  ungewisser  herkunft.  Nimmt 
man  aber  für  unser  deutsches  riffel  (kämm  mit  eisernen  zin- 
ken) ein  älteres  ripil  an  (vgl  ndl.  reppen,  engl,  ripple  =  hd. 
riffeln),  so  trifft  dies  zum  ital.  worte:  die  bedeutung  wird 
keine  Schwierigkeit  machen.  Buchstäblich  dasselbe  wort  ist 
sp.  rejo  spitze,  Stachel. 

Recare  darreichen;  besser  vom  ahd.  recchen,  nhd. 
recken  ausstrecken  (hinhalten) ,  als  vom  ahd.  reichan,  nhd. 
reichen,  in  welchem  falle  racare  zu  erwarten  stand.  Honno- 
rat  kennt  auch  ein  veraltetes  occit.  arecar  herbringen.    • 

Recere  speien;  von  reicere  für  rejicere,  zu  Festus 
zeit  gebraucht,  s.  Schneiders  lat.  gr.  I.  581. 

Refe  zwirn;  vom  gr.  gayr)  naht,  nach  Ferrari  u.  a.3 
woneben  aber  auch  das  ahd.  reif  strick,  band  zu  erwägen 
ist.  So  stammt  auch  piem.  tra,  chw.  trau  bindfaden  aus  dem 
dtschen  draht. 

Reo  schuldig,  dsgl.  böse,  schlimm,  für  welche  letztere 
bedeutung  eine  form  rio  statt  findet,  wal.  reu.  Aber  sp.  reo, 
chw.  reus  nur  im  lat.  sinne  des  Wortes. 

Rezza  eine  art  spitzen;  von  rete,  plur.  retia. 

Riddare  den  reihen  tanzen,  sich  drehen,  sich  umher- 
treiben,  ridda  kreißtanz;  vom  ahd.  ga-ridan,  mhd.  riden  dre- 
hen, winden. 

R  i  f  i  u  t  a  r  e  verschmähen,  verweigern ;  ganz  unverwandt 
mit  fiutare  beriechen,  durch  einschiebung  entstellt  aus  refu- 
tare,  mlat.  s.  v.  a.  respuere ,  mail.  refudä,  pr.  refudar  (s.  ri- 
fusare  I.J.  Dieselbe  einschiebung  hinter  f  in  fiaccola  für  faccola. 

Riga  zeile,  streif,  rigo  lineal,  rigoletto  reihentanz,  rei- 
gen;  vom  ahd.  riga  linie,  kreißlinie,  mhd.  rihe  =  nhd.  reihe 
(die  wir  uns  eben  so  wohl  in  grader  richtung  denken). 

R  im  petto,  di  rimpetto,  a  rimpetto  a  qc.  präpos.  für 
contra  (gegenüber) ;  gebildet  von  petto ,  lat.  pectus ,  wie  rin~ 


488  H.a.    RIPENTAGLIO— RONZARE. 

contra  (re-in-contra)  von  contra.  Petto  bezeichnet  auf  die- 
selbe weise  das  gegenüberstehen  wie  die  span.  adverbial  ge- 
brauchten Wörter  hacia  oder  cara  oder  frente.  Dante  sagt 
chiuser  le  porte  nel  petto  al  mio  signor  sie  schlössen  ihm  die 
p forte  vor  der  nase  Inf.  8, 115.  An  respectus  ist  nicht  zu 
denken.     Auch  appetto  wird  in  dieser  weise  gebraucht. 

Ripentaglio  gefahr.  Bestimmter  ist  die  bedeutung 
des  altfr.  repentaille  (von  repentir)  reukauf ',  vertragsmäßige 
büße:  it.  porre  a  ripentaglio  kann  also  heißen  c etwas  auf  reue 
oder  büße  setzen,  der  reue  oder  büße  aussetzen*. 

Ripido  steil;  von  ripa  ufer ,  steile  höhe,  der  einzige 
gewisse  fall  einer  rom.  ableitung  mit  idus. 

Ripire  klettern;  wird  von  ripa  und  rapidus  hergeleitet, 
warum  nicht  von  repere  mit  übertritt  der  3.  lat.  in  die  3.  rom. 
conj.  wie  in  fugere  fuggire?  Vgl.  die  churw.  form  rever,  bei 
welcher  dieser  übertritt  nicht  statt  gefunden  hat.  Die  prov. 
spräche  kann  das  partic.  repens  aufweisen,  freilich  nur  im 
Elucidari. 

R  i  t  r  o  s  o  hartnäckig,  widerspenstig ;  von  retrorsus  rück- 
wärts gekehrt. 

R o c c h i o  block  holz  oder  stein ;  nebst  ronchione 
vom  it.  rocca  fels? 

R ogo  brombeerstrauch,  wal.  rüg;  von rubus(rovo,  rogo), 
sp.  rubo. 

R  o  m  b  o  und  frombo  gesumse,  romba  und  fromba  Schleu- 
der,  rombola  und  frombola  dass.,  rombolare  und  frombolare 
schleudern;  sichtbarlich  vom  gr.  Qo/ußogkreißel  (daher  die  bed. 
gesumse) ,  QOf.ißetv  schleudern.  Das  vorgesetzte  f  muß  ono- 
matopoietischer  natur  sein.  Muratori  kennt  auch  ein  mlat. 
rumbulus  geschleuderter  stein  =  it.  frombola  in  der  bed.  ab- 
gerundeter stein  oder  kiesel. 

Romire  brausen,  lärmen;  regelrecht  gebildet  aus  ahd. 
hrömjan  hruomjan  =  nhd.  rühmen,  eig.  lärm  machen,  sbst. 
hruom  lärm,  geschrei. 

Romito  einsiedler,  einsam,  sie.  rimitu ;  von  eremita. 

Ronca  hippe,  auch  spieß  mit  einer  sichel;  vom  vb.  run- 
care  abmähen,  ausjäten.    Altfr.  ronsge  spieß  Roquef. 

R  o  n  z  a  r  e  summen ;  vom  ahd.  rünazön ,  mhd.  rünzen  dass. 
Auch  sp.  ronzar  roznar  mit  geräusch  kauen?  Daher  sbst.  it< 
ronzone  große  Schmeißfliege. 


H.a.     ROSPO— RÜYIDO.  420 

Rospo  kröte ;  vielleicht  zusammenhängend  mit  ruspo 
rauh,  vgl.  escuerzo  IL  b. 

R  o  s  t  a  1)  hemmung,  Sperrung  (so  bei  Dante  Inf.  13, 117, 
nach  Muratori,  und  noch  mundartlj,  daher  vb.  comask.  rostä 
hemmen;  2)  fächer,  wedel,  vb.  arrostare  wedeln,  hin  und  her 
bewegen.  Es  stammt  in  beiden  bedeutungen  vom  ahd.  nhd. 
röst  (ahd.  auch  rösta),  sofern  dasselbe  nicht  allein  eine  Sper- 
rung im  flusse  (mlat.  rosta  bei  Ducange) ,  sondern  auch  das 
gegitterte  visier  des  helmes  und  den  ebenso  geformten  fächer 
bedeutet,  s.  Frisch  IL  128a.  Die  walach.  spräche  hat  rosleiu 
rost,  gitter  =  serb.  rostilj. 

Rovajo  nordwind;  von  ungewisser  herkunft,  nach  Me- 
nage umgestellt  aus  borearius  (für  borealis),  also  robearius 
rovarius. 

Rovistare  ruvistare  herumstöbern;  von  revisitare,  mit 
Menage. 

Rozzo  roh;  ist  seinem  begriffe  nach  mit  lat.  rüdis  iden- 
tisch und  begegnet  mit  seiner  endung  dem  sp.  rudo,  dessen 
entstehung  aus  rudis  unzweifelhaft  ist;  allein  wie  die  span. 
form  lat.  rudus  verlangt,  so  die  ital,  das  noch  weiter  ablie- 
gende rudius,  vgl.  oben  fujo;  erstere  begegnet  in  einem  alten 
glossar:  rudus  asperus  Class.  auct.  VI.543b,  vgl.  rudus  novus 
Gloss.  erford.  371,  43. 

Ruspare  scharren  =  lat.  ruspari  durchforschen,  dem 
z.  b.   Vossius  die  erstere  als  die  grundbedeutung  beilegt. 

Ruspo  i)  neu  gemünzt,  2)  rauh.  Die  letztere  bedeu- 
tung  ist  sicher  voranzustellen:  sie  führt  auf  ahd,  ruspan  star- 
ren, vgl.  rusßil-här  krauses  haar.  Genues.  rüspu  bezeichnet 
einen  menschen  mit  struppigem  haar,  aber  auch  den  myrten^ 
dorn,  es  ward  also  mit  ruscum  verwechselt. 

Russare  schnarchen;  möglicher  weise  von  ronchissare 
zsgz.  roncsare  roxare.  Das  gleichbed.  ahd.  ruzzön  hätte  it. 
ruzzare  ergeben  müssen. 

Rüvido  rauh,  uneben.  Mit  rubidus  (roth)  kann  es 
keine  gemeinschaft  haben,  wiewohl  selbst  rubido  gesagt  wird, 
und  nicht  ohne  künstelei  würde  es  sich  aus  rudis  ableiten  lassen. 
Dagegen  braucht  Plinius  hist.  nat.  18, 10  (23)  ein  adj.  ruidus, 
dem  man  passend  die  bed.  rauh  beilegt  und  daraus  konnte 
mit  bekannter  einschiebung  des  v  (vgl.  fluidus  fluvido)  das 
ital  wort  entstehen.    Die  stelle  ist:  major  pars  Italiae  ruido 


480  H.a.    RUVISTICO-SCALTERIRE. 

utitur  pilo,  wozu  Harduin  bemerkt :  aspero  et  impolito,  ut  re- 
de Hermolaus. 

R u  vi  s  t  i  c o  rovistico  Hartriegel,  rainweide;  entstellt  aus 
ligustrum,  das  man  zunächst  mit  ligusticum  verwechselte. 

R  u  z  z  a  r  e  schäkern ;  ungewisser  herkunft,  glbd.  Schweiz. 
rützen. 

s. 

Salassare  zu  ader  lassen;  zsgz.  aus  sangue  lasciare, 
vgl.  altpg.  sanguileixado.  Daneben  auch  segnare  vom  fr. 
saigner,  pr.  sangnar,  sp.  sangrar,  lat.  sanguinare, 

Salvano  (eig.  salvan  mail.)  alp ,  der  die  schlafenden 
drückt;  von  silvanus,  s.  Ferrari.  Ebenso  salvatico  von  sil- 
vaticus. 

S  c  a  f  f  a  1  e  gestell  mit  fächern,  stellbrett;  vom  mhd.  schafe 
(schafreite),  bair.  schafen  (f.),  ndl.  schap  dass.  Gleicher  her- 
kunft  ist  gen.  scaffo  bettstelle,  sie.  chw.  scaffa  =  scaffale. 

Seal co  küchenmeister,  v or Schneider ;  vom  goth.  skalks, 
ahd.  seale  diener,  auch  im  it.  siniscalco  und  mariscalco  ent- 
halten.   Ein  franz.  escalque  bei  Rabelais,  s.  Menage. 

S  c  a  1  f  i  r  e  ritzen,  aufkratzen;  von  scalpere graben,  schar- 
ren, vgl.  denselben  Wechsel  der  lippenlaute  in  soffice  von  sup- 
plex.  Aber  so  ganz  zuverlässig  ist  dieser  Ursprung  nicht. 
Woher  nämlich  das  partic.  scalfitto  für  scalfito?  Hat  man 
etwa  scarificare  umgebildet  in  scarificere,  inf.  scarfire  scalfire, 
partic.  scalfitto?  Enger  noch  schmiegt  sich  das  entsprechende 
sard.  seräffiri,  das,  wie  alle  stammbetonte  verba  dieser  mund- 
art,  nur  lateinischer  herkunft  sein  kann,  an  dies  hypotheti- 
sche scarificere. 

Scalterire  scaltrire  fein  abrichten,  scaltrito  scaltro 
(vgl.  finito,  adj.  fino)  schlau,  listig.  Augenscheinlich  verwandt 
ist  calterire  ritzen,  die  haut  aufritzen,  dessen  partieip  cal- 
terito  der  bed.  von  scaltrito  fähig  ist.  Die  erklärungen  aus 
callidus  oder  aus  calce  terere  u.  dgl.  sind  verwerflich.  Wenn 
ferner  Muratori  calterire  aus  cauteriare  brandmarken,  scal- 
trito zugleich  aus  cautus  deutet  und  sich  wegen  des  buchsta- 
bens  auf  lalda  für  lauda,  aldace  für  audace  bezieht,  so  ist 
dagegen  zu  erinnern,  daß  den  mundartlichen  (flor entmischen) 
formen  mit  1  die  ursprünglichen  mit  u  zur  seite  stehen,  cau- 


H.a.    SCARAFFARE— SCERKERE.  431 

terire  aber  nicht  vorkommt,  und  daß  es,  selbst  wenn  es  vor- 
käme, kein  derivatum  von  cautus  sein  könnte.  Die  Herkunft 
beider  allerdings  schwieriger  Wörter  ist  also  hiermit  nicht  er- 
gründet; ob  der  folgende  versuch  besseres  leiste,  mag  zwei- 
felhaft erscheinen,  Lat.  scalpere  heißt  1J  kratzen,  2)  ein- 
graben, aushauen,  schnitzen.  Durch  Vermittlung  des  sbst.  scal- 
ptura  entstand  scalpturire,  das  ungefähr  dasselbe  sagt  wie  das 
stammverbum;  hieraus  it.  scaltrire  mit  der  zweiten  bedeutung, 
die  aber  auf  die  bildung  oder  Verfeinerung  des  metischen  über- 
tragen ward:  scaltrire  definiert  die  Crusca  dt  rozzo  e  in- 
esperto  fare  altrui  astuto  e  sagace,  also  aus  dem  rohen  her- 
vorbilden, wie  auch  der  plastische  künstler  thut,  fein  zuschnit- 
zen,  verstand  und  witz  ausbilden.  Scaltro  verhält  sich  also 
logisch  zu  scalpere  wie  ylacpvgot;  zu  yXdyuv.  Für  die  erste 
bedeutung  von  scalpturire,  worin  es  bei  Plautus  Aul.  3,4,8 
vorkommt  (al.  scalpurire),  trat  calterire  ein,  das  aber  auch 
die  zweite  nicht  ganz  verschmäht.  Anlautendes  s  fällt  zwar 
sonst  im  ital.  nicht  weg,  aber  der  gleiche  werth  zahlreicher 
Wörter  mit  und  ohne  s  impurum  (sguardo  guardo)  mochte  zu 
dem  fehler  verleiten,  neben  scalterire  auch  calterire  zuzulassen. 
Man  merke  noch  einige  spuren  des  Wortes  in  andern  mund- 
arten:  altsp.  escaldrido  =  it.  scaltrito,  wald.  scautriment  Hahn 
599  =  scaltrimento. 

Scaraffare  wegraffen ;  entspricht  dem  mhd.  schrapfen, 
bair.  schrafen,  ndd.  schrapen  kratzen,  zusammenkratzen;  vgl. 
escarbar  IL  b. 

S  c  a  t  o  1  a  schachtet,  chw.  scatla,  wal.  scetulce ;  vom  deut- 
schen worte,  wie  schon  Muratori  behauptete. 

S  c  e  g  1  i  e  r  e  auswählen.  Herkunft  aus  seligere  ist  ety- 
mologisch möglich,  da  aber  keine  form  segliere  daneben  be- 
steht und  die  übrigen  sprachen  nicht  dieses,  sondern  ein  neues 
comp,  ex-legere  für  eligere  haben  (sp.  esleir,  pr.  eslire,  fr. 
elire),  so  ist  das  ital.  verbum  besser  wohl  aus  ex-eligere  zu 
erklären,  worin  die  gemination  der  partikel  nicht  auffallen 
kann,  vgl.  unten  scilinguare. 

Scempio  marter,  Strafgericht;  von  exemplum. 

Scendere  herabsteigen;  verkürzt  aus  descendere  wie 
struggere  aus  destruere,  sp.  descender  u.  s.  w. 

Scernere  scernire  unterscheiden,  anzeigen,  auslesen; 
von  excerncre  absondern,  pr.  eissernir  auseinandersetzen,  an- 


438  H.a.     SCERPARE— SCHIPPIRE. 

zeigen,  eissernit  auserlesen,  ausgezeichnet :  pr.  eis  beweist  für 
ex,  so  daß  an  secernere  oder  discernere  nicht  gedacht  wer- 
den darf. 

Scerpare  zerreißen;  für  scerpere  von  discerpere,  Rom. 
gr.  IL.  117.     Churw.  scarpar,    com.   scarpä  von  dis-carpere. 

S  c  h  e  g  g  i  a  splitter,  s  c  h  e  g  g  i  o  steiler  f eisen ;  von  schi- 
dia  (o/idiov)  bei  Vitruv,  in  erster  bedeutung. 

Scherzare  schäkern,  sbst.  scherzo;  deutsches  wort, 
mhd.  scherzen  fröhlich  hüpfen  u.  dgl,  verwandt  mit  ahd.  ske- 
rön  muthwillig  sein  ?  Vgl.  Grimms  Reinh.  p.  387 ,  Schmellers 
bair.  wb.  HL  405. 

Schiacciare  quetschen,  knacken,  schmcclz  falle ;  vom 
ahd.  klackjan  zerbrechen,  mit  verstärktem  anlaut,  mhd.  zer- 
klecken  z.  b.  ein  ei  (vgl.  Hahn  zu  Konrads  Otto  v.  145).  Mit 
fr.  ecacher  (s.  quatto  L)  ganz  unverwandt. 

Schiaffo  maulschelle;  vom  dtschen  schlappe,  aber  nach 
einer  muthmaßlichen  form  schlapfe  slapfe,  wogegen  der  erste- 
ren  das  ven.  veron.  slepa,  mail.  sleppa  gemäß  ist.  Neupr.  vb. 
esclafä  schlagen,  flappen. 

Schiamazzare  schnattern,  lärmen,  sbst.  schiamazzo, 
altfr.  esclamasse  (daher  nhd.  schlamasse);  von  exclamare. 

Schietto  rein,  glatt,  pr.  esclet  Gloss.  occ,  lim.  escle 
mit  ders.  bed. ,  chw.  schlielt  nichtswürdig;  vom  goth.  slaihts, 
ahd.  sieht,  nhd.  schlicht  schlecht.  Das  neap.  schitto  hat,  gleich 
dem  ndl.  slechts,  die  adverbiale  bed.  cnur  (schlechthin)  ent- 
wickelt, so  auch  churw.  schiett  (bei  Conradi). 

S  c  h i  op  p o ,  umgestellt  scoppio  krach,  knall,  feuergewehr, 
dimin.  schioppetto  scoppietto,  daraus  sp.  escopeta,  fr.  escopette 
stutzbüchse,  vb.  scoppiare  knallen,  platzen,  zerspringen,  letz- 
teres in  der  L.  Sal.  si  quis  alterum  de  sagitta  toxicata  per- 
cutere  voluerit  et  praeter  sclupaverit  vorbei  geschossen.  Per- 
sius  gebraucht  stloppus,  woneben  auch  eine  lesart  sclopus  an- 
gemerkt wird,  für  den  schall,  den  ein  schlag  auf  aufgeblasene 
backen  macht:  nee  stloppo  tumidas  intendis  rumpere  buccas: 
hieraus,  bereits  nach  der  ansieht  der  älteren  etymologen,  das 
ital.  wort,  indem  stl  zu  schi  ward,  vgl.  fist'lare  fischiare.  Eine 
dritte  ital.  form  stioppo  ist  nicht  nothw endiger  weise  als  un- 
mittelbares produet  der  lesart  stloppus  zu  fassen,  da  schi  häufig 
in  sti  übergeht  (stiaffo,  stianto,  stinco  u.  s.  f.). 

S  c  h  i  p  p  i  r  e  entwischen ;  offenbar  ein  deutsches  wort, 


H.a.    SCIALACQUARE— SCONFIGGERE.  438 

für  sclippire  mit  nothwendiger  Unterdrückung  des  1,  mhd.  slipfen 
(ahd.  slipfjan  sclipfjan?),  ndl.  slippen,  ags.  slipan,  engl  slip 
schlüpfen,  wegschlüpfen.  Nach  l.conj.  comask.  s\\^ä  mit  gl.  bed. 

Scialacquare  verprassen;  nach  Menage  aus  ex-ada- 
quare,  nach  andern  aus  it.  scialare  und  acqua. 

Scialare  aushauchen;  von  exhalare,  sp.  exhalar,  ital. 
auch  entstellt  in  asolare  keichen,  gleichbed.  mail.  esalä. 

S  c  i  a  r  r  a  Schlägerei,  sciarrare  zersprengender  streuen;  un- 
bekannter herkunft,  nach  Fr.  Pasqualino  vomarab.  scharr  bosheit 
Gol.  1265,  dem  aber  die  bedeutung  des  verbums  widerspricht. 
Mit  besserm  rechte  denkt  man  wohl  an  unser  ahd.  zerran  zer- 
reißen, mhd.  zar  riß,  woher  it.  ciarrare,  mit  prosthetischem 
s,  wie  oft  in  deutschen  Wörtern,  s-ciarrare  werden  konnte. 

Sciatto  plump,  ung estalt;  zsgs.  aus  negierendem  ex  und 
aptus,  wie  auch  Menage  erklärt.  Oder  ist  es  vom  sp.  chato 
stumpf,  stumpfnasig,  woher  sicher  das  mail.  sciatt  dick  und 
kurz  ?    S.  piatto  I. 

Scilinguare  stammeln;  zsgs.  aus  ex  und  elinguare 
der  zunge  berauben. 

Sciocco  unschmackhaft,  albern;  von  exsuccus  saftlos. 

Sciogliere  sciorre  (sciolsi  sciolto)  losbinden,  lösen; 
dsgl.  disciogliere  disciorre  (disciolsi,  disciolto)  lösen,  schmel- 
zen. Ersteres  von  exsolvere,  letzteres  (oder  auch  beide,  was 
sich  grammatisch  nicht  unterscheiden  läßt)  von  dissolvere. 
Asciogliere  lossprechen,  von  absolvere.  Die  behandlung  des 
v  in  dem  latein.  worte  ist  ungewöhnlich,  die  abänderung  der 
conjugationsform,  die  auch  in  risolvere  risolsi,  assolvere  as- 
solsi  vorliegt,  kann  nicht  auffallen. 

Scioperare  von  der  arbeit  abhalten,  daher  sciopero, 
scioperone ;  von  ex  und  operare. 

Scipare  verwüsten,  verderben;  von  dissipare,  sp.  di- 
sipar,  Rom.  gr.  I.  231,  vgl.  desver  II.  c.  Ebenso  sciupare  von 
dissupare. 

Scipido  sciapido  fade;  von  in-sipidus  in-sapidus. 

Sconfiggere  sconfissi  sconfitto  aufs  haupt  schlagen. 
Ex-configere  widerstrebt  der  bedeutung,  dagegen  entspricht 
derselben  das  pr.  esconfire  esconfis  esconfit  von  ex-conficere : 
dies  nahm  der  Italiäner  herüber ,  lieh  ihm  aber ,  da  dessen 
flexion  im  übrigen  zu  figgere  stimmte,  auch  den  infinitiv  die- 
ses verbums. 

28 


434  H.a.     SCORNARE— SEZZO. 

Scornare  demüthigen,  beschimpfen;  alt  fr.  escorner,  eig. 
einem  die  hörner  d.  h.  den  stolz  nehmen,  cornua  sumere,  gleich- 
sam excornare;  daher  sbst.  scorno. 

S  c  o  s  s  o  (nur  vorhanden  im  lomb.  scoss)  schooß ;  aus 
dem  deutschen,  ahd.  scöz.  Dasselbe  wort  ist  das  wallon.  ho 
für  hot,  ndl.  schoot. 

Scotolare  flachs  schwingen;  vom  ahd.  scutilön  schüt- 
teln, vgl.  wal.  scuturä  schütteln,  beuteln. 

Scotta  molken;  von  excocta,  weil  sie  durch  kochen  von 
der  milch  geschieden  oder  auf  diese  weise  abgeklärt  zu  wer- 
den pflegen,  darum  auch  ricotta  genannt.  Daß  das  wort  nicht 
im  deutschen  schotten  quark,  geronnene  milch,  das  man  von 
schütten  herleitet  (die  milch  schüttet  sich,  gerinnt),  seinen  grund 
habe,  beweist  die  comask.  form  scocia  =  excocta,  wie  strecia 
=  stricta  u.  dgl 

Scranna  bank,  auch  rieht  er  stuhl ;  vom  gleichlaut.  ahd. 
wort,  nhd.  schranne  mit  denselben  bedeutungen ,  s.  Schmeller 
III.  510.  In  ci-scranna  sessel  mit  beweglicher  rücklehne  ist 
der  erste  theil  der  Zusammensetzung  dunkel. 

S  c  r  i  c  c  i  o  scricciolo  Zaunkönig ;  vgl.  illyr.  zaritsch,  krain. 
stresch  (bei  Nemnichj. 

Scure  beil;  durch  syncope  von  securis,  wal.  secüre, 
sp.  segur. 

Sdrajarsi  sich  der  länge  nach  hinstrecken;  wahrschein- 
lich das  goth.  straujan  oder  ahd.  strewjan  ausbreiten:  sd  = 
st  wie  in  sdrucciolare. 

Sdrücciolo  schlüpfrig,  gleitend,  vb.  sdrucciolare  glei- 
ten, stolpern,  daher  sp.  esdruxulo ;  vom  ahd.  strühhal  sich  zu 
fußen  werfend,  vb.  nhd.  straucheln.  Die  regelrechte  bildung 
wäre  sdruecolo  gewesen. 

Sega  s.  scier  IL  c. 

Segolo  kleine  hacke;  von  secuta  sichel. 

Sema  sem  comask.,  semma  mail.  adverb  für  it.  ora, 
volta,  z.  b.  l'aot  sem  t=  Taltra  volta,  semma  vun,  semma  l'ol- 
ter  =  or  l'uno,  or  l'altro;  vom  lat.  semel  (P.  MontiJ. 

S  e  r  m  o  1 1  i  n  o  quendel,  ein  kraut;  von  serpyllum,  it.  auch 
serpillo  serpollo,  sp.  pr.  serpol,  fr.  serpolet. 

S  er  qua  ein  dutzend. 

S  e  z  z  o  sezzajo  mit  assimiliertem  anlaute  z  e  z  z  o ,  s.v.a. 
ultimo;  von  secius  schlechter,  geringer,  in  einem  glossar  des 


H.a.     SGHEMBO— SIONE.  435 

12.  jh.  secius  segnius  langsamer,  später,  also  eig.  ein  noch 
in  da  sezzo  (dem  gegensatze  von  da  prima)  deutlich  ausge- 
drücktes zum  adjectiv  gewordenes  adverb.  Eine  form  seccio 
ist  nicht  vorhanden,  selbst  nicht  in  wundarten, 

Sghembo  schief,  gekrümmt,  piem.  mit  i  sghinbo;  ent- 
spricht in  betracht  seines  stammvocals  nicht  dem  lat.  scam- 
bus  Oxa^u/Sos),  besser  dem  gr.  oxi/ußo;  kauernd  (zusammen- 
gekrümmt?}, aber  das  ahd.  slimb  schief,  bair.  schlimm  schlemm, 
hat  vermöge  seiner  passenderen  bedeutung  noch  bessere  an- 
sprüche.  Das  sie.  scalembru  für  sclembru  sclembu  (romagn. 
sgalembar)  scheint  dasselbe  wort.  Eine  zss.  muß  sein  das 
synonyme  schimbescio  schimbecio  für  sghimb-biescio,  s. 
biais  IL  c. 

Sgh  erro  schläger,  raufer;  vom  ahd.  scarjo  hauptmann? 

Sgneppa  Waldschnepfe  s.  Ferrari,  com.  sgnep,  auch 
wal.  sneap  (m.);  vom  ahd.  snepfa  snepfo,  nhd.  Schnepfe. 

Sgomentare  erschrecken,  erschreckt  werden ;  von  com- 
mentari  nachsinnen,  gleichsam  exeommentari  aus  der  besin- 
nung  bringen,  wie  schon  Muratori  deutet. 

S  g  u  a  n  c  i  o  Schiefheit ,  quere ;  augenscheinlich  von  un- 
serm  schwank  d.  i.  biegsam,  leicht  ausweichend,  schwed.  sbst. 
svank  krümme,  ndl.  zwanken  drehen,  daher  wohl  auch  sc an- 
c  io  für  sguanci'o  und  durch  einschiebung  eines  i  =  1  schianefo, 
vb.  schiancire.  Ein  wort  ähnlichen  klanges  ist  sie.  sguinciu, 
neap.  sguinzo  quer  (daher  sp.  esguince  ausbeugung?)  entweder 
eine  ablautform  von  sguancio  oder  aus  dem  dtschen  win- 
disch winsch  schief,  vgl.  auch  engl,  squint.  Zu  diesem  sguin- 
ciu verhält  sich  das  it.  schincio  (cremon.  bes-schinz),  vb. 
schencire,  als  ausartung  wie  scanci'o  zu  sguancio.  Über  die 
palatale  ausspräche  des  deutschen  k  in  letzterem  worte  s.  Rom. 
gr.  L  301. 

Sido  strenge  kälte,  assiderarsi  vor  kälte  erstarren ;  von 
sidus  eine  krankheit,  er  starrung,  siderari  erstarren,  fühllos 
werden. 

Sino  insino,  partikel  für  lat.  tenus;  muthmaßlich  ent- 
stellt aus  Signum  zeichen,  ziel,  wie  die  präp.  fino  aus  finis 
genommen  ward.  Die  churw.  spräche  bietet  sin  la  fin  cam  ende". 

S  i  o  n  e  Wirbelwind ;  von  oiqxov  Wasserhose,  auch  fr.  si- 
phon,  lat.  siphon.  F  zwischen  vocalen  syncopiert  gehört  in 
der  ital.  Schriftsprache  unter  die  seltnen  ereignisse. 


43«  IIa.    SIRIMA— SOVATTO. 

Sirima  die  letzte  abtheilung  einer  Strophe,  abgesang; 
von  syrma  ^avg/ua')  schleppe,  auch  ins  walach.  übergegangen, 
serme  faden,  und  ins  alban.,  sirme  seide. 

S 1  i  1 1  a  Schlitten;  vom  ahd.  slito.  Daher  com.  sMtigtf gleiten. 

S  m  a  c  c  o  schimpf,  smaccare  beschimpfen ;  vom  ahd.  smähi 
schmach,  smähen  schmähen,  gering  werden,  smähjan  erniedri- 
gen. Das  doppelte  cc  statt  eines  einfachen  c  oder  g  recht- 
fertigt sich  mit  ricco  von  rihhi,  taccola  von  täha.  Davon  zu 
trennen  ist  smaccare  in  der  bed.  matsch  werden,  s.  macco  I. 

Smalzo  venez.  butter ;  vom  dtschen  schmalz. 

Smänia  tollheit,  smaniare  toben;  von  manTa,  gr.  pavt'a, 
auch  it.  manfa. 

S  Office  weich,  geschmeidig ;  von  supplex  demüthig,  so 
daß  also  hier,  was  selten  geschieht,  die  sinnliche  bedeutung 
sich  aus  der  abstracten  entfaltet  hat.  Die  probe  dieser  ety- 
mologie  leistet  das  fr.  souple,  dessen  form  zu  supplex,  dessen 
begriff  zu  soffice  passt.  F  aus  p  ist  freilich  selten,  aber  grade 
die  ital.  spräche  besitzt  mehrere  beispiele  dieser  lautverschie- 
bung:  so  in  catafalco,  caffo,  s.  das. 

Solcio  sulze;  vom  deutschen  wort,  ahd.  sulza.  Nach 
Redi  findet  sich  in  einem  prov.  reimbuch  solz  ccarnes  in  aceto', 
s.  Alberti. 

Solle  ticare  kitzeln;  nach  Ferrari  von  sub-titillicare, 
also  umgestellt  aus  so-tellicare;  nach  Muratori  umgestellt  aus 
sollicitare  sc.  digitis.  Ferrari's  erMärung  gebührt  der  Vor- 
zug: sie  wird  durch  das  neap.  tellecare  gestützt,  dem  nur 
titillicare,  nicht  sollicitare  gemäß  ist.  Aus  titillicare  ist  auch 
dileticare  für  tileticare. 

S  oll i o n  e  zeit  der  hundstage;  sub  leone,  weil  die  sonne 
im  zeichen  des  löwen  steht. 

Sollo  locker.  Derlat.  ausdruch  dafür  ist  solutus :  hier- 
aus konnte,  wie  von  mutus  mutolo,  ein  diminutiv  söltolo  (vgl 
assolto  neben  assoluto)  zsgz.  solt'lo  sollo  entspringen,  auch 
spalla  aus  spat'la  zeigt  assimilation  des  tl  zu  11.  Die  etymo- 
logen  haben  dieses  wort  übergangen. 

Sottecco  sottecchi  adv.  verstohlener  weise;  nach  der 
Crusca  von  sott'  occhio,  was  die  venez.  form  sotochio  zu 
bestätigen  scheint. 

Sovatto  soatto  leder  zu  riemen;  vom  lat.  subactum  in 
der  bed.  gegerbt. 


II.  a.     SPACCARE— SPENDERE.  437 

Spaccare  spalten;  vom  ahd.  spacha  ast ,  scheit,  ndl. 
spaecke  stange  KU?  s.  Hagens  glossar  zu  Gottfried.  Auch  sp. 
espeque  stütze  scheint  mit  spaccare  verwandt. 

S  p  a  g  o  bind  faden.  Nach  Ferrari  von  spartum  seil  oder 
schnür  aus  einer  gewissen  pflanze  (sp.  esparto)  geflochten,  wor- 
aus sparticus  sparcus  spacus  entstehen  mochten.  Beide  letz- 
tere formen  trifft  man  in  der  that  im  frühern  mlatein  als 
gleichbed.  mit  ahd.  drdt  Graff  V.  239,  doch  muß  sparticus  jen- 
seits der  roman.  Sprachbildung  liegen,  da  diese  von  dem  Suf- 
fix Tcus  in  seiner  männlichen  form  keinen  gebrauch  macht. 

Spaldo,  veron.  ven.  spalto  erker,  plur.  spaldi  vorsprin- 
gender gang  oben  auf  einer  mauer;  urspr.  wohl  zinnen,  ein- 
schnitte, vom  dtschen  spalt? 

Spanu  sicil.  adj.  selten;  vom  gleichbed.  gr.  anavög,  mit 
Pasqualino. 

Spassarsi  sich  erlustigen,  spasso vergnügen,  daher  un- 
ser spassen,  spass;  keine  Zusammensetzung  mit  it.  passare,  son- 
dern frequentativ  des  lat.  expandere  expassus  sich  ausbreiten, 
sich  auslassen. 

Spegnere  auslöschen.  Starke  ital.  verba  fließen  fast 
ohne  ausnähme  nur  aus  starken  lateinischen:  darum  ist  spe- 
gnere spensi  spento  aus  lat.  expingere  expinxi  expictus  aus- 
malen, in  dem  sinne  von  wegmalen,  ausstreichen.  So  erklärte 
es  schon  Muratori;  jede  andre  deutung  ist  abzuweisen. 

Speme  und  spene  hoffnung;  beide  formen  poetisch 
und  spene  schon  bei  den  ältesten  dichtem  und  nicht  bloß  im 
reim.  Potts  deutung  aus  einem  hypothetischen  lat.  neutrum 
spemen  (Forsch.  IL  342)  ist  schon  um  deswillen  unzulässig, 
weil  lat.  neutra  dieser  art  nicht  zu  femininen  werden.  Es  ist 
entweder  eine  augenscheinliche  accusativform  von  spem  oder 
die  form  spene  gieng  voraus  als  eine  paragogische  aus  spe 
wie  piene  aus  pie,  mene  aus  nie,  tene  aus  te  u.  dgl,  über 
welche  erweit erungen  Castelvetro  zu  Bembo  IL  98  nachzuse- 
hen ist.  Die  er  st  er  e  erklär  ung  aber  hat  mehr  für  sich,  da  n 
vor  einem  vocale  ital.  nicht  in  m  übertritt,  eher  das  umge- 
kehrte statt  findet  (fornire  für  formire,  sono  von  sum). 

Spendere  ausgeben,  von expendere,  sp.  expender,  wo- 
her auch  unser  spenden,  schon  ahd.  spentön ;  spesa  aufwand, 
von  expensa,  mlat.  spensa,  hieraus  unser  speise,  ahd.  spisa, 
churw,  spisa;  spendio  von  dispendium.  Vgl.  Schmeller  HL  578, 


438  H.a.    SPIGNERE-STAFFA. 

Spignere  spingere  fortstoßen;  gleichsam  expingere, 
mit  vertauschter  compositionspartikel  nach  impingere  geformt, 
wie  auch  pr.  espenher  neben  empenher  gilt. 

Spfgolo  ecke  einer  platte;  von  spiculum  spitze.  Eine 
andre  Aarstellung  desselben  Wortes  ist  spicchio  knöpf  des 
knoblauchs,  viertel  einer  birne  u.  dgl,  scheibchen  pomeranze, 
schelfe  der  zwiebel  (etwas  spitzes  oder  scharfes),  venez.  gleich- 
falls spigolo,  neap.  spicolo;  dafür  auch  ven.  veron.  spigo  = 
lat.  spicus  spicum,  vgl.  chw.  spig  bergspitze.  Das  romagn. 
spigul  einigt  die  bedd.  von  spigolo  und  spicchio.  Letzteres 
ist  also  nicht  von  spiccare,  woraus  nur  spicco  spicca  hätte 
entstehen  können. 

S  p  o  n  d  a ,  pr.  esponda  brustwehr,  ufer,  rand;  von  sponda 
fußgestell  des  bettes ,  eine  auch  den  rom.  Wörtern  noch  ver- 
gönnte bedeutung. 

Sporto  vorsprung ,  erker ;  partic.  von  sporgere,  lat. 
exporrigere,  hervor  strecken.  S  p  o  r  t  e  1 1  o  thürchen  deutet  Me- 
nage aber  aus  porta. 

Spranga  riegel,  querholz,  spange;  vom  ahd.  spanga, 
das  dieselben  bedeutungen  zeigt,  mit  eingeschobenem  r. 

Sprazzare  sprizzare  spruzzare,  den  deutschen 
verbis  spratzen  spritzen  sprützen  nachgebildet.  So  auch  s  b  r  i  z- 
zare  benetzen,  zerbröckeln,  chw.  sbrinzlar,  vgl.  sbrocco  ne- 
ben sprocco. 

Sprecare  verschütten,  verschwenden;  vgl.  ags.  sprec, 
altn.  sprek  abgeschnittner  zweig,  so  sp.  derramar  von  ramo 
zerstreuen,  verschwenden  —  oder  ahd.  sprehha,  mhd.  sprecke 
fleck,  ags.  spräncan  (nhd.  sprenkeln)  besprengen  d.  i.  aus- 
streuen. 

Squarciare  zer stücken,  zerreißen;  eig.  viertheilen,  von 
ex-quartare  (it.  squartare,  fr.  ecarteler),  erweitert  in  ex-quar- 
tiare.  Neap.  squartare  aber  hat  schon  an  und  für  sich  die 
bed.  von  squarciare. 

Squittire  zwitschern,  schreien;  vgl.  bair.  quitschen. 

Staffaef.  chw.  Stegreif;  vom  ahd.  staph  stapho  schritt, 
tritt,  woher  wohl  selbst  das  spätere  lat.  stapia.  Abli  sind 
staffetta,  sp.  estafeta,  fr.  estafette  ccursor  tabellarius,  cui  pe- 
des  in  stapede  perpetuo  sunt5  nach  Ferrari;  dsgl.  slaffile  bü- 
gelriemen,  staffilare  mit  riemen  peitschen,  staffilata  hieb,  fr. 
estaffilade  schmarre* 


H.a.    STAGGIRE-STRACCARE.  439 

Staggire  in  beschlag  nehmen,  auspfänden,  dsgl.  anhat- 
ten, hemmen,  staggina  Sequester.  Nicht  etwa  von  Status  oder 
statio,  da  sich  kein  verbum  statiire  annehmen  läßt.  Es  mag, 
wie  viele  ausdrücke  aus  dem  rechtswesen,  deutscher  abstam- 
mung  sein,  von  stätigön  sistere,  hemmen,  oder  von  stätian  (stä- 
tan)  fest  machen,  heften. 

Stambecco,  das  ahd. stainboc,  altfr.  umgekehrt bouc- 
estain,  chw.  stambuoch,  s.  Menage  und  he  Duchat. 

Stamberga  schlechte  hütte;  aus  seinem  letzten  theile 
zu  schließen,  ein  deutsches  wort. 

Ste cco  dorn,  stecca  stab,  scheit,  stecchire  verdorren) 
vom  ahd.  steccho  stecken,  stächet,  ndl.  stek  sprosse.  Vgl. 
etiquette  //.  c 

Stent are  zaudern,  darben,  chw.  stentar  mühe  haben, 
it.  stento  noth,  mühseligkeit ,  chw.  stenta;  von  abstentare  für 
abstinere  sich  enthalten,  hunger  leiden.  Dahin  auch  b  i  s  t  e  n- 
tare  bistento,  prov.  (von  tentiare)  bistensar  bistens,  altfr. 
bestancier  bestans. 

St  es  so  istesso,  pronomen;  von  iste  ipse. 

S  t  i  a  hühnersteige ;  vom  ahd.  stiga  stiege,  steig. 

S  t  i  m  a  r  e  wofür  halten ;  von  aestimare,  im  präsens  mit 
fortgerücktem  accent  stimo  est/mo.  Die  form  stimare  im  al- 
tern mlatein,  s.  Gloss.  Keron.  p.  145b. 

St  in  co,  moden.  ven.  schinco,  mail.  schinca  Schienbein; 
vom  ahd.  skinko  röhre,  flöte,  mhd.  schinke  bein. 

Stio,  lino  stio  it.  art  lein,  der  immärz  gesät  wird;  nach 
Menage  von  sativum  also  mit  ausfall  des  ersten  vocals  wie  in 
staccio  von  setaceum.    Besser  von  aestivum  sommerlein. 

Stivale  eine  beinbekleidung ,  auch  altfr.  estival,  mlat. 
aestivale;  von  aestas,  da  man  sie  im  sommer  trug;  daher  auch 
ahd.  stiful,  nhd.  Stiefel. 

Stoviglio  stpviglia,  nur  im  plur.  stovigli  stoviglie  üb- 
lich, irdenes  g eschirr ,  kücheng eschirr ;  nach  Muratori  vom 
dtschen  stube  d.  i.  küche;  besser  vom  ahd.  stouf  =  altn.  stäup, 
ags.  steap  becher,  schale,  dimin.  ahd.  stoufili. 

Straccare  abmatten,  stracco  für  straccato  erschöpft; 
vermuthlich  vom  ahd.  strecchan  in  der  bed.  hinstrecken,  zu 
boden  schlagen.  Auch  prov.  estracar  scheint  ermüden  zu  be- 
deuten: jornadas  grans  e  longas  et  estracadas  große,  lange 
und  ermüdende  (eig.  ermüdet e)  tagereisenßLetc,rom,v,  estraguar, 


440  H.a.     STRALE— SUCCHIARE. 

Str  ale  (m.)  pfeil;  vom  ahd.  sträla  (f.)  mit  gl.  bed.,  oder 
besser  vom  mhd.  sträl  (m.)  =  ags.  slreel  (mj,  diese  von  strae- 
jen  ausstreuen,  s.  Wackernagels  glossar. 

Strappare  ausreißen,  strappata  riß,  ruck,  sp.  estra- 
pada,  fr.  estrapade;  vom  obd.  (Schweiz.)  strapfen  ziehen,  nhd. 
straff  fest  angezogen.     Vpl.  estraper  IL  c. 

Stratto  seltsam,  wunderlich;  für  astratto  oder  distratto 
in  gedanken  vertieft. 

Straziare mishandeln, strazio  mishandlung, zerfleischung 
u.  dgl;  von  distractus  zerrissen,  gleichsam  distractiare.  Schon 
Muratori  war  dieser  meinttng. 

Strillo  lautes  geschr ei,  vb.  strillare;  von  stridulus  rau- 
schend, sausend. 

Striscia  streif,  strisciare  streifen,  schleichen  u.  dgl. 
Es  ist  schwer  zu  sagen,  in  welches  etymon  sich  dies  wort  am 
wenigsten  fügt,  in  das  lat.  strix  strigis,  da  es  alsdann  eine 
beispiellose  nominativform  (strixa}  voraussetzte ,  oder  in  das 
dtsche  strich,  da  dtsches  ch  sich  nie  in  ital.  sei  wandelt:  nur 
ein  ahd.  verbum  strichisön  würde  genügen.  Logisch  passt 
striscia  besser  zu  strich  als  zu  strix:  una  striscia  di  paese 
ist  genau  ein  strich  landes,  man  sehe  auch  Muratori. 

Strozzare  erwürgen;  vom  ahd.  drozza  kehle,  also  für 
s-drozzare  gleichsam  entkehlen,  des  gebrauchs  der  kehle  be- 
rauben. 

Str  uff  q  strufolo  häufe  tappen;  wohl  vom  dtschen  strupf 
etwas  ausgerauftes,  ahd.  stroufen  rupfen,  abstreifen. 

Struggere  zerstören;  für  dislruggere  =  distruere.  Das 
eingeschobene  gg  erklärt  sich  aus  einem  früheren  hiatustil- 
genden j  in  destrujere,  statt  dessen  das  mlatein  lieber  das 
lautverwandte  g  setzte  (trägere  für  traere  d.  i.  trahere).  Nicht 
anders  verhält  sich  altpg.  trager  von  trahere,  daher  npg.  Ira- 
zer.  Ital.  mundarten,  zumal  die  neapol.,  schieben  jenes  j  häufig 
ein:  ajero  (aer),  affizejo  (officium). 

Stuzzicare  antreiben,  einfacher  moden.  stussä,  chw. 
stuschar;  vom  dtschen  stutzen  anstoßen.  Veneroni  kennt  über- 
dies stozzare  einprägen. 

Subbia  meißel;  von  sübula  pfriemen. 

Succhiare saugen ; gleichsam  sueculare,  von  sueus  suc- 
cus  saft,  vgl.  sueo  I.  Es  bedeutet  auch  bohren,  weil  der  bohrer, 
d.  h.  der  hohlbohrer,  die  späfine  in  sich  zieht,  davon  das  sbst. 


II.  a.     SUGHERO-TECCHIRE.  441 

succhio,  nicht  von  subula,  wie  andre  wollen  (bl  nicht  =  cchi), 
und  wohl  auch  nicht  von  sucula  haspel,  winde. 

Süghero  kork;  für  süvero  von  süber,  indem  v  aus- 
fiel  (su-ero)  und  gh  später  zur  beseitigung  des  hiatus  eintrat; 
ebenso  pavone  pa-one  pagone,  tat.  pavo.  Im  ven.  und  cat. 
suro  ward  der  hiatus  durch  zusammenziehung  beseitigt. 

Sugna  fett,  schmeer;  von  axungia  wagenschmeer ,  vgl. 
die  venez.  form  sonza  (z  =  tat.  gi),  mail.  sonsgia. 

Susina  pflaume;  vielleicht  nach  der  Stadt  Susa  be- 
nannt, woher  sie  stammen  mochte  (Muratori). 

Svanire  s.  evanouir  II.  c. 

S  v  e  1 1  e  r  e  svegliere  ausreißen;  von  exvellere  für  evellere. 

T. 

Täccola  elster,  täccolo  schäkerei,  taccolare  plaudern; 
vom  ahd.  täha  cornicula,  wie  schon  Graff  s.  v.  anmerkt,  oder 
vom  unvorhandenen  tähala,  woraus  nhd.  dohle,  vgl.  Grimm 
P.  131. 

Tana  it.  chw.  neupr.  hohle  wilder  thiere.  Es  soll  abge- 
kürzt sein  aus  sottana,  lat.  gleichsam  subtana  subtanea,  dem 
man  die  bed.  unterirdisch  beilegt,  und  so  könnte  auch  das 
entsprechende  comask.  trana  (trona)  aus  sotterrana  subterra- 
nea  gedeutet  werden:  leicht  nämlich  läßt  die  ital.  spräche 
eine  unbetonte  anlautssylbe  schwinden.  Oder  ist  tana  das  auf 
ein  scheinbares  primitiv  zurückgebrachte  fr.  taniere? 

Tanfo  modergeruch;  wohl  das  ahd.  tamf,  nhd.  dampf. 
Derselben  herkunft  ist  das  champagn.  tan f er  keichen  =  ahd. 
tamfjan  ersticken. 

Tanghero  s.  tangonner  II.  c. 

Tapino  s.  tapir  IT.  c. 

T  a  r  p  a  r  e  die  flügel  stumpfen. 

Tättera  gerümpel,  plunder;  vgl.  engl,  tatters,  ndd.  tal- 
tern  fetzen,  ahd.  zata  zotte. 

T  e  c  c  h  i  r  e  attecchire  zunehmen,  wachsen ;  offenbar  vom 
goth.  theihan,  alts.  thihan  =  ahd.  dihan,  nhd.  gedeihen,  t  aus 
dtschem  th  vgl.  tasso  I.  Goth.  ei  fiel  in  eine  tonlose  sylbe  und 
konnte  also  wie  kurzes  i  behandelt  d.  h.  durch  e  dargestellt 
werden.  Diesem  teccbire  entspricht  alt  fr.  tehir  (vgl.it.gec- 
chire,  altfr.  gehir),   das  auch  wachsen  machen   heifit:  ensi 


448  H.a.    TENZA— TRASSINARE. 

me  puise  dieus  tehir  Eracl.  2302.  Davon  zu  trennen  ist  piem. 
tec  grassus,  vom  ahd.  thik,  nhd.  dick. 

Tenza  s.  tencer  II.  c. 

Terchio  s.  terco  77.  b. 

Testeso  teste  adverb  für  lat.  nuper.  Nach  Ferrari 
von  statim,  nach  Menage  von  isto  isto  ipso  sc.  tempore,  wel- 
ches aber  stestesso  ergeben  hätte,  da  anlautendes  s  nicht  schwin- 
det. Es  ist  von  ante  istum  ipsum,  antestesso,  mit  abgefallnem 
an,  was  keine  Schwierigkeit  macht,  vgl.  fälle  wie  fante  (in- 
fans),  bilico  (umbilicus).  Der  Wechsel  zwischen  giu  und  giuso, 
su  und  suso  gewöhnte  aber  daran  auch  teste  testeso  für  te- 
stesso  zu  sprechen. 

Ticchio  wunderlicher  einfall.  Ist  dies  nicht  augen- 
scheinlich aus  unserm  ahd.  ziki  böckchen  wie  das  mit  ticchio 
gleichbed.  Capriccio  aus  capra  gebildet? 

Tomajo  Oberleder;  ngr.  to/lkIqi,  russ.  towär  leder,  s. 
Dief.goth.wb.  1.207. 

T  o  n  d  o  rund,  als  sbst.  scheibe,  tondino  reif,  teuer  (auch 
ins  span.  übergegangen) ;  von  rotundus  durch  aphärese,  s.  Rom. 
gr.  1.253.  Eine  zss.  ist  bis-tondo  rundlicht,  worin  bis 
das  unvollkommne  der  eigenschaft  ausdrückt,  piem.  bis-riond. 

Tönfano  tiefe  stelle  im  wasser,  Strudel;  ist  das  glbd. 
ahd.  tumphilo  (gurges  wag  vel  tumphilo  Gloss.  Rhab.  954b), 
mhd.  tümpfel,  nhd.  dümpfel.  Auch  außerhalb  Italiens  läßt 
sich  das  wort  betreffen:  npr.  toumple,  altpr.  tomplina. 

T  o  p  o  ratte,  maus ;  =  sp.  topo,  cat.  taup  maulwurf,  von 
talpa,  verändert  in  talpus,  im  vocab.  S.  Galli  talbus  scero  (Scher- 
maus).   Romagn.  fem.  topa  in  der  bed.  des  it.  topo. 

Tozzo  dick  und  kurz,  sbst.  tozzo  stück  brot  u.  dgl. 

Tra  präposition;  abgekürzt  von intra.  wie fra  von  infra. 

Tralce  tralcio  weinranke;  vom  glbd.  tradux  tradücem, 
verwandelt  in  tranicem  (s.  Ducange  tranex)  wie  perdicem  in 
pernice,  sodann  in  trance  tralce,  lomb.  trosa. 

Tramontana  norden ,  nordwind,  nordstern  (auch  ins 
prov.  span.  franz.  übergegangen) ;  von  transmontanus  über  dem 
gebirge  (den  Alpen)  befindlich,  nach  norden  liegend. 

Trampolo  (nur  im  plur.  üblich)  stelze;  vom  dtschen 
vb.  trampeln,  nord.  trampa,  dies  vom  goth.  trimpan.  Dessel- 
ben Ursprunges  ist  pr.  trampol  getrappel  Gloss.  occ. 

Trassinare  durchspüren,  auch mishandeln,  strascinare 


H.a.    TRASTULLO— UGGIA.  443 

und  strascicare  schleifen,  schleppen,  sbst.  strascfno  undsträ- 
scico  schleife;  muthmaßlich  aus  dem  pr.  traissa  schleppe  (Schlepp- 
netz), trassa  spur,  s.  tracciare  I. 

Trastullo  Zeitvertreib,  vb.  trastullare;  vom  ahd.  stulla 
zeitpunct,  stunde. 

T  r  e g g  i  a  schütten,  schleife;  von  trahea,  gesprochen  traja, 
mit  einer  im  ital.  seltnen  Umwandlung  des  a  in  e. 

Troglio  Stotterer;  vom  gleichbed.  gr.  TgavXög. 

Tronfio  aufgeblasen,  hochmüthig ,  aufgebracht;  etwa 
vom  gr.  igvytj  hoffart,  woher  auch  wal.  trufie  und  vb.  trufi 
sich  aufblähen. 

Troscia  rinne  vom  wasser  gebildet,  dsgl.  mit  vorge- 
setztem s  stroscio  ger dusch  von  fallendem  wasser,  strosciare 
herab  strömen ;  buchstäblich  das  goth.  ga-drausjan  herabstür- 
zen, nhd.  dreuschen  gleichfalls  von  regengüssen  gebraucht,  ndd. 
drusen,  s.  Dief.  goth.  wb.  II.  643.  Das  ital.  wort  setzt  eine 
form  mit  anlautender  tenuis  voraus. 

Truogo  truogolo,  wal.  troc  mulde;  ahd.  trog.  Es  findet 
sich  auch  ein  altfr.  troc  EracLv.  4443 u.  4508  (mit  den  Va- 
rianten croc  und  flos),  noch  jetzt  norm,  treu  und  tros  backtrog. 

Tuffare  eintauchen;  vom  ahd.  toufan,  mhd.  taufen,  vgl. 
rubare  von  roubön. 

Tuorlotorlo  dotier;  von  torulus  muskel,  fleischige  stelle 
(nahrhafter  theil  des  eiesj,  bei  bäumen  der  splint,  piem.  torlo 
kleine  geschwulst,  beule. 

Turcasso  köcher ,  auch  altfr.  turquois;  ungewisser 
herkunft. 

ü. 

Ubbia  abergläubische  furcht,  ahndung ,  schlimme  Vor- 
bedeutung. Räthselhaftes  wort,  mit  dem  folgenden  nicht  iden- 
tisch. Nur  um  es  nicht  ganz  leer  ausgehen  zu  lassen,  werde 
erinnert  an  ahd.  bi-huobida  praesumtio,  einbildung,  Vorstellung. 

U  gg  ia  schatten  (besonders  in  üblem  sinne),  fig.unlust, 
Widerwille,  gute  oder  schlimme  Vorbedeutung,  aduggiare  nach- 
theilig beschatten,  belästigen.  Man  erklärt  es  aus  opacus,  so- 
gar aus  urere,  aus  udus  oder  uvidus  (syncopiert  uvius)  und 
letzteres  wäre  zwar  formell  tadellos,  aber  das  ital.  wort  heißt 
recht  eigentlich  schatten,  auch  moralisch  verstanden.    Ist  es 


444  H.a.    UGOLA— VARCARE. 

das  kymr.  hudd  schatten,  dämmerung ,  huddiad  beschattung? 
Es  wäre  alsdann  vielleicht  das  einzige  partiell  ital  wort  ceU 
tischer  herkunft.  Weit  besser  empfiehlt  sich  das  lat.  obviam 
im  wege  stehend,  hinderlich,  vgl  altsp.  uviar  begegnen,  in  gu- 
ter und  Schimmer  bedeutung.  Passender  noch  erscheint  lat. 
odium  mit  seinem  ganz  zutreffenden  begriffe  haß  oder  abnei- 
gung:  essere  in  uggia,  venire  in  uggia  ad  alc.  ist  =  lat.  in 
odio  esse,  odio  venire  alicui.  Uggia  ist  der  den  gewachsen 
verderbliche,  verhaßte  schatten,  hieraus  erfolgte  schlimme  Vor- 
bedeutung, endlich  überhaupt  Vorbedeutung.  Wegen  des  ab- 
weichenden genus  vgl,  man  noja,  gleichfalls  aus  odium,  wegen 
des  u  für  o  uscio  für  ostium. 

U  g  o  1  a  s.  luette  IL  c. 

Upiglio  knoblauch;  von  ulpicum  ulpiculum. 

Uteflo  irdenes  öhlfiäschchen ;  aus  uter  abgeleitet. 

v. 

V  a  g  I  i  o  sieb ;  von  vallus  futterschwinge,  bei  Varro,  di- 
min.  von  vannus;  modenes.  richtiger  vallo,  da  sich  11  sonst 
nur  vor  i  und  e  erweicht. 

Vago  1)  unstät,  2)  lüstern,  3)  reizend.  Auch  in  den 
letzteren  bedd.  ist  es  von  vagus :  wer  von  einem  zum  andern 
mädchen  schweift,  bei  allen  sich  einschmeichelt,  der  lüsterne, 
verführerische,  konnte  lat.  vagus  genannt  werden;  ital.  vago 
als  subst.  heißt  überhaupt  liebhaber. 

Vaj  o  .art  pelz,  grauwerk;  weder  vom  gr.  cpaiög,  wie 
Muratori  will,  noch  vom  dtschen  feh :  es  lautet  pr.  vair,  wo- 
her vairador  kürschner,  und  kann  nur  aus  varius  (bunt,  ge- 
fleckt] entstanden  sein,  wenn  es  auch  speciell  schwär zfleckig 
bedeutet. 

Vampo  vampa  gluth,  vb.  avvampare;  von  vapor  mit  ab- 
gestoßenem r  wie  in  sarto,  pepe,  cece  u.  a.,  daher  auch  vam- 
pore,  wald.  vanpor  Hahn  591.  Eine  form  ohne  eingeschobenes 
m  vapa  s.  Poet.  d.  pr.  sec.  IL  32,  alban.  vape,  wal.  vepäe  mit 
gl  bed.  Auch  sp.  h  a  m  p  a  prahlerei  kann  dieser  herkunft  sein, 
wiewohl  ein  vermittelndes  fampa  (f  aus  v,  s.  he  IL  b)  man- 
gelt: it.  menar  vampo  heißt  prahlen,  aufschneiden.  Das  bürg. 
Vftmbee  rauchwolke  wird  demselben  stamme  zufallen. 

Varcare  valcare  Yalicare  hinübergehen,  überschreiten. 


H.a.    VASCA-VERUNO.  445 

chw.  vargar  übertreffen,  sbst.  it.  varco  durchgang.  Ohne  zwei- 
fei von  varicare  die  fuße  auseinander  sperren,  wie  man  für 
praevaricare  auch  prevalicare  sagt:  man  nahm  varicare  in 
der  weiteren  bed.  sich  fortbewegen ,  vgl  tat.  passus  schritt, 
eig.  ausspreizung  der  fuße.  Schon  die  isid.  glossen  gewähren 
varicat  ambulat,  ein  anderes  altes  glossar  varicat  divertit  vel 
ambulat  Class.  auct.  VI.  550a, 

Vasca  kufe;  basca  bereits  in  einer  Urkunde  vom j. 650 
bei  Maffei  stör.  dipl.  p.  172.  Cellisten  werden  an  das  bekannte 
bascauda,  germanisten  an  waschen  erinnern,  Hervas  catal. 
delle  lingue  p.  207  zerlegt  es  in  das  bask.  nicht  vorhandne 
u-asca  Wasserbehälter.  Es  kann  aber,  für  vasica  stehend,  aus 
vas  abgeleitet  sein,  vgl.  ähnliche  fälle  s.  v.  oca  I. 

Vedetta  wache,  Wächter,  fr.  vedette.  Man  leitet  es 
getrost  aus  dem  vb.  videre;  da  aber  ableitungen  aus  verbal- 
stämmen  mittelst  des  sufßxes  ett  höchst  zweifelhaft  sind  und 
selbst  der  begriff  nicht  zu  genügen  scheint ,  so  darf  man  der 
vermuthung  räum  geben,  es  sei  aus  it.  veletta  (s.  veglia  I.) 
entstellt. 

V  e  g  g  i  a  faß,  fuder;  leitet  Ferrari  richtig  von  vehes  führe, 
fuder,  später  gesprochen  veges  vejes  (s.  Ducange),  durch  um- 
biegung  nach  der  1.  declin.  veggia.  Vgl.  wegen  des  eingescho- 
benen g  oder  j  oben  struggere. 

Veritävolo  nordwind;  entstellt  aus  ventus  aquüus? 

Vermena  Schößling;  von  verbena  zweig,  eig.  heiliger 


Verone  offener  gang,  erker.  Ungefähr  dieselbe  bedeu- 
tung  hat  androne,  gr.  uvöqoÖv  gemach  für  männer,  von  dvrjg: 
artig  wäre  es  nun,  wenn  man  dies  mit  vir  ins  latein.  über- 
tragen hätte,  vir-on  verone. 

Veruno  pronomen  für  lat.  nullus.  Dazu  kommt  noch 
altit.  vernullo  Poet.  d.  pr.  sec.  I.  p.  302,  vgl.  vere  nullam  fir- 
mitatem  non  habcmus  Fumagalli  p.  491  (v.j.882);  mlat.  auch 
verullus  verhullus  das.  p.  288—280  (v.  j.  853J ;  sodann  mund- 
artlich ital.  vergotta  vergott  für  lat.  aliquid,  Rom.  gr.  11.373, 
Man  deutet  ver-uno  aus  vel  unus  (si  vel  unus  exteterit  auch 
nur  einer  L.  Sal.  tit.  45),  mit  beigefügter  negationspartikel 
s.  v.  a.  lat.  ne  unus  quidem,  oder  it.  ne  pure  uno.  Verwand- 
lung des  1  in  r  zwischen  vocalen  ist  im  ital.  allerdings  un- 
gewöhnlich, konnte  aber  durch  das  zusammentreffen  desselben 


446  U.a.    VERZINO— VIGLIARE. 

Wortes  mit  consonanten  in  vel-nullus  oder  vel-gulta  leicht  be- 
wirkt werden.  Das  dasein  der  partikel  vel  auf  nordwestli- 
chem gebiete  muß  jeden  zweifei  heben,  altfr.  vels  un  ist  genau 
das  it.  veruno,  s.  viaus  IL  c;  auch  das  wal.  vre  in  vre-un 
u.  a.  Zusammensetzungen  scheint  derselben  herkunft. 

V  e  r z i  n  o  rothes  holz  zum  färben;  =  sp.  brasil,  fr.  bresil, 
nach  dem  lande  Brasilien  genannt. 

Vetrice  wasserweide ;  für  vetice  von  vitex. 

Vetta  1)  gipfel,  wipfel,  kuppe,  spitze,  2)  reis,  gerte 
Nach  einigen  von  Vertex,  aber  r  scheidet  nicht  aus  vor  t; 
nach  Muratori  zsgz.  aus  vedetta  'anhöhe,  woher  man  sich 
umschaut',  aber  vedetta  hat  diese  bed.  nicht.  Ist  das  wort, 
da  sein  anlaut  latein.  herkunft  fordert,  =  vilta  kopfbinde  der 
priester,  indem  hieraus  die  bedd.  kuppe,  gipfel,  spitze  (daher 
auch  gerte)  erfolgten,  wie  dies  bei  apex  priestermütze  geschah  ? 

Vieenda  Vergeltung,  abwechselung;  eig.  was  die  stelle 
vertreten  muß,  von  vice  vece,  lat.  vi  eis,  mit  anwendung  der 
verbalableitung  enda  (leggenda  u.  dgl.)  auf  ein  Substantiv. 
S.  Castelvetro  zu  Bembo  II.  262. 

V  i  e  via  adverb  des  grades  vor  dem  comparativ,  z.  b. 
vie  piü  duro  iceit  härter.  Ist  es  vom  sbst.  via  weg,  daher 
strecke,  weite,  länge?  aber  via  kann  nicht  das  maß  des  We- 
ges, noch  weniger  ein  großes  maß  bezeichnen.  Auch  die  ital. 
interj.  via  befriedigt  nicht.  Ansprechender  ist  Menage' s  deu- 
tung  aus  lat.  vis  fülle,  menge  (die  auch  Galvani  verficht ,  s. 
Archiv,  stör.  it.  XIV.  364),  nur  müste  man  in  dem  ital.  worte 
nicht,  wie  er  will,  den  ablat.  (denn  vi  durior  gibt  keinen  pas- 
senden sinn),  sondern  den  auf  roman.  weise  gebrauchten  accus, 
annehmen:  eine  fülle  härter,  wie  fr.  beau-coup  plus  dur.  Aber 
befriedigender  wäre  ein  dem  roman.  gebiete  bekanntes  wort 
(vis  ist  ihm  unbekannt)  in  einer  weniger  unlateinischen  und 
weniger  pretiösen  anwendung,  und  dies  bietet  sich  in  dem  adv. 
vive,  das  leicht  in  vie  syncopiert  werden  und  seinen  auslaut 
wie  andre  Wörter  dieser  classe  (pria,  senza)  auf  a  bilden 
konnte.  Vive  durior  wäre  e lebhaft  härter  oder  'ausnehmend 
härter*,  denn  letztere  bedeutung  hat  das  ital.  adj.  vivo  ent- 
wickelt. 

Vigliare  die  spreu  vom  gedroschenen  körn  mit  zwei- 
gen oder  kleinen  besen  abkehren,  dsgl.  auslesen,  auswählen; 
muthmaßlich  für  vergliare  =  verriculare,  das  man  aus  ver- 


H.a.    VmCHIO-VÜTO.  447 

rere  ableitete,  wobei  das  radicale  e  zur  Scheidung  von  ve- 
gliare  mit  i  getauscht  ward.  Aus  dem  verbum  entstand  das 
sbst.  viglio,  wofür  aber  nur  vigliuolo  üblich  watfd. 

Vinchio  weidenzweig,  von  vinclum;  daher  avvinchiare 
umwinden,  vgl  vinculatus  bei  Coel.  Aurel. 

Vinci do  weich,  mürbe  durch  feuchtigkeit ;  wahrschein- 
lich für  viscido,  von  viscidus  klebrig,  zäh:  pane  vincido  ist 
brot,  das  im  keller  weich  oder  zäh  geworden.  Genauer  trifft 
mit  viscidus  das  wal.  veasted  zusammen,  das  aber  welk  be- 
deutet. 

Vinco  weide,  bindweide.  Da  das  diminutiv  dieses  Wor- 
tes vinchio  lautet,  kleiner  weidenzweig,  offenbar  das  lat.  vin- 
culum,  so  scheint  vinco  zu  den  fällen  zu  gehören,  worin  ein  deri- 
vatum  auf  sein  (vermeintliches)  primitiv  zurückgeführt  ward: 
vinculum  schien  vincum  vorauszusetzen.  Wie  in  andern  spra- 
chen nannte  man  die  weide  etwas  bindendes. 

Vizzo  und  guizzo  welk;  muß  im  gib d.  vietus  seinen 
Ursprung  haben,  das  aber  behandelt  ward  wie  rudis  u.  a.,  s. 
oben  fujo. 

V o\g er e  neben  volvere  wenden  dankt  sein  g  der  ana- 
logie  andrer  stark  flectierender  verba,  deren  stamm  auf  die- 
sen buchstaben  ausgeht:  ergere  ersi  erto,  tingere  tinsi  tinto, 
so  denn  volgere  volsi  volto.  Übertritt  des  v  in  palatales  g 
ist  nicht  romanisch. 

Voto  leer,  hohl,  votare  ausleeren.  Das  ven.  vodo  und 
mehr  noch  das  piem.  void  und  lomb.  voeuid  leiten  auf  das 
alt  fr.  vuid  =s  nfr.  vide,  aber  das  it.  t  fügt  sich  nicht  hinein. 
Sollte  darum  voto  syncopiert  sein  aus  dem  partic.  volto,  wel- 
ches 'gewölbt,  gehöhlt'  bedeutet  hatte  (s.  volta  L),  d.  h.  sollte 
es  aus  dem  neap.  dialecte  herrühren,  worin  man  vota  für 
volta,  votare  für  voltaresagtf?  Für  diese  ansieht  spricht  etwa, 
daß  votare  auch  cumwerferf  heißt  wie  voltare,  daß  ven. 
luna  voda  den  abnehmenden  mond  bedeutet,  wie  man  ital.  sagt 
la  luna  volta  der  mond  nimmt  ab.  Was  aber  die  media  der 
oberital.  mundarten  betrifft,  so  wird  man  einßuß  des  nahe 
liegenden  prov.  Wortes  annehmen  müssen,  da  lt  nicht  wohl  zu 
d  werden  kann.  Altital.  findet  sich  auch  voitare  Poet.  d.  pr. 
sec.  II.  29.  Das  sard.  vb.  s-buidai  schließt  sich  den  oberital. 
formen  an. 


448  H.a.    ZACCARO-ZITO. 

z. 

Zäccaro  zäcchero  Munker  von  koth  u.dgl.;  etwa  das 
ahd.  zahar,  mhd.  zäher  tropfen  (nhd.  zähre),  tropfen  pech, 
harz?     Venez.  mit  1  zäcola. 

Z  a  i  n  o  schäfertasche,  sp.  z  a  i  n  a ;  vom  ahd.  zain  röhr  oder 
zaina  korb. 

Zana  korb;  vom  glbd.  ahd.  zeina» 

Zanco  link;  ohne  zweifei  für  stanco  matt,  link,  wie 
zambecco  für  stambecco. 

Zanna  hauer ,  haken.  Es  könnte  vom  ahd.  zand  zan, 
nhd.  zahn,  herrühren;  da  aber  auch  sanna  daneben  besteht 
und  der  deutsche  anlaut  z  sich  im  ital.  niemals  in  s,  wohl 
aber  das  tat.  s  sich  oft  in  z  verwandelt  (zambuco,  zavorra, 
zezzo,  zolfo,  zuffolare  u.  a),  so  hat  lat.  sanna  wenigstens  eben 
so  gute  ansprüche:  man  konnte  das  zähnefletschen  concret  für 
den  gefletschten  zahn  selber  nehmen.  Auch  scana  findet  sich. 

Z  a  z  z  a  zäzzera  langes  haupthaar  der  männer ;  vom  ahd. 
zata  zotte,  vb.  zotarjan  herabwallen  (vom  haar). 

Zecca  münzstätte ,  daher  entlehnt  sp.  zeca  seca,  ab- 
gel.  it.  zecchino  eine  goldmünze;  vom  arab.  sekkah  prägstock 
Freyt.  IL  332a. 

Zeppa  keil,  zeppare  voll  pfropfen,  adj.  zeppo  vollge- 
pfropft. Von  cippus  stamm,  pfähl,  säule,  woraus  auch  der 
Spanier  ein  feminin  cepa  zog  ?  Aber  sowohl  der  begriff  wie 
der  buchstabe  (lat.  c  wird  fast  nie  zu  z,  auch  hat  e  offene 
ausspräche)  sind  dagegen,  beide  einigen  sich  besser  mit  ahd. 
zapfo,  mhd.  zepfe  zapfen  d.  i.  pflock,  welches  in  zaffo  noch 
einen  andern  abkömmling  hinterlassen. 

Zibibbo  eine  art  rosinen  aus  Syrien;  vom  arab.  zibib, 
s.  Rödiger  und  Pott  in  Lassens  ztschr.   V.  62. 

Z  i  g  r  i  n  o  s.  chagrin  //.  c. 

Zipolo  Zäpfchen  im  hahne  eines  fasses;  vom  hochd. 
zipfel?  vgl.  ndl.  tip  spitze. 

Zirbo  netz  im  leibe;  nach  Fr.  Pasqualino  vom  glbd. 
arab.  tarb  Freyt.  I.  213K 

Zito  knabe,  zita  mädchen,  auch  citto  citta,  zitello  zi- 
tella,  ciltolo  cittola;  urspr.  kosewort ,  gleicher  herkunft  mit 
zitta,  also  eig.  zitze:  diesen  doppelten  sinn  drückt  z.  b.  auch 
piem.  teta  und  lat.  mamilla  aus. 


H.a.     ZOLLA— ZURLO.  440 

Zolla  it.  chw.  erdscholle;  vom  ahd.  scolla.  Trotz  der 
ungewöhnlichen  behandlung  des  anlautes  würde  sich  doch  ein 
wort  dieser  bedeutung  nicht  füglich  aus  dem  lautlich  näher 
liegenden  nhd.  schölle  herleiten  lassen.     S.  zanca  I. 

Zuffa  gerauf e;  vom  dtschen  zupfen  gezupfe  wie  ruffa 
von  rupfen;  Schweiz,  zuffe  bündel,  pack. 

Zurlo  lüsternheit,  kitzel,  auch  zurro;  scheint  mit  surire 
(in  der  brunst  sein,  bei  Apulejus)  zusammenzuhängen. 


29 


450  IL  b.    ABABA— ACE1TE. 


B.     SPAMISCHES  GEBIET. 

A. 

Abäba  ababöl  sp.,  pg.  papoula,  wilder  mohn,  Matsch- 
rose; entstellt  aus  papaver,  vgl.  pavot  IL  c. 

A  b  ar  c  a  sp.  pg.  grober  schuh  von  ungegerbter  ochsenhaut, 
bekannt  als  beiname  eines  königes  Sancho  von  Navarra;  bask. 
abarquia,  von  abarra  zartes  holz  oder  zweige,  weil  jene  schuhe 
zuerst  daraus  verfertigt  wurden,  und  quia  sache,  also  sache 
von  zweigen  (Astarloa  apol.  p.  292). 

A  b  r  a  sp.  pg.  bucht,  pass  oder  felsenschlucht,  Öffnung  im 
erdboden.  Vom  fr.  bavre  ist  es  durch  das  genus  und  die  be- 
deutungen  getrennt.  Sousa  leitet  es  vom  arab.  cäbrah  bucht, 
vb.  cäbara  (-*■«)  durchgehen ,  üb  er  schiff en ,  die  Wörterbücher 
aber  kennen  das  Substantiv  nicht.  Die  grundbed.  ist c etwas  das 
sich  öffnet1  und  so  könnte  das  wort,  wie  selten  auch  nomina 
aus  verbis  der  vierten  lat.  conj.  entstehen  (mulla  aus  mollire  und 
so  tupa  aus  tupir),  in  abrir,  lat.  aperire,  seinen  Ursprung  haben. 

Abrego  sp.  südwestwind;  von  africus,  it.  affrico. 

A  b  r  o  j  o  sp.,  abrolho  pg.  distel,  fußangel.  In  diesem  worte 
birgt  sich  bekanntlich  eine  Zusammensetzung:  abre  (el)  ojo 
thu  die  äugen  auf,  nimm  dich  in  acht  (da  disteln  und  fuß- 
angeln  sich  anhängen). 

Acaecer  sp.  pg.  (altpg.  auch  aquecer,  zu  unterscheiden 
von  aquecer  wärmen,  s.  unten  calentar)  sich  ereignen;  von 
accadere  für  acoidere,  gleichsam  accadescere. 

Acebo  sp.  Stechpalme ;  verkürzt  aus  aquifolium  mit  zu- 
rückgezogenem accent  wie  in  trebol  von  trifolium.  Die  bil- 
dung  ist  alt,  vgl.  in  einer  Urkunde  vomj.  841  in  aceveto  Esp. 
sagr.  XL.  375.  Daher  auch  pg.  a  z  e  v  i  n  h  o  judendorn.  Cat. 
grevol  ist  von  acrifolium. 

Acechar  sp.,  asseitarpg.  aufpassen,  spähen;  von  as- 
sectari  überall  hin  begleiten. 

Aceite  sp.  pg.  öhl;  vom  arab.  al-zait  (sprich  azzait), 
hebr.  zait  Freyt.  IL  269a. 


II.  b.    ACELGA— ACHAR.  451 

Ac  el  ga  sp.,  pg.  auch  selga  lauch;  von  beta  sicula  (Ca- 
brerä).  Auch  der  Araber  nennt  die  beete  selq,  man  sehe  Freyt. 
IL  344K 

Acezar  altsp.  heichen,  acezo  hauch,  athem;  wohl  vom 
bask  (labortj  hatsa  athem,  mit  demselben  sufßx  wie  in  bo- 
stezar  gähnen. 

Achaque  sp.  pg.  unpässlichkeit,  vorwand,  daher  iL  ac- 
ciacco;  vomarab.  al-schakä  aschschakä  mit  ersterer  bedeu- 
tung  Freyt.  IL  M5a.  Beide  bedeutungen  einigt  auch  das  iL 
cagione :  krankheit  ist  entschuldigung,  vorwand  zu  erscheinen. 
Altpg.  achaque  anklage  S.  Rosa. 

Achar  pg.  finden.  Woher  dieses  seltsame  wort,  das 
dem  gleichbed.  trovare  an  dunkelheit  nicht  nachzustehen  scheint? 
Verfolgt  man  seine  geschichte,  so  findet  sich  als  älteste  form 
aflar  (in  einem  foral  vom  j.  1166  S.  Rosa),  ch  =  fl  wie  in 
enchar  von  inflare.  Dasselbe  wort  in  derselben  bedeutung  hat 
aber  noch  weitere  Verbreitung :  die  churw.  spräche  besitzt 
gleichfalls  aflar,  die  walach.  aflä,  endlich  die  neapol.  mundart, 
welche  sei  für  fl  setzt  (sciume  von  flumen)  asciare,  auch  ac- 
chiare  (sie.  asciari).  Das  wort  könnte  durch  Umstellung  aus 
dem  gr.  dlcpaivstv  herrühren,  allein  die  bezeichnung  eines  sol- 
chen begriffes  lernte  man  gewiss  nicht  von  den  Griechen,  die 
sich  ihrerseits  des  üblicheren  svgloxeiv  bis  heute  bedienen.  Viel- 
mehr weist  es  schlechthin  auf  das  lat.  afflare  anblasen,  an- 
wehen, dem  die  Volkssprache  vielleicht  —  denn  wer  vermag 
der  wunderlichen  begriff sentwicklung  überall  nachzugehen  ?  — 
die  bed.  anrühren,  antreffen  beilegte.  Auch  lat.  conflare  heißt 
nicht  bloß  zusammenblasen,  auch  zusammenbringen,  zusam- 
menfügen und  unser  puffen  ist  aufblasen  und  schlagen,  treffen, 
ja  das  pg.  subst.  ache  bedeutet  Verletzung,  aus  dem  verletzen 
aber  d.  h.  aus  dem  heftigen  berühren  konnte,  wie  in  unserm 
treffen  oder  dem  lat.  offendere,  das  antreffen,  finden  hervor- 
gehen. Das  älteste  mlatein  gewährt  übrigens  schon  beispiele 
der  roman.  bedeutung.  Eine  glosse  bei  Carpentier  lautet  ad- 
flavit  adtegit  (attigit);  eine  andre  adfulavit  (für  adflavit)  le- 
viter  tetigit;  das  keronische  glossar  sagt  gradezu  afflata  pifun- 
dan  (befunden)  p.l43b ;  Papias  hat  afflare  aspirare,  aspergere 
'attingere',  unde  afflatus  aspiratus.  Die  ital,  spräche  besitzt 
in-affiare  besprengen,  offenbar  das  decomponierte  afflare  des 
Papias.     S.  unten  hallar. 


452  ILb.    ACIBAR— ALABAR. 

Aci'bar  sp.,  cat.  cever  aloe;  vom  arab.  al-cabir  a$ga- 
bir  dass.  Gol.  1335. 

Acicalar  sp.,  pg.  acicalar  acacalar  glätten,  schleifen; 
vom  glbd.  arab.  <?aqala  Freyt.  11.509a. 

Acicate  sp.  pg.  sporn  mit  einem  Stachel  statt  eines 
rädchens;  nach  einigen  vom  arab.  al-schavkah  aschschavkah 
(aschschavkaton)  Stachel  Gol  1325 ;  nach  Larramendi  wäre  es 
das  bask.  cicatea,  das  dieselbe  bed.  hat. 

Acipado  sp.  dicht,  fest  (vom  tuche);  leitet  Cabrera 
richtig  vom  lat.  stipatus  festgestopft. 

Acucia  cucia  altsp.  behendigkeit,  gewandtheit,  hurtig- 
keit,  acuciar  betreiben,  eilen;  von  acutus,  mlat.  bei  Ekkehard 
jun.  acutia,  s.  Ducange. 

Adarve  sp.  mauerkranz  mit  zinnen;  vom  arab.  al-darb 
addarb  enger  weg,  s.  das  wort  bei  Freyt.  II.  19a. 

A  d  e  m  a  n  sp.  pg.  haltung,  gebärde.  Fast  alle  einheimi- 
sche etymologen  leiten  es  von  manus;  Larramendi  aber  er- 
kennt darin,  und  wohl  mit  besserem  rechte,  ein  bask.  wort 
adieman  (aditzera  eman)  czu  verstehen  geben,  von  adi,  aditu 
verstehen  und  eman  geben;  des -man  wäre  syncopiert  aus 
des-ademan. 

Adrede  sp.pg.adv.  cmit  Vorsatz1;  vielleicht  vom prov. 
adv.&dreit  grade,  richtig,  vgl  cat.  adretas  lj  richtig,  2)  vor  sätzlich. 

Adur  aduras  altsp.  adv.  für  lat.  vix;  eig.  c mit  schwie- 
rigkeif,  von  durus  hart,  schwer. 

Afeitar  sp.  pg.  aufputzen,  schminken,  das  haar  kräu- 
seln; von  affectare  künsteln,  das  span.  wort  aus  dem  port. 
Enfeitar  in  letzterer  spräche  wohl  von  infectare  inficere  färben. 

Agalla  s.  gale  II.  c 

Ageno  sp.,  pg.  alheo  fremd;  von  alienus,  it.  alieno, 
altfr.  aliene  Alexis  84.  Auch  der  Sarde  braucht,  wie  der 
Spanier,  allenu  für  it.  altrui. 

A  g  ui  n  a  1  d  o  sp.  weihnachts-  oder  neujahrsgeschenk ;  un- 
bekannter herkunft. 

Ajar  sp.  beleidigen,  mishandeln,  durch  betastung  den 
glänz  benehmen;  ist  identisch  mit  dem  veralteten  ajar  finden 
=  pg.  achar  =  sp.  hallar,  vgl.  lat.  offendere  beleidigen,  an- 
treffen, finden,  pg.  ache  Verletzung. 

Alabar  sp.  pg.  loben,  von  allaudare,  das  nur  Plautus 
hemt,  auch  pr.  alauzar.     Wie  hier  u  nach  ausgetretenem  d 


II.  b.    ALABE-ALBEDRIO.  453 

consonantiert  ward  (vgl.  Pablo  aus  Paulus),  so  behauptete  es 
in  der  form  loar  von  laudare  seine  vocalische  natur  (o  =  au). 

Älabe  sp.  zweig,  der  bis  auf  den  boden  herabhängt, 
auch  schaufei  des  rades,  dachtraufe;  vom  bask.  alabea  cwas 
sich  nach  unten  neigt1,  s.  Larramendi.  Hieraus  erklärt  sich 
auch  das  dunkle  pg.  aba  herabhangender  säum,  dachtraufe 
u.  dgl,  zsgz.  aus  alaba  wie  paco  aus  palaco. 

Alacransp.,  alacräo  pg.scorpion;  vom arab.  al- aqrab 
dass.  Gol  1618. 

Alafe  alahe  alae  altsp.  interjection  der  ermunterung, 
bei  Ruiz;  nicht  mit  olä  zsg setzt ,  sondern  ursprünglich  eine 
partikel  der  betheurung,  von  fe  ==  fides,  in  welchem  sinne  der 
Portugiese  Ribeyro  alafe,  Gil  Vicente  aber  alahe  gebraucht. 

Älaga  sp.spelz,  dinkel;  von  alTca  feine  art  weizen. 

Älamo  sp.,  älamo  älemo  pg.  pappel.  Die  span.  philo- 
logen  halten  es  für  eine  entstellung  von  ulmus  mit  vergleichung 
des  nord.  almr  alm,  engl,  elra,  und  nach  Nemnich  wird  dieser 
bäum  im  gemeinen  leben  wohl  auch  alamo  genannt.  Aber  auch 
alnus  ist  zu  beachten:  die  erle  heißt  in  der  that  alamo  ne- 
gro  (alamo  blanco  cpopulus',  alamo  negrillo  c alnus'  Anton.  Ne- 
briss.),  und  da  der  Spanier  die  Verbindung  In  meidet,  ana  für 
alna,  jalde  für  jalne  spricht,  so  mochte  er  alnus  in  almo  alamo 
verwandeln  und  den  namen  von  der  erle  auf  die  schwarz- 
und  weißpappel  übertragen. 

Alarbe  sp.,  alarve  pg.  plumper  mensch,  eig.  Araber; 
vom  arab.  al-arab. 

A 1  a  r  d  e  sp.  pg.  musterung,  heerschau ;  vom  arab.  al-  ar'd 
(u»/0  Gol  1158,  freut.  III.  137a. 

Alar  i  d  o  sp.  pg.  verworrenes  kriegsgeschrei;  nach  Sousa 
vom  arab.  al-arir  siegesfrohlocken  Gol.  62,  getöse  freut.  1.  24a. 
In  der  altfr.  Chans.  d'Antioche  II.  122  rufen  die  Sarazenen 
aride!  aride!  worin  der  herausgeber  dasselbe  wort  erkennt. 

Alazan  sp.,  alazäo  pg.  gelbroth  (von  pf erden);  nach 
Sousa  vom  arab.  al-  hacan  starkes  schönes  pferd  Freyt.  1. 391a, 
nach  Pihan  gloss.  des  mots  etc.  vom  arab.  al-hasan  schön 
Freyt.  I.  381%  buchstäblich  etwas  genauer.  Daher  das  fr.  alesan, 

Alb  anal  albanar  sp.  abzugsgraben ;  von  alveus  graben, 
flußbett. 

Albedn'o  sp.  freier  wille;  von  arbitrium  mit  fortge* 
rücktem  awent,  pr%  albire. 


454  Il.b.    ALBEDRO— ALCOR. 

Albedro  sp. ,  pg.  ervödo  erdbeerbaum ,  von  arbütus 
dass.;  cat.  arbosser  vom  adj.  arbuteus,  woher  auch  das  mdartl. 
sp.  alborzo  s.  Cabrera,  und  das  fr.  arbousier. 

Albornöz  sp.  pg.  wollener  mantel,  daher  das  neue  fr. 
bournous;  vom  arab.  al-bornos  Meid  mit  capuze  Freyt.  I.li5a. 

Alboroto  sp.,  alvorotopg.  aufruhr;  vom  arab.  al-foroet 
cwas  über  das  maß  gehf  Freyt.  III.  336f>.  Dahin  auch  al- 
borozo  entzücken. 

Alb  ran  5.  halbran  II.  c. 

A 1  b  r  ic  i  a  sp.,  alvfcara  pg.  (fast  nur  im  plur.  gebraucht) 
geschenk  für  eine  gute  nachricht ;  vom  arab.  al-baschärah  gute 
nachricht,  vb.  baschara  Freyt.  1. 124b,  vgl.  Soiisa.  In  der  span. 
form  ist  r  versetzt,  nicht  eingeschoben ,  wiewohl  Berceo  ein- 
mal alvicia  schreibt;  alvistra  im  Alex,  steht  der  port.  form 
ganz  nahe. 

A 1  c  a  b  ä  1  a  sp.,  alcaväla  pg.  abgäbe  von  waaren,  die  man 
verkauft;  nach  Sousa  vom  arab.  al-qabalah  (das  aber  eine 
andre  bedeutung  hat ,  Freyt.  111.  394a),  dies  vom  vb.  qabala 
empfangen,  ein  geschenk  annehmen. 

Ale  aide  sp.  pg.  befehlshaber  einer  bürg  u.  dgl;  vom 
arab.  al-qäid  befehlshaber,  vorgesetzter  Freyt.  III.  513<*. 

A 1  c  a  1  d  e  sp.  Schultheiß,  richter.  Man  leitet  es  wohl  vom 
arab.  al-moqallad  fürst  des  Volkes,  s.  bei  Covarruvias,  aber 
bessere  ansprüche  hat  al-qäcdi  richter  Freyt.  III.  461b. 

AI  can ce  sp.  pg.  Verfolgung,  erreichung,  alcanzar  ver- 
folgen, erreichen;  vom  arab.  al-qanac  beute  des  Jägers,  vb. 
qanaca  erjagen  Freyt.  III.  504b.  Wörter  so  allgemeiner  be- 
deutung wurden  nicht  leicht  aus  dem  arab.  entnommen,  da  die 
eigne  spräche  ausreichte:  man  wäre  darum  berechtigt  in  al- 
canzar ein  abgeändertes  encalzar  (s.  incalciare  I.)  anzuneh- 
men, aber  das  arab.  wort  ist  ein  jagdausdruck  und  derglei- 
chen hat  diese  spräche  der  span.  mehrere  geliehen.  Gleicher 
herkunft  ist  auch  pg.  al-cancos  fange  der  raubvögel. 

Alcalraz  alcartaz  sp.  düte,  pg.  cartaz  anschlagzettel ; 
von  chartaceus,  mit  arab.  artikel. 

Alcäzar  sp.  pg.  festes  schloß,  auch  hintercastell  des 
schiffes;  vom  arab.  qaer  Freyt.  III.452b,  das  im  plur al  schloß 
bedeutet.     Daher  auch  it.  cässero. 

Alcor  sp.  anhöhe,  hügel;  vom  arab.  al-qärah,  pl.  al« 
qür  dass.  Gol  1979. 


II. b.    ALCORNOQUE— ALEDANO.  4M 

Alcornoque  sp.  pg.  (mj  korkbaum,  daher  it.  alcor- 
noch;  zsgs.  aus  quern-oco  schwammichte  eiche?  oco  =  hueco, 
s.  unten. 

Ale  orque  sp.  pg.  (m.)  schuh  mit  korksohle  s.  v.  a.  sp. 
corche,  daher  unser  kork  wie  das  engl.  cork.  Es  muß,  da 
es  nicht  arabisch  ist,  aus  lat.  cortex  entstanden  und  aus  al- 
corgue  abgeändert  sein,  vgl.  codigo  von  codex,  pega  von  pix, 
pulga  von  pulex,  alle  mit  g. 

Aleuno  sp.  zuname.  Das  arab.  kimje  bedeutet  einen 
zu-  oder  Vornamen,  der  dem  eigentlichen  namen  vorangeht 
und  jedesmal  das  wort  abu  (vater)  enthält,  worauf  zuweilen 
der  name  eines  sohnes  folgt  z.  b.  Abu  Ali  Mohammed  vater 
Ali's  M. ;  aber  eben  so  wohl  kann  ein  appellativ  folgen  wie  in 
c vater  der  tugenden,  s.  Kosegarten  in  Lassens  ztschr.  I.  297  ff. 
Hieraus  ist  unzweifelhaft  das  span.  wort,  dem  der  arab.  ar- 
tikel  vorgesetzt  ward.  Dagegen  bedeutet  das  nun  veraltete 
fem.  al euna,  pg.  aleunha  geschlecht,  gens ,  und  es  ist  wohl 
zu  erwägen,  ob  in  diesem  worte,  da  der  bloße  stets  wech- 
selnde zuname  mit  dem  begriffe  einer  geschlechts folge  nichts 
gemein  hat,  nicht  vielmehr  das  goth.  kuni  genus,  oder  das  zsgs. 
athala-kuni,  zu  folgern  aus  dem  ahd.  adal-kunni  nobile  genus, 
verborgen  ist.  Das  erweichte  span.  n  rechtfertigt  sich  am 
der  flexion  gen.  kunjis,  dat.  kunja;  die  bedeutung  konnte  sich, 
wie  oft,  erweitern.  Jaume  Febrer,  der  alte  valencian.  wap- 
pendichter, braucht  alcunya  überall  von  den  adelichen  geschlech- 
tern,  deren  Wappen  er  beschreibt :  sa  alcunya  e  sa  real  sanch 
str.  109  u.  dgl. 

Aldea  sp.  pg.  cat.  weiter,  dorf.  Mit  recht  findet  Sousa 
seinen  Ursprung  im  arab.  al-daieah  (&*aä)  grundstück  Freyt. 
III.  34a:  ebenso,  was  die  form  betrifft,  ward  aus  arab.  al- 
mafah  Qstorax)  sp.  almea.  Aus  dem  longob.  aldius  aldio  (= 
mlat.  litus),  Woher  es  S.  Rosa  s.  v.  und  Grimm  rechtsalt.  309 
entspringen  lassen,  würde  sich  die  endung  ea  minder  leicht 
erklären. 

Aledaiio  sp.  gränze,  adj.  angränzend.  Möglicherweise 
von  limitaneus,  also  für  a-lendano  mit  ausgestoßenem  n  vor  d, 
was  sonst  nicht  spanisch  ist,  sich  aber  als  dissimilation  recht- 
fertigen ließe.  Andrer  meinung  ist  Larramendi,  der  es  aus 
dem  bask.  aldedano  herleitet  und  dies  aus  aldea  nachbarschaft 
und  der  präp.  dano  s,  t\  a.  sp.  hasta  zusammensetzt;  da  aber 


456  II.  b.    ALERCE-AUENTO. 

auch  hier  dissimilation  angenommen  werden  müste,  so  bleibt 
man  besser  bei  dem  lat,  etymon. 

Alerce  sp.  lerchenbaum;  von  larix,  it.  larice. 

Aleve  sp.  treulos,  verr  ätherisch,  altsp.  sbst.  aleve,  pg. 
aleive  treulosigkeit,  verrath.  Nach  Covarruvias  vom  lat.  al- 
levare,  so  daß  es  eig.  rebell  bedeutete,  aber  diese  bedeutung 
hat  es  nie  gehabt,  auch  fehlt  dem  Spanier  das  verbum.  Sollte 
es  aus  deutscher  würzet  sein  ?  Goth.  heißt  levjan  verrathen, 
ags.  l»va  verräther. 

Alfange  sp.  pg.  säbel;  vom  arab.  al-changar  dolch 
freut  I.  530a. 

Alferez  sp.  pg.,  altsp.  alferece  alferce  fähndrich,  frü- 
her aber  auch  ein  ausdruck  für  höhere  würden,  z.  b.  alferez 
del  rei  comes  stabuli,  connetable;  vom  arab.  al-färes  reiter, 
ritter  Freyt.  III.  332". 

Alforja  sp.,  alforge  pg.  quersack;  vom  arab.  al-chorg 
Freyt.  1.472b. 

AI  gar  sp.  pg.  grotte;  vom  arab.  al-gär  dass.  Freyt. 
III.  301*. 

A 1  g  a  r  a  sp.  pg.  streif zug  auf  feindliches  gebiet  (wie  it. 
gualdana);  vom  arab.  al-gärah  dass.  Freyt.  III.  301*>,  daher 
auch  vb.  algarear  hurrah  rufen. 

Algez  sp.  gypsstein;  von  gypsum,  sp.  auch  geso,  it. 
gesso. 

Alguacil  alvacil  sp. ,  pg.  alguazil  alvacil  alvacir  eine 
gerichtsperson,  pg.  guazil  auch  minister,  gouverneur ;  vom  arab. 
vazir  al-vazir  Verwalter  des  Staates,  vezier,  dies  von  vazara 
tragen  Freyt.  IV.  461°.  —  Aus  alguazil,  das  auch  aufseher  be- 
deutet, entstand  sehr  wahrscheinlich  das  fr.  a  r  g  o  u  s  i  n ,  das 
it.  aguzzino  sklavenaufseher ,  welches  daher  auch  dem  Spa- 
nier fehlt. 

Algures  pg.  ortsadverb  für  lat.usquam,  alt  algur  al- 
hur;  von  alicubi,  also  eigentlich  für  algubre,  wie  alubre  für 
aliubi.     Vgl.  unten  nenhures. 

A 1  h  o  1  b  a  sp.  eine  pflanze,  foenum  graecum;  vom  gleich- 
bed.  arab.  cholbah  Freyt.  I.415a,  dies  vom  üö.chalaba.  Bask. 
allorbea. 

Aliento  sp.,  pg.  alento  athem,  vb.  alentar;  von  anhe- 
litus ,  mit  Versetzung  des  n  und  1  alentus ,  vgl.  peligro  aus 
periclum. 


IJ.b.    ALISO-ALUBRE.  457 

Aliso  sp.  erle;  vgl.  die  nhd.  form  eise.  Aliso  Stein- 
kraut, von  alysson. 

AI j  a  b  a  sp.,  pg.  aljava  köcher;  vom  arab.  al-gabah  (***>) 
dass.  Freyt.  1.281*. 

Aljöfar  sp.  pg.  kleine  perle ;  vom  arab.  al-g'aühar  edel- 
stein,  perle,  ein  urspr.  pers.  wort,  Freyt.  I.  327*>. 

Allende  altsp.,  pg.  alem,  ortsadverb  für  lat.  ultra; 
zsgs.  aus  alli  ende  cvon  dort  aus\ 

AI  magre  sp.pg.  bergroth,  eine  erdart;  vom  arab.  al- 
magrah  rothe  erde  Freyt.  IV.  195*>. 

Almea  s.  oben  aldea. 

Almece  pg.  molken;  vom  arab.  magl  Freyt.  IV.186K 

Alm  e na  sp.  zinne;  vom  lat.  mTna  (nur  im  plural  üb- 
lich) mit  vorgefügtem  arab.  artikel. 

Almizcle  sp.,  pg.  almiscar,  cat.  almesc  bisam;  vom 
arab.  al-mesk  Freyt.  IV.  179a,  persischen  Ursprunges,  wie  auch 
lat.  muscus  u.  s.  w. 

Almofalla  altsp.  altpg.  heer;  arab.  al-machallah  lager 
Freyt.  1.414%  vgl.  Sousa. 

Almohada  s#.,  almofadap#.  küssen,  kopfküssen;  vom 
arab.  al-mechaddah  Freyt.  1.  464*,  vgl.  Sousa. 

Almohaza  sp.,  almofa^a  pg.  Striegel;  vom  arab.  al- 
me'hassah  dass.  Freyt.  I.377K 

Almoneda  sp.  Versteigerung ;  von  moneta. 

Almorranas  sp.  (plur.),  pg.  almorreimas,  cat.  more- 
nas  eine  krankheit;  entstellt  aus  haemorrhoides. 

A 1  m  u  d  sp.,  almude  pg.  ein  getreidemaß ;  vom  arab.  al- 
mod  dass.  Freyt.  IV.  159a. 

A 1  m  u  e  r  z  o  sp.,  almorgo  almogo  pg.  frühstück,  vb.  al- 
morzar  (cat.  esmorzar);  nicht  mit  Covarruvias  vom  arab. 
artikel  und  dem  lat.  morsus,  sondern  von  admorsus  bei  Sym- 
machus  (1  aus  d  vgl.  Alfonso  aus  Adfonsus,  Hadufuns),  gleich- 
bed.  mhd.  anbiz. 

Alnado  andado  sp.,  pg.  enteado  Stiefsohn;  von  ante 
natus  der  vor  der  gegenwärtigen  ehe  geborene,  span.  auch  an- 
tenado,  in  den  isid.  glossen  antenatus  privignus;  gr.  ngoyovoq. 

Alquile  sp.  pg.  miethe,  alquilar  miether;  vom  arab. 
al-kera  miethpreis  Freyt.  IV.  SP. 

Alubre  altsp.  s.  F.  juzg.  (auch  Berceo  loor.  114,  wo 
a  iubre  steht)  ortsadverb;  von  aliubi. 


458  H.b.    ALUIR-ANCHO, 

Aluir  pg.  schaukeln,  anstoßen,  dsgl.  aushöhlen  (vom 
wasserj;  von  alludere  schäkern,  plätschern,  anschlagen,  dem 
sinne  nach  passender  als  alliiere  bespühlen. 

A  m  a  sp.  pg.  amme,  pflegerinn,  hausfrau,  daher  moviert 
amo  hofmeister,  hausherr.  Schon  Isidorus  kennt  amma:  haec 
avis  (strix)  cvulgo'  dicitur  amma  ab  amando  parvulos,  unde 
et  lac  praebere  fertur  nascentibus.  Der  vogel  heißt  amma, 
weil  er  milch  gibt.  Freilich  nicht  aus  amare  floß  das  wort, 
es  ist  ein  alteinheimisches,  bask.  ama,  gael.  am  mutter,  occit. 
ama  großmutter,  ahd.  amma  nutrix. 

Amägo  sp.  altpg.  drohende  gebärde,  vb.  amagar. 

A  m  a  g  o  pg.  herz  oder  mark  eines  dinges,  innerster  theil, 
vgl.  cat.  pr.  amagar  verbergen.  Aber  sp.  ämago,  cat.  ämag 
ämad  bezeichnen  einen  eigenthütnlich  unangenehmen  geschmack 
des  honigs,  sp.  ämago  heißt  auch  ekel,  Widerwille.  Die  her- 
kunft  dieses  wie  des  vorigen  Wortes  ist  unermittelt. 

Amapöla  sp.  eine  pflanze,  mohn;  nach  Larramendi 
durch  Versetzung  aus  dem  bask.  emalopa  cwas  dem  schlafe 
unterwirft3,  von  ema,  eman  geben,  und  lopa,  lopea  unter  dem 
schlafe.     Vgl.  wegen  des  begriff  es  sp.  adormidera  mohnpflanze. 

Amarillo  sp. ,  amarello  pg.  gelb,  amarellus  in  einer 
Urkunde  vomj.  988  Esp.  sagr.  XXXIV.  455;  it.  amariglio  bleich 
hat  Vener oni.  Galle  ist  bitter  zugleich  und  gelb  und  so  konnte 
das  wort  aus  amarus  entspringen.  Diese  etymologie  aber,  die 
zwei  eigenschaften  logisch  verknüpft,  weil  sie  sich  zufällig  an 
demselben  gegenstände  wahrnehmen  lassen,  ist  gefährlich,  mit 
gleichem  rechte  ließe  sich  süß  und  gelb  durch  honig  vermitteln. 

Ambidos  amidos  altsp.  adv.  ungerne,  wider  willen  (s. 
die  glossare  bei  Sanchez) ;  von  invitus,  wie  Cabrera  richtig 
sieht,  it.  invito,  alt fr.  envis.  Neben' amidos',  que  non  de  grado 
Cron.  rim.  ed.  Michel  v.  681  steht  auch  ca  miedo',  que  non  de 
grado  v.  4Ü0,  vermuthlich  durch  umdeutung  (aus  furcht). 

Amito  sp.  ein  kleidungsstück,  altfr.  amit;  von  amictus. 

Amojar  pg.  melken;  etwa  vom  glbd.  arab.  maschaca 
(£&*)  Gol.  2231  ? 

Amortiguar  s.  santiguar. 

Anafar  pg.  säubern,  glätten. 

An  c h o  sp.  pg.  weit;  von  amplus,  it.  ampio  u.  s.  f.,  ebenso 
henchir  von  implere,  Zsgs.  ensanchar  erweitern,  gleichsam 
ex-amplar©. 


II.  b.    ANCO— APACIGÜAR.  459 

Anco  pg.  ellenhohen,  biegung,  vom  gr.  ayxog  bug,  ver- 
tiefung,  sp.  ancön  (m.)  bucht,  rhede,  von  dyv.6v  dass.  Ein 
bret.  ank  winket  kennt  Le  Pelletier.  S.  auch  Ducange  v.  ancus. 

Andario  sp.  bachstehe;  zsgs.  aus  andar  gehen  und 
rio  fluß,  die  am  flusse  wandelt. 

An  das  sp.,  andes  pg.  (nur  im  plur.)  sanfte;  nicht  von 
andar,  es  ist  das  tat.  amites  Stangen :  amites  basternarum  trag- 
stangen  der  sanften,  sagt  Palladius ,  also  im  span.  der  theil 
für  das  ganze  gesetzt.     Vgl  hante  17.  c. 

Andrömina  sp.  mährchen  um  einen  zu  hintergehen ; 
nach  Larramendi  das  bask.  andraminac  unpässlichkeiten  der 
weiber  (die  oft  als  vorwand  gebraucht  werden),  das  sich  leicht 
in  andrea  weib  und  mina  schmerz  zerlegt. 

Angaro  sp.  signalflamme;  vom  bask.  garra  flamme,  an 
garra  dort  flamme,  s.  Larramendi. 

An  gr  a  sp.  pg.  bucht;  scheint  griechischer  herkunft,  zeigt 
sich  aber  schon  im  mlatein:  ancrae  ayxeu,  avXiovsg  Gloss.gr. 
tat.,  vgl.  dyxäl?j  ayitvlrj  ellenbogen. 

Angurrfa  sp.  Wassermelone;  ein  rein  bask.  wort  ,  s. 
Larramendi. 

Antojo  sp.,  daher  pg.  antojo  für  antolho  laune,  grille, 
lüsternheit;  von  ante  oculum  cwas  einem  vor  die  äugen  kommt' ; 
dazu  in  sinnlicher  bedeutung  das  nur  im  plur.  übliche  sp.  an- 
teojos,  pg.  antolhos  brille. 

Ana d ir  sp.  hinzufügen;  von  in-addere,  alt  ennad xvBerc, 
altpg.  emader  S.  Rosa,  auch  wal.  innedi. 

Anafil  sp.,  anafil  pg.  trompete;  vom  arab.  al-nafir  an- 
nafir  eherne  trompete,  dies  aus  dem  persischen,  Freyt.  IV.  312a. 

Anagaza  nagaza  sp.,  negaca  pg.  lockvogel.  Larra- 
mendi zerlegt  es  in  die  bask.  Wörter  ana  goza  süße  amme, 
etwas  zu  poetisch  für  die  sache.  Ferreira  zu  Lus.  1,  86  lei- 
tet es  aus  tat.  illex,  das  etwa  enagaza  (vgl.  wegen  des  n  en- 
cina  aus  ilex),  sodann  anagaza  (vgl.  anadir  aus  enadir)  er- 
geben konnte.  Grammatisch  leichter  wäre  Umstellung  aus  en- 
ganaza  (enganar  anlocken),  doch  empfiehlt  sich  die  vorher- 
gehende deutung  durch  das  genaueste  zusammentreffen  der  be- 
griffe. 

Anus  gar  sp.  nicht  frei  athmen  können,  vor  zorn  er- 
sticken; vom  bask.  anusca  Schlund  (Larramendi). 

Apaciguar  sp.  s.  santiguar. 


460  II.  b.    APEAR— ARCILLA, 

Apear  sp.pg.  absteigen  machen,  eig.  auf  den  fuß  stel- 
len; von  pes,  sp.  pie. 

Apero  sp.,  apeiro  pg.  schiff  und  geschirr,  auch  Schä- 
ferei, daher  aprisco  schaf stall,  vgl.  comask.  aper  verschlag 
zwischen  stall  und  heuschober ;  erklärt  man  aus  apparare  zu- 
rüsten,  so  daß  man  ein  Substantiv  von  ungewöhnlicher  aber 
doch  nicht  unmöglicher  prägung  apparium  annehmen  müste. 

A  p  o s  e n  t ar  sp.  pg.  herbergen,  aposento  herberge,  Zim- 
mer; participialverbum  von  posar  (lat.  pausare),  woraus  ei- 
gentlich aposantar  entspringen  muste,  auf  dessen  form  aber 
das  begriffsverwandte  sentar  (setzen)  eingewirkt  haben  magQ 

Aquende  altsp.,  pg.  aquem,  ortsadverb  für  lat.  citra; 
zsgs.  aus  aqui  ende  (lat.  eccu'  inde)  cvon  hier  aus',  so  daß 
es  mit  it.  quindi  zusammentrifft. 

A  q  u  e  s  e  sp.,  altpg.  aquesse pronomen ;  zsgs.  aus  eccu'  ipse. 

A  r  a  g  a  n  haragan  sp.  träge,  fehlt  pg. ;  muthmaßlich  vom 
ahd.  arag  arg  geizig,  nichtswürdig,  träge.  Ein  verpöntes  Schimpf- 
wort bei  den  Longobarden:  si  quis  alium  argam  per  furorem 
clamaverit;  dsgl.  Paulus  Diac.  6,24:  memento,  quod  me  esse 
inertem  et  inutilem  dixeris  et  vulgari  verbo  arga  vocaveris. 
Auch  die  alte  heimath  der  Longobarden  bewahrt  dieses  wort 
mit  demselben  suffix,  comask.  ärgan  s.  v.  a.  poltrone.  In  das 
gr,  dgyoQ  für  dsgyog  (vgl.  argus  tardus  PapiasJ  passt  wenig- 
stens die  span.  form  minder  leicht. 

Arancel  sp.  pg.  liste,  taxe;  leitet  Sousa  vom  arab.  al- 
rasel  arrasel  brief  (rasil  cwer  gesandt  wird  und  sendet'  freut, 
II.  148>). 

Aranar  sp.  kratzen,  sbst.  arano,  dazu  das  veraltete  oder 
populäre  a  r  u  n  a  r.  Ihre  herkunft  ist  nicht  ganz  deutlich.  Viel- 
leicht ist  erstere  form  mit  einmischung  von  rädere  aus  letz- 
terer abgeändert:  stammt  nun  diese  von  arare  wie  rasgunar 
von  rasgar?  oder  vom  sp.  rofia  (pr.  runha)  kratze?  Die  be- 
deutung  von  arare  widerstrebt. 

Arce  sp.,  ars  cat .  ahorn ;  umgestellt  aus  acer,  it.  acero, 
altsp.  asre,  pg.  acer. 

Arcilla  sp,  thonerde;  von  argilla  mit  eigenthümlicher 
behandlung  der  kehlmedia  wie  in  arcen  (agger),  encia  (gin- 
giva),  ercer  (erigere),  uncir  (jüngere).  Schon  in  dem  vocab. 
S.  Galli  liest  man  arcilla  laimo  (lehm)  und  auch  der  Wallone 
spricht  arzeie  =  fr,  argile. 


II.  b.    ARDA-ARRIERO.  461 

Ar  da  ardilla  sp.,  hardap#.  eichhorn.  Larramendi  hält 
es  für  baskisch  und  zerlegt  es  in  die  Wörter  ari  da  ces  be- 
wegt sich  immer ,  aber  der  bask.  name  ist  anders.  Aus  tat. 
nitella  konnte  durch  die  übliche  prosthesis  des  a  anedilla,  wohl 
auch  aredilla  ardilla  entstehen  und  hieraus  arda  abgezogen 
werden.  Vielleicht  aber  findet  sich  eine  zuverlässigere  her- 
leitung, 

Ardite  eine  alte  span.  münze,  limous.  ordi;  vom  bask. 
ardita,  dies  von  ardia  schaf,  vgl.  pecus  pecunia,  Lecluse  gramm. 
aasque  p.  33.  Nach  Larramendi  v.  dita.  ist  es  auf  andre  weise 
zusammengesetzt 

Argolla  sp. ,  argola  pg.  eiserner  ring,  halseisen;  von 
aro  reif  und  gola  kehle,  hals,  span.  mit  erweichtem  1  wie  in 
gollete. 

A  r  i  s  c  o  sp.pg.  wild,  ungezähmt,  scheu,  nach  Constan- 
cio,  der  es  von  arena  herleitet,  auch  trocken,  z.  b.  terra  arisca. 
Von  rigidus,  zunächst  riisco,  dann  a-riisco  arisco?  aber  pros- 
thetisches a  findet  auf  adjectiva  keine  anwendung  (a-musco 
moschusfarbig  kann  aus  einem  gleichlautenden  Substantiv  her- 
rühren, auch  steht  ihm  eine  form  musco  zur  seite,  wogegen 
kein  risco  vorhanden  ist).  Besser  denkt  man  sich  in  arisco 
eine  abkürzung  aus  arriscado  kühn,  dsgl.  schroff,  letztere  be- 
deutung  figürlich  genommen. 

Aro  sp.pg.  reif,  ring,  altpg.  umkreiß  einer  Stadt,  eines 
dorfes  u.  dgl,  s.  S.  Rosa. 

Arrabalde  arrabal  sp.  pg.  Vorstadt;  mm  glbd.  arab. 
al-rabacd  arraba'd  Freyt.  II.  IHK 

Arrate  sp.,  arratel  pg.  gewicht  von  16  unzen;  vom 
arab.  ratl  gewicht  von  12  unzen  Freyt.  IL  160*>. 

Arrecife  sp.,pg.  arrecife  recife,  fr.  recif  ressif,  mit 
wasser  bedeckte  klippen;  vom  arab.  al-racaf  arracaf  reihe  steine 
im  wasser  um  darauf  hinüber  zu  schreiten  Freyt.  IL  155b, 
altpg.  auch  arracef. 

Arrel  arrelde  sp.  ein  gewicht  von  4  pfund;  vom  bask. 
erraldea  gewicht  von  10  pfund  (Larramendi). 

Arriba  sp.  pg.  adverb  für  lat.  supra;  von  ripa  ufer, 
anhohe,  vgl.  unten  derribar. 

Arrierosp.,  arrieiro  pg.  maulthiertreiber ;  von  dem  an 
die  maulthiere  gerichteten  zuruf  arre  (neupr.  it.  arri),  der  arab. 
Ursprunges  sein  soll,  s.  Sousa. 


468  II.  b.    ARRIPIAR—ASCO. 

Arripiar  pg.  schaudern;  nach  den  portug.  etymologen 
von  horripilare. 

Arroba  sp.  pg.  gewicht  von  25  pfund;  vom  arab.  al- 
robea  arrobca  (j^)  vierter  theil  (des  centners)  Freyt.  11.113^, 
vgl  Sousa. 

Arrojar  sp. ,  arrojar  pg.  werfen,  auch  duft,  strahlen 
verbreiten,  sprossen,  arrojo  dreistigkeit,  Verwegenheit.  Mög- 
licher weise  von  ruar,  gleich  dem  franz.  ruer  umgebogen  aus 
lat.  ruere,  mit  hiatustilgendem  j  rujar  rojar  arrojar;  wegen 
dieses  j  s.  unten  trage. 

Arroyo  sp.,  arroio  pg.  bach,  arroyar  überfluthen,  weg- 
spühlen,  altsp.  arrogio,  mlat.  arrogium  schon  in  einer  Urkunde 
vom  j.  775  Esp.  sagr.  XVIII.  301.  Gewiss  nicht  von  rivus. 
Verwandt  scheint  lomb.  rogia  bach  zum  wässern  der  wiesen, 
mlat.  rogium  (9.  jh.),  weshalb  Muratori  antiqq.ital.  11.1105 
an  gr.  qorj  von  qsco  erinnert.  Man  vgl  auch  wal.  eruge  Wasser- 
graben, ungr.  ürök. 

Artalejo  s.  artoun  II. c. 

A  r  t  e  s  a  s.  artoun  IL  c. 

Artiga  sp.  cat.,  artigua  pr.  frisch  angebautes  feld.  ISach 
Adelung  Mithr.  II.  43  celtisch,  vgl.  kymr.  am  pflügen;  wie  aber 
abgeleitet  und  warum  nicht  eben  so  wohl  vom  lat.  arare? 
Auch  die  bask.  spräche  kennt  artica  artiga,  worin  Larramendi 
mit  berufung  auf  den  gebrauch  desselben  als  eigenname  (so 
heiß  z.  b.  ein  gerichtsspr enget  von  S.  Sebastian)  ein  dieser 
spräche  angehöriges  wort  erkennt. 

As co  sp.  pg.,  sard.  ascu,  pr,  ais  ekel,  absehen,  ascoso 
und  asqueroso  ascoroso  ekelhaft,  letztere  form  auch  im  alt- 
venez.  s.  Bonvesin  ed.  Bekker  (disput.  muscae  v.  226),  aber  pr. 
aissos  Lex.  rom.  ist  =  sp.  ansioso,  nicht  ascoso.  Das  wort 
ist  von  unsicherer  Herkunft.  Es  mahnt  an  gr.  alo/og  schände, 
aioxQÖg  häßlich,  aber  näher  stehen,  den  griech.  Wörtern  gleich- 
bedeutend, sbst.  goth.  aiviski,  ags.  gevisc,  adj.ndd.  aisk  aisch; 
ja  selbst  die  deutsche  interj.  des  ekels  äks  könnte  verwandt 
sein,  wie  denn  auch  manche  in  dem  roman.  worte  einen  blo- 
ßen naturausdruck  fühlen.  Larramendi  s.  v.  und  unabhängig 
von  ihm  Diefenbach  goth.  wb.  I.  26  vermuthen  dagegen  auf  bask. 
ascö  (asqui)  "viel,  zu  vieV  d.  h.  satt,  übersatt:  allein  der  bask. 
ausdruck  für  asco  ist  nicht  asca,  sondern  nasca,  welches  letz- 
tere zu  vermeiden  die  span.  spräche  keinen  anlaß  hatte.  Man 


II.  b.    ASCUA-ATAVIAR.  463 

vgl  noch  churw.  ascher  unrein,  aschn'a  unreinigkeit.     Merk- 
würdig ist  auch  die  span.  form  usgo  für  asco. 

Ascua  sp.  pg.  glühende  kohle;  fügt  sich  trefflich  zum 
ahd.  ascä,  goth.  azgö,  nhd.  asche,  ohne  daß  man  darum  mit 
Diefenbach  ein  goth.  asqvo  vorauszusetzen  hätte,  d.  h.  es  fügt 
sich  eben  so  wohl  zu  asca  wie  eslingua  zu  slinga.  Wegen  der 
begriffe  vgl.  lat.  it.  favilla  asche  und  funke.  Rat  etwa  das 
bask.  auscua  'sto/f  zu  asche',  welches  Humboldt  als  ein  ach- 
tes einheimisches  wort  gibt,  dieselbe  quelle  ?  Larramendi's  Zu- 
sammensetzung des  span.  Wortes  aus  dem  bask.  asco  sua  (d.  h. 
genug  feuer)  ist  sicher  verfehlt. 

Asear  sp.,  asseiar  pg.  putzen,  schmücken. 

A  s  i  r  sp.  pg.,  altsp.  azir  ergreifen.  Die  herleitungen  aus 
lat.  ansa  oder  aus  bask.  atsi  (fassen)  sind  abzulehnen,  da  sie 
für  das  span.  präsens  asgo  d.  h.  für  das  eingetretene  g  kei- 
nen grund  hergeben.  Das  wort  entsprang  vielmehr  aus  dem 
glbd.  lat.  apisci,  romanisiert  apiscire  (vgl.  sequi  seguire),  zsgz. 
apsir  asir,  präs.  apiscor  apsco  asgo,  also  in  diesem  tempus 
mit  zurückgezogenem  accent  wie  in  cubro  von  cooperio.  Wo 
ein  vorhandenes  lat.  wort  genügt,  sind  keine  neuen  bildungen 
zuzulassen. 

Asurarse  sp.  anbrennen;  für  arsurarse,  vgl.  it.  pr.  ar- 
sura  brand,  sard.  assura. 

Atalaya  sp.  pg.  wachtthurm,  warte;  vom  arab. ctalcaah 
Osdk)  anblick  Freyt.  III.  65b. 

Atar  sp.  pg.  cat.  binden;  von  aptare  anpassen,  anfü- 
gen, daher  zusammenfügen  (wie  gr.  «p^o?«^),  oder  von  ar- 
ctare  zusammenpressen,  daher  zusammenschnüren  ?  Wiewohl 
r  vor  c  ausfallen  kann,  so  empfiehlt  die  form  doch  das  er- 
stere  etymon.  In  den  glossen  des  Placidus  werden  beide  verba 
mit  vincire  als  synonym  zusammengestellt:  abto,  vincio,  arto 
Class.  auct.  VI.  554. 

A  t  a  v  i  a  r  sp.  pg.  schmücken ,  atavio  schmuck.  Sousa 
meint  vom  arab.  al-tiaba  attiaba  zurüstung ,  also  umgestellt 
attabia ,  aber  diese  Umstellung  des  i  ist  nicht  spanisch.  Es 
passt  buchstäblich  zum  goth.  ga-tevjan  atiordnen,  bestellen, 
teva  Ordnung,  reihe,  oder  eben  so  wohl  zu  dem  verwandten 
taujan  (prät.  tavida),  ags.  tavian,  engl,  taw,  ndl.  touwen,  ahd. 
zawjan  machen,  bereiten,  vgl.  sp.  parar  bereiten,  schmücken. 
A  =  lat.  ad  wird  im  span.  leicht  vorgesetzt. 


464  II.  b.    ATISBAR-AUTILLO. 

Atisbar  sp.  aufpassen,  lauern;  vom  bask  atisbeatu,  dies 
von  ateis  verschlossene  thüre,  und  beatu  schauen,  also  durch 
thürritzen  schauen  (Larramendi). 

Atobar  sp.  in  erstaunen  setzen,  betäuben;  von  tuba 
trompete,  etwa  wie  attonare  von  tonus.  Aus  goth.  daubjan 
wäre  richtiger  adobir  geworden. 

A  t  r  a  c  a  r  sp.  pg.  ein  schiff  heranziehen.  Von  attrahicare  ? 
besser,  da  es  ein  schifferausdruck  ist,  vom  ndl.  trekken,  aan- 
trekken. 

Atreverse  sp.  pg.,  altsp.  treverse  sich  erdreisten.  Es 
soll  von  tra-vehere  herkommen,  ist  aber  sibi  attribuere,  sibi 
tribuere  sich  beilegen,  sich  anmaßen.  Das  daneben  vorhan- 
dene atribuir  tribuir  stört  diese  herleitung  nicht:  jenes  ist  das 
ältere  wort,  in  dessen  präsens  noch  der  latein.  accent  haftet, 
atrevo  =  attribuo.  An  das  glbd.  bask.  atrebitu  ist  also  nicht 
zu  denken,  dies  ist  selbst  aus  dem  span.  herüber  genommen. 

Atril  sp.  lesepult;  vielleicht  entstellt  aus  latril  letril, 
gleichsam  lectorile,  altfr.  letrin,  indem  anlautendes  1  in  dem 
artikel  aufgieng,  el  latril  als  el  atril  verstanden  ward.  Letril 
in  der  bed.  leuchterstuhl  kommt  vor. 

Auce  abce  altsp.  (f.)  geschieh,  looß,  z.  b.  con  dios  e 
con  la  vuestra  auce  Poem.  d.  Cid  v.  2376 ;  buen'  auce  v.  2379; 
abce  mala  Alex.  545;  auce  dura  Berc.  milagr.  778.  Sanchez 
erwähnt  aus  Apulejus  met.  lib.  9  bona  et  satis  seeunda  aucilla, 
und  eine  zurückführung  von  aucilla  auf  ein  vermeintliches  pri- 
mitiv auce  ließe  sich  annehmen  (s.  bubbone  10;  bei  auspi- 
ciutn  aber,  dessen  genus  sich  nach  dem  von  suerte  gerichtet 
hätte,  bedürfte  es  dieser  annähme  nicht.  An  auce  abce  knüpft 
sich  vermittelst  der  altval.  form  abziach,  bei  A.  March,  das 
sp.  aciago,  pg.  aziago  unglück  bringend,  span.  als  sbst.  un- 
glücklicher zufall,  das  mit  seinem  i  die  deutung  aus  auspicium 
unterstützt,  doch  müste  das  unübliche  suffix  ago  aus  aco  er- 
klärt werden.  Vielleicht  aber  ist  aus  dem  einfachen  span. 
Worte  auch  für  das  dunkle  azzardo  I.  noch  aufklärung  Zuge- 
winnen: wie  aziago  konnte  auch  das  glbd.  azar  aus  auce  ent- 
stehen. 

Aullar  sp.  (aiular  Bercj  heulen;  von  ejulare  iüieayuno 
von  jejunium. 

Autillo  sp.  eine  art  eulen,  käuzchen;  von  otus  (ßtog) 
ohreule.    Es  scheint  für  a-otilla  mit  vorgefügtem  a  zu  stehn. 


II.  b.    AUTO— AZCONA.  46« 

Auto  sp.  pg.  Verordnung ;  von  actum,  it.  atto.  Daher 
sp.  auto  de  fe,  pg.  auto  da  fe  glaub  ensbeschluß. 

Averiguar  sp.  pg.  s.  santiguar. 

Aves  abes  altsp.  adverb  für  lat.  vix;  von  ad  vix,  wie 
assaz  von  ad  satis,  churw.  vess.  Verstärkend  ist  die  zss. 
mal-avez. 

Avieso  sp.,  avesso  pg.  verkehrt,  unrecht;  von  a versus: 
so  auch  altsp.  envesar  für  enversar;  vgl.  rivescio  I. 

Avol  altsp.  altpg.  s.  avol  II.  c. 

Axedrez  sp.,  xadrez  enxedrez  pg.  Schachspiel;  vom 
pers.  scha'trang  cspiel  mit  sechs  bekümmernissen,  den  sechs 
steinen  (Sousa). 

A  x  e  n  j  o  sp.  wermuth ;  von  absinthium.  Die  alten  schrie- 
ben auch  enxenso. 

Ayo  sp.  hofmeister ,  aya  kinder warterinn ,  it.  ajo  aja. 
Nach  den  span.  etymologen  vom  griech.  vb.  aysiv  leiten,  er- 
ziehen: dann  aber  hätte  ein  griech.  Substantiv  dieses  Stammes 
schon  vorhanden  sein  müssen,  welches  man  in  dycoyög  nicht 
suchen  wird.  Es  könnte  gothischen  Ursprunges  sein:  ahd. 
hagan  hagjan  schirmen,  pflegen  (ndl.  heghen  erziehen  KU.)  gab 
ein  sbst.  hagjo  pfleger,  auch  kommt  (von  einem  andern  ver- 
bum?)  heio  hüter  und  der  eigenname  Heio  vor  GraffIV.761, 
701 :  daß  hieraus  ayo  werden  konnte,  versteht  sich.  Doch 
tritt  hier  ein,  wie  es  scheint,  achtes  bask.  wort  dem  gothischen 
in  den  weg.  Larramendi  II.  31b  bemerkt  ayoa  mit  der  bed. 
'einer  der  wartet  und  einer  der  folgf,  daher  auch  zaya  hüter, 
seinzaya  kinderwärter  u.  a.,  vgl.  Hervas  catal.  delle  lingue  p. 
220.  Es  kommt  etwas  darauf  an,  ob  das  ital.  wort  ein  ein- 
heimisches oder  ein  aus  Spanien  eingeführtes  ist. 

Aza  pg.  1)  henkel,  Öhr  an  gefäßen  =  sp.  asa,  cat.  ansa 
nansa,  lat.  ansa.  2)  flügel  des  vogels  =  sp.  ala,  das  der  Por- 
tugiese in  diesem  sinne  kaum  gebraucht;  vielleicht  wiederum 
das  lat.  ansa,  indem  man  den  flügel,  woran  man  den  vogel 
faßt,  als  griff  betrachtete.  Merkwürdig  trifft  das  port.  wort 
zusammen  mit  einem  glbd.  latein.:  acia  ala  Gloss.  Isid.  (aria 
ala  Exc.PithJ,  aber  wo  hätte  dies  seine  quelle?  Graevius 
liest  dafür  axilla  ala. 

Azafate  sp.  pg.  körbchen;  vom  arab.  al-safacte  assa- 
fate  dass.  freut.  II.223K 

Azcona  sp.,  auch  entstellt  in fascona,  pr. ascona,  alt- 

30 


460  II.  b.    AZOFAR— BALADI. 

cat.  escona  Chron*  d'Esclot  645b  speer;  vielleicht  vom  ahd.  asc 
esche  (eschiner  Schaft  Nib.  537).  Dazu  pg.  ascona  mit  der 
bed.  comet,  die  auch  dem  lat.  hasta  zukommt. 

Azöfar  sp.  pg.  messing;  ist  das  arab.  al-cofr  aggofr 
mit  ders.  bed.  Freyt.  IL  504a. 

Azogue  sp. ,  azougue  pg.  quecksilber;  vom  arab.  al- 
zaibaq  azzaibaq  dass.  Gol.  1075,  Freyt.  IL  219«,  aus  dem  per- 
sischen. 

Az o  t e  sp.,  a<?oute  pg.  peitsche,  azotar,  acoutar  und  wohl 
auch  it.  ciottare  geissein;  vom  arab. al-sauct  assatft  Freyt. 
IL  375b. 

Azucena  sp.pg.  weiße  lilie;  vom  arab.  al-süsan  assü- 
san,  hebr.  zuzan,  gr.  oovoov,  s.  Gol.  1237,  Freyt.  IL375*>. 

Azufaifa  azufeifa  sp. ,  pg.  acofeifa  brustbeere;  arab. 
al-zofaizaf  azzofaizaf  Gol.  1101. 

B. 

Babazorro  grober  mensch ;  eig.  bohnensack,  Spitzname 
der  Alabesen,  die  viel  bohnen  essen,  vom  bask.  baba  bohne 
und  zorro  sack  (Larramendi). 

B  a  c  a  1  a  o  s.  cabeliau  IL  c. 

Bacia  sp.  pg.  becken;  mlat.  baccea,  Variante  bei  Isi- 
dorus,  vgl.  bacino  L,  mit  dem  es  gleicher  herkunft  ist. 

B  a  c  o  r  o  pg.  einjähriges  schwein ;  vom  arab.  bekr  (be- 
krön) junges  thier  Freyt.  1. 145a,  s.  Sousa  ed.  Moura.  Mit  fr. 
bacon  gewiss  nicht  verwandt. 

B  a  f  o  altsp.  pg.,  neusp.  baho,  cat.  vaf  hauch,  dunst,  sp. 
avahar,  pg.  bafar  durch  den  hauch  erwärmen;  naturausdruck 
das  ausstoßen  der  luft  nachzubilden,  vgl.  mail.  banfä  schnau- 
ben, arab.  bachara  aushauchen  Freyt.  L90a. 

Bahari  sp.,  pg.  bafarf  eine  art  sperber;  nach  Sousa 
s.  v.  a.  überseeisch,  vom  arab.  bachr  meer  (bachri  marinus  Freyt. 
1. 88b),  ein  name,  der  amh  andern  über  das  meer  fliegenden 
raubvögeln  beigelegt  wird. 

Baladi'  sp.  werthlos,  gehaltlos;  augenscheinlich  arabi- 
scher herkunft ,  nach  span.  etymologen  s.  v.  a.  städtisch,  von 
balad  Stadt  Gol.  314,  weil  in  der  Stadt  den  landleuten  ver- 
fälschte waaren  verkauft  würden,  s.  Covarruvias.  Balad  be- 
deutet auch  hohle  hand,  Sternenleere  gegend  des  kimmeis  u.  dgl. 


IL  b.    BALADRAR— BARRIGA.  467 

Bai  ad  rar  sp.  schreien;  vielleicht  eine  Umbildung  des 
altsp.  balitar  blöken,  durch  einmischung  von  ladrar  bellen, 

Balsa  sp.  pg.,  bassa  cat.  pfütze,  dsgl.  floß,  port  auch 
strohgeflecht,  gestrüppe;  nach  Larramendi  vom  bask.  balsa  ur- 
spr.  Sammlung,  anhäufung,  was  den  bedd.  genügt.  Vgl  Hum- 
boldt über  die  urbewohner  Eisp.  p.40,  wo  auch  der  städte- 
name  ßalsa  in  Baetica  (bei  Plinius)  hieher  gerechnet  wird. 

B  a  lu  z  altsp.  kleiner  goldklumpen  (Seckendorf  u.  aj ;  lat. 
balux  ballux  goldsand,  bei  Plinius,  bei  späteren  balluca,  muth- 
maßlich  ein  altes  span.  wort.  S.  Vossii  etymol.  und  Potts  forsch. 
IL  419.  510.  Baluz  aber,  wofür  Aldrete  p.26a  baluce  sagt, 
ist  kein  volksüblicher  ausdruck,  sondern  erst  von  den  gelehr- 
ten aus  balux  romanisiert. 

Bandibulasp. kinnbacken;  von mandibula,  wahrschein- 
lich durch  assimilation. 

Barbasco  sp.  Wollkraut ;  von verbascum :  so  altsp.  bar- 
dasca  neben  verdasca  gerte,  von  viridis. 

Barcar  sp.  pg.  in  abarcar  (sard.  abbarcai)  umarmen, 
sobarcar  unter  dem  arme  tragen.  Nicht  für  ad-brachiare  sub- 
brachiare,  denen  nur  abrazar  sobrazar  gemäß  wäre,  gram- 
matisch genügt  allein  eine  form  brachicare,  durch  Umstellung 
des  r  barcar,  gebildet  also  wie  caballicare.  Span.  pg.  sobaco 
heißt  achselhöhle:  ist  es,  wie  Cabrera  anmerkt,  das  isidori- 
sche  subbrachium,  so  muß  es  gleichfalls  einmischung  des  Suf- 
fixes ic  erfahren  haben. 

Barragan  sp.,  pg.  barragäo  gefährte ,  junggesell.  Da 
das  nun  veraltete  wort  auch  für  einen  tüchtigen,  tapfern  mann 
gebraucht  ward  (buen  barragan  Poem.  d.  Cid),  so  ist  zu  über- 
legen, ob  es  nicht  identisch  sein  könne  mit  barragan,  das  ei- 
nen festen  dauerhaften  stoff  bedeutet  (s.  baracane  L),  wiewohl 
Übertragungen  dieser  art  selten  sein  mögen.  Sonst  sucht  man 
es  im  arab.  (Covarruvias)  oder  baskischen  (Larramendi,  Her- 
vas,  Moraes). 

B  arr  iga  sp.  pg.  bauch.  Nicht  von  barra,  da  kein  span. 
suffix  iga  vorhanden  ist.  Das  wort  ist  dunkel  und  was  hier  folgt, 
nehme  man  als  anspruchslose  vermuthung.  Durfte  ein  kör- 
pertheil  nach  einem  ihm  zukommenden  kleidungsstück  benannt 
werden,  wie  fr.  poitrine  eig.  brustgürtel  bedeutet,  so  konnte 
der  bauch  nicht  unpassend  gurt  heißen.  Diese  bedeutung  aber 
hat  das  ahd.  baldrich,  span.  verändert  in  baldriga  barriga, 


468  II.  b.    BARRO— BARRUNTAR. 

vgl  Rodrich,  sp.  Rodrigo;  die  mittelform  baldriga  aber  hat 
sich  fast  buchstäblich  erhalten  im  parm.  bodriga  bauch  (o  aus 
al).  In  Berry  sagt  man  baudru  für  ventru,  eine  form,  die 
gleichfalls  an  das  deutsche  wort  erinnert,  vgl  baudre  II.  c. 

Barro  sp.  pg.  lehm,  thon,  topf  er  er  de;  vielleicht  vom 
arab.  barj  'erde,  insofern  etwas  daraus  geformt  wird*  Gol.  246. 
267,  Freyt  I. 102*. 

Barrueco  berrueco  sp.,  barro  co  pg.  ungleiche  nicht  recht 
runde  perle,  pg.  auch  unebener  fels,  daher  das  fr.  adj.  barro- 
que  schiefrund.  Etwa  von  Verruca  fels,  warze,  da  auch  sp. 
berrueco  beide  bedeutungen  hat  und  Plinius  das  wort  auf  eine 
Unebenheit  der  edelsteine  anwendet?  allein  das  lat.  suffix  uca 
tauscht  nie  mit  dem  roman.  suffix  oc.  Oder,  wie  Jault  will, 
von  brochus  fehlerhafter  zahn?  öfter  ja  schiebt  der  Spanier 
einen  vocal  zwischen  anlautende  consonanten.  Oder  aus  dem 
zsgs.  bis-roca  schiefer  fels  ?  s.  bis  I.  Brochus  hat  durch  das 
genus  ein  übergewicht ,  aber  die  lautlich  nahe  liegenden  Ver- 
ruca und  roca  können  sich,  wenn  man  die  bedeutungen  er- 
wägt, an  dem  roman.  worte  betheiligt  haben.  Davon  trennen 
einheimische  etymologen  wohl  mit  gutem  grund  das  pg.  fem. 
b  a  r  r  o  c  a  unebene  steinichte  gegend,  dessen  Ursprung  sie  im 
sinnverwandten  arab.  borqah  (plur.  boraq)  Freyt.  Liila  er- 
kennen. 

B  a  r  r  u  n  t  a  r  sp.  pg.  voraussehen,  errathen,  muthmaßen, 
altsp.  barrunta  Scharfblick  im  voraussehen,  barrunte  späher, 
kundschafter :  barruntes  son  Hamados  aquellos  homes,  que  an- 
dan  con  los  enemigos  e  saben  su  fecho  dellos,  porque  aper- 
eiben  ä  aquellos  que  los  embian  Partid.  2,  26, 11 ;  im  Alex, 
findet  sich  auch  die  form  barronta.  Ein  wort  schwieriger 
deutung.  Span,  etymologen  scheuen  sich  nicht  es  von  barrus 
elephant,  als  dem  namen  des  verständigsten  (hier es,  herzu- 
leiten; Larramendi  weist  auf  das  bask.  barruan  'darinnen'  (in- 
nerlich) in  beziehung  auf  die  eindringende  schärfe  des  urtheils. 
Folgende  deutung  wird  besser  begründet  erscheinen.  Barrun- 
tar  steht  durch  eine  dem  Spanier  sehr  geläufige  einschiebung 
des  n  für  barutar:  so  garganta  für  gargata,  encentar  für  en- 
cetar,  eimenterio  für  eimeterio,  alt  hedant  für  edat;  barutar 
aber  heißt  prov.  mehl  durchsieben,  woraus,  wie  in  cernere 
oder  xQtv£iv,  die  (ig.  bedd.  unterscheiden,  ausspähen,  wahrneh- 
men sich  entwickeln  konnten.  Über  den  Ursprung  von  barutar 


II.  b.    BASCA— BERRO.  469 

s.  bluter  IT.  c.  Die  neupr.  spräche  kennt  ein  vb.  barountä 
schaukeln,  sicher  dasselbe  wort,  denn  das  sieben  gibt  eine  schau- 
kelnde bewegung,  vgl.  sp.  mecer  mischen,  schütteln,  schaukeln. 

B  a  s  c  a  sp. ,  pg.  vasca  (wie  auch  der  Spanier  ehemals 
schrieb)  ekel,  angst,  altsp.  bascar  ekel  haben.  Auch  im  bask. 
vorhanden;  seine  Zergliederung  sehe  man  bei  Larramendi.  Darf 
auch  das  mit  sp.  basca  gleichbed.  chw.  baschizzi  hieher  ge- 
stellt werden? 

Baya  sp.  hülse,  schote,  auch  beere;  von  baca  i.  q.  bacca, 
pg.  baga. 

Bazo  sp.pg.mih,  vgl.  neupr.  bescle  hammelsmih,  altfr. 
bascle. 

Becerro  sp.  pg.  kalb,  junger  stier,  becerra  pg.  junge 
kuh;  vom  bask.  beicecorra,  dies  von  beia  kuh  (vgl.kymr.  biw) 
und  cecorra  kalb,  s.  Larramendi.  Dazu  gesellt  sich  noch  sp. 
bicerra  gemse,  bizerra  reh. 

B  e  h  e  t  r  i  a  sp.  pg.  freie  ihren  herrn  sich  selbst  wählende 
stadt;  nach  Larramendi  vom  bask.  beret-iria  Stadt  für  sich 
selbst,  stadt  ihres  eignen  willens;  nach  andern  von  benefa- 
ctoria,  wie  man  um  1020,  benfetria,  wie  man  um  1129  schrieb, 
s.  Covarruvias  und  Cabrera. 

Beleno  sp.  bilsenkraut;  von  venenum,  it.  veleno?  Die 
ähnlichkeit  kann  täuschen:  für  solche  dinge  liebt  die  spräche 
individuellere  bezeichnungen.  Wort  oder  Wurzel  begegnen  auch, 
ohne  Zusammenhang  mit  venenum ,  auf  andern  gebieten :  ags. 
belene  belone  belune,  russ.  belenä,  poln.  bielun,  böhm.  bljn, 
ungr.  belend-fu,  ahd.  bilisa, 

Belleguin  sp.  beleguim  pg.  häscher;  nach  Sousa  vom 
arab.  baleguin  dass.  (Gol.3%1  hat  wwrbolaqina  unheilj,  nach 
Larramendi  vom  bask.  bella  nachtwache  (sp.  vela)  und  eguin 
thun. 

Bellota  sp.,  pg.  belota  bolota  boleta  eichet;  identisch 
mit  arab.  ballu  t  Gol.  p.  318,  Freyt.  1. 153a,  das  dem  lat.  ba- 
lanus  eichet,  castanie  entspricht.  Auch  it.  ballotta  gesot- 
tene castanie  (comask.  belegota !)  wird  hieher  zu  rechnen  sein. 

Beodo  altsp.  betrunken;  von  bibitus,  aber  in  der  bed. 
ceiner  der  getrunken  haf,  wie  comido  cder  gegessen  haf,  s. 
Rom.gr.  HL  241.    Die  sylbe  beo  aus  bib. 

Berbiqui  sp.  s.  vilebrequin  H.c. 

Berro  sp.  brunnenkresse ;  baskisch,  behauptet  Larra<* 


470  IL b.    BICHA— BOFE. 

mendi,  da  es  im  labort.  dialect  einen  feuchten  ort  bedeute,  die 
hressen  aber  am  wasser  wachsen.  Es  ist  ohne  zweifei  das 
gleichbed.  kymr.  berwr,  bret.  beler,  daher  wohl  auch  das  lat. 
berula  bei  Marcellus  Empiricus  edit.  Basil.  p.248:  herbam, 
quam  latine  berulam,  graece  cardaminen  vocant.  Zum  fr.  berle 
bachbunge  (vgl.  in  einem  mhd.  glossar  bernbunge  berule  Hoffm. 
sumerlaten  54,80)  passt  dessen  bedeutung  nicht. 

B  i  c  h  a ,  bicho  sp.  pg.  s.  biscia  IL  a. 

Bigote  sp.  s.  bigot  IL  c. 

Bisojo  sp.  schielend,  eig.  doppeläugig,  nach  zwei  seilen 
blickend,  comask.  bisoeucc ;  von  bis-oculos,  s.  biais  IL  c.  Aber 
sard.  bisogu  ist  in  die  bed.  einäugig  ausgeartet  (umgekehrt  fr. 
louche  von  luscus). 

Bizco  sp.,  vesgo  pg.  schielend;  zsgz.  aus  bis-oculus  (wo- 
her sp.  bisojo)  wäre  hart.  Nach  Larramendi's  ansieht  ist  es 
baskisch  und  heißt  "von  zweien. 

Bledo  sp.,  pg.  bredo,  cat.  bred,  nach Covarruvias  ein 
küchenkraut  ohne  geschmack,  nach  dem  wb.  der  academie  eine 
art  wilder  brunnenkresse ;  von  blitum  (ßXirov),  das  melde  oder 
spinat  heißen  soll.     Letztere  bedeutung  hat  sp.  bledomora. 

Bobo  sp.  pg.,  sard.  bovu  einfältig;  ohne  zweifei  von 
balbus,  it.  balbo,  pr.  balb  u.  s.  w.,  sonst  ganz  unstatthaft  von 
bos  bovis  hergeleitet,  vgl.  wegen  des  begriffes  sp.  farfulla  Stamm- 
ler, bask.  farfuilla  dummkopf. 

B  o  c  e  a  r  sp.  die  lippen  bewegen  (von  pf erden  beim  fres- 
sen), altsp.  nebst  pg.  bocejar  gähnen,  dsgl.  mit  seltnem  suffix 
(s.  unten  tropezar)  sp.  boeezar  und  bostezar ;  muthmaßlich 
vom  sp.  buz  lippe,  s.  unten. 

Bochorno  sp.  pg.  heißer  Ostwind;  von  vulturnus. 

B  o  d  a  sp.  pg.  cat.  hochzeit.  Es  soll  arabisch  sein,  ist 
aber  gut  lateinisch,  vota  plur.  von  votum :  ad  tertia  vota  mi- 
grare  zur  dritten  ehe  schreiten  Cod.  Just.,  ad  seeunda  vota 
ire  L.  Burg.  42, 1.  Eine  altsp.  form  für  die  bed.  gelübde  ist 
vota,  it.  boto. 

Bode  sp.  pg.  Ziegenbock,  vgl  comask.  bida  ziege. 

Bofe  sp.  pg.  lunge;  von  bufar  blasen,  schnauben,  wo- 
für pg.  auch  bofar  gebraucht  wird;  vgl.  gr.  nvevficov  lunge 
von  nvuv  blasen,  it.  mantaco  blasbalg,  lunge.  Daher  sp.  bo- 
fena  bohena  wurst  von  schweinslunge. 

B  o  f  e  altpg.  adverb  für  lat.  certo ;  zsgz,  aus  ä  boa  fe. 


n.b.    BOJAR-BRISCAR.  471 

Bojar  sp.  eine  insel  oder  ein  vorgebirg  umschiffen;  mahnt 
an  ndl.  bogen  d.  i.  biegen,  beugen,  vgl  denselben  gebrauch  im 
lat.  flectere  Promontorium. 

Bo  n  in a  sp.  pg.  eine  art  der  kamille;  vielleicht  entstellt 
oder  umgedeutet  aus  arab.  bäbünag  =  pers.  bäbünah  Freyt. 
I.  78*>,  welches  dasselbe  heißt 

Borboleta  p#.  Schmetterling;  von  borbolhar  wallen, 
sprudeln,  in  beziehung  auf  seinen  gaukelnden  flug.  Vielleicht 
ist  diese  auffassung  nicht  die  richtige,  aber  Zusammenhang  zwi- 
schen Schmetterling  und  wallender  bewegung  verräth  auch 
churw.  bulla  =  borboleta,  vb.  bugliar  =  borbolhar,  ebenso 
lothr.  bouble  name  des  insects,  ndl.  bobbeln  wallen. 

B  o  r  n  i  sp.  pg.  eine  art  falken ;  vom  arab.  barrani  gleich- 
bed.  (Sousa). 

B  o  s tar  sp.,  bostal  pg.  ochsenstall.  Ein  altbezeugtes  wort: 
bostar  locus  ubi  stant  boves  Gloss.  Isid.;  bostar  vel  boviale 
scipen  (schoppen)  Älfric;  bostar  locus  ubi  comburebantur  Cor- 
pora boum  vel  statio  boum  Papias ,  welcher  Charisius  stelle 
vor  äugen  hatte:  bustar  locus  ubi  concremantur  mortuorum 
corpora.  Man  vergleicht  ßovoxdGiov,  aus  dem  es  freilich  nicht 
gebildet  sein  kann. 

Botequin  sp.  kleines  boot;  vom  ndl.  bootje,  das  frü- 
her bötkin  geheißen  haben  mag,  henneg.  botequin  bodequin. 

B  r  e  n  a  sp.,  brenha  pg.  mit  gesträuch  bedeckte  schluckt, 
mlat.  brenna  urk.  v.  781  s.  Ducange.  Ein  ähnliches  wort  ist 
das  dtsche  brahne  gebüsch  an  feld-  und  wiesenrändern  Frisch 
1. 124a,  Zusammenhang  beider  aber  nicht  zu  behaupten.  Da- 
gegen zerlegt  Larramendi  das  entsprechende  bask.  brena  in 
be  erena  besäte  tiefe. 

B  r  i  c  o  sp.  sandbank  (bei  Seckendorf) ;  erinnert  an  nord. 
breki  im  meer  verborgene  klippe. 

B  r  i  n  c  a  r  sp.  pg.  hüpfen,  springen,  tanzen,  spielen,  scher- 
zen, sbst.  brinco  sprung,  kurzweil  u.  dgl,  plur.  brincos  Spiel- 
sachen, Schmucksachen,  zitternadeln,  Ohrringe.  Vielleicht  vom 
dtschen  blinken  (ahd.  blinchan?)  schimmern,  demnächst  zit- 
tern, zappeln,  wie  lat.  micare,  coruscare  beide  bedd.  hat. 

B  r  i  s  a  weintrester,  ein  in  Aragon  und  Catalonien  volksüb- 
liches wort,  s.  das  wb.  der  sp.  acad. ;  von  brisa  bei  Columella. 

B  r  i  s  c  a  r  sp.  cat.  seide  mit  gold-  oder  silberfaden  durch- 
weben (altfrt  broissier?  Romancero  p.54). 


47»  Il.b.    BRITAR— BUZ. 

Britar  altpg.  brechen,  z.  b.  as  portas,  a  lanca,  a  tre- 
goa,  a  verdade.  Es  gibt  einige  angels.,  engl,  oder  nord.  Wör- 
ter, welche  durch  den  Völkerverkehr  nach  Portugal  gelangten 
ohne  Spanien  zu  erreichen.  Britar  ist  =  ags.  brittian  zerbre- 
chen, zerbröckeln,  mdartl.  engl,  brit,  vgl.  brittle  zerbrechlich. 

Bruxa  sp.,  pg.  cat.  bruxa  nachteule,  hexe,  wie  lat.  striga ; 
masc.  bruxo  hexenmeister.  Einem  worte  dieser  bedeutung  ist 
nicht  leicht  auf  die  spur  zu  kommen ;  die  folgende  vermuthung 
geht  wenigstens  mit  der  lautlehre.  Bruxa  ist  eine  nebenform 
von  bruza  bürste  (wie  uxier  neben  altsp.  uzier  usier,  lat.  ostia- 
rius)  und  so  hieß  die  eule  wegen  ihres  struppigen  köpf  es: 
umgekehrt  nennt  man  einen  menschen  mit  struppigem  haar 
Schweiz,  huwel  eule.  Der  name  gieng  auf  die  hexen  über, 
weil  sie  in  eulen  verwandelt  (convertidas  en  gallos,  elechu- 
zas*  o  cuervos  Cervantes  nov.  10)  den  nächtlichen  teufels- 
schmaus  besuchen.  Nach  Borel  sagte  man  in  der  landschaft 
Foix  bruesche  zauberinn,  das  sich  aber  mit  dem  span.  worte 
nicht  einigen  läßt  und  vielleicht  mit  dem  gael.  briosag  (hexe) 
zusammenhängt.    S.  auch  Ducange  v.  broxa. 

Buega  sp.  gränzstein;  vgl.  dtsch  buk  erhöhte  gränz- 
scheide,  buik  Frisch  1. 151*>;  buchstäblich  näher  kymr.  bog  (mj 
aufschwellung. 

Buho  sp.,  pg.  bufo  (Wal.  buhe)  eine  art  eulen,  uhu;  vom 
lat.  bübo,  aber,  in  erwägung  der  inlautenden  aspirata,  wohl 
unter  einwirkung  des  ahd.  büf  und  hüf  gebildet. 

Buir  altsp.  pg.  glätten,  polieren. 

Bulto  vulto  sp.,pg.  vulto  klumpen,  masse,  beule,  auch 
büste,  gesicht.  In  letzterer  bed.  sicher  von  vultus,  in  erste- 
rer  wahrscheinlich  von  volvere  volutus,  rom.  voltus  (s.  volta  I.) 
also  s.  v.  a.  volumen.  Dabei  ist  noch  zu  erinnern ,  daß  ndl. 
bult  mit  sp.  bulto  in  der  bed.  geschwulst  zusammentrifft  (Rom. 
gr.  I.  70) ,  beide  auch  von  Diefenbach  goth.  wb.  I.  283  ver- 
glichen.    Wal.  bultz  klumpen. 

Burdo  sp.  grob  (von  Stoffen). 

Burgasp.  warme heilquelle;  vom  bask.  bero^ur-ga  warm- 
wasser-stelle,  s.  Larramendi. 

Buz  sp.  pg.  handkuss  (bei  Covarruvias  und  S.  Rosa), 
auch  altval.  buz  J.  Febrer  str.  31,  pr.  bus  Gloss.  occ,  in  der 
bed.  lippe  wal.  buze  und  selbst  sp.  buz.  Ein  weitverbreitetes 
wort,  auch  auf  deutschem  gebiet  (Schmeller  1.211),  auf  cel- 


II.  b.    CABAL— CAFRE.  473 

tischen  (Die f.  goth.  wb.  I.  286)  und  arabischem  (Golius  384) 
heimisch.  Daher  das  spart,  adv.  de  buces  mit  dem  gesicht  auf 
dem  boden  (it.  boccone),  auch  de  bruces,  letzteres  von  Larra- 
mendi  aus  dem  bask.  burus  cmit  dem  köpfe'  hergeleitet;  viel- 
leicht auch  b  o  c  e  1  rand  der  gefäße,  labrum,  und  b  o  c  e  r  a  rest 
von  speisen  an  den  lippen,  auf  welche  aber  auch  bucca  an- 
Sprüche  macht. 

c. 

Cabal  sp.  pg.  pr.  hauptsächlich;  von  cabo,  lat.  caput. 

C  a  b  e  sp.,  alt  cabo,  dsgl.  altpg.  cabe  cabo  S.  Rosa,  prä- 
pos.  für  lat.  juxta;  eig.  ä  cabo,  alt  fr.  ä  chief  am  ende,  an 
der  kante,  daher  sbst.  cabe  das  anstoßen.  Ein  mlat.  cape  in 
cape  me  stans  hält  Schmeller  lat.  ged.  p.  230  für  identisch  mit 
dem  span.  worte.     Daher  das  ältsp.  vb.  cabear  anpassen  Alex. 

C  a  b  o  z  pg.  s.  chabot  //.  c. 

Cacho  sp.  kleines  stück,  vb.  cachar  zerstücken;  vom 
mlat.  capulare  cap'lare  abhauen?  und  eoensocacha  messer- 
stiel von  capulus  cap'lus?  vgl.  ancho  von  amplus. 

Cachorrosp.  das  junge  des  hundes  und  andrer  thiere, 
nach  Covarruvias  von  catulus  pat'lus,  daher  denn  auch  ca- 
cho n  d  a  für  lat.  catuliens. 

Ca co  pg.  scherbe;  könnte  durch  ausfall  des  b  aus  cä- 
cabus,  wie  etwa  Jago  aus  Jacobus,  entstanden  sein;  dabei 
ist  seine  ähnlichkeit  mit  dem  stamme  des  ahd.  kach-el  auffallend. 

Ca  der  a  sp.  cat.,  cadeira  pg.  hüfte;  von  cathedra  sitz 
(fr.  chaire),  eig.  der  theil,  auf  welchem  der  obere  körper  ruht. 
Daher  sp.  caderillas  (plur.)  kleiner  reifrock. 

Cadimo  pg.  listig,  ausgelernt  (im  Übeln  sinne);  wird 
auf  arab.  kadem  (kadim)  Freyt.  HI.  409*>  zurückgeführt,  das 
freilich  mir  die  bed.  tapfer,  kühn  hat.  Das  port.  wort  hieß 
urspr.  geschickt,  betriebsam,  dsgl.  öffentlich,  s.  S.  Rosa. 

Cäfila  sp.  pg.  unordentlicher  häufe  von  personen  oder 
sacken;  vom  arab.  qafilah  trupp  reisender  Gol.  1948. 

Cafre  sp.  pg.  roh,  grausam;  vom  arab.  käfir  ungläu- 
big, ruchlos,  undankbar  Freyt.  IV.  47 a.  Jaume  Febrer  braucht 
es  wohl  noch  in  der  ersten  bedeutung:  ques  vengä  molt  be  de 
tots  aquells  cafres  er  rächte  sich  sehr  an  allen  jenen  ungläu- 
bigen, str.  125,    Daher  fr.  cafard  scheinheilig. 


474  II.  b.    CALABAZA— CANDADO. 

Calabaza  sp.,  pg.  caba<?a,  cat.  carabassa,  sie.  cara- 
vazza  kürbiß,  kürbiß flasche,  hieraus  fr.  calebasse ;  etwa  vom 
arab.  qerbah  (qerbat)  pl  qeräbat  wasserschlauch  Freyt.  HI. 
419a,  mit  roman,  suffix. 

Calambre  sp. ,  cambra  pg.  krampf;  mhd.  klamphern 
krampfhaft  zusammenziehen,  nach  Ziemann,  vgl.  ahd.  chlam- 
pheren  Grajf  IV.  558.  Dahin  auch  dauph.  ei-calambrä  (== 
escalambrä)  die  beine  auseinanderstrecken,  das  gegentheil  von 
klamphern. 

Calana  sp.  muster,  eigenschaft;  wohl  von  qualis. 
Calavera  sp.,  caveira  pg.  todtenkopf;  von  calvaria. 
Calentar  sp.  erwärmen,  participialverbum  von  calere 
calens ;  zsgs.  altsp.  escalentar,  pg.  esquentar,  auch  pg.  acaen- 
tar  aquentar.    Altsp.  calecer,  zsgs.  escalecer,  dsgl.  pg.  aque- 
cer,  von  calescere. 

Ca lha  quelha  pg.  rinne,  canal;  wohl  von  canalicula  mit 
ausfall  des  n  und  ersten  1  cailha,  mit  zurückgezogenem  accent 
calha,  vgl.  letzteren  fall  in  funcho  von  foem'culum. 
Calina  sp.  pr.  hitze  mit  dunst;  von  caligo? 
Camasp.  pg.  bett,  lager  z.  b.  der  thiere,  streu,  schichte 
(letztere  bed.  hat  auch  das  engl.  bed).  Ein  altes  wort,  schon 
bei  Isidorus:  in  camis  i.  e.  in  stratis  19,  22,  29;  cama  est 
brevis  et  circa  terram ,  Graeci  enim  ya^xai  breve  dieunt  20, 
11,  2.  Sofern  die  grundbed.  streu  zu  sein  scheint,  darf  man 
diese  herleitung  aus  ya/uai  =  lat.  humi  genehmigen,  die  auch 
durch  das  vb.  acamar  cauf  die  erde  ausstrecken  unterstützt 
wird:  solch  ein  niedriges  bett  oder  lager  nennt  der  Grieche 
mit  einem  compos.  /a/usvvij. 

Cama  sp.  (nur  im  plur.  gebraucht)  Stangen  am  gebiß 
des  pferdes;  vgl.  camus  maulkorb  der  pferde,  im  kirchenla- 
tein,  gr.  xytxöq,  ahd.  chamo. 

Cambron  sp. ,  pg.  cambra o  (nur  im  plur.  cambröes) 
wegedorn,  rhamnus,  überh.  dornstrauch;  nach  einigen  vonc&- 
mürus  gekrümmt  (camuris  sub  cornibus  bei  Virgil). 

Canasto  canasta  sp.  neupr.  korb;  aus  canistrum,  it. 
canestro. 

Candado  sp.  Vorhängeschloß,  altsp.  cadenado;  von  ca- 
tenatum  etwas  angekettetes ;  schon  bei  Isidor  in  diesem  sinne, 
bemerkt  Cabrera,  Cadnado  ward  also  in  candado  umgestellt, 
volksmäßig  calnado  (nach  Covarr.) ;  minder  getreu  ist  das  alte 


II.  b.    CANGILON-CARRASCA.  475 

canado.  Vgl.  wegen  der  bedeutung  auch  it.  catenaccio ,  fr. 
cadenas.     Verb,  altsp.  candar  verschließen. 

Cangilon  sp.,  cangiräo  pg.  ein  maß  für  fiüssigkeiten 
u.dgl.;  von  congius  (Covarruvias). 

Canho  pg.  link,  canhoto  links  d.  h.  die  linke  statt  der 
rechten  brauchend,  sbst.  krummes  holz;  von  cam  krumm  (s. 
gamba  L),  gleichsam  cameus? 

Canaherla  sp.,  cat.  canyafera  eine  pflanze,  gertenkraut ; 
zsgs.  aus  canna  und  ferula.  Die  span.  nebenform  canaheja 
erklärt  sich  etwa  aus  canna-fericula. 

Caramillo  s.  chalumeau  II.c. 

Cärcava  sp.  festungsgraben ,  leichen-  und  aasgrub e, 
pg.  nur  in  erster  bed.,  carcavar  pg.  ausgraben,  aushöhlen,  sp. 
mit  einem  graben  umgeben.  Schwerlich  zsgs.  aus  caro  und 
cava  fleischgrube,  wie  Covarruvias  will,  da  alsdann  der  zwei- 
ten sylbe  der  ton  zukommen  müste :  es  kann  entstellt  sein  aus 
cöncava,  woraus  zuerst  corcava  (vgl.  unten  corcovar),  so- 
dann carcava  ward.  Das  masc.  sp.  cärcavo  bedeutet  die 
höhlung  des  bauches  an  einem  thiere. 

C  a  r  c  o  m  e  r  sp.  pg.  anfressen  (vom  holzwurm),  carcoma 
Wurmfraß,  holzwurm;  zsgs.  aus  caro  fleisch,  innerer  theil  des 
baumes,  und  comedere.     So  schon  Covarruvias. 

Cärdeno  sp.,  cärdeo  pg.  bläulich,  bleifarbig. 

Carnero  sp.,  carneiro  pg.  hammel;  nach  Covarruvias 
von  carne,  weil  das  thier  die  vornehmste  fleischspeise  gebe  (so 
stammt  auch  hoedus  nach  Isidorus  von  edere  essen).  Leitet 
man  es  vom  lat.  crena  einschnitt,  carnero  das  eingeschnittene 
thier  (vgl  die  Versetzung  im  alt  fr.  crenel  und  carnel),  so  ist 
dies  für  die  bedeutung  bezeichnender;  auch  unser  hammel  heißt 
verstümmelt.  Hieher  mag  wohl  auch  carnicol  gespaltene 
(eingeschnittene}  klaue  gehören. 

Carrasca  sp.  cat.,  sp.pg.  carrasco  Steineiche,  immer- 
grüne eiche,  nach  Covarruvias  s,  v.  a.  coscojo.  Wenn  es  nicht 
nebst  dem  synonymen  c  a  r  v  a  1 1  o  ein  alteinheimisches  wort  ist, 
so  darf  man  lat.  cerrus  als  etymon  heranziehen:  sp.  ca  aus 
lat.  ce  ist  zwar  nicht  ohne  bedenken,  aber  es  gibt  einige  fälle, 
worin  e  zu  a  ward  ohne  dem  vorhergehenden  kehllaute  die 
neue  ausspräche  aufzudrängen:  lagarto,  urspr.  lacarto,  statt 
lazarto,  regalar  statt  rejalar,  so  denn  auch  carrasca  statt  cer- 
rasca. 


476  II.  b.     CARRIZO— CENTENO. 

Carrizo  sp.  Schwertlilie,  pg.  carri^o  schuf;  von  carex, 
it.  carice. 

Cascar  sp.  zerbrechen,  pg.  zerschlagen,  sard.  cascai 
zerdrücken,  mishandeln.  Der  Spanier  liebt  das  verbalsuffix 
ic-are  und  so  erweiterte  er  tat.  quassare  in  quassicare  cascar. 
Hieraus,  so  scheint  es,  die  substantiva  casco  etwas  zerbro- 
chenes, scherbe,  auch  schadet,  casca  cäscara  hülse,  rinde,  schale, 
cascajo  steinabfalle,  kies.  Casco,  in  der  bed.  pickelhaube,  wo- 
her it.  casco,  fr.  casque,  leite  man  nicht  aus  cassis,  da  das 
suffix  ic  nur  feminina  gibt,  s.  oca  /. 

C  a  s  p  a  sp.  pg.  schorf,  der  sich  auf  wunden  u.  dgl.  an- 
setzt; unbekannter  herkunft. 

Casta  sp.  pg.  race;  eig.  etwas  unv  ermischt  es,  von  ca- 
stus rein,  vollkommen. 

Catarafia  sp.  ein  wasservogel,  sturzmöve;  entstellt  aus 
cataractes  ein  vogel,  der  sich  schnell  herabstürzt. 

Caudal  sp.  pg.,  auch  pr.  cabdal,  alt  fr.  chaudel,  vor- 
züglich, als  sbst.  vermögen,  Überfluß;  von  capitalis.  Daher 
auch  caudaloso  überreich, 

C  a  y  a  d  o  sp.,  cajado  pg.,  gayato  cat.  hirtenstab,  krücken- 
stock.  Ist  es  nicht  augenscheinlich  erweitert  aus  dem  gleich- 
bed.  gr.  yatog? 

Cayo  sp.  dohle;  vgl.  ahd.  kaha  krähe,  ndl.  kauw. 

Cebada  sp.,  cevada  pg.  gerste,  cat.  pr.  civada  hafer; 
von  cibare,  sp.  cebar  füttern.  So  auch  sp.  cibera  getreide 
von  cibaria  (plur.J. 

Ceifar  pg.  ernten;  woher? 

C  e  j  a  r  sp.  (eig.  cexar,  wie  die  alten  schrieben)  zurück- 
gehn,  zurückweichen;  von  cessare,  dem  im  ital.  die  verwandte 
bed.  entweichen  zusteht. 

Celda  sp.  zelle,  alt  cella;  vom  lat.  cella,  daher  auch 
sp.  cilla  getreidekeller ,  wie  von  cellarium  sp.  cillero,  pg. 
cilleiro. 

Cencerro  schelle;  bask.  cincerria  cinzarria. 

Cenefa  zanefa  sp.,pg.  sanefa  borte  oder  kränz  an  vor- 
hängen u.  dgl;  nach  Sousa  vom  arab.  sanifah.  Es  ist  viel- 
mehr von  canefah  rand  oder  säum  des  kleides  Freyt.  IL  527a. 

C  e  n  o  g  i  1  sp.  (m.)  Strumpfband;  vom  it.  ginocchiello  stie- 
felmanchette,  eig.  knieband  (mit  Covarruvias). 

C  e  n  t  e  n  o  sp.,  centeio  senteio  pg.  eine  getreideart,  roggen; 


II.  b.     CENZAYA— CHAMARASCA.  477 

von  centenus,  weil  er  hundertfältige  frucht  bringen  soll,  s.  Co- 
varruvias. 

Cenzaya  sp.  kinderwärterinn ;  vom  bask.  seinzaya, 
dies  von  seina  kind,  und  zaya  wache,  s.  Larramendi. 

Cepillo  sp.,  cepilho  pg.  hobel,  bürste;  von  cepo  sp, 
klotz,  lat.  cippus. 

Cerdo  sp.  pg.  schwein;  nach  Larramendi  vom  bask. 
cherria  dass.,  läßt  sich  übrigens  grammatisch  untadelhaft  aus 
sordidus  (suerdo  serdo,  vgl  unten  frente)  erklären.  Daneben 
steht  ein  femin.  cerda  häufe  Schweinsborsten  oder  auch  pferde- 
haare,  unmöglich  von  seta  oder  setigera,  also  wohl  aus  cerdo, 
indem  man  anfangs  eine  schweinshaut  so  benannte,  später  aber 
den  ausdruck  auf  die  borsten  beschränkte  ? 

Cernada  sp.  laugenasche;  =  cinerata,  cat.  cendrada, 
von  cinis. 

Cerquinho  pg.  in  carvalho  cerquinho  Steineiche  (s. 
Moraes);  umgestellt  aus  quercinho  =  it.  quercino. 

Cerrion  sp.  eiszapf en;  nicht  mit  Covarruvias  von  cir- 
rus,  noch  mit  Larramendi  vom  bask,  chirria,  das  selbst  fremd 
ist,  sondern  mit  Cabrera  von  dem  ganz  entsprechenden  lat. 
stiria,  worin  st  durch  c,  wie  sonst  gewöhnlich  durch  z  (mozo 
von  mustus  u.  dgl)  vertreten  wird. 

C  e  r  r  o  sp.  pg.,  pr.  ser  anhöhe,  dsgl.  nacken  oder  rück- 
grad  der  thiere;  nach  Larramendi  vom  gleichb ed.  bask.  cerra, 
welches  freilich  nach  Humboldt  über  die  urbeicohner  Hisp. 
p.  52  auch  aus  dem  span.  entnommen  sein  könnte;  nach  Co- 
varruvias,  da  es  auch  flachsbüschel  heißt,  vom  lat.  cirrus 
haarbüschel  auf  dem  köpfe  der  vögel,  wozu  man  die  berüh- 
rung  der  begriffe  büschel  und  gipfel  (anhöhe)  in  top  anfüh- 
ren darf. 

Cetrero  sp.  falkenjäger;  gleichsam  accipitrarius ,  vgl 
accertello  H.a. 

Chabasca  sp.  reis,  gerte;  sicher  von  clava  pfropfreis, 
daher  wohl  auch  chaborra  junges  mädchen,  eig.  s.  v.  a.  Schöß- 
ling, Sprößling. 

Chächara  sp.  geschwätz,  geklatsch;  naturausdruck. 

C ha co na  ein  span.  nationaltanz;  vom  bask.  chocuna 
niedlich,  artig  (Larramendi). 

Chamarasca  sp.  reisbündel;  vom  bask.  chamar-asco 
cviel  kleines*,  s.  Larramendi 


478  H.b.    CHAMBERGA—CHOCHO. 

Chamberga  sp.  weiter  Überrock ;  nach  dem  Marschall 
von  Schomberg  benannt,  der  diese  kleidung  nach  Spanien 
brachte  (Seckendorf). 

Chamorro  sp.  pg.  kahl  geschoren,  chamorra  kahlkopf; 
muthmaßlich  von  calvus,  umgestellt  clavus,  und  sp.  raorra  scha- 
det, das  adjectiv  aus  dem  Substantiv. 

Chamuscar  sp. pg.  versengen;  «onflamma,  pg.  chama 
(Covarruvias).    Altsp.  xamuscar. 

Chanela  chinela  sp.pantoffel;  =  it.  pianella,  von  pla- 
nus eben,  platt,  ohne  absatz. 

Chapa  sp.  pg.  platte,  lederstreif,  chapin  chapim  pan- 
toff'el,  vgl.  norm,  aller  ä  chapin  leise  auftreten. 

Chaparra  chaparro  sp.  Steineiche;  nach  Larramendi 
vom  bask.  achaparra  kralle,  womit  sich  die  kurzen  zweige 
dieses  baumes  vergleichen  lassen. 

Chapuzar  zapuzar zampuzar sp.  untertauchen,  vgl.  cat. 
pr.  cabussar,  pr.  accabustar;  das  port.  wort  ist  chafundar; 
woher  aber  diese  bildungen? 

Charco  sp.  pg.  pfütze;  vom  bask.  charcoa  schlecht,  ver- 
ächtlich (Larramendi). 

Charro  sp.  pg.  bauernlümmel ;  aus  dem  bask.,  wo  es 
schlecht,  gering  bedeutet  (Larramendi). 

C  h  a  s  c  o  sp.  ende  der  peitschenschnur ,  womit  man  klatscht; 
vielleicht  nur  naturausdruck,  buchstäblich  mit  unserm  klatsche 
zusammentreffend;  nach  Larramendi  vom  bask.  che-ascö  sehr 
dünn. 

Chaza  sp.  jagd  im  ballspiel,  chazar  den  ball  zurück- 
treiben; vom  fr.  chasse,  chasser. 

Chillar  sp.  pfeifen,  knistern;  kann  von  sifflare  kom- 
men wie  sollar  von  sufflare.     Vgl  auch  cigolare  H.a. 

Chinche  sp.  pg.  wanze;  von  cimex,  it.  cimice. 

Chirivi'a  sp.,  pg.  cherivia,  auch  fr.  eher  vis  chiroui 
(m.)  zuckerwurzel,  lat.  siser,  woher  es  aber,  wenn  es  nicht 
etwa  ein  compositum  ist,  nicht  stammen  kann. 

C  h  i  s  m  e  sp. ,  xisme  cat.  klatscher  ei  um  Zwietracht  zu 
erregen;  entstellt  aus  schisma?  lat.  seh  wird  nicht  regelrecht 
zu  sp.  ch;  oder  vom  gr.  oiofxoq  gezische? 

Chispa  sp.pg.  funke,  regentröpfchen,  kleiner  diamant; 
unbekannter  herkunft. 

Chocho  pr.  unreif,  matt,  entnervt,   span.  kindischer 


II.  b.    CHORCHA— CIGüENA.  47» 

greis,  faselhans ;  wahrscheinlich  von  suctus  für  exsuctus  aus- 
gesogen, saftlos,  vgl.  wegen  der  bedeutung  it.  sciocco  II.  a. 

Chorcha  chocha  sp.  schnepfe. 

C  h  o  r  1  o  sp.  eine  eisenhaltige  steinart;  vom  dtschen  schörl. 

C  h  o  r  r  o  sp.,  pg.  chorro  und  j  o  r  r  o  sprudel  einer  flüs- 
sigkeit ;  von  susurrus?  Nach  Larramendi  vom  bask.  zorrotz 
geschärft,  gespitzt 

Ghova  choya  s.  choe  IL  c. 

Choza  sp.  pg.  hütte,  schäferhütte.  Passt  buchstäblich 
zu  plutea  für  pluteum  Schutzdach;  ist  wohl  nicht  identisch  mit 
pg.  chousa  kleiner  eingehegter  platz,  sp.  llosa  geschlossener 
kampfplatz  (tat  clausa),  von  welchen  es  sein  z  trennt 

Chozno  sp,  ururenkel;  woher? 

Chucha  sp.  nachteule;  von  ihrem  geschrei  so  genannt, 
sagt  Covarruvias  —  wenn  das  wort  nicht  vielmehr  eine  an- 
spielung  auf  das  saugen  an  hindern  enthält ,  das  der  Volks- 
glaube einer  art  dieser  thiere  schuld  gibt ,  pg.  chuchar  sau- 
gen, piem.  ciuce  dass. 

Chulo  sp.  pg.  spaßhaft;  vgl.  it.  zurlare  schäkern. 

Churaazo  pg.  kopfküssen;  ^o/apluma,  auchit  piumac- 
cio  und  pimaccio. 

C  h  u  s  altsp.  adverb  der  vergleichung,  von  plus,  z.  b.  chus 
sorrenda  Berc.  Mill.  370,  vgl.  cmas'  sorienda  Berc.  S.  Or.  i)3 
(und  doch  deutet  es  Sanchez  aus  chusma,  Cabrera  gar  aus 
plebs);  dsgl.  altpg.  chus  und  chos  S.  Rosa,  auch  altgall.  im 
Canc.  ined. 

Chuzo  sp.  pg.  pfeil,  Wurfspieß.  Cabrera  meint  von 
teutonus  bei  Isidor,  was  nichts  für  sich  hat.  hat.  pilum  aber 
konnte  durch  ableitung  piluzo,  durch  syncope  pluzo  chuzo  geben. 

Ciar  sp.  pg.  rückwärts  gehen,  rückwärts  rudern.  Die- 
selbe bedeutung  hat  auch  sp.  cejar  (s.  oben),  aber  ciar  muß 
andrer  herkunft  sein. 

Cierna  sp.  die  blüthe  oder  das  beste  eines  dinges,  pg. 
cerne  das  beste  oder  härteste  im  holze,  vgl.  it.  cerna  aus- 
wahl,  ausschuß ;  von  cernere  sieben,  sichten,  sp.  cerner  auch 
mit  der  bed.  blühen. 

C  i  e  r  z  o  sp.  s.  cers  II.  c. 

Cigüena  sp.,  cegonha  pg.  pumpenstock;  von  ciconia: 
hoc  instrumentum  (telon  stange  zum  wasserschöpfen)  'Hispani' 
ciconiam  vccant,  sagt  Isidorus. 


480  II.  b.     CIMBRAR— C0RCH0. 

Cimbrar  sp.  eine  gerte  schwingen  (dg,  biegen),  cim- 
breno  biegsam,  geschmeidig ;  nach  Larramendi  vom  bask.  ci- 
mela  biegsam. 

Ciruela  sp.  pflaume;  von  cereola,  vgl.  prunum  cereum 
wachsfarbige  pflaume,  bei  Virgil. 

Cocar  pg.  jucken,  kitzeln;  etwa  von  coquere  brennen, 
beunruhigen,  partic.  coctus,  daher  coctiare.  Weiter  abgeleitet 
sp.  coscar  und  cosquillas? 

C  o  d  e  s  o  sp.  eine  pflanze ;  von  cytisus,  zuerst  verwan- 
delt in  cutesus. 

Cogollo  sp.  herz  des  kohles;  von  caulieulus  (caulucu- 
lus),  sofern  man  Umstellung  aus  cologlo  annehmen  darf. 

Cogujada  sp. ,  cat.  cogullada  haubenlerche;  von  cu- 
cullus  haube,  ital  cappelluta  genannt.  Daher  auch  cogujon 
ecke  eines  küssens,  weil  sie  haubenartig  ist. 

C  o  1 1  a  z  o  sp.  milchbruder ;  von  collacteus  für  collacta- 
neus. 

Colmena  sp.,  colmea  pg.  bienenkorb.  Spanische  ety- 
mologen  construieren  dies  wort  oder  eig.  colmenar,  pg.  col- 
meal  bienenhaus  aus  arab.  kuar  men  na'hal  (J-^i  &*  ^) 
bienenkörbe  von  bienen. 

C  o  1  m i  1 1  o  sp.,  colmilho  pg.  hauzahn;  von  columella,  eig. 
dens  columellaris.  Schon  Isidorus  kennt  die  span.  form :  hos 
(dentes  caninos)  'vulgus'  colomellos  vocant. 

Colödra  sp.  melkkübel,  weinkrug,  wasserkrug ;  von  Un- 
gewisser herkunft,  vielleicht  zsgs.  mit  uter  schlauch  (doch  nicht 
caul-uter  stall-schlauch?).  Daher  colodrillo  hinterkopf,  von 
der  kübelartigen  gestalt,  vgl.  testa  1. 

Comadreja  sp.  wiesei;  eig.  kleine  gevatterinn,  comma- 
tercula,  als  schmeichelwort,  s.  Ferrari  v.  bellora  und  Grimms 
Reinhart  p.CCXXIV. 

Corner  sp.  pg.  essen;  von  comedere.  Ein  veraltetes 
occit.  comer  verzeichnet  Honnorat. 

Conhecer  pg.  erkennen;  von  cognoscere. 

Contir  altsp.  sich  ereignen  Alex.,  cuntir  Poem.  d.  Cid, 
bei  den  alten  auch  acuntir,  mit  der  inchoativform  contescer, 
neusp.  pg.  acontecer;  durch  starke  syncope  von  contingere. 

Corazon  sp.,  coracao  pg.  herz;  erweitert  aus  cor,  wie 
es  altspan.  noch  hieß. 

Corcho  sp.  korkhofo,  corcha  gefäfi  von  kork,  corche 


II.  b.    CORCOVAR— COTE.  481 

sandale;  von  cortex,  wie  pancho  von  pantex,  d.  h.  c  in  ch 
vergröbert 

C  o  r  c  o  v  a  r  sp.  pg.  krümmen ,  corcöva  höcker ,  buckel 
(port.  sogar  al-corcovar,  al-corcovo);  von  con-curvare,  bei 
Berceo  Sil.  540  concovar  verdrehen,  vgl.  sp.  cor-cusir  für  con- 
cusir.     Merkwürdig  ist  pg.  corcös  =  corcovado. 

Cordero  sp.,  cordeiro  pg.,  corder  cat.  lamm;  vom  lat. 
agnus  chordus  spät  geborenes  lamm,  bei  Varro  und  Plinius. 
So  schon  Aldrete  u.  a. 

Coriscar  pg.  blitzen,  corisco  blitz;  läßt  sich  nur  von 
coruscare  herleiten,  wenn  auch  i  für  u  gegen  alle  regel  ist. 
In  der  sicil.  mundart  findet  sich  surruscu  s.  v.  a.  pg.  corisco. 

Corma  sp.  fußklotz;  erinnert  an  gr.  xoQfxög  klotz. 

Corro  sp.  kreiß  von  personen,  kreißtanz,  pg,  circus 
für  stiergefechte ,  auch  kreiß  von  Zuschauern;  scheint  nicht 
das  lat  currus,  sondern  eine  neue  bildung  aus  dem  vb.  cur- 
rere,  vgl.  sp.  correr  toros  ein  stiergefecht  halten.  Abgel  sp, 
pg.  cat.  corral  Schauspielhaus,  Schauplatz,  gehege,  hof. 

Corzo  corza  sp.pg.  reh;  etwa  umgestellt  aus  gr.  %6q'£ 
^ogxog,  nebenform  von  66q'§  doQxot;  reh  oder  gazelle?  Auch 
der  span.  name  eines  andern  säugethieres,  gazapo,  ist  ja  aus 
dem  griechischen.  Doch  ist  zu  erwägen:  lat.  caprea  konnte 
sich  in  caurea  corea,  mit  consonantiertem  e  (vgl.  granea  granja) 
in  corja,  mit  schärfung  des  j  zu  z  (s.  oben  arcilla)  in  corza 
verwandeln. 

Coscojo  sp.,cat  coscoly  Scharlachbeere  an  der  stech- 
eiche, lat.  cusculium  bei  Plinius  16,8  0.6, 12}.  Der  bäum  selbst 
heißt  span.  coscoja,  cat  coscolya,  bask.  coscolla  cusculla.  Man 
hält  das  wort  für  ein  altes  hispanisches. 

Cosecha  sp.  ernte;  wahrscheinlich  gebildet  aus  conse- 
care  consectus.  Dafür  altsp.  cogecha  =  pg.  colheita,  lat. 
collecta. 

Co  so  sp,  kampfplatz;  für  corso  von  cursus,  it.  corso, 
Rom.  gr.  I.  249.  Daher  altsp.  coser  schlachtross  =  it,  cor- 
siere,  vb.  nsp.  acosar  verfolgen. 

Costra  sp.  rinde;  durch  Umstellung  aus  crusta. 

Cote  pg.  in  a  cote,  de  cote  adv,  täglich  z.  b.  vestido 
de  cote  ein  Meid,  das  man  täglich  trägt;  wird  von  quotidie 
hergeleitet.  Desselben  Ursprunges  ist  auch  cotio  alltäglich, 
gemein,  sp,  dia  de  cuti'o  Werktag, 

31 


463  II.  b.    COTO— CÜDIR. 

Coto  sp.  einhegung,  gränzstein,  pg.  couto  asyl,  freistätte, 
vb,  sp.  acotar,  pg.  acoutar  einzäunen,  schützen.  Es  ist  vom 
lat.  cautum  Verordnung,  in  welcher  bed.  es  noch  Berceo  kennt, 
z.  b.  loor.  37  un  coto  malo  jjuso  (Herodes)  gab  eine  schlimme 
Verordnung;  demnächst  heißt  es  festsetzung,  gränze,  mlat.'m- 
fra  cautos,  infra  cautum,  lapis  cauti,  s.  Ducange.  Urkunden 
des  9.jh.  gewähren  schon  die  form  coto. 

Coto  via  pg.  ein  vogel,  lerche,  für  alle  arten  derselben 
gebraucht.  Es  ist  ungewiss,  woher  dem  Portugiesen,  welcher 
alauda  nicht  kennt,  dieses  wort  gekommen  oder  aus  welchen 
mittein  er  es  sich  geschaffen.  Der  Spanier  spricht  dafür  to- 
tovia,  versteht  aber  nur  darunter  die  haubenlerche;  auch  wird 
ein  mdartl.  ital.  tottovilla  bemerkt.  Gewöhnlich  vergleicht  man 
fr.  cochevis,  aber  auch  die  gleichfalls  mundartl.  ausdrücke 
coutelou,  cotrelus,  coutriaux  sind  zu  erwägen;  man  sehe  bei 
Nemnich. 

Coz  sp.  (f.)  fußtritt,  cocear  treten;  von  calx  ferse,  it. 
calcio. 

Crena  querena  pg.  kiel  des  schiff  es;  von  carina,  it.  sp. 
carena,  fr.  carene. 

Crencha  sp.  pg.,  cat.  clenxa  scheitel  im  haar;  von  cri- 
niculus  nach  Cabrera.  Vielleicht  aber  wohl  mit  crena  (ein- 
schnitt) zusammenhängend,  crenicula? 

Criado  sp.  pg.  diener  (weniger  üblich  it.  creato);  von 
criar  ernähren,  erziehen,  lat.  creare,  also  eig.  zögling ,  kost- 
gänger,  oder  der  in  einem  hause  erzogene,  eine  bedeutung, 
die  ihm  noch  im  altspan.  (s.  Ruiz)  und  nach  S.  Rosa  im  alt- 
port.  zusteht.     Vgl.  fe  //.  c. 

Cris  pg.  (m.)  sonnen-  oder  mondßnsternis ,  auch  adj. 
einer  endung  cris;  abgekürzt  aus  eclipsis. 

Crisuelo  altsp.  lampe,  crisuela  unteres  gefäß  dersel- 
ben; vom  bask.  criselua  cruselua  mit  erster  er  bed.  (Larramendi). 
Dahin  auch  crisol  schmelztiegel 

Crotorar  sp.  s.  crocchiare  H.a. 

Cudir  sp.  pg.  in  acudir  zu  hülfe  eilen  (daher  nach  Mu- 
ratori  it.  accudire)  und  recudir  zurückspringen,  erwiedern, 
beistehen,  im  Alex,  recodir  zurückkehren.  Accurrere  und 
recurrere  passen  wohl  mit  dem  begriff,  nicht  mit  der  form. 
Recudir  recodir  erinnert  an  recütere  zurückschlagen,  in  re- 
flexivem sinne  zurückspringen,  vgl.  sacudir  von  succutere,  pr. 


II.  b.    CUEDRO— DANAR.  483 

secodre;  altpg.  precudir  S.  Ros.  ist  offenbar  von  percutere. 
Acudir  wäre  also  wohl  eine  neue  bildung  aus  dem  in  recudir 
precudir  herausgefühlten  stamme  cutere;  wenigstens  ist  es  nicht 
von  accüdere,  da  es  im  port.  mit  o  fiectiert ,  acudo  acodes 
acode. 

Cuerdosp.,  cordo  pg.  klug;  verkürzt  aus  cordado,  lat 
cordatus  mit  gl.  bed.  bei  Ennius ,  Flautus  und  ganz  späten 
Schriftstellern;  vgl  dieselbe  Verkürzung  in  pago  aus  pagado, 
manso  aus  mansuetus. 

Cuesco  sp.,  cosco  pg.  obstkern ,  coscorron,  coscorräo 
beule  am  köpf  durch  einen  schlag,  kopfnuß,  dsgl.  brotrinde  (wie 
fr.  grignon  von  granum  kern).  Darf  man  vergleichen  bask. 
coskba  stoß  des  Widders? 

Culantro  sp.  ein  kraut;  von  coriandrum, 

C  u  n  d  i  r  sp.  cat.  sich  verbreiten,  sich  fortpflanzen.  Die- 
ses wort,  das  die  span.  etymologen  sich  aus  cunctim  ire  zu- 
sammensetzen, ist  weder  lateinisch  noch  baskisch  noch  ceU 
tisch  noch  arabisch :  es  verräth  eine  germanische  Wurzel:  goth. 
kuni  geschlecht,  erzeugnis,  ysvog,  ysvvrj/ua,  adj.  kund-s,  sbst 
altn.  kynd,  ags.  ge-cynd,  engl,  kind  =  kuni.  Das  sp.  wort 
fordert  ein  vb.  kundjan. 

Curtir  sp.,  cortir  pg.  gerben.  Es  wird  von  condire 
oder  von  cortex  hergeleitet,  ist  aber  in  der  that  von  conte- 
rere  mürbe  machen,  co-terere,  mit  versetztem  r  corter  cor- 
tir.    Derselbe  stamm  findet  sich  auch  in  derretir,  s.  unten. 

Cuspir  cospir  pg.  spucken;  von  conspuere. 

Cutir  sp.  eine  sache  verfechten,  dsgl.  schlagen,  an- 
schlagen. Wie  aus  conterere  cuterir  cutrir,  so  mochte  auch 
aus  competere  cuuiptir  cuptir,  endlich  cutir  werden;  eine  starke, 
aber  nicht  beispiellose  syncope. 

D. 

Dädiva  sp.  pg.  geschenk;  dativa  für  donativa  in  den 
isid.  glossen. 

Danar  sp.,  danar  pg.  beschädigen;  von  damnare,  des- 
sen bedeutung  durch  damnum  bestimmt  ward.  Dieselbe  be- 
deutung  hat  condemnare  in  der  L.  Sah  emend.:  si  quis  terram 
alienam  condemnaverit  tit.  71,  und  altfr.  condemner  in  einem 
der  ältesten  denkmäler,  Leodegar  str>%8. 


484  II.  b.    DECHADO— DESPEDIR. 

D  e  c  h  a  d  o  sp.  Vorschrift;  von  dictatum,  pr.  dechat,  altfr. 
ditie  eine  gattung  von  gefachten,  pr.  dechar  =  lat.  dictare. 

Dehesa  sp.,  alt  defesa,  cat.  devesa  Viehweide;  mlat. 
defensa  defensum,  altfr.  defois  verbotener  platz,  wiese,  weide. 

Dengue  sp.  pg.  cat.  (mj,  sard.  denghi  Ziererei,  pg.  auch 
adj.  geziert;  von  denegare  verweigern,  abschlagen,  vgl  die 
redensart  hacer  dengues  sich  sträuben,  sich  zieren. 

Denuedo  sp.,  denodo  pg.uner  sehr  ockenheit,  denodarse 
sich  erkühnen;  von  nodus  knoten,  bindung ,  daher  ungebun- 
denheit. 

Denuesto  sp.,  doesto  pg.  beschimpfung,  vb.  sp.  deno- 
star,  pg.  doestar,  alt  deostar  S.  Rosa;  von  dehonestum,  de- 
honestare  mit  versetztem  n  im  span.  Prov.  desnot  Verspot- 
tung, für  denost? 

Derramar  sp.  pg.  in  der  bed.  ausgießen,  ausbreiten; 
eig.  des-ramar  in  äste  auseinandergehen  lassen,  theilen;  it. 
disramare,  pr.  desramar  derramar,  wal.  deremä  ausästen,  altfr. 
deramer  zerreißen  (zertheilenj  Pass.  de  J.  Chr.  68,  Alexis  29, 
desrasmer  Chr.  de  Ben.  III.  SO.  Das  gegentheil  ist  das  comask. 
ramä  sammeln. 

Derretir  sp.,  derreter  pg.  schmelzen,  fig.  aufzehren. 
Ein  ungelöstes,  aber  nicht  unlösbares  wort.  Da  es  sich  im 
port.  zur  2.  conj.  bekennt,  so  muß  es  der  lat.  2.  oder  3.  an- 
gehören, kann  also  nur  lat.  Ursprunges  sein  und  so  kommt  es 
von  deterere  oder  disterere  mit  Versetzung  der  buchstaben  t 
und  r.  Sbst.  derretimiento  trifft  also  zusammen  mit  detrimen- 
tum,  ist  aber  neu  abgeleitet.     Vgl.  oben  curtir. 

Derribar  sp.  pg.  umstürzen;  von  ripa  ufer,  ital.  auch 
steile  anhöhe,  absturz,  sp.  ribazo  abhang;  also  wie  derrocar. 

D  e  s  c  e  r  pg.  herabsteigen.  Die  herkömmliche  deutung  aus 
descendere  ist  entschieden  abzuweisen,  da  nd  nicht  syncopiert 
wird.  Trotz  der  Schreibung  mit  sc  stammt  das  port.  verbum 
von  desidere  sich  niederlassen,  sich  senken.  In  der  form  de- 
cir  besitzt  es  auch  die  altsp.  spräche:  dice  de  un(a)  Sierra 
Poem.  d.  Cid  v.  982;  deeido  es  Minaya  v.  1402;  esto  dixo  mio 
Cid  diciendo  del  cavallo  dies  sagte  mein  Cid  vom  pferde  stei- 
gend v.  1764.  Keine  der  schwestersprachen  kennt  dies  verbum. 

D  e  s  o  1 1  a  r  sp. ,  altsp.  desfollar ,  pg.  esfolar  abhäuten ; 
von  follis  balg. 

Despedir  sp,  pg.  von  sich  entfernen,  entlassen,  des- 


IIb.    DEXAR-EIVA.  485 

pedirse  abschied  nehmen;  von  de-expedire.  Als  eine  sehet-* 
deform  darf  man  nehmen  pg.  despir  entkleiden,  ausziehen,  eig. 
losmachen,  bloßmachen,  entblößen. 

Dexar  sp.,  deixar  pg.  lassen;  gleichsam  desitare  des'- 
tare  von  desinere  desitus.  Vgl.  wegen  der  bildung  unten 
quexar. 

Dicha  sp.,  dita  pg.  glück;  von  dictum,  plur.  dieta  aus- 
gesprochenes, bestimmtes,  wie  lat.  fatum  von  fari.  Auch  it. 
detta  kann  in  dieser  bedeutung  angewandt  werden. 

Donaire  sp.  pg.  anmuth,  gewandtheit,  eig.  schöne  na- 
turgabe,  z.  b.  palabra  es  donaire  que  han  los  omes  tan  sola- 
mente  Partid.  2.  tit.  1,  altsp.  auch  donario;  von  donarium 
gäbe.  Adj.  donoso  anmuthig,  von  don  =  lat.  donum  s.  v.  a. 
donaire. 

Doudo  pg.  einfältig,  närrisch.  Dies  dem  Spanier  un- 
bekannte wort  kam  aus  England:  dold  (in  Devonshire)  hat 
dieselbe  bedeutung,  ags.  dol  u.  s.  w.,  vgl.  Halliwell. 

Duendo  sp.,  pg  (mundartl.)  dondo,  pr.  domde  zahm, 
zum  hause  gehörig,  vb.  pr.  domtar  dondar,  altfr.  donter,  nfr. 
dompter;  von  domitus,  domitare.  Mit  recht  erklärt  Grimm 
myth.  p.  468  auch  sp.  pg.  duende  kobold  aus  duendo,  so  daß 
es  hausgeist  (sp.  auch  duende  de  casa)  bedeutet,  nicht  mit 
recht  aber  erklärt  er  duendo  aus  domus. 

Durazno  sp.  art  pfirsiche;  von  persica  duracina,  vgl. 
it.  duracine  adj.  fest,  hart  (von  fruchten). 

Dureta  sp.  badebank,  badestuhl.  Dies  von  Augustus 
gebrauchte  wort  (insidens  ligneo  solio,  quod  ipse  hispanico 
verbo  duretam  vocabat  Sueton.  in  Aug.  82)  hat  man  aus  dem 
latein.  wörterbuche  in  das  spanische  eingetragen.  Larramendi 
s.  v.  und  Astarloa  apol.  p.  251  deuten  es  aus  dem  bask.  ura 
wasser. 

E. 

E  a  sp.,  eia  pg.,  eja  jeja  sicil,  interj.,  lat.  eja,  auch  altfr. 
aye,  dsgl.  bask.  ea. 

Eca  pg.  catafalk. 

Eito  pg.  Ordnung,  reihenfolge. 

Eiva  pg.ansatz  von  fäulnis,  gebrechen,  spr mg  im  glase, 
eivar-se  anfangen  zu  faulen, 


486  II.  b.    ELCHE—ENHIESTO. 

Elche  sp.  pg.  apostat;  vom  arab.  elg  proselyt  Freyt. 
III.  206K 

Embargar  sp.  pg.  pr.  hindern,  aufhalten,  sbst.  em- 
bargo,  embarc  hindernis;  von  barra  riegel  (s.  thl  Ij,  daher 
imbarricare. 

E  m  b  u  t  i  r  sp.  pg.  cat.  einschlagen,  eindrücken ;  wohl  aus 
derselben  deutschen  Wurzel  wie  botar ,  vgl.  auch  mhd.  buz 
schlag. 

E  m  p  e  c  e  r  altsp.  pg.  schaden  thun,  beschädigen,  mit  dat. 
oder  acc.  Für  empedecer,  wie  noch  Berceo  schreibt,  von 
impedire?  Oder  soll,  was  dem  begriffe  besser  zusagt,  dies  em- 
pedecer für  emperdecer  (von  perda  Verlust)  gelten  ? 

Empeine  sp.  kratze,  flechte;  von  impetigo,  it.  empe- 
tiggine,  wal.  pecingine.     Empeine  Unterleib  s.  pettine  /. 

Encentar  sp. ,  enceitar  encetar  pg.  anschneiden  zum 
essen;  von  inceptare  anfangen,  bei  Plautus.  Dahin  auch  sp. 
decentar. 

Enclenque  sp.,  cat.  enclenc  kränklich,  schwächlich; 
von  clinicus  bettlägerig,  mit  vorgesetztem  en  wie  in  endeble 
von  debilis. 

Enconosp.,  alt  enconfa  zorn,  erbitterung,  enconar  er- 
bittern, eine  wunde  schwären  machen.  Es  könnte  vereinfacht 
sein  aus  sp.  malenconia  zorn,  wuth  (melancholia),  worin  man 
ein  compositum  mit  mal  fühlte  (mal-enconia). 

Endilgar  sp.  auf  den  weg  bringen,  leiten,  überreden; 
von  in-delegare  hinschicken,  hinweisen,  zu  etwas  anweisen. 
Die  bekannte  herleitung  aus  in-dirigere  befriedigt  den  buch- 
staben  nicht  besser  und  setzt  eine  Störung  der  conjugations- 
form  voraus,  die  der  Spanier  nicht  liebt. 

Endrina  sp.  eine  art  pflaumen,  prünelle,  cat.  aranyö, 
fehlt  port.  ? 

Eneldo  sp.,  pg.  endro  eine  pflanze,  dill;  entstellt  aus 
auethum  ? 

Engar  pg.  s.  enger  II.c. 

Engreir  sp.  stolz  machen;  wahrscheinlich  von  ingredi 
einherschreiten,  (trans.)  einher  schreiten  machen,  wie  sp.  escur- 
rir  auslaufen,  auslaufen  machen  u.  a. 

Enhiesto  sp.  aufgerichtet,  enhestar,  alt  enfestar  auf- 
richten. Stammt  es  nebst  dem  altpg.  festo  gipfel  von  fasti- 
gium,  so  daß  enhiesto  so  viel  wäre  als  in  fastigio,  so  hat  die 


II.  b.    ENHO— ERGÜIR.  487 

spräche  gegen  ihre  regel  den  diphthong  ie  diesmal  aus  ai  (faisf- 
gium  durch  Versetzung,  altfr.  faiste)  gezogen. 

E  n  h  o  pg.  einjähriges  hirschkalb;  von  hinnuleus,  für  enhlo  ? 
Oder  sollte  es  aus  bi-ennius  mit  abgeworfenem  numeraladverb 
entstanden  sein  ?  etwas  ähnliches  sehe  man  unter  cobrar  /. 

Enlear  fesseln,  hindern,  beirren,  altfr.  enloier;  von 
in-ligare,  zunächst  wohl  aus  der  altfr.  form  enlaier,  da  ligare 
port.  nur  ligar  liar  gibt. 

Ennödio  altsp.  junger  hirsch,  spießer;  ohne  zweifei 
von  enödis  astlos,  weil  ihm  das  geweih  noch  fehlt. 

Ensalmar  sp.,  enxalmarp*/.  durch  segenssprüche  hei- 
len;  von  psalmus. 

Ensenada  sp.,  enseadap^,  bucht,  bai;  von  sinus,  in- 
sinuare,  sp.  ensenar  in  den  busen  bringen. 

Enteco  sp.  kränklich,  schwächlich;  von  hecticus,  altpg. 
etego,  it.  etico.  Wie  lat.  c  am  ende  einer  sylbe  durch  sp.  n 
ausgedrückt  wird,  darüber  s.  anche  I. 

Entejar  pg.  ekel  empfinden,  entejo  ekel;  von  laedium. 

E  n  t  i  b  o  sp.  stütze,  entibar  stützen;  von  stipes  (m.)  pfähl, 
bask.  estiba,  das  auch  ein  altsp.  estibo  vermuthen  laß. 

Enton  altsp.  Alex.,  pg.  entäo  adverb  für  lat.  tum,  von 
in  tum;  dsgl.  sp.  entonces,  alt  estonze  estonzas,  altpg.  enton- 
ces,  von  in  tuncce,  ex  tuncce. 

Entremes  sp.  Zwischenspiel;  vom  it.  inter-mezzo  = 
inter-medium,  verschieden  vom  fr.  entre-mets. 

E  ntr o  i  d  o  antruido  altsp.,  nsp.  antruejo,  altpg.  entroydo, 
npg.  entrudo  carnevalszeit ;  leiten  die  einheimischen  philologen 
von  introitus  eingang  zu  den  fasten. 

Enxeco  altsp.,  enxeco  eyxeco  altpg.  Schwierigkeit, 
schade,  strafe;  vom  arab.  scheqq  (scheqqon)  Schwierigkeit 
Freyt.  IL  433K 

Enxerir  sp.,  enxerir  pg.  einfügen,  pfropfen;  von  in- 
serere.    Ebenso  enxertar  von  insertare. 

Enxuagar  sp.  ausspühlen;  wwex-aquare  mit  versetz- 
tem u,  it.  sciacquare. 

Enxundia  sp.  fett;  von  axungia  wagenschmeer ,  fr. 
axonge,  vgl.  sugna  H.a. 

Erguir  sp.,  erguer  pg.  aufrichten;  von  erigere  mit  selt- 
ner behandlung  des  gutturals.  Eine  andre  form  ist  sp.  ercer, 
vgl  wegen  c  aus  g  oben  arcilla» 


483  II.  b.    ER1AL— ESCODAR. 

E  r  i  a  1  en'o  sp.  unangebaut;  von  era,  lat  area,  also  tennen- 
artig,  wie  eine  tenne  beschaffen. 

Esc a da  pg.  treppe;  entstellt  aus  escala,  lat.  scala,  s. 
Rom.gr.  1.241.  Oder  ist  es  aus  escalada  syncopiert  um  das 
in  die  bed.  Seehafen  ausgewichene  escala  zu  ersetzen? 

Escalio  sp.  brachacker ;  von  squalidus  sc.ager,  s.lsi- 
dorus  15,13,  also  rauher  acker,  wie  span.  etymologen  rich- 
tig  erMären. 

Escamondar  sp.  einen  bäum  putzen,  seine  äste  be- 
schneiden; vielleicht  für  escami-mondar  abschuppen,  reinigen, 
vgl  mani-atar,  perni-quebrar,  eine  seltnere  art  der  Zusam- 
mensetzung. 

E  s  c  a  r  a  p  e  1  a  r  s  e  sp.  pg.  sich  zausen ;  nach  Covarruvias 
von  cara  und  pelar,  ist  aber  wohl  nur  das  it.  scarpellare  zer- 
kratzen, von  scarpello  ==  lat.  scalpellum. 

Es  carba  sp.  zusammenfügung  zweier  planken  u.  dgl. ; 
nach  Larramendi  vom  bask.  elcarbea  cunten  vereinigt*. 

Escarbar  sp.,  escarvar  pg.,  wohl  auch  cat.  esgarra- 
par  kratzen,  scharren;  vgl.  ndl.  schrapen,  mhd.  schrapfen  dass. 

E  s  c  a  r  c  h  a  sp.pg.  etwas  krauses,  reif  (pruina),  escar- 
char  kräuseln,  bereifen;  nach  Larramendi  vom  bask.  ecachea 
feiner  regen. 

Escarmentar  sp.pg.  hart  zurechtweisen,  vor  gefahr 
warnen,  sbst.  escarmiento.  Von  zweifelhaftem  Ursprung:  nach 
einigen  von  escarmenar  =  lat.  ex-carminare  krämpeln,  zupfen 
(also  für  escarmenantar!);  nach  andern  vom  it.  schermo  d.  h. 
vom  dtschen  schirmen  (schützen,  wahren,  warnen),  das  aber 
sp.  esgrimir  lautet.  Ist  escarmiento  etwa  =  it.  scarnamento 
aufritzung  der  haut,  Züchtigung? 

Escarzar  sp.  die  bienenstöcke  schneiden;  von  ex-ca- 
strare,  durch  Versetzung  excarstare  u.  s.  w. 

Escätima  sp.  pg.  mangels  abbruch,  escatimar  abbre- 
chen, verkürzen.  Bask.  (labort.)  escätima  bedeutet  hader,  von 
escatu  fordern,  eman  geben,  hader  ist  aber  kränkung  und 
Verkürzung.  So  Larramendi.  Berceo  S.  Dom.  de  Sil  146  hat 
estemado,  vermuthlich  für  escatemado.  S.  über  das  wort 
auch  S.  Rosa. 

E  s  c  o  d  a  r  sp.  pg.  steine  behauen ;   erklärt  sich  einfach 

aus  sp.  codo  ellenbogen  d.  i.  ecke,  winket,  vgl.  codillo  stumpf 

eines  abgehauenen  astes  am  baumstamm,  heißt  also  eig.  alles 


n.b.    ESC0L1M0S0-ESPL1NQUE.  489 

vorragende  wegschaffen.  Daher  sbst.  escoda  hammer  der  stein- 
hauer. 

Escolimoso  sp.  hart,  rauh,  störrig ;  von  scolymus 
(axoXvfiog)  art  eßbarer  distel,  wegen  ihrer  stachlichten  Mat- 
ter (Covarruvias). 

Esconso  pg.,  esconzado  sp.  ungleich,  eckig,  stumpf- 
winkelig. 

E  s  c  o  p  1  o  sp.,  pg.  escopro  (estoupro  S.  Rosa),  val.  esca- 
pre,  alt  fr.  eschalpre  meißel,  schabmesser ;  von  scalprum.  Span. 
escarpelo,  it.  scarpello,  von  scalpellum. 

Escota  sp.  pg.  seil,  womit  man  die  segel  schießen  läßt 
oder  anzieht;  vom  ndl.  schoot,  dies  von  schieten  schießen. 

Escote  sp.  runder  ausschnitt  an  einem  kleide,  escotar 
einen  solchen  ausschnitt  machen.  Schwerlich,  wie  Covarruvias 
will,  von  ex-curtare,  da  r  vor  t  nicht  ausfällt:  richtiger  wohl 
von  unserm  schoofs,  goth.  skaut-s  u.  s.  w.,  indem  das  auszu- 
schneidende einen  busen  bildet  und  deshalb  weggenommen  wird. 

Es  er  am o  altsp.  Wurfspieß.  Dies,  wie  man  annehmen 
darf,  nie  gebrauchte,  aus  dem  mittellatein  in  das  span.  leooi- 
con  eingeschaltete  wort  liegt  vor  in  der  L.  Wisig.  9,  2,  i :  scu- 
tis,  spatis,  scramis,  laneeis,  sagittis;  eine  zss.  mit  sahs  (mes- 
ser)  bei  Gregor  v.  T.  cum  eultris  validis,  quos  vulgus  scra- 
masaxos  vocant.     Vgl.  Dief.  goth.  wb.  II.  257. 

Escudrinar  sp.,  neupr.  eseudrinhä  durchforschen ;  um- 
gestellt aus  escrudinar,  it.  scrutinare,  von  scrutinium. 

Escuerzo  escorzon  sp.  kröte,  auch  it.  scorzone 
art  giftiger  schlangen;  eig.  rinde,  baumrinde,  it.  scorzo,  we- 
gen der  rauhen  narbigen  haut  der  kröte  ? 

Esparcir  sp.,  esparzirpg.  zerstreuen,  altsp.  pg.  espar- 
gir;  von  spargere,  pr.  esparser.     Vgl.  oben  arcilla. 

Espertar  altsp.  (s.  Sanchez  glossare)  pg.  pr.  wecken; 
von  espergitus.  Zsgs.  sp.  despierto,  pg.  desperto,  vb.  desper- 
tar,  auch  wallon.  dispierte. 

Es  piche  sp.  langer  degen,  pg.  espicho  krahn  an  ei- 
nem fasse,  vb.sp.pg.  espichar  stechen;  von  spiculum  spiclum, 
spiculare,  vgl.  denselben  Übergang  des  cl  in  hacha  (facula), 
euchara  (cochlearium). 

Esplinque  sp.  falle  oder  schlinge  zum  Vogelfang;  für 
esprinque,  ahd.  springa  fessel.  Derselben  herkunft  scheint  occ. 
esperenc  und  wohl  auch  com.  sparangon  sprenkel. 


490  JI.b.    ESPREITAR-ESTRUENDO. 

Espreitar  pg.  s.  exploit  IL  c. 

Espurriar  sp.  s.  esproher  H.c. 

Espurrir  sp.  die  beine  auseinander  sperren;  von  ex- 
porrigere,  it.  sporgere. 

Esquecer  pg.  vergessen  machen,  esquecerse  vergessen; 
richtiger  altpg.  escaecer,  gleichsam  excadescere,  in  activem 
sinne  genommen. 

Esquilmo  sp.  ernte,  esquilmar  ernten,  esquilmar  la 
tierra  die  erde  aussaugen. 

Esquina  sp.  pg.  ecke,  felsstück;  muthmaßlich  scheide- 
form von  esquena  rückgrat,  eig.  spitze,  wie  it.  spigolo  (lat. 
spiculum)  ecke  bedeutet. 

Esquinzar  sp.,  pr.  esquinsar  esquissar  zerreißen,  zer- 
schneiden (kleider  oder  läppen) ;  vom  gr.  oyifyiv  (zersplittern, 
zerschneiden)  mit  eingeschobenem  n?  Der  Spanier  hat  auch 
desguinzar  mit  gu. 

Est  ach  a  sp.  harpunentau;  vombask.  est-archa  harpu- 
nen-halter  (Larramendi). 

E  s  t  a  y  sp.  s.  etai  IL  c 

Estiar  altsp.  stille  stehen,  bleiben  wo  man  ist;  von 
aestivare  den  sommer  wo  zubringen,  mit  erweiterter  bedeu- 
tung.  Pg.  estiar  hell  werden,  aufhören  zu  regnen,  überh.  nach- 
lassen. 

Estrago  sp.  pg.  Verheerung ,  Zerrüttung ,  auch  aus- 
schweif ung ,  liederlichkeit ,  estragar  verheeren  u.  s.  w.  Man 
leitet  es  von  strages  (f.),  und  wirklich  gibt  es  einige  fälle,  worin 
die  media  unaspiriert  geblieben,  vgl.  gorga  von  gurges. 

Es  tri  bor  d  s.  stribord  H.c. 

Estriga  pg.abtheilung  von  flachs,  die  jedesmal  an  dem 
rocken  befestigt  wird  um  gesponnen  zu  werden;  vom  lat.  strTga 
strich  oder  Schwaden  des  geschnittenen  getreides. 

Estrinque  estrenque  sp.,  estrinque  estrinca  pg.  seil, 
tau,  pg.  estrincar  drehen;  vom  dtschen  strick,  stricken  mit 
eingeschobenem  n,  vgl.  venez.  strica  schnür,  comask.  striccä 
schnüren,  und  tricoter  IL  c. 

Estruendo  sp.,  estrondo  pg.  getöse,  geprassel;  nach 
Covarruvias  von  strepitus,  näher  aber  liegt  tönitrus  mit  ver- 
stärkendem ex  und  versetztem  r  extronitus,  vgl.  fr.  eslonner 
von  extonare.  Altsp.  atruendo  würde  sich  noch  weniger  in 
strepitus  fügen. 


II.  b.    EVAY— FERROPEA.  491 

Evay,  plur.  evad  evades  altsp.  sieh  da!  seht  da!  von 
unsicherem  Ursprung.  S.  Rosa  führt  auch,  aber  ohne  beleg, 
ein  vollständiges  port  verbum  evar  an.  Eine  andre  verbal- 
interjection  ist  abä  (avä),  aba-te,  plur.  abad,  aba-os  s.v.a. 
platz  da!  welche  Cabrera  aus  apage  deutet, 

Faldriquera  faltriquera  sp.  rocktasche ;  abgeleitet  aus 
falda  weiter  sack  (s.  L),  wobei  ein  dimin.  faldi'ca  vorauszu- 
setzen ist ,  daher  mit  zugefügtem  r  (wie  in  faltrero  taschen- 
dieb)  faldr-iqu-era. 

Fanar  fanar  altsp.,  fanar  pg.  rings  abschneiden ,  thie- 
ren  die  ohren  stutzen;  von  unbekannter  herkunft. 

F  ar  ä  n  d  u  1  a  sp.  pg.  cat.  gewerbe  des  Schauspielers,  auch 
umherziehende  Schauspieler  truppe.  So  alt  also  ist  der  deut- 
sche ausdruck  fahrende  d.  i.  wandernde  leute,  spielleute,  daß 
die  Spanier  ihn  nicht  etwa  dem  mhdeutschen,  sondern  einer 
weit  älteren  mundart  entnehmen  konnten.  Denn  farändula  führt 
auf  ein  primitiv  faranda  wie  lavandula  auf  lavanda,  girän- 
dula  auf  giranda.  Oder  ist  es  rathsamer  dieses  wort,  oder 
eigentlich  das  entsprechende  neupr.  farandolo  reihentanz,  aus 
gr.  <pdXay'£  und  dovXog,  weil  die  tanzenden  gewissermaßen 
aneinander  gefesselt  sind,  zusammenzusetzen?  S.  diese  selt- 
same etymologie  bei  Monnorat. 

Faro  pg.  geruch,  Witterung  (der  hunde) ,  fährte,  dunst 
des  fleisches;  vgl.  arab.  färah  geruch  des  moschus  oder  des 
kameels  Gol.1750,  vb.  fara  geruch  verbreiten  (vom  moschus) 
ds.  1831. 

Farroupo  pg.  einjähriges  schwein,  ferkel,  nach  S.Rosa 
verschnittnes  schwein,  altpg.  auch  hammel. 

Fasquia  sp.  pg.  leiste;  nach  Sousa  vom  arab.  faschia, 
dies  vom  vb.  fasacha  theilen. 

Fechar  pg.  schließen,  verschließen,  daher  fecho  Hegel ; 
eig.  eine  Urkunde,  einen  brief  schließen ,  von  factum  datum, 
sp.  fechar  datieren. 

Feligres  sp.  pfarrkind;  von  filius  gregis. 

Feo  sp.  pg.  häßlich;  von  foedus,  bei  Ruiz  hedo. 

Ferropea  herropea  arropea  sp.,  pg,  ferropea  fußschel- 
len; von  ferrum  und  pesö 


403  II.  b.    FILHAR— FOXA. 

Filhar  pg.  mit  gewalt  wegnehmen  (nehmen,  empfangen, 
erlangen  S.  Rosa),  überh.  wegnehmen  D.  Diniz  p.  182. 

Fi n dar  pg,  beschließen,  endigen;  von  finitus,  pg,  findo; 
nicht  von  finem  dare,  wie  es  denn  auch  den  accus,  regiert. 

Fisga  sp.  pg.  dreizack  zum  fischen,  vb.  fisgar;  vgl.goth. 
fiskön  fischen,  ahd.  fisker  (fisk-ger?)  dreizack. 

Fi ü ci a  altsp.,  zsgz.  fucia  hucia  vertrauen;  von fiducia. 
Daher  Zusammensetzungen  wie  afiuciar  ahuciar,  desfiuzar  des- 
huciar,  desahuciar  (sämmtlich  veraltet). 

Fleco  flueco  sp.  franse,  troddel;  von  floccus,  s.  unten 
frente. 

F  o  f o  sp.  pg.  schwammicht,  weich.  Derselbe  stamm  ist 
auch  in  ital.  mundarten  einheimisch:  ven.  fofio  engbrüstig  (auf- 
geblasen), athemlos,  dsgl.  weich,  schlaff,  sbst.  fufa,  lomb.  fofa 
schrecken  (athemlosigkeit,  anhalten  des  athems),  com.  fofa  et- 
was schwammichtes ,  neupr.  refoufä  aufgetrieben  sein,  vgl. 
henneg.  champ.  foufe  lumpen.  Dieser  stamm  mag  identisch 
sein  mit  ndl.  pof  aufgeblasen,  schwammicht ,  vb.  poffen,  nhd. 
puffen,  norm,  pouffe  =  ndl.  pof,  f  für  p  durch  assimilation. 
Zu  vergleichen  ist  auch  pg.  esfalfar  athemlos  machen. 

Fona  pg.  fliegender  funke.  Merkwürdig  stimmt  dazu 
goth.  fön,  gen.  funins,  feuer,  altn.  funi  glühasche,  woher  auch 
unser  funke.  Festus  sagt:  fomites  . .  .  alii  vocari  putant  sein- 
tillas,  quae  ex  ferro  candenti  malleis  excutiuntur.  Aus  fomes 
(m.)  konnte  sich  eine  nominativform  foma  bilden  wie  aus  fu- 
stis  (mJ)  fusta,  übertritt  des  m  in  n  ist  freilich  unüblich. 

Fonda  sp.  wirthshaus,  kaffeehaus,  altsp.  Schleuder  = 
nsp.  honda ;  vom  lat.  funda  geldbeutel,  im  mlatein  Sammel- 
platz der  kaufleute  (altfr.  fonde),  wie  auch  bursa  borsa  beide 
bedd.  in  sich  begreift. 

Fonil  sp.,  funil  pg.  trichter ,  bask.  unila;  entstellt  aus 
fundibulum  Gloss.  Philox.,  lat.  infundibulum,  limous.  enfounil. 
Dasselbe  wort  ist  engl,  funnel,  bret.  founil;  wahrscheinlich 
war  es  auch  im  franz.  vorhanden. 

Fonsado  altsp.  heer ;  für  fosado,  wie  es  auch  altpg. 
heißt,  partic.  von  fosar  mit  einem  graben  umgeben,  ursprüng- 
lich also  befestigtes  lager.  Ein  troubadour  sagt:  l'ost  qu'es 
tot  entorn  claus  de  fossatz  das  heer,  das  ganz  mit  graben 
eingeschlossen  ist  Choix  11.211. 

Foxa  sp.  ente  mit  dem  halsband,  anas  torquata;  un- 


II.b.    FRAGA-FURO.  493 

gewisser  herleitung.  Nach  Covarruvias  vom  gr.  <jpoh£  ein  un- 
bestimmter sumpf-  oder  wasservogel,  also  aus  einer  nomina- 
tivform. 

Fr  a  g a  pg.  holperichter  boden,  steiler  f eisen,  sp.  pg.  fra- 
gura  Unebenheit,  Steilheit.  Wer  vermuthet  nicht  hierin  den 
stamm  des  lat.  fräg-osus  uneben,  rauh,  woraus  sich  der  Por- 
tugiese ein  einfaches  Substantiv  abzog?  s.bubboneJ.  Das  span. 
fraga  heifit  brombeer  Strauch  (von  frägum  erdbeer  e),  nach  S.Rosa 
auch  gebüsch,  vgl.pgAragoso  wild,  verwachsen:  hält  man  nun 
das  pg.  fraga  für  dasselbe  wort,  so  muß  es  in  seiner  bedeutung 
wenigstens  durch  fragosus  bestimmt  worden  sein. 

Fraire  freire  altsp.,  pg.  freire,  nsp.  fraile  freile  Ordens- 
bruder,  abgekürzt  sp.  fray  (it.  frä),  pg.  frei,  fem.  sp.  fraila 
u.  s.  w.  Ordensschwester;  von  frater,  doch  sind  die  formen  un- 
spanisch und  müssen  aus  dem  prov.  gebiete  eingeführt  sein, 
wo  fraire  sprachgemäß  ist. 

Frango  pg.  junger  hahn;  wird,  nicht  im  einklang  mit 
dem  buchstaben,  aus  dem  glbd.  arab.  farrug  Freyt.  III.328a 
hergeleitet. 

Frente  sp.  stirne;  euphonische  Verkürzung  aus  dem 
altsp.  fruente,  lat.  frons:  so  fleco  aus  flueco,  estera  aus  sto- 
rea.    Auch  Portugal  ließ  neben  fronte  die  form  frente  zu. 

Frisol  frisuelo  frejol  sp.  art  bohnen;  von  phaseolus 
nach  Cabrera,  welches  aber  fasol  gibt.  Zu  erwägen  ist  das 
mlat.  fresa :  defresum  detritum,  unde  adhuc  fresa  faba,  quae 
obtrita  frangitur  Gloss.  Placid.;  faba  fresa  dicta,  quod  eam 
frendant  i.  e.  frangant  Papias. 

Fücar  sp.  reicher  mann,  wall,  foukeur;  vom  deutschen 
geschlechtsnamen  Fugger,  s.  Schmeller  I.  516,  Grandgagnage 
I.  212.  352. 

Fulano  sp.,  altsp.  fulan,  pg.  fulano  fuäo,  pronomen  für 
lat.  quidam;  vom  arab.  fölan  mit  ders.  bed.  Freyt.  I1I.372K 
Vgl.  Sanchez  glossar  zu  Berceo. 

Fulo  pg.  braungelb;  von  fulvus,  mit  einem  wenig  üb- 
lichen ausfalle  des  v,  s.  unten  polilla. 

Furo  arag.  adj.  wild,  leutescheu,  hurano  dass.;  wie  it. 
furo  von  für  und  heißt  eig.  diebisch,  verstohlen,  scheu,  vgl. 
die  redensart  haeer  furo  etwas  listig  verbergen,  eig.  diebisch 
handeln. 


494  II.  b.    GAITA-GANGUEAR. 


G. 


Gaita  sp.  pg.  cat.  kleine  flöte  oder  pfeife,  auch  sack- 
pfeife. Muthmaßlich  vom  pr.  gaita  Wächter,  daher  pfeife  des 
Wächters,  vgl.  pg.  na  primeira  gaita  beim  ersten  hahnenschrei 
Oder  ist  es  zusammengezogen  aus  gayila,  dimin.  von  gayo 
fröhlich?  vgl  estar  de  gaita  fröhlich  sein !  Alsdann  hätte  sich 
der  accent  von  der  ableitung  auf  den  stamm  zurückgezogen, 
was  bei  neugebildeten  Wörtern  kaum  vorkommt. 

Gajo  sp.,  pg.  galho,  val.  galyö  abgeschnittner  zweig  mit 
fruchten,  vgl.  comask.  gai  keim  von  fruchten,  zwiebeln  u.  dgl. 

Gal  äp  ag  o  sp.  Schildkröte,  cat.  caläpat  kröte,  pg.  cägado 
kleine  flußschildkröte ;  unbekannter  herkunft. 

Galdre  sp.  kurzer  Überrock;  eine  von  den  Franzosen, 
die  aus  Geldern  kamen,  eingeführte  tracht,  s.  Seckendorf. 

Galgo  sp.  pg.  Windspiel;  von  canis  gallicus:  ut  canis 
in  vacuo  leporem  cum  gallicus  arvo  vidit  et  hie  praedam 
pedibus  petit,  ille  salutem  Ovid.  met.  1,  533,  auch  beiMartial. 
Daher  g  a  1  g  a  ausschlag  am  halse,  wie  bei  diesen  hunden  vom 
halsbande,  nach  Covarruvias  meinung. 

Galima  altsp.  kleiner  diebstahl,  dsgl.  die  den  Christen 
von  den  Sarazenen  abgenommene  beute  (umgekehrt  bei  J.  Fe- 
brer  str.  183).  Sousa  hat  ein  arab.  garimah  s.  v.  a.  garämah 
tribut  Gol.  1704,  woher  auch  sp.  garrama  tribut,  plünderung. 

Gamarra  sp.pg.  Sprungriemen ;  auch  im  bask.  vorhan- 
den und  wohl,  wie  die  meisten  Wörter  der  endung  arra,  da- 
her entlehnt,  obschon  sich  auch  das  ahd.  gamarjan  hindern, 
ags.  gemearra  hindernis,  dazu  anführen  ließe. 

Ganado  sp.,  gado  pg.  herde;  partic.  von  ganar,  also 
das  erworbene,  errungene,  vgl.  altfr.  proie  raub,  oft  für  herde 
gebraucht.  Auf  ähnliche  weise  verwendet  der  Provenzale  aver 
(habe)  für  herde,  woher  das  bask.  aberea  mit  derselben  be- 
deutung,  neupr.  aver  (fem. !)  schaf.  Vgl  auch  bask.  ateienda 
stück  vieh,  vom  sp.  hacienda  vermögen. 

Ganguear  sp.  durch  die  nase  reden,  näseln,  gangoso 
näselnd;  naturausdruck,  wenn  nicht  vielmehr,  wie  auch  Lar- 
ramendi  erinnert,  vom  bask.  ganga  Zäpfchen  im  halse,  da  dies 
beim  näseln  mit  im  spiele  ist.  Eine  andre  form  ist  altsp.  pg. 
gago  s,  v.  a,  gangoso. 


II.  b.     GANZUA-GAVILAN.  495 

Ganzua  sp. ,  gazua  pg.  nachschlüssel ,  dieterich;  vom 
bask.  gaco-ilsua  blinder  Schlüssel,  mit  Larramendi. 

Gafion  ganote  sp.  luftröhre;  von  canna  röhr  (Cabrera). 

Garabäto  sp.,  garaväto  pg.  harpune,  auch  vorragende 
eisenstange  einen  balken  zu  tragen;  wird  für  eine  zss.  mit 
garra  (kralle)  gehalten,  wobei  das  zweite  wort  (bato)  dunkel 
bleibt.  Ar  ab.  garb  (auch  girab)  bedeutet  den  gekrümmten 
theil  eines  Schwertes,  dsgl.  etwas  vorragendes  freut.  III.  266a, 
266b:  was  das  sufßx  at  betrifft,  so  vergleiche  man  z.  b.  horc- 
ate  gabelförmiges  holz,  von  horca ;  auch  bemerke  man  das  pri- 
mitive garabo.  Indessen  ist  auch  Larramendi's  herleitung  aus 
bask.  gorobatu  ^zusammennehmen  und  heraufzieht  nicht  un- 
erwogen  zu  lassen. 

Garabito  sp.  kleine  bude;  vom  bask.  garau  stübchen 
und  itoa  dumpfig,  s.  Larramendi. 

Garbanzo  sp.  kichererbse;  vom  bask.  garau  körn  und 
antzua  trocken,  s.  Larramendi. 

Garbillo  sp.  sieb  von  weidenzweigen,  garbillar  sieben ; 
gleichbed.  ist  arab.  gerbäl  sbst.,  gerbala  vb.  Freut.  III.  267*, 
allein  man  darf  das  wort  mit  Cabrera  getrost  aus  dem  lat. 
cribellura  herleiten,  da  grade  die  span.  spräche  r  zuweilen 
vom  anlaute  entfernt  z.  b.  carnero  für  crenero,  bergante  für 
brigante.    Auch  garb  in  haarnetz  von  cribrum? 

Gar  du  na  sp.  wiesei,  wohl  auch  altpg.  gardunha,  das 
S.Rosa  mit  dachs  übersetzt 

Garlar  sp.  plaudern;  von  garrulus. 

Garrido  sp.  pg.  zierlich,  artig,  reizend;  vom  arab. 
garir  edles  angenehmes  w es en  Gol.  1695,  wie  alarido  von  ala- 
rir;  oder  besser  wohl  von  gari  schön,  artig  Gol.  1704,  mit 
rom.  suffix  wie  in  florido. 

G  arulla  ausgekernte  traube;  vom  bask.  garau-illa  todtes 
körn,  nach  Larramendi. 

G  a  r  z  o  sp.  pg.  blauäugig ;  nach  den  etymologen  von  garza 
reiher,  weil  er  blaue  äugen  habe,  daher  in  einem  Hede  lindos 
ojos  ä  la  garza.  Dem  dichter  ist  die  paronomasie  erlaubt, 
dem  etymologen  weniger:  garzo  ist  nichts  anders  als  das  um- 
gestellte zarco  (s.  unten),  also  für  carzo  stehend,  so  gavasa 
für  bagasa  u.  a.    Ein  gleichbed.  it.  gazzo  erwähnt  Ferrari. 

Garzo  sp.  baumschwamm;  entstellt  aus  agaricus. 

G  a  v  i  1  a  n  sp.,  gaviäo  pg.  sperber.  Im  frühesten  mlatein 


496  IL  b.     GAZAPO— GERMANIA. 

bildete  sich  für  die  bedeutung  eines  raubvogels  capus  von  ca- 
pere  wie  unser  habicht  von  haben  d.  h.  fassen.  Darüber  sagt 
Isidorus:  capus  (al.  capys)  italica  lingua  dicitur;  hunc  nostri 
falconem  dicunt,  und  Servius  ad  Aen.  1.20:  falco,  qui  tusca 
lingua  capys  dicitur.  Auch  die  mlat.  glossarien  bringen  das 
wort  häufig.  Ein  neuerer  forscher  (Steub  über  die  urbewoh- 
ner  Rätiens  p.  21)  hält  es  auf  des  scholiasten  Zeugnis  gestützt 
für  acht  etruskisch  (rasenisch)  und  glaubt  es  in  dem  deutsch- 
tyrol.  tschaffit  falke  wieder  zu  erkennen.  Wohl  konnte  sp. 
cap-el-an  gav-il-an,  pg.  gav-i-äo  daraus  erwachsen,  indem 
11  im  dimin.  cap-ellus  (kleiner  habicht)  span.  sich  in  1  ver- 
einfachte, port.  gänzlich  schwand,  wie  dies  mit  gemellus  in 
gemelo  gemeo  geschah;  der  stamm  cap  aber  fügte  sich  der- 
selben behandlung  wie  in  gav-ela  von  cap-ulus.  Auch  die 
italische  spräche  kennt  dies  wort:  mail.  com.  gavinel,  umge- 
stellt ganivel,  bedeutet  sperber;  pr.  gavanh  ist  jedenfalls  ein 
raubvogel. 

Gazäpo  sp. ,  cat.  catxap,  sard.  gacciapu,  pg.  cac,apo 
junges  kaninchen.  Die  span.  etymologen  halten  es  für  eine 
ent Stellung  aus  dem  von  Plinius  oft  erwähnten  dasypus  (da- 
ovnovg),  das  einen  hasen  oder  ein  kaninchen  bezeichnen  soll, 
und  eine  solche  entstellung  ist  recht  wohl  möglich:  d  konnte 
anlautend  mit  g  vertauscht  werden  (s.  deshalb  camozza  I.) 
und  gasepo  war  leicht  in  gasapo  verwandelt,  da  der  ausgang 
ap  weit  üblicher  ist  als  ep.  Diefenbach  (Hall.  L.  Z.  1844  p. 
1056)  vermuthet  Verwandtschaft  mit  bret.  gad  hase,  darin 
würde  aber  der  bemerkte  ausgang  des  span.  Wortes  keine  be- 
friedigung  finden. 

G  a  z  m  o  ii  o  sp.  scheinheilig ;  vom  bask.  gazmuna  gauz- 
munaria  einer  der  küßt,  wie  die  scheinheiligen  bilder  und  re- 
liquien  küssen  (Larramendi). 

Gazuza  sp.  großer  hunger;  vom  bask.  gose-utsa  lauter 
hunger,  s.  Larramendi. 

Geira  pg.  einackermaß:  so  viel  land  ein  pflüg  in  einem 
tage  umackert;  /wrjugeira,  lat.  adj.  jugarius  bei  den  feldmessem. 

Geito  pg.  haltung  des  körpers,  g estalt,  weise;  tfonja- 
ctus  schwung,  wurf. 

Germania  sp.  gaunersprache ,  rothwälsch  (zu  unter- 
scheiden von  Germania  für  Alemania).  Die  grundbed.  ist  brü- 
derschaft,  von  germanus;  so  hieß  ein  rebellenbmd  in  Valen- 


II.  b.     GINETE— GOZO.  407 

cia  Ia  germanfa,  so  die  gauner  und  Zigeuner,  die  sich  unter 
sich  selbst  brüder ,  germanos ,  nennen,  so  endlich  ihre  sprä- 
che, wie  mit  demselben  suffix  ia  auch  die  arabische  arabia 
algarabfa  genannt  ward.  Es  ist  ein  misverständnis,  wenn  man 
germania  von  dem  völkernamen  Germanus  leitet,  weil  die  sprä- 
che der  Zigeuner  eine  anzahl  gothischer  Wörter  enthalte :  wer 
so  viel  gothisch  oder  germanisch  verstand  um  es  in  jener  sprä- 
che herauszufühlen,  der  hätte  weit  mehr  Ursache  gehabt  jene 
benennung  auf  die  span.  spräche  selbst  zu  übertragen.  Die 
veraltete  form  hermama  legt  aber  klar  zu  tage,  was  sich  der 
Spanier  unter  germanj'a  dachte:  sie  kann  nur  von  herrnano 
bruder  stammen,  welches  nie  für  den  völkernamen  Germanus 
gesetzt  ward. 

Ginete  sp.  pg.  leichtbewaffneter  reiter.  Nach  einigen 
vom  arab.  gund  Soldaten,  allein  hat  das  von  andern  aufge- 
stellte logisch  und  grammatisch  ganz  identische  gr.  yv(,iv7Ju]g 
nicht  bessere  ansprüche?  Eine  dritte  etymologie  bei  May  ans 
y  Siscar  1. 102.  Davon  gineta ,  it.  giannetta  art  spieße,  wie 
die  leichten  reiter  sie  führten,  it.  ginnetto  giannetlo  leichtes 
pferd. 

Giro  sp.  schön,  vollkommen  in  seiner  art. 
Godo  sp.  s.  goda  ILc. 
Golafre  sp.  s.  goliart  ILc. 

Goldre  sp.,  coldre  pg.  köcher;  von  dem  gleichb ed.  co- 
rylus,  wie  Covarruvias  will. 

Gollizo  sp.  kehle;  von  gula,  sp.  gola. 
Gomia  sp.  (f.)  fresser;  von  gümia  mit  gl.bed.  bei  Lu- 
cilius  und  Apulejus. 

Gorgojo  sp.  kornwurm;  von  curculio. 
Goto  pg.  Schlund;  von  guttur. 

Gozo  sp.  pg.  vergnügen,  vb.  gozar  (mit  de,  auch  mit 
accus,  construiert)  genießen.  Die  übliche  herleitung  ist  aus 
gavisus  gavisare:  bessere  ansprüche  haben  gaudium  und  gu- 
stus.  Für  ersteres  redet  das  gleichbed.  cat.  gotj,  vb.  altval 
gotjar  (vgl  mitj  von  medius,  ratj  von  radius),  für  letzteres 
die  port.  form,  sofern  sie  o,  nicht  ou  setzt,  und  dieser  grund 
scheint  stärker,  auch  kann  das  veraltete  gostar  vermittelnd 
eintreten.  Mit  sp.  gozar  stellt  man  darum  besser  das  altval. 
gozar,  cat.  gosar,  neupr.  gausä  zusammen,  welche  die  bed. 
sich  erkühnen   (d.  h.  fröhlich,  üppig  sein)   entwickelt  haben, 

32 


498  ILb.     GRIETAR— GURRUMINA. 

also  mit  osar  zusammentreffen.     Eine  ableitung  ist  sp.  rego- 
cijo  lustbarkeit. 

Grietar  sp.,  gretar  pg.  sich  spalten,  aufreißen,  grieta, 
greta  spalte,  riß,  lomb.  cretto  (Jagemann) ;  von  crepitare 
bersten. 

Grill  o  sp.,  cat.  grily,  pg.  grelo  Schößling  aus  dem  Sa- 
menkorn, vb.  sp.  grillar  u.  s.  f.  sprossen.  Auch  alt  fr.  findet 
sich  ein  glbd.  sbst.  grel,  das  von  gracilis  herzustammen  scheint: 
hieraus  könnte  das  port.  und  die  übrigen  Wörter  entlehnt  sein; 
eine  schon  von  andern  ausgesprochene  vermuthung. 

Grima  sp.  grausen,  schauder  (nach  Covarruvias  'das 
entsetzen,  das  man  bekommt,  wenn  man  etwas  schreckliches 
sieht'),  pg.  abneigung,  Widerwille.  Muthmaßlich  aus  deutscher 
quelle,  Ursache  für  Wirkung  gesetzt :  ags.  grima  larve,  gespenst. 
Spanische  etymologen  verweisen  auf  gr.  ngv^og  frost. 

Gripo  sp.  s.  gripper  II.  c. 

Grulla  sp.  kranich;  erklärt  sich  aus  gruicula. 

Guanir  sp.  grunzen;  ags.  vänjan,  ahd.  weinön  lacri- 
mare,  vgl.  comask.  s-guagni  wehklagen. 

Guedeja  sp.  s.  vedija. 

Guij  o  sp.  kiesel,  kieselhaufe,  guija  kiesel,  viereckige  erbse, 
guijarro  kieselstein.  Etwa  von  cubus  cubiculus  cuiclus  würfel- 
chen? Aber  einfacher  entspringt  es  aus  bask.  eguiya  ecke, 
kante,  wie  guijarro  aus  eguij-arria  egui-arria  eckstein,  s.  Lar- 
ramendi.    Altsp.  für  guija  auch  grija. 

Guilena  eine  pflanze,  aglei;  von  aquilina  bei  den  bo- 
tanikern. 

Guilha  pg.  s.  guiler  II.c. 

Guilla  sp.,  guilha  pg.  reiche  ernte. 

Guincho  sp.  Stachel,  guinchar  stechen,  vgl.  guizgar 
anspornen. 

Guita  sp. pg.  starker  bindfaden,  schnür;  vgl  ahd.  wita 
haarband,  dies  von  lat.  vitta.  Sousa  leitet  es  gegen  den  buch- 
staben  aus  arab.  chaita. 

Guito  arag.,  cat.  guit  fehlerhaft,  ungelehrig,  boshaft 
(von  lastthieren) ;  unbekannter  herkunft. 

Gume  pg.  (m.)  schärfe;  von  acumen. 

G  u  m  i  a  sp.,  pg.  gomia  agomia  dolch,  waidmesser ;  schwer- 
lich von  acümen. 

Gurrumina  sp.  übertriebene  Unterwürfigkeit  des  ehe- 


II.  b.     GUSAINO— HALLAR.  400 

mannes;  baskischer  Herkunft,   gur-mina  c  Zuneigung  s-übeV,  s. 
Larramendi. 

Gusano  sp.  pg.  wurm;  von  cossus  holzwurm,  woher 
auch  churw.  coss  engerling. 

H. 

H  a  1  a  g  a  r  sp.,  früher  falagar  afalagar,  ebenso  val  fala- 
gar  bei  A.  March,  aber  schon  vor  ihm  bei  J.  Febrer  z.  b.  str. 
130  halagar,  cat.  afalegar,  pg.  syncopiert  afagar  liebkosen, 
schmeicheln,  sbst.  halägo  u.  s.  w.  Fal  läßt  sich  nicht  als  stamm 
annehmen,  da  kein  span.  suffix  ag  vorkommt,  das  suffix  ic 
aber  falcar  oder  falgar  erzeugt  hätte.  Darum  ist  es  bedenk- 
lich das  wort  z.  b.  aus  der  interjection  hälo  Ruiz.  v.  1334  ab- 
zuleiten, die  allerdings  eine  liebkosung  auszudrücken  scheint: 
quando  era  mancebo,  desianme  halo!  halo !  agora  que  so 
viejo,  disen,  que  poco  valo.  Man  wird  also  falag  als  stamm 
setzen  müssen,  der  aber  nur  vermöge  einer  im  span.  üblichen 
einschiebung  aus  flag  oder  falg  erweitert  sein  kann.  Diesen 
stamm  mit  passendem  begriff  gewährt  unter  den  Quellenspra- 
chen nur  die  gothische  in  thlaihan  liebkosen,  trösten,  evayxa- 
fa%eo&at9  naQaxultiv,  sofern  sich  dafür  eine  mdartl.  form 
flaihan  annehmen  läßt  (denn  aus  jener  wäre  sp.  tragar  ge- 
worden), oder  die  hochdeutsche  in  flehön  schmeicheln,  bitten. 
Daß  das  bask.  palacatu  balacatu  nicht  das  original,  sondern 
der  abdruck  des  span.  Wortes  sei,  bedarf  kaum  der  bemer- 
kung.  Endlich  ließe  sich  das  span.  wort  auch  als  compositum 
fa-lagar  fassen,  aber  nur  der  zweite  theil  desselben  gäbe  ei- 
nen sinn,  vgl.  lagot  IL  c. 

Hallar  sp.  finden,  alt  fallar  (dieses  noch  üblich  in  der 
bed.  ein  urtheil  finden  =  alt  fr.  trouver).  Vom  it.  fallare  schei- 
det es  sich  durch  den  begriff.  Sollte  es  aus  ahd.  falla  cdeci- 
puld'  gebildet  sein,  so  daß  es  eig.  ertappen  bedeutete?  Aber 
warum  dem  Südwesten  zwei  verschiedene  Wörter  für  densel- 
ben begriff  zumuthen,  so  lange  sich  beide  noch  vereinigen  lassen? 
Das  veraltete  falar,  wie  man  schrieb  und  vielleicht  auch  sprach, 
kann  nämlich  recht  wohl  umgestellt  sein  aus  pg.  aflar,  altsp. 
ajar  (s.  oben  achar) ;  sind  auch  solche  den  anlaut  verändernde 
Umstellungen  selten,  so  kennt  doch  grade  die  span.  spräche 
manche  beispiele,  vgl  sajar  und  jasar,  garzo  und  zarco,  fa- 


500  II.  b.     HAMBRE— HAZA. 

cerir  und  zaferir.  Ohne  Umstellung  der  buchstaben  entstand 
aus  aflar  die  span.  form  ajar  beschimpfen,  mishandeln,  vgl. 
die  bedd.  des  lat.  offendere  treffen,  finden,  beleidigen. 

Hambre  sp.  hunger;  von  fames,  dem  man  den  genit 
faminis  beilegte,  altsp.  fame,  sard.  famini,  s.  Rom.gr.  1.190. 
Merkwürdiger  noch  ist  pg.  fome,  das  mit  com ask.  fom,  wal. 
foame  übereinkommt 

H  a  m  p  a  sp.  s.  vampo  IL  a. 

Harbar  altsp.  pfuschen,  sudeln. 

Harija  sp.  staubmehl;  nach  Larramendi  umgestellt  aus 
bask.  jaria  etwas  das  sich  zerstreut1  —  oder  sollte  es  aus 
lat.  far  (farriculum)  abgeleitet  sein? 

Haron  sp.  faul,  träge,  altsp.  faron  z.  b.  caballo  Ruiz 
str.  615;  wird  aus  dem  arabischen  erklärt,  worin  es  aber 
gar  nicht  zu  wurzeln  scheint. 

Harto  sp.,  altsp.  pg.  farto  gesättigt,  adv.  sp.  hartp, 
altpg.  farte  genug,  daher  hartar,  fartar  sättigen;  von  farcire 
fartus  vollstopfen. 

Hascas  fascas  fasca  altsp.  adv.  für  lat.  paene;  wohl 
zsgs.  aus  sp.  hasla-casi  bis  fast,  fast  sogar. 

Hasta  sp.,  altsp.  altpg.  fasta,  präpos.  für  lat.  tenus; 
zsgs.  aus  hacia  gegen  und  ata  bis  ?  über  letzteres  s.  unten  te. 
Abgel.  vb.  hastar  ausdehnen. 

Hato  sp.,  fato  pg.  kleidervorrath ,  hausgeräthe,  überh. 
habseligkeiten,  auch  her  de,  häufe;  entspricht  dem  ahd.  fazza 
bündel,  oder  formell  besser  dem  neutr.  faz,  das  in  seiner  altn. 
form  fat  kleid,  tasche,  fessel  bedeutet,  vgl.  schwed.  fate-bur 
vorrathskammer  für  kleider  und  geräthschaften. 

H  a  z  altsp.  altpg.  (f.)  Schlachtordnung  Poem.  d.  Cid  708. 
715  u.  oft;  von  acies. 

H  a  z  a  aza  sp.,  alt  faza  garbenfeld,  stück  bauland;  buch- 
stäblich das  pr,  faissa  streifen  landes,  wie  Raynouard  über- 
setzt, also  lat.  fascia,,  wiewohl  der  logische  Zusammenhang  zwi- 
schen streifen  landes  und  dem  speciellen  begriff  garbenfeld  nicht 
klar  hervortritt.  Mit  Diefenbachs  herleitung  von  faza  aus 
facies  erdoberfläche  (Goth.  wb.  1. 74)  läßt  sich  das  prov.  wort 
kaum  vereinigen,  da  facies  in  dieser  spräche  die  bestimmte 
form  fassa  bekennt;  auch  ist  für  den  begriff  nichts  damit  ge- 
wonnen. Wie  verhält  sich  dazu  das  bask.  azaoa  garbe?  ist 
es  aus  einheimischer  Wurzel? 


II.  b.     HE-HIENDA.  501 

He  in  he-me,  he-te,  he-lo,  he-la,  sp.  adverb  für  lat. 
ecce;  statt  fe-me  u.  s.  f.  und  dies  aus  ve-me  =  lat.  vide  me, 
also  helo  =  it.  vello.  Andre  beispiele  der  Verhärtung  des  v 
zu  f :  altsp.  femencia,  altpg.  femenca  von  vehementia,  sp.  hisca 
für  fisca  von  viscum,  in  Urkunden  referentia  für  reverentia 
Esp.  sagr.  XL  325.     Vgl  Rom.  gr.  IL  387. 

H  e  b  i  1 1  a  sp.  schnalle,  galic.  febilla ;  dimin.  von  fibula,  pr. 
fivela. 

Hebra  sp.  faden;  von  fibra,  ital.  wie  lat.   l 

Hediondo  sp.  stinkend;  gleichsam  foetebundus,  Rom. 
gr.  11.310. 

Hedrar  sp.  zum  zweiten  male  umhacken;  von  iterare. 

H  e  n  c  h  i  r  sp.,  pg.  encher,  altpg.  emprir  füllen,  anfüllen, 
sbst.  altsp.  encha  entschädigung,  genugthuung  (erfüllung) ;  von 
implere,  it.  empiere.  Über  das  vorgefügte  h  s.  Rom.gr.  1.264. 

Henir  sp.  teig  kneten:  von  fingere  bilden,  zubereiten, 
it.  fingere  u.  s.  f. 

Herrn  an  o  sp.,  irmäo  pg.,  germä  cat.  bruder,  fem.  her- 
mana  ff.,  abgekürzt  pg.  mano  mana ;  von  germanus  bereits  in 
den  ältesten  Urkunden  für  frater  (fraile),  das  dem  Ordensbru- 
der überlassen  ward;  hermana  in  einer  Urkunde  vom  j.  998 
Esp.  sagr.  XL.  406.  Eine  zss.  ist  sp.  c  o  r  m  a  n  o ,  pg.  coirmäo 
Stiefbruder  =  con-germanus. 

Herrn oso  sp. ,  pg.  altsp.  ferrnoso  und  fremoso,  wal. 
frumos  schön;  von  formosus  (fuermoso  ferrnoso). 

Herpe  sp.  pg.  cat.  flechte  auf  der  haut;  vom  gr.sQni^g 
um  sich  greifender  schaden,  hautgeschwür. 

Herrin  sp.  rost ;  von  ferrugo  ferruginis.  So  h  e  r  r  u  m- 
bre  von  ferrumen. 

Hervero  sp.  Schlund,  kehle;  vom  bask.  erbera,  dies 
von  erachi  bera  hinabsteigen  machen,  s.  Larramendi. 

Hidalgo  sp. ,  altsp.  pg.  fidalgo  edelmann;  zsgs.  aus 
hijo  de  algo,  daher  auch  hijodalgo,  pl.  hijosdalgo  gesagt  wer- 
den kann.  Es  heißt  also  der  söhn  oder  erbe  von  stand  oder 
vermögen,  denn  beides  kann  algo,  lat.  aliquod,  bedeuten:  al- 
mas,  cuerpos  et  algos  Seelen,  leiber  und  vermögen  Ruiz  390. 
Nach  S.  Rosa  hätte  schon  das  einfache  algo  persönliche  be- 
deutung  gehabt  (einer  der  etwas  ist),  daher  fijo  d'algo  söhn 
eines  solchen  mannes;  was  jedoch  unerweislich  ist. 

Hienda  sp.  s.  fiente  ILc. 


503  II.  b.     HIJ0-H0YA. 

Hijo  sp.  söhn;  von  filius,  pg.  galic.  filho,  altsp.  fijo. 

Hilvan  sp.heftnaht;  wird  mit  hilo  vano  (unnützer  fa- 
den) erklärt. 

Hinchar  sp.,  inchar  pg.  aufblasen;  von  inflare,  it.  en- 
fiare,  Rom.  gr.  1.210.  Daher  sbst.  hincha,  incha  haß,  eig. 
aufgetriebenheit  durch  leidenschaft. 

Hiniesta  sp.  ginster;  von  genista,  it.  ginestra. 

Hipo  sp.  der  schluchzen;  naturausdruck 

Hi  sca  sp.  vogelleim  (altsp.  fisca?);  von  viscum,  pl.  visca, 
pg.  it.  visco,  anlautendes  v,  wie  in  andern  fällen  (vgl.  oben 
he)  in  f,  sodann  in  h  verwandelt. 

Hito  sp.  schwarz. 

Holgar  sp.,  pg.  cat.  fol gar  sich  ausruhen,  feiern;  vom 
späteren  lat.  follicare  ein-  und  ausathmen  wie  ein  blasbalg 
(follis),  daher  ausschnaufen,  sich  erholen,  sbst.  pg.  fölego 
athemholen.  Ein  ähnlicher  begriffsüb ergang  im  it.  scialare  aus- 
dünsten, sich  wohl  sein  lassen. 

H  oll  ej  o  sp.  dünne  haut  der  fruchte;  von  folliculus  balg, 
it.  follicolo. 

H  oll  in  sp.  ruß;  von  fuligo  fuliginis,  it.  fuliggine. 

Hontem  ontem  port.  adverb  für  lat.  heri  Die  von 
einheimischen  etymologen  versuchte  herleitung  aus  hodie  ante 
entbehrt  jeder  stütze.  Sein  Ursprung  scheint  in  ante-diem  zu 
liegen,  welches  der  Spanier  in  der  form  antedia  für  pridie 
gebrauchte:  denselben  sinn  drückte  auch  das  mlat.  antedie  aus, 
man  sehe  Ducange.  Port,  ooyte  S.  Rosa,  aus  einem  document 
von  1743,  ist  vielleicht  ein  anderes  wort. 

Hormazo  sp.mauer  von  trockenen  steinen;  schon  bei 
Plinius  hist.  nat.  35, 14  parietes,  quos  appellant  (in  Hispania) 
formaceos,  quoniam  in  forma  circumdatis  utrimque  duabus 
tabulis  inferciuntur,  vgl  Aldrete  fol.  26a  b. 

Hornabeque  sp.  hornwerk;  aus  dem  deutschen. 

Horro  sp.,  forro  pg.  frei,  alforria  freiheit  u.  a.;  vom 
arab.  chorr  frei,  sbst.  al-horrijah  Freyt.  1.360%  36U. 

H ostig ar  sp.  züchtigen,  pg.  pr.  fustigar,  von  fustis. 

Hoto  altsp.,  foto  altpg.  Sicherheit,  pg.  fouto,  afouto  si- 
cher, dreist,  afoutar  dreist  machen,  altsp.  ahotado,  enhotado; 
besser  von  fotus  gepflegt,  unterstützt,  sbst.  fotus,  als  mit  Moraes 
vom  unlat.  fautus. 

H  o  y  a  hoyo  sp.,  pg.  fojo  grübe;  von  fovea,  vgl.  foggia  //.  a. 


II.  b.     HOZ— IZQÜIERDO.  503 

Hoz  sp.,  fouce  pg.  sichel;  von  falx,  fr.  faux  u.s.f.,  da- 
her das  (von  Cabrera  erwähnte)  altsp.  vb.  hozar  abschneiden. 

Hoz  sp.,  foz  pg.  bergpass,  mündung  eines  flusses;  von 
faux,  it.  f'oce.  Daher  auch  sp.  hozar,  pg.  focar  in  der  erde 
wühlen  (von  schweinen),  wenigstens  bedeutet  faux  in  der  span. 
abl.  hocico,  pg.  focinho,  den  rüssel  oder  die  schnauze  der 
thiere. 

Ruebrasp.  (scheideform  von  obra)  morgen  landes;  eig. 
tagewerk,  arbeit  eines  tag  es ,  von  opera,  welches  der  Spanier 
Columella  mehrfach  in  diesem  sinne  anwendet.  Concrete  be- 
deutung  zeigt  auch  comask.  ovra,  bürg,  (in  Langres)  oeuvre  ab- 
gang  vom  flachs  oder  hanf,  werg,  werk,  vermuthlich  aus  dem 
letzteren  deutschen  Worte  übersetzt. 

Hueco  sp.,  ouco  pg.  hohl,  sbst.  höhlung ,  vb.  ahuecar 
aushöhlen,' dsgl.  die  erdschollen  zerschlagen,  in  letzterem  sinne 
gewiss  von  occare;  ouco  aber  erinnert  stark  an  das  goth. 
halk-s  leer,  s.  Rom.  gr.  I.  327  note. 

H  u  e  r  o  sp.  unbefruchtet  (von  eiern) ;  nach  Cabrera  das 
lat.  ürTnus,  gr.  ovqivo;^  in  ovum  urinum  windei,  besser  das 
gr.  ovQiog  =  ovqlvoq,  mit  Versetzung  des  i  uiro  uero  huero, 
vielleicht  auch  güero  (wie  huerto  und  güerto),  woraus  die 
port.  form  goro,  vgl.  enguerar  F.juzg.  =  enhuerar. 

Hu  milde  sp.  demüthig ;  von  humilis,  Rom.gr.  1.266. 

Hur  a co  sp.  loch,  horacar  (auch horadar)  durchlöchern; 
von  forare  (Covarruvias) . 

i.    j. 

I  j  ar  sp.  (m.)  weiche,  pg.  ilhal  seite,  altfr.  iliers  Ren.  IV; 
von  lat.  Ile  ilia.  Daher  auch  sp.  ijada,  wofür  der  Portugiese 
das  merkwürdige  ilharga  bildete. 

Inda  ainda  pg.  adverb  für  lat.  adhuc,  etiamnum  (altsp. 
inde),  von  inde  ad,  ab  inde  ad;  ainda  agora  von  ab  inde 
ad  hanc  horam.  In  der  bed.  ^selbst,  sogar  vergleicht  es  sich 
dem  sinnverwandten  fr.  jusqu'ä. 

Izaga  sp.  binsenreicher  ort;  auch  bask.  izaga,  von  ia 
binse  und  aga,  das  eine  fülle  bedeutet.  Man  sehe  Larramendi 

Izquierdo  esquerro  sp.,  pg.  esquerdo,  cat. pr.  esquer 
(fem.  esquerra)  link.  Man  erklärt  es  aus  dem  gleichbed.  bask. 
ezquerra,  dessen  ursprünglichkeit  in  dieser  spräche  übrigens 


«04  II.  b.    JABALI— LACIO. 

nicht  durch  escua  (hand)  zu  erweisen  ist,  da  dies  wort  in 
keiner  Zusammensetzung  in  ezqu  (mit  stummem  u)  ausartet 
Die  span.  form  mit  d  izquierdo  muß,  da  d  hinter  r  nicht 
eingeschoben  wird,  ihren  grund  im  baskischen  haben;  auch 
führt  Larramendi  ezquerdo  nebst  dem  vb.  ezquerdatu  an,  vgl 
lerd  und  lerr  vom  sp.  lerdo.  Der  anlaut  i  für  e  in  demsel- 
ben izquierdo  rechtfertigt  sich  mit  der  neigung  des  Spaniers, 
den  vocal  e,  wenn  die  folgende  sylbe  den  diphthong  ie  ent- 
hält, euphonisch  in  i  zu  verwandeln  wie  in  cimiento ,  hinie- 
stra,  tiniebla  oder  in  sintiese  von  senlir,  mintiera  von  mentir ; 
doch  wird  auch  ein  labort.  izquerra  genannt. 

Jabali  sp.,  pg.  javalf  (fehlt  cat.)  eber,  keiler ,  sp.  ja- 
balina  bache,  lehne.  Sousa  leitet  es  aus  dem  arab.  gabali  mon- 
tanus,  so  daß  es  einen  bergbewohner  bedeutete.  Dies  würde 
gut  angehen,  hätten  nur  die  Araber  das  wort  in  diesem  sinne 
gebraucht,  wovon  sich  aber  keine  spur  zu  finden  scheint,  vgl. 
Freyt.  I.  241*>.  Besser  hält  man  es  darum  für  einerlei  mit 
jabalina  speer  (statt  speerträger)  in  beziehung  auf  die  hauet 
des  thieres:  ein  altdeutscher  spruch  sagt  z.  b.,  der  eber  trage 
Speere  an  der  seite. 

J  a  e  z  sp.,  jaez  pg.  Pferdedecke,  Meid,  rock ;  vom  arab. 
gahaz  gehaz  geräthe  Freyt.  L  318*,3i8?>. 

Jorgina  jorguina  sp.  hexe-,  vom  gleichbed.  bask.  sor- 
guina  sorguina,  dies  nach  Larramendi  von  sorr  unempfindlich 
(warum  nicht  vom  lat.  sors,  sp.  suerte,  bask.  zortea?)  und 
guina  machend.  Daher  enjorguinar  rußig  machen  wie  die  durch 
den  Schornstein  fahrenden  hexen  thun,  s.  Covarruvias ,  der 
auch  das  gleichbed.  h  o  1  gi  n  a  holgin  aus  jorgina  entstehen  läßt. 

L. 

Labareda  lavareda  pg.  flamme;  ist  mit  Moraes  her- 
zuleiten awslabarum  fahne,  wegen  ihrer  wallenden  bewegung. 
Die  umgekehrte  begriff sentwicklung  in  flamma  flammula  s.  ori- 
flamme  IL  c. 

Labriego  sp.,  labrego  pg.  feldarbeiter,  bauer;  vonte- 
bor  in  der  bed.  feidarb eit,  s.  Ducange. 

Läcio  sp.welk;  von  flaccidus,  wie  die  Schreibung  1ha- 
cio  =  llacio  bei  Berceo  beweist,  vgl  llama  von  flamma,  Lai- 
nez  Llainez  von  Flainiz. 


II.  b.     LACRA— LAYA.  SOS 

Lacra  sp.  narbe,  mangel,  gebrechen,  vb.  lacrar  scha- 
den ;  erinnert  an  das  mndl  laecke,  altengl  lake,  neuengl.  lack 
fehler  (riß?). 

L  a  d  r  i  1 1  o  sp.,  ladrilho  pg.  backstein;  von  laterculus  dass. 

La  gar  sp.  pg.  kelter,  weinpresse ;  von  lacus  kufe  für 
den  gepressten  wein,  woher  auch  bask.  Iacoa  in  erster  be- 
deutung. 

Laivo  pg.  Schmutzfleck;  etwa  von  labes,  woraus  man 
ein  adj.  labeus  leitete. 

Lambrija  sp.,  lombriga  pg.  wurm  in  den  eingeweiden ; 
von  lumbricus,  it.  lombrico;  span.  auch  lombriz. 

Lampo  pg.  frühreif. 

Lande  sp.  pg.  eichet,  landre  (fj  drüseng eschwulst ;  von 
glans,  glandula,  vgl.  liron  von  glis. 

Lapa  pg.  höhle  an  der  seite  eines  berges ;  wird  aus 
demgn  Xdnadov  (grabe)  gedeutet. 

L  a  p  a  sp.  dünne  haut  auf  flüssigkeiten,  kahm ;  vom  gleich- 
bed.  gr.  Xanrj  Xdjun?].     Vgl.  bask.  lapa  weinhefe. 

Lasca  sp.  platte,  dünner  flacher  stein,  lederstreif;  um- 
gestellt aus  laxus  laxa  schlaff,  demnächst  lappenartig ,  denn 
auch  laxa  (laja)  ist  dafür  üblich.  Port,  sagt  man  lasca  de 
presunto  schnitte  schinken.     Span,  lancha  s.  v.  a.  laxa. 

Lastar  sp.  pg.  für  einen  andern  zahlen  unter  vorbe- 
hält der  rückzahlung,  auch  fremde  schuld  büßen,  sbst.  lasto. 
Ein  gerichtlicher  ausdruck:  um  so  eher  darf  man  deutsche 
herkunft  vermuthen,  goth.  laistjan  folgen,  besser  ahd.  leistjan 
leisten  s.  v.  a.  ,yihd.  Vielleicht  aber  ist  das  span.  wort  nur 
abgekürzt  aus  dem  passenderen  ahd.  fol-leisten  beistand  ge- 
währen. 

L  a  u  n  a  sp.  metallplatte,  degenklinge,  art  ziegelerde*  Nicht 
von  lamina,  woher  es  geleitet  wird,  sondern  von  läganum  plat- 
ter kuchen ,  g  in  u  verwandelt  wie  in  sagma  salma  sauma 
(sc-ma}. 

L  a  v  a  n  c  o  sp.  pg.  wilde  ente;  vogel,  der  sich  badet,  von 
lavare,  wie  engl,  duck  ente  eig.  taucher  heißt. 

Laya  sp.  pg.  art,  beschaff enheit.  Es  trifft  äußerlich  mit 
dem  altn.  ags.  lag,  engl,  law,  mhd.  leye  Ordnung,  gesetz,  art 
zusammen,  ist  aber  anderes  Ursprunges.  Es  bedeutet  eigent- 
lich, wie  auch  im  baskischen,  ein  ackerwerkzeug,  mit  welchem 
immer  mehrere    nebeneinander  stehende  leute  arbeiten,  daher 


506  IL  b.    LEBRILLO— LEXOS. 

die  redensart  son  de  la  misma  laya  sie  sind  eines  gelichters. 
So  W.  v.  Humboldt  im  Mithridates  IV.  298  und  schon  Larra- 
mendi  s.  v.  Damit  ist  freilich  die  bask.  herkunft  des  Wortes 
noch  nicht  ausgemacht. 

Lebrillo  sp.  ein  gefäß;  von  labrum  (Cabrera). 

Lechino  sp.,  lichino  pg.  wieke,  charpie;  bei  Vegelius 
de  arte  vet.  licinium,  von  licium. 

Lechon  sp.  schwein;  nach  Cabrera  urspr.  Spanferkel, 
vom  sp.  leche  milch.  Daher  auch  lechuzo  noch  saugendes 
maulthier. 

Legam  o  sp.  schlämm,  lehmboden,  alt  legano;  von  uligo 
uliginis  feuchtigkeit  der  erde,  wie  Cabrera  richtig  anmerkt, 
nicht  vom  bask.  legamia  Sauerteig,  das  übrigens  selbst  ein  ro- 
man.  wort  ist,  fr.  levain. 

Leira  pg.  beet.  Ist  es  von  lira  furche,  so  muß  man 
ihm  zunächst  ein  adj.  lirea  unterlegen.  Aber  das  altpg.  laira 
de  terra  stück  land  S.  Ros.  macht  diese  herleitung  verdächtig. 

Lelo  sp.  einfältig,  dumm;  nach  Larramendi  vom  bask. 
lela  oder  loloa  *ohne  saW. 

Lerne  sp.  pg.  (fehlt  cat.)  Steuerruder.  Als  eine  ablei- 
tung  darf  man,  wegen  der  ähnlichkeit  beider  dinge,  betrach- 
ten sp.  limon,  fr.  limon,  daher  ndl.  lamoen,  deichsei,  eig. 
eine  der  beiden  Stangen  einer  gabeldeichsel  Dieselbe  begriffs- 
berührung  im  chw.  timun  deichsei,  Steuerruder,  pg.  temäo  ti- 
rnao  deichsei,  timoneiro  Steuermann.  Lerne  limon  nehmen  ein 
Stammwort  lim  in  anspruch;  ein  solches  mit  der  bed.  glied 
gewährt  die  ags.  und  altnord.  spräche:  Steuer  und  deichsei 
als  glied  oder  gelenk  des  schiffes  und  wagens  aufgefaßt  wäre 
passend  genug  und  jeder  zweifei  würde  schwinden,  wenn  das 
rom.  wort  eine  spur  jener  grundbedeutung  zu  erkennen  gäbe. 
Mlat.  limo  im  Vocab.  opt.  p.  30*,  wo  es  aber  naben  nagel  über- 
setzt ist.  Das  wallon.  limon  s.  v.  a.  fr.  solive  ist  wohl  von 
limen  schwelle. 

Levantar  sp.  pg.  aufheben;  participialverbum  von  le- 
vare. 

Leve  pg.  lunge  (nur  im  plur.  üblich),  ebenso  alt-  und 
neupr.  leu,  chw.  lev,  pr.  levada  gelänge;  von  levis,  weil  sie 
leichter  ist  als  andre  eingeweide,  daher  auch  engl,  lights. 

Lex os  sp.  adverbium  für  lat.  longe ,  auch  adjectiv  in 
den  pluralformen  lexos  lexas ;  nicht  von  longus,  es  erklärt  sich 


II.  b.     LINDE— LONGANIZA.  507 

ohne  zwang  aus  laxus  weit.  Die  alte  spräche  brauchte  noch 
luene  =  longe,  im  Canc.  de  Baena  findet  sich  selbst  lengos, 
das  für  luengos  stehen  muß. 

Linde  sp.  altpg.  (m.  f.),  neupg.  linda  gränze,  von  limes 
limitis,  pr.  limit  u.s.f.;  vb.  lindar  angränzen,  von  limitare; 
pr.  lindar  schwelle,  von  limitaris.  Dahin  auch  das  mit  letz- 
terem gleichbed.  sp.  lintel  und  dintel. 

L  i  r  o  n  sp.  s.  loir  II.  c. 

Lirondo  sp.  rein,  unvermischt. 

L  i  s  i  a  r  sp.  verstümmeln,  cat.  lesiar,  pg.  lesar ;  von  lae- 
dere  laesus,  altsp.  lision  ==  lat.  laesio. 

L I  a  n  t  e  n  sp.  ein  kraut,  wegerich;  von  plantago,  it.  pian- 
taggine. 

L 1  e  c  o  sp.  adj.  noch  nie  angebaut ;  unbekannter  herkunft. 

L 1  e  g  a  r  sp.,  chegar  pg.  1)  nähern,  2)  intrans.  ankom- 
men, daher  sicil.  ghicari,  das  Pasqualino  vom  gr.  xiyjoo  her- 
leitet. Von  plicare  biegen,  wohin  biegen  d.  i.  nähern,  eine  auch 
dem  it.  piegare  vergönnte  bedeutung :  come  il  vento  a  noi  gli 
piega  =  sp.  llega  Dante  Inf.  5,  79.  Die  etymologie  ist  un- 
zweifelhaft,  da  im  altspan.  die  form  plegar  für  llegar  vor- 
kommt: los  companneros  plegaron  a  Guiraldo  (kamen  an  bei 
Gj  Berc.  milagr.  194.  Vielleicht  aber  gieng  diese  bedeutung 
erst  von  dem  zsgs.  allegar  achegar  lat.  applicare  (anfügen, 
wohin  neigen)  auf  das  einfache  wort  über.  Man  leite  es  also 
nicht  von  ligare  binden,  verbinden,  wie  lockend  auch  das  gleich- 
bed. it.  giugnere,  von  jüngere,  dasteht ;  noch  von  legare  sen- 
den, da  lat.  1  im  port.  nie  als  ch  auftritt  (churdo  Rom.gr. 
I.  241  ist  nicht  von  luridus).  Auch  die  altsp.  Schreibung  legar 
beweist  nicht  für  ligare,  man  drückte  anlautendes  11  gewöhn- 
lich durch  1  aus. 

L  o  b  a  sp.  pg.  ermelloser  leibrock  der  priester ;  vom  fr. 
l'aube  chorhemd. 

Löbrego  sp.  pg.  traurig,  dunkel;  umgestellt  aus  lu- 
gubris,  it.  lugübre. 

L  o  gr  o  sp.  pg.  gewinn,  besitz,  auch  pr.  logre,  vb.  lograr; 
von  lucrum,  lucrari.  Zsgs.  m^malo  sp.  malogro,  pg.  mallo- 
gro  schlechter  erfolg,  vb.  malograr,  mallograr  vereiteln. 

L  o  m  o  sp.,  auch  pr.  lom,  der  untere  theil  des  rückens, 
kreuz,  dsgl  loma  bergrücken;  von  lumbus,  it.  lombo. 

Longaniza  sp.  eine  art   wurste;   vom  lat.   longäno 


508  Il.b.    LONJA—MACHO. 

mastdarm,  bei  Coelius  Aurel  und  Vegetius  de  re  vet.,  vgl.  lon- 
gabo  in  der  bed.  wurst  bei  Apicius.  Mit  unrecht  also  leiten 
es  Covarruvias  und  Cabrera  aus  lucanica. 

Lonja  sp.  s.  longe  IL  c. 

Loro  sp.,  louro  pg.  gelb,  goldgelb  (von  der  reifen  saat), 
auch  bräunlich,  schwärzlich.  Der  port.  diphthong  führt  auf 
lat.  au  und  so  könnte  es  sich  aus  aureolus  durch  Versetzung 
des  1  gestaltet  haben,  doch  ist  kein  zweiter  sicherer  fall  die- 
ser Versetzung  vorhanden,  vgl.  lazzo  //.  a. 

Loura  pg.  kaninchenhöhle;  wird  von  fouvex  (junges  ka- 
ninchen)  hergeleitet,  womit  sich  allerdings  auch  eine  noch  vor- 
handene zweite  form  lousa  (s  aus  c  in  lauricem)  wohl  verträgt 

Loza  sp.  irdenes  g eschirr ;  von  luteus  lutea,  woher  auch 
churw.  com.  lozza,  romagn.  lozz  leiten,  schlämm  u.  dgl. 

L o  z  an  o  sp.,  louzäo  pg.  fröhlich,  munter ;  vom  goth.  laus, 
ahd.  lös  leer,  leicht,  zügellos  (pg.  ou  .=  goth.  au).  Das  pi- 
card.  und  wallon.  bieten  auch  das  einfache  loss  mit  der  bed. 
spasshaft,  muthwillig. 

Lua  sp.,  luga  vol.,  besser  pg.  luva  handschuh ;  offenbar 
vom  goth.  löfa  (m.),  altn.  löfi  flache  hand,-  ags.  glöfa  (mj,  engl. 
glove  handschuh. 

Lucillo  sp.  steinernes  grab,  altfr.  luseau ;  «owlocellus 
kästchen,  loculus  sarg,  häufig  im  mlatein. 

M. 

M  a  c  h  o  sp.  pg.  mann,  männlich.  Es  ist  vergebliche  mühe 
dieses  wort  aus  masculus  herzuleiten,  da  s  vor  c  nicht  aus- 
tritt: altspan.  sagte  man  masclo  (vgl.  mesclar  und  ohne  aus- 
fall  des  vocals  discolo,  muscolo  u.  a.),  ja  das  alte  maslo  (bei 
Berceo)  und  muslo  zeigen,  daß  eher  c  als  s  in  dieser  Ver- 
bindung schwindet.  Mit  macho  bezeichnet  der  Spanier  einen 
hammer,  daher  machar,  machacar,  machucar  stampfen,  ma- 
chado  (für  machardo?)  holzaxt,  machete  kurzer  breiter  sä- 
bei.  Für  das  wort  in  dieser  zweiten  bedeutung  läßt  sich  nun 
aber  ein  befriedigendes  etymon  aufzeigen:  wie  sacho  aus  sar- 
culum,  ebenso  entstand  mit  unterdrücktem  r  macho  aus  mar- 
culus,  dessen  primitiv  marcus  cmalleus  major'  bei  Isidorus  vor- 
kommt, altit.  marco  Poet.  d.  pr.  sec.  II.  17.  In  der  erst  er  en 
bed.  mann  wird  macho  dasselbe  wort  sein:  auch  it.  marcone 


II.  b.     MACIO-MANGIL.  509 

ehemann  (bei  Veneroni)  scheint  aus  marcus  abgeleitet.  Das 
vb.  marclar  hämmern  besitzt  die  churw.  mundart. 

Maci'o  pg.  geschmeidig;  nach  Sousa  vom  arab.  masfh 
dass.  Freyt.  IV.  177K 

Madera  madero  sp.,  madeirap*/.  Zimmerholz;  vonmz- 
teria  mit  gl.  bed. 

Madrugarsp. pg.früh  aufstehn,  altsp. madurgar;  s.  v.  a. 
maturicare,  von  maturus  zeitig. 

Maguer  altsp.  s.  macari  H.a. 

M  a  i  z  sp.  türkisches  körn;  americanisches  wort,  aus  Haiti. 

M  aj  a  d  a  sp.,  malhada  pg.  schafstall,  auch  herberge;  leitet 
man  von  magalia  zelte  (magaliala  magliata).   Vgl.  unten  naguela. 

Majo  sp.  zierlich,  geputzt,  daher  wohl  cat.  maco. 

Mals  in  sp.,  malsim  pg.  angeber ,  aufhetzer,  malsinar 
angeben,  verleumden  u.  dgl.  Letzteres  soll  aus  male  signare 
entstanden  sein :  da  jedoch  die  namen  handelnder  personen  nicht, 
oder  wenigstens  überaus  selten,  ohne  sufßx  aus  verbis  abge- 
leitet werden  (s.  vorrede),  so  ist  zu  bedenken,  ob  maisin  nicht 
aus  mal-vecino  (böser  nachbarj  gebildet  sein  könne,  um  so  mehr, 
da  auch  die  ital.  und  altfr.  spräche  eine  zss.  malvicino  mal- 
voisin  besitzen. 

Malvar  altsp.  böse  machen,  nsp.  malvado,  pr.  malvat 
boshaft,  malvadesa  bosheit.  Malvar  ist  ohne  zweifei  zusam- 
mengeschmolzen aus  mal-levar  (vgl.  malograr  für  mal-lograr) 
und  bedeutet  also  eig.  übel  erziehen,  übel  anleiten. 

Mamparar  altsp.  altpg.  schützen;  von  manu  parare  mit 
der  hand  bewahren,  s.  parare  L 

Mancebo  sp.,  pr.  altfr.  mancip  massip  junger  bursche, 
fem.  manceba,  mancipa ;  vom  lat.  mancipium  eigenthum,  sklave, 
so  daß  also  masculin  und  feminin  aus  einem  neutrum  moviert 
wurden,  wie  z.  b.  altn.  thyr  (m.)  servus  aus  thy  (n.)  man- 
cipium, s.  Grimm  HL  332,  note.  Das  masc.  mancipius  L.  Sah 
tit.  82,  und  im  späteren  mlatein. 

Mandil  sp.pg.  schürze,  Schabracke;  vom  arab.  mandil 
tuch  zum  abwischen,  dies  vom  vb.  nadala  Freyt.  IV.  260b. 

Mandria  sp.  (f.)  feige  memme;  nach  Larramendi  das 
bask.  emandrea  schwaches  weib,  vgl.  pg.  mandriäo  ein  haus- 
kleid  der  weib  er. 

Ma n g i  1  manchil  pg.  metzgerbeil;  vom  arab.  mengal  sichel 
Freyt.  IV.  246b,  wie  nach  Constancio  auch  dasport  wort  heiß? 


310  II.  b.     MANGLA— MANA. 

M  a  n  gl  a  altsp.,  mangrapg.  mehlthau;  entstellt  aus  melli- 
gera  (honigthauj? 

M a  ngu  al  sp.,  mangoal  pg.  Streitkolben,  dreschflegel ;  von 
manualis,  was  mit  den  händen  geführt  wird;  s.  über  das  ein- 
geschobene g  menovare  L 

Manir  sp.  das  fleisch  mürbe  werden  lassen,  ehe  man 
es  genießt;  von  mauere  bleiben,  warten,  daher  warten  lassen, 
liegen  lassen  (Covarruvias). 

Manojo  sp.,  manolho  molho  pg.  handvoll;  von  manu- 
pulus  für  manipulus,  it.  manipolo  u.  s.  f. 

M  a  n  s  e  r  sp.  kind  einer  öffentlichen  dirne,  schon  bei  Se- 
dulius ;  vom  rabbinischen  mamser  Buxtorf  p.  1184.  Näheres 
bei  Ducange  v.  manzer. 

M  a  n  t  e  c  a  sp.,  pg.  raanteiga,  cat.  mantega  butter,  schmäh, 
daher  wohl  erst  neap.  manteca  butter  von  Schafmilch,  sicil. 
fetter  theil  des  käses,  ital.  pommade.  Butyrum  fehlt  dem  Süd- 
westen, nur  butirada  butterweck  kennt  S.  Rosa,  manteiga  fin- 
det sich  schon  in  einer  Urkunde  vom  j.  1200  Elucid.  1. 308b. 
Dieses  wichtige  dem  Araber  sowohl  wie  dem  Basken  unbe- 
kannte wort  (letzterer  sagt  burra  oder  guria)  darf  nicht  ohne 
den  versuch  einer  deutung  dastehen.  Die  Araber  bedienten 
sich  der  schlauche  zur  bereitung  der  butter,  für  welche  butter- 
schläuche  sie  mehrere  ausdrücke  haben  (kerbäh,  nachi  u.  s.  w.j. 
Dieser  gebrauch  läßt  sich  auch  bei  den  Spaniern  vorausset- 
zen. Hieß  ihnen  der  dazu  bestimmte  schlauch  etwa  mantica 
(mit  verschobenem  accent  manteca),  so  konnte  das  worin  die 
butter  zubereitet  ward,  der  butter  selbst  den  namen  geben, 
wie  in  der  sicil.  mundart  forma  den  in  einer  form  bereiteten 
käse  bedeutet.     Man  erwäge  und  sehe  sich  weiter  um. 

Manzana  sp.,  alt  mazana  Alex.,  pg.  mazäa  apfel;  lat. 
malum  Matianum  nach  einer  person  benannte  sorte  äpfel;  s. 
auch  Isidor.  17,  7,3. 

Mafia  sp.,  manha  pg.,  maina  bask.  fertigkeit,  arglist.  Soll 
aus  manus  entsprungen  sein,  aber  wie?  Es  konnte  sich  viel- 
mehr ganz  regelrecht  bilden  aus  lat.  machina  mach'na  list, 
kunstgriff.  Daher  wohl  auch  das  unerklärliche  it.  m  a  g  n  a  n  o 
(cat.  manya,  fr.  mdartl.  magnan,  magnier,  wall,  sogar  mignon) 
Schlosser,  eig.  artifex.  Aber  anderes  Ursprunges  ist  doch  wohl 
das  it.  manna,  sp.  mana  bündel  z.  b.  flachs,  reiser,  vb.  it.  am- 
mannare  ammannire  in  büschel  theilen,  überhaupt  zusammen- 


II.  b.    MAQUILA— MARRON.  511 

tragen,  ordnen,  an  das  gael  mam  handvoll  (plur.  maim)  er- 
innernd, womit  schon  P.  Monti  das  com.  man  zusammenstellt 

Maquila  sp.,  maquia  pg.  mahlgeld;  vom  arab.  mekial 
maß  Freyt.  IV.  75?>,  s.  Sousa. 

Maravedi  sp.  pg.,  pr.  marabotin,  eine  span.  münze; 
vom  arab.  völkemamen  maräbectin  (Sousa  u.  a.) ,  s.  auch  S. 
Rosa  v.  maravidil. 

Marchito  sp.  welk;  von  einem  verlorenen  vb.  marchir, 
it.  raarcire,  lat.  marcere. 

Marfil  sp.  (auch  franz.J ,  marfirn  pg.  elfenbein;  vom 
arab.  nabfil,  zsgs.  aus  nab  zahn,  fil  elephant  (Sousa).  Vgl 
auch  Pott  in  Lassens  ztschr.  IV.  13,  in  Höfers  ztschr.  II.  1. 48. 

Mariposa  sp.  pg.  cat.  Schmetterling;  woher? 

M  a  r  o  t  o  pg.  s.  maraud  IL  c. 

M  a  r  r  a  n  o  sp.  (daher  das  gleichlaut.  ital.  wort)  verflucht, 
verbannt,  eig.  getaufter  Jude  von  verdächtiger  bekehrung  (an- 
ders S.  Rosa  s.  v.).  Nach  einigen  vom  hebr.  marah  sich  auf- 
lehnen, nach  Covarruvias  besser  vom  sp.  vb.  marrar  fehlschla- 
gen, abirren.  Das  fem.  marrana  wird  auch  auf  die  sau  an- 
gewandt, das  im  sinne  der  Juden  verfluchte  thier?  nach  Sousa 
vom  arab.  barrani. 

Mar  ras  sp.  cat.  adverb  für  lat.  olim;  von  unbekann- 
ter herkunft.     Cabrera  1.37  findet  es  im  arabischen. 

Marron  sp.  (bei  Cabrera,  der  maron  schreibt) ,  cat. 
marrä  widder,  gleichbed.  occit.  marra  und  mar-mouton,  bask. 
marroa;  vb.  pg.  marrar  mit  den  hörnern  stoßen  (von  bocken 
gebraucht).  Lateinischer,  nicht  etwa  iberischer  herkunft,  von 
mas  maris:  lsidorus  12,  1,11  nämlich  bemerkt,  daß  der  Wid- 
der oder  bock  in  Spanien  mas  (mähnchen)  genannt  werde: 
apud  nos  in  gregibus  mares  dicuntur;  gr ex  aber  ist  ihm  nur 
die  schaf-  oder  ziegenherde  s.  12,  1,8.  Auch  der  Sarde  nennt 
den  widder  mascu  (masculus).  Der  nämlichen  herkunft  ist 
auch  sp.  pg.  marra  hammer,  vgl.  die  berührung  dieses  be- 
griff'es  mit  cmann  oben  unter  macho.  Für  marron  ist  der  üb- 
liche span.  ausdruck  morueco,  muthmaßlich  abgeändert  aus 
marueco  um  es  vom  geograph.  namen  Marruecos  zu  scheiden 
—  oder  sollte,  da  das  veraltete  murueco  auch  mauerbrecher 
heißt,  dies  die  Urbedeutung  gewesen  und  das  wort  aus  murus 
abgeleitet  sein  ?  allein  das  suffix  würde  diesen  sinn  nicht  aus- 
drücken können. 


51g  II.  b.     MASTRANTO— MEGO. 

Mastranto  mastranzo  sp.  eine  pflanze,  wilde  münze; 
entstellt  aus  inentastrum,  it.  mentastro. 

Mastuerzo  sp. ,  pg.  mastruco  gartenkresse ;  von  na- 
sturtium,  it.  nasturcio,  mit  ungewöhnlicher  Verwandlung  des 
anlauts,  vgl.  oben  marfil. 

Matasp.  1)  gesträuch,  gebüsch,  baumstück,  2)  Strauch, 
busch,  stände;  pg.  mala  mato  nur  in  trsterer  bed.  Bereits 
in  einer  Urkunde  aus  Spanien  vomj.  876  mata,  nach  Ducange 
ein  ackermaß,  vgl.  aber  ipsum  forest  vel  ipsam  matam,  quae 
dicitur  silva  S.  Rornani,  also  wohl  gebüsch.  Vielleicht  ein  goth. 
wort,  von  maitan  abhauen,  bair.  maifs  Schmeller  II.  627  ab- 
getriebener platz  im  walde  (wo  buschwerk  entsteht?). 

M  a  t  ar  sp.  pg.  pr.  schlachten,  tödten,  auslöschen;  von  ma- 
ctare.  Zsgs.  rematar  enden,  remate  ende? 

M  a  t  i  z  sp.  (m.)  Schattierung,  abstufung  der  färben,  vb. 
matizar.  Die  bei  Seckendorf  bemerkte  deutung  aus  sp.  mata 
(buschwerk)  bestätigt  sich  durch  das  it.  macchia  1)  busch- 
werk, 2)  Schattierung.  Man  nahm  also  den  ausdruck  von  dem 
übergange  des  helleren  in  dunkleres  grün,  wie  dies  eine  mit 
gebüsch  bewachsene  anhöhe  darbietet. 

M  a  tr  a  c  a  sp.  pg.,  daher  it.  matracca  klapper;  nach  Sousa 
vom  arab.  mactraqah  (mectraqah  hammer  Freyt.  HL  53b). 

Mayota  sp.  erdbeere;  eig.  maifrucht,  von  majus:  so 
auch  mail.  magiostra,  occit.  majoufo. 

Mazmorra  sp.  pg.  unterirdischer  kerker;  vom  arab. 
ma'tmürah  keller ,  dies  vom  vb.  ctamara  Freyt.  III.  71a,  vgl. 
Sousa. 

Mear  sp.,  pg.  mijar;  von  mejere  mit  einer  in  diesen 
sprachen  seltenen  umbiegung  in  die  1.  conjugation. 

Mecer  sp.  schütteln,  ein  kind  wiegen;  von  miscere mi- 
schen, umrühren,  pg.  mexer,  it.  mescere. 

Media  sp. ,  meia  pg.  strumpf;  eig.  media  calza  halbes 
beinkleid. 

Medrar  sp.  pg.  gedeihen;  von  meliorare,  eig.  für  mel- 
drar. Ähnlich  ist  die  einschiebung  des  d  vor  r  mit  unter- 
drücktem h  =  j  im  pg.  pindra  aus  pinhora. 

Mego  sp.,  meigo  pg.  sanft,  gefällig  z.  b.  im  umgange. 
An  gr.  /LtaXay.og  ist  nicht  zu  denken.  Man  erinnert  an  engl. 
meek,  dies  ist  aber  =  goth.  muks,  altn.  miukr  (Grimm  P.  386), 
die  einen  zu  dem  romt  worte  nicht  passenden  vocal  enthalten. 


II.  b.     MELLA— MIMAR.  513 

Darf  man  deutschen  Ursprung  annehmen ,  so  weist  man  bes- 
ser auf  altn.  makr  leicht,  bequem,  ruhig,  ahd.  gi-mah  (goth. 
mah?  s.  Gab.  und  Lj  cwohl  sich  fügend,  ruhig';  ganz  befrie- 
digend aber  wäre  erst  ein  adj.  zweiter  decl.  ahd.  mahi,  vgl 
wegen  der  vocale  e  und  ei  sp.  primero,  pg.  primeiro  von  pri- 
mari-us.  Das  bask.  wort  ist  meguina,  eine  einfachere  form  fehlt. 

Mella  sp.  scharte,  lücke. 

M  e  1 1  iz  o  sp.  zwilling ;  von  gemellus,  gleichsam gemellicius. 

M  e  m  b  r  i  1 1  o  sp.,  besser  pg.  marmelo  quitte,  daher  quit- 
tenmus;  von  melimelum  art  süßer  äpfel,  eig.  honigapfel,  weil 
man  die  quitten  mit  honig  kochte,  wie  später  mit  zucker.  S. 
Ferrari  v.  marmellada. 

Menear  sp.  pg.  handhaben,  rühren,  geschäfte  führen; 
scheint  nicht  von  minare,  it.  menare,  theils  weil  verba  mit 
dem  sufßxe  ea  denominativ  sind,  theils  weil  keine  der  andern 
sprachen  ein  solches  verbum  besitzt;  sondern  von  manus,  also 
eine  nebenform  von  manear,  it.  maneggiarc,  fr.  manier,  mög- 
licherweise mit  einmischung  des  altsp.  manear;  wegen  e  für  a 
vgl.  pelear  für  palear. 

Merino  sp.,  meirinho  pg,  bezirksrichter ;  von  majori- 
nus,  s.  Ducange,  vgl.  S.  Rosa  v.  maiorino. 

Mesar  sp.  die  haare  ausraufen;  mit  Cabrera  von  me- 
tere  messus:  barbam  forcipe  metere,  sagt  Juvenal. 

Mielga  sp.  eine  pflanze,  luzerne,  von  medica ,  ebenso 
altsp.  julgar  von  judicare. 

Milagro  sp.,  milagre  pg.  wunder;  umgestellt  aus  mi- 
raculum. 

M  i  1  a  n  o  und  v  i  1  a  n  o  sp.  wolle  der  distelblüthe :  von 
villus  zotte.     Wegen  m  aus  v  vgl.  unten  mimbre. 

Milgrana  mingrana  altsp.  granatapfel;  nach  seinen  vie- 
len körnern  benannt. 

Milmandro  sp.  (bei  Cabrera),  meimendro  pg.  bil- 
senkraut.  Hanc  (herbam)  sagt  Isidor  17,  9,  4  cvulgus'  mili- 
mindrum  dicit,  propter  quod  alienationem  mentis  inducit.  Un- 
geachtet dieses  alten  Zeugnisses  ist  der  Ursprung  des  Wortes 
unbekannt.    Der  Baske  nennt  diese  pflanze  erabelarra. 

Mimar  sp.  pg.  hätscheln,  liebkosen,  mimo  liebkosung, 
mimoso  verzärtelt;  wohl  von  minimus  kleines  wesen,  kleiner 
liebling,  woher  auch  it.  m  i  m  m  a  püppchen  und  pg.  m  e  i  m  i  n  h  o 
kleiner  finger. 

33 


514  II.  b.     MIMBRE— MOSTRENCO. 

M  i  m b r  e  und  v  i  m  b  r  e  sp.  bachweide;  von  vimen. 

M  o  (1  o  r  r  a  sp.  pg.  tiefer  betäubender  schlaf,  adj.  modorro 
in  einem  solchen  schlafe  liegend,  einfältig,  dumm  (daher  sie. 
mudurru  mit  letzterer  bedj,  vb.  modorrar  betäuben,  auch  sbst. 
modurria  Stumpfheit,  dummheit.  Bask.  modorra  heifit  der  stumpf 
eines  baumes,  dem,  wie  Larramendi  anmerkt,  ein  in  dumpfem 
schlafe  liegender  (modorro)  wohl  verglichen  werden  konnte. 
Die  sinnliche  bedeutung  erhielt  sich  nur  im  altpg.  modorra 
häufe,  d.  h.  etwas  rundes,  stumpfes,  s.  S.  Rosa. 

Mofa  sp.  pg.  cat.  Verhöhnung,  vb.  mofar;  stimmt  zu  hd. 
mupfen  die  nase  verziehen,  spötteln  Frisch  I.  675^>  =  ndl.  mop- 
pen, engl.  mop. 

Mogo  altpg.  gränzstein,  sp.  mogote  einzeln  stehender 
berg;  vom  bask.  muga  gränze,  oder  ist  dies  vom  sp.  buega? 
(bask.  anlautend  m  oft  *=  sp.  b).  Mogoles  spiefie  des  hir- 
sches  leitet  Larramendi  dagegen  vom  bask.  mocoa  spitze. 

Mojon  sp.,  altpg.  moiom  S.  Rosa,  sard.  mullone  gränz- 
stein, häufe;  etwa  von  mutilus  etwas  abgestumpftes ,  abge- 
rundetes ? 

Mo  Hera  sp.  vorderhaupt,  pg.  molleira  scheitet  am  köpfe 
der  Säuglinge;  von  mollis,  loeil  diese  stelle  offen  und  weich  ist. 

Montero  sp.,  monteiro  pg.  Jäger,  der  schwarz-  oder 
rothwild  jagt  im  gebirge;  von  mons. 

Morango  pg.  erdbeer e. 

Morcon  sp.  blutwurst;  vom  bask.  morcoa  dicker  dann, 
nach  Larramendi. 

Moron  sp.  hügel;  wohl  vom  bask.  murua  hügel,  häufe, 
vb.  morutu  murrulu  aufhäufen,  woher  auch  der  alte  städte- 
name  Moron  nach  Humboldt  über  die  urbewohner  Hisp.  p.  48. 49. 

M  o  r  o  n  d  o  sp.  geschoren  (von  menschen) ;  eig.  mohren- 
mäfiig,  weil  die  Mohren  das  haupthaar  abschnitten.  Über  das 
sufßx  ondo  an  Substantiven  s.  Rom.  gr.  IL  310. 

Morro  sp.  überh.  ein  runder  körper ,  kleiner  runder 
fels  oder  kiesel  (pg.  morro  kleiner  runder  hügel,  aus  dem 
spanj,  dsgl.  dicklippiges  oder  vorstehendes  maul,  für  welche 
bed.  sich  bask.  muturra  findet,  vgl.  auch  oben  moron.  Dahin 
pr.  mor  morre,  altfr.  mourre  schnauze. 

Mostrenco  mostrenca  sp.  herrenloses  gut;  von  mon- 
strare,  weil  der  finder,  um  es  zu  erwerben,  es  öffentlich  aus- 
rufen und  vorzeigen  muste. 


II.  b.    MOUCO-MURRIO.  515 

Mouco  pg.  harthörig;  woher? 

M  o  z  o  sp.  pg.jung,  sbst.  junge,  bursche  (hieraus  it.  mozzo, 
fr.  mousse);  von  mustus  jung,  frisch,  mit  Verwandlung  des  st 
in  z,  s.  Sanchez  zu  Berceo  p.527,  daher  auch  subst.  mozo 
bei  Ruiz  =  tat.  mustum  most. 

Muchacho  sp.  kleines  kind,  knabe;  für  mochacho  von 
mocho  (s.  mozzo  I),  eig.  also  ein  kleiner  stümmel,  vgl.  chi- 
cote  endchen  tau  und  junger  mensch,  in  deutschen  mundarten 
bützel. 

Mucho  sp.,  muito  pg.,  much  bearn.  viel;  von  multus, 
it.  molto  u.  s.  f.;  s.  über  diese  behandlung  des  lt  Rom.  gr.  I. 
245.    Abgekürzt  muy. 

Mueca  sp.  s.  moquer  IL  c. 

Muesca  sp.  fuge,  einschnitt;  unbekannter  Herkunft. 

Mugre  sp.  (f.)  fettiger  schmutz  auf  den  kleidern;  doch 
wohl  von  mücor  kahm,  schimmel? 

Mugron  sp.  senker,  pfropfreis.  Man  sucht  es  im  ara- 
bischen,  wiewohl  das  lat.  mucro  (spitze)  ihm  genügt:  auch 
pua  heißt  spitze  und  senker.     Cat.  mugrö  stiel  des  obstes. 

Mu  1  a  d  a  r  sp.,  richtiger  pg.  muradal  miststätte;  nach  Co- 
varruvias  so  genannt,  weil  sie  an  der  Stadtmauer  angebracht 
werden. 

M  u  1  e  t  a  sp.  pg.  (auch  sicil.  comask.)  krücke,  eig.  maul- 
thier,  vgl.  bordone  I. 

Muiiir  sp.  einladen;  von  monere,  pg.  monir. 

Murcho  pg.  schlaff,  welk.  Dies  dem  Spanier  unbekannte 
adjectio  findet  sich  wieder  in  dem  seltnen  lat.  murcidus  träge, 
welches  Augustinus  de  civ.  Bei  in  einer  stelle  des  Pomponius 
aufbewahrt  hat. 

Murciego  altsp.,  neu  murciegalo,  pg.  morcego  fleder- 
maus;  von  mus  caecus,  mus  caeculus  blinde  maus,  weil  sie 
bei  tage  blind  zu  sein  scheint,  indem  sie  erst  abends  ausfliegt. 
Cabrera  findet  den  ausdruck  schon  bei  Vegetius  de  art.  vet, 
aber  dessen  mus  caecus  wird  für  caecilia  blindschleiche  ge- 
nommen. 

Mürrio  sp.  schwermüthig ,  mürria  schwere  im  köpfe; 
von  morus  Oa>p6$)  dumpf,  dumm,  nach  Covarruvias  u.  a.  Wo- 
her es  auch  sei,  das  it.  mogio  dumm,  damisch  scheint  das- 
selbe wort,  aus  murrio  ward  morjo  mojo  mogio,  vgl.  aus  pe- 
jus peggio  u.  dgl. 


516  II.  b.    MUSCO-NAVIO. 

M  us  c  o  amusco  sp.  dunkelbraun;  eig.  moschus farbig,  von 
muscus. 

N. 

Nada  sp.  pg.,  occit.  nado,  pron.  für  lat.  nihil.  Es  ist 
eine  abkürzung  aus  res  nada  (lat.  res  nata),  altfr.  riens  nee, 
wie  it.  nulla  aus  nulla  cosa  abgekürzt  ist;  wörtlich  etwas  ge- 
borenes, vorhandenes ,  irgend  etwas,  in  Verbindung  mit  non 
nichts.  Dsgl.  sp.  nadie,  alt  nadi,  für  lat.  nemo,  gebildet  aus 
nado,  d.  h.  altsp.  ome  nado  (homo  natus),  wie  altsp.  essi  aus 
esso,  indem  man  mit  der  endung  i  die  persönliche  bedeutung 
des  pronomens  ausdrückte.  Als  adjectiv  für  lat.  nullus  braucht 
die  gase,  mundart  nat,  fem.  nada:  nat  obstacle  lous  arresto 
(ne  les  arrete).  S.  Rom.  gr.  III.  399.  Zsgs.  ist  sp.  pg.  no- 
nada  (fj  kleinigkeit,  wie  lat.  non-nihil. 

Naguela  altsp.  hütte;  von  den  einheimischen  etymolo- 
gen  aus  dem  arabischen  oder  baskischen  hergeleitet,  ist  hand- 
greiflich das  lat.  magalia,  mit  versetztem  i  magaila  maguela; 
anlautend  n  aus  m  ist  bekannt. 

Naipe  sp.pg.  (m.)  Spielkarte;  nach  einer  span.  sage  so 
genannt  von  der  darauf  gezeichneten  chiffre  JV.  F.,  Nicoiao  Pe- 
pin,  dem  namen  des  erfinders ;  nach  andern  aus  dem  arabischen. 

Narria  sp.  schleife,  schütten;  vom  bask.  narra  dass. 
(Larramendi). 

Nata  sp.  pg.  cat.  rahm;  von  natare,  sp.  nadar,  also  das 
schwimmende,  wie  Plinius  sagt  28,  9  ibi  quod  supernatat,  bu- 
tyrum  est.  Die  richtige  bildung  wäre  mit  d  gewesen;  nata 
rechtfertigt  sich  aber  als  scheideform  von  nada  nichts. 

Na  v a  sp.  pg.  ebene;  gleichbed.  bask.  nava,  nach  Humboldt 
über  die  urbewohner  Hisp.  p.15  ein  achtes  wort  dieser  sprä- 
che, woher  der  name  Nav-arra. 

Navaja  sp.,  navalhap#.  schermesser;  von  novacula. 

Navio  sp.  pg.  großes  schiff;  von  navigium,  pr.  navigi 
navei.  In  der  span.  Zigeunersprache  bedeutet  es  körper  und 
ist  nach  einigen  ein  anderes  wort,  das  goth.  naus  todter  kör- 
per (pl.  naveis),  was  sich  nur  mit  der  accentuation  navio  ver- 
tragen würde;  die  bed.  körper  kann  aber  aus  der  bed.  schiff 
abgeleitet  sein,  man  vgl.  it.  cassero  gerippe  des  schiff  es  und 
hohler  leib. 


n.b.    NEBLI— ORONDADO.  611 

Nebli  sp.,  pg.  nebn'  edelfalke.  Man  verweist  auf  das 
arabische:  ist  damit  gemeint  nabl  pfeil,  oder  nabil  edel? 

Nema  sp.  Siegel  des  briefes;  vom  gr.vrjf.ia  faden,  weil 
man  die  briefe  früher  mit  einem  faden  umwand,  worauf  das 
sieget  gesetzt  ward. 

Nemon  sp.  zeiger  der  Sonnenuhr;  von  gnomon. 

Nen hur  es  pg.  ortsadverb  für  lat.  nusquam;  von  nee 
ubi  wie  nenhum  von  nee  unus.     Vgl.  oben  algures. 

N  e  r  v  i  o  sp.,  cat.  nirvi,  pr.  nervi  nerv,  sehne,  sp.  ner- 
vioso,  cat.  nirvios,  pr.  nervios  nervig;  von  nervium  (vevgi'ov') 
bei  Varro  und  Petronius. 

N  e  s  g  a  sp.  pg.  keil  oder  zwickel  im  kleide  (eingesetzter 
dreieckiger  läppen);  nach  einigen  von  nexus,  annexus. 

Ninguem  pg.  pronomen  für  lat.  nemo;  von  nee  quem. 

Nombre  sp.  name,  altsp.  nomne;  von  nomen. 

Növio  sp.,  pg.  noivo,  cat.  pr.  novi  neuvermählter,  fem. 
novia,  noiva ;  von  novus  nova  (nova  nupta),  nicht  etwa  vom 
vb.  nubere.  Daher  auch  sbst.  pr.  novias,  mlat.  nobiae  hoch- 
zeit,  nur  im  plural  üblich  nach  dem  muster  von  nuptiae. 

o. 

Olla  sp.  fleischtopl ,  daher  fr.  oille;  vom  lat.  olla,  pr. 
ola  u.  s.  w.,  demnächst  ein  gericht  von  verschiedenen  fleisch- 
sorten  mit  zwiebeln  und  knoblauch,  eig.  olla  podrida  genannt 
(für  pudrida  morsch,  mürbe  nach  Covarr.),  fr.  pot-pourri. 

Oqueruela  sp.  knoten,  der  sich  beim  nähen  im  faden 
bildet;   vom  bask.   oquertzea   sich  verdrehen,  s.  Larramendi. 

Orden ar  sp. ,  ordenhar  pg.  melken;  zu  unterscheiden 
von  ordenar  anordnen.  Man  hat  darin  das  gr.  ogög  (molken) 
vermuthet;  es  ist  dies  aber  einer  der  fälle,  worin  die  verglei- 
chung  der  mundarten  gute  dienst e  thut.  Melken  heißt  li- 
tnous.  odzustä  =  fr.  ajuster  in  Ordnung  bringen,  woraus  denn 
hervorleuchtet,  daß  ordenar  identisch  ist  mit  ordenar,  sich 
aber  formell  davon  lossagte.  Ordenar  una  vaca  heißt  also 
eig.  eine  kuh  in  Ordnung  bringen,  damit  sie  von  neuem  milch 
ansetzen  könne.  Ein  andrer  ausdruck  für  melken  ist  altpg. 
enxugar  trocken  machen,  S.  Rosa. 

Orondado  sp.  wellenförmig ;  von  undulatus  ondorado 
mit  sylbenversetzung?    Oder  für  ol-ondado  (sp.  ola  welle)? 


518  II.  b.     ORVALHO— PALAD1NO. 

0  r  v  a  I  h  o  pg.  (hau ;  nach  den  einheimischen  etymologen 
ton  rorale,  pl.  roralia,  was  der  buchstabe  schwerlich  gestattet 
Dasselbe  wort  ist  das  gallic.  astur,  orbayo  kalter  Staubregen. 

Oso  sp.  bär;  für  orso  von  ursus,  Rom.gr.  1.249. 

Ostugo  sp.  1)  spur,  2)  winket,  versteck;  nach  Larra- 
mendi  wegen  letzterer  bed.  vom  bask.  ostuquia  etwas  gestoh- 
lenes. 

Otero  sp.,  outeiro  pg.  hügel;  in  Urkunden  des  9.  und 
10.  jh.  oterum  auterum  u.  dgl,  von  altus,  buchstäblich  das  lat. 
altarium  erhöhung,  aufsatz,  vgl.  das  ital.  adj.  altiero. 

Oxalä  sp.,  pg.  oxalä  interj.  s.  v.  a.  lat.  utinam;  vom 
gleichbed.  arab.  enschä  allah(en  wenn,  schä  wollte,  aihhGott): 
n  fiel  aus  und  e  ward,  um  ihm  die  bedeutung  eines  ausrufs 
zu  geben,  in  o  abgeändert. 

p. 

Päbilo  sp.,  pg.  pavi'o,  pr.  pabil,  chw.  pavaigl  docht; 
von  pabulum  nahrung  (des  feuers),  ähnlich  esca  speise,  zunder. 

Pada  pg.  ein  kleines  brot;  syncopiert  aus  panada,  da- 
her padeiro  bäcker  =  sp.  panadero. 

P  a  i  r  a  r  pg.  aushalten  z.  b.  stürm,  drangsale  (intrans.), 
sich  bedenken,  unentschlossen  sein,  temporisieren,  als  schiff'er- 
ausdruck  (auch  span.)  lavieren,  dsgl.  beiliegen.  Ist  es  ab- 
geändert aus  parar  aufhalten,  sich  aufhalten?  einige port.  Wör- 
ter geben  ai  für  a,  so  plaina ,  mainel,  esfaimar ;  auch  kann 
reparar  in  allen  bedd.  (herstellen,  überlegen,  sich  bedenken) 
mit  repairar  vertauscht  werden.  Doch  ist  mit  Larramendi 
noch  eine  andre  quelle  zu  erwägen,  die  dem  buchstaben  und 
dem  begriffe  sehr  wohl  genügt,  bask.  pairatu  leiden:  man  lei- 
det drangsale,  indem  man  sie  aushält,  ihnen  widerstand  ent- 
gegensetzt, man  verhält  sich  leidend,  wenn  man  nicht  zum 
handeln  gelangt,  wenn  man  temporisiert  oder  mit  dem  schiffe 
nicht  vorwärts  kommt.  Das  wort  scheint  auch  in  Oberitalien 
heimisch:  comask.  pairä,  piem.  paire,  apaire,  gen.  apajä,  alt- 
ven.  apairar  Bonvesin  ed.  Bekker  (laud.  V.  Mar,  v.  419)  muße 
haben,  eig.  unthätig  sein,  nicht  handeln. 

P  al  a  d  i  n  o  sp.  altpg.  öffentlich,  offenbar,  deutlich,  altsp. 
espaladinar  erklären,  auseinandersetzen  F.  juzg.  Lat.  palam 
liegt  mit  seiner  bedeutung  nahe  genug,  doch  ist  die  art  der 


II.  b.    PALETO— PATRANA.  510 

ableitung  ohne  beispiel  ltal.  paladino  offen,  redlich,  bei  Ciullo 
v.  Alcamo,  Poet,  d.pr.  sec.  1.13:  amoti  di  core  paladino. 

Paleto  sp.  damhirsch.  Cervus  palmatus  hirsch  mit 
flachem  handähnlichem  geweih  kommt  bei  den  alten  vor:  hier- 
aus nach  Cabrera  das  span.  wort,  dessen  form  aber  doch 
durch  paleta  =  lat.  pala  bestimmt  worden  sein  muß,  da  das 
geweih  des  thieres  eben  so  wohl  schaufelartig  genannt  wer- 
den kann. 

Pantorrilla  sp., panturrilha pg.  wade ;  eig. kleiner  bauch, 
durch  eine  ungewöhnliche  freiheit  für  panlig-orra  von  pant-ex. 
Genauer  drückt  sich  der  Catalane  aus,  der  diesen  theil  ven- 
trell  de  la  cama  bauch  des  beines  nennt,  lat.  venter  cruris, 
gr.  yaGTQo-y.vijf,uov,  churw.  schlechtweg  vantrigl. 

P  a  r  d  o  sp.  pg.  grau,  dunkel.  Von  lat.  pullus,  meint  Ca- 
brera, allein  so  nachgiebig  sind  die  Sprachgesetze  nicht.  Es 
ist  von  pallidus  zsgz.  paldus  pardus  (wie  escarpelo  von  scal- 
pellum,  surco  von  sulcus) :  bleich  ist  schmutzigweiß  und  geht 
in  dunkle  färbe  über,  vgl.  ahd.  bleih  pallidus,  ags.  bläc  palli- 
dus, riiger,  gr.  nellog  fuscus,  canus,  ebenso  nokiög  u.  dgl.  m. 
Von  pardo  ist  pardal  Sperling,  eig.  grauer  vogel,  wie  churw. 
grischun. 

Parias  sp. ,  päreas  pg.  (f.)  tribut  eines  fürsten  oder 
Staates;  ist  plur.  num.  und  buchstäblich  das  lat.  paria  (von 
par)  erwiederung,  Zahlung,  vgl.  par  pari  respondere  s.  v.  a. 
pariare  bezahlen,  in  span.  Urkunden  tribut  zahlen. 

Pärpado  sp.  augenlied;  entstellt  aus  palpebra,  fr.  pau- 
piere  u.  s.  f. 

Parra  sp.pg.cat.  rebengeländer,  parrar  die  zweige  aus- 
breiten. Für  die  herleitung  aus  pergula  bieten  sich  keine  ana- 
logen fälle. 

Pasa  sp.,  passa  pg.  getrocknete  Weintraube ;  uva  passa. 

Patata  batata  sp.  pg.  erdapfel;  american.  wort,  s.  Al- 
drete  fol.  2Ga. 

Pätio  sp.  pg.-}  cat.  neupr.  päti  hof  am  hause,  in  letz- 
terer spräche  auch  vorhalte,  hausflur  (altpr.  pati  übersetzt 
Raynouard  mit  pays).  Nach  Sousa  u.  a.  ein  africanisches  wort, 
pathaton. 

P  a  t  r  a  na  sp.,  patranha  pg.  fabelhafte  er  Zählung  zur  Unter- 
haltung, mährchen;  für  patarrana  vom  gleichbed.  cat  patarra, 
dies  wohl  von  pata  gans  (gänsegeschichte). 


520  II.  b.    PAXARO-PELMAZO. 

Päxaro  sp.,  pg.  passaro,  wal.  pasere  vogel;  von  passer 
sperling,  vgl.  wegen  der  endung  ar  die  stelle  passer,  non  pas- 
sar  App.  ad  Probum,  Anal  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl.  p.  445.  So 
auch  anger,  non  ansar,  sp.  ansar;  camera,  non  cammara,  sp. 
camara. 

Pechina  sp.  art  muscheln;  von  pecten  dass. 

Pecho  pecha  sp.,  pg.  peito  peita  vertragsmäßige  ab- 
gäbe, uns,  pechar,  peilar  abgäbe  zahlen;  von  pactum,  s.  Du- 
cange. 

P  e  c  o  r  e  a  sp.  s.  picorer  IT.  c. 

P  ed  a  z  o  sp.  pg.  stück;  von  pittacium  stück  papier,  läpp- 
chen,  mlat.  pitacium.  Auch  andre  mundarten  kennen  es:  pr. 
pedäs  ßckwort,  occ.  petas  läppen,  fr.  rapetasser  flicken. 

Pejo  pg.  hindernis,  beschämung,  pejar  hindern,  pejada 
schwanger  (ebenso  sp.  embarazada  gehindert  und  schwanger) ; 
von  pedica  fessel,  denn  man  darf  wohl  annehmen,  daß,  wie 
de  im  span.  (mege  von  med'cus),  so  auch  im  port.  zu  j  wer- 
den kann.  Das  veränderte  genus  in  pejo  wird  auffallen,  aber 
auch  fr.  piege  schlinge,  handgreiflich  von  pedica,  ist  masculin. 

Pelear  sp.,  pelejarp#._,  peleiar  pr.  streiten,  pelea  u.  s.  f. 
streit.  Vielleicht  eine  griech.  reliquie,  von  nalaieiv  kämpfen, 
wenn  nicht  vom  lat.  palus  Übungspfahl  der  Soldaten,  vgl.  altfr. 
paleter  Scharmützeln. 

Pella  sp.,  pella  pg.  ball,  knäuel;  von  pTla,  welches  die 
Schwester  sprachen  nicht  anerkennen.  Aber  sp.  p  i  1  a ,  pg.  pilha 
(nebst  fr.  pile)  häufe  aufgestapelter  dinge  erklärt  sich  buch- 
stäblich besser  aus  plla  pfeiler. 

Pelleja  sp.  öffentliche  dirne;  leitet  Covarruvias  richtig 
von  pellis  pellicula  feil  (also  Schimpfwort)  mit  berufung  auf 
scortum,  das  beide  bedd.  einigt,  wogegen  Cabrera  sich  an  pel- 
lex  hält,  das  höchstens  pellega  geben  konnte. 

Pellizcar  sp.  kneipen,  auch  pecilgar;  nach  Covarru- 
vias von  pellis  haut,  freilich  mit  dem  zweifelhaften  sufßx  izear, 
aber  auch  altfr.  pelicer,  offenbar  von  pellis  (vgl.  pelicon),  be- 
deutet zupfen,  rupfen  Ruteb.  I.  15.  Die  port.  form  ist  bellizcar. 

Pelmazo  sp.  schwerfällig,  sbst.  platt  gedrückte  masse; 
nach  den  span.  etymologen  vom  gr.  nslfia  fußsohle,  gleichsam 
damit  platt  getreten.  Läßt  man  das  etymon  zu,  so  faßt  man 
das  adj.  besser  auf  als  breitfüßig,  schwer  auftretend,  wie  fr. 
pataud  schwerfällig,  von  patte. 


II.  b.     PENCA— PIHUELA.  521 

Penca  sp.  pg.  cat.  stacheliges  blatt,  auch  peitsche;  cel- 
tisches  wort,  kymr.  pinc  (pingc)  Schößling,  spitze,  vgl  engl. 
pink. 

Perol  sp.  pfanne,  pr.  pairol;  von patina,  abgeleitet  pa- 
tin-ol  patnol  patrol,  vgl.  engre  für  engne,  endlich  pairol  mit 
bekannter  auflösung  des  t.  Dem  bask.  perolea  (etwas  wär- 
mendes), worauf  Larramendi  verweist,  widerspricht  der  prov. 
diphthong. 

Perro  sp.  hund  (als  adj.  halsstarrig),  daher  sicil.  perru, 
aber  pg.  kaum  perro,  weit  üblicher  cao  (piem.  perro  eine  ort 
kaninchen,  s.  Zalli).  Von  unbekannter  herkunft:  vielleicht  führt 
der  canis  petrunculus  der  L.  Burg,  oder  der  canis  petronius 
(s.  Ducange)  auf  die  spur.  Man  merke  dazu  das  cat.  gos 
peter  eine  kleinere  art  hunde,  sp.  gozque. 

Pescuezo  sp.,  pescoco  pg.  nacken,  genick,  auch  hals; 
zsgs.  aus  post  (s.  unten  pestorejo)  und  cuezo  hübet  (s.  cocca 
I.),  also  eig.  hinterkübel,  ein  grober  ausdruck  für  hinterkopf, 
man  sehe  testa  I.  Diese  ansprechende  etymologie  ist  von  Me- 
nage orig.  d.  ling.  ital.  v.  coccare. 

Pes tili o  sp.,  pestell  cat.  riegel  an  einem  schloß.  Aus 
pessulus  konnte  mit  vertauschung  des  diminutivsuffixes  leicht 
pesillo  werden,  pestillo  kann  sich  nur  aus  pes— it-illo  erklä- 
ren, gebildet  wie  cabr-it-illo,  eine  form,  welche  die  spräche 
vielleicht  zur  Unterscheidung  von  pesillo  (kleine  wage)  ergriff. 

Pestorejo  nacken;  eig.  was  hinter  dem  ohr  ist,  von 
post  (puest  pest)  und  oreja. 

Pesuna  sp.  klaue  der  thiere,  pedis  ungula. 

Petaca  sp.  reisekoffer ;  aus  dem  mexican.  petlacalli 
(Cabrera). 

P  e  t  a  t  e  sp.  binsenmatt e ;  aus  dem  mexican.  petlatl  (der- 
selbe). 

Peto  sp.  brustharnisch ;  vom  gleichbed.  it.  petto,  lat. 
pectus. 

Petrina  sp.  s.  poitrine  II.  c. 

P  e  z  o  n  sp.  s.  picciuolo  IL  a. 

Piara  sp.  herde ;  von  pecuaria  (Cabrera). 

Pier  na  sp.,  perna  pg.  bein;  von  perna  bein  von  der 
hüfte  bis  zum  fuße,  nur  bei  Ennius,  sonst  keule,  schinken. 

Pihuela  sp.  fußschellen;  dimin.  von  pedica  nach  den 
span.  etymologen.    Die  zusammenziehung  wäre  hart:  besser, 


m  II.  b.    PIMPOLLO— PORENDE. 

nebst  piola  (vgl.  vihuela  viola),  unmittelbar  von  pes  pedis, 
wie  auch  pi-ojo  von  ped-iculus. 

Pimpollo  sp.  Schößling,  knospe,  pg.  pimpolho  Schöß- 
ling am  weinstock;  für  pampinollo,  dimin.  von  pampanus,  vgl. 
denselben  vocalwechsel  in  pimpinella  und  pampinella  I. 

Pino  pg.  nagel,  zweck;  muthmaßlich  aus  einer  der  nord. 
sprachen,  dem  Spanier  unbekannt:  ndl.  engl.  kymr.  pin,  gael 
pinne,  altn.  pinni,  hd.  pinne  u.  dgl. 

Pino  pg.  höhepunct,  pör  a  pino  grade  aufrichten;  soll 
von  pinus  (flehte)  herkommen,  was  durch  das  vb.  pg.  sp.  em- 
pinarse  sich  bäumen  =  arbolarse  (von  arbol  bäum)  einige 
Wahrscheinlichkeit  gewinnt. 

P  i  n  t  a  c  i  1  g  o  sp. ,  pintasirgo  pg.  distelßnk ;  von  pictus 
passer eulus  (Cabrera). 

Piorno  sp.  pg.  ginster;  vielleicht  für  picorno  von  pico 
spieß,  weil  diese  pflanze  lange  dünne  Stengel  treibt,  daher  wir 
sie  pfriemenkraut  nennen.    Ausfall  des  c  auch  in  pia  für  pica. 

Pito  sp.  pfeife,  pitar  pfeifen;  naturausdruck ,  vgl.  pita 
ruf  die  hühner  zu  locken. 

Pizarra  sp.  pg.,  pissarra  cat.  schiefer.  Wohl  »onpieza 
stück,  namentlich  plattes  stück,  läppen,  wie  auch  unser  schie- 
fer bruchstück  bedeutet,  suffigiert  arra.  Nach  Larramendi 
ein  compositum,  vom  bask.  puzea  oder  pizea  stück,  und  arria 
stein;  aber  der  aus  fall  des  c  hinter  z  wäre  ungewöhnlich* 

Plegäria  sp.  gebet;  von  precarius. 

Pleita  sp.  binsenflechte ;  von  plectere. 

Po  den  co  sp.,  podengo  pg.  kaninchenhund ;  unbekann- 
ter herkunft. 

Podre  sp.  eiter ;  von  püter  faul,  morsch,  nicht  r>on  püs 
püris,  vgl.  pg.  adj.  podre  =  lat.  puter. 

Polilla  sp.,  polilha  pg.  kleidermotte ;  nach  den  einhei- 
mischen etymologen  eig.  staubthierchen ,  von  pulvis,  also  mit 
unterdrücktem  v,  was  sich  etwa  mit  fulo  von  fulvus,  Gonzalo 
von  Gonzalvo  würde  unterstützen  lassen. 

Poncho  sp.  schlaff,  träge. 

Ponzona  sp.  s.  poison  II.  c. 

Popar  sp.  liebkosen,  pg.  poupar  schonen,  sparen;  von 
»are  streicheln,  ital.  wie  lat. 

Porende  poren  altsp.  altpg.  s.  v.  a.  por  tanto  aus  dem 
gründe,  darum;  von  proinde,    Neupg.  porem  ist  in  adversa- 


II.  b.     PORFIA— PRINGUE.  583 

tiven  sinn  übergegangen,  eig.  verkürzt  aus  näo  porem  (nicht 
darum,  gleichwohl)  wie  fr.  pourtant  aus  non  pourtant. 

Porfia  sp.  pg.  cat  harinäckigkeit ,  porfiar  hartnäckig 
streiten.  Für  porfia  trifft  man  altpg.  perfia,  altsp.  porfidia,  volks- 
mäßig prohidia  (s.  Covarruvias) ,  und  so  haben  wir  das  tat. 
perfidia  vor  uns,  das  auch  im  ital.  die  angegebene  bedeutung 
zeigt.  Wegen  dieser  bedeutung  vgl.  man  gr.  dniou'a  treulo- 
sigkeit,  unfolgsamkeit  (beide  verwandt,  weil  sie  nicht  erfüllen 
was  sie  sollen),  wegen  der  form  sp.  hastio  aus  fa&tidium.  Im 
F.juzgo  heißt  porfidia  Unbilligkeit,  dem  sinne  des  lat.  Wortes 
näher  verwandt. 

Poridad  altsp.,  altpg.  puridade  =  nsp.  puridad,  lat. 
puritas,  eig.  das  wahre  Verhältnis  einer  sache,  allfr.  purte  Roi 
Flore  p.48. 

Porra  sp.  pg.  cat.  keule  mit  dickem  ende.  Nach  Co- 
varruvias  von  porrum  knoblauch,  weil  sie  die  form  dieser 
pflanze  habe;  nach  Larramendi  vom  bask.  cemporra  stück  von 
einem  baumstamme.  Dahin  auch  adj.  porro  schwerfällig, 
dumm. 

Postilla  sp.  schorf,  grind  (auch  blatter,  nach  Secken- 
dorf);  von  pustula. 

Preguntar  sp.,  perguntar  pg.  fragen;  von  percontari. 

P  r  e  n  d  a  s.  nans  II.  c. 

Prensar  sp.,  cat.  prempsar  drücken;  von  pressare. 

Priego  altsp.,  prego  pg.  naget;  vgl.  ags.  prica,  engl 
prick,  ndl.  prik,  kymr.  pric  Stachel,  spitze. 

Pr  i  e  t  o  sp.,  preto  pg.  schwärzlich;  unbekannter  herkunft. 

P  r  i  e  t  o  sp.  gedrängt,  galic.  preto  Canc.  de  D.  Diniz  p.  29, 
pg.  perto  dicht  daran,  sp.  apretar,  pg.  apertar,  sie.  appritari 
drängen.  Woher  ?  Auch  die  wallon.  spräche  kennt  dies  wort, 
adj.  pret  nahe,  das  nicht  aus  dem  lat.  praesto  herrühren  kann. 
Desgleichen  führt  Honnorat  ein  veraltetes  occit.  apertä  an, 
das  er  dem  pg.  apertar  vergleicht. 

Pr  i  m  o  sp.  pg.,  primo  hermano  sp.  veiter,  söhn  des  oheims 
oder  der  tante,  erster  bruder  in  der  Verwandtschaft  nächst 
dem  leiblichen.  Die  Provenzalen  nannten  ihn  quart  den  nach 
römischer  berechnung  im  vierten  grade  verwandten,  die  Wa- 
lachen  aber  nennen  ihn  gleichfalls  primariu.  Prov.  prim  ist 
nach  Raynouard  ein  naher  verwandter,  vgl  bask.  primua  erbe. 

Pringqe  sp.  schmalz,  fett;  von  pinguis  (Cabrera), 


524  II.  b.    PUCHE— QUIZA. 

Puche  sp.  brei;  von  puls  pultis,  it.  polta.  Daher  pu- 
chero  kochtopf. 

Pular  pg.  hüpfen,  klopfen,  auch  keimen;  von  pullare 
oder  pullulare  keimen  (sprudeln). 

Puya  pua  sp.,  pg.  pua  spitze,  Stachel,  dorn,  pfropfreis ; 
wahrscheinlich  von  pugio  pugionis,  wie  buba  von  ßovßwv.  In 
betreff  der  letzten  bed.  ist  sp.  mugron  dbleger ,  senker ,  eig, 
dolch,  zu  vergleichen. 

Q. 

Qu  an  sp.,  pg.  quäo,  pr.  can  adverb;  von  quam. 

Queda  pg.  fall,  stürz  =  sp.  caida  von  caer  (lat.  ca- 
dere),  it.  caduta. 

Quemar  sp.,  queimar  pg.  brennen.  Larramendi  ver- 
muthet  seinen  Ursprung  im  bask.  que  eman  d.  i.  rauch  geben, 
und  auch  Humboldt  über  die  urbewohner  Hisp.  p.  156  leitet 
es  von  quea  rauch,  wiewohl  ein  vb.  quematu  nicht  vorkommt. 
Lat.  cremare  dagegen  ist  über  das  ganze  prov.  gebiet  bis  Va- 
lencia verbreitet,  und  da  der  Spanier  das  den  anlaut  beglei- 
tende r  zuweilen  entfernt,  indem  er  es  versetzt  (quebrar)  oder 
ausstößt  (temblar),  so  darf  man  quemar  mit  fug  aus  dem  lat. 
worte  erklären. 

Q  u  e  x  a  r  (quejar)  sp.,  queixar  pg.  klagen ;  gleichsam  que- 
stare,  frequentativ  von  queri  questus.  Wegen  x  aus  st  s.  Rom. 
gr.  1.  225. 

Quexi'go  sp.  grüne  eiche;  nicht  aus  quercus  abgelei- 
tet, da  dem  Spanier  kein  suffix  igo  zu  geböte  steht. 

Q  u  i  c  i  o  sp.  pg.  thürangel,  haspe,  r  e  s  q  u  i  c  i  o  Öffnung, 
loch;  unermittelter  herkunft.  Die  deutung  der  span.  etymo- 
logen  aus  quiesci,  weil  die  thürangel  sich  nicht  drehe,  ist 
kaum  der  anführung  werth. 

Quien  sp.,  quem  pg.,  pronomen,  vom  lat.  acc.  quem. 
Zsgs.  a  1  g  u  i  e  n,  alguem,  von  aliquem ;  dsgl.  für  quilibet  quien- 
quiera,  quemquer,  dessen  zweites  wort  den  conjunctiv  von 
querer  (wollen)  enthält. 

Quizä  quizas  sp.,  pg.  quiga,  alt  quizais,  sard.  chisä  chi- 
sas,  sie.  cusä,  adverb  für  lat.  fortasse ;  zsgs.  aus  qui  sabe  (nsp. 
quien  sabe)  d.  i.  wer  weiß,  im  Poem.  d.  Cid  v.  2509  qui  sab, 
Alex.  str.  632  quizab. 


II.  b.     RABANO— RAPAZ.  525 

R. 

Räbano  sp.,  rabäo  pg.  weiße  rübe;  von  raphanus  ret- 
tig, it.  rafano. 

Rabo  sp.  pg.  schwänz,  überh.  etwas  hinten  herabhan- 
gendes, daher  raboso  zottelig ,  rabear  schwänzeln  u.  dgl.  Es 
wird  von  repere  hergeleitet:  warum  nicht  lieber  von  dem  buch- 
stäblich näher  liegenden  rapere  schleppen?  vgl.  unter  andern 
ahd.  zaskön  raffen,  rauben,  nhd.  zeschen  schleppen  (wie  ra- 
pere), sbst.  zesche  schleppe  oder  schweif  des  kleides,  s.  tasca 
I.  Desselben  Ursprunges  ist  wohl  auch  piem.  rabel  schleppe, 
gefolge,  rable  schleppen,  schleifen. 

Radio  altsp.,  pg.  arredio  verirrt;  gleichsam  errativus? 

Rafez  rahez  altsp.,  refece  altpg.  leicht,  gering,  schlecht; 
vom  arab.  rachig  leicht,  gelinde,  sbst.  rochg  wohlfeilheit  Gol.  962. 

Ralea  sp.,  pg.  rale  rele  stamm,  race;  unbekannter  her- 
kunft.  Auch  der  vogel,  den  der  falke  vorzugsweise  jagt,  wird 
so  genannt. 

Ralo  sp.  pg.  dünn.  Von  rarulus?  aber  wozu  ein  un- 
vorhandenes diminutiv  annehmen,  wenn  die  röm.  litter atur  das 
einfache  wort  gewährt  ?  Plautus  sagt  vestis  ralla,  worin  das 
adjectiv,  wie  zu  vermuthen  ist,  cdünn  bedeutet,  sei  es  nun 
aus  rarulus  oder  aus  ravulus  (s.  Freund)  zusammengezogen. 
Der  Spanier  wählte  hier,  wie  in  andern  fällen  (novela,  ape- 
lar)  einfaches  1  statt  11.  Das  wort  reicht  über  das  südwest- 
liche gebiet  hinaus:  limous.  und  henneg.  rale,  fläm.  rael  KU., 
selbst  alban.  rale :  sollte  die  letztere  spräche  auch  erst  rarulus 
gebildet  haben  ?  sie  kennt  das  suffix  ulus  nicht  einmal.  Hätte 
man  es  bloß  mit  dem  spanischen  zu  thun,  so  könnte  man  über- 
tritt des  lat.  r  in  1  annehmen,  rarus  ralo  (Rom.  gr.  I.  247), 
aber  der  franz.  spräche  ist  dieser  übertritt  zwischen  vocalen 
wohl  gar  nicht  bekannt. 

Ranger  pg.  einen  rauhen  ton  von  sich  geben,  knarren, 
knurren.  Die  grammatik  lehrt,  daß  die  rom.  verba  zweiter 
conj.  latein.  Ursprung  haben  und  daß  sie  fast  ohne  ausnähme 
(pg.  tosser  von  tussire)  von  lat.  verbis  zweiter  oder  dritter 
herkommen ;  ranger  aber  ist  unlateinisch  und  erinnert  nur  von 
fern  an  gr.  Qsy/jiv  qoyyäX,uv  schnarchen,  schnarren. 

R  a  p  az  sp.  pg.  (rapazo  im  Apolonio  str.  567)  junger  bur~ 
sehe,  rapaza  junges  mädchen.     Covarruvias  vermuthet  vom 


588  IL  b.    RAPOSA— REAL. 

lat.  rapax,  weil  kinder  nach  allem  greifen.  Wir  nennen  kleine 
kinder  wohl  krabben,  weil  sie  auf  dem  boden  herumkriechen, 
s.  Frisch.  Die  grundbed.  kind  läßt  sich  mit  rapaceria  kinde- 
rei  belegen,  und  toas  den  buchstaben  anlangt,  so  weist  das 
abgeleitete  rapagon  unwidersprechlich  auf  rapax  wie  perdigon 
auf  perdix,  raigon  auf  radix.  Dieses  buchstabenverhältnis 
zeugt  gegen  arabischen  Ursprung,  wäre  auch  das  von  Mayans 
vorgebrachte  rabaz  cdiener  wirklich  ein  arab.  wort  (soll  es 
sein  rabad  domesticus  Gol  931  ?). 

Raposa  sp.  pg.  fuchs,  selten  masc.  raposo.  Es  nimmt 
nebst  zorra  die  stelle  des  verschwundenen  lat.  vulpes  ein,  wo- 
von sich  aber  doch  die  diminutiv  form  vulpeja  erhalten  hat. 
Leitet  man  es  von  rapax,  so  müste  es  sein  suffix  getauscht 
haben,  was  nur  selten  geschieht.  Am  einfachsten  fließt  es  aus 
sp.  rabo  schwänz,  wie  auch  Covarruvias  deutet :  häufig  näm- 
lich findet  sich  tenuis  bei  fortgerücktem  accent  wieder  ein, 
vgl.  lobo  lupino,  cabra  capruno;  die  cat.  form  mit  b  rabosa 
kommt  dabei  kaum  in  ansehlag,  da  diese  spräche  die  media 
begünstigt.  Hiernach  wäre  der  fuchs  der  stark  geschwänzte, 
eine  individuellere  von  einem  wesentlichen  merkmal  entnom- 
mene bezeichnung,  wie  die  spräche  sie  liebt,  wobei  man  noch 
erinnern  darf,  daß  in  fabeln  und  Sprichwörtern  von  dem  schweife 
des  thieres  mehrfach  die  rede  ist.  Eine  gewisse  ähnlichkeit 
mit  dem  span.  worte  hat  allerdings  das  glbd.  altn.  ref-r,  fin- 
nisch repo;  jenes  aber  ist  ein  offenbares  adjectio ,  in  dessen 
primitiv  die  bedeutung  fuchs  nicht  enthalten  sein  kann. 

Rato  sp.  Zeitraum,  weile,  eig.  augenblick;  von  raptus 
riß,  ruck.  Der  catal.  ausdruck  ist  estona,  für  das  sich  schwer- 
lich ein  anderes  etymon  wird  aufzeigen  lassen  als  das  ahd. 
slunda;  man  erwäge  segona  =  lat.  secunda. 

Raudo  reißend,  altfr.  pic.  rade  (z.  b.  von  flüssen  Eracl. 
v.5367),  daher  auch  sp.  raudal  gießbach;  von  rabidus. 

Real  sp.  pg.  eine  münze,  port.  mit  dem  plur.reaes  und 
üblicher  reis;  von  regalis. 

Real  sp.  pg.  lager  eines  heeres,  hauptquartier  eines  kö- 
nigs  oder  oberfeldherrn,  im  port.  zumal  das  königliche  zeit, 
dsgl.  ein  begrüßungsruf  für  den  könig  von  Portugal,  so  Lus. 
3,46  dizendo  em  alla  voz:  real,  real,  por  Afonso,  alto  rei 
de  Portugal;  von  regulis.  Für  real  hat  die  letztere  mundart 
noch  das,  wie  man  glaubt,  daraus  entstandene  arraial. 


n.  b.     REBANO— REGAZO.  527 

Rebafio  sp.,  rebanho  rabanho  pg.  her  de,  häufe;  viel- 
leicht vom  arab.  rebbeh  oder  rebbi  große  menge  Freyt.  IL 
107a,  107i>.  Selten  freilich  wird  ein  arab.  wort  bei  seiner  auf- 
nähme mit  einem  rom.  suffixe,  wie  hier  ano,  versehen,  aber 
in  almir-ante  ammir-aglio  von  amir  ist  es  doch  der  fall. 

Rebentar  reventar  sp.  pg.  bersten;  von  ventus. 

Recaudar  sp.,  pg.  recadar  arrecadar  steuern  erheben, 
altsp.  altpg.  recabdar  erlangen,  erreichen  Alex.,  S.  Rosa,  sp. 
recaudo  Steuererhebung,  recado  (wofür  auch  recaudo)  bot- 
schaft,  grüß,  übersandtes  geschenk,  fürsorge,  vorrath,  ebenso 
pg.  recado.  Span,  etymologen  lassen  das  wort  theils  ausre- 
captare,  theils  aus  cautus  entstehen:  jenes  aber  hätte  recatar 
recautar,  dieses  sp.  recotar,  pg.  recoutar  geben  müssen.  Re- 
caudar (altpg.  recabedar,  sbst.  recabedo  recabito)  ist  vielmehr 
identisch  mit  it.  ricapitare  ausrichten,  bestellen,  sbst.  ricapito 
(ebenso  cat.  recapte  =  recado)  b  est  eilung ,  von  capitare  zu 
ende  führen,  vollbringen  (s.  II.  a) ,  woraus  sich  die  formen 
recaudar  und  recadar  leicht  erklären :  nicht  anders  entstanden 
caudillo  und  cadiello  (letzteres  bei  Berceo)  aus  capitellus.  Alle 
bedeutungen  von  recado  aber  lassen  sich  auf  ^bestellung  zu- 
rückführen. 

R  e  c  i  o  sp.  kräftig,  störrig ;  mit  Cabrera  von  rTgidus,  wie- 
wohl g  sonst  nur  nach  consonanten  die  gestalt  von  c  annimmt, 
vgl.  oben  arcilla.  Dahin  auch  arrecirse  vor  kälte  erstarren, 
rigescere. 

Recua  sp.  cat.,  recova  pg.  koppel  lastthiere;  vom  arab. 
rokübon  zug  von  reitern  auf  kamelen  oder  pferden  Freyt.  II. 
184^  (rakubon  Gol.  1030). 

R  e  dil  sp.  pg.  pferch,  schafstall;  eig.  flechtwerk,  von  rete 
netz,  sp.  red  guter,  käßch.     Vgl.  re  H.c. 

Redor  sp.  umkreiß,  eig.  rund geschnittner  teppich,  prä- 
positional  redor  de  im  kreiße  Alex.,  aderredor  für  arrededor, 
nsp.  alrededor,  pg.  ao  redor  u.  s.  w.  Redor  etwa  für  ruedor 
ruedol  (lat.  rotulus  rad)  mit  Verwandlung  des  1  in  r  wie  in 
ruisenor  aus  lusciniolus? 

Redrufia  sp.  Unke  hand;  eig.  die  aus-  oder  zurück- 
weichende, im  gegens atze  zur  rechten,  der  stracken,  von  retro, 
sp.  redro.  Das  sufßx  uno  ist  eins  der  seltensten  (vgl.  vid-uno). 
Vb.  redrar  ausbeugen  Alex,  str.990. 

Regazo  sp.  pg.  schooß,  regazar  schürzen,    Ist  es  ein 


528  II.  b.    REGOLDAR— RETOKO. 

compositum,  so  darf  man  vielleicht  an  das  gleichbed.  bask.  sbst. 
galzarra  denken. 

Regoldar  sp.  rülpsen;  für  regolar  von  gola,  tat  gula, 
aus  der  hehle  zurückstoßen? 

Rehen  sp.,  refem  arrefem  pg.  geisel,  bürge ;  vom  arab. 
rahn  ar-rahn  pfand,  pl.  rehän  Freyt.  II.203K 

Reja  sp.,  pg.  relha  in  der  bed.  eisernes  guter-,  vonre- 
ticulum  netz.     Vgl.  relha  I. 

Rejo  sp.  Stachel,  s.  rebbio  H.a. 

Relinchar  sp.,  rinchar  pg.  wiehern.  Hinnilitare  bei 
Lucilius  ergibt  sp.  hinchar ;  für  re-hinchar  konnte  etwa  red- 
inchar  relinchar  gesagt  werden,  doch  ist  diese  einschiebung 
keine  übliche.  Stellt  man  hinnilitare  um  in  hinntiliare,  so  ge- 
winnt man  das  pr.  endillar  enilhar  (cat.  renilyar)  inhilar. 

R  e  1  v  a  pg.  kurzes  gras,  relvar  sich  damit  bedecken,(trans) 
es  schneiden. 

Re  m  e  d  ar  arremedar  sp.  pg.  nachahmen;  von  re-imitari. 

Remir  pg.  auslösen;  von  redimere,  sp.  redimir  u.  s.  w. 

Remolacha  sp.rothe  rübe;  =  it.  ramolaccio,  lat.  ar- 
moracia,  die  aber  ein  anderes  Wurzelgewächs,  meerrettig,  be- 
deuten; vgl.  wegen  einer  ähnlichen  Verwechselung  oben  rabano. 

Rendija  sp.  zsgz.  aus  altsp.  rehendija;  dimin.  von  fenda 
spalte,  neusp.  auch  hendrija  mit  versetztem  r. 

Rente  pg.  s.  rez  IL  c. 

Renir  sp.,  r  enhir  pg.,  renyir  cat.  zanken,  sp.  rina  zank, 
dimin.  rencilla;  vom  lat.  ringi  sich  verdrießlich  benehmen. 

Repollo  sp.,  repolho  pg.  köpf  kohl;  doch  wohl  von  re- 
pullulare,  weil  er  imwinterneue  sprossen  treibt?  Das  span. 
wort  heißt  auch  knospe. 

Res  sp.,  pg.  rez  stück  Schlachtvieh;  vom  arab.  ras  köpf 
Freyt.  II.103a,  vgl.  lat.  caput  köpf  oder  stück,  gewöhnlich 
einer  herde. 

Retama  sp.pg.ginster;  vom  arab.  ratam  ratamah dass. 
Freyt  IL  120«. 

Retono  sp.  neuer  Schößling,  retonar  wieder  ausschla- 
gen, wieder  sprossen.  Man  kann  sich  aus  tumidus  ein  span. 
verbum  re-tumiar  (limpidus,  limpiar),  besser  romanisiert  re- 
tonar, denken,  dem  man  die  neutr.  bed.  schwellen  für  geschwol- 
len machen  beilegte  (ebenso  quedar  ruhen  für  ruhig  machen). 
Gemma  lumet  die  knospe  schwillt,  ist  lateinisch.  Celtisten  wer- 


II.  b.    REZAR-RONCO.  529 

den  vielleicht  lieber  an  kymr.  tun  e etwas  durchstoßendes''  er- 
innern. 

Rezar  sp.  pg.,  cat.  resar  hersagen,  beten;  von  reci- 
tare  zsgz.  rec'tare. 

Rezno  sp.  ein  insect ;  von  ricinus,  it.  ricino. 

Ria  sp.  pg.  cat.  mündung  eines  flusses ;  für  riba,  lat. 
ripa  ufer,  it.  riva  auch  ziel,  also  ziel  des  flusses,  wo  er,  wie 
Dante  sagt,  ruhe  findet,  vgl.  arrivare  das  ufer  oder  ziel  er- 
reichen. 

Riel  sp.barre,  metallstange ;  von  regula  stab,  regellus. 

Rilhar  pg.  benagen;  woher? 

Rinconsp.,  alt  rancon  rencon,  cat.  racö  winkel.  Man 
leite  es  nicht  mit  Cabrera  von  ancon  ellenbogen,  da  der  sprä- 
che das  prosthetische  r  fremd  ist.  Vermuthlich  ist  es  glei- 
cher herkunft  mit  dem  gemeinrom.  ranco  renco  und  bezeich- 
net etwas  eingekrümmtes ,  goth.  vraiqvs  krumm. 

Ringla  sp.,  rengla  cat.  reihe,  sp.  renglon  zeile.  Vom 
fr.  rang,  oder  vom  it.  riga?    Am  einfachsten  vom  lat.  regula. 

Ripiosp. pg.  kleine  steine  zum  ausfüllen  zwischen  grö- 
ßeren, sp.  ripia  futterbrett,  pg.  ripa  latte,  brett,  vb.  sp.  ripiar. 
Das  lat.  wort  ist  replum. 

Robra  sp.  Urkunde  zur  beglaubigung  eines  Verkaufes; 
von  roborare.  Port,  röbora  (revora),  mlat.  robora  mann- 
barkeit;  von  robur. 

Rodilla  sp. ,  rodella  pg.  knie,  urspr.  kniescheibe,  it. 
rotella;  von  rotula  rädchen,  wegen  der  gestalt.  Darf  man  ahd. 
knie-rado  vergleichen  ? 

Rodrigon  sp.  weinpfahl;  von  ridica  dass.  (Cabrera). 

Rombo  pg.,  romo  sp.,  rom  cat.  adj.  stumpf;  wohl  vom 
dtschen  sbst.  rümpf  (b  aus  f  vgl.  alboroto,  toba  u.  aj,  ndl. 
romp  truncus ,  stumpf  Der  Portugiese  hat  auch  ein  sbst. 
rombo  Öffnung,  loch,  urspr.  wohl  stumpf,  vgl.  buco  I.  Etwas 
entfernter  dem  roman.  worte  liegt  kymr.  rhummen  bauch. 

Roncar  sp.  pg.  cat.  schnarchen,  auch  verhöhnen;  von 
rhonchare,  vgl.  sbst.  rhonchus  geschnarche,  Spötterei. 

Roncear  sp.,  roncejar  cat.  zaudern,  mit  Widerwillen 
arbeiten,  sich  mürrisch  benehmen,  sp.  roncero,  pg.  ronceiro 
langsam,  träge;  wohl  desselben  Ursprunges  wie  it.  ronzare 
summen,  brummen  IL  a. 

R  o  n  c  o  sp.  altpg.,  ronc  cat.  heiser,  schnarrend  u.  dgl. ; 

34 


530  IL  b.    ROSCA— SAHUMAR. 

für  roco  von  raucus  mit  einmischung  des  verbums  roncar  =a 
lat.  rhonchare.  Daher  fehlt  dem  Spanier  und  Catalanen  das 
ursprüngliche  roco  roc,   nur  der  Portugiese  bewahrt  rouco. 

Rosca  sp.  pg.  cat.  schraube;  unbekannter  herkunft. 

Rostro  sp.,  rosto  pg.  in  der  bed.  antlitz,  vgl.  walrost 
mund.  Schon  lat.  rostrum  für  os  bei  Plautus,  Lucilius,  Varro, 
Petronius,  also  wohl  ein  volksüblicher,  aber,  da  auch  die  Pan- 
decten  ihn  brauchen,  nicht  unedler  ausdruck.  Man  sehe  Win- 
kelmann über  die  Umgangssprache  der  Römer,  Jahrbb.  für  phi- 
lol.  sppl.  IL  502.  Vgl  ags.  neb  os,  engl,  neb  rostrum;  ahd. 
snabul  rostrum,  altfries.  snavel  os.  Den  übrigen  roman.  spra- 
chen fehlt  rostrum. 

R  o  z  a  r  sp.  pg.  abweiden,  ausjäten,  auch  an  etwas  hin- 
streifen;  frequentativ  von  rodere  rosus  nagen,  abkratzen,  also 
für  rosar;  oder  etwa  von  einem  iterativ  rositare.  Aus  der 
nämlichen  Wurzel  ist  wohl  auch  das  pg.  rojar  den  boden 
streifen  (z.  b.  a  capa  roja  der  mantel  schleift  nach),  wofür 
man  rodicare  annehmen  muß,  sbst.  rojäo  das  kratzen  auf 
der  geige. 

R  ü  c  i  o  sp. ,  ruco  pg.  graulich  (oder  röthlich  nach  Ca- 
brera);  von  russeus. 

Ruido  sp.  pg.  lärm;  von  rugitus  gebrüll;  vgl.  rut  II.c. 

Ruin  sp.,  ruim  roim  pg.  elend,  erbärmlich;  von  ruina 
verderben,  Rom.  gr.  IL  232. 

s. 

Sacho  sp.  pg.  jäthaue,  vb.  sachar  und  sallar;  von  sar- 
culum,  sarculare,  it.  sarchiare  u.  s.  w. 

Sadi'o  pg.  heilsam,  gesund;  muthmaßlich  entstellt  aus 
saudio  (von  saude,  lat.  salus),  vgl.  pr.  salutatiu. 

Säfara  pg.  steinichte  wüste,  adj.  säfaro  wild,  rauh, 
scheu,  sp.  zahareno  dass. ;  vom  arab.  cachrä  wüste  Gol.  133i, 
Freyt.  II.  482°. 

Safra  zafra  pg.  großer  amboß ;  arab.  cachräh  harter 
stein  Freyt.  IL  484°. 

Sahir  pg.  ausgehn,  herausgehn,  alt  salir;  von  salire, 
fr.  saillir  u.  s.  w.  L  fiel  aus  und  h  traf  ein  zur  Währung  des 
hiatus. 

Sahumar  sp.  räuchern;  für  suhumar,  lat.  suffumicare. 


II.  b.    SALITRE-SARNA.  53  i 

Salitre  sp.  pg.  salpeter ,  ebenso  wal.  salitru;  von  sal 
nitrum,  it.  salnitro. 

S  a  1  p  i  c  a  r  sp.  pg.  pr.  besprengen ;  eig.  mit  sah,  wie  fr. 
saupoudrer,  von  picar  punctieren. 

Sancochar  sp.  halb  gar  kochen;  von  subcoctus  (Ca- 
brera). 

San di o  sp.  (sendfo  Berceo,  F.juzgJ,  pg.  sandeu  när- 
risch, einfältig.  Umgestellt  aus  sanido  =  it.  insanito  von  in- 
sanire?  Oder  von  sanna  höhn,  sannio  narr,  mit .  einschiebung 
eines  d  nach  n  wie  mpendola  von  pennula?  Aber  die  letz- 
ten vocale  des  Wortes  sind  hier  nicht  zu  übersehen,  ihre  Ver- 
schiedenheit in  beiden  sprachen  muß  einen  etymologischen  grund 
haben.  Sand-io  und  sand-eu  verhalten  sich  offenbar  wie  sp. 
jud-io  und  pg.  jud-eu  von  jud-aeus,  führen  also  auf  lat.  aeus 
oder  eus:  sollten  diese  formen  etwa  aus  dem  ausruf  sancte 
deus  entstanden  sein  und  eigentlich  einen  menschen  anzei- 
gen, dem  alles  unbegreißch  vorkommt  und  der  darum  jenen 
ausruf  der  Verwunderung  stets  im  munde  führt?  santiguarse 
(sich  bekreuzen)  bedeutet  darum  bei  Berceo  sich  verwundern. 
Ein  ähnlicher  fall  wäre  das  wallon.  doüdiew  scheinheiliger, 
entstanden  aus  dem  ausrufe  doux  dieu, 

Santiguar  sp.  das  zeichen  des  kreuzes  machen;  von 
sanctificare  wie  amortiguar  von  mortificare,  apaciguar  von 
pacificare,  atestiguar  von  testificare,  averiguar  von  verificare. 
Da  sich  in  allen  diesen  fällen  u  hinter  g  einfindet ,  so  läßt 
es  sich  kaum  für  eine  bedeutungslose  einschiebung  halten,  es 
scheint  vielmehr  aus  einer  Umstellung  herzurühren ,  nachdem 
sich  f,  wie  öfters  in  dieser  spräche,  in  b  =  v  erweicht  hatte, 
also  santiguar  aus  santigvar,  dies  aus  santivigar.  Derselben 
Umstellung  und  vocalisierung  eines  lippenlautes  dankt  auch 
fragua  aus  fabrica  seine  form.    Port,  nur  santiguar,  averiguar. 

Sana  sp.,  sanha  pg.  wuth;  abgekürzt  aus  insania,  oder 
ist  es  sanna  zähnefletschen? 

Sapo  sp.  pg.  kröte;  nach  span.  etymologen  vom  gr.  ajjxjj 
at]7iog  art  giftiger  schlangen  oder  eidechsen,  auch  lat.  seps. 
Identisch  mit  dem  span.  worte  ist  bask.  apoa  zapoa. 

Saraiva  pg.  hagel,  saraivar  hageln. 

Sarilho  serilho  pg.  haspel,  vgl.  sp.  zarja  rad  zum  dre- 
hen der  seide. 

Sarna  sp.  pg.  cat.  räude.    Darüber  gibt  es  ein  sehr 


532  II.  b.     SARRACINA— SENCILLO. 

altes  zeugnis:  impetigo  est  sicca  Scabies  .  . .  hanc  cvulgus' 
sarnam  appellant  Isidor.  4,  8,  6.  Man  darf  es  für  iberisch 
halten,  bask.  sarra  und  zaragarra  bedeuten  dasselbe,  vgl  kymr. 
sarn  (f.)  estrich,  sarnaidh  krustig.  Ob  auch  sp.  pg.  sarro 
schleim,  Weinstein  dahin  gehört? 

Sarracina  sp.  blutiger  streit;  vom  bask.  asserrecina 
ernsthafter  streit,  s.  Larramendi. 

Sarrafar  pg.  aufritzen,  schröpfen;  wahrscheinlich  ent- 
stellt aus  scarificare,  woraus  sich  auch  eine  andre  form  sp. 
sarjar  (scarfcar  scarcar,  lat.  rc  =  sp.  rj),  noch  mehr  ver- 
kürzt sp.  pg.  sajar,  erklären  muß.  Man  möchte  arab.  Ur- 
sprung vermuthen,  da  die  medicin  in  den  händen  der  Araber 
war:  ihr  kunstausdruck  für  scarißcieren  aber  ist  taracha  freut. 
1. 189a,  welches  pg.  tarafar  ergeben  hätte.  Das  bask.  wort 
lautet  sarciatu. 

Sarraja  sp.,  serralha  pg.  hasenkohl:  lactuca  agrestis 
est,  quam  sarraliam  nominamus  eo  quod  dorsum  ejus  in  mo- 
dum  serrae  est  Isidor.  17,  10, 11. 

S  ä  r  r  i  a  sp.  pr.  cat.  netz  oder  geflechte  von  binsen,  alt  fr. 
sarrie  Roquef,  bask.  sarrea;  dsgl.  sp.  sera,  pg.  seira  bin- 
senkorb.  Die  Wörter  erinnern  an  ahd.  sahar  ried,  binse,  mlat. 
sarex  =  carex,  aber  auch  arab.  scharf  ah  vogelnetz  Gol.  1272 
darf  angeführt  werden. 

S  arten  sp.,  pg.  sartagem  und  sartä,  pr.  sartan,  vgl.  sie. 
sartania,  lieget;  von  sartago  dass. 

Sastre  sp.  Schneider;  euphonisch  für  sartre  von  sar- 
tor,  it.  sartore. 

Saudade  pg.  (viersylbj  schmerzliche  Sehnsucht,  sau- 
doso  sehnsuchtsvoll.  Diesen  Hebungen  der  dichter  giengen  die 
formen  soidade  soidoso  voraus  für  soledade  soledoso.  Sau- 
dade bezeichnet  also  eigentlich  die  abgeschiedenheit  von  einem 
geliebten  gegenstände ;  vgl.  disio  1.  König  Dionys  braucht  soy- 
dade  viersylbig  p.  58,  Gil  Vicente  spricht  saudade  saudoso 
dreisylbig,  Camoens  immer  viersylbig. 

S  ay  o  n  altsp.,  saiao  altpg.  gerichtsdiener ;  vom  ahd.  sago 
d.  i.  sager,  mlat.  saio  sagio  L.  Wisig.  und  span.  Urkunden. 
S.  über  das  deutsche  wort  Grimms  rechtsalt.  p.  765.  781,  Rieht- 
hofen  v.  asega. 

Sencillo  sp.  einfach;  dimin.  aus  simplex  =  it.  sem- 
piicello. 


II.  b.     SENDOS— SIRGAR.  533 

S  e  n  d  o  s  sp. ,  senhos  pg. ,  alt  selhos  S.  Rosa,  das  ein- 
zige distributiv,  das  den  neuen  sprachen  in  alter  bedeutung 
verblieben  ist,  ton  singuli  singulos,  Rom.  gr.  III.  15.  Altsp. 
senero  von  singularius. 

Serba  sp.  ßlsbeere;  für  suerba  von  sorbum,  it.  sorba. 
Über  ue  aus  o  s.  oben  frente. 

Serrin  sp.  (m.)  Sägemehl;  von  serrago  serragtnis,  wie 
orin  von  aerugo. 

S  e  s  go  sp.  pg.  schräg,  sesgar  schräg  schneiden  oder  dre- 
hen; von  unbekannter  herkunft 

Seso  sp.,  siso  pg.  verstand,  htm;  von  sensus. 

Seto  sp.  gehege;  von  septum. 

Sicrano  pg.  pron.  für  lat.  quidam;  abgeleitet  von  se- 
curus  im  sinne  von  certus.  Auch  der  Provenzale  hat  die  ent- 
sprechende abl.  seguran. 

Sien  sp.  (f.)  schlaf  am  haupte.  Dies  dem  Portugiesen 
und  Catalanen  unbekannte  wort  leitet  Cabrera  ganz  unpas- 
send von  sinus.  Roman,  mundarten  nennen  diese  gegend  des 
hauptes  somnus  (vgl.  tempia  I.) ,  dies  thut  auch  der  Baske 
(loa  vnvog,  pl.  loac  xQoracpoi):  aus  somn  konnte  suen  wer- 
den, in  sien  läge  eine  ganz  ungewöhnliche  entstellung  des  sprach- 
richtigen diphthongs,  die  sich  höchstens  als  scheideform  von 
sueno  würde  begreifen  lassen,  wie  man  etwa  mlat.  timpora 
für  tempora  sprach.  Die  vertauschung  des  genus  wäre  min- 
der auffallend. 

Siesta  sp.,  sesta  pg.  mittagsruhe ;  von  sexta  die  sechste 
stunde  nach  Sonnenaufgang,  die  mittag sstunde. 

Silo  sp.,  bask,  siloa  ciloa  getreidegrube,  fehlt  pg.  cat., 
aber  neupr.  silö.  Die  spanischen  etymologen  erblicken  darin 
das  den  Römern  bekannte  sirus,  gr.  oeigog,  gegen  welches  bei 
dem  häufigen  Übertritte  des  r  in  1  (auch  im  baskj  nichts  zu 
erinnern  ist. 

Sima  sp.  höhle,  grübe;  unermittelter  herkunft. 

Singelo  pg.  einzeln;  lat.  gleichsam  singillus,  woher 
singillarius  bei  Tertullian. 

Siquiera  sp.,  pg.  sequer,  adverb  für  lat.  saltim,  zsgs. 
aus  si  und  quiera  conjunctiv  von  querer,  so  daß  es  bedeutet 
'wenn  man  will,  wenn  auch  nur'. 

Sir  gar  sp.  pg.  cat.  bugsieren,  sbst.  sirga  handlung  des 
bugsier ens,  auch  dazu  dienendes  seil;  nach  den  span,  ety- 


534  II.  b.     SISA— SOLLAR. 

mologen  vom  gr.  oeigav  mit  dem  seile  ziehen,  wovon  es  also 
mit  dem  suffixe  ic  abgeleitet  sein  müste,  siricare. 

Sisa  sp.  pg.  aufläge,  auch  schwänzelp  fennig  der  dienst- 
boten,  sp.  sisar,  pg.  scisar  abschneiden,  zurückbehalten.  Nach 
Ducange  identisch  mit  fr.  assise,  aber  schwerlich  würde  der 
Spanier  den  anlaut  a  abgestoßen  haben:  vielmehr  wie  siso  aus 
sensus,  so  entstand  sisa  aus  pr.  sensa  aufläge  ==  tat.  census. 

S/tio  sp.,  seti  setje  pr.  stelle,  sp.  sitiar,  asitiar,  pr.  ase- 
tiar  asetjar  belagern;  wohl  vom  ahd.  sizan,  alts.  sittian  sitzen, 
vgl.  bisittian  belagern. 

Sobar  sp.,  sovar  pg.  kneten;  vom  gleichbed.  subigere, 
auf  roman.  weise  in  subagere  (daher  auch  sobajar)  umge- 
bildet, Rom.  gr.  IL  344,  freilich  mit  nicht  gewöhnlichem,  aber 
doch  auch  in  mear  vorkommenden  Übertritte  in  die  1.  conj.;  vgl. 
dieselbe  behandlung  des  g  in  espurrir  von  exporrigere.  Auch  der 
Baske  sagt  sobaiu,  nach  Larramendi  für  jobatu,  von  jo  klopfen 
und  batu  sammeln,  welche  deutung  aber  zurückzuweisen  ist. 

Socarrar  sp.  cat.  versengen;  baskisches  wort,  sucartu, 
von  Larramendi  zerlegt  in  sua  feuer,  und  carra  flamme.  In 
dem  ersteren  aber  mochte  der  Spanier  seine  präpos.  so  füh- 
len wie  in  dem  synonymen  so-llamar,  daher  socarrar  für  su- 
carrar.  Sbst.  socarra,  sofern  es  Verschmitztheit  bedeutet,  leitet 
man  von  soga,  bask.  soca,  strick,  verschmitzter  mensch,  aber 
auffallend  hat  auch  soflama  hinterlistiges  wesen  (sub-flammare) 
in  einem  mit  dem  bask.  carra  gleichbed.  Worte  seinen  grund. 

S  ohez  soez  sp.  schmutzig  (in  jedem  sinne),  niederträch- 
tig. Nach  den  etymologen  von  sub  und  faex,  worin  sub  als 
präposition  zu  verstehen  sein  müste  wie  in  so-color  vorwand 
(sub  colore)  u.  a.,  hombre  soez  wäre  also  homo  sub  faece 
populi  tiefer  als  die  liefe  des  Volkes.  Das  gekünstelte  dieser 
deutung  wird  niemand  entgehen.  Darf  man  annehmen,  daß 
die  von  dem  Spanier  Prudentius  (adv.  Symmach.  IL  813)  ge- 
brauchte form  suis  für  süs  (spurca  suis  nostro  amne  natat; 
al.  sordida  sus)  etwas  mehr  sei  als  eine  grammatische  Ziere- 
rei, daß  sie  ihren  grund  hatte  in  der  Volkssprache,  so  braucht 
man  nach  keinem  andern  etymon  zu  forschen,  zumal  da  der 
Spanier  nominativformen  auf  s ,  das  sich  diesmal  als  z  dar- 
stellte, liebt  (diös,  Carlos) :  der  ton  zog  sich  nur  auf  die  zweite 
sylbe  wie  in  juez.  Auch  porcus  ward  zum  adj.  puerco. 
Sollar  altsp.  blasen,  nsp.  resollar;  von  sufflare. 


II.  b.     SOLLO-SOSANAR.  535 

Sollo  sp.,  solho  pg.  ein  seefisch;  von  suillus  :  porci  ma- 
rini  'vulgo'  vocantur  suilli  Isidor.  12,  6  (Cabrera). 

Soltar  sp.  pg.  loslassen;  frequentativ  von  solvere  so- 
lutus, also  für  solutar. 

S  o  m  b  r  a  sp.  pg.  cat.  schatten.  Es  weist  mit  seiner  gan- 
zen bildung  und  seinen  derivaten  (sombrage  =  it.  ombraggio 
u.  s.  w.)  so  bestimmt  auf  das  gemeinrom.  ombra,  daß  das  an- 
lautende s  nicht  irre  machen  darf.  Muthmaßlich  sagte  man 
anfangs  so-ombrar  =  sub-umbrare  unter  schatten  setzen,  dem- 
nächst sombrar,  sbst.  sombra:  das  vorhandne  prov.  sotz-um- 
brar  beschatten  Jaufr.  95b  bringt  diese  muthmaßung  der  ge- 
wissheit nah.  Merkwürdig  ist  noch  die  altspan.  form  solombra 
schatten  s.  Alex,  und  Teatr.  ed.  Bohl  p.  83,  vb.  pr.  dauph.  so- 
lombrar  beschatten  Qneupr.  souloumbrous  schattig),  vielleicht 
nur  aus  sotzombrar  entstellt;  oder  hat  sich  hier  der  artikel 
eingemischt  (so  l'ombra)  wie  im  lothr.  ailaurbe  s.  v.  a.  ombre, 
eig.  s.  v.  a.  ä  l'ombre?  an  solis  umbra  wird  man  nicht  mit 
Covarruvias  undCabrera  denken  wollen.  Die  franz.  spräche 
hat  ein  adj.  s  ombre  düster  (daher  ndl.  somber),  welches 
dasselbe  wort  sein  kann;  alt  fr.  essombre  Ruteb.  11.40  schat- 
tiger ort? 

Som  o rg  uj  o  sp.  taucher,  somorgujar  untertauchen;  von 
submergere,  mit  seltnem  suffix,  vgl.  gran-uja  und  burb-uja. 

Sortija  sp.,  sortilha  pg.  fingerring.  Man  leitet  es  ge- 
wöhnlich von  circes  circitis  kreiß,  bei  Sidonius,  dimin.  cir- 
citicula,  welches  sertija  und  mit  einem  dem  Spanier  wenig  ge- 
läufigen vocalwechsel  sortija  gegeben  hätte.  Es  ist  aber  buch- 
stäblich das  lat.  sorticula  und  bedeutet  hiernach  etwas  schick- 
salbestimmendes, einen  zauberring,  dessen  steinen  magische 
kräfte  zugetraut  wurden.  In  einem  testamente  vom  j.  1258 
z.  b.  liest  man:  que  as  suas  sortelas  das  vertudes  as  gardem 
para  as  enfermas  die  ringe  mit  Zauberkräften  soll  man  für 
die  kranken  bewahren  S.Ros.  p.33lK  Aus  (unvorhandnem) 
sortilha  entstand  auch  das  pr.  sortilhier  zauberer. 

Sosanar  altsp.  verspotten,  verachten,  s.  Sanchez  glos- 
sare  und  Canc.  de  Baena,  sbst.  sosano,  altpg.  sosano  Verach- 
tung; unzweifelhaft  von  subsannare  verhöhnen,  bei  spätem 
Lateinern,  zsgs.  mit  sanna.  Dasselbe  wort,  wiewohl  ein  sol- 
cher ausfall  des  sauselautes  fast  nur  mundartlich  vorkommt 
(Rom.  gr.  L  232),  scheint  pr,  soanar,  aitfr»  sooner  Ruteb»  IL 


536  II.  b.     SOSEGAR— TALA. 


,  mit  gl.  bed.,  sbst.  soan  soana.  Wie  erklärt  sich  aber 
das  prov.  in  einigen  stellen  vorkommende  sofanar  ?  Fer.  v.  1401, 
Kathar.  rituale  p.  30. 

Sosegar  (präs.  sosiego)  sp. ,  socegar  pg.  beruhigen, 
besänftigen,  sich  beruhigen,  sosiego,  socego  stille ,  ruhe,  da- 
her it.  sussiego  ernste  haltung.  Etwa  für  sos-eguar  sachte 
ausgleichen,  tat.  gleichsam  sub-aequare?  eine  port.  form  igar 
von  aequare  bemerkt  S.  Rosa. 

Soso  sp.  geschmacklos,  richtiger  pg.  insosso;  von  in- 
sulsus.    Das  synonyme  sp.  zonzo  muß  dasselbe  wort  sein. 

S  o  t  o  sp.,  souto  pg.  gehölz ;  von  saltus,  altpg.  noch  salto 
S.  Rosa,  wie  ital. ,  in  Urkunden  sautus  z.  b.  Esp.  sagr.  XVI. 
p.448  Cvomj.1021). 

Suero  sp. ,  soro  pg.,  soru  sard.  molken;  von  serum. 
Biese  Verwandlung  des  betonten  e  in  o  vor  einfachem  con- 
sonanten  ist  im  span.  beispiellos  und  läßt  fast  einfluß  eines 
verlornen  franz.  soir  vermuthen.  Nicht  einmal  ein  homonym 
nöthigte  dazu. 

T. 

Taba  sp.  beinchen,  knöchlein;  unbekannter  herkunft. 
Vgl.  arafr/täbaq  dünner  knochen  zwischen  den  rückenwirb  ein 
Freyt.  III.  39*. 

Tabique  sp.  pg.  wand  von  stein  und  lehm;  vom  arab. 
etabiq  etwas  aneinander  passendes  Freyt.  III.  40*,  nach  Sousa. 
Altsp.  taxbique  Canc.  de  Baena,  wo  auf  ein  arab.  texbiq  ver- 
wiesen wird. 

T  a  g  a  r  o  t  e  sp.  pg.  ägyptischer  falk;  so  genannt  von  dem 
flusse  Tagarros  in  Africa,  weil  dieser  vogel  in  den  f eisen  sei- 
nes ufers  nistet  (Covarruvias). 

Taimado  sp.,  taimad  cat.  listig,  verschmitzt,  sbst.  tai- 
monfa. 

T  a  1  a  sp.  pg.  cat.  pr.  ausrottung  der  bäume,  Verwüstung, 
talar  bäume  abhauen  u.  s.  id.,  vgl.  den  franz.  Ortsnamen  Bois- 
talle  Vocab.  du  Berry  p.  103.  Sicher  nicht  identisch  mit  dem 
synonymen  tallar.  Ein  handschriftliches  bask.  glossar  über- 
setzt tala  cexcidium  sylvarum',  was  freilich  die  iberische  her- 
kunft des  Wortes  noch  nicht  beweist,  allein  es  scheint  sich 
auch  in  hispan.  Ortsnamen  wie  Tala-briga,  Tala-mina,  Tal- 


Il.b.     TALEGA—TEMA.  537 

ori  wiederzufinden,  worin  es  das  ausrotten  der  Wälder  zu 
neuen  ansiedelungen  bedeuten  könnte,  s.  Humboldt  über  die 
urbewohner  Hisp.  p.  53.  Daneben  ist  allerdings  noch  zu  er- 
wägen ahd.  zälön  diripere  =  mlat.  talare  in  der  L.  Alant., 
theils  weil  das  wort  auch  in  Frankreich  einheimisch  war,  theils 
weil  das  rothwälsche  talar  grade  diese  specielle  bed.  (fortneh- 
men, fortreißen)  ausdrückt. 

Talega  sp.,  pg.  taleiga,  pr.  taleca  sack,  beutet;  nach 
den  span.  etymologen  vom  gleichbed.  gr.  d-vkaxogr  wohin  auch 
wal.  tileäge  gehört. 

Tambo  pg.brautbett;  von  thalamus  mit  eingeschobenem 
b,  altpg.  tamo  hochzeitsfest. 

Tan  sp. ,  pg.  täo,  pr.  tan  (ta  Boeth.) ,  adverbium  von 
tarn,  Rom.  gr.  IL  397. 

Tarima  sp.,  pg.  auch  tarimba  schemel;  vom  per s.  cta- 
rimah  dass.  (Sousa). 

T  a  s  sp.  s.  tas  //.  c. 

Tasajo  sp.,  tassalhopgf.  stück  geräuchert  fleisch;  etwa 
vom  gallischen  taxea  speck,  das  Isidorus  aus  Afranius  an- 
führt ?  Oder ,  wie  Cabrera  meint,  von  tessella  würfelchen  ? 
Unter  diesen  beiden  spricht  das  cat.  tasco,  umgestellt  aus  taxo, 
für  ersteres. 

Tascar  sp.  pg.  zupfen,  hecheln;  ahd.  zaskön  raffen, 
bair.  zaschen  ziehen,  schleifen,  womit  das  rom.  tasca  zusam- 
menhängt, s.  thl  I. 

Te,  ate,  bei  den  alten  atem,  port.  präposition,  offenbar 
von  tenus  ad-tenus,  altsp.  atänes.  Das  synonyme  altsp.  altpg. 
fata  und  ata  erklärt  man  mit  recht  aus  dem  gleichbed.  ar ab. 
ehatta. 

Tea  sp.  pg.  fachet,  atear  anzünden;  von  taeda. 

Tecla  sp.  pg.  cat.  taste  der  orgel  u.  dgl;  wird  aus  te- 
gula  wegen  der  ziegelartigen  form  erklärt.  Die  schlechte  ro- 
manisierung  (es  müste  teja  telha  lauten)  verräth  den  später 
geschaffenen  kunstausdruck. 

Teiga  teigula  pg.  binsenkorb;  zweifelhaft,  ob  von  theca 
oder  von  teges  (f.)  binsenmatte. 

Tema  sp.  hartnäckigkeit ,  eig.  in  der  behauptung  eines 
satzes  (thema),  daher  tematico  thematisch  und  hartnäckig. 
Der  Portugiese  hat  sich,  neben  tema  in  alter  bedeutung,  die 
scheideform  teima  gebildet. 


«38  Il.b.    TEPE— TOLDO. 

Tepe  sp.  pg.  stück  rasen,  vgl.  tapia  lehmwand;  auch 
piem.  comask.  tepa  moos,  erdscholle. 

Terciopelo  sp.  pg.sammet;  zsgs.  aus  tercio  undpelo 
haar,  seidenfaden,  weil  er  ursprünglich  aus  dreidrähtiger  seide 
gewirkt  ward. 

T  e  r  c  o  sp.  hartnäckig,  hart.  Covarruvias  leitet  es  von 
altercari :  wie  nahe  aber  lag  ihm  tetricus  unfreundlich,  streng, 
dem  sich  wohl  auch  das  synonyme  it.  terchio  anschließen 
wird. 

Tez  sp.  (f.)  glatte  Oberfläche,  frische  gesichtsfarbe,  pg. 
tez  tes  tex  äußerste  zarte  haut,  auch  des  obstes,  vb.  sp.  ate- 
zar  glätten.  Von  tersus  glatt,  vb.  tersare,  oder  (mittelst  der 
form  tertus)  von  tertiäre. 

T  i  er  n  o  sp.,  terno  pg.  zart;  von  tener,  fr,  tendre  u.  s.  w, 

Tieso  sp,,  teso  pg.hart;  von  tensus  gespannt,  it.  teso, 
vgl.  die  glosse  tensus  tesus  Class.  auct.  VI.  548a. 

Tilde  sp.,  til  pg.  (m.)  kleiner  strich,  accent,  cat.  titlla; 
flontitulus  kennzeichen,  nach  Covarruvias :  dieselbe  Umstellung 
in  cabildo  aus  capitulum.  Das  wal.  title  circumflex,  das  occ. 
titule  punct  über  dem  i,  sichtbarlich  von  titulus,  kommen  dieser 
herleitung  zu  statten. 

Tino  sp.  pg.  richtiges  urtheil,  Ortssinn,  Scharfsinn,  auch 
atino,  vb,  atinar  ins  ziel  treffen,  das  rechte  treffen.  Von  un- 
gewisser herkunft,  sicher  nicht  von  attingere,  vielleicht  ent- 
standen aus  der  dem  Portugiesen  wohlbekannten  präpos.  te- 
nus  ad-tenus  (s.  oben),  die  das  ziel  bezeichnet,  wie  auch  ahd. 
zil,  ags.  til  mit  der  gleichbed.  präp.  til  zusammenfallen.  Aus 
dem  vb.  atinar  wäre  hiernach  erst  das  sbst.  atino,  endlich  tino 
entstanden. 

T  o  b  a  sp,  Stengel  der  distel;  von  tuba  röhre,  npr.  touve 
dass,,  vgl.  fr.  tige  röhre  und  Stengel. 

Tobillo  sp.  knöchel  am  fuße;  von  tuberculum  kleiner 
höcker,  oder  unmittelbar  aus  tuber  abgeleitet,  da  tuberculum 
eher  tobejo  ergeben  hätte. 

T  o  c  h  o  sp.  grob ,  plump ;  vgl.  it.  tozzo  dick  und  kurz. 

Tocinosp.  eingepökeltes  Schweinefleisch.  Die  etymolo- 
gen  schwanken  zwischen  tucetum  gericht  aus  gehacktem  fleische?) 
und  tomacina  art  wurste. 

Toldo  sp.  pg.  zeit;  vom  lat.  tholus  kuppeldach,  mit  ein- 
geschobenem d  wie  dies  in  humilde  von  huurilis  geschah,   Vb, 


A.b.    TOLO-TORMO.  589 

pg.  toldar  decken,  tapezieren,  daher  tolda  schimmel,  eine  dek- 
kende  überziehende  materie. 

Tolo  pg.  dumm,  einfältig,  augm.  toleiräo.  Nach  Mo- 
raes  vom  dtschen  toll,  mit  dem  es  allerdings  äußerlich  zusam- 
mentrifft. Aber  der  hochd.  anlaut  t  =  ndd.  d  (alts.  dol,  altn. 
dul)  gibt  kein  span.  t,  das  wort  verlangt  eine  andre  erklä- 
rung.  D.  Diniz  braucht  tolheyto  als  synonym  von  loueo  (que 
hüa,  que  deos  maldiga,  volo  ten  loueo  e  tolheyto  p.  181. 182), 
es  mag  stumpf  von  sinnen  bedeuten  und  ist  das.  pg.  tolhido, 
alt  tolido  gelähmt,  s.  unten  tullir.  Hieraus  kann  tolo,  das 
auch  erstarrt,  betäubt  heißt,  abgekürzt  sein  wie  manso  aus 
mansueto  u.  a. 

Tomar  sp.  pg.  nehmen,  wegnehmen,  auch  fühlen,  lei- 
den (hinnehmen?)  und  nur  in  dieser  bed.  kennt  es  der  Cata- 
lane.  Es  scheint  von  goth.  herkunft,  vgl.  alts.  tömian  ledig 
oder  freimachen,  woraus  die  bed.  losmachen,  wegnehmen  er- 
folgen konnte,  so  sp.  quito  ledig,  los,  quitar  wegnehmen.  Griech. 
To/tog  TOfiij  stimmen  nur*mit  dem  buchstaben. 

Tomate  sp.  pg.,  tomätec  tomaco  cat.  eine  frucht  aus 
Neuspanien,  liebesapfel,  goldapfel;  vom  mexican.  tomatl  (Ca- 
brera). 

Tomiza  sp.,  tamica  pg.  binsenstrick ;  von  tomix  dass. 

Torno  sp.  pg.  körperlicher  umfang,  dicke,  große,  dsgl. 
gewicht  d.  i.  Wichtigkeit;  wohl  von  tomus  buch,  band,  das  man 
dem  synonymen  volumen  auch  in  dieser  anwendung  gleich- 
stellte. 

Tona  pg.  dünne  rinde  oder  schale  von  bäumen  und 
fruchten.  Von  lunica?  aber  der  Portugiese  wirft  die  endung 
Tc  nicht  ab.  Vielleicht  ein  alteinheimisches  wort.  Im  kym- 
rischen  findet  sich  tonn  (m.)  kruste,  schale,  haut. 

Tontosp.  pg.  dumm;  von  attonitus,  daher  auchsp.  aton- 
tar  betäuben. 

Toria  cat.  senker,  ableger.  In  diesem  worte  scheint 
sich  das  von  dem  Spanier  Columella  gebrauchte  turio  (Schöß- 
ling) mit  geringer  Veränderung  erhalten  zu  haben.  Es  wäre 
also  mit  kurzem  u  türio  anzunehmen. 

Tormo  sp.  hoher  einzeln  stehender  f eisen;  für  torno, 
vom  alts.  altn.  mhd.  turn  (tat.  turris),  um  es  von  torno  dreh- 
scheibe  u.  dgl.  zu  unterscheiden.  Oder  läßt  sich  ein  passen- 
des etymon  aus  einer  näher  liegenden  spräche  aufweisen? 


540  II.  b.     TOROZON— TRAGE. 

T  o  r  o  z  o  n  sp. ,  alt  torzon  bauchgrimmen ;  von  torsio 
(Cabrerd),  it.  torzione. 

Torrar  sp.  pg.  cat.,  sp.  auch  lurrar  und  esturar  rösten, 
sengen;  von  torrere,  extorrere.  Man  fühlt  sich  versucht  an 
das  dtsche  dorren  (adj.  ahd.  durri,  goth.  thaursus)  zu  den- 
ken, da  die  umbiegung  der  2.  conj.  in  die  1.  im  span.  so  sel- 
ten vorkommt.  Aber  sie  kommt  vor  (s.  oben  mear)  und  somit 
muß  dem  lat.  etymon  jedes  andre  weichen.  Die  3.  conjuga- 
tionsform  im  occit.  estourrir  hat  weniger  befremdliches.  Das 
churw.  torrer  blieb  der  lat.  form  getreu. 

T  o  r  v  i  s  c  o  sp.  ein  südeuropäischer  Strauch,  daphne  gni- 
dium  L.;  von  turbiscus  bei  Isidorus,  quod  de  uno  cespite  ejus 
multa  virgulta  surgant  quasi  turba. 

Tosco  sp.  pg.  grob,  rauh  (von  Sachen  und  personen) ; 
unbekannter  entstehung.  R.  Febrer  braucht  es  auch  in  gutem 
sinne,  wenn  er  eine  kriegerschaar  gent  valenta  e  tosca  nennt 
str.  97. 

Toura  pg.  unfruchtbare  kuh.  Tauras  vaccas  steriles 
appellari  ait  Verrius.  So  sagt  Festus  und  auch  bei  Varro  und 
Columella  bemerkt  man  das  wort.  Eine  abl.  davon  ist  das 
prov.  adj.  töriga  zsgz.  turga  unfruchtbar  (von  frauen  ge- 
braucht), neupr.  turgea,  piem.  turgia,  dsgl.  norm,  torliere  (von 
taurula)  s.  v.  a.  pg.  toura. 

Touräo  pg.  wiesei;  woher? 

Toxo  (tojo)  sp.  ginster ,  pg.  tojo  dorngestrüpp;  unbe- 
kannter kerkunft. 

Tozo  arag.  winzig,  zwergmäßig,  toza  stumpf,  stümmel, 
tozar  stoßen,  anstoßen;  von  tunsus  klein  gestoßen. 

T  o  z  u  e  1  o  sp.  nacken.  Nach  Covarruvias  bezeichnet  es 
den  fleischigen  nacken  zumal  der  thiere,  und  steht  für  tor- 
zuelo  von  torus  muskel,  wulst;  grammatisch  unverwerflich. 

Tragar  sp.  pg.  verschlingen ,  hinunterschlucken.  Lat. 
trahere  heißt  einziehen,  trinken,  prov.  trai're  verschlingen:  lo 
pom  trazic  verschlang  den  apfel  Choix  I.  397,  vgl.  Lex.  rom. 
V.  399.  Aus  trahere  konnte  sp.  trahicare  traigar  tragar  ab- 
geleitet werden,  ebenso  ward  aus  volvere  volvicare  volcar. 

Trage  sp. ,  trajo  pg.  art  sich  zu  kleiden,  tracht;  vom 
sp.  traer  tragen  (ein  kleid),  lat.  trahere,  im  mlatein  zur  be- 
seitigung  des  hiatus  trägere  geschrieben  und  gesprochen,  s. 
slruggere  //.  a. 


II.  b.    TRAILLA—TRIGAR.  54t 

Trailla  sp.  walze  die  erde  zu  ebenen;  von  traha  schleife 
(Cabrera). 

Trapiche  sp.  pg.  zuckermühle;  von  trapetum  öhlpresse 
(Cabrera). 

T r  a  s  e  g  a  r  sp.,  pg.  aber  trasfegar,  cat.  trafagar  ans  ei- 
nem gefäß  in  das  andre  gießen,  umgießen,  umkehren,  sbst. 
trasiego,  trasfego,  träfag.  Etwa  von  trans-aequare  aus  dem 
gleichen  bringen,  umkehren,  ausgießen,  wie  fr.  verser  beide 
letztere  bedd.  zeigt?  Allein  eine  so  müßige  einschiebung  des 
f  ist  gegen  alle  erfahrung.  Vielleicht  ist  dieser  buchstabe  nur 
ein  geschärftes  v  (s.  oben  he)  und  trasfegar  stände  für  tras- 
vegar,  gleichsa?n  trans-vicare  von  vTcis  Wechsel,  woher  auch 
sp.  vegada  und  mit  gleicher  schärfung  fr.  fois.  Die  grundbed. 
wäre  hiernach  umwechseln,  umtauschen. 

Tr  a  s  g  o  sp.  pg.  poltergeist,  der  das  kücheng  eschirr  durch- 
einanderwirft (s.  CovarruviasJ ;  von  trasegar  umkehren,  ver- 
muthet  J.  Grimm  mythol.  473. 

Trasto  sp.  pg.  alter  hausrath;  wohl  von  transtrum  bank, 
pars  pro  toto.  Zu  traslo  passt  formell  alt  fr.  traste  querbal- 
ken,  sichtbarlich  von  transtrum,  dem  auch  diese  bedeutung 
zusteht. 

Travieso  sp. ,  travesso  pg.  quer,  traves  sbst.  quere, 
schiefe,  atravesar  quer  legen;  von  transversus,  fr. Iravers  u.  s.  w. 

Trepar  sp.  pg.  cat.  klettern;  urspr.  wohl  nur  hinauf- 
steigen, lat.  scandere,  vom  dtschen  treppe,  wie  schon  Moraes 
meinte,  ndl.  trap,  altn.  trappa  stufe,  wurzelverwandt  mit  pr. 
trepar//.  c;  vgl.  occit.  escalo  treppe,  escalä  klettern;  lat.gra- 
dus  stufe,  fr.  gravir.  Aber  cat.  trepar  bohren  erinnert  an 
gr.  TQsntiv,  lat.  trepit  vertit  Paul,  ex  Festo. 

Trewapg.  (nur  implur.  üblich)  dunkelheit;  von  tenebrae, 
sp.  tinieblas  u.  s.  w. 

Tri  gar  altpg.  antreiben,  beschleunigen,  z.  b.  trigar  os 
cavallos,  trigar  a  sua  jornada  S.  Rosa,  daher  sbst.  triganga 
eile.  Bedeutet  also  das  gegentheil  des  pr.  trigar  hemmen,  von 
tricari:  ist  es  etwa  von  extricari  entwirren  d.  i.  losmachen, 
fördern  ?  aber  Wegfall  der  compositionspartikel  ist  ein  fast 
unerhörtes  ereignis.  In  trigar  muß  man,  sofern  die  lautge- 
setze  zu  folgerungen  berechtigen ,  eine  gothische  reliquie  an- 
erkennen :  threihan  drängen,  pressen  =  ags.  alts.  thringan,  ahd. 
dringan,  rihd.  dringen,  konnte  sich  romanisch  kaum  anders 


542  II.  b.    TRIGO— UPA. 

darstellen.    Das  port.  wort  ist  um  so  willkommener ,  als  es 
die  einmischung  des  n  noch  nicht  verräth. 

Trigo  sp.  pg.  wehen;  von  triticum  mit  euphonischem 
aus  fall  der  zweiten  sylbe. 

Trine a  sp.  pg.  cat.  dreiheit,  drei  dinge;  muthmaßlich 
von  trinitas,  das  man  aber  aus  scheu  vor  seiner  heiligen  be- 
deutung  absichtlich  entstellte,  s.  ähnliche  fälle  Rom.gr.  IL  M  4. 

Trocir  altsp.  hindurchgehen,  sterben;  von  traducere, 
s.  Sanchez  glossar  zum  Cid. 

Tropezar  sp.pg.  stolpern,  sbst.  tropiezo,  tropeco;  dsgl. 
pg.  tropicar,  sp.  mit  eingeschobenem  m  trompicar.  Wie  das 
begriffsverwandte  tropellar  aus  tropel  (häufe)  entstand,  so  das 
gegenwärtige  verbum  aus  dem  primitiv  tropa;  altsp.  findet  sich 
auch  en-tropezar  Alex,  und  en-trompezar.  Befremdlich  ist 
hier  das  suffix  ez,  das  übrigens  auch  in  bostezar  (aber  präs. 
nicht  bostiezo  wie  tropiezo)  und  aeezar  vorliegt. 

Trujal  sp.  öhlmühle;  von  torcular  presse,  wie  Cabrera 
richtig  erklärt. 

Tuero  sp.  Scheitholz,  pg. toro  entzweigter  baumstamm, 
rümpf  des  körpers;  von  torus  muskel,  wulst,  wie  sp.  munon 
muskel  und  stammet  heißt.  Dahin  auch  sp.  atorar  stecken  blei- 
ben (wie  ein  block  oder  wulst),  das  nicht  von  obtürare  her- 
rühren kann. 

Tullirse  sp. ,  tulirse  cat.  gliederlahm  werden  =  pg. 
tolherse  de  membros,  von  tollere  wegnehmen,  zu  gründe  rich- 
ten, altsp.  toller. 

Tur  co  altsp.  schnöde,  unbescheiden,  bei  Santillana  pro- 
verb.  p.36  (Madr.1799);  von  dem  völkernamen  Turco.  So 
auch  sie.  turcu,  piem.  turch  starr,  unbeugsam  u.  dgl. 

Tütano  sp.  pg.  mark. 

u. 

Uncir  sp.,  alt  juncir,  ochsen  anspannen;  von  jüngere, 
vgl.  ercer  von  erigere. 

U  na  sp.,  unha  pg.  nagel,  kralle;  von  ungute,  it.  unghia 
u.  s.  w. 

Upa  aüpa  sp.,  cat.  upa,  fehlt  pg.,  ermunter ungsruf  be- 
sonders für  die  kinder ,  aufgestanden!  munter!  vb.  sp.  upar 
sich  anstrengen  um  sich  zu  erheben.     Das  zusammentreffen 


II.  b.     URCA-VASTAGO.  «48 

mit  goth.  iup  iupa  ävco,  alts.  iip  üp  upa  u.  s.  f.  ist  überraschend, 
zumal  da  auch  ein  verbum,  z.  b.  ags.  uppian  sich  erheben, 
altn.  yppa  erheben  ==  sp.  upar,  statt  findet.  Die  interjection 
steht  auch  dem  Basken  zu  geböte,  s.  Larramendi  s.  v.  und 
Astarloa  apol.  p.  260,  das  verbum  scheint  ihm  zu  fehlen. 

Urea  sp.pg.  einfahrzeug;  nach  Aldrete  p.65a  vom  gr. 
dXxüg:  da  aber  urca  auch  sturmfisch  heißt,  lat.  orca,  und 
letzterem  auch  die  bed.  tonne  zusteht,  so  ist  lat.  Ursprung 
wahrscheinlicher. 

Urce  sp.  pg.  heidekraut;  von  erice  (Cabrera). 

Urraca  sp.pg.  elster.  Covarruvias  räth  auf furax  die- 
bisch und  Seckendorf  bringt  ein  altsp.  furraca,  dem  jedoch  die 
port.  form  widerspricht.  Schtoerlich  ist  der  edle  span.  frauen- 
name  Urraca  (in  den  Urkunden  Hurraca  und  Orraca)  daher 
entnommen,  leichter  fand  das  umgekehrte  statt :  heißt  ja  doch 
derselbe  vogel  auch  marica  Mariechen. 

Uviar  ubiar  hubiar  huyar  altsp.  helfen  Poem,  d.  Cid 
1189.  1192.  1217,  hinzukommen  3331,  begegnen,  widerfahren 
Berc.  milagr.  95  u.  s.  w.  Die  Schreibung  mit  h  ist  eben  so 
irrthümlich  wie  die  herleitung  aus  irgend  einem  andern  worte 
als  dem  nachclassischen  obviare  entgegen  kommen,  abhelfen. 
Ubiar  ist  gewiss  älter  als  das  erst  aus  dem  latein.  wieder  ein- 
geführte obviar,  it.  ovviare  hindern.  Zsgs.  ant-uviar  zuvor- 
kommen, beschleunigen,  sbst.  antüvio. 

v. 

Vacio  sp.,  vasio  pg.  leer,  sp.  vaciar,  pg.  vasar  aus- 
leeren; von  vaeivus  bei  Plautus  und  Terenz. 

Vä guido  sp.,  vägado  väguedo  pg.  schwindet,  adj.  sp. 
väguido  schwindlig.  Wurzel  undbildung  können  deutsch  sein: 
goth.  vagjan,  ahd.  wegjan  schütteln,  schwingen,  ags.  vagian, 
engl,  wave  wallen,  wogen,  daher  sbst.  ahd.  wagida  wegida 
Schwingung;  vaguido  stände  also  euphonisch  für  guaguido,  s. 
darüber  vague  //.  c,  ein  aus  derselben  Wurzel  stammendes  wort. 

Vaiven  sp.,  vaivemp#.  Schwankung ;  zsgs.  aus  va  viene 
oder  va  y  viene  es  geht  und  kommt,  es  geht  hin  und  her. 

Västago  sp.  Schößling  eines  baumes,  fehlt  port.?  von 
ungewisser  herkunft.  Man  erinnert  an  gr.  ßXuoio;  Schößling, 
adj.  ßluoTixoq. 


ÖU  II.  b.    VEADO— VENTANA. 

Veado  pg.  hirsch;  von  venatus  wildpret,  mit  ausgesto- 
ßenem n  nach  port.  brauch,  sp.  venado,  tcal  venat. 

Vedija  sp.  wollflocke,  schöpf  von  verwickeltem  haar, 
vgl  chw.  vadeglia,  comask.  vedeglia  flocke;  dazu  (denn  gu 
kann  aus  v  entstanden  sein)  sp.  guedeja  haarlocke,  löwen- 
mähne,  pg.  guedelha  gadelha  langes  haar,  felbel.  Nicht  wohl 
vom  ahd.  wadal  wedil,  da  die  regelrechte  form  guallo  oder 
guadel  gewesen  wäre.  Die  span.  etymologen  leiten  beide  Wör- 
ter vom  lat.  vellus  her:  dieser  übertritt  des  1  in  d  ist  aber 
so  ungewöhnlich,  dass  er  sich  nur  aus  dissimilation ,  um  das 
wiederholte  1  in  vellicula  zu  vermeiden,  rechtfertigen  läßt. 

Vedro  altpg.  alt,  z.  b.  de  vedro  von  alters  her,  tempo 
de  vedro  S.  Rosa;  von  vetus  veteris,  vgl.  it.  Castel-vetro,  sp. 
Mur-viedro  u.dgl.,  s.  Ro?n.gr.  11.47. 

Vega  sp.,  veiga  pg.  fruchtbare  ebene;  schon  in  den 
frühsten  Urkunden  vorhanden,  z.  b.  in  einer  galicischen  vom 
j.  757  Esp.  sagr.  XL.  362.  Es  soll  baskisch  sein,  nach  Larra- 
mendi  entweder  von  bera  tiefes  land,  oder  von  be-guea  ohne 
höhlen  d.  i.  fläche.  Merkwürdig  ist  die  altpg.  form  varga  S. 
Rosa,  wenn  sie  als  eine  solche  genommen  werden  darf. 

Velar  sp.  trauen,  priesterlich  einsegnen  zur  ehe;  eig. 
verschleiern,  weil  die  braut  mit  einem  schleier  erscheint  (oder 
erschien,  Moraes),  daher  die  neuvermählte  velada,  aber  auch 
der  gälte  velado  heißt.  Nach  J.  Grimms  vermuthung  (vorrede 
zu  Schuhes  goth.  wb.  p.  XIII)  wäre  diese  bedeutung  des  span. 
verbums  durch  das  goth.  liugan  heirathen,  eig.  verhüllen  (ve- 
lare)  herbeigeführt  worden. 

V  e  n  c  e  j  o  sp.  band  zum  festbinden;  von  vinculum,  gleich- 
sam vinciculum. 

Vendaval  sp.  pg.  südwestwind,  auch  südwestliche  ge- 
gend;  vom  fr.  vent  d'aval  (S.  Rosa). 

V  e  n  t  a  sp.  einsam  an  der  landstraße  liegende  herberge. 
Dasselbe  wort  heißt  auch  einkauf  =  it.  vendita,  wogegen  alt  fr. 
vente  auch  den  ort  des  einkaufes,  markt,  halle  bedeutet,  und 
hiermit  muß  die  erster e  bed.  des  sp.  venta  zusammenhängen, 
vgl.  sp.  fonda  wirthshaus  und  mlat.  funda  Sammelplatz  der 
kaufleute.    Hacer  venta  heißt  einkehren. 

Ventana  sp.  fenster;  urspr.  wind-  oder  luftloch,  von 
ventus:  so  altn.  vind-auga,  dän.  vindue  windöffnung.  Mittelst 
desselben  suffixes  entsprang  Solana  sonniger  platz  aus  sol. 


Il.b.    VERÜÜGO-XAQÜECA.  545 

Das  port.  wort  ist  janella,  das  man  aus  janua  ableitet.  Ver- 
altet ist  finiestra  hiniestra. 

Verdugo  sp.  frisches  reis,  von  verde,  viridis,  zugleich 
ein  name  deshenkers,  insofern  er  ruthenstr  eiche  zu  geben  hat ; 
nach  Cabrera  entstellt  aus  virgultum,  aber  das  suffix  ug  ist 
unbestreitbar.    Daher  wohl  it  verduco  art  schwertklinge. 

Vereda  sp.  pg.  pfad;  via,  per  quam  veredi  vadurit,  er- 
klärt  Ducange  h.  v.,  vgl  fr.  vreder  IL  c.  Man  trifft  es  schon 
in  einer  Urkunde  von  757  Esp.  sagr.  XL.  363:  postea  vadit 
ad  illa  vereda,  quae  venit  de  Rovera. 

Vergonteasp.  Schößling;  wird  aus virgultus  abgeleitet. 

Vericueto  sp.  rauher,  unebener  weg;  vom  bask.  bire- 
gueta,  eig.  bide-gue-ta  d.i.  wegloser  ort,  s.  Larramendi. 

Veta  sp.,  pg.  beta  ader  im  holze  u.  dgl,  streif  im  zeuge, 
band,  pr.  veta  in  letzterer  bed.;  von  vitta  binde. 

V  i  g  a  sp.  pg.  balken.  Die  prov.  und  cat.  form  ist  biga, 
die  kaum  ein  ursprüngliches  v  annehmen  läßt.  Nach  Covar- 
ruvias  bezeichnet  viga  den  horizontalen  balken,  auf  dem  die 
dachsparren  ruhen:  sollte  man  ihn  benannt  haben  nach  tat 
biga  wagen,  in  so  fern  dieser  ähnliche sparren  trägt?  Colu- 
mella  kennt  vibia  querholz :  es  hätte  sp.  vija  gegeben,  nicht  viga. 

V  i  1 1  a  n  c  i  c  o  sp.  kirchenlied  mit  musicalischer  begleitung 
besonders  für  das  weihnachts-  und  frohnleichnamsfest,  s.  Ren- 
gifo  art.  poet.  und  Covarruvias ;  urspr.  Volkslied,   ländliches 
lied,  von  villano,  welche  bedeutung  auch  das  pg.  villancete 
das  sp.  villanesca  hat. 

Vinco  pg.  falte,  dsgl.  geleise  des  wagens. 

V  i  s  1  u  m  b  r  e  sp.  pg.  falsches  oder  schwaches  licht ;  eig. 
bis-lumbre,  s.  bis  /. 

Volcar  sp.  umkehren,  cat.  bolcar  und  embolicar  ein- 
wickeln, limous.  boulcä  ausschütten ;  für  volvicar  von  volvere. 
Wohl  auch  pg.  emborcar  umkehren,  für  embolcar. 

x. 

Xäcara  sp. ,  pg.  xäcara  chäcara  eine  art  Volkslieder > 
ein  nationaltanz;  muthmaßlich  arabischer  herkunft,  vgl.  scha- 
kara  danken,  lobpreisen  freut.  II.  MP. 

Xaqueca  sp. ,  xaqueca  pg.  einseitiges  köpf  weh;  vom 
arab.  schaqiqah  dass.  freut.  IL437b. 

35 


546  II.  b.    XÄRA-ZAGA. 

Xara  sp.,  xara  pg.  ein  Strauch,  wilder  rosmarin,  dsgl. 
Wurfspieß  mit  sehr  dünner  spitze,  adj.  xaro  sp.  wildschw ein- 
artig von  borsten;  vgl.  arab.  schacrä  mucke  mit  Stachel,  adj. 
struppig,  borstig,  grasreich  Freyt.  II.  427b.  Aus  dem  span. 
ist  das  bask.  chara,  nicht  umgekehrt. 

Xarifo  sp.  schön,  geschmackvoll  gekleidet ;  vom  arab. 
scharif  edel  werdend  Freyt.  IL  414a. 

Xa  to  xata  sp.  kalb ;  vom  arab.  schact  junger  zweig,  Setz- 
ling Freyt.  II.  42  lb  bildlich  genommen?  aber  das  arabische 
wort  kennt  diese  bildliche  anwendung  nicht 

Xisca  sp.  s.  sescha  IL  c. 

Y. 

Yantar  altsp.,  jantar  pg.  frühstücken,  chw.  ientar;  von 
dem  seltnen  lat.  jentare,  in  alten  glossen  bereits  jantare. 

Yerno  sp.  eidam;  von  gener,  pg.  genro,  fr.  gendre. 

Yertosp.  struppig;  «orchirtus,  pg.  hirto,  it.  irto.  Altfr. 
en-herdir  sich  sträuben  (vom  haar)  Liv.  de  Job  p.  483°. 

Zabullir  sp.  untertauchen ;  eig.  brudeln,  blasen  wer- 
fen auf  der  Wasserfläche,  von  sub-bullire  (Covarruvias). 

Zafo  sp. ,  safo  pg.  frei  von  hindernissen ,  ledig,  quitt, 
zafar  safar  frei  machen  von  etwas,  putzen,  schmücken;  muth- 
maßich  vom  arab.  saha  abrinden,  abhäuten,  abschaben  d.  h. 
putzen  Freyt.  IL  294a.  Das  bair.  zäfen  zieren,  schleppen 
Schmeller  IV.  227  trifft  wohl  nur  zufällig  damit  zusammen, 
doch  darf  es  in  erwägung  kommen. 

Z  a  g  a  sp.  altpg.  gepäck  hinten  auf  dem  wagen,  hinterer 
theil  eines  ding  es ,  altsp.  zaga  adü.  hinten;  zsgs.  sp.  rezaga 
nachtrab,  welche  bed.  im  Poema  del  Cid  auch  zaga  einnimmt. 
Die  span.  etymologen  erklären  das  wort  für  ein  arabisches, 
aber  ohne  beleg.  Seine  grundbedeutung  ist  zetwas  hinten  be- 
findliches, nachfolgendes*:  darf  man  nun,  wie  in  andern  fällen 
(sarta  für  serta,  regalar  für  regelar),  eine  abänderung  des  e 
in  a  annehmen,  so  könnte  es  aus  lat.  sequi,  sp.  seguir,  ent- 
standen sein;  altport.  schrieb  man  eben  so  wohl  saga.  Aber 
leichter  fließt  es  aus  bask.  atzaga  ende,  von  atzea  hinterer 
theil  eines  ding  es,  s.  Larramendi. 


Il.b.    ZAGAL-ZARANDA.  547 

Zagal  sp.  pg.  schäfer,  im  span.  auch  kräftiger  junger 
mann.  Leute,  die  der  loitterung  ausgesetzt  waren,  zumal  hir~ 
ten,  trugen  das  sagum,  daher  sagal  zagal? 

Z  a  h  u  r  d  a  sp.  schweinstall;  setzt  Larramendi  zusammen 
aus  bask.  sar  (sartu)  eingehn,  und  urdea  schwein. 

Z  a  i  n  o  sp.  pg.  dunkelbraun  ohne  helle  flecken  (von  pfer- 
den);  arabischer  herkunft  (Covarruvias).  Daher  das  gleich- 
laut, ital.  wort. 

Zalagarda  sp.  Unterhalt;  ein  ganz  deutsches  wort, 
zsgs.  aus  zäla  verderben  und  warta  lauer,  und  doch  dürfte 
für  zala  passender  das  lat.  celare  angenommen  werden. 

Z  a  1  e  a  sp.  Schafpelz  mit  der  ganzen  wolle ;  vom  bask. 
osa  ulea  die  ganze  wolle,  s.  Larramendi. 

Zamarro  sp.  Schafpelz,  zamarra  cbamarra,  sard.  ac- 
ciamarra  daraus  gefertigter  weiter  rock,  it.  zimarra,  daher 
auch  fr.  chamarrer  verbrämen ;  eig.  hausrock,  vom  bask.  echa- 
marra  zeichen  des  hauses,  nach  Larramendi,  der  aber  zamarra 
von  chamarra  etymologisch  trennt. 

Z  a  m  b  o  sp.  krummbeinig ;  leitet  man  richtig  vom  gleich- 
bed.  scambus. 

Zambra  sp.  maurisches  tanzfest;  arab.  wort,  zamr  ge- 
sang  Freyt.  IL  253«. 

Zanahoria  sp.,  pg.  cenoura  pastinake ;  erklärt  Larra- 
mendi aus  dem  baskischen,  worin  es  gelbe  würzet  bedeute. 
Nach  der  färbe  nennt  sie  auch  der  Catalane  safranaria. 

Zangano  sp. ,  pg.  zangäo  dröhne  (brutbiene) ,  faul- 
lenzer, der  auf  fremde  kosten  lebt;  ist  das  it.  zingano  zigeu- 
ner  d.  i.  landstr eicher. 

Zaque  sp.  weinschlauch;  vom  bask.  zaguia  zaquia,  zsgz. 
aus  zato-quia  lederschlauch,  s.  Larramendi. 

Zaragüelles  sp.  (m.  plur.)  eine  art  altmodischer  ho~* 
sen  mit  falten;  nach  Larramendi  abgekürzt  aus  dem  bask. 
galzarro  bollac  aufgeblähte  hosen.  Aber  leichter  fließt  es> 
wie  auch  Cabrera  bemerkt,  aus  dem  im  mlatein  nicht  unüb- 
lichen urspr.  chaldäischen  saraballa  sarabella  beinbekleidung, 
worin  sich  b  in  v  (gu)  erweichte. 

Zar  and a  sp.,  ciranda  pg.  kornsieb,  sandsieb;  vom  arab. 
sarandah,  dies  vom  vb.  sarada  verketten,  verweben  (Sousa). 
Das  arab.  wort  aber  hat  bei  Goliusll65  nur  die  bed.  Qwohl 
zusammengefügt. 


548  II.  b.     ZARCILLO— ZUMBAR. 

Zarcillo  sp.,  alt  cercillo  ohrring;  von  circellus  ringel, 
bei  Apicius,  bask.  circillua. 

Zar  co  sp.  pg.  hellblau,  sie.  zarcu  blaß;  vom  arab.  za- 
raq  himmelblau  Freyt.  II.234i>. 

Zarr  i  a  sp.  schmutz,  der  sich  unten  an  die  hleider  hängt; 
vom  bask.  zarria  charria  schwein  (Larramendi). 

Zarza  sp.  dornbusch,  brombeerstrauch.  Nach  einigen 
vom  arab.  cercel  etwas  in  sich  verschlungenes ,  woher  denn 
auch  zarzo(hürde)  kommen  würde;  nach  Larramendi  aus  dem 
bask.  zartzia,  von  sarlu  eindringen  und  cia  spitze,  daher  auch 
zarzaidea  himbeerstrauch,  dessen  zweites  wort  idea  begleiter 
oder  aidea  verwandter  (des  brombeer  Strauches)  wäre. 

Z  ato  sp.  stück  brot;  vom  bask.  zatoa  stück  (Larramendi), 
labort.  zathia. 

Z  e  v  r  o  altpg.  s.  toivre  IL  c. 

Z  i  r  i  g  a  fi  a  sp.  übertriebene  Schmeichelei ;  vom  bask.  zuri- 
gafia  churigana  (wofür  auch  umgekehrt  gainchuritu)  der  oben 
geweiße  (verschönerte)  theil,  s.  Larramendi. 

Z  orra  sp.  pg.,  altsp.  zurra  fuchs,  daher  pg.  zorro,  bask. 
zurra  listig,  verschlagen.  Muthmaßlich  vom  vb.  zurrar  das 
haar  abschaben,  da,  wie  auch  Covarruvias  bemerkt,  der  fuchs 
im  sommer  das  haar  verliert,  vgl.  gr.  dlconixia  das  ausfallen 
der  haare,  von  dlc6n?j'§  fuchs.  Zorra  wäre  also  ein  Schimpf- 
name des  thieres,  schäbiges  feil,  der  auch  in  der  bed.  öffent- 
liche dirne  =  lat.  scortum  fühlbar  ist:  nur  zufällig  trifft  da- 
mit das  ahd.  zaturra,  aus  dem  es  allerdings  grammatisch  ent- 
stehen konnte,  zusammen. 

Zorzal  sp.  pg.  ein  vogel,  drossel;  vom  arab.  zorzor 
Freyt.  II.  233a,  oder,  wie  Larramendi  will,  vom  bask.  zozarra? 
Einheimische  thiere  werden  nicht  arabisch  benannt,  besser 
darum,  trotz  dem  ungehörigen  vielleicht  aus  turdus  hereinge- 
zogenen r,  von  zozarra  oder  dem  einfachen  zozoa. 

Zozobrar  sp.  stürm  oder  Schiffbruch  erleiden;  von  so 
unter  und  sobre  über,  das  unterste  zu  oberst  kehren. 

Zumaya  zumacaya  ein  vogel,  käuzchen;  nach  Larra- 
mendi baskisch,  zumba-caya  fähig  zu  spotten  (nach  seiner 
stimme).  Oder  ist  es  aus  sp.  zumba-cayo  spottende  dohle, 
von  caya  mit  vertauschtem  genus,  was  in  compositis  öfter 
vorkommt  ? 

Zum  bar  sp.  sumsen,  summen;  naturausdruck. 


II.  b.    ZUMO-ZUTANO.  S40 

Zumo  sp.  saft;  vgl.  gr.  ^cojuog  brühe. 

Z  u  p  i  a  sp.  sauer  gewordener  wein,  ausschuß,  wegwurf; 
vom  bask.  zupea  zurpea  bodensatz  der  kufe  (Larramendi). 

Zura  zuro,  zurana,  zurita  zorita  die  in  felsen  nistende 
taube,  holztaube. 

Zurcir  sp.,  pg.  cirzir  serzir,  cat.  surgir  mit  weiten  su- 
chen nähen;  wohl  von  sarcire  flicken,  dem  sich  wenigstens  das 
pg.  serzir  zuneigt. 

Zurdo  sp.  link,  links;  von  surdus  taub,  leblos. 

Zurrar  sp.,  surrar  pg.  gerben,  durchprügeln ,  durch- 
peitschen; ungewisser  herkunft.  Die  grundbedeutung  ist  chaar 
abschaben',  wie  auch  das  port.  Wörterbuch  aussagt,  also  vieU 
leicht  aus  surradere  zusammengezogen. 

Zur r  i  a  ga  sp.  peitsche;  vom  bask.  zurriaga,  wofür  auch 
azurria  gesagt  wird,  s.  Larramendi  und  vgl.  scuriada  L,  dem 
sein  anlaut  nicht  widerstrebt  (z  aus  sc  in  zambo  u.  a.j. 

Zurrir  zurriar  sp.  summen;  naturausdruck ,  lat.  su- 
surrare. 

Zurron  sp.,  surräo  pg.  schäf er  lasche,  lederner  beutet; 
vom  arab.  corrah  geldbeutel,  vb.  corra  Freyt.  II.  490a.  Das 
catal.  wort  ist  sarrö,  das  bask.  zorroa. 

Zutano  citano  sp.  pronomen  mit  lat.  quidam  gleich- 
bedeutend; unbekannter  herkunft. 


$50  II.  c.    ABLE-AFFALER. 


C.     FRANZÖSISCHES  GEBIGT. 

A. 

Able  fr.  Weißfisch,  mlat.  abula;  von  albulus,  also  eu- 
phonisch für  alble  (wie  foible  für  floible),  Schweiz,  albele, 
östr.  albel,  trierisch  alf,  der  bedeutung  nach  das  lat.  alburnus. 
bei  Ausonius,  s.  Böcking  zur  Moseila  126,  span.  albur. 

Abonner  fr.  auf  ein  unbestimmtes  einkommen  einen 
bestimmten  preis  setzen,  s'abonner  sich  als  theilhaber  an  et- 
was unterschreiben;  von  bonus  gut,  bürgend,  vgl.  sp.  abonar 
bürgen,  gut  heißen,  versichern.  Man  leitet  es  ohne  noth  von 
bonne  gränze. 

Aboyer  fr.  anbellen,  altfr.  abayer;  von  ad-baubari, 
das  einfache  verbum  bei  Lucrez.  Daher  sbst.  abois  (plur.) 
die  letzten  athemzüge,  eig.  des  erliegenden  hirsches,  den  die 
hunde  umbellen. 

Ackarner  fr.  gierig  machen ;  von  caro  fleisch,  eig.  ein 
thier  auf  das  fleisch  hetzen,  pari,  acharne  eingebissen,  er- 
bittert, it.  accarnare  ins  fleisch  dringen,  vgl.  pg.  encarnigar 
reizen,  erbittern. 

Ache  fr.  (f.}  eppich;  von  apium,  it.  appio,  pg.  aipo. 

Adelenc  pr.  von  hoher  geburt  (nur  im  G.  deRouss.J, 
zsgz.  altfr.  elin,  vom  ahd.  adalinc  ediling,  ags.  ädheling,  mlat. 
adalingus. 

Ad  es  er  adaiser  altfr.,  adesar  pr.  sich  anhängen,  dsgl. 
anrühren,  anfassen;  frequentativ  von  adhaerere  adhaesus,  s. 
unten  aerdre. 

Adurer  altfr.  wall,  pr.  abdurar  verhärten,  dsgl.  aus- 
halten, wie  fr.  endurer,  partic.  adure,  abdurat  hartnäckig, 
dauerhaft,  ein  häufiger  beiname  der  helden;  von  obdurare  mit 
vertauschter  partikel,  s.  unten  entamer. 

Aerdre  aderdre  altfr. pr.  anheften,  verbinden,  ergrei- 
fen; von  adhaerere,  gespr.  adherere  adher're  mit  eingescho- 
benem d,  anhangen,  franz.  in  factitiver  bed.  anhangen  ma- 
chen, it.  aderire. 

Affaler  fr.  herablassen  (schifferausdruck) ;  leitet  man 
passend  vom  ndl  afhalen  herabholen,  herabziehen. 


H.c.    AFFÜßLER-AIEÜL.  6&L 

Affubier  fr.  vermummen;  für  affibler,  mlat.  se  affi- 
bulare  sich  einhüllen,  eig.  den  mantel  mit  der  fibula,  umgestellt 
pr.  fuvela,  befestigen,  it.  affibbiare,  aber  romagn.  afiube. 

Afre  alt  fr.  (noch  itzt  pl.  affres,  bürg.  sg.  afre)  schrecken, 
grauen,  adj.  nfr.  affreux  gräulich;  entspricht  mit  buchstaben 
und  begriff  genau  dem  ahd.  sbst.  eiver  eipar  acer ,  horridus, 
immanis ,  Grimm  III.  510,  Gra/f  1.100.  Auch  das  it.  afro 
(herb)  scheint  daraus  entstanden. 

A  g  e  fr.  alter,  alt  fr.  edage  Ch.  de  Roh,  aage  eage ;  gleich- 
sam aetaticum  von  aetas.  Zur  erklärung  des  anlautenden  a 
(für  ae)  im  dreisilbigen  aage  vgl.  das  synonyme  alt  fr.  a-e  aus 
ae-tatem  und  zur  erklärung  des  Suffixes  age  das  gleichfalls 
synonyme  pr.  antig-atge  d.  i.  antiqu-aticum.  In  der  nfr.  form 
ist  seltsamer  weise  nur  das  suffix  stehen  geblieben,  der  stamm 
ed,  freilich  im  tat.  nicht  einmal  ein  stamm  (aetas  aus  aev- 
itas),  ist  verschwunden. 

Aglan  pr.,  cat.  aglä,  altfr.  agland  (so  noch  in  Berry, 
lothr.  aiguiand)  eichet.  Vom  lat.  glans,  aber  vielleicht  unter 
einwirkung  des  gr.  uxvlog  oder,  was  buchstäblich  näher  liegt, 
des  goth.  akran  frucht  (ecker)  entstanden,  da  der  Provenzale 
das  prosthetische  a  nicht  liebt. 

A  i  b  pr.  (mj,  zuweilen  ab  Choix  IV.  398,  eigenschaft, 
gute  wie  böse,  adj.  aibit  begabt;  ein  merkioürdiges  bloß  der 
altprov.  spräche  bekanntes  auch  im  catalan.  fehlendes  wort. 
Ganz  nahe  liegt  das  goth.  aibr  dcagov,  dessen  ächtheit  mehr- 
fach bestritten,  von  den  neuesten  herausgebern  des  Ulfilas  an- 
erkannt worden  ist.  Auslautendes  r  konnte  abfallen  (vgl.  senh 
aus  senher,  fr.  Treves  aus  Treveri,  chiche  aus  cicer)  und 
auch  die  begriffe  gäbe  und  eigenschaft  oder  naturgabe  finden 
sich  leicht  zusammen:  so  im  span.  don  und  donaire,  im  lat. 
dos,  it.  dote ,  im  deutschen  gäbe,  wobei  noch  an  den  prov. 
Volksglauben  zu  erinnern  ist,  daß  die  eigenschaften  des  men- 
schen ein  geschenk  der  feen  seien,  s.  Leben  und  werke  der 
troubadours  p.  8.  Läßt  sich  kein  andrer  Ursprung  als  dieser 
gothische  nachweisen ,  so  ist  das  prov.  wort  selbst  geeignet 
das  schwankende  goth.  zu  stützen. 

A  i  e  franz.  interj.  des  Schmerzes ;  alter  imperativ  von 
aider  helfen :  aie !  Romane,  franc.  p.  19;  quar  m'aie  Fabl.  1. 258; 
aie  nos  Mahum !  Ch.  d.  Rol.  p.  74. 

Aieul  fr.  großvater;  dimin.  von  ayus,  it.  avolo^  sp. 


558  II.  c    AIGLENT-AMADOUER. 

abuelo,  pg.  avö.  cAuf  das  wiederum  verkleinernde  und  kin- 
disch machende  oder  auch  auf  das  ehrwürdige  hohe  alter  wird 
die  diminutive  oder  kosende  form  passend  übertragen*.  Grimm 
III.  677 ,   wo  ähnliche  altdeutsche  Verkleinerungen   bemerkt 


Aiglent  altfr.z.  b.  Rom.  franc.  p.33,  pr.  aguilen  hage- 
butte;  abgel.  pr.  aguilancier,  aiglentina,  fr.  e  gl  an  tier  dorn- 
Strauch;  «wwaiguille  aguilha  mit  dem  suffixe  ent,  lat.  gleich- 
sam acuculentus  stachelicht. 

Aigu  fr.  spitz;  von  acutus. 

Ai  1 1  e u r  s  fr,,  alhors  pr.  adverb ;  von  lat.  aliorsum,  das 
nach  Cato  und  den  comikern  veraltete  und  ins  mlatein  aus 
der  Volkssprache  wieder  aufgenommen  ward;  s.  Müller  zum 
Festus. 

Ain  alt  fr.  fischangel;  von  hamus,  it.  amo. 

A  i  n  e  fr.  adj.  älter,  sonst  ains-ne  geschr.,  von  ante  na- 
tus.    Vgl.  alnado  IL  b. 

Ais  fr.  bretty  von  axis  assis,  it.  asse;  dimin.  aisseau 
schindel,  von  axicellus  assicellus,  it.  assicella. 

Algier  algeir  altfr.  speer  Ch.deRol;  erinnert  an  das 
synonyme  ahd.  azger,  ags.  ätgär,  altn.  atgeirr,  s.  darüber  Grimm 
11.717,  Benecke  1.498. 

Alhondre  prov.  ortsadv.;  von  aliunde. 

Alize  fr.  e\s-beere. 

Allouer  fr.  gelten  lassen,  zugeben;  am  natürlichsten 
von  louer  =  lat.  laudare,  das  die  bedd.  rathen,  billigen  ent- 
wickelt hatte.  Sbst.  alloue  Sachwalter,  Verweser  führt  mit 
seiner  bedeutung  unmittelbar  auf  louer  =  locare,  it.  allogare 
hinstellen,  anstellen,  wiewohl  es  auch  von  dem  ersteren  ver- 
bum  einen  zugelassenen,  gutgeheißenen  ausdrücken  könnte. 

Amadouer  fr.  anlocken,  liebkosen,  daher  das  spätere 
in  der  1.  ausg.  der  academie  noch  nicht  aufgeführte  sbst.  ama- 
dou  zunder  (lockspeise,  vgl.  esca  Ij;  zsgs.  vb.  ramadouer. 
Die  vorgebrachten  deutungen,  z.  b.  die  aus  amatus ,  befriedi- 
gen nicht.  Das  wort  sieht  schwierig  aus,  an  seiner  lösung 
ist  aber  nicht  zu  verzweifeln.  Das  altn.  vb.  mata,  dän.  made, 
heißt  atzen  z.  b.  junge  vögel  (goth.  matjan  essen),  daraus  ge- 
formt mit  einschiebung  des  ableitungsvocales  ou  (urspr.  o,  s. 
evanouir)  a-mad-ouer  eig.  mit  speisen  anlocken,  it.  ad-escare. 
Zu  erwarten  war  freilich  amatouer,  daß  aber  goth.  t  mitunter 


II.  c.    AMENDER— ARAMIR.  553 

zu  d  herabsteigt,   bezeugt  guider  von  vitan,  hadir  hair  von 
hatan.     Die  pic.  form  ist  amidouler. 

Amen  der,  amende,  amendement,  eine  schon  um  die 
mitte  des  12.  jh.  vorkommende,  im  prov.  Boethius,  der  v.  12 
emendament,  v.  250  aber  mit  a  amendament  schreibt,  noch 
weit  höher  hinaufreichende  entstellung  aus  emender,  die  auch 
ins  ital.  eingegriffen  hat. 

Ancetres/r.  vorältern,  altfr.  ancestres,  acc.  ancessors, 
lat.  antecessores.    Daher  altfr.  ancesserie  abkunft. 

Ancolie  fr.  aglei;  von  aquileja  (im  class.  latein  nicht 
bekannt),  it.  aquilegia. 

A  n  d  o  u  i  1 1  e  fr.  blutwurst,  chw.  anduchiel ,  bask.  an- 
doilla.  In  alten  deutschen  glossarien  wird  scubiling  (art  wurste) 
mit  inductilis  übersetzt  s.  Graff  VI.  409,  Schmeller  111.313, 
und  wie  sich  das  deutsche  wort  aus  dem  einschieben  in  den 
darm  (ahd.  scioban)  erklärt,  so  auch  jenes  lat.  inductilis,  wel- 
chem andouille  (für  endouille)  buchstäblich  gleich  ist. 

Angar  hangar  (mit  und  ohne  aspiration)  wagenschop- 
pen,  remise.  Wie  dies  wort  mit  dem  lat.  angarla  (frohndienst) 
zusammenhänge,  ist  nicht  wohl  einzusehen.  Ursprünglich  be- 
deutet es  schulzdach,  matte  zum  zudecken,  und  ist  zumal  im 
wallonischen  (angär)  zu  hause,  aber  es  kommt  selbst  im  cel- 
tischen,  wenigstens  im  gael.  dialecte  vor. 

Angar  de  engarde  altfr. ,  pr.  angarda  vorhut ,  auch 
warte;  von  ante  und  garde,  wie  fr.  avant-garde. 

A  n  t  i  e  n  n  e  fr.  vorgesang;  vom  mlat.  antiphona,  also  ge- 
formt wie  Etienne  von  Stephanus. 

A  n  t  i  f  altfr.  alt :  antifs  humes,  lat.  senioribus  Liv.  d.  rois 
p.57,  vies  sentier  anti  alter  pfad  Fabl.  1.399,  une  vies  voie 
antie  Ren.  IV.  21.  Es  ist  von  antiquus ,  wie  altfr.  eve  von 
aqua.  —  Die  bed.  erhaben  und  seine  darauf  bezogene  iden- 
tität  mit  sp.  altivo  ist  verdächtig,  s.  besonders  Henschel  s.  v.} 
auch  Raynouard  im  Journ.  d.  sav.  1834  p.  108  (dessen  behaup- 
tung  jedoch,  daß  n  nicht  aus  1  entstehe,  durch  marne,  po- 
terne,  monteplier,  dongie  [delicatus]  u.  a.  widerlegt  wird). 

Appaner  altfr.,  apanar  pr.  nähren,  versorgen,  daher 
fr.  apanage  leibgedinge;  von  panis. 

Appeau  fr.  lockvogel,  lockpfeife,  wall,  apell;  von  ap- 
pellare. 

Aramir  arramir  altfr.,  aramirpv,  aremir  altcat.  (letz- 


554  HU.    ARBALETE-ARMOIRE. 

teres  bei  Ducange)  gerichtlich  zusichern,  überh.  zusichern,  zu- 
sagen, bestimmen,  z.  b.  aramir  un  sairement  die  leistung  eines 
eides  gerichtlich  zusagen,  aramir  ou  jurer  (eine  phrase)  ge- 
loben oder  schwören,  besonders  aramir  bataille  kämpf  ansa- 
gen (in  beziehung  auf  zeit  und  ort) ,  daher  sbst.  aramie  an- 
gesagter kämpf,  noch  jetzt  norm.  s.  v.  a.  arrangement.  Vgl. 
die  beispiele  bei  Ducange,  Raynouard  und  Henschel.  Ebenso 
mlat.  arramire  sacramentum ,  bellum.  In  den  hss.  der  L.  Sah 
lautet  das  wort  sehr  verschieden:  adrhamire  adchramire  ad- 
cramire  achramire  agramire  u.  dgl,  in  denen  der  Lex.  reform, 
auch  adframire,  s.  die  ausg.  v.  Merkel  p.  19:  diese  Schreibun- 
gen verrathen  ein  deutsches  mit  hr  anlautendes,  aber  mit  der 
latein.  partikel  ad  zusammengesetztes  wort.  Seine  herkunft 
ist  nicht  ganz  gesichert.  Grimm  rechtsalt.  p.  844.  184  erklärt 
sich  für  goth.  liramjan  ans  kreuz  heften,  daher  anheften,  dem- 
nächst bestimmen,  versichern,  verwandt  mit  ahd.  rämen  zie- 
len, trachten.  Nach  Müllenhoff  zur  L.  Sah  p.  277  aber  heißt 
das  salische  adhramire  s.v.a.  arripere,  raptare.  Vgl.  auch 
Vief.  goth.  wb.  II.  589. 

A r b  a  1  et e  fr.,  arbalesta  pr.  armbrust ;  von  arcuballista, 
bei  Vegetius. 

Arban  altfr.  frohndienst,  für  harban;  vom  ahd.  heri- 
ban  aufgebot  zum  kriegsdienst.  Man  sehe  Ducange  s.  v.  heri- 
bannum. 

Arbousier  fr.  s.  albedro  II.  b. 

Areas se/r.  (veraltet)  castell  im  hintertheile  des  Schif- 
fes; zusammentreffend  mit  it.  arcaccia,  sp.  areaza  kästen,  von 
arca;  also  nicht  von  arx. 

A  r  d  o  i  s  e  schiefer,  daher  it.  ardesia  in  einigen  wbb.  und 
pg.  ardoisa;  von  unbekannter  herkunft,  nach  Adelung  Mithr. 
11.43  celtisch,  ohne  beweis;  nach  Vergy  (s.  Menage,  3.  ausg.) 
von  Ar  des  in  Irland  benannt. 

Argot  ff.  gauner spräche;  von  unermittelter  herkunft. 
Argot  ergot  fr.  spitze  eines  abgestorbenen  zweiges,  sporn 
des  federviehs;  gleichfalls  unaufgeklärt.     Champ.  artot. 

Arguer  fr.  sticken;  stimmt  buchstäblich  zu  ahd.  ara- 
hön  mit  künstlichem  gewebe  bedecken,  s.  über  letzteres  Grimm 

IL  31  In. 

Armoire  fr.  (f.)  schrank,  für  arineoire,  dem  ein  ital. 
armatoja  entsprechen  würde,   eig.  waftensefrrank  (armarium 


II.  c.    ARM— ASSISES.  555 

repositorium  armorum  Gloss,  lindenbr.),  ein  wort,  wodurch  das 
alte  armaire  =  it.  armario,  sp.  armario  almario,  kymr.  armari, 
bret.  armel,  dtsch  almer  verdrängt  ward.  Daher  armoiries 
(f.  plj  wappen,  eig.  Zusammenstellung  von  wajfen. 

Ar  na  pr.  cat.  schabe,  motte  (im  Elucidari  arda),  npr. 
dama,  vb.  arnar  benagen;  von  unbekannter  herkunft.  Auch 
die  sard.  mundart  kennt  arna  in  gl.  bed.  Das  churw.  wort 
ist  tarna,  das  aber  mit  it.  tarma  zusammentrifft. 

A  r  p  e  n  t  fr.,  arpen  pr.,  auch  arapende  altsp.,  ein  feld- 
maß,  lat.  arepennis  als  gallisch  angeführt:  Galli  ...  semiju- 
gerum  quoque  arepennem  vocant  Columella  5,  1,  6. 

Ar  räch  er  fr.,  pr.  araigar  eradicar  esraigar  heraus- 
reißen; von eradicare  exradicare  beiPlautus,  Terenz  undVarro, 
it.  eradicare  sradicare.  Wegen  der  verschiedenen  behandlung 
des  c  in  arracher  und  araigar  vgl  fr.  pencher,  pr.  pengar 
für  pendicare. 

A  r  r  i  s  e  r  fr.  fallen  lassen,  herablassen ;  vom  ahd.  ar-ri- 
san  zusammenfallen. 

Ar  röche  fr.  (f.)  ein  kraut,  melde,  wall,  aripp  (f.);  ent- 
stellt aus  atriplex  (nj,  it.  atrepice. 

Artoun  neupr.  brot;  ein  it.  artone  kennt  Veneroni;  dazu 
kommt  noch  sp.  a r t a  1  e j o  oder  artalete  pastetchen ,  und 
artesa,  pg.  artega  backtrog.  Man  vermuthet  darin  das  gr. 
aQTog,  aber  nähere  ansprüche  hat  wohl  das  bask.  artoa  mais- 
brot  s.  Larramendi  diccion.  I.  p.  XVI,  nach  Humboldt  über 
die  urbew.  Hisp.  p.  155  urspr.  eichelbrot,  von  artea  art  ei- 
chen. P.  Monti  rechnet  auch  das  comask.  adro-basto  (brofy 
hieher. 

Assis  es  fr.  (plur.)  außerordentliche  gerichtssitzung,  in 
engerer  bedeutung  gerichtssitzung  an  vorher  bestimmten  tagen, 
alt  fr.  auch  sing,  assise,  pr.  asiza,  womit  überdies  eine  in  einer 
solchen  Sitzung  beschlossene  Verordnung,  z.  b.  eine  steuerver- 
ordnung  oder  schlechtweg  eine  Steuer  Liv.  d.  rois  p.  390,  393, 
bezeichnet  ward,  daher  levare  assisiam  eine  Steuer  erheben, 
it.  assisa  abgäbe,  accise ,  neap.  assisa  taxe  der  lebensmittel 
Es  ist  ein  particip  vom  alt  fr.  pr.  assire  setzen,  sich  setzen, 
lat.  adsTdere,  und  bedeutet  also  eine  gesetzte  sache,  im  franz. 
ganz  concret  eine  schichte  steine  d.  h.  etwas  aufgesetztes,  im 
prov.  läge,  zustand,  positio ;  in  dieser  spräche  findet  sich  auch 
cizias  (plur.).    Im  gegenwärtigen  falle  kann  es,  grammatisch 


55«  II.  c.     ASSOAGER— AUBAIN. 

betrachtet,  sowohl  den  festgesetzten  Gerichtstag  als  auch  das 
darauf  festgesetzte  bedeuten,  nicht  eigentlich  die  Sitzung  oder 
Session  selbst, 

Assoager  assouagier  altfr.,  pr.  assuaviar  mildern;  von 
suavis,  mit  beobachtung  des  ableitungsvocales  i  wie  in  Jevi-are, 
molli-are  u.  a.  roman.  bildungen. 

A  s  s  o  u  v  i  r  fr.  sättigen.  Entstehung  aus  einem  dem  lat. 
exsatire  entsprechenden  ad-satire  assa-ir,  mit  eingeschobenem 
ou  (s.  evanouir)  assa-ou-ir  ass-ou-ir  und  nochmals  mit  ein- 
geschobenem v  ass-ou-v-ir,  ist  gegen  den  geist  der  spräche, 
da  v,  um  das  radicale  a  zu  schützen,  eher  vor  ou  getreten 
wäre  (assa-v-ou-ir).  Bas  icort  läßt  sich  buchstäblich  con- 
struieren  aus  dem  goth.  ga-söthjan  /oordtsiv,  wenn  man  th 
ausstößt  und  v  dafür  einschiebt:  so  entstand  pouvoir  aus  ur- 
altem podoir,  pr.  poder. 

Ate  alt  fr.  hitzig,  rasch  Chartern,  v.  613  (nicht  ates  zu 
schreiben),  Ruteb.  1.433,  auch  a-ate  Parton.  I.  209,  Eracl. 
v.  5561,  vb.  a-atir  anreizen,  sbst.  aatie  und  atine  hitzige  feind- 
schaft.  Für  letzteres  findet  sich  auch  astine,  allein  nur  die 
Schreibung  ohne  s  kann  die  richtige  sein,  da  dieser  buchstabe 
nicht  ausfällt,  wohl  aber  vor  t,  wie  in  list  oder  rist  von  legit, 
ridet,  mitunter  eingeschoben  wird.  Alle  diese  bildungen  kom- 
men ausschließlich  der  franz.  spräche  zu,  ihr  Ursprung  ist 
darum  vor  allem  im  nordischen  zu  suchen.  Hier  findet  sich 
at  anreizungTzum  streit,  att  angereizt  (daher  das  obige  adj. 
ate),  etia  anreizen.  Das  it.  astio  ist  mit  aastie  gar  nicht 
verwandt. 

Atelier  fr.  werkstätte  =  pr.  astelier,  sp.  astillero  (von 
hasta)  gestell  zum  aufbewahren  der  tanzen,  zunächst  wohl  ge- 
stellfür das  handw  er  ksg  er  äthe,  daher  werkstätte.  Raynouard's 
Übersetzung  von  astelier  camas  de  lances'  Lex.  rom.  ist  ungenau: 
die  reihe  der  krieg  er  wird  in  der  angezogenen  stelle  (aqui 
viratz  far  d'astas  tant  astelier  Ger.  de  Rouss.)  offenbar  mit  ei- 
ner lanzenraufe  verglichen.  Neupr.  astelier  astier  feuerbock 
d.  i.  gestell  zum  auflegen  des  hohes. 

Aubain  fr.  fremdling,  mlat.  albanus.  Die  erklärung 
aus  alibi  natus  ist  abzuweisen.  Zu  erwägen  wäre  ahd.  eli- 
benzo,  früher  ali-banto  'aus  einer  andern  gegend",  allein  müste 
das  mlat.  wort  dann  nicht  albantus  oder  doch  albannus  lau- 
ten?   Häufig  hängt  sich  das  suffix  anus  an  adverbia  (Rom. 


II.  c.     AUBIER— AUVENT.  557 

gr.  II.  272)  und  so  konnte,  wie  aus  proche  prochain,  aus 
loin  lointain,  oder  aus  ante  ancien,  auch  aus  alibi  aubain  ab- 
geleitet  werden. 

Aubi er  fr.,  albarpr.  splint,  das  weiße  zarte  holz  un- 
ter der  rinde;  von  albus  (albarius),  woher  auch  lat.  alburnum, 
altfr.  aubour,  lim.  ooubun. 

Auge  fr.  (f.)  trog;  vom  lat.  alveus  wanne,  it.  alveo, 
genues.  argio  u.  s.  f. 

Aumaille  fr.  (f.,  nur  im  plur.  üblich)  hornvieh,  von 
animalia,  in  den  cass.  glossen  animalia  hrindir.  So  auch  churw. 
armal,  wall,  amä  rind,  aber  piem.  parm.  animal  schwein,  ro- 
magn.  animela  sau,  kuh,  stute,  hündinn  u.  dgl.  S.  Pott  in 
Höfers  ztschr.  III.  161. 

Aurone  fr.  eine  pflanze,  stabwurz,  aberraute;  von 
abrotonum,  it.  abrotano. 

Aus  neupr.  (m.)  vlies,  feil  des  schafes,  s.  Honnorat  und 
glossar  zu  Goudelin,  aou  schreibt  Sauvages,  die  champ.  mund- 
art  kennt  ause  färbe  II.  152.  Ist  es  das  goth.  au-s  Grimm 
1.64,  111.327,  akd.  awi  au  schaf?  Aber  bessere  ansprüche 
hat  ein  latein.  wenig  bekanntes  wort,  hapsus  bei  Celsus,  wor- 
über Caper  bemerkt  (Putsch  p.  2249)  hapsum  vellera  lanae, 
non  hapsus;  vgl  hapsum  vellus  lanae  Gloss.  Isid.  Hieraus  ward 
mit  auflösung  des  p  in  u  prov.  aus  (vgl.  ne-ipsum  neus,  mal- 
aptus  malaut).  Man  leitet  das  lat.  wort  aus  gr.  uxpog,  die  be- 
merkung  des  grammatikers  Caper  zeigt  wenigstens,  daß  es  ein 
übliches,  sein  dasein  im  romanischen,  daß  es  ein  volksübliches 
wort  war.     Griech.  aooiov  (vlies)  liegt  fern  ab. 

Aussi  franz.  partikel  (ebenso,  auch),  altfr.  alsi  ausinc, 
auch  florent.  alsi;  von  aliud  sie. 

Autant  franz.  pronomen;  von  aliud  tantum;  auch  alt- 
sp.  autan. 

Autel  altfr.  pronomen;  von  alius  talis. 

Auventfr.  schirmdach.  Die  deutung  aus  öte-vent  cwas 
den  wind  abhalf  ist  gegen  laut  und  begriff.  Auvent  ist  sieht- 
barlich  das  pr.  anvan  amban,  das  einen  vorsprung  oder  erker 
zum  schütz  eines  einganges  der  bürg  zu  bedeuten  scheint,  s. 
FaurieVs  glossar  zuG.  v.  Tudela:  aus  an  ward  au  wie  iner- 
raument  für  erranment.  Anvan  aber  kann  eine  Zusammen- 
setzung sein  aus  ante  (so  angarda  aus  ante-g.)  und,  wegen 
irgend  einer  ähnllchkeit,  aus  vannus;  Ducange  erklärt  auvent 


558  II.  c.    AVACHIR-AVENAflT. 

auvant  aus  altus  vannus.  Was  hier  fehlt,  ist  die  anschauung 
der  sache. 

Avachir  fr.  (nur  reflexiv  s'avachir)  erschlaffen;  vom 
ahd.  weichjan  erweichen,  Rom.gr.  1.296.  Wallon.  s'avachi 
bedeutet  sich  senken. 

Ava  lange  avalanche  (wie  alt  fr.  fresenge  neben  fre- 
senche),  daher  it.  valanga,  lawine;  von  avaler  hinabsteigen, 
vgl.  das  ebenfalls  daraus  abgeleitete  avalaison  gießbach.  Eine 
andre  form  ist  fr.  lavange  lavanche,  pr.  lavanea,  entweder 
umgestellt  aus  avalange  oder  erweitert  aus  mlat.  labina  bei 
Isidorus,  der  es  von  labi  abstammen  läßt  (labina  eo  quod  am- 
bulantibus  lapsum  inferat  16, 1),  churw.  lavina.  Eine  erklä- 
rung  aus  dem  dtschen  lauen  (aufthauen)  sehe  man  bei  Schmel- 
ler  IL  405. 

A  v  e  c  speciell  franz.  präp.  dem  it.  sp.  con  entsprechend, 
altfr.  adv.  avoc  avuec  avec;  zsgs.  aus  alt  fr.  ab  =  lat.  apud 
und  oc  =  lat.  hoc  'bei  dem,  mit  dem  ;  ebenso  altfr.  por-uec 
1 wegen  dessen ',  Rom.gr.  11.405.  Eine  paragogische  form  ist 
avecques.     Vgl.  appo  I.  und  o  IL  c. 

A  v  e  i  n  d  r  e  fr.  hervorlangen,  occ.  avedre.  Woher  dies 
seltsame  in  seiner  endung  mit  peindre  (pingere),  empreindre 
(imprimere),  geindre  (geniere)  zusammenfallende  wort?  Ge- 
wiss nicht  von  advenire  oder  ad-vincire.  Es  gab  ein  lat.  ab- 
emere  wegnehmen,  von  Festus  aufbewahrt:  abemito  significat 
demito,  auferto,  dies  muste  fr.  aveindre  lauten.  Es  läßt  sich 
freilich  auch  ohne  zwang  aus  dem  üblicheren  adimere  leiten 
wie  altfr.  avoultre  aus  adulter,  aber  da  dies  keine  roman. 
spräche  anerkennt,  so  ist  kein  grund  da,  von  dem  etymologisch 
noch  näher  liegenden  abemere  abzugehn:  besitzen  ja  doch  die 
neuen  sprachen  der  verschollenen  lat.  Wörter  so  manche.  Die 
champ.  mundart  hat  das  wort  zur  1.  conj.  gezwungen,  avainder. 

Avel  altfr.  champ.  (plur.  aviaux)  inbegriff  alles  wün- 
schenswerten. Mcht  von  velle,  es  ei^klärt  sich  einfach  aus 
lapillus  perle,  edelstem,  it.  lapillo,  wie  es  denn  auch  wirklich 
mit  bijou  (kleinodj  übersetzt  wird,  s.  Roquef.  Man  glaubte 
in  lavel  den  artikel  zu  fühlen  und  sprach  drum  avel;  genau 
so  ergieng  es  dem  lat.  labellum  im  it.  avello. 

Avenant  fr.,  pr.  avinen  (daher  it.  avvenante  avve- 
nente)  anständig,  artig;  von  adveniens  ankommend,  zukommend, 
wie  unser  bequem  d.  f.  passend,  von  biqueman  zukommen. 


II.  c.    AVIRON— AVOL.  5ÄÖ 

Aviron  fr.  rüder  für  kleine  fahrzeuge,  mlat.  abiro. 
Nach  Frisch  von  ad  gyrum,  weil  es  sich  im  kreiße  bewege. 
Setzt  man  statt  gyrum  nur  viron,  so  hat  diese  erklärung  nichts 
unwahrscheinliches  und  es  läßt  sich  noch  beifügen,  daß  das 
lothr.  aiviron  auch  traubenbohrer  heißt,  ein  Werkzeug,  das 
einen  kreiß  beschreibt.  Nach  andern  ist  es  vom  it.  alberone 
großer  bäum,  aber  diesem  worte,  dem  sich  die  lothr.  neben- 
form  auburon  anzunähern  scheint,  ist  die  bed.  rüder  fremd. 

Avoi  altfr.  interjection,  die  eine  unmuthige  Verwunde- 
rung ausdrückt,  daher  unser  mhd.  avoi.  Den  Ursprung  der- 
selben, der  sonst  in  ah  voie  =  it.  eh  via  oder  im  classischen 
evoe  gesucht  ward,  hat  man  neuerlich  in  einem  kirchlichen 
refrän  evovae  gefunden,  der  die  vocale  aus  den  Wörtern  se- 
culorum  amen  zusammenfaßt  (s.  besonders  Wolß  lais  p.  189), 
hat  sich  aber  die  buchstäbliche  entwicklung ,  worauf  es  bei 
aller  etymologie  ankommt,  nicht  klar  gemacht.  Evovae  konnte 
allenfalls  ein  dreisylbiges  evoe,  nimmer  das  auf  moi  reimende 
avoi  erzeugen.  Dieses  letztere  zerlegt  sich  von  selbst  in  die 
beiden  interjectionen  ah  und  voi  cha  sieh\  und  diese  ungekün- 
stelte deutung  bestätigt  sich  durch  die  buchstäblich  identische 
span.  interjection  afe  Poem.  d.  Cid.  v.  1325,  worin  v,  wie  öf- 
ter (s.  he  IL  b),  sich  in  f  schärfte,  also  =  sp.  ah  ve  =  fr. 
ah  voi.  Als  refrän  trifft  man  auch  aoi  und  ae,  vgl.  dasselbe 
verhalten  des  vocals  in  voi-ci  und  ve-ci  alt  franz. 

Avoi  pr.  (adj.  einer  endung)  schlecht,  elend,  sbst.  avo- 
leza.  Auch  im  altcat.,  altspan.  und  altpg.  kommt  das  wort 
vor,  ist  aber  so  selten,  daß  die  angaben  seiner  bedeutung 
schwanken.  Sanchez  übersetzt  avoi  ome  bei  Berceo  zweifelnd 
mit  ladron,  Moraes  das  port.  wort  im  Nobiliario  (wofür  er 
auch  eine  Variante  avil  vorbringt)  mit  mäo  böse.  Im  prov. 
ist  es  sehr  üblich,  aber  jetzt  gleichfalls  veraltet,  und  bedeutet 
das  gegentheil  von  pros,  fr.  preux.  Daß  die  erste  sylbe  den 
ton  hat,  beweist  das  zsgz.  pr.  äul,  das  sich  zu  ävol  verhält 
wie  freul  zu  frevol:  mit  unrecht  also  accentuiert  Seckendorf 
avöl.  Was  seine  herkunft  betrifft,  so  räth  man  auf  gr.  äßov- 
lr,<;  unangenehm,  lästig,  das  aber  der  bedeutung  nicht  genügt. 
Ducange  bemerkt  aus  einem  urtheil  vom  j.  1411  advölus  = 
advena,  buchstäblich  das  roman.  wort.  Wie  man  sp.  cuerdo 
abkürzte  aus  cordatus,  pr.  clin  aus  clinatus,  so  konnte  man 
advolus  avoi   aus  advolatus  avole  abkürzen.     Die  grundbed. 


560  IL  c.    AVOUTRE— BAFRE. 

war  'hergeflogeri  d.  i.  heimathlos,  fremd  und  so  wird  das  voll- 
ständige wort  öfters  gebraucht:  ceux  qui  estoient  ainsi  ban- 
nis  ...  les  appelloit-on  avolez  Ducange  v.  advoli ;  garce  avo- 
lee  Theätr.  fr.  p.p.  Michel 449.  Aus  dieser  bedeutung  konnte 
leicht  die  oben  bemerkte  hervortreten  wie  in  unserm  elend 
1)  peregrinus,  2)  miser.  Allerdings  war  alsdann  ein  adjec- 
tiv  zweier  endungen  zu  erwarten,  es  ergieng  ihm  aber  wie 
frevol  =  frivolus  frivola. 

Avoutre  altfr.  pr.  bastard,  bret.  avoultr;  von  adulter 
unächt,  auch  it.  avöltero  ehebrecher ,  wal.  votru  kuppler. 
Über  den  Ursprung  des  v  in  diesem  worte  s.  Rom.  gr.  I.  164. 
Das  wallon.  avotron  avutron,  welches  Grandgagnage  addit.  ohne 
noth  aus  dem  flämischen  leitet,  hat  auch  die  bed.  Schößling 
entwickelt. 

Azaut  adaut  pr.  erfreulich,  lieblich,  azautar  erfreuen; 
von  ad-aptus,  adaptare,  wie  malaut  von  mal-aptus,  also  =  it. 
adatto  passend,  daher  anständig,  gefällig.  Man  leite  es  nicht 
etwa  von  ad-altus,  denn  nie  wird  adalt  gesagt.  Der  span. 
Alexander  bietet  dasselbe  wort  1979:  todos  tenien  que  era 
mui  adapte  nobleza. 

B. 

Babeurre  fr.  buttermilch;  für  bat-beurre:  battre  le 
bcurrc  butter  machen. 

Babil  fr.  geplauder ,  babiller  plaudern,  engl,  babble, 
dtsch  babbeln;  naturausdruck. 

ßac  fr.  fähre,  henneg.  trog;  vgl.  ndl.  bak  mulde,  trog, 
bret.  bag"  bak  barke.    S.  bacino  /. 

Bacler  fr.,  baclar  pr.  sperren  mit  einer  querstange; 
von  baculus. 

Bacon  altfr.  pr.  Speckseite;  vom  ahd.  bacho,  ndd.  bak 
rücken,  mndl  baec  schinken.  Die  dauphinesische  mundart  nennt 
bacon  (entsprechend  mlat.  baco)  das  ganze  (zubereitete?) 
schwein. 

Bäfre  fr.  fetter  schmaus,  bäfrer,  npr.  braffä,  piem.  ha- 
ke (und  balafre)  schwelgen,  henneg.  bafreux,  piem.  bafron 
fresser.  Es  ist  wohl  gleiches  Stammes  mit  bave  geifer,  vgl. 
pic.  bafe  leckermaul,  baflier  geiferer  u.  s.  w.:  r  trat  etwa 
hinzu  wie  im  it.  bävaro,  daher  ven.  bavarolo  geifert uch;  man 


II.  c.    BAGARHE-BALME.  56t 

sehe  auch  unten  safre.  Bemerkenswerth  ist  in  den  erfurter 
glossen  p.  279a  bafer  spuma  farina. 

Bagarre  fr.  zank  und  streit;  zusammenhängend  mit 
ahd.  baga  streit  ? 

Bague  fr.  ring  mit  einem  edelstein,  auch  ring  wonach 
man  rennt;  von  bacca  perle,  gelenk  der  kette.  Boja  et  baga 
unum  sunt  Gloss.  Isonis.  Ebenso  von  baca  bacca  ist  fr.  baie 
beere,  pr.  baga  baca,  sp.  baca,  pg.  baga,  it.  bacca. 

Baionnette  fr.  einewaffe;  sicher  nach  der  Stadt  Ba- 
yonne  benannt,  nach  einigen,  weil  sie  bei  dem  stürm  auf  die- 
selbe (1665)  zuerst  angewandt  ward. 

Bai  afr  e  fr.  lange  schmarre  oder  wunde  im  gesicht,  hen- 
neg.  berlafe,  mail.  barleffi,  it.  sberleffe,  vb.  fr.  balafrer.  Es 
ist  wahrscheinlich  eine  Zusammensetzung  aus  der  partikel  bis 
schief,  übel,  und  dem  ahd.  leffur  lippe,  so  daß  es  üble  lippe 
bedeutete,  lippe  nämlich  für  eine  klaffende  wunde  wie  gr.  yukog. 
Im  champ.  berlafre  ein  übel  an  der  lippe,  böse  lippe,  liegt 
die  grundbedeutung  am  tage. 

Balai  fr.  besen,  balayer  auskehren.  Die  grundbedeu- 
tung des  Wortes  ist  eine  andre:  pr.  balai  halm,  gerte,  so  auch 
altfr.  balais  (balai?),  bei  Matth.  Paris  baleys  cvirga\  altengl 
baieis,  vb.  pr.  balaiar  schwanken,  flattern,  peitschen.  Man 
darf  nach  der  bed.  gerte  oder  reis  celtischen  Ursprung  ver- 
muthen :  kymr.  bala  heißt  ausbruch  (bei  Owen),  pl.  balaon  knos- 
pen der  bäume  (bei  Boxhorn),  balant  das  ausschlagen  oder 
sprossen  der  bäume,  bret.  balaen  besen,  das  sich  im  altfr.  ba- 
lain  cflagellurn  Liv.  d.  rois  p.  282  wiederfindet,  bret.  balan  gin- 
ster.  Doch  ist  in  dem  roman.  Worte  kein  suffix  ai  anzuneh- 
men, da  ein  solches  für  substantiva  nicht  vorkommt :  die  ganze 
bildung  muß  eingeführt  sein,  kymr.  balai  aber  heißt  dorn  der 
schnalle. 

Balevre  fr.  Unterlippe;  für  basse-levre. 

B  a  1  m  e  altfr.,  balma  pr.  cat.,  in  neuem  mundarten  baumo, 
grotte  durch  einen  überragenden  felsen  gebildet  (Honnorat), 
Schweiz,  balm,  so  auch  oberitalisch;  als  geographischer  name 
in  frühen  Urkunden  z.  b.  Brequigny  I.  p.  428a  (vom  j.  721), 
Man  hält  dies  wort  für  celtisch  (Schmeller  s.  v.  balfen) ,  in 
seiner  vorliegenden  ausprägung  aber  fehlt  es  den  sprachen 
dieses  Stammes,  s.  Dief.  celt.  1.192»  Die  deutsche  hat  barm 
busen,  der  Wechsel  zwischen  1  und  r  wäre  nicht  bedenklich 

36 


5C3  IX.  c.    BALUC-BAUDRl 

(pr.  Alvernhe,  albre)  und  selbst  rom.  mundarten  kennen  barme 
(Schott  deutsche  spr.  in  Piemont  p.  242,  vgl  271) ,  allein  das 
deutsche  wort  scheint  der  bed.  höhlung,  sinus  terrae,  nirgends 
theilhaftig,  was  einiges  bedenken  macht. 

B  a  1  u  c  pr.  s.  badalucco  IL  a. 

Ban,  bana  pr.,  banya  cat.  hörn,  hirschgeweih ;  wohl  vom 
kymr.  bän  mit  ders.  bed.  s.  Dief.  goth.  wb.  L  257,  vgl  aber 
auch  ahd.  bain,  bair.  hirschbain  Schmeller  1. 178.  Daher  occ. 
banarut  gehörnt,  banar(d)  hirschkäfer. 

Banlieue  fr.  weichbild,  wörtlich  meilen-bann,  von  ban 
gerichtsbarkeit  undWeue  meile,  feld,  gebiet,  also  das  zu  der- 
selben gerichtsbarkeit  gehörige  gebiet.  So  auch  altfr.  ban-molin 
mühlenbann,  mühlenger  echtigkeit.  S.  Ducange  v.  bannum  leucae. 

Baragouin  fr.  kauderwälsch ;  vombret.  bara  brotund 
gwin  wein,  welche  worte  die  Franzosen  häufig  im  munde  der 
Bretonen  hörten ,  denn  ihrer  spräche  galt  der  ausdruck  zu- 
erst und  kommt  daher  in  spottüedern  vor,  s.  Villemarque  dict. 
franc.  bret.  p.  XXXIX. 

Barlong  fr.,  alt  berlong  ungleich  länglich;  für  beslong 
==s  it.  bislungo,  zsgs.  mit  bis,  das  etwas  ungehöriges  ausdrückt, 
s.  oben  bis  L 

Basquiner  altfr.  bezaubern;  vom  gr.  ßaoxaiveiv  dass. 
(Frisch),  wal.  bosconi. 

Bauche /r.  (veraltet)  nach  Nicot  tünchwerk  der  wand, 
nach  Menage  werkstätte;  von  apotheca,  wie  letzterer  meint, 
woher  es  aber  nicht  stammen  kann.  Zss.  sind  ebaucher  aus 
dem  rohen  arbeiten,  flüchtig  entwerfen,  em  bauch  er  einen  ge- 
sellen annehmen,  dsgl.  listig  werben,  debaucher  verführen, 
eig.  aus  der  werkstätte  locken.  Wegen  des  Ursprunges  von 
bauche  vgl.  sowohl  gael  balc  erdkruste  wie  altn.  bälk-r  Zwi- 
schenwand. 

B  a  u  d  e  t  fr.  esel,  henneg.  auch  fem.  baude  eselinn,  altfr. 
Boudouin  in  der  thierfabel;  von  baud  fröhlich  (s.  baldo  L), 
nach  Grimm  Reinh.  p.  CCXLIV  das  zufriedene  vor  fröhlich- 
keit  jauchzende  thier. 

Baudre  altfr.,  baudrat  pr.,  abgel.  fr.  baudrier,  daher 
entlehnt  pg.  boldrie,  it.  budriere,  gürtet,  degengehenk.  Lat. 
balteus  würde  it.  balzo,  pr.  balz  erzeugen,  die  obigen  formen 
danken  also  wohl  ihr  dasein  zunächst  dem  ags.  belt,  altn.  belti 
s=  balteus,  oder  noch  unmittelbarer  dem  ahd.  balderich,  alt- 


II.  c.    BEAÜ— BfiGÜE.  563 

engl,  baldrick  baudrick,  wenn  auch  die  abschweifung  in  bal- 
drat seltsam  erscheinen  muß.  Eine  zss.  ist  altfr.  esbaudre 
mitte  des  leib  es  Ferabr.  p.  174a,  eig.  der  von  dem  gürtet  um- 
faßte theil,  eine  bedeutung,  die  nach  W.  Grimms  ansprechender 
vermuthung  auch  das  rom.  cinge  (cingulum)  des  casseler  glos- 
sars  gewährt.     Vgl  barriga  IL  b. 

ßeau  fr.  in  beau-pere,  beau-fils,  beau-frere,  belle-mere, 
belle-fille,  belle-soeur,  daher  neupr.  beou-pero,  bela-mera, 
schwieger-  oder  Stiefvater  u.  s.  f.  Die  alten  hatten  dafür  ein- 
fache zum  theil  noch  jetzt  übliche  Wörter,  für  schwägerschaft 
sogre,  sogredame,  gendre,  bru  oder  nore,  serorge  (m.  f.)  ; 
für  stiefverwandtschaft  parastre,  marastre,  filiastre  (m.  f.), 
frerastre,  sorastre  (noch  occ.  sourastre).  Früh  aber  schlugen 
die  bildungen  mit  aster,  die  ursprünglich  nur  annäherung  aus- 
drücken sollten  (unächter  vater) ,  in  üblen  sinn  um  und  im 
gegensatz  zur  bösen  Stiefmutter  nannte  man  die  gute  hypo- 
coristisch  belle  mere  d.  h.  im  altern  sinne  des  adjectivs  cliebe 
mutter  und  so  beau  pere  u.  s.  w.,  ausdrücke,  die  auch  auf 
verschwägerte  übertragen  wurden.  Dasselbe  Verhältnis  be- 
zeichnet der  Niederländer  mit  schoon,  der  Bretone  mit  kaer 
(schön),  vermuthlich  nach  franz.  vorgange.  In  italischen  Mund- 
arten heißt  der  Schwiegervater  herr  (mail  messee,  ven.  mis- 
sier),  die  Schwiegermutter  herrinn  (madonna),  gleichfalls  eh- 
rentitel. 

B  e  au  c  oup  fr.,  daher  it.  belcolpo,  für  lat.  multum;  von 
beau  schön,  groß  (z.  b.  beau  mangeur  für  grand  m.)  und  coup 
streich,  wurf,  also  ein  großer  wurf,  häufe,  vgl.  sp.  golpe 
menge.  Altfr.  findet  sich  auch  grandcoup,  pr.  mancolp  Gloss.  occ. 

B  e  d  o  n  fr.  kleine  trommel,  dicker  bauch,  b  e  d  a  i  n  e  in 
letzter  bed.,  vgl.  com.  bidon  dick  und  träge,  henneg.  bidon 
großer  träger  mensch  (=  fr.  bidon  großer  krug  d.  i.  bau- 
chichtes  gefäß  ?).  Dieser  stamm  bed  scheint  mit  bid  in  bidet 
(s.  unten)  eins  und  dasselbe :  im  henneg.  bedene  z.  b.  treffen 
die  bedd.  von  bedaine  und  bidet  zusammen. 

Begue  fr.,  bei'que  bieque  pic.  stammelnd,  daher  aftsp. 
vegue  Canc.  de  Baena ,  vb.  pic.  bürg.  norm,  beguer ,  fr.  be- 
gayer  stammeln,  letzteres  ein  nomen  begai  voraussetzend.  Von 
bec  (schnabel)  scheint  logisch  unstatthaft,  nicht  einmal  dem 
wall,  bequeter  möchte  Grandgagnage  diesen  Ursprung  zugestehn. 
Möglicher  weise  zsgz.  aus  pr.  bavec  alberner  Schwätzer,  sp. 


384  II.  c.  BßGUEULE— BELLEZOUR. 

babieca  pinsel,  daher  altfr.  begaud,  norm,  begas  mit  letzte- 
rer bed. ;  wegen  der  Verkürzung  der  form  vgl  pr.  sageta, 
altfr.  sette.     Behaupten  aber  läßt  sich  diese  deutung  nicht. 

Begueule  maulaffe;  eig.  der  das  maul  aufsperrt,  von 
beer  und  gueule. 

Bele  altfr.  wiesei  (chevals  e  dras  e  beles  wieseif  eile 
Rou  I.  p.  332),  nfr.  dimin.  b  e  1  et  t  e,  sp.  beleta  (in  einigen  wbb.), 
mail.  bellora,  com.  berola,  parm.  benla,  gen.  bellua,  sie.  bad- 
dotlula  (für  ballottula  bellottula);  stimmt  buchstäblich  zum 
kymr.  bele  mar  der,  so  wie  zum  hochd.  bille  Frisch  I.  97a,  ahd. 
bil-ih  bilchmaus.  Vielleicht  aber  ist  bele  nichts  anders  als 
das  lat.  bella  schön:  auch  bellora  passt  zu  bellula,  ebenso 
heißt  es  bair.  schönthierlein,  schöndinglein,  dän.  den  kjönne 
(pulchra),  ein  schmeichelwort  für  das  thier,  dem  man  geheim- 
nisvolle kräfte  zutraute,  altengl.  fairy  Halliw.  S.  Schmeller 
IV.  183,  Grimms  myth.  p.  1081.  Norm,  heißt  es  roselet  roth, 
lothr.  moteile  (mustela),  norm,  bacoulette. 

Belier  fr.  Widder,  leithammel,  in  der  thier fabel  Belin, 
daher  norm,  blin;  vom  ndl.  bei  glöckchen,  weil  er  ein  solches 
zu  tragen  pflegt,  ndl.  bel-hamel,  engl  bell-wether,  fr.  auch 
clocheman  (glöckner)  und  moulon  ä  la  sonnette,  mlat.  aries 
squilatus  genannt.  Derselben  herkunft  ist  auch  fr.  beliere 
glockenring. 

Belitre  fr.  bettler,  lump,  daher  nach  Covarruvias  das 
sp.  belitre,  pg.  biltre;  abgel.  it.  belitrone  (Ferrari u.a.).  Un- 
ter den  vorgebrachten  zahlreichen  deutungen,  z.  b.  aus  bala- 
tro  oder  ballistarius  oder  blitum  (man  sehe  bei  Menage),  ist 
die  von  Nicot  aus  dem  dtschen  bettler,  umgestellt  bleter  bli- 
tre,  noch  die  leidlichste:  die  altfr.  Schreibung  belistre  ist  bei 
der  häufigen  einschiebung  des  s  vor  t  kein  hindernis.  Vgl.  Pott 
Zigeunersprache  1.  29.  Über  ein  lomb.  blicter  sehe  man  bei 
Cherubini  und  Monti. 

Bellezour  altfr.,  pr.  bellazor,  comparativ  von  bei,  mit 
der  nominativform  pr.  bellaire.  Wackernagel  (s.  Altroman, 
sprachd.  p.  22)  gründet  diesen  comparativ  auf  lat.  bellatior 
von  bellatus,  wovon  Plautus  das  dimin.  bellatulus  gebraucht. 
Solcher  ableitungen  mit  atus  aus  adjeetiven  finden  sich  noch 
andre  und  nicht  bloß  bei  Plautus :  ebriolatus  von  ebrius  ebrio- 
lus,  pullatus  von  pullus,  bifidatus  von  bifidus,  vgl.  Düntzers 
Wortbildung  p.  63.    La  Ravalliere  (gloss.  zu  Thibaut)  und  Äo- 


II.  c.    BELLUGUE— BERCER.  596 

quefort  kennen  auch  den  positiv  bele,  fem.  belee  bellee;  hät- 
ten sie  belege  beigefügt,  so  stände  die  bemerkte  deutung  ganz 
sicher,  denn  bele  kann  nur  von  bellatus  herrühren.  Merk- 
würdig ist  auch  als  die  einzige  in  ihrer  art  die  altsp.  abl.  be- 
lido  d.  i.  bellitus :  sonrisos'  el  rey,  tan  belido  fablö  Poem.  d. 
Cid  v.  1376,  auch  galicisch :  levantou  s'a  velida,  levantou  s'alva 
D.  Diniz  p.  142.  Der  neap.  Superlativ  belledissemo  (bei  Ga- 
liani)  scheint  damit  zusammenzuhängen. 

Bellugue  alt  fr.  Roquef,  pr.  beluga,  daher  norm,  be- 
luette,  fr.  bluette  funke,  vb.  pr.  belugeiar  (belugueiar?), 
fr.  bluetter  funken  sprühen.  Es  scheint  zusammengesetzt  aus 
der  rom.  partikel  bis  und  lux,  so  daß  es  eig.  schwaches  licht 
heißt  wie  das  mit  derselben  partikel  zsgs.  it.  bar-lume,  sp. 
vis-lumbre;  dahin  weist  auch  eine  zw eite  norm,  form  berluette. 
Also  be-luga  für  bes-luga  wie  altfr.  beloi  neben  bes-loi.  Für 
dasselbe  wort  ist  zu  halten,  mit  einer  geringen  abänderung 
der  bedeutung,  fr.  b  er  lue  funken  oder  blitze  vor  den  äugen, 
blendung  des  gesichtes,  in  Berry  diminutivisch  eberluette,  vb. 
pr.  a-bellucar,  piem.  s-baluche,  in  Berry  e-berluter,  champ. 
a-berluder  (t  und  d  eingeschoben)  blenden.  Dem  fr.  berlue 
entspricht  übrigens  buchstäblich  das  glbd.  mail.  barluss  (vb. 
barlusi,  piem.  berluse),  nur  daß  lux  hier  nicht  in  luca  um- 
gebildet erscheint. 

Bercer  (gewöhnlich  berser)  altfr.  mit  dem  bolzen  oder 
pfeil  erschießen  (Willam  fu  berce  Chr.  de  Ben.  III.  353,  vgl. 
Chans.  oVAnt.  1.35),  dsgl.  damit  jagen;  bersail,  it.  bersaglio 
berzaglio  ziel,  bersailler  berseiller  treffen.  Ducange  führt  ein 
in  engl.  Urkunden  gebrauchtes  sbst.  bersa  (umzäunung)  an, 
worin  Carpentier  das  bret.  berz  berc'h  (hinderung,  verbot)  zu 
erkennen  glaubt,  und  so  behauptet  man,  bercer  heiße  cim  park 
jagen.  Allein  theils  wäre  eine  solche  begriff sübertragung,  wenn 
vielleicht  nicht  unmöglich,  aber  doch  sehr  unwahrscheinlich, 
denn  bercer  von  bersa  verlangt  die  bed.  umzäunen  oder  schüt- 
zen, die  auch  das  bret.  vb.  berza  ausdrückt;  theils  bezieht  es 
sich,  wie  zahlreiche  stellen  lehren,  nicht  einmal  ausschließlich 
auf  die  ausübung  derjagd  innerhalb  der  gehege.  Es  muß  eine 
andre  deutung  versucht  werden.  Eine  italische  chronik  bei 
Muratori  scriptt.  rer.  ital.  VI.  1041  (vgl.  antiqq.  ital.  IL  479) 
enthält  die  stelle  trabs  ferrata,  quam  bercellum  appellabant, 
d.  h.  mauerbrecher 3  widder,  sturmbock ,  offenbar  von  berbex 


566  II.  c    BERCER—BERRUIER. 

vervex  (eine  andre  hs.  gibt  barbizellum);  aus  berbex  ward 
ein  ital.  vb.  berciare  (imberciare  kommt  vor),  fr.  bercer,  dem 
man  die  bed.  durchbohren  beilegte,  vgl.  wal.  berbecä  inber- 
becä  stoßen. 

Bercer  fr.,  bressar  pr.,  auch  altsp.  brizar  wiegen;  altfr. 
bers  (woher  das  pic.  ber),  pr.  bers  bres,  auch  altpg.  breco, 
npg.  bergo,  altsp.  brizo,  abgel.  fr.  berceau  wiege,  in  frühem 
mlatein  berciolum,  cquod  honesto  sermone  philosophi  cunabu- 
lum  vocant',  s.  Ducange.  Muthmaßlich  ist  bercer  mit  dem 
eben  besprochenen  verbum  identisch ,  indem  man  eine  andre 
thätigkeit  des  sturmbockes,  das  hin  und  herschaukeln  dessel- 
ben im  äuge  hatte:  ähnlich  nannte  man  die  wiege  mlat.  agi- 
tarium.  Da  fr.  berceau  auch  laubgewölbe  heißt,  von  der  Über- 
dachung der  wiege,  so  vermuthen  andre  seinen  Ursprung  in 
dem  angeblich  celt.  bersa  umhegung  (s.  den  vor.  artj,  womit 
aber  kein  wesentliches  merkmal  der  wiege  ausgedrückt  würde. 
Außer  brizo  hat  der  Spanier  auch  brezo  und  blezo  mit  der 
bed.  bett  auf  einem  Weidengeflechte,  zsgs.  combleza  concubine. 

Berme  fr.  rand  am  festungsgraben ,  daher  sp.  berma; 
vom  ndl.  breme,  engl,  brim,  ags.  brymme  rand,  säum  (nhd. 
bräme),  vgl.  ndl.  berm  dämm  KU. 

B  e  r  n  e  r  fr.  prellen,  in  die  höhe  schnellen.  Die  Römer, 
sagt  Cujacius ,  prellten  mit  dem  sagum,  gleichbedeutend  aber 
mit  sagum  ist  altfr.  berne  (s.  bernia  L),  daher  das  vb.  berner. 
Das  neap.  bernare  sich  erlustigen,  spaß  treiben,  soll  franzö- 
sischer herkunft  sein. 

Berruier  altfr.,  pr.  berrovier  plänkler ,  kämpfer  des 
vortrabs:  et  en  la  ost  veirem  solatz  e  laigna,  eis  berroviers 
soven  correr  la  plaigna  Lex.  rom.  s.  v.  Muratori  antiqq.  ital. 
IL  530  hält  die  berruiers  für  die  hommes  perdus  des  heeres, 
wenig  verschieden  von  den  ribaldis.  Ihre  tapferkeit  war  sprich- 
wörtlich: Elyas  se  deffent  ä  loy  de  berruier,  oder:  et  Bau- 
duifl  chevauche  ä  loy  de  berruier  Chev.  au  cygne  p.  110.  Auch 
zum  waidwerk  gehörige  leute  führten  diesen  namen:  ses  ve- 
neors  et  ses  berruiers  Mar.  de  Fr.  I.  54.  Eigentlich  bedeutete 
das  wort  einen  einwohner  von  Berry,  wie  noch  jetzt,  und  fin- 
det sich  daher  mit  andern  völkernamen  zusammengestellt  (Fla- 
menc  ou  Berruier  Mones  anz.  VI.  331) :  aus  welchem  gründe 
es  aber  zum  appellativ  geworden,  darüber  gibt  es  eben  so 
wenig  gewkshieit  wie  bei  chaorciu*    Mausehe  auch  Faltet  bl% 


II.  c.     BES— feETER.  567 

Aus  Frankreich  eingeführt  ist  it.  berroviere  Straßenräuber, 
häscher,  in  einem  alten  genues.  gedieht  berruel  Archiv,  stör, 
it.  app.  num.  18  p.  51. 

Bes  neupr.  cat.  (m.)  birke;  aus  dem  celtischen:  com. 
bes  bezo,  bret.  bezö,  kijmr.  bedw  =  tat.  betula.  S.  Dief. 
celt.  1.207. 

Besaigre  fr.  säuerlich;  von  dem  rom.  adv.  bis  und 
dem  lat.  adj.  acer. 

Besi  fr.  (in  den  westl.  gegenden)  wilde  birne;  nach  der 
academie  ein  celt.  wort,  vgl.  aber  ndl.  bes  besie  beere. 

Besicle  fr.  (f.,  nur  im  plur.  üblich)  brille.  Die  ge- 
wöhnliche herleitung  ist  von  bis-cyclus  doppelkreiß,  ein  etwa 
von  einem  mechanicus  erfundenes  wort.  Nach  Menage  aber 
ist  besicle  das  altfr.  (und  prov.)  bericle  =  beryllus,  letzte- 
res im  mittelalter  für  brille  gebraucht  (woher  auch  das  deut- 
sche wort),  im  occit.  hat  mericle  die  bed.  von  besicle,  im  gen- 
fer dialect  bericle,  im  wallon.  berik.  Die  form  kann  in  Pa- 
ris entstanden  sein,  wo  man  frese  für  frere,  misesese  für 
miserere  sagte,  s.  Bouille  de  diff.  vulg.  ling.  p.  36  und  vgl.  un- 
ten chaise  und  poussiere.  Auf  diese  art  wird  dem  worte  ein 
volksmäßiger  Ursprung  zu  theil,  der  dem  kunstmäßigen  sicher 
vorzuziehen  ist. 

Beter  altfr.,  z.  b.  ung  ours  quant  il  est  bien  betez  R. 
de  la  rose  v.  10619  (ed.  d'Amst.) ;  comrae  un  ours  batre  et  be- 
ter  bei  Carpentier ;  ors  beter  Chr.  de  Ben.  III.  p.529,  N.  fabl 
p.  p.  Meon  IL  59.  Es  muß  heißen  cgebiß  oder  maulkorb  an- 
legen, wie  auch  Carpentier  emmuseler  übersetzt,  und  so  ist 
es  das  ags.  baetan,  mndl.  beeten,  mhd.  beizen  beißen  machen 
(in  den  zügel),  aber  auch  hetzen,  wie  mhd.  erbeizen,  z.  b. 
sur  moi  betera  bille  Wright  polit.  songs  p.  231.  Eine  zss.  ist 
mlat.  abettum,  engl,  abet  anstiftung,  altfr.  pr.  abet  trug,  list, 
pr.  abetar  (auch  altsp.  s.  Alex.),  altfr.  abeter  hintergehen,  zum 
besten  haben,  noch  jetzt  norm,  abet  köder ,  abeter  ködern; 
forbeter  findet  sich  S.  Graal  v.  3702.  —  Merkwürdig  ist  das 
participialadj.  altfr.  bete,  pr.  betat,  besonders  auf  ein  gewisses 
entferntes  meer  angewandt:  dusc'  a  la  mer  betee  s.  Ferdbr. 
p.  182«,  Rom.  du  C.  de  Poit.  p.  53,  Ren.  III.  309,  pr.  jusc'  a  la 
mar  betada  Ferabr.  v.  2747.  Eine  prov.  stelle  sagt:  la  mars 
betada  sela  que  esvirona  la  terra  Lex.  rom.  s.v.  Was  heißt 
aber  dies  bete?    Es  erklärt  sich  aus  Brandoim p. p.  Jubinal 


663  II.  c     BEUGLER— BIDET. 

p.  132  ausi  com  ele  (la  mer)  fust  bietee,  im  original  p.26 
coagulatum.  Mer  betee  ist  also  das  geronnene  meer,  mhd. 
das  lebermer  von  liberen  gerinnen,  darum  auch  Ferabr.  v. 
681  sanc  vermelh  betatz  rothes  geronnenes  blut.  Man  könnte 
hierzu  anführen  gael.  binndich  gerinnen,  läge  es  buchstäblich 
nicht  zu  entfernt:  auch  dieses  bete  kann  von  unserm  beizen 
herrühren,  da  man  die  milch  durch  säuren  zum  gerinnen 
bringt. 

Beu  gl  er  fr.  brüllen  wie  ein  rind;  von  buculus,  woher 
auch  das  sbst.  bougle  ochse  Gloss.de  Lille  1U. 

Bevue  fr.  versehen;  zsgs.  mit  bis,    s.  dies  wort  thl  1. 

B  i  a  i  s  fr.,  pr.  val.  altcat.  biais,  neucat.  biax,  sard.  bi- 
asciu  (m.)  quere>  schiefe,  daher  wohl  pg.  viez  schrägheit, 
mit  vorgefügtem  s  it.  s-biescio  schräg  (vgl.  piem.  sbias,  npr. 
es-biai),  vb.  fr.  biaiser,  pr.  biaisar,  sard.  sbiasciai.  In  den 
isidor.  glossen  findet  sich  bifax  duos  habens  obtutus,  also  mit 
doppeltem  blick,  schielend,  wie  sp.  bis-ojo  doppelaugig,  schie- 
lend heißt,  bair.  zweiäugeln  schielen  Schmeller  IV.  299.  Aus 
bifax  (bis-fax  für  bis-oculus)  konnte  pr.  bifais  biais  werden 
(vgl.  wegen  des  syncopierten  f  refusar  reusar,  profundus  preon) 
und  zwar  erst  als  adj.  mit  der  bed.  schielend  oder  quer  (denn 
auch  als  adj.  begegnet  es :  via  biayssa  Choix  V.  64),  nachher 
als  subst.  gebraucht.  Mlat.  bifacies,  bifaciare  Carp.  stimmen 
ganz  zu  biais,  biaisar. 

B  i  c  h  e  fr.  hindinn,  altfn.  im  Norden  und  England  bisse, 
wall,  bih,  neupr.  bicho,  piem.  becia.  Man  hält  es  theils  für 
eine  nebenform  von  bique  ziege,  neupr.  bico,  womit  sich  aber 
bisse  nicht  verträgt;  theils  für  das  lat.  ibex  Steinbock  oder 
gemse,  altfr.  ibiche  Ren.  IV.,  und  hieraus  würde  sich  allerdings 
die  doppelformigkeit  des  Wortes,  ss  neben  ch,  sehr  befriedi- 
gend erklären.  Es  wäre  also  dem  durch  chamois  verdräng- 
ten ibiche  eine  andre  bestimmung  zutheil  geworden;  aber  die 
Übertragung  ist  stark. 

Biche  altfr.  kleine  hündinn;  vom  ags.  bicce,  engl,  bitch, 
nord.  bikkia  dass.,  vgl.  hd.  betze;  nach  Frisch  aber  abgekürzt 
aus  babiche,  dies  aus  barbiche  zottiger  hund,  von  barbe  bart, 
wozu  man  auch  noch  it.  barbone,  gen.  barbin  anführen  könnte. 
Von  biche  kommt  bichon  kleiner  langhaariger  hund. 

Bidet  fr.  kleines  pferd,  klepper,  auch  sackpuff  er,  da- 
her wohl  it.  bidetto.     Der  stamm  ist  im  celtischen  zu  suchen, 


11.  c.    BIED— BIGOT.  M0 

wo  es  etwas  kleines  bedeutet:  gael  bideach  winzig,  bidein 
kleines  geschöpf,  vgl.  kymr.  bidan  Schwächling,  bidogan  kleine 
waffe.  Dahin  auch  benennungen  des  kleinen  viehes  wie  co- 
tnask.  bide  ziege,  in  Berry  bide  altes  schaf,  henneg.  bedo  schaf 
(in  der  kindersprache) ,  occ.  bedigo  einjähriges  schaf,  doch 
erinnern  diese  bildungen  auch  an  lat.  bidens. 

Bied  altfr.  flußbett :  que  tute  la  grant  ewe  fait  isir  de 
sun  bied  Chartern,  p.  32,  vgl.  Ogier  v.  5874,  daher  norm,  be- 
diere  (wie  von  lit  litiere)  bett;  vom  ags.  bed,  altn.  bedr  = 
ahd.  betti;  doch  ist  die  franz.  bedeutung  unsern  alten  mund- 
arten  nicht  bekannt.  Auf  die  form  betti  gründet  sich  viel- 
leicht das  neufr.  biez  mühlgang  =  mlat.  bietium  biezium;  an 
bed  aber  schließt  sich  bürg,  bief,  norm,  bieu,  piem.  bial,  ge- 
nues.  beo,  mlat.  bedum  u.  dgl.     S.  auch  Bief.  goth.  wb.  I.  254. 

Biffer  fr.  ausstreichen;  unbekannter  herkunft. 

B  i  g  a  r  r  e  r  fr.  buntscheckig  machen ,  cat.  bigarrar ,  sp. 
abigarrar  (aus  dem  franz.  ?  fehlt  port.).  Nach  Caseneuve 
von  bigerica  vestis;  besser  nach  Menage  von  bis-variare.  Eine 
andre  dem  buchstaben  sich  genauer  anschließende  deutung 
wäre  die  folgende.  Bi-garrer  steht  für  bicarrer,  von  carre 
Viereck,  und  heißt  eig.  quadratartig  zeichnen,  wie  unser  scheckig 
eig.  heißt  nach  art  des  Schachbrettes.  Bis  (s.  thl  I.)  drückt 
das  unregelmäßige  dieser  Zeichnung  aus. 

B  i  gl  e  fr.  schielend,  bigler  schielen.  Ist  bigle  =  it.  bieco 
von  obliquus?  dann  wäre  1  umgestellt,  was  der  Franzose  nicht 
liebt.  Oder  =  sp.  bisojo  von  bis-oculus?  es  stände  dann  für 
bis-igle  zsgz.  bisgle,  vgl.  icle  in  born-icle  bourn-icler  aus 
der  mundart  des  Jura,  und  diese  deutung  ist  vorzuziehen. 

Bigorne  fr.  hornamboß;  von  bicornis  zweihornig ,  it. 
bicornia,  sp.  bigornia. 

B  i  g  o  t  fr.  frömmelnd.  Es  kommt  im  altfr.  nur  in  einer 
eigenthümlichen  anwendung ,  als  Spitzname  der  franz.  Nor- 
mannen vor,  worüber  man  den  dichter  Wace  hören  muß :  mult 
ont  Franceis  Normanz  laidiz  e  de  mefaiz  e  de  rnediz,  sovent 
lor  dient  reproviers  et  claiment  bigoz  et  draschiers  Rou  II.  71, 
Veranlassung  und  sinn  des  Wortes  berührt  eine  bis  zum  j.  1137 
laufende  chronik  (Duchesne  III.  360,  Bouquet  VIII.  316),  her- 
zog Rollo  habe  könig  Karls  fuß  zu  küssen  mit  den  englischen 
Worten  ne  se  bi  god  c nimmer  bei  goti*  verweigert ,  woraus 
jener  Spitzname  bigot  entstanden  sei.     Man  konnte  um  seiner 


«70  II.  c.    BIJ0U-BLA1REAU. 

deutung  willen  die  anecdote  erdichtet  haben,  in  sich  selbst 
aber  ist  sie  nicht  unwahrscheinlich.  Das  wort  jedoch,  weil  es 
in  dichtungen  als  der  name  eines  südlichen  Volkes  vorkommt, 
aus  Visigolhus  zu  erklären  und  diesen  namen  auf  die  Nor- 
mannen als  ein  volk  germanischen  Ursprunges  ausdehnen  zu 
lassen ,  wie  Michel  thut  (Rist,  des  races  maudites  1. 359),  ist 
offenbar  zu  künstlich.  Doch  ist  auch  die  traditionelle  deutung 
aus  einem  grammatischen  gründe,  wenn  nicht  unzulässig,  doch 
unsicher,  indem  auslautendes  d  wohl  zu  i  herabzusinken,  nicht 
zu  t  hinaufzusteigen  pflegt  d.  h.  aus  god  wird  goi  (s.  dass. 
unten),  wie  aus  bruth  brui  (s.  unten  bru).  Welchen  begriff 
aber  auch  das  wort  ursprünglich  ausgedrückt  haben  mag,  der 
heutige  tritt  vor  dem  16.  jh.  noch  nicht  hervor.  Bei  der  un- 
tersuchung  wird  man  festhalten  müssen,  daß  es  eigentlich  ein 
gemeinromanisches  ist:  span.  heißt  b  igote  knebelbart,  hom- 
bre  de  bigote  ein  ernster  fester  character,  damit  zusammen- 
hängend it.  s-bigoltire  muthlos  machen,  aus  der  fassung 
bringen. 

Bijou  fr.  edelstein,  kleinod;  wird  aus  einer  zss.  bis- 
jocare  bi-jouer  gedeutet  und  soll  hiernach  etwas  auf  mehre- 
ren seilen  spielendes  oder  glänzendes  ausdrücken. 

Bique  fr.  s.  becco  H.a. 

B  i  s  s  e  fr.  s.  biscia  IL  a. 

Bisse  tre  bissestre  alt  fr.,  norm,  bisieutre,  piem.  bisest 
unheil;  eig.  schalttag,  von  bissextus,  der  schon  im  alten  Rom 
und  später  in  Frankreich  für  heillos  galt:  bissextus  super 
regem  et  populum  cecidit  Order.  Vital,  s.  Ducange  s.  v. 

Bivac  bivouac  fr.  (m.)  feldwache,  vb.  bivouaquer;  ein 
späteres  wort,  schon  nach  Menage  aus  dem  dtschen  biwacht 
für  beiwacht,  eine  nebenwache  oder  außerordentliche  wache; 
sp.  vivac  vivaque. 

Blafard  bleich;  nicht  vom  nhd.  bleifarb,  wie  Menage 
vermuthet,  es  ist  offenbar  das  ahd.  bleih-faro,  zu  folgern  aus 
dem  mhd.  bleich-gefar  von  bleicher  färbe,  d  zugefügt  wie  in 
homard.  —  [Aus  bleichfarb  läßt  es  auch  Jault  entstehen.] 

Blaireau  fr.  dachs.  Mlat.  bladarius,  it.  biadajuolo  be- 
deuten getreidehändler,  das  diminutiv  wäre  bladarellus  biada- 
rello  und  dies  stimmt  genau  zum  fr.  blereau  (von  ble) ,  wie 
man  ehemals  schrieb,  vgl.  wegen  der  form  auch  altfr.  blairie 
=  pr.  bladaria,    Daß  man  das  thier  den  kleinen  getreidehand- 


ILc.     BLECHE-BLET.  «71 

ler  nannte,  kann  in  einer  uns  imbekannten  anschauung  seinen 
grund  haben,  denn  es  speichert  kein  getreide  auf:  aber  auch 
im  englischen  ist  badger  kornhändler  und  dachs.  Diefenbach 
celt.  I.  223  erklärt  sich  das  franz.  wort  aus"  dem  kymr.  adj. 
blawr  eisengrau  und  vergleicht  engl  gray  grau  und  dachs  (wozu 
auch  noch  pic.  grisard  anzuführen  wäre) ;  da  aber  ein  franz. 
adj.  blair  nicht  vorhanden  ist  und  jedes  falls  Übergang  des 
kymr.  aw  in  fr.  ai ,  indem  es  sonst  dem  o ,  eu  oder  au  ent- 
spricht, gegen  die  lautgesetze  streitet,  so  ist  diese  erklärung 
kaum  zuzulassen.  An  das  engl,  gray  erinnert  äußerlich  das 
it.  g  r  a  j  o  (in  einigen  wbb.) ,  das  aber  nicht  von  grau  her- 
stammen kann :  der  buchstabe  leitet  eher  auf  agrarius  feldar- 
beiter, wie  man  den  dachs  scherzhaft  nennen  konnte.  Altfr. 
findet  sich  bedoneau,  bedouan,  noch  jetzt  norm,  bedou,  die 
wohl  dickbauch  bedeuten  sollen. 

Bleche  fr.  weich,  weichlich,  norm,  bleque  morsch ;  wird 
vom  gr.  ßld'§  ßlaxög  (schlaff,  weichlich,  einfältig)  hergeleitet, 
wogegen  die  grammatik  nichts  zu  erinnern  hat,  um  so  weni- 
ger als  in  mlat.  glossarien  blax  stultus  wirklich  vorkommt,  s. 
Class.  auct.  VI.  511b,  vgl.  moustache  von  /uvora^.,  Andrer  mei- 
nung  ist  Grandgagnage ,  der  es  aus  dem  dtschen  bleich  er- 
klärt, s.  v.  bleque. 

B 1  e  m  e  fr.  blaß,  bleich,  blemir  erblassen.  Altfr.  schrieb 
man  sowohl  bleme  wie  blesme,  woraus  man  fast  mit  Sicher- 
heit schließen  kann,  daß  s  eingeschoben  ist.  Ein  ahd.  adj. 
bleihh-umo,  wäre  es  vorhanden,  gäbe  ein  treffliches  etymon: 
statt  dessen  bietet  sich  das  altn.  sbst.  blämi  bläuliche  färbe 
(von  blä  blau),  wobei  anzumerken  ist,  daß  altfr.  blemir  eig. 
schlagen  (blaue  flecken  machen)  R.  de  Cambr.  p.  273,  oder  auch 
beschmutzen  heißt.    In  Berry  ist  deplamy  blaß  von  gesteht. 

Blesser  fr.  verwunden,  verletzen,  bei  den  alten  auch 
beschädigen:  quant  li  quatre  angles  sont  bleciet  Liv.  de  Job 
503m;  eseuz  bleciez  zerhauener  schildChev.  aulion  (L.Guest 
1. 206b)  u.  oft.  Das  altfr.  c  ist  häufig  der  ausdruck  eines  dtschen 
z,  und  so  darf  man  erinnern  an  mhd.  bletzen  flicken,  bletz 
(ahd.  plez)  Stückchen  leder  und  dgl,  daher  blesser  zerfetzen, 
mhd.  ze-bletzen  in  stücke  hauen.  Von  unserm  letzen  kann 
das  franz.  verbum  nicht  herrühren,  da  neben  ver-letzen  kein 
be-letzen  statt  findet. 

Biet  fr,  morsch^  nur  noch  in  poire  Wette  morsche  Urne, 


619  ILc.    BLINDER— BLUTER. 

piem.  biet,  henneg.  bletir  morsch  werden;  vgl.  ahd.  bleizza 
blauer  flecken  durch  Quetschung. 

Blinder  fr.  verdecken,  unsichtbar  machen;  ein  deut- 
sches wort:  goth.  blindjan,  ahd.  blendan,  nhd.  blenden.  Da- 
von das  sbst.  blindes  (plur.)  deckwerk,  it.  blinde. 

Bloc  fr.  klotz,  häufe,  vb.  bioquer,  daher  entlehnt  it. 
bloccare,  sp.  bloquear  einen  platz  einschließen;  vom  ahd.  bloc 
bloch,  nhd.  block,  dies  nach  Grimm  11.23  für  bi-loh  schloß, 
riegel,  vom  goth.  lukan  schließen;  bioquer  ist  also  eig.  die 
Zugänge  eines  ort  es  verstopfen.  Franz.  b  locus  (mit  hörba- 
rem s)  vom  dtschen  bloc-hüs  blockhaus. 

Bloi  altfr.  pr.  lichtfarb  oder  gelb,  besonders  von  blu- 
men  und  vom  haupthaar  gebraucht,  in  späterm  mlatein  bloius 
blodius.  Das  haupthaar  der  schönen  holt  wird  daher  ohne 
unterschied  blond  und\Ao'\  genannt:  pr.  Yseut  la  blonda  Farn, 
occ.  p.  9,  Ysseulz  ab  lo  pel  bloy  Choix  III.  204.  Es  könnte 
seinen  Ursprung  haben  in  dem  ags.  bleö  bliö  (altfries.  blie,  älts. 
bli)  färbe,  so  daß  es  eigentlich  nur  farbig,  hellfarbig  im  gegen- 
satz  zum  dunkeln  bedeutete.  Da  indessen  unser  ahd.  blao 
sowohl  flavus  wie  caeruleus  übersetzt,  wie  auch  altn.  blä-r, 
ja  auch  serb.  plav  beide  färben  ausdrücken,  so  nimmt  man 
bloi  besser  für  eine  scheideform  von  bleu,  beide  aus  blao  ent- 
standen,  ebenso  poi  und  peu  aus  pau  (paucus).  In  beiden 
fällen  muß  das  prov.  wort  aus  dem  franz.  entlehnt  sein. 

Blois  altfr.,  bles  pr.  stammelnd;  von  blaesus. 

Blostre  altfr.  kleiner  hübet  auf  dem  erdboden  Nouv. 
fabl.  p.  p.  Meon  II.  81 ;  vom  ndl.  bluyster  KU.,  engl,  blister  hü- 
bet auf  der  haut. 

Bluter  fr.  mehl  in  der  mühte  sieben,  bluteau,  blutoir 
mehlsieb.  Ferrari's  etymon  aplüda  (kleie)  fügt  sich  nicht  in 
die  form,  Menage's  volutare  nur  mühsam  in  den  begriff.  Un- 
ser beuteln,  mhd.  biuteln,  drückt  genau  dieselbe  handlung  aus 
wie  bluter  und  steht  auch  buchstäblich  so  nahe,  daß  Identität 
beider  Wörter  angenommen  werden  darf,  wenn  auch  die  franz. 
spräche  von  einer  so  starken  Versetzung  des  1  kaum  gebrauch 
macht.  Aber  die  sache  läßt  sich  auch  anders  und  wohl  rich- 
tiger auflassen :  bluter  ist  aus  bruter  abgeändert;  ein  sp.  bru- 
tar  kennt  Berceo.  Zunächst  weist  bluteau  nämlich  auf  mlaU 
buletellum  bei  Matth.  Paris,  vb.  buletare,  woraus  sowohl  blu- 
ter wie  henneg.  bulter   zusammengezogen  sein  kann.    Reiner 


II.  c.    BOBINE-BONDIR.  578 

ist  die  alt  fr.  form  buretel  B.  Gniot  v.  2321 ,  bürg,  burteau,  denn 
sie  stimmt  genau  zum  it.  burattello  von  buratto  mehlbeutel,  eig. 
ein  dünner  stoff,  vom  altfr.  bure  I.  Der  Provenzale  entstellte 
buratel  seltsam  in  barutel,  dem  das  dauph.  baritel  ganz  nahe 
steht,  der  Bretone  in  burutel.  Die  grundbed.  von  buretel  bu- 
letel  blutel  bluteau  ist  also  ein  lockerer  zum  sieben  geeigneter 
stoff  wie  fr.  etamine.  Occit.  formen  sind  barutä ,  barutelä. 
Woher  aber  chw.  biat  beutel,  biatar  beuteln? 

Bobine  fr.  spuhle,  piem.  bobina.  Nach Salmasius  von 
bombyx ,  weil  sie  einer  eingesponnenen  Seidenraupe  gleiche. 
Von  bombus,  weil  sie  ein  summendes  geräusch  macht,  wäre 
grammatisch  besser.  Wie  verhält  sich  aber  dazu  das  pic. 
norm,  bobinetle  klinke? 

B  o  i  s  s  o  n  fr.  (f.)  getränke;  von  boire,  lat.  bibere,  gleich- 
sam bibitio,  verwandelt  in  beison  boisson. 

Boite  fr.,pr.  bostia  boissa,  mit  einschiebung  brostia 
brustia  büchse.  Aus  pyxis  gestaltete  sich  mlat.  buxis  bei  Pau- 
lus Diac. ,  woher  die  prov.  form  boissa,  im  10.  jh.  bemerkt 
man  buxida  vom  acc.  pyxida  (nvg/tfa),  umgestellt  in  buxdia 
bustia,  welches  letztere  im  11.  jh.  begegnet,  pr.  bostia,  altfr. 
boiste,  bret.  boest.  Die  erfurter  glossen  (9.  jh.)  haben  die 
bemerkenswerthe  stelle:  pixides  vasa  modica  argentea  vel 
lignea,  quae  cvulgo3  poxides  apellant  367,  28.  Daher  fr. 
deboiter  verrenken,  aus  der  pfanne  (boite)  bringen,  einfach 
boiter  hinken,  henneg.  botier  mit  ursprünglicher  Stellung  des  i. 
Eine  ableitung  muß  sein  b  o  i  s  s  e  a  u  scheffel,  engl,  bushel,  da 
es  mündartl  boisteau,  mlat.  bustelius  (vom  j.  1214)  lautet, 
verschieden  vom  altfr.  boucel  bouchiau,  pr.  bossel  gefäß  für 
jlüssigkeiten  =  it.  botticello,  von  botte  /. 

B  o  m  eri  e  norm.  Vorschuß  auf  den  gewinn  eines  schiff  es 
(Dict.  de  Trev.J;  vom  dtschen  bodmerei. 

Bon  de  fr.  schleuße,  zapfen,  bondon  spund,  letzteres 
auch  prov.  Es  stammt  aus  dem  deutschen,  worin  es  nur  noch 
mundartlich  vorhanden  ist:  Schweiz,  punt,  schwäb.  bunte  u.  a. 
(s.  Stalder  und  Schmid) ,  verstärkt  ahd.  s-punt,  vgl  phund- 
loch  Graff  III.  342. 

Bondir  fr.  abprallen,  bond  prall,  sprung.  Das  altfr. 
und  prov.  verbum  bedeutet  dröhnen,  schmettern  (Mort  Gar. 
p.50,  Ogier  v.3815,  Lex.rom.)  und  kommt  ohne  zw  ei  fei  vom 
lat.  bombitare  summen,  zsgz.  bondar,  aber  nach  der  3.  rom. 


574  II.  c.    BORNE— BOÜCHER. 

conj.  geformt,  wie  dies  zuweilen  mit  intransitiven  geschieht, 
vgl.  tentir  von  tinnitare.  Vicard.  lautet  es  noch  nach  erster 
bonder,  auch  neupr.  boundä.  Wäre  aber  im  franz.  die  or- 
ganisch richtige  form  nicht  mit  t  bonter,  wie  comter  aus  com- 
p'tare,  douler  aus  dub'tare  ?  Aber  man  sagt  auch  mit  d  coude 
aus  cub'tus  und  so  konnte  sich  t  auch  in  bomb'tare  wegen 
der  vorausgehenden  media  in  d  erweichen.  Mlat.  bunda  so- 
nus  tympani  s.  Ducange  und  Class.  auct.  VI.  p.  512a. 

Borne  fr.  (f.)  gränzstein.  Gleichbedeutend  ist  mlat.  borma 
(11.  jh.),  altfr.  bonne  boune  bousne,  neupr.  bouino  und  das 
weit  ältere  mlat.  bödina  bödena  (diesen  accent  fordert  die 
zwischen  e  und  i  schwankende  endung  ena  ina),  altfr.  bodne 
Chr.  de  Ben.  I.  375.  An  die  älteste  form  hat  man  sich ,  wie 
überall,  zu  halten:  aus  bodina  konnte  sich  recht  wohl  bonne, 
aus  dem  zsgz.  bodna  eben  so  wohl  hörne  gestalten;  legt  man 
aber  bonna  zu  gründe,  so  bleibt  das  in  borne  enthaltene  r 
ohne  erklärung.  Mit  aufstellung  der  urform  bodina  fällt  die 
herleitung  aus  ßowög  (hügel)  so  wie  die  aus  dem  bret.  born 
(Potts  forsch.  IL  212,  bonn  Le  GonJ  weg:  hier  bleibt  nur 
übrig  dem  stamme  bod  nachzuspüren,  dessen  Vorhandensein 
auch  das  pr.  boz-ola  (=  borne)  zsgz.  bola,  mlat.  bodula,  be- 
stätigt; s.  unten  bouder.  Vermuthungen  über  das  räthselhafte 
wort  in  Diefenbachs  goth,  wb.  I.  300. 

Bosseman  fr.,  vom  ndl.  bootsman,  ndd.  boosmann. 

Bou  altfr.  armring:  la  bou  de  sun  braz,  armillam  de 
brachio  Liv.  d.  rois  pA21;  armilles  qu'otn  bous  apele  Chr. 
de  Ben.  1.341;  vom  ahd.  boug  (dies  von  biugan),  altn.  baugr 
ring,  spange,  kette.     Die  prov.  form  wäre  baue. 

Bouc  fr.,  pr.  boc  das  männliche  thier  des  ziegenge- 
schlechtes.  Das  wort  kommt  auch  um  die  gränzen  von  Frank- 
reich vor:  churw.  bück,  comask.  bocch,  cat.  boc,  arag.  boque; 
altsp.  bueo  scheint  gradezu  aus  dem  franz.  Es  ist  im  celti- 
schen  und  deutschen  einheimisch,  nach  Grimm  aber  erst  aus 
dem  roman.  ins  deutsche  verpflanzt  Gesch.  d.  d.  spr.  I.  42.  An 
seiner  statt  braucht  der  Italiäner  beeco,  der  Spanier  bode. 
Abgeleitet  ist  fr.  bou  eher,  pr.  bochier  metzger,  eigentlich 
bockschlächter ,  fr.  boucherie,  pr.  bocaria  metzig.  So  hatte 
man  brecaria  metzig  für  schafe,  cabreria  für  ziegen,  und  an- 
dre ausdrücke. 

Bouc  her  fr.  zustopfen,  bouchon  stopfen.    Die  deutung 


II.  c.    BOUCLE-BOUGER.  5?5 

dieser  Wörter  ist  so  verzweifelt  nicht,  wie  sie  den  efymologen 
scheint.  Bouchon  ist  =  pr.  bocö,  it.  boccone  und  heißt  eig. 
mundvoll,  das  was  den  mund  füllt,  speciell  was  den  mund 
der  flasche  füllt;  darnach  das  vb.  boucher,  das  keine  andre 
rom.  spräche  kennt. 

Boucle  fr.  (f.)  ring,  auch  haarlocke,  hieraus  sp.  bucle 
mit  letzterer  bed.;  aber  altfr.  bocle  blouque,  pr.  bocla  bloca, 
altsp.  bloca  Poem.  d.  Cid  mit  der  bed.  erzbeschlag  in  der  mitte 
des  Schildes,  mlat.  bucula  scuti  Gloss.  Isid.,  mhd.  buckel;  ab- 
gel  fr.  bouclier,  pr.  bloquier,  it.  brocchiere,  ahd.  buckeler 
schild  mit  einem  buckel;  von  buccula  backen,  nach  der  ähn- 
lichkeit  benannt. 

Bouder  fr.  schmollen,  boudin  (comask.  bodin)  blut- 
wurst,  b  o  u  d  i  n  e  knöpfchen,  altfr.  nobel,  npr.  boudöli  bützel, 
boudougno  buckel,  geschwulst,  piem.  bodero  dick,  untersetzt; 
zsgs.  mit  inflare  npr.  boud-enflä  boud-ouflä  boud-iflä  aufbla- 
sen ;  mit  sufflare  fr.  bour-souffler  (für  boud-suffler)  assi- 
miliert borrofler,  doch  wäre  hier,  das  wal.  bos-unflä  vergli- 
chen, auch  Zusammensetzung  mit  borsa  geschwulst  und  inflare 
gedenkbar.  Diese  bildungen  führen  auf  einen  stamm  bod,  der 
etwas  aufgetriebenes  bezeichnen  muß,  denn  selbst  bouder  heißt 
das  maul  hängen,  die  Unterlippe  als  wulst  hervortreten  lassen 
(piem.  fe'l  bodou),  oder  es  heißt,  wie  das  henneg.  boder, 
schlechtweg  aufschwellen.  Zu  demselben  stamme  gehört  auch 
böd-ina  gränze  (s.  borne),  eig.  etwas  vorragendes  wie  unser 
schwelle  von  schwellen.  Ist  dieser  stamm  lateinisch,  so  findet 
er  sich  unzweifelhaft  wbot-ulus  wieder;  goth.  bauth-s  stumpf 
liegt  in  seiner  bedeutung  schon  entfernter;  engl,  bud  knospe 
fehlt  der  ags.  spräche. 

Boue  fr.  dreck,  altfr.  boe;  ist  vielleicht  das  gleichbed. 
kymr.  baw  (m.).  Aber  die  engl,  form  bog,  die  lomb.  oder  com. 
boga  fügen  sich  diesem  etymon  nicht:  ob  sie  mit  dem  goth. 
us-baugjan  (auskehren)  zusammenhangen  (vgl.  Dief.  goth.  wb, 
IL  134),  bleibt  zweifelhaft;  ein  prov.  bauga  würde  hier  ent- 
scheiden.   Lothr.  bodere  hat  dieselbe  bedeutung. 

Bouger  fr.,  bojar  pr.  sich  von  der  stelle  rühren,  vgl. 
wall,  bogi  wegrücken.  Mit  Leibnitz  und  Frisch  vom  ahd.  biu- 
gan,  nhd.  biegen  (nachgeben,  weichen),  oder  besser  wohl  vom 
ahd.  bogen,  ndl.  bogen,  Schweiz,  bojen,  altn.  buga  beugen, 
krümmen,  da  jenes  ein  radicales  u  (buger)  vorziehen  würde. 


570  II.  c.    BOUGRE— BOURBE. 

Diese  herleitung  scheint  genügend,  gleichwohl  ist  etwas  dabei 
zu  erinnern,  was  sie  mehr  als  zweifelhaft  macht.  Das  ei- 
gentlich prov.  wort  ist  nicht  bojar,  das  erst  in  dem  prosai- 
schen Albigenserkrieg  vorkommt  und  aus  dem  franz.  stammen 
kann,  sondern  bolegar  =  it.  bulicare,  offenbar  abgeleitet 
aus  bulir  bolir  sieden,  wallen,  wimmeln,  sp.  bullir  in  stäter 
unruhe  sein,  pg.  bulir  etwas  von  seiner  stelle  wegrücken,  und 
mit  diesem  wort  trifft  bouger  buchstäblich  zusammen. 

Bougre  fr.  ein  Schimpfwort.  In  der  älteren  spräche 
ist  es  s.  v.  a.  Bulgarus,  völkername,  bedeutet  aber  demnächst 
jeden  ketzer,  weil  die  Bulgaren  dem  manichäismus  besonders 
ergeben  waren  und  der  höchste  priester  dieser  secte  in  ihrem 
lande  seinen  sitz  hatte,  daher  bougrerie  ketzer  ei.  Bei  Mcot 
hat  bougre  die  bed.  paedico,  die,  wie  Menage  vermuthet,  dem 
worte  darum  beigelegt  ward,  weil  der  paedico  derselben  strafe 
verfiel  wie  der  ketzer.  S.  Ducange  v.  bulgarus,  vgl.  auch 
Böcking  zur  Notitia  dign.  p.  *1084. 

Boulanger  fr.  bäcker.  Vergleicht  man  sp.  bollo  milch- 
brot,  comask.  bulet  eine  brotsorte ,  so  darf  man  es  mit  Du- 
cange von  boule  herleiten,  woraus  zunächst  ein  unvorhande- 
nes boulange  [kugelförmiges  backwerk  ?)  entstand.  Bulengarius 
findet  sich  im  12-  jh. 

Boulevard  boulevart  fr.  (boulever bei  Nicot)  wall,  fe- 
stungswerk,  hieraus  entlehnt  it.  baluardo,  sp.  baluarte;  vom 
dtschen  bollwerk  wie  altfr.  Estrabort  von  Sträzburc;  jenes 
nach  Frisch  I. 118  zsgs.  aus  bohl-werk,  vgl.  aber  auch  Schmel- 
ler  IV.  141.    Roquefort  hat  bollewerque. 

Bouleverser  fr.  über  den  häufen  werfen;  eig.  um- 
kehren wie  eine  kugel  (boule).  Die  limous.  mundart  änderte 
dies  in  polo-versä  (polo  clunis). 

B  o  u  quer  fr.  sich  fügen;  vom  nord.  bucka  niederdrücken, 
nhd.  bücken. 

B  o  u  q  u  i  n  in  der  bed.  schlechtes  buch ;  von  einem  mndl. 
boeckin  büchlein,  nndl.  boekje.  Man  sehe  über  diese  ndl.  di- 
minutiva,  sofern  sie  ins  franz.  übergegangen  sind,  Nicot  v. 
mannequin  und  Menage  v.  brodequin.  Die  nördlichen  mund- 
arten  begaben  mit  diesem  suffix  auch  latein.  Wörter:  so  hen- 
neg.  in  penequin  schlechtes  brot,  verquin  kleines  glas. 

Bourbe  fr.  (f.)  schlämm,  wall,  borbou;  man  vergleicht 
gr.  ßogßoQog. 


lt.  c.    BOÜRDE— BRAIRE.  57-7 

Bourde  fr.,  borda  pr.  lüge,  vb.  bourder;  dahin  mndl. 
boertboerde.  Die  alte  bed.  spaß,  belustigung,  auf  Schneider  ei 
führt  auf  die  herkunft  des  Wortes,  das  aus  pr.  bort  für  biort 
ritterspiel  (s.  bagordo  I.)  entstand:  altfr.  behorder  zeigt  schon 
die  abgeleitete  bed.  scherzen,  spass  treiben.  Aus  behord  in 
diesem  sinne  ward  das  engl,  boord  und  gael.  bürd. 

Bourgeon/r.  knospe,  sprosse.  Ducange  vermuthet  vom 
lat.  turio  (q.  vj;  ganz  verwerflich.  Grammatisch  möglich  ist 
entstehung  aus  dem  ahd.  burjan  heben,  so  daß  bourgeon  (ahd. 
burjo?)  etwas  sich  hebendes,  hervorbrechendes  bedeutete.  Die 
occit.  mundart  kennt  für  äuge  des  zweiges  das  einfachere 
boure. 

Bourreau  fr.,  borel  pr.  henker,  Scharfrichter.  Nach 
Menage  zsgz.  aus  bouchereau  von  boucher  metzger.  Ist  auch 
gegen  die  begriffe  nichts  einzuwenden,  da  z.  b.  sp.  boya  beide 
bedd.  in  sich  schließt,  so  scheint  die  zusammenziehung  doch 
etwas  gewaltsam.  Borel  kann  aus  boja  (s.  dies  wort  thl  1) 
abgeleitet  sein  vermittelst  des  doppelsuffixes  er-ell,  wovon 
auch  die  franz.  spräche  beispiele  besitzt  (mät  mät-er-eau), 
es  entspräche  also  einem  hypothetischen  it.  boj-er-ello ,  vgl. 
chw.  bojer,  altsp.  borrero.  Von  bourreau  ist  auch  das  vb, 
bourreler  peinigen.  —  [Schon  Euet  vermuthete  Zusammen- 
hang zwischen  boja  und  bourreau.] 

B  o  u  s  e  fr.,  pr.  boza  buza  kuhdünger.  Churw.  bo vatscha, 
comask.  boascia,  parm.  boazza  mit  ders.  bed.  lassen  ein  fr. 
bouasse  annehmen;  ob  aber  auchbousse  bouse,  ist  sehr  zwei* 
felhaft,  da  sich  von  einer  Verlegung  des  tones  von  dem  ab- 
leitungssuffix  auf  den  stamm  im  franz.  kein  ganz  zuverlässi- 
ges beispiel  findet.  Man  erwäge  darum  noch  das  deutsche 
butze  klumpen,  woran  schon  Frisch  erinnerte. 

Brague  altfr.  lustbarkeit,  braguer  (noch  nfr.)  lustig 
leben,  neupr.  bragä  prangen,  stolzieren,  altfr.  bragard  geputz- 
ter mensch-,  Stutzer,  mndl.  braggaerd.  Muthmaßlich,  da  es 
der  alten  prov.  spräche  fehlt,  vom  altn.  brak  geräusch,  braka 
prangen,  übermüthig  sein.  Celtische  beziehungen  s.  in  Die  f. 
goth.wb.  1.268. 

Braiman  pr.  freibeuter;  eig.  völkername,  Brabänter, 
altsp.  entstellt  in  breimante  Alex.  (vonSanchez  unrichtig  er- 
klärt).   S.  Ducange  v.  brabanciones. 

Braire  fr.  schreien   (vom  esel) ,  altfr.  pic.  norm,  pr* 

37 


578  II.  c.     BRANDE— BREDOUILLER. 

braire  überh.  schreien,  weinen,  auch  schmetternd  singen  (lo 
rossinhols  brai),  partic.  brait,  daher  sbst.  brait  geschrei.  Er- 
wägt man  die  sinnverwandten  verba  altfr.  muire  aus  mugire, 
bruire  aus  brugire  (mlat.),  so  läßt  braire  auf  ein  älteres  bra- 
gire  schließen,  das  auch  im  mlatein  vorkommt.  Ihm  könnte 
engl  brag,  kymr.  bragal  prahlen,  lärm  machen  verwandt  sein, 
läge  nicht  eine  Verstärkung  von  raire  durch  malerisches  b  (vgl 
b-rüire  aus  rugire)  ganz  nah.  Vom  sbst.  brait  ist  pr.  brai- 
dar,  pg.  bradar,  daher  adj.  pr.  braidiu,  altfr.  braidif  z.  b. 
Brut.  IL  202  hitzig,  stürmisch,  urspr.  wiehernd;  vielleicht 
auch  pr.  altfr.  braidir,  altit.  bradire  Poet.  d.  pr.  sec. 1. 243. 
Auch  fr.  brailler,  pr.  braillar  plärren  (für  braailler?), 
piem.  braje  könnte  aus  brai-re  abgeleitet  sein  wie  etwa  cri- 
ailler  aus  cri-er,  pi-ailler  aus  dem  unvorhandenen  pier,  it. 
piare. 

Brande  fr.,  neupr.  brando  kleines  gesträuch,  in  Berry 
brande  heide  zu  besen. 

Br aquer  fr.  biegen,  lenken;  vom  altn.  bräka  schwä- 
chen, unterwerfen. 

Bras  altfr.  malz,  mlat.  bracium,  vb.  brasser,  auch  altsp. 
brasar  brauen,  mlat.  braxare;  vom  gallischen  brace  bei  Pli- 
nius,  ein  getreide,  woraus  malz  bereitet  ward,  gael.  braich 
bracha,  com.  bräg.  Man  sehe  über  dieses  wort  Grandga- 
gnage  v.  brä.  Bemerkenswerth  ist  die  wal.  form  brahe.  Daß 
unser  brauen  von  braxare  herrühre,  nicht  umgekehrt,  bemerkt 
J.  Grimm,  s.  dessen  abh.  über  diphthonge. 

Breche  fr.  bruch,  lücke,  scharte,  wohl  auch  pr.  berca 
kerbe  Gloss.  occ,  aus  dem  fr.  entlehnt  it.  breccia,  sp.  brecha 
bruch  der  mauer,  in  dieser  bed.  bereits  bei  J.  Febrer  str.  229 
rompre  una  brelja ;  vb.  pr.  bercar  und  enbercar ,  pic.  eber- 
quer, fr.  ebrecher  schartig  machen.  Das  wort  stimmt  zum 
ahd.  brecha  handlung  des  brechens ,  mit  passiver  bed.  mndl 
breke  bruch,  schwz.  breche  stürz  von  losgerissenem  gesteine. 
Man  vergleicht  auch  kymr.  breg  (m.)  bruch.  Dem  mhd.  bre- 
chel  (brecher)  entspricht  it.  briccola,  sp.  brigola,  fr.  bri- 
cole  Steinschleuder,  mauerbrecher. 

Bredouiller  stottern ;  muthmaßlich  vom  altfr.  bredir, 
pr.  braidir  singen,  schmettern  (von  vögeln),  vgl.  oben  braire. 
Aber  das  synonyme  bretonner  ist  von  breton  bretonisch 
d.  h  unverständlich. 


II.  c.     BREHAIGNE-BRIN.  57» 

Brehaigne  fr.  unfruchtbar  (von  menschen  und  thie- 
ren).  Es  gibt  verschiedene  formen.  Eine  uralte  ist  in  den 
Liv.  d.  rois  p.  6.  350  baraigne,  vom  weibe  oder  auch  von  sa- 
cken gebraucht:  la  baraigne  plusurs  enfantad,  lat.  sterilis  pe- 
perit  plurimos;  hiernach  wäre  brehaigne  umgestellt  aus  berai- 
gne  und  h  nur  eingeschoben  um  den  hiatus  zu  wahren.  Wallon. 
lautet  es  brouhagne,  metzisch  bereigne,  pic.  zsgz.  breine,  bürg. 
braime  u.dgl.,  altengl.  barrayne,  neu  harren;  span.  Urkunden 
späterer  zeit  haben  brana.  Die  ital.  spräche  besitzt  bretto 
unfruchtbar,  muthmaßlich  ganz  verschiedenes  Ursprungs.  Hält 
man  sich  an  die  älteste  form  baraigne,  so  kann  das  wort  ab- 
geleitet sein  aus  dem  alten  bar  mann  im  gegensatz  zum  weibe, 
im  frühsten  mlatein  barus  neben  baro :  baraigne  wäre  alsdann 
ein  mannweib  ,  ein  unfruchtbares  weib.  Dieselbe  auffassung 
begegnet  im  gleichbed.  sp.  machorra  von  macho  mann,  im  pr. 
toriga  von  taur  stier,  vgl.  lat.  taura.  Gewöhnlich  erkennt  man 
darin  das  bret.  brec'han,  das  den  übrigen  celt.  mundarten 
abgeht  und  um  so  eher  ein  fremdling  sein  kann.  —  Was  be- 
deutet flauste  brehaingne  bei  Roquef.  de  la  poes.  franc.  (i.  edj 
p.  106? 

Brelan  fr.  ein  kartenspiel,  vb.  breiander.  Die  alt  fr. 
form  ist  brelenc  berlenc  und  bedeutet  das  brett  zum  Würfel- 
spiel: un  berlenc  aporte  et  trois  dez  Fabl.  III.  286,  Iroi  des 
et  un  brelenc  IV.  44,  später  auch  den  ort  des  Würfelspiels, 
s.  Nicot  und  Menage.  Es  ist  vom  dt  sehen  bretlin  oder  (bes- 
ser) brelling,  wie  J.  Grimm  bemerkt  (Haupts  ztschr.  I.  577). 
Daher  sp.  berlanga  ein  glücksspiel. 

Breme  fr.  ein  dem  karpfen  ähnlicher  fisch;  für  bresme, 
vom  deutschen  brachsme,  in  Rheims  bräme,  neupr.  bramo. 

Brette  fr.  (f.)  hieber,  vb.  bretailler;  vgl.  nord.  bredda 
kurzes  messer  oder  säbel. 

Breuvage/r.  trank ;  für  beurage, pr. beuratge,  it. beve- 
raggio,  von  boire,  lat.  bibere;  vb.  abbreuver  für  abbeurer, 
pr.  abeurar.  Das  r  in  beurage  rechtfertigt  sich  aus  einer 
vorausgegangenen  Substantivbildung  wie  etwa  pr.  biver  schenk, 
beveria  zecherei. 

Brimborion/r.  lappalie ;  nach  Frisch  von  brimber  bet- 
teln (s.  bribe  L),  also  mit  anwendung  einer  halb  latein.  endung 
(brimborium). 

Brin  altfr.  gebrause,  lärm:  demainent  grant  brin  Ch. 


580  II.  c.     BRIN— BROIGNE. 

d.  Sax.  IL  65,  vgl.  I.  210,  Ferabr.  p.  186b,  186a;  wohl  vom 
altn.  brim  brandung,  meeresbraus. 

B  r  i  n  d'  e s  t  o  c  fr.  springstock;  aus  dem  deutschen  worte. 

B  r i s  er  fr.,  pr.  brisar  brizar  brechen,  zerbrechen  (trans.), 
fr.  bris  bruch,  Schiffbruch  u.  dgl,  pr.  briza  krume;  zsgs.  pr. 
desbrizar,  abrizar,  desabrizar  zertrümmern,  fr.  debris  trüm- 
mer;  abgel.  altfr.  bresiller,  pr.  brezilhar  in  brocken  zerfallen. 
Auch  auf  ital.  gebiete ,  sofern  man  in  ci  ein  ausgeartetes  si 
annimmt:  bricia  krümchen  —  pr.  briza,  dsgl.  briciola  bri- 
ciolo  (minder  gut  zu  bricco  I.  gestellt),  sbriciolare  zerkrümeln. 
Es  gibt  einen  deutschen  auf  st  ausgehenden  stamm  brist,  gegen 
dessen  zulässigkeit  grammatisch  nichts  zu  erinnern  ist,  da  t  in 
jener  Verbindung  leicht  elidiert  wird  wie  in  huissier,  lisiere  u.  a. : 
ahd.  brestan  (präs.  bristu),  altn.  bresta  u.  s.  w.  brechen,  ge- 
brechen, nhd.  bersten,  sbst.  altn.  brestr,  mhd.  breste  bruch. 
Den  bloßen  sauselaut  zeigt  in  engl,  mundarten  brise  brisse 
brechen  Halliw.,  schott.  briss  zermalmen  (welches  Die fenb ach 
goth.  wb.  1.  319  aus  britsjan  oder  bristan  erklärt),  ndl.  brij- 
zelen  zertrümmern,  dem  das  pr.  brezilhar  (euphonisch  für  bri- 
zilhar)  ganz  nahe  tritt:  die  ursprünglichkeit  dieses  Stammes 
aber  ist  weniger  gesichert  als  die  von  bristan,  das  auch  durch 
seine  allgemeinere  Verbreitung  überwiegt.  Ein  davon  getrenn- 
tes ags.  verbum,  brysan  (s.  unten  bruisier),  hat  einen  minder 
genehmen  wurzelvocal.  Noch  gibt  es  ein  gael.  sbst,  bris  bruch, 
dessen  celtischer  Ursprung  jedoch  nicht  unzweifelhaft  scheint. 

Brive  fr.  wird  in  einigen  wbb.  als  ein  celt.  wort  mit 
der  bed.  brücke  aufgeführt  und  in  verschiednen  städtenamen, 
zumal  in  dem  alten  namen  von  Amiens  Samaro-briva  (Somme- 
brücke)  wieder  erkannt  oder  daraus  gedeutet.  Es  scheint 
aber  nach  Humboldt  über  die  urbewohner  Hisp.  p.  96.  97.  IM 
nichts  anders  als  das  celt.  briga,  s.  dieses  wort  thl  I.  Dauph. 
briva  brio  heißt  weg,  straße,  dies  könnte  allerdings  vom  kymr. 
briw  bruch  herrühren,  wie  nfr.  route  und  altfr.  bris  bruch 
und  straße  bedeuten. 

Brochet  fr.  hecht;  eig.  kleiner  spieß,  von  broche  (s. 
brocco  I.)  wegen  seines  spitzen  maules,  ebenso  heißt  engl,  pike 
spieß  und  hecht,  fr.  bequet  schnabel  und  hecht,  vgl.  auch  fr. 
lanceron  junger  hecht,  von  lance.  Buchstäblich  dasselbe  wort 
ist  it.  brocchetto  kleiner  ast. 

B  r  o  i  g  n  e  brunie  altfr.,  bronha  pr.  pamer,  mlat  brugna 


II.  c.    BROISSIER-BRU.  581 

in  einer  Urkunde  vom  j.  813;  vom  goth.  brunjö,  ahd.  brunjä, 
dies  von  brinnan  brennen,  glänzen  Grimm  III.  446.  Die  ro- 
man.  nachbildung  ist  so  genau,  daß  sie  selbst  das  ableitende 
j  der  ausspräche  nach  bewahrt  hat:  tei  cuvenist  helme  e 
brunie  a  porter  Ch.  d'Alexis  83. 

B  r  o  i  s  s  i  e  r  fr.  s.  briscar  //.  b. 

B r  o  nd  e  altfr.,  piem.  bronda  zweig,  occit.  broundo  reis-' 
höh,  daher  pr.  brondel  brondill  zweiglein. 

B  rouai  lies  fr.  eingeweide  der  fische  und.vögel,  buch- 
stäblich das  wort  der  isid.  glossen  burbalia  'intestina',  seinem 
Ursprünge  nach  schwer  zu  beurtheilen.  S.  Die  f.  celt.  I.  200. 
Nicht  zu  übersehen  ist  dabei  das  mit  brouailles  gleichbedeu- 
tende altfr.  breuilles  (zweisylb.). 

B  r  o  u  e  e  fr.  nebel;  eine  participialbildung  wie  guilee,  ge- 
lee  oder  sp.  nuvada,  von  unentschiedener  herkunft,  doch  we- 
der aus  latein.  noch  celt.  würzet.  Die  picard.  mundart  lei- 
tete aus  demselben  stamme  brouache  feiner  regen,  die  von 
Berry  brouasser  fein  regnen,  rieseln;  für  brouee  aber  spricht 
die  letztere  mundart ,  vielleicht  nur  durch  einschiebung ,  ber- 
rouee.  Von  bruine  scheidet  es  sich  durch  seinen  stammvocal, 
stimmt  aber  in  dieser  rücksicht  zum  synonymen  brouillard. 
Man  darf  erinnern  an  ags.  brodh  (für  bradh)  duft,  und  an 
mhd.  brod-em  (für  bradem);  brouillard  würde  alsdann  zu 
brodel  brudel  aufsteigender  dampf  Frisch  I.  141b  gestellt  wer- 
den dürfen. 

B  r  o  u  i  r  fr.  verbrennen,  von  der  sonne,  altfr.  auch  vom 
feuer:  le  feu  i  boutent  e  trestout  Font  bru'i  Gar.  I.  210;  vom 
mhd.  brüejen,  ndl.  broeijen  erhitzen,  anbrennen,  nhd.  brühen. 
Dasselbe  bedeutet  piem.  broe  brove,  ven.  broare,  mail.  sbroja. 
Dabei  ist  freilich  die  occ.  form  braouzi  =  brauzir  nicht  au- 
ßer acht  zu  lassen,  die  sich  zu  brouir  zu  verhalten  scheint 
wie  auzir  zu  ouir,  jauzir  zu  jouir,  blauzir  zu  blouir,  und  ei- 
gentlich ein  ahd.  brödjan  braudjan  in  anspruch  nimmt. 

Brouques  pic.  hosen;  vom  ndl.  broek  =  ahd.  bruoch. 
Von  der  zss.  theoh-bruoch  Graff  III.  278  bewahren  nur  die 
cass.  glossen  eine  roman.  nachbildung,  s.  Haupts  ztschr.  VII.  400. 

Bru  pr.  heidekraut  (nur  der  nom.  brus  ist  vorhanden), 
occit.  mail.  brug,  gen.  brügo;  vom  kymr.  brwg  wald,  Strauch, 
brel.  brüg  so  wie  Schweiz,  brüch  heidekraut.  Hieher  auch 
broia  ulva   marina  in  den  isid.  glossen?    Abgeleitet  fr.  bru- 


«88  II.  c.    BRU— BUQÜER« 

yere,  das  sich  im  cat.  bruguera,  mail  brughiera  wiederholt, 
altfr.  brueroi.     Vgl.  Dief.  celt.  I.  216. 

Bru  fr.,  in  der  alten  spräche  bruy,  Schwiegertochter, 
s.  v.  a.  belle-fille.  Es  ist  deutscher  herkunft:  goth.  bruths, 
ahd.  mhd.  brut,  nhd.  braut,  alts.  brüd,  ndl.  bruid,  ags.  bryd, 
engl,  bride,  altn.  brüdhr,  schwed.  brud,  die  verlobte  kurz  vor 
der  hochzeit  oder  die  neuvermählte.  Im  goth.  jedoch  hat  das 
(nur  in  einer  stelle  begegnende)  wort  dieselbe  bed.  wie  im 
franz.,  wobei  es  unentschieden  bleibt,  ob  sich  letztere  daraus 
herleite  oder  ob  sie  sich  unabhängig  aus  der  gemeindeutschen 
entwickelt  habe.  Bemerkenswerth  ist  dabei,  daß  auch  dem 
churw.  brütt  nur  die  goth.  bed.  zusteht.  Bru  ist  übrigens  das 
einzige  deutsche  verwandtschaftswort ,  das  in  einer  roman. 
Schriftsprache  platz  gefunden.  Die  norm,  und  champ.  mund- 
art  bewahren  auch  noch  die  zss.  bru-man  neuvermählter,  aus 
dem  altn.  brüdh-mannr  (üblich  brüdh-madhr)  hochzeitsgast, 
schwed.  brud-man  brautführer,  die  also  ungefähr  in  den  sinn 
von  brüdh-gumi  =  bräutigam  ausgewichen  sind. 

Bruine  fr.,  bruinapr.  feiner  kalterregen,  vb.fr.  brui- 
ner.  Wie  nah  auch  lat.  pruina  (reif)  zu  liegen  scheint,  so 
ist  doch  der  übertritt  der  anlautenden  lippentenuis  in  die  me- 
dia im  franz.  etwas  so  ungewöhnliches,  daß  man,  auch  wenn 
die  begriffe  noch  besser  stimmten,  auf  diese  etymologie  ver- 
zichten muß.  Das  wort  ist  ein  achtes  product  der  nordwest- 
lichen spräche ,  die  das  suffix  ina  mehrfach  auf  naturereig- 
nisse  anwendet:  so  pr.  calina  hitze,  plovina  regen  u.  dgl,  die 
würzet  aber  ist  uns  verborgen,  denn  auf  brugir  bruir  (rau- 
schen ,  sumsen)  kann  nur  eine  entfernte  vermuthung  fallen, 
wiewohl  die  pr.  formen  bruzina  und  bruzir  zusammentreffen 
und  champ.  bruire  die  doppelte  bed.  hat  brausen  und  nebeln. 
Vgl.  auch  Grandgagnage  v.  brouhene. 

Bruiser  bruser  altfr.  zerschmettern,  zertrümmern  z.b. 
lanzen  Chr.  de  Ben.  1. 159.  214.  II.  33,  G.  Gaimar  p.  26,  zsgs. 
combruisser  s.  Liv.  d.  roisp.  CXVIII,  debruisier  Theätr.  fr.  33a, 
Lex.  rom.  II.  261«,  wo  auch  ein  altsp.  abrusar  verzeichnet  steht. 
In  diesem  sehr  üblichen  auch  zu  Zusammensetzungen  benutz- 
ten worte  ist  vielleicht  das  glbd.  ahd.  brochisön  anzunehmen; 
man  vgl.  auch  engl,  bruise,  das  auf  ags.  brysan  zurückgeleitet 
wird.    Celtische  verwandte  s.  in  Dief  goth.  wb.  1. 321* 

Buquer  fr.  (veraltet)  anklopfen;  vom  ndl.  beuken. 


II.  c.    BUR-CADET.  «83 

Bur  norm,  wohnung,  alt  fr.  buron  Mite;  vom  ahd.  bür 
haus,  wohnstätte,  nhd.  bauer.     S.  Grandgagnage  v.  baur. 

Buse  fr.  (f.)  eine  geringe  falkenart ,  auch  busart,  pr. 
buzac,  it.  b  o  z  z  a  g  o  abuzzago  =  lat.  buteo,  dtsch  buse,  bufshart. 

Busse  buse  buce  alt  fr.  ein  größeres  fahr  zeug,  mlat.  (um 
1080)  bucia,  (um  1110)  buza,  masc.  pr.  bus,  altsp.  buzo  ein 
ruderschiff,  vgl.  ags.  butse  in  butse-carlas  schiffleute  (bei  Lue, 
s.  auch  Ducange  v.  buscarla),  engl,  buss,  ndl.  buise  fischer- 
boot,  altn.  büssa;  von  butta,  buttis,  mit  Ducange  u.  a. 

c. 

C  a  a  b  1  e  chaable  alt  fr.  ein  schweres  wurfgeschütz  steine 
zu  schleudern  Ch.  de  Rot.  u  s.  w.,  syncopiert  aus  cadable,  in 
späterem  mlatein  chadabula.  Dieselbe  sache  heißt  pr.  cala- 
bre,  worin  d  mit  1  vertauscht  ward.  Das  altfr.  wort  be- 
deutet auch  das  niederwerfen  auf  den  boden  so  wie  den  nie- 
dergeworfenen bäum,  die  abgeschlagenen  äste,  vgl.  cables  ou 
arbres  abbatus  (vom  j.  1402),  le  bois  nomme  caables  qui  chiet 
par  avanture  (1411),  s.  Carpentier.  Daher  sowohl  neufr.&c- 
c  a  b  1  e  r  zu  boden  schlagen  oder  drücken,  wie  c  h  a  b  1  i  s  Wind- 
bruch in  Wäldern.  Form  und  begriff  von  caable  leiten  auf 
gr.  xaraßoX?j  nieder  werfung,  Zerstörung. 

Cabdal  pr.  s.  caudal  H.b. 

C  a  b  e  1  i  a  u  fr.  ein  fisch  der  nördlichen  meere ;  zunächst 
vom  ndl.  kabeljaauw,  woraus  auch  durch  Umstellung,  vielleicht 
mit  rücksicht  auf  baculus  stock,  das  sp.  bacalao,  bask.  ba- 
cailaba,  venez.  piem.  bacalä  Stockfisch  (getrockneter  kabliau) 
hervorgegangen  scheint,  doch  ist  die  form  auch  nddeutsch 
(bakkeljau). 

Cabrer  fr.,  cabrä  neupr.  (nur  reflexiv)  sich  bäumen; 
von  caper  bock,  aus  einer  üblichen  Stellung  dieses  thieres  ent- 
nommen. 

C  a  b  u  s  fr.  in  chou-cabus  kopfkohl;  =  it.  capuccio  köpf- 
chen,  von  caput,  nhd.  kappes. 

Ca  de  au  fr.  Schnörkel  der  schönschr eiber,  zierath,  ca- 
deler  Schnörkeln  (veraltet);  von  catellus  dimin.  von  catena, 
vgl.  it.  catenella  kettenförmige  Stickerei. 

Cadenas  fr.  s.  candado  IL  b. 

Cadet  fr.  adj.  der  jüngere  unter  geschwistern  ;  von 


Ä84  II.  c.     CADRAN-CAILLOU. 

capitettum,  vornan,  dimin.  von  caput,   also  häuptchen,  junges 
haupt. 

Ca  dran  fr.,  quadran  pr.  Sonnenuhr;  von  quadrans,  it. 
sp.  quadrante  astronomisches  Instrument. 

Cagot  fr.  scheinheilig.  Dieses  wort,  das  in  der  be- 
merkten bedeutung  nicht  vor  dem  16.  jh.  vorkommen  soll,  wird 
mit  dem  gleichlautenden  namen  einer  in  Bearn  und  angrän- 
zenden  landestheilen  zerstreuten  race  oder  caste  für  identisch 
gehalten.  Nach  Aquitanien  geflüchtete  Gothen  und  Araber  er- 
hielten von  Karl  Martell  und  dessen  nachfolgern  schütz  und 
freiheiten,  galten  aber  bei  den  einwohnern  für  Arianer  und 
aussätzige  und  wurden  von  ihnen  mit  dem  Schimpfnamen  Ca- 
gots  d.  i.  canes  Gothi  belegt.  S.  Michel  hist.  des  races  maudi- 
tes  1.  p.284.  Etymologisch  ist  gegen  diese  ziemlich  alte  er- 
klärung  nichts  einzuwenden:  pr.  cä  hund,  Got  Gothe.  Die 
neue  bedeutung  würde  sich  also  wohl  in  der  art  aus  der  al- 
ten entwickelt  haben,  daß  man  sich  unter  Cagot  einen  men- 
schen dachte,  der  gegen  seine  Überzeugung  die  catholischen 
kirchengebräuche  mitmachte;  ebenso  ist  cafard  eig.  ungläubig, 
demnächst  scheinheilig  (s.  cafre  IL  b).  Wie  man  übrigens  in 
Südfrankreich  die  von  dem  Spanier  so  hoch  geachteten  Gothen 
mit  den  Sarazenen  vermengte,  zeigt  der  vers  eines  troubadours : 
Masmutz  Maurs  Götz  e  Barbaris  Choix  IV.  85.  Frisch  1. 362c 
deutet  das  wort  aus  dem  pr.  cap  und  dem  dtschen  gott :  cap- 
got  ca-got  wäre  eine  betheurung  cbei  dem  haupte  gottes*,  wo- 
mit man  die  heuchler  passend  benannt  habe. 

C  a  h  i  e  r  fr.  heft  papier.  Denkt  man  sich  cayer  (so  schrieb 
man  ehemals)  aus  pic.  coyer  (quoyer  Hecart)  abgeändert  wie 
frayeur  aus  froyeur,  so  kann  es  aus  codicarium,  von  codex, 
zusammengezogen  sein. 

Ca  hüte  fr.baracke,  altfr.  cha  hüte  und  cahuelte.  Ent- 
weder ist  ca-hute  zsgs.  mit  hutte,  dim.  cahuette  für  cahutette ; 
oder  cahuette  ist  die  frühere  in  cahute  zsgz.  form,  deren  pri- 
mitiv aber  das  von  andern  citierte  ndl.  kauwe  (häfich)  nicht 
sein  kann;  vgl.  norm,  caue  ein  fahr  zeug  (Ducange  v.  cayum). 
Franz.  c  a j  u  t  e  vom  ndl.  kajuit. 

Caillou  fr.,  pic.  caliau  (altfr.  chaillo  Berte  p.  48j,  pr. 
calhau,  daher  pg.  calhao  kiesel.  Zur  noth  konnte  dieses  wort 
aus  calculus  calc'lus  caclus  entstehen,  doch  ist  der  spurlose 
Untergang  des  ersten  1  gegen  die  reget     Nach  einer  andern 


II.  c.    CALANDRE— CAPRE.  SS6 

deutung  erwuchs  es  aus  dem  ndl.  kai  kei  kiesel,  worüber 
Grandgagnage  v.  caiewai  nachzusehen  ist.  Sollte  aber  caillou 
nicht  desselben  Ursprunges  sein  können  wie  das  buchstäblich 
zusammentreffende  vb.  cailler  gerinnen,  so  daß  der  kiesel  ein 
(aus  sand  oder  kies)  zusammengeronnener  stein,  ein  kiesklum- 
pen wäre?  Es  mag  dies  kühn  scheinen,  aber  die  deutsche 
spräche  kennt  das  gleiche.  Unser  kiesel  bedeutet  eben  so  wohl 
etwas  geronnenes,  zusammengebildetes ,  sei  es  stein  oder  ha- 
gel  (geronnenes  wasser) ;  das  verwandte  kes  bezeichnet  das 
eis  des  gletschers  (Schmeller  IL  336),  beide  aus  einem  vb.  ki- 
san  gerinnen  oder  bilden  ?  Man  sehe  über  das  deutsche  wort 
J.  Grimm  in  Haupts  ztschr.  VII.  469.  Seltsam  ist  in  dem  franz. 
worte  das  suffix  ou  =  pr.  au,  das  sonst  nur  in  geographi- 
schen namen  erscheint,  Anjou  Anjau,  Poitou  Peitau ;  wie  er- 
klärt es  sich  hier?  Man  merke  aber  auch  aus  der  mundart 
von  Berry  das  einfachere  caille.  Die  occit.  mundart  hat  da- 
für calado. 

Calandre  fr.  walze;  von  cylindrus  (xvXivSqoq'),  also 
eig.  celendre,  allein  da  y  nicht  selten  wie  u  oder  etwa  ü  lau- 
tete, konnte  auch  das  vorhergehende  c  seine  gutturale  aus- 
spräche behaupten,  wie  dies  in  coing  aus  xvöwviov  geschah: 
calandre  ist  also  im  gründe  aus  colendre  abgeändert. 

Cambrer  fr.,  neupr.  cambrä  bogenförmig  krümmen:  von 
camerare  wölben,  einen  bogen  formen. 

Canapsa  fr.  ranzen  (kein  altes  wort);  vom  dtschen 
knappsack. 

C  a  n  e  altfr.  (f.)  schiff,  nfr.  canot  kleines  fahrzeug ;  dsgl. 
nfr.  cane  (f.)  ente,  canard  enterich ,  auch  wasserhund,  altfr. 
canote  (f.)  —  nfr.  cane.  Man  sieht,  daß  schiff  und  ente,  beide 
als  schwimjner  gedacht,  in  derselben  bezeichnung  zusammen- 
fallen. Die  Urbedeutung  aber  ist  die  erstere,  denn  das  wort 
weist  nicht  auf  lat.  canna  röhr,  gondel,  das  mit  canne  (dim. 
canette  kännchen)  ausgedrückt  wird,  sondern  auf  ndl.  kaan  (f.) 
=  nhd.  kahn. 

C  a  n  i  f  fr.  federmesser ;  vom  altn.  knifr,  ags.  cnif  =  nhd. 
kneip  kneif.  Dimin.  ganivet,  altfr.  cnivet  Trist.  11.127, 
pr.  canivet,  daher  entlehnt  altsp.  canivete,  pg.  canivete. 

Capre  fr.  freibeuter ,  freibeuterschiff.  Aus  cap  vor- 
gebirg,  weil  sich  solche  schiffe  dahinter  versteckten  (Frisch  I. 
164c)?  kann  es  nicht  abgeleitet  sein.    Es  ist  das  ndl  kaper, 


586  II.  c.    CAQUER— CASNARD, 

vom  vb.  kapen  rauben,  entwenden,  freibeuterei  treiben;  dies 
aus  dem  lat.  capere? 

Ca  quer  fr.  häringe  ausweiden  und  einpökeln,  caque 
häringstonne ;  vom  ndl.  vb.  kaaken  eig.  die  kiefern  (kaecken) 
ausschneiden,  s.  Kilian. 

C  a  r  c  a  n  fr.pr.  halsband,  halseisen.  Es  hat  seine  quelle 
weder  im  gr.  y.aQxtvog  krebs,  zange,  noch  im  dtschen  kragen, 
sondern  offenbar  im  ahd.  querca,  altn.  qverk  gurgel,  hals. 
Attfr.  mundarten  setzen  auch  charchant  cherchant,  ndl.  karkant. 

Carole  querole  altfr.  reihentanz,  caroler  den  reihen 
tanzen.  Frankreich  war  die  eigentliche  heimath  dieser  belu- 
stigung,  deren  die  poesie  häufig  erwähnt  und  ihr  selbst  eine 
eigne  liedergattung,  chanson  de  carole,  dankte  oder  widmete ; 
man  sehe  Wolf  über  die  lais  p.  185.  Die  prov.  sänger  wollen 
nichts  davon  wissen,  nur  das  vb.  carolar  kennt  das  Gloss.  occ. 
Aber  nach  Italien  und  England  gieng  sache  und  wort  über: 
it.  carola,  carolare,  engl,  carol  gesang,  urspr.  tanz  (so  goth. 
laiks  tanz,  ahd.  leih  spiel,  gesang),  kymr.  carol  (nach  Owen 
von  cär  freund).  Unhaltbar  gewiss  ist  Wolfs  deutung  aus 
pr.  carrau  gang,  weg,  daher  umgang,  herumgang:  aus  carrau 
=  carral  kann  weder  carala  noch  carola  werden.  An  ca- 
priola  luftsprung  (von  caper  bock)  wird  man  nicht  denken 
wollen.  A  für  o  in  tonloser  sijlbe  ist  einzuräumen,  steht  doch 
auch  calandre  für  colandre,  canape  für  conope,  und  so  kann 
carole  aus  chorulus,  dimin.  von  chorus  reihentanz,  entstan- 
den sein,  nicht  wohl  aus  choreola,  dem  eher  ein  fr.  careule 
entspräche.  Auf  eine  ältere  geschwundene  form  corole  aber 
scheint  bret.  korolla  tanzen,  kymr.  coroli,  vielleicht  auch  gael. 
coirioll  zu  weisen,  ja  Menage  orig.  d.  I.  ital.  citiert  ein  prov. 
corola  und  corolar;  man  führe  diese  formen  nicht  auf  lat. 
corolla  kränzchen,  in  welches  sich  nur  fr.  coroule  fügen  würde. 

Carrefour  fr.,  carreforc pr.  kreuzweg;  gleichsam  qua- 
drifurcum  was  viermal  eine  gabel  bildet. 

Carrillon  fr.  glockenspiel ;  nach  Menage  ehemals  aus 
vier  glocken  bestehend,  gleichsam  quadrilio. 

Casnard  altfr.  Schmeichler  Roquef.  Sollte  das  wort 
in  der  that,  wie  Meyer  orat.  roman.  fragm.  ed.  II.  p.  530  meint, 
das  von  Quintilian  aufbehaltene  gallische  casnar  sein?  in  ora- 
tione  Labieni  (sive  illa  Cornelii  Galli  est)  in  Pollionem  cas- 
nar assectator  e  Gallia   ductum  est  1,  5,  8,      Unzweifelhaft 


II.  c.    CAUCHEMAR-CHABOT.  587 

wenigstens  ist  die  herleitung  nicht.  Die  altfranz.  spräche  hat 
die  neigung  s  vor  n  oder  gn  einzuschieben  (Rom.gr.  1.267), 
so  daß  casnard  für  canard  oder  cagnard  gelten  darf,  cagnard 
ist  neuprov.  und  heißt  tagedieb,  pic.  cagne  und  acagnardi  träge, 
schlaff.  Mit  anderm  suffix  sagt  man  in  Berry  cagnaud  s.  v.  a. 
casnard  und  diese  modification  läßt  auf  einen  stamm  cagn, 
lat.  canis  (vgl.  pr.  canha  hündinn)  schließen.  Der  name  des 
hundes  wird  auch  sonst  zur  bezeichnung  übler  eigenschaften 
benutzt. 

Cauchemar  fr.  (m.)  ein  böser  geist,  alp ;  von  dem  nicht 
mehr  vorhandenen  vb.  caucher,  pic.  cauquer,  bürg,  coquai  = 
it.  calcare  pressen,  und  dem  dtschen  mar  in  nachtmar,  engl. 
nightmare,  s.  Grimms  myth.  p.  433.  Die  occit.  mundart  sagt 
chaouche-vielio  d.  i.  drückende  alte  (hexe,  die  durch  den  Schorn- 
stein fährt  s.  Champollion  sur  les  patois  p.  125),  dsgl.  pesant 
peant  peen,  auch  greou  oder  ploumb,  überhaupt  etwas  drücken- 
des, so  auch  sp.  pesadilla,  altsp.  mampesada.  Im  henneg.  fin- 
det sich  neben  cauquemar  auch  die  entstellung  oder  umdeu- 
tung  coquenoir,  im  wallon.  das  einfache  marke,  s.  darüber 
Grandgagnage. 

Ceindre  fr.  gürten;  von  cingere. 

Cenelle  fr.  beere  der  Stechpalme;  zsgz.  aus  coccinella 
von  coccina  für  coccum  Scharlachbeere ,  wegen  der  ähnlich- 
keit  beider  fruchte.     So  Menage  und  man  darf  beistimmen. 

C  e  r  c  e  a  u  fr.  reif,  ring,  altfr.  recercele,  pr.  recercelat 
geringelt;  von  circulus  circellus. 

C  e  r  c  u  e  i  1  fr.  (spr.  cerkeuil)  sarg.  Sarcophägulus,  stark 
contrahiert,  ergäbe  immer  nur  sarfail,  darum  ist  die  herlei- 
tung aus  dem  ahd.  sarc  richtiger,  das  mit  dem  suffix  el  die 
altfr.  formen  sarqu-el  sarqu-eu  (so  in  der  Ch.  d' Alexis  117) 
sarc-u  ergeben  konnte. 

Cerre  fr.  s.  cerro  H.a. 

Cers  pr.  cat.,  sp.  cierzo  nordwind,  nordostwind;  vom 
lat.  cercius  circius,  einem  im  narbonensischen  Gallien  gebrauch- 
ten worte.  S.  Potts  forsch.  II.  499.  Covarruvias  leitet  auch 
sp.  c  e  c  i  n  a  gedörrtes  fleisch  und  c  e  c  i  a  1  Stockfisch  (für  cer- 
cina,  cercial)  daher,  weil  beides  an  diesem  trocknen  winde 
gedörrt  werde:  aus  siccus  konnte  wenigstens  das  letztere  nicht 
entstehen. 

Chabot  fr.  ein  fisch,  kaulkopf,  pg.  caboz;  von  caput 


Ä89  II.  c.     CHABRAQUE— CHALAND. 

wegen  des  dicken  kopfes,  vgl  lat.  capito,  gr.  yJyaXoc  groß- 
kopf,  ein  fisch, 

Chabraque  fr.  pf erdedecke;  ein  neueres  wort,  nebst 
dem  deutschen  Schabracke  aus  dem  türk.  tschäbräk  (Pihan 
mots  franc.  tires  de  Varabe). 

Chagrin  fr.  gram,  kummer.  Dieses  wort,  das  dem 
12.  und  13.  jh.  noch  fremd  scheint,  ist  sicher  identisch  mit 
chagrin  d.  i.  ein  rauhes  mit  Senfkörnern  gepresstes  leder,  it. 
zigrino,  ven.  romagn.  sagrin,  ndl.  segrein,  schon  mhd.  za- 
ger; nach  Menage  vom  türk.  sagri  rücken  oder  kreuz,  weil 
es  von  dem  kreuze  des  esels  oder  maulthieres  genommen  werde; 
die  Araber  nennen  es  zargab  Freyt.  II.  232b.  Da  man  nun 
diese  oder  eigentlich  die  ähnlich  beschaffene  haut  eines  see- 
thieres  auch  zu  reibeisen  oder  feilen  benutzte,  so  ward  cha- 
grin ein  passender  ausdruck  für  nagenden  kummer,  wie  das 
it.  lima  (feile)  ähnlichen  sinn  vertritt.  Daher  bedeutet  in  der 
genues.  mundart  sagrinä  nagen,  sagrinäse  sich  verzehren  vor 
zorn  u.  dgl. 

Chaire  fr.  lehrstuhl,  kanzel,  pr.  cadeira,  alt  fr.  chayere 
überh.  stuhl,  sessel,  so  auch  in  den  mundarten;  von  cathedra, 
daher  auch  altsp.  cat.  bask.  cadira,  piem.  comask.  cadrega  in 
der  altfr.  bedeutung. 

C  h  a  i  s  e  fr.  stuhl,  halbkutsche.  Die  ältesten  gedruckten 
Wörterbücher  kennen  chaise  noch  nicht  und  so  muß  man  es 
mit  Menage  für  eine  etwa  im  pariser  dialecte  vor  sich  ge- 
gangene abänderung  von  chaire  halten,  s.  oben  beslcle;  auch 
die  älteste  franz.  grammatik,  von  Palsgrave  1530,  rügt  cheze 
für  chaere  als  einen  fehler  der  pariser  ausspräche,  man  sehe 
Wey  hist.  du  langage  p.  264.  Besäße  es  die  alte  spräche,  so 
wäre  freilich  an  das  lat.  capsa  kutschkasten  (Paulus  aus  Fe- 
stus)  zu  denken. 

C  h  a  1  a  n  d  fr.  plattes  boot  zum  waarentransport,  früher 
auch  ein  kriegsfahrzeug ,  altfr.  chalandre,  altcat.  xelandrin 
Chron.  d'Esclot  589a,  mlat.  chelandium  chelinda  zalandria,  mgr. 
yeldvöiov.  Diese  art  von  schiffen  war  besonders  bei  den  By- 
zantinern üblich  (Ducange  v.  chelandium),  vielleicht  entstellt 
aus  yJlvÖQoq  Wasserschildkröte,  w asser schlänge.  Sofern  un- 
ter chaland,  sp.  calan,  eine  person,  der  künde  des  kaufman- 
nes,  verstanden  wird,  ist  es  gewiss  kein  anderes  wort:  man 
verglich  ihn  mit  dem  die  waaren  abholenden  boot,  vgl  bar- 


ILc.    CHALONGE-CHAORCIN.  589 

guigner  von  barca.  Papias  hat  calones  i.  e.  negotiatores, 
naviculae,  und  hieraus  leitet  Caseneuve  chaland,  was  sich 
schwerlich  mit  der  bildungsregel  verträgt. 

Chalonge  chalenge  altfr.,  calonja  pr.  läugnung ,  Be- 
streitung eines  anspruchs,  vb.  chalongier,  calonjar,  engl,  chal- 
lenge;  von  calumnia  falsche  Beschuldigung,  chicane. 

C h  a  1  o  up  e  fr.,  daher  sp.  chalupa,  it.  scialuppa  ein  schma- 
les fahrzeug;  später  eingeführtes  wort,  entstellt  aus  dem  ndl. 
sloep,  dies  von  sloepen  schlüpfen,  gleiten?  vgl.  ndl.  schuit 
von  schieten  schießen,  rasch  fortgleiten.  Auch  engl,  sloop  und 
shallop.  Man  erwäge  dazu  altfr.  escalope  Schneckenhaus  Ru- 
teb.  11.215. 

Chalumeau  für  chalemeau,  alt  chalemel,  pr.  caramel, 
sp.  caramillo  rohrpfeife,  schalmei;  von  calamus,  schon  in 
den  casseler  glossen  calamel. 

C  h  a  m  a  d  e  fr.  zeichen  durch  trommel  oder  trompete  zur 
Übergabe  einer  festung  an  den  feind;  vom  pg.  chamada  ruf, 
dies  von  chamar  =  lat.  clamare. 

Champignon  fr.  ein  eßbarer  schwamm;  eig.  feld- 
schwamm, von  campus,  agaricus  campestris  Linne,  it.  cam- 
pignuolo. 

Chance  fr.  Würfelspiel,  glücksfall,  altfr.  cheance,  vom 
vb.  cheoir,  lat  cadere,  fallen  (mit  beziehung  auf  den  wür- 
fet), mhd.  schanze,  it.  cadenza  u.  s.  w.  Abgel  ist  chanceler 
fallen  wollen,  wanken,  pr.  chancelar  (aber  auch  ganciliar!) 
daher  it.  cancellare. 

Chancir  fr.  schimmeln;  von  canescere,  sp.  canecer. 
Norm,  chanir  von  canere. 

Chantepleure  fr.  gießkanne;  von  fr.  chanter  und 
pleurer,  weil  sie  sprühend  ein  geräusch  macht  (Menage),  dar- 
nach gebildet  it.  sp.  cant-implora  (plorare  fehlt  hier). 

Chaorcin  pr.  Wucherer,  mlat.  caorsinus  caturcinus  ca- 
warsinus,  dtsch  kawartsch  gawertsch  kauwerz.  Die  herlei- 
tung aus  dem  dtschen  gau-täuscher  s.  v.  a.  landbetrüger  (Frisch 
I.  505a)  oder  aus  campsor  Wechsler  (Hüllmanns  Städtewesen 
IL  44)  ist  ohne  allen  etymologischen  werth:  das  wort  passt 
nur  zu  dem  völkernamen  cadurcinus ,  pr.  caorcin  chaorcin 
einwohner  von  Cahors,  und  so  verstand  es  bekanntlich  schon 
Dante,  indem  er  diese  Stadt  zum  sitz  des  Wuchers  machte:  e 
perö  lo  minor  giron  suggella   del  segno  suo  e  Sodoma  e 


500  IL  c.     CHAPLER— CHARIVARI. 

Caorsa  Inf.  11,49.  Nach  Ducange  aber  waren  die  cadurcini 
italiänische  kaufleute  zu  Cahors,  später  nach  Montpellier  und 
Nimes  versetzt. 

Chapler  chapeler  chaploier  altfr.,  pr.  chaplar  Ferabr. 
v.  4145  einhauen,  sbst.  pr.  chaple,  daher  altfr.  chapleis,  pr. 
chapladis  niederhauung;  von  capulus  degengriff,  degen,  mlat. 
capulare  abschneiden  L.  Sal.  und  Burg.  Oder  ist  es  gleicher 
herkunft  mit  dem  folgenden  worte? 

Chapuiser  altfr.,  capuzar pr.  abhauen,  zerhauen ;  sbst. 
chapuis  Zimmermann,  von  Nicot  als  mundartlich  erwähnt.  Das 
etymon  liegt  zur  hand:  es  ist  capus  capo  verschnittner  hahn, 
daher  das  nur  im  Südwesten  vorhandne  vb.  capar  verschnei- 
den. In  seiner  ableitung  aber  entspricht  das  franz.  wort  dem 
it.  tagli-uzzare  und  scheint  dem  synonymen  menuiser  angebil- 
det. Eine  ähnliche  ableitung  chantuser  aus  chanter  s.  Rou 
IL  p.  122. 

C  h  a  q  u  e  fr.,  cac  pr.  pronomen.  Es  trifft  in  seiner  bed. 
mit  quisque  zusammen;  da  aber  betontes  i  nicht  zu  a  wird, 
so  darf  man  annehmen,  daß  es  von  der  zss.  chac-un  =  quis- 
que unus  abgetrennt  und  selbständig  ward,  wie  das  span.  cada 
sich  von  cada-uno  trennte,  oder  wenigstens,  daß  chacun  auf 
seine  form  einwirkte.  Diese  form  findet  sich  im  pr.  quec-s 
für  das  harte  quesc-s;  im  comask.  ciasche  behauptete  sich  s. 
Dem  buchstaben  nach  stimmt  cac  allerdings  genauer  zumgleich- 
bed.  ir.  cäch,  altgael.  ceach,  die  form  quecs  aber  entschieden 
zu  quisque,  und  wer  möchte  in  solchen  berührungen  den  Vor- 
zug der  lat.  spräche,  zumal  in  grammatischen  Wörtern,  be- 
streiten? auch  steht  in  cäch  c  für  p,  vgl.  aft%mr.  poup,  com. 
peb,  bret.  pep.     S.  auch  ciascuno  und  cadauno  I. 

Charivari  fr.  polterabend,  katzenmusik,  mlat.  chari- 
varium  chalvaricum,  altfr.  caribari  chalivali,  pic  queriboiry, 
dauph.  chanavari,  neupr.  taribari  u.  a.  formen  (etwa  seit  dem 
14.  jh.).  Ursprünglich  galt  das  charivari  dem  der  zur  zwei- 
ten ehe  schritt:  wie  der  eintritt  des  paar  es  in  das  braut- 
gemach sonst  mit  den  tönen  der  harfe  begleitet  ward  (quae 
clamorem  virginis  possent  impedire  Altd.  blätt.  II.  276),  so 
hier  mit  unharmonischem  geklirr  und  geklapper.  Denselben 
gebrauch  drückt  der  Spanier  mit  cencerrada,  von  cencerro 
schelle,  der  Catalane  mit  dem  gleichbed.  esquelyotada  aus. 
Die  etymologie  ist  schwer  zu  ergründen,  das  wort  scheint 


II.  c.    CHARME— CHARME.  591 

aber  zusammengesetzt,  der  erste  theil  dem  zweiten  durch  den 
reim  angebildet,  denn  dieser  zweite  tritt  auch  in  andern  Zu- 
sammensetzungen hervor,  z.  b.  in  dem  jagdruf  ourvari  hour- 
vari ,  in  dem  pic.  norm,  champ.  genf.  boulevari  verworrenes 
geschrei,  getöse,  in  dem  piem.  zanzivari  gegurgel,  in  dem  norm. 
varivara,  in  dem  bürg,  virvaris  oder  chw.  virivari  (das  frei- 
lich an  unser  Wirrwarr  erinnert,  it.  biribara,  mail.  tiribara). 
Der  prov.  ausdruck  ist  caravil,  vgl.  in  derselben  spräche  ca- 
ray  oder  carays  streit,  lärm,  der  norm,  mit  einer  andern  Zu- 
sammensetzung carimallot.  Zu  erwägen  ist  das  gleichbed.  wal- 
lon.  pailtege,  eig.  p f anneng eklirr ,  von  paill  =  fr.  poele,  ent- 
sprechend champ.  houle-vari,  von  houle  topf,  woraus  hour- 
vari  entstellt  scheint.  Diese  letzteren  beispiele  berechtigen 
vielleicht  in  dem  ersten  worte  von  chari-vari  das  tat.  calix 
zu  vermuthen,  wobei  die  form  chali-vali  in  anschlag  kommt. 
Das  glossar  von  Lille  p.  10b  übersetzt  chalivali  einmal  mit 
morganicum  morgengabe,  was  keiner  erklärung  bedarf ,  dann 
mit  larnatium  von  Xdgva'§  kapsei,  urne  u.  dgl.:  sollte  die  letz- 
tere bildung  das  geklirr  mit  gefäßen  ausdrücken  ?  Eine  Zu- 
sammenstellung der  verschiedenen  deutungen  s.  bei  Menage, 
vgl  auch  Huydecoper  zu  M.  Stoke  II.  143—147,  besonders 
aber  Phillipps  über  die  katzenmusiken  1849,  worin  eine  große 
menge  formen  gesammelt  und  mehrere  deutungen  versucht  sind. 
Es  möge  noch  bemerkt  werden,  daß  auch  Dante's  caribo  Purg. 
31, 132  aus  charivarium  gedeutet  wird,  s.  die  ausg.  von  Co- 
sta und  Bianchi. 

Charme  alt fr.  (m.)  zauberlied,  Zauberformel  (i\  dit  im 
charme,  que  il  avoit  aprins  Gar.  II.  104),  nfr.  zauber,  char- 
mer  bezaubern,  altfr.  charmeresse  zauberinn;  von  Carmen 
lied,  Zauberformel,  mlat.  carminare  =  charmer.  Im  altfranz. 
findet  sich  auch  charraie  Ruteb.  1. 259,  charroie  Zauberei,  char- 
roieresse  zauberinn,  encharrauder,  norm,  enquerauder  bezau- 
bern, für  charmeraie  charm'raie  u.  s.  w.  Jenem  mlat  carmi- 
nare entspricht  unser  ahd.  garminön  germinön  und  aus  letz- 
terer form  ist  das  mail  in-germä  für  ingerminä  (wie  nomare 
von  nominare). 

Charme  fr.  (m.)  Weißbuche,  in  Berry  charne,  henneg. 
carne;  von  carpinus,  gewöhnlich  carplnus  bezeichnet,  mlat. 
cärpenus  Gloss.  bei  Hattemer  1. 292,  Gloss.  schielst  39, 240,  it. 
cärpino,  wal.  cärpin,  sp.  carpe. 


598  ILc.     CHARPIE— CHEF. 

Charpie  fr.  gezupfte  leinwand;  particip  des  alt  fr.  vb. 
charpir,  üblicher  in  escharpir,  descharpir,  tat.  carpere.  Auch 
it.  carpia. 

Chartre  charte  fr.  (f.)  Urkunde;  von  Charta. 
Chartre  alffr.  (fj  gefängnis;  von  carcer  (inj,  sp.  car- 
cel  (fj,  it.  carcere  (cj. 

Chat  i er  fr. züchtigen ;  von castigare,  it.  gastigare  u.s.f. 
Chatouiller  fr.  kitzeln;  von  catullire  kitzel  empfin- 
den, umgebildet  in  catulliare  (vgl.  cambire  cambiare)  und  viel- 
leicht eben  durch  diese  Umbildung  factitiv  geworden.  Grand- 
gagnage  s.  v.  cati  stimmt  für  das  formell  entferntere  ags.  ci- 
telan,  ndl.  kittelen ;  aber  auch  andre  formen  wie  sicil.  gattig- 
ghiari ,  walach.  gedili ,  bürg,  im  Jura  gatailli ,  lothr.  gattie, 
piem.  gatie  vertragen  sich  besser  mit  dem  lat.  worte. 

Ch a uf fer  fr.,  calfar  pr.  heizen,  erhitzen,  zsgs.  echauffer, 
escalfar;  von  calefacere. 

Chaume  fr.  (m.)  Stoppel,  Stoppelfeld,  daher  chaumiere 
strohhütte;  von  calamus.  Derselben  herkunft  ist  mlat.  calma, 
schon  in  einer  Urkunde  von  627:  vineas  deplantassent  aut 
calmas  rupissent;  es  ist  aber  hier  in  ein  anderes  genus  aus- 
gewichen wie  das  venez.  calma  propfreis. 

Chaupir  caupir  pr.  sich  eines  dinges  bemächtigen,  es 
ergreifen;  vom  goth.  kaupön,  ahd.  chaufan,  nhd.  kaufen.  Die 
Verwandtschaft  von  nehmen  und  kaufen  zeigen  auch  emere 
und  acheter. 

Chauve-souris  fr.  fledermaus,  eig.  kahle  maus,  weil 
das  thier  unbefiederte  flügel  hat.  Aber  Grandgagnage  I.  i54 
vermuthet  darin  eine  umdeutung  von  choue-souris  s.  v.  a.  sou- 
ris-hibou  maus-eule,  da  die  wallon.  formen  ehawe-sori  chau- 
sori  chehau-sori  auf  diese  Zusammensetzung  führten,  was  aller- 
dings beachtung  verdient;  auch  die  pic.  formen  casseuris  und 
cate-seuris  lassen  sich  in  cave-seuris,  cavette-seuris  zerlegen, 
s.  unten  choe.  Der  lothr.  ausdruck  ist  bo-volant  fliegende 
kröte,  der  prov.  soritz  pennada,  rata  pennada  =  fleder-maus, 
der  limous.  pisso-rato  (f). 

Chef  fr.  haupt,  Oberhaupt,  sp.  xefe;  von  caput.  Da- 
her vb.  chevir  zum  ziele  kommen,  altfr.  venir  ä  chief:  denn 
chief,  pr.  cap,  bedeutet  endpunct  sowohl  wie  anfangspunct,  de 
chief  en  chief  von  anfang  bis  zu  ende,  rechief,  rechap  wie- 
deranfang.     Von  chevir  ist  chevance  nutzen:  aus  dem  franz. 


II.  c.    CHELME— CHEZ.  593 

eingeführt  scheint  it.  civire  beendigen,  besorgen,  civanza. 
Hieher  auch  fr.  chevet  kopfküssen  u.  a. 

C  h  e  1  m  e  (schelme)  altfr.  Unruhstifter,  rebell;  vom  dtschen 
schelm,  5.  Biet,  de  Trev.,  Roquef. 

Chenapan  fr.,  später  aufgenommenes  wort,  das  deut- 
sche schnapphahn. 

Chene/r.  (fj  eiche,  alt  chesne,  mundartl.  quesne,  prov. 
mit  a  casser  (m.)  für  casne  wie  Roser  für  Rosne  von  Rho- 
danus,  gase,  casso  (mj,  bearn.  cassourra,  mlat.  casnus.  Ade- 
lung u.  a.  halten  das  wort  für  celtisch,  ohne  ein  passendes 
etymon  aus  dieser  spräche  nachzuweisen.  Vielleicht  läßt  sich 
aber  auch  dieses  wort,  wie  so  manches  vermeintlich  celtische, 
dem  latein.  elemente  zuführen.  Das  it.  quercia  mit  ders.  bed. 
ist  vom  adj.  quercea,  s.  das  ital.  wort  IL  a.  Ein  zweites  ad- 
jeetiv  von  quercus  ist  quernus,  ein  früheres  quercinus  (vgl. 
it.  quercino)  voraussetzend,  das,  in  querenus  und  durch  üb- 
lichen ausfall  des  r  vor  Sibilanten  in  quesnus  verkürzt,  das 
altfr.  quesne  chesne,  das  pr.  casne  oder  casser  ergab:  die- 
selbe darstellung  des  lat.  qu  vor  e  oder  i  durch  fr.  ch  zeigt 
chaseun  von  quisque. 

Cheneau  fr.  dachrinne;  von  canalis. 

C  h  e  n  e  t  fr.  feuerbock  zum  auflegen  des  hohes  im  ca- 
min; von  canis,  weil  er,  so  sagt  man,  hundefüße  hat.  Occit. 
cha-fuec. 

Chenille  fr.  raupe.  Man  dürfte  wohl  catenula  (cate- 
nicula)  geltend  machen  wegen  des  aus  einzelnen  ringen  zu- 
sammengesetzten körpers,  wäre  diese  anschauung  nicht  zu  ana- 
tomisch ;  und  so  ist  die  deutung  aus  canicula,  in  so  fern  manche 
raupenköpfe  eine  ähnlichkeit  mit  hundeköpfen  haben,  vorzu- 
ziehen, wobei  man  sich  auf  das  mail.  can  oder  cagnon  Seiden- 
raupe (eig.  hund)  berufen  kann.  In  lombard.  mundarten  heißt 
die  raupe  gatta  gättola,  was  doch  wohl  katze  bedeuten  soll, 
im  port.  heißt  sie  lagarta,  eig.  eidechse. 

Cher vis  fr.  s.  chirivia  II.  b. 

Chevetre  fr.  (mj  halfter;  von  capistrum,  it.  capestro. 

Chevron  fr.,  pr.  cabrion  cabiron  sparren,  auch  sp. 
cabrion  caviron  holzblock;  eig.  bock,  worauf  etwas  ruht, 
capreolus,  von  caper,  wal.  cafer  in  derselben  anwendung.  Ein 
sehr  altes  Zeugnis  für  das  franz.  wort  ist  capriuns  Gloss.  cass. 

C  h  e  z  fr.  präpos.  für  lat  apud,  abgekürzt  aus  en  chez 

38 


«94  II.  c,    CHIFFE-CH0I91R. 

=  altsp.  en  eas  'im  hause*,  von  lat.  casa,  dem  die  declina- 
tionsendung  als  überflüssig,  wie  dem  lat.  gutta  im  lomb.  nagott, 
entzogen  ward.  Aus  derselben  anschauung  gieng  hervor  die 
gleichbed.  altn.  präp.  hiä  von  hi  Wohnung,  so  wie  dän.  hos 
zusammenhängend  mit  hüs  haus ,  s.  Grimm  IL  756.  III.  178. 
268.  und  in  Haupts  ztschr.  VII.  467. 

Chiffe  fr.  schlechter  dünner  zeug,  chiffon  lumpen,  pic. 
chifer,  fr.  chiffonner,  champ.  chifoui Her  zerknüllen;  piem.  ci- 
fogn  =  chiffe,  cifogne  =  chiffonner»  Jault  verweist  auf  das 
nur  allzu  abgelegene  arab.  schaff  dünnes  Meid  Freyt.  IL  433a, 
Grandgagnage  vermuthet  Identität  von  chiffonner  mit  wallon. 
cafougni,  das  dieselbe  bedeutung  hat,  dsgl.  von  chiffon  mit 
wallon.  cafu  werthlose  sache  (champ.  cafut),  vom  ndl.  kaf 
spreu:  nur  würde  sich  die  franz.  form  besser  zum  ahd.  kefa 
schicken,  da  e  leichter  zu  i  wird  als  a.  Henneg.  chife  schnitte 
gibt  sich  ohne  Schwierigkeit  zu  erkennen  als  das  ndl.  schijf 
Scheibe. 

C  h  i  g  n  o  n  fr.  genick,  altfr.  chaaignon  chaignon  für  chai- 
gnon,  das  sowohl  glied  einer  kette  wie  genick  bedeutet;  von 
chaine  (altfr.),  lat.  catena.  NochNicot  kennt  chainon  d'une 
chaine  ring  einer  kette  und  chainon  du  col  wirbelbein  des 
halses  d.  h.  genick,  occit.  cadena  daou  col. 

Ch  o  e  altfr.  Berte  p.  50,  pic.  cave,  pr.  cau  chau  (übersetzt 
bubo  Lex.  rom.  V1.9)uhu.  Daher  fr.  chouette,  pic.  cavette  kauz 
(kleiner  uhu),  hieraus  entlehnt  it.  ciovetta  civetta,  venez.  zovetta, 
wal.  ciovice ;  dsgl.  pic.  cawan,  in Anjou  chouan,  in  Berry 
chavant,  pr.  chauana,  bret.  kaouan,  schon  dem  früheren  mla- 
tein  bekannt:  cavani  ululae  aves  Gloss.  erford.  p.  283b,  strix 
vel  cauanna  Gloss.  Älfrici.  Franz.  chat-huant  eule  (höh- 
nende katze)  ist  vielleicht  nur  eine  umdeutung  von  chouan, 
doch  kommt  auch  das  einfache  huant  vor:  les  leus  oy  ulier 
et  li  huans  hua  Berte  p.  41.  Desselben  Stammes  scheint  der 
name  eines  andern  vogels,  pr.  caucala,  /r.choucas  nebel- 
krähe, auch  sp<  chova,  das  ganz  zu  altfr.  choe  stimmt,  dsgl. 
sp.  ch.oya,  engl,  chowgh,  vgl.  in  einem  lat.-dtschen  glossar 
Hattemer  1. 290*  chuvue  tacha  (dohle).  Der  stamm  mag  deutsch 
sein:  mhd.  chouh  eule  s.  Grimm  I%.  178,  ein  vogel  cauha  findet 
sich  L.  Alam.  99, 13;  vgl.  ndl.  kauw  krähe,  engl,  kaw  krächzen. 

Choisir  fr.,  pr.  causir  chausir,  daher  entlehnt  altit. 
ciausire,  altsp.  cosido  adj.,  altpg.  cousiraento  =  pr.  causimen, 


n.c.     CHOPINE— CLAIE.  595 

zsgs.  pr.  escausir,  altcat.  scosir  Chr.  d'Esclot.  p.  7i7b,  wählen, 
unterscheiden,  sbst.  fr.  choix,  pr.  causit  wähl ;  vom  goth.  kaus- 
jan  prüfen,  vgl.  wegen  des  lautüberganges  fr.  Choisy  aus 
Causiacura.  Oder  entsprang  causir  nicht  vielmehr  vom  goth. 
kiusan,  das  auch  im  hochd.  vorhanden  ist  (kiosan,  kiesen)? 
die  dem  iu  io  verwandten  diphthonge  eu  eo  gestalten  sich  auch 
sonst  prov.  zu  au,  z.  b.  lat.  rheuma  zu  rauma,  leopardus  zu 
laupart;  allein  die  regelrechte  form  wäre  in  diesem  falle  cau- 
sar,  nicht  causir,  gewesen. 

C hopine  fr.  ein  maß  für  flüssigkeiten,  schon  bei  Oliv. 
Basselin,  henneg.  chope;  vom  dtschen  Schoppen. 

Cierge  fr.  (m.),  pr.  ciri  Wachskerze;  vom  gleichbed. 
cereus. 

Cingler  fr.  geissein;  nach  Huet  von  cingulum  gürtel 
als  Werkzeug  des  geisselns  verstanden.  Die  form  müste  pi- 
cardisch  sein,  in  welcher  mundart  singler  für  sangler  gilt 
In  Berry  ist  sillon  die  litze  an  der  peitsche. 

C  i  s  e  m  u  s  altfr.  Chev.  au  Hon  in  Romvart  p.  551 ;  un- 
verändert das  ahd.  zisi-müs,  ags.  sise-müs,  mlat  cisimus,  nhd. 
ziselmaus.  Ebenso  das  feil  derselben:  un  cort  mantel  ot  de- 
sus  d'escarlate  et  de  cisamus  Chev.  de  la  charr.  123. 

C  i  v  a  d  a  pr.  s.  cebada  IL  b. 

Cive,  civette  fr.  Schnittlauch;  von  caepa  zwiebel. 

Ci viere  fr.  tragbahr e  z.b.  für  steine  oder  mist,  aber 
selbst  für  heilige  bilder,  reliquien  oder  das  geweihte  brot  (R. 
Stephanus ,  Nicot,  Menage),  venez.  civiera,  mail.  scivera  in 
erster  er  bed.;  dsgl.  it.  civeo  und  civea  schleife  oder  schüt- 
ten mit  einer  flechte.  Das  spätere  mlatein  gab  diesen  Wör- 
tern in  dem  zsgs.  coeno-vehum  mist- führe  ihre  deutung.  Sie 
sind  noch  näher  zu  untersuchen. 

Claie  fr.,  alt  cloie,  pr.  cleda  flechtwerk,  hürde,  mlat. 
clida  L.  Baiw.,  Capit.adL.Mam.  etc.,  clia  Gloss.Älfr.,  dimin. 
cletella  Greg.  Tur.  Dem  worte  wird  mit  recht  celtischer  Ur- 
sprung zuerkannt.  Buchstäblich  identisch  mit  der  vorauszu- 
setzenden form  cleta  ist  das  gleichbed.  altirische  cliath,  kymr. 
clwyd  (ir.  ia  =  kymr.  wy  =  urspr.  e)  und  auch  die  roman.  for- 
men fügen- sich  in  langes  e,  s.  Zeufi  I.  21.  114.  186,  Dief.goth. 
tob.  II.  536.  In  den  isid.  glossen  wird  cretellae  (r  für  1  aus 
crates?)  mit  clitellae  erklärt,  also  saumsattel  d.  h.  ein  aus 
zwei  theilen  bestehendes  flechtwerk. 


590  II.  c.     CLAMP— CLISSE. 

Clamp  fr.  (m.)  klammer  Biet,  de  Trev.,  wall,  clamm  (f.), 
norm,  acclamper  anheften;  vom  altn.  klampi,  mhd.  klampfe 
klammer. 

Clappr.  häufe,  masse,  clapiera,  altfr.  clapier  dass.,  acla- 
par  aufhäufen;  nach  laut  und  begriff  das  kymr.  clap  clamp 
masse. 

Clap  ir  fr.  (nur  reflexiv  se  clapir)  sich  verkriechen  (von 
kaninchen) ;  stimmt  zum  tat.  clepere  stehlen,  se  clepere  sich 
verbergen,  wird  aber  von  Ducange  auf  mlat.  clappa  (falle) 
zurückgeführt.     Daher  clapier  kaninchengang. 

Claque  fr.  klaps  mit  der  hand,  vb.  ciaquer;  naturaus- 
druck,  mhd.  klac  krach,  ndl.  klakken  klatschen,  vgl.  cat.  claca 
geschwätz,  norm,  claquard  plauderhaft. 

Cligner  fr.  blinzen,  pic.  altfr.  cliner  clinner  Ren.  I.  68, 
sbst.  clin  Ferabr.  p.  174a,  nfr.  clin  d'oeil;  von  clinare  neigen. 
Das  neufr.  wort  verräth  eine  auch  sonst  bemerkbare  form- 
verstärkung :  altfr.  crigne  für  crine,  nfr.  harpigner  von  har- 
pin.     Aber  altfr.  clin  gier  verlangt  eine  abl.  clinicare. 

Clinche  fr.  Biet,  de  Trev.,  norm,  clanche,  champ.waU 
Ion.  cliche,  altfr.  clenque  Ruteb.  1. 341,  pic.  cliquet  Hegel,  der 
sich  hebt  und  senkt,  vb.  pic.  acliquer;  vom  nhd.  klinke,  ndl. 
klink. 

C 1  i  n  q u  a  n  t  fr.  rauschgold,  clincaille  metallner  hausrath, 
entstellt  in  quincaille  kurze  waaren,  vb.  requinquer  auf- 
putzen; vom  ndl.  klinken  klingen.  Doch  nähert  sich  clinquant, 
welches  lothr.  clinclant,  neupr.  clinclan  lautet,  mehr  unserm 
klingklang. 

Clique  pic  klaps,  klatsch,  cliquer  klatschen,  vgl.  Nouv. 
fabl.  p.  p.  Meon  I.  309,  nfr.  cliquet  cliquette  (wofür  wall  cla- 
kett  von  claque)  klapp  er ,  cliqueter  klappern.  Naturaus- 
drücke  wie  unser  klick  Frisch  I.  523a,  ndl.  klikken  u.  dgl.  Wie 
kam  aber  clique  zur  eig.  franz.  bed.  rotte?  Oder  sollte  es  in 
diesem  sinne  wirklich  das  ahd.  gilihho  (min  gilihho  meines 
gleichen),  ndl.  gelijk  vorstellen?  Vgl.  auch  wall,  quilike  qui- 
lite  reihe,  worin  aber  Grandgagnage  das  ndl.  gelid,  nhd.  glied 
erkennt. 

C 1  i  s  s  e  fr.  nebst  e  c  1  i  s  s  e ,  altfr.  clice  eselice  schiene, 
gespaltner  zweig  u.  dgl.;  vom  ahd.  kliozan  spalten,  i  aus  io 
wie  in  quille  aus  kiol  —  oder  unmittelbar  von  dem  subst.  klitz 
spieß  (stange?)  Frisch  I.524a,  altfries.  kletsie? 


II.  c    CLOCHE-COCHE.  597 

Cloche,  der  franz.  aus  druck  für  das  südliche  weit 
ältere  campana,  pr.  cloca  clocha,  selbst  piem.  com.  cioca,  vb. 
altfr.  clocher,  pr,  clocar  läuten;  mlat.  clocca  cloca  (8.jh.); 
auch  außerhalb  des  roman.  gebietes:  ags.  clucge  (f.,  9.  jh.j, 
nord.  klucka,  ahd.  clocca  (9.  jhj,  gewöhnlich  mit  anlautender 
media  glocca  (vgl.  klagön  glagön,  klobo  globo),  auch  glogga ; 
dsgl.  ir.  clog  (m.) ,  kymr.  doch.  Von  seiner  ähnlichkeit  mit 
einer  glocke  hieß  ein  reiserock  oder  mantel  mlat.  clocca,  altfr. 
cloche,  woher  engl,  cloak,  s.  Ducange.  Die  herkunft  des  Wor- 
tes ist  unsicher.  Die  ags.  form  scheint  ein  radicales  u  zu 
verlangen,  aber  oft  entsteht  ags.  u  aus  lat.  oder  rom.  o.  Man 
leitet  cloche  z.  b.  vom  fr.  clocher  hinken  (s.  folg.  artikel)  in 
beziehung  auf  ihr  hin-  und  herschwanken.  Vom  ags.  cloccan, 
engl  cluck  glucken,  glucksen,  was  der  bedeutung  nicht  zusagt. 
Vom  ahd.  klochön  schlagen;  besser  wäre  vielleicht  kloppen, 
auf  roman.  weise  abgel.  cloppicare,  da  der  Walache  clöpot 
sagt,  der  Serbe  klopötär  glockenträger.  Das  wort  ist  noch 
genauer  zu  untersuchen. 

C 1  o  p  altfr.  pr.  hinkend  (daher  kymr.  cloff),  sbst.  altfr. 
clopin,  clopinel,  engl,  cloping  Halliw.,  vb.  cloper,  clopiner,  nfr. 
eclope.  Das  wort  kommt  früh  vor:  cloppus  xcaXog  Gl.  lat.  gr., 
ut  cloppus  permaneat  in  einer  hs.  der  L.  Alam.  für  claudus. 
Ist  es  von  unserm  klopfen  kloppen,  so  daß  es  etwa  das  an- 
stoßen an  den  boden  ausdrückt?  aber  klopfen  heißt  mit  einem 
stumpfen  Werkzeuge  schlagen,  was  mit  hinken  nichts  gemein 
hat.  Claudipes  clodipes,  woran  man  gedacht  hat,  drückt  die 
bedeutung  genau  aus,  aber  besser  als  dies  unvorhandene  em- 
pfiehlt sich  das  vorhandene  gr.  yoloinovg,  worauf  Menage  ver- 
weist: es  wäre  nicht  das  einzige  griech.  wort,  welches  Frank- 
reich erreicht  hätte  ohne  Italien  zu  berühren.  Gleichbed.  mit 
cloper  ist  c  1  o  ch  er ,  pic.  cloquer,  pr.  clopchar,  entweder  zsgz. 
aus  cloppicare,  das  sicli  mit  it.  zoppicare  vergleichen  könnte, 
oder  vom  lat.  claudicare,  das  sich  auch  in  dieser  form  im 
prov.  erhielt:  die  Schreibung  clopchar  nähert  das  wort  mehr 
dem  ersteren  etymon. 

Co  che  fr.  sau,  daher  cochon  und  wohl  auch  sp.  co- 
chino,  cochastro,  cochambre.  Coche  soll  früher  das  ver- 
schnittene thier  bedeutet  haben,  hiernach  wäre  es  identisch 
mit  coche  einschnitt,  wie  sich  sp.  carnero  aus  crena  erklärt, 
ja  vielleicht  ist  auch  das  piem,  crina  (sau)  aus  crena  zu  den- 


698  II.  e.    COCHEVIS-COMPLOT. 

ten.  Die  herleitung  aus  kymr.  hwch  bei  Wächter  u.  a.  läßt  sich 
mit  nichts  rechtfertigen.  Zu  bemerken  ist  noch  das  wal.  co- 
ci'ne  saustall,  welches  nicht  wohl  aus  dem  franz.  abgeleitet 
sein  kann. 

C  o  c  h  e  v  i  s  fr.  (m.)  haubenlerche ;  ein  wort  schwieriger 
herleitung.  Einen  versuch  sehe  man  bei  Grandgagnage  v.  co- 
klivi.    Derselbe  vogel  heißt  pic.  coviot.     Vgl  cotovia  II.  b. 

Cödol  pr.  cat.,  auch  parmes.  cremon.  codol,  npr.  cö- 
dou  harter  stein;  besser  von  cos  cotis  als  von  cautes,  da  au 
im  prov.  seine  diphthongische  gestalt  zu  behaupten  pflegt. 

C  o  h  u  e  fr.  lärm,  gewühl  (markthalle  Ducange  v.  cohua) ; 
etwa  zsgs.  aus  der  präp.  con  und  huer  schreien  ?  Die  mund- 
art  von  Berry  sagt  cahuer  für  huer. 

Co  in  fr.  ecke,  winket,  keil  z.  b.  beim  holzspalten;  von 
cuneus,  it.  conio  u.  s.  f.  Abgel.  cognee  axt,  bereits  im  Ca- 
pitul.  de  villis  cap.42:  unaquaeque  villa  ...  habeat  ...  cate- 
nas,  cramaculos,  delaturas,  secures  i.  e.  cuniadas.  Dsgl.  qui- 
g  n  o  n  runken  brot,  für  cuignon,  daher  sp.  quinon,  pg.  qui- 
nhäo  ration,  antheil. 

Colp  orter  fr.  hausieren;  zsgs.  aus  col  porter  die  waa- 
ren  am  halse  herumtragen. 

Combrer  alt  fr.  packen,  fassen.  Von  commorari  ali- 
quem  einen  aufhalten,  hemmen,  daher  festhalten,  wäre  gram- 
matisch vollkommen  zulässig.  Besser  aber  leitet  man  es,  unter 
Voraussetzung  der  gleichen  begriffsentwicklung ,  aus  dem  ge- 
meinrom.  combrus,  womit  ein  in  den  weg  gelegtes  hindernis, 
eine  hemmung  ausgedrückt  wird,  so  daß  es  derselben  herkunft 
wäre  wie  encombrer;  s.  colmo  /. 

C  o  m  p  1  o  t  fr.  heimlicher  böser  anschlag  unter  mehreren 
personen,  bei  Rob.  Stephanus  (i539)  undNicot  überh.  Verab- 
redung, Übereinkunft,  par  complot  lex  composito,  compacto', 
vb.  comploter  z.  b.  avec  un  tel.  Frisch  legt  dem  subst.  die 
sinnliche  bed.  knäuel  als  die  ursprüngliche  und  als  eine  noch 
übliche  bei  und  erklärt  es  aus  pelote,  von  pila :  complot  wäre 
hiernach  etwas  zusammengeballtes,  zusammengewickeltes.  Der 
ausfall  des  e  macht  kein  bedenken,  jene  grundbedeutung  aber 
ist  nicht  nachweislich.  Passender  scheint  ein  anderes  wort: 
complicitum  complic'tum  s.  v.  a.  complicata  Verwicklung,  theiU 
nähme  (an  einer  bösen  that),  vgl.  das  spätlat.  complex  theiU 
nehmer.    Complot  stände  für  comploit  wie  frotter  für  froiter. 


II.  c.    COMPOTE-COQUELICOT.  690 

Compote  fr.  eingemachtes  obst;  für  eompöte,  it.  com- 
posta  d.  i.  composita,  ndl.  kompost. 

Concierge  fr.  burgvogt,  thürhüter,  kerkermeister,  pic. 
conchierge  Gtoss.  de  Lille  p.21b.  Aus  conservare,  woher  es 
Menage  leitet,  kann  nimmer  conservius  entstehen;  Labbe's 
lat.-dtsches  con-skarjo  (mitscherge)  aber  verfehlt  den  sinn 
gänzlich.    Es  ist  ein  besseres  etymon  zu  suchen. 

Conge  fr.,  pr,  comjat  Urlaub,  üb.  altfr.  congier,  von 
commeatus ;  nfr.  congedier  vom  it.  congedo ,  dies  von  der 
altfr.  form  conget. 

Consoude  fr.  wallwurz,  beinwell;  von  consolida,  sp. 
consuelda  u.  s.  f. 

Convine  altfr.  (m.)  wesen,  betragen,  it.  convegno,  sp. 
convenio  bedingung,  engl,  covin  einverständnis ,  kabale;  von 
convenire. 

Copeau  fr.  span;  von  coupe  schnitt,  dies  von  couper. 
Oder  ist  copeau  das  an  cuspis  mahnende  altfr.  cospel  coispel 
dorn  und  dgl.  ?  s.  Trist,  gloss.,  Jßbinal  jongl  et  trouv.  p.  65, 
Chr.  d.  Ben.  1.352. 

Coq  fr.  hahn;  naturausdruck  von  der  stimme  des  Vo- 
gels entlehnt,  ags.  cocc,  engl,  cock,  wal.  cocös,  chw.  cot,  vgl 
die  verba  coqueriquer,  coqueliner,  ndl.  kokelen  u.  a.,  worin 
sich  dasselbe  bestreben  ausdrückt  das  geschrei  oder  die  stimme 
des  hahnes  wiederzugeben.  Von  coq  abgel.  ist  adj.  coquet 
gefallsüchtig  (sich  brüstend  wie  der  hahn) ,  c  o  c  a  r  d  e  hut- 
schleife (dem  hahnenkamm  ähnlich),  altfr.  cocart  eitel  (quo- 
quart  JV.  rec.  p.  Jubinal).  —  Der  prov.  ausdruck  für  coq  ist 
das  gemeinroman.  auch  der  älteren  franz.  spräche  nicht  un- 
bekannte gal,  in  der  Passion  Christi  ja],  noch  jetzt  norm.  berr. 
jau,  dimin.  jollet,  lothr.  jau,  dim.  jalle,  champ.  gau. 

Coquelicot  fr.  klatschrose,  wilder mohn,  der  im  körn 
wächst.  Es  ist  nur  formverschieden  von  coquericot,  womit 
das  geschrei  des  hahnes  ausgedrückt  wird,  und  mundartlich 
damit  gleichbedeutend,  s.  coquelicoq  Frisch.  Leicht  konnte 
man  nach  seinem  schrei  den  hahn  selbst  coquelicot  nennen 
wie  den  wiedhopf  putput,  und  wegen  seines  purpurroten  kam- 
mes  den  namen  des  hahnes  auf  die  blume  übertragen.  Ebenso 
bedeutet  occit.  cacaracä  sowohl  hahnenschrei  wie  klatschrose, 
und  pic.  cocriacot  einigt  die  bedd.  hahn  und  klatschrose  in 
sich.    Nach  Sauvages  wird  mit  dem  gleichfalls  occit,  cacalaca 


600  ILc.    COQUEMAR— CORVÄE. 

der  schrei  des  hahnes  und  eine  andre  purpurrothe  blume, 
löwenmaul,  benannt.  —  Das  wort  verdiente  diese  rücksicht, 
weil  ihm  celtischer  Ursprung  zugesprochen  worden,  irisch  cod- 
lainean,  gael.  codalan,  s.  J.  Grimm  über  Marcellus  Burdig. 

Coquemar  fr.  s.  cogoma  IL  a. 

Co  quin  fr,  hungerleider,  bettler,  schelm  (Nicot  über- 
setzt es  mit  petax,  mendicus) ;  dimin.  von  coquus  und  s.  v.  a. 
küchenjung e?  Oder  vom  altn.  kok  Schlund,  koka  verschlin- 
gen? Daß  die  andern  sprachen  es  nicht  kennen,  spricht 
einigermaßen  für  letzteres. 

Cor  beule  fr.  korb;  von  corbicula  bei  Palladius. 

Corme  fr.  (m)  eine  frucht,  spierling ,  cormier  spier- 
lingsbaum,  auch  pg.  und  ältengl.  corme ;  nach  Frisch  u.  a.  von 
cornum  cor nelkir sehe,  was  nicht  zu  billigen  ist. 

Cormoran  fr.  ein  vogel,  seerabe;  vom  bret.  mör-vran 
(mör  meer,  bran  rabe),  mit  vorgesetztem  corb  =  corvus,  also 
eine  pleonastische  bildung  wie  loupgarou.  Prov.  heißt  der- 
selbe vogel  corp-mari. 

Cornard  fr.  hahnrei,  eig.  hörnerträger.  Man  hat  die 
spuren  dieses  ausdrucks  bis  in  das  alterthum  hinauf  verfolgt 
(s.  außer  Menage  und  Ferrari  auch  Weigand  IL  p.  12),  der 
etymologe  hat  dabei  kaum  etwas  zu  bemerken.  Cornard  ist 
speciell  französisch ,  der  Italiäner  sagt  dafür  beeco  cornuto 
gehörnter  bock  oder  schlechtweg  beeco,  der  Spanier  cabron 
Ziegenbock.  Was  auch  die  grundvorstellung  gewesen  sein  mag, 
dem  Provenzalen  ist  cornut  ein  armer  wicht,  der  sich  alles 
bieten  läßt,  eine  bestia  cornuda,  wobei  das  symbol  des  hörner- 
schmucks  gar  nicht  in  anschlag  kommt;  es  ist  sinnverwandt 
mit  suffren ,  das  überdies  auch  für  hahnrei  gebraucht  wird. 
Ein  troubadour  z.b.  sagt:  fahre  ich  fort  einer  dame  den  hof 
zu  machen,  die  jetzt  einen  andern  bthlen  hat ,  so  gelte  ich 
per  cornut  e  per  soffren  für  einen  der  sich  foppen  läßt,  s. 
Choix  III.  89.  Auch  it.  bozzo  roher  stein  (daher  unempfind- 
licher mensch)  und  fr.  sot  alberner  mensch  haben  diese  be- 
deutung,  wie  Menage  unter  ersterem  Worte  anmerkt. 

Corset  fr.  leibchen,  schnürleib;  abgel.  von  fr.  cors  = 
lat .  corpus  ,  also  mit  benutzung  des  flexivischen  s ,  wie  dies 
auch  in  cors-age  geschah.  Richtiger  gebildet  ist  das  it.  cor- 
petto  neben  dem  entlehnten  corsetto. 

Corvee  fr.  frohndienst,  mlat  corvada  imCapitulare  de 


II.  c.     COSSE-CRAC.  601 

villis.  Die  deutung  aus  curvus,  weil  man  sich  bücke  bei  der- 
gleichen arbeiten,  ist  lächerlich ;  die  aus  corpus,  gleichsam  cor- 
pee  körperliche  arbeit,  verstößt  gegen  den  buchstaben.  Grade 
die  von  den  etymologen  verworfene  ist  die  richtige:  corvee 
entstand  aus  corrogata  wie  enterver  aus  interrogare,  indem 
in  beiden  fällen  das  radicale  o  schwand;  im  henneg.  couro- 
wee,  im  occit.  courroe  erhielt  es  sich,  mlat.  corrogata  kommt 
selbst  vor.  Die  bedeutung  ist  caufgebof,  denn  altfr.  rover  = 
lat.  rogare  heißt  begehren,  befehlen. 

Co ss e  und  ecosse  fr.  ff.)  hülse  der  bohnen,  erbsen, 
linsen  und  dgl.,  ecosser  auskernen.  Nach  Menage  vom  par- 
tic.  excussa,  was  keinen  angemessenen  sinn  gibt.  Nach  Frisch 
IL  222a  vom  ndd.  schote  gleichbed.  mit  den  franz.  Substanti- 
ven, insofern  dies  ein  hd.  schösse  voraussetzt:  ein  ndl.  schösse 
verzeichnet  Kilian;  fr.  cosse  müste  aber  aus  ecosse  abgekürzt 
sein.  Oder  ist  das  wort  lateinischer  herkunft?  Cutis  gäbe 
ein  vb.  ex-cutiare  abhäuten,  schälen  =  ecosser,  hieraus  ecosse 
schale.  Aber  die  herleitung  aus  dem  deutschen  scheint  ein- 
facher. Mit  beiden  deutungen  verträgt  sich  das  auf  radica- 
les  t  führende  limous.  escoutilliä  s.  v.  a.  ecosser,  wogegen  das 
pic.  ecosse  radicales  s  verlangt. 

Cosson  fr.  kornwurm;  abgeleitet  aus  cossus  holzwurm, 
bret.  kos. 

Coudre  fr.  (m.)  hasel;  von  corylus,  umgestellt  in  col- 
rus  coldrus,  comask.  cöler,  tf.-cörilo. 

C  o  ui  r  e  altfr.  köcher  Rou  II.  184,  cuevre  cuivre Ch.  d'An- 
tioche  I.  237,  daher  engl,  cuivre ;  vom  ahd.  kohhar,  ags.  cocer. 

Couler  fr.  fließen,  gleiten;  von  colare  durchseihen, 
factitiv  angewandt;  ital.  wie  lat.  Daher  adj.  coulis,  pr.  co- 
laditz,  gleichsam  colaticius,  sbst.  coulisse  schiebwand,  altfr.  co- 
lei'ce  fallgatter  (etwas  gleitendes). 

Cousin  schnake;  dimin.  von  culex,  gleichsam  culicinus. 

Coüter  fr.  kosten,  coüt  preis;  von  constare  zu  stehen 
kommen,  it.  costare  u.  s.  f.  Daher  auch  altfr.  coste  ein  ge- 
würz,  mhd.  koste  speise,  wie  auch  unser  spisa  eig.  ausgäbe 
bedeutet;  dsgl.  mit  seltnem  ableitungssuffix  altfr.  wall,  cost- 
enge  (coustenghe  Eracl.  v.  754)  aufwand. 

Coutre  fr.  pflugeiseti;  von  culter,  it.  coltro;  comask. 
coltra  contra  pflüg. 

Crac  fr.9  vb.  craquer;  vgl  ahd.  krac,  nhd,  krach,  engl 


608  II.c.    CRAXE— CRAPAUD. 

crack,  gael.  crac.  Craquelin  ein  krachendes  backwerk,  ndl. 
krakeling. 

Craie  fr.  kreide,  crayon  stück  kreide;  von  creta,  sp. 
greda  u.  s.  w. 

C  r  a  i  n  d  r  e  fr.  fürchten.  Die  alten  formen  sind  sehr  ver- 
schieden: crembre  cremir,  auch  cremmoir  Liv.  de  Job.  p.  489a, 
prät.  creins  cremi  cremu,  part.  creint  cremi  cremu.  Da  das 
wort  starke  flexion  zeigt,  so  muß  es  der  tat.  2.  oder  3.  conj. 
angehören;  die  verba,  die  hier  in  betracht  kommen,  sind  tre- 
merc  und  timere.  Beide  sind  romanisch:  altsp.  tremer  Alex., 
pr.  altfr.  tremir;  pr.  temer,  altcat.  tembre  Chr.  d'Esclot,  neu- 
cat.  temer.  Für  die  herkunft  von  craindre  aus  timere  könnte 
man  seinen  transitiven  gebrauch  anführen,  aber  auch  tremere 
ist  dieses  gebrauches  fähig,  tat.  tremere  aliquid  und  selbst  it. 
tremare  uno.  Für  tremere  zeugt  überwiegend  der  näher  lie- 
gende anlaut  er,  vielleicht  euphonisch  für  tr,  und  die  verglei- 
chung  von  empreindre  aus  imprimere,  geindre  aus  gemere, 
raembre  (vgl.  crembre)  aus  redimere ,  die  also  alle  auf  die 
3.  lat.  conj.  weisen. 

C  r  a  n  fr.  einschnitt,  kerbe,  henneg.  crener  einschneiden, 
spalten,  abgel. fr.creneau,  altfr. pr.  c a r n e  1  zinne,  zacke  der 
mauer,  nfr.  carneler  kerben,  sbst.  charniere  gewinde  (d. i. 
gelenk,  einschnitt).  Das  wort  ist  fast  ein  gemeinroman. :  chw. 
crenna,  lomb.  crena,  piem.  cran,  vgl.  sp.  carnero  II.  b.  Der 
ältere  Plinius  braucht  ein  sonst  nicht  vorßndliches  crena  kerbe : 
in  den  roman.  formen  wird  man  grammatisch  denselben  stamm, 
wie  dunkel  er  auch  scheinen  mag,  anerkennen  müssen.  Zu 
erwähnen  ist  das  ndd.  kam  (m.),  verschieden  von  karve  (f.) 
d.  i.  kerbe,  vb.  kamen,  s.  ßrem.  wb.,  dsgl.  bair.  krinnen  (f.) 
einschnitt.  Auch  fr.  c  a  r  n  e  (f.)  winket,  ecke  wird  dieses  Ur- 
sprunges sein. 

Cranequin  altfr.  Werkzeug  die  armbrust  zu  spannen, 
wdllon.  crenekin  armbrust;  gewiss  ein  ndl.  wort,  kraeneke 
kranich,  von  der  gestalt,  s.  üuydecoper  zu  Stoke  III.  318. 

C  r  a  p  a  u  d  fr. ,  pr.  crapaut  grapaut ,  cat.  gripau ,  lim. 
gropal  (für  grapal)  kröte.  Von  crepare,  das  berstende  d.  h. 
zum  bersten  sich  blähende  thier?  allein  warum  alsdann  nicht 
deutlich  crevaud?  Richtiger  leiten  es  andre  vom  engl,  creep 
kriechen  =  ags.  creöpan,  ndl.  kruipen,  vgl.  obd.  kriefen,  ahd. 
krifan  GrafflV.  598.   Zu  erwähnen  ist  auch  pic.  crapeux  kröte, 


II.  c.    CRAU— CREVETTE.  603 

als  adj.  schmutzig,  von  crape  schuppen  auf  der  haut,  so  daß 
das  thier  das  grindige  heißen  könnte,  vgl.  seinen  prov.  namen 
graissant  von  graissa  =  fr.  graisse,  crasse;  aber  das  engl,  cree- 
per  kriechendes  Ungeziefer  knüpft  crapaud  augenscheinlich 
an  creep. 

Cr  au  pr.  (fj  name  eines  berühmten  kieselfeldes  in  der 
nähe  von  Arles,  kommt  bei  den  troubadours  nicht  als  appel- 
lativ  vor:  tan  de  marcs  cum  ha  codols  en  Crau  so  viel  mark 
als  kiesel  auf  der  Crau  liegen  Lex.  rom.  I.  294 ;  wohl  aber 
findet  sich  das  adj.  crauc  steinicht:  en  ta  sec  ni  en  tant  crauc 
loc  Gloss.  occ.  78;  norm,  crau  ein  zarter  stein,  auch  in  Sa- 
voyen  üblich  (Adelungs  Mithr.  II.  54).  Es  ist  eins  derjenigen 
Wörter,  welchen  man  unbedenklich  celtische  herkunft  zugesteht, 
kymr.  craig  (f.),  bret.  krag  (m.) ,  gael.  creag  crag  (f.)  fels, 
stein,  creagan  felsengegend,  daher  engl.  crag.  Wie  sclag  mit 
esclau,  fag  mit  fau,  so  konnte  allerdings  auch  crag  mit  crau 
wiedergegeben  werden.     Vgl.  Menage  s.  v. 

Creanter  altfr,  versichern,  daher  sbst.  creant  bürg- 
schaft;  gleichsam  credentare  glauben  machen,  vom  part.  cre- 
dens.  Andre  formen  sind  craanter  cranter,  dsgl.  mit  media 
graanter  und  granter,  letzteres  schon  in  den  Liv.  d.  rois, 
engl,  grant. 

C  r  e  m  a  i  1 1  o  n  cremaillere  fr.,  daher  sp.  gramallera,  kessel- 
haken, einfacher  bürg,  cramail,  wall,  cramä,  champ.  cramaille, 
in  ältester  form  cramaila(s)  Gloss.  cass.,  mlat.  cramaculus  Ca- 
pit.  de  villis,  cramacula  hahhala  Gloss.  lind.  Wie  dieses  hahhala 
aus  hangen  (.hähhan),  so  könnte  man  sich  cremaillere  aus  gr. 
xQ€/uao&(u  abgeleitet  denken,  hätte  die  griech.  spräche  tiefer 
in  die  romanischen  eingegriffen.  Näher  berechtigt  ist  darum 
gewiss  das  ndl  kram  eiserner  haken. 

Crepe  fr.  flor,  krepp ;  von  crispus. 

Creux  fr,  hohl,  sbst.  creux,  pr.  cros  höhle,  grübe,  vb. 
fr,  creuser  aushöhlen,  vgl.  comask.  croeuss.  Von  corrosus 
corrosum,  woraus  sich  sowohl  das  adj.  wie  das  subst.  er- 
klären würde?  Zufällig  passt  eine  prov.  stelle:  pan  on  raton 
fan  cros  brot  in  das   die  ratten  löcher  machen,   corrodunt. 

Crevette  fr.  art  kleiner  seekrebse;  von  carabus,  oder, 
was  etwas  näher  liegt,  vom  dtschen  krabbe,  woher  auch  hen- 
neg.  crape.  C  h  e  vr  e 1 1  e  heißt  ein  nah  verwandtes  insect,  von 
chevre,  wie  auch  dtsch  böckle,  meergeifs,  s.  Nemnich  1 804, 


604  II.  c.     CRIQUET-CULVERT. 

Criquet  fr.,  neupr.  cricot  heimchen,  engl  cricket,  pic. 
crequeillon;  naturausdrücke,  vgl.  ndl.  krieken  zirpen,  krekel 
heimchen,  kymr.  cricell  dass. 

Criquet  fr.  kleines  pf er d ;  vom  dtschen  kracke  (Frisch). 
Daher  engl,  cricket  schemel. 

Croc  fr.  pr.  chw.  haken,  daher  fr.  crochet,  crochu, 
accrocher;  in  german.  und  celt.  mundarten  einheimisch:  altn. 
krökr,  engl  crook,  ndl.  krooke  KU,  kymr.  crög,  in  der  L.  Sah 
incrocare,  altfr.  encrouer ,  wie  noch  normannisch.  Crochet 
gab  dem  Spanier  corchete,  dem  Portugiesen  colchete. 

Croi  pr.  s.  crojo  H.a. 

C rotte  fr.,  crota  pr.  gassenkoth  aus  staub  und  regen, 
mist  der  schafe,  ziegen,  kaninchen,  mause  u.  a.  thiere,  daher 
nach  Kilian  das  gleichbed.  fläm.  krotte.  Die  bekannte  herlei- 
tung aus  crusta  verträgt  sich  nicht  mit  der  prov.  form.  Viel- 
leicht entstand  es  aus  dem  ndd.  schwed.  klöt,  hd.  klofs  kugel- 
förmige masse. 

Cruche  fr.,  alt  cruye,  gase,  cruga,  pr.  crugö,  fr.  cru- 
chon  krug ;  vom  kymr.  erwe  eimer  (eig.  ein  gerundetes  ge faß). 
Entfernter  steht  ahd.  cruoc  crög,  altfrs.  kröcha,  ags.  crocca, 
chw.  cruog  hruog. 

Cuire  fr.  kochen,  von  coquere,  pr.  eozer;  cuisson 
schmerz,  von  coctio  ;  cuistre  pfaff'enkoch,  gleichsam  coquaster, 
vgl.  pr.  coguaströ,  mlat.  cocistro  Gloss.  Isid. ;  dsgl.  pr.  cosenza 
pein,  gleichsam  coquentia,  daher  altfr.  cusencon;  auch  it.  co- 
ciore,  sp.  eseozor  u.  a. 

Cuivre  fr.kupfer;  von  cuprum,  oder,  streng  genommen, 
vom  adj.  cupreu m. 

Culbute  fr.  burzelbaum,  vb.  eulbuter;  zsgs.  aus  eul 
bürzel  und  bute  etwas  aufgeworfenes,  also  stürz  mit  dem  bür- 
zel  zu  oberst. 

C  u  1  v  e  r  t  cuivert  altfr.,  pr.  eulvert  spitzbübisch,  gottlos ; 
es  wird  häufig  auf  die  ungläubigen  angewandt  und  gesellt  sich 
gerne  zu  felon.  Die  herleitung  aus  eulum  vertens,  was  doch 
nur  feige  heißen  kann,  ist  wegen  dieses  dem  worte  fremden 
sinnes  unzulässig  und  selbst  schon  wegen  der  starken  abkür- 
zung  bedenklich.  Menage  hält  es  richtig  für  collibertus,  wie 
in  Frankreich  ein  dienender  genannt  ward,  der  dem  sklaven 
näher  stand,  als  dem  freien,  so  daß  er  von  seinem  herrn  ver- 
schenkt und  verkauft  werden  konnte.    Diese  bedeutung  hat, 


II.  c.     CUSC-DAIS.  605 

wie  es  scheint,  das  romanisierte  culvertus  in  einer  Urkunde 
vom  j.  1106  und  offenbar  bei  Helinand  cuivert:  morz  fait  franc 
homme  de  cuivert,  vgl.  bei  Matth.  Par.  sub  nomine  culverta- 
gü  et  perpetuae  servitutis.  Die  ausartung  des  begriffes  bedarf 
keiner  erläuterung.  S.  Menage  vv.  couillauls,  cuvert,  Ducange 
vv.  collibertus,  culvertagium,  ed.Bened.  v.  culverta. 

Cusc  pr.  rein,  sauber,  zu  folgern  aus  dem  adv.  cu- 
schement,  nur  in  der  Passion  Christi  88:  a  grand  honor  de 
ces  pimenc  l'aromatizen  cuschement;  offenbar  daß  ahd.  küsc 
rein,  nhd.  keusch. 

D. 

D  a  franz.  partikel  in  oui-da,  nenni-da.  Die  älteste  form 
derselben  ist  d  i  v  ä ,  demnächst  abgekürzt  in  das  einsylb.  deä, 
ihre  bedeutung  eine  dringende  aufforderung,  wo  nicht  ein  Vor- 
wurf: diva,  ne  nie  celer!  diva  tu  m'as  honi !  S.  Orelli  418, 
Rom.  gr.  IL  413.  Die  deutungen  aus  gr.  vr,  tov  diu  oder 
vrj  drj  (bei  Menage),  aus  Diva  mutter  gottes  (Michel  im  Char- 
lemj,  aus  dis  valet  =  tat.  die  puer  (P.  Paris  im  Garin  I.  295, 
IL  23),  aus  der  interj.  vae  (Gar.  1. 155)  scheinen  sämmtlich 
unhaltbar.  Man  bemerke,  daß  schon  das  einfache  va,  ohne 
zweifei  imperativ  von  aller,  häufig  und  in  früher  zeit  denselben 
dienst  thut:  va,  car  me  di  Chev.  au  Hon  ed.  L.  Guest  p,138a; 
lesse,  va,  tost  les  chiens  aler  so  laß  doch  geschwind  die  hunde 
los!  Ren.  1.47;  qui  es  tu,  va?  Ruteb.  11.101;  or  va,  de  par 
dieu  va!  wohlan  in  gottes  namen  Chev.  au  cygne  v.  1242;  noch 
neuprov.  au  farai  pas  vai  ich  thu  es  durchaus  nicht.  Dies 
wörtchen  verstärkte  man  mit  dem  gleichfalls  auffordernden  di, 
imper.  von  dire,  z.  b.  diva  sag  an  Alex.  61,  6;  73,20,  das 
zuweilen  auch  wiederholt  ward:  et  tu,  diva  di,  faz  noienz 
Ruteb.  I.  335. 

Dagorne  fr.kuh,  die  ein  hörn  verloren  hat;  zsgs.  aus 
dague  dolch  und  corne,  vgl.  bigorne  für  bicorne. 

D  a  i  m  fr.  damhirsch,  fem.  daine,  altfr.  masc.  dain,  da- 
her it.  daino,  piem.  dan,  altsp.  dayne  Canc.  deBaena,  ndl. 
deyn  KU;  von  dama  (it.  damma),  woraus  ein  masc.  damus 
moviert  ward. 

Dais  fr.  thronhimmel.  Altfr.  bedeutet  dois,  pr.  deis, 
die  tafel,  woran  man  speist,  von  discus,  it.  desco,  dtsch  tisch. 


606  II.  c.    DAME— DARTRE. 

Für  dois  galt  mundartlich  dais  z.  b.  Mort  de  Gar.  p.ll,  vgl 
espois  neben  epais  und  dgl,  daher  die  neufr.  form.  Solche 
speisetische  sollen  oben  mit  einem  tuche  überspannt  gewesen 
sein,  damit  nichts  von  der  decke  herabfiele,  und  so  kam  es, 
daß  das  wort  auch  die  bed.  thronhimmel  annahm,  s.  Menage. 
Aus  dorsum  dossium,  worauf  andre  verweisen,  läßt  sich  die 
urform  deis  nicht  herleiten;  sp.  dosel,  it.  dossiere  können  aus 
dem  alten  dois  geformt  sein. 

Dame  fr.  interj.  s.v.  a.  potztausend;  nach  Nodier  von 
dieu  me  damne;  nach  andern  von  dame  als  namen  der  heil 
Jungfrau.  Es  ist  aber  nichts  als  das  auch  dem  Italiäner  be- 
kannte domine  (vocativ  von  dominus),  vgl.  wegen  des  vocals  a 
altfr.  dame-dieu  =  domine  deus. 

D  and  in  fr.  alberner  mensch,  dandiner  sich  hin  und 
herwiegen,  bei  Nicot  ineptire;  vgl.  nhd,  tand,  vb.  mndl.  dan- 
ten  ineptire  KU.,  nhd.  tändeln,  obd.  dantern,  engl  dandle. 
Die  wal  spräche  hat  tendäle  kleinigkeit,  aber  wohl  von  lan- 
tillum. 

Danger  fr.  gefahr.  Es  bedeutete  in  der  alten  spräche 
das  strenge  recht  des  oberherrn  in  beziehung  auf  den  besitz 
seines  untergebenen:  fief  de  danger  z.  b.  ist  ein  an  vielerlei 
bedingungen  gebundenes  lehen,  das  leicht  eingezogen  werden 
honnte.  So  heißt  danger  überhaupt  Willkür,  gewalt  (wie  noch 
jetzt  das  norm,  wort),  se  mettre  en  danger  de  qqun  sich  dem 
belieben  eines  andern  unterwerfen ,  dsgl  Weigerung,  Schwie- 
rigkeit (auch  pr.  dangier):  faire  danger  de  dire  qch.  sich 
weigern  etwas  zu  sagen,  limous.  dondzie  abneigung,  Wider- 
wille. Aus  damnum  (einbüße)  leitete  man  damnarium,  fr, 
damnier,  gespr.  danger;  letzteres  vertrat  auch  damnum  in 
seiner  mlat.  bed.  beschädigung,  s.  Ducange. 

Darne  fr.,  darno  neupr.  (f.)  schnitte  von  einem  fisch; 
vom  kymr.  und  bret.  darn  (f.)  stück,  bissen,  nach  Pictet  p.  107 
identisch  mit  dem  sanskr.  darana  theilung. 

Dartre  fr.,  mundartl.  dertre  flechte,  schwinde.  Zu  ver- 
werfen ist  die  deutung  aus  gr.  öagroq  (abgehäutet) ,  da  die 
ärzte  den  eigentlichen  ausdruck  Xst/jjv  nicht  verfehlt  haben 
würden,  und  zu  erinnern  an  das  gleichbed.  ags.  teter,  engl. 
tetter,  nhd.  zitter,  wiewohl  für  die  änderung  des  anlautes  kein 
grammatischer  grund,  man  müste  denn  dissimilation  gestatten, 
ersichtlich  ist;  das  kymr.  tarwden  liegt  noch  weiter  ab. 


II.  c.    DAÜPHIN-DÄPIT.  607 

Dauphin  fr.,  dalfin  pr.  ein  fisch ;  von  delphinus.  Was 
dem  ältesten  söhne  des  königes  von  Frankreich,  früher  dem 
grafen  von  Vienne,  als  titel  zukam,  ist  dasselbe  wort. 

Debit  fr.  verkauf,  vertrieb,  debiter  waaren  absetzen. 
Da  das  verbum  auch  cins  schuldbuch  schreiben*  bedeutet,  so 
erklärt  es  sich  aus  dem  kaufmännischen  ausdrucke  debet  schuld, 
rückstand,  buchstäblich  genauer  aus  debitum. 

D  e  c  dech  pr.  1)  gebot,  befehl,  2J  gebiet,  gränze,  3)  ab- 
gabe,  4)  büße,  gebrechen,  mangel;  dsgl.  fem.  deca  Qneupr. 
deco)  und  decha  in  der  4.  bed.;  vb.  npr.  decä  abbrechen, 
altpr.  dechar  täuschen  (?).  Für  diese  Wörter  findet  sich  kein 
andrer  rath  als  in  edictum  Verordnung,  welches  das  Mittel- 
alter aber  auch  für  bannum  (aufläge,  büße,  Jurisdiction)  ge- 
brauchte. Die  bildung  deca  aus  dec  (richtiger  dech)  ist  un- 
organisch. Aus  indictum  (mlat.  aufläge,  abgäbe)  ist  pr.  e  n  d  e  c 
abbruch,  mangel,  endechat  mangelhaft,  und  gewiss  auch  sp. 
pg.  en decha  klagelied  über  einen  todten,  wozu  noch  mlat. 
indictare  anklagen  =  altfr.  enditier  zu  vergleichen  ist. 

Dechat  pr.  s.  dechado  II.  b. 

Deciller  dessiller/r.  die  äugen  öffnen;  von  cilium,  it. 
discigliare. 

Degre  fr.,  degrat  (degra)  pr.,  auch  pg.  degräo  stufe; 
für  gre  =  gradus,  gebildet  aus  degradare,  als  scheideform 
von  gre  =  gratum. 

D  e  g  u  n  prov.  pron.  für  lat.  malus,  noch  jetzt  bis  Nizza 
üblich,  auch  altsp.  degun  im  F.juzgo;  dem  ahd.  dih-ein  nach- 
gebildet, wie  Grimm  III.  40  bemerkt.  Kein  wunder :  noch  ein 
anderes  pron.,  maint,  ist  ja  unlateinischer  herkunft. 

Delai  fr.  aufschub,  frist;  von  dilatum,  ital.  fem.  dilata. 
Daher  vb.  dilayer,  alt  delayer  aufschieben,  it.  dilajare. 

D  elie  fr.,  alt  auch  deugie  zart,  fein;  von  delicatus  wie 
plie  von  plicatus,  pr.  delguat,  sp.  delgado. 

D  e  m  an  o i  s  altfr.,  demanes  pr.,  partikel  für  lat.  statim; 
von  de  manu  mit  angefügtem ipsum  cvon  der  hand weg,  ^kurzer 
hand',  gr.  ex  yjiQÖg,  mhd.  zehant.  Für  demanois  wird  auch 
fr.  manois,  pr.  manes  gesagt. 

Depens,  depense  fr.  aufwand,  ausgaben-,  von  dispen- 
dere  dispensus. 

Depit  fr.,  despieg  pr.  unwille;  von  despectus  Verach- 
tung, it.  dispetto,  sp.  despecho.    Adj.  altfr.  despit  Chev.  d.  I. 


608  ILc.     DESVER— DOMMAGB. 

charr.  p.  158,  Ruteb.  I. 104,  vom  part.  despectus,  it.  dispetto. 
Vgl.  repit. 

D  e  s  v  e  r  derver  altfr.  in  aufruhr  oder  Unordnung  brin- 
gen, toll  machen.  Oft  findet  sich  le  sens  cuide  derver  er 
glaubt  den  verstand  zu  verlieren ;  tot  a  le  sanc  desve,  wofür 
auch  gesagt  wird  tot  a  le  sanc  mue  Parise  p.  189,  199;  re- 
ftiex.  se  desver  außer  sich  kommen;  sbst.  desverie  derverie 
tollheit  Zsgs.  nfr.  mit  ausgestoßenem  r  endever  toben.  We- 
der de-ex-viare ,  das  sich  in  der  form  desvoier  ausspricht, 
passt  dazu,  noch  sp.  derribar,  wohl  aber  tat.  dissipare,  in- 
dem pr.  disipar  und  it.  scipare  die  bed.  cübel  zurichten'  ent- 
wickelt haben,  und  hier  ist  nicht  zu  übersehen,  daß  Dante  das 
wort  ganz  wie  altfr.  desver  auf  das  blut  anwendet:  la  me- 
moria il  sangue  ancor  mi  scipa  Inf.  24,84,  vgl.  7,21. 

Detresse  fr.,  detreissap/*.  beklemmung ;  vom  part.  de- 
strictus,  pr.  destreit  gepresst,  beengt,  gleichsam  destrictia :  da 
aber  ableitungen  mit  einfachem  suffix  Ta  kaum  vorhanden  sind 
(Rom.  gr.  IL  245),  so  scheint  dem  Substantiv  ein  vb.  destreissar, 
gleichsam  destrictiare,  vorausgegangen  zu  sein.  Der  Italiäner 
hat  dafür  das  regelrechte  distrettezza,  kein  distreccia. 

Dette  fr.  schuld;  vom  plur.  debita,  sp.  deuda. 

Diantre  fr.  ititerj.,  entstellt  aus  diable  um  den  namen 
des  bösen  nicht  in  den  mund  zu  nehmen;  churw.  dianser. 

Dinde  fr.  truthenne,  dindon  truthahn;  abgekürzt  aus 
coq  d'Inde  indischer  (americanischer)  hahn,  cat.  gall  dindi, 
indiot. 

Disette  fr.  mangel;  von  desecta  abgeschnittene  sache, 
abgeschnittenheit,  nicht  von  desita,  wie  die  etymologen  wollen, 
das  eher  deste  dette  hinterlassen  hätte. 

D  o  du  fr.,  altfr.  donde  dick,  beleibt,  nfr.  d  o n  d  o  n  dickes 
kurzes  weib;  von  dotatus  begabt,  ausgestattet? 

Dole  quin  altfr.  kurzer  zweischneidiger  degen;  vom 
mndl.  dolckin,  dimin.  von  dolk,  nhd.  dolch. 

D  o  m  a  i  n  e  fr.  (mj  erbgut,  krongut,  schon  pr.  domaine 
neben  domeni,  altfr.  auch  demaine  demenie,  altit.  diminio; 
von  dominium  eigenthum,  vgl.  wegen  ai  aus  i  daigner  von 
dignari. 

Dome  fr.  s.  duomo  i/.  a. 

D  o  m  m  a  g  e  fr.  schade,  altfr,  wall,  richtiger  damage,  pr. 
dampnatge;  von  damnum. 


tt.  c.    DONGEON— DRAGEON.  609 

D  o  n  g  e  o  n  fr.,  donjö  pr.  höchstes  befestigtes  gebäude 
in  einer  bürg.  Aus  dem  ir.  dun  befestigter  ort  (vgl  duna  IJ 
floß  dun-ion,  altfr.  dognon  donjon;  tat.  domnus  sagt  dem 
begriffe  nicht  zu.  Zeuß  I.  30  hält  das  spätere  von  Ordericus 
gebrauchte  dangio  für  die  bessere  form  und  erkennt  darin  das 
ir.  daingean  befestigung.   S.  auch  Muratori  antiqq.  ital  IL  500. 

Dorca,  dorc  pr.  krug;  von  orca  mit  vorgesetztem  d, 
Rom.  gr.  I.  264. 

Dorelot  altfr.  Zärtling,  liebling,  nfr.  doreloter  dorlo- 
ter  verzärteln,  hätscheln;  nach  Frisch  von  dorer  vergolden, 
woraus  aber  dorelot  nicht  abzuleiten  war.  Besser  vom  ags. 
deörling  liebling.  Das  entsprechende  kymr.  sbst.  dorlawd  con- 
struiert  Owen  aus  dawr  besorgt  sein,  und  Uawd  knabe.  Der- 
selben herkunft  sind  auch  wohl  die  liebesinterjectionen  der 
altfranz.  volkslyrik  o  dorlotin!  o  dorenlot!  dorenleu!  vali- 
doriax! 

Dorenavant  (mit  falsch  angewandtem  accent,  s.  Genin 
variat.  delal.f)  franz.  adverb  für  lat.  dehinc;  von  de  hora 
in  ab  ante. 

Dorna  pr.  topf,  npr.  dourno;  von  urna  mit  vorgesetz- 
tem d  wie  in  dorca.     Daher  sp.  dornajo,  dornilla  trog. 

Douer  fr.  begaben,  von  dotare;  douaire  (mj,  pr.  doari 
witthum,  mlat.  dotarium;  douairiere  frau  die  ein  witthum 
bezieht. 

Douille  doille  altfr.  weich  N.fabl.  p.  Meon  1. 113;  von 
ductilis,  pr.  ductil  u.s.f.;  dimin.  fr.  douillet  (nicht  von  dul- 
cis  dulciculettus). 

Douille  fr.  (f.)  zapfen,  dille,  mlat.  ductile  rinne,  eig. 
etwas  geleitetes;  vgl.  comask.  indoja  hülse  eines  Stieles,  von 
inductile,  s.  oben  andouille.  Von  ducere .ist  auch  das  fr. 
d  u  s  i  1. 

Dour  altfr.,  pr.  dorn  handbreit,  nach  Veneroni  auch 
it.  dorone;  celt.  wort,  gael.  dorn,  kymr.  dwrn,  bret.  dorn  hand. 
Das  wort  kennt  schon  Plinius  hist.  nat.  35, 14:  tegulae  apud 
Gallos  didoron  dictae  a  longitudine  duorum  palmorum,  also 
zsgs.  gael.  mit  da  oder  do,  kymr.  dau,  dwi,  bret.  daou,  div 
zwei,  s.  Le  Gonidec  Dict.  fr.  bret.  p.  p.  Villemarque  p.  VIII, 
Adelungs  Mithr.  IL  55. 

Doyen  fr.  dechant,  decan;  von  decanus. 

D  r  a  g  e  o  n  fr.  Schößling.   Deutscher  herkunft:  vom  goth. 

39 


610  IL  c.     DRAGUE— DUPE. 

draibjan  stoßen,  ahd.  treibjan  (fr.  ge  aus  bj  Rom.  gr.  I.  i56), 
also  etwas  vorstoßendes  wie  bouton  von  bouter,  pousse  von 
pousser;  ahd.  etwa  treibjo  trieb. 

Drague  fr.  ausgebrautes  mah ,  träber;  ist  das  altn. 
dregg,  engl,  dreg  liefe,  bodensatz. 

Drague  fr.  hohlschaufel  um  sand  und  dgl.  aus  dem 
ivasser  zu  ziehen;  vom  ags,  dräge,  engl,  drag  haken,  zugnetz. 

Dräsche  altfr.  hülsen,  schoten;  muthmaßlich  vom  ahd. 
drescan  dreschen,  also  ausgedroschenes ,  s.  Grandgagnage  v. 
drähe. 

Drille  fr.  (m.,  mit  erweichtem  11)  camerad;  buchstäb- 
lich das  ahd.  drigil  bursche,  diener,  altn.  Ihraell,  vgl.  Grimm 
III.  321,  Graff  V.  500. 

Drille  fr.  (f.)  läppen;  vom  nord.  dril  wegwurf? 

Dröle  fr.  possierlich,  lustig.  Die  wbb.  des  16.  jh.,  we- 
nigstens die  von  Rob.  Etienne  und  Nicot,  enthalten  dieses  wort 
noch  nicht,  und  da  es  auch  in  der  altfr.  und  prov.  spräche 
nicht  vorhanden  scheint,  so  ist  über  seine  ursprünglichere  form, 
d.  h.  ob  dem  circumflectierten  6  eine  etymol.  bedeutung  zu- 
komme, nichts  zu  sagen.  Menage  erinnert  an  trossulus  Stut- 
zer, das  aber  eher  trosle  tröle  ergeben  hätte.  Es  ist  sicher 
desselben  Ursprunges  wie  unser  drollig,  engl,  droll,  vgl.  auch 
ndl.  drol,  altn.  drioli,  gael.  droll  plumper  ungeschickter  mensch. 

Dromon  altfr.  größeres  krieg sschiff ,  altn.  drömundr, 
mhd.  tragmunt  dragmunt;  von  dromo  (ögö/ncop)  cgenus  navi- 
cellae  velocissimae'  nach  Fulgentius  Plane.  Prov.  dromo  platt- 
form  ist  dasselbe  wort.  Wal.  drom  straße,  bahn,  von  doo- 
fiog  laufbahn. 

Duire  altfr.  pr.  anleiten  zu  etwas,  unterrichten ,  ab- 
richten, im  Leodegar  str.  4  perf.  doist,  im  Boeth.  v.  155  part. 
präs.  dozen  (s.  die  anm.  dazu),  als  adj.  altfr.  pr.  duit  ge- 
schickt, gewöhnt,  geübt,  sbst.  altfr.  duison  artigkeit  Nouv.  rec. 
p.p.Jubin.  I.  105;  nicht  etwa  von  docere,  sondern  von  du- 
cere,  mit  dem  seine  flexion  zusammentrifft  (doist  =  duxit, 
nicht  =  doeuit),  ebenso  sp.  ducir  in  der  bed.  von  duire,  du- 
cho  in  der  bed.  von  duit,  vgl.  auch  unser  ziehen. 

Dupe  fr.  (f.)  schwachkopf,  der  sich  leicht  hintergehn 
läßt,  duper  hintergehn,  bethören.  Frisch  I.  2 12a  stellt  dupe 
zum  schwäb.  düppel  dnmmkopf,  vgl.  Schweiz,  täuppen  irre  re- 
den, täubelen  zu  bethören  suchen.    Ein  genaueres  etymon  fehlt. 


n.c.    DUVET-fiCHANTILLON.  611 

Duvet  fr.  flaumfeder.  Das  altfr.  dum  (nom.  duns,  s. 
Henschel)  so  wie  das  von  Menage  angeführte  norm,  dum  et  (bei 
Dumeril  deumet),  mlat.  duma,  gehen  auf  das  alln.  dun  (daune) 
zurück;  aber  duvet? 

E. 

Eau  fr.  (f.)  wasser;  von  aqua  mittelst  einer  starken 
Umbildung:  zuerst  eve  (i^7.  yve  aus  equa),  dahet  evier  guß- 
stein (aquarium) ,  diphthongiert  ieve  iave  eaue  eau  (ebenso 
bei  biel  bial  beau).     Ihm  nähert  sich  das  chw.  aua. 

Ebaubi  fr.  erstaunt,  erschreckt  ,  von  dem  unüblichen 
inf.  ebaubir,  alt  auch  abaubir;  eig.  stammeln  machen,  von 
balbus,  altfr.  baube. 

E  b  e  fr.  (f.)  das  fallen  des  meerwassers  nach  der  fluth ; 
vom  ndl.  ebbe. 

Eblouir  fr.  blenden,  pr.  esbalauzir  für  esblauzir  &e- 
täuben,  emblauzir  blenden.  Was  sich  zuerst  darbietet,  ist  un- 
ser blau,  das  rom.  verbum  könnte  heißen  c einem  blau  machen 
vor  den  äugen  ,  blauzir  wäre  nämlich  für  blau-ir.  Indessen 
wird  das  prov.  z  kaum  zur  hiatustilgung  verwandt,  wozu  auch 
in  dem  regelrechten  blavir  (vgl.  blavenc,  blaveza,  blaveiar,  nicht 
blauzene  u.  s.  fj  kein  anlaß  war.  Man  muß  darum  Grand- 
gagnage  beitreten,  der  auf  ahd.  blödi  zaghaft,  schwach,  stumpf 
(sbst.  blödi  hebetudoj  verweist ,  auch  unser  blödsichtig  ist 
schwachsichtig,  stumpf  sichtig.  Das  ahd.  verbum  lautet  blödan, 
genauer  aber  verlangt  das  pr.  blauzir  ein  goth.  blauthjan. 

Echalas  fr.  weinpfahl,  altfr.  mit  r  escaras ,  und  so 
pic.  ecarats,  berr.  charisson,  piem.  scaras.  Nach  einigen  von 
scala  leiter;  besser  vom  gleichbed.  mlat  carratium  L.  Long, 
mit  vorgesetztem  es,  dies  vom  gr.  vdoa$  (wal.  heräc),  s.  Case- 
neuve  und  Ducange. 

E  c  h  a  1  i  e  r  fr.  zäun  von  pfählen  oder  ästen.  Trotz  sei- 
ner begri/fsverwandtschaft  nicht  aus  echalas.  Man  läßt  es 
aus  scala  entstehen,  weil  es  eigentlich  eine  drt  doppelter  als 
zäun  dienender  leiter  bedeute,  s.  Roquef  v,  eschallier. 

Echandole  fr.  schindel;  von  seändula  dass.,  lothr.  mit 
urspr.  accent  chondre,  wal  scendure. 

Echantillon  fr.  probe,  muster,  henneg.  ecantillon  li- 
neal  (muster,  richtschiur  ?) ,  entlehnt  sp.  escantillon  descau- 


612  II.  c.     ÜCHASSE— ßCOUFLE. 

tillon.  Es  wird  aus  altfr.  cant  chant  (ecke,  winket,  stück) 
geleitet,  und  in  der  that  zeigt  das  mit  chant  gleichbed.  eschan- 
telet  dieselbe  Zusammensetzung  mit  es. 

Echasse  fr,  stelze,  alt  eschace,  henneg.  ecache;  mit 
Frisch  'com  ndl.  schaats  Schlittschuh. 

Echauguette  fr.  warte,  alt  auch  eschargaite  eschir- 
gaite  späher,  daher  eschargaitier  spähen;  vom  dtschen  schaar- 
wacht,  worauf  die  altfr.  formen  weisen.  Zwar  dachte  man 
sich  unter  eschargaite  eine  einzelne  person,  nicht  eine  schaar, 
welche  wache  thut,  allein  auch  schaarwacht  hieß  nur  eine  wa- 
che, welche  die  bürger  der  reihe  nach  zu  thun  hatten,  s.  Schmel- 
ler  III.  382-  Das  neufr.  wort  ist  aus  escharguete  eschalguete 
entstellt. 

Echeveau  sträng  zwirn  oder  garn;  wird  gewöhnlich, 
dem  begriffe  ganz  ungenügend,  von  capillus  hergeleitet.  Sollte 
es  nicht  aus  scapus  entstanden  sein,  sofern  dies  für  den  cy- 
linder  der  papierrollen  gebraucht  wird,  und  etwa  röllchen  be- 
deutet haben?  Daß  man  etwas  rundgewickeltes  darunter  ver- 
stand, scheint  aus  Mcot  hervor zugehn,  der  es  spira  filacea, 
orbis  filaceus  übersetzt,  auch  heißt  das  veraltete  eschevete 
nach  Roquefort  knäuel  Derselbe  hat  auch  eschavoir  mit  der 
bed.  haspel,  also  etwas  aufwickelndes. 

E  cho p  p  e  fr.  kleine  bude;  vom  ahd.  schupfa,  nhd.  schup- 
pen, woher  auch  wal.  sopru. 

Echouer  fr.  stranden,  scheitern,  dechouer  wieder  flott 
machen ;  etwa  von  cautes  die  den  schiffen  gefährliche  klippe  ? 
(naves  nihil  cautes  timebant  Caesar). 

Eclair  fr.  blitz;  von  eclairer,  lat.  exclarare  erleuch- 
ten, also  wie  fulmen  und  fulgor  von  fulgere  glänzen,  oder 
champ.  lumer  blitzen,  von  lumen.  Es  begegnen  noch  andre 
ausdrücke  für  blitz:  altfr.  espart  Ruteb.  11.481,  esclistre  s. 
unten,  lothr.  alaude  auloide  Mem.de  Vignolles. 

Ecope  fr.  schöpf kanne;  vom  schwed.  skopa  dass. 

Ecore  fr.  jähe  stelle  am  meeresufer;  vom  ahd.  scorro 
klippe,  ags.  score,  engl,  shore,  ndl.  schorre  schore  KU.,  vgl. 
gael.  sgör. 

Ecornifler  fr.  schmarotzen,  norm,  entwenden,  pic. 
s.  v.  a.  ecorner  hörner  oder  ecken  abstoßen,  etwas  abzwacken; 
von  cornu  abgeleitet. 

Ecoufle/r.  hühnergeier.    Nannte  man  wurfgeschütze 


n.c.    ßCOUVILLON— EFFARER.  61S 

nach  raubvögeln  (s.  terzuolo),  warum  sollte  man  nicht  einen 
raubvogel  nach  einem  wurfgeschütz  genannt  haben?  Schupfer 
(von  schupfen  fortstoßen)  hieß  ein  wurfzeug  Frisch  IL  234a, 
ihm  entspricht  buchstäblich  das  altfr.  escofre  escoufre,  nfr. 
ecoufle.  In  der  norm,  mundart  ist  es  der  name  des  fliegen- 
den drachen. 

E  co  u  vi  Hon  Wischer  zum  abputzen,  sp.  esco  villon; 
dimin.  von  scopa  besen. 

Ecran  fr.  f euer  schirm)  vom  dtschen  schrägen  gestell, 
vgl.  flan  von  fladen.  Nach  andern  floß  es  aus  dem  ahd.  scranna 
bank  oder  gar  aus  dem  gael.  srian  zügel  t=  kymr.  ffnvyn  =s 
tat.  frenum. 

Ecraser  zerquetschen;  speciell  franz.  den  Normannen 
abgeborgtes  wort,  altn.  krassa  zerreiben,  schwed.  krasa  zer- 
schlagen. 

Ecrevisse  fr.  krebs,  altfr.  escrevisse  auch  hämisch; 
vom  ahd.  krebiz  mit  vorgesetztem  s,  henneg.  einfach  graviche, 
wall,  grevess.  Der  Provenzale  hat  dafür  cranc  von  cancer, 
die  neue  spräche  aber  auch  escrabissa  escrevici. 

Ecrou  fr.  (m.)  Schraubenmutter;  von  scrobis  (m.  f.) 
grübe,  vgl.  it.  cavo  mit  beiden  bedd.  Unser  schraube  hätte 
franz.  kaum  anders  als  ecrue  oder  ecru  lauten  können;  im 
churw.  scrov  scruv,  im  wal.  sirof,  im  ungr.  srof  aber  fand  es 
nachbildung. 

Ecrou  eil  es  fr.  (f.  plj  kröpf;  von  scrofella  für  scro- 
fula  halsgeschwulst. 

E  cu  fr.  schild,  schildthaler ;  von  scutura,  it.  scudo  u.  s.  f., 
daher  auch  ecuyer,  pr.  escudier  u.  s.  f.  Schildknappe,  fr.  ecus- 
son  Wappenschild  (gleichsam  scut-io  wie  von  arcus  arc-io 
arcon). 

Ecuelle  fr.,  pr.  escudela  schüssel;  von  scutella,  it. 
scodella  u.  s.  w. 

Ecurie  fr.,  escuria  escura  pr.  stall;  vom  ahd.  scüra 
skiura,  mlat.  scuria,  nhd.  scheuer,  woher  denn  auch  wal.  sure, 
ungr.  tsür. 

E  f  f  a  r  er  fr.  bestürzt  machen,  s'effarer  bestürzt  werden ; 
scheint,  wenn  man  pr.  es-ferar  scheuchen  vergleicht ,  nicht 
von  efferare  wild  machen,  sondern  neue  bildung  aus  ferus,  wel- 
ches, wie  ferox  in  farouche  (auch  hier  a  aus  e),  die  bed, 
scheu  annahm. 


614  II.  c.    &GOUT-EMPELTAR. 

Egfout  fr.  dachrinne;  nicht  mit  Jault  vom  fläm.  goot 
gösse,  es  ist  vom  franz.  vb.  egoutter  abtröpfeln. 

Eissemir  pr.  s.  scernere  H.a. 

E 1  a  g  u  e  r  fr.  einen  bäum  ausschneiden  oder  lichten.  Nach 
Frisch  von  ablaqueare  (auch  oblaqueare)  die  erde  um  die 
weinstöcke  auflockern  um  das  unkraut  zu  vertilgen,  eine  her- 
leitung, für  welche,  da  ablaqueare  nur  elacer  erzeugen  konnte, 
vorerst  eine  form  ablaquare  angenommen  werden  müste.  Es 
wird  sich  fragen,  ob  das  wort  nicht  deutscher  Herkunft  sei, 
ob  das  ahd.  Iah  incisio  arborum  Graff  IL  100,  oder  das  mndl. 
laecken  vermindern,  verdünnen  nicht  darin  enthalten  sein  könne. 
Über  Iah  s.  Grimms  rechtsalt.  p.  544,  wo  auf  nhd.  leck  ver- 
wiesen wird.  —  [Auch  Grandgagnage  ist  auf  diese  etymologie 
gekommen  v.  liguer.] 

Elan  fr.,  das  nhd.  elen-thier,  ahd.  elaho,  mhd.  eich. 

E m b  1  e  r  altfr.,  emblar  pr.  stehlen;  von  involare  =  volatu 
rapere  bei  Petronius  u.  a.,  mlat.  imbulare  in  hss.  der  L.  Sah, 
it.  involare,  florent.  aber  imbolare,  chw.  ingular  angular.  Ab- 
gekürzt aus  involare  ist  fr.  v  o  1  e  r. 

Embronc  altfr.  pr.  geneigt,  gebeugt,  z.  b.  pr.  ara  vau 
embroncs  et  enclins  Lex.  rom.  II.  262;  fr.  paien  i  bassent  lur 
chefs  e  lur  mentun,  lor  helmes  clers  i  suzclinent  enbrunc 
Ch.  de  Hol.  p.  127,  daher  auch  gedankenvoll,  traurig ;  ebenso 
val.  enbronch  gekrümmt  A.  March,  pic.  embron  linkisch  (ver- 
dreht?),  vb.  embroncher  (Nicot) ,  bürg,  rembroncher,  altsp. 
broncar  beugen,  krümmen.  Die  herkunft  des  Wortes  ist  noch 
näher  zu  untersuchen.  Möglich  wäre,  da  embronc  eig.  vor- 
wärts gebeugt  heißt,  ableitung  aus  pronus :  impronicare,  wor- 
aus embronc  als  verkürztes  particip,  wäre  ein  gegenstück  zu 
clinicare.  Wie  aber  verhält  sich  dazu  pr.  embroncar,  altfr. 
embroncher  in  der  bed.  einhüllen,  bedecken?  pr.  sotz  son  elme 
s'embronca  e  son  espeut  brandig  G.  de  Tudela;  en  son  cha- 
peron  enbrunchie  Ren.  II.  129;  li  amiralz  en  ad  le  helrne  en- 
clin  e  en  apres  si'n  enbrunket  son  vis  Ch.  de  Rol.  p.  135.  S. 
Menage  v.  embruncher,  und  vgl.  pic.  embrugner  bedecken 
(Corblet) ,  henneg.  embrunque,  berr.  embrunche  in  schlimme 
Händel  verwickelt.  Auch  das  adjectiv  entspricht  dieser  bedeu- 
tung,  z.  b.  e  eil  s'en  sunt  parti  joiant,  embrons  e  enchapero- 
nez  eingewickelt  und  eingemummt  ?  Chr.  de  Ben.  IL  186. 

E  mpeltar  pr.  cat  pfropfen,  sbst.  cat.  enipelfc,  pr.  em- 


%J  II.  c.    EMPLETTE— ENNE.    j  6i& 

peut,  altfr.  empeau  pfropfreis;  von  peius  (haut  des  baumes, 
rinde)  oder  besser  von  dem  prov.  dimin.  peleta,  woher  auch 
engl,  pelt,  fr,  pelletier,  also  eigentlich  em-peletar  in  die  rinde 
einsenken,  dtsch  pelzen. 

Emplette  fr.  einkauf;  für  altfr.  emploite,  norm,  em- 
pleite,  von  implicitus  implic'tus,  dies  von  implicare  (in  roman, 
sinne)  verwenden,  anlegen.  Altfr.  war  auch  emploiter,  pr, 
empleitar  vorhanden,  unmittelbar  das  lat.  implicitare.  Unrich- 
tig ist  sowohl  Menage' s  deutung  aus  impleta  wie  die  von  Frisch 
aus  employ-ette.     Vgl.  unten  exploit. 

E  n d  il  1  a r  pr.  s.  relinchar  IL  b. 

Enfrum  enfrun  altfr.,  enfrun  pr.  gierig,  unersättlich, 
s'enfrunar  gierig  essen,  sich  vollstopfen  Choix  IV.  453;  ohne 
zweifei  von  frümen  gurgel,  Schlund,  wodurch  sich  auch  das 
schwanken  zwischen  auslautendem  m  und  n  erklärt.  En  ist 
hier  präpos.,  en  frum  heißt  cin  die  gurgel  hinein. 

.Enger fr.  belästigen:  qui  m'a  enge  de  cet  animal?  Dict. 
de  Vacad.,  anfüllen,  überfüllen:  Nicot  a  enge  la  France  de 
Therbe  nicotiane.  Es  fügt  sich  buchstäblich  zu  enecare  pla- 
gen, zsgz.  en'care,  vgl.  vindicare  vin'care  venger.  Dasselbe 
wort  ist  augenscheinlich  das  pg.  e  n  g  a  r  heftig  dringen,  feind- 
lich zusetzen,  das  Moraes  unstatthaft  vom  dtschen  eng  her- 
leitet. Altfr,  heißt  enger  auch  sich  vermehren,  überhand  neh- 
men (besonders  von  schädlichen  dingen),  z.  b.  cette  dartre 
enge  grandement;  la  peste  enge  fort;  daher  engeance  brut; 
nach  Menage  von  ingignere,  aber  die  zusammenziehung  wäre 
zu  stark.  Eieraus  limous.  s'endzä  sich  erzeugen  (vom  Un- 
geziefer) und  wohl  auch  sard.  angiai  hecken,  junge  werfen. 

E  n  g  r  a  n  t  altfr.  pr.  (masc.  und  fem. ,  s.  Ruteb.  IL  54, 
Nouv.  fabl.  p.  Meon  I.  294) ,  auch  engrande  (masc.  und  fem, 
Fabl.  IV.  53.  Roquef.  1. 460a)  gierig,  noch  jetzt  lothr,  s'agransi 
gierig  verlangen.     Woher? 

Eng  res  altfr.,  auch  engrais  engrois  (fem.  engresse), 
pr.  engres  hitzig,  heftig,  leidenschaftlich,  sbst.  engreste  Thom, 
de  Cant.  p.  72,  Brut  II.  198,  vb.  s'engresser  Brut  II.  106.  Etwa 
von  agrestis  rauh,  wild?  vgl.  engrot  von  aegrotus.  Nach 
Vülemarque  chans.  bret.  1. 132  (2.  ed.)  vom  bret.  sbst.  enkrez 
irikrez  kummer,  unruhe. 

Enic  pr.  unwillig,  aufgebracht;  von  iniquus. 

Enue .altfr.  partikel  für  frage  und  ausruf:  enne  por« 


616  II.c.    ENROUER-ENTERCIER. 

roit  bien  avenir?  Guill  d' Anglet,  p.  128,  vgl.  MicheVs  gloss. 
zum  Tristan  und  zur  Chron.  de  Ben.,  Orelli  p.319;  offenbar 
zsgs.  mit  dem  fragewort  et  (Rom.  gr.  III.  369)  und  der  nega- 
tionspartikel,  noch  lothr.  enne  (Oberlin).  Mit  dem  mndl.  frage- 
wort ene  eno  Hojfm.  hör.  belg.  VII.  p.  8  trifft  das  franz.  also 
nur  zufällig  zusammen. 

Enrouer  fr.  heiser  werden;  von  raucus. 

E  n  s  alt  fr.,  ins  pr.,  partikel,  von  intus  ;  zsgs.  altfr.  dens, 
nfr.  dans,  dedans,  pr.  dins,  dedins,  von  de  intus,  de  de  in- 
tus; dsgl.  altfr.  saiens,  laiens,  pr.  sains,  laiins,  deren  erste 
hälfte  die  rom.  partikeln  sai  und  lai  sind,  neufr.  ceans  und 
leans. 

E  n  t  a  m  e  r  fr.,  entamenar  pr. ,  auch  piem.  antamnä  an- 
schneiden, einschneiden,  verletzen.  Nicht  aus  gr.  svtsjlivsiv, 
sondern  aus  lat.  at-taminare  verletzen,  mit  vertauschter  com- 
positionspartikel.  Man  deutet  entamer  wohl  auch  aus  celti- 
schen  Wörtern  wie  tarn  bissen,  taman  rümpf;  was  läßt  sich 
aber  für  den  latein.  Ursprung  eines  Wortes  mehr  verlangen, 
als  daß  es  nach  form  und  inhalt  mit  einem  worte  dieser  sprä- 
che genau  zusammentreffe  ?  Vertauschung  der  compositions- 
partikeln  ist  nämlich  auch  sonst  nicht  unerhört:  so  in  con- 
vitare  für  invitare,  so  im  it.  atturare  für  otturare  u.  a. 

Ente  fr.  pfropfreis,  gepfropfter  bäum,  piem.  parm.  enta, 
moden.  entin  (Muratori),  vb.  fr.  enter  pfropfen.  Buchstäblich 
passt  ente  zu  gr.  s/LKpvrov  eingepflanzt,  enter  zu  ipcpvTsvsiv, 
woher  auch  ahd.  l'mpitön ,  mhd.  impfeten,  nhd.  impfen,  ndl. 
enten  geleitet  wird.  Schon  in  der  L.  Sal.  findet  sich  nnpo- 
tus,  das  sich  zu  spcpviov  verhält  wie  colapus  zu  colaphus  und 
auch  mit  seinem  o  zum  gr.  v  stimmt.  Andre  erkennen  in  dem 
worte  ein  compositum  aus  in  und  dem  ndl.  poot  pfote,  auch 
satzstamm,  daher  im-pötus,  bret.  em-bouden,  s.  besonders 
Die  f.  goth.  wb.  I.  415,  vgl.  II.  762;  zu  diesem  etymon  aber 
passt  die  franz.  form  nur  mit  knapper  noth,  indem  sich  der 
accent  auf  die  partikel  zurückgezogen  haben  müste ,  die  ahd. 
gar  nicht,  und  könnte  das  bret.  wort  nicht  vom  altfr.  em- 
boter  (einfügen)  herrühren  ?  Dem  von  Pott  (s.  Dief.  1. 442)  vor- 
gebrachten im-putare  steht  grammatisch  nichts  im  wege,  seine 
bed.  einschneiden  aber  scheint  wenig  gesichert. 

Entercier  altfr.  wiedererkennen,  anerkennen  z.  b.  pur 
ivre  Fcntercad,  lat.  aestimavit  eam  temuleulam  Liv.  d. roisp.3; 


ILc.    EMICHER— ENVAHIR.  Ö17 

vom  mlat.  in-tertiare  in  die  dritte  hand  legen,  in  einer  hs.  der 
L.  Sah  cap.  47  und  an  andern  stellen  s.  Waitz  recht  der  sah 
Franken  p.  156.  Wer  eine  ihm  gestohlene  sache  in  fremdem 
besitz  entdeckte,  hatte  das  recht  sie  mit  beschlag  zu  belegen 
und  einem  dritten  zu  überantworten,  worauf  der  besitzer  sei- 
nen auctor  stellen  muste.  So  ward  'mit  beschlag  belegen  gleich- 
bedeutend mit  'wiedererkennen*,  aber  auch  die  juristische  be- 
deutung  ist  dem  alt  fr.  worte  nicht  fremd,  s.  beispiele  bei 
Ducange. 

Enlicher  fr.  anstecken  mit  einer  krankheit  und  dgl; 
vom  dtschen  wort,  wie  schon  Frisch  annahm. 

Entrailles  fr.,  intralias  pr.  eingeweide.  hat,  intera- 
neum,  pl.  interanea,  ergab  it.  entragno,  sp.  entranas,  altfr. 
entraigne  (bei  Roqicef.  entreingne),  in  der  L.  Sal.  intrania,  in 
den  casseler  glossen  intrange.  Auf  die  franz.  form  ward  offen- 
bar das  suffix  aille,  womit  man  collectiva  bildete,  angewandt, 
vielleicht  gab  das  begriffsverwandte  tripaille  den  nächsten  an- 
laß.     Das  churw.  wort  ist  endadens  =  fr.  en  dedans. 

Entrechat  fr.  kreuzsprung ;  vom  it.  capriuola  entrec- 
ciata  (Menage). 

E  n  t  r  e  s  a  i  t  altfr. ,  noch  jetzt  norm,  antresiais ,  adverb 
mit  der  bed.  cohne  umstände,  jedesfalls',  z.  b.  Hues ,  fait  il, 
toiit  enlresait  eheste  reube  que  senefie?  Fabl.  L  p.  65;  c'est 
gaaing  entreset  das  ist  jedes  falls  gewinn  Jubin.jongl.  et  trouv. 
p.161.  Die  prov.form  ist  atrasait  atrasag,  z.b.  bestia  es 
intrada  per  atrasaig  en  son  vergier  Jaufr.  p.  81b;  car  atra- 
saitz  an  que  manjar  p.  i08a.  Trennt  man  die  präpositionen 
en  und  a,  so  gewinnt  man  tresait  trasait,  das  auf  transactus 
deutet.  Im  altital.  trifft  man  trasatto  :  dunque  ben  e  ragione 
che'l  nostro  amore  si  parta  in  trasatto  ohne  umstände  sich 
scheide  Poet,  d.  pr.  sec.  I.  322;  Salvini  übersetzt  rinunzia  di 
possesso.  Dasselbe  adverb  findet  sich  bereits  im  frühern  mla- 
tein :  habeat  eos  in  transactum  Liutpr.  leg.  6,  94.  Transactum 
kann  hier  nicht  vergleich  bedeuten,  es  geht  vielmehr  auf  frans- 
igere durchstoßen,  durchführen,  abthun  zurück  und  drückt 
das  gegentheil  von  rücksichten  oder  umständen  aus,  unbedingt- 
heit,  daher  auch  it.  trasattarsi  sich  etwas  anmaßen,  sich  ohne 
umstände  etwas  zueignen. 

Envahir  fr.  mit  gewalt  an  sich  reißen;  von  invadere 
anfallen,  mit  ausgestoßenem  d  und  eingefügtem  h  zur  Wahrung 


Ö18  ILc.    ENVIE-£PELEÄ. 

des  hiatus,  pr*  envazir  mit  schärfung  des  &  zu  z  nach  der 
sitte  dieser  mundart.    Es  ist  also  nicht  an  invehere  zu  denken. 

Envie  fr.  neid,  auch  begierde,  von  invidia;  adverbial 
ä  l'envi  um  die  wette  (zum  neide  eines  andern)  mit  abgesto- 
ßenem endvocal  wie  in  den  partikeln  chez  für  diese,  or  für 
ore,  s.  Rom.  gr.  II.  378,  in  den  wbb.  des  16.  jh.  aber  noch  ä 
l'envie  Fun  de  l'autre. 

Envis  und  ä  envis,  altfr.  adverb  mit  der  bed.  c wider 
willen,  wall,  eviss,  bürg,  anvi;  von  invitus  invite,  s.  sp.  am- 
bidos  IL  b.  Noch  bei  Nicot  ouir  envi  quelque  chose  etwas 
ungerne  hören. 

Envoüter  fr.  vermittelst  eines  Wachsbildes  verwün- 
schen: devovet  absentes  simulachraque  cerea  fingit  et  mise- 
rum  tenues  in  jecur  urget  acus  Ovid.  Für  devovere  braucht 
Apulejus  devotare,  welchem  angelehnt  das  fr.  envoüler  eig. 
einwünschen,  in  einen  gewissen  zustand  wünschen  bedeutet, 
denn  was  dem  bildnis  angethan  ward,  sollte  auch  dem  origi- 
nale geschehen.  Wenn  man  im  spätem  mlatein  invultare  schrieb, 
so  dachte  man  an  vultus,  so  daß  es  abbilden,  in  ein  bild  brin- 
gen hieß,  was  gleichfalls  bezeichnend  wäre ;  aber  der  in  Frank- 
reich fortlebende  römische  gebrauch  sollte  er  nicht  auch  für 
abstammung  des  franz.  aus  dem  dafür  üblichen  lat.  worte 
reden  ? 

Epancher  fr.  ausschütten;  gleichbed.  it.  spandere  von 
expandere,  woraus  der  Franzose  expandicare  ableitete  wie 
aus  pendere  pendicare  pencher. 

Epanouir  fr.  entfalten;  erweitert  aus  dem  alten  es- 
panir  (venez.  spanire)  für  espandir,  nebenform  von  espandre, 
lat.  expandere,  wie  z.  b.  tolir  neben  tolre  besteht;  doch  schei- 
den sich  jene  beiden  formen  auch  einigermaßen  in  der  be- 
deutung.     Vgl.  unten  e  van  ouir. 

E  p  a  v  e  fr.  verlaufen,  herrenlos.  Man  findet  seinen  Ur- 
sprung in  expavidus,  so  daß  es  eig.  ' scheu  geworden  bedeu- 
tete, erst  von  thieren,  nachher  von  aller  fahrenden  habe  ge- 
braucht. 

Ep  eiche  fr.  s.  v.  a.  pic  (Dict.  d.  Trev.),  altfr.  espeche 
Ruteb.  I.  65,  pic  epeque  ein  vogel;  vom  ahd.  speh  specht. 

Epeler  fr.  buchstabieren,  altfr.  espeler  sagen,  bedeu- 
ten! volt  saveir  quet  espelt  will  icissen  was  (der  brief)  aus- 
sagt Alexis str, 70;  que  speit?  was  bedeutU  das?  Uv.  d.rois 


II.  c.    ÜPERLAN— ESCANTIR.  610 

p.  162 }  pr.  espelar  erklären,  minder  gut  espelhar;  vom  goth. 
spillon,  ahd.  spellön  erzählen. 

E  perl  an  fr.,  daher  sp.  eperlano  esperlan?  ein  fisch, 
Stint;  nhd.  spierling,  ndl.  spiering. 

Epieu  fr.  spieß,  fangeisen;  von  spiculum  wie  essieu 
von  axiculus,  darum  altfr.  auch  espieil.  Man  scheide  es  von 
espiet. 

Erable  fr.  ahorn.  Aus  acer  wäre  are  oder  ere  ge- 
worden:  um  dem  Worte  mehr  umfang  zu  geben,  sagte  man 
acer  arbor,  zsgz.  esrarbre  erarbre,  dissimiliert  erarble  erable. 

Ergoter  fr.  über  kleinigkeiten  disputieren;  mit  Menage 
aus  lat.  ergo  zu  erklären,  welches  wort  in  den  disputationen 
vielfach  gebraucht  ward. 

Erre  altfr.  (f.)  reise,  weg,  errer  reisen,  auch  handeln, 
sich  benehmen,  (mes-errer  übel  handeln),  daher  Chevalier  er- 
rarit  fahrender  (nicht  'irrender)  ritter ,  juif  errant  wandern- 
der jude,  adv.  errant  erranment  sogleich,  auf  der  stelle.  Die 
älteste  form  ist  edrar  S.  Leger  str.  12.  19  und  diese  weist  auf 
lat.  iter,  iterare,  letzteres  in  der  roman.  bedeutung  bei  \enant. 
Fort.  Auch  im  altvenez.  läßt  sich  das  wort  währnehmen: 
Bonvesin  de  pass.  S.  Job  v.  208  (vgl.  vita  Alex.  v.  63)  sagt: 
so  edro  illi  han  apiliao  sie  haben  ihre  reise  angetreten.  Prov. 
errar  aber  ist  lat.  errare. 

Escai  link,  veraltetes  prov.  wort  bei  Honnorat,  der 
das  gr.  oxaiög  darin  erkennt. 

EscamoteT  fr.  verstohlen  auf  die  seite  bringen,  daher 
wohl  erst  sp.  escamotar,  das  im  port.  und  catal  fehlt.  Zwei- 
felhaften Ursprungs,  aber  gewiss  nicht  von  commutare,  wie 
Menage  glaubt,  oder  vom  ahd.  scamara  räuber,  dieb  Graff 
VL  497,  woran  Ihre  denkt.  Gieng  es  etwa  aus  derselben  an- 
schauung  hervor  wie  unser  wegputzen,  indem  es  von  squama 
stammte  und  eig.  abschuppen,  abputzen  bedeutete?  vgl.  pg. 
escamar  abschuppen,  säubern,  velhaco  escamado  durchtrie- 
bener schelm  (bei  Moraes).  Oder  darf  man  das  kymr.  und 
gael  cam  täuschung ,  kujistgriff  darin  erblicken?  dies  würde 
aber  eher  ein  franz.  echamoter  voraussetzen  lassen,  vgl.  che- 
min  von  caman. 

E  s  c  a  n  t  i  r  pr.  auslöschen ;  von  candere  glühen,  also  für 
escandir,  welches  die  Leys  d'amors  kennen;  das  einfache  can 
glühend;  von  candidus.    Oder  ist  eine  deutsche  wur&el  darin 


080  II.  c.    ESCARGOT—ESCLO* 

enthalten?  oberd.  kenten,  altn.  kinda  heizen,  kindir  feuer,  s. 
Höfer  v.  kenten,  Schmeller  v.  kenden. 

Bscargot  fr.  Schnecke  mit  gehäus ;  wahrscheinlich  glei- 
ches Stammes  mit  caracol,  dem  ein  verstärkendes  s  vorge- 
setzt ward. 

Esche  vi  escavi  altfr.,  escafit  pr.  fein  oder  schlank  ge- 
wachsen: heingre  out  le  cors  et  graisle  e  eschewid  Ch.  de 
Rol.  p.  148;  biaus,  eschevis  et  moles  Gar.  1.85;  la  bele,  blonde, 
l'escavie  G.  de  ISev.  p.  31 ;  noch  jetzt  bedeutet  cat.  escafida  die 
ein  enggefaltetes  leibchen  trägt.  Ein  wort  von  deutschem  klang, 
ahd.  scafjan  bilden,  ordnen,  partic.  gascafit  für  wola  gascafit, 
wie  altfr.  mole  für  bien  mole,  forme  für  bien  forme,  seant 
für  bien  seant,  lat.  compositus  für  bene  compositum  gelten 
kann.     Auch  die  churw.  spräche  besitzt  scaffir  erschaffen. 

Eschirer  altfr.,  wallon.  hire,  pr.  esquirar  zerkratzen; 
stimmt  zum  ahd.  skerran  kratzen.  Zsgs.  ist  fr.  dechirer, 
pic.  dekirer  zerreißen. 

Esc  hiter  altfr.  besudeln  Ren.  IV.;  vom  ahd.  skizan, 
ags.  scitan,  woher  auch  die  wallon.  form  hiter.  Auch  auf  die 
form  des  fr.  chier  muß  das  deutsche  wort  eingewirkt  haben, 
da  es  rein  aus  dem  latein.  entstanden  unzweifelhaft  chayer 
(wie  payer  von  pacare)  gelautet  hätte.  Erwähnen  läßt  sich 
hier  auch  venez.  schito,  com.  schit  mist. 

Esclandre  fr.  (m.)  lärm;  von  scandalum,  altfr.  rich- 
tiger esch andre,  s.  Rom.  gr.  I.  269. 

Esclenque  altfr.  linke  hand  Ruteb.  I.  341,  esclenge 
Ren.  II.  p.  171  (lies  esclenche  reimend  auf  guenche),  wall. 
hleing;  vom  ahd.  slinc,  ndl.  slink  d.  i.  link  mit  vorgesetztem  s, 
vb.  slinken  dünn  oder  schwach  werden.  Vgl.  Grandgagnage 
s.  v.  clinche. 

Esclet  pr.  s.  schietto  H.a. 

Esclier  altfr.  zersplittern  Chr.  de  Ren.;  vom  ahd.  scli- 
zan  für  slizan,  nhd.  schleifsen,  ags.  slitan  zerbrechen,  zer- 
reißen. Mail,  slisä  (verschleißen)  gibt  die  hochd.  form  getreu 
wieder  (s  =  z). 

E  s c  1  i  st r e  altfr.  (fj  blitz  R.  du  chät.  de C.  v.  2429,  ecliste 
Bert.  p.  125,  noch  henneg.  eclitre;  vom  altn.  glitra  zurück- 
strahlen, oder  vom  engl,  glisten  glister  glänzen. 

Esclo  altfr.,  besser  pr.  esclau  huf schlag :  a  pena  au 
hom  son  esclau  kaum  hört  man  seinen  hufschlag  Jaufr.  p.  133a, 


II.  c.     ESCONDIRE— ESPRELLE.  681 

überhaupt  spur;  vom  ahd.  slag  slac,  verderbt  in  sclag,  auch 
mhd.  slac,  eingeschlagene  spur,  vgl.  wegen  der  form  pr.  fau 
von  fag-us,  wegen  des  begriffes  altsp.  batuda  spur  des  wildes, 
eig.  schlag. 

Escondire  alt  fr.  pr.  entschuldigen;  mlat.  ex-con-di- 
cere,  wie  sxloysio&ai. 

Escraper  alt  fr.  abkratzen  Roquef.  suppl;  vom  ndl. 
schrapen,  engl,  shrape  gleichbed.  Auch  altfr.  es crafe  fisch- 
gräte  Liv.  de  Job  p.  47 3m,  escreffe  JV.  fahl.  p.  Meon  II.  104 
scheint  dieses  Stammes,  mhd.  schrapfen  kratzen,  fläm.  schraef- 
fen  KU.,  vgl.  occ.  escrafä  auskratzen,  tilgen. 

Escregne  escriegne  escrienne  altfr.  kleines  haus, 
Sammelplatz  der  weiber  und  kinder  für  die  abendzeit,  nach 
Carpentier,  pic.  ecraigne  s.  Corblet.  Man  verbindet  damit 
screuna  erdgemach  L.  Sah,  nach  Grimm  vom  tat.  scrinium,  was 
Müllenhoff  glossar  zur  L.  Sal.  p.  292  bezweifelt.  S.  auch 
Pott  in  Aufrechts  u.  K.  ztschr.  I.  340. 

Esgrumer  altfr.  Ruteb.  I.  78,  cat.  esgrumar,  dsgl.  altfr. 
esgrunier  esgruner,  pr.  cat  esgrumar  zerbröckeln,  zerreiben; 
vom  ndl.  kruim,  nhd.  krume. 

Eslider  altfr,,  norm,  elinder  gleiten,  hingleiten;  vom 
ags.  slidan,  engl,  slide,  mndl.  slidden  dass.  Norm,  lider  = 
ags.  glidan,  engl,  glide  u.  s.  w. 

Esneque  esneche  altfr.  g eschnäbelt es  schiff ;  vom  altn. 
sneckia,  dän.  snekke,  ndd.  snik,  ahd.  snaga,  mhd.  snecke, 
wahrscheinlich  mit  Schnecke  verwandt,  s.  Grimm  III.  437, 
Ducange  v.  naca. 

Espautar  pr.  ängstigen,  wallon.  espawter,  pic.  epau- 
ter,  sbst.  pr.  espaut  angst;  vom  gleichbed.  pavitare  mit  vor- 
gesetztem ex  wie  in  expavere. 

Esperir  altfr.  pr.  erwecken,  s'esperir  erwachen,  pr. 
resperir;  von  expergere,  re-expergere,  mit  ungewöhnlichem 
ausfall  des  g,  als  ob  man  zuvor  experrigere  gesprochen  habe, 
vgl.  lire  von  legere. 

E  s  p  i  e  t  espie  alt  fr. 9  espieut  espiaut  pr.  speer,  jagdspeer, 
den  man  schleuderte  (lancer  espiez  Chr.  de  Ben.  1. 279,  Au- 
bery  p.  54) ;  vom  ahd.  spioz  speoz.  Die  ursprünglichste  form 
scheint  espieut,  worin  deutsches  e  oder  i  diphthongiert  ward. 

Es  prelle  und  prele  fr,  ein  kraut  mit  rauhem  stiel, 
scheuerkraut,  it.  asperella;  von  asper. 


628  IL  c.     ESPREQUER— ESTORER. 

Esprequer  (espreker)  alt  fr.  stechen,  stacheln  Ren.  IV. 
p.  199;  vom  ndl.  prikken  dass.     So  Henschel  s.  v. 

Esproher  altfr.  besprengen  Fahl.  III.  408;  vom  ahd. 
spruejen  Grimm  II.  240,  mhd.  sprewen  netzen  s.  Ziemann.  Gleich- 
bed.  ist  sp.  espurriar,  das  aus  espruyar  umgestellt  sein  und 
gleichfalls  aus  spruejen  herrühren  kann. 

Esprohon  altfr.,  henneg.  eproon,  wallon.  sprew  ein 
vogel,  staar;  vom  ahd.  spra,  nhd.  sprehe,  ndl.  spreuwe. 

Esquille  fr.  knochenspUtter ;  dimin.  von  oyi'örj  scheit, 
span,  oder  oyt'öiov,  daher  plur.  schidiae  bei  Vitruv.  Vgl. 
scheggia  IT.  a. 

Essart  altfr.,  eissart  pr.  gereute,  essarter,  eissartar 
ausreuten;  von  ex-saritum  das  ausgehackte ,  vb.  ex-saritare. 
Das  wort  findet  sich  schon  häufig  in  den  deutschen  volksrech- 
ten: si  quis  ...  in  sylva  communi  exartum  fecerit  L.Burg.; 
nemine  contradicente  exartavi  L.  Baiw. 

Essieu  fr.  achse;  für  aissieu  von  axiculus,  vgl.  epieu 
von  spiculum;  auch  it.  assiculo. 

Est  fr.  (Ie  hest  Liv.d.rois  248),  daher  sp.  este,  altsp. 
leste,  osten;  vom  ags.  eäst,  engl  east  oriens. 

Estalb  i  pr.,  estalvi  cat.  Schonung,  Sparsamkeit,  estal- 
biar,  estalviar,  wald.  slalbiar  Hahn  p.  572.  575,  noch  jetzt  occ. 
estaouviä  schonen.  Woher  dieses  räthselhafte  wort?  Auch 
baskisch  bedeutet  estalpea  schütz,  estalpetcea  schützen  (p  = 
pr.  b  auch  in  zuperna  =  pr.  suberna). 

Estalvar  pr.  geschehen,  sich  ereignen  (von  den  lyri- 
schen dichtem  nicht  gebraucht) ;  unbekannter  herkunft. 

Es  teil  altfr.  pfähl  Roquef. ;  wohl  vom  ahd.  stihhil  dass. 

Estern  pr.  spur ,  weg ,  esternar  verfolgen ;  vom  ags. 
slearne,  engl,  stern  schweif,  schleppe? 

Esters  estiers  altfr.  pr.  parlikel  mit  der  grundbed. 
'außerhalb*,  daher  'ausgenommen,  bei  seife  gesetzt',  z.  b.  pr. 
de  lotz  bös  aips  esters  außerhalb  aller  guten  gaben  d.  h.  nicht 
im  besitze  derselben;  estiers  mon  grat  außerhalb  meines  wil- 
lens, ohne  m.  w. ;  estiers  nous  aus  pregar  außerhalb  dessen 
d.  h.  ohne  das  wage  ich  euch  nicht  zu  bitten.  Aus  dem  gleich- 
bed.  extra  läßt  es  sich  nicht  ableiten,  aber  ein  genügendes 
etymon  ist  exterius  'von  außen ,  mit  versetztem  i  extierus 
estiers.    Die  waldens.  form  ist  stier  Hahn  605o,  61  lu. 

Estorer  altfr.  errichten,  bauen,  einrichten,  mit  etwas 


II.  c.    ESTOUT— ESTOVOIR.  623 

versehen;  von  instaurare  in  stand  setzen.  Das  alt  fr.  sbst. 
estoire  vorrath,  wiewohl  es  im  spätem  mlatein  inslaurum 
übersetzt  wird,  scheint  aber  zu  stuolo  (thl  I.)  zu  gehören. 

Est  out  pr.  altfr.  übermüthig ,  kühn;  schließt  sich  an 
das  dtsche  stolz,  it.  stolto  aber  an  lat.  stultus.  Von  estout 
ist  wohl  altfr.  estotoier  mishandeln  Brut  I. 147,  vgl  die  prov* 
form  estot. 

Est  ovo  ir  altfr.  verb.  impers.  geziemen,  nothwendig 
sein.  Es  flectiert  stark  (präs.  m'estuet,  pf.  m'estut),  weist 
also  auf  ein  lat.  verbum  zweiter  oder  dritter  conj.  Allein 
die  lat.  spräche  scheint  kein  passendes  darzubieten.  Dagegen 
hatte  das  vb.  ester  =  stare  im  perf.  3.  ps.  estut  von  stellt, 
wie  auch  arestut  von  arester  vorhanden  ist:  aus  diesem  per- 
fect  folgerte  das  Sprachgefühl  ein  präs.  estuet ,  inf.  estovoir, 
nach  muet,  mut,  movoir;  ein  neues  verbum,  dem  man  eine 
nebenbedeutung  von  stare  oder  ester  beilegte,  anstehen,  gezie- 
men. Diese  deutung  wird  dadurch  unterstützt,  daß  dem  Pro- 
venzalen,  dem  die  form  estut  von  estar  unbekannt  ist,  auch 
das  verbum  abgeht ;  nur  der  nicht  rein  prov.  Ger.  de  Roussil- 
lon  hat  estut  in  der  bemerkten  bedeutung,  s.  Lex.  rom.  v.  este- 
ver.  Der  inf.  estovoir  ward  auch  als  sbst.  benutzt  mit  der 
bed.  nothwendigkeit ,  lebensbedarf,  wovon  engl,  stover  futter, 
mlat.  estoverium  (ebenso  von  manoir  manerium).  Außer  der 
altfr.  besitzt  dieses  verbum  auch  die  churw.  spräche  in  der 
form  stover  stuver  ' müssen  ,  aber  mit  persönlicher  kraft  (el 
slo  er  muß,  perf.  stuvet,  conj.  stuvess)  und  man  darf  sich 
nicht  verhehlen,  daß  hier  die  angedeutete  entwicklung  aus  hei- 
mischem element  (perf.  von  star  lautet  stet)  nicht  stattfinden 
konnte,  einführung  aus  Frankreich  aber  bei  einem  Worte  die- 
ser art  nicht  glaubhaft  ist.  Das  einzige  lat.  verbum,  welches 
in  anschlag  kommt,  ist  studere,  von  seiner  formellen  seile  ganz 
tadellos  (vgl,  stuvet,  altfr.  estut  =  studuit;  stuvess,  altfr.  esteust 
=  studuisset) :  man  konnte  das  wollen  oder  streben  als  in- 
nere nothwendigkeit ,  als  bedürfnis  auffassen,  so  daß  studeo 
scire  den  sinn  cich  muß  wissen'  ausdrückte;  verba  des  modus 
sind  ja  in  ihren  bedeutungen  sehr  veränderlich,  s.  Rom.  gr. 
111.  204.  Keine  Schwierigkeit  macht  der  unpersönliche  gebrauch 
des  franz.  Wortes,  theils  weil  persönliche  verba  nicht  selten 
in  unpersönliche  übergehen,  theils  weil,  wie  bemerkt,  die  churw, 
spräche  den  persönlichen  gebrauch  fortwährend  zeigt. 


624  IL  c.    ESTRAC— ÜTAPE. 

Estrac  fr.  hager,  schmal  (von  pferden);  vom  dtschen 
strack  d.  i.  gestreckt,  ahd.  strac  strictus,  wozu  das  synonyme 
fr,  etroit  stimmt. 

Estraper  alt  fr.  stoppeln  abhauen,  daher  nfr.  etrape 
die  dazu  dienende  sichel;  nebenform  von  estreper,  pr.  estre- 
par  vertilgen  =  lat.  exstirpare  ?  Allein  nach  form  und  begriff 
liegt  näher  Schweiz,  strapen  abstreifen,  bair.  straffen  behauen, 
beschneiden.     Vgl.  it.  strappare  IL  a. 

Estray  er  altfr.,  estraguarpr.  abschweifen,  ausschwei- 
fen (in  fig.  sinne);  von  extra-vagare,  it.  stravagare. 

E  s  tr  e  e  r  altfr.  herausgeben,  überliefern  s.  Roquef ;  vom 
pr.  tradar,  gebildet  aus  tra-dare,  ex-tra-dare.  Vgl.  Altrom. 
sprachdenkm.  p.  48. 

Estros  altfr.  pr.  stets  mit  vorgesetztem  ad,  ad  estros, 
a  estros  adverb  mit  der  bed.  'ohne  umstände1,  'auf  der  stelle. 
Von  extrüsus  kann  keine  rede  sein.  Die  spräche  hat  mit  dem 
neuen  worte  extrorsum  einen  gegensatz  zu  introrsum  aus- 
drücken wollen,  'nach  außen  heraus3  d.  h.  'ohne  rückhaW.  Man 
muß  auch  par  estros  gesagt  haben,  da  sich  das  sbst.  la  par- 
estrusse  das  äußerste,  das  ende,  s.  Liv.  d.  rois  p.57,  vgl 
Michel's  glossar  zur  Chr.  de  Ben.,  vorfindet. 

E  s  t  r  u  n  pr.  trotzig,  ungestüm,  auch  sbst. ;  dsgl.  partic. 
estrunat  hitzig. 

Esturlenc  pr.  im  Ger.  de  Rouss.  kämpf  er;  vom  ahd, 
slurilinc  junger  krieger:  aqui  moro  a  glai  tant  esturlenc  e 
tan  noble  vassal  i  adelenc,  eine  stelle,  die  zwei  merkwürdige 
deutsche  Wörter  durch  den  reim  verbindet. 

Esturman  altfr.  Steuermann  Ignaur.  p.  56  (estrumant 
Fl.  etßl.  v.  1365,  stieresman  G.  Gaimar  p.  p.  Michel  p.  33) ;  vom 
ndl.  stuurman,  ags.  steörman,  engl,  steersman.  Vgl.  Fr.  Mi- 
chel zum  Ger.  de  Nev.  p.  14. 

Etablir  fr,  festsetzen,  errichten;  von  stabilire,  ital, 
wie  lat. 

E  t  a  i  fr.  starkes  tau  den  mast  zu  halten,  auch  sp.  e  s  t  ay, 
dsgl.  fr.  etaie  stütze  (woher  pg,  esteio),  vb,  etayer  stüt- 
zen; vom  mndl.  staede  staye  stütze,  hülfe,  engl,  slag  stütze, 
tau,  buchstäblich  =  ags.  stede,  ahd.  stata,  mhd.  State  gelegen- 
heit,  vb,  mndl,  staeden,  engl,  stay  befestigen,  stützen. 

Etape  fr.  waarenniederlage,  alt  estaple  s.  Carpentier; 
vom  ndl.  Stapel  dass. 


II.  c.    ETEINDRE— EVASER.  835 

Eteindre  fr.  löschen;  von  exstinguere,  it.  stinguere. 

Et  in  celle  fr.  funke;  durch  Umstellung  von  scintilla, 
altfr.  noch  escintele,  doch  Liv.  d.  rois  p.  168  stencele. 

Etiquette  fr.  aufgeheftetes  zettelchen,  henneg.  estiquete 
zugespitztes  hölzchen,  neap.  sticchetto  zeichen  eines  verbotenen 
weges;  ohne  zweifei  gleiches  Ursprunges  mit  it.  stecco  Stachel, 
s.  II.  a.  Henneg.  stique  degen,  vom  ndd.  stikke  stiftchen,  slik- 
ken  anstecken,  vgl.  champ.  stiquer  einstecken  Tarbe  I.  162, 
altfr.  estiquer  prügeln,  s.  Chr.  de  Ben.  glossar. 

E  t  o  n  n  e  r  fr.  in  verwundrung  setzen,  erschüttern,  altfr, 
estoner  betäuben  (betäubt  werden  Ch.  de  Rol.  p.  133) ,  engl. 
astonish;  von  attonare,  verstärkt  in  extonare.  Der  alten  prov. 
spräche  fehlt  estonar:  dafür  findet  sichFerabr.  v,  1143  estor- 
nar,  wahrscheinlich  umgestellt  aus  estronar,  identisch  also  mit 
etonner,  da  auch  tronar  und  tonner  eins  und  dasselbe  sind. 
Henschel  s.  v.  estoner  erinnert  dagegen  an  das  gleichbed.  ahd. 
stornen. 

E  t  r  a  i  n  pic.  seeküste  Biet,  de  Trev. ;  vom  ndl.  nhd.  Strand. 

E  t  r  e  i  n  d  r  e  fr.  zusammendrücken ,  von  stringere ;  so 
astreindre,  restreindre  von  adstringere,  restringere,  contra- 
indre  von  constringere. 

Etroit  fr.  schmal,  enge;  von  strictus,  pr.  estreit,  it. 
stretto.  Daher  etrecir  verengern,  retrecir  einziehen,  verba 
inchoativer  form  und  factitiver  bedeutung,  tat.  gleichsam  stri- 
ctescere,  vgl.  sp.  estrechecer.  Altfr.  hatte  man  noch  estre- 
cier  R.  de  Cambr.  p.  122,  das  einem  lat.  strictiare  entsprechen 
würde.  Zsgs.  d etroit  enger  pass,  vom  pari,  destrictus,  vgl 
oben  detresse. 

Evanouir  fr.  (nur  reflexiv),  pr.  esvanuir  verschwin- 
den, vergehen.  Es  entspricht  dem  it.  svanire  (neben  vanire), 
chw.  svanir,  pg.  esvair,  präs.  it.  svanisco  =  lat.  evanesco 
d.  i.  exvanesco,  welche  form  die  roman.  spräche  in  sich  auf- 
nahm; es  trennt  sich  aber  von  dem  ital.  worte  durch  ein- 
geschobenes ou,  wiewohl  auch  pr.  altfr.  envanir  =  it.  inva- 
nire  vorhanden  ist.  Dieselbe  einschiebung  läßt  sich  auch  er- 
kennen in  epanouir,  im  altfr.  engenouir  erzeugen,  wohl  auch 
in  amadouer  und  bafouer;  im  pr.  manoir  dagegen  hat  o  sei- 
nen grund  im  goth.  v  (manvjan).  Die  natur  dieser  einschie- 
bung ist  zweifelhaft. 

Evaser  fr.   eine   Öffnung  erweitern;   von  vas   gefäß 

40 


626  IL  c.    EXPLOIT— FAIRE. 

{Frisch).  Oder  hat  man  das  gegentheil  von  convasare  (zu- 
sammenpacken) damit  ausdrücken  wollen,  da  evaser  im  arbre 
einen  bäum  sich  ausbreiten  lassen  bedeutet? 

E  x  p  1  o  i  t  fr.,  pr.  espleit  und  esplecha  vortheil,  vb.  ex- 
ploiter,  espleitar  benutzen,  bearbeiten,  vollstrecken;  von  ex- 
plicitum  explic'tum  ausgeführtes,  erreichtes,  gewonnenes.  We- 
gen der  form  vgl.  altfr.  ploite  falte  Bert.  p.  182  von  plicita 
so  wie  plait  von  placitum.  Derselben  Herkunft  ist  pg. 
espreitar  auskundschaften,  schließt  sich  aber  an  eine 
andre  bedeutung  von  explicare :  ausfindig  machen,  eig.  ausei- 
nanderfalten. 

F. 

Facon  fr.,  faissö  pr.  gestalt;  von  factio  das  machen, 
passiv  das  gemachte,  geschaffene,  vgl.  toison  das  geschorene, 
von  torisio.  Die  ital.  spräche  hat  fazione;  man  denke  also 
nicht  an  face  gesicht  —  it.  faccia. 

Fade  fr.  nebst  fat,  pr.  fat  (fem.  fada)  abgeschmackt, 
daher  it.  fado;  von  fatuus  mit  ausfall  des  u,  vgl.  pr.  vax  von 
vacuus. 

Faide  altfr.  feindschaft,  räche,  daher  faidiu  feindlich, 
pr.  faidir  verfolgen,  verbannen;  vom  mlat.  faida  in  altdeut- 
schen gesetzen,  ags.  faehdhe,  ahd.  gafehida,  nhd.  fehde. 

F  a  i  n  t  altfr.  nachlässig,  träge  z.  b.  Charl.  d' Orleans  ed. 
1809,  p.  139  (davon  das  engl,  faint),  partic.  von  se  feindre  de 
qch.  Brut  I.  p.  24,  pr.  se  fenher  de  Flam.  p.  8.  32  etwas  ver- 
nachlässigen; eig.  sich  verstellen,  von  fingere.  Daher  auch  das 
volksmäßige  faignant  arbeitsscheu,  nach  Genin  variat.  p.  371  ff. 
Man  vgl.  noch  it.  infingardo  1)  verstellt,  2)  langsam,  wozu 
Muratori  bemerkt:  illi  proprie  infingardi  appellantur,  qui  fa- 
cere  quidquam  possunt,  sed  aut  nolunt  aut  cum  pigritia  id 
faciunt  simulantes  sibi  vires  deesse.  Die  bürg,  mundart  sagt 
foindre  nachlassen,  partic.  foint. 

Faire  altfr.,  far  pr.  in  der  bed.  sagen  pflegt  man  aus 
dem  lat.  fari  zu  erklären.  Gewöhnlich  kommt  es  im  präs. 
und  perf.  vor  und  zeigt  alsdann  dieselbe  form  wie  die  gleichen 
tempora  von  faire  =  facere:  das  seltne  imperf.  fesoient  (sie 
sagten)  Ruteb.  IL  165  macht  seine  identität  mit  diesem  ver- 
bum  unzweifelhaft  und  facere  steht  für  verba  facere.    Aus 


II.  c     FAITE— FARD.  637 

altfr.  fait  erklärt  sich  wohl  auch  die  glosse  fatit  loquitur  Class. 
auct.  VI.  524b. 

Faite  fr.  (m.)  giebel,  altfr.  faiste,  auch  feste;  von  fa- 
stigium,  it.  fastigio. 

F  a  1  a  i  s  e  fr.  klippe,  dsgl.  name  einer  Stadt  in  der  Nor- 
mandie,  altfr.  falise;    vom  ahd.  felisa  (f.),  fels  (m). 

F  a  1  o  u  r  d  e  fr.  (f.)  last  höh ;  scheint  zsgs.  aus  faix  lourd, 
wie  schon  ISicot  meinte.  Damit  ist  formell  identisch  altfr.  fa- 
lorde  falourde  (f.)  lustige  er  Zählung,  mährchen  Ren.  III.  30, 
IV.  24,  auch  sp.  (arag.)  falordia,  cat.  falornia,  vb.  falorder 
foppen  IV.  fahl.  p.  Meon  I.  250,  se  falorder  sich  über  etwas 
lustig  machen  I.  243. 

Fan  er  fr.  zu  heu  machen,  eine  pflanze  welken  lassen, 
z.  b.  faner  l'herbe  d'un  pre;  le  grand  häle  fane  les  fleurs; 
altfr.  fener  und  fanir  welken,  pic.  fener,  mlat.  af-fenare,  auch 
pr.  fanar  (aus  dem  franz.?),  chw.  fanar  fenar.  Man  leitet 
es  von  faenum  foenum,  und  in  der  that  findet  sich  im  altfr. 
fanoul  für  fenouil  dasselbe  Übergang  des  e  in  a,  und,  was 
besser  trifft,  lothr.  fouon  ist  =  fr.  foin,  lothr.  fouannä  =  fr. 
faner;  ebenso  limous.  sbst.  fe,  vb.  fenä. 

Fanon  altfr.  läppen,  handtuch  Ren.  I.  128,  binde  am 
arme  des  priesters  Chr.  de  Ben.  111.  479°,  nfr.  fanon  und  fa- 
nion;  vom  ahd.  fano,  goth.  fana  stück  tuch,  ahd.  hantfano 
handtuch. 

Fantome  fr.  gespenst;  von  phantasma,  it.  fantasima, 
pr.  fantauma,  zuerst  wohl  fantalma,  wie  das  cat.  fantarma 
andeutet.  Zsgs.  altfr.  enfantosmer  behexen.  Dahin  auch  occ. 
fantasti  kobold,  phantasticus. 

F  a  o  n  fr.  (spr.  fan)  hirschkalb,  faoner  hirschkälber  setzen. 
Altfr.  faon  feon  (zweisylb)  hieß  das  junge  überhaupt  z.  b. 
des  löwen,  des  baren,  des  drachen,  s.  Ren.  IL  p.  62,  Roquef. 
I.  587a,  faoner  feoner  junge  werfen,  eier  legen,  ganz  allge- 
mein  von  der  fortpflanzung  gebraucht.  Die  deutung  aus  infans 
ist  unzulässig:  aber  aus  fetus  frucht,  leibesfrucht  ward  das 
abgeleitete  feon,  vermöge  der  bekannten  Vorliebe  für  a  faon. 
Das  icort  gehört  also  zum  pr.  feda  (s.  unten)  und  setzt  eine 
alte  form  fedon  voraus,  die,  wie  feda  in  fea,  leicht  in  feon 
syncopiert  werden  konnte. 

Fard  fr.  schminke,  f arder  schminken;  etwa  vom  altn. 
fä  glänz,  politur  (vb.  fa  malen),  mit  angefügtem  roman,  suf- 


628  II.  c.    FAROUCHE— FEDA. 

fix  ard  ?  dann  wäre  die  altfr.  form  faard  feard  gewesen.  Fard 
ist  synonym  mit  teinte,  lat.  tincta:  letzteres  in  ahd.  Überset- 
zung lautet  gi-farwit  gi-farit  (von  farwjan  färben)  ,  hieraus 
das  franz.  wort. 

Farouche  fr.  wild,  scheu,  effaroucher  verscheuchen; 
von  ferox  ferocis  trotz  der  ungewöhnlichen,  aber  doch  auch  in 
mordache  vorliegenden  behandlung  des  lat.  c,  das  sich  im  pr. 
cat.  ferotge  wieder  auf  andre  weise  ausspricht.  ■  Neben  fa- 
rouche altfr.  zuweilen  harouche  übermüthig. 

Fatras  fr.  plunder;  für  fartas,  von  fartus  füllsel (Me- 
nage). 

Faubourg  fr.  Vorstadt.  Gilt  es  für  for-bourg  =  fo- 
ris-burgus  außen-stadt ,  oder  für  faux-bourg  =  falsus-burgus 
unrechte,  uneigentliche  stadt,  nebenstadt,  wie  man  faux-frais 
nebenkosten ,  faux-bois  nebenzweig ,  fausse-clef  nachschlüssel 
sagt  ?  Für  beide  erklärungen  fehlt  es  nicht  an  gründen.  Man 
findet  in  der  älteren  litter atur  einigemal  forborg  forsbourg, 
ja  Roquefort  hat  horsborc ,  offenbar  von  hors  =  foris,  selbst 
das  ahd.  furi-burg  dürfte  angeschlagen  werden.  Für  fauxbourg 
spricht  z.  b.  das  wallon.  fä-bor,  indem  fr.  faux  in  dieser  sprä- 
che mit  fä,  for  aber  mit  foü  oder  gleichfalls  mit  for  ausge- 
drückt wird;  die  nahe  liegende  picard.  mundart  hat  sich  da- 
gegen für  forbourg  entschieden.  Beide  auffassungen  können 
statt  gefunden  haben ;  daß  aber  das  neufr.  fau  aus  for  ent- 
stellt sei,  ist  kaum  zu  glauben,  da  die  spräche  keinen  anlaß 
hatte,  das  seinem  sinne  nach  ganz  deutliche  forbourg  zu  ver- 
dunkeln, und  r  auch  in  forban  u.  a.  nicht  ausstieß :  eher  scheint 
forbourg  eine  mundartliche  umdeutung  der  andern  ihrem  sinne 
nach  minder  klaren  form. 

Fau  de  altfr.  schaf stall;  vom  gleichbed.  ags.  fald  falud, 
engl  fold,  alts.  faled,  vgl.  kymr.  ffald  pferch. 

Fe  (phe)  altfr.  knecht,  nur  in  den  Liv.  d.rois:  uns  phe 
fud  de  la  maignee  Saul,  lat.  erat  autem  de  domo  Saul  ser- 
vus  p.  149,  dagegen  truverent  un  fe  de  Egypte,  invenerunt 
virum  aegyptiump.  115.  Es  ist  ohne  zweifei  das  altn.  faedd-r 
c ernährt,  auferzogen,  und  verhält  sich  also  begrifflich  wie  das 
sp.  criado. 

F  e  d  a  pr.  comask,  piem.  altwald.  fea,  dauph.  feia  schaf; 
vom  adj.  feta  cwas  geboren  haf  z.  b.  lupa,  ursa,  vulpes,  *m- 
malo\\s,  wo  denn  das  adj.  den  ganzen  begriff  vertreten  konnte 


II.  c.     FELER— FESSE.  620 

wie  im  sp.  cordero :  non  insueta  graves  tentabunt  pabula  fe- 
tas  Virg.  ecl.  1,  50.  Im  bearnesischen  dialect  wird  heda  auch 
vom  weihe  gebraucht  gleich  dem  lat.  feta;  wal.  fet  heißt  kind, 
fate  tochter ,  vom  sbst.  fetus,  vb.  fetä  gebühren,  lat.  fetare; 
sard.  fedu  proles.  Auch  faille  im  Jura  (fetula)  bedeutet  lamm 
und  tochter. 

Feier  fr.  spalten,  für  fesler;  offenbar  das  nur  beiApu- 
lejus  vorfindliche  fissiculare,  dem  dieselbe  bedeutung  beigelegt 
wird. 

Ferme  fr.  (f.)  pachtgut,  meierhof,  wie  it.  ferma  und 
sp.  firma,  Unterschrift,  abschließung  eines  Vertrags,  fermare 
firmar  festsetzen,  unterzeichnen;  von  firmus,  firmare.  Sbst. 
ferte  festung,  für  fermete  fermte,  wiedortoir  für  dorm'toir. 

F  e  r  m  i  1 1  o  n  fremilon  alt  fr. ,  fremilö  pr.  (nur  im  G.  de 
Roussj,  ein  wort,  das  in  Verbindung  mit  haubert  erscheint; 
von  mailies  de  fer,  vermuthet  Eenschel,  also  =  fer-maillon. 

F  e  r  r  a  n  t  und  auferrant  alt  fr.,  ferran  alferan  pr.,  ein 
adjectiv,  das  eine  helle  färbe  ausdrückt;  Thibaut  11.202  nennt 
der  geliebten  antlitz  auferrant.  Gewöhnlich  wird  es  vom  haar 
der  greise,  mehr  noch  von  pferden  gebraucht,  s.  Michel  zum 
Ger,  de  Nev.  p.  126.  Daher  konnte  G.  Guiart  vom  grafen  Fer- 
rant  sagen:  Ferrant  portent  dui  auferrant  qui  tous  deux  sont 
de  poil  ferrant  s.  Ducange  v.  ferrandus.  Die  form  al-feran 
scheint  arab.  Ursprung  in  anspruch  zu  nehmen,  auch  kommt 
die  endung  ant  häufig  orientalischen  Wörtern  zu,  so  in  Aufri- 
cant,  Persant,  Jerusalant,  Beauliant.  Ducange  deutet  es  da- 
her aus  dem  arab.  faras  edles  pferd,  mittelgr.  (pagag,  sp.  al- 
faraz:  von  der  färbe  dieser  pferde  habe  man  das  adjectiv  ent- 
lehnt. Wollte  man  diese  Voraussetzung  auch  gelten  lassen,  so 
wäre  doch  ableitung  von  ferrant  (nicht  einmal  farant!)  aus 
faras  gegen  die  grammatik.  Die  ganze  form  des  Wortes  weist 
auf  lat.  ferrura,  daher  it.  ferretto  eisengrau,  halbgrau  (vom 
menschlichen  haar),  wofür  auch  ferrigno,  und  diesem  letzte- 
ren entspricht  genau  das  pr.  ferrenc  (Rom,  gr.  II.  307),  wel- 
ches altfr.  ferrant  lauten  muste  (vgl.  flamenc  flamant),  aus 
ferrant  aber  entstand  wieder  das  pr.  ferran.  In  al-ferran 
steckt  kein  arab.  artikel:  wie  man  blanc-ferrant,  chenu-fer- 
rant  sagte,  so  auch  alb-ferrant  al-ferrant. 

F  e  s  s  e  fr.  (fj  s.  v.  a.  lat.  natis ;  von  fissus  fissa,  woher 
auch  vb.  fesser  —  oder  ist  letzteres,da  die  aus  Substantiven  ab~ 


630  II.  c.     FL-FILOU. 

geleiteten  verba  keine  einwirkung  auf  ihre  primitiva  ausdrücken 
können,  vom  dtschen  fitzen  hauen,  peitschen?  Eine  picard. 
form  fecher  könnte  dies  entscheiden. 

F  i  altfr.  pr.  sicher,  zuverlässig,  z.  b.  de  la  mort  fis  des 
todes  sicher,  versichert,  adv.  fiement  getrost  S.  Bern.  p.548u; 
von  fidus,  dem  das  mlatein  die  gleiche  bed.  beilegte:  fidus  ab 
hominibus  sicher,  gesichert  vor  den  menschen,  sagt  Greg.  Tur. 
7,  8;  it.  fido.     Daher  das  altfr.  adv.  de  fi  wahrhaftig. 

Fiacre  fr.  miethkutsche;  so  genannt,  weil  der  Unter- 
nehmer in  einem  hause  zu  Paris  ä  l'enseigne  de  St.  Fiacre 
wohnte,  ein  erst  zu  Menage's  zeit  entstandenes  wort. 

F  i  a  n  c  e  r  fr.  verloben,  pr.  fiansar  geloben,  it.  fidanzare ; 
von  fides  treue,  wort. 

Ficelle/r.  bindfaden ;  dimin.  von  filum,  gleichsam fili- 
cellum  mit  verändertem  genus  wie  in  eervelle  aus  cerebellum. 
Wegen  des  verschwundnen  1  vgl.  pucelle  für  pulcelle. 

Fiente  fr.,  fentapr.  mist.  Sonderbare  bildung,  welche 
eigentlich  limitus  verlangt,  wie  altfr.  friente  aw/'fremitus  führt: 
dieses  fimitus  aber  scheint  aus  fimetum  entstellt,  welches  fr. 
femaie  hätte  ergeben  müssen.  Die  cat.  form  ist  fempta,  die 
neupr.  femto  fiendo,  die  altsp.  hienda. 

Fierce  fierche  fierge  altfr.,  pr.  fersa,  mlat.  fercia  (s. 
Carpentier)  königinn  im  schach;  vom  pers.  ferz  feldherr.  Fierge 
entstellt  in  vierge  zog  die  benennungen  dame,  reine,  sp.  reyna, 
nach  sich. 

Filou  fr.  gauner,  schelm,  piem.  comask.  aber  filon,  in 
ersterer  spräche  auch  filuca,  vb.  fr.  filouter.  Das  frühere  mla- 
tein kennt  das  gleichbed.  filo,  das  buchstäblich  aus  dem  ro- 
man.  vb.  filare  spinnen  (daher  venez.  filon  spinnet)  entstehen 
konnte,  wenn  die  bedeutungen  passten.  Darf  man  dem  worte 
ein  ahd.  filo  unterlegen,  von  filon  feilen,  so  würde  es  sich 
verhalten  wie  die  sinnverwandten  fourbe,  fripon,  polisson  aus 
verbis ,  die  glätten  oder  reiben  bedeuten.  Das  franz.  wort 
zeigt  nur  ein  anderes  suffix ,  über  dessen  natur  aber  nicht 
leicht  zu  entscheiden  sein  möchte,  und  nur  mit  leiser  vermu- 
thung  darf  man,  da  t  in  filouter  rein  euphonisch  sein  kann, 
das  ahd.  partic.  gi-filot  (expolitus)  berühren.  Die  ndl.  sprä- 
che hat  fielt  nichtswürdig ,  sbst.  fielterye.  Merkenswerth  ist 
das  lothr.  aiffilou  =  filou,  vb.  aiffilei  hintergehen,  wornach 
man  auf  fr.  affiler  (schleifen)  als  etymon  von  filou  vermuthen 


II.  c.     FLAGORNER— FLECHE.  63t 

könnte,  allein  das  alte  einfache  filo  zeugt  gegen  diesen  ur~ 
sprung :  aiffilou  kann  eine  anbildung  an  das  begriffst) erwandte 
verbum  sein. 

Flagorner  fr.  angeben,  hinterbringen  Nicot ,  niedrig 
schmeicheln  Dict.  de  Vacad. ;  von  flatter  und  corner  (aux  oreil- 
les)  in  die  ohren  blasen  (Le  Duchat). 

Flambe  fr.  schicertlilie ,  altfr.  pic.  auch  in  der  bed. 
flamme;  muthmaßlich,  da  b  vor  vocalen  im  franz.  nicht  wohl 
eingeschoben  wird,  von  flammula  flamble  flambe.  Daher  flam- 
ber,  flambeau  u.  a.  abll. 

Flamberge  fr.  schwert ,  nur  üblich  in  der  redensart 
mettre  flamberge  au  vent  das  schwert  ziehen,  s.  z.  b.  Fure- 
tiere  und  Landais;  bei  neuern  deutschen  dichtem  flamberg  (mj, 
bei  Frisch  1.86 a  flamberge,  zusammengesetzt,  icie  er  im  Dict. 
de  passag.  bemerkt,  aus  flanc  und  berge  die  seite  deckend. 
Vgl  den  schwertnamen  froberge  im  Garin  (frobierge  Mort  Gar. 
p.  62J,  nach  Grimm  myth.  p.  196  die  den  herrn  (ahd.  frö)  ber- 
gende waffe  oder  eine  erinnerung  an  das  schwert  des  gottes 
Fro,  nord.  Freyr;  s.  Hoffmann  hör.  belg.  V.  115. 116,  und  Reif- 
fenberg  Ph.  Mousquet  IL  p.  CI,  welcher  flamberge  und  froberge 
für  identisch  hält.  Eine  ähnliche  bildung  ist  pr.  scherem- 
berga  Gloss.  occ. 

Fl  an  altfr.  s.  frignare  H.a. 

Flaque  fr.  pfütze,  lache;  vom  mndl,  vlacke  niedrige 
stelle  am  meere,  wo  sich  lachen  bilden  durch  die  fluth,  ae- 
stuarium.     Vgl.  Ducange  vv.  flaco  und  flactra. 

Flatter  fr.,  pr.  flatar  (zu  folgern  aus  dem  sbst.  flataire) 
streicheln,  schmeicheln;  vom  ags.  altn.  flat,  ahd.  flaz  flach.  Da~ 
hin  auch  altfr.  flat  schlag,  flatir  zu  boden  schlagen  d.  h.  platt 
hinstrecken,  altn.  fletia  flach  machen,  detta  flatr  platt  fallen  u.  a. 

F 1  a  v  e  1 1  e  altfr.  Schmeichelei ;  von  flabellum  fächer,  wedel. 

Fleau  fr.  geissei,  alt  flael;  von  flagellum.  Die  vertau- 
schung des  fl  mit  fr,  wovor  ein  grammatiker  warnt  (flagel- 
lum, non  fragellum  App.  ad  Probum  in  Anal,  gramm.  ed.  Eich, 
et  Endl)  hat  das  franz.  wort  nicht  ergriffen,  dagegen  it.  fra- 
gello,  kymr.  ftrowyll,  altir.  srogell  Zeuß  I.  194. 

Fleche  de  lard  fr.  Speckseite,  altfr.  flique  flec  (Du- 
cange, Carpentier),  pr.  fleca  ?  Gloss.  occ,  deutsches  wort,  in 
leidener  glossen  (Haupts  ztschr.  V.  197,  9.jh.)  perna  flicci,  ags. 
flicce,  altengl.  flick  Halliw.,  neuengl.  flitch  =  nhd.  flick  fleck 


633  II.  c.     FLÜCHIR— FOISOfl. 

läppen.  Es  ist  also  anderer  Herkunft  als  fleche  pfeil,  wie- 
wohl dessen  bedeutung  nicht  widerspräche,  da  z.  b.  auch  das 
synonyme  alt  fr.  haste  einen  fetzen  fleisch  bedeutet,  s.  Ger.  de 
Nev.  p.  300. 

F 1  e  c  h  i  r  fr.  pr.  biegen.  Seinen  Ursprung  aus  flectere 
beweist  reflechir  =  reflectere,  sonst  ist  übertritt  des  et  in  franz. 
ch  wenig  üblich  (vgl  pacciare  I).  Das  it.  flettere  ist  latinis- 
mus,  aber  fiettere  Poet.  d.  pr.  sec.  11.218  muß  als  eine  ital. 
form  anerkannt  werden. 

Flete  flette  fr.  fähre  (fehlt  dem  wb.  der  acadj ;  vom 
ndl.  vleet. 

F 1  e  t  r  i  r  fr.  welken,  welk  machen,  beschimpfen,  in  Berry 
flatrir,  alt  flaistrir.  Nicht  aus  flaccescere,  es  floß  zunächst 
aus  dem  altfr.  adj.  flaistre  flestre  welk,  farblos  s.  Roquef.  s.  v., 
Brut  1. 132,  welches  sich  ohne  bedenken  auf  flaccaster  zurück- 
führen läßt. 

Flibot  fr.  ein  kleines  Seeschiff;  vom  engl,  fly-boat.  Da- 
her auch  sp.  flibote  filibote. 

Fun  fr.  donnerkeil,  Wetzstein  Dict.  d.  Trev.;  vom  ahd. 
flins,  ags.  flint  kiesel. 

Flou  fr.  matt,  altfr.  floi  (fem.  floive  durch  epenthesis), 
altpic.  flau  Servent.  p.p.  Hecart  p.  81,  noch  jetzt  henneg.  Diese 
letztere  form  muß  den  weg  zeigen,  aus  ihr  konnte  floi  und 
flou  entstehen  wie  aus  pau  altfr.  poi  und  po  pou:  darum  ist 
herleitung  aus  fluidus  abzulehnen.  Da  die  franz.  spräche  die 
lat.  endung  us  oder  um  zuweilen  in  die  bildung  hineinzieht 
(suif  für  suev  aus  sevu-m),  so  ist  entstehung  aus  flaecus, 
umgestellt  flauc-s,  möglich,  bei  der  großen  Seltenheit  dieser  art 
von  Umstellung  aber  wenig  wahrscheinlich.  Flou  ist  entschie- 
den das  ndl.  flauw,  welches  Grimm  P.  224,  mit  dem  hd.  lau 
identisch  scheint.     Von  flou  ist  das  adj.  fluet  für  flouet. 

Foin  fr.  heu;  von  foenum  faenum.  Das  regelrechte  den 
=  it.  fieno  wäre  mit  altfr.  fien  =  lat.  fimus  zusammengetroffen; 
darum  ward  foin  als  scheideform  gewählt,  nicht  einmal  gegen 
die  lautgesetze,  da  aus  ae  doch  mitunter  der  diphthong  oi 
entsteht,  vgl.  oben  blois.  Eine  andre  Wendung  nahm  das  wort 
im  altfr.  pic.  fein,  das  eigentlich  fenum  verlangt. 

Foire  fr.  durchlauf,  churw.  fuira;  von  foria. 

F  o  i  s  o  n  fr.y  foisö  pr.  Überfluß ;  von  fusio  ergießung,  iL 
fusione  u.s.f. 


II.  c.     FOLC— FRAIS.  683 

Folc  fouc  alt  fr.,  pr.  folc,  comask.  folco  herde,  häufe; 
vom  ahd.  ags.  folc,  altn.  fölk  häufe,  schaar;  wogegen  f  1  o  c 
(flou)  JV.  fabl.  p.  Meon  I. 108,  Choix  IV.  87  dem  ags.  floc,  altn. 
flockr  zu  folgen  scheint. 

F  o  n  d  e  f  1  e  altfr.  ein  wurfgeräthe ;  vom  spätem  tat.  fun- 
dibalum  fundibulum  Vulg.,  Isidor.,  sp.  fundibulo. 

Force  altfr.  (neufr.  nur  pl.  forces) ,  pr.  forsa  große 
scheere;  von  forpex  forpicis.  Das  alter  der  rom.  bildung  be- 
zeugt die  glosse  forcia  scäri  (scheere)  Hattemer  1. 309i>. 

F  o  u  d  r  e  fr.,  pr.  foldre  folzer  blitz,  altfr.  verstärkt  esfol- 
dre  Ogier  v.3522;  von  fulgur  fol're  foldre,  it.  f'olgore,  wal. 
fulger. 

Foudre  fr.  ein  weinmaß;  vom  dtschen  fuder. 

Fo  u  et  (spr.  wie  foit)  fr.,  auch  mail.  foett,  cat.  fuet  peit- 
sche, vb.  fouetter;  nach  Huet  von  fou  =  lat.  fagus  und  wirk- 
lich bedeutet  das  henneg.  fouet  reisbündel,  woraus  die  bedd. 
ruthe,  peitsche. 

Fouger  fr.  aufwühlen;  von  fodicare,  romagn.  fudghe. 
Abgel.  fouiller,  pr.  fozilhar,  gleichsam  fodiculare,  woher 
wallon.  foyan  Maulwurf.  Auch  far-fouiller  umwühlen, 
nach  Menage  für  par- fouiller,  also  durch  assimilation  ?  Das 
glbd.  occ.  fourfouliä  scheint  mit  furca  zusammengesetzt ,  vgl. 
frugar  I. 

Fourgon  fr.  in  der  bed.  karren;  von  furca  gabel,  it. 
forcone,  sp.  hurgon,  eig.  gabelwagen. 

F o u  r  m  i  1 1  e r  fr.  wimmeln;  vom  durcheinanderlaufen  der 
ameisen,  gleichsam  formiculare,  altfr.  auch  formier  =  formi- 
care.  Das  sp.  gusanear,  von  gusano  wurm,  hat  dieselbe  be- 
deutung. 

F oute  au  fr.  buche;  von  fustis  prügel. 

Foyer  fr.,  foguier  pr.  herd;  vom  adj.  focarius,  sp. 
hogar. 

Fraiditz  fraidel  fradel  pr.,  altfr.  fradous  Brut  11.274 
elend,  gottlos;  vom  ahd.  freidi  freidic  Überläufer,  abtrünniger. 
Dsgl.  pr.  frairi,  altfr.  frairin  frarin  arm,  hungrig ;  vom  ahd. 
freidari. 

Fraindre  altfr.  brechen,  von  frangere;  nfr.  enfreindre 
von  infringere.  * 

F  r  a  i  s  fr.  (plurj  Unkosten,  ausgaben ;  soll  aus  dem  mlat. 
fredum  (ahd*  fridu  friede),  worunter  man  gewisse  geldlästun- 


684  II.  c.     FRAISE—FR^LON. 

gen  verstand,  gebildet  sein;  mit  fret  hat  es  keine  gemein- 
schaft.     Vb.  defrayer. 

Fraise  fr.,  pr.  fraisa  (aus fraisier  zu  folgern)  erdbeere; 
daher  sp.  fresa  ?  Vielleicht  erweitert  aus  fragum,  woher  wall. 
frev,  parm.  fro.     Mit  it.  frasca  ist  es  nicht  zu  vermengen. 

Framboise  fr.  himbeere;  vom  ndl.  braambezie,  ahd. 
brämberi  d.  i.  dornstrauchbeere,  mit  Verwandlung  des  b  in  f 
vielleicht  durch  einwirkung  von  fraise  erdbeere.  Neupr.  fram- 
boiso,  sp.  frambuesa,  com.  fambrosa,  piem.  flanboesa  mögen 
aus  dem  franz.  sein.  Das  alter  des  Wortes  bezeugt  frambo- 
ses  hintperi  (himbeeren)  Gloss.  emmeran. 

Frapper  fr. ,  pr.  frapar  (in  einer  chronik)  schlagen, 
treffen.  Dieses  speciell  franz.  wort  hat  vielleicht,  wiefriper, 
nordischen  Ursprung,  von  hrappa  schelten,  einen  anfahren, 
adj.  hrappr  gewaltsam:  denn  daß  frapper  früher  die  nord.  bed. 
hatte,  verräth  uns  das  mdartl.  engl,  frape  schelten  Halliw., 
das  nur  aus  dem  franz.  herrühren  kann;  und  wie  increpare 
g  er  dusch  machen  heißt,  so  auch  engl,  fraple,  daher  frape  ge- 
sellschaft,  häufe  menschen,  altfr.  frapin  Liv.  d.  rois  p.  436  und 
frapaille.  Immerhin  mag  auch  das  ndd.  flappen,  engl.  Aap 
(klatschen)  erwogen  werden,  da  wenigstens  das  mdartl.  fra- 
pouille  läppen  (in  Rheims)  mit  seiner  bed.  an  engl.  Aap  und 
ähnliche  erinnert. 

Frayeur  fr.  (froior  Agol.  v.  537),  pr.  freior  schrecken; 
dazu  fr.  effroi,  aft  esfroi,  pr.  esfrei  gleichbed. ,  vb.  efFrayer, 
pr.  esfreyar  esfreidar  in  schrecken  setzen.  Die  prov.  form 
mit  d  führt  hier  so  deutlich  auf  die  spur,  daß  man  weder  an 
fragor  knall,  noch  friare  zerbröckeln  zu  denken  braucht:  die 
bildungen  sind  von  frigidus,  freior  ist  wie  lat.  frigus  oder  gelu 
eigentlich  schauer,  efFrayer  durchschauern.  Zwar  steht  flagor 
(l.  fragor)  ekiso  (schrecken)  Gloss.  Ker.  17 5a,  allein  wie  hätte 
das  vb.  efFrayer  hieraus  sich  hervorbilden  können? 

F  r  e  d  o  n  triller  im  singen,  vb.  fredonner ;  wohl  von  dem 
stamme  frit  im  lat.  fritinnire  zwitschern.  Caseneuve  vermu- 
thet  darin  das  barbarische  frigdora  des  Notker  Balb.,  wor- 
über Ducange  nachzusehen  ist. 

Frei at er  levin  fr.  den  wein  verfälschen;  vom  ndl.  wyn 
verlaten  wein  in  ein  anderes  gefäß  gießen. 

Freie  fr.  gebrechlich;  von  fragilis,  it.  fraile. 

Frelon  fr.  horniß;  muthmaßlich  von  freie,   das  altfr. 


II.  c.    FRÜLORE— FRETTE.  635 

auch  schmächtig,  dünn  bedeutet,  in  beziehung  auf  den  schlan- 
ken bau  des  thierchens,  s.  Menage.  Die  form  froilon  bei  Ni- 
cot  steht  dieser  etymologie  nicht  im  wege,  oi  findet  sich  öfters 
ein  für  ai  (altfr.  fraile  =  freie).  Ebenso  scheint  das  gleich- 
bed.  grelon  (in  Berry)  aus  grele  d.  i  gracilis  (schlank)  ent- 
standen, wiewohl  Sauvages  das  occit.  graule,  von  crabro  her- 
leitet. 

Frelore  altfr.  und  noch  mdartl  (z.  b.  in  Genf)  verlo- 
ren; aus  dem  deutschen.  Die  form  forelores  leere  wort e  Ren. 
1. 107  knüpft  sich  an  das  ags.  partic.  forloren;  zunächst  aber 
aus  dem  franz.  ist  das  altengl.  forlore. 

Frene  fr.  (f.)  esche,  alt  fresne  fraisne;  von  fraxinus, 
pg.  freixo  u.  s.  f. 

F  r  e  s  a  i  e  fr.  eine  art  eulen ,  käuzchen ;  nach  Menage, 
mit  berufung  auf  die  poitevin.  form  presaie,  gase,  bresague, 
von  praesaga,  weil  der  vogel  nach  franz.  (wie  nach  deutschem) 
Volksglauben  unheil,  zumal  todesfälle  verkündigt,  daher  auch 
effraie  und  oiseau  de  la  mort,  deutsch  todtenvogel,  leichhuhn 
genannt. 

Fresange  fresanche  fraissengue  altfr.  junges schwein, 
npr.  auch  fraysse ;  vom  ahd.  frisking,  nhd.  frischling.  Das 
it.  frassugno  fett,  schmeer,  erinnert  gleichfalls  an  frisking 
friskung,  seine  bedeutung  aber  führt  auf  sugna  (II.  a),  das 
also  wohl  mit  fraysse  componiert  sein  könnte  (fras-sugno 
schweine- fett).  Der  Sicilianer  mag  sein  frisinga  aus  dem  franz. 
haben. 

Fr  es  t  e  altfr.  (m.),  pr.  frest  giebel;  vom  ahd.  first  gipfel, 
giebel. 

Fr  es  tele  altfr.  pfeife,  flöte,  vb.  fresteler,  pr.  frestelar; 
von  fistella  für  fistula  mit  eingemischtem  r. 

Fretiller  fr.,  pr.  frezilhar  hüpfen  und  springen.  Darf 
man  mit  Salmasius  nach  dem  lat.  fritillus  ein  vb.  fritillare 
chin  und  her  schütteln*  voraussetzen,  so  könnte  dies  das  ro- 
man.  wort  sein,  wiewohl  auf  die  franz.  form  das  von  Frisch 
aufgestellte  frictillare  bessere  anwendung  fände:  fritillare  gäbe 
regelrecht  frediller. 

Fr  e  t i  n  fr.  abschabsei,  ausschuß,  fischbrut;  von  fricare 
frictum  (Frisch). 

Frette  fr.  eisernes  band,  plur.  frettes  guter >  daher  sp. 
fretes  gitter  im  Wappen;  für  ferrette  von  ferrum. 


636  '  II.  c.     FREUX— FRIPER. 

Freux  fr.  Saatkrähe ;  von  frugilegus,  sagt  Menage,  das 
aber  formell  nicht  damit  zu  einigen  ist.  Derselbe  vogel  heißt 
ahd.  hruoch,  ags.  hröc,  altn.  hrökr  (bei  Biörn  seerabe),  dän. 
roge,  ndd.  rook,  hd.  ruech;  aus  der  nord.  form  aber  (vgl. 
frimas,  friper)  entstand  mit  übertritt  des  h  in  f  das  fr.  freux 
wie  aus  cocus  queux. 

Fr i che  fr.  (f.)  brache,  brachfeld;  vom  dtschen  frisch 
wie  lat.  novale  von  novus,  meint  Ducange,  vgl.  im  spätem 
mlatein  friscum,  altfr.  frische.  Aber  war  alsdann  nicht  frai- 
che  zu  erwarten  ?  Bezeichnender  ist  Grimms  herleitung  (Gesch. 
d.  d.  spr.  p.  61)  aus  fractitium  (vgl  occ.  roumpudo  frisch  ge- 
brochenes land,  norm,  briser  einen  acher  bearbeiten)  und  auch 
von  Seiten  der  form  unverwerflich,  da  die  endung  itius  (icius) 
zuweilen  iche  wird.     Ein  prov.  fresca  würde  entscheiden. 

Fr  i  ente  altfr.  z.  b.  des  chevaux  Chr.  de  Ben.  IL  p.  146; 
von  fremitus,  it.  fremito.  Le  Duchat  schreibt  frainte  und  lei- 
tet es  von  frangere. 

Frileux  fr.  frostig;  gleichsam  frigidulosus,  vomclassi- 
schen  frigidulus. 

Frimas  fr.  reif,  gefrorener  thau,  vb.  pic.  frimer;  un- 
zweifelhaft vom  gleichbed.  altn.  hrim,  da  der  anlaut  hr  die- 
ser spräche  sich  auch  sonst  in  fr.  fr  verwandelt,  ags.  gleich- 
falls hrim,  engl,  rime,  ndl.  rijm,  bair.  reim  (auch  pfreim).  Im 
pic.  rimee  blieb  der  nord.  anlaut  weg. 

F  r  i  n  g  u  e  r  fr.  sich  rasch  hin  und  her  bewegen,  bret.  fringa 
dass. ,  vgl.  occ.  fringa  schön  thun,  liebkosen.  Muthmaßlich 
aus  einer  Wurzel,  die  auch  im  lat.  fringutire  zwitschern  und 
fringilla  fink  so  wie  in  frigutire  und  frigulare  enthalten  ist, 
welchen  sich  kymr.  ffreg  (geplauder)  anzuschließen  scheint. 
Sich  hüpfend  bewegen  und  zwitschern  sind  nah  verwandte 
begriffe:  das  bret.  fringol  triller  ist  desselben  Stammes  und 
das  abgeleitete  fr.  fringoter  Biet,  de  Treu.,  it.  fringottare  zwit- 
schern weist  gebieterisch  auf  fringuer  zurück,  die  nebenform 
frigoter  erinnert  an  frigutire.  Im  it.  fringuello  fink  ist  eine 
anbildung  von  fringilla  an  den  stamm  fring  (mit  gutturalem 
g)  zu  erkennen ;  stark  entstellt  ist  filunguello,  a  für  i  im  parm. 
crem,  frängol,  piem.  franguel  frangoi. 

Friper  fr.  abnutzen,  verbrauchen,  gierig  verzehren, 
fripon  spitzbube,  friperie  trödelei  (abgenutzte  Sachen).  In 
diesem  ausschließlich  franz.  stamme  scheint  einer  der  fälle 


II.  c.    FRIQUE— FÜMIER.  637 

vorzuliegen ,  worin,  wie  in  frimas,  altn.  hr  zu  fr  geworden, 
indem  sich  das  franz.  verbum  dem  nord.  hripa  cmit  großer 
hast  verfahren1  logisch  recht  wohl  anschließt. 

Frique  alt  fr.,  pr.  fric,  npr.  fricaud  munter,  lebhaft, 
dauph.  fricandela  lebhaftes  madchen.  Die  lat.  spräche  ge- 
währt keinen  tauglichen  stamm:  fricare  hätte  wenigstens  fre- 
que  gegeben,  wenn  die  grammatik  solche  adjectivbildungen  er- 
laubte. Wohl  aber  fügen  sich  die  Wörter  zu  goth.  friks,  ahd. 
freh  gierig,  mhd.  vrech,  ags.  free  kühn,  keck,  altengl  frek 
lebhaft  Halliw.:  wie  sich  kühnheit  und  munterkeit  berühren, 
zeigt  auch  gaillard.  Demselben  stamme  kommt  noch  eine  an- 
dre bedeutung  zu:  npr.  fricaud  heißt  auch  lecker,  köstlich, 
sbst.  fricot  (auch  pic.  norm.')  leckeres  gericht,  nfr.  fricandeau 
dass.,  fricasser  eig.  lecker  zubereiten;  sie  scheinen  sich  an  die 
deutsche  bed.  gierig  zu  knüpfen,  woraus  die  bedd.  leckerhaft 
und  endlich  lecker  erfolgen  konnten :  beide  letztere  einigt  auch 
fr.  friand.  Formverschieden  davon  ist  das  erwähnte  friand, 
vb.  norm,  frioler  lüstern  sein,  henneg.  sprudeln,  zischen  (von 
speisen  auf  dem  f euer) ,  fr.  affrioler  anlocken,  anreizen;  schwer- 
lich von  frik,  nach  Menage  u.  a.  von  frigere  rösten,  vgl.  alt- 
fr.  frieul  bratpfanne, 

Frire  fr.  braten;  von  frigere,  it.  friggere. 

Frisson  fr.  frost,  schauder.  Schon  Gregor  v.  T.  be- 
dient sich  dieses  Wortes:  quas  cvulgo*  frictiones  vocant,  und 
Ducange  erklärt  es  richtig  aus  dem  unlat.  frigitio,  zsgz.  fri— 
ctio  fricon,  von  frigere,  altfr.  pr.  frire. 

Froc  fr.  kutte;  eig.  flockiger  stoff,  vom  lat.  floecus,  pr. 
floc  in  lat.  und  franz.  bed.,  mlat.  floecus  froecus,  mit  fr 
schon  in  den  schlettst.  glossen  39, 147  froecum  rok.  Wacker- 
nagel (in  Haupts  ztschr.  II.  556)  leitet  das  franz.  wort  aus 
der  ahd.  (neben  roch  kaum  vorkommenden)  form  hroch  mit 
Übergang  des  hr  in  fr,  allein  jener  für  das  romanische  organ 
allerdings  harte  anlaut  wird  theils  durch  Wegfall  des  h ,  theils 
durch  einschiebung  (har)  gemildert;  nur  das  der  Sprachbildung 
erst  später  gebotene  altn.  hr  wird  franz.  fr  (vgl.  frimas,  fri- 
per),  ein  altn.  hrockr  ist  aber  nicht  vorhanden.  Übrigens  ist  auch 
die  prov.  form  floc  (niemals  froc)  nicht  außer  acht  zu  lassen. 

Furnier  fr.  mist,  richtiger  altfr.  f 'emier;  von  fimus,  vgl. 
wegen  u  aus  e  altfr.  pic.  champ.  fumelle  für  femelle,  altfr. 
frumer  für  fermer. 


638  IL  c.    FUfiülLES— GALAÜBIA. 

Für  oll  es  fr.  (fem.  plur.)  feurige  dünste,  irrlicht;  für 
furoles  von  feu  feuer,  abgel  wie  it.  focajuolo  feurig,  vgl.  fr. 
flammerole  eine  ähnliche  erscheinung  auf  der  see. 

G. 

Gable  fr.  (f.)  giebel  des  hauses.  Es  erinnert  an  das 
alte  lat.  gabalus  kreuz  (gabalum  crucem  dici  veteres  volunt 
Varro  bei  NoniusJ,  der  giebel  konnte  seinen  namen  daher  ha- 
ben, weil  die  balken  an  der  spitze  des  daches  sich  kreuzen, 
auch  ist  das  norm,  gable  gen.  masc.  Da  indessen  das  wort 
den  übrigen  mundarten  fehlt,  so  wird  es  rathsamer  sein  es 
auf  das  ahd.  gabala  gabel  (vgl.  altn.  gafl  m.)  als  seine  nächste 
quelle  zurückzuleiten;  auch  lat  furca  heißt  die  gabelförmige 
spitze  an  gebäuden. 

Gächer/r.  rudern,  rühren,  gäche  rühr  stock,  rüder; 
vom  ahd.  waskan  waschen,  verwandt  mit  wischen.  Daher 
gächis  pfütze,  vgl  engl,  vvash  Spülwasser,  sumpf;  altfr.  wa- 
schier  auch  besudeln. 

Gaif,  chose  gaive  altfr.  eine  im  stich  gelassene  von 
niemand  zurückgeforderte  sache,  vb.  guever  im  stich  lassen; 
mlat.  wayfium,  res  vaivae,  vb.  wayviare.  Ursprünglich  be- 
deutet gaif  =  engl,  waif  ein  verlaufenes  stück  vieh,  animal 
errans  oder  vagans  in  german.  gesetzen,  und  wird  erklärt  aus 
engl,  waive  wave,  ags.  vafian  sich  hin-  und  her  bewegen, 
schwanken. 

G  a  i  m  e  n  t  e  r  waim enter  altfr.,  pr.  gaymentar  (noch  jetzt 
dauph.  gueimentä)  klagen,  jammern,  sbst.  wald.  gayment  Hahn 
p.  569.  595.  Da  sich  kein  vb.  gaimer  findet,  wovon  es  eine 
participialableitung  sein  könnte,  so  ist  darin  eine  Umbildung 
von  lamenter  vermittelst  der  interj.  guai  anzunehmen.  Nicht 
minder  merkwürdig  ist  das  gleichbed.  guermenter,  worin 
sich  eine  celt.  würzet  zu  verstecken  scheint,  gael.  gairm,  kymr. 
garmio,  bret.  garmi  geschrei  ausstoßen,  vgl.  mndl.  caermen 
Grimms  Reinh.  v.  2715,  nndl.  kermen.  Aber  auch  se  gra- 
me n  t  e  r  sich  beklagen  kommt  vor  Ren.  I.  346,  was  wieder  an 
einen  deutschen  stamm,  gram  (betrübt),  erinnert. 

Galaubia  galaubey  pr.  pracht,  aufwand;  ein  allen 
andern  mundarten  unbekanntes  nun  veraltetes  wort,  kann  seine 
herkunft  aus  dem  goth.  galaubs  CkostbarJ  nicht  verläugnen. 


II.  c    GALE-GARRIC.  689 

Gale  fr.  kratze,  se  galer  sich  kratzen.  Schon  Nicot 
leitet  es  von  callus  schwiele,  daher  mlat.  callosus  =  galeux. 
Der  anlaut  ca  wird  auch  in  einigen  andern  fällen  (gamelle, 
alt  fr.  gajol)  zu  ga,  so  daß  gegen  den  buchstaben  nichts  ein- 
zuwenden ist.  Gleichwohl  scheint  die  herleitung  unsicher,  da 
auch  das  dtsche  galle  schadhafte  stelle,  engl,  gall  schramme, 
to  gall  wund  reiben  in  betracht  kommen.  Ital  galla,  sp.  agalla 
geschwulst,  beule  führen  aber  auf  lat.  galla  gallapfel,  welche 
bed.  dem  roman.  worte  gleichfalls  zusteht. 

Galimatias  fr.  verworrenes  gerede;  eins  der  späteren 
Wörter  von  zufälliger  entstehung ,  (fehlt  z.  b.  bei  Nicot  pp, 
1573),  über  welche  die  etymologie  nichts  vermag.  Eine  anec- 
dote  zu  seiner  entzifferung  in  Höfers  oberd.  wb.  IL  121.  Man 
merke  dazu  das  altengl.  gallimawfrey  ein  gericht  von  allerlei 
klein  gehackten  speisen,  dsgl.  ein  verworrner  mischmasch  von 
dingen,  s.  Halliwell. 

G  a  n  c  h  i  r  guenchir  pr.  altfr.,  chw.  guinchir  ausweichen ; 
vom  ahd.  wankjan  wenkjan  weichen,  wanken.  Vom  sbst.  wank 
ist  das  comask.  guanch  fehler. 

Gandir  altfr.,  guandir  pr.  ausweichen,  sich  retten,  altfr. 
auch  gandiller  Nouv.  fablp.  Meon  1.417;  vom  goth.  vandjan, 
ahd.  wantjan  wentjan,  nhd.  wenden. 

Garen  ne  fr.  kaninchengehege ,  fischweide,  dsgl.  va- 
renne  jagdgehege,  letzteres  für  warenne,  mlat.  (besonders 
in  England)  warenna.  Ist  es  vom  altfr.  garer  warer  behü- 
ten, wie  sinn  und  buchstabe  vermuthen  lassen,  so  muß  das 
suffix  entstellt  worden  sein,  garene  vielleicht  für  garine  ste- 
hen, vgl.  gastine,  guerpine,  hai'ne  aus  deutschen  wurzeln.  Die 
ndl.  spräche  bildete  warande. 

Garer  fr.,  garar  pr.  acht  haben,  behüten;  vom  ahd. 
warön  in  acht  nehmen.  Zsgs.  pr.  esgarar  s.  v.  a.  garar,  da- 
gegen fr.  egarer  (woher  it.  sgarrare)  mit  der  bed.  außer  acht 
lassen,  irre  führen,  altfr.  esgare  verirrt,  betrübt:  dolente  et 
eguarethe  Alexis  str.  94. 

Gargote  gargotte  fr.  garküche.  Weder  an  das  dtsche 
wort  noch  an  lat.  gurgustium  ist  zu  denken.  Sein  Ursprung 
liegt  im  altfr.  pic.  gargoter  sieden,  brausen,  das  einen  ono- 
matopoietischen  anstrich  hat. 

G  a  r  r  i  c  pr.,  garrig  cat.  Steineiche,  pr.  cat.  garriga  stein- 
eichenwald.    Fowgarra  kralle?  vgl  wegen  dieser  anschauung 


640  IL  c.     GASPILLER— GAULE. 

chaparra  IL  &.    Auch  comask.  gar-öla  eichet,  nußkern  erin- 
nert an  einen  solchen  stamm. 

Gas  piller  fr.  vergeuden,  pr.  guespillar,  wallon.  ca- 
spoui";  vom  ags.  gespillan,  ahd.  gaspildan  verzehren,  ausgeben. 

Gate  henneg.  wallon.,  gaie  lothr.,  gaiette  champ.,  gaise 
im  Jura ;  deutsches  wort,  goth.  gaitei,  ndl.  geit,  ahd.  geiz,  nhd. 
geifs.     S.  Hecart  s.  v.  gate. 

Gate  au  fr.,  alt  gastel  (daher  sicil.  guasteddu),  pr.  ga- 
stal  kuchen;  vom  mhd.  wastel,  nach  Grimm  II.  26  zusammen- 
hängend mit  wist  speise;  mhd.  gastel   aus  dem  romanischen. 

Gauche  fr.  links,  altengl. gauk.  Der  anlaut  muß  deut- 
schem w  entsprechen,  das  sich  im  henneg.  erhielt :  frere  wau- 
quier  linker  bruder,  Stiefbruder  z.  b.  ist  s.  v.  a.  fr.  frere  gau- 
cher: es  stammt  also  schwerlich  vom  bair.  gäbisch  (verkehrt), 
wie  Schmeller  vermuthet.  Kommt  es  von  ganchir  ausweichen? 
aber  adjectiva  entstehen  nicht  unmittelbar  aus  verbis,  auch 
war  zum  Übertritte  von  an  in  au  kein  euphonischer  grund. 
Wohl  aber  passt  das  wort  zum  ahd.  welk  schwach,  matt, 
wie  man  sich  die  linke  hand  gegen  die  rechte,  die  kräftige, 
dachte,  vgl.  it.  stanca  die  müde,  die  linke,  manca  die  schad- 
hafte, sp.  zurda  die  taube,  redruna  die  zurückweichende,  neu- 
prov.  sogar  man  seneco  die  alte  d.  h.  die  welke,  kraftlose. 
Ähnlich  vergleicht  sich  mit  dem  mhd.  tenc  links  das  schwz. 
tehngg  träge,  welk,  s.  Dief.  goth.  wb.  II.  325.  Beachtenswerth 
ist  noch  das  mdartl.  engl,  gaulic  hand  linke  hand  Halliw.,  in- 
sofern ihm  ein  alt  fr.  galc  die  form  gewiesen  haben  muß,  denn 
gallica  manus  wäre  doch  zu  seltsam.  Span,  gaucho  schief, 
von  gauche? 

Gauch  er  alt  fr.  s.  gualcare  H.a. 

Gaufre  fr.,  pic.  waufe,  auch  altsp.  guafla,  mlat.  ga- 
frum  ein  backwerk;  vom  dtschen  waffel. 

Galige  altfr.  in  nois  gauge  wälsche  nuß  Aue.  et  Nicol. 
p.  393;  vom  ahd.  walah  fremd,  undeutsch,  welches,  erst  walc 
gesprochen,  in  gauge  übergieng  wie  dePcatus  in  deuge  Rom. 
gr.  1.212-  Der  name  ist  uralt:  ags.  veal-hnut,  altn.  val-hnot, 
nhd.  wall-nufs.  Aus  einer  andern  ausspräche  entstand  die 
pic.  form  gaugue  nebst  gauguer  nußbaum. 

Gaule  fr.,  henneg.  waule  große  stange;  vom  goth.  va- 
Ius  stock,  ruthe ,  fries.  vvalu ,  s.  Grimm  IL  487°.  Der  diph- 
thong  au  hat  in  der  Verdopplung  des  1  (välus  =  vallus)  sei- 


ii.c.   gaupe-  g6niss£.  ui 

nen  grund.    Herleitung  aus  lat.  vallus  streitet  gegen  die  ge- 
meine reget. 

Gaupe  fr.,  bürg,  gaupitre  ungestaltes  schmutziges  weib, 
altfr.  wm^e;  vermuthlich  das  altengl.  wallop  stück  fett,  klumpen. 

Gauss  er  fr.  (nur  reflexiv  se  gausser  de  qch.)  sich 
lustig  machen  über  etwas;  den  alten  wbb.  noch  unbekannt, 
nach  Frisch  das  it.  gavazzare  schwatzen,  besser  das  gleich- 
bed.  eben  so  wohl  reflexiv  gebrauchte  sp.  gozarse  de  — . 

Gaut  gualt  gal  altfr.,  pic.  norm.  chw.  gault,  pr.  gau 
gaut  Gloss.  occ.  buschholz;  vom  dtschen  wald.  Daher  altfr» 
gaudine,  pr.  gaudina  gehölz ;  auch  pg.  gudinha  landgut  ? 

Gave  pic,  wall,  gaf,  champ.  gueffe  kröpf  der  vögel, 
vb.  pic.  se  gaver ,  neupr.  se  gavä ,  champ.  se  gueffer ,  fr. 
s'engouer  sich  voll  stopfen,  pic.  engaver  geflügel  stopfen 
oder  mästen,  fr.  gavion  Schlund,  vgl  auch  occ.  engavachä 
würgen,  mail.  gavasgia,  com.  gavazza  großes  maul  u.  a. 
Nimmt  man  an,  daß  die  würzet  gav  etwas  aufgetriebenes 
oder  ausgehöhltes  bedeute,  so  darf  man  auf  lat.  cavus  und 
cavea  verweisen,  indem  durch  letzteres  sich  das  fr.  gavion 
(das  gleiche  span.  wort  heißt  korb  wie  it.  gabbia  aus  cavea) 
am  leichtesten  erklärt. 

Gaze  fr.,  sp.  g  a  s  a ,  ein  durchsichtiges  gewebe ;  genannt 
nach  der  Stadt  Gaza  in  Palästina,  woher  es  bezogen  ward 
(Pihan  gloss.). 

Gazon  fr.  rasen,  arag.  cremon.  gason;  vomahd.  waso, 
nhd.  wasen.  Das  ags.  vase,  ndl.  wase  heißt  auch  schlämm, 
daher  das  gleichbed.  fr.  vase  (f.),  pg.  vasa,  vermuthlich 
erst  später  aus  dem  niederl.  eingeführt,  da  w  nicht,  der  laut- 
reget  gemäß,  mit  gu  umschrieben  ward;  doch  findet  sich  norm. 
gase  für  vase,  engaser  für  en vaser  mit  schlämm  bedecken. 
Vgl  Dief.  goth.  wb.  I.  244. 

Geant  fr.  riese,  pr.  jayan;  von  gigas  gigantis. 

Geindre  krächzen,  altfr.  seufzen;  von  gemere. 

Gene  fr.  (f.)  folter,  zwang,  altfr.  gehene,  vb.  gener; 
von  dem  urspr.  hebr.  gehenna  holte,  bei  kirchenschriftstellern. 

Genisse  fr.,  pr.  junega  Gloss.  occ.  jutige  kuh;  von 
junix  junlcis  dass.  Auch  in  genevre  ward  tonloses  u  nach 
ursprünglichem  j  in  e  geschwächt.  Im  Jura  sagt  man  für  genisse 
einfach  gegna,  welches  mit  junega  zusammenhängen  muß.  An- 
dere formen  sind  comask.  gioniscia,  chw.  gianitscha. 

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642  II.  c.    GENS— GIER. 

Gens  ges  pr.,  altfr.  gens  giens,  eine  dem  nordwestl. 
gebiete  eigne  noch  im  neupr.  ges  oder  gis  und  cat.  gents  fort- 
lebende negation,  s.  v.  a.  fr.  point.  Ihr  Ursprung  ist  nicht 
ganz  sicher.  Der  Römer  pflegte  gewisse  ortsadverbia  mit 
beigefügtem  gentium  zu  verstärken  (ubi  gentium,  nusquam 
gentium)  und  trug  diese  Verstärkung  auch  auf  minime  über, 
und  so  könnte  das  rom.  gens  (von  gentium  wie  pretz  von 
pretium}  eine  weitere  fortbildung  dieser  redeweise  sein :  non 
gens  =  non  gentium  s.  v.  a.  minime  gentium.  Daneben  wäre 
auch  noch  genus  zsgz.  gens  zu  erwägen:  non  genus  nicht 
die  art,  nicht  der  schatten  eines  dinges.  S.  Altrom.  sprach- 
denkm.  p.  53. 

Gerbe  fr.,  altfr.  garbe,  pr.  cat.  arag.  garba  getreide- 
bündel,  vb.  fr.  gerber,  arag.  garbar ;  identisch  mit  ahd.  garba, 
nhd.  garbe,  ndl.  garve,  das  den  übrigen  mundarten  fehlt  (engl 
gerbe  kann  aus  dem  altfr.  sein)  und  sich  durch  den  buch- 
staben  von  garawan  (s.  garbo  I.)  scheidet. 

Gercer  fr.,  mundartl,  jarcer  JV.  fabl.  p.  Meon  I.  376 
aufritzen,  spalten,  gerce  bücherwurm.  Nach  Menage  vom 
hypothetischen  carpiscare,  dies  von  canpere zertheilen,  zerreißen. 
Darf  aber  hier  eine  auch  sonst  nicht  unerhörte  darstellutig  des  lat. 
ca  durch  fr.  ge  (caveola  geole)  angenommen  werden ,  so  muß 
man  eher  auf  das  buchstäblich  zutreffende  carptiare,  von  car- 
ptus,  vermuthen ,  das  sich  durch  zahlreiche  abli  dieser  art 
rechtfertigen  kann. 

Gese  fr.  (f.)  pike,  unübliches  in  einige  wbb.  aufgenom- 
menes wort,  wird  aus  dem  urspr.  gallischen  gaesum  hergelei- 
tet,  stimmt  aber  mit  seinem  genus  besser  zu  dem  von  Arm- 
strong bemerkten  altgael.  gais  (f.),  vgl  gesa  asta  Gallorum 
Gloss.  erford.  p.  334,  gesa  gladius  Papias ,  auch  bask.  gesi 
(Mithrid.  IL  60).  Eine  abl  scheint  gieser  Wurfgeschoß  Ch. 
de  Rol. 

Gibier  altfr.  in  aller  engibier  vögel  jagen,  beizen, 
überh.  jagen  Chr.  de  Ben.  I.  p.  552,  Chev.  au  cygne  v.  1563, 
nfr.  giboyer,  sbst.  gibier,  altfr.  gibelet  wildpret,  nfr.  gibe- 
ciere  waidtasche ;  von  unentschiedener  herkunft. 

Gier  gieres  giers  conclusive  conjunetion  in  einigender 
ältesten  franz.  denkmäler ;  entweder  von  igitur  oder  von  ergo. 
Ersteres  scheint  buchstäblich  näher  zu  liegen,  man  erwäge 
erre  von  iter ;   da  aber  ergo  für  die  logische  folgerung  der 


II.  c.    GILER-GLAIVE.  643 

übliche  amdruck  war,  so  ist  es  rathsam  das  rom.  wort  dar- 
aus entstehen  zu  lassen :  aus  erg  ierg  konnte  sich  mit  con- 
sonantierung  des  i  ger  gier  bilden  wie  aus  ego  ieo  jeo  gie. 

Giler  norm.  u.  s.  w.,  neupr.  gilhä  forteilen;  ein  wort, 
für  das  sich  schwerlich  ein  anderes  etymon  wird  aufzeigen 
lassen  als  das  ahd.  gilan  giljan  (prov.  h  =  j)  für  gi-ilan 
fortstreben,  eilen.  Dasselbe  wort  verbirgt  sich  auch  im  gleich- 
bed.  comask.  zelä ,  dem  aber  die  form  gillan  (roman.  e  =  T) 
genehmer  ist,  vgl.  comask.  zerlo,  zoja  ==  it.  gerlo,  gioja.  Oder 
will  man  letzteres  von  zilön  sin  csich  beeilen1  herleiten? 

Gilet  fr.  ein  kleidungsstück ;  nach  dem  namen  des  ersten 
verfertigers  Gille  (Menage). 

Givre  fr.  (f.)  schlänge  in  wappen,  altfr.  givre  überh. 
schlänge  Trist.  I.  60;  entstanden  aus  guivre,  dies  aus  ahd. 
wipera  =  lat.  vipera,  daher  auch  altfr.  wivre,  kymr.  gwiber, 
bret.  wiber.  Das  wort  bedeutet  überdies  ein  Wurfgeschoß, 
die  losfahrende  schlänge,  s.  Chans.  d'Ant.  L  267,  Roncev.  p. 
Monin  p.  35.  37  (ßourdillon  schreibt  gujure !),  Ph.  Mousquet 
IL  XV,  gewiss  nicht  von  dem  barbarischen  bebra  bei  Vegetius, 
man  vgl.  vielmehr  das  synonyme  ags.  vifer  viber,  wofür  Grimm 
III.  4M  fifer  vermuthet. 

Givre  fr.,  bürg,  gevre,  pr.  givre  gibre,  cat.  gebre  ge- 
frorner  thau,  an  den  zweigen  hängender  reif,  vb.  pr.  gibrar, 
cat.  gebrar.  Sauvages  imDict.  langued.  bemerkt,  das  occ.  givre 
bezeichne  auch  die  von  bäumen  und  dachrinnen  herabhän- 
genden eiszapf en:  da  diese  die  gestalt  von  schlangen  haben, 
so  scheint  das  wort  identisch  mit  dem  vorigen.  In  derselben 
mundart  heifit  der  rauhe  reif  barbasto,  weil  er  die  gewächse 
wie  mit  einem  barte  überzieht,  norm.  pic.  gelee  barbelee.  Das 
occ.  jalibre  glatteis  mahnt  an  lat.  gelu. 

Glaire  fr.,  glara  pr.  schleimichter  stoff ,  besonderes  in 
glaire  d'oeuf,  engl,  glare  of  an  egg;  ist  das  ags.  glaere  suc- 
cinum,  Grimm  1 3.  58.  Ein  alter  glossar  hat  glarea  res  glu- 
tinatiosa  Class.  auct.  VI.  525b. 

Glaise  fr.,  gleza  pr.  thonerde;  vom  mlat.  schon  in  den 
isid.  glossen  vorßndlichen  glis  glitis  humus  tenax,  adj.  gliteus 
de  creda  Gloss.  lat.  ital,  dsgl.  gliceus  cretaceus  (s.  Carpen- 
tier).  Den  Ursprung  von  glis  sucht  man,  vielleicht  mit  un- 
recht, im  gr.  yh'a  leim,  yha/gog  klebrig. 

Glaive  fr.  (m.),  glavi  pr,  schwert,  it.  glave  schwert- 


644  II.  c     GLANER— GLETON. 

fisch.  Gladius  setzte  im  prov.  die  formen  glazi  (pr.  z  =  tat.  d), 
sodann  mit  ausfall  des  d  gla-i.,  endlich  glavi  ab;  gladi  steht 
noch  im  Leodegar  str.  23.  So  entwickelten  sich  z.  b.  aus  adul- 
lerium  die  drei  formen  azulteri  aülteri  avulteri,  oder  aus  vi- 
dua  sowohl  veuza  wie  veuva.  Dem  pr.  glazi  entspricht  kein 
fr.  gladi,  weil  hier  d  zwischen  vocalen  nicht  geduldet  wird, 
glaive  aber  mit  bekannter  Versetzung  des  i  (vgl  alt  fr.  saive, 
pr.  savi)  ist  =  pr.  glavi ,  so  wie  das  veraltete  glai  (daher 
glaieul)  =  pr.  glai.  Es  ist  also  nicht  der  schatten  eines 
grundes  vorhanden  den  Ursprung  des  franz.  Wortes  im  gael. 
claidheamh  schwert  (altir.  claideb  Zeuß  I.  72,  kymr.  cledyf, 
bret.  clezef)  zu  suchen,  wie  einige  in  die  roman.  etymologie 
hineintappende  celtisten  gethan  haben.  Im  altfr.  hatte  es  die 
bed.  speer:  glaive  lancer  den  speer  schleudern  Chr.  de  Ben. 
I.  215u;  im  gloss.  de  Lille  p.  9  aber  steht  schon  gladius  glave 
ou  espee ;  erstere  bed.  ist  auch  die  des  entlehnten  mhd.  glae- 
vin  (f.),  mndl.  glavie.  Umgekehrt  hieß  framea  bei  den  alten 
speer,  bei  den  späteren  schwert. 

Gl  an  er  fr.,  pic.  champ.  glener,  neupr.  glenä  ähren 
stoppeln,  fr.  glane  haridvoll  gestoppelter  ähren,  glane  de  poi- 
res  mit  kleinen  birnen  besetzter  zweig,  glane  d'oignons  bund 
zwiebeln.  Ein  sehr  altes  wort,  worin  a  aus  radicalem  e  ent- 
standen scheint:  si  quis  in  messem  alienam  glenaverit  Capit. 
pacto  leg.  Sal.  addit.  s.  Pertz  IV.  p.  12  (v.  j.  561  —  584). 
Leibnitz  nimmt  celtischen  Ursprung  an :  kymr.  glain  glän  rein, 
glanhau  reinigen,  scheuern,  vgl.  nord.  glana  aufklären,  so 
daß  die  eig.  bed.  wäre  Weine  arbeit  machen3.  Neben  glane 
oder  glena  ist  noch  ein  ähnliches  synonymes  im  mlatein  sehr 
übliches  wort  zu  untersuchen :  g  e  1  i  m  a  sänge  (d.  i.  garbe) 
Graff  VI.  254  (8—9  jh.),  gelima  garbe  Vocab.  opt.  23*,  s. 
außer  Ducange  auch  Elnonensia  p.  28  (2.  ausgj,  Gloss.  de 
Lille  p.  15;  ags.  gelm  gilm  handvoll.  Aber  beide  Wörter  glena 
und  gelima  lassen  sich  schwer  einigen,  wiewohl  ein  altfr. 
galeyne  Roquef.  sie  zu  vermitteln  scheint,  denn  gerade  dies 
setzt  die  ausspräche  gelfma  voraus. 

Glapir  kläffen;  ndl.  klappen,  mhd.  klaffen  plaudern, 
ahd.  klaffön.  Dahin  auch  fr.  clabaud  kläffer,vgl.  ndl.kfob- 
baerd  klapper. 

Gleton  altfr.  Gloss.  de  Lille  18b,  auch  gletteron,  nfr. 
glouteron  Mette;  aus  dem  deutschen. 


II.  c.    GLETTE-GODA.  6iS 

Glette  fr.  silber-glätte ;  aus  dem  deutschen. 

Glisser  fr.  gleiten;  vom  hd.  glit-sen  glitschen,  ndl. 
glitsen  KU.  (auch  glissen,  von  welcher  form  es  aber  nicht  wohl 
kommen  kann,  da  sich  das  pic.  ch  in  glicher  nicht  mit  ss 
verträgt).  In  ital.  mundarten  trifft  man  glisciare,  im  alt  fr. 
glinser,  neupr.  linsä,  bürg,  linzer.  Das  übliche  alt  fr.  wort 
ist  glacier  eig.  schlüpfen  wie  eis,  und  man  könnte  versucht 
sein  glisser  daher  zu  leiten,  wie  chignon  von  chaignon ,  grille 
von  graille;  allein  ai  scheint  nur  vor  erweichtem  n  oder  1  in  i 
überzutreten. 

Gloriette  gartenlaube,  sp.  glorieta.  Altfr.  hieß  es  ein 
zierlich  geschmücktes  gemach  (woher  auch  wohl  der  name), 
z.  b.  auf  einem  schiffe:  en  lor  nef  ot  une  maison,  une  moult 
bien  painte  cambrete,  c'Urrake  nome  gloriete  Parton.  IL  64. 
In  Wolframs  Wilhelm  führt  ein  cpalas*  diesen  namen:  des 
wart  Glorjet  in  angest  bräht,  ze  Oransche  der  liehte  palas 
223,  16.  In  mailänd.  Statuten  bedeutet  das  noch  jetzt  übli- 
che glorieta  ungefähr  was  wir  belvedere  nennen,  s.  Ducange, 
vgl.  auch  Menage. 

Glu  fr.  (f),pr.  glut,  wohl  auch  pg.  gm  de  vogelleim; 
nicht  von  gluten,  sondern  offenbar  von  dem  zuerst  bei  Auso- 
nius  vorkommenden  glus  glutis.  Zsgs.  pic.  englui,  pr.  englut, 
sp.  engrudo,  vb.  engludar,  engrudar. 

G 1  u  i  fr.,  glueg  pr.  garbe ,  stroh ;  nach  Ducange  vom 
fläm.  geluye  gluye  dass.  KU. 

Gobbe  fr.  vergifteter  bissen,  norm,  gobet  bissen,  go- 
bine  mahlzeit,  fr.  gober  gierig  verschlingen,  engl,  gob  mund- 
voll, vb.  gobble.  Zusammenstellung  mit  celt.  Wörtern,  gael. 
gob,  kymr.  gwp  schnabel,  sehe  man  in  Dief.  goth.  wb.  I.  169. 

Gobelin  gobiin  fr.,  engl,  gobiin  hob-goblin  polter- 
geist;  vom  gr.  xoßalog  schalk,  woher  auch  unser  kobold?  Man 
sehe  Grimms  myth.  p.  470.  Diefenbach  goth.  wb.  1.  150  ver- 
gleicht bret.  gobilin  irrlicht.  Verwandt  scheint  comask.  s-gor- 
bel.  Schon  Ordericus  Vitalis  kennt  den  gobelinus  als  einen 
zu  Evreux  in  der  Normandie  einheimischen  ziemlich  harmlosen 
geist,  der  sich  in  verschiedenen  gestalten  zeige,  s.  darüber 
Ducange. 

Goda  npr.  faule  dirne ,  altfr.  godon  lüstling  Serv.  p.  p. 
Hecart,  nfr.  g  o  u  i  n  e  öffentliche  dirne,  für  godine  (weder  vom 
ahd.  quena  oder  engl  queen,  wie  Frisch  meint,  noch  vom 


616  II.  c.    GODET— GOITRE. 

altgael  coinne  weib,  wofür  sich  Armstrong  entscheidet),  dimin. 
bürg,  godinela  =  gouine,  henneg.  godinete  vergnügungssüchti- 
ges mädchen,  bürg,  gaudrille  metze ,  altfr.  gouderois?  Trist 
1.  32  (vgl.  altengl.  gaudery  munterheit  Ealliw.);  godemine 
lustbarkeit  Nouv.  fabl.  p.  Meon  IL  93;  vb.  altfr.  goder  Ren. 
IV.  p.  435,  neufr.  godailler,  in  Berry  gouailler,  zechen, 
schwelgen,  sich  belustigen,  nebst  andern  mundartl.  Wörtern. 
Derselbe  stamm  scheint  auch  außerhalb  des  franz.  gebietes 
zu  wuchern :  man  erwäge  aus  der  span.  gaunersprache  godo, 
godeno,  godizo  leckerhaft,  die  man  sonst  auf  den  volksnamen 
Godo  mit  der  bed.  vornehm,  reich  zurückleitet ;  ferner  gode- 
ria  gelage;  piem.  gaudinela  dass.;  wohl  auch  pg.  engodar 
ködern,  vgl.  henneg.  godan  köder,  lockspeise.  Bask.  godaria 
chocolate  (leckerer  trank)  mag  aus  dem  roman.  eingeführt 
sein.  Wem  fällt  hier  nicht  das  lat.  gaudere  ein?  Aber  frei- 
lich, lassen  sich  auch  mehrere  der  bemerkten  bildungen  damit 
einigen,  so  würde  dies  bei  andern,  zumal  bei  dem  persönlichen 
subst.  goda  oder  bei  dem  adj.  godo,  mislingen,  für  welche 
nur  das  kymr.  god  Üppigkeit,  ehebruch  ein  genügendes  etymon 
darleiht.  Hieher  vermuthlichauch  fr.  goinfre  schwelger,  des- 
sen endung  zwar  dunkel  ist,  aber  mit  der  von  gouliafre  zu- 
sammentrifft. 

Godet  fr.  art  becher ;  von  guttus,  it.  gotto?  D  weist 
freilich  nur  auf  einfaches  t ,  nicht  tt ,  allein  der  fortgerückte 
accent  konnte  letzteres  vereinfachen ,  gotet  godet  aus  gottet 
bilden. 

Gogues  fr.  (plur.)  lustiges  wesen ,  goguettes  possen, 
anzügliche  reden,  se  goguer  lustig  sein,  goguenard  lustig,  pos- 
senhaft, gogaille  lustiges  gelage,  occ.  gougalios  =  goguettes 
u.  dgl,  Jaidt  findet  den  stamm  im  bret.  gögea  täuschen,  ver- 
spotten (kymr.  gogan  satire),  Frisch  im  dtschen  gauch  ku- 
kuk,  vgl.  altn.  gauka  übermüthig  sein  =  fr.  goguer. 

Goi  altfr.  in  der  betheurung  vertu-goi  =  vertu  de  dieu, 
neupr.  in  tron  de  goi  s.  v.  a.  morbleu,  vom  dtschen  god  got. 
Die  nebenform  vertu-guieu  lehnt  sich  an  vertu-dieu.  Auch 
mort-goi,  sang-goi  wurden  gebraucht. 

G  o  i  t  r  e  fr.  (m.)  kröpf  als  krankheit,  altfr.  pr.  goitron  ; 
vom  gleichbed.  guttur,  mit  geschwächter  endung  gutter  (vgl. 
gutter  strumam  GrafflV.  176),  durch  Umstellung  goetrgoitre. 
Ein  seltsames  wort  ist  in  den  isid.  glossen  gutturnia  cgutturis 


II.  c.    GOLIART—  GRAAL.  647 

inflatio',  vermuthlich  für  gutturnea ,  gebildet  aus  guttur  wie 
roburneus  aus  robur,  daher  das  mlat.  adj.  gutturnosus,  pr. 
gutrinos. 

Goliart  altfr.  pr.,  altpg.  goliardo  S.  Rosa,  mlat.  go- 
liardus  possenspieler,  s.  Th.  Wright  zu  W.  Mapes  p.  x.  Ei- 
gentlich  wohl  ein  Schimpfwort  für  dergleichen  leute,  hunger- 
leider,  von  einem  nur  im  altital.  vorhandnen  vb.  goliare 
gierig  verlangen  Poet.  d.  pr.  sec.  I.  59.  182 ,  dies  vom  lat. 
gula.  Im  fr.  gouliafre  gierig,  sp.  golafre,  erkennt  man 
denselben  stamm,  der  zweite  theil  des  Wortes  aber  ist  minder 
deutlich. 

G  or  r  e  göret  altfr.  mager,  arm  Roquef. ;  vgl.  goth.  gaur-s 
betrübt  oder  ndl.  gorre  geizig  (ahd.  görag  trennt  Grimm  da- 
von I\  99). 

Gorre  altfr.  sau,  daher  gorron,  gorreau  u.  nfr.  göret 
ferkel,  auch  bürg,  gouri,  neupr.  sp.  gorrin  (cat.  aber  garrf) ; 
vgl.  das  dtsche  vb.  gurren  gorren  den  laut  gurr  machen,  grun- 
zen, gorre  stute,  auch  schlechte  mähre  Frisch  I.  36P,  384a. 
[Nach  W.  Grimm  kommt  gurren  in  diesem  sinne  im  mhd.  nicht 
vor,  s.  neue  anm.  zu  Freidank  140,  7.]. 

Gouge  fr.  dirne,  neupr.  gougeo  magd,  daher  fr.  gou- 
jat  trossbube;  vom  jüdischen  goje  christliche  dienerinn,  hebr. 
goj  volk. 

Goujon  fr.  ein  fisch,  gründling ;  von  cobio  gobio,  auch 
ital.  span.     Vgl.  Böcking  zur  Mosella  132. 

Gourme  fr.  ausbrechende  unreinigkeit ,  druse;  daher 
vielleicht  pg.  g  o  s  m  a  feuchtigkeit  aus  den  nüstern  der  pferde, 
gosmar,  sp.  gormar  ausspeien;  ferner  henneg.  gourmer schlür- 
fen, fr.  gourmand  schlemmer,  norm,  gourmacher  unsauber 
essen;  dazu  noch  Wörter  von  ganz  abweichenden  bedd.,  welche 
Menage  mit  den  eben  bemerkten  zu  einigen  sucht :  gourmer 
mit  fausten  schlagen,  dem  pferde  die  kinnkette  anlegen,  gour- 
mette  kinnkette,  gourmander  hart  behandeln.  Man  erwäge 
hierzu  altn.  gorm-r  schlämm  (von  gor  mist) ,  engl,  mdartl. 
to  gorm  besudeln,  zu  welchen  auch  fr.  (in  Berry)  eau  gour- 
mie  stockendes  wasser  zu  passen  scheint ;  ferner  kymr.  gorm, 
womit  eine  fülle  oder  Überfüllung  ausgedrückt  wird  (von  der 
partikel  gor),  daher  gormes  belästigung,  gormail  unterdrük- 
kung  u.  a. 

Graal  greal  grasal  altfr. 3  pr.  grazal5  altcat,  gresai  ein 


648  II.  c.     GRABUGE. 

gefäß ,  hecken  oder  napf,  von  holz,  erde  oder  metall,  wie 
Carpentier  angibt ;  noch  jetzt  braucht  man  in  Südfrankreich 
grazal  grazau  grial  grau  für  verschiedene  gefäße;  auch  fr. 
grassale  napf  Biet,  de  Trev.  muß  hieher  gehören.  Aus  greal 
ist  altsp.  grial  (greal  in  Sanchez  glossar.  zu  tom.  IV,  der 
text  hat  garral)  und  wohl  auch  pg.  gral,  das  aber  mörser 
bedeutet;  sicherer  altvenez.  graellino  s.Bonvesin  ed.  Bekker 
(de  50.  curialitatibus ,  v,  178).  Über  form  und  gebrauch  die- 
ses gefäßes  sagt  Helinand  (etwa  anf.  des  13.  jh.):  gradalis 
vel  gradale  dicitur  gallice  scutella  lata  et  aliquanlulum  pro- 
funda, in  qua  pretiosae  dapes  cum  suo  jure  divitibus  solent 
apponi,  et  dicitur  nomine  graal,  s.  Villemarque  cont.  pop.  I. 
193;  die  stellen  zeigen  aber,  daß  es  den  verschiedensten 
zwecken  diente.  Saint  graal,  dessen  entstehung  aus  sang  ro- 
yal  durch  die  prov.  formen  widerlegt  wird,  ist  in  den  epopöen 
die  schüssel,  woraus  Christus  mit  seinen  jungem  das  abend- 
mal genoß ,  mhd.  zsgz.  gräl.  Im  mlat.  gradalis  ward  das 
prov.  z  regelrecht  durch  d  dargestellt:  es  scheint  daher  die 
reinste  form.  Des  Wortes  herkunft  ist  zweifelhaft.  Wollte 
man,  loas  an  und  für  sich  nicht  rathsam  wäre,  die  eben  er- 
wähnte mythische  bedeutung  für  die  ursprüngliche  nehmen 
und  grazal  aus  gratialis,  von  gratia  mlat.  heil,  abendmal, 
deuten,  so  würde  die  franz.  form  graal  nicht  zustimmen.  Bo- 
ret recherch.  p.  242  sagt:  ce  mot  vient  de  grais,  parce  que 
ces  vaisseaux  sont  faits  de  grais  cuit,  auch  heißt  vaisseau 
de  gres  ein  hart  gebranntes  irdnes  g eschirr ;  aber  auch  hier 
widerstrebt  die  franz.  form,  worin  radicales  s  nicht  hätte  un- 
tergehen können,  wie  es  denn  auch  in  gresiller  nicht  unter- 
gieng.  Mit  besserm  rechte  dürfte  man  an  crater  erinnern, 
das  der  bed.  becken  nicht  zuwider  ist:  mlat.  brauchte  man 
cratus  dafür  (Lat.  ged.  herausg.  v.  Grimm  und  Schm.  p.  319), 
woraus  die  abl.  cratalis,  pr.  grazal,  fr.  graal  bequem  erwachsen 
konnte.  An  celtischen  Ursprung  ist  am  wenigsten  zu  denken : 
jenes  magische  gefäß  hieß  dem  Brüten  per  becken,  wovon  graal 
nur  die  franz.  Übersetzung  ist,  s.  Villemarque  I.e.  Die  alten  dich- 
ter dachten  an  das  vb.  agreer:  car  nus  le  graal  ne  verra, 
ce  croi  je,  qu'il  ne  li  agree  Rom.  duS.  Graal  p.  p.  Michel p.  112. 
Grabu  g  e  fr.  hader,  zank,  henneg.  grabuche,  altfr.  gra- 
beuge  (viersylbj  Roquef;  muthmaßlich  eine  zss.  Gleichbed. 
ist  pr.  grahusa,  vb.  grahusar,  altfr.  greuse,  im  Jura  greuse. 


II.  c.     GRAMMAIRE— GRELE.  649 

Gramm aire  fr.,  gramaira  gramäiria  pr.  grammatik; 
gebildet  aus  dem  pr.gramädi  d.  i.  grammaticus  (Altrom.  sprach-* 
denkm.  p.  109),  also  urspr.  gramadäria  zsgz.  gramäiria,  d  in 
i  erweicht.  Altfr.  masc.  gramaire  =  grammaticus,  eig.  gram- 
maticarius,  welcher  letzteren  form  das  noch  übliche  bask.  gra- 
maticaria  so  wie  das  ahd.  gramatichare  bestätigung  bringt; 
hieraus  ist  iceiter  abgeleitet  fr.  grammairien.  Vgl.  auch  mlat. 
judicarius  von  judex. 

Graver  fr.  eingraben,  einprägen,  daher  entlehnt  sp. 
grabar;  eher  vom  dtschen  graben  als  vom  gr.  ygucptiv,  da  <p 
in  ygacpiov  franz.  zu  ff  wird  (greffe). 

Gravir  fr.  klettern;  vgl.  kymr.  grabin  packend,  klet- 
ternd, dsgl.  ndl.  grabbelen  raffen.  Indessen  läßt  sich  dies 
wort  besser  aus  dem  lat.  sprachstoffe  schöpfen.  Aus  gradus 
stufe  ward  it.  gradire  stufenweise  hinaufsteigen ,  fr.  gra-ir 
und  mit  eingeschobenem  v  gravir ,  eine  ausstoßung  und  ein- 
Schiebung,  die  man  in  mehreren  Wörtern  bemerkt:  emblaver, 
parvis,  pouvoir.  —  [Diese  etymologie  führt  auch  Menage  an 
ohne  sie  zu  genehmigen.] 

Greffe  fr.  (m.)  schreibstube ,  in  engerer  und  eigentli- 
cher bed.  altfr.  grafe ,  pr.  grafi  griffet;  von  graphium,  vgl. 
eine  ähnliche  begriffser 'Weiterung  im  fr.  bureau.  Abgel.  pr. 
grafinar  ritzen,  npr.  esgraffä,  altfr.  esgraffer  auskratzen,  aus- 
radieren, fr.  egraffigner  sudeln. 

Greffe  fr.  (f.)  Pfropfreis,  greffer  pfropfen,  vgl.  engl, 
sbst.  u.  vb.  graff,  mndl  sbst.  grafie,  vb.  grafien.  Greffe  in 
der  bemerkten  bed.  kann  mit  dem  eben  behandelten  greffe  grif- 
fet, trotz  dem  verschiedenen  genus,  identisch  sein,  da  aus  neu- 
tris  oft  feminina  werden:  auch  ndl.  griffel  griffie  hat  beide 
bedd.  Näher  aber  liegt  die  von  Ducange  erwähnte  neupr. 
form  grafiou,  umgestellt  pg.  garfo.  Der  griffel  ist  etwas  spit- 
ziges und  daß  spitze  auf  Schößling  übertragen  werden  konnte, 
beweist  z.  b.  das  sp.  mugron.  Caseneuve  denkt  lieber  an  gr. 
xaQcpi'ov  halm,  das  in  alten  glossaren  mit  surculus  übersetzt 
sein  soll  (auch  lat.  calamus  halm  und  pfropfreis) :  Südfrank- 
reich müste  alsdann  das  wort  von  den  Griechen  empfangen 
haben,  bei  welchen  es  die  franz.  bedeutung  aber  nicht  hatte. 

Gregues  fr.  (plur.)  hosen;  vom  kymr.  gwregys  gürtet 
(Huet). 

Grele  fr.,  graile  pr.  schlank,  dünn,  dsgl.  grelltönend; 


650  II.  c.    GRELOT— GRIFFE. 

von  gracilis.  Daher  sbst.  alt  fr.  graisle  grelle,  pr.  graile  ein 
grelltönendes   blasinstrument,  ähnlich  clairon  von  clair. 

Grelot  fr.  schelle;  nach  einigen  von  grelle  (s.  vor. 
art.),  nach  andern  von  crotalum  klapper:  letzterem  scheint 
von  Seiten  des  begriffes  das  vb.  grelotter  mit  den  zahnen  klap- 
pern mehr  gemäß. 

Grenouille  fr.  granolha  pr.  frosch  =  it.  ranocchia, 
lat.  gleichsam  ranucula.  Der  vorgesetzte  kehllaut,  wogegen 
ohne  denselben  altfr.  renoille  Mar.  de  Fr.  fabl.  3  vorkommt 
(das  im  Jura  noch  fortlebt),  ist  um  so  merkwürdiger ,  als 
sich  diese  form  nicht  einmal  als  naturausdruck  rechtfertigt ; 
auch  der  pflanzenname  grenouiliette  (ranunculus)  zeigt  sie. 
Dieselbe  Verstärkung  des  anlautes  hat  aber  auch  der  Italiä- 
ner  in  gracimolo  neben  racimolo.  Das  primitiv  rane  raine 
ist  noch  vielen  mundarten  geläufig. 

Gres  fr.  (m.)  Sandstein,  npr.  gres  grobkörniger  sand, 
daher  pr.  greza  gressa  (graissa  6?/.  occ),  fr.  grele  grober 
hagel,  schlössen,  vb.  greler;  dim.  fr.  gres  i\  (mit  erweichtem  1), 
pr.  grazil  feiner  hagel,  vb.  gresiller,  grazilhar.  Den  Über- 
gang vermittelt  das  neupr.  grezo  gries ,  Weinstein  —  altpr. 
greza  hagel,  vgl.  in  dtschen  mundarten  kiesein  (von  kies)  für 
hageln.  Vom  cell,  crag  (fels)  kann  gres  nicht  herkommen, 
wohl  vom  ahd.  griez  grioz,  nhd.  gries. 

G  r  e  s  i  1 1  o  n  altfr.  ein  insect,  grille ;  für  gre-cillon ,  di- 
minutiv von  gryllus,  vgl.  oi-sillon  von  avis  oder  wegen  des 
ausgefallenen  11  pu-celle  von  pulla. 

G  r  e  v  e  fr.  (f.)  sandiges  flaches  ufer,  pr.  cat.  grava  kies, 
chw.  grava  greva  sandfläche,  venez.  grava  bett  der  bergströme, 
daher  fr.  gravier,  gravelle,  gravois.  Ein  überzeugendes  ety- 
mon  scheint  zu  fehlen.  Breton,  lautet  das  wort  krae  grae, 
auch  kröa  gröa.  Entstand  grava  etwa  aus  crau  steinfeld, 
celt.  crag? 

Griffe  fr.  kralle,  griffer  packen;  vom  ahd.  grifan,  nhd. 
greifen ,  sbst.  grif  fang,  mhd.  klaue  (vgl.  gripper).  Auch  ober- 
italische mundarten  besitzen  das  wort:  piem.  grif,  com.  grif 
sgrif  kralle,  dsgl.  chw.  grifla;  vielleicht  ist  es  auch  im  it.  gri  f o 
rüssel  enthalten.  Dagegen  it.  griffo,  grifone,  sp.  grifo,  pr. 
grifö,  fr.  griffon  vogel  greif,  vom  lat.  gryphus,  woraus  das 
fr.  vb.  griffer,  da  die  andern  sprachen  es  nicht  entwickelt 
haben  >  schwerlich  abgeleitet  ward,    Zu  erwähnen  ist  auch 


II.  c.    GRIGNON— GROLE,  651 

it.  grifagno,  altfr.  grifaigne,  das  wenigstens  nicht  in  letz- 
terer spräche  räuberisch  sondern  etwa  bösartig  oder  bedroh- 
lich heißt:  Charlie  ä  la  barbe  grifaigne  Ch.de  Rolp.XLVI; 
montaigne  griffaigne  Chr.  de  Ben.  I.  p.  13. 

G  r  i  g  n  o  n  fr.  kruste  des  brotes,  wo  es  am  besten  aus- 
gebacken ist,  norm,  einfach  grigne,  pic.  grignette.  JSeuprov. 
grignoun  bedeutet  kern  der  traubenbeere ,  der  birne  u.  dgl, 
demnächst  konnte  man  den  harten  spröden  theil  der  rinde 
ihren  kern  nennen.  Grignon  aber  ist  weder  vom  lat.  ringi 
noch  vom  dtschen  rinde  oder  grind,  es  ist  abgeleitet  von  gra- 
num  kern  und  steht  für  greignon  (altfr.  greignaille  kennt 
Roquef.)  oder  graignon,  wie  chignon  für  chaignon,  barguigner 
für  bargaigner.  Vb.  grignoter  an  etwas  nagen,  langsam  dar- 
an kauen. 

Grim  pr.  betrübt,  grima  betrübnis,  grirnar  sich  betrü- 
ben; vom  ahd.  grim  wüthend,  grimmig ,  mit  ähnlichem  Über- 
gang der  bedeutung  wie  bei  gram,  s.  gramo  I,  dsgl.  grimo 
IL  a. 

Grimoire  fr.  zauberbuch  um  geister  zu  beschwören, 
auch  unverständliche  rede  oder  schrift ;  erinnert  an  altn.  gri- 
ma larve,  auch  name  für  eine  zauberinn,  ags.  grima  larve, 
gespenst,  woher  auch  g  r  i  m  a  c  e  Verzerrung.  Aber  altfr.  in- 
gremance  Zauberei  Alex.  7,  9,  pg.  engrimanzo  kauderwälsch 
sind  entstellt  aus  nigremance,  pr.  nigromancia;  ebenso  das 
wall,  egrimancien  aus  necromancien. 

Grimper  fr.  klettern;  vom  ahd.  klimban  =  nhd.  klim- 
men, wenn  nicht,  mit  einer  freilich  seltnen  einschiebung,  vom 
ndl  grijpen  (greifen) ,  wozu  das  norm.  wall,  griper  s.  v.  a. 
grimper  passen  würde.     S.  Grandgagnage. 

Grincer  fr.,  grincher  pic.  knirschen;  vom  gleichbed. 
ahd.  gremizön  «  ags.  grimetan,  nicht  von  gremisön  wüthen, 
wozu  die  pic.  form  schlecht  stimmen  würde.  Vgl.  it.  gric- 
ciare  IL  a. 

Gripp  er  fr.  ergreifen  ;  ist  das  goth.  greipan,  altn.  gri- 
pa,  ndl.  grijpen  ==  ahd.  grifan,  nhd.  greifen.  Daher  auch  lomb. 
grippä  wegschnappen,  auch  it.  grippo  raubschiff'?  aber  sp. 
gripo  heifit  kauffdhrer. 

Grive  fr.  ein  vogel,  drossel,  cat.  griva;  vielleicht  ono- 
matopöie  (Menage). 

Grole  fr,  (f.)  Saatkrähe,  Wiewohl  die  formet  äsul  re- 


658  II.  c.     GROMMELER-GUALIAR. 

gelrecht  nur  zu  acle  oder  ail  wird,  graculus  gracula  zu  graille 
(s.  gracco  IJ,  so  darf  doch,  wenn  man  altfr.  seule  aus  sae- 
culum  vergleicht,  aus  demselben  etymon  auch  graule  grole 
als  mundartliche  form  angenommen  werden;  man  sehe  ähn- 
liches unter  meule.  Ital.  grola  (in  einigen  wbb.),  mndl.  grol 
KU.  aus  dem  franz. 

Grommeler  fr.  murmeln,  wallon.  einfacher  groumi; 
deutsch  grumeln  grumen  Frisch  1.  378a,  engl,  grumble,  vgl. 
kymr.  grwm  sbst. 

Grouiller/r.  krabbeln,  wimmeln,  sich  rühren ,  sich 
regen;  vom  ahd.  grubilön,  ndd.  grubein  wühlen,  jucken  (nhd. 
grübeln) ,  vgl.  altn.  grufla  betappeln.  Nahe  liegt  auch  ahd. 
crewelön,  ndl.  krevelen  wimmeln,  jucken ;  aber  die  franz.  form 
fügt  sich  besser  in  das  erstere  wort,  das  mundartl.  gra- 
vouiller  (in  Berry)  vielleicht  in  das  letztere. 

G  r  u  a  u  fr.  grütze,  henneg.  feinste  kleie;  zsgz.  aus  grueau  = 
altfr.  gruel  Jubin.  jongl.  et  trouv.  p.  105,  gruel  aber  für 
grutel  ist  vom  ags.  grut,  ahd.  gruzi,  nhd.  grütze,  daher  auch 
engl,  gruel,  kymr.  grual  haferschleim.  Das  einfache  gru  kleie 
besitzt  die  champagn.  mundart. 

Gru g er  fr.  etwas  hartes  zerkauen  (engl,  grudge), 
egruger  klein  stoßen.  Gestützt  auf  das  gleichbed.  wall,  gruzi 
erkennt  Grandgagnage  darin  das  ndd.  grusen  (ndl.  gruizen) 
zermalmen,  was  aber  von  selten  der  form  nicht  ohne  bedenken 
ist,  wenn  auch  jenem  wall,  gruzi  ein  namur.  greugi  zur  seite 
steht,  denn  die  franz.  spräche  duldet  keine  auflösung  des  s 
in  j.  Sollte  in  diesem  worte  etwa  das  mhd.  grüz ,  altengl. 
grut,  pr.  gru  körn,  graupe,  steingries  enthalten  sein  mit  an- 
gefügtem suffix  icare,  fr.  ger  (vindicare  venger  u.  dgl.) ,  so 
daß  es  czu  gries  machen,  zermalmen  bedeutete  ?  Das  primitiv 
gruci  kennt  die  neupr.  mundart  in  der  bed.  grütze  machen. 
Vgl.  den  vorigen  artikel. 

Gruyer  fr.  forstmeister,  forstrichter.  Wie  das  syno- 
nyme verdier  von  viridis,  so  gruyer  nach  Ducange  vom  dtschen 
grün.  Statt  des  letzteren  setze  man  das  mhd.  gruo  viridis, 
als  subst.  pratum. 

Gualiar  galiar  pr.  (dreisylb.)  hintergehen,  daher  z.  b. 
gualiart  höhnisch?  Choix  IV.  300,  nicht  zu  verwechseln  mit 
goliart.  Es  stammt  augenscheinlich  von  einem  durch  alle  ger- 
man.  sprachen  verbreiteten  worte,  dessen  bedd.  aber  im  goth, 


n.c.    GUEDER-GUI.  653 

dval-s  thöricht,  ags.  dvala  irrthum ,  dvelian  dveligan  irren, 
(trans.)  irr  machen,  täuschen,  ndl.  dwalen  irr  gehn,  am  bes- 
ten zur  prov.  passen.  Daß  in  der  roman.  aneignung  d  vor 
v  abfallen  muste,  versteht  sich,  man  sehe  denselben  fall  un- 
ter guercio  I. 

Glieder  fr.  sättigen  (nur  im  pari,  guede)  ;  vom  ahd. 
weidön  weiden,  woher  auch  wall  waidi  mit  ders.  bed. 

Guenille  fr.  lumpen,  lumpenrock;  vom  fläm.  quene 
wollenes  Überkleid  KU.  (Frisch). 

G  u  e  n  i  p  e  fr.  liederliches  schmutziges  weibsbild ,  v eitel, 
dauph.  ganippa;  ohne  zweifei  vom  mndl.  knijpe  falle,  in  die 
man  geräth,  vgl.  mndl.  knip  bordeil,  nhd.  kneipe.  E  ist  ein- 
geschoben wie  a  in  canif. 

Guenon  fr.  äffinn,  in  den  wbb.  des  16.  jh.  meerkatze; 
nach  Frisch  vom  ahd.  quena  weib,  engl,  queen;  buchstäblich 
näher  läge  ahd.  winja  freundinn ,  gattinn.  Vgl.  wegen  der 
bedeutungen  it.  monna  äffinn  von  madonna  dame. 

Guepe  fr.  ein  insect ;  von  vespa  mit  einmischung  des 
ahd.  wefsa,  nhd.  wespe,  vgl.  lothr.  voisse  (vo  =  ahd.  w), 
champ.  gouepe,  in  Berry  gepe. 

Guerpir  alt  fr.,  pr.  guerpir  und  gurpir  (letztere  form 
die  ausschließliche  in  der  Pass.  Christi)  aufgeben,  im  stich 
lassen,  nfr.  deguerpir;  vom  goth.  vairpan,  ahd.  werfan.  Die 
bed.  von  guerpir  bezieht  sich  auf  einen  altdeutschen  rechtsge- 
brauch, wornach  unter  dem  werfen  eines  halmes  in  den  busen 
eines  andern  eine  erbeinsetzung  (eine  abtretung)  verstanden 
ward.    S.  Ducange  v.  guerpire  und  Grimms  rechtsalt.  p.  122* 

Guetre  fr.  (f.)  kamasche,  ohne  r  occit.  gueto,  wall 
guett,  champ.  guete,  piem.  gheta,  henneg.  guetton,  aber  brtt. 
gweltren ;  urspr.  läppen,  lumpen  ?  vgl  das  buchstäblich  stim- 
mende it.  guättera  scheuermagd  (Scheuerlappen  ?),  dsgl.  venez. 
guaterone  fetzen  tuch  (bei  Ferrari),  altfr.  gaitreux  bettelhaft 

Gueux/r.  (fem.  gueuse)  bettelhaft,  schuftig,  gueuser 
betteln,  schwz.  gösen.  Barbazan  vermuthet  Zusammenhang 
mit  dem  altfr.  gueuse  gurgel  (geuse  Greg.,  wie  geule  öfters 
für  gueule,  gile  für  guile),  so  daß  es  hungerleider  bedeutete. 
Ob  nun  gueuse  aus  it.  gozzo,  ob  fr.  gosier  Schlund  aus  goz- 
zaja  =  gozzaria  entstanden  sei,  bleibt  zu  bedenken. 

G  u  i  fr.  eine  pflanze,  mistel.  Franz.  gu  vertritt  in  eini- 
gen fällen  lat  v,  drum  von  viscus,  wiewohl  sc  unausgedrückt 


654  Ihm    GUICHE-GUIMPLE. 

blieb;  allein  pflanzennamen  unterliegen  einer  größeren  ent- 
stellung.    Ital.  visco  vischio. 

G  nie  he  guige  alt  fr.  band,  vornehmlich  riemen  den 
schild  um  den  hals  zu  hängen,  mhd.  schildevezel:  il  prant  sa 
targe,  s'ait  la  guiche  saisie  G.  de  Viane  v.  2773;  la  guige 
en  est  (Tun  bon  palie  roet  Ch.  de  Rol.  p.  122;  it.  guiggia. 
Ein  ahd.  wikja  neben  wicka  würde  die  doppelform  erklären, 
mhd.  wicke  binde  hat  Ziemann.  Zu  erwägen  ist  auch  ein  wort 
der  cass.  glossen,  plur.  windicas  wintinga  (bänäef) :  n  konnte 
ausfallen  und  aus  de  sowohl  ch  wie  g  werden.  Von  dem 
ndl.  wissche  weidengerte  kann  es  nicht  herrühren. 

G  u  i  c  h  e  t  fr.  kleinere  thüre  in  einer  größeren,  altfr.  wi- 
ket  Trist.  II.  101  u.  guischet  mit  eingeschobenem  s,  daher  pr. 
guisquet;  vom  altn.  vik  Schlupfwinkel,  ags.  vic.  Engl  wi- 
cket,  ndl.  winket  sind  aus  dem  romanischen.  Hierzu  Dief. 
goth.  wb.  I.  139. 

Guile  altfr.,  pr.  guila  und  masc.  guil  trug,  spott,  tücke, 
altfr.  guiler,  pr.  guilar  hintergehn,  foppen,  daher  engl,  beguile. 
Man  schrieb  auch  11  für  1,  aber  der  reim  (z.  b.  guille :  evan- 
gille)  zeigt,  daß  dies  kein  erweichtes  11  sein  kann,  was  für 
die  etymologie  nicht  gleichgültig  ist :  das  limous.  guiliä  und  das 
pg.  subst.  guilha,  wenn  letzteres  aus  derselben  quelle  herrührt, 
können  der  alten  form  gegenüber  nur  auf  ausartung  beruhen. 
Nicht  also  vom  altn.  vigla  verwirren,  welchem  nur  ein  pr. 
guilhar  gemäß  wäre,  sondern  von  dem  mit  guile  ganz  gleich- 
bed.  ags.  vile ,  engl.  wile.  Deutscher  Ursprung  wird  auch 
durch  die  altfr.  form  will  er  angedeutet.  Diefenbach  goth.  wb. 
I.  186  stellt  hieher  auch  kymr.  gwill,  bret.  gwil  dieb. 

Guilee  fr.  regenschauer,  besser  wall,  walaie  für  was- 
laie;  vom  ahd.  wasal  regen. 

Guilledin  fr.  wallach;  vom  engl,  gelding  dass.,  vb. 
geld  verschneiden. 

Guimple  guimpe  altfr.  (f.)  eine  kopfbedeckung  der 
frauen  (auch  der  männer  Chans.  d'Ant.  1.  p.  130,  turban?), 
dsgl.  fähnchen  der  länze,  vb.  guimpler  z.  b.  bei  se  guimplad, 
tat.  ornavit  caput  suum  Liv.  d.  rois  p.  378;  vom  ahd.  wim- 
pal Sommerkleid,  nhd.  wimpel.  Bedenklich  ist  sp.  grimpola 
schiffswimpel,  pg.  grimpa  Wetterfahne,  da  sich  eingeschobenes 
r  hinter  anlautenden  gutturalen  sonst  nicht  betreffen  läßt. 
Auf  sp.  i  m  p  I  a  Schleier  (bei  Berceo  u.  im  span.  latein,  s.  Du- 


II.  c.    GUINGOIS-GUISCART.  655 

cange)  kann  sowohl  wimpal  wie  lat.  infula  anspruch  machen: 
der  Wegfall  des  w  würde  sich  wie  in  Andalucia  aus  Vanda- 
litia,  die  vertauschung  der  labiallaute  wie  in  colpo  aus  co- 
laphus,  soplar  aus  sufflare  erklären;  doch  stimmt  es  in  seiner 
bedeutung  genau  zu  guimple. 

Guingois/V.  Ungleichheit,  Schiefheit;  doch  wohl  vom 
altn.  king-r  keng-r  biegung,  winket,  durch  assimil.  für  quin- 
gois.  Über  das  suffix  ois  s.  Rom.  gr.  II.  314.  Pic.  guin- 
goin  erinnert  an  coin,  aber  was  wäre  dann  die  erste  sylbe? 

G  u  i  p  e  r  altfr.  überspinnen,  wirken ,  daher '  guipure  art 
spitzen;  vom  goth.  veipan  kränzen,  ahd.  (mit  passenderer 
bed.)  wiffan  weben,  nhd.  weifen.     Vgl.  aggueffare  IL  a. 

Guisarme  altfr.,  pr.  gasarma,  dsgl.  mit  palatalem  g 
altfr.  gisarme  und  noch  weit  üblicher  jusarme,  pr.  jusarma, 
it.  giusarma,  altengl.  gisarm  gysarn  u.  s.  w.,  auch  fr.  wisarme 
visarme  z.  b.  Parise  p.  145,  wozu  altsp.  bisarma  stimmt;  be- 
deutet eine  leichtere  waffe,  vgl.  die  stelle  falces,  gisarmas, 
cultellos  et  alia  arma  minuta  bei  Ducange  v.  gisarma,  jedes- 
falls  eine  schneidende,  da  sie  häufig  das  beiwort  esmolue,  die 
geschliffene,  mit  sich  führt.  Des  Wortes  herkunft  liegt  noch 
im  dunkeln,  die  verschiedenen  formen  sind  für  seine  aufhel- 
lung  nicht  förderlich,  doch  lohnt  es  der  mühe  eine  deutung  zu 
versuchen.  Man  bemerkt  es  öfters  in  gesellschaft  von  falx, 
fauchon,  faussart,  s.  Ducange  u.  Roquef.  I.  725,  so  daß  es 
eine  sichel-  oder  säbelartige  waffe  zu  bedeuten  scheint.  Falx, 
falcastrum  werden  ahd.  mit  get-isarn  (Jäteisen)  übersetzt  z.  b. 
schleust,  glossen  6,  237,  und  dies  konnte  sich  leicht  in  get- 
särna  gisärna^  durch  umdeutung  mit  arma  (waffe)  in  guis- 
ärma  verwandeln.  Zur  form  wisarme ,  die  übrigens  kaum 
vorkommt,  mochte  der  übliche  Wechsel  zwischen  gu,  g  und  w 
in  andern  Wörtern  verführt  haben  (guivre  givre  wivre,  ga- 
chiere  jachiere  waquiere).  Aber  warum  soll  das  wort  nicht 
aus  dem  gallischen  gaesum  und  arma  zusammengesetzt  sein? 
Weil  diese  Zusammensetzung  schleppend  und  pedantisch  wäre, 
wie  denn  auch  arma  nie  in  eine  solche  interpretierende  Stel- 
lung eintritt. 

G  u  i  s  c  a  r  t  guicliard  altfr.,  guiscos  pr.  scharfsinnig ; 
vom  altn.  visk-r  dass. 


8S6  II.  c.     HAGARD— HAIT. 


H. 


H  a  g  a  r  d  fr.  (h  asp.)  störrig,  zumal  vom  wilden  falken 
gebraucht ,  engl,  haggard ,  dtsch  hagart  Frisch  I.  394c;  ein 
wort,  das  die  franz.  Normannen  aus  dem  altengl.  hauke,  neu- 
engl,  hawk,  vermittelst  des  verschlimmernden  Suffixes  ard  (wie 
in  busart)  sich  schufen,  wiewohl  das  altn.  häk-r  hitzkopf 
dem  buchstaben  nach  etwas  näher  liegt.  Raynouard  findet 
das  franz.  wort  im  pr.  aguer  wieder. 

Haie  fr.  (asp.)  hecke:  vom  mndl.  haeghe,  nndl.  haag 
(f.)  gehege ,  ahd.  hag  Stadt.  Vb.  altfr.  hayer  einzäunen  = 
ahd.  hagan,  nhd.  hegen. 

Hai  Hon  fr.  (asp.)  lumpen;  vom  mhd.  hadel ,  nhd. 
hader. 

Hair  fr.  (asp.)  hassen,  älteste  form  hadir  Alexis  87 ; 
vom  goth.  hatan  mit  gl.  bed.,  oder  besser  wegen  des  ableiten- 
den i  vom  ags.  hatian,  altfrs.  hatia,  alts.  hetian.  Sbst.  altfr. 
he  Chr.  d.  Ben.  gloss. ,  vom  goth.  hatis ,  alts.  heti ;  abgeleitet 
haior  und  haine  ,  nfr.  haine.  Dem  Provenzalen  fehlt  das 
wort,  er  hat  dafür  azirar  ai'rar  (adirare),  sbst.  azir  air;  erst 
die  neueren  mundarten  brauchen  ai  =  hair. 

Haire  fr.  (asp)  härenes  gewand,  in  dieser  form  schon 
in  dem  fragment  von  Valenciennes ;  vom  ahd.  hära,  altn.  heera 
haarfilz,  haarteppich.  Der  Normanne  besitzt  auch  hair  (m.) 
in  der  bed.  haupthaar,  altn.  ahd.  här. 

Haise  (hese)  altfr.  (asp)  Fabl.  IV.  21,  Ren.  I.  34 
u.  s.  w.,  mlat.  hesia  Ducange  v.  aisantia,  norm,  haiset,  henneg. 
asiau  gatterthüre  an  bauernhöfen  oder  gärten  (nicht  von  rei- 
sern,  wie  Hecart  v.  hasiau  gegen  Roquefort  bemerkt),  norm. 
haisier  wagenleiter,  bask.  hesia  zäun.  Vielleicht  mit  ausge- 
stoßenem r  von  hirpex  ege,  das  auch  im  fr.  herse  aspirier- 
tes h  zeigt,  vgl.  crates  mit  den  bedd.  flechte  und  ege.  Ahd. 
harst  liegt  weiter  ab. 

Hait  altfr.  (asp.)  vergnügen,  haitier  aufmuntern,  er- 
freuen: sil  cunfortad  et  haitad  Liv.  d.  rois  p.  91;  zsgs.  de- 
hait  nieder  geschlagenheit,  krankheit,  vb.  dehaitier,  nfr.  souhait 
wünsch,  vb.  souhaiter  u.  a.  Es  findet  sich  kein  etymon  als 
goth.  ga-hait,  ahd.  ga-heiz,  besser  altn.  heit  versprechen, 
gelübde,  woraus  sich,  wie  beim  lat.  votura,  die  bed.  wünsch 


II.c.     HALBRAN-HALT.  657 

ergeben  konnte:   ä  hait  heißt  nach  wünsch,  nach  verlangen, 
souhait  heimliches  verlangen. 

Halb  ran  fr.  (asp.),  auch  albran  (ebenso  span.)  junge 
wilde  ente.  Die  älteren  etymologen  sahen  darin  das  gr.  ßgh- 
Sog  name  eines  vogels,  zsgs.  ulißgtv^oq  seevogel,  und  schrie- 
ben daher  albrent  halbrent;  theils  aber  ist  dieses  compositum 
im  griech.  nicht  vorhanden,  theils  widerstrebt  der  begriff'. 
Das  wort  ist  doch  wohl  aus  dem  deutschen.  In  franz.  mund- 
arten  nämlich  bedeutet  halbran  halebrand  u.  dgl.  den  vogel, 
den  wir  wegen  seiner  kleinheit  halb-ente,  die  Niederländer 
middel  end  nennen,  anas  querquedula,  s.  Nemnich  I.  281: 
statt  der  zss.  halb-ent  mochte  wohl  auch  halber  ent  (mhd. 
ant  masc.)  wie  halber  ampfer  gesagt  werden.  Das  adj.  hal- 
b  r  e  n  e  cmit  gebrochenen  federn  (von  falken)  wird  andrer  her- 
kunft  sein. 

Haie  fr.  (aspj  Sonnenbrand,  Sommerhitze,  häler  ver- 
brennen, dörren  (den  hanf).  Das  circumflectierte  a  zeigt, 
nach  dem  alt  fr.  halle  Nouv.  rec.  p.  Jubinal  IL  172  zu  ur- 
theilen,  kein  ausgefallenes  s  an:  um  so  besser  stimmt  das 
franz.  wort  zum  ndl.  hael  trocken,  dürr  KU.  Aber  auch  das 
glbd.  altfr.  harle,  vb.  harler,  wall,  aurler,  ist  nicht  unerwo- 
gen  zu  lassen. 

Haiig ote  harligote  altfr.  (asp.)  lumpen,  fetzen,  ha- 
ligoter  harigoter  Mort  Gar.  p.  62  zerfetzen;  vgl.  engl,  harl 
faser,  ahd.  harluf  licium. 

Halle  fr.  (asp.),  daher  it.  alla;  vom  ahd.  halla  tempel 
(seltnes  wort),  alts.  halla,  ags.  heal  u.  dgl. 

Hallier  fr.  (h  asp.)  busch ,  gesträuch ,  hecke,  engl. 
ballier,  pic.  hallo.  Die  etymologen  verweisen  auf  hallus  oder 
halla  in  der  L.  Sal.  41,  4:  aut  de  ramis  aut  de  hallis  super 
cooperuerit,  wofür  aber  die  mehrzahl  derhss.  callis  (=  siccis 
ramis  in  einer  glosse)  liest.  Nahe  liegt  hasla  der  L.  Rip. : 
in  hasla  h.  e.  in  ramo. 

Halot  fr.  (asp.)  Schlupfwinkel  der  kaninchen;  scheint 
vom  ahd.  hol  höhle,  mit  Verwandlung  des  o  in  a,  die  auch 
im  ags.  hal  =  hol  vorkommt,  herzurühren. 

Halt  altfr.  (asp.)  auf  enthalt,  wohnung :  il  est  venuz  el 
halt  des  hors  (ors)  et  des  lions  Parton.  II.  25,  nfr.  halte 
(f.)  stillstand  auf  dem  marsch,  auch  interj.,it.  sp.  alto;  vom 
dtschen  halt  festigkeit,  feste  stütze,  vgl.  altengl.  hold  festung 

42 


658  II.  c     HAMEAU— HARALER. 

Halliw.,  mhd.  be-halt  sicherer  platz,  fem.  ahd.  halta  Hem- 
mung, Hindernis. 

H  a  m  e  a  u  fr.  (asp.)  kleines  dorf,  altfr.  pic.  ham ;  vom 
goth.  haims  (f.)  flecken,  ahd.  heim  wohnung. 

Hampe  fr.  (asp.)  griff  einer  waffe ;  konnte  leicht  aus 
ahd.  hanthaba  zusammengezogen  werden. 

Hanebane  henebane  fr.  (asp.)  bilsenkraut ;  vom  engl. 
hen-bane  d.  i.  hühner-tod,  fr.  mort  aux  poules. 

Hanne  ton  fr.  (asp.)  maikäfer;  vielleicht  diminutiv 
vom  dtschen  hahn,  abgekürzt  aus  weiden-hahn  ,  wie  das  in- 
sect  mundartlich  genannt  wird,  s.  Nemnich  IL  1237.  Andre 
zum  theil  auf  sein  summen  bezogene  franz.  namen  sind:  lothr. 
hurlat  (Mem.  de  Vigneulles) ,  pic.  hourlon  oder  urlon,  auch 
bruant,  champ.  equergnot,  wall,  biese-ä-balowe. 

H  a  n  s  a  c  s  altfr.  (asp.)  messer :  fist  de  hansacs  des- 
membrer,  tat.  divisit  cultris  Liv.  d.  rois  p.  162.  Es  ist  das 
ags.  hand-seax  handmesser.  Franz.  hansart  gartenmesser 
(in  einigen  wbb.)  muß  daraus  entstellt  sein. 

Hanse  fr.  (asp.)  Handelsgesellschaft,  daher  marchand 
hanse  Gloss.  du  droit  fr.  in  Inst,  de  Loysel  (Par.  1846);  vom 
ahd.  hansa  schaar. 

H  a  n  t  e  altfr.  (ohne  aspir.)  schaft  der  lanze,  auch  han- 
ste  geschrieben;  entspringt  leichter  aus  ames  amitis,  das  auch 
im  span.  vorhanden  ist  (s.  andas  IL  b.),  als  aus  hasta,  altfr. 
gleichfalls  haste,  it.  sp.  asta.     Die  etymologie  ist  von  Menage. 

H  a  n  t  e  r  fr.  (asp.)  oft  besuchen,  hantise  vertrauter  Um- 
gang, altfr.  auch  hant  z.  b.  hant  de  femme  Liv.  d.  rois  p.  83; 
daher  engl,  haunt,  dtsch  hantieren.  Es  ist  ein  erst  von  den 
Normannen  eingebrachtes  auf  das  franz.  gebiet  beschränktes 
wort:  altn.  heimta  (von  heim  nach  hause)  einen  verlorenen 
oder  abwesenden  gegenständ  zurück  verlangen  oder  aufneh- 
men ,  dän.  hente;  bair.  heimfsen  heimführen  ist  dasselbe.  Es 
drückt  also  eine  innige  Zuneigung  aus :  servire  immunditiis 
wird  darum  in  den  Liv.  d.  rois  p.  422  mit  hanter  les  ordeez 
übersetzt.  Intransitiv  bedeutet  es  hausen  (wohnen)  und  er- 
innert unmittelbar  an  seinen  Ursprung  von  heim :  les  seraines 
en  la  mer  hantent  Brut  1.  p.  37. 

Happe  fr.  (asp.)  halbkreiß  von  eisen,  krampe,  happer 
packen;  vom  ahd.  happa  sichel,  nhd.  happen. 

Haraler  altfr.  (asp.)  plagen,  zerren;  vom  altfr.  aus- 


II.  c.    HARAS— HARIDELLE.  659 

ruf  harele,  zusammenhängend  mit  har  haro  (s.  unten) :  souef 
l'apele,  n'avoit  son  de  crier  harele  er  ruft  leise,  will  ihn 
nicht  aufschreien  Trist  1.  p.  119. 

Haras  fr*  (asp.)  stuterei,  im  spätem  mlat.  haracium. 
Das  lat.  hara  (hoben)  passt  schlecht  zu  dem  begriffe.  Ahd. 
hari  heer,  trupp ,  worauf  Jault  verweist ,  ist  zu  allgemeiner 
bedeutung,  würde  auch  regelrecht  harjas  erzeugt  haben.  Tref- 
fender wäre  das  longob.  fara  bei  Paulus  Diac.  2,  9,  das  er 
selbst  generatio  vel  linea  übersetzt,  wenn  man  annimmt,  daß 
es  auch  der  fränk.  mundart  geläufig  war,  denn  anlautendes 
f  kann  in  h  geschwächt  werden  (hors,  harouce,  hausart). 
Noch  bezeichnender  ist  wohl  das  arab.  faras  pferd  Freyt.  III. 
331b,  woher  auch  sp.  alfaras.  Die  arab.  pferde ,  farii  equi 
s.  Ducange,  waren  auch  im  mittelalter  sehr  geschätzt;  daß 
sie  zur  zucht  dienten,  ist  nicht  zu  bezweifeln:  dem  fremden 
worte  aber  konnte  man  leicht  collectiven  sinn  aufdrücken, 
wie  ja  auch  das  neupr.  ego  (lat.  equa)  die  bed.  von  haras 
erfüllen  muß.  Beide  letztere  etymologien  haben  nur  das  an- 
stößige, daß  eine  altfr.  form  faras,  eine  mlat.  faracium  nicht 
vorhanden  ist. 

Harasse  altfr.  (asp.)  schild,  der  den  ganzen  mann 
deckt. 

Harasser  fr.  (asp.)  ermüden,  auch  engl,  harass. 

Hard  hart  fr.  (f.,  h  asp)  wiede,  sträng,  har  de  koppel- 
seil, auch  rudel  thiere,  plur.  hard  es  kleidungsstücke ,  geräth- 
schaften.  Von  ungewisser  herkunft.  Hard  es  erinnert  einiger- 
maßen an  sp.  pg.  fardas  und  fr.  fardeau,  wofür  sich  altfr. 
hardel  findet. 

Hardier  altfr.  (asp.)  reizen,  necken;  von  demselben 
dtschen  stamme  wie  hardi  (s.  ardire  L),  vgl.  ndd.  anharden 
anreizen. 

H argner  picard.  verhöhnen;  unzweifelhaft  das  ahd. 
harmjan,  ags.  hearmjan  beschimpfen,  verletzen,  daher  bret. 
huerni  beleidigen.  Aus  demselben  stamme  scheint  fr.  har- 
gneux  (asp.)  zänkisch,  streitsüchtig,  das  man  lächerlich  aus 
herniosus  erklärt.  Prov.  rainar  =  hargner,  rainos  =  hargneux? 

Hari  cot  fr.  (asp.)  bunte  bohne  (pflanze  und  frucht), 
auch  ragout,  pic.  haricotier  kleinhändler.     Woher  ? 

Har id eile  fr.  (asp.)  elendes  mageres  pferd,  henneg. 
hardele,  engl,  harridan,  vgl.  wall  harott,  norm,  harin  dass. 


660  II.  c    HARO— HAUT. 

H  a  r  o  (asp.)  Zetergeschrei,  besonders  in  der  Normandie 
üblich.  Man  deutet  es  unter  andern  aus  der  interj.  ha  und 
dem  namen  des  ersten  herzogs  Rollo ,  daher  es  sich  zuweilen 
harol  geschrieben  findet:  es  sollte  einen  an  diesen  fürsten 
gerichteten  hülferuf  ausdrücken.  Abgesehen  jedoch  von  der 
in  der  sache  liegenden  Unschicklichkeit  eines  solchen  Ursprungs 
wäre  auch  die  interj.  ha  hier  am  unrechten  orte.  Die  ahd. 
spräche  bietet  hera  und  hara,  dsgl.  herot,  alts.  herod  s.v.  a. 
lat.  huc,  und  aus  letzterer  form  würde  sich  nicht  allein  haro, 
sondern  auch  das  alte  vb.  haroder  zeter  schreien  buchstäblich 
erklären,  so  wie  aus  der  einfachen  form  die  zss.  harloup, 
harlevrier  nebst  der  abl.  harer  harier  d.  i.  anhetzen,  heraus- 
fordern, vgl.  ahd.  hären  schreien.  Die  bedeutung  von  haro 
wäre  also  die  dem  begriffe  des  Zetergeschreies  zukommende 
hieher!  herbei!'  harou  harou!  ä  Tors  hieher  auf  den  baren! 

Haschiere  altfr.  (asp.)  strafe,  pein;  vom  glbd.  ahd. 
harmscara  eig.  schmerztheil,  mlat.  zsgz.  hascaria,  altcat.  ali- 
scara.  Selbst  das  bekannte  altfr.  h  a  s  c  h  i  e  könnte,  wie  schon 
Ducange  vermuthet ,  aus  haschiere  abgekürzt  sein;  es  aus 
dem  vb.  hacher  herzuleiten,  verwehrt  die  pic.  form  haskie. 

Hase  fr.  (asp.)  Weibchen  des  hasen ;  vom  ahd.  haso, 
wozu  aber  ein  fem.  hasä  fehlt.  Norm,  heri  hase  vom  altn. 
heri,  nach  Dumeril. 

H  ä  t  e  fr.  (asp.)  für  haste  eile ,  häter  beschleunigen,  adj. 
hätif,  pr.  astiii,  altit.  adv.  astivamente ;  vom  altfries.  hast, 
nord.  hastr  eile,  vb.  hasta,  mhd.  hasten  eilen. 

Haterel  altfr.  (asp.)  genick ,  nacken ,  auch  hasterei 
(jenes  in  den  ältesten  werken),  noch  jetzt  pic.  hatereau,  wall. 
hatrai.  Man  leite  es  getrost  von  dem  ganz  gleichbed.  ahd. 
halsadara  ,  mhd.  halsader,  woraus  halsler-el  halterel  haterel 
und  mit  zurückgerufenem  s  hasterei  werden  konnte:  auch  in 
contraindre,  pr.  contraigner,  fiel  s  zwischen  liquida  und  t 
schon  in  ältester  zeit  aus,  vgl.  auch  it.  poltro  aus  polster. 

Haubans  fr.  (asp.),  alt  hobencs  taue  zur  befestigung 
des  mastes ;  vom  altn.  höfudbendur  (pl,  höfudband  sg.)  dass. ; 
vgl.  auch  mndl.  hobant  für  hoofdbant  (Hoffmanns  hör.  belg. 
V.  105).  Es  wäre  also  besser  hobans  zu  schreiben.  Vom 
ndl.  raa-band  aber  ist  fr.  raban. 

Haut  fr.  (asp.)  hoch,  altfr.  halt  hault;  vom  lat.  altus 
mit  vorgesetzter  aspirata,  was  sonst  kaum  begegnet  und  sich 


II.  c.    HAUTBOIS-HELLEQUIN.  661 

etwa  aus  einfluß  des  nord.  ha  oder  ahd.  hoch  erklärt.  Genin 
variat.  de  la  lang.  fr.  p.  51  lehrt,  haut  sei  zur  zeit  Franz  1. 
(1515— 47j  noch  nicht  aspiriert  worden;  Bouille  de  differ. 
vulg.  ling.  1533  p.  62  muß  sich  also  verhört  haben,  wenn  er 
sagt:  hault  ab  alto,  sed  vulgus  eam  aspirat.  Oder  meint  je- 
ner die  spräche  des  hofes? 

Hautbois  fr.  (asp.)  ein  blasinstrument ,  welches  hoch 
geht,  buchstäblich  hochholz. 

Have  fr.  (asp.)  mager  und  bleich;  vom  ags.  hasva, 
mhd.  heswe  torridus ,  pallidus ,  s.  das  dtsche  wort  Grimm 
I\  422. 

Haver  alt  fr.  (asp.)  an  sich  ziehen;  wohl  vom  ahd. 
haben,  engl,  have  u.  s.  w.  in  der  bed.  halten,  fassen.  Des- 
selben Stammes  ist  altfr.  havet  haken,  entweder  aus  dem  sbst. 
haba  (vgl  hant-haba),  oder  besser,  wie  Grandgagnage  will, 
aus  haft  fessel,  mit  anbildung  an  das  fr.  suffix  et,  wie  auch 
wall,  ha  veter  von  haften  heften. 

Haveron  havron  averon  fr.  wilder  hafer,  s.  Biet,  de 
Trev.  u.  Hecart;  vom  ahd.  habaro,  oder  richtiger,  da  h  stumm 
ist  und  auch  aveneron  vorkommt,  von  avena. 

Ha  vir  fr.  (asp.)  versengen;  vom  ahd.  heien  brennen, 
mit  eingeschobenem  v.  Leichter  freilich  würde  sich  ha-v-ir  zu 
einem  ahd.  hei-jan  fügen. 

H  a  v  r  e  fr.  (m.,  asp.),  alt  havene  havle  hable  portus 
maritimus ;  unmittelbar  vom  ags.  häffen,  altn.  höfn. 

Havresac  fr.  (asp.)  tornister;  vom  dtschen  habersack. 

H  e  fr.  in  helas ;  entspricht, da  h  ein  stummes  zeichen  ist,  eher 
dem  lat.  klagelaute  2ii(ai^,als  dem  dstchenha  oder  hei;  pr.  ailas. 

Heingre  altfr.,  wall,  hink  schmächtig:  heingre  out 
le  cors  e  graisle  Ch.  de  Rol.  p.  148,  norm,  haingre  schwäch- 
lich, kränklich ;  von  aeger  mit  eingeschobenem  n.  Zsgs.  nfr. 
mal-ingre  kränklich,  piem.  mail.  malingher,  wohl  auch 
durch  Umstellung  altfr.  norm,  mingrelin,  it.  mingherlino. 
Dahin  ferner  altfr.  engrot  krankheit  Brut  I.  101,  engrote 
krank  I.  363 ;  eine  gleichfalls  rhinistische  form,  von  aegrotus. 

H  e  1 1  e  q  u  i  n  altfr.  (asp.),  vom  dtschen  helle  (nhd.  hölle), 
dimin.  ndl.  helleken  hellekin,  persönlich  gefaßt ,  vermuthet 
Grimm  myth.  p.  894,  auch  neupr.  eine  geister  er  scheinung, 
geisterkampf,  wilder  Jäger,  s.  Carpentier  (daher  Dante's  teu- 
felsname  Alichino  Inf.  21,  118?) 


663  IL  c.     HELT— HETRE. 

Helt  heux  alt  fr.  s.  elsa  IL  a. 

Hendure  alt  fr.  (asp)  degengriff  R.  de  Cambr.  p.  19; 
adj.  hende  mit  griff  versehen:  espee  qui  de  fin  or  estoit  hen- 
dee  Rom.  du  C.  de  Poit.  p.  34;  vom  altn.  henda  ergreifen. 

Herde  altfr.  (asp.),  pic.  herde  (ohne  asp),  altwall. 
hierde  rudel  wild,  überh.  herde:  domini  gregem  durch  herde 
nostre  signor  übersetzt  Fabl.  I.  43;  vom  ahd.  herda,  goth. 
hairda.  Altfr.  herdier,  champ.  hairdi  Tarbe  I.  161  hirt,  kuh- 
hirt,  ndl.  herder,  mhd.  hertaere. 

Here  fr.  (asp.)  in  der  Verbindung  pauvre  here  unbe- 
deutender mensch ,  kein  altes  wort,  vom  nhd.  herr  oder  ndl. 
heer.     La  Fontaine  1,  5  braucht  es  auch  ohne  adjectiv. 

Herigaut  altfr.  (asp.)  überkleid  Jubin.  jongl.  et  tr.  p. 
102,  auch  hergaut,  mlat.  herigaldus,  vgl.  harigola  bei  Du~ 
cange. 

Herpe  fr.  (asp)  mit  nebenklauen  versehen  (von  hun- 
den)  s.  Biet,  de  Trev.;  ohne  zweifei  für  harpe  von  harpe, 
pr.  arpa  klaue.     Vb.  norm,  herper  ergreifen,  packen. 

Hers  e  fr.  (f.,  asp.)  ege ,  richtiger  altfr.  herce,  mlat. 
hercia;  von  hirpex  hirpicis,  it.  erpice,  neupr.  erpi;  vb.  fr. 
herser.  Abgel  harceler,  altfr.  herceler  (asp.)  reizen, 
zwacken. 

Herupe  und  hurepe  altfr.  u.  noch  norm,  (asp)  strup- 
picht  von  haar,  zottig,  letztere  form  z.  b.  Liv.  d.  rois  p.  345, 
wo  villosus  mit  hurepez  übersetzt  wird.  Die  herleitung  aus 
dem  bei  Apulejus  vorkommenden  horripilare  ist  abzuweisen. 
Das  wort  verräth  einen  deutschen  anlaut  hr,  vgl.  ags.  hrio- 
pan  pflücken,  zupfen:  ein  ahd.  hrupfan  wäre  ihm  vollkom- 
men gerecht. 

Hetaudean  hestaudeau  altfr.  (asp.)  junger  capaun ; 
dimin.  vom  ahd.  hagastalt  caelebs,  Uro,  mlat.  haistaldus.  An- 
dere schreiben  estaudeau,  aber  noch  Beza  aspiriert  den  an- 
laut. Nach  Ducange  nannte  man  jene  thiere  so,  weil  sie  von 
den  haistaldis  d.  i.  colonis  gefüttert  würden ;  es  ist  aber  viel- 
mehr eine  scherzhafte  Übertragung  menschlicher  auf  thierische 
zustände,  der  hetaudeau  wird  als  ein  zum  coelibat  bestimm- 
tes thier  aufgefaßt. 

Hetre  fr.  (m,,  asp.)  buche;  vom  ndl.  heester  heister 
stände,  ndd.  bester  junge  buche,  nhd.  heister,  s.  Grimms 
rechtsalt,  p.  106. 


II.  c.    HEUX-HOGE.  663 

Heux  alt  fr.  s.  elsa  II.  a. 

Hibou  fr.  (asp.)  uhu ;  naturausdruck  vom  geschrei 
des  vogels,  altfr.  auch  houpi,  vt}l.  Schweiz,  hibuchen  keichen. 

H  i  d  e  und  hisde  altfr.  (f.,  asp.)  schrecken ,  grauen, 
hideur  hisdeur  dass.,  hideux  hisdeux  (erster es  auch  neufr.) 
schrecklich ,  gräulich,  z.  b.  la  fores  estoit  hisdouse  et  faee 
der  wald  war  grauenvoll  und  gefeit  Parton.  I.  p.  18.  Ist  letz-, 
teres  etwa  von  hispidosus  rauh  (in  einigen  ausgaben  des  Ca- 
tull)  und  ist  hieraus  das  subst.  hisde  abgezogen  ?  Die  Selten- 
heit eines  solchen  Vorganges  ist  ein  geringeres  hihdernis  als 
die  altfr.  Schreibung ,  die  eher  auf  eine  ursprüngliche  form 
hid  als  auf  hisd  schließen  läßt.  Vielleicht  hat  das  wort  in 
dem  von  seiten  des  begriffes  genau  zutreffenden  ahd.  egidi 
'horror ,  dem  die  spräche  ein  formverstärkendes  h  vorsetzte, 
seine  quelle.     Freilich  müste  hide  für  hede  stehen. 

H  i  e  altfr.  (asp.)  gewalt ,  nachdruck ;  vom  ndl.  hijgen 
streben,  keichen,  ags.  hige  (hyge)  eifer,  vb.  higan,  engl  hie. 
Das  nfr.  hie  ramme,  stampfe  muß  dasselbe  wort  sein;  auch 
ndl.  hei jen  rammen  scheint  nur  ein  umgeformtes  hijgen. 

Hillot  diener,  bei  Marot;  für  fillot,  im  bearn.  dialect, 
wo  auch  hils  für  fils  gilt.    S.  JSodier  exam.  crit. 

Hob  er  altfr.  (obier  Ogier  5795)  sich  rühren,  seine 
stelle  verlassen.  Celtisch  ?  vgl.  kymr.  ob  das  weggehen ;  altn. 
hopa  weichen  hätte  houper  (mit  asp.  h)  erzeugen  müssen. 

Ho  bin  altfr.  (asp.)  zeiter,  daher  entlehnt  it.  ubino; 
vom  engl  hobby  kleine  art  pf 'erde,  klepp er  (dän.  hoppe  Stute), 
dsgl.  kleine  art  habichte.  Abgel  altengl.  hobeler  der  einen 
klepper  reitet,  altf.  hobereau  (h  asp.)  landjunker,  auch  ler- 
chenfalk ,  mlat.  hobellarius  hoberarius  ,  vgl.  dieselbe  begriff's- 
Verbindung  im  sp.  tagarote  geringer  falk,  armer  edelmann,  s. 
Covarruvias. 

Ho  che  fr.  (asp.)  kerbe;  vom  mdartl.  dtschen  hock 
kniekehle,  ferse,  engl,  hock,  daher  unser  vb.  hocken. 

Ho  che  altfr.  (asp.)  langes  gewand;  vom  mndl.  hoicke, 
fries.  hokke  mantel,  capuze,  s.  Richthofen;  die  kymr.  sprä- 
che hat  hug. 

H  o  c  h  e  r  fr.  (asp.)  schütteln ;  zusammenhängend  mit  dem 
gleichbed.  ndl.  hotsen  hutsen,  wall,  hossi. 

H  o  g  e  altfr.  (asp.)  hügel  (grabhügel  Liv.  d.  rois  p.  i27), 
norm.  hogue;  mlat.  hoga;  vom  altn.  haug-r  gleichbed.  ?  ahd, 


664  II.  c.    HOGNER-HOULE. 

höha,  hohi.    Dasselbe   wort  scheint  augue  Agol  v>.  35,  vgl 
Fallot  p.  506. 

Hogner  fr.  (ohne  asp.,  picard.  mit  asp.)  brummen, 
murren. 

Ho  mar  d  fr.  (asp.)  seekrebs;  vom  schwed.  hummer. 

H  o  q  u  e  t  fr.  (asp.)  der  schluchzen ;  naturausdruck,  vgl. 
wall,  hikett,  bret.  hak,  hik. 

Horde  alt  fr.  (asp.)  schranke,  hör  der  schützen ,  nfr. 
hourder  grob  übertünchen;  vom  ahd.  hurt,  nhd.  hürde. 

Höre,  vieille  höre  norm.  Schimpfwort  für  ein  altes 
weib ,  s.  Menage,  daher  auch  hourier  houriere  bei  Carpen- 
tier;  vom  ahd.  höra  huora  meretrix,  huorari  scortator. 

Horion  fr.  (asp.)  derber  schlag  auf  köpf  oder  schüt- 
ter, altfr.  norm,  seuche,  krankheit ,  norm,  horgne  in  erster 
bed.,  horique  (f.)  in  letzterer,  vb.  lothr.  hörie  prügeln;  nach 
Menage  entstellt  aus  oreillon ,  so  daß  es  ohrfeige  bedeutete, 
was  nichts  für  sich  hat. 

Hotte  fr.  (asp.)  tragkorb;  vom  Schweiz,  hutte  dass., 
nhd.  holze  wiege. 

Houblon  fr.  (asp.)  hopfen.  Aus  dem  glbd.  ndl.  hop 
entstand  das  altwallon.  hubillon ,  hieraus  erklärt  sich  das 
franz.  wort.  So  Grandgagnage ;  doch  wird  man  houblon  bes- 
ser in  houb-el-on  zerlegen ,  wie  auch  noch  Nicot  schreibt, 
da  sich  houbillon  nicht  ohne  härte  in  houblon  zusammen- 
ziehen würde.  Mlat.  humlo  findet  sich  schon  beim  h.  Adha- 
lard,  es  ist  das  mndl  hommel,  altn.  humall :  daraus  konnte 
fr.  houmblon,  schwerlich  houblon  werden,  da  diese  spräche 
die  Verbindung  mbl  liebt,  nicht  meidet. 

H  o  u  e  und  hoyau  fr.  (asp.)  haue,  houer,  henn.  hauwer 
aufhauen;  vom  ahd.  houwa,  houwan. 

H  o  u  i  1 1  e  fr.  (asp.)  lütticher  Steinkohle,  wall,  hoie,  im 
spätem  mlat.  hulla,  auch  sp.  hulla;  gewiss  ein  uraltes  locales 
wort,  dessen  herkunft  schwer  zu  ergründen  sein  möchte. 
Frisch  erkennt  darin  ein  nds.  hüllen. 

Houle  altfr.  (asp.)  kochtopf;  vom   tat.   olla,  sp.  olla. 

Houle  altfr.  bordell  (en  la  taverne  ou  en  houle  Fabl. 
III.  283),  holier  houlier  besucher  der  houle  oder  =  bret.  hou- 
lier  kuppler  ?  Daher  auch  altengl.  holard  liederlicher  geselle, 
altfr.  holerie  s.  Eoquef.  Ist  houle  identisch  mit  dem  vorigen 
und  bedeutete  es  eig.  garküche,  demnächst  liederlicher  ort? 


II.  c.    HOUPEE-HUCHER.  665 

Aber  passender  scheint  ahd.  holi  (f.),  altn.  hola,  engl  hole, 
nhd.  höhle  u.  s.  w.,  ganz  unpassend  Ducange's  herleitung  aus 
houille  kohlengräber,  s.  x>.  hullae. 

Houpee  fr.  (asp.)  das  aufsteigen  einer  welle;  vom 
ags.  hoppan,  ahd.  hupfan  hüpfen  ? 

Houppe  fr.  (asp.)  quaste,  troddel;  vermuthlich  vom 
ndl.  hoppe  (f.)  hopfen,  wegen  seiner  kugelförmigen  schup- 
pichten  blumendecke.  Dazu  scheint  auch  sp.  h  o  p  o  wollich- 
ter  schweif  der  thiere  zu  passen. 

Houret  fr.  (asp.)  schlechter  Jagdhund;  vgl  ags.  ho- 
radr  mager. 

H  o  u  s  p  i  1 1  e  r  fr.  (asp.)  zausen ;  wird  durch  Zerlegung 
in  hous-piller  nicht  deutlicher  und  scheint  eher  eine  ableitung, 
etwa  aus  ags.  hosp  Schmähung. 

Housse  fr.  (asp.)  Satteldecke;  vom  ahd.  hülst  hulft 
mit  gl.  bed.y  mlat.  hulcia  hulcitum. 

Houx  fr.  (asp.)  Stechpalme;  vom  ahd.  hulis  ruscum, 
ndd.  hülse,  ndl.  hülst.  Daher  houssoir  Staubbesen  (aus  zwei- 
gen von  houx) ,  housser  kehren,  housine  gerte. 

Hu  alt  fr.  ausruf  zum  höhnen  oder  scheuchen,  daher 
huer  hinter  einem  her  schreien,  huard  schreier,  huette  eule, 
norm,  huant  dass.  (alle  asp.).  Hu  schei?it  naturausdruck, 
der  auch  in  dem  glbd.  bret.  hü  und  dem  kymr.  zeterschrei 
hw  begegnet,  aber  auch  dem  deutschen  gebiete  nicht  fremd 
ist ,  z.  b.  ahd.  hüwo  eule,  woraus  vielleicht  huette  unmittel- 
bar abgeleitet  ward. 

Hu  che  fr.  (asp.)  kästen,  mehlkasten,  daher  wohl  sp. 
altpg.  hucha  nebst  bask.  ucha  (s.  Humboldts  Verzeichnis}.  Da 
man  altfr.  auch  huge  schrieb,  so  passen  beide  formen  zu 
dem  mlat.  hutica  wie  nfr.  nache  und  altfr.  nage  zu  natica, 
d.  h.  hutica  wird  durch  die  franz.  doppelform  bestätigt.  Hängt 
dies  letztere  nun  mit  unserm  hütte  oder  hotte  zusammen  ? 
Aus  huche  oder  hutica  ist  engl,  hutch,  worin  andre  das  ags. 
hväcca  erkennen. 

Hu  eher  altfr.  (asp.),  pr.  uchar  mit  lauter  stimme  zu- 
rufen. Daß  hucher  aus  .hucar  entstand,  beweist  auch  das 
pr.  ucar,  pic.  huquer,  piem.  uche,  vgl.  mlat.  qui  adipsos'huc- 
cos'  cueurrerunt  Form.  Sirm.  num.  30.  Das  offenbar  an  tat. 
huc  erinnernde  wort  ist  weit  verbreitet:  mndl.  huue  Huyde- 
coper  zu  Stoke  I.  382,  kymr.  hwchw,  serb.  uka.  Von  hucher 


666  ILc.     HUITRE— ILUEC 

ist  huchet  jägerhom.  Anzumerken  ist  auch  norm,  h outer, 
henneg.  hutier,  vgl.  engl,  Tioot. 

Huitre  fr.  (asp.)  auster;  von  ostrea,  sp.  ostra,  it. 
östrica. 

Hulotte  de  lapin  fr.  (asp.)  kaninchenhöhle ;  vom  ahd. 
hulla,  nhd.  hülle,  vgl.  kymr.  hül  decke. 

Humer  fr.  [ohne  asp.},  pic.  heumer  (mit  asp.)  schlür- 
fen; naturausdruck? 

Hüne  fr.  (asp.)  mastkorb,  daher  sp.  huna;  vom  altn. 
hün  (m.)  mit  gl  bed.,  mndl.  hüne. 

Hure  fr.  (asp.)  struppiges  haar,  dsgl.  wildschweins- 
kopf,  altfr.  grant  fu  la  hure  qui  sor  les  ex  li  pent,  die  dem 
wilden  schwein  über  die  äugen  hängt,  Aubery  p.54;  lahure 
abati  er  hieb  den  haarichten  theil  (von  dem  haupte  des  erz- 
bischofs)  herab  Thom.  de  Cant.  ed.  B.  p.  150.  In  der  alten 
spräche  bezeichnet  es  auch ,  wie  im  mniederl.  (s.  Clignetts 
bydragen  p.  222)  die  schnauze  des  wolfes  oder  löwen  u.  a. 
thiere,  daher  altsp.  hura  Canc.  de  Baena  (nsp.  hura  heißt 
geschwür  am  köpfe),  altengl.  hure  Halliw.  Das  wort  scheint 
aus  den  nördl  provinzen  gekommen :  man  findet  la  gent  bar- 
bee  et  ahurie  Rob.  le  diable  E.  IIIa.  col.  1  (nfr.  ahurir  be- 
stürzt machen),  norm,  hure  struppig ,  henn.  huree  rauh  auf- 
geworfenes erdreich.  Schweiz,  huwel  (ahd,  hiuwila)  heißt 
ohreule  und  mit  hinsieht  auf  das  rauhe  gefieder  ihres  kopfes 
wird  auch  ein  mensch  mit  struppigem  haar  so  genannt  (Stal- 
der),  im  Rom.  de  la  rose  steht  (nach  Le  Duchat) :  le  huon 
(uhu)  avec  sa  grant  hure.  Sollte  hure  nun  verderbt  sein 
aus  hule  =  huwel,  wie  altfr.  inure  aus  mule  (lat.  mula),  na- 
vire  aus  navile?  Frisch  I.  478c  verzeichnet  hürru  eine  eule. 
Was  das  nfr.  ahurir  betrifft,  so  hat  das  ahd.  un-hiur  un- 
hiuri  schrecklich  (ungeheuer)  gewisslich  nähere  ansprüche  und 
selbst  bei  dem  sbst.  hure  ist  dieser  Ursprung  zu  bedenken. 

Hustin  altfr.  (h  asp.,  sehr  selten  hutin)  streit,  tumult, 
vb.  hustiner;  unbekannter  herkunft. 

Hütte  fr.  (asp.)  tugurium,  sp.  huta;  vom  ahd.  hutta. 

Huvet  altfr.  (asp.)  mitra;  vom  ahd.  hüba,  altn.  hüfa, 

i.  J. 

Iluec  iloques  altfr.  ortsadv.,  von  illoc,  pic.  ilo;  zsgs. 
i  eilee  eilec. 


II.  c.    ISARD— JANTE.  667 

Isard  occit.,  cat.  isart  und  sicart  eine  art  gemsen ; 
nach  Salmasius  vom  gr.  l"§ctlog,  einem  beiwort  der  gemse  — 
sehr  zweifelhaft. 

Jabot  fr.  kröpf  der  vögel,  jabolter  murren,  brummen. 
Menage  bemüht  sich  es  aus  dem  unvorhandenen  capus  be- 
hältnis,  woher  capulus,  zu  leiten.  Einfacher  nimmt  man  jabot 
für  gibot,  wie  jaloux  für  geloux  steht,  und  so  entspringt  es 
aus  gibba  buchet  Ebenso  heißt  unser  kröpf  urspr.  etwas 
aufgetriebenes,  geschwollenes,  ahd.  eine  blase. 

Jachere  fr.  brachfeld ,  alt  gachiere  gaschiere,  pic. 
gaquiere  ghesquiere,  auch  garquiere  Gloss.  de  Ijlle  15a. 
Woher? 

J  a  d  i  s  franz.  partikel,  erklärt  sich  aus  jamdiu  wie  tan- 
dis  aus  tamdiu,  pr.  tandius.  Das  Vorhandensein  eines  einfa- 
chen rom.  diu  wird  durch  das  churw.  gig  (vgl.  gi  aus  dies) 
bezeugt. 

J  a  i  1 1  i  r  fr.  hervorsprudeln  ;  nach  Menage  für  jailler 
von  jaculari  schleudern ,  was  grammatisch  möglich  ist ;  vgl. 
oben  bondir. 

Jale  fr.  großer  kübel  das  mehl  zu  messen,  mulde  für 
den  wein;  dsgl.  alt  fr.  jalon  galon  getreidemaß  (mlat.  galo, 
galetus),  henneg.  galot  kanne  u.  a.  bildungen.  Die  etymolo- 
gen  verweisen  auf  gaulus  trinkg eschirr,  eimer,  aber  au  ver- 
flacht sich  schwerlich  in  a.  Neben  jale  bemerkt  man  noch 
ein  synon.  altfr.  jaille  (Ducange  v.  galo),  buchstäblich  das 
lat.  galea  heim,  vgl.  galeola  vas  vinarium  Papias.  Aber  die 
vorher  erwähnten  Wörter  ohne  erweichtes  1  schicken  sich  nicht 
in  dieses  etymon. 

Jangier  altfr.,  pr.  janglar  schimpfen,  spotten,  neupr. 
janglä  winseln  (von  hunden),  altfr.  jangle,  pr.  jangla  schimpf- 
rede, Spötterei ;  vom  ndd.  ndl.  jangelen  janken  keifen ,  win- 
seln (gleichfalls  vom  hunde  gebraucht).  Lat.  gann-iculare 
hätte  nur  fr.  janiller  geben  können. 

J  a  n  t  e  fr.  (f.)  feige  des  rades.  Wird  von  canthus  (ei- 
serner reifen  um  das  rad)  hergeleitet,  was  von  seilen  des 
begriffes  nicht  sonderlich  passt.  Die  florent.  und  lindenbr. 
glossen  bemerken  camites  vel  canti  felga.  Canthus  stimmt 
nicht  zum  franz.,  weil  es  masculin  ist,  cames  camitis  aber 
kann  ein  vorromanisches  aus  der  würzet  cam  krumm  (s.  da- 
rüber gamba  LJ  geformtes  wort  sein ,  und  wie  jambe  aus 


668  ILc.     JAPPER- JAUGE. 

camba,  so  konnte  jante  aus  dem  wurzelverwandten  camitem 
entspringen,  ja  vielleicht  ist  das  wall  chame  (feige)  nicht 
aus  chambe  =  pg.  camba  (gleichfalls  feige)  entstanden,  son- 
dern nichts  anders  als  die  nominativform  cames. 

Japper  fr.,  japar  pr.  kläffen  (von  hunden) ,  vgl  nhd. 
jappen;  scheint  naturausdruck. 

J  a  r  s  fr.  gänserich.  Das  pic.  gars,  daher  breton.  garz, 
kann  uns  die  älteste  franz.  form  vergegenwärtigen ,  deren  s 
oder  z  jedoch  zweifelhaft  ist,  da  häufig,  z.  b.  bei  Nicot,  auch 
jar  geschrieben  wird,  wall.  geär.  Menage  kennt  sogar  ein 
mundartl.  vb.  jargauder  sich  paaren  (vom  gänserich),  woraus 
man  auf  ein  subst.  jarg  jar g-s  schließen  könnte.  Die  etymo- 
logie  ist  nicht  ganz  sicher,  muthmaßlich  aber  enthält  das  wort 
ein  merkmal  des  männlichen  thieres  (das  weibliche  heiß  oie). 
Altnord,  ist  gassi  gänserich  und  schnatterer  (s.  den  folg.  ar- 
tikel) :  daraus  kann  es  durch  einmischung.  von  garrire  ent- 
standen sein,  denn  der  gänserich  schnattert,  die  gans  'datiert', 
der  gänserich  schreit  heftig,  wenn  man  ihn  festhält,  die  gans 
nicht,  s.  Krünitzens  encycl.  Nach  dem  engl.  vb.  jar  schelten, 
schnattern  zu  schließen  scheint  selbst  ein  fr.  jarrir  für  garrir 
stattgefunden  zu  haben. 

Jas  er  fr.,  altfr.  gaser,  pr.  gasar  schwatzen.  Da  die 
picard.  mundart  gleichfalls  jaser,  nicht  jacher  spricht,  so  kann 
das  wort  nicht  von  unserm  gagzen  oder  gatzen  herstammen, 
wohl  aber  vom  nord.  gassi  schnatterer,  eig.  gänserich,  vgl. 
bair.  gänseln  plaudern.  Le  Vuchat  leitet  es  aus  dem  it.  gazza 
elster,  aber  theils  fehlt  dem  Italiäner  selbst  das  vb.  gazzare, 
theils  wäre  alsdann  die  altfr.  form  gacer,  nicht  gaser.  Des- 
selben Ursprunges  ist  vielleicht  auch  g  a  z  o  u  i  1 1  e  r ,  alt  gazil- 
ler  zwitschern,  plaudern. 

Jauge  fr.  visieren,  eichen,  jauge  visiermaß,  maßstab. 
Caseneuve  verweist  auf  altfr.  jalaie,  Ducange  aufmlat.gdlo, 
welche  beide  aber  viel  zu  allgemein  ursprünglich  nur  gefäße 
von  unbestimmtem  maße  bedeuten,  übrigens  auch  formell  un- 
fügsam sind.  Denkt  man  sich  dagegen  aus  aequalis  ein  rom. 
verbum  aequalificare  gleichmachen,  auf  ein  und  dasselbe  maß 
bringen,  so  ergibt  dies  fr.  egalger  (vgl.  altfr.  niger  von  nidi- 
ficare) ,  egauger,  mit  abgestoßenem  anlaut  (s.  unten  mine) 
gauger,  wie  es  altwallon.  lautete,  engl,  gauge.  Die  henneg. 
formen  cauque  und  gauque  =  jauge  sind  für  einen  stamm 


II.  c.    JOINDRE-JUILLET.  669 

calc,  der  sehr  wohl  aus  calfc  syncopiert  sein  kann,  bewei- 
send, und  unser  deutsches  eichen  =  ndl.  ijken ,  sofern  es 
vom  lat.  aequare  herstammt ,  kommt  dieser  deutung  sehr  zu 
statten.  Aus  aequalis  würde  denn  auch  jalon  visierstange 
herrühren.  Fast  noch  näher  liegt  qualificare  die  eigenschaf- 
ten  einer  sache  bestimmen ;  nur  müste  alsdann  jalon  davon 
getrennt  werden. 

Joindre  fr.  verbinden;  von  jüngere,  it.  giugnere. 

Jouer  fr.  spielen,  von  jocari;^jeu  von  jocus. 

Juge  fr.,  pr.  cat.  jutge  richter,  daher  altsp.  juge  und 
bask.  (labort.)  yuyea.  Judex,  woher  es  geleitet  wird,  wäre 
fr.  jus  geworden :  um  dieser  unpassenden  form  auszuweichen, 
zog  man  juge  aus  dem  vb.  juger  Q'udieare) ,  in  den  roman. 
Schriftsprachen  vielleicht  das  einzige  Substantiv  persönlicher 
bedeutung,  das  unmittelbar  (ohne  ableitungssuffix)  aus  einem 
verbum  hervortrat. 

J  u  i  1 1  e  t  juli.  Ein  diminutiv  ,  allein  was  soll  hier  die 
diminution  ?  Ist  es  ein  schmeichelwort  ?  Man  bemerke ,  daß 
der  altfr.  name  desselben  monats  juinet  war,  z.  b.  al  setme 
meis  de  Tan,  juinet  l'apele  Tun  im  siebenten  monat  des  Jah- 
res, den  man  juinet  nennt  Thom.  de  Cant.  ed.  Bekker  p.  161 ; 
der  juli  war  also  der  kleine,  vielleicht  der  jüngere  oder  zweite 
juni  und  diese  ansieht  kann  aus  England  stammen,  wo  der 
junius  der  erste  gelinde,  der  Julius  der  zweite  gelinde  (monat) 
genannt  ward ,  serra  lidha ,  äftera  lidha ,  s.  Grimms  gramm. 
IL  360,  gesch.  d.  d.  spr.  I.  81.  Später  verwandelte  man 
juinet  in  juillet  um  es  mit  dem  lat.  Julius  wieder  in  einklang 
zu  bringen.  Dieselbe  anschauung  begegnet  in  der  sicil,  mund- 
art ,  wird  aber  wohl  durch  die  ISormannen  hineingebracht 
sein :  giugno  heißt  der  sechste  monat,  giugnelto  der  siebente. 
In  einer  neap.  reimchronik  Mural  antiqq.  ital.  VI.  p.  711 
dagegen  wird,  zur  Unterscheidung  so  ähnlicher  namen,  der 
juni  jon  cerasiaro  kirschenjuni,  der  juli  julo  messoro  ernte- 
juli  genannt,  str.  724.  747.  749.  772.  851.  Im  sard.  fehlt 
der  name  Julius  (luglio  ist  aus  dem  ital.  eingeführt) ,  man 
sagt  dafür  mesi  de  treulas  dreschmonat.  Der  Churwälsche 
nennt  den  juni  zarcladur  jätemonat ,  den  juli  fenadur  heu- 
monat,  beschränkt  sich  aber  bei  den  übrigen,  wie  es  scheint, 
auf  ihre  herkömmlichen  namen.  Gleichfalls  um  der  deutlich- 
keit  willen  nennen  Provenzalen  und  Catalanen  den  juli  juliol, 


670  II.  c.    JUMART— LAI. 

den  juni  einfach  junh.  Der  Baske  hat  für  den  juni  undjuli 
ein  und  dasselbe  wort,  garagarilla  gerstenmonat,  s.  Astarloa 
p.  396,  nach  Larramendi  ist  dies  der  name  des  juni,  der 
juli  heißt  garilla. 

Jumart  fr.  bastard  aus  dem  pferde-  und  ochsenge- 
schlecht ;  vielleicht  eine  abänderung  von  jumentum,  doch  ist 
das  occit.  wort  gimere  gimerou ,  was  etwas  an  chimaera 
mahnt 

Jumeau  fr.  zwilling ;  entstellt  aus  gemellus,  pr.  gemel, 
vgl  wegen  des  radicalen  u  furnier  von  fimus. 

Jusque  franz.  partikel,  von  de-usque,  der  ausspräche 
nach  s.  v.  a.  diusque  (vgl  jus  von  deosum),  altfr.  einfach 
usque  nur  in  den  ältesten  denkmälern,  Pass.  Christi  Str.  96, 
Alexis  58,  üblicher  dusque,  pr.  duesc'a,  auch  juscas.  Daß 
die  präp.  de  der  richtung  nach  einem  ziele  hin  nicht  gradezu 
widerspricht,  beweist  fr.  devers  s.  v.  a.  lat.  versus.  Eine 
zss.  ist  pr.  truesc'a,  altfr.  trosqu'a  von  intro  usque  ad, 
chw.  troqua  antroqua.  Die  altfr.  formen  jesque,  tresque 
werden  sich  wohl  aus  juesque  truesque  erklären. 

L. 

Lagot  pr.  Schmeichelei,  sp.  lagotear  schmeicheln;  vgl. 
goth.  bi-laigön  belecken. 

Lague  altfr.  gesetz  (fremder  ausdruck);  vom  ags.  lag, 
engl  law.  Daher  utlague  ullage  geächteter,  ags.  üt-lag,  engl 
out-law  wie  lat.  ex-lex. 

Lai  lais  altfr.,  pr.  lais  (lay  Lex.  rom.  I.  573),  ital 
nur  im  plur.  lai  vorhanden,  heißt  im  allgemeinen  klang,  sang, 
speciell  eine  liedergattung.  Erwägt  man  nur  die  form,  so 
trifft  lai  mit  dem  altn.  lag  gesetz,  melodie  buchstäblich  zu- 
sammen, nicht  mit  dem  altn.  leik-r  spiel,  das  sich  in  die  form 
leque  legue  gekleidet  haben  möchte,  besser  schon  mit  ahd. 
leih,  allein  das  wort  ist  von  der  Normandie  ausgegangen. 
Da  die  altfranz.  dichter  aber  das  lai  ausdrücklich  den  Bre- 
tonen  beilegen,  so  ist  seine  deutung  aus  dem  celtischen  gegen 
die  aus  einer  der  german.  sprachen  in  schütz  zu  nehmen. 
Kymr.  Hais  heißt  schall,  melodie,  ir.  gael.  laoith  gedieht  (vgl 
wegen  des  diphthongs  kymr.  cain,  gair,  main  =  gael.  caoin, 
gaoir,  maoin),   beide  aber  sind  in  betracht  der  lautverhält- 


II.  c.     LAIE— LAMBEAU.  671 

nisse  mit  dem  ags.   leodh  (lied)  ganz  unverwandt.     Vgl.  F. 
Wolf  über  die  lais  p.  155.  156. 

Laie  fr.  backe ,  wilde  sau;  unbekannter  Herkunft,  vgl. 
mlat.  singulares  (eber)  et  lehas  Capit.  de  villis. 

Laie  fr.  durch  den  wald  gehauener  weg,  (altpg.  lada? 
S.  Rosa),  vb.  layer  im  bois;  vom  altn.  leid,  ags.  lad,  mndl. 
leie  mit  gl  bed.,  mlat.  leda  (über  alts.  leia  s.  Schmellers 
gloss.  saxj.    Daher  der  ortsname  S.  Germain  en  laye. 

Laisse  lesse  fr.  koppelseil,  hutschnur.  Die  erste  be- 
deutung  drückt  das  ndl.  letse,  die  zweite  das  ndl.  lits ,  nhd. 
litze,  aus;  jene  mahnt  an  ahd.  lezjan  zurückhalten  (woher 
auch  it.  allazzare),  vgl.  fr.  rene  zügel,  von  retinere.  Da  in- 
dessen der  Italiäner  die  erste  bed.  mit  lascio  ausdrückt ,  so 
darf  man  allerdings  lat.  laxus  oder  Iaxare  als  etymon  auf- 
stellen :  das  koppelseil  ist  kein  straff  angezogenes ,  es  ist  ein 
loslassendes  etwa  wie  ahd.  läz  schwungrieme  des  wurfspers 
(von  läzan)  eig.  etwas  zum  loslassen  oder  schleudern  bestimm- 
tes ist,  vgl.  laxamina  habenae  Gloss.  Isid.  Nachzulesen  wäre 
Grandg.  v.  Iahe. 

L  a  m  pr.  hinkend ,  auch  einarmig  Gl,  occ. ;  ahd.  lam, 
nhd.  lahm.  Auch  die  piem.  mdart  kennt  lam,  aber  mit  der 
bed.  schlaff. 

Lambeau  fr.  herabhangender  fetzen  oder  läppen,  co- 
mask.  lampel  dass.,  sp.  lambel  turnierkragen,  in  Berry  lam- 
briche  fransen,  ohne  m  mlat.  lablellus,  altfr.  labeau  Roquef, 
engl  label  herabhangende  streifen  als  zierath  u.  d.  gl. ;  vb. 
fr.  delabrer  zerfetzen,  das  für  delabler  stehen  könnte. 
Die  form  mit  reinem  b  scheint  die  ursprüngliche:  leicht  wird 
m  vor  diesem  buchstaben  eingeschoben ,  schwer  fällt  es  aus, 
drum  ist  die  herleitung  aus  dem  muthmaßlich  wurzelverwand- 
ten lat.  lamberare,  woraus  überdies,  streng  genommen,  das 
sbst.  lambeau  nicht  entspringen  konnte,  anstößig.  Besser  trifft 
Frisch's  deutung  von  delabrer  aus  labrum  tippe,  rand,  säum, 
daher  troddel,  fetzen,  wenn  auch  die  form  levre  zu  wider- 
sprechen scheint  (vgl.  aber  cabrer  neben  chevre) ,  und  so 
wäre  denn  label  von  labellum.  Dagegen  nähert  sich  die  oben 
bemerkte  comask.  form  wieder  dem  dtschen  läppen  und  es 
fehlt  auch  nicht  an  celtischen  verwandten  z.  b.  gael  leab, 
kymr.  llabed,  bret.  labasken.  Franz.  lambrequin  helm- 
decke am  Wappenschild  floß  aber  nicht  unmittelbar  aus  lam- 


672  II.  c     LAMBRE— LARIGOT. 

beau,  es  setzt  ein  ndl.  dimin.  lamperkin  von  lamper  lamfer 
(schleier)  voraus,  wie  mannequin  ein  ndl.  mannekin  voraus- 
setzt.    Vgl.  Grandg.  v.  lamekene. 

L  a  m  b  r  e  altfr.  getäfel  (Mones  anzeiger  VIII.  599")  ; 
von  lamina  brett,  ähnlich  marbre  von  marm'r.  Abgel  nfr. 
lambris  (m.)  mit  ders.  bed.,  für  welches  Datier' s  erklärung 
aus  ambrex  bei  Festus  nicht  haltbar  ist. 

Landier  fr.  feuerbock  zum  auflegen  des  hohes;  bask. 
landera.  Nach  Frisch  vom  dtschen  ge-länder,  vgl  bair.  lan- 
der  latte.  Indessen  findet  sich  für  dieselbe  sache  ein  altes 
mlat.  wort  von  unbekannter  herkunft,  andena,  wallon.  andi, 
woraus  landier  entstanden  sein  könnte,  da  auch  die  altfr. 
form  andier  ist,  s.  Gloss.  de  Lille  23b. 

Landit  fr.  Jahrmarkt  zu  S.  Denis;  eig.  l'endit,  von 
indictum,  weil  er  öffentlich  verkündigt  ward. 

Lange  fr.  (m.)  windet,  altfr.  wollenkleid;  vom  adj. 
laneus. 

Lanquan,  prov.  partikel  für  fr.  lorsque,  eig.  Tan 
quan,  wo  denn  an  (lat.  annus)  einen  unbestimmten  zeitpunct 
ausdrückt  wie  in  ogan,  antan. 

Lapin  fr.  kaninchen,  dim.  lapereau,  vgl.  ndl.  lampreel. 
Der  bekannten  herleitung  aus  lepus  widerspricht  die  franz. 
tenuis,  für  welche  v  eintreten  muste;  die  Verkürzung  des  pri- 
mitivs  lepor  in  lep  ist  stark ,  aber  einzuräumen ,  da  einige 
fälle  dieser  art  nicht  zu  läugnen  sind.  Man  thut  indessen 
dem  Sprachgefühl  mindere  gewalt  an,  wenn  man  lapin  nimmt 
für  clapin,  aus  dem  stamme  clap ,  woher  auch  se  clapir  sich 
verkriechen  (von  kaninchen),  clapiere  kaninchenhöhle  (s.  oben) : 
eine  ähnliche  Vereinfachung  des  anlautes  in  loir  für  gloir. 

L  a  r  c  i  n  fr.  diebstahl ;  von  iatrocinium ,  umgestellt  pr. 
laironici,  sp.  ladronicio,  it.  ladroneccio. 

Larigot  fr.  kleine  pfeife  oder  flöte.  Da  eben  sowohl 
auch  arigot  gesagt  ward,  so  darf  vielleicht  an  das  von  Vil- 
nius erwähnte  gallische  arinca  eine  getreideart  (roggen)  erin- 
nert werden,  so  daß  es  pfeifchen  von  einem  roggenstengel, 
wie  lat.  avena  von  einem  haferstengel  hieße.  Das  gall.  wort 
soll  sich  im  dauph.  riguet  art  weizen  (n  syncopiert  wie  in 
arigot?)  erhalten  haben.  Nicht  unbedenklich  allerdings  ist 
diese  herleitung :  darum  möge  auch  noch  die  von  Frisch  aus 
dem  musicalischen  ausdruck  largo  vorgelegt  werden. 


II.  c.    LÄRME— LEUDB.  6*3 

Lärme  fr.  thräne;  von  lacrima.  Keine  schlechtere  bil- 
dung  ist  das  alte  lairme  Alexis  119,  lerme  117,  worin  sich  g 
in  i  auflöste. 

Larris  alt  fr.  pic.  ungebautes  feld,  vgl  un  larris  sau- 
vage piain  de  fosses  pres  de  boscage  Ducange;  par  raus  et 
par  larris  Gar.  I.  p.  92,  mlat.  larricium  ;  nach  Kilian  das  gleich- 
bed.  ndl.  laer  (nndl.  laar  offner  platz  im  walde),  s.  Dief.  goth. 
wb.  IL  129. 

Layette  fr.  lade;  vom  ndl.  laeye  KU.,  mhdt  nhd.  lade. 

Legs  fr.  Vermächtnis ;  vom  präs.  ind.  lego,  durch  an- 
gefügtes s  substantiviert.  Ebenso  it.  lascio  (sbst.)  von  la- 
sciare,  altfr.  lais. 

Lendore  fr.  (m.  f.)  träge  Schlafmütze,  vb.  norm,  len- 
dorer.  Eine  reinere  form  scheint  bret.  landar  träge,  landrea 
träge  sein,  landreant  faullenzer  (wozu  Monti  das  com.  Ian- 
drian  stellt);  hieraus  durch  umdeutung  mit  il  endort,  aber 
nicht  daraus  entstanden,  lendore,  richtiger  altfr.  landreux. 
Vom  ndl.  lenteren  langsam  sein,  sbst.  lenterer  =  nhd.  sch-len- 
dern,  sch-lenderer.  Die  umdeutung  mit  endort  hat  etwas 
entsprechendes  im  pic.  lendormi  (mit  agglutiniertem  artikel) 
s.  v.  a.  lendore. 

Leri  pr.  munter,  fröhlich  (Raynouard) ,  auch  neupr. 
leri  (fem.  leria)  leicht,  flink,  hübsch,  blühend,  üppig  (Be- 
ronie,  Honnorat).  Von  hilaris,  erweitert  in  hilarius,  das  auch 
als  taufname  vorkommt.  Richtiger  wäre  allerdings  ein  pr.  lari, 
aber  der  vorhandenen  form  zu  gefallen  ein  ahd.  hleri  aus  goth. 
hlas  (munter)  zu  folgern,  ist  wenig  rathsam. 

L  e  s  altfr.,  pr.  latz,  präposition  für  lat.  juxta ;  von  la- 
tus seite,  it.  allato ;  nfr.  in  Passy-les-Paris,  Plessis-les-Tours ; 
mlat»  de  intus  curte  aut  latus  curte  L.  Sal. 

Leu  pr.  s.  leve  II.  b. 

Leu  de  altfr.,  pr.  leuda  leida  ledda,  selbst  lesda,  altsp. 
lezda,  arag.  leuda,  wird  für  jede  art  von  abgaben  gebraucht, 
besonders  bei  verkaufen,  auch  für  Wegegeld;  occ.  ledo  ist 
s.  v.  a.  fr.  h avage.  Ducange  u.  a.  erkennen  darin  das  ger- 
man.  leudis  geldbuße  für  einen  getödteten  menschen,  wergeld, 
allein  so  leicht  ist  dies  nicht  hinzunehmen :  sowohl  diebedeu- 
tung  widerspricht  wie  die  form,  der  dtsche  diphthong  eu  hßtte 
sich  anders  dargestellt.  Leuda  entsprang  aus  dem  vb.  levare 
in  tributum  levare,  lever  des  impots,  wovon  man  ein  partic. 

43 


674  II.  c.    LEVAIN— LIGE. 

levitus,  wie  von  cubare  cubitus  w.  dgl,  ableitete;  die  regel- 
rechte bildung  aber  aus  levita  war  leuda  und  selbst  leida  leda, 
das  also  etwas  erhobenes  ausdrückt  Den  beweis  für  diese 
unlat.  participialbildung  liefert  der  artikel  lievito  L 

Levain  fr,,  levam  pr.  sauerteig;  von  levare  heben,  eig. 
also  hebefnittel.     Vgl  lievito  I. 

Liaison  fr.,  liazöpr.  band;  von  ligatio  bei  Scribonius 
Largus. 

Lice  fr.,  alt  leisse ,  pic.  liehe,  pr.  leissa  jagdhündinn 
zur  zucht;  nach  Caseneuve  von  dem  antiken  hundenamenly- 
cisca,  genauer  von  der  form  lycisce,  da  sich  aus  ersterer  pr. 
leisca,  pic.  lique  gestaltet  hätte.  Auch  deutsche  glossarien 
übersetzen  lycisca  mit  zöha  hündinn,  oder  mit  brachin  weib- 
licher bracke. 

Licou  fr.  halfter;  aus  lie-cou  binde-hals. 

Lie  fr.  fröhlich,  in  der  redensart  faire  chere  lie;  von 
laetus,  altfr.  lie  (fem.  liee  und  lie),  it.  lieto. 

Liege  fr.  (m.)  kork;  primitio  von  leger  bedeutet  es 
eigentlich  etwas  leichtes  und  würde  prov.  leuge  heißen  (pecit. 
leuge  bei  Goudelin). 

Lige  fr.,  litge  pr.,  daher  it.  ligio,  engl,  liege,  im  spä- 
tem mlat.  ligius,  sbst.  altfr.  ligee,  ligesse.  Erwägt  man  lige 
in  seinen  verschiedenen  anwendungen  (man  sehe  bei  Ducange), 
so  muß  ihm  die  bed.  'unbedingt,  vollständig*  zustehen.  Der 
homme  lige,  mag  er  nun  ein  lehen  besitzen  oder  nicht,  ist 
seinem  oberherrn  gegen  jeden  dienste  zu  leisten  verpflichtet, 
der  seigneur  lige  sie  ebenso  zu  fordern  berechtigt;  und  so 
sagte  man  ligia  potestas,  ligia  voluntas,  unbedingte  gewalt, 
unbeschränkter  wille,  adv.  ligement  et  franchement,  purement 
et  ligement.  Vossius  hält  ligius  für  eine  ableitung  aus  dem 
rom.  liga  band  oder  bund,  so  daß  aus  der  bed.  strenger  Ver- 
pflichtung die  der  unbedingtheit  sich  entfaltet  haben  müste. 
Dagegen  ist  nur  zu  erinnern,  daß  unlat.  adjeetiva  mit  dem 
suffixe  ius  oder  eus  schlechthin  unfranzösisch  sind.  Eher 
noch  dürfte  man  an  das  altn.  lidi  (geführte)  erinnern,  wor- 
aus sich  ein  adj.  lidi-us ,  franz.  gesprochen  lige ,  entwickeln 
konnte;  aber  hier  genügt  die  bedeutung  nicht.  Huydecoper 
zu  M.  Stoke  IL  p.  163  citiert  eine  stelle  aus  einer  Urkunde 
des  13.  jh.  ligius  homo,  quod  teutonice  dicitur  ledigman  d.  i. 
frei   von    allen    Verbindlichkeiten   gegen  andre.      Für  ledig 


II.  c.    LIMANDE— LOCHER.  675 

entscheidet  sich  auch  Grandgagnage  v.  lige.  Ob  es  sachlich 
passend  sei,  bleibe  den  rechtsgelehrten  überlassen. 

L  i  m  a  n  d  e  fr.  ein  plattfisch ;  nach  Le  Duchat  von  lima 
feile,  wegen  seiner  rauhen  haut,  und  allerdings  wird  derselbe 
fisch  ital.  einfach  lima  genannt.  Limande  wäre  also  nicht  was 
gefeilt  werden  muß,  sondern  womit  man  feilen  kann. 

Limier  fr.  spürhund,  leithund.  Von  liminarius,  be- 
hauptet man,  weil  er  die  jagd  eröffne;  ganz  unhaltbar.  Die 
altfr.  form  ist  liemier  (dreisylb.)  Gar.  11.225,  Rgmv.  p.  581, 
11,  loiemier  loiemer  Rob.  le  diabl.  B.  IIIIa.  col.  b,  Eracl.3047, 
noch  bret.  liamer;  dies  führt  auf  fr.  lien,  alt  loien,  lat.  liga- 
men:  derhund  ward  so  genannt,  weiter  an  einem  seile  nach- 
geführt ward:  li  liemiers  s'en  vient  avant,  son  lien  el  col 
Parton.  I.  63;  li  dus  demande  Brochart  son  liemier,  parde- 
vant  lui  li  amaine  uns  breniers,  li  dus  le  prent  et  si  l'a  des- 
loie  Gar.  I.  c,  vgl.  Aubery  p.  44.  Ligamen  war  der  eigent- 
liche ausdruck  für  das  seil,  womit  man  den  hund  anlegte :  si 
quis  canem,  qui  legamine  novit  etc.  L.  Sal.  tit.  6. 

hinge  fr.  (m.) ,  auch  pr.  linge,  bask.  linia  leinwand; 
vom  adj.  lineus  leinen,  wie  lange  von  laneus.  Altfr.  linge  auch 
adj.  Liv.  d.  rois  p.  141. 

Lingot  fr.  zain,  barre;  von  lingua,  das  nebst  ligula 
ähnliche  bedeutungen  entwickelt  hat. 

Li  not,  linotte  fr.  hänfling;  von  linum,  vgl.  dtsch  lein- 
finke,  flachsfinke. 

Lippe  fr.  dicke  Unterlippe  (lepe  Ren.  IV.  39),  henneg. 
liper  behaglich  speisen;  vom  ndd.  lippe,  ags.  lippa  u.  s.  w. 
(gael.  lip  liop  f.),  dagegen  comask.  leff  lippe,  liffia  mund,  von 
der  ahd.  form  lefs,  leffur. 

Lobe  altfr.  spott,  lober  spotten;  vom  ahd.  lob  =  nhd. 
lob,  vb.  loben,  vgl  die  bedd.  im  pr.  gabar  spotten,  pg.  loben. 

L  o  c  altfr.  klinke,  schloß  Th.  de  Cant.  ed.  Bekker  p.  145, 
abgel.  nfr.  loquet,  it.  lucchetto;  vom  ags.  loc,  engl,  lock, 
ahd.  bi-loh  (bloch)  riegel,  goth.  ga-lukan  verschließen. 

Loche  fr.  ein  fisch,  Schmerle,  sp.  loja,  engl,  loach. 

Locher  altfr.  schütteln;  zsgs.  eslochier  losmachen  (z. 
b.  les  denz  die  zahne  einschlagen  Trist.  II.  184,  s'eslocier  sich 
aufmachen  S.  Bern  432u) ;  henneg.  harlocher  stark  schütteln. 
Die  letzte  zss.  zeigt,  daß  das  wort  vom  ahd.  loc,  altn.  lockr, 
härlockr  (locke,  haarlocke)  stammt,  indem  man  die  bedeutung 


670  II.  c.     LODIER— LORGNER. 

von  dem  schütteln   derselben  entlehnte,   ähnlich  froncer  von 
frons.     Über  wall  loche  locke  s.  Grandgagnage. 

Lodier  fr.  wollene  bettdecke;  vgl  ahd.  lödo  oberkleid, 
decke,  altn.  löd  zottige  beschaff enheit ,  lat.  lödix.  Das  alt  fr. 
lodier  loudier  faullenzer,  taugenichts,  fem.  lodiere,  nord.  lod- 
dari,  muß  derselben  herkunft  sein. 

Lof  fr.  Windseite  des  schiff  es;  vom  engl.  loof. 

Loisir  fr.  muße;  urspr.  inßnitiv ,  lat.  licere  erlaubt- 
sein, erlaubnis.  Ebenso  verhält  sich  das  sbst.  plaisir  zu 
placere. 

Lombard  fr.  leihhaus,  ndl.  lombaerd,  dsgl.  alt  fr.  adj. 
lombart  wucherisch  Thom.  de  Cant.  ed.  Bekker  p.  41,  vgl.  sicil. 
lumbardu  schenkwirth ;  von  dem  völkernamen  Lombard,  indem 
häufig  die  Lombarden  oder  ltaliäner  in  Frankreich  handel  und 
Wucher  trieben. 

Lona  pr.  lache,  sumpf;  syncopiert  aus  lacuna  la'una, 
gleichbed,  nord.  Ion. 

Longe  fr.  lendenstück,  altfr.  wall,  logne  s.  Grandg.,  auch 
sp.  lonja  stück  schinken;  von  dem  unlat.  adj.  lumbea,  sbst. 
lumbus  lende. 

Longe  fr.  (f.)  strick  an  der  halfter ;  s.  v.  a.  alonge  Ver- 
längerung, Monge  =  la  longe. 

Loque  fr.  fetzen,  läppen.  Es  könnte  von  unserm  locke 
stammen,  woher  auch  Frisch  es  erklärt;  da  dies  aber  andre 
formen  erzeugt  hat  (s.  oben  locher),  so  deutet  man  es  wohl 
besser  aus  altn.  lök-r  etwas  herabhangendes.  Damit  zsgs. 
scheint  fr.  breloque,  henneg.  berloque,  neupr.  barlocco  (f.) 
zierliche  kleinigkeit ,  anhängsei,  chw.  bargliocca  (hangendes) 
lämpchen,  haarlocke;  vb.  henneg.  berloquer,  in  Rheims  ballo- 
quer,  chw.  balucar  schlottern,  schlenkern  —  wiewohl  sich  über 
den  ersten  theil  der  zss.  nichts  befriedigendes  sagen  läßt.  Das 
wort  erinnert  sogar  an  das  it.  badalucco  Spielerei.  Deutlicher 
ist  die  zss.  in  pendeloque  anhänger  am  ohrring,  vom  adj. 
pendulus,  daher  mit  üblicher  Verwandlung  des  1  in  r  henneg. 
pendreloque :  das  vb.  pendere  hätte  eher  penloque  gegeben. 

Lorgner  fr.  heimlich  betrachten,  lorgnette  fernglas. 
Nach  Frisch  vom  dtschen  lauern ,  Schweiz.^  loren  luren  (ahd. 
hluren  ?),  um  so  wahrscheinlicher,  als  nach  Menage  die  norm, 
form  loriner  ist,  die  durch  ein  nomen  lorin  vermittelt  sein 
könnte. 


H.c.    LORIOT— LUETTE.  677 

L  o  r  i  o  t  fr.  goldammer.  Prov.  sagt  man  auriol,  sp,  oriol, 
von  aureolus,  daraus  mit  agglutiniertem  artikel  loriol,  entstellt 
altfr.  lorion,  nfr.  loriot.  Bas  altfr.  oriouz  G.  de  Vian.  3293 
und  das  pic.  uriot  entbehren  noch  des  artikels. 

Louer  fr.  loben;  von  laudare. 

L ou er  fr.miethen,  von  locare;  loyer  zins,  lohn,  von 
locarium  bei  Varro,  pr.  loguier. 

Loupe  kr  einförmige  geschwulst  unter  der  haut,  dsgl. 
glaslinse;  von  lupa  wölßnn,  nach  diesem  gierigen  thiere  viel- 
leicht von  ihrem  Umsichgreifen  genannt ,  sp.  lupia  und  loba- 
nillo,  chw.  luppa,  vgl.  dtsch  wolfsgeschwulst.  Altfr.  lope  be- 
deutet auch  grimasse  Ren.  11.43,  eig.  wohl  dicke  lippe. 

L  o  u  p  -  g  a  r  o  u  fr.  mensch  ,  der  wolfsgestalt  annehmen 
kann.  cQuod  hominum  genus,  sagt  Gervasius  Tillib.,  gerul- 
phos  Galli  nominant,  Angli  vero  verewolf,  wörtlich  mann- 
wolf,  Xvxav&Qconog ,  pg.  lobis-homem.  Das  latinisierte  aus 
dem  angels.  entstandene  gerulphus  aber  lautete  altfr.  garoul 
garoii  (so  Raoul  Raou  aus  Radulphus),  bei  Marie  de  Fr.  1. 178 
etwas  abweichend  garwall.  Das  neufr.  loup-garou  ist  also 
ein  pleonasmus,  den  aber  auch  der  Bretone  begeht  in  dem 
glbd.  bleiz-garö,  worin  bleiz  dem  fr.  loup  entspricht.  S.  Grimms 
myth.  p.  1048,  vgl.  einen  ähnlichen  fall  im  fr.  cormoran  (s. 
oben)  und  it.  Mon-gibello,  dessen  zweiter  (arab.)  theil  schon 
berg  bedeutet.  Es  mag  zufällig  sein,  daß  sich  das  bret.  wort 
auch  in  bleiz  wolf  und  garö  grimmig  zerlegen  läßt,  womit 
aber  der  begriff  nicht  ausgedrückt  wäre.  Andre  provinzen 
bieten  andre  ausdrücke,  Provence  leberoun  leberou  (Beronie 
p.  67, 126,  altfr.  loup-beroux),  Berry  marloup ,  louara,  auch 
birette,  JNormandie  lubin,  Roquefort  bemerkt  auch  ein  altfr. 
millegroux,  dsgl.  leu-waste  u.  a.;  ital.  heißt  er  Iupo  mannaro. 
Von  garou  ist  das  norm,  varouage  nächtliches  umherschwei- 
fen.    Pic.  garou  hat  die  bed.  hexenmeister  entwickelt. 

Loure  altfr.  sackpfeife,  nfr.  ein  tanz;  vom  altn.  lüdr, 
dän.  luur  hirtenflöte,  vgl.  Ihre  II.  101. 

Lucarne  fr.  kleines  dachfenster ;  von  Jucerna,  worin 
sich  e  frühe  in  a  verwandelt  haben  muß,  wie  auch  goth.  lu- 
karn  (n.) ,  ir.  luacharn ,  kymr.  llygorn  (mj  bezeugen.  Ein 
occit.  luzerno  kennt  Honnorat.     Vgl.  Dief.  goth.  wb.  II.  153. 

L  u  e  1 1  e  fr.  Zäpfchen  im  hals ;  dimin.  des  glbd.  lat.  uva 
mit  vorgesetztem  artikel;  it.  ügola  für  tivola  drückt  dasselbe 


678  ILc.     LUEÜR— MAQON. 

aus,  vgl.  cotnask.  uga  für  uva.  Stark  entstellt  ist  occ.  ni- 
vouleto. 

Lueur  fr.,  lugor  pr.  glänz;  von  Iucere. 

Lunette  fr.  aug englas ;  vgl.  it.  lunetta  Öffnung  in  einem 
gewblbe,  wodurch  licht  hereinfällt,  von  luna. 

Luseau  altfr.  s.  lucillo  II.  b. 

Lutin  fr.  ein  poltergeist  wie  esprit  fallet,  lutiner  pol- 
tern, (trans.)  plagen,  beunruhigen.  Eine  andre  form  ist  altfr. 
luiton ,  z.  b.  diable  semble  ou  luitons  ou  maufez  Guill.  d'Or. 
(s.  Menage).  Neben  luton  findet  sich  im  norden,  namentlich 
in  Belgien,  auch  nuiton,  schon  bei  Ph.  Mousquet  IL  p.  478, 
dem  das  verschwinden  dieses  kobolds  ein  bild  darleiht;  noch 
jetzt  in  einem  großen  theile  des  Wallonenlandes  nuton  kobold, 
der  in  grotten  wohnt.  Frisch  deutet  lulin  aus  dem  dtschen 
laut  hlüt,  das  aber  etwas  zu  allgemeines  aussagt;  Grimm  myth. 
p.  475  aus  dem  tat.  luclus  trauer ,  so  daß  es  wehklagender 
geist  hieße,  was  aber  dem  wesen  dieses  koboldes  fremd  scheint; 
Ch.  Grandgagnage  vom  altfläm.  luttil  klein,  weil  man  sich  un- 
ter lutins  zwerghafte  wesen  denke.  Gegen  die  bekannte  her- 
leitung des  altbezeugten  nuiton  aus  fr.  nuit  (nachtgeist)  ist 
von  selten  des  begriffes  wie  der  form  nichts  erhebliches  ein- 
zuwenden. Denkt  man  sich  aber  luiton  daraus  entstellt,  so 
bleibt  es  räthselhaft,  wie  die  spräche  dem  klaren  worte  aus- 
weichen mochte.  Man  sehe  die  interessante  monographie  von 
J.  Grandgagnage:  Sur  les  mysterieux  habitants  des  grottes. 
Liege  1853. 

Lutrin  fr.  lesepult,  für  letrin,  lectrinum ,  vom  mlat. 
lectrum  'analogium ,  super  quo  legitur'  Gl.  Isid.  Die  genues. 
mundart  sagt  ebenso  letterin  für  it.  leggio. 

Luzerne  eine  art  klee ,  neupr.  lauzerdo;  unbekannter 
herkunft. 

M. 

Macabre,  danse  macabre  fr.  todtentanz;  wird  herge- 
leitet theils  aus  dem  namen  S.  Macarius,  theils  aus  chorea 
Machabaeorum ,  theils  aus  dem  arab.  magabir  todtenhof.  S. 
darüber  Grimms  myth.  p.  810.  Man  merke  dazu  noch  lothr. 
maicaibre  phantastisches  wolkengebilde  Dict.  pat.  app. 

M  a  9  o  n  /r.;  massö  pr,  steinhauer,  maurer,    Dieses  wort 


ILc.    MADßl-MAINBOUR.  670 

trifft  zusammen  mit  unserm  metz ,  ahd.  mezzo ,  wofür  auch 
meizzo  gefunden  wird,  von  meizan  einschneiden,  goth.  maitan 
abhauen,  nhd.  meifseln.  Doch  liegt  gegen  seine  herkunft  aus 
dem  deutschen  ein  bedenken  vor.  Auffallend  ist  es  nämlich, 
daß  schon  Isidorus,  der  nur  wenige  deutsche  Wörter  hat,  es 
kennt:  machiones  dicti  a  machinis,  quibus  insistunt  propter 
altitudinem  parietum  19,  8.  Machio  schreibt  er  seiner  etymo- 
logie  zu  gefallen  für  macio,  denn  ch  und  c  waren  damals 
phonetisch  gleichbedeutend.  Aus  einem  goth.  subst.  maita  ließ 
sich  eine  solche  form  nicht  gewinnen,  wohl  aber  konnte  aus 
marcus  schlaget  ein  persönliches  marcio  ' einer  der  den  schlaf 
gel  führt ,  steinarbeiter* ,  wie  tabellio  aus  tabella,  abgeleitet 
werden :  r  fiel  aus  wie  im  span.  macho  vom  dimin.  desselben 
lat,  Wortes,  marculus.  S.  über  eine  form  marcio  Ducange 
v.  macio.  Das  sbst  mazon  =  fr.  macon  kam  dem  Spanier 
abhanden,  aber  in  dem  nun  veralteten  mazonar  lebte  es  fort. 
Diese  herleitung  wird  vielleicht  geringe  Zustimmung  finden,  gleich- 
wohl ist  die  thatsache  nicht  wegzuläugnen :  macon  ist  buch- 
stäblich =  machio  wie  z.  b.  bracel-et  =  brachiale,  machio 
aber  kann  aus  keiner  goth.  oder  german.  quelle  herrühren. 
Eine  andre  herleitung  wäre  aus  dem  lat.  matea  (s.  mazza), 
aber  würde  Isidorus  t  durch  ch  ausgedrückt  haben?  Vgl. 
Dief.  goth.  wb.  IL  23. 

M  a  d  r  e  fr.  fieckicht ,  sbst.  norm,  maire  flecken  auf  der 
haut,  altfr.  mazre  madre  eine  hohart  (hanap  de  mazre  Trist, 
glossar),  mlat.  scyphi  maserini,  altfr.  mazelin  adj.,  madelin 
maderin  sbst.  trinkgefäß;  vom  ahd.  masar  knorren  im  holz, 
nhd.  maser,  maser-holz. 

Main  altfr.  in  main  menue  geringes  volk,  arme  leute; 
sicher  nicht  von  minus,  sondern  von  manus  menge,  häufe, 
anzahl. 

Mainbour  mambourg  altfr.  beschützer,  Vormund  (vgl. 
pr.  manbor  Lex.  rom.),  mainbournir  schützen,  daher  main- 
bournie  schütz,  Vormundschaft.  Aus  dem  deutschen:  in  frü- 
hem mlatein  mundiburdus,  ahd.  muntboro,  ags.  munbbora,  ndl. 
momboor  tutor,  patronus;  mlat.  mundiburdis  mundiburdum, 
ahd.  muntburti  u.  s.  w.  tutela;  zsgs.  aus  munt  hand ,  beran 
tragen,  ähnlich  rom.  main-tenir.  Man  sieht  leicht,  daß  munt 
in  das  rom.  main  (hand)  umgedeutet  oder  übersetzt  ist ,  wie 
dies  auch  im  it.  manoYaldo  geschah,  burd  aber  ist  in  bournir 


680  II.  c.    MAINT— MANCIP. 

verderbt;  mundiburnium  wird  schon  aus  einer  Urkunde  des 
10.  jh.  angeführt.     Vgl.  Dief.  goth.  wb.  IL  86. 

Maint  fr.,  pr.  maint  mant  (neupr.  mant-un),  daher  das 
it.  manto,  pronomen  für  lat.  multus.  Ist  es  von  kymr.  maint 
große,  menge,  adjectivisch  angewandt  wie  truppus  im  it.  troppo? 
Oder  ist  es  vom  ahd.  sbst.  managöti,  ndL  menigte  menge,  oder 
vom  ahd.  ad),  manag,  nhd.  manch,  in  welchem  falle  man  ihm 
aber  ein  neutrum  managaz  managat  unterlegen  müste?  Vgl. 
Dief.  goth.  wb.  IL  34.  Ein  compositum  ta-maint,  dem  sp.  ta- 
mano  ähnlich,  braucht  Froissart ,  s.  Orelli  p.  131,  daher  it. 
tamanto. 

M  a  i  r  e  fr.  name  eines  beamten;  vom  compar.  major  grö- 
ßer, angesehener,  in  altfr.form  maire  (woher  auch  unser  mei- 
er),  bekannt  zumal  in  major  domus.  Die  vergleichung  der 
compar  ativ  form  seigneur  liegt  nahe. 

Malart  fr.  männchen  der  wilden  ente,  altfr.  und  noch 
norm,  und  pic.  enterich  überhaupt;  von  male,  lat.  masculus 
(Menage).     Eine  pic.  form  ist  maillard. 

M  a  1 1  -p u  b  1  i  c  altfr.  öffentliche  rechtsverhandlung ;  mlat. 
mallum  publicum,  goth,  mathl,  ahd.  mahal  gericht. 

Malt  fr.  (m.)  zum  bierbrauen  bereitete  gerste;  deutsches 
wort:  engl,  malt,  ahd.  nhd.  malz. 

Mal  töte  fr.  (f.)  g  eider  pr  essung ;  vom  altfr.  toute  tolte 
Steuererhebung  (partic.  von  tollir,  lat.  tollere)  mit  vorgefüg- 
tem mal,  it.  maltolto,  malatolta :  guarda  ben  la  mal  tolta  mo  - 
neta  Inf.  19,  98;  altpg.  mallatosta  maltosta  abgäbe  vom  wein. 
S.  darüber  Ducange  v.  tolta. 

Ma n  a  i  e r  altfr.  schützen,  schonen  Rou  IL  258,  sbst.  ma- 
naie,  pr.  (selten)  manaya  schütz,  Schonung,  nachsieht,  gnade ; 
von  manu  adjutare  mit  der  hand  unterstützen ,  darum  auch 
eine  form  mit  d  manaide  Chev.  au  cygne  v.  82,  menaide  Gar. 
I.  286.  Es  ist  also  eine  zss.  wie  mantenere,  mallevare,  mam- 
parar. 

Manant  fr.  eingeborner,  bauer;  partic.  präs.  vom  al- 
ten manoir  maindre  wohnen,  lat.  manere,  vgl.  in  cujus  pago 
manet  wohnt  L.Sal;  adj.  altfr.  manant,  pr.  manen  wohlha- 
bend, manantie  reichthum;  mlat.  ad  villas  manentium  sunt  re- 
gressi  Greg.  Tur.  s.  Ducange.  Noch  jetzt  bedeutet  dem  Ge- 
nuesen manente  ackersmann. 

Mancip  pr.  s.  mancebo  IIb, 


II.  c.     MANAGE— MAQUEREAÜ.  681 

Manege  fr.  (m.)  reitschule ;  aus  dem  it.  maneggio,  dies 
von  maneggiare  handhaben,  s.  Rom.  gr.  IL  327. 

M  a  n  e  v  i  r  in  amanevir  altfr.,  pr.  amanoi'r  amanavir  amar- 
vir,  einfach  marvir,  bereit  sein  (auch  cat.  amanir  bereit  ma- 
chen?),  daher  das  übliche  particip  altfr.  manevis  amanevis, 
pr.  amanoitz  amarvitz  bereit,  hitzig ,  occit.  amarbit  munter 
Gloss.  zu  Goudelin.  Manoir  stimmt  so  buchstäblich  zum  goth. 
den  übrigen  deutschen  sprachen  unbekannten  manvjan  bereit 
machen  (v  in  o  aufgelöst),  daß  seine  deutsche  abhunft  un- 
zweifelhaft ist.  Ferner  adv.  pr.  marves  unbedenklich,  adj. 
marvier  bereit,  vom  gleichbed.  goth.  adj.  manvus.  Dieses  ad- 
verb  und  dieses  adjectiv  müssen  jeden  versuch,  das  wort  aus 
manus  oder  ad  manum  ire  herzuleiten,  niederschlagen. 

Manier  fr.  s.  menear  Il.b. 

Manigance  fr.  kunstgriff;  von  manica,  weil  sich  die 
taschenspieler  bei  ihren  künsten  des  ermels  bedienen,  vgl.  Pa- 
pias  maniculare  dolum  vel  slrophas  excogitare.  Es  versteht 
sich,  daß  manigance  ein  verbum  manicare  voraussetzt. 

Manne  fr.  korb,  pic.  mande ;  vom  ndl.  mand  mande  (f.), 
ags.  mond,  engl,  maund  mit  gl.  bed.;  so  auch  manne-quin 
tragkorb ,  vom  mndl.  mande-kin.  Ist  dies  letztere  sichtbar- 
lieh  deutscher  herkunft,  so  ist  kein  grund,  für  manne  ein  cel~ 
tisches  etymon  heran  zu  ziehen. 

Mannequin  fr.,  daher  sp.  maniqui,  gliedermann ;  vom 
mndl.  mannekin  männchen.    Der  Wallone  hat  maniket  zwerg. 

Mansarde  fr.  gebrochenes  dach ;  so  genannt  nach  dem 
namen  eines  baumeisters  Fr.  Mansart  f  1666. 

Maquereau  fr.  name  eines  fisches,  daher  ndl.  makreel, 
engl,  mackerell,  kymr.  macrell;  wird  aus  macula  fleck  erklärt, 
da  der  fisch  über  den  rücken  gestreift  ist:  es  wäre  also  aus 
maclereau  verderbt.     In  Champagne  maquet. 

Maquereau  fr.  kuppler.  Rob.  Etienne's  herleitung 
aus  macula  fleck,  in  beziehung  darauf  daß  die  kuppler  der 
römischen  comödie  sich  eines  scheckigen  kleides  bedient  hätten 
(leno  pallio  varii  coloris  utitur  Donaf) ,  ist  zwar  nicht  un- 
geschickt, fußt  aber  auf  der  sehr  gewagten  Voraussetzung,  daß 
Frankreich  ein  andenken  an  die  römische  bühne  verblieben 
sei,  wovon  die  andern  provinzen  keine  spur  besitzen.  Besser 
trifft  die  deutung  aus  dem  ndl.  maker  von  maken  unterhan- 
deln (s,  maecken  KU.),  ahd.  mahhari  von  mahhön  machinari, 


688  II.  c.     MARAUD— MARCHER. 

huor-mahhari  leno;  vgl.  besonders  Schivenck  v.  mäkeln.  Ein 
altfries.  mekere  Unterhändler  in  ehesachen  stellt  Richthof en 
lieber  zum  ndl.  makker  geführte,  verschieden  von  maker. 

Maraud  fr.  b etiler ,  taugenichts ,  maraude  liederliches 
weibsbild,  marauder  plündernd  umherstreifen.  Von  unklarer 
herkunft.  Man  dürfte  unter  andern  (wobei  Verwandlung  ei- 
ner tenuis  in  media  zugegeben  werden  müste)  an  das  gleich- 
bed.  sp.  mal-roto,  pg.  rnarotOj  denken,  zsgs.  aus  male  ruptus 
übel  zu  gründe  gerichtet ,  nichtswürdig ,  daher  das  vb.  mal- 
rotar  marlotar  und  marrotar.  Aus  dem  militärischen  ausdruck 
fr.marode  (f)  unerlaubte  plünderung,  vb.  maroder,  ist  wohl 
erst  das  sp.  merode  (m.) ,  marodear,  gezogen.  Die  churw. 
spräche  hat  marodi  kränklich  d.  h.  zu  gründe  gerichtet,  co- 
mask.  marö. 

Marc  fr.  trester,  pic.  merc;  nach  Menage  von  amurca 
öhlsatz.  Fast  möchte  man  auf  das  buchstäblich  besser  zu- 
treffende bei  Plinius  und  Columella  vorßndliche  gallische  emar- 
cum  vermuthen,  das  eine  geringe  art  reben  bedeutet  (e  ab- 
gestoßen wie  in  mina  von  hernina). 

Marcassin  fr.  frischling,  wildes  schwein  im  ersten 
jähr;  unbekannter  herkunft.  Vgl.  champ.  margajat  kleiner 
schmutzkittel,  margouiller  schmutzig  machen. 

Mar  che  fr.  markt,  von  mercatus ;  marchand  kaufmann, 
zsgz.  aus  altfr.  marcheant  (marchedant  Pass.  de  J.  C.)  =  it. 
mercatante,  partic.  von  mercatare,  pr.  mercadar,  mlat.  necu- 
tiantes  vel  mercadantes  s.  Ducange;  doch  findet  sich  altfr. 
auch  schon  marchand  markand  =  it.  mercante  vom  tat.  mer- 
cari. 

Marcher  fr.  reisen,  gehen,  sbst.  marche  (f.),  daher 
entlehnt  it.  marciare  (ven.  marchiare),  sp.  marchar.  Es  ist 
kein  altes  wort  und  darum  nicht  vom  celt.  march  oder  dtschen 
marah  pferd.  Wäre  ein  dem  it.  mercare  oder  mercatare  (han- 
del  treiben)  entsprechendes  altfr.  vb.  marcher  marcheer  vor- 
handen, statt  dessen  nur  ein  sbst.  marchant  marcheant  begeg- 
net, so  könnte  dieses  in  seiner  bedeutung  eine  ähnliche  rich- 
tung  genommen  haben  wie  unser  wandeln,  früher  für  handeln, 
jetzt  für  gehen  gebraucht.  Nicht  minder  bedenklich  ist  die 
annähme  -einer  nebenform  marche  für  marque  in  der  bed. 
fußtapfe,  tritt  (eig.  merkmal,  spur),  daher  marcher  schritte 
machen^  da  der  streng  fram,  spräche  eine  solche  vertauschung 


IL  c.    MARGUILLIER— MASSACRE.  683 

des  ch  mit  qu  durchaus  nicht  zusagt:  merchier  für  marquer 
im  Brut  1. 199  ist  mundartlich.  Buchstäblich  fügt  sich  mar- 
cher  nur  zu  mar  che  mark,  gränze:  nun  sagte  man  altfr.  aller 
de  marche  en  marche  von  land  zu  lande  ziehen,  reisen,  z.  b. 
Rutebeuf  I.  433:  aus  dieser  oder  einer  ähnlichen  redensart 
kann  das  vb.  marcher  und  demnächst  das  sbst.  marche  sich 
her  vor  gebildet  haben. 

Margui  liier  fr.  kirchenvorsteher ,  altfr.  marreglier; 
von  matricularius,  weil  er  das  armenregister  führt. 

M  a  r  i  o  n  n  e  1 1  e  fr.  puppe ;  eig.  Mariechen  (kleines  mäd- 
chen),  fr.  Marion.  Dahin  auch  mar  otte  (für  mariotte)  nar- 
renscepter  mit  einem  puppenkopf. 

M arm ott er  fr.  murmeln,  auch  comask.  marmotä;  na- 
turausdruck. 

Marne  fr.,  altfr.  marle  merle,  noch  pic.  marle  eine  fette 
düngererde,  mergel,  marner  marler  mit  solcher  erde  düngen; 
von  marga,  nach  Vilnius  17,  7  gallisch:  quod  genus  (terrae) 
vocant  margam  (Galli  et  Britanni),  abgel.  margula,  ahd.  mer- 
gil,  zsgz.  marle  marne  (wie  posterle  poterne).  Die  urspr. 
form  erhielt  sich  im  it.  sp.  marga  so  wie  im  bret.  marg  (m.), 
während  die  andern  celt.  sprachen  nur  das  abgeleitete  wort 
kennen,  kymr.  marl,  ir.  gael.  merla.  Vgl.  Dief.  celt.  I.  68, 
Grandg.  II.  58. 

M  a  r  o  n  i  e  r  altfr.  seemann;  abgeändert  aus  marinier  wie 
chardonal  aus  cardinal  Fabl.  I.  299,  vilonie  aus  vilenie  u.  dgl, 
vermuthlich  aber  durch  einmischung  von  maron,  abgel.  aus 
lat.  mare  wie  pion  aus  pes,  daher  maronnel  Seeräuber  (für 
maron  aber  bemerkt  Roquefort  nur  die  bed.  fuhrmann). 

M  arr  ain  e  fr.  pathinn;  pr.  mairina,  it.  sp.  madrina,  das 
franz.  wort  also  wohl  entstellt  aus  marrine  durch  anbildung 
an  das  masc.  parrain,  s.  daselbst. 

Marsouin  (belgisch)  piscis,  quasi  maris  sus  Bouille 
p.  14,  ahd.  meri-suin  delphin,  nhd.  meerschwein.  Champ.  mar- 
souin schmutziger  mensch. 

M  a  s  s  a  c  r  e  fr.  niedermetzelung,  blutbad,  vb.  massacrer ; 
mlat.  mazacrium  aus  dem  13.  jh.  Des  Wortes  stamm  erklärt 
sich  leicht  aus  masse  keule  oder  dem  ahd.  meizan  schneiden, 
hauen,  aber  das  sufßx  acre  ist  ungewöhnlich;  das  buchstäb- 
lich zutreffende  it.  mazzächera  bedeutet  etwas  anders.  Nicht 
unwahrscheinlich  entstand  es  aus  dem  ndd*  matsken  zerhauen 


684  IL  c.    MATELOT— MAUVIS. 

Brem.  wb. ,  zumal  wenn  man  eine  form  matseken  matsekern 
annehmen  darf;  auch  unser  hd.  metzger  liegt  nahe,  vgl.  piem. 
massacra  Verstümmler,  pfuscher  (Zalli,  fehlt  Ponza). 

Matelot  fr.  matrose.  Gegen  Nicot's  deutung  aus  mät, 
so  daß  urspr.  ein  am  mastbaume  arbeitender  so  genannt  wor- 
den wäre,  ist  das  kurze  a  zwar  kein  entscheidender,  aber 
doch  ein  nicht  ungewichtiger  zeuge,  denn  der  alten  spräche, 
die  hier  licht  verbreiten  würde,  scheint  das  wort  abzugehen. 
Man  wird  es  also  auf  matta  zurückführen  müssen:  einer  der 
auf  der  matte  schläft,  mattarius,  und  vielleicht  ist  matelot  (für 
materot)  gradezu  aus  mattarius  geformt,  wozu  matelas  für  ma- 
teras eine  schickliche  vergleichung  bietet.  Bedenklicher  ist  die 
deutung  aus  ndl.  maat  camer  ad,  da  das  einfache  wort  keinen 
eingang  in  das  franz.  fand.     Die  bret.  form  ist  marlölod. 

Matois  schlau,  verschmitzt.  Dasselbe  sagt  enfant  de 
la  mate :  die  mate  aber  war  ein  platz  in  Paris,  wo  die  diebe 
zusammenkamen  (de  Brieux  orig.  de  coutumes  p.  15,  Dumeril 
dict  norm.  p.  152). 

Matras  alt  fr.,  pr.  matratz  matrat  Wurfspeer  mit  dickem 
knöpf  (?),  alt  fr.  matrasser,  pr.  matrasseiar  zerquetschen,  zer- 
stoßen ;  vom  gallisch-lat.  matara  Caesar  (mataris  Livius,  ma- 
teris  Auct.  ad  Her.)  mit  dem  suffix  as  abgeleitet,  vgl.  Zeuß 
I.  97. 

Mauca  pr.,  moca  cat.  bauch;  aus  dem  deutschen,  Schweiz. 
mauck  fleischige  fette  person,  ndl.  moocke  bauch  KU.,  vgl. 
bair.  mauken  hangkörbchen  u.  a. 

Maufe  altfr.  name  des  teufeis;  von  male  factus,  it. 
malfatto  ung estalt ,  vgl.  neap.  brutto  fatto  der  häßliche  =  de- 
monio.     Die  Wallonen  nennen  ihn  den  geschwänzten ,  covve. 

Mau  vis  fr.  (m.,  altfr.  f.)  weindrossel,  turdus  iliacus. 
Früher  war  die  bedeutung  weniger  bestimmt.  Nicot  z.  b.  be- 
legt drei  arten  des  turdus  mit  diesem  namen;  Für  euere  u.  a. 
erkennen  ihn  auch  der  möwe  zu.  Die  alten  dichter  gesellen 
den  unmusicalischen  vogel,  der  nur  zip  zip  ruft,  häufig  zur 
nachtigall  (z.  b.  car  les  rossignols  et  mauvis  sceurent  si  haul- 
tement  chanter  Rom.  de  la  rose);  dies  ist  aber  noch  kein  grund 
die  lerche  darunter  zu  verstehn  (vgl.  Michel's  gloss.  zu  Ben.), 
da  es  dem  drosselgeschlechte  nicht  an  sängern  fehlt  (turdus 
musicus,  turdus  viscivorus).  Aus  Frankreich  scheint  das  im 
port.  und  catal,  unvorhandene  malviz  (m.)   eingeführt;   die 


II.  c.    MAZETTE— MENOTTE.  685. 

neap.  mundart  besitzt  marvizzo.  Man  deutet  das  wort  aus 
malus,  da  der  vogel  dem  weinstocke  schädlich  ist  und  darum 
auch  grive  de  vendange,  dtsch  weingartsvogel,  heifit;  gramma- 
tisch besser  wäre  rnalum  vitis  unheil  des  rebstocks.  Der  bre- 
ton.  name  ist  milfid  milvid,  in  Vannes  milc'houid;  com.  mel- 
huez  heifit  lerche  (mel  huez  süfier  hauch,  nach  Pryce) ;  und 
auch  hieraus  wird  das  franz.  wort  geleitet.  Ein  dimin.  von 
mauvis  (mauvit-s?)  ist  mauviette  (mauvitelte?)  kleine  dros- 
selart  (Für euere  u.  aj,  in  Paris  die  gemeine  lerche  (Nemnich) ; 
dazu  henneg.  mauviar(d)  amsel,  turdus  merula. 

Mazette  fr.  elende  mähre,  auch  ungeschickter  Spieler; 
nach  Frisch  1.652c  vom  dtschen  matz  ungeschickt,  klotz,  ein 
matzicht  pferd,  ein  matziger  kerl. 

Mechant  fr.  elend,  boshaft,  altfr.  mes-cheant,  partic. 
von  mes-cheoir  übel  fallen,  übel  ausschlagen,  buchstäblich 
minus  cadere,  sbst.  altfr,  mescheance  unheil.  Ebenso  ist  das 
altsp.  malcaido  unglücklich,  arm  F.juzg.  zu  beurtheilen. 

Megie  fr.  weifigerberei,  megissier  weifigerber.  Letz- 
teres setzt  ein  sbst.  megis  megisse  voraus  (so  tapissier  von 
tapis,  saucissier  von  saucisse)  und  wirklich  hat  Roquefort 
mesgis,  das  nebst  megie  eher  aus  einem  nomen  als  aus  ei- 
nem verbum  geflossen  sein  kann,  so  dafi  Menage 's  herleitung 
aus  lat.  mergere  sehr  zweifelhaft  erscheinen  muß.  Frisch  er- 
innert an  engl  meek  sanft,  aber  daraus  läfit  sich  megie  nicht 
bilden;  auch  nicht  aus  ndl.  meuk  er weichung,  das  franz.  wort 
müste  denn  verderbt  sein  aus  meguie,  wofür  man  pic.  megui- 
chier  =  fr.  megissier  anführen  könnte. 

Megue  fr.  (f.)  molken;  nach  einigen  für  maigre  (pic. 
megre  kommt  vor)  das  magere  der  milch,  dem  aber  das  ge- 
nus  zu  widersprechen  scheint;  nach  Fielet  p.  173  ein  cell,  wort, 
gael.  meog,  kymr.  maidh.  Man  erwäge  aber  noch  mlat.  mesga 
und  neupr.  mergue  (masc.  nach  üonnorat)  molken,  und  das 
wal.  mesge  saß.  Auch  ein  dtsches  meghe  ist  bekannt,  s.  Ki- 
lian,  wall,  makaie  heifit  weißer  käse.  Die  picard.  mundart 
kennt  für  megue  auch  mingle. 

Menage  fr.  haushält,  Sparsamkeit,  daher  menager  spa- 
ren; für  mesnage,  mlat.  mansionaticum. 

Menü  fr.  bauernhaus;  für  maisnil,  mansionile. 

Menotte  fr.  handschellen ;  von  manus,  main,  vgl.  it. 
manetta. 


086  II.  c.     MERIR— MEULE. 

Merir  alt  fr.  prov.  lohnen,  vergelten  (mit  dem  dat.  der 
person  und  acc.  der  sacke),    eine  bedeutung ,   die  das  wort 

früh  angenommen :  suum  servitium debite  et  rationabiliter 

vult  Uli  merere  Cap.  Car.  Calv.  s.  Ducange.  In  der  bekann- 
ten altfr.  formet  diex  le  vos  mire  cgott  lohn'  es  eucfi  muß 
sich  mire  durch  häufigen  gebrauch  aus  miere  vereinfacht  ha- 
ben, was  bei  fiere  (conjunctiv  von  ferir)  und  ähnlichen  nicht 
der  fall  ist:  in  dem  entsprechenden  pr.  dieus  vos  o  meira  ge- 
schah dem  worte  keine  gewalt. 

Merlan  fr.  ein  Seefisch,  witling,  altfr.  merlenc  mellenc, 
henneg.  merlen  merlin,  bret.  marlouan.  Es  hat  deutschen 
klang ,  aber  ein  wort  wie  merling  fehlt  dieser  spräche.  Ndl. 
molenaar. 

Merme  altfr.  s.  mermar  IL  b. 

M  e  r  r  a  i  n  fr.,  pr.  mairam  stabhoh  u.  dgl,  mediran^  cim- 
par  (Zimmerholz)  GL  cass. ;  von  materiamen  L.  Sal,  lat.  ma- 
teria.     Vgl  Pott  in  Höfers  ztschr.  III.  163. 

Me  sänge  fr.  (f.)  ein  vogel,  meise.  Das  wort  ist  aus 
dem  deutschen  mit  einem  suffix ,  das  gewöhnlich  abstracten, 
wie  louange,  laidenge,  zukommt ;  es  ist  entstellt  aus  dem  ndd. 
dimin.  meeseke,  wie  schon  Menage  vcrmuthete ,  pic.  masain- 
gue.  Ein  vocabularius  vom  j.  1490  übersetzt  mese  mit  me- 
senca  Hoffm.  hör.  belg.  VII.  p.  12. 

Mesel  altfr.  aussätzig,  altsp.  mesyllo  Canc.  deBaena; 
von  misellus,  dem  das  mittelalter  dieselbe  bed.  beilegte;  da- 
her auch  unser  miselsucht. 

Mest,  prov.  präpos.  für  lat.  inter ;  von  mixtum,  vgl. 
dän.  i-blandt  von  blande  mischung,  oder  engl,  a-mong. 

Meteil  fr.  mangkorn;  =  mixticulum,  dimin.  von  mix- 
tum gemischtes  getreide. 

Mets  fr.  (altfr.  mes  geschrieben)  gericht,  speise;  von 
missum  das  aufgetragene,  wie  das  glbd.  ital.  sbst.  messo  be- 
weist. Die  ziemlich  alte  Schreibung  mets  ist  eine  etymologi- 
sche,  um  das  wort  an  das  vb.  mettre  zu  knüpfen,  nachdem 
das  alte  noch  im  sbst.  messe  fortdauernde  partic.  mes  (jetzt 
mis)  dem  Sprachgefühle  fremd  geworden.  Wächters  deutung 
aus  dem  goth.  mats,  ahd.  maz,  speise,  ist  demnach  bei  seite 
zu  setzen. 

Meule  fr.,  mdartl.  mule,  heu-,  körn-  oder  misthaufe, 
abgel.  mulon,   mlat.  mullo   Order.  Vit.,  vb.  henneg.  muler 


II.  c.    MEURTRE-MIEN.  68? 

Heuhaufen  bilden,  hat.  möles  masse,  klumpen  befriedigt  den 
buchstaben,  schwerlich  den  begriff;  mola  geschrotenes ,  von 
molere,  verträgt  sich,  abgesehen  von  dem  begriffe,  nicht  mit 
der  form  mule.  Man  erinnert  an  metula  von  meta  pyrami- 
denförmige figur,  und  wiewohl  daraus  nach  allgemeiner  reget 
meille  hatte  werden  sollen,  so  ist  doch,  wenn  man  altfr.  seule 
aus  saeculum,  reule  rule  aus  regula  anschlägt,  wohl  auch 
meule  mit  syncopiertem  t  zuzulassen.  Aber  das  pr.  molon 
scheint  aus  dem  franz.  zu  stammen.  Der  Picarde  besitzt  auch 
das  primitiv  moie,  dessen  herleitung  aus  meta  keine  Schwie- 
rigkeit macht. 

Meurtre  fr.,  alt  auch  meurdre  mordre  mordthat,  vb. 
meurtrir  zerquetschen,  altfr.  mordrir  u.  dgl.  ermorden',  vom 
goth.  maurthr,  ahd.  nhd.  mord,  vb.  goth.  maurthrjan,  ahd.  murd- 
jan.  Murtre  si  est  d'home  et  de  fame,  quand  en  (on)  les 
tue  en  leur  lict  ou  en  aucune  maniere  pour  que  ce  ne  soit 
en  meslee  Estabi.  de  Louis  IX ,  chap.  25.  Der  alten  prov. 
spräche  fehlt  das  wort,  die  comask.  aber  besitzt  mördar  böse, 
gottlos,  und  so  bedeutet  auch  ahd.  murdreo  dieb ,  mord  fre- 
velthat  (letzteres  in  Muspilli),  churw.  morder  mörder,  räuber. 

Meute  altfr.  aufstand,  erhebung  besonders  zum  kriege, 
weshalb  z.  b.  die  kreuzzüge  meutes  genannt  wurden,  nfr.  meute 
koppel  Jagdhunde,  eig.  jagdzug,  daher  unser  meute.  Daß  es 
in  movere  seine  quelle  habe,  beweist  außer  der  bedeutung 
(aufregung,  motus)  auch  das  dem  vb.  emouvoir  parallel  lau- 
fende erneute  aufruhr  (prov.  auch  remota),  und  es  thut  nicht 
noth  nach  dem  ags.  möt  begegnung  zu  greifen.  Es  scheint 
sich  aber  im  roman.  ein  partic.  movitus  festgesetzt  zu  haben, 
wofür  nicht  allein  das  mlat.  movita  in  den  sirm.  formein, 
sondern  auch  das  noch  fortlebende  sard.  dem  ital.  mossa  glbd. 
mövida  zeugt.  Von  meute  ist  fr.  mutin  auf  wiegler  (für  mo- 
tin  moutin  ?),  sp.  motin  aufruhr,  fr.  mutiner,  sp.  amotinar, 
it.  ammutinare  aufwiegeln. 

Mien,  tien,  sien  neufranz.  absolutes  possessiv.  Eni- 
stehutig  aus  dem  acc.  meum  u.  s.  w.  ist  nicht  anzunehmen, 
da,  als  jenes  sich  bildete,  kein  altfr.  meon  für  mon  stattfand. 
Die  formen  erwuchsen  vielmehr  aus  dem  üblichen  possessiv 
mi,  ti,  si  mit  dem  suffix  en  =  dem  lat.  sufßx  anus  wie  ancien 
aus  anz,  haben  also  mit  dem  gleichfalls  spätem  dtschen  mei- 
nig von  mein  etwas  analoges. 


689  II.  c.     MIES— MINE. 

Mies  miez  altfr.,  mlat.  mezium  ein  getränk,  meth ;  ahd. 
ags.  medo,  engl  mead,  gr.  /nidv  u.  s.  w.,  s.  Dief.  goth.  wb. 
IL  72.  Der  prov.  Elucidari  hat  medo  gewiss  aus  dem 
mlatein. 

Mievre  fr.  muthwillig.  Menage  auf  die  norm,  form 
nievre  gestützt  leitet  es  von  nebulus  für  nebulo.  Anlauten- 
des  n  aus  m  ist  in  der  Ordnung,  nicht  das  umgekehrte.  Vgl. 
in  der  mundart  von  Berry  maffion  munteres  kind. 

Mignon  fr.  niedlich,  als  sbst.  liebling ,  daher  it.  rai- 
gnone;  dsgl.  fr.  mignard,  vb.  mignoter  liebkosen  u.  a.  abll. 
Dieser  stamm  mit  erweichtem  n  erklärt  sich  richtiger  aus  dem 
ahd.  minni  oder  minnia  (=  minja)  liebe,  als  aus  dem  gael. 
min,  s.  mina  I.  Im  mhd.  und  mndl.  war  minne  eine  liebko- 
sende anrede;  so  singt  eine  mutter  ihrem  kinde  zu:  minne, 
minne,  trüte  minne,  swik,  ich  wil  dich  wagen  Hoffmanns  hör. 
belg.  III.  116;  diese  bedeutung  passt  zur  französischen. 

Milieu  fr.  mitte;  von  medius  locus,  auch  it,  miluogo, 
ical.  mijloc. 

Milsoudor  missoudor  altfr.,  pr.  milsoldor,  gewöhnlich 
caval  milsoldor  preiswürdiges  schlachtross ;  von  caballus  mille 
solidorum,  wie  schon  ein  troubadour  erklärt:  ieu  ai  vist  ca- 
val milsoldor  a  pretz  de  trenta  sols  tornar  Choix  V.362.  Es 
ist  derselbe  fall,  wenn  man  ein  kleines  pferd  bidet  de  qua- 
tre-vingt  sous  nennt,  s.  Le  Duchat  v.  bidet.  Eine  ganz  ent- 
sprechende zss.  eines  Zahlwortes  mit  dem  genitiv  eines  Sub- 
stantivs ist  altfr.  quartenor  =  quatuor  annorum,  s.  Rom.  gr. 
IL  338.  Aus  mille  sous  formte  der  Normanne  ein  adj.  mil- 
soudier  steinreich. 

Mi  nee  fr.  dünn,  gering.  Nicht  von  minütius,  was  ge- 
gen die  lautregel  wäre,  noch  vom  goth.  comparativ  minniza 
=  ahd.  minniro,  nhd.  minder,  da  goth.  z  =  ahd.  r  im  roman. 
kaum  eine  spur  hinterlassen ;  am  wahrscheinlichsten  vom  ahd. 
Superlativ  minnisto  =  nhd.  mindeste,  indem  st  sich  leicht  als 
s  darstellt:  mince  kann  nämlich  für  minse  wie  rincer  für 
rinser  stehen.  Neuprov.  hat  man  auch  ein  dimin.  minsoulin, 
in  Berry  ein  vb.  mincer. 

Mine  fr.,  mina  pr.  ein  getreidemaß ,  gewöhnlich  von 
medimnus  hergeleitet,  passt  buchstäblich  nur  zu  hemlna  maß 
für  flüssigkeiten,  mlat.  aber  auch  frucht-  undlängenmaß  wie 
pr.  emina,  altfr.  emine,  sp.  hemina. 


II.  c.    MIRE— MOINEAU.  689 

M  i  r  e ,  ein  sehr  üblicher  alt  fr.  ausdruck  für  arzt,  Wund- 
arzt, noch  jetzt  in  der  norm,  mundart:  qui  court  apres  le 
miere,  court  apres  la  biere  (Dumeril),  vb.  mirer  heilen,  s.  Car- 
pentier  v.  miro.  Herkunft  desselben  von  medicus  ist  unmög- 
lich, daraus  entsprang  mege.  P.  Paris  (Garin  IL  89,  anders 
Chans.  d'Ant.  IL  378)  erklärt  es  aus  emir  herr  d.  h.  aus  ei- 
nem  durch  die  Araber  zu  Salem  aufgekommenen  ehrentitel 
für  ärzte:  sollte  es  aber  alsdann  der  ital.  spräche  entgangen 
sein,  wenn  man  diese  Voraussetzung  auch  als  thatsacjie  auf- 
nähme ?  Auch  an  myropola  dürfte  man  denken,  hätte  es  das 
mittelalter  nur  in  diesem  sinne  angewandt.  Vom  vb.  mirer 
endlich  war  mireor  zu  erwarten,  nicht  mire.  Sidonius  braucht 
medicator,  welches  in  miere,  kaum  in  mire,  zusammengehen 
konnte:  letzterem  liegt  das  unlat.  meditor  zsgz.  meire  mire 
gewiss  näher,  entbehrt  aber  jedes  beleges ;  auch  würde  in 
beiden  fällen  der  accus,  meor  lauten  müssen.  Aber  so  wie 
man  grammaticus  in  grammaticarius  erweiterte,  warum  sollte 
man  medicus  nicht  in  medicarius  erweitert  haben?  Wie  aus 
jenem  warte  mit  syncopiertem  ca  grammaire  ward,  so  aus 
diesem  mit  derselben  syncope  meire  mire.  Dadurch  erklärt 
sich  auch  die  alte  form  mirie  Liv.  d.  rois  p.304,  indem  ie  hier 
die  endung  ius  vertritt,  wie  sie  auch  ia  vertreten  muß  (miserie, 
glorie,  peeunie).  Die  abl.  medic-arius  ist  in  der  that  weniger 
auffallend  als  medic-ianus,  woher  altfr.  medecien,  nfr.  me- 
decin.     Ital.  medicaria  für  medicina  kennt  Veneroni. 

Mir oi r  fr.  Spiegel,  altfr.  mireor,  pr.  mirador;  gleich- 
sam miratorium,  vgl.  sp.  mirador  wartthurm,  it.  miradore  Spie- 
gel. Eine  andre  form  ist  pr.  m  i  r  a  1  h ,  it.  miraglio,  bask.  mi- 
raila ,  zufällig  mit  lat.  miraculum  zusammentreffend. 

Mitraille  fr.,  daher  sp.  metralla,  kleine  metallstücke, 
besonders  kupfer  oder  messing ;  ohne  zweifei  vom  altfr.  (flä- 
mischen) mite  kleine  kupfermünze,  mndl.  mijte,  nndl.  mijt  in 
ders.  bed. ,  eig.  etwas  kleines,  winziges,  auch  eine  milbe ,  s. 
mita  I.     Mitraille  steht  also  wohl  für  mitaille. 

Mo  eile  fr.  mark;  für  meolle,  pr.  meola,  it.  midolla, 
lat.  medulla.  Die  gleiche  umkehr  der  vocale  im  pg.  joelho 
für  jeolho. 

Moineau  fr.  sperling.  So  artig  die  herleitung  aus  fr. 
moine  ist,  wornach  es  mönchlein  heißen  würde  in  beziehung 
auf  die  bibelstelle  passer  csolitarius'  in  tecto,  otqov&iov  /xovd- 

44 


690  IL  c.     MOISIR— MON. 

£ov  Psalm  101,  und  wiewohl  auch  das  it.  monaco,  das  sp. 
fraile,  das  fr.  nonnefte  so  wie  unser  dompfaffe  als  namen 
von  vögeln  gebraucht  werden,  so  zeugen  doch  überwiegende 
etymologische  gründe  für  einen  ganz  andern  Ursprung.  Die 
norm,  form  nämlich  ist  moisson  Brut  IL  244  (noch  jetzt  üb- 
lich), in  Lille  mousson  Gloss.  p.  13a,  wallon.  mohon  (so  lothr. 
mohna),  cat.  moxö,  welche  sich  als  ableitungen  aus  lat. 
musca  zu  erkennen  geben  (muscio):  ein  Meiner  vogel  ward 
mücke  genannt  wie  in  unserm  grasmücke,  das  henneg.  mou- 
chon  und  das  npr.  mousquet  bedeuten  überhaupt  einen  klei- 
nen vogel,  norm,  rnoisseron  finke;  pr.  moizeta,  cat.  moxeta 
ist  ein  raubvogel,  der  kleine  vögel  fängt  (menutz  auzels  pren- 
dent  Elucid.) ,  nicht  =  mouette,  wie  Raytiouard  übersetzt. 
Aus  moisson  aber  entstand  moisonel  moisnel,  nfr.  moineau; 
vgl.  mndl.  musche  Hoff'm.  hör.  belg.  VI.  255a,  VII.  6,  nndl.  mosch. 
Es  gibt  ein  ahd.  mez  Sperling  s.  Grimm  III.  362,  dem  sich 
aber  die  roman.  Wörter  nicht  anschließen.  Man  sehe  Grandg. 
v.  mohon. 

Moisir  fr. ,  mozir  pr.  schimmeln;  von  mucere  oder 
mucescere. 

Moison  altfr.  maß;  von  mensio. 
Moisson  fr.,  meissö  pr.  ernte;  von  messio  abmähung. 
Moite  fr.  feucht,  altfr.  moiste,  daher  engl,  moist.  Nicht 
von  madidus :  es  fließt  ganz  regelrecht  aus  humectus  mit  ge- 
ringer aphärese  und,  im  altfr.,  mit  bekannter  einschiebung 
des  s  vor  t.  Prov.  mec  Parn.  occ.  p.  354  ist  buchstäblich 
dasselbe  wort.  In  den  isid.  glossen  liest  man  mactum  est, 
humectum  est;  vgl.  mit  ersterer  form  das  limous.  male. 

Momer  altfr.  maskerade  spielen,  nfr.  momeric  maske- 
rade;  vom  dtschen  mummen,  mummerei,  eig.  nachahmung  des 
vom  dumpfen  laute  so  benannten  gespenstes  mumel,  s.  Grimms 
myth.  p.  473. 

Mon  altfr.  partikel  mit  der  bed.  'allerdings,  wirklich", 
%.  b.  c'est  mon  das  ist  so,  ce  fait  mon  das  thut  er  allerdings, 
bei  Moliere  ca-mon  ma  foi  Mal.  imag.  1,  2;  andre  bspp.  Orelli 
p.  343,  Rom.  gr.  IL  399.  Sollte  das  altn.  fragewort  mun, 
schwed.  monne,  dän.  mon  (Grimm  III.  762)  oder  gar  das  gr. 
fzcov  darin  stecken,  da  es  sich  häufig  an  savoir  hängt  (pour 
savoir  mon)?  Allein  dem  widerspricht  der  sinn  des  Wortes, 
worin  kein  zweifei,  vielmehr  bestimmtheit  liegt.     Besser  schon 


H.c.    MOQUER— MORUE.  691 

verträgt  es  sich  mit  tat.  admodum,  ließe  sich  die  form  damit 
in  einklang  bringen.  Auch  von  dem  ital.  zeitadverb  mö  (lat. 
modo)  ist  es  fern  zu  halten.  Recht  wohl  aber  nach  form  und 
begriff  passt  es  zum  lat.  ado.  munde,  so  daß  es  für  mond 
steht,  denn  das  fehlende  orthographische  d  kann  in  dem  dun- 
keln xoorte  nicht  in  anschlag  kommen.  Das  altfr.  adj.  monde, 
ursprünglich  gewiss  masc.  mon  mond  wie  im  prov.,  war  ganz 
volksüblich.  Hiernach  war  die  grundbed.  ungefähr  die  des 
it.  pure:  pour  savoir  mon  heißt  cu?n  es  rein  heraus  zu  erfah- 
ren, vgl.  henneg.  he-mon?  nicht  wahr? 

Mo  quer  altfr.  verspotten  z.b.  Roi  Flore  p.  14,  nfr.  se 
moquer  de  qqun ,  pr.  mochar.  Dieses  letztere  beweist ,  daß 
die  streng  franz.  form  mocher  oder  moucher  wäre,  der  man 
aber  zur  Unterscheidung  von  moucher  (schneuzen)  das  pic. 
moquer  vorzog.  Man  leitet  es  etymologisch  richtig  aus  dem 
glbd.  gr.  /uco'/äv ,  wobei  auch  noch  das  kymr.  mocio,  sofern 
dies  nicht  aus  dem  engl,  entlehnt  ist,  in  anschlag  kommt.  S. 
Dief.  celt.  I.  p.82.  Desselben  Ursprunges  ist  das  sp.  mueca 
grimasse,  Verspottung. 

Mo  r  bleu  fr.,  früher  morbieu,  ein  schwur;  euphemi- 
stisch für  mort  dieu  gotts  tod. 

M  o  r  c  e  a  u  fr.  bissen,  a  m  o  r  c  e  köder,  amorcer  ködern ; 
von  morsus,  it.  morsello,  s  mit  c  vertauscht  wie  in  percer, 
rincer,  sauce  u.  a. ,  daher  die  picard.  formen  morchel  und 
amorche. 

Mo  r  da  che  fr.  zange;  vom  adj.  mordax  mordacis  bei- 
ßend, sp.  mordacilla.     Vgl.  das  dtsche  beifszange. 

Morfondre  fr.  erkälten,  eig.  den  schnupfen  machen; 
von  morve  fondre,  s*  mormo  I. 

M  o  rgue  fr.  trotziges  gesicht,  morguer  einen  trotzig  an- 
sehen; unbekannter  herkunft. 

M  or  i  11  e  fr.,  pic.  merouille  meroule  ein  eßbarer  schwamm, 
ndl.  morilje,  engl,  morel,  ahd.  morhila,  nhd.  morchel,  schwed. 
murkla ;  nach  Salmasius  so  genannt  von  der  schwarzen  färbe, 
die  dieser  schwamm  abgekocht  annehme,  s.  Menage. 

Moni  e  fr.,  morn  pr.  niedergeschlagen,  düster;  vomgoth. 
maurnan,  ahd.  mornen  trauern ;  eig.  von  einem  unvorhandnen 
adjectiv  dieses  Stammes.  Andrer  bed.  ist  pg.  morno  lau,  kraft- 
los, matt. 

Morue  fr.  Stockfisch,  gadus  morhuaL.,  mundartl.  auch 


698  II.  c.     MOU—MOULE. 

molue.  Es  kann  auf  franz.  weise  syncopiert  sein  aus  mo- 
ruda, wie  der  name  eines  andern  fisches  barbue  aus  barbuda 
barbuta:  pr.  morut  (fem.  moruda),  sp.  morrudo  aber  heiß 
dicklippig,  allein  dies  ist  kein  bezeichnendes  merkmal  des  thie- 
res,  das  nur  eine  vorstehende  obere  kinnlade  zeigt.  Moruda 
ist  also  wohl  in  anderm  sinne  zu  nehmen.  Der  Spanier  nennt 
die  eingeweide  dieses  fisches,  die  man  einsalzt  und  versendet, 
morros,  das  überhaupt  für  abgerundete  körper,  kleine  klum- 
pen, auch  dicke  lippen  gebraucht  wird,  daher  morue  ein  fisch, 
welcher  dergleichen  klumpen  in  sich  enthält. 

Mou  fr.  ochsen-,  kalbs-  oder  schafslunge;  eig.  weicher 
theil,  weiches  eingeweide,  von  mollis ,  im  gegensatz  zu  herz 
und  leber,  die  man  mundartl,  z.b.  inRheims  undNormandie 
(Saubinet  p.36  und  Dumeril),  le  dur  nennt.  Altfr.  mol  = 
mollet  weicher  theil  des  beines,  wade. 

Moucher  fr.  schneuzen,  mlat.  si  nasum  excusserit,  ut 
muccare  (mucare)  non  possit  L.  Rip.;  von  mucus  muccus. 
Daher  auch  mouchoir  schnupftuch  u.  a.  m. 

M  o  u  e  fr.  verzogenes  maul.  Nicht  vom  glbd.  engl,  mow, 
welches  im  angels.  in  dieser  bed.  unvorhandene  wort  (Somner 
verzeichnet  move  acervus  =  engl,  mow  heap)  Johnson  nicht 
befriedigend  aus  engl,  mouth  erklärt;  sondern  eher  mow  von 
moue,  wie  vow  von  vouer.  Es  scheint  das  ndl.  mouwe  KU. 
p.  404  oder  das  hd.  mauwe  pulpa  Frisch  I.  651b,  und  könnte 
die  vorgestreckte  Unterlippe  bedeuten,  wie  henneg.  faire  la 
lippe  so  viel  heißt  wie  faire  la  moue,  ndl.  mouwe  maken  Hoffm. 
hör.  belg.  VI.  254*>,  vgl.  auch  schwz.  mauwen  kauen,  mäuel 
verdrießliches  gesicht.  Vielleicht  ist  das  neupr.  moio  laune, 
grille  dasselbe  wort.  Aber  henneg.  mouser,  bret.  mouza  schmol- 
len ist  aus  dem  hochd.  motzen,  ndl.  motten. 

Mouette  fr.,  pic.  mauwe  möwe.  Von  moue,  weil  der 
vogel  einen  knollen  an  der  unteren  kinnlade  hat?  Allein  es 
kann  seine  Verwandtschaft  mit  dem  dtschen  möwe  mewe,  ahd. 
meh,  ags.  maev,  altengl.  mow,  neuengl.  mew,  schwer  ver- 
läugnen.  Ital.  mugnajo  erinnert  aber  an  die  sächs.  form 
meum  Graff  11.654. 

M  o  u  1  e  fr.  (f.)  muschel.  Zwischen  musculus  und  muti- 
lus  entscheidet  die  form  (mütilus  ließ  eher  mule  erwarten) 
so  wie  die  vergleichung  des  occ.  rnuscle,  cat.  musclo,  und  des 
ahd.  muscla,  ags»  muscel  für  ersteres. 


II.  c.    MOUSSE— MÜSSER.  693 

Mousse  fr.,  mossa  pr.  moos,  schäum;  vom  ahd.  mos, 
nhd.  moos  (it.  sp.  musco,  wal.  muscchiu  vom  lat.  muscusj. 
Daher  vb.  mousser  schäumen,  emousser  abmoosen,  so  wie  sbst. 
mousseron  ein  im  moos  wachsender  erdschwamm. 

Moutier  fr.  pfarrkirche,  kloster,  altfr.  moustier;  von 
monasterium.  Noch  in  Lothringen  ist  mote  das  übliche  wort 
für  eglise. 

Moyeu  fr.,  pr.  muiol  nabe  des  rades;  vom  glbd.  mo- 
diolus,  vgl.  mozzo  II.  a. 

Moyeu  fr.,  pr.  muiol  mugol  moiol,  gase,  mujou  dotier, 
eigelb.  Die  bekannte  herleitung  des  franz.  Wortes  aus  me- 
dium ovi,  die  ohnehin  eine  wenig  zusagende  auffassung  vor- 
aussetzt, ist  den  prov.  formen  gegenüber,  trotz  der  früheren 
auf  etymologischer  ansieht  beruhenden  Schreibung  moyeuf,  nicht 
ohne  bedenken  hinzunehmen. 

Mu  er  fr. sich  maußen,  altfr.  verändern,  sbst.  mue  mauße, 
altfr.  auch  käfich,  kerker;  von  mutare,  pr.  mudar  u.  s.  f. 
Zsgs.  fr.  remuer,  pr.  remudar  rühren,  bewegen,  eig.  nie  der- 
selbe bleiben;  nicht  von  removere,  dessen  bedeutung  schon 
widerspricht. 

Mufle  fr.  (f.)  schnauze.  Rängt  es  zusammen  mit  un- 
serm  mumpfel  muffel  moffel,  das  man  aus  mundvoll  zu  er- 
klären pflegt  ?  Vgl.  norm,  moufler  maulen,  pic.  moufeter  die 
lippen  bewegen,  dtsch  muffeln  kauen  Frisch  I.  673b.  S.  auch 
muffare  I. 

Mugue  neupr.  eine  blume,  hyacinthe,  daher  fr.  mu- 
guet,  it.  mughetto  und  mugherino  maiblume,  altfr.  mit  s  mus- 
guet  Theät.  fr.  p.  Mich,  et  Monm.  p.  36a.  Nach  Salmasius 
von  muscus  moschus ,  überhaupt  wohlgeruch,  darum  muguet 
auch  ein  von  salben  duftender  liebhaber,  und,  was  entschei- 
dend ist,  das  veraltete  noix  muguette  muscatnuß  (noch  bei 
Nicotj ,  vgl.  auch  sp.  muscari  hyacinthe.  Die  ital.  Wörter 
müssen  aber  aus  dem  franz.  eingeführt  sein. 

Mulot  fr.  große  f eidmaus ;  vom  ndl.  mul,  ags.  myl  staub 
(ein  thier,  das  im  staube  lebt  ?),  vgl.  auch  ndl.  mol,  engl,  mole 
maulwurf. 

M  ü  r  fr.  adj.  reif,  alt  meür  (maür  Liv.  d.  rois  p.  370) ; 
von  maturus,  pr.  madur  u.  s.f. 

Müsse r  fr.  verstecken,  besser  mucer  =s  pic.  mucher, 
daher  sie.  ammucciari;  dasselbe  wort  ist  churw,  micciar  ent- 


694  II.  c    NAB0T-1NTARGUER. 

wischen.  Gewöhnlich  braucht  man  es  reflexiv  se  musser : 
ist  es  nun  das  mhd.  sich  müzen  sich  maußen ,  d.  h.  sich  ins 
dunkle  zurückziehen,  da  die  maußekäfiche  verdunkelt  ivaren? 
Wenigstens  ist  ein  deutscher  stamm  müz  dem  worte  analog. 

N. 

Nabot  fr.  knirps.  Napus  (rübe)  ließ  navot,  wie  navet, 
erwarten:  drum  geht  man  besser,  und  um  so  besser  weil  na- 
bot partiell  franz.  ist,  auf  altn.  nabbi  knorren  zurück. 

Nacelle  fr.  nachen;  von  navicella   in  den  Pandecten. 

Nager  fr.  schwimmen,  alt  fr.  auch  schiffen;  von  navi- 
care  mit  beiden  bedd.,  wallon.  naivi. 

Naie  alt  fr.  partikel  der  Verneinung;  vom  altn.  nei  = 
goth.  ne. 

Nai'f  fr.  naturgetreu,  natürlich,  unbefangen,  natif  ge- 
bürtig; von  nativus ,  sp.  nativo ,  it.  nativo  natio  angeboren, 
natürlich,  ursprünglich.  Natürliche  einfachheit  wird  leicht  als 
Unverstand  aufgefaßt,  daher  bedeutet  alt  fr.  und  noch  jetzt 
henneg.  naif  einfältig,  albern:  fols  et  nai's  Fabl.  IV.  180,  auch 
pr.  foudat  nadiva. 

Nans  (plur.)  alt  fr.  p  fänder,  möbelRuteb.  1.121,  später 
namps  geschr.,  mlat.  namium,  daher  nantir  pfand  geben;  wahr- 
scheinlich vom  alln.  näm  (n.)  wegnähme,  mhd.  näm,  wie  sp. 
pg.  prenda  pfand,  möbel,  vom  vb.  prender  nehmen.  S.  Grimms 
rechtsalt.  p.  618. 

Nappe  fr.  tischtuch;  von  mappa,  Rom.gr.  I.  188,  wall. 
mapp.  Das  tat.  wort  hat  sich  in  dieser  anwendung  nur  im 
franz.  behauptet:  die  span.  spräche  hat  dafür  manteles,  die 
ital.  das  unlat.  tovaglia ;  doch  findet  sich  piem.  mapa ,  neap. 
mappina  Wischlappen,  bei  Ferrari  auch  nappa,  das  sonst,  gleich 
dem  lomb.  mappa,  nur  die  bed.  quaste  oder  büschel  hat. 

Na  rg u er  fr.  spotten;  gleichsam  naricare  die  nase  ver- 
ziehen. Die  isidor.  glossen  enthalten  das  sbst.  nario  csubsan- 
nans\  daher  ahd.  narro,  nhd.  narr,  comask.  nar,  vgl.  bask. 
narra  närrisch  (bei  Humboldt).  Auch  henneg.  n aquer  berie- 
chen steht  wohl  für  narquer.  Narquois  verschmitzt  (ver- 
höhnend) leitete  schon  Frisch  aus  derselben  quelle,  aber  sicher 
läßt  sich  auch  das  sbst.  narquois  gaunersprache  hieher  rech- 
nen, näselnde  oder  höhnische  spräche,  vgl.  dasselbe  suffix  in 
pat-ois  und  im  altfr.  clerqu-ois  gelehrte  spräche,  latein. 


II.  c.     NATTE— NIQUE.  695 

Natte  fr.  matte,  alt  fr,  na  te  schon  im  Alexis ;  von  matta, 
dessen  m  se/ir  /rw/fc  m  n  übertrat:  illud  quod  intextis  junci 
virgulis  fieri  solet,  quas  'vulgo'  naltas  vocant  Greg.  Tur.  Da- 
her auch  mndl.  nalte  KU.,  vgl  Hoffm.  hör.  belg.  VII.  30.  Ital 
matta. 

N  a  u  t  pr.  hoch,  sbst.  nauteza ;  von  in  alto  in  der  höhe, 
vgl  wal.  nalt  neben  inalt,  woher  auch  das  alb.  nalte. 

Navet  fr.  Steckrübe;  von  napus,  auch  it.  navone. 

Ne  franz.  zum  verbum  construierte  negationspartikel; 
geschwächt  aus  alt  fr.  non  (nun),  der  ausschließlichen  form 
in  den  Eiden  und  im  Lied  auf  Eulalia,  nur  daß  letzteres  in 
der  Verbindung  no-s  (=  non  se)  n  abstößt;  zuerst  zeigt  sich 
die  geschwächte  form  neben  der  ungeschwächten  im  Leodegar. 
Zsgs.  ist  nenni  nein,  altfr.  nen-il  =  pr.  non  il  *=  lat.  non 
illud,  bei  R.  Stephanus  gramm.  galt  p.  77  nani,  nanin;  s.  un- 
ten oui  und  Rom.  gr.  II.  401. 

Neige  fr.  schnee,  vom  adj.  niveus  nivea ;  altfr.  neif  = 
pr.  neu,  von  nix  nivis. 

Neleit  neleg  pr.  nachlässigkeit,  fehler;  vom  sbst.  ne- 
glectus. 

Nemps  prov.  adverb,  vom  lat.  nimis,  nachgewiesen  von 
Raynouard  lex.  rom.  s.  v.,  z.  b.  tatz,  boca,  nemps  polz  len- 
guejar  schweig,  mund,  nur  zu  sehr  kannst  du  plaudern. 

Nice  fr.  albern;  von  nescius,  pr.  nesci,  sp.  necio. 

Nie  her  fr.  nisten,  alt  niger  nigier  Brut  II.  60;  von 
nidificare,  indem  de  (nidfeare  nidcare)  sowohl  zu  ch  wie  zu 
g  werden  kann.  Merkwürdig  ist  npr.  nisä  von  nis  =  nidus, 
dessen  flexivisches  s,  wie  in  einigen  andern  fällen,  als  ein  ra- 
dicales  verstanden  ward  —  oder  sollten  beide  Wörter  aus  un- 
serm  nisten  und  nest  entstanden  sein? 

Nigaud  fr.  albern;  nach  Frisch  vonnuga,  woraus  aber 
nuaud  geflossen  sein  würde.  Stammt  es  nicht  vielmehr  von 
dem  ahd.  niuwi  niwi  neu,  wie  ja  das  sufßx  ald  sich  vorzugs- 
weise an  deutsche  wurzeln  fügt,  so  daß  nig-ald  aus  nivv-ald 
den  unerfahrenen  neuling  bedeutete? 

Nippe  fr.  (nur  im  plur.)  kleinigkeiten  zum  putze,  nipper 
mit  solchem  putz  versehen ;  nach  Frisch  vom  ndl.  nijpen  knei- 
pen, weil  der  putz  mit  zäng eichen  angesteckt  ward,  vgl.  engl 
nipple  kleinigkeit  u.  a.  m. 

Nique  fr,  (f)  spöttisches  nicken 9  bloß  in  der  redens- 


696  II.  c.    NOEL— WÜITANTRE. 

art  faire  la  nique;  vom  ahd.  hnicchan,  nhd.  nicken.  Dahin 
henneg.  faire  un  niquet  einnicken,  schlummern,  im  Jura  ni- 
quet  mittag sschläfchen.  Auch  ni  che  schalkheit  (faire  un  ni- 
che  ä  qqun)  wird\  von  nicken  hergeleitet,  s.  Ampere  form, 
de  la  l.  fr.  p.  213. 

Noel  fr.  Weihnachten;  von  natalis,  pr.  altsp.  nadal, 
also  euphonisch  für  nael  wie  poele  für  paele,  Rom.  gr.  I. 164. 

Noise  fr. ,  pr.  nausa,  cat.  nosa  zank,  Störung,  lärm. 
Man  denkt  an  noxa  und  niederl.  philologen  übersetzen  so  ihr 
dem  franz.  abgeborgtes  noyse  noose  s.  Clignett  IL  132 ;  allein 
die  prov.  form  zeugt  für  nausea  ekel,  demnächst  wohl  ärger. 

N  o  m  b  1  e  fr.  (fj  hirschziemer ;  von  lumbulus.  Man  sehe 
Potts  forsch.  IL  100. 

Nord  fr.  (bereits  in  den  Liv.  d.  rois  le  nord  p.250), 
daher  it.  sp.  norte  eine  weltgegend;  vom  ags.  nordh,  engl. 
north  septentrio. 

N  o  r  o  i  s  altfr.  norwegisch,  vom  nord.  ländernamen  Nor- 
vegr,  bedeutet  demnächst  stolz ,  übermüthig  Ren.  IV.  68,  vgl. 
R.  de  Cambr.  p.30,  ein  von  der  eigenschafl  des  erobernden 
Volkes  abgezogener  begriff.  Fast  in  umgekehrtem  sinne  drückt 
jetzt  der  als  appellativ  gebrauchte  name  der  franz.  Norman- 
nen etwas  zweideutiges  aus:  reponse  normande  ist  s.  v.  a. 
reponse  ambigue. 

Nosche  altfr.  (nusche  Ch.  de  Rol  p.  25),  pr.  noscla 
Gloss.  occ.  schnalle;  ist  das  ahd.  nusca  mit  gl.  bed. ,  abgel. 
nuskil.     S.  auch  Ducange  v.  nusca  nosca. 

Nourrain  fr.  brut;  von  nutrimen,  pr.  noirim,  also  für 
nourrin. 

Noyau  fr.  kern  im  obste;  von  nucalis  nußartig,  daher 
auch  pr.  nogalh  kern  der  nuß. 

Nualh  pr.  nichtswürdig,  wovon  aber  nur  der  compar. 
nualhor,  altfr.  neutr.  nualz,  überdies  eine  abl.  nuallos,  altfr. 
nueillos,  vorhanden  ist;  hat  seinen  Ursprung  in  nugalis  bei 
Gellius,  compar.  nugalior.  S.  Rom.  gr.  IL  57,  Altrom.  sprach- 
denkm.  p.  69. 

N  u  e  r  fr.  schattieren ;  von  nue,  lat.  nubes,  gewölk,  da- 
her nuance  Schattierung,  eig.  bewölkung. 

Nuitantre  altfr.  adv.  zur  nachtzeit  (nuitancre  Assis, 
de  Jerusalem  p.  Beugnot  gloss.),  mlat.  mit  noctanter  ausge- 
drückt nach  dem  muster  von  cunctanter,    Etwa  entstellt  aus 


IL  c.     0-ORDALIE.  607 

noctis  tempore  =  it.  nottetempore?  Aber  wie  soventre  aus 
sequente,  so  konnte  nuitantre  aus  dem  ablat.  noctante  ent- 
stehen: das  glbd.  nuitamment  läßt  sich  nur  aus  noctante  mente 
erklären.  Das  vb.  nottare  annottare  kennt  die  ital,  anuitier 
die  altfr.  spräche. 

o. 

0  altfr.  pr.  pronomen,  zuerst  Hn  den  Eiden  vorkommend 
in  o  quid,  vom  lat.  hoc;  zsgs.  altfr.  avoc  damit  (s.  oben 
avec),  p  o  r  o  c  dadurch,  s  i  n  o  c  ohne  das. 

Obseques  fr.,  pr.  altsp.  obsequias  leichenbegängnis ; 
umgedeutet  aus  exsequiae  vermittelst  obsequium,  indem  man 
an  das  willfährige  gefolge  der  freunde  und  diener  dachte:  in 
obsequium  divitis  sagt  Petr.  Chrysologus  (f  449)  migrat  hie 
tota  civitas,  cum  funus  effertur,  s.  Ducange. 

Oeillet  fr.  nelke;  dimin.  von  oeil,  also  äuglein. 

Oignon  fr.,  uignon  pr.  zwiebel;  von  unio  bei  Colu- 
mella. 

Oindre  fr.  salben;  von  ungere. 

Oisif  fr.  müßig;  aus  otium  abgeleitet. 

Olifant  altfr.  1)  elephant,  2)  elfenbein,  3)  ein  blase- 
instrument,  pr.  olifan  in  erster  bed.  (elephant  nur  im  Eluci- 
dari);  entsprechend  ndl.  olifant  name  des  thieres,  bret.  oli- 
fant, com.  oliphans,  kymr.  olifFant  name  des  thieres  und  sei- 
nes zahnes.  Die  abweichung  von  elephantus  ist  seltsam,  ihr 
anlaß  dunkel;  sie  muß  hoch  hinaufreichen,  da  Villemarque 
schon  aus  einem  bret.  wörterbuche  des  9.  jh.  olifan  bemerkt. 
Auch  das  it.  liofante  ist  eine  abnorme  bildung.  Vgl  W.  Grimm 
zum  Rolandslied  233,  4. 

Omelette  fr.  eierkuchen;  von  oeufs  meles. 

Oncle  fr.  pr.  oheim  (wal.  unchiu,  alban.  unki);  eher 
durch  ausfall  des  v  aus  a'unculus  als  durch  abfall  des  av  aus 
unculus  entstanden,  da  die  franz.  spräche  die  aphärese  we- 
nig begünstigt.  Avunculus  für  patruus  hat  schon  die  L.  Sal. ; 
nicht  anders  ward  unser  oheim,  früher  mutterbruder ,  auch 
auf  den  vatersbruder  übertragen,  vgl.  Richthofen  v.  em. 

Ordalie  fr.  (f.)  gottesurtheil ;  vom  mlat.  ordalium,  dies 
vom  ags.  ordäl  (n)  =  nhd.  urtheil.  Altfr.  ordel  s.  Gloss.  du 
droit  fr.  in  Instit.  de  Loysel,  ed,  de  Par.  i846. 


698  II.  c.     ORENDROIT— OSCHE. 

Oren droit  altfr.,  orendrei  pr.,  zeitadverb,  zsgs.  aus 
or  en  droit,  wörtlich  ' jetzt  grade  forf ;  vgl  ahd.  in  girihti 
immerfort. 

Orfraie  fr.  (f.)  meeradler;  von  ossifraga,  it.  ossifrago, 
s  in  r  geschwächt,  engl,  aber  osprey. 

Orfroi  fr.,  richtiger  orfrois,  altfr.  auch  orfrais ,  pr. 
aurfres,  altsp.  orofres  mit  gold  dnrchwirkter  stoff,  goldborte, 
dimin.  altfr.  orfrisiel  Ren.  IV,  vb.  orfroiseler.  Das  mittelaU 
ter  machte  aus  diesem  wort  auriphrigium  Qso  z.  b.  die  lindenbr. 
glossen),  es  ist  aber  offenbar  das  rom.  fraise  frese  darin  ent- 
halten, s.  fregio  1. 

Oriflamme  fr.,  früher  auch  oriflambe  (orie  flambe 
Ch.  de  Rol.)  und  oriflant,  pr.  auriflan,  urspr.  fahne  des  Mo- 
sters S.  Denis,  von  rother  seide  an  vergoldeter  lanze  getra- 
gen, in  weiterem  sinne  hauptbanner  eines  heeres,  s.  R.  de  Cambr. 
p.  301 ,  Ducange  v.  auriflamma ,  vgl.  Genin  chans.  de  Rol. 
p.  CXIII;  zsgs.  aus  aurum  und  flamma  wimpel,  wegen  seiner 
zackichten  gestalt  so  genannt,  bei  Vegetius  flammula.  Seltsam 
ist  das  glbd.  altfr.  oriflour,  pr.  auriflor,  welches  nur  goldblume 
heißen  kann. 

Orme  fr.  Cm0  ulme;  von  ulmus,  pr.  olme  u.s.w. 

Orne  altfr.  in  dem  adv.  a  orne  csammt  und  sonders1, 
gewöhnlich  mit  tout  verbunden:  li  rois  Artus  cele  part  torne 
et  li  autre  trestot  ä  orne  Trist.  I.  188;  trestoz  les  chiens  mor- 
dent  ä  orne  Ren.  I.  48;  vgl.  Trist.  I.  161.  244,  Ren.  I.  244, 
Brut  11.215,  Chr.  de  Ben.  I.  113,  a  ourne  Thedt.  fr.  p.  Mich, 
et  Monm.  p.  469;  von  ad  ordinem  =  ex  ordine  nach  der  reihe, 
s.  Michel  zur  Chr.  de  Ben. 

Orniere  fr.  geleise  des  wagens;  mit  seltner  Verwand- 
lung des  d  in  n  aus  altfr.  pic.  ordiere,  gleichsam  orbitaria 
von  orbita,  dessen  dasein  auf  franz.  gebiete  auch  das  wallon. 
ourbire  bezeugt. 

Osche  oche  altfr.,  neupr.  housco  houesco,  cat.  osca 
kerbe,  vb.  altfr.  oscher  ocher,  pr.  cat.  oscar  einschneiden; 
von  ungewisser  herkunft.  Mary-Lafon  p.  38  führt  auch  ein 
bask.  osca  an;  das  bret.  wort  ist  ask,  vb.  aska.  Sollte  letz- 
teres die  ursprüngliche  form  darstellen,  so  dürfte  vielleicht  an 
tat.  exsecare  zsgz.  escare  gedacht  werden.  Aber  zu  der  bed, 
einschneiden  kommt  im  altfr.  noch  die  bed.  brechen  Chr.  de  Ben. 
L  165,  Trist,  gloss.,  pic.  ocher  schütteln  (einen  bäum).    Andre 


II.c.     OSCLE— OUAILLE.  699 

composita  sind  entreoscher  Charl.  p.  23,  Trist,  aocher  unter- 
drücken Liv.  d.  rois  p.236,  desoscher  losmachen. 

Oscle  altfr.pr.  Schenkung;  mlat.  osculum  'donatio  pro- 
pler  nuptias,  quam  solet  sponsus  interveniente  osculo  dare 
sponsae'  Ducange. 

Oseille  fr.  Sauerampfer;  vom  gr.  o&Xig  Säuerling  oder 
besser  von  6'§aXtog  säuerlich. 

Osier  fr.  bachweide,  weidenruthe,  mäartl.  (in  Berry) 
oisis,  bret.  aozil;  stimmt  zum  gr.  cloog  weidenartiger  Strauch, 
dessen  zweige  zum  flechten  dienen. 

Öter  fr.,  pr.  ostar  wegnehmen,  engl.  oust.  Ducange 
u.  a.  erklären  es  aus  obstare,  das  auch  die  schwesterspra- 
chen, aber  in  lat.  bedeutung  haben:  si  quis  baroni  viam  suam 
obstaverit  L.  Sal.  emend.  31,  1 ,  worin  obstare  viam  so  viel 
heiße  wie  öter  le  chemin  den  weg  benehmen;  und  so  sage 
man  auch  öter  Je  solcil  ä  qqun,  so  daß  die  grundbed.  hem- 
men, abhalten  wäre,  endlich  auch  öter  le  pain  de  la  main. 
Aber  die  besten  und  ältesten  hss.  lesen  si  quis  baronem  de 
via  sua  ostaverit,  was  diese  erklärung  sehr  verdächtigt.  Hier 
eine  andre.  Lat.  haurire  zeigt  die  bedeutung  von  öter,  z.  b. 
haurire  arbusta  das  gesträuch  wegräumen,  pr.  ostar  e  desra- 
zigar  wegschaffen  und  entwurzeln  Lex.  rom.,  und  so  könnte 
das  rom.  wort  aus  einem  frequentativ  haust are  entstanden 
sein.  Die  ächte  prov.  form  wäre  freilich  austar,  aber  auch 
in  einigen  andern  fällen  wird  au  durch  o  vertreten,  vgl.  o  «= 
aut,  coa  =  cauda ;  das  neupr.  austä  übersetzt  Ilonnorat  mit 
hausser ,  vielleicht  aber  ist  es  eben  das  fr.  öter.  Bekräf- 
tigung dieser  deutung  gewährt  altfr.  doster,  in  Berry  döter, 
limous.  doustä  von  dehaurire:  de-obstare  wäre  ein  unsinn, 
selbst  das  churw.  dustar  (wahren)  wird  dieser  herkunft  sein. 
[Auch  schon  Menage  hatte  an  h austar e  gedacht], 

0  u  a  i  c  h  e  fr.  (m.)  strich  oder  lauf  des  schiff  es  auf  dem 
meer. 

Ouaille  fr.  schaf;  von  ovicula,  sp.  oveja,  pr.  ovelha 
oelha.  Das  primitiv  ovis  findet  sich  im  altfr.  oue  wieder  Chr. 
de  Ben.  IL  79,  ebenso  im  wal.  oae;  die  diminutivform  aber 
ist  acht  romanisch :  ovicula  setzt  daher  z.  b.  der  vocab.  S.  Galli 
für  das  dtsche  au  (=  lat.  ovis)  ohne  diminutiven  sinn.  Übri- 
gens wird  ouaille  nur  in  bildlicher  bed.  gebraucht,  für  die 
eigentliche  gilt  brebis,  in  der  ital,  spräche  pecora» 


700  II.  c.     OUBLIE— OUVRIR. 

Oublie  ein  backwerk,  kippe;  von  oblata  wegen  seiner 
ähnlichheit  mit  dem  so  benannten  abendmalbrot ;  die  richtige 
form  wäre,  wie  schon  Menage  erinnert,  oublaie. 

0  u  c  h  e  ousche  altfr.  zum  pflügen  taugliches  land,  terra 
arabilis,  nachDucange;  vom  mlat.  olca,  einem  uralten  worte: 
campus  tellure  foecundus,  tales  enim  incolae  olcas  vocant  Greg. 
Tur.;  vgl.  gr.  coXxa  coXa£  furche. 

0  u  e  s  t  fr.  (alt  le  west  Liv.  d.  rois  p.  248) ,  daher  sp. 
ovest,  eine  weltgegend;  vom  ags.  vest,  engl  west  occidens. 

0  u  i  fr. ,  oc  pr.  partikel  der  bejahung.  Aus  tat.  hoc 
floß  die  prov.  form,  die  also  'das  ist  es  bedeutet,  altfr.  ab- 
gekürzt in  o  und  sodann  erweitert  in  oil  =  lat.  hoc  illud, 
woher  das  nfr.  oui,  von  Moliere  oft  noch  zweisilbig  gebraucht, 
in  alten  denkmälern  auch  oie  Fabl.  III.  396,  Eracle  (oft),  in 
der  wallon.  mundart  awoi  mit  vorgeschlagenem  a.  Diesem 
oil  analog  ward  auch  das  verneinende  nenil  gebildet,  s.  oben  ne. 

Outil  fr.  (mit  stummem,  urspr.  aber  mit  hörbarem  er- 
weichtem 1,  wegen  outiller)  Werkzeug,  handwerksgeräthe,  altfr. 
ostil  ustil  mit  radicalem  nicht  auf  einschiebung  beruhendem  s, 
wie  das  wallon.  usteie  bezeugt,  dem  buchstäblich  ein  fr.  ou- 
tille  entsprechen  würde.  Man  hat  an  utensile  gedacht ,  das 
der  Franzose  utensile  utsile,  endlich  wohl  auch  ousil,  nimmer 
aber  outil  sprechen  konnte.  Das  wort  ist  allerdings  zweifel- 
hafter herkunft,  vielleicht  aber  können  oberital.  mundarten 
licht  schaffen.  Kücheng  er  äthe  heißt  comask.  usedel,  mail.  usadej 
(plur.),  die  sich  nur  aus  usare,  zunächst  aus  dem  ital.  sbst. 
usato  erklären  lassen  und,  wie  utensilia,  dinge  zum  handge- 
brauche bedeuten:  aus  diesem  usatellum  konnte,  mit  anderm 
sufßx,  das  altfr.  ustil  werden,  pic.  mit  demselben  suffix  (ieu 
=  eil)  otieu.  —  In  der  henneg.  mundart  heißt  otil  Strumpf- 
wirker ei:  ist  dies  aus  opus  textile  zusammengezogen? 

Ouvrir  fr.,  pr.  obrir  ubrir  öffnen,  auch  altit.  oprire. 
Über  dieses  wort  sollte  man  nicht  so  leicht  hinweggleiten.  Die 
ital.  form  ist  aprire,  die  span.  abrir,  von  aperire:  welchen 
anlaß  hatte  die  nordwestliche  spräche  dies  in  obrir  abzuän- 
dern? Der  hergang  scheint  der  folgende.  Ovrir  ward  zu- 
sammengezogen aus  altfr.  a-ovrir  (dreisylb.  Ch.  d'Antiochel.  87), 
a-uvrir  Liv.  d.  rois,  Serm.  d.  Bern. ;  dies  entstand  durch  syn- 
cope  aus  adubrir  Flamenca  p.  14,  Lex.  rom.  II.  104 ;  adubrir 
aber  mit  bedeutungslos  vorgesetztem  a  (wie  z,  b.  in  ablasmar, 


II.  c.    OVE— PALLETOT.  701 

afranher)  aus  de-operire  aufdecken,  öffnen,  bei  Celsus.  Letz- 
teres liegt  deutlich  vor  im  neupr.  durbir,  piem.  durvi,  wallon. 
drovi,  lothr.  deurvi.  Das  mail.  com.  dervi  so  wie  das  cre- 
mon.  därver  (pari,  davert  =  aperto)  führen  auf  eine  zss.  de- 
aperire. 

Ove  fr.  (m.)  zierath  an  gebunden;  von  ovum,  it.  uo- 
volo,  sp.  ovillo. 

p. 

Paisseau  fr.  weinpfahl;  von  paxillus. 

Palais  fr.  gaumen.  Daß  es  nicht  aus  palatum  entsprin- 
gen konnte,  versteht  sich;  welche  anschauung  aber  dazu  ver- 
leitete palatum  auf  palatium  zurückzuführen,  denn  dieses  ety- 
mon  verlangt  das  franz.  wort ,  ist  unschwer  zu  ergründen, 
Altfr.  palais  bedeutete  ein  großes  zu  festlichkeiten  bestimmtes 
gemach,  das,  wie  der  saal  (sala),  gewöhnlich  für  sich  allein 
ein  gebäude  ausmachte.  Die  decke  desselben  war  gewölbt, 
was  man  auch  unbezeugt  glauben  könnte,  wenn  palais  voutis, 
sale  voutie  nicht  so  oft  vorkäme  (Aubery p.  17,18,  Alex.69, 
32,  Bert  4,  Q.  Fils  Aym.  im  Fer.  III")  :  so  konnte  denn  der 
gaumen  nicht  unschicklich  das  gewölbe  des  mundes,  palais  de 
la  bouche  genannt  werden,  wie  umgekehrt  Ennius  das  gewölbe 
des  himmels  coeli  palalum  nennt.  Im  ital.  heißt  der  gaumen 
il  cielo  della  bocca  (s.  Ferrari  und  Cherubini),  entsprechend 
im  span.  el  cielo  de  la  boca,  im  neupr.  lou  ciel  de  la  bouca, 
im  walach.  ceriul  gurii  (coelum  gulae),  im  ndl.  het  gehemelte 
des  monds,  gr.  ovQaviaxog,  die  gewölbte  decke  des  mundes. 
Die  celt.  sprachen  theilen  diese  anschauung  nicht,  wohl  aber 
die  slavischen,  serb.  nebo  himmel  und  gaumen,  russ.  nebo  him- 
mel,  nebo  gaumen.  Feine  bemerkungen  über  die  benennung 
des  gaumens  von  J.  Grimm  s.  in  Haupts  ztschr.  VI.  541,  vgl. 
auch  Höfers  oberd.  wb.  I.  261. 

Paleron/r.  vorderbug;  von  pala  Schulterblatt,  durch 
Vermittlung  eines  adj.  palarius,  so  daß  ihm  ein  pr.  palairö 
entsprechen  würde. 

Palletot  a  pallio  et  est  breve  vestimentum ,  sagt 
Bouille  über  dies  veraltete  wort,  das  man  leicht  als  dimin.  von 
palla  (langes  oberkleid)  verstehen  könnte  wie  das  altfr.  pal- 
letel.     Aber  vorsichtiger  ist  eine   andre   auslegung.     Neben 


703  II.  c.     PAMPRE— PAPIER. 

palletot  galt  palletoc  Roquef.,  woraus  die  erstere  form  ent- 
stand (auslautend  t  aus  c  ist  häufig)  :  der  Spanier  sagt  ebenso 
paleto-que,  der  Bretone  paltök,  bürg,  paltoquai  heißt  bauer  (da- 
her fr.  paltoquet),  so  daß  eine  zss.  palle-toque  anzunehmen 
ist.  So  construiert  schon  Le  Gonidec  das  bret.  wort,  woraus 
aber  das  franz.  nicht  geflossen  sein  kann,  es  hätte  pautoc  pau- 
tot  lauten  müssen. 

Pampre  fr.,  pampol  pr.  weinlaub;  von  pampinus. 

Pan  alt  fr.  pr.  tuch,  stück  tuch,  fetzen  (lat.  pannus,  it. 
panno,  sp.  pano)  erscheint  im  altfr.  auch  in  der  bed.  weg- 
genommene sache,  vb.  paner,  pr.  panar,  sp.  apanar  wegneh- 
men, und  hieraus  ist  unser  ahd.  phant,  altfrs.  pant  wegnähme 
wider  willen  des  eigenthümers ,  vb.  penta  pfänden,  an  geld 
strafen,  mndl.  pant  schade,  vertust  (Buydecoper  zuSloke  1. 460). 
Das  span.  verbum,  das  auch  flicken  und  einwickeln  heißt,  ver- 
bindet pan  ganz  klar  mit  pannus  pano.  Außer  paner  trifft 
man  auch  panir  paneir,  zsgs.  espanir  espaneir  espanoir  es- 
penir  espenoir  büßen,  abbüßen,  espanisseur  gerichtsdiener. 

Pan a  che  (m.)  federbusch;  von  penna,  sp.  penacho,  it. 
pennacchio. 

Panne  fr.,  daher  sp.  pana,  felbel,  altfr.  aber  pene,  pr. 
penna  pena,  altsp.  pena  (belege  beiCabrera)  pelzwerk,  z.  b. 
hermelin;  von  penna,  mhd.  federe  d.  i.  feder ,  weil  es  flaum- 
artig ist?  allein  lat.  penna  bedeutete  niemals  flaum ,  pannus 
aber  ist  pr.  pan:  das  rom.  wort  wird  also  wohl  aus  dem 
dtschen  übersetzt  sein,  das  sowohl  pluma  wie  penna  heißt. 

P  a  n  t  o  i  s  fr.  athemlos,  sbst.  pr.  pantais,  val.  panlaix,  cat. 
pantex  athemlosigkeit,  prov.  auch  noth,  Verwirrung,  vb.  altfr. 
panteiser  Chr.  de  Ben.  IL  28,  pr.  pantaisar,  auch  panteiar,  neu- 
pr.  pantaigeä,  val.  pantaixar,  cat.  pantexar  athemlos  sein,  ver- 
wirrt sein,  fr.  pantoiment  engbrüstigkeit,  dsgl.  panteler  kei- 
chen.  Diese  Wörter  führen  zunächst  auf  das  engl,  pant  kei- 
chen,  das  sich  aus  dem  kymr.  pantu  niederdrücken,  pant  druck 
erklärt.  Auch  im  altital.  kommt  ein  vermuthlich  aus  dem  prov. 
genommenes  vb.  pantasare  vor:  di  e  notle  pantasa,  das  Sal- 
vini durch  griechischen  anklang  verführt  mit  dem  adj.  tutta 
erklärt,  Poet.  d.  pr.  sec.  I.  10;  die  veron.  mundart  bewahrt 
pantesar,  die  venez.  pantezare,  die  cremon.  panselaa  (/wrpan- 
taselaa)  s.  v.  a.  fr.  panteler. 

Papier  fr.  nicht  wohl  unmittelbar  von  papyrus,  vieU 


II.  c.     PAR— PAS.  703 

mehr  vom  adj.  papyrius  durch  Versetzung  des  i  und  Verwand- 
lung desselben  in  e  (papiir  papier) :  dafür  zeugt  das  pr.  pa- 
piri.     Span,  papel  mag  vom  subst.  herrühren. 

P  a  r  franz.  präposition,  in  den  Eidschwüren  und  in  spä- 
tem denkmalen  noch  per  lautend,  aber  par  schon  im  gedieht 
auf  Eulalia ;  von  per,  it.  altsp.  altpg.  pr.  gleichfalls  per,  wal, 
pre.  Dasselbe  wort  ist  das  begriffsverstärketide  altfr.  adv. 
par,  das  aber  immer  getrennt  steht,  wiewohl  es  dem  tat.  per 
in  perdoctus  gleich  ist:  trop  par  li  estes  dure  (allzu  hart), 
vgl.  wegen  der  getrennten  Stellung  Terent.  Andr.  3,  2,  0  per 
ecastor  scitus  statt  perscilus. 

Par  fr.  in  der  formet  de  par  le  roi  im  namen  des  kö- 
nigs,  entstellt  aus  part,  wie  man  altfr.  noch  schrieb,  also  cvon 
seiten  des  königs',  s.  Raynouard  choix  VI.  352. 

Parafe  fr.  (mj  federzug;  entstellt  aus  dem  gr.naQu- 
yQuq>o<;  naoaygacprj  beigeschriebenes  zeichen. 

Par  bleu  franz.  interjeetion  der  betheurung ,  alt  par- 
bieu,  abgeändert  aus  par  dieu,  das  unnütze  aussprechen  des 
göttlichen  namens  zu  umgehen.  Ähnlich  sagt  der  Spanier  par 
diobre  für  par  dios. 

Parchemin  fr.  pergament ;  von  pergamenum ,  Charta 
pergamena  (aus  Pergamus),  pr.  parguamina  u.  s.  w.,  altfr.  par- 
camin  Alexis  57,  mit  einer  seltnen  Steigerung  des  g  zu  c,  wor- 
aus das  spätere  parchemin. 

Parier  fr.  wetten;  eig.  gleiches  gegen  gleiches  setzen, 
lat.  pariare  gleich  machen,  pr.  pariar  gleich  theilen. 

Parrain  fr.  pathe,  pr.  pairin,  sp.  padrino  u.  s.  f.,  mlat. 
patrinus,  so  daß  also  die  bildung  oder  Schreibung  parrin  rich- 
tiger wäre. 

Part  prov.  präpos.  für  lat.  trans,  ultra;  von  pars  in 
der  bed.  gegend,  seite. 

Par  vis  fr.  vorhof  der  kirche;  von  paradisus  (para'is, 
paravis  parvis),  neap.  paraviso,  it.  paradiso  in  ders.  bed.,  gr, 
naoadeiooQ  park,  bask.  (labort.)  gleichfalls  mit  ausgestoßenem 
d  parabisua.  Wie  v  die  stelle  eines  ausgefallenen  consonan- 
ten  wieder  ausfüllt,  darüber  sehe  man  Rom.  gr.  I.  164. 

Pas  fr,  als  ergänzung  der  negation,  von  passus  schritt : 
je  ne  vois  pas  eigentlich  —  non  video  passum  ich  sehe  kei- 
nen schritt  weit.  Auch  dem  Provenzalen  und  Catalanen  ist 
pas  bekannt,  der  Piemontese  nahm  pa  aus  dem  franz.  herüber. 


•704  II.  c    PATOIS— PEPIN. 

Patois  fr.  bauernsprache ,  kauderwälsch ;  vgl.  henneg. 
pati-pata  geschnatter,  also  wohl  naturausdruck. 

Paupiere  fr.  s.  parpado  IL b. 

Paver  fr.  pflastern;  von  pavire  mit  vertauschter  con- 
jugation  wie  in  tousser  u.  a. 

P  a  v  o  t  fr.  mohn.  Möglich  ist  herkunft  aus  papaver,  in- 
dem die  vermeintliche  reduplication  vereinfacht  (daher  pr.  pa- 
ver), die  endung  er  unterdrückt  ward :  über  jenes  s.  die  vor- 
rede, dieses  geschah  in  Treves  aus  Treviri;  vgl.  auch  ags. 
papig  popig,  engl,  poppy,  kymr.  pabi. 

P  e  a s  on  altfr.,  peazö pr.  Choix  IV.  112  grundlage,  mlat. 
pedatio;  von  pedare  stützen. 

Pec  altfr.,  fem.  peque,  pr.  pec  pegua,  auch  pg.  peco, 
bask.  peca  dumm,  einfältig ;  von  pecus,  welches  auch  das  classi- 
sche  latein  in  diesem  sinne  anwandte.  ]Soch  Moliere  hat  das 
fem.  pecque. 

P  e  i  n  d  r  e  fr.  malen ;  von  pingere,  it.  pignere,  aber  sp. 
pintar. 

Pelfre  altfr.  beute  Liv.  d.rois  p.212  (nicht  pelfre  zu 
schreiben),  pelfrer  plündern;  engl,  pelf  hob*  und  gut,  pilfer 
entwenden,  beide,  wie  Johnson  sagt,  von  unbekannter  herkunft. 
Menage  bemerkt  das  norm,  peuffe  trödelei,  s.  Dumeril. 

Pelle  fr.  schaufei;  von  pala  dass.,  it.  sp.  pr.  pala.  Da- 
her it.  paletta  u.  s.  f.  spatel. 

Peluche  fr.  (f.)  ein  gewebe  von  leinen  und  kamelhaar, 
plüsch;  vom  glbd.  it.  peluccio,  üblicher  peluzzo,  dies  vonyi- 
lus.  Span,  pelusa  das  wollichte  an  fruchten  =  altsp.  peluza, 
cat.  pelussa,  ist  das  nämliche  wort.  Aus  gleichem  stamme  ist 
auch  fr.  pelouse  rasenplatz,  mit  anderm  sufßx  limous.ye- 
len  d.  i.  pelent. 

Pen  eher  fr.  neigen,  hangen,  pr.  penjar  pengar,  altsp. 
pinjar;  von  pendicare,  das  man  aus  pendere  ableitete. 

P  e  n  t  e  fr.  (f.)  abhang,  s  o  u  p  e  n  t  e  hangriemen ;  von  pen- 
dere, also  für  pende  wie  tente  für  tende.  Selbst  im  it.  pen- 
tola  ward  d  mit  t  vertauscht. 

P  e  p  i  n  fr.  kern  des  kernobstes ,  pepiniere  baumschule. 
Nach  Frisch  von  pepo  (altfr.  pepon,  it.  popone),  denn  es  habe 
früher  pfeben-  oder  gurkenkern  bedeutet;  das  entsprechende 
sp.  pepino  heißt  nur  gurke.  Sonderbar  ist  die  berührung 
zwischen  keim  oder  kern  und  pßps   (kleine  schuppe  an  der 


n.c.    PERCHE-PILE.  705 

Zungenspitze  des  federviehs)  sowohl  im  it.  pipita  wie  im  sp. 
pepita;  wallon.  pepin  hat  sich  ganz  der  letzteren  bedeutung 
hingegeben.  Eine  originelle  herleitung  von  pepin  aus  pipinna 
sehe  man  bei  Menage. 

Perche  fr.  (f.)  stange;  «orapertica,  auch  sp.pg.  percha. 

Petrir  fr.,  pr.  pestrir  kneten;  gleichsam  pisturire  von 
pistura,  dies  von  pinsere,  vgl.  cintrer  von  cinctura,  accoutrer 
von  ad-con-sutura,  oder  besser,  da  es  derselben  conjugation 
folgt,  it.  scaltrire  von  scalplura. 

P  e  u  fr.  adverbium,  bei  den  alten,  wenn  auch  sehr  sel- 
ten, noch  adjectiv:  poies  choses  Liv.  de  Job  488m,  est  poie 
sr  vie  Chr.  de  Ben.  II.37U  u.  a. ;  von  paucus,  pr.  pauc,  it 
sp.  poco. 

Peur  fr.  furcht,  aftpaour  u.a.  formen;  uowpavor,  ital. 
nach  1.  decl.  paura.  Ein  alter  grammatiker  bemerkt  pavor, 
non  paor  App.  ad  Probum  in  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Endl. 
p.445. 

Phiole  fr.  gläserne  flasche;  entstellt  aus  phiala,  it  fiala, 
piem.  fiola. 

P  i  c  o  r  e  r  fr.  aufs  plündern  ausgehen ;  eig.  auf  vieh  aus- 
gehen, von  pecus.  Das  sp.  subst.  pecorea  legt  die  etymolo^ 
gie  deutlicher  zu  tage. 

Piege  fr.  (mj  schlinge;  von  pedica,  it.  piedica,  wal. 
peadece. 

Pier  (pyer)  fr,  zechen  Test,  de  Pathelin,  s.  auch  Wright's 
anecd.  p.63u;  ein  nach  dem  gr.  muv  scherzweise  gebildetes 
wort,  wie  auch  der  Spanier  empinar  aus  sfxniveiv  oder  der 
Franzose  trinquer  aus  dem  dtschen  trinken  bildete.  Daher  piot 
trunk  weines,  vb.  norm,  pioter,  wobei  doch  wohl  nicht  an 
pivot  (zapfen)  zu  denken  ist. 

P  i  e  t  r  e  fr.  armselig.  Steht  es  für  piestre,  so  darf  man 
ihm  ohne  bedenken  pedestris  als  etymon  unterlegen;  Roque- 
fort hat  pietre,  ohne  beleg. 

Pieu  fr.  pfähl.  Durch  aphärese  aus  espieu?  aber  diese 
aphärese  ist  ein  sehr  seltnes  ereignis  und  nur  da  anzunehmen, 
wo  die  sprachen  ein  regelrechtes  etymon  verweigern.  Pieu, 
früher  wohl  pieil,  führt  auf  piculus  piclus,  synonym  von  pi- 
quet  pfähl,  beide  aus  pique  entstanden,  und  ist  buchstäblich 
das  it.  picchio. 

Pile  fr.  s.  pella  IIb. 

45 


*06  II.  c.     PILORI-PLEVIR. 

Pilori  fr.  (m.)  pranger,  engl  pillory,  pr.  espitlori,  pg. 
pelourinho.  Ducange  verweist  das  franz.  wort  auf  pilier, 
Grimm  rechtsalt.  p.  725  auf  das  mhd.  pfilaere.  In  beiden  fäl- 
len hat  es  etwas  anomales,  nur  das  mlat.  pilan'cum  wäre  eine 
normale  ableitung.  Andre  mlat.  zum  theil  in  das  13.  jh.  hin- 
aufreichende bildungen  sind  pilloricum,  pellericum  (aus  Ara- 
gon), pellorium,  piliorium,  spilorium. 

Pirouette  fr.  drehrädchen,  daher  pirouetter  sich  im 
kreiße  drehen;  nach  Frisch  zsgs.  aus  pied  fuß,  weil  es  auf 
einem  zapfen  wie  auf  einem  fuße  stehe,  und  roue  rad. 

Pis  fr.  euter,  altfr.  brüst,  von  pectus ,  pr.  peitz.  Die 
andern  sprachen  verschmähen  diese  bedeutung,  doch  hat  auch 
das  lomb.  pecc,  das  limous.  piei  (f.)  sie  entwickelt. 

Pivoine  eine  blume,  pfingstrose;  von  paeonia,  it.  peö- 
nia,  sp.  peonia. 

Plafond  fr.  decke  des  zimmers ;  zsgs.  aus  plat  fond 
platter  grund,  glatte  ausfüllung  zwischen  den  balken.  Daher 
sp.  paflon. 

Plaindre  klagen;  von  plangere,  pr.  planher,  it.  pia- 
gnere,  sp.  planir. 

Plais,  plaissa  pr.  hecke,  Umzäunung,  altfr.  plaissier 
plessier  umzäunen,  partic.  als  sbst.  pr.  plaissat,  altfr.  plessie, 
dsgl.  pr.  plaissaditz,  altfr.  plesseis  park,  nfr.  Plessis  als  Orts- 
name; von  plexus  plexa  geflochten,  plais  also  eig.  flechtwerk, 
ineinander  geflochtene  zweige. 

Plaque  fr.  (f.)  platte,  plaquer  plattieren,  placard  an- 
schlagzettel ;  besser,  da  diese  Wörter  speciell  franz.  sind,  vom 
ndl.  plak  (f.)  flaches  holz,  scheibe,  plakken  aufkleben,  als  vom 
gr.  nla'S,  (f)  platte. 

Plevir  pr.  altfr.  versichern,  verbürgen,  pr.  plieu,  fr. 
pleige  bürgschaft  (daher  venez.  plezo,  sie.  preggiu);  dsgl.  ple- 
vina,  plevine,  plevizö.  Wächter  verweist  auf  das  ahd.  pfle- 
gan,  dem  er  die  bed.  verbürgen  beilegt,  es  heißt  aber  besor- 
gen, verwalten,  und  bei  diesen  juristischen  Wörtern  ist  die 
bedeutung  etwas  strenger  zu  wägen.  Rücksicht  verdient  die 
herleitung  aus  lat.  praes  praedis  bürge:  hieraus  konnte  sich 
zur  noth  ein  inf.  plevir  für  ple-ir  entwickeln,  nimmer  aber 
ein  präs.  pleu  pliu,  dessen  auslaut  auf  radicales  b  oder  v 
hinweist,  wie  in  beu  (bibit),  deu  (debet),  escriu  (scribit), 
mou  (movet)  u.  s.  w.    Für  das  sbst.  pleige  aus  praedem  wäre 


II.  c.    PLIE-POELE.  W7 

noch  weniger  rath,  erst  praedium,  dessen  bedeutung  aber  we- 
nig zusagt,  konnte  eine  solche  form  erzeugen.  Man  erwäge 
folgende  etymologie.  Plevir  ist  =  praebere,  vgl.  wegen  1  für  r 
temple  aus  tempora,  Planchais  aus  Prancatius  Pancratius :  der 
eigentliche  ausdruck  für  bürgen  nämlich  ist  plevir  la  fe  d.  h. 
praebere  fidem,  abgekürzt  plevir.  Das  sbst.  pleige  passt  treff- 
lich zu  praebium  gegenmittel,  Sicherheit  (eig.  was  man  vor 
sich  trägt,  prae-hibet,  praebet,  schütz,  amulet);  plevizö  aber 
ist  buchstäblich  praebitio. 

Plie  fr.  ein  fisch,  platteis,  engl,  plaice;  nach  der  be- 
deutung, aber  nicht  nach  dem  buchstaben ,  das  lat.  platessa 
bei  Ausonius,  sp.  platija,  pg.  patruca.  Plie  steht  für  plaie, 
das  aus  plate,  femin.  von  plat  flach,  entstand  und  zum  unter- 
schiede von  plaie  =  plaga  so  gestaltet  ward;  nach  Nemnich 
IL  1011  heißt  derselbe  fisch  auch  plane. 

Plisser  fr.  falten;  participialverbum ,  von  plicare  pli- 
citus  plic'tus  (plictiare). 

Plusieurs  fr.,  pr.  plusor,  altit.  plusori ,  comparativ 
für  lat.  plures,  welches  die  spräche  verschmähte,  weil  ihm 
das  kennzeichen  des  comparativs  abgieng;  sie  wählte  dafür 
eine  neue  ableitung  aus  dem  neutrum  plus,  die  sich  dem  alt- 
lat.  von  Varro  bemerkten  superl.  plusimus  vergleicht.  Das 
fast  übel  lautende  mlat.  pluriores  (bereits  bei  Fulgentius  Plane, 
nach  Fuchs  rom.  spr.  p.  337)  fand  bei  ihr  keine  aufnähme. 
S.  Rom.  gr.  IL  56. 

Poche,  mundartl.  poque  pouque  tasche ,  ein  speciell 
franz.  wort,  wie  es  scheint  aus  England  eingeführt:  ags.  pocca, 
engl,  poke,  nord.  poki  tasche,  beutet,  vgl.  ndd.  pokke  blatter 
d.  i.  blase,  engl.  pock.  Mit  ponga  IL  a  ist  es  gewiss  unver- 
wandt. 

Poe  altfr.,  pr.  pauta,  cat.  pota;  vom  ndl.  poot  =  hd. 
pfote.     Daher  bürg,  potiche  handvoll? 

Poele  fr.  (f.)  pfanne,  alt  paele  paesle;  vom  lat.  pa- 
tella,  it.  padella ,  sp.  padilla.  Aber  aus  dem  franz.  paele  ist 
sp.  payla,  pg.  pella. 

Poele  fr.  (m.)  thronhimmel,  altfr.  poesle;  vermuthlich 
von  neralov  etwas  ausgebreitetes,  dolde,  mlat.  petalum  gold- 
blech  auf  dem  haupte  des  papstes.  In  der  bed.  schleier  leitet 
man  es  von  pallium,  das  aber  nur  paile  geben  konnte,  pr.  pali. 

Poele  fr.  (m.)  heizbare  wohnstube,  auch  ofen,  altfr. 


?08  II.  c.    POINDRE— PORC-EPIC. 

poisle.  Das  mlatein  bietet  pi'sele  Edict.  Roth.,  pi'salis  (falsch 
pisälis  geschr.  Gloss.  präg.  ed.  Hoffm.)  u.  dgl  Dies  weist  formell 
auf  lat.  pensile,  syncopiert  pesile  (daher  der  lange  vocal  im 
fries.  pysel,  mhd.  pfisel),  allein  der  logische  Zusammenhang  ist 
nicht  deutlich:  Ducange's  erklärung  aus  pensum  (a  raulieri- 
bus,  quae  pensa  trahunt,  daher  ihr  arbeitszimmer  pensile)  ver- 
stößt gegen  die  grammatik ,  die  kein  rom.  suffix  Tle  kennt. 
Das  alterthum  redet  von  horreum  pensile,  das  mittelalter  von 
domus  pensilis,  camera  pendens;  dieser  spur  wäre  nachzu- 
gehen. Die  casseler  glossen  geben  die  rom.  form  birle  für 
pirle,  entstellt  aus  pisle  wie  varlet  aus  vaslet,  im  spätem  mla- 
tein p/rale,  ahd.  pheral;  also  nicht  mit  Eckhart  von  gr.  nvg 
abzuleiten,  woraus  nur  piräle  erwachsen  konnte. 

Poindre  fr.  stechen,  alt  fr.  auch  das  ross  antreiben, 
daher  sbst  poindre  das  anrennen  im  kämpf  (espoindre  Gar. 
II.  165),  mhd.  poinder;  von  pungere,  pr.  ponher,  it.  pungere, 
sp.  pungir. 

Poisson  fr.  fisch;  abgel.  von  piscis,  pr.  peis,  bereits 
in  dem  fragment  von  Valenciennes  pescion,  it.  pescione. 

Poitrine  fr.,  pr.  peitrina  brüst,  gleichsam  pectorina, 
noch  dauph.  peiturina;  urspr.  wohl  bruststück  oder  brustrie- 
men  =  sp.  petrina  pretina  gürtel.  Altfr.  hatte  man  noch  das 
oben  erwähnte  einfache  pis  =  pectus. 

Polisson  fr.  gassenjunge,  daher  sp.  polizon;  aus  po- 
litio  (das  glätten)  persönlich  genommen,  einer  der  die  Stra- 
ßen glatt  macht,  sich  auf  ihnen  herumtreibt ,  vgl.  nourrigon 
Pflegling  von  nutritio.  Bestätigung  gewährt  das  henneg.  po- 
lisso  bügeleisen  (etwas  glättendes). 

Po  nee  fr.,  eig.  pierre  ponce  bimsstein;  von  pumex,  it. 
pomice,  sp.  pömez.     Daher  sbst.  poncis,  vb.  poncer. 

Ponceau  fr.  hochroth;  von  puniceus  punicellus  dass., 
pr.  punicenc. 

Pondre  fr.,  pr.  pondre,  cat.  pöndrer  eier  legen;  von 
ponere,  allen  drei  sprachen  nur  in  diesem  sinne  bekannt. 

P  o  r  puer  altfr.,  pr.  por  pore,  partikel  mit  gewissen  ver- 
bis  wie  gitar,  traire,  volar  verbunden,  z.  b.  por  gitar  weg- 
werfen; von  porro. 

Porc-epic  fr.  Stachelschwein ;  entstellt  aus  porc-espi, 
wie  noch  Nicot  schreibt,  neupr.  porc- espin,  it.  porco  spino, 
porco  spinoso,  sp.  puerco  espino. 


II.  c.    PORCHE— POURPOINT.  700 

Porche  fr.  (m.) ,  pr.  porge  vorhof;  von  porticus ,  it. 
portico. 

P  o  s  n  e  e  altfr.  gepränge,  übermuth,  podnee  in  den  Liv. 
d.  rois  (wie  adne  für  asne) ;  ein  übliches  dem  Provenzalen 
unbekanntes  wort  von  dunkler  herkunft.  Etwa  für  poussonee, 
das  die  bed.  aufgetriebenheit  haben  könnte,  von  pousser  sto- 
ßen, treiben?  Oder  zusammenhängend  mit  kymr.  posned  (mJ) 
etwas  rundes,  schwellendes? 

Possa  poussa  pr.  brustwarze;  eig.  icohl  knospe  =  fr. 
pousse  von  pousser. 

P  o  t  a  s  s  e  fr.  ein  aus  pflanzenasche  ausgelaugtes  alkali- 
sches salz;  vom  dtschen  pott-asche,  auch  kesselasche  ge- 
nannt, s.  Adelung. 

Poteau  fr.,  postel  pr.  pfähl;  von  postis. 

Potence  fr.  krücke,  kniestütze  u.  dgh;  mlat.  potentia 
s.  Menage,  also  macht,  stütze,  in  concreter  bedeutung. 

Poterne  fr.  hinterthüre,  heimliche  thüre;  entstellt  aus 
altfr.  posterle,  pr.  posterlla,  auch  it.  poslierla,  von  posterula 
Seitenweg. 

P  o  u  a  er  e  fr.  unflätig;  freie  bildung  aus  der  int  er j.  poiiah 
pfui.  Synonym  ist  bürg.  norm,  polacre,  pic.  polaque,  npr. 
pouläere. 

Poudre  fr.  (f.)  staub,  von  pulvis  pulveris  (pol're  pol- 
dre).  Wie  aber  ist  poussiere  Staubwolke  zu  verstehen, 
wofür  man  altfr.  porriere  sagte,  noch  im  16.  jh.  pouldriere 
schrieb  ?  Die  prov.  spräche  hat  pols  von  pulvis,  eine  solche 
nominativform  aber  zeugt  nur  höchst  selten  ableitungen:  es 
ist  darum  in  poussiere  für  pourriere  ein  eigenthümlich  franZi 
übertritt  des  r  in  s  vor  sich  gegangen,  worüber  oben  besicle 
zu  vergleichen  ist. 

Poulain  fr.  füllen;  von  pullus,  pr.  polin. 

Po uli er  fr.  aufwinden,  poulie  rolle,  kloben,  daher  sp. 
polea,  pg.  pole;  vom  ags.  pullian  ==  engl,  pull  ziehen,  pull  to 
aufwinden,  engl,  polley  aber  aus  fr.  poulie.  Nach  Le  Duchat 
vom  dtschen  spuhle,  das  aber  schon  den  abfall  des  anlautes 
voraussetzt. 

Pourpoint  fr.,  perponh  pr. ,  auch  sp.  perpunte  pes- 
punte,  pg.  pesponto,  gestepptes  wams;  mlat.  perpunetum,  weil 
es  durchstochen,  durchnäht  war.  Franz.  pour  für  per  s,  Rom. 
gr.  IL  353. 


710  II.  c   pousse-püpitre; 

Pousse,  poüssif  s.  bolso  H.a. 

Po us sin  fr.,  pouzin  pr.  junges  hühnchen;  von  pulli- 
cenus  bei  Lampridius,  vgl.  pulcini  hanchli  (hühnchen)  Gloss. 
cass. 

P  r  e  c  h  e  r  fr.  predigen,  pg.  pregar  u.  s.  f.,  sbst.  fr.  pre- 
che  (m.),  Pr-  prezic  predigt;  von  praedicare  bekannt  machen, 
öffentlich  reden. 

Preindre  altfr.  pressen  (präs.  priement  Liv.  d.  rois 
p.  178,  Chr.  de  Ben.  I.  p.  213),  pr.  premer;  von  premere.  Zsgs. 
nfr.  epreindre  =  exprimere;  erapreindre  =  imprimere,  alt 
depreindre  =  deprimere.     Vgl.  imprenta  I. 

Prince  fr.,  pr.  prince  prinsi,  daher  it.  prenze  fürst; 
von  dem  im  prov.  noch  vorkommenden  princeps,  vermöge  ei- 
ner starken  abkürzung,  womit  sich  etwa  die  von  eveque  aus 
episcopus  vergleicht.    Altfr.  princier  von  primicerius. 

Pro  che  fr.,  propi  pr.  nahe;  von  propius  in  propiare 
sich  nähern,  bei  Paulinus  JSolanus  (5.  jh.),  appropiare  Vulg. 
Ev.  Luc.  10,34(nachFunccius),  auch  wal.  apropiä;  daher  fr. 
approcher,  pr.  apropchar,  altit.  approcciare.  Vgl.  unten  re- 
procher. 

P  r  6  n  e  fr.  (m.)  predigt,  p  r  6  n  e  r  predigen,  preisen ;  von 
praeconium  lobrede  (preone  prone). 

Prüde  fr.  geziert;  ein  allen  Schwester  sprachen  fehlen- 
des adjectiv,  abgezogen  aus  der  zss.  prud'-homme,  alte  form 
für  preud'homme,  pr.  prozom ,  sp.  prohombre ,  it.  produomo 
wackrer  mann,  ehrenmann,  denn  prüde  hieß  urspr.  sittsam. 
Andre  denken  an  prudens. 

Punais  fr.,  putnais  pr.  stinkend,  daher  sbst.fr.  punaise 
wanze  (bürg,  schlechtweg  puant);  vom  adj.  put  =  putidus, 
mit  einem  sufßxe,  dem,  wie  es  scheint,  ein  it.  putt-on-azzo 
entsprechen  würde  (altven.  nur  punax  Bonvesin  ed.  Bekker, 
piem.  punas),  vgl.  palais  palazzo;  der  Picarde  sagt  vielleicht 
richtiger  punasse.  Stützt  sich  die  heutige  bedeutung  des  franz. 
Wortes  etwa  auf  die  falsche  Zerlegung  des  Wortes  in  pu-nez? 
aber  ai  und  e  sind  verschiedener  ausspräche.  Bei  den  alten 
bedeutet  es  überh.  putidus,  pr.  putnais  fuec  d'infern  stinken- 
des feuer  der  holte;  in  der  thierfabel  führt  daher  der  iltis 
den  namen  Pusnais. 

Pupitre  fr.  (m.)  pult;  von  pulpitum,  it.  pulpilo. 


II.  c.    QÜANDIUS-RACINE.  71  i 


Q. 

Quandi'us  prov.  partikel,  Boeth.v.l,  S.  Leodegar  str. 
9, 12, 19;  von  quamdiu,  vgl.  Altrom.  sprachdenkm.  p.  46. 

Queux  fr.  (f.)  Wetzstein;  von  cos  cotis,  pr.  cot,  it. 
cote. 

Queux  altfr.  koch;  von  coquus,  it.  cuoco. 

Quin  quinh,  fem.  quina  quinha,  alt-  und  neupr.  frag- 
pronomen ,  wald.  fem.  quena  Hahn  567 ;  etwa  von  quinam? 
wal.  eine. 

Qui  vrer  altfr.  wecken,  ermuntern  Th.  de  Cant.  ed.Bekk. 
p.  31 ;  vom  engl,  quiver  hurtig,  thätig  Halliw.,  ags.  eviferlike 
unruhig,  vb.  engl,  quiver  zittern. 

Q  u  o  r  a  quoras  quor  pr.,  noch  jetzt  curo ,  churw.  cura 
cur,  partikel  für  lat.  quando ;  von  qua  hora  oder  rom.  que  ora. 

R. 

Räble  fr.  (m.),  alt  roable,  occ.  redable  ofenkrücke;  von 
rutabulum  mit  ders.  bed. 

R  a  b  o  t  e  r  fr.  hobeln,  die  gartenwege  ebenen,  daher  ra- 
bot  hobel,  gartenschaufel  u.  dgl. ;  trifft  zusammen  mit  dem  pr. 
rebotar,  it.  ributtare  zurückstoßen  (zu  bottare  L),  ist  also  eine 
der  spräche  verbliebene  alterthümliche  form  für  rabouter,  wozu 
sich  das  veraltete  abouter  gesellt.  Die  grundbedeutung  tritt 
besser  hervor  im  adj.  raboteux  holpericht  d.  h.  zurückstoßend, 
vgl.  mndl.  rabot  hindernis. 

Raca  racca  pr.  schlechtes  pferd,  mähre,  fr.  racaille 
hefe  des  Volkes;  vielleicht  vom  nord.  racki,  engl,  rack  hund 
(ndl.  nhd.  rekel);  ebenso  canaille  von  canis. 

Rache  fr.  (f.)  bodensatz  des  theers ;  scheint  entstan- 
den aus  einer  abl.  rasica  von  rasis  harz,  vgl.  ragia  U.  a, 
also  verschieden  von  rasche  grind,  s.  rascar  I. 

Racher  altfr.,  wallon.  rechi,  pic.  raquer,  pr.  racar,  co- 
mask.  raeä  recä  ausspeien;  vom  altn.  hräki  speichel,  hreekia 
speien,  ags.  hrsekan.  Das  neufr.  er  acher  scheint  Verstär- 
kung desselben  Wortes;  zsgs.  pr.  es-cracar  (sbst.  crai),  sie. 
s-craccari,  chw.  scracchiar. 

Racine  fr.,  pr.  razina  würzet;  gleichsam  radicina  von 


713  II.  c.    RADE— RAME. 

radix,  eine  seltsamer  weise  auch  im  wal.  redecine  entwickelte 
form. 

Rade  alt  fr.  adj.  s.  raudo  IL  b. 

Radeau  fr.,  radelh  pr.  floß;  von  ratis. 

Rad  o  t er  fr.  albern  reden,  altfr.  redoter;  vom  glbd.  ndl. 
doten  KU.,  gew.  dutten,  engl,  dote,  vgl.  kymr.  dotio. 

Ragot  fr.  kurz  und  dick,  untersetzt. 

Ragoüter  fr.  die  efilust  reizen,  daher  ragoüt  reizen- 
des würziges  gericht;  von  re-ad-gustare.  So  bedeutet  auch 
fricandeau  eig.  ein  leckeres  gericht. 

Raguer  fr.  zerreiben;  nord.  raka  reiben. 

Raifort  fr.  meerrettig;  von  radix  fortis  starke,  kräf- 
tige Wurzel. 

Rain  fr.  in  rain  de  bois  waldgränze  Biet,  de  Trev. ;  vom 
ahd.  rain  rand,  nhd.  gleichlautend,  ndl.  reyn  reen  KU. 

Raire  fr.  schreien  (vom  hirsch).  Die  lat.  verba  mu- 
gire,  rugire,  vagire  gaben  anlaß  zur  bildung  des  naturaus- 
druckes  ragire,  der  franz.  in  räire  zusammengieng,  ital.  sich 
ircragghiare  erweiterte:  ebenso  ward  aus  mugire  altfr.  müire, 
ital.  mugghiare.  Das  ahd.  reran  kann  nicht  darin  enthal- 
ten sein. 

R  a  i  s  e  altfr.  kriegszug ,  auch  rese  geschr. ,  s.  Ducange 
v.  reisa;  vom  ahd.  altn.  reisa  mit  ders.  bed.,  nhd.  reise. 

R aisin  fr.,  razim  pr.  traube;  von  racemus,  sp.  raeimo 
u.  s.  f.,  vgl.  raeimus  Gloss.  erford.  372,  9.  Altfr.  pic.  auch 
rosin  (daher  unser  rosine),  s.  Hecart. 

R  ä  1  e  r  fr.  röcheln ;  deutschen  Ursprungs :  engl,  rattle  glbd., 
ndl.  nds.  ratelen,  nhd.  rasseln.  Dahin  der  name  eines  vogels, 
räle,  der  neuprov.  mit  dem  synonymen  roufle,  vom  vb.  rouflä 
d.  i.  fr.  ronfler,  bezeichnet  wird,  womit  auch  das  pic.  rous- 
selet,  von  unserm  mdartl.  rossein  (röcheln)  zusammentrifft; 
gleicher  bedeutung  ist  der  span.  name  ronca  und  unser  wiesen- 
schnarcher. 

Rame  fr.  (f.)  rüder;  buchstäblich  das  it.  sp.  pr.  rama 
ast,  in  seiner  bedeutung  aber  durch  remus  bestimmt,  das  der 
franz.  spräche  ursprünglich  gewiss  nicht  fehlte,  ihr  jedoch  als 
eine  zu  ausdruckslose  form  (denn  es  muste  rein  lauten)  misfiel. 
Aus  demselben  gründe  ward  das  gleichlautende  rain  (lat.  ra- 
mus)  später  m^rameau  vertauscht.  Merkwürdig  trifft  damit 
das  gael  ramh  (m.)  zusammen,  das  sowohl  ast  wie  rüder  oder 


II.  c.    RAME— BAÜSA.  713 

rührstock  bedeutet,  altir.  ramaB  =  lat.  remi  Zeuß  I. 20,  Die 
henneg.  form  ist  reme  (f.),  die  neupr.  remo  (für  rema). 

Rame,  ramette  fr.  rahmen  der  buchdrucker  (auch  sp. 
rama,  wal.  rame);  aus  dem  deutschen. 

Ramcquin  fr.  käsegebackenes ;  vom  dtschen  rahm,  wie 
schon  Menage  anmerkt. 

Ramon  fr,  stumpfer  besen,  ramoner  den  Schornstein 
fegen;  von  ramus,  vgl  sp.  ramon  laubwerk. 

Ran  picard.  widder;  vom  ahd.  ndl.  ram  mit  gl  bed. 
Champ.  aran  Tarbe  IL  177. 

Ran  che  fr.  (f.j  sprossen  einer  stangenleiter ;  von  ra- 
mex  ast,  stange,  s.  Potts  forsch,  IL  21, 

Rancon  fr.,  alt  raancon  lösegeld;  von  redemtio. 

Rang  fr.,  pr.  renc  arrenc  reihe,  vb.  fr.  ranger  ar- 
ranger,  pr.  rengar  arrengar  in  die  reihe  stellen.  Das  wort 
hat  weite  Verbreitung  gefunden:  nhd.  ndl.  schwed.  rang,  engl. 
rank,  kymr.  rhengc,  bret.  renk,  auch  piem.  ren  ran.  Sein  Ur- 
sprung läßt  sich  füglich  auf  ein  dtsches  wort  zurückleiten, 
das  dem  Romanen  noch  eine  andre  bildung  dargeliehen  (s. 
aringa  IJ,  nämlich  ahd.  hring,  mhd.  ring  kreiß,  insbesondere 
kreiß  zu  einem  bestimmten  zwecke  aufgestellter  personen,  also 
eig.  kreißförmige  reihe,  wobei  aber  die  kreißform,  wie  beim 
ahd.  riga  (s,  riga  IL  a),  zur  nebensache  ward;  vb.  hringön 
einen  kreiß  machen,  in  einen  krdß  stellen.  —  Von  ranger 
wird  sp.  r  a  n  c  h  o  camer adschaft,  arrancharse  zusammenwoh- 
nen, hergeleitet 

Rapiere  fr.  alter  langer  degen  (verächtlich) ;  etwa  für 
räpiere  von  räpe  raspel  s.  v.  a.  schartige  abgenutzte  klinge  ? 

Rasse  raise  alt  fr.,  rasa  pr.  lauf,  rinne;  vom  altn.  ras, 
ags.  rxs,  engl,  race  mit  gl.  bed. 

Rate  fr.  (fj  milz;  nach  Frisch,  dem  man  beipflichten 
darf,  vom  ndl.  rate  honigroße,  insofern  jenes  eingeweide  ein 
lockeres  zelliges  gewebe  vorstellt.  Vgl  raggio  I.  Daher  de- 
rate  munter,  eig.  ohne  milz,  frei  von  milzsucht.  Desselben 
Ursprungs  ist  raton  art  kuchen. 

Raus  pr.  röhr  (auch  bret.  raoz),  daher  rauzel,  fr.  ro- 
seau;  genau  das  goth.  raus,  woher  ahd.  rör;  aus  letzterem 
das  chw.  ror. 

R  a  u  s  a  (rauza)  pr.,  lim.  roouso  hefe,  auch  Weinstein  d.  i. 
kruste  am  faß,  romagn,  rosa  (mit  offnem  o)  kruste  des  back- 


m  IL  c.    RAVAUDER-RfeCHE. 

werks;  vgl.  ahd.  rosa  0*oso?j  ccrusta,  glacies',  dessen  wur- 
zelvocal  von  ungewisser  quantität  ist. 

Ravauder  fr.  ausbessern,  flicken ;  von  re-ad-validare. 

Ravir  fr,  rauben,  hinreißen;  von  rapere,  it.  rapire. 
Aus  demselben  stamme  ravin,  ravine,  ravage. 

Re  altfr.  scheiterhaufe  als  peinliche  strafe,  gew.  ardoir 
en  re,  vgl.  esprendre  un  re  einen  holzstoß  anzünden  Fl.  et  Bl. 
v.  2924.  Die  nahe  liegende  herleitung  aus  rogus  ist  gegen  die 
lautlehr  e,  auch  das  glbd.  ags.  hreäc  =  altn.  hraukr  würde 
sich  nicht  damit  einigen.  Wohl  aber  das  lat.  auch  in  der 
altfr.  form  reiz  vorhandene  rete  netz,  sp.  red  gitter,  käfich 
für  gefangene,  so  daß  fr.  re  urspr.  wohl  ein  gebäude  von 
scheitern  oder  hürden  ist ,  auf  welchen  oder  in  welchen  die 
missethäter  verbrannt  wurden,  denn  man  trifft  auch  altfr. 
ardoir  cdedenz'  un  re  Trist,  ed.  Hagen  v.  881.  Merkwürdig 
ist  eine  glosse  der  isid.  Sammlung  redulus  strues  lignorum  ar- 
dentium:  ist  dies  red-ulus  nicht  offenbar  eine  ableitung  aus 
dem  rom.  red  oder  re? 

Rebondre  altfr.  pr.  verbergen,  begraben,  partic.  pr. 
rebost  Pass.  de  J.  Chr.  str.21,  Lex.  rom.  IV.  615a,  altfr.  reboz 
Chr.  de  Ben.;  ein  starkes  verbum,  das  mithin  von  reponere 
kommen  muß,  wie  sich  denn  auch  das  zwischen  vocalen  zu 
b  her  abgestimmte  p  zuweilen  wieder  einfindet,  prov.  s.  Lex. 
rom.,  altfr.  repuns  el  sepulcre  Liv.  de  Job  p.468°;  mlat  ut 
usque  in  Septem  noctes  non  reponatur  beerdigt  werde  Chlo- 
dow.  capit.  9,  s.  Pertz  Leg.  IL  p.  4.  Die  herleitung  aus  re- 
condere  (Beronie  dict.limous.231a)  ist  also  abzuweisen.  Das 
bürg,  rebötre  s.  v.  a.  remettre  scheint  dasselbe  wort. 

Reche  reque  pic  herb,  daher  fr.  rechin,  fem.  rechigne, 
comask.  reschign,  it.  arcigno  (aus  dem  franz.)  herb,  sauer, 
unfreundlich,  vb.  fr.  rech  ig  ner  mürrisch  aussehn,  die  stirne 
runzeln,  comask.  reschignäs  sich  zusammenziehen  (ven.  ran- 
cignare  aus  dem  franz.);  altfr.  rechigner  rechiner,  pr.  re- 
chignar  haben  auch  die  bed.  knurren,  knuttern,  sp.  pg.  re- 
chinar  knarren  (aus  dem  franz.?).  Reche  für  resche  resque 
stammt  aus  dem  dtschen  resche  rösche  harsch,  rauh,  spröde, 
vgl.  über  das  dtsche  wort  Schmeller  111. 140.  —  Gleiche  be- 
deutung  mit  rechigner  hat  das  it.  rincagnarsi,  vielleicht  aus 
einer  umdeutung  (cane  hund)  so  geformt,  vgl.  auch  die  ital 
redensart  slarc  in  cagnesco  mürrisch  ausschn, 


II.c.    RECRU-RENOU.  ?15 

R  e  c  r  u  fr.  nachwuchs,  recrue  ersatzmannschaft,  vb.  r  e- 
cruter;  vom  fr.  recroitre. 

Redingote  fr.  Überrock,  reiserock;  vom  engl,  riding- 
coat  reitrock. 

Regimber  mit  den  hufen ausschlagen;  quasi  rejamber, 
jecter  la  jambe  riere  ou  derriere,  sagt  Nicot.  Man  könnte  da- 
bei an  das  spätere  lat.  gamba  huf  (bei  Vegetius)  denken,  gleich- 
wohl ist  die  deutung  nicht  ganz  unverdächtig.  Warum  nicht 
rejamber,  und  wenn  diese  herabstimmung  des  vocals  auch  an- 
geht, wie  kommt  es,  daß  man  altfranz.  auch  regiber  sagte? 
m  wird  vor  b  eingeschoben,  nicht  ausgestoßen. 

Regretter  fr.  bedauern,  sbst.  regret.  Die  bekannte 
herleitung  aus  querTtari,  re-quTntari  ist  um  so  ansprechen- 
der, als  das  wort  nicht  allein  beklagen,  sondern  auch  intrans. 
schmerzlich  klagen  (Alexis  88,  2,  Fl.  et  BL  2348)  bedeutete: 
wie  qu  vor  e  oder  i  sich  in  g  erweichen  konnte,  zeigt  auch 
Guienne  aus  Aquitania ,  alt  fregunder  aus  frequentare.  Da 
aber  das  lat.  t  in  volksmäßigen  Wörtern  überaus  selten  dem 
üblichen  ausfalle  widersteht,  so  ist  diese  deutung  nicht  un- 
bedenklich. 

Reinette  fr,  eine  sorteäpfel;  von  regina,  also  köni- 
ginn  der  äpfel,  wie  man  gewöhnlich  annimmt. 

Relayer  fr.  die  pf erde  wechseln,  jemand  in  der  arbeit 
ablösen,  sbst.  relais  (mit  zugefügtem  s)  umspann,  frische  pferde, 
engl,  relay  auch  koppel  Jagdhunde.  Zweifelhafter  herkunft; 
etwa  von  religare,  das  sowohl  anbinden  wie  losbinden  heißt, 
mit  ähnlicher  Umwandlung  der  buchstaben  wie  in  frayer  aus 
fricare.    Nach  Frisch  vom  engl,  lay  legen,  stellen. 

Renard  fr.  fuchs,  altfr.  renardie  Verschlagenheit,  noch 
pic.  renarde  verschlagen.  Vom  ahd.  Reginhart  Reinhart  rath- 
geber ,  name  des  fuchses  in  der  thierfabel,  der  endlich  im 
franz.  zum  appellativ  ward  und  das  alte  volpill  ==  vulpecula 
aus  der  spräche  verdrängte.  S.  Grimms  Reinhart  p.  CCXL. 
Auch  der  nordosten  von  Spanien  hatte  sich  das  wort  in  der 
form  ranart  angeeignet. 

Renge  altfr.  gürtet  den  degen  hineinzustecken,  mlat. 
rinca ;  vom  ahd.  hringa  schnalle,  haken,  s.  Garin  IL  94,  wo- 
her auch  churw.  rincla  schnalle, 

Renou  pr,  wucher,  eig.  Schößling,  welche  bed.  das  ent- 
sprechende sp,  renuevo,  von  renoyare,  entwickelt  hatf  vgl  lat, 


716  IL  c.    REP AIRER— RETROENGE. 

fenus,  gr.  roxog  zins,  eig.  erzeugtes.    Daher  renovier  Wuche- 
rer, chw.  ranver,  sp.  renovero. 

Repairer  alt  fr.,  rep  airar  pr.  heimhehren,  sbst.  repaire 
heimath,  behausung ,  nfr.  höhle  wilder  thiere;  von  repatriare 
Solin.,  Gloss.  Isid.  u.  s.  f.,  it.  ripatriare. 

Repit  fr.,  pr.  respieit,  auch  it.  rispitto  auf  schuh,  frist; 
von  respectus  rücksicht,  daher  nachsieht,  nachlaß,  in  der  rom, 
bed.  schon  in  einem  capitular  Ludwigs  des  frommen  (819) : 
detur  ei  spatium  ad  respectum  ad  Septem  noctes.  So  denn 
auch  ältfr.  respiter  frist  oder  nachlaß  vergönnen,  von  re- 
speetare. 

Reprocher  fr.,  repropchar  pr.  vorwerfen,  reproche, 
repropche  Vorwurf,  daher  sp.  reproche.  Caseneuve's  deutung 
aus  reeiprocare  verträgt  sich  nicht  mit  pr.  repropchar,  das 
nie  in  der  form  reprocar  erscheint.  Soll  es  von  opprobrium 
stammen,  so  muste  es  die  compositionspartikel  (ob  mit  re) 
tauschen  und  von  einem  solchen  tausch  der  partikeln  lassen 
sich  einige  fälle  nachweisen ;  das  zweite  r  konnte  schwinden 
wie  im  it.  brobbio;  nimmer  jedoch  konnte  sich  b  zu\)  steigern, 
indem  reproche  die  form  repropium  verlangen  würde;  repro- 
bium  hätte  reproge  gegeben.  Aber  warum  nicht,  wie  appro- 
cher  für  appropiare,  so  auch  reprocher  für  repropiare  in  der 
figürl.  bed.  näher  rücken,  vorrücken,  eig.  wiederholt  vorrük- 
ken?  Derselben  herkunft  ist  denn  auch  pr.  reprochier  re- 
provier  Sprichwort,  eig.  Vorwurf,  vorhält,  denn  in  dem  sprich- 
worte  liegt  eine  Zurechtweisung. 

Requin  fr.  eine  art  haifische,  auch  chien  de  mer;  we- 
gen seiner  gefährlichkeit  von  den  normannischen  matrosen  re- 
quiem  (Seelenmesse)  genannt,  entstellt  in  requin  (Acad.  franc.) 
Das  Dict.  de  Trevoux  schreibt  requiem. 

R  e  s  e  a  u  fr.  kleines  netz ;  gleichsam  reticelhim ,  it.  re- 
ticella. 

Retroenge  retrowange  altfr.,  weit  üblicher  mit  o  ro- 
truange  z.  b.  Brut  IL  p.  111,  rotruenge  Ben.  1.270,  rotru- 
henge  Fabl.  HL  117,  auch  rotuenge  Bou  I.  157,  pr.  retro- 
encha  Lex.  rom.  1. 16,  Farn.  occ.  347,  Choix  V.  171,  retroenza 
Choix  V.  40.  Es  bedeutet  eine  liedergattung,  bei  den  trouba- 
dours  mit  refrän,  nach  Wackernagels  vermuthung  (Altfr.  lied. 
p.  183.234)  ein  tanzlied,  üoraretroientia,  wenn  man  die  prov. 
form  retroensa  zu  gründe  legt.    Allerdings  konnte  retroensa 


II.  c.    RÄVE-RIDER.  717 

mundartlich  in  retroencha  (vgl.  conoisser  conoicher),  fr.  re- 
Iroenche  retroenge  ausarten. 

Reve  fr.  träum,  rever  träumen,  irre  reden.  Der  cir- 
cumflex  deutet  auf  resve  resver  und  so  schrieben  die  alten 
auch  meist;  da  aber  der  Provenzale,  dem  das  wort  übrigens 
ein  fremdes  war,  reva,  nicht  resva  setzte,  so  muß  s  ein  stum- 
mes zeichen  gewesen  sein  wie  in  esve  für  eve  (aqua):  es 
kann  darum  nicht  mit  desver  eines  Stammes  sein,  worauf  noch 
Ampere  form,  de  la  langue  fr.  p.  207  besteht.  Man  erinnert 
wohl  an  das  gael.  rabhd  gefasel;  warum  nicht  lieber  an  lat. 
evare,  zsgs.  re-evare,  begeistert  sein?  Indessen  erklärt  sich 
reve,  dem  früher  auch  die  bed.  Wahnwitz  zu  geböte  stand, 
einfach  als  eine  mundartl.  form  für  rage  aus  rabies,  wie  etwa 
cage  und  caive  (lat.  cavea)  nebeneinander  bestanden;  das 
dem  franz.  entnommene  engl,  rave  schließt  sich  der  grundbe- 
deutung  unmittelbar  an.  Mit  rabia  raiva  reve  rechtfertigt  sich 
auch  die  länge  der  stammsylbe.  Von  rever  ist  ndl.  reven,  re- 
velen  (ravelen  KU.) ,  mhd.  reben  mit  gl.  bed.  Abgeleitet  fr. 
revasser,  bürg,  mit  ursprünglichem  vocal  ravasser. 

Revel  altfr.  (rivel  bei  Wackernagel  p.  75)  lustigkeit, 
jubel,  engl,  revel,  revelry ;  fällt  zusammen  mit  pr.  revel  auf- 
lehnung,  vom  vb.  revellar,  altfr.  reveler,  lat.  rebellare,  und 
bedeutet  also  eig.  aufregung.  Gegen  die  herleitung  aus  re- 
veiller  spricht  die  form  reviaus. 

Rez  fr.  sbst.  ebene,  fläche,  vom  alten  partic.  res,  pr. 
ras,  lat.  rasus ;  dsgl.  präpositionaler  ausdruck,  früher  von  un- 
beschränkterer anwendung,  jetzt  noch  üblich  in  gewisse?i  Ver- 
bindungen wie  rez  terre,  eig.  zum  streifen  nahe,  vgl.  lat.  rä- 
dere litus ;  verdoppelt  rez  ä  rez,  pr.  ras  e  ras,  auch  pg.  rez 
e  rez  mit  der  bed.  genau,  knapp,  bei  Gil  Vicente.  Desselben 
gebrauches  ist  auch  das  part.  präs.  pr.  rasen  (rasen  lo  talö 
dicht  am  knöchel  Jaufr.  p.  62°) ,  daher  entlehnt  it.  rasente. 
Dem  entspricht  die  ndd.  präp.  rör  von  rören  rühren,  anstoßen 
Brem.  wb. ;  so  wie  die  mail.  arent,  neap.  pg.  rente,  von  hae- 
rens  anhängend;  altsp.  pegante,  von  pegar  ankleben;  pic.  tout 
serant,  von  serrer  drängen. 

Rhume  fr.  (f.)  schnupfen;  von  rheuma,  pr.  rauma,  it. 
rema  u.  s.  w. 

Rider  fr.  runzeln,  kräuseln,  ride  runzel,  krause  (im 
crep  u.  dgl),  rideau  Vorhang  (etwas  gefallenes,  nach  Case- 


718  II.  c.     RIEN— RODER. 

neuve) ;  vojnahd.gdL-Yidan  drehen,  verdrehen  (oder  ags.  vridhan, 
engl,  writhe),  daher  auch  das  ahd.  adj.  reid  kraus,  vgl  riddare 
IL  a.  Perion  de  ling.  gall.  67a  erklärt  es  aus  dem  gr.  Qviig 
Qvxi'öoq  runzel. 

Rien  fr.  Verneinung  für  lat.  nihil,  vom  acc.  rem:  je 
ne  vois  rien  =  non  video  rem,  nihil  video.  Die  prov.  form 
ist  ren  re  für  lat.  aliquid,  quidquam,  die  catal.  res,  auch  alt- 
port.  sagte  man  una  rem  S.  Rosa,  algun  rem  und  volksmäßig 
algorrem  Gil  Vicente  I.  139;  andre  zss.  pr.  ganren  neben 
gran  ren  viel  (fr.  grand'  chose),  npr.  quauquarren  (quelque 
chose),  altpr.  aldres  (autre  chose). 

Rigole  fr.  rinne,  canal,  alt  rigot.  Der  stamm  ist  eher 
celtisch  als  deutsch :  kymr.  rhig  einschnitt,  rhigol  furche,  klei- 
ner graben,  ndd.  rige  bach  Brem.  wb.  (Benecke  zum  Wiga- 
lois  p.  689  leitet  rigot  daher) ,  vgl.  Dief.  celt.  I.  p.  54.  Ital. 
rigoro  bach  kann  aus  lat.  rivulus  entstellt  sein. 

Rigot  pr.  krauses  haar,  rigotar  kräuseln,  daher  it.  ri- 
gottato  kraus;  vom  ahd.  riga  kreißlinie. 

R  i  n  altfr.  (m.)  quelle  s.  Brandaine  p.  Jubinal  p.  72,  dsgl. 
comask.  rin  bächlein,  wallon.  arene  canal;  celto-german.  wort, 
kymr.  rhin  (f.)  canal,  goth.  rinnö  gießbach,  ahd.  rinna,  nhd. 
rinne. 

Rinceau  fr.  laubwerk;  für  rainceau  =  it.  ramicello, 
von  ramus. 

Rincer  fr.  spühlen;  offenbar  für  rinser,  da  auch  der 
Picarde  rinser,  nicht  rincher  spricht,  in  den  alten  wbb.  rein- 
ser.  Es  ist  das  altn.  hreinsa  (spr.  hrejnsa)  reinigen.  Der 
Catalane  hat  dafür  eine  form  rentar. 

Riper  fr.  abkratzen,  ripe  Schabeisen;  vom  ahd.  riban, 
oder  besser,  da  b  sonst  nicht  zu  p  wird,  vom  volksmäßigen 
rippen  ribben  d.  i.  reiben,  vgl.  ndl.  rijf  (f.)  reibeisen. 

River  fr.  einen  nagel  umschlagen;  wohl  vom  ndl.  rij- 
ven  oder  altn.  rifa,  dän.  rive  harken,  rechen  d.  h.  alles  vor- 
ragende wegschaffen,  ahd.  riban,  nhd.  reiben,  vgl.  schwz.  ry- 
ben  quetschen,  drehen  Stalder  IL  267.  In  Berry  sagt  man 
auch  river  le  lit  die  bettdecke  einbiegen,  ihren  rand  unter  die 
matratze  stecken.  Das  neupr.  riblo  (f.)  handramme  ist  deut- 
lich das  ahd.  ribil  stempfei  (von  riban),  daher  vb.  riblä  s.  v.  a. 
fr.  river.  Woher  aber  it.  ribadire  und  pg.  rebitar? 
Roder  fr.  umherstreifen.      Wird  von  einigen  aus  dem 


II.  c.    ROGNER-  RONFLER.  710 

kymr.  rhodio  hergeleitet;  warum  soll  es  nicht  das  glbd.  pr. 
rodar,  it.  rotare  sein,  dessen  bed.  rollen  (herumlaufen)  ist? 
Roiier  für  roder  erwähnt  Le  Duchat,  henneg.  rouier. 

Rogner  fr.  beschneiden,  abschneiden,  altfr.  rooigner 
(dreisylbj  häufig  vom  abscheren  des  haupthaares  gebraucht, 
pr.  redonhar  rezoynar,  sp.  (in  Murcia)  des-ronar.  Man  ver- 
weist auf  rädere  oder  rodere,  die  weder  dem  begriffe  noch 
der  bildung  d.  h.  der  prov.  endung  onhar  genügen.  Die  reinste 
form  redonhar  leitet  auf  rotundus,  wovon  das  sp.  redondear 
abrunden,  das  sich  in  das  eben  genannte  prov.  Wort  zusam- 
menziehen konnte,  vgl  Bergonha  aus  Burgundia.  Dieselbe 
b egriffs ent wicklung ,  beschneiden  aus  runden,  zeigt  auch  das 
sp.  cercenar,  s.  cercine  /.,  so  wie  das  bret.  krenna. 

Rognie  picard.  baumstamm;  vom  ahd.  rona  (f.,  oder 
rono  m.),  mhd.  rone  (m.J,  nhd.  rahne  (f.)  umgefallener  baum- 


Rogue  fr.  übermüthig;  ein  von  den  Normannen  ent- 
lehntes wort,  altn.  hrök-r  anmaßend,  engl,  rogue  schelm,  wo- 
her gael  rög.  Die  wallon.  spräche  hat  aroguer  hochmüthig 
anreden. 

Roide  fr.  starr;  von  rigidus,  it.  rigido. 

Roitelet  fr.  einvogel,  goldhähnchen,  auch  vom  Zaun- 
könig gebraucht,  eine  alt  hergebrachte  scherzhafte  benennung 
des  winzigen  mit  goldner  kröne  oder  haube  geschmückten  Vo- 
gels, tat.  regulus,  regaliolus,  gr.  ßaaiksvg,  ßaoifa'axog,  rvgav- 
vog,  it.  reattino,  sp.  reyezuelo,  pg.  ave  rei;  individueller:  norm. 
re-pepin  (Menage  v.  pepin),  in  Berry  roi-bertaud,  in  Saintonge 
roi-bedelet,  it.  re  di  siepe.  Roitelet  (für  roi-et-el-et)  ist  übri- 
gens wegen  der  gehäuften  diminutivsuffixe  zu  bemerken. 

Rone e  fr.  (fj,  pr.  ronser  dornbusch.  Die  formen  bei- 
der sprachen  sind  hier  wohl  zu  wägen:  wie  fr.  ponce,  pr. 
pomser  Gloss.  occ.  auf  pumex,  wie  fr.  pouce,  pr.  polzer  auf 
pollex,  ebenso  leiten  ronce  ronser  offenbar  auf  rumex,  wel- 
ches den  Römern  für  ein  geschoß,  vielleicht  ein  mit  Widerha- 
ken versehenes  galt  (it.  ronciglio  haken,  gleichfalls  von 
rumex?),  vgl.  fr.  chardon  distel  und  eisenspitze.  Diese  deu- 
tung  bestätigt  sich  durch  das  occ.  roumec  =  fr.  ronce  s.  Gou- 
delin.  Von  rumex  ist  wohl  auch  das  pr.  ronsar  schleudern, 
schütteln. 

Ronfler  fr.,  pr.  ronflar,  sie.  runfuliari,  toscan.  ron- 


780  ILc.     RONGER— ROVER. 

fiare,  ven.  lomb.  ronfare  schnarchen;  derselbe  stamm  im  ahd. 
rof-azön,  alts.  ropizön  rülpsen,  wohl  auch  bret.  ruflä  schlür- 
fen, chw.  g-rufflar  schnarchen. 

Ronger  fr.  benagen.  Menage  erklärt  es  aus  rodicare, 
also  mit  eingeschobenem  n,  was  aber  vor  palatallauten  im 
franz.  kaum  vorkommt.  Besser  erkennt  man  darin  ein  ge- 
meinrom.  wort,  sp.  pg.  rumiar,  pr.  romiar,  it.  rugumare,  mail. 
rumegä,  wal.  rumegä,  von  rumigare  wiederkäuen,  eine  be- 
deutung,  die  dem  altfr.  ronger  entschieden  zukommt :  les  cha- 
moz  ki  l'ongle  ont  fendue,  mais  ne  rungent  mie  die  kamele, 
die  gespaltene  klauen  haben,  aber  nicht  wiederkäuen  Liv.  de 
Job  p.495m. 

Rot  fr.  cat.  rülps;  von  ructus,  it.  rutto. 

Rote  altfr.,  pr.  rota,  auch  altsp.  Sanchez  IL  III.  IV. 
ein  Saiteninstrument,  das  mit  der  hand  gespielt  ward.  Unsre 
alten  hielten  das  wort  für  ein  deutsches  (nomine  barbarico 
rottam  appellantes,  s.  Graff  II.  488,  Hoffm.  hör.  belg.  VI.  198), 
noch  mhd.  rotte ;  da  aber  Venantius  Fort,  die  chrotta  als  bri- 
tanna  bezeichnet,  so  scheint  sie  den  Celten  zu  gehören,  die 
das  wort  in  der  that  besitzen :  altirisch  crot  cither,  gael.  cruit 
(f.),  kymr.  crwth  (m),  s.  Zeuß  1. 171,  Dief.  celt.  1. 125.  Hier- 
zu kommt,  daß  die  sache  unter  den  roman.  Völkern  eigentlich 
nur  bei  den  Franzosen  einheimisch  war,  die  der  rote  häufig 
erwähnen,  Provenzalen  und  Spaniern  war  kaum  der  name 
bekannt.  JVwr  wird  man  unmittelbare  herkunft  von  rote  aus 
crot  nicht  annehmen  dürfen:  vielleicht  gieng,  wie  Graff  auch 
schon  vermuthet,  ein  ahd.  hrota  voraus.  S.  auch  Grimms 
gesch.  d.  d.  spr.  p.  205. 

R  o  u  i  r  fr.  flachs  oder  hanf  rösten  d.  h.  mürbe  machen ; 
vom  ndl.  roten  rotten  mit  ders-.  bed. 

Rover  altfr.  begehren  (diese  form  und  bedeutung  be- 
reits in  S.  Eulal,  Pass.  de  J.  Chr.,  S.  Leger);  von  rogare 
(ro'ar  ro-v-er)  sich  ausbitten,  verordnen,  mlat.  überh.  befeh- 
len. Das  wort  fehlt  dem  Provenzalen ,  der  Italiäner  kennt 
rogare  nur  als  juristischen'ausdruck ;  ganz  üblich  ist  sp.  pg. 
cat.  rogar,  wal.  rugä  mit  der  bed.  bitten  wie  um  eine  gnade. 
Aber  altfr.  rover  heißt  etwas  begehren,  wozu  man  befugt  zu 
sein  glaubt,  nicht,  wie  im  span.,  flehentlich  bitten,  daher  wohl 
nie  rover  (ä)  dieu  wie  sp.  rogar  ä  dios,  häufig  dex  le  nous 
rueve   gott   begehrt  es  von  uns.      Eine  zss.  ist  altfr.  en- 


II,  c.    RU-RUT.  731 

ter-ver,  pr.  enter-var  entrc-var  fragen,  erkunden,  walach. 
ganz  ähnlich  intrebä;  von  interrogare.     Vgl  oben  corvee. 

Ru,  alt  fr.  rui  rinne,  ström;  umgestellt  aus  rivus,  wie 
tuile  aus  te[g]ula,  henneg.  aber  rieu,  pr.  riu,  sp.  rio,  it.  rivo, 
vgl.  rio  in  einer  Urkunde  aus  Limoges  Breq.  n.  73  (vomj.  631). 
Dimin.  ruisseau,  gleichsam  rivicellus  für  rivulus ,  it.  ru- 
scello  aus  dem  franz. 

Ruban  band,  daher  engl,  riband  ribbon.  Die  bekannte 
herleitung  aus  dem  particip  rubens,  so  daß  es  rothes  band 
hieße,  scheitert  sowohl  an  der  unerweislichkeit  dieser  bedeu- 
tung  als  auch  an  dem  abgeleiteten  rubanier,  das  in  jenem  falle 
rubandier  lauten  müste,  denn  das  particip  scheint  sein  d  nir- 
gends aufzugeben.  Freilich  ist  das  wort  schwierig,  vielleicht 
eine  zss.  mit  unserm  band  wie  hau-ban  und  ra-ban :  was  sagt 
aber  alsdann  die  erste  sylbe? 

Ruche  fr.  bienenkorb  (ehedem  aus  baumrinde  verfer- 
tigt, Adelungs  Mithr.  IL  69,  vgl  sp.  corcho  korkrinde  und 
bienenkorb),  dsgl.  rümpf  des  schiff  es  (mit  dieser  bed.  auch  in 
der  form  rouche),  altfr.  rusche  rusque,  pr.  rusca  ruscha, 
piem.  lomb.  rusca  rinde,  dauph.  ruchi  lohe,  vb.  comask.  ruscä 
abrinden;  ein  celt.  wort,  altir.  rüsc  Zeuß  I.  33,  gael.  rüsg*, 
bret.  rusk,  kymr.  rhisg  rinde,  bret.  rusken  bienenkorb.  Ahd. 
glossen  enthalten  rusca  in  der  bed.  korb,  s.  Schmeller  III.  249, 
Graff  VI.  224. 

R  u  e  r  fr.  schleudern ,  se  ruer  sich  stürzen ,  ndl.  ruyen 
KU. ;  von  ruere,  das  zur  ersten  conj.  gezogen  ward,  wie  dies 
auch  andern  verbis  zweiter  und  dritter,  besonders  denen  auf 
üere,  schon  in  der  altern  spräche  geschah,  argüer,  minüer 
und  dgl. 

Run  er  flüstern,  seltnes  altfr.  wort:  eil  qui  rune  paro- 
let  priveiement  Liv.  de  Job  p.478m;  daher  sbst.  runement  su- 
surrus  471 'u,  vgl.  Rob.  le  diable  C.  1fr  col.  2.  Es  ist  das  ahd. 
rünen,  nhd.  raunen.  Auch  das  altsp.  ad-runar  errathen, 
(Sanchez  gloss.  zu  Berceo),  vgl.  goth.  runa  geheimnis,  berath- 
schlagung  wird  hieher  zu  rechnen  sein. 

Rüste  altfr.  pr.  kräftig,  heftig  (z.b.  rüste  dolour  Rom. 
d'Alex.  p.  6,  12),  sbst.  altfr.  rustie,  pr.  rustat;  von  rusticus 
mit  unterdrückter  ableitung  (Rom.  gr.  II.  249),  vgl.  nord.  rusti 
bauer.    Dasselbe  wort  ist  nfr.  rustre  lümmel. 

Rut  fr.,  alt  ruit  brunst  des  hirsches  (cerf  de  ruit  Chev, 

46 


738  ILc.    RUZER-SAP, 

au  Hon  p.  L.  Guest  143b);  von  rugitus,  wegen  des  geschreis, 
das  er  erhebt,  mlat.  rugire  gleichfalls  vom  hirsch  gebraucht. 
So  mit  recht  Menage. 

Ruzer  pr.  grunzen  (nur  rutz  S.pers.präs.  ind.  ist  vor- 
handen); vom  ahd.  ruzzan  schnarchen. 

s. 

S  a  b  o  t  fr.  kreißel,  hohschuh,  saboter  kreißein,  pr.  sa- 
botar  schütteln.  Für  sabot  gilt  henneg.  chabot.  Aber  woher 
das  wort? 

Sade  altfr.  süß;  von  sapidus  schmackhaft,  vgl.  das 
prov.  fem.  sabeza  für  sabeda  =  sapida.  Zsgs.  maussade 
garstig,  für  mal-sade. 

Safre  fr.  leckermaul;  vom  ahd.  seifar  das  wasser  im 
munde  —  oder  steckt  in  diesem  wort  das  von  Grimm  (Haupts 
ztschr.  VI.  p.  6)  angenommene  goth.  vb.  safjan  schmecken,  sbst. 
safareis  schmecker? 

Saie  fr.  kr  atzbürste  der  goldschmiede ;  von  seta  börste, 
pinsel 

S  a  is  pr.  (fem.  saissa)  grau  von  haar.  Merkwürdig  wäre 
es,  wenn  sich  in  diesem  dem  Provenzalen  ausschließlich  eig- 
nen adjectiv  das  seltene  lat.  caesius  (graulich  von  äugen) 
erhalten  hätte.  Die  richtige  form  wäre  freilich  ceis  seis,  aber 
ais  für  eis  ist  nicht  ohne  beispiel ,  wie  plais  für  pleis  (lat. 
plexum)  bezeugt;  überdies  konnte  das  zusammentreffen  mit  dem 
zahlworte  seis  zu  dieser  abweichung  verleiten. 

Salope  fr.  schmutzig,  schlumpig;  für  slope,  vgl.  engl. 
sloppy  schlammig.  Die  gael.  spräche  hat  slaop  schlamperei, 
aber  das  franz.  wort  ist  wohl  kein  uraltes? 

Sambue  altfr.  pf erdedecke  zum  gebrauch  vornehmer 
frauen,  s.  P.  Paris  zum  Garin  I.  298,  in  späterem  mlatein  sam- 
buca.  Es  ist  das  ahd.  samboh  sambuoh  sambuh  sanfte,  des- 
sen Ursprung  aber  noch  nicht  aufgehellt  scheint 

Samedi  fr.  samstag;  zsgz.  aus  sabbati  dies,  pr.  dis- 
sapte,  it.  säbato,  wal.  sembete  u.  s.  f. 

Sansonnet  fr.  staar;  von  dem  eigennamen  Samson, 
also  Simsonchen,  zum  scherz. 

S  a  p  altfr.  tanne  Liv.  d.  rois  241,  pr.  wie  fr.,  daher  sa- 
piixe  tannenwald  Ch.  des  Sax,  IL  p.ll;  von  sappinus,  einer  der 


H.c.    SARGOTAR-SELON.  733 

fälle,  worin  die  neue  spräche  eine  lat.  ableitung  auf  ein  pri- 
mitix)  zurückführte ,  denn  auch  mit  dem  synonymen  sapium 
kann  es  nicht  identisch  sein,  da  dies  pr.  sapi  lauten  müste. 
Andre  beispiele  dieser  art  s.  bubbone  I. 

S  a  r  go  t  a  r  pr.  kauderwälschen  ?  Choix  IV.  198;  für  sar- 
tagotar  von  sartago  mischmasch  von  Worten  ?  Aber  bürg. 
sargoter  ist  s.  v.  a.  cahoter.    Vgl.  auch  sard.  sarrägu  geröchel. 

Sartan  pr.  s.  sarten  IIb. 

Sauge  fr.  salbei;  von  salvia,  it.  sp.  pr.  gleichfalls  sal- 
via,  wal.  salvie  salie  jale. 

Säule  fr.  (m.)  weide.  Dafür  steht  bürg,  lothr.  sausse, 
pr.  sauze  sautz,  it.  saldo,  wal.  salce,  sp.  salce  sauce  sauz 
saz,  bask.  saliga,  alle  von  salix  Salicis,  woher  auch  fr.sau s- 
saie  =  salicetum.  Aber  diesen  formen  ist  saule  fremd  und 
hat  also  wohl  seinen  Ursprung  in  dem  glbd.  ahd.  sälaha,  ver- 
kürzt säla,  gespr.  salla :  ebenso  hat  gaule  in  välu  seinen  Ur- 
sprung. 

S  a  v  a  i  pr.  schlecht,  böse,  das  gegentheil  von  pros.  Wie 
die  adjectiva  ibri-ai  und  ver-ai  von  ebrius  und  verus  stam- 
men, so  savai  von  saevus  wild,  arg,  boshaft:  e  in  der  ton- 
losen stammsylbe  ward,  wie  oft,  durch  a  verdrängt. 

Sei  er  fr.  sägen,  scie  säge,  it.  sega;  von  secare  schnei- 
den, pr.  segar  u.  s.  f. ;  früher  sier,  nachher  mit  rücksicht  auf 
die  etymologie  scier  geschrieben.  Eine  andre  form  ist  altfr. 
soier,  vgl.  plier  und  ployer  aus  plicare.  Dsgl.  scion  Schöß- 
ling z.  b.  zum  setzen,  für  sicion  von  Sectio  abschnitt,  wie  wir 
sagen  schnittling. 

S  e  pr.  in  den  zss.  anc-se,  de-se  und  ja-sse  s.  v.  a.  die 
glbd.  anc  sempre,  de  sempre  und  ja  sempre;  auch  mit  prä- 
pos.  en  jasse  und  per  jasse.  Abkürzung  von  se  aus  sempre 
wäre  stark  und  mit  keinem  entsprechenden  falle  zu  unter- 
stützen. Cherubini  verzeichnet  auch  ein  mail.  pussee,  das  er 
aus  piü  assai  erklärt. 

Seine  fr.  fischergarn ;  zsgz.  aus  seine  von  sagena,  ital. 
wie  lat 

Selon  fr.  partikel;  aus  dem  veralteten  selonc  von  se- 
eundum,  gemischt  mit  longum,  fr.  long,  das  die  räumliche  bed. 
von  seeundum  (längs)  ausdrückt.  Altfr.  sagte  man  auch  so- 
lonc,  nicht  etwa  von  sublongum  (Orelli  p.388),  denn  was 
sollte  dies  heißen  ?  sondern  weil  sich  das  ohr  an  den  weeh- 


72*  II.  c.    SEMUMINT—SERTIR, 

sei  zwischen  der  sylbe  se  und  so  in  sejorner  und  sojorner, 
semondre  und  somondre  u.  a.  gewöhnt  hatte. 

Semillant  fr.  lebhaft,  unruhig.  Aus  einer  celt.  Wur- 
zel geformt:  kymr.  sim  voll  bewegung,  leicht,  lose. 

Semondre  fr.,  pr.  somondre  semondre  einladen,  par- 
tic.  semons,  daher  sbst.  semonse,  somonsa  einladung;  von 
summonere.  Aus  demselben  verbum,  nach  der  1.  conjug.  ge- 
formt, leitet  man  auch  den  gerichtlichen  ausdruck  sommer: 
bei  den  alten  scheint  nur  semoner  (woraus  nfr.  semonneur), 
nicht  somoner  vorzukommen. 

Seran  fr.  hechel,  vb.  serancer;  leitet  Frisch  befriedi- 
gend vom  mnd.  schrantsen  zerreißen,  zerkauen,  mhd.  schren- 
zen,  sbst.  mndl.  schrantse,  mhd.  ahd.  schranz  riß  u.  dgl.  Daß 
die  regelrechte  bildung  ecrancer  gewesen  wäre,  liegt  auf  der 
hand;  diesmal  aber  fiel  das  gurgelnde  ndl.  ch  aus  und  der 
anlaut  sr  ward  durch  einschiebung  gemildert,  aber  merkwür- 
dig ist  doch  auch  das  mhd.  sranz  für  schranz. 

Serin  fr.  zeisig;  vom  gr.  osiqtjv,  das  bei  Hesychius 
einen  kleinen  vogel  bedeutet,  eig.  sirene,  wegen  seines  gesanges. 

Serment  fr.  schwur;  von  sacramentum,  altfr.  saire- 
ment,  pr.  sagramen  u.  s.  f.,  lat.  eig.  Soldateneid,  durch  die 
Soldaten  in  den  provinzen  verbreitetes  wort,  sagt  Pott,  s.  Auf- 
rechts u.  K.  ztschr.  1. 348. 

Serorge  altfr.  schwager;  vom  adj.  sororius. 

Serpe  fr.,  veraltet  sarpe,  gartenmesser  die  bäume  zu 
reinigen.  Die  bekannte  herleitung  desselben  aus  dem  ver- 
schollenen lat.  vb.  sarpere,  wovon  Festus  sagt:  sarpere  anti- 
qui  pro  purgare  dicebant,  ist  die  einzige,  die  dem  buchstaben 
genügt.  Den  übrigen  sprachen  ist  dies  wort  fremd,  nur  der 
ltaliäner  Ugutio  hat  sarpa  sarculum  (hacke),  quod  et  sirpa 
invenitur,  vgl.  sarpa  getisen  (jät-eisen)  Vocab.  opt.  p.  22b.  Aus 
lat.  scalprum  würde  es  sich  nicht  ohne  zwang  erklären  lassen. 
Nimmt  man  sarpa  in  passivem  sinne,  so  muß  es,  wie  sarmen- 
tum  für  sarpmentum,  den  abgeschnittenen  zweig  bedeuten,  und 
dazu  passt  das  sp.  serpa  ableger,  senker:  kommt  radicales 
e  für  a  in  dieser  spräche  auch  nur  selten  vor  (alerce,  lexos 
IL  b),  so  wird  es  hier  durch  die  franz.  form  unterstützt. 

Sertir  fr.  einen  edelstem  fassen ;  muthmaßlich  von  ser- 
tum  kränz,  daher  auch  mlat.  sertare  kränzen,  einschließen, 
eig.  mit  einer  einfassung  umgeben?  Die  neupr.  form  ist  sartir. 


II.  c.     SERVIETTE— SINOPLE.  725 

Serviette  fr.  tellertuch.  Servir  une  table  heißt  die 
tafel  mit  tellern  u.  dgl.  besetzen  (wie  lat.  ministrare),  Service 
tafelgeräthe  (ministerium) ,  it.  servito  tracht  oder  gang  von 
speisen,  pr.  servit  überh.  dienstleistung :  aus  diesem  partici- 
pialsbst.  muß  serviette  (für  servitetle,  vgl.  sp.  servilleta)  ent- 
standen sein,  nicht  aus  dem  vb.  servire,  was  gegen  die  gram- 
matik  wäre.  Die  speisen  abtragen  heißt  desservir,  daher  d  es- 
sert  nachtisch. 

Sescha  cesca  pr.  röhr,  schuf,  auch  sp.  xisca,  in  Mur- 
cia cisca,  bask.  sesca,  mlat.  sisca  snid-stroe  (agsj  in  einem 
glossar  s.  Mones  anzeig  er  VII.  151.  Es  ist  celtischer  herkunft, 
ir.  gael.  seisg,  kymr.  hesg,  wozu  auch  ags.  segc  secg,  engl 
sedge  gehören.  Man  sehe  Armstrong  so  wie  Dief.  celt.  1.  97. 
Abgel.  von  sescha  scheint  altfr.  sechon  gesträuch  Roquef. 

Seve  fr.  pflanzensaft ;  von  sapa,  pg.  seve  u.s.f. 

Sevrer  fr.  ein  kind  entwöhnen;  von  separare,  it.  sce- 
verare. 

Siffler  fr.  pfeifen.  Diese  form,  wofür  altfr.  auch  si- 
bler  vorkommt,  bezieht  sich,  da  im  franz.  der  übertritt  des 
b  in  f  höchst  selten  ist,  auf  das  veraltete  lat.  sifilare,  dessen 
Nonius  gedenkt,  s.  Schneiders  lat.  gr.  1. 226,  vgl.  sibilus ,  non 
sifilus,  App.  ad  Probum  in  Anal,  gramm.  ed.  Eich,  et  Enal, 
p.  445.  Prov.  siblar  siular,  aber  auch  chiflar,  sp.  silbar  und 
chiflar,  s.  ciufolo  I. 

Silhouette  fr.  Schattenriß;  eig.  name  eines  finanz- 
minister s  unter  Ludwig  XV.,  dessen  Operationen  leer  waren 
wie  diese  bilder.  Man  sehe  darüber  z.  b.  Sismondi  hist.  d. 
Francais  XXIX.  94.  95. 

Silier  fr.  (vb.  intr.)  das  meer  durchschneiden,  sbst.  sil- 
lon  furche;  vom  nord.  sila  furchen,  einschneiden,  mit  erwei- 
chung  des  1  wie  in  piller  von  pilare.  Das  wort  muß  weiter- 
hin verbreitet  gewesen  sein,  denn  mail,  sciloira  pflüg,  piem. 
zsgz.  sloira,  führen  sie  nicht  auf  ein  altfr.  silleoire  silloire? 

Silier  fr.  (vb.  trans.)  einem  falken  die  augenlieder  zu- 
sammennähen, damit  er  still  sitzen  lerne;  für  ciller  von  cilium. 

S  i  n  o  p  1  e  fr.  (mj  grüne  färbe  in  wappen,  ein  früh  in 
Spanien  eingeführtes  wort,  da  schon  J.  Febrer  z.  b.  str.205 
es  braucht,  pg.  sinople  grüner  Jaspis.  Daneben  it.  senopia, 
pg.  sinopla,  engl,  sinoper  röthel,  rothe  färbe,  vom  lat.  sinopis 
rother  eisenocker,  benannt  nach  der  Stadt  Sinope  am  schwär- 


726  II.  c.    SIRVENTE— SOLIVE. 

zen  meere.  Beiderlei  Wörter  für  rothe  und  für  grüne  färbe 
müssen  eins  sein :  so  wenigstens  sah  man  die  sacke  vorlängst 
schon  an,  wie  Menestrier  orig.  des  arm.  p.  339  aus  einer  hand- 
schrift  vom  j.  1400  bezeugt:  sicut  et  in  urbe  Sinopoli  rubi- 
cundum  invenitur  et  viride  dictum  sinoplum  ....  synoplum 
utrumque  venit  de  urbe  Sinopoli;  der  stoff  aber,  woraus  man 
die  grüne  färbe  zog,  wird  nicht  näher  angegeben.  S.  Bernds 
wappenwiss.  IL  44. 

Sirvente  fr.  (mj,  altfr.  serventois,  pr.  sirventes  sir- 
ventesc  sirventesca,  daher  it.  serventese,  eine  Redergattung 
von  unbestimmter  form,  lob-  oder  rügelied  im  gegensatz  zum 
minnelied;  wörtlich  dienstgedicht ,  vom  partic.  serviens.  S. 
Poesie  der  troub.  p.lll,   Wolf  über  die  lais  p.  306. 

Sitot  prov.  conjunction  für  lat.  etsi;  zsgs.  aus  si  tot 
'wenn  all,  wenn  schon,  vgl.  it.  tuttoche. 

Soanar  pr.  s.  sosanar  IL b. 

S  o  b  r  i  q  u  e  t  fr.  Spottname,  sonst  auch  sotbriquet  geschr., 
so  daß  es  aus  sot  einfältig  und  dem  sinnverwandten  altfr. 
briquet  (vgl.  it.  bricchetto  kleiner  esel)  zusammengesetzt  sein 
könnte :  donner  un  sobriquet  ä  qqun  jemand  einen  einfalts- 
pinsel  anhängen.  JSur  formell  passt  dazu  piem.  subrichet  adj. 
eigensinnig,  ärgerlich.    Das  picard.  wort  ist  surpiquet. 

Soc  fr.  pflugeisen,  sech;  von  soccus,  weil  es  vorn  wie 
ein  schuh  gekrümmt  ist,  mlat.  soccus  socus,  vgl.  kymr.  swch 
socke,  schnauze,  pflugeisen.  Dasselbe  wort  ist  pr.  soc  und 
fem.  soca,  fr.  souche,  it.  zocco  (nach  mlat.  zoccus  zu 
schließen)  stock,  stamm,  eig.  Untersatz,  schaft,  wie  socle  von 
socculus,  it.  zöccolo,  sp.  zöcalo  holzschuh,  Untersatz,  klum- 
pen. Die  herleitung  aus  sublica  pfähl  würde  auf  die  prov. 
form  soca  schwer  anwendbar  sein. 

Soif  fr.  durst,  altfr.  richtiger  soi,  pr.  set,  von  sitis. 
Ebenso  stellte  sich  der  linguallaut  dar  in  moeuf  von  modus, 
Maimbeuf  von  Magnobodus,  ahd.  Meginbodo. 

S  o  1  i  v  e  fr.  querbalken  unter  dem  boden  eines  zimmers. 
Frisch  hält  es  für  eine  ableitung  aus  solum  boden,  Ducange 
für  eine  aus  dem  ags.  syl  säule,  allein  das  sufßx  iva  wäre 
hier  unstatthaft.  Von  sublevare  aber,  das  man  etwa  noch 
heranziehen  könnte,  war  solieve  soleve  zu  erwarten.  Isaac 
Vossius  denkt  an  sublica  pfähl:  allerdings  konnte  mawsubh'ca 
sprechen  und  v  konnte  die  stelle  des  ausgestoßenen  c  einneh- 


II.  c.     SOMBRE-SOULAGER.  727 

men,  wofür  das  altfr.  mendive  =  lat.  mendica  ein  passen- 
des beispiel  gewährt;  doch  ist  auch  die  bedeutung  noch  zu 
bedenken. 

Sombre  fr.  s.  sombra  11.  b. 

Sommeil  fr.,  sonelh  pr.  schlaf,  dimin.  von  somnus, 
gleichsam  somniculus  schläfchen,  eine  ableitung,  wozu  die  sprä- 
che genöthigt  war  um  som  (somnus)  von  son  (sonus)  zu 
scheiden,  in  mundarten  aber ,  z.  b.  in  denen  von  Lothringen 
und  Berry,  hat  sich  som  erhalten.  Daher  altfr.  someilleux,  pr. 
somelhos,  it.  sonnacchioso,  lat.  somniculosus  u.  a. 

Sorcier/r.  zauberer,  fem.  sortiere,  altfr.  sorcerie  zau- 
beret; von  dem  lesen  der  schicksalslooße  (pr.  legir  sort  Choix 
III.  193),  daher  sort  (lat.  sors)  auch  Zauberkunst  bedeutet. 
Sorcier  erkläre  man  sich  aus  sortiarius,  wie  it.  sortiere,  sp. 
sortero  aus  sortarius. 

Sornette  fr.  posse ,  albernheit ;  wahrscheinlich  vom 
kymr.  swrn  kleinigkeit,  nach  Huet  vom  bret.  sorc'hen  gefasel. 
Auch  ein  altfr.  vb.  sorner  wird  erwähnt. 

Soubrette  fr.  kammerjungfer  (im Schauspiel) ;  woher ? 

Souci  fr.  bekümmernis,  vom  adj.  sollicitum,  mit  fort- 
gerücktem accent  sollicftum  bekümmert;  vb.  se  soucier,  neupr. 
se  soucidä,  von  se  sollicitare. 

S  o  u  d  a  i  n  fr.,  pr.  sobtan  adj.  und  adv.  schnell,  plötz- 
lich; von  subitaneus. 

Soudre  fr.  lösen;  von  solvere  solv're  wie  poudre  von 
pulvis  pulv'ris. 

S  o  u  i  1  souille  fr.  sauschwemme,  pr.  solh  schmutz,  sulha 
schwein,  sulhon  meerschwein,  fr.  souillon  schmutzkittel ,  vb. 
fr.  souiller,  engl,  soil,  pr.  sulhar,  venez.  sogiare  beschmutzen; 
auch  it.  sugliardo,  wohl  auch  sp.  sollastre  schmutzig.  Prov. 
sulha  ist  nebst  sulhon  offenbar  von  sucula  schwein;  fr.  souil 
kann  logisch  nicht  von  suculus,  wohl  aber  vom  adj.  suillus 
herrühren,  so  daß  es  urspr.  etwas  den  Schweinen  angehöri- 
ges bedeutete;  hieraus  denn  auch  das  vb.  souiller  eig.  schwei- 
nisch machen,  welches  also  der  herleitung  aus  einem  fremden 
elemente  (goth.  bi-sauljan  oder  hd.  sudeln)  nicht  nothwendig 
bedarf. 

Soul  fr.  ganz  satt;  uowsatullus,  altfr.  saoul,  pr.  sadöl, 
it.  satollo,  chw.  saduls,  wal.  setul. 

Soulager  erleichtern;  nicht  =  altfr.  soulacier,  von 


-728  IL  c.    SOUPgON— SUR. 

solatium ,  sondern  =  sp.  soliviar  d.  i.  sub-leviare,   also  für 
souleger  durch  eine  ungewöhnliche  Umbildung  des  e  in  a. 

Soupgon  fr.  (m.),  altfr.  soupecon  (f.)  verdacht;  von 
suspicio,  pr.  sospeissö.  Altfr.  vb.  suscher  Liv.  d.  rois  p. 
338,  Ren.  I.  p.ll,  von  suspicari. 

S  o  u  p  1  e  fr.  s.  soffice  II.  a. 

Sourdre  fr.  quellen;  von  surgere  aufsteigen,  pr.  sor- 
zer,  it.  sorgere,  sp.  surgir.  Von  dem  veralteten  partic.  sors 
ist  das  sbst.  source  statt  sourse  (fj  quelle,  wofür  die  alte 
spräche  auch  sorjon  (nfr.  s  u  r  g  e  o  n  sprossendes  reis),  sor- 
dance,  die  ital.  sorgente  (f.),  die  sicil.  surgiva  besitzt ;  ebenso 
von  resordre  resors  das  sbst.  ressource  CfO  hülfsquelle. 

Soventre  altfr.  partikel  für  lat.  secundum  und  aus 
demselben  stamme,  vom  ablat.  sequente,  pr.  seguentre,  chw. 
suenter. 

S  t  r  i  b  o  r  d  fr.  rechte  seite  des  schiff  es,  daher  sp.  estri- 
bord;  ist  das  ags.  steörbord,  engl,  slarboard  steuerbord. 

Sud  fr.  (le  sud  Liv.  d.rois  p.  107),  daher  sp.  sud,  pg. 
sul  (wie  sp.  ardid,  pg.  ardil);  vom  ags.  sudh,  engl,  south 
meridies. 

Suie  fr.,  pr.  suia  sueia  suga,  cat.  sutje  (m.)  ruß.  Die 
theoretisch  ursprünglichste  form  suga  führt  auf  ags.  sötig  Qzsgz. 
sötg),  engl,  sooty  rußig,  vom  sbst.  söt,  woher  auch  gael.  süith 
süithe.  Eine  glosse  suia  fuligo  hat  Graff  in  das  deutsche  wb. 
aufgenommen. 

S  u  i  n  t  e  r  fr.  ausschwitzen ;  vom  ahd.  suizan,  nhd.  schwit- 
zen mit  derselben  darstellung  des  anlautes  wie  in  Suisse  aus 
Schweiz.  Über  die  einschiebung  des  n  in  deutschen  Wörtern 
s.  Rom.gr.  1.332. 

Suivre  fr.  folgen;  von  sequi,  it.  seguire,  sp.  seguir, 
pr.  seguir  und  segre ;  aber  altfr.  sivir  und  sivre  aus  se[q]uire 
se[q]uere,  vgl.  prosevere  Form,  andeg.,  später  suivir  suivre 
mit  eingeschobenem  u,  wozu  sbst.  suite  mit  versetztem  u,  aus 
altfr.  sieute,  verführen  konnte. 

Sur  franz.  präpos. ;  von  super,  sp.  pg.  pr.  sobre,  altit. 
sor.  Altfr.  s  o  r  e  seure  aber  von  supra ,  jene  form  bereits 
im  fragment  von  Valenciennes. 

Sur  fr.  sauer;  vom  ahd.  ags.  altn.  sür  u.  s.  f.,  dsgl. 
kymr.  sur.  Daher  henneg.  suriele,  wall,  sural  Sauerampfer, 
ndl.  zuuring. 


II.  c.    SÜR— TAI.  720 

Sür  fr,  sicher,  alt  seür,  im  Liv.  de  Job  segur;  von  se- 
curus,  pr.  segur. 

S  u  r  e  a  u  fr.  Holunder.  Sabucus  lautet  sp.  sauco ,  wal. 
soc,  pr.  saüc,  altfr.  pic.  seu ;  da  aber  der  Franzose  für  na- 
men  der  bäume  die  ableitung  mit  arius,  dimin.  arellus,  liebt 
(Rom.gr.  II.  287),  so  erwuchs  ihm  aus  seu  die  form  su-reau. 
Wie  verträgt  sich  aber  damit  eine  zweite  altfr.  bildung  seur 
(:  uieur  JSouv.  rec.  p.  JubinalJ  ?  entstand  sie  durch  abkürzung 
aus  seur-eau,  indem  man  das  diminutiv suf fix  wegwarf? 

Surgia  pr.  wundarzneikunst ;  für  srurgia  aus  cirurgia, 
chirurgia ,  daher  altfr.  surgien ,  mndl.  surgijn ,  engl,  surgeon 
Wundarzt. 

Suzerain  fr.  adj.,  verbunden  mit  seigneur,  oberlehns- 
herr ;  nach  dem  muster  von  souverain  aus  fr.  sus  (lat.  susum) 
geformt?    S.  Menage. 

T. 

Tabarin  fr.  hanswurst;  name  eines  marktschreiers, 
der  um  den  anfang  des  17.  jh.  lebte  (Roquefort). 

Tabust  tabut  altfr.  pr.  lärm,  Verwirrung,  tabuster  ta- 
buter,  tabustar  tabussar,  tustar  turtar  klopfen,  beunruhigen,  it. 
tambussare  ausprügeln ;  so  auch  pr.  sbst.  taburla  Lex.  rom. 
I.  556b,  vb.  tabornar.  Es  scheinen  onomatopoietische  aufto- 
bor  tambor  (trommel)  gegründete  bildungen,  wohin  wohl  auch 
pr.  talabust,  fr.  tarabuster  gehören;  vgl.  mlat.  taburcium  ta- 
burlum  für  tabor. 

T  ä  c  h  e  fr.  (f.)  das  auferlegte  tagewerk,  tächer  sich  be- 
eifern. Daß  täche  für  tasche  gelte,  beweist  das  glbd.  engl. 
task,  cat.  ven.  tasca,  so  wie  das  pr.  tasca  tascha  zins  oder 
einkünfte;  das  nämliche  wort  ist  auch  mlat.  tasca  cpraestatio 
agraria'  nach  Ducange.  Auch  die  celtischen  mundarten  ken- 
nen es:  kymr.  tasg  heißt  etwas  bestimmtes  oder  auferlegtes, 
gael.  taisg  bürgschaft.  Gleichwohl  ist  es  lateinisch:  wie  fr. 
lache ,  pr.  läse  aus  laxus ,  so  entstand  täche  tasca  aus  taxa 
(mlat.  für  taxatio)  und  bedeutet  das  einem  zugeschätzte,  zu- 
gemuthete:  klar  zeigt  diese  Umstellung  das  henneg.  tasque  = 
fr.  taxe. 

T  a  i  altfr.  schlämm  Roquef. ;  offenbar  vom  ndl.  taai  kle- 
brig,  ahd.  zähi,  das  als  beiname  des  leimes  oder  lettens  ge- 


780  II.c.    TAIE-TAN. 

braucht  wird,  s.  Graft,  nhd.  zähe,  chw.  zais.  Basselbe  wort  ist 
sicil.  taja  lehm  zum  bauen. 

T  a  i  e  fr.  küssenüberzug ;  von  theca  hülle,  futteral,  wo- 
bei man  jedoch  toie  Aubery  p.  p.  Tarbe  p.  41  (auch  henneg. 
und  bürg.)  als  die  ursprünglichere  form  annehmen  muß,  vgl 
noyer  von  necare.  Die  herleitung  wird  bestätigt  durch  das 
churw.  teija  (teigia),  welches  futteral  und  bettzieche  bedeutet, 
von  theca,  vgl  speija  von  spica.  Auch  ahd.  ziecha,  nhd,  zie- 
che  wird  von  theca  stammen  wie  ziegala  von  tegula. 

Tainar  pr.  zögern,  säumen,  z.  b.  non  tainar  redre  nach 
dem  lat.  non  tardabis  offerre  Gloss.  occ.  299 ,  trans.  verzö- 
gern, aufschieben  (si  o  tainas,  es  pechaz),  imperson.  me  tai'na 
mich  verlanget,  wie  il  me  tarde,  ahd.  mih  langet,  sbst.  taina 
aufschub.  Dazu  pr.  atainar,  altfr.  atainer  verzögern,  z.  b. 
los  atainaz  tormens  nach  dem  lat.  tarda  supplicia  Gloss.  occ. 
27,  dsgl.  reizen,  beunruhigen,  chicanieren,  welche  letztere 
bedd.  das  bret.  (auf  die  mundart  von  Vannes  eingeschränkte, 
unceltische)  atahinein  bewahrt;  sbst.  ataina,  alaine,  bret.  ata- 
hin  (m).  Entstand  dies  wort  etwa,  mit  ausgestoßenem  d  und 
romanisierter  endung ,  aus  dem  alten  dtschen  teidingen  an- 
beraumen, gerichtlich  verhandeln,  teidinc  d.  i.  taga-dinc  frist 
(aufschub),  gerichtsverhandlung?  Die  Verwischung  des  Wor- 
tes dinc  wäre  nicht  stärker  als  in  unserm  vertheidigen  für 
vertheidingen.  Von  taquiner  fr.  (hadern)  ist  es  jedenfalls  zu 
trennen:  dies  floß  aus  dem  adj.  taquin,  woneben  keine  form 
tahin  statt  findet,  eben  so  wenig  ein  ataquiner  neben  atainer. 

T  a  1  e  v  a  s  altfr.  eine  art  schilde ;  nach  Le  Duchat  um- 
gestellt aus  dem  it.  tavolaccio  hölzerner  schild,  von  tabula, 
also  für  tavelas ;  eine  befriedigende  deutung. 

Tan  fr.  lohe,  tanner  roth  gerben,  henn.  teuer,  mndl.  ta- 
nen  teynen.  Nach  Frisch  vom  dtschen  tanne,  weil  man  die 
lohe  ehemals  aus  der  rinde  dieses  baumes  bereitet  habe  (und 
noch  bereitet,  Krünitzens  encycl.  LXVIIL335) ;  nach  andern 
(Dief.  celt.  I.  142)  vom  bret.  lann  eiche,  aber  tann  ist  den 
cell,  sprachen  und  selbst  der  breton.  mit  ausnähme  der  mund- 
art von  Leon  unbekannt  Die  isid.  glossen  haben  alia  tra- 
nata,  wofür  aluta  tanata  zu  lesen  vorgeschlagen  wird  (Jahrb. 
für  phil.  XIII.  suppl.  p.  233),  die  erfurter  glossen  aluta  locus, 
ubi  pelles  in  calce  pilantur  et  tanantur  (das.  p.  273a);  das 
wort  kann  also  ein  ziemlich  hohes  alter  aufweisen. 


II.  c.    TANCHE-TAPIR.  731 

Tan  che  fr.  ein  fisch,  schleie;  lat.  it.  tinca. 

Tandis  fr.partikel;  von  tantos  dies  oder  «jowtamdiu? 
Für  letzteres  zeugt  die  prov.  form  tandius,  vgl.  oben  quandius. 

Tangoner  altfr.  antreiben,  drängen;  offenbar  das  mlat. 
tanganare  mahnen,  anhalten  L.  Sah,  L.  Rip.,  sbst.  tanganum, 
dem  auch  in  betracht  des  sufßxes  n  zunächst  steht  kymr.  ten- 
gyn  zäh,  festhaltend,  vgl.  Leo  über  die  malb.  glosse  IL  148 
und  wegen  seines  etwaigen  dtschen  Ursprunges  Grimms  rechts- 
alt, p.  5.  Das  damit  zusammenhangende  altfr.  adj.  t  a  n  g  r  e 
hartnäckig  worauf  bestehend  (z.  b.  tu  es  si  tangres  ke  ma 
fille  fust  mariee  Roi  Flore  p.  13)  stimmt  buchstäblich  zum 
mhd.  zanger  hartnäckig ,  ausdauernd  Frisch  IL  149a,  mndl. 
tangher  scharf  KU.,  dazu  noch  it.  tanghero,  com.  tängan 
grob,  plump. 

Taniere  fr.  höhle  wilder  thiere;  wahrscheinlich,  da 
man  altfr.  taisniere  tesniere  schrieb  (s.  die  glossare  zu  Re- 
nard) zsgs.  aus  taissoniere  dachshöhle.  Die  erweiterte  be- 
deutung  macht  keine  Schwierigkeit. 

Tante  fr.  muhme,  altfr.  ante  (nebst  der  accusativform 
antain),  pr.  amda,  lat.  amita.  Das  noch  im  16.  jh.  vorkom- 
mende und  mundartlich  fortlebende  ante  (auch  lomb.  ameta 
amida,  cremon.  med  da ,  chw.  onda)  ward  durch  das  eupho- 
nische tante  aus  der  Schriftsprache  verdrängt,  als  es  nicht 
mehr  gestattet  war  m'ante  für  ma  ante  zu  sagen  und  auch 
mon  ante  nicht  gewagt  ward,  das  aber  doch  die  nördlichen 
mundarten  in  der  form  men  ante  durchgeführt  haben,  s.  He- 
cart.  Das  anlautende  t  hat  also  in  diesem  worte  keinen  ety- 
mologischen grund,  es  beruht  so  gut  auf  einschiebung  wie  in 
a-t-il,  voilä-t-il,  caffetier  u.  a.  Wall,  antin  bedeutet  grofi- 
oheim,  großtante,  s.  Grandg.  addit. 

Tapir  fr.  (nur reflexiv)  sich  zusammenducken  um  nicht 
gesehen  zu  werden,  zsgs.  altfr.  s'atapir  sich  verstecken  (auch 
fig. :  quel  semblance  s'atapissoit  souz  le  pain  et  le  vin  s.  Ro- 
quef.),  adj.  altfr.  pr.  t  a  p  i  n  versteckt,  a  tapi,  altfr.  en  tapin 
Liv.  d.  rois  vermummt,  besonders  von  pilgern  gebraucht,  da- 
her altfr.  tapin  pilger  (vermummter)  Ch.  d'Antioche  IL  53,  vb. 
tapiner  verstecken ,  vermummen  Gar.  I.  269 ,  nfr.  en  tapinois 
heimlicher  weise,  altfr.  en  tapinage  (qu'ils  s'en  yront  en  ta- 
pinage  ainsi  comme  en  pelerinage  Rom.  d.  I.  rose  IL  p.  67 
ed.  d'Amst.),  mlat.  lapinalio.    Frisch  fühlt  in  diesen  Wörtern 


732  II.  c.    TARGER— TARIN. 

einen  deutschen  auch  sonst  im  vornan,  vielfach  benutzten  stamm 
zapf  ($.  tape  Ij,  der  ein  kurzes  stück  höh,  einen  keil  u.  dgl., 
in  dem  abgel.fr.  tapon  einen  klumpen  oder  pack  bedeutet,  vgl. 
schwed.  tapp  bündel:  se  tapir  wäre  sich  zu  einem  klumpen 
machen,  zusammenkauern,  sich  verstecken:  ähnlich  heißt  fr. 
cacher  platt  drücken,  verbergen.  Ducange  denkt  an  talpa :  se 
tapir  bedeutet  sich  verkriechen  wie  der  maulwurf.  Solcher 
bilder  bedient  sich  die  spräche  zwar  häufig,  aber  das  gegen- 
wärtige wäre  nicht  bezeichnend  genug,  da  kauern  doch  wohl 
als  grundbedeutung  angenommen  werden  muß;  überdies  ist 
im  franz.  die  gänzliche  Verwischung  des  1  bei  vorhergehendem 
a  etwas  ungewöhnliches.  Das  champ.  taupin  'heimlich*  gibt 
sich  leicht  als  eine  anlehnung  an  taupe  (talpa)  zu  erkennen. 
Ital.  tapino  niedrig,  armselig,  daher  tapinare  elend  leben, 
ist  vielleicht  aus  dem  gr.  lansivog  niedrig,  demüthig;  aber 
auch  hier  bemerkt  man  eine  auf  talpa  bezogene  form  mit  1 
oder  u,  talpino,  taupino,  attaupinarsi  Poet  d.  pr.  sec.  L  458, 
516  u.  s.  w. 

T  a  r  g  e  r  alt  fr.  zögern,  pic.  atarger  und  terger.  Ganz  un- 
passend deutet  es  Ducange  aus  targe  schild,  in  beziehung  auf 
seine  hinderliche  schwere.  Aus  tardare  bildete  man  mit  itera- 
tiver bedeutung  tardicare,  woraus  targer,  wie  aus  judicare 
juger,  entstand:  nicht  anders  bildete  man  aus  clinare  clinicare, 
aus  pendere  pendicare  Rom.  gr.  II.  326.  Ähnlich  schuf  sich 
der  Churwälsche  die  intensiven  abll.  tardinar  und  tardivar. 
In  den  erfurter  glossen  p.  267a  steht  über  tricari  geschrieben 
tarcor,  vielleicht  das  roman.  wort  in  älterer  gestalt,  indem 
aus  tardicare  zunächst  tarcare  werden  muste,  das  der  Schrei- 
ber als  deponens,  wie  tricari,  darstellen  mochte.  Dieselbe  bed. 
hat  kymr.  tario,  engl,  tarry;  es  thut  aber  nicht  noth  dem 
franz.  wort  diesen  Ursprung  anzuweisen,  wenn  auch  die  laut- 
lehre  nichts  dagegen  einzuwenden  hat. 

Tarier  alt  fr.  reizen,  quälen ;  vom  ndd.  targen,  ndl.  ter- 
gen  mit  gl.  bed.,  mhd.  zergen  reißen,  vgl.  ahd.  zerjan. 

T  a  r  i  n  fr.  zeisig.  Wenn  das  deutsche  wort,  nach  Schmel- 
ler  IV.  287,  288,  mit  zeiz  zart,  schmächtig  zusammenhängt 
und  auch  der  nord.  name  dieses  vogels  tita  etwas  zartes  be- 
deutet, so  wird  es  nicht  zu  gewagt  sein,  das  franz.  wort,  das 
in  Paris  die  form  terin  hat  (bürg,  tairin),  aus  dem  pic.  tere 
=  fr.  tendre  fw//.  terons  =  tiendrons)  zu  leiten. 


II.  c.    TARIR-TENCER,  733 

T  a  r  i  r  fr.  pr.  trocknen  (trans.  und  intrans.) ;  vom  ahd, 
tharrjan  darrjan  dörren.     Über  t  aus  th  s.  tasso  /. 

Tas  fr.,  tatz  pr.  häufe,  schickt,  vb.  tasser;  vom  ags. 
tass  (bei  Somner),  engl,  tass,  ndl.  tas  (f.J  kornhaufe,  womit 
Ettmüller  lex.  anglos.  p.  517  das  goth.  un-ga-tass  (ungeordnet) 
vergleicht;  dasselbe  wort  ist  gael.  dais,  kymr.  das.  In  der 
bed.  handamboß  (auch  spanj  scheint  tas  im  ahd.  azzasi  werk* 
zeug  seinen  Ursprung  zu  haben. 

Taudir  altfr.  decken,  nfr.  taudis  hütte,  früher  auch 
schutzgerüste ,  pic.  taudion;  vielleicht  germanischer  abstam- 
mung,  altn.  tialld,  mndl.  telde,  ahd.  nhd.  zeit,  vb.  altn.  tiallda 
zelte  aufschlagen. 

Taveler  fr.  scheckig  machen;  von  table,  alt  tavele, 
brettspiel,  also  einem  dinge  das  ansehn  eines  brettspiels  geben. 

T  e  h  i  r  altfr.  s.  tecchire  IL  a. 

Teiller  fr.  hanf  brechen;  von  tiliae  (pl.)  lindenbast, 
gleichbed.  altfr.  tille  Fabl.  1. 404,  henneg.  tile,  wogegen  it.  ti- 
glio  auf  die  rinde  des  hanfes  übergegangen. 

Teindre  färben;  von  tinger e,  it.  tignere,  sp.  tenir. 

Tel  er  fr.  in  atteler  anschirren,  deteler  losspannen.  Rück* 
sieht  verdient  das  von  den  etymologen  angeführte  lat.  protelum 
das  anziehen  des  Zugviehes,  protelare  in  die  länge  ziehen,  und 
es  wäre  dies  nicht  das  einzige  beispiel,  worin  die  rom.  sprä- 
che einen  nur  in  Zusammensetzungen  vorhandnen  stamm  zu 
andern  Zusammensetzungen  benutzt  hätte  (vgl.  oben  entamer). 
Überzeugend  ist  diese  etymologie  freilich  nicht,  weil  die  ver- 
tauschung der  partikel  pro  mit  der  partikel  ad  immer  nur  die 
bed.  anziehen,  nicht  die  bed.  anschirren,  ergeben  konnte.  Zu- 
nächst bietet  sich  engl,  thill  deichsei,  ags.  thihsl  u.  s.w. ;  aber 
das  substantiv>  ist  dem  Franzosen  nicht  bekannt  und  die  deut- 
schen sprachen  selbst  haben  kein  vb.  andeichseln  gebildet, 
woraus  atteler  entstanden  wäre.  Dagegen  konnte  lat.  tela, 
sofern  es  weberbaum  heißt,  leicht  auf  die  deichsei  übertragen 
werden:  das  engl,  beam  z.  b.  (urspr.baum)  hat  beide  bedeu- 
tungen  entwickelt.  An  telum  könnte  gleichfalls  gedacht  wer- 
den, denn  auch  dem  pfeil  ist  die  deichsei  ähnlich,  wie  sich 
denn  beide  dinge  im  engl,  shaft  begegnen;  aber  diesem  worte 
ist  weniger  zu  trauen,  weil  es  unromanisch  ist. 

T  e  n  c  e  r  altfr.,  tensar  pr.  streiten,  bestreiten,  nfr.  t  a  n- 
cer  ausschelten;  participialverbum  von  tenere  tentus  in  der 


734  II.  c.    TERNE-TIMBRB. 

bed.  einen  satz  behaupten,  gleichsam  tentiare,  altfr.  auch  ver- 
theidigen,  schützen  G.  de  Viane  v.  1657,  Mort  Gar.  p.  32,  Ch. 
de  Rol.  u.  s.  w.  Daher  altfr.  tence,  tencon,  pr.  tensa,  tenson, 
it.  tenza,  tenzone.    Zsgs.  altfr.  bestancier,  s.  stentare  II. a. 

Terne  fr.  trüb,  ternir  trüben,  den  glänz  benehmen ;  vom 
ahd.  tarni  verhüllt,  tarnjan  verhüllen,  daher  verdunkeln,  trü- 
ben. Das  kymr.  tarnu  abwischen  hat  keine  ansprüche,  theils 
weil  aus  verbis  keine  adjectiva  entstehen  (s.  vorrede),  theils 
weil  dem  abwischen  das  glänzendmachen  näher  liegt  als  das 
trübmachen. 

Tertre  fr.pr.  (m.)  hügel,  altfr.  auch  teltre,  in  den  Dial. 
de  S.  Greg,  ter,  wall,  tier,  beide  letztere  formen  wohl  nur  ab- 
gekürzt. H.  Stephanus  leitet  es  vom  gr.  tsq&qov  das  höch- 
ste. Sollte  es  nicht  eine  zss.  sein  terrae-torus  erderhöhung? 
Zwar  haben  composita  den  ton  auf  dem  zweiten  worte,  aber 
es  fehlt  nicht  an  ausnahmen :  trefle  z.  b.  von  trifölium  wäre 
dem  gegenwärtigen  falle  ganz  analog. 

Tiede  fr.  lau;  von  tepidus,  sp.  tibio  u.  s.  f. 

Tiere  altfr.,  tieira  pr.  (noch  Uzt  tieiro)  reihe,  ge folge; 
vom  ahd.  ziari  schmuck,  zier,  ags.  tier  reihe,  Ordnung.  Ital. 
tiera  findet  sich  bei  Barberino.  Wallon.  tir  gattung,  race  (ge- 
schlechtsreihe ,  vgl.  razza  I.)  scheint  dasselbe  wort:  ebenso 
entspricht  pir  dem  fr.  pierre. 

Tiffer  altfr.,  attiffer  nfr.,  auch  piem.  tifle,  altengl 
tife  Halliw.  schmücken,  den  kopfputz  machen;  vom  ndl.  tip- 
pen die  haarspitzen  schneiden,  sofern  man  ein  hochd.  zipfen 
annehmen  darf;  vgl.  comask.  zifä  via  kurz  abschneiden. 

Tige  fr.  (f.)  Stengel,  röhre;  von  tibia  pfeife,  ital  span. 
gleichlaut.,  wdl.  tzeave  (serb.  tzev). 

Tillac  fr.  verdeck  eines  schiff  es ,  daher  sp.  tillä,  pg. 
tilhä;  vom  altn.  thilia,  schwed.  tilja,  ags.  thille,  ahd.  dili  ge- 
täfel,  boden  =  nhd.  diele,  vgl.  ahd.  thil  cima  pars  navis*. 
Woher  aber  das  sufßx  ac?  Erklärt  es  sich  etwa  aus  einer 
anbildung  an  das  sinnverwandte  mlat.  astracum  estrich? 

Timbre  altfr.  eine  art  pauken:  li  tymbres  est  uns 
estrumenz  de  musique  qui  est  couverz  d'un  cuir  sec  de  be- 
stes, heißt  es  in  einem  commentar  zu  den  psalmen  Roquef. 
poes.  franc.  p.  127  (1.  ed.).  Es  ist  also  s.  v.  a.  tympanum, 
und  muß,  wiewohl  p  nach  m  sich  sonst  nicht  in  b  erweicht, 
davon  herrühren.    Die  neufr,  bed.  ist  glocke  ohne  Schwengel 


II.  c.    TIN-TOLE.  735 

die,  wie  die  pauke,  von  außen  angeschlagen  wird,  ndl.  tim« 
ber.  Dsgl.  heim  auf  dem  Wappenschild;  warum,  ist  nicht  klar, 
s.  Bernds  Wappenwissenschaft  IL  349 ;  ndl.  ebenso  timber,  sp. 
timbre.  Sofern  es  einen  pack  von  40  feilen  ausdrückt  (mlat. 
timbrium),  ist  es  aus  dem  dtschen  zimber  zimmer  häufe. 

Tin  altfr.  Roquef.,  pr.  tin  und  ten  schlaf  am  haupte. 
In  der  limous.  mundart  tim,  dessen  m  sich  prov.  in  n  ver- 
dünnen konnte:  also  von  tempus,  wofür  das  mlatein  timpus, 
zum  unterschiede  von  tempus  zeit,  vorzog,  z.  b.  timpus  in 
bibelglossen  Graff  I.  895 ,  timpora  in  einem  erfurter  glossar 
s.  Haupts  ztschr.  II.  205,  timporibus  in  den  cass.  glossen,  vgl. 
Voss.  etym.  P  fiel  ab  wie  in  lam  von  lampas.  Das  roman. 
wort  erinnert  auch  an  dasglbd.  mhd.  tinne  (n.),  s.  Grimm  III.402. 

Tisserand  fr.  weber,  daher  it.  tesserandolo ;  von  tex- 
tor  mit  dem  suffixe  and  =  ahd.  ing  ino,  wie  der  franz.  ge- 
schlechtsname  teisser-enc  bezeugt,  s.  Rom.  gr.  IL  316,  vgl.  312. 
Altfr.  und  mdartl.  sagt  man  tissier. 

T  o  c  s  i  n  fr.  zeichen  mit  der  Sturmglocke ;  zsgs.  aus  altfr. 
toquer  =  toucher  rühren,  anschlagen,  und  sein  oder  seint  glocke, 
s.  segno  I.  Die  prov.  form  wäre  toca-senh,  wie  die  limous. 
toco-sen  ist. 

Toilette  fr.  putztisch,  auch  das  dazu  bestimmte  tisch- 
tuch;  von  toile,  tat.  tela. 

Toise  fr.  (f.)  ein  längenmaß;  eig.  die  länge  der  aus- 
gespannten arme,  von  tendere  tensus ,  it.  tesa  ausspannung, 
vgl.  unser  klafter  von  klaffen  auseinander  stehen.  Vb.  altfr. 
teser  spannen. 

T  o  i  v  r  e  altfr.  vieh,  z.  b.  oisiel  et  toivre  Alex.  233,  27, 
auch  atoivre  ds.  282,  28,  Ren.  I.  44.  Nach  Grimm  Reinh.  p. 
L1V,  myth.  36,  vom  ags.tiber,  ahd.  zepar,  eig.  opferthier,  woher 
nhd.  Ungeziefer  d.  h.  nicht  zum  opfer  taugliches  thier,  unthier. 
Denselben  lautübergang  zeigt  altfr.  Toivre  vom  lat.  Tiber. 
Aber  Weichebedeutung  hat  a  in  a- toivre?  Und  was  ist  toi- 
vre de  la  nef  Parton.  I.  27?  In  seiner  hochd.  gestalt  mit  an- 
lautendem z  hat  sich  das  wort  sogar  nach  Portugal  verirrt, 
wo  zevro  zevra  ein  stück  vieh  bedeutete,  ochse,  kuh,  kalb, 
wenn  S.  Rosa  richtig  übersetzt,  z.  b.  in  einem  lat.  foral  von 
Lissabon  vomj.  1179:  dent  de  foro  de  vaca  1.  denarium  et  de 
zevro  unum  denarium;  de  coriis  boum  vel  zevrarum  dent  etc. 

Töle  fr.  (f.j  eisenblech;  kann  von  tabula  platte,  nord- 


*36  II.  c,    TOMPLINA-TRAC. 

franz.  taule,  herrühren:  piem.  com.  ebenso  tola,   mail.  tolla, 
vgl.  it.  fola  von  fabula. 

Tomplina  pr.  s.  tonfano  II.  a. 

Tondre  alt  fr.  zunder  s.  Roquef,  Brut  IL  245;  vom 
altn.  tundr,  ags.  tynder,  engl,  tinder,  ahd.  zuntra.  Dahin  auch 
pr.  tondres  läppen  Gloss.  occ. 

Tonnerre  fr.  (m.),  pr.  tonedre  donner;  von  tonftrus, 
altsp.  tom'dro  Alex. 

Tonte  fr.  Schafschur;  von tondere,  ebenso  zu  beurthei- 
len  wie  pente,  s.  daselbst. 

Top  in  tupin  fr.  (mdartl),  topi  pr.  gefäß  zum  kochen; 
nhd.  topf,  ndl.  dop  schale,  vgl.  Grimm  IL  48u. 

T ordre  fr.  drehen;  von  torquere,  it.  törcere,  pr.  tor- 
ser, also  für  torc're  torsdre.  Zsgs.  altfr.  bestordre  ver- 
drehen, bestors  schief. 

T  o  u  e  r  fr.  ein  schiff  am  seile  ziehen,  bugsieren,  daher 
wohl  sp.  pg.  atoar;  vom  gleichbed.  engl  tow,  sbst.  tow  seil 
=  ags.  tov  tav  werg.  Von  touer  ist  das  sbst.  toue  nachen, 
der  als  fähre  dient. 

Touffe  fr.  busch  gleichartiger  dinge  z.b.  federn,  blu- 
men,  haare,  daher  engl,  tuff  Halliw.,  tuft  (zunächst  aus  pic. 
touffette),  kymr.  twf.  Dem  ags.  thüfe  (fj  keim,  laub,  oder 
dem  ndl.  tuif  (f.)  schöpf  wäre  nur  ein  fr.  tufe  oder  tuffe  ge- 
mäß; letzteres  zwar  führt  Roquefort  an,  aber  nur  die  neu- 
franz.  form  kann  hier  maßgebend  sein.  Das  wort  ist  aller- 
dings deutsch,  von  demselben  stamme,  dem  auch  unser  zopf 
d.  i.  haarbüschel,  altn.  toppr,  angehört:  ein  ahd.  zupfa  ist 
zwar  unnachweislich  (vgl.  heriszuph  ccollecta'  Grajf  V.  641), 
aber  das  Schweiz,  zuffe  pack  (was  man  mit  der  hand  zusam- 
menfaßt) kann  dessen  stelle  vertreten.  Hiernach  ist  touffe 
eine  halb  hochdeutsche  form  für  touppe,  buchstäblich  das  it. 
zuffa.  Merkwürdig  besitzt  auch  der  Walache  ein  wort  tufe 
busch,  Strauch,  wohl  nur  das  gr.  Tvcpy  s.  v.  a.  dv&?jX?i  bü- 
schel  an  pflanzen. 

Trac,  ein  in  nicht  wenigen  zum  theil  unfranzösischen 
Wörtern  vorliegender  stamm,  ist  vielleicht  in  verschiedene  wur- 
zeln zu  zertheilen.  Die  Wörter  sind  hauptsächlich  folgende. 
Franz.  trac  spur  des  wildes,  gang  des  pferdes,  geräusch  ei- 
nes feder Strichs,  engl  track  spur,  geleise,  span.  traque  lauf- 
feuer,  comask.  trach  klaps  wie  von  einer  zuschlagenden  falle3 


II.  c.    TRAILLE-TREF.  737 

fr.  traquer  einen  wald  umstellen  um  das  wild  in  die  netze  zu 
treiben  (traquer  un  lou?) ,  detraquer  aus  dem  gange  bringen, 
verrücken,  traquet  f allstrick,  dsgl.  mühlklapper ,  sp.  traquear 
klappern,  schütteln,  it.  traccheggiare  (buchstäblich  dasselbe 
wort)  trödeln,  tändeln,  occit.  tracane  Schlendrian,  fr.  traque- 
nard  gang  des  zeiters,  dsgl.  ein  tanz,  tracas  unruhige  bewe- 
gung,  tracasser  hin  und  herlaufen  (kein  compositum  mit  trans, 
es  würde  alsdann  eher  trecasser  lauten).  Zu  den  meisten 
dieser  Wörter  passt  logisch  das  ndl.  treck  zug,  strich,  feder- 
strich,  fang,  an  dessen  stelle  man  sich  aber  besser  ein  hochd. 
trach  denkt  (ob.  mhd.  trechen,  prät.  trach  Grimm  I\  939), 
namentlich  fügt  sich  detraquer  gut  zu  ndl.  vertrekken  ver- 
rücken, verschieben,  woher  unser  nhd.  vertrackt.  Zu  ver- 
gleichen ist  auch  das  wurzelverschiedene  nord.  tradk  häufige 
spur  der  fuße,  tradka  auf  etwas  treten. 

T  r  a  i  1 1  e  fr.  fliegende  brücke.  Die  übliche  erklärung 
aus  tiraille  wird  weder  durch  ein  it.  tiraglia,  sp.  tiraja  unter- 
stützt, noch  durch  eine  form  trailler  für  tirailler  bestätigt 
Ein  formell  tauglicheres  etymon  ist  das  von  Varro  in  der  bed. 
traha  bemerkte  tragula.  Die  Provenzalen  besitzen  tralh  = 
fr.  traine.     Vgl.  trailla  IL  b. 

Träle  fr.  ein  vogel,  drossel  Dict.  de  Trev.,  alt  trasle 
Roquef;  vom  ahd.  throscela,  ags.  throsle,  engl,  throstle,  altn. 
thröstr,  obd.  draschel.  Dasselbe  heißt  mail.  dress,  vgl.  ags.  thrisc. 

Trape  fr.  (bei  Nicot  u.  a.),  dsgl.  tr  apu  untersetzt,  dick 
und  kurz.  Vielleicht  darf  man  bei  der  im  franz.  sehr  gewöhn- 
lichen Umstellung  des  r  an  ir.  gael.  tarp  klumpen,  kymr.  talp,  er- 
innern, aber  ein  adjectiv  wäre  willkommener.  Und  so  erklärt 
es  sich  besser  aus  ahd.  taphar,  in  älterer  form  tapar,  schwer 
von  gewicht,  ansehnlich,  nhd.  tapfer,  vgl.  taphari  klumpen,  zu- 
mal da  auch  dem  vb.  tapfern  maturare  (in  einem  wb.  von  1282 
Schmellerl.  451)  ein  fr.  traper  egregie  succrescere  Dict.  de  Trev. 
(gleichfalls  von  fruchten  gebraucht)  entspricht.  Trape  von  ta- 
par ist  wie  tremper  von  temperare. 

T  r  e  f  altfr.,  trap  pr.  hütte,  zeit ;  von  trabs  balken,  pars 
pro  toto,  vgl.  Papias  tenda,  quae  crustice'  trabis  dicitur.  Für 
die  bed.  balken  gilt  altfr.  gleichfalls  tref,  pr.  trau.  Daher 
altfr.  atraver  =  loger  Ch.  d.  Sax.  IL  p.  42  (vgl.  travar  L),  pr. 
destrapar  abspannen,  wofür  man  destrabar  erwartet  hätte.  Die 
ital.  spräche  hat  trabs  in  t  r  a  b  a  c  c  a  erweitert. 

47 


7$8  II.  c.    TRÄFONDS— TRICOTER. 

Trefonds  fr.  grund  und  boden;  von  terrae  ftmdus. 

Treille  fr.,  trelha  pr.  weingeländer,  daher  treillis  gu- 
ter (cgi.  traliccio  L);  von  trichila  mit  ersterer  bedeutung. 

Tremousser  fr.  sich  lebhaft  hin  und  her  bewegen ; 
participialverbum,  von  transmovere  transmotus,g/e£c/isamtrans- 
motiare.  Die  partikel  ist  hier  ausdruck  des  Übermaßes  wie 
in  Iressaillir. 

Tremper  fr. ,  trempar  pr.  einweichen;  für  temprer, 
temprar  von  temperare  mildern. 

Treper  triper  altfr.,  trepar  pr.  hüpfen,  springen;  ein 
mehreren  sprachen  eignes  wort:  ndl.  trippen,  nhd.  trippeln, 
engl,  trip,  kymr.  tripio,  bret.  tripa.  Daher  nfr.  trepigner  trap- 
peln, das  aber  ein  nomen  trepin  voraussetzt  (s.  cligner  11.  c), 
altfr.  trepeiller  hin  und  herlaufen,  unruhig  sein,  trepeil  Un- 
ruhe, pr.  trepeiar  zappeln. 

Tresor  fr.  schätz ,  von  thesaurus ,  it.  sp.  tesoro ,  pr. 
thesaur,  aber  wald.  tresor  Hahn  564.  Diese  form  mit  einge- 
schobenem r,  die  auch  das  neap.  trasoro  zeigt,  ist  alt,  da  sie 
in  dem  aus  dem  roman.  entnommenen  ags.  tresor  und  ahd. 
treso  triso  hervortritt.  Aber  vielleicht  ist  r  nicht  einmal  von 
außen  hereingezogen,  sondern  hat  seinen  guten  etymologischen 
grund.  In  den  hss.  des  Plautus  begegnet  man  der  form  then- 
saurus  (s.  Plaut,  rec.  Ritschi  I.  p.  CHI),  dieselbe  bietet  auch 
eine  römische  inschrift ,  offenbar  eine  im  latein.  ganz  übliche 
form,  denn  auch  Flav.  Caper  (Putsch  p.  2239)  sagt  thesaurus 
sine  n  scribendum*.  Diese  form  setzte  sich  in  Frankreich  fest, 
man  bemerkt  sie  z.  b.  in  einer  sehr  alten  messe  (ed.  Mone 
p.  47),  ja  noch  das  heutige  bretonische  kennt  tensaour,  s.  Bar- 
zas  Breiz  I.  38  (2.  ed.).  Aus  tensaur  aber  ward  tresaur,  in- 
dem t  das  n  an  sich  zog ,  welches  zugleich  in  das  bequemere 
r  übertrat,  vgl.  frestra  für  fnestra  fenestra  Gloss.  Placid.  et 
Papias,  ähnlich  trotter  aus  tlutare  tolutare. 

Treteau  fr.  ein  gerüst  oder  gestell,  bock,  alt  trestel, 
engl,  trestle;  vom  ndl.  drie-stal  dreifüßiger  sitz  (ahd.  dri- 
gistelli  ?).     Über  fr.  t  =  hochd.  d  s.  tasso  /. 

Tricoises  (pl.)  fr.  zange  der  huf schmiede;  stimmt  zu 
ndl.  trek-ijzer  zug-eisen.     Vgl.  treccare  I. 

Tri  cot  er  fr.  stricken,  tricot  gestrickte  arbeit.  Nicht 
wohl  passt  dazu  mit  seiner  bedeutung  das  lat.  trica,  pl.  tri— 
cae,  Verwirrung,  wenn  man  auch  neben  detrier  und  intriguer 


II.  c.    TRIER-TRIGAR.  739 

eine  dritte  form  mit  c  zuläßt,  die  im  sp,  estricote  (Verwir- 
rung) anerkannt  werden  mag,  Vielleicht  ist  hier  einer  der 
seltnen  fälle  anzunehmen,  worin  s  impurum  anlautend  schwand 
(so  pämer  für  epämer),  indem  das  wort  aus  dem  ndl.  strik 
schleife,  masche,  strikken  knüpfen,  abgeleitet  ward,  welche  an- 
nähme durch  die  unverkürzte  bildung  etriquet  fischergarn, 
die  das  Vorhandensein  dieses  deutschen  Stammes  im  franz.  dar- 
thut,  noch  besonders  gestützt  wird.  Wie  verhält  sich  aber 
dazu  trique  Iricot  knüttel,  mundartl.  tricoter  prügeln? 
Haben  diese  ihren  grund  in  dem  ndl.  strijken  d.  i.  streicheln, 
streichen,  strijker  Streicher  (prügel)?  altfr.  estrique  in  der 
mundart  von  Douai  ist  Streichholz,  mhd.  striche. 

Trier  fr.,  pr.  cat.  triar  auslesen,  auswählen,  daher 
engl  try,  altit.  triare  Brun.  hat.  ed.  Zannoni  p.63;  sbst.  trie, 
tria.  Frisch  sieht  darin  Umstellung  von  tirer,  es  wäre  also 
eine  nebenform  zum  ausdrucke  einer  bestimmten  bedeutung. 
Unzweifelhaft  läßt  sich  aber  auch  dieses  wort  dem  latein. 
sprachstoffe  zuwenden.  Granum  terere  heißt  körn  ausdreschen: 
dem  entspricht  pr.  triar  lo  grä  de  la  palha  das  körn  von  dem 
halme  absondern,  triar  lo  gran  de  la  flor  s.  Lex.  rom. ,  cat. 
triar  el  arroz  reis  auslesen :  aus  dem  neu  geformten  frequen- 
tativ  tritare  also,  welches  der  Italiäner  besitzt  und  ihm  die 
bed.  zerreiben,  ftg.  genau  untersuchen,  beilegt,  entsprang  triar. 
Bestätigung  bringt  das  auf  tritulare  weisende  henneg.  trilier 
s.  v.  a.  fr.  trier.  Das  piem.  trie  hat  franz.  form  und  ital. 
bedeutung.  Wegen  des  ausgefallnen  t  vgl.  man  noch  tria  via 
Gloss.  paris.  für  trita  via  Graff  III.  4. 

Tri  foire  altfr.  (f.)  kunstreiche  einfassung  in  gestalt  ei- 
nes porticus ;  mlat.  triforium  von  tri  und  fores  dreithürig  s.  Du- 
cange  s.  v.  Beispiele  sind:  im  lit,  dunt  li  pecim  e  li  limun 
furent  al  overe  Salemun  taillies  ä  or  et  ä  Irifoire  Mar.  de  Fr. 
1.62;  cele  piere  ...  de  tres  fin  marbre  fait'  estoit...  si  fu 
entaillie  environ  de  la  trifoire  Salemon  R.  Flore  v.  565.  Über  die 
opera  Salomonis,  altsp.  salmoniegos,  s.  Ducange  v.  Salomon. 

Tri  gar  pr.  aufhalten,  lomb.  trigä,  neap.  tricare;  zsgs. 
pr.  destrigar,  altfr.  detrier  hemmen,  hindern ;  vonXvicm Schwie- 
rigkeiten machen,  indem  das  intransitiv  zum  transitiv  ward; 
sbst.  comask.  trigon  zögerer  =  lat.  trico  ränkemacher ,  bei 
Lucilius,  fr.  trigaud  dass.  Sowohl  tricare  wie  detricare  in 
rom.  bedeutung  steigen  in  das  älteste  mlat  ein  hinauf,  z.b.  L.  Sah 


740  II.  c.     TRINGLE— TROU. 

si  quis  alienum  servum  battiderit  et  ei  insuper  40  noctes  tri- 
gaverit  opera  sua.     Kymr.  trigo  bleiben,  zaudern. 

Tringle  fr.  (f.)  vorhangsstange ,  leiste;  mlat.  taringa, 
von  unbekannter  Herkunft  (Menage). 

Trissar  trisar  pr.  zerreiben,  zerstoßen;  participialver- 
bum,  von  terere  Iritus  (tritiare)  wie  aussar  von  altus.  Im  ital. 
findet  sich  nur  tritare,  nicht  trizzare;  das  sp.  triza  (krüm- 
chen)  aber  deutet  auf  ein  verschwundenes  trizar. 

T  r  o ,  prov.  partikel  für  lat.  tenus,  vollständiger  e  n  t  r  o ; 
von  intro  cin  das  innere\  In  gleicher  bed.  kennt  die  comask. 
mundart  tro,  die'  altspan.  entro.     S.  oben  jusque. 

Trogne  fr.  (f.)  drolliges  oder  häßliches  gesicht  Man 
hat  darin  das  kymr.  trwyn  (m.),  com.  Iron  schnauze  (s.  be- 
sonders Dief.  celt.  I.  144)  erkannt;  als  etymon  liegt  fast  noch 
näher  das  mit  den  celtischen  formen  identische  altn.  triöna  (f.), 
dän.  tryne  rüssel,  vgl.  mhd.  triel  Grimm  l3.  481 ;  ndl.  tronie 
mag  aus  dem  franz.  sein,  wie  ndd.  troonje  Brem.  wb.  Norm. 
trogne  heißt  bauch. 

T  r  6 1  e  r  fr.  sich  herumtreiben,  (transit.)  herumschleppen. 
Vollkommen  das  dtsche  trollen,  engl,  troll  trowel,  kymr.  trölio, 
drehen,  rollen,  welchen  man  vielleicht  eine  celt.  würzet  (tro 
Wendung)  unterlegen  darf ,  doch  ist  dabei  der  diphthong  des 
älteren  fr.  trauler  und  des  occit.  s'entraulä  'sich  fortmachen 
in  erwägung  zu  ziehen,  das  an  lat.  it.  travolare  (vorüber 
fliegen,  vorbei  laufen)  mahnt. 

Tron  altfr.  pr.  firmament,  z.  b.  tant  com  li  trosnes 
avironne,  alles  was  das  firmament  umgibt  Rom.  du  C.  de  Poit. 
p.  62;  estela  que  lhutz  el  tro  stern  der  am  himmel  leuchtet 
G.deRouss.  p.190;  daher  mndl.  troon,  z.  b.  dat  men  sterren 
sach  an  den  trone  Steenwinkel  zu  Maerlant  IL  31 ;  onder  she- 
mels  throon  Rein.  v.  5470  und  Clignetts  bydr.  gloss.  =  altfr. 
desos  le  tron  Parton.  1. 59,  pr.  sotz  lo  tro.  Weder  tron  don- 
ner,  noch  lat.  thronus  passen  logisch  dazu,  es  mag  ein  alt- 
einheimisches wort  sein,  kymr.  tron  kreiß,  rundung. 

Tr  ou  fr.,  traue  pr.,  trau  cat.  loch,  trouer,  traucar  durch- 
löchern. Die  prov.  form,  die  sich  auch  schon  im  mlat.  trau- 
gus  der  L.  Rip.  vorfindet,  läßt  die  herleitungen  aus  gr.  iqvsiv, 
aus  goth.  thairkö  oder  aus  kymr.  trwyd  nicht  aufkommen,  wie- 
wohl sich  kaum  besseres  wird  vorbringen  lassen.  Die  fol- 
gende geht  wenigstens  mit  den  Sprachgesetzen.    Prov.  trabu- 


II.  c.     TROUBLE^-VAGUE.  741 

car  heißt  stürzen,  von  buc  rnmpf;  hatte"dies  subst.  auch  die 
allerdings  nicht  erweisliche  bedeutung  des  entsprechenden  it. 
buco  loch,  so  konnte  trabucar  durchbohren  heißen  (vgl  it.  tra- 
forare) und  diese  bedeutung  konnte  sich  durch  eine  besondre 
form,  das  zsgz.  traucar  (vgl.  das  einsylbige  aul  aus  avol) 
aussprechen. 

Tr  o  üb  1  e  fr.  (m.)  unruhe,  Verwirrung,  vb.  troubler,  alt  fr. 
auch  tourbler  &  b.  Rom.  du  C.  de  Poit.  p.  51;  von  turbula 
schwärm. 

Truiller  altfr.  bezaubern  Fabl  IL  83:  tant  le  truilla 
et  le  charma;  vom  glbd.  altn.  trölla,  sbst.  troll,  mhd.  troll 
zauberhaftes  wesen. 

Trusar  truisar  trussar  pr.,  ebenso  lomb.  trusä  trussä, 
zsgs.  pr.  atruissar  (atriusar  Gloss.  occ.)  stoßen;  tat.  trusare, 
trusitare, 

Turbo t  fr.  ein  seefisch,  Steinbutte;  so  auch  engl,  tur- 
bot,  kymr.  torbwt,  gael.  turbaid,  mndl.  turbot,  nndl.  tarbot. 
Wie  der  Grieche  sein  Qo/ußog  wirbel,  kreißet,  spüle,  wegen 
einer  ähnlichkeit  der  form  auf  einen  fisch  aus  der  gattung 
der  butten  übertrug,  so  that,  nachRuet's  ansprechender  ver- 
muthung,  das  mittelalter  mit  dem  glbd.  lat.  turbo,  dem  es  nur 
das  rom.  suffix  ot  anfügte. 

Turlupin  fr.  alberner  witzling;  name  eines  Possenrei- 
ßers unter  Ludwig  XIII.  (Menage). 

v.  w. 

Va c arm e  fr.  (m.)  geschrei,  lärm;  von  der  mndl  interj. 
wach-arme  d.  i.  weh  armer,  s.  Ferguut  p.  290,  Grimm  III.  296. 
Die  franz.  spräche  kennt  diesen  ausruf  nicht:  wo  er  vor- 
kommt, nämlich  bei  G.  Guiart,  wird  er  als  belgisch  angeführt : 
en  criant  wacarme,  qui  vaut  autant  com  dire  helas,  s.  Car- 
pentier  v.  wacarme,  vgl  Ren.  IV.  p.  239  Flament  seut,  si  cria: 
waskarme ,  hiere  Renart  goude  kenape !  Die  form  vacarme 
erklärt  sich  übrigens  als  dissimilation  für  gacarme,  vgl.  den 
folg.  artikel. 

Vague  fr.  (f.)  woge;  sicher  vom  ahd.w&c,  goth.  vegs, 
mndl.  waghe,  dessen  streng  franz.  gestaltung  gague  durch  dis- 
similation,  zur  Vermeidung  des  mislautes ,  in  vague  abgeän- 
dert ward,  in  dem  mundartlichen  wague  aber  noch  zu  er- 


748  II.  c.    VARANGUE— VEIAIRE. 

kennen  ist.     Aus  Frankreich  eingeführt  scheint  altpg.  vagua 
Canc.ger.,  npg.  vaga. 

Varangue  fr.  (f.)  das  erste  der  im  kiel  befestigten 
seitenstücke  eines  schiff  es;  vom  schwed.  vränger  (plur.)  rippen 
des  fahr  zeug  es,  nach  Die  f.  goth.  icb.  IL  590. 

V  a  r  e  c  h  fr.  meergras,  dsgl.  gesunkenes  schiff,  pr.  varec 
in  erster  bed.;  aus  dem  engl,  wrack  schiff strümmer,  ags.  \r&c 
etwas  ausgestoßenes. 

V  au  d  ev  ill  e  fr.  Volkslied,  liederspiel;  entstellt  aus  Vau- 
de-vire  gegend  in  der  JSormandie ,  wo  Olivier  Basselin  am 
ende  des  14.  jh.  die  so  benannte  liedergattung  aufbrachte, 
s.  die  ausg.  von  Du  Bois  p.  13. 

Vautrer  fr.  (nur  reflexiv)  sich  wälzen;  in  den  wbb. 
des  16.  jh.  veautrer  voutrer  voitrer ,  im  Ren.  IL  p.  124  vol- 
trer  =  it.  voltolare,  von  volvere. 

Veau  fr.  kalb,  alt  veel,  von  \\ie\\us;  daher  velin  zar- 
tes weißes  pergament  von  kalbshaut,  veler  kalben, 

Veaus  viaux  viax  u.  s.  w.  altfr.  partikel,  nicht  für  lat. 
igitur,  wie  Rom.  gr.  IL  412  irrig  angenommen  ward,  sondern 
für  lat.  saltem:  doinst  veaus  une  carile  gewähre  wenigstens 
eine  gnade  Parton.  11.87 ;  dites  moi  viaus  un  seul  pechie  sag' 
mir  wenigstens  ein  einziges  vergehen  Fabl.  1.318;  dites  nous 
viax  que  hom  il  in  IV.  41.  Das  alte  Alexiuslied  str.90  hat  die 
einfachere  form  vels :  set  a  mei  sole  vels  une  feiz  parlasses 
hättest  du  doch  nur  einmal  mit  mir  gesprochen.  Das  wort 
ist  das  lat.  vel  in  seiner  intensiven  bedeutung  (auch,  selbst), 
mit  angefügtem  adverbialem  s.  Es  verbindet  sich  mit  si,  altfr. 
sivels  (siveals  Liv.  d.  rois  p.  165),  pr.  sivals  sivaus  (ent- 
stellt aus  sivels  wie  vas  aus  ves  vers)  cwenn  wenigstens,  wenn 
auch  nur*.     Vgl.  veruno  IL  a. 

Veiaire  viere  altfr.  (m.) ,  pr.  veiaire,  auch  altspan. 
(s.  Canc.  de  Baena,  wo  vejaire  steht)  urtheil,  ansieht,  dsgl. 
gesicht ,  antlitz.  Überträgt  man  es  ins  latein.,  so  passt  es 
buchstäblich  nur  zu  vicarius ,  das  im  mittellatein  richter  be- 
deutete: wie  aus  arbiter  arbitrium,  so  konnte  aus  vicarius 
ein  neutrum  vicarium  abgeleitet  werden,  und  wie  arbitrium  im 
pr.  albire  nicht  mehr  rieht  er  spruch ,  sondern  meinung  heißt, 
so  auch  veiaire,  womit  zuletzt  auch  die  miene,  das  antlitz 
benannt  ward;  unser  gesicht  ist  gleichfalls  ein  abstractum. 
Die  deutung  mag  seltsam  scheinen,  aber  Yeiaire  weist  gebie- 


II.  c.     VELOURS—VERNE.  743 

terisch  auf  latein.  Ursprung ,  aus  vi  der  e  aber  konnte  es  sich 
nicht  gestalten.  Honnorat  kennt  ein  veraltetes  vigaire,  was 
diese  deutung  unterstützt.  Genau  genommen  steht  pr.  veiaire 
für  veiairi  wie  albir  für  albiri.  Das  wort  hat  sich  erhalten 
im  wallon.  vir,  das  zu  viere  passt  wie  pir  zu  pierre:  ä  la 
vir  heißt  aufs  geradewohl  (auf  die  meinung,  ohne  Überlegung). 
Velours  fr.  (m.)  sammet.  Ohne  zweifei  ist  r  einge- 
schoben, noch  Nicot  schrieb  veloux  velous,  das  nebst  villuse 
bei  Matth.  Paris  entschieden  auf  lat.  villosus  führt.  Die  ital. 
form  ist  velluto,  die  span.  veludo,  eine  altfr.  vellu-eau,  von 
villutus,  daher  auch  das  nfr.  vb.  velouter,  dessen  ou  aber 
wieder  in  villosus  seinen  grund  haben  muß. 

V  e  n  a  i  s  o  n  fr.,  venaisö  pr.  wild,  wildpret;  von  venatio. 
Vendange  fr.,  pr.  vendanha,  bret.  bendem  Weinlese; 

von  vindemia. 

Vent  d'amont  Ostwind,  vent  d'aval  Westwind;  so 
genannt,  weil  der  osten  Frankreichs  höher,  der  Westen  tiefer 
liegt.    Das  entlehnte  pg.  vendaval  hat  die  bed.  Südwind. 

Verglas  fr.  (m.)  glatteis;  von  verre  (m.)  und  glace 
(f.),  wörtlich  glas  von  eis,  das  genus  durch  den  hauptbegriff' 
bestimmt. 

Vericle  fr.  (f.)  falsche  edelsteine;  gleichsam  vitricu- 
lum,  plur.  vitricula,  von  vitrum. 

V  er  jus  fr.  saß  unreifer  trauben;  zsgs.  aus  vert  jus 
grüne  brühe. 

Vernassal  pr.  niedrig  (im  fig.  sinne)  s.  Lex.  rom., 
Gloss.  occ,  Choix  V.  67;  =  vern-ass-al  von  verna  sklave? 
Vgl.  Gloss.  Isid.  vernacellus  qui  suscitat  (l.  lusitat  Ducange) 
per  dies  festos. 

Verne  fr.,  mundartl.  vergne,  alt  berne  Roquef.,  pr. 
verna  vern,  auch  piem.  verna,  erle,  eller.  Von  arbor  verna, 
weil  er  mit  den  ersten  blüht ,  wie  auch  die  birke  nach  der 
Jahreszeit  maie  heißt?  Aber  deutlicher  geht  das  wort  aus 
dem  celtischen  hervor.  Kymr.  gwern  (f.)  bedeutet  sumpf  (bei 
W.  Richards,  fehlt  bei  Th.  Richards),  coed  gwern  erlen  d.  i. 
sumpfbäume,  auch  schlechtweg  gwern ,  sing,  gwernen ,  schon 
bei  Taliesin  (s.  Owen),  dsgl.  bret.  gwern,  ir.  feärn,  womit  in 
letzterer  spräche  auch  der  buchstabe  f  benannt  wird.  Man 
sehe  Ducange  v.  alnum,  Adelungs  Mithr.  II.  76,  Dief.  celt.  L  47. 
Das  celt.  wort  bedeutet  auch  den  mast  des  schiffes?  vgl  altfr, 


744  _      II.  c.     VERON— VEULE. 

en  sum  ces  maz  e  en  cez  altes  cvernes'  asez  i  ad  carbun- 
cles  e  lanternes  Ch.  de  Rol.  p.  101 ,  wo  es  gleichfalls  mast 
oder  etwa  segelstange  heißen  muß. 

Veron  fr.  ein  kleiner  bunter  fisch,  elritze;  besser  vai- 
ron,  von  varius  bunt. 

Verrat  fr.  pr.  eber;  von  verres,  altfr.  ver  Gloss.  de 
Lille  p.  10b,  aber  ferrat  (für  verrat)  schon  in  den  cass.  glos- 
sen.  Andre  bildungen  sind  henneg.  verrou,  verau,  verrot,  sp. 
verraco,  pg.  varräo. 

Verrou  verrouil  fr.,  verrolh  pr.  riegel;  von  veruculum 
kleiner  spieß.  Prov.  ferrolh,  pg.  ferrolho,  sp.  herrojo,  wal- 
lon.  ferou  können  sehr  wohl  von  ferrum  abgeleitet  sein  oder 
doch  den  anlaut  daher  entlehnt  haben. 

Verve  fr.  (f.)  laune,  eigensinn.  Auf  einer  lat.  inschrift 
findet  sich  verva  mit  der  bed.  widderkopf,  eig.  als  zierath 
an  denkmälern  (Orelli  inscr.  lat.),  daher  das  franz.  wort,  des- 
sen  begriffsent Wicklung  das  it.  Capriccio  aus  caper  erläutern 
kann.    Seltsam  ist  die  piem.  form  verver  s.  Zalli. 

Vesce  fr.  wicke;  für  vece,  von  vicia,  it.  veccia. 

Vetille  fr.  kleinigkeit,  bagatelle,  vetiller  sich  mit  un- 
nützen kleinigkeiten  beschäftigen ;  auch  piem.  vetilia,  vb.  ve- 
tilie.  Man  leitet  vetiller  mit  hülfe  einer  starken  syncope  wohl 
von  vitilitigare  rnuthwillig  zanken.  Bessere  ansprüche  hat 
vielleicht  vitilia  geflochtene  Sachen,  körbe  u.  dgl.  (sachen  von 
geringem  werthe),  vgl.  wegen  der  bedeutungen  lat.  gerrae 
1)  geflochtene  sachen,  vitilia,  2)  possen,  vetilles  (wozu  Festus 
eine  etymologische  sage  mittheilt). 

Veule  fr.  weich,  schwach.  Bei  den  alten  hieß  es  ei- 
tel, leer :  tant  iert  fiers,  cointes  et  veules  Roquef.  s.  v. ,  und 
allitteriert  gerne  mit  dem  synonymen  vain :  veulz  et  vains  l.  c, 
womit  lat.  inanes  übersetzt  wird;  noch  jetzt  nennt  man  einen 
allzu  leichten  boden  terre  veule.  Eine  altfr.  form  ist  vole, 
z.  b.  bei  Rutebeuf  V.  167  pensee  vole;  ihm  ist  auch  der  aus- 
druck  vain  ne  vole  sehr  geläufig.  Diese  form  muß  hier  den 
weg  zeigen,  veule  konnte  daraus  entstehen,  nicht  umgekehrt. 
Völe  aber  ließe  sich  aus  frivolus  erklären,  erlaubte  sich  die 
franz.  spräche  so  starke  abkürzungen.  Aber  herkunft  aus 
dem  subst.  vola  (hohle  hand)  ist  zulässig,  entweder  so,  daß 
man  das  hohle  für  das  leere  nahm,  oder  daß  das  adjectiv  aus 
dem  compos.  van-vole  nichtige  sacke  (vana  vola)  Ren,  1 147 


II.  c.     VIANDE-VIGÜIER.  7iö 

herausgezogen  ward,  indem  man  dies  in  vain  et  vole,  vole  et 
vain  zerlegte.  Dieser  deutung  ist  die  endung  e,  sofern  sie 
lat.  a  entspricht,  günstig, 

V  i  a  n  d  e  fr.  fleisch  zur  nahrung ,  urspr.  und  noch  in 
den  wbb.  des  16.  jh.  lebensmittel,  von  vivenda  in  unpassen- 
der anw endung ;  pr.  vianda,  it.  vivanda,  zsgs.  provianda 
proviant,  verrathen  mit  der  abl.  and  offenbar  franz.  herkunft. 
Fleisch  also  ward  als  das  eigentliche  nahrungsmittel  betrachtet, 
wozu  die  vergleichung  des  engl,  meat  aus  ags.  mete  (speise) 
nahe  liegt.  Dem  heutigen  viande  entspricht  in  der  alten  sprä- 
che carn  durchaus:  tut  te  durai  .  .  .  pain  e  carn  e  vin  alles 
will  ich  dir  geben,  brot,  fleisch  und  wein  Ch.  d' Alexis  45. 

Vias  altfr.,  pr.  viatz,  zuweilen  vivatz  geschr.,  adverb 
für  lat.  cito;  von  vivax  vivacis,  oder  besser,  da  man  sonst 
gegen  die  bildungsregel  den  ablativ  zu  gründe  legen  müste, 
vom  comparativ  vivacius,  der  sich  dem  lat  ocius,  dem  mlat. 
citius  Gloss.  Ker.  u.  s.  w.  vergleicht,  eine  von  der  uralten  form 
vivaziu  Gloss.  cass.  unterstützte  annähme.  Die  neuprov.  mund- 
art  spricht  dafür  vivacer  viacer.  —  Das  zweisylbige  vias 
hätte  von  Orelli  nicht  mit  dem  einsylbigen  viaus  (s.  oben  veaus) 
verwechselt  werden  sollen;  beide  sind  ganz  verschiedenes 
Stammes. 

Vidame  fr.  stiftsamtmann ;  von  vicedominus ,  woher 
auch  unser  vizthum. 

Vi  de  fr.,  altfr.  cat.  vuid,  pic.  wide,  pr.  vuei  voig,  wal- 
lon.  vud,  chw.  vid  leer,  von  viduus  mit  versetztem  ersten  u; 
vb.  vider,  alt  vuidier,  pr.  vuiar  voidar,  cat.  vuydar  (buidar 
J.  Febrer  str.  154)  leeren,  von  viduare;  zsgs.  devider  abhas- 
peln, alt  desvuidier  Nouv.  rec.  p.  Jubin.  I.  174.  Vuit  reimt 
altfr.  auf  cuit  und  noch  P.  Ramus  cap.  5  erkennt  in  vuider 
denselben  diphthong  wie  in  puiser:  darum  ist  nicht  etwa  an 
das  ahd.  wit  (pastus,  vacuus)  zu  erinnern  und  das  pic.  wide 
dabei  anzuführen ,  dessen  w  das  alte  vu  vertritt.  Anders 
gestaltete  sich  viduus  vidua  in  veuf  veuve,  pr.  veuva  vezoa, 
sp.  viuda,  pg.  viuva,  it.  vedova,  wal.  veduve. 

Vi  dinier  fr.  eine  abschrift  beglaubigen;  von  vidimus 
wir  haben  es  gesehen,  verglichen. 

Viguier  fr.  pr.  richter,  Schultheiß,  sp.  veguier;  von 
vicarius  Stellvertreter  des  grafen  in  dar  fern  und  kleineren 
Städten. 


746  II.  c.     VIGNOBLE— VOYER. 

Vignoble  fr.  (m.)  mit  reben  bepflanzter  landstrick 
Entstellt  aus  vignole  (f.)  =  it.  vignuola  Meiner  Weinberg? 
aber  dies  eingeschobene  b  könnte  sich  nicht  einmal  mit  cha- 
suble  rechtfertigen,  das  aus  it.  casupola  entstand.  Nur  als 
compositum  läßt  sich  das  wort  verstehen  und  als  solches  passt 
es  buchstäblich  zu  vini  opulens  mit  weggeworfenen  endcon- 
sonanten  wie  in  serpe  von  serpens,  also  weinreich ,  etwas 
weinreiches,  Weingegend.  Ist  die  deutung  richtig,  so  muß  die 
entstehung  des  Wortes  hoch  hinaufgehen,  da  opulens  kaum 
romanisch  ist  (it.  opulente),  ein  mlat.  vinoblium  reicht  nur 
in  das  13.  jh.  hinauf. 

Vilebrequin  traubenbohrer ;  nach  Frisch  vom  ndd. 
winboreken,  vgl.  nhd.  windelbohrer  und  mndl.  wimpel-kin 
(engl,  wimble).  Dem  entspricht  augenscheinlich  sp.  berbi- 
qni,  pg.  berbequim,  pic.  biberquin  u.  s.  w. 

Viorne  fr.  (f.)  mehlbeerbaum ;  von  viburnum,  it.  vi- 
burno. 

Vis  fr.  (f.)  schraube.  Man  zieht  es  aus  dem  rom.  vb. 
virer  drehen,  aber  daraus  entsprang  kein  feminin  dritter  decl. 
vir  und  endlich  vis.  Eher  wäre  man  berechtigt  an  das  lat. 
vis  (gewalt)  zu  denken,  da  das  franz.  wort  zumal  die  schraube 
an  der  presse,  den  zwang  oder  druck  derselben  bedeutet.  Un- 
bedenklich aber  ist  folgende  herleitung.  Prov.  vitz,  altfr.  vis 
heißt  Wendeltreppe ,  also  etwas  spiralförmiges,  offenbar  das 
lat  vitis  ranke  der  reben  und  anderer  gewächse,  die  sich  spi- 
ralförmig hinaufwindet,  ital.  vite  ranke,  schraube,  altfr.  viz 
luv.  d.  rois  p.  360,  auch  piem.  vis  oder  vi  in  letzterer  bed. 

Voeu  fr.  (m.)  gelübde;  von  votum,  pr.  vot;  daher  vb. 
vouer  geloben,  pr.  vodar.  Zsgs.  ist  avouer,  pr.  avoar  be- 
willigen, gestehen,  sbst.  aveu ;  devouer  widmen,  lat.  devolare. 

Voire  altfr.  pic.  adv.;  von  lat.  vere  wahrlich. 

Voiture  fr.  fuhrwerk;  von  vectura  das  fahren,  it.yet- 
tura. 

Volpilh  pr.  feige,  verzagt,  das  gegentheil  von  arditz 
Choix  III.  256;  adj.  aus  dem  sbst.  vulpecula  füchschen,  das 
sich  auf  auswege  verstehende,  der  gefahr  ausweichende  thier, 
in  der  L.  Sal.  ein  Schimpfwort  (si  quis  alterum  vulpiculam 
clamaverit  etcj.  Die  altfr.  spräche  braucht  ihr  golpil  nicht 
in  diesem  sinne,  wohl  aber  das  vb.  goupiller  feige  handeln. 

Yoyer  /h  wegeaufseher ;  von  Yiarhis,    Aber  in  älterer 


II.  c.    VOYER-ZESTE.  747 

bedeutung  trifft  es  zusammen  mit  vicarius  und  scheint  daraus 
entstanden,  s.  Ducange  v.  viarius. 

V  o  y  e  r  fr.  in  convoyer  geleiten,  envoyer  senden,  sbst. 
convoi,  envoi;  von  con-viare,  in-viare,  letzteres  bei  Solin. 
Das  it.  convojare  (convogliare)  ist  dem  franz.  worte  nach- 
gebildet. 

Vrai  fr.,  altfr.  pr.  verai  wahr;  nicht  von  verax,  es  setzt 
vielmehr  veracus  voraus,  wie  aus  ebrius  ebriacus,  pr.  ybriai 
Choix  III.  169,  erwuchs.  S.  Rom.  gr.  IL  247  und  vgl.  Cambrai 
aus  Cameracum,  Douai  aus  Duacum. 

Vre  der  fr.  hin-  und  herlaufen;  von  \  er  edus  postpferd, 
vgl.  sp.  vereda  II.  b. 

Welke  altfr.  ein  schalthier,  seemuschel  Mar.  de  Fr.  IL 
p.  102;  vom  ags.  veolc,  engl,  wilk,  mndl.  welk  dass. 

W  er  b  1  e  r  werbloier  altfr. :  si  bei  werbloie,  si  bei  chante 
Fabl.  I.  299 ;  vom  dtschen  wirbeln  (mit  der  stimme),  ndl.  wer- 
velen,  engl,  whirl. 

Wigre  altfr.  speer  Ch.  de  Rol;  vom  gleichbed.  altn. 
vigr  oder  ags.  vigar  vigur  (vig-gär  kampf-speer?) 

Wilecome  eine  altfr.  begrüßung ,  vb.  welcumier;  im 
12.  jh.  eingeführtes  wort,  ags.  vilcume,  vilcumian,  engl,  wel- 
come, dtsch  willkommen,  bewillkommnen.  Vilcom  hieß  auch 
der  becher,  den  man  dem  gaste  zubringt,  ital.  (nach  Redi) 
b el  1  i co n e ,  nfr.  aber  vidrecome.    S.  Frisch  IL  448b. 

z. 

Zeste  fr.  (m.)  der  s.  g.  sattel  im  innern  der  nuß,  der 
sie  in  vier  theile  spaltet.  Das  wort ,  dessen  herkunft  noch 
unermittelt  scheint,  entstand  aus  schistus  (a/iarog)  gespalten, 
aber  in  activen  sinn  (etwas  spaltendes)  übergetreten ,  wenn 
nicht  urspr.  die  nußtheile  selbst  diesen  namen  führten,  wie  in 
der  comask.  mundart  ein  solches  theilchen  fis  (von  fissus) 
genannt  wird,  s.  Monti  suppl  Das  franz.  z  vertritt  hier  seh, 
wie  das  nächst  verwandte  c  in  cedule,  von  schedula,  diesen 
laut  vertritt. 


REGISTER. 


A  n  m.  Was  man  in  dem  ersten  (heile  des  buches  nicht  findet ,  suche 
man  in  dem  zweiten  unter  der  betreffenden  spräche,  demnächst 
in  dem  register.  Die  portugiesischen  worter  stehen  unter  den 
spanischen,  die  provenzalischen  unter  den  französischen.  Das 
register  enthält  nur  solche  composita,  deren  aufnähme  nöthiger 
schien.  Die  wörter  ohne  beigefügte  zahl  weisen  auf  den  er- 
sten theil. 


ITAIilÄWISCH. 


A. 

abbagliare  —  bagliore  II.  a 
abbandono  —  bando 
abbentare  —  avventare  II.  a 
abbozzare  —  bozzo 
abbrivo  —  brio 
abuzzago  —  buse  II.  a 
acchinea  —  haca 
acciacco  —  achaque  II.  b 
accismare  —  esmar 
accorgere  —  corgere  II.  a 
adastiare  —  astio  II.  a 
adesso  —  esso 
adizzare  —  izza  II.  a 
afa  —  affanno 
aggecchire  —  gecchire 
aguzzino  —  alguacil  II.  b 
alare  —  lar 
alleggiare  —  lieve 
alraa  —  anima 
alocco  —  locco 
ambascia  —  arabasciata 
amiraglio  —  almirante 
ammannare  —  mana  II.  b 
ammazzare  —  mazzo 
ammutinare  —  meute  II.  c 
ancora  —  ora  (2) 


anguinaglia  —  inguine 
annegare  —  negare 
ansare  —  asma  II.  a 
appiccare,  appicciare  —  pegar 
approcciare  —  proche  IL  c 
arcame  —  carcasso 
arcigno  —  reche  II.  c 
arezzo  —  rezzo  II.  a 
arraffare  —  raffare 
arrappare  —  rappare 
arredo  —  redo 
arriffare  —  riffa 
arrostire  —  rostire 
ascia  —  accia 
asciugare,  asciutto  —  suco 
asolare  —  scialare  II.  a 
assentare  —  sentare 
assisa  —  assises  II. c 
attizzare  —  tizzo 
attutare  —  tutare 
avanti,  avanzare  —  anzi 
avvenente  —  avenant  II.  c 
azienda  —  faccenda 
azza  —  accia 
azzimare  —  esmar 


babbaccio,  babbuasso  —  babbeo 


ITALIANISCHES    REGISTER. 


749 


bacocco  —  albercocco 
baderla  —  badare 
badigliare  —  badare 
bajocco  —  bajo 
bajuca  —  baja  II.  a 
baldoria  —  baldo 
balocco  —  badalucco  I.  a 
balordo  —  lordo 
baluardo  —  boulevard  II.  c 
bambino  etc.  —  bambo 
barbassoro  —  vassallo 
bardosso  —  bisdosso  II.  a 
barile  —  barra 
barocco  —  baro 
baruffa  —  ruffa 
barullo  —  baro 
bastare,  bastione  —  basto 
bedello  —  betulla 
bellico  —  ombelico 
bellicone  —  wilecome  II.  c 
berroviere  —  berruier  II.  c 
bersaglio  —  bercer  II.  c 
bertovello   —  vertovello 

berza  —  verza 

bestemmia  —  biasimo 

bezzicare  —  becco 

biadetto  —  biavo 

biastemma  —  biasimo 

bigatto  —  baco  II.  a 

bimbo  —  bambo 

bindolo  —  ghindare 

birba,  birbone  —  bribe 

birracchio  —  birro  II.  a 

biscanto  —  canto 

bislessare  —  lessare  II.  a 

bismalva  —  malvavischio 

bisogno  —  sogna 

bistondo  —  tondo  II.  a 

blü  —  biavo 

boccia  —  bozza 

boffice  —  buf 

boldrone  —  poltro 

borbottare  —  borbogliare 

bordello  —  borda 

borraccia  —  borra 

bossolo  —  bosso 

brano  —  brandone 

breccia  —  breche  II.  c 

brettine  —  brida 

bricco  —  burro 

briccola  —  breche  II.  c 

bricia,  briciolo  —  briser  II.  c 

briffalda  —  bribe 

brigantino  —  briga 

briglia  —  brida 
brocchierre  —  bouclier  IL  c 
brucio  —  bruco 


brustolare  —  bruciare 
bruzzaglia  —  broza 
bubbola  —  upupa 
budriere  —  baudre  IL  c 
bulicare  —  bouger  IL  c 
bulla  —  bolla 
burbero  —  borbogliare 
burella  —  bujo 
burrone  —  borro  IL  a 
busare  —  bugia 
buschetta  —  busca 
busecchio  —  bozza 
buscione  —  bosso 
buttare  —  bottare 
buzzo  —  bozza 


calappio  —  chiappare  IL  a 
calterire  —  scalterire  IL  a 
camoscio  —  camuso 
camuffare  —  muffare 
canavaccio  —  canape 
cancellare  —  chance  IL  c 
cangiare  —  cambiare 
capezzale  —  cavezza 
caracca  —  carraca  IL  b 
caravella  —  caraba 
carcame  —  carcasso 
carciofo  —  articiocco 
carminio  —  carmesino 
cascare,  cascata  —  casco  IL  a 
casco  —  cascar  IL  b 
casserola  —  cazza 
cerretano  —  ciarlare 
cespuglio  —  cespo  IL  a 
chi  —  che 
chimica  —  alchimia 
chinea  —  haca 
chiotto  —  cheto 
chiovo  —  chiodo  II.  a 
chiurlare  —  urlare 
ci  —  qui 
ciä  —  te 

ciampa  —  tape  (2) 
ciarpa  —  sciarpa 
ciausire  —  choisir  IL  c 
ciera  —  cara 
cigolo  —  cica 
cinciglio  —  cencio 
cingottare  —  cigolare  IL  a 
cioppa  —  giubba 
ciotola  —  ciocciare 
ciottare  —  azote  IL  b 
cisale  —  cesoje  IL  a 
civanza  —  chef  IL  c 
civeo  —  eiviere  IL  c 
civetta  —  choe  IL  c 


um 


ITALIANISCHES    REGISTER. 


civire  —  chef  II.  c 
cizza  —  tetta 
coccia,  coccio  —  cocca 
codrione  —  coda 
colui  —  quello 
comprare  —  parare 
congedo  —  conge  II.  c 
conquidere  —   chiedere  II.  a 
contadino,  contado  —  conte 
contigia  —  conto 
convojare  —  voyer  II.  c 
corcare  —  colcare 
corredo  —  redo 
costui  —  questo 
cremisi  —  carmesino 
curattiere  —  cura 
cruccia  —  croccia 
crucciare  —  corruccio 
cusare  —  cosa 
cuscino  —  coltrice 
cuticagna  —  cotenna 

». 

da  —  a 

daino  —  dain  II.  c 

damigello  —  donno 

darsena  —  arsenale 

davanti  —  anzi 

derrata  —  denaro 

designare  —  disegnare 

dianzi  —  anzi 

dietro  —  retro 

digiunare  —  giunare 

digrignare  —  grinar 

dilajare  —  delai  II.  c 

dileticare  —  solleticare  II.  a 

dimenticare  —  mentar 

dinanzi  —  anzi 

doge  —  duca 

domani  —  mane 

donde  —  onde 

dopo  —  poi 

dossiere  —  dais  II.  c 

dotta  —  otta  II.  a 

dove  —   ove 

drizzare  —  rizzare 

K. 
ella  —  enola 

F. 
fado  —    fade  II.  c 
f anale  —  falö 
fanciullo  —  fante  II.  a 
fanfano  —   fanfa 
fastello  —  fascio 
fattucchiero  —  fattizio 


feudo  —  fio 
fia,  fiata  —  via 
fiaba  —  favola 
fiale  —  fiavo  II.  a 
fiusso  —  floscio 
fiutare  —  flauto 
focile  —  fuoco 
folla  —  foliare 
forese  —  fuori 
fragata  —  fregata 
frassugno  —  fresange  II.  c 
frappa  —  arpa 
fregola  —  fregare 
fretta  —  frettare 
fringuello  —  fringuer  II.  c 
frisato  —   fregio 
frotta,  frottola  —  fiotta 
frusta  —  frusto  II.  a 
fucile  —  fuoco 
furbo  —  forbire 


gabinetto  —  capanna 
gagliardo  —  gala 
gaglio' —  quagliare 
galappio  —  chiappare  II.  a 
galera  —  galea 
gallone  —  gala 
gambo  —  gamba 
garone  —  gherone 
garza  —  garzone 
gelsomino  —  gesmino 
gengiovo  —  zenzovero 
geto  —  gettare 
gheda  —  ghiera  II.  a 
ghermire  —  gremire  II.  a 
ghiozzo   —  ghiotto 
gialda  —  geldra 
giannetta  —  ginete  II.  b 
gina  —  agina 
gioja,  giojello  —  godere 
giostrare  —  giusta 
girandola  —  giro 
giu  —  giuso 
giullaro  —  giocolaro 
giusarma  —  guisarme  II.  c 
glave  —  glaive  II.  c 
gomito  —  cubito 
gorbia  —  gubia 
gorgia,  gorgogliare  —  gorgo 
grancire  —  granchio 
graspo  —  raspare 
grigio  —  griso 
grinza  —  grimo  II.  a 
gruccia  —  croccia 
guardingo  —  guardare 


ITALIAKISCHBS    REGISTER. 


751 


guarnaccia  —  guarnire 
guascotto  —  biscotto 
guazzo  —  guado 
guiggia  —  guiche  II  c 
guizzo  —  vizzo  II.  a 

I. 

iddio  —  dio 
impacciare  —  pacciare 
impeciare,  impegolare,  impiccare, 

impicciare  —  pegar 
inaffiare  —  acliar  II.  b 
incastrare  —  cassa 
inciampare  —  tape  (2) 
infingardo  —  faint  II.  c 
infino  —  fino  II.  a 
infrigno  —  frignare  II.  a 
ingombro  —  colrao 
innanzi  —  anzi 
innaverare  —  naverare 
insetare  —  innesto  II.  a 
insieme  —  insembre 
insino  —  sino  II.  a 
intirizzare  —  intero 
introcque  —  mentre 
issa  —  esso 


labarda  —  alabarda 
lacchetta  —  racchetta 
lai  —  lai  II.  c 
lanzo  —  lanzichenecco 
lascio  —   laisse  II.  c 
lasco  —  lasciare 
lastra  —  astre 
laudemio  —  lusinga 
lavello  —  avello 
leccio  —  elce 
leggiero  —  lieve 
lella  —  enola 
lero  —  ervo 
lodola  —  allodola 
lolla  —  loppa  II.  a 
lomia  —  limone 
loro  —  egli 
lucchetto  —  loc  II.  c 
lucerta  —  lacerta 
lui  —  egli 

HI. 

ma  —  mai 

macigno  —  macina  II.  f 

madiö  —  dio 

maglia  —  macchia 

magnano  —  maria  II.  b 

mal  —  ora  (1) 

malandrino  —  landra 


mandola  —  pandura 
manna  —  mana  II.  b 
manovaldo  —  mondualdo  II.  a 
manto  —  maint  II.  c 
marazzo  —  mare 
marchese  —  marca 
marciare  —  marcher  II.  c 
marese  —  mare 
margolato  —  margotto 
marmaglia  —  merme 
marrano  II.  b 
marritto  —  ritto 
masnada  —  magione 
massaro  —  mas 
mastino  —  magione 
matracca  —  matraca  II.  b 
mattino  —  mane 
medesimo  —  medes 
melarancia  —  arancio 
mena  —  menare 
mentovare  —  mentar 
metä  —  mezzo 
mignatta  —  miniare 
mignone  —  mignon  II.  c 
mingherlino  —  heingre  II.  c 
moccolo  —  moccio  II.  a 
raolle  —  molla 
monco  —  manco 
morviglione  —  mormo 
mozzetta  —  almussa 
muci  —  micio 
mughetto  —  muguet  II.  c 
mugnajo  —  molino 

nabisso  —  abisso 
naspo  —  aspo 
ne  —  indi 
ninferno  —  abisso 

O. 

omai  —  oggi 

ommaggio   —  uomo 

onta  —  onire 

ora,  oreggio,  orezzo  —  aura 

ovvero  —  o 


paffuto  —  papa 
palco  —  balco 
palla  —  balla 
panca  —  banco 
parlare  —  parola 
pasmo  —  spasimo 
passeggiare  —  passare 
pattino,  pattuglia  —  pata 
pecchia  —  ape 


758 


ITALIANISCHES    REGISTER. 


pecchiero  —  bicchiere 
pensare  —  peso 
penzolo  —  pentola  II.  a 
perciö  —  cid 
pernice  —  perdice 
perruca  —  piluccare 
pesca  —  persica 
piccino  —  piccolo 
piffero  —  pipa 
pignone  —  penna 
pigolare  —  pipa 
pinzo  —  pizza 
piovano  —  pieve  IL  a 
pistagna  —  pestare 
pizzico  —  pizza 
porcellana  —  portulaca 
posare  —  pausare 
poscia  —  poi 
potaggio  —  pote 
predella  —  brida 
primavera  —  ver 
proda  —  prua 
profenda  —  prebenda 
prosciutto  —  suco 
proveccio  —  profitto 
provianda  —  viande  IL  c 


quitare  —  cheto 

R. 

raffio  —  raffare 
rammaricare  —  amaricare 
rammentare  —  mentar 
rampognare  —  rampa 
rancio  —  arancio 
ranniccbiare  — nicchio  IL  a 
raschiare  —  rascar 
rascia  —  raso 
rasente  —  rez  IL  c 
rassettare  —  assettare 
razzo  —  arazzo  IL  a 
resta  —  arista 
rezzo  —  aura 
ribrezzo   —  brezza 
riffilo  —  riffa 
rifiutare  —  rifusare 
rigoglio  —  orgoglio 
rigogolo,  rigoletto  —  galbero 
rigoletto  —  riga  IL  a 
rigoro  —  rigole  IL  c 
rigottato  —  rigot  IL  c 
rimbombare  —  bomba 
rincontra  —  rimpetto  IL  a 
rinfrignato  zu  infrignato  —  frignj 

re  IL  a 
ringavagnare  —  guadagnare 


ringhiera  —  aringo 
rintuzzare  —  intuzzare  IL  a 
riparo  —  parare 
robbio  —   roggio 
roffia  —  ruffa 
ronchione  —  rocchio  IL  a 
ronciglio  -—  ronce  IL  c 
ronzino  —  ros  (2) 
rovescio  —  rivescio 
rozza  —  ros  (2) 
rubaldo  —  ribaldo 
rubiglio  —  ervo 
rugiada  —  ros  (1) 
rugumare  —  ronger  IL  c 
rullo  —  rotolo 
ruscello  —  ru  IL  c 
ruzzolare  —  rotolo 

S. 
salamoja  —  moja 
saldo  —  soldo 
salpare  —  sarpare 
sanna  —  zanna  IL  a 
santoreggia  —  satureja 
sbaglio  —  bagliore  IL  a 
sbarro  —  barra 
sbavigliare  — badare 
sberleffe  —  balafre  IL  c 
sbiadato  —  biavo 
sbieco  —  biecö  IL  a 
sbiescio  —  biais  IL  c 
sbigottire  —  bigot  IL  c 
sbirro   —  birro  IL  a 
sbricco   —  bricco 
sbrizzare  —  sprazzare  ILa 
sbrocco  —  brocco 
sbulimo  —  bulimo  IL  a 
scalabrone  —  calabrone  IL  a 
scampare  —  scappare 
scana  —  zanna  IL  a 
scancia  —  escanciar 
scancio  —  sguancio  IL  a 
scappino  —  scarpa 
scardo  —  cardo 
scarpello  —  escopro  IL  b 
scarsella  —  sciarpa 
scarzo  —  scarso 
schencire  —  sguancio  IL  a 
scherano  —  schiera 
schermugio  —  scaramuccia 
schiattire  —  ghiattire 
schiavino  —  scabino 
schidone  —  spito 
schimbescio  —  sghembo  IL  a 
schincio  —  sguancio  JI.  a 
schiniera  —  schiena 
sciagura  —  augurio 


ITALIANISCHES    REGISTER. 


753 


sciancato  —  anca 

sciatta  —  piatto 

sciorinare  —  sauro 

scivolare  —  cigolare 

scodella  —  ecueile  II.  c 

scompligiare  —  pigliare 

scoppiare  —  coppia 

scoppio  —  schioppo  II.  a 

scoreggia  —  coreggia 

scorgere,  scorta  —  corgere  II.  a 

scorticare  —  corteccia 

scorzone  —  escuerzo  II.  b 

scozzone  —  cozzone 

scuffia  —   cuffia 

sdrucire  —   cucire 

segnare  —  salassare  I.  a 

sego  —  sevo 

senopia  —  sinople  II.  c 

sentiero  —  senda 

sergozzone  —  gozzo  IL  a 

serventese  —  sirvente  II.  c 

sfidare  —  disfidare 

sgarrare  —  garer  II.  c 

sghignare  —  ghignare 

sgombrare  —  colmo 

sgorbia  —  gubia 

sgridare  —  gridare 

sguizzare  —  guizzare  IL  a 
simigliare  —  -sembrare 
slandra  —  landra 
smaccare  —  macco 

smarrire  —  raarrir 
smeriglione  —  merlo 
smilzo  —  milza 
smorfia  —  morfire  II.  a 
sraussare  —  mozzo 
sobbissare  —  abisso 
sodo  —  soldo 
soglio  —  suolo 
sorare  —  sauro 
sorgozzone  —  gozzo  IL  a 
sozzo  —  sucido 
spacciare  —  pacciare 
sparare  —  parare 
sparpagliare   —  parpaglione 
spiccare  —  pegar 
spicchio  —  spigolo  IL  a 
spiedo  —   spito 
spingare  —  springare 
sprizzare  —  sprazzare  IL  a 
sprocco  —  brocco 
spruzzare  —  sprazzare  IL  a 
spulciare  —  pulce 
squadra  —  quadro 
squillo  —  spillo 
staccare  —  tacco 
stajo  —  sestiere 


stizza,  stizzo  —  tizzo 
storpiare  —  stroppiare 
strapazzare  —  pazzo  IL  a 
strascinare  —  trassinare  II.  a 
strato  —  strada 
strebbiare  —  trebbia 
stroscio  —  troscia  IL  a 
stutare  —  tutare 
sü  —  suso 

succiare,  sugare  —  suco 
sugliardo  —  souil  IL  c 
sussiego  —  sosiego  IL  b 
suzzare  —    suco 
sverza  —  verza 


taballo  —  ataballo 
taccia  —  tacco 
tambussare  —  tabust  IL  c 
taradore  —  taraire 
tarlo  —  tarma 
tartufo  —  truffe 
tato  —  taita 
tecca  —  tacco 
terzeruolo  —  terzuolo 
teschio  —  testa 
tesserandolo  —  tisserand  IL  c 
timball  o  —  ataballo 
tomare  —  tombolare 
torsello  —  torciare 
trabacca  —  tref  IL  c 
traboccare  —  buco 
traccheggiare  —  trac  IL  c 
tracotanza  —  coitare 
trambasciare  —  ambasciata 
trangugiare  —  gozzo  IL  a 
trassare  —   tracciare 
trinciare  —  trencar 
trivello  —  taraire 
turare  —  atturare 
turcimanno  —  dragomanno 
tuttavia  —  via  (1) 


TU, 

ubino  — 

hobin  IL  c 

uria  — 

augurio 

usatto  — 

-  uosa 

uscire  — 

-  escire 

V. 

valanga 

—  avalange  IL  c 

valetto  - 

-  vassallo 

vanello 

—  vanno 

vantaggl 

o  —  anzi 

varvassore  —  vassallo 

veletta  - 

—  veglia 

verduco 

—  verdugo  IL  b 

48 

754 


1TALIANISCHES    REGISTER. 


verricello  —  verrina 

zampogna  —  sampogna 

vi  —  ivi 

zanzara  —  zenzara 

vipistrello  —  pipistrello  II.  a 

zara  —  azzardo 

vispo  —   visto 

zezzo  —  sezzo  IL  a. 

zezzolo  —  tetta 

SE« 

zimarra  —  zamarro  IL  b 

zaffata,  zaffo  —  tape  (1)   u.  ceffo 

zitta  —  tetta 

II.  a 

zoccolo  —  soc  IL  c 

zaino  II.  b 

zucca  —  cucuzza 

zampa  —  tape  (2) 

zufolo  —  ciufolo 

zampillo  —  tape  (1) 

zuppa  —  sopa 

SPANISCH. 


A. 

aba  pg.  —  alabe  IL  b 
abalear  —  balicare 
abarcar  —  barcar  IL  b 
abedul  —  betula 
abeja  —  ape 
abes  —  avieso  IL  b 
abrojo  —  broglio 
abrunho  pg.  —  brugna 
abubilla  —  upupa 
abutre  pg.  —  avoltore 
acä  —  qua 

acamar  —  cama  IL  b  (1) 
acarar  —   cara 
acatar  —  catar 
acetre  —  seccbia 
acha  pg.  —  ascla 
aciago   —  auce  IL  b 
aconchar  —   conciare  IL  a 
acontecer  —  contir  IL  b 
acotar  —  cotejar  IL  b 
acotar  —  quota 
acudir  —  cudir 
adaga  pg.  —  daga 
adala  —  dala 
adarga  —  targa 
aderedor  —   redor  IL  b 
aduana  —  dogaha 
afagar  pg.  —  halagar  IL  b 
afouto  pg.  —  hoto  II  b 
afrenta  —  aflrontare 


ir  pg.   - 
aglayo  —  ghiado 
agora  —   ora  (2) 
aguijar  —   aguglia 
ahi  —  ivi 
ahora  —  ora  (2) 


ainda  pg.  —  inda  IL  b 
aire  —  aria 
airon  —  aghirone 
ala  —  enola 
albarda  —  barda 
albazano  —  bajo 
alcachofa  —  articiocco 
alcaparra  —  cappero 
alcaravea  —  carvi 
alcavala  pg.   —  gabbella 
alerto   —  erto  IL  a 
alesna  —  lesina 
alfarda  —  fardo 
alfil  —  alfido 
algarrobo  —  carrobo 
algodon  —  cottone 
alguien  —  quien  II.  b 
alhondiga  —  fondaco 
aljuba  —  giubba 
allä  —  lä 
alli  -  li 
alma  —  anima 
almacen  —  magazzino 
almadraque   —  materasso 
almear  —  meta 
almendra  —  mandorla 
almete  —  elmo 
almidon  —   amido 
almogarave  —  mugavero 
almoradux  —  majorana 
alquitran  —    catrame 
alrededor  —  redor  II.  b 
alrotar  pg.   —  arlotto 
alvacil  —   alguacil  IL  b 
alverja  —  ervo 
alvicara  pg.  —  albricia  IL  b 
amargo  —  amaricare 
amenaza  —  minaccia 
amo  —  ama 


SPANISCHES    REGISTER. 


755 


amparar  —  parare 

amusco   —   musco  II.  b 

anchoa  —  acciuga 

anciano  —  anzi 

andado  —  alnado  II.  b 

andamio  —  andana 

andorinha  pg.  rondine 

anegar  —  negar 

ansi  —  cosi 

antes  —  anzi 

antorcha  —  torciare 

antuviar  —  uviar  II.  b 

anzuela  —   ancino 

apanar  —  pan  II.  c 

apenas  —  appena 

apesgar  —  peso 

apitar   —  pito 

aprisco  —  apero  II.  b 

aquecer  pg.  —  calentar  II.  b. 

aquel  —  quello 

aquentar  pg.   —  calentar  II.  b 

aqueste  —   questo 

aqui  —  qui 

arambre  —  rame 

arbolar  —  alberare 

arcea  —  acceggia 

ardid,  ardil  —  ardire 

arenga  —  aringo 

aresta  —  arista 

arraial  pg.  —  real  IL  b  (2) 

arrecirse  —  recio  IL  b 

arredio  pg.  —  radio  IL  b 

arreo  —  redo 

arrimar  —  rima 

arroz  —  riso 

arrufar  —  ruffa 

arrumar  —  rombo 

aruriar  —  aranar  IL  b 

arveja  —   ervo 

arzon  —  arcione 

asestar  —  sesta 

asi  —  cosi 

asiento  —  sentare 

asomar  —  soramo 

assoviar  pg.  —  soffiare 

astilla  —  ascla 

atal  —  cotale 

atambor  —  tamburo 

atancar  —  stancare 

atanto   —  cotanto 

atarazana  —  arsenale 

atargea  —  targa 

ate  pg.   —  te 

atear  —  tea  IL  b 

aterecer  —  intero 

atizar  —  tizzo 

atoar  —  touer  IL  c 


atorar  —  tuero  IL  b 

atravezar  —  travieso  IL  b 

atropellar  —  tropa 

atufar  —  tufo 

aturdir  —  stordire 

aun  —   anche 

avestruz  —  struzzo 

avutarda  —  ottarda 

axedrea  —  satureja 

ayer  —   ieri 

ayunar  —  giunare 

ayunque  —  incude 

aza  —  haza  IL  b 

azada  —  accia 

azafran  —  zafferano 

azagaya  —  zagaia 

azemar  —  esmar 

azevinho  pg.  —  acebo  IL  b 

azinho  pg.   —  elce 

azor  —  astore 

azucar  —  zucchero 

azufre  —  solfo 


l,  babieca,  babosa  —  bava 
bachiller  —  baccalare 
balanza  —  bilancia 
balcon  —  balco 
baldonar  —  baldo 
balija  —  valigia 
banasta  —  benna 
baraja  —  baro 

barbotar,  barbullar  —  borbogliare 
barrachel  —  bargello 
barrena  —  verrina 
barrica,  barril  —  barra 
barrocho   —  biroccio 
bastar   —  basto 
bastilla  —  basta 
basto  adj.   —  basto 
bausan  —  bugia 
baxel  —  vascello 
baxo  —  basso 
bazo  —  bajo 
bedel  —  bidello 
befo  —  beffa 
beira  pg.  —  riviera 
beldroega  pg.  —  portulaca 
belitre  —  belitre  IL  c 
bellaco   —  vigliacco 
bellizcar  pg.  —  pellizcar  IL  b 
bergante  —  briga 
berlanga  —  brelan  IL  c 
berma  —  berme  IL  c 
bermejo   —  vermiglio 
berza  —  verza 
beso  —  bacio 


756 


SPANISCHES    REGISTER. 


beta  pg.  —  veta  II.  b 

betarda  pg.  —  ottarda 

biaza  —  bisaccia 

biltre  pg.  —  belitre  II.  c 

birar  —  virare 

birreta  —  berretta 

bisarma  —  guisarme  II.  c 

bisel  —  bis 

bizerra  —  becerro  II.  b 

blandir  —  brando 

blezo  —  bercer  II.  c 

bocel  —  buz  IL  b 

bocha  —  bozza 

bofeton  —  buf 

boga  —  boca 

bogar  —  vogare 

bohena  —  bofe  Il.b 

boleta  —  bolla 

bolsa  —  borsa 

borbotar  —  borbogliare 

borla  —  burla 

borracha  —  borra 

borrasca  —  burrasca 

borrego,  borro  —  borra 

borrero  —  bourreau  II.  c 

borrico  —  burro 

bostezar  —  bocear  II.  b 

box  —  bosso 

boya  —  boja  (2) 

bozal  —  bocca 

bozar  —  versare 

brana  —  brenno 

brasa  —  bragia 

brea  —  brago 

brecha  —  breche  II.  c 

brezo  —  bercer  IL  c  (2) 

brial  —  bliaut 

brigola  —  breche  IL  c 

brindar  —  brindisi  IL  a 

brisa  —  brezza 

brizar,  brizo  —  bercer  IL  c  (2) 

bruces  —  buz  II.  b 

bruno  sbst.  —  brugna 

brusca  —  busca 

bruxula  —  bosso 

bruza  —  broza 

bucha,  buchar,  buche  —  bozza 

buitre  —  avoltore 

bula  —  bolla 

bullir  —  bollire 

bunuelo  —  bugna 

burbuja  —  borbottare 

burgo  —  borgo 

buriel  —  bujo 

buril  —  borin  o 

burjaca  —  bolgia 


cabana  —  capanna 
cabaz  —  cava 
cabeza  —  cavezza 
cable,  cabo  —  cappio 
caboral  —  caporale 
cacapo  pg.   —   gazapo  IL  b 
cacho  —  quatto 
cadahalso  —  catafalco 
cadalecho  —  cataletto 
caes  pg.  —  cayo 
calan  —  chaland  II.  c 
calhao  pg.  — caillou  IL  c 
camba  pg.  —   gamba 
camedrio  —  calaraandrea 
canivete   —  canif  IL  c 
cansar,  canso   —  cass 
canamo  —  canape 
capazo   —  cappa 
carrnin   —  carmesino 
carnaval  —  carnevale  IL  a 
carnicol  —  carnero  IL  b 
casar  —  casa 
cascajo,  cascara,  casco   — 

Il.b 
casulla  —  casipola 
caudillo  —  capitello 
cautivo  —  cattivo 


caxa 


cassa 


cazar  —  cacciare 

cebellina  —  zibellino 

cedazo  —  staccio 

cedilla  —  zediglia 

cenoura  pg.  —  zanahoria  Il.b 

centinela  —  sentinella 

cerdo  —  cerda  IL  b 

cereza  —  ciriegia 

cerrar  —  serrare 

cha  —  te 

chamar  pg.  —  chiamare 

chamarra   —  zimarra 

chanca  pg. ,    chanclo,    chanco 

zanca 
charpa  —  sciarpa 
chato  —  piatto 
chegar  pg.   —  llegar  IL  b 
cheirar  pg.  —  flairar 
chibo  —  zeba 
chicharo   —  cece 
chicharra  —  cigala 
chico  —  cica 
chiflo   —    ciufolo 
chirlar  —  zirlare 
chito  —  zitto 
choque  —  ciocco 
chotar,  choto  —  ciocciare 


SPANISCHES   REGISTBR. 


757 


choupo  pg.  —  pioppo 

chouvir  pg.  —  chiudere 

chubarba  —  jusbarba 

chubasco  —   pioggia 

chufa  —  ciufolo 

chupar  —  sopa 

chusma  —  ciurma 

chuva  pg.  —  pioggia 

cibera  —  cebada  II.  b 

cigarra  —  cigala 

cilla  —  celda  IL  b 

cimbel  —  zimbello 

cimbra  —  centinare 

cimitarra  —  scimitarra 

cio  pg.  —  zelo 

cirzir  pg.   —  zurcir  II.  b 

cisne  —  cecero 

citano  —  zutano  II.  b 

ciudad  —  cittä 

cloquear,  clueco  —  chiocciare 

coalla  —  quaglia 

cobarde  —  codardo 

cocear  —  coz  II.  b 

cochinilla  —  cocciniglia 

cochino  —  coche  II.  c 

codaste  —  coda 

codea  pg.,  codena  —  cotenna 

codicia   —  cupido 

codillo,  codo   —  cubito 

coelho  pg.  —  coniglio 

cofe  —  cofano 

cofia  —   cuffia 

coger  —  cogliere 

cogote  —  cocca 

cojon   —  coglione 

col  —  cavolo 

cola  —  coda 

colcha  —  coltrice 

colchete  pg.  —  croc  II.  c 

colgar  —  colcare 

collon  —  coglione 

combleza  —  bercer  II.  c  (2) 

combro   —  colmo 

comoro  pg.   —  colmo 

congoxa  —  angoscia 

conhortar  —  confortare 

copete,  copo  —  coppa 

coquina  —  cochiglia 

corbata  —  cravata 

corchete  —  croc  II.  c 

cormano   —  hermano  II.  b 

corral  —  corro  II.  b 

corteza  —  corteccia 

cortir  pg.   —    curtir  II.  b 

corveta  pg.  —  corbeta 

coscar  —  cocar  II.  b 

cos  er  —  cucire 


cota,  cotar,  cotejar  —  quota 
cotar  —  cote  II.  c 
cotovello  pg.   —  cubito 
coudel  pg.  —   capitello 
couve  pg.    —   cavolo 
coxa  pg.  —  coscia 
coxin  —  coltrice 
cruxir  —  crosciare 
cuajar  —  quagliare 
cucar  —  cucco 
cuchara  —  cucchiajo 
cuebano   —  cofano 
cuento   —  contare    , 
cueva  —  covare 
cueza  —  cocca  (2) 
cuidado,  cuidar   —  coitare 
cumbre,  pg.  cume  —  colmo 
cusir  —  cucire 
cutio  —  cote  II.  b 

». 

darga  —  targa 

datil  —  dattero 

debicar  pg.  —  becco 

decentar  —  encentar  II.  b 

deitar  pg.   —  gettare 

delante  —  anzi 

deleznar  —  liscio 

demas  —  mai 

dende  —  indi 

derrear  pg.  —  derrengar 

derrocar  —  rocca 

derrubio,  derrumbar  —   dirupare 

desde  —  des 

deseo   —  disio 

desguinzar  —  esquinzar  II.  b 

desi  —  qui 

desleir  —  dileguare 

deslizar  —  liscio 

desman  —  ademan  II.  b 

desmayar  —  smagare 

despachar  —  pacciare 

desparpajar  —  parpaglione 

despejar  —  specchio 

despertar  —  espertar  II.  b 

despir  pg.  —  despedir 

despojo  —  spoglio 

despues  —  poi 

destrozar  —  torso 

devanar   —  dipanare 

diante  pg.  —  anzi 

dinero  —  denaro 

dintel  —  linde 

disfrazar  —  farsa 

donde  —  onde 

dornajo,  dornilla  —  dorna  II.  c 

dosel  —  dais  IL  c 


758 


SPANISCHES    REGISTER. 


dovela  —  doga 
ducha  —  docciare 
duela  —  doga 

E. 

echar  —  gettare 
eis  pg.,  ele  adv.  —  ecco 
eloendro  —  oleandro 
embair  —  baire 
embalde  —  baldo 
embarazo  —  barra 
embaucar  —  bava 
embaxada  —   ambasciata 
embelenar  —  beleno  II.  b 
embora  pg.  —  ora  (1) 
eraborcar  pg.  —  volcar  II.  b 
embudo  —  irabuto 
embuste  —  busto 
empachar  —  pacciare 
emparar  —  parare 
empeguntar  —  pegar 
'empezar  —  cominciare 
emplasto  —  piastra 
emplear  —  piegare 
enceitar  pg.  —  encentar  II.  b 
encher  pg.  —  henchir  II  b 
encia  —  gengiva 

encima  —  cima 
encina  —  elce 
endecha  —  dec  II.  c 

enderezar  —  rizzare 
endro  pg.  —  eneldo  II.  b 
enebro  —  ginepro 

engario  —  inganno 

engar  pg.  —  enger  II.  c 

engarrafar  —  graffio 

engastar  —  cassa 

engle  —  inguine 

engo  pg.  —   eppio 

engodar  pg.  —  goda  II.  c 

engrimanco  pg.    —  grimoire  II.  c 

engrudo  —  glu  II.  c 

enojo   —  noja 

ensalzar  —  alzare 

ensanchar  —  ancho  II.  b 

ensayo  —  saggio 

ensemble  —  insembre 

enseria  —  insegnare 

enteado  pg.  —  alnado  II.  b 

entero  —  intero 

enxada  pg.  —  accia 

enxalma  —  salma 

enxambre  —  sciame 

enxarcia  pg.  —  sarte 

enxergar  pg.  —  cercare 

enxugar  —  suco 

enxullo  —  subbio 


enxuto  —  suco 
ercer  —  erguir  II.  b 
erizo  —  riccio    (1) 
ervodo  pg.  —  albedro  II.  b 
esbozarpj/.  —  bozzo 
esbulharpgf.  —  bolla 
escalin  —  scellino 
escalmo  —  scalmo 
escalona  —  scalogno 
escamotar  —  escamoter  II.  c 
escandallo  —  scandaglio 
escandia  —  scandella 
escapar  —  scappare 
escarabajo  —  scarafaggio 
escaramuza  —  scaramuccia 
escarcela  —  sciarpa 
escarda  —  cardo 
escarlate  —  scarlatto 
escarnio,  escarnir  —  scherno 
escarpa  —   scarpa 
escarpelo  —  escopro  II.  b 
escaso  —  scarzo 
esclavin  —  scabino 
esclavo  —  schiavo 
escollo  —   scoglio 

escolta  —  corgere  II.  a 

escopeta  —  schioppo  II.  a 

escorchar  —  corteccia 

escorzar  —  scorciare 

escota  —  scotta 

escote  —  scotto 

escozar  —  cuire  II.  c 

escuchar  —  ascoltare 

escuma  —  schiuma 

escurar  —  sgurare 

ese  —  esso 

esfolarp^f.  —  desollar  II.  b 

esgrima,  esgrimir  —  schermo 

esguazo  —  guado 

esguince  —  sguancio  II.  a 

eslingua  —  slinga 

esmaiir  —  smagare 

esmalte  —  smalto 

esmeralda  —  smeraldo 

esmerar  —  smerare 

esmeril  —  smeriglio 

esmeril,   esmerejon  —  smerlo 

espaciar  —  spazzare 

espada  —  spada 

espalda  —  spalla 

espalhar  pg.  —  paglia 

espantar  —  spaventare 

esparvel  —  sparaviere 

espasmo  —  spasimo 

espejo  —  specchio 

espelta  —  spelta 

esperlan  —  eperlan  II.  c 


SPANISCHES    REGISTER. 


?59 


especia  —  spezie 
espeso  —  spesso 
espeto  —  spito 
espiar  —   spiare 
espinaca  —  spinace 
espineta  —  spinetta 
espingarda  —  springare 
espita  —  spitamo 
espojo  —  spoglio 
espolin  —  spola 
espolon,  espuela  —  sperone 
esponton  —  spuntone 
esposo  —  sposo 
esquadra  —  quadro 
esquela  —  cedola 
esqueleto  —  scheletro 
esquena  —  schiena 
esquentar  pg.  —  calentar  II.  b 
esquero  —  esca 
esquicio  —   schizzo 
esquife  —  schifo 
esquila  —  squilla 
esquilo  —  scojattolo 
esquivar  —  schivare 
estaca  —  stacca 
estacion  —  stagione 
estala  —  stallo 
estallar  —  schiantare 
estamena  —  stamigna 
estampar  —  stampare 
estancar  —  stancare 
estancia  —  stanza 
estandarte  —  stendardo 
estano  —  stagno 
estarna  —  starna 
esteio  pg.  —  etai  II.  c 
estera  —  stoja 
estivar  —  stivare 
estofa  —  stoffa 
estol  —  stuolo 
estopa  —  stoppa 
estoque  —  stocco 
estrada  —  strada 
estragäo  pg.  —  targone 
estralar  pg.  —  schiantare 
estrambote  —  strambo 
estrano  —  stranio 
estrapazar  —  pazzo 
estrazar  —  stracciare 
estregar  —  fregare 
estriar  pg.  —  strega 
estrillar  —  strecchia 
estringa  —  stringa 
estropear  —  stroppiare 
estrovo   —  stroppolo 
estrujar  —  torchio 
estucho  —  astuccio 


estufa  —  stufa 
estuque  —  stucco 
esturar  —  torrar  II.  b 
esturion  —  storione 

W. 
fabuco  —  faggio 
faca  pg.  —  haca 
facha  —  faccia 
facha  pg.  —  accia 
faiscdt  pg.  —  falavesca 
falla  pg.  —  favola 
faluca  —  feluca 
fanal  —  falö 
fanfarron  —   fanfa 
farapo  pg.  —  arpa 
faraute  —  araldo 
farfante,  farfarron  —  fanfa 
farinella  pg.  —  flanella 
farpa,  farpäo,  farpar  —  arpj 
fata  —  te  II.  b 
faxo  —  fascio 
fazaleja  —  fazzuolo  II.  a 
feble  —  fievole 
feira  pg.  —  fiera 
feudo  —  fio 
filtrar  —  feltro 
fincar  pg.  —  ficcare 
fita  —  fetta 
flaco  —  fiacco 
flaon  —  fiadone 
flecha  —  freccia 
flete  —  fret 
flibote  —  flibot  II.  c 
floresta  —  foresta 
flota  —  fiotta 
flotar  —  frottare 
floxo  —  floscio 
fölego  pg.  —  holgar  II.  b 
follon  —  folle 
forro  —   fodero 
fragua  —  forgia 
fraile  —  fraire  II.  b 
fralda  pg.  —  falda 
franzir  pg.  —  froncir 
frasca  II.  a 
fray,  freile  —  fraire 
frazada  —  fregio 
freso  —  fregio 
fretes  —  frette  II.  c 
frezada  —  fregio 
frezar  —  frizzare 
friso  —  fregio 
frotar  —  frettare 
frouxo  pg.  —  floscio 
fucia  —  fiucia  II.  b 
fuero  —  foro 


760 


SPANISCHES    REGISTEH. 


fuerza  —  forza 
fuina  —  faina 
fuisca  —  falavesca 
fula  pg.   —  follare 
funcho  pg.  —  finocchio 
furacäo  pg.  —  uracano 

G. 

gabinete  —  capanna 

gacho   —  quatto 

gado  pg.  —  ganado  II.  b 

gafar  pg.  —  gabella 

gago  —  ganguear  II.  b 

gaiväo,  gaivota  pg.  —  gavia 

galardon  —  guiderdone 

galera  —  galea 

galgulo  —  galbero 

gallofo  —  gaglioffo 

galocha  —  galoscia 

galtera  —  gota 

gamo,  gamuza  —  camozza 

ganar  —  guadagnare 

gancar  pg.  —  guadagnare 

ganso  —  ganta 

garabia  —  garbino 

garante  —  guarento 

garanon  —  guaragno 

garba  —  gerbe  II.  c 

garbin  —  garbillo  II.  b 

garfio  —  graffio 

garfo  pg.  —  greffe  II.  c 

garganta  —  gargatta 

garrafa  —  caraffa 

garrobo  —  carrobo 

garza  —  garzone 

gasa  —  gaze  II.  c 

gavasa  —  bagascia 

gavia  —  gabbia 

gavina,   gaviota  —  gavia 

gayo  —  gajo 

gayola  —  gabbia 

geitar  pg.  —  gettare 

gerigonza  —  gergo 

girandula  —  giro 

girofle  —  garofano 

giron  —  gherone 

glasto  —  guado 

goiva  pg.  —  gubia 

golondrina  —  rondine 

goro  pg.  —  huero  II.  b 

gorupo  —  groppo 

gozne  —  gonzo 

gozque  —  cuccio 

grabar  —  graver  II  c 

gragea  —  treggea 

graja  —  gracchia 

gramalla  —  camaglio 


gramallera  —  cremaillon  II.  c 
grangear  —  granja 
granguejo  pg.  —  granchio 
graznar  —  gracidare 
grelo  pg.  —  grillo  II.  b 
gritar  —  gridare 
grude  pg.   —   glu  II.  c 
grueso  —  grosso 
grupo  —  groppo 
gruta  —  grotta 
guacharo  —  guado 
guedeja  —  vedija  II.  b 
guercho  —  guercio 
guiar  —  guidare 
guindar  —  ghindare 
guinar  —  ghignare 
guirnalda  —  ghirlanda 
guitarra  —  chitarra 

H. 

habla,  hablar  —  favola 

hacha  —  accia 

hacha  —  fiaccola 

hacia  —  faccia 

hacienda  —  faccenda 

hacina  —  fascio 

halcon  —   falcone 

hamaca  —  amaca 

haraldo  —  araldo 

harapo  —  arpa 

hastio  —  fastio 

haya  —    faggia 

baz  —  fascia 

hechicero,  hechizo  —  fattizio 

helecho  —  felce 

hendrija  —  rendija  11.  b 

herren  —  ferrana 

higado  —  fegato 

hincar  —  ficcare 

hinojo   —  finocchio 

hinojo  —  ginocchio 

hita,  hito  —  fitto 

hogaza  —   focaccia 

holgin  —  jorgina  II.  b 

hollar  —  follare 

hombre,  homenage  —  uomo 

hondo  —  fondo 

hopo  —  bouppe  II.  c 

hoy  —  oggi 

huata  —  ovata 

hucia  —  fiucia  II.  b 

huebos  —  uopo 

huella  —  follare 

huesped   —   oste  (2) 

hueste  —  oste  (1) 

huivar  pg.  —  urlare 

hulla  —  houille  IL  c 


SPANISCHES   REGISTER. 


Wl 


huna  —  hune  II.  c 
hura  —  hure  II.  c 
huracan  —  uracano 
hurano  —  furo  II.  b 
hurgar  —    frugare 
husrao  —  orma 
huta  —  hutte  II.  c 

I. 

ilhal  pg.  —  ijar  II.  b 
iman  —  diamante 
inchar  pg.  —  hinchar  II.  b 
inteiri9ar  pg.  —  intero 
irmäo  pg.  —  hermano  II.  b 


jacerina  —  ghiazzerino 
jaco  —  giaco 
jalde,  pg.  jalne  —  giallo 
Jamba,  jamon  —  gamba 
j  ardin  —  giardino 
jarra  —  giara 
jarrete  —  garra 
Jasmin  —   gesmino 
jaula  —  gabbia 
joglar  —  giocolaro 
joya,  joyel  —  godere 
joyo  —  gioglio 
jubon  —  giubba 
jueves  —  giovedi 
julepe  —  giulebbe 
justar  —  giustare 


lagarto  —  lacerta 
lambel  —  lambeau  II.  c 
lance  —  lancia 
lancha  —  lasca  II.  b 
lanza  —  lancia 
lana  —  lama 
laranja  pg.  —  arancio 
lästima  —  biasimo 
lastre  —  astre 
latir  —  ghiattire 
laton  —  ottone 
laud  —  liuto 
lazo  —  laccio 
lebeche  —  libeccio 
lebrel  —  levriere 
lechuzo  —  lechon  II.  b 
leixar  pg.  —  lasciare 
lembrar  pg.  —  membrare 
lerdo  —  lordo 
leudo  —  lievito 
liendre  —  lendine 
lienzo  —  lenza 
limaza  —  lumaccia 


limon  - 

-  lerne  II.  b 

lirio  — 

giglio 

liron  — 

-  ghiro 

lisera  - 

-  lista 

liso  — 

liscio 

listo  — 

lesto 

litera  - 

-  lettiera 

liza  — 

liccia 

lizne  — 

-  liscio 

llamar  • 

—  chiamare 

llares  - 

-  lar 

loco  — 

locco 

loendro 

pg.  —  oleandro 

longa  - 

-  loggia 

lonja  - 

-  longe  II.  c 

luego  - 

-  loco 

lunes  - 

-  lunedi 

maca  pg.  —  amaca 

maca  —  macco 

machacar,   machucar,   machar  - 

macho  II.  b 
madexa  —  matassa 
madios  —  dio 
madraco  pg.  —  materasso 
magoa  pg.  —  macchia 
majar   —  maglio 
malandrin  —  landra 
malavez  —  avieso  II.  b 
malla  —  macchia 
malogro  —  logro  II.  b 
malviz  —  mauvis  II.  c 
manada  —  magione 
mancha,  mancilla  —  macchia 
maniqui  —  mannequin  II.  c 
manlevar  —  mallevare 
mano  pg.  —  hermano  II.  b 
mariana  —  mane 
marchar  —  marcher  II.  c 
marlotar  —  maraud  IL  c 
marmelo  pg.  —  membrillo  II.  b 
marques  —  marca 
marra  —  marron  II.  b 
martes  —  martedi 
mas  —  mai 
masa  —  mas 
mascar  —  masticare 
mascarra  pg.  —  maschera 
mastin  —  magione 
matar  —  matto 
mecha  —  miccia 
meda,  megano  —  meta 
meiminho  pg.  —  mimo  II.  b 
melsa  —  milza 
mena  —  menare 
menester,  menestral  —  mestiero 
48* 


902 


SPANISCHES   REGISTER. 


menguar  —  menovare 

menino  —  mina 

mentira  —  menzogna 

merode  —  maraud  II.  c 

metralla  —  mitraille  II.  c 

mezclar  —  mischiare 

miercoles  —  mercoledi 

migrana  —  magrana 

misa  —  messa 

mismo  —  medes 

mitad  —  mezzo 

mochin,  mocho   —  mozzo 

mofletes  —  muffare 

mofo,  mofino  —  muffo 

moho,  mohino  —  muffo 

mojar,  moje  —  molla 

molde  —  modano 

molho  pg.  —  manojo  II.  b 

molino  —  mulino 

molleja,  molleta  —  molla 

molondro  —  landra 

morga  —  morchia 

morno  —  morne  II.  c 

morueco  —  marron  II.  c 

motin  —  meute  II.  c 

moyo  —  moggio 

muceta  —  almussa 

muelle  —  molla 

muelle  —  molo 

muir  —  mungere 

muito  pg.  —  mucho  II.  b 

mulilla  —  mula 

muneca  —  murion 

murganhop^.,  musgano  sp.  —  mur 

murria  —  moja 

mustio  —  moscio 

Sf. 
nacar  —  naccherö 
nalga  —  natica 
naranja  —  arancio 
nauclero  —  nocchiero 
nedeo  pg.  —  netto 
negaca  pg.  —  ariagaza  II.  b 
neguilla  —  niello 
nenhumpgf.  —  niuno 
nespera  —  nespola 
nicho  —  nicchio  II.  a 
niego  —  nido 
ninguno  —  niuno 
ninho,  ninhego  pg.  —  nido 
nivel  —  libello 
nonada  —  nada  II.  b 
norabuena  —  ora  (1) 
nutria  —  lontra 


O. 

ogro  —  orco 

olvidar  —  obbliare 

onza  —  lonza 

orage,  orear,  oreo  —  aura 

orilla  —  orlo 

orin  —  ruggine 

oruga  —  ruca 

otorgar  —  otriare 

pabellon  —  padiglione 
paflon  —  plafond  II.  c 
paja  —  paglia 
palabra  —  parola 
palurdo  —  lordo 
pana  —  panne  II.  c 
paquete  —  pacco 
para  —  por 
parejo  —  parecchio 
parlar  —  parola 
parque  —  parco 
pasmo  —  spasimo 
patan,  patrulla  —  pata 
payla  —  poele  II.  c  (1) 
peage  —  pedaggio 
pecilgar  —  pellizcar  II.  b 
peconha  pg.  —  pozione 
pego  pg.  —  pelago 
peine  —  pettine 
pelitre  —  pilatro 
pellap<jr.  —  poele  II.  c  (1) 
pelota  —  pillotta 
peluca  —  piluccare 
pendon  —  pennone 
pensar  —  peso 
pena  —  penna 
peon  —  pedone 
pepita  —  pipita 
pequeno  —  piccolo 
percha  —  perche  II.  c 
perexil  —  petrosellino 
pereza  —  pigrezza 
perfilar  —  profilare 
periquito  —  parocchetto 
perola  pg.  —  perla 
perpunte  —  pourpoint  II.  c 
pestana  —  pestare 
petiscar  pg.  —  pito 
picaro  —  picco 
pichel  —  bicchiere 
pichon  —  piccione 
pieza  —  pezza 
pifaro  —  pipa 
pila  —  pella  II.  b 
pillar  —  pigliare 
pinchar,  pinzo  —  pizza 


SPANISCHES    REGISTER. 


763 


pinzon  —  pincionc 
pinata  —  pignatta  II.  a 
pisar  —  pestare 
pitorra  —  pito 
pizca  —  pizza 
plasia  —  pasta 
plata  —  piatto 
playa  —  piaggia 
plaza  —  piazza 
plegar  —  piegare 
pleito  —  piato 
podar  —  potare 
polea  —  poulierll.c 
polizon  —  polisson  II.  c 
ponzona  —  pozione 
posar  —  pausare 
postrar  —  prostrare 
potage  —  pote 
potro  —  poledro 
poupa  pg.  —  upupa 
poyo  —  poggio 
preboste  —  prevoste 
pregui9a  pg.   —  pigrezza 
preste  —  prete 
pretina  —  poitrine  II.  c 
primavera  —  ver 
prioste  —  prevosto 
prisco  —  persica 
prision  —  prigione 
proa  —  prua 
provecho  —  profitto 
provena  —  propaggine 
pruir  pg.  —  prüdere 
pues  —  poi 
pulga  —  pulce 
punchar  —  punzar  II.  b 
putput  —  upupa 
puxar  —  pulsar 


que  —  che 

quebrantar  —  crebantar 
quebrar  —  crepare 
quedar,  quedo  —  cheto 
queixo  pg.  —   casso 
quelha  pg.  —  calha  II.  b 
queso  —  cascio 
quilate  —  carato 
quilla  —  chiglia 
quiraera  —  chimera 
quinon  —  coin  II.  c 
quitar,  quito  —  cheto 
quixada  —  casso 
quixote  —  coscia 


rabel  —  ribeba 


rachar  pg.,  sp.  rajar  —  raggio 

ramero  —  ramingo 

rancho  —  rang  II.  c 

rapar  —  rappare 

rasgar,  rasgunar  —  rascar 

rasilla  —  raso 

raudal  —  raudo  II.  b 

rayo  —  raggio 

rebosar  —  versare 

recado  —  recaudar  II.  b 

recamare  —  ricaraare 

recato  —  catar 

recear  pg.  —  zelo 

rechinar  —  reche  IT.  c 

recodo         cubito 

recudir  —  cudir  II.  b 

recular  —  rinculare 

redea  pg.  —  redina 

refriega  —  fregare 

regocijo  —  gozo  II.  b 

rehusar  —  refusare 

reja  —  relha 

relampago  —  lampo 

relox  —  oriuclo 

remate  —  matar  II.  b 

remolcar  —  remorchiare 

rencilla  —  rerlir  II.  b 

renda  pg.   —  randa 

reponche  —  raperonzo 

reproche  —  reprocher  II.  c 

rescatar  —  accattare 

resemblar  —  serabrare 

resma  —  risma 

resollar  —  sollar  II.  b 

resquicio  —  quicio  II.  b 

restanar  —  stanco 

retar  —  reptar 

reves  —  rivescio 

rezelar  —  zelo 

ribera  —  riviera 

rienda  —  redina 

riesgo  —  risicare 

rina  —  renir  II.  b 

riiion  —  rognone 

ristre  —  resta 

rizo  —  riccio 

robin  —  ruggine 

roble  —  rovere 

rociada,  rocio  —  ros  (1) 

rocin  —  ros  (2) 

rojar  pg.  —  rozar  II.  b 

rolde,  rollo  —  rotolo 

romero  —  romeo 

romero  —  raraerino 

rondon  —  randa 

rona  —  rogna 

roque  «*•  rocco 


764 


SPANISCHES    REGISTER. 


roquete  —  rocchetto 
roxo  —  roggio 
rua  —  ruga 
rubio  —  roggio 
rueca  —  rocca 
ruiponzo  —  raperonzo 
ruisenor  —  rossignuolo 


sabio  —  saggio 

sable  —  sciabla 

sabueso  —  segugio 

sacomano  —  sacco 

sacudir  —  cudir  IL  b 

ßagerida  —  satureja 

sainete  —  saime 

sajar  —  sarrafarll.b 

salchicha  —  salsa 

sallar  —  sacho  IL  b 

salmuera  —  moja 

sanco  —  zanca 

sarcia  —  sarte 

sargento  —  sergente 

sarjar  —  sarrafar  IL  b 

saya  —  saja 

sazon  —  stagione 

seda  —  seta 

segurelha  pg.  —  satureja 

seira  pg.  —  sarria  IL  b 

semana  —  settimana 

semblar,  semejar  —  sembrare 

senescal  —  siniscalco 

sena  —  insegna 

senor  —  signore 

ser  —  essere 

sera  —  sarria  IL  b 

serzir  pg.  —  zurcir  IL  b 

Sierra  —  serra 

sim  pg,  —  si 

sin  —  senza 

sinople  IL  c 

sizel  pg.  —  cincel 

sobaco  —  barcar  IL  b 

sobajar  —  sobar  IL  b 

sobarcar  —  barcar  IL  b 

sobrino  —  cugino 

solapar  —  lapo 

sollastre  —  souil  IL  c 

sollozo  —  singhiozzo 

soplar  —  soffiare 

sorra  —  zayorra 

sucio  —  sucido 

suela  —  suolo 

sueldo  —  soldo 

sujo  pg.  —  sucido 

6upercheria  —  soverchio 

surtir  —  sortire 


susto  —  sostare 

T. 
tacano  —  taccagno 
tacha,  tacon  —  tacco 
taja,  tajar  —  taglia 
taladro  —  taraire 
tamica  pg.  —  tomiza  IL  b 
tampa  pg.  —  tape  (1) 
tanque  pg.  —  stancare 
tapiz  —  tappeto 
taragona  —  targone 
tarazon  —  torso 
tarracena  pg.  —  arsenale 
tasugo  —  tasso 
tato  —  taita 
tato  —  tartagliare 
teJa>  P9-  telha  —  tegola 
temblar  —  tremolare 
terliz  — -  traliccio 
tesoura  pg.  —  tesoira 
texon  —  tasso 
tigella,  tijolo  pg.  —  tegola 
timalo  —  temolo 
tirabal  —  ataballo 
timbre  IL  c 
tio  —  zio 
tisnar  —  tizzo 
tixera  —  tesoira 
toalla  —  tovaglia 
toba  —  tufo 
tocha  pg.  —  torciare 
tocon  —  tocca 
todavia  —  via  (1) 
tondino  —  tondo  IL  a 
topar,  tope  —  toppo 
torca,  torcaz  —  torciare 
tortuga  —  tartaruga 
torzuelo  —  terzuolo 
trabajo  —  travaglio 
tracao  pg.  —  torso 
trado  pg.  —  taraire 
tragin  —  traino 
trampa  —  trapa 
trance  —  transito 
trapo  —  drappo 
traquear  —  trac  IL  c 
trasfegar  —  trasegar  IL  b 
traste  —  tastare 
travoella  pg.  —  taraire 
trazar  —  tracciare 
trazer  pg.  —  esparcir  IL  b 
trebol  —  trifoglio 
trefego  pg.  —  traffico 
tremonba  pg.  —  tramoggia 
trenza  —  treccia 
treyo  pg*  —.  trifoglio 


SPANISCHES    RBÖISTBR, 


765 


trillo  —  trebbia 
trincar,  trinchar  —  trencar 
triza  —  trissar  II.  c 
trobar  —  trovare 
trompicar  —  tropezar  II.  b 
tronzar  —  torso 
trovejar  —  trono 
troxa,  troza  —  torciare 
trozo  —  torso 
truhan  —  truan 
trujaman  —  dragomanno 
trumbo  —  truffe 
tuerca  —  torciare 
tumba  —  toraba 
tumbar  —  tombolare 
tupir  —  toppo 
turar  —  atturare 
turma  —  truffe 
turrar  —  torrar  II.  b 


vaho  —  bafo  II.  b 
varon  —  barone 
vasa  pg.  —  gazon  II.  c 
vaya  —  baja   (2) 
vela  —  veglia 
velhaco  pg.  —  vigliacco 
venda  —  benda 
vengar  —  vengiare 
ventaja  —  anzi 
vera  —  riviera 
verano  —  ver 
verdolaga  -~  portulaca 
vergel  —  verziere 
vergüenza  —  vergogna 
vermejo  —  vermiglio 
vezo  —  vezzo 
viejo  —  vecchio 
viernes  —  venerdi 
viez  pg.  —  biais  II.  c 
vigia  —  veglia 
vihuela  —  viola 


vilordo  —  lordo 
viruela  —  vajuolo 
vivac  —  bivouac  II.  c 


xaloque 

—  scirocco 

xamete  - 

-  sciamito 

xaque  — 

scacco 

xarcia  — 

-  sarte 

xarope  - 

-  siroppo 

xauro  — 

augurio 

xefe  — 

chef  II.  c 

xeme  — 

scemo 

xerga  — 

gergo 

xergon  - 

-  sargia 

xeringa  ■ 
xibia  — 

—  sciringa 
seppia 

xisca  — 

sesca  IL  b 

xugo  — 

suco 

Y. 

ya  —  giä 
yedgo  —  eppio 
yegua  —  cavallo 

yelmo  — 

-  elmo 

yermo  — 

-  ermo 

yesca  — 
yunque  - 

esca 
—  incude 

SE. 

zahareno 

—  safara  II.  b 

zahorra 

—  zavorra 

zampar  - 

—  tape  (1) 

zampona 
zanefa  - 

—  sampogna 
-  cenefa  11.  b 

zapata  — 

-  ciabatta 

zarpa,  zarpar  —  sarpare 
zebelina  —  zibellino 

zompo  —  zoppo 
zonzo  —  soso  II.  b 
zumaque  —  sommaco 


FRANZÖSISCH. 


ab  pr.  —  appo 

abandonner  — >  bando 

abeille  —  ape 

abellucar  pr.  —  bellugue  IL  c 

abequer  —  becco 

abois  —  aboyer  ILc 


abricot  —  albercocco 
acariätre  —  cara 
accabler  —  caable  II.  c 
accointer  —  conto 
accoutrer  —  cucire 
acesmer  —  esmar 
achat,  acheter  —  accattare 
a,cheYer  —  acabar 


?ea 


FRANZÖSISCHES   REGISTER« 


achier  —  ape 
acier  —  acciajo 
ades  —  esso 
adraoneter  —  amonestar 
adouber  —  addobbare 
afeurer  —  foro 
afficher  —  ficcare 
affüt  —  fusta 
agace  —  gazza 
agacer  —  agazzare 
agencer  —  gente 
agraffe  —  graffio 
agreable,  agreer  —  grado 
aguet  —  guatare 
aguilen  pr.  —  aiglen  II.  c 
ahan  —  affanno 
ahurir  —  hure  II.  c 
aide,  aider  —  ajuto 
aigrette  —  aghirone 
aiguille  —  aguglia 
aimant  —  diaraante 
ain9ois,  ains  —  anzi 
aine  —  inguine 
ains  —  anche 
ainsi  —  cosi 
air  —  aria 
airain  —  rame 
ais  pr.  —  asco  IL  b 
aise,  pr.  aisina  —  agio 
aisso  pr.  —  ciö 
ajouter  —  giusta 
alambic  —  lambicco 
alene  —  lesina 
alerte  —  erto  II.  a 
alezan  —  alazan  II.  b 
alleger  —  lieve 
aller  —  andare 
alleu  —  allodio 
aloi  —  lega  (2) 
alors  —  ora  (2) 
aloser  —  lusinga 
alouette  —  allodola 
alumelle  —  laraa  (2) 
amagar  pr.  —  ämago  II.  b 
amande  —  mandorla 
amanevir  —  manevir  II.  c 
ambassade  —  ambasciata 
ambler  —  ambiare 
ärae  —  anima 
amiral  —  almirante 
arauser  —  rauso 
anc  pr.  —  anche 
anceis  pr.  —  esso 
anche  —  anca 
anchois  —  acciuga 
ancien  —  anzi 
ancse  j>/>  —  se  II.  c 


anqui  —  qui 
apostille  —  postilla 
appareil  —  parecchio 
appät  —  pasta 
approcher  —  proche  II.  c 
appui  —  poggio 
apres  —  presso 
ara  pr.  —  ora  (2) 
arborer  —  alberare 
archal  —  oricalco 
arcon  —  arcione 
arete  —  arista 
argousin  —  alguacil  II.  b 
arma  pr.  —  anima 
armet  —  elmo 
arquebuse  —  arcobugio 
arriere  —  retro 
arrimer  —  rima 
arroser  —  ros  (1) 
arrumer  —  rombo 


asermar,  asesmar  pr.  —  esmar 
assembler  —  sembrare 


assez  — 

assiette  —  assettare 

assommer  —  salma 

astiii  pr.  —  häte  II.  c 

astreindre  —  etreindre  II.  c 

atours  —  torno 

ätre  —  astre 

attacher,  attaquer  —  tacco 

atteler  —  teler  II.  c 

attelle  —  ascla 

attiffer  —  tiffer  II.  c 

attiser  —  tizzo 

aube  —  alba 

auberge  —  albergo 

aubour  —  aubier  II.  c 

aucun  —  alcuno 

auferrant  —  ferrant  II.  c 

aufin  —  alfido 

aujourd'hui  —  oggi 

aumöne  —  limosina 

aumusse  —  alinussa 

aune  —  alna 

aunee  —  enola 

auques  —  algo 

autour  —  astore 

autruche  —  struzzo 

avancer,  avant,  avantage  —  anzi 

aveu  —  voeu  II.  c 

aveugle  —  avocolo 

avis,  aviser  —  viso 

avouer  —  voeu  II.  c 

a  z  esmar  pr,  -^  esmar 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


*67 


babine  —  babbuino 
babioles  —  babbeo 
bachele  —  bagascia 
bachelier  —  baccalare 
badaud,  badin  —  badare 
bafouer  —  beffa 


baguette  —  bacchetta 

bahut  —  baule 

baie  — •  baja 

baigner  —  bagno 

bailler  —  bailo 

bäiller  —  badare 

baillet  —  bajo 

baillif  —  bailo 

bain  —  bagno 

baisele  —  bagascia' 

balais  —  balascio 

balance  —  bilancia 

baloier  —  balicare 

balourd  —  lordo 

balustre  —  balaustro 

balzan  —  balza  II.  a 

bambin,  bamboche  —  bambo 

ban  —  bando 

bände,  bander  —  benda 

banne  —  benna 

bannir  —  bando 

banque  —  banco 

bardeau  —  barda 

barigel  —  bargello 

baril  —  barra 

barnatge  pr.  —  barone 

baroque  —  barrueco  II.  b 

barque  —  barca 

barrette  —  berretta 

bas  sbst.  — -  basso 


Dasm  —  bambagio 
bassin  —  bacino 
bastille,  bat  —  basto 
bataille  —  battere 
bätard  —  basto 
bateau  —  batto 
bätir,  bäton  —  basto 
baucant  —  balza  II.  a 
bausia  pr.  —  bugia  (2) 
bayer  —  badare 
becasse,  beche  —  becco 
bedaine  —  bedon  IL  c 
bedeau  —  bidello 
beer  —  badare 
beffler  —  beffa 
beffroi  —  battifredo 
beignet  —  bugna 
belette  —  bele  II.  c 


bäquille  —  becco 

bercail  —  berbice 

berge  —  barca 

berge  —  barga 

berlue  —  bellugue  II.  c 

berser  —  bercer  II.  c 

bertouser  —  bis 

besace  —  bisaccia 

besaigue  —  bicciacuto 

besant  —  bisante 

besoin  —  sogna 

bestordre,  bestors  —  tordre  II.  c 

bidon  —  bedon  II.  c 

biere  —  bara 

biere  —  birra 

bigne  —  bugna 

billard,  bille  —  biglia 

billet  —  bolla 

bis  —  bigio 

biscuit  —  biscotto 

bise  —  bigio 

biseau  —  bis 

biset  —  bigio 

bistensar  pr.  —  stentare  II.  a 

bläme  —  biasimo 

blanc  —  bianco 

ble  —  biado 

bleu  —  biavo 

blocus  —  bloc 

blond  —  biondo 

bioquer  —  bloc  II.  c 

blos  pr.  —  biotto 

bluette  —  bellugue  II.  c 

bocage,  bois  —  bosco 

boisie,  boisdie  —  bugia 

boisseau,  boiter  —  boite  II.  c 

bombasin  —  bambagio 

bonheur  —  augurio 

bor  —  ora  (1) 

bordel  —  borda 

borgne  —  bornio 

borrofler  —  bouder  II.  c 

bosquet  —  bosco 

bosse  —  bozza 

bouche  —  bocca 

boucher  sbst.  —  bouc  II.  c 

bouchon  —  boucher  II.  c 

boudin,  boudine  —  bouder  II.  c 

bouee  —  boja  (1) 

bouffer,  bouffon  —  buf 

bouge  —  bolgia 

bougie  —  bugia  (T) 

bougran  —  bucherame 

bouhourt  —  bagordo 

bouillir,  bouillon,  boule  —  bolla 

bouleau  —  betula 

boulimie  —  bulimo  II.  a 


768 


FRANZÖSISCHES   REGISTER. 


boulon  —  bolla 

bouquet  —  bosco 

bourdon  —  bordone 

bourg  —  borgo 

bournous  —  albornoz  II.  b 

bourrache  —  borraggine 

bourras  —  borra 

bourrasque  —  burrasca 

bourre  —  borra 

bourreler  —  bourreau  II.  c 

bourrer  —  borra 

bourrique  —  burro 

bourse  —  borsa 

boursoufler  —  bouder  II.  c 

boussole  —  bosso 

bout  —  bottare 

boute,  bouteille  —  botte 

bouter,  bouton  —  bottare 

boutique  —  bottega 

boyau  —  budello 

braconnier  —  bracco 

brai  —  brago 

braidif  —  braire  II.  c 

braie  —  braca 

brailler  —  braire  II.  c 

braion  —  brandone 

braise  —  bragia 

bran    —  brenno 

branche  —   branca 

brandir,  brandon,  branler  —  brando 

braque  —  bracco 

brasse  —  braza 

brebis  —  berbice 

breloque  —  loque  II.  c 

bretauder  —  berta 

breteche  —  bertesca 

breuil  —  broglio 

brifer  —  bribe 

brigand  —  briga 

brignole  —  brugna 

brinde  —  brindisi 

brique  —  bricco 

brise  —  brezza 

brocard,  broche,  brocher  —  brocco 

broder  —  bordo 

broion  —  brete 

broisson  pr.  —  brocca 

broncher  —  bronco 

brosse  —  broza 

brouet  —  brodo 

brouette  —  biroccio 

brouillard  —  brouee  II.  c 

brouiller,  brouillon  —  broglio 

broussaille  — ■  broza 

brout  —  brote 

brouter  —  broza 

broyer  —  briga 


brugnon  —  brugna 
bruit  —  bruire 
brüler  —  bruciare 
bruyere  —  bru  II.  c  (1) 
buche  —  busca 
budget  —  bolgia 
buer  —  bucato 
buie  —  boja    (1) 
buis,  buisson  —  bosso 
bulletin  —  bolla 
burat,  bureau  —  bujo 
burin  —  borino 
busart  —  buse  IL  c 
busquer  —  buscare 
but,  buto  —  bozza 
butin  —  bottino 


9a  —  qua 

cabane,  cabinet  —  capanna 

cable  —  cappio 

cache,  cacher,  cachet,  cachot  — 

quatto 
cadastre  —  catastro 
cadre  —  quadro 
cafard  —  cafre  IL  b 
cage  —  gabbia 
caille  —  quaglia 
cailler  —  quagliare 
cais  pr.  —  casso 
caisse  —  cassa 
cajoler  —  gabbia 
calabre  pr.  —  caable  IL  c 
caleche  —  calesse 
calecon  —  calzo 
canape  —  canope 
canard  —  cane  IL  c 
canevas  —  canape 
capdel  pr.  —  capitello 
cäpre  —  cappero 
captener  pr.  —  mantenere 
caraque  —  carraca  IL  b 
caravelle  —  caraba 
careme  —  quaresma 
carmin  —  carmesino 
carnaval  —  carnevale  IL  a 
carne,    carnel,   carneler   —   cran 

IL  c 
caroube,  carouge  —  carrobo 
carquois  —  carcasso 
carre,  carreau,  carrer,  carriere  — 

quadro 
casque  —  cascar  IL  b 
casserole  —  cazza 
catir  —  quatto 

cau,  caucala  pr.  —  choe  IL  c 
causer  —  cosa 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


76Ö 


cavesson  —  cavezza 

ce  —  ciö 

ceans  —   ens  II.  c 

ceuille    —  zediglia 

celeri  —  sedano 

celui  —  quello 

cembel  —  zimbello 

cerise  —  ciriegia 

cerne,  cerner  —  cercine 

cet  —  questo 

chablis  —  caable  II.  c 

chacun  —  ciascuno 

chainse  —   camicia 

chälit  —  cataletto 

chamarrer  —  zamarra  II.  b 

chamois  —  camozza 

cbampion  —  campione 

chanceler  —  chance  II.  c 

chancre  —  granchio 

change,  changer   —  cambiare 

chanteau  —  canto 

chantier  —  cantiere 

chanvre  —  canape 

chape,  chapeau,  chapelle,   chape_ 

ron  —  cappa 
chapitre  —  capitolo 
chardon  —  cardo 
charge,  charger  —  caricare 
charlatan  —  ciarlare 
charniere  —  cran  II.  c 
charogne  —  carogna 
charpente  —  carpentiere 
charroie   —  charme  II.  c  (1) 
chässe  —  cassa 
chasser  —  cacciare 
chasuble  —  casipola 
chat  —  gatto 
chat-huant /r.,  chauanapr.  —  choe 

II.  c 
chaudiere,  chaudron  —  caldaja 
chaumiere  —  chaume  II.  c 
chausse  —  calzo 
chaussee  —  calzada 
eherner  —  scemo 
cheminee  —  caminata 
chemise  —  camicia 
chercher  —  cercare 
chere  —  cara 
chetif  —   cattivo 
cheval,  chevaucher  —  cavallo 
chevet  —  chef  II.  c 
cheville   —  cavicchia 
chevir  —  chef  II.  c 
chevrette  —  crevette  II.  c 
chicane,  chiche,  chicot  —  cica 
chiche  —   cece 
chiffre  —  eifra 


chimie  —  alchimia 

chinquer  —  escanciar 

chiourme  —  ciurma 

chiquet  —  cica 

choc  —  cioeco 

chocolat  —  cioccolata 

chommer  —  calma 

chopper  —  zoppo 

choquer  —  cioeco 

chose  —  cosa 

chou  —  cavolo 

chouan,  choucas,  chouette  —  choe 

II.  c 
chuchoter,  chut  —  zitto 
ci  —  qui 
eidre  —  sidro 
eimeterre  —  seimitarra 
cingler  —  singlar 
cintre  —  centinare 
ciseau,  ciseler   —  cincel 
clabaud  —  glapir  II.  c 
clapier  —  clapir  II.  c 
clatir  —  ghiattire 
cleda  pr.  —  claie  II.  c 
clocher  —  clop  II.  c 
clore  —  chiudere 
clou  —  chiodo  II.  a 
cobe  pr.  —   cupido 
cocagne  —  euccagna 
cocarde  —  coq  II.  c 
cochar  pr.  —  coitar 
coche  —  cocca 
coche  —  cocchio 
Cochenille  —  cocciniglia 
cocu  —  cueco 
coffre  —  cofano 
cogotz,  cogul  pr.  —  cueco 
coi  —  cheto 
coiffe  —  cuffia 
coillon  —  coglione 
coing  —  cotogna 
cointe  —  conto 
coite  —  coltrice 
comble  —  colmo 
commencer  —  cominciare 
comment  —  come 
compter  —  contare 
corate  —   conte 
congedier  —  conge  II.  c 
connetable  —  contestabile 
contraindre  —  etreindre  II.  c 
contrebande  —  bando 
contrecarrer  —  cara 
contröle  —  rotolo 
convier  —  convitare 
convoiter  —  cupido 
convoyer  —  voyer  IL  c 
49 


■770 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


coque  —  cocca 

coquet  —  coq  IL  c 

coquille  —  cochiglia 

cor  partihel  —  ora  (Q) 

cordonnier  —  cordovano 

corine  —  corruccio 

corroyer  —  redo 

cortege  —  corte 

corvette  —  corbeta 

cosensa  pr.  —  cuire  II.  c 

cospel  —  copeau  II.  c 

cosser  —  cozzare 

cossi  pr.   —  come 

cota  pr.  —  coltrice 

cöte,  cöte,  coteau  —   costa 

cote,  coter,  coterie  —  quota 

cotillon  —  cotta 

couard  —  codardo 

couchant  —  ponente 

coucher  —  colcare 

coucou  —  cucco 

coude  —  cubito 

coudre  —  cucire 

couenne  —  cotenna 

couette  —  coltrice 

coulis,  coulisse  —  couler  II.  c 

coup  —  colpo 

coupe,  coupeau  —  coppa 

couper   —  colpo 

couple  —  coppia 

cour  —  corte 

courage  —  coraggio 

courbette  —  corvetta 

courge  —  cucuzza 

courroie  —  coreggia 

courroux  —  corruccio 

courtier  —  cura 

courtine  —  cortina 

courtisan,  courtois  —  corte 

cous  —  cucco 

cousin  —  cugino 

coussin  —  coltrice 

coutume  —  costuma 

couver  —  covare 

coyon  —   coglione 

cracher  —  radier  II.  c 

craraoisi  —  carmesino 

crampe,  crampon  —  grampa 

cranc  pr.  —  granchio 

craquer  —  crac  II.  c 

cravache  —  corbaccio 

cravanter  —  crebantar 

creche  —  greppia 

creneau  —  cran  II.  c 

cresson  —  crescione 

crever  —  crepare 

crier  —  gridare 


crochet  —  croc  II.  c 
croissir,  croistre  —  cruxir 
crouler  —  crollare 
Croupe,  croupir  —  groppo 
cueillir  —  cogliere 
cuider  —   coitare 
cuiller  —  cucchiajo 
cuirasse  —  corazza 
cuisine  —  cucina 
cuisse  —  coscia 
cuistre  —  cuire  II.  c 
cussö/»r.  —  cozzone 
cuve  —  coppa 

O. 

dace  —  dazio 
daguet  —  guatare 
dame  —  donno 
dans  —  ens  II.  c 
darse  —  arsenale 
datte  —  dattero 
daus  pr.  —  a 
debaucher  —  bauche  II.  c 
debonnaire  —  aria 
debout  —  bottare 
debris  —  briser  II.  c 
debut  —  bozza 
dechirer  —   eschirer  II.  c 
dechouer  —  echouer  II.  c 
decombres  —  colmo 
defalquer  —   falcare  IL  a 
defaut  —  falta 
den,  defier  —  disüdare 
defiler  —  fila 
defrayer  —  frais  IL  c 
deguerpir  —  guerpir  II.  c 
deja  —  giä 
dejeüner  —  giunare 
delabrer  —  lambeau  II.  c 
delayer  —  dileguare 
demain  —  mane 
demarrer  —  amarrar 
demoiselle  —  donno 
denier,  denree  —  denaro 
depecher  —  pacciare 
depetrer  —  pastoja 
depouille  —  spoglio 
depuis  —  poi 
derate  —  rate  IL  c 
dernier  —  retro 
derober  —  roba 
deroute  —  rotta 
derriere  —  retro 
descaptar  pr.  —  capitare  II.  a 
desormais  —  des 
dessein,  dessin,  dessiner  —  dise. 
gnare 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


771 


dessert  —  serviettc  II.  c 
dessous  —  sotto 
dessus  —  suso 
deteler  —  teler  II.  c 
detraquer  —   trac  II.  c 
detrier  —   trigar  II.  c 
detroit  —  etroit  IL  c 
deuil  —  cordoglio 
devant  —  anzi 
devider  —  vide  II.  c 
devis  —  diviso 
devouer  —   voeu  II,  c 
diane  —  diana  II.  a 
dilayer  —  delai  II.  c 
diraanche   —   domenica 
diner  —  desinare 
donc  —  dunque 
dont  —  onde 
douaire  —  douer  II.  c 
douane  —  dogana 
douche  —  docciare 
douillet  —  douille  II.  c  (1) 
douve  —  doga 
dragee  —  treggea 
dresser  —  rizzare 
drogman  —  dragomanno 
droit  —  ritto 
dusil  —  douille  II  c  (2) 
dusque  —  jusque  II.  c 

K. 
ebahir  —  baire 
ebaucher  —  bauche  II.  c 
ebranler  —  brando 
ebrouer  —  bravo 
ecaille,  ecale  —  scaglia 
ecarlate  —  scarlatto 
ecarter  —  scartare 
echafaut  —  catafalco 
echanson  —  escanciar 
echapper  —  scappare 
echarde  —  cardo 
echarpe  —  sciarpa 
echars  —  scarso 
echec  —  scacco 
echemer  —  sciame 
echevin  —  scabino 
echine  —  schiena 
echiquete,  echiquier  —  scacco 
echome  —  scalmo 
eclater  —  schiantare 
eclisse  —  clisse  II.  c 
eclore  —  chiudere 
ecluse  —  esclusa 
ecorce,  ecorcer  —  scorza 
ecorcher  —  coiteccia 
ecosse  —  cosse  II.  c 


ecot  —  scotto 
ecouer  —  coda 
ecourgee  —  scuriada 
ecouter  —  ascoltare 
ecueil  —  scoglio 
ecume  —  schiuma 
ecurer  —  sgurare 
ecureuil  —  scojattolo 
ecusson,  ecuyer  —  ecu  II.  c 
effacer  —  faccia 
efFondrer  —  fondo 
effrayer,  efFroi  —  frayeur  II.  c 
effronte  —  affrontare 
egarer  —  garer  II.  c 
eglantier  —  aiglent  IL  c 
egraffigner  —  greffe  II.  c  (1) 
egratigner  —  grattare 
egruger  —  gruger  II.  c 
eisaurar  pr.  —  sauro 
elan  —  lancia 
elecluaire  -    lattovaro 
elingue  —  slinga 
email  —  smalto 
embarras  —  barra 
embaucher  —  bauche  II.  c 
emblaver    —  biado 
embraser  —  bragia 
embusquer  —  bosco 
emeraude  —  smeraldo 
emeri  —  smeriglio 
emerillon  —  smerlo 
erneute  —  meute  IL  c 
emoi  —  smagare 
emousser  —  mozzo 
empan  —  spanna 
emparer  —  parare 
empecher  —  pacciare 
empeser,  empois  —  pegar 
empetrer  —  pastoja 
empiffrer  — -  pipa 
emplätre  —  piastra 
employer  —  piegare 
empreinte  —  imprenta 
emprunter  —  improntare 
en  —  indi 

en  pr.  sbst.  —  donno 
encan  —  incanto 
encausar  pr.  —  incalciare 
enceinte  —  incinta 
enclume  —  incude 
encombre  —  colmo 
encore  —  ora  (2) 
encre  —  inchiostro 
eudever  —  desver  II.  c 
endroit  —   ritto 
enfoncer  — -  fondo 
enfreindre  —  fraindre  II.  c 


772 


FRANZÖSISCHES    REGISTBR. 


engeance  —  enger  IL  c 
engloutir  —  ghiotto 
engouer  —  gave  II.  c 
enherdir  —  yerto  II.  b 
enjöler  —  gabbia 
ennui  —  noja 
enqui  —  qui 
enseigne  —  insegna 
enseigner  —  insegnare 
ensemble  —  insembre 
ensement  —  es  so 
ensouple  —  subbio 
entier  —  intero 
entraver,  entraves  —  travar 
envelopper  —  viluppo 
environ  —  virar 
envoisier  —  vezzo 
envoyer  —  voyer  II.  c 
epais  —  spesso 
epargner  —  sparagnare 
eparpiller  —  parpaglione 
epaule  —  spalla 
äpeautre  —  spelta 
eperon  —  sperone 
epervier  —  sparavierc 
epice  —  spezie 
epier  —  spiare 
epinard  ~  spinace 
epinceler,  epincer  —  pizza 
epingle  —  spillo 
eplucher  —  piluccare 
epois  —  spito 
epouiller  —  pidocchio 
epouvanter  —  spaventare 
epoux  —  sposo 
epreindre  —  preindre  II.  c 
equerre  —  quadro 
equi  —  qui 
equiper  —  schifo 
era  pr.   —  ora  (2) 
ereinter  —  derrengar 
ergot  —  argot  II.  c 
erranment  —  erre  II.  c 
ers  —  ervo 

esbalauzir  pr.  —  eblouir  II.  c 
esbanoier  —  banda 
escadre,  escadron  —  quadro 
escarbot  —  scarafaggio 
escarcelle  —  sciarpa 
escarir  pr.  —  schiera 
escarmouche  —  scaramnrcia 
escarpe  —  scarpa 
eschiele  —  schiera 
eschiele  —  squilla 
esclate  —  schiatta 
esclave  —  schiavo 
escolh  pr.  —  cogliere 


escopette  —  schioppo  II.  a 

escorcer  —  scorciare 

escorre  —  scuotere 

escorte  —  corgere  II.  a 

escouade  —  quadro 

escousse  —    scuotere 

escrimer  —  scherrao 

escroc  —  scrocco 

esglay  pr.  —  ghiado 

esmaier  —  sraagare 

esmerer  —  smerare 

espalier  —  spalla 

espelh  pr.,  espiegle  fr.  —  specchio 

espion  —  spiare 

espringuer  —  springare 

esquif  —  schifo 

esquisse  —  schizzo 

esquiver  —  schivare 

essai  —  saggio  (2) 

essaim  —  sciame 

essoigne  —  sogna 

essorer  —  sauro 

essuyer  —  suco 

estache  —  stacca 

estafette,  estafilade   —  stafFa  II.  a 

estanc  —  stanco 

estoc  —  stocco 

estor  —  stormo 

estrade  —  strada 

estragon  —  targone 

estreper  —  estraper  II  c 

estribot  —  strambo 

estriver  —  estribo 

estrope  —  stroppolo 

estropier  —  stroppiare 

estrubar  pr.  —  estribo 

etage  —  staggio 

etain  —  stagno 

etal,  etalon  —  stallo 

etamer  —  stagno 

etamine  —  stamigna 

etamper  —  stampare 

etance  —  stanza 

etancher,  etang  —  stancare 

etangues  —  stanga 

etau  —  stallo 

etendard  —  stendardo 

eteule  —  stoppia 

etoffe   —   stoffa 

etouble  —  stoppia 

etouffer  —  tufo  (1) 

etoupe,  etoupin  —  stoppa 

etourdir  —  stordire 

etourgeon  —  storione 

etrange,  etranger  —  stranio 

etrape  —  estraper  II.  c 

etre  —  essere 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


773 


etrecir  —  ctroit  II.  c 
etrier  —  estribo 
etrille  —  strecchia 
etriquet  —  tricoter  II.  c 
etri  viere  —  estribo 
etron  —  stronzare 
etrope  —  stroppolo 
etui  —  astuccio 
etuve  —  stufa 
eventail  —  ventaglio 
evier  —  eau  II.  c 
exaucer  —  alzare 

fächer  —  fastio 

faille  —  fiaccola 

faillir  —  fallire 

faine  —  faggio 

faisceau  —  fascio 

fanal  —  falö 

fanfare  —  fanfa 

fanfreluche  —  fanfaluca 

faquin  —  facchino 

farce  —  farsa 

fardeau  —  fardo 

farfouiller  —  fouger  II.  c 

farga  pr.  —  forgia 

faucon  —  falcone 

faute  —  falta 

fauteuil  —  faldistorio 

fauve  —  falbo 

fee  —   fata 

feindre  —  faint  II.  c 

felon  —  fello 

fenouil  —  finocchio 

ferte  —  ferme  IL  c 

feu  —  fuoco 

feur  —  foro 

feiirre  —  fodero 

feutre  —  feltro 

fiche  —  fitto 

ficher  —  ficcare 

fie,  nee  —  via  (1) 

fief  —  fio 

fifre  —  pipa 

filtrer  —  feltro 

flacon  —  fiasco 

flageolet  —  flauto 

flan   —  fiadone 

flanc  —  fianco 

flasque  —  fiacco 

flatir  —  flatter  II.  c 

fleche  —  freccia 

floc  pr.  —  froc  II.  c 

floc  —  folc  II.  c 

florin  —  fioriuo 

flot  —  fiotta 


fluet  —  flou  II.  c 

flute  —  flauto 

foible  —  fievole 

foie  —  fegato 

foire  —  fiera 

fois  —  vece 

foncer  —   fondo 

fontaine  —  fontana 

forain  —  fuora 

forban  —  bando 

force  —  forza 

forceis  pr.  —  fuora 

forcene  —  senno   , 

foret  —  foresta 

forge  —  forgia 

fouasse  —  focaccia 

fougere  —  felce 

fougue  —  foga  II.  a 

fouiller  —  fouger  II.  c 

fouine  —  faina 

foule,  fouler  —  follare 

fourbe,  fourbir  —  forbire 

fourrage,  fourreau,  fourrer  —  fo- 
dero 

frai  —  fregare 

frairin  —  fraiditz  II.  c 

frais  —  fresco 

fraise,  fraiser  —  fregio 

frasque  —  frasca  II.  a 

frayer  —  fregare 

freluquet  —  fanfaluca 

friand,  fricandeau,  fricasser  —  fri- 
que  II.  c 

fripon  —  friper  II.  c 

froisser  —  frizzare 

fröler  —  frettare 

fromage  —  formaggio 

fronde  —  fionda 

frotter  —  frettare 

fusil  —  fuoco 

futaine  —  fustagno 


gage  —  gaggio 
gagner  —  guadagnare 
gai  —  gajo 
gaillard  —  gala 
gaine  —  guaina 
galant  —  gala 
galere  —  galea 
galoche   —  galoscia 
galon  —  gala 
gamache  —  gamba 
ganache  —  ganascia 
gangrene  —  cangrena 
ganivet  —  canif  II.  c 
gans  e  —  gancio 


m 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


gant  —  guanto 
garant  —  guarento 
garba  pr.   —  gerbe  II.  c 
garce,  garcon  —  garzone 
garde,  garder  —  guardare 
gargamela  pr.  —  gargatta 
garnache,  garnir,    garnison  — 

guamire 
garou  —  loupgarou  II.  c 
gäter  —  guastare 
gavion  —  gave  II.  c 
gazouiller  —  jaser  II.  c 
geai  —  gajo 
gehir  —  gecchire 
gencive  —  gengiva 
genevre  —  ginepro 
genh  pr.,  genie  fr.  ' —    ingegno 
genou  —  ginocchio 
geöle  —  gabbia 
gequir  pr.  —  gecchire 
gerbe  —  garba 
germandree  —  calamandrea 
ges  pr.  —  gens  II.  c 
gibet  —  giubbetto 
gieser  —  gese  II.  c 
girandole  —  girer 
girofle  —  garofano 
giron  —  gherone 
gisarme  —  guisarme  II.  c 
gla'ieul  —  glaive 
glas  —  chiasso 
glatir  —  ghiattire 
glay  pr.  —  ghiado 
glousser  —  chiocciare 
glouteron  —  gleton  II.  c 
glouton  —  ghiotto 
gobelet  —  coppa 
godailler,  godon,  goinfre    —  goda 

IL  c 
gond   —  gonzo 
gonfler  —  gonfiare 
göret  —  gorre  II.  c  (1) 
gorge  —  gorgo 
gos  pr.  —  cuccio 
gosier  — gueux  II.  c 
goudron  —  catrame 
gouffre  —  golfo 
gouge  —  gubia 
gouine  —  goda  II.  c 
gouliafre  —  goliart  II.  c 
goupil,  goupillon  —  golpe 
goupiller  —  volpilh  II.  c 
gour  —  gorgo 
gourd   —  gordo 
gourde  —  cucuzza 
gourmette  —  grumo 
gousße  ^  guscio 


goutte  —  gotta 

graille  —  gracco 

grange  —  granja 

granter  —  creanter  II.  c 

gratusi  —  grattare 

gravelle,  gravier,  gravois  —  greve 

IL  c 
gre  —  grado 
gredin  —  gretto 
grele,  greler  —  gres  IL  c 
grenon  —  grena 
gresil  —  gres  IL  c 
grief  —  greve 
gril,  grille  —  grada 
grimace   —  grimoire  IL  c 
grogner,  groin,  gronder  —  gru- 

gnire 
grotesque  —  grotta 
grumeler  —  grumo 
gue  —  guado  (1) 
guede  —  guado  (2) 
guer,  guerle  pr.  —  guercio 
guerdon  —  guiderdone 
guere  —  guari 
gueret  —  barbecho 
guerir,  guerite  —  guarire 
guermenter  —  gaimenter  IL  c 
güet,  guetter  —  guatare 
gueude   —   gheldra 
guidon  —  guidare 
guigne  —  visciola 
guigner  —  ghignare 
guimauve  —  malvavischio 
guinder  —  ghindare 
guirlande  —  ghirlanda 
guitarre  —   chitarra 
guitran  —  catrame 
guivre  —  givre  IL  c  (1) 

H. 

habler  —   favola 
hache  —  accia 
haieine  —  alenare 
haier  —  halar 
hallebar  de  —  alabarda 
hamac   —  amaca 
hamecon  —  ancino 
hanap  —  anappo 
hanche  —  anca 
hangar  —  angar  II .  c 
haquenee,  haquet  —  haca 
harangue  —  aringo 
harceler  —  herse  IL  c 
harde,  hardes  —  hard  IL  c 
hardi  —  ardire 
hareng  —   aringa 
harer  —  haiö  U.  c 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


775 


harlot  —  arlotto 

harnacher,  harnois  —  arnese 

harouche  —  farouche  II.  c 

harpe,  harper,  harpon  etc.  —  arpa 

hasard  —  azzardo 

hasple  —  aspo 

haubert  —  usbergo 

hausser  —  alzare 

heaume  —  elmo 

he  las  —  lasso 

heraut  —  araldo 

herisser,  herisson  —  riccio    (1) 

hermine  —  armellino 

heron  —  aghirone 

heur  —  augurio 

heurt,  heurter  —  urtare 

hieble  —  ebbio 

hier  —  ieri 

hisser  —  issare 

hiver  —  inverno 

hobereau  —  hobin  II.  c 

hommage  —  uomo 

honnir,  honte  —  onire 

hoqueton  —  cotone 

horde  —   orda 

hormis,  hors  —  fuora 

hose  —  uosa 

höte  —  oste  (2) 

houle  —    ola 

houseaux  —  uosa 

houssine,  houssoir  —  houx  II.  c 

huer  —  hu  II.  c 

huis,  huissier  —  uscio 

hulotte  —  urlare 

huppe  —  upupa 

hurepe  —  herupe  II.  c 


ici 
if  - 

—  qui 

-  iva 

iqui 
isne 
itanl 
itel 

—  qui 
l  —  snello 
t  —  cotanto 
—  cotale 

ivoire  —  avorio 
ivraie  —  ebbriaco 

J. 

jaboter  —  jabot  II.  c 
jalon  —  j auger  II.  c 
jaloux  —  zelo 
jambe,  jambon  — "gamba 
jaque  —  giaco 
j ardin  —  giardino 
Jargon  —  gergo 
jarre  —  giara 
jarret  —  garra 


jasmin  —  gesmino 

jasse  pr.  —  se  II.  c 

jatte  —  gavetta 

jaune  —  giallo 

javeline,  javelot  —  giavelotto 

javelle  —  gavela 

jazerant  —  ghiazzerino 

je  —  io 

jeter  —  gettare 

jeudi  —  giovedi 

jeüne  —  giunare 

joie  —  godere 

joli  —  giulivo 

Jongleur  —  giocolaro 

joubarbe  —  jusbarba 

joue  —  gota 

jouir  —  godere 

jour  —  giorno 

joute,  j  outer  —  giusta 

joyau  —  godere 

jujube  —  giuggola 

julep  —  giulebbe 

jupe  —  giubba 

jusarme  —  guisarme  IL  c 

jusquiame  —  giuschiamo 


iabech  pr.  —  libeccio 

lache,  lächer  —  lasciare 

lacs  —  laccio 

ladre  —  lazaro 

laiche  —  lisca 

laisser  —  lasciare 

laiton  —  ottone 

lambrequin  —  lambeau  II.  c 

lambris  —  lambre  II.  c 

laquais  —  lacayo 

laste  —  lasso 

lavange  —  avalange  II.  c 

le  -  il 

leans  —  ens  II.  c 

leche  —  lisca 

lecher  —  leccare 

lege,  leger  —  lieve 

lendemain  —  mane 

lente  —  1  endine 

lesine  —  lesina 

lessive  —  lisciva 

lest  —  lasto 

leur  —  egli 

leurre  —  logoro 

lezard  —  lacerta 

lierre  —  edera 

limace,  limacon  —  lumaccia 

limon  —  lerne  II.  b 

linceuil  —  lenza 

lis  —  giglio 


7T6 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


lisiere  —  lista 

litiere  —  lettiera 

liveche  —  levistico 

löge,  loger,  logis  —  loggia 

loir  —  ghiro 

loquet  —  loc  II.  c 

lors  —  ora  (2) 

losenge  —  lusinga 

lot  —  lotto 

louange  —  lusinga 

lourd  —  lordo 

loutre  —  lontra 

loyer  —  louer  II.  c  (2) 

lui  —  egli 

luth  —  liuto 

JH. 

mächer  —  masticare 
machurer  —  maschera 
maidieu  —  dio 
mail  —  maglio 
maille  —  macchia 
maille  —  medaglia 
main  adv.  —  mane 
mainada  pr.  —  magione 
maintenant  —  immantinente 
maintenir  —  mantenere 
mais  —  mai 
maison  —  magione 
maitre  —  maestro 
malade  —  malato 
malaise  —  agio 
malgre  —  grado 
malheur  —  augurio 
malingre  —  heingre  II.  c 
malle  —  mala 
malotru  —  astro 
manche  —  manico 
mandore  —  pandura 
manger  —  mangiare 
manicordion  —  monocordo 
mannequin  —  manne  II.  c 
manoir  —  mas 
mar  adv.  —  ora  (1) 
marais  —  mare 
marchand  —  marche  II.  c 
marche  —  marca 
marcotte  —  margotta 
mardi  —  martedi 
marecage  —  mare 
marechal  —  mariscalco 
margue  pr.  —  manico 
marjolaine  —  majorana 
marotte  —  marionnette  II.  c 
marque,  marquis  —  marca 
marteau  —  martello 
masque  —  maschera 


masse,  massue  —  mazza 

mät  —  masto 

matelas  —  materasso 

matin  —  mane 

mätin  —  magione 

maussade  —  sade  II.  c 

mauvais  —  malvagio 

meche  —  miccia 

mechef  —  menoscabo 

mehaing  —  magagna 

melange,  meler  —  mischiare 

meme  —  medes 

menace  —    minaccia 

menetrier  —  mestiero 

mensonge  —  menzogna 

mentoivre  —  mentar 

menuiser  —  minuzzare 

mercredi  —  mercoledi 

merluche  —  merluzzo 

merveille  —  maraviglia 

mesquin  —   meschino 

metairie  —  mezzo 

metal  —  medaglia 

metayer  —  mezzo 

metier  —  mestiero 

metis  —  mestizzo 

meugler  —  mugghiare 

meunier  —  molino 

miche  —  mica 

mignard  —  mignon  II.  c 

migraine  —  magrana 

mille  sbst.  —   miglio 

mineral  —  mina  (1) 

minette,  minon  —  mina  (2) 

mistral  —  maestro 

mitaine  —  mezzo 

moie  —  meta 

moignon  —  munon 

mois  —  moscio 

moitie   —  mezzo 

mollet  —  molla 

monseigneur,  monsieur  —  signore 

mortier  —  mortajo 

morve  —  mormo 

moufette  —  muffo 

moufle,  moufler  —  muffare 

mouiller  —  molla 

moule  —  modano 

moulin  —  molino 

mousquet  —  moschetto 

mousse  —  mozzo 

mousse  —  mozo  II.  b 

mousseline  —  mussolo 

mousser,  mousseron —  mousse  II.  c 

moustache  —  mostaccio 

moutarde  —  mostarda 

mouton  —  montone 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


'77 


möyen  —  mezzo 
muid  —  moggio 
mulatre  —  mulato 
mulet  —  muggine 
museau,  muser  —  muso 
mutin  —  meute  II.  c 

W. 
na  pr.  sbst.  —  donno 
nache  —  natica 
nacre  —  nacchera 
narquois  —  narguer  II.  c 
navire  —   navilio 
neanmoins,  neant  —  niente 
neel  —  niello 
nefle  —  nespola 
neis  —  nessuno 
nenni  —  ne  II.  c 
niais  —  nido 
niche  —  nicchio  II.  a 
niche  —  nique  II.  c 
niveau,  niveler  —  libello 
nocher  —  nocchiero 
noer  —  notare 
nombril  —  ombelico 
nonnain  —  nonno 
noyer  —  negare 
nuance  —  nuer  II.  c 
nuque  —  nuca 

O. 

octroyer  —  otriare 
oes  —  uopo 
ogan  —  uguanno 
ogre  —  orco 
oie   —  oca 
oille  -  olla  II  b 
oiseau  —  uccello 
olzina  pr.  —   elce 
on  —  uomo 
onc,  onques  —  anche 
once  —  lonza 
orange  —  arancio 
orage,  ore  —  aura 
oreille  —  orecchia 
orfevre  —  forgia 
orge  —  orzo 
orgueil  —   orgoglio 
oripeau  —   orpello 
orteil  —  artiglio 
ötage  —  ostaggio 
ou  —  o 
oü  —  ove 
ouais  —  guai 
ouate  —  ovata 
oublier  —  obbliare 
ouragan  —  uracano 


ourler  —  orlo 
outarde  —  ottarda 
outrecuidance  —  coitare 


page  —  paggio 

paillard,  paille  —  paglia 

palefroi  —  palafreno 

pämer  —  spasimo 

panse  —  pancia 

panser  —  peso 

panteler  —  pantoivs  II.  c 

päque  —  pasqua 

paquet  —  pacco 

parangon  —  paragone 

parapet,  parapluie,  parasol  —  pa- 

rare 
parce  —  cid 
pareil  —  parecchio 
paresse  —  pigrezza 
parier  —  parola 
parmi  —  mezzo 
paroisse  —  parrocchia 
parque  —  parco 
passement  —  passamano 
pataud  —  pata 
päte  —  pasta 
patin  —  pata 
paturon  —  pastoja 
pautonier  —  paltone  II.  a 
pavillon  —  padiglione 
pavois  —  pavese 
payen  —  pagano 
payer  —  pagare 
pays,  paysan  —  paese 
peage  —  pedaggio 
peche  —  persica 
p  eigne  —  pettine 
pelerin  —  pellegrino 
pelisse  —  pelliccia 
pelote  —  pillotta 
pelouse  —  peluche  II.  c 
pendeloque  —  loque  II.  c 
penil  —  pettine 
penser  —  peso 
pepie  —  pipita 
percer  —  pertugiare 
perdrix  —  perdice 
perroquet  —  parrocchetto 
perruque  —  piluccare 
persil  —    petrosellino 
per  Ulis  —  pertugiare 
pertuisane  —  partigiana 
petit  —  pito 
petiller  —  petardo 
piece  —  pezza 
pieton  —  pedone 

m 


778 


FRANZÖSISCHES    REGISTER, 


piffre  —  pipa 

pigeon  —  piccione 

pignon  —  penna 

piler,  piller  —  pigliare 

piment  —  pimiento 

pincer  —  pizza 

pion,  pionnier  —  pedone 

piot  —  pier 

pique  —  picco 

piser,  piste  —  pestare 

pisser  —  pisciare 

pivot  —  pipa 

placard  —  plaque  IL  c 

place  —  piazza 

plage  —  piaggia 

plaid  —  piato 

planche  —  pianca 

plat  —  piatto 

plätre  —  piastra 

pleige  —  plevir  II.  c 

plessier  —  plais  II.  c 

plier  —  piegare 

plonger   —  piombare 

ployer  —  piegare 

poge  —  poggia  II.  a 

poids  —  peso 

poignard  —  pugnalc 

poincon  —  punzar 

point  —  punto 

poison  —  pozione 

poisser  —  pegar 

polichinelle  —  pulcinella  II.  a 

poruec  —  appo 

poser  —  pausare 

potage  —  pote 

pot-pourri  —  olla  II.  b 

pou  —  pidocchio 

pouliot  —  poleggio 

pouls  —  pulsar 

pour  —  por 

pourpier  —  portulaca 

pousser  —  pulsar 

poussiere  —  poudre  II.  c 

poutre  —  poledro 

prele  —  esprelle  II.  c 

pres,  presque  —  presso 

pret  —  presto 

preter  —  prestare 

preux  —  pro 

preveirepr.  —  prete 

prevöt  —   prevosto 

printemps  —  ver 

prison   —   pvigione 

promencr  —  menare 

prou  —  pro 

proue  —  pfua 

proyende  —  prebenda 


provigner,   provin  —  propaggine 

puce  —  pulce 

pucelle  —  pulcella 

puis  —  poi 

puiser,  puits   —  pozzo 

pupul  —  upupa 


quai  —   cayo 

que  —  che 

quec  pr.  —  chaque  II.  c 

quelque  —  qualque 

quenouille  —  conocchia 

queue  —  coda 

qui  —  che 

quignon   —   coin  II.  c 

quille  —  quiglia 

quincaille  —  clincaille  II.  c 

quitte,  quitter  —  cheto 

quoi  —   che 

quora  pr.   —  ora  (2) 

R. 

raban  —  haubans  II.  b 

rabrouer  —  bravo 

race  —  razza 

räcler  —  rascare 

rafler  —  raffare 

raie  —  raggio 

railler  —  rallar 

rainar  pr.  —  hargner  II.  c 

raiponce  —  raperonzo 

ramadouer  —   amadouer  II.  c 

rame  —  risma 

ramentevoir  —  mentar 

ramponer  —  rampa 

rancune  —  rancore 

rapar  pr.  —  rampa 

räper  —  raspare 

rapetasser  —  pedazo  II.  b 

raquette  —  racchetta 

räteau  —  rastro 

raton  —  rate  II.  c 

raüser  —  rifusare 

rayer,  rayon  —  raggio 

rebec  —  ribeba 

rebours,  rebrousser  —  broza 

recamer  —  ricamare 

rechef  —  chef  II.  c 

recif  —  arrecife  II.  b 

reciner  —  desinare 

recoi  —  cheto 

recourre,  recousse  —  scuotere 

reculer  —  rinculare 

ree  —  raggio 

refrogner  —  frignare  II.  a 

refuser  —  rifusare 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


779 


regain  —  guaime 

regime  —  reame 

remorquer  —  remorchiare 

rempart  —  parare 

remuer  —  muer  II.  c 

rene  —  redina 

renfrogner  —  frignare  II.  a 

renifler  —  niffa 

represaille  —  ripresaglia 

ressembler  —  sembrare 

ressort  —  sortire  (1  und  2) 

restreindre  —  etreindre  II.  c 

retif  —  restio 

reüser  —  rifusare 

reussir  —  escire 

revanche  —  vengiare 

reveche  —  rivescio 

ricaner  —  reganar 

riffler  —  riffa 

risque  —  risicare 

riz  —  riso 

röche,  rocher  —  rocca 

röchet  —  rocchetto 

röle  —  rotolo 

roman  —  romanzo 

roncin  —  ros  (2) 

ronsar  pr.  —  ronce  II.  c 

roquette  —  ruca 

rosee  —  ros  (1) 

rosse  —  ros  (2) 

rötir  —  rostire 

roture  —  rotta 

rouche  —  ruche  II.  c 

rouge  —  roggio 

rouille  —  ruggine 

rouler  —  rotolo 

roussin  —  ros  (2) 

route,  routine  —  rotta 

rouvre  —  rovere 

roux  —  rosso 

royaume  —  reame 

rue  —  ruga 

ruf  pr.  —  rufla 

ruisseau  —  ru  II.  c 

rumb  —  rombo 

ruse  —  rifusare 

rustre  —  rüste  IL  c 


sable  —  zibellino 
sabre  —  sciabla 
saccade  —   sacar 
sacre  —  sagro 
safran  —  zafferano 
sain  —  saime 
saisir  —  sagire 
Saison  —  stagione 


salade  —  celata 

sale  —  salavo 

salle  —  sala 

sangle  —  cinghia 

sanglier  —  cinghiale 

sanglot  —  singhiozzo 

sans  —  senza 

sape  —  zappa 

sarcelle  —  cerceta 

sarriette  —  satureja 

sas  —  staccio 

satin  ~  seta 

sauce,  saucisse  —  salsa 

saumätre  —  salmastro 

saumure  —  moja 

saure  —  sauro 

sauvage  —  selvaggio 

savate  —  ciabatta 

savoir  —  sapere 

seau  —  secchia 

seche  —  seppia 

secouer,  secousse  —  scuotere 

seigle  —  segale 

seigneur  —  signore 

seille  —  secchia 

sem  pr.  —  scemo 

semaine  —  settimana 

semblant,  sembler  —  sembrare 

semonce  —  semondre  II.  c 

senechal  —  siniscalco 

sentier  —  senda 

sepoule  —  spola 

serail  —  serrare 

serge  —  sargia 

sermar  pr.  —  esmar 

serper  -—  sarpare 

setier  —  sestiere 

seton  —  seta 

seuil  —  suolo 

severonde  —  gronda 

siege  —  sedia 

sien  —  mien  II.  c 

siglaton  —  ciclaton 

sigle  —  singlar 

sire  —  signore 

siroc  —  sirocco 

sivels  —  viaus  II.  c 

so  pr.  —  cid 

soie  —  seta 

soin  —  sogna 

soir  —  sera 

sole  —  suolo 

sombre  —  sombra  II.  b 

somme,  sommelier  —  salma 

sommer  —  semondre  II.  c 

sommet,  son  —  sommo 

sot  —  zote 


780 


FRANZÖSISCHES    REGISTER, 


sou  —  soldo 

souche  —  soc  II.  c 

soude  —  soda 

souder  —  soldo 

souffler,  soufflet  —  soffiare 

soufre  —  solfo 

souhait  —  hait  II.  c 

souiller  —  souil  II.  c 

goulier  —  suolo 

soupe  —  sopa 

soupente  —  pente  II.  c 

source  —  sourdre  II.  c 

souris  —  sorce 

sournois  —  sorne 

sous,  soutane  —  sotto 

souvent  —  sovente 

squelette  —  scheletro 

strapasser  —  pazzo  II.  a 

suc  —  cucuzza 

sucer  —  suco 

sucre  —  zucchero 

suif  —  sevo 

super  —  sopa 

supercherie  —  soverchio 

surcot  —  cotta 

surgeon  —  sourdre  II.  c 

surplis  —  pelliccia 

T. 

tabouret  —  taraburo 

tache  —  tacco 

taie  —  taita 

taille,  tailler  —  taglia 

tain  —  stagno 

taisson  —  tasso 

talmasche  —  maschera 

tamis  —  tamigio 

tampon,  pr.  tampir  —  tape  (l) 

tancar  pr.  —  stancare 

tancer  —  tencer  II.  c 

taon  —  tafano 

tapir  —  tapino 

tapis  —  tappeto 

taquin  —  taccagno 

taraud  —  taraire 

targuer  —  targa 

tariere  —  taraire 

tarte  —  torta 

tasse  —  tazza 

tasseau  —  tassello 

täter  —  tastare 

taut  —  ataud 

tayon  —  taita 

teigne  —  tigna 

tenaille  —  tanaglia 

tente  —  teuda 

tesson,  tete  —  testa 


tien  —  mien  II.  c 

tiercelet  —  terzuolo 

tique  —  zecca 

tison  —  tizzo 

toison  —  tosone 

tomber,  tombereau  —  tombolare 

tonne  —  tona 

toque  —  tocca 

toquer  —  toccare 

torche,  torcher  —  torciare 

toriga  pr.  —  toura  II.  b 

tortue  —  tartaruga 

tot  —  tosto 

touaille  —  tovaglia 

toucher  —  toccare 

toupet,  toupie,  toupon  —  toppo 

tour  —  torno 

tourbe  —  torba 

tourner,  tournois  —  torno 

tourte  —  torta 

toutefois  —  via  (1) 

tracas  —  trac  II.  c 

trancher  —  trencar 

transe  —  transito 

trappe  —  trapa 

traquet  —  trac  II.  c 

trebucher  —  buco 

trefle  —  trifoglio 

treillis  —  traliccio 

trembler  —  tremolare 

tremie  —  tramoggia 

trepeiller,  trepigner  —  treper  II.  c 

tres  —  tras 

tresse  —   treccia 

treuil  —  torchio 

treve  —  tregua 

tricher  —  treccare 

tricot  —  tricoter  II.  c 

trinquer  —  trincare 

trique  — -  tricoter  II.  c 

trompe,  tromper  —  tromba 

troncon  —  torso 

troquer  —  trocar 

tros,  trosar  pr.  —  torso 

trosqu'a  —  jusque  II.  c 

trou  de  chou  —  torso 

troupe  —  tropa 

trousse  —  torciare 

trouver  —  trovare 

trucheman  —  dragomanno 

truie  —  troja 

truite  —  trota 

tu  er  —  tutare 

tuile  —  tegola 

tumer  —  tombolare 

tuyau  —  tudel 


FRANZÖSISCHES    REGISTER. 


781 


V.  W. 

vaisseau  —  vascello 
valet  —  vassallo 
valise  —  valigia 
vanneau  —  vanno 
vantail  —  ventaglio 
vase  —  gazon  IL  c 
vautour  —  avoltore 
vec  pr.   —  ecco 
vedette  —  vedetta  IL  a 
veillaquerie  —  vigliacco 
veille,  veiller  —  veglia 
vendredi  —  venerdi 
verger  —  verziere 
vermeil  —  vermiglio 
veröle  —  vajuolo 
verveux  —   vertovello 
vetille  —  vetta 
veuf  —  vide  IL  c 


viautre  —  veltro 
vieillard  —  vecchio 
vielle  —  viola 
vieux  —  vecchio 
vilain  —  villa 
virole  —  virar 
vite  —  visto 
voisdie,  voizie  —  vezzo 
vole  —  veule  IL  c 
voler  —  embler  II.  c 
vore  —  orlo 
vouer  —  voeu  IL  c 
vouloir  —  volere 
voüte  —  volta 
vrille  —  verrina 
warlouque  —  berlusco 

Y. 

y  —  ivi 
yeuse   —  elce 


50 


9S3 


Verbesserungen. 

Das  Sternchen  bezeichnet  sinnstörende  druckfehier. 


Seite  3,  zeile  9.  lies  s,  (mit  comma).  —  3,  24.  I.  caillouteux 

5,  4.  v.  u.  I.  str.  1—17,  8.  Gil  Vic.  in  Böhls  teatro.  —  19,  8.  v. 
u.  andareddu.  —  25,  10.  Ahd.  art  (aratio)  und  mhd.  art  (genus)  wer- 
den in  J.  und  W.  Grimms  deutschem  wörterbuche  für  unvereinbar  er- 
klärt; überdies  ist  ein  subst.  air  aus  der  würzet  ar  gegen  die  regel  der 
Wortbildung.  Sofern  aire  ansehn,  anstand,  miene  bedeutet,  ist  es  doch 
wohl  identisch  mit  aire  luft ,  hauch ,  woraus  sich ,  wie  im  tat.  Spiritus, 
die  bedd.  ton  {melodie)  und  geist  (wesen,  art)  entfalten  mochten.  — 
52,  8.  I.  britia.  —  63,  7.  limous.  —  69,  24.  altfr.  brigue  (broie) 
JV.  fabl.  p.  Meon  1.297.  —  69,  13.  v.u.  pr.  cal.  br egar,  fr.  broyer, 
alt  breier  reiben.  —  *  73 ,  8.  'endlich'  ist  vor  "mit  bekannter*  zu 
setzen.  —  75 ,  13.  «.  u.  I.  bufet  statt  bofet.  —  *  93  ,  8.  auslauten- 
des. —  97,  6.  v.u.  abrunden.  —  99,  15.  v.u.  in  compos.,  altpg.  chou- 
vir.  —  122,  4.  v.  u.  il  statt  it.  —  133,  5.  v.  u.  Rom  (ohne  punct). 
—  143,  2.  v.  u.  streiche  man  'fr.  tin  aus  Unna'.  —  170,  14.  v.  u.  I. 
schiattire.  —  171.  Der  artikel  ghiazzerino  hätte  auf  ghiattire 
folgen  sollen.  —  172,  3.  I.  inghiottire  (st.  inghiottire,  engloutir  st.  en- 
glouter.  —  172,  25.  di  giä.  —  174,  15.  ginojo  st.  ginojo.  —  191,  17. 
widherleän.  —  203,  1.  v.  u.  illic.  —  214,  5.  v.  u.  hebetudo.  —  228, 

6.  medietarius;  (mit  semicolon).  —  233,  21.  frs.  statt  fr.  —  234,  8. 
v.  u.  al-mogäver.  —  265,  5.  v.  u.  zeichen,  von  pingere.  —  269,  13. 
nokumvxov.  —  282,  23.  ags.  rät.  —  *  285,  2.  regelatum.  —  305,  6. 
ahd.  scäch.  —  310,  9.  v.  u.  esquilo,  arag.  esquirol.  —  313,  2. 
sigala  st.  sigala.  —  313,  21.  siusius  st.  siusiusi.  —  314,  24.  sena 
sen  sp.  —  *  329,  10.  eh  st.  eh.  —  335,  11.  v.  u.  stramblir.  —  338, 
1.  v.  u.  ags.  tacan.  —  348,  7.  v.  u.  d.  st.  de.  —  367,  20.  vieibus  st. 
Vicibus.  —  *  370,  26.  begriff  Wechsel  —  373,  1.  v.  u.  anlaut  (ohne 
comma).  —  376,  13.  v.  u.  I.  22  st.  221.  —  391,  14,  15.  bus-quer.  - 
415,  15.  v.  u.  Kneten.  —  425,  12.  pepin.  —  439,  6.  v.  u.  steäp.  — 
448,  3.  v.  u.  ein  Kosewort.  —  461,  10.  basque  st.  aasque.  —  478,  1. 
v.  u.  pg.  st.pr.  —  489,  14.  v.  u.  scorza.  —  494,5.  I.  sein,  (mit  punct).— 

*  513,  18.  allsp.  menar.  —  523,  12.  puridade  geheimnis.  —  530, 
3.  v.  u.  trat.  —  *  533  ,  6.  e  st.  ue.  —  540,  15.  J.  st.  R.  —  55i, 
6.  adj.  st.  subst.  —  569,  1.  er  st.  es.-  575,17.  für  boud-souffler.  — 
598,  14-  zum  st.  beim.  —  621,  3.  v.  u.  espieut  st.  espieut.  —  625, 
20.  con-jraindre.   —    639,  11.  streiche  pp.  -    643,  8.  v.  u.  altes.  — 

*  654,  10.  de  st  de.  —  *  661 ,  5.  v.  u.  die  worle  'vom  dtschen 
helle'  bis  cp.  894'  gehörten  an  das  ende  des  arlikeh.  —  668,  10.  v.  u. 
Jauger  fr.  —  684,  1.  v.  u.  span.  malviz.  —  710,  6.  v.  u.  desselben 
st.  des  wortes.  —  713,  20.  aringo  st.  aringa.  —  726,  5.  v.  u.  syl.  — 
728,  19.  ags.  südh.  —  731,  17.  zsgz.  st.  zsgs. 

Bonn,  gedruckt  bei  Carl  tteorgi. 


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