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Full text of "Elektrotechnische Zeitschrift (Zentralblatt für Elektrotechnik) 71.1950"

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{Iektrotechnische Zeitschrift 


m. Jahrgang 


1950 


Wuppertal 
VDE-Verlag GmbH. 


Druck: F. W. Rubens, Unna i. Westf. 


Inhaltsverzeichnis 


1950 


A. Sachverzeichnis 


Seite Seite 
I. Aufsätze, Rundschau u. kleinere Mitteilungen . 3 II. Schrifttum (insbes. eng > p 14 
II. Persönliches 13 IV. Verbandsnachrichten ; ©. . I6 


Zeichenerklärung: 


l. Aufsätze, Rundschau und 


kleinere Mitteilungen 


Ableiter s. Uberspannung 

Akademie s. Unterricht 

Akkumulatoren s. Elemente 

Akustik s. Technische Akustik 

Antriebe s. Maschinenantriebe 

Arbeitslose Ingenieure s. Unterricht 

Atomphysik s. Physik 

Ausbildung s. Unterricht 

Ausschüsse des VDE s. Abt. A IV 

Ausstellungen und Messen 

Elektrotechnik a. d. Techn. Messe 
Hannover 1950. G. H. Wink- 
ler. *344, B. 700 ' 

Nachrichten a. d. Industrie (Vorschau 
a. d. Industriemesse, Hannover 
1950). *201 

Elektrotechn. a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse 1950. B. Vollrath. 
*235 

Berliner Ausst. „Radio u. Elektronik". 
150 

Dt. Industrieausst. Berlin 1950. 474 

Dt. Funkausst. 1950. 150 

Dt. Industrieausstellung Berlin. E. 
Roessler. *613 

Vorschau a. d. Dt. Funkausst. 1950 in 
Düsseldorf. W. F. Ewald. *413 

Dt. Funkausst. 1950. W. F. Ewald. 
2547 

Fast 40 Jahre Funkausst. 442 

Schwe:ßmaschinenschau in Duisburg. 
R. Hofmann. *543 

Kohlenbergbau-Ausstellg. Essen 1950. 
W. Jaekel. *642 

Münchener Blektro-Messe 1950. 178 

Elektrotechn. Neuerungen a. d. Dt. 
Fischereimesse 1950 in Bremerha- 
ven. Wegener 504 

Achema IX. 150 

Dt. Erfinder- u. Neuheitenmesse. 126 

Landwirtschaftswoche Hannover 1951. 
538 

Dt. Verkehrsausstell. 1952, München. 
664 

Internationale Messe in Chikago. 254 

Brit. Industriemesse 1950. 600 


+ = größerer Aufsatz. — B. = Berichtigung. — Bespr. 


Fachb. = Fachbericht. 


34. Ausst. d. Phys. Ges., London. 570 
Ergebnisse d. engl. Funkausst. 1949. 
24 


Bahnbau u. -betrieb 

Stand u. Entw. d. elektr. Zugförderg. 
A. Kniffler. *649 

Energieverssorg. d. m. Einphasen- 
strom 16 % Hz betrieb. elektr. 
Streken d. DB. Nah Heyd- 
mann. Fachb. 450 

Leistungsversorg. v. Netzen versch. 


Frequenz. Nach P. Waldvo- 
gel. Facb. 449 

Wahl von Bahnstromsystemen (Bel- 
gien). H. Kother. *393 


Bahnelektris. m. 16% od. 50 Hz? Nach 
R. Fritsche. 662 

1500 V-Gleichrichterstationen d. Nie- 
denl. Staatsbahnen. Nach J. P. Ko- 
ster 95 

Dringlichkeit d. Elektrifizierung des 
Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs. H. 
Vierfuß. *5 

Elektrisierung d. Strecke Stuttgart— 
Bietigheim. Nach B. Boehm. 378 

Aussicht. d. Vollbahnelektris. i. d. 
USA. 629 

Wechselstrombahnmotor b. Anfahren. 
Nach K. Töfflinger. Fadhb. 450 

Beanspr. d. Kohlebürsten auf Voll- 
bahnmotoren. Nah A. Schliep- 
hake. 629 

Antriebe m. stoßw. od. wechs. Bela- 
stung in durchlauf. Betrieb. G. 
Lesch. *316 

Dynam. Unters. d. Schienenfahrz. Nach 
H. Bieck. 145 

Selbsttätige Zugbeeinflussung. Nach 
H. Arndt. 251 

Zentrale Kommandostelle f. d, Unter- 
werke d. elektr. Bahnstrecke Ni- 
mes—Stte. 472 

Verkehrstechn. a. d. Hannov. Messe. 
212 

Förderlokomotiven untertage. 643 

Neue Lokomotiven d. ungar. Staats- 
bahnen f. 50 Hz-Einphasenstrom. 
E. Homolatsch. 66 


Doppelstockwag. f. 


= Buchbesprechung. — Brf. = Brief an die Schriftleitung. 


Entwickl. im Bau elektr. Lokom. u. 
Triebwag. Nah A. Kniffler. 693 

Bevorzugung d. dieselelektrischen Lo- 
komotive. 358 

Erste Gasturbinen-Lok. in USA. 
A.H. Morey. 693 

Luftbereifte Schnellzüge in Frankreich. 
Nah Rimbaud u. Dufour. 
73 

Scienenfahrzeuge mit Gummiberei- 
fung. 251 


Nach 


d. Ruhrschnell- 
verk. Nadh M. Fink u. H. Som- 
merfeldt. 629 

Untergrundbahn in Stockholm. W. 
Schuisky nah S. Samuel- 
son u. H. Ofverholm. *587 

Vereinheitlichung der Straßenbahn- 
fahrzeuge. 45 

Neue Stromabnehmer f. d. französ. 
Bahnen. Nah M. Raoult u. M. 
Chaminade. 46 

Fahrstromverteilung bei Modellbah- 

‘nen. H.Thorey. *189 

Elektr. Stumpfschweißen v. Kupfer- 
fahrdrähten. 21 

Beleuchtung s. ZImENNE 

Bergbau 

D. Elektrotechn. a. d. Könlenbergbsi: 
Ausst. Essen 1950. W. Jaekel. 
*642 


Bedeut. d. HF-Techn. f. d. Bergbau. 
Nach H. Jung. 438 
Berichtigungen. 130, 154, 180, 228, 


260, 362, 412, 638, 670, 700 
Besprechungen s. Abt. A III, Schrift- 
tum 
Betatron s. Physik 
Betriebswirtschait s. Industrie 
Blitz s. Überspannungen 
Blechbearbeitung (s. a. Werkstoffe) 
Tiefziehen dünner Bleche mit Sonder- 
werkzeugen. Nach H. Beißwän- 


ger 74 

Buchbesprechungen s. Abt. A III, 
Schrifttum 

Bücherei, VDE —. 665 . 


Bühne s. Theatertechnik 
Chemie s. Elektrochemie 


Dampf s. Elektrizitätswerke 

Dielektrika s. Kondensatoren, Physik 

Drähte s. Leitungen 

Drahtfunk s. Funktechnik 

Drosselspulen s. Theoret. Elektrotech- 
nik, Transformatoren, Funktec- 
nik, Verstärker 

Durchschlag s. Physik, Theoret. Elek- 
trotechnik 


Eis s. Leitungen 

Eisen s. Magnetismus, 
Physik 

Eisenbahn s. Bahnbau u. -betrieb 

Elektrische Maschinen (s. a. Bahnen, 
Regelung, Steuerungen) 

— Allgemeines 

Bedeutg. d. Wärme-Zeit-Konstanten b. 
elektr. Masch. Nach E. Jasse. 42 

Die wirtschaftl. elektr. Maschine. Nach 
V.Roßmeier *678 

Einfluß d. Dämpfung a. d. Stoßüber- 
lastbarkeit v. Synchronmascdh. V. 
Roßmaier. *323 

Beanspruch. d. Dämpferwiclung im 
unsymmetr. Störungsfalle. Nach 
G. Nimsch. Fadhb. 449 

Felderregerkurve u. Feldkurve b. 
elektr. Masch. R. Richter. *618 

Erregerschaltg. n. Bauer. 659 

Umgekehrt arbeit. Leonardschalt. f. 
Windkraftw. Nach A. Carrer. 
174 

Die Amplidyne. 
Fachb. 449 

Schäden in Hochspannungsmasc. 
durch Ammoniak u. Luftfeuchtigk. 
Nach F. Unger. Fach. 449 

Schwungradbremsung durch Wirbel- 
ströme. Nach E. Jasse. 248 

Versuche über d. Einfluß d. umgeben- 
den Atmosphäre auf d. Bürsten- 
übergangsspannung. A. Schliep- 
hake. *3 

Neue Konstruktionsgrundsätze f. d. 
Bau v. Kollektoren. Nadh F. W. 
Laub. 402 

Beanspr. d. Kohlebürsten auf Voll- 
bahnmotoren. Nah A. Schliep- 
hake. 629 

Ersheing. am Kohlebürsten-Kontakt 
auf elektr. Mash. Nah P. F. So- 


Werkstoffe, 


Nach H. Renker. 


per. 18 
Stromwendung u. Wendepole. L. Bin- 
der. *363 


Bestimmung d. Trägheitsmoments v. 
Rotationskörpern. H. Clauß- 
nitzer. *551 

Silikonharze f. Isolationen in elektr. 
Mash. R. Modlinger. *521 

Elektromotoren a. d. Leipziger Früh- 


jahrsmesse. 235 
Elektr. Masch. a. d. Hannov. Messe. 
*201, 344 


— Generatoren 

Abhänck. d. Blindleistungsdarbiet. v 
d. Ausleg. d. Stromerzeugereinh. 
b. wedhs. Netzspannung. R. Mod- 
linger. *479 

Schnellentregung v. Synchrongenerat. 
Nach F. Moldenhauer. 93 

Bemessung großer Wasserkraftgene- 
rat. Nach E. Günthardt. 248 

Spezial-Wechselstromgenerat. m. ro- 
tierendem Eisen. Nach E. Biffi. 
532 

Gleichstromgenerat. f. Windkraftw. 
Nach A. Carrer. 174 

Erprobter Zweikreis-Gleichstromgene- 
rat. Nach D. B. Hoover. 145 

Neuartige Magnetinduktoren. H. Pa- 
schen. *195 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Neuart. elektrostat. Generat. f. 1 bis 
10 kV. F. Fuß. *279 


Röhrenrelais zur Feststellung plötzli- 
cher Entlastungen elektr. Generat. 
Nach F. Cahen u. A. Cheva- 
lier. 119 

— Motoren 

Ungelöste Probleme i. Motorenbau. 
Nach T. C. Loyd, Trickey, 
Hough u. Potter. 18 

Entstehung d. Drehmomentes in elektr. 
Mash. K. Humburg. *311 

Stromortskurven b. Drehstrommot. m. 
Stromverdrängungsläufern. H.-J. 
Schrader. *131 

Betriebsverh. v. asynchr. Schleifring- 
ankermot. m. schlupfab!:. Impedan- 
zen. W. Leukert. *313 

Leistungsschaubild f. d. asynchr. Dreh- 
strommot. F. Loebner. Brf. 144 

Pendelmomente u. synchır. Momente 
b. Mehrphasenmot. m, Käfiganker 


u. Nutenschrägung um eine Stän-- 


dernutenteilung. 
*319 

Magnet. Geräusch v. Käfigläwfermoto- 
ren. H. Jordan. *491 


L. Dreyfus. 


Beitrag z. Berechnung d. Kondensa- 


tormot. H. Claußnitzer. *237 
Selbstanlauf. Synchron-Kleinmot. Nach 
W. Krumnow. 564 
Theorie u. Berechn. d. Reaktionsmo- 
tors. Nah W. Schuisky. 531 
Zweiphasen-Steuermot. Nach R. J. W. 
Koopmann. 44 
Wechselstrom - Fördermaschinenan- 
triebe. Nah L. L. Brinkworth 
u. A. J. Riches. 404 
Auslegung v. Asynchronmot. f. d. An- 
trieb v. Zentrifugen. F. Oertel. 
*107, B. 260 
Anlaufseigensc. v. Drehstrommotoren 
u. ihr Einfluß a. d. Motorengröße i. 
d. Landwirtschaft. Nah H. G. 
Schweppenhäuser. 170 
Abschalten v. Käfiqläuf.-Motoren. E. 
Kündiger. *609 
Elektronische Motorsteuemingen. Nach 
M. Morgan. 96 
Elektrizitätswerke (s. a. Energiewirt- 
schaft, Erdung, Überspannung, 
Windkraft, Schaltanlagen, Leitun- 
gen, Gasturbinen) 
Argenwerk. 15 
Basel-Bodensee. 15 
Belgien. 67 
Berlin. 65, 690 
Castelo-do-Bode. 
Compostilla. 349 
Coughlin. 433 
Frankreich. 563 
Gotland. 351 
Greens Bayou. 
Großbritannien. 
Großraming. 664 
Jilwerke. 15 
Kalifornien. 43 
Lavamünd. 659 
Oberschlesien. 
Osterreich. 15 
Portugal. 531 
Rance. 563 
Rügen. 504 
Schluchseewerk. 15 
Schwabeck. 659 
Schweden. 351 
Schweiz. 15 
Sevaren. 375 
Spanien. 349 
USA. 43, 375, 433, 563 
Walsall. 247 


531 


563 
247 


*513, B. 638 


— Werke 

Gezeitenkraftw. d. Rance. Nad J. La- 
badié. 563 

Walsall-Kraftw. jetzt in Betrieb. 247 

Kraftwerksanl. m. witterungsgeschütz- 
ten Turb. u. Generat. Nach G. A. 
Gaffert. -433 

Freiluftkraftw. Greens Bayou. Nach L. 
Elliott. 563 

Ausbau d. Sevaren-Kraftw. 375 

Inbetriebn. d. Kraftw. West in Berlin. 
65 

Neuaufbau Kraftw. West, Berlin. Nach 
W. Ellrich. 690 

Kraftw. Compostilla im Rahmen d. spa- 
nisch. Elektrizitätsversorg.P. Le ut- 
hold-Lecuona. 349 

Die oberscdhlesischen Elektrizitätswer- 
ke O. Knab. *513, B. 638 

Wasserkräfte Portugals: Die Castelo- 
do-Bode-Talsperre. 531 

Ennskraftwerk Großraming in Betrieb. 
664 

Erregerschaltg. n. Bauer i. d. Drau- 
kraftw. Shwabeck u. Lavamünd. 
Nach H. Jahn. 659 

e Nach J. Labadié 
24 

Rauchgas-Ausscheid. u. Korrosion in 
neuzeitl. Kesselanl. Nach F. Har- 
low. 68 

Korrosions-Ermüdungsbrüce in Kraft- 


werksdampfleitungen. 173 
Wasserkraftnutzung u. Elektr.-Wirt- 
schaft. A. Pirrung. *14 


Normalisierte Jahresbelastungsdauer- 
linien. Nah H.Solling. 17 
Selbstkosten d. Erzeuq. elektr. Energie. 
H. Solling. *555 

Statistik d. Heizkraftw. 1939 bis 1947. 
NahW.Mackenthun. 402 

Gründung d. VDEW. 664 

— Netze 

Kraftüberführ. n. Gotland durch Seeka- 
bel. Nach B. Rathsman u. U. 
Glimstedt. 351 

Verbesserte Stromversorgung f. Rügen. 
504 

Uberwachung von Hochspannungsnet- 
zen m. Metenwellen. 43 

Verlauf d. wiederkehrenden Spannung 
b. Kurzschlußunterbrehung. Nach 
Sing-Yui King. 499 

Wiederkehrende Spg. b. Kurzschl.- 
Absch. im schwed. Kraftnetz. Nach 
P.E. Hammarlund u. O. Jo- 
hansen. 594 

Schaltüberspann. in großen Netzen. 
Nach L. R. Bergström. 594 

Messung atmosph. Uberspannungen in 
Netzen. Nach M. Böckman. 594 

Gewittersicherheit v. Hochspannungs- 
Freileitungen. Nah E. L. Harder 
u.J.M. Clayton 401 

Koronaverluste a. Glstr.-Freiltg., bes. 
b. Wassertropfenbildg. Nah M. 
Pautheniér, G. Duhaut u. 
L. Demon. 625 

Der Verbundbetrieb in Belgien. Nach 
L.deHeem. 67 

Drehstrom-Höchstspannungsleitungern 
f. d. kontinental-europ. Großkraft- 
übertr. Nach W. Rudolph. 247 

Techn. Probleme d. 400 kV-Drehstrom- 
Übertragung. J. Biermann s. 
*455, 470, 688 

Gedanken Z. Sternpunktbehandlung b. 
380 kV-Drehstromübertragung. W. 
v. Mangoldt. *462, 470, 688 

Ausgleichsspg. auf ein. 700 km langen 
380 kV-Drehstr.-Ubertr. b. Lasta b- 
wurf. H. Dorsch. *685 


| 
q 


1950 


Nachkriegserweit. d. 220 kV-Flodhspan- 
nungsnetzes in Nordkalifornien. 
Nach W.R. Johnson. 43 


Elektrizitätswirtschaft s. Energiewirt- 
schaft 

Netzkommandoanlagen. G. O. Fi- 
scher. *589 

Paralleibetrieb u. Regelung in Dreh- 
stromnetzen. H. Thoma. *321 

Richtvektorverf. z. Leistungs-, Fre- 


quenz- u. Uhrzeitregelung in großen 
Netzen (Drehungsregelung). H. 
Graner. *34l, *365 

Das Drehstromsyst. m. veränder!l. Pha- 
senspannungen. Nach E. Kluss. 
124 

Vektor-Leistungsfaktor in unsymimetr. 
belasteten Drehstromsyst. Nach J. 
F. Lambu D.B.Brandt 177 

Abhängigk. d. Blindleistungsdarbiet. 
v. d. Auslegq. d. Siromerzeugereinh. 
b. wecks. Netzspannung. R. Mod- 
linger. *479 

Reihenkondens. u. Bündelleiter im 
schwed. Großkraftnetz. Nach A. 
Ruscku.B.Rathsman. 497 

Aufstellung einer 110 kV-Kondensato- 
renbatterie. Nach K. Moraw. 434 

Uber Maschennetze. H. Bauer. *38 

Maschennetz in vereinf. Ausführung. 
Nach P. Denzel. Fadhb. 448 

Industrielle Niederspannungs-Maschen- 


neize. Nach K. Köller. 497 

Isolationsniveau u. -abstimmung in 
Niederspannungsanl. Nach C: E. 
Olsson. 375 


Iso.at.- u. Überspg.-Fragen i. Nieder- 
spg.-Netzen. Nach B. Soller- 
gren u. N. Hvlten-Caval- 
lius. 690 

Ausbreitungsverh. v. Drahtfunkfrequ. 
auf Niederspannungsleitungen. 
Nach H. Heller. Fachb. 451 

Gleichstrom-Drehspulrelais m. Gieich- 
richter f. d. Selektivschutztechnik. 
H. Neugebauer. *389 

Schnelldistanzschutz f. Hlöchstspan- 
nunasnetze. Nach F.Parschalk. 
Fachb. 448 

Elektrochemie (s. a. Elemente) 

E:ektrolyt. Eisen. Nach C.H.Tschäp- 
pat. 38 

Elektrolyt. Oxydat. v. Alumin. u. s. 
Legierurgen. Nach M. J. Patrie. 
598 

Elektrolyt. Polieren v. Metallen. Nach 
G. Hacker. 19 

Elektroindustrie s. Industrie 


Elektrokarren 
Elektrokarren a. d. Hannoverschen 
Messe 212, 345 


Elektromagnete s. Magnetismus 

Elektronenoptik (s. a. Röhren) 

Ubermikrosk. nach E. Ruska und B. 
v. Borries. 184 , 

Auflösungsbegrenz. im Elektronenmikr. 
durch OÖbjektarderung. Nach H. 
Boersch. 497 

Uber Rauhiakeitsmessungen m. d. Elek- 
tronenmikr. Nach R. Seeliger. 


250 
Elektronenmikrosk. a. d. Hannoversch. 
Messe. 184, 224 i 


Tagung d. dt. Ges. f. Elektronenmikro- 
skopie. Rühle. 538 

E:zeug. u. Anwend. gerichteter Elek- 
tronenstranhlen. Nach A. A. Ru- 
sterholz. 432 

Verkleiner. d. Richtungsdefokussier. in 
Kathodenstrahlröhren. Nach R. G 
E. Hutiteru.S. W, Harrison. 
568 

Elektronenröhren s. Röhren 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Elektronik s. Elektron.-Optik, Funk- 
techn., Physik, Röhren, Steuerung 

Elektrostatik 

Beseitig. elektrostat. Aufladg. durch 
Radioaktivit. 631 

Elektrostat. Generator für 1 bis 10 kV 
F. Fuß. *279 

Elektrowärme s. Wärmetechnik 

Elektrowerkzeuge 

Werkzeuge u. Werkzeugmaschinen a., 


d. Hannov. Messe. *225 

Elemente 

Scheider bei Bleisammlern. W. Kan- 
gro. *iil 


Erfindung der Voltaschen Säule. H. 
Schimank. *155 

Trockenbatterien. Nach Ch. H. Clark 
691 

Fullbatterien f. Sonderzwecke. 
A. Fischbach. 692 

Empfänger s. Funktechnik 

Energiewirtschaft (s. a. Elektrizitäts- 
werke, Landwirtschaft) 

Wesenszüge einer Elektrizitätswirt- 
schaft. Nah H.G.Schweppen- 
hauser. 119 

Lage d. öff. Elektrizitätsversorg. i. d. 
Bundesrep. Deutschl. im Jahre 1949. 
F. Jordan. 264 

Elektriz.-Versorg. d. Bundesrepublik 
Deutschl. 1946 ... 1949. 659 

Zus.-arbeit i.d. europ. Elektr.-Wirtsch. 
u. d. Mitwirk. d. Schweiz. Nach E. 
H. Etienne u. R. Hochreu- 
tiner. 625 

Wasserkraftnutzung u. Elektrizitäts- 
wirtschaft. A. Pirrung. *14, Brf. 
335. 

— Von R. Friedrich. Brf. 335 

D. energet. Kupplung v. Heizkraft-, 


Nach 


Wasserkraft- u. Gaswerken. Nach 
R. Schreiber. 67 

Statistik d. Heizkraftw. 1939 ... 1947. 
Nach W. Mackenthun. 402 


D. dt. Kraftwerke in Diagrammen. Nach 
G. W.Zimmermann. 67 

Steinkohlenbergbau u. öffentl. Elektri- 
zitätsversorgung im Ruhrgebiet. 
Nach E. Melchinger. 327 

Hochspannungs-Gleichstr.-Übertragung 
u. ihre Beziehung Zz. engl. Elektro- 
wirtschaft. Nach Errolu. For- 
rester. 4] 

Wasser und Energieerzeugung Italiens. 
Nach M. Visentini. 351 

Selbstkosten d. Erzeug. elektr. Energie. 
H. Solling. *555 

Zusammenarbeit zw. Land- u. Elektri- 
Zitatswirtsch. Nah H. Kallbrun- 


ner. 3566 

Entstörung s. Fernsprechtechn., Funk- 
techn. 

Erdung 

Erdungsmaßn. f. Höchstspannungsanl. 
m. geerd. Sternpunkt. W. Koch. 
+89 

Elektr. Unters. d. Untergrundes f. Er- 
dungen. R. Wessel. *339 


Bodenleitiahigkeitsmessungen in 
Schleswig-Holstein. Nach J. Groß- 
kopf. 148 

ETZ s. Abt. A III, Schrifttum; Abt. A 
IV, VDE-Verlag 

VDE-Verlag ETZ-Messeheft 1950. 30 

Experimentieranlage s. Unfall 


Fachberichte z. Jahresversamml. d. 
VDE 1950. 25, *448 
Feinmechanik s. Industrie 


Fernleitungen s. Leitungen, Elektr.- 
Werke / Netze 
Fernmeldetechnik s. Fernseh-, Fern- 


sprech- u. Funktechnik 


Fernmeßtechnik s. Meß- 
techn. 

Fernsehen 

Optische Voraussetzungen f. einwand- 
freie Fernsehbilder. Nach H. Hert- 
wig. 253 

Ferns. m. 1029 Zeilen. 
lenburger. 440 

35 kW-Fernsehsender Sutton Coldfield. 
441 

Fernsehen als Hilfsmittel b. d. chirurg. 
Lehrtätigkeit. 124 

Gleichstromquellen b. Fernsehempf. f. 
d. Heim. Nach Wouk. 355 

Neues Nachrichten-Übertragungsgerät. 
454 

Fernsprechtechnik (s. a. Techn. Aku- 
stik, Funktechnik, Verstärker) 

D. dt. elektrotechn. Produktion: Kabel 
u. Schwachstromanl. W. Hof- 
meier. *559 

Fernmeldegerät a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse. 236 

Fernmeldetechn. a. d. Techn. Messe 
Hannover 1950. *215, 347 

Grubensignal- u. -fernspr.-Anlag. 644 

D. Frequenzabhängigk. d. Spannungs- 
klirrfaktors b. Spulen m. handels- 
übl. Eisenbledhkernen. Nach H. 
Kämmerer 71 

Bestimmung d. Rückflußdämpfung u. 
d. Pfeifsicherheit v. Verstärkerlei- 
tungen. Nach J. Bugdahn. 251 

Signalgabe i. Selbstwählerorts- u. 
-fernverkehr. M. Hebel. *639 

Übertrag. v. Schaltvorgängen üb. 
Sprechleit. Nah A. Wirth. 70 

Funktionsdiagramm f. Fernmeldeschal- 
tungen. Nah G.Brettschnei- 


Fernwirk-, 


Nach W. Dil- 


der. Fachb. 452 
Wege zur Verbilligung der Fernspr.- 
Weitverkehrskanäle. Nach M. 


Kluge. Famb. B. 78 
Planung e. dt. Trägerfr.-Fernkabel- 
netzes f, d. Weitverkehr. Nach H. 
Griem u. W. Zerbel. 629 
48-Kanalsyst. f. unbelastete Kabellei- 


tungen, Nah P. Oehlen. 
Fachb. 452 ' 
Auslegung u. Konstr. eines TF-Sy- 


stems. Nach E. Koch. Fachb. 452, 
B. 670 

Einseitenbandverf. od. Frequenzmodul. 
i. d. EW-Telephonie Nach J. Her- 
mannu. J.Erben. 328 

dm-Wellen im Fernsprechdienst d. Dt. 
Post. Nach E. Dietrich u. P. 
Barkow. 507 

Konservierungsgleichr. m. elektron. 
konstantgehaltener Ladespannung. 
Nach E. Cassee. 592 

Über d. neuesten Stand d. Entwicl. v. 
Kondensatormikrophonen. H. 


Voelkelu.EMenzer. *427 
Kondensatormikrophon m. Netzan- 
schluß. H. Kalusche. *523 
Entwickl. d. Fernsprechbetr. i. d. dt. 


OÖstzone. Nach E. Scheunert. 
595 

Kurznachr. im Fernsprecer. 47 

Automat. Ferngesprächsaufnahme u. 
-Wiedergabe. 126 

Offtl. Telephonverkehr m. Fahrzeugen 
i.d. Schweiz. Nah H.Kapeller. 
22 

Batterielose Fernspr. f. d. Bergbau. 645 


Neues Knallschutzgerät. 378 

Fernwirktechnik 

Netzkommandoanl. G. O. Fischer. 
*589 


Verfahren Zz. indirekt. Kontaktqabe b. 
anzeig. Meßgeräten. F. Angers- 
bachu. E Hueter. *275 


Zentrale Kommandostelle f. d. Unter- 
werke d. elektr. Bahnstrecke Ni- 
mes—Sète. 472 

Selbsttätige Zugbeeinflussung. 
H. Arndt. 251 

Elektrotehrishes von der V-2. F. 
Kirschstein. *281 

Filmtechnik 

Magnetton f. Schmalfilme. 332 

Fluqwesen Die elektr. Flugzeuginstal- 
lationsgeräte d. ehemal. Luftwaffe. 
E. Jeske. *671 

Fördertechnik s. Bergbau, Elektrokar- 
ren, Masch.-Antrieb 

Forschung s. Unterricht, Wissenschaft 

Freileitungen s. Leitungen 

Funkenentladung s. Physik 

. Funktechnik (s. a. Fernsehen, Meßtech- 
nik, Röhren, Verstärker) 

— Wellenausbreitung 

Wellenausbreitung a. d. Erdoberfläche. 
Nah H. G. Booker u. P. C. 
Clemnow. 534 

Bodeninterferenzcarakteristik von 
Rundfunkwellen sehr niedriger Fre- 
quenz. Nach K. Weekes. 595 

Bodenleitfähigkeitsmessungen in 
Schleswig-Holstein. Nach J. G ro B- 
kopf. 148 

Strahlwege v. Radiowellen i. d. Iono- 

sphäre. Nach H. Poeverlein. 
72, 567 

Ausbreitungsverhältnisse v. Draht- 
funkfrequ. auf Niederspannungsleit. 
Nach H. Heller. Fadhb. 451 

D. transversale Feld im kreiszylindr. 
Hohlleiter. Nach P. Jacottet. 
23 

Transformations- u. Filterprobleme in 
UKW-Leit. Nach P. Güttinger. 
Fachb. 451 

Vektordiagramm f. HF-Leitungen. Nach 
P. Cornelius. 147 

Funkastronomie. Nach C. R. Bur- 
rows. 96 

— Antennen 

Geschlitzte Zylinderant. Nach E. C. 
Jordan u. W.E. Miller. 72 

Gegen Nahfeldstörung geschützte Ant. 
Nach G. Güllner. 438 

D. höchste Funkmast Europas. 332 

Pardunenisolatoren an selbstschwin- 
genden Antennenmasten. Nad K. 
Fischer. 379 

— Sender . 

Der frequenzmod. 10 
Rundf.-Sender Hamburg. 
H. Schützendübel. *675 

Temperaturkompensation an Sendern. 
Nach E. Roske. 9534 

Stromversorg. üb. koaxiale Kabel. Nach 
H. H. Spencer. 501 

Betriebsmäßige Leistungs- u. Anten- 
nenanpassungskontr. v. Nachrich- 
tensendern. Nach H. Zumbusch. 
Fachb. 451 

Störerscheinungen im Gebiet zw. zwei 
FM-Gleichwellensendern. Nach H. 
Fricke, 'L. Pungs u. K. H. 
Schmitter. 439 

Rheinsender in Betrieb. 474 

UKW-Sender a. d. Feldberg. 408 

Folgen der Einführung des Kopenha- 
gener Wellenplanes. 74 

Ausbau d. poln. Rundfunks. 24 

— Empfänger 

Zusatzgeräte f. d. Empfang von FM- 
UKW-Sendern. A.Nowak. *419 

Empfindlichk. u. Störabstand v. Empf. 
Nach J. Hacks. Fadhb. 451 

Telefunken-Autosuper I A-50. 192 

Aufgabenstellung u. Techn. kommerz. 
Empf. Nah G. Vogt. Fadhb. 451 


Nach 


kW-UKW- 


Elektrotechnisce Zeitschrift 


Rundfunkempf. a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse. 236 

Rundfunkhörerzahlen 
biet. 74, 332 

— Einzelgeräte (s. a. Röhren) 

Supraleitender Detektor. Nah F. R o k- 
kett. 48 

Gedruckte Schaltungen. W. F.Ewafd. 
48 


im Bundesge- 


Qualität v. Widerst. in gedruckten- 


Schaltungen. G. Matthaes. *105 

Vereinfachung im Bau v. Elektronen- 
röhrengeräten. Nah K.F.Gough. 
439 

Magnet. Kennwerte v. Spulen m. Topf- 
kernen aus Masseeisen. Nach M. 
Kornetzki. 500 

Quarzresonatoren als Frequenzsubnor- 
male. Nach F. J. M. Laver. 567 

Funk-Entstörung d. Zündung v. Kraft- 
fahrzeugen. Nach H. Mackh u. 
F.Moeller. 441 

Uber d. neuesten Stand d. Entwickl. v. 
Kondensatormikrophonen. 

H. Voelkelu.E.Menzer. *427 
Kondensatormikrophon m. Netzan- 
shluß. H. Kalusche. *523 

— Verschiedenes | 

Drahtl. Mehrf.-Telegr. vor 50 Jahren. 
694 

Drahtl. Dezimeterverbdg. Frankreich— 
Korsika. Nah Hugon. 176 

FM durch Elektronenströmungen b. 
höchsten Frequ. Nah H.D öring. 
Fachb. 452 

Modul.-verfahr. Z. 
v. Ricœdtfunkverbind. 
Holzwarth. 662 

dm-Wellen im Fernsprechdienst d. Dt. 
Post. Nach E. Dietrich u. P. 
Barkow. 567 

Dt. Überseefunk. 664 

Einseitenbandbetrieb b. FM. Nadh M. 
Kulp. Fadhb. 451 

Verzerrungen bei Impulslängenmodu- 


Mehrfachausnutz. 
Nah H. 


lation. Nach J. Müller. 407 
Impulsmodulation. Nach Prokott. 
472 


Gütegewinn in Trägerfrequenzkanälen 
bei FM von m- und dm-Wellen. 
Nach P. Barkow. 252 

Auslegung u. Konstr. eines Träger- 
frequ.-Systems. Nach E. Koch. 
Fachb. 452, B. 670 

Indirektes Ubertragungssyst. f. Mikro- 
wellen. Nah R.R. Wakeman. 71 

Uberwach. v. Hochspannungsnetzen m. 
Meterwellen. 43 

Funkfernspr. beim Zoll u. Grenzschutz. 
408 

Bedeutung d. HF-Techn. f. d. Bergbau. 
Nach H. Jung. 438 

Elektrotehnishes von der V-2. F. 
Kirschstein. *281 

Flugsicherung im Luftbrücken-Verkehr. 
Nach M. A. Chaffee u. R. B. 
Corby. 176 

Z. Erfindung d. Radar. 
haus. 582 

Zur UKW-Therapie mit dm- u. cm- 
Wellen. K.-H. Spiller. *27 

Wege Z. Erh. der Übertragungsgüte des 
hochfrequ. Drahtfunks. K. H. 
Deutsch. *3 

Kurzwellentagung des 
Merz. 695 

Energieanlage f. Tonfilmstudio. 630 

Verstärker a. d. Leipziger Frühjahrs- 
messe. 236 

Fernmelde- u. Signalanlagen a. d. Han- 
nov. Messe. *215, 347 

Vorschau a. d. Dt. Funkausst. 1950 in 
Düsseldorf. W. F. Ewald. *413 


F. M. Feld- 


DARC. G. 


1950 


Deutsche Funkausstellung 1950. W.F. 
Ewald. *547 

Neues u. bewährtes Herstellungsverf. 
d. keram. HF-Fertigung. H. Bal- 
ke. *242 

HF-Generat. groß. Leist. f. 
Zwecke. 
ret. 631 

Entwickl. d. norweg. Rundfunkindu- 
strie. 332 

Die FTZ als Organ d. HF-Technik. J. 
Wosnik. 695 


industr. 
Nach C.-H. Beurthe- 


Galvanometer s. Meßtechnik 

Gasentladung (s. a. Physik) 

Beseitig. elektrostat. Auflad. dch. Ra- 
dioaktivität. 631 

Stoßdurhschlag in Luft. 
Gänger. 121 

Durchschlagsfestigkeit v. Luft b. ultra- 
hohen Frequ. Nach J. A. Pien. 121 

Stoßdurchschlag v. Luft im 10-9 s-Be- 
reich. Nah R. C. Fletcher. 404 

Gaserzeugung 

Stadtgaserzeugung m. elektr. Strom. 
Nach R. Schreiber. 435 

Gasreinigung 

Elektr. Raumluftreinigung in d. Textil- 
industrie. Nah C.H. McWhir- 
teru. R. P.Posey. 68 

Gasturbinen 

Gasturbinen f. Generatorantrieb u. and. 
Verwendungszwecke. Nah A. Ho - 
ward. 17 

Generatoren s. Elektr. Maschinen 

Geschichte 

Erfindung d. Voltashen Säule H. 
Schimank. *155 

Zum S0jähr. Jubiläum des Planckschen 
Wirkungsquantums. M. Kohler. 
267 

Jubiläum d. Blitzableiters. 408 

Z. Geschichte d. Drehstroms. A. 
Schwaiger. *305 

D. erste Unterseekabel. 474 

Z. Erfindung d. Radar. F. M. Feld- 
haus. 582 

Drahtlose Mehrf.-Telegraphie vor 50 
Jahren. 694 

Ferdinand Braun f. 
haus. 530 

125. Jubiläum d. T. H. Karlsruhe. 408 

125 Jahre T. H. Karlsruhe. EHomo - 
latsch. 663 

100 Jahre Staatl. 
Furtwangen. 382 

50 Jahre BBC. 326 

50 Jahre „Umschau“. 126 

Jubil. d. Ztschr. „Kunststoffe“. 178 

Gewitter s. Elektr.-Werke, Überspan- 
nung. 

Gleichrichter s. Stromrichter 

Glühlampen s. Lichttechnik 


Halbleiter s. Funktechnik, Physik, Wi- 
derstände 

Hochfrequenztechnik s. Fernsprehtech - 
nik, Funktechnik, Fernsehen, Meß- 
technik, Werkstoffe 

Hochschulnachrichten s. Unterricht u. 
Abt. A II, Persönliches 

Hochspannungstechnik s. Elektrizitäts- 
werke, Erdung, Isolatoren, Meg- 
technik, Schaltanlagen, Transforma- 
toren, Überspannungen, Theoret. 
Elektrotechnik 

Höhenklima s. Klima 

Hörhilfen. W. Güttner. *681l 


Nach B. 


F. M. Feld- 


Uhrmachersch ule 


Industrie (s. a. Ausstellungen 
Messen) 

Entwicklungsabt. in mittelgroßen elek - 
trischen Fabriken. Nah J. W.D o- 


novan. 150 


und 


1950 


Bedeut. u. Aufgabenstellung d. Elek- 
troindustrie f. d. Stand d. Technik. 
H. Schmitz. 265 

Ingenieurarbeit i. d. feinmechan. Fer- 
tigung, insbes. i. d. Elektroindustrie. 
A. Mehlis. *430 

Aufgaben d. betriebswirtschaftl. Orga- 
nisationslehre. K. W. Hennig. 
*489 

Warum dauert es so lange? L. Merz 
nach W. C. White. 374 

Industr. Forschung u. Entwicklung 

Nach J. F.Downie Smith. 74 

Industrie u. Hochschulen. 474 

„Labor Relation”, Bindeglied zw. Be- 


triebsltg. u. Belegsh. Nach O. 
Vent. 632 

Nachrichten a. d. Industrie (Vorschau 
a. d. Industriemesse, Hannover 
1950). *201 

Guter Absatz i. d. Rundfunkindustrie 
erwartet. 150 

Fabrikationsverlagerung bei Telefun- 
ken. 150 


Berliner Firmen im Wiederaufbau. 332 
Westberliner Industrie. 474 


Entwickl. d. norwegq. Rundfunkindu- 
strie. 332 
D. dt. elektrotechn. Produktion. W. 


Hofmeier. *117, *199, *559 

Eiektrogeräte u. Maschinen im schweiz. 
Außenhandel. E.Stein. 474 

Ingenieurausbildung u. Ing.-Fortbild. 
H. F. Schwenkhagen. *1 

Installation 

Installation im sozialen Wohnungs- 
bau. Facb. 451 

Neuer Kippschalter. 473 

Lichtbänder auf I-Schiene 95 

Leitend. Bodenbelag f. Krankenhäuser. 
Nach N. L. Griffin. 126 

Schaltgeräte u. Installationsteile a. d. 
Hannov. Messe. *204 | 

Flugzeug-Install.-Geräte d. ehema.. 
Luftwaffe. E. Jeske. *671 

Institut s. Prüfwesen, Unterricht 

Isolatoren 

Neue Erkenntn. an Hochspannungsisol. 
Nach H. v. Treufels. Fachb. 449 

Isolationsniveau u. Isolationsabstim- 
mung in Niederspannungsanl. Nach 
C. E. Olsson. 375 

Schadhafte Kappenisolat. in Hochspan- 
nungsleitungen.. A. Roggen- 
dorf. *83 

Hartpapierdurchführ. f. Höchstspannun- 
gen. Nach H. Kappeler. 122 

Pardunenisolat. an selbstschwingen- 
den Antennenmasten. Nah K. Fi- 
scher. 379 

Schutz großer Isolat. gegen Zerstörung 
durch Lichtbögen. A. Roggen- 
dorf. *35 

Harze als Bindemittel f. Stoßfugen von 
Porzellanisolat. Nah W. Dattan. 
435 

lsolat.- u. Überspg.-Fragen i. Nieder- 
sp.-Netzen. 690 

Isolat. a. d. Leipziger Frühjahrsmesse. 


Isolierstoffe 

Beitrag Z. Schichtungsproblem elektr. 
Isolierstoffe. W. Katzschner. 
* 273 

Verh. d. elektr. Größen v. Papier b. 
Feuchtigkeit u. Temperatur. Nadh 
H. Veith. 47 

Dielektr. Verh. flüss. u. fester Isolier- 
stoffe i. e. Frequ.-geb. von 0 bis 60 
Hz. Nah K. Hemmann. 46 

Bewegl. Dielektrika f. d. dm- u. cm- 
Wellengebiet. Nach W. Endres 
u.H. Köhler. 406 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Ub. d. Bauprinzip v. Kunststoffen. R. 
Gäth. *560 

Meßg. d. Diffus.-Konst. v. Thermo- 
plasten. 696 

Elektr. Feinmessung an Kunststoffen. 
Nach T. Gast. 565 

Amerikan.Kunststoffentwickl. im Jahre 
1949. Nach G. M. Kline. 501 

Silikonharze f. Isolationen in elektr. 
Mash. R. Modlinger. *521 

Polyäthylen. Nadh A. Schwarz. 
331 

Weichgemachtes Polyvinylchlorid als 
Leitungsisolierstoff. Nah W.Birn- 
thaler. 599 

Neue Trokenstromwandler m. Kunst- 
harzisolation. Nah H. Koller. 
436 

Anwend. d. Raman-Spektralanalyse i. 
d. Isolierstofftehn. T. Wörner. 
*292 

Alterungsbeständigkeit u. Mischbar- 
keit v. Mineralölen. Nadh L. Sta- 
nislavlievice. 502 

Dielektr. Anisotropie d. Naturholzes. 
Nach K. Kroeneru. L. Pungs. 
380 

Lack u. Farbe i. d. Elektroindustrie. W. 
Ermler. *527 

Leitungen u. Zubehör, Isolation a. d. 
Hannov. Messe. *211 


Jahresversammlung s. Tagungen u. 
Abt. A IV, Verbandsnachr. 
Jubiläum s. Abt. A II, Persönliches 


Kabel s. Leitungen 

Kältetechnik s. Wärmetechnik 

Kathodenstrahloszillograph s. Elek- 
tron.-Optik, Meßtechnik, Röhren 

Klima (s. a. Isolierstoffe) 

Technoklimat. Grundlagenforschung. 
E. Reichel. 164 

Versuche über d. Einfluß d. umgeben- 
den Atmosphäre a. d. Bürstenüber- 
gangsspannung. A. Schliep- 
hake. *3 

Einfluß d. Höhenklimas a. elektr. Ma- 
terialien. Nah M. J. Duc. 254 

Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf Prä- 
zisions-Luftkond. Nah L. H. 
Ford. 69 


 Kochplatten s. Wärmetechnik 


Kondensatoren (s. a. Elektrizitätswer- 
ke, Meßtechnik) 

Dielektriken f. elektr. Kond. Nach W. 
Soyck. Facb. 453 

Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf Prä- 


zisions-Luftkond. Nah L. H. 
Ford. 69 

Stoffe hoher DK. bei cm-Wellen. 
Nach I.G. Powlers u.W. Jack- 
son. 535 


Erdalkalititanate als Dielektrika u. 
neue Seignette-Elektrika. Nach W. 
M. H. Schulze. 501 


Über seignette-elektr. Stoffe. Nach E. 
Granier. 560 

Neue Bauformen v. MP-Kond H. 
Hennig. 196 


Reihenkond. u. Bündelleiter im 
schwed. Großkraftnetz. Nadh A. 
Rusck u. B. Rathsman. 49 

Konstruktion v. Kapazitäts - Span- 
nungswandlern. Nach E. Billig. 
376 

Kond. a. d. Leipziger Frühjahrsmesse. 
236 

Kongresse s. Tagungen 

Kollektoren (s. a. Elektr. Maschinen) 

Neue Konstruktionsgrundsätze f. d. 
Bau v. Kollektoren. Nach F. W. 
Laub. 402 


Kontakte 

Neue Vers. z. Deutung d. Feinwande- 
rung an elektr. Abhebekont. Nach 
E. Justi u. H. Schultz. 68 

Erosion elektr. Kont. a. d. Stromüber- 
gangsstelle. Nach L. H. Germer 
u. F. E. Haworth. 436 

Übergangswiderstand am Eisen-Koh- 
le-Kont. 533 

Thermospannungen an Kont. Nach I. 
Dietrich u. E. Rüchardt. 
568 | 

Kraftwerke s. Elektriz.-Werke 

Krankenhäuser, Leitender Bodenbelag 
f. — Nah N. L. Griffin. 126 

Kühlschrank s. Wärmetechnik 

Kunststoffe s. Isolierstoffe, Werkstoffe 

Kupplungen (s. a. Maschinenantrieb) 


Magnet. Flüssigkeits-Kuppl. Nach J. 
Rabinow. 147 
Magnet. Flüssigkeitskuppl. A. Har- 


nisch. *371 

Elektr. steuerbare Thixotrope. 
H. E. Hollmann. 598 

Kupplungen a. d. Hannoverschen Mes- 
se. 203 

Kurznachrichten sind in ihren Fachge- 
bieten eingeordnet. 


Labor Relation s. Industrie 

Lack s. Isolierstoffe 

Ladungen, Beseitig. elektrostat. — dch. 
Radioaktivität. 631 

Lampen s. Lichttechnik 

Landwirtschaft 

Zusammenarbeit zw. Ļand- u. Elektri- 
zitätswirtsh. Nah H. Kallbrun- 
ner. 566 

Anlaufeigensh. v. Drehstrommotoren 
u. ihr. Einfluß a. d. Motorengröße 
i. d. Landwirtsh. Nach H. G. 
Schweppenhäuser. 170 

Ein Elektropflug. 123 

Futterdämpfer — wirtschaftlicher u. 


Nach 


billiger. W. Rentrop. 328 
Betriebsverhältn. elektr. u. anders 
angetr. Dreshmasdinen. Nach J. 


Opacki. 146 
Lautsprecher s. Techn. Akustik 
Leitungen (s. a. Elektrizitätswerke/Net- 
ze) 
— Freilleitungen 
Übergangskurven d. Temperatur an 
zusammengesetzten Leitungssträn- 
gen. Nach F. Moeller. 23 
Kapazität v. Mehrleitersyst.; kapazit. 
Beeinflussung v. Fremdleitern. E. 
Kluss. *63, B. 154 
Gewittersicherheit v. Hochspannungs- 
Freileite Nach E. L. Harder u. 
J. M. Clayton. 401 
Abhängigkeit d. Koronaeffekts v. Lei- 
tungsdurchm. u. -profil. Nadh F. 
Cahen u. R. Pélissier. 122 
Koronaverluste a. Glstr.-Freiltg., bes. 
b. Wassertropfenbildg. Nach M. 
Pauthenier u. a 625 
Auffinden v. Temp.erhöhungen in Frei- 
leit. m. Hilfe d. Bolometers. Nach 
J.R. Leslie u. J.R. Wait. 173 
Neue Fluchtentaf. z. Durchhangsbe- 
stimmung v. Freileit. beliebig ge- 
neigter Spannfelder. K. Kohler. 
*243, B. 362 
Neue Aufhängungsart f. Freileitungen. 
Nach S. Sandberg u. J. Lind- 
blom. 564 
Drehstrom-Höchstspannungsleit, f. d. 
kontinental-europ. Großkraftüber- 
trag. Nah W. Rudolph. 247 
Fernleit. m. erh. Übertragungsfähig- 
keit im Ausland. H. Meyer. 41 


Reihenkondens. u. Bündelleiter im 
schwed. Großkraftnetz. Nach A. 
Rusck u. B. Rathsman. 49 

Freileit. v. ital. 
G. Matthaes. 580 

Britische Freileitungsvorschriften. Nach 
H. W. Grimitt. 173 

— Maste 

Stat. Berechn. v. rechteck. stählernen 
Freileitungsmasten f. Verdrehungs- 
belast. O. Stötzner. *397 

Betonmasten. Nah H. Sumner. 327 

Betonmast im Freileitungsbau. Nach 
H. G. Schweppenhäuser. 
327 

Maste im Bau von Hochspannungs- 
Freileitungen. 433 

Leitungsmaste aus Leichtmetall. 

— Kabel 

Ub. d. Belastbarkeit v. Kabelstrecken. 
H. Strobach. *55, B. 154 

Besond. Art v. Kabelstörungen in 
Starkstromnetzen. 
u. H. K. Müller. Fachb. 448 

Stromversorg. üb. koaxiale Kabel. 
Nach H. H. Spencer. 501 

Meßg. d. Diffus.-Konst. v. Kabelmän- 


382 


teln aus Thermoplasten. Nach E. 
Müller. 696 
Wirbelströmung in leit. Kabelmän- 


teln. Nach P. Jacottet. 23 

Bleikabelshaden durch eine Holz- 
wespe. Nach G. A. Greff u. K. 
Löhberg. 401 

— Verschiedenes 

Hochwert. dt. Lackdrähte. W. Herr- 
mann. 562 ; 

Weichhgemachtes Polyvinylchlorid als 
Leitungsisolierstoff. Nach W. 
Birnthaler. 599 

D. dt. elektrotechn. Produktion: Kabel 


u. Schwacdhstromanl. W. Hof- 
meier. *559 

Leitungen u. Kabel a. d. Leipziger 
Frühjahrsmesse. 236 


Leitungen u. Zubehör, Isolation a. d. 


Hannov. Messe. *211, 346 
Lichttechnik (s. a. Installation) 
Beredhn. v. Beleuchtungsanl. m. linienf. 

Lichtquellen. Nah W. Viets. 176 
Feldtheorie i. d. Lichttechnik. Nach 

H. J. Helwig. 353 
Neue Entw. am Hochintensitätsbogen. 

J. Euler. *494 
Wertigkeit v. Zweckleuchten. Nach A. 

Pahl. 388 
Aufgab. mod. Licht- u. Beleucht.-Tech- 

nik. Nach W. Sinn. 69 
Lichttechnik a. d. Hannov. Messe. 214 
Glühlampen hoher Leistung. Nach A. 

Skaupy. 120 
Z. Frage d. Lebensdauer v. Glühlam- 

pen. R.G. Weigel. *368 
Leuchtstofflampen oder Glühlampen? 

Nach A. Pahl. 21 
Gesundheitl. Gefährdung durch zer- 

brochene Fluoreszenzlampen? 176 
Zur Frage d. Wirtschaftl. v. Leucht- 

stofflampen. Nah E Neumann 

u. W. Köhler. 95 
Wirkung d. Schalthäufigk. a. d. Lei- 

stungsfähigkeit v. Leuchtstofflam- 


pen. R. G. Weigel nad F. J. 
Vorlander u. E. J. Raddin. 
566 


Studien üb. d. bevorzugte Farbe b. 
Leuchtst.-Lp. Nach G. A. Buck Il. 
661 

Bestimmung d. Farbvalenzen v. Flu- 
oresz.-Lamp. Nach C. W. Jero- 
me. 66l 


Festland n. Sizilien. 


Nah G. Buß. 


Elektrotechniscıe Zeitschrift 


Leistungsfähigk. krypton-gef. Leucht- 
st.-Lamp. b. niedr. Temper. Nach 
G. S. Evans. 661 
Eine neue Leucdhtröhre. 
feld. 198 
Sonderschaltg. f. Leuchtst.-Lampen. 
Nach J. H. Campbell. 627 
Aus d. amerikan. Beleuchtungstechn. 
u. -praxis. R. G Weigel. 626 
Eignung v. Leuchtstofflampen f. Stra- 
Benbeleucht. Nach A. Pahl. 188 
Beleucht. durch Leuchtdecken (Ober- 
lichte). Nach P. Moon u. D. E. 
Spencer. 175 
Neue amerikan. Straßenlampe. 45 
Landstraßenbeleucht. a. d. Staudäm- 
men v. Shasta u. Grand Coulee. 
Nach L. R. Bossard. 498 
StraBenbeleuchtung u. Fahrzeugschein- 
werfer. 378 ; 
Aufwand f. Straßen- u. Verkehrsbe- 
leucht. Nach E. v. d. Trappen. 
498 
Anwendung von Teleskopmasten für 
eine Brückenbeleudht. in Paris. 73 
Neuzeitl. Arbeitsbeleudt. R. G. W eji- 
gelu. W. Stengel. *483 


A. Lieren- 


. Kraftwerksbeleudt. R. G. Weigel 


nach H. F. Caroll u. W. B. Mor- 
ton. 565 
Beleuchtung untertage. 644 
Leuchtstofflp. i. Eisenb.-Betrieb. Nach 
P. Jainski. 627 
Bezirksgr. Köln d. Lichtt. Ges. 
Lokomotiven s. Bahnbau 


664 


Magnetismus (s. a. Meßtechnik, Kupp- 
lungen, Verstärker) 

Berechn. d. wirksamen Permeabilität 
v. vormagnetis. Drosselkernen. 
Nach A. Weis. 49 

Prakt. Berechn. d. magn. Feldstärke. 
Nach Halacsy. 536 

Fortschritte i. d. Theorie des Ferro- 
magnetismus. 62 

Gyromagnet. Erschein. b. Ferriten. 
Nah H. G. Beljers u. J. L. 
Snoek. 569 

Ferro-paramagnet. Ubergangsgebiet. 
Nach F. Fraunberger. 598 

Wirbelstromanomalie in ferromagnet. 
Blechen b. hochfrequ. Flußwechsel. 
Nach L. R. Blake. 177 

Einfluß atomar. Ordnungen a. d. mag- 
net. Eigensh. Nach J. E. Gold- 
mann. 407 

Form u. Größe ferromagn. Elementar- 
bereiche an Einkristallen aus Trans- 
form.Stahl. Nach H. J. Willi- 
ams, R. M. Bozorth u W. 
Stockley. 124 


. Fortpflanzungsgeschwindigkeit großer 


Barkhausen-Sprünge in Ni-Fe-Le- 
gierungen. Nach L. J. Dijkstra 
u. J. L. Snoek. 149 

Über Magnetophotophorese. 
F.Blaha. *581 

Ub. einzelne nord- u. südmagn. Pole, 
d. Photophorese u. einige Folgerg. 
F. Ehrenhaft. *656 

Magnetis. massiver Stoffe im Rayleigh- 
Gebiet. Nah L. Néel. 569 

Magnet. Nachwirk. an handelsübl. Si- 
u. Ni-Fe-Blehen. NahH. Wilde. 
329 

Abhängigk. d. Permeabil. magnet. wei- 
cher Werkstoffe v. d. Art d. Ent- 
magnetis. Nach H. Fahlen- 
brach u. K. Sixtus. 178 

Magnet. Eigensc. v. Stahlquß. Nach 
V.Zednik. 570 


1950 


Magnet. Eigensch. u. Verwendbarkeit 
pulvermetallurg. hergestellter Dau- 
ermagn. Nah H. Fahlenbrach. 
73 

Metallkeramik. H. Fahlenbrach. 
*295 

Dispersitätsfragen d. Massekerntec- 
nik. W. M. H. Schulze. *575 

Korngröße u. Kornaufbau b. Pulver- 
magn. Nach L. Weil. 330 

Magnet. Kennwerte v. Spulen m. Topf- 


- kernen aus Masseeisen. Nach M. 
Kornetzki. 500 

Magn. Texturwerkstoffe. Nach K. 
Sixtus. 631 


Eigensch. v. magnet. weichen Kern- 
werkstoffen. Nach P. Abadie, 
J.Epelboinu. A. Marais. 149 

Durch Ausscheidung gehärtete Magne- 
te in Feinmeßinstrumenten. Nach 
R. Schmidt. Fadhb. 454 

Magnet. Werkstoffe f. elektr. Kraft- 
anlagen. O. Martin nadh F. 
Brailsford. 537 

Ferromagnet. Längsschwinger f. Ultra- 
shall. Nach E. Furbach u. P. 
Rieckmann. 503 

Magnet. Flüssigkeitskupplungen s. 
Kupplung. 

Maguet. Verstärker s. Verstärker 

Magnettontechnik 

Kontaktkopien v. Magnetophonbän- 


dern. Nah M. Camras u. R. 
Herr. 441 
Automat. Ferngesprächsaufnahme u. 


-wiedergabe. 126 

Magnetton f. Schmalfilme. 332 

Magnetophone a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse. 237 

Magnetophone a. d. Hannoverschen 
Messe. 218 

Maschennetze s. Netze 

Maschinenantrieb 

Antriebe m. stoßweiser od. wedhs. Be- 
lastung in durchlaufend. Betrieb. G. 
Lesch. *316 

Auslegung v. Asynchronmotoren f. d. 


Antrieb v. Zentrifugen. F. Oer- 
tel. *107, B. 260 
Stromrichteranl. in Eingefäßschaltung 


f. Umkehrwalzenstraßen. 
Ostendorf. *137 
Wechselstr.-Fördermaschinenantr. Nach 
L. L. Brinkworthu. A.J. Ri- 
ches. 404 
Schwungradbremsung durch Wirbel- 
ströome. Nach E. Jasse. 248 
Betriebsverh. elektr. u. anders ange- 
triebener Dreschmaschinen. Nach 
J. Opacki. 146 
Antriebe i. Bergbau 
*642 
Maste s. Leitungen 
Medizin 
Zur UKW-Therapie mit dm- und cm- 
Wellen. K.-H. Spiller. *27 
Neuer Elektrokardiograph. A.Cl.H of- 
mann 194 
Elektr. Schnellschreiber u. s. Anw. i. d. 
elektromedizin. Meßtechn. Nach O. 
Grimm u. K. Mall. Facb. 454 
Gesundheitl. Gefährd. durch zerbroce- 
ne Fluoreszenzlampen? 176 
Leitender Bodenbelag f. Krankenhäu- 
ser. Nach N. L. Griffin. 126 
Elektromedizin. Geräte a. d. Leipziger 
Frühjahrsmesse. 237 
Messe s. Ausstellungen 
Messeheft 1951 d. ETZ. 
Meßtechnik 
— Allgemeines 
Aufgaben d. Messens u. Regelns. Nach 
F. V. A. Engel. 145 


(Ausst.-Beridht). 


658 


1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Prinzipien d. Aufbaues v. Meßgeräten. 
Nach R. Sewig. 119 

Bezeichnung. b. Meßgeräten. G. Dett- 
mar tł. 624 

Wahrnehmung v. Kontrasten b. un- 
scharfer Detailbegrenzung. Nadh A. 
M. Kruithof. 403 

Verfahren z. indir. Kontaktgabe b. an- 
zeigend. Meßgeräten. F. Angers- 
bachu. E. Hueter. *275 

Prüfklemmen f. Meßsätze. 120 

Hochkonstante Meßspannungsquelle. 
H.Helke. *171 

Wechselstrom-Kompensator f. Nieder- 
frequenzmessungen. Nach J. M. 
Vanderleck. 20 

Frequenz- u. Temp.-Fehlerkompens. b. 


Ferraris{Meßwerken m. mechan. 
Gegenmoment. H.-J. Wich- 
mann. *i6l 


Fernzeiger als Hilfsmittel in elektr. 
Steuerungen. W. Beindorf. 197 
Durch Ausscheidung gehärtete Magne- 
te in Feinmeßinstrumenten. Nach 


R. Schmidt. Facb. 454 
Meßgeräte a. d. Leipziger Frühjahrs- 
messe. 236, 237 


Meßtechnik a. d. Hannov. Messe. *219, 
348 

Neues Hochspannungslaboratorium der 
GEC. 45 

— Spannung, Strom, Widerstand 

Messq. höchst. Gleichströme. Nach 
M.R.Servant. 660 

Neuart. Hochspannungsvoltmeter f. Ab- 


solutmessungen. Nach B. Gän- 
ger 70 
Neues stat. Voltmeter. Nach H. 


Greinacher. 120 

Messung d. Durchschlagsfestigk. v. 
Luft b. ultrahohen Frequ. Nadh J. 
A. Pim.: 121 i 

Elektrostat. Lichtmarkenvoltmeter f. 
zwei Meßber. Nach H. Lapor- 
te. 95 

Millivoltmeter f. d. Frequenzbereich v. 
1000 b. 30 - 106 Hz. Nach H. J. Lin- 
denhovius, G. Arbelet u. 
J. C. van der Breggen. 175 

Messung kl. Gleichspannungen. Nach 


H. H. Rust u. H. Endesfel- 
der. 376 
Hochempfindl.  Gleichsp.-Verstärker. 


Nah Boucke u. Lennartz. 
694 
Aufzeichnung kl. Gleichspannungen m. 


Tintenschrift. Nah W. Geyger. 
378 
Das Metallpapier-Registr.-Verf. A. 


Ortlieb. *653 

Torsiometer-Meßeinrichtung. 471 

Z. Theorie d. Spiegelgalvanomet. Nach 
E. Meyer. 70 

Diagramm f. d. Verwend. v. Kriechgal- 
vanomet. Nach Courvoisier. 
404 

Gleichsp.-Prüfanlage zur 
schadhafter Isolatoren. *83 

Messung atmosph. Überspannungen in 
Netzen. Nah M. Böckman. 594 

Meßbereich u. Empfindl. d. Hochspan- 
nungsbrücke n. Schering. A. Kel- 
ler. *232 

Messung sehr hoher Widerst. b. hoher 
Wechselspannung. H. Petersen. 
*577 


Ermittl. 


Neuartige Magnetinduktoren. H. Pa- 
schen. *195 

Elektr. Unters. d. Untergrundes f. Er- 
dungen. R. Wessel. *339 


Widerstandsmessung an Draht-Ober- 
flächen zum Nachweis von Rissen. 
98 


Vereinfachte Fernmessung v. Gleich- 
richteranlagen. W. Paa sch. * 583, 
B. 670 

Gerät z. Messen d. Anschlußwertes u. 
s. Ansprekzeitt Nah M. E. 
Douglass, W.H. Morongu. 
J. S. Nelson. 352 

Neuer Elektrokardiograph. A. Cl. H o f- 
mann. 194 

Elektr. Schnellschreiber u. s. Anw. i. d. 
elektromedizin. Meßtehn. Nad O. 
Grimm u. K. Mall. Facdb. 454 

— Kapazität, Induktivität, Frequenz 

Induktivität eisenloser Drosselspulen. 
R. Küchler. Brf. 256 

Inhomogenitäten als Fehlerquelle b. 
konzentr. Meßitg. z. Impedanzmes- 
sung Nach M. H. Oliver. 377 

Impedanzmessung m. d. Q-Meter. Nach 
A. J. Biggs u. J. E. Houldin. 
69 

Neuer Frequenzmesser u. s. Anwend. 
Nach H. Hochrainer. 94 

Quarzresonatoren als Frequenzsubnor- 
male. Nadh F. J.M. Laver. 567 

Meßgenerator z. Erzeug. versch. Pha- 
sen b. veränderl. Frequ. f. d. Un- 
ters. v. Scaltgliedern. Nach D. 


Morris. 565 

— Arbeit l 

Parasitishe Kräfte in Induktions- 
Wattstundenzählern. Nach G. F. 
Shotter. 250 

Zählertechn. u. Zählerprüfverfahren. 
Nach W. Peters. Fadhb. 454 

Eichung v. Elektrizitäts-Meßgeräten 
(PTA). 593 

— Verschiedene elektr. u. magnet. 
Größen 


Methoden d. elektr. Feldmessung. R. 
Strigel *229 

Ausmessung elektr. Felder m. Hilfe v. 
halbleitenden Schichten. Nach W. 
Claußnitzer u. H. Heu- 
mann. Fachb. 454 

Neue Technik d. Gebrauchs d. Katho- 
denstrahloszillographen. Nach H. 
Demontvignier. 403 

Elektr. Feinmessung an Kunststoffen. 
Nach Th. Gast. 565 

Messung d. Fehler v. Stromwandlern. 
Nach W. Holleufer u. F.Kop- 
pelmann. 592 

Meßgenerator f. Magnetfelder. 
W. Ploch. 249 

Genaue Messung d. magnet. Induktion. 
Nach R. Tenzer. Fachb. 454 

Messung magnet. Gleichfeldstärken m. 
d. Magnetfeldmesser. W. A. E. 
Peters. *193 

Wirkungsgradmessg. v. Elektrowär- 
megeräten. Nach H. Bock. 628 

Kompensationsverf. z. Anzeige mag- 
net. Leitwertsänderungen. V. 
Aschoff u F. Buchholtz. 
*87 

Bestimmung d. Rückflußdämpfung und 
d. Pfeifsicherheit von Verstärker- 
leit. Nach J. Buqdahn. 251 

Neue Vervielfacher m. hoh. Empfindik. 
Nach A.Sommeru.W.E.Türk. 
625 

— Nichtelektr. Größen 

T-Spul-Meßgerät m. Kernmagnet z. 
Temp.mess. u. Meßwert-Fernüber- 
tragung. H. R. Eggers. *85 

Selbsttät. Thermoanalysengerät. 353 

Erwärmungsfehler v. Widerstandsther- 
mometern. Nach F. Lieneweg. 
94 

Tragheitslose Temperaturmessung an 
schnellbew. Gegenständen. Nach W. 
Hunsinger u. H. W. Grüne- 
greß. 592 


Nach ` 


Auffinden v. Temp.erhöh. in Freilei- 
tungen m. Hilfe d. Bolometers. 
Nach J.R.Leslieu. J.R. Wait. 
173 


Supraleitende Bolometer. J. Euler. 
*623 
Photoelektr. Taupunkt-Aufzeichnung. 


Nach S. S. Stack. 70 

Opt. Pyrometer m. Bildwandler f. Tem- 
perat. v. 350 ... 700 °C. Nadh C. R. 
Barber u. E. C. Pyatt. 436 

Wahrnehmung v. Kontrasten b. un- 
scharfer Detailbegrenzung. Nach 
A. M. Kruithof. 403 

Wandstärkemessung m. e. HF-Meßge- 
rät. Nah Ph. Schneider u. P. 
Decker. 249 


 Magnetindukt. Stahlprüfung. Nadh K. 


Matthaes. 69 
Kleinstwegmessung m. indukt. Geber. 
F. Stejskal. *115 | 
Verhütung v. Turbinenschäden (Mes- 
sung d. Wellenverschiebg.). W. C. 

Sanner. 143 

Messung u. Verstärkung kl. Wege 
durch Frequ.-modul. Nach P. Bri- 
cout u. M. Boisvert. 249 

Uber Rauhigkeitsmessungen m. d. Elek- 
tronenmikroskop. Nach R. See- 
liger. 250 ; 

Nachweis von Oberflächenrissen in 
Metalldrähten. Nach P. Zijlstra. 
98 ; 

Messg. d. Diffus.-Konst. v. Kabelmän- 
teln aus Thermoplasten. Nadh E. 
Müller. 696 

Vielsaitengalvanom. z. Mess. verän- 
derl. mechan. Spannungen. Nach 
A. A. Wells. 660 

Kurzzeitmessung b. period. Vorgängen. 
E. Schuch. *553 

Drehmomentmesser f. sehr hohe Dren- 
zahlen. Nah W. Gohlke. 21 

Messung ström. Medien in Rohrlei- 
tungen m. Röntgen- oder y-Strah- 
len. NahR.Burgholz. 175 

Elektr. Feinstwaage U. v. Brock- 
dorff u. K. Kirsch. *61ll, 613 

Metallkeramik s. Magnetismus, Werk- 
stoffe 

Mikrophon s. Fernsprechtechnik, 
Techn. Akustik 

Mikroskop s. Elektronenoptik 

Mikrowellen s. Funktechnik 

Modellbahnen s. Bahnbau 

Motoren s. Elektr. Maschinen, Bahnbau, 
Maschinenantrieb 


Nachrichtentechnik s. Fernmelde-, 
Fernsprech-, Funktechnik 

Netze s. Leitungen, Elektrizitätswerke 

Normen (s. a. Abt. A IV, Verbands- 
nachrichten) 

Normung v. off. Innenraum-Schaltan!. 
d. Reihen 10 bis 30. B. War- 
sinsky. *239 


Ofen s. Wärmetechnik 
Oszillograph s. Meßtechnik 


Patentwesen 

Wiederaufbau d. dt. Patentwesens. P. 
Ohrt. *60 

Persönliches s. Abt. A H 

Phasitron. 22 

Philosophie d. Technik. Sein u. Sinn 
techn. Wissenschaft. Nach P. 
Koeßler. 382 

Photozellen s. Meßtechnik 

Physik (s. a. Elektronenoptik, Kontak- 
te, Magnetismus, Röntgenstrahlen, 
Theoret. Elektrotechn. usw.) 

Erfindung d. Voltaschen Säule H. 
Schimank. *155 


10 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1950 


Z. 50jähr. Jubiläum d. Planckschen 
Wirkungsquantums. M. Kohler. 
267 


Auswertung d.Planckschen Strahlungs- 
formel. Nach R. Schulze. 358 

Einsteins neue Untersuchungen. Pasc. 
Jordan. *615 

Präzisionsmessung d. spezif. Ladung. 
O. Macek. 125 


Sichtbarmachen v. Ba-Atomen. Nach 
W. Müller. 696 
Neutronenbeugung. J. Euler. *113 


Betatrons mit u. ohne Eisenjodh. Nach 
A. Bierman u. H. A. Oele. 330 

Das Bevatron (Kosmotron). R. Kol- 
lath nach Brobeck. 400 

Feldtheorie i. d. Lichttechnik. Nach H. 
J. Helwig. 353 

Anwend. d. Raman-Spektralanalyse i. 
d. Isolierstofftehnik. Th. Wör- 
ner. *292 

Strahlungsmess. a. elektr. geheizt. SiC- 
Stäben. Nah W. Brügel. 626 

Leiterwiderstand u. Wiedemann-Franz- 
she Zahl. Nach H. Dießel- 
horst. 98 


Therm. Anomalie d. Widerstandes: 


gierg. Isabellin. Nach O. Heus- 
ler. 73 

Geometr. Dimensionen u. Widerstands- 
rauschen. Nach A. Hettich. 595 

Supraleitender Detektor. Nah F. 
Rockett. 48 

Theorie d. Thomsoneffektes in elektr. 
Kontakten. Nah Davidson. 254 

Thermospannungen an Kontakten. 
Nach I. Dietrich u E Rü- 
chart. 568 

Elektronenleitung in festen Körpern, 
insb. in Halbleitern. R. W. Pohl. 
*269 


Widerstand sehr dünner aufgedampf- 


ter Metallshichten. Nach B. Vo- 
dar. 597 

Transistoren. Nach J. A. Becker. 
379 


Randzonen v. Kupferoxydul-Gleichrich- 
tersheiben. Nach Yukio Saito 
u. Yoshio Sakai. 536 

Sperrschiht am Kontakt zw. e. Halb- 
leiter aus Selen u. e. Metall. Nach 
M. Tomura. 357 

D. heutige Stand d. Sperrschichtgleich- 


richter. A. Güntherschulze. 
*414 
Eigensch. d. grauen Zinns. 597 
Transistoreigenschaften. Nah W. 


Shockley. 597 

Transistoren aus Bleiglanzkristallen. 
Nach C. A. Hogarth. 597 

D. Phototransistor, e. neue Form d. 
elektr. Auges. 661 

Seignette-Elektrizität. Nah K. Haus- 
ser. 98 

Erdakalititanate als Dielektrika u. neue 
Seignette-Elektrika. Nah W. M. H. 
Schulze. 501 

Über seignette-elektr. Stoffe. Nach E. 


Granier. 568 

Neuere photoelektr. Entwicklungen. 
Nach W. Schaffernicht. 
Fachb. 454 

Uber Magnetophotophorese. F. Bla- 
ha. *581 


Ub. einzelne nord- u. südmagn. Pole, 
d. Photophorese u. einig. Folgerun- 
gen. F. Ehrenhaft. *656 

Verwend. chem. Reaktionen z. akust.- 


opt. Bildwandlung. Nach H. H. 
Rust, R. Haul u. H. I. Studt. 
500 


Opt. u. akust. Ubertragungsprobleme 
als Arbeitsgebiet d. heut. Elektro- 
physik. Nach H. Etz’old. Fadhb. 
453 

Zus.-hang zw. Strahlungsdruck u. elek- 
troakust. AbstoBung. Nach H. B. 
Dwight. 696 

Dielektr. Anisotropie d. Naturholzes. 
Nach K.Kroeneru.L. Pungs. 
380 

Denken in dielektr. Vorstellungen. 
Nach A. v. Hippel. 664 

Bewegliche Dielektrika f. d. dm- und 
cm-Wellengebiet. Nach W. En- 
dres u. H. Köhler. 406 

Stoffe hoher DK bei cm-Wellen. Nach 
1.G.Powlersu. W. Jackson 
535 

Hochfrequenzerzeug. durch zwei freie 
Elektronenstrahlen. Nach A. V. 
Hollenberg, J. R. Pearce 
u. W.B. Hebenstreit. 71 

Halbleiter-Trioden u. -Tetroden als 
Verstärker- .u. Mischstufen. H. 
Fricke. *133 

Experiment. Bestätigung d. Theorie d. 
Parallelplatten-Mediums. Nach C. 
A. Cochrane. 596 

Erzeugung von Hf-Schwingungen durch 
Glühkathodenröhren m. Gasfüllung 
niederen Druks. Nach E. B. Arm- 
strong u. K.G. Emeleus. 72 

Elektrete. J. Euler. *373 

Über Eiselektrizität. Nah A.Becker 
u. J. Schaper. 98 


Leitungsmechanismus oxydbedeckter 
Kathoden. Nach R. Loosjes u 
H.J. Vink. 149 


Neue Vervielfacher m. hoher Empfind- 
lihk. Nah A. Sommer u. W.E. 
Türk. 625 

Sekundärelektronenemission an Auf- 
dampfschichten aus Metallmischun- 
gen. Nach H. Salow. 380 

Einfluß v. Gasen u. Dämpfen a. d. 
Emission v. Oxydkathoden. Nach 
G.Herrmannu. O. Krieg. 405 

Elektronenemission v. Zirkon u. v. 
Zirkonkarbid. Nah Rusterholz. 
Fachb. 453 

Neue Sekundärkathode. Nach C. S. 
Bullu. A.H. Atherton. 499 

Mikroanalyse d. v. Oxydkathoden ab- 
gegeb. Gase. Nach H. Jacobs u. 
B. Wolk. 536 

Supraleitd. Bolometer. J. Euler. *623 

Der Stoßdurchsclag in Luft. Nach B. 
Gänger. 121 

Experim. Unters. d. elektr. u. opt. Vor- 
gänge b. Funkendurchscl. in Ga- 
sen. NahE.Fünfer. 330 

Plasma u. Langmuir-Schicht. Nadh F. 
Wenzel. 408 

Neue Entw. am Hocdhintensitätsbogen. 
J. Euler. *494 

Die kathod. Erscheing. a. Hg-Bogen. 
Nach A. Lutz. 603 

Beweg. d. Brennflecks a. d. Kathode 
e. Quecksilberdampf-Niederdruck- 
bogens. Nach E. Schmidt. 407 

Elektrodynam. anomale Bewegungen 
v. Lichtbögen in Magnetfeldern. 
Nach S. Yamamura. 596 

Zünddurchschlag v. Explosionsflam- 


men. Nach H. Maskow. Fadhb. 
453 

Tagung d. Dt. Physik. Gesellschaft, 
Bonn. E. Krautz. 24 


Physikertagung in Münster. J. Euler. 
380 

Tagg. d. Dt. Physikal. Ges. in B. Nau- 
heim. J. Euler. 695 

34. Ausstellung d. Phys. Ges., 
570 


London. 


Halbleitertagung in Reading v. 10. bis 
15. 7.50. H. Müser. 597 

Polieren, elektrolyt. 19 

Preisausschreiben „Fondation George 
Montefiore”. 178 

Preßstoffe s. Isolierstoffe, Werkstoffe 

Produktion s. Industrie 

Prüfwesen (s. a. Meßtechnik, Werk- 
stoffe u. Abt. A IV) 

Magnetindukt. Stahlprüfung. Nach K. 
Matthaess. 69 

Nachweis v. Oberflächenrissen in Me- 
talldrähten. Nach P. Zijlstra. 98 


Wärmedehnungs- u. Alterungsprüfg. 
v. Lakdrähten. Nach A. Fuchs. 
125 


Prüfverfahr. f. Lackdrähte. 562 
Einfluß d. Höhenklimas auf elektr. Ma- 
terialien. Nach M. J. Due. 254 
Physikalisch-Technishe Reichsanstalt 
in Berlin-Charlottenburg. 145 
Zählerprüfung s. Meßtechnik 
Pulvermetallurgie s. Werkstoffe 


Quecksilberdampf-Gleichrichter s. Phy- 
sik, Stromrichter 


Rasieren, Elektr. — Nach A. Th. van 
Urk. 632 

Rechengeräte. Rechenstabläufer f. HF- 
u. Fernmeldetechn. Nach E. Sorg. 
332 

Rechenmaschinen 

D. zweiteilige Umsetzer (f. Rechenma- 
schinen). Nah K.H. Barney. 126 

Regelung 

Aufgaben d. Messens u. Regelns. Nach 
F. V. A. Engel. 145 

D. Gestalten v. Regelkreisen an Hand 
d. Ortskurvendarstelle Nach W. 
Oppelt. 438 

Fernzeiger als Hilfsmittel in elektr. 
Steuerungen. W.Beindorf. 197 

Parallelbetrieb u. Regelung in Dreh- 
stromnetzen. H. Thoma. *321 

Richtvektorverfahren z. Leistungs-, 
Frequenz- u. Uhrzeitregelung in 
großen Netzen (Drehungsregelung). 
H. Graner. *341, *365 

Abhängigk. d. Blindleistungsdarbiet. v. 
d. Ausleg. d. Stromerzeugereinh. b. 
wechs. Netzspannung R. Mod- 
linger. *479 

Selbsttät. Spannungsregler f. großen 
Regelbereih. H. Goldstein. 
*191 

Spannungsregelung v. Gleichstromge- 
nerat. üb. magnet. Verstärker. A. 
Leonhard. *307, *387 

Magnet.. Verstärker z. Spannungsrege- 
lung v. Synchrongenerat. 352 

Gehörrichtige Lautstärkenregelung b. 
Mehrkanalverst. Nah W. Tae- 
ger. 355 

Hochkonst. Meßspannungsquelle. H. 
Helke. *171 

Konservierungsqleichr. m. 


Nach E. Cassee. 592 
Tagung „Selbsttät. Regelg.” 
632 
Reinigung (s. a. Werkstoffe) 


Elektromechan. Reinig. v. Metallober- 


tlächen. 178 
Relais (s. a. Elektr.-Werke) 


Gleichstrom-Drehspulrelais m. Gleich- 
richter f. d. Selektivschutztechn. H. 


Neugebauer. *389 
Schnelldistanzschutz. 


schalk. Fadhb. 448 


Relais auf d. Techn. Messe Hannover 


1950. 346 
Röhren (s. 
sehen, Funktechn., 
sik, Röntgentechn.) 


elektron. 
konstantgehaltener Ladespannung. 


i. England. 


Nach F. Par- 


a. Elektronenoptik, Fern- 
'Meßtechn., Phy- 


i 
}: 
| 


1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 


11 


d. Kathoden- 
439 
Nach A. 


Einfluß d. Heizung a. 
strom v. Elektronenröhren. 

Versuche üb. Gitteremission. 
A. Rusterholz. 253 

Einfluß v. Gasen u. Dämpfen a. d. 
Emission v. Oxydkathoden. Nach 
G. Herrmann u. O. Krieg. 
405 

Mikroanalyse d. v. Oxydkathoden ab- 
gegeb. Gase. Nach H. Jacobs u. 
B. Wolk. 536 

Neue Sekundärkathode. Nach C. S. 
Bull u. A. H. Atherton. 499 

Wirkungsweise d. Wanderfeldröhre. 
Nach O. Döhler u. W. Kleen. 
142 

Überblik üb. Aufbau u. Wirkungs- 
weise d. Laufzeitröhren. H. Fricke 
*421, *485 

Wanderfeldröhren z. HF-Verstärk. in 
dm-Richtverbindungsanl. Nach H. 
Schnitger. Fadhb. 452 

Turbator (Vielschlitz-Magnetron m. nur 
einem Resonanzraum). Nach E. 
Lüdi. 252 

HF-Erzeugunq durch zwei freie Elek- 
tronenstrahlen. Nach A. V. Hol- 
lenberg, J. R. Pearce u W. 
B. Hebenstreit. 71 

Röhren m. bandförmigen Elektronen- 
strahlenbündeln. Nach J. L. H. 
Jonker. 406 

Das Phasitron, eine neuart. Röhre z. 


Frequenzmodulation. Nach W. 
Kautter. 22 
Frequenzumsetzung techn. Wechsel- 


stromes auf HF m. Elektronenröh- 
ren. Nach E. Prokott. 97 

Neue amerikan. Elektrometerröhren. 
Nach J. A. Victoreen. 252 

Neuartiger Luftkühler f. Senderöhren 
großer Leistung. Nach O. Schär- 
li." 253 

Sperr-Röhren. Nach W. Kleen. 329 

Stahl-Ignitron a. d. Techn. Messe Han- 
nover 1950. 345 

Röntgentechnik 

Z. Elektrotechn. d. amerik. Megavolt- 
Röntgenappar. 18 

Röntgenblitztechnik. 92 

Messung ström. Medien in Rohrlei- 
tungen m. Röntqen- oder y-Strah- 
len. Nach R. Burgholz. 175 

Wahrnehmung v. Kontrasten b. un- 
scharf. Detailbegrenzung. Nach A. 
M. Kruithof. 403 

Rundfunk s. Funktechnik 

Rüttelmaschinen u. Vibratoren a. d. 
Hannoverschen Messe. 202, 203 


Sammler s. Elemente 

Schallplatten s. Techn. Akustik’ 

Schaltanlagen (s. a. Isolatoren) 

Hochspannungs-Schrankanlagen f. In- 
nenraum- u. Freiluftaufstellung. 
Nach J. Heinze. Fachb. 448 

Normung v. offenen Innenraum-Schalt- 
anl. d. Reihen 10 bis 30. B. War- 
sinsky. *239 

UÜberspannungsschutz v. gekapselien 
Schaltanl. m. Freileitungsanschluß. 
43 

Leuchtwarte f. Kohlenaufbereitung. 644 

Schaltgeräte 

Hochsp.-Schaltgeräte. Nach Bier- 
manns, Parschalk, Zühlke 
u. Maass. 692 

Schaltgeräte u. Installationsteile a. d. 
Hannov. Messe. *204, 346 

Schaltstückstoffe f. Motorschutzschalt. 
Nach H. Franken. Fachb. 450 

Abschalten v. Käfigläufermotoren. E. 
Kündiger. *609 


Entwicklungstendenzen a. d. Gebiet d. 


Installations-Selbstschalter. Nach 
Johann. Fadhb. 450 

Flugz.-Install.-Geräte d. ehemal. Luft- 
waffe. E. Jeske. *671 


Neuer Kippschalter. 473 

Kontaktzeitverlängerer. 210 

Ersatzschaltung f. d. Leistungsprüfung 
v. Niederspannungs - Gleichstrom- 
schaltern. Nach M. R.Chambril- 
lon. 437 

Abschalten v. Käfigläuf.-Motoren. E, 
Kündiger. *609 

Schaltvorgänge s. Elektriz. - Werke, 
Kontakte, Schalter, Überspann. 

Schlafdecken s. Wärmetechnik 

Schmelzsicherungen s. Sicherungen 

Schneiden s. Wärmetechnik 

Schneilwählgerät 

Elektron. Schnellwählgerät f. Schrift- 
tumsnachweis. 150 

Schrifttum (s. a. Abt. A III) 

Elektron. Schnellwählgerät f. Schrift- 
tumsnachweis. 150 

Schulung s. Unterricht 

Schweißen s. Wärmetechnik 

Seignette-Elektrizität s. Physik, Kon- 
densatoren 

Selektivschutztechnik s. Elektr.-Werke, 
Relais 

Sender s. Funktechnik 

Sicherungen 

Theorie d. elektr. Schmelzsichg. Nach 
G. Schubert. 663 

Schmelzzeit von Schmelzsicherungen. 
Nach E. Wintergerst. 591 

Hocdhleistungs-Sicherungspatrone f.Nie- 


derspannungsnetze. F. Drie- 
scher sen. *8 
Signalanlagen, Gruben- 644 


Sitzungskalender s. Abt. A IV 

Spektroskopie 

Mikrowellen-Spektroskop. 
Rockett. 49 

Spulen s. Fernsprechtechn., Magnetism. 

Statistik s. Elektrizitätswerke, Energie- 
wirtschaft 

Staubabscheidung s. Gasreinigung 

Steuerungen (s. a. Regelung) 

Elektron. Motorsteuerungen. Nach M. 
Morgan. 96 

Gleichricht. f. elektron. Motorsteuerg. 
Nach M. J. Mulhern u. S. N. 
Crawford. 658 

Elektron. Steuerungen a. d. Techn. 
Messe Hannover 1950. 345 

Elektron. Schnellwählgerät f. Schrift- 
tumsnachweis. 150 

Zweiphasen-Steuermotoren. Nach R. 
J. W. Koopmann. 44. 

Straßenbahn s. Bahnbau 

Straßenbeleuchtung s. Lichttechnik 45 

Stromabnehmer s. Bahnbau 

Stromrichter (s. a. Physik) 

Einfluß d. Ventilkapazitäten a. d. 
Stromrichterbetrieb. P. Brück- 
ner. *515 

Kurvenformabhäng. Umrechnungszah- 
len f. Stromrichter-Ventilströme. H. 
Verse. *545 

Stromrichteranl. in Eingefäßschaltung 
f. Umkehrwalzenstraßen. W. 
Ostendorf. *137, B. 228 

Gleichr. f. elektron. Motorsteuerung. 
Nach M. J. Mulhern u S.N. 
Crawford. 658 

Lichtbogenfreier Synchronschalter. 
Nach Duffing. Fadhb. 449 

Vereinfachte Fernmessung v. Gleich- 
richteranl. W. P a a's c h. *583, B. 670 

Stromrichter a. d. Leipziger Frühjahrs- 
messe. 235 


Nach F. 


Transform. u. Gleichrichter a. d. Han- 
nov. Messe. *203, 346 
Bewegung d. Brennflecks a. d. Katho- 


de e. Quecksilberdampf-Nieder- 
druckbogens. Nah E. Schmidt. 
407 


Die kathod. Erscheing. a. Hg-Bogen. 
Nach A. Lutz. 663 

Sperrschichtgleichrichter. Nah F. 
Seitz, H. Y. Fan, P. H. Mil- 
leru. S. J. Angello. 94 

Der heutige Stand der Sperrschicht- 
gleichrichter. A. Günther- 
schulze. *414 

Randzonen v. Kupferoxydul-Gleich- 
richterscheiben. Nah Yukio 
Saito u Yoshio Sakai. 536 

Zerhacker m. federnder Schwingkör- 
peraufhängung. W. Kautter. 
436 

Konservierungsgleichr. m. elektron. 
konstantgehaltener Ladespannung. 
Nach E. Cassee. 59 

Stromwandler s. Transformatoren 


Tagungen (s. a. Abt. A IV) 

VDE-Jahresversamml. 1950 (Vornotiz). 
25 

VDE-Jahresversamml. 1950 in 
Köln. H. Heinzelmann. *261 

Rükblik a. d. VDE-Jahresversamml. 
in Köln. G. H. Winkler. *447 

Tagung d. Dt. Physik. Gesellschaft in 
Bonn, Sept. 49. E. Krautz. 24 

Tag. d. Dt. Physikal. Ges. in B. Nau- 
heim. J. Euler. 695 

Physikertag. Münster. J. Euler. 380 

Tagung d. Studienges. f. Höchstspan- 
nungsanl. 50, 442 

Internationale Fernsehtagung in Zü- 
rih. 123 

Tagung d. Ges. f. angew. Mathematik 
u. Mechanik. 358 

Internat. Jungtechnikertreffen. 358 

Woche d. dt. Wissens. in Bonn. 408 


VDI-Tagung: Uber d. Verantwortung 


d. Ingenieurs. K. Schulze. 503 
Tagung „Wirtschaftsgut Wärme” in 
Berlin. 538, 599 


Dt. Weltwirtschaftstag in Berlin. 538 

2. Tagung d. dt. Ges. f. Elektronen- 
mikroskopie. Rühle. 538 

Halbleitertagung in Reading v. 10. bis 
15. 7. 50. H. Müser. *597 

Tagung „Selbsttät. Regelg.* in Engl. 
632 

Blechverarbeitungstagung. 600 

Kurzwellentag. des DARC. W. Merz. 
695 

Techn. Akustik (s. a. Fernsprecht., 
Funkt., Magnettontechn.) 

Bemerk. zu einigen Probl. d. Raum- 
akustik. S. Sawade. *245 

Beurteilung v. elektroakust. Wieder- 
gabe. Nach F. Bergtold. Fadhb. 
453 

Opt. u. akust. Übertragungsprobl. als 
Arbeitsaebiet d. heut. Elektrophy- 
sik. Nach H. Etzold. Fadhb. 453 

Zus.-hang zw. Strahlungsdruck u. elek- 
troakust. Abstoßune. Nach H. B. 
Dwight. 6% 

Akust. Linsen. Nach E. Kock u. F. 
K.Harvey. 535 

Verwend. chem. Reaktionen z. akust.- 
opt. Bildwandlung. Nah A. H. 
Rust, R. Haulu. H.I. Studt. 
500 

Uber d. neuesten Stand d. Entwickl. v. 
Kondensatormikroph. H. Voel- 
kelu. E. Menzer, *427 


12 


Kondensatormikroph. m. Netzanschluß. 
H. Kalusche. *523 

Ub. Hörhilfen. W. Güttner. *68l 

Schallfeld i. d. Nähe d. frei schwing. 
Kolbenmembran. Nach J. Meix- 
neru. U Fritze. 379 

Lautsprecher in Stadt- u. Straßenbah- 
nen. 504 

Robuster Tonabnehmer. 696 

Vervollkommnung d. Schallplatte. E. 
Schwandt. 426 

Schallplattentechn. auf neuen Wegen. 
Nach K.-E. Gondesen. 356 

Gehörrichtige Lautstärkenregelung b. 
Mehrkanalverst.e Nach W. Tae- 
ger. 355 

Ferromagnet. Längsschwinger f. Ultra- 
shall. Nach E. Furbach u. P. 
Rieckmann. 503 

Moderne Ultraschalltechrik. Th. Hü- 
ter. B. 54 

Energieanlare f. Tonfilmstudio. 630 

Elektroakustik a. d. Hannov. Messe. 
217, 218 

Techn. Auskunftsdienst. 504 

Telegraphie s. Fernmelde-, Fernwirk-, 
Funktechnik 

Temperatur s. 
technik 

Theatertechnik Bühnen- un: Regelein- 
richtgq. f. brit. Theater. Nach C. W. 
Ronald. 692 

Theoret. Elektrotechnik {s. a. Elektro- 
nenoptik, Magnetismus, Physik, 
Funktechn.) 

Übergangskurven d. Temperatur an 
zusammenges. 
Nach F. Moeller. 23 

Schwingungsdauer e. umlauf. Pendels 
als Analogon z. Potential e. Kreises. 
Nach O. Emersleben. 357 

Ermittl. v. Strom- u. Spannungsverlauf 
durch schrittweise Integration. Nach 
M. G. Gillon. 49 

Prakt. Stabilitätsprüfung m. Ortskur- 
ven. Nach F. Strecker. 473 

Vektor-Leistungsfaktor in unsymmetr. 
belasteten Drehstromsyst. Nach J. 
F. Lamb u D. B. Brandt. 177 

Umwandlung d. Einphasenlast in sym- 
metr. Drehstromlast.e. W. Bader. 
*302 

Elektr. Feldstärke zw. 2 gewölbten 
Elektroden. Nach F. Unger. 498 

Prakt. Berechn. d. magnet. Feldstärke. 
Nach Halacsy. 536 

Kapazität v. Mehrleitersystemen, ka- 
pazit. Beeinfluß. v. Fremdleitern. 
E. Kluss. *63, B. 154 

Berechn. d. Induktivität kreisförm. 
Spulen. Nach E. Löfgren. 148 

Induktivität eisenloser Drosselspulen. 
R. Küchler. Brf. 256 

Eigenfrequ. d. einlag. Zylinderspule b. 
Spannunasstößen. 356, B. A412 

Berechnung d. wirksamen Permeabil. 
v.  vormaenetis.  Drosselkernen. 
Nach A. Weis. 49 

Wirbelströmung in leitenden Kabel- 
mänteln. Nach P. Jacottet. 23 

D. transversale Feld i. kreiszylindr. 
Hohlleiter. Nach P. Jacottet. 23 

Synthese v. Schaltkreisen. Nach Cl. 
E. Shannon. 650 

Trärheitsmoment s. F'ektr. Maschinen 

Transdrktor s. Verstärker (maqnei.) 

Transformatoren u. Wandler 

Berechn. d. Stromkräfte b. Transforma- 
toren. A. Wienhard *309 

Genaue prakt. Theorie d. Transform. 
Nach D. Morris. 564 


Meßtechnik, Wärme- 


Leitungssträngen. 


Elektrolechnische Zeitschrift 


Feststell. v. Wicklungsschäaden b. d. 
Stoßprüfg. v. Transf. Nach E. C. 
Ripponu. G. H. Hickling. 660 

Kurzscdhlußstrom-Begrenzungsdrossel- 


spul. i. Kreise d. Ausgleichswickl. 
v. Transformat. H. Rösch. *165, 
Brf. 334 

— W. Weller Brf. 334 


Stromdichte u. zuläss. Erwärmung b. 
Kleintransform. Nach U. Fink- 


bein. 435 

Schweißtransform. m. Frequenzwand- 
lung u. symmetr. Netzbelastung. 
W. Krämer. *185, B. 260 


Verwend. v. Thyrite in Leistungstrans- 
form. Nah J.R.Meador. 376 

Schlagwettergesch. Trafos. 643 

Schutz v. Oltransf. durch Anordnung 
dehnbarer Behälter. Nah M. H. 
Josse. 532 

Nomogramm zZ. Kontrolle d. Belüft. v. 
Netztransformatorenstationen. G. 
Schendell. *585 

Transform. u. Gleichr. 
Messe. *203, 344 

Konstrukt. v. Kapazitäts-Spannungs- 
wandlern. Nach E. Billig. 376 

Messung d. Fehler v. Stromwandlern. 
Nah W.Holleuferu.F.Kop- 
pelmann. 59 

Neue Trockenstromwandler m. Kunst- 
harzisolation. Nach H. Koller. 
436 

Transistor s. Funktechnik, Physik 

Trockengleichrichter s. Stromrichter 


a. d. Hannov. 


Überschlag s. Isolatoren usw. 


Uberspannungen (s. a. Eleklrizitäts- 
werke, Meßtechnik,  Schaltvor- 
gande) 


Aufbau u. Dynamik d. Gewitters. Nach 
H.R.Byers. 499 

Messung atmosph. Überspannungen. 
Nach M. Böckman. 594 

Schaltüberspannungen in großen Nelt- 
zen. Nah L. R. Bergström. 594 

Gewittersicherheit v. Hochspannungs- 
Freileit. Nach E. L. Harderu. J. 
M. Clayton. 401 

Wiederkehr. Spg. b. Kurzschl.-Absch. 
im schwed. Kraftnetz. Nach P. E. 
Hammarlund u. O. Johan- 
sen. 594 

Blitzschaden an e. Stahlbeton-Druck- 
wasserrohr. Nach R. Guelke u. 
C. P. Marais. 17 

Rohrableiter b. Stoß- u. Wechselspan- 
nungen. Nach H. Grünewald. 
Fachb. 448 

Überspannungsschutz v. gekapselten 
Schaltanl. m. Freileitungsanschluß. 
43 

Blasrohrableiter a. d. Hannov. Mosse. 
205 

Überstrom s.Elektrizitätswerke, Elektr. 
Maschin., Sicherungen 

Ultraschall s. Techn. Akustik 

Uniall 

Anlage z. Vorführung v. Lebens- u. 
Brandgef. dch. d. elektr. Strom u. 
Verhüt-maßn. P. Schnell. *645 

Unterricht (s. a. Wissenschaft) 

Ingenieurausbildung u. Ingenieurfort- 


bildung. H. F. Schwenkha- 
gen. *1, B. 78 

Inarnieur-Studium in den USA. R. 
Vieweg. *509 


Techn. Belehrung als geistige Aufgabe. 
Nach W, Reist. 172 

Industrielle Forschung u. Entwicklung. 
Nach J. F. Downie Smith. 74 


1950 


Fernsehen als Hilfsmittel b. d. chirurg 
Lehrtätigkeit. 124 


[Industrie u. Hochschulen. 474 
Studentenzahl d. dt. Techn. Hochsch. 
632 


Notgemeinsch. Berg. Land übernimmt 
d. Tradition d. TH. Danzig u. Bres- 
lau. B. Vollrath. 600 

Akadcmie d. Wissenschaften u. d. Lite- 
ratur in Mainz. 24 

125 Jahre T. H. Frederic. zu Karlsruhe. 
E. Homolatsch. 663 

100 Jahre Staatl. Uhrmacherscähule 
Furtwangen. 382 

Neues Institut a. d. Universität Ham- 
burg. 476 


VDE s. Abt. A IV 

Vereine s. Abt. A IV 

Verkelir s. Baihnbau, Elekirokarren, 
Lichttechn. 

Versammlung s. Tagungen u. Abt. A IV 

Verstärker (s. a. Funktechn., Magne- 
tismus, Röhren) 

Eigensch., e. einstufigen 2-Röhren- 
Gleichspannungsverstärkers. Nach 
M. Pahlu. O. Riedel. 49 

Hochempfindl. Gleichsp.-Verstärker. 
Nach Boucke u. Lennartz. 
694 

Gehörrichtige Lautstarkenregelung b. 


Mehrkanalverstärkern. Nach W. 
Taeger 355 

Verstärker a. d. Leipziger Frühjahrs- 
messe. 236 


Grundlagen einer Theorie d. magr. 
Verstärkers. W. Schilling. *7 
Über magnet. Verstärker. W.Schil- 
ling nach A. G. Milnes, Gale 
u. Atkinson. 44 
Spannungsregelung v. Gleichstromge- 
nerat. üb. magn. Verstärker. A. 
Leonhard. *307, 337 
Magnet. Veistärker z. Spannungsrege- 
lung v. Synchrongener. 352 
Magnet. Verst. m. Seibstsättigung. 
Nach R. E. Morgan u W. L 
Dornhocfer. 591 
Unterwasserverstärker f. 
t:kkabel. 606 
Wihretor s. Rüttelmaschinen 
Verführanlare s. Unfall 
Vulkanisalion s. Warmetechnik 


Transatlan- 


Waage 
L'extr. Feinstwaaoe. U. v. Brock- 
dorffu K. Kirsch. *61ll 


wWancler s. Trantormatoren 
Wänrnelechnik Is. a. Lierttiz.-Woerkeo, 
Energiewirtschaft, Meßtechnik) 
Tagung „Wirtschaftsqut Warme”. 599 
Temperaturverlauf in elektr. erwärm- 
ten inhomogenen Körpern. Nach W. 


F.Kussy. 503 
Heizleiterlegierungen. Nach A. Schul- 
ze. 627 
— Ofen 


Seitenwandprofile elektr. Schmelzöfen. 
Nach M. L. Ferrand. 593 

D. Energieumsatz 1. Dreiph.-Nieder- 
schachtofen b. d. Ferrosiliziumer- 
zeug. Nach G. Volkert u. E. 
Schwarz v, Berqgkampf. 628 

Induktives Umrühren in Lichtbogen- 
öfen. 593 

Söderberg-Elektroden f. Industrieöfen. 
Nach H. Christiansen u. B. 
Ydstie. 22 

— Sirahlunsstrocknung (Ultrarot) 

Sirahiungsiess. a, elektr. qeheizt. SiC- 
Staben. Nach W. Brügel. 02% 


1950 


Bemerkungen z. elektr. Strahlungs- 
trokn. Har. Müller. *287 
Wärmestrahlungseigensch. v. Backer- 

rohren m. Chromstahlmantel. W. 
Brügel. 526 
Strahlungstrocknung a. d. Techn. Mes- 
se Hannover. 212 
— Indukt. u. dielektr. Erwärmung 
Einige Bemerkungen zur Erwärmung 


von Werkstoffen im hochfrequ. 
Kondensatorfeld. Har. Müller. 
*605 


Iiochfrequenzgeneratoren a. d. Hanno- 
verschen Messe. 212 

Hochfr.-Generat. groß. Leistg. f. industr. 
Zwecke. Nach C.-H.Beurtheret. 
631 

Erhitzung durch hochfrequ. Felder. 
Nach E. C. Witsenburg. 354 

Schweißung v. Kunststoff-Folien m. 
Hocdfr. S. Wintergerst. *79 

Sterilisieren v. Lebensmitteln im Kon- 
densatorfeld. 178 

Hochfrequ. Backen von Brot. Nad S. 
Broekhuizen u. A. Schui- 
lenburg. 354 

Ifochfrequenzbrenner. Nach J. Mar- 
kus u. J. D. Cobine. 562 

Dampf- u. Hochfr.-Vulkanisation v. Na- 
turgummi. Nah Sharbaugh. 
693 

— Elektrowärme-Geräte, Kühlanlag. 

Wirkungsgrad v. Elektrogeräten. Nach 
H. Bock. 628 

Protolit-Heizrohr. 122 

Leistungsfäh. Bügelgerät f. Haushalt 
u. Gewerbe. Ph. Woll. *181 

Kochplattenversuhe i. d. Schweiz. 
Nach J. Dietlinu.P.Seehaus. 
533 

Neue Schnellheizplatte m. stufenlos. 
Feinregelung. Nah A. Böniger. 
354 

Sicherheitsmaßn. bei elektr. Schlafdek- 
ken. Nach L. W. Cook. 34 

Elektrowärmegeräte a. d. Techn. Messe 
Hannov. 212, 347 

Kühlschränke a. d. Techn. Messe Han- 
nover u. Dt. Industrieausst. Berlin. 
213, 613 

Kühlanlaaen (Dt. Ind.-Ausstl. BIn.). *613 

— Schweißtzchnik 

Schweißtransform. m. Frequenzwand- 
lung u. symmetr. Netzbelastung. W. 
Krämer. *185, B. 260 

Sauerstoff-Lichtbogen-Schneiden. Nach 
H.Schmidt-Bach. 533 

Schweißmaschinenschau in Duisburg. R 
Hofmann. *543 

Elektr. Stumpfschweißen v. Kupfer- 
fahrdrähten. 21 

Schweißtechnik a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse. 236 

Schweißung v. Kunststoff-Folien m. 
HF. S. Wintergerst. *79 

Wasserkräfte s. Elektrizitätswerke, 
Energiewirtsch. 

Wellenausbreitung s. Funktechnik 

Werkstoffe (s. a. Isolierstoffe, Magne- 
tismus) 

Einfluß d. Höhenklimas auf elektr. 
Materialien. Nach M. J. Duc. 254 

Elektrolvt. Eisen. Nah C. H. 
Tschappat. 381 

Titan u. Titanlegierungen. 38] 

Magnet. Eigenschaften v. Stahlquß. 
Nach V.Zednik. 570 

Magnet. Unters. an kohlenstoffarmen 
Eisen-Chrom-Legierungen. Nach H. 
Fahlenprach. 50 

He:zleiterlegierungen. Nach A.Schul- 
ze. 627 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Eigensch. v. magnet. weichen Kern- 
werkstoffen. Nach P. Abadie. 
J. Epelboin u A. Marais. 
149 

Abhängigk. d. Permeabil. magnet. wei- 
cher Werkstoffe v. d. Art d. Ent- 
magnetis. Nah H. Fahlen- 
brachu. K. Sixtus. 178 

Dispersitätsfragen d. Massekerntechn. 
W. M. H. Schulze. *575 

Magnet. Texturwerkstoffe. Nach K. 
Sixtus. 631 

Magnet. Werkstoffe f. elektr. Kraftan- 
lagen. O. Martin nad F. 
Brailsford. 537 

Leitende Verbindung zw. Kohle u. Me- 
tall. 538 

Schaltstückstoffe für Motorschutzschal- 
ter. Nach H. Franken. Fachb. 450 

Leitungsmaste aus Leichtmetall. 382 

Nachweise v. Oberflächenrissen in Me- 
talldrähten. Nach P. Zijlstra. 98 

Elektromechan. Reinigung v. Metall- 
oberflächen. 178 

Herstellung v. Massenartikeln aus 

Stahl a. d. Sinterwege. 502 

Metallkeramik, ein neues Gebiet in der 
Pulvermetallurgie.e Nach H. H. 
Hausner. 50 

Metallkeramik. H. Fahlenbrach. 
*295 

Neues u. bewährtes Herstellungsver- 
fahren d. keram. HF-Fertigung. H. 
Balike. *242 

Elektr. leitendes Glas. 537 

Amerikan. Kunststoffentwickl. im Jah- 
re 1949. Nach G. M. Kline. 501 

Flammpolieren von Kunststoffen. Nach 
K. Krekeler. 501 

Ub. d. Bauprinzip v. Kunststoffen. R. 
Gäth. *560 

Wickelmaschinen a. d. Hannoverschen 
Messe. 226 

Widerstände 

Thermische Anomalie d. Widerstands- 
legierung Isabellin. Nah O. H e u s- 
ler. 73 

Neue Anwend. v. Urdox-Widerstän- 
den. Nach H. Straubel. 93 

Qualität v. Widerst. in gedruckten 
Schaltungen. G. Matthaes. *105 

Geometr. Dimensionen u. Widerstands- 
rauschen. Nach A.Hettich. 595 


Widerstände a. d. Leipziger Früh- 
jahrsmesse. 236 

Windkraít 

Gleichstromgenerat. f. Windkraftw. 


Nach A. Carrer. 174 

Umgekehrt arbeitende Leonardschal- 
tung f. Windkraftw. Nach A.Car- 
rer. 174 

Wirbelströme, Schwungradbremsung 
durch — Nadh E. Jasse. 248 

Wirtschaft s. Energiewirtschaft, Indu- 
strie. 

Wissenschaft (s. a. Unterricht) 

Sein u. Sinn techn. Wissenschaft. Nach 
P.Koeßler. 382 

Grundlagenforschung ist wichtig! 570 

A. d. Arbeit d. Notgemeinschaft d. dt. 
Wissenschaft. 442 

Woche d. dt. Wissensch. in Bonn. 408 

Hilfsaktion f. d. dt. Wissenschaft. 331 

Spenden f. d. Forschung. 664 

Stifterverband f. d. Dt. Wissenschaft. 
696 


Zähler s. Meßtechnik 

Zeitschriften s. Abt. A III 

Zeitschriit, Fernmeldetechn., als Organ 
d. HF-Technik. J. Wosniık. 0695 

-— s. a. Abt. A Ill 


13 


Il. Persönliches 
Auszeichnungen. 256, 298, 360, 444, 
539, 635, 667 
Hodschulnakhrichten. 128, 256, 298, 


360, 384, 408, 410, 444, 476, 505, 600, 
603, 632, 635, 663, 667 

Firmenjubiläen. 25, 152, 178, 179, *326, 
446, 698 


Arnold, A. G. +. (m. Bild). 256 
Aschoff, V. 128, 667 

Auwers, O. v. t. (m. Bild) 127 
Backhaus, H. 410 
Beenken, C. D. 334 
Bluhm, H. 384 
Braun, F. f. 530 
Braun, W. 667 
Bredow, H. 360 
Brion, G. F. (m. Bild) 
Bruncen, J. 128 
Bücher, H. 360 
Canna’an, H. F. 635 
Cremer-Chap6e, M. 444 


539 


Dencker. 256 
Dettmar, G. T. 634 
— Ħ. (m. Bild) 666 


Dießelhorst, H. (m. Bild) 666 
Döring, H. 298 


Ehlers, F. 444 


'Eichberg, F. +. (m. Bild) 359 


Elsner, R. 298 
Fettweis, R. 667 
Fink, M. 667 

Fischer, H. 444 
Franke, R. 384 
Geiger, H. +. (m. Bild) 
Gladitz, F. W. 52 
Glaser, W. 179 
Grabe, G. 334 
Grassnick, F. 698 
Gruetzmacher, J. 667 
Halbertsma, N. A. 152 
Hammerbacher, H. L. 667 
Harbich, H. +. (m. Bild) 99 
Hellmich, W. 539 


634 


Hermanni, A. (m. Bild) 602 
Hermsdorf, B. t. 602 

Howald, M. 697 

Huber, E. 667 

Janus, F. 152 

Jensen, T. D. f. 697 

Kloß, M. 360 

Koehn, O. 667 

Koppelmann, F. 505 

Kösters, W. t. (m. Bild) 505, 360 


Kother, H. 256 
Krümmel, K. 444 
Kuhlenkampf, H. 256 
Kümmich, R. 635 
Kunert, A. F. 444 
Laffoon, C. M. 539 
Lauster, F. 334, 667 
Lehmann, Th. +. 128 
Lohse, A. 667 
Loercher, P. 25 
Lydall, Fr. t. 634 
Marx, E. (m. Bild) 
Mecke, H. 128 
Meirowsky, M. t. 76 
Meyer, A. R. 667 

Meyer, U. t. (m. Bild) 383 


572 


Naujoks, R. (m. Bild) 602 
Nordheim, L. 667 
Ossanna, J. (m. Bild) *301 


Piloty, H. 410 

Pirani, M. St. 409 

Pirrung, A. 360 

Planck, M. t. (m. Bild) 267 
Plank, R. 360, 410 
Pohlmann, B. 667 
Ramsauer, C. 667 

Reese, R. rt. 334 

Rocmer. 256 


14 


t 


Elektrotechhische Zeitschrift 


1950 


Rüdenberg, R. 667 
Rukop, H. 539 

Scering, Har. (m. Bild) 
Schmiedel, K. 409 
Schmolz, A. Fr. (m. Bild) 
Schnetzler, K. f. (m. Bild) 
Schönfeld, H. 476 
Schulz, P. 505 

Sengel, A. F. (m. Bild) 75 
Sessinghaus, F. (m. Bild) 697 
Siemens, E. v. 667 | 
Sihler, I. t. (m. Bild) 333 
Staveren, J. C. van 360 
Steidle, H. C. F. 51 
Steinbrück, W. f. 25 
Strutt, M. 667 
Tausch, F. f. 384 
Toepler, Max. 603 
Unger, F. 603 
Uredat, F. f. (m. Bild) 
Wagner, K. W. 24 
Westphal, W. 444 
Wild, K. M. 298 
Wolf, F. 384 
Zechlin, E. 476 


Ill. Schrifttum 
Eingänge 


Bücher. 104, 130, 154, 180, 228, 260, 
300, 338, 362, 386, 412, 446, 478, 
508, 542, 574, 604, 638, 670, 700 


Zeitschriften 

DIN-Mitteilungen. 300 

Die FTZ als Organ der HF-Technik. 695 
Heizung — Lüftg. — Haustechn. 362 
Rationalisierung. 300 

Der Volkswirt. 104 


Buchbesprechungen 

Achema-Jahrbuch 1940—1950. 386 

AEG-Hilfsbudh. 574 

Electrical who's who 1950. 412 

Energietagung. 385 

Führer dch. d. schweiz. Wasser- u. 
Elektriz.-Wirtsch. Bd. 1 u. 2. 667 

Führer durch d. techn. Literatur. 362 

Für u. wider d. Rationalisierung. 572 

Gemeinfaßl. Darst. d. Eisenhüttenwe- 
sens. 361 i 

Industrie-Adreßbuh Feinmechanik u. 
Optik. 260 

Konjunkturber. d. Rhein.-Westf. Inst. 
f. prakt. Wirtschaftsforsch. 338 

Kraftfahrtechn. Taschenbuch. 574 

D. Lage d. westdt. Wirtsch. u. d. Welt- 
wirtsch. um d. Jahresmitte 1950. 446 

Le ferrovie italiane dello stato. 153 

Tätigkeitsber. d. Physikal.-Techn. 
Reichsanst. 478 

Tätigkeitsber. 1949 d. Vereinig. Industr. 
Kraftwirtsch. E. V. 604 

Wege z. Rationalisierung. 386 

100 Jahre Staatl. Uhrmacherschule 
Furtwangen. 508 

50 Jahre techn. Überwachqg. i. 
bergbau. 700 


634 


297 
697 


298 


Ruhr- 


Arnold, A.G.: Elektrotechn. Sprech- 
stunde. 54 


Bachmann, A. 
638 

Beck, K.: Zahlentaf. u. Schaubilder 
a. d. Wärmetechn. 411 

Beckel, A. s. K. Daeves 

Becker, R.: Theorie d. Elektrizität. 
540 

Beetz, W.: Elektrizitätszähler. 259 

Beinhoff, W.: Konstruktionsaufga- 
ben f. d. Maschinenbau. 541 

Bergmann, K.: Lehrb. d. Fernmel- 
detechn. I. 78 

Bergmann, L: D. Ultraschall. 300 


Techn. Zeichnen. 


Bergtold, F.: D. große Rundf.-Fibel. 
669 

Besser, F.: Durchhänge u. Zugspg. 
v. Freileitg. 699 

Biermanns, J.: Hochspannung u. 
Hochleistung. 298 

— : Energieübertr. auf qroße Entfer- 
nungen. 385 

Blaschke, H.: Schaltung u. Be- 
mess. von Sammelschienen elektr. 
Anl. 180 

Blaschke, W.: Einführ. i. d. Diffe- 
rentialgeometrie. 573 

Blasius, H.: Kinematik, Dynamik, 
Hydraulik. 604 


Blatzheim, W.: Allgem. Elektro- 


techn. 603 ; 
Bodea, E: Giorgis rationales MKS- 
Maßsyst. 505 
Bomke.H,. u. J. Gefahrt: Einf. 
i. d. Theorie d. Ausbreit. elektro- 
magn. Well. i. Ltg. u. Hohlkab. 668 
Börner, H.s.G. Lenk 
Borries,B.v.: D. Übermikroskopie. 
53 
Brans, 
411 
Bubert, J.: Elektr. Meßgeräte. 337 
Burstyn, W.: Elektr. Kontakte u. 
Schaltvorg” 698 


P. H.: Vade Mecum 1950. 


Daeves, K. und A. Beckel: Groß- 
zahlforsch. u. Häufigk.-analvse. 54 

Denis-Papin, M. u A. Kauf- 
mann: Memento des Unités Gi- 
orgi. 77 

— u. — : Cours de Calcul Operati- 
onnel. 540 

Diefenbach, W. W.: Handbuch 
d. Rundfunk-Reparaturtechn. 130 

Dorn. W.„u. K. Lütqen: Humori. 
d. Technik. 154 

Dubbel, H.: Tascenb. f. d. Maschi- 
nenbau. 102 

Duenbostel, W.: Hilfsb. d. Hodh- 
frequenztechnikers. 102 

Duschek, A.: Vorlesungen über 
höhere Mathematik. 152 


Eck, Br: Techn. Strömungslehre. 100 

Eckert, E.: Einführ. i.d. Wärme- u. 
Stoffaustausch. 541 

Edler, R: Schaltungen a. d. Geb. d. 
Installationstechn. 54 

Emde, F.: Tafeln elementarer Funk- 
tionen. 26 

—: s.a. Jahnke-Emde 

Erfurth,s. Wietz 


Fahrenbrach, W.: Widerstands- 
schweißen. 477 

Feldtkeller,R.: Einführ. i.d. The- 
orie d. Spulen u. Übertrager m. 
Eisenblechkernen. 257 

— : Einführ. i. d. Siebschaltungstheo- 
rie. 477 

Fischer, J.: Abriß d. Dauerma- 
qnetkunde. 52 


Fischerhof, H. H.: Gesetz üb. 
Notmaßnahmen a. d. Gebiet d. 
Elektr.- u. Gasversorg. 300 


Franke, H: Lexik. d. Phvsik. 667 
Friedrich, R.: Gasturbinen m. 
Gleichdruckverbrennung. 573 
Fritsch, J.: Talsperrenbeton. 129 
Fröhlich, C.H.: Wunderdinge aus 
Feinmechanik u. Optik. 361 


Gans, R.: Vektoranalysis. 635 

Gartmann, H.: Weltraumfahrt. 338 

Gefahrt, J, s. H.Bomke 

Geisler, K.W.: Grundl. d. Chemie. 
541 

Glocker, R.: Materialprüf. m. Ront- 
genstrahlen. 103 


Gombäs, P.: Theorie u. Lös.-Meth. 

d. Mehrteillhenproblems d. Wellen- 
. mechanik. 698 

Graf, W.: Grundl. d. Elektrotechn. 
385 

Gross, C. W.: Erfindungen u. Paten- 
te. 130 

Gruber, H., u. F. Poschenrie- 
der: Elektrotechn. Grundlag. Bd. I. 
636 


Grzywienski, A.: Donauwerk 
Ybbs-Persenbeug. 153 
— : Flußkraftwerke u. Stromwerke. 


153 


Hannausch,E.: Wie richte ich m. 
Radiowerkst. ein? 637 

Hartmann, M.: Philosoph. Grundl. 
d. Naturwissensch. 179 

Hennig, K.: Fernmeldeübertra- 
gungssyst. in Eihzeldarst. 53 

Herzog, W.: Siebschalt. m. Schwing- 
kristallen. 573 

Hilbert,D,u. W.Ackermann: 
Grundzüge d. theor. Logik. : 227 

Hinke,G.,s. H. Hönger 

Holm, R.: Electric Contacts 636 

Hönger, H,G.Hinkeu.O. Stu- 
demund: Rundfunkröhren. 78 

Horn, H.A,s.P.Schimpke 

Hoßner, A.: Einführ. i. d. höh. Ma- 
thematik. 337 | 

Hoyer, H.: Mathematik f. Ingeni- 
eure. 76 | 

Hueter, E.: Die symmetr. Kompon. 
unsymmetr. Drehstromsyst. 477 


Jahnke-Emde: 
Funktionen. 26 

Johannson, J; Das Croß-Verfah- 
ren. 477 

Jönck, H.: Mechanik und Festigk.- 
lehre. 699 


Tafeln höherer 


Kaczmarek, E.: Prakt. Stanzerei. 
103 

Kappelmayer, O.: Reparatur- 
Praktikum d. Superhets. 102 

Kaufmann, A.s. M.Denis-Pa- 
pin 

Kaufmann, W.: Einführ.i.d. Techn. 
Mechanik. 699 

Kehrmann, O.s.E.Schultz 

Kehse, W.: Handb. d. Transforma- 
torenbaues. 361 

Keyl, L: Wasserkraftmasc. u. -anl. 
445 

Khuon, E. v: Helium. 104 

Kiencke,R.: D. dt. Normung. 361 

Kienzle, O.: Normungszahlen. 637 

Kieser, A.: Gewässerkundl. Grundl. 
d. Anl. u. Projekte d. Vorarlberger 
Jilwerke AG., Bregenz. 573 

Kleber, W.: Angew. Gitterphysik. 
410 

Kleemann, I: Grundl. d. Fernmel- 
detechn. 446 

Klein, W.: Trägerfrequenztechn. 180 

Kliemann,H.: Praktikum d. geist. 
Arbeit. 478 

Kneißler, L.: D. Maxwellsche The- 
orie i. veränd. Formulg. 635 

Knopp, K: Theorie u. Anwend. d. 
unendl. Reihen. 100 

König, H. W.: Laufzeittheorie d. 
Elektr.-Röhren. 698 

Koppelmann, F: Meßtecn. d. 
mechan. Präzisionsgleichricht. (Vek- 
tormesser). 337 

Kosack, E: Elektr. Starkstr.-Anlag. 
636 

Kossel, W.: Z. Darst. d. Elektrizi- 
tätslehre. 257 

Kramer, J.: D. metall. Zustand. 540 


1950 


Krassowsky, W.: Elektr. Prüf. v. 
Kunststoffen nach amerikan. Nor- 
men. 604 

Krause,H.: Galvanotechnik. 337 

Krauß, J: Vom Messen d. Zeit im 
Wandel d. Zeiten. 542 

Krieger, A. C.: Radiotechn. Wör- 
terb. 130 

Kūhn, R.: D. Kleintransformator. 259 

Kuijper, C. de: Bijdrage tot de 
berekening van de spreidings-reac- 
tantie van transformatoren. 101 

Küpfmüller,K.: Systemtheorie d. 
elektr. Nachrichtenübertrag. 129 


Labin, E.: Calcul Operationnel. 603 

Lang, M.: Die maschinentechn. 
Grundl. d. Kunststoff- und Gummi- 
Ind. 699 

Langer, M.: Geräusche i. d. Ver- 
bindungen d. Fernämter u. ihre Be- 
seitig. 53 

Laporte, H. Mess. v. elektr. 
Schwing. aller Art nach Frequenz u. 
Amplitude. 101 

— : Mess. v. elektr. Spannungen u. 
Strömen aller Art. 411 

Laue,M.v.: Theorie d. Supraleitung. 
152 | 

Lechner, A,u.B.Pieruschka: 
Techn. Grundl. d. untertägigen Berg- 
baues. 259 

Lehmann, H.: Statik u. Dynamik. 
573 

Lehmann, W.: Elektrotechn. u. d. 
elektromot. Antriebe. 77 

Leinweber, P.: Messen i. d. Werk- 
statt. 412 

Lempelius,R.: Grundl. d. Elektro- 
techn. 101 

Lenk, G, u. H. Börner: Techn. 
Fachwörterb. d. Grundstoff-Indu- 
strien. 104 

Leonhard, A.: 
129 

— : Die selbsttät. Regelung. 258 . 

Leuthold, H. A.: Die Elektriz.- 
Vers. i. d. Nordostschweiz. 129 

Lieneweg, F: Temperaturmes- 
sung. 507 

Limann, O.: So gleicht d. Praktiker 
ab. 670 

Lorenz, O.: D. Ingenieurberuf. 446 

Luckey, P.: Nomographie. 670 

Lythall,R.-T.: Berechnung d. Feh- 
lerströme i. d. Stromverteilungsnet- 
zen. 259 


Machu, W.: Chemie u. hem. Ted- 
nologie. 103 

Madelung, E.: D. mathem. Hilfs- 
mittel d. Physikers. 540 

Magnus,W.s.F. Oberhettin- 
ger 

Marguerre, K.: Neuere Festig- 
keitsprobl. d. Ingenieurs. 477 

Mauduit, A.: Installations electr. 
a haute et basse tension. 227 

Megede, W. z.: Fortleitung elektr. 
Energie längs Leitungen in Stark- 
strom- u. Fernmeldetechn. 476 

Mehdorn, W.: Kunstharzpreßstoffe 
u. andere Kunststoffe. 477 

Meinke,H. H.: Komplexe Berechn. 
v. Wecdhselstromschaltungen. 385 

— : Felder u. Well. i. Hohlleitern. 446 

Meyen, F.: Die techn.-wissensch. Bi- 

bliotheken. 260 

Meyer, A. E. Hu. E. O. Seitz: 

Ultraviol. Strahlen. 100 


Elektr. Antriebe. 


Meyer, W.u.E. Weise: Halblei- ` 


ter-Werkstoffe u. -Widerstände. 153 

Mikulaschek, W.: Dezimalklas- 
sif. f. Elektr.-Werke u. d. Elektro- 
industrie. 154, B. 260 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Moeller, F.: Elektrotechn. Prakti- 
kum. 77 
— : Strom-, Spannungs- u. Phasenre- 


gelung f. Meßzwece. 507 
— u. Th. Werr: Leitfaden d. Elek- 
trotechn. 541, B. 670 


Möller, W.: Die Braunsche Röhre. 
410 

Müller, C.: Z. math. Theorie elek- 
tromagn. Schwing. 636 

Mueller, H. F.: Z. Frage d. ener- 
giewirtsch. Gestaltungskräfte. 506 

Müller, M. s. W. Schaefer 

Musil, L.: Prakt. Energiewirtscafts- 
lehre. 506 


Neuberg, E: Lizenzvertrag. 508 


Neumann, A.: Signale u. Kennzei- 


chen d. Dt. Reichsbahn. 477 
Neumann, H: Leitfaden f. Hand- 
werker. -508 
Nesper, E: Wege z. Detektorlaut- 
sprecher. 102 
— : Eine gute Rundfunkantenne. 102 
Nikuradse, A, u. R. Ulbrich: 
D. Zweistoffsyst. Gas-Metall. 667 
Nordmann, H: Mechanik d. Zug- 
förder. Probleme d. durchgeh. Eisen- 
bahnbremsen. Altere preuß. Eisen- 
bahngeschichte. 507 
Nottebrock, H.: Bauelem. d. Nadh- 
richtentechn. 52 
Nürnberg, W: 
Masch. 77 


Oberdorfer,G.: Das natürl. Maß- 
syst. 100 

Oberhettinger, F, u. W. Mag- 
nus: Anw. d. ellipt. Funktionen 
in Phys. u. Techn. 76 

Oehler,G.„u.F. Kaiser: Schnitt-, 
Stanz- u. Ziehwerkzeuge. 228 

Oppelt,W.: Stetige Regelvorgänge. 
299 


Paul, G: D. Elektriz.-Zähler. 637 
Pirrung, A.: Wasserkraftnützung 
u. Elektrizitätswirtsch. Brf. 335 
Pohl, R. W.: Optik. 76 
Pöschl, T.: Einführ. i. 

Mechanik. 360 
Pungs, L.: Grundz. d. Hochfrequenz- 
technik. 26 


Quarg, G: Wider d. techn. Kultur- 
pessimismus. 52 


Prüfung elektr. 


d. analyt. 


Raskop, F: Elektromaschinenbau- 
er-Handwerk. 338 

Ratheiser, L.: Rundfunkröhren. 
78 

Rauhut, H. U.: Werkstoff-Ratgeber. 
180 

Richter, H.: Kompendium d. Radio- 
techn. 361 

— : Fortschr. d. Funktechn. 669 

Richter, R: Elektr. Maschinen, Bd. 
V. 668 

Ricken, Th: Schweißen d. Leidt- 
metalle. 54 

— : Grundzüge d. Schweißtechnik. 54 

Rider, J. F: Electronic Engng. Ma- 
ster Index. 637 

Riediger, B: Brennstoffe, Kraft- 
stoffe, Schmierstoffe. 412 

Riezler, W.: Einf. i. d. Kernphysik. 
635 

Rint, C: Handb. f. Hochfrequ.- u. 
Elektrotechniker. 258 

Rohrberg, A.: Theorie u. Praxis d. 
logarithm. Rechenstabes. 542 

Rompe, R, s. W. Weizel 

Rothe, R.: Höh. Mathem. II. 152 

— : Höhere Mathematik; Teil IV (For- 
melsamml.). 505 

Rühle,R.: D. Elektronenmikroskop. 
636 


15 


Rusterholz, A. A: Elektronenop- 
tik. 603 


Saint Germain, J: Les Appa- 
reils électr. connecteurs et décon- 
necteurs. 411 

Schaefer, W, u. M. Müller: 
Techn. Italienisch. 478 


Scheer, L.: Was ist Stahl? 54 


Schimpke, P.: Tecnologie d. Ma- 


schinenbaustoffe. 259 
— u. H. A. Horn: Prakt. Handb. d. 
ges. Schweißtechn. 507 


Schmaltz, H. G.: Arbeitsrecht in 
Stichworten. 542 

Schmeidler, W.: Vorträge üb. De- 
terminanten u. Matrizen m. An- 
wend. in Physik u. Technik. 360 

Schmidt, H: D. Inversion u. ihr. 
Anw. 667 

Schmitt, L.: Hersteller-Verzeichn. 
d. dt. Elektroindustrie. 104 

Schneiderhöhn, H.: Einführ. i. 
d. Kristallographie. 445 

Schöller, H.: Großraum-Verbund- 
wirtsh. 101 

Schönholzer, E.: Kurze Repetit. 
d. element. u. höh. Mathematik u. 
Wecdhselstromtechn. 384 

Schulze, A.; Metall. Werkstoffe d. 
Elektrotechn. 259 

Schultz, E.t, u.O.Kehrmann: 
Mathem. u. techn. Tabellen f 
Masch.-Bau. 128 

Schulz, W.: Elektr. Heizeinricht. f. 
Ind. u. Gew. 637 

Schwaiger, A.: Elektr. Leitungen. 
411 ! 


Schwerdtfeger, W. ł: Elektr. 
Meßtechn. 337 . 

Seeliger, R.: Grundbezieh. d. neuen 
Physik. 52 


Seitz, EO,s.A.EH. Meyer 

Sember, G: Fachkde. f. Fahrzeug- 
elektriker. 228 

Skaupy, F: Metallkeramik. 508 

Sorgenfrei, G. A: Fachk. f. Fern- 
meldetechn. 52 

Spangenberg, H.: Neon-Leudt- 
röhren-Anlaqg. 699 

Spitzer, Fr.: Rezepte f. d. Werk- 
statt. 54 

Staufer, W,u.W.Splett:Durcd- 
hang u. Zugspann. v. Starkstrom- 
freileit. 445 

Stiebritz: Handb. f. d. Patent-, Ge- ` 
brauchsmuster- u. Warenzeichenwe- 
sen. 227 

Stöckl,M.s.F. Moeller 

Strigel, R.: Ausmessung v. elektr. 
Feldern. 299 l 

Stritter, Fr.: Energie. 337 

Studemund, O,„s.H.Hönger 

Stümpfle, O.: Grundsätze d. be- 
triebl. Organisation. 604 

Sudasch, E.: Schweißtechnik. 637 


Teichmann, H.: Einf. i. d. Quan- 
tenphsyik. 635 

Teszner: Semi-conducteurs élec- 
troniques et complexes dérivés. 476 

Tolksdorf, H.: Elektrotechn. Ta- 
bellenbuch. 78 


Ulbrich, R., s. A. Nikuradse 


Valentin, J: Friedrich Wöhler. 
338 

Vogt, H.: Probl. d. Versorgungs- 
wirtsch. 572 

Volk, C.: Mascinentechn. Baufor- 
men u. d. Skizzieren in Perspektive. 


154 


Wagner, K. W: D. Molekül u. d. 
Aufbau d. Materie. 76 


16 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1950 


— : Bau u. Entstehung d. Weltalls. 
444 | 
Walter, F.: Grundl. d. elektr. Ofen- 
heizung. 698 
Walter, M.: Kurzschlußströme in 
Drehstromnetzen. 53 
— : Strom- u. Spannungswandler. 77 
Wanke,K.: Einführ. i. d. Pulverme- 
tallurgie. 103 
Watzlawek, H.: Lehrb. d. Techn. 
Kernphysik. 476 
Weizel, W. u.R. Rompe: Theo- 
rie elektr. Lichtbög. u. Funk. 410 
Werr,T.s.F. Moeller 
Wietz-Erfurth: Bd. 1: Fernmel- 
detechnik. Bd. 2: Starkstromtec- 


nik. 228 . 
Willstätter, R.: Aus meinem Le- 
ben. 128 


Wolf, F.: Grundzüge d. Physik. 444 
Wolff,F.s.F. Moeller. 


Zeiß, F: Wirtsch. Auswirk. d. Be- 
steuerung u. d. Konzessionsabg. b. 
Versorg.-Betrieben. 668 

Zeyen, K. L: Schweißen v. Eisen- 
werkstoffen. 103 

Zimmermann, H.: Empfänger u. 
Einzelteile 1949/50. 102 


Zipfel, M.: D. wirtsch. Stromver- 


sorg. d. Landwirtschaft. 506 


IV. Verbandsnadhrichten 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Neue Anschrift d. Sekretariates. 75 


VDE-Bestimmungen 

(Akr. = Außerkraftsetzung, And. = Änderun- 

gen u. Nachtrage, Entw. = Entwurf, Nf. = Neu- 
fassung) 


Verzeichnis d. z. Zt. gültigen VDE-Be- 
stimmungen. 99 

Gültigkeit d. VDE-Vorschriften u. d. 
DNA-Nachdrucke. 75 

Versch. Vorschriften. Akr. u. And. 571 

VDE 0110/XII. 44. „Vorschr. f. d. Be- 
messung d. Kriech- u. Luftstrecken 


elektr. Betriebsmittel’. And. 75, 
409 
DA-CEE-Empfehlungen. 665 


Kommission „Leuchtstoff- 
lampen und -anlagen 
VDE 0100 i/... 50. „Errichtung v. Stark- 

stromanl. unter 1000 V”. Entw. 601 
VDE 0127 „Vorscähr. f. Zubehör f. 
Leuchtst.-Lampen”. Entw. 665 


Kommission „ntarkstrom- 
Freileitungen 

VDE ‘0120 K/Il. 44. „K-Vorscahr. f. d. 
Hochspannungsschutz in medizin. 
Röntgenanlagen*. Akr. 127, 383 

VDE 0134 „Anleitung Z. erst. Hiife b. 
Unfällen”. Nf. 539 

VDE 0202 B/III. 42. „B-Vorschriften f. 


Aluminium f. Elektrotechn.. Akr. 
99, 409 

Kommission ‚KabelundLlei- 
tungen 


VDE 0208‘...49, 0209/... 49, 0250/... 50, 
0284'...49, 0472/...49. Nf. 297 
VDE 0275/V. 43, 0275/U/VII. 43, 0283/ 

IX. 44. Akr. 297 


VDE 0210. „Bahn-, Post- und Wasser- 
straßenkreuzungen‘. Entw. 151, 227 
VDE 0210 U „Vorschriften f. d. Bau v. 
Starkstromfreileitungen”. Akr. 601 


VDE 0290/III. 42. ‚Merkblatt über 
Zinkleitungen“. Akr. 99, B. 180, 
409 

VDE 0255/...50. „Vorschriften für Pa- 
pierbleikabel in Starkstromanl.". 
Nf. 333 


VDE 0351 U „Übergangsvorschr. f. d. 
Bewert. u. Prüf. v. Verqußmassen f. 
Kabelzubehörteile”. Akr. 601 

VDE 0890/..50. ‚Merkblatt über d. 
Aufbau u. d. Verwendung isolier- 
ter Leitungen u. Kabel in Fernmel- 


deanlagen”. Nf. 443 
Kommission „EBlektr. Ma- 
schinen” 


VDE 0530/VI. 41. 
trische Maschinen’. 


„Regeln für elek- 
And. 443 


Kommission „Elektr. Bahn- 
ausrüstung" 
VDE 0535 U/VII. 43. „Übergangsre- 


geln f. elektr. Maschinen u. Trans- 
form. auf Bahn- u. anderen Fahr- 
zeugen”. Akr. 383 


Kommission f. 
onsmaterial 

VDE 0608/V. 43. „Leitsätze für Klem- 
men’. And. 333 

VDE 0636/VIII. 46. „UÜbergangsbe- 
stimm. f. wiederhergestellte 
Schmelzeinsätze‘. Akr. 333 

VDE 0610 B/III. 45. VDE 0625 B/I. 43. 
VDE 0630 B/I. 43. Akr. 99 

VDE 0620/XI. 46, 0632/XI. 46, 0616/X1. 
46, 0710/X1I. 44, 0720/II. 43, 9608/6. 
50; And. 633 

And. verschiedener Vorschriften. 475 


Kommission f. Elektrowär- 
megeräte 

VDE 0720/2. 43. „Vorschriften für 
Elektrowärmegeräte“. And. 383. 697 

VDE 0725 U/7. 50. „Übergangsvorschr. 
f. shmiegsame Elektrowärmegerä- 
te. Nf. 359 

Kommission 
rung" 

VDE 0875)... 51 Nf. VDE 0874/1936 Akr. 
VDE 0878 Akr. 601 

VDE-FAM-Arbeitsaus- 
schuß „Isolieröle” 

VDE 0370 „K-Vorschr. f. Schalter- u. 
Transf.-Dle”. Akr. 539, 697 


Leitungsschutzsiche- 


Installati- 


„Funk-Entstö- 


VDE-Prüistelle 


Unvorschriftsm. 
rungen. 179 

Prüfzeichenausweis f. schmiegsame 
Elektrowärmegeräte. 359 

Ablauf d. Geltungsdauer v. Prüfzei- 
chenausweisen. 475 


Elektrotechn. Prüfstelle Berlin 


Aufnahme d. Arbeit i. d. Elektrotechn. 
Prüfstelle Berlin. 25 

Arbeitsgebiet d. Elektrotechn. Prüfstel- 
le Berlin. 256 


Beirat d. Elektrot. Prüfst. Bin. 601 

Berechtigung z. Benutzung d. VDE-Zei- 
chens od. eines VDE-Kennfadens. 
297, 359 

Erlöschen e. Prüfzeichenausw. 475 

Ablauf d. Geltungsdauer v. Prüfzei- 
chenausw. 475 

Abschluß d. Übernahme v. Genehmi- 
gungsausw. 475 

Benutzung d. VDE-Zeichens od. e. 
VDE-Kennfadens. 333 


VDE-Verlag GmbH. 

Messeheft 1951 d. ETZ. 658 

Bezugspreis d. ETZ im zweiten Halb- 
jahr 1950. 333 

Bezugspreis d. ETZ im ersten Halbjahr 
1951. 665 

Bezug d. VDE-Vorschriften. 127, 179 

Verzeichnis lieferbarer VDE-Vorschrif- 
ten. 151 


Jahresversammlung 

VDE-Fachberichte 1948. 75 

VDE-Jahresversammlung 1950. 25 

Einladung Z. 44. Jahresversammlung d. 
VDE in Köln a. Rh. 255 

Tätigkeitsbericht d. VDE f. 1949/50. P. 
G. Kulp. 266 

Rückblick a. d. VDE-Jahresversamml. 
in Köln. G.H. Winkler. *447 

Festvorträge. *455, *462, 470, 688 

Fachberichte z. Jahresversamml. 1950 in 
Köln. 25, 75 

Fachberichte. *448 

VDE-Jahresversammlung 1951. 601 

Einlad. z. Jahresvers. 1951 u. Fachber. 
665 


Bezirke des VDE 

VDE-Bücherei. 665 

50 Jahre VDE-Bezirk Schleswig-Hol- 
stein. G.H. Winkler. 127 


Namensänderung: „VDE-Bezirk Kur- 
pfalz’. 505 
Vortragsreihe Hochsp. - Schaltgeräte, 


VDE-Hansa. 691 

Sitzungskalender. 25, 51, 75, 99, 127, 
152, 179, 227, 256, 297, 333, 359, 
383, 409, 444, 476, 505, 539, 571, 
601, 634, 665 


Andere Verbände (s. a. Abt. A I, Ta- 


gungen) 
Gründa. d. „Vereinig. Dt. Elektr.- 
Werke (VDEW)“. 664 
Neubildung des AWF-Beirates. 358 


Deutscher Forschungsrat. 408 
FNA Kunststoffe im DNA: Normung 
und Typisierung der Schichtpreß- 


stoffe, DIN 40600 Preßspan. DIN 
40605 Hartpapier. DIN 40606 Hart- 
gewebe. 51 


Physikal.-Techn. Reichsanstalt in Ber- 
lin-Charlottenburg. 145 

Rationalisierungs-Kuratorium d. dt. 
Wirtschaft. 408 

Vereinigung industrielle 
schaft e. V. 358 

Zentralverband d. Elektrot. Industrie. 
Fachabt. „Schwachstromtechn. Bau- 
elemente‘. 600 

Bezirksgr. Köln d. Lichttechn. Ges. 664 


Kraftwirt- 


1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 


B. Namenverzeichnis 


17 


Vertasser von Büchern sind nicht hier, sondern unter A III im Sachverzeichnis aufgeführt; Persönliche Nachrichten s. unter A II des Sachverzeichnisses. 


Zeichenerklärung: * = größerer Aufsatz, B = Berichtigung, Bespr. = Buchbesprechung, Brf. = Brief a. d. Schriftlig., Fachb. = Fachbericht. 


Die Umlaute ä, 6, ü und ae oe, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Wörter mit Umlauten sind den gleichartigen Wörtern mit ein- 


Abadie, P, J. Epelboin u. A. 
Marais: Eigensh. v. magnet. 
weichen Kernwerkstoffen. 149 

Angello, S. J„ s. F. Seitz 

Angersbach, F. u E. Hueter: 
Verf. z. indir. Kontaktgabe b. an- 
zeig. Meßgeräten. *275 - 

Arbelet, G, s. H. J. Linden- 
hovius 

Armstrong, E. B., u. K.G.Eme- 
lens: Erzeug. v. Hf-Schwingun- 
gen durch Glühkathodenröhren m. 
Gasfüllung niedr. Drucks. 72 

Arndt, H.: Selbsttät. Zugbeeinflus- 
sung. 251 

Arndt, W.: Elektr. Blitzlichtquel- 
len. 586 

Aschoff, V.: Bespr. 259 

— u. F. Buchholtz: Kompensati- 
onsverf. z. Anzeige magnet. Leit- 
wertsänderungen. *87 

Atherton, A. H.s. C.S. Bull 

Atkinson, P.D,s.A.G.Milnes 

Auwers, O. v: Bespr. 52 


Bader,W.: Umwandl.d.Einphasenlast 
in symmetr. Drehstromlast. *302 
Balke, H: Neues u. bewährt. Her- 
stellungsverf. d. keram. HF-Ferti- 
gung. *242 

Bandow, F: Lumineszenz. 574 

Barber, C. R, u. E. C. Pyatt: 
Opt. Pyrometer m. Bildwandler f. 
Temperat. v. 350 ..700 °C. 436 

Barkow, P.: Gütegewinn in Trä- 
gerfrequenzkanälen b. Frequenzmo- 
dul. v. m- und dm-Wellen. 252 

—, s. E. Dietrich 

Barney, K. H.: Der zweiteilige Um- 
setzer. 126 

Bauer, H: Uber Maschennetze. *38 

Becker, A „u. J.Schaper: Über 
Eiselektrizität. 98 

Becker, J. A.: Transistoren. 379 

Beelow, E.: Bespr. 542 

Beetz, E: Bespr. 77, 637 

Behnisch, R: Bespr. 128, 412 

Beindorf,W.: Fernzeiger als Hilfs- 
mittel in elektr. Steuerungen. 197 

Beißwänger,H.: Tiefziehen dün- 
ner Bleche m. Sonderwerkzeugen. 
74 

Beljers, H. G, u. J. L. Snoek: 
Gyromagnet. Erscheinungen b. Fer- 
riten. 569 

Bergström, L. R.: Schaltüber- 
spanng. in großen Netzen. 594 


fachen Lauten nachgestellt. 


Bergtold, F.: Beurteilung v. elek- 
troakust. Wiedergabe. Fachb. 453 

Beurtheret, C.-H.: HF-Generat. 
groß. Leistg. f. industr. Zwecke. 631 

Bieck, H.: Dynam. Untersud. d. 
Schienenfahrzg. 145 

Bierman, A,u.H. A. Oele: Be- 
tatrons mit u. ohne Eisenjoch. 330 

Biermanns, J.: Techn. Probl. d. 400 
kV-Drehstr.-Übertrag. *455, 470, 688 

— Druckgasschalter. 691 

Biffi, E.: Spezial-Wechselstromge- 
nerat. m. rotierendem Eisen. 532 

Biggs, A. J. u. J. E. Houldin: 
Impedanzmessung m. d. Q-Meter. 69 

Billig, E.: Konstruktion v. Kapazi- 
täts-Spannungswandlern. 376 

Binder, L.: Stromwendung u. Wen- 
depole. *363 

Birnthaler, W.: Weichgemachtes 
Polyvinylclorid a. Leitungsisolier- 
stoff. 599 i 

Blaha, F: Uber Magnetophotopho- 
rese. *581 

Blake, L. R: Wirbelstromanomalie 
in ferromagnet. Blehen b. hoch- 
frequ. Flußwechsel. 177 

Bock, H.: Wirkungsgrad v. Elektro- 
geräten. 628 

Böckman, M.: Messung atmosph. 
Überspannungen in Netzen. 594 

Boehm, B.: Elektris. d. Strecke 
Stuttgart—Bietigqheim. 378 

Boersch, H.: Auflösungsbegren- 
zung im Elektr.-Mikroskop durch 
Objektänderung. 497 

Boisvert, M. s. P.Bricout 

Böniger, A.: Neue Schnellheiz- 
platte m. stufenlos. Feinregelg. 354 

Booker,H.G.u.P.C.Clemnow: 
Wellenausbreitung a. d. Erdoberflä- 
che. 534 

Bossard, L. R.: Landstraßenbe- 
leucdhtung a. d. Staudämmen v. Sha- 
sta u. Grand Coulee. 498 

Boucke, H, u. H. Lennartz: 


Hochempfindl.  Gleichsp.-Verstär- 
ker. 694 

Bozorth, R. M. s. H. J. Willi- 
ams 


Brailsford, F.: Magnet. Werk- 
stoffe f. elektr. Kraftanlagen. 537 

Brandt, D.B.,s. J. F. Lamb 

Breggen, J.C.vander,s.H.]. 
Lindenhovius 


Brettschneider, G.: Funktions- 
diagramm f. Fernm.-Schaltungen. 
Fachb. 452 

Bricout, P, u M. Boisvert: 
Messung u. Verstärk. kl. Wege 
durch Frequenzmodulation. 249 

Brinkmann, C.: Bespr. 604 

Brinkworth, L.L, u. A. L Ri- 
ches: Wechselstrom - Förderma- 
schinenantriebe. 404 

Brockdorff,U.v,„u.K.Kirsch: 
Elektr. Feinstwaage. *611 

Brobeck: Das Bevatron (Kosmo- 
tron). 400 i 

Broekhuizen, S„ u. A. Schui- 
lenburg: Hocdfreq. Backen v. 
Brot. 354 

Brüche, E.: Bespr. 53 

Brückner,P.: Einfluß d. Ventilka- 
pazitäten a. d. Stromrichterbetrieb. 
*515 

Brügel, W.: Wärmestrahlungs- 
eigensch. v.Backerrohren m. Chrom- 
stahlmantel. 526 

— : Strahlungsmess. a. elektr. geheizt. 
SiC-Stäben. 626 

Buchholtz, F., s. V. Aschoff 

Buck Il, G. B.: Studien üb. d. bevor- 
zugte Farbe b. Leuchtst.-Lamp. 661 

Bugdahn, J.: Bestimmung d. Rück- 
flußdämpfung u. d. Pfeifsicherheit 
v. Verstärkerleitungen. 251 

Buhl, O.: Bespr. 540 

Bull, C. S, u. A. H. Atherton: 
Neue Sekundärkathode. 499 

Burgholz, R: Messung strömen- 
der Medien in Rohrleitungen m. 
Röntgen- oder y-Strahlen. 175 

Burrows, Ch. R: Funkastronomie. 


96 
Busch, G: Eigensh. d. grauen 
Zinns. 597 


Busch, H.: B. 670 

Buß, G u. H.K.Müller: Besond. 
Art v. Kabelstörungen i. Stark- 
stromnetzen. Fachb. 448 

Byers,H.R.: Aufbau u. Dynamik d. 
Gewitters. 499 


Cahen, F, u. A. Chevalier: 
Röhrenrelais z. Feststellung plötzl. 
Entlastgn. elektr. Generatoren. 119 

— u. R. Pelissier: Abhängigkeit 
d. Koronaeffekts v. Leitungsdurch- 
messer u. -profil. 122 

Callıess, H.: Bespr. 385 


18 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1950 


S EEE 


Campbell, J. H.: Sonderscaltg. f. 
Leuchtst.-Lampen. 627 

Camras, M.u.R. Herr: Kontakt- 
kopien v. Magnetophonbändern. 
441 

Caroll, H. F, u W. B. Morton: 
Kraftwerksbeleuchtung. 565 

Carrer, A.: Gleichstromgenerat. f. 
Windkraftw. 174 


—: Umgekehrt arbeitende Leonard- 
schaltung f. Windkraftw. 174 
Cassee, E: Konservierungsgleich- 


richter m. elektron. konstantgehalt. 
Ladespannung. 592 
Chaffee, M. A., u. R. B. Corby: 
Flugsicherung im Luftbrücken-Ver- 
kehr. 176 
Chambrillon, M. R.: Ersatzschalt. 
f. d. Leistungsprüf. v. Niederspan- 
nungs-Gleichstromschaltungen. 437 
Chaminade, M. s. M. Raoult 
Chevalier, A.„ s. F. Cahen 
Christaller: Bespr. 573 
Christiansen, H. u.B.Ydstie: 
Söderbergelektroden f. Industrie- 
öfen. 22 
Clark, Ch. H.: Trockenbatterien. 691 
Claussnitzer, H.: Beitrag z. Be- 
rechn. d. Kondensatormotors. *237 
—: Bestimmg, d. Trägheitsmoments v. 
Rotationskörpern. *551 
Claussnitzer, W. u. H. Heu- 
mann: Ausmessung elektr. Fel- 
der m. Hilfe v. halbleitenden Schich- 
ten. Fachb. 454 
Clayton, J. M.„ s.E. L. Harder 
Clemnow, P.C. s. H.G.Booker 
Cobine,J.D.s.J. Markus 
Cochrane,C. A.: Experiment. Be- 
stätig. d. Theorie d. Parallelplat- 
ten-Mediums. 596 
Cook, L. W.: Sicherheitsmaßn. b. 
elektr. Schlafdecken. 34 ; 
Corby,R.B.s.M. A. Chaffee 
Cornelius, P.: Vektordiagramm f. 


HF-Leitungen. 147 
Courvoisier: Diagramm f. d. 
Verwend. v. Kriechgalvanom. 404 


Crawford, S.N, s. Mulhern 


Dattan, W.: Harze als Bindemittel 
f. Stoßfugen v. Porz.-Isolatoren. 435 

Davidson: Theorie d. Thomson- 
effektes in elektr. Kontakten. 254 

Decker, P., s. Ph. Schneider 

Demon, L. s. M. Pauthenier 

Demontvignier,H.: Neue Tech- 
nik d. Gebrauchs d. Kathod.-Oszillo- 
graphen. 403 

Denzel, P.: Maschennetz in verein- 
fachter Ausführ. Fachb. 448 

Dettmar, G. ft: Bezeichng. b. Meß- 
geräten. 624 

Deutsch,K.H.: Wege z. Erhaltg. d 
Übertragungsgqgüte d. hochfrequ. 
Drahtfunks. *31 

— : Bespr. 669 

Dietlin,J,u.P.Seehaus:Koc- 
plattenversuche i. d. Schweiz. 533 

Dietrich, E., u. P. Barkow: dm- 
Wellen im Fernsprechdienst d. Dt. 
Post. 567 

Dietrich, l, u. E. Rüchardt: 
Thermospannungen an Kontakten. 
568 

Dießelhorst, H.: Leiterwider- 
stand und Wiedemann-Franzsche 
Zahl. 98 

Dijkstra, L. J,u. J.L. Snoek: 
Fortpflanzungsgeschw. qroßer Bark- 
hausen-Sprünge in Ni-Fe-Legierun- 
gen. 149 

Dillenburger, W.: Fernsehen m. 
1029 Zeilen. 440 


Döhler, O. u W. Kleen: Wir- 
kungsweise d. Wanderfeldröhre. 
142 

Donovan, J. W.: Entwiclungsabt. 
i. mittelgroß. elektr. Fabriken. 150 

Döring, H.: Frequenzmodul. durch 
Elektronenströmg. b. höchst. Frequ. 
Fachb. 452 

Dornhoefer, W.1,s.R.E. Mor- 
qan 

Dorsch, H.: Ausgleichsspg. a. einer 
700 km langen 380 kV-Dr.-Über- 
trag. b. Lastabwurf. *685 

Douglass,M.E,W.H.Morong 
u. J. S. Nelson: Gerät z. Mes- 
sen d. Anschlußwertes u. seine An- 
sprechzeit. 352, 

DownieSmith,J.F.: Industr. For- 
schung u. Entwicklung. 74 

Dreyfus, L.: Pendelmomente u. 
synchr. Momente b. Mehrphasen- 
mot. m. Käfiganker u. Nutenschrä- 
gung um 1 Ständernutentlg. *319 

Driescher sen. F.: Hocdleistungs- 


Sicherungspatrone f. Niedersp.- 
Netze. *81 
Duc, M. J.: Einfluß d. Höhenklimas 
auf elektr. Materialien. 254 
Duffing: Lichtbogenfreier Syn- 
chħronschalter. Fachb. 449 


Dufour s. Rimbaud 

Duhaut, G. s. M. Pauthenier 

Dwight, H. B.: Zus.-hang zw. Strah- 
lungsdruk u. elektroakust. Absto- 
Bung. 696 


Eggers, H.R.: T-Spul-Meßgerät m. 


Kernmagnet z. Temp.-messg. u. 
Meßwert-Fernübertr. *85 

— : Bespr. 258 

Ehrenhaft, F.: Ub. einzelne nord- 
u. südmagn. Pole, d. Photophorese 
u. einig. Folgerungen. *656 

Eilender, W.: Bespr. 361 

Einstein, A. s. P. Jordan 

Elliott, L.: Freiluftkraftw. Greens 
Bayou. 563 

Ellrich, W.: Neuaufbau d. Berlin. 
Kraftw. West. 690 

Elsner, R: Bespr. 361 

Emeleus, K. G. s. E. B. Arm- 
strong. 

Emersleben, O: Schwingungs- 
dauer e. umlauf. Pendels als Ana- 
logon z. Potential e. Kreises. 357 

Endesfelder, H. s. H. H. Rust. 
376 

Endres, W, u. H. Köhler: Be- 
wegi. Dielektrika f. d. dm- u. cm- 
Wellengebiet. 406 

Engel, F. V. A: Aufgaben d. Mes- 
sens u. Regelns. 145 

Epelboin, J,s. P. Abadie 

Erben, J, s. J. Herrmann 

Ermler, W: Lack u. Farbe i. d. 
Elektroindustrie. *527 

Errol u. Forrester: Hochspan- 
nungs-Gleichstr.-Übertrag. u. ihre 
Beziehung z. engl. Elektrowirt- 
schaft. 42 

Etienne, E. H, u. R. Hochreu- 
tiner: Zusammenarb. i. d. europ. 
El.-Wirtschaft u. d. Mitwirk. d. 
Schweiz. 625 

Etzold, H.: Opt. u. akust. Übertra- 
gungsprobleme als Arbeitsgebiet d. 
heutig. Elektrophysik- Fachb. 453 


Euler, J.: Neutronenbeugung. *113 
— : Elektrete. *373 
— : Physikertagung in Münster. 380 


— : Neue Entw. am Hochintensitäts- 
bogen. *494 


— : Supraleitd. Bolometer. *623 


— : Herm. Dießelhorst 80 J. alt. 
666 

— : Tag. d. Dt. Phys. Ges. in B. Nau- 
heim. 695 

— : Bespr. 337, 635 

Evans, G. S.: Leistungsfähigk. kryp- 
ton-gef. Leuchtst.-Lampen b. niedr. 
Temp. 661 

Ewald, W. F.: Gedruckte Schaltun- 
gen. 48 

— : Vorschau a.d. Dt. Funkausst. 1950 
in Düsseldorf. *413 

— : Dt. Funkausstellung 1950. 

— : Bespr. 102 


*547 


Fabritz,G.: Bespr. 445 

Fahlenbrach, H.: Magnet. Un- 
ters. an kohlenstoffarmen Eisen- 
Chrom-Legierungen. 50 

— : Magnet. Eigensch. u. Verwend- 

barkeit pulvermetallurgisch herge- 

stellter Dauermagnete. 73 

: Metallkeramik, *295 

— : Bespr. 103, 508 

— u. K. Sixtus: Abhängigk. d. Per- 
meabil. magnet. weicher Werkstoffe 
v. d. Art d. Entmagnetis. 178 

Fan, H. Y. s. F. Seitz 

Feldhaus,F. M.: Ferd. Braun ł. 530 

— : Z. Erfindung d. Radar. 582 

Feldtkeller, R.: Bespr. 129 

Ferrand, M. L.: Seitenwandprofile 
elektr. Schmelzöfen. 593 

Fink, M. u. H. Sommerfeldt: 
Doppelstockwag. f. d. Ruhrschnell- 
verkehr. 629 

Finkbein, U.: Stromdichte u. zu- 
läss. Erwärmung bei Kleintransfor- 
matoren. 435 

Fischbach, A.: Füllbatterien f. 
Sonderzwecke. 692 

Fischer, G.O.: Netzkommandoanl. 
*589 

Fischer, K.: Pardunenisolatoren an 
selbstschwing. Antennenmasten. 379 

Fischer, K. H.: Bespr. 102, 411 

Flachsbart, O.: Bespr. 444 

Fletcher, R. C.: Stoßdurchsclag 
v. Luft im 10-9 s-Bereich. 404 

Ford,L.H.: Einfluß d. Luftfeuchtigk. 
a. Präzisions-Luftkondensatoren. 69 

Forrester s. Errol 

Franken, H.: Scaltstükstoffe f. 
Motorschutzschalter. Fachb. 450 

Fraunberger, F.: Ferro-parama- 
gnet. Übergangsgebiet. 598 

Freyer, D.: Bespr. 259 

Fricke, H.: Halbleiter-Trioden u. 
Tetroden als Verstärker- u. Misch- 
stufen. *133 

— : Überblik üb. Aufbau u. Wir- 
kungsweise d. Laufzeitröhren. *421, 
*485 

— L. Pungsu.K.H.Schmitter: 


Störerscheinungen im Gebiet zw. 
zwei FM-Gleichwellensendern. 439 
Friedrich, R:  Wasserkraftnutz. 


u. Elektrizitätswirtsch. Brf. 335 
Fritsche, R.: Bahnelektris. m. 163% 
od. 50 Hz? 662 
Fritz, J. C.: Bespr. 54, 103 
Fritze, U,s. J. Meixner 
Fuchs, A: Wärmedehnungs- u. -al- 
terungsprüfung v. Lackdrähten. 125 
Fünfer, E: Experim. Unters. d. 
elektr. u. opt. Vorgänge b. Funken- 
durchschl. in Gasen. 330 
Furbach,E.„u.P.Rieckmann: 
Ferromagnet. Längsschwinger f. Ul- 
traschall. 503 
Fuß, F: Neuart. elektrostat. Gene- 
rator f. 1..10 kV. *279 


1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 


19 


C E E EE A u a E E E EEE E EE Te 


Gaffert, G A.: Kraftwerksanl. m. 
witterungsgeschützten Turbinen u. 
Generatoren. 433 

Gale, H. M. s. A. G. Milnes 

G än ger, B.: Neuart. Hochspannungs- 
voltmeter f. Absolutmessungen. 70 

— : Der Stoßdurchschlag in Luft. 121 

Gast, Th.: Elektr. Feinmessung an 
Kunststoffen. 565 

— : Bespr. 444, 476 

Gäth,R.: Ub. d. Bauprinzip v. Kunst- 
stoffen. *560 

Gehrts, A.: Bespr. 410, 574, 667 

Gerlach, W.: O. v. Auwers F. 127 

— : Bespr. 76 

Germer, L.H „u. F.E.Haworth: 
Erosion elektr. Kontakte a. d. 
Stromübergangsstelle. 436 

Geyger, W.: Aufzeichn. kl. Gleich- 
spannungen m. Tintenschrift. 378 

Gillon, M. G.: Ermittl. v. Strom- 
u. Spannungsverlauf durch schritt- 
weise Integration. 49 ; 

Glimstedt, U. s. B. Raths- 
man 

Gohlke, W.: Drehmomentmesser f. 
sehr hohe Drehzahlen. 21 

Goldmann, J. E.: Einfluß atoma- 
rer Ordnungen a. d. magnet. 
Eigensch. 407 

Goldstein, H.: Selbsttät. Span- 
nungsregler f. großen Regelbereic. 

191 

Gondesen, K.-E.: Scallplattentech- 
nik auf neuen Wegen. 356 

Gough, K. F.: Vereinfalh. im Bau 
v. Elektronenröhrengeräten. 439 

Graf, U.: Bespr. 76, 152, 227, 361, 
573, 603, 635, 667 

Graner,H.: Richtvektorverfahren z. 
Leistungs-, Frequenz- u. Uhrzeitre- 
gelung i. groß. Netzen (Drehungs- 
regelung). *341, *365 

Granier, E: Uber seignette-elektr. 
. Stoffe. 568 

Graßmann, A.: Bespr. 667 

Greff,G.A,u.K.Löhberg:Blei- 
kabelschaden durch Holzwespe. 401 

Greinacher,H.: Neues stat. Volt- 
meter. 120 

Griem, H. u. W. Zerbel: Plang. 
e. dt. Trägerfr.-Fernkabelnetzes f. 
d. Weitverkehr. 629 

Griffin, N.L: Leitender Bodenbe- 
lag f. Krankenhäuser. 126 

Grimitt, H. W.: Britische Freilei- 
tungsvorschr. 173 

Grimm, O. u. K. Mall: Elektr. 
Schnellschreiber u. s. Anw. i. d. 


elektromedizin. Meßtechn. Fachb. 
454 

Grönegreß, H. W. s. W. Hun- 
singer 


Größer, W.: Bespr. 410 

Großkopf, J.: Bodenleitfähigkeits- 
messg. in Schleswig-Holstein. 148 

Grunert, W.: Ausspr. z. d. Vor- 
trägen Biermanns u. v. Man- 
goldt. 688 

Grünewald, H.: Rohrableiter b. 
Stoß- u. Wechselspannungen. 
Fachb. 448 

Guelke, R, u. C. P. Marais: 
Blitzshaden an ein. Stahlbeton- 
Drucwasserrohr. 17 

Güllner, G.: Gegen Nahfeldstö- 


rungen geschützte Antennen. 438 
Gundlach, F. W.: Bespr. 26, 446 
477, 573 
Günthardt, E.: Bemessung groß. 
Wasserkraftgenerat. 248 
Güntherschulze, A.: D. heuti- 


ge Stand d. Sperrschichtgleichrich- 
ter. *414 


Güttinger,P.: Transformations- u. 
Filterprobleme in UKW-Leitungen. 
Fachb. 451 


Güttner, W.: Ub. Hörhilfen. *681 


Häcker, G.: Elektrolyt. Polieren v. 
Metallen. 19 

Hacks, J.: Empfindlichkeit u. Stör- 
abstand v. Empfängern. Fachb. 451 

Halacsy: Prakt. Berechn. d. ma- 
gnet. Feldstärke. 536 

Hammarlund, P. E, u. O. Jo- 
hansen: Wiederkehrende Spg. 
b. Kurzscdhl-Absh. im schwed. 
Kraftnetz. 594 

Hämmerling, F.: Bespr. 477 

Hansen, W. H.: Bespr. 104, 228 

Happoldt, H.: Ausspr. z. d. Vor- 
trägen Biermanns u. v. Mangoldt. 
470 

Harder, E.L u. J.M.Clayton: 
Gewittersicherheit v. Hochsp.-Frei- 
leit. 401 

Harlow,F.: Rauchgas-Ausscheid. u. 
Korrosion in neuzeitl. Kesselanl. 68 


Harnisch, A.: Magnet. Flüssig- 
keitskupplungen. *371 
Harrison, S. W,s.R.G.E. Hut- 


ter 

Harvey, F.K, s.E.Kock 

Haul, R., s. H.H. Rust 

Hausner, H. H.: Metallkeramik, 
e. neues Gebiet i. d. Pulvermetal- 
lurgie. 50 

Hausser, K.: Seignette-Elektrizität. 
98 

Haworth, F.E,s.L. H. Germer 

Hebel, M.: Signalgabe i. Selbstwäh- 


lerorts- u. -fernverkehr. *639 

— : Bespr. 52, 53, 446 

Hebenstreit, W.B. s. A. V.Hol- 
lenberg 

Heem, L. de: Verbundbetrieb in 
Belgien. 67 


Heinze, J.: Hocdsp.-Schrankanl. f. 
Innenraum- u. Freiluftaufstellung. 
Fachb. 448 

Heinzelmann, H: Zur VDE-Jah- 


resversamml. 1950 in Köln. *261 
Helke, H.: Hockonst. Meßspan- 
nungsquelle. *171 


Heller, B., J. Hlavka u. A. Ve- 
verka: Eigenfrequ. d. einlag. Zy- 
linderspule b Spannungsstößen. 357, 
B. 412 

Heller, H.: Ausbreitungsverhältn. 
v. Drahtfunkfrequ. auf Niedersp.- 
Leitungen. Fachb. 451 

Helwig, H. J: Feldtheorie i. d. 
Lichttechnik. 353 

Hemmann, K: Dielektr. Verhal- 
ten flüss. u. fest. Isolierstọffe i. e. 
Frequ.-gebiet v. 0 bis 60 Hz. 46 

Hennig, H: Neue Bauformen v. 
MP-Kondensatoren. 196 

— : Bespr. 77 

Hennig, K. W: Aufgaben d. be- 
triebswirtschaftl. Organisationsleh- 
re. *489 

— : Bespr. 572, 604 

Herhahn, A.: Bespr. 508 

Hermanni, A.:R. Naujoks sen. 
80 Jahre. 602 

Herr, R, s. M. Camras 

Herrmann, G., u.O. Krieg: Ein- 
fluß v. Gasen u. Dämpfen a. d. Emis- 
sion v. Oxydkathoden. 405 

Herrmann, J: Ausspr. z. d. Vor- 
trägen Biermanns u. v. Mangoldt. 
689 

Herrmann, J, u. J. Erben: Ein- 
seitenbandverf. od. Frequenzmodul. 
i. d. EW-Telephonie? 328 


Herrmann, W.: Hochwertige dt. 
Lackdrähte. 562 

Hertwig, H: Opt. Voraussetz. f. 
einwandfr. Fernsehbilder. 253 

Hettich, A: Geometr. Dimensio- 
nen u. Widerstandsrauschen. 595 

Heumann,H.s. W.Claussnit- 
zer 

Heusler, O.: Therm. Anomalie d. 
Widerstandslegierung Isabellin. 73 

Heydmann: Energieversorgung d. 
m. Einphasenstrom 16% Hz betrieb. 
elektr. Streken d. DB. Fachb. 450 

Hickling, G. H., s. Rippon 

Hippel, A. v.: Denken in dielektr. 
Vorstellungen. 664 

Hlávka,J„s.B. Heller 

Hocdrainer, H: Neuer Frequenz- 
messer u. s. Anwendgq. 94 

Hochreutiner, R.s. Etienne 

Hoffmann, F.: Zur Zerstörung d. 
Luftsch. „Hindenburg‘. Brf. 336 

Hoffmeister, W.: Bespr. 699 

Hofmann, A. Cl: Neuer Elektro- 
kardiograph. 194 

Hofmann, R.: Schweißmaschinen- 
schau in Duisburg. *543 

Hofmeijer, H.: Bespr. 477, 699 

Hofmeier, W.: D. dtsch. elektro- 
techn. Produktion. *117 

— — : Konsumartikel. *199 

— — : Kabel u. Schwachstromanlag. 
*559 

Hogarth, C. A.: Transistoren aus 
Bleiglanzkristallen. 597 

Hollenberg,A.V.J.R.Pearce 
u. W. B. Hebenstreit: Hod- 
frequenzerzeug. durch zwei freie 
Elektronenstrahlen. 71 

Holleufer, W. u. F. Koppel- 


mann: Messung d. Fehler v. 
Stromwandlern. 592 

Hollmann, H. E.: Elektr. steuer- 
bare Thixotrope. 598 


Holzwarth, H.: Modul.-verf. z. 
Mehrfachausnutz. v. Richtfunkver- 
bind. 662 

Homolatsch, E. Neue Lokomo- 
tiven d. ungar. Staatsbahnen f. 50 
Hz-Einph.-Strom. 66 

— : 125 Jahre T. H. Frederic. z. Karls- 


ruhe. 663 
— : Bespr. 54 
Hoover, D. B.: Erprobter Zwei- 


. kreis-Gleichstromgenerator. 145 
Hough, W.R.,s.T.C.Loyd 
Houldin, J. E,„s. A.J.Biggs 
Howard, A.: Gasturbinen f. Gene- 

ratorantrieb. 17 
Hugon: Drahtl. Dezimeterverbind. 
Frankreich—Korsika. 176 
Humburg,K.: Entstehung d. Dreh- 
momentes in elektr. Masch. *311 
— :G. Dettmar ft. 666 
Hunsinger, W.u. H.W.Gröne- 
greß: Trägheitslose Temperatur- 
messung an schnellbew. Gegenstän- 
den. 592 
Hueter, E.: Bespr. 299 
— s. F. Angersbach 
Hüter, Th: Moderne 
technik. B.. 54 
Hutter, R.G. E., u. S. W. Harri- 
son: Verkleinerung d. Richtungs- 
defokussierung in Kathodenstrahl- 
röhren. 568 
Hylten-Cavallius, N. s. B. 
Sollergren 


Ultraschall- 


Ifland, H. Bespr. 669 

Jaekel, W: D. Elektrotechn. a. d. 
Kohlenbergbau-Ausst. Essen 1950. 
*642 


20 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Jackson, W.„ s. L G. Powlers 

Jacobs, H. u. B Wolk: Mikro- 
analyse d. v. Oxydkathoden abge- 
geb. Gase. 536 

Jacottet, P.: Wirbelströmung in 
leitend. Kabelmänteln. 23 

-- : D. transversale Feld i. kreiszy- 
lindr. Hohlleitern. 23 : 

— : Bespr. 540 

Jahn, E.: Bespr. 228 

Jahn, H.: Erregerschaltg. n. Bauer i. 
d. Draukraftwerk Schwabach u. 
Lavamünd. 659 

Jainski, P.: Leuchtst.-Lampen i. 
Eisb.-Betrieb. 627 

Jakobi: Bespr. 154 

Jasse,E.: Die Bedeutung d. Wärme- 
Zeit-Konst. b. elektr. Maschinen. 42 

— : Schwungradbremsung durch Wir- 
belströme. 248 

Jerome, C. W.: Bestimm. d. Farb- 
valenzen v. Fluor.-Lampen. 661 

Jeske, E: Elektr. Flugz.-Installat.- 
Geräte d. ehemal. Luftwaffe. *671 

Johann: Entwicklungstendenzen a. 


d. Gebiet d. Installations-Selbst- 
schalter. Fachb. 450 

Johansen, O,s.P.E Hammar- 
lund. 


Johnson, W. R.: Nacdhkriegserweit. 
d. 220 kV-Hochsp.-Netzes in Nord- 
kalifornien. 43 

Jonker, J. L. H.: Röhren m. band- 
förm. Elektronenstrahlenbündeln. 
406 

~u A.L W.M. vanOverbeck: 
Der ¢-Detektor, eine Detektorröhre 
f. Freguenzmodulation. 97 

Jordan, E. C. u. W. E. Miller: 
Geschlitzte Zylinderantennen. 72 

Jordan, F.: Lage d. öff. Elektrizi- 
tätsversorg. i. d. Bundesrep. 
Deutschl. im Jahre 1949. 264 

Jordan, H.: Magnet. Geräusch v. 


Käfigläufermotoren. *491 
Jordan, Pasc.: Einsteins neue Un- 
tersuchungen. *615 


Josse,M,H.: Schutz v. Dltransform. 
durch Anordn. dehnbarer Behälter. 
532 

Jung, H.: Bedeutung der HF-Ted- 
nik f. d. Bergbau. 438 

Junge, H.: Bespr. 541 

Justi, E.: Bespr. 153, 636, 667 

— u. H. Schultz: Neue Versuche 
2. Deutung d. Feinwanderung an 
elektr. Abhebekontakten. 68 


Kallbrunner, H.: Zusammenar- 
beit zwischen Land- und Elektrizi- 
tätswirtsch. 566 

Kalusche, H.: Kondensatormikro- 
phon m. Netzanschluß. *523 

Kammerer, H. D. Frequenzab- 
hangigk. d. Spannungsfaktors b. 
Spulen mit handelsübl. Eisenplec- 
kernen. 71 

Kangro, W.: Scheider b. Bleisamm- 
lern. *111 

Kapeller, H.: Offtl. Telephonver- 
kehr m. Fahrzeugen i. d. Schweiz. 
22 

— : Hartpapierdurchführungen f. 
Hochstspanng. 122 

Kappelmayer, O: 
brück t. 25 

Katzsch,K.: Bespr. 338 

Katzschner, W: Beitrag z. Schich- 
tungsprobl. elektr. Isolierstoffe. #273 

Kautter, W.: Zerhacker m. fe- 
dernder Schwingkörperaufhän- 
gung. 436 


W. Stein- 


Keller, A.: Meßbereich u. Empfindl. 
d. Hochspannungsbrücke n. Sche- 
ring. *232 


Keßler, G.: Einfluß d. Heizung a. 


d. Kathodenstrom v. Elektronen- 
röhren. 439 
Kienzle, O.: Bespr. 104, 228, 412 
Kirschstein, F.: Elektrotechni- 


sches v. d. V-2. *281 


Kleen, W.: Sperr-Röhren. 329 
—, s. O. Döhler. 
Kleinsteuber, W.: Bespr. 52, 


361, 637 

Klemm, W.: Bespr. 103 

Klenke, W.: Bespr. 78 

Kline, G. M.: Amerikan. Kunststoff- 
entwicl. im Jahre 1949. 501 

Kluge, M.: Wege zur Verbilligung 
d. Fernsprech-Weitverkehrskanäle. 
Fachb., B. 78 

— : Bespr. 257 

Kluss, E.: Kapazität v. Mehrleiter- 
syst, kapazit. Beeinflussung v. 
Fremdleitern. *63, B. 154 

— : Drehstromsystem m. veränderl. 
Phasenspannungen. 124 

—- : Bespr. 53, 101, 384, 385, 698 

Knab, O.: Die oberschles. Elektrizi- 
tätswerke. *513, B. 638 

— : Die neuere Entwickl. im Bau elektr. 
Lokomot. u. Triebwag. 693 

Kniffler, A. Stand u. Entw. d. 
elektr. Zugförderung. *649 

Koch, E.: Auslegung u. Konstr. eines 
Trägerfr.-Systems. Fachb. 452, B. 670 

Koch, W.: Erdungsmaßn. f. Höchst- 
spannungsanl. m. geerd. Stern- 
punkt. *89 

Kock,E,u.F.K. Harvey: Akust. 
Linsen. 535 

Kohler, K.: Neue Fluchtentaf. z. 
Durchhangsbest. v. Freileitungen 
belieb. geneigt. Spannfelder. *243, 
B. 362 

— : Bespr. 477 

Kohler, M.: Z. 50jähr. Jubil. d. 
Planckschen Wirkungsquantums. 
267 

Köhler, W„ s. E. Neumann. 

Kollath, R.: Das Bevatron (Kosmo- 


tron). Nach Brobeck. 400 

— : Bespr. 635, 698 

Koller, H.: Neue Trockenstrom- 
wandler m. Kunstharzisolation. 
436 

Köller, K.: Industr. Niedersp.-Ma- 
schennetze. 497 


Koopmann,R. J. W.: Zweiphas.- 
Steuermotoren. 44 

Koppelmann, F. s. W. Holle- 
ufer. 

Kornetzki, M: Magnet. Kenn- 
werte v. Spulen m. Topfkernen aus 
Masseeisen. 500 

Koster, J. P: 1500 V-Gleichrichter- 
stationen d. Niederl. Staatsbahnen 
95 

Kother, H.: Wahl von Bahnstrom- 
syst. (Belgien). *393 

Kramer, W.: Schweißtransf. m. Fre- 
quenzwandl. u. symmetr. Netzobe- 
lastung. *185, B. 260 

Krassowsky, W.: Bespr. 361 

Krautz,E.: Tagung d. Dt. Physikal. 
Gesellschaft, Bonn. 24 

— : Bespr. 153 

Krekeler, K: Flammpolieren v., 
Kunststoffen. 501 

— : Bespr. 507, 637 

Krieg, O., s. G. Herrmann 

Kroener, K.u L. Pungs: Di- 
elektr. Anisotropie d. Naturholzes. 
380 


— : Bespr. 


— : Bespr. 


Loosjes, R, 


1950 


Krumnow, W.: Selbstanlauf. Syn- 
chron-Kleinmotoren. 564 

Kruithof, A. M.: Wahrnehmung 
v. Kontrasten b. unscharfer De- 
tailbegrenzung. 403 

Küchler, R.: Induktivität eisenlos. 


Drosselspulen. Brf. 256 

Kulp, M.: Einseitenbandbetrieb b. 
Frequenzmodul. Fachb. 451 

Kulp, P. G: Tätigkeitsberihht d. 
VDE f. 1949/50. 266 

Kündiger,E.: Abschalten v. Kå- 
figl.-Motoren. *609 . 

Kussy, W. F: Temperaturverlauf 
in elektr. erwärmten inhomog. Kör- 
pern. 503 

Labadie, J.: Sonnenkraftwerk. 
247 

— : Gezeitenkraftw. d. Rance. 563 


Lamb, J. F, u. D. B Brandt: 
Vektor-Leistungsfaktor in unsym- 
metr. belast. Drehstromsyst. 177 

Laporte, H.: Elektrostat. Lich!- 
markenvoltmeter f. zwei Meßbe- 
reiche. 95 

Laub, F. W.: Neue Konstrukt.- 
Grundsätze f. d. Bau v. Kollektoren. 
402 

Laver, F. J. M.: Quarzresonatoren 
als Frequenzsubnormale. 567 

Lebrecht, L: Adolf Sengel ft. 
75 

Leist, K.: Bespr. 573 

Lennartz, H, s.H.Boucke 

Leonhard, A.: Spannungsregelung 
v. Gleichstromgenerat. üb. magnet. 
Verstärker. *307. *387 

Lesch, G: Antriebe m. stoßw. od. 
wechs. Belastung in durchlaufend. 
Betrieb. *316 

Leslie, J.R, u. J. R. Wait: Auf- 
finden v. Temp.-Erhöhungen in 
Freileitungen m. Hilfe d. Bolo- 
meters. 173 

Leukert, W.: Betriebsverhalten v. 
asynchr. Schleifringankermot. m. 
schlupfabh. Impedanzen. *313 

668 

Leuthold-Lecuona, P.: Kraft- 
werk Compostilla im Rahmen d. 
spanischen Elektr.-Versorg. *349 

Lichte, H.: Bespr. 76 

Lieneweg, F: Erwärmungsfehler 
v. Widerstandsthermometern. 94 

Lierenfeld,A.: Neue Leuchiröhre, 
198 

Lindblom, J., s. S. Sandberg. 

Lindenhovius,H. J G. Arbe- 
letu. J.C.vanderBreggen: 
Miliivoltmeter f. d. Frequenzbe- 
reich 1060 ...30- 108 Hz. 175 

Loebner, F.: Leistungsschaubild f. 
d. ansynchr. Drehsti.-Motor. Brf. 
144 

638 

löhberg,K.s.G. A. Greff 

Löfgren, E: Berechn. d. Induktivi- 
tät kreisförm. Spulen. 148 . 

wHo Vink: Len 

stungsmechanism.  oxydbedeckier 
Kathoden. 149 

Loyd,T.C„Trickey, Hough u. 
Potter: Ungelöste Probleme im 
Motorenbau. 18 

Lüdi, E: Turbator (Vielschlitz-Ma- 
gnetron m. nur 1 Resonanzraum). 
759 


bw A 


Maass, E: Druckausgleichschalter. 
691 
Macek, O: Prazisionsmessung d. 


spezif. Ladung. 125 
Mackenthun, W.: Statistik d. 
Hleizkraftwerke 1939 ... 1947. 402 


1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 


21 


 Mackh, H.: Bespr. 698 
— ‚,u.F.Moeller: Funk-Entstörung 
l d. Zündung v. Kraftfahrzeugen. 441 
' Mall, K., s. O. Grimm. 
Mangoldt, W. v.: Gedanken z. 
Sternpunk tbehandlung b. 380 kV- 
Drehstromübertrag. *462, 470, 688 
Marais, A. s. P. Abadie. 
Marais, C, P.s.R. Guelke. 
Maring, B.: Bespr. 386, 507 
Markus, J. u. J. D. Cobine: 
Hochfrequenzbrenner. 562 
Martin, O.: Magnet. Werkstoffe f. 
elektr. Kraftanlagen. Nadh F. 
Brailsford. 537 
Masing, G.: Bespr. 540 
Maskow, H.: Zünddurchsclag v. 
Explosionsflammen. Fachb. 453 
Matthaes, G.: Qualität von Wi- 
derständen in gedructen Schaltun- 


gen. *105 

— : Freileitung v. ital. Festland n. 
Sizilien. 580 

— : Bespr. 478 

Matthaes, K.: Magnetinduktive 


Stahlprüfung. 69 

McWhirter, C. H. u. R P. Po- 
sey: Elektr. Raumluftreinig. i. d. 
Textilind. 68 

Meador,J. R.: Verwendung v. Thy- 
rite in Leistungstransformat. 376 

Mehlis, A: Ingenieurarbeit i. d. 
feinmechan. Fertigung, insb. i. d. 
Elektroindustrie. *430 

Meiners, G.: Bespr. 180 

Meinke, H. H.: Bespr. 668 

Meister, R.: I. Sihler t. 333 

Meixner, J.: Bespr. 635, 636 

—,u. U. Fritze: Schallfeld i. d. 
Nähe d. frei shwingenden Kolben- 
membran. 379 

Melchinger, E: Steinkohlen- 
bergbau u. öffentl. Elektrizitätsver- 
sorgung i. Ruhrgebiet. 327 

— : Bespr. 300, 668 

Menzer, E. s. H. Voelkel. 

Merz, G.: Kurzwellentagung des 
DARC. 695 

Merz, L.: Warum dauert es so lan- 
ge? Nach W. C. White. 374 

Meyer, E.: Zur Theorie d. Spiegelgal- 
vanometer. 70 

Meyer, H.: Fernleitungen m. erhöht. 


Ubertragungsfähigk. im Ausland. 
4 
: Bespr. 411, 445 


Mi ller, W.E,s.E.C. Jordan. 

Miller, P. H., s. F. Seitz. 

Milnes, A. G., Gale u. Atkin- 
son: Ub. magnet. Verstärker. 44 

Modlinger, R: Abhäng. d. Blind- 
leistungsarbeit v. d. Ausleg. d. 
Stromerzeugereinh. b. wechs. Netz- 
spannung. *479 

— : Silikonharze f. Isolationen in 
elektr. Masch. *521 

Mohr, O.: Bespr. 77, 101 

Moldenhauer, F.: Schnellentre- 
gung v. Synchrongenerat. 93 

Moeller, F.: Übergangskurven d. 
Temperatur an zusammenges. Lei- 
tungssträngen. 23 

— : Bespr. 337 

—,s. H. Mackh. 

Moench, F.: Bespr. 385 

Moon, P. u. D. E. Spencer: Be- 
leuhtung durh Leuchtdecen 
(Oberlichte). 175 

Moraw, K.: Aufstell. einer 110 kV- 
Kondensat. -Batterie. 434 

Morey, A. H.: Erste Gasturb.-Lok. 
in USA. 693 

Morgan, M.: Elektron. Motorsteue- 
rungen. 96 


.Nagel, K.: Bespr. 


Morgan, R. E. u. W. I. Dorn- 
hoefer: Magnet. Verstärker m. 
Selbstsättigung. 591 

Morong, W. H, s. 
glass. 

Morris, D.: Genaue prakt. Theorie 
d. Transformators. 564 

— : Meßgenerator z. Erzeug. versch. 
Phasen b. veränderl. Frequ. f. d. 
Unters. v. Schaltgliedern. 565 

Mulhern, M. J„, u. S. N. Craw- 
ford: Gleiċhr. f. elektron. Motor- 
steuerung. 658 

Morton, W.B. s. H. F. Caroll. 

Müller, E: Messg. d. Diffus.-Konst. 
v. Kabelmänteln aus Thermopla- 
sten. 696 

Müller, Har.: Bemerk. z. elektr. 
Strahlungstrocknung. *287 

— : Bemerk. z. Erwärmung v. Werk- 
stoffen i. hodhfr. Kondensatorfeld. 
*605 i 

— : Max Toepler z. Geburtstag. 603 

— : H. Schering z. 70. Geburtstag. 634 

— : M. Howald z. 40jähr. VDE-Jubil. 
697 

— : Bespr. 637 

Müller, H. K. s. G. Buß. 

Müller, J.: Verzerrungen bei Im- 
pulslängenmodulation. 407 

Müller, W.: Sihtbarmachen v. Ba- 
Atomen. 696 

Müser, H.: Halbleitertagung in 
Reading. 597 


54, 259 

Néel, L.: Theorie d. Magnetisier. 
massiv, Stoffe im Rayleigh-Gebiet. 
569 


Nelson, J.S. s. ME. Douglass 

Neugebauer, H.: Gleichstrom- 
Drehspulrelais m. Gleichrichter f. d. 
Selektivschutztechn'k. 3R9 

Neumann, E.u. W. Köhler: Z. 
Fraae d. Wirtschaftlichk. v. Leucht- 
stofflampen. 95 

Nimsch, G.: Beanspruch. d. Dämp- 
ferwicklung im unsvmmetr. Stö- 
rungsfalle. Fachb. 449 

Nowak, A.: Zusatzgeräte f. d. Emp- 
fang von FM-UKW-Sendern. *419 

Nüßlin, H.: Bespr. 700 | 


Ofverholm, H., s. S. Samuel- 
son. 

Oehlen, P.: 48-Kanalsystem f. unbe- 
lastete Kabelleitungen. Fachb. 452 

Ohrt, P: Wiederaufbau d. dt. Pa- 
tentwesens. *60 

— : Bespr. 228, 508 

Oele, H.A „s. A. Bierman. 

Oliver, M. H.: Inhomogenitäten als 
Fehlerquelle b. konzentr. Meßleitg. 
z. Impedanzmessung. 377 

Olsson, C. E.: Isolationsniveau u. 
-abstimmung in Niederspannungs- 
anl. 375 

Opacki, J: Betriebsverhältnisse 
elektr. u. anders angetrieb. Dresch- 
masch. 146 

Oppelt, W.: Das Gestalten v. Re- 
gelkreisen an Hand d. Ortskurven- 
darst. 438 

Oertel, F: Auslegung v. Asyn- 
chronmotoren f. d. Antrieb v. Zen- 
trifugen. *107, B. 260 

Ortlieb, A.: D. Metallpapier-Re- 
gistr.-Verfahr. *653 

Ostendorf, W.: Stromrichteranl. 
in Eingefäßschaltung f. Umkehrwal- 
zenstraßen. *137, B. 278 

Overbeck, A.L W.M.van,s.). 
L. H. Jonker. 


M. E. Dou- 


Paasch, W.: Vereinfachte Fern- 
messung v. Gleichrichteranl. *583, 
B. 670 

Pahl, A.: Leuchtstofflampen oder 
Glühlampen? 21 

— : Eignung v. Leucdhtstofflampen f. 
Straßenbeleuct. 188 


— : Wertigkeit v. Zweckleuchten. 
388 
Pahl, M. u. O. Riedel: Eigensch, 


e. einstufigen 2-Röhren-Gleichspan- 
nungsverstärkers. 49 
Palm, A.: Bespr. 507 
Parschalk, F.:  Schnelldistanz- 
schutz f. Hochsp.-Netze. Fachb. 448 
— : Drucluftschnellschalter. 691 
Paschen, H.: Neuartige Magnet- 
induktoren. *195 
Patrie, M. J.: Elektrolyt. Oxydat. 
v. Alumin. u. s. Legierungen. 598 
Pauly, W.: Bespr. 385 
Pautheniér, M. G. Duhaut u. 
L. Demon: Koronaverluste a. 
Glstr.-Freiltq., bes. b. Wassertrop- 


fenbildg. 625 

Pearce, J.R, s. A. V. Hollen- 
berg. 

Peters, W.: Zählertechn. u. Zähler- 
prüfverf. Fachb. 454 


Peters, W. A. E.: Messung magnet. 
Gleichfeldstärken m. d. Magnetfeid- 
messer. *193 

Petersen, C.: Bespr 103 

Petersen, H.: Messung sehr hoher 
Widerst. b. hoher Wechselspan- 
nung. *577 

Pfleiderer, C.: Bespr. 100 

Piloty, H.: Johann Ossanna — 
80 Jahre. *301 

Pim, J. A.: Durchsclagsfestigkeit v. 
Luft b. ultrahohen Frequ. 121 

Pirrung, A.: Wasserkraftnutzung 
u. Elektr.-Wirtschaft. *14 

— : Bespr. 129 

Ploch, W.: Meßgenerator f. Magnet- 
felder. 249 

Poeverlein, H.: Strahlwege v. 
Radiowellen i. d. Ionosphäre. 72, 
567 

Pohl, R. W.: Elektronenleitung in 
festen Körpern, insb. in Halbleitern. 
*269 


Pohlhausen, E.: Bespr. 76, 100, 
337, 670, 699 

Posey, R. P, ss C.H. Mc Whir- 
ter. 


Potter, C. R, s. T. C. Loyd. 

Potthoff, K.: Bespr. 259 

Powlers, I. G, u. W. Jackson: 
Stoffe hoh. DK b. cm-Wellen. 535 

Prinz, H.: Bespr. 130 

Prokott, E: Frequenzumsetzung 
techn. Wechselstr. auf Hochfre- 
quenz m. Elektronenröhren. 97 

— : Impulsmodulation. 472 

Pungs, L.: Hans Harbih F. 99 

— : Bespr. 180, 698 

— s. K. Kroener. 

— s. H. Fricke. 

Pyatt, E.C. s. C. R. Barber. 


Rabinow, J.: Magnet. 
keits-Kupplungen. 147 
Raddin,E. J. s. F.J. Vorlan- 

der. 

Raoult, M.u. M. Chaminade: 
Neue Stromabnehmer f. d. französ. 
Bahnen. 46 - 

Rathsman, B, u U Glim- 
stedt: Kraftüberführung n. Got- 
land durch Seekabel. 351 

— , S. A. Rusck. 

Raub, E.: Bespr. 541 


Flüssig-. 


22 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1950 


Reichel, E.: Technoklimat. Grund- 
lagenforsch. 164 

Reist, W.: Techn. Belehrung als gei- 
stige Aufgabe. 172 

Rengier, H.: Bespr. 541, B. 670, 636 


Renker, H: Die Amplidyne. 
Fachb. 449 
Rentrop, W: Futterdämpfer —- 


wirtschaftlicher u. billiger. 328 
Riches, A. I s. L. L. Brink- 
worth. 


Richter, H.: Bespr. 603 
Richter, R: Friedrich Eichberg t. 
359 ; 

— : Felderregerkurve u. Feldkurve b. 
elektr. Masch. *618 

Rieckmann, P. s. E. Furbach. 

Riedel, O, s. M. Pahl. 

Riepe, M.: Bespr. 77 

Rimbaud u. Dufour: Luftbereif- 
te Schnellzüge in Frankreich. 73 

Rippon,E.C,„u.G.H.Hickling: 
Feststellg. v. Wicklungsschäden b. 
d. Stoßprüfg. v. Transf. 660 

Ritz, K.: Bespr. 477 

Rockett, F.: Supraleitender Detek- 
tor. 48 

— : Mikrowellen-Spektroskop. 49 

Roggendorf, A.: Schutz groß. Iso- 
latoren geg. Zerstörg. durch Licht- 
böaen. *35 

— : Schadhafte Kappenisolat. in 
Hochsp.-Leitungen. *83 

Ronald, C. W.: Bühnen- u. Regel- 
einrichtg. f. brit. Theater. 692 

Rösch, H.: Kurzschlußstrom-Begren- 
zungsdrosselspulen im Kreise d 
Ausgleihswicl. v. Transformato- 
ren. *165 

Rösch, H.: Erdsclußvorgänge in 
A A-qeschalt. Transformatoren b. 
beiderseitig geschützten Netzen. 
Brf. 335 

Roser, H.: Ausspr. z. d. Vorträgen 
Biermanns u. v. Mangoldt. 470 

Roske, E.: Temperaturkompensa- 
tion an Sendern. 534 i 

Roessler, E.: Dt. Industrieausstell. 
Berlin. *613 

Roßmaier, V.: EinfluB d. Dämp- 
fung a. d. Stoßüberlastbark. v. Syn- 
chronmasch. *323 

— : Die wirtschaftl. elektr. Maschine. 
*678 

Rüchardt, E,s. I. Dietrich. 

Rudolph, W.: Drehstrom-Höchst- 
spann.-Leitungen f. d. kontinental- 
europ. Großkraftübertrag. 247 

Rühle, R.: 2. Tagung d. dt. Ges. f. 
Elektronenmikroskopie. 538 

Rusck, A, u. B. Rathsman: 
Reihenkondens. u. Bündelleiter im 
schwed. Großkraftnetz. 497 

Rust, H.H.„u.H.Endesfelder: 
Messq. kl. Gleichspannungen. 376 

— , R. Haul u. H. I. Studt: Ver- 
wend. chem. Reaktionen Z. akust.- 
opt. Bildwandlung. 500 

Rusterholz. A. A.: Versudhe üb. 
Gitteremission. 253 

— : Erzeug. u. Anwend. gerichteter 
Elektronenstrahlen. 432 

— : Elektronenemission v. Zirkon u. 
v. Zirkonkarbid. Fachb. 453 


Salow, H: 


Sekundärelektronen- 
emiss. a. Aufdampfschichten aus 
Metallmischungen. 380 


Samuelson, S, u. H. Dfver- 
holm: Untergrundbahn in Stock- 
holm. *587 

Sandberg, S, u. J. Lindblom: 
Neue Aufhängungsart f. Freileitg. 
564 


Sanden. K. v.: Bespr. 101, 300 
Sanner, W. C.: Verhütg. v. Turbi- 
nenschäden. *143 
Sawade, S.: Bemerk. zu einig. Pro- 
blemen d. Raumakustik. *245 
Schachtner, H.: Installation im 
sozialen Wohnungsbau. Fachb. 451 
Schaefer, H.: Bespr. 360 
Schaffernicht, W.: Neuere 
photoelektr. Entwickl. Fachb. 454 
Schaper, J.s. A. Becker. 
Schärli, O: Neuart. Luftkühler f. 
Senderöhren groß. Leistung. 253 
Schendell, G.: Nomogramm z. 
Kontrolle d. Belüft. v. Netztrans- 
form.-Stationen. *585 
Scheunert, E. Entw. d. Fern- 
sprechbetr. i. d. dt. Ostzone. 595 
Schilling, W.: Grundlag. einer 
Theorie d. magnet. Verstärkers. 
*7 
— : Uber magnet. Verstärker. Nach 
A. G. Milnes, Gale u. At- 
kinson. 44 
Schimank, H.: Erfindung der 
Voltaschen Säule. *155 
Schirmer, L.: Zur Zerstörung d. 
Luftsh. „Hindenburg”. Brf. 336 
— : Bespr. 337 
Schliephake, A.: Versuce ùü. d. 
Einfluß d. umgeb. Atmosphäre a. d. 
Bürstenübergangsspannung. *32 
— : Beanspr. d. Kohlebürsten auf 
Vollbahnmotoren. 629 
Schmidt, E.: Bewegung d. Brenn- 
fleks a. d. Kathode e. Quecks.- 
Niederdruckbogens. 407 
Schmidt, H.: Bespr. 637 
Schmidt, R: Durh Ausscheidung 
gehärtete Magnete in Feinmeßin- 
strumenten. Fachb. 454 
Schmidt-Bach, H.: Sauerstoff- 
Lichtbogen-Schneiden. 533 
Schmitter, K.H, s. H. Fricke. 
Schmitz, H.: Bedeutg. u. Aufga- 
benstellung d. Elektroindustrie f. d. 
Stand d. Technik. 265 
Schneider, Ph. u. P. Decker: 
Wandstärkemessung m. e. HF- 
Meßiggerät. 249 
Schnell, P.: Anlage z. Vorführ. v. 
Lebens- u. Brandgefahr. dch. d. 
elektr. Strom u. Verhüt.-maßn. *645 
Schnitger, H.: Wanderfeldröhren 
z. HF-Verstärkung in dm-Richtver- 
bindungsanl. Fachb. 452 
Schönfeld, H.: Bespr. 507 
Schoon: Übermikroskope nadh E. 
Ruska u.B.v.Borries. 184 
Schrader, H.-J.: Stromortskurven 
b. Drehstrommot. m. Stromverdrän- 
gungsläufern. *131 
Schrank, W.: Bespr. 54, 78 
Schreiber, R: D. energet. Kupp- 
lung v. Heizkraft-, Wasserkraft- u. 
Gaswerken. 67 


— : Stadtgaserzeugung m. elektr. 
Strom. 435 

Schubert, G: Theorie d. elektr. 
Schmelzsicherungen. 663 

Schuch, E.: Kurzzeitmessung b. 
period. Vorgängen. *553 


Schuilenburg, A. s.S. 
Broeckhuizen. 

Schuisky, W.: Theorie u. Berec- 
nung d. Reaktionsmotors. 531 


— : Untergrundbahn in Stockholm. 
Nah S. Samuelson u H. 
Ofverholm. *587 

— : Bespr. 101 


Schultz, H. s. E. Justi. 

Schultze, K.: VDI-Tagung: Uber 
die Verantwortung d. Ingenieurs. 
503 


Schulze, A.: Heizleiterlegierungen. 
627 

Schulze, H.: Bespr. 227, 259, 411 

Schulze, W. M. H.: Erdalkalitita- 
nate als Dielektrika u. neue Seig- 
nette-Elektrika. 501 

— : Dispersitätsfragen d. Massekern- 
techn. *575 

Schulze,R.: Auswertung d. Planck- 


schen Strahlungsformel. 358 
Schumann, W.O.: Bespr. 425, 476 
Schützendübel, H.: Der fre- 


quenzmod. 10 kW-UKW-Rundfunk- 
sender Hamburg. *675 

Schwaiger, A.: Z. Geschichte d. 
Drehstroms. *305 

Schwandt, E. Die Vervollkomm- 
nung d. Schallplatte. 426 

— : Bespr. 78, 102, 130 

Schwarz, A.: Polyäthylen. 331 

Schwarz v. Bergkampf,E. s. 
G. Volkert. 

Schwenkhagen, H. F.: Ingeni- 
eurausbildung u. Ingenieurfortbil- 
dung. *1, B. 78 


— : Bespr. 152, 505, 574 

Schweppenhäuser, H. G.: We- 
senszüge einer Elektrizitätswirt- 
schaft. 119 


— : Anlaufseigensh. v. Drehstrom- 
motoren u. ihr Einfluß a. d. Moto- 
rengröße i. d. Landwirtsh. 170 

— : Der Betonmast im Freileitungs- 
bau. 327 

Schwerdtfeger, F.: Bespr. 
541 

Seehaus, P. s. J. Dietlin. 

Seeliger, R.: Rauhigkeitsmessun- 
gen m. d. Elektronenmikroskop. 
250 

Seitz, F., H. Y. Fan, P. H. Mil- 
ler u. S. J. Angello: Sperr- 
schichtgleichrichter. 94 

Servant, M. R.: Messg. höchst. 
Gleichströme. 660 

Sewig, R.: Prinzipien d. Aufbaues 
v. Meßgeräten. 119 

Shannon, CLE.: Synthese v. Schalt- 
kreisen. 630 

Sharbaugh, A. H: Dampf- u. 
Hochfr.-Vulkanisation v. Naturgum- 
mi. 693 

Shockley, W.: 
schaften. 597 

Shotter, G., F.: Parasit. Kräfte in 
Induktions-Wattst.-Zählern. 250 

Silberbach, P.: Bespr. 603, 636, 
699 

Sing-Yui Kinq: Verlauf d. wie- 
derkehrenden Spannung b. Kurz- 
schlußunterbrechung. 499 

Sinn, W.: Aufg. moderner Licht- u. 
Beleucht.-Technik. 692 

Sixtus, K.: Magnet. Texturwerk- 
stoffe. 631 

— , s. H. Fahlenbrach. 

Skaupy, A.: Glühlampen hoher 
Leistung. 120 

Smekal, A.: Bespr. 410 

Snoek, J.L., s. H. G. Beljers. 

—, s. L. J. Dijkstra. 

Sommer, A u. W.E. Türk: Neue 
Vervielfaher m. hoh. Empfindik. 
625 

Sollergren, B, u. N. Hylten- 
Cavallius: Isolat.- u. Überspg.- 
Fragen i. Niedersp.-Netzen. 690 

Solling, H.: Normalisierte Jahres- 
belastungsdauerlinien. 17 

— : Selbstkosten d. Erzeug. elektr. 
Energie. *555 

Soper, P. E: Erscheing. am Kohle- 
bürsten-Kontakt auf elektr. Ma- 
schinen 18 


103, 


Transistoreigen- 


1950 


Sorg, E.: Redenstabläufer f. HF- u. 
Fernmeldetechn. 332 

— : Bespr. 542 

Soyck, W.: Dielektriken f. elektr. 
Kondensatoren. Fachb. 453 

Spencer, D. E., s. P. Moon. 

Spencer, H. H.: Stromversorgung 
über koaxiale Kabel. 501 

Sperber, G.: Bespr. 507 

Spiller, K.-H.: Z. UKW-Therapie m. 
dm- u. cm-Wellen. *27 

Stack, S. S.: Photoelektr, Taupunkt- 
Aufzeihn. 70 

Stanislavlievice, L: Alte- 
rungsbeständigk. u. Mischbark. v. 
Mineralölen. 502 

Stein, E.: Elektrogeräte u. Maschi- 
nen im schweiz. Außenhandel. 477 

Stejskal, F.: Kleinstwegmessung 
m. indukt. Geber. *115 

Stengel,W.s.R.G. Weigel. 


Stockley, W. s. H. J. Wil- 
liams. 

Stöckmann, F.: Bespr. 476 

Stormanns: Bespr. 259 


Stötzner, O.: Stat. Beredn. v. 
rechteck. stähl. Freileitungsmasten 
f. Verdrehungsbelast. *397 
Strahringer, W.: Bespr. 
572 
Straubel, H.: Neue Anwend. v. 
Urdox-Widerständen. 93 
Strecker, F.: Prakt. Stabilitäts- 
prüf. mittels Ortskurven. 473 
Strigel, R.: Methoden d. elektr. 
Feldmessung. *229 
Strobach, H.: Uber d. Belastbar- 
keit v. Kabelstrecken. *55, B. 154 
Strobel, A.K: Besnr. 153 
Studt, H.I. s.H.H. Rust. 
Sumner, H.: Betonmasten. 327 
Szalay, L. v.: Bespr. 542 


506, 


Taeger, W.: Gehörrichtige Lautstär- 
kenregelg. b. Mehrkanalverstär- 
kern. 355 

Tenzer, R.: Genaue Messung d. 
magnet. Induktion. Fachb. 454 

Thoma, H.: Parallelbetr. u. Rege- 
lung in Drehstromnetzen. *321 

Thorey, H.: Fahrstromverteilung b. 
Modellbahnen. *189 

Töfflinger, K.: D. Wechselstrom- 
bahnmotor b. Anfahren. Fachb. 450 

Tomura, M.: Sperrshacht am Kon- 
takt zw. e. Halbleiter aus Selen u. 
e. Metall. 357 

Trappen,E.v.d.: Aufwand f. Stra- 
Ben- u. Verkehrsbeleuchtung. 498 

Trautmann, W.: Bespr. 338, 361, 
574 

Trenck, v. d.: Bespr. 180 

Treufels, H. v.: Neue Erkenntn. 
an Hochsp.-Isolatoren. Fachb. 449 

Trickey,P.H.s.T. C. Loyd. 

Tschanter, E: Bespr. 128 

Tschäppat, C. H.: Elektrolyt. 
Eisen. 381 

Türk, W. E,s. A Sommer 


Uhrig, W.: Bespr. 129, 477 

Unger, F.: Schäden in Hochsp.-Ma- 
schinen durh Ammoniak u. Luft- 
feudhtigk. Fachb. 449 

— : Elektr. Feldstärke zw. zwei ge- 
wölbten Elektroden. 498 

Unsöld, A.: Bespr. 52 

Urk, A. Th. van: Elektr, Rasieren. 
632 


Vanderleck, J. M.: Wechselstr.- 
Kompensator f. Nf-Messungen. 20 
Vatter, H.: Bespr. 636 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Veith, H.: Verhalten d. elektr. Grö- 
ßen v. Papier b. Feuchtigkeit u. 
Temperatur. 47 


Vent, O.: Labor-Relation. 632 
Verse, H.: Kurvenformabhäng. 
Umrechnungszahlen f. Stromrich- 


ter-Ventilströme. *545 
Veverka, A, s. B. Heller. 
Victoreen, J. A.: Neue amerikan. 

Elektrometerröhren. 252 
Vierfuß, H.: Dringlichkeit d. Elek- 
trifiz. d. Rhein-Ruhr-Eisenbahn- 

verkehrs. *5 
Viets, W.: Berechn. v. Beleuchtungs- 

anl. m. linienförm. Lichtquellen. 

176 
Vieweg, R.: Ingenieur-Studium i. d. 

USA, *509 
— : Bespr. 299 
Vink, H. J„s.R. Loosjes. 
Visentini, M.: Wasser u. Energie- 

erzeug. Italiens. 351 
Vodar, B.: Widerstand sehr dünner 

aufgedampfter Metallschichten. 597 
Voges, H.: Bespr. 445 
Vogt,G.: Aufgabenstellung u. Techn. 

kommerz. Empfänger. Fachb. 451 
Voigt: Bespr. 411 
Voelkel, H.u.E. Menzer: Ub. 

d. neuesten Stand d. Entwickl. v. 

Kondensatormikrophonen. *427 
Volkert, G, u. E Schwarz v. 

Bergkampf: Energieumsatz i. 

Dreiph.-Niedershactofen b. d. 

Ferrosiliz.-Erzeua. 628 
Vollrath, B.: Elektrotechn. a. d. 

Leipziger Frühjahrsmesse 1950. 

*235 
— : Notgemeinsch. Berg. Land über- 

nimmt d. Tradition d. TH. Danzig 

u. Breslau. 600 
— : Bespr. 130, 154, B. 260, 258, 412 

637 
Vorlander, F.J. u E J. Rad- 

din: Wirkung d. Schalthäufigk. 


a. d. Leistungsfähigk. v. Leuchtstoff- 


lampen. 566 


Waaner, K. W.: Bespr. 26 5 

Wait, J.R, s. J. R. Leslie. 

Wakeman, R. R: Indir. Ubertra- 
gungssyst. f. Mikrowellen. 71 

Waldvogel, iP.: Leistungsversor- 
gung v. Netzen versch. Frequenz. 
Fachb. 449 

Waldvogel, P.: Ausspr. z. d. Vor- 
trägen Biermanns u. v. Mangoldt. 
470 

Wallot, J.: Bespr. 77, 100, 257, 505 

Warsinsky, B: Normung v. offe- 
nen Innenraum-Schaltanlagen d. 
Reihen 10 bis 30. *239 

Weekes, K: Bodeninterferenzcha- 
rakt. v. Rundfunkwellen sehr nie- 
driger Frequenz. 595 

Wegener: Elektrotechn. Neuerun- 
gen a. d. Dt. Fischereimesse, Bre- 
merhaven. 504 

Weigel, R. G.: Z. Frage d. Lebens- 
dauer v. Glühlampen. *368 

— : A. d. amerikan. Beleuchtungs- 
techn. u. -praxis. 626 

— : Kraftwerksbeleucthtung. Nach H. 
F. Caroll u. W. B. Morton. 
565 

— : Wirkung d. Schalthäufigk. a. d. 


Leistungsfähigk. v. Leuchtstofflam- ‘ 


pen. Nah F. J.Vorlanderu.E. 
J. Raddin. 566 

— u. W. Stengel: Neuzeitl. Ar- 
beitsbeleuchtung. *483 

Weil, L: Korngröße u. Kornaufbau 
b. Pulvermagneten. 330 


23 


Weis, A.: Berechn. d. wirksamen 
Permeabil. v. vormagnetis. Drossel- 
kernen. 49 

Weller, W.: Erdsclußvorgänge in 
A ı-geschalt, Transform. b. bei- 
derseitig geschützt. Netzen. Brf. 
334 . 

Wellinger, K.: Bespr. 180 

Wells, A. A.: Vielsaitengalvanom. 
z. Messg. veränderl. mech. Span- 
nungen. 660 

Wenzel, F.: Plasma u. Langmuir- 
Schicht. 408 

Wessel, R.: Elektr. Untersu. d. 
Untergrundes f. Erdungen. *339 

White, W. C.: Warum dauert es so 
lange? 374 

Wichmann, H.J.: Frequenz- u. 
Temp.-Fehlerkompens. b. Ferraris- 
Meßwerken m. mechan. Gegen- 
moment, *161 

Wienhard, A.: Beitrag z. Berechn. 
d. Stromkräfte b. Transformator. 
*309 

Wilde, H.: Magnet. Nachwirk. an 
handelsübl. Si- u. Ni-Fe-Blecen. 
329 

Williams, H. J., R.M. Bozorth 
u. W.Stockley: Form u. Größe 
ferromagn. Elementarbereihe an 
Einkristallen aus Transf.-Stahl. 
124 

Winkler, G. H.: 50 Jahre VDE-Be- 
zirk Schlesw.-Holstein. 127 

— : Die Elektrotechnik a. d. Techn. 
Messe Hannover. *344, B. 700 

— : Rükblik a. d. VDE-Jahresver- 
samml. in Köln. *447 

— : Bespr. 154, 338, 446, 478 

Winter,F. W.: Bespr. 573, 604 

Wintergerst, E.: Schmelzzeit v. 
Schmelzsicherungen. 591 

Wintergerst, S.: Schweißung v. 
Kunststoff-Folien m. Hochfrequ. 
*79 

Wirth, A.: Übertrag. v. Schaltvor- 
gängen üb. Sprechleitungen. 70 

Witsenburg, E. C.: Erhitzung 
durch hochfrequ. Felder. 354 

Wolk, B. s. H. Jacobs. 

Woll, Ph.: Leistungsfähiges Bücel- 
cerät f. Haush. u. Gewerbe. *181 

Wörner, Th.: Anwend. d. Raman- 
Spektralanalyse i. d. Isolierstoff- 
techn. *292 

Wosnik, J.: D'e FTZ als Organ d. 
HF-Technik. 695 

Wouk: Gleichstromquellen b. Ferm- 
sehempf. f. d. Heim. 355 


Yamamura, S: Elektrodäynam. 

anom. Bewegungen v. Lichtbögen i. 
= Magnetfeldern. 596 

Ydstie, B, s. H. Christian- 
sen. 

Yoshio Sakai s.Yukui Saito 

YukuiSaitou. Yoshio Sakai: 
Randzonen v. Kupferox.-Gleichrich- 
terscheiben. 536 


Zednik, V.: Magnet. Eigensdh. v. 
Stahlguß. 570 

Zerbeı, Was. H. Griem. 

Zijlstra, P.: Nachweise v. Oberflä- 
chenrissen in Metalldrähten. 98 

Zimmermann, G. W.: Die dt. 
krartwerxe ın Diagrammen. 67 

Zühlke, M.: Expansionsschalter. 691 

Zumbusch, H.: Betriebsmäßige Lei- 
stungs- u. Antennenanpassungs- 
kontrolle von Nachrichtensendern. 
Fachb. 451 


ENGINEERING 


LIBRARY 


T Werlagspostamt Wuppertal 


T 


FEB 21 19507 


Versandpostamt Unna 


Z 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


— 


— e a 


H. Vierfuß. 5 


Grundlagen einer Theorie des magnetischen Verstärkers. 
ling 7 
Wasserkraftnutzung und Elektrizitätswirtschaft, 


Rundschau 


Elektrizitätswerke für Generatorantrieb und andere 
17 — Blitzschaden an einem Stahlbeton-Druckwasserrohr. 17 
— Normalisierte Jahresbelastungsdauerlinien, 
bleme im Motorenbau. 
auf elektrischen Maschinen. 
Megavolt-Röntgenapparate. 


Leistungstransformatoren von 
20 KVA bis 60000 KVA nach DIN 
mit und ohne Lastregler » Nor- 
mal- u. Regeltransformatoren in 
Sparschaltung Ħ* Symmetrierungs-, 
Bahn-, Gleichrichter- und Ofen- 
transformatoren » Luft-und Eisen- 
drosseln * Gleichstromvormagne- 
tisierte Regeldrosseln. 


AUGUST. 


1. HEFT (S. 1-26) . 71. JAHRGANG 


W,Schil- 


A. Pirrung. 14 


Verwendungs- 


17 — Ungelöste Pro- 
18 — Erscheinungen am Kohlebürsten-Kontakt 
18 — Zur Elektrotechnik der amerikanischen 
18 — Elektrolytisches Polieren von Metal- 
19 — Wedhselstrom-Kompensator für Niederfrequenzmessungen, 
20 — Drehmomentmesser für sehr hohe Drehzahlen. 
lampen oder Glühlampen? 21 — Elektrisches Stumpfschweißen von 


21 — Leuchtstoff- 


INHALT Küpferfahrdrähten 21 — Söderberg-Elektroden für Industrieöfen, 22 
ild H. F. Sch k — DOffentlicher Telephonverkehr mit Fahrzeugen in der Schweiz. 22 — 

Ingenieurausbildung und Ingenieurfortbildung. he al. Bud IE Das Phasitron, eine neuärtige Röhre zur Frequenzmodulation. 22 — 
hagenm. 1 Übergangskurven der Temperatur an’ zusammengesetzten Leitungssträn- 
Dringlichkeit der Elektrifizierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs. gen. 23 — Die Wirbelströmung in leitenden Kabelmänteln. 23 — Das 


transversale Feld im kreiszylindrischen Hohlleiter. 23 — Die Tagung 


der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in der Brit, Zone in Bonn. 24 


— Akademie der Wissenschaften und der Literatur in- Mainz. 24 — 


polnischen Rundfunks. 24 


Ergebnisse der englischen Funkausstellung 1949. 24 — Ausbau des 


Verschiedenes 


Sitzungskalender: 25 


Jubiläum, 25 


IN 7° 


Phasenschieber - Kondensatoren 
n. DIN 48500 + Gruppenschaltung 
von Einphaseneinheiten — 110 KV 
und höchsten Leistungen * Motor- 
Anlaßkondensatoren » Glättungs- 
Kondensatoren » Mittelfrequenz- 
Kondensatoren bis 500 Hz für 
Induktionsöfen + Kondensatoren 
für Schweißtransformotoren. 


Persönliches: W. Steinbrück ®? 


VDE: VDE-Jahresversammlung 1950. 25 — Aufnahme der Arbeit in 
der Elektrotechnischen Prüfstelle Berlin, 25 


25 — P, Loercher 25 — 


Buchbesprechungen: Jahnke-Em4e: Tafeln höherer Funktionen, 
26 — Fr. E m d e : Tafeln elementarer Funktionen. 26 —L.Pungs: 
Grundzüge der Hochfrequenztechnik, 26 


f 


BuRANSFORMATOREN ÇONDENSATOREN 


VHON NEFRHEIN: RUF 746 


VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL. 1. JAN. 1950 


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Kran- Fahrschalter 


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Neuartige de 
Kombinations- 
Steuerung 
erleichtert die Bedienung der Kran- Fahrschalfer. 
Man verlange die techn. Beschreibungen u. Listen 


August - 


STEMMANN 


(23) Schütforf 


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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


E BRUNCKI 
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MIT KAFIGANKER 
UND SCHLEIFRINGANKER- 
CHARAKTERISTIK 


CÖLNER ELEKTROMOTORENFABRIK 


JOHANNES BRUNCKEN 


KÖLN-BICKENDORF 


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Schalt- und venieiunosaniage = | 
bis 1000 Amp. 500 Volt 


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VDE 9450/51 7 


Schaltgeräte bis 600 Amp 500% ee 


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Raetiig- Kehe, Kom.-Ges. = 


Elektrotechn. Apparate- u. Agsrega ai tebau 
Hoffnungsthal, Bez. Köln, Telefon ie 


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Transiormatoren ot“ 1000 Un 


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Drosseln 
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Starkstrom 
 Fernmeldewesen 7 
Rundfunk, ore EEIE, 

Neon- und Osram E | 


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"HENER STRASSE SE 7 


| Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


In der amerikanischen Schwesterzeitschrift der ETZ, die 
vom American Institute of Electrical Engineers unter dem 
Titel Electrical Engineering herausgegeben wird, ist im 
ersten Halbjahr des Jahres 1949 in jedem Heft mindestens 
eın Aufsatz erschienen, der sich mit der Frage der Ausbil- 
dung oder Fortbildung der Ingenieure oder der Mitwirkung 
der Industrie bei diesen Fragen oder der Stellung des Inge- 
nieurs im Rahmen der Gesamtwirtschaft beschäftigt. Mit al- 
lem Nachdruck wird hier auf die bedeutsame Rolle des In- 
genieurs für das öffentliche Leben hingewiesen und auf die 
Aufgabenstellungen, die daraus für die Lehrstätten der In- 
genieurwissenschaften erwachsen, aber auch auf die Bedeu- 
tung der rein fachlichen Weiterbildung der Ingenieure der 
Praxis nach dem erfolgreichen Abschluß eines Studiums. Da- 
bei kehrt die Feststellung immer wieder, daß eine enge Zu- 
sammenarbeit von Hochschule und Industrie nicht entbehrt 
werden kann, wenn der Ingenieur seine Industrieaufgaben 
auf Grund einer nach dem Studienabschluß zu vervollkomm- 
nenden fachlichen Weiterbildung besser soll lösen können, 
als das ohne eine solche Zusatzleiire möglich ist. Die Not- 
wendigkeit besonderer Ausbildungsstätten für diesen Zweck 
inenger Verbindung von Lehre und Praxis ist dort nicht nur 
= theoretisch anerkannt, sondern auch bereits in weitem Um- 
fang in die Praxis übersetzt. Man erachtet, dort auch das sehr 
rege Leben in den technisch-wissenschaftlichen Vereinen nicht 
als einen ausreichenden Ersatz für eine planmäßige Ausbil- 
dung, sondern nur als die Anregung für den Besuch von 
Sonderkursen und Speziallehrgängen. 

Der Blik über unsere Grenzen hinweg nach dem, was 
man draußen macht, ist heute so beliebt, daß man häufig 
schon davor warnen muß, nicht ausländische Beispiele be- 
denkenlos auf deutsche Verhältnisse zu übertragen, auf die 
sie niht ohne besondere Umwandlung passen. Sicher wird 
man auch die Ausbildungsformen und Unterrichtsmethoden 
amerikanischer Hochschulen und Sonderausbildungsstätten 
nicht kritiklos auf deutschen Boden verpflanzen wollen, aber 
die Grundtatsache der Notwendigkeit einer beruflichen Wei- 
terbildung nach abgeschlossenem Studium gilt für den deut- 
schen Ingenieur in stärkerem Maße als für seinen amerika- 
nischen Berufskollegen. 

Beide sind in gleicher Weise gezwungen, sich dem Fort- 
schritt von Technik und Wissenschaft anzupassen, wenn sie 
ihren industriellen Aufgaben gerecht werden wollen, einem 
Fortschritt, dessen Tempo nicht gleichförmig, sondern stark 
beschleunigt ist. Der deutsche Ingenieur leidet aber dabei 
unter dem zusätzlichen Handicap, daß er 10 bis 15 Jahre 
lang durch einseitige Belastung mit Produktionsaufguben bei 
gleichzeitigem Abschluß’ von der ausländischen Literatur und 
der Kenntnis der dort erzielten Fortschritte, ja sogar von der 
'nnerdeutschen Entwicklung auf unmittelbaren Nachbargebie- 
ten durch eine übertriebene Geheimhaltungspolitik der Regie- 
ung und der Industriefirmen in seinem Wissen auf einem 
Stande der Technik ‚festgehalten wurde, der im gesamten 
Ausland längst überholt ist. Die derzeitige „Finanzpolitik 
der Industrie oder eines Teils der Industrie, die aus Erspar- 
Aisgründen mit einer zu geringen Zahl von Ingenieuren ar- 
beitet und so den beschäftigten und hochqualifizierten In- 


N ® Auszug aus einem Vortrag anläßlich des Jahrestages der Grundung 
-"" Technischen Akademie Bergisch Land; vgl. a. ETZ 70 (1949) S. 470. 


Wuppertal, 1. Januar 1950 


Heft 1 


Ingenieurausbildung und Ingenieurtortbildung 
Von H. F. Schwenkhagen, Wuppertal* 


DK 378.962 : 621.3 


genieur mit Routineaufgaben und Detailarbeit überlastet, 
verstärkt die Schwierigkeiten des einzelnen Ingenieurs, diese 
schmerzlich empfundene Lücke selbst zu füllen, die schon 
durch den Verlust von Büchern und Fachzeitschriften groß 
genug ist. 

Die Notwendigkeit der Schließung dieser Bildungslücke 
ist aber in Wahrheit gar nicht eine Angelegenheit des Ein- 
zelnen. Das Interesse an ihr ist nicht einmal auf die Einzel- 
firma beschränkt, die sich durch schnellen Anschluß des 
Standes ihrer Ingenieurausbildung einen Vorsprung auf dem 
In- und Auslandsmarkt sichern könnte. Es ist eine gesamt- 
deutsche Aufgabe; denn von ihrer Lösung wird es abhängen, 
ob es uns gelingt, wieder aus eigener Kraft zu leben. Nach 
Beendigung des Marshall-Plans und dem Aufhören der Zu- 
schüsse aus dem European Recovery Program und anderen 
Fonds werden wir die 60% unseres Lebensunterhalts, für die 
Z. Zt. noch das Ausland aufkommt, allein verdienen müssen. 
Daß das nicht durch vermehrte Kohlenförderung und -aus- 
fuhr, nicht durch verstärkten Holzeinschlag oder vermehrte 
Schroltausfuhr erfolgen kann, also durch Raubbau an den 
letzten uns verbliebenen Rohstoffquellen, ist heute "eine 
schon kaum noch der Erwähnung werte Binsenwahrheit. 

Die einzige Quelle, die uns für diese Aufgabe zur Ver- 
fügung steht, ist unsere Arbeitskraft. Von den Zinsen dieses 
Kapitals müssen wir leben. Bei dem Mangel an Rohstoffen, 
die uns dabei als Grundläge des Arbeitseinsatzes zur Ver- 
fügung stehen, muß es das Ziel sein, nicht diese Rohstoffe 
selbst, sondern ein aus ihnen hergestelltes Fertigprodukt 
mit möglichst hohem Lohnanteil, ein Aochveredeltes Produkt, 
zu schaffen. Der Elektrotechnik wird dabei im Rahmen des 
Ganzen eine besondere Rolle zufallen, weil in ihren Erzeug- 
nissen das Verhältnis von Arbeitsanteil zu Werkstoffanteil 


besonders hoc ist. Alle derartig hochgezüchteten Erzeug- 


nisse bedürfen aber neben der unentbehrlichen Qualitäts- 
arbeit des Facharbeiters des Einsatzes der Geistesarbeit zur‘ 
Einsparung von Rohstoff und Handarbeit. Man kann mit 
cinem gewissen Recht wahrscheinlich behaupten, daß ein 
nicht unerheblicher Teil des Vorsprungs des Auslands auf 
eınem solchen vermehrten Einsatz der Kopfarbeit vor und mit 
der Handarbeit entstanden ist, weil man dort verstanden hat, 
sich rechtzeitig den erforderlichen Ingenieurstand zu schaffen 
und ihn auch sinnvoll für diese Aufgaben einzusetzen. 

Dabei ist im Prinzip an alle Schichten der Geistesarbeit 
im Ingenieurberuf gedacht, vom technischen Zeichner bis 
zum Dr.-Ing. Während aber der Fachschulingenieur beispiels- 
weise die Aufgabe hat, die damit auch das Ausbildungsziel 
der Ingenieurschulen umreißt, die anerkannten Regeln der 
Technik kunstgerecht auf vorgelegte Aufgaben anzuwenden 
und diese somit technisch einwandfrei zu lösen, sollte die 
Aufgabe des Hochschulabsolventen darin bestehen, neue 
Regeln ausfindig zu machen, nach denen man Aufgaben lö- 
sen kann, für die es anerkannte Regeln nicht gibt, und darüber 
hinaus auch solche Aufgaben zu stellen und ausfindig zu ma- 
chen. Seine Ausbildung und Fortbildung muß ihm soviel über 
das „Wie und Warum’ hinter den festen Regeln der Technik 
vermitteln, daß er dies „Wie und Warum" auch hinter dem 
Geschehen in seinem Betrieb und in der öffentlihen Wirt- 
schaft sieht, ohne Betriebsblindheit die kommenden Aufgaben 
spürt, sie stellt, die mit ihnen verbundenen technischen Fra- 
gen formuliert und den Weg zu ihrer Lösung zeigt. 


2 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


Daß ein solcher Einsatz des wissenschaftlich geschulten 
Ingenieurs — hierzu gehört in weitestem Sinne auch der nicht 
an der „reinen Erkenntnisforschung”, sondern an der tech- 


nisch zweckbedingten Forschung und Entwicklung mitarbei-: 
tende Naturwissenschaftler — sich lohnt, lehren viele’ Bei- 


spiele der Vergangenheit. Zweifellos wären hochfeste Stähle, 
temperaturbeständige Werkstoffe, korrosionsfeste Legierun- 
gen, verlustarme Bleche nicht aus der Probierkunst des Mei- 
sters hervorgegangen. Sie bedurften zu ihrer Entstehung des 
planvollen Ansatzes wissenschaftlicher Erkenntnis und theo- 
retisch fundierter Spekulation. Ein hervorragendes Beispiel 
für die mit der Abkehr von der Meisterwirtschaft verbundene 
Leistungssteigerung eines Industriezweiges beim Übergang 
zu wissenschaftlicher Arbeit bildet die dem Elektrotechniker 


nahestehende keramische Industrie. Sie hat uns nicht nur 


dielektrische Werkstoffe mit Dielektrizitätskonstanten ge- 
schaffen, die um Größenordnungen höher liegen, als .man 
noch vor zwei Jahrzehnten praktisch erhoffen konnte, son- 
dern auch ungeahnt niedrige dielektrische Verluste und dar- 
über hinaus Werkstoffe mit mechanishen Eigenschaften 
hinsichtlich Formstarrheit und thermischer Dehnung, die weit 
über den Bereich der engeren Elektrotechnik hinausgreifen 
und der deutschen Industrie in der Vorkriegszeit mittelbare 
und unmittelbare Exporterträge in erheblicher Höhe ermög- 
lichten und ihr auf vielen Gebieten einen entscheidenden 
Vorsprung verschafften. 

Wenn dem wissenschaftlich geschulten Dipl.-Ing. diese 
großen Aufgaben für die deutsche Wirtschaft bevorstehen, 
so müssen wir uns fragen, ob er ihnen zahlenmäßig und 
ausbildungsmäßig gewachsen sein wird. Angesichts einer Ge- 
samtzahl von etwa 10% arbeitslosen Ingenieuren’ (Zahlen- 
tafel 1), die die Statistik der Arbeitsämter ausweist, und die 
bei der sehr unterschiedlihen Verteilung auf die Gebiete 
des Bundes an manchen Stellen besonders drückend empfun- 
den wird, mag die erste Frage manchem sonderbar vorkom- 
men. Aber die von Jungbluth! aufgezeigte starke Ab- 
nahme des technischen Studiums in der Zeit seit 1930 ließ 
doch vermuten, daß das Problem nicht so einfach damit ab- 
zutun sei, daß man auf dieses Reservoir zurückgreifen kann. 
Es scheint sogar schon zu klein, um bei einer voll laufenden 
industriellen Produktion, von der wir ja noch erheblich ent- 
fernt sind, den Sofortbedarf der Industrie zu decken. 


Zahlentafel 1. Beschäftigte und arbeitslose Ingenieure und Techniker 
(Berufsgruppe 26) 


im Vereinigten Wirtschaftsgebiet am 30. Juni 1949 


Land Gesamtzahl der Ingenieure Prozentualer Anteil 
und Techniker der Arbeitslosen 
Nordrhein-Westfalen 106 158 4,0 
Niedersachsen 35 874 18,7 
Schleswig-Holstein 17 320 25,6 
Hamburg 12 905 11,5 
Bayern 59 952 11,8 
Hessen .32 207 10,2 
Württemberg-Baden 30 227 4,4 
Bremen 5 548 16.3 
Vereinigtes Wirtschaftsgebiet 300 201 9,8 


Bild 1 bestätigt diese Befürchtungen in vollem Maße. 
Der Altersaufbau der Diplomingenieure ist noch viel unge- 
sünder als der durch die Kriegsausfälle bedingte Verlauf 
der Alterspyramide der männlichen Bevölkerung als Ganzes. 
Man kann mit geringer Übertreibung sagen, daß es unter dem 
Alter von 40 Jahren fast überhaupt keine Dipl.-Ing. mehr 
gibt. Dabei sieht der Altersaufbau der stellungslosen Dipl.- 
Ing. (Bild 2) durchaus gleichartig aus. Für die Stellungslosig- 
keit dieser Ingenieure ist also nicht ihre Jugend oder ihr 
Alter maßgebend; sie wird durch andere Gründe gesteuert, 
zu deren Untersuchung hier nicht der Platz ist. 

Wie stark gerade der Stand der Dipl.-Ing. von diesem 
ungesunden Ausfall betroffen ist, zeigt Bild 3, in dem der 
Anteil der heute vorhandenen Dipl.-Ing. an der heute vor- 
handenen männlichen Bevölkerung dargestellt ist. Für je 
5 Jahresklassen sind die Quotienten aus dem prozentualen 
Anteil an der Gesamtmenge errechnet und auf einen Index 


i Jungb I uth: Karlsıuher Akademische Reden Nr. 4. 


1. Januar 1959 


von 100 für die „gesunden Jahrgangsklassen zwischen 40 
und 45 Jahren umgerechnet. Dem Anstieg von den ältesten 
Jahrgängen zu den mittleren, der den gesunden Zustand der 
Anpassung an die wachsende Industrialisierung widerspie- 
gelt, überlagert sich ein flacher Einbruch als Folge des ersten 
Weltkrieges. Alles aber wird überschattet durch den jähen 
Absturz des Index für die jüngeren Jahrgänge, die etwa ab 
1930 zum Studium hätten kommen müssen, aber sich für an- 
dere, lockendere Berufe entschlossen. Die Kriegsereignisse 
haben diese ungesunde Entwicklung noch verschärft. 


E Dior Ing. 
Nicht-Dipi-Ing. 


LGA, 
GGG 
u DEE GER 


lis 
100 €90 0 20 40 60 80 100 120 KO 
Erz Index 
Bild 1. Altersaufbau der männlichen Bevölkerung der britischen Besat- 


zungszone (rechts) und der bei den Arbeitsämtern Dortmund, Münster und 
Wuppertal registrierten Ingenieure (links). 


Auch in USA hat sich als Folge des zweiten Weltkrieges 
ein Ausfall an Absolventen der Technischen Hochschulen be- 
merkbar gemacht, wie es Bild 4 nach einer amerikanischen 
Quelle für die Elektroingenieure mit Examensabschluß zeigt. 


Dort fehlt aber der bei uns schon vorhergehende tiefe Ein- 


bruch in dem dort ebenso wie bei uns ursprünglich vorhan- 
denen gleichmäßigen Anstieg, dem nur gewisse konjunk- 
turelle Schwankungen überlagert sind. Und die dortige Nach- 


Lebensalter 


arbeitslose Diplomingenieure beschäftigte Diplomingenieure 


20 100 2 & 60 40 20 0 20 40 60 80 100 
LIFIR Index 
Bild 2. Altersaufbau der bei den Arbeitsäömtern Doıtmund, Münster und 


Wuppertal registrierten Dipl.-Ing. (rechts) un? der bei der Zentralausgleichs- 
stelle f. gehob. männl. Berufe in Frankfurt registrierten langfristig arbeits- 
losen Dipl.-Ing des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (links). 


kriegsentwiclung ist so verlaufen, daß die Kriegsausfälle 
bald vollständig gedekt sind. Auch die absoluten Zahlen 
sind hier interessant. Die Spitzenzahlen der Hochschulabsol- 
venten liegen bei etwa eben so viel jährlichem Nad- 
wuchs, wie das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an Elektro- 
Diplom-Ingenieuren überhaupt besitzt! An anderer Stelle 
wird in der US-Literatur abgeschätzt, daß ein Bedarf für aka- 
demisch ausgebildete Ingenieure in Höhe von 10% des Be- 
standes jährlich vorliegt, um die Bedürfnisse der Industrie 
zu befriedigen. 

Wenn ein derartiger Bedarf in den Vereinigten Staaten 
vorliegt und befriedigt werden muß, wo man auf wesentlich 


1. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Hefti - 3 


EEE 


größere Rohstoffquellen und ein ungestört erhaltenes indu- 
strielles System ohne Kriegszerstörungen und Demontagen 
zurückgreifen kann, so können wir uns in Deutschland keines- 
falls darauf verlassen, daß wir mit den z. Zt. arbeitslosen 
Ingenieuren den kommenden Bedarf decken könnten. Wenn 
man von einer Überakademisierung des Volkes reden will, 
so darf man das jedenfalls nicht hinsichtlich des technischen 


Studiums tun. Die Zahlen sprechen hier eine zu deutliche ' 


Sprache. In Nordrhein-Westfalen, dem industriellen Kern- 
land des Bundesgebietes, studierten im Winter-Semester 
1947/48: 


Technik (alle Fachrichtungen zusammen): 1054 Studenten 
Theologie (beide Konfessionen) 1171 Studenten 
Jura und Nationalökonomie 3701 Studenten 
Medizin 4337 Studenten 


Bei aller Wertschätzung anderer Berufe darf man doch wohl 
sagen, daß es ungesund ist, wenn sich zusammen 8mal so- 
viel Studenten der Erhaltung (med.) und Verwaltung (jur.) 
zuwenden wollen als der technischen Aufgabe der Gestaltung. 

Es wird auf ab- 
sehbare Zeit hin- 
aus kaum möglich 


sein, die nötige 
Zahl von Ingenieu- œ» 
ren an den beste- $ 
henden Hocdhschu- X 
W 
len auszubilden x 
ohne diesen dur = 
Überbelegung den N 
Charakter echter 
Bildungsstätten zu 
nehmen. Um so 


1919 1922 1926 1930 1934 1938 1942 1946 #950 


mehr müssen wir 
uns nun also der R238 Jahr , 
zweiten Frage ZU- Bild 3. Index für den Anteil der Dipl.-Ing. an der 
wenden, ob die heute lebenden männlichen Bevölke;ung, nach 
dem Lebensalter geordnet < 
heute vorhandenen , 
Ingenieure ausbildungsmäßig ihren großen Aufgaben gewach- 
sen sein werden und gewachsen sein können. Lr:ider werden 
wir auch diese Frage verneinen müssen. Wohl Jaben sich die 
Technischen Hochschulen stehts bemüht, ihre ‚Lehre auf den 
neuesten Stand von Technik und Wissenschäft abzustellen. 
Wir haben es aber ausweislich der in Bild 1/bis 3 gezeigten 
Entwicklung heute | 
nicht mit den Dipl.- 
Ing. in der Praxis 10 
zu tun, die diese 
moderne Ausbil- „ 
dung tatsächlich er- Š 60 
halten haben, son- ` 
dern mit denen, die 
vor 20, 30 und mehr 20 
Jahren ihr Studium 
abgeschlossen ha- 
ben zu einer Zeit, 
wo große Zweige 
der heutigen Tech- 
nik noch in den 
Kinderschuhen steckten oder wo an sie überhaupt noch nicht 
zu denken war. Wir brauchen nur auf die schnelle und bedeut- 
same Entwicklung der Hochfrequenztechnik, der Elektro- 
nik, der Meß-, Regel- und Steuertschnik hinzuweisen, um das 
am engeren Fachgebiet der Elektrotechnik aufzuzeigen. Glei- 
ches gilt aber auch auf anderen Gebieten der Technik: Dauer- 
bruch, Gestaltfestigkeit, Leichtbau, Schweißtechnik, Kunst- 
stoffanwendung, Schmiertechnik mögen als Stichworte aus 
dem Gebiet des Maschinenbaues genügen. 

Wenn wir schon einen zahlenmäßig ungenügenden Vorrat 
an akademisch gebildeten Ingenieuren haben, so müssen wir 
wenigstens alles daran setzen, die vorhandenen Ingenieure 
auf den höchstmöglichen Wissensstand zu bringen, der sich 
auf dem Fundament ihrer Hochschulausbildung aufbauen 
Iaßt. Hier erfüllen die techn'sch-wissenschaftlichen Vereine, 


12337, Geburtsjahr 

Bild 4. Zahl der Abschlußexamina im Lehrgebiet 

Elektrotechnik in ‚USA nach Electr. Engng. 68 
= (1949) S. 8. 


1875 1890 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1915 1920 1925 


wie der VDE, der VDI usw., eine wichtige Aufgabe, wenn 
sie durch ihre Vortragsveranstaltungen den Ingenieur auf die 
Existenz oder das Heranwachsen solcher neuen Gebiete auf- 
merksam machen. Mehr können aber solche Abendvorträge 
nicht bringen. Der strebende Ingenieur geht weg mit dem 
Eindruck: „Eigentlich ist das etwas, womit man sich einmal 
gründlich beschäftigen müßte!" Zu dieser Beschäftigung 
kommt es dann aber doch nicht, weil die Anleitung durch 
eine in erreichbarer Nähe gelegene Lehrstätte fehlt. Das le- 
bendige Bedürfnis für solche nachträgliche Aufstockung des 
Ingenieurwissens zeigte sich deutlich in den Veranstaltungen 
des Außeninstitutes der T. H. Charlottenburg, deren reger 
Besuch aus einem großen Industriezentrum die größten Hör- 
säle nicht mehr zureichen ließ. Auch sie waren aber noch 
relativ selten und blieben fast stets auf Vorlesungen be- 
schränkt, wie auch alle die weniger umfangreichen Ver- 
suche in glekher Richtung an anderer Stelle. In den Vereinig- 
ten Staaten hat sich das Postgraduate Study und der Post- 
graduate Course einen Platz erobert, der über das bei uns 
übliche Maß weit hinausgeht. Ausgewachsene Doktoren und 
alte Abteilungsleiter halten es nicht für unter ihrer Würde, 
sich noch einmal in den Hörsaal und das Seminar zu setzen, 
um sich mit neuesten Fortschritten der Technik und der Na- 
turwissenschaften vertraut zu machen; und, was fast noh 
wichtiger ist, auch ihre Firmen finden ein solches Verlangen: 
natürlich und unterstützen es in jeder Weise, anstatt dem 
wissenshungrigen Ingenieur alle erdenklichen Schwierigkei- 
ten zu machen, angefangen von der Anrechnung solcher Aus- 
bildungszeiten auf den Urlaub bis zur Gehaltskürzung, wie 


. das hierzulande leider noch viel zu häufig geschieht. 


Trotz der dringenden Notwendigkeit solcher Weiterbil- 
dung erschien es deshalb als ein Wagnis, kurz vor der Wäh- 
rungsreform eine Institution ins Leben zu rufen, die sich spe- 
ziell dieser Aufgabe widmen sollte: In praxisnaher Form den 
Lehrstoff der neuesten Zeit, die Erkenntnisse der modernsten 
Wissenschaft dem Dipl.-Ing. der Praxis zu vermitteln — oder 
dem Ingenieur, der sich selbst in eigener Arbeit die Voraus- 
setzungen für solche Weiterarbeit errungen hatte. Der Ver- 
such ist gewagt worden. Nach dem ersten Unterrichtsjahr der 
Technishen Akademie Bergisch Land dürfen wir auch fest- 
stellen, daß er geglückt ist. An insgesamt 48 Kursen haben 
1304 Hörer teilgenommen, von denen 70% aus dem Bergi- 
schen Land, 25% aus den entfernteren Gegenden von Nord- 
rhein-Westfalen und die restlichen. 5% aus anderen Ländern 
des Bundesgebietes kamen. Alle Lehrgebiete der Technischen 
Hochschule mit Ausnahme des Hüttenwesens wurden be- 
handelt, wie die nachstehende Tabelle zeigt: 


Lehrgebiet Zahl der Kurse Teilnehmer 
Mathematik 3 66 
Physik 4 73 
Chemie 5 101 
Bauwesen 4 83 
Architektur 5 204 
Maschinenbau 14 372 
Elektrotechnik 13 405 


Bei der Durchführung der Kurse und der Verfolgung von 
Anregungen aus dem Hörerkreis ergab sich, daß vorderhand 
das Interesse um so stärker war, je unmittelbarer die prak- 
tische Anwendbarkeit erkennbar hervortrat, je spezieller al- 
so die Themenformulierung war. Um so leichter war auch die 
Freistellung des Ingenieurs von seinen Betriebsaufgaben für 
die Kursdauer zu erwirken. In Wahrheit zeigt sich, daß 
dies sogar der Hauptgrund für die Bevorzugung solcher The- 
men war, während die beteiligten Hörer oft sehr viel lieber 
sich für Themen über Fragen aus dem Gebiet der Grund- 
wissenschaften interessiert und gemeldet hätten, das aber 
nicht recht wollten, um sich nicht vor ihrer Betriebsführung 
bloßzustellen. Es wird noch einer nicht leichten Aufklärungs- 
arbeit unter den. Geschäftsleitungen der interessierten Fir- 
men bedürfen, bis auch sie zu der Erkenntnis kommen, die 
ihre Ingenieure vielfach schon haben: daß es für den Inge- 
nieur und den Betrieb von Nutzen ist, wenn er in die Lage 
versetzt wird, seine zu früh vergessenen Grundlagenkennt- 
nisse aufzufrischen, zu erweitern und zu verliefen. Oft ge- 
winnt der Ingenieur erst nach einer längeren Praxis den 


4  Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


richtigen Blick für die Bedeutung dieser Grundlagen für die 
praktische Arbeit im Betrieb und am Reißbrett, während er 
sie an der T. H. nur als eine lästige und teilweise überflüssige 
Hürde der Formalschulung vor dem eigentlichen Studium an- 
sah. Erst sie ermöglichen es, das Ausbildungsziel der T. H. 
zu erreichen, das oben formuliert. war. 

Wenn man zu einer klaren Erkenntnis dieser Zusammen- 
hänge gekommen ist, so kann man von hier aus aber auch 
zu einer neuen Konzeption des Hochschulstudiums überhaupt 
kommen. Sein Endzweck kann nicht darin bestehen, enzy- 
klopädisch eine Gesamtübersicht alles dessen zu vermitteln, 
was es in der Technik gibt. Das ist ein beim Umfang der mo- 
dernen Technik unerfüllbarer Wunschtraum. Die Hochschule 
kann niemals den Studenten zum Spezialisten heranbilden, 
keinesfalls aber zum Spezialisten auf allen Gebieten. Man- 
che Betriebsleiter allerdings scheinen das zu wünschen, wenn 
sie sich darüber beklagen, daß die Hochschulabsolventen 
„nicht sofort einsatzfähig’ seien, während man dem Absol- 
venten einer Ingenieurschule sofort eine Konstruktionsauf- 
gabe geben könne, die er sauber zu Papier bringen werde. 
Die Ausbildung des Dipl.-Ing. ist nicht auf dies Ziel gerichtet, 
anerkannte Regeln werkgerect auf eine vorgelegte Aufgabe 
anzuwenden. Seine Bildung kreist um das „Warum“ und das 
„Wie', niht um das „Was". Er soll es gelernt haben, Fra- 
gen zu sehen, Fragen zu formulieren, und er sollte die Me- 
thode kennen gelernt haben, mit denen man in der Technik 
solchen Aufgaben zu Leibe geht. Das setzt voraus, daß ihm 
Gelegenheit gegeben wird, sich in den Betrieb einzuarbeiten, 
in den er neu eintritt, und sich dort die Spezialkenntnisse 
anzueignen, die zu diesem Sondergebiet gehören, und sie in 
das große Gesamtgebiet einzuordnen, dessen Grundlagen- 
fundament er an der T. H. kennen gelernt hat. Die heute üb- 
liche weitgehende Spezialisierung des Studiums an der T.H. 
in den letzten Semestern ohne unmittelbare Fühlung mit der 
Praxis, aufbauend auf Buchwissen, das „Kupferarchiv' des 
Zeichensaals und die Beratung durch einen Assistenten, der 
häufig auch noch recht wenig praktische Erfahrung hinter 
sich hat, erzeugen aber in dem jungen Dipl.-Ing. eine hochge- 
spannte Erwartung des Alles-könnens und eine um so tie- 
fere Enttäuschung nach dem Übergang in die Praxis, wo seine 
Spezialstudien offenbar so gar nicht gewertet werden. Sie 
erweckt auch im Arbeitgeber die Hoffnung, mit dem jungen 
Hochschulabsolventen einen fertigen Spezialisten zu bekom- 
men; und die Enttäuschung darüber, daß er das nicht ist, 
führt dann leicht zu der bekannten Ablehnung der Hochschul- 
ausbildung überhaupt, an der so viele unserer kleinen und 
mittleren Betriebe kranken. 

Es wäre durchaus zu überlegen, ob man dies Übel nicht 
an der Wurzel ausrotten könnte und beiden Teilen die Ent- 
täuschung ersparen, wenn man sich offen zu dem durchaus 
nıcht neuen, aber nicht oft klar formulierten Ausbildungsziel 
bekennen würde. Ein Kreis von Hochschullehrern, Männern 
der Praxis und einigen Studenten, der auf Einladung der Not: 
gemeinschaft Bergisch Land und der Technischen Akademie 
Bergisch Land schon mehrfach zusammengekommen ist, um 
Fragen der Ingenieurausbildung zu besprechen — auch die 
Gründung der Technischen Akademie ist durch ihn vorbe- 
reitet worden - - glaubt , daß man durch ein Tatbekenntnis zu 
diesem Ausbildungsziel auch die uralte Frage der Überla- 
stung des Studienplanes und die damit jetzt im besonderen 
entstehende Frage der Einordnung des studium generale lö- 
sen könnte, ohne die Studienzeit verlängern zu müssen. 
Außerlich sieht der in den „Gesprächen von Beyenburg' aus- 
gearbeitete Plan sogar wie eine Verkürzung der Studienzeit 
aus; inhaltlich ist er eine Verlagerung des Akzents und eine 
Einbeziehung der industriellen Praxis in die Hochschulaus- 
bildung. 

Nach diesem Plan soll die Hochschulausbildung im enge- 
ren Sinne sich auf eine Zeit von 6 Semestern erstrecken, in 
denen ausschließlich ohne weitergehende Spezialisierung die 
Grundlagenwissenschaften des Ingenieurberufes gelehrt wer- 
den. Zu diesen gehören außer den naturwissenschaftlichen 
Fächern und den geisteswissenschaftlichen Fächern des stu- 
dium generale auch die Betriebssoziologie und die Lehre von 


den Betriebsmitteln und mit besonderer Betonung die Lehre 
der eigentlichen Ingenieurkunst, wie technische Aufgaben 
in Forschung, Entwicklung, Gestaltung, Fertigung und Vertei- 
lung gelöst werden. Nach diesen 6 Semestern erhält der 
Student ein Zwischenzeugnis — ob in diese Studienzeit noch 
ein Vorexamen im alten Sinne eingeschaltet wird oder nicht, 


‚ist fü das Prinzip des Planes unwesentlich — aber noch 


nicht das Diplomzeugnis. 

Er setzt nun sein Studium in der Form fort, daß er an 
einigen großen Arbeiten auf verschiedenen Gebieten — min- 
destens zwei, aber wahrscheinlich besser drei — zeigt, daß er 
sein erworbenes Grundlagenwissen auf Sonderaufgaben der 
Praxis anwenden kann. Er geht zu dem Zweck im Einver- 
nehmen mit den Professoren, bei denen er zu arbeiten 
wünscht, in die Praxis und wird dort an eine geeignete Avi- 
gabe gestellt, die den Betrieb interessiert, und die der Hoc 
schullehrer als geeignete Prüfaufgabe anerkennt. Er bear- 
beitet sie im engsten Kontakt mit der T. H., der er noch 
immer als Student angehört, aber für den Betrieb, dem er für 
diese Zeit schon angehört, der jedoch nicht erwartet, in 
ihm einen fertigen Ingenieur zu bekommen. Er wird in der 
Regel, wenn auch nicht immer, für die zweite und evtl. dritte 
Aufgabe in einen anderen Betrieb gehen, kann aber aud 
eine oder mehrere solcher Aufgaben in einem geeigneten In- 
stitut der T. H. selbst absolvieren, das ihm und damit auch 
seinem zeitweiligen Arbeitgeber, der ihn bezahlt, für die 
Durchführung seiner Arbeit auch dann offensteht, wenn er 
in der Praxis arbeitet. Hat er seine großen Aufgaben zur Zu- 
friedenheit erledigt, wobei sich der Hochschullehrer in der 
Beurteilung auch auf das Urteil der Praxis mit stützen kann, 
so erhält er nach frühestens drei Semestern sein Diplom. 

Dieses Verfahren verfliht Hochschule und Praxis sehr 
viel stärker als bisher. Es macht die Hochschule praxisnäher 
und die Praxis wissenschaftsverständiger. Es öffnet dem 
Hochschulingenieur die Augen für seinen späteren Status 
im Beruf und gibt der Industrie Gelegenheit, den Nachwuchs 
schon vor Abschluß der Studien kennen zu lernen und bei der 
Ausbildung mitzuwirken. Seine Verwirklichung wird gerade 
bei der heutigen Lage der deutschen Hochschulen wesent- 
liche Vorteile dadurch bringen, daß die noch in gewissem 
Umfang ungenutzten Forschungsmittel der Industrie für For- 
schung und Ausbildung mitherangezogen werden können. Er 
wird manchen kleineren Betrieb, der sonst nie daran denken 
würde, einen Akademiker einzustellen, anregen, die gerade 
vorliegende Sornderaufgabe, die akademisches Niveau for 
dert, mit Hilfe eines solchen Ingenieurstudenten zu lösen — 
und ihn dann höchstwahrsceinlich auch zu behalten. Au% 
die größeren Betriebe, die die Arbeit des Hochsculinge 
nieurs schon zu schlätzen wissen, bekommen aber mit diesen 
„Klinischen Semestexn” die Menschen, die die wichtigen Teil- 
aufgaben lösen könnten, für die bisher im Betrieb niemand 
Zeit hatte, und die innmer unerledigt blieben. Zum Ausgleich 
für den nützlichen Einsatz für praktische Aufgaben bekomm! 
der Student in diesen \\etzten Semestern schon ein, wenn aut 
noch nicht volles, Gehalt und kann dadurch sein Studium mii 
mehr Ruhe beenden, als er das sonst wegen finanzieller Sor 
gen tun müßte. 

Es sprechen so vieile Gesichtspunkte für einen sold" 
Plan, daß der „Beyenbußger Kreis”, als dessen Sprecher it 
diesen Vorschlag hier &iner weiteren Dffentlichkeit unter 
breite, es für dringend n\otwendig hält, ihn zur Aussprac: 
im größeren Rahmen zu $tellen. Jedenfalls hat eine sorge" 
tigere Durcharbeitung de% Studienganges für die 6 Grund- 
lagensemester einer Abtelilung, der hier aus Platzmantv. 
nicht mehr wiedergegeberg werden kann, gezeigt, daß au 
die schwierige Aufgabe dert Stundenplanarithmetik für ein 
solchen Plan ohne Überlastäing des Studenten lösbar ist. 

Ingenieurausbildung un\d Ingenieurfortbildung sind d. 
notwendigen Voraussetzungen für die Wiedererlangung einc: 
gesunden Lebensstandards iÑŅ Deutschland. Die obigen Avs 
führungen über je einen Weg} für beide sollen zur Ausspra® 
über diese Fragen anregen, iÑ der Hoffnung, daß eine sol 
Aussprache im Endergebnis Aur Gesundung der deutsch! 
Industrie und Wirtschaft beitragen möge. 


1. Januar 1950 J 


-~ -r 


l. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


un 


Dringlichkeit der Elektrifizierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs 


Von H. Vierfuß, Köln. 


Durch ‘den Wiederaufbau umfangreich zerstörter Ver- 
kehrsanlagen, Industrien, Städte und Dörfer sind die Anfor- 
derungen an die öffentlichen Geldmittel sehr hoch und es 
muB versucht werden, bei allen diesen Neueinrichtungen so- 
wohl die Anschaffungskosten als auch vor allem die Betriebs- 
ausgaben möglichst niedrig zu halten. Es fragt sich daher, ob 
es sih bei der allgemeinen Verknappung der Geldmittel 
lohnt, hohe Investitionsbeträge in die Eisenbahnanlagen zu 
stecken, denn die Eisenbahnkrise hat durch die Kraftwagen- 
konkurrenz allgemein um sich gegriffen. Die Eisenbahn ist 
veraltet, denn sie ist aus dem Zustand der ersten Dampf- 
e.senbahnen des vorigen Jahrhunderts kaum herausgekom- 
men. und wenn man den Verkehr wieder an sich reißen will, 
so muß man rationalisieren und intensivieren. Es ist daher 
dıe Aufgabe der Organisation, den Drang nach Rationalisie- 
tung bei allen Stellen zu wecken und wirksam zu halten. 

Die Möglichkeit der Rationalisierung ist durch erhöhten 
Einsatz von geeigneten technischen Mittein vorhanden. Diese 
konnen in erster Linie durch Elektrifizierung und durch Umge- 
staltung des Sicherungswesens erreicht werden, indem Wei- 
ten und Signale eines ganzen Bahnhofs oder einer Strecke 
von 100 km künftig von einer Stelle aus gesteuert werden. 
gei der Erörterung von Verkehrsfragen steht daher in letz- 
ter Zeit in fast allen Ländern die Elektrifizierung der Eisen- 
»ahn im Vordergrund des Interesses. Alle Gründe und Vor- 
aussetzungen für einen Aufstieg der Eisenbahn sind gege- 
ben, denn bei einer steigenden Wirtschaftsbelebung werden 
weder die Schiffahrt noch der Kraftwagen auf die Dauer das 
Schwergewicht des Verkehrs übernehmen können. 

Die Binnenschiffahrt verfügt in Deutschland nicht über 
jroße natürliche Ströme. Künstliche Wasserstraßen erfor- 
dern sehr hohe Investitionen, besonders wenn große Ni- 
veauunterschiede zu überwinden sind. Der Kraftwagen ist 
mit seinem Treibstoff sehr devisenabhängig, denn es ist nicht 
genugend heimischer Treibstoff vorhanden und es werden 
z. Zt. 65 Millionen Dollar für Treibstoff von Westdeutschland 
susgegeben. Da aber nach Ablauf des Marshallplanes Ein- 
‘nd Ausfuhr balancieren müssen, fragt es sich, ob wir bei 


zunehmender Motorisierung die Einfuhr derartiger Treib- 


stoffmengen verantwortlich erhalten können. 

Für die Eisenbahn stehen Kohle und elektrische Energie 
ius heimischen Quellen .in reichem Maße zur Verfügung, 
leren wir uns in rationeller Weise bedienen können. Die 
nerseits zunehmenden Abbauschwierigkeiten der Kohle 
rotz aller Vorkehrungen für stärkere Mechanisierung und 
ınderseits der durch geeignete Verbundwirtschaft immer gün- 
::ger erzeugbare Strom werden den schöpferischen Geist der 
sgenieure zwangsläufig auf das Ziel der Elektrifizierung 
enken. 

Die Eisenbahn im Rhein-Ruhr-Gebiet ist aber besonders 
'eeignet, um trotz aller finanziellen Schwierigkeiten eine loh- 
ende Umstellung auf eine rationelle und damit moderne Be- 
rıebsart in die Wege zu leiten. In diesem Gebiet ist uns die 
‚ınst der Natur, der Reichtum der Energiequelle Kohle, seine 
erkehrslage nahe dem Rheinstrom und dem Zugang zum 
‚.lantik erhalten geblieben. Damit ist die Voraussetzung 
esichert, daB auch in Zukunft alle diejenigen andern Indu- 
'nezweige besondere Standortvorteile genießen, die auf 
hle aufgebaut sind. Das trifft auch für die Zubringerindu- 
ren zu, die hier durch die Vertrautheit mit dem technischen 
darf und engen Erfahrungsaustausch die nötigen Voraus- 
:tzungen mitbringen. 

Eine wirtschaftliche Wiederbelebung in diesem Gebiet 
tzt aber voraus, daß diese Industriezweige verkehrstec- 
sch schnellstens bedient werden und die Arbeitskräfte mü- 
vlos ihre Arbeitsstätte erreichen. Die Elektrifizierung ermög- 
cht, dieses Gebiet wie durch eine Riesenklammer viel enger 
ısammenzuführen. Die Fahrgeschwindigkeit steigt auf das 
»ppelte, so daß die einzelnen Städte sich um die Hälfte nä- 


DK 631.331.001.2 (435.6) 


herrücken. Durch die Elektrifizierung sind die Voraussetzun- 
gen gegeben, in diesen aufgesiedelten Gebieten die Arbeiter 
aus dem Schatten des Zechenturmes oder Hüttenschlotes zu 
erlösen. 

Die technischen Voraussetzungen der Verkehrsbedienung 
in diesem Gebiet sind gegeben, denn mit einer Länge von 
6250 km zählt es zu den dichtesten Eisenbahnnetzen der Welt. 
Der Krieg brachte auch hier Zerstörungen größten Ausma- 
Bes; im Eisenbahndirektionsbezirk Köln waren sämtliche 
Rheinbrücken, 88% aller Strecken und 30% aller baulichen 
Anlagen ganz oder teilweise zerstört. Die Kölner Südbrücke 
wurde 1946, die Dombrücke 1948 wieder hergestellt. Auch das 
Schienennetz ist bis auf wenige Strecken wieder intakt. 

Es muß hervorgehoben werden, daß !/s des Gesamtschie- 
nennetzes der Bizone auf Nordrhein-Westfalen entfällt. Im 
September 1948 wurden auf diesen Strecken über 23,5 Mil- 
lionen Personen und 8,5 Millionen t Güter befördert. Die 
Verkehrsschwerpunkte dieses Gebietes sind Köln, Essen und 
Düsseldorf. Die Bevölkerungsdichte des Industriebezirkes 
stelit größte Anforderungen an die Verkehrsmittel. Dem 
Bezirks- und Nahverkehr, der im Ruhrgebiet als „Ruhrschnell- 
verkehr” bezeichnet wird, kommt daher mit seinen Eil- und 
Nahschnellzügen eine sehr hohe Bedeutung zu. 

Neben die Bundesbahn treten als Zubringer und Ergän- 
zungsbahnen noch 8 Privat- und 63 Kleinbahnen mit einer 
Strecke von rd. 2000 km hinzu. Sie liegen zumeist in öffent- 
licher Hand und nehmen gleichfalls eine wichtige Verkehrs- 
stellung ein. 

Es fragt sich daher, welche Vorteile und wirtschaftlichen . 
Erfolge sich aus der Elektrifizierung der Bahn für dieses Ge- 
biet ergeben und welche Bedeutung die Elektrifizierung für 
die Wirtschaft dieses Gebietes hat. Der erwähnte raschere Lauf 
der Züge, das schnelle Anfahren aus dem Stillstand und die 
größere Beschleunigung nach Langsamfahrt, der Wegfall der 
Aufenthalte für die Vorbereitung und Pflege der Loks, die 
Vermeidung des öfteren Lok-Wecdhsels bringen eine bedeu- 
tende Verminderung der Fahr- und Reisezeiten. Die zum Teil 
bis zu ihrer Grenzleistungsfähigkeit beanspruchten Strecken 
können daher ohne kostspielige Erweiterungen in ihrem bis- 
herigen Zustande verbleiben und große Kosten für den Bau 
weiterer Streckengleise sowie die Erweiterung von Bahnhöfen 
und Zugförderungsanlagen können vermieden werden. Durch 
die Beschleunigung des ganzen Verkehrs, sowohl der Güter- 
züge als auch der Reisezüge, wird eine wesentlich bessere 
Ausnütlzung der Loks und Wagen erzielt, so daß man mit 
einer viel kleineren Zahl Fahrzeuge auskommen kann. Dies 
ist ein ganz besonderer Vorteil, wenn man berücksichtigt, daß 
der veraltete Dampflokpark sowieso erneuert werden muß. 

Die Ersparnisse an Personal bei der Unterhaltung der 
Antriebsmittel und Fahrzeuge, ferner bei Gebäuden und ma- 
schinellen Anlagen im Bereich des Bahngebietes durch den 


‚Wegfall der Verschmutzung und chemischen Angriffe durch 


Rauch und Ruß müssen besonders hervorgehoben werden. 
Auch der Reisende empfindet diese Vorteile sehr angenehm, 
so daß die Sauberkeit der Züge und Bahnanlagen sich ver- 
kehrswerbend auswirken wird. 

Der wichtigste Vorteil der elektrischen Zugförderung für 
die Bundesbahn und für die Gesamtwirtschaft ist aber die 
Kohlenersparnis, denn die Dampflok arbeitet im Jahresmit- 
tel nur mit einem thermischen Wirkungsgrad von etwa 
2!2...3% und stellt außerdem höhere Ansprüche hinsidıt- 
lich Wartung, Unterhaltung und Erneuerung als die elektri- 
sche Lok. 

Die besondere Bedeutung der Beschleunigungs- und Ver- 
zögerungszeiten für die mittlere Reisegeschwindigkeit bei 
einem Halteabstand von 500 bzw. 800 m und einer Haltezeit 
von 20 s je Haltestelle veranschaulicht Bild 1. Für die Stra- 
ßenbahngesellschaften hat die Erhöhung der Reisegeschwin- 
digkeit den Vorteil, daß die Einnahmen je Wagen proportional 


6 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


der Kilometerzahl des Wagens ansteigen, während sich zu- 
gleich der Anteil der auf den einzelnen km entfallenden fixen 
Kosten vermindert. 

Nach Glasers Ann. 73 (1949) S. 90 betragen zur Zeit die 
üblichen Beschleunigungen 


fürDampflokomötiven: 


im Streckendienst 0,04...0,07 m/s? 
im Versciebedienst 0,10...0,20 m/s? 
im Stadtbahnbetrieb 0,15...0,30 m/s? 


beielektrischem Zugbetrieb: 
Lokomotiven im Streckendienst 01.. 
Triebwagen im Stadtbahnbetrieb 0,4... 


Bild 2 veranschaulicht die 12 
Bedeutung von Höchstge- m 
schwindigkeit und Be- 
schleunigung für die mitt- 
lere Reisegeschwindigkeit 
bei einem Haltestellen- 
abstand von 5 km, der im 
Personenzug- und Nah- 
güterzug-Verkehr die Re- 
gel ist. 

In allen Ländern. hat 
sich gezeigt, daß die Um- 
stellung von Dampfbe- 0) 16 20m% 
trieb auf den elektrischen iii nen 
Zugbetrieb neben der P 

: Bild 1. Mittlere Reisegeschwindigkeit für 

Verminderung der Be- pcc-Straßenbahnwagen in Abhängigkeit 
triebskosten je km nicht von der Anfahrbeschleunigung. Haltestel- 
nur eine Steigerung der Innabstand s00 m (Kurve a) und 800 m I, 
Leistungsfähigkeit der 20 m/s = 72 km/h. 
Bahnstrecken bewirkt, son- 
dern auch eine Steigerung des Verkehrs nach sich zieht. So 
hat sich z. B. in der Schweiz der Personenverkehr auf einzel- 
nen Strecken nach deren Elektrifizierung um mehr als 400% 
erhöht. In Frankreich wurde auf vielen Strecken eine Ver- 
doppelung des Verkehrs durch die Elektrifizierung festge- 


5 ez 40m/s 
eh 


” 
Aa 


.0,2 m/s? 
0,6 m/s? 


Reisegeschwindigkeit 


A. 
ArT 
T 
I 1 | 
wa 
HEBEN 
HER 


Anfahrbeschleunigung 


Bild 2. Mittlere Reisegeschwindigkeit bei Zugverkehr in Abhängigkeit von 
der Anfahrbeschleunigung (-Bremsverzögerung); Haltestellenabstand 5000 m, 
Haltezeıt 30 s. 


stellt. Ferner wurde schon im Jahre 1933 in der Zeitschrift 
Elektr. Bahnen, S. 221, über die Ergebnisse der Elektrifizie- 
rung der englischen Südeisenbahnen folgendes berichtet: 
„13,12 Millionen Dampf-Zug-km wurden ersetzt durch 33,2 
Millionen elektrische Zug-km. Für 2 Züge früher verkehren 
heute 5 und diese fahren schneller. Die Zugmeile im Dampf- 
betrieb kostet doppelt so viel wie im elektrischen Betrieb. 
Die Zahl der Fahrgäste stieg um 56,42%, die Verzinsung be- 
trägt 17,5%." 

„Die bei der Umstellung von Dampfbetrieb auf elektri- 
schen Betrieb erreichbaren weiten Ziele, und zwar Senkung 
der Betriebskosten und Erreichung einer Leistungssteigerung 


i. Januar 1950 


sind besonders für die Strecken lohnend, die bereits bis zur 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit belastet sind. Je höher die 
Belastung einer Strecke, umso günstiger ist naturgemäß auch 
die Ausnützung des für die Elektrifizierung je km Strecken- 
länge investierten Anlagekapitals und umso günstiger is! 
daher auch die Wirtschaftlichkeit der Elektrifizierung. 


‚Bei elektrischem Betrieb ist der jährliche Verbrauch an 
kWh je km Streckenlänge ein Maßstab für die Belastung der 
betreffenden Strecke Mit einem Jahresmittel von etwa 
900000 kWh/km und Spitzenwerten von 1,6 Millionen 
kWh/km liegt die Streckenbelastung auf den für die ersie 
Ausbaustufe der Elektrifizierung vorgesehenen Strecken des 
Rheinisch-Westfälischen Industriegebietes weit über den 
mittleren jährlichen Belastungen aller bisher elektrifizierten 
Fernbahnstrecken. So liegt z. B. die mittlere Streckenbela- 
stung bei der Paris-Orleans-Eisenbahn bei 330 000 kWh/km 
u. Jahr, bei den schweizerischen Bundesbahnen bei 230 000 
kWh/km u. Jahr. In Schweden werden sogar Strecken mit nur 
40 000 kWh/km u. Jahr und in Norwegen mit nur 13 000 kWh: 
km u. Jahr elektrisch betrieben. Zur Kennzeichnung der ver- 
kehrswirtschaftlichen Bedeutung der Elektrifizierung im Ruhr- 
gebiet mögen folgende Zahlen aus dem Bezirk der Eisenbahn- 
direktion Essen dienen: 


Die Streckenlänge der EBD Essen betrug im Jahre 1938 - 
mit 1245 km nur etwa 2,3% der gesamten Streckenlänge des 
Altreiches. Dagegen betrug der Versand in Tonnen im 
Jahre 1938 mit etwa 86,2 Millionen etwa 21% und der 
Empfang mit etwa 58,4 Millionen etwa 14,3% der Gesamt- 
zahlen der damaligen Reichsbahn im Altreich. 


Die Güterwagengestellung im Bezirk der EBD Essen be- 
trug im Jahre 1938 mit etwa 6,2 Millionen etwa 13,7% der 
Gesamtzahl im Altreich. 


Auf die Gesamtzahlen der Bi-Zone bezogen, liegen die 
Verhältniszahlen für 1947 im Versand bei 31%, im Empfang 
bei 19,3% und hinsichtlich der Wagengestellung bei 26% der 
Bizone, obwohl der prozentuale Anteil der Streckenlänge der 
heutigen EBD Essen an der gesamten Betriebslänge der Bizone 
nur etwa 5,62% betrug. Im Monat Juli 1949 betrugen die ent- 
sprechenden Zahlen 38,2% im Güterversand, 23,8% im 
Empfang und 27,9% hinsichtlich der Wagengestellung. 


Auch bei den Eisenbahndirektionen Wuppertal und Köln 
lagen die entsprechenden Vergleichszahlen weit über dem 
Durchschnitt. 

Der größte Teil der Güterwagengestellung im Ruhrgebiet, 
etwa 70...80%, entfällt auf den Kohlentransport. Die Be- 
deutung des Ruhrgebietes als Produktionsstätte von Kohle, 
Koks und Eisen, den Grundlagen jeder Industrie, für Deutsch- 
land und Europa ist allgemein bekannt. Hier mag der Hin- 
weis darauf genügen, daß vor dem letzten Kriege das Ruhrge- 
biet etwa %s der gesamten deutschen Ausfuhr und bei Stahl 
und Eisen sogar #% stellte. Aus der sich hieraus ergebenden 
Verbundenheit des Ruhrgebietes mit der Weltwirtschaft ist es 
zu verstehen, daß der Wiederaufbau des Ruhrgebietes von 
ausschlaggebender Bedeutung für die Gesundung nicht nur 
der deutschen, sondern auch der europäischen Wirtschaft ist. 

Da im Ruhrgebiet nur ein verhältnismäßig kleiner Teil 
des Gesamtverkehrs auf die Wasserstraßen entfällt, ist es 
eine unerläßliche Voraussetzung für eine Steigerung und 
Verbilligung der Produktion des Ruhrgebietes, daß der Eisen- 
bahntransport auf den vorhandenen Strecken beschleunig! 
und damit die Leistungsfähigkeit dieser Strecken erhöht wird, 
zumal sich schon früher in der Abwicklung des Eisenbahnver- 
kehrs im Ruhrgebiet wiederholt Engpässe gezeigt haben. Die 
Elektrifizierung der Strecken dient also nicht nur der Wieder- 
herstellung der Rentabilität des Bahnbetriebes durch Senkung 
der Betriebskosten, sondern auch der Steigerung der Ruhrpro- 
duktion und damit der gesamten deutschen und europäischen 
Wirtschaft. 

Verkehrstechnisch gesehen kann man das Ruhrgebiet mit 
seiner Zusammenballung von 36 Industrie-Großstädten und 
mit seinen kleinen Stationsabständen als einen einzigen gro- 
ßen Rangierbahnhof ansehen. Eine Steigerung der Verkehrs- 
leistungen in diesem eng vermaschten Verkehrsnetz läßt sich 


4. Januar 1950 


‘4 wird eine idealisierte magnetische Kennlinie angenommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 | 7 


daher nur durch schnelle Räumung der Bahnhöfe und Strek- 
ken durch hohe Anfahrbeschleunigungen erzielen, die nur bei 
elektrischer Zugförderung erreichbar sind. 

Nach dem Plan der Studiengesellschaft für die Elektrifi- 


‚ zierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs umfaßt der erste 


Bauabschnitt die in Bild 3 dargestellten Strecken mit einer 
Gesamtlänge von 1047 km. Dieses Streckennetz mit den Eck- 


OSNABRÜCK 


: ==- sonstige elektrif. Strecken 


Bild 3. Erste Ausbaustufe für die geplante Elektrifizierung der Rhein- 


Ruhr-Eisenbahnen. 


4 punkten Köln, Duisburg, Osnabrück, Hamm, Hagen und Wup- 
t pertal soll innerhälb von 8 Jahren auf elektrischen Betrieb 
; umgestellt werden. Die vorgesehene Elektrifizierung dieser 


stärkstbelasteten Hauptstrecken wird bereits eine wesentliche 
Beschleunigung und Erleichterung des Eisenbahnverkehrs im - 
Ruhrgebiet bringen. 

Als zweiter Bauabschnitt ist die Elektrifizierung der 
Hauptabfuhrstrecken innerhalb des Gebietes Dillenburg — 
Oberlahnstein — Koblenz — Aachen vorgesehen, die eben- 
falls im Laufe von weiteren 8 Jahren durchgeführt werden soll. 

. Die Bereitstellung der für den elektrischen Zugbetrieb 
benötigten elektrischen Energie dürfte zunächst keine wesent- 
lichen Schwierigkeiten bereiten, da die im Verbund arbeiten- 
den Werke der EVU im Rheinisch-Westfälischen Industriege- 
biet zur Zeit bereits über eine Kapazität von etwa 2,5 Millio- 
nen kW verfügen und für die erste Ausbaustufe 200 000 kW 
Leistung benötigt wird. Auch die für die Elektrifizierung der 
Strecken des Ruhrgebietes erforderlihen Hochspannungslei- 
tungen sind bereits zum großen Teil vorhanden, da die Orte 
des stärksten Eisenbahnverkehrs auch bisher schon große 
Energieverbraucer waren. 

Sowohl die große Verkehrsdicte als auch die günstige 
Situation im Energiebezug lassen eine gute Wirtschaftlichkeit 
der Elektrifizierung erwarten. Da, wie bereits erwähnt, die 
Elektrifizierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs eine 
wesentliche Voraussetzung für die Steigerung der Produktion 
des Ruhrgebietes ist und außerdem etwa 80% des zu investie- 
renden Kapitals auf Löhne entfallen, so stellt diese Elektrifi- 
zierung zugleich eines der produktivsten Arbeitsbeschaf- 
fungsprogramme dar. 

Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß im Zeichen des Wie- 
deraufbaus von maßgebenden Stellen des deutschen Staats- 
wesens die Bedeutung und die Notwendigkeit der Moderni- 
sierung der deutschen Bundesbahn durch ihre Elektrifizierung 
klar erkannt worden ist. Die Elektrifizierung wird dazu bei- 
tragen, den Verkehr der Bundesbahn weiter zu steigern, und 
es ist der Bahn dadurch möglich, ihr volkswirtschaftlich die 
Bedeutung zu geben, die ihr durch die hohen Investitionen 
zukommt. 


Grundlagen einer Theorie des magnetischen Verstärkers 


Von W. Schilling, Wolfenbüttel. 


Übersicht. Ausgehend von der mit Gleichstrom vormagnetisierten 


4 Drossel mit relativ kleinem Wechselstrom wird das Prinzip des magneti- 


schen Verstärkers bei voller Ausnutzung der verwendeten Typenleistun- 
gen insbesondere bei Niederfrequenz erörtert. Anschließend werden die 
G:undschaltungen untersucht, die Reihen- und Parallelschaltungen hinsicht- 
ld der Kurvenform des Wechselstromes, der notwendigen Typemeistung 
der Drossel und der Bemessung sowie Leistungsverstärkungsziffer. Dabei 
Die Kennlinien 
der Abhängigkeit des Wechselstromes vom Gleichstrom werden angegeben 
und ein Rechenbeispiel durchgeführt. 


1. Die veränderlich gleichstromvormagnetisierte Drossel 
mit relativ kleinem Wechselstrom 


Der magnetische Verstärker hat die Aufgabe, mittels 
einer fremderregten magnetischen Anordnung eine Änderung 


4 einer kleinen Steuergleichstrom leistung umzusetzen 
# in eine Änderung einer großen Arbeitswechsel- 
4 Strom leistung. Es liegt zunächst nahe, hierzu eine Drossel 


mit einem normalen magnetischen Werkstoff zu wählen, des- 
sen Magnetisierungskennlinie bei steigender Vormagnetisie- 
rung abnehmende Steilheit hat. Die Steilheit der Ma- 


į gmetisierungskennlinie ist ein Maß für die Induktivität einer 
4 solchen Drossel, wenn die Aussteuerung der Kennlinie durch 

‚den Wechselstrom relativ klein ist. Bild 1 zeigt die Magneti- 
# sierungskennlinie und das Schaltbild. Die Drossel liegt in 


Reihe mit dem Belastungswiderstand R, und ihre veränder- 


t liche Induktivität bewirkt die Änderung des Wechselstromes 


über R. Für die Drosselwechselspannung gilt die Gleichung: 


d È dË di d (FB) di 
us =w- ġġ TY di’ dt ~ di ` dt 
¿F dB di „di 
=w -7 dH dt "a 


DK 621.318.42 : 621.395.646 


wenn mit der magnetische Fluß, l die Eisenlänge und w die 
Windungszahl bezeichnet wird. 

Hieraus ergibt sich für die Induktivität bei 
Wechselstrom: 


kleinem 


Da im besonderen Falle w, F und ] gegebene konstante Werte 
sind, so ist L von der Neigung der Magnetisierungslinie ent- 
sprechend dB/dH abhängig. 


In Bild 1 ist die Abhängigkeit dB/dH von Ho, d. h. von der 
durch die Vormagnetisierung festgelegten Erregung angege- 
ben. Die Voraussetzung eines relativ kleinen Wechselstromes 
bedeutet eine relativ kleine Wechselspannung an der Dros- 
sel und damit für die Wechselmagnetisierung die Verwen- 
dung eines Kennlinienstückes, das als gradlinig angesehen 
werden kann. 

: Wie groß die Regelleistung ist, die mit zwei Einphasen- 
transformatorkernen in der Schaltung nach Bild 5 erreicht 
werden kann, sei an einem Zahlenbeispiel gezeigt. Gegeben 
ist der Einheitskern E 105 mit folgenden Daten: 


FFe = 12,2 cm’: VFe = 256 cm?; lFe = 21 cm 
(Eisenfläche) (Eisenvolumen) (mittl. Eisenweglänge) 
Lwy = 21 cm; Fu = 6,5 cm!. 

(mittl. Windungslänge) (Wicklungsquerschnitt) 
Für den Kern sind hinsichtlich der Erwärmung an Stromwin- 
dungen 3 Iw = 610 A zulässig. 


8 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


Mit B = 12000 G = 12° 
die seine Typenleistung ist: 


w 
NType = U= (g) em. — =~ 100 VA. 


Der erste Faktor, die Spannung je Windung, errechnet sich 


aus B und ist mit w/2 zu multiplizieren, wenn w die Gesamt- 
windungszahl von Primär- und Sekundärwicklung beim Win- 
dungsverhältnis 1:1 ist. Der zweite Faktor muß durch w ge- 
teilt werden, um den Strom zu erhalten. 


G 12283) 


Magnetisierungskennlinie von legiertem Dynamobleh und Diffe- 


Bild 1. 


rentialkurve dazu zur Bestimmung der Induktivität vormagnelisierter 
Drosseln bei relativ kleiner magnetischer Aussteuerung durch den Wechsel- 
strom 


Wenn wir jetzt bei der Verwendung als Regeldrossel die 
naheliegende Annahme machen, daß in der Mitte des Regel- 
bereiches etwa beim Punkt A in Bild 1 eine Änderung der 
magnetischen Induktion durch den Wechselstrom von 


JB = + 500G = 


+ 0,05 - 


zulässig ist, und daß bei diesem Regelzustand der induktive 
Widerstand gerade gleich dem ohmschen Belastungswider- 
stand sein soll, so ergibt sich für die Netzspannung: 


us = 2: V2. 4,44. fwJBFfe 


weil im Zeigerdiagramm Uıs die Basis eines rechtwinkligen 
Dreiecks mit den Katheten Uhse und Uas ist. Der Faktor Zwei 
entspricht der Reihenschaltung zweier Drosseln. 

Aus der Magnetisierungskennlinie ergibt sich für den 
Wechselstrom: 


: 2), ES 
~= yz NEW 


Dabei ist angenommen, daß der Wickelraum fast vollständig 
von der Gleichstromwicklung eingenommen werden kann und 
die Wechselstromwicklung mit gleicher Windungszahl wegen 
des kleinen Stromes nur einen kleinen Bruchteil des Wickel- 
raumes benötigt. Daher kann annähernd hier die Gesamt- 
windungszahl w für jede Wicklung benutzt werden. 

Wenn wir weiter die Annahme machen, daß bei vollstän- 
diger Sättigung der Drosseln ihr Scheinwiderstand gegenüber 
dem Belastungswiderstand vernachlässigbar wird, dann kann 
der Wechselstrom noch auf das Y 2fache steigen, und die Netz- 


spannung liegt fast vollständig an dem Belastungswider- 
'ınd. Daher ergibt sich für die maximale Regelleistung: 


10-4 Vs/m® kann der Kern bei 
50 Hz als Einphasentransformator eine nn übertragen, 


1. Januar 1950 


II 1 
NR max = 2 V2. 4,44 f{wJB elZ} APRA = 4,84 VA, 


d. h. aus zwei Drosseln mit der Gesamttypenleistung von 
200 VA kann bei 50 Hz nur eine Regelleistung von 5 VA ge- 
wonnen werden. In dieser Größenordnung liegen aud die 
Cu-Verluste der Kerne, die fast vollständig von der Gleich- 
stromseite aufgebracht werden müssen. Man wird also nur 
eine Leistungsverstärkungsziffer in der Größenordnung von | 
erreichen. Allerdings sagt uns Bild 1, daß wir die Gleichstrom- 
wicklung nicht voll zu belasten brauchen, da die Abnahme der }: 
Induktivität für 2 I/lfe > 10 A/cm nur noch gering ist, so |. 
daß wir bei % des zulässigen Gleichstromes bestenfalls auf |: 
eine Verstärkungsziffer in der Größenordnung von 10 
kommen. 

Diese Überlegungen zeigen, daß bei 50 Hz dieses N] 
fahren zur magnetischen Verstärkung ungünstig ist infolge ! 
der relativ hohen Typenleistung; wenn man aber auf höhere : 
Frequenzen übergeht, dann geht die Regelleistung mit der 
Frequenz herauf, so daß etwa bei 40facher Frequenz eine 
volle Ausnutzung der Typenleistung erreicht wird, sofern 
dB= + 500 G mit Rücksicht auf die Eisenverluste bei 
2000 Hz zulässig ist. Wir sehen daraus, daß man insbesondere 
bei Niederfrequenz bestrebt sein muß, ein anderes Verfahren 
zur magnetischen Verstärkung zu suchen, das volle Ausnut- 
zung der Typenleistung ermöglicht. 


2. Die veränderlich gleichstromvormagnetisierte Drossel 
mit relativ großem Wechselstrom 


Man hat nun zur Verwirklichung des. magnetischen Ver- 
stärkers, insbesondere bei Niederfrequenz, ein Prinzip ver- 
wendet, das bewußt die Stromverzerrung zuläßt und lenkt. 
Es wird eine Drossel mit nahezu rechteckiger magnetischer 

B Kennlinie verwendet (Bild 2), die 

nach der ersten Methode nur zwei 

Werte der Neigung zeigen würde 

und damit Induktivitätswerte, ein- 

mal im ungesättigten Teil einen 

sehr hohen Wert, zum anderen im 

æ gesättigten Teil einen fast ver- 

schwindenden Wert. Praktisch ist 
weder der Verlauf im Nulldurcd- 
gang der Kennlinie senkrecht, son- 
dern etwas gegen die Horizontale 
geneigt ansteigend. Zur grundsätz- 
lichen Betrachtung sei aber eine 
idealisierte Kennlinie zugrunde ge- 
legt, wie man sie beispielsweise 
weitgehend erreicht durch Perma- 
A/cm und B = 15500 G im Sätti- 


GZ 


Bild 2. Idealisierte magneti- 
sche Kennlinie für Spezial- 
eisen mit scharfem Kenn- 
linienknick und relativ gerin- 
ger Erregung im Knickpunkt. 
norm 5000 Z mit rd. 0,1 


gungsknick. 


Auch die Magnetisierungskennlinie eines normal legier- 
ten Bleches kann sich dieser idealisierten Kennlinie annähern, 
wenn sie wie hier bis zur vielfachen Erregung benutzt wird 
als sonst für Trafos üblich, d. h. bis zu Erregerströmen im 
Werte der Belastungsströme. 

Um die Wirkung einer solchen Drossel zu verstehen. 
gehen wir von dem Fall aus, daß in der Schaltung nach Bild 3 
der Gleichstrom sehr groß ist, und der Arbeitspunkt daher 
im Sättigungsgebiet liegt. Dann ist der Wechselstrom durch 
Netzspannung und Belastung allein festgelegt. Stellen wir 
uns nun vor, der Gleichstrom würde allmählich verringert. 
so wird der Wechselstrom sich so lange nicht ändern, als sein 
Spitzenwert kleiner ist als der Gleichstrom, Übersetzungsver- 
hältnis 1:1 der Wicklungen vorausgesetzt. Sowie aber, bezo- 
auf eine angenommene positive Stromrichtung für beide 
Wicklungen, in der der Gleichstrom fließen soll, der negative 
Spitzenwert des Wechselstromes den kleiner werdenden 
Gleichstrom erreicht, wird die Drossel durh Kompensation 
des Momentanwertes der Ströme ungesättigt. Sie kann eine 
Spannung aufnehmen mit geringer Stromänderung, bzw. sie 
läßt keine Stromänderung des Wechselstromes mehr zu. Dei 
Momentanwert des Wechselstromes ändert sich so lange 
nicht, als die Drossel gesättigt ist. 


` 


1. Januar 1950 


Wenn zu Beginn der Sättigung die Drossel den Fluß $, 
tuhrt, dann gilt für diesen Bereich (Bild 4 Mitte) 


is 1 


1 
Du = Dn +y fu dt = Pan, 
li 


d. h. die Spannung an der Drossel muß 
‚nnerhalb des ungesättigten Bereiches im 
Mittel Null sein oder die zeitliche Aus- 
iehnung dieses Bereiches bildet sich so 
aus, daß dieser Mittelwert Null wird. Ist 
die Belastung ein ohmscher Widerstand, 
dann gilt ! (Bild 3): 


3 2 
E 


in 
R 
rn 
E | . 
2 


[ETF 


Bild 3. Grundschaltung 
für magnetishe Ver- 
stärker mit relativ 
großer Erregung und 
. ‚„ einer Eisenkennlinie, 
ist um die die sih nach Bill 2 
idealisieren läßt. 


Un = Us — Ur = Us - R (in). 


Die Drosselspannung 
Spannung am ohmschen Widerstand klei- 
rer als die Netzspannung. Zeichnen wir im Liniendiagramm 
den Strom mit R multipliziert ein, dann ergibt sich die Drossel- 
spannung direkt als Differenz: 


Us = R i_), — R (i), 

wenn (i's der Wechselstrom bei voller Sättigung der Dros- 
selist. Im Bereich, wo in + i_ =œ 0 wird, muß diese Span- 
nung im Mittel Null werden. Bei abnehmendem Gleichstrom 
entstehen die stark ausgezogenen Wechselströme im Bild 4. 
Es sind jeweils die Flächen gestrichelt, die gleich sein müs- 
sen, damit der Mittelwert der Drosselspannung Null wird. 
wirsehen, daß der Wechselstrom bei vollständiger Sättigung 
< i_/Y2 wird, und daß bei nullwerdendem Gleichstrom an 
der Drossel die volle Netzwechselspannung erscheint. 


ls 


ot 


v2) 


Sidd. Spannungen und Ströme in der Schaltung nach Bild 3 bei ohmscher 

“tung, Ströme mit R multipliziert a) Netzspannung; b ... e) Wechsel- 

omn ia (stark ausgezogen) bei abnehmendem Gleichstrom i— (gestrichelt) 

2 Windungsverhältnis 1:1. Unten zeitl. Verlauf der magnetischen In- 
duktion B (Höchstwert = Sättigungswert). 


Wenn wir an Hand von Bild 2 fragen, welches der Weg 
les augenblicklichen Betriebspunktes auf der magnetischen 
Aennlinie dabei ist, dann ergibt sich, daß die Induktion zu Be- 
cna des sättigungsfreien Bereiches (i_ = i_) den Kni&- 
vinkt erreicht und dann die Senkrechte der idealisierten 
Aennlinie durchläuft, abwärts während der negativen Halb- 
elle der Drosselspannung und aufwärts während der posi- 
tiven Halbwelle der Drosselspannung bis wieder zum Knick- 
punkt zurück (Bild 4). 

Die Drossel muß im Vergleich zum Einphasentransforma- 
tor bei 50 Hz zur Beherrschung einer Regelung des Stromes 
von 0 bis (J_)s auf der Wechselstromseite mindestens für 


ene Scheinleistung (I _)s * Uis ausgelegt werden und auf 
dr Gleichstromseite mindestens für einen Strom (I_)s - Y 2, 
‘o daß für die Typenleistung gilt: 


NType = (I_)s i [1412| = (I): us 1,2, 


_ ` Die Zahlen im Index geben an, zwischen welchen Punkten die Span- 
2.89 gemessen wird. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 9 


und auf der Gleichstromseite muß, um diese Regelung durch- 
zuführen, mindestens eine Leistung aufgebracht werden gleich 
den 0,6fachen Kupferverlusten der Drossel, die entsprechend 
dem Einphasentransformator nur wenige Prozente der Wech- 
selstromleistung bzw. Regelleistung ausmachen. Wir sehen 
also, daß wir nach diesem Prinzip bereits ein Verhältnis von 
Gleichstromleistung zu Regelleistung in der Größenordnung 
1:100 erreichen, ganz im Gegensatz zu den ungünstigen Ver- 
hältnissen der eingangs betrachteten einfachen vormagneti- 
sierten Drossel. Allerdings ist ein wesentlicher Nachteil die 
starke Verzerrung des Wechselstromes. 


3. Der magnetische Verstärker in Reihenschaltung mit 
gedrosseltem Gleichstromkreis 


Um die Kurvenform des Wechselstromes zu verbessern, 
wählt man eine Reihenschaltung von zwei Drosseln nach 
Bild 5, deren Gleichstromwicklungen gegeneinander geschal- 
tet sind. Dann kann der Wechselstrom weder in der posi- 
1 L tiven noch in der negativen Halb- 

welle den Wert des Gleichstromes 

R übersteigen, da dann entweder die 

eine oder die andere Drossel in den 

3 =a 4 2  sättigungsfreien Bereich kommt. 

Außerdem besteht wie oben die Be- 

dingung, daß innerhalb des sätti- 

`. ` gungsfreien Bereiches die Span- 

e nung an jeder Drossel im Mittel- 

wert Null sein muß. Bei abneh- 

a, Grundschällung fit mendem Gleichstrom, wieder aus- 

magnetishen Verstärker in gehend vom Sättigungszustand, wo 

EN e e a der Gleichstrom größer ist als der 

-Verbesserung der Kurven- Spitzenwert des Wechselstromes, 

en 3° wird der Sättigungswechselstrom 

gewissermaßen in beiden Halb- 

wellen „abgeschnitten, wie oben für eine Halbwelle be- 

trachtet. Das zeigt Bild 6a. Dabei beeinflussen sich die bei- 

den Vorgänge zunächst nicht, da sie zu anderen Zeiten statt- 

finden. Das Strombild ändert sich aber, sowie die beiden 

sättigungsfreien Bereiche sich berühren. Dann ist die An- 

passung des Strombildes an die Bedingung reiner Wechsel- 

spannung an der Drossel im sättigungsfreien Bereich nur zu 

erfüllen durch steigende Nacheilung des Stromes unter Bei- 

behaltung der einmal erreichten Rechteckform.Im Endzustand 

bei i_ = 0 ist die Nacheilung auf 90° angestiegen, und der 

Wechselstrom auch Null geworden. Diese Entwicklung zeigt 
Bild 6b und c. 


Die Richtigkeit des Stromver- 
laufes können wir einsehen, wenn 
wir den Einschaltvorgang überle- 
gen. Nehmen wir an, es werde ein- 
geschaltet bei einem Zeitwert wt 
in elektrischen Graden, der größer 
ist als der Winkel, bei dem der 
Umsclag von sättigungs- zu sät- 
f tigungsfreiem Bereich der einen 
oder anderen Drossel im einge- 
schwungenen Zustand erfolgt. 
Dann wird die eine Drossel sofort 
im sättigungsfreien Bereich sein, 
bei vorausgesetzter idealisierter 
Kennlinie, und die andere in Sätti- 
gung bleiben. Der sättigungsfreie 
Bereich der ersten Drossel wird 
aber jetzt zuerst viel kürzer sein 
und der der zweiten viel länger, 
aber doch so, daß der Umschlag- 
zeitpunkt allmählich vorrüct, von 
Periode zu Periode, bis die sättigungsfreien Bereiche gleich 
geworden sind und der eine Bereich da endet, wo der andere 
angefangen hat und wieder anfängt. Bild 7 zeigt den Anfang 
eines solchen Einschwingens. 

Wenn wir hiernach fragen, wie sich diese Drosselanord- 
nung verhält im Vergleich zu bekannten Schaltelementen, so 
zeigt sie wohl den Charakter einer mit abnehmender Gleich- 


Bild 6. Wechselstrom i ~ (mit 

R multipliziert) in der Schal- 

tung Bild 5 bei abnehmender 

Gleichstrommagneltisierung į _ 

und Netzspannung U.. Ohm- 

sche Belastung, Windunasver- 
hältnis 1:1. 


8 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


1. Januar 1950 


Mit B = 12000 G = 1,2 ° 10-4 Vs/m? kann der Kern bei 
50 Hz als Einphasentransformator eine Leistung übertragen, 
die seine Typenleistung ist: 


U w 1 
NType = ur-(w) EM w =~ 100 VA. 


Der erste Faktor, die Spannung je Windung, errechnet sich 


aus B und ist mit w/2 zu multiplizieren, wenn w die Gesamt- 
windungszahl von Primär- und Sekundärwicklung beim Win- 
dungsverhältnis 1:1 ist. Der zweite Faktor muß durch w ge- 
teilt werden, um den Strom zu erhalten. 


£ 12257) 


Magnetisierungskennlinie von legiertem Dynamoblech und Diffe- 


Bild 1. 

rentialkurve dazu zur Bestimmung der Induktivität vormagnetisierter 

Drosseln bei relativ kleiner magnetischer Aussteuerung durch den Wechsel- 
strom 


Wenn wir jetzt bei der Verwendung als Regeldrossel die 
naheliegende Annahme machen, daß in der Mitte des Regel- 
bereiches etwa beim Punkt A in Bild 1 eine Änderung der 
magnetischen Induktion durch den Wechselstrom von 


JB = + 500 G = + 0,0 - 10% m? 
zulässig ist, und daß bei diesem Regelzustand der induktive 
Widerstand gerade gleih dem ohmschen Belastungswider- 
stand sein soll, so ergibt sich für die Netzspannung: 


us = 2: V2 . 4,44. fwYJBFfe 


weil im Zeigerdiagramm Uıhs die Basis eines rechtwinkligen 
Dreiecks mit den Katheten Usa und Usas ist. Der Faktor Zwei 
entspricht der Reihenschaltung zweier Drosseln. 

Aus der Magnetisierungskennlinie ergibt sich für den 
Wechselstrom: 


so daß für den Wechselstrom gilt: 


(221) „- 

V2 \Te) few 

Dabei ist angenommen, daß der Wickelraum fast vollständig 
von der Gleichstromwicklung eingenommen werden kann und 
die Wecselstromwicklung mit gleicher Windungszahl wegen 
des kleinen Stromes nur einen kleinen Bruchteil des Wickel- 
raumes benötigt. Daher kann annähernd hier die Gesamt- 
windungszahl w für jede Wicklung benutzt werden. 

Wenn wir weiter die Annahme machen, daß bei vollstän- 
diger Sättigung der Drosseln ihr Scheinwiderstand gegenüber 
dem Belastungswiderstand vernachlässigbar wird, dann kann 
der Wechselstrom noch auf das Y 2fache steigen, und die Netz- 
spannung liegt fast vollständig an dem Belastungswider- 
stand. Daher ergibt sich für die maximale Regelleistung: 


A — 


= JI 1 
NR max = 2 V2.444fw4B meli) l Fe Pr 4,84 VA, 


d. h. aus zwei Drosseln mit der Gesamttypenleistung von 
200 VA kann bei 50 Hz nur eine Regelleistung von 5 VA ge- 
wonnen werden. In dieser Größenordnung liegen auch die 
Cu-Verluste der Kerne, die fast vollständig von der Gleit- 
stromseite aufgebracht werden müssen. Man wird also nur 
eine Leistungsverstärkungsziffer in der Größenordnung von | 
erreichen. Allerdings sagt uns Bild 1, daß wir die Gleichstrom- 
wicklung nicht voll zu belasten brauchen, da die Abnahme der 
Induktivität für 2 I/lfe > 10 A/cm nur noch gering ist, so 
daß wir bei % des zulässigen Gleichstromes bestenfalls au! 
eine Verstärkungsziffer in der Größenordnung von 10 
kommen. 

Diese Überlegungen zeigen, daß bei 50 Hz dieses Ver- 
fahren zur magnetischen Verstärkung ungünstig ist infolge 
der relativ hohen Typenleistung; wenn man aber auf höhere 
Frequenzen übergeht, dann geht die Regelleistung mit der 
Frequenz herauf, so daß etwa bei 40facher Frequenz eine 
volle Ausnutzung der Typenleistung erreicht wird, sofern 
A B= + 500 G mit Rücksicht auf die Eisenverluste be: 
2000 Hz zulässig ist. Wir sehen daraus, daß man insbesondere 
bei Niederfrequenz bestrebt sein muß, ein anderes Verfahren 
zur magnetischen Verstärkung zu suchen, das volle Ausnut- 
zung der Typenleistung ermöglicht. 


2. Die veränderlich gleichstromvormagnetisierte Drossel 
mit relativ großem Wechselstrom 


Man hat nun zur Verwirklichung des. magnetischen Ver- 
stärkers, insbesondere bei Niederfrequenz, ein Prinzip ver- 
wendet, das bewußt die Stromverzerrung zuläßt und lenkt. 
Es wird eine Drossel mit nahezu rechteckiger magnetischer 

B Kennlinie verwendet (Bild 2), die 

nach der ersten Methode nur zwei 

Werte der Neigung zeigen würde 

und damit Induktivitätswerte, ein- 

mal im ungesättigten Teil einen 

sehr hohen Wert, zum anderen im 

æ gesättigten Teil einen fast ver- 

schwindenden Wert. Praktisch ist 
weder der Verlauf im Nulldurd- 
gang der Kennlinie senkrecht, son- 
dern etwas gegen die Horizontale 
geneigt ansteigend. Zur grundsätz- 


472173 


Bild 2. Idealisierte magneti- lichen Betrachtung sei aber eine 
sche Kennlinie für Spezial- . De ri 
eisen mit scarfem Kenn- tdealisierte Kennlinie zugrunde ge- 


linienknick und relativ gerin- 
ger Erregung im Knickpunkt. 


norm 5000 Z mit rd. 0,1 
gungsknick. 


legt, wie man sie beispielsweise 
weitgehend erreicht durch Perma- 
A/cm und B = 15500 G im Sätti- 


Auch die Magnetisierungskennlinie eines normal legier- 
ten Bleches kann sich dieser idealisierten Kennlinie annähern. 
wenn sie wie hier bis zur vielfachen Erregung benutzt wird 
als sonst für Trafos üblich, d. h. bis zu Erregerströmen im 
Werte der Belastungsströme. 

Um die Wirkung einer solchen Drossel zu verstehen, 
gehen wir von dem Fall aus, daß in der Schaltung nach Bild 3 
der Gleichstrom sehr groß ist, und der Arbeitspunkt daher 
im Sättigungsgebiet liegt. Dann ist der Wechselstrom durch 
Netzspannung und Belastung allein festgelegt. Stellen wir 
uns nun vor, der Gleichstrom würde allmählich verringert. 
so wird der Wechselstrom sich so lange nicht ändern, als sein 
Spitzenwert kleiner ist als der Gleichstrom, Übersetzungsver- 
hältnis 1:1 der Wicklungen vorausgesetzt. Sowie aber, bezo- 
auf eine angenommene positive Stromrichtung für beide 
Wicklungen, in der der Gleichstrom fließen soll, der negative 
Spitzenwert des Wechselstromes den kleiner werdenden 
Gleichstrom erreicht, wird die Drossel durh Kompensation 
des Momentanwertes der Ströme ungesättigt. Sie kann eine 
Spannung aufnehmen mit geringer Stromänderung, bzw. sie 
läßt keine Stromänderung des Wechselstromes mehr zu. Der 
Momentanwert des Wechselstromes ändert sich so lange 
nicht, als die Drossel gesättigt ist. 


1. Januar 1950 


Wenn zu Beginn der Sättigung die Drossel den Fluß $, 
führt, dann gilt für diesen Bereich (Bild 4 Mitte) 


ts 
1 
Puy = Di + y fon dt = Pan, 
lı 


d. h. die Spannung an der Drossel muß 
innerhalb des ungesättigten Bereiches im 
Mittel Null sein oder die zeitliche Aus- 
dehnung dieses Bereiches bildet sich so 
aus, daß dieser Mittelwert Null wird. Ist 
die Belastung ein ohmscher Widerstand, 
dann gilt 1 (Bild 3): 


(272339) 


Bild 3. Grundscaltung 
für magnetische Ver- 
stärker mit relativ 
großer Erregung und 
; , einer Eisenkennlinie, 
ist um die die sih nach Bild 2 
idealisieren läßt. 


Us = Us — Ur = Us - R (i~). 


Die Drosselspannung 
Spannung am ohmschen Widerstand klei- 
ner als die Netzspannung. Zeichnen wir im Liniendiagramm 
den Strom mit R multipliziert ein, dann ergibt sich die Drossel- 
spannung direkt als Differenz: 

Us = R la) — R (in), 

wenn (in's der Wechselstrom bei voller Sättigung der Dros- 
sel ist. Im Bereich, woi + i_ =œ 0 wird, muß diese Span- 
nung im Mittel Null werden. Bei abnehmendem Gleichstrom 
entstehen die stark ausgezogenen Wechselströme im Bild 4. 
Es sind jeweils die Flächen gestrichelt, die gleich sein müs- 
sen, damit der Mittelwert der Drosselspannung Null wird. 
Wir sehen, daß der Wechselstrom bei vollständiger Sättigung 
= i_| Y2 wird, und daß bei nullwerdendem Gleichstrom an 
der Drossel die volle Netzwechselspannung erscheint. 


fils 


Bild 4. Spannungen und Ströme in der Schaltung nach Bild 3 bei ohmscher 

Belastung; Ströme mit R multipliziert a) Netzspannung; b ... e) Wechsel- 

strom im. (stark ausgezogen) bei abnehmendem Gleichstrom įi— (gestrichelt) 

u. Windungsverhältnis 1:1. Unten zeitl. Verlauf der magnetischen In- 
duktion B (Höchstwert = Sättigungswert). 


Wenn wir an Hand von Bild 2 fragen, welches der Weg 
des augenblicklichen Betriebspunktes auf der magnetischen 
Kennlinie dabei ist, dann ergibt sich, daß die Induktion zu Be- 
ginn des sättigungsfreien Bereiches (i_ = i_) den Knic- 
punkt erreicht und dann die Senkrecte der idealisierten 
Kennlinie durchläuft, abwärts während der negativen Halb- 
welle der Drosselspannung und aufwärts während der posi- 
tiven Halbwelle der Drosselspannung bis wieder zum Knick- 
punkt zurück (Bild 4). 

Die Drossel muß im Vergleich zum Einphasentransforma- 
tor bei 50 Hz zur Beherrschung einer Regelung des Stromes 
von 0 bis (I_)s auf der Wechselstromseite mindestens für 


eine Scheinleistung (/~)s * Uis ausgelegt werden und auf 


der Gleichstromseite mindestens für einen Strom (I_)s - V2, 
so daß für die Typenleistung gilt: 


NType = (In): [1412| er, 


I Die Zahlen im Index geben an, zwischen welchen Punkten die Span- 
hung gemessen wird. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 9 


und auf der Gleichstromseite muß, um diese Regelung durch- 
zuführen, mindestens eine Leistung aufgebracht werden gleich 
den 0,6fachen Kupferverlusten der Drossel, die entsprechend 
dem Einphasentransformator nur wenige Prozente der Wech- 
selstromleistung bzw. Regelleistung ausmachen. Wir sehen 
also, daß wir nach diesem Prinzip bereits ein Verhältnis von 
Gleichstromleistung zu Regelleistung in der Größenordnung 
1:100 erreichen, ganz im Gegensatz zu den ungünstigen Ver- 
hältnissen der eingangs betrachteten einfachen vormagneti- 
sierten Drossel. Allerdings ist ein wesentlicher Nachteil die 
starke Verzerrung des Wechselstromes. 


3. Der magnetische Verstärker in Reihenschaltung mit 
gedrosseltem Gleichstromkreis 


Um die Kurvenform des Wechselstromes zu verbessern, 
wählt man eine Reihenscaltung von zwei Drosseln nach 
Bild 5, deren Gleichstromwicklungen gegeneinander geschal- 
tet sind. Dann kann der Wechselstrom weder in der posi- 


1 L tiven noch in der negativen Halb- 
welle den Wert des Gleichstromes 

R übersteigen, da dann entweder die 

eine oder die andere Drossel in den 

3 em 4 2 sättigungsfreien Bereich kommt. 


Außerdem besteht wie oben die Be- 
dingung, daß innerhalb des sätti- 
gungsfreien Bereiches die Span- 
nung an jeder Drossel im Mittel- 
wert Null sein muß. Bei abneh- 
mendem Gleichstrom, wieder aus- 
gehend vom Sättigungszustand, wo 
der Gleichstrom größer ist als der 
Spitzenwert des Wechselstromes, 
wird der Sättigungswechselstrom 
gewissermaßen in beiden Halb- 
wellen „abgeschnitten, wie oben für eine Halbwelle be- 
trachtet. Das zeigt Bild 6a. Dabei beeinflussen sich die bei- 
den Vorgänge zunächst nicht, da sie zu anderen Zeiten statt- 
finden. Das Strombild ändert sich aber, sowie die beiden 
sättigungsfreien Bereiche sich berühren. Dann ist die An- 
passung des Strombildes an die Bedingung reiner Wechsel- 
spannung an der Drossel im sättigungsfreien Bereich nur zu 
erfüllen durch steigende Nacheilung des Stromes unter Bei- 
behaltung der einmal erreichten Rechteckform.Im Endzustand 
bei i__ = 0 ist die Nacheilung auf 90° angestiegen, und der 
Wechselstrom auch Null geworden. Diese Entwicklung zeigt 
Bild 6b und c. 


Grundscaltung für 
magnetischen Verstärker in 
Reihenschaltung mit gedros- 
seltem Gleichstromzweig zur 
-Verbesserung der Kurven- 
form des Wechselstromes ge- 
genüber Schaltung Bild 3. 


Die Richtigkeit des Stromver- 
laufes können wir einsehen, wenn 
wir den Einschaltvorgang überle- 
gen. Nehmen wir an, es werde ein- 
geschaltet bei einem Zeitwert wt 
in elektrischen Graden, der größer 
ist als der Winkel, bei dem der 
Umschlag von sättigungs- zu sät- 
t tigungsfreiem Bereih der einen 
oder anderen Drossel im einge- 
shwungenen Zustand erfolgt. 
Dann wird die eine Drossel sofort 
im sättigungsfreien Bereich sein, 
bei vorausgesetzter idealisierter 
Kennlinie, und die andere in Sätti- 
gung bleiben. Der sättigungsfreie 
Bereich der ersten Drossel wird 
aber jetzt zuerst viel kürzer sein 
und der der zweiten viel länger, 
aber doch so, daß der Umschlag- 
zeitpunkt allmählich vorrüct, von 
Periode zu Periode, bis die sättigungsfreien Bereiche gleich 
geworden sind und der eine Bereich da endet, wo der andere 
angefangen hat und wieder anfängt. Bild 7 zeigt den Anfang 
eines solchen Einschwingens. 

Wenn wir hiernac fragen, wie sich diese Drosselanord- 
nung verhält im Vergleich zu bekannten Schaltelementen, so 
zeigt sie wohl den Charakter einer mit abnehmender Gleich- 


Bild 6. Wechselstrom j ~ (mit 

R multipliziert) in der Schal- 

tung Bild 5 bei abnehmender 

Gleichstrommagnetisierung į — 

und Netzspannung U.. Ohm- 

sche Belastung, Windunasver- 
hältnis 1:1. 


10 | Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


1. Januar 1950 


strommagnetisierung zunehmenden Induktivität. Dieser Cha- 
rakter drückt sich in steigender Nacdeilung des Stromes bei 
gleichzeitiger Abnahme der Höhe aus. Aber zu einem Kreis, 
bestehend aus ohmschem Widerstand und veränderlicer In- 
duktivität (beispielsweise durch Luftspaltänderung) besteht 
doch ein wesentlicher Unterschied insofern, als dabei der 
Strom spannungsproportional ist (übrigens in der eingangs 
beschriebenen Art der vormagneti- 
sierten Drossel auch), während bei 
der beschriebenen Anordnung der 
Strom so lange spannungs- 
unabhängig ist, als auf der 
magnetischen Kennlinie der augen- 
blicklihe Betriebspunkt nicht den 
entgegengesetzten Sättigungspunkt 
erreicht. 

Die Spannung an den Drosseln ist am größten bei klein- 
stem Gleichstrom, entsprechend Bild 6c. Hier erreicht bei- 


Bild 7. Wechselstromverlauf 
beim Einschalten der Schal- 
tung Bild 5 auf der Wechsel- 
stromseite. Ohmsche Belastg. 


spielsweise bei tı die eine Drossel den sättigungsfreien Be- 


reih. An ihr liegt eine Spannung [R (i_)s — R i~], und 


zwar positiv bis zum Zeitpunkt fe. Dabei darf der augenblick- 
liche Betriebspunkt auf der magnetischen Kennlinie der Dros- 
sel höchstens vom unteren Sättigungsknick bis zum oberen 
Knick sich bewegen. Denn wenn er über den oberen Knick 
hinausginge, würde die Drossel in der Mitte des Bereiches in 
Sättigung geraten, und der Strom könnte nicht konstant blei- 
ben. Da im Höchstfalle eine Viertelwelle der Netzspannung 
zum Durchlaufen der Kennlinie von Knick zu Knick führt, muß 
jede Drossel so bemessen werden, daß sie die halbe Netz- 
spannung aufnehmen kann, ohne in Sättigung zu kommen. Im 
Zeitbereich von te bis is läuft der Betriebspunkt wieder auf 
den ersten Sättigungsknick zurück. 

Es besteht ein Unterschied zwischen dem Zustand in Bild 
6c bei kleinem Gleichstrom und dem ohne Gleichstrom. Im 


letzteren Falle handelt es sih um die Reihenscaltung von -> 


zwei gleichen Drosseln und jede übernimmt die gleiche halbe 
Spannung; dabei wird die magnetische Kennlinie vom unteren 
Knick bis zum oberen Knick während der positiven Halbwelle 
von 0 bis z durchlaufen und von x bis 2 x in umgekehrter 
Richtung. Die Wechselspannungen heben sich im Gleichstrom- 
kreis auf. Erst bei beginnender Gleichstromvormagnetisie- 
rung drängt sich der Ummagnetisierungsbereich auf ıı—Is—1s 
zusammen, also auf eine Ausdehnung von 2 4/2 = x, und die 
Ummagnetisierungen beider Drosseln fallen auf getrennte 
Zeitbereihe. Die Wechselspannungen heben sich nicht mehr 
auf. 


(Der Übergang ist bei der nicht idealisierten Kennlinie 
allmählich.) Der Strom ist in gewissen Grenzen belastungs- 
unabhängig. Bei steigendem Belastungswiderstand nimmt 
der Bezugsstrom bei voller Sättigung (i_)s zwar ab, aber 


der Rechteckstrom, dessen Amplitude durch den Gleichstrom 
bestimmt wird, bleibt dabei unverändert in der Höhe und än- 
dert nur seine Phasenlage, die Nacheilung nimmt ab. Das gilt, 
solange der Spitzenwert des Wechselstromes nicht unter den 
Wert des Gleichstromes absinkt. Wir sehen also, daß Span- 
nungsunabhängigkeit und Belastungsunabhängigkeit des 
Stromes dazu führen, die vormagnetisierte Drossel nach die- 
sem Prinzip nicht als einfache veränderliche Induktivität auf- 
zufassen. Sie hat mehr den Charakter einer „Strom- 
schleuse‘, die nur einen Strom in bestimmter, durch den 
Gleichstrom vorgegebener Höhe durchläßt. 


Wir -haben bisher einen rein ohmschen Widerstand als 
Belastung angenommen. Einfach zu übersehen ist der Strom- 
verlauf bei rein induktiver Belastung. Bei voller Sättigung 
ist der Strom der Netzspannung um 90° nacheilend, Bild 8a. 
Bei abnehmender Gleichstrommagnetisierung werden die 
Kuppen dieses Stromes gewissermaßen abgeschnitten und er 
nimmt einen trapezförmigen Verlauf an, wie Bild 8b zeigt. 
Dabei liegt im sättigungsfreien Bereich von tı bis ta die volle 
Netzspannung an der Regeldrossel, die gerade ungesältigt ist 
(ideale Kennlinie vorausgesetzt), und dieser Ausschnitt aus 
der Netzspannung ist eine reine Wechselspannung, wie Bild 
8a zeigt. Wir sehen auch an diesem Stromverlauf, daß der 
Strom weitgehend unabhängig von der Netzspannung ist. 


Bei steigender Netzspannung wäre (/_)s größer, die Höhe 


des abgeschnittenen Teiles ist aber allein vom Gleichstrom 
abhängig. 

Vom Standpunkt der Verwendung der Drosseln für Re- 
gelzwecke entsteht die Frage der statischen Regelkennlinie, 
d.h. I = f(I_). Für die rein ohmsche Belastung ergibt 
sich, wenn wir den Strom auf den Wechselstrom (I__)s bei 
Sättigung beziehen und das Windungsverhältnis 1:1 der Dros- 
selwicklung annehmen, die Kennlinie in Bild 9. Bei kleinen 
Gleichströmen — im ersten Teil, wo der Stromverlauf redt- 
eckig ist — ist die Kennlinie geradlinig. Bei größeren Gleich- 


OF; 
ezm LM. RIR; 


04 Q6 08 10 12 1a 


Bild 8. Wechselstrom (im) bei in- 
duktiver Belastung in der Schaltung 
nach Bild 5. a) Netzspannung Un 
und Sättigungsstrom (im); b) 
Gleichstrom i-- u. Wechselstrom i 
Windungsverhältnis 1:1. 


Bild 9. Regelkennlinie des Verstär- 

kers nach Bild 5 bei ohmscher Be- 

lastung: Eff. Wechselstrom I ab- 

hängig vom Gleichstrom I--, beide 

bezogen auf den eff, Wechselstrom 

bei Sättigung (I~). Windungsver- 
hältnis 1:1. 


strömen, wo der Stromverlauf im Bild 6a vorliegt, ist die 
Kennlinie flacher. Ein ähnlicher Verlauf ergibt sich auch bei 
rein induktiver Belastung (Bild 10) und bei gemischter Be- 
lastung. Die Berücksichtigung endlicher Steilheit der Magne- 
tisierungskennlinie im sättigungsfreien Bereich bewirkt, daß 
die Kennlinien nicht zum Nullpunkt gehen, sondern zu Wech- 
selströmen, die dem Magnetisierungsstrom der Drosseln ohne 
Vormagnetisierung entsprechen. 

Die Kennlinie Bild 9 zeigt uns die Abhängigkeit des 
Wechselstromes vom Gleichstrom zunächst für konstante Ein- 
gangsspannung und konstanten Belastungswiderstand. Wir 
greifen einen besonderen Regelfall heraus, um uns die Lage 
bzw. die Bewegung des Arbeitspunktes auf der Stromkenn- 
linie zu veranschaulichen, und zwar die Regelung auf kon- 
stante Spannung an der Belastung. 


Nehmen wir an, bei mitt- 
lerer Netzspannung und mitt- 
lerer Belastung läge der Be- 
triebspunkt auf der Kenn- 
linie Bild 9 bei P. Es beste- 
hen nun die beiden Mög- 
lichkeiten, auf die die Rege- 
lung ansprechen muß: Netz- 
spannungsschwankung und 
—— > Lfl; Belastungsschwankung. Wir 
Bild 10. Regelkennlinie des Verstärkers Nehmen an, daß für den an- 
noai EE INODENSeL Belasong genommenen Normalfall die 
Gleihistrom I Beide PAGen ander notwendige Gleichstrommag- 
eff. Wechselstrom bei Sättigung (I~ 's. Netisierung gesondert von 

Windungsverhältnis 1:1. einem Gleichrichter geliefert 
wird, dagegen die für die Regelung notwendige Abweichung 
von der Normalmagnetisierung aus einer selbsttätig arbeiten- 
den Einrichtung entnommen wird. Diese besteht aus einem 
Spannungsnormal, mit dem die Ausgangsspannung verglichen 
wird; die Differenz werde verstärkt und den Regeldrosseln 
als Zusatzgleichstrom zugeführt in dem Sinne, daß die Aus- 
gangsspannung möglichst erhalten bleibt. Es sei nach dem 
Verhalten des Zusatzgleichstromes gefragt. Wenn die Netz- 
spannung steigt oder fällt, dann heißt das, daß der Bezugs- 
wert (I_)s, der Wechselstrom bei voller Sättigung, steigt 
oder fällt. Damit würde der Betriebspunkt P auf der Kenn- 
linie sich nach oben oder unten bewegen, weil I __/(I_ )szunimmt 
oder abnimmt. Der Absolutwert des Gleichstromes I__ wird 


aber wenig, im geradlinigen Teil der Kennlinie gar nicht ge- 
ändert. 


EIS 
ABERREE 


0 
0 0204 06 08 10 12 14 


Enden mer meer mus per m meh u ne ee: SENT: e Freier a —  uarurn‘ 
en ns, EEE nn m EEE Eee re en einer nn 


1. Januar 1950 


Wenn anderseits die Belastung sich ändert, dann ändert 
sich ebenfalls der Bezugsstrom (I_)s bei voller Sättigung. 


Der Betriebspunkt bleibt aber annähernd auf der Kennlinie 
an gleicher Stelle stehen, denn in dem Maße, wie der Bela- 
stungswiderstand steigt oder fällt, muß der Gleichstrom ab- 
nehmen oder zunehmen, um die Spannung zu halten oder 
vielmehr den Strom einzustellen, der der gewünschten Span- 
nung entspricht. Dadurch bleibt der Verhältniswert I_/!I_)s 


annähernd gleich und somit steht auch der Punkt auf der 
Kennlinie annähernd fest. 


Wir sehen aus dieser Überlegung, daß für den Ände- 
rungsbereich des Gleichstromes in diesem Falle die Bela- 
stungsschwankungen hauptsächlich maßgebend sind, während 
die Spannungsschwankungen den zu benutzenden Kenn- 
linienbereich festlegen. Für die Bemessung der Drosseln muß 
außer den Wicklungsströmen die äquivalente Sinusspannung 
bei Verwendung als Einphasentransformator bestimmt 
werden. Wenn wir auf der Kennlinie festgestellt ha- 
ben, welchen Bereih der Betriebspunkt durchlaufen 
muß, dann kann die Bemessung der Drosseln festgelegt wer- 
den. Hierzu dient die in Bild 11, wiedergegebene Kurve für 
den Mittelwert der positiven Halbwelle der Drosselspannung, 
bezogen auf den der positiven Halbwelle der Netzspannung. 
Dieser Verhältniswert gibt uns ein Maß, wie die Drossel span- 
nungsmäßig bemessen werden muß, wenn verhindert werden 
soll, daß der Arbeitspunkt auf der magnetischen Kennlinie 
den anderen Sättigungspunkt erreicht. Die Drossel muß m. a: 
W. ohne Gleichstrommagnetisierung die diesem Verhältnis- 
wert entsprechende Spannung aufnehmen, ohne in Sättigung 
zu geraten. 


0 02 04 06 08 10 12 1444 


Bıld 11. Mittelwert der pos. Halbwelle der Drosselspannung Uzs, bezogen 

auf die eff. Netzspannung Ui, abhängig vom Gleichstrom I -, bezogen auf 

den eff. Wechselstrom (I~ )s bei Sättigung als maßgebende Spannung für 
die Bemessung der Drosseln. 


Man wird einmal, um die Drosselspannung niedrig zu hal- 
ten, möglichst den Betriebskennlinienbereich in den oberen 
Teil der Kennlinie legen. Danı legt der unterste Punkt des 
Bereiches die größte Spannung an den Drosseln fest, für die 
sie ausgelegt werden müssen bei zugleich höchster Netzspan- 
nung. So ist die Größe der Drosseln von den Spannungs- 
schwankungen abhängig, denn die Lage des Normalbetriebs- 
punktes muß so weit vom Ende der Kennlinie liegen, daß bei 
Absinken der Netzspannung und damit Heraufrücken des Be- 
triebspunktes das Ende der Kennlinie noch nicht erreicht 
wird. 


Die höchste Strombelastung der Drosseln ist bei konstan- 
ter Belastungsspannung durch den kleinsten Belastungswider- 
stand bestimmt. Der Gleichstromkreis muß beim Übersetzungs- 
verhältnis 1:1 einen Strom führen, der sich aus dem zugehöri- 
gen, der Kennlinie entnommenen Wert I _/(I__)s errechnet. Im 


gradlinigen Teil der Kennlinie sind Gleich- und Wechsel- 
strom gleih. Dabei ist zu beachten, daß der Gleichstrom- 
zweig eine Sperrdrossel enthalten muß, um die Wechselspan- 
nung abzuriegeln. Es ist nicht so, daß durch die Gegenschal- 
tung der Wicklungen im Gleichstromzweig die Wechselspan- 
nungen kompensiert werden, denn die Wechselspannungen 
treten ja in verschiedenen Zeitabschnitten innerhalb der Pe- 
riode auf. Aber durch die Gegenschaltung erhält die Wech- 
selspannung im Gleichstromzweig die doppelte Frequenz. Der 
Mittelwert der positiven Halbwelle, der oben zur Bemessung 
der Drosseln benutzt wurde, ist auch der halbe Mittelwert 
der positiven Halbwelle, der Wechselspannung doppelter Fre- 
quenz im Gleichstromzweig, die abgeriegelt werden soll. Die 
Drossel ist so zu bemessen, daß eine sinusförmige Wechsel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 . 11 


spannung mit doppeltem Mittelwert und doppelter Frequenz 
(oder gleichem Mittelwert und gleicher Frequenz) nur einen 
relativ kleinen Wechselstrom ergibt. 

Eine andere Regelaufgabe, die mit diesen Drosseln ge- 
löst werden könnte, wäre eine Änderung des Belastungs- 
stromes bei konstantem Belastungswiderstand. Wenn dabei 
zwischen Null und Vollaststrom geregelt werden soll, muß 
die Drossel ohne Sättigung für die volle Wechselspannung 
bemessen werden. Sie muß daher eine Typenleistung haben: 


, u(l_)-+ 3 u (In) V2 
a 


Beide Drosseln zusammen haben dann das 1,2fache der höch- 
sten Wechselstromleistung. 

Für die Leistungsverstärkungsziffer ergibt sich sinnge- 
mäß: l | 


NType = = 06 ul). 


Veu%/100 - [1,2 u (I )s]- 


nho 
1+ y2 

Dieses Verhältnis wird unter Berücksichtigung der Kup- 
ferverluste der Glättungsdrossel im Gleichstromzweig verrin- 
gert, läßt sich aber durch Rückkopplungsschaltungen bedeu- 
tend erhöhen. 


Unter Verwendung der Daten des Kernes E 105 erhalten 
wir für die Regelleistung der Drosseln in Reihenschaltung, 


wenn wir wieder B = 12000 G annehmen: 


N- == 2 (>). — „21 
w 1+Y2 w 
l 
= 2 - 0,32. —— ~= - 610 = 162 VA, 
ı+Y2 


oder wenn wir auf B = 15000 G gehen, steigt entsprechend 
der Lage des Knickpunktes für den Werkstoff Permanorm 
5000 Z der Wert u _/w auf 0,4 und N auf 200 VA. Hier ist also 


erreicht, daß die Regelleistung der Typenleistung gleich ist. 
Aus den gegebenen Werten lassen sich die Kupferver- 
luste je Kern abschätzen zu: 
1 Iim. w? A? cm 
Vear (ED. x: Fw ’ = cm , 


21 
= (610)? "R.1055 7 3w. 


Damit wird die Verstärkungsziffer für die Gesamtanordnung, 
abgesehen von dem Verlust der Glättungsdrossel im Gleich- 
stromzweig, 


Na 162 z 
2 y2 
2 Vei 1 Ber 
“= 1+72 ı+Y2 


und steigt für B = 15000 G auf 58. Diese Ziffer kann durch 
Rückkopplung auf den 10fachen Wert gesteigert werden, wenn 
9/10 der Gleichstromleistung dem Wechselstromkreis entnom- 
men werden. 


4. Der magnetische Verstärker in Parallelschaltung oder 
Reihenschaltung mit nicht gedrosseltem Gleichstromkreis 


Die im vorstehenden Abschnitt beschriebene Anordnung 
enthält eine Glättungsdrossel im Gleichstromzweig, die die 
aufzuwendende Gleichstromleistung erhöht und damit die 
Leistungsverstärkungsziffer herabsetzt. Man kann diese Dros- 
sel weglassen, insbesondere dann, wenn es nicht auf die Kur- 
venform des Wechselstromes ankommt oder der Wechsel- 
strom gleichgerichtet wird und es sich um eine Gleichstrom- 
Leistungsverstärkung handelt. Da die Stromverhältnisse des 
magnetischen Verstärkers in Reihenschaltung mit nicht ge- 
drosseltem Gleichstromzweig auf der Wechselstromseite 
übereinstimmen mit dem magnetischen Verstärker in Pa- 
rallelschaltung (ohne Gleichstromdrossel), so sei von diesem 


12 


nach Bild 12 ausgegangen. Die Drosseln liegen wechselstrom- 
seitig parallel, haben also gleiche Spannung; gleichstromsei- 
tig sind sie entgegengesetzt in Reihe geschaltet, so daß sich 
jetzt die Wechselspannungen im Gleichstromzweig aufheben 
und daher keine Drossel notwendig ist. Das ist der Vorteil 
dieser Schaltung, dem aber der Nachteil mehr verzerrter 
Ströme gegenübersteht. 


(€72 264) 


Bild 12. Grundschaltung des ma- 

gnetischen Verstärkers in Parallel- 

schaltung mit wechselspannungs- 
freiem Gleichstromkreis. 


Bild 13. Gesamtwecdhselstrom (im 
oben) und Teilwechselströme (ii mwv, 
is») in der Schaltung Bild 12 für 
jeringe Gleichstrommagnetisierung 


Der Stromverlauf ist in Bild 13 für ohmsche Belastung ge- 
zeigt. Während bei dem Stromverlauf nach Bild 6 der Gleich- 
strom den Wechselstrom in der negativen und positiven 
Halbwelle im Spitzenwert begrenzte, bestimmt hier der 
Gleichstrom den Mittelwert der negativen und positiven 
Halbwelle des Wechselstroines, der in Bild 13 oben stark 
hervorgehoben ist. Die Teilströme über die beiden parallelen 
Drosseln werden gebildet durch den Wechselanteil der posi- 
tiven und negativen Halbwelle, wie Bild 13 zeigt, der um den 
Gleichanteil verschoben ist, der wiederum gleich dem Gleich- 
strom ist, Windungsverhältnis 1:1 vorausgesetzt. Dieser 
Stromverlauf erfüllt die allgemeine Bedingung: Die Spannung 
an den Drosseln ist im sättigungsfreien Bereich eine Wechsel- 
spannung. Dieser Bereich ist festgelegt durch die Zeitab- 
schnitte, in denen der Wechselstrom annähernd gleich dem 
Gleichstrom ist, für die erste Drossel z. B. von wt = x bis 
wt = wtş. 

Wir fragen wieder nach der Bewegung des augenblick- 
lichen Arbeitspunktes auf der magnetischen Kennlinie 
(Bild 2) während des Stromverlaufes nach Bild 13. Bei wtı 
beginnt der Arbeitspunkt der einen Drossel, deren Strom 
Bild 13 zeigt, vom Sättigungsknick aus ins Sättigungsgebiet 
zu gehen und bleibt dort bis zum Zeitpunkt x. Hier kehrt der 
Arbeitspunkt zum Sättigungsknick zurück und bewegt sich 
im Zeitbereich x bis wtə in Richtung des entgegengesetzten 
Sättigungsknickes, da die Drossel jetzt Spannung übernimmt. 
Von wts bis 2 xz bleibt der Arbeitspunkt stehen, weil die Dros- 
selspannung durch die Sättigung der Paralleldrossel zu Null 
wird, um im Bereich 2 z bis wis wieder zum Sättigungsknick 
zurückzukehren. Der Stromverlauf zwischen z und wtls ist 
nur für die ideale Magnetisierungskennlinie konstant, tat- 
sächlich wird der Strom zwischen z und wis etwas negativer, 
ist von wtə bis 2 z konstant und steigt dann wieder bis wfs 
auf den Gleichstromwert an. 

Die Auswertung des Stromverlaufes nach Bild 13 führt 
zu den für die Bemessung der Drosseln notwendigen Kenn- 
linien nach Bild 14. Hier sind, bezogen auf den höchsten 
Wechselstrom bei Sättigung (I__)s , der jeweilige Wechsel- 
strom I_ und der Teilstrom /ı_ abhängig von Gleichstrom 
I_ enthalten. Außerdem ist das Verhältnis des Mittelwer- 
tes der positiven Halbwelle der Wechselspannung an den 
Drosseln zu dem der Netzspannung abhängig von I/_ ange- 
geben. Diese Werte dienen zur Berechnung der Typenlei- 
stung, bezogen auf die Verbraucherleistung bei Sättigung: 


_NType _ es Us + 1 ls $ an 
Us; (I-)s u Us. + 2 (Is (I_)s j 
Im Grenzfalle voller Regelleistung ergibt sich hierfür der 


Wert 1/2, d. h. jede Drosseltypenleistung entspricht der hal- 
ben Regelleistung. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


i 


1. Januar 1950 


Für die Leistungsverstärkungsziffer gilt sinngemäß: 


U y A 
vz Veu% i I_ : 
2- NType oo IT. FI 


| 
die für volle Regelleistung den Wert V = "(Veu%/100) - 0,45 


Diese kann wieder durch Rückkopplung erhöht 


annimmt. 
werden. 


10 


"Bild 14. Regelkennlinien für 
den magnetischen Verstärker 
in Parallelshaltung nad 
Bild 12. Im = eff. Gesamt- 
wechselstrom, I= = Gleidh- 
strom für Windungsverhalt- 
nisi:1. I į = Mittelwert der 


pos. Halbwelle des Gesamt- 
wechselstromes. li~ = eff. 
Teilwechselstrom. Un Mit- 
telwert der pos. Halbwelle 
der Wechselspannung. Strö- 
me bezogen auf den Sätti- 
gungswechselstrom (Im). 
Spannung bezogen auf die 
Netzspannung Uıa3. 


mza — TA], 


Wir denken uns nun diese Drosseln wechselstromseitig 
in Reihe geschaltet und zugleich die Bedingung eingehalten, 
daß die Spannungen an beiden Drosseln gleich verlaufen. 
Das geschieht, wie Bild 15 zeigt, durch die Gleichstromwick- 
lungen, wenn keine Drossel im Gleichstromweg liegt und 
angenommen wird, daß auch die Gleichstromquelle selbst 
keinen Wechselstromwiderstand hat. Dann sind nämlich hin- 
sihtlich der Wechselspannungen 
Punkt 5 mit 7 und Punkt 6 mit 8 
verbunden, und dadurch bildet der 
Gleichstromkreis einen Ausgleichs- 
kreis für den Wechselstromkreis, 
der eine zusätzliche Magnetisie- 
rung bedingt und gleiche Wechsel- 
spannungen an den Drosseln er- 
zwingt. Allgemein müßte bei Rei- 
henschaltung im Vergleich zur Pa- 
rallelschaltung die Spannung an 
jeder Drossel auf den halben Wert 
zurückgehen und der Strom auf den 
doppelten Wert steigen. 

Das ist unter Berücksidhti- 
tung der Verzerrung der Strö- 
me auch tatsächlich der Fall. Bild 16 zeigt die Ströme, 
die wir zu erwarten haben für gleichen Regelstrom, wie in 
Bild 13a, der in Bild 16a wiederholt wird. An zweiter Stelle 
steht der Ausgleichswechselstrom und an dritter Stelle der 
Gesamtstrom im Gleichstromzweig. In 16c sehen wir die 
Summe aus den primären und sekundären Wechselströmen, 


(4/2234 


Bild 15. Grundschaltung des 
magnetischen Verstärkers in 
Reihenschaltung mit nicht ge- 
drosseltem Gleichstromzweig. 


in wt 


TE ~tin 
c wt 
wt 
e. hy- hn 


Bild 16. Ströme ‘bei geringer Gleichstrommagnetisierung in der Schaltuna 
Bild 15. a) Arbeitswechselstrom ji~; b) auf den Gleichstromkreis über: 
tragener Wechselstrom Je» ; c) Gesamtstrom im Gleichstromkreis, i: ~ 
+i—; d,e) Gesamtwechselstrom-Magnetisierung der Drosseln gemsö 
der Summe bzw. Differenz von iı _ und it~. Windungsverhältnis 1.1 


1. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 13 


die uns die Gesamtwechselstrommagnetisierung veranschau- 
licht. Wir sehen, daß sich im Vergleich zu Bild 13 eine gleiche 
Wecdselstrommagnetisierung jeder Drossel ergibt, jedoch 
doppelter Amplitude. 

Nun ist noch der Nachweis zu führen, daß die Spannung 
an den Drosseln auf den halben Wert zurückgegangen ist. 
Das ergibt sich aber ohne weiteres daraus, daß im sättigungs- 
freien Bereich beider Drosseln, d. h. von x bis wis und 2 z 
bis wfs ja beide Drosseln in Reihe liegen. Allerdings ist die 
Bewegung des Arbeitspunktes auf der Magnetisierungskenn- 
linie für beide Drosseln gegensätzlich. Für Drossel I entfernt 
er sich im Bereich x bis wta vom Knickpunkt, während er für 
Drossel II zum Knickpunkt strebt. Im Bereich 2 z bis wis ist 
es umgekehrt. 


Bild 17. Regelkennlinien des 
magnetischen Verstärkers 
nach Bild 15. In = Ar- 
beitswechselstrom, In 4 = 


Mittelwert der pos. Halb- 
welle des Arbeitswechsel- 
stromes, I- = Gleidh- 
strom, Un4 = Mittelwert 


der pos. Halbwelle der 
Drosselspannung (in Bild 15 
mit Ur + bezeichnet!) Strö- 


me bezogen auf Jen Sätti- 
gungsstrom (I_)s, Span- 
nung bezogen auf den Mit- 
telwert der pos. Halbwelle 
der Netzspannung Us}. 


=—— 1/1. ‘ O20. 


Tem 
Leo 
TI 


0 02 04 0 
— > LM 


iri 


An diese Uberlegungen, die aus Raummangel nur ange- 
deutet werden konnten, schließen sich die Bemessungsvor- 
schriften für die Drosseln in Bild 15 im Vergleich zu denen 
für die im Bild 12 an. Es entsteht aus Bild 14 hierfür das 
Bild 17, das der Verdoppelung des Gleichstromes und der 
Halbierung der Spannung Rechnung trägt. Dabei ist zu be- 
achten, daß sich im Gleichstromkreis noch der Wechselstrom 
dem Gleichstrom überlagert. Dadurch wird der Effektivwert 
des Gesamtstromes im Gleichstromzweig gleich dem Effek- 
tivwert des Wechselstromes, wie aus Bild 16 unmittelbar zu 
ersehen ist. Daher ist im Grenzfall die Typenleistung jeder 
Drossel gleich der halben Regelleistung uıs (I_)s und bei 
nicht voller Regelung gegeben durch: 

NType I, Uiz + 
urs (I )s (ds ` | Un + 
wobei die Verhältniswerte Bild 17 zu entnehmen sind. 

Die verzerrte Kurvenform des Wechselstromes in der 
Parallelschaltung oder Reihenschaltung ohne Gleichstrom- 
drossel führt dazu, daß diese Schaltungen nur benutzt wer- 
den, wenn es auf die Kurvenform nicht ankommt oder der 
Wechselstrom nachfolgend gleichgerichtet wird. Hierfür gilt 
Gieichheit von Gleichstrom und Mittelwert des gleichgerich- 
teten Wechselstromes beim Windungsverhältnis 1:1. Wir 
können eine solche Anordnung mehr als fremderregten 
Gleichstromwandler bezeichnen. 

Die Abschätzung der Leistungsverstärkungsziffer geht 
aus von der Gleichheit der effektiven Ströme auf beiden Sei- 
ten. Gleichstromseitig müssen danach insgesamt die halben 
Kupferverluste entsprechend der Typenleistung aufgebracht 
werden. Davon entfällt aber nur ein Teil entsprechend dem 
Anteil des Gleichstromes am Gesamtstrom auf die Gleidh- 
stromquelle: 


Im Grenzfalle voller Regelleistung wird das Verhältnis 
der Stromquadrate 0,81 und die Verstärkungsziffer gleich dem 
Verhältnis der Typenleistung zu den O,4fachen Kupferver- 
iusten. 


An diese grundlegenden Überlegungen schließt die Be- 
rüksichtigung einer Neigung der Magnetisierungskennlinie 
im Sättigungsbereich und einer endlichen Steilheit im unge- 
sättigten Bereich an sowie eines allmählichen Überganges 


gwischen den Bereichen. Dabei bleibt jedoch die grundsätzliche 


Eigenart der beiden Schaltgruppen erhalten. 


Zusammenfassung 


Für magnetische Leistungsverstärker sind drei Grund- 
schaltungen gebräuchlich. Die Reihenschaltung mit 'gedros- 
seltem Gleichstromzweig, die Parallelschaltung und die Rei- 
henschaltung mit nicht gedrosseltem Gleichstromzweig. Es 
wird gezeigt, daß die letzten beiden Schaltungen in der Wir- 
kungsweise übereinstimmen. Der magnetische Verstärker 
ist in der Wirkungsweise ein fremderregter Gleichstrom- 


` Wecdselstrom-Umformer. 


Grundsätzlich unterscheiden sich beide Schaltungen da- 
durch, daß bei der Reihenschaltung mit gedrosseltem 
Gleihstromzweig direkt der Höchstwert des Wed- 
selstromes begrenzt wird durch den Gleichstrom und in der 
Parallelschaltung indirekt der Mittelwert 
der Halbwelle des Wechselstromes durch den Gleichstrom 
festgelegt wird. 

Die Reihenschaltung mit gedrosseltem Gleichstromzweig 
gibt bei ohmschem Belastungswiderstand rechteckige und 
trapezförmige Stromformen, deren Höchstwert vom Gleich- 
strom abhängt. Steigender Strom bedeutet abnehmende 
Phasennaceilung. Maßgebend für die Drosseltypenleistung 
ist die geforderte Regelschwankung auf der Wechselstrom- 
seite. Im Höchstfalle ist die Typenleistung beider Drosseln 
gleih dem 1,2fachen der volien Regelleistung, wobei die 


Leistungsverstärkungsziffer das V 2fache des Verhältnisses 
der Kupferverluste zur Typenleistung ist. Diese Ziffer läßt 
sich durch Rückkopplungsschaltungen erhöhen. Maßgebend 
jür die Bemessung der Drosseln ist der Mittelwert der posi- 
tiven Halbwelle der Drosselspannung .im Verhältnis zum 
Mittelwert der Netzspannung einerseits und dem bezogenen 
Strom auf Wechselstrom und Gleichstromseite anderseits. 
Diese Werte werden kurvenmäßig dargestellt. 

Die Parallelschaltung zeigt bei ohmscher Belastung Spit- 
zen verzerrten Stromverlaufs. Sie eignet sich vor allem für 
nachfolgende Gleichrichtung, so daß die Anordnung den Cha- 
rakter eines fremderregten Gleichstrom-Gleichstrom-Umfor- 
mers annimmt. Das gleiche gilt für die Reihenschaltung mit 
nicht gedrosseltem Gleichstromzweig. Der gleichgerichtete 
Wechselstrom und der Gleichstrom sind proportional. Die 
Verstärkungsziffer ist gleih dem Verhältnis der Regellei- 
stung zur halben Kupferleistung der Drosseln. Die Drosseln 
sind wechselstromseitig und gleichstromseitig beim Win- 
dungsverhältnis 1:1 für den effektiven Regelstrom zu bemes- 
sen und für eine Teilspannung gemäß der Kennlinie für das 
Verhältnis des Mittelwertes der positiven Halbwelle zu dem 
der Netzspannung. Das Rechenbeispiel für einen Kern mit 
einer übertragbaren Leistung von 100 VA als Einphasen- 
transformator bei 50 Hz veranschaulicht die allgemeinen 
Überlegungen. 


Schrifttum 


A. Boyajian: Theory of d. c. excited iron-core reactors and regu- 
lators. J. Amer. Inst. electr. Engrs. 43 (1924) S. 919. — Mathematical, 
analysis of nonlinear circuits. Gen. electr. Rev. 34 (1931) S. 531. 

W. Kramer: Ein einfacher Gleichstromwandler mit echten Stromwand- 
lereigenschaften. ETZ 58 (1937) S. 1309. 

U. Lamm: The transductor and its applications. Asea-J. 16 (1939) S. 66. 

W. Geyger: Magnetische Verstärker für die Meß- und Regeltechnik. 
ETZ 62 (1941) S. 849. 

W. Schilling: Vormagnetisierte Eisendrosseln für Regelkreise. Elek- 
trotehn. u. Masch.-Bau 59 (1941) S. 397. 

U. Lamm: Some fundamentals of a theory of the transductor or ma- 
gnetic amplifier. J. Amer. Inst. electr. Engrs. 66 (1947) S. 47. 

S. E. T. Weedy: Magnetic amplifiers. Electronic Engng. (1948) S. 38 
und 84. 

H.H. Meyeru. H. Fahlenbrach: Magnet. Werkstoffe f. Wandler, 
insbes. Meßwandler. Techn. Mitt. Krupp (Techn. Berichte) Nov. 1939. 

Heracus- Vacuumschmelze, Hanau: Prospekt „Weichmagnet. Werk- 
stoffe‘, 1947. 


14 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


1. Januar 1950 


 Wasserkraftnutzung und Elektrizitätswirtschaft 


Von A. Pirrung, Biberach/Riß* 


Übersicht. Der bestehende Energiemangel und der starke Anstieg 
im Stromverbrauch zwingen zu immer weitergehender Ausnützung der von 
der Natur gebotenen Wasserkräfte. Das Bestreben, möglichst kein Wasser 
für die Energieeizeugung verloren gehen zu lassen, führte im Laufe der 
Zeit zu wesentlichen Änderungen im Ausbau der Wasserkraftwerke nach 
Art und Größe. Insbesondere wird durch die Speicherwerke das Wasser 
restlos erfaßt und ausgenützt; durch sie wird auch eine Änderung im Ab- 
laufregime eines Flusses herbeigeführt, die sich als Vergleichmäßigung der 
Wasserlührung und in besserer Wasserausnützung der nachliegenden Was- 
serkraftwerke auswirkt. Die bestehenden Kraftwerke, vorhandenen Pro- 
jekte und Ausbaumöglichkeiten im Einzugsgebiet des Hochrheins vom 
Ursprung bis Basel werden kurz besprochen und ihre Auswirkung auf die 
Wasserführung des Hochrheins erörtert. 

Der bestehende Mangel an dem wertvollen Wirtschafts- 
gut Elektrizität zwingt zu immer besserer und wirtschaftliche- 
rer Ausnützung aller vorhandenen Energievorkommen. So 
versuht man auch immer weitergehend das natürliche 
Energiedarbieten der Flüsse zu erfassen, damit möglichst 
wenig von dem wertvollen Wasser für die Stromerzeugung 
verloren geht. Diese möglichst weitgehende Erfassung des 
Wassers führte im Laufe der Zeit zur Auslegung der Wasser- 
kraftwerke für immer größere Wassermengen und zur An- 
sammlung des Wassers für die Zeiten des höchsten Strombe- 
darfs. Mit dieser gesteigerten Wasserkraftnutzung ergibt 
sich aber eine Angleichung der Wasserführung eines ganzen 
Flußlaufes an den täglich und jahreszeitig schwankenden 
Strombedarf und damit eine Verlagerung in der Wasserfüh- 
rung der Flüsse überhaupt. Die vorhandene, projektierte und 
mögliche Nutzung der Wasservorkommen rings um den Bo- 
densee bietet ein Beispiel für diese Auswirkung der erhöhten 
Erfassung des dargebotenen Wassers. 


a) Laufwasserkraftwerke 

Der Ersatz der Wasserräder durch die Turbinen erbrachte 
zunächst an Stelle vieler kleiner, mehr oder weniger zufällig 
in den natürlichen FlußBlauf eingesetzter Wasserkraftnutzun- 
gen eine Zusammenfassung der Kräfte und eine strecken- 
weise Kanalführung des Flußlaufes. So entstanden in den An- 
fängen der Elektrizitätswirtschaft viele kleinere Wasserkraft- 
werke für den Strombedarf des näheren örtlihen Ver- 
brauchs. Ihre Ausbauleistung wurde meist so bemessen, 
daß das im Winter auftretende Niederwasser die zu dieser 
Zeit vorhandene Höchstlast des Versorgungsgebietes noch 
decken konnte. Diese Auslegung der Wasserkraftwerke er- 
gab einen Ausbau, für den das Wasserdarbieten an 200 bis 250 
Tagen im Jahr voll ausreichte. Diese Auslegung brachte es 
aber auch mit sich, daß große Mengen des zu sonstigen Zei- 
ten reichlich dargebotenen Wassers ungenutzt über die Weh- 
re flossen. Infolge des rasch ansteigenden Strombedarfs 
reichten die in dieser Weise ausgelegten Wasserkraftwerke 
bald nicht mehr zur Versorgung ihres Gebietes aus. So ent- 
standen dann die ersten kleineren Wasserspeicherwerke von 
meist örtlicher Bedeutung, daneben wurden zur Ergänzung 
an anderen Stellen Wärmekraftwerke errichtet. Durch den 
nunmehr einsetzenden Verbundbetrieb zwischen Wasser- und 
Wärmekraftwerken wurde ein zweckmäßigerer Einsatz der 
Dampfkräfte und eine bessere Ausnützung des anfallenden 
Wassers ermöglicht, Auf Grund dieser Zusammenarbeit 
wurde der Ausbau der Wasserkraftwerke bereits für das 
wesentlich höhere Wasserdarbieten eines Flusses, das an 120 
Tagen vorhanden ist, wirtschaftlich. Aber auch bei dieser 
Auslegung gingen noch erhebliche Wassermengen ungenutzt 
über die Wehre. 

b) DieKraftwerkskette 


Die Ausnützung einer ganzen Flußstrecke führte zum 
Ausbau einer Reihe in kürzeren Abständen hintereinander- 
liegender Wasserkraftwerke in einem Flußlauf. Mit einer 
derartigen Kraftwerkskette läßt sich eine weitere Verbesse- 
rung in der Ausnützung des Wassers durch den sogenannten 
Schwällbetrieb erreichen, der wie folgt vor sich geht: 

Am Anfang einer Reihe von Laufwasserkräften wird ein 
Speicherbecken angelegt, am Ende der Reihe ein Ausgleich- 


* Auszug aus einem Vortrag, gehalten beim Bodensectreffen der In- 


dustrie- und Handelskammern der Kreise rıngs um den Bodensee in Lindau 
im Mai 1949. s 


DK 621.311.21 (434.6) 


becen. Die einzelnen Werke der Reihe arbeiten nach Anwei- 
sung der Lastverteilung nach einem bestimmten Fahrplan. 
Sie werden in der Nacht möglichst stillgelegt und verarbeiten 
dann tagsüber das über Nacht angesammelte Wasser. Dabei 
ist man bestrebt, das sogenannte Schongefälle zwischen den 
einzelnen Kraftwerksstufen aufzugeben, wodurch man eine 
bessere Gefällsausnützung erreicht. Mit dieser Betriebsweise 
wird es möglich, den wirtschaftlichen Wert von Laufwasser- 
kıäften durch Erzeugung hochwertiger Tagesenergie erheblich 
zu vergrößern, so daß es lohnend wird, Wasserkraftwerke 
dieser Art bereits für die 60 bis 80tägige Wassermenge aus- 
zubauen. Solche Tagesspeichertreppen sind an Iller, Lech und 
Isar in der Entstehung begriffen. An den Flüssen, die gleich- 
zeitig der Schiffahrt dienen, hielt man noch bis vor kurzem 
einen derartigen Tagesschwallbetrieb für unmöglich. Der 
praktische Versuch an der Neckarschiffahrtstraße zwischen 
Heilbronn und Mannheim hat aber gezeigt, daß bei entspre- 
chenden Betriebsvorscriften ein Tagesschwallbetrieb sich 
durchführen läßt, ohne daß dadurch die Schiffahrt nennens- 
wert beeinträchtigt wird. 


c) Speicherwerke 


Die Entwicklung der Stromversorgung der neuesten Zeit 
führt immer mehr zur Großraumwirtschaft. Die elektrische 
Energie wird an den Stellen der natürlichen Energievorkom- 
men in Form von Kohle und Wasser in wirtschaftlichster 
Weise erzeugt und über das sich immer mehr ausbreitende 
Verbundnetz an die oft weitab gelegenen Orte des Ver- 
brauchs transportiert. Dadurch ergeben sich auch für den 
Ausbau von Wasserkraftwerken neue Möglichkeiten. Da 
moderne Hochdruckkraftwerke am wirtschaftlichsten bei mög- 
lichst durchgehender und gleichmäßiger Belastung arbeiten 
und sich das oftmalige Anfahren und Stillsetzen auf die Le- 
bensdauer und die Betriebssicherheit dieser Dampfkraftwerke 
ungünstig auswirkt, erhält das Problem der Abdeckung der 
Spitzenbelastungen im Verbundbetrieb seine besondere Be- 
deutung. Nach heutigen Erkenntnissen wird die Abdeckung 
dieser Spitzenbelastungen am wirtschaftlichsten durch soge- 
nannte Jahresspeicherwerke vorgenommen, die das im Früh- 
jahr und Sommer anfallende überflüssige Wasser für die Zeit 
der Winterspitzenbelastung ansammeln.. Vielfach verbindet 
man mit der Jahresspeicherung noch eine Pumpspeicherung, 
durch die unter Verwendung billigen Nachstromes — der sei- 
nerseits wieder zur Vergleichmäßigung der Belastung der 
Dampfkraftwerke beiträgt — Wasser während der Nacdhtzeit 
in den Speicher zurückgepumpt wird, dessen Energie dann 
wiederum in der täglichen Spitzenzeit ausgenützt wird. Die 
Maschinenleistung derartiger Speicherwerke wird für ein 
Mehrfaces der Mittelwassermenge ausgelegt. Heute wird, 
je nach dem Charakter des Speicherwerks, die 4- bis 6fadhe 
Mittelwassermenge für den Ausbau der Turbinen entspre- 
chend einer etwa 1500stündigen Ausnützung gewählt. Neuere 
Untersuchungen haben ergeben, daß bei den meisten Jahres- 
und Pumpspeicherwerken der noch höhere Ausbau der Ma- 
schinenleistung — also bei sonst gleichbleibenden wasser- 
wirtschaftlihen Anlagen — für etwa 1000 h Betriebszeit. 
einen Anlagewert für die über dem 1500stündigen Ausbau lie- 
gende Spitzenleistung ergibt, der unter den Anlagekosten von 
Dampfkraftwerken liegt. Z. Zt. müssen die Speicherwerke 
vielfach wegen des Energiemangels zur Deckung von Grund- 
last während der Mangelzeit herangezogen werden und kön- 
nen nicht entsprechend ihrem Charakter als reine Spitzen- 
kraftwerke zur Leistungsabdeckung ausgenutzt werden. Un- 
ter normalen Verhältnissen wird man aber die in ‚solchen 
Werken veredelte Energie nur zur Abdeckung de, r reinen 
Spitzenbelastungen verwenden, Abgesehen von p. lötzlichen 
Aushilfsmaßnahmen, zu denen die Speicherwerk‘ e infolge 
ihrer raschesten Einsatzbereitschaft besonders gee', ‚gnet sind. 
Ihrem Charakter entsprechend sind solche Spitzejmuwerke be- 
sonders wertvolle Kräfte im Verbundbetrieb, da %%%s wirtschaft- 
licher ist, sie für die 2- bis 3stündige SpitzeTungsyyelastung eines 


I. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 15 


großen Versorgungsgebietes, anstatt der kWh-mäßig gleichen 
> bis 6$tündigen Spitzenbelastung eines kleineren Versor- 
gungsgebietes heranzuziehen. Mit solchen Speicherwerken 
wird nicht nur das während eines Jahres anfallende Wasser 
restlos für die Energieerzeugung ausgenützt, sondern auch 
bei Pumpspeicherwerken mehrfach umgesetzt. 


Die vorstehend skizzierte Entwicklung im Ausbau der. 


Wasserkräfte findet auch ihren Ausdruck in den projektierten 
und noch möglichen Wasserkraftausbauten im Einzugsgebiet 
des Bodensees und des Hochrheins, über die nachstehend kurz 
berichtet wird. 


1. Ausbau zwischen Basel und Bodensee 


Vorgesehen sind 12 Staustufen, von denen zur Zeit 7 aus- 
gebaut sind, nämlich: Augst-Whylen, Rheinfelden, Rhyburg- 
Schwörstadt, Laufenburg, Albbruck-Dogern, Reckingen und 
Eglisau!. Sie besitzen eine Ausbauleistung von 377 MW mit 
einer Jahreserzeugung? von 2730 GWh. Die noch nicht aus- 
gebauten 5 Stufen Birsfelden, Säckingen, Koblenz-Kadelburg, 
Rheinau und Schaffhausen sind für 220 MW Ausbauleistung 
vorgesehen und sollen eine Jahreserzeugung von rd. 1350 
GWh erbringen. Dazu kommt noch der Umbau von Rhein- 
felden, durch welchen dieses Kraftwerk in der Leistung um 
rd. 50 MW und im Arbeitsvermögen um rd. 250 GWh ver- 
arößert wird. Insgesamt stellt die Rheinstrecke Basel—Boden- 
see eine Energiekapazität von rd. 650 MW mit einer Jahres- 
erzeugung von rd. 4200 GWh dar, von denen auf die Schweiz 
etwa 55% und auf Deutschland etwa 45% entfallen. 

Am weitesten vorangeschritten sind die Vorarbeiten für 
das Kraftwerk Rheinau, für das sowohl die badische wie die 
schweizerische Konzession bereits erteilt ist. Dieses Projekt 
ist auch im Rahmen des sog. Internationalen Programms dem 
ERP in Paris vorgelegt. Konzessionsbewerber sind die Stadt 
Winterthur, die Aluminium-Industrie in Chippis und das Ba- 
denwerk. Die Ausbauleistung beträgt 35 MW, die Jahreserzeu- 
gung 205 GWh, der Kostenaufwand 9 Mill. $. Um die Stufe 
koblenz-Kadelburg bewerben sich seit langem die Energie- 
versorgung Schwäben (EVS), die Lonzawerke und die Stadt 
Zürih. Seit einigen Jahren wird ein Abtaush zwischen 
Koblenz-Kadelburg und Säckingen erwogen. Danach würde 
die ganze Energie von Koblenz-Kadelburg der Schweiz über- 
:assen, während von Säckingen rd. 80% an Deutschland fie- 
ien und nur 20% der Schweiz verblieben. Eine Entscheidung 
nierüber wurde bis jetzt nicht gefällt. Abgesehen von der 
noh nicht erfolgten endgültigen Stellungnahme der betei- 


ııgten Regierungsbehörden in Baden und in der Schweiz muß - 


auch noch eine Einigung zwischen den künftigen Stromabneh- 
mem erfolgen. Auf deutscher Seite haben sich für diese beiden 
Staustufen neben der EVS vor allem das Badenwerk und das 
RWE, auf schweizerischer Seite neben den Lonzawerken und 
cer Stadt Zurüch die NOK beworben. Infolge der Schwierig- 
keiten des Geldtransfers und der politisch noch ungeklärten 
Verhältnisse haben sich die Schweizer Partner in den letzten 
Jahren mehr auf den Ausbau von anderen, ganz in der 
Shweiz liegenden Wasserkraftstufen eingestellt. Es muß 
deshalb eine besondere Aufgabe der nächsten Zeit sein, die 


Grundlagen für den Ausbau dieser wertvollen Rheinwasser- 


Kräfte abzuklären, damit er baldmöglich verwirklicht werden 
kann. 

Die Stufe Birsfelden wird ganz als schweizerisches Werk 
gebaut werden auf Grund des erfolgten Energieabtausches 
mit Albbruck-Dogern. Die Konzesionserteilung seitens der 
Schweiz ist gesichert, diejenige seitens Deutschlands steht 
noth aus. Konzessionäre sind die Kantone Basel Land und 
Basel Stadt. 

Der vorgesehene Umbau von Rheinfelden ist ein beson- 
ders anschauliches Beispiel der erhöhten Ausnutzung des 
Wassers bei der heutigen Auslegung gegenüber der frühe- 
ten. Das bestehende, im Jahre 1898 errichtete Kraftwerk 
kheinfelden ist für eine Wassermenge von 614 m?/s ausge- 
icgt und ergibt eine Leistung von 22 MW und rd. 170 GWh im 
Jahr. Das neue Kraftwerk ist für die Ausbauwassermenge 


! Vgl. z. B. ETZ 53 (1932) S. 233. 
! GWb = Giga-Wattstunden = Mio kWh. 


von 1200 m?/s vorgesehen und soll bei 74 MW Leistung 
426 GWh im Jahr erbringen, erreicht also die mehr als 3fache 
Leistung und die mehr als doppelte Arbeit gegenüber dem 
jetzigen Ausbau. Die umfangreichen Projektarbeiten für das 
Werk sind abgeschlossen. Die Eingabe des Konzessionsge- 
suches wird erwartet. 

Es ist denkbar, daß nach dem Ausbau der ganzen Kraft- 
werkskette zwischen Bodensee und Basel der Tagesschwall- 
betrieb auch auf dieser Strecke nach entsprechender Verein- 
barung mit den Schiffahrtsgesellschaften durchgeführt werden 
kann. | 


| 2. Das Schluchseewerk 
` Das Schluchseewerk?, das je hälftig vom Badenwerk und 
vom RWE ausgenützt wird, ist die bedeutendste Jahresspei- 
cherkraft Süddeutschlands. Das Rückgrät des Schluchseewerks 
ist der Schluchseespeicher mit einem Nutzinhalt von 108 
Mill. m3. Zwischen dem Schluchsee und dem Rhein bei 
Waldshut liegt ein Gefälle von 620 m, das in 3 Stufen ausge- 
nützt wird. Die Stufen 1 und 2 — Häusern und Witznau — 
sind im Betrieb, während die unterste Stufe Waldshut sich im 
Bau befindet. Zur Vermehrung des Zuflusses werden be- 
nachbarte Flußläufe teils zur Mittel-, teils zur Unterstufe 
durch Überleitung herangezogen. Das Schluchseewerk ist 
gleichzeitig eine Pumspeicheranlage, da die natürlichen Zu- 
flüsse zur Füllung des Schluchseebeckens nicht ausreichen. 
Mit überschüssigem Nachtstrom kann durch Hochpumpen von 
Wasser während der Nachtstunden hochwertige Tagesspitzen- 
energie zusätzlich erzeugt werden. Auch ist man durch die 
Pumpspeicherung in der Bewirtschaftung des Schluchseespei- 
chers viel freizügiger, weil man nicht mehr befürchten muß, 
daß in trockenen Sommern die Nachfüllung des Schluchsee- 
beckens nicht möglich ist. Diese Freizügigkeit wird aber erst 
durch die Inbetriebnahme der Stufe 3 Waldshut möglich, weil 
man alsdann Rheinwasser bis in den Schluchsee fördern kann. 
Das Schluchseewerk leistet nach seiner Fertigstellung in 
allen 3 Stufen zusammen einschließlich der Bachbeileitungen 
286 GWh aus natürlichem Zufluß. Hierzu kommen noch rd. 
330 GWh durch Pumpspeicherung. Die Maschinenleistung 
der beiden bestehenden Schluchseestufen beträgt 310 MW, 
diejenige der im Ausbau befindlichen 3. Stufe rd. 140 MW, zu- 
sammen 450 MW. 


3. Das Argenwerk 

Das Argenwerk ist eines der wenigen Jahresspeicherpro- 
jekte in Deutschland, bei welchem es ohne Pumpspeicherung 
möglich ist, etwa % der insgesamt anfallenden Wassermenge 
in hochwertige Winterenergie umzusetzen. Der in der Nähe 
von Isny projektierte Speichersee ist für einen Nutzinhalt 
von rd. 100 Mio m? vorgesehen. Sein Energiegehalt wird mit 
einem Rohgefälle von 300 m bis zum Bodensee verwertet. 

Das Gefälle wird in 2 Hauptstufen und 13 Nebenstufen 
ausgenützt. Damit wird eine maximale Maschinenleistung 
von 155 MW und eine Jahreserzeugung von 213 GWh erzielt. 
Sämtliche Stufen sind für eine zusammengefaßte Betriebs- 
führung vorgesehen. Sie können somit alle zur Erzeugung 
hochwertiger Spitzenenergie eingesetzt werden. 

Die Vorbereitungen für den Ausbau des Argenwerks sind 
in vollem Gange. Zunächst ist der Ausbau der beiden Haupt- 
stufen Eglofs und Summerau mit den dazugehörigen Aus- 
gleichsstufen Eyb und Steinenbach vorgesehen. Diese erbrin- 
gen % der Gesamtleistung und bilden energiewirtschaftlich 
ein Ganzes. Der Ausbau der weiteren 11 Stufen kann unab- 
hängig davon später erfolgen. Für die Errichtung und den 
Betrieb des Argenwerks ist eine besondere Gesellschaft ge- 
plant, an welcher die EVS maßgeblich bteiligt ist. Das Kon- 
zessionsgesuch ist bereits eingereicht. Verhandlungen über 
die Finanzierung sind im Gange. 


4. Die Vorarlberger Illwerke 
Seit der Inbetriebnahme des Vermuntwerks?! im Jahre 
1929 werden der westdeutschen Elektrizitätswirtschaft erheb- 
liche Mengen von Vorarlberger Wasserkraftstrom zugeführt. 


3 ETZ 50 (1929) S. 267. 
4 ETZ 49 (1928) S. 61; ferner vgl. 60 (1939) S. 609. 


16 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


In den Jahren 1938/1943 wurden als Ergänzung zum Vermunt- 
werk das Silvrettabecken mit dem Obervermuntwerk sowie 
das Rodundwerk erstellt. Insgesamt stehen Z. Zt. aus diesen 
3 Kraftstufen rund 586 GWh zur Verfügung, von denen etwa 
% auf die Winterzeit und % auf die Sommerzeit entfallen. Die 
Speicherräume haben einen Nutzinhalt von 45 Mio. m?. Die 
Maschinenleistung beträgt z. Zt. 280 MW. Durch eine Reihe 
wertvoller 'Ergänzungsprojekte kann die Kapazität der Vor- 
arlberger Illwerke ganz wesentlich gesteigert werden. 

Im Vordergrund des Interesses steht der Ausbau des Lü- 
nersees. Durch den Ausbau des Lünersees werden 214 GWh 
reine Winterspitzenenergie gewonnen. Da das natürliche 
Einzugsgebiet des Lünersees ziemlich klein ist, muß der größ- 
te Teil des 76 Mio m? fassenden Nutzstauraumes des Lüner- 
sees durch Hochpumpen von Sommerwasser gefüllt wer- 
den. Hierzu sind 203 GWh Sommerpumpstrom erforderlich. 
Diese können aus den z. Zt. im Bau befindlichen Überleitun- 
gen verschiedener Tiroler Bäche gewonnen worden. 

Eine weitere Vervollständigung der Illwerksgruppe wird 
durch die Erstellung des Staubeckens Kops mit einem Nutz- 
stauraum von 44 Mio m? erzielt. Ferner ist der Ausbau einer 
4. Illstufe, des Lorüns-Werks, geplant. Nach Durchführung 
dieser Arbeiten stehen in den Vorarlberger Illwerken 
1200 GWh zur Verfügung, die sich je hälftig auf den Sommer 
und den Winter verteilen. Die Ausbauleistung dieser Werks- 
gruppe beträgt rd. 520 MW. Der gesamte nutzbare Stauraum 
beträgt rd. 165 Mio m’. Weitere Ergänzungen bis zu einer 
Erhöhung der Jahreserzeugung auf rd. 2000 GWh bei einer 
Ausbauleistung von 800 MW sind im Einzugsgebiet der Ill 
noch möglich. 


5. Bregenzer Ach 

Die Bregenzer Ach ist infolge ihrer geologisch nicht sehr 
günstigen Verhältnisse bis jetzt noch verhältnismäßig wenig 
ausgenützt. Die größte Anlage, das Kraftwerk Andelsbuch 
der Vorarlberger Kraftwerke AG., besitzt nur einen kleinen 
Tagesspeicherraum. Die in den. letzten Jahren ausgearbeite- 
ten Projekte zu einer Gesamtausnützung der Bregenzer Ach 
sehen die Erstellung verschiedener Speicherseen hauptsäch- 
lih im Tal der Subers-Ach vor. Außerdem ist an eine groß- 
zügige Aufstauung der Bregenzer Ach nur wenige Kilometer 
südöstlich von Bregenz gedacht. Die Projekte bedürfen aber 
noch weitgehend der Abklärung. Sie zeigen aber immerhin 
die Möglichkeit der Erstellung von Kraftwerken mit mehre- 
ren hundert MW Ausbauleistung und 500...1000 GWh Jah- 
reserzeugung. 


6. Projekte in der Schweiz 

Ganz großzügige Lauf- und Speicherkraftprojekte ver- 
folgt die Schweiz, die sich bekanntlich infolge teurer und 
zum Teil durch politische Schwierigkeiten erschwerter Koh- 
lenbeschaffung in besonders starkem Maße auf Wasserkraft- 
energie eingestellt hat. In der Schweiz fehlt es seit Jahren 
in besonderem Maße an Jahresspeicherwerken, die dem Man- 
gel an Winterenergie abzuhelfen in der Lage sind. Das größte 
Winterspeicherprojekt der Schweiz, das Urserenwerk, sieht 
eine Einstauung der Ortschaft Andermatt äm Gotthard vor. 
Ein größerer Teil des Einzugsgebietes des Vorderrheins soll 
zur Füllung dieses gewaltigen Stausees ins Reußtal überge- 
leitet werden. Durch das Urserenwerk könnten 3000 GWh 
Winterenergie erzeugt werden. Infolge der Schwierigkei- 
ten, die vor allem der Grunderwerb verursachen würde, ist 
aber vorläufig an eine Verwirklichung dieses Werkes nicht 
zu denken. 

Die maßgebenden Energieunternehmen der Schweiz, näm- 
lich die NOK, die Bernischen Kraftwerke und die Städte Zü- 
rich und Basel sowie die Aare-Tessin AG. für Elektrizität Ol- 
ten, haben sich deshalb in den letzten Jahren hauptsächlich 
um die Ausnützung von Bündner und Tessiner Kräften be- 
müht und das sogenannte Greina-Blenio-Werk durchzusetzen 
versucht. Durch dieses Werk sollte auf dem Greinaboden im 
Gebiet zwischen St. Gotthard und Lukmanier ein Speicher- 
becken von 106 Mio m? Nutzinhalt erstellt werden, das teils 
aus dem Einzugsgebiet des Rheins, teils aus dem des Tes- 


nach dem Norden, also ins Rheintal, möglich sei. 


1. Januar 1950 


sins vor allem durch Pumpspeicherung während des Som- 
mers gefüllt und alsdann nach dem Tessin abgearbeitet wer- 
den sollte. Die Widerstände gegen den dadurch entstehen- 
den Wasserentzug aus dem Rheingebiet waren aber so groß, 
daß im Januar dieses Jahres durch einen Volksentscheid des 
Kantons Graubünden die Konzessionierung des Greina- 
‚Blenio-Werks versagt wurde. Es wurde darauf hingewiesen, 
daß eine Ausnützung des wertvollen Greina-Speichers auch 


Nachdem die beteiligten Elektrizitätsunternehmungen 
sahen, daß an eine Verwirklichung des Greina-Blenio-Projek- 
tes z. Zt. nicht zu denken ist, haben sie sich neuerdings um 
das Maggia-Projekt bemüht, das eine Ausnützung eines am 
Gotthard-Massiv entspringenden Zuflusses des Lago Mag- 
giore vorsieht. Durch dieses Projekt können ähnlich wie beim 
Greina-Blenio-Projekt rd. 1000 GWh erzeugt werden, von 
denen der größte Teil Winterkraft ist. Der große Mangel an 
Winterenergie in der Schweiz soll aber noch durch eine Reihe 
von anderen Projekten und Möglichkeiten behoben werden. 
So ist z. B. gegenwärtig ein weiterer Ausbau des Oberhasli- 
Werkes im Gange. i 

Faßt man die für die Elektrizitätsgewinnung angeführ- 
ten Wasserkraftnutzungen zusammen, so kommt man für das 
Einzugsgebiet des Rheins bis Basel zu einer Gesamtleistung 
von etwa 3000 MW und einem Arbeitsvermögen von rd. 
10 000 GWh. Das Wasser stellt eine von der Natur kosten- 
los gebotene und sich ewig erneuernde Energiequelle dar, 
deren Nutzung ohne den Verbrauch eines Stoffes vor sid 
geht. Bei dem bestehenden Energiehunger der Welt werden 
daher alle die genannten Projekte und Möglichkeiten früher 
oder später zum Ausbau kommen. Wenn man so durch die 
genannten Perspektiven die Entstehung großer Speicher- 
räume im Einzugsgebiet des Rheins und seiner Nebenflüsse 
vor sich sieht, durch die ein großer Teil der überreichlichen 
Sommerabflüsse auf den Winter gespeichert wird, so ergibt 
sich daraus für die Zukunft eine wesentliche Veränderung im 
Flußregime des Rheins. Schon heute sind im Wäggital-, Etzel-, 
Obervermunt- und Schluchseewerk Nutzspeicherräume von 
etwa 400 Mio m? vorhanden, die eine Erhöhung der Winter- 
wasserführung des Rheins um durchschnittlich etwa 25 m?’s 
mit sich bringen. Wenn auch nur ein Teil der obengenannten 
Jahresspceicherprojekte ausgeführt wird, so steigt der Nutz- 
stauraum im Rheingebiet auf rd. 1 Mio m?. Hierdurch würde 
die Niederwasserführung des Rheins um etwa 100 ms, die 
mittlere Winterwasserführung um mindestens 60...70 m’is 
erhöht. Diese Verschiebung im Abflußregime des Rheins be- 
deutet aber für alle abwärts liegenden Wasserkraftwerke 
eine erhebliche Verbesserung ihres Energiewertes und ver- 
vielfacht auf diese Weise den Nutzen der angelegten Spei- 
cherräume außer den sonstigen Vorteilen, die eine solche Ver- 
gleichmäßigung der Wasserführung eines Flusses für alle Be- 
nutzer und Anlieger mit sich bringt. 


Zusammenfassung 


Die Bestrebungen zur Anpassung der natürlichen Wasser- 
darbieten an die Belastungsverhältnisse der Elektrizitäts- 
werke führten zum Verbundbetrieb zwischen Wasser- und 
Kohlekraftwerken, zum Schwallbetrieb der Kraftwerkskette 
und zu den Speicherwerken. Die damit zusammenhängende 
größere Auslegung der Wasserkraftwerke hinsichtlich ihrer 
Ausbauleistung ermöglicht eine wesentlich bessere Ausnüt- 
zung des Wassers. Insbesondere erbringen die Speicherwerke 
nicht nur ihre eigene Nutzung, sondern wirken sich durch die 
Ansammlung des Wassers für die Zeiten des höchsten Bedarfs 
auch für alle nachliegenden Wasserkraftwerke in der besse- 
ren Verwertbarkeit des anfallenden Wassers und in der höhe- 
ren Wertigkeit der erzeugten Energie aus und vervielfachen 
auf diese Weise ihren eigenen Wert. Dazu kommt noch der 
Nutzen, den sie durch die Vergleichmäßigung der Wasserfüh- 
rung für alle Benützer und Anlieger mit sich bringen. Die 
heutige und geplante Ausnützung des Wasserdarbietens im 
Einzugsgebiet des Hochrheins ist ein Beispiel für diese er- 
höhte Ausnützung des Wassers. 


x 
" 


1. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 17 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.438 


Gasturbinen für Generatorantrieb und andere Verwen- 
dungszwecke. [Nach A. Howard: Electr. Engng. 68 (1949) 
S. 497, 5 S., 10 B.] 


Nach langer Entwicklungszeit ist die Gasturbine jetzt 
zu einer betriebsreifen Maschine geworden. Man unterschei- 
det yiele verschiedene Systeme von den einfachsten Kon- 
struktionen bis zu komplizierten Kreisläufen. Jede Aus- 
führungsform hat besondere Eigenarten und daher auch 
besondere Anwendunagsaebiete. Eingehende Betriebserfah- 
rungen mit Kraftwerksanlagen liegen allerdings vorläufig 
nur mit relativ niedrigen Temperaturen vor. 

Die General Electric Co. entwickelte im Kriege zwei 
Strahlantriebsaggregate (TG 100 und TG 180bzw. 190), die nur 
zus Turbine und Kompressor bestanden und ohne Zwischen- 
kühlung während der Kompression und ohne Überführung 
der Abgaswärme an die komprimierie Luft (Reaeneration) 
arbeiten. Beide bewährten sich gut. Auf diesen Erfahrungen 
basierend, jedoch unter Beachtung der Erfordernisse des 
Bodenbetriebs, wurde eine einfache Anlage für 4800 PS er- 
stellt und zunächst als Lokomotivantrieb erprobt. Sie ist 
etwa 5,8 m lang, wiegt etwa 2,3 kq/PS und übertraf bei den 
mehr als 700 h dauernden Versuchen die vorausgerechneten 
Leistungen und Wirkungsqrade (17% vom Brennstoff bis 
zur Kuppluna). Der Versuchsbetrieb verlief recht ermuti- 
qend. Die Mehrzahl der Versuche wurde mit schwerem Bun- 
ker-C-Ol als Treibstoff durchgeführt. Der starke Einfluß der 
Umgebungstemperatur, der Höhe über Meeresspiegel, sowie 
die Möglichkeiten der Verdampfungskühlung der angesaug- 
ten Luft wurden festgestellt und qemessen. Soll mit *’dem 
Abgas ein Abhitzekessel beheizt werden, so kann die bei 
Teillast geringer werdende Abgqastemperatur durch Zusatz- 
verbrennung von Ol oder durch Drosselmaßnahmen aufrecht- 
erhalten werden. Die geschilderte einfache Bauart, die zur 
Zeit für Lokomotivbetrieb, als Kraftanlage (teils mit Natur- 
aas) und auch als fahrbares Kraftwerk entwickelt wird, be- 
sitzt zwar nur mäßige Wirtschaftlichkeit, jedoch ein sehr 
aeringes Gewicht, billige Fundamente und sehr kleinen 
Kühlwasserbedarf. 

Um für viele Fälle, insbesondere bei der Erzeugung 
elektrischer Energie einen höheren Gesamtwirkungsqrad zu 
erzielen, arbeitet man mit Zwischenkühlung und Regenera- 
tion. Eine Beispielausführung für 5000 kW, deren erstes 
Exemplar in wenigen Monaten’ versuchsbereit sein soll, 
hat etwa eine Länge von 15 m, eine Breite von 85 m 
und eine Höhe von 4 m, bei einem Einheitsgewicht 
von rd. 27 kq/kW. Diese Einheit soll 28% Gesamtwirkungs- 
grad zwischen Brennstoff und Klemmen erreichen, das ist 
mehr als eine vergleichbare Dampfanlage. Die Hochdruck- 
turbine der zweigehäusigen Ausführung treibt den Hoch- 
drukkompressor und den Generator an, die Niederdruck- 
turbine nur den Niederdruckkompressor, dessen Drehzahl 
zweks Verbesserung des Gesamtwirkungsqrades bei Teil- 
asten gesenkt wird. Der Einfluß der Umgqebungstemperatur 
auf die Leistung und der einer Belastungssenkung auf die 
Wirtschaftlichkeit ist bei dieser Anordnung aeringer als bei 
der einfachen Bauart. Auch hier ist der Kühlwasserver- 
hrauh im Vergleich mit Dampfanlaqgen sehr aering.' Dazu 
kammen geringere Installationskosten und schnelles Start- 
vermögen. Gegebenenfalls kann die Abwärme statt zur Re- 
reneration zur Dampferzeugung, Lufterhitzung o. ä. ver- 
wandt werden. Als Brennstoff dient Gas, leichtes oder 
schweres Ol (auch Bunker-C). Drei Einheiten dieser Art sind 
bestellt worden, davon zwei Fur Gas- und eine für Bunker- 
Jihetrieh. 

Die beiden aeschilderten Anlagen lassen die besten Zu- 
kunftaussichten zu, zumal als Weiterentwicklunqg der Gas- 
tırbine auch die Benutzung von Kohle als Brennstoff vor- 
ausgesagt werden kann. Lei 


DK 621.316.93 : 627.844 


Blitzschaden an einem Stahlbeton-Druckwasserrohr. [Nach 
R Guelke u. C. P. Marais: Proc. Instn. electr. Engrs. 
% H (1949) S. 641; 4 S., 4 B] 

Eine im Erdreich verlegte Stahlheton-Wasserleitung 
van Sterkfontein nach Pretoria in Südafrika von 45 cm Dmr. 
wurde im Jahre 1945 durch Blitzschlag über eine Strecke 


ger Gleichungen. 


von etwa 600 m schadhaft. Die Untersuchung ergab Blitz- 
einschlag in der Nähe einer kreuzenden Hochspannungs-Frei- 
leitung für 40 kV. Eine Prüfung der Schadensstelle zeigte, 
daß ein Strom von etwa 5000 A während 60 us über den 
Rohrleitungswiderstand von rd. 3 Q, mithin eine Energie 
von etwa 10? Ws, wirksam gewesen war. Hierdurch wur- 
den explosionsartige Beschädigungen an den Stoßstellen 
der aus einzelnen Teilen zusammengefügten Stahlbeton- 
Rohrleitung verursacht, und zwar insbesondere dadurch, 
daß jeder Leitungsabschnitt mit dem nächsten nicht elek- 
trish hinreihend verbunden war. 

Abhilfe ist also möglich durch gute Verbindung der Ei- 
seneinlagen des Betonrohres oder durch einen längs der 
Leitung verlegten Kupferdraht, der an verschiedenen Punk- 
ten seiner Länge geerdet wird. Die letzte Maßnahme wurde 
ausgeführt und damit eine Schutzwirkung ähnlich wie bei 
Erdseilen von Kabeln geschaffen. Durch eingebaute Stahl- 
stäbchen wurde die Wirkung dieser Schutzmaßnahme über- 
wacht und gefunden, daß innerhalb von 3 Monaten Über- 
ströme durch Blitzentladungen auf der Leitung von 600 bis 
6300 A geflossen waren, die aber nach Einbau der Schutz- 
leitung zu keinerlei Beschädigungen des Wasserrohres mehr 
führten. Der Widerstand des Erdbodens erwies sich bei Mes- 
sungen als recht hoch. — Für die rechnerische Behandlung 
des Problems ergeben sich die beiden Möglichkeiten der 
Betrachtung als konzentrische Leitung oder der Berechnung 
von Filtergqliedern, für die Widerstand, Induktivität und 
Kapazität einzelner Leistungsabschnitte konzentriert zusam- 
mengefaßt werden. Tsch 


DK 621.311.153 


Normalisterte Jahresbelastungsdauerlinien. [Nah H. 
Solling: Elektrotechn. 3 (1949) S. 4; 5S,5B.2T.] 

Die Jahresbelastungsdauerlinie ist als geordnete Jah- 
resbelastungskurve die bildliche Darstellung der Jahresbe- 
lastung über der Jahreszeit und nach der Belastungshöhe 
von der Spitzenbelastung bis zur kleinsten Belastung ge- 
ordnet. Schon frühzeitig wurde versucht, mathematische 
Formeln für die Jahresbelastungsdauerlinien aufzustellen. 
Frühzeitig machten N. Schulz, Fleck und Rahn? 
M. Vidmar, Soschinski,* Rossander ® Jun- 
qe’) und Langrehr?) Ansätze zur Aufstellung derarti- 
Im Gegensatz dazu geben Tröger, 
Wachter? u. a. gebrochene Linienzüge an Und vermei- 
den mathematische Ausdrücke. Die Brauchbarkeit normali- 
sierter Jahresbelastungsdauerlinien der verschiedenen Ver- 
fasser wurde nun kritisch ausgewertet. Dabei ergibt sich, 
daß die mathematischen Formeln von Schulz, Fleck 
und Vidmar nur in Sonderfällen genügen, da der Bela- 
stungasfaktor bei ihnen nicht gebührend berücksichtigt ist. 
Die Kurven von Tröger u. a. sind wiederum für die Be- 
stimmung des Arbeitsinhaltes brauchbar, haben aber den 
Nachteil, daß die Spitzenarbeit zu groß erhalten wird. Am 
günstigsten‘ liegen die Kurven von Soschinski und 
Junge für den untersuchten Fall. Durch Zusammenset- 
zung der Jahresbelastunasdauerlinien aus ihren wesentli- 
chen Bestandteilen für Kraft- und Lichtbelastung wurde 
nunmehr untersucht, ob eine mathematische Behandlung 
der Jahresbelastungsdauerlinie auf Grund von normalisier- 
ten Belastungslinien möglich ist. Nach Analysen zahlreicher 
Taqesbelastungskurven und aus allgemeinen Betrachtungen 
wurde aefunden, daß alle aufgestellten Gleichungen nur 
beschränkte Gültigkeit haben; auf die allgemeine Darstel- 
lung der Dauerlinien durch eine Gleichung muß verzichtet 
werden. Am besten erscheint noch die Darstellung der Jah- 
resbelastunasdauerlinien als Summe verschiedener Funkti- 
onen. Häufig erqibt sich daraus ein Hilfsmittel, um mit nor- 
malisierten Jahresbelastungsdauerlinien zu brauchbaren Er- 
gebnissen zu kommen. ts 


| nn nn 


1 ETZ 31 (1910) S. 2; 34 (1913) S. 809; 47 (1926) S. 11. 

? Elektrotechn. u. Masch.-Bau 52 (1934) S. 501. 

? M. Vidmar: Transformation u. Energieübertragung. Kleinmeyer 
u. Bamberq. Laibach 1945. 

€ ETZ 39 (1918) S. 125. 

$ ETZ 34 (1913) S. 489. 

¢ ETZ 59 (1938) S. 999. 

7 ETZ 64 (1943) S. 365. 

€ ETZ 41 (1920) S. 908, 

% ETZ 65 (1944) S. 377. 


18 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


Elektrische Maschinen 
DK 621.313.001.5 
Ungelöste Probleme im Motorenbau. |Nah T. C. Loyd, 
P. H. Trickey, W. R. Hough, C. R. Potter: Electr. 
Engng. 68 (1949) S. 759; 4 S.] 

Die Verfässer bestreiten die Richtigkeit der weit ver- 
breiteten Ansicht, im Bereiche des Elektromaschinenbaues 
gäbe es keine Forschungsmöglichkeiten mehr, und bewei- 
sen ihre Behauptung durch Anführung zahlreicher Beispiele, 
hauptsächlich aus dem Gebiete der Kleinmotoren (Mehr- 
und Einphasenmotoren, Motoren mit Kondensatorhilfsphase, 
mit kurzgeschlossener Hilfsphase, mit Anzapfungen für Re- 
lais, Repulsionsmotoren, Synchronmotoren ohne Induktor- 
wicklung, Gleichstrommotoren hinter Gleichrichtern, Uni- 
versalmotoren). Auch für unsere Technishen Hochschulen 
wird diese Aufgabensammlung interessant sein. Allerdings 
sind die gestellten Themen für junge Ingenieure am Ende 
ihrer Ausbildungszeit teilweise als recht schwierig zu be- 
zeichnen; auch der geschätzte Zeitaufwand (bis zu 100 000 h) 
ist für Dissertationen z. T. nicht verfügbar. Einige der ge- 
stellten Fragen können mit rein physikalischen Überlegun- 
gen beantwortet werden; andere erfordern großes mathe- 
matisches Rüstzeug; wieder andere (der Einfluß der Strom- 
wendung bei Repulsions- und Universalmotoren) können 
nicht zuverlässig rechnerisch gelöst werden, weil der Zu- 
stand des Kontaktes zwischen Bürste und Stromwender sehr 
von Zufällen abhängt, die der Berechner nicht voraussehen 
kann. Daß die Probleme meist auf dem Gebiete der Klein- 
motoren liegen, hat seinen guten Grund: Die wirtschaftliche 
Bedeutung dieses Gebietes ist qroß und steigt stetig; die 
Aufgaben, daher auch die Ausführungsformen sind überaus 
mannigfaltig; endlih werden die den Motorenlauf beein- 
flussenden Faktoren (Widerstände, Streuung, Erregerbedarf, 
Reibung) um so wesentlicher, je kleiner die Motorleistung 
ist. Die in dem beigegebenen Verzeichnis angeführten Auf- 
sätze gehören ausschließlich der amerikanischen Literatur an. 
Sehr wahrscheinlich enthalten die technischen Literaturen 
anderer Länder manche Antwort auf die hier gestellten 
Fragen. Ka 


DK 621.3.047.4 : 537.311.4 
Erscheinungen am Kohlebürsten-Kontakt auf elektrischen 
Maschinen. [Nach P. F. Soper: Proc. Instn. electr. Engrs. 
96 II (1949) S. 645; 11 S., 8 B.]. 

Verfasser macht den Versuch, die Stromübertragung im 
Gleitkontakt der Kohlebürsten durch einen Elektronenstrom 
zu erklären, der durch die hohe Feldstärke in den außer- 
ordentlich kleinen Kontaktpunkten kalt von der Kathode 
emittiert wird. Die thermische Elektronenemission wird als 
unbedeutend angesehen. Mit Hilfe der vom Verfasser aufge- 
stellten verallgemeinerten Kontaktformel werden die wahre 
Emmissionsfläche und der sog. effektive Kontaktabstand aus 
auf Kupfer- und Gußeisenschleifringen aufgenommenen Kur- 
ven der Stromstärke und Kontaktspannung errechnet und in 
der Größenordnung von 10-9 cm? und 10-9 cm gefunden. Au- 
Berdem wird die Bowdensche Theorie der trockenen Reibung 
eingeführt, nach der in den außerordentlich kleinen Berüh- 
rungspunkten zweier Körper die Schmelztemperatur erreicht 
wird, so daß die Berührungspunkte sich in einem Zustande 
dauernder plastischer Verformung befinden. 

Nunmehr werden an Hand von Messungen der Strom- 
stärke, Spannungen und Drehmomente der Reibungskräfte 
von Bürsten und Schleifringen die gefundenen Werte der 
Emissionsfläche, des Kontaktabstandes und des Drehmomen- 
tes der Reibung für verschiedene Beobachtungen diskutiert. 
Zunächst wird eine Begründung gegeben für die bekannte 
Erscheinung, daß der Spannungsabfall von Bürsten beim 
Übergang von der Ruhe zur Bewegung des Ringes größer 
wird. Nach den Versuchen des Verfassers tritt diese Erscei- 
nung nur an den anodischen Bürsten auf, weil die Feldstärke 
durch die Bewegung der auf dem Schleifring befindlichen 
Emissionsflächen verringert werde. 

Die polaren Unterschiede der Spannungsabfälle der ano- 
dischen und kathodischen Bürsten erklärt der Verfasser da- 
durch, daß der kleineren Emissionsfläche die höhere Span- 
nung zukomme, um durch gesteigerte Emission den erforder- 
lichen Bedarf an Elektronen zu decken, und daß die Elektro- 
nenaustrittsarbeit für Ring und Bürste verschieden sei. 

Der polare Unterschied der Reibung wird ebenfalls durch 
die ungleich große Emissionsfläche erklärt. Zur kleineren 


1. Januar 1950 


Fläche gehöre die größere Reibung. Bei Steigerung des Bür- 
stendruckes werde die Emissionsfläche vergrößert, der Kon- 
taktabstand bleibe unverändert. Eine weiche Naturgraphit- 
bürste habe eine größere Emissionsfläche als eine harte 
Kohlebürste. Eine schräg geschlitzte Bürste mit Ausschnitten 
aus dem zentralen Teil der Gleitfläche habe eine kleinere 
Emissionsfläche als eine axial geschlitzte Bürste. Die Abhän- 
gigkeit der Bürstenreibung von der Stromstärke wird eben- 
falls durch Änderung der Größe der Emissionsflächen erklärt. 
Nur für relativ kleine Stromstärken wird der quantenmecha- 
nische Tunneleffekt herangezogen. 

Die Theorie von Soper weicht sehr von der allgemein 
angenommenen Theorie der metallischen oder quasimetal- 
lischen Berührung in den Kontaktpunkten von 10-3 bis 10% 
cm? Flächengröße ab. Die Soperschen Emissionsflächen von 
10-9 cm? führen zu undiskutablen Werten der Engewiderstände 
in den Kontakten. Auch in anderen Punkten ergeben sidh 
erhebliche Schwierigkeiten für die Sopershe Grundannahme. 

Nk 


Röntgentechnik 
DK 621.386.1.027.7 : 620.1 
Zur Elektrotechnik der amerikanischen Megavolt-Rönt- 
genapparate. 

Für die Zwecke der medizinischen Tiefentherapie und 
der technischen Röntgendurchstrahlung sind in den Vereinig- 
ten Staaten von Nordamerika eine beachtlihe Anzahl von 
Röntgenapparaten mit 1 und 2 MV Röhrenspannung in Be- 
trieb!. Diese sind als kompakte Einkesselapparate ausgebil- 
det, d. h. Röntgenröhre und Hochspannungserzeuger sind in 
ein gemeinsames geerdetes Gehäuse eingebaut. Bei allen 
Apparaten ist die Röntgenröhre als vielstufige abgeschmol- 
zene Stabanodenröhre ausgebildet; der Anodenstab ragt be- 
trächtlich aus dem Kessel heraus. Es ist so ein sehr bequemes 
Heranbringen und Einstellen des Röntgenstrahlenkegels zum 
Patienten oder zum zu prüfenden Werkstück möglich. 

Von den 1 MV-Röntgenapparaten der General Electric 
Co., Schenectady (N. Y.) sind rd. 60 Exemplare hauptsächlich 
tür Werkstoffprüfzwecke in Benutzung. Von einem nach dem 
gleichen Prinzip aufgebauten 2 MV-Apparat derselben Firma 
sind etwa 6 Stück in Betrieb. Ein weiterer 2 MV-Apparat 
wird von der. High Voltage Engineering Corp., Cambridge 
(Mass.) geliefert. 


baen 


stählernes Druckgefäß, 6 mm Wand- 
stärke 

Primärspule des Transformators 
Sekundärspulensäule 
Abschlußelektrode 

Röntgenröhre 

gee’deter wassergekühlter Ano- 
denstab 

isolierende Druckgasfüllung 
lamellierter magnetisher Rüc- 
schlug 

Gaskühler 


© ou Swan 


6 i Bild 1. Grundsätzliher Aufbau de 
1 MV-Röntgenapparates der Genera! 


Electric Co. 


ETZ ISD 


Die Apparate der General Electric Co. sind in Halb- 
wellenschaltung ausgeführt, d. h. ein einphasiger Hochspan- 
nungstransformator speist direkt die Röntgenröhre, die in 
derjenigen Wechselspannungshalbwelle, in der die Anode 
der Röntgenröhre ein positives Potential gegen die Kathode 
besitzt, stromdurchlässig ist und Röntgenstrahlen erzeugt, in 
der anderen Halbwelle sich im Sperrzustand befindet. Beim 
1 MV-Apparat beträgt der maximal einstellbare Scheitelwert 
der Röhrenspannung 1 MV und der hödhstzulässige arithme- 


t E. A. Burrill: Precision radiography at two-million volts. Non- 
destructive Testing 6 (1947) S. 42. 

Chariton, Westendorp, Dempster u. Hotalina 
A new million-volt X-ray outfit. J. appl. Phys. 10 (1939) S. 374. 

E. W. Nelson: Eyes and ears for industry. Mechanics ill. (1943 
Januar, S 48. 

J. Saget: Recent progres dans la production du rayonnement X 
Bull. Soc. franç électr. 8 (1948) S. 245. 

J.Stokley: Atomic artillery. Gen. Electr. Rev. 50 (1947) S. 9. 

— —: Welds in 5-in plate X-rayed in 2 min. Iron Age (1941) Nr. 19 
S. 50. 


Versl. Symp. Nederl. Natuurk. Ver. Nr. 3, Nov. 1947, S. 169. 


J. S. Woldringh: Rötgeninstallaties voor zeer harde stralingen 


. 1. Januar 1950 


tishe Mittelwert des Röhrenstromes ist 3 mA. Der Brenn- 
flekdurchmesser der Röntgenröhre liegt je nach eingestell- 
ter Leistung zwischen 3 und 13,5 mm bei Nennleistung. Die 
bei Nennleistung erzeugte Strahlenleistung liegt bei 60 r/min 
in 1m Abstand vom Brennfleck. Die Nennleistung des 2 MV- 
Apparates ist 2 MV Scheitelwert der Röhrenspannung bei 
15 mA arithmetischem Mittelwert des Röhrenstromes. Die 
Strahlenleistung beträgt hierbei etwa 180 r/min in Im Ab- 
stand vom Brennfleck. 

Beim 2 MV-Apparat der High Voltage Engineering Corp. 
wird die Röntgenröhre mit Gleichspannung gespeist. Die 
Nennleistung ist 2 MV Röhrenspannung und 0,25 mA Röh- 
renstrom. Ein besonderes Kennzeichen dieses Apparates ist 
der außerordentlich kleine Brennfleck von nur etwa 0,25 mm 
Dmr. Die Radiumäquivalenz der erzeugten Röntgenstrahlung 
liegt bei 3kg Radium. 

Vom elektrotechnischen Standpunkt aus interessiert be- 


sonders, wie die Gestaltung des Hochspannungserzeugers, die 


Isolationsfrage und der Einbau in ein möglichst gedrungenes 
Gehäuse bei geringstmöglihem Gesamtgewicht und großer 
Betriebssicherheit gelöst wurde. Die folgenden Angaben sol- 


len hierzu einen knappen orientierenden Einblick vermitteln.’ 


Anodenstab der Röntgenröhre 

ısolierende Druckgasfüllung 

lamellierter magnetischer 
Rückschluß 

8 Gaskühler 


nn D U a 


D 
I sählernes Druckgefäß 2 
2 Spulensäule des Hochspan- 7 
nungstransformators 
Abschlußelektrode G vn 
Röntgenröhre Z 
G 
g 
A 


Bid 2. Grundsätzlicher Aufbau des 
-MV-Röntgenapparates der General 
Electric Co. 


Bei allen drei Apparaten wurde der Hochspannungs- 
erzeuger als eine von einer geerdeten Grundplatte aufstei- 
gende Säule ausgebildet, die am oberen, das größte nega- 
uve Potential gegen Erde aufweisenden Ende in einer scha- 
::nföormigen Abschlußelektrode endet. Diese Hochspannungs- 
siule umschließt den Beschleunigungsteil der Röntgenröhre 
und ist in einen geerdeten stählernen Druckkessel eingebaut, 
der eine Druckgasfüllung als isolierendes Mittel enthält 
Bild 1 big 13). 


! stählernes Druckgefäß 

2 aus Potentialsteuerringen aufge- 
baute Hochsp.-Säule 
Abschlußelektrode 

umlaufendes Band des Van de 
Graaff-Generators 

Laufrollen des Bandgenerators 
EL HIEBBINONOE des Bandgenera- 
ors 

Röntgenröhre 

Anodenstab der Röntgenröhre 
isolierende Druckgasfüllung 
Gaskühler 

Behälteransatz mit Hochsp.- 
Voltmeter - 


an gi te tu 


<. u 
-< a Oa wN 


E la 3. Grundsätzlicher Aufbau des 
e MV-Ròntgenapparates der High 
Voltage Engineering Corp. 


ETZ 995) 


IMV-Apparat (Bild 1). — Der Hochspannungstrans- 
lormator ist ein Resonanztransformator; die Eigenschwin- 
gung der säulenförmig aus 12 Scheibenspulen zusammenge- 
setzten Sekundärwicklung liegt bei 180 Hz. Vom geerdeten 
Ende dieser Sekundärspule her wird der Transformator durch 
tine primäre Scheibenspule magnetisch erregt. Der Trans- 
'srmator hat keinen eigentlichen Eisenkern. Als äußerer ma- 
gnetischer Rückschluß dient eine Innenauskleidung des Druck- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 19 


kessels mit Transformatorblechstreifen. Die Hochspannungs- 
säule ist rd. 765 mm hoch und hat rd. 380 mm Dmr. Die aus 
Messingblech bestehende Absclußelektrode ist 165 mm hoch; 
zur Kleinhaltung der in ihr auftretenden Wirbelstromver- 
luste ist sie vielfach geschlitzt. - | 

Die Füllung des aus 6 mm-Stahlblech hergestellten Appa- 
ratekessels ist gesättigter Frigen-(Freon, C Cl: Fe)-Dampf; 
der Dampfdruck liegt im Betriebstemperaturbereich zwischen 
etwa 4 und 5 kg/çm?. Die elektrische Festigkeit ist hierbei 
etwa dreimal höher als die eines gut vorbehandelten Trans- 
formatoröles. Um den aus Isolationsgründen erforderlichen 
Dampfdruck sicherzustellen, wird die Betriebstemperatur des 
Apparates durch autematische Heizung bzw. Kühlung der 
Druckgasfüllung stets auf einen in der Gegend von 60° C 
liegenden Wert eingeregelt. — Das Gewicht des Apparates 
liegt bei 700 kg, davon entfallen auf die Frigen-Füllung rd. 
18 kg. Bei Dlisolation hätte der Kessel sehr viel größer und 
schwerer werden müssen und die Olfüllung hätte allein schon 
etwa 5 t gewogen. l 

2 MV-Apparat {Bild 2). — Dieser Apparat ist eine 
Weiterentwicklung des 1 MV-Apparates (Bild 1). Die Hoch- 
spannungssäule besteht hier aus 24 Scheibenspulen. Der Ap- 
parat wiegt etwas mehr als 2000 kg. 

2MV-Apparat (Bild 3). — Im Gegenteil zu den bei- 
den vorbeschriebenen Apparaten wird hier als Hochspan- 
nungserzeuger .ein Bandgenerator nah van.de Graaff 
benutzt und die isolierende Druckgasfüllung besteht aus rei- 
nem Stickstoff mit einem Betriebsdruckbereih von 12 bis 
20 kg/cm?. 

Der säulenförmige Aufbau der Hochspannungsanordnung 
wird dadurch erreicht, daß Bandgenerator und Röntgenröhre 
in einen Turm aus 175 Potentialsteueringen gestellt sind. Ge- 
genüber der Abschlußelektrode ist ein elektrostatischer Span- 
nungsmesser in das Druckgefäß eingebaut. 

Das Gesamtgewicht beträgt rd. 1250 kg. Der Leistungs- 
bedarf des Bandantriebmotors ist etwa 3 kW. Ve 


Elektrochemie 
DK 621.357.8 : 621.923 
Elektrolytisches Polieren von Metallen. [Nah G Häcker: 
Feinwerktechnik 53 (1949) S. 173; 3,5 S., 1 B„1 T] 

Unter elektrolytishem Polieren versteht man das kurz- 
zeitige anodische Lösen von Metallen, wobei die erhabenen 
Teile der zu behandelnden Oberfläche in einer elektro- 
lytishen Zelle aufgelöst, dagegen die tiefer liegenden 
wenig oder gar nicht angegriffen werden. Die unterschied- 
liche Auflösung kann auf der Bildung passivierender Deck- 
schichten oder auf den unterschiedlichen Stromdichten be- 
ruhen. Die verwendeten Stromdichten sind meist hoch; sie 
liegen zwischen 0,2 und 3000 A/dm?, wobei die zugehörigen 
Spannungen zwischen 2 und 220 V schwanken. Die Behand- 
lungszeiten liegen zwischen wenigen Sekunden und etwa 
30 min. Die verwendeten Elektrolyte haben Temperaturen 
zwischen + 10 und 100° C. Die Kathoden haben die zwei- 
bis zehnfache Oberfläche der Anoden. Meist besteht der Ka- 
thodenwerkstoff aus dem zu polierenden Metall. Der Elek- 
trodenabstand beträgt meist nur 10..20 mm. Die Lage der 
Kathode im Gefäß richtet sich nach dem Werkstück. 

Verwendet werden saure und basische Elektrolyte, und 
zwar basishe für Zinn, Zink, Wolfram, Aluminium und 
seine Legierungen. Für Alumniumlegierungen werden jedoch 
auch saure Elektrolyte benutzt. Die wichtigsten sauren 
Elektrolyte sind UÜberclor-, Phosphor-, Pyrophosphor-, 
Schwefel-, Essig-, Salpeter-, Salz- und Borsäure, denen meist 
Alkohol, Äther, Glyzerin und Glykole zugesetzt werden. 
Die wichtigsten basischen Elektrolyte sind Natron-, Kali- 
lauge, Kaliumcyanid, Soda, Trinatriumphosphat und Pott- 
asche. Meist werden Mischungen verschiedener Bestand- 
teile angewendet. Arbeitsvorschriften für Stahl, Kupfer und 
Messing, Zink, Blei, Aluminium und seine Legierungen, 
Magnesium, Silber und seine Legierungen sind in der Ar- 
beit angegeben. 

Die Vorteile des elektrolytischen Polie- 
rens bestehen im Fortfall jedweder Oberflächenverformung, 
also einer Schonung der Metalloberfläche, und in der raschen 
Durchführbarkeit. Außerdem haben elektrolytisch polierte 
Metalloberflächen ein im Durchschnitt um 10... 14% höheres 
Lichtreflexionsvermögen, Reinaluminiumflächen sogar eine 
um 54% höhere optische Reflexion als mechanisch polierte 
Flächen, wenn sorgfältig mechanisch vorpoliert wurde. 
Elektrolytisch poliert werden kann grundsätzlich jedes Me- 
tall; besonders geeignet ist das Verfahren für Eisen, Blei, 
Kupfer und die Leichtmetalle. 


20 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


Hieraus ergeben sih die Anwendungsmöglich- 
keiten des Verfahrens, das zuerst für metallo- 
graphische Untersuchungen Vorteile bot. Auch das wahre 
Potential leicht oxydierbarer Metalle, wie Zink oder Alu- 
minimum, konnte damit bestimmt werden!. Uber die labo- 
ratoriumsmäßige Anwendung hinaus wird das elektrolytische 
Polieren in den USA bereits großtechnisch durchgeführt. 
Dabei werden Gegenstände aus nichtrostendem Stahl, wie 
Bestecke, medizinische Instrumente, Beschläge, Haushal- 
tungsgegenstände, Schrauben u. a. elektrolytisch poliert. 
Eine besondere Anwendung brachte die Herstellung von 
Reflektoren für Scheinwerfer. Gegenstände aus Draht, wie 
Körbe oder Roste, Werkstüke aus Blech und Zierteile 
werden ebenfalls bereits vorteilhaft elektrolytisch poliert?. 
` Das bereits recht ausgedehnte Schrifttum nennt z. B. P. Jac- 
quets. . Tsch 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.317.72.083.5 
Wechselstrom-Kompensator für Niederfrequenzmessungen. 
[Nach J. M. Vanderleck: Electr. Engng. 67 (1948) S. 173; 
8 S., 9 B] 

J.M. Vanderleck weist darauf hin, daß es für tech- 
nishe Messungen bei Niederfrequenz zweckmäßig ist, 
einen komplexen Kompensator in Verbindung mit einem 
Phasenschieber zu benutzen, wie dies bereits früher vorge- 
schlagen wurde*. Er beschreibt zwei Ausführungsarten eines 
auf diesem Grundprinzip beruhenden Wechselstrom-Kompen- 
sators für Niederfrequenzmessungen. Bei der ersten Aus- 
führungsart (für Drehstrom) nach Bild 4 sind die beiden 
aus je einem Dekadenwiderstand nebst Schleifdraht beste- 
henden Spannungsteiler Rı und Ra über Isoliertransforma- 
toren Tı und Ts an den Drehstrom-Phasenschieber Ph ange- 
schlossen, der mit der auch das Meßobjekt speisenden Dreh- 
stıidmquelle verbunden ist. Die in den beiden Spannungs- 
teilern fließenden, um 90° gegeneinander phasenverscho- 
benen Wechselströme Iı und /a können mit zwei Vorwider- 
ständen rı und rz verändert und an zwei elektrodynamischen 


EZ) VG 


Bild 4. Erste Ausführungart des Wechselstromkompensatorss für Nieder- 


frequenzmessungen (für Drehstrom). 


Pıäzisions-Strommessern A, und Asa (Weston-Modell 370, 
Skalen-Endwert: 55 mA, Genauigkeit: 0,25% des Skalen-End- 
wertes) abgelesen werden. Um die Phasenverschiebung zwi- 
schen den Strömen /ı und lz auf genau 90° einstellen zu kön- 
nen, wird die in der Sekundärwicklung einer eisenfreien Ge- 
geninduktivität M vom Strom l, induzierte, gegen Jı um 90? 
phasenverschobene EMK E (bei Stellung a’ des Umschalters 


t P. Moriceu P. Lacombe,C.R. Acad. Sci. Paris 222 (1946) 
S. 658. : 

t Practique Ind. Méc. 32 (1949) S. 47 u. 80. 

? P, Jacquet, Sheet Met. Ind. (1947) S. 2015; hier 161 Quellen. 

“Vgl. W. Geyger: Arc. techn. Messen J 94—2 (August 1932) u. 
J 94—1 (Januar 1932). — J. Krönert: Meßbrücken und Kompensatoren, 
Band I. Verlag R. Oldenbourg, München u. Berlin 1935. — D. C. Gall: 
Direct and Alternating Current Potentiometer Measurements. Verlag Chap- 
man and Hall Ltd., London 1938. — Campbell and Childs: The 
Measurement of Inductance, Capacitance and Frequency. Verlag Mac- 
millan & Co. Ltd., New York 1935. 


1. Januar 1950 


S) gegen den mit dem Strom l2 phasengleichen Spannungsab- 
fall Us kompensiert, wobei die Phasenlage von l mit der 
stetig regelbaren Induktivität L geändert wird. Nachdem 
lı und l2 auf diese Weise so eingestellt worden sind, 
daß sie größengleih und um genau 90° gegeneinander 
phasenverschoben sind, wird die zu messende Spannung Ux 
(bei Stellung „b' des Umschalters S) gegen die aus den bei- 
den stetig regelbaren Spannungsabfällen U, und Uz zusam- 
mengesetzte Vergleichsspannung (vektorielle Summe von U; 
und Us) kompensiert, wobei (bei entsprechender Wahl der 
Einstellungen der beiden Polwender P, und P2) Spannungs- 
vekoren in allen Quadranten kompensiert werden können. 
Als Nullinstrument dient ein auf die Grundfrequenz der Dreh- 
stromquelle abgestimmtes Vibrations-Galvanometer VG. Die 
Höchstwerte von U, und Uz betragen 11,1 V; kleinere Span- 
nungen bis herab zu einigen uV können in der Weise ge- 


[E72 1000| 


Bild 5. Zweite Ausführungsart’ des Wechselstromkompensators für Nie- 
derfrequenzmessungen (für einphasigen Wechselstrom). 


messen werden, daß man die aus den beiden hintereinander- 
geschalteten Teilspannungen U, und U zusammengesetzte 
Vergleichsspannung an einen hochohmigen Spannungsteile: 
(z. B. 20 k) anschließt, an dessen Teilwiderstand (z. B. 2 Q 
dann die gegen UX kompensierte Spannung abgegriffe: 
wird!. Die erreichbare Meßgenauigkeit beträgt & 0,3 bi: 
1% und kann bei besonders sorgfältiger Bedienung des Kom 
pensators und bei Vermeidung der bekannten, bei solche: 
Messungen zu berücsichtigenden Störeinflüsse auf etw 
0,1% gesteigert werden. Phasenwinkel-Messungen könne 
mit einer Genauigkeit von etwa einer Winkelminute ausge 
führt werden. 

Bei der zweiten Ausführungsart des Kompensato: 
(für einphasigen Wechselstrom) nach Bild 5 wird di 
erforderliche 90°-Phasenverschiebung zwishen den Ströme 
Ih und Is mit einer Phasenschieber-Brückenschaltung B b 
kannter Art eingestellt, die einen Ohm-Widerstand Rp R] 
mit Mittenanzapfung, einen stetig regelbaren Ohm-Wide 
stand RB und eine Induktivität Lg enthält. Die beiden Au 
führungsarten des Kompensators werden zweckmäßig in ein 
für technische Messungen bestimmten Konstruktion ve 
einigt, die nicht nur die einzelnen in Bild 4 und 5 schematis 
gezeigten Teile, sondern auch stufenweise veränderbare N 
benwiderstände (für Strommessungen) und hochohmi 
Spannungsteiler (für Spannungsmessungen) mit den dazu< 
hörigen Meßbereich-Umschaltern, einen Empfindlichkeitsre 
ler für das Vibrations-Galvanometer und weitere Schaltv.: 
richtungen enthält. 

Am Schluß der Arbeit werden zahlreihe Anwendun 
möglichkeiten von derartigen Wechselstrom-Kompensato: 


“genannt und einige praktische Beispiele (Prüfung von Strc 


und Spannungswandlern, Eisenverlustmessungen mit sin 
föürmigem Primärstrom bzw. mit sinusförmiger Primärsp 
nung, Untersuchungen an Wecdhselstrommeßgeräten und 
duktionszählern) beschrieben. à 
Wechselstrom-Kompensatoren der beschriebenen 
werden vom Verf. seit zehn Jahren fortlaufend benutzt ı 


1 Vgl. W. Geyger: Arch. Elektrotechn. 17 (1926) S. 213, 


t. Januar 1950 


haben sich in der Praxis infolge ihrer vielseitigen Anwen- 
dungsmöglichkeiten, einfachen Handhabung und für tech- 
nishe Messungen vollständig ausreichenden Meßgenauigkeit 
gut bewährt. Ge 


DK 621.317.788 
Drehmomentmesser für sehr hohe Drehzahlen. [Nah W. 
Gohlke: Z. angew. Phys. 1 (1948) S. 161; 4 S., 6 B] 

Ein Drehmomentmesser für hohe Drehzahlen soll keine 
Scleifringe mit zweifelhafter Kontaktgabe besitzen, außer- 
dem ist es erwünscht, mit möglichst geringem meßtechni- 
shen Aufwand (keine Röhren usw.) auszukommen!. Die 
von Gohlke ausgearbeitete Lösung verwendet zwei 
Gleihpolgeneratoren mit Massivpolrädern (15 od. 30 Pole), die 
von Gleichstromwicklungen im Ständer (7 inBild6) über einen 
Luftspalt erregt werden. Die Generatorenläufer sitzen auf 
einer Meßwelle, deren Verdrehung durch das übertragene 
Drehmoment bestimmt wird; die Meßwelle wird ange- 
flansht oder mit eigenen Lagern ausgestattet. In vielen 
Fällen können die Meßgeneratoren unmittelbar auf die das 
Drehmoment übertragende Welle aufgesetzt werden. Um 
bei gedrungener Bauart der Generatoren eine größere Wel- 
lenlänge und damit größeren Verdrehungswinkel zu erfas- 
sen, steht in Bild 6 der linke Generator über eine längere 
Hülse 10 mit der Welle in Verbindung. 

Der kleine Verdrehungswinkel (Größenordnung 1°) 
wird durh ein Kompensationsverfahren folgendermaßen 

. gemessen: Die Spannungskurven beider Generatoren müs- 
sen sih im Ruhezustand decken; die Ständer-Wechselstrom- 


rn ange 


f 


“ widlungen sind über ein Nullinstrument miteinander ver- 


bunden. Wird die Welle durch ein Drehmoment verdreht, 

‚ Yershieben sich die Spannungskurven gegeneinander, über 
: das Nullinstrument fließt ein Ausgleichsstrom. Dieser wird 
, wieder auf Null gebracht durch eine Verdrehung der Stän- 
‚ der um einen Winkel gleich dem Wellenverdrehungswinkel, 
. und zwar mit der Mikrometerschraube 4, an der dann der 
: Verdrehungswinkel und damit das Drehmoment abgelesen 
į wird. Statt in dieser Weise zu kompensieren, kann man 
; türlih auch die Ausgleichsspannung unmittelbar messen, 
‘2. B. um Fernanzeige zu ermöglichen. 


H 
Das Verfahren hat einen Meßbereih von etwa 1/10 bis 
zu mehr als 10000 kW. Der Drehzahlbereich ist nach oben 
durh die mechanische Festigkeit der Läuferscheiben be- 
‚grenzt, liegt aber bei mehreren 10 000 U/min. Der Meßfeh- 
§ ler beträgt bei Kompensationsmessung < 0,5%, bei direkt 
änzeigenden Meßinstrumenten < 1%. Das Gerät ist z. B. 
a einer Ausführung in eigenen Lagern für 30000 U/min 
ei kleineren Drehmomenten mit einem Außendurchmesser 
ter Generatoren von 150 mm entwickelt worden. Bei einem 
enlsprechend sorgfältigen Aufbau können auch Drehmo- 
peenischwankungen während einer Umdrehung gemessen 
pr oszillographisch aufgezeichnet werden. nk 


! Eine Übersicht über ähnliche Meßprobleme gab. P.K. Hermann: 
54 (1943) S. 349. 


` 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


21 


Lichttechnik 


DK 621.527.4 : 621.326.004 
Leuchtstofflampen oder Glühlampen? [Nach A. Pahl: Licht- 
Techn. 1 (1949) S. 16; 4 S., 6 B.] 

Mannigfaltige licht-, beleuchtungstechnische und betrieb- 
lihe Eigenarten sind bei Beleuchtungsaufgaben mit Nieder- 
spannungs-Leuchtstofflampen (HN-Lampen) und mit Glühlam- 
pen gegeneinander abzuwägen. Bessere Lichtausbeute (30 ... 
40 Im/W bei HN-Lampen, 8...18 lm/W bei Glühlampen), je 
nach Leudhtstoff mögliche, auch tageslichtähnliche Lichtfarbe, 
geringe Leuchtdichte (0,3...0,4 sb), die deshalb meist licht- 
streuender Hüllen (Leuchten) als Blendungsschutz nicht be- 
darf, sind Vorzüge der HN-Lampen. Dem stehen als Vor- 
züge der Glühlampen gegenüber die Universalität ihrer 
Verwendbarkeit bei allen Stromarten und in allen Span- 
nungslagen, Betriebsmöglichkeit ohne Vorscaltgeräte und 
Zündeinrichtungen, einfachere Leuchtengestaltung und leich- 
te Lichtbündelungsmöglichkeit durch Spiegelreflektoren. 
Diese gestatten bei Glühlampen mehr als 30fache Lichtver- 
stärkung nach einer Richtung, bei NH-Lampen höchstens 
eine 4fache Verstärkung. Auf die wünschenswerte Erhöhung 
der Beleuchtungsstärke bei tageslichtfarbigen HN-Lampen, 
auf die infolge der HN-Lampengestalt meist mildere Schat- 
tigkeit und bessere Gleichmäßigkeit der Beleuchtung und 
auf die Verwendungsbereiche der einzelnen HN-Typen wird 
eingegangen. Vergleichend gewürdigt wird ferner die ver- 
schiedene Lebensdauer, die Spannungs- und Temperaturab- 
hängigkeit — letztere ist bei den HN-Lampen ungünstig — 
sowie die Zündfähigkeit und Regelbarkeit der beiden Licht- 
quellenarten. WA 


7 3 4 2 


Welle, die Drehmoment 
überträgt 

2 Generatoren 

4 Verstellmikrometer 

5  Ständerblechpaket 

6  Tonfrequenz-Wechselstrom- 
7 

8 


N 
NN 
DAS 


— 


wicklung 
. Gleichstr.-Erregerwicklung 
Läuferscheibe 
9 Läuferzähne 
Hülse 
-© Nur 8, 9 und 10 rotieren mit 1! 


Bild 6. Schleifringloser elektri- 
scher Drehmomentmesser. 


Elektrowärme 
DK 621.332.31 : 621.791.736.2 
Elektrisches Stumpfschweißen von Kupferfahrdrähten. 

Durch die Kriegseinwirkungen wurden die Fahrleitun- 
gen der Deutschen Reichsbahn an vielen Stellen beschädigt. 
Die gerissenen Fahrdrähte wurden mit Stoßklemmen mitein- 
ander verbunden. Ersatzklemmen aus Temperguß hatten 
nachträgliche Fahrdrahtabbrände zur Folge. Außerdem be- 
einträchtigen die Stoßklemmen die gute Befahrbarkeit der 
Fahrleitungen bei hohen Geschwindigkeiten. Die Kohle- 
scleifstücke der Stromabnehmer werden durch die Stoß- 
klemmen gefährdet. Vielfach mußten aus diesen Gründen 
gerissene Fahrdrähte gegen neue ausgewechselt werden. Das 
Bedürfnis nach einer dauerhaften Verbindung mit guten 
Laufeigenschaften war deshalb nach dem Kriege besonders 
groß. 

Da die Fahrdrähte der Reichsbahn durch Gewictsnac- 
spannungen dauernd auf gleihmäßigem Zug von 10... 
12 kg/mm? gehalten werden und da ferner durch Strom- 
wärme örtlich entfestigte Fahrdrähte schon des Öfteren ge- 
rissen sind, konnte nur die elektrische Stumpfschweißung in 
Betracht kommen. Die Autogenschweißung entfestigt die 
Fahrdrähte trotz nachträglicher Verdichtung durch Abhäm- 
mern von 31 auf 24 kg/mm? Festigkeit!. Auch Hartlöten 
würde den Fahrdraht übermäßig entfestigen. 


! Schweißen u. Schneiden 1 (1949) S. 110. 


VDE-Jahresversammlung 1950 vom 30. Mai bis 3. Juni in Köln (vi. Seite 25 dieses Heftes) 


22 


Umfangreiche Versuche haben ergeben, daß die elek- 
trische Stumpfschweißung den Fahrdraht nur auf eine sehr 
kurze Länge entfestigt und diese Entfestigung durch nach- 
träglihes Kaltstauchen wieder beseitigt werden kann. 
Schlechte Schweißstellen halten dem Stauchdruck nicht stand 
und werden somit ausgeschieden. Der geringe Stauchwulst 
wird mechanische entfernt. Die mit seitlichen Rillen versehe- 
nen Kupferfahrdrähte von 100 mm? Querschnitt haben nach 
DIN 43140 eine Mindestfestgkeit von 36 kg/mm?. Die nach 
obigem Verfahren geschweißten Fahrdrähte erreichen eine 
Festigkeit von 35,0 ... 35,8 kg/mm? u. m. Die ursprüngliche 
Festigkeit ist damit praktisch wieder erreicht. 

Die Versuchsergebnisse waren so ermutigend, daß ge- 
genwärtig eine elektrische Stumpfschweißmaschine und eine 
Stauchvorrichtung auf der zur Bearbeitung der Fahrleitungen 
hebbaren Arbeitsbühne eines Eisenbahnwagens aufgebaut 
werden. Um kurze Zugspausen ausnützen zu. können, wird 
die Arbeitsbühne durch einen elektrischen Antrieb gehoben 
und gesenkt. Den erforderlichen Strom erzeugt ein im Wagen 
untergebrachter Notstromsatz von 125 kVA Leistung. Die 
Schweißmaschine nimmt beim Schweißen der 100 mm? star- 
ken Kupferdrähte 80 kVA Leistung auf. Die Schweißdauer 
beträgt nur 1...2 s. Nach dem Schweißen werden zwei kräf- 
tige teilbare Ringe zu beiden Seiten der Stoßstelle um den 
Fahrdraht gelegt. Eine Zugvorrichtung, bestehend aus Schrau- 
be und Keil, nähert die Ringe gegenseitig und erzeugt den 
für die Kaltstauchung nötigen Druck. In die gleiche Zug- 


` vorrichtung werden nach dem Stauchen zwei mit Schneiden 


versehene Ringe eingesetzt, die den überstehenden Stauch- 
wulst abscheren. 

Durch die Schweißanlage sollen auch Fahrdrahtreste 
durch Aneinanderfügen wieder verwendbar gemacht wer- 
den. Der Gedanke, den Fahrdraht so zu behandeln, wurde 
von Nibler angeregt. Die Versuchseinrichtung entwickelte 
Berchtenbreiter. Hsm 


DK 621.365.2.036.6 
Söderberg-Elektroden für Industrieöfen. [Nah H. Christi- 
ansen jun. u. B. Ydstie: J. Iron Steel Inst. 162 (1949) 
Teil I, S. 98; 3 S.] 

Im Laufe der letzten 25 Jahre nahm die Anwendung von 
Söderberg-Elektroden wegen ihrer stetigen und vorteilhaften 
Betriebsweise für Stahl- und Aluminiumöfen beträchtlich zu. 
Die Paste dieser Elektroden besteht aus kohlehaltigen Stof- 
fen verschiedener Korngröße, Teer- und Pechbindern und 
Trockenzusätzen von Anthrazit und Koks, welche Bestand- 
teile zunächst bei etwa 165° gemischt und zu Blöcken vor- 
gepreßt werden. Diese werden unter der Einwirkung der 
Ofenwärme ausgebacken. 

Bei Aluminiumöfen waren die Stromzuführungen bei der 
bisherigen Bauart als schräg stehende Bolzen in die Masse 
selbst eingebracht, womit Anlagen bis zu 50000 A erstellt 
werden konnten. In der letzten Zeit wurden die Strom- 
zuführungen nicht schräg, sondern senkrecht in den Elektro- 
dentrog eingebracht. Die Masse befindet sich dabei in 
einem Stahlgehäuse. Diese Ausführung vereinfacht die Be- 
triebsweise der Metallöfen und ermöglicht eine weitgehende 
Mecdanisierung. Außerdem werden weniger Gase gebildet 
und leichter abgeführt. Erreicht werden also verringerte 
Elektrodenkosten, erhöhte Reinheit des Metalles und ver- 
besserte Betriebsweise. Versuchsweise wurden derartige 
Elektroden für Dfen mit 100 000 A ausgeführt. Tsch 


Fernmeldetechnik 


DK 621.396.93 (494) 
Offentlicher Telephonverkehr mit Fahrzeugen in der Schweiz. 
[Nah H. Kapeller: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 40 
(1949) S. 433; 6% S., 13 B.] 

Bereits seit längerer Zeit ist der funktelephonische Ver- 
kehr zwischen ortsfesten und beweglichen Anlagen für die 
Polizei eingeführt. Seit 1945 sind in den USA bereits für 
den privaten Telephonverkehr mit Fahrzeugen Anlagen in 
Betrieb. Nunmehr hat auch die schweizerische Post-, Tele- 
graphen- und Telephonverwaltung die erste öffentlihe An- 
lage für den Telephonverkehr mit Automobilen in Betrieb 
genommen. Die Anlage wurde von der Autophon AG. in 
Zürich erstellt und ermöglicht eine Fernsprechverbindung 
jedes Teilnehmers der Schweiz mit einem Fahrzeug, das sich 
in einem Umkreis von etwa 10 km vom Aufstellungsort des 
festen Senders und Empfängers befindet. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


1. Januar 1950 


Für den Aufbau der Verbindung wurde darauf Rücksicht 
genommen, daß in der Schweiz ein weitgehend automatisier- 
tes Fernsprechnetz vorhanden ist und in der Regel der 
Hauptverkehr in der Richtung vom festen Teilnehmer zur 
beweglichen Station laufen wird. In dieser Verkehrsrichtung 
geht der. Verbindungsaufbau durch Selbstwahl vollautoma- 
tisch vor sich, während in der Gegenrichtung durch Eintreten 
einer Beamtin im Amt die Verbindung hergestellt wird. Für 
die Selbstwahl sind die Empfänger mit einem Selektivanruf- 
gerät ausgerüstet, das aus einer Relaiskette und einem Wäh- 
ler besteht. Dadurch können mehrere bewegliche Stationen 
zu Netzen zusammengefaßt werden. Die Sende- und Emp- 
fangsfrequenzen der Stationen eines Netzes sind gleich. Es 
kann daher immer nur mit einer einzigen Station eines 
Netzes gesprochen werden. Die Sender der übrigen Stati- 
onen werden zur Verhinderung von Störungen blockiert. 

Für die drahtlose Verbindung werden Frequenzen zwi- 
schen 31,7 und 41 MHz verwendet. Es wird mit Phasenmodu- 
lation und einem Hub über + 15 Radianten gearbeitet. Der 
maximale Frequenzhub beträgt + 20 kHz. Im NF-Frequenz- 
bereich werden 300 bis 3600 Hz übertragen. Der Sender arbei- 
tet mit zwei Verdoppler- und einer Vervierfacherstufe. Der 
Steuerquarzsender wird mit einem Hub von + 1 Radianten 
phasenmoduliert. Die Endstufe gibt 25 W ab. Die Antenne } 
wird gleichzeitig zum Senden und Empfangen benutzt. 

Der Empfänger arbeitet mit zwei Hochfrequenzstufen und ' 
zwei Zwischenfrequenzen (4,5...6,5 und 2 MHz), die durch 
einen kristallgesteuerten Oszillator und einen Vervielfacher 
erhalten werden. Die zweite Zwischenfrequenz gelangt nach 
einer Verstärkung auf einen zweistufigen Begrenzer. Beson- 
ders wird hervorgehoben, daß die zweifache Amplitudenbe- 
grenzung eine hervorragende Störunterdrückung gewährlei- 
stet. Auf den Begrenzer folgen der Diskriminator und ein 
Korrekturglied. Dieses bewirkt einen Ausgleich der infolge 
der Phasenmodulation stark hervorgehobenen hohen Modu- 
lationsfrequenzen und eine Verminderung des Empfänger- 
Rauschanteiles. Zur Versorgung der Geräte mit Anodenstrom 
ist für den Sender ein rotierender Umformer und für den 
Empfänger ein Zerhacker vorgesehen. — Am Eröffnungstag 
des Verkehrs waren 11 Autostationen angeschlossen. In 
Kürze wird mit der Inbetriebsetzung weiterer Anlagen ge- 
rechnet. GJ 


DK 621.385.16 : 621.396.619 
Das Phasitron, eine neuartige Röhre zur Frequenzmodulation. 
[Nah W. Kautter: Funk u. Ton 3 (1949) S. 384; 4 S, 
7 B] 

Der Verfasser beschreibt eine von R. Adler ange- 
gebene Spezialröhre!, mit der die Frequenzmodulation direkt 
hergestellt werden kann. Bei dieser Röhre werden die von 
der Kathode emittierten Elektronen so gebündelt, daß im 
Raum zwischen Anode und Kathode keine gleihmäßige 
Elektronenemission vorhanden ist, sondern eine Anzahl ra- 
dialer „Elektronenspeichen" entsteht. Durch ein von einer 
quarzstabilisierten Vorstufe gesteuertes hocfrequentes 
Drehfeld werden diese Speichen in Umdrehung versetzt und 
treffen beim Umlauf auf nebeneinander angeordnete Ano- 


1 Außenanode 


2 Drehung 
4 Innenanode (vierteilig gezeichnet) 
Bild 7. Aufbau eines Phasitrons: Ein von der Kathode ausgehendcır 
Elektronenstrahl wird in n Speichen geteilt und magnetish in Umdrehung 
versetzt. 


3 Kathode 


densegmente, die abwechselnd mit den beiden Enden eine 
Schwingungskreises verbunden sind, der auf die dura 
Speichenzahl und Umlauffrequenz bestimmte Frequenz aù 
gestimmt ist (Bild 7). Durch eine die Röhre umgebende Spu: 
kann ein senkrecht zu den umlaufenden Elektronenspeiche: 
stehendes Magnetfeld erzeugt werden, das dann je nac 
Stromstärke und Polung die Speichen um einen bestimmte 
Winkel nach vorwärts oder rückwärts ablenkt. Da nun dı 
in dem Schwingungskreis erzeugte Wechselspyannung en 


!R.Adler: A new system of frequency modulation. Proc. Inst. Rad: 
Engrs. 35 (1947) S. 25. 


1. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


23 


sprechend der Ablenkung der Speichen in der Phase voreilt 
sder naceilt, so ergibt sich auf diese Weise eine Phasen- 


- modulation. Diese kann in eine Frequenzmodulation umge- 


wandelt werden, wenn die Modulationsspule durch eine 
Stromquelle von niedrigem inneren Widerstand gespeist 
wird, so daß der von der Modulationsspule aufgenommene 
induktive Strom umgekehrt proportional der Frequenz ab- 
nimmt und somit der Phasenhub umgekehrt proportional 
zur Modulationsfrequenz verläuft. 


obere Ablenkstäbchen 
Elektranenscheibe 


weite Bündelelektrode 
erste Bündelelektrode 
+ V. 

untere Ablenkstäbchen 
+235V 


Biid 8. Elektronenoptik und Elektrodenanordnung b:i der endgültigen 
Ausführung des Phasitrons. 


In der Arbeit wird ein Beispiel zur Erzeugung des hodh- 
frequenten Drehfeldes angegeben und es wird der Aufbau 
des ersten Versuchsrohres gezeigt, bei dem die Kathode zur 
Herstellung .der Elektronenspeihen mit einem Käfig aus 
parallelen, voneinander isolierten, dünnen Ablenkstäbchen 


, umgeben wurde. 


vs tr sm -m zu 


L 


4 


. ren ist. 


` gewellt erscheint (Bild 8) 


Für die endgültige Ausführung wurden die Stäbchen 
durh eine im elektrolytischen Trog ermittelte Elektroden- 
anordnung ersetzt, durch die die Elektronen zu einer 
Scheibe gebündelt werden, die durch Ablenkgitter periodisch 
nah oben und unten abgelenkt wird, so daß die Scheibe 
Das hochfrequente Drehfeld be- 


' wirkt also keinen Umlaut von Elektronenspeichern mehr, 


- 


| 
| 


sondern beeinflußt nur die Wellungen der Scheibe. Die 
Anoden sind dann so angeordnet, daß unter dem Einfluß 


[4 


, der Wellungen abwechselnd die eine oder die andere er- 
.. ’eicht wird. l 


Beim Phasitron können Schwierigkeiten bei tiefen Fre- 


quenzen auftreten, da hier ein großer Phasenhub erforder- 
lih ist und die Modulation nicht mehr linear durchzufüh- 
Fri 


Theoretische Elektrotechnik 
DK 621.315.017.71 
Übergangskurven der Temperatur an zusammengesetzten 


‚ Leitungssträngen. [Nah F. Moeller: Arc. Elektrotechn. 


| 
| 
| 


39 (1949) S. 429; 14 S., 12 B.] 

In vielen elektrischen aber auch nichtelektrischen Lei- 
tungssystemen kommen Anordnungen vor, die aus thermisch 
vershiedenartigen Abschnitten zusammengesetzt sind. Ein- 
mal sind die meist als Verlustwärmen auftretenden Wärme- 
quellen oft nicht gleichmäßig verteilt (z. B. bei einer Quer- 
schnittsänderung des elektrischen Leiters), zum anderen va- 
riieren die Abkühlungsbedingungen an einzelnen Abschnit- 
ten. Endlich sind Stellen äußerer Wärmezufuhr oder Stellen 
besonders starker, konzentrierter Wärmeabfuhr vorhanden, 
die den Temperaturverlauf längs des ganzen Leitungsstran- 
ges beeinflussen. Insbesondere in der Elektrotechnik sind 
zählreiche Anordnungen vorhanden, bei denen solche Ver- 
hältnisse vorliegen; verschiedene ältere und neuere Arbei- 
ten haben die Temperaturverteilung in Verteilungsnetzen, in 
Schaltern, bei Schmelzsicherungen, Thermokreuzen u. a. un- 
tersucht. Der vorliegende Beitrag gibt eine systematische Zu- 
sammenstellung von bekannten und neuen Lösungen, wobei 
bei der Wärmeabteilung von dem Begriff des Wärmewider- 
standes Gebrauch gemacht wird. | 

Nimmt man Konstanz der elektrischen und Wärmeleit- 
jähigkeit des Leitermaterials an und betrachtet man jede 
Streke konstanten Querschnittes und konstanten äußeren 
Wärmewiderstandes als einen Abschnitt, so verläuft die 
Temperatur längs jedes am Ende des ganzen Systems lie- 
genden Abschnitts nach einer Exponentialfunktion e-*, längs 
jedes Zwischenabschnitts nach einer durch Hyperbelfunk- 
tionen angebbaren Abhängigkeit von der Längskoordinate. 
Behandelt werden drei Gruppen von Anordnungen: zunächst 
durchgehende, unverzweigte Leitungsstrecken mit ungleich- 


artigen und mit periodisch wechselnden Abschnitten, dann 
Strecken mit konzentrierten Wärmwiderständen (z. B. Sprung- - 
stellen an Kontakten) und mit Stellen konzentrierter Wärme- 


 erzeugung (z. B. Kontaktwiderstände) und schließlich An- 


ordnungen mit Abzweigen (zusätzlichen Kühlstellen, Wärme- 
brücken u. ähnl.). Die Ergebnisse werden für die insgesamt 
behandelten 12 Fälle in ihren Gleichungen angegeben. Auf 
die wichtigten Anwendungsgebiete wird hingewiesen, bei 
einigen Anordnungen sind erläuternde Kurven der typischen 
Temperaturverläufe mitgeteilt. 

In „genügend großer" Entfernung von einer Übergangs- 
stelle herrscht eine konstante, durch die Daten des betref- 
fenden Abschnitts bestimmte Temperatur. Bei zahlreichen 
technischen Geräten, Versuchsanordnungen usw. interessiert 
nun diese Entfernung, die als „Einflußentfernung des Tem- 
peraturüberganges" bezeichnet wird. In Gleichungen und 
Kurven werden leicht verwendbare Angaben hierfür in Ab- 
hängigkeit von der zugelassenen Abweichung gegeben. Wei- 
ter wird dargelegt, wıe die Ergebnisse zu verwenden sind, 
wenn längs der Leitungsstrecke verschiedene Umgebungs- 


‚ temperaturen herrschen. 


In einem letzten Abschnitt wird zur Brauchbarkeit der 
Annahme konstanter Leitfähigkeit und Wärmeabgabe längs 
jedes Abschnitts Stellung genommen. Konstanz dieser Grö- 
Ben bedeutet, daß deren l’emperaturabhängigkeit vernach- 
lässigbar ist. Da der Widerstand und die Warmeerzeugung 
bei elektrischen Leitern, mit der Temperatur steigen, der 
Wärmewiderstand aber abnimmt, heben sich beide Einflüsse 
zum Teil auf. In dem für elektrische Leiter hauptsächlich 
in Betracht kommenden Temperaturbereih zwischen 0 und 
100° C können die Fehier praktisch meist vernachlässigt 
werden. Ab 


. DK 621.315.213 : 538.54 
Die Wirbelströmung in leitenden Kabelmänteln. [Nach P. Ja - 
cottet: Arch. elektr. Übertr. 2 (1948) S. 218; 14 S., 3 B.| 
Die ‘von einem durch Wechselstrom erregten Leiter- 
system in einem konzentrischen leitenden Mantel hervorge- 
rufene elektromagnetische Wirbelströmung ist bisher nur 
für die Grenzfälle niedriger und hoher Frequenz oder gerin- 
ger und großer Dicke des Schirmleiters berechnet worden. 
Verfasser leitet die strenge Lösung für den Fall endlicher 
Manteldicke ab. Dabei werden gebraucliche Schaltungen von 
Mehraderleitungen zugrunde gelegt, deren als dünn ange- 
nommene, gerade ausgestreckte Adern von einem einwelli- 
gen quasistationären Wechselstrom durchflossen werden. Die 
Lösung für das Wirbelfeld im Mantel führt auf eine unend- 
liche Summe von Teilfeldern, bei denen die Folge der Ord- 
nungszahlen von der Lage und Anordnung des erregenden 
Leitersystems abhängt. Jedes Teilfeld erscheint als Produkt 
aus Kreisfunktionen, in welche die azimutale Koordinate ein- 
geht, und aus Systemen von Hankelschhen Funktionen, deren 
Argument die laufende radiale Koordinate, den Innen- und 
Außendurchmesser des Mantels und die Wellenzahl enthält. 
Die Wirbelstromverluste im leitenden Mantel werden 
mittels des komplexen Poyntingschen Vektors aus den Rand- 
werten des elektromagnetischen Feldes an der Innen- und 
Außenfläche der Mantelhülle berechnet. Der Wechselstrom- 
widerstand des Mantels läßt sich über den gesamten Bereich 
der in Betracht kommenden Wanddicken und Erregerfre- 
quenzen durch Reihenentwicklungen darstellen, und zwar 
für kleine Argumente durch die Gaußsche hypergeometrische 
Reihe, für große durch die asymptotischen Entwicklungen von 
Hankel. An Hand von Schaubildern wird der Frequenz- 
gang des Verlustwiderstandes von Kabelmänteln für ver- 
schiedene Wanddicken aufgetragen und der Einfluß der geo- 


. metrischen und elektromagnetischen Größen erörtert. Für den 


Wechselstromwiderstand des: Bleimantels von Drehstrom- ` 
kabeln wird eine Näherungsformel abgeleitet und mit aus 
dem Schrifttum bekannt gewordenen Meßergebnisseif ver- 
glichen. Der in vorliegender Arbeit nicht behandelte Einfluß 
der Leiterverdrillung auf die Mantelverluste ist an anderer 
Stelle untersucht worden.! Sb 


f DK 538.566 : 621.396.11 

Das transversale Feld im kreiszylindrischen Hohlleiter. 
[NahP.Jacottet: Arch. Elektrot. 39 (1948) S.108; 8 S., 6 B.] 
Die wachsende Bedeutung der Ultrakurzwellentechnik 
hat es mit sich gebracht, daß in den letzten Jahren zahlrei- 
che Arbeiten u. a. über die Theorie der Ausbreitung hodh- 
frequenter’ elektromagnetischer Wellen in Hohlleitern er- 
schienen sind. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem 


! Vgl. P. Jacottet: Bericht in ETZ 70 (1949) S. 298. 


24 


Gebiet der Hohlleitertechnik sind besonders in Deutschland 
und in den V.S. Amerika gefördert worden. Die vorliegen- 
de Arbeit bringt einen Beitrag zur anschaulichen Deutung 
und Klassifizierung von Feldlinienbildern gebräuchlicher 
Schwingungsformen in kreiszylindrischen Hlohileitern. Der 
radiale Verlauf der transversal magnetischen E..„- und der 
transversal elektrischen Hm», n Typen wird für die Ordnungs- 
zahlen m = 1; 2 und n = 0; 1; 2 untersucht. Die Feldlini- 
enbilder dieser Wellenformen werden skizziert und außer- 
dem für das elektrische Transversalfeld der Typen Hia. Hirn, 
H2.1, H22 aus der Gleichung der Feldlinienscharen punktweise 
berechnet und aufgezeichnet. Die Analogien und Unter- 
schiede der En v und H„.„-Schwingungsformen werden her- 
ausgestellt. Sb 


Physik 

DK 53 : 061.3 (43) 
Die Tagung der‘ Deutschen Physikalischen Gesellschait in 
der Brit. Zone in Bonn. — Die Herbsttagung 1949 vom 21. bis 
25. September wies ein außerordentlich umfangreiches Vor- 
tragsprogramm auf. Es umfaßte über 50 Vorträge aus den ver- 
schiedensten physikalischen Forschungsgebieten. Nur einige 
wenige können hier hervorgehoben werden. 

E. Thienhaus berichtete über Untersuchungen an 
über 300 historischen Glocken. W. Meyer-Eppler be- 
handelte sehr wichtige Fragen dere Herstellung von künst- 
licher Sprache auf elektrischem Wege und gab eindrucs- 
volle Beweise der Leistungsfähigkeit des „Vocoders”, eines 
amerikanischen Gerätes zur Sprachsynthese, mit Hilfe von 
amerikanischen Schallaufzeichnungen. C. v. Fragstein 
klärte einige alte wichtige Probleme der Reflexion elektro- 
magnetischer Wellen an der Grenzfläche absorbierender 
Medien. Zu Fragen der dielektrischen Eigenschaften bei 
festen Substanzen gab F. Edler, bei flüssigen E. Fischer 
neue Beiträge. H. Wolter führte zwei neue Schljierenver- 
fahren vor, von denen sich das Farbschlierenverfahren für 
die Beobachtung des Wachstums der Kristalle bewährte. Die 
physiologisch-optischen Voraussetzungen der Röntgenstere- 
oskopie wurden von H. Schober erörtert. Eine kritische 
Untersuchung, wie weit das Auflösungsvermögen des Elek- 
tronenmikroskopes infolge Zerstörung des Objektes durch 
die abbildenden Elektronen begrenzt werden kann, gab 
H. Boersch. R. Gebauer konnte mit Triftröhren hoch- 
frequente Schwingungen im Dezimeter- und Zentimeter- 
wellengebiet durch geschwindigkeitsmodulierte Elektronen- 
strahlen erzeugen mit Wirkungsgraden bis 65%. 

Kernphysikalische Probleme behandelten H. Ewald, 
P. Meyer, E. W. Becker und W. Ehrenberg. W. 
Paul und H. Reich gaben neue Messungen über die 
Energieverluste von Elektronen hoher Energie (...4 MeV), 
die mittels Elektronenschleuder erreicht wurden, für Be, C, 
H.O, Fe, Pb bekannt. O. Haxel konnte in den Strahlen- 
schauern der Höhenstrahlung Mesonenschauer nachweisen. 
K. H. Hellwege zeigte sehr schöne Starkeffektaufspal- 
tungen im Emissionsspektrum seltener Erdsalzkristalle bei 
tiefen Temperaturen. O. Krenzien berichtete über Elek- 
tronenstoßuntersuchungen an kristallinen Alkalihalogenid- 
schichten. ©. Kneser konnte aus Messungen der Druck- 
viskosität mit einem Kugelresonator Aussaqen über den 
Relaxationsmechanismus von Os und N» gewinnen. 

E. Justi berichtete über Versuche zur Klärung des 
Eintritts der Supraleitung und Höhe der Sprungtemperaturen 
in Abhängigkeit von der Vorbehandlung der Sipraleiter, 
insbesondere bei NbN und NbH. Fragen der Gleichrichtung 
in Trockengleichrichtern erörterten S. Poganski und 
A.Hoffmann.H.MaeckerundG. Jürgens leisteten 


sehr wertvolle Beiträge zur Erforschuna der Bocenentladun-' 


gen. Mit einem wasserstabilisierten Lichtbogen konnten sie 
Temperaturen bis zu 12 300°K und Ionisationsqrade bis 10% 
erreichen. Weitere Beiträge zur Gasentladungsphysik liefer- 
ten A. Schlüter über das Plasma in statischen Feldern, 
W. Harries über Vorgänge an nicht verdampfenden Feld- 
bogenkathoden und O. Koch über die Theorie des wand- 
stabilisierten Quecksilberhochdruckbogens. W. Schaaffs 
ist es aelungen, sehr kurze intensive Elicktronenblitze von 
etwa 10-8 s Dauer herzustellen, während R. Schali sehr 
kurzzeitige intensive Röntgenblitze von 10° s Dauer er- 
reichte, so daß nunmehr auch dynamische Veränderungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


1. Januar 1950 


in Kristallgittern an Hand von Laue-Aufnahmen zu erzielen 
sind, was früher wegen der langen Belichtungszeiten nicht 
möglich war. 

Großes Interesse fanden auch die Schulreform-Fragen, 
die in mehreren Vorträgen behandelt wurden. Es wurde 
eine Kommission gewählt, die unter Leitung von C. Ram- 
sauer Richtlinien für den Physikunterricht an hoheren 
Schulen ausarbeiten soll. 

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Verleihung der 
Planck-Medaillen an Prof. Otto Hahn und Prof. Lise 
Meitner, zu der auch der Bundespräsident Prof. Th. 
Heuß erschienen war. 

Otto Hahn und Lise Meitner gaben anschließend 
in ihren Vorträgen eindrucsvolle Berichte über ihre kern- 
physikalischen Arbeiten. E. Krautz 


Kurznachrichten 


Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. 
— Von einer Reihe von bekannten Gelehrten und Schrift- 
stellern wurde im Juli 1949 in Worms die Akademie der Wis- 
senschaften und der Literatur mit dem Sitz in Mainz gegrün- 
det. Ihr wurde kürzlich die Eigenschaft einer Körperschaft des 
öffentlichen Rechts verliehen. Nach ihrer Satzung dient sıe 
der Pflege und der Forteniwicklung der Wissenschaften und 
der Literatur und wirkt auf diese Weise für die Bewahrung 
und Förderung der geistigen Kultur. 

Die Akademie besticht aus einer mathematisch-naturwis- 
senschaftlichen, einer geistes- und sozialwissenschaftlichen 
und einer literarischen Klasse, die von je einem Vizepräsi- 
denten geleitet werden. Präsident der Akademie ist K. W. 
Wagner (Friedrichsdorf im Taunus), Vizepräsidenten sind 
der Hamburger Physiker P. Jordan, der Rechts- und Staats- 
wissenschafter Ch. Eckert und der Dichter A. Döblin. 
Generalsekretär ist der Mainzer Orientalist H.Scheel.Die 
technischen Wissenschaften’ sind in der Akademie durch die 
Mitglieder R. Plan k, Direktor des Instituts für Kältetechnik 
(T. H. Karlsruhe) und den Aachener Aerodynamiker Fr. 
Seewald vertreten. wg 


Ergebnisse der englischen Funkausstellung 1949. — Avui 
der englischen Funkausstellung Radiolympia 1949 bildeten 


die vielen verschiedenen Fernsehempfänger den Hauptan- ' 


ziehungspunkt. Allgemein sind diese Geräte besser und 
billiger geworden; sie geben ein klares Bild bei Tageslicht 
und bei künstlicher Beleuchtung. Der billigste englische 
Fernschempfänger kostet 40 £, Luxusgeraäte mit eingebau- 
tem Radio und Plattenspieler bis über 300 £. Beachtet wur- 
den auch Kraftwagen-Fernsehempfänger und Geräte, die 
durch Verbinden mehrerer Nebenempfänger verschiedene 
Räume bedienen können. Bei den Rundfunkgeräten fiel die 
Empfangsverbesserung durch Verminderung der Nevenge- 
räusche auf. Beachtung finden auch kleine, tragbare Kofter- 
geräte, deren Preise zwischen 10 und 15 £ liegen und dami! 
bis zu 25% niedriger sind als bei der letzten, im Jahre 1947 
veranstalteten Ausstellung. Man nimmt an, daß das Fernse- 
hen in England bald einen starken Aufschwung nimmt, so- 
bald der zweite englische Fernsehsender für Mitteiengland 
in Betrieb genommen ist. Die Fernseh-Teilnehmerzahlen 
dürften sich dann von 150 000 gegenwärtig auf über 300 000 
steigern. Weitere Fernsehsender werden in Schottland und 
Nordirland gebaut. ts 


Ausbau des polnischen Rundfunks. — Die Sendeanlage in 
Raszcyn bei Warschau hat jetzt den höchsten Sendeturm 
Europas. Die Zahl der Rundfunkhörer hat wieder 1,1 Mil! 
erreicht. Bisher wurden, nach polnischen Nachridhten, 7 000 
Schulen und 4300 Werkheime mit Empfangsanlagen ausge- 
rüstet. Für weitere 3000 Schulen und Werkanlagen stehen 
die Empfänger bereit. Zur Verbreitung des polnischen Rund- 
funkprogramms wurden im ganzen Lande rund 700 An- 
schlußstellen errichtet. Die dort eingebauten Rundfunkge- 
räte übertragen die Sendungen in verstärkter Form über 
Leitungen in einem Umkreis von 10 bis 12 km, wobei An- 
schlüsse an diesen Drahtfunk leicht aemacht werden kön- 
nen. Die niedrigen Kosten eines solchen Lautsprecheran- 
schlusses und die ermäßigten Rundfunkgebühren können 
weiteren 400 000 Hörern die Teilnahme am polnischen Rund- 
funk ermöglichen. ts 


| 
| 


1 Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 25 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 
Sekretariat: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telefon: 3 07 21/350 


Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telefon: 3 07 21/364 


Vorschriftenstelle: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telefon: 3 47 70 


VDE-Jahresversammlung 1950 


Die 44. Jahresversammlung des VDE findet gleich nach 
Pfingsten vom 30. Mai bis 3. Juni 1950 in Köln statt. 
Wir bitten, diesen Termin schon jetzt vorzumerken. 


Fachberichte auf der VDE-Jahresversammlung 1950 


Die für die Jahresversammlung vorgesehenen Fachbe- 
richte sollen den Teilnehmern einen Überblick geben über 
den Stand der Forschung und die Fortschritte auf den ver- 
schiedensten Gebieten der Elektrotechnik. Es sollen vor 
allem folgende Fachgruppen zur Sprache kommen: 


. Energieübertragung Drahtfernmeldetechnik 
Elektrische Maschinen Elektronik 
Elektrische Bahnen Elektrophysık 
Installationstechnik Elektrische Meßtechnik 
Hochfrequenztechnik 


Wir rıchten an alle Fachgenossen die Bitte um rege Mit- 
irbeit. Anmeldungen von Berichten bitten wir mit einer kur- 
zen Inhaltsangabe von etwa 1 Schreibmaschinenseite unter 
Angabe von Name und Anschrift des Vortragenden bisspä- 
tstenszum10. März 1950 einzureichen. Dieser Ter- 
min ist für die Anmeldung unbedingt einzuhalten. 

Die Dauer der einzelnen Fachberichte soll 25 min nicht 
;berschreiten. Die Berichte müssen Originalarbeiten sein. 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Aufnahme der Arbeit in der Elektrotechnischen Prüfstelle 
Berlin 


Die Prüfung elektrotechnischer Erzeugnisse nach den 
VDE-Vorscriften, die seit der Liquidation der früheren 
"rufstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in 
Be:lin-Charlottenburg im Auftrage des Magistrats von 
Groß Berlin von dem Zulassungsausschuß (ZAEM) vorge- 
nommen wurde, ist nunmehr für Berlin der 


Elektrotechnischen Prüfstelle Berlin, 
Berlin-W 30, Motzstraße 89 


ıbertragen worden. Sie wird den Herstellern auf Antrag 
“ach gunstigem Ausfall der Prüfung und nach Erfüllung der 
sonstigen Voraussetzungen die Berechtigung zur Benutzung 
ones Prüfzeichens (VDE-Prüfzeichen, VDE-Kennfaden) in 
ver gleichen Weise und unter den gleichen Bedingungen 
nerkennen, wie dies die VDE-Prüfstelle in Wuppertal für 
"en von ihr betreuten Bereich tut. Die VDE-Prüfstelle in 
Wuppertal und die Elektrotechnische Prüfstelle Berlin haben 
xqenseitige Anerkennung ihrer Prüfbescheide und der von 
ven ausgesprochenen Prüfzeichenberechtigungen verein- 
“rt. so daß also die Prüfberichte und Prüfzeichenausweise 
».der Prüfstellen in Westdeutschland und in Berlin gelten. 
Block 


SITZZUNGSKALENDER 


aus der Technik, Essen 
& Jan. 1950, 16.30 Uhr, Vortragssaal HdT, IHlollestr. Ta: „Die Gas-, Dampf- 


u. Luftturbinenprozesse ım dt. Kraftwerksbau’, Dr.-Ing. 
' K. Schaff, Essen. : 
YDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 
P Jan. 1950, 18 Uhr. Techn. Hochsch., Saal 42, Eıngq. westl. Seitflgq.: 
‚Fortschritte a. d. Gebiete d. Misch- u. Halbleiter”, Piol. 


Dr. R. W. Pohl, Gottingen, 


VDE-Bezirk Köln, Köln-Riehl, Amsterdamer Str. 192 
20. Jan. 1950, 17.30 Uhr, Staatl. Maschb.-Schule, Ubierring 48: „„Ultrakurz- 
wellen-Sprechverkehr m. Fahrzeugen”, Dipl.-Ing. Butt. 


VDE Mannheim, M.-Feudenheim, Körnerstr. 33 

12. Jan. 1950, 17.30 Uhr, Gewerbeschule, Mannh. C. 6, Pysıksaal 4: 
„Pumpenlose Quecksilberdampf-Stromridıter'', Dr.-Ing. Was- 
serab, Lampertheim. 


VDE-Bezirk Bergisch Land, Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34 

17. 1. 1950: Jahreshauptversammlung m. Lichtb-Vortrag „Ultra-Kurzwellen- 
Sprechverkehr mit Fahrzeugen", Dipl.-Ing. H. Buff, Mann- 
heim. (Ort und Zeit werden den Mitgl. noch mitgeteilt.) 


Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

16. bis 20. 1. 1950, tagl. 14.15 bis 18.00 Uhr, Lehrsaal d. Akad., Wuppertal- 
Vohwinkel: Kursus „Vagabundierende Ströme u. Rohrschutz'', 
Prof. Dr. Schwenkhagen, Dipl.Ing. Böninger, 
Dr.-Ing. Steinrath. 


23. 1. bis 26. 1. 1950, tagl. 10 bis 18 Uhr: Kursus „Revision elektr. Anlagen’, 
Prof. Dr. Schwenkhagen, Baurat Schnell, Dipl.- 
Ing. Bertram. 


PERSONLICHES 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten? 


Wolfgang Steinbrück t. 

Am 15. November 1949 wurde Dipl.-Ing. Wolfgang 
Steinbrück auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem 
begraben. Er war ein Ingenieur mit weltweitem Blick, 
der an die ideelle Sendung der Technik glaubte. Weil 
das Ziel der Technik, so viel und so billig zu pro- 
duziren, daß jeder kaufen kann, aber auch eine wirt- 
schaftliche Aufgabe ist, widmete er sich mit der Zeit immer 
mehr den wirtschaftlichen und kaufmänischen Problemen. 
Als Schüler von Barkhausen hatte er in Dresden Hoch- 
frequenztechnik studiert. Das Schicksal führte ihn nad 
kurzer Assistentenzeit als Austauschstudent nach Amerika. 
Über Siemens & Halske, Berlin, kam er 1936 nach Johannis- 
burg in Südafrika, wo er mit der anderen Wirtschaftsmacht 
des englischen Sprachraumes zusammenstieß, die ihn noch 
stärker anzog als die amerikanische, weil sie den Indu- 
strialismus mit den Traditions- und Kulturelementen des 
alten Europa durchdringt. 

1944 nach Berlin zurückgekehrt, erlebte er hier den 
Zusammenbrud. Als einem der ersten unter uns wurde ihm 
klar, daß nicht Maschinen, sondern Menschen unsere tech- 
nische Welt tragen. . Dieses Wissen gab ihm den Mut, sich. in 
der neugegründeten Abteilung Wirtschaft des Magistrats 
Berlin besonders dem Wiederaufbau der Berliner Funkindustrie 
zu widmen. In den vielen Verhandlungen mit den Alliierten, 
bei denen die schwierigen Probleme der Beschränkung der 
Radioindustrie auf bestimmte Arbeitsgebiete zur Diskussion 
standen, kamen ihm seine Tugenden: sachliches Können, 
Ehrlichkeit der Überzeugung und Geduld so zugute, daß er 
stets mehr erreichte, als wir hoffen konnten. Nicht nur die 
Berliner, sondern die gesamte deutsche Radioindustrie hat 
ihm viel zu verdanken. Sie wird den Bau, den er begründet 
hat, in seinem Geiste weiterführen und vollenden. 

i O. Kappelmayer 


P. Loercher. — Die T. H. Stuttgart verlieh dem Direktor 
der Stuttgarter Straßenbahnen, Oberbaurat PaulLoercher, 
in Anerkennung seiner hervorragenden und bahnbrechen- 
den Verdienste um die Entwicklung sowie den Bau und Be- 
trieb öffentlicher Nahverkehrsmittel im Bereich von Groß- 
städten mit besonders schwierigen topographischen Ver- 
hältnissen die Würde eines Dr.-Ing. E. h. 


Jubiläum. — Im Oktober 1949 beging die Elektrotechnische und 
Lichttechnische Spezialfabrik G. Schanzenbacn & Co. 
in Frankfurt a. M. ihr SOjähriges Jubiläum. Sie wurde in 
Münaen von Goithold Schanzenbach und Carl 
Knapp am 1. Oktober 1899 mit je 789,40 Mk. Kapital (!) ge- 
aründet und begann mit der Herstellung von wasserdichten, 
erstmals belüfteten Porzellanarmaturer. Wie sich das Unter- 
nehmen, das 1903 nach Frankfurt übersiedelte, aus diesem 
so bescheidenen Anfang zu seiner heutigen Bedeutung ent- 
wickelt hat, ist hübsd: und anreg2ad in einer Jubiläumsschrift 
dargestellt, die außerden. das neutige Fahrikationsprogramn 
andeutet und mit guten Skızz.n und Werkstatiaufnahmen 
ausgestaltet ist. 


26 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Hefti 


1. Januar 1950 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 51 (083.6) 
Jahnke-Emde: Tafeln höherer Funktionen. 4. Aufl. 300 S., 
177 Abb. Format 8°. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leip- 
zig 1948. Preis DM 11.80. 

Das Wiedererscheinen der Funktionentafeln von Jahn- 
ke-Emde wird von allen, die sih mit der Berechnung 
von physikalischen und technishen Vorgängen zu befas- 
sen haben, lebhaft begrüßt; sind doch diese Tafeln zum 
unentbehrlichen Rüstzeug jedes rechnenden Ingenieurs ge- 
worden. Als der Mathematikprofessor an der Berliner Tech- 
nishen Hochschule Eugen Jahnke und der damalige In- 
genieur der Siemens-Schuckertwerke Fritz Emde 1909 die 
erste Auflage der Funktionentafeln herausbrachten, gab es 
etwas derartiges überhaupt noch nicht. Wer eine technische 
Aufgabe zu lösen hatte, die auf Besselsche oder andere 
höhere Funktionen führte, war für die zahlenmäßige Aus- 
wertung der Ergebnisse in der Regel übel dran. Er konnte 
von Glück sagen, wenn er in dem ihm gewöhnlich ziemlich 
fremden mathematischen Schrifttum irgendwo eine für seine 
Zwecke passende Zahlentabelle auffand, sofern die gebrauch- 
te Funktion überhaupt schon tabuliert war. Meistens be- 
gnügte man sich mit Näherungen, die aber oft genug 
gerade für ‚den technisch wichtigen Wertebereich nicht 
brauchbar waren. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß 
durh das Tafelwerk von Jahnke und Emde weite 
Bezirke der Rechenkunst dem Ingenieur erst erschlossen 
worden sind. Denn für ihn, der mathematische Theorie nicht 
um ihrer selbst willen betreibt, werden Funktionen erst 
interessant, wenn man praktische Aufgaben damit lösen 
kann. In der Tat tritt in dem technischen Schrifttum der 
letzten Jahrzehnte der gewaltige Fortschritt in der Anwen- 
dung von immer feineren mathematischen Hilfsmitteln un- 
verkennbar zu Tage. Hier haben die Funktionentafeln von 
Jahnke-Emde bahnbrechend gewirkt. . 

Es war ein glücklicher Gedanke der Verfasser, außer 
den Zahlentafeln auch die Formeln zu bringen, die die 
wesentlichen Eigenschaften der Funktionen kennzeichnen, 
sowie diese selbst durch Kurvendarstellungen zu veran- 
schaulichen. In den späteren Auflagen ist dann die Relief- 
darstellung der Funktionen komplexen Arguments hinzu- 
getreten, wodurch eine sehr deutliche Vorstellung von dem 
Gesamtbereich der Funktionswerte vermittelt wird; eine 
Art der Darstellung, die den Ingenieur besonders anspricht. 

Herr Prof. Jahnke starb bereits vor der Fertigstellung 
der zweiten Auflage; Herr Prof. Emde hat die Funktionen- 
tafeln von Auflage zu Auflage weiter verbessert und er- 
. gänzt. Während zur Zeit des Erscheinens der ersten Auf- 
lage nur wenige Zahlentafeln über höhere Funktionen vor- 
lagen, ist in den letzten 40 Jahren ein riesiges Material 
zusammengekommen; besonders in England und neuerdings 
auh in den USA sind viele Funktionen neu berechnet 
worden. Aus diesem umfangreichen Stoff galt es, das für 
den Ingenieur Notwendige auszusuchen und es für seine 
praktischen Bedürfnisse herzurichten. Das ist in den Funk- 
tionentafeln vorbildlich gelungen. Unter den Ergänzungen 
in der neuesten Auflage sind die Tafeln der Funktionen 
des parabolishen Zylinders, der Laguerreschen Funktionen 
und der Kugelfunktionen zweiter Art zu erwähnen; ferner 
eine Reihe neuer Tafeln der für den Ingenieur besonders 
wichtigen Zylinderfunktionen verschiedener Art. 

Ich habe gelegentlich die Funktionentafeln von Jahn- 
ke-Emde das tägliche Brot des theoretisch interessierten 
Ingenieurs genannt; den Bemühungen des Verfassers dan- 
ken wir, daß es von Auflage zu Auflage nahrhafter und 
schmackhafter geworden ist. K. W. Wagner 


DK 51 (083.6) 
Tafeln elementarer Funktionen. Von Fr. Emde. 2. Aufl. 
181 S., 83 Abb., Format 8°. B. G. Teubner Verlagsgesell- 
schaft, Leipzig 1948, Preis DM 11.60. 

Die neue Auflage ist ein fast unveränderter Abdruck 
der 1940 erschienenen ersten. Ein Teil des Inhaltes dieser 
Tafeln war ursprünglich ein Bestandteil der Funktionen- 
tafeln von Jahnke-Emde. Die Trennung war not- 
wendig geworden, um Raum für die Ausgestaltung der 
Tafeln höherer Funktionen zu gewinnen; sie war auch 
zweckmäßig, weil ein Teil der rechnenden Ingenieure es 
kaum jemals mit höheren Funktionen zu tun hat, sondern 
sih mit Kreis- und Hyperbelfunktionen, der Exponential- 
funktion und den Logarithmen begnügt, dafür aber wei- 
tere Hilfsmittel von mehr elementarer Art braucht. Dem- 
entsprechend enthält das Buch neben den Tafeln der ge- 


“ 


Grundzüge der Hochfrequenztechnik Teil II. 


nannten Funktionen solche über Potenzen, Wurzeln, Fa- 
kultäten, sowie eine Faktorentafel, der man alle in Prim- 
zahlfaktoren zerlegbaren Zahlen bis 10 000 entnehmen kann. 
Weiterhin findet man Hilfstafeln für das Umrechnen von 
natürlichen in Zehnerlogarithmen, für das Rechnen mit kom- 
plexen Zahlen, für die Lösung von Gleichungen 2., 3. und 
4. Grades und von transzendenten Gleichungen, die den 
Tangens enthalten. Nützlih sind auch die Zahlentafeln 
von einigen besonderen’ Funktionen, die in technisch-phy- 
sikalischen Aufgaben auftreten, z. B. der Funktion e-2®, der 
Planckschen Strahlungsfunktion,. der Quellenfunktion 
der Wärmeleitung, der Funktion von Langevin und der 
Tschebyscheffsckhen Polynome Die Formeln für 
Näherungsrechnungen mit Polynomen werden jedem prak- 
tischen Rechner wertvoll sein, desgleichen die Bemerkun- 
gen über Zahlenrechnungen am Ende des Buches. Dieses 
will zwar keine Formelsammlung sein, doch sind an ge- 
gebener Stelle, besonders bei den Kreis- und Hyperbe!- 
funktionen, die wichtigsten Beziehungen angegeben, so 
daß man nur selten an anderer Stelle wird nachschlagen 
oder auf Lehrbücher zurückgreifen, müssen. 

Der Text ist, ebenso wie bei den späteren Auflagen de: 
Tafeln höherer Funktionen von Jahnke-Emde zwei- 
sprachig (deutsch und english). Auch die Tafeln der ele- 
mentaren Funktionen sind ein außerordentlich wertvolles 
Hilfsmittel für den Berechner technischer Aufgaben. 

K. W. Wagner 


DK 621.3.029.6 (023.4) 
Von Le 
Pungs. Herausgeber: Dr. Alfred Kuhlenkamp (Bücer 
der Technik). Mit 117 Bildern, 140 S. im Format DIN A5. 
Wissenschaftliche Verlagsanstalt Kg. Hannover in Gemein- 
schaft mit Wolfenbütteler Verlangsanstalt G. m. b. H., Wol- 
fenbüttel 1949. Preis geh. DM 7,20, geb. DM 8,—. 

Der seit langem erwartete 2. Teil des Büchleins vo: 
Pungs ist nunmehr erschienen. Zusammen mit dem erster. 
Teil!) liegt eine gute allgemeine Einführung in die Hot- 
frequenztechnik vor, die sich zum Unterricht an Hochschuler. 
für Elektrotechniker aller Fachrichtungen und für speziel: 
Fachrichtungen an Technischen Fachschulen eignet. Beidc 
Bände zusammen umfassen eine Vorlesung, die der Auto! 
seit längerer Zeit im Hochschulunterricht hält. (Die in de 
Besprechung des ersten Teils geäußerte Ansicht, daß nur 
der Inhalt des ersten Teiles im Unterricht gebracht wiri 
beruht auf einem Irrtum des Referenten.) Der vorliegend: 
2. Teil behandelt in der Hauptsache die Elektronenröhren 
und ihre Anwendung in Verstärkern, Sendern und Empfän- 
gern. Die Darstellungsart folgt im wesentlichen den Bücher 
von Barkhausen. Die Modulationsverfahren sind in 
einem besonderen Kapitel im Anschluß an die Sender be- 
handelt. Ein weiteres kurzes Kapitel befaßt sich mit de 
Technik der Dezimeter- und Zentimeterwellen; als Schwin- 
gungserzeuger werden die Bremsfeldröhre in der Darstel- 
lungsart nah Barkhausen und das Magnetron in de' 
Darstellungsart nah H. G. Moeller behandelt. Nad 
Ansicht des Referenten wäre eine ausführlichere Behand: 
lung der Geschwindigkeitssteuerung und der Triftröhre:. 
günstiger gewesen, da man bei diesen mit didaktisch ein- 
fachen Mitteln klarere Vorstellungen erwecken kann. Ev 
kurzes Kapitel über die Wellenausbreitung (Einfluß vo: 
Erdoberfläche und Ionosphäre) und eine kurze Beschreibur: 


der Braunschen Röhre beschließen das Buch. 


F. W. Gundladı. 


x 


1 1 Besprechung: ETZ 70 (1949) S. 274. 
ES BEE ES a TE TUE FIRE CREEIEFERI TEE Boa a SEBETSS ATS TIeEeI SET PRESSEN ERBE TEEESSSEN EEE OT TEEugeRnn user EAST SEE TORE. 
Anschriften der Verfasser der Auisätze dieses Heftes: 
Generaldirektor A. Pirrung, Energie-Versorgung Schwaben, Biber- 

a. d. Rib. 

Dr.-Ing. habil. W. Schilling, Wolfenbüttel, Wilhelm-Busch-Str. 17 
Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Wuppertal-Vohwinkel, Rubis 
straße 4. 

Dr.-Ing. Hans Vierfuß. Abt.-Präsid., Studiengesellschaft für die Elek! 


I 


fizierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahnverkehrs, Köln, Kaiser-Friedrich-Uier - 


Abschluß” des Heftes: 17. Dezember 1949. 
Schriftleitung: G. H. w in nk ler {für den Inhalt verantwortlich) üo K S 

Eqerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eime pers“ 

liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppera 

Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postiach 667. Fernruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Frielrich-Ebert-Str. V` 

Postfach 667. Ferninl: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 
Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 
Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag,; 

mitglieder durch den Buchhandel. , 
Druck: F. W. Rubens, Unna ı. W. 


fur Nit 


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HENG | MÄR 22 1950 


 Verlagspostamt Wuppertal Versandpostamt Unna 


I / 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


Zur Ultrakurzwellen-Therapie mit Dezimeter- und Zentimeter-Wellen. Gleichsp.-Verstärkers. 49 — Mikrowellen-Spektroskop. 49 — Ermiitt- 
K-H. Spiller. 27 lung v. Strom- u. Spannungsverlauf durch schrittweise Integration, 


Wege zur Erhaltung der Ubertragungsgüte des hochirequenten Draht- 49 — Bereding. d. wirksamen Permeabilität v. vormagnetis, Drossel- 
funks. K. H. Deutsch. 31 kernen. 49 — Metallkeramik, ein neues Gebiet i. d. Pulvermetallur- 


Versuche über den Einfluß der umgebenden Atmosphäre auf die Bür- gie. 50 — Magnet. Untersuchungen an kohlenstoffarmen Eisen- 
stenübergangsspannung. A, Schliephake. 32 Chrom-Legierungen. 50 — Tagung d. Stud.-Ges. f. Höchstspannungs- 


Schutz großer Isolatoren gegen Zerstörung durch Lichtbögen. A. Rog- anlagen. 50 — 
g en d orf. 35 Verschledenes 
Uber Maschennetze. H. Bauer. 38 FNE: Normung von Schichtpreßstoffen. 51 
Pernleitungen mit erhöhter Ubertragungsfähigkeit im Ausland. Sitzungskalender: 51 
H. Meyer 41 Persönliches: H. C, Steidle #8. 51 — F. W. Gladitz, 52 

Rundschau Buchbesprechungen: J. Fischer: Abriß d. Dauermagnetkunde. 52 

ETZ-Messeheft 1950. 30 — Sicherheitsmaßnahmen bei elektr. Schlaf- — R. Seeliger: Grundbeziehungen d. neuen Physik. 52 — 

deden. 34 — Hocdhsp.-Gleichstrom-Ubertragung u. ihre Beziehg. zur G. Quarg: Wider d. techn. Kulturpessimismus. 52 — G. A. 

engl. Elektrowirtschaft. 42 — Die Bedeutung d. Wärme-Zeit-Konstan- Sorgenfrei: Fachkunde f. Fernmeldetehn. 52 — H. Notte- 

ten b. elektr, Maschinen. 42 — Uberspannungsschutz v. gekapselten brock: Widerstände. 52 — K. Hennig: Fernmeldeübertra- 

Schaltanlagen m, Freileitungsanschluß. 43 — Uberwacdung v. Hoc- gungssysteme, 53 — M. Langer: Geräusce i. d. Verbindungen 

spannungsnetzen m, Meterwellen, 43 — Nachkriegserweiterung d. d. Fernämter u. ihre Beseitig. 53 — B. v. Borries: Die Uber- 

220 kV-Hochsp.-Netzes in Nordkalifornien.,. 43 — Zweiphasen-Steuer- mikroskopie, 53 — M. Walter: Kurzschlußströme i. Dreh- 

motoren. 44 — Uber magnet. Verstärker. 4 — Neues Hochsp.- stromnetzen. 53 — R, Edler: Schaltungen a. d. Gebiete d. In- 

Laboratorium d. GEC. 45 — Neue amerikan. Straßenlampe. 45 — stallationstehn. 54 — Rh. Ricken: Das Schweißen d. Leicht- 

Vereinheitlihung d. Straßenbahnfahrzeuge. 45 — Neue Stromabneh- metalle, 54 — Th. Ricken: Grundzüge d. Schweißtechnik. 54 

mer f. d. französ. Bahnen, 46 — Dielektr, Verhalten flüssiger u. fe- — À. G. A r no ld : Elektrotechn. Sprechstunde. 54 — Fr. Spitzer: 

ster. Isolierstoffe im Frequenzgebiet 0 bis 60 Hz. 46 — Verhalten d. Rezepte f. d. Werkstatt. 54 — L. Scheer: Was ist Stahl? 54 

elektr. Größen v. Papier- bei Feuchtigkeit u. Temperatur. 47 — Kurz- — K. Daevesu. A. Beckel: Großzahlforschg, u. Häufigkeits- 

nachrichten im Fernsprecher. 47 — Gedructe Schaltungen. 48 — analyse. 54 

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5 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. Januar 1950 


Heft 2 


Zur Ultrakurzwellen-Therapie mit Dezimeter- und Zentimeter-Wellen 


Von K-H. Spiller, Wetter (Ruhr) 


Übersicht. Infolge der langen Beschäftigung während des Krieges 

Tt anderen Problemen der Hochfrequenztechnik und der Schwierigkeit, 

sute an altere Fachliteratur zu kommen, erscheint es wünschenswert, zu- 

. techst kurz in die heute übliche Ultrakurzwellen-Therapie mit Wellen- 

ı nuen im m-Bereich einzuführen. Dann wird die anzustreben.le Entwicklung 

a Richtung einer dm- und cm-Wellen-Therapie aufgezeigt. Möglichkeiten 

:. hres Verwirklichung ergeben sich durch die Felder von Dipolen und 
i:chersystemen und durch freie, konzentrierte Strahlung. 


Kondensatorfeldmethode und Fettentlastung bei m-Wellen. 
Seit längerer Zeit ist die Ultrakurzwellen-Therapie ein 
rprobtes Verfahren innerhalb der Elektromedizin. In der 
Hauptsache verwendet man elektrische Schwingungen, deren 
' Wellenlänge zwischen 15 und 4 m liegt — meist beträgt sie 
tiwa 6 m —, und gibt diese Frequenzen am besten mit der 
kHondensatorfeldmethode unter Verwendung von Abstands- 
‚iektroden nah Schliephake [I] auf den Patienten. 
‚ Bid 1 zeigt schematisch dieses 
' Verfahren. Der Ultrakurzwel- 
Ien-Erzeuger wird einfach an 
das Netz angeschlossen. Er ist 
| hei modernen Geräten ein Röh- 
rengenerator in UKW-Drei- 
punkt-Schaltung. Die Hochfre- 
. gıenzenergie wird in ihrer 
Starke regelbar ausgekoppelt und über zwei biegsame Kabel 
den schon erwähnten Abstandselektroden zugeführt. Zwi- 
schen ihnen befindet sich der zu behandelnde Körperteil des 
Patienten P. Die Abstandselektroden bestehen aus Metall- 
piatten M, denen Glasschalen G vorgelagert sind, so daß sich 
wishen den eigentlichen Elektroden und dem Patienten 
sch ein Luftraum befindet. (Von Feinheiten des Verfah- 
tens, 2. B. daß dieser Luftraum in seiner Stärke einstellbar ist, 
sei bei diesem kurzen Abriß abgesehen.) Der Patient stellt 
also zunächst einmal das verlustbehaftete Dielektrikum eines 
Kondensators dar. Außer auf Grund der Verlustwärme tritt 
‚in Heilerfolg wohl auch durch eine spezifische Wirkung der 
!ıochfrequenz ein. Wieweit diese dann stark frequenzselek- 
nuy erfolgt, ist noch umstritten. Auch die im letzten Kriege 
entwickelte Impulstechnik, angewandt auf die UKW-Therapie, 
wird uns noch neue Erkenntnisse und Heilerfolge bringen. 
Um nun die anzustrebende Weiterent- 
ı wicklung der Ultrakurzwellen-Therapie 
‘‚chtig zu erfassen, müssen wir auf den 
Begriff der Fettentlastung näher einge- 
“en. Der Patient im Kondensatorfeld 
stellt ein geschichtetes Dielektrikum dar. 
Stark idealisiert haben wir von beiden 
>eıten her außen zunächst, nach der ver- 
nachlässigbar dünnen Oberhaut, das Un- 
'>rhautfettgewebe F (Bild 2), dann weiter innen Muskel M 
oder Bindegewebe, unter Umständen ganz im Inneren Kno- 
rhen oder Organe wie Leber, Niere oder dgl. Wir wollen uns 
'ıer auf eine Schichlung aus Fett und Muskel beschränken, 
da zwischen diesen beiden das wichtige Problem der Fett- 
entlastung auftritt. Würde man in Bild 2 ohne Luftabstand 
"wischen der außen liegenden Fettschicht und den Elektro- 
‚enplatten arbeiten, so: würde, abgesehen von anderen 
Schwierigkeiten (Unebenheit der Körperoberflähe und 
Ssrhweißtropfenbildung, die zu örtlichen Verbrennungen füh- 
en}, die größere Felddichte in den Bereich der Fettschicht 
allen. Da zugleich die Gefühlsnerven dicht unter der Ober- 


UKW- 
Generator 


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Bild 1. UKW-Therapie mittels der 
Kondensatorfeldmethode. 


11 
hi 
Wie 


tatti 
i 


+ 
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Bıld 2. Geschiditetes 
Dielektrikum im Kon- 
densatorfeld, 


DK 615.84 : 621.3.029.62/64 


haut und in unmittelbarer Nähe des Unterhautfettgewebes 
liegen, würde der Patient bereits über Hitze klagen, lange be- 
vor die tieferliegenden Körpergewebe tatsächlich überlastet . 
sind. Nun gestattet aber die Verwendung hinreichend hoher 
Frequenzen, ausreichend große Luftabstände zwischen Elek- 
trodenplatten und Körperoberflähe einzuschieben und die 
störende Auswirkung der Rand-Inhomogenität des elektri- 
schen Feldes im Unterhautfettgewebe weitgehend zu besei- 
tigen. Weiter ist nun das Fett bei einer Reihenschaltung von 
Fett und Muskel thermisch stärker belastet, da es infolge ge- 
ringerer elektrischer Leitfähigkeit den größeren Widerstand 
darstellt und auch die kleinere spez. Wärme und das kleinere 
spez. Gewicht hat. Auch hier wirkt die UKW-Therapie gegen- 
über der älteren Langwellen-Diathermie bereits verbessernd, 
da der Hochfrequenzstrom nicht unbedingt als Wirkstrom 
durch die Körpergewebe hohen Widerstandes bei Reihen- 
schaltung hindurch muß, sondern sie kapazitiv überbrücken 
kann. Praktisch zeigt sich nun bei der Meterwellen-Therapie 
im Kondensatorfeld mit Abstandselektroden immer noch 
eine zu starke Fettbelastung. 


+ 


Die Fettentlastung bei Dezimeterwellen. 


Beim Übergang zu Dezimeterwellen muß sich die kapazi- 
tive Überbrückung hoher Widerstände noc stärker auswir- 
ken. Außerdem ist zu bedenken, daß die elektrischen Kon- 
stanten Leitfähigkeit und Dielektrizitätskonstante frequenz- 
abhängig sind. Osswald [2] hat diese Größen im Bereich 
zwischen 12 und 3 m Wellenlänge gemessen. Danach hat der 
Verfasser in einer früheren Arbeit [3] das Verhältnis der Er- 
wärmung von Fett zu der von Muskel berechnet und experi- 
mentell in guter Übereinstimmung festgestellt. Diese Mes- 
sungen wurden in den Dezimeterbereich hinein bis 18 cm 
Wellenlänge ausgeführt. Es ergibt sich eine ganz wesent- 
liche Entlastung des Fettes bei Anwendung kurzer Dezimeter- 


Tafel 1. Verhältnis der Tcmperaturzunahme von Fett zu der von Muskel 
in Abhängigkeit von der Wellenlänge. 


u 


| 
J tFen/JtMuskel A’g 
| arC 


wellen. Die Tafel 1 zeigt das in Gegenüberstellung: Die 
Fettentlastung wird mit abnehmender Wellenlänge besser. 
Nun kann man aber nur etwa bis 1 m Wellenlänge herunter 
die heute übliche Behandlungsweise im abgestimmten 


<- Schwingkreis bzw. Lechersystem aufrecht erhalten, da bei 


kürzeren Wellen die Abmessungen der Kondensatorplatten 
zu klein werden. Aber gerade bei den Dezimeterwellen, und 
besonders bei den kürzeren von ihnen, ergibt sich die ge- 
wünschte Fettentlastung. Man muß also neue Verfahren in 
die Therapie einführen, um die Vorzüge der kurzen Dezime- 
terwellen ausnutzen zu können. Ein Heruntergehen mit der 
Wellenlänge zur Fettentlastung hat aber auch Einfluß auf die 
Körperflüssigkeiten. Organe wie Leber oder Niere erwär- 
men sich praktisch unabhängig von der Wellenlänge genau so 
stark wie Muskel. Fett erhitzt sich ihnen gegenüber also 
auch genau so stark wie gegenüber Muskel. Körperflüssig- 


28 


keiten wie Harn, Galle, Serum zeigen nach kürzeren Wellen- 
längen stark ansteigende Erwärmung. Das ist natürlich auch 
zu berücksichtigen, wenn man die UKW-Therapie nach kür- 
zeren Wellen hin erweitert. 


Behandlung im elektrischen und magnetischen Felde 
von Dipolen und Doppelleitungen. 

Wie mit kürzer werdender Wellenlänge die geschlosse- 
nen Schwingkreise kleiner und praktisch unbrauchbar wer- 
den, so wird umgekehrt der Dipol als abgestimmter Schwin- 
ger gerade im Bereich der Dezimeter- und Zentimeterwellen 
besonders handlih. Will man ihn zur Therapie heranziehen, 
so bietet sich zunächst die Möglichkeit, die Felder in seiner 
unmittelbaren Nähe auszunutzen. Das elektrische Feld ist 
an den Dipolenden am stärksten, das magnetische in der 
Mitte des Dipols. 

In Bild 3b sind beide 
Felder gleichzeitig ge- 
zeichnet, obwohl sie mit 
einer Phasenverschiebung 
von 90° auftreten, da es 
uns nicht auf die zeitliche 
Folge der Felder an- 
kommt, sondern auf ihren 


Ort und ihre Stärke. Bild 
3c zeigt, wie eine in die Bild 3. a) Spannungs- und Stromvertei- 


lung beim Dipol. b) Elektrisches und ma- 

gnetisches Feld des Dipols. c) Körperge- 

webe der Schichtung Fett F und Muskel 
M am Dipol. 


Nähe des Dipols gebrach- 
te Schichtung aus Fett und 
Muskel die elektrischen 
Kraftlinien ganz in den Muskel mit seiner hohen Dielektrizi- 
tätskonstanten hineinzieht. Da der Muskel auch eine höhere 
Leitfähigkeit als das Fett hat, treten in ihm auch die stärkeren 
Wirbelströme infolge des magnetischen Feldes auf. Demnach 
darf man mit einer guten Fettentlastung in dieser Anordnung 
rechnen. 


Tafel 2. Verhältnis der Erwärmung von Fett zu der von Muskel bei der 
Dipolfeld-Methode und Vergleih mit der Kondensatorfeld-Methode. 


«StFen/FS Muskel 
II II 


à 


Kondensatorfeldmethode 
Paralleisch. | Reihensch. 


l 
m| 


| | 
m d 


Die experimentelle Durchmessung hatte die in Tafel 2 
zusammengestellten Ergebnisse. Dabei ist das Verhältnis der 
Erwärmung von Fett zu der von Muskel auch in Abhängigkeit 
vom Ort längs des Dipols aufgenommen. Das dem Dipol zu- 
gewandte Körpergewebe hatte 0,5 cm Abstand von ihm. Wäh- 
rend der Versuchsdauer von 2 min wurde im Muskel rd. 2° C 
Temperatursteigerung bei etwa 100 W HF-Leistung am Dipol 
erzielt. Man kommt also mit mäßigen HF-Leistungen aus, die 
sich auch im Dezimetergebiet ohne besondere Schwierigkei- 
ten erzeugen lassen. 

Wie wir aus Tafel 2 entnehmen, ergibt die Dipolfeld- 
methode eine zum Teil hervorragende Fettentlastung. Die Er- 
gebnisse werden verständlich, wenn man folgendes bedenkt: 
In der Mitte des Dipols haben wir für das elektrische Feld 
Parallelschaltung von Fett und Muskel, die gegen seine Enden 
zu in Reihenschaltung überzugehen beginnt. Ferner ist in der 
Mitte die Wirbelstromheizung am stärksten, aber im wesent- 
lichen nur im Muskel mit seiner hohen Leitfähigkeit wirksam, 

Wie schon Bild 3 erkennen läßt, drängen sich die elektri- 
schen Kraftlinien gegen das Ende des Dipols zusammen. Da- 
durch wird, wie bei der Kondensatorfeldmethode mit zu ge- 
ıingem Elektrodenabstand, eine stärkere örtliche Fetterwär- 
mung hervorgerufen, wenn auch nicht mehr in dem hohen 
Maße wie bei den längeren Wellen. Man kann jedoch auch 
hier die gleiche Abwehrmaßnahme treffen, nämlich den Ab- 
stand des Dipols vom Behandlungsobjekt gegen die Enden 
zu vergrößern. 

Will man nun einen ausgedehnteren Körperteil behan- 
deln, so ergeben sich bei dieser Dipolfeldmethode zwei Mög- 


Elektrotechnische Zeitschriit 71. Jahrg. Heft 2 


gespeisten Dipol am Patienten langsam hin und her. Dann 
verteilt sih die Wirkung auf den bestrichenen Bereich 
Zweitens: Man schaltet mehrere Dipole nebeneinander oder 
übereinander, von denen jeder nur normal erregt ist. Durd 
eine entsprechende Speisung der Dipole erreicht man eine 


15. Januar 195í 
lichkeiten. Erstens: Man führt den einen, dann recht stark 
gute Durchsetzung des zu behandelnden Volumens mil 


schen und magnetischen Felder von Dipolen führten, geben 
~ auch den Feldern von Doppelleitungen {Lechersystemen) An- 
wendungsmöglichkeiten bei der Therapie mit sehr kurzen 
Wellen. Damit das elektrische und magnetische Feld der 
Doppelleitung hinreichend ausgenutzt werden kann, führt 
man zweckmäßig die beiden Einzelleiter in größerem Abstand 
voneinander als es sonst beim Lechersystem geschieht. Da es 
sich im Prinzip um das Gleiche handelt wie bei der Dipolfelc- 
methode, soll nicht näher darauf eingegangen werden. 


Behandlung im Strahlungsielde. 

Im vorigen Abschnitt wurde die Behandlung mit Dezime- 
ter- bzw. auch Zentimeterwellen unter Benutzung der den 
Dipolen oder der Doppelleitung anhaftenden elektrischen und 
magnetischen Felder durchgeführt. Man kann aber aud die 
Strahlung, d. h. die schon in den Raum hinausgesandten Fe!- 
der, zur Therapie heranziehen. Dazu ist natürlich erforder- 
lich, die Strahlung in einem kleinen räumlichen Bereich zu sam- 
meln. Daher kann dieses Verfahren umso besser angewani 
werden, je kürzer die zur Behandlung benutzte Wellenlänge 
ist, denn umso besser gelingt die Bündelung, die vor allen 
durch Spiegel bewirkt wird. 

Verwendung nur eines Spiegels. — Wen: 
man nur einen Hohlspiegel für die Konzentrierung der Strah- 
lung heranzieht, erhält man die beste Wirkung durch „Abbil- 
dung” des Strahlers in einiger Entfernung vor dem Spiege. 
Nach den Gesetzen der Optik baut man dazu den Sendedipe. 
ein Stück weit aus dem Brennpunkt des Spiegels nach außen 
hin herausgerückt auf. Um den Teil der hochfrequenten Strah-; 
` lungsenergie mit zu erfassen, der so nicht über den Spiege: ' 
geht, sondern sich vom Strahler aus direkt nach vorn in des 
Raum verteilt, stellt man in etwa !/ı Wellenlänge Abstand vo: 
dem Sendedipol einen Reflektordipol oder eine kleine Refle' 
xionsfläche auf, die diese direkte Strahlung weitgehend zu:' 
Konzentration ebenfalls über den Spiegel schickt. Auc ı 
einen kleinen Hohlspiegel kann man dazu verwenden. Be, 
100 W abgestrahlter Hochfrequenzleistung, 25 cm Weller, 
länge und einem Parabolspiegel mit 150 cm Offnungsdurd: : 
messer kann man den Konzentrationsbereich der Strahlun: 
mit einer gewöhnlichen 25 W-Glühlampe austasten, an d:t; 
Dipolstutzen angelötet sind. Man findet so, daß die Strat- 
lungsenergie im wesentlichen auf einen Raum von etw. 
40 dm? zusammengedrängt wird. In diesen Raum bringt mat | 
das zu behandelnde Objekt. Durch kürzere Wellenlänge !!, 
der gleichen Apparatur erreicht man eine bessere Konzentrie-' 
rung, ebenso durch Anwenden zweier Parabolspiegel. 

Verwendung vonzweiSpiegeln. — Bei Ver: 
wendung von zwei Parabolspiegeln stellt man den Sendedips : 
in den Brennpunkt des einen Hohlspiegels wieder unter Ver! 
wendung eines kleinen Reflektors zur Konzentrierung de. 
sonst nicht über den Spiegel gehenden Energie. Die dar: 
annähernd als parallels Bündel ausgesandte Strahlung wir: 
durch den zweiten Spiegel in dessen Brennpunkt gesamme:: | 
Praktisch verläuft der Bündelungsvorgang nicht ganz so idea ! 
Einmal ist ja bei diesen relativ längeren Wellen die Wi:-, 
kungsweise der Spiegel etwas anders, so daß man aud gt ' 
gebenenfalls mit dem Strahler etwas aus dem Brennpunk 
herausgehen muß. Zum anderen ergeben sich, wenn de 
Strahlung im Brennpunkt des zweiten Spiegels nicht völl- 
absorbiert wird, Mehrfachreflexionen zwischen den Spiege!: ı 
Ihre Anzahl hängt von Größe und Abstand der Hohlspiea: 
ab. Ist der Spiegelabstand groß gegen den Durchmesser, € 
geben sich wenige Energieanhäufungen und umgekehrt. 

Bei Leerlauf oder geringer Absorption muß man die Apps 


ratur so einstellen, daß das dem Behandlungsspiegel am nät: ' 
| 
i 


Feldern. 
Die gleichen Uberlegungen, die zur Benutzung der 


| 
| 


15. Januar 1950 


y 
` 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 29 


COUS 


sten liegende Energiezentrum am kräftigsten wird, denn die- 
ses entspricht dem Brennpunkt des Behandlungsspiegels und 
ist das primäre. 

Um eine Vorstellung von der Leistungsfähigkeit einer 
solchen Spiegelanordnung zu geben, sei gesagt, daß man 
mit etwa 100 W bei 25 cm Wellenlänge und 2 Parabolspiegeln 
von 1,5 m Offnungsdurchmesser am Orte des Brennflecks im 
Behandlungsspiegel mit der hinein gehaltenen Hand ein Wär- 
megefühl verspürt. Der Spiegelabstand war dabei etwa so 
groß wie die Spiegeldurchmesser. Objektive Messungen fol- 
gen in anderem Zusammenhang weiter unten. 

Benutzung eines Ellipsenspiegels. — "Ah 
Stelle von einander gegenüberstehenden Parabolspiegeln ver- 
wendet man besser ein Rotationsellipsoid, in dessen Innerem 
sich Strahler und Objekt befinden. Die Ellipse hat die be- 
sondere Eigenschaft, daß alle 
Strahlen, die von einem Brenn- 
punkt ausgehen, sich im anderen 
Brennpunkt treffen. Beim völlig & 
geschlossenen Ellipsoid kann 
zudem überhaupt keine Strah- 
lungsenergie mehr aus der Ap- 
paratur entweichen, Man ge- 
winnt dabei mit der besten 
Ausnutzung zugleich die voll- 
ständige Entstörung. Will man auf die restlose Verwirk- 
lichung dieser beiden Punkte verzichten, so kann man eine 
mittlere Ringzone des Ellipsoids weglassen. Das Innere der 
Anordnung ist dann besser zugänglich. Schließlich vermei- 
det die spiegelnde Ellipse das Auftreten der oben erwähn- 
ten Nebenmaxima, denn die vom Behandiungsbrennpunkt Fa 
(Bild 4) ausgehende, weil nicht restlos absorbierte Strahlung 
gelangt wieder in den Brennpunkt F; und von dort noch ein- 
mal in den Behandlıungsbrennpunkt Fg. Dabei muß aber 
"theoretisch, damit sich keine Störungen durch falsche Phasen- 
lage ergeben, der nach den geometrischen Ellipsengesetzen 
stets gleich lange Weg von Brennpunkt zu Brennpunkt (mit 
Ausnahme des direkten Strahls), d. h. aber zugleich der größ- 
te Durdhmesser der Ellipse ein ganzes Vielfaches der zur Be- 
handlung eingesetzten Wellenlänge sein. Bei einem größten 
Durchmesser von zZ. B. 4 m Länge würde man denselben Spie- 
gel also außer für 25 cm Wellenlänge (16 X 25 = 400) für 
23,5, 22,2, 21,1, 20,0 cm Wellenlänge usw., oder für 26,6, 28,8 
usw. benutzen können. Die Anwendbarkeit eines bestimmten 
Spiegels wird durch die gestellte Forderung also praktisch 
nicht eingeschränkt. 

Große Abmessungen des Ellipsoids lassen sich vermei- 
den, wenn man nicht den ganzen Patienten in das Innere 
bringt, sondern auf der Behandlungsseite eine Kalotte des 
Ellipsoids längs der gestrichelten Linie abschneidet, so daß 
der Behandlungsbrennflek F vor die Offnungsebene des. 

. Spiegels zu liegen kommt. 

Zu allen Spiegelmethoden sei noch gesagt, daß wegen 
der Ausdehnung des .angestrahlten Objektes. die auf ver- 
schiedenen Strahlen eintreffenden Wellen nicht in einem 
Punkt zur Wirkung kommen, so daß wir uns um Phasenunter- 
schiede nicht weiter zu kümmern brauchen. 

Außer durch Hohlspiegel kann man sehr kurze elektri- 
:sche Wellen auch durch Linsenwirkung sammeln. Im Nadh- 
"richtenverkehr mit Zentimeterwellen wird auch eine aus klei- 
nen Hohlrohrleitern zusammengesetzte Linse mit Erfolg be- 
nutzt [4]. Da die Phasengeschwindigkeit in den Hohlrohr- 
leitern größer als Lichtgeschwindigkeit ist, muß eine solche 
Sammellinse konkav sein. In der Optik des sichtbaren Lich- 
tes dagegen sind Sammellinsen ja konvex, weil die Lichtge- 
"schwindigkeit in dem Linsenmaterial kleiner ist als die Licht- 
geschwindigkeit in Luft. Eine andere Idee [5] verwendet aus 
'Polystyrolschaum-Platten und Kupferfolie geschichtete Linsen, 

Kombination der Dipolfeld- und An- 
/strahlungsmethode. — Führt man die Behandlung in 
lden elektrischen und magnetischen Feldern, welche Dipolen 
a... innerhalb von metallischen Hohlspiegeln aus, so 

man zu einer günstigen Kombination der Dipolfeld- 
re der Anstrahlungsmethode kommen. In Bild 5a sind z. B. 


Bild 4. Behandlung mit Ellipsen- 
spiegel. 


zwei einander gegenüberstehende Parabolspiegel Sı und 
S2 so dicht zusammengerückt, daß ihre Brennpunkte Fı 
und Fz fast zusammenfallen. In Fı steht der Dipol oder die Di- 
polgruppe D. Das zu behandelnde Objekt 0 befindet sich dicht 
vor D, so daß Fa ungefähr in seiner rückwärtigen Oberfläche 
liegt. Die vordere Seite von 0 wird jetzt unmittelbar durch 
die Dipolfelder von D behandelt. Die Restabstrahlung von 
D wird über die Spiegel Sı und Sg auf die Rückseite von 0 
konzentriert. Statt zweier Parabolspiegel kann man auch 
einen Ellipsenspiegel nach Bild 5b verwenden. Dabei wird 
man häufig den mittleren gestrichelt gezeichneten Teil des 


. Ellipsoids weglassen können, da er doch nur von der Strah- 


lung getroffen wird, die durch das Objekt hindurch oder 
daran vorbeigegangen ist. Bei völlig geschlossener Spiegel- 
anordnung erhält dieses kombinierte Verfahren zugleich den 
großen Vorteil der absoluten Störfreiheit nach außen. 


Bitd 5. Kombinierte Dipolfeld- und Anstrahlungsmethode. 


Parabolspiegeln, b) mit Ellipsenspiegel. 


Die Vorgänge beim Anstrahlen des Behandlungsobjektes. 

Bei der Kondensatorfeldmethode müssen die Kraftlinien 
von der einen zur anderen Elektrode verlaufen. Welchen 
Weg sie dabei nehmen und welche Wirkungen der ihnen fol- 
gende Strom dabei verrichtet, hängt von den elektrischen 
Daten des zu behandelnden Objektes und von der Wellen- 
länge ab, z. B. kapazitive Überbrückung schlechter Leiter, wie, 
wir gesehen haben. Die reine Dipolfeldmethode oder die 
Behandlung am auseinandergerückten Lecersystem. ent- 
spricht weitgehend der Kondensatorfeldmethode, die dadurch 
für die besonders kurzen Wellen anwendbar wird und durch 
die zugleich auftretende Wirbelstromwirkung verbessert ist. 
Bei der Anstrahlung des Behandlungsobjektes kommt es auf 
die Reflexion, Brechung und Absorption am und im Objekt 
an und auf den Einfallswinkel und die Polarisation der Wellen. 


a) Mit zwei 


——>c 
elektr. Vektor in Einfalls- 
ebene. ETIU) 
— — — elektr. Vektor senkrecht ai 
Einfallsebene. 


Bild 7. Reflexionsfaktor sananaig Par | 


Bild 6. Reflexionsfaktor abhängig der ange a)o=5 


vom Einfallswinkel bei der Leit- b) o = S . 108, c)o = 5, 
fähigkeit 0. d) o = oo; dabei à = 10 cm. 


Je nach dem Einfallswinkel, mit dem die Strahlung auf 
das zu behandelnde Objekt trifft, wird ein mehr oder weniger 
großer Teil reflektiert, geht also für die Wirkung verloren. 
Bild 6 und 7 lassen die Größe des reflektierten Anteils er- 
kennen in Abhängigkeit vom Winkel zwischen Strahlrichtung 
und Einfallslot. Die Kurven ergeben sich aus den Fresnel- 
schen Gleichungen für den Reflexionskoeffizienten F: 


Pe 


n? cos a — Vn? — I + cos? «a 

B = a a e = un 
n 2 cose + |n — | + cos? «a 
cosa — cosa— n? -I+c — | + cos? «a 


Pra 
L cosa+ Yn? — I + cos? a 


Dabei ist n = ny/nı = VYs—2jAocder komplexe Brechungs- 


30 


index der angestrahlten Substanz, wobei € = Dielektrizitäts- 
konstante, o = Leitfähigkeit in CGS, A = Wellenlänge in cm, 
c = 3:10”. F.ist also über n von e und dem Produkt A ø ab- 
hängig. Bei verschiedener Leitfähigkeit o der angestrahlten 
Substanz kann man also durch Wahl anderer Wellenlängen À 
dieselben Reflexionsbedingungen wiedererhalten. 


Aus den Bildern 6 und 7 geht hervor, daß die 
Reflexion, die für unsere Zwecke schädlich ist, im 
allgemeinen bei in der Einfallsebene schwingendem 
elektrishen Vektor schwächer ist, als wenn er 
senkrecht dazu schwingt; nur beim Einfallswinkel 0 
und genau 90° ist sie in beiden Fällen gleich. Bei 
senkrecht zur Einfallsebene schwingendem elektri-& 
schen Vektor erhält man stets die kleinste Reflexion 
bei genau senkrechter Anstrahlung. Soll die Re- 
flexion noch geringer werden, so muß der elektri- 
sche Vektor in der Einfallsebene schwingen. Dann 
nimmt sie mit steigendem Einfallswinkel zunächst 
langsam, dann rasch ab, hat für den Brewsterschen 
Winkel, für den tg a = n gilt, den kleinsten über- 
haupt möglichen Wert, um schließlich schnell bei 
streifendem Einfall auf hohe Werte anzusteigen. 

Bei cm-Wellen kann man bereits mit einem Bün- | 
del paralleler Strahlen arbeiten und erhält einen 
wohl definierten Einfallswinkel, den man nach den 
besprochenen Erkenntnissen wählt. Bei dm-Wel- 
len wird man wegen der sonst weniger guten Kon- 
zentration auf ein kleines Objekt mit konvergenten 
Strahlen arbeiten müssen. Dadurch lassen sich nur 
schwer theoretisch einwandfreie Anstrahlungsbedingungen 
schaffen. Man hat versucht, die Reflexionsverluste infolge 
des Sprunges des komplexen Brechungsindexes an der Ober- 
fläche des Behandlungsobjektes durch Verwenden eines An- 
passungs-Dielektrikums zwischen Strahler und Objekt klein zu 
halten [6]. Ein solches Medium soll sich der Oberfläche des 
Behandlungsobjektes gut anschmiegen und nicht selbst Ener- 
gie absorbieren. Wie die unten gebrachten Erwärmungsmes- 
sungen bei Anstrahlung aber zeigen, kommt man auch ohne 
Anpassungsmedium schon ganz gut zurecht. 


Die an der Oberfläche des 
Behandlungsobjektes nicht in 
schädliher Weise reflektierte 
Strahlung wird in das Innere 
der Substanz hinein gebrochen. 
Dabei wird jeder Strahl zum 
Einfallslot hin abgelenkt. Der 
Schnittpunkt konvergierender 
Strahlen muß dadurch, wie die 
Konstruktion des Bildes 8 er- 
gibt, wenn eine Substanz mit Brechung konvergenter 
höherem Brechungsindex in den Strahlen. 
Strahlengang gebracht wird, in das Innere der Substanz aus- 
einander gezogen werden. Dadurch ergibt sich eine sehr er- 


Bild 8, 


wünschte Vergrößerung der Tiefenwirkung bei gleihmäßi- 


gerer Verteilung der Energie. Die Amplitude der elektrischen 
Wellen nimmt e-funktionsförmig ab beim Fortschreiten in 
die Substanz hinein. Zugleich nimmt bei konvergierenden 
Strahlen Jer Durchtrittsquerschnitt der gesamten Energie 
quadratisch ab. Das gleicht sich, was die Energiedichte an- 
betrifft, etwas aus. Bei Inhomogenität des angestrahlten 


ETZ-Messehelt 1950 


Zur Exportmesse Hannover im Frühjahr 1950 soll wie im 
“Vorjahr (H. 5, 1949) ein verstärktes Messeheft der ETZ er- 
scheinen, das den Firmen helfen will, ihre Erzeugnisse im In- 
und Auslande bekannt zu machen. Das Heft wird in der schon 
‚gewohnten Form vornehmlich in einem zusammenfassenden, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


15. Januar 1950 


Körpers kommt es auch in seinem Inneren zu Reflexion und 
Brechung. 


Meßergebnisse bei der Anstrahlungsmethode. 


Die folgenden Tafeln bringen in übersichtlicher Zusam- 
menstellung die Ergebnisse von Erwärmungsmessungen bei 


Tafel 3. Temperaturerhöhung in Muskel und Fett bei ge- 
trennter Anstrahlung. (100 W HF-Leistung, 25 cm Wellen- 
länge, Anstrahlungsdauer 3 min, konvergente Strahlung.) 


Temperaturzunabme °C 


Br -Pkt. 2cm Br.-Pkı. 7,7 cm 
sechts von ß 


Brennpunkt 
bci $ 


Muskel 


Ort 


Muskel 


| 09 | 
0.985 | 


1,10 


0.57 
1,00 
0,61 


Tafel 4. Temperaturerhöhung bei Anstrahlung der Schit- 
tung aus Fett und Muskel. 


Temperatwzunahme in °C 
Fett vor Muskel | Muskel ver Fett 
Feit | Muskel, F/M | Muskel | Fen | F/M 


0.19 1.18 016 1,0 00 | 00 | 


Anstrahlung ohne Anpassungsmedium. Mit der Bezeichnung 
„Brennpunkt in Tafel 3 ist der experimentell festgestellte 
Ort größter Energieanhäufung ohne Vorhandensein der zu 
bestrahlenden Proben gemeint. Während der Anstrahlung 
wurden die Thermoelemente aus der Substanz entfernt. Bei 
den Messungen zu Tafel 4, der Anstrahlung der Schichtung 
aus Fett und Muskel, lag der „Brennpunkt des Behandlungs- 
spiegels in der Trennfläche der beiden. Fett und Muskel lagen 
dicht aneinander ohne trennende Zwischenscicht. 

Aus der Tafel 3 ist zu entnehmen: Die Temperaturerhö- 
hung ist nicht im „Brennpunkt‘ des Behandlungsspiegels am 
gıößten, sondern, wie schon an Hand des Bildes 8 theoretisch 
gefolgert, weiter im Inneren der Substanz. Die erreichten Tem- 
peratursteigerungen liegen überraschend hoch. (Genau kön- 
nen nur die zu jeder Einstellung des Meßobjektes gehörenden 
Temperatursteigerungen an den Stellen a, f und y miteinan- 
der verglichen werden. Von Einstellung zu Einstellung des 
Meßobjektes können mäßige Schwankungen der Sender- 
energie enthalten sein.) Aus Tafel 4 erkennt man, daß bei 
Anstrahlung durch das Fett hindurch noch eine gute Wirkung 
im Muskel erzielt wird. Dabei ergibt sich eine gute Fett- 
entlastung. Zum Glück liegt von Natur aus das Unterhaut- 
fettgewebe dem übrigen Körperinneren vorgelagert, denn be: 
einer Schichtung von Muskel vor Fett dringt praktisch keine 
Hochfrequenzenergie mehr bis ins Fett vor. Insgesamt ergibt 
sich aus den Messungen bei Anstrahlung auch ohne Anpas- 
sungsmedium oder ausgewählten Einfallswinkel eine gute 
Temperatursteigerung und aussichtsreiche Tiefenwirkung. 

Schrifttum 
[I] E. Schliephake: Kurzweilentherapie, G. Fischer, Jena. 
[2] K. Oss wald : Hochfrequenztechn. 49 (1937) S. 40. 
[3] K. H. Sp.iller : Hochfrequenztechn. 52 (1938) S. 129. 
[4] H. T. Fries: Bell Syst. techn. J. 27 (1948) S. 183. 


[5] Frequenz 2 (1948) S. 202. 
[6] J. Patzold: Radiologica 1 (1937) S. 122. 


von der Schriftleitung bearbeiteten Bericht die ausgestellten 
Erzeugnisse im redaktionellen Teil behandeln. Bitte senden 
Sie kurze Originalberichte über die wichtigsten und 
neuesten Ihrer ausgestellten Fabrikate bis spätestens 
10.Februar1950.an die Schriftleitung der ETZ, Wupper- 
tal-Elberfeld, Postfach 667. Nach diesem Termin eingehende 
Berichte können nicht mehr berücksichtigt werden. 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


31 


“. 


Wege zur Erhaltung der Übertragungsgüte des hochfrequenten Drahtfunks 


Von K. H. Deutsch, Berlin 


Viel schwieriger als bei jeder anderen, im normalen 
Rundfunkdienst eingesetzten Einrichtung erscheint auch dem 
Tihmann die Durchführung der Gütekontrolle und Fehler- 
“ststellung beim Drahtfunk (Df). Ein Rundfunksender be- 
ndet sich konzentriert in einem Gebäude, der Drahtfunk- 
sender" dagegen teilt sich in viele kleine Einheiten auf, 
ie sih unbedient oder nur mittelbar bedient verstreut in 
Fernsprechämtern und. Verteilereinrichtungen des Kabel- 
netzes eines ausgedehnten Bezirkes befinden. Der eigent- 
ihe Schwingungserzeuger — üblicherweise Df-Sender ge- 
nannt — ist über Fernspredleitungen mit seinen Unter- 
:entralen, den . Df-Verstärkerämtern verbunden, in denen 
„ne größere Zahl von HF-Verstärkern steht, die erst ihrer- 
sts die Df-Hörer versorgen. Die Drahtfunk-Fachkräfte sind 
neist an einer Stelle, beim Df-Sender, 'stationiert und müssen 
&ie zugehörigen Verstärkerämter durch turnusmäßige Be- 
Qe betreuen, während das Fernsprechpersonal, das stän- 
dq in den Verteilereinrichtungen mit Df-Verstärkern tätig 
st, infolge seiner andersartigen Aufgaben und Auslastung 
ast stets nur Assistenzdienste leisten kann. 


me; F Jar 


Df-Verstärkeramt 


Df-Vorsatzgleichrichter 
[DGLV) 


von jil 
Überwachungs= 
punkten 


IFernüberwachung ` € 


TEN | 


Überwachungsgestell 


Signaltampe | 
ge "Störung" 
{He sp 
a En vachgesieuertes 


DGLV Relais 


Bild 1. 


Nun erwartet der Hörer gerade vom Drahtfunk äußerste 
"tfreiheit und Klanggüte. Daher muß also jede Störung 
"nelistens behoben werden, zumindest eine auf dem — in- 
2 der Zwischenschaltung von mit Röhren und anderen 
.zlementen mit befristeter Lebensdauer bestückten Ver- 
“Zem — besonders kritischen Weg Df-Sender bis Aus- 
x9 Df-Verstärkeramt. Bei Störungen, die sich außerhalb 
ises Bereiches, näher zum Teilnehmer, einstellen sollten, 
430 Z. B. in seiner Wohnungsanlage selbst, ist eine schnelle 
*seitigung allerdings stark von seiner eigenen Initiative 
~z B. Abgabe einer sofortigen Meldung an die ent- 
*shende Postdienststelle — abhängig, da in derartigen 
ten mit normalen technischen Mitteln eine Störungssigna- 
: erung an eine zentrale Stelle kaum zu erreichen ist. 
Für eine wirtschaftliche Störungsbehebung ist eine Kon- 
"vration der Fachkräften an wenigen zentralen Stellen 
st am günstigsten, so daß auch die Planer der Drahtfunk- 


Leo | Diesendseni 
— 


Schematishe Darstellung der Df-Uberwacung. 


DK 621.396.97 : 621.396.44.004.5 


netze vor der Aufgabe standen, eine Fernüberwacdung der 
Df-Verstärkerämter ohne zu großen Aufwand zu ermög- 
lichen. In kleinem Rahmen war bis Kriegsende dieses 
Problem in verschiedenen Df-Netzgruppen Deutschlands 
bereits gelöst. Als nach 1945 in Berlin mit dem Wieder- 
aufbau seines flächenmäßig sehr großen Netzes begonnen 
wurde, ergaben sich jedoch Schwierigkeiten, eine ausrei- 
chende Gütekontrolle einzurichten. Die meisten Einrich- 
tungen waren verloren gegangen, die Störungsmöglichkeiten 
noch sehr groß, die Zahl der Fachkräfte gering. Es ent- 
stand daher ein gänzlich neuartiges System einer zentralen 
Überwachung, das kurz beschrieben sein soll. 

Aus den technischen Gegebenheiten folgernd wird jedes 
arößere Df-Netz in Untergruppen eingeteilt, deren es in 
Berlin z. B. drei aibt. Jede dieser Netzgqruppen umfaßt eine 
Reihe von Df-Verstärkerämtern, wobei ein geeignet ge- 
legenes Amt, sehr oft das Df-Sendeamt, als Uhberwachungs- 
mittelpunkt ausaebaut ist. Hier stehen die Kräfte bereit, 
die geeignet sind, evtl. schon durch Fernberatung eine durch 
die Güteprüfung erkannte Störung zu beseitigen. Grund- 
prinzip der neuen Einrichtung ist, 
die HF-Ausgangsspannung der Df- 
Verstärker des Verstärkeramtes 
. gleichzurichten und sie in Form der 
niederfrequenten Modulation zum 
zentralen Güteprüfplatz zurückzu- 
führen. 

Zur Ausrüstung jedes Df-Verstär- 
keramtes gehört daher ein Uber- 
wachungsgestell, das die Einrichtun- 
gen für die Fernüberwächung wie 
für die ebenso notwendige Laut- 
sprecherüberwachung durh das 
örtliche Personal in sich vereinigt. 
Als Demodulatoren sind Empfangs- 
geräte einer besonderen Ausfüh- 
rung eingesetzt, da an sie naturge- 
mäß hohe Anforderungen hinsicht- 
lich Trennschärfe, Übertragungs- 
güte und Betriebskonstanz gestellt 
werden. Das Zusammenarbeiten 
‚aller dieser Einrichtungen mag 
Bild 1 verdeutlichen. 

Im Uberwachungsgestell sind je 
Drahtfunkfrequenz ein Gleichrichter 
für die Fernüberwachung, dessen 
Ausgang auf eine Leitung zum Gü- 
teprüfplatz führt, und ein Gleichrich- 
ter für ein örtliches Abhören vor- 
handen. Die HF-Spannungen wer- 
den von den einzelnen Überwa- 
chungspunkten, die so verteilt 
sind, daß alle Fehlerquellen erfaßt 
werden können, auf Anschaltdosen 
geführt. An ihre Ausgänge kann 
à sich der örtliche Beobachter mittels 
Steckverbindung anschalten und 
über einen Lautsprecher die Dar- 
bietungen mühelos und lautstärke- 
richtig abhören. Für die Fernüber- 


wachtung stellt ein kleiner Wähler, 


der vom Güleprüfplatz aus gesieuert werden kann, die Ver- 
bindung zur Anschaltdose des gewünschten Überwachungs- 
punktes her. Um auch bei z. B. zwei Df-Frequenzen fernabhö- 
ren zu können, sind zwei Gleichrichter, die auf die verschiede- 
nen Df-Wellen abgestimmt sind, über ein Umschalterelais U 
wahlweise in den Abhörweg eingeschaltet, Diese Schaltung ist 
durch Hinzufügen von weiteren Gleichrichtern und Relais 
auch für zusätzliche Df-Wellen ausbaufähig. 

Die zentrale Güteprüfeinrichtung wird naturgemäß 
einen etwas verwickelteren Aufbau als das Überwachungs- 
gestell eines Verstärkeramtes besitzen. 

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen, es 
genüge, einen guten Kraftverstärker mit Lautsprecherschrank 
mittels Steckverbindung an die einzelnen Rückleitungen 
von den Df-Verstärkerämtern zu legen und so die Modu- 
lation abzuhören. Nun beeinträctigt aber die frequenzab- 
hängige Dämpfung der Kabel eine naturgetreue Übertragung 


Lautsprecher- 
Schrank 


| | Rö 
emp 


es NF-Modulat. 
d.Df-Sender 


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(E72237] 


32 


Elektrotechnische Zeitschriit 71. Jahrg. Heft 2 


von NF-Modulation merklih. Die beste Güteprüfung ist 
jedoch der Vergleich der auf den Sender gegebenen Modu- 
lation mit der rückgeführten. Durch eine sogenannte Ent- 
zerrung muß bei der Überwachung diese Dämpfung unbe- 
dingt wieder ausgeglichen werden. Um keinen zu hohen 
Aufwand treiben zu müssen, wird die Entzerrung zweck- 
mäßig durch mehrere, z. B. 4, wahlweise hintereinanderzu- 
schaltende stufenförmig wirkende Glieder vorgenommen und 
so der ‚Frequenzverlauf der Leitung von Fall zu Fall aus- 
geglihen. Da aber bei der Häufigkeit der Überwachung 
(jedes Df-Verstärkeramt soll im Abstand von etwa einer 
Stunde einmal abgehört werden!) diese Technik eine un- 
erträgliche Belastung für das Bedienungspersonal darstellen 
würde, wurde der gesamte Vorgang automatisiert. Die 
Rückleitungen enden auf der Kontaktbank eines Wählers. 
Mittels einer aus der Fernsprechtechnik bekannten Relais- 
schaltung können die Arme des Wählers durch Betätigen 
einer Wählerscheibe auf das gewünschte Amt eingestellt 
werden, was optisch an einer Schautafel durch Lampen an- 
gezeigt wird. Jedem Df-Verstärkeramt ist deshalb eine 
zweistellige Kennziffer zugeteilt. Uber zwei Arme des 
Wählers wird der Abhörverstärker angeschaltet, weitere 
Arme dienen dazu, an der Kontaktbank angeschlossene 
Relais zum Einschalten der richtigen Entzerrer- und Dämp- 
fungsglieder zu steuern. So wird erreicht, daß die rückge- 
führte Modulation der Verstärkerämter sowohl naturgetreu 
als auch in der gleichen Lautstärke ankommt und über einen 
Lautsprecher im Kontrollraum abgehört werden kann. Durch 
eine Umschalttaste ist es außerdem möglich, wahlweise die 
Originalmodulation des Df-Senders oder den Rückempfang 
an den Lautsprecher zu legen. Dieser Veraleich gestattet 
es, auch geringfügiaste Unterschiede festzustellen, zumal ein 
Abhörlautsprecher höchster Qualität verwendet wird. 

Um alle ÜUberwachungspunkte eines Amtes erfassen zu 
können, ist im Uberwachungsgestell, wie schon beschrieben, 


ein kleiner Wähler (Verstärkerwähler) eingebaut. 


. Pegelgeräte von Fall zu Fall eingesetzt werden, 


15. Januar 1950 


` 


Dieser 
kann gesteuert werden durch die Wahl einer dritten Ziffer. 
Durch gleichzeitiges Abhören und Beobachten der Modu- 
lation mit einem Aussteuerungsmesser ist weiterhin Gewähr 
gegeben, daß eine zu große Häufigkeit von übernormalen 


‚Spannungsspitzen in der Modulation, die zu Verzerrungen 


beim Empfang führen könnte, rechtzeitig erkannt und abge- 
stellt werden kann. 


Im Endausbau des Drahtfunknetzes wird es der Be- 
dienungskraft jedoch trotz aller dieser Einrichtungen noch 
schwerfallen, rund 200 Abhörpunkte einer Df-Netzgruppe in 
ausreichend kurzen Abständen zu kontrollieren. Als Er- 
gänzung der beschriebenen Anlage wurde daher eine zu- 
sätzliche selbsttätige Einrichtung für Grobprüfung vorge- 


- sehen, die sih.im Abstand von etwa sechs Sekunden von 


dem einen auf den nächsten Abhörpunkt schaltet und in 
einem sprachgesteuerten Relais die qleichgerichtete Modu- 
lation des Senders mjt der rückgeführten quantitativ ver- 
gleicht. Bei Abweichungen fordert ein Signal die Bedie- 
nungskraft zum Eingreifen auf. 


Nicht vergessen werden darf, daß neben dieser umfang- 
reichen Einrichtung nätürlich noch viele einzelne Meß- und 
um dem 
Hörer ständiq die Übertragung eines geradlinigen Frequenz- 
bandes bis 10000 Hz (wenn erforderlih, auch ohne be- 
sondere Schwierigkeiten bis 15 kHz) bei geringastem Klirr- 
faktor, Geräuschpegel und stets gleichbleibender HF-Ein- 
gangsspannung zu gewährleisten. 


Trotzdem kann aber die Zahl der Pflegekräfte äußerst 
qering gehalten und braucht nur in der Art eines fliegenden 
Störbeseitigungstrupps zum Einsatz bereitgqehalten zu wer- 
den, falls durch die in den einzelnen Df-Verstärkerämtem 
für andere Aufgaben bereitstehenden Kräfte die Beseitigung 
einer Störung nicht möglich sein sollte. 


Versuche über den Einfluß der umgebenden Atmosphäre 


[J] “8 
auf die Bürstenübergangsspannung 
(Mittellung aus dem Laboratorium der Elektrokohle. und Halterfabrik Schunk & Ebe G. m. b. H., Gießen) 


Von A. Schliephake, Gießen. 


Bekanntlich zeigt der aus einer Kohlebürste und einem 
Kupferring gebildete Schleifkontakt verschiedene Eigentüm- 
lichkeiten. Insbesondere ist die an ihm auftretende relativ 

hohe Übergangsspannung von etwa 1 bis 1,5 V und deren 
Verlauf in Abhängigkeit von der Stromdichte bemerkens- 
wert. Bei kleiner Stromdichte bis etwa 2 A/cm? steigt sie 
steil an, um dann mit wachsender Stromdichte nur noch 
wenig zuzunehmen. Die Vorgänge an einem technischen 
Schleifkontakt sind verwickelt. Manche an ihm auftretende 
Erscheinungen bedürfen trotz der in den letzten Jahren durch- 
geführten Untersuchungen [1] noch weiterer Aufklärung. 

Schon lanae ist bekannt. daß durch die umgebende Atmo- 
sphäre ein bedeutender Einfluß auf den Schleifkontakt aus- 
geübt wird. Beim Auftreten von Ammoniak, Chlor, schwef- 
liger Säure und anderen Gasen in der Luft zeigen sich häu- 
fig Funkenbildung und Kupferansatz an den Bürsten elektri- 
scher Maschinen. Als in den USA aanz gekapvselte Phasen- 
schiebermotoren mit Wasserstoffkühlung gebaut wurden, 
mußte das Verhalten der Bürsten in technischem Wasser- 
stoff untersucht werden [2]. Auf die große Bedeutung der 
Luftfeuchtigkeit wurde man zuerst aufmerksam, als bei aro- 
Ber Kälte plötzlich Verreibungserscheinungen von Bürsten 
auftraten. Man konnte nachweisen, daß sie auf zu geringen 
Feuchtiakeitsgehalt der Luft zurückzuführen waren [f3l. Auch 
der sehr hohe Bürstenverschleiß bei Höhenflug hat dieselbe 
Ursache. Infolge des niedrigen Luftdrucks und der niedriaen 
Umgebungstemperatur ist in großen Höhen der Feukdhtig- 
keitsgehalt der Luft sehr qeringq [4]. 

Im folgenden sollen die Eraebnisse von Messungen, die 
zum Teil shon vor 1939 durchaeführt wurden, angeqeben 
werden, da sie den starken Einfluß der umgebenden Atmo- 
_ sphäre auf den Bürstenkontakt zeigen und zur weiteren Klä- 
rung der zwischen Bürste und Kollektor auftretenden Erschei- 
nungen beitragen können. 


DK 621.3.047.43 


Wie bei früheren Versuchen [5] wurde auch bei den fol- 
genden Messungen eine Schaltung verwendet, die erlaubt. 
Mischströme herzustellen. Auf diese Weise konnte der Bür- 
stenkontakt bei Wechsel-, Gleich- oder Miscdhstrom unter- 
sucht werden. Die Kurven wurden mit einem Elektronen- 
strahl-Oszillographen beobachtet. Bei Wechselstrom erga- 

U, 


(ErTZzen 

Bild ‘1. Ubergangsspannung bei 

Wechselstrom, abhängig von der 
Stromdichte. 


Bild 2. Übergangsspannung bei 


Mischstrom. 


ben sich für den Verlauf der Übergangsspannung Kurven wie 
in Bild 1. Dabei wurde von niedrigem zu hohem Strom fortge- 
schritten. Bei niedrigem Strom hat die Übergangsspannuna 
einen viel steileren Verlauf als bei höherem. Diesen Unter 
schied könnte man durch den negativen Temperäturkoeff- 
zienten von Kohle zu erklären suchen [6]. Um dies nachzu- 


prüfen, wurde die Messung mit Mischstrom wiederholt 


Hierbei wurde das Verhältnis vom Gleich- zum Wechse!- 
stromanteil so geändert, daß immer der gleiche Maximalwert 
des Stromes erreicht wurde. Es zeigte sich die eigentümliche 
Erscheinung, daß der Verlauf der Übergangsspannungskurve 
erhalten blieb, nur wurde jetzt je nach dem Verhältnis von 
Wechsel- zu Gleichstrom nur ein Teil der Kurve durchlaufen 
Aus Bild 2 ist dies zu erkennen. Diese Spannungen wurden 
zwischen den auf einem kurzgeschlossenen Kommutator lau- 
fenden Bürsten gemessen. Zur Ausschaltung mechanischer 
Störungen waren je Pol 4 elektrographitierte Bürsten mit je 
5,8 cm? Schleiffläche parallelgeschaltet, 


druck betrug p = 150 g/cm!?, die Umfangsgeschwindigkeit 


der Anpressungs- 


i5. Januar 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 | 33 


v = 18 m’s. Bei reinem Wechselstrom erhält man die ganze 
Kurve. Verringerte man den Wechselstrom- und vergrößerte 
dafür den Gleichstromanteil, so wurde die gleiche Kurve 
durchlaufen, aber jetzt nur bis zu den Punkten A, B, C usw., 
bis bei reinem Gleichstrom die Kurve zu dem Punkt 7 zusam- 
mengeschrumpft ist. Bei dieser MeßBweise mit Mischstrom 
treten Änderungen der mittleren Leistung am Bürstenkon- 
takt im Verhältnis von ungefähr 1:3 auf. Wenn die Ände- 
rung der Kurve durch reinen Wärmeeffekt hervorgerufen 
würde, müßte sich dies im Verlauf der Übergangsspannungs- 
kurve bemerkbar machen. Rein thermisch lassen sich die Än- 
derungen der Kurven bei Wechselstrom (Bild 1) also nicht 
erklären. Die Verlängerung der Geraden u_ = f(i_) der 
von einem kleinen Wechselstromanteil am Kontakt erzeugten 
W'echselspannung müßte durch den Nullpunkt gehen, wie dies 
bei Messungen an glühenden Wolframdrähten auch tatsäch- 
lich auftrat. 


U, forr Torr 
3800 3800 
280 38 
60 60 
s 
885 A/cm? 


885Akm? 


Eiz 3er [E72 289 


Bild 3. Übergangsspannung bei Bild 4. Übergangsspannung bei ver- 
verschiedenem Luftdruck bei Wech- schiedenem Luftdruck bei Misch- 
selstrom. strom. 

Um festzustellen, inwieweit die umgebende Luft für die 
Höhe und den Verlauf der Übergangsspannung verantwort- 
lich ist, wurden Messungen bei verschiedenem Luftdruck mit 
elektrographitierten Bürsten von 0,4 cm? Schleiffläche, 
p = 400 g’cm?, v = 7,8 m/s auf einem Kupferring durchge- 
führt. Wie man auf Bild 3 deutlich erkennen kann, wird die 
UÜbergangsspannung mit dem Sinken des Luftdrucks erheblich 
n.edriger. Gleichzeitig streckt sich die Kurve. Bei Mischstrom 
war diese Erscheinung besonders deutlih zu erkennen 
(Bild 4). Die Kurven in Bild 3 und 4 sind zwischen Ring und 
Bürste gemessen. Manchmal war bei Messungen zwischen 


beiden Bürsten eine Schleifenbildung, insbesondere bei höhe- . 


rer Stromstärke, zu beobachten. Diese verschwand völlig bei 
niedrigem Luftdruck (Bild 5). Die Kurve geht bei sehr nie- 
drigem Druck in eine Gerade über. Bei den verschiedenen 
Kohlebürstenmarken traten keine wesentlichen Unterschiede 
auf. Die Untersuchungen wurden auch durch Gleichstrom- 
messungen nachgeprüft. Auch sie ergaben ein starkes Absin- 
ken der Übergangsspannung mit abnehmendem Luftdruck 
(Bild 7). 


> 
N 
3 2 jos 
s s 
2074 /cm? 857A/cm? 
(E72 285) 


E 'd 5. Schleifenbildung der Uber- Bild 6. Ubergangsspannung im 
Gen3sspannung bei verschiedenem Lauf und Stillstand bei verschiede- 
Luftdruck. nem Luftdruck. 


Wurde in Luft normalen Druckes und relativer Feudhtig- 
keit von 70% und'’20 °C gemessen, so erhielt man für die 
UÜbergangsspannung zwischen beiden Bürsten z. B. die Kurve 
1, Bild 6, im Stillstand die nur wenig von.ihr abweichende 
Kurve 2. Wurde während des Laufes daraufhin der Luftdruck 
verringert, so ging die Kurve allmählich in die Kurve 3 über. 
Nach Stillstehen der Maschine trat eine noch etwas flachere 
Kurve 4 auf, die fast zu einer Geraden geworden ist. Manch- 
mal fiel diese Kurve aber auch mit 3 zusammen. Wurde im 
Stillstand wieder Luft zugelassen, so stieg die Kurve zwi- 
schen 2 und 3. Dieses zeigt, daß die Luft die Krümmung der 
Kurve durch Oxydation des Schleifrings verursacht. Da selbst 


bei sehr kleinen Geschwindigkeiten von. 6,7 * 10-3 m/s die 
gekrümmte Form der Kurve erhalten bleibt [7], kann nicht 
angenommen werden, daß sie etwa durch ein unter der 
Bürste auftretendes Luftpolster hervorgerufen wird. Nur bei 
hohen Umfangsgeschwindigkeiten macht sich dieses auf den 
Ablauf des Stromüberganges störend bemerkbar. 


0 
0 5 0 Akm? 15 
ERN) — >s UPE 
Bild 7. Uberqangsspannung in nor- Bild 8.  Ubergangsspannung in 
maler Luft verschiedenen Druckes. Kohlendioxyd. 


Dann wurde noch der Einfluß verschiedener 
Gase untersucht. Bei Verwendung von Kohlendioxyd lag 
die Übergangsspannung bei 760 Torr niedriger als in Luft. 
Für geringen Druck von 0,5 Torr fällt sie mit der in Luft die- 
ses Druckes gemessenen zusammen (Bild 8). Der Einfluß des 
Gases ist dann verschwindend klein geworden. 


2 
V 


60 forr 
E U; 
4 1 | 


760 


0 0 
0 . 5 0 Akm? 15 0 5 0 Akm? 15 
{E72 289) —s —s 
Bild 9. Ubergangsspannung in Bild 10. Ubergangsspannung in 
Sauerstoff. Ammoniak. 


In Sauerstoff (Bild 9) hatte die Übergangsspannung unge- 
fähr dieselbe Höhe wie in Luft. Ammoniak zeigte unter- 
schiedlichen Einfluß (Bild 10); während sich nach kurzem 
Austrocknen und Auspumpen der Apparatur die obere Kurve 
ergab, wurde nach tagelanger Trocknung die untere gemes- 
sen. Da Ammoniak Feuchtigkeit stark an sich zieht, ist 
anzunehmen, daß die obere Kurve auf Feuchtigkeitsreste zu- 
rückzuführen ist. Es ist sehr charakteristisch, daß bei Ver- 
wendung von Wasserstoff die Übergangsspannung nur einen 
Bruchteil von der in Luft beträgt. Die Kurve ist auch ge- 
streckter. Für 760 Torr und 0,5 bis 1 Torr fielen die Kurven 
sogar zusammen (Bild 11). 


pi am 


0 - 
5 0 A/cm? 15 
—s 0 25 5 Akm? 


(ETZ ER) ——»>s 
Bild 11. Ubergangsspannung in Bild 12. Ubergangsspannung in 
Wasserstoff. Wasserdampf. 

Wie erwähnt, ist der Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf die 
Übergangsspannung sehr groß [8]. Es wurde daher auch der 
Einfluß des reinen Wasserdampfes auf den Stromübergang 
beobachtet. Die Messung, Bild 12, zeigt, daß eine weitere 
merkliche Erhöhung der’ Übergangsspannung gegenüber der 
bei normal feuchter Luft auftritt. Da diese Erhöhung sofort 
nach dem Herstellen der Wasserdampfatmosphäre in Erschei- 
nung tritt und dem Kupferring keine Zeit zur Bildung einer 
starken Patinaschicht gelassen wurde, handelt es sih um 
einen unmittelbaren Einfluß, etwa durch Vergrößerung der 
Flüssigkeitsschicht auf der Laufbahn. 

Die Versuche zeigen, daß je nach dem umgebenden Gas 
die Übergangsspannung verschieden hoch ist. Dies kann ein 
unmittelbarer Einfluß sein oder mittelbar durch Bildung ver- 
schiedener und mehr oder weniger dicker Patinaschichten auf 
dem Kupferring hervorgebracht werden. Um den Einfluß von 
Oxydschichten auszuschalten, wurden die Versuche mit 


34 | Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


einem Kohleschleifring fortgesetzt, da bei diesem keine festen 
Oxyde auftreten. Frühere Versuche [9] hatten ergeben, daß 
bei Verwendung eines Kohlescleifringes die Übergangs- 
spannungskurve fast geradlinig verläuft und niedriger als bei 
einem Kupferring liegt. Dieser Unterschied zeigt deutlich, 
daß die auf dem Kupfer auftretende Oxydschicht einen gro- 
ßen Einfluß besitzt und die Krümmung der Kurve verursacht. 
Die sich unter der Wirkung des Stromes und der Reibung bil- 
dende Oxydschicht wird bei höheren Strömen entweder lei- 
tend oder durchschlagen, so daß die Übergangsspannung nur 
noch wenig ansteigt. Das Absinken des Übergangs- 
widerstandes bei niedrigem Luftdruk und bei Wasser- 
stoff auf einen vom Strom nur wenig abhängigen Betrag läßt 
sich nur durch das Verschwinden der Oxydschicht erklären. 
Die Zersetzungstemperatur von Kupferoxyd liegt für niedri- 
gen Luftdruck bei etwa 800 °C [10]. Da in den punktförmigen 
Berührungspunkten zwischen Ring und Bürste tatsächlich 
sehr hohe Temperaturen auftreten können [11], ist es mög- 
lich, daß durch sie das Kupferoxyd zerlegt und bei Wasser- 
stoff reduziert wird. 


Bild 13. Bild 14. 
verschiedenen Gasen bei 


Kohleschleifring. 


UÜbergangswiderstand bei 


Übergangswiderstand in 5 
verschiedenem Luftdruk und Feuch- 


einem 
tigkeitsgehalt bei einem Kohle- 
schleifring. 


Um festzustellen, ob das umgebende Gas auch bei einem 
Kohlesdleifring noch einen Einfluß ausübt, wurden Ver- 
suche in dieser Richtung ausgeführt. Man erhält hierbei für 
den Schleifkontaktwiderstand gerade Linien, die nur bei sehr 
kleinen Stromdichten etwas von der Geraden abweichen. Bei 
normal feuchter Luft liegt der Widerstand merklich höher als 
bei mit Phosphorpentoxyd getrockneter Luft (Bild 13). Bei 
feuchter Luft fällt der Widerstand mit dem Strom stärker ab. 
Diese Unterschiede können durch eine Feuchtigkeitsschicht, 
die mit wachsendem Strom und Erwärmung dünner wird, er- 
klärt werden. Bei Vakuum sinkt der Widerstand auf einen 
noch geringeren Wert. 


Sicherheitsmaßnahmen bei elektrischen Schlafdecken 


Elektrisch beheizte Schlafdecken müssen ebenso wie 
Heizkissen besonders sorgfältig auf hinreichende Sicherheit 
gegen elektrische Schläge und gegen übermäßige Erwär- 
mung geprüft werden. Cook berichtet über die in den USA 
angewandten Prüfverfahren und über die zu ihrer Erfüllung 
gewählten Bauweisen!. Die Prüfverfahren stammen im we- 
sentlihen von den Underwriters’ Laboratories, Inc. (UL), 
der hauptsächlichsten Prüfstelle für elektrische Geräte in 
den USA. Aber auch zahlreiche Elektrizitätswerke prüfen 
dort in eigenen Laboratorien, zum Teil ebenfalls nach den 
Verfahren der UL. 

Bei der UL-Prüfung auf elektrische Festigkeit wird die 
Schlafdeke 1h in 0,1%-Kochsalzlösung getaucht. Hierauf 
werden zwischen den Heizleitern der im Salzwasser liegen- 
‘den Decke und das Salzwasser 120 V Gleichspannung ange- 
legt. Der dann fließende Isolationsstrom muß unterhalb 5 
mA bleiben. Beim anschließenden Anlegen von 1230 V Wech- 
selspannung darf kein Durchschlag eintreten. Bei einem an- 
deren Prüfverfahren wird die Schlafdecke mit einer Zinn- 
folie bedeckt und in einen Zylinder eingerollt, in welchem 
sie einer Luftfeuchtigkeit von 85% 16 h lang ausgesetzt 
wird. Der dann gemessene Isolationsstrom muß bei 120 V 
Gleichspannung kleiner als 0,2 mA sein. Nach der Prüfung 
auf elektrische Festigkeit wird die Decke dadurch künstlich 
gealtert, daß sie im vollen Betrieb erst mit der einen und 
dann mit der anderen Seite je 3000 mal über Rollen von 
50 mm Dmr. mit einer Kraft von 680 g gezogen wird. An- 
schließend wird die Decke nochmals unter Salzwasser auf 


'L W. Cook: Electr. Engng. 68 (1949) S. 623; 5 S., 3 B. 


15. Januar 1950 


Der Einfluß der verschiedenen Gase bei einem Kohle- 
schleifring ist in Bild 14 zu erkennen. Am höchsten wurde 
der Widerstand bei Sauerstoff gefunden. Er lag noch etwas 
höher als bei getrockneter Luft. Bei Stickstoff ist er niedri- 
ger, wenn auc nicht so gering wie bei Vakuum. Am niedrig- 
sten wurde der Widerstand bei Wasserstoff gemessen. Ob- 
gleich bei einem Kohlesdleifring keine festen Oxyde auf- 
treten, kann man ganz deutlich den Einfluß der Art und des 
Druckes des umgebenden Gases feststellen. Es ist daher an- 
zunehmen, daß bei einem Kupferring die Übergangsspannung 
durch die Patinashicht und durch eine adhärierende Gas- 
und Feuchtigkeitsschicht hervorgerufen wird. 


Die Versuche waren mehr orientierender Natur und 
wurden mit technischen Gasen ausgeführt. Sie wurden noch 
nicht so weit fortgesetzt, daß der Einfluß von Verunreinigun- 
gen der Gase ausgeschlossen war. Nach neuen Untersuchun- 
gen [12] haben auch schon kleinste Mengen gewisser Gase 
wie z. B. Schwefelwasserstoff, in der Luft einen bedeutenden 
Einfluß auf das Verhalten des Bürstenkontaktes. Trotz die- 
ser Beschränkung zeigen die Versuche eindeutig den großen 


Einfluß der umgebenden Atmosphäre auf den Lauf der Bür- 


sten. Zum Teil sind sie eine Bestätigung von Ergebnissen, 
die auf andere Weise gefunden wurden. 


Schrifttum 
[I] Neukirchen: Kohlcbürsten. München 1934 
[2] Baker u Hewitt: Electr. J. 35 (1936) S. 287. 
[3] Bracken: Electr. Wid. (1933) S. 410. 
(4 Viehmann: ETZ 70 (1949) S. 263. 
{5]Schliephake: ETZ 55 (1934) S. 814. 
[6] M. Kahn: Sammlung elektrotechn. Vorträge. Karlsruhe 1902, S. 435. 
{7l Schliephake: Schunk & Ebe-Mitt. (1943), S. 32. 
{ 8] Dobson: Electr. J. 34 (1935) S. 527. 
{9 Schliephake: ETZ 55 (1934) S. 814. 
[0 Hessenbruch: Metalle u. Legierungen f. hohe Temperaturen 


1949, S. 1. 
fi] Schröter: Arch. Elektrotechn. 21 (1927) S. 111. 
[2] Lynn u. Elsey: Electr. Engng. 68 (1948) S. 490. 


Einige neuere Arbeiten auf dem Gebiet des Kohleschleifkontaktes hbe- 
weisen ebenfalls den großen Einfluß der Feuchtigkeitsschicht in der 
Schleiffläche. 


[13] Neukirchen: Elektrolyt. Erscheinungen an Kohlemetallkontak- 
ten. Ringsdorff-Mitt. (1948) H. 13. 

H4) Savage: Graphite lubrication. J. appl. Phys. (1948) S. 1. 

[H5 Fullam u. Savage: Carbon film formation and commutatn! 


brush-wear as revealed by the electron microscope. J. appl. Phys 
(1948) S. 654. 


DK 621.364.5 


elektrische Festigkeit geprüft. Der isolierte Heizleiter muß 
eine unbrennbare, nahtlose, einschichtige Isolation haben. 
Pr wird vor dem Einbau durch ein 6000 V-Trockenprüfgeras! 
hindurchgezogen. Bei der Typenprüfung wird der Schutz- 
leiter 20 000 mal unter Strom über Kanten .mit 3,2 mm Ab- 
rundungshalbmesser um + 90° hin- und hergebogen. Er 
muß hierbei betriebsfähig bleiben. Während weiteren 80 000 
Biegungen darf er nicht zur Gefahrenquelle werden. Wenn 
der Leiter hierbei bricht, werden trotzdem die 80000 Bie- 
qungen zu Ende geführt, um festzustellen, ob der Heizleiıte! 
brandsicher ist. Zum Schluß werden noch der Isolations- 
strom und die elektrische Festigkeit in Salzwasser gemes- 
sen. Außerdem prüfen die UL den Heizleiter dadurch auf 
Brandsicherheit, daß sie den im Betrieb befindlichen Leite: 
absichtlich brechen. Durch an den Drahtenden hervorgeru- 
fene Funken darf dann in Anwesenheit von Deckentucn 
und Fasern von Deckentuc kein Brand entstehen. 

Zur Gewährleistung von Brandsicherheit verlangen cır 
UL ferner, daß die Heizleistung höchstens 108 W/m? betraa‘ 


m 


PŮ ee a il 


-= 


.- .. nm = 


und daß kein Verfärben (Ansengen) des Gewebes eintritt. ' 


wenn der Regler auf höchste Temperatur geschaltet und d'e 
Decke qanz oder teilweise mit Wärmeisolierstoff bedeckt is! 
Zur Prüfung der Brandsicherheit wird die Decke mit einer 
Wolldecke mehrfach gefaltet und mit einer 2,5 cm dicken 
Filzplatte abgedeckt. Die Temperatur im Innern darf dann 
an keiner Stelle 100 °C überschreiten. Diese Prüfung wiri 
nach der Biegebeanspruchung (künstliche Alterung) wieder- 
holt. Um das Verhalten unter abnormalen Bedingunge: 
festzustellen, wird die Decke’ auf eine 15 cm dicke Fıtr- 
schicht gelegt. Teile der Oberfläche werden mit 2,5 cm dik- 


d 


15. Januar 1950 


ken Filzstücken belegt, jedoch nicht an den Stellen, an de- 
nen Temperaturbegrenzer eingebaut sind. Bei höchster Heiz- 
leistung darf kein Versengen unter den Filzstücken eintre- 
ten. 

Der Heizleiter besteht meist aus einem auf eine Tex- 
tilseele aufgewickelten Leiter und einer darüber gespritzten 
Isolation aus thermoplastischem Kunststoff. Die Decken wer- 
den entweder mit einem Temperaturregler und mehreren Tem- 
peraturbegrenzern ausgerüstet oder zusammen mit einem 
Temperaturregelgerät geliefert. Der Temperaturregler än- 
dert die Heizleistung entsprechend der Raumtemperatur. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 | 35 


Die in der Decke verteilten, in Kunststoffhüllen wasserdicht 
eingebetteten 6 bis 9 Temperaturbegrenzer sollen durch Ein- 
stellung auf 70° örtliche Übererwärmung vermeiden. Decken 
mit Temperaturregelgerät haben außer dem Heizdraht noch 
einen zweiten Leiter, der auf die Textilseele des Heizlei- 
ters aufgewickelt ist und der als Temperaturfühler dient. 
Er steuert über einen 3stufigen Verstärker ein Relais, das 
den Heizleiter aus- und einschaltet. Bei Versagen des Re- 
gelgerätes wird mit Hilfe eines Thyratrons, einer Glimm- 
lampe und von zwei Schmelzsidherungen die Decke abge- 
schaltet. | Vn 


Schutz großer Isolatoren gegen Zerstörung durch Lichtbögen 


Von A. Roggendorft, Bitterfeld 


Übersicht. Im 110 kV-Netz der ehemaligen I. G. Farbenindustrie 
AG. in Bitterfeld, dem jetzigen Netz des Elektrochemischen Kombinates 
Bitterfeld, trat vor etwa 10 Jahren, durh chemische Verschmutzung be- 
ungt, die Notwendigkeit auf, Maßnahmen gegen die Zerstörung der lso- 
toren — vornehmlih von 110 kV-Schaltanlagen — zu entwiceln. In 
Gemeinschaft mit den Siemens-Schucertwerken wurden damals Licht- 
busenschutzarmaturen entwickelt und im Hochleistungsprüffeld erprobt. 
Anschließend wurden die gefundenen Konstruktionen in dem oben genann- 
wen Netz eingebaut und haben sich nunmehr seit 10 Jahren im praktischen 
Be'r.eb bewährt, so daß es zweckmäßig erscheint, die nunmehr auch prak- 
tisch volikommen erprobten Konstruktionen einer größeren Difentlichkeit 
bekannizugeben. 

1. Prinzip und Konstruktionen von Lichtbogen- 
schutzarmaturen 

Die oben erwähnten Versuche und die anschließende 
erste praktische Erprobung wurden durch zwei Arbeiten der 
Offentlichkeit bekanntgegeben [1]. Auch von anderer Seite 
sind etwa zur gleichen Zeit Konstruktionen entwickelt wor- 
den, die zu etwas anderen Ergebnissen führten [2, 3, 4]. 

Für denjenigen, der die Literatur aus der damaligen Zeit 
studiert, wird die Wahl einer richtigen Lichtbogenschutzein- 
richtung nicht ganz leicht gemacht, weil in einigen wesent- 
lihħen Punkten die Meinungen differieren und weil ferner 


auch die Ansichten über Zweckbestimmung von Lichtbogen-. 


schutzarmaturen sich unterscheiden. Schließlich ist auch zu 
allen in der fraglichen Zeit veröffentlichten Vorschlägen zu 
sagen, daß sie entweder gar keine oder nur kurze praktische 
Erprobungszeiten hinter sich hatten. 

Im Bitterfelder Netz traten vor allen Dingen bei Nebel 
nach vorhergehenden Trockenperioden sehr große Schwierig- 
keiten auf, die darin bestanden, daß in den Trockenperioden 
sich erhebliche Mengen Schmutz aus benachbarten chemischen 
Werken niedergelegt hatten und nun bei Niederschlag von 
relativ geringen Wassermengen bei Nebel auf den Isolatoren 
einen hocdleitenden Überzug bildeten. Dieser führte zu zahl- 
reichen UÜberschlägen, wobei regelmäßig das Porzellan der 
Isolatoren mehr oder minder vollständig zerstört wurde und 
fast immer ausgewechselt werden mußte. Daher traten auch 
recht Zeitraubende Betriebsunterbrechungen auf, so daß nicht 
nur Kosten durch Ersatz der zerstörten Porzellane auftraten, 
sondern auch schwer erfaßbare Stillstandskosten der ange- 
schlossenen &hemischen Werke. Auf zwei Wegen wurde Ab- 
hilfe geschafft: so war es naheliegend, bei den Störungen der 
beschriebenen Art auf den Freileitungen, die seinerzeit noch 
mit Kappenisolatoren der Type NK 3 und K 2 isoliert waren, 
die Gefahr von Überschlägen dadurch auszuschalten, daß die 
Giiederzahl der Ketten erhöht wurde. Hierüber wurde ein- 
«ehend in der zweiten Arbeit [1] berichtet. Seitdem gibt es im 
Sıtterfelder Netz keine „Nebelüberschläge’” an Freileitungs- 
isolatoren mehr. 

Man kann gegen eine derartige überdimensionierte Iso- 
lation der Leitungen einwenden, daß damit atmosphärische 
Überspannungen sich vorwiegend an Stationsisolatoren aus- 
wirken können. Die Erfahrungen mit den ausschließlich vor- 
»cekommenen Schmutzüberschlägen ließen aber erwarten, daß 
aqegebenenfalls durch atmosphärische Überspannungen einge- 
‚eitete Übersclläge an den Stationsisolatoren auch ohne Por- 
zeillanschäden verlaufen würden. In unserem Netz kam nur 
ein einziger rückwärtiger Überschlag bei einer Gesamtblitz- 
stromstärke von 135 kA vor. Nachdem die gute Wirkung der 
Lichtbogensc&hutzarmaturen also nunmehr erwiesen ist, stehen 


DK 621.315.62.027.3 


wir auf dem Standpunkt, daß es nicht gefährlich ist, wenn 
Überschläge, ganz gleich aus welchen Ursachen sie entstehen, 
nur in den Stationen vorkommen können, wobei noch zu be- 
merken ist, daß Störungen an den Freileitungen schwerer zu 
ermitteln sind. Trotz guter Aussichten dazu wurde die Ent- 
wicklung von Lichtbogenschutzarmaturen für Kettenisolatoren 
bei uns nicht weiter verfolgt. Dies liegt aber lediglich daran, 
daß die Verlängerung der Ketten ganz allgemein mit gerin- 
geren finanziellen Aufwendungen zu erreichen war als die 
Anbringung von Lichtbogenschutzarmaturen. 

In den im Bitterfelder Netz vorhandenen Schaltanlagen 
einschließlih der zugehörigen Wanddurchführungen und 
Kabelendverschlüsse waren aber Porzellane vorhanden, bei 
denen eine Isolationsverbesserung durch Auswechselung prin- 
zipiell möglich, praktisch aber nicht durchführbar war, weil 
es beispielsweise keine größeren’ Wanddurchführungen gab, 
als sie bereits angewendet wurden, und weil ferner bei den 
Schaltgeräten die Verwendung verschmutzungssicherer, d. h. 
zum Teil eben größerer Porzellane unmöglich war, ohne daß 
die Konstruktion der Schalter hätte wesentlich verändert wer- 
den müssen. Hier ergab sich also ein weites Anwendungs- 
gebiet für die neuen Lichtbogenschutzarmaturen. Die folgen- 
den Ausführungen gelten aber nicht nur für derartige Schalt- 
anlagen- Porzellane, sondern auch für Langstabisolatoren, d.h. 
für alle Isolatoren ohne metallische Zwischenstücke. 

Von Betriebsseite sind folgende Anforderungen an eine 
gut wirkende Lichtbogenschutzarmatur zu stellen: 


1. Die Armatur muß geeignet sein, einen an der Oberfläche 
des Porzellans sich entwickelnden Lichtbogen unverzüglich 
zuübernehmen. 

2. Der Lichtbogen muß nach Übernahme durch die Armatur 
möglichst weit vom Isolator ferngehalten werden, so daB 
keine auch nur geringfügigen Oberflächenbeshädigungen 
des Porzellans eintreten. 

3. Die Armatur muß den Lichtbogen so weiterleiten, 
daß er an einer Stelle fixiert und in engen Grenzen gehal- 
ten wird und benachbarte Stationsteile (andere Isolatoren 

` oder Leiterseile) nicht erreichen und auch ferner nicht auf 
diese übergehen kann. 

4. Der Lichtbogen muß so lange festgehalten werden, 
bis eine Abschaltung, durch die dafür vorgesehenen Schutz- 
einrichtungen, in erster Linie Relais und benachbarte Lei- 
stungsschalter, erfolgt ist. | 

Es wurde bewußt darauf verzichtet, von der Lichtbogenschutz- 

armatur zu verlangen, daß sie geeignet wäre, den Lichtbogen 

zum Erlöschen zu bringen. Zur Erfüllung derartiger Aufgaben 
stehen Überspannungsableiter bzw. Leistungsschalter zur 

Verfügung. 

Von mancher Seite wurden Lichtbogenschutzarmaturen 
angepriesen, die derart wirken sollen, daß der Lichtbogen 
durch Annehmen eines immer größeren Umfanges bzw. einer 
immer größeren Länge von selbst ausgehen sollte. Das mag 
in Prüffeldern und shwacen Netzteilen vielleicht gelingen, 
in Netzteilen großer Kurzschlußleistung und gleichzeitig bei 
verhältnismäßig großer Annäherung der einzelnen Apparate 
und Leitungen innerhalb von Schaltanlagen ist dies aber als 
vtopisch anzusehen. Die vorgenannten grundsätzlichen An- 
forderungen an die Lichtbogenschutzarmaturen wurden durch 


36 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


folgende Maßnahmen befriedigt: Die Forderung 1 läßt sich 
allein dadurch befriedigen, daß etwa in Höhe des obersten 
oder untersten Schirmes .des Isolators ein Ring angeordnet 
wird, der einen lichten Abstand vom Schirmrand von etwa 
30..40 mm hat. Die zweite und dritte Forderung werden 
dadurch erfüllt, daß der Ring den genannten Abstand vom 
Schirmrand hat; ferner muß durch elektrodynamische Lenkung 
des Lichtbogens erreicht werden, daß der Lichtbogen, nachdem 
er einmal auf den Ringen Fuß gefaßt hat, sogenannten Ab- 
brandelektroden zugetrieben wird. Wie das im einzelnen 
geschieht, ist im Bild 1 schematisch dargestellt: Der Lichtbogen 
wird durch das ihn umgebende eigene Magnetfeld und durch 
das Feld um die Lichtbogenschutzarmatur so beeinflußt, daß 
der Fußpunkt sich im Sinne einer Sclleifenvergrößerung be- 
wegt. 


orentladung 


größte Dichte 
Cube des Mognetfeldes 


pig EL 
Bild 1. Schema der Lichtbogenlenkung (IL-Lichtbogenstrom). 


Die dritte Forderung einer Fixierung des Lichtbogens in- 
nerhalb eines Raumes, der dem Lichtbogen das Erreichen be- 
nachbarter Teile nicht gestattet, wird folgendermaßen er- 
reicht: Der Ring darf nur durch eine leitende Tragstütze mit 
der Erde bzw. der am Kopf des Isolators angeschlossenen Lei- 
tung verbunden sein. Er darf nur einen Schlitz haben, der 
möglichst der leitenden Stütze diametral entgegenstehen muß. 
Wenn aus Festigkeisgründen, beispielsweise bei größeren Iso- 
latoren, eine Stütze nicht genügend stabil ist, können zwar 
weitere Stützen angebracht werden, doch müssen diese durch 
Zwischenschaltung eines kleinen Isolators (für wenige 100 V) 
unterbrochen sein. Diese Forderung ist bedingt durch die 
Notwendigkeit, den Lichtbogen eindeutig nach einer bestimm- 
ten Stelle elektrodynamisch zu transportieren. Nicht immer ist 
es zweckmäßig, den Ring aus einem Teil herzustellen, Oft sind 
an zwei, beispielsweise entgegengesetzten Seiten des Isola- 
tors Räume vorhanden, in denen der Lichtbogen gefahrlos 
fixiert werden kann. Das trifft beispielsweise für Isolatoren 
größeren Umfanges oft zu. Hier kann man also zwei ge- 
trennte Ringteile (meist halbe Ringe) verwenden, die jeder 
für sich in der Mitte die vorerwähnte leitende Verbindung 
zur Erde oder zu den Leitungen am Kopfe des Isolators her- 
stellen. Je nachdem, an welcher Seite der leitenden Stütze 
der Lichtbogen vom Porzellan abgenommen wird, wird der 
Lichtbogen also entweder nach dem einen oder anderen am 
Ende des Ringteiles befindlichen Abbrandstift geleitet. Eine 
solche Anordnung ist beispielsweise im Bild 1 enthalten, 
während einteilige Ringe an späteren Bildern sichtbar sind. 


Die vierte Forderung an die Konstruktion von Lichtbogen- 
schutzarmaturen wird dadurch erfüllt, daß — wie gesagt — 
an den Schlitzen der Ringe Abbrandelektroden vorhanden 
sind, deren Achse in einer Ebene liegt, die sowohl die lsola- 
torenachse enthält als auch die Achse der gegenüberliegen- 
den Abbrandelektrode. Durch Versuche und durch die nun- 
mehr rund 10jährigen praktischen Erfahrungen hat sich er- 
wiesen, daß die Länge dieser Abbrandelektroden etwa 


. den mit erheblichen Vorteilen dadurch, daß die zylindrischen 


15. Januar 1950 $ „| 

A” 

60 ...80 mm betragen muß und daß der Durchmesser in der P 
Größenordnung von 10..15 mm liegen soll. Kommt ein f .ş 
Lichtbogen durch magnetische Wirkung an eine derartige | -4 
Elektrode, so wird die Achse des Lichtbogens die Fortsetzung | .;4 
der Elektrodenadhse bilden, sofern die Lichtbogenstromstär- f +! 
ken über etwa 200 A liegen. Bei kleineren Stromstärken ist | -s 
das Einhalten dieser Richtung weniger sicher, aber auch weni- | s 
ger nötig. Wird durch irgendwelche Einflüsse der Lichtbogen f -.ı 
etwa veranlaßt, mit der Elektrodenachse einen Winkel von § +; 
weniger als 180° zu bilden, so entwickelt sich automatisch da È +; 
mit im Innern dieses Winkels ein größeres magnetisches Feid $ „ 


als an der gegenüberliegenden Stelle. Dadurch wird die Lidt- 
bogenadhse sofort in die ursprüngliche Richtung zurüdge 
dreht. Im allgemeinen hat es sich als zweckmäßig herausge- 
stellt, den Abbrandelektroden eine Neigung von etwa 45 
gegen die Isolatorenachse zu geben. Unter dieser Vorausse- 
zung treffen sich die von der Kopf- bzw. Fußarmatur des Is- 
lators herkommenden Lichtbogenkanäle in einem Winkel von 
etwa 90°. l ' 


Verstärkt wird diese Richtwirkung der Abbrandelektro- 


Abbrandelektroden aus Eisen durch einen Kunststoffmantl 
(Vinidur) ergänzt werden. Dieser Vinidurmantel gibt unter 
der Wirkung des heißen Lichtbogenfußpunktes Gase, vor 
nehmlich Chlor, mit großem Druck ab. Diese Gase strömen 
am Lichtbogenfußpunkt auf diesen konzentrisch zu und dann 
weiter in Fortsetzung der Elektrodenachse, so daß der Lidt- 
bogen durch eine derartige Gasströmung eingehüllt ist und 
ihm somit eine vergrößerte Stabilität erteilt wird, wobei 
möglicherweise auch die thermische Ionisation mit eine Rolle 
spielt. Verstärkt wird diese Richtwirkung noch durch einen 
vom Elektrodenkern durch den Kunststoffmantel isolierten 
Eisenmantel, der auch zum äußeren Schutz des Kunststofis 
seit nunmehr beinahe 10 Jahren sich bestens bewährt hal 
Derartige Abbrandelektroden halten ohne allzu große Ab 
nutzung Lichtbögen mit Stromstärken von 5000 bis 600 A 
etwa 2 s lang aus. Unter der Voraussetzung eines austei- 
chenden Netzschutzes genügen diese Standzeiten durchaus. 
Die abschraubbaren Abbrandelektroden werden dann bei der 
nächsten Überholung der gesamten Schaltanlage ausgewed- 
selt und bedingen relativ niedrige Aufwendungen (etwà 
DM 1,—/Stück bei Selbstherstellung). Bei den meisten Über- 
schlägen waren die Abbrände nur gering, weil die Absdalt 
zeiten infolge des vorhandenen modernen Netzschutzes klein 
waren. Bei Verwendung von Lichtbogenschutzarmaturei 
unserer Konstruktion ist bei höheren Spannungen von el? 
150 kV aufwärts Wert darauf zu legen, daß die Krümmungs 
radien aller Armaturenteile den verwendeten Spannung?! 
hinsichtlich der Vermeidung von Vorentladungen angepa!! 
sind. Die Abbrandelektroden werden in einem derartige 
Falle am besten so verändert, daß man an Stelle des äußeren 
Eisenmantels eine durchbohrte Kugel oder einen kugeläht 
lichen Körper verwendet. 

Im Bitterfelder Netz wurden bereits kurze Zeit nach de! 
Fertigstellung dieser Konstruktionen von Lichtbogensduti 
armaturen etwa 2500 Stationsisolatoren und Langstäbe mi 
den Armaturen ausgestattet. In den ersten Jahren wurit 
jeder Überschlag über einen derartigen Isolator registrie" 
und dabei mit Ausnahme der noch weiter unten geschilderten 
Versager festgestellt, daß kein Isolator beschädigt wurt 
Insgesamt sind in den vergangenen 10 Jahren etwa 250 Uber- 
schläge vorgekommen, wobei nicht in einem einzigen Falle 
ein Porzellan ausgewechselt werden mußte oder auch nu 
oberflächlich an der Glasur beschädigt war. Bei obiger Ar 
gabe wurden aber folgende Fälle nicht mit berücksichtigt: 
Durch mangelhafte Montage von Lichtbogenschutzarmaturei 
waren einige (5...6) Fehlschläge zu verzeichnen, In jede 
Falle wurde einwandfrei klargestellt, daß man gegen die oben 
auseinandergesetzten konstruktiven Einzelheiten verstoß‘A 
hatte. So wurden obere und untere Schirme von Isolatorei 
beschädigt, wenn der Ring der Lichtbogenschutzarmatur nid! 
in Höhe dieser Schirme gelegen hatte. Andere Fehler waret 
dadurch entstanden, daß zwar der Ring der Höhenebene nað 
richtig stand, aber verschiedene Abstände vom Isolator zeig 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 37 


te. Bei zwei Fällen war der Abstand des Ringes an der Ab- 
brandelektrode nur etwa 10 mm und an’der gegenüberliegen- 
den Seite entsprechend mehr. Der heiße Fußpunkt des Licht- 
bogens an der Abbrandelektrode hatte in diesen Fällen die 
Glasur zum Schmelzen gebracht. Das Porzellan brauchte nicht 
ausgewechselt zu werden. 

In unseren 110 kV-Anlagen war es bei den Lichtbogen- 
schutzarmaturen leicht möglich, die vorgeschriebene Mindest- 
schlagweite von 720 mm zwischen den Spitzen der Abbrand- 
clektroden einzuhalten. Es ist niemals vorgekommen, auch 
nicht bei den zahlreichen Gewittern der letzten 10 Jahre, daß 
diese Schlagweite durch Überspannungen atmosphärischer Art 
etwa überschlagen wurde. 


2. Beispiele von Konstruktionen, die für die praktische 
Anwendung benutzt wurden 

In den Bitterfelder Anlagen bestand die größte Dringlich- 
keit für den Einbau von Lichtbogenschutzarmaturen an den 
110 kV-Trennscaltern. Deren Porzellan bildet meistens die 
schwächste Stelle der ge- 
samten Anlage Bild 2 
zeigt einen Trennschalter 
für 110 kV mit Lichtbo- 
genschutzarmatur nach 
unserem Vorschlag, Bild 
3 eine 110 kV-Dachdurch- 
führung mit Lichtbogen- 
schutzarmatur. Hier ist 
der Ring einteilig, aber 
wegen seiner Größe war 
es notwendig, zwei wei- 
tere Stützen anzuordnen, 
um ihn genügend stabil 
aufzuhängen. An diesen 
Durchführungen war in 
einem Falle eine Schwie- 
rigkeit dadurch entstan- 
den, daß am spannung- 
führenden Ende der Durchführung die Lichtbogenschutzarma- 
‘tur mit einer Schelle an der kupfernen Kappe der Durc- 
führung festgeklemmt worden war. Infolge der außeror- 
dentlich großen chemischen Aggression an der Einbaustelle 
waren zwischen dem verzinkten eisernen Ring und der kup- 
fernen Kappe Korrosionsprodukte 
entstanden. Der Stromübergang an , 
dieser Stelle hatte bei einem Über- 
schlag einen verhältnismäßig hohen 
Spannungsabfall erzeugt, wodurh 
bei zufälliger Beobachtung durch 
das Betriebspersonal festgestellt 
wurde, daß der Lichtbogen nicht 
ganz ordnungsgemäß geführt wor- 
den war. Beschädigungen des Por- 
zellans waren zwar nicht eingetre- 
ten, es wurde aber erkannt, daß die 
vorgenannten Korrosionsprodukte 
zwischen Kupferkappe und verzink- 
tem Eisenring für das gute Wirken 
der Armatur hinderlih sein muß- 
ten. Kupferkappe und Ring wurden 
gesäubert, mit einer guten Farbe 
gestrichen, an den eisernen Ring 
wurde ein kurzes Kupferseil gelötet 
und mit der Leitungsklemme ver- 
schraubt. Nach Anbringung dieser 
Verbesserung an allen gleicharti- 
gen Durcführungen traten bei 
starken Nebeln in den vergange- 
nen Jahren noch mehrmals Uber- Bild 3. 
schläge auf, die alle ordnungsge- 
maß von den Armaturen übernom- 
men wurden. 

Aucd an Langstäben verwenden wir seit vielen Jahren 
ın unserem Betrieb Lichtbogenschutzarmaturen aus Eisen, die 


Bild 2. Lichtbogenshutz an einem Tren- 


ner 110 kV. 


110 kV-Dachdurchfüh- 
rung mit Lichtbogenschutz. 


auf der eisernen Kappe der Langstäbe durch Klemmung be- 
festigt werden (Bild 4). Es empfiehlt sich, wenigstens den 
inneren Belag der Schelle zu verzinken, um einen immer 
gleichbleibenden Übergangswiderstand zu erzielen. 

Beim Einbau von Lichtbogenschutzarmaturen muß man 
jedoch noch auf folgendes besonders achten: Ihre Wirkung ist 
oben im Zusammenhang mit magnetischen Feldern erklärt 
worden. Der Kurzschlußstrom erzeugt aber nicht nur in deı 
Lichtbogenzone Magnetfelder, sondern auch beispielsweise 

‘6 um die Leiterseile. Die Ma- 
gnetfelder um derartige Tei- 
le können bei genügender 
Annäherung an die Licht- 
bogenzone den Lichtbogen 
selbst wieder beeinflussen. 
Bild 5 erläutert einen solchen 
Fall, nah dem ohne sorg- 
fältige Prüfung des soeben 
beschriebenen Effekts ein 
Kabelendverscluß mit Licht- 
bogenschutzarmatur ausge- 
stattet war und durch das 
Betriebspersonal - die ungün- 
stige Ausbildung des Licht- 
bogens an den Abbrandelek- 
troden beobachtet wurde. 
Abhilfe wurde durch Dre- 
hung der Ringe um 180° ge- 
schaffen. 


armer 


Bild 4. Lichtbogenshutz am Lang- 
stabisolator. 


3. Erzielte Erfolge 

Es wurde schon erwähnt, daß in unserem Netz etwa 2500 
Isolatoren mit Lichtbogenschutzarmaturen unserer Konstruk- 
tion ausgestattet wurden und daß etwa 250 Uberschläge vor- 
gekommen sind. Wenn man be- 
denkt, daß vor Einführung des 
Schutzes nach jedem Überschlag 
das Porzellan ausgewechselt 
werden mußte, so kann man sich 
unter der Voraussetzung eines 
mittleren Preises des Porzellans 
von DM 250,— (Vorkriegspreis!) 
ausrechnen, daß allein etwa 
60 000 ...65 000 DM an reinen 
Porzellankosten erspart wur- 
den. Die ersparten Montageko- 
sten geben nochmals eine Er- 
| sparnis von etwa 20 bis 30% 
zizzoy) vorgenannter Summe. Für den 
Betrieb aber noch wichtiger 
waren Ersparnisse dadurch, 
stig gelegenen Anschlußleitung daß man die Anlagen sofort wie- 
eines Endverschlusses nach unten der unter Spannung setzen 

En konnte. Sie hielten auch meist, 
weil durch den Lichtbogen eine gewisse Trocknung des 
Isolators eingetreten war. Diese Ersparnisse sind schwer zu 
schätzen, doch sei z. B. erwähnt, daß bei Ausfall einer über- 
geschlagenen Anlage bei einer Betriebspause von nur einer 
Stunde leicht Beträge von 1000 ... 2000 DM für entgangenen 
Stromabsatz eintreten können. 

Im großen und ganzen muß man also sagen, daß durch 
die Einführung der Lichtbogenschutzarmaturen dem Bitterfel- 
der Netz erhebliche Aufwendungen erspart worden sind. Auch 
der Ersatz der ohne Lichtbogenschutzarmaturen nicht betriebs- 
fähigen Freilufischaltanlagen etwa durch Innenraumschalt- 
anlagen wäre außerordentlich teuer geworden. Die Anlagen 
sind zwar nicht frei von Verschmutzungsüberschlägen gewor- 
den. Diese sind aber für den Betrieb der speisenden Kraft- 
werke sowohl wie der angeschlossenen Fabriken ziemlich be- 
langlos, da sofort wieder zugeschaltet wird. Durch den guten 
Erfolg, der mit der Lichtbogenschutzarmatur erzielt wurde, 
haben wir auch davon absehen können, das Schaltpersonal 
anzuhalten, vor dem Wiederzuschalten die Anlage erst ge- 
nauer zu besichtigen. Hierbei soll nicht verschwiegen wer- 


Bild 5. Der wird 


Lichtbogen 
durch das Magnetfeld der ungün- 


38 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


den, daß die Anzahl der Überscläge sich wesentlich verrin- 
gert hat, seitdem die besonders schmutzgefährdeten Anlagen 
regelmäßig unter Spannung mit Wasser abgewaschen wer- 
den. UÜberscläge treten heute praktisch nur dann auf, wenn 
längere Frostperioden das Abwaschen verhindern und schnell 
Tauwetter eintritt. 


Zusammenfassung 

In den obigen Ausführungen wurde über im Bitterfelder 
Netz entwickelte und in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren 
erprobte Lichtbogenschutzarmaturen berichtet. Bei derartig 
geschützten Isolatoren kann man auf Grund der Betriebs- 
erfahrungen dafür garantieren, daß auftretende Lichtbögen 
die Isolatoren nicht beschädigen. Mit Hilfe derartiger Arma- 
turen ist es also möglich, den durch erhöhte Verschmutzung 
beispielsweise gesunkenen Sicherheitsgrad von Anlagen 
wieder zu. heben oder aber auch dort Freiluftstationen zu 


Über Maschennetze_ 
Versuch zur näherungsweisen Ermittlung der charakteristischen Grundkonstanten 
Von Helmut Bauer, Erlangen. 


Übersicht. Es ist bekannt, daß die Berechnung vermaschter Netze 
eine im allgemeinen in geschlossener Form unlösbare Aufgabe darstellt. 
Nachstehend wird versucht, die bekannten Schwierigkeiten der Transfigu- 
ration dichter Vermaschungen bei dem Problem, das außerdem vier Frei- 
heitsgrade besitzt (fünf Größen, die alle voneinander gegenseitig abhän- 
gig sind), durch physikalische Ersatzvorstellungen zu umgehen. Das Ver- 
fahren ist eine Näherungsmethode, die leicht erkennen läßt, wie sich bei 
Änderung einer oder mehrerer Größen die übrigen Bestimmungsstücke än- 
dern müssen, um die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Eine graphische 
Darstellung gestattet, sämtliche Abhängigkeiten mit einem Blick zu über- 
sehen. 


1. Widerstand zwischen zwei Punkten auf einer leitenden 
Ebene mit endlicher Dicke. 

Zunächst soll der ohmsche Widerstand zwischen einer 
Quellstelle und einer Senke in einer leitenden Schicht mit der 
Dicke D bei großer Ausdehnung der Schicht im Verhältnis 
zur gegenseitigen Entfernung E von Quelle und Senke be- 
rechnet werden. 

Aus der Funktionentheorie ist bekannt, daß man eine 
Strömung von einer Quelle zu einer Senke in einer Ebene als 
Potentialströmung im AÄquatorialschnitt zweier Quellinien 
darstellen kann (Bild 1). Aus der Quellstelle tritt die Strö- 
mung zunächst radial nach allen Seiten gleichmäßig aus. Jeder 
Strömungsfaden biegt allmählich so um, daß die ganze Strö- 
mung in die Senke mündet. Wie in der Funktionentheorie 
gezeigt wird, sind alle diese Strömungsfäden Kreisbögen mit 
verschiedenen Radien. Zerlegt man die Strömung im Quell- 
punkt z. B. in 12 gleiche ‚Teile, so daß ein Teil in Y/ız-Kreis- 
segment radial eintritt, so erkennt man, daß jedem Zwölftel 
der Strömung derselbe Teilwiderstand bei der Fortleitung in 
der Schicht zur Senke entgegengesetzt wird. In Bild 2 ist für 


(E72 235] 


Bild 1. Potentialströmung aus einer 
Quelle in eine Senke. 


Bildi 2. Ausschnitt aus der Gesamt- 
strömung. 
den ersten Quadranten das erste und das dritte Zwölftel der 
Gesamtströmung dargestellt. Die beiden sichelförmigen Ge- 
bilde besitzen dieselben Ein- und Austrittsquerschnitte bei 
demselben Durchmesser ð der Quell- und Senkstelle. Da 
durch beide die gleiche Strömungsmenge hindurchtritt, folgt, 
wie bereits erwähnt, daß die beiden sichelförmigen Gebilde 
denselben Widerstand besitzen. Dies gilt auch für alle an- 


15. Januar 1950 


errichten, wo man ohne Kenntnis und Anwendung von Licht- 
bogenschutzarmaturen die sehr viel teureren Innenrauman- 
lagen verwenden müßte. Die Aufwendungen für Lichtbogen- 
schutzarmaturen sind verhältnismäßig gering gegenüber dem 
Wert der geschützten Isolatoren. 


Schrifttum 

!} A.Roggendorf: Schutzarmaturen f. Hochspannungsisolatoren, ETZ 
62 (1941) S. 709. — Einflüsse der Verschmutzung auf Bau u. Betrieb v. 
Freileitungs-Hochspannungsanlagen. ETZ 64 (1943) S. 572. 

[2] H. Ziegler : Neue Erkenntnisse über den Lichtbogenschutz von Fre:- 
leitungsisolatoren. ETZ 62 (1941) S. 325 u. 345. 

[3} F. Obenaus: Grundlegende elektr. u. mechan. Versuche an Lang- 
stabisolatoren aus Porzellan. Hescho-Mitt. (1938) H. 78/79. — Elekt:o- 
mechanisches Lenken des Kaskadenlichtbogens an mehrteiligen Isolato- 
ren. ETZ 63 (1942) S. 467. — Lichtbogenvollschutz von Langstab-Isolato- 
ren. Gemeinschaftsarbeit der Firmen Brown, Broveri & Cie. AG. 
Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Geselishaft / Rosenthal-Isolatoren- 
GmbH. / Steatit-Magnesia-AG. 

[4] P. Hochhäusler: Die Wirkung von Schutzarmaturen an Lang 
'stabisolatoren. ETZ 61 (1940) S. 891. 


DK 621.316.13.052.4 


deren Teilströme bzw. Teilgebilde als Zwölftel der Gesamt- 
strömung. Um den Gesamtströmungswiderstand zwischen 
Quelle und Senke zu ermitteln, berechnet man den Wider- 
stand des Teilgebildes 1. Der 
zwölfte Teil dieses Wider- 
standes ist der Gesamtwider- 
stand der Schicht zwischen 
Quelle und Senke, da alle 
Teile parallel geschaltet sind. 

Der Kreisabschnitt 1 ist im 
Bild 3 nochmals dargestellt. 
E ist die Entfernung von Mit- 
te Quelle bis Mitte Senke. 
ô ist der Durchmesser der Quell- und Senkstelle und D ist die 
Dike der Schicht. Die Höhe des Kreisabschnittes in der 
Mitte ist: 


Bild 3. Ausschnitt aus Bild 1 zur Ab- 
leitung des Strömungswiderstandes. 


a Mu 
keks | R? — E*J4. 

Da bei der 12-Teilung Rı = E ist, so ergibt sich nach Aus- 

rechnung: 
h = 0,134 E. 

Nun ersetzt man den Kreisbogen durch eine Parabelannähe- 
rung mit derselben Scheitelpunktshöhe über Quell- und Sen- 
kenmitte. Legt man den Ursprung des Koordinatensystems 
in den Scheitel der Parabel, so erhält man für die Parabel 


4. 0,134 ° , 
heng = 


Die Breite b des Abschnitts an einer Stelle x ist: 
b = 0134 E — 4 ' 0,134 x?/E. 


Der Widerstand eines Ausschnittes aus dem Kreisabschnit! 
mit der Breite b, der Dicke D und der Länge dx ist (Stro- 
mungsrichtung in Richtung dx): 


ERREREHSERTG: EE. RENNEN 
= 0° D0,134E— 4-0,134xE) °'0,134DEI1— 4x F 


Q ` dx 


0,134 DE ` 1-- {2x E? 


dR -- 


Durch Integration erhält man: 
E — ò 
2 


R, £ _ | _I@xid 
27 0,134 D 1 — (2x/E)? 
(0) 


15. Januar 1950 
EBENE D 


Die Auswertung des Integrals ergibt: 


E — ò 
Ne 
R 2e 1, 1+2xE 
"== 0134D °2 P”1-2xE: o 
x= 0 


Der Gesamtwiderstand der Schicht zwischen Quelle und 
Senke wird schließlich: 


e 2 E—òôð 
R = Zap a 
Da man ó gegenüber 2 E vernachlässigen kann, läßt sich der 
Ausdruck noch etwas vereinfacht darstellen. Der Faktor 3,22 
nähert sich mit zunehmend feinerer Unterteilung der Quell- 
stromung dem Wert =!, Man kann somit schreiben: 
Q 2E 
Rep hy | (1) 


2 Ermittlung des Zusammenhanges der Grundkonstanten 
eines Maschennetzes. 
Folgende Bezeichnungen werden gewählt: 
N Leistung in kVA je km? zu versorgender Fläche 
z Zahl der Speisepunkte je km? 
Em Mittlere Entfernung zweier Speisepunkte in m 
M Maschenweite eines Maschennetzes mit 4strahligen Kno- 
ten- und Speisepunkten? in m 
q Leiterquerschnitt je Phase in mm? 
‚U maximal zulässige Spannungsabsenkung in % (es wird 
mit U = 3% gerechnet). 
Die Berechnung des Widerstandes zwischen zwei Punkten bei 
einem Maschennetz kann in bekannter Weise durch Netz- 
transfiguration durchgeführt werden. Diese Rechnung ist bei 
umfangreiher Vermaschung meistens sehr umständlich und 
ziitraubend. Betrachtet man nun bei einem Maschennetz 
den Fall, in dem E/M eine Zahl ist, die wesentlich größer als 
laist, sagen wir 10, so kann man in grober Annäherung das 
Maschennetz sich ersetzt denken durch ein „Äquivalentkup- 
:erblech”” von einer solchen Dicke D, daB der Widerstand zwi- 
shen zwei Punkten mit der gegenseitigen Entfernung E durch 
àe Formel (1) angenähert werden kann. Die Aufgabe ist nun, 
zwishen dem Leiterquerschnitt q und der Maschenweite M 
des Maschennetzes einerseits und den Größen D und ò der 
Formel (1) anderseits einen Zusammenhang herzustellen. 
Da die Quelle den Durchmesser ó und die Schichthöhe 
D hat, ist der Eintrittsquerschnitt Q der Strömung: 


Q = a òD. (2) 


Es wird vorausgesetzt, daß dieser Eintrittsquerschnitt auch im 
Speisepunkt des Maschennetzes vorhanden sein soll. Da dort 
4 Leiter mit je dem Querschnitt q die Strömung, d. h. jetzt die 
Sirome, in das Maschennetz führen, so gilt: 


Q=4og. (3) 


Anderseits gelte der Ansatz, daß das in unmittelbarer 
“mgebung einer Quelle beim „Aquivalentkupferblech” vor- 
handene Kupfervolumen gleich sei dem Kupfervolumen in 
«er Nähe des vierstrahligen Speisepunktes eines Maschen- 
„eizes. Unter „Nähe' sei in diesem Zusammenhang die halbe 
‘lashenweite M verstanden (Bild 4). So definiert, bekäme 
as ganze Maschennetz dasselbe Kupfervolumen wie das 
vanze „Äquivalentblech”. Daß dies nùr für die unmittelbare 
.mgebung des Speisepunktes, d. h. nur zum Zwecke der Be- 
stimmung des Leiterquerschnittes als Funktion von ó an der 
Uinspeisestelle gültig sein kann, ist einzusehen. In Wirklich- 
seit wird man das Cu-Volumen über größere Entfernungen 
“am Maschennetz infolge seiner Diskontinuität größer ma- 


7 ' Siehe etwa Rothe-Ollendorf-Pohlhausen: Funktionen- 
tore, Verlag Springer 1931, S. 76 u. f. — Durch den unmittelbaren Ver- 
I h zweier Kapazitäten läßt sıch die Formel (1) ebenfalls gewinnen. Die- 
on Hinweis verdanke ich Herrn Dr. Timascheff. 
7 Die Abteilung der Formeln ließe sich fúr 3- bzw. 6strahlige Kno- 
“rpunate duschlühren, jedoch haben diese praktisch keine Bedeutung. 
- Die Überlegung gilt natürlich unabhängig vom Material. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 39 


chen müssen als beim Äquivalentblech. Zur Bestimmung des 
Leiterquerschnittes am Speisepunkt erhält man somit weiter: 


MED=2Mq. (4) 
Aus (2), (3) und (4) ergibt sich schließlich: 
„_2M_M 
nr es (5) 


Um anderseits einen der Schichtdicke D entsprechenden 
Querschnitt q für weitere Ausbreitungsgebiete des Maschen- 
netzes zu ermitteln, muß man ansetzen: 


M:D- k:2Mg, 
woraus folgt: 


2q 
D - kg (k < 1). 


Wie bereits erwähnt wurde, soll bei einem Verhältnis von 
E’M = 10 das Maschengebilde als relativ homogen betrac- 
tet werden, so daß in diesem Fall der Faktor k = 1 gesetzt 
werden müßte. Gleichzeitig soll durch eine geeignete Fest- 
legung von k bzw. des nachfolgend 
definierten Faktors c dem Umstand 
Rechnung getragen werden, daß der 
Widerstand des Maschennetzes 
nicht nur infolge seiner Diskonti- 
nuität relativ größer ist als der des 
Äquivalentbleches, sondern auch 
bezüglich der betrieblihen Eigen- 
art insofern, als ja niemals nur ein 
Speisepunkt und eine Abnahme- 
stelle vorhanden ist. Dies bedingt, 
daß infolge Zusammendrängens 
der Potentialstromlinien auf nicht 
und Maschenweite. exakt berechenbares Maß eine Wi- 
, derstandserhöhung eintritt. Die 
Wahl der Faktoren erfolgte in Anlehnung an einige praktisch 
ausgeführte und im Modell vermessene Maschennetze. Die 
im folgenden abgeleiteten Formeln können daher keine ma- 
thematisch-pysikalische Exaktheit für sich in Anspruch neh- 
men, vielmehr geben sie in Anlehnung an praktisch bewährte 
Dimensionierungen die Tendenz der Veränderlichkeit der 
verschiedenen Größen wieder. Sie sind also lediglich im 
Sınne einer quantitativen Abschätzhilfe zu betrachten. Der 
Faktor k ist vom Verhältnis E/M abhängig, und es sei! 


E72 236) 


3ild 4. ‚„‚Unmittelbare Umge- 
bung’ eines Speisepunkles p 


k = c E/M. 
Für E/M = 10 und k = 1 wird c = 0,1. Man erhält somit: 
2qE E 
D = 0,1. TM 0,2 q ME (6) 


Setzt man (5) und (6) in (1) ein, so ergibt sich als Widerstand 
zwischen zwei Punkten mit der Entfernung E bei einem Ma- 
schennetz: 
po CM ZE 
= O02aqE ” M` 


Berücksichtigt man Hin- und Rückleitung 'und ersetzt den 
natürlichen Logarithmus durch den Briggschen, so wird?: 


e M n E 
l = 7,33 “GE -log mM (7) 


Nun errechnet sich der bei der Speisung eines 4strahligen 
Knotenpunktes der in eine Leitung fließende Strom je Phase 
zu: 


1 Je kleiner der Faktor EM ist. desto qrößer ist die Diskontinuitat des 
Maschennetzes im Vergleich zum Aquivalentblech, desto großer muB das 
Cu-Volumen des Maschennetzes ım Vergleich zum Aqutivalentblech sein. 
desto kleiner muß daher k sein. In erster Annaherung se: die Äbhangıq- 
keit Iıncar angenommen. 

$S Bei der naherurgsweisen Ermittlung des Widerstandes als Funktion 
von E als laufender Variablen müßte der Fakter vor dem Log. für ein be- 
stimmtes Netzwerk als konstant betrachtet werden. 


40 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


15. Januar 1950 


Hierin ist N/z die Leistung je Speisepunkt. Als Spannung 
wird der praktisch allein bedeutsame Fall von U = 380 V 
(verkettet) angenommen. Es sei zunächst der ungünstige Fall 
betrachtet, daß der vierte Teil einer Speisepunktsleistung in 
der halben mittleren Entfernung Em/2 zwischen zwei Speise- 
punkten verbraucht wird. Die am Verbraucerort auftretende 
Spannungsabsenkung je Phase sei AU = 3%. Danngilt: 


3 220 = 733-10 . o MEN i n Em 
100 ` 4. V3 -380  zqEm BE 2M 
woraus man mit ọ cu = 1/48 findet: 
| | M!N 1,57 E 
5 u E E L 
q = 0,88. 10° -7 Em log M (8) 


Nimmt man entlang der Streke Em/2 im Gegensatz zur am 


Ende dieses Abschnittes konzentrierten Last eine kontinuier- - 


liche Leistungsentnahme längs dieser nunmehr als Kabel ge- 
dachten Strecke an, deren Summierung ebenfalls die Gesamt- 
leistung N/4z ergibt, so wird der Spannungsabfall über die 
Strecke Em/2 nur halb so groß wie bei der Annahme konzen- 


trierter Last am Ende von Em2. Dann erhält man für den 


Querschnitt: 


M? N ® 157E 
2, ' m 
10 FTA «log M 


q = 0,44- (8) 

Für den Zusammenhang zwischen mittlerer gegenseitiger 
Speisepunktsentfernung Em in Meter und der Zahl z der Spei- 
sepunkte je km? läßt sich folgende empirishe Formel 
ermitteln: 


z = 163 -e7 8410? Em ı 33, (9) 


3. Darstellung der Zusammenhänge in einer 
Kurvenscharkombination. 
Die Formel (8) wird unter Berücksichtigung der Bezie- 
"hung (9) in ein dreifaches Produkt 


q = qg qq” (10) 
aufgespalten, wobei 
u MM _ ii 
T = (163. em 4 10" En 4 3,3) Em 
1,57 E 
lg n (12) 
q” =N (13) 


gesetzt wird. In Bild 5 sind nun diese Ausdrücke graphisch 
dargestellt und gleichzeitig durch doppelt logarithmische Ko- 
ordinatensysteme in multiplikative Verbindung gebracht. Die 
Beziehung (12) ist in Bild 5 im ersten Quadranten mit M als 
Parameter dargestellt. Da hierbei die Ordinate mit linearem 
Maßstab versehen ist, ergeben sich für q4 = f(E m) gerade 
Linien. Gleichzeitig sind an der Abszisse die gemäß Formel 
(9) mit Em korrespondierenden Werte von z angeschrieben. 
Die Beziehung (11) ist unter derselben Abszisse in Bild 5 
im vierten Quadranten dargestellt, wobei beide Achsen loga- 
rithmisch geteilt sind. Die zweiten und dritten Quadranten 
dienen als Multiplikationsraum für die Größen g‘, q” und q” 
= N, welch letzteres auf der Abszisse nach links im logarith- 
mischen Maßstab abgetragen ist. 

Als’ Beispiel ist der Fall mit einer Leistung von 
N = 2000 kVA/km? beiz = 5 Stationen je km? und einer Ma- 
schenweite M = 200 m eingetragen. Diesen Daten entspricht 
eine mittlere Speisepunktsentfernung von Em ~ 540 m sowie 
eine Stationsleistung von 400 kVA. DerKabelquerschnitt ergibt 
sich hiernach zu q Cu = 95 mm. 

Gleichzeitig ist gezeigt, daß die Leistung des Maschen- 
netzes durch Hinzufügen weiterer Stationen mit derselben 


Stationsleistung von je 400 kVA erhöht werden kann, ohne 
die Kabelquerschnitte ändern zu müssen. Zur Veranscauli- 
chung ist das Überstreichen des Leistungsbereichs von 1200 
kVA/km! bis zu 10 000 kVA/km? deutlich gemacht, wobei also 
am Maschennetz selbst keinerlei Verstärkung der Dimen- 
sionen vorgenommen zu werden braucht. Allgemein ist zu 
beachten, daß der auf diese Weise auf Grund des maximal 
zulässigen Spannungsabfalles ermittelte Querschnitt der 
Schlucfähigkeit eines vierstrahligen Speisepunktes genü- 
gen muß. ‚Theoretisch würde hierbei u. U. eine örtlich stär- 
kere Querschnittswahl — etwa auf die Strecke einer Ma- 
schenweite — erforderlih sein. Aus praktischen Gründen 
wird man jedoch einheitlich den höheren Querschnitt ver- 


legen, zumal sich dies kostenmäßig mit Rücksicht auf den An- 


teil für die reinen Verlegungsarbeiten kaum auswirkt. 


Cu-Querschnitt ge, 


185 2070 35 
240 150 95 5025 6mm? 


ni 


03 
w 61315 05 


MVA/km? a—— 
Berechnung von Maschennetzen (AU = 


N 


NTN 


NK 
SEES NS IN 


SINN 


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E 
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MAIT 

Gla adiks. lolak a 


ltk: 
Bild 5. 


— En 
3/0). 


Der Natur des Problems entsprechend kann nicht erwar- 
tet werden, daß die Kurvenscharen die Verhältnisse in allen 
Fällen exakt wiedergeben. Eine wesentliche Unsicherheit 
liegt in dem Faktor c, der unter Berücksichtigung praktischer 
Fälle mit dem Wert 0,1 angenommen wurde. Zwar ist dieser 
Wert auf die Vorstellung gegründet, daß bei einem E/M = 10 
das Gebilde als einigermaßen homogen betrachtet werden 
kann, jedoch liegt auch hierin eine nicht zu verkennende Un- 
sicherheit. Immerhin dürften die Kurven die Zusammen- 
hänge ihrem charakteristischen Verlauf nach richtig wieder- 
geben. Voraussetzung für die Anwendbarkeit des Verfah- 
rens ist natürlich ein einigermaßen, wenigstens in den zu be- 
trachtenden Gebieten gleichmäßiges Maschennetz. Auf die 
Tatsache, daß das Leitvermögen des Maschennetzes — aud 
des Äquivalentbleches zwischen zwei ‘Punkten, die nahe am 
Rand des Gebietes liegen, auf etwa die Hälfte gegenüber 
demjenigen in Gebieten nahe der Mitte abnimmt, wurde nid! 
eingegangen. Es ist aber zu bedenken, daß eine gewisse 


Kompensation der Randverhältnisse in günstigem Sinne da- 


durc eintritt, daß die Leistungsdichte nach dem Rande zu 
ebenfalls abnimmt. 


Zusammenfassung 

Ausgehend von einer als geeignet erscheinenden Ar- 
beitshypothese wurde der Zusammenhang zwischen den 
Größen Leistung je km?, Zahl der Speisepunkte je km, mitt- 
lere Entfernung zweier Speisepunkte, Maschenweite des 
Netzes und Leiterquerschnitt für eine maximal zulässige 
Spannungsabsenkung abgeleitet. Die Ergebnisse wurden 
in einer einzigen Kurvenscharkombination dargestellt. 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 41 


Fernleitungen mit erhöhter Übertragungsfähigkeit im Ausland 


Der Ausbau großer, von den Verbraucherschwerpunkten 
weitab liegender Wasserkraftanlagen steht und fällt mit der 
Schaffung leistungsfähiger und wirtschaftlicher Übertragungs- 
anlagen. Die bisber üblichen Drehstrom-Übertragungsanlagen 
mit 220 kV bzw. in einem Einzelfall (USA) 287 kV Betriebs- 
spannung reichen für künftige Aufgaben nicht aus. Die Frage, 
ob bei einer weiteren Steigerung der Betriebsspannungen 
nicht zweckmäßig zum Gleichstrom übergegangen wird, 
drängte nach dem Kriege zu einer Entscheidung, selbst wenn 
es sich dabei nur um eine Zwischenlösung handeln sollte. 
Diese Entscheidung ist gefallen: In einer Reihe von Ländern 
werden zur Befriedigung der unmittelbar drängenden Be- 
dürfnisse Drehstrom-Übertragungsanlagen mit etwa 400 kV 
Betriebsspanunng vorbereitet; an die Gleichstromübertra- 
qung kann nach allgemeiner Ansicht erst später, nach Lösung 
cer noch im Versucsstadium befindlichen technischen Proble- 
me gegangen werden, wobei dann allerdings Betriebsspan- 
rungen in Frage kommen dürften, die noch über 400 kV 
liegen.‘ | 

Die Schwierigkeiten der Drehstromübertragung mittels 
Freileitungen höchster Spannungen liegen vor allem in den 
Koronaerscheinungen der Leiterseile, in den hohen elektri- 
schen und mechanischen Anforderungen an die Isolation, in 
der Beeinflussung von Fernmelde- und Rundfunkanlagen und 
in den großen mechanischen Anforderungen an die Maste. 
Alles in allem aber auch darin, daß man bei Übertragungsan- 
lagen dieser Wichtigkeit nicht nur eine möglichst hohe, son- 
dern eine hundertprozentige Sicherheit jedes einzelnen Bau- 
elementes verlangt. Untersuchungen auf Prüfständen und an 
Versucsleitungen über die zweckmäßigste Art der Leiterseile 
iEinfachleiter mit großem Durchmesser oder Bündelleiter), 
über die Isolationsbemessung und über Mastformen sind seit 
langem im Gange und. in einigen Ländern sind die ersten 
400 kV-Ubertragungsanlagen schon im Ausbau begriffen. 

In Amerika (USA) hat die American Gas and Electric 
Service Corporation zusammen mit ihren Tochtergesellschaf- 
ten unter Beteiligung zahlreicher Herstellerfirmen in Brilliant, 


in der Nähe des Tidd-Kraftwerkes am Ohio-Fluß auf einem 


2!':km langen Gelände 3 Versuchsleitungen errichtet, die über 
einen 5000 kVA-Umspanner mit 265 bis 500 kV gespeist wer- 
den.’ Es werden Kupfer-Hohlseile verschiedener Bauart mit 
42 mm Außendurchmesser, Stahlaluminiumseile mit Papier- 
einlage und 51 mm Außendurchmesser und schließlich Bündel- 
leiter mit 2, 3 und 4 Seilen mit zweierlei Durchmesser unter- 
sucht. Die Armaturen sind so ausgebildet,. daß der Teilleiter- 
abstand zwischen 15 und 46 cm variiert werden kann. 

Nach Ph. Sporn und A. C. Monteith’ sollen durch 
die Versuche in Brilliant vor allem Fragen der Isolationsbe- 
messung und des Koronaverhaltens geklärt werden. Die Iso- 
lationsbemessung, die bei höchsten Spannungen auch von 
sıoßer wirtschaftlicher Bedeutung ist, kann nach Ansicht der 
Verfasser bei 400 kV nach anderen Gesichtspunkten erfolgen 
als in den unteren Spannungsbereichen. Über die Abhängig- 
keit der Koronaverluste und der Rundfunkstörungen von Wit- 
terungseinflüssen und von der Lage der Stromleiter und der 
Erdseile fehlen Erfahrungen. Die Vorteile von Bündelleitern 
mussen sorgfältig gegen deren Nachteile abgewogen werden. 

InFrankreich wurde Ende 1946 eine 405 km lange 
220 kV-Doppelleitung zwischen Le Breuil und Chevilly in 
Betrieb genommen, die so gebaut ist, daß sie später in eine 
400 kV-Einfachlleitung geändert werden kann. Um festzustel- 
ien, ob bei der späteren Umstellung auf 400 kV je 2 Seile 
der 220 kV-Leitung (Stahlaluminiumseile mit 26,4 mm Außen- 
durchmesser) zu einem Zweifach-Bündelleiter zusammenge- 
!aßt werden können oder ob zweckmäßiger neue Hohlseile 
aufgelegt werden, wurde gleichzeitig mit der Inbetriebnahme 
der Leitung Le Breuil—Chevilly ein Versuchsfeld von 500 m 
Länge bei Chevilly aufgebaut, das über 3 Einphasen-Umspan- 
"er mit je 106 kVA Leistung mit max. 289 kV gegen Erde, 
d. h. 500 kV Leiter gegen Leiter gespeist werden kann. Zu- 
nächst wurden Untersuchungen an Zweifach-Bündelleitern 
mt Stahlaluminiumseilen von 26,4 mm Dmr. durchgeführt, 
deren vorläufiges Ergebnis P. Ailleret und F. Cahen 
milteilten’: Die Koronaverluste an Seilen und die Verluste 


! Zu diesen Fragen vgl. die Aufsätze über 400 kV Drehstrom in 
Deutschland: A. Koepchen, ETZ 69 (1948) S. 3; H. Roser, S. 7; 
E Senn, ETZ 70 (1949) S. 236. Uber Hochspannungs-Gleichstrom-Über- 
Taqung: A. Menge, ETZ 69 (1948) S. 37 und 83, terner Ehrensper- 
"E f e S. 97. 

? Vgl. ETZ 69 (1948) S. 333, 

3 CIGRE-Bericht Nr. 413, Paris 1948. 

° Vyl. G. Markt: ETZ 70 (1949). 

5 CIGRE-Bericht Nr. 410, Paris 1948. 


S. 415. 


DK 621.315.14.027.7 


an Isolatorenketten wurden bei verschiedenen Leiterabstän- 
den, Wetterbedingungen und Betriebsspannungen gemessen. 


. Ferner wurde der Einfluß von Erdseilen und die Störwirkung 


auf Rundfunkanlagen eingehend untersucht. Um festzustel- 
len, ob Abstandhalter zwischen den Teilleitern überhaupt 
bzw. in welchen Abständen entlang der Leitung erforderlich 
sind, wurden die Windeinwirkung und die elektrostatischen 
und elektrodynamischen Wirkungen bei verschiedenen Be- 
triebsverhältnissen, sowohl für nebeneinander- wie auch für 
übereinanderliegende Seile bei verschiedenen Abständen der 
Teilleiter untersucht. Schließlich wird in dem Bericht noch 
die Steigerung der Übertragungsfähigkeit von Bündelleitern 
gegenüber Einfachleitern erörtert. Die Versuche sind noch 
nicht abgeschlossen. Es sollen noch Stahlaluminium-Hohlseile 
mit 40, 45 und 50 mm Dmr. untersucht werden. 


Schweden ist infolge seiner geographischen und wirt- 
schaftlichen Struktur in besonderem Maße gezwungen, große 
Energiemengen auf weite Entfernungen zu übertragen. Es 
ist deshalb verständlich, daß hier die Notwendigkeit, Fern- 
leitungen mit erhöhter Übertragungsfähigkeit zu: erstellen, 
heute schon vordringlicher ist als in anderen Ländern. Nach 
Ausbau aller Wasserkräfte sind über 3000 MW vom Norden 
nach den Verbraucherschwerpunkten im Süden des Landes 
auf eine mittlere Entfernung von 700 km zu übertragen. Vor-. 
aussichtlich werden hierfür 6 Drehstromleitungen mit 380 KV 
Betriebsspannung erforderlich werden, sofern nicht die Hoch- 
spannungs-Gleichstromübertragung, mit deren Verwirkli- 
chung in Schweden in etwa 15 Jahren gerechnet wird, später 
andere Lösungen zuläßt. 


Zunächst ist eine dieser 380 kV-Drehstromleitungen von 
dem im hohen Norden des Landes im Bau befindlichen Was- 
serkraftwerk Harspranget (3 Generatoren von je 105 MW 
Leistung) über eine Entfernung von 954 km nach Hallsberg 
auf der Höhe von Stockholm im Bau. Durch den etwa in der 
Mitte dieser Verbindung, im Umspannwerk Midskog liegen- 
den Anschluß an eine vom Kraftwerk am Indalsälven kom- 
mende 220 kV-Leitung besitzt die ungewöhnlich lange Lei- 
tung einen Spannungsstützpunkt. 


Die Leitung hat folgende technische Daten: Geschweißte 
Stahlgittermaste mit Werkstoffestigkeit St 52 in Portalbau- 
weise mit Einebene-Anordnung der 3 Phasenleiter; als Blitz- 
schutz werden 2 Erdseile verlegt. Der Querträger liegt in der 
Regel 22,7 m über Boden, seine Länge ist 24 m. Die Spann- 
weiten liegen zwischen 300 und 450 m. Die Maste werden in 
normalem Boden auf 8, 10 oder 12 Eisenbahnschwellen ge- 
gründet; in weichem oder sumpfigem Boden werden zwecks 
Erreichung der erforderlichen Standfestigkeit 10 m lange 
Längsfüße verwendet. Als Stromleiter werden Zweifach- 
Bündelleiter aus Stahlaluminiumseilen mit 31,68 mm Dmr., 
68 mm” Stahl- und 524 mm” Aluminiumanteil, mit 450 mm Ab- 
stand der waagerecht nebeneinander liegenden Teilleiter ver- 
legt. Zweifach-Bündelleiter wurden gewählt, weil die Leitung 
abgesehen von den geringeren Koronaverlusten eine niedri- 
gere Reaktanz und damit erhöhte Stabilität als bei Verwen- 
dung von Einfachleitern besitzt. Die Isolation der Tragmaste 
besteht in der Regel aus Einfachketten mit 20 Kappenisolato- 
ren von je 170 mm Baulänge. Die Leitung soll am 1. 10. 1950 
gleichzeitig mit der Fertigstellung des ersten Generators in 
Harspranget in Betrieb genommen werden. Wegen der an- 
fangs noch geringen Leistung soll die Leitung zunächst mit 
220 kV betrieben werden, bereits im Jahre 1951 ist jedoch der 


' Übergang auf 380 KV vorgesehen. 


Die Schweiz hat im vorigen Jahr als Verlängerung 
der bekannten 150 kV-Gotthard-Leitung eine 52 km lange 
Doppelleitung von Amsteg nach Mettlen gebaut, die zunächst 
mit 6 Kupfervollseilen 350 mm” und mit 150 kV betrieben 
wird, die aber auf 220 kV ohne Nullpunktserdung bzw. auf 
380 kV mit geerdetem Nullpunkt umgestellt werden kann. 
In letzterem Falle sind Kupferhohlseile mit 450 mm” Quer- 
schnitt und 46 mm Außendurchmesser vorgesehen. In ähn- 
licher Weise soll eine gleichfalls im vorigen Jahre in Angriff 
genommene zweite Alpenleitung mit einem Stromkreis über 
den 2500 m hohen Lukmanier-Paß vorerst für 220 kV ausge- 
rüstet, später aber auf 380 kV umgestellt werden. Diese Lei- 
tung soll für den 380 kV-Betrieb mit Kupferhohlseilen von 
60 mm Außendurchmesser und 500 mm? Querschnitt belegt 
werden. Die Schweiz hat sich also bei den in Bau befindlichen 
220 kV- und später für eine Umstellung auf 380 kV vorgese- 
henen Leitungen für Hohlseile von 46 mm bzw. 60 mm Außen- 
durchmesser entschieden. 


42 


England beabsichtigt den Bau einer 275 kV-Einfach- 
leitung von ungefähr 75 km Länge, belegt mit Zweifach-Bün- 
delleitern in horizontaler Anordnung. Um die Verhältnisse 
bei dieser Spannung zu untersuchen, ist ins Auge gefaßt, die 
Enden dieser Leitung über Spartransformatoren an das 132 
kV-Netz anzuschließen. 


Von Rußland ist nur gerüchtweise bekannt geworden, 
daß 400 kV-Projekte in Ausführung begriffen sind, im Schrift- 


Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung und ihre 

Beziehung zur englischen Elektrowirtschaft 
DK 621.311.12.024 (42) 

Eine Arbeit von Errol und Forrester! verfolgt den 
Zweck, die betroffenen Kreise Englands über die Bedeutung 
aufzuklären, die der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung 
(HGU) für die fernere Entwicklung der Stromversorgung zu- 
kommt, und sie zur Stellungnahme zu veranlassen. 

Die Verfasser halten einadrige Gleichstrom-Massekabel 
für Spannungen bis 500 kV gegen Erde für ausführbar bei 
einer zulässigen Höchstbeanspruchung des Dielektrikums 
von 40 kV/mm, entsprechend dem acht- bis zehnfachen des 
für Wechselstrom gebräuchlichen Wertes. Ein Einfachkabel 
mit einem Leiter von 190 mm? Cu und 8 mm Isolation ist im- 
stande, bei 200 kV gegen Erde etwa 100 MW zu übertragen‘. 

Nach Ansicht der Verfasser ist der eigentliche Strom- 
richterteil technisch nicht hinreichend geklärt. Sie stützen 
sich bei diesem Urteil nicht auf eigene Erfahrungen, viel- 
mehr auf die Eindrücke, die sie bei ihren Besuchen in Troll- 
hättan (Schweden) und Baden (Schweiz) erhielten. Hiernach 
schienen weder die Werksleitung noch die Fachbearbeiter 
voll überzeugt, auf dem richtigen Wege zu sein; offenbar 
suche man nach einem neuen und vielleicht einfacheren Ver- 
fahren. Dies sei, so meinen die Verfasser, eine aussichts- 
volle Aufgabe für engliche Ingenieure und eine Gelegenheit, 
welche die Aufmerksamkeit aller Stellen verdiene, die zu 
einer derartigen Entwicklung beitragen könnten. 

An Projekten außerhalb Süd- und Nordamerikas werden 
u. a. folgende für die HGU als geeignet angesehen: Energie- 
ausfuhr aus Norwegen zur Deckung des europäischen 
Defizits; in Ägypten Ausnutzung der Nilwasserkräfte 
unter gleichzeitiger Lösung der Bewässerungsfrage; in Ti- 
bet der Ausbau des aus dem Himalaja kommenden Tsangpo, 
der 5000 MW nach Kalkutta liefern könnte (1000 km); in 
Australien Strombezug für das Festland von der regen- 
reichen Insel Tasmanien (1250 MW, 560 km). 

Nach einem kurzen Überblick über technische Fragen, 
die nach Ansicht der Verfasser noch weiterer Untersuchun- 
gen bedürfen, fassen sie das Ergebnis ihrer Betrachtungen 
unter Betonung der englischen Belange mit einer Mahnung an 
die Pflichten des Ingenieurs in nachstehenden Sätzen zu: 
‚sammen: l 

1. Gewisse Gegenden der Welt lassen sich überhaupt 
nur erschließen, wenn die Energieübertragung auf 
große Entfernungen befriedigend gelöst ist. 

2. Eine große Anzahl solcher Projekte entfällt auf die 
zum britishen Reich gehörigen oder ihm benadh- 
barten Gebiete. 

3. England kann für den Wiederaufbau Europas wert- 
volle Dienste leisten, wenn es seinen Forschungs- 
stätten und Fabriken in den nächsten zehn Jahren 
gelingen würde, die Lösung für die vorliegenden 
Probleme zu finden. 


4. Das Arbeitsgebiet sei in seiner Reichweite so um-. 


iassend und wegen der möglichen Folgen von solcher 
Lebenswichtigkeit, daß Wissenschaft, Industrie und 
Regierung einmütig zusammenarbeiten müßten, um 
wirkliche Ergebnisse zu erzielen. 
Es wäre u. E. lohnend, diese Verschmelzung energiewirt- 
schaftlichen Denkens rnit den national-politischen Erforder- 
nissen des englischen Reiches der Rolle gegenüberzustellen, 
die der Energiewirtschaft bei uns nach dem neuen Grund- 
gesetz für die Bundesrepublik zugeteilt ist. Artikel 74 
überläßt sie der Landesgesetzgebung und damit trotz des 
Vorbehalts nach Artikel 72 der Gefahr, Spielball zwischen 
den Ländern und ihren Organen zu werden. - - Bei der Aus- 
sprache über den Vortrag in London - - er ist nacheinander 


in 8 verschiedenen Bezirken gehalten worden — gab C. W. 
!' F, J. Errol u. Lord Forrester: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 1 
(1949) S. 49: 15 S, 11 B. 
2: Das Kabel der HGE -Anlage Elbe—Berlin fur 220 kV gegen E de besaß 
bei 150 mm? Al eine Isolation von 12 mm, war daher nur mit 29 KV mm 


wawmal beansprucht. Vgl. ETZ 09 (1948) S. 2061. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


schinen 


15. Januar 195° 


tum ist darüber nichts zu finden. Nachdem den Sowjets die 
unmittelbar vor der Inbetriebnahme stehende 400 kV-Hod- 
spannungs-Gleichstromübertragungsanlage Elbe-Berlin' bem 
Einmarsch unversehrt in die Hände gefallen ist, darf anne- 
nommen werden, daß sie mit der Weiterentwicklung dr 
Gleichstromübertragung in besonderem Maße. beschäft. 
sind. H. Meyer, München 

: ETZ 69 (1948), S. 37 u. 83. 


Marshall als Regierungsvertreter die Versicherung ah 
daß die „Britische Elektrobehörde‘ sich unmittelbar, aut 
an ‘der Entwicklung, beteiligen würde, wenn in England 
eine Möglichkeit für die HGU nachgewiesen werden könnt: 
was er bezweifle Im übrigen erbrachte die Aussprache 
keine neuen Gesichtspunkte von Bedeutung. Sie beschränkte 
sich zur Hauptsache auf Kostenvergleiche zwischen Gle:c- 
und Drehstrom. Für deren Wahl bei großen Entfernungen 
sind jedoch nicht wirtschaftliche Vergleiche entscheidend. 
sondern Gründe betrieblicher Art, vor allem die mit der Le:- 
tungslänge zunehmende Störanfälligkeit der Freileitunnen 
durch atmosphärische und klimatische Einflüsse, Erschwerun 
der Stabilisierung und die Begrenztheit ihrer Spannungshöh: 
infolge der Strahlungsverluste. Diese Unzulänglichkeiten 


führen zwangsläufig zur Verwendung von Kabeln und dam: | 


aus wirtschaftlichen Gründen zum Übergang auf Gleichstrom. 
Die Entscheidung über die Systemwahl ist also primar 
technisch bedingt; sie hängt von der Bauart der Le: 
tungen oder von der Grenze ab, bis zu der Freileitung:- 
betrieb angängig erscheint. 

Vortrag wie Aussprache ließen die eindeutige Erkenn!- 
nis dieser Zusammenhänge vermissen, die für die Entstehung 
der HGU Elbe-Berlin die Grundlage gebildet hatte, so- 
wohl beim technischen Entwurf als auch zur Rechtfer"- 
gung der dafür angeforderten Millionenbeträge. Hiervon 
wird u. E. wieder auszugehen sein, wenn in absehbarer 
Zeit wirkliche, der Bedeutung der Aufgabe angepaßte Er- 
gebnisse erzielt werden sollen. In einer mit der Aussprach‘ 
veröffentlichten Zuscrift von T. E. Allibone wird die 
Anlage Elbe-Berlin als „der endgültige Auftakt (impetusl 
zu dem ersten wirklichen HGÜ-Unternehmen” gewürdigt. 

Tr 


Die Bedeutung der Wärme-Zeit-Konstanten bei 
elektrischen Maschinen 


DK 621.313.017.7 : 


E. Jasse! berechnet die Erwärmung elektrischer Mə- 
im kurzzeitigen und aussetzenden Betriebe, »:. 
denen — im Gegensatz zum Dauerbetrieb mit konstante: 
Last — die Zeitkonstante von Einfluß auf die höchste Fr- 
wärmung ist. Im 1. Teil werden die Grundgleichungen en: 
wickelt und auf offene Reihen- und Nebenschluß-Glet: 
strommotoren angewendet. Da der Erregerstrom bei der 
ersteren lastabhängig, bei den letzteren aber konstand isi 
ergeben die Schlußformeln ein verschiedenes Verhalten bei- 
der Motorenarten. Ferner gibt der Verfasser eine Methoc: 
zur genaueren Bestimmung der Zeitkonstanten aus de 
Erwärmungskurve. Die REM (VDE 0530) enthalten in $ 3- 
Absatz 1, ein gleichartiges Verfahren, das dort nur z.' 
Bestimmung der Enderwärmung, nicht aber der Zeitkor- 
stanten benutzt wird. | 

Der 2. Teil befaßt sich mit großen Maschinen, insbeson 
dere mit den Ständern von Turbogeneratoren. Die Em: 
mungen von Wiclung und Bleckpaket werden je für sic 
bestimmt, unter Beachtung des Wärmeaustausches zwischen 
beiden; es ergibt sich eine Differentialgleihung 2. Grades. 
Die Durchrechnung eines Beispieles (Einphasen-Bahn-Turb‘- 


ständer, 14,3 MVA, Dauerbetrieb mit Nennlast, alle 15 mi ' 


50 % Überlastung für 3 min) zeigt die Handhabung «: 


. Formeln und läßt erkennen, wie das Blechpaket die Erwart- 


mung der Wicklung verzögert. — So wertvoll die Aufstc 
lung solcher Methoden ist, so darf doch nicht vergesse" 
werden, wie sehr man auch hier noch mit tatsächlich n4 
zutreffenden Annahmen rechnen muß. Wicklung und Biet: 
paket haben von Ort zu Ort verschiedene Temperaturen 
die Kühlwirkung ist ungleichmäßig; die Kühlluft wird !r 
Ständer durch die Verluste angeheizt. Eine Berücksichtiaun“ 
ailer dieser Faktoren scheint unmöglich. Man kann daft” 
von Rechnungen, die sie unbeachtet lassen müssen. keir- 
allzu große Genauigkeit erwarten. Ka 


> Val. ETZ 69 (1943) S. 261. 
tE Jasse: Z, Elektiotechn. 2 (1930) S. 216; 8 S., 3 B. 


15. Januar 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 43 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


DK 621.316.364 : 621.316.933 


Uberspannungsschutz von gekapselten Schaltanlagen mit 
Freileitungsanschluß. [Nach Gen. Electr. Rev. 52 (1949) S. 19.] 


In den USA sind stahlblechgekapselte Hochspannungs- 
Schaltanlagen und Unterstationseinheiten üblich, die ohne 
besondere Umbauung im Freien aufgestellt werden. Die 
Freileitung wird entweder durch im Blechgehäuse eingebau- 
te Durchführungen eingeführt oder über Kabel, die bis zum 
nächsten Freileitungsmast führen. Solche Einheiten werden 
für Spannungen von 2,4 bis 13,8 kV und für Abschaltlei- 
stungen von 50 bis 500 MVA gebaut. Der Schutz gegen Ge- 
- witterüberspannung verdient wegen der raumsparenden 
Bauweise besondere Beachtung. Verwendet werden zwei 
Sorten von Ableitern: Die Stationstype (Thyrite) und die 
Netztype (Pellet), die sich hinsichtlich ihrer Schutzcharak- 
teristik und ihres Stromableitvermögens unterscheiden. Der 
erstere eignet sich außerdem besonders für den Einbau in 
gedrängt angeordneten Schaltanlagen, da sein Porzellange- 
häuse auch den oberen spannungsführenden Anschluß iso- 
lierend umfaßt. Der Schutzpegel der beiden Ableitertypen 
geht aus Zahlentafel 1 hervor: ; 


Zahlentafel 1 ; 


| Höchster Schutzpegel f. d. Koordinierung 


Nennspannung kV | Neizableiter | Stationsableiter 
3 | 22 kV = 7,4fach 15 kV = 5fach 
6 95, =T, 3», —=42, 
9 | 60, =67, 37. „ =41, 
12 4 n 62 „ 52 „ =: 493, 
15 1. =54. 64 n = 43, 


Die angegebenen Werte des Schutzpegels liegen um 10 

bis 20 % höher als die Mittelwerte für die Ansprechspan- 
nung. Sie können also auf keinen Fall im Betrieb überschrit- 
ten werden. Der Schutzpegel dient zum Vergleich mit dem 
Isolations-Grundpegel der zu schützenden Geräte. Dieser 
letztere beträgt z. B. bei einem 1,5140 us-Vollwellenstoß für 
41 kV Betriebsspannung 60 kV = 14,4fach oder für 13,8 
kV-Geräte 95 kV = 6,9fadh. Beide Ableitertypen haben al- 
so einen ausreichenden Lebensraum. 

Werden die ankommenden und abgehenden Freileitun- 
gen durch eine Dachdurchführung direkt zum Schalter ge- 
führt, so können die Ableiter auf dem Dach neben den 
Durhführungen oder in der Schalterzelle selbst unterge- 
bracht werden; letztere Anordnung wird bevorzugt. Auf je- 
den Fall muß der Freileitungsschalter geschützt werden, da 
er in ausgeschalteten Zustand ein Reflektionspunkt der 
eınfallenden Wanderwelle ist. Bei Anschluß der Freileitun- 
gen über Kabel wird unterschieden, ob das Kabel einen 
durchgehenden, für die Leitung des Fehlerstromes geeigne- 
ten Metallmantel besitzt. Ist dies nicht der Fall, so müssen 
zwei Satz Ableiter am Schalter und an der Verbindungs- 
stelle Freileitung-Kabel vorgesehen werden. Hat das Kabel 
aber einen stromführenden Mantel, so kann auf den Ablei- 
ter = Schalter unter folgenden Bedingungen verzichtet 
werden: 


a) Der Kabelmantel muß an beiden Enden geerdet wer- 
den, der Ableiter auf dem Mast ist mit der gleichen Erde zu 
verbinden. Dadurch wird die Schutzwirkung unabhängig von 
der Größe des Erdwiderstandes. 
= b) Der Schutzpegel des Ableiters soll unter Berücksich. 
tgung einer Verdoppelung der Spannung durch Reflektion 
immer noch 20% kleiner sein als der Stoßspannungspegel der 
zu schützenden Isolation. 

c) Die Kabellänge darf die in Zahlentafel 2 angegebe- 
nen Werte nicht überschreiten. Aus der Tafel ist z. B. zu 
ersehen, daß bei 13,8 kV Betriebsspannung in jedem Fall 2 
Ableiter am Mast und am Schalter vorgesehen werden 
müssen. 


Hierbei gilt als „geerdeter Sternpunkt“ eine solche Er- 
dung, bei der der Erdschlußstrom für jede beliebige Fehler- 
stelle mindestens 60 % des dreiphasigen Kurzschlußstromes 
betragen kann. 

Bei den Transformatoren, die dirckt ohne Leistungs- 
schalter an die Freileitung angeschlossen sind, werden die 


Ableiter auf dem Kessel des Trafos angeordnet, wenn der 
Trafo Durchführungen hat. Ist dagegen der hochspannungs- 
seitige. Anschluß ein Kabel, so kommt der Ableiter an die 
Übergangsstelle vom Kabel zur Freileitung, unabhängig 
von der Länge des Kabels; denn die Transformatoren ha- 
ben eine ausreichende Isolation, um der kurzzeitigen Ver- 
doppelung durch Reflektion der Wanderzelle an den Ein- 
gangswindungen standhalten zu können. 


Zahlentafel 2 


Nenn- | verkettete Betriebsspanng. | Nennspanng. d. Ableiters | max. zulässige 


- 


spanng. | nee b. 
es ` geerd. n. geerd. _ .. erwend. nur 
Schalters Sternpki. Sternpunkt am Man i. d. Stat. © eines Ableiters 

kV kV kV kV l kV | m 

| a er S j nicht erforderlich 

416 | - OoOo 46 | 6 © 45 $ 

i 4,8 _ | 6 4,5 23 

13,8 6,9 4,8 | 6 6 23 

_ 69 ' 900,005 6 

11.5 | 6,9 | 9 | 9 6 

13,8 11,5 2 2 0 

— 13,8 15 | 15 0 


En 
Die Erdung des Kabelmantels wird bei den Trafos ge- 
nau so gehandhabt wie bei den Schaltanlagen, d. h. es wer- 
den beide Kabelenden geerdet. Kabel ohne stromführenden 
Mantel können in diesem Falle nicht angewandt werden. 
Bei Verwendung von Einleiterkabeln, bei denen gefährliche 
Fehlerströme im Mantel befürchtet werden, erdet man Ab- 
leiter und Mantel am Mast nicht direkt, sondern schaltet 
eine kleine Funkenstrecke dazwischen, die nur bei großen 
Spannungsdifferenzen zwischen den beiden Erden, also nur 
bei sehr hohen Blitzströmen anspricht. uf 


DK 621.315.1.004.5 : 621.396.93 


Uberwachung von Hochspannungsnetzen mit Meterwellen. 
[Nach Electr. Engng. 68 (1949) S. 745.] 


Die American Gas and Electric Company hat zur Uber- 
wachung ihres Netzes, das 2000 Gemeinden in 7 Staaten 
der USA umfaßt, Fahrzeuge und Flugzeuge im Einsatz, letz- 
tere vor allem zur Feststellung von Isolatorenkettenschäden 
und sonstigen Leitungsstörungen. Von 47 eingebauten Sen- 
dern aus, die ihre Reichweite durch Antennen an Fessel- 
ballonen vergrößern, wird der Verkehr mit den Fahrzeugen 
durchgeführt, die ihrerseits auch untereinander verkehren 
können. Die Reichweite der festeingebauten Stationen be- 
trägt etwa 32 km. Gearbeitet wird auf 31,460 MHz entspre- 
chend etwa 9!/z m Wellenlänge. HM 


DK 621.311.11 (73) 


Nachkriegserweiterung des 220 kV-Hochspannungsnetzes in 
Nordkalifornien. [Nah W. R. Johnson: Electr. Engng. 
68 (1949) S. 650; 51/2 S., 3 B] i 

Schon während der letzten Kriegsjahre wurde das 220 
kV-Netz der Pacific Gas and Electric Company, der größ- 
ten Stromerzeugerin in Nord-Kalifornien, und der anderen 
mit ihr zusammenarbeitenden Gesellschaften erheblich er- 
weitert. Nach 1946 wurden weitere Kraft- und Unterwerke 
in Betrieb genommen und neue Leitungen errichtet. Bild 1 
zeigt den Stand im Jahre 1948 einschließlich der bis 1951 
geplanten Erweiterungen. Versorgt wird ein Gebiet von et- 
wa 80 km Länge und 320 km Breite, das ausgedehnte Ge- 
biete mit intensiver: Landwirtschaft von 46 000 km? im Tale 
des Sacramento- und des Joaguin-Flusses neben stark in- 
dustrialisierten Gegenden umfaßt. Die Bevölkerung nimmt 
dauernd zu, und man rechnet mit etwa 5 Mill. Einwohnern 
im Jahre 1951. Infolge der günstigen Verteilung der Bevöl- 
kerung auf Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe sind auch 
die Sommer- und Winterspitze nicht sehr verschieden. 1948 
war die Sommerspitze 2129 MW, die Winterspitze etwa 
2121 MW, die erstere aus der notwendigen Bewässerung 
herrührend, die letztere durch den Licht- und Kraftverbrauch 
bedingt. Die Zusammenarbeit von Wasser- und Dampfkraft- 
werken ist erforderlich, weil die Zeit zwischen Mitte Mai 
und November regenarm ist. Glücklicherweise sind Gewit- 
ter sehr sellen. Im Jahre 1948 wurden nur an 10 Tagen 
Gewitter gemeldet, | 


44 - Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 
a 


Die Versorgung des Gebietes mit elektrischer Energie 
ist schon sehr alt. Bereits 1879 wurde in San Franzisko ein 
kleines Dampfkraftwerk errichtet. 1895 wurde ein kleines 
Wasserkraftwerk in Folsom ausgebaut, das zum ersten Male 
Energie über eine 11 kV-Leitung nach der 34 km entfernten 
Stadt Sacramento lieferte. 1899 erfolgte eine zusätzliche 
Belieferung der Stadt von dem 120 km entfernten Wasser- 
kraftwerk Colgate über eine 40 kV-Leitung. 1901 wurde 
das Werk Colgate erweitert und eine 230 km lange 60 kV- 
Leitung nach Oakland gebaut. 1921 wurde die erste 220 kV- 
Leitung in Angriff genommen, die 1923 in Betrieb kam. In- 
zwischen war eine ganze Reihe von Elektrizitätsgesellschaf- 
ten entstanden, die sich später zur Pacific Gas and Electric 
Company zusammenschlossen. Durch den Zusammenscluß 
und die Wahl der Spannung 220 kV gelang es, in das vom 
Standpunkt der Uebertragungsspannungen buntscheckige 
Bild der Elektrizitätsversorgung einheitliche Linie hinein- 
zubringen. Als Zubringerleitungen für die einzelnen Ver- 
sorgungsnetze kommen nur noch 220 kV-Leitungen in Be- 
tracht und eine Anzahl von 115 kV-Leitungen, die mit den 
220 kV-Leitungen über Spartransformatoren von sehr ge- 
ringer Kurzschlußspannung zusammengeschaltet werden: Ob- 
wohl diese Maßnahme nur als vorübergehend angesehen 
wird, so hat man doch auch für den letzten Ausbau noch 
eine ganze Reihe Spartranformatoren beträchtlicher Lei- 
stung eingebaut bzw. geplant. So stehen im Unterwerk Mo- 
raga zwei 90 MVA-Spartransformatoren, im Unterwerk Mid- 
way von im ganzen zwei vorgesehenen bereits einer zu 
75 MVA. Im Unterwerk Panoche wird eine 100 MVA-Einheit 
aufgestellt werden und in Bellota. eine solche zu 120 MVA. 
Man hat auf diese Weise bereits ein Ringsystem, das man 
allmählich auf der 220 kV-Seite ausbauen will, um dann die 
115 kV-Leitungen nur als Reserveleitungen bei -Störungen 
in Betrieb zu nehmen. Alle Masten der 220 kV-Leitungen 
sind für das Auflegen von zwei Systemen vorgesehen. 


—a ----> Leitungen zu Verbrauchern und Verteilungspunkten 


O Wasserkraftwerk) Si 
—— 230 kV-Leitung bis 1946 ____ 


IN DW Dampfkraftw. er A 


Erweiterungen im Bau, 
fertigzustellen bis 1951 
Unterwerk ZZ E 


er ae Neubauten und Erweiterungen 1948 fertiggestellt Era 


Bild 1. 220 KV-Netz der Pacific Gas & E!. Co. 


Die Ladeblindleistung, mit der man bei dem System 
rechnet, wird 1951 etwa 350 MVA betragen. Zur Konstant- 
haltung der Spannung sind wasserstoffgekühlte Synchron- 
maschinen mit insgesamt 225 MVA Blindleistung vorgesehen. 
Die restliche Blindleistung hofft man nach den bisherigen 


Erfahrungen aus dem Netz decken zu können. Der An- 
schlußB der Synchronmaschinen erfolgt über besondere 
Wicklungen der Spartransformatoren. Die zu beherr- 


schende Schaltleistung auf der 115 kV-Seite wird durch 
die Verwendung dieser Leitungen als Reserveleitungen unter 
3,5 MVA gehalten. Für das 220 kV-Netz ist die Kurzschluß- 
fortschaltung geplant, aber noch nicht eingeführt. 


15. Januar 19% 
a Er a Es a et le En a ze 


Die im Gang befindliche Erweiterung umfaßt 1000 MW 
in Dampfkraftwerken und 300 MW in Wasserkraftwerken 
sowie eine Erweiterung des 220 kV-Netzes um 2200 km, 
von denen bereits 950 km erstellt sind, während das 115 kV- 
Netz eine Erweiterung um etwa 1000 km erfahren soll, von 
denen bereits 360 km in Betrieb genommen sind. HM 


Elektrische Maschinen 


; DK 621.313.333.2.025.2 
Zweiphasen-Steuermotoren. [Nach R. J. W. Koopmann: 
Electr. Engng. 68 (1949) S. 775; 1 S., 1 B.] 

Kleine Zweiphasen-Induktionsmotoren sind nach dem 
vorliegenden Bericht in USA als Steuermotoren in den letz- 
ten Jahren üblich geworden. Bei diesen Motoren wird der 


120 TS 
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BRNIIN Den 


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BEE RIED EAN REN 
1 | [Woa] as \ 
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6420 2468 DD U KW 
Drehmoment in synchr. Watt 


Drehzahl, bezog. a.d. synchrone 


S 


Bild 2. Drehzahl und Drehmoment eines Zweiphasen-Steuermotors. 


eine Strang der Ständerwicklung (die Hauptwicklung) an 
eine feste Spannung U, angeschlossen, der andere Strang 
(die Steuerwicklung) an eine gegen U, um 90° verschobene, 
nach Größe und Richtungssinn veränderbare Spannung vom 
Betrage kU,. Durch Regelung des Verhältniswertes k von 
— 1 über 0 bis + 1 können Richtung und Größe des Dreh- 
momentes beliebig eingestellt werden. Bild 2 zeigt eine 
Schar berechneter Drehmoment-Drehzahl-Kurven. Das Dreh- 
moment muß, wenn die Steuerung stabil sein soll, mit sin- 
kender Drehzahl bis zum Stillstand zunehmen, d. h. der Kipp- 
schlupf des Motors muß größer sein als 100%. Dies ist 
durch entsprehend hohen Läuferwiderstand zu erreichen. 
Dadurch bewirkt man gleichzeitig, daß bei k = 0 (spannungs- 
lose Steuerwicklung) stets ein negatives (bremsendes) Dreh- 
moment entsteht, daß also eine ungewollte Bewegung des 
Steuermotors verhindert wird. Hbg. 


Geräte 


DK 621.318.42 : 621.395.646 
Ubermagnetische Verstärker. [Nach A. G. Milnes: Proc. 
Instn. electr. Engrs. 96 II (1949) S. 329: 10 S., 16 B H.M. Gale 
u.P.D. Atkinson: ebenda S. 339; 16 S., 25 B.] 
` Die erste Arbeit geht von der Beschreibung der in 
Deutschland während des Krieges entwickelten magnetischen 
Verstärker aus. Es handelt sich um den Reihen- oder Par- 
allelschaltungstyp ohne Gleichstromdrossel, die mit 400 bis 
600 Hz für den Arbeitstrom betrieben wurden und bei 25 
mW bzw. 1 W Ausgangsleistung zur Frequenzstabilisierung 
eines 500 Hz-Generators von 150 VA in Raketengeschossen 
dienten. Es wird behauptet, daß ein magnetischer Verstär- 
ker bzw. die Verstärkerdrosseln immer erheblich größer 
sein müßten als der Eingangstransformator. (Der Berichter 
hat an anderer Stelle! gezeigt, daß bei 50 Hz größenord- 
nungsmäßig die gleiche Typenleistung erforderlich ist, die 
bei höherer Frequenz zurückgeht, wenn Eisen mit nahezu 
rechteckiger Kennlinie verwendet wird, was auch hier der 
Fall ist.) 

Die kurze theoretische. Betrachtung bezieht sich auf eine 
normale Magnetisierungskennlinie mit stetig veränderlicher 
Krümmung, während die Angaben über die Eisensorten auf 
eine annähernd rechteckige Kennlinie schließen lassen. Bei 
magnetischen Verstärkern mit Gleichrichtung im Ausgang be- 
steht die Möglichkeit der Selbsterregung, wodurch die Ver- 
stärkung wesentlich erhöht wird. Dafür werden verschie- 
dene Schaltmöglichkeiten erörtert. Im folgenden Abschnitt 
über den Entwurf eines magnetischen Verstärkers werden 


! W. Schilling: ETZ 71 (1950) S. 7. 


15. Januar 1950 


Verhältniswerte aufgestellt für die höchste Ausgangslei- 
stung, bezogen auf die minimale Ausgangsleistung (bei Gleich- 
stromeingangsleistung Null), Leistungsverstärkungsziffer und 
Zeitverzögerung, die zeigen sollen, welche Faktoren für diese 
Werte maßgebend sind. Insbesondere über die Frage der 
Zeitverzögerung ist in der Literatur noch wenig erschienen. 
Die minimale Zeitverzögerung, die zwischen Steuer- und Ar- 
beitsstromänderung erreichbar ist, wäre eine Periodendauer 
des Arbeitsstromes. Der Verfasser führt Messungen der 
Zeitverzögerung für einen magnetischen Verstärker in Rei- 
henschaltung ohne Gleichstromdrossel an bei einer Frequenz 
des Arbeitsstromes zwischen 1000 und 400 Hz, die die Zu- 
nahme der Zeitverzögerung mit abnehmender Frequenz zei- 
gen (größenordnungsmäßig 10 Per.) oder mit steigendem 
ohmshen Widerstand oder mit steigender Strom-Verstär- 
kungsziffer. 


Abschließend wird auf einen zweistufigen Verstärker 
hingewiesen, der bei einer Eingangsleistung von 0,004 > 10-6 
W und einer Ausgangsleistung von 600 ° 10-6 W eine Verstär- 
kungsziffer von 1,5 10% erfordert und bei dem durch die Auf- 
telung auf zwei Stufen eine kleinere Zeitverzögerung er- 
zielt wird. 2 

Die zweite Arbeit bezieht sich allein auf die Reihenschal- 
tung der wechselstromseitigen Drosseln (gleichstromseitig 
wird immer eine Reihenschaltung mit entgegengesetzter 
Stromrihtung für beide Wicklungen angewandt) mit nicht 
gedrosseltem Gleichstromkreis, mit und ohne Rückkopplung. 
Die theoretischen Betrachtungen gehen von einem Span- 
nungs-Strom-Kennlinienfeld für den Arbeitskreis aus, in dem 
die Gleichstrommagnetisierung als Parameter erscheint. Da- 
bei wird die vereinfachte Magnetesierungskennlinie mit aus- 
geprägtem Knick zugrunde gelegt. (Allerdings bezieht sich 
die theoretische Erörterung mehr auf den Verstärker mit ge- 
drosseltem Gleichstromzweig, während später der mit nicht 
gedrosseltem Gleichstromzweig experimentell untersucht 
wird.) Dabei ist das Ziel der Arbeit — über die Ergebnisse 
der verschiedenen deutschen und englischen Arbeiten hin- 
aus — insbesondere den Einschaltvorgang des Verstärkers 
zu klären, im Hinblick auf die Bedeutung bei der Anwen- 
dung in relaisähnlicher Wirkung oder als Regelorgan für 
Motorsteuerung. 


Die theoretischen und experimentellen Ergebnisse zei- 
gen, daß die Endwerte des Arbeitswechselstromes bereits 
wen:ge Perioden nach Einschalten der Steuergleichspannung 
ereicht werden. Der Stromverlauf des Arbeitsstromes hat 
dabei den Charakter von Sinus-Teilhalbwellen beider Polari- 
taten, wie man ihn z. B. auch bei der Regelung von Wech- 
seistrom mittels zweier gegengeschalteter einanodiger Strom- 
„ter erhält. ` 

Zum Abschluß der Ameit werden Angaben über den Auf- 
hau der Kerne und Wicklungen der Drosseln gemacht. Zur 
Verringerung der Luftspaltwirkung wird vorgeschlagen, die 
B!eche übergreifen zu lassen. (Im der deutschen Praxis ver- 
wendet man für kleime Leistungen Bandringkerne.) Die Ar- 
beit stellt einen Beitrag zur Erreichung des Zieles der Be- 
techenbarkeit des magnetischen Leistungsverstärkers dar, 
indem versucht wird, von drei charakteristischen Verhält- 
niswerten auszugehen. 


Da die Wirkungsweise der magnetischen Verstärker noch 
nicht Allgemeingut der Elektrotechniker ist, zumal die nicht- 
s:nusförmige Natur der Ströme und Spannungen das Ver- 
stamdnis erschwert, anderseits eine steigende Anwendung 
des magnetischen Verstärkers in Zukunft zu erwarten ist, 
stellen die Arbeiten einen willkommenen Beitrag zur Erwei- 
terung der Kenntnisse über das Verhalten magnetischer Ver- 
stärker dar. 


- W. Schilling 


Meßtechnik 


DK 621.316.313.027.7 
Neues Hochspannungslaboratorium der General Electric. 
[Nach Electr. Engng. 68 (1949) S. 745.] 

Mit einem Kostenaufwand von mehr als zwei Millionen 
Dollar wurde im Juni dieses Jahres das neue Hochspan- 
aungslaboratorium der GEC in Pittsfield, Mass. (USA) fer- 
lıggestellt. Eine große Halle von 55 m Länge, 32 m Breite 
und 29 m Höhe mit besonderen Schutzmaßnahmen gegen 
das Eindringen von Staub und einer Strahlungsheizung zur 
Erzielung einer möglichst gleichmäßig warmen und trocknen 
Luft ohne wesentlihe Konvektion enthält zwei Stoßspan- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 | 45 


EEE 


nungsgeneratoren für je 5 MV. Jeder dieser Generatoren 
ist 15 m hoch. Sie können parallel geschaltet werden und 
liefern dann eine Entladungsstromstärke von 60000 Al. 
Hintereinander geschaltet erzeugen sie 10 MV, als Spitzen- 
spannung sogar 15 MV. Dies entspricht einer Funkenstrerke 
von 17 m. Der eine der beiden Generatoren ist auf einem 
Wagen montiert und kann durch ein Tor von 17 m Höhe 
ins Freie gefahren werden, um Versuchsleitungen, Trans- 
formatoren und andere Geräte zu prüfen, die wegen ihrer 
Größe nur im Freien aufgestellt werden können. 

Außer der großen Halle umfaßt das Labor Büroräume, 
einen Hörsaal, Dunkelkammern, eine Versuchswerstatt, La- 
gerräume und einen großen Raum mit Klimaanlage, um 
Geräte unter verschiedenen klimatischen Bedingungen zu 
prüfen. Er enthält 10 Prüfstände, von denen die meisten 
Anlagen zur Stoßprüfung und zur Prüfung mit 60 Hz haben. 
Letztere liefern Spannungen zwischen 100 kV und 1750 kV 
gegen Erde, um Geräte für die verschiedenen Betriebs- 
spannungen bei entsprechend höherer Spannung prüfen zu 
können. 

Das neue Laboratorium wird weitere Forschungsmöglich- 
keiten auf dem Gebiete der Koronaersceinungen, der Uber- 
schläge, der Durchscläge und des Blitzes geben. Die qe- 
wonnenen Erkenntnisse werden. bei der Entwicklung von 
Transformatoren, Überspannungsableitern und Kondensa- 
toren verwendet werden. Das endgültige Ziel — so heißt 
es im Original — ist verbesserte Betriebssicherheit bei 
niedrigeren Kosten. Sc. 


Lichttechnik , 
DK 621.326.793 : 628.971 


Neue amerikanische Straßenlampe. [Nach Schweiz. techn. 
Rdschr. 41 (1949) Nr. 38, S. 20; ®/4 S., 2 B.) | 

Die technisch interessante Konstruktion der amerikani- 
schen „Sealed-Beam“-Autoscheinwerferlampe, bei der die 
Glühspirale als Lichtquelle im Brennpunkt eines paraboli- 
schen Reflektors aus versilbertem Preßglas eingebaut ist, 
wobei der Reflektor stirnseitig mit einem fassonierten kon- 
vexen Preßglasboden verschmolzen ist, bei der also Re- 
flektor und Glühlampe eine Einheit bilden, hat sich in der 
Praxis gut bewährt. So war es naheliegend, diese Konstruk- 
tion auch für andere Beleuchtungszwecke zu versuchen. Eine 
jetzt entwickelte Straßenlampe? entspricht grundsätzlich dem 
Aufbau der Autoscheinwerferlampe. Der parabolische Re- 
flektor aus etwa 5 mm starkem Preßglas mit Innenverspie- 
gelung enthält nahe dem Sockel, also am spitzen Ende der 
Parabel, die als Lichtquelle dienende Wolframglühspirale, 
die von zwei Durchführungsdrähten getragen wird. Der Re- 
flektor ist mit einem abschließenden, halbkugelförmigen Re- 
fraktor aus dickem Preßglas verschmolzen. Rippenförmige 
Streulinsen sowohl des Refraktors wie auch an Teilen des 
Reflektors bewirken eine Licdhtstreuung, die zu günstigen 
Lichtverteilungskurven führt. Da es nur eine richtige Lage 
dieser Lampe gibt, bei der die Hauptlichtbündel in beide 
Straßenrichtungen geworfen werden, wurde die Lampe mit 
einem Stecksockel ausgerüstet. 

Die Konstruktion der neuen Straßenlampe, die Leucht- 
körper, Reflektor und Refraktor als geschlossene Einheit 
umfaßt, macht Reinigungsarbeiten überflüssig, so daß nur 
der Austausch ausgebrannter Einheiten notwendig wird. Der 
Austausch der Lampen soll sich ohne Benutzung von Lei- 
tern o. ä. mittels geeigneter Gestänge von der Straßenhöhe 
aus vornehmen lassen. Die neuen Scheinwerfer werden als 
1000- und 2500 m-Typen hergestellt. Die Lichtabsorption 
durch die Preßglaskörper beträgt etwa 20°. Der Lichtkegel 
ist „hausseitig‘ bei etwa 55°, straßenseitig bei etwa 65° be- 
grenzt. Op 


Verkehrstechnik 
DK 621.335.42 


Vereinheitlichung der Straßenbahnfahrzeuge. — Auf der 
Jahrestagung des Verbandes öffentlicher Verkehrsbetriebe 
(V. ö. V.), früher AVV., im Oktober 1949 in Stuttgart wurden 
u. a. die Ergebnisse der Straßenbahnwagen-Vereinheitlichung 
behandelt. Für die Zwei- und Dreiachs-Trieb- und Beiwagen 
kann die Vereinheitlichung als abgeschlossen gelten, und es 
steht zu erwarten, daß Ende 1950 bereits die Einheitswagen 
im Verkehr sein werden. — Der vierachsige Einheitswagen 


1 Diese große Stromstärke stellt die Entladung der auf die Prüfspan- 
nung aufgeladenen Eigenkapazıtat der Anlage dar und fließt nur sehr 
kurze Zeit. 

? Hersteller: Sylvania, Salem. Mass., USA, 


46 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


ist jedoch erst in der Entwicklung begriffen. Der in Hamburg 
vor kurzem in Betrieb genommene Zug! (1 Trieb- und 1 Bei- 
wagen) ist als eine Zwischenlösung anzusprechen. Der end- 
gültige Vierachser-Einheitswagen wird zwar weitgehend die 
ausländischen Erfahrungen berücksichtigen, er muß aber auch 
den besonderen deutschen Erfordernissen Rechnung tragen. 
Hierbei ist zu nennen: Beiwagenbetrieb, Reihenparallelschal- 
tung der Motoren und Zweiwagen-Zugsteuerung. of 


DK 621.336.3/.4 (44) 


Neue Stromabnehmer für die französischen Bahnen. [Nach 
M. Raoultu. M. Chaminade: Rev. gen. Chem.-de-Fer 
(1949) Jan.] Ä 

Die Verfasser, berichten ausführlich über Betriebserfah- 
rungen und Messungen mit bisherigen und neu entwickelten 
Stromabnehmern. Die Vielfachaufhängung mit 63 m Spann- 
weite und zwei Fahrdrähten von je 107 mm? ist für die Ge- 
schwindigkeit über 100 km/h insbesondere dort ungeeignet, 
wo nur eine jahreszeitliche Nachspannung statt einer selbst- 
tätigen durch Gewichte angewendet wird. Die neue Fahrlei- 
tung sieht zwei Fahrdrähte zu je 150 mm? vor, wodurch der 
auf Kupfer umgerechnete äquivalente Gesamtquerschnitt 
(einschließlih Tragdrähten) von 400 auf 490 mm? gebracht 
wird. Neben geringeren Spannungsverlusten wird, wegen der 
größeren Masse und Steifigkeit der Fahrdrähte, ein ruhigeres 
Gleiten der Stromabnehmerbügel hervorgehoben. 

Die bisherigen Stromabnehmer haben zwei breite Bügel 
aus U-förmigem Stahlblech, auf die dann kurze Schleifstücke 
in vier Reihen aufgeschraubt werden. Diese Bügel (schema- 
tisch in Bild 3 wiedergegeben) sind durch zwei Spiralfedern 
“ gegen einen Wiegebalken abgestützt, gegen den sie bis zu 
20 mm Höhenspiel entsprechend dem wechselnden Anpres- 
“sungsdruck bei Fahrt bestreichen können. Sie können auch 
kleine Neigungswinkel gegen die Waagerechte einnehmen. 
Der Mittenabstand beträgt 400 mm. 


$F: 


E7227) 


1E7227) 
Bild 3. Bisherige Form der Strom- Bıld 4. Neue Form der Strom- 


abnehmer. abnehmer. 


Bei den breiten U-Blechbügeln wirkte sich der aufwärts- 
gerichtete Fahrwind so stark aus, daß ein herabgelassener 
Bügel bei hohen Geschwindigkeiten von selbst aufstieg. Es 
wurden dann kleine Windleitblehe angebracht. Die neue 
Ausrüstung sieht bei unverändertem Stromabnehmergestell 
vier Bügel aus Rohr von 32 mm Dmr. vor. Die Rohre sind 
oben abgeplattet und mit Federstahlstreifen als Schleifstücken 
versehen. Diese werden an fünf Stellen mit Kupfersilberlot 
im Hochfrequenzverfahren angelötet. Je zwei benachbarte 
Rohrbügel (Mittenabstand 108 mm) werden über Parallelo- 
grammgelenke durch Torsionsfedern nach oben gedrückt 
(Bild 4). Das gesamte Höhenspiel beträgt hier 70 mm. Bei 
Stillstand der Lokomotive bewirkt der statische Anpressungs- 
druck eine Senkung um 40 mm. 

Folgende Meßwerte lassen die Verbesserungen durch die 
ncuen Bügel und die neue, schwerere Fahrleitung erkennen, 
belegen aber auch, welchen Gefahren sie bei hohen Ge- 
schwindigkeiten nach der bisherigen Ausführung ausgesetzt 
wird. 


Fahrgeschwindigkeit 


AU 0 km/h 160 km/h 
bisheriger Flachbügel kg 8 25 
neuer Rohrbügel kg 12 16 


Fahrdrahtanhebeweg in mm 


a. ic Flachbügel Rohrbügel 
. ’ zwischen Masten 150 250 93 180 
bisherige am Mast 110 150 35 120 
zwischen Masten _ _ 55 100 
neue am Mast _ - 16 36 
Zahl der angelegten Bugel l 2 l 2 


1 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 446. 


'verhältnissen schaffen. Mit Hilfe dieser Theorie 


15. Januar 1950 


Oszillographische Aufnahmen zeigten bei nur 100 kmh 
mit der bisherigen Ausrüstung 3,5 Lösungen der Bügel je $e- 
kunde vom Fahrdraht unter Lichtbogenbildung, davon 0,65 
mit vollständiger Stromunterbrechung. 

An Schleifstücken wurden bisher solche aus Kupfe:- 
Kadmium-Bronze, Stahl oder Kohle verwendet, deren Uber- 
gangswiderstand zum Fahrdraht 0,2 bzw. 2,0 bzw. 40u Q be- 
trägt. Beim 1500 V-Betrieb erfordert die Personenzugheizung 
600 A, so daß sich bei Kohleschleifstücken eine Wärmeen!- 
wicklung von 1500 W ergibt. Es kam daher vor, daß bei Still- 
stand in Stationen der Fahrdraht an der Berührungssteile 
durchgeschmolzen ist. Seitdem werden die Stromabnehner 
teils mit Kohle, teils mit Metallschleifstücken "ausgerüstet. 
Man hofft, mit kupfergraphitierten Kohlen bessere Verhält- 
nisse zu erreichen. Stahlschleifstücke reißen bei Lichtbögen 
viel Material aus dem Fahrdraht und werden auch scari- 
gratig. Poröse, ölgetränkte Bronzeschleifstücke haben auf 
die Dauer nicht befriedigt. Jegliche Schmierung wird wegen 
der Wettereinflüsse sowie bei hohen Geschwindigkeiten pro- 
blematisch. Hom 


R 
Isolierstoffe 

DK 621.315.61.011.; 
Dielektrisches Verhalten flüssiger und fester Isolierstoffe in 
einem Frequenzgebiet von 0 bis 60 Hz [Nah K.H emmann: 
Diss. T. H. München 1949). 

Zwei der wichtigsten Faktoren für die Beurteilung und 
Auswahl von Isolierstoffen sind die Verluste bzw. der Ver- 
lustfaktor und die Dielektrizitätskonstante (DK). Der Ver- 
lustfaktor läßt sih durch die Gleihung tgô = G/wC dar- 
stellen, ist also abhängig von dem Leitwert G, der Kapazıtät 
C bzw. der DK des Isolierstoffes und der Frequenz. Ermittelt 
man die Größen G und C mit Gleichstrommessungen und 
errechnet für eine Frequenz f den ‚Verlustfaktor (den sog 
Ableitungsverlustfaktor), so kann man feststellen, daß die 
experimentell mit Wechselstrom bei einer gleichen Frequenz 
f ermittelte Größe des Verlustfaktors (der sog. dielektrische 
Verlustfaktor) für viele Isolierstoffe größer als der Ablei- 
tungsverlustfaktor ist. 

In der vorliegenden Arbeit wird temperaturabhängig diese 
Erscheinung für einen Teil der wichtigsten flüssigen und 
festen Isolierstoffe der Elektrotechnik in einem Frequenz- 
gebiet von 0 bis 60 Hz, d. h. der Übergang von Gleich- zum 
Wechselstrom untersucht. In einem theoretischen Teil geht 
der Verf. vom Wagnerschen Wechselstromdiagramm aus 
und entwickelt ein sog. Normaldiagramm sowie eine gra 
phische Darstellung für den Verlustfaktor als Funktion de! 
Frequenz. Letztere gestattet ohne weiteres eine Verlust- 
trennung in Ableitungs- und dielektrische Verluste. Für den 
Fall, daß die Anfangsfrequenz, das ist die Frequenz, bei de! 
die dielektrischen Verluste beginnen, größer als O ist, wird 
auf der Grundlage des Normaldiagrammes eine Konstruk 
tion gezeigt, mit der es unter gewissen Voraussetzungen 
möglich ist, die Anfangsfrequenz leicht.zu ermitteln. Schlieb- 
lih entwickelt der Verf. zwei Arbeitsdiagramme, die in 
sehr einfacher Weise zu konstruieren sind und direkte Be- 
ziehungen zwischen dem Verlustfaktor-, DK- und Leitwert- 
ist es 
möglich, die experimentellen Ergebnisse, dem Zweck ent 
sprechend, in Form übersichtlicher graphischer Darstellungen 
zu bringen. 

Die Untersuchungen erstrecken sich auf drei Mineral- 
öle, zwei synthetische Ole und 13 feste Stoffe, die frequent: 
abhängig, temperaturabhängig und als Sonderprobleme de! 
flüssigen Stoffe (künstliche Alterung, Regenerierung, Ver- 
unreinigung) diskutiert werden. Dabei ergeben sich fre 
quenzabhängig für das Frequenzgebiet von 0 bis 60 Hz und 
eine mittlere Temperatur von 20 °C folgende Erkenntnisse 

Außer drei Olen besitzen alle Stoffe dielektrische Ver 
luste. Während zwei Dle eine Anfangsfrequenz von 23 und 
25,5 Hz zeigen, liegt diese für feste Stoffe bereits am Uber- 
gangspunkt vom Gleich- zum Wechselstrom. Die absoluten 
Verluste U?. œC tgd steigen bei konstanter Spannung m! 
der Frequenz an. So betragen die Verluste bei 50 Hz fu! 
flüssige Stoffe das 1,17fache der Ableitungsverluste (in 
Gleichstromfalle) als Maximalwert. Bei festen Stoffen finde: 
man eine 3,2fache Zunahme als Minimalwert und eine 
15 300fache Zunahme als Maximalwert. Dementsprecen: 
zeigt sich, daß der Ableitungsverlustfaktor bei 50 Hz tu! 
8 feste Stoffe weniger als 1% des dielektrischen Verlust- 
faktors ausmacht und vernachlässigt werden kann, d. h., da} 
der Verlustfaktar nicht mehr hyperbolish verläuft. Als 


ee tr u 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 47 


Ursache der Verlustfaktorvergrößerung ergibt sich im Falle 
der flüssigen Stoffe und bei einem festen Stoff eine Leit- 
wertsvergrößerung, im Falle der übrigen festen Stoffe eine 
Leitwertsvergrößerung und eine DK-Abnahme. 

Temperaturabhängig bei einer Frequenz von 50 Hz 
zeigt sih folgendes: Die Anfangsfrequenz ändert sich nicht. 
Die absoluten Verluste nehmen außerhalb des Absorptions- 
gebietes bei steigender Temperatur zu. Die Verluste. und 
die Verlustfaktoren (näherungsweise) der flüssigen Stoffe 
verlaufen dabei nach einer Exponentialfunktion. Es zeigt 
sih allgemein eine wesentlich raschere Zunahme der Ab- 
leitungsverluste im Verhältnis zur Zunahme der Wechsel- 
stromverluste (das sind die Größen, die die Ableitungsver- 
luste auf die dielektrischen Verluste erhöhen). Daraus ergibt 
sih ein zunehmender Einfluß des Ableitungsverlustfaktors 
mıt zunehmender Temperatur. Wie beim Frequenzgang sind 
auch hier die Ursachen der Verlustfaktorvergrößerung im 
Falle der flüssigen Stoffe die Leitwertvergrößerung, im Falle 
der festen Stoffe die Leitwertvergrößerung und überwiegend 
eine zusätzliche DK-Abnahme. Für die temperaturabhängig 
auftretenden Verlustfaktormaxima bei drei festen Stoffen 
konnen bei zwei Stoffen Leitwertänderungen, bei einem 
Stoff eine DK-Änderung als Ursachen ermittelt werden. 

Die Sonderprobleme der flüssigen Stoffe zeigen frequenz- 
abhängig bei einer mittleren Temperatur von 20 °C folgende 
Ergebnisse: Als Folge der künstlichen Alterung treten im 
Falle eines vor der Alterung nur mit Äbleitungsverlusten 
behafteten Oles a jetzt Wechselstromverluste auf. Bei einem 
Ol d nehmen die Wechselstromverluste einen größeren 
Wert an. Die Wechselstromverluste beginnen bereits am 
"bergangspunkt vom Gleich- zum Wechselstrom. Die An- 
fangsfrequenz des Oles d, vor der Alterung 23 Hz, hat sich 
damit verschoben. Die Absolutwerte der Verluste liegen 
algemein infolge der Alterung wesentlich höher. Dies ist in 
der Hauptsache auf die Größe der Ableitungsverluste zu- 
rukzuführen. Als weitere Folge der Alterung tritt jetzt 
eime frequenzabhängige DK-Abnahme auf, sowie im Falle 
des Oles a eine Leitwertvergrößerung. 

Die Regenerierung (Behandlung mit Bleicherde) zweier 
Öle b und c nach vorangegangener künstlicher Alterung 
ergibt, daß Ol b gleich seinem Zustand als Frischöl, wie 
auch nach künstlicher Alterung, keine Wechselstromverluste 
zeigt. Jedoch beginnen die Wechselstromverluste des Oles c 
jetzt am Ubergangspunkt vom Gleich- zum Wechselstrom, 
Vor der Alterung betrug die Anfangsfrequenz 25,5 Hz. Die 
Absolutwerte der Ableitungsverluste konnten bei beiden 
Olen fast auf die Werte des Frischöles reduziert werden, 
jedoh nicht die Wechselstromverluste des Oles c. Die als 
Folge der Alterung frequenzabhängig auftretende DK-Ab- 
nahme konnte auch jetzt noch bei beiden Olen beobachtet 
werden. Die Verunreinigung der flüssigen Stoffe mit einer 
konzentrierten Salzwasserlösung zeigt nur im Falle des Oles 
c Wecselstromverluste. Die Anfangsfrequenz verschiebt 
sih zu tieferen Frequenzen. Die Absolutwerte der Verluste 
liegen mit einer Ausnahme höher als die des Frischöles. 
Eine frequenzabhängige DK-Abnahme ergibt sich bei a 
Olen. 


DK 621.315.614.6.081 


Verhalten der elektrischen Größen von Papier bei Feuchtig- 
keit und Temperatur. [Nach H. Veith, Frequenz 3 (1949) 
S. 165 u. 216; 16 S., 15 B., 5 Taf] ` Ds 

An geschichtetem Papier als Dielektrikum wurde die Ab- 
hängigkeit der elektrischen Größen von der aufgenommenen 
Wassermenge eingehend untersucht. Gemessen wurden Iso- 
‚ationswiderstand, Kapazität und Verlustwinkel im Frequenz- 
bereich von 0,4 bis 100 MHz und im Temperaturbereich von 
—530 bis +50°C bei verschiedenen Wassergehalten von 
18% bis etwa 12% des Papiertrockengewichtes. Um die 
Temperaturabhängigkeit genau zu erfassen, wurden die 
Messungen mit Hilfe einer Vakuumapparatur ausgeführt, 
durch die die Temperaturabhängigkeit des gesamten feuch- 
"gkeits- und frequenzmäßigen Verhaltens ermittelt werden 
aonnte, 

Die Quellungsisotherme von Papier zeigt bei verschie- 
denen Temperaturen die für alle Papiersorten kennzeich- 
nende Hysterese bei Messung in den Richtungen Trocknung 
und Befeuchtung. Meßobjekte waren mantellose Kabelstücke 
Yon einigen Metern Länge. Zur Messung der Wechselstrom- 
ößen wurde eine Brückenanordnung mit Differentialüber- 
-Tager gewählt, um die Kapazitäten und Ableitungen der 
Kabelbelege zur Erde mitzumessen und den Betriebsverhält- 


nissen zu entsprechen. Der Brückenstrom wurde durch 
Siebe von Oberschwingungen gereinigt und bei Frequenzen 
oberhalb von 10 kHz durch Überlagerung und Verstärkung 
telephonisch aufgenommen. 


Der Isolationswiderstand fällt mit dem Feuchtigkeitsge- 
halt exponentiell ab, und zwar etwa um eine Zehnerpotenz 
bei 1,5% Zunahme des Wassergehaltes. Der Temperatur- 
koeffizient des Isolationswiderstandes ist dabei für verschie- 
dene Wassergehalte annähernd gleich. Die Feuchtigkeitsab- 
hängigkeit der Wechselstromableitung ist im Gegensatz zu 
den Gleichstromverhältnissen merklich schwächer, besonders 
bei tiefen Temperaturen und hohen Frequenzen. Verlust- 
winkel und Kapazität sind Funktionen der drei Variabeln 
Temperatur, Wassergehalt und Frequenz, wobei die Span- 
nungsabhängigkeit der elektrischen Eigenschaften des feuch- 
ten Dielektrikums unberücsichtigt blieb. Der Verlustwinkel 
läßt sich bei Wechselstrom nicht zu der Gleichstromablei- 
tung in eine einfache Beziehung setzen, und von einer ex- 
ponentiellen Feuchtigkeitsabhängigkeit kann man nicht mehr 
sprechen. Unterhalb eines bestimmten Feuchtigkeitsgehaltes 
ist der Feuchtigkeitseinfluß sehr gering; erst bei höherer 
Feuchtigkeit steigt der Verlustwinkel etwas stärker mit dem 
Feuchtigkeitsgehalt an. Dieser Grenzwert wandert bei tiefen 
Temperaturen nach höheren Feudhtigkeitsgehalten hin; bei 
tiefen Temperaturen bewirken also selbst 10% Wasserge- 
halt des Papiertrockengewichtes nur eine geringfügige Ver- 
schlechterung des Verlustwinkels. 


Erklären läßt sich der logarıthmische Abfall des Isola- 
tionswiderstandes mit dem Wassergehalt durch die Faser- 


struktur und den Zustand des quellungsmäßig gebundenen 


Wassers im Micell der Zellulosefaser. Die auch bei anderen 
Forschern gefundene übereinstimmende Größe der logarith- 
mischen Neigung kann dadurch verursacht sein, daß das Was- 
ser nicht in das Micell selbst eindringt. Der aus der logarith- 
mischen Neigung der Schaulinie des Gleichstromwiderstandes 
zum Wassergehalt geschätzte Wert der Anteile von kristalli- 
nem und amorphem Gehalt der Zellulose von etwa 3:1 ent- 
spricht auch neueren röntgenographischen Ergebnissen. An- 
derseits brauchen bei polaren Körpern die Wechselstromver- 
luste in keiner Beziehung zu den Gleichstromleitfähigkeiten 
zu stehen. Die Höhe der polaren Verluste ist vielmehr durch 
die Zahl der Dipole je Volumeneinheit und durch eine der 
Rotation des Dipols entgegenwirkende Reibungskraft be- 
stimmt. Durch das Vorhandensein polarer Verluste werden 
also auch die Wechselstromergebnisse verständlich, die durch 
die OH-Gruppen der Glukoseringe der Zellulose verursacht 
werden. Für die Praxis ist der Rückgang des Feuchtigkeits- 
einflusses bei Wechselstrombetrieb besonders wegen der 
günstigen Einwirkung auf die Lebensdauer von kunststoff- 
ummantelten Kabeln bedeutsam. ts 


Fernmeldetechnik 


Kurznachrichten im Fernsprecher. DK 621.395.97 


Das Berliner Fernsprechnetz kann seit dem 1. Ok- 
tober 1949 mit einer besonderen Neuigkeit aufwarten: 
Drei Minuten Kurznachrichten mit den aktuellsten Ge- 
schehnissen, Wetterberiht usw. Zunächst wechselt der 
Nachrichteninhalt dreimal am Tage, um stets das ‚„Neu- 
‚este zu bringen. Die Zusammenstellung der Sendung wird 
z. Z. von dem Berliner Sender „Rias“ vorgenommen, wobei 
in glücklicher Ergänzung der Wechselzeiten der Telephon- 
Kurznachrichten und der drahtlosen Nachrichtensendungen 
erstere teilweise sogar einen zeitlichen Vorsprung besitzen. 
Der neue Dienst läuft 24stündig und kann von jedem Tele- 
phonapparat aus durch Wahl der Kennziffer 23 erreicht werden. 
Die auf der Fernsprechseite benutzte Technik entspricht weit- 
gehend den für die Zeitansage gebräuchlichen Einrichtungen. 


Die pausenlose Wiedergabe der Sendungen wird durch 
ein eigens für diesen Zweck entwickeltes Magnetophongerät 
(AEG) ermöglicht. Es arbeitet mit einem endlosen Band, so 
daß jede besondere Bedienung entfällt. Um die Bandlänge 
gering zu halten, wird die geringe Bandgeschwindigkeit von 
19 cm/s benutzt, die aber trotzdem noch eine ausgezeichnete 
Wiedergabe gewährleistet. Das Band wird in einer geeig- 
neten Kassette so untergebracht, daß es zweimal an dem 
Aufnahme- bzw. Wiedergabekopf vorbeigeführt wird, wobei 
jeweils nur die eine Hälfte besprochen wird. So braucht durch 
diese doppelte Ausnutzung das Band nur auf 1,5 min Durch- 
iaufzcit abgestimmt zu sein. Ein über Filter der Nachrichten- 


48 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


modulation zugesetzter Pilotton gestattet es, jede Störung 
des Übertragungsweges Abtastkopf —- Wiedergabeverstärker 
— Leitungsverstärker —— Leitung zwischen Aufnahmeraum 
und Vermittlung 23 mit Kraftverstärker (für Energievertei- 
lung auf die 100 Leitungswähler 23) sofort zu signalisieren. 
Bei Ausfall des Tones wird außerdem die Anlage für jede 
neue Belequng gesperrt und gibt Besetzzeichen. — Der neue 
Dienst ist in der ersten Woche seines Bestehens bereits über 
150 000mal benutzt worden. Dsch 


Hochfrequenztechnik 


Gedruckte Schaltungen. 


Seit dem vergangenen Jahr sind in der deutschen 
Fach- und Tagespresse eine Reihe. von Veröffentlichun- 
gen erfolgt, die das Thema „Gedructe Schaltungen" be- 
handeln. Diese Veröffentlichungen gehen ausnahmslos auf 
eine Broschüre des amerikanishen National Bureau of 
Standards zurück, die die Weiterentwicklung einer im 


DK 612.396.699 


Kriege in den USA aufgegriffenen Technik behandelt, 
die ihrerseits auf älteren Verfahren der Vorkriegszeit 
beruht. Zweck dieser Technik war, in allen Fällen von 


den Zeitverlusten und Fehlern der normalen Schaltungs- 
methode des Zusammenlötens von Einzelteilen und Draht- 
leitungen abzugehen und sie durch ein mechanisiertes Ver- 
fahren zu ersetzen. Erstmalig ist dieser Gedanke, wenn auch 
zunächst in einfacher Form, wohl.vom Verfasser bei dem 
kleinen Telefunken-Verstärker „Arcolette“ im Jahre 1927 
praktisch angewendet worden. In diesem Gerät waren die 
Drahtleitungen ersetzt durch entsprechend geformte und 
ausgestanzte Leitungen aus Messingblec, die mit den übri- 
gen Schaltelementen eines Verstärkers, also Röhren, Kon- 
densatoren und Widerständen, auf einer Isolierplatte durch 
Nietung verbunden wurden. Die gleiche Technik wird auch 
heute in den USA verwendet, doch wurde sie insofern er- 
weitert, als die Widerstände aus feinverteilter Kohle un- 
mittelbar auf den Isolierträger im Zuge der Leitung aufge- 
bracht, statt daß besondere Widerstandskörper, wie sie die 
einschlägige Industrie liefert, verwendet wurden. Des wei- 
teren ist man teilweise dazu übergegangen, die Leitungen 
nicht mehr aus Blech auszustanzen, sondern durch andere 
Verfahren auf den. Isolierträger aufzubringen, und für diese 
Technik ist der Name „gedruckte Schaltungen“ aufgekom- 
men, obwohl dabei keineswegs nach einem Druckverfahren 
gearbeitet wird. Als weitere Fortentwicklung hat man 
schließlich auch Kapazitäten und Selbstinduktionen unmit- 
telbar auf den Isolierträger aufgebracht, doch ist dieses 
Verfahren im allgemeinen auf die Ultrakurzwellen- und 
Dezi-Technik beschränkt, weil sich größere Werte begreif- 
licherweise nicht erzielen lassen, wenn man auf eine ein- 
fache Fläche als Grundlage angewiesen ist. Bei der Klein- 
heit der für hohe Frequenzen benötigten Selbstinduktions- 
und Kapazitätswerte ist diese Beschränkung nicht von Be- 
deutung. 


Die grundsätzlichen Nachteile dieser ganzen Technik 
liegen in erster Linie in der Schwierigkeit der Beschrän- 
kung auf zweidimensionale Anordnung sowie in den sehr 
hohen Einrichtungskosten, so bald man über die einfachsten 
Schaltungen hinausgeht. Praktisch eingeführt hat sich daher 
bisher die Verwendung der gedruckten Schaltungen aus- 
schließlich für kleine Gruppen von Schaltelementen, bei- 
spielweise für Kopplungsglieder zwischen Verstärkerstufen 
sowie für kleinste UKW.-Sende- und -Empfangsgeräte in 
Taschenformat, hauptsächlich aber für die immer kleiner 
und handlicher gewordenen Schwerhörigenverstärker, letz- 
teres besonders in Verbindung mit den sogenannten Sub- 
miniaturröhren. Der Versuch, diese Technik auf ganze 
Rundfunkgeräte auszudehnen, wie er beispielsweise von der 
Firma John Sargrove in London unternommen wurde und 
zum Bau einer automatisch arbeitenden Fertigungsmaschine 
geführt hat, kann als gescheitert angesehen werden. Hier 


stehen die Anlagekosten in keinem Verhältnis zu den ab-. 


setzbaren Gerätemengen und außerdem führen sie zu einer 
so weitgehenden Festlegung des Aufbaues, daß der z. Z. 
noch erforderlichen Elastizität der Entwicklung nicht genü- 
gend Rechnung getragen werden kann. Es liegt hier anschei- 
nend einer der Fälle vor, wo ein ursprünglich gesunder 
Gedanke durch seine Ausdehnung auf ungeeignete Anwen- 
dungsgebiete ad absurdum geführt wird. 


Interessenten kann empfohlen werden, sich über die 
Einzelheiten der Technik, insbesondere was das Aufbringen 


chardt zu unterrichten!. 


15. Januar 195 


\ 


der Leitungen und der Widerstandsbahnen auf die Isolier- 
unterlagen betrifft, in dem guten Referat von C. Bor- 
Dort sind die Methoden be- 
schrieben, die in der erwähnten Veröffentlichung des Bureau 
of Standards zusammengestellt wurden. Das Referat enthält 
auch Abbildungen von Schaltungen, die auf die Glaskörper 
von Röhren oder auf Steatitrohre, die eine Subminiatur- 
röhre umschließen, aufgebracht sind. Bei allen dort be- 
schriebenen Verfahren beschränkt man sich auf das Auf- 
schablonieren metallischer Leitungen mit Hilfe von „Farben, 
die aus Metallpulver in zähflüssiger Suspension bestehen, 
sowie auf das Aufbringen von Kohlewiderständen. Selbst- 
verständlich werden auch kleine Selbstinduktionen genau 
wie gerade Leitungen in Form einer Flachspirale hergestellt. 
Die Kapazitäten sind jedoch in allen dargestellten Fällen 
als getrennte Bauelemente in den Leitungszug eingefügt. 
Das von der genannten Firma John Sargrove entwickelte 
Verfahren weicht von den in den USA angewendeten in- 
sofern ab, als zum Träger der Schaltung nicht eine dünne 
Bakelit- bzw. Bakelithartpapierplatte, sondern ein: Isolier- 
preßkörper verwendet wird, in den ein Teil der Schalt 
elemente, insbesondere die Leitungen, Kondensatoren und 
Selbstinduktionen in heißem Zustande eingeprägt sind. Die 
Selbstinduktionen bestehen dabei aus feingängigen spiraligen 
Rillen, die Kapazitäten aus scheibenförmigen, in Vorder- und 
Rückseite eingedrückten Vertiefungen, zwischen denen nur 
eine dünne Preßhaut stehen bleibt. Die ganze Platte wird dann 
mit Metall besprüht und danach überscliffen, so daß das 
Metall lediglich in den eingeprägten Vertiefungen liegen 
bleibt und eine zusammenhängende Schaltung bildet. Die 
Kohlewiderstände werden dann in den dafür ausgesparten 
Stellen im Zuge der Leitungen aufgebracht. Nach diesem 
Verfahren wird in einer weitgehend elektronisch gesteuer- 
ten Maschine aus dem rohen Isolierpreßteil eine fertige 
Empfängerschaltung — allerdings einfachster Art, denn 
es handelt sich bisher um einen Zwei-Röhren-Audion-Emp- 
fänger. Ein solches Gerät ist in Europa heute nicht absetz- 
bar, und es war daher beabsichtigt, die Empfänger in Afrika 
und Indien an die Ejngeborenen zu vertreiben. Wie zu er- 
warten war, sind diese jedoch nicht in der Lage, die großen 
von der Maschine erzeugten Mengen aufzunehmen, da allein 
die Kosten für Röhren und Batterien die Mittel dieser Be- 
völkerungen weit übersteigen, selbst wenn der Empfänger 
an sich genügend billig und leistungsfähig wäre, was aller- 
dings ebenfalls nicht zutrifft. Der Rechenfehler des Mi 
Sargrove liegt offenbar darin, daß die Kosten der Montage 
ohnehin nur den kleinsten Teil der Herstellkosten eines 
Rundfunkempfängers darstellen und daß es sich aus diesem 
Grunde kaum lohnt, an diesem Posten durch gewaltige 
Investitionen für maschinelle Einrichtungen Ersparnisse zu 
erzielen, die sich im Endpreis nicht genügend auswirken. 
Aussichtsvoller erscheint das Verfahren der gedruckte 
Schaltungen für die Herstellung standardisierter Einzeltei- 
gruppen, obwohl man sich auch hier von den Ersparnissen 
keine übertriebenen Vorstellungen machen soll. Auf dem 
Gebiet der Rundfunkempfänger insbesondere weichen die 
Schaltungen in bezug auf die verwendeten Kapazitäts- und 
Widerstandswerte von Gerät zu Gerät so erheblich vom 
einander ab, daß die standardisierten Einzelteilgruppen 
schon sehr bedeutende Preisvorteile bringen müßten, um dıe 
Entwickler der einzelnen Radiofabriken von ihrer Zweč- 
mäßigkeit zu überzeugen. Gleichwohl erscheint eine solde 
Vereinheitlichung möglich und zweckmäßig. Vielleicht ze: 
gen die gedruckten Schaltungen einen Weg, diesem Zie! 
näherzukommen. W.F. Ewald 


DK 621.396.622.6 : 537.312.02 
Supraleitender Detektor. [Nach F. Rockett: Electronic 
(1947) Febr., S. 142; 3 S, 1 B] 

Bolometer, die auf intensitätsmodulierte Infrarotschwin- 
gungen ansprechen, sind bis zu einer Ansprechzeit vor 
55: 10-4 s entwickelt worden. Das wärmeempfindliche Elemen’ 
eines derartigen Bolometers besteht aus einem Columbium- 
nitrit-Streifen von 1 cm Länge, der auf einer Temperatu! 
von etwa 15°K gehalten wird. Bei einer Untersuchung an 
einem derartigen Bolometer wurde festgestellt, daß es als 
Detektor für Rundfunkwellen arbeitet, wenn die Kühltem- 
peratur in dem Übergangsbereich zwischen normaler und 
Supraleitfähigkeit liegt. 


i C. Borchardt: Radio-Mentor (1948) H. 9. — Die ETZ wird dem 
nächst noch einen Originalaufsatz über praktische Ergebnisse mit dem \r" 
fahren in einem ıtalienischen Betrieb bringen. 


er re > EEE EEE D 


15. Januar 1950 


. Mit einem normalen Meßsender wurden im Frequenz- 
bereih von 0,2 bis 30 MHz Maxima bei 09 ... 29... 5 und 
16 MHz, Minima bei 2..4 und 8 MHz festgestellt. Bei Fre- 
quenzen über 20 MHz sank die Wirkung unter die Meß- 
grenze. Es ist dabei interessant, daß das Bolometer sich in 
einer abgeschirmten Küihlikammer befindet, und daß die Zu- 
leitungen abgeschirmt sind, ebenfalls das Steinsalzfenster, 
durch das die Infrarotstrahlen auf das Bolometer fokussiert 
werden; und doch wird durch diese starke Abschirmung 
der Empfang der Rundfunkwellen keineswegs beeinträch- 
tigt. Mit Columbiumnitrit entsprechender Temperatur kön- 
nen also extrem schwache elektromagnietishe Feldstärken 
im Gebiet der Rundfunkfrequenzen festgestellt werden. 

Ba 


DK 621.385.831.024 
Eigenschaften eines einstufigen 2-Röhren-Gleichspannungs- 
verstärkers [Nach M. Pahl u. O. Riedel; Z. Naturforsch. 
4a (1949) S. 296; 7 Bild., 5 S.]. | 

Bei dem von O. A. Schmitt erstmalig angegebenen 
Verstärker wird eine Penthode als Anodenwiderstand einer 
Gleihspannungsverstärkerstufe benutzt. Wegen des Sätti- 
gungsverlaufes der Penthode ist der für die Verstärkung 
maßgebende Außenwiderstand sehr hoch, und man kommt 
mit normalen Betriebsspannungen bereits in einer Stufe zu 
außergewöhnlich hohen Spannungsverstärkungen. 

Die Verfasser teilen ihre Erfahrungen mit, die sie an 
einem nach dem Schmittschen Prinzip aufgebauten Batterie- 
verstärker sammeln konnten. Danach läßt sich in ausreichend 
stabilem Betrieb eine 7600fache Verstärkung in einer Stufe 
erzielen. Die Verfasser verwenden zwei Röhren AF 7 und 
schirmen lediglich die Röhrenanordnung, also nicht die zum 
Betrieb nötigen Batterien ab. Diese Tatsache ist um so er- 
staunlicher, als Heiz- und Schirmgitterbatterien der zweiten 
Röhre auf hohem Potential gegen Erde liegen. Wegen Ein- 


zelheiten der Schaltung muß auf die Originalarbeit verwie- 


sen werden. Leider sind keine Daten für die einzelnen 
Schaltelemente angegeben. Ebenso ist aus apparativen 
Gründen das Gebiet unter 20 Hz nicht untersucht worden, 
in dem die hauptsäclichste Anwendung der Anordnung 
liegen dürfte. 

Der differentielle Außenwiderstand liegt bei der ange- 
gebenen Anordnung bei etwa 107’Q, so daß sich Zeitkon- 
stanten von etwa 10-2 s ergeben. Bei Verstärkungsgraden 
von etwa 1000 ist der Frequenzgang bis etwa 100 Hz zu 
vernachlässigen, bei höherer Verstärkung ist aus den aus- 
geführten Messungen nichts Sicheres mehr zu entnehmen. 
Die Anordnung ist aber für niedrigste Frequenzen einschließ- 
lih der Frequenz 0 sicher gut brauchbar. Die Linearität ist 
für hohe Ausgangsspannungen von 25 bis 145 V auf + 5° 
erfüllt. Unterhalb von 25 V treten gewisse systematische 


Abweichungen auf, die durch die Krümmung der /a Ua- 


Kennlinien erklärt werden können. 

Die Verfasser leiten dann durch theoretische Betrach- 
tungen einen Ausdruck für den Frequenzgang und für die 
Phasenlaufzeit bei verschiedenen Frequenzen her. Dabei 
werden Abweichungen zwischen gemessenen und gerechne- 
ten Kurven durch die geradlinige Annäherung der in Wahr- 
weit Parabeln höherer Ordnung darstellenden Kennlinien- 
teile erklärt. Zum Abschluß werden zwei Oszillogramme 
wiedergegeben, die über die Verformung einer Rechteck- 
spannung von 10-2 s Dauer Aufschluß geben. Eu 


DK 621.396.615.029.64 : 535.33.07 


Mikrowellen-Spektroskop. [Nach F. Rockett: Electronics 
(1947) Febr., S. 198; 3 S., 2 B.] 

Zur Untersuchung und Feststellung von Kohlenwasser- 
stoffen mit Hilfe von Mikrowellen wurde ein Klystron 
verwendet, das Schwingungen mit Wellenlängen von 1,2 bis 
1,6 cm erzeugt. Im Blockdiagramm (Bild 5) ist die MeBein- 
rihtung dargestellt. Der Sender erzeugt eine Schwingung, 
die über einen Wellenleiter, in dem sich das zu untersuchende 
Gas befindet, einem Kristalldetektor zugeführt wird. Die 
dort auftretende Spannung wird nach entsprechender Verstär- 
kung an die vertikalen Ablenkplatten einer Braunschen Röhre 
angelegt. Der Zeitkreis arbeitet in Synchronismus mit der 
Änderung der Oszillatorfrequenz, so daß man auf dem 
Leuchtschirm das Spektrogramm der vom Sender ausgestrahl- 
ten Schwingungen erhält mit Absorptionsstellen, die für das 
zu untersuchende Gas charakteristisch sind. Bei einem Gas- 
druk von 0,1 Torr sind dabei die Absorptionsstellen am 
deutlihsten. Für Ammoniak z. B. wurden in dem angegebe- 
nen Wellenlängenbereih 30 Absorptionslinien festgestellt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 49 


Mit Funkmeßgeräten wurden im Wellenbereih zwischen 
1 mm und 1 cm Absorptionslinien von Wasserdampf in der 
Atmosphäre erhalten. Zur Messung des Druckes und Dif- 
fusionsgrades von Gasen kann die Methode ebenfalls ver- 
wendet werden, ferner zur Untersuchung der Kristallstruktur 


Bild 5. Blocdkdiagramm des Mikrowellen-Spektroskops. 


bzw. der Lage von Atomen und Molekülen im Kristall- 
gitterverband. Die Atome schwingen ja um ihre Lagepunkte 
im Kristallgitter, wobei die Frequenz durch die Molekular- 
kräfte und durch die Masse der Atome bedingt ist. Bei den 
entsprechenden Resonanzfrequenzen ergibt sih dann eine 
große Energieabsorption, die Aufschlüsse über die Kristall- 
struktur zuläßt. Ba 


Theoretische Elektrotechnik 
DK 621.3.012 : 517.392 
Ermittlung von Strom- und Spannungsverlauf durch schritt- 
weise Integration. [Nah M. G. Gillon: Rev. gen. Electr. 
58 (1949) S. 192; 7 S., 16 B.] 

Der Verfasser gibt ein Verfahren der „schrittweisen 
Integration” an, mit dem es möglich ist, auch bei verwik- 
kelteren Schalt- und Ausgleichvorgängen in mehrmascdigen 
Stromkreisen in verhältnismäßig einfacher Weise Strom- 
und Spannungsverlauf zu ermitteln. Er stellt zu diesem 
Zweck Beziehungen für die mittleren Strom- und Span- 
nungsänderungen in sehr kleinen aber endlichen Zeitab- 
schnitten auf. Mit Hilfe dieser Mittelwerte lassen sich aus 
den Anfangswerten des jeweiligen Zeitabschnittes die zuge- 


[2 


‚hörigen Endwerte des Zeitabschnittes ermitteln. Diese End- 


werte stellen dann wieder die Anfangswerte des folgenden 
Abschnittes dar. Auf diese Weise läßt sich der Strom- und 
Spannungsverlauf des ganzen Vorganges punktweise be- 
rechnen. Mehrere Zahlenbeispiele von Schalt- und Stoßvor- 
gängen in ein- und mehrmaschigen Stromkreisen bestätigen, 
daß mit diesem Verfahren eine für praktische Zwecke ge- 
nügende Genauigkeit erzielt werden kann. Fl 


DK 621.318.42 : 538.213 
Berechnung der wirksamen Permeabilität von vormaägneti- 
sierten Drosselkernen. [Nach A. Weis: Funk u. Ton 3 (1949) 
S. 438; 11 S., 9 Abb.] 

Auf den Kern einer Drosselspule wirkt im allgemeinen 
neben dem Betriebswechselfeld AH eine mehr oder weni- 
ger starke Gleichfeldmagnetisierung ein; man spricht von 
einer Vormagnetisierung des Kernes. Das Verhältnis der In- 
duktionsänderung AB zur Feldänderung AH, das als wirk- 
same Permeabilität bezeichnet wird, ist abhängig von dem 
Grad der Vormagnetisierung im Betriebszustand. Es wird mit 
wachsender Vormagnetisierung kleiner. Daneben hängt es 
in weit geringerem Maße von der Größe der Feldstärke- 
änderung AH selbst ab. Wenn man aus dieser Abhängigkeit 
auf den Wert für die Feldstärkeänderung AH —> 0 extra- ` 
poliert, so findet man, daß die wirksame Permeabilität gleich 
der reversiblen Permeabilität ist. Im Anwendungsbereich 
der Nachrichtentechnik treten im allgemeinen Wechselfeld- 
stärken auf, die so klein sind, daß man für den Magne6itisie- 
rungsvorgang in erster Näherung die reversible Permeabili- 
tät zugrunde legen kann. Die reversible Permeabilität ent- 
spricht der Neigung des rücklaufenden Kurvenastes einer 
Hystereseschleife von der Neukurve weg, die bis zur Feld- 
stärke der Vormagnetisierung ausgesteuert ist. Sie ist nicht 
proportional dem Differentialkoeffizienten der Neukurve in 
einem Punkt mit der Feldstärke von der Größe der Vor- 
magnetisierung. Diese Neigung entspricht der differentiellen 
Permeabilität, die im Gebiet der Barkhausensprünge ein 
Vielfaches der reversiblen Permeabilität beträgt. Vor über 
40 Jahren schon hat R. Gans ein Gesetz über die Abhän- 
gigkeit der reversiblen Permeabilität vom Wert der Induk- 
tion der Vormagnetisierung bekannt gegeben, das er aus 


50 


Messungen an vielen Proben verschiedenartiger magneti- 
scher Werkstoffe gefunden hat. Dieses Gesetz leitet sich auch 
aus der Langevinschen Sättigungsfunktion her, wenn man 
annimmt, daß die Ausrichtung der Weißschen Bezirke in die 
Richtung eines äußeren Feldes durch die Wärmebewegung 
beeinflußt wird. Nach dem Gansschen Gesetz nimmt die re- 
versible Permeabilität nach einer dem Differentialquotien- 
ten der Langevinschen Kurve entsprechenden Funktion mo- 
noton mit wachsender Induktion ab. 


Mit Hilfe der Gansschen Funktion wird ein Verfahren ent- 


wickelt, mit dem die wirksame Permeabilität von vormagne- 
tisieren Luftspaltdrosseln mit einer für praktische Zwecke 
hinreichenden Genauigkeit bestimmt werden kann. Von 
Werkstoffdaten werden für die Ermittlung benötigt: An- 
fangspermeabilität ua, Sättigungsinduktion Bs und B-H-Ver- 
lauf bis zum Höchstwert der Betriebsgleichfeldstärke. Von 
den Betriebsdaten müssen bekannt sein: die Feldstärke der 
Vormagnetisierung und der relative Luftspalt im Kern, d. i. 
das Verhältnis: wirksamer Luftspalt ôf zu magnetische Weg- 
länge /m. Die wirksame Gleichfeldinduktion B im Betriebs- 
zustand läßt sich zeichnerisch ermitteln. Aus dem Verhält- 
nis B/Bs ergibt sich nach der Gansschen Funktion das Ver- 
hältnis zr/#a, aus dem sich unter Berücksichtigung des rela- 
tiven Luftspaltes im Kern die wirksame reversible Perme- 
abilität errechnet. Die Brauchbarkeit des Verfahrens wird 
an Hand von Beispielen, die sich auf die magnetischen Kenn- 
daten von Dynamoblecdh III und IV beziehen, geprüft. Die 
Übereinstimmung zwischen berechneten und gemes3enen 
Werten kann als befriedigend bezeichnet werden. Ab 


Werkstatt und Baustoffe 


DK 666.3 : 669.2 
Metallkeramik, ein neues Gebiet in der Pulvermetalluraie. 
[Nach H. H. Hausner: Metal Ind. N. Y. 72 (1948) S. 405; 
3 SJ ; ; 
In England und USA wird der Ausdruck „Metallkera- 
mik” im Gegensatz zum deutschen Sprachgebrauch für Mi- 
schungen und andere Kombinationen von Metallpulver mit 
keramischen Stoffen gebraucht. Verfasser gibt einen Bericht 


über Neuentwicklungen auf diesem Gebiet, das im strengen - 
Sinne bereits die Sinterhartmetalle, die metallnebundenen ` 


Diamantschleifscheiben und gewisse Kontaktstoffe (Kohle- 
Kupfer) einschließt. Derartige Sinterlinge aus Pulverge- 
mischen metallischer und keramischer Stoffe besitzen je nach 


Zusammensetzung Halbleitereigenschaften, wobei es auch 


gelingt, den Temperaturkoeffizienten des spezifischen elektri- 
schen Widerstandes in bestimmten Temperaturintervallen 
auf Null zu bringen. Die Metallanteile in den keramischen 
Stoffen liefern freie Leitungselektronen für den elektrischen 
Strom oder wirken reduzierend auf die keramischen Oxyde. 
Versucdhsergebnisse der Wirkung von Cu-Pulver auf Ge- 
mishe von ZrOs—Fe2Os und von Ni-Pulver auf TiOz be- 
stätigen diese beiden Wirkungen. Man hat es damit in der 
Hand, durch geeignete Auswahl der Pulver und der Sinter- 
bedingungen technisch wichtige elektrische Widerstands- 
werkstoffe mit vorgegebenen Widerstandswerten und Tem- 
peraturkoeffizienten herzustellen. Auf dem Heizleitergebiet 
besitzen derartige Kombinationen wegen der Vereinigung 
der großen Zunderbeständigkeit des keramischen Stoffes mit 
der hohen mechanischen Festigkeit des Metalles große Zu- 
kunftsaussichten. Versuchsergebnisse über Kombinationen 
von ZrOs mit einer W-Cu-Ni-Legierung, der bekannten 
„schweren Legierung”, und von AlseOs mit Cr bestärken 
diese Prognose. Hier kann auch die Fertigung mehrschichtiaer 
Kombinationen (Metall innen, Keramik außen) von prak- 
tisher Bedeutung sein, wenn auch die Herstellung solcher 
Stoffe nur bei ähnlihem Schwindungsverhalten und ähnlicher 
Wärmeausdehnung der beiden Kompenenten möglich ist. 
Diese Schwierigkeiten kann man durch abgestufte Uber- 
gänge verringern. _ Fbch 


DK 621.318.22.029.5 

Magnetische Untersuchungen an kohlenstoffarmen Eisen- 

Chrom-Legierunaen. [Nah H. Fahlenbrach: Ardh. 
Eisenhüttenw. 20 (1949) S. 293.] 

Der Anstoß zu der Untersuchung von Eisen-Chrom-Legie- 

rungen auf ihre Brauchbarkeit als magnetisch weiche Werk- 

stoffe kam aus der Hochfrequenztechnik, die einen kompak- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 
Ba EEE ne me an a en 


15. Januar 1950 


ten magnetischen Werkstoff mit niedrigen Wirbelstromver- 
lusten und einigermaßen tragbaren magnetischen Permeabi- 
litätswerten anstrebte. Vom Verfasser wurde die Permeabi- 
lität und die Koerzitivkraft von Eisen-Chrom-Legierungen bis 
zu 30% Cr, mit und ohne Zusätze von Aluminium bis zu 7% 
und Silizium bis zu 5%, nach verschiedenen Glühbehandlun- 
gen untersucht. Für den genannten Verwendungszweck bei 
höheren Frequenzen ist der Stahl mit 20..25% Cr und rd. 
5% Al am besten geeignet. Er besitzt den höchsten bei Eisen- 
legierungen heute praktisch verwirklichten spezifischen elek- 
trischen Widerstand von etwa 1,4 Q mm?/m. Gegenüber der 
magnetisierenden Feldstärke ist die Permeabilität im Bereich 
bis etwa 100 mOe verhältnismäßig konstant. Die guten Kor- 
rosionseigenschaften und die hohe Magnetostriktion der mag- 
netisch weichen Chromstähle können weitere praktische Ver- 
wendungsgebiete erschließen. Unter geeigneten Walz- und 
Rekristallisationsbedifigungen besitzen, wie gezeigt wird, die 
Eisen-Chrom-Legierungen wie die texturbehafteten binären 
Eisen-Nickel-Legierungen (Texturisoperme) extrem konstante 
und stabile Permeabilitätswerte und sehr geringe Hysterese- 
verluste. Sb 


Verschiedenes 


l DK 621.3.027.7 (041.3) 
Tagung der Studiengesellschaft für Höchstspannungsanlagen. 
— Am 18. und 19. Okober 1949 veranstaltete die Studien- 
gesellschaft für Höchstspannungsanlagen eine Tagung in 
Eschwege a. d. Werra. Mitglieder der Gesellschaft sind be- 
kanntlich die deutschen Elektrizitätswerke, eine Reihe von 
Erzeugerfirmen und auch einige Einzelpersonen. Insgesamt 
hatten sich etwa 120 Fachgenossen aus West- und Ostdeutsc- 
land in dem altertümlichen Städtchen eingefunden. Unter 
Leitung des Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Dir. Rei- 
nauer vom Bayernwerk, und des Vorstandes der Gesell- 
schaft, Dr. Baatz, verlief die Tagung harmonisch und er- 
gebnisreih. Ein wesentlicher Nutzen dieser Zusammen- 
künfte der Studiengesellsch-ft ist besonders die eingehende 
Aussprache über Fragen des Netzbetriebes, die in diesem 
begrenzten Kreis mit großer Offenheit seitens der Mitgliede: 
geführt wird. 

Der erste Vormittag brachte Vorträge von Riedel. 
Langer und Denzel zum Thema „Verbundbetrieb‘. 
Man behandelte die Lastverteilung und die mit ihr vers 
knüpften Fragen der Frequenz- und Spannungsregelung, den 
Einfluß ungenügender Frequenz- und Spannungshaltung aul 
den Wirkleistungshaushalt und schließlich die Kurzscluß- 
fortschaltung, die sich in den deutschen Netzen durchaus 
bewährt hat. Am Nachmittag standen die Fragen der „Iso- 
lation” zur Debatte, referiert von Baatz und Marzahl. 
Nicht nur die Isolationsbemessung und -koordination, son 
dern auch die Bewährung der Leitungsisolatoren im Betriebe 
sind Fragen, die bei uns ebenso wie im Ausland noch keines- 
wegs als geklärt betrachtet werden und zu lebhafter Aus- 
sprache veranlaßten. 

Während am 19. 10. vormittags die Mitgliederversamm- 
lung interne Fragen beriet, wurde den hieran nicht beteilig- 
ten Besuchern der Perturbograph vorgeführt, ein yon 
der Pariser Firma Sadir-Carpentier entwickelter Störschrei- 
ber, der ständig betriebsbereit ist und den Netzvorgang 
schon % s vor der Störung liefert. Der Schreiber enthält 
6 schwingende und zwei einfach schreibende Meßsysteme. 
Die Meßwerte werden auf einer .sih ständig drehenden 
Trommel verzeichnet, die mit einer dünnen, sich jeweils er- 
neuernden Tintenschicht überzogen ist. Beim Auftreten von 
Störungen werden die Aufzeichnungen auf angedrücte 
Papier übertragen. Das Gerät hat bei Kurzschluß- und Erd- 
schlußversucen in einem süddeutschen Netz befriedigend 
gearbeitet. Ä 

Der Nachmittag am 19. 10. brachte Vorträge von 
Schweppenhäuser und Honnens über Leitungs- 
maste. Vor- und Nachteile von Beton- und Holzmasten 
wurden eingehend erörtert und Betriebserfahrungen bekannt- 
gegeben. Die Verarmung unserer Wälder legt es nahe. 


-e S y pe O a en ee 


| 


trotz des wenig ins Gewicht fallenden Anteiles des Masten- . 


holzes am. Gesamtverbrauh doch auch hier vorausschauend 
zu wirtschaften. Die Tagung schloß am Spätnachmittag 
dieses Tages mit einer praktischen Vorführung des Koske-Ge- 
rätes zur Auffindung fehlerhafter Isolatoren auf Hod- 
spannungsleitungen. Wr 


| 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 | ‚51 


VERSCHIEDENES 


Fachnormenausschuß Kunststoffe im DNA 
Berlin W 15, Uhlandstr. 175 


Normung von Schichtpreßstoffen ` 
In einer am 21. 6. 49 in Porz unter Leitung von Dr. Wan- 
deberg (Vertreter Dr. Büttner) stattgefundenen Sitzung, 
des Arbeitsausschusses 11, Schichtpreßstoffe, des Fachnor- 
menausschusses Kunststoffe wurde die Neufassung einiger 


Normblätter verabschiedet, die gemeinsam mit dem Fachnor- 


menausschuß Elektrotechnik herausgegeben werden. 


DIN 40 600 Preßspan. Tafeln, Rollen, Streifen (3. Ausgabe)!. 

Der Inhalt der bisherigen Normblätter DIN 40 600, Tafelpreßspan, und DIN 
#602, Rollenpreßspan, wurde in dem neuen Normenblatt zusammengezo- 
gen und durh Aufnahme von Angaben für Preßspanstreifen zum Stanzen 
scwie einiger weiterer Preßspan-Ausführungen erweitert, 

DIN 40 605 Hartpapier. Tafeln, Streifen (2. Ausgabe)!. 

in der Neuausgabe des Normblattes wurden die zulässigen Abweichungen 
tur die Dike bei Hartpapier Klasse III denen für Klasse I und II ange- 
raßt, da die Einhaltung der bisherigen kleineren Abmaße für Klasse III 
Schwierigkeiten bereitet. Durch diese Umstellung werden für die Belange 
ier Shwacstromtechnik keine Erschwernisse erwartet, weil für dieses 
Verwendungsgebiet die Klasse IV praktisch allein in Betracht kommt. Neu 
aufgenommen wurden Hartpapierstreifen zum Stanzen, Einige Dickentole- 
tanzen wurden geringfügig geändert. 

DIN 49 606 Hartgewebe. Tafeln, Streifen (2. Ausgabe)!. 

In die Neuausgabe des Normblattes wurden zu den bisherigen Klassen G 
und GZ (G.obgewebe mit höchstens 2 Lagen je mm Dicke) sowie F und FZ 
'Fengewebe mit mehr als 2 Lagen je mm Dicke) neu aufgenommen die 
Alassen FF und FFZ (Feinstgewebe mit mehr als 8 Lagen je mm Dicke). 
Fi: Tafeln von 30 mm Dicke an aufwärts werden nur +-Toleranzen vorge- 
sehen, damit bei spanabhebender Bearbeitung das Sollmaß eingehalten 
werden kann. . 


Typisierung der Schichtpreßstoffe 

Hartpapier und Hartgewebe wurden, so weit es sich um 
Erzeugnisse in Tafelform handelt, bisher nach VDE 0318 bzw. 
DIN 57 318 in Klassen eingeteilt. Stofflich waren je nach der 
Ausführung Kunstharz und Naturharz bzw. Grobgewebe und 
Feingewebe (durch die Lagenzahl je mm Dicke definiert) fest- 
gelegt. Eine Kennzeichnung der Erzeugnisse war nicht vor- 
gesehen, so daß bei gelieferten Tafeln die Klassenzugehörig- 
keit nicht erkennbar war. 

Die fehlende Kennzeichnung der Tafeln führte zu Bean- 
standungen. Auch fehlte für alie anderen Ausführungsfor- 
men jede eindeutige Werkstoffbezeichnung. Gewünscht 
wurde die Aufnahme von Feinstgewebe (Battist) als weitere 
Hartgewebe-Klasse, welches bislang unter der Klasse F bzw. 
FZ für Feingewebe mit erfaßt wurde. Endlich bestand auch 
der Wunsch, Harnstoffharz-Hartpapier und Kunstharz-Preß- 
nolz mögen in die Schichtpreßstoff-Tabellen ergänzend aufge- 
nommen werden. 

Der Arbeitsausschuß kam nach eingehender Prüfung der 
vorliegenden Unterlagen und Ansichten zu folgendem Ergeb- 
nis, das demnächst als Normenentwurf zur Stellungnahme 
veröffentlicht werden soll: 

Ähnlich der Typentafel für Preßmassen und Preßstoffe 
IDIN 7708) wird eine Typentafel für Schichtpreßstoffe, und 
zwar nunmehr für alle Ausführungsformen aufgestellt, wel- 
he Angaben über die Zusammensetzung und Art sowie 
einige kennzeichnende Grenzwerte für die Ermittlung der 
Typzugehörigkeit enthalten wird. Die Typen der Schicht- 
preßstoffe werden in Fortsetzung des Benummcerungssystems 
für Formpreßstoffe nach DIN 7708 mit Zahlen bezeichnet. Die 
von den Herstellern gelieferten Erzeugnisse — aller Arten 
der Ausführung — sollen an einer Stelle mit der Typbezeich- 
nung und dem Herstellerzeichen durch einen Stempelaufdruck 
mit neutraler Stempelfarbe gekennzeichnet werden, wodurch 
spätere Verwechselungen wesentlich erschwert werden. Von 
ener Kennzeichnung der ganzen Oberfläche der Erzeugnisse, 
etwa durch Einpressen bedruckter Deckbogen oder Über- 
stempeln, ferner einer Kennzeichnung durch Einweben von 
Kennfäden o. ä. wurde aus technischen und wirtschaftlichen 
Gründen als undurchführbar abgesehen. 

Eine amtliche Überwachung der Einhaltung der Typ- 
&.genschaften nach den bei den Preßmassen und Formpreß- 
stoffen üblichen Gepflogenheiten ist nicht vorgesehen, weil 
die Schichtpreßstoffe nur von wenigen großen Erzeugern mit 
“genen Prüfeinrichtungen hergestellt werden. Es ist zu 
erwarten, daß die getroffenen einfachen und klaren Maßnah- 
men zur Beseitigung der beobachteten Mißstände führen und 
auch ausreichen werden. 


! Demnächst durch den Beuth-Vertrieb, Berlin W 15, Uhlandstr. 175, 
oder Krefeld-Uerdingen, Parkstr. 29, beziehbar. 


In den Normentwurf werden neu Harnstoffharz-Hartpa- 
pier und Hartgewebe aus Feinstgewebe aufgenommen. Erst 
für eine spätere Neuauflage sind Kunstharz-Preßholz sowie 
Glasfaserhartgewebe vorgemerkt, für die noch Unterlagen 
zusammen zu bringen sind, ehe sie in die Typentafel auf- 
genommen werden. 

Folgende Änderungen sind weiter vorgesehen: Der 
Oberflächen- und der Widerstand im Innern werden nicht 
mehr in Ohm, sondern in Vergleichszahlen entsprechend den 
alten Zehnerpotenzen angegeben. Die Rohwichte wird mit 
Von — Bis — Werten ausgedrückt, wodurch die Erzeugung 
guter dichter Fabrikate ohne Zusatz von Beschwerungsmit- 
teln sichergestellt werden soll. Die Wärmebeständigkeit für 
Zellwolle-Hartgewebe wurde einem im Kriege bereits gefaß- 
ten aber nicht verkündeten Beschlusse entsprechend von 130 
auf 110 °C herabgesetzt. Die Behelfsregeln VDE 0318 B/XI. 44 
bzw. DIN 57318 U werden bei gebesserter Rohstofflage für 
entbehrlich gehalten. Ihre Außerkraftsetzung wurde daher 
beantragt. i 

Die in Arbeit befindliche neue Typentafel für Schicht- 
preßstoffe wird als DIN-Entwurf veröffentlicht werden. Nach 
seiner Annahme sollen dann die einschlägigen Normen 
DIN 40 606 und DIN 40 607 sowie VDE 0318 bzw. DIN 57318 
durch Aufnahme der neuen Bezeichnungen und Werte geän- 
dert werden. 

Es wird erwartet, daß die getroffenen Maßnahmen zur 
Steigerung und Sicherung des Güteniveaus für viele Zweige 
der deutschen Industrie beitragen werden. 

E. Wandeberg 
G. Ehlers 


SITZUNGSKALENDER 


Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1g 

31. Jan. 1950, 16,30 Uhr, Vortragssaal im HdT: ‚„Großtechnische Polymeri- 
sation’, Dr. W. Klein, Marl. 

8. Febr. 1950, 16.30 Uhr, Vortragssaal im HdT: ‚Europa und die Technik‘', 
Prof. Dr.-Ing. H. Reisner, Essen. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 

26. Jan. 1950, 17.00 Uhr, Museum f. Völkerkde.: ‚‚Betriebs- u. Revisions- 

- erfahrungen mit den VDE-maßıgen Schutzmaßnahmen in den 

letzten 25 Jahren”, Obering. W. Schrank, Berlin. 

9. Febr. 1950, 17.00 Uhr, Museum f. Völkerkde.: ‚Der gegenwärtige Stand 
des Fernsehens’', Dr.-Ing. Below, Hamburg. 

VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

14. Febr. 1950, 18.00 Uhr, Hörsaal 42 d. T. H., Eing. westl. Seitenflg.: 
‚„Pumpenlose Quecsilberdampf-Stromrichter‘‘, Dr.-Ing. Was- 

“serrab, Lampertsheim. 

31. Jan. 1950, 18.00 Uhr, Hörsaal 42 der T. H.: „Entwiclungstendenzen 
im Bau elektr. Meßgerate”, Obering. Westermann, 
Erlangen. 

VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstr. 6 

31. Jan. 1950, 17.00 Uhr, Landeskasino ‚Mövenhaus'', Düsternbrooker Weg 
(Endhaltesteile Linie 2): Feier des S%Ojährigen Bestehens mit 
geselligem Beisammensein und Vortragen von Prof. Dr. 
Schwenkhayen „Geräte u. Verfahren d. Funkmeßtech- 
nik’ und Dir. Dipl.-Ing. Meiners ‚Schaltanlagenbau im 
In- und Ausland’. i 

1. Febr. 1950, 14.00 Uhr, Treffpunkt am ‚„Mövenhaus’': Besichtigung d. im 
Wiederaufbau befindl. Kraftwerkes Kiel-Ost. 

VDE-Bezirk Bergisch-Land, Stützp. Solingen, Kollarstr. 34 . 

27. Jan. 1950, 19.30 Uhr, Saal 23 d. Fachsch. Blumenstr. 93: „Die Entwick- 
lungsrichtg. im Rundfunkempfängerbau’', Dipl.-Ing. A. Boom, 
Altena. 

PERSONLICHES 
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten) 


H. C. Steidle +. — 1902 trat der junge Dipl.-Ing. Hans Carl 
Steidle als Ingenieur-Praktikant bei der Reichspost in 
München ein; am 16. Juli 1949 ist der Min.-Rat Prof. Dr.-Ing. 
Steidle gestorben, dessen Wirken die Entwicklung der 
Fernmeldetechnik, im besonderen in der Dt. Reichspost,maß- 
gebend beeinflußt hat. Die frühzeitige Einführung der Selbst- 
wähltechnik in den Postbetrieb ist sein ureigenes Verdienst; 
das erste Wählamt einer Großstadt wurde 1909 in München- 
Schwabing dank seiner Initiative in Betrieb genommen. Als 
einer der ersten setzte er sich auch für die Wähltechnik im 
Fernverkehr ein. 

H. C. Steidle war ständiger Vertreter Deutschlands in 
der internationalen fachlichen Zusammenarbeit. Seit 1928 
lehrte er Fernmeldetechnik an der T. H. München. 1934 mußte 
er aus politischen Gründen seine Ämter aufgeben, nach 1945 
aber richtete er das Oberpostdirektorium der amerikanischen 
Zone ein und leitete vom April 1947 bis zu seiner Pensionie- 


52 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


rung am 30. Juni 1949 das Post- und Fernmeldetechnische 
Zentralamt. — Seine Mitarbeiter und Freunde schätzten in 
ihm nicht zuletzt den vornehmen und gütigen Menschen, 


F. W. Gladitz. — Am 24. Dez. 1949 konnte Fr. W. Gla- 


ditz, Gründer und Seniorchef zweier Fabriken für Glüh- 
lampen und Glühlampenmaschinen, seinen 80, Geburtstag in 
‚körperlicher und geistiger Frische feiern. Seit einer Reihe 
von Jahren lebt er im Ruhestand, jedoch unter ständiger 
reger Anteilnahme an der Weiterentwicklung seiner Werke. 


-—_- ~- 


BUCHBESPRECHUNGEN 
DK 621.38.2 (022.13) 
Abriß der Dauermagnetkunde. Von Johannes Fischer. 
Mit 175 Abb., VIII u. 240 S., Format 4°. Springer-Verlag, 
Berlin 1949. Preis in Ganzleinen DM 39.—-. 

Uferlos ist die Zahl der Bücher, die die Menschen ge- 
schrieben haben: die meisten sind schlecht, etliche gut, 
wenige auserlesen. In der wissenschaftlichen Fachliteratur 
gehört das vorliegende Buch von J. Fischer zu den aus- 
erlesenen. Schon die ungewöhnliche Klarheit und Beherrscht- 
heit der Sprache verrät, daß auch der Stoff mit höchster 
geistiger Zucht durchdacht ist: so trocken und spröde das 
Thema zu sein scheint — was sind schon Dauermagnete? — 
folgt der Leser dem Verf. doch willig von der ersten bis 
zur letzten Seite, miterlebend, wo Wissenschaft und Technik 
2. Zt. auf einem engen Sondergebiet stehen. | 

Der Inhalt ist durch die Begrenztheit. des Titels zur Ge- 
nüge gekennzeichnet, so daß die Angabe der gröbsten 
Obertitel der fünf Abschnitte genügen mögen: Grundgrößen, 
Magnetische Eigenschaften der Stoffe, Theorie und Voraus- 
berechnung, Theorie und Anwendung, Magnetbaustoffe, 
Ergänzungen. Gleich tief in der Erfahrung und auf den 
Theorien des Ferromagnetismus fußend, hat der Verf. eine 
. mit meisterhafter Schöpferkraft durchgeführte Darstellung 
“unseres gegenwärtigen Wissens und Nichtwissens gegeben, 
die oft die Grenzen des in der Literatur Vorhandenen über- 
schreitet. In vielem ist das Buch eine Originalveröffent- 
lichung, deren reihe Anregungen einen nachhaltigen Ein- 
fluß erwarten lassen. 

Nur in zwei Punkten bleiben Wünsche offen: aus der 
Bescheidung, daß die derzeitige Literaturlage in Deutschland 
keine Vollständigkeit erlaubt, hat der Verf. die Folgerung 
gezogen, auf ein gesondertes Schrifttumverzeichnis zu ver- 
zichten. Dies ist um so bedauerlicher, als das Namen- und 
Sachverzeichnis — offenbar vom Verlag, nicht vom Verfas- 
ser bearbeitet — mit einer des Buches unwürdigen Ober- 
flächlichkeit und Lückenhaftigkeit zusammengestellt ist, die 
nicht einmal die im Text gebrachten Quellenangaben halb- 
wegs vollständig erfaßt. Selbst Fehler, die durch nachträg- 
lidhe Änderung des Umbruchs entstanden sein mögen, sind 
vorhanden, von den vielen Auslassungen ganz zu schweigen. 

Die Zahl der Druckfehler im Text ist erstaunlich gering. 
Als sinnentstellend, aber leicht erkenntlich, sei ein < statt 
eines > in Formel (17, 21) auf S. 185 erwähnt. 

Der Kreis der Leser wird aus dem Stoff heraus be- 
schränkt bleiben. Aber jeder Wissenschaftler, der sich mit 
Fragen des Ferromagnetismus, in Sonderheit der reversiblen 
Vorgänge beschäftigt, kann an diesem Buch ebensowenig 
vorbeigehen wie jeder Ingenieur, der mit dem Bau elek- 
trischer Meßinstrumente oder mit ferromagnetischen Er- 
scheinungen zu tun hat. 

Und etliches fiel auf gutes Land und ging auf und trug 
hundertfältig Frucht. l 

Die Ausstattung des Buches zeigt die alte Güte des 
Springer-Verlages. O. v. Auwers? 


DK 530.1 (023.12) 
Die Grundbeziehungen der neuen Physik (Versuch einer 
leichtfaßlichen Darstellung). Von Prof. Dr. Rudolf Seeli- 
ger. MitIV u. 55 S. in 8°. Verlag J. A. Barth, Leipzig 1948, 
Preis brosch. DM 2,70. 

Die Absicht des vorliegenden Büchleins ist, die wichtig- 
sten Grundgleichungen der modernen Physik -- ohne jede 
Anwendung — in ihrer gegenseitigen Verknüpfung ohne 
Verwendung größerer mathematischer Hilfsmittel zu beleuch- 
ten. Auf die experimentellen Grundlagen wird nicht einge- 
gangen. Behandelt werden: I. Die Energie-Frequenzbezie- 
hung E = hv. II. Die Energie-Masse-Beziehung E = m œ. 
III. Die Wellenlänge der Materienwellen A = h/m v. IV. Die 
Ungenauigkeitsrelationen A P'AQ = h. V. Das Korrespon- 
denzprinzip — Das Pauli-Prinzip — Das Adiabatenprinzip. 


15. Januar 195 


Dem Referenten möchte es scheinen, daß die Art der 
Darstellung oft in nicht besonders glücklicher Weise die Mög- 
lichkeiten einer historischen, einer erkenntnistheoretischen 
und einer mehr didaktischen Einführung vermengt. Am Scluß 
findet sich eine Zusammenstellung wichtiger Originalarbei- 
ten. Wie weit der Leser, für den das Büchlein gedacht ist, es 
mit Gewinn lesen kann, möchte der Referent mit der vor- 
stehend geäußerten Kritik nicht entschieden haben. 

< A.Unsöld 


Eo ts DK 138.2 : 620 
Wider den technischen Kulturpessimismus. Von G. Quarg. 
1. Aufl. 55 S., Format kl. 8°. Deutscher Ingenieur-Ver- 
lag GmbH., Düsseldorf 1949. Preis geh. DM 1.70, für VDI- 
Mitglieder DM 1.50. 

Die kleine Schrift wendet sich gegen jene einseitige 
Betrachtung der heutigen geistigen Situation, welche Natur- 
wissenschaft und Technik für das Unheil unserer Zeit ver- 
antwortliia machen will. Sie richtet sich gegen die Ver- 
wechslung und Vermischung von Wesen und Erscheinung. 
Weder das Fehlen technischen Könnens noch ein festerer 
Bestand kirchlichen Glaubens boten in früheren Jahrhunder- 
ten Schutz gegen Irrungen und Nöte, wie wir sie jetzt er- 
leben. Die geistesgeschichtlichen Grundlagen und der „Sie 
geslauf* von Naturwissenschaft und Technik werden kurz 
aber lesenswert behandelt und es wird darauf hingewiesen, 
daß Naturwissenschaft, so wie sie sich entwickelt hat, die 
Schöpfung abendländischen Geistes ist. l 

. Die Schrift regt an, über Ursprung und Ziel naturwis- 
senschaftlihen Denkens nachzusinnen, und wird mithelfen 
„das Bewußtsein für das Nichtmechanisierbare zu schärfen. 

' W. Uhrig 


DK 621.39 (023.2) 

Fachkunde für Fernmeldetechniker. Von G. A. Sorgen- 
frei. (Fachbuch für elektrotechnische Berufe, Bd. 208). 1. u. 
2. Aufl. Mit 179 Bildern, 159 S., Format DIN A 5. Gebrüder 
Jänecke Verlagshaus, Hannover 1949, Preis kart. DM 4,60 
In der vom Verlag herausgegebenen Sammlung von 


. Lehr- und Fortbildungsbücern erscheint unter den Fad- 


büchern für elektrotechnische Berufe dieser Band 208 für die 
Ausbildung von Fernmeldemonteuren, Telegraphenbauhand- 
werkern und Betriebspersonal. 

Das Buch bringt in treffender Auswahl des Stoffes in 
einem Teil 1 Fernmeldeleitungen, Kabel und Verdrahtungen, 
im Teil 2 Fernsprechgeräte, Relais und Wähler und Einzel- 
bauteile der Schaltkreise, im Teil 3 Fernsprechanlagen, ins- 
besondere moderne Nebenstellenanlagen, im Teil 4 Signal-, 
Telegraphen- und Verstärkeranlagen. Bilder und Beschrei- 
bungen beziehen sich auf die Fabrikate der Firma Siemens & 
Halske. Wertvoll sind Tafeln der normierten Schaltzeicen. 
Anleitungen zum Lesen von Schaltbildern, genaue Beschrei- 
bung von Montagearbeiten und Verkabelungen. Der sehr 
reichhaltige Stoff wird in guter Auswahl und UÜbersid! 
behandelt, so daß das Buch als Lehr- und Taschenbuch des 
Praktikers sehr zu empfehlen ist. M.Hebel 


DK 621.316.8 (023.3) 
Bauelemente der Nachrichtentechnik. Teil II: Widerstände. 
Von H. Nottebrock. Mit 125 Bild., 216 S., Taf. u. Tab. 
Format DIN A5. Fachverlag Schiele & Schön, Berlin 1949. 
Preis DM 7,50. 

Dem Buch merkt man an, daß es von einem ausgepräg- 
ten Praktiker aus der Erfahrung geschrieben wurde. Die Dar- 
stellung ist auf die Anwendung ausgerichtet, und.daher kön- 
nen der Konstrukteur und auch der Entwickler unmittelbar 
einen Nutzen daraus ziehen. Es sind nicht bloß die Eigen- 
schaften beschrieben, die den Ingenieur als Verbraucher in- 
teressieren, sondern auch die Hauptzüge der Herstellung und 
Herstellungsbedingungen ausführlich erläutert. Die für den 
Konstrukteur notwendigen DIN-Vorschriften sind im wesent- 
lichen dargestellt und bieten für das erste eine ausreichende 
Belehrung des Lesers. 

Über das hinaus, was bei der ersten Betrachtung des 
Titels erwartet wird, wird nicht nur der konstante, von der 
Spannung unabhängige ohmsche Widerstand behandelt, son- 
dern auch praktisch alle in der Nachrichtentechnik vorkom- 
menden nichtlinearen Widerstände haben eine breite und 
ausreichende Darstellung gefunden. Neben den üblichen 
Schicht-, Draht- und Massewiderständen werden auch der 
Eisenwasserstoff- und Urdoxwiderstand, die Trockengleid- 
richter, temperaturabhängige Widerstände und der Kristall- 
detektor beschrieben. 


4 
i 
+ 


15. Januar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 53 


Für eine Neuauflage seien hier nur einige Wünsche aus- 
gesprochen: Neben den besprochenen Eisenwasserstoffwider- 
ständen fehlt leider die Glimmstrecke (Stabilovoltröhre) als 
stromabhängiger Widerstand, der in der Nachrichtentechnik 
vielfach eingesetzt ist. Ferner ist es zu bedauern, daß auch 
nicht andeutungsweise erläutert wird, wie man für ein Ge- 
rät einen solchen nichtlinearen Widerstand zu dimensionie- 
ren hat, um einen bestimmten Effekt — Spannungsabfall, 
Strombegrenzung — zu erhalten, wenn insbesondere ein fe- 
ster Widerstand noch mit in der Schaltung enthalten ist. 

Da die Hochfrequenz-Richtwiderstände beschrieben sind, 
erscheint es wünschenswert, auch die in den letzten Jahren 
entwickelten Abschlußwiderstände aus der Zentimeter- und 
Dezimetermeßtechnik zu bringen. Auf S. 75 wird der Begriff 
„praktisch rauschfrei’' gebracht. Es wäre zu begrüßen, wenn 
in dem Buch herausgestellt würde, daß über das normale 
Widerstandsrauschen hinaus in der besonderen Struktur des 
Widerstandes möglicherweise eine weitere Rauschquelle vor- 
handen ist. 

Als letztes sei hier der Wunsch notiert, daß wenigstens 
der amerikanische Farbcode, der für die Bezeichnung ameri- 
kanischer Widerstände ausschließlich benutzt wird, in den 
Grundzügen dargestellt wird. 

W.Kleinsteuber 


DK 621.395.6 (023.3) 
Fernmeldeübertragungssysteme in Einzeldarstellungen. Von 
Kurt Hennig. Mit 56 Bild., 78 S., Format DIN A 5. Carl 
Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle (Saale) 1949. Preis geh. 
DM 4,20. 

Hennig faßt in dem Buch eine Reihe von Aufsätzen zu- 
sammen, die unter sich nur in lockerem Zusammenhang ste- 
hen. Mittels Vierpolrechnung behandelt er zunächst die Spu- 
lenkabelleitung, die Gleichungen des Spulenfeldes, sein kom- 
plexes Fortpflanzungsmaß, und vergleicht bespulte und un- 
bespulte Kabelleitung. Schließlich wird der Wellenwider- 
stand des Spulenfeldes errechnet. Ein zweiter Aufsatz be- 
handelt die Hauptgrößen einer Spulenkabelleitung, Schleifen- 
kapazität des unbespulten Kabels, Spulenfeldlänge, Spulen- 
induktivität, Schleifenkapazität des Spulenfeldes, Grenz- 
schwingzahl, Wellenwiderstand und Fortpflanzungsgeschwin- 
digkeit. Die ermittelten Hauptgrößen werden in ihrem Zu- 
sammenhang untersucht und durch Zahlenbeispiele die An- 
wendung der Gleichungen erläutert. Ein 3. Aufsatz behan- 
delt die im Fernmeldebetrieb übliche Art der Kettenleitung, 
Eingangs-, Kurzschluß-, Leerlauf- und Kennwiderstand, dann 
werden die Vierpolzahlen für die Kettenleiter abgeleitet und 
diese physikalisch gedeutet. Kettenleiter mit reeller Be- 
lastung, Drosselkette als Tiefpaß- und Kondensatorkette als 
Hochpaßfilter, sowie Siebketten als Bandfilter und Bandsper- 
ren werden untersucht. Ein vierter Aufsatz befaßt sich mit 
dem Fernmeldeübertrager, der als passiver, linearer Vierpol 
dargestellt wird. Zeitkonstante, Fortpflanzungsmaß, Vierpol- 
dämpfung werden ermittelt. Für den unsymmetrischen Fern- 
meldeübertrager folgt die Berechnung der Kennwiderstände. 
Die wichtige Anpassung des Fernmeldeübertragers an Leitun- 
gen wird durch Formeln ünd Zahlenunterlagen dargestellt. 
Quersymmetrie und Symmetriedämpfung und Eingangswider- 
stand als Funktion des Abschlußwiderstandes, schließlich die 
Betriebsdämpfung des Übertragers ergänzen den Aufsatz. Ein 
fünfter Abschnitt bringt eine Anleitung für die Messung und 
Verwertung des Kurzschluß- und Leerlaufwiderstandes in 
Fernmeldeleitungen. Die Aufsätze stellen so einen wertvol- 
len Beitrag für die Berechnung und Beurteilung von Fern- 
melde-Übertragungssystemen dar. M. Hebel 


DK 621.395.8.822 (023.3) 
Geräusche in den Verbindungen der Fernämter und ihre Be- 
seitigung. Von Max Langer. Mit 30 Bild., 55 S., Format 
DIN A 5. Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle (Saale) 
1948. Preis geb. DM 2,60. 

Das vom gleichen Verfasser schon wiederholt behan- 
delte Problem findet in der neuen Abhandlung eine zusam- 
menfassende Darstellung. Geräuschursachen und ihre Besei- 
tigung, Widerstands- und Geräuschmessungen an den Kon- 
takten, der Einfluß der Erschütterungen, des Frittstromes und 
der relativen Feuchtigkeit auf Kontaktwiderstände und Ge- 
räusche werden eingehend untersucht. Angaben aus der Pra- 
xis werden dann zum Vergleich gestellt und zur Geräusch- 
verhinderung die zweckmäßigste Bemessung und Anwen- 


dung des Frittstromes in Abhängigkeit von den Kontakt- 
widerständen behandelt. Die heute so wichtige Frage, ob edle 
oder unedle Kontakte, und die Vorzüge der elastischen 
Arbeitsweise führen zu Vorschlägen für die künftige Ent- 
wicklung. Langer erwartet sich von dem elastisch ange- 
triebenen Motorwähler eine wesentliche Verbesserung der 
Kontaktgabe, die durch geeignete Fritiung so gesteigert wer- 
den kann, daß er die Verwendung edler Kontakte an diesem 
Wähler für überflüssig hält. So empfiehlt er ihn besonders 
zum Einsatz als vielarmigen Wähler bei der Durchschaltung 
von Vierdrahtstromkreisen. Von Relaiskontaktwählern und 
Relaisedelkontakten allgemein erwartet er größere Ver- 
staubungsgefahr und fordert höherwertigen Staubschutz. Er- 
neut betont er mit Recht den großen Einfluß der relativen 
Raumfeucdhtigkeit. Interessant sind Angaben über praktisch 
vorkommende Kontaktbetätigungen und Kontaktzahlen in 
Wählerämtern. Die Anwendung möglichst hoher Fritt- 
ströme wird erneut empfohlen. M.Hebel 


DK 621.385.833 (022.13) 


Die Ubermikroskopie, Einführung, Untersuchung ihrer Gren- 
zen und Abriß ihrer Ergebnisse. VonB. v. Borries. Mit 
416 S., 70 Kunstdrucktafeln, 225 Abb. u. 24 Tab. Verlag 
Dr. Werner Saenger GmbH, Berlin 1949. Preis in Halbleinen 
DM 48.— 


Das Erscheinen des Werkes ist eine Bereicheurng der 
wissenschaftlich-technischen Literatur in Deutschland. Ab- 
gesehen von Ardennes Bud, das vorzugsweise auf die 
Arbeiten dieses Autors und die konstruktive Gestaltung 
ausgerichtet ist, war bisher kein deutsches Buch erschienen, 
das die Veröffentlichungen über das UÜbermikroskop zu- 
sammenstellte. Die fleißige Arbeit des Verfassers, die im 
Hauptteil den Stand von 1947 wiedergibt, erreicht in Ein- 
zelfällen (so besonders bei einigen Konstruktionen ma- 
gnetischer Mikroskope) und im Nachtrag manche Ergänzung 
bis 1948. Mit der Zusammenstellung und Ordnung der gro- 
Ben Zahl elektronenmikroskopischer Veröffentlichungen und 
der besonders gründlichen Darstellung und Erläuterung der 
bei Siemens durchgeführten Arbeiten von Ruska und 
v. Borries hat der Autor eine sehr verdienstvolle Arbeit 
geleistet, für die ihm die Konstrukteure und Entwicklunas- 
physiker Dank wissen werden, aber auch die Anwender 
des Elektronenmikroskops, die sich in dem Buch mit seinen 
drei Kapiteln: Einführung, Grenzen und Ergebnisse der 
Übermikroskopie orientieren können. E. Brüche. 


DK 621.3.014.3 (023.3) 


Kurzschluß-Ströme in Drehstromnetzen. Berechnung und Be- 
grenzung. Von Dr.-Ing. M. Walter. 3, unveränd. Aufl. 
Mit 124 Bildern, 167 S. im Format 8°. Leibniz-Verlag, Mün- 
chen 1944. Preis DM 9.— 


Das Buch gliedert sich in 5 Kapitel und bringt darin 
in übersichtlicher und leicht faßlicher Art alle zum Ver- 
ständnis der Kurzschlußströme, ihrer Ermittlung und ihrer 
Eindämmung notwendigen Unterlagen. Es kann als ein vor- 
züglicher Helfer für alle diejenigen bezeichnet, werden, die 
in das Wesen der Kurzschlußströme und ihre Folgeerscei- 
nungen eindringen wollen. Ohne tiefer in die Theorie dieser 
Erscheinungen einzunehen, werden alle Vorgänge so ge- 
bracht, daß ihre physikalischen Zusammenhänge klar er- 
kannt werden können. Mit glücklicher Hand wurde ver- 
mieden, daß das Buch lediglich eine Sammlung von Berech- 
nungsformeln darstellt. Dabei muß auf die einfache, das 
Wesentliche zeigende Darstellung der Zeichnungen, die 
aroße Anzahl der Kurvenbilder wie auch die qute Auswahl 
von Abbildungen besonders hingewiesen werden. Beach- 
tenswert sind auch die Rechenbeispiele, die in klarer Art 
die Anwendung des Gebrachten zeigen. Damit wird dieses 
Buch eine unentbehrliche Hilfe für den Ingenieur der Praxis. 
Hier sei auf einen kleinen Druckfehler aufmerksam qemacht. 
Auf S. 157, 8. Zeile von oben muß es heißen: la = ulsx 

Wenn dem Referenten ein Vorschlag erlaubt ist, so 
wäre es der, daß in einer weiteren Auflage der Vollstän- 
diakeit halber die Kurzschlußverhältnisse in Gleichrichter- 
anlagen sowie auch das Verhalten von Kondensatoren zur 
Leistungsfaktorverbesserung im Kurzschlußfall behandelt 
werden sollten. 


Das Buch ist sehr zu begrüßen und» ihm ist weiteste 
Verbreitung zu wünschen. E. Kluss 


54 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


i DK 621.316.31 (023.2) 
Schaltungen aus dem Gebiete der Installationstechnik. 
Von Dr. techn. Robert Edler. 3. Auflage. 103 Abb., VIII 
u. 73 S., Format DIN A5. Verlag Franz Deuticke, Wien 1949. 
Preis DM 3,50. : 

Das in’ seiner 3. Auflage erschienene Schaltungsbuch 


gliedert sich in drei Hauptteile. Im ersten Teil werden nor- . 


male und auch ‘außergewöhnliche Lampenschaltungen, im 
zweiten Teil Schaltungen für Notbeleuctungsanlagen und 
im dritten Teil Schaltungen für Elektrowärmeanlagen, ins- 
besondere für Heiz- und Kochgeräte behandelt. Das Buch 
unterscheidet sih von vielen anderen Schaltungsbücern 
insofern, als nicht nur die fertige Schaltung dargestellt, 
sondern auch der Weg zu ihrer Entwicklung gezeigt wird. 
Dadurh wird das Buch auf ein hohes Niveau gehoben. 
Die dargestellten Schaltungen sind somit auch wissen- 
schaftlich begründet. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis 
ermöglicht noch darüber hinaus ein Eindringen in die Ge- 
biete spezieller Schaltungen. Das Buch eignet sich besonders 
für den Ingenieur-Studenten und vermittelt ihm eine ge- 
wisse Methode zur Entwicklung der Schaltungen. Es ist 
aber auch für den praktischen Elektrotechniker ein wert- 
volles Nachschlagewerk, der nicht gewohnt ist, eine Schal- 
tung ohne weiteres ‚als gegeben hinzunehmen, sondern -die 
Zusammenhänge kennenlernen will, die zur Aufstellung 
einer Schaltung führen. Das Buch kann allen Elektrotech- 
nikern, besonders aber den wissenschaftlich interessierten 
Installationstechnikern bestens empfohlen werden. 
W.Schrank 


DK 621.791.052 : 669.7.0 
Das Schweißen der Leichtmetalle.e Von Th. Ricken. 2, 


verb. Aufl. (Werkstattbücter, H. 85.) Mit 156 Abb., 21 Tab., 
64 S., Format 8°. Springer-Verlag, Berlin — Göttingen — 
Heidelberg 1949. Preis DM 3,60. 

Das Büchlein behandelt ausführlich alle bekannten Ver- 
fahren zur Neufertigung und Instandsetzung von Al und Mg 
und deren Legierungen. Es fehlen das Argonverfahren und 
das Kaltschweißen der General Electric Co., die bei uns jetzt 


auch eingeführt werden, im. Auslande jedoch schon längere 


Zeit gerade für Leichtmetalle sich als besonders geeignet 
herausgestellt haben. Ein kurzer Hinweis auf die sonstigen 
Verbindungsarten, Leimen, (Spreng-) Nieten, Falzen usw. wäre 
erwünscht gewesen. Das Büchlein ist empfehlenswert. 

JG. Fritz 


DK 621.791 (023.11) 
Grundzüge der Schweißtechnik, kurzgefaßter Leitfaden von 
Baurat Dipl.-Ing. Theodor Ricken. 2, verbess. u. er- 
gänzte Aufl. Mit 105 Bild., 72 S., Format 15X23 cm. Sprin- 
ger-Verlag, Berlin 1949. Preis geh. DM 5.— 

Das Büchlein gibt auf 70 Seiten eine gedrängte Über- 
sicht über die z. Zt. in der Praxis ausgeübten Schweißver- 
fahren, einsd&ließlich Beschreibung der Apparate, Maschi- 
nen, Werkzeuge und Zulagestoffe.. Auch die Konstruktion, 
Festigkeits- u. Kostenberechnung ist berücksichtigt, die 
sonst in wenigen. derartigen Fachbücern zu finden ist. 
Einige kleine Unrichtigkeiten und Druckfehler dürften den 
sonstigen Wert des Büchleins nicht beeinträchtigen und 
könnten bei einer Neuauflage beseitigt werden. Einige 
neuere Verfahren wie das Oxycop-, Heliarc- und ÄArgonarc- 
und Pulverschneideverfahren wären zu erwähnen gewesen. 
Sprache, Abbildungen und Ausstattung sind qut. Das Büch- 
lein kann empfohlen werden. J.C. Fritz 


. DK 621.3 (083.1) 
Elektrotechnische Sprechstunde. Von A. G. Arnold. Mit 
248 S., 127 Bild., Format DIN A 5. Verlag Carl Marhold, Halle 
1949. Preis kart. DM 16,30. 

In 122 Fragen und Antworten aus der Praxis werden Rat- 
schläge zur Selbsthilfe, zur Überbrückung von Materialbe- 
schaffungsschwierigkeiten und zur Abhilfe bei betrieblichen 
Anomalien und Störungen in leicht faßlicher und anschau- 
licher Weise gegeben. Mancherlei Berechnungsbeispiele er- 
höhen den Wert des Buches. Der behandelte Stoff umfaßt 
folgende Gebiete: Eiektro-Installation, Elektrowärme, Elek- 
trizitätswirtschaft, Prüfen und Messen, Fernleitung und Ver- 
teilung, Frostschutz durch Elektrizität, sowie Betrieb und Be- 
rechnung von Maschinen und Geräten. Es werden Lösungen 
gegeben, nach denen man in Lehrbüchern vergeblich sucht. 
In seiner einfachen Sprache wird das Buch dem beratenden 
Ingenieur und Betriebsleiter, den Instandsetzungswerkstätten 
und dem gehobenen Installateur gleichermaßen ein willkom- 
mener Helfer sein. E. Homolatsch 


15. Januar 1950 


| DK 621.7 (083.1) 
Rezepte für die Werkstatt. Von Fr.Spitzer. 5., neubearb. 


Aufl. (Werkstattbücher, H. 9). Mit 64 S. in gr. 8°. Springer- 
Verlag, Berlin--Göttingen—Heidelberg 1948. Preis DM 3,60. 
. Das Büchlein behandelt 1. die Oberflächenveredlung der 
Metalle, Vorbereitung, Veredelungsverfahren, Fertigmachen. 
2. den Rost, seine Beseitigung und Verhütung, 3. Kitte und 
Klebemittel. Ein kurzes Sachregister würde dem geplagten 
Betriebsmann das Auffinden des gesuchten Rezeptes erleich- 
tern. Manche der hier gebräuchlichen Verfahren werden aus- 
gedehnt behandelt, andere, wie z.B. das Sandstrahlen und 
Metallisieren, nur kurz erwähnt. Das Färben der Metalle 
ist dagegen vorzüglich erläutert, dgl. die Kitte und Kleber. 
Das Büchlein bietet dem Praktiker manch guten Hinweis. 
J.C. Fritz 


DK 669.1 (623.11) 
Was ist Stahl? Einführung in die Stahlkunde für Jedermann. 
Von L. Scheer, 8. Aufl. Mit 107 S., 49 Abb. u. 1 Taf. 
Springer-Verlag, Berlin 1949. Preis kart. DM 5.70. 

Mit dem Untertitel „Einführung in die Stahlkunde für 
Jedermann” wendet sich das Buch an den qroßen Kreis der 
an Eisen und Stahl interessierten Laien, die aus begqreif- 
lichen Gründen auf ein Studium des umfangreichen fad- 
wissenschaftlichen Schrifttums verzichten wollen. Leitt 
verständlich und flüssig geschrieben vermittelt es u. a. die 
wesentlichen Kenntnisse über das Eisen-Kohlenstoff-Dia- 
gramm, die Wärmebehandlung, die Einteilung der Stähle 
und die Eigenschaften von Stählen verschiedenster Zusam- 
mensetzung und für verschiedenste Verwendungszwecke. 
Sorgfältig ausgewählte Abbildungen und abschließende 
kurze Kapitel über die mechanische Prüfung und die Er- 
zeugung von Eisen und Stahl tragen dazu bei, das Verständ- 
nis für den Werkstoff und seine Behandlung zu wecken. 

Die Tatsache, daß die kleine Stahlkunde seit 1937 be- 
bereits in 8. (überarbeiteter) Auflage erschienen ist, besta- 
tigt, daß sie ihren Zweck bestens erfüllt. K. Nagel. 


| DK 519 : 621.7 (023.12) 
Großzahlforshung und Häufigkeitsanalyse. Ein Leitfaden 
von K. Daeves u. A. Beckel. Mit 17 Abb., 68 S., For- 
mat 14X20 cm. Verlag Chemie GmbH. Weinheim 1948. 
Preis kart. DM 3.20. 
Die Schrift will dazu „beitragen, weiteren Kreisen die 
Auswertung von Beobachtungen, wie sie unter den kom- 
plexen Bedingungen in der Natur, der Technik und im Leben 


‚anfallen, zu erleichtern und fruchtbar zu gestalten.” Sie 


gewährt einen allgemeinen, leicht lesbaren UÜberbli&k übe: 
die Methoden der Großzahlforshung und die praktische 
Anwendung in Fabrikationsbetrieben, bei physikalischen 
und medizinischen Untersuchungen. An Einzelanwendungs- 
fällen seien etwa herausgegriffen: Produktion von Kohle. 
Metallen u. ä., Gleichmäßigkeit von Erzeugnissen, Ausschuß- 
minderung, Schwachstellen-Forshung und Anregung not- 
wendiger Entwicklungsarbeiten. Die Betriebsleiter können 
sih an Hand des kleinen Buches mit den Möglichkeiten 
vertraut machen und werden dann in vielen Fällen den 
Nutzen des Verfahrens für den eigenen Betrieb erkennen 
und das anfallende statistische Material nutzbringend aus- 
werten. Wr. 


Berichtigung 
Im Aufsatz „Moderne Ultrasckhalltehnik” in Heft 1? 


der ETZ 1949 muß es auf S.368 in der Schrifttumsangab: 
[16] statt „Naturwiss.” richtigheißen: „Z. angew. Phys.“ 


Anschriiten der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. Helmut Bauer, Erlangen, Nürnberger Str. 82. 

Dr.-Ing. K. H. Deutsch, Berlin-Lichterfelde-West, Baseler Str. 158. 
Dr.-Ing. A. Roggendorf, Bitterfeli. Ignaz-Stroof-Str. Ib. 

Dr.-Ing. A. Schliephake., i. Fa. Schunk & Ebe, GmbH., Gießen. 
Dr. K.-H. Spiller, Wetter (Ruhr), Guslav-Vorsteher-Str. 16. 


u m m nn nn 


Abschluß des Heftes: 30. Dezember 1949. 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K ^ 
Egerer. — Zuscriften für die Schriftleitung niht an eine persöt 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupperte. 
Eiberield, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlaq GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Frieirich-Ebert-Str 1i? 
Postfach 667. Fernriuf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburq 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmoöglichkeit: Fur VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag, tur No 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Wuppertal APR 3 1950 Versandpostamt Unna 


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ELEKŤROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


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e. { INHALT standsłegierung Isabellin. 73 — Anwend. v. Teleskopmasten f. eine 
: - Ober die Belastbarkeit von Kabelstrecken, H. Strobach, 55 Brückenbeleuctung. 73 — Luftbereifte Schnellzüge in Frankreich, 73 — 
} Wiederaufbau des deutschen Patentwesens. P. Ohrt. 60 Magnet, Eigenschaften u. Verwendbarkeit pulvermetallurgisch hergest. 
4e I Die Kapazität von Mehrleitersystemen. Kapazitive Beeinflussung von Dauermagnete. 73 — Tiefziehen dünner Bleche mit Sonderwerkzeugen. 
m Fremdleitern. E. Kluss. 63 74 — Industrielle Forschung u. Entwicklung. 74 — Folgen d. Einführung 
"571 Neue Lokomotiven der ungarischen Staatseisenbahnen für 50 Hz Ein- des Kopenhägener Wellenplanes, 74 — Rundfunkhörerzahlen im Bun- 
|  phasenstrom. E. Homolatsch, 66 desgebiet, 74 
I Rundschau Verschiedenes 2 
SET Fortschritte in der Theorie des Ferromagnetismus. 62 — Inbetriebnahme VDE: Bekanntmachung VDE 0110/XI. 44. 75 — Gültigkeit der VDE- 
a i des Kraftwerkes West in Berlin. 65 — Die deutschen Kraftwerke in Vorschriften und der DNA-Nachdruce. 75 — Fachberichte zur Jah- 
wi Diagrammen. 67 — Der Verbundbetrieb in Belgien. 67 — Die energet. resversammlung 1950 in Köln. 75 — Fachberichte 1948. 75 — Neue 
u Kupplung v. Heizkraft-, Wasserkraft- u. Gaswerken. 67 — Rauchgas- Anschrift des Sekretariates. 75 
=u Ausscheidungen u. Korrosion in neuzeitl, Kesselanlagen, 68 — Elektr. Sitzungskalender: 75 
| Raumluftreinigung in d. Textilindustrie. 68 — Neue Versuche z. Deu- Persönliches: A. Sengel t. 75 — M. Meirowsky f. 76 
; f. tung d. Feinwanderung an elektr. Abhebekontakten. 68 — Impedanz- Buchbesprechungen: H. Hoyer: Mathematik f. Ingenieure. 75 — 
se 4 Messung mit dem Q-Meter. 69 — Magnetinduktive Stahlprüfung. 69 — F. Oberhettinger u W. Magnus: Anwend. d. ellipt. 
a em ‚der Luftfeuchtigkeit a. Präzisions-Luftkondensatoren, 69 — Funktionen in Physik u. Technik. 76 — R. W. Pohl: Optik. 76 — 
a} Zu Theorie d. Spiegelgalvanometer. 70 — Neuart. Hochspannungsvolt- K. W. Wagner: Das Molekül u. d. Aufbau d. Materie. 76 — 
„W | meter f. Absolutmessungen. 70 — Photoelektr. Taupunkt-Aufzeichnung. M. Denis-Papinu. A. Kaufmann: Memento des Unités 
z 70 — Ubertragung v. Schaltvorgängen über Sprechleitungen. 70. — Giorgi. 77 — F. Moeller: Elektrotechn: Praktikum, 77 — W. 
$ Frequenzabhängigkeit d. Spannungsklirrfaktors mit handelsübl, Eisen- Nürnberg: Die Prüfung elektr. Maschinen. 77 — M. Walter: 
| bledikernen. 71 — Hochfrequenzerzeugung durch zwei freie Elektronen- Strom- u. Spannungswandler. 77 — W. Lehmann: Die Elektro- 
4 strahlen. 71 — Indirektes UÜbertragungssystem für Mikrowellen. 71 — technik u. d. elektromotor. Antriebe. 77 :— H. Tolksdorf: 
gi gung v, Hf-Schwingungen durch Glühkathodenröhren mit Gas- Elektrotechn. Tabellenbuh, 78 — K. Bergmann: Lehrb. d. 
Mllung. 72 — Strahlwege v. Radiowellen in d. Ionosphäre. 72 — Ge- Fernmeldetechnik I, 78 — L. Ratheiser: Rundfunkröhren, 78 
7 sdliizte Zylinderantennen. 72 — Eine thermische Anomalie d. Wider- Berichtigungen: 78 


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~ KONDENSATOREN 


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'AHRUNG UND LEISTUNG, WEITERHIN IN „FÜR ALLE GEBIETE NEUZEITLICHER 
ES HALBEN JAHRHUNDERTS " VOLLEM EINSATZ” STARKSTROM-SCHWACHSTROM-U. RADIOTECH! 


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‚HEFT (5.55 - 78) . 711. JAHRGANG . VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL. 1.FEBR.1950 


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ll Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 1. Februar 1950 


AEG 


Elfa-Automat 


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Die Dauersicherung mit dem Druckknopf 


ALLGEMEINE ELEKTRICITATS - GESELLSCHAFT 
5009 


> Seit Jahrzehnten 


„erprobt und bewährt 


betriebssicher und 
zuverlässig 


DEHNUNGSKABEL 
in BERGBAU und 


Bodensenkungsgebieten 


LAND- u. SEEKABELWERKE 


AKTIENGESELLSCHAFT 


KOLN-NIPPES 


FERNRUF: 72651/52 


ee ne LEE ur NAS | 


‚lroisdorfer 
Kunststoffe | 


Trolitax 
Dytron-Hartgewebe 
Trolonit 


angewendet in: 
Fernmeldetechnik 
Beleuchtungstechnik 
Starkstromtechnik 
Schwachstromtechnik 


Radiotechnik 


Dynamit-Actien-Gesellschaft 

vormals Altred Nobel & Co, 
Abt. Venditor Kunststoff-Verkauf 
Troisdorf, Bez. Köln 


BBC ig- 
Cne 


MOTOREN 


JEDER BAUART U. GROSSE 
MITKURZSCHLUSS- ODER 
SCHLEIFRINGLAÄUFER 


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N INDUSTRIE, GEWERBE FF 
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U. LANDWIRTSCHAFT 55A n 
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TIAN 
DIE YR A 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


\ 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. Februar 1950 


Heft 3 


Uber die Belastbarkeit von Kabelstrecken 


Von Herbert Strobadh, Berlin 


Übersicht. Die Arbeit berichtet über Versuche zur Feststellung der 
'u gelegte Kabel unter Einhaltung der Grenztemperatur noch zulässigen 
Fr!astungen. Sie will dem Betrieb die Möglichkeit geben, diese Belastungs- 
weite im Einzelfälle schnell zu bestimmen. Versuchsverfahren und Er- 
jernisse werden beschrieben. Die Belastbarkeitswerte wurden in Zahlen. 
‘cien zusammengefaßt. 


1. Einleitung 
In letzter Zeit ist man bemüht, elektrische Betriebsmittel, 


wie Generatoren, Transformatoren, Kabel, so zu belasten, 
daß die vorgesehene Grenztemperatur erreicht wird. Der 


' VDE hat in seinen Vorschriften, Leitsätzen und Richtlinien 


Belastbarkeitswerte und Grenztemperaturen angegeben, die 
«doch nur unter bestimmten Voraussetzungen gelten. Der 
Betrieb war deshalb immer ängstlich bemüht, diese Werte ein- 
zuhalten. Man machte sich aber wenig Gedanken darüber, ob 


das belastete Betriebsmittel hinsichtlich der zulässigen Tem- 


= 


peratur ausgenutzt war. Es galt daher, dem Betrieb meßtech- 
nishe Mittel oder rechnerische Unterlagen zur Verfügung 
zu stellen, um unter den jeweiligen Betriebsverhältnissen 
die erreichte Temperatur des Betriebsmittels zu messen oder 
‚u berechnen. Für Transformatoren und Kabel sind Meßein- 
nchtungen in Form thermischer Abbilder entwickelt worden 
und haben Eingang in die Praxis gefunden [1]. Diese Möglich- 
keit, die Temperatur des Betriebsmittels zu jeder Zeit zu 
kennen, ist aber mit der Beschaffung von Meßeinrichtungen 
verbunden, die vielen Werken nicht zur Verfügung stehen. 
Der Betriebsingenieur sowie auch der planende Ingenieur 
ist aber oftmals vor die Aufgabe gestellt, die Belastbarkeit 
‘ur ein vorhandenes Betriebsmittel anzugeben bzw. bei Pla- 
sungen die technisch oder wirtschaftlich beste Möglichkeit 
vorzuschlagen. 

Was nun die rechnerische Erfassung der Temperatur 
eines elektrischen Betriebsmittels betrifft, so sind für Trans- 
iormatoren, Kabel und Leitungen Rechenmethoden entwickelt 
worden [2]. Diese Methoden setzen eine gewisse Kenntnis der 
Erwärmungsvorgänge und eine gewisse Übung ihrer An- 
wendung voraus. Sie werden in den meisten Fällen genügen. 


. Trotzdem wird es der Betrieb begrüßen, wenn ihm Richt- 


werte der Belastbarkeit bekannt sind. 

Die Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft 
unterhält ausgedehnte Kabelnetze verschiedener Betriebs- 
Spannungen, in die masse-, öl- und gasgefüllte Kabel einge- 
baut sind. Um für Kabelstrecken Richtwerte der Belastbar- 
keit zur schnellen Orientierung zu erhalten, wurden um- 


‚fangreihe Versuche ausgeführt. Zugleich sollte hierbei er- 
‚ reiht werden, für jeden anfallenden Belastungsverlauf den 


Temperaturverlauf bzw. die Höchsttemperatur berechnen zu 


können. Für alle diese Fälle fehlen Angaben in den VDE- 


Vorschriften. 


2. Durchführung der Versuche 
Anfangs wurden die Versuche an kurzen Kabelstücken 
von 8 bis 10 m durchgeführt, die sowohl. in Luft als auch 


‚an den Erdboden im freien Gelände unter den in der Praxis 
üblichen Verhältnissen gelegt wurden. Die Ergebnisse waren 


durh die wechselnden Witterungsverhältnisse nicht ein- 
deutig. Deshalb entschloß man sich, die weiteren Versuche 
m Prüffeld in einer Holzkiste auszuführen, nachdem durch 
"nen Vergleichsversuch bei eindeutigen Voraussetzungen die 
q.eihen Ergebnisse wie im freien Gelände erzielt worden 
waren. 


DK 621.315.21.017.7 


Bei den Versuchen betrug die Meßlänge 8 m. Sie war 
beiderseits mit Anschlußstärken des gleichen Kabels von 
1 m Länge versehen, um die ihre Erwärmung beeinflussende 
Wirkung der Enden auszuschalten. Das Kabel wurde in eine 
Holzkiste von 10 m Länge, 1 m Breite und 1,5 m Höhe in 
feinkörnigem Sand mit etwa 4% Feuchtigkeitsgehalt bei 
einem spezifishen Wärmewiderstand von etwa 70 °C/W in 
i m Tiefe bei den am häufigsten vorkommenden Bettungs- 
arten nach Bild 1 gelegt. 


+ 


1. Luftlegung 


DSK K D h L Ky, OI Lg K QT 
freiliegend mit Kabelschutzhaube 


2. Erd%gung 


HEHLL 


rare er 
mit Eisenrohre 


Kabelschutzhaube | Kabelformstücke 


in Erde 
EF 


Bild 1. Kabel in verschiedenen Bettungsarten. 


Um die gegenseitige Erwärmung benachbarter Kabel zu 
kennen, wurden Kabelhäufungen von 4 Kabeln nebenein- 
ander und 2X 4 Kabeln über- und nebeneinander nach 
Bild 2 bei Bettung in Erde mit Kabelschutzhauben unter- 
sucht. Die Kabelschutzhauben bestanden aus gebranntem 
Ton von 33 cm Länge mit abgeschrägten Kanten, die sich 
durch den Druck des aufgeschütteten Sandes in diesen ein- 
drückten und das Kabel gut umschlossen. 


0 4 8 2 6 


20 h 24 


E7223) Belastungszeit 
ETZI% i 
Bild 2. Anordnung bei Kabel- Bild 3, Belastungsform eines Netz- 


haufungen. kabels. l 
Die einzelnen Kabelstücke wurden mit Gleichstrom be- 


lastet. Der Widerstand der Leiter des Meßstücks wurde 
durch herausgeführte Meßdrähte bei dem Belastungs- 
strom mittels einer Doppelkurbelmeßbrücke in Thom- 


sonschaltung gemessen. Die unbeeinflußte Umgebungs- 
temperatur ergab sich aus dem Widerstand einer Ka- 
belnachbildung, die dem untersuchenden Kabel angepaßt 
und unter den gleichen Verhältnissen gelegt war. Die Über- 
temperatur © des Leiters des untersuchten Kabels ist dann 
der Unterschied der aus der Widerstandsmessung ermittelten 
Kabeltemperatur kg und der Umgebungstemperatur %,.. 

Die Versuche wurden bei gleichbleibender und verän- 
derlicher Belastung nach dem in Bild 3 mitgeteilten Be- 
lastungsverlauf ausgeführt. Er ist der bei Elektrizitätsver- 


56 


sorgungs-Unternehmen übliche, so weit diese nicht ausgespro- 
chene Industrieunternehmen versorgen. Bei Luftlegung wurde 
der Versuch nach Erreichung der Konstanz der UÜbertem- 
peratur, bei Erdiegung nach 6 X 24 h beendet. 

An einer 30 kV-Gürtel- und Olkabelstrecke wurde ein 
24stündiger Belastungsversuch mit Wechselstrom durchge- 
führt. Aus der Abkühlungskurve wurde durch Extrapolation 
der Widerstandswert beim Abschalten ermittelt. 


3. Ergebnisse aus den Versuchen 


Die wichtigsten Ergebnisse aus den zahlreichen Ver- 
suchen sind in Tafel I zusammengestellt. Die Spalten 1 bis 4 
enthalten Angaben über Nennspannung, Kabelart und Auf- 
bau des untersuchten Kabelstücks. Spalte 5 gibt die. Be- 
lastungsart, Spälte 6 die UÜbertemperatur an, die den in 
Spalte 7..12 aus den Versuchen errechneten Belastungs- 
werten bei den verschiedenen Bettungsarten zugrunde ge- 
legt wurde. Sie sind in Ampere bei einer Umgebungstem- 
peratur von 20 °C umgerechnet. Dabei gilt die obere Zahl 


Tafel I. 


Nenn- : | Luftlegung Erdlegung init ~ 4%0 Feuchtigkeit ka 
SP8- | Kabeları | auf Beton- ; 0.Schurz- | m.Schurz- | .3X3 | 3X3 Kabel- | Shuu- 
| | frei- bod. m: hauben nauken Eisenrohre | formstücke | auben 
RN | Ba all ` lieg. _ +Schutzhauben A 
1 | poa O | 13 
a ne u | 
1 Gürtel 3 An r VSK 28 al 3 ı | 1457 195 = 198 
179 
Gürtel l 3X lbr axr |a oe s M | Ae 89 — 95 
Cu | 5 
S ne en EEE SE, ESEE SEELE A EES EEEE S E E TESE AET E on 
| 
Cy ar 35 | 151 - 22 | 19 = 228 
| | 205 178 
i 3X70r ; | un EL or ae er a Arne en ENEE REEE MEETA 
l ` | i l 
> | ver- | 35 © = = Ä 242 = z 
6 | änder! | 230 
pe nz = a a a E ne EN 
n | 2A 240 r v gleihbl-| 35 401 _ 448 _ 475 
| K | | 419 
| 3X95 s | VDE M 35 180 ° 168 i 25 191 a | 225 
| Al | 0255,40 | | | | 19 | 176 | 
le 
| gleichbl.. 25 | 196 - | 28 200 210* = | 215 
| Cu m. und ZIEHE a E a A E 
Gürt.-]so ver- | 
| änderl. a B 2 196 = BE = = 
gleichbl. u 25 . 3 | s 228 | 204 _ | _ 
Häh- | 3X95r | VSK 28 | 2 EEEE RL en Sr 
sıädter Cu Ser: 25 ur, Z 220 = = 
l * | aänderl I 213 | 
7! - ann Am 770m | | aa 
gleichbl. 25 | 200 186 228 | 210 175 215 
Dreiblei- 3X 120 r VDE | 212 191 164 
‚mantel Al 0255,34 ee -= — -= -o -o = nn er 
ändeıl. | 25 Fr | 196 = = = 
| gleichbl.! 55 284 a. 322 | 291 30 = = 
| | 2 Eur, 
16] 3X120 r | Sonder- te ae ke e IE DE EEE 
f k Ks _ver 55 o = _ 341 313 - : = 
! | änderl. | | 330 | 297 | 
* 1 X 24h-Werte an Kabelstrecken ermittelt. 
für eine 1 X 24stündige, die untere für eine 6 X 24stündige b) Bettungsart. — Die Versuche zeigen weiterhin 


Belastungszeit. In Spalte 13 ist der VDE-Wert für Erdlegung 
angegeben. Aus dieser Aufstellung ist ein Vergleich der zu- 
lässigen Belastbarkeit der einzelnen Kabelarten und der 
VDE-Werte möglich. Außerdem ist daraus der Einfluß ver- 
schiedener Faktoren, wie Legungs- und Belastungsart, zu 
erkennen. 

a)Belastungsdauer. — In Bild 4 ist für ein 1 kV- 
und ein 30 kV-Kabel der Verlauf der Übertemperatur als 
Hundertsatz der Endübertemperatur in Abhängigkeit von 
der Belastungszeit dargestellt, die nach 6 X 24 h erreicht wor- 
den wäre. Bei Bettung in Luft wird der Endwert schon nach 
verhältnismäßig kurzer Belastungszeit erreicht. Bei Erdlegung 
deckt sich der Verlauf am Anfang der Belastung mit dem bei 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 i 


Belastbarkeitswerte verschiedener Kabelarten 


1. Februar 19% 


Luftlegung. Im weiteren Verlauf der Belastungszeit macht sih $ 
die Wärmeabgabe an das umgebende Erdreich bemerkbar. Auc § 
nach 6 X 24 h ist immer noch ein geringer Anstieg der Uber. $ 
temperatur vorhanden, weil sich u. a. bei den erreichten § 
Temperaturen von 50...60° der Wärmewiderstand des E:d- 
bodens ändert. So betrug bei den Versuchen nach 6 X 24stün- 
diger Belastungsdauer der Feuchtigkeitsgel.alt in 5 cm Ent- 
fernung vom Kabelumfang nur noch 3..3,5%. Bei den 
Versuchen mit Olkabeln — es wurden Temperaturen vof 
70 ....80° gemessen —- war das Kabel von einer etwa 2 cn 
dicken, trockenen Sandschicht umgeben. Diese Tatsache mahnt 
zur Vorsicht und gibt einen Hinweis, welche Temperaturen 
noch aus diesem Grunde zugemutet werden können. 

| Aus den Erwärmungskurven ist unschwer zu erkennen, 
daß der Verlauf der Übertemperatur nicht einem exponen- 
tialen Gesetz folgt. Der gebräuchliche Begriff der Zeitkon- 
stante ist sowohl für Luft- als auch für Erdlegung nitt an- 
wendbar. Deshalb ist der Erwärmungs- und Abkühlungsver- 
lauf nicht ohne weiteres berechenbar. 


Strom für u = 20 C 


den Einfluß der Bettungsart auf die Belastbarkeit. Bei Legung 
des Kabels in Luft wird die Belastbarkeit gegenüber der: 
jenigen bei Legung in Erde herabgesetzt. Bei einem 1 kV- 
Kabel beträgt diese Reduktion etwa 12%, bei einem 30 kV- 
Kabel nur etwa 5%, wenn man der Belastbarkeit den 
6 X 24 h-Wert zugrunde legt. 

Von wesentlicher Bedeutung für die Praxis ist bei Erd- 
legung der Schutz der Kabel gegen mechanische Beschädigung 
und gegen Beeinflussung benachbarter Kabel. Uber die ver- 
schiedenen Ausführungsarten und deren Einfluß auf die Be- 
lastbarkeit ist im Schrifttum eingehend berichtet worden [3l 
Vergleicht man die Legungsart „Erde“ und „Erde mit Schutz‘ 
hauben”, so wird durch diese die Belastbarkeit um 8... 12 


x 


1. Februar 1950 


herabgesetzt. Dieser recht günstige Wert wird durch die 
Verwendung formgerechter Schutzhauben erzielt, wobei das 
das Kabel umgebende Luftpolster gering gehalten wird. Er 
schwankt deshalb, weil die Schutzk.auben in ihrer Größe noch 
zu grob abgestuft sind, um für jeden Kabeldurchmesser 
günstig angepaßt 

zu werden.. Bei 100 
Versuchen mit un- % 
günstiger Formge- 
bung der Hauben, 
z.B. der DIN-mäßi- 


— = m m 


© 
Q 


m m 


jen, wurden Reduk- s 60 

tionswerte bis zu IkV 
Luftlegung 

20% gemessen. Bei X yo u Ik V 


Über temperatur 


-.-+- IkV 
nm Erdiegung guy 


iuftgelegten Kabeln 
mit Schutzhauben 
beträgt die Reduk- 20 
tion nur etwa 7%. 

Eine andere wich- 0 
tige Legungsart für 0 4 8 2 6 20 
Kabel ist das Ein- Belastungszeit 
ziehen in Rohre aus 
tisen, Eternit oder 
ın Kabelformstücke l 
aus Beton, wie es bei der Kreuzung von Straßen und im 
Bahngelände üblich ist. Im Ausland werden Starkstromkabel 
oft in Kabelformstücke aus Beton (duct bank) gelegt. Für 
diese Bettungsart kann man mit einer Herabsetzung der Be- 
!astbarkeit um 20... 25% gegenüber Legung in Erde rechnen. 

c) Belastungsart. — Für die in Bild 3 mitgeteilte 
Belastungsform ergaben die Versuche eine höhere Bela- 
stungsmöglichkeit in der Lastspitze gegenüber einer gleich- 
bleibenden Belastung (Dauerlast). Sie beträgt für Luft- 
legung in vorliegendem Fall nur etwa 5%, für Erdlegung 
dagegen 9... 11%. Diese Tatsache gibt einen weiteren Hin- 
weis auf die mögliche Ausnutzung belasteter Kabelstrecken. 

d GegenseitigeErwärmungmehrererKa- 
bel. — Die an Höchstädter-Kabeln für 30 kV bei Häufung 
mehrerer Kabel gewonnenen Ergebnisse sind in Tafel II 
zusammengestellt. 


h2% 


Bild 4. Erwärmungsverlauf für luft- und erdge- 
legte Kabel; Ubertemperatur in Prozent der End- 
übertemperatur. 


Tafel II. Belastbarkeitswerte für Höchstädter-Kabel 3 x 95? Cu für 30 kV 
bei Bettung in Erde mit Kabelschutzhauben und Häufung. 


Strom in Amp. für du = 200 bei 


() = 250 und 4% Erdbodenfeucdh- Strom in % 


Lage u. Zahl tigkeit 
der Kabel gleichbl. veränderl. gleichbl. veränderl. 
Belastung Belastung 
l 2 3 4 5 
1x1 195 213 100 100 
Ix4 171 ° 201. 88 95 
2x4 152 188 78 88 


Die Herabsetzung der Belastbarkeit bei Kabelhäufungen 
ist bei gleichbleibender Belastung (Dauerlast) schon recht be- 
trachtlich, wird aber geringer, wenn die Kabel veränderlich 
belastet sind (Spitzenlast). 

e) Vergleich der Versuchswerte mit den 
VDE-Werten. — Neben der Bedeutung für die Beur- 
teilung der Belastbarkeit lassen die aus den Versucen 
gewonnenen Werte noch einen Vergleich mit den in den 
VDE-Vorschriften 0255 enthaltenen Werten zu (Spalte 9 und 
13 der Tafel I). Er ist nicht ganz korrekt, weil in den Vor- 
schriften nur eine Legungstiefe von 70 cm gegenüber 100 cm 
bei den Versuchen angenommen worden ist. Die in Spalte 9 
angegebenen 1 X 24 h-Werte liegen für die untersuchten 
IkV- und 6 kV-Kabel bis zu 6% unter dem VDE-Wert. Dieser 
ist rechnerisch aus den Abmessungen bei einem spezifischen 
Wärmewiderstand der Isolierung und des Bedeckungsfaser- 
stoffes von ao, = 550 °C/W sowie des Erdbodens von op = 
40 °C/W berechnet [4]. 

An modernen Kabeln ist der Wert co, nachgeprüft 
worden und beträgt im Mittel 530 °C/W [5]. Der Wert o„ ist 
von der Bodenart, deren Beschaffenheit und dem Feudhtig- 
keitsgehalt abhängig. So betrug der spezifische Widerstand 
des bei den Versuchen verwendeten Sandes bei 2% Feuch- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 57 


tigkeit etwa 120 °C/W und erreichte auch bei 5% Feuchtig- 
keit praktisch nur 70 °C/W. Bei den Kabein für 30 kV liegt 
der Versuchswert höher als der VDE-Wert, was besonders 
für das Dreibleimantelkabel 3 X 120? Al auffällt. Hier nähert 
sich der VDE-Wert dem nach 6 X 24 h ermittelten Wert. 

Es hat demnach den Anschein, als ob die rechnerische 
Ermittlung der Belastbarkeit nur begrenzt anzuwenden sei. 
Außerdem muß die Belastungsdauer berücksichtigt werden. 
Die im Schrifttum vertretene Meinung, daß nach etwa 24 h 
keine weitere Zunahme der UÜbertemperatur erfolgt, wird 
durch die vorliegenden Versuche widerlegt. Auch dürfte der 
Wert von 40 °C/W für den spezifischen Wärmewiderstand 
des Erdbodens zu günstig sein; er wird meist zwischen 60 
und 80 °C/W liegen. 

Die in den Vorschriften angegebene Belastbarkeitsmin- 
derung luftgelegter Kabel auf 75% des Wertes für erdge- 
legte Kabel bedarf einer Berichtigung. Weiterhin geben die 
Versuche mit Kabelhäufungen einen Hinweis, welche Belast- 
barkeitsminderung durch die gegenseitige Erwärmung be- 
lasteter Kabel tatsächlich eintritt, wobei noch hinsichtlich der 
Belastungsart zu unterscheiden ist. 


4. Festlegung der Belastbarkeit von Kabelstrecken 


Neben diesen Betrachtungen und dem Vergleich be-. 
bestehender Angaben in Vorschriften haben die Ergebnisse 
aus den vorliegenden Versuchen die Voraussetzungen ge- 


schaffen, für Kabelstrecken Belastbarkeitswerte aufzustel- 


len. Sie werden maßgeblich beeinflußt durch die Umgebungs- 
temperatur, Bettungsart, Belastungsart und -form. Im fol- 
genden werden die Gesichtspunkte herausgestellt, die zur 
Aufstellung von Belastbarkeitswerten für die Kabelnetze der 
BEWAG geführt haben und die demzufolge für Berliner Ver- 
hältnisse gelten. 

a Umgebungstemperatur. — Entsprechend der 
Bettung wird die Umgebungstemperatur durch den Erdboden 
oder die Luft bestimmt. Der Unterschied zwischen höchster 
und tiefster Temperatur des Erdbodens innerhalb eines 
Jahres ist für mitteleuropäische Verhältnisse nicht groß. In 
Berlin wird 20° im Juli/August selten überschritten, wäh- 
rend die Temperatur zur Zeit der Höchstbelastung der Kabel- 
strecken in den Monaten Dezember/Januar 8...4° beträgt. 
Sie erreicht 0° nur bei langanhaltender strenger Kälte. Diese 
Werte sind aus zahlreichen, über mehrere Jahre sich er- 
streckenden Beobachtungen an verschiedenen Meßstellen in 
i m Tiefe unter der Erdoberfläche ermittelt worden. Der 
Unterschied zwischen der höchsten und tiefsten Lufttempe- 
ratur in den Werken und Stationen ist etwa von derselben 
Größenordnung. 

Außer dieser Abhängigkeit von klimatischen Verhält- 
nissen wird die Umgebungstemperatur weiterhin durch die 
Erwärmung benachbarter belasteter Kapel bestimmt. Sie ist 
von der Anordnung, Anzahl und Belastungsart dieser Kabel 
abhängig. Aus zahlreichen Messungen bei Kabelhäufungen 
im Erdboden wurde eine Erwärmung von 10° im Winter, 
also zu Zeiten hoher Belastung, nicht überschritten. Das 
gleiche Ergebnis wurde auch bei der untersuchten Anord- 
nung 2 X 4 Kabel für veränderliche Belastung erzielt. Für 
die Bettung von Kabeln in Kanälen in Werken und Stationen 
ist die Raumtemperatur zwar höher, die gegenseitige Er- 
wärmung aber infolge des größeren Abstandes der einzelnen 
Kabel geringer. | 

Die BEWAG hat bei Aufstellung von Belastbarkeitstafeln _ 
für die in das Kabelnetz eingebauten Kabel die Stromwerte 
getrennt für Sommer und Winter angegeben und dabei fol- 
gende in Tafel III mitgeteilte Temperaturen und Übertempe- 
raturen zugrunde gelegt. 

Hinsichtlich des Temperaturspiels, besonders im Winter, 
und der dadurch hervorgerufenen Bewegung der Kabeltränk- 
masse ist bei Kabeln mäßiger Spannung nichts. zu befürch- 
ten, da keine Glimmverluste durch Hohlraumbildung auf- 
treten. Dagegen ist bei Kabeln höherer Spannung schon Vor- 
sicht geboten, den Temperaturunterschied zwischen tiefster 
und höchster Leitertemperatur nicht zu groß zu wählen. 
Es ist deshalb anzustreben, bei Temperaturen zu arbeiten, 
bei welchen die Hohlräume gering und dementsprechend 


58 


die Glimmverluste niedrig liegen. Der Vorteil ist wei- 
ter, daß das Kabel im Bereich niedriger dielektrischer Ver- 
luste arbeitet. Bei modernen Massekabeln für höhere Span- 
nung treten auch bei tieferen Temperaturen infolge Wahl 
der Tränkmasse und verbesserter Herstellungsverfahren 
keine größeren Glimmverluste auf. Deshalb können solcde 
Kabelstrecken auch während eines großen Teils der Be- 
lastungszeit bei tieferen Temperaturen betrieben werden, 
ohne Schaden zu leiden. 


Tafel III. Temperaturaufstellung für Kabelstrecken. 
Wert in °C für 


Luftlegung Erdlegung- 
Sommer Winter Sommer Winter 
1 2 3 4 5 

Höchsttemperatur 
für 1..6 kV-, 55 55 55 55 

`- für 30 kV-Kabel 45 45 45 45 
Umgebungstemperatur 25 15 20 6 
gegenseitige 
Erwärmung 3 5 ? 10 
Zulässige Ubertemp. 
für 1..6 kV-, 27 35 28 39 
für 30 kV-Kabel 17 25 18 29 

b) Bettungsart. — Die einzelnen Abschnitte einer 


Kabelstrecke sind meist verschiedenartig gebettet. Beider- 
seits der Endverschlüsse verlaufen die Kabel in Luft, sind 
dann in den Werken vornehmlich in Kanäle gelegt, um im 
Erdreich mit Schutzhauben bedeckt oder anderweitig me- 
chanisch geschützt zu sein. Bei Kreuzungen von Fahrbahnen 
sind sie meist durch Rohre gezogen. Diese Bettungsart ist 
die ungünstigste hinsichtlich der Belastbarkeit in der Kabel- 
strecke. Man könnte deshalb geneigt sein, sie der Belast- 
barkeit der gesamten Kabelstrecke zugrunde zu legen. Da 
jedoch dieser Teil der Strecke nur einen Bruchteil darstellt, 
ist es nicht vertretbar, die Belastbarkeit der gesamten Strecke 
nach wenigen, örtlich etwas wärmeren Stellen zu bemessen. 
Die früher durchgeführte Ausfüllung der Überwegrohre hat 
sich nicht bewährt, weil die Füllmasse hart wurde und die Ka- 
bel nachträglich aus den Überwegrohren nicht mehr heraus- 
gezogen werden konnten. Die Ergebnisse aus den Versuchen 
an gelegten Kabelstrecken (Tafel I, Spalte 10) stimmen gut 
mit den an kurzen Kabelstücken ermittelten überein. So 
wurde den Belastbarkeitsangaben bei der BEWAG die Bet- 
tungsart „Erde mit Kabelschutzhauben'" zugrunde gelegt mit 
einer Belastbarkeitsminderung von 10% gegenüber der Bet- 
tungsart „Erde ohne Schutzhauben“. | 

c) Belastungsform. — Im allgemeinen ist die Be- 
lastungsart der meisten Elektrizitätsversorgungs-Unterneh- 
men während 24 h veränderlich und die Belastungsform durch 
eine Morgenspitze und eine. mehrstündige höhere Abend- 
spitze gekennzeichnet. Bei Werken mit vorwiegender In- 
dustrielast wird die höchste Belastung meist in den Morgen- 
stunden erreicht. Im Versorgungsnetz der BEWAG ist der 
größte Teil der Kabelstrecken nach der in Bild 3 mitgeteilten 
Form belastet. Sie wiederholt sich an Wochentagen, während 
an dem darauffolgenden Sonntag eine Entlastung eintritt. 
Nur wenige Werke dieses Unternehmens weisen eine aus- 
gesprochene Industriebelastung oder eine gleichbleibende Be- 
lastung mit nur kurzzeitigen Unterbrechungen auf. Es ist 


also durchaus möglich, daß in einer Kabelhäufung ein Kabel 


eine praktisch gleichbleibende Belastung zeigt, während die 
übrigen veränderlich belastet sind. Deshalb sind außer An- 
gaben über Spitzenlastwerte audi solche über Dauerlast- 
werte notwendig. 


5. Berechnung der Belastbarkeit von Kabelstrecken 
bei veränderlicher Belastung 


Die Versuche haben gezeigt, daß bei veränderlicher Be- 
lastung und einer Belastungsform entsprechend Bild 3 eine 
Belastbarkeitserhöhung gegenüber Dauerlast von etwa 10% 
bei Legung eines Kabels, von elwa 17% bei Häufung 
von 4 Kabeln möglich ist. Die vorliegende Belastungsform 
mit einem Tagesbelastungsfaktor von 0,57 (errechnet aus: in- 
nerhalb 24 h abgegebene Ah dividiert durch Spitzenbelastung 


Bild 5. 
3 x 95? s Al in Erde mit Schutzhauben. 


- 


. Rechnung wird eine Belastbarkeit des Kabels von 176 A uni 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


nö S D 


Betrieb wird ofi die Forderung herantreten, auch unter ab- 
weichenden Belastungsformen die Belastbarkeit zu kennen. 
Versuche werden nicht immer möglich sein, ganz abgesehen 
davon, daß sie zeitraubend und mit Kosten verbunden sind. 
Man hat zwar Modellversuche in einer Sandkiste durchge- 
führt, um dieser Frage näher zu kommen [6] und in anderen 
Fällen hat man versucht, die Frage rechnerisch zu lösen [7]. 
Der Nachweis, daß es bei Kenntnis der Erwärmungskurve 
eines Kabels bei gleichbleibender Belastung möglich ist, die 
Ubertemperatur bei beliebig gestalteter Belastungsform zu 
berechnen, ist erbracht [8]. 


1. Februar 1950 
in Amp. X 24 h) ist aber nicht immer vorhanden. An den 


Belastungsverlauf und Ubertemperaturen für ein 6 kV-Kab:i 
. Punkte: Ubertemperatur nat ¢ 
Tagen (obere Pkte.) bzw. nach 1 Tag (unt. Pkte.}. 

Das Verfahren besteht darin, daß sich Erwärmungs- und 
Abkühlungsvorgänge überlagern, wie sie aus aufgenomme- 
nen Kurven entnommen werden können unter der zuttel- 
fenden Voraussetzung, daß sich Erwärmungs- und Abkül- 
lungskurve entsprechen. An Hand einer einfach gestalteten 
Belastungskurve soll die Berechnung mitgeteilt werden, die 
ausführlicher in der angeführten Arbeit [8] beschrieben ist 
Als Beispiel ist ein Gürtelkabel 3 X 95? s Al für 6 kV-Be- 
triebsspannung nach VDE 0255/40 gewählt, welches im Erd- 
boden mit Kabelschutzhauben in 1 m Tiefe gelegt und nath 
der in Bild 5 dargestellten Kurve belastet sein soll. De: 


die in Bild 6 dargestellte Erwärmungskurve des Kabels fur 

6 X 24 h zugrunde gelegt. 
300 5 Toge 
% 


80 


60 


40 


Ubertemperatur 


EEE rn E E o R A R E E E E. 
aa a A e e o G. 


20 


0 
0 4 8 


E7228) 
Bild 6. 


12 
Belastungszeit 


16 20 24h 


Prozentwerte der Enderwärmung eines 6 kV-Kabels 3 x 95 s A: 
in Erde mit Schutzhauben. 

In Tafel IV sind die erreichten Ubertemperaturen z7: 
bestimmten Zeitpunkten der Belastungszeit mitgeteilt. I: 
Spalte 1 ist der Strom, in Spalte 2 der Beginn desselb-” 
vermerkt, welcher nach 6 X 24 h eine Übertemperatur ®s 
(Spalte 3) erreichen würde. In Spalte 4 sind die Endwer:t 
Oje der gedachten Erwärmungskurven enthalten, welche d.e 
Differenz der gerade bestehenden und vorausgegangenen 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 3 59 


Erwärmung darstellen. Sie sind positiv bei zunehmendem, 
negativ bei abnehmendem Strom. Die Spalten 5 bis 15 ent- 
halten die Augenblickswerte der Ubertemperatur der ge- 
dachten Einzelbelastungen für verschiedene Zeitpunkte. Sie 
sind für die jeweiligen Zeitpunkte berechnet, indem der 
dafür geltende Prozentsatz aus Bild 6 entnommen wurde. 
So ist um 16h des ersten Tages (Spalte 8) der Erwärmungs- 
vorgang mit 50 A 16 h gelaufen und hat dabei 81% der 
Enderwärmung, also 


man ebenfalls Richtwerte angeben, deren Höhe und Dauer 
jedoch vorsichtig zu wählen sind, weil sie u. a. davon abhän- 
gig sind, wie das Kabel vorbelastet gewesen ist. Auch hier 
bietet das mitgeteilte Rechenverfahren die Möglichkeit, ge- 
nauere Angaben zu machen. In Bild 7 sind für ein Gürtel- 
kabel 3 X 95? s Al für 6 kV Betriebsspannung bei Erdlegung 
mit Kabelschutzhauben die möglichen höheren Stromwerte 
mitgeteilt, welche die angenommene Grenztemperatur von 


etwa 2,0° erreicht. Tafel IV. Errechnete Ubertemperaturen bei veränderlicher Belastung eines 6 kV-Kabels 3 X 95 s Al. 
i i Belastung Übertemperatur Augeublicksweite der Übertempeiaur 
Ein ee kn g Strom Beginn Os Ois 1. Tag 2.Tg 3.Tg 4Tg 5. Tg. 6.Tg. 
mit einer Enderwar A Uhrzeit œG °C oh eh gh — ish gh għ gh ggh HH jgh jgh 
mung von rund 7,8% ——————— m re —— 
hat sich dem ersten 1 Bi 3 4 5 6 7 8 Q 10 11 e 13 14 15 
überlagert und um 7 Raser w 
Sa 5o 0 252 +00 00 1,9 1,96 204 208 213 2235 27 24 2497 251 
16 eine Augen- 100 6 10.34 + 7.82 5,51 t18 6,26 6,41 6,88 7,27 7,50 7,66 7,80 
bli&serwärmung von 150 7 2450 414,16 9,30 10,90 11,18 11,48 12,46 13,17 13,60 13,88 14,10 
79:782 = gg 10 9 1034 —14,16 -1062 —-11,10 —11,45 —1242 —13,15 —13,600 —13,88 —14,10 
0,79: 7,82 = 6,18 150 14. 2450 +1410 1062 11,10 12,15 13.00 1350 13,85 1408 
hervorgerufen. So ist 200 hr 46,% -+22.40 15,80 17,35 19,00 20,40 21,30 21,70 22,30 
auf diese Weise für '% 21 232 I2% Zisa Lisas 1088 D2065 22125 2160 
den ersten Tag in _ A NE SEELEN 
S 9 di = 
palte 9 die höchst Summe: 0,00 1,93 16,77 8,50 35,84 474 297 286 28 278 280 
erreihbare Erwär- e EN EAS Sn 
mung von etwa 35,8? i 
g ENA aiid Übertemperatur x 
ermittelt worden, Für ges 1. Tages 0,00 193 16,77 8,50 3584 47 3584 3584 35,84 35,84 35,84 
jeden weiteren Tag »2 - 2,97 2,97 2,97 2,97 
. Š A ; =. 3. ,} 2,86 2,86 2,86 
tritt zusätzliih die °? % 7 2,81 2,81 
Summe der Erwär- . 5 . 2,78 
mung des vorherge- — - —— --- -> 2. 
Lenden hinzu, so daß Summe der Übertemperaturen 35,84 38,81 41,67 44,48 47,26 50,06 
am 6. Tage eine höch- _— _— — 0-1. —n m 
ste Ubertemperatur Abzügliche Übertemperatur En an een ar Ze 
h des l ages — l, -= ‚08 — l, — Ll, — l, 
um Bi von rund a ; - 25 - 25 — 25 — 2,25 
50,1° erreicht werden °? 5 ” - 237 — 237 — 237 
würde. . 4. (ad Ta 2,44 == 2,44 
nah v — 2,47 
Da nun der erste 
Belastungswert des z I EEE 
zweiten Tages gleich Übertemperatur 0,00 1,93 16,77 8,50 35,84 4,74 36,73 - 37,34 37,78 38,12 38,45 


dem des ersten Tages 
ist, wird der zusätzliche entsprechende Augenblickswert der 
Erwärmung gleich Null und so fort. Es sind demzufolge in 
der Erwärmung des 6. Tages alle dem betrachteten Augen- 
blickswert entsprechenden Werte der Erwärmung zuviel lin- 
zugefügt. Die Summe dieser 
einzelnen Werte beträgt am 
6. Tage um 19 b im vorliegen- 
den Fall etwa 11,6° (Spalte 15), 
so daß die endgültige Erwär- 
mung rund 38,5° beträgt. Soll 
nun die Kabelstrecke mit nur 
35° Ubertemperatur belastet 
werden, so würde der Spit- 
zenlastwert nur 192 A be- 
tragen dürfen. Die übrigen 
Werte der Belastungskurve 
müßten im VerLältnis 192:200 
reduziert werden. === = 
Nach diesem Recenver- Er Tr 
fahren wurden auch die un- u didi 
tersuchten Kabel der Tafel I 
bei veränderlicher Belastung 
nachgeprüft und dabei eine 
gute Übereinstimmung zwi- 
schen Rechnung und Versuch 


—> Strom 


Bild 7. Kurzzeitig höhere Belastbar- 
keit eines nah VDE 0255/40 aufge- 
bauten 6 kV-Kabels 3 x 95? s Au. 


festgestellt. 


6. Berechnung kurzzeitig zugelassener Belastungen 


Oftmals wird die Notwendigkeit bestehen, besonders bei 
Ausfall von Kabelstrecken infolge Störungen, die Zeit zu 
wissen, wie lange die noch im Betrieb befindlichen Kabel mit 
einem größeren Strom belastet werden dürfen. Dafür kann 


55° nicht überschritten. Dabei wurde auch die Vorbelastung 
durch eine gleichbleibende Belastung berücksichtigt, bei wel- 
cher die Endübertemperatur des Kabels erreicht worden war. 


Zusammenfassung. 

Aus Versuchen wurden Belastbarkeitswerte für Kabel 
unter Berücksichtigung praktischer Verhältnisse aufgestellt. 
Hierbei war das Ziel, dem Betrieb und der Planung von Ka- 
belnetzen Richtwerte und einfache Rechenmethoden für die 
Belastbarkeit von Kabelstrecken an die Hand zu geben. Dar- 
über hinaus dürften die Ergebnisse dazu beitragen, bereits 
bestehende Belastbarkeitsangaben, z. B. die in den VDE-Vor- 
schriften 0255, zu überprüfen. In diesem Fall wäre es zu be- 
grüßen, wenn auch andere Unternehmen, Hersteller und Ver- 
braucer von Kabeln ihre Untersuchungsergebnisse zur Ver- 
fügung stellen würden. Die beste Methode, die Kabeltempe- 
ratur zu messen und Kabelstrecken thermisch voll auszunut- 
zen, wird der Einbau geeigneter. Temperatur-Überwachungs- 
einrichtungen sein. Sie müßten aber einfach und billig herge- 
stellt werden. 


Schrifttum 


[1] H. Weber: Elektrizitätswirtsch. 43 (1944) S. 263. — F. Kaiser: 
VDE-Fachberichte 1939, S. 18. 

[2] Danscher: Siemens-Z. 14 (1934) S. 
(1943) S. 316. — Ferner s. Kaiser [8]. 

[3] K. Tonnemacher: Elektrizitätswirtsch. 
O. Gasser: Siemens-Z. 11 (1931) S. 456. 

[4] A pt: Erläuterungen zu VDE-Voırschriften. 

[5] A. Hecht: VDI-Forschungsheft 362. 

[6] A. Gemant: Arch. elektr. Übertrag. 2 (1949) s. 148. Ref. in ETZ 70 
(1949) S. 417. 

7 Whitehead u Hutchings: Engrs. 83 (1938) 
S. 517. — Halperin: Electr. Engng. 58 (1939) S. 535. 

[8] F. Kaiser: Die Erwärmung von Drehstrom-Mehrleiterkabeln unter 
Berücksichtigung der Belastungsform u. d. Verlegungsart. Diss. T. H. 
Darmstadt 1937. 


136. — W. Koch: ETZ 64 
27 (1928) S. 480. — 


J. Instn. electr. 


60 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 1950 


Wiederaufbau des deutschen Patentwesens 


Von Paul Ohrt, Erlangen 


Übersicht. Unter bewußtem Verzicht auf eine erschöpfende Dar- 
stellung des mit der Eröffnung des Deutschen Patentamtes in München zu- 
sammenhängenden Gesetzeswerkes werden die für die Praxis des Erfin- 
dungsschutzes wichtigsten Gesetzesbestimmungen mitgeteilt und erläutert. 

Einleitung 

Das Reichspatentamt in Berlin mußte am 8. 5. 45 seine 
Tätigkeit einstellen. Verhandlungen zwischen den vier Be- 
satzungsmächten, die eine für alle Besatzungszonen geltende 
Regelung zum Ziele hatten, verliefen ohne Ergebnis. Dem 
Wirtschaftsrat in Frankfurt wurde daher der Auftrag erteilt, 
für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet eine Sonderregelung 
zu treffen. Nach langwierigen Verhandlungen wurde zu- 
nächst eine Zwischenlösung gefunden: In Darmstadt und pa- 
rallel dazu in Berlin wurden am 1. 10. 48 „Annahmestellen“ 
für Schutzrechtsanmeldungen eröffnet [1], bei denen aber 
nur Prioritäten für später zu erteilende Schutzrechte gesichert 
werden konnten. Man wählte bewußt diese Zwischenlösung, 
weil man noch glaubte, die drohende Trennung zwischen 
Ost und West auf dem Gebiet ‘des gewerblichen Rechts- 
schutzes verhindern zu können. Die für die Ostzone maßge- 
benden Stellen haben aber von der Möglichkeit des An- 
schlusses keinen Gebrauch gemacht. Durch eine nur für die 
Ostzone 'erlassene Verordnung [2] wurde die Trennung zwi- 
schen Ost und West praktisch vollzogen. Die im Westen 
fortgesetzten Verhandlungen führten im Dezember 1948 zur 
Annahme eines Gesetzes [3], durch das München als Sitz für 
ein deutsches Patentamt bestimmt wurde. Im Mai 1949 folgte 
ein Überleitungsgesetz [4], durch das vor allem die Rechtsver- 
hältnisse für die alten Anmeldungen und Patente sowie das 
von dem Patentamt in München für neue Anmeldungen an- 
zuwendende Verfahren geregelt wurden. Nach der Genehmi- 
gung dieser Gesetze durch die Besatzungsbehörden konnte 
der Tag der Eröffnung des Patentamtes in München auf den 
1. 10. 49 festgesetzt werden. Ein entscheidender Schritt für 
den Wiederaufbau des völlig zusammengebrodhenen Gebäu- 
des des deutschen Patentwesens war damit getan. 

Die schwierigen politischen Verhältnisse, unter denen 
das neue Patentamt seine Arbeit beginnen muß, insbeson- 
dere die Trennung zwischen Ost und West, die vor dem 
Patentwesen nicht Halt gemacht hat, machen es dem Unkun- 
digen nicht leicht, sich in dem Rechtsgebäude zurechtzufin- 
den, in dem der Erfindungsschutz in Deutschland heute le- 
ben muß. Die in Betracht kommenden Gesetze und Verord- 
nungen sind inzwischen in der Literatur mehrfach im Wort- 
laut mitgeteilt und auch im einzelnen erläutert worden [5, 
6, 7]. Das soll hier nicht wiederholt werden. Es erscheint 
aber berechtigt, das für die Praxis Wichtige noch einmal 
herauszugreifen und seine Auswirkungen zu schildern. 


Unterschiedliches Recht in West und Ost 

Von besonderer Bedeutung ist der geographische Gel- 
tungsbereich der Gesetze, auf denen das neue Patentamt be- 
ruht. Sie gelten nur für das Bundesgebiet, nicht aber für Ber- 
lin und die Ostzone. Dort bleibt es einstweilen bei dem bis- 
herigen Rechtszustand. Wer in München ein Patent anmeldet, 
kann nur ein Patent bekommen, das für das Bundesgebiet 
gilt. Auf die Ostzone erstreckt sich das in München erteilte 
Patent so wenig, wie in normalen Zeiten ein deutsches Pa- 
tent in einem ausländischen Staat Geltung hatte. Wer in der 
Ostzone eine Erfindung schützen will, muß diese bei dem 


„Büro für Erfindungswesen" in Berlin (Ostsektor) anmelden. . 


Es ist wohl damit zu rechnen, daß diese Annahmestelle durch 
ein Patentamt mit Wirkung für die Ostzone abgelöst wird. 

In Ost und West verschieden ist auch die Gültigkeit der 
Patente bzw. Anmeldungen, die am 8. 5. 45 nach damaligem 
Recht noch in Kraft waren. Bis zum 31. 12. 49 war der Rechts- 
zustand für diese Schutzrechte noch in ganz Deutschland der 
gleiche. Alle Patente und Anmeldungen, die bei Kriegsende 
in Kraft waren, können geltend gemacht werden, obwohl 
keine Gebühren dafür gezahlt werden. Zu den noc gülti- 
gen Patenten gehören auch die Patente, welche inzwischen 
ihr 18. Lebensjahr erreicht haben und nur noch auf Grund 


DK 347.771 (43) 


der Verordnung vom 10. 1. 42 „kriegsverlängert‘ sind. Diese 
Patente können nach dem 31. 12. 49 im Bundesgebiet nicht 
mehr geltend gemacht werden. Sie bleiben aber in der Ost- 
zone und in Berlin vorerst weiterhin in Kraft. Für diejeni- 
gen bei Kriegsende noch in Kraft befindlichen Patente, die 
ihr 18. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, gilt bis zum 
30. 6. 50 in ganz Deutschland der gleiche Rechtszustand. Ein 
Patent, das beispielsweise sein 18. Lebensjahr am 1. 6. 50 
oder kurz nach dem 30. 6. 50 erreicht, kann auch im Bundes- 
gebiet noch ohne Zahlung von Jahresgebühren in vollem 
Umfange geltend gemacht werden. Für diese Schutzrechte tre- 
ten erst nach dem 30. 6. 50 unterschiedliche Rechtsverhältnisse 
ein. Während in der Ostzone und Berlin — vorausgesetzt, daß 
bis dahin keine Änderung eintritt — diese Schutzrechte auch 
weiterhin in Kraft bleiben, können sie im Bundesgebiet nur 
geltend gemacht werden, wenn ein entsprechender Antrag 
beim Patentamt in München gestellt wird. Nach dem 1. 1. 50 
bzw. 30. 6. 50 kann es vorkommen, daß ein Gerät in Ost- 
deutschland durch ein Patent geschützt, im Westen dagegen 
patentfrei ist. 


Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß das Deutsche Patent- 
amt in München nicht etwa nur für die Bewohner des We- 
stens arbeitet. Die gesetzliche Regelung, die dieses Amt ins 
Leben gerufen hat, gilt zwar geographisch nur für das Bundes- 
gebiet, d. h. die Maßnahmen des Amtes, insbesondere die von 
ihm erteilten Patente, beschränken sich in ihrer Wirkung 
auf das Bundesgebiet, im übrigen können aber nicht nur 
alle Bewohner von Ost- und Westdeutschland ihre neuen 
Erfindungen dort anmelden, sie können auch alle ihre frü- 
heren Schutzrechte von dem Münchener Patentamt weiter be- 
handeln lassen. Ein in der Ostzone wohnender Patentinhaber 
kann in München genau so wie ein Bewohner des Bundes- 
gebietes einen Antrag auf Weiterbehandlung seines Schutz- 
rechtes stellen. Er muß es tun, wenn er den Schutz im Bun- 
desgebiet nicht aufgeben will. 


Altpatente und Altanmeldungen 

Wer ein „Alt-Patent‘, d. h. ein Patent, das vor dem 
8. 5. 45 erteilt und an diesem Tag noch in Kraft war, im 
Bundesgebiet nach dem 30. 6. 50 geltend machen will, muß 
bis zu diesem Tage einen Antrag auf Aufrechterhaltung beim 
Patentamt in München stellen. Den Antrag kann der Patent- 
inhaber selbst stellen oder ein anderer „für ihn”, wie das 
Gesetz sagt, beispielsweise ein Lizenznehmer, wenn der In- 
haber selbst dazu aus irgend einem Grunde nicht in der 
Lage sein sollte. Wesentlich ist, daß der Antrag gestellt und 
Gebühren gezahlt werden. Die Höhe der Gebührt beträgt 3 
der seit dem 1. 7. 48 für das betreffende Patent fälligen 
Jahresgebühren. Für ein Patent, dessen 15. Jahresgebühr bei- 
spielsweise am 1. 8. 48 fällig war, bedeutet dies, daß am 1.7 
50 die 15. und 16. Jahresgebühr fällig werden. Diese Gebüh- 
ren brauchen nicht schon am 30. 6. 50 gezahlt zu werden. 
man kann warten, bis das Patentamt zur Zahlung auffordert 
und eine letzte Frist für die Zahlung bestimmt. An den Ter- 
min des 30. 6. 50 gebunden ist nur der Antrag auf Aufrecdht- 
erhaltung des Patentes. Besondere Formalitäten sind für den 
Antrag nicht vorgeschrieben, es ist aber zweckmäßig, die 
vom Münchener Patentamt dafür ausgegebenen Formulare 
zu verwenden. 


Für „Alt-Anmeldungen”, d. h. Anmeldungen, die sich am 
8. 5. 45 noch im Prüfungsverfahren befanden, muß ebenfalls 
bis zum 30. 6. 50 ein Antrag gestellt werden, wenn dieses 
Schutzrecht weiter verfolgt werden soll. Auch in diesem 
Falle ist eine Gebühr, und zwar die Anmeldegebühr von 
DM 25,— zu zahlen. Für die Zahlungsfrist gilt das gleiche 
wie für die Alt-Patente. Um festzustellen, daß es sich um 
eine vor dem 8. 5. 45 eingereichte Anmeldung handelt, kann 
das Patentamt die Einreichung von Unterlagen über das Alt- 
Schutzrecht verlangen. Es wird dies insbesondere dann not- 
wendig sein, wenn das Amt von der betreffenden Anmeldung 
keine Akten mehr besitzt. Die in dieser Form aufrecht erhal- 


ie p m o - 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 61 


tenen Alt-Anmeldungen werden vom Münchener Patentamt 
nach dem für eine Ubergangszeit eingeführten neuartigen 
Prüfungsverfahren weiterbehandelt. Wesentlich ist, daß 
sämtliche Alt-Anmeldungen bekanntgemacht werden, auch 
wenn im früheren Prüfungsverfahren für diese Anmeldungen 
schon einmal eine Bekanntmachung erfolgt ist. 


Mit Bezug auf die Alt-Schutzrechte muß noch darauf hin- 
gewiesen werden, daß die in Deutschland über das Kriegs- 
ende hinaus noch erhaltenen Aktenbestände solcher Schutz- 
rechte sich z. Zt. in dem früheren Berliner Patentamt befin- 
den. Es sind dort Aktenunterlagen von etwa 140 000 noch im 
Prüfungsverfahren befindlihen Anmeldungen und Akten- 
unterlagen einer größeren Anzahl: bei Kriegsende bestehen- 
der Patente erhalten geblieben. Je nach den Umständen be- 
sitzt das Berliner Patentamt von den Schutzrecten die voll- 
ständigen Akten, vielfach aber auch nur einen kleinen Teil 
davon, beispielsweise nur die ursprünglich eingereichte. Fas- 
sung einer Anmeldung. Wer selbst keine Unterlagen mehr 
über seine Anmeldungen besitzt, kann sich mit der Bitte um 
Auskunft an das Berliner Patentamt wenden und dort bei 
Erstattung entsprechender Gebühren Photokopien der etwa 
noch vorhandenen Schutzredhtsunterlagen erhalten. 


Das neue Prüfungsverfahren 

Das bis „auf weiteres vom Deutschen Patentamt in 
München anzuwendende Prüfungsverfahren für Neuanmel- 
dungen weicht grundsätzlich von dem früher in Deutschland 
üblichen Verfahren darin ab, daß die Prüfung vor der Be- 
kanntmachung wegfällt. Die Anmeldungen werden vor der 
Bekanntmachung nur in formaler Hinsicht geprüft, nicht aber 
auf Neuheit, Fortschritt und Erfindungshöhe. Auc die Prü- 
fung auf „älteres Recht‘, d. h. darauf, ob eine Erfindung be- 
reits Gegenstand eines auf eine frühere Anmeldung erteilten 
Patentes ist, entfällt vor der Bekanntmachung. Der Prüfer 


kann zwar Druckscriften entgegenhalten, die zur Abgren- 


zung der Erfindung gegenüber dem Stande der Technik in 
Betracht kommen, der Anmelder ist aber vor der Bekannt- 
machung nicht zur Abgrenzung verpflichtet. Die sachliche 
Prüfung der Anmeldungen beginnt erst im Einsprucsver- 
fahren nach der Bekanntmachung. Die Einsprudhsfrist ist 
wegen der großen Bedeutung, die dem Einspruchsverfahren 
zukommt, auf vier Monate verlängert. Im Gegensatz zu frü- 
her ist für jeden Einspruch eine Gebühr von DM 30,— zu 
entrichten. Nach der Bekanntmachung verläuft das Verfah- 
ren vor der Anmeldeabteilung bzw. anschließend vor der 
Beschwerdeabteilung im wesentlichen wie früher. 

Wichtig sind die besonderen Bestimmungen für Erfin- 
dungen aus der Zeit zwischen dem 1. 7. 44 und dem 1. 10. 48. 
Wenn eine Erfindung in dieser Zeit vollendet wurde und 
spätestens bis zum 31. 10. 49 eingereicht worden ist, genießt 
sie ausnahmsweise die Priorität der tatsächlichen Entstehung 
der Erfindung und nicht, wie dies sonst nicht nur in Deutsch- 
land sondern auch in den meisten Auslandsstaaten der Fall 
war, die Priorität des Anmeldetages. Veröffentlichungen oder 
offenkundige Vorbenutzungen wirken bei diesen Anmeldun- 
gen nur dann neuheitsschädlich, wenn sie zeitlich vor dem 
Tage liegen, an dem die Erfindung vollendet und so „nie- 
dergelegt'' war, daß die Benutzung durch andere Sachver- 
ständige möglich erscheint. Die Niederlegung wird im all- 
gemeinen in schriftlichen. Aufzeichnungen oder zeichneri- 
schen Darstellungen bestehen, für die der behauptete Zeit- 
punkt ihrer Entstehung nachweisbar ist. Es kann aber auch 
ein Modell als Nachweis für die Niederlegung einer Erfin- 
dung dienen. Dabei ist es nicht notwendig, daß eine Beschrei- 
bung oder ein Modell „amtlich”, etwa bei einem Notar oder 
bei einem Patentanwalt, hinterlegt war. Es genügt, daß das 
Datum der Entstehung ausreichend glaubhaft gemacht wird. 
So kann beispielsweise ein nachweisbar an einem bestimm- 
ten Tage verfaßter technischer Bericht eines Betriebes als 
„Niederlegung” einer Erfindung gelten. In allen solchen 
Fällen einer zeitlich vor der Anmeldung liegenden Nieder- 
legung gilt als Priorität im Vergleich mit entgegengehaltenen 
Veröffentlichungen oder Vorbenutzungen das Datum der Nie- 
derlegung und nicht das spätere Datum der Anmeldung in 


Darmstadt oder München. Der gleiche Grundsatz gilt auch 
für den Vergleich zweier Anmeldungen, deren Erfindungen 
aus der Zeit vom 1. 7. 44 bis zum 1. 10. 48 stammen, die vor 
dem 31. 10. 49 angemeldet und deren Gegenstände ganz 
oder zum Teil miteinander übereinstimmen. Auch hier ist 
nicht der Anmeldetag, sondern das Datum der Niederlegung 
dafür maßgebend, welchem der beiden Anmelder das Patent 
erteilt wird. 

Nach dem vorstehend geschilderten Verfahren werden 
nicht nur die seit dem 1. 10. 49 in München eingereichten An- 
meldungen, sondern auch diejenigen Anmeldungen behandelt, _ 
die seit dem 1. 10. 48 bei den Annahmestellen in Darmstadt 
und Berlin eingereicht waren. Die letztgenannten Anmeldun- 
gen sind vom Deutschen Patentamt in München ohne weite- 
res übernommen und werden dort weiterbehandelt. 


Vertretung vor dem Patentamt 

Ein besonderes Überleitungsgesetz [8, 9] bezieht sich auf 
eine sehr wesentliche Änderung des Patentanwaltsgesetzes. 
Bisher konnte mit wenigen Ausnahmen das Vertretungsge- 
schäft vor dem Patentamt und die Beratungstätigkeit auf dem 
Gebiete des gewerblihen Rechtsschutzes berufsmäßig für 
eigene Rechnung nur von Patentanwälten ausgeübt werden. 
Hier ist mit dem neuen Gesetz im Bundesgebiet eine Ände- 
rung eingetreten, die den Kreis der Vertretungsberectigten 
sehr erheblich erweitert. Das neue Gesetz hat einen soge- 
nannten „Erlaubnisschein" eingeführt, der beim Patentamt in 
München unter folgenden Voraussetzungen beantragt wer- 
den kann: 

Der Antragsteller muß im Inlande als ordentlicher Stu- 
dierender einer Universität, einer Technischen Hochschule 
oder einer Berg-Akademie sih dem Studium naturwissen- 
schaftliher und technischer Fächer gewidmet, ferner eine 
staatliche oder akademische Abschlußprüfung bestanden und 
zumindest ein Jahr in praktisch technischer Tätigkeit gear- 
beitet haben. Die gleiche Berechtigung haben Antragsteller, 
die äuf einer staatlich anerkannten oder ihr gleichwertigen 
technischen deutschen Lehranstalt eine nach deren Grund- 
sätzen abgeschlossene technische Ausbildung erlangt haben. 
Neben dieser technischen Vorbildung wird eine mindestens 
dreijährige praktische Tätigkeit auf dem Gebiet des gewerb- 
lichen Rechtsschutzes gefordert. Wenn demnach ein Diplom- 
Ingenieur oder ein Absolvent eines Technikums drei Jahre 
lang bei einem Patentanwalt oder in der Patentabteilung 
eines Industrieunternehmens als Patentingenieur gearbeitet 
hat, so kann er beim Münchener Patentamt einen Erlaubnis- 
schein beantragen, der ihm das Recht gibt, das Vertretungs- 
geschäft vor dem Patentamt und die Beratungstätigkeit auf 
dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes genau so wie 
ein Patentanwalt berufsmäßig für eigene Rechnung auszu- 
üben. Dieses Recht erstreckt sich jedoch nicht auf die Ver- 
tretung ausländischer Patentanmelder. Hier bleibt es bei der 
bisherigen Vorschrift, nach der die Vertretung nur von einem 
Patentanwalt übernommen werden kann. 


Ausland 

Der Wiederaufbau wäre nicht vollständig, wenn es nicht 
gelänge, den durch den Krieg unterbrochenen Anschluß des 
deutschen gewerblichen Rechtsschutzes an das Ausland wie- 
der herzustellen. In den meisten Auslandsstaaten war es 
schon seit längerer Zeit möglich, von Deutschland aus An- 
meldungen einzureichen, und es wurden auch von der JEIA 
die dazu erforderlichen Devisen zur Verfügung gestellt. Nicht 
möglich war es aber, für diese Anmeldungen die Priorität 
der in Darmstadt, Berlin oder München eingereichten deut- 
schen Anmeldungen in Anspruch zu nehmen. Dieser Zustand 
ist durch das am 20. 10. 49 erlassene und mit Wirkung vom 
1. 10. 49, also am Tage der Eröffnung des Münchener Patent- 
amtes in Kraft getretene Gesetz Nr. 8 der Hohen Alliierten 
Kommission beendet worden [10, 11]. 

Durch das Gesetz Nr. 8 sollen deutsche Schutzrechte 
wieder hergestellt werden, welche Ausländern gehören und 
durch das Bestehen des Kriegszustandes oder auf Grund von 
Kriegsmaßnahmen beeinträchtigt worden sind. Neben der 
Behebung von Rechtsnachteilen, die beispielsweise dadurch 


62 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 19% 


entstanden sind, daß Gebühren nicht rechtzeitig gezahlt oder 
Handlungen gegenüber dem Patentamt nicht termingemäß 
durchgeführt werden konnten, besteht die wichtigste Be- 
stimmung dieses Gesetzes darin, daß dem Ausländer-Schutz- 
recht eine nachträgliche Kriegsverlängerung zugebilligt wird. 
Die Dauer dieser Verlängerung entspricht derjenigen Zeit- 
dauer der ursprünglichen Schutzdauer, die in dıe Kriegszeit 
fällt. Ein deutsches Patent, das einem Engländer gehört und 
beispielsweise 1938 angemeldet wurde, wırd um die Zeit vom 
1. 9. 39 bis zum 30. 9. 49, also um rund 10 Jahre verlängert. 
Es läuft nicht bis 1956 sondern bis 1966. Die einem Ameri- 
kaner zugebilligte Kriegsverlängerung ist kürzer, weil der 
Kriegszustand zwischen Deutschland und USA erst seit De- 
zember 1941 besteht. Wer während des Krieges ein Auslän- 


der-Patent gutgläubig benutzt hat, beispielsweise ein Patent, 


das während des Krieges sein 18, Lebensjahr erreichte und 
nicht in den Genuß der deutschen Kriegsverlängerung kam, 
darf das jetzt wieder auflebende Patent straffrei weiter be- 
nutzen. Er muß eine Lizenzgebühr zahlen, die mit dem Pa- 
tentinhaber zu vereinbaren ist. Neben der nachträglichen 
Kriegsverlängerung erhalten die Ausländer das Recht, für 
diejenigen ihrer eigenen Anmeldungen, deren 12-Monate- 
Prioritätsfrist bei Kriegsbeginn noch nicht abgelaufen war, 
jetzt nachträglich bei einer Neuanmeldung im Bundesgebiet 
die alte Priorität zu beanspruchen. Das bedeutet, daß eine 
beispielsweise 1940 in Frankreich eingereichte Anmeldung 
heute mit der Priorität von 1940 in München angemeldet 
werden kann. Die durch die nachträgliche Kriegsverlänge- 
rung der Ausländer-Patente und durch die nachträgliche Ge- 
währung der alten Prioritäten entstehende sehr erhebliche 
Belastung der deutschen Wirtschaft ist für die einzelnen 
Auslandsstaaten an die Bedingung geknüpft, daß diese sich 
bis zum 1. 4. 50 bereit erklären, für deutsche Anmeldungen 
die Unions-Priorität zu gewähren. 


Forischritte in der Theorie’'des Ferromagnelismus 


Die Theorie des Ferromagnetismus kat in den letzten 
Jahren bedeutende Fortschritte aufzuweisen; drei ihrer wich- 
tigsten werden im folgenden diskutiert!. Diese sind: 1) Struk- 
tur und Geometrie der magnetischen Bezirke (Weißsche Be- 
zirke). 2) Feine Partikel mit höher Koerzitivkraft. 3) Fer- 
romagnetische Resonanz bei Mikrowellenfrequenzen. 

1) Ein ferromagnetisches Material besteht bekanntlich 
aus kleinen Elementarbezirken, von denen jeder bis zur 
Sättigung magnetisiert ist. Da die Magnetisierungsrichtungen 
der einzelnen Bezirke beliebig orientiert sind, ist die pau- 
schale Magnetisierung eines — nicht magnetisierten — Ma- 
terials Null. Ein äußeres Magnetield ändert nur die Rich- 
tungen der Magnetisierung in den einzelnen Bezirken, nicht 
aber«deren Größe. Der funktionelle Zusammenhang zwischen 
äußerem Feld und Magnetisierung kommt in der Magnetisie- 
rungskurve zum Ausdruck. Diese bekannten theoretischen 
Anschauungen konnten nun durch neuere experimentelle 
Untersuchungen bestätigt werden. Es gelang, an Eisenein- 
kristallen mit Hilfe von kolloidalem Magnetitpulver nicht 
nur die Grenzen der magnetischen Bezirke sichtbar zu 


machen, sondern auch die Verlagerung der Grenzen dieser ` 


Bezirke („Wandverschiebungen”) bei steigender Magnetisie- 
rung. Die Größe der magnetischen Bezirke (0,1 mm bis 10 mm) 
erwies sich als viel größer als bisher angenommen. Bei der 
theoretischen Deutung werden drei verschiedene Arten von 
magnetischer Energie unterschieden: 1) Die magnetische 
Energie eines isolierten magnetischen Bezirkes, 2) die Wand- 
. energie zwischen zwei benachbarten Bezirken, 3) die Mag- 
netostriktionsenergie, hervorgerufen durch die Spannungen 
infolge magnetostriktiver Verlängerung der Bezirke, und 
gegebenenfalls eine vierte Energie, die Energie der ma- 
gnetischen Anisotropie. Bei der Magnetisierung stellt sich 
nun immer diejenige Orientierung der Bezirke ein, welche 
die kleinste Gesamtenergie aufweist. 

2) Mit derselben Theorie läßt sich auch die große Koer- 
zitivkraft äußerst feiner Teilchen eines ferromagnetischen 


I Nach R. M. Bozorth: Electr. Engng. 68 (1949) S. 471; 6 S., 11 B., 
I Tab. 


Schlußbemerkung 


. Gegenüber der mehr als 4 Jahre währenden, das Wirt- 
schaftsieben außerordentlich stark hemmenden Ungewißheit 
und Rechtsunsicherheit auf dem Gebiet des Erfindungsschut- 
zes ist mit der Eröffnung des Patentamtes in München schon 
viel erreicht. Nach den Gescehnissen auf politischem Gebiet 
war es nicht verwunderlich, daß auch auf dem Patentgebiet 
die Trennung zwischen Ost und West ein bedauerliches, aber 
wesentliches Kennzeichen ist. 


Schrifttum 


[1] „Gesetz über die Errichtung von Annahmestellen für Patent-, Ge- 
brauchsmuster- und Waıenzeichenanmeldungen'. Vom 5. 7. 1948. 
Bl. Patent-, Must.- u. Zeichenwes., 51. Jahrg., S. 3 [künftig nur als 
„Bl. zitiert]. 

[2] .Anoıdnung über die Errichtung einer Patent-, Gebrauchsmuster- und 

- Warenzeichenanmeldestelle im Büro für Erfindungswesen’'. Vom 15. 
9. 1948. Bl. 51, S. 33. 

[3] „Gesetz über die Errichtung eines Patentamtes im Vereinigten Wirt- 
schaftsgebiet''. Vom 12. 8. 1949. Gesetzblatt der Verwaltung des Ve- 
einigten Wi.tschaitsgebietes Nr. 30 vom 25. 8. 1949. 

[4] „Estes Gesetz zur Änderung und Überleitung von Vorschriften aui 
dem Gebiet des gewerbiichen Rechtsschutzes’'. Vom 8. 7. 1949. BI. 51, 
S. 229. 

[5] Ausiührungen des Abgeordneten Dr. Wellhausen, Vorsitzen- 
den des Patentrechtsausschusses, in der Vollversammlung des Wirt- 
schafts ates vom 24. 5. 1949. Bl. 51, S. 226. 

[6] Amtiiche Begründung zum Ersten Gesetz zur Änderung und UÜberlei- 
tung von Vorschriiten auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschut- 
zes vom 8. 7. 1949. Bl. 51, S. 235. 

[7] L. Heydt: Die Gesetzgebung auf dem Gebiet des gewerblichen 
Rechtsschutzes. Monatsschruit für deutsches Recht 1949, S. 522. 

[8] „Zweites Gesetz zur Ande ung und Überleitung von Vorschriften auf 

dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes’'. Vom 2. 7. 1949. Bl. 51 

S. 256. 

[9] Amtuiche Begründung zum Zweiten Gesetz zur Änderung und Uber- 
leitung von Voısc.ıften auf dem Gebiet des gewerblichen Rechts- 
schutzes vom 2. 7. 1949. Bl. 51, S. 257. 

[10) Gesetz Nr. 8 der Alliierten Hohen Kommission „Gewerbliche, litera- 
rishe und künstlerische Eigentumsrechte ausiändischer Staaten und 
Staatsangehörige,”. Amtsblatt der Hohen Alliierten Kommission für 
Deutschland Nr. 2 vom 27. 10. 1949. 

[11] W. Beil: Die Überleitung der deutschen gewerblichen Schutzrechte 
von Ausländern, Chemie-Ing. Techn. (1949) S. 441. 


DK 538.113 


Materials erklären. Der Mechanismus der Magnetisierung 
kleiner und großer Teilchen ist ganz verschieden: Bei großen 
Teilen geht die Wandverschiebung so vor sich, daß das 
Volumen der Bezirke, die am nächsten der Feldrichtung 
magnetisiert sind, wächst auf Kosten der Bezirke, dıe in 
anderen Richtungen magnetisiert sind. Nach Beendigung 
dieses Prozesses wird die Magnetisierungsrichtung gedreht 
von der Richtung leichter Magnetisierbarkeit in die Feld- 
richtung. Dieser gegen die Kristallkräfte arbeitende Vorgang 
erfordert eine zusätzliche magnetische Energie, die Energie 
der magnetischen Anisotropie. Sind die Teilchen jedoch so 
klein, daß sie in der Größenordnung der magnetischen Be- 
zirke liegen, so fallen die Wandverschiebungen fort, und es 
ist gegen die Anisotropiekräfte Arbeit zu leisten, die viel 
höher ist als die Wandenergie. Die Rechnung ergibt, daß 
bei Eisen erst bei Feldern in der Größenordnung von 500 Oe 
eine Ummagnetisierung auftritt, so daß aus äußerst feinem 
Eisenpulver, das bis nahezu auf die Dichte des kompakten 
Materials zusammengepreßt ist, sih Dauermagnete mit den 
Eigenschaften der Fe-Ni-Al-Legierungen herstellen lassen 
(Neel-Maegnete). Das legt die Vermutung nahe, daß die hohe 
Koerzitivkraft auch einiger der handelsüblichen Magnet- 
legierungen (z. B. der Al-Ni-Co-Legierungen) auf einer Aus- 
scheidung äußerst feiner Eisenpartikel in einer Mutter- 
substanz beruhen Könnte. 

3) Die effektive Permeabilität von Nickelbledh bei 
24000 MHz erreicht ein Maximum bei einem überlagerten 
Gleichfeld von 5300 Oe, dessen Richtung gegen die Richtung 
des HF-Feldes um 90° gedreht ist. Bei rd. 1700 Oe tritt 
ferner ein Minimum auf. Noch schärfere Resonanzen zeigt 
die Legierung Supermalloy. Bemerkenswert ist die Größe 
der u-Werte in den Minima (u — 0,4 bzw. 0,06), so daß 
diese Stoffe sich hier wie stark diamagnetische Körper ver- 
halten. Die Deutung der Resonanz ergibt sich aus der Tat- 
sache, daß die Elektronenbahnen um die Feldrichtung eine 
Präzessionsbewegung ausführen. Wenn deren Eigenfrequenz 
mit der Frequenz des HF-Feldes übereinstimmt, wird das 
System unstabil, und es treten Resonanzerscheinungen aul. 

Nm 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. J-hrg. Heft 3 63 


Die Kapazität von Mehrleitersystemen 
Kapazitive Beeinflussung von Fremdleitern 


Von Dr.-Ing. Erich Kluss, Krefeld 


Übersicht. Die Arbeit bringt eine kurze Zusammeniassung der 
Berechaung der Kapazitäten von Mehrleiteısystemen. Ausgehend vom lo- 
garıthmıschen Potential werden die Potentiaigieihungen von linearen 
Mehr.eiteısystemen aufgesteilt. Sie bilden die Ausgangsgleichungen zur 
Berechnung der Teil- bzw. Betriebs«äpaziıtaten. Weiter wı.d die Beiechnung 
der Kapazıtät eines Buündelleiters duih Auffinden eines äquivalenten 
Haibmessers gebracht. Die Potentialgleichungen buden auch die Ausgangs- 
gieihungen zur Berechnung der Stospotentiaie systemtiemder Leiter. Als 
Zahienbeispiel wı:d die Inıluenzspannung an einer isolierten Fahrdraht- 


leitung, die parallel zu einer Eınpnasenhochspannungsleitung liegt, ermit- 


teit. 


1. Potentialgleichungen; Kapazität 
Es bezeichne q [C/cm] die Ergiebigkeit (Ladungsdichte) 
einer geraden Quellinie, e die absolute Dielektrizitätskonstan- 


te, wobei £o = 0,008859 - 10-12 F/cm = 9 m ° 10-11 F/cm (In- 


fluenzkonstante) und e, die relative Dielektrizitätskonstante 
bedeutet (e = &E,). Für das Potential im Aufpunkt mit der 
Entfernung r [cm] von der Quellinie erhält man bekanntlich 
den Ausdruck [1] 


p = — Zi ` In r + Konst (1) 
Dieser Ausdruck heißt das logarithmische Potential einer 
Quellinie. Es spielt für zweidimensionale Felder eine ähn- 
liche Rolle wie das Quellpunktpotential im Dreidimensiona- 
len. Die Beziehung (1) setzt voraus, daß die Länge der Quell- 
linie ungleich größer (theoretisch unendlich) gegenüber der 
Entfernung r ist. Dies ist ja bei gestreckten Leitern stets der 
Fall. Bei Freileitungen ist außerdem &, praktisch’ gleich Eins. 
Denkt man sich die Quellinie von einem Hüllzylinder mit dem 
Halbmesser ra konzentrisch umgeben und setzt man das Po- 
tential des Hüllzylinders Null, so ist damit in Gl. (1) die In- 
tegrationskonstante bestimmt und für das Potental erhält man 


q OT 
P= grr Bee (2) 


Da. wie ersichtlich, das Potential eine lineare Funktion der 
Ladung ist. überlaaern sich bei einem System von n parallelen 
linearen Leitern, die dieLadnnasdichten q: bis qn aufweisen, 
die Potentiale ungestört. Das Potential eines Aufpunktes P 
mit den laufenden Abständen rp; von den Leitern } wird da- 
mit 


1 Ta 
To= Far È ln 7, (3) 


Liegt der Aufpunkt P in unmittelbarer Umgebung der Quell- 
linie }, so ist nach vorhergehender Gleichung 


1 r, 
p= Jare I In T + stetige Funktion. 


Die stetige Funktion ändert sich in unmittelbarer Umgebung 
der Quellinie į (bei hinreichend qroßen Abständen der übri- 
gen Quellinien) sehr wenig, so daß die Potentialflächen in der 
Umgebung der Quellinie į konzentrische Kreiszylinder sind 
(In{ra/rp) = konst.). Ersetzt man diese Zylinderflächen 
durch Metallflächen, dann beschreibt obige Gleichung das Feld 
eines Systems von n Leitern, deren kreisförmige Querschnitte 
klein sind gegenüber den gegenseitigen Abständen der Leiter 
voneinander. Wenn wir nun den Aufpunkt nacheinander auf 
alle Leiteroberflächen verlegen, erhalten wir die Leiterpoten- 
tiale selbst als lineare Funktionen der Ladungsdichte. 


Pi = Und + Ur q2 + Uin In 
Fa = Ungı + Ur + Urn qn (4) 
Pn = Ungı + Un + Unn@n 


DK 621.3.013.37 : 621.315.1.011.5 
Dieses Gleichungssystem stellt die allgemeine Form der Po- 
tentialgleichungen dar. Die Koeffizienten der Ladungen 


uUk= z In —- (5) 
heißen elektrostatische Influenz- oder Potentialkoeffizienten. 
Bilden die n Leiter ein Freileitungssystem mit verschiedenen 
Höhen hj von der Erdoberfläche, so wird der Einfluß der Erd- 
oberflähe nach dem Maxwellschen Spiegelungsprinzip da- 
durch berücksichtigt, daß die Spiegelbilder der Leiter mit ent- 
gegengesetzten Ladungen angebracht werden. Die gegen- 
seitigen Lagen der Leiter zueinander und zu ihren Spiegel- 
bildern sind bekanntlich dann durch die Größen 2hj, aik 
(Abstand des Leiters i vom Leiter k), Dik (Abstand des Lei- 
ters i vom Spiegelbild des Leiters k) eindeutig bestimmt. Mit 
der gegebenen Voraussetzung, daß im Spiegelbild eines Lei- 
ters į mit der Ladungsdichte q; die entgegengesetzte Ladung 
vorhanden ist, also qj = - Qi. folgt aus den für die 2n (ein- 
schließlich der gespiegelten Leiter) aufgestellten Potential- 
gleichungen (4) folgendes Gleichungssystem: 


9% = Jun ı + 98 Q + Qin An 
% = Ja q + 92 9: + Gen In (6) 
Pn = Jm qı + Jr Ge + Gnn An, 


wobei die Potentialkoeffizienten allgemein nachstehende 
Form aufweisen: 


1 2 hi 
gii = DnE -in Ti Dik 

' 2 hy gik = 9k = Fre Pap f O 
Jkk = Jn e -In Ik | 


Aus den Gleichungen (6) lassen sich die Ladungen als Funk- 
tionen ihrer Potentiale darstellen: 


qı = Cu pı + Ca P2 + Cin Pn 
q: = Ca fı + Cap + Con Fn ? (8) 
qn = Cm Pı + CmP: + Cnn®n 


Die Koeffizienten Cik werden Kapazitätskoeffizienten ge- 
nannt. Die Gleichungen. (8) können in eine Form gebracht 
werden, die eine einfache Deutung ermöglicht: 


a = Ku pi + Kre (Pi — Fe) + Ks (Pi — Fs) 
+ 2... Kin (9 — Pn) 


q: = Ka (pe — pı) + Kz 92 + Kos (Fr Pi Ps) (9) 
+ 2.2. Kon (#2 — Pn) 

qn = Km (Pn — Pı) + Km (Pn — P2) 
+ Knn Pn 


Die Ladung eines jeden Leiters setzt sich aus n Teilladungen 


- zusammen, die mit den Potentialdifferenzen zu den übrigen 


Leitern und Erde gemäß der bekannten grundlegenden Kapa- 
zitätsgleichung: Ladung = Kapazität mal Spannung zusam- 
menhängen. Die Koeffizienten K į werden deshalb auch Teil- 
kapazitäten genannt. 


Durch Vergleich der Systeme (8) und (9) erhält man die 
Teilkapazitäten a | 


Kı = Ca + Ca + Ca + Cin 

K = — Ca i 

Kıs AE Cis (10) 
Kın BUNT Cin 


64 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 1950 


oder allgemein 
Ki = Cü + È Cj; Kj = — Ci (i + j (10a) 

Die Koeffizienten gj; .... enthalten nicht mehr die Größe Ta. 
Der Erdoberfläche wird das Potential Null zugeordnet. 

Die hier zusammengestellten Beziehungen (6) bis (10) er- 
möglichen die Berechnungen der einzelnen Teilkapazitäten 
derartiger Leitersysteme. Aus ihnen leitet sich der Begriff 
der Betriebkapazität Cp ab. Man versteht unter letzterer die 
Ersatzkapazität für eine bestimmte Betriebsart. 

In ähnlicher Weise können die Teilkapazitäten von Ka- 
beln gefunden werden. Zur angenäherten Ermittlung der Po- 
tentialverteilung ersetzt man die Kabelleiter durch Linien- 
quellen in ihren Achsen und spiegelt diese Achsen nach dem 
Gesetz der reziproken Radien um die die Kabelleiter um- 
gebende Mantelfläche. Beispiele der Ermittlung der Teil- 
und Betriebskapazitäten finden sich im Schrifttum [2]. 

Das Gleichungssystem (8) bildet auch den Ausgangspunkt 
zur Beschreibung der Ladestromverteilung bei zeitveränder- 
lihen Vorgängen. Für ein einfaches Drehstromsystem mit 
den Spannungen U10, Ugo, Uso gegen den Sternpunkt ergibt sich 


di gu ar gu 
Fr Cii a 4% a Pear 


} 

| 
a) 
| 


di ðu on 

ax a t Cea +? = 
d; on ou on 
ax = Ca + Ce tara 


Führt man statt der Größen U» und uso die Spannungen des 


Leiters 1 gegen den Leiter 2 bzw. 3 ein, wobei Us = Uro— Us! _ 


Us = Uro—Uso ist, so erhält man im Hinblick auf die Bezie- 
hung (10) Ze 


UTE TE 


ð gu 
1 = + Ko ot -+ Kis- at 


ax = Ku at 


di Allg, Algo UUTE 


3% T Ka a + Ka“ ðt + Ka at (12) 


ð au gu ou 
ax = Ka ar + Ke ar + Ka ar 


Die drei Phasenspannungen 
bilden voraussetzungsgemäß 
ein symmetrisches System, 
sie lassen sich durch Einfüh- 
rung des Operators a [3] 
schreiben 


Uio = Up 
Wo = QA? U (13) 
Uso = Q Un, | ETZ 244) 
Bild 1. Darstellung der Spannungs- 
dahei ist vektoren mittels des a-Operators. 
an 
1 = l y 3 o l 3 
j An (14) 
1 3 
a ae e eg = 
a? = 2 153 V3 e 
Ira+a=0. 
Damit erhält man für Uıs bzw. Uıs [Bild 1) 
Ur = Wo — io = Un (1 — a’) \ (15) 
Us = Uo — Uso = Uio (1 — a) f 


Führt man diese Ausdrücke in die erste Gleichung des Glei- 
chungstripels (12) ein, so erhält man 

U10 
a= = 


urn [Kat Ki (1 — a?) + Kis (1 — t sCh- 


Die Betriebskapazität wird also dargestellt durch den Ausdruck 


Ch al [Ki + K,: (1 un a?) + Kıs (1 = a)). (16. 


Wie aus Bild 1 hervorgeht, ist die Betriebskapazität nur dann 
eine reelle Größe, wenn Kız und Kıs numerisch gleich sind 
(Ki2 = Kıs). Sind die beiden Größen voneinander unterschie- 
den, wird der Ausdruck (16) komplex, die Betriebskapazität 
hat eine imaginäre Komponente, die jedoch praktisch nicht 
ins Gewicht fällt. Im Fall Kı? = Kıs (geometrisch symme- 
trische Leiteranordnung) wird aus G1. (16) 


Cb = Kı + Ks (2 — a — a?) = Ku +3 Kr 


-der bekannte Ausdruck für die Betriebskapazität einer Dreh- 


stromleitung, eine rein reelle Größe. Es findet sich damit ein 
Analogon zu dem bei der Betriebsinduktivität auftretenden 
komplexen Charakter dieser Größe +[4]. 


2. Kapazität eines Bündelleiters. 
Gl. (2) liefert als Ausdruck für die Kapazität eines linea- 
ren Leiters mit dem Halbmesser r gegenüber einem konzen- 
trisch angeordneten Hüllzylinder (Halbmesser ra) den Wert 


C=2ns (17) 


a 
In - 
Es seien n parallele Leiter (1... n) gegeben. Alle Leiter sollen 
merklich die gleiche Ladung tragen (Bündelleiter). Damit be- 
sitzt dieser Bündelleiter eine endlihe Summenladung 


n 
In = $ qi= nq 
1 


und ein einheitliches Potential 9 gegen den ihn umhüllenden 
Hüllzylinder. Man erhält damit aus. Gl. (3), wenn man den 
Aufpunkt nacheinander auf alle Leiteroberflächen verlegt und 
damit die Leiterpotentiale erhält, 


qı + qQ + 


n 
g = q S OE 2 E a 
LNE Iii I2 E s hn ne 
Ila i 
In a 
AN I2» . . fın 


Daraus folgt für die Kapazität des Bündelleiters 


nq | 


p Ta 
n 
¥ ha A 


(18) 


a Iın 


Der Bündelleiter ist also bezüglich seiner Kapazität und seines 
asymptotischen Feldverlaufes einem Kreiszylinder von einem 
wirksamen Halbmesser r,, gleichwertig [1], wobei 


Il ce u en 
Iw= Vrins.: - In. (19) 


Für zwei Leiter mit einem Halbmesser rọ und dem gegensei- 


tigen Abstand d wird der wirksame Halbmesser des Ersatz- 
leiters 


Pure 
Iw = Yn d `’ (19a) 


Für eine einfache Drehstromleitung mit den Abständen der 
einzelnen Leiter voneinander dı ... ds ergibt sich für den Er- 
satzleiter der wirksame Halbmesser 


SEEN 
s TIw=¥Vrna, (19b) 
y dı d, d, ist. 
3. Kapazitive Einwirkung auf systemfremde Leiter. 


Es sei eine einfache Einphasenleitung 1,2 gegeben; gefragt 
ist nach dem Potential, das ein systemfremder Leiter k an- 
nimmt, wenn die Einphasenleitung unter normalem Betrieb 
steht (Bild 2). 


wobei d = 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. J-hrg. Heft 3 


Für die Potentialkoeffizienten ergeben sich auf Grund 
der geometrischen Angaben nachstehende Ausdrücke 


1 2h l Dki 


m = Zare MOP I S Zae N a oje 
1 l Die A ne P rk 
9: = jas Ba Ik= pae h ak 
Im normalen, erdschlußfreien Betrieb ist 
jæwt . 

fiS ge ; Pp - 09; = -0( (922 = gn) 
und nach Gl. (6) 

Çı = gu qı + Jiz q2 + Jik Ik 

T2 = Gaı qı + Jz q2 + 92k qk (20) 


Pk = Gkı qı + Jk q2 + gkk qk. 


Da der Leiter k isoliert sei, ist qk = 0. Aus den beiden ersten 
Gleihungen ergibt sich 


1 i |! 
Qu — gr ’ X = -f Jir — 9i? l 


Mit diesen Werten findet man aus der dritten Gleichung das 
Potential des Leiters k (Störpotential) 


q= fi 


Pai 
Qu = 9i? 


Ebenso einfach läßt sich das Potential des Leiters k ermitteln, 
wenn in der Einphasenleitung der Leiter 2 satten Erdschluß 
hat. Gegenüber dem störungsfreien Betrieb ist 0 statt pə und 
2 pı statt 9, zu setzen. > ; 


Çk = (Jk Jk’. (21) 


ETA e42. 


Bild 2. Zur Ermittlung des 
Störpotentials im Leiter k. 


Bild 3. 
sung einer Fahrleitung. durch eine 
Einphasen-Hochspannungsleitung. 


Elektrostatishe Beeinflus- 


Als Zahlenbeispiel soll die Ermittlung des Stör- 
potentials in einer einpoligen Leitung (Fahrdrahtleitung 
außer Betrieb), die einer Einphasenleitung parallel läuft, ge- 
bracht werden. Der Einfachheit halber sind als geometrische 
Maße abgerundete Zahlenwerte gegeben, Bild 3. Aus diesen 
Maßzahlen ergeben sich folgende Festwerte: 


2h D 

In == = 8,64 nn = 3 
Dei Dike 

In ak = 0.215 In ae 0,262 


Inbetriebnahme des Krafiwerkes West in Berlin | 


Am 1. 12. 1949 setzte Oberbürgermeister Reuter in Ber- 
lin die 1. Turbine der ersten Ausbaustufe von 110 000 kW des 
wieder ausgebauten Kraftwerkes in Betrieb!. Dieses zeichnet 
sich durch seine hohe Brennstoffausnutzung aus, da nur etwa 
0,50 kg Kohle für 1 kWh aufgewendet werden müssen, wäh- 
rend der deutsche spezifische Kohlenverbrauh im Durch- 


1 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 54 u. 502. 


und damit aus Gł. (21) 
Fk = Qı : 3,27 - 103. 


Beträgt die Betriebsspannung der Einphasenleitung 100 kV, 
also 9 = 50 kV. so erhält man damit als Störpotential der 
isoliert (außer Betrieb) gedachten Fahrdrahtleitung bei nor- 
malen Verhältnissen auf der Übertragungsleitung 


pk = 50 - 108: 3,27. 10-3 = 163 V. 


Nun sei der Leiter 2 der Übertragungsleitung durch satten Erd- 
schluß geerdet. Dann ist in den Gleichungen (20) ps = 0, 
gı = 291 zu setzen. Weiter ist wiederum qk = 0 vorausge- 
setzt. Aus’ den beiden ersten Gleichungen findet man 


Z in ng PESENE. OBEREN 
q=29 gu? — gie? ' q: = — 29 "In? = ga? 


und damit aus der dritten 


2 p 
aca (Jki Ju — Jke Qı2). 


Man erhält damit in unserem speziellen Beispiel 
k = 18,35 - 10-3 9, = 920 V, 


also mehr als das 5fache der früheren Störspannung bei erd- 
schlußfreiem Betrieb. 

Bei Zunahme der Entfernung Übertragungsleitung — 
Fahrdraht nehmen die Werte des Störpotentials rasch ab. Ver- 
größert man beispielsweise die Horizontalentfernung von 30 
auf 60 m, so ergeben sich die entsprechenden Werte der Stör- 
potentiale zu 35,2 V bzw. 283 V. 

In analoger Weise kann das Störpotential, das durch eine 
Drehstromleitung verursacht wird, berechnet werden. Die 
Grundlage für seine Auffindung bildet das System der Poten- 
tialgleichungen (6). 


Pk = (22) 


Zusammenfassung 

In vorliegender Arbeit wurde die Herleitung der aus 
dem logarithmischen Potential eines linearen Leiters sich er- 
gebenden Potentialgleichungen gebracht. Letztere ermög- 
lichen in einfacher Weise die Ermittlung der Teil- bzw. Be- 
triebskapazitäten von Leitersystemen sowie auch die Berech- 
nung des Ersatzleiters eines Bündelleiters. Mittels der Po- 
tentialgleichungen läßt sich die Influenzspannung auf system- 
fremden Leitern (Störpotential) leicht errechnen. Aus dem 
hier gebrachten Berechnungsbeispiel, Influenzspannung an 
einer isolierten Fahrdrahtleitung, die einer Einphasen-Hoh- 
spannungsleitung parallel läuft, ergibt sich, daß die Influenz- 
spannung des Fahrdrahtes bei Erdschluß der Hochspannungs- 
leitung hohe, gefährliche Werte annehmen kann. Bei Ver- 
größerung des Abstandes der Fahrdrahtleitung von der Hoch- 
spannungsleitung nimmt die Höhe der Influenzspannung 
rash ab. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Fernsprech- 
einzelleitungen, bei ihnen soll die Störspannung nicht größer 
als 100 V sein. Das entspricht bei 100 kV Betriebsspannung 
ungefähr einem Abstand von 120 ... 150 m. 


Schrifttum ı 


il Ollendorff: Potentialfelder der Elektrotechnik. Verlag J. Springer, 
Berlin 1932, 

2) Küpfmüller: Einführung in die theoretische Elektrotechnik. Ver- 
lag J. Springer, Berlin 1941. 

[3] Oberdorfer: Lehrbuch der Elektrotechnik, Bd. II, S. 199. Verlag 
Oldenbourg, Berlin 1940. 

4] Brüderlink : Zur systematischen Berechnung der Betriebsindukti- 
vitäten von Mehrleitersystemen. ETZ 70 (1949) S. 233. 


schnitt noch bei 0,7 kg/kWh liegt. Erreicht wird die gute 
Brennstoffausnutzung im Kraftwerk West durch Hochdruck- 
Vorscaltanlagen mit Benson-Kesseln für 125 'kg/cm? vor 
28 kg/cm? und dreistufige Speisewasservorwärmung. Anfang 
Januar 1950 wird die zweite Hauptmaschine in Betrieb ge- 
nommen werden können. Notwendig ist für die Stromver- 
sorgung Berlins bei ansteigender Belastung ein weiterer Aus- 
bau von jetzt etwa 110000 kW auf mindestens 184 000 kW 
durch einen dritten Maschinensatz. ts 


momegtausfall für die Dauer der Umschaltvoraänge. 
auflaufen auf die höhere Fahrgeschwindiakeit wird 


66 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 19% 


Neue Lokomoñven der ungarischen Staatsbahnen für 50 Hz Einphasenstrom 


Von Eugen Homolatsch, Karlsruhe. 


Rückblick ” 


Die stark belastete Strecke von Budapest bis zur öster- 
reichishen Landesgrenze ist seit 1932 mit Einphasenstrom 
von 50 Hz, der aus dem UÜberlandnetz entnommen wird, 
elektrifiziert. Die elektrische Ausrüstung der Einheits- 
lokomotiven ist nach Entwürfen von Ka n dò von der Firma 
Ganz & Cie in Budapest geliefert worden. Die eigenartige 
Lösung der Probleme wurde auch im deutschen Fachschrift- 
tum! behandelt. Es sei hier daran erinnert, daß es sich um 
Phasenspalter und einen polumschaltbaren Motor mit Stan- 
genantrieb handelt. Die Lokomotiven haben 4 wirtschaft- 
liche Fahrstufen: 37,5, 50, 75 und 100 km/h, ihre Achsfolge 
ist 1—D—1. Die Dauerleistung ist 2500 PS und das Dienst- 
gewicht 98 t. 


Der neue Entwurf 

Aus dem Cigre-Bericht Nr. 321 von P. Sztrökay ist 
zu entnehmen, daß Ungarn bis 1960 eine Reihe weiterer 
Strecken zu elektrifizieren beabsichtigt. Für den Entwurf 
einer neuen Lokomotive war zugegebenermaßen der Um- 
stand ausschlaggebend, daß der Stangenantrieb bei hohen 
Geschwindigkeiten zu unlösbaren Schwierigkeiten führte. 
Bei dem langsamlaufenden Motor ist außerdem eine Ver- 
minderung des Lokomotivgewichts trotz der sehr geschickten 
Konstruktion nicht möglich. , Der Einzelachsenäntrieb schien 
also das Gegebene unter Verwendung einfachster Schleif- 
ringläufermotoren mit Zahnradübersetzung in den Dreh- 
gestellen. Diese Motoren werden, und das ist das Neue, mit 
verschiedenen Frequenzen gespeist, haben also keine Pol- 
umschaltung mehr. 

Wie bei den früheren Lokomotiven wird der Einphasen- 
strom in einem stetig synchron umlaufenden Spaltphasen- 
umformer in Dreiphasenstrom verwandelt, der nun aber 
einem Frequenzumformer zugeführt wird. Phasen- und 
Frequenzumformer sind starr miteinander gekuppelt. Der 
Frequenzumformer ist polumschaltbar von p=1 auf p=2. 

Der Phasenumformer ist vierpclig (p=2), das Aggregat 
läuft also mit 1500 U/min. Wird der Frequenzumformer auf 
p=1 gestellt und läuft sein Ständerfeld, das vom Ständer 
des Phasenumformers gespeist wird, gleichsinnig mit der 
Drehrichtung um, so kann über die Schleifringe des Fre- 
quenzumformers die Frequenz 25 Hz entnommen werden. 
Das entspricht der ersten Geschwindigkeitstufe. Die Mo- 
toren werden über Schleifringe und Flüssigkeitswiderstände 
in erprobter Weise angelassen. 

Bei der zweiten Fahrstufe werden die 50 Hz für die Mo- 
toren unmittelbar dem Ständer des Phasenumformers ent- 
nommen, der Frequenzumformer läuft also stromlos mit. Die 
dritte Fahrstufe wird durch Umkehr des Drehsinns des Stän- 
derfeldes im Frequenzumformer erzielt, so daß in seinem 
Läufer eine Frequenz von 75 Hz entsteht. Hierbei bleibt 
die Polzahl des Frequenzumformers immer noch p=1. Erst 
für die Höchstgeschwindigkeit wird der Frequenzumformer- 
auf vier Pole (p=2) umgeschaltet, so daß dann eine Fre- 
quenz von 100 Hz den Schleifringen entnommen und den 
Triebmotoren zugeführt werden kann. Auch hierbei ‚läuft 
das Ständerfeld des Frequenzumformers n°türlich entgegen 
der Antriebsrichtung des Aggregats. Der Übergang von 
einer Fahrstufe zur anderen bedingt leider einen Dreh- 

Das 


stufenlos durch die Flüssigkeitswiderstände ermöglicht. Die 
Polumscaltung des Frequenzumformers geschieht in ein- 
facher Weise nach der Dahlander-Schaltung. Die Trieb- 
motoren, fünf an der Zahl, sind sechsrolig (p=3) und in 
einem zwei- und’ einem dreiachsigen Drehgestell nach deı 
Achsfolge B + C untergebracht. 


! ETZ. 52 (1931) S. 635; 55 (1934) S. 552, 583 u. 912. — Elektr. Bahnen, 
Frgänz.-Heft 1936, S. 63. 


DK 621.335.2.025.1 (439 


Die neuen Lokomotiven sollen eine Dauerleistung von 
3200 PS erhalten und dürften wahrsceinlich noch mit einer 
fünften Geschwindigkeitsstufe für 125 Hz an den Trieb 
motoren ausgerüstet werden. Dazu ist es notwendig, den 
Frequenzumformer auf sechs Pole (p=3) umschalten zu 
können, was eine Komplikation bedingt. Die Prinzipschal- 
tung des Energielaufs der Lokomotive ist recht einfach und 
in Bild 1 wiedergegeben. 


1 Einphasenstrom vom 
Transformator. 

2 Ständer des Phasenum- 
formers mit Dreiphasen- 
wicklung. ’ 

3 Läufer des Phasenum- 
formers. 

4 Erregerstrom-Zuleitung. 

5 Kupplung. 7 

6 und 7 Umschalter der 
Dahlander-Schaltung. 

8 und 9 Ständer u. Läufer 
des Frequenzumformers. 

10 und 11 Ständer 
u. Läufer der 5 
Triebmotoren. 

12 Flüssigkeitsan- 
lasser. 


Bild 1. 


Energielauf der. 50 ©; 


Hz-Einphasen- 
lokomotive. 


7 
Schlußbetrachtung 


Die starren Geschwindigkeitsstufen werden ungarischer- 


seits als ein Vorteil gewertet, es sei damit der Fahrplan 


besser einzuhalten. Das heißt aber aus der Not eine Tu- 
gend machen. Beim Einfahren in Steigungen — die bis jetzt 
betriebenen Strecken haben keine nennenswerten — ist ja 
gerade der Drehstromantrieb im Nachteil, weil er durch die 
starre Geschwindigkeit das Netz stark belastet. Im Gefälle 
kann natürlich die selbsttätige Enedrgierückgewinnung als 
Vorteil gewertet werden, das gilt aber nur für Gebirgs- 
strecken, die ja noch nicht elektrifiziert sind. Der Gesamt- 
wirkungsgrad der Energieumsetzung auf der Lokomotive 
mag durch Zwischenschaltung des Frequenzumformers her- 
abgesetzt erscheinen, doch ist zu beachten, daß der Wir- 
kungsgrad der einfachen asynchronen Triebmotoren doch 
recht hoch sein wird. Für das Netz und die Spannungsver- 
hältnisse auf der Lokomotive ist es als ein wesentlicher Vor- 
teil zu verbuchen, daß der Phasenumformer synchron läuft 
und den Leistungsfaktor ohne weiteres auf die Einheit brin- 
gen kann, obwohl der Abstand der Transformatorenstatio- 
nen etwa 50 km beträgt. Die einphasige Leistungsentnahme 
aus dem Landesnetz hätte in der bisherigen Praxis nie zu 
Anständen geführt. 

Trotz des Einbaus eines zusätzlichen Frequenzumformers 
ist das Gewicht der neuen Lokomotiven zu 84 t errechnet. 
also nur 26 kg/PS, ein beachtlich niedriger Wert. Die Trieb- 
motoren haben bei etwa 640 PS Stundenleistung das erstaun- 
lich niedrige Gewicht von nur 1850 kg, also knapp 3 kg je 
PS Stundenleistung. 

Mit dieser neuesten ungarischen Lösung des Einphasen- 
betriebes mit landesüblicher Frequenz und den drei fran- 
zösischen Versuchslokomotiven?, bei denen umständlichere 
Umformungen gewählt wurden und die 1950 in Betrieb ge- 
nommen werden sollen, sind wesentliche Schritte unter- 
nommen worden, die für Länder, deren Bahnelektrifizierung 
ım Aufbau oder in der Erweiterung begriffen ist, eine ver- 
heißungsvolle Zukunft bedeuten können. 


2 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 258. 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 67 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und’ Kraftübertragung 


` i DK 621.311.15.003.1 
DiedeutschenKraitwerke in Diagrammen. [Nach G. W. Zim- 
mermann: Elektrotechn. 3 (1949) S. 225; 7 S. 5 BJ 

Die Kraftwerke eines Landes ıassen sich nach Leistung 
und Zahl anschaulich zusammenfassen, wenn man jeder Kraft- 
werksleistung eine Säule zuweist und die so entstandenen 
saulen, nach ihrer Höhe gestuft, jeweils abwechselnd links 
und rechts um eine senkrechte Achse so anordnet, daß ihr 
Abstand von der Achse der Zahl der Kraftwerke entspricht, 
die die gleiche Leistung haben. Wählt man dabei für die 
Leistung einen logarithmischen, für die Zahl der Kraftwerke 
einen linearen Maßstab, so erhält man ein Diagramm .— 
Staffeldiagramm genannt —, das dem bekannten Lebensbaum 
ur den Altersaufbau eines Volkes nicht unähnlich ist. Ver- 
g:eicht man die für verschiedene Jahre der drei letzten De- 
zennien aufgestellten Staffeldiagramme der deutschen Kraft- 
werke miteinander, so erkennt man zweierlei, nämlich erstens 
ein Wachsen der Leistungswerte der Mittelzone und zweitens 
ein Schrumpfen der Kraftwerksleistungen und der Zahl der 
Kraftwerke in der Außenzone. Das bedeutet fortschreitende 
Konzentration der Stromerzeugung auf verhältnismäßig we- 
mg Kraftwerke großer Leistung. Stellt man für Kommunal- 
werke und für Überlandwerke getrennte Staffeldiagramme 
auf, so ergibt der Vergleich ein ständiges Wachsen der 
Gruppe der Überlandwerke bei fortschreitendem Schrumpfen 
der Gruppe der Kommunalwerke. 

Besonders lehrreich sind Staffeldiagramme, in denen 
über jedem Punkt der Grundlinie nicht nur eine bestimmte 
Kraftwerksleistung, sondern auh die durch sie erzeugte 
e‚ektrische Arbeit aufgetragen ist. Sie verraten eine Zu- 
nahme der Benutzungsstundenzahl von Jahr zu Jahr und im 
Diagramm eines einzelnen Jahres eine Abnahme der Benut- 
zungsstundenzahl mit sinkender Kraftwerksleistung. 

In absoluten. Zahlen ausgedrückt ergibt sich aus dem 
Studium der Staffeldiagramme der deutschen Elektrizitäts- 
wirtschaft für das Jahr 1940 folgendes: 

1. Die durchschnittlihe Kraftwerksleistung beträgt 
6600 kW. 

2. Nur 7% der Kraftwerke (= 100 Unternehmen) haben 
ene über dem Durchschnitt liegende Leistung, 93% (= 1400 
Unternehmen) haben eine den Durchschnittswert unter- 
schreitende Leistung. 

3. Die Werke mit einer überdurchschnittlichen Leistung 
bringen 90% der Leistung der Gesamtheit der Kraftwerke 
auf, nämlich 89 Mio kW bei 9,9 Mio kW Gesamtleistung. 

Das Ergebnis: Die Konzentration schreitet fort. Man soll 
sie nicht hemmen sondern fördern. Str 


DK 621.311.16 (493) 
Der Verbundbetrieb in Belgien. [Nah L. de Heem: Elec- 
ıro-Techniek 27 (1949) S. 359.) 

Vor der holländischen Fachgruppe Elektrizitätswerke 
sat L. de Heem einen längeren Vortrag über die Entwick- 
:ung der Organisation der Energiewirtschaft und die damit 
verbundenen Aufgaben zur Vereinheitlihung des Baues 
und Betriebes von Kraftwerken und Netzen in Belgien ge- 
zaken. Bereits vor und besonders nach dem ersten Welt- 
kiiege haben sich die verschiedenen kommunalen und pri- 
vaten Energieerzeugungs- und Verteilungsbetriebe freiwil- 
.“g zur besseren Ausnutzung der Kraftwerke und UÜbertra- 
gungsanlagen zu verschiedenen Betriebsgemeinschaften zu- 
sammengeschlossen. Mit Gesetz vom 10. 3. 1925 — welches 
heute noch gültig ist — wurden die rechtlichen Grundlagen 
iur die Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie ge- 
schaffen. Durch den Bau großer Kraftwerke von 100 MW 
und mehr wurde der einheitlich geleitete Verbundbetrieb 
nach technischen, wirtschaftlichen und finanziellen Gesichts- 
punkten in dem stark industrialisierten Lande immer not- 
wendiger. 1937 wurde daher von den gerade in Belgien 
zahlreich vorhandenen verschiedenen großen Privatgesell- 


schaften — wie Sofina-Electrobel usw. — und den Kommu- 


nen durch freiwillige Vereinbarung „la Société pour la Co- 
ardination de la Production et du Transport de l'Energie 
Erectrique” C.P.T.E. gegründet. Ihre Aufgaben bestehen 
:n der wirtschaftlichen und technischen Prüfung der Erzeu- 
gung und der Verteilung elektrischer Energie und der Durch- 


führung eines betriebssicheren Verbundbetriebes, wobei 
jeder Bezirk nach Möglichkeit seinen eigenen Bedarf selbst 
decken soll. Huerbei kann die Gesellschait von den Bezirken 
Strom kaufen oder verkaufen, vorhandene Anlagen be- 
nutzen, bei Ausfallen und Störungen Energie von einem Be- 
zirk zum anderen leiten, Zur Erfüllung der zahlreichen 
Aufgaben ist eine Lastverteilung mıt den erforderlichen 
techuischen Hilfsmitteln — wie Fernsprecher, Fernmessung 
und Blindschaltbild — errichtet worden. Die Errichtung einer 
Zentrallastverteilung in Brüssel ist 1945 beschlossen worden. 
Die verschiedenen Gesellschaften haben unabhängig ihre 
eigene Lüstverteilung. 1947 standen der Gesellschatt zur 
Energieversorgung foigende Werke zur Verfügung: 


Anzahl Leistung, MW Erzeugung, Mio kWh 


Offentlihe Werke 31 1179 4 279 
Industrielle Anlagen 115 801 2 849 
Insgesamt: 146 1 980 7128 


Die Gesamterzeugung ist von 4 Mrd. kWh 1934 auf rd. 
7,6 Mrd. kWh 1948 angestiegen. Da diese Erzeugung zur 
Deckung des Bedarfes nicht ausreichte, ist eine 220 kV-Lei- 
tung von Brauweiler nach Jupille vom RWE errichtet worden 
mit einem Umspanner 220/70 kV. Der Stromlieferungsver- 
trag ist mit der C. P.T. E. abgeschlossen worden. Auch die 
Verbindungen nach Frankreich, Holland und Luxemburg sind 
von der C. P. T. E. durchgeführt worden. Durch ihre Anstren- 
gungen, gemeinsam mit den übrigen technischen und behörd- 
lichen Stellen, hat sich die Energielage 1948 so verbessert, 
daß alle Abnehmer Ausreichend und betriebssicher sowie 
finanziell zu günstigen Bedingungen versorgt werden konn- 
ten. Die Selbständigkeit und Verantwortlichkeit der Bezirke 
bleibt bestehen. y 


DK 620.98 : 621.311.21/22 : 66.071 
Die energetishe Kupplung von Heizkraft-, Wasserkraft- und 
Gaswerken. [Nach R. Schreiber: Gas- und Wasserfach 
90 (1949) S. 383 u. 411; 4. S., 2. B] 
Energieversorgungsanlagen sollen hohen Wirkungsgrad 
der Energieumwandlung, maximale Benutzungsdauer, aus- 
reichende Deckung des Spitzenbedarfes, Sicherheit der Ver- 
sorgung, Eignung der Energieart für den Abnehmer und nie- 
deren Bezugspreis aufweisen. Diesen Forderungen kann durch ` 
die dreiseitige Kupplung von Heizkraft-, Wasserkraft- und 
Gaswerken weitgehend Rechnung getragen werden. Im 
Heizkraftwerk werden aus 1 t Kohle von 7000 kcal/kg Heiz- 
wert 4,5 Mio kcal Heizwärme und 1200 kWh erzeugt. Der 
Wirkungsgrad für die Stromerzeugung beträgt bei einem 
Aufwand von 1150 kcal/kWh rd. 75%. Bei Verbundbetrieb 
zwischen Heizkraft- und Alpen-Wasserkraftwerken ergibt 
sih ein besonders günstiger Ausgleich, da die Leistung der 
letzteren im Winter ganz erheblich zurückgeht, gleichzeitig 
aber die Absatzmöglichkeit für die im Heizkraftwerk mit der 
Stromerzeugung zwangsläufig anfallende Dampfwärme steigt. 
Die Kupplung von Wasserkraft- und Gaswerken kann 
vorteilhaft mittels der elektrischen Verkokung erfolgen. Auf 
diese Weise ist es möglich, nichtspeicherfähigen Wasserkraft- 
strom über die Stapelung von Koks, welcher als Unterfeue- 
rungsaufwand erspart wird, zu beliebigem Zeitpunkt in Wär- 
mekraftsirom mit einem Wirkungsgrad von rd. 80% zurück- 
zuwandeln. Die gleichmäßige Höhe der Leistungsentnahme 
sowie deren überaus hohe Benutzungsstundendauer bilden 
neben der Unterbrechungsmöglichkeit während der allgemei- - 
nen Netzspitze weitere energiewirtschaftliche Vorteile dieser 
Kupplung. Die gleiche energetische Kupplung zwischen Heiz- 
kraft- und Gaswerk ergibt für 1 kWh Stromaufwand zur elek- 
trischen Verkokung eine Einsparung von 2370 kcal Unter- 
feuerungswärme. Bei einem Erzeugungsaufwand von 1150 
kcal/kWh im Heizkraftwerk beträgt das Ersatzverhältnis des 
Wärmeeinsatzes 2370 : 1150 = 2:1. Also kann ungefähr die 
Hälfte an Wärmeverbrauch durch diese energetische Kupp- 
lung gespart werden., 
An Hand eines durchgerechneten Zahlenbeispiels für 
einen Jahresdurchsatz von 80 000 t Kohle wird nachgewiesen, 
daß die energetische Ausnutzung der Kohle bei der vorge- 


. schilderten Kupplung von Heizkraft und Gaswerk im Ver- 


gleich mit reinem Heizkraftbetrieb unter Wegfall der Gas- 
versorgung praktisch gleich hoch wird. Wenn im letzteren 
Fall die Stromlieferung geringer wird und dafür Teer und 


68 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


Benzol als volkswirtschaftlich wichtige Nebenprodukte anfal- 
len, so ist dies belanglos, weil ohne Gasversorgung min- 
destens die gleiche Differenzmenge von elektrischem Strom 
für Wirtschaftswärme dort aufgewendet werden muß, wo die 
Dampfwärme für Kleingeräte unvorteilhaft oder infolge ihrer 
zu niederen Temperatur von nur 160 ... 170 °C ungeeignet ist. 
In der Frage des Angebots mehrerer Energiearten ist die 
mehrschienige Versorgung vom Standpunkt des Abnehmers 
aus zu bevorzugen. Eine Beschränkung auf nur elektrischen 
Strom und Dampfwärme würde zu einer Monopolstellung des 
Heizkraftwerkes mit den sich daraus ergebenden Nachteilen 
hinsichtlich Preisbildung und Sicherheit der Versorgung füh- 
ren. Auch lassen sich nur eng begrenzte, besonders dicht- und 
hochbebaute Stadtgebiete mit Heizdampf wirtschaftlich belie- 
fern. Gaswerk und Gasverteilungsnetz sind zumeist vorhan- 
den und werden nach wie vor benötigt. Ganz allgemein sind 
einseitige Tendenzen in der Energieversorgung abzulehnen, 
da diese zu einer Erstarrung der technischen Entwicklung füh- 
ren würden. Nur der Wettbewerb zwischen den Energiearten 
bringt Fortschritt und Entwicklung neuer Ideen. Sb 


DK 621.8 : 620.193.25 
Rauchgas-Ausscheidungen und Korrosion in neuzeitlichen 
Kesselaniagen. [Nah F. Harlow: Proc. Instn. electr. 
Engrs. 96 II (1949) S. 601; 3 S., 6 B.] 

Es wird eine Versuchseinrichtung beschrieben, mit wel- 
cher folgende Forschungsergebnisse gewonnen wurden: Beim 
Vorbeiströmen SOg-haltiger Rauchgase an stählernen Ver- 
suchs-Oberflächen, die mit Sandstrahl abgeblasen waren und 
auf den im modernen Kesselbetrieb möglichen Temperaturen 
gehalten werden, wird SOs gebildet, das dann an den nach- 
folgenden kühleren Oberflächen zu Schwefelsäurebildung 
führt. Bei Erniedrigung der höchsten Heizflächentemperatur 
wird diese Erscheinung auf ein unbeträctliches Maß her- 
abgesetzt. Vergleichsversuche mit Brennstoffen von 3,0 bis 
0,9%/o Schwefel ergaben, daß auch Kohle mit niedrigem S- 
Gehalt die Säurebildung nicht unbedingt ausschließt, wäh- 
rend anderseits eine hinreichende Herabsetzung der Wan- 
dungstemperatur die Verfeuerung von Kohlen mit hohem 
S-Gehalt ohne Schäden ermöglicht! Die katalytishe Zwi- 
schenaktion des aus SOs an heißen Oberflächen entstehen- 
den SOs und die Säurebildung in der kühleren Zone 
scheinen jedenfalls zusammen mit den verschiedenen Be- 
standteilen der Brennstoffasche und dem Baustoff der Heiz- 
fläche alle in den letzten Jahren beobachteten Ausschei- 
‘dungen und Korrosionen zu erklären. Sind ferner die 
Feuerraumtemperaturen genügend hoch, um auch Alkali- 
bestandteile des Brennstoffes in flüchtige Form überzufüh- 
ren, so werden Alkali-Sulfate gebildet, die bei hohen 
Temperaturen stabil bleiben und als Bindemittel zusammen 
mit der Flugasche Kessel- und UÜberhitzerrohre zusetzen 
können. In erster Linie scheint also eine hohe Heizflächen- 
temperatur und nicht der Brennstoff ausschlaggebend zu 
sein, da die gleiche Kohle in der einen Anlage Ab- 
lagerungen hervorruft und in der anderen nicht. Kohlen- 
staubfeuerungen sind in dieser Hinsicht weniger anfällig 
als Stoker- und Dlfeuerungen. 

Die beobachtete katalytische Bildung von SOs an hodh- 
erhitzten Kesselheizflächen kann auch in jeder anderen 
maschinellen Einrichtung sich schädlich auswirken, wenn 
SOs-haltige Verbrennungsprodukte eiserne Oberflächen be- 
streichen, die auf der nötigen hehen Temperaturstufe ge- 
halten werden. Sie kann also auch in Gasturbinen auftreten 
und hängt ab von der Temperatur und Beschaffenheit der 
vom Gas angeströmten Oberflächen und dem S-Gehalt des 
betr. Brennstoffes. — Da eine Herabsetzung der Heizflächen- 
temperaturen u. U. eine Verschlechterung des Rankine- 
Kreisprozesses bedeutet, geht das Bestreben dahin, den 
Katalyse-Effekt durch entsprechende Oberflächenbehand- 
lung zu vermindern oder ganz zu verhindern. 

Aufschlußreiche Diagramme und gute Photos von zuge- 
setzten bzw. korrodierten Heizflächen mit und ohne Ober- 
flächenbehandlung zeigen die Richtigkeit der interessanten 
Forschungsergebnisse, bei denen die Oberflächentemperatu- 
ren von 93° bis etwa 565° C variiert wurden. Vo 

$ 
Geräte 
DK 621.359.4 : 677 
Elektrische Raumluftreinigung in der Textilindustrie. [Nach 
C. H. McWhirter u. R. P. Posey: Electr. Engng. 68 
(1949) S. 783; 4 S., 6 B.] 

Die nach dem grundlegenden Gedanken von Lodge 

und Cottrell arbeitenden Industriefilter sind zur Raum- 


E 


| 
1. Febnııar 1950 


- _ a 


luftreinigung wenig geeignet, da sie übermäßig viel Ozon 

entwickeln und hohe Betriebsspannungen von 30 bis 100 kV 

benötigen: Das von der Westinghouse unter dem Namen : 
Precipitron vertriebene Raumluftfilter führt deshalb die Auf- ' 
ladung der Schwebeteilchen und die Abscheidung in 2 ge-: 
trennten Zonen durch. In der Aufladezone stehen einzelne . 
extrem dünne Drähte mit positivem Potential bei etwa’13 kV. 
Gleichspannung rohrförmigen Gegenelektroden gegenüber. ' 
In dieser Anordnung ist die Ozonentwicklung so gering, daß 

eine Belästigung nicht mehr eintritt. Die Abscheidezone ist 

ein rein statisches Feld zwischen Platten im Abstand von 7 ' 
bis 8 mm und einer Gleichspannung von 6 kV. Außer diesen! 
beiden Zonen gehört zum Luftreiniger ein entsprechendes 
Hochspannungs-Aggregat mit Ventilröhren. Die statischen 
Abscheidezonen müssen in Zeiträumen von 3 ..6 Wochen ge- 
reinigt werden, bei kleinen Anlagen erfolgt die Reinigung 
von Hand, bei größeren durch automatishe Wascheinridh- 
tungen. 

In der Textilindustrie können zentrale Anlagen in Ver- 
bindung mit Klima-Anlagen vorgesehen werden oder ein- 
zelne Luftreiniger, welche am Austritt der Frischluftleitungen 
in den langen Arbeitsräumen angeordnet werden. Besonders, 
vorteilhaft ist der Einsatz der elektrischen Raumluftreinigung 
bei der Trocknung von Garnen und Geweben. Hierbei wird 
Warmluft direkt auf das Textilerzeugnis geblasen, wobei das 
Gewebe ungewollt wie ein mechanisces Filter wirkt und 
feste und flüssige Schwebeteildhen aus der Trockenluft auf- 
nimmt. Hierdurch tritt Verfärbung und Entwertung der Tex- 
tilerzeugnisse ein. Durch Einsatz der Elektrofilter wurde in 
einem Werk der Ausschuß bei der Trocknung von 16,8 auf 
5% vermindert. Die Elektrofilter sind nicht für Abscheidung 
von Fäden und Fasern geeignet. Es werden daher Siebe oder. 
Luftwascer vor die Filteranlage geschaltet. In den USA wird 
für den Einsatz des Precipitrons neuerdings sehr geworben. 
In Deutschland wurden Raumluft-Elektrofilter auch schon er- 
stellt, konnten aber aus wirtschaftlichen Gründen nur bei 
hochwertigen Arbeitsprozessen in der optishen und fein 
mechanischen Industrie Eingang finden. Fn 


DK 321.316.5.0% 
Neue Versuche zur Deutung der Feinwanderung an elek 
trischen Abhebekontakten. [Nah E.Justiu. H.Schultrz 
Wiss. Abh. Braunschweig. Wissensc. Gesellsc. 1 (1949) H. 1. 


An elektrischen Abhebekontakten tritt bei lichtbogen 
freiem Betrieb die bekannte Feinwanderung auf, die durd 
die Bildung kleiner Brücken aus flüssigem Metall verursach 
wird. Der heißeste Querschnitt der Brücke scheint jeweils ei 
wenig zur Anode verschoben zu sein; das wiederholte Zeı 
reißen einer derartigen unsymmetrishen Brüke führt zu 
Bildung eines Kraters auf der Anode und eines Stiftes at 
der Kathode. Nur Pt-Kontakte zeigen bei wachsender Strom 
stärke einen Richtungswecsel der Feinwanderung. Di 
Umkehrstromstärke kann durch Variation von Länge un 
Durchmesser der Kontakte beeinflußt werden; auf diese Weis 
lassen sich Kontakte herstellen, die im Bereih von 10 bi 
20 A frei von den Störungen durch Feinwanderung sind. 

Die Temperaturunsymmetrie der flüssigen Kontaktbrüj} 
ken versuchte man bisher durch Überlagerung des Thomsar 
und Peltiereffektes über die Jouleshe Wärme zu erkläre: 
Die bisher im Bereich der Schmelztemperaturen nicht geme 
senen Thomson- und Peltierkoeffizienten wurden für die Mb 
talle Zink und Wismut von den Verfassern mit Hilfe dı 
Thomsonschen Gleichungen aus bekannten Thermokraftme 
sungen berechnet und mit Feinwanderungsmessungen z 
Kontakten aus Zink und Wismut verglichen. Die auc ¿ 
diesen Metallen beobachtete positive Feinwanderung (A —»} 
kann mit der thermoelektrischen Theorie nicht befriediger 
erklärt werden. 

Die Vermutung der Verfasser über einen möglichen Ei 
fluß des 2. Benedickseffektes! wurde in überrasshender We: 
durch Diskussionen mit M. Kohler bestätigt, der shon tr 
her theoretisch nachgewiesen hatte, daß zwishen Kontakt. 
aus gleichen Metallen Thermokräfte infolge einer absorb:e 
ten Gashaut auftreten können, und der nun zeigte, daß c 
Quantentheorie auch den umgekehrten Effekt, das Entste. 
einer Temperaturunsymmetrie bei Stromdurchgang force 
Die auf den Kontakten absorbierte Gashaut verursacht e:n 


1 Vgl. E. Justi: Leitfähigkeit und Leitungsmechanismus fester S- 
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1948, S. 72 If. 


. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


69 


’otentialwall, den die Elektronen infolge des Tunneleffektes! 
iırchdringen und dabei einen Zuwachs an kinetischer Ener- 
ne erhalten, der zu einer zusätzlichen Erwärmung der Anode 
uhrt, ein Analogon zu der in der Röhrentechnik bekannten 
:rhitzung der Anode durch Elektronenbombardement. 
tarkere Erwärmung des Anodenkontaktes bewirkt die posi- 
ive Richtung der Feinwanderung. Die Verfasser berichten 
xeiter über Experimente, wonach sich die Feinwanderung mit 
'rfolg durch Benutzung höher schmelzender Anodenstoffe 
rabsetzen läßt, und geben auf Grund der neuen Erkennt- 
isse Gesichtspunkte zur Herabsetzung .der Feinwanderung 
in. Sb 


- Meßtechnik 
DK 621.317.73 


mpedanzMessung mit dem Q-Meter. [Nach A. J. Biggs 
.J.E. Houldin: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 II (1949) 
„ 591; 8 S., 15 B] 

Die aus den Forschungslaboratorien der GEC (Wembley) 
tammende Arbeit gibt einen Überblick über die im Bereich 
ct allzu hoher Frequenzen (< 150 MHz) zur Impedanzmes- 
ung heute vorwiegend verwendeten Gütemeßgeräte („Q-Me- 
er”). Einleitend stellen die Verfasser klar, daß der Q-Faktor 
ines Resonanzkreises 
w * Gesämtenergieinhalt des Kreises 


mittlerer Betrag abgegebener Energie 
n gleicher Weise aus Energiebetrachtungen, aus dem Dekre- 
jent und aus der Selektivität des Kreises definiert werden 
‚ann; eine ausführliche Behandlung dieser Fragen ist im An- 
ang zur Arbeit zu finden. Am Beispiel einer Induktivität L 
at Verlustwiderstand R wird gezeigt, daß Q-Faktor 
= w L/R und „magnification factor" Qm = X/R im allge- 
neinen Fall voneinander abweichen: Bei Berücksichtigung 
er in der Praxis stets vorhandenen Eigenkapazität Co der 
nduktivität ergibt sich Qm = w L (1 — w? L Co)/R. 

Die Verfasser klassifizieren die Q-Meter, von denen eine 
\nzahl richtiger als „magnification-factor-meter” bezeichnet 
verden müßten, in 
ı) Geräte, bei denen der speisende Generator über eine nie- 

drige Impedanz (meist sehr kleine Wirkwiderstände in 
der Größenordnung 0,1 Q) an den das Meßobjekt enthal- 
tenden Resonanzkreis angeschaltet wird; z 
) Geräte, bei denen die Anschaltung des Generators über 
eine hohe Impedanz erfolgt. 
)ie Geräte der unter a) charakteri- 
ierten Bauweise werden an Hand Ci 
‘ines Ersatzschaltbildes eingehend 
ıntersucht. Aus der Diskussion der 
rershiedenen Anschaltung des Meß- 
ıbijektes an den Resonanzkreis, der 
“ehlerquellen und der Größenord- 
ung der auftretenden Meßfehler er- 
ıbt sich, daß oberhalb etwa 20 MHz 
uch bei Ausschöpfung aller ge- 
»tenen Verbesserungsmöglichkeiten nur mehr unbefriedi- 
ende Meßgenauigkeiten erzielt werden können. Diese Er- 
‚enntnis veranlaßte die Entwicklung eines unter b) einzurei- 
enden Q-Meters mit „high-impedance-injection”, mit dem 
is zu Frequenzen in der Größenordnung 150 MHz hohe Meß- 
enauigkeiten gewährleistet sind. Wie aus Bild 1 ersichtlich 
st, in dem das neue Meßgerät in einfachster Schaltung dar- 
jestellt ist, wird das MeßBobjekt an die Klemmen XX ange- 
chlossen. Mittels des verlustfreien Drehkondensators Ca 
st der Meßkreis auf Resonanz abzustimmen. Der Generator 
vird über einen sehr kleinen Kondensator Cı angeschlossen, 
© daß seine Frequenz und Amplitude durch Vorgänge im 
Meßkreis kaum beeinflußt werden. Im Resonanzfall gilt 
Im = V(C, + Ca)/eCı. Hält man e und das Verhältnis 
Cı + Cs)/C, konstant, so läßt sich das Anzeigeinstrument des 
\ührenvoltmeters in Qm-Werten eichen. Das Verhältnis 
Cı + C3)/C,,das in der Größenordnung 300 bis 400 liegt, wird 
iadurh konstant gehalten, daß der Kondensator C; (eine 
sonderkonstruktion für etwa 0,03..0,17 pF) mit dem Ab- 
timmkondensator Cs starr gekuppelt ist. Bild 2 zeigt das 
rollständige Ersatzschaltbild, dessen Einzelheiten die Verfas- 
ser ausführlich behandeln. Zur Messung der Speisespannung 
Vı und der Resonnanzspannung Vo dienen Röhrenvoltmeter 
Dioden-Spitzenvoltmeter) gleicher Konstruktion, so daß die 
Eingangskapazitäten C4 und C5 sowie Wirkwiderstand (Rs, Rs) 
und Induktivität (L4, Ls) der Zuleitungen genau gleiche Größe 


1 Wie Fußnote 1 auf S. 68, S. 152 des Buches. 


 — 


Bild 1. Ersatzechal- 


Einfache 
tung des neuen Q-Meters. 


Diese 


haben; das Spannungsverk.ältnis Vo/V, ist infolgedessen in- 
nerhalb des vorgesehenen Frequenzbereiches frequenzunab- 
hängig. Das Röhrenvoltmeter für die Speisespannung liegt 
an einer Anzapfung des 70 Q-Widerstandes Rs + R's, so daß 
der Einfluß von Änderungen der Eingangsimpedanz mit der 


x 
| 
I 
l 
1 

3 


een u. 


Bild 2. 


Vollständiges Ersatzschaltbild des O-Meters. 


Frequenz erst weit oberhalb 150 MHz merklich wird. — Den 
Abschluß der Arbeit, in der auch alle anderen Fehlerquellen 
des neuen Gerätes untersucht werden, bilden eine Beschrei- 
bung mit technischen Einzelheiten und ein Abschnitt mit kur- 
zen Hinweisen für die praktische Anwendung des Gerätes 
(Messungen an Spulen, von Wirkwiderständen oder Wirk- 
leitwerten, von Blindleitwerten, Verlustwinkeln und Röhren- 
impedanzen). Fs 


DK 620.179.14 


Magnetinduktive Stahlprütung [Nah K. Matthaess: 
Metallkde. 39 (1948) S. 257; 15 S., 22 B.| 

Der Verfasser beschreibt ein zur Fehlerprüfung von 
Längsmaterial aus Stahl und Leichtmetall entwickeltes Prüf- 
verfahren, mit dem schon 1943 bei Heinkel, Rostock, 86 500 
Halbzeuge geprüft und 435 fehlerhafte ermittelt wurden. Auf 
eine beanstandete Lieferung entfielen 11 Arbeitsstunden, 
während der Zugversuch 546 Arbeitsstunden erforderte. Das 
Verfahren hat anderen bekannten gegenüber folgende Vor- 
züge: 1. Außerordentliche Arbeitsgeschwindigkeit, 2. weit- 
gehende Automatisierung des Vorganges, 3. objektive Fest- 
stellbarkeit der Abweichungen von Normalen, daher größte: 
Sicherheit bei Prüfung der Halbzeuge. 

Das Verfahren ermöglicht den Nachweis von Längs- und 
Querfehlern, groben und feinen Rissen, von Schlackenzei- 
len, rundlihen Fehlstellen und von Werkstoffverwechslun- 
gen. Die Eindringtiefe ist wie beim Magnetpulververfahren 
3 mm. Das Verfahren ist gekennzeichnet durch die Erzeu- 
gung eines magnetischen Wechselfeldes im Prüfling. Zwei 
Meßspulen in Gegenschaltung ergeben beim Auftreten von 
Fehlern eine Differenzspannung, die gleichgerichtet und ab- 
gelesen wird. Die Prüfempfindlichkeit wird durch ein Poten- 
tiometer eingestellt, der Abgleich von Unvollkommenheiten 
durch Gleichstrom-Hilfskompensation bewirkt. Das Gerät ar- 
beitet mit 50 Hz bei einer Durchlaufgeschwindigkeit von 
0,8 m/s. Um auch Unterschiede in der Härte und Zusammen- 
setzung einwandfrei feststellen zu können, arbeitet die Ver- 
wechslungsprüfung bei zwei verschiedenen Feldstärken. 

Der Verfasser beschreibt eine vollautomatische Sortier- 
anlage mit Prüfleistungen von .400 bis 600 Stangen in der 
Stunde bei 3 bis 5 m Stangenlänge und ein Kleinteile-Prüf- 
gerät für Fertigteile (Schrauben usw.) auf Verwechslungsge- 
fahr mit selbsttätiger Aussortierung fehlerhafter Stücke. 
Hierbei wird der Prüfling mit einem einwandfreien Stück 
verglichen. Meßspulenanordnung, Feldverteilung und Emp- 
findlichkeit werden bezüglich ihrer. günstigsten Werte aus- 
führlich erörtert. S—z 

DK 621.319.4 : 551.57 
Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf Präzisions-Lufitkondensatoren. 
INach L. H. Ford: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 III (1949) 
S. 13; 4 S, 3 BJJ 

Seit langem sind Untersuchungen über den Einfluß der 
Luftfeuchtigkeit auf die Kapazitat von Luftkondensatoren 
bekannt!, wobei jedoch teilweise Anomalien auftraten, die 
vermutlich auf die Feuchtigkeitsfilme auf den Kondensator- 
platten und auf dadurch verursachte Änderungen des Die- 
lektrıkums zuruckzufuhren sınd. Intolgedessen wurden Mes- 
sungen mit einem Eichkondensator bei 1000 Hz durchgeführt, 
wobei durch Messung von Induktivftät und Widerstand in 
dem Meßkreis einer Scheringbrüke auf + 1:500000 die 
relative Genauigkeit der Kapazitat auf 1/100 000 genau er- 


1 C. T. Zahn: Phys. Rev. 27 (1926) S. 329. — J.D. Stranathan: 
Phys. Rev. 48 (1935) S. 538. — N. Lea: J. Instn. electr. Engrs. 92 II (1945) 
S. 261. — G. H. Rayner u. L. H. Ford: J. Instn. electr. Engrs. 95 II 
(1948) S. 312. 


70 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


re 


1. Februar 195 


mittelt werden konnte. Die jeweilige Luftfeuchtigkeit wurde 
mit einem schreibenden Haarhygrometer bestimmt und 
sämtliche Messungen im Beharrungszustand an umschalt- 
baren und festen Kapazitäten durchgeführt; die Temperatur 
betrug meist 20 °C. Nur wenige Messungen wurden außer- 
dem bei 15 und 25° ausgeführt. 

An den veränderlihen Kondensatoren ergab sich eime 
Zunahme der Kapazität mit steigender Leudhtfeuchtigkeit, 
und zwar bis zu 4/100 000 bei 65% relativer Feuchtigkeit; 
rhodiumplattierte Platten erwiesen sich dabei als günstiger. 
Beim festen Kondensator und 85%/o Luftfeuchtigkeit wuchs 
die Kapazität noch stärker an als bei den vorherigen Mes- 
sungen. Zusammenfassend ergab sich, daß die Kapazität mit 
steigender Luftfeuchtigkeit bei 1000 Hz anwächst; diese 
Tatsache ist vermutlich auf Feuchtigkeitsadhäsion der Plat- 
ten zurückzuführen und läßt sich also durch entsprechende 
konstruktive Maßnahmen vermindern. Auf jeden Fall ist 
die Luftfeuchtigkeit bei Luftkondensatoren für Präzisions- 
messungen zu berücksichtigen, da sie bisweilen einen grö- 
Beren Einfluß als eine geringe Temperaturänderung hat. 

Tsch 


DK 621.317.31.085.34 : 537.741.5 


Zur Theofie der Spiegelgalvanometer. [Nah E. Meyer: 
Elektrotechn. 3 (1949) S. 243; 3 S., 1 B.] 

In einer Vorbemerkung wird die Empfindlichkeit eines 
Galvanometers und ihres Kehrwertes, der Galvanometerkon- 
stanten, definiert. Das erste Kapitel nimmt Stellung zum 
Problem der Spannungsempfindlichkeit. In einem Diagramm 
wird die Abhängigkeit der Strom-, der Spannungs- und der 
Klemmenspannungsempfindlichkeit von der Luftspaltinduk- 
tion dargestellt. An Hand dieses Diagramms werden die ge- 
genseitigen Beziehungen der einzelnen Größen untersucht, 
auch die der mechanischen Empfindlichkeit, und eine einfache 
Beziehung hierfür aufgestellt. In einer Tabelle sind die cha- 
rakteristischen Konstanten einiger Ruhstrat-Spiegelgalvano- 
meter zusammengestellt. Im letzten Kapitel wird die Bezeich- 
nung „charakteristische Galvanometerkonstante' eingeführt 
und ihre Zweckmäßigkeit an Hand einer längeren Untersu- 
chung begründet. Pm 


DK 621.317.72.027.3 


Neuartiges Hochspannungsvoltmeter für Absolutmessungen. 
[Nah B. Gänger: Arch. Elektrotechn. 39 (1949) S. 443; 
9% S.8B.] 

Es wird ein Hochspannungsvoltmeter mit planem Mittel- 
teil der beiden Elektroden und waagerechtem Feldverlauf be- 
schrieben. Die mit geringem 
Spiel im Ausschnitt der geer- 
deten Elektrode P schweben- 
de Meßfläche M (s. Bild 3) 
wirddurc dreigleihmäßigan 
ihrem Umfang versetzte Fe- 
dern F in dieser Lage gehal- 
ten; durch geringe Verschie- 
bungen der Aufhängepunkte 
A kann die bewegliche Fläche 
genau in die Ebene ihrer »- 
Hauptelektrode (70 cm Dmr.) 
einjustiert werden. Beim An- 
legen der Meßspannung wir 
sie aus ihrem Schutzring 
heraus und etwas zur Gegenelektrode hin verschoben. 
Bleibt die Lageänderung so klein, daß das Feld am Meßort 
weiterhin als homogen angesehen werden darf, dann ergibt 
na die Höhe der angelegten Spannung (in kV) aus der Be- 
ziehung P = ELF, U?, wo P die auf die Meßfläche ausgeübte 
Kraft in g, d deren wirksamer Durchmesser und a der Elek- 
trodenabstand ist. Die Messung kann so ausgeführt werden, 
daß die Größe der bewirkten Meßflächenverschiebung als 
Maß der Spannung angesehen wird, oder es kann auch die 
vom Feld bewirkte Verschiebung durch Aufbringen einer Ge- 
genkraft rückgängig gemacht werden (Nullmethode); in bei- 
den Fällen ist die Größe der ausgeübten Kraft ein Maß der 
zu bestimmenden Spannung. 

Wegen der lotrechten Lage der Elektroden ist eine 
Eichung nach der bei anderen Elektrometern für Absolutmes- 
sungen üblichen Weise durch Auflegen von Gewichten auf 
die Meßfläche nicht möglich. Als gut brauchbar erwies sich 
zur Ausmessung der rückführenden Kraft bei der Nullme- 
thode bzw. zur Aufnahme der auf die Meßfläce einwirken- 


e zzarer-r -oe + 
Name aare .aurae 
- T 

R NIN ı e 


Lu sn nun. ....-... 


(IZ 277] 


q Bild 3. Schema der Meßanordnung 
(Legende im Text). 


den Kraft bei einer Auslenkung die Verwendung eines Pen 
dels (siehe Bild 4). Ein kugelförmiges Gewicht K hängt hie: 
bei vor Mitte Meßfläche an einem langen Faden und übt au 
sie bei einer horizontalen Verschiebung s seines Aufhänge 
punktes einen genau bekannten Zug oder Druck in waagered: 
ter Richtung aus. Zweckmäßigerweise wird das Pendel zwi 
schen den Hauptelektroden angeordnet und drückt dann au 
eine nur bei der Eichung mit de 
Meßfläche verbundene Geger 
fläche F. Hierzu wird eine Nade 
D mit aufgelöteter Gegenfläd 
in eine feine Bohrung L der Me! 
fläche eingesteckt und kann nac 
der Eichung ebenso rasch wit 
der abgenommen werden. 
Durch Umsetzung der Au: 
lenkung des beweglichen Sy 
stems in einen elektrischen Met 
wert wird eine mechanisch 
Anzeige umgangen. Wie a 
Bild 3 hervorgeht, verkleine 
sich bei der Verschiebung de 
Meßflähe die Kapazität de 
Meßkondensators Kı—Ka, der Teil eines Schwingkreises is 
Ein einfaches Hochfrequenzgerät setzt die Änderung der K: 
pazität bzw. der Eigenfrequenz in gleichartige Stromänderu: 
gen seiner Ausgangsstufe um, welche ein Maß der bewirkte 
Verschiebung darstellen. Beim Nullverfahren wirkt auf d 
bewegliche Kondensatorplatte Kı aus Eisen das magnetisd 
Feld einer stromdurchflossenen Spule ein, dessen Stärke s 
eingeregelt wird, daß die Auslenkkraft des elektrostatische 
Feldes gerade kompensiert wird; dann schwebt das bewet 
liche System wieder in seiner Ausgangslage genau in ds 
Ebene seiner Elektrode. Nach vorheriger Krafteichung mi 
tels Pendel kennzeichnet die Stärke des Magnetisierung 
stroms die Größe der angelegten Spannung. Auf die Mō 
lichkeit eines selbsttätigen Abgleichs zur Vermeidung di 
vor allem bei veränderlicher Meßspannung lästigen und m 
mehr ungenau durchführbaren Handabgleicdhes unter Verwe 
dung eines Nullmotors und eines magnetischen Drosselve 
stärkers wird hingewiesen. vb 


ssuausyzsusuuv ss au aa 


Bild 4. Krafteichung mit Pendel 
(Legende im Text). 


i DK 621.383 : 533.2 


Photoelektrischee Taupunkt-Aufzeichnung. [Nach S. 
Stack: Gen. Electr. Rev. 52 (1949) S. 42.] 

Die Kontrolle der absoluten Luftfeuchtigkeit oder d 
Feuchtigkeitsgehaltes von Gasen ist für viele Industrie 
sehr wichtig. Man bezeichnet die, Temperatur für Sättigw 
bekanntlich als den Taupunkt, bei dem Kondensation eintri 
Diese Zusammenhänge wurden bisher bei Taupunktmesse 
nutzbar gemacht, wobei meist auf einem Spiegel die Nied 
schlagswirkung beobachtet und die zugehörige Temperat 
gemessen wurde, zu der dann der Feudhtigkeitsgehalt a 
Zahlentafeln entnommen werden kann. Um die Luftfeur 
tigkeitsbestimmung zu vereinfachen, entwickelte die Gene 
Electric Co. einen photoelektrischen Taupunktschreiber a 
zwei Photozellen, von denen die eine unmittelbar belich! 
wird, während das Licht zur anderen Photozelle über ein 
Spiegel geht, der sich in einer Kammer für das zu unt 
suchende Gas befindet und abgekühlt oder erwärmt werd 
kann. Wenn sich auf dem Spiegel Feuchtigkeit niederschi3 
ändert sich sein Reflexionsvermögen und dadurch die Ints 
sität des zurückgeworfenen Lichtstrahles. Die Differenz b 
der Lichtstrahlen liefert den Steuerstrom für den Meßversti 
ker. Die Meßeinrichtung ist so gestaltet, daß der Ti 
punktscreiber zwischen — 38° und + 38° C arbeitet und í 
bei einen Fehler von 1 bis 3 °C aufweist. Zu den gemes 
nen Taupunkten lassen sich die Feuchtigkeitsgehalte im 
reich 0,03 bis 45,0 mg/l aus einer Zahlentafel entnehme 
sätzlich kann ein solcher Taupunktschreiber mit einer A 
vorrichtung ausgerüstet werden. 


Fernmeldetechnik 


Die Übertragung von Schaltvorgängen über Sp 
[Nah A. Wirth: Arch. elektr. Übertr. 3 (1949) S. 121; 
5 B] 

Der Verfasser ist der Auffassung, daß ein so großer 
des deutschen Fernsprechnetzes zerstört, abgenützt oder 
altet ist, daß es sich heute nicht um eine Wiederherst 
sondern praktisch um einen Neubau des Netzes hande 
meint, daß trotz der Dringlichkeit der Aufgabe die 


| ‚Februar 1950 


MBelegenheit zu einer grundlegenden Modernisierung, d. h. 
Berücksichtigung des Selbstwähl-Fernsprechverkehrs und Er- 
Hötung der Betriebssicherheit, 

plite. 
W im Hinblick darauf beschreibt der Verfasser die Eigen- 
kchaften eines neuartigen Fernsprechsystems, das von der 
Afelefon- und Normalzeit G. m. b. H. entwickelt wurde, und 


nicht übersehen werden 


pergleicht es mit den Postsystemen 29 und 40. Dieses System 


himterscheidet sich von den Postsystemen im wesentlichen 
#urch die völlige Trennung zwischen Wählzustand und 
wprechzustand. Der Sprechzustand wird erst nach Durchg-be 
ler Aushängemeldung hergestellt, also. erst, wenn der an- 
werufene Teilnehmer sich meldet. Der Verfasser sieht die 
pigenden Vorzüge in diesem System: Störungen des Wähl- 
Wworganges und der Gebührenerfassung durch Sprechen oder 
$ eifen des anrufenden Teilnehmers sind unmöglich; sämt- 
che Zeichen (Wählzeichen, Besetztzeichen usw.) werden auch 
$eim Fernverkehr vom eigenen Amt in der gewohnten Laut- 
ktärke und Tonhöhe geliefert; eine automatische Rückaus- 
Wsung baut ein teilweise aufgebautes Gespräch sofort bis 
um Amt des anrufenden Teilnehmers ab und liefert ihm 
afon dort das Besetztzeichen, falls der gewünschte Teilneh- 
er oder irgendein dazwischenliegendes Leitungsstück be- 
tzt ist. Die Benützungsdauer von Leitungen verringert 
„fich dadurch, was besonders im Hinblick auf den Fernver- 
r Einsparungen ermöglicht. 
Nach Meinung des Verfassers tragen sämtliche Kontakte, 
im Sprechstromkreis egen, wesentlich zu Betriebsstö- 
gen bei, da die UÜbergangswiderstände unkontrollierbare 
ämpfungen ergeben und Anlaß zu Anpassungs- und Nach- 
biidungsfehlern sein können. Bei dem neuen System ist 
die Z.hl der im Sprechstromkreis liegenden Kontakte kleiner 
als bei den Postsystemen. Die besonders empfindlichen 
Ruhekontakte sind ganz vermieden. Auch ein kleinerer 
Aufwand an Kondensatoren und Brücken, die infolge von 
Fabrikationstoleranzen symmetriestörend wirken können, 
wird genannt. Nachteile des neuen Systems sind nicht er- 
wähnt. | Hff 


DK 621.395.521 
Die Frequenzabhängigkeit des Spannungsklirrfaktors bei 
Spulen mit handelsüblichen Eisenblechkernen. [Nach H. 
Ve EE Fernmeldetechn. Z. 2 (1949) S. 201; 6 S., 
4 B.) . 
in einer nachrichtentechnischen Verbindung stört die 
ferromagnetische Hysterese durch die Amplituden-Abhän- 
7:gkeit du/dH der Permeabilität, durch den Hysteresewider- 
sand Rh und durch den Klirrfaktor k. Wenn man annimmt, 
Jaß die Äste der Hysteresescleife Parabeln sind, dann be- 
stehen zwischen du/dH, Rhund k sehr enge Kopplungen. 
Kämmerer faßt sie mit dem Komponenten #,, und 


"pg der komplexen Permeabilität in die Beziehung k = 3/5 ° 
üg.|t;,) zusammen. Diese Beziehung hat er an einer Rei- 


we handelsüblicher Bleche experimentell nachgeprüft. Nach 
einen Untersuchungen ist sie bei allen Legierungen erfüllt, 
ieren Klirrfaktor mıt der Wechselfeldstärke erst steil, dann 
iacher ansteigt. Das sind Legierungen aus Si-Fe und Ni-Fe, 
te bei der Gilühung sorgfältig von fremden Beimengungen 
ereinigt sind. Sie ist dagegen beim normalen Dynamoblech 
ur bei Wechselfeldstärken unter 20 mA/cm erfüllt; bis da- 
¿n steigt die Klirrfaktorkurve etwa quadratisch mit der 
vechselfeldstärke an, dann biegt sie in einem praktisch ho- 
‚zontalen Verlauf ein, in dem der Klirrfaktor den Wert 10% 
aerer schließt hieraus, daß bei diesen Feldstärken die 
at, während 35° (u „„[4,„) weiter kräftig ansteigt. Kämr 


ste der Hysteresescleifen keine Parabeln mehr sind, son- 
ern verwickeltere Funktionen der Feldstärke. 

Mit zunehmender Frequenz schirmen die Wirbelströme 
e inneren Blechschichten gegen äußere Wechsellfelder ah. 
ie hierauf zurückzuführende Abnahme der wirksamen Per- 
eabilität eines Blechkernes wurde genau studiert. Aus be- 
sachteten Anomalien hat man auf den Gang der Anfangs- 
:rmeabilität über den Blechquerschnitt schließen können. 
der Regel ist die Anfangspermeabilität in der Nähe der 
echoberfläce merklich kleiner als in der Blechmitte., 

Infolge der Wirbelströme nimmt auch der Klirrfaktor mit 
aıchsender Frequenz ab. Bei der Berechnung dieser Abhan- 
jkeit sind nicht nur die Wirbelströme der Grundschwin- 
ng. sondern auch die der Oberschwingung zu berücksich- 
en, die infolge der dreifachen Frequenz sehr viel wirk- 
mer sind. Kämmerer gibt Kurven des Klirrfaktors als 
nktion der Frequenz mit der Wechselfeldstärke als Para- 


Mn 


raaa" -e -a 
ar Pr 3 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 71 


meter wieder, die er mit der Annahme berechnet hat, daß 
das Blech homogen ist und dem Rayleighschen Hysterese- 
gesetz gehorcht. 


Mit diesen theoretischen Kurven vergleicht er seine ge- 


messenen Kurven und findet auch hier sehr starke Anoma- 
lien, besonders bei dünnen Biecdhen hoher Permeabilität; 
z. B. soll bei 0,1 mm starkem Mu-Metall der Klirrfaktor für 
10 mA/cm der Rechnung nad bis zur Frequenz 1 kHz von 8% 
auf 4% abfallen. Kämmerer findet aber schon bei 300 Hz 
eine Abnahme auf 4%. Diese Anomalie ist so groß, daß sie 
nicht allein durch die kleinere Oberflächenpermeabilität er- 
klärt werden kann. Kämmerer nimmt deshaıb an, daß 
auch die Hysterese in den Oberflächenschidhten relativ viel 
geringer ais in der Biechmitte ist. Fkr 


Hochlrequenztechnik 
DK 621.395.1 
Hochfrequenzerzeugung durch zwei freie Elektronenstrahlen. 
[Nach A. V. Hollenberg: Bell. Syst. techn. J. 28 (1949) 
S. 52; J. R. Pearce u. W. B. Hebenstreit: Wie vor, 
S. 33.] 

Bei der als travelling wave tube bekannt gewordenen 
Röhre wird ein Elektronenstrahl im Innern einer Spirale ge- 
führt, wobei die Voltgeschwindigkeit der Elektronen aer 
längs der Spirale verzögerten Wanderungsgeschwindigkeit 
einer 'hochfrequenten Welle im ‘Zentimetergebiet angepaßt 
ist. Die Hochfreyuenzenergie wird aus einem Eingangskreis 
«uf die Spirale übertragen und die verstärkte Hochfrequenz- 
schwankung an einem Ausgangskreis abgegriffen. Der Ver- 
fasser sieht einen Nachteil aarin, daß bei der travelling 
wave tube die Elektronen sehr dicht an der Spirale vorbei- 
geführt werden müssen und beim eventuellen Anprall zu 
elektrischen Verlusten und Dämpfung im Hochfrequenzkreis 
Anlaß geben. Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit die 
Verstarkung durch gegenseitige Beeinflussung zweier ein- 
ander durchdringender Elektronenströme verschiedener Ge- 
schwindigkeit erreicht. Die Versucsröhre enthielt zwei 
ringförmige Kathoden, die gegenüber einer netzförmigen 
Anode verschieden stark vorgespannt waren und zwei ko- 
axiale Emissionsschlauche in die Röhre schickten. Auf der 
Eintrittsseite wird die Elektronenströmung dem Einfluß einer 
ultrahochfrequent angeregten Spirale ausgesetzt, die in etwa 
1/s der Röhrenlänge abbricht. Um Reflektionen und stehende 
Wellen zu vermeiden, sind die einzelnen Spiralwindungen 
am Ende durch Übersprühen mit Kolloidgraphit gedämpft. 
Eine ähnliche Spiralanordnung liegt am anderen Ende der 
Röhre in der Nahe der Prallanode und dient zur Auskopp- 
lung der verstärkten Hochfrequenzschwingung. Mit dieser 
Anordnung wurden 33 db Verstärkung bei einer Mittelfre- 
quenz von 255 MHz beobachtet, und die Bandbreite zwischen 
den beiden Punkten mit 3 db betrug 110 MHz. Der freie 
Abstand zwischen den beiden Spıraien betrug 22 cm und 
auf dieser Strecke erfolgte erprobtermaßen der wesentliche 
Anteil der Verstärkung, die also tatsächlich durch Beeinflus- 
sung der freien Elektionenströmungen entstand und nicht 
wie bei der travellıng wave tube; aas bestaugt die theore- 
tischen Ergebnisse der nachfolgend referierten Arbeit. Aller- 
dings sind die quantitativen Ergebnisse etwas hinter den 
Foıderungen der Theorie zurückgeblieben, was vor allem 
dadurch zu erklären ist, daß die Theorie völlige räumliche 
Durchdringung der Ströme fordert, die nicht realısiert werden 
konnte. 

Die zweite Arbeit beschreibt. einen neuen Hochfrequenz- 
verstärker, bei dem eine Elektronenströmung aus zwei Ein- 
zelquellen mit verschiedener Voltgeschwindigkeit zusam- 
mengesetzt wird. Bei hinreichender Dichte in beiden Strö- 
mungen ist eine gegenseitige Beeinflussung möglich, und 
wenn der eine hochtrequent moduliert ist, ergibt sich eine 
Verstärkung. Es werden die Bedingungen fur eine Auf- 
schaukelung und die zu erwartende Verstärkung angege- 
ben; die Ergebnisse der Arbeit wurden in der vorangehend 


referierten experimentell benutzt und bestätigt. - Schw 
DK 621.396.029.64 
Indirektes UÜbertragungssystem für Mikrowellen. [Nach R. 


R. Wakeman; Teie-Tech (1948) Sept., S. 42; 3 S., 4 B.J 
Die unmittelbare Übertragung von Mikrowellenzeichen 
stößt auf Schwierigkeiten, wenn Sende- und Empfangsan- 
tennen sich nicht in unmittelbarer optischer Sicht befinden. 
Eine verhältnismäßig sehr einfache Lösung stellt in diesem 
Falle die Verwendung eines einfachen ebenen Reflektors 
dar, eines Metallspiegels (Bild 5). Der Spiegel braucht dabei 
nicht größer zu sein als die Sende- und Empfangsantennen 


72 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


(d. h. die Flächenkomponente des Reflektors senkrecht zum 
Strahlenweg). Die Leitfähigkeit der Spiegeloberfläche ist 
unwesentlich, da bei den verwendeten Frequenzen der Haut- 
effekt ausschlaggebend ist und die Reflexion von jeder be- 
liebigen metallischen Oberfläche praktisch vollkommen ist. 
Weiterhin braucht die Oberfläche nicht optisch glatt zu sein, 
da hier ja elektromagnetische Schwingungen in der Größen- 
ordnung von cm und nicht mu reflektiert werden und dem- 
zufolge kleine Kratzer, Unvollkommenheiten, Schrauben- 


Bild 5. Anwendungsbrispiele für Reflektoren. 


köpfe usw. ohne Einfluß sind. Wichtig ist aber, daß der Spie- 
gel vollkommen plan ist, da sonst Strahlungsverluste auf- 
treten. Als besonders brauchbarer Werkstoff hat sich Alu- 
miniumblech von 3 mm Stärke erwiesen, das an den Kanten 
durh Aluminiumwinkel versteift wird. Die Versteifung 
durch Aluminiumwinkel ist wesentlich, da bei der Benutzung 
von Eisenwinkel zwischen dem Aluminiumbleh und dem 
Eisenwinkel thermische Bimetalleffekte auftreten würden, 
die Verbiegungen der Spiegeloberfläche weit über das zu- 
lässige Maß hinaus zur Folge haben. Bei großen Sendeent- 
fernungen werden plane Glasplatten mit Oberflächenversil- 
berung verwendet. Die in Bild 5 schematisch dargestellten 
Reflektoranlagen zeigen 2 interessante Lösungen: Bild 5a 
den indirekten Empfang eines Senders mittels Reflektors, 
Sb die zweckmäßige Verlegung einer Relaisstation an eine 
bequem zu versorgende Stelle mit Hilfe von Reflektoren. Ba 


DK 621.385.13.029.6 
Erzeugung von Hi-Schwingungen durch Glühkathodenröhren 
mit Gasfüllung niedrigen Drucks. [Nach E. B. Armstrong 
u.K.G. Emeleus: Proc. Instn, electr. Engrs. 96 III (1949) 
S. 390; 5 S., 5 B] 

Es werden Untersuchungen über die Entstehung von 
Plasmaschwingungen mit einer Wellenlänge von 5 cm bis 
zu 2 m durch Entladung von Glühkathoden in Quecksilber- 
dampf, Argon oder anderen Gasen bei niedrigem ‚Druck be- 
schrieben. Messungen an gasgefüllten Dioden mit direkt 
geheizten Kathoden haben gezeigt, daß eine Schwingungs- 
erzeugung sowohl unterhalb als auch innerhalb des Sätti- 
gungsbetriebes möglih ist und dabei die Art des Gases 
keinen Einfluß auf die Schwingungserzeugung besitzt. Die 
stärksten Schwingungen treten kurz nach Erreichen des Sät- 
tıgungsgebietes auf. In diesem Gebiet nimmt mit zuneh- 
mender Anodenspannung die Wellenlänge stetig ab; für die 
beschriebene Diode (5 cm lang, 2,5 cm Dmr.) mit Quecksilber- 
dampffüllung von 19 °C und einem Druck von 1,3 : 10-3 Torr 
werden bei einem Heizstrom yon 1,53 A Wellenlängen von 
75 cm bis zu 58 cm gemessen. Die Amplitude der Schwin- 
gungen durchläuft dabei verschiedene Maxima. Eine Ver- 
ringerung der Heizung auf 1,48 A ergibt Schwingungen im 
Wellenlängenbereic 79 ... 66 cm. 

Bei höheren Gasdrücken werden die Schwingungen 
schwächer und die Wellenlänge erheblich kürzer. Bei einer 
Entladung in Quecksilberdampf mit einem Druck von 0,017 
Torr zeigten sich bei einer Anodenspannung von 9...13 V 
3 Schwingbereiche: 

Wellenlänge etwa 28 cm bei einem Entladungsstrom von 
85 mA; Wellenlängen von 17,8 bis 14,6 cm bei einem Entla- 
dungsstrom von 105 bis 115 mA; Wellenlänge 11 cm bei einem 
Entladungsstrom von 105 mA; Messungen haben ergeben, daß 
die stärksten Schwingungen entstehen, wenn: a) Der Schwin- 
gungskreis mit dem negativen Ende des Heizfadens ver- 
bunden ist, b) das negative Ende des Heizfadens ungefähr 
1 cm über das Anodenende herausragt, c) der Heizdraht 
stramm gespannt und d) die Anode innen berußt ist. 
Bei der Untersuchung von Röhren mit indirekt geheizten 
Oxydkathoden ergaben sich Schwingungen über einen gro- 
Ben Teil der steil ansteigenden Röhrencharakteristik. 

Die Wellenlänge der Schwingung ließ sich in keinem 
Fall durch die Ankopplung von Resonanzkreisen, sondern 
immer nur durch Sonden innerhalb der Röhre bzw. am 


1. Februar 1 


Röhrenkolben beeinflussen. Bei günstigsten Betrieb: 
dingungen kann 1 % der Anodenleistung in Schwingur 
leistung umgesetzt werden. Der Schwingungsmechanisı 
ist noch nicht geklärt; es werden abgegrenzte Gebiete 
schwingendem Plasma angenommen, bei deren Durdhlar 
der ursprünglihe Elektronenstrom eine Geschwindigke 
modulation und Elektronenbündelung erfährt, so daß 


' Schwingungsanfachung in ähnlicher Form wie bei den L 


zeitröhren erfolgen kann. F 


DK 621.31 
Strahlwege von Radiowellen in der Ionosphäre. [Nach 
Poeverlein:S.-B. Bayer. Akad. Wiss. (1948) S. 175; 2. 
6 B. — Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 517; 8S., 8 B.] 

Gefragt ist nach dem Weg, den Radiowelien inner! 
der Ionosphäre nach der Theorie zurücklegen. Infolge 
Erdmagnetfelds wird jeder in die Ionosphäre eintrete 
Strahl in zwei Komponenten aufgespalten (ordentlicher 
außerordentlicher Strahl). Die Wege der beiden Kompo! 
ten sind verschieden; sie sind durch das Erdmagnetfeld 
sentlich beeinflußt. Von einem Sender zu einem Empfäı 
führen demnach bei einmaliger Reflexion zwei Strahlu 
über die Ionosphäre. 

Es wurde ein Verfahren gefunden, das es ermöglicht, 
Wege in der Ionosphäre unter Berücksichtigung des Erc 
gnetfelds graphisch zu ermitteln. Das Verfahren ist rein stı 
optisch und beruht auf Sätzen der Kristalloptik, die auf 


‚Ionosphäre übertragen werden können. Die Strahlwege, 


man für die beiden Komponenten unter einfachen Vor 
setzungen erhält, sehen in vielen Fällen ganz ungefäh 
aus, wie man sie erwartet; manchmal sind sie aber aud ı 
eigentümlich. Vertikal in die Ionosphäre eintretende St 
len werden seitlich abgelenkt, und zwar die beiden Kor 
nenten in entgegengesetzter Richtung (das heben in neu 
Zeit mehrere Autoren hervor). Für steile Einfallsrichtur 
in der magnetischen Meridianebene wird der Weg des orc 
lichen Strahls an der Reflexionsstelle nicht horizontal, 
dern hat dort eine Spitze. Auch noch andere ungewöhn 
Strahlwege kommen vor, und einige Folgerungen erg: 
sih in den Fällen ungewöhnlicher Wege. Demnächst 
vom gleichen Verfasser eine Veröffentlichung erscheinen 
Bilder zahlreicher theoretisch ermittelter Strahlwege br 

i 


i | DK 621.31 
Geschlitzte Zylinderantennen. [Nach E. C. Jordan u 
E. Miller: Electronics (1947) Febr., S. 90; 4 S, 8 B] 

Geschlitzte Zylinderantennen werden bei freq 
moduliertem Rundfunk und beim Fernsehen verwendet, 
1/84 entsprechende Richtwirkung bei hor 
taler Polarisation zu erhalten. Die F 
charakteristik unterscheidet sich 
wesentlich von der eines #/2-Dipo!: 
auf den Punkt, daß das Feld des Ver! 
Dipols vertikal polarisiert ist, das ( 
eine vertikale Schlitzantenne erz: 
Feld aber horizontal. Um große ! 
wirkung zu erzielen, werden me! 
vertikale Schlitze übereinander ang 
net (Bild 6). Die Antenne bringt eine 
starke Bündelung und einen erLebl 
Energiezuwachs in der Hauptauss 
lungsriähtung proportional der Anzah 
Schlitze. Für die richtige Speisun« 
gescllitzten Zylinderantenne ist die 
pedanzcharakteristik wesentlich in 
Abhängigkeit von Schlitzlänge und -t 
bzw. Zylinderdurchmesser. Die füı 
Resonanz wesentliche Schlitzlänge 
dabei mit kleiner werdendem Zyl: 
durchmesser größer, bis unterhalb 
bestimmten kritischen Durchmessers | 
Resonanz mehr erzielt werden kann 
Wirkungsweise der gesclitzten Zyl: 
antenne wird durch zwei physikai 
Vorstellungen anschaulih gemacht. 
Schlitzantennen mit kleinem Zyl 
durchmesser stellt man sich die Kante 
Schlitzes als Leitung mit 2 parallelen Leitern vor, d: 
den Enden kurzgeschlossen ist. Wird die Spannung ir 
Mitte der Leitung angelegt, so ergeben sich stehende W 


Bild 6. Geschlitzte Zy- 
linderantenne mit 4 
Schlitzen. 


1. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. J-hrg. Heft 3 73 


für Strom. und Spannung entlang der Leitung. Bei dem ge- 
rıngen Abstand der Schlitzkanten ist nicht zu erwarten, 
&caß größere Ströme ausgestrahlt werden. Die Leitung ist 
aber mit dem restlichen Zylinder verbunden, wodurch be- 
dingt wird, daß die Spannung am Schlitz Ströme entlang 
der Außenseite des Zylinders fließen läßt. Diese Ströme 
können beträchtliche Energiebeträge ausstrahlen, wenn der 
Durchmesser der Kreisbahn ein bestimmter Bruchteil der Wel- 
lenlänge ist. 

Bei Zylindern mit größerem Durchmesser geł.t man auf 
die Wellenleitertheorie über, wobei die Innenseite des Zy- 
ınders als eine Art zylindrischer Wellenleiter betrachtet wird. 
Das Verhältnis der Wellälänge im Leiter zu der im freien 
Raum wird sehr groß, wenn der Zylinder-Durchmesser d bis 
auf den Kurzschluß-Durchmesser abnimmt, was für d = 
0,586 A der Fall ist. Hat der Zylinder einen Schlitz, so wird 
der Kurzschluß-Durchmesser bei Erregung am Schlitz bedeu- 
tend kleiner, für Schlitzbreiten von 0,10 d und 0,062 d liegt 
er in der Größenanordnung von 0,1 4. Ba 


Physik 
DK 621.316.8 


Eine thermische Anomalie der Widerstandslegierung Isa- 
bellin. [Nach O. Heusler: Metallkde 39 (1948) S. 326; 
7S] 

Die Anomalie wird nach ihrem Entdecker als Chevenard- 
Effekt bezeichnet und beruht nah G. Masing auf dem 
„einfrieren thermisch bedingter Gitterstörungen. Die Ano- 
malie äußert sich in einer starken Hysteresis des elektri- 
schen Widerstandes, des Volumens und der sonstigen physi- 
kalischen Eigenschaften und ähnelt im Verhalten am meisten 
dem von ferromagnetischen Metallen im Curie-Punkt. Nur ist 
an Stelle eines atomaren Vorganges ein in homogener Phase 
ablaufender Diffusionsvorgang die Ursahe. Nah Masing 
sieiben einzelne Gitterpunkte von Atomen unbesetzt, was 
sch als Widerstandserhöhung und Volumenzunahme äußern- 
de Gitterstörungen auswirkt. Mit steigernder Temperatur 
wächst die Zahl solcher Störungen nach einer e-Funktion bis 
zım Soliduspunkt stetig an, während die Dichte sinkt. 

An Hand von Temperatur-Eigenscafts-Kurven weist der 
Verfasser die Abhängigkeit des spezifischen Widerstandes 
von Isabellin von Glühtemperatur, Glühdauer, schneller und 
langsamer Abkühlung nach. Der spezifische Widerstand ist 
von Glühdauer und Abkühlgeschwindigkeit abhängig: Betru 
die Widerstandserhöhung durch Abschrecken allein 9,63%, 
durh Hartziehen allein 12,22%, so erreichte sie beim Hart- 
ziehen (Ziehgrad 85%) nach einstündigem Glühen und Ab- 
shreken den Wert von 19,05%. Also tritt nah dem Glühen 
und Abschrecken eine additive Überlagerung der Wider- 
standserhöhung durch den Chevenard-Effekt und das Hart- 
ziehen ein. Nach Vogt soll die Kaltverformung die Ma- 
singsce eingefrorene Gitterauflockerung durch Zusam- 
menpressen z. T. zurücbilden und damit die ihr entspre- 
chende Widerstandserhöhung. Die dilatometrischen Mes- 
sungen des Ausdehnungskoeffizienten und der thermischen 
Ausdehnung nach der von K. Thielmann modifizierten 
Rohrmethode ergaben, daß die stetig verlaufende reversible 
Ausdehnung von einer irreversiblen Schrumpfung begleitet 
ist, die sich schon bei niedrigen-Temperaturen bemerkbar 
macht, bei höheren in verstärktem Maße. Nach Untersuchun- 
gen des Verfassers ist bei Isabellin vorwiegend der Al-Ge- 
halt für den Chevenard-Effekt entscheidend; der Einfluß von 
Fe und P ist gering, der von S wesentlich. — Andeutungen 
über das Auftreten eines Chevenard-Effektes finden sich bei 
den Legierungen der Ubergangsmetalle. Nah Masing läßt 
sih der Effekt auf einen so allgemeinen Vorgang zurüc- 
tuhren,. daß bei allen Metallen damit zu rechnen ist. S-z 


Lichttechnik | 
DK 621.32 : 628.971.6 


Anwendung von Teleskopmasten für eine Brückenbeleuch- 
tung in Paris. [Illum. Engr., N. Y., 44 (1949) S. 398/99.] 

Im Juni 1947 ist in Paris die Beleuchtung der zum Louvre 
Ichrenden Seine-Brücke Pont du Carrousel nach dem gleichen 
Prinzip in Betrieb gesetzt worden wie die auf dem Place 
de la Concorde während der Weltausstellung im Jahre 1937. 
Hier wie dort hatten neben den lichttechnischen Forderun- 
gen nach großen Lichtpunkthöhen bei den als gegeben ange- 
nommenen Abständen städtebauliche, verkehrstechnische und 
architektonische Gesichtspunkte zur Verwendung teleskop- 
artig ausfahrbarer Maste geführt. Die Brücke wird durch etwa 


2,5m hohe Laternen, die auf 4 solhen Masten angebradt 
sind, ausgeleuchtet. Eine Grundrißskizze und je eine Tag- und 
Nachtaufnahme im Original veranschaulichen, wie die Form 
und Anordnung der Pylonen dem Gesamtbild der Brücke und 
ihrer Umgebung gut angepaßt worden sind. Die 4 Statuen auf 
der Brücke Laben Abstände von etwa 125 m in der Längs- und 
37m in der Querrichtung. Die entsprechenden Abstände der 
an den Ufern seitlich von der Brücke und etwas zurückgesetzt 
angeordneten Lichtpylonen sind etwa 145m und etwa 60 m. 
Höhe der Pylonen am Tage etwa 15 m. Durch je einen fernge- 
steuerten, geräuschlos laufenden 4 kW-Motor im Fuß der Ma- 
ste wird der 2,5t schwere ausziehbare Teil derselben mittels 
einer Kettenwinde mit einer Geschwindigkeit von 0,038 m/s 
gehoben, so daß die Laterne nach etwa 3 min Hubzeit die Ge- 
samthöhe für die Nachtstunden von etwa 22m erreicht. Die 
Laternen enthalten je 3 Sonderleuchten, die mit je einer 750- 
oder 1000-W-Glühlampe bestückt sind. Nach beendetem Hub 
des Teleskopmastes werden die Lampen selbsttätig einge- 
schaltet. Während der jetzt abgelauienen zwei Betriebsjahre 
ist keine nennenswerte Störung ın der Anlage aufgetreten. 
In den sonst recht ausführlichen Ausführungen vermißt man 
leider Angaben über die an verschiedenen Stellen auf der 
Brücke erzielten Beleuchtungsstärken uni die Leuchtdichte- 
werte bei trockener und nasser Straßenoberfläche. Diese Da- 
ten würden für den Beleuchtungsingenieur und auch für den 
technisch interessierten Verkehrsfahmann besonders auf- 
schlußreich sein. Vi 


Verkehrstechnik 


Luftbereifte Schnellzüge in Frankreich. 

Im Jahr 1932 wurden in Frankreich leichtgebaute Diesel- 
triebwagen auf Luftreifen mit stählernen Spurkränzen in 
Dienst gestellt. Man nannte sie „Michelines’ nach der Pneu- 
matikfabrik Michelin. Seit 1948 sind nun drei Schnellzüge 
zu je sechs Wagen nach Leichtbauweise in Betrieb genom- 
men. Ein Gepäckraum, ein Barabteil und ein Speisewagen 
kennzeichnen diese geschmackvoll und bequem ausgestatte- 
ten Züge, die ein Fassungsvermögen von 249 Personen haben. 
Das Wagengewicht beträgt leer nur 15 t und bei voller Be- 
setzung 21 t. Jedes der beiden Drehgestelle hat fünf Achsen, 
wovon die mittlere keinen Spurkranz aufweist. Die Luft- 
druck-Oldruckbremse wirkt auf Achstrommeln. Da die Haft- 
reibung Gummi-Stahl etwa dreimal so hoch ist wie bei Gub- 
eisen-Stahl, kann ein Zug aus 100 km/h auf 600 m zum Still- 
stand gebracht werden. 

Vergleichende Meßfahrten zwischen herkömmlichen Wa- 
gen zu 4l t brutto und den luftbereiften zu 21 t brutto ergaben 
bei 100 km/h Gesamtwiderstände zu 5,8 bzw. 11,2 kg/t. Auf 
einen Reisenden bezogen sind die Widerstände aber praktisch 
gleich (239 bzw. 234 kg), ebenso die Zugkraft mit 3,7 kg. 
Wegen der geringeren Massen ist der luftbereifte Leichtbau- 
zug im Verhältnis 21:41 beim Anfahren und in Steigungen - 
wesentlich im Vorteil. 

Die schlag- und geräuscharmen Züge werden von ölge- 
feuerten Lokomotiven befördert, so daB auch noch die Ruß- 
plage entfällt. Geheizt wird mit gefilterter Warmluft;' im 
Sommer wird gefilterte Frischluft in den Fahrgastraum ge- 


DK 625.23.012.55 


drückt. Für die Beleuchtung sind Leuchtstoffröhren und eine 
Notbeleuchtung über Glühlampen vorgesehen. Hom 
Werkstatt und Baustoffe 
DK 621.318.22 


Magnetische Eigenschaften und Verwendbarkeit pulver- 
metallurgisch hergestellter Dauermagnete. [Nah H. Fah- 
lenbrach: Arch. Eisenhüttenw. 20 (1949) S. 301.) 
Gegenüber dem lunkerfreien Gußmagneten auf Eisen- 
Nickel-Aluminium-Grundlage hat der heutige gesinterte 
Werkstoff gleicher Zusammensetzung immer ein um 1 ...50/o 
geringeres spezifisches Gewicht, bedingt durch Poren oder 
Tonerdeeinshlüsse. Es wird gezeigt, daß dieser Poren- und 
Einschlußraum bei den heutigen Sinterwe:kstoffen prak isch 
ausschließlich querschnittsvermindernd und nicht entmagne- 
tisierend wirkt, so daß die magnetischen Eigenschaften der 
Sinterwerkstoffe auf Gewichtsquerschnitt bezogen den Guß- 
magneten gleich sind und auf geometrischen Querschnitt be- 
zogen nur wenig unterlegen sind. Dieses Ergebnis hat die 
Herstellung kobalthaltiger Al-Ni-Magnete besonders der vor- 
zugsgerichteten Spitzenqualität Al-Ni-Co 400 auf dem Sin- 
terwege sehr gefördert, so daß die Technik die besonderen 
Vorzüge der Sintermagnete (leichtere Befestigungsmöglich- 


74 


keit und homogener Flußverlauf bei Eisen-Ansinterungen, 
bessere Form und Kantenbeständigkeit, bessere mechanische 
Eigenschaften) auch bei der Qualität Al-Ni-Co 400 jetzt aus- 
nutzen kann. 


Enerwiewert Remauenz Koerzitivkratt reversible Per 
Weırkstolf (B H)max r JHc meabılität iev 
1u% GOe G Ve G/Oe 

| 
AINiCo 400 . . 3,0 bis 3,8 | 9500 bis 11 500 , 550 bis 650 45 bis 6 
AINiCo 190 „ . 1,4 bis 2,0 | 7000 bis 8000 ° 600 bis 750 4 bis 5 
AINiCo 150 . . EK) bis 1,7 | 4500 bis 6000 750 bis 900 3% bis 4,5 
AINi 120 ..:1,0 bis 1,2! 5000 bis 6000 | 500 bis 600 45 bis 6 
AINi 90... 0.85 bis 4,1 | 6000 bis 7500 , 280 bis 400 6 bis 8 
Oxydmagnet . | 0,5 bis 0,7 | 1500 bis 2000 | 1000 bis 1300 2 


Manche Befestigungsfragen können durch Einschrumpfen 
von Innenteilen aus Eisen oder anderen höherschmelzenden 


Metallen sehr einfach gelöst werden. Die Bedeutung des 
Sinterverfahrens für die Herstellung sehr kleiner Magnete, 
die nicht gegossen werden können, wird erläutert. Der Ab- 
schluß des Berichtes befaßt sich mit der Herstellung von 
Oxydmagneten und Pulvermagneten aus technischen und da- 
her sehr wirtschaftlichen Produkten. Die in der Zahlentafel 
aufgeführten Dauermagnetwerkstoffe sind dem Fabrikations- 
programm der WIDIA-Fabrik, Essen, entnommen. Vb 


i l l DK 621.776 
Tiefziehen dünner Bleche mit Sonderwerkzeugen. [Nach 
H. Beißwänger: Metallkde. 40 (1949) S. 101; 14 S.] 

Beißwänger erörtert zunächst die für das Tiefziehen 
dünner Bleche mit dem üblichen Anschlagziehwerkzeug sowie 
die für den Anschlagzug dicker Bleche gegebenen optimalen 
Bedingungen und gibt Versuchsergebnisse bekannt, die mit 
Sonderwerkzeugen auf einer 55 t-Räderziehpresse gewonnen 
wurden. Verarbeitet wurden gebräuchliche Werkstoffe, de- 
ren Kennwerte und optimales Ziehverhalten tabellarisch auf- 
geführt sind. 

Ist beim gewöhnlichen Ziehen dünner Bleche im Anschlag 
eine beachtliche Steigerung des optimalen Ziehverhalten« 
nur bei günstiger Stempel- und Ziehringabrundung möglich, 
so kann nach den Untersuchungen des Verfassers mit gewöhr- 
lichem zylindrischem Stempel, ebenem Faltenhalter und koni- 
schem Ziehring bei einem Einziehwinkel von < 36° und 
einem Einziehdurchmesser von etwa 0,72 D (D = Ronden- 
durchm.) bei einem Einziehwinkel von 30° bzw. 36° ein Zieh- 
verhältnis von 0,365 für Weicheisen, z.B. gegenüber 0,468 
beim gewöhnlichen Anschlagzug (0,378 beim Doppelzug) mit 
wesentlich geringeren Drücken erreicht, somit mindestens ein 
Weiterschlag erspart werden. Die Grenze der Ziehfähigkeit 
ist gekennzeichnet durch Bodenreißer, die beim Überschreiten 
der Zerreißkraft des an der Becherrundung liegenden shwäch- 
sten Querschnittes durch die maximale Ziehkraft bei koni- 
schem Einziehen oder beim zylindrischen Weiterziehen auf- 
treten. 

Ungleiche Spannungsverteilung verursacht nach der Ver- 
formung tangentiale Eigenspannungen bzw. Längsrisse; Er- 
schöpfung der Verformungsfähigkeit durch Auftreten einer 
zur tangentialen Druckspannung um 45° geneigt auftretenden 
Schubspannung führt zu Schrägrissen. Verfahrensbedingte 
rotationssymmetrische Faltenbildung 1. Art tritt auch bei An- 
wendung konischer Ringe, eine solche 2. Art im Vorzug zwi- 
schen Stempelrundung und Ziehring auf, die sich bei stärke- 
ren Blechen beim Weiterziehen zurückbildet, bei schwächeren 
Blechen aber verstärkt. Solche können daher in konischen 
Ziehringen nicht verarbeitet werden. Durch Unsymmetrie 
im Ziehteil und Werkzeug bedingte unsymmetrische Falten- 
bildung 1. Art am oberen Becherrand wird durch den koni- 
schen Faltenhalter nicht unterdrückt, wohl aber durch Erhö- 
hung des Druckes des ebenen Faltenhalters. Unsymmetri- 
sche Faltenbildung 2. Art, hervorgerufen durch Werkstoff- 
fehler oder durch Unsymmetrie im Werkzeug, geht mit wadh- 
sender Ziehgeschwindigkeit zurück. 

Für Messing, Neusilber und V2A nennt der Verfas- 
ser ein optimales Ziehverhältnis von 0,38, für Kupfer und ver- 
schiedene Leichtmetalle ein solches von 0,406. Die größere 
Verformungsarbeit beim Ziehen mit konischem Ring verteilt 
sich über einen längeren Stempelweg und ergibt eine wesent- 
lih größere Verformungsmöglichkeit. Verkleinerung des 
Einziehwinkels steigert das optimale Ziehverhältnis. Bei 
Herstellung konischer Ziehteile oberhalb der für die verschie- 
denen Einzieh- und Stempeldurchmesser genannten Grenzen 
der Blechstärke kann auf das stufenweise zylindrische Vor- 
ziehen verzichtet werden. S—z 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 195 


Verschiedenes 


DK 061.6 : 658.57 : 621.3.001. 
Industrielle Forschung und Entwicklung. [Nach J. F. D ow 


nie Smith: Electr. Engng. 68 (1949) S. 777; 5 S.] 


Forschung und Entwicklung et 


Satugung Wichte fordern die Inanspruchnahm 
in Jo einer großen Anzahl von Spezi: 
G g/cmd ; g ; 

listen und sind deshalb recht ve: 

iao | 67 bis 72  Wickelte Dinge. Der Verfass- 
12000 6.7 bis 71 untersucht auf Grund seiner lų 
9500 6,6 bis 7,0 tigkeit in der Industrie und it 
9500 6,6 bis 6,9 Iowa State College zunächst d. 
a en 7 e Frage, ob sich eıne Gesellschä 


eigene Entwicklungsarbeit leiste 
kann, oder ob sie besser auf d: 
Dienste von Forschungsinstituten (genannt werden The B: 
telle Memorial Institute, Armour Research Foundation un 
Iowa State College) zurückgreifen sollte. Unter der Vorau: 
setzung, daß die Kosten für eine eigene Entwicklungsabite 
lung zu rechtfertigen sind, stellt der Verfasser eimige bt 
sonders verbreitete Fehler und Unzulänglichkeiten der En 
wicklungsabteilungen zusammen. Es genügt nicht, daß eın 
Entwicklung wissenschaftlich interessant ist, sie muß au: 
wirtschaftliche Vorteile bringen. Oft ist die Leitung der G: 
sellschaft zu ungeduldig, um die Resultate einer Entw:o 
lung abzuwarten. Die Entwicklungsabteilung muß desh: 
der Geschäftsleitung verständlich machen, daß der lan: 
same Weg der Entwicklung sich lohnt. Viele großen Gi 
sellschaften versuchen, die Entwicklungskosten der einzelne 
Produkte zu erfassen. Der Verfasser ist der Meinung. ma 
solle, obwohl es jeder guten Geschäftsspraxis widersprit: 
die aufgewendeten Zeiten schätzen. Folgendes wird für no 
wendig angesehen: Ein Beförderungsprogramm für die A: 
gestellten und eine entsprechende Erklärung der Firme: 
politik. Wenn jemand Fehler macht, soll man es ihm saqe 
es zahlt sich nicht aus, drittklassige Forscher zu besitzt 
die sich einbilden, erstklassige zu sein. Weiter ist ein da: 
erndes Schulungsprogramm notwendig!! Besuche der Firme: 
leitung sollten nicht nur zu lang vorausgesagten Termine 
sondern auch überraschend erfolgen. Viele Gesellschaft: 
sind zu sparsam im Verleihen von Titeln. Hervorragen‘ 
Entwicklungsfachleute sollten u. U. besser bezahlt werde 
als ihre Gruppenführer. Außerdem werden behandelt: Ze: 
kontrolle, Anregung der erfinderischen Tätigkeit, Priorita: 
streitigkeiten, Beziehungen zur Werkstatt, das Vorsch:« 


system und der Weg von der Forschung über die Entwiı 


lung zum fertigen Produkt. Mr 


Kurznachrichten 


Folgen der Einführung des Kopenhagener Wellenplanes. 
Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rundfunkwirtsc. 
bemüht sich, die Offentlichkeit über die Folgen der event... 
zu erwartenden Einführung des neuen Kopenk.agener We. 
planes aufzuklären. Sie läßt nächstens in allen größe: 
Städten des Bundesgebietes durh Obering. Schill:: 
Aufklärungsvorträge halten, die teils als fachliche Inforr 
tionsvorträge, teils als Publikumsveranstaltungen durc..: 
führt werden. Dabei wird die beruhigende Gewißheit ve 
mittelt, daß der Empfang auf den bisher üblichen 3 Wel.r 
bereichen weiterhin seinen vollen Wert behalten wird į 
der UKW-Rundfunk nur ergänzend und verbessernd e.: 
guten Orts- und Bezirksempfang, u. U. eines Senders : 
2. Programm, bieten wird. Bemerkenswert ist der Hinw:- 
daß auch in den USA trotz der vorhandenen großen Z+: 
von UKW-Sendern nur ein Bruchteil der neuen Empfang: 
typen für den UKW-Empfang eingerichtet ist. o: 


Rundfunkhörerzahlen im Bundesgebiet. — Uber die Zah! ¿ 
Rundfunk- und Zusatzgeneł.migungen, die einen Anhalt :! 
die tatsächliche Zahl der Rundfunkhörer in der Trizone . 
ben, berichtete die Arbeitsgemeinschaft der deutschen R- 
funkwirtschaft. Danach hat die Hörerzahl 1947 um 10%, 1- 
um 13%, 1949 um 10% zugenommen. Interessant ist die ù 

vor der Währungsreform geringere Zunahme, offenba: 

folge der erschwerten Reparatur- und Anschaffungsmöc . 
keiten. Am 1. Dezember 1949 gab es im Bundesgebiet 7 
Millionen Genehmigungen. u‘ 


` 


! vgl. Schwenkhagen: ETZ 71 (1950) S. 3. 


k 


. Februar 1950 


- .- 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telephon: 3 07 21/364 
Vorschriftenstelle: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon: 3 47 70 


Böen) re Se m, ee 


Bekanntmachung 


; In VDE 0110/XI1.44 „Vorschriften für die Bemessung der 


Í Kriech- und Luftstrecken elektrischer Betriebsmittel” soll, 


‘nachdem die Vorsitzenden der hierfür in Frage kommenden 
 VDE-Kommissionen zugestimmt haben, der $ 1 folgenden ge- 
"kürzten und der $ 2a nachstehenden geänderten Wortlaut 


N erhalten: 
3 1. Geltungsbeginn. 


Diese Vorschriften treten am 1. Januar 1945 in Kraft.! 
Diese Vorschriften gelten als Rahmenvorschriften hin- 
sihtlih der Kriechstrecken, Luftstrecken und Ab- 
stände, soweit nicht zwingende ‚Gründe hiervon abwei- 
chende Festlegungen in den VDE-Bestimmungen für die 


F 2a) 


betreffenden Betriebsmittel rechtfertigen. 


a Liergegen können bis zum 15. März 1950 bei der 


‚ YDE- Vorschriftenstelle eingereicht werden. 


VDE-Vorschriftenstelle 
| Jacottet 


Gültigkeit der VDE-Vorschriften und der DNA-Nachdrucke. 


nde Bezugsquellen: 
burg, VDE-Haus, Bismarckstraße 33. 


f 
Blättern der Reihe DIN 57.., 


: Fachberichte zur Jahresversammlung 1950 in Köln. 


In Heft 1, S. 25, veröffentlichten wir die Termine zur dies- 
rigen Jahresverssammlung. Sie findet vom 30. Mai bis 
Fachgenossen, die auf dieser Jah- 
ersammlung einen Fachbericht kalten wollen, werden ge- 
en, den in der Bekanntmachung Heft I angegebenen .Ein- 


M. Juni 1950 in Köln statt. 


determin vom 10. März unbedingt einzuhalten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Kulp 


VDE-Fachberichte 1948 


die Bestellungen auf Lieferung der 
VDE-Fachberichte Band 12 (1948) 


Kulp 
s Fußnote unverändert. 


Nachdem die künftige alleinige Bearbeitung von Nach- 
&en und Neuherausgaben durch die Vorschriftenstelle 
s VDE in Frankfurt jetzt sichergestellt ist, wird ergänzend 
der Bekanntmachung in der E[Z 1948, Heft 5, und 1949, 
ft 8, mitgeteilt, daß durch eine inzwischen getroffene Ver- 
mbarung mit dem DNA auch die von diesem bis jetzt über- 
gsweıse als DIN-Blätter herausgegebenen Nachdrucke 
r VDE-Vorscriften im Gebiet der Bundesrepublik aner- 
nt sind. Demgemäß gelten für die VDE-Vorschriften fol- 


4) VDE-Veriag GmbH., Wuppertal-Elberfeild, Friedr.-Ebert- . 
Siraße 111, sowie deren Zweigstelle in Berlin-Charlotten- 


} Beuih-Vertrieb GmbH. Krefeld-Uerdingen, Parkstr. 29. 
jur Unterrichtung wird ferner mitgeteilt, daß bei den DIN- 
der Ausgabe des DNA die 3 

tzten Ziffern mit den Ziffern der VDE-Vorschriften über- 
timmen, Z. B. DIN 57 105 bedeutet gleichzeitig VDE 0105. 


Nach Uberwindung vorher nicht übersehbarer Schwie- 
ägkeiten konnten jetzt die Fachberichte der Jahresver- 
ammilung1948in Wuppertal im Druck erscheinen. 
ir freuen uns, daß wir nunmehr endlich den zahlreichen 
nschen der Anfragenden gerecht werden können, und bit- 


der VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich- 
rt-Straße 111, Postscheckkonto Köln 98 748, vorzunehmen. 
is: DM 19,— (VDE-Mitglieder: DM 15,— einschl. Versand- 


). 
E-Verlag GmbH. Verband Deutscher Elektrotechniker 
Hasse Der Generalsekretär 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft3 | 75 


VERSCHIEDENES 


Neue Anschrift des Sekretarlateg 


Das Sekretariat des VDE befindet sich seit dem 1. Januar 
1950 in Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Tele- 
phon 3 28 54. 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Bremen, Am Dobben 32 

2. Febr. 1950, 19.30 Uhr, Vortragssaal d. Bau- u. Ing.-Schule, Pre 
straße: „Pumpenlose Quecksilberdampf-Stromrichter’', Dr.- 
Ing. Th. Wasserab, Mannheim. 

16. Febr. 1950, 19.30 Uhr, Vortragssaal im Rathaus: „Planung von Wasser- 
kraftanlagen in Asien‘, Obering. O. Uitting, Er- 
langen. | 


Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1g 

24. Febr. 1950, 16.30 Uhr, Vortragssaal im HdT.: ‚Erzeugung von extrem 
hohen elektrischen Feldstärken im Zusammenhang mit 
Problemen der Atomphysik‘, Prof. Dr. R. Gebauer, 
Darmstadt. 


ETG Frankfurt a. M., Mainzer Landstr, 23 

7. Febr. 1950, 17 Uhr, Physikal. Verein, Robert Mayerstr. 2: „Das Elek- 
tronenmikroskop und seine Anwendung in Chemie und 
Metallograpbie”, Dr. Beyersdorfer. 


VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Pi. 48 

23. Febr. 1950, 17 Uhr, Museum f. Völkerkunde: ‚Gedanken über wichtige 
Probleme der Höchstspannungsübertragung‘', Dr.-Ing. W. 
v. Mangoldt, Essen. 


VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstr. 6 

24. Febr. 1950, 17 Uhr, Landesbrandkasse, Gartenstr. 4: „Gedanken über 
wichtige Probleme der Höchstspannungsübeitragung‘‘, Dr.- 
Ing. W. v. Mangoldt, Essen. 


VDE-Bezirk Köln, Köln-Riehl, Amsterdamer Str. 192 

17. Febr. 1950, 17.30 Uhr, Staatl. Maschb.-Schule, Übierring 48: „‚Strom- 
rfichter und Stiomrichterschaltungen für Gleichstrom-Krait- 
übertragung‘, Dr. Hubel. 


PERSONLICHES 


Adolf Sengel t. 


Zu den Opfern des Luftangriffs vom 11. September 
1944 auf Darmstadt zählte auch Oberbaurat Prof. A. Sen- 
gel, weiten Fachkreisen bekannt als akademischer Lehrer 
und staatlicher Referent für alle Fragen der Elektrizi- 
tätsversorgung. Er war am 10. 6. 1869 in Forbach als Sohn 
eines Arztes geboren worden, studierte in Darmstadt Elek- 
trotechnik, wurde Oberingenieur der AEG Saarbrücken und 
übernahm dann im Zuge des Aufbaues des Elektrotechni- 
schen Instituts an der T. H. Darmstadt 1897 zunächst als 
Konstrukteur, 1898 als Professor den neu gegründeten Lehr- 
stuhl für Elektrische Licht- und Kraftanlagen und Elektrische 
Bahnen, bis 1921 auch Elektromaschinenbau. Sengel ver- 
trat diese Fächer bis zu seiner Emeritierung Ende 1934. 

Seit 1913 Berater der Hessischen Regierung für Belange 
der EIERIHIZILSISVERSOTGUNG: wurde er 1922 in die Ministe- 
rialabteilung für Bauwe- 
sen bei der Hessischen 
Landesregierung berufen. 
In dieser Eigenschaft hat 
er den Aufbau der Elek- 
trizitätsversorgung in dem 
Jahrzehnten der Entwick- 
lung bis 1933 mit gestal- 
ten helfen. — Von seinen 
Entwicklungsarbeiten ist 
die Gleichstrom-Dreilei- 
termaschine mit dreipoli- 
ger Drosselspule zu nen- 
nen. 


Sengels Neigung, 
still und zurückgezogen 
zu leben, wurde durch den 
frühen Verlust seiner Le- 
bensgefährtin noch geför- 
dert. Mehrere Ingenieur- 
generationen, die ihm be- 
rufliche Förderung ver- 
danken, sowie die Fachwelt, mit der er in jahrzehntelanger 
praktischer Arbeit verbunden war, werden ihm ein ehrendes 
Gedenken bewahren. L. Lebrecht 


76 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 3 


1. Februar 195 


M. Meirowsky t. — Im 84. Lebensjahre starb am 1. Dez. 1949 
in Genf Dr.-Ing. E. h Max Meirowsky, der Gründer 
und frühere langjährige InL.aber der nach seinem Namen ge- 
nannten Firma auf dem Gebiet der elektrotechnischen Isolier- 
materialien, die sich seit 1921 im Besitz der Felten & Guil- 
leaume Carlswerk AG. befindet und als Dielektra AG. in 
Porz’Rhein ihren Sitz hat. Aus kleinen Anfängen über eine 
Gründung in Köln-Ehrenfeld, in der sih Meirowsky mil 
der Verarbeitung von Naturglimmer zunächst zu Lampen- 
zylindern für das damals aufkommende Auer-Gaslicht be- 
faßte, ist im Zuge der Verarbeitung der anfallenden Glim- 
mermenge an eıster und bedeutendster Stelle in Europa die 
Mikanitfabrikation als Isolierstoff-Fertigung begründet wor- 
den. 

Nach Vergrößerung und Ausbau des Werkes in Porz auf 
einem ausdehnungsfähigen Gelände gelang der Initiative des 
Gründers die Einführung des Kunstharzes Bakelit in die Ent- 
wicklung der Schichtstoffe in Platten- und Rot.rform. Der 


Werkstoff Pertinax wurde damit weltbekannt. Ebenso veran- 


laßte Meirowsky die Fertigung von Oltextilien, Olpapier 
und Lackdrähten. 

Das Werk Meirowskys hat in der Folgezeit aus den 
empirischen Anfängen, die aber seine sichere kaufmännische 
Hand und klaren technischen Blick für die Bedürfnisse der sich 
entwickelnden Technik verrieten, sich allgemein zu einem 
wissenschaftlich fundierten führenden Unternehmen ent- 
wickelt; die grundlegenden Verdienste hierfür gehören dem 
Verstorbenen, sie sind von der T. H. Darmstadt durch den 
Ehrendoktortitel anerkannt worden. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 51 (021.2) : 62 
Mathematik für Ingenieure. Bd. I: Arithmetik und Algebra. 
Von H. Hoyer. Mit 196 S., Format DIN C 5. Georg Wester- 
mann Verlag, Braunschweig 1949. Preis kart. DM 8,—, in 
Ganzleinen DM 9,20. 

Der vorliegende Band ist der erste einer Reihe „Mathe- 
matik für Ingenieure”, die insgesamt acht Bände umfassen 
und von den Elementen bis zur Infinitesimalrechnung reichen 
wird. Dieser erste Band bringt sehr breit in mehr als einem 
Drittel seines Umfanges die elementaren mathematischen 
Grundlagen (Addition und Subtraktion, Vorzeichen- und 
Klammerregeln, Multiplikation, Division und Bruchrechnung); 
weiterhin werden Potenzen, Wurzeln und Logarithmen, 
Gleichungen 1. bis 3. Grades, die Elemente kompiexer Zah- 
len sowie arithmetische und geometrische Reihen behandelt. 
Die act Bände der Sammlung sollen offenbar nebenein- 


ander benutzt werden, denn bei diesem ersten Band werden . 


bei der Lösung der kubischen Gleichung die goniometrischen 
Funktionen ohne weitere Erläuterungen eingesetzt, ebenso 
wird in den Beispielen das Bogenmaß des Winkels benutzt. 
Alle Abschnitte sind durch zahlreiche Beispiele unterbaut, 
die allerdings manchmal sehr ins Breite gehen (S. 80/81) und 
nicht immer sehr lebensnahe sind (S. 172, Nr. 6). Den Ab- 
schnitt „Das unendlich Kleine und das unendlich Große” 
wird man nur mit Kopfschütteln lesen, und der Beweisversuch 
für die imaginäre Einheit mit Hilfe des Höhensatzes im 
rechtwinkligen Dreieck ist wirklich undiskutierbar. 

Laut Vorwort soll das Buch dazu beitragen, die Denk- 
und Urteilskraft des Ingenieurs zu stärken. Die Erreichung 
dieses Zieles durch das vorliegende Buch kann nicht bejaht 
“werden. U. Graf 


DK 517.5 (023.5) 
Anwendung der elliptischen Funktionen in Physik und Tech- 
nik. Von Dr. F. Oberhettingeru. Prof. Dr. W. Mag- 
nus. Mit 54 Abb., VII u. 126 S., Format gr 8°. Springer-Ver- 
lag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1949. Preis geh. DM 15,60, 
Ganzlein. DM 18,30. 

Das Buch bringt eine kurze, aber sehr gut ausgesuchte 
Zusammenstellung der wichtigsten Gleichungen aus der The- 
orie der elliptischen Integrale, der Theta-Funktionen und der 
elliptischen Funktionen von Jacobi und Weierstrass. 
Beigefügte Zahlentafeln ermöglichen einen raschen Übergang 
zu numerischen Werten mit einer für die Praxis ausreichen- 
den Genauigkeit. Der Schwerpunkt des Buches liegt in der 
ausführlichen Durchrechnung und Diskussion zahlreicher Bei- 
spiele: Konforme Abbildungen, Greensche Funktionen, Auf- 
gaben aus der Mechanik und besonders eingehend die An- 
wendung elliptischer Funktionen auf Probleme der Elektro- 
statik und der Aerodynamik. Fragen der Tscheby- 


Er behandelt 


scheffschen Approximation bilden den Abschluß. 

Das Studium des Buches erfordert mathematische Kennt- 
nisse in dem an Technischen Hochschulen gelehrten Umfange. 
Wer darüber verfügt, wird von diesem vortrefflichen Buche 
großen Nutzen und auch viel Freude haben. 

E. Pohlhausen 


DK 535 (675.8) 


Optik. Einführung in die Physik, Bd. II. Von R. W. Pohl. 
7. u. 8. Aufl. Mit 385 Bild., 356 S., Format 8°. Springer-Ver- 
lag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1948. Preis DM 21,—. 

Der Band „Optik“ der „Einführung in die Physik” von 
R. W. Pohliist in 7. und 8. Auflage erschienen, nachdem er 
4 Jahre lang vergriffen war. Uber das Pohlsche Lehrbuch 
viel zu sagen scheint nicht nötig, da das Werk allgemein als 
das beste Lehrbuch der Experimentalphysik anerkannt ist. 
Der Band „Optik“ soll aber doch besonders empfohlen: wer- 
den, da er alles, was sonst in der Lehrbuchliteratur enthalten 
ist, an Originalität der Darstellung und an Umfang übertrifft. 
sowohl die grundlegenden physikalischen 
Probleme, wobei die Darstellung der Interferenzenoptik her- 
vorgehoben sei, welche sich nirgends in solch systematischer 
Klarheit und Anschaulichkeit findet, er bel.andelt aber auth 
die für die technische Anwendung der Optik wichtigen Grund- 
lagen, wie die Bedeutung der Lichtbündelbegrenzung bei der 
Abbildung, und geht hierbei auch auf die technischen Fragen 
ein. Weiterhin werden die photochemischen und lichtelek- 
trischen Vorgänge in Kristallen, die zu einem guten Teil durch 
die Arbeiten der Pohlschen Schule aufgeklärt wurden, sehr 
eingehend behandelt.. l 

Der Verfasser sieht von einer mathematischen Behand- 
lung so weit ab, als sie nicht zur quantitativen Auswertung 
der Erscheinungen erforderlich ist. Besonders soll aber dar- 
auf hingewiesen werden, daß die Optik nicht als ein isoliertes 
Gebiet in der Physik, sondern als Teilgebiet der Pł-ysik, d. h. 
mit all ihren Beziehungen zu anderen Gebieten behandel! 
wird. So gehört selbstverständlich ‘die Physik des Röntger- 
ichtes, ebenso wie die Quantentheorie, der Elektronenspin. 
die de-Broglie-Welle und dergleichen zu den behandelt:z 
Fragen. W.Gerlach 


DK 539.1 (022.5) 
Das Molekül und der Aufbau der Materie. Herausgeg. von 
K. W. Wagner. Mit 154 Abb. 319 S., Format DIN A5. 
Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1949. Pre:: 
Hlw. geb. DM 18,80. 

Das Buch enthält eine Sammlung von Vorträgen, die im 
Winter 1943/44 durch den Verband Deutscher Elektrote«- 
niker in Gemeinschaft mit dem Außeninstitut der Technische: 
Hochschule in Berlin veranstaltet wurden. 

1. bis 4. Vortrag von Prof. W. Kossel: Atom, Moleku: 
Kristall; Grundbegriffe der Ordnung und Bindung; Hetero: 
polare Verbindungen, Energie und Reaktionsfragen; Strax- 
turfragen; Auf- und Abbau des Festkörpers (Wacdstun 
Atz- und Korrosionsvorgänge). 

5. bis 8. Vortrag von Prof. F. Hund: Die Grundisi- 
sachen des Aufbaues der Materie und das Wirkungsqua" 
tum; Die Deutung der die Materie zusammenbhaltenc:: 
Kräfte; Molekelmodelle; Die festen, nichtpolar gebundenen 
Stoffe. 

8. und 10. Vortrag von Prof. E. Justi: Die Beredinun. 
der kalorischen Daten des Gaszustandes. 

11. Vortrag von Prof. O. Kratky: Makromoleküle. 

12. Vortrag von Prof. P. A. Thiessen: Kolloide. 

Bis auf den 11. Vortrag beziehen sich die Vorträge a-' 
die feststehenden Grundlagen der behandelten Gebiete. D't 
gedruckten Vorträge entsprechen den seinerzeit an die Zo 
hörer verteilten Vortragsauszügen und bedurften keiner w.: 
teren Ergänzung. Neuere Ergebnisse der Entwicklung a: 
dem Gebiet der Makromoleküle sind in einem Nachtrag è” 
Schluß des Vortrages berücksichtigt worden, so daß das Bü: 
dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik er: 
spricht. Ein ausführlicher Schrifttumsnachweis zeigt dem Lt 
ser den Weg, sich über Einzelfragen eingehend zu int»: 
mieren. Die im 9. Vortrag behandelten Molekülschwing.: 
gen wurden den Hörern seinerzeit im Film vorgeführt. D:- 
Vorträge sind von den besten Fachgelehrten der behanċ: 
ten Themen gehalten worden. Ihrer Führung kann man sie 
unbesorgt anvertrauen. Sie liefern einen hervorragen<:: 
Beitrag zur Lösung der „Grundaufgaben der Naturwisser 
schaft, die Kräfte zu verstehen, die die Materie zusammı: 
halten.“ Da die Vorträge für die technischen Anwendunz:: 
von größtem Werte sind, gebührt dem Herausgeber und d+- 


I. Februar 1950 


Vortragenden, die die Manuskripte an Hand vorhandener 
Unterlagen — die Vortragsmanuskripte sind beim Zusam- 
menbruch 1945 verlorengegangen — wiederhergestellt haben, 
besonderer Dank. Erfreulich ist auch die für die heutige Zeit 
gute Ausstattung des Buches. H. Lichte 


DK 389.15 (083.3) : 53 


Memento des Unités Giorgi (M. K. S. A.). Von M. Denis- 
Papin und A. Kaufmann. Mit 47 S. in kl. 8°. Editions 
Desforges, Paris 1949. Preis geb. 340 Frs. 


tafeln, in denen die rationale und die nichtrationale Form des 
Systems berücksichtigt werden. Da das Verhältnis des vollen 
WRaumwinkels („sphere') zum Raumradianten (,steradian', 
‚stedian”) gleich 4 z ist, kann z. B, die Einheit Millioersted der 
magnetischen Feldstärke als „ampere-stedian par mètre”, d.h. 
als die nichtrationale Giorgische Einheit gedeutet werden. 
J. Wallot 


DK 621.31.001.4 (022.12) 


Elektrotechnisches Praktikum. Für Laboratorium, Prüffeld 
und Betrieb. Von Prof. Dr.-Ing. F. Moeller. Mit 195 Abb., 
VII u. 311 S., Format gr. 8°. Springer-Verlag, Berlin 1949. 
J Preis geh. DM 18,—, gebd. DM 20,—. 
| Die bekannten „Anleitungen zum Arbeiten im elektro- 
technischen Laboratorium” von E. Orlich sind in dem 
vorliegenden Buch in einem umfassenderen und allgemei- 
Ineren Rahmen für den Elektroingenieur der Praxis ebenso 
į wie für den Dozenten in einer neuen Form zusammenge- 
‘stellt worden. Abgesehen vcn dem grundsätzlichen Ver- 
dienst, das sich der Verfasser schon mit einer einfachen 
Neuausgabe der Orlihschen Anleitungen erworben hätte, 
ist noch besonders die Tatsache anzuerkennen, daß er die 
damaligen Anleitungen nun von den speziellen Ausfüh- 
rungsformen und Angaben freigehalten hat, die durch die 
Bindung an das Orlichsce Institut und seine Einrichtungen 
bestanden. Für jeden Versuch ist nach der Aufgabestellung 
einne Zusammenfassung der Grundlagen und des Schrifttums 
angegeben, dann werden Schaltung und Versuchsanordnung, 
die Versuchsdurchführung und die Auswertung genau be- 
schrieben. Der Schaltung selbst sind Gerätevorschläge für 
e:n Praktikum an einer technischen Hodh- oder Mittelschule 
Seigegeben, die gerade dem Unerfahrenen den Aufbau sol- 
her Versuche außerordentlich erleichtern und ein klares 
Herausarbeiten des Versuchsprinzips ermöglichen. 
Die Zusammenfassung der Untersuchungen in Gruppen 
‘sst in ihrem Aufbau klar, führt aber leider für einige Teile zu 
einem relativ großen Umfang, der die Übersicht und das 
Auffinden gewisser Versuche etwas erschwert. Diese Tat- 


sache macht sich auch bei den Versuchsgruppen bemerkbar, ° 


ın denen die gleiche Fragestellung durch Messungen ver- 
schiedener Art gelöst wird, z. B. bei Leistungs- und Wider- 
standsmessungen. Das umfangreiche Sachverzeichnis ermög- 
icht aber auch hier eine gute Ausnutzung des Buches, auch 
fur Nachschlagezwecke. O.Mohr 
DK 621.313/.314 (022.12) 


Die Prüfung elektrischer Maschinen. Von W. Nürnberg. 
2.. durchges. Aufl. Mit 219 Abb., VIII u. 355 S., Format 8°. 
Springer-Verlag, Berlin 1948. Preis DM 24,—. 

Die vorliegende zweite Auflage des Buches ist ein fast 
völlig unveränderter Abdruck der ersten, 1940 erschienenen 
Auflage; die Durchsicht beschränkte sich auf die Richtig- 


stellung weniger, in der ersten Auflage unterlaufener Ver- 


schen. Eine weitergehende Umarbeitung hätte infolge der 
Zeitverhältnisse das Herauskommen der Neuauflage sehr 
erschwert; auch erscheint es fraglich, ob an dem Aufbau 
des Buches überhaupt etwas Wesentliches zu bessern ge- 
wesen wäre. 

Der besondere Wert des Buches besteht darin, daß es 
jie Messungen an elektrischen Maschinen in wissenschaft- 
ich eingehender Weise vom Standpunkt der technischen 
Pruffeld-Praxis aus behandelt und alle die Methoden beson- 
iers herausstellt, die sich in dieser Praxis bewältrt haben. 
zine Fülle von praktischen Anregungen und Erfahrungen 
ur die Durchführung der Versuche beleben die Darstellung, 
'hne daß dadurch das wissenschaftliche Niveau irgendwie 
;eeinträchtigt wird. Die charakteristischen Eigenschaften der 
u untersuchenden Maschinen, so weit sie für die Unter- 
ıchung wesentlich sind und dem Eindringen in die inneren 
"usammnenhänge dienen, werden behandelt; strenge Ablei- 
ungen, die in ein Buch über den Bau und die Berechnung 
t}ektrischer Maschinen gehören würden, sind, nicht zum 
vachteil der UÜbersichtlichkeit, vermieden worden. 


Überblick über das Giorgische System mit Umrechnungs- . 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 3 77 


Das Buch gliedert sich in drei Hauptabschnitte. Ab- 
schnitt I, die allgemeine Maschinenprüfung (5. 1...57), er- 
läutert die bei allen Maschinenarten gleichartigen Messun- 
gen, wie Widerstandsmessungen, den Leerlauf-, Belastungs-, 
Kurzschluß-, Hocllauf- und Auslaufversuch, die Wirkungs- 
gradsbestimmung und die Belastungsverfahren. Abschnitt II, 
die besonderen Maschinenprüfungen (S. 57...312), der weit- 
aus umfangreichste Teil, behandelt die Prüfung von Trans- 
formatoren, Asynchronmaschinen, Synchronmaschinen, Gleich- 
strommaschinen, Einankerumformern, Ein- und Mehrphasen- 
Kommutatormaschinen auf G und ihrer besonderen Eigen- 
schaften. Abschnitt II, die Meßgeräte und Verfahren (S. 312 
bis 343), erläutert Geräte und Verfahren zur Messung elek- 
trischer und mechanischer Größen. In einem Anhang sind 
die wichtigsten Formeln und Bezeichnungen zusammenge- 
stellt. 

- Das Buch, das bei seinem ersten Erscheinen eine Lücke 
in der Literatur über elektrische Messungen ausfüllte, kann 
für den Prüffeld-, Montage- und Betriebsingenieur ebenso 
wie auch für den Studierenden als Hilfe bei seinen Labora- 
toriumsarbeiten mit elektrischen Maschinen aufs wärmste 
empfohlen werden. ; M. Riepe 


DK 621.314.222.3/224.3 (022.12) 


Strom- und Spannungswandler. Von Dr.-Ing. M. Walter. 
2. unveränd. Aufl. Mit 163 Bildern, 159 S. im Format 8°. 
Leibniz-Verlag, München 1944. Preis geb. DM 9,—. 

Das vorliegende Buch wendet sich in erster Linie an die 
Projektierungs- und Betriebsingenieure und an die Fach- 
leute der Vertriebsabteilungen der Industrie, kann aber 
auch Studierenden bestens empfohlen werden. Das Haupt- 
gewicht wurde auf die Wirkungsweise, Leistungsfähigkeit, 
Eigenschaften, den Verwendungsbereich und die Verfahren 
zur Messung der Fehler gelegt, während auf konstruktive 
Einzelheiten, dem Zweck des Buches entsprechend, nicht 
näher eingegangen wird. Besonderer Wert wurde auf die 
Besprechung der Wandler für Schutzrelais gelegt und die 
Bedingungen behandelt, denen solche Wandler genügen 
müssen. Dies ist insofern zu begrüßen, als in anderen, Ab- 
handlungen über Wandler diese in erster Linie als „Meß- 
wandler“ behandelt werden, während ihre Verwendung zum 
Anschluß von Relais gewöhnlich nur kurz gestreift wird. 
Das Buch ist mit einer großen Anzahl von Diagrammen, 
Schaltbildern, schematischen Darstellungen, Oszillogrammen 
und Lichtbildern ausgestattet. 

Der Inhalt ist in drei Teile geteilt: Stromwandler, Span- 
nungswandler, Verschiedenes. Die ersten beiden Teile be- 


handeln die Wirkungsweise, den Aufbau und die Ausfüh- 


rungsformen mit der Frage der Isolation, die meßtechnischen 
Eigenschaften, wie Genauigkeit, Leistung, Überstromziffer 
und dynamische Festigkeit der Stromwandler, die Schaltun- 
gen, Schutzeinrichtungen und Hinweise für die Auswahl qe- 
eigneter Wandler. Der dritte Teil behandelt die Prüfung der 
Wandler am Verwendungsort und die amtliche Prüfung, 
welch letzterer Abschnitt allerdings durch die neue „Eic- 
ordnung“ der PTA für elektrische Meßgeräte vom Jan. 1942 
überholt ist. Im letzten Abschnitt wird noch kurz auf die 
Gleichstrom-Meßwandler eingegangen. W.Beetz. 


DK 621.34 (075.3) 


Die Elektrotechnik und die elektromotorischen Antriebe. 
Lehrbuch f. techn. Lehranstalten u. z. Selbstunterricht. Von 
Prof. Dipl.-Ing. W. Lehmann. 4. Aufl. Mit 828 Bild., 128 
Beisp., 377 S., Format 8°. Springer-Verlag, Berlin 1948. Preis 
geh. DM. 18,-—. 

Das vorliegende Buch behandelt in seinen ersten Ab- 
schnitten zunächst die zu den Grundlagen der Elektrotechnik 
aehörenden allgemeinen Begriffe und Gesetze des Gleich-, 
Wechsel- und Drehstromes, sowie die elektrische Meßkunde. 
Anschließend folgen die Maschinen, Transfo"matoren, Um- 
former und Stromricter. Auf die elektrischen Anlagen 
übergehend, wird dann die wirtschaftliche Seite des Kraft- 
werkes und das Wichtigste über die Energieübertragungs- 
und Verteilungsanlagen gebracht. Das Hauptgewicht liegt 
aber auf den in der zweiten Hälfte des Buches behandelten 
elektrischen Antrieben und deren wichtigsten Auwendungs- 
gebieten. 

In der Darstellungsweise fällt als besonders angenehm 
die ungewöhnlich aroße Zahl von Abbildungen auf. Dia- 
gramme, Schaltpläne, Zeigerbilder, photographische Darstel- 
lungen sowie perspektivische, schematische und konstruktive 
Zeichnungen fördern die Anschaulichkeit und das Verständ- 
nis des Textes. Die ebenfalls in sehr großer Zahl laufend 


nn & = 


78 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 3 


eingefügten Rechenbeispiele machen den Lernenden gleich 
auch mit den praktisch vorkommenden Zahlengrößen ver- 
traut. 

In den Abschnitten über die Antriebe ist die Behand- 
lung der in den verschiedenen Industriezweigen vorkom- 
menden Arbeitsmaschinen besonders wertvoll. Man wird 
hier eingehend, neben der Arbeitsmaschine selbst, auch mit 
den technologischen Vorgängen der Fabrikation bekannt- 
gemacht, wodurch die Bedingungen für die zweckmäßige 
Auswahl und Anpassung des Motors an die Arbeitsmaschine 
besonders klar heraustreten. 

Die vorliegende 4. Auflage hat sich gegenüber der 3. 
bis auf Berichtigungen nicht geändert. An Schönheitsfeh- 
lern sei hier — ohne den Wert des Buches schmälern zu 
wollen — auf die nicht ganz klare Darstellung der Verhält- 
nisse bei Fernleitungen aufmerksam gemacht. Auch wäre 
es für etwas höhere Ansprüche willkommen, wenn bei der 
Darstellung des Aussetz- und Kurzzeitbetriebes sowie der 
Erwärmungsprobleme von dem Begriff der Anlauf- und 
Temperatur-Zeitkonstante Gebrauch qemacht würde. Der 
moderne Schaltungstechniker wird vielleicht auch eine be- 
vorzugte Verwendung des Übersichts- und Stromlaufschalt- 
planes statt des Wirkschaltplanes empfehlen. — Das Buch, 
dessen 1. Auflage schon im Jahre 1922 erschienen ist, hat 
sich bisher schon sehr viele Freunde erworben und kann 
auch weiterhin sehr empfohlen werden. H. Henning 


a DK 621.3 (083.4) 
Elektrotechnisches Tabellenbuch. Starkstromtechnik. Von 
Dr.-Ing. Hans Tolksdorf. Mit 209 S., 12 Taf., Format 
12X18 cm. Heinrich Killinger Verlangsgesellschaft m.b.H., 
Leipzig und Nordhausen 1949. Preis Hln. DM 5,20. 

Das in einer Neuauflage herausgekommene bekannte 
Buch enthält eine systematisch und übersichtlich geordnete 
Sammlung von Tabellen aus der Elektrotechnik im allgemei- 
nen und der Starkstromtechnik im besonderen. So weit not- 
wendig, ist den Tabellen noch eine kurze Einführung voran- 
gestellt. Außer den allgemeinen Tabellen aus der Elektro- 
technik sind tabellarische Zusammenstellungen für Leitungen, 
Isolatoren, Meßgeräte, Motoren, Generatoren, Transformato- 
ren, Umrichter, Stromrichter, Anlasser, Widerstände, Akku- 
mulatoren, elektrische Apparate, elektrische Bahnen, Schweiß- 
maschinen und aus den Gebieten der Elektroinstallation und 
der Lichttechnik enthalten. Von kleineren Unebenheiten ab- 
gesehen, sind die Tabellen durchaus klar und übersichtlich. 
Die Festlegungen des Ausschusses für Einheiten und Formel- 
größen (AFE) sind bis auf kleine Nebensächlichkeiten berück- 
sichtigt. 

Schon für den Ingenieur-Studenten dürfte das Buch ein 
wertvolles Mittel sein, sich auf allen Gebieten zu informieren. 
Für den Elektro-Ingenieur stellt es fast ein unentbehrliches 
Hilfsmittel dar und spart zeitraubendes Suchen in größeren 
Bücern. Das Buch kann jedem Elektrotechniker, der sich auf 
dem Gebiete der Starkstromtechnik zu betätigen hat, wärm- 
stens empfohlen werden. W.Schrank 


DK 621.39 (075.3) 
Lehrbuch der Fernmeldetechnik I. Von K. Bergmann (mit 
Unterstützung der Deutschen Post). Neuaufl. Mit XVI, 527 S., 
594 B., 15 Taf., Format DIN A 5. Verlag Friedrich Vieweg & 
Sohn, Braunschweig 1949. Preis Hin. DM 28,—. 

Das Buch ist eine unveränderte Neuauflage des bereits zu 
Beginn des Krieges erschienenen gleichnamigen Werkes. Der 
Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, den bei der Deutschen 
Post tätigen Technikern ein Werk an die Hand zu geben, das 
in gedrängter Form die Fernmeldetechnik unter Zugrundele- 
gung der bei der Post eingesetzten Einrichtungen beschreibt. 
Der. hier vorliegende erste Band enthält zunächst einen theo- 
retischen Teil: Mathematik, Schwachstromlehre und Übertra- 
qungstheorie. Der dann folgende praktische Teil gliedert sich 
in die Abschnitte Stromversorgungsanlagen, Rundfunkentstö- 
rungsanlagen, Rundfunkentstörungstechnik, Telegraphentech- 
nik, Ve’stärkertechnik und Drahttunktechnik. Dieser Band 
soll noch durch einen zweiten ergänzt werden, der sich 
z. Zt. in Vorbereitung befindet und die Grundlagen der 
Fernsprechschaltungstechnik, die Technik der Sprechstellen- 
und Nebenstellenanlagen, die Technik der Vermittlungsstel- 
len für den Ortsdienst, Schnelldienst und Ferndienst, die 
Technik des Überweisungsdienstes, des Selbstwählferndien- 
stes und der Fernwahl behandeln wird. 


gen des behandelten Stoffes gelten. 


- beigefügt wurde. Seite 155 bis 318 behandeln die Telefun- 


Das Buch ist in leicht verständlicher Form geschrieber.. 
Die behandelten Gebiete sind technisch streng und trotzdem 
gründlich dargestellt. Das Buch ist zum Lehrbuch für den Ler- 
nenden, zum Nachschlagewerk für den Praktiker geworden 
und hat auch dem außerhalb der Post Tätigen wertvolle Hiie 
bei der Erfüllung seiner Aufgaben gegeben. Es hat eine so 
gute Aufnahme in den Fachkreisen gefunden, daß die rege 
Nachfrage die nochmalige Neuauflage erforderlih macht: 
Das Buch wird auch weiterhin als eine der besten Darstellun- 


DK 621.385 : 621.396.97 (021.3) 
Rundfunkröhren. Eigenschaften und Anwendung. Von L 


-W.Klenke 


Ratheiser. Neu bearbeit. v. H.Hönger u. G. Hinke 
unter Mitarbeit v. O. Studemund. Mit 427 Abb. 823 3 
Format 18 X 24,5 cm. Regelien’s Verlag, Berlin u. Hannove: 
1949. Preis geb. DM 27,—. 

Der „Ratheiser" ist für die Fachwelt ein feststehen- 
der Begriff, er ist das universelle Röhrenbuch, dem nichts 
gleicht und das in seiner Art vollständig konkurrenzlos ıs' 
Daß es möglich war, dieses gleich notwendig und hervor- 
ragende Werk in der schwierigen Zeit nach der Währungs- 
umstellung neu herauszugeben, ist an sich eine große veri- 
legerische Leistung; daß das Buch aber gegen die früheren 
Auflagen wesentlich verbessert werden konnte, daß es — 
um nur eine wichtige Einzelheit zu nennen — neben dem 
Telefunken-Material jetzt auch, durh Obering. Stude- 
mund zugearbeite, das vollständige Philips-Material 
einschl. der Unterlagen über. die neuen Rimlock-Röhren ent- 
hält, in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand ist uni 
schließlich in rein friedensmäßiger Ausstattung, auf Kunst- 
druckpapier und in Ganzleinen, herausgebracht wurde, is! 
höchster Anerkennung würdig. | 

Wer in der Funktechnik tätig ist, kennt den „Rat- 
heiser”, und er wird es deshalb begrüßen, daß er cen 
ganzen ersten, den Hauptwert des Werkes ausmachenden 
allgemeinen röhrentechnischen Teil mit allen Zeichnungen 
Tabellen und Lichtbildern, mit der Fülle der übersichtlich: 
und so einprägsamen Schaubilder, in klischeegetreuem Nat- 
druck geliefert erhält (Seite 16 bis 154). Daran schließt sk? 
dann der neu bearbeitete Teil, der die Beschreibungen 
Daten, Abbildungen, Kurven und Schaltungen der einzeln: 
Röhrenreihen bringt, der neu gesetzt und weitgehend mı' 
neuen Abbildunaen versehen wurde und der sich außerden 
dadurch auszeichnet, daß jeder Röhrenreihe gleich e? 
Schaltungsteil mit den wichtigsten Empfängerschaltunger 


ken-Röhren, Seite 319 bis 423 die Philips- und Valvo-Röhren 
Ein Werk, dessen Neuausgabe man ebenso rückhalt!:® 
empfehlen kann wie die früheren’ Auflagen. 
Erih Shwandt 


Berichtigungen 


Im Aufsaiz „Ingenieurausbildung und Ingenieurfortbi'- 
dung” in Heft 1 der ETZ d. Js. sind auf S. 3 versehentlich d 
Druckstöcke von Bild 3 und 4 gegeneinander vertauscht wot- 
den; die Bildunterschriften stehen richtig. 


In Heft 16 der ETZ 1949, S. 456 (Fachberichtsgruppe Tra- 
gerstromtechnik) ist links im 4. Absatz, 8. Zeile das Wo! 
„Verplanung’ in „Verbilligung‘, und in der 10. Zeile. ‚Frank- 
furt a. M.” in „Stuttgart zu ändern. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes- 


Dipl.-Ing. Eugen Homolatsch, T. H. Karlsruhe, Kronenstr. 2 
Dr.-Ing. Erih.Kluss, Kıefeld, Ritterstr. 264 

Dr.-Ina. Paul Ohrt, Siemens-Schuckertwerke, Erlangen 

Ing. Herbert Strobach, BEWAG, Berlin W 35, Bendlerstr. 26 


Vf EEE oM 


Abschluß des Heites: 18. Januar 1950 


Schriftleitung: G. H. Winkler {für den Inhalt verantwortlich) und K à 
Egerer. - Zuschriten für die Schriftleitung nicht an eme peis: 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppe' 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlaqg GmbH., Wuppeital-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. 1! 
Postfach 667. Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezuysmoglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag. für N 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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teilung ER Leistungsbedart | bei der. Schweißung von er  lationsmaterial, 8 — VDE- Kommisgion „Kabel und Leitungen“. 
n mit uegz. S. Wintergerst. 9 3 TR x fi 4 
4 Aleistungs-Sicherungspatrone für. Niederspannungsnetze. = AANE F KA = r EUR? 
er rohe: apa), ~ | Persönliches: H, Harbich t. 
“ppeairolaloren in Hochspannungsleitungen. Buchbesprechungen: K.Knop ps Theorie, ‚und ee: der S 
d dor t A 7 lichen Reihen. 100 — G. Oberdorfer; Das natürliche Maß- 


~ system. 100 — Br. E ck : Technische Strömungslehre. 100. — 
A E.H. Meyer u, E, O. Seitz: -Ultraviolette Strahlen. 100 — 
R. Lempeli u s: Grundlagen der Elektrotechnik. 101 — 


l H. Sc höl ler  Großraum-Verbundwirtschaft. M O E N.T 

ue Kui jper: Bijdrage tot de berekening van de ‚spreidings-reac- 

{ .. tantie van transformatoren. 101 — H. Laporte: Die Messung 

Ta S taudz von elektrishen Shwingungen aller Art nach Frequenz und Ampli- 

92 Wee srne von Syndhrongeneratoren. PLA tude. 101 — W. Duenbostel „ Das Hilfsbuh des Hochfre- 

Y ‚von Urdox-Widerständen. 93 — Sperrschict- f (quenztechnikers. 102. — E Nes per: Wege zum Detektorlaut- 

A Ya Der Erwärmungsfehler ‚von Widerstandsthermo- spreher. 102 — O. Ka p pe elmeyer: ‚Reparatur-Praktikum > 

u Ein neuer  Frequenzmesser und seine Anwendung. 94 — des Superhets. 102 - —EN es per: Eine gute Rundfunkantenne, 
a tro ra nat A für zwei Meßbereihe, 95 —- 102 — H. Zimmermann: Empfänger und Einzelteile 1949/50. 
i ; iene, 95 — Zur Frage der Wirtschaftlichkeit von er 102 — H. Dub bei: Taschenbuch für den Maschinenbau. 102 — 

mpi sosi, 95 — Die 1500 V-Gleichrichterstationen. der Nieder- W. Mac hu: Chemie und chemische Technologie. 103 — 
aatsba nen. 95 - — Elektronische Motorsteuerungen 96 — R. Glocker: Materialprüfung mit Röntgenstrahlen: 103 — 

mie. 96 — Fre uenzumsetzung technischen Wechselstromes K. Wanke: Einführung‘ in die Pulvermetallurgie. 103 -— 

tue: eis EI onenröhren.. 97 — Der y- Detektor, eine RL, Zeyen: Neue Erkenntnisse und Entwicklungen beim | 
equenzmodulation. BF Te Widerstand eines _ Schweißen von Eisenwerkstoffen. 103 — E Kaczmarek: 
A ewärmten Leiters und Bestimmung der Wiedemann-Franz- Praktische Stanzerei. 103 — G. Lenk u. H, Börner» Tech- N 
Seignette-Elektrizität. 98 — Uber Eiselektrizität. . nisches Fachwörterbuch der Grundstoff-Industrien. _ 104 I 
Nadveise vi soi: Obnslächentisaen. in Metalldrähten. Bu | L. Schmi tt: Hersteller-Verzeichnis der deutschen Elektroindn- 
Verschiedenes strie, 104 — “Der Volkswirt, 104. -- E A Khuon: Helium, 104 
'erzeichn s der ` z. Zt. gültigen RER — Außer- Eingänge: 104 | 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (V DE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. Februar 1950 


Heft 4 


Temperaturverteilung und Leistungsbedarf bei der Schweißung von 
Kunststoff-Folien mit Hochtrequenz 


Von Siegmund Wi*ntergerst, München. 


Übersicht. Zur Verbindung von Kunststoff-Folien bedient man sich 
in steigendem Maße des Schweißverfahrens mit Hochfrequenz. Es werden 
die Temperaturverteilung und der Leistungsbedarf abgeleitet. Für ein prak- 
tısches Beispiel, die Schweißung von Polyvinyldloridfolie, werden Zahlen- 
werte für den Leistungsbedarf und den Wirkungsgrad ermittelt. 


Die Schweißung von Kunststoff-Folien mit Hochfrequenz 
ist ein Verfahren, das in steigendem Maße angewendet wird. 
Während man bei Kunststoffplatten in einer Stärke von eini- 
gen Millimetern die Oberfläche der Schweißstelle mit einem 
Heißluftstrom auf Schweißtemperatur bringen! und bei etwas 
dünneren Stoffen mit einem heißen Kolben erwärmen kann, 
'st das bei Folien von wenigen Zehntelmillimetern Stärke nicht 
mehr möglich, da sich so dünne Folien völlig durchwärmen 
und dadurch ihre mechanische Festigkeit restlos einbüßen. 
Man wendet daher in solchen Fällen die Erwärmung mit 
Hochfrequenz an, wobei die zu verbindenden Teile zwischen 
zwei Elektroden gepreßt werden, die 
an Hochfrequenz von etwa 10 bis 30 
MHz angeschlossen sind, Bild 1. Dabei 


ab Folien, c, d Elektroden 


(ETZ 228) 


B.id 1. Schweißung gwele Kunststoff-Folien zwischen 
Metallelektroden mit Hochfrequenz. 


entsteht infolge der dielektrishen Verluste die Wärme im 
Werkstoff. Daher erwärmen sich besonders die beiden mit- 
einander zu verbindenden Oberflächen, die in der Mitte zwi- 
shen den Elektroden liegen, während die äußeren Flächen 
infolge des Anliegens der kalten Elektroden nicht warm wer- 
den. Im folgenden soll untersucht werden, welche Tempera- 
turverteilung sich unter verschiedenen Bedingungen in der 
Schweißnaht ergibt und welche Leistung zum Schweißen 
nötig ist. 


1. Temperaturverteilung 
Betrachtet man das zwischen den Elektroden befindliche 
Stück des Dielektrikums, so entsteht in jedem Volumenele- 
ment eine Wärmemenge dQ von der Größe 


dQ = q dF dx dt. (1) 


Hierbei bedeutet q (cal/cm?s) diejenige Wärmemenge, die 
durch Hochfrequenz in 1 cm? des Kunststoffes in der Zeitein- 
heit erzeugt wird, dF dx das Volumenelement, das erwärmt 
wird, und dt die Zeit. Die Größe x ist dabei in Richtung der 
Achse der Schweißelektroden gerechnet. 

Von der erzeugten Wärme dient ein Teil dazu, die Tem- 
peratur des Schweißgutes zu erhöhen, ein anderer Teil fließt 
an die Elektroden ab. Man erhält damit die Gleichung 


9 a, 
ð x? cy 


ER, 
I. 


(2) 


‚ader $ die Übertemperatur der Schweißstelle gegen die nicht 


Ip, Voigt: Schweißen von hartem Polyvinyldlorid. Kunststoffe 37 
147) S. 190. 

1t P, Voigt: Schweißen von weichem Polyvinylclorid. Kunststoffe 
7 (197) S. 210. 


DK 621.364.16 : 621.791.7 : 621.315.616.9 


erhitzte Umgebung, c die spezifische Wärme und y das Raum- 
gewicht der Folie darstellt. - 
TE 
a, (3) 
ist die Temperaturleitzahl des Kunststoffes mit À (cal/cm s grad) 
als Wärmeleitzahl. 

Gl. (2) wird zweckmäßig mit Hilfe der Laplace-Transfor- 
mation gelöst. In transformierter Form lautet diese Glei- 
chung: 

d?’ u 
a’ dr sur Uo(x) + Er 


= 0. (4) 


Nimmt man an, zur Zeit t = 0 herrsche an allen Stellen x die 
gleiche Temperatur U = 0, so wird Uo (x) = 0. Gl. (4) läßt 
sich dann in der üblichen Weise integrieren und man erhält: 


Xy- 
u= c’ e 


(5) 


Die Konstanten cı und cə lassen sich mit Hilfe der Rand- 
bedingungen bestimmen. Es ist u = 0 für x = + ô. Damit 
wird 


1 
ee. ar © 
ea 8 a e a 8 
Die Unterfunktion erhält so die Form 
5 Cof -X Ys 
a 
u= eys| s o) 


s 60 Y5 
a 


Zur Rücktransformation ist es zweckmäßig, die Gleichung 
etwas umzuformen: 


J? 
Ci X 1 
q? 1a 1 -V3: 
U = 7177177771 7, ee en 


cya s |d s g? a 
ai s Gvf Ji s 


Nach den Tabellen von D oet sch’ gehört zu der gege 
benen Unterfunktion folgende Oberfunktion: 


(8) 


wobei u = x/ô und du = (1/6) dx ist. 
Die Thetafunktion ist gegeben durch den Ausdruck: 


2 (kt7) x 
— N 2 > 
J £ sin a (2k + 1) jg +1. 
k= (10) 


3 G. Doetsch: Tabellen zur Laplace-Transformation. 


Springer- 
Verlag 1947, S. 119 u. 183. 


80 | ` Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


Damit erhält man aus Gl. (8) 


ô = 


2 3 
T hi i gr in 


Sud 2 0 RK H 1 
SR DE 
ò i na (2k+1) 


ecosn(2k + Er) (11) 


und schließlich nach Ausführung der Faltung und einer gerin- 
gen Umformung: 


qð? 32 nx l 3nx 1 5a xX 
$= 7 [È (co Z6 ze 23 + 5r cos gg — 
3 
"x (g) 1 3ax- 55) i (12) 
-> cos 5g e — 3300873 € +... Ji. 
Diese Gleichung stellt den Verlauf der Temperatur in 
Abhängigkeit von der. Zeit an jeder beliebigen Stelle x zwi- 


schen den zur Erwärmung an die Folie gedrückten Elektroden 
dar. Ihr Verlauf ist in Bild 2 für verschiedene Zeiten shema- 


a, b Folien 

c, d Elektroden 

ö Dicke einer Folie 

lı, fe, la Temperaturverlauf 
nach endiicher Zeit 

tk Temperaturverlauf für 


Bild 2. Temperaturverteilung 
in der Schweißstelle. 


tisch dargestellt. Wie man sieht, ist die Temperaturvertei- 
lung nach einer Zeit tı, die einer kurzen Einschaltdauer der 
Hochfrequenz entspricht, nahezu rechteckförmig, um sich mit 
wachsender Zeit (tz, is...) immer mehr einer Parabel zu 
nähern, die man für tk = oo auch tatsächlich erhält. In die- 
sem Fall wird die zweite Summe der Gleichung (12) zu Null. 
Die erste Summe stellt dann die Fourierreihe für eine Parabel 
dar mit dem Scheitelwert (für x = 0) 


q 


I = a ò?, (13) 


1 1 1 n 
a È (att) 
ist, wie sich durch Reihenentwicklung zeigen läßt. 


(14) 


2. Leistungsbedarti. 

Es soll nun weiterhin festgestellt werden, welche Lei- 
stung q nötig ist, um im Innern der Folie, d. h. an der Berüt- 
rungsstelle der beiden zu verschweißenden Teile, eine be- 
stimmte Temperatur zu erzeugen, die zur Verschweißung 
ausreicht, und in welcer Zeit sie auftritt. Dazu ist Gl. (12) 
nach q aufzulösen, wobei ® als Konstante anzusehen ist. 
Außerdem interessiert für diesen Fall — gleiche Dicke bei- 
der Folien vorausgesetzt — nur die Temperatur in der Mitte, 
also an der Berührungsfläche beider Folien. Es ist daher 
x = 0 zu setzen. Dann wird 


291 
q =— 5: (15) 
|| 
a\®? 3 a\® 5 77 0\? 
32[_” 7a)! 1 al kr w 
1 2e | ô — zr® ( â Te | — s.. 


Dies ist die Leistung in cal/cms, die für die Schweißung zu- 
geführt werden muß. Das Volumen der Schweißnaht kann 
ausgedrückt werden durch 


v=26bl, (16) 


wenn 2 ô die Gesamtdicke, b die Breite und / die Länge der 
Schweißnaht bezeichnet. Wählt man für die Dimension der 


15. Februar 1950 


Leistung nicht cal/cm?s, sondern Watt/cm?, so ist die rechte 
Seite der Gl. (15) mit 4,2 zu multiplizieren. Für die Auswer- 
tung der Gleichung ist es zweckmäßig b = l = 1 zu setzen. 
Man erhält dann nach Multiplikation der rechten Seite mit ô 
für q diejenige Leistung, die je cm? Schweißnahtoberfläche 
verbraucht wird. Von dieser Leistung wird je nach der Dice 
der Folie ein mehr oder weniger großer Teil dazu verwendet. 
die Schweißstelle zu erhitzen, ein anderer Teil fließt, wie er- 
wähnt, von der Folie an die angedrückten Elektroden ab. 

Um die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens beurteilen zu 
können, ist es nötig, diejenige Leistung zu bestimmen, die 
nach der Erwärmung in der Folie steckt. Sie ist 


x=+6 
qp = bley f dx. 07 
=-6 


Nach Ausführung der Integration von Gl. (17) ergibt sich 


qr = -g Ha -Cra w 
Je Bee) 


Die erste Summe dieses Ausdrucks läßt sih noch verein- 
fachen, wenn man berücksichtigt, daß 


[| 1 l nt 
Ylır gtgtmt- = ggi (19 


3. Auswertung 


Wertet man diese Gleichung für die Schweißung von Po- 
Iyvinylchloridfolie aus, so können für die Konstanten fol- 
gende Zahlen als Mittelwerte eingesetzt werden: 


» = 140 [grad] 

å = 0,55.10-3 [cal/cm grad] 
c = 0,28 [cal/g grad] 

y = 1,34 [g/cm?], womit 

a? = 0,147.10-2 [cm?/s] wird. 


In den Bildern 3 und 4 sind der Verlauf der Gesamtlei- 
stung q, der zur Erwärmung der Folie verbrauchten Leistung 
qp und der Wirkungsgrad n = qp/q in Abhängigkeit von der 
Foliendicke bei verschiedenen Einschaltzeiten dargestellt. 


Betrachtet man zuerst den 
Verlauf von q bei einer be- 
stimmten Schweißzeit, z. B. 
t = 0,5 s, so zeigt sich. dab 
bei dünnen Folien bis etwa 
0,5 mm Gesamtstärke entge- 
der Erwartung die 
Schweißleistung mit wad- 
sender Folienstärke abnimmt. 
In diesem Bereich ist auch die 
zur Erwärmung der Folie 
verbrauchte Leistung qp sehr 
klein im Vergleih zur Ge 
samtleistung q. Der Wir- 
kungsgrad ist bei der Schwei- 
Bung dünner Folien und bei 
mittleren Zeiten demnadı 


PA schlecht, d. L. es wird der bei 
“| | | | | weitem größte Teil der Les 


hi 022 05 1 2 mm 5 Stung in Form von Wärme an 
die Elektroden abgeführt. 
Sie sind daher zu kühlen, um 
eine unzulässige Erwärmung 
zu verhindern. Aus den Kur- 
ven ist auch ersichtlich, da 
zur Schweißung einer Folie 
mit bestimmter Dicke eine gewisse Mindestleistung qe- 
hört. Unterhalb dieser Leistung wird die Schweißtempe- 
ratur auch bei beliebig langer Einschaltzeit infolge der 
Wärmeabgabe an die Elektroden nicht mehr erreicht. Diese 
Mindestleistung wird um so kleiner, je dicker die Schweiß- 


—20/ 


Bild 3. Schweißleistung q und in der 
Folie nach der Erwärmung steckende 
Leistung qF in Abhängigkeit von der 
Folienstärke 28 bei verschiedener 
Einscaltdauer 1. 


15. Februar 1950 


naht ist. Mit Erhöhung der zugeführten Energie über die 
genannte Mindestleistung läßt sich die Schweißzeit verkür- 
zen und der Wirkungsgrad des Verfahrens verbessern. Man 


hat demnach die Wahl, 
mit einem teuren Gene- 

T O 
L TEASA 


rator hoher Leistung bei 
kurzer Schweißzeit mit 
einem besseren Wir- n 
kungsgrad zu arbeiten . 
oder bei einem weniger 
teuren, kleineren Genera- 
tor und längerer Schweiß- 
zeit nur einen schlechten 
Wirkungsgrad herausho- 0 
len zu können. Bedingung 
für die Anwendbarkeit 
höherer Leistung ist aller- 
dings, daß die an den 
Elektroden anliegende 
Spannung unterhalb der 
Durhsclagsspanung der Folie bleibt. 

Für Folien größerer Stärke ergibt sich schon bei kleinen 
Leistungen und mittleren Einschaltzeiten eine weitgehende 
Annäherung der Kurven für q und qp und damit ein günsti- 
ger Wirkungsgrad, wie aus dem rechten Teil von Bild 3 zu 
entnehmen ist. Allgemein dürfte es jedoch zweckmäßig sein, 


Ele 257] 


Bild 4. Wirkungsgrad der Schweißung 

n = qr/q in Abhängigkeit von der Folien- 

stärke 2 ô bei verschiedener Einschalt- 
dauer t. 


—>20 


die kürzeste Schweißzeit anzuwenden, die bei der zur Ver- 


fügung stehenden Generatorleistung möglich ist. 

‘Die Lage der Kurven in den Koordinaten kann sich je 
nach dem Gehalt an Weichmacder der Polyvinylchloridfolie 
oder auch bei anderen Kunststoffen verschieben. Kennzeich- 
net man die der vorliegenden Kurvenberechnung zugrunde 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 81 


liegenden Größen mit dem Index 0, die dagegen im Zahlen- 
wert veränderten mit dem Index 1 und die Verhältnisse bei- 
der zueinander jeweils mit x, also Ally = %1, Cı Y1/Co Yo = 
%2 und tı/to = x3, so erhält ein Kurvenpunkt der q-Kurve mit 
den bisherigen Koordinaten x und y folgende neue Koordi- 
naten: 


. geänderte Konstante à cy t 
— x 
neue X-Koordinate xYx rg x Vx 


neue y-Koordinate 


= Y 
y yx y yx 77 


Die Veränderung der Konstanten ergibt demnach eine Pa- 
rallelverschiebung der Kurven zu sich selbst, die Form der 


‘ . Kurven bleibt dagegen erhalten, 


Zusammenfassung 
m ermi > 


Unter Zugrundelegung der Wärmeleitungsgleichung läßt 
sich die Temperaturverteilung in einer Kunststoffschweißnaht 
während des Schweißens ermitteln und daraus eine Gleichung 
für den Leistungsbedarf aufstellen. Die Auswertung der 
Gleichungen zeigt eine große Abhängigkeit des Leistungs- 
bedarfs von der Dicke der Folien. Eine gewisse Mindestlei- 
stung ist erforderlich, um bei einer bestimmten Foliendicke . 
auch bei sekLr langer Einschaltdauer der Hocfrequenz die 
Schweißtemperatur überhaupt zu erreichen. Die Verhältnisse 
werden mit wachsender Foliendicke günstiger. Bei Anwen- 
dung einer größeren als der Mindestleistung lassen sich sehr 
kurze Schweißzeiten erzielen. Der Wirkungsgrad des Ver- 
fahrens steigt mit Verkürzung der Schweißzeit wesentlich an. 


Eine neue Hochleistungs-Sicherungspatrone für Niederspannungsneitze 


Von Fritz Driescher sen., Rheydt/Rhld. 


Übersicht. Ausgehend von den Erwärmungskurven verschiedener 
NH-Patronen wird der Aufbau einer neuen sog. NH-Kalt-Patrone beschrie- 
ben. Aus ihrer Strom-Zeit-Kennlinie werden die Einsatzrichtlinien für die 
neue Patrone abgeleitet. " 


Die bisher bekannten NH-Schmelzeinsätze geschlossener 
Bauart nach DIN 43620 Bl. 1 u, 2 haben den Nachteil, bei 
Nennstrom und bei zeitweiligen UÜberlastungen so hohe Ei- 
generwärmungen zu entwickeln, daß Kontaktteile zum Aus- 
glühen und Isolierwerkstoffe zum Verschmoren oder Zer- 
springen gebracht werden. Des öfteren in Verteileranlagen 
aufgetretene Brände hatten ihre Ursache gleichfalls in der zu 
großen Heizwirkung der Sicherungspatronen. 


Bild 1 zeigt die Meßkurven für die Erwärmung einer grö- 
Beren Prüfreihe träger NH-Patronen verschiedenster Ausfüh- 
rung. Die Meßwerte verstehen sich für offene Anordnung der 
Prüflinge bei einer Raumtemperatur von + 20°C. Bei ge- 
kapselter Anordnung evtl. auch bei Zusatzheizung durch feh- 
lerhafte Aufnahmekontaktstücke, können die nach den Meß- 
kurven bei 1,4 Ip zwischen etwa 200 und 280 °C liegenden 
Werte eine Höhe von etwa 400 °C erreichen. Derarligen 
Temperaturen genügt selbst kurzzeitig kein Kontaktmaterial. 


Die in Bild 1 gezeigte untere Kurve gibt bei gleichartigen 
Prüfbedingungen die Erwärmungswerte der in langwieriger 
Entwicklungsarbeit durchgebildeten NH-Kalt-Patrone wieder. 
Daß sie ihren Namen berechtigt trägt, zeigt die Meßkurve, 
wonach die NH-Kalt-Patrone bei Nennlast etwa handwarm 
und bei 1,4fachem Nennstrom etwa 55°C warm wird. Kurz 
vor dem Durchschmelzen erreicht die Eigenerwärmung Maxi- 
malwerte zwischen 70 und 80 °C. 

` Diese starke Herabsetzung der Eigenerwärmung war 
möglich durch eine sehr hohe Verstärkung der Schmelzleiter 
im Patroneninneren gegenüber der bekannten „trägen‘ Aus- 
führung. Eine solche Verstärkung ist auch bei „Maschennetz"- 


Patronen vorhanden, die aber ihres hohen Grenzstromes 
wegen nur dort Verwendung finden können, wo man auf 
einen UÜberlastschutz verzichten kann, weil entweder eine 
Stromverteilung auf die gesunden Teile eines engvermaschten 


— Zeit 
Bild 1. Eigenerwärmungswerte für träge und NH-Kalt-Patronen. 


Kabelnetzes erfolgt oder zusätzliche Schutzvorrichtungen ge- 
gen thermische Uberlastshäden vorgesehen werden. Die 
Strom-Zeit-Kennlinie einzelner oder parallel angeordneter 
Schmelzleiter kann nämlich nicht beliebig gestaltet werden. 
Ein Schmelzleiter, der im Kurzschlußgebiet große Trägheit 
aufweist, ist auch im Überlastgebiet sehr träge, weshalb z. B. 
„Maschennetz"-Patronen bei Überlast erst nach etwa 2 h beim 
3..S-fachen Nennstrom ansprechen (hoher Grenzstrom) und 
praktisch nur als Kurzschlußschutz in Betracht kommen. Die 
physikalisch bedingte Charakteristik eines Schmelzleiters 
kann nur in verhältnismäßig kleinen Grenzen durch Lotauf- 
trag, gegenseitige Aufheizung und dgl. beeinflußt werden. 


82 | Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


Mit der NH-Kalt-Patrone, die durch ihre starken Schmelz- 
leiter im Kurzschlußgebiet äußerst träge liegt, wurde durch 
besondere Parallel- | 
Schmelzstrecken erstmalig eine Hochleistungssicherung ge- 
schaffen, bei der die Strom-Zeit-Kennlinie über ihren ganzen 
Bereich den jeweiligen Erfordernissen weitgehend angepaßt 
werden kann. Die Schnittzeichnung Bild 2 zeigt schematisch 
den Aufbau der Patrone. Rein äußerlich entsprechen Form 
und Abmessungen den bekannten NH-Patronen, die an den 
Stirnflächen eines keramischen Isolierkörpers Kontaktmesser 
‘oder Schraub-Kontaktfahnen tragen, welche hier durch die 
relativ schwach bemessene Schmelzleiterstrecke I direkt ver- 
bunden sind. Parallel dazu liegt die starke Strecke II, die 
isoliert durch die äußeren Kontaktplatten hindurchgeführt 
ist. Sie mündet beiderseits in außenliegende Lötstellen, und 
diese bilden zusammen mit den Federbügeln die Strecke III, 
die mit Strecke I über die Kontaktplatten verbunden ist. 


Bei UÜberlast wird Strecke III aufgeheizt, wodurch die 
Federbügel an den Lötstellen frei werden und eine Schalt- 
bewegung in die gestrichelte Lage ausführen. Damit wird 
Strecke II herausgetrennt und bleibt für sich intakt. Der 
Auslösebeginn durch das Ansprechen der Strecke IlI geht 
lichtbogenfrei vor sich, weil Strecke I zunächst mit geringem 
Spannungsabfall im Stromkreis verbleibt und erst kurz nach 
dem Abschalten der Strecke III die endgültige Unterbrechung 
im Löschmittel des geschlossenen Patronenkörpers vornimmt. 


Wenn aber die NH-Kalt-Patrone im Kurzschlußfalle aktiv 


wird, kommt es bei dem schnellen Ansprechen nicht zur Auf- 
heizung der Strecke Ill. Die Federbügel verharren in ihrer 
Verbindung mit den Lötstellen und nur die Strecken I und II 
vollziehen die Abschaltung im Patrohneninneren. 


BR i `n Strecke E 
/1 
ee A 
O y 
OIIIISIILSISLSIII Là 
o 
A 


Bild 2. Schematischer Aufbau der NH-Kalt-Patrone (Längsschnitt). 


Die beschriebene Trennung der Funktion (Ansprechen 
der Strecken III und I bei Überlast und I und II bei Kurzschluß) 
läßt klar erkennen, wodurch es möglich war, die Strom-Zeit- 
Kennlinie der Patrone weitgehend universell zu gestalten. 
Durch geeignete Bemessung der Strecken I und II kann jede 
gewünschte Trägheit im Kurzschlußgebiet und durch entspre- 
chende Ausgestaltung der Strecke III jede erforderliche Flink- 
heit (Grenzstrom) im UÜberlastgebiet verwirklicht werden, 
denn praktisch handelt es sih bei der Charakteristik der 
NH-Kalt-Patrone um die Verbindung von zwei voneinander 
unabhängigen Strom-Zeit-Kennlinien. 


Für die heute lieferbaren Patronen wurde die in Bild 3 
gezeigte Strom-Zeit-Kennlinie gewählt, die ihren Grenzstrom 
bei etwa 1,5 Ip nach 2 h hat. Die Gegenüberstellung mit den 
Strom-Zeit-Kennlinien der bisher bekannten „flinken“, 
„Kurz-verzögerten", „trägen” und „Maschennetz’-NH-Patro- 
nen zeigt, daß die NH-Kalt-Patrone universell für jeden Netz- 
fall verwendbar ist. Damit wird dem Verbraucher eine ver- 
einfachte Lagerhaltung ermöglicht und die Gewähr gegeben, 
daß nie eine zu „flinke” oder zu „träge Sicherungspatrone 
eingebaut werden kann. Abgesehen von der jetzt gewählten 
Strom-Zeit-Kennlinie können NH-Kalt-Patronen auch mit 
eıner Charakteristik hergestellt werden, die eine noch höhere 
Flinkheit bei UÜberlast gewährt, z. B. einen Grenzstrom von 


und Reihenschaltung verschiedener 


15. Februar 195 


1,2 In bei 2 h, und noch größere Trägheit in dem für das An- 
lassen schwerer Kurzschlußläufermotoren bedeutsamen 
Stromstoßgebiet. 

Die Schmelzstrecke III verleiht der NH-Kalt-Patrone 
auch die Eigenschaft, weitgehend unabhängig von der Strom- 
belastung rein thermisch anzusprechen, wenn z. B. durch feh- 
lerhafte Kontaktstellen, schlecht ausgeführte Verbindungen 
und dgl. Erwärmungen auftreten, die für die Schalt- und Ver- 


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ETZ3%2) —— > Vielfaches des Nennstromes 


Bild 3. Gegenüberstellung von Strom-Zeit-Kennlinien für bekannte 


NH-Patronen und NH-Kalt-Patronen. 


teileranlage gefährlich werden. Selbst bei Auslastung mit 
Nennstrom und herab bis zur Hälfte der Nennlast schalten die 
Kalt-Patronen infolge äußerer Wärmeeinflüsse über etwä 
125 °C relativ schnell ab, wobei sich die Unterbrechung genau 
so abspielt wie für den elektrischen Überlastfall beschrieben. 

Es bleibt zu erwähnen, daß NH-Kalt-Patronen guten Aus- 
führungen bekannter NH-Patronen in der Schaltleistung nidt 
nachstehen, daß das Ansprechen wie bei diesen geräusdhlos, 
ohne Auspuffen und ohne äußere Lichtbogenbildungen erfolgt § 
und daß ein wirksamer, d. h. sicherer Selektivschutz mit Kalt- 
Patronen möglich ist. 


Zusammenfassung 
Die beschriebenen NH-Kalt-Patronen bieten zufolge ihres 
besonderen Aufbaues aus drei Schmelzstrecken folgende Vor- 
teile: | Ä 
1. Die Eigenerwärmung ist so gering, daß selbst bei lang- 
dauernden Stromüberlastungen keine Kontaktausglühun- 
gen, Beschädigungen der Isolierstoffe und Brände verur- 
sacht werden können. 


2. Die Strom-Zeit-Kennlinie gewährt einen niedrigen Grenz- 


strom und im Stromstoß- und Kurzsälußfalle hohe Träg- 
heit. Deshalb sind die Patronen zugleich als Überlastschutz 
und selektiv wirkender Kurzskhlußschutz verwendbar. 


3. Die NH-Kalt-Patronen sprechen auch unabhängig von der 


Strombelastung bei schlechten Kontakten und mangelhal- 
ten Verbindungen rein thermisch an. Damit werden Feh- 
ler an Geräten und Kabeln aufgedeckt, ehe größere Schä- 
den entstanden sind. 


15. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 83 


Ermittlung schadhafter Kappenisolatoren in Hochspannungsleitungen 


Von A. Roggendorf, Bitterfeld. 


Übersicht. Der Aufsatz beschreibt eine fahrbare 75 kV-Gleichspan- 
nungsprüfanlage, mit der an Hochspannungsleitungen schadhafte Isolatoren 
ermittelt werden können. Er berichtet ferner über die praktische Gestal- 
tung der Prüfung sowie über die ersten Erfahrungen und Folgerungen. 


Es ist bekannt, daß Porzellanisolatoren zum Teil nach 
langjähriger Betriebszeit Schäden aufweisen, die bei ihrem 
Einbau nicht vorhanden waren, Über derartige Fragen wurde 
an verschiedenen Stellen berichtet!. Zum Aufsuchen derartig 
schadhafter Isolatoren gibt es verschiedene Methoden, von 
denen eine der bekanntesten die Untersuchung mit dem 
Koske-Gerät? ist. Ein schadhafter Isolator erzeugt durch die 
im Betrieb auftretenden kleinen elektrischen Entladungen 
Hochfrequenzstörungen, die durch das transportable Gerät in 
der Umgebung des Mastes festgestellt werden. Die einzelnen 
beschädigten Isolatoren lassen sich dann durch Abtästen mit 
einer Parallel-Funkenstrecke feststellen. Sie spricht an, wenn 
ein Isolator noch in Ordnung ist. Ist er durchgeschlagen, so 
ist an ihm meist keine genügende Restspannung vorhanden, 
um die Funkenstrecke ansprechen zu lassen. Eine dritte Me- 
thode, die gelegentlich auch angewendet wird, ist die, daß 
die Isolatoren sämtlich ausgebaut und im Prüffeld auf Durch- 
schlag geprüft werden. 

In dem Bitterfelder 110 kV-Netz wurden die vorstehen- 
den Methoden angewandt, wobei aber das Ergebnis aus man- 
cerlei Gründen recht unbefriedigend war. Die Untersu- 
chung mit dem Koske-Gerät war beispielsweise nicht ein- 
deutig, da Schmutzschichten gleichfalls zu Hochfrequenzstö- 
rungen Anlaß geben. Ein verschmutzter Isolator 
durch die Untersuchung mit dem Koske-Gerät oft von einem 
beschädigten Isolator nicht zu unterscheiden. Die Unter- 
suhung mit der Parallel-Funkenstrecke (Absummen) gibt 
aber auch nur Auskunft darüber, ob der betreffende Isolator 
mit derjenigen Teilspannung, die an ihm innerhalb der Kette 
liegt, zu einem Spannungsdurchbruc führt oder nicht. Ge- 
ringfügige Beschädigungen, die aber bei anomalen Betriebs- 
ereignissen (Erdschlüsse oder atmosphärische Überspannun- 
gen) zu Durchbrücen führen können, werden also gleichfalls 
nicht erfaßt. Aus diesen Gründen bestand in unserem Netz 
die Notwendigkeit, ein weiteres Verfahren zu entwickeln, 
um schadhafte Isolatoren einwandfrei feststellen zu können. 
Wir gingen dabei von der Forderung aus, daß ein Ausbau von 
Isolatoren für die Untersuchung nicht in Betracht komme, da 
beim Ausbau und Wiedereinbau erfahrungsgemäß ein ge- 
wisser Prozentsatz schadhaft wird. Wir haben uns zunächst 
überlegt, ob man mit einer transportablen Prüfanlage für 
Hochspannung technischer Frequenz an die einzelnen Maste 
heranfahren könnte, um dann mittels Hilfsleitungen jeden 
Isolator für sich unter genügend hohe Prüfspannung setzen 
zu können. Die Führung von Hochspannungsleitungen — in 
unserem Falle fast ausnahmslos 110 kV-Leitungen — gestat- 
tet aber nicht ohne weiteres das Erreichen eines jeden Ma- 
stes mit einer derartigen Prüfeinrichtung. Anderseits war 
aber in unserem Netz — und das gilt wohl auch allgemeiner 
— der Fall gegeben, daß jedes Spannfeld (Leitung zwischen 
je zwei Abspannmasten) irgendwo von einem befahrbaren 
Weg gekreuzt wird. Wenn man an einer solchen Stelle ein 
Leiterseil, dessen Schlaufen an den benachbarten Abspann- 
masten offen sind, mit einer Prüfspannungsquelle verbindet; 
dann besteht die Möglichkeit, diese Prüfspannung über das 
Leiterseil an die einzelnen Isolatoren einer jeden Kette bzw. 
jeden Mastes heranzuführen und die Isolatoren also unter 
denselben Bedingungen wie im Prüffeld zu prüfen. Die Spann- 
felder haben — abgesehen von Sonderfällen — im allgemei- 
nen eine Länge bis zu 3 km. Die Ladeleistung, die eine 


t Z.B. H. Meyer: ETZ 69 (1948) S. 285. Ferner Vortrag H. Meye 
auf der 20. Tagung der Studiengesellschaft für Höcstarannungsanlagen 
am 7. 9. 1948 in Stuttgart. 

t B. Koske: Prüfung der Isolation von Hochspannunggsfreileitungen 
und Schaltanlagen im Betrieb. Verlag W. Girardet, Essen 1941. — Elek- 
ttızitätswirtsch. 37 (1938) S. 291. 


ist also 


DK 621.315.624.4 


Wechselspannungs-Prüfeinrichtung hergeben müßte, ist unter 
dieser Voraussetzung schon so groß, daß deren Transport in- 
folge der Gewichte unmöglich erscheint. Die Gewichte einer 
Prüfspannungsquelle nehmen zwar ab, wenn man die Fre- 
quenz erhöht, dafür wird aber auch die Ladeleistung größer, 
so daß nach unseren Erhebungen die Idee, auf die vorbezeich- 
nete Art und Weise Prüfspannungen an die einzelnen Isola- 
toren einer Leitung heranzubringen, ausscheiden mußte, 


Anders liegen die Dinge aber, wenn man an Stelle von 
Wechselstrom für die Prüfung Gleichstrom verwendet. In 
unseren Betrieben war eine Gleichspannungs-Prüfanlage, Fa- 
brikat Koch & Sterzel, Dresden, für 75 kV Gleichspannung, 
Leistungsaufnahme etwa 6 KVA bei 220 V und 50 Hz, ferner 
ein fahrbarer Notstromsatz mit Benzinmotor für eine Leistung 
von 16 kVA bei 220/380 V Drehstrom vorhanden. Die Gleich- 
spannungsprüfanlage kann bequem auf einem Lastwagen un- 
tergebracht und das Drehstromaggregat diesem angehängt 
werden (Bild 1). Mit dieser Einrichtung ist es möglich, an ir- 
gend einer Stelle jedes Spannfeld der 110 kV-Leitung zu 


ETZ 365 


Bild 1. Fahrbare Gleichspannungs-Prüfanlage für 75 kV mit angehängtem 


Drehstromgenerator. 


erreichen. Durch einen dünnen Draht wird also zur Vornahme 
der Prüfung ein beiderseits an den Abspannmasten offenes 
Leiterseil einer Phase des Drehstromsystems mit dem Gleich- 
spannungsprüfgerät verbunden. Mittels einer in den Bildern 
2 und 3 prinzipiell und praktisch dargestellten Einrichtung 
werden dann sämtliche Isolatoren, die zu dem betreffenden 
Leiterseil gehören, unter sich parallel geschaltet. Diese Pa- 
rallelschaltung ist nach den erwähnten Bildern restlos 
möglich bei Ketten mit ungeraden Gliederzahlen. Handelt 
es sich um Ketten mit geraden Gliederzahlen, so muß zunächst 
je 1 Glied einer Kette von der Prüfung ausgeschlossen werden, 
kann aber nach Umschaltung der Spannungszuführungsdrähte 
anschließend selbstverständlih auch geprüft werden. Jeder 
Spannungszuführung zu einem bzw. zwei Isolatoren ist eine 
kleine Funkenstrecke vorgeschaltet, die durch einen Porzel- 
lan- oder Kunststoffring gebildet wird. Wird nun durch das 
Gleichspannungs-Prüfgerät Spannung gegeben und diese 
schließlich bis zu einem Nennwert der Anlage von 75 kV ge- 
bracht, so springen an den vorerwähnten Funkenstrecken 
kleine Funken über, die eine bläulich violette Farbe haben. 
Die Spannungssteigerung bis zum Endwert gelingt aber nicht, 
falls irgend einer der parallel geschalteten Isolatoren durch- 
geschlagen ist bzw. einen Sprung hat, der unter dem Einfluß 
der Prüfspannung einen Durchschlag entsteLen läßt. In einem 
solchen Falle ist es also nicht möglich, die Spannung auf den 
Nennwert zu steigern, die Stromstärke, die das Prüfgerät zu 
liefern hat, ist dabei anomal groß und an den Funkenstrecken, 
die dem schadhaften Isolator vorgeschaltet sind, entsteht ein 
kräftigerer rötlicher Funke, der unter Umständen in einen 
kleinen Lichibogen übergeht. Die Funken- bzw. Lichtbogen- 
erscheinungen an diesen Funkenstrecken lassen also erken- 
nen, welche von den parallel geschalteten Isolatoren schad- 
haft sind. 


84 ` 


.Mit der Anordnung nach Bild 2 wird immer angezeigt, 
welcher Isolator defekt ist, sofern man Funkenstrecken so- 
wohl zwischen Leiterseil und Isolator als auch zwischen Erde 
und Isolator anbringt. Wenn ein Lichtbogen oder eine röt- 
liche Funkenentladung in den Zuleitungen zu einem schad- 
haften Isolator entsteht, so kann dieser Umstand, wie die Er- 
fahrungen zeigten, auch dazu benutzt werden, die schadhafte 
Stelle selbsttätig abzuschalten. Dies geschieht unter der Vor- 
aussetzung, daß man für 
lie Funkenstrecke nicht ei- 
nen Porzellanring verwen- 
det, sondern einen Ring 
bzw. eine Schlaufe etwa 
aus Weichigelit. Dieser 
Stoff wird von den schwa- 
chen Funken, die bei unbe- 
schädigten Isolatoren ent- 
stehen, nicht entzündet, 
wohl aber von den strom- 
stärkeren Entladungen, 
wie sie oben beschrieben 
wurden. Durch entspre- 
chendeBemessunghatman 
es in der Hand, daß der 
Kunststoff verbrennt und 
damit selbsttätig kranke 
Glieder abschaltet. Ebenso 
kann man aber auch einen 
nicht brennbaren Ring ei-E29 
ner Funkenstrecke mit ei- pid 2. Parallelschaltung der Isolatoren 
nem brennbaren Stoff in einer Kette für die Prüfung mit Gleich- 
Verbindung bringen, der a at ae PUED areen) 


durch sein Verbrennen einen deutlichen Hinweis auf schad- ' 


hafte Isolatoren gibt. 


Wenn es also beim Hochfah- 
ren der Spannung nicht gelingt, 
den Endwert der Spannung zu p) 
erreichen, so ist dies ein Zeichen X 
dafür, daß Isolatoren schadhaft FT 
sind. Um gut beobachten zu kön- 
nen, stellt man am besten wäh- 
rend der Prüfung auf jeden Mast 
einen Beobachtungsmann, der 
die schadhaften Isolatoren nach 
Wegnahme der Prüfspannung 
markiert. 


Bei der ersten Einführung 
des Verfahrens wurde nur im- 
mer ein Isolator jeder Kette 
unter Spannung gesetzt. Das 
spätere vorstehend beschriebene 
Verfahren erfordert aber viel 
weniger Zeit. Es wurde auch 
daran gedacht, die Prüfspannung 
über das Leiterseil in der oben 
beschriebenen Weise zuzuführen 
und dann an jedem Mast mittels u 
einer Isolierstange jedem Isola- AE r 
tor nacheinander die Prüfspan- 
nung zu geben. Dann aber müßte 
die Gleichspannungsprüfanlage, 
die nur für kurze Belastung aus- 
gelegt ist, ziemlich lange in Be- 
trieb sein, deshalb wurde die- 
ser Weg nicht weiter verfolgt. 
Die in Bild 3 gezeigte Parallel- 
schalt-Vorrichtung setzt voraus, 
daß die- Isolatorenketten ringförmige Schutzarmaturen 
haben. Die Vorrichtung wird einfach durch federnde Auf- 
hängungen an die Ringe angeklemmt, zu den einzelnen Kap- 
pen führen Drähte mit eingeschalteten Schraubenfedern. 

Wie schon erwähnt wurde, ist für die Durchführung der 
Prüfung außer dem Personal, das die Prüfspannungsanlage 
bedient, auf jedem Mast noch ein Mann erforderlih. Damit 


ETZ 363 

Bild 3. Vorrichtung zur Parallel- 
schaltung. Kettenaufhängung geer- 
det, unteres Ende an 75 kV. Licht- 
bogen an Funkenstreke unten 
rechts zeigt schadhaften isolator 
an. Stange rechts geerdet, unteres 
Ende Isolierstoff; Stange links an 
75 kV, oberes Ende Isolierstoff. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


15. Februar 1950 


eine einwandfreie Verständigung zwischen dem Personal an 
der Prüfeinrichtung und den Leuten auf den Masten gewähr- 
leistet ist, haben wir ein Signalsystem mit roten und weißen 


‚Tafeln und Flaggen eingeführt, das auch den Spannungszu- 
stand der Leitung kennzeichnet und sich gut bewährt: hat. 


ETZ 366 = 


Bild 4. Schirm eines NK 3-Isolators mit älteren Funkenkanälen ETE. 


sichtbar) und bei der Prüfung entstandenen (stärker). 


Bei den bisherigen Prüfungen fielen eine ganze Reihe 
von beschädigten Isolatoren aus. Die Bilder 4 und 5 zeigen 
Beispiele von Bruchflächen. Zum Teil wurden unter des 
Einfluß der Prüfspannung Schirme oder Schirmteile abge: 
sprengt. Wie aus den Bildern hervorgeht, waren an vorhandef 
nen Rissen während des vorhergehenden Betriebes berelt 
zahlreiche Entladungen vorgekommen, die sich durch lei 2 
Strommarken bemerkbar gemacht hatten. Die S 
marken unter dem Einfluß der Prüfspannung sind kräftig 
und zeigen zum Teil ein Aufschmelzen der Porzellanmasgl 
Nur in seltenen Fällen springen während der Prüfung Sdi 
ben vom Isolätor ab. Meist handelt es sich um Kappendardi 
schläge. Die beschädigten, aber äußerlich normal ausseh« x 
den Isolatoren wurden anschließend zerlegt. Die oben W 
schriebene Prüfmethode hat sich bisher praktisch bewäl 
ihr besonderer Vorteil ist, daß endgültig festgestellt wi 
welche beschädigten Isolatoren in einer Leitung vorhan 
sind. 


ETZ 367 


Bild 5. Kappenriß an einem geprüften Isolator. Funkenkenäle, 


wie in Bild 4. 


Anläßlich einer Vorführung der Apparatur brachten 
ren des Energiebezirkes Nord einen K 3-Isolator mit. 
seiner Prüfung zeigte sich eine größere Stromaufnahme‘ 
bei normalen Isolatoren. Doch brannten die Igelitschnüre 4 
den Funkenstrecken erst nach längerer Zeit durch, so 
nicht auf einen Spannungsdurchbruc zu schließen war. N 
einer Prüfungszeit von 5 bis 10 min war der Isolator eri 
lich warm. Die Herren erklärten dann, daß es sich um e$ 
Isolator mit porösem Porzellan handelt. Wenn man also @ 
Verfahren ausdehnen will auf die Ausscheidung poröser } 
latoren, dann empfiehlt es sich, die Spannung an den Iso 
ren etwa 15 min anstehen zu lassen und die Funken 
genauer zu beobachten, als es bei Isolatoren mit Sp 
nötig ist. 

Bei allen Prüfungen stellt sich die Stromstärke je 
Anzahl der gleichzeitig zu prüfenden Isolatoren ein. 
vielleicht möglich, Relationen zu finden zwischen Stro; 
und Anzahl der Isolatoren, und wenn dieser Wert a 
ausfällt, kann man vielleicht auf das Vorhandensein pgi 
Isolatoren schließen. Allerdings wurde bereits b 


J 
i 


» daß bei Prüfungen 


Bie iii 


15. Februar 1950 _ 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


85 


in den frühen Morgenstunden, wenn 
Dunst vorhanden ist, die Stromstärken größer sind als später 
bei höherer Temperatur. Das ist ohne weiteres verständlich, 
weil der vom Prüfgerät zu liefernde Strom nur durch den mehr 


“oder minder großen Isolationswiderstand der zu prüfenden 


isolatoren bedingt ist. 

Wie shon oben erwähnt wurde, war die Wahl von 75 
kV-Gleichspannung für die Prüfung zufällig, weil ein derarti- 
ges Gerät greifbar war. Für die Prüfung von Kappenisola- 
toren benötigt man im Prüffeld der Lieferfirmen Wechsel- 
spannungen von etwa 90 kV, das sind rd. 127 kV Scheitel- 
spannung. Man müßte also auch eine Gleichspannungsan- 
lage für 125 kV einsetzen. Wo man eine derartige Anlage 
neu erstellt, wäre dazu zu raten. Aber auch 75 kV Gleidh- 
spannung sind wohl noch hinreichend, um beschädigte Iso- 
‚atoren, die ja gegenüber der Werksprüfung auch mechanisch 
normal belastet sind, zu finden. Bisher wurden einige tausend 
Isolatoren untersucht und etwa 0,8% als schadhaft befunden. 

Es wäre noch verfrüht, ein derartiges Ergebnis zu ver- 
ällgemeinern. Trotzdem halten wir eine Veröffentlichung 


unserer Erfahrungen schon jetzt für nützlich, da das geschil- 


- derte Verfahren es gestattet, relativ zu den anderen Metho- 


den in recht kurzer Zeit ein endgültiges Bild über den Zu- 
stand der Isolatoren zu schaffen. — Das Untersuchungsver- 
fahren wurde im Prinzip vom Verfasser vorgeschlagen. Bei 
der praktischen Durchführung und der Entwicklung im ein- 
zelnen waren die Herren Ing. Adam, Meister Grund- 
mann mit seiner Freileitungskolonne, und Meister Le- 
wandowski mit der Elektrikerwerkstatt beteiligt. 


Zusammenfassung 


Im obigen Bericht wurde ein Verfahren zur Ermittlung 
schadhafter Isolatoren angegeben, dessen besondere Vor- 
teile darin bestehen, daß ohne Ausbau der Isolatoren sehr 
schnell ein endgültiges Bild über deren Zustand geschaffen 
wird. Die Wahl von hochgespanntem Gleichstrom für die 
Prüfung gestattet, eine leicht bewegliche Prüfeinrichtung zu 
verwenden und bei jedem Arbeitsgang viele Isolatoren 
gleichzeitig zu prüfen, praktisch alle Kappen £iner Phase eines 
Spannfeldes. 


T-Spul-Meßgerät mit Kernmagnet zur Temperaturmessung 
und Meßwert-Fernübertragung 


Von H.R. Eggers, Heiligenhaus, Bez. Düsseldorf 


Übersicht. Das neue T-Spul-Meßgerät mit Kernmagnet gehört zur 
Gruppe der Kreuzspulgeräte. Es wird beschrieben, mit anderen Konstruk- 
ucnen verglichen und auf Anwendungsmöglichkeiten eingegangen. 


Für wärmetechnische Messungen zur Betriebskontrolle [1] 
werden in großem Umfange anzeigende, registrierende und 
regelnde elektrische Meßgeräte der Kreuzspulart ver- 
wandt, da es mit ihnen möglich ist, eine große Zahl von ent- 
fernt liegenden, oft schlecht zugänglichen Meßstellen zentral 
und übersichtlich zusammenzufassen. Hierbei handelt es sich 
hauptsächlich einerseits um Temperaturmessungen, die mit 
Hilfe von Widerstandsthermometern — temperaturabhängi- 
gen Widerständen — erfolgen und anderseits um die Fern- 
messung von Zeigerstellungen, z. B. von Manometern, Men- 
genmessern und Schiebern, mit Hilfe von Widerstandsgebern, 
d. h. Potentiometern mit beweglichem Abgriff. 

Die bekannten und bewährten Konstruktionen benötigen 
einen schweren Hufeisenmagneten aus Material mit geringem 
magnetischen Energieinhalt je Volumeneinheit. Der Versuch 
des Einsatzes von modernen Magneten, der zu kleinen Ge- 
wichten und Meßwerkabmessungen führen ‚würde, ist nur bei 
weitgehender konstruktiver Umgestaltung möglich. Im fol- 
genden wird beschrieben, wie es bei der Umstellung des T- 
Spul-Systems [2], eines normalerweise jn eine Brücke geschal- 
teten Kreuzspulgerätes gelungen ist, die meßtechnischen Ei- 
genschaften bei erheblicher konstruktiver Vereinfachung zu 
erhalten oder zu verbessern. 


Meßwerk 
Bild 1 zeigt das T-Spul-Gerät der bisherigen Bauart [2]. 
Der magnetische Kreis besteht außer dem nicht gezeichneten 


a Hauptspule 
b Hilfsspule 
c Polshuh 
d Polkern 


3.1d 1. T-Spul-Meßgerät mit Hufeisenmagnet. 


Hufeisenmagneten aus den Polschuhen c, die einseitig tan- 
gential auslaufen, und dem Polkern d, der nicht massiv, son- 
dern mit Bohrung und Schlitz ausgebildet ist. Das bewegliche 
System ist aufgebaut aus 2 unter 90° zu einander in Form 


DK 621.317.32.082.742 


eines T angeordneten Spulen, von denen die größere Haupt- 
spule a der eines Drehspulinstrumentes mit Nullpunkt in 
der Skalenmitte entspricht und sich wie diese in einem gleich- 
bleibenden Luftspalt bewegt. Das Gerät besitzt keine Spiral- 
federn, sondern die Stromzuführung erfolgt über richtkraft- 
freie Bänder. Die Richtigkeit wird erzeugt von der kleinen 
Hilfsspule b, die den Polkern einseitig umschließt und sich 
mit ihrer äußeren Seite in einem veränderlichen Luftspalt be- 
findet, der sich von der Skalenmitte aus gesehen nach beiden 
Seiten verkleinert. Durch diese Auslegung des magnetischen 
Kreises entsteht in der Hilfsspule eine. Richtkraft, die der 
einer Feder entspricht. Jedoch ist die auslenkende Kraft der 
Hauptspule und die Richtkraft der Hilfsspule in gleicher Weise 
von der Hilfsspannung abhängig, so daß die Einstellung von 
der Höhe der Hilfsspannung nicht beeinflußt wird, sondern 
nur von der bei einer Änderung des zu messenden Wider- 
standes erfolgten Stromänderung der Hauptspule. Damit der 
Hauptspulenstrom zur Bestreichung des ganzen Ausschlages 
seine Richtung umkehrt, wird die Hauptspule in eine Brücke 
geschaltet. 


a Hauptspule 

b Hilisspule 

c Kernmagnet 

d Rückschlußring 
e Systemträger 

f Schlußstuck 


Bild 2. T-Spul-Gerät mit Kernmagnet. 


Bild 2 zeigt das neue Kernmagnet-T-Spul-Gerät. Der ma- 
gnetische Kreis besteht aus einem Zylindermagneten c und 
einem Rückschlußring d. Das bewegliche System setzt sich in 
ähnlicher Weise wie früher aus Hauptspule a und Hilfsspule 
b zusammen. Die Hilfsspule umschließt jedoch den außen- 
liegenden Rücschlußring, der zur Montage geschlitzt sein 
muß. Da der Schlitz im Arbeitsbereich der Hilfsspule stören 
würde, ist er auf die entgegengesetzte Seite verlegt. Die 
Hilfsspule sitzt auf der dem Zeiger entgegengesetzten Seite 
und ist leichter als der Zeiger. Daher können die Gegenge- 
wichte um das Gewicht der Hilfsspule kleiner ausgeführt wer- 
den, so daß das Gewicht des beweglichen Systems nicht größer 
als das eines Drehspulgerätes wird. Hierdurch können Wider- 
standsänderungen mit kleinen Strömen oder auch kleine Wi- 


86 | Elektrotechnische Zeitschriit 71. Jahrg. Heft 4 


derstandsänderungen gemessen werden. Durch den System- 
- träger e sind Magnet c, Rückschlußring d und Schlußstück f 
verbunden.. 

Die Entstehung des Drehmomentes und der Charakteri- 
stik zeigt Bild 3. Geht man von einem gleichmäßig 
magnetisierten Kern aus, so erhält man eine sich an 
den Enden erweiternde Skala, die der Tangensfunktion 
entspricht. Nimmt man dagegen an, daß die Induktion 
für die Hauptspule in dem in Betracht kommenden Aus- 
schlagwinkel von + 45° konstant sei, so erhält man eine 
einer Sinusfunktion entsprechende Skala, die sich an den 
Enden verengt. Zwischen diesen beiden Skalen erhält 
man bei geeigneter Magnetisierung einen Zwischenwert, 
nämlich die erwünschte praktisch lineare Skala. 


Bei einem für die gleichen Zwecke geeigneten Bruger- 
schen Kreuzspulgerät [3] der üblichen Bauart ist der Luftspalt 


N, S Magnetpol 9 
Q Kraft der Hilfsspule 
P Kraft der Hauptspule 
a Ausschlag 
Be Max.-Induktion 
Bild 3. Magnetkreis des T-Spul-Gerätes. 5 


B, "cos a 


überall verschieden zwischen einem zylindrischen Kern und 
zwar auch zylindrisch gebohrten Polschuhen, die aber enger 
aneinandergerüct sind. Das bewegliche System besteht aus 
einem breiten Rahmen mit zwei in der Regel gleichen ge- 
kreuzten Spulen, von denen die eine vom Meßstrom, die an- 
dere vom Vergleichsstrom durchflossen wird. Gegenüber 
einem Drehspulsystem ist der Luftspalt an den Skalenenden 
merklich größer, das Kurzschlußrähmcen breiter und die 
Wicklung bei symmetrishem Aufbau doppelt so schwer. 


Scaltung 

Die Brückenschaltung mit dem alten T-Spul-Gerät ist ge- 
eignet, kleine Meßbereiche auszuführen, jedoch wurden diese 
nur selten verlangt. Die Brückenschaltung erfordert aber viel 
Widerstände. Zur Ersparnis an Widerständen wird das Kern- 
magnet-T-Spul-Meßwerk normalerweise mit aufgeteilter 
Hauptspule ausgeführt und in eine Stromverzweigung nach 
Bild 4 geschaltet. DieHauptspule ist inzweiTeilspulenaı undas 


aı, ar Hälften der Hauptspule 
r Hilfsspule 

1,2,3,4 Widerstände 

WT Widerstandsthermometer 


U Gleichspannung 
O, A, —, + Geräteklemmen 


- Bild 4. Schaltung des T-Spul-Gerätes 


[E72 350) 


aufgeteilt, die entgegengesetzt geschaltet sind, so daß nur die 
Differenz der fließenden Ströme bei der Hauptspule wirksam 
ist. Der eine Teilstrom fließt über den zu messenden Wider- 
stand, der andere über den Vergleichswiderstand. Ein der 
Summe beider Ströme proportionaler Teil fließt durch die 
Hilfsspule. Bei kleinem Meßbereich — unter 60 °C — ist es 
zweckmäßig, die Hauptspule unter Verzicht auf die Anzapfung 
in eine Brücke zu schalten, da sich dann ein größeres Dreh- 
moment ergibt. 


Vergleich 
Vergleight man die bisher behandelten Meßmöglichkeiten, 
so unterscheiden sich diese außer in Meßwerk und Schaltung 
in folgenden Punkten, siehe Zahlentafel 1: 
1. In der Zahl der verwendeten Widerstände. 
2. Der kleinste ausführbare Meßbereich 
kann abhängen von der Ausgestaltung des Meßwerkes, 
z. B. dem Kreuzungswinkel der Spulen oder der Bemes- 
sung des magnetischen Kreises. Fällt diese Begrenzung 


Gerät 


4 Ein Drehmomentverlust tritt beim Brugerschen 


15. Februar 1950 


unter Verwendung einer Brückenschaltung fort, so ist bei 
einer gegebenen Konstruktion der kleinste Meßbereich 
nur durch den Thermometerstrom und damit durch die 
Eigenerwärmung des Thermometers begrenzt. 


Zahlentafel 1: Vergleich von drei Meßanordnungen. 


Klein- 


Wider.) ster 
e~ 


un- . Dich- Ge- ; Me$- 
Begrenzung abhäng. moment- 'wihtser-! werk 
Skalen- verlust  böhung ' 


3. Der Temperaturfehler ist bei dem Brugerschen 
Kreuzspulgerät in der Skalenmitte Null. Am Skalenan- 
fang und Skalenende kann er nur durch Verwendung 
einer niederohmigen Wicklung, die allerdings einen Dreh- 
momentverlust bedingt, auf normalerweise zulässige 
Werte verkleinert werden. Eine Beseitigung des Tem- 
peraturfehlers für einen zweiten Skalenpunkt ist ohne 
komplizierte Maßnahmen nicht möglich. Bei dem T-Spul- 
System ist zunächst der Temperaturfehler für die Skalen- 
mitte Null. Es besteht aber bei beiden Schaltungen fer- 
ner die Möglichkeit, die Temperaturabhängigkeit des 
Richtspulenstromes durch den Widerstand [3] zu beein- 
flussen und auf denselben Wert wie bei dem Auslenkspu- 
lenstrom zu bringen. Hierdurch wird ein weiterer Skalen- 
punkt exakt und die ganze Skala sehr weitgehend von der 
Meßgerätetemperatur unabhängig, ohne daß hierbei ein 
Drehmomentverlust auftritt. 


Kreuzspulinstrument ein, da der Widerstand der Wic- 
lung zur Erreichung eines kleinen Temperaturfehlers nicht 
an den Widerstand des Thermometers angepaßt werden 
darf. 


5. Das Gewicht des beweglichen Systems wird gegen- 
über von Drehspulsystemen bei dem Brugerschen Kreuz- 
spulgerät und dem T-Spulgerät in Verzweigungsschaltung 
durch die zweite Spule wesentlich erhöht, bei dem T- 
Spul-Gerät in Brückenschaltung nicht. 


6. AnZuführungen zum beweglichen System kann bei 
dem Brugerschen Kreuzspulgerät eine gespart werden. 


7. Die Größe des gesamten Meßwerkes ist bei dem Kerrn-. 
magnet-T-Spul-System wesentlich kleiner. 


Anwendung 

Eine Messung kann außer mit Widerstandsthermometern 
und Gebern auch mit anderen Widerständen erfolgen, die 
druckabhängig sind, deren Induktivität sich durch das Einfüh- 
ren von Eisenkernen verändert, die frequenzabhängig sind 
oder die von der Leitfähigkeit von Flüssigkeiten abhängen. 
Bei Wechselstromwiderständen ist die ‚Verwendung von 
Gleichrichtern erforderlich. 

Aber nicht nur einfache Meßgrößen, sondern auch ver- 
wickelte Zusammenhänge lassen sich meßtechnisch durch ge- 
eignete Schaltungen des T-Spul-Meßwerkes erfassen. Die- 
wesentlichen sind zunächst: Differenzmessungen [4], wobei be- 
sonders die Temperaturdifferenzmessung mit Widerstands- 
thermometern bei niedrigen Temperaturen wichtig ist. Oft. 
werden Summenschaltungen von zwei, gelegentlich auch von 
mehr Mengen benötigt, die mit Widerstandsgebern erfaßt 
werden. Ferner lassen sich die T-Spul-Geräte gut zur Messung 
des Quotienten zweier durch Widerstandsgeber erfaßbaren 
Meßgrößen, etwa zur Wirkungsgradmessung [5] verwenden 
Ebenfalls ist die Bildung von Produkten möglich. Bei derarti- 
gen Anlagen ist die schwierigere Inbetriebsetzung und der 
Ausfall der gesamten Messung bei Ausfall eines primären: 
Gerätes zu beachten. Der zusätzlich von der Schaltung her- 
rührende Fehler ist in der Regel klein. Die Praxis hat gezeigt. 
daß auch mit derart komplizierten Schaltungen ein jahrelan- 
ger störungsfreier Betrieb möglich ist. 


15. Februar 1950 


Zusammenfassung 

Zusammenfassend kann man sagen, daß das neue T-Spul- 
Meßgerät mit Kernmagnet geeignet ist, kleine und große 
Meßbereiche mit geringem Aufwand genau zu messen. Es 
besitzt kleine Abmessungen, komplizierte Zusammenhänge 
können erfaßt werden. Das bewegliche System ist nicht schwe- 
rer als ein entsprechendes Drehspulsystem, die Induktion die 
gleihe. Während bei den üblichen Drehspul-Spannungsmes- 
sern zur Verringerung des Temperaturfehlers eine erhebliche 
Manganinvorschaltung erforderlich ist, kann hier der Tempe- 
raturfehler ohne Drehmomentverlust durch Beeinflussung des 
Hilfsspulenstromes klein gehalten werden. .Gegenüber einem 


Elektrotechnische Zeitschrift #1. Jahrg. Heft 4 0 87 


Drehspulsystem muß daher der Bedarf an Meßenergie beim 
T-Spul-System nicht vergrößert werden, sondern kann in vie- 
len Fällen verkleinert werden. 


Schrifttum 


[1] VDI-Temperaturmeßregeln, VDI-Verlag Berlin; umfangreiches Schrift- 
tumverzeichnis. f 

2] H. R. Eggers: Temperaturmessung mit Meßwiderständen u. T-Spul- 
Meßgeräten, AEG-Mitt. (1936) S. 372. Auszug: ETZ (1935) S. 1484 ... 85. 

[B3] I. Lorenz: Temperaturmessung mit dem Kreuzspulgerät. Arch. techn. 
Messen V212—1 (1939). 

[4] H. R. Eggers: Brückenschaltungen z. Temperaturmessung: m. Wider- 
standsthermometern, Arch. techn. Messen I 222—1 (1941). 

[5] H. R. Eggers: Zwekmäßige Ausführung d. Kesselwirkungsgradmes- 
sers, Elektrizitätswirtsch. 40 (1942) S. 486. 


Vergleich zweier Kompensationsverfahren zur Anzeige 
magnetischer Leitwertsänderungen 


(Mitteilung aus dem Laboratorium der Wilhelm Zeh K.-G., Freiburg) 


Von V. Aschoff u. F. Buchholtz, Freiburg. 


= Übersicht. sollen in einem weitgehend eisengeschlossenen magne- 
‚schen Kreis kleine Änderungen des magnetischen Leitwertes eines in den 
steis eingefügten Luftspaltes angezeigt werden, benutzt man zweck- 
mößigerweise Kompensationskreise, die den magnetischen Hauptfluß von 
dem Anzeigezweig des Systems fernhalten und nur die Änderungen des 
Haupfflusses im Anzeigezweig wirksam werden lassen. Zwei mögliche 
Kompensationsverfahren werden hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit bzw. 
ihres Aufwandes an elektrischer Durchflutung miteinander verglichen. 


Aufgabenstellung 

Der magnetische Widerstand eines in einen weitgehend 
eısengeschlossenen magnetischen Kreis eingefügten Luftspal- 
tes hängt von den geometrischen Abmessungen dieses Luft- 
spaltes bzw. von den Abmessungen und der Permeabilität 
eines in den Luftspalt eingebrachten Fremdkörpers ab. Bei 
konstanter Erregung des magnetischen Kreises ist der den 
Kreis durchsetzende magnetische 
Fluß von der Größe des magneti- 
shen Widerstandes des Luftspaltes 
abhängig; aus der Größe des jewei- 
ligen magnetischen Flusses kann 
also auf den jeweiligen Zustand 
des Luftspaltes geschlossen werden. 

In der einfachen Anordnung 
nach Bild 1, in der sich ein U-förmi- 
ger Elektromagnet einer magnetisch 
leitenden Platte gegenüber befindet, 
ist der magnetische Fluß ein eindeu- 
tiges Maß für den Abstand des Ma- 
gneten von der Platte bzw. für die Art und Form von magne- 
tish wirksamen Körpern, die in diesen Luftspalt eingeführt 
A falls von Hysteresiserscheinungen abgesehen werden 

ann. 

Wenn nur die Aufgabe gestellt ist, den Zustand des Luft- 
spaltes qualitativ zu überprüfen, also beispielsweise festzu- 
stellen, ob sich ein magnetisch wirksamer Körper im Luftspalt 
befindet oder nicht bzw. ob sich die geometrische Form des 
Luftspaltes gegenüber einem Regelzustand geändert hat, dann 
kann unter Benutzung magnetischer Kompensationskreise ein 
mit elektrischen Kontakten versehener polarisierter Anker 
zur Anzeige des jeweiligen Luftspaltzustandes benutzt wer- 
den. Eine derartige Anordnung eignet sich beispielsweise zur 
Achszählung schienengebundener Fahrzeuge, wenn man den 
Eisenkreis so an der inneren Kante einer Schiene anbringt, 
daß die Spurkränze der vorbeirollenden Räder den Luftspalt 
zwischen Eisenkreis und Schiene durchsetzent, 

Für die Dimensionierung derartiger kompensierter mag- 
netischer Kreise interessiert nun der Zusammenhang zwischen 
der Anzeigeempfindlichkeit, d. h. dem Verhältnis zwischen 
der Flußänderung im Hauptkreis und der Flußänderung im 
Anzeigekreis einerseits, zum Gesamtaufwand an Durchflutung 
(Amperewindungen) anderseits. Im folgenden sollen diese 


Bild 1. Luftspalt im eisenge- 
schlossenen Kreis, Schema. 


ı V. Aschoff u. F. Buchholtz: Der magnetische Achszähler 
rah Meyer. Signal u. Draht 41 (1949) S. 125. 


DK 621.318.522 


Verhältnisse für zwei verschiedene Kompensationsanordnun- 
gen untersucht werden; die beiden Anordnungen unterschei- 
den sich einerseits durch die „Polarität'' der jeweils zusam- 
menwirkenden Haupt- und Kompensationsdurchflutung und 
anderseits durch die Lage des den polarisierten Anker enthal- 
tenden Anzeigeluftspaltes de. Die Anordnung I (Bild 2 und 
3) entspricht einer elektrischen Anordnung, die als Span- 
nungskompensationsschaltung bekannt ist, die Anordnung II 
(Bild 4 und 5) einer elektrischen Anordnung, für die die Be- 
zeichnung Stromkompensationsschaltung üblich ist. Der Ver- 
gleich der Anordnungen I und II wird zeigen, daß die der 
Stromkompensationsschaltung entsprechende Anordnung II 
bei gleicher Anzeigeempfindlichkeit einen kleineren Auf- 
wand an Gesamtdurchflutung benötigt als Anordnung I. 


Anordnung I 
(entspricht der elektrischen Spannungskompensations- 
schaltung) 


Den grundsätzlichen Aufbau der Anordnung I zeigt 
Bild 2. Der magnetische Kreis besteht bei dieser Anordnung 
aus den zwei Hauptkernen Kp mit ihren Erregerwicklungen 
Wh. deren Fluß im wesentlichen über den Hauptluftspalt d 
und den Kompensationsluftspalt dı schließt, und dem parallel 
zu dem Luftspalt dı liegenden Kompensationskreis, der aus 
den Kernen K; mit ihren Erregerwicklungen W;, und dem 
Anzeigeluftspalt dz besteht, in dem ein zur Anzeige dienen- 
der polarisierter Anker A, untergebracht ist. 

Bei nicht erregten Wicklungen der Kerne Ką würde sich 
der magnetische Fluß, erzeugt durch die Haupterregerwick- 

lung, entsprechend dem Verhält- 
“nis der magnetischen Widerstän- 
de der Luftspalte dı und de ver- 
teilen. Mit Hilfe der Erregerwick- 
lungen des Kompensationskrei- 
ses ist es nun möglich,. für einen 
bestimmten Hauptfluß den ma- 
gnetischen Teilfluß im Anzeige- 
kreis entweder vollständig zu 
kompensieren oder durch Über- 
kompensation einen magneti- 
schen Fluß ©; in der in Bild 2 
eingezeichneten Richtung zu er- 
zielen. 

Eine Änderung des Haupt- 
flusses infolge einer Änderung 
des magnetischen Widerstandes 
des Luftspaltes d wirkt sich in 
dieser Anordnung durch eine Änderung der Kompensa- 


Bild 2. 


Magnetische 

sationsanordnung, die einer elek- 

trischen Spannungskompensations- 
schaltung entspricht. 


Kompen- 


“tionsverhältnisse aus, die z. B. im Falle einer ursprünglichen 


Uberkompensation eine Richtungsänderung des magnetischen 


88 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4° 


Flusses im Anzeigeluftspalt də bewirken kann. Dadurch kann 
der polarisierte Anker aus seiner ursprünglichen Stellung 
umgelegt werden. 

Wie das vereinfachte Ersatzbild (Bild 
3) zeigt, sind bei dieser Anordnung die 
Haupt- und Kompensationsdurchflutung 
gegeneinander geschaltet. Die Kompen- 
sationsdurchflutung wirkt sich demnach 
(im Verhältnis der magnetischen Wider- 
stände) auch im Hauptluftspalt flußvermin- 
dernd aus. 


Anordnung II 
(entspricht der elektrischen Strom- Bild 3. Ersatzschaltung 
kompensationsschaltung) zu Bild 2. 


In Bild 4 ist der grundsätzliche Aufbau der Anordnung II 
gezeigt. Bei dieser Anordnung liegen die Haupt- und Kom- 
pensationsdurchflutungen magnetisch in Reihe geschaltet auf 
dem Hauptkern Kh. Der von beiden Wicklungen erregte 
magnetishe Fluß schließt sich 
über den Hauptluftspalt d und 
den Luftspalt dı. Der Anzeige- 
kreis liegt als Querzweig zwi- 
schen den Hauptkernen. Für ein 
bestimmtes Verhältnis der mag- 
netischen Widerstände der Luft- 
spalte d und dı läßt sich die Er- 
regung der Wicklungen Wp und 
W ką so abstimmen, daß der An- 
zeigezweig entweder völlig fluß- 
frei wird oder von einem ma- 
gnetischen Fluß der in Bild 4 ein- 
gezeichneten Richtung durchsetzt, 4 4. Magnelische Kompensations- 
wird. Im letzteren Fall wird derscheltung. die einer elektrischen 
Fluß ® im Anzeigezweig bei ne ents 
Verringerung des magnetischen 
Widerstandes im Hauptluftspalt d die Richtung umkehren und 
damit den im Anzeigeluftspalt enthaltenen polarisierten 


Anker umlegen. 
R 
BEER 
EB 


Wie aus dem vereinfachten Ersatzbild 
| 


dieser Anordnung (Bild 5) leicht abzulesen 
ist, unterstützen sich bei der Anordnung II 
die Wirkungen beider Erregerwicklungen 
im Hinblick auf den magnetischen Fluß im 
Hauptluftspalt.- 


Vergleich beider Verfahren. 

Für beide grundsätzlich möglichen 
Magnetanordnungen lassen sich optimale 
Bedingungen für die Verhältnisse der 
magnetischen Widerstände des Haupt- 
Kompensations- und Anzeigeluftspaltes 
aufstellen. Die endgültige Fragestellung 
wird dann lauten: Bei welcher der beiden Anordnungen wird 
unter Einhaltung der noch festzulegenden Optimumsbedin- 
gungen das Verhältnis der Summe aller notwendigen Durch- 
flutungen zur Anzeigeempfindlichkeit günstiger? 


Die für die Untersuchung dieser Frage notwendigen Be- 
ziehungen zwischen Durchflutung ©, magnetischen Wider- 
ständen R und magnetischen Flüssen Ë lassen sich am einfach- 
sten aus den Ersatzbildern ableiten. Dabei ist angenommen, 
daß die magnetischen Widerstände ausschließlih in den 
Luftspalten konzentriert sind, der Anteil der Eisenwege so- 
wie der Streuwege also vernachlässigt werden kann. Aus 
den Kirchhoffschen Regeln ergibt sich an Hand der Ersatzbil- 
der für den magnetischen Fluß durch den Anzeigeluftspalt: 


Bild 5. Vereinfachte 
Ersatzschaltung zu 
Bild 4. 


Anordnungl 


u (R, + R) Ok — R, Oh 
p RR, + RR. F R,R, a 


Anordnung II 
R=x — R,”h 


i Þ: = RR, 4 RR, + RR: 


(1b) 


Ändert sich der magnetische Widerstand des Hauptluftspaltes 
durch Einbringen eines Fremdkörpers oder durch Verringe- 
rung des Abstandes zwischen Magnetsystem und Platte von 
R auf den Wert pR (p < 1), so ändert sich der Fluß im Anzei- 
geluftspalt von Ps auf DB, 


15. Februar 195% 


(Rı+pR)®k — Rh 
pRR,+pRR;+R;R, 
(2a): (2b) 


Bei beiden Verfahren soll eine ausreichende Anzeige- 
sicherheit erreicht sein, wenn 


Pap = — þ, [E 


b PR@k — Rh 
2p = PRRI pRR,+R,R- 


Pp == 


geworden ist. 

Setzt man den Hauptluftspalt d und seinen magnetischen 
Widerstand R (für beide Anordnungen) als gegeben voraus 
und nimmt ferner an, daß dz bzw. Rə durch die Abmessungen 
des polarisierten Ankers und Øz durch die Bedingung eines 
ausreichenden Kontaktdruckes“ dieses Ankers vorgegeben 
sind, dann lassen sich aus den Gl. (1) bis (3) die Haupt- und 
Kompensationsdurchflutung als Funktion von Rı darstellen: 


Ok = TRR; 2 PR (a) | Ok = (oo) RA; w 

+ RR, (1+ p) (R, + Ro)! RR (1+ p (R, +Ro) Kb 
e u S 
~ (1-pJ RR, 
+ RR, (1 + p) (R, + 2R.) 
+2 pR? (R, +R) } (5a) 


GA 
h = Top) RR, RR R, (1—pì 


+2pR(R +R) } (5b 


Op 12 R’R, 


Die Summe der notwendigen Durchflutungen ergibt sich dar- 
aus zu 


p, ®, 
ZOI = Ok + Oh = T p)RR, | A TEETE "Ip RA, 
RR + RR (1+ p) 2 RR. RR, (1+ p) 
(2 R, + 3R,) (R, + 2 Ra) 


+2pR“(Rı+R,)} (6a) | +2PR’{Rı+R;)} (6b 
Für. jedes der beiden Verfahren kann der Kompensationsluft- 
spalt dı so bestimmt werden, daß die Summe der Durd- 
flutungen unter Einhaltung der Bedingung (3) ein Minimum 
wird. Diese Optimumsbedingungen ergibt sich durch Diffe- 
rentiation der Gleichungen (6) zu 


2pR 
R 2 
ae Var 
(7b) 


R R PR E OR 
I Var. Ra 1Fp | 


(7a) . 
Der magnetische Widerstand des Kompensationsluftspaltes 
muß also bei Einhaltung der optimalen Bedingungen unter 
sonst gleichen Verhältnissen bei der Anordnung II um das 


V 2fache größer sein als bei der Anordnung I. 

Setzt man die so gewähnenen Werte für den magneti- 
schen Widerstand der Kompensationsluftspalte in die Glei- 
chungen (6) ein, dann erhält man die in beiden Fällen bei glei- 
cher Anzeigesicherheit unter Einhaltung der Optimumsbedin- 
gungen notwendigen Erregungen 39, und Opr. Die Dif- 
ferenz beider Erregungen ergibt sich zu 


49 = YO- SQ = mp R + RU + p)]- 1,172: 


; __ PR č 5 } m 
| nerra e) | 
Gl. (7) zeigt, daß der Wert dieser Differenz stets positiv ist. 
der Aufwand an Durchflutung der Anordnung II unter sonst 
gleichen Bedingungen also stets kleiner ist als bei der An- 
ordnung I. 

Alle hier abgeleiteten Beziehungen gelten nur für den 
stationären Zustand. Bei schneller Änderung des magnet- 
schen Widerstandes im Hauptluftspalt werden durch die zeit- 
lichen Flußänderungen in den Erregerwicklungen Spannungen 
induziert, die den Erregerstrom schwächen. Während die Er- 
satzbilder für den Vergleich beider Verfahren im stationären 
Zustand eine zulässige Vereinfachung darstellen, führen sic 


` 15. Februar 1950 


hei der Untersuchung der zeitlichen Vorgänge zu keinen be- 
{riedigenden Ergebnissen, da hier der tatsächliche Feldver- 
lauf einschließlich der Streuwege einen nicht mehr zu ver- 
nachlässigenden Einfluß hat. Uber das Verhalten beider An- 
ordnungen bei schnellen Widerstandsänderungen des Haupt- 
luftspaltes ergibt daher das Experiment mit geringerem Auf- 
wand Aufschlüsse als die Berechnung. 
Zusammenfassung 
Der Vergleich zweier magnetischer Kompensationsver- 
fahren zur qualitativen Anzeige von magnetischen Wider- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 | 89 


standsänderungen zeigt, daß für den stationären Zustand die 
einer elektrischen Stromkompensationsschaltung entsprechen- 
de Anordnung hinsichtlich des Aufwandes an Durdhflutung 
einer der elektrischen Spannungskompensationsschaltung 
entsprechenden Anordnung überlegen ist. Die untersuchten 
magnetischen Kompensationsverfahren eignen sich besonders 
zur qualitativen Überprüfung des Zustandes von Luftspalten 
in weitgehend eisengeschlossenen Magnetkreisen; sie finden 
eine praktische Anwendung z. B. bei der magnetischen Achs- 
zählung schienengebundener Fahrzeuge. 


Erdungsmaßnahmen für Höchstspannungsanlagen mit geerdetem Sternpunkt 


Von Walther Koch, Berlin 


Übersicht. Erdungen für Hochspannungsanlagen mit geerdetem 
Sternpunkt können wirtschaftlich nicht so ausgelegt werden, daß die gesamte 
Eeruhrungsspannung am Erder und den angeschlossenen Geräten 125 V nicht 
uberschreitet. Man hat mit einem Vielfachen dieser Spannung zu rechnen, 
ant gas die Anlage gegen die weitere Umgebung bei Erdkurzschlüssen 
kommt. 

Modelluntersuchungen Zeigen, daß durch Vermaschung der Erdungsan- 
‚age Gebiete ınnerhalb dieser geschaffen werden können, die gefahrlos 
begangen werden können. Mittel zum gefahrlosen Eintritt in das Erdergebiet 
eiden angegeben. 


Die seit 30 Jahren in Deutschland übliche Erdung des 
Sternpunktes von Hochspannungsanlagen über Petersenspu- 
«n oder Löschtransformatoren hat die Behandlung der Er- 
dungsfragen auf Stromstärken beschränkt, die den Löscher- 
stromen in den einzelnen Stationen entsprechen, in denen die 
Löscher aufgestellt sind. Das System der Erdschlußlöschung 
gestattet es, die Erdschlußströme ausgedehnter Anlagen von 
cer Fehlerstelle abzusaugen und auf die Erdschlußlöscher vie- 
ler Stationen im Gesamtnetz zu leiten, wenn man die Erd- 
shlußlöscher entsprechend verteilt. So hat man in großen 
10 kV-Netzen mit Erdschlußströmen von 1000 A und mehr 
dennoch in den einzelnen Stationen, die die Erdschlußlöscher 
enthalten, mit wesentlich geringeren Strömen zu rechnen und 
„berall dort, wo keine Erdschlußlöscher stehen, nur den Erd- 
schlußreststrom, d. h. etwa 10% des gesamten Erdschlußstro- 
mes zu berücksichtigen. Das bedeutet für die Bemessung der 
Erdungsanlagen in den einzelnen Kraftwerken und Stationen 
Ströme der Größenordnung von 100 bis allenfalls 300 A. Hier- 
fur lassen sich Erdungsanlagen bei Einhaltung der vom VDE 
vorgeschriebenen höchsten Berührungsspannung von 125 V 
mit wirtschaftlich zu rechtfertigendem Aufwand herstellen. 

Der Erdschlußstrom ist von der Erdkapazität des Leitungs- 
netzes abhängig und, wie gesagt, durch Erdschlußlöscher do- 
siert auf die einzelnen Stationen aufteilbar. Bei Anlagen 
nit kurz geerdetem Sternpunkt tritt im Gegensatz zu jenen 
Anlagen an der Fehlerstelle stets der gesamte einpolige Kurz- 
schlußstrom, der sogenannte Erdkurzschlußstrom, auf. Die- 
ser Strom hängt von der Leistung der in Betrieb befindlichen 
Kraftwerke und den Impedanzen des Kurzschlußstromkreises 
ab. Die Erdungsanlagen des sternpunktgeerdeten Netzes 
[ihren daher Anteile des Fehlerstromes, die je nach der Ent- 
fernung des Fehlers von einer Station ein Minimum bei gro- 
ser Entfernung und ein Maximum, nämlich der gesamte Erd- 
kurzschlußstrom, bei einem Fehler in der Station sein 
konnen. 

Während die Erdungsanlagen bei Erdschlußlöschung auf 
Vermeidung gefährlicher Berührungsspannungen bemessen 
werden, ist diese Forderung für sternpunktgeerdete Anlagen 
nicht üblich, weil sie undurchführbar erscheint. Für Erdkurz- 
schlußströme von mehreren 1000 A müßte man Erdungsan- 
lagen riesiger Ausdehnung anlegen, um die übliche Berüh- 
Fungsspannung von 125 V einzuhalten. Ein Zahlenbeispiel 
sell das zeigen. Die Fläche, auf der eine Freiluftstation un- 
'ergebracht ist, möge eine Ausdehnung von 250 X 250 m 
haben. Man hätte hier die Möglichkeit, eine Erdungsplatte 
von insgesamt 62 500 m? unterzubringen und die Station dar- 
euf aufzustellen. Zei einem mittleren spezifischen Boden- 
w.derstand von 10000 Q cm hätte diese Platte mit D = 280 m 
4.5 Durchmesser eines Kreises gleichen Flächeninhalt einen Er- 


DK 621.311.053 : 621.3.027.7 


10000 
dungswiderstand R = s/2 D, d.h. R = 3,28000” 0,18 Q. An 


einem solchen Erder würden also bei 5000 A Erdkurzschluß- 
strom immer noch 900 V Spannung gegen die weitere Umge- 
bung auftreten, das ist ein Vielfaches der vom VDE als zu- 
lässig erachteten Spannung. Trotzdem hätte er den unbe- 
streitbaren Vorteil, daß die ganze Anlage auf dieser Metall- 
platte keine nennenswerten Spannungen gegeneinander 
haben würde. Für Personen bestände innerhalb der Anlage 
selbst bei so hohen Fehlerströmen nicht die geringste Gefahr 
durch unzulässige Berührungsspannungen. Dieser Gefahr 
wäre man nur ausgesetzt, wenn man im Moment des Fehlers 
die Anlage von außen betreten, verlassen oder berühren 
würde. 

Eine solche Erdungsplatte ist nun praktisch nicht zu ver- 
wirklichen. Da aber das Personal einer elektrischen Anlage 
bei Fehlerfällen nicht gefährdet werden darf, müssen Wege 
gesucht werden, diese Forderung zu erfüllen. Die VDE-Vor- 
schriften 0141 verbieten zu diesem Zweck den Zusammen- 
schluß von Betriebserdungen (wozu die Sternpunkterdung 
gehört) mit den Schutzerdungen, d. h. über diese mit den der 
Berührung zugänglichen Anlageteilen, wenn an der Betriebs- 
erdung höhere Spannungen als 125 V bei betriebsmäßigem 
Arbeiten auftreten. Das ist bei der Sternpunktserdung stets 
der Fall, deshalb soll man sie von der Anlage getrennt halten 
und sie so weit von der Anlage entfernt verlegen, daß diese 
außerhalb des gefährlichen Bereiches des sogenannten Span- 
nungstrichters der Sternpunktserdung liegt. Damit sind bei 
allen Fehlern außerhalb der betr. sternpunktgeerdeten Anlage 
gefährliche Spannungen an deren der Berührung zugängli- 
chen Einrichtungen gegen Erde vermieden. Bei einem Fehler 
in der Anlage selbst ist aber kein Schutz vorhanden. Die 
VDE-Vorschriften sehen hier den einzigen Weg in der schnel- 
len Abschaltung des Fehlers. 


Über die Bemessung der Schutzerdungsanlage bestehen 
bei sternpunktgeerdeten Anlagen keine Angaben in obigen 
VDE-Vorschriften; es würde keinesfalls gegen diese versto- 
ßen, wenn man überhaupt keine Schutzerdungsanlage vor- 
sehen würde, denn unvermeidlich werden stets sehr hohe 
Spannungen bis zu mehreren 1000 V im Fehlerfalle auftreten. 
Wie weit solche Spannungen für Zeiten bis zur Abschaltung 
erträglich oder ungefährlich sind, steht nicht fest. 


Außer den Gefahren für Personen sind solche für das 
Material der Steuer- und Fernmeldeapparaturen gegeben, 
wenn keine Vorsorge dagegen getroffen wird. Die Steuer- 
kabel stellen über ihre Mäntel eine Verbindung zwischen den 
gesteuerten Apparaten in der Hochspannungsanlage und den 
Kommandostellen auf den Warten her. Damit können bei 
einem Erdkurzschluß in der Anlage erhebliche Teile des 
Kurzschlußstromes über die Mäntel fortgeleitet und diese ab- 
geschmolzen werden. Fernmeldekabel, die die Anlage ver- 
lassen, führen ebenso Erdströme fort, da sie absichtlich oder 
unabsichtlich mit Gebäudekonstruktionsteilen zusammenhän- 
gen. Zudem nehmen ihre Mäntel dabei das hohe Potential der 
Station in deren Bereich an, während die Adern annähernd 
auf dem Potential der weiteren Umgebung stehen, so daß 


90 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


Isolationsschäden erfolgen können. Ebenso können die Ka- 
bel der elektrischen Niederspannungsanlagen, die Wicklun- 
gen von Steuermotoren u. a. durch erhebliche Potentialdiffe- 
renzen gefährdet sein. Schon aus diesen Gründen ist es 
keineswegs angängig, auf eine ausreichende metallische Ver- 
bindung aller Apparate, wie Schalter, Transformatorenge- 
häuse, Gerüstteile usw., zu verzichten. Hieran müssen alle 
Kabelmäntel innerhalb der Anlagen angeschlossen werden, 
ebenso die Bedienungsapparaturen auf den Schaltwarten, die 
ja mit den Steuerkabeln in Verbindung stehen. Grundsätzlich 
ist die gesamte Anlage mit einem den Erdkurzschlußströmen 
gewachsenen Erdleitungsnetzwerk zu versehen, an das alle 
in der Anlage vorkommenden Einrichtungsgegenstände anzu- 
schließen sind. Ebenso sind die vorhandenen Nulleiter von 
Eigenversorgungsanlagen mit Niederspannung mit dem Erd- 
leitungsnetz zu verbinden. Auf solche Weise ist wenigstens 
dafür Sorge getragen, daß innerhalb der zugänglichen metalli- 
schen Anlageteile keine wesentlichen Potentialdifferenzen 


auftreten und die so geschützten Anlageteile vor Beschädi- 


gungen sicher sind. 

Nun ist aber sicher, daß zwischen dem Erdreich, dem Fuß- 
boden der Gebäude einerseits und jenen metallischen Anlage- 
teilen bei Fehlern beträchtliche und durchaus gefährliche 
Spannungen bestehen werden. Daher sollte man überall dort, 
wo Personen zur Bedienung der Anlage solche Metallteile 
berühren müssen, auch für deren Sicherheit Sorge tragen. Zu 
diesem Zweck kann der Standort entweder mit isolierendem 
Bodenbelag, der die hohen Spannungen elektrisch aushält, 
oder mit metallischen, an das Erdleitungsnetz angeschlossenen 
Rosten im Boden oder mit beiden Mitteln ausgerüstet wer- 
den. Derartige metallische Standroste sind von den Siemens- 
Schuckertwerken bereits früher in Anlagen mit ungeerdetem 
Sternpunkt als Schutzmittel angewendet worden. Sie wer- 
den als engmaschige Drahtgeflehte in den Fußboden von 
Stationen einzementiert und stellen, mit der. Erdungsanlage 
verbunden, einen absoluten Schutz der darauf stehenden Per- 
sonen dar, die Bedienungsgriffe fest zu umfassen haben, da sie 
eine gut leitende Kurzschlußverbindung zwischen den Händen 
und Füßen der Person bilden. 

Wie eingangs erwähnt, ist eine große Metallplatte der 
geeignete Schutz gegen jegliche Schrittspannung und Berüh- 


rungsspannung innerhalb der Anlage. Da ein derartiger Me- 


tallplattenbelag nicht zu verwirklichen ist, erhebt sich die 
Frage, wie weit man ihn durch ein Maschennetz von Erdungs- 
bändern ersetzen kann und mit welchen Maschenweiten aus- 
zukommen ist, um innerhalb der Maschen erträgliche Poten- 
tialdifferenzen einzuhalten. 

Die Ermittlung der Potentialverteilung bei komplizierten 
Erderanordnungen, wie es solhe Erdmaschennetze sind, ist 


auf rechnerishem Wege nicht möglich, da man Formulierun- 


gen nur für einfache Erderformen vornehmen kann und be- 
reits einfache Kombinationen dieser Erderformen nicht mehr 
formulierbar sind. Für maschenförmige Erderanordnungen, 


M Erdungsnachbildung, P Potentiometer, S Sonde, T Telephon, U rotieren- 
der Umschalter, W elektrolyt. Trog, Z Zerhacker. 
Bild 1. Schaltung zur Ermittlung der Potentialverteilung. 
für Erder mit unregelmäßiger Verlegungstiefe, wie sie zum 
Zwecke der Potentialsteuerung benutzt werden können, und 
andere komplizierte Erdergebilde ist man auf Modellunter- 
suchungen angewiesen. Daher wurden solche Modellmessun- 
gen im elektrischen Trog vorgenommen. Ein mit Leitungs- 
wasser gefülltes Metallgefäß diente als „Halbraum’” für die 
Stromausbreitung. Die Schaltung der Meßeinrichtung zeigt 
Bild 1. Die Potentialverteilung um das Modell M kann mit- 
tels der Sonde S und des Potentiometers P mit Gradteilung 
über das Telephon T in einer Nullmethode ermittelt werden. 
Um elektrolytische Wirkungen auf das mit zerhacktem Gleich- 


15. Februar 195% 


strom gespeiste Modell zu verhindern, wurde ein langsam 
rotierender Umschalter U vor die Gleichstromquelle gelegt. 

Als Modell des Erdungsnetzes wurde ein Drahtvierek 
mit 120 mm Seitenlänge aus Kupferdraht mit 0,2 mm Dmr. 
an der Oberfläche liegend benutzt. Bei einem der üblichen 
Banderder mit 30 X 3 mm Querschnitt, entsprechend 23 mm 
Ersatzdurchmesser, bedeutet das Modell die Nachbildung 
einer Erdungsanlage mit (23/0,2) 120 = 13800 mm oder 
13,8 m Seitenlänge. Nach Aufnahme der Potentialverteilung 
wurde das Viereck durch ein Drahtkreuz in 4 Teilvier- 
ecke zerlegt, die 4 Teilvierecke weiter in insgesamt 16 
usw. bis 64 aufgeteilt und jeweils die Potentiale inner- 
halb der Vierecke ermittelt. Je feiner die Unterteilung 


léis 


Bild 2 ... 5. Gemessene Potentialverteilung an verschiedenen Erdungsnetzen 


wird, umsomehr nähert sich die Wirkung eines solchen Netzes 
der einer Erdplatte. In den Bildern 2 bis 5 sind die Poten- 
tiale im Mittelpunkt der Vierecke in Prozent des Potentials 
des Erders verzeichnet. Die Potentialdifferenzen, die die 
Schrittspannungen und damit die Gefährlichkeit kennzeich- 
nen, sind nach diesen Bildern bei den eng vermaschten Erdern 

1..20% des Gesamtpo- 
tentials. Die Maschenweite 
des Erders mit 64 Teilen 
ist nach dem oben genann- 
ten Modellmaßstab 13,86 
= 1,7 m. Die Potentia!- 
verteilungen im Quer- 
schnitt durch ein Maschen- 
feld über die in den Bil- 
dern 2 bis 5 mit A — B. 
C — D usw. gekennzeid- 


neten Wege zeigt Bild b. 
Bild 6. Potentialverteilung am Maschen- Um die Wirkung einer nur 


erder bei verschiedener Maschendichte. 


teilweise engen Verma- 
Erderpotential = 100°/⁄. g 


schung innerhalb der 
Außenumrandung festzustellen, wurde die aus Bild 7 eı 
sichtlihe Anordnung und im Bild 8 mit nochmaliger Aufte:- 
lung einer einzelnen Teilmasche untersucht. Daraus geht her- 
vor, daß im Gebiet der engen Vermaschung die gleichen Ver- 
hältnisse bestehen wie bei völliger Vermaschung des gesam- 
ten Erdergebietes. Die noch engere Unterteilung einer ein- 
zelnen Masche bringt eine weitere Hebung des Potentials ir- 
nerhalb der Masche, d. h. eine entsprechende Verminderun: 
des Potentialunterschiedes und damit der Schrittspannung. 


Die Messungen zeigen, daß, wie zu erwarten, durch enge 
Vermaschung die Potentialdifferenzen im Erdergebiet erhet- 
lich gemindert werden können. Weiter wird ersichtlich, das 
man auch ohne Gesamtvermaschung durch Teilvermaschungen 
innerhalb des Erdergebietes einzelne Schutzbereiche schaffen 
kann. Praktische Anwendung würden sole engeren Verma- 
schungen überall dort in den Freiluftanlagen finden, wo eine 
erhöhte Gefahr in der Nähe betriebsmäßig zu begehende: 
Anlageteile besteht. 

Eine Minderung der Auswirkung der nicht völlig zu ver- 
meidenden Potentialdifferenzen kann durch Aufschüttung vea 

} 


| 


15. Februar 1950 


grobem Kies über solchen Erderrosten in einigen cm Höhe er- 
reicht werden. Damit wird praktisch alles getan sein, um die 
Gefahren auf ein Minimum zurückzuführen, um nicht zu sagen, 
völlig zu beseitigen. 


Bild 7 u. 8. Potentiale bei nur teilweise engerer Vermaschung. 


Allerdings bleiben die Stellen des Überganges zu den 
Schutzgebieten noch eine Gefahr beim Überschreiten im Feh- 
\erfall. Bild 6 zeigt das starke Potentialgefälle am Rande der 
weitmaschigen Gebiete, wo Schrittspannungen bis etwa 45% 
der Gesamtspannung am 
Erder auftreten können. 
will man absolute Sicher- 
heit schaffen, so muß an 
den Ubergangsstellen für 
ein schwaches und mög- 
lichst gleichmäßiges Poten- 
tialgefälle durch soge- 
nannte Erderrampen ge- 
sorgt (Bild 9) werden. Sol- 
che Holzstege sind eben- 
falls von den Siemens- 
Schucertwerken in 220 
kV-Anlagen bereits vor 
Jahren angewendet wor- 
den. 0 

Das Mittel der Poten- b. 
ttalsteuerung durch all- - 
mählih im Erdreich ab- 
sinkende Erdungsbänder 
ist im Prinzip im Bild 9 - 
dargestellt, das die am 
Modell festgestellte po- 
tentialverflachende Wir- l 
kung nachweist, Bild 10 zeigt die Anwendung der Potential- 
steuerung für die Umgebung eines Mastfußes, wean man eine 
Umzäunung nicht anwenden will oder kann. 


8 


Erdoberfläche 
X 9 5 


Erder 


Erdoberfläche 


°° Gebiet weiter 


Vermaschung 


Gebiet enger 
Vermaschung 


'4r&] 


mit „Rampe“ (Kurve I) und ubue Rampe 
(Kurve 2) 


- 


Mastmitte 


e amam py e 


E.ld 10. Potentialverteilung um einen Mastfuß in Richtung A--B fü: einen 
Mast mit (b) bzw. ohne Rampe (a). 


Die Größenordnung der zu erwartenden Scrittspannung 
bei der Erdervermaschung ist von dem Erdungswiderstand, 
dem Erdkurzschlußstrom und der Maschendidhte abbängig 
Nimmt man das Gelände einer Freiluftanlage 250 m im Ge- 
viert an, so hat ein das Gelände umfassender Banderder 
ene Länge von etwa 1000 m. Ohne Berücksichtigung der in 
diesem Gelände vorhandenen querverbindenden und verma- 


Bild 9 Potentialverteilung an einem Erder 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


91 


schenden Erder ist der Erdungswiderstand dieses Bandes 


2! 
R= In -g ; hierin ist s der spez. Bodenwiderstand (im 


allgemeinen mit 10000 Q einzusetzen). l ist die Länge des 
Bandes in cm und d der Ersatzdurchmesser des Bandes als 
Leiter mit halbkreisförmigem Querschnitt (für übliches Er- 
dungsband d = 23 cm). Mit diesen Zahlenwerten wird 
R = 0,36 Q. Der Widerstand ist also nur 2mal so groß wie 
der einer vollen Platte von 250 X 250 m?. Durch die für den 
Anschluß der zu erdenden Apparate notwendigen Querver- 
bindungen im Erdboden wird der Widerstand noch herabge- 
setzt. 

Bei einem Erdkurzschlußstrom von beispielsweise 5000 A 
wird die Spannung an der Erdungsanlage etwa 1800 V. Mit 
einem Erdungsrost nach Bild 5 sind 11... 12% dieses Wertes, 
also etwa 200 V, als höchste 'Schrittspannung zu erwarten, 
deren Auswirkung auf darauf stehende Personen, wie er- 
wähnt, durch Kiesaufschüttung wesentlich gemildert werden 
kann. Aus Bild 8 geht hervor, daß man erforderlichenfalls 
mit einer Maschenweite von 0,85 m auf 7% der Erderspan- 
nung, bei 1800 V also auf 125 V Schrittspannung, herunter- 
kommen kann. g 

Die systematische Durchführung der Schutzmaßnahmen 
in der hier gekennzeichneten Weise läßt die Trennung der 
Betriebserdung von der Schutzerdungsanlage überflüssig er- 
scheinen. Wie eingangs gesagt, hat die Trennung keine 
Schutzwirkung bei Fehlern in der Anlage selbst, und erfah- 
fungsgemäß muß man mit solchen rechnen. Die Anlage einer 
getrennten Sternpunktserdung erfordert auf einem Gelände 
außerhalb der Station erheblichen Platz. Ein nennenswerter 
Vorteil ist aber nicht gegeben, da man in der Anlage selbst 
ohne Schutzerdung nicht auskommt. Daher kann nur empfoh- 
len werden, den Sternpunkt an eine sachgemäß in der vorbe- 
schriebenen Weise ausgebildete Erdungsanlage anzuschließen 
und das für eine getrennte Erdungsanlage sonst erforderliche 
Material zur reichlichen Ausgestaltung der Schutzerdungsan- 
lage zu verwenden. 

Der Zusammenschluß hat zudem den beachtlichen Vorteil, 
daß bei einem Erdkurzschluß in der Station der Erdkurz- 
schlußanteil der betroffenen Station nicht über deren Er- 
dungsanlage in den Erdboden übertragen zu werden braucht, 
sondern auf direktem Wege über die Erdungsleitungen dem 
daran angeschlossenen Sternpunkt zugeführt wird. Man hat 
also nur mit der Differenz aus dem Gesamterdkurzschlußstrom 
uni dem Stationsanteil zu rechnen, womit eine erhebliche 
Minderung der Erderspannung und Schrittspannungen ver- 
bunden ist. 

Die Erdseile der von den Stationen ausgehenden Fernlei- 
tungen werden vorteilhaft mit der Stationserdung verbun- 
den, sie setzen den Gesamterdungswiderstand wirksam her- 
ab, wenn die Erdseile, wie das für sternpunktgeerdete Anla- 
gen mit hohem Erdkurzschlußstrom erforderlich erscheint, be- 
sonders reichlich bemessen werden. 


‚Zusammenfassung | 


In Hochspannungsanlagen mit geerdetem Sternpunkt ist 
bei Erdkurzschlüssen mit hohen Berührungs-. und Schrittspan- 
nungen zu rechnen. Durch metallischen Zusammenscluß der 
Gehäuse aller Apparate, der Mäntel von Steuer- und Strom- 
versorgungskabeln und deren Nulleiter, der Konstruktions- 
teile In den Warten usw. können Potentiäldifferenzen, die zu 
Isolationsbeschädigungen der Kabel und elektrischen Nieder- 
spannungsgeräte und -einrichtungen führen (z. B. der Wick- 
lungen von Steuermotoren), vermieden werden. Zum Schutz 
von Personen dienen an den Gefahrpunkten eng vermaschte 
Banderder mit Maschenweiten von etwa 1 m. Die Potential- 
verteilung an solchen Maschenerdern wurde im elektrischen 
Trog an Modellen untersucht. Es wird empfohlen, auf eine 
Trennung der Betriebserdung des Sternpunktes zu verzich- 
ten, da der Anschluß des Sternpunktes an eine nach den hier 
ausgeführten Gesichtspunkten gestaltete Erdungsanlage Vor- 
teile gegenüber der Trennung hat. Übergänge auf die poten- 
tialgesteuerten Teile der Erdungsanlage können durch soge- 
nannte „Erderrampen" gefahrlos gemacht werden. 


92 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


Röntgenblitztechnik* 


Will man die Änderung von Lage oder Form schnell be- 


wegter Objekte beobachten, so muß man den Bewegungs- 
oder Deformationsvorgang in eine entsprechende Anzahl 
einzelner Phasen auflösen. Die Beobachtungszeit für eine ein- 
zeine Phase muß so kurz gehalten werden, daß während ihres 
Ablaufs keine nennenswerten Veränderungen des beobadı- 
teten Zustandes eintreten. Bei einmaligen Vorgängen führt 
das zu den in der Ballistik üblichen photographischen Verfah- 
ren mit Beleuchtung durch Funkenlicht. Bei periodischen Vor- 
gängen kann man daneben noch strobokopish beobachten, 
sei es mittels einer rotierenden Schlitzblende oder mittels 
einer periodischen Folge von Entladungsstößen in Gasent- 
ladungslampen. 


Seit etwa 1938 widmen sich eine Reihe von Arbeiten der 
Übertragung der an lichtoptischen Anordnungen gewonne- 
nen Erkenntnisse und Prinzipien auf die Röntgentecnik. 
Während es sich also bei den Untersuchungen mit Lichtblit- 
zen um Deformations- oder Bewegungsvorgänge in Luft oder 
durchsichtigen Medien handelt, kann die analoge Röntgen- 
technik die gleichen Vorgänge im Inneren undurchsichtiger 
Körper ermitteln. Sie erlaubt es ferner, Dichteschwankun- 
gen, Lunkerbildungen usw. in eindringenden oder verform- 
ten Körper sichtbar zu machen, und hat bereits zu einer gan- 
zen Reihe von neuen Ergebnissen geführt. 


Die Entwicklung der Röntgenblitzröh- 
ren. — Die Erzeugung der Röntgenblitze erfolgt ähnlich wie 
beirden optischen Methoden in der Ballistik durch stromstarke 
Kondensatorentladungen in entsprechend gebauten Röntgen- 
röhren. Die erste leistungsfähige Anordnung in dieser Hin- 
sih hat Steenbeck (1938) angegeben. Um die Ergie- 


F R=5MQ 


[E7 343] = 


Bild 1. Röntgenblitzrohre mit Striktionskapillare nah Steenbeck u. 
Muhlenptordt. A Anode, C Stoßkondensator, F Funkenstrece, 
K Kathode, St Striktionskapillare, 300 mm lang, 7 mm Dmr., 

Tr Zundtransformator, Z Zündelektrode. 


bigkeit der Kathode nicht zu überschreiten, verwendete er 
eine flüssige Quecksilberkathode. Um auf der ebenfalls flüs- 
sigen Quecksilberanode einen scharfen, definierten Brenn- 
fleck zu bekommen, ließ er die Elektronen durch eine „Strik- 
tionskapillare’ durchtreten, wo sie durch die negativen Wand- 
ladungen ausgerichtet werden. Die in der Folge von Müh- 
lenpfordt verbesserte Anordnung ist aus Bild 1 zu er- 
sehen. Der zweckmäßige Dampfdruck wurde bei einer Außen- 
temperatur von etwa 11 °C erreicht. Der Brennfleck hatte eine 
Größe von etwa 1 X 2 mm?, der Maximalstrom war 2000 A. 


Die Anwesenheit von Quecksilber im Inneren der Röhre 
wirkt sich aber für die Erzeugung der Röntgenstrahlen in 
zweifacher Hinsicht ungünstig aus. 
in der Röhre durch den Kondensatorstoß hervorgerufene 
Gasentladung ein sehr schnelles Zusammenbrechen der Be- 
schleunigungsspannung, also eine schlechte Ausnutzung der 
im Kondensator aufgespeicherten Energie, und anderseits 
absorbieren der Quecksilberdampf in der Anodenkugel und das 
an den Wänden kondensierte Quecksilber einen erheblichen 
Bruchteil der gebildeten Röntgenstrahlung. Mühlen- 


* Nach W. Schaaffs: Z. angew Phys. 1 (1949) S. 462; W. 
Schaaffs u F. Trendelenburg: Naturforschg. 3a (1948) S. 656; 
W. Schaaffs: Z. Naturforschyg. 4a (1949) S. 463; W. Schaaffts: 
Vortrag auf der Physikertagung in Clausthal, Herbst 1948; F. Frungel: 


\ortrag auf der Physikertagung ın Hamburg, Fruhjahr 1949, 


Einerseits bewirkt die 


DK 621.386.1.015.33 : 620.1 : 621.315.615.015,51 


pfordt ging daher in seinen weiteren Entwicklungen von 
der Quecsilberkathode ganz ab und benutzte einen Durc- 
schlag im Hochvakuum. Er bediente sich dabei einer von 
Thaller (1934) abgegebenen Anordnung, bei der ein mas- 
siver Wolframkegel als Anode von der kreisförmigen, kalten 
Molybdänkathode umgeben ist. Damit ist eine für die gefor- 
derten Anwendungen brauchbare Anordnung entwickelt. Die 
Dauer der Röntgenblitze ist für die einzelnen Wellenlängen 
der polychromatischen Strahlung verschieden, ebenso der Fo- 
kusdurchmesser. Die kürzeste Zeitdauer liegt unterhalb von 
10-8 s. 


Neben dieser bei Siemens geleisteten Entwicklung haben 
in den USA Slack und Dickson bei der Westinghouse 
Electric Co. eine abgeschmolzene Stoßröhre gebaut, deren 
Fokus allerdings erheblich größer ist als der des Siemens- 
Rohres. Man kann auch nah Oosterkamp mit gewöhn- 
lichen Röntgenröhren auf Belichtungszeiten von etwa 10% s 


Bild 2. Schema und Schaltung einer Hochvakuum-Röntgenblitzröhre IS «- 
mens RPZ 2/100). Fe Aluminiumfenster, K Moybdänkathode, P Diflusiens 
pumpe, W Woliramanode, Z Zündelektrode. 


kommen, die maximal möglichen Ströme sind dabei aber 
durch die Glühkathode auf etwa 20 A beschränkt, liegen also 
etwa 2 Zehnerpotenzen niedriger als bei Röhren mit kalter 
Kathode. Wie Früngel zeigte, ist dabei allerdings die 
Spannungsfestigkeit der Röhren erheblich höher als im Sta- 
tionärbetrieb. Für die meisten Fälle kommen aber nur Kalt- 
kathodenröhren in Frage. 


AnwendunginPhysikundTechnik. — Von 
der großen Zahl der Anwendungsmöglichkeiten kann hier nu! 
eine kurze Aufzählung gegeben werden. An erster Stelit 
stehen Untersuchungen von Werkzeugen bei zerspanende! 
Arbeit während des Betriebes und Grobstrukturbeobachtun- 
gen von dynamisch hoch belasteten Maschinenteilen, wie 
Schaufeln, Zahnräder, elektrische Wicklungen üsw. Für das 
Studium des Einströmens von Gußmetall in die Form !s' 
man nicht mehr auf Modellversuche angewiesen, sondern 
kann den Gießvorgang selbst in seinen verschiedenen Phasen 
beobachten. Schließlich sind Kristallgitteruntersuchungen an 
schwingenden Piezokristallen möglich, wenn man die Blitze 
in einer bestimmten Phase des Schwingungsvorganges aus- 
löst. A 


Neben diesem reichen Feld technischer Anwendungen! 
stehen die rein physikalischen Untersuchungen von W 
Schaaffs und F. Trendelenburg zur Aufklärung 
des Durchschlagsmechanismus in dielektrischen Flüssigke:- 
ten. Im Augenblick des Durchschlages nimmt man nur einen 
verschwommenen Funkenkanal wahr, der sich erst einiqe 
Zeit später in einen zentralen Entladungsraum und eine” 
ringförmigen Verdichtungsraum aufspaltet. In etwa 10% s$ 
läuft eine Schallwelle mit rund 10 km/s Geschwindigkeit wet. 
diese Schallwellen widerholen sich fortwährend, der Ent- 
ladungsraum dehnt sich aus. Im Verdichtungsraum tritt eine 
erhebliche Dichtesteigerung unter Drucken von 10% kg cm’ 
ein. Nach etwa 5°10-5 ist die Schallgeschwindigkeit wieder 
auf ihren normalen Wert von etwa 1 km/’s abgesunken. Läu'! 
eine Funkenschallwelle in der Flüssigkeit gegen eine feste 
Platte, so erhält man neben starken örtlichen Durchbiegun- 
gen, die zu Zerstörungen führen können, auch kavitations- 
ähnliche Ablöseerscheinungen, sodaß also auch auf diesem 
Gebiet neue Erkenntnisse zu erwarten sind. Eu 


15. Februar 19% 


15. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 93 


RUNDSCHAU 


Elektrische Maschinen 
DK 621.313.322.013.82 


Schnellentregung von Synchrongeneratoren. [Nach F. Mol- 
denhauer: Z. Elektrotechn. 2 (1949), S. 133; 5!/⁄2 S., 8 B.] 

Um in Störungsfällen eine möglichst geringe Schadens- 
ausdehnung sicherzustellen, ist eine Schnellentregung des 
Generators nach dem Fallen des Leistungsschalters in kür- 
zester Entregungszeit durchzuführen. Unter Schnellentregung 
st ein Vorgang zu verstehen, bei dem der Läuferstrom und 
damit das Feld praktisch völlig verschwinden. Bei kleineren 
Generatoren wird zur Feldschwächung ein Widerstand in 
den Nebensclußkreis der Erregermashine durch Dffnen 
eines parallel dazu liegenden Schalters eingeschaltet. Diese 
Art der Feldschwächung kann nur bescheidenen Ansprüchen 
genügen, da hierbei die Entregungszeit (die Zeitdauer in Se- 
«unden, innerkalb der die Ständerspannung der leerlaufen- 
den Maschine bis auf 10% ihres Anfangs-, d. h. Nennwertes 
abgeklungen ist) mit 20 s vergleichsweise sehr groß ist. Die 
Widerstandsentregung kann wesentlich dadurch verbessert 
werden, daß gleichzeitig mit dem Widerstand im Neben- 
schlußkreis der Erregermaschine ein weiterer Widerstand in 
den Läuferkreis eingeschaltet wird. Bei dieser Schnellentre- 
gung kann die Entregungszeit auf 8,7 s gekürzt und noch 
weiterhin auf 6,0 s gekürzt werden, wenn zusätzlich mit einem 
dritten Schalter mit einer Zeitverzögerung von etwa 0,5 s 
jer Läuferkreis gänzlich geöffnet wird. Bei den genannten 
Entregungsverfahren ist nicht nur die Zeitkonstante der 
Lauferwicklung, sondern auch die der Dämpferwicklung maß- 
zeblih an dem Abklingvorgang beteiligt. Durch das sog. 
„Schwingentregungsverfahren‘ wird eine Verminderung der 
verlangsamenden Wirkung des Dämpferkäfigs dadurch er- 
reicht, daß der Läufer, nachdem sein Strom auf den Nullwert 
«bracht worden ist, durch eine Spannung entgegengesetzter 
Folarität in umgekehrtem Sinn erregt und dadurch die 
Dämpferkäfigdurchflutung kompensiert wird. Die Entre- 
sungszeit von 3,85 s bei der Schwingentregung kennzeichnet 
die Überlegenheit dieses Verfahrens gegenüber den SER 
standsentregungen. 


U 
10 


08 


u N i 


04 


02 


0 t 


0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 
B. 1. Vergleich der verschiedenen Entregungsverfahren (T = 
zeit auf 0,1 U). 
# E.nschalten von Widerstand in den Erregerkreis, T = 20 s, 
L Einschalten von Widerstand in den Erregerkreis und den Läuferkreis 


20s 


Entregungs- 


T = 8,7 s, 
t e b, jedoch zusätzliches, verzögertes Aufreißen des Läuferkreises 
= 60s, 


4 SEE T = 385 s, 
e Siaßentregung T = 3,05 s. 


Moldenhauer beschreibt die verschiedenen Arten 
ser Schnellentregung an Hand von Meßergebnissen, die in 
vergleichenden Versuchen an einem Drehstromgenerator 
von 18750 kVA, 10 500 V, 3000 U/min, 50 Hz ermittelt wur- 
den, er untersucht ferner die Schwingentregung rechnerisch 
und experimentell und teilt die zur Auslegung erforderlichen 
Daten mit. Schließlich wird eine verbesserte Schwingentre- 
gung, das „Stoßentregungsverfahren" beschrieben, das über- 
irzungsgemäß und nach den durchgeführten Messungen die 
kürzeste Entregungszeit von 3,05 s ergibt und damit noch 
Jen Vorteil geringerer Spannungsspitzen an den Schleifrin- 
gen verbindet. Bild 1 gibt einen Vergleich der Entregungs- 
teten bei den verschiedenen Entregungsverfahren. Ein Nadh- 
‘zil der Schwingentregung und auch der Stoßentregung ge- 
genüber der Widerstandsentregung ist im Falle einer fremd- 


erregten Erregermaschine, daß hierbei erst eine Umschaltung 
auf Selbsterregung erfolgen muß. Op 


Geräte 
DK 621.316.86 
Neue Anwendung von Urdox-Widerstäuden. [Nah H. 
Straubel: Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 506; 4 S., 2 B.] 

Urdox-Widerstände werden als Halbleiterwiderstände 
mit hohem negativen Temperaturkoeffizienten infolge ihres 
besonderen Verhaltens zu vielerlei Anlaßzwecken verwendet, 
z. B. zur Kompensation des Einschaltstoßes bei Eisen-Wasser- 
stoff-Widerständen, zur Relaisverzögerung, zum Anlassen 
von Motoren, für Meßzwece und zur Steuerung von Licht- 
quellen. Kürzlich wurde über zwei neue Anwendungen für 
die elektrische Tankinhaltsanzeige und zur Erzeugung lang- 
samer periodischer Stromänderungen berichtet. 

Die bisherigen Tankinhaltsanzeiger bestehen 
besonders bei Kraftfahrzeugen meist aus Schwimmern, deren 
Widerstandsänderung elektrisch angezeigt wird. Diese Ver- 
fahren sind ebenso wie die pneumatischen Meßeinrichtungen 
durch Erschütterungsempfindlichkeit und Ungenauigkeit in 
der Anzeige nachteilig. Entwickelt wurde ein neuer Tankin- 
haltsanzeiger, der keine beweglichen Teile enthält und mit 
Halbleiterwiderständen arbeitet. In den zu messenden Be- 
hälter werden mehrere Halbleiterwiderstände mit hohem ne- 
gativem Temperaturkoeffizienten in verschiedener Höhe ein- 
gebaut und einzeln mit je einer Glühlampe hintereinander 
an die Netzspannung gelegt. Widerstand und zugehörige 
Glühlampe sind so bemessen, daß die Lampe bei kaltem, also 
vom Kraftstoff umspülten Widerstand nicht aufleuchtet. Sinkt 
der Flüssigkeitsspiegel weiter und gibt damit einen anderen 
Widerstand frei, so kann sich dieser auf etwa 90° erwärmen 
und läßt dann einen so großen Strom durch, daß die Lampe 
aufleuchtet. Wird der Tank wieder gefüllt, so erlischt die 
Lampe wiederum. Um den Tankinhalt in bestimmten Stufen 
erkennen zu können, baut man einige Widerstände überein- 
ander ein. Bei einem Autotank für etwa 50 | dürfte es genü- 
gen, Widerstände und Lampen für die Stellungen 50, 35, 20, 
5 und 2 l anzubringen. Brennen alle Lampen, so bedeutet 
das, daß der Tank leer ist. Durch eine Brückenschaltung läßt 
sich jedoch auch erreichen, daß die Lampen bei vollem Tank 
aufleuchten. 

Wegen der Wärmeträgheit der Widerstände wird der 
Flüssigkeitsstand erst nach etwa 12 s angezeigt. Eigenver- 
brauch des Gerätes und Aufheizzeit sind recht gering. Zweck- 
mäßig werden rohrförmige Halbleiterwiderstände eingebaut, 
deren Außenfläche aus Metall gebildet wird. Derartige Meß- 
einrichtungen sind auch zur Überwachung von Flüssigkeits- 
strömungen in Rohrleitungen verwendbar; sie können also 
auch zum Überwachen der Lagerkühlung bei großen Maschi- 
nen verwendet werden. 

Die zweite Anwendbarkeit von Halbleiterwiderständen 
ergibt sih beim Erzeugen langsamer periodi- 
scher Stromänderungen, wie diese für Blinklicht 
und zum A von Signalen erforderlich werden. Bis- 
her wurden dafür Kippschaltungen verwen- 
det, die Schwebungen hervorrufen. Neuer- 
dings wurde ein Verfahren nach Bild 2 ange- 
geben, bei dem nur der Eisenkern einer Dros- 
sel als einziger beweglicher Teil vorhanden 
ist. Mit dem zu steuernden Stromverbrauch 
wird die Drossel mit beweglichem Eisenkern 
und einem Halbleiterwiderstand mit hohem 


L U , ns ; 
negativen Temperaturkoeffizienten hinterein- 
andergeschaltet. Der bewegliche Anker wird 

Panis durch eine Feder oder sein Gegengewicht so 

.. eingestellt, daß der magnetische Kraftschluß 
Bild 2: Schaltbild 


möglichst klein ist. Wird die Anordnung unter 


E 2 - 
"iodischer Stroman. Spannung gesetzt, so hängt der durchfließende 


riodischer Stromän- 


derungen. Strom im wesentlichen vom Widerstand mit 
y ee negativem Temperaturkoeffizienten ab. In- 


L Nutzwiderstand, folge des Stromdurchflusses erwärmt sich der 

z.B. Blinklampe Widerstand, wodurch sich sein Strom weiter 
steigert, der das Magnetfeld der Drossel. verstärkt. Bei Er- 
reichen einer bestimmten Stromstärke überwindet das Mag- 
netfeld die Federkraft und zieht den Anker an, wodurch sich 
die Selbstinduktion plötzlich wesentlich vergrößert. Hierdurch 
wird der hindurchlließende Strom erheblich vermindert, so 


94 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


daß sich der Halbleiterwiderstand wieder abkühlt und eben- 
falls seinen Widerstand vergrößert. Dadurch verringert sich 
der Strom, und der Anker kippt in seine Ausgangsstellung 
zurück, wonach das Spiel von neuem beginnt. Die gewünschte 
Blinkzeit läßt sich durch geeignete Bemessung einstellen. Die 
Ankerbewegung kann auch zu mechanischer Arbeit herange- 
zogen werden, etwa zum Antrieb von Rührwerken, Kolben- 
pumpen und anderem. Tsch 


DK 621.314.63 : 621.383.5 
Sperrschichtgleichrichter. [Nach Vorträgen von F. Seitz, 
H. Y. Fan, P. H. Miller u. 6. J. Angello: Electr. 
Engng. 68 (1949) S. 865; 8. S., 22 B.] 

Der Aufsatz ist eine sehr dankenswerte kurze Darstel- 
lung der neuen Theorien der Sperrschichtgleichrichter und 
ein Vergleich einiger Folgerungen daraus mit den Ver- 
suchsergebnissen. Die Energiebändertheorie von A. H. Wil- 
son wird als bekannt vorausgesetzt. Nachdem die Wirkung 
natürlicher Sperrschichten qualitativ erläutert ist, wird die 
quantitative Theorie in die beiden Fälle aufgespalten, daß 
die mittlere freie Weglänge der Elektnizitätsträger entweder 
klein gegen die Dicke der Sperrschicht ist, so daß sie in ihr 
diffundieren, oder ihr mindestens vergleichbar, so daß sie 
die Sperrschicht ohne wesentliche Zusammenstöße durch- 
eilen. Der erste Fall liegt bei CuO, CuS und Selen vor 
und führt zu der Theonie von W. Schottky und N. F. 
Mott, der zweite bei Ger- 
manium und Silizium und er- 
gibt die Diodentheorie, d. h., 
die Träger strömen wie in ei- 
nem Elektronenrohr mit Glüh- 
kathode und kalter Anode. 

Bei der Berührung der 
Halbleitershiht mit dem 
Elektrodenmetall entsteht infolge der Verschiedenheit der Ab- 
lösearbeiten der Elektronen eine Potentialdifferenz. Sie be- 
wirkt eine Trägerwanderung durch die Grenze und damit 
eine Sperrschicht durch Trägerverarmung. Bild 3 zeigt sche- 
matisch die Potentiale. Links vom senkrechten Strich ist das 
Metall, rechts der Halbleiter. Die Ordinaten sind die Poten- 
tiale, « ist das Fermi-Niveau, d. h. der mittlere Energie- 
inhalt der Träger. Die gestrichelten Flächen sind die Ener- 
giebänder. Im Halbleiter ist das Potential an der Grenze 
durch Wegwanderung von Elektronen ins Metall hochge- 
zogen, so daß eine Potentialschwelle ı:—®: entsteht. Der 
untere Teil des Bildes 3 gibt die Elektronenkonzentration 
im Halbleiter. Bild 4 zeigt die Wirkung der beiden. Strom- 


__Null 


Metall und n-Typ-Halb- 
leiter in Berührung u. Gleichgewicht. 


Bild 3. 


— | a =e m — a a m m 


P | 
Sperrschicht Sperrschicht 
beseitigt nu | verdickt 
l 
| 
[ 
nlx) |R nix) (PR i 
k 
a eE 
GIN (A) (8) 


Bild 4. Die Wirkung von Spannung auf das Energieniveau-Diagramm des 
Bildes 3 und die zugehörige Elektronendicte in der Sperrschicht. 


richtungen. In der (A)-Richtung, der Flußrichtung, wird die 
Elektronenverarmung (unterer Teil des Bildes) durch den 
von rechts kommenden Elektronenstrom beseitigt, der Wider- 
stand der Grenzschicht klein, der Strom groß. In der (B)- 
Richtung dagegen verbreitert die ungenügende Elektronen- 
nachlieferung vom Metall her (Potentialschwelle) die Elek- 
tronenverarmungszone, erhöht den Widerstand, macht den 
Strom klein. 

Künstliche Sperrschichten werden durch ungleiche Ver- 
teilung der Leitungselektronen oder der „Löcher“ (Stellen, 
an denen Elektronen fehlen und die sich wie positive Elek- 
tronen verhalten) im Halbleiter hervorgerufen. Dadurch 
kann auch im Inneren des Halbleiters Gleichrichterwirkung 
auftreten. 

Versuche an Sperrschichtgleichrichtern ergeben, daß die 
Theorien die Gestalt der verschiedenen Kurven gut wieder- 
geben, aber noch nicht den Betrag der Koeffizienten, ein 
Zeichen, daß sie noch verfeinert werden müssen. 


15. Februar 1955 


Den Schluß des Aufsatzes bildet der Versuch eine: 
Theorie des Rauschens der Gleichrichter, das leider sehr vic: 
größer ist als das gewöhnlicher Widerstände gleicher Größe. 
Das Rauschen wird teils auf den Schrot- und Flickereffek:, 
teils auf Ande der Trägerverteilung im Inneren de: 


‚Halbleiters zurückgeführt. Gsch 
t 


Meßtechnik 
DK 621.317.359 : 536.531 


Der Erwärmungsfehler von Widerstandsthermometem. 
[Nach F. Lieneweg: Arc. techn. Messen J 023-4 (1949: 
4 S, 5B] 

Bei der Temperaturmessung mit elektrischen Wider- 
standsthermometern erhält man durch die dem Thermometer 
zugeführt Leistung IR einen Erwärmungsfehler, der u. U. be- 
trächtliche Werte annehmen kann. Er hängt bei einem gege- 
benen Thermometerwiderstand quadratisch von der Strom- 
stärke des Thermometers ab und ist in seiner Größe durd cd: 
Bauart des Thermometers und durch die Wärmeübergangs- 
bedingungen von dem zu messenden Stoff auf das Thermome- 
ter bestimmt. Je nach der Bauart liegen die Erwärmungsieh- 
ler zwischen 0,3 und 1 °C bei Messungen in Luft, zwisce: 
0,02 und 0,4 °C bei Messungen in Wasser für einen Therm:- 
meterstrom von 10 mA. Nur bei Thermometern, deren Mei- 
wicklung auf eine große Oberfläche verteilt ist, erhält ma’ 
auch in Luft kleinere Erwärmungsfehler bis herab zu 0,1 °C 
Die Unterschiede in den Erwärmungsfehlern zwischen Li! 
und Wasser sind bei Verwendung von nackten oder nur m.! 


‚ dünnen Schutzrohren versehenen Meßwiderständen beson- 


ders groß, während bei den in starken Schutzrohren befind. 
lichen Thermometereinsätzen die Unterschiede klein: 
bleiben. 

Es ist nun möglich, für jedes Thermometer den Erwä'- 
mungsfehler in einem beliebigen Medium nach den Gesetz:: 
des Wärmedurchganges zu berechnen, wenn man den Erwär- 
nungsfeller lediglich in Wasser und ruhender Luft als Kenn 
werte experimentell feststellt, und wenn man außerdem no” 
die Wärmeübergangszahlen in Luft «, und in dem zu messe: 
den Medium ax kennt: 


e 


Ox = THO - Ow) + Ow 


(9x. OL und Ow = Erwärmungsfehler in dem zu messende: 
Stoff, in Luft und Wasser). 

Von praktischer Bedeutung ist nun die Frage, von welche 
Wärmeübergangszahl «x ab der Erwärmungsfehler des Ther 
mometers als unveränderlich und gleich dem in Wasser an 
gesehen werden kann. Aus graphischen Darstellungen ergib 
sich, daß bei einem Erwärmungsfehler OL — © w von unte 
0,4. °C dieser schon bei Wärmeübergangszahlen über $ 
kcal/m?h °C immer gleich dem in Wasser ist. 

Je nach Größe des Erwärmungsfehlers beträgt die Feh 
lergrenze bei Messungen in Luft etwa 0,05 ... 0,15 °C, bei Mej 
sungen in Wasser etwa 0,2 °C. Bei genauen Temperaturne 
sungen sollte der Erwärmungsfehler durch nachträgliche Kal 
rektur oder durch geeignete Justierung der Meßanlage 
rücksichtigt werden. 


DK 621.317 
Ein neuer Frequenzmesser und seine a. [Nach 
Hochrainer: Elektrotechn. u. Masc.-Bau 66 (199) 
288; 4S,4B.] 

Zum Messen von Frequenzen schaltet der Verfasser u 
eine Eisendrahtlampe einen Kondensator und einen Wii 
stand an die zu messende Frequenz. Dann ist der Strom ıı 
den Kondensator der Frequenz proportional, der Strom 
den Widerstand ist frequenzunabhängig. Bei einer ganz 
stimmten Frequenz (Mittelfrequenz), die man leicht aust 
nen kann, sind die Beträge der beiden Ströme gleich 9 
Ist die zu messende Frequenz höher als die Mittelfrequ 
so ist der Kondensatorstrom größer als der Strom über 
Widerstand, ist die zu messende Frequenz niedriger als 
Mittelfrequenz, so überwiegt der Strom über den Wi 
stand. Die Differenz der Strombeträge wird mit Sperrsch 
gleichrichtern gebildet. Der Differenzstrom wird einem D 
spulinstrument zugeleitet. Dabei wird statt der sons! 
Differenzmessungen üblichen Vollwellenschaltung die 
sprechende Halbwellenschaltung benutzt. 

Die Eisenwasserstofflampen haben bekanntlich viele 
tugenden. Der Verfasser schlägt deshalb vor, ein Kreuzs 
meßwerk zu verwenden. Es wird eine vereinfachte Th: 
des Brückenkreuzspul- bzw. T-Spul-Instrumentes gegr 
wobei angenommen wird, daß das Drehmoment der Ha 


15. Februar 1950 


spule dem Sinus, das Drehmoment der Richtspule dem Cosinus 
des Ausschlagwinkels proportional sei. Ein Vorschlag zur 
Schaltung des Brücken-Kreuzspul-Instrumentes wird gege- 
ben. Das Gerät wird für recht weite Anwendungen empfoh- 
len. Dabei werden drei Gebiete unterschieden: 1. Schrei- 
bende Geräte, 2. selbsttätige Regelungen, 3. Steuerungen. 
Große praktische Bedeutung wird dem Gerät auf dem Gebiet 
der Regelung vorausgesagt. Ausführlich wird die Drehzahl- 
regelung von Generatoren behandelt. Die sich bei jedem 
Meßtechniker sofort aufdrängende Frage nach der Bekämp- 
. fung des sehr starken Oberwellenfehlers der vorgeschlage- 
nen Schaltungen wird nicht berührt. Me 


t 


l DK 621.317.32.085.34 
Ein elektrostatisches Lichtmarkenvoltmeter für zwei Meß- 
bereihe. [Nach H. Laporte: Elektrotechn. 3 (1949) S. 246; 
3S,4 B] 

Ein Instrument mit linearer Skalenteilung und mehreren 
Schaltmöglichkeiten wird beschrieben. Die Z-förmigen FNi- 
gel (Bild 5) an einem senkrechten Spannband aufgehängt, 
pernehmen auch die Dämpfung und sind zusammen mit zy- 
Slinderförmigen Statorplatten in ein kleines 
Gehäuse eingebaut. Vor diesem steht eine 
größere Projektionseinrichtung, die den Sy- 
stem-Spiegelausschlag an einer durchscheinen- 

‚den, ebenen Skala abzulesen gestattet. Durch 
"BReihen- oder Parallelschaltung der beiden gut 
isolierten Statorplatten mit dem beweglichen 
Organ lassen sich verschiedene Meßbereiche 
zwischen 0...150 und 0...5000 V einrichten. 
Das Instrument läßt sich auch zur Kompen- 
sation von zwei Spannungen verwenden. Es 
#werden Angaben über Kapazitätsvariationen 
mit dem Zeigerausschlag u.a.m. gemacht. Pm 


Lichttechnik 
DK 621.327.4 : 621.329.18 


htbänder auf I-Schiene.e — Das ‚Aneinandermeihen von 

Langfeldleuchten zu Lichtbändern, wie es beispielsweise 
Beleuchtung von Fließbandarbeit, von Spinnmaschinen, 

‚Zeichensälen, Schalterhallen usw. üblich wird, kann auf 

einfache Weise 

i fdurch das I- 

Í Schienensystem 

erfolgen. Dieses 

=System, das in 

izenz nach ei- 

wem schwedi- 

schen Weltpa- 

tent gebaut 

wird!, besteht 

Maus einer Alu- 

$ miniumschiene 

Ein I-Profil von 

2 X 23 mm, die | 

innen hohl ist Bild 6. I-Schiene zur Montage von Leuchtstoffröhren. 

Bild 6). Sie wird in Längen von 5 m hergestellt und kann zu 

beliebig langen Bändern zusammengelascht werden. Die elek- 


U 


Bild 5. 


F ' Bild 7. Langfeldleuchten in einem Textilbetrieb. 


8 in Deutschland z. B. Gebr. Kaiser & Co., Neheim-Hüsten 1. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 95 


trischen Leitungen werden in der Schiene verlegt, lediglich je 
Stromkreis wird ein Netzanschluß durch ein Rohrpendel oder 
direkt eingeführt. Die Aufhängung erfolgt bei direkter Decken- 
montage über einstellbare Befestigungsplatten, sonst an 
Pendeirohren bzw. an kaum sichtbaren Stahldrahtseilen 
über Reiter, die verschiebbar auf der Schiene angeordnet 
sind. — Zur Verminderung des stroboskopischen Effektes 
können 3 Phasen in die Schiene eingezogen und abwec- 
selnd auf die Leuchten verteilt werden. An der Schiene wer- 
den Langfeldleuchten der gewünschten Lichtverteilung dicht 
nebeneinander oder in Zwäschenräumen angebracht. 

Das I-Schienensystem gestattet eine saubere und gerade 
Linienführung des Lichtbandes (Bild 7), vereinfacht die elek- 
trishe Installation, verbilligt die Montage und hat den 
Vorteil weitgehender en von der Deckenkon- 
struktion. Fi 


DK 621.327.4.003.1 
Zur. Frage der Wirtschaftlichkeit von Leuchtstofflampen. [Nach 
E. Neumannu. W. Köhler: Lict-Techn. 1 (1949) S. 19; 
2S.] 

Der relativ noch hohe Anschaffungspreis einer Beleuch- 
tungsanlage mit Leuchtstofflampen läßt die Wirtschaftlichkeit 
gegenüber der Glühlampenbeleuchtung nicht etwa im Verhält- 
nis der Lichtausbeuten steigen. Die reine Wirtschaftlichkeit 
— ohne Wertung der sonstigen beleuchtungstechnischen Vor- 
und Nachteile — wird aus den jährlichen Gesamtbetriebsko- 
sten bezogen auf eine gewisse Lichtarbeit (1000 Imh) ermittelt. 
3 Typen der Leuchtstofflampen werden mit Glühlampen je- 
weils etwa gleichen Lichtstroms verglichen gemäß Tate 1. 


Tafel í. 
1. Leuchtstofflampen HNG 50 HNG 120 HNG 200 
2. Glüblampen W 2x25 3x 40 2 x 100 
3. kWh-Preis DM 0,28 0,11 0.066 
4. Ben.-Dauer h 732 72 38 


Die Leuchtstofflampen der Zeile 1 entsprechen etwa den Glüh- 
lampen in der Zeile 2. Für verschiedene jährliche Benutzungs- 
dauer der Anlagen ist so die Betriebskostengleichheit der 
Leuchtstofflampen und der Glühlampen ermittelt worden. Be- 
triebskostengleichheit ergibt sich z. B. bei einer jährlichen 

Benutzungsdauer von 1000 h bei einem kWh-Preis gemäß 
Zeile 3. Bei einem festen kWL.-Preis von z. B. 0,30 DM 
ergibt sich die Benutzungsdauer nach Zeile 4. Ist der Strom- 
preis höher bzw. die jährliche Benutzungsdauer größer als im 
Tafelbeispiel genannt, so ist die Leuchtstofflampe wirtschaft- 
licher und umgekehrt. . WA 


Verkehrstechnik 


DK 621.314.65 : 621.33 (492) 
Die 1500 V-Gleichrichterstationen der Niederländischen 
Staatsbahnen. [Nadh , J. P. Koster: Electro-Techniek 27 
(1949) S. 53; 7 S., 10 B.] 

Die Niederländischen Staatsbahnen betreiben ein Bahn- 
netz von 1374 km Länge mit 1500 V Gleichstrom (1948). Die 
Energieversorgung erfolgt aus dem öffentlichen Netz mit 
bahneigenen 10 kV-Kabeln. Gleichrichterstationen befinden 
sich längs der Bahn in einem Abstand von etwa 21 km, sie 
enthalten in der Regel zwei Gleichrichter. Zur Erhöhung der 
Betriebssicherheit der Fahrleitung sind in Abständen von 
etwa 7 km Zwischenschaltstellen mit stromrichtungsabhängi- 
gen Schnellschaltern eingesetzt. Im Oktober 1948 befanden 
sich 36 stationäre Gleichrichterwerke, ein fahrbares Gleich- 
richterwerk und insgesamt 50 Schaltstellen in Betrieb. 

Recht interessant ist, die Entwicklung der Ausgestaltung 
der Gleichrichterwerke im Laufe der Jahre zu betrachten. 
Man kann hierbei vier Etappen in den Jahren 1924 bis 1938 
beobachten. 


Re | | 


| umbauter 


2 tal t 
une £ Jahr ‚ Raum | Data. Late: m’’kW | kW/km 
m? kW i ' 
I 1924.. 1927| 3198 soo, 1,07 | 189 
1 1931 | 1264 2400 0,53 {91 
iil 1934.. 1935 | 894 į 2400 037 ` a 
2000 067 | 119 


IV 1938 z 1342 


Besonders beachtlich ist hierbei der spezifische Raum- 
bedarf (m?/kW), der zeigt, wieweit geschickte Anordnung und 
Fortlassung alles unnötigen Beiwerkes die Baukosten erheb- 
lich herabsetzen können. 

I. Bauabschnitt: 1924 ... 1927. Gleichstromschaltraum in 
1,20 m Höhe über Schienenoberkante. Drehstromschaltan- 
lage als offene Schaltanlage mit Leistungsschaltern in ge- 


nn nn 


96 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


schlossenen Schaltzellen. Geräumige Kabelkeller darunter. 
Transformatoren in geschlossenen Kammern. 2...4 Gleidh- 
richter für je 1000 kW mit Wasserkühlung, 2 Zylinder je 
Transformator. 

ll. Bauabschnitt 1931. Zwischenscaltstellen nicht ver- 
wendet, dafür jedoch Abstand der Gleichrichterstationen auf 
7...8 km verringert; eingebaut nur ein Gleichrichter, Leistung 
1200 kW. Bauweise der Station im übrigen ähnlich wie un- 
ter I. 

III. Bauabschnitt: 1934 ... 1935. Drehstromschaltanlage 
in besonderem Raum, alle Schalträume zu ebener Erde, nur 
die Transformatoren wegen leichter Verlademöglichkeit vom 
Bahngleis aus in 1,20 m über Schienenoberkante. Ausrüstung 
mit 1... 2. Gleichrichtern mit je 1200 kW Leistung. 

IV. Bauabschnitt 1938. Im allgemeinen wie III, jedoch 
auch hier 10 kV-Schaltraum 1,20 m über Schienenoberkante. 
Die Transformatoren sind im Freien aufgestellt, wodurch 
der umbaute Raum ganz erheblich verringert wird. Auch 
der Raumbedarf der Schaltanlage wurde wesentlich vermin- 
dert durch Verwendung gekapselter Apparate und Einbau der 
Drehstrom- und Gleichstromanlagen in einem offenen Raum. 
Bei den Gleichrichtern wurde Luftkühlung verwendet. 

Die beiden ankommenden 10 kV-Kabel sind in Ring ge- 
schaltet und mit Überstrom- und Differentialschutz ausgerü- 
stet. Die Leistungsschalter haben Handbedienung. Die Ab- 
schaltleistung beträgt 250 MVA bei 10 kV. Vorbereitete 
Gleichstrom-Außenanschlüsse für einen Gleichrichterwagen 
sind vorgesehen. 

Die Gleichrichter-Transformatoren -in Freiluftausführung 
haben Überstromschutz, Buchholzschutz und Übertemperatur- 
schutz. Die Überlastbarkeit der Transformatoren ist 50% 
höher als die Normalleistung der Gleichrichter, weil die nor- 


male Überlastbarkeit der Transformatoren geringer ist als- 


die der Gleichrichter. 

Die Gleichrichter (1200 kW) sind für folgende Belastung 
ausgelegt: 

Nach 6 Stunden Normallast (800 A bei 1500 V) folgen 
zwei Stunden mit 50% UÜberlast (1200 A), außerdem müssen 
während dieser zwei Stunden Belastungsspitzen von 4000 A 
während 15 s mit Zwischenpausen von 10 min ertragen wer- 
den. Eine Verschärfung dieser Bedingungen ist für die Zu- 
kunft beabsichtigt. 

Die Streckenschnellschalter haben eine Relaiseinstellung 
von 4000 A, das Abschaltvermögen beträgt 15000 A. Die 
Abschaltzeit ist von dem Belastungsstrom abhängig und z. B. 
bei 15000 A 0,015 s. Im übrigen sind die Streckenschalter 
mit automatischer Zuschalt- und Prüfeinrichtung versehen. 

Ca 


Elektrische Antriebe 

DK 621.313.13.077.64 
Elektronische Motorsteuerungen. [Nah M. Morgan: 
Electr. Manufact. (1947) S. 76 ... 194.) 

Anlagen zur elektrotechnischen Motorsteuerung für 
Werkzeugmaschinen usw. werden z. Zt. in den USA von 
einer Reihe von Firmen hergestellt, deren Lieferprogramm 
Geräte für Motorleistung von weniger als 1 PS bis zu 25 PS 
umfaßt, in vielen Fällen wird ein Spezialmotor mitgelie- 
fert, einige Firmen jedoch haben ihre Anlagen den han- 
delsüblichen Nebenschlußmotoren angepaßt. Kleinere An- 
lagen (bis zu 1,5 PS) arbeiten ohne Schwierigkeiten durch 
die hierbei auftretende größere Welligkeit mit Einphasen- 
Halbweg-Gleichrichtung; Leistungen bis zu 5 PS werden Ein- 
phasen-Vollweg-Gleichrichtern entnommen. Bei höheren Lei- 
stungen verwendet man 3-, 4- und 6-Phasengleichrichtung. 

Zur Beurteilung der hinsichtlich Leistung, Drehmoment 
und Drehzahl auftretenden Verhältnisse genügt die Betrach- 
tung der folgenden vereinfachten Gleichungen: 


Drehmoment M = kı li (1) 

Feld-Kraftlinienfluß ® = kai (2) 
U- IR 

Drehzahl n = ks ar aE (3) 


Hierbei ist / der Anker-, i der Feldstrom, kı bis ks sind Kon- 
stanten, U und R bedeuten Ankerspannung und -widerstand. 

Folgende Regelmöglichkeiten bestehen: 

1. Erhöhung der Drehzahl durch Feldschwächung, wobei 
das Drehmoment sich entsprechend verringert. Der maximale 
Regelbereich liegt im allgemeinen bei 1:4; bei neueren Ent- 
wicklungen wird eine Erweiterung des Bereiches angestrebt. 

2. Erhöhung der Drehzahl durch Vergrößern von U, wo- 
bei das Drehmoment konstant bleibt. Hierdurch kann eine 
Drehzahlerhöhung um etwa 40% erreicht werden. 


15. Februar 195 


3. Abwärtsregelung der Drehzahl durch Verkleinern vo 
U. Da hierbei i konstantgehalten wird und / dank der Gegen 
EMK ebenfalls keine Änderung erfährt, bleibt das Dreh 
moment konstant. 

Die Leistung bleibt bei Regelung nach 1 konstant, wäh 
rend sie im Falle 2 und 3 zu- bzw. abnimmt. Je nach de 
Erfordernissen der verschiedenen Antriebe wird man vo 
einer oder mehreren dieser Regelmöglichkeiten Gebrau 
machen. So erfordert der Vorschub von Werkstücken, z. B, 
bei Fräsmaschinen, einen Antrieb mit bkonstantem Dreh 
moment. 

Im allgemeinen werden die elektronischen Steuerungs 
anlagen je nach Verwendungszweck mit folgenden Eintich 
tungen ausgerüstet: 1) Automatischer Ausgleich von Netz 
spannungsschwankungen, 2) automatische lastunabhäng:g 
Stabilisierung der Drehzahl, 3) Schnellabbremsung, 4) Uber 
lastschutz durch Ankerstrombegrenzung, 5) Bedienung vo 
Hand bzw. Fernsteuerung. 

Die verwendeten Thyratronröhren sind teils mit Ede! 
gas, teils mit Quecksilberdampf gefüllt; letztere erforder 
Anheizzeiten von mehreren Minuten und werden oft i 
Ganzmetallausführung gebaut. Die Bedenken hinsichtlidı 
der Lebensdauer der Röhren, die verschiedentlich bei ihr 
Einführung in industrielle Anlagen erhoben wurden, habe 
sich inzwischen als grundlos herausgestellt. In vielen Fälle 
haben Thyratrons 10000h und länger einwandfrei gear 
beitet. Elektronische Antriebe haben sich gegenüber hydıa 
lishen und mechanischen bisher nicht nur durchgesetz 
sondern werden vielfach bevorzugt, so daß in Zukunft mifi 
einer Ausdehnung dieses Anwendungsgebietes zu rechnen? 


ıst. Kr 
Hochfrequenztechnik 
DK 621.396. 1: 523.165 
Funkastronomie. [Nah Ch. R. Burrows: Eleetronics, 


(1949) Febr., S. 75; 5 S., 5 B.] 

Vom Sonnenspektrum sind durch irdishe Messungen 2 
Frequenzbereiche erfaßbar. Bei den Frequenzen des optisch 
sichtbaren Spektrums strahlt die Sonne Energie aus, als o> 
sie ein schwarzer Körper mit einem Temperatur von 6000 K 


.sein. Ein zweiter Frequenzbereich beginnt bei etwa 3- 10'° Hi 


(1 cm) und erstreckt sich etwa 3,5 Dekaden weit bis zu den 
Kurzwellen, wo die Erde gegenüber außerirdischer Strahlur.« 
durch die eigene Ionosphäre abgeschirmt wird. Zwischen di:- 
sen beiden Frequenzbereichen der optisch bzw. elektrisch er- 
faßbaren Strahlung des Sonnenspektrums besteht ein Fre- 
quenzintervall von etwa 2,5 Dekaden, in dem die Absorption 
durch die atmosphärischen Gase praktisch vollkommen ist. Im 
Bereich der Zentimeterwellen ist die scheinbare Temperat::: 
der Sonne nur wenig höher als im optischen Gebiet und ix 
wesentlichen zeitlich unverändert. Im Bereich der Meterwell:: 
wird die Strahlung veränderlich und die Temperatur steigt er- 
heblich. Die dabei festgestellte Mindestausstrahlung bei sox 
„ruhiger Sonne‘ entspricht der Strahlung eines schwarze! 
Körpers von angenähert 106 °K Temperatur. Dies stimmt aud 
mit spektrographischen Messungen im optisch sichtbaren un’ 
ultravioletten Gebiet überein, die darauf hindeuten, daß d.. 
Temperatur der Sonnenkorona in der Größenanordnung vo: 
108 liegt. Anscheinend ist die Sonnenionosphäre für den Be 
reich der cm-Wellenlängen elektrisch durchsichtig, so daß c. 
Strahlung von den tieferen Regionen der Sonne unmittelb: 
zur Erde gelangen kann. Bei größeren Wellenlängen schein 
die Strahlung aus einem Bereich der Sonnenionosphäre 7 
stammen, in dem die bei dieser Wellenlänge einfallen: 
Strahlung fast vollkommen absorbiert wird. Mit wachsende 
Wellenlänge liegt dieser Bereich in immer größeren Hons 
der Sonnenkorona bei den entsprechend höheren schheinn: 
ren Temperaturen. Das wird auch durch Ausbrüdhe von s. 
laren Funkgeräuschen unterstrichen, die annähernd glec 
zeitig bei verschiedenen Frequenzen erfolgten in einer z« 
lichen Reihenfolge, die vermuten läßt, daß der Ursprung d'. 
ses Ausbruches in den tieferen Schichten der Sonnenatm: 
sphäre liegt und sich mit ’einer Geschwindigkeit nah aun. 
fortpflanzt, die der von Malerieteillhen entspriht. Aub- 
dem Funkgeräusch bei ruhiger Sonne gibt es noch verstärk 
solare Funkgeräusche, die durch allgemeine Erhöhung q. 
Durchschnitts-Intensität sowie auch der kurzzeitigen Schwa 
kungen gekennzeichnet ist. 

Außer den solaren Funkgeräuscen, die der Sonne en 
stammen, wurden galaktische Funkgeräusche festgestellt çp 
aus der Ebene der Milchstraße stammen und Ruckschli:< 
auf die Form des Milchstraßensystems ermöglichen. Man :., 


ge - 


15. Februar 1950 


dabei ein Intensitätsmaximum bei etwa 330° galaktischer 
Länge festgestellt, also in Richtung des Zentrums unseres 
Mildhstraßensystems im Sternbild des Schützen. Ein zweites 
Maximum ergab sich bei 45° galaktischer Länge im Stern- 
bild des Schwans. Weiterhin wurden scheinbare Punktquel- 
len Loher Intensität beobachtet, wobei aber trotz ihrer hohen 
Intensität mit optischen Teleskopen keinerlei Beobachtungen 
gemacht worden sind, die mit ihnen identifiziert werden 
konnten. Bei der Punktquelle im Sternbild des Schwans wur- 
de als weitere Eigentümlichkeit ihre Intensitätsschwankung 
in Abhängigkeit von der Zeit festgestellt. Ba 


DK 621.396.615.025.3 : 621.364.156 
Frequenzumsetzung technischen Wechselstromes auf Hoch- 
frequenz mittels Elektronenröhren. [Nah E. Prokott: 
Fernmeldetechn. Z. 2 (1949) S. 301; 8 S., 13 B.] 

Da die für’ Zwecke der industriellen Erwärmung erfor- 
derlihe Hochfrequenz, "von Spezialfällen abgesehen, kei- 
nen kontinuierlichen Verlauf zu zeigen braucht, lassen sich 
zur Erzeugung dieser Hochfrequenz wechselstromgespeiste 
Sender verwenden und damit Gleichrichteranlage und Sieb- 
mittel einsparen. Der Verfasser untersucht für fremderregte 


Röhrensender den bei dieser Betriebsart vorhandenen Umset- 


zungsprozeß. Da ein Senderverstärker gewöhnlich als B- oder 
C-Verstärker arbeitet, so treten infolge der Nichtlinearität 
der Aussteuerungskennlinie außer den Oberwellen der Hoch- 
frequenz auch die Niederfrequenz sowie die Summen- und 
Differenzfrequenzen zwischen Hoch- und Niederfrequenz auf. 
Es besteht nun die Aufgabe, die Anzahl der Seitenfrequen- 
zen entweder so gering wie möglich zu halten oder sie sogar 
ganz zu unterdrücken. Diese Forderung läßt sich durch einen 
Gegentaktmodulator erfüllen, der anodenseitig mit Wechsel- 
strom gespeist wird und gitterseitig durch die Hochfrequenz 
gesteuert wird, so daß beide Röhren abwechselnd nur in der 
positiven Halbwelle der Speisespannung arbeiten. Der Ge- 
gentaktsenderverstärker muß so aufgebaut werden, daß der 
Modulatoreingang im Gegentakt und der Ausgang im 
Gleichtakt oder umgekehrt angeordnet ist. Im Schwingungs- 
kreis treten dann nur die beiden Seitenfrequenzen auf, wäh- 
rend die Trägerschwingung unterdrückt wird. Der Verfasser 
vergleicht die Vorgänge am wechselstromgespeisten Gegen- 
taktmodulator mit den Vorgängen bei der Anodenspan- 
nungsmodulation und zeigt, daß der Gegentaktsenderverstär- 
ker mit zwei Röhren bei Speisung aus dem Wechselstrom- 
netz eine zweimal so groß Leistung abgibt wie der normale 
Verstärker mit einer Röhre. 

Soll eine einwellige Hochfrequenz erzeugt werden, dann 
ist ein zweifacher Gegentaktmodulator erforderlich, . dessen 
Arbeitsweise in der Arbeit eingehend beschrieben wird. Diese 
Anordnung zeigt jedoch nur dann eine gute Verstärkung und 
einen guten Wirkungsgrad, wenn die Anodenspannung ge- 
genüber der Gitterspannung um 180° in der Phase gedreht ist, 
eine Fonderung die sich nur erfüllen läßt, wenn die Frequenz 
der Gitterspannung gleich der Frequenz der Anodenspannung 
ist. Da beim Gegentaktsenderverstärker aber ein Seitenband 
berausgesiebt wird, so ist eine positive oder negative Pha- 
senabweichung zwischen Anodenseite und Gitterseite vor- 
handen, je nachdem, ob das obere oder untere Seitenband ge- 
bildet wird. Der Einfluß dieser Phasenverschiebung auf den 
Wirkungsgrad der Anlage kann jedoch durch einen zweistufi- 
gen Gegentaktmodulator beseitigt werden. Die Arbeitsweise 
einer derartigen Anordnung wird durch Diagramme und Rech- 
nung dargestellt. 

Ferner wird gezeigt, daß auch ein mit Drehstrom ge- 
speister Senderverstärker eine einwellige Schwingung ab- 
geben kann, wenn entsprechend den drei um 120° in der Phase 
verschobenen Speisespannungen drei Frequenzumsetzer auf 
inen gemeinsamen Schwingungskreis arbeiten. Die geo- 
metrische Summe der Seitenfrequenzen wird in diesem Fall 
gleih Null. An ausgeführten Anlagen wurde ein Anoden- 
wirkungsgrad von etwa 60% gemessen; der Störmodula- 
tionsgrad der abgegebenen Hochfrequenz betrug dabei nur 
45%. Fri 
: DK 621.396.677 
r g-Detektor, eine Detektorröhre für Frequenzmodulation. 
ah J. L. H. Jonker u. A. I. W. M. van Overbeek: 
ilips’ techn. Rdsch. 11 (1949) S. 1; 12 S., 19 B.] 

Die zur Demodulation einer frequenzmodulierten Schwin- 
g notwendige Amplitüdenbegrenzung und Umwandlung 
‚per Frequenzänderungen in Amplitudenänderungen läßt sich 
Pach dem von den Verfassern angegebenen Verfahren in 
iner einzigen Stufe durchführen, so daß sich gegenüber älte- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 | 97 


ren Schaltungen eine Ersparnis an Kreisen und Röhren ergibt. 
Dabei wird eine neu entwickelte Röhre mit 7 Gittern benutzt, 
die von Philips als EQ 80 in den Handel gebracht ist. Die 
Amplitudenbegrenzung läßt sich erreichen, wenn die zu demo- 
dulierende Hochfrequenzspannung an ein Steuergitter gelegt 
wird, das so angeordnet ist, daß sich zwischen diesem Steuer- 
gitter und der Kathode ein oder mehrere Gitter auf konstan- 
tem.Potential befinden, so daß das Steuergitter gegen die Ka- 
thode abgeschirmt ist. Bei hinreichend großen Amplituden 
der Hochfrequenzspannung von mindestens 8 V bleibt dann 
der Anodenstrom der Röhre ungefähr konstant. In der glei- 
chen Röhre erfolgt unter Benutzung von 2 Steuergittern die 


0 
b. p=120° [iay1120% 1/2 iapt6oa] 


EZ) QA.9=60° 


Bild 8. Zur Erklärung der Wirkungsweise des y-Detektors. 
Umwandlung der Frequenzänderungen in Amplitudenände- 
rungen. Hierzu wird zunächst die frequenzmodulierte Span- 
nung mit Hilfe eines geeigneten Netzwerkes in zwei Wechsel- 
spannungen umgewandelt, deren gegenseitiger Phasenunter- 
schied @ sich linear mit dem Augenblickswert der Frequenz 
ändert. Diese um den Winkel ọ phasenverschobenen Span- 
nungen ug: und ug werden dann den beiden Steuergittern 
des -Detektors zugeführt. Da die Gitter hintereinander an- 
geordnet sind, so kann nur Anodenstrom fließen, wenn beide 
Steuergitter gleichzeitig positiv sind (Bild 8). Durch 
die Abschirmungen der Steuergitter ist, wie wir gesehen 
haben, die Amplitude iam dieses Anodenstromes konstant, 
sein Mittelwert iao hängt also nur von der Größe der Pha- 
senverschiebung beider Spannungen ab, ist also proportional 
der Stärke des zu übertragenden niederfrequenten Signals. 

180° — p 
Es gilt: — 3600 | 

Bei der in Bild 9 dargestellten Schaltung zur Demodula- 
tion frequenzmodulierter Schwingungen mit dem p-Detektor 
werden die Änderungen der Zwischenfrequenz in ‚g-Ände- 


iao = - iam- 


Bild 9. Schaltung zur Demodulation frequenzmodulierter Schwingungen 


mit p-Detektor. 
B g-Detektor, 


A Zwischenfrequenzverstärker, C Endstufe. 
rungen durch ein Bandfilter mit zwei abgestimmten Kreisen 
umgewandelt, bei dem bekanntlich die Beziehung zwischen 
¢ und der Frequenzänderung durch eine arc cotg-Funktion 
gegeben tst, die von œ = 60...120° näherungsweise linear 
verläuft. Da der p-Detektor eine niederfrequente Ausgangs- 
spannung von etwa 20...25 V liefert, so ist die unmittelbare 
Aussteuerung einer Endröhre möglich. Ein besonderer Vor- 
teil des g-Detektors liegt ferner darin, daß beim Begren- 
zen keine andere Trägheit als die der Elektronen auftritt, 
so daß nicht nur das`Rauschen, sondern auch kurze, impuls- 
förmige Störungen begrenzt werden. Zum Schluß wird eine 
Schaltung angegeben, bei der das erste Gitter bei zu niedri- 
gen Steuerspannungen den Anodenstrom völlig sperrt, so 
daß auch der bei unrichtiger Abstimmung del Empfängers 
auftretende Lärm unterdrückt wird. Fri 


98 | Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


15. Februar 1950 


Physik 


DK 537.312.6 


Widerstand eines elektrisch erwärmten Leiters und Be- 
stimmung der Wiedemann-Franzschen Zahl. [Nach H. 
Diesselhorst: Abh. Braunschweig. Wiss. Ges. Bd. 1, 
S. 14... 24 (1949)] 

Schon 1902 ist von dem Autor ohne Mitteilung des. Be- 
weises der Satz aufgestellt worden: „Der Widerstand eines 
elektrisch erwärmten Leiters beliebiger Gestalt unterschei- 
det sich von dem Widerstand bei konstanter Temperatur 
durch einen Faktor, der nicht von der Gestalt, sondern nur 
von der Spannung, den Elektrodentemperaturen und den 
elektrischen und thermischen Leitfähigkeiten abhängt”. Die- 
ser Satz war zur Grundlage einer auf sehr kleine Probe- 
stücke anwendbaren Methode zur Bestimmung des Leitver- 
hältnisses gemacht worden. Umfangreiche und sorgfältige 
Messungen und Ausgestaltung der Methode wurden 1915 
von W. Meißner durchgeführt. Die vorliegende Arbeit 
gibt zur Erleichterung für neu anzustellende Messungen 
nach der als sehr brauchbar erwiesenen Methode eine bis- 
Ger ganzen Methode mit Untersuchung der möglichen Fehler. 

Sb 


DK 537.288.1 


Seignette-Eektrizität. [Nah K. Hausser: Z. angew. Phys. 
1 (1949) S. 289; 6 S., 12 B.] 

Bereits 1918 entdeckte man die ersten dielektrischen 
Anomalien an Seignettesalz und nahm zunächst an, daß die 
Ursachen der Seignette-Elektrizität in der Kristallstruktur 
begründet seien. Hierauf beziehen sich zahlreiche experi- 
mentelle und theoretische Arbeiten der folgenden Jahre, 
ohne daß es zu einer völligen Klärung gekommen wäre. 
Das nach drei Achsen kristallisierende Kalium-Natrium-Salz 
der Weinsäure zeigt parallel zur ersten Achse ein dielektri- 
sches Verhalten, das weitgehend in formaler Analogie zum 
Ferromagnetismus steht, wobei man nur die magnetischen 
Größen durch entsprechende elektrische ersetzen muß. Dabei 
ist die Seignette-Elektrizität auf den bestimmten Temperatur- 
bereich zwischen den sogenannten Curie-Punkten von —18 
bis + 23 °C beschränkt; innerhalb dieses Bereiches ist der 
Piezomodul um mehrere Zehnerpotenzen größer als bei 
Quarz. Während sich weitere Untersuchungen mit der Auf- 
findung der den magnetokalorischen, magnetomechanischen 
und magnetooptischen Effekten entsprechenden elektrischen 
Erscheinungen befaßten, dienten andere Forschungen zur 
Auffindung änderer seignetteelektrischer Substanzen mit 
möglichst einfach aufgebauter Elementarzelle. Darüber hin- 
aus wurde der Einfluß des Austausches einzelner Atome auf 
die Erscheinungen der Seignette-Elektrizität und schließlich 
der Zusammenhang der Seignette-Elektrizität mit der Kri- 
stallstruktur untersucht. Zahlreiche experimentelle Ergeb- 
nisse brachten ebenso wie die neueren theoretischen Uber- 
legungen weitere Fortschritte in der Deutung, 
allerdings eine alle Ergebnisse umfassende Theorie bisher 
zustande kam. Abschließend entdeckten kürzlih Scherrer 
und Mitarbeiter im Bariumtitanat ein neues Seignetteelektri- 
kum, das überhaupt keinen Wasserstoff enthält und sich 
durch seine Eigenschaften als Halbleiter von den bekannten 
Seignetteelektrika unterscheidet, wodurch sich neue Ansatz- 
punkte zur Klärung der Seignette - Elektrizität ergeben 
dürften. l Tsch 


DK 537.228 
Uber Eiselektrizität. [Nach A. Becker u. J. Schaper: 
Z. Naturforsch. 4a (1949) S. 194; 4 S., 8 B] 

Bei den von den Verfassern geschilderten Erscheinungen 
handelt es sich nicht um die bereits von M. Faraday und 
anderen beschriebenen, altbekannten Eiselektrizitäten, son- 
dern um einen neuen, allein mit dem Schmelzen gebildeten 
Eises verbundenen elektrischen Effekt. In einem abgeschlos- 
senen, mit feuchter Luft beschickten Gefäß wird auf einer 
Elektrode durch Kühlung eine Reifschicht erzeugt. Eine ge- 
genüber angebrachte Käligelektrode, die mit einem Quadrant- 
elektrometer verbunden ist, zeigt beim Entstehen der Reif- 
schicht keinerlei Ladungsänderung. Dagegen ruft das Auf- 
tauen auf dem Käfig Ladungen hervor, wenn die bereifte 


ohne daß - 


Elektrode auf ein Potential von etwa 100 bis 300 V gegen Erde 
gebracht wird. Die Wirkung wächst mit der Spannung, sie 
fehlt völlig im feldfreien Raum und ist unabhängig vom Po- 
tential der Elektrode während der Reifbildung. Sie ist eben- 
falls unabhängig von der Richtung des Feldes. Im völlıg 
trockenen Raume fehlt die Erscheinung. 

Kontrollversuche zeigen, daß Influenzierungen nicht in 
Frage kommen; ebenso wird durch Versuche in strömender 
Luft sichergestellt, daß ein angenommenes Zerreißen der Eis- 
nadeln zur Erklärung nicht ausreicht. Die Entstehung des E!- 
fektes ist, wie ebenfalls durch Versuche in strömender Luit 
festgestellt wird, an die Gegenwart eines elektrischen Feldes 
geknüpft, das also nicht nur für den Transport der freien La- 
dungen zum Käfig verantwortlich zu machen ist. — Die Ver- 
fasser erklären den beobachteten Effekt nicht, sie stellen ihn 
wegen seiner eventuellen Wichtigkeit für die Erklärung mete- 
orologischer Erscheinungen lediglich als beobachtete Tatsache 
zur Diskussion. | Eu 


Werkstatt und Baustoffe 


DK 621.317.33 : 620.191.33 
Nachweise von Oberflächenrissen in Metalldrähten. [Nach P 
Zijlstra: Philips techn. Rdsc. 11 (1949) S. 12; 5S.5Bi; 

Die Feststellung von Oberfläcenrissen in Metalldräh- 
ten ist für viele Herstellungsverfahren von besonderer Be- 
deutung; sie hat sich beispielsweise bei der Fabrikation von 
Elektronenröhren als notwendig erwiesen, um einen guter 
vakuumdichten Verschluß der Durchführungen zu gewah:- 
leisten, da beim Einschmelzen das Glas beim Vorhandense.: 
feiner Risse nicht völlig in die Risse eindringt. Der zu unter- 
suchende Draht wird bei dem beschriebenen Meßverfahrer. 
so in dem Innern einer zylindrischen Spule angeordnet, dai 

seine Achse mit der des Zylinders zusar. 
menfällt. Die ganze Anordnung stellt danı 
einen Transformator dar, dessen Sekun 
därwicklung wegen des Skineffektes a. 
der zylindrischen Oberflächkenschicht d: 
` Drahtes besteht. Der Scheinwiderstand a. 
der Primärseite dieses Transformator 
hängt bekanntlih von dem Widerstan 
der Sekundärseite ab und dieser nimm 
wie Bilg 10 zeigt, wegen der verschieden: 
Weglängen je nach der Oberflächen» 
schaffenheit des zu messenden Stab- 
ganz verschiedene Werte an. Zieht man den zu prüfende 
Stab durh die Spule, so tritt also beim Vorhander 
sein eines Risses eine primäre Widerstandsänderung a: 
die z. B. bei einer Frequenz von 5,6 MHz für einen Molybda: 
draht mit einem Durchmesser von 1,5 mm und einem in d+ 
Längsrichtung verlaufenden Riß von 01 mm Tiefe zu L: 
berechnet wird. 

Um diese Widerstandsänderung mit hinreichender Gi 
nauigkeit feststellen zu können, wird die Prüfspule, w 
Bild 11 zeigt, in den Gitterkreis eines Oszillators gescha.:' 
und die Änderung des Steuergitterstromes beobachtet, c 
in dieser Schaltung dem R 
sonanzwiderstand des aus 
und C, gebildeten Schw 
gungskreises proportional : 
Zur hinreichend genauen } 
obachtung der Gitterstror: 
derung wird der im Ruhe. 
stand fließende Gitterstr 
fast vollkommen komp: 
siert, so daß Gitterstrom. 
derungen von einigen 
einwandfrei zu messen si 
Messungen an Drähten 
Durchmessern von etwa 0 
bis 6 mm Haben gezeigt, daß bereits Risse von ungetä 
0,1 mm Tiefe aufgefunden werden können. Die Untersuchy 
von Drähten mit ferromagnetischen Eigenschaften ist mit & 
beschriebenen Gerät nicht möglich, da örtliche Permeabilıt 
schwankungen ebenfalls große Aussclagsänderungen 4 
Meßgerät verursachten. F 


Bild 10. Teil eines 
Stabquerschnittes: a) 
unbeschädigt, b) mit 
Längsriß; ð Eindring- 
tiefe des Stromes. 


Bild 11. Prinzipschaltung des Oszilla- 
tors (nach Angaben des Berichters). 
Lı C, Meßkreis, C} Ruckkoppelungs- 
kondensator, L, Anodenspule. 


15. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 4 e u 99 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 

Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telephon: 3 07 21/364 
Vorschriftenstelle: 

Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 
(Vorschriftenvertrieb nur durch den VDE-Verlag) 


Bekanntmachung 


Verzeichnis der zur Zeit gültigen VDE-Bestimmungen. 


Die VDE-Vorschriftenstelle hat einen Entwurf zu einem 
Verzeichnis der zur Zeit gültigen VDE-Bestimmungen und 
-Druke ausgearbeitet (Bezeichnung: VDE 0001/...50, Ent- 
wurf 2). Dieser Entwurf kann vom VDE-Verlag GmbH., 
Wuppertal-Elberfeld, Postfach 667, zum Preise von DM 1,— 
bezogen werden. Einsprüche gegen diesen Entwurf können 
bei der VDE-Vorschriftegstelle bis zum 31. März 1950 ein- 
gereicht werden. 

VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


Kommission für Installationsmaterial 


1. Folgende Behelfsvorschriften sollen am 1. Januar 1951 
außer Kraft treten: 

VDE 0610 B/III. 45 „B-Vorschriften, Regeln und Normen für 
die Konstruktion und Prüfung von Installationsma- 
terial bis 750 V Nennspannung’, | 

VDE 0625 B/I. 43 „B-Vorschriften für 2polige Gerätesteckvor- 
richtungen und Geräteanschlußschnüre 10 A 250 V 
für Hand- und Elektrowärmegeräte', 

VDE 0630 B/I. 43 „B-Vorschriften für Geräteschalter‘. 

Einsprüche hiergegen sind bis zum 31. März 1950 bei der 
VDE-Vorschriftenstelle einzureichen. 

2. Sicherungen mit geschlossenem Schmelzeinsatz für 
Spannungen über 500 V dürfen bis zur Herausgabe neuer 
Vorschriften für Sicherungen über 500 V Nennspannung wei- 
ter nach VDE 0610/1. 45 hergestellt und geprüft werden. 


Der Kommissionsvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Sessinghaus Jacottet 


Kommission „Kabel und Leitungen”. 

Der Arbeitsausschuß „Isolierte Starkstromleitungen“ der 
VDE-Kommission „Kabel und Leitungen“ hat unter Vorsitz 
von Obering 
42 „Merkblatt über Zinkleitungen“ zum 1. April 1950 außer 
Kraft zu setzen. Einsprüche gegen diesen Beschluß können 
bei der VDE-Vorschriftenstelle bis zum 31. März 1950 einge- 
reicht werden. 


Der Kommissionsvorsitzende 
Förster 


VED-Vorschriftenstelle 
Jacottet. 


Außerkraitsetzung von VDE 0202 B/III.A2 
Auf Antrag verschiedener Hersteller und Verbraucher 
ist beabsichtigt, VDE 0202 B/III.42 „B-Vorschriften für Alu- 
minium für Elektrotechnik”, ab 1. Mai 1950 außer Kraft zu 


setzen und gleichzeitig den Hinweis auf diese Vorschrift in. 


VDE 0202/VII.43 zu streichen. N 
Einsprüche hiergegen sind bis spätestens 31. März 1950 
bei der VDE-Vorschriftenstelle einzureichen. 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 
D. Febr. 1950, 18.15, Hörsaal EB 301, Techn. Univ.: „Möglichkeiten und 
Grenzen d. Verstärkung hoher Frequenzen‘, Dr. Rothe. 


VDE-Bezirk Düsseldorf, Luisenstr. 105 

U. Febr. 1950, 17.00, Gr. Sitzungssaal d. Stadtwerke: „Stromrichterschal- 
tungen f. Gleichstrom-Kraftübertragung', Dr. Hubel, Mül- 
h=im/Ruhr. 

Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1g 

4 März 1950, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Technik und Evangelium‘, 

Prof. Dr. theol. J Höffner, Trier. 


. Heinzelmann beschlossen, VDE 07290/1111. 


1. März 1950, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Physik und Technik der elek- 
trischen Funkortung fRadartechnik)'', Dr.-Ing. habil. W.. Pe- 
ters, Hamburg. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 

9. März 1950, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Technik und Betrieb von 
Kurzwellenanlagen im Dienste der Nachrichtentechnik‘', Min.-Rat 
Heilmann, Darmstadt. 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

28. Febr. 1950, 19.30, Vortragssaal im Rathaus: ‚Stromrichter u. Strom- 
richterschaltungen für Gleichstrom-Kraftübertragung‘', Dr. Hu- 
bel, Mülheim/Ruhr. 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Stützpunkt Solingen 

17. Febr. 1950, 19.30, Saal 23 d. Fachschule, Blumenstr. 93: „Kaltes Licht 
durch Leuchtstofflampen‘‘, Dipl-Ing. H. N. v. Funcke, 
Neheim-Hüsten. ; 

ETV Württemberg, Stuttgart, Stgt.-N, Lautenschlagerstr 21 

17. Febr. 1950, 17.00, Landesgewerbemuseum: „Fortschritte auf dem Gebiete 
der Quecsilberdampf-Eisengleichrichter‘', Dr. Reinhardt. 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

20. 2. bis 23. 2. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00, Lehrsaal d. Akad., Wuppertal- 
Vohwinkel: Kursus ‚Revision elektr. Anlagen“, Prof. Dr.-Ing. 
Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, Dipl.- 
Ing. Bertram. 

6. 3. bis 10. 3. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Industrielle Betriebskon- 
trolle mittels Photozellen‘‘, Prof. Dr. Kluge. 

20. 3. bis 24. 3. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Die Verarbeitung von 
Tiefziehbleh und Drückmessing‘‘, Dipl.-Ing. Engelhardt. 

27. 3. bis 31. 3. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Spektrochemische Ana- 
lyse”, Dr. Kaiser. 


PERSONLICHES 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten) 


Hans Harbich *#. 


Am 18. Juni 1949 verschied in Berlin-Steglitz der frühere 
Vizepräsident des Reichspostzentralamtes Dr.-Ing. Hans 
Harbich im 75. Jahre seines arbeitsreichen Lebens. Da- 
mit ist ein Mann von uns gegangen, der mit der organisato- 
rischen und technischen Entwicklung des deutschen zivilen 
Funkwesens der letzten Jahrzehnte aufs engste verknüpft 
war und diese Entwicklung maßgebend beeinflußt hat. 


Hans.Harbich war 
als Sohn eines Stadtbau- 
rats am 2. März 1875 in 
Wien geboren worden; er 
widmete sich nach Absol- 
vierung der Schule erst 
dem Postdienst, beschloß 
aber dann mit 25 Jahren, 
Elektrotechnik zu studie- 
ren, und besuchte die 

. Hochschule zu Darmstadt. 
Nah Abschluß der Di- 
plom-Hauptprüfung war er 
einige Jahre zusammen 
mit Waldemar Peter- 
sen Assistent beiEras- 
mus Kittler und pro- 
movierte - schließlich bei 
Petersen, der inzwi- 
schen a. o. Professor ge- 
worden war, mit einer Ar- 
beit aus der Hochspan- 

nungstedhnik. Nach einer kurzen Tätigkeit als Entwick- 

lungsingenieur bei der C. Lorenz AG. übernahm er um 1912 

die Leitung des technischen Referats bei der Entwicklungs- 
stelle für Funkentelegraphie der Marine, die damals der Tor- 
pedo-Inspektion angegliedert war. Er wurde dadurch Nach- 
folger von W. Hahnemann und verblieb in dieser Stel- 
lung bis zum Ausgang des ersten Weltkrieges. Ihm gebührt 
u. a. das Verdienst der ersten Einführung und Entwicklung 
der Funkortung für Navigationszwecke der See- und Luft- 
schiffahrt. Nach Kriegsende trat Harbich in den Dienst 
der Reichspost als Postrat im Telegraphentechnischen Reichs- 
amt, dem späteren Reichspostzentralamt, Er wurde später 
zum Abteilungspräsidenten und zuletzt zum Vizepräsidenten 
des Amtes ernannt. Ihm war hier die technische Betreuung 
des Funkwesens anvertraut. Er hat sih um die Entwicklung 
insbesondere des deutschen Rundfunks und des übrigen 
drahtlosen Nachrichtenwesens hervorragende Verdienste 
erworben. Harbich legte im Rahmen seiner amtlichen Tä- 
tigkeit großen Wert auf die wissenschaftlihe Zusammen- 
arbeit mit den Instituten der Hochschulen und der Industrie 


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100 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


15. Februar 1950 


‚ und war selbst neben seiner anstrengenden Berufsarbeit auch 
wissenschaftlich tätig. Vor allem sind seine gemeinsam mit 
W. Hahnemann durchgeführten Arbeiten über die 
schwundmindernden Antennen bekannt geworden, ferner das 
mit Gerth und dem Verfasser entwickelte System der Mo- 
dulation mit Trägersteuerung (Hapug-Modulation). Er war 
Mitarbeiter verschiedener Sammelwerke, u. a. auch der 
„Hütte“. An allen wichtigen internationalen Konferenzen 
über Funkwesen und Wellenverteilung nahm Harbich als 
deutscher Vertreter teil, auch betätigte er sich mit großem 
Eifer als Leiter der Ausschüsse für Hochfrequenztechnik und 
Rundfunkstörungen des VDE. Die Universität Göttingen ver- 
lieh Hans Harbich 1933 die Gauß-Weber-Denkmünze 
und der VDE ernannte ihn anläßlich seiner 50-Jahr-Feier 1943 
zum Ehrenmitglied. Sein Amt hat Harbich bis zum Kriegs- 
ausgang verwaltet. Ein ruhiger Lebensabend war ihm, wie 
vielen deutschen Männern, trotz aufopferungsvoller jahrzehn- 
telanger Arbeit im Dienste des Staates nicht gegönnt. 
Hans Harbich hatte in technischen Dingen das klare 
und anschauliche Denken der Darmstädter Schule Kittlers, 
die Petersen einmal die „Schule der Klarleit” genannt 
hat. Diese Eigenschaft und eine große Güte und Verbindlich- 
keit des Wesens machten das Zusammenarbeiten mit ihm 
besonders angenehm und fruchtbar, wie es seine zahlrei- 
chen Mitarbeiter und unter ihnen der Verfasser erfahren ha- 
ben. Eiserner Fleiß und ausgesprochenes Pflichtgefühl waren 


ihm in hohem Maße eigen. Sein arbeitsreiches Leben wurde | 


verschönt durch eine harmonische Ehe. Eine ruhige Heiter- 
keit und ein unverwüstlicher Humor, der ihn bis zu den letz» 
ten schweren Tagen nicht verließ, waren glückliche Gaben 
seiner Wiener Heimat. Seinen Freunden gegenüber zeigte er 
unwandelbare Treue und Hilfsbereitschaft. Er wird ihnen un- 
vergessen bleiben, während die deutsche Hochfrequenztechnik 
seinen Namen als den eines ihrer Pioniere in Ehren nennen 
wird. L.Pungs 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 517.52 (075.8) 
Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen. Von Prof. 
Dr. K. Knopp. 4. Aufl, mit VII und 582 S., 14 B., For- 
mat 8°. Springer-Verlag, Berlin 1949. 

Der Verfasser schreibt im Vorworte zu seinem Buche: 
„Meine Ziele waren: Alle Betrachtungen und Untersuchun- 
gen der höheren Analysis zusammenzufassen, bei denen die 
unendlichen Reihen im Vordergrunde des Interesses stehen, 
möglichst voraussetzungsfrei, von den ersten Anfängen an, 
aber fortführend bis in die ausgedehnte Front der gegenwär- 
tigen Forschung und alles dies möglichst lebendig und leicht 
faßlich, doch selbstverständlich ohne den geringsten Verzicht 
auf Exaktheit dargestellt, um so dem Studierenden eine be- 
queme Einführung und einen reichen Einblick in das viel- 
gestaltige und fesselnde Stoffgebiet zu geben." 

Diese Aufgabe hat der Verfasser in vorbildliher und 
wohl kaum noch zu übertreffender Form gelöst. Sein Buch 
ist selbstverständlich in erster Linie für Mathematiker be- 
stimmt. Dank der außerordentlich klaren Darstellungsweise 
ist es jedoch auch für jeden von großem Nutzen, der die ma- 
thematische Analysis auf technische Probleme anwenden will. 
Die Vollständigkeit in der Stoffbehandlung macht das Buch 
zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für den prakti- 
schen Rechner. E.Pohlhausen 


DK 389.15 : 53(023.5) 

Das natürliche Maßsystem. Krit. Untersuchg. d. Grundlagen 
z. Aufstellg. eines universellen Maßsystems f. Phys. u. Techn. 
Von G. Oberdorfer. Mit 2 Taf, V u. 34 S., Format 
14,5xX20,5cm. Springer-Verlag, Wien 1949. Preis kart. DM 2,80. 
Der Verf. will eine klare Zergliederung der nach seiner 
Meinung immer noch nicht völlig gelösten Maßsystem- 
probleme geben. Seine Betrachtungen enttäuschen jedoch 
insofern ein wenig, als sie — jedenfalls auf den Gebieten 
der Mechanik und der Elektrizitätslehre — nicht über das 
hinausgehen, was in den letzten Jahren, besonders in den 
Niederlanden und in der Schweiz, über Maßsysteme gesagt 
und geschrieben worden ist. Insbesondere unterscheidet sich 
das von ihm vorgeschlagene „natürliche Maßsystem — von 
der Wärmelehre abgesehen — nicht wesentlih von dem 
allgemein bekannten Giorgischen. Die Wärmelehre baut 
er im Anschluß an E. Bodea und ähnlih wie z. B. F. 
Haäberli! auf der Annahme auf, daß die (molare oder mo- 


'Haberlı: Schweiz. Arch. angew. Wiss. Techn. 14 (1948) S. 97. 


‚eine sehr günstige Aufnahme. 


lekulare) Gaskonstante, da sie von keinerlei physikalischen 
Gegebenheiten abhänge, nur eine „vermeintliche“ Naturkon- 
stante, in Wirklichkeit aber ein „Ausgleichsfaktor” von der 
Dimension der „Partikel“ sei. Die Temperatur ist daher nach 
dem Verf. die auf die Partikel bezogene mittlere kinetische 
Energie. Er ist sich klar darüber, daß derartige einschne:- 
dende Neuerungen zu unbequemen Umstellungen zwingen: 
aber wenn sie die Folge neuerer physikalischer Erkenn!- 
nisse sind, dann muß nach seiner Ansicht der Mut zur Um- 
stellung aufgebracht werden. J. Wallot 


DK 532.5(022.13: 


Technische Strömungslehre. Von Dr.-Ing. Br. Eck, verbess 
u. erw. Aufl. Mit 372 B., X u. 389 S., Format gr. 8°. Springer- 
Verlag, Berlin 1949. Preis Ganzl. DM 27.-—-- . 

Das vorliegende Buch erstrebt die Behandlung der 
Strömungslehre, so weit sie für die Technik wichtig ist. ın 
leicht faßlicher Form, ohne auf wissenschaftlihe Gründlic- 
keit zu verzichten. Die Stoffauswahl ist nach dem Gesichts- 
punkt getroffen, daß dem Ingenieur der Praxis das’ für ex. 
erfolgreiches Arbeiten nötige Rüstzeug vermittelt win: 
Deshalb sind die allgemeinen Grundlagen der Hydrostal.x 
und die Hydrodynamik ziemlich eingehend sowohl an di’ 
ablösungsfreien Strömung als auch an solchen Strömung: 
gezeigt, die Toträume an der Wand bilden. Dabei findet au! 
der Strömungswiderstand technisch wichtiger Körperformen 
wie z. B. der Winddruck auf Gebäude, gebührende Berun- 
sichtigung. Der turbulenten Vermischung in Verbrennunas 
räumen ist weiter Raum gewidmet. Aufgenommen ist fern: 
die Bewegung fester Körper in Strömungen, welcher Vorsen 
für die Verbrennung sowie für die Aufbereitung und pr». 
matische Förderung von Bedeutung ist. Die Strömu~ 
um Tragflügel und Schaufeln ist in ihren wichtigsten Grune 
lagen behandelt und dabei wird auch der Einftuß der Laa 
des Ablösungspunktes zur Entscheidung der Frage heran 
gezogen, wann profilierte und nicht profilierte Schaufeln az 
Platz sind. Die Hilfsmittel zur Verhinderung der Abloösun. 
der Strömung von der Wand sind angegeben. Auch der s. 
wichtige Vorgang der Kavitation bei tropfbaren Fluss 
keiten ist beleuchtet. Die Besonderheiten der Gasströmın 
sind in einem besonderen Abschnitt über Gasdynamik da: 
gelegt, wobei auch das Überschallgebiet gebührend berua 
sichtigt, der Machshe Winkel und die Machsche Zahl e: 
läutert und der Vorgang des Verdichtungsstoßes sowie seiz 
Bedeutung für die Auswahl der Profilformen behandelt sinet 

Bei der Behandlung der verzögerten Gasströmung ist r 
sofern ein Irrtum unterlaufen, als der Erweiterungsw:nk: 


von Diffusoren nicht mit V 1—(c’a)2, sondern mit 1—{c a): z 
vervielfachen ist, damit die Ablösungsgefahr gleich bleit 
[Gl. (214), S. 358]. Den Schluß bildet ein Kapitel über siti 
mungstechnische Messungen. 

Der recht umfangreiche Stoff ist in pädagogisch gı 
schickter Weise gemeistert. Das Buch füllt eine wichtie 
Lücke im deutschen technischen Scrifttum aus, und es į 
ihm die gleiche weite Verbreitung zu wünschen wie dé 
früheren Auflagen. C,Pfleiderer 


DK 621.384.4 (9 
Ultraviolette Strahlen, ihre Erzeugung, Messung und Mi 
wendung in Medizin, Biologie und Technik. Von A. E. He 
bert Meyer u. E. O. Seitz. 2. Aufl. Mit 261 B., 58 T 
XVI u. 390 S., Format 17,5X24,5 cm. Verlag de Giu: 
& Co. Berlin 1949. Preis in Ganzl. geb. DM 34,—. 

Die erste Auflage, die bei ihrem Erscheinen 1942 
merkliche Lücke im Schrifttum schloß, fand in der Fach: 
Die für 1944 vorgesen 
zweite Auflage hat sich infolge der Zeitumstände bis h 
verzögert, was ihrem Inhalt indessen insofern zugute 
kommen ist, als es den Verfassern dadurh möglich 
auch die im Kriege erschienene Literatur des Auslandes 
berücksichtigen. Das Schrifttumsverzeichnis ist infolge 
sen von 710 auf 1559 Nummern angewachsen und die 
nahme des Umfanges um 7 Druckbogen, die der Abbildu 
und Tafeln um 43 bzw. 18 zeigen die Bereicherung, die 
neue Auflage erfahren hat. 

Abgesehen von der Umarbeitung des die technis 
Anwendungen betreffenden letzten Kapitels, die infolge 
bekannt gewordenen Fortschritte notwendig war, und e 
qrößeren Anzahl von Ergänzungen ist der bewährte Av 
des Inhalts der gleiche geblieben: Einer stichwort3 
knappen Erinnerung an die physikalishen Grundbe:«;i 
im ersten Kapitel folgt im zweiten eine ausführliche 
stellung der UV-Erzeugung, in der neben den Gas- 
dungsstrahlern, die als wichtigste den breitesten Raum 


u 


u 


15. Februar 1950 


nehmen, die Temperaturstrahler,. die Bogenlampen und 
schließlich die Sonne ausführlich behandelt werden. Das 
dritte Kapitel umfaßt mit bemerkenswerter Gründlichkeit 
die Theorie und Praxis aller wichtigen UV-Meßverfahren 
im Bereich der Spektrometrie, der Filtertechnik, der Strah- 
Iungsmessung und der Dosimetrie. Im vierten Kapitel wer- 
den Wirkung und entsprechende Anwendung des UV aus- 
führlih besprochen; hier werden die technischen Anwen- 
dungen ebenso wie die biologisch-medizinischen eingehend 
dargestellt. Zur Illustration der Vielseitigkeit des In- 
haltes sei erwähnt, daß sich hier z. B. sowohl ein Abschnitt 
uber die UV-Untersuchungen in der Kriminalistik als auch 
eine kritische Betrachtung der Lichtschutzmittel bzw. Salben 
findet. Das Literaturverzeichnis schließlich, das in 1559 
Nummern über 1700 Literaturstellen enthält, ist nach Sadh- 
gebieten geordnet und enthält außerdem die vollen Titel 
der Arbeiten, sodaß es sich auch unabhängig vom Text be- 
nutzen läßt. 

Im ganzen ist als besonderes Kennzeichen dieses Buches 
hervorzuheben, daß es offenbar „aus der Praxis für die 
Praxis” geschrieben ist. So findet der Leser im einzelnen 
nicht allein eine Darstellung der wesentlichen Zusammen- 
hänge, sondern ebenso eine Fülle von Erfahrungsmaterial, 
das durch die zahlreichen Abbildungen, Diagramme und 
Tabellen besonders anschaulich gemacht wird, als auh — 
insbesondere im Zusammenhang mit der Meßtechnik — 
praktische Hinweise, wie beispielsweise zur Justierung von 
Spektral-Apparaten u.ä.m. 

Diese Eigenschaften machen das vorliegende Bud so- 
wohl zu einer belehrenden Einführung für den weniger mit 
der Materie Vertrauten, als auch zum vollständigen — und 
in Anbetracht des umfassenden Literaturverzeichnisses auch 
ershöpfenden — Nachschlagewerk für den Fachmann wie 
für jeden Interessierten, sei er nun Physiker, Biologe, Me- 
diziner oder Techniker. Ihnen kann das Werk deshalb eben- 
so empfohlen werden, wie es auch in keiner Fachbücherei 
fehlen sollte. K. v. Sanden 


. DK 621.3 (075.3) 
Grundlagen der Elektrotechnik. I.: Gleichstrom. Von Dr.- 
Ing. R. Lempelius. Mit 50 B., 87 S., Format DIN A 5. 
Eigenverlag, Bad Nauheim 1949. Preis kart. DM 2,50 (Vor- 
zugspr. bis z. Erscheinen von Bd. 2, dann DM 3,20). 

Die vorliegende Einführung geht im ersten Band von den 
Grundgrößen und Gesetzen der elektrischen Strömung aus 
und verzichtet zuerst einmal auf die Betrachtung des elektro- 
statischen Feldes. Nach Einführungsbetrachtungen über Atom- 
aufbau und Stromleitung werden Spannungen, Ströme, das 
Ohmsche und die Kirchhoffschen Gesetze, Widerstandsgrup- 
pen, Schaltungen von Spannungserzeugern und elektrische 
Arbeit und Leistung behandelt. Ein zweiter, wesentlich kür- 
zerer Abschnitt beschäftigt sich mit Thermoelelektrizität, ein 
dritter mit den elektrochemischen Vorgängen. 

Das Buch verzichtet bewußt auf eine allgemeine Darstel- 
lung des Strömungsfeldes, hat aber dafür den großen Vorteil, 
daß die grundlegenden Begriffe, wie Strom, Spannung, Wider- 


stand, Leitwert, sehr klar herausgearbeitet werden können.. 


Dieses Bestreben wird sehr vorteilhaft durch graphische Dar- 
stellungen für die Untersuchung von Stromverteilungen unter- 
stützt. Dazu sind in den Text eine ganze Reihe von Rechen- 
beispielen eingefügt, die sichtbar aus dem Arbeitsbereich des 
praktischen Elektroingenieurs genommen sind. Durch diese 
glückliche Zusammensetzung erfüllt das Werk seine didak- 
tishe Aufgabe zweifellos gut, so daß man wünschen kann, 
daß die vom Verfasser in Aussicht genommenen weiteren 
Bände diesen Weg erfolgreich für das Gesamtgebiet der prak- 
tishen Elektrotechnik fortsetzen werden. O. Mohr 


l , DK 621.311 : 620.92 
Großraum-Verbundwirtschaft. Ein Beitrag z. europäischen 
Energieplanung. Zum S0jähr. Jubiläum des RWE herausgeg. 
v.H.Schöller. Mit zahlr. B. u. 129 S., Format 21 X 30 cm. 
West-Verlag, Essen-Kettwig 1948. 

Dieses Buch wurde anläßlich des fünfzigsten Jahrestages 
der Gründung des RWE herausgegeben. Auf Grund des 
reihen, im Laufe des 50jährigen Bestehens gesammelten 
Erfahrungsschatzes nimmt darin das RWE zu akuten Fragen 
der deutschen und der europäischen Energieplanung Stel- 
iung. In 13 von berufenen Autoren verfaßten Arbeiten wer- 
den technische, wirtschaftliche und auch rechtliche Fragen 
der Elektrizitätswirtschaft behandelt. 

Das Buch wird eingeführt mit einem Aufsatz über die 
technisch wirtschaftlihen Grundlagen für eine Großraum- 
planung von H. Schöller. Einzelne der folgenden Ar- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 1 101 


beiten sind bereits in der ETZ veröffentlicht worden, wie 
A. Koepchen: Das 400 kV-Projekt des RWE (ETZ 1948, 
H. 1), H. Roser: der Sicherheitsgrad des Verbundbetriebes 
(ETZ 1948, H. 4), die technischen Probleme der Drehstrom- 
fernübertraguhg mit 400 kV (ETZ 1948, H. 1). Weitere Ar- 
beiten bringen Grundsätzliches zur öffentlichen Elektrizitäts- 
wirtschaft (B. Wehberg), Rechtliche Grundlagen (E. H en- 
ke,) Fragen des Verbundbetriebes (W. Maurer, P. 
Otzen), Neuerungen im Bau von Dampfkraftwerken (W. 
Kretschmann), in Wasserkraftwerken (P. Haefner) 
sowie aktuelle Fragen über die Gleichstromübertragung und 
Windkraft (O. Löb). 

All diese Aufsätze bieten viel Interessantes und Wis- 
senswertes, sie bestätigen erneut den Ruf, den das RWE im 
In- und Ausland genießt. Kluss. 


DK 621.314.2.001.2 (043) 
Bijdrage tot de berekening van de spreidings-reactantie 
van transformatoren en van’ de krachten, welke op de wik- 
kelingen van transformatoren werken (Beiträge zur Berech- 
nung der Streureaktanz der Transformatoren und der Kräfte, 
welche auf die Wicklungen von Transformatoren ausgeübt 
werden). Von C. de Kuijper (Dissertation der T. H. in 
Delft/Holland, 1949). Mit 43 B. u. 175 S. 
Die Grundlage der Rechnung bildet das Vektorpotential 


"im Transformatorfenster, d. h. in einem Raum, welcher an vier 


Seiten durch das Eisen begrenzt ist. Eine derartige Unter- 
suchung wurde zuerst vonRogowski durchgeführt, jedoch 
nicht in allgemeiner Form, so daß mehrere praktisch wichtige 
Fälle, wie z. B. die unsymmetrische Wicklung, d. h. die ange- 
zapfte Wicklung, hierbei nicht behandelt werden konnten. 
Anderseits scheint dem Verfasser die Untersuchung von E. 
Roth kompliziert zu sein, weil die Ergebnisse durch die 
doppelte Fouriersche Reihe dargestellt werden. Es wird 
deshalb eine Lösung gegeben, welche beide Wünsche in sich 
vereinigt. Die Formel für die Streureaktanz besteht aus der 
Reaktanz des idealisierten Feldverlaufes und dem Korrek- 
tionsfaktor, welcher das Vorhandensein des Eisens berück- 
sichtigt. Dieser Korrektionsfaktor enthält in sih den Kor- 
rektionsfaktor von Rogowski als einen Sonderfall. Der 
abgeleitete Ausdruck für das Vektorpotential erlaubt, auch 
die Berechnung der mechanischen Kräfte in den Wicklungen 
durchzuführen. Zuerst behandelt der Verfasser die symme- 
trischen Wicklungen, bei denen sowohl die radialen als auch 
die axialen Kräfte auftreten. -Maßgebend für die radialen 
Kräfte ist die axiale Komponente des Feldes und für die 
axialen Kräfte die radiale Komponente. Betrachtet man, was 
in der Praxis oft gebräuchlich ist, idealisierte Feldverteilung, 
bei der keine radiale Feldkomponente vorhanden ist, so sind 
in diesem Falle auch keine axialen Kräfte vorhanden. Trotz- 
dem gibt man irrtümlicherweise in einigen Lehrbüchern die 
Berechnung der Kräfte für diesen Fall, worauf der Verfasser 
aufmerksam macht. Weiter sind die axialen Kräfte für die 
beiden Wicklungen ungleich; im Falle der zylindrischen Wick- 
lungen ist die Kraft an der Wicklung, welche näher dem 
Kerne liegt, etwa 2- bis Amal größer als an der anderen Wick- 
luna. Auf den weiteren beinahe 100 Seiten werden verschie- 
jene unsymmetrische Wicklungen mit Anzapfungen mit Rück 
sicht auf die mechanischen Kräfte behandelt. 

Die Arbeit bringt wohl einige interessante Gesichtspunkte, 
die aber etwas schwer verständlich dargestellt sind. 

W. Schuisky 


DK 621.317.3 : 538.56 (023.4) 
Die Messung von elektrischen Schwingungen aller Art nach 
Frequenz und Amplitude. Von H. La porte. (Taschenbücer 
d. prakt. Physik f. Naturwiss. u. Ingen., Band 1). Mit 122 B., 
IV und 111 S., Format 8°. Verlag Wilhelm Knapp, Halle 
(Saale) 1949. Preis brosch. DM 4,20. 

Das Büchlein gibt in wissenschaftlich einwandfreier Dar- 
stellung einen Überblick über die sehr mannigfaltigen Unter- 
suchungs- und Meßmethoden des Gesamtgebietes elektromag- 
netischer Schwingungen (0 bis 3 > 10?1 Hz). Es werden die be- 
kanntesten Verfahren der Amplitudenmessung, der Fre- 
quenzmessung und der praktischen Verwendung für ultra- 
niedrige, tonfrequente, hoch- und höchstfrequente Schwingun- 


. gen, für ultrarote bis ultraviolette Lichtschwingungen sowie 


für Röntgen- und Gammaschwingungen behandelt. Die bisher 
noch ungenügend erforschten Zwischengebiete zwischen den 
mm-Wellen der Hocdıhfrequenztechnik und den langwelligen 
Ultrarotstrahlen sowie zwischen den kurzwelligsten Ultra- 
violettstrahlen und den Röntgenstrahlen werden klar heraus- 


102 


gestellt. Eine Fülle von Tabellen, Schaltbildern, Zeichnungen 
und anderen Bilddarstellungen trägt wesentlich dazu bei, die 
Verständlichkeit zu erhöhen. Die gefällig aufgemachte Schrift 
füllt zweifellos eine bisher oft schmerzlich empfundene Lücke 
aus. K.H.Fischer 


i DK 621.396 (075.3) 
Das Hilfsbuch des Hochfrequenztechnikers. Unterlagen z. 
prakt. Gebrauch in Hochfrequenz-, Radio- u. Verstärkertec- 
nik u. Elektromedizin. Bd. I. Von El.-Ing. W.Duenbostel. 
2., gänzl. neubearb. u. erweit. Aufl. Mit 230 B., 25 Tab., 
12 Nomogr., XV und 160 S. Titania Verlagsges., Wien 1947. 
Auslieferung für Deutschland durch Versand- u Kubon 
& Sagner, Fürth i. Wald. Preis DM 14,—. 


Duenbostel hat nicht nur eine Freude am Rechnen, 
sondern er hat vor allem auch die Gabe, in Formeln Leben 
hineinzubringen. Obgleich das vorliegende Buch wie viele 
seiner Vorgänger „nur die Grundlagen der Hochfrequenz- 
technik” behandelt, d.h. sich mit Transformatoren und Spu- 
len, Gleich-, Wechselstrom- und Hf-Widerständen, mit Wech- 
selktromkreisen, Schwingkreisen, Verstärkerschaltungen, mit 
der Röhre und ihrer Anwendung, den Schaltelementen und 
den Empfängerscaltungen befaßt, stellt es durch die Fülle 
der aufgenommenen Rechnungsgänge doch etwas Besonderes 
dar. Das Studium möchte man all denen empfehlen, die sich 
nicht mit einem überschlägigen Verstehen der Vorgänge zu- 
frieden geben, sondern die tiefer in die Zusammenhänge ein- 
dringen wollen. Eine vorzügliche Arbeit, ein empfehlenswer- 
tes Buch, dem man aufrichtig eine große Verbreitung wünscht. 

ErichSchwandt 


DK 621.396.621.57 (023.12) 


Wege zum Detektorlautspreher. Von Dr. E. Nesper. 2. 
verb. u. erw. Aufl. Mit 30 B., 32 S., Format DIN A 5. Ver- 
lag Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1949. Preis brosch. DM 1,40. 

Das offenbar für den Radiobastler bestimmte Heft be- 
schreibt auf etwa 30 Seiten Wirkungsweise und Ausführungs- 
formen von Detektorempfängern sowie deren wesent- 
lichen Bestandteil, den Detektor. Besondere Abschnitte sind 
den Mikrophonverstärkern gewidmet, mit deren Hilfe sich 
unter Voraussetzung einer guten Antenne sowie höherer 
Empfangsfeldstärken auch ein bescheidener Lautsprecher- 
empfang erzielen läßt. Neue Ausblicke enthält die Schrift 
nicht, es sei denn in Gestalt eines kurzen Hinweises am 
Schluß auf den Transistor, über den zur Zeit der Abfassung der 
Schrift nur sehr spärliche Angaben vorgelegen haben kön- 
nen. Wie aus dem Text hervorgeht, wurde das Büchlein un- 
ter Verhältnissen herausgebracht, die die Beschaffbarkeit von 
Verstärkerröhren noch als schwierig scheinen ließen, Unter 
normalen Umständen dürfte das Interesse für den Detektor- 
„Lautsprecher nur begrenzt sein. 

Ww.F. Ewald 


DK 621.396.621.004.67 (022.3) 
'Reparatur-Praktikum des Superhets. Von Ing. O. Kappel- 
mayer. (Dt. Radio-Bücherei Bd. 94). 3., verbess. Aufl. Mit 
224 B., 24 Tab., 301 S., Format 14X20 cm. Jakob Schneider 
Verlag, Berlin 1949. Preis kart. DM 16,50, HalbIn. DM 18,—. 


Das jetzt in dritter Auflage vorliegende Buch nennt sich 
zwar bescheiden „Reparatur-Praktikum“, es ist aber doch 
viel mehr, nämlich ein Abriß der Superhet-Technik für den 
Radiopraktiker; es enthält alle Tatsachen und Unterlagen, 
die zum Verständnis der Arbeitsweise der verschiedenen 
Superhetempfänger und schließlich zu deren Prüfung und 
Instandsetzung erforderlich sind. Mit großem Fleiß ist eine 
Fülle von Material zusammengetragen, und zwar geht der 
Verfasser in allen Kapiteln so weit wie möglich in Einzel- 
heiten ein, weiß er doch, daß den Praktiker neben der großen 
Linie gerade die Eigentümlichkeiten der verschiedenen Schal- 
tungen sowie die Details der Konstruktionen und des Auf- 
baus der Empfänger interessieren. Die Disposition des Buches 
folgt streng den Bedürfnissen des Reparaturtechnikers; in- 
folgedesssen folgen aufeinander: Die ersten Handgriffe; Die 
Stufen des Superhets; Fehler und Reparaturen an Einzel- 
teilen des Supers, und auch innerhalb dieser drei Haupt- 
abschnitte ergibt sich die Gliederung aus reparaturtechnischen 
Gesichtspunkten heraus. Trotzdem ist das Buch für jeden ge- 
eignet, der sih gründlich über den heutigen Stand der 
Superhetempfänger unterrichten will. ErihSchwandt 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


15. Februar 1950 


DK 621.396.67 (023.11) 
Eine gute Rundfunkantenne. Von Dr. E. Nesper. 3. wesentL 
veränderte u. erw. Aufl. Mit 137 B., 146 S., Format DIN A5 
Verlag Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1948. Preis bros 
DM 5,40. 


Das 150 Seiten starke Heft behandelt Theorie und Au 
führungsformen der Empfangsantennen. Der Verfasser stützt 
sich dabei im wesentlichen auf die Technik der Vorkriegszeit, 
was insbesondere im Hinblick auf den Absatz über Fernseh, 
antennen den heutigen Anforderungen nicht ganz geredt| 
wird. Das beschriebene marktgängige Antennenmaterial ist! 
zum Teil heute überholt bzw. nicht mehr erhältlich. Da aber! 
in Deutschland nach dem Zusammenbruch auf diesem Ge- 
biet nichts wesentlich Neues geschaffen worden ist, hat dıe 
Sammlung einen gewissen Wert als Festlegung des Vor- 
kriegsstandes der Technik. Es wäre wünschenswert, bei 
einer künftigen Neubearbeitung die Auslandsentwicklung, die 
besonders in den Vereinigten Staaten, aber auch in England, 
erheblich ist, ausführlich zu behandeln. Am Schluß des Hef- 
tes befindet sich eine Zusammenstellung und Kritik der VDE- 
Vorschriften über Antennen. W. F. Ewald 


. Empfänger und Einzelteiłe 1949/50. Herausgeber und Verlaa 


Ing. H. Zimmermann, Hamburg 1. 
Format DIN A 4. Preis geh. DM 3,—. 


Ein Radiokatalog, durch Tabellen, Bilder und Kurzbe- 
schreibungen eine Übersicht über fast alle Empfänger der 
deutschen Produktion und eine Auswahl an Einzelteilen, 
Zubehör und Meßgeräten gebend, dessen Hauptwert darin 
liegen dürfte, daß dem Händler und Großhändler die Unter- 
lagen der einzelnen Fabriken in vereinheitlichter Form über- 
geben werden. Auf eine tabellarishe UÜbersicht folgt der 
eigentliche Katalogteil, der sih in Heimempfänger, Auto- 
empfänger, Musiktruhen, in ausführliche Beschreibungen von 
insgesamt 11 verschiedenen Empfängern mit Schaltungen. 
Meßgeräte, Verstärker und Einzelteile gliedert. Der Kata!:. 
soll im Herbst jeden Jahres neu herauskommen. 


Mit zahlr. B., 90 S. 


Sdt 


DK 62 (08) Dubbe 


Taschenbuch für den Maschinenbau, Herausgeg. von H. Dub 
bel. 10. Aufl. Mit 2900 Textfig., Bd. I mit XII u. 6915, Bd. | 
mit 836 S., Format 8°. Springer-Verlag, Berlin-Göttingen 
Heidelberg 1949, Preis geb. DM 28,50. 

Die 10. Auflage des „Dubbel“ stellt im wesentlich: 
einen Neudruck der 1943 erschienenen 9. Auflage dar. D: 
Änderungen bestehen — gemäß einer Anordnung der Mi: 
tär-Regierung — ausschließlich in Fortlassung von Abschn: 
ten, die einer etwaigen Aufrüstung Vorschub leisten kon: 
ten, in erster Linie Strömungslehre, Flugzeug- und Flugmo:t: 
renbau. Insofern wäre von dieser Auflage kein Aufhebao: 
zu machen. Bedeutsam ist aber, daß das Tashenbuch nu 
mehr seine 10. Auflage erlebt; dieser Umstand beweist scho 
daß es seinen Platz auf dem Bücherbrett des Ingenieurs e 
obert und behauptet hat. Tatsächlich hat wohl jeder de: 
sche Maschineningenieur schon einmal die shwarzen Ban 
des „Dubbel‘ in der Hand gehabt und sidh eine Ausku: 
über eine Frage seines Fachgebietes geholt. Trotz aller K: 
ze, die einem Taschenbuch geboten ist, ist das ganze C 
biet des Maschinenbaus und seiner Hilfswissenshaften u 
rissen. Besonders klar und verständlich sind die Grundlag 
des Maschinenbaus (Mathematik, Mechanik und Festigke: 
lehre, Werkstoffkunde, Maschinenteile) behandelt; auch c 
Ausführungen über Kraft- und Arbeitsmaschinen, also « 
eigentliche Feld des Maschinenbauers, sowie ein Abschr 
über Elektrotechnik sind durch die gleiche durchsichtige ] 
arbeitung gekennzeichnet und zudem durch zahlreiche / 
bildungen ergänzt. Diese grundsätzlihe Einteilung v 
schon in der 1. Auflage vorhanden, die am 20. 6. 1914 ah 
schlossen worden war. Sie hat sich offensichtlich bewa! 
denn sie ist im allgemeinen beibehalten worden, obw 
etwa alle 3 Jahre eine Neuauflage erscheinen mußte. < 
der 8. Auflage (August 1941) sind größere Neubearbeit 
gen nicht mehr vorgenommen worden. Es ist wohl anzun 
men, daß die jetzt vorliegende 10. Auflage hauptsächlich ı 
ungeheuren Mangel an gutem technischen Schrifttum bef 
digen soll, weniger aber den Anspruch erhebt, den a; 
neuesten Stand der Technik darzustellen. Wir hoffen, | 
aber die 11. Auflage, mit Sorgfalt und Umsicht vorbere; 
den unerschütterten Ruf dieses ausgezeichneten Tasch 


- 15. Februar 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 103 


buches festigen wird, das mit dem Namen seines Begrün- 
ders, des hochverdienten Ingenieurs Prof. Heinrich 
Dubbel immer verknüpft sein wird, der etwa vor Jahres- 
frist aus seinem arbeitsreichen Leben abberufen wurde und 
daher sein Werk nicht mehr fortführen kann. | l 

Fr. Schwerdtfeger 


l DK 54 + 66 (022.4) 
Chemie und chemische Technologie. Von W. Machu. Mit 
99 B., XVI. u. 758 S., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, 
Wien 1949. Preis DM 30,—, geb. DM 32, —. 

Das vorliegende Werk ist aus einer Vorlesung „Chemie 
für Maschinenbauer” entstanden. Es soll dem werdenden und 
fertigen Ingenieur, dem Studierenden der Chemie, Physik usw. 
eine Übersicht über die allgemeinen und physikalisch-chemi- 
schen Grundlagen der anorganischen und organischen Chemie 
sowie über die chemisch-technologischen Vorgänge bei der 
Herstellung der wichtigsten Roh-, Bau- und Werkstoffe an 
die Hand gegeben werden. Es ist also eine Synthese aus 
einem Lehrbuch für Chemie und einer chemischen Technologie 
angestrebt. Nach einem solchen Werk besteht sicherlich bei 
dem, der Chemie nur als Hilfsfach betrachtet und der dem- 
entsprechend in einem Bud alles finden will, was ihn von 
der Chemie interessiert, ein Bedürfnis. Dieser Leserkreis wird 
es auch begrüßen, daß bei der Besprechung der einzelnen 
Stoffe ihre wichtigsten physikalischen Eigenschaften, wie 
Kristallsystem, Farbe, Dichte, Schmelz- und Siedepunkt, Lös- 
lichkeit, Festigkeit usw. angeführt sind, so daß das Buch ein 
kleines Nachschlagewerk darstellt. 

In dem Werk sind auf etwa 500 Seiten die wichtigsten 
Kapitel der anorganischen Chemie und Technologie darge- 
stellt, während etwas über 200 Seiten Fragen der organischen 
Chemie und Technologie betreffen. Dabei scheinen dem Re- 
ferenten die technologischen Kapitel im großen und ganzen 
gelungen. Es sind hier überall die für die moderne Entwick- 
iung kennzeichnenden Verfahren geschickt dargestellt. Die- 
sem technologischen Teil gehörte offenbar die besondere 
Liebe des Verfassers. 

Dagegen ist ihm der wissenschaftliche Teil nicht geglückt. 
Ganz abgesehen davon, daß wohl niemand auf dieser Grund- 
lage sich die Grundbegriffe der Chemie erarbeiten kann,, so 
spürt man auch an den verschiedensten Stellen, daß der Ver- 
fasser sich die Abfassung dieser Kapitel allzu leicht gemacht 
hat. So sind z. B. Nomenklaturfragen sehr nachlässig behan- 
delt. Was soll man dazu sagen, wenn [Co (NHs)e] (NOs)s mit 
der Formel Co [(NHs)e] (NOs)s dargestellt und als Hexamin- 
robaltitrinitrat bezeichnet wird. Daß dieses Salz Co '-Jonen 
liefert, wird außerdem niemand erwarten! Solche Beispiele 
iinden sich zahlreih. Formeln sind vielfach falsch: 
2NO: + H:O = HNO; + NO; statt PO; steht mehrfach 
P:Os! Für die Loschmidtsche Zahl wird der veraltete Wert 
6061023 angegeben. HsFs soll bei 1500°. beständig sein, 
CCl, soll C4- enthalten, Bra sich mit Kohlenstoff stürmisch ver- 
binden. Rechter und linker Handschuh sind kein zutreffendes 
Bild für cis-trans-Isomerie. Seit wann ist die einfache Bin- 
dung fester als die doppelte oder dreifache? Solche Fehler 
und Oberflächlichkeiten findet man vielfach. Wenn das Buch 
den angestrebten Zweck erreichen soll, muß man dringend 
raten, daß die theoretischen Abschnitte einer sehr gründ- 
lichen Umarbeitung unterzogen werden. Denn schließlich 
kann auch ein Ingenieur nur von einem solchen Buch Nutzen 
haben, in dem er grundlegende Fragen verständlich und rich- 
tig dargestellt findet. Gerade diese Kapitel müssen gut über- 
‘gt und sorgfältig durchgearbeitet sein. 

Druck und Ausstattung sind gut, der Preis angemessen. 

W. Klemm 


DK 620.179.152 (022.13) 

Materialprüfung mit Röntgenstrahlen unter besond. Berück- 
sihtig. d. Röntgenmetallkunde. Von Prof. Dr. Richard 
Glocker. 3., erweit. Aufl. Mit VIII u. 440 S., 349 B., Format 
we cm. Springer Verlag, Berlin 1949. Preis Ganzl. 
Das bekannte Buch, das als einziges in deutscher Sprache 
alle Arten der Röntgenuntersuchung von Werkstoffen in sich 
vereinigt, ist in dieser Auflage auf den neuesten Stand ge- 
bracht worden. Bei den Apparaten einschl. Röhren sind die 
neuesten Bauarten gezeigt. Neu eingearbeitet sind z. B. Be- 
‚rachtungsgeräte, Anwendung des Zählrohrs, das Betatron, 
Röntgenmetallographie, Bestimmung der Ladungsvertei- 
lung im Gitter, Untersuchung nicht kristalliner Stoffe. Er- 
weitert sind: Die Messung von elastischen Spannungen, die 
Strukturtafeln und der mathematische Anhang. Trotz dieser 


Stoffvermehrung wurde durch stofflihe und satztechnische 
Konzentration der Umfang des Buches nur um 50 Seiten 
vergrößert. Der Verlag hat diesem Standardwerk die be- 
kannte vorzügliche Ausstattung gegeben. C. Petersen 


DK 669.05 (042) 
Einführung in die Pulvermetallurgie. 8 Vorträge, gehalten 
im Pulvermetallurgischen Kolloquium 1948, veranst. v. Au- 
Beninstitut der Techn. Hochschule Graz. Herausgeg. v. Ober- 
ing. K. Wanke. Mit 198 S., 133 B. u. 22 Taf., Format 
16,5X 24,3 cm. Zu beziehen durch Fa. Kienreich, Graz, Sack- 
straße 6. Preis kart. ö. S. 40,—. 

Das vorliegende Bändchen stellt den Inhalt eines ein- 
wöchigen Pulvermetallurgischen Kolloquiums dar. Die Ver- 
fasser der Einzelaufsätze sind sämtlich Angehörige der Firma 
Metallwerk Plansee G. m. b. H., Reutee/Tirol. — Die Pulver- 
metallurgie gewinnt in den letzten Jahrzehnten starke Be- 
deútung und ist heute zu einem ansehnlichen Zweig der Me- 
tallkunde angewachsen. Gerade auf elektrotechnischem Ge- 
biete werden eine Reihe von Werkstoffen, wie die gesin- 
terten Magnet- und Kontaktwerkstoffe, heute laufend auf 
pulvermetallurgishem Wege hergestellt. In der spanab- 
hebenden Verarbeitung sind die Sinterhartmetalle unent- 
behrlich geworden. 

Das vorliegende Bändchen stellt einen klaren und über- 
sichtlihen Bericht über das Gesamtgebiet aus der Feder 
anerkannter Fachleute dar, wobei besonders auch die neue- 
sten Entwicklungen (z. B. die Eisenpulvermagnete von 
Néel und die Ferritentwicklung für Hochfrequenzkerne von 
Snoek) gewürdigt werden. Die 9 Einzelberichte behandeln 
1. Geschichte und theoretische Grundlagen, 2. Metallpulver, 
3. Technologische Einrichtungen, 4. Sintereisen und Sinter- 
stahl, 5. Sinterhartmetalle, 6. Pulvermetallurgie der hoch- 
schmelzenden Metalle, 7. Pulvermetallurgische Magnetwerk- 
stoffe und Sinterwerkstoffe mit besonderen physikalischen 
Eigenschaften, 8. Gesinterte Kontaktwerkstoffe, 9. Amalgame, 
Diamantmetalle und Metall-Metalloxyd-Systeme. Neben der 
umfangreichen Budhliteratur auf dem Gebiete der Pulver- 
metallurgie besitzt die vorliegende Schrift durchaus Existenz- 
berechtigung und wird besonders denjenigen willkommen 
sein, die auf zeitsparendem Wege einen Überblick über das 
Gesamtgebiet erhalten wollen. H. Fahlenbrach 


DK 621.791.052 (023.2) 
Neue Erkenntnisse und Entwicklungen beim Schweißen von 
Eisenwerkstoifen. Von Dr.-Ing. K. L. Zeyen. Mit 65 B, 
52 Taf. u. 216 S., Format 148X21 cm. Carl Hanser Verlag, 
München 1949. Preis kart. DM 10.80 Hln. DM 12,80. 
Nachdem 1948 das Buch „Schweißen der Eisenwerk- 
stoffe” desselben Verfassers herauskam, ohne die Fort- 
schritte während und nach dem Kriege zu berücksichtiaen. 
bringt diese das vorliegende Büchlein. Mit qroßem Fleiß 
ist das in- und ausländische Schrifttum ausqewertet worden, 
besonders so weit es das Sonderfachaebiet des Verfasers 
„Schweißbarkeit des Stahles und der Zusatzstoffe” betrifft. 
Bei den neuen Prüfverfahren fehlt das von Pohlman 
mit sichtbarem Ultraschall, welches im deutschem Schrift- 


‘tum schon im vorigen Jahr mehrfach eingehend behandelt 


wurde und wictia ist. Bei den neuen Schweißgeräten 
hätten die Andeutungen über den mvsteriösen Drehstrom- 
schweißumspanner mit aleich belasteten Phasen, der noch 
immer nicht auf dem Markt erscien, fehlen dürfen, dafür 
hätte aber das wichtige SSW-Hochfreauenz-Vorsatzgerät er-. 
wähnt werden können. Bei den Umhüllungqsmassen vermißt 
man das Silicon, welches den Schweißnähten eine sehr glatte 
Oberfläche verleiht. Die Normuna der englischen und ame- 
rikanischen Elektroden ist eingehend behandelt, die deut- 
shen nah Müller fehlen leider. Die Instandsetzung 
durch Schweißung besonders qroßer und schwieriaer Teile 
ist sehr stiefmütterlih bedacht angesichts ihrer z. T. aroßen 
Bedeutung, zumal qerade auf diesem Gebiete Aufklärung 
erwünscht ist, Die Angabe des Schrifttums hierüber fehlt 
vollkommen. Trotz dieser Anstände ist das Buch für jeden 
Fachmann wertvoll, besonders für diejeniaqen, die sich mit 
der Neufertigung durch Stahlschweißen befassen und die ja 
die überwiegende Mehrheit bilden. J. C. Fritz 


DK 621.96/.97(022.3) 
Praktische Stanzerei. Ein Buch f. Betrieb u. Büro m. Auf- 
gaben u. Lösungen. Von Eugen Kaczmarek. 3. erweit. 
u. verbess. Aufl. Bd. I: Schneiden und Stanzen mit den dazu 
gehör. Werkzeugen u. Maschinen. Mit 209 B., VIII u. 176 S., 
Format 8°. Bd. II: Ziehen, Hohlstanzen, Pressen, automat. 


104 


Zuführvorrichtungen. Mit 176 B., VII u. 165 S., Format 8°. 
Springer-Verlag, Berlin 1949. Preis je Bd. DM 13,50. 

Im elektotechnishen Apparatebau spielt die Herstellung 
von Blechteilen eine wichtige Rolle; der Gestalter darf von 
ihnen immer neue Formen und hohe Genauigkeiten er- 
warten und setzt sie immer mehr ein, weil sie billiger wer- 
den als Teile aus dem Vollen. Hinter diesen Möglichkei- 
ten steht die hochentwicelte Stanzereitechnik, zu deren 
Pionieren der Verfasser gehört. Was er in den beiden 
Bänden über Schneiden, Biegen, Tiefziehen, Hohlstanzen 
und Pressen schreibt, das ist ein ausgeschüttetes Füllhorn 
reicher, wohlgeordneter und in alle Einzelheiten durchdad- 
ter Erfahrungen. Es werden nicht nur die Verfahren, und 
zwar auch weniger bekannte, die Werkzeuge und Maschi- 
nen beschrieben, sondern auch zahlreiche Beispiele gegeben. 

Besonders wertvoll erscheinen die den Bänden einge- 
fügten Nachschlagteile mit Formeln und Zahlenwerten für 
die, Berechnung des Blechbedarfs und der Kräfte und Ta- 
feln über Normwerkzeuge. So findet nicht nur der Ferti- 
aungsingenieur Antwort auf so qut wie jede Frage beim 
Fertigen von Blechteilen, sondern auch der Gestalter wird 
Kaczmareks Praktische Stanzerei mit Vorteil zu Rate 
ziehen. O. Kienzle 


DK 62 (038) 


Technisches Fachwörterbuch der Grundstoff-Industrien. Teil 1: 
English-Deutsh. Von G. Lenk u. H. Börner. Mit 568 
S., Format ar. 8°. -Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1949. 
Preis DM 49 80. 

Der Bedarf an Wörterbüchern, insbesondere der engli- 
schen Sprache, ist in den Jahren nach dem Krieg sehr gestie- 
gen. Deshalb freut es besonders, wenn ein neues Fachwör- 
terbuch erscheint, das wieder eine Lücke schließt. Obgleich 
die gewählten Fachausdrücke größtenteils dem Bergbau, 
der Industrie Steine und Erde, dem Hüttenwesen, der Bauin- 
dustrie und der metallverarbeitenden Industrie entnommen 
sind, wird der Elektrotechniker das Buch sehr oft mit Vorteil 
verwenden können. Besonders wertvoll erscheint, daß die 
Verfasser über persönliche Erfahrungen in Nordamerika ver- 
fügen und daher imstande sind, die Sprachgepflogenheiten 
in den USA zu berücksichtigen. Das Sortieren der 45 000 Fach- 
ausdrücke nach Stichworten ist in vielen Fällen wertvoll, weil 
dadurch oft das Suchen zusammengehörender Ausdrücke be- 
schleunigt wird. Überhaupt hat man den Eindruck, daß sich 
die Verfasser redlich bemüht haben, nicht nur eine möglichst 
große Zahl von Wörtern zusammenzutragen, sondern auch 
dem Benutzer die Arbeit zu erleichtern. So findet man z. B. 
nicht wie üblich „Inch nur mit Zoll übersetzt, sondern es 
steht auch gleich die Übertragung in mm dabei, was einem das 
Nachschlagen in Tabellenbüchern erspart. Leider wird die- 
ser „Dienst am Kunden" von den meisten anderen Fachwör- 
terbüchern übersehen. Weiterhin ist außerordentlich ange- 
nehm, daß bei den Mineralien und anderen Grundstoffen die 
Zusammensetzungen und chemischen Formeln angegeben 
sind, so daß das Buch in vielen Fällen imstande ist, ein tech- 
nisches Lexikon zu ersetzen. 

Dadurch, daß für die deutschen Ausdrücke eine magere 
Fraktur, für die englischen eine halbfette Antiqua verwendet 
` wurde, wird der Text sehr übersichtlich. Der Einband ist ge- 
diegen; bedauerlich ist nur, daß das verwendete Papier in 
keinem Verhältnis zu dem ziemlich hohen Preis des Buches 
stel.t. W.H. Hansen 


Hersteller-Verzeichnis der deutschen Elektroindustrie. Von 
Ludw. Schmitt. 3. Aufl. Mit 287 S., Format 14,5X21 cm. 
Elektro-Verlag Ludwig Schmitt, Hannover 1949. Preis geb. 
DM 25,—. 

Mit einem Geleitwort des Vorsitzenden des VDE-Bezir- 
kes Niedersachsen ist jetzt die 3. Auflage des Verzeichnisses 
erschienen. Das bisher nur im Vervielfältigungsverfahren 
(1. Auflage 1948)! herausgegebene Handbuch liegt nun er- 
weitert und berichtigt in gedruckter Form vor. Damit hat es 
an Übersichtlichkeit sehr gewonnen. Ein alphabetisches Ver- 
zeichnis von über 3000 Herstellern aller vier Zonen mit An- 
schriften und Fabrikationsprogrammen, ein Bezugsquellen- 
nachweis nach Stichworten und ein Einkaufsreiseführer nach 
Orten — die beiden letzten mit Kennummern der Firmen — 
machen das Handbuch zu einem nützlichen Orientierungsmit- 
tel für den Ein- und Verkauf der Elektroindustrie, des Elek- 
trogroßhandels und des Handwerks. Pc. 


t ETZ 69 (1948) S. 107. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 4 


15. Februar 19% 


Der Volkswirt. Wirtschafts- u. Finanzzeitung. Verlag „Der 
Volkswirt”, Frankfurt a. M., Beethovenstr. 35a. Erscheint 
jeden Freitag, Einzelnummer DM 0,75. 

Seit dem 1. 12. 1949 hat „Der Volkswirt” sich mit de: 
Zeitschrift „Wirtschaftsverwaltung‘ vereinigt, die bisher vor 
der Verwaltung für Wirtschaft (VfW) herausgegeben wor- 
den war. Die VfW ist jetzt in das Bundesministerium 
für Wirtschaft überführt worden. Die Vereinigung beider 
Zeitschriften ist von Bundesminister Prof. Dr. Erhard im 
2. Novemberheft der „Wirtschaftsverwaltung‘ bekanntgege- 
ben worden. „Der Volkswirt‘ übernimmt damit auch die 
Aufgabe, die Offentlichkeit als Ergänzung zu den amtlichen 
Bekanntmachungen über die wirtschaftlichen Arbeiten und 
Pläne zu unterrichten. Darüber hinaus werden weiterhin die 
Einzelprobleme der Wirtschaft behandelt und ein „Handels 
teil” geboten. nk 


Helium. Roman von E. v. Khuon. Mit 262 S., Format 13X 
19,5 cm. Hanns Reich Verlag, München 1949. Preis in Ln 
geb. DM 7,50. 
Ein technischer Roman, kein Zukunftsroman, denn was 
er schildert, könnte morgen schon Wirklichkeit werden. 
Dabei sei von der Idee und deren technischer Ausgestaltung 
abgesehen; sie ist nicht neu, neu und zeitnah ist aber de: 
tragende Gedanke. Die Schreibweise enttäuscht, zumal im 
Anfang, der Roman ist kein Kunstwerk. Jedoch spitzt de: 
Verfasser das Geschehen in sehr packender Weise zu, & 
geht um die Frage, die v. Weizsäcker! durch die Worte 
formuliert hat: „Alles bis zur Selbtvernichtung Hegt in un- 
serer Macht. Nichts sagt uns mehr in verbindlicher Weise, | 
wie diese Macht anzuwenden sei. Nichts rechtfertigt die 
Hoffnung, daß sie von selbst zum Guten wirken werde.“ 
Ob es zur Weltvernichtung kommt, wird in dem Buche offen 
gelassen. Aber der Beginn der Selbtvernichtung, aus spieler- . 
haftem Machttriebe heraus, wird wirklich packend gestalte: 
und erscheint gerade heute geeignet, die Menschheit sehr 
nachdenklich zu stimmen. Wr 


Eingänge 
{Ausführliche Besprechung vorbehalten.) 

Der Lizenzvertrag und die internationale Patentverwertung. Vo: 
E. Neuberg. 100 S., Format 11,5x 18 cm. Verlag Chemie, Weinheis 
a. d. B. 1950. Preis Ganzl. DM 3,80. 

Handbuch für Hochfrequenz- und Elektrotechniker. Herausgeber C ut! 
Rint. 800 S., 646 B. u. Taf., Format 10,5x 16,5 cm. Verlag für Radc- 
Foto-Kinotechnik, Berlin 1949. Preis Ganzi. DM 20, —. 

Nomographie. Von P. Luckey. 6. Aufl., mit 107 S., 57 B., Formit 
13x 19 cm. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1949. Preis ka: 
DM 4,20. 

Theorie der Elektrizität. Von R. Becker. Bd 1: Einführung in die 
Maxwellsche Theorie. 14. Aufl. mit 240 S., 59 B., Format 152225 m. 
Preis geb. DM 13,60. Bd. II: Elektronentheorie. 7. Aufl. mit 336 S., 8 £. 
Format 15x 22,5 cm. Preis geb. DM 15,20. 
schaft, Leipzig 1949. 

Einführung In die Siebschaltungstheorie der elektr. Nachrichtentec:.i 
Von R. Feldkeller. 3. Aufi. mit 160 S., 121 B., Format 14x 2 a 
S. Hirzel Verlag 1949. Preis kart. DM 12,—. 


B. G. Teubner Verlagsge:e.- 
í C. F.v. Weizsäcker: Die Geschichte der Natur, S. 18. Vers] 
Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1948. 


Diesem Heft sind Prospekte der Firmen STEG und Felten & Gelllesu 
Carlswerk AG. beigefügt. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. Volker Aschoff, Freiburg i. Br., Jacobistr. 29 

Fritz Driescher sen., Rheydt/Rhld. a. 

Dipl.-Ing. H R. Eggers, Heiligenhaus Bez. Düsseldorf, Hauptstr. 2% 

Dr.-Ing. Walther Koch, Berlin-Südende, Lange Str. 14 

Dr.-Ing. A. Roggendorf, Bitterfeld, Ignaz-Stroof-Str. 1b 

Dr.-Ing. Siegmund Wintergerst, T H. Münden, 
Walter-von-Dy«&k-Pl. 1 


Abschluß des Heftes: 7. Februar 1950 


Scriftleitung: G.H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K 4- 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pers!” 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupper 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf: 377 08. ; 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppe:tal-Elberfeld, Friedridh-Ebdert-Str. !'! 
Postfach 667. Fernruf: 379 59. Í 
Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH, wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag, für Nid“ 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Wuppertal 


E I Z 


ENGINEERING 
LIBRARY 


APR 21 1950 


Versandpostamt Unna 


!ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 
a EEE ut 


INHALT 


Uber die Qualität von Widerständen in gedruckten Schaltungen. 
G. Matthaes, 105 


Ober die Auslegung von Asynchronmotoren für den Antrieb von Zentri- 
fugea. F Oertel. 107 


Zur Frage der Scheider bei Bleisammlem. W. Kangro. Lii 
Neutronenbeugung. J. Euler, 113 

Kleinstwegmessung mit induktivem Geber. F, Stejskal. 115 
Die deutsche elektrotechnische Produktion. W Hofmeier. 117. 


Rundschau 


Röhrenrelais zur Fesstellung plötzl. Entlastungen elektr, Generatoren, 
119 — Wesenszüge einer Elektrizitätswirtschaft, 119 — Allgemeine u. 
gemeinsame Prinzipien des Aufbaues von Meßgeräten. 119 — Neues 
Siatisches Voltmeter. 120 — Prüfklemmen f. Hoch- und Niederspannungs- 
MeBsätze. 120 — Glühlampen hoher Leistung. 120 — Der Stoßdurch- 
schlag in Luft bei Unterd: uck n., Reihenmessungen m d. Kathodenstrahl- 
öszillogr. 121 — Durchschlagsfestigkeit v. Luft bei ultrahohen Frequen- 
zen. 121 — Abhängigkeit des Koronaeffekts v. Leiterdurchmesser u. 
profil, 122 — Haärtpapierdurchführung f. Höchstspannungen 122 — 
Protolit-Heizrohr, 122 — Ein Elektroptlug. 123 — Die Internationale 
Fernsehtagung in Zürich. 123 — Fernsehen als Hilfsmittel bej der 
dirurg. Lehrtätigkeit, 124 — Das Drehstromsystem mit veränderl, Pha- 
senspännungen. 124 — Form u. Größe ferromagnet. Elementarbereiche 


an Einkristallen 124 — Präzisionsmessung der spezif. Ladung e/m. 125 

— Wärmedehnungsprüfung u. Wärmealterungsprüfung v. Lackdrähten., 

125 — Der zweiteilige Umsetzer. 126 — Leitender Bodenbelag f. Kran- 

kenhäuser. 126 — Automat. Ferngesprächsaufnahme u. -wiedergabe. 126 

— Deutsche Erfinder- u. Neuheiten-Messe 126 — 50 Jahre \,‚Um- 

schau'’, 126, 

Verschiedenes 

VDE: Außerkraftsetzung von VDE 0120 K/II. 44. 127 — Bezug der VDE- 
Vorschriften, 127 — 50 Jahre VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, 127 

Sitzungskalender: 127 

Persönliches: O. v. Auwers # 127 — Th. Lehmann ț. 13 — 
E.Märkert. 18—J.Bruncken, 128 —H. Mecke, 128 

Hochschulnachrichten: 128 

Buchbesprechungen: E Schultz t: Mathemat. u, techn, Tabellen f. 
Maschinenbau, 128 — Rihard Willstätter: Aus meinem Le- 
ben. 128 — H., A. Leuthold: Die Elektrizitätsversorgung in d. 
Nordostschweiz. 129 — K. Küpfmüller; Systemtheorie der 
elektr, Nachrichtenübertragung. 129 — J. Fritsch: Talsperren- 
beton 19 — A. Leonhard: Elektr, Antriebe.. 129 — W, Die- 
fenbach: Handb, d. Rundfunk-Reparaturtechnik. 130 — C. W. 
Groß: Erfindungen u. Patente. 130 — A, C. Krieger: Radio- 
technisches Wörterbuch. 130 

Fingänge: 130 


DREHSTROM- 


GENERATOREN BIS 1000 kVA 
SPEZIALNUT-MOTOREN BIS 1000 kW 
SCHLEIFRINGLAUFER - MOTOREN 

BIS 1000 kW 
HEBEZEUG-MOTOREN BIS 250 kW 


GLEICHSTROM- 


GENERATOREN UND MOTOREN 
BIS 500 kW 


UMFORMER 


FUR ALLE VERWENDUNGSZWECKE 
SCHWEISSUMFORMER 


MITTELFREQUENZ-UMFORMER 
BIS 10000 HERTZ 

INSBESONDERE 

FOR INDUKTIONSERHITZUNG 

LEONARD-UMFORMER 


SCHALTGERÄTE 
IN ALLEN AUSFUHRUNGEN 
AUCH SONDERAUSFUHRUNGEN 
SPEZIÄL-SCHALTSCHRANKE 
FOR DEN MASCHINENBAU 


= CONZ ELEKTRICITATS-GESELLSCHAFT M.B.H. 


HAMBURG-BAHRENFELD - FERNRUF: SAMMELNUMMER 492151 
TELEGRAMMADRESSE: CONZDYNAMO HAMBURG-BAHRENFELD 
FERNSCHREIBER: 02 1364 


rn EINER Be >. VER BIER 7. an EEE BR? 2727 FRE 


S HEFT (5105-130). 71. JAHRGANG.VDE-VERLAG GmbH. WUPPERTAL. 1.MARZ1950 


| Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


AEG 


Elfa-Automat 


Die Dauersicherung mit dem Druckknopf 


ALLGEMEINE ELEKTRICITATS - GESELLSCHAFT 
5009 


STARKSTROMBLEIKABEL 


Dehnungskabel - Gummibleikabel 


SCHWACHSTROMKABEL 


Kabel für Fernmeldezwecke 
Schadt- u. Grubenkabel 


ISOLIERTE LEITUNGEN 


ALLER ART 


Rohrdrähte glatt u. gerillt 
Feuchtraumleitungen - Gummischlaudleitungen 


LAND- u. SEEKABELWERKE 


AKTIENGESELLSCHAFT 


KOLN-NIPPES 


FERNRUF: 72651/52 


„Iroisdorfer 
Kunststoffe‘ 


Trolitax 
Dytron-Harigewebe 
Trolonit 


angewendet in: 
Fernmeldetechnik 
Beleuchtungstechnik 
Starkstromtechnik 
Schwachstromtechnik 


Radiotechnik 


Dynamit-Actien-Gesellschaft 
vormals Alfred Nobel& Co. 

Abt. Venditor Kunststoff-Verkauf 
Troisdorf, Bez. Köln 


DARIMANN &BRAUN HS 


FRANKFURT/MAIN 


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r: 


Trb rik elektrischer und wärmetechnischer Me ehgeräte 
S 


Elektrotechnische Zeitschrift 


` Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Übersicht. Gedruckte Schaltungen [1} treten immer mehr aus dem 
Stadıum des reinen Experimentes in die Wirklichkeit der praktischen An- 
weridung. Seit einiger Zeit werden sie in Italien auf industrieller Basis 
hergestellt. Uber die Technik des dabei verwendeten Schablonevordruck- 
‚s'fahrens wurde vom Verfasser schon an anderer Stelle berichtet [2]. In den 
nachfolgenden Abschnitten soll dagegen die zu erwartende Qualität gedruck- 
'eı Widerstände behandelt werden, und zwar, um Vergleichsmöglichkeiten 
zu geben, in einer direkten Gegenüberstellung mit den heute gebräuc- 
Lhsten Radiowiderständen, den Kohleschichtwiderständen. 

Die Qualität der Kohleschichtwiderstände wird durch 
Art und Beschaffenheit des keramischen Widerstandskörpers, 
den verwendeten Schutzlack und die fachgemäße Verarbei- 
tung bestimmt. Bei gedruckten Widerständen dagegen kom- 
men noch weitere Faktoren hinzu. Deren dünne Filme sind 
Konglomerate feinster Ruß- und Graphitteilchen, eventuell 
eines isolierenden Füllmaterials und eines als Bindemittel 
dienenden Kunstharzes. Von der chemischen und physikali- 
schen Eigenart jedes einzelnen dieser Bestandteile wird nicht 
nur der spezifische Widerstand des künftigen Filmes, sondern 
auch gleichzeitig dessen Qualität bestimmt. Damit ergibt sich 
für die Entwicklungsphase gedruckter Widerstände die Not- 
wendigkeit ausgedehnter, kostspieliger Versuche; anderseits 
bieten sich aber einem erfahrenen Techniker Möglichkeiten, 
die für Kohleschiditwiderstände nicht gegeben sind. Da letz- 
tere aus einer Schicht chemisch reiner pyrolytischer Kohle be- 
stehen, ist deren Verhalten als elektrischer Widerstand durch 
die physikalischen Eigenschaften der pyrolytischen Kohle be- 
grenzt, wobei allerdings noch Korrekturen je nach Art und 
Ausmaß des keramischen Körpers, des Gewindes und der 
Kohlekristalle möglich sind. An der Tatsache aber, daß z. B. 
Kohle einen negativen Temperaturkoeffizienten hat, kann 
nichts geändert werden, und alle Kohlewiderstände erhalten 
damit einen ausgeprägten negativen Temperaturkoeffizien- 
ten. Dagegen läßt sich für gedruckte Widerstände mit eini- 
ger Annäherung sagen, daß ihr Verhalten aus der Summe der 
Eigenschaften der einzelnen Bestandteile resultiert. Somit ist 
also oft die Möglichkeit gegeben, eine „negative' Eigenschaft 
durch Hinzufügen eines Stoffes mit einer „positiven Eigen- 
schaft aufzuheben oder zumindest zu bessern. So lassen sich 
durch richtige Wahl des Kunstharzes, des Mischungsverhält- 
nisses der Druckpaste, der Teilchengröße der festen Bestand- 
teile und durch Anwendung eines Füllmittels die Belastbar- 
keit der Widerstände, ihre Temperatur- und Spannungskoeffi- 
zienten, Geräusch, Hochfrequenzeigenschaften und die Fe- 
stigkeit gegen Witterungseinflüsse entscheidend beeinflus- 
sen. Daneben stehen selbstverständlich noch diejenigen 
Möglichkeiten offen, die sich für Kohleschichtwiderstände 
ergeben, wie Wahl von Art und Form der Unterlage, Länge 
des Widerstandes und Art der Lackierung. 

Die Auswahl unter den Kunstharzen ist allerdings recht 
cering. Bisher wurden hauptsächlich Bakelite, in geringem 
Umfange auch Äthylzellulose, Melaminaldehydharze und an- 
dere verwendet. Jedoch stellte sich immer wieder heraus, 
daß diese Widerstände in ihrer Güte den Anforderungen 
nicht entsprachen. Erst der Gebrauch der Silicone führte zu 
auten Ergebnissen. Doch brachte die Technik ihrer Anwen- 
dung anfänglich -größte Schwierigkeiten in die Fabrikation, 
einmal aus dem Umstande, daß Siliconharze die festen Teil- 
chen der Mischung schlecht binden, so daß die Homogenität 
der Filme und damit die Toleranz der Widerstände leidet, zum 
anderen daraus, daß Silicone gegen organische Lösungsmit- 
tel höchst empfindlich sind und somit durch die spätere Lak- 
kierung große Veränderungen der Widerstandswerte verur- 


Wuppertal, 1. März 1950 


Heft 5 


Uber die Qualität von Widerständen in gedruckten Schaltungen 
Von Gottfried Matthaes, Mailand | 


DK 621.396.692 


sacht werden können. Die befriedigende Lösung des letzte- 
ren Problemes hat z. B. im hier besprochenen Falle mehr Zeit 
und Versuche erfordert als die gesamte Entwicklung des Ver- 
fahrens. 


Die folgenden Ausführungen beziehen sich nur auf ge- 
druckte Widerstände, die Silicone als Binder enthalten. Alle 
Zahlenangaben beziehen sich auf Widerstände, die im mecha- 
nisierten Schablonendruckverfahren (Maschenzahl der Scha- 
blonenseide 50/cm) auf Hochfrequenzsteatitplatten von 2 mm 
Stärke gedruckt wurden; Unterlagenfläche 2,5 cm? je Wider- 
stand. Die Länge der mit einem Melaminharzlack überzoge- 
nen Widerstände betrug zwischen 1,4 und 1,6 cm bei einer 
Breite von 1,5 mm und einer Schichtdicke von 0,008 ... 0,01 cm. 
Als Nennwert wurde 0,25 W festgelegt. 

Belastbarkeit 

Die hervorstechendste Eigenschaft der Silicone ist ihre 
Hitzebeständigkeit. Die Temperatur der heißesten Stelle ge- 
druckter Widerstände mußte wegen der geringen Wärme- 
festigkeit der früher verwendeten Kunstharze niedrig gehal- 
ten werden. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die Ober- 
fläche der Widerstände unverhältnismäßig groß zu gestal- 
ten oder aber starke Veränderungen des Widerstandswertes 
bei Belastung in Kauf zu nehmen. Da mit Siliconharzen her- 
gestellte Widerstände Temperaturen von 150° und mehr aus- 
halten, ohne bleibende Veränderungen zu erleiden, lassen 
sich Widerstandsfilme normalen Ausmaßes mit überraschend 
guter Belastbarkeit drucken. Nachfolgend einige Versuchs- 
ergebnisse. 


1. UÜberlastversuch bis zum Versagen. — 
Bei einer Raumtemperatur von 27 °C wurden frei aufgehängte 
Widerstände in Intervallen von ganzen Vielfachen ihres 
Normwertes steigend überlastet. Nach jeder Erhöhung blie- 
ben die Widerstände 30 min unter der erreichten Last. Bis 
zu einer Afachen Last erlitten die Widerstände keine bleiben- 
den Veränderungen, meßbaren Ausmaßes. Bei Steigerung 
der Last auf das 6fache des Nennwertes blieben die Abwei- 
chungen noch unter 0,4%. Erst nach 12facher Last wurde der 
Widerstand „unendlich“, brannte also durch. 

2.Dauerlast. — Nad einer kontinuierlichen Last von 
2000 h bei Raumtemperatur von 25..30 °C ergaben sich die 
folgenden prozentualen Widerstandsveränderungen: 


Vielfaches R 
d. Nennlast Ifach 2fach 4fach 
R in % —02.. — 17 — 0,8 ... — 31 — 1,2.. + 6,1 


Kohleschichtwiderstände brachten bei kontinuierlicher, 
einfacher Dauerlast gleich gute, bei den übrigen Versuchen 
meist schlechtere Ergebnisse. Vor allem haben sie die unan- 
genehme Eigenschaft, vor dem Durchbrennen kurzzuschließen 
und so eventuell andere Einzelteile zu gefährden. 


Festigkeit gegen Witterungseinflüsse 

Dank der hohen Widerstandsfähigkeit der Silicone gegen 
Wasser erleiden gedruckte Widerstände bei Feuchtigkeits- 
versuchen nur geringe Abweichungen. Nach Aufhängung 
gedruckter Widerstände aller Werte in einer Atmosphäre 
von 96% relativer Feuchtigkeit bei 40 °C für 500 h ergaben 
die 15...30 min nach dem Versuche ausgeführten Messun- 
gen keine Abweichungen über 3,5%. 
Bei Verwendung anderer Kunstharze lagen die Abweichungen 


106 


wesentlich höher. Kohleschichtwiderstände normaler Fer- 
tigung zeigten Abweichungen, die, je nach Hersteller, im 
Durchschnitt zwischen 1,2 und 7% lagen. , 


Temperaturkoeffizient 
Beim Kohleschictwiderstand ist der Temperaturkoeffi- 
zient eine Funktion der Schichtdicke; er wird mit abnehmen- 


der Schichtdicke, also steigenden Widerstandswerten, stärker _ 


negativ. Dieses Verhalten wird durch das Schneiden des Ge- 
windes noch mehr ausgeprägt. Höchstohmige Widerstände 
leiden deshalb unter einem störenden negativen Temperatur- 
 koeffizienten. Der Temperaturkoeffizient gedruckter Wider- 


Bild 1. 


Prozentuale Widerstandsänderung mit der Temperatur für 
Kohleschicht- und gedruckte Widerstände. 


stände kann unabhängig vom Widerstandswert gehalten wer- 
den, da er allein durch die Zusammensetzung der Wider- 
standsmischung bestimmt ist. Durch deren geschickte Wahl 
ist es möglich, den Temperaturkoeffizienten zwischen 0 und 
80 °C mehrfach das Vorzeichen wechseln zu lassen, so daß sich 
der Widerstandswert in diesem Intervall nie um mehr als 4% 
vom Werte für 25 °C entfernt (Bild 1). 


Zeitliche Konstanz 

. Alle mit Kohle als leitendem Material hergestellten wi- 
derstände haben die Eigenart, kurz nach der Herstellung ihren 
Widerstandswert zu verändern. Dieser Umstand wird durch 
die vorangegangene Hitzebehandlung erklärlih. Die Mole- 
küle bzw. Kristalle nehmen nach und nach ihre freie Ruhe- 
lage ein. Diese Verschiebungen machen sich bei gedruckten 
Widerständen als eine ständige Abnahme des Widerstands- 
wertes bemerkbar, die erst nach vier bis sechs Monaten in 
ein leichtes Oszillieren übergeht. Wenn diese Erscheinung 
zwar auch für Kohleschichtwiderstände zutrifft, so haben diese 


Typische zeitliche Stabilisierungskurven gedruckter 
Widerstände. 


Bild 2. 


doch nach der Umkristallisierung eine bessere zeitliche Kon- 
stanz. Dieser Vorzug erstreckt sich allerdings nicht auf tiefste 
und höchste Widerstände. Bild 2 zeigt einige typische zeit- 
liche Stabilisierungskurven für gedruckte Widerstände. 


Spannungskoeffizient 

Der Widerstandswert ist bei beiden besprochenen Arten 
abhängig von der angelegten Spannung. Jedoch sind diese 
Abweichungen in beiden Fällen sehr klein. Gedruckte Wider- 
stände zeigen dann die besten Ergebnisse, wenn die Länge 
des Filmes maximal und die Menge des in der Mischung be- 
findlichen Dielektrikums, also des Kunstharzes, minimal ge- 
halten wird. Diese Tatsache gilt außer für den Spannungs- 
koeffizienten auch noch für das Verhalten bei hohen Frequen- 
zen und das Geräusch des Widerstandes. Außerdem steigen 
die Abweichungen mit steigendem Widerstandswert. Für gc- 
druckte Widerstände von 50 Q bis 20 kQ wurden 0,001... 
0.004°#°V und für Widerstände 0,1..2 MQ wurden 0,003 ... 
0,05976 V gemessen. Entsprechende Messungen mit Kohle- 
schichtwiderständen ergaben wenig höhere Spannungskoeffi- 
zienten. 


Widerstandsgeräusche 


Geräusche im Widerstand entstehen durch kleinste Fun- 
kenstrecken an den Kontaktstellen zweier Kohleteilchen. Die- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


Druckergebnisses, 


1.März 1950 


ses „Funken” ist umso ausgeprägter, je größer die Spannungs- 
Um das | 


differenz zwischen den jeweiligen Kontaktstellen ist. 
Geräusch zu verringern, hat man also die Kontaktstellen- 


| 
| 
| 


dichte zu erhöhen, was durch Benutzung feinster Ruß- und ` 


Graphitteilchen zu erzielen ist. Messungen gedruckter Wi- 
derstände ergaben bei Nennlast 0,21 ... 0,26 u V/V für Wider- 


stände von 1 k Q und 3 uV/V für 2 MQ-Widerstände (typische | 


Ergebnisse). Für Kohleschichtwiderstände bildet den aus- 


 schlaggebenden Faktor neben der Schichtdicke die Oberflä- 


chenbeschaffenheit des keramischen Widerstandskörpers. Bei 
sorgfältig bereiteten Oberflächen liegen typische Geräusch 
werte bei 0,15 uV/V für 1 kQ und bei 2 uV/V für 2 MQ, 

| Hochfrequenzeigenschaften 

Es ist bekannt, daß Radiowiderstände bei hohen Frequen- 


zen einen recht bedeutenden Abfall ihres Ohmwertes erlei- 
den. Für gedruckte Widerstände wird dieser dem „shunting 


effect” der als winzige Kondensatoren wirkenden Kobhleteil- 
chen zugeschrieben. Damit gilt auch als Bedingung für gute 
Hochfrequenzeigenschaften das unter „Geräusch” Gesagte. 
Bei gedruckten Widerständen wirkt sich weiterhin die Tat- 


sache günstig aus, daß an Stelle der großen Endkappen der 


Kohlenschichtwiderstände gedruckte Silberfilme kleinsten 
Querschnittes und damit vernachlässigbarer Kapazität treten. 
Jedoch ist bei beiden besprochenen Arten die Frequenzabhän- 
gigkeit gering im Vergleich zu anderen Typen, was auf die 
Feinheit der Widerstandsfilme zurüczuführen ist. 


Erzielbare Toleranzen 

Während bei Kohleschichtwiderständen der Endwert 
durch eine Folge von Einzelverrichtungen erreicht wird (Sor- 
tieren der bekohlten Körper nach Widerstandsbereichen, Ge- 
windeschneiden, Abgleichen) muß der endgültige Wider- 
standswert gedruckter Widerstände bereits durch den Akt des 
Druckes erzielt werden. Ein Abgleichen durch Abschaben 
oder Überpinseln ist zeitraubend und gefährdet die Qualität 
der Widerstände, die nach diesen Behandlungen selten gute 
zeitliche Konstanz aufweisen. Durch das -Abschaben werden 
die dünnen Filme verletzt, während durch ein UÜberpinsein 
der. Widerstände mit einer erneuten Schicht und nachfolgender 
Polymerisation Spannungen zwischen den verschiedenen 
Schichten auftreten. Ein Einsortieren der außerhalb der Tole- 
ranz liegenden Widerstände in andere Bereiche ist nicht mög- 
lich, da ein gedruckter Widerstand stets festes Glied einer 
Gruppe ist. 

Wenn auch zur Erreichung des gewünschten Wertes die 
verschiedensten Möglichkeiten offen stehen (Änderung der 
Zusammensetzung der Druckpaste, ihrer Viskosität, der Länge 
und Breite der Widerstandsstreifen, der Anzahl der aufzu- 
tragenden Schichten und der Maschengröße der Schablone! 
so wird man sich doch im allgemeinen begnügen müssen, in- 
nerhalb von 20% Toleranz zu arbeiten. Ein Erreichen von 
10% ist nur bei sorgfältigster Arbeitsweise und in Ausnahme- 
fällen möglich (günstige Gruppierung, günstige Widerstands- 


. werte). Voraussetzung ist jedoch selbst für das Einhalten der 


20%-Grenze, daß die durch das Lackieren verursachten Ver- 
änderungen klein sind. Einige Beispiele erzielter Drucktole- 
ranzen zweier Widerstandspasten für Serienherstellung 
sind achfolgend aufgeführt. Dabei bedeuten die angegebenen 
Prozente nicht die Abweichungen vom Mittel des: jeweilige: 
sondern vem vorgeschriebenen Wader- 
standswert. Dieser Umstand ist erwähnenswert, da die jewei- 
ligen Mittel von Druck zu Druck beträchtlich auseinander- 
liegen Können. 


Widerstandswert 


Schichtzahl H* innerh.v.10%o: py innerhv.it 

R _ BR E m 

1 10 61 72 75 87 

2 4,5 72 81 89 93 

3 3 75 85 90 96 

1 2000 51 64 - 72 83 

2 850 70 77 81 88 

3 580 70 79 84 9 

* H — Schablonendruk von Hand, m = mechanisierter Schabloner- 


druck. 


Die Aussichten für gute Drucktoleranzen steigen mit zu 
nehmender Schichtzahl, der Widerstandslänge und mit fallen- 


1. März 1950 


den Widerstandswerten (Ausnahme: tiefste Widerstände). 
M Selbstverständlich ist ein sauberer Druck der Silberfilme, die 
die Begrenzungen der Widerstandsfilme dafstellen, Voraus- 
setzung. 


- Zusammenfassung Í 
Es steht außer Zweifel, daß gedruckte Widerstände für 


den Hersteller wesentlich größere Schwierigkeiten und höhere 
Kosten in der Phase der Entwicklung und beginnenden Pro- 
duktion bringen als Kohleschichtwiderstände, Dieser Nadh- 
teil wog bisher umso schwerer, als die Qualität gedruckter 
4 Widerstände zu wünschen übrig ließ. So kam es, daß trotz 


2 "Von. F. Oertel, Berlin. 


Übersicht. Zu der im Titel umschlossenen Aufgabe liegen mancher- 
lei Darstellungen vor (siehe Schrifttumsverzeichnis am Schluß der Arbeit), 
deren Erkenntnisse besagen, daß zur einwandfreien Antriebsgestaltung auf 
diesem Gebiet besonders umfangreiche praktische Erfahrungen zu berück- 
s:chtigen sind. Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein, eine kurz zusammen- 
tassende, zur Unterrichtung für den Nachwuchs gedadte Darstellung 
zu geben, der vor der Aufgabe steht, die antriebstechnischen Erfordernisse 
rash so weit zu überblicken, um durchschnittlihe Aufgaben anpacken zu 
konnen, auch ohne bereits im eigenen Besitz aller jener der Praxis zu 
verdankenden Einzelerfahrungen zu sein. Ferner wurde Wert darauf gelegt, 
de beiden Hauptvertreter der Zentrifugen- und Motorarten, die bisher 
zeist gebietsmäßig getrennt behandelt worden sind (die Wäscheschleuder 
mt Drehstrom-Kurzschlußläufermotor und die Zucerschleuder mit Schleif- 
‚agieufermotor) in dieser Darstellung nicht vorsätzliih zu trennen. 
Das lauft alles darauf hinaus, nach Möglichkeit eine analytische Form zu 
xwinnen, die immer einen UÜberbli& am besten zu vermitteln vermag, 
un! gewisse damit notwendig werdende Annäherungen in Kauf zu nehmen. 
E:n solches Darstellungsziel dürfte bei ausreichendem Hinweis auf die im 
praktischen Ausführungsiall vermehrt heranzuziehenden Erfahrungstatsachen 
wnh! seine Berechtigung finden. . 


Absetzende Betriebsweise 


Die Zentrifugenantriebe sind Schwungmassenantriebe. 


Durch diese Eigenschaft wird die Aufgabe der Motorgrößenbe- 
stimmung nicht erleichtert und noch weniger durch die vor- 
wiegende absetzende’Betriebsweise, die in Bild 1 schematisch 
für eine mit Kurzschlußläu- 
fermotor betriebene Textil- 
schleuder als Beispiel darge- 
stellt sei. Der Drehzahlan- 
stieg ist vorerst der Einfach- 
teit halber als gradlinig an- 
genommen, sowohl für den 
Anlauf- als für den Auslauf- 
abschnitt; das entsprechende 
Anlaufmoment ist dann kon- 
stant, muß nach Aufhören 
der Beschleunigung kleiner 
werden und auf den bloßen 
Reibungs- und Luftwiderstand 
bei gleichbleibenden Dreh- 
zahlen absinken. Die negati- 
‚en Diagrammflächen im Aus- 
laufabschnitt von M und N 
gelten für elektrische Nutz- 
bremsung und fallen bei me- 
chanischer Bremsung fort. 


LETZ M0) 


Bild 1. Arbeitsspiel bei absetzender 


Arbeitsweise. 


n Drehzahl min-t 

Zentrifugenarten N Ba RW 
Zentrifugen dienen be- 7 a = ; 
kanntlih zur mechanischen Is Bremsen : 
Trennung von Stoffen mit ? eat ; 


vershiedenem spezifischem l 

Gewicht, wobei der eine Bestandteil vielfach flüssig oder auch 
fest, körnig sein kann. Diese Schleudern stellen vermöge ihrer 
ohen Fliehkraftentfaltung eine mechanische Weiterentwick- 
lung der Siebe und Filter in Richtung auf höhere Beschleuni- 
qung als die der Erde (g) dar. Bei der Textilschleuder, die zur 
mechanischen Vorentwässerung von im Naßzustand veredel- 
ten Geweben, Stoffbahnen, Garnsträngen usw. dient, ist eine 
etwas längere Pause nach jedem Arbeitsspiel zum Be- und 


Entladen bei Stillstand und damit eine absetzende Betriebs- - 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 5 107 


der verlockenden Möglichkeiten, die gedruckte Schaltungen 
darboten, die praktische Anwendung dieser Technik nur sehr 
langsam oder scheinbar gar nicht vorankam. Durch unermüd- 
liche, in aller Stille durchgeführte Versuche ist die Qualität 
gedruckter Widerstände nun so weit vorwärts getrieben wor- 
den, daß sie derjenigen der bisher üblichen Radiowiderstände 
gleich wurde. Damit dürfte die bisher gehemmte Entwicklung 
gedruckter Schaltungen nun endgültig in Fluß kommen. 


Schrifttum 


4 
[1] ETZ 71 (1950) S. 48 . 
[2] G. Matthaes: Techn. Rdsch., Bern 42 (1950) Nr. 6. 


Über die Auslegung von Asynchronmotoren für den Antrieb von Zentrifugen 


DK 621.34 : 621.928.3: 


weise unvermeidlih. Da das Einladen textiler Stoffballen 
meist nicht gleichmäßig genug am Umfang des Schleuderkes- 
sels vor sich get, treten beim Schleudern merkliche Unwud- 
ten auf, die u. a. einer Verwendung von Drehstrom-Kommu- 
tatoren für Textilschleudern wegen Gefährdung des Motor- 
bürstenapparates bislang im Weg gestanden haben. Maschi- 
nenbauseitig hat das zur Schaffung der Pendelzentrifuge ge- 
führt, bei welcher sich der Schleuderkessel frei in seine jewei- 
lige Trägheitsachse einstellen kann. 

Eigentlihe Schwierigkeiten in der Antriebsgestaltung 
und Bemessung sind vorwiegend bei den Wäsceschlleudern 
(mit Kurzschlußläufermotor) und den Zucerschleudern (mit 
Scleifringläuferantrieb) zu finden; die weiteren Ausführun- 
gen seien daher auf diese beiden Hauptvertreter beschränkt. 


Motorenarten 

Fahrbilder nach Bild 1 sind in befriedigender Weise durch 
Motoren mit Nebensclußverhalten zu verwirklichen. So hat 
man ursprünglih mit gutem Ergebnis Gleichstrom-Neben- 
schlußmotoren verwendet, kam aber wieder davon ab wegen 
der fast immer nötigen unwirtschaftlihen Umformung aus 
Drehstrom. Mehr Aussichten bietet in dieser Hinsicht der 
Drehstrom-Nebenschlußmotor, dessen Durchbildung [4] für die 
Zwecke des Zentrifugenantriebes aber noch ganz im Anfang 
steht. Er kommt in erster Linie für Zuckerschleudern in Be- 
tracht, für Textilschleudern weniger aus dem schon erwähnten 
Grunde des Auftretens von Rüttelbewegungen. Zudem steht 
der Beschaffungsaufwand für einen Drehstrom-Nebenscluß- 
motor einer Textilschleuder in einem wesentlich ungünstige- 
ren Verhältnis zu dem der anzutreibenden Maschine selbst 
als der Zuckerzentrifugen. So liegt bis auf weiteres für beide 
Zentrifugenarten das Hauptanwendungsfeld bei den Asyn- 
chronmotoren, weswegen sich die nachfolgenden Ausführun- 
gen hinsichtlich der Motorart auf diese beschränken mögen. 

Für die erforderlihe Motorgröße ist in erster Linie der 
Umstand maßgebend,. daß Schwungmassen rasch wiederholt 
auf ihre Betriebsdrehzahl zu bringen sind, wofür der Motor 
ein ausreichendes Anzugsmoment zu entwickeln hat, und daß 
dadurch eine besonders große Wärmemenge in Motorständer 
wie -läufer hervorgerufen wird, was nicht zu einer Überschrei- . 
tung der zuzulassenden Temperatur in den Motorwicklungen 
führen darf. 

Leistungsbedarf 

In energetischer Hinsicht ist zunächst darauf hinzuweisen, 
daß gegenüber der Beschleunigungsleistung während des An- 
laufens die Schleuderleistung nach beendetem Drehzahlan- 
stieg stark zurücktritt. Das an sich niedrige Reibungsmoment 
der gut gelagerten Schleuderkessel wächst mit der Anlauf- 
drehzahl etwa quadratisch [8] auf seinen Schleuderwert an, 
macht sich also erst in der letzten Phase des Anlaufs bemerk- 
bar und kann daher, wie im folgenden geschieht, ohne Fehler 
vernachlässigt werden. 

Die Motorgröße ist also vorwiegend durch die Beschleu- 
nigungsleistung bestimmt, vornehmlich bei Textilschleudern, 
bei denen auf die Möglichkeit der elektrischen Gegenstrom- 
bremsung des Kurzschlußläufermotors zum Stillsetzen meist 


108 


verzichtet wird. Für die Größe von Beschleunigungsmoment 
und -leistung ergibt sich unter Zugrundelegung des geradlini- 
gen Drehzahlanstiegs (nach Bild 1) folgender Anhaltspunkt: 


an 


Beschleunigung € = 30 i (1) 


n = Drehzahl/min, tı = Anlaufdauer in sec 


= GDF. ee j 
Me = Trägheitsmoment in kg ms 
g 
; GD’ an 
Beschleunigungmoment Mo = JT-E = —. - 2 
ıgung n a T 49.301, (2) 


Setzt man für das beschleunigende Moment des Asyn- 
chronmotors als gebräuchlichen Mittelwert über die Anlauf- 
dauer das 1,8fache des Nennmoments M an, so findet man die 
Motorleistung 


Mn 
N = -073 in kW (3) 
für den Beschleunigungsabschnitt mit M = M„/1,8 zu 
GD re 
Na = "655. 10°. h in kW. i (4) 


Damit wären die mechanischen Erfordernisse während 
des Anlaufs überschlägig berücksichtigt, aber noch nicht die 
Erwärmungsverhältnisse. Hat man nach vorstehendem Rech- 
nungsüberschlag oder sonstiger Schätzung die nächstgrößere 
fertigungsmäßige Motortype vorgesehen, ist diese nun auf 
Einhalten der zulässigen Erwärmung bzw. der in dieser Hin- 
sicht möglichen Spielzahl in der Zeiteinheit (Stunde) zu über- 
prüfen. 


Die Erwärmungsfrage und der mittlere 
quadratische Stromwert 

In dem Ausdruck (3) ist neben der Schleuderdrehzahl n 
das Moment M für die Motorgröße bestimmend. Es ist nach 
Bild 1 bei der aussetzenden Betriebsweise über den Gang 
eines Arbeitsspiels hinweg stufenweise verschieden. Wir 
müssen also einen Mittelwert bilden, aber nicht den üblichen 
algebraischen, sondern den sog. quadratischen Mittelwert, der 
die Wärmeentwiclung im Motor unter dem Gesichtswinkel 
einer Nichtüberschreitung der zulässigen Übertemperatur be- 
rüksictigt. Die Wärmemenge in einer 3phasigen Leiter- 
strecke folgt — unter Absehen von den vernachlässigbar! klei- 
nen Eisenverlusten — dem Ausdruck 


Q=3TRtin Ws. (5) 


Wir denken uns nun einen mittleren Strom Im als während 
der 3 Abschnitte des Arbeitsspieles konstant wirkend, so daß 


durch ihn. die gleiche Wärmemenge entstehe wie bei den - 


wirklichen Motorbeanspruchungen in den 3 Abschnitten zu- 
sammen. Damit haben wir dann die vorliegende absetzende 
Motorbeanspruchung in eine gedachte dauernde überführt. 
Die entsprechende Beziehung lautet (mit Rı= Ständer-, Ra = 
Läuferwiderstand, auf Ständer umgerechnet) nach Gl. (5): 


3Im (Ri + Rẹ) T 5 3 IP(Ri + R) ti + 3 I?(Ri + Re) te 
+ 3 h?(Ri + Ra) t3 


oder 


Im = V 1? t, Feet lt; (6) 


Wie gelangt man nun zur weiteren Auswertung des An- 
satzes (6)? 

Wenn eine Zentrifuge erstellt werden soll, haben Bestel- 
ler und Maschinenbaufirma sich darüber klar zu werden, wel- 
che Größen das Packungsgewicht und der Packungsraum ha- 
ben sollen, womit Innendurchmesser und Raumhöhe des 
Schleuderkessels festliegen und dann die Schwungmomente 
leer wie gefüllt errechnet werden können. Weiterhin wird die 
Schleuderdrehzahl bekannt bzw. festzulegen sein, die wegen 
der überwiegenden Verwendung von Asynchronmotoren im 
allgemeinen mit 1000 U/min vorzufinden ist. Weiter wird 
über die ungefähren Werte der Spieldauer T eine gewisse 


! Vgl. Schrifttum [2], S. 504. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


ee Te, ee a 


t. März 195 


Vorstellung herrschen und die Netzspannung bekannt sein 
Dann ist das Wärmeäquivalent für den Schleuderabschnitt {t 
in Ausdruck (6) unschwer zu ermitteln. Als Anhaltspunkt 
dient eine Momentangabe für den Schleuderabschnitt (tə), wie 
sie aus vielen Messungen in Form eines Wertes von Mọ ir 
mkg bei Nenndrehzahl greifbar vorliegt. 


Ne = Men _ Uhcosq:r: |13 l in 
973 1000 
Me n - 1000 
daraus hb = — ~~ 


Ucos y.y- }3 - 973 

Es tritt übrigens, wie schon erwähnt, in Gl. (6) der mittlere 
Posten l2°te gegenüber den beiden anderen so weit zurück, da? 
man ihn ohne nennenswerte Fehler (-1%) vernachlässigen 
kann. 
Schwieriger liegt der Fall im Anlauf- und Auslaufab- 
schnitt (tı und t3), weil der Antriebsmotor hier nich« mit dem 
Nennmoment arbeitet, sondern nacheinander über alle Punkte 
seiner Momentencharakteristik hinweg beansprucht wird. Wir 
gehen hierbei aus von dem Ausdruck: (5), den wir in Richtung 
eines zweckmäßigen Vorgehens vereinfachen. Es handelt sid 
darum, die beim Anlauf und beim elektrischen Gegenstrom- 
bremsen entstehende Wärme aus dem Motor herauszubekom- 
men bzw. unschädlich zu machen. In dieser Hinsicht biete! 
der Motorläufer dem von ihm selbst erzeugten Kühlluftstron 
günstigere Möglichkeiten als der Motorständer. Wir sind also 
auf dem Wege zu dem vorgenannten Ziel, wenn wir die Wäar- 
meentwicklung nach Möglichkeit vom Ständer nach dem Läu- 
fer hinüber verlagern, aus dem wir’ die Wärme dann im Falle 
der Schleifringläuferausführung durch Zuschaltung getrennter. 
außerhalb des Motors befindliher Läuferwiderstände heraus- 
bekommen können. Dies führt dahin, den Läuferwiderstand 
Rə groß zu machen im Verhältnis zum Ständerwiderstand R, 
womit wohl die Ständerverluste und -wärme verkleinert, abe: 
der Asynchronantrieb von Zentrifugen grundsätzlich zu einem 
Verlustantrieb gestempelt wird. Für den Kurzschlußläufe: 
bedeutet die Unterbringung eines erhöhten Widerstandes eine 
anomale Motorausführung mit verhältnisgleich erhöhten 
Kippschlupf, während beim Schreifringläufer diese Eigenschatt 
ohne Abgehen von der normalen Ausführung mit üblicher Mo- 
mentenkennlinie einfach durch Vorschalten von Läuferwider- 
ständen zu erhalten ist. 


Verlustwärme und kinetische Energie 


Die im Motorständer und -läufer sich entwickelnde Wär- 
memenge 


Q = Qı + Qz in Ws | (5! 


verteilt sich bei Asynchronmotoren auf beide in dem Verha!t- 
nis ? 


Q Ralu? _ R . 
Q.: R.lk’, — R?’ is 


sofern man den Magnetisierungsstrom vernachlässigt, wie es 
weiterhin geschehen soll. Der gesamte Wärmeverlust in Stan- 
der und Läufer ist dann darstellbar durh 


Q Ti +0 = Q (14 p) in ws. 
N; % 


Ss #— 0 


(101 


Er wird nach dem Gesagten mit ver- 
größertem Läuferwiderstand immer 
kleiner. 


Wir suchen nun für den Läuferver- 
lust Qə eine Ausdrucksform, die uns 
gestattet, die Wärmeverluste während 
des Anlaufes (h) und der Stillsetzun«u 
(ts) durch entsprechende Werte lrt: 
bzw. Is?t3 nach dem Vorbild von 15! 
auszudrücken. Nun ist beim Asvn- 
chronmoter die Verlustleistung Q: 
(Bild 2) im Läufer auch gleich dem 
Schlupf mal der Drehfeldleistung? 


j 
(ETZI) 
Bild 2. Leistungs- und 
Schlupfbeziehung beim 
Asynchronmotor mit 

Wirkungsgrad 1. 


? Genau nur für stromverdrängungsfreie Motoren, vgl. [7], S. 376. 
? Vgl. [7], S. 375. 


1. März 1950 


Nda = M wgs, l (11) 


(12) 


also 


t i ` 
Q: = Ws [sM di in m kg. 
0 


M dt ist nach der allgemeinen Beschleunigungsgleichung 
dw 
de 

durch Iy de zu ersetzen, somit erhalten wir 


M= Ir 


nit wa > on. 


w 
Wegen = {| — s und D ds folgt 


wg 


als Wärmeentwicklung im Motorläufer zwischen zwei beliebi- 
gen Drehzahlen bzw. Schlupfwerten sı und sz: 


Sı Sı 
Q: = + IT ws f sdw = — Ir us’ fs ds 
` S3 S2 
ITøs j gjs  ITøsj „ 1. 
Q: = + = = = 8, | (13) 


Fur den vollständigen Anlauf eines 
Asynchronmotors von sə = 1 bis 
sı = 0 (bzw. kleiner Schlupf von 
etwa 3..5%) wird T 


IT os? 
Qua = ms , 


(14) 


In den Beziehungen (13) und 
'i4) stellt der Faktor IT wş?/2 die 
'm Läufer nach vollzogenem Anlauf 
sngesammelte kinetische Energie Bild 3. 
Jar. Ausdruck (14) besagt: Die Her- 
s'ellung von kinetischer Energie aus der elektrischen Energie- 
‘arm im Läufer der Asynchronmaschine ist zwangsläufig ver- 
saupft mit einem Verlustwärmeanfall in gleicher Höhe, und 
zwar unabhängig von allen elektrischen Größen des betref- 
lenden Motors, wie z. B. der Läuferstabform bei den Käfig- 
snkermotoren u. a. Verlustwärme und kinetische Energie 
ergeben zusammen die Drehfeldarbeit (IT wgs2), von der also 
beim Anlauf die Hälfte in Verlust geht. Diese Gleichheit von 
Verlustwärme und kinetischer Energie beschränkt sich nicht 
auf den Vorgang des Anlaufens, sondern gilt unter sinnge- 
majem Einsetzen der Integrationsgrenzen in Gleichung (12) 
nnd (13) auch für die Vorgänge des elektrischen Bremsens und 
jes Umsteuerns sowie ferner nicht nur für die vollständigen 
Vorgänge der genannten Art, sondern auch für nur teilweise 
volizogene. Die Wärmemengen erscheinen dann als Teile 
bzw. Mehrfache der kinetischen Energie für einen vollständi- 
gen Anlauf (Iy w,*/2.). 


Motoranlauf. 


=- 


Io: e 
Q: = = (sè s?) = 


GD? wg? 


3.4. g (Jin mkg. 


(15) 


Aus dieser Fassung leitet sich die bekannte Tatsache her, 


"aß der Wärmeverlust beim Gegenstrombremsen (sı = 2, 
„» = 1) das 3fache, beim Umsteuern von Asynchronmotoren 
las 4fache des Verlustes (bzw. der kinetischen Energie) wäh- 
end eines vollständigen Anlaufs beträgt. 
Der zulässige mittlere Stromwert. 
Kurzschlußläufermotoren 

Für den gedachten konstanten Strom I‘, der während des 
\slaufabschnittes eine gleiche Wärmemenge wie in (6) er- 
zeugt, gilt nun 


Q2 = 3 I?(Ri + Ra)t. in Ws. (16) 
ind bei Mitberücksichtigung des Ständers nach (10) ergibt sich 


- GD? wz? i R, 
79, as (s:*— s”) (i 25 = (17) 


315 (R, + R)= 


> 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 109 


EEE 


ws ]/ GD? 
4,9 ta R; j 


la 7 


(18) 


mit 9,8 im Zähler = Anzahl Wattsekunden je mkg als Strom- 
wert während des vollständigen Anlaufs ta (= tı nach Be- 
zeichnungsweise im Bild 1), unter Weglassung des Abschnitts 
tə (sofern dieser im Verhältnis zum Anlaufbedarf vernad- 
lässigbar bleibt), und ferner des Abschnitts ts, d. L. für Still- 
setzen der Zentrifuge mit mechanischem Abbremsen. 


. Die Arbeitsspieldauer 


Das andere Mal können wir unter I, den Strom I; wäh- 
rend einer vollständigen elektrischen Gegenstrombremsung 
verstehen, wofür der dreifache Beitrag einzusetzen ist. Bei 
Verzicht auf die elektrische Gegenstrombremsung ist unter 


der Wurzel in (19) noch durch 4 zu teilen bzw. I durd 2. 


zus.) OD 
245R, V taR; ` 


lm ist nun der äquivalente Dauerstromwert, mit dem man 
den Antriebsmotor als gleichbleibend belastet zu betrachten 
hat und nach dem nun der passende Motor aus der Liste 
herausgesucht werden kann. Daß hierzu in (19) schon be- 
stimmte Werte für Siänder- und Läuferwiderstand einzusetzen 
sind, besagt, daß man sich bei einer solchen Nachprüfung der 
Erwärmungsverhältnisse über die Größenordnung der zu er- 
wartenden Motorleistung schon vorher klargeworden sein 
muß, sei es durch Schätzung nach schon vorliegenden Ausfüh- 
rungen oder durch Überschlagsrechnung nach (1) bis (4). An- 
gesichts der Einfachheit des Ausdrucks (18, 19) bedeutet eine 
etwaige Wiederholung der Durchrechnung für die nächst grö- 
Bere Motortype keine Erschwerung. So gibt also der Ausdruck 
(18) bzw. (19) eine überschlägliche Lösung für Kurzschlußläu- 
ferantriebe, insbesondere von Textilschleudern, mit Antriebs- 
leistungen bis etwa 10 kW, wobei Ausführungen mit erhöh- 
tem Läuferwiderstand ein Mittel darstellen, um die im Motor 
anfallende Wärme so weit wie möglich auf den im Kühlluft- 
strom umlaufenden Sekundärteil zu verlagern. 

Zur Ermittlung der Spieldauer verhilft eine Kombination 
der allgemeinen Gleihung für die Beschleunigung von 
Schwungmassen 


ler = (19) 


dw. 
M = IT PTE 
mit der Beziehung 
u Sn (20) 
Mk Sy ski 
Sk S 


die 1916 von K lo s s' für stromverdrängungsfreie Kurzschluß- 
läufermotoren abgeleitet wurde. Wir erhalten damit 


Ir do Ires .(stsj)ds 
us 2Mk 7 2Ms S 
S _ı Sk 
Sk S 
Sue f : [= 4 
dt =S 2 Mk Sk S ds + Sk s s 
- IT og BE | 5 S3 r 
t = 2 Mk 2 Sk N, oder 
GD’w | s? — s” S l 
! = 4g-2Mk nt i a Fal 
l GD? g 
[= g Mk Als) = th (S), 


“ worin der Faktor tọ den Wert und die Bedeutung einer Zeit- 


konstante hat. 


4 Vgl. [8], S. 96. 


110 


Eine Untersuhung nach dem günstigsten Kippschlupf® 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


hinsichtlich kleinster Laufdauer ergibt 


dt u (a? = &)2 1 Se 
dsk å Sk? na S 
ra 
sk (opt) = | / $E ZS. (23) 
Di gan. 
S2 


Bild 4 zeigt einige Anlaufkennlinien \ von stromverdrängungs- 


freien Kurzschluß- 
läufermotoren und 
deren verschieden- 
artiges Verl.alten 
je nach dem Kipp- 
schlupf. Daraus ist 


der zeitliche Ver-. 
lauf der einzelnen 


Vorgänge des Ar- 
beitsspiels und als 
deren Summe die 
zur Auswertung 
von (19 und (20) be- 
nötigte Spieldauer 


1 
—— Ur 
Bild 4. Anlauf von Drehstrom- ` 
Kurzschlußläufermotoren. 


T zu bestimmen. Die günstigsten Kippschlupfwerte fallen um 
so mehr über die normaler Motoren {Kippschlupf 15 ... 250/0) 


hinaus, je mehr bzw. ausgiebi- 
ger von der Gegenstrombrem- 
sung Gebrauch gemacht wird. 
Das bedeutet für Kurzschlußläu- 
fermotoren wegen des entspre- 
chend zu erhöhenden Käfig- 
eine 
Ausführung (Widerstandsläufer, 
Bild 5) mit kleinerem Wirkungs- 
grad, die aber im Hinblick auf 


widerstandes 


SHRUBERS"E 
A EHET PEN 
| FTIN 


Bild 5. Anlaufkurven eines 

Stromverdrängungsläufers (a) 

und eines Schleifring- bzw. 
Rundstabläufers {b). 


—> Schlupf 


anomale 


die erwähnte Notwendigkeit, die Erwärmung vorzugsweise 
im Ständer gering zu kalten, dazu wegen der kürzeren Anlauf- 


dauer für Zentrifu- 2 


gen durchaus zu 
vertreten ist. Gün- 
stige Anlaufdauern 
werden auch bei 
den üblichen Strom- 
verdrängungsläu- 
fern schon mit klei- 
nerem Kippschlupf 
erreicht, weil bei 
ihnen die Moment- 
werte zwischen s = 
1 und s = 2 höher 
liegen. In bezug auf 


die Wärmervertei-' 


lung sind die Dop- 
pelstabläufer für 
Zentrifugen weni- 
ger günstig, da sich 
bei ihnen die Wär- 
me im äußeren An- 
laßteil zusammen- 
drängt, wobei 
hohe Außenerwär- 
mung auftreten 
kann®. Bei Verwen- 
dung dieser Moto- 
ren für Schleuder- 
antriebe ist man für 
eine scharfe Be- 
stimmung der An- 
laufzeiten usw. 
dann auf graphi- 
sche Verfahren an- 


un fi 
ur 
ee 


> 


ern IN 


Bild 6. Schaltung eines Schleuderantriebes mit 
Kurzschlußläufermotor. BM Bremsmagnet, 
Decelverriegelungsmagnet, Sch Schütz, VS Ver- 
riegelungsschalter, ZU Zeituhr, 

Vorbereitung an Steuerkreisen durch Schließen 
des Deckels (VS), 

Eınschalten durch Druckknopf „Ein”, Schließen des 
Steuerkreises (S — „Ein — Sh — ZU — 
VS — „Halt? — T) 

Schließen des Hauptschalters (Selbstschaltung über 
R-S). PBremsluftmagnet BM an Spannung, 
Bremse gelüftet, Motor läuft an. 

Ausschalten selbsttätig durch ZU nach beendetem 
Spiel durch Bimetallauslöser Bi bei Überer- 
wärmung); von Hand durch .Halt’: 

BM stromlos, Bremse fällt eın, Motor steht, 

u. Steuerstromkreis geöffnet. 


vs 


gewiesen, worauf hier nicht näher eingegangen werden soll. 


$ Vgl. [7]. S. 374. 
* vgl. [9]. S. 73. 


DVM 


1, März 19% 


Bei Textilschleudern wird der Kippschlupf bisweilen in 
der Größenordnung bis sk = 1 gewählt noch aus dem weite 
ren Grunde, um den Anlaßstrom klein zu halten, was fur 
Zentralen kleinerer Textilbetriebe in Provinzorten noch heute 
von Bedeutung sein kann, und wird wegen der verhältnis- 
mäßig leichten Maschinen (Antriebsleistungen bis etwa 10kW) 
aus Einfachheits- und Billigkeitsgründen auf die Möglichkeit 
der elektrischen Gegenstrombremsung meist verzichtet. 

Schaltbild 6 läßt in den Beschreibungen die Grundgedan- 
ken erkennen, nach denen:ein möglichst selbsttätiger Ablauf 
des Arbeitsspiels bei ausreichender Sicherung in Durdfüh- 
rung der Arbeitsgänge und Gefahrenfreiheit durch gegensei- 
tige Verriegelungsmaßnahmen angestrebt wird. | 


Antriebsbeispiel 


Es sei nun die Antriebsfindung nach den vorstehenden 
Darlegungen am Zahlenbeispiel eines der beiden Hauptver- 
treter der Zentrifugengattung, nämlich einer Textilschleude 
mit Kurzschlußmotor, in Form einer Aufgabe gekleidet, n 
etwas näher betrachtet. 

Eine Wäscheschleuder von 1000 mm Trommel 
durchmesser, für etwa 1000 U/min, Schwungmoment 230 kgm 
einschl. Füllung, reine Schleuderzeit 115 s bei 1 kW Lei 
stungsaufnahme, Beschickungspause 2!/s min, soll dur 
einen Drehstrom-Kurzschlußläufermotor bei 380 V und 50 HE! 
angetrieben werden. Es ist die passende Motorgröße zu bef 
stimmen und die zulässige Anzahl Arbeitsspiele je Stund 
mit und ohne elektrische Gegenstrombremsung, ferner d 
Motorausnutzunggrad, schließlich der Verlauf von Drehzah 
Drehmoment, Antriebsleistung über ein Arbeitsspiel zu er. 
mitteln und darzustellen. 


GD? = 230 kgm? (t = 100 s geschätzt) 
GD? n? 230 - (10°)? 23 
Na = 655.10%1, ~ 655. 10°. 10° ° 6,55 ™ 35kW 
Nn=4kW gewählt; x = 1; n = 965 U/min; Sn = 0.035; 
Mk = 10 mkg 


n=114A; R=12; R=69;7=0/1:cosp = 0,5 


GD? ws Ss? — 3° Sı 
t= whl) = -BoM ae + Sk In =] 
230 - 104,7 an 
9.10 = 30,7; = 2 = 104,7 s-! 
Anlauf: s, = 1 — & = sn = 0,035 
— 0,035? S \ 
EEE OR Sı = 1,965 — S, = | 
1,965 1,965) 
1-0 H: In i | = 27- 2,103 = 645 
Anlaufzet 4 = 118 s 
nude l = 115 , 3600 
remsen tł, = 645, I uns : 
Pause % = 150 , 447,5 SOPIEN 


|! 


T = 447,5 3 
lef nach Gl (19): 
104,7 1/ 230 


la. I Se 2 hL 
e 2.45 (3 125A > In 11,4 A. 
Für 8 Spiele ist Ief zu groß, es reicht nur für: 
42,8 \? 230 
r= (FiF) 6 ls bzw. -sa = 6,66 Spiele je Srun 


(Also größere Pausen notwendig?) 


Energetische Motorausnutzung 


Ndt 660 
B x TS ae 0,302 elektr. Gegenstrombremsun; 
380 


= 27.238 — 0,4 med. Bremsung. 


t. März 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 S 111 
ee ee = no on nn 


Zur Berechnung der Diagramme Bild 7 


2 Mk 
l= b ()n=ns(l—-s) M = ———-somit auh M = f(h)) 
Sk 5 
a i M 
-~ 973 
Anlauf Gegenstrombremsung 
siml iÍ MIN a| n'i lMĪMİÍN 
Urmin | sec mkg | kW U/min| sec | mkg | kW 
1: 0j 0 | 10 0 - 1,965 | 965 0 8l | 8,04 
ei lI-- — m m | mn u | am nn | mn 
027300 | 19 | 9,37 | 2,09 1,7 | 800 | 19,3 | 8,74 | 7,19 
os s0 | a 15 | 500 | s14 | 924 | 4,75 
12800 | S41 | 3M4 | 316 12: 200 | 522 | 984 | 202 
u wo | 86,1 | 182 | 1,08 1,0 | 0 e 0 | 0 
1035 965 |; 118 | 0,7 | 0,695 
Drehzahlen Momente 


——0 


Bild 7. Kennlinien eines Wäscheschleuder-Antriebes mit 
Drehstrom-Kurzschlußmotor. 


Die Leistungslinie in Bild 7 zeigt die mechanisch an die 
Schleuderwelle abgegebenen Beträge. Auf Darstellung der 
aufgenommenen Motorleistungen wurde verzichtet; diese sind 
im Augenblick des Hochlaufens wegen der hier niedrigen 
Werte von y und cos p am höchsten, um dann stetig auf die 
niedrige Schleuderleistung abzusinken. Der Verlauf der ein- 
zelnen Größen, nicht mehr geradlinig wie in Bild 1, zeigt 
schon mehr Annäherung an die wirkliche Form, wie sie aus 
Strom- oder Leistungsmessungen an ausgeführten Schleuder- 
antrieben zu entnehmen ist. 


Die energetische Ausnutzung der Asynchronmotoren bei 
Zentrifugenantrieben ist schlecht, obwohl sie thermisch bis an 
die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht sind. Darin 
liegt die Ursache für die schon seit geraumer Zeit laufenden 
Bemühungen, insbesondere bei den Zuckerschleudern, den 
Abstand zwischen der Schleuderdrehzahl und der Fülldrehzahl 
bei zuverlässigerem Festhalten der letzteren mit weniger 
Verlustwärmeanfall zu überbrücken, beispielsweise durch 
Verwendung einer oder mehrerer kleinerer Hilfsfrequenzen 
oder schließlih durch die stetige Regelmöglichkeit eines 
Drehstrom-Nebenschlußmotors. 


Im Laufe dieser Darstellung waren mehrere Annahmen 
gemacht worden; daher sind die Ergebnisse nicht als unum- 
stößlich endgültig zu ‘werten, sondern als UÜberscläge bzw. 
erste Anhaltspunkte. Darüber hinaus wird man im prakti- 
schen Ausführungsfall sicherheitshalber so vorgehen, daß die 
während eines Spieles tatsächlich auftretenden Drehmomente 
mit Zuschlägen für Lager- und Luftreibung im Benehmen mit 
der die Zentrifuge liefernden Maschinenfabrik möglichst ge- 
nau ermittelt und dann die Verluste (Eisen-, Ständer- und 
Läufer-), schließlich die Erwärmungen in Ständer- und Läufer- 
wicklung gesondert bestimmt werden. Hauptzweck der 
obigen Darlegungen sollte sein, neu in dieses Gebiet Eintre- 
tenden eine kurze Einführung nach dem heutigen Stande mit 
Unterrichtung über das Wesentliche zu bieten. 


Schrifttum 


[1] M. Kloss: Drehmoment und Schlüpfun omm 
Elektrotechn. 5 (1916) S. 59. Ba SR. DRAN ORmOISTE AT: 

[2] R. Rüdenberg: Der Anlaufvorgang bei Asynchronmotoren mit 
Kurzschlußläufer, Elektrotechn. u Masch.-Bau 37 (1919). 

[3] E. Ba yha: Die Anpassung elektrischer Zentrifugenantriebe an die 
Betriebsbedingungen. Zbl. Zucerind. 43 (1935) Nr. 21 u. 22. 

[4] G. Lameraner: Drehstrom-Nebenschlußmotor zum Antrieb von 
Zentrifugen, Elektrotechn. u. Masch.-Bau 54 (1936) S. 379. .- 

[5] F. Brabec: Der läufergespeiste Drehstrom-Nebenschlußmotor zum 
Antrieb raschlaufender Zuckerzentrifugen, Skoda-Mitt. (1939) S. 99. 

6] A. Leicher: Siemens-Z. (1941) H. 5, S. 182. 

JH. Sakreida: Uber die Schalthäufigkeit von Drehstrom-Käfig- 
läufermotoren kleiner Leistung, Elektrotechn. u. Masch.-Bau 59 (1941). 

[8] B. Plettner: Die Berechnung des elektrischen Einzelantriebes von 
Zuckerzentrifugen, Siemens-Z. (1943). 

[9] Moeller-Werr: Leitfaden der Elektrotechnik, Teil 4, Wechsel- 
strommaschinen. 

[10] Lehmann: Die Elektrotechnik u. die elektromotorischen Antriebe. 


Zur Frage der Scheider bei Bleisammiern 


Von W. Kangro, Braunschweig DK 621.355.1.035.3 


Übersicht. Der Aufsatz betrachtet die Materialwahl für Scheider in 
Semmiern. Vor- und Nachteile von Holzbrettchen und Kautschukdiaphrag- 
men werden gegeneinander gehalten und Anwendungsregeln gegeben. 


Ein in der Offentlichkeit vielfach wenig beachtetes Pro- 
blem bieten die Scheider in Bleisammlern. Meist wird die 
Frage nach geeigneten Scheidern als recht belanglos und 
zweitrangig im Vergleich mit den anderen Problemen der 
Akkumulatorentechnik angesehen. Daß aber auch auf diesem 
Gebiet sehr interessante Fragestellungen auftreten können, 
beweist schon die große Anzahl von Vorschlägen zur besten 
Lösung des Scheiderproblems. Die folgende Betrachtung soll 
die Frage nach geeigneten Scheidern vom technischen und 
wirtschaftlichen Standpunkte kurz umreißen. 

Die Scheider sind bekanntlich zwischen den Positiven und 
Negativen angeordnet. Sie haben die Aufgabe, den Abstand 
der Platten möglichst aufrecht zu erhalten, das Herausfallen 
der aktiven Massen zu verhindern und innere Kurzschlüsse 
zu vermeiden. Schon diese Aufgabenstellung zeigt, daß die 


verschiedenen Verwendungen des Bleisammlers eine durch- 
aus verschiedene Lösung des Scheiderproblems zulassen. 
Während bei Standbatterien Scheider im eigentlichen 
Sinne überflüssig sind — man nimmt hier vielfach einfach 
Glasröhren zur Abstandsregelung —, ist der Einbau von 
Scheidern in allen den Fällen unerläßlich, wo die Batterien 
Erschütterungen ausgesetzt sind, also in Fahrzeugbatterien 
aller Art. i 


Für Scheider in Fahrzeugbatterien sind die verschieden- 
sten Werkstoffe vorgeschlagen worden: Holzbretthen mit 
Wellscheidern aus Kunstmasse, Zellstoff, Glaswolle, Kaut- 
schuk und andere. Sofern diese Stoffe porös sind, ist ihre 
Verwendung grundsätzlich möglich. Nichtporöse Stoffe da- 
gegen scheiden aus: sie müßten gelocht werden und bieten an 
den Stellen der Durchlochung keinen Schutz gegen das Her- 
ausfallen der aktiven Massen, schirmen aber mit ihren mas- 
siven Teilen die Stromlinien ab. Auch an sich poröse Stoffe 
sind nur dann wirklich voll geeignet, wenn die Porosität über 


112 


die ganze Fläche gleichmäßig ist. Andernfalls wird die Ne- 
gative ungleichförmig bestrahlt, was zu Kapazitätsverlusten 
und anderen schwerwiegenden Nachteilen führen kann. 

Weitaus die wichtigste Verwendung von Bleisammlern 
in Fahrzeugen ist diejenige als Starterbatterie. Eigentüm- 
lich für diese Sammler sind die überaus großen Schwankun- 
gen in der Ampereentnahme, die dazu noch bei sehr verschie- 
denen Temperaturen erfolgen muß. Im Augenblick des Star- 
tens muß die Batterie oft mehr als das Zehnfache ihrer Nor- 
malentladestromstärke hergeben, im Winter noch weit mehr. 
Diese Anforderung bedingt ein genügend großes Säurevolu- 
men und vor allem einen sehr guten und schnellen Säureaus- 
tausch, d. h. eine möglichst ungehimderte und schnelle Diffu- 
sion der Säure in die Platten. Anderseits muß der Plattenab- 
stand schon aus Gründen der Raumersparnis, dann aber auch 
zur Herabsetzung des inneren Widerstandes möglichst ge- 
ring gehalten werden. Dadurch ist zwischen den Platten an 
sich schon wenig Säure vorhanden. Um so mehr muß dafür 
gesorgt werden, daß diese Säure rasch zu den aktiven Mas- 
sen gelangen kann. Der Scheider muß demzufolge sehr durch- 
lässig für die Säure sein und außerdem ein möglichst geringes 
Eigenvolumen einnehmen, d. h. möglichst wenig Säure ver- 
drängen. 

Diese Bedingungen erfüllt die Kombination Holzbrettchen 
(Stärke 0,4 mm) und durchlochter Wellscheider aus Kunst- 
masse (Stärke 0,4 mm, Wellenhöhe 1,9 mm) ausgezeichnet. 
Das Eigenvolumen dieser Kombination beträgt bei einem 
Querschnitt von 136 X 148 mm und einer Porosität des Holzes 
von 67% rund 5,8 cm?, während der Raum zwischen den Plat- 
ten bei einem Plattenabstand von 2,3 mm 46,3 cm? beträgt. 
Die Kombination nimmt demnach etwa 12,5% des Raumes zwi- 
schen den Platten ein. Die seit langem bekannte Eigenschaft 
des Holzes, an die Säure organische Stoffe abzugeben, die das 
Schrumpfen der aktiven Massen in der Negativen verhindert, 
erhöht den Wert der Kombination noch erheblich. 7 


Interessanter Weise sind nun neuerdings wieder Ver- 
suche gemacht worden, bei Starterbatterien statt der Kombi- 
nation Holzbretthen + Wellscheider andere Stoffe zu ver- 
wenden, insbesondere Kautschukdiaphragmen. An sich ist die- 
ser Gedanke nicht neu. Der Vorschlag wurde bereits im Rah- 
men der AFA im Jahre 1924 von Beckmann! gemacht. Je- 
doch konnten sich die Kautschukdiaphragmen bei Starterbat- 
terien in der Folgezeit nicht durchsetzen. Die Gründe hier- 
für dürften sowohl technischer als auch wirtschaftlicher Natur 
sein. 

Betrachtet man zunächst die technische Seite, so spricht 
für das Kautschukdiaphragma fraglos seine größere Haltbar- 
keit und besonders seine Wiederverwendbarkeit nach Repa- 
raturen. In dieser Hinsicht ist es dem Holzbrettchen über- 
legen. Andererseits weist das Kautschukdiaphragma aber 
auch nicht unerhebliche technische Nachteile auf. Zunächst ist 
hier eine gewisse Ungleichförmigkeit der Porosität zu erwäh- 
nen, die technisch wohl nie ganz zu vermeiden sein wird und 
die, falls sie stärker ausgeprägt auftritt, die oben erwähnten 
sehr ungünstigen Folgen nach sich zieht. Ferner nimmt das 
Kautschukdiaphragma bei einer Porosität von etwa 59 ... 60% 
rund 23...24% des Raumes zwischen den Platten ein, Hier- 
durch wird die Menge der unmittelbar den Platten zur Ver- 
fügung stehenden Säure weit stärker herabgesetzt als bei der 
Kombination Holzbretthen + Wellscheider. Endlich und 
vielleicht am meisten nachteilig dürfte die Hemmung der 
Säurediffusion durch die stärkere und weniger poröse Kaut- 
schukmembran sein. Gerade hierdurch leidet die Kapazität 
bei höherer Ampereentnahme außerordentlich. Und gerade 
solche weit überhöhte Stromentnahmen sind so recht das 
eigentliche Schicksal der Starterbatterie. 

Vom technischen Standpunkte kommt noch ein anderer 
Gesichtspunkt hinzu, der sehr zu ungunsten des Kautschuk- 
diaphragmas spricht, es ist dies das Fortfallen der oben be- 
reits erwähnten günstigen Wirkung des Holzes auf die Nega- 
tive. Man hat diesem Übelstand dadurch zu begegnen gesucht, 
daß man die Säure vor dem Einfüllen in die Batterie über Holz 


!Beckmann: ETZ 51 (1930) S. 1605; DRP 414 975 u. 439 415 (1924). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1. März 195 


mit den nützlichen Stoffen zu sättigen versucht hat. Jedod 
ergab diese Maßnahme keinen Erfolg. Offenbar werden die 
günstig wirkenden Stoffe vom Brettchen während seiner gan- 
zen Lebenszeit abgegeben. Denn ein Nachfüllen mit frischer 
Säure hebt die günstige Wirkung des Holzes nicht auf. Da 
angenommen werden muß, daß die günstig wirkenden Stoffe 
in der Negativen beim Laden und Entladen angegriffen, wenn 
nicht völlig zerstört werden, so muß auch angenommen wer- 
den, daß diese Wirkstoffe immer wieder neu an die Säure ab- 
gegeben werden. Es dürfte sehr interessant sein zu erfah- 
ren, wie sich die Negativen bei Verwendung von Kautschuk- 
diaphragmen auf die Dauer verhalten. Jedenfalls liegt hier 
ein Problem von nicht zu unterschätzender Bedeutung vor. 

Dies dürften wohl die Gründe sein, die vom technischen 
Standpunkte aus die Einführung von Kautschukdiaphragmen 
in die Starterbatterien bislang verhindert haben. Ja, selbst 
der einzige Vorteil, den das Kautschukdiaphragma gegenüber 
den Holzbrettchen aufzuweisen hat, seine längere Haltbar- 
keit und Wiederverwendbarkeit, ist praktisch meist nicht von 
Belang, da gute Holzbrettchen heute fast ausnahmslos eine 
höhere Lebensdauer aufweisen als die Platten selbst. Es 
dürfte technisch wenig sinnvoll sein, Einzelteilen eine weit 
höhere Lebensdauer zu geben als dem Gesamtgerät. 

Vom wirtschaftlihen Standpunkte aus ist zunächst fest- 
zustellen, daß die Kautschukdiaphragmen teurer sind als die 
Kombination Holzbretthen + Wellscheider. Doch muß hier 
die Einschränkung gemacht werden, daß ein Vergleich nur 
dann sinnvoll ist, wenn wirklich gute, -haltbare Holzbrettchen 
im Handel erhältlich sind. Das war nun nach 1945 in Deutsc- 
land vielfach nicht der Fall. Die damals notgedrungen ver- 
wandten Buchenholzbrettchen wiesen öfters erhebliche Mänge! 
auf. Kurz nach 1945 waren also die Kautschukdiaphragmen 
trotz ihres höheren Preises der Kombination Holzbrettchen -+ 
Wellscheider wirtschaftlich-technisch überlegen. Wie steht es 
aber heute? Heute ist die Krise in der Holzbrettchenherstel- 
lung bereits überwunden. Es gibt wieder gute Fichten- oder 
Pappelholzbrettchen und auc Brettchen aus ausländischen 
Hölzern. Allerdings belastet die Verwendung von ausländi- 
schen Hölzern unsere Devisenlage, doch gilt dies in gleichem 
Maße auch für die Kautschukdiaphragmen. Somit kann fest- 
gestellt werden, daß heute die Kombination Holzbrettchen + 
Wellsceider den Kautschukdiaphragmen bereits wieder wirt- 
.schaftlich überlegen ist. | 


Bringt die Verwendung von Kautschukdiaphragmen bei 
Starterbatterien somit weder einen technishen noch wirt- 
schaftlichen Vorteil mit sich, sondern im Gegenteil eher nur 
Nachteile, so kann sie doch bei Fahrzeugbatterien, die eine 
weit größere Lebensdauer aufweisen müssen, durchaus von 
Vorteil sein. Eine größere Lebensdauer als Starterbatterien 
können nur solche Zellen haben, die eine weit schonendere Be- 
handlung erfahren. Das sind z. B. die Antriebsbatterien von 
Fahrzeugen. Bei diesen schwankt die Stromentnahme weit 
weniger als bei Starterbatterien. Batterien dieser Art werden 
öfters repariert, da sie schon aus rein wirtschaftlichen Grün- 
den über längere Zeiten benutzt werden müssen. In diesen 
Fällen hat sich das Kautschukdiapk.ragma der Kombination 
Holzbrettchen + Wellscheider gegenüber als gleichwertig. 
wenn nicht überlegen gezeigt. Denn bei Reparaturen lassen 
sich die alten Holzbrettchen nicht wieder verwenden, wohl 
aber die Kautschukdiaphragmen. Trotz dieses für die Kaut- 
schukdiaphragmen sehr günstigen Umstandes haben sie sic 
auch bei Flugzeugbatterien einstweilen nur unvollständig ein- 
geführt. Die Gründe hierfür lassen sich nur schwer angeben, 
jedoch dürfte auch der Preis eine Rolle spielen. Außerdem 
kann sich auch die Ungleichförmigkeit der Porosität ungun- 
stig auswirken, es sei denn, daß es gelänge, die Porosität ge- 
nügend gleichförmig zu gestalten. 


Zusammenfassung: 
Bei Starterbatterien ist die Kombination Holzbrettchen + 


Wellscheider den Kautschukdiaphragmen technisch wie wirt- 


schaftlich überlegen. Für Antriebsbatterien dagegen kann 
die Verwendung von Kautschukdiaphragmen durchaus vorteil- 
haft sein. š 


1. März 1950 ` 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 113 


Neutronenbeugung 
Ein kurzer Überblick 


Von J. Euler, Braunschweig 


Zur Strukturanalyse wurden bisher nur die Beugungs- 
erscheinungen von Röntgenstrahlen und Elektronen ange- 
wendet. Seitdem in den USA durch die Atomumwandlungs- 
pıozesse ergiebige Neutronenquellen zur Verfügung stehen, 
kann man auch mit Neutronen Versuce zur Strukturaufklä- 
rıng machen. Die Neutronen lassen sich im Gegensatz zu 
Rontgenstrahlen auch an den leichten Kernen der organi- 
schen Substanzen streuen und bieten daher eine Reihe von 
Vorteilen. —- 


Jedem bewegten Elementarteilhen kommt nach de 
Broglie eine Wellenlänge A = h/mv zu. Darin ist h das 
Flanksche Wirkungsquantum, m die Masse und v die Ge- 
schwindigkeit des Teilchens. Lassen wir solche Elementarteil- 
chen auf Kristalle auftreffen, so werden sie wegen ihrer Wel- 
\ennatur abgebeugt, ebenso wie wir es seit den klassischen 
Versuchen von v. Laue,FriedrichundKnippingan 
dcn Röntgenstrahlen kennen. Messen wir die Beugung aus 
und kennen wir die Wellenlänge, so können wir Aussagen 
uber den krstallinen Aufbau der Materie machen. Dieses Ver- 
fahren ist — mit Röntgenstrahlen durchgeführt — seit langem 
en unentbehrlihes Hilfsmittel des Metallurgen geworden. 
Seit den Versuchen von DavissonundGermer, die die 
Beugung von Elektronen beim Durchgang durch dünne Me- 
Yalifolien zeigen konnten, ist neben die Röntgeninterferenz- 
wchnik eine analoge, mit mittelschnellen Elektronen arbei- 
tende Untersuchungsmethodik getreten. Sie hat uns in den 
ietzten Jahren eine große Zahl von interessanten Experimen- 
talarbeiten gebracht und gehört seit der Entwicklung der 
Elektronenoptik bereits zum Rüstzeug des Technikers. 


Neben diesen beiden, an Röntgenstrahlen und Elektro- 
nen auftretenden Erscheinungen nehmen in der letzten Zeit 
die beim Durchtritt von Neutronen durch Kristalle auftre- 
tenden Beugungsfiguren das Interesse der Physiker in An- 
spruch. Neutronen sind neutrale Elementarteilchen der Mas- 


se 1. Da sie nicht geladen sind, können sie praktisch nicht _ 


;onisieren. Sie sind deshalb weder in der Nebelkammer zu 
sehen, noch wirken sie auf normale Zählrohre. Da sie auch 
pl.otographische Schichten nicht schwärzen können, müssen 
wir die Kernreaktionen, die durch Neutronenbeschuß hervor- 
yerufen werden, zu Hilfe nehmen. Wir beobachten also nie- 
mals die Neutronen direkt, sondern die Partner der durch 
Neutronen hervorgerufenen Kernreaktionen. Die esten noch 
unvollkommenen Versuche zur Neutronenbeugung gehen auf 
v. Halban und Preiswerk (1936) zurück [3]. Damals 
standen nur schwache Neutronenquellen zur Verfügung [4]. 
Man mischte einen natürlichen, radioaktiven «a-Strahler mit 
Berylliumpulver und erhielt Neutronen nach der Gleichung: 


‘Be + ie — ',C +an. 


Aus einem Berylliumkern der Ladung 4 und der Masse 9 ent- 
steht durch Beschuß mit einem a-Teilchen (Heliumkern der 
Masse 4 und der Ladung 2) ein Kohlen- 
stoffkern (Masse 12 und Ladung 6) und 3a 
ein Neutron, das keine Ladung und die 

Masse 1 kat (Bild 1). Diese Neutronen 

sind aber noch zu schnell, ihre Wellen- 

‚änge ist also zu kurz. Die Wellenlänge 

muß ja stets in der gleichen Größen- 

ordnung liegen wie die Netzebenen- 


Lara 


Paraffin 


abstände der untersuchten Kristalle, Ferzltium 
damit die Beugungsbilder nicht zu klein "7 
werden. Das bedeutet also Wellenlän- Bid 1. Neutronenquelle: 


Eintritt von a-Teilchen aus 
einer Hochspannungsröhre 
oben, Austritt von thermi- 
schen Neutronen rechts. 


gen von rund 1 À, also 10-8 cm. Die 
durh die Kernreaktion gewonnenen 
Elektronen müssen also noch ver- 
‚angsamt werden. Man erreicht das bekanntlich durch vorge- 
lagerte Paraffinblöcke. Die Neutronen stoßen immer wieder 
auf C-Kerne und geben dabei ihre kinetische Energie ab. Sie 


. 1 kontinuierliche, 2 monochromatische 


DK 539.185 : 535.42 


treten schließlich mit thermischen Geschwindigkeiten aus und 
haben dann gerade die gewünschten Wellenlängen. Die aus 
der Kernreaktion stammenden Neutronen haben zunächst nur 
eine einheitliche Geschwindigkeit, also auch nur eine Wel- 
lenlänge: sie sind monochromatisch. Der statistische Cha- 
rakter der Bremsung im Paraffin bewirkt aber keine einheit- 
liche gebremste Geschwindigkeit, sondern ein breites kon- 
tinuierliches Spektrum. 

Die zunächst sehr schwachen Neutronenquellen konnten 
bald durch den Ersatz des natürlich-radioaktiven ‘a-Strahlers 
durch elektrisch beschleunigte a-Teilchen wesentlich verstärkt 
werden. So arbeitete Peter [5], der Grobstruktur-Durd- 
leuchtungen mit Neutronen durchführte, 1944 mit einer An- 
ordnung, die dreizehn Kilogramm Radium ersetzte. Aber 
erst die großtechnischen Ajomumwandlungen in den USA 
lieferten Neutronenquellen, die es erlaubten, auch mit aus- 
gesonderten, monochromatischen Wellenlängen Beugungs- 
versuche anzustellen. 

Bei der Herstellung von Plutonium zerschlägt ein Neu- 


tron einen = U-Kern in mehrere Spaltstücke. Dabei werden 
drei schnelle Neutronen frei, die durch Kohlenstoff gebremst 
werden. Von den drei langsamen Neutronen werden zwei 


innerhalb des U-Ofens zur Aufrechterhaltung der = U-Spal- 


tung und zum Aufbau der es Pu-Kerne verbraucht, während 
das dritte nach außen verloren geht. Jeder Uranbrenner stellt 
also eine sehr intensive Neutronenquelle dar. Die Neutronen 
haben auch bereits die richtigen Wellenlängen, so daß der 
Physiker nur seinen Apparat herantragen muß, um messen zu 
können. 

Aus der Röntgeninterferenztechnik kennen wir drei Ver- 
fahren zur Strukturbestimmung, die von v. Laue, Bragg 
und Debye und Scherrer angegeben worden sind 
(Bild 2). Das Verfahren nach 
v. Laue benutzt das konti- 
nuierlihe Röntgenspektrum, 
es arbeitet mit ruhenden Kri- 
stallen und liefert auf einer 
Photoplatte eine Verteilung 
von Interferenzpunkten, die 
in ihrer Lage zueinander ein 
Bild von Kristallsystem und 
Atomabstand sind. Ebensol- 
che Laue-Diagramme können 
wir auch mit Neutronen er- . 
halten. Wir müssen uns da- 
bei allerdings eines Kunst- 
griffes bedienen, denn Neu- 
tronen schwärzen die Photo- 
platte nicht. Wir legen auf 
die Schicht eine Silber- oder 
Indiumfolie. Die Neutronen 
machen z. B. das Silber für 
kurze Zeit (Halbwertszeit ~ 
40 s) y-aktiv und die y-Strahlen schwärzen die Plotoplatte, 

Das Braggsche Verfahren benutzt eine einzige Wellen- 
länge A und einen rotierenden Kristall. Er reflektiert nur 
dann, wenn eine bestimmte Beziehung zwischen Netzebenen- 
abstand d, Wellenlänge å und Winkel a zwischen Einfallsrich- 
tung und Netzebenen-Normale erfüllt ist: 2 d sin a = n Å 
(n= 1,2,3... .). Durch die Rotation des Kristalls wird a lau- 
fend geändert, so daß also nur bei bestimmten Kristallstel- 
lungen eine starke Reflexion auftritt. Da zwischen einfallen- 
dem und reflektiertem Bündel stets der Winkel 2a liegt, be- 
kommen wir auf einem rings angeordneten Filmstreifen be- 
stimmt geschwärzte Stellen, die durch Wellenlänge und Netz- 
ebenen-Abstand bestimmt sind. Ganz ähnlich arbeitet das 
Verfahren nah Debye-Scherrer. Hier verwendet man 


Strahlenquelle, 3 Platte bzw. Film, 
4 Blende, 5 Kristall, 6 Kristallpulver. 


Bild 2. Verfahren zur Kristallanalyse 
nah von Laue (a) Bragg (b) 
und Debye-Scherrer (c). 


u „Scherrer-Diagramme erhalten. 


114 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1, Mārz 1950 


Āe 


nicht einen einzigen rotierenden Kristall, sondern ein feines 
Kristalipulver, das alle Lagen der Netzebenen zum einfal- 
lenden Bündel gleichzeitig hat. 


Um das Verfahren auf Neutronen zu übertragen, müs- 
sen wir aus dem kontinuierlichen Spektrum, das die Neu- 
tronenquellen liefern, enge Spektralbezirke aussondern. Das 
kann z. B. durch Reflexion an Kristallen geschehen, wo- 
bei wieder dieoben angeführte 
Braggsche Gleichung benutzt 
. wird, nur daß diesmal nicht 
der Winkel, sondern die 
Wellenlänge geändert wird, 
Bild 3 [1]. Das zweite, von 
J. R. Dunning u. a. stam- 
mende Verfahren benutzt die 
verschiedenen Fluggeschwin- 
digkeiten der Korpuskeln. Die 
Neutronenquelle wird nur 
kurzzeitig freigegeben. Die 
Neutronen durchfliegen dann 
eine Strecke von etwa 50 cm 
und treffen auf einen zwei- 
ten Verschluß, der ebenfalls 
periodisch, aber gegenüber 
dem ersten phasenverschoben 
geöffnet wird. Durchgelassen 
werden nur Teilchen einer 
ganz bestimmten Geschwin- 
digkeit, also einer bestimm- 
ten Wellenlänge. Mit diesen 
ausgesonderten Spektralbe- 
‚zirken kann man Debye- 


1 Abschirmung d. Uran- 
brenners, 2 Steinsalzre- 


Allerdings photographiert 
man niat an Lynn flektor, 3 Paraffin, 4 Blei, 
det: Zählrohre, die mit dem 5 Cd-Verschluß, 6 Motor 

F i i tür Drehkristall, 7 BF,- 
Gas BP; geruit Sina Me . Zählrohr, 8 einfallender, 
Neutronen reagieren mit den 9 reflekt. Strahl, 10 Na Cl 
Bor-Kernen unter Bildung 


i : Bild 3. Gerät für Bragg-Aufnahmen 
eines a-Teilchens, 


mit Neutronen. 
10 1 Teri 4 
5 B 7 oN Ss Li + 2 Ks 


worauf das Zählrohr anspricht. 

Der Vorteil der Verwendung von Neutronen gegenüber 
Röntgenstrahlung oder Elektronen liegt darin, daß die Streu- 
ung der ungeladenen Neutronen nicht an der Atomhülle, 
sondern am Kern erfolgt. Bei Röntgenstrahlen sind für die 
Streuung die Hüllenelektronen fast ausschließlich verant- 


wortlich, die also am ganzen Atom von rund 1 Ä Ausdeh- 


Bild 4. Laue-Aufnahmen mit Neutronen und Röntgenstrahlen sehen völlig 
ähnlich aus. Das linke Bild ist mit Neutronen an Be erhalten, das rechte 
mit Röntgenstrahlen an Mg. (Nach Shull u. Wollan: Science 108 (1948) S. 69.) 


nung erfolgt. Die Ausdehnung der Atome ist aber etwa 
ebenso groß wie die untersuchten Atomabstände. Wir erhal- 
ten also nicht nur Interferenzen am Kristallgitter, sondern 
auch bereits am Einzelatom. Das bewirkt eine Verformung 
der Streukurve; Röntgenstrahlen werden in der Hauptsache 
in kleine Winkel gestreut, während Neutronen gleichmäßig 
in den gesamten Bereich gelangen können. Aus demselben 
Grunde werden Interferenzerscheinungen an mehratomigen 
Gasen mit Neutronen ausgeprägter erscheinen als mit Rönt- 
genstrahlen und Elektronen. Weiter werden Röntgenstrahlen 
an leichten Atomen, vor allem an Wasserstoff, wegen ihrer 
kleinen, nur wenige Elektronen umfassenden Hülle nur wenig 
gestreut. 


Zahlentafel 1 
relative Streuung für 


Element - Röntgenstrahlen Neutronen 
H 0.012 0.16 
C 0.48 0.38 
O 1.5 0.33 
Ce 6.7 1.04 
Cu 24 0.56 
Pb 240 0.79 


Die Zahlentafel 1 gibt uns die relativen Streuungen für ver- 
schiedene Elemente an. Bei Röntgenstrahlen ändern sie sic 
ziemlich stark, bei Neutronen kaum. Wir können also — 


wenn die experimentelle Technik erst entwickelt ist — auch 


Aufschlüsse über den Bau organischer Moleküle erwarten: 
einzelne Untersunchungen sind bereits durchgeführt. So konn- 
ten Wollan, Davidson und Shull [2] vor kurzem die 
Stellung der Wasserstoffatome in schwerem Eis D:sO festle- 
gen. Die Abstände der O-Atome kannte man bereits aus Ar- 
beiten mit Röntgenstrahlen. Für die Stellung der Wasser- 
stoffatome, an denen Röntgenstrahlen nicht genügend ge- 
streut werden, gab es lediglich eine Reihe von Theorien, zwi- 
schen denen jetzt experimentell entschieden werden konnte. 

Wälrrend die Streuung für Röntgenlicht an den Atomen 
gleichmäßig mit steigendem Atomgewicht zunimmt, können 
im periodischen System unmittelbar nebeneinander stehende 
Atome und sogar die verschiedenen Isotope des gleichen Ele- 
mentes gewisse unregelmäßige Unterschiede des Streuvermö- 
gens für Neutronen zeigen. Infolgedessen lassen sich oft 


 Überstrukturuntersuchungen an Legierungen, deren Bestand- 


teile im periodischen System benachbart sind, mit Neutronen 
besser durchführen als mit Röntgenlicht. Anderseits kann die 
Anwesenkeit verschiedener Isotope einen gewissen Anteil 
störender, inkohärenter Strahlung liefern, die sich für Rönt- 
genlicht nicht bemerkbar macht, weil die für die Röntgen- 
streuung verantwortlichen Elektronenhüllen der einzelnen 
Isotope praktisch identisch sind. Ähnliche, inkohärente Streu- 
ung kann auch die statistische Verteilung der Kernspins, der 
Drehimpulse, im Kristall hervorrufen, 

Arbeiten auf diesem neuen Gebiet sind an genügend in- 
tensive Neutronenquellen geknüpft, die im Augenblick nur 
in den Atomöfen in Oak-Ridge zur Verfügung stehen. Die 
Entwicklung wird dal.er notwendig langsamer vor sich gehen, 


als es erwünscht wäre. 


Schrifttum 


[1] C. G. Shull u. E. O. Wollan: X-Ray, Electron, and Neutron 
Diffraction. Science 108 (1948) S. 69. Dort Originalzitate. 

2] Wollan, Davidson u. Shull: Neutron Diffraction Study in 
the Structure of Ice. Phys. Rev. 75 (1949) S. 1348. 

B] Halbanu. Preiswerk: Kernpysik, Vorträge in Zürich, als Buch 
herausgegeben von E Bretscher. Berlin 1936, S. 51 .... 53. 

[4] Vgl. a. F. A. Heyn: ETZ 60 (1939) S. 578. — Neutronenemission von 
Uran s. Zinn u. Sczillard: ETZ 61 (1940) S. 682. — Spaltung 
des U ans s Hahn u. Straßmann: ETZ 61 (1940) S. 745: Yasa- 
ki. ETZ 62 (1941) S. 382. 

[5] Peter: Z. Naturforsch. 1 (1946) S. 557. . 

[6] L. G Shull u, E. O. Wollan: Naturwiss. 36 (1949) S. 201. 


— Ši 


1. März 1950 


Blektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 115 


Kleinstwegmessung mit induktivem Geber 


Von F. Stejskal, Heiligenkirchen b. Detmold 


Übersicht. Mechanische Schwingungen, wie sie bei der Erprobung 
von Fauizeugen oder ortsfesten Maschinen auftreten, werden mittels klei- 
ner Geberspulen in einer Kompensationsschaltung in elektrische Span- 
nungsschwankungen umgewandelt und von einem Schleifenoszillographen 
aufgezeichnet. Die Geberelemente und die Schaltungen werden beschrieben. 


1. Einleitung. — Bei der Erprobung von Fahrzeugen oder 
auch von stationären Maschinenanlagen ist es oft wichtig, 
daß man Verformungen oder Schwingungsvorgänge während 
des Betriebs an schwer zugänglichen Stellen feststellt. Die 
mechanische Aufzeichnung dieser Vorgänge (z. B. durch ein 
Ritzverfahren) ist nicht immer möglich. Vielfach ist auch 
der zeitliche Zusammenhang mehrerer Messungen an ver- 
schiedenen Stellen von Interesse. Man bedient sich dann 
eines elektrischen Verfahrens [1, 2, 3]. Die erforderlichen 
Meßgeber sollen einfach und billig sein, insbesondere wenn 
viele Meßstellen in Frage kommen. Sehr kleine und leichte 
Geberelemente können auf induktiver Grundlage gebaut 
werden. Da die verwendeten Spulen keinen hohen Innen- 
widerstand haben, ist die Verlegung der MebßBleitungen nicht 
kritisch, Abschirmung ist im allgemeinen nicht erforderlich. 


Bei einer Geberart wird durch den Meßvorgang ein 
Quer- oder ein Längsanker zwischen zwei gegeneinander 
festliegenden Spulen verschoben, so daß die Selbstinduktion 
der einen Spule etwas erhöht, die der andern Spule etwas 
erniedrigt wird. Beide Spulen liegen in einer Meßbrücke. 
Eine Ausführungsform für Meßstrecken von 10 bzw. 20 mm 
ist der Geber nah Ratzke [4]. Bei der Anordnung, die 


bier näher beschrieben werden soll, wird kein Anker ver- 


wendet. An der Meßstelle werden zwei Geberspulen (Bauart 
Felgner) in kleinem Abstand befestigt. Bei gegenseitiger 
Verschiebung der Spulen ändert sich ihre Gegeninduktivität. 


2. Geberelemente.e — Es wurden Spulenzylinder mit 
einem Außendurchmesser von 3 mm gebaut! (etwa 1g 
schwer). In vielen Fällen genügen Spulen mit doppelt so gro- 
Ben Abmessungen, die bei einiger Sorgfalt auch von normal 
eingerichteten feinmechanishen Werkstätten hergestellt 


LAU MB EEE LT Z HAZET IF 7) 
DV N 


h EA 


-o am’ ane ame ve ao a 


e— = Omm (bzw 20mm) >| , 


b Böckchen, k Spulenkern, s Spulenkörper, t Spulentopf,' w Wicklung; 
Strom von b über t, w zu k. 
Bild I. Geberelemente. 


werden können (Bild 1). Kern und Zylinder bestehen aus 
Weicheisen, der Spulenkörper aus Elfenbein (bzw. Kunst- 
stoff). Der Wicklungsanfang ist mit dem Kern verlötet, das 
Wicklungsende mit dem Zylindermantel. Um zwecks Aus- 
tauschmöglichkeit genau gleiche elektrische Werte der Ele- 
mente zu erzielen, müssen die Windungszahlen der Spulen 
(maßgebend für die Selbstinduktion) und auch die Drahtlän- 
gen (maßgebend für ohmschen Widerstand) bei allen Spu- 
len übereinstimmen. Um Abweichungen der Drahtlänge aus- 
gleichen zu können, läßt man am Wicklungsende ein kurzes 
Stück über, das man verdrillt, so daß es zur Selbstinduktion 
nicht beiträgt. Den genauen Selbstinduktionswert gleicht 
man durch Abschleifen des Zylinderdurchmessers ab. 


Die Geberröllchen schraubt man normalerweise in pas- 
sende Böckchen ein, die auf der Meßstelle aufgeklebt wer- 


ı Von der Fa.Gossen, Erlangen. | 


DK 621.317.39.082.743.4 ; 534.154 


den. Ein Paar solcher Geberspulen ergibt eine Meßstrecke 
von rd. 10 mm (größere Bauart rd. 20 mm). Statt die Geber 


 aufzukleben, kann man die Spulen auch in ein Joch einset- 


zen, das mittels Schneiden auf die Meßstelle gedrückt wird. 
Zwecks Kraftmessung können die Spulen auch in geeignete 
Stauchdosen eingesetzt werden. 


Außer dem Meßgeber benötigt man einen Eichge- 
ber. Er besteht aus einem Paar gleichartiger Geberspulen, 
deren Entfernung mittels einer Meßtrommel genau einge- 
stellt werden kann. — Je nach den zu erwartenden Auslen- 
kungen an der Meßstelle stellt man am Meßgeber einen 
Luftspalt von 0,1 bis 5 mm zwischen den Spulen ein (am be- 
sten mit Schablone). Bei empfindlichster Einstellung der Meß- 
einrichtung können Längenänderungen von 0,001 mm noch 
reproduzierbar gemessen werden (Kontrolle mit dem Opti- 
meter von Zeiß). Demnach werden sogar Wärmedehnungen 
angezeigt. Innerhalb eines Meßbereihs von + 0,1 mm er- 
folgt die Anzeige praktisch linear. 


3. Meßschaltung. — Den Grundgedanken der Anordnung 
(Trägerfrequenzverfahren) zeigt Bild 2a. Drei der verwende- 
ten Spulen sind gleichsinnig, eine gegensinnig gewickelt. Die 
Spulen a und b bilden den Meßgeber, c und d den Eichgeber, 
o F Pe a ; e i 


l} 
ES SEEE, E: SE ] 


Meßgeber 
a. b. Meflspannung s U 
U 
AEETI] Eichgeber 


a bis d Geberspulen; U Trägerfrequenzspannung, A U Meßspannung; 
rechts Eichkurve. 
Bild 2. Grundschaltung. 


der sich nahe der Registriereinrichtung befindet. Spulen a 
und c werden durch die Trägerfrequenz U gespeist. Die in 
den gegenüberliegenden Spulen b und d induzierten Span- 
nungen sind entgegengesetzt gerichtet, so daß bei gleich 
großem Luftspalt an Meß- und Eichgeber die Ausgangsspan- 
nung AU praktisch Null ist. Eine kleine verbleibende Rest- 
spannung rührt von den Eisenverlusten der Spulen her. Jede 
Abstandsänderung der Meß- oder Eichgeberspulen wird durch 
proportionale Spannungsänderungen AU angezeigt (Bild 2b). 
Da sich eine Verstellung am Meßgeber genau so auswirkt 
wie eine Verstellung am Eichgeber, kann die Eihhung durch 
schrittweise Umstellung am Eichgeber vorgenommen werden. 


Zur Messung und Registrierung der Ausgangsspannung 
AU dient eine Verstärkeranordnung mit nachfolgendem 
Schleifenoszillographen. Bild 3 zeigt das Schema der voll- 


U Trägerfrequenzspannung, 4U Meßspannung, a bis d Geberspulen, 
G Generator. Tı, T: Tiefpaß, Gl Gleichrichterbrüke, S Meßscdhleife, 
Vi, V: Verstärker. 

Bild 3. Blockschema der Meßschaltung. 


ständigen Meßscaltung. Im Tonfrequenzgenerator G wird 
die Trägerfrequenz von einigen kHz erzeugt. Diese Fre- 
quenz soll mindestens 5- bis 10mal so groß wie die Frequenz 


116 


der zu messenden mechanischen Schwingung sein. Für Kleinst- 
wegmessungen genügt i. allg. eine Frequenz von rd. 2000 Hz. 
Bei dieser Frequenz sind die kapazitiven Einflüsse auf die 
Meßleitungen noch nicht sehr störend und auch die Verluste 
in den Geberspulen nicht allzu hoch. 

Die Differenzspannung AU an den Punkten A, B wird 
mittels eines Zwischenverstärkers V, erhöht und in einem 
Tiefpaß Tı von Oberwellen gereinigt, in Va weiter verstärkt 
und anschließend gleichgerichtet. An der Gleichrichterbrücke 
GI (Ringmodulator) wird bei C, D die Meßspannung zugeführt, 
bei E, F zusätzlich ein konstanter Betrag der Trägerfrequenz- 
spannung, der die Einzelgleichrichter vorspannt. Man erreicht 
auf diese Weise, daß der Gleichstrom, der über den Tiefpaß 
T2 in die Meßscleife S fließt, schon bei kleinsten Änderun- 
gen proportional der Eingangsspannung AU ist, unabhängig 
von der Krümmung der Gleichrichterkennlinien. 

Bei Messungen im Fahrzeug kann die Speisespannung, 
bedingt durch den Ladezustand des Sammlers, stark schwan- 
ken. Ungeachtet dessen dürfen sich die Höhe der Trägerfre- 
quenzspannung und der Verstärkungsgrad der Anordnung 
nicht merklich ändern, damit die Eichung erhalten bleibt. 

Nun soll noch die Schaltung eines hoch stabilisierten 
Trägerfrequenz-Generators (Bauart Kleiss!) 
beschrieben werden, dessen Ausgangsspannung sich bei 
einer Schwankung der Batteriespannung von 23 bis 29 V 
nur um + 0,2%: ändert (Bild 4). Der Generator besteht aus 
einer Schwingstufe Rö 1, einer geregelten Stufe Rö 2, einer 


\ Ausgang 
üi 2 ., (stabilisiert) 


+ 500V 
-__ wen 
E1237) 


Rö 1 Schwingstufe, Rö 2, Rö 3 Zwischenverstärker, Rö 4, Rö 5 Leistungsstufe, 
Rö 6, Rö 7 Stabilisatorröhren, Rö 8 Regelverstärker, Rö 9 Diode für 
i Regelspannung. 


Bild 4. Stabilisierter Trägerfrequenzgenerator. 


ungeregelten Zwischenstufe Rö 3 und einer Gegentakt-Lei- 
stungsstufe Rö 4, Rö 5. Die Speisespannung des zugehörigen 
rotierenden Umformers wird mittels Rö 6, Rö 7 stabilisiert. 
Ein Teil der Ausgangswechselspannung U wird an den Uber- 
trager U 4 abgezweigt und mittels Diode Rö 9 gleichgerichtet. 
Die an den Punkten A, B entstehende Gleichspannung wird 
mit der stabilisierten Gleichspannung zwischen den Punk- 
ten C, D verglichen: Steigt die Ausgangsspannung U, dann 
wird die Gleichspannung von A, also die Kathodenspannung 
von Rö 8, stärker negativ gegenüber B, wogegen die Gitter- 
spannung von Rö 8 gleichbleibt. Der Anodenstrom dieser 
Regelverstärkerröhre steigt daher und die Spannung in E, 
welche die Gittervorspannung von Rö 2 bestimmt, wird ne- 
gativer, so daß die Ausgangsspannung U wieder abnehmen 
muß. 

Die Differenzspannung AU der Geberspulen wird bei 
Anlagen für hohe Meßgenauigkeit an den Eingang eines 
stark gegengekoppelten Verstärkers gelegt. Die Schal- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1, März 195 


tung eines solchen (Bauart K leis sl) zeigt Bild 5. Es wurde 
Diodengleichrichtung angewendet. 


Eu 


Rö! Rö2 


JU ALUL 
i Tr L 


GK Gegenkopplungsweg, T Tiefpaß, S Meßscdhleife. 
Bild 5. Meßverstärker. 


Rö3 


4U 


Zur Verbindung der Geräte untereinander haben sid 
Tuchelkontakte [5] auch bei starken betriebsmäßigen Er- 
schütterungen bewährt. Als Stromzuführung zu umlaufen- 
‘den Teilen empfiehlt sich die Verwendung von versilberten 
Sclleifringen mit Graphitbürsten. Um die Kapazitätswirkung 


Meßgeber 


22032) | LAA 

E 

S Scleifringe, a bis d Geberspulen, K,, K. Kapazitätsausgleich durch 
offen endende Kabeldrähte. 


Bild 6. Messung an umlaufenden Teilen. 


langer Meßgeberzuleitungen auszugleichen, schließt man 
weckmäßigerweise am Eichgeber zusätzlich zwei blind en- 
dende Leitungsstücke an (Bild 6). 


Zusammenfassung 


Die beschriebenen Geberelemente zur Umwandlung me- 
chanisher Schwingungen in elektrishe Spannungsschwan- 
kungen bestehen aus offenen Topfspulen von einigen Milli- 
metern Außendurchmesser. Zwei gegenüberstehende Geber- 
spulen sind an der Meßstelle befestigt, zwei gleichartige 
Spulen bilden den Eichgeber. Eine Spule des Meßgebers und 
eine Spule des Eichgebers werden mit konstanter Tonfre- 
quenzspannung gespeist. Die in den beiden andern Spu- 
len induzierten Spannungen sind gegeneinander geschaltet, 
die Differenzspannung wird verstärkt und gleichgerichtet. 
Den Ausgang bilden Siebkette und Meßscdleife. Bei glei- 
chem Luftspalt an Meß- und Eichgeber ist kein Meßausschlag 
vorhanden. Bei schwankender Speisespannung sind Stabi- 
lisierung der Trägerfrequenzspannung und Gegenkopplung 
des Verstärkers erforderlich. 


Schrifttum 


[1] Pflier: Elektrische Messung mechanischer Größen. Verlag J. Sprin- 
ger, Berlin 1948. 

[2] Keinath: Elektrishe Druckmessung. Arc. techn. Messen, V 132-4 
{1932). 


[3] Lehr: Meßgeräte für statische Dehnungsmessungen, Arch. ten 
Messen V 91122-7 (1942). 
[4] Ratzke: Vereinfachtes Trägerfrequenzverfahren. Meßtechn. (194! 


H. 10/12, S. 217. 
[5] Z. Fernmeldetecn. (1942) H. 4, S. 55; Radio-Mentor (1948) H. 9, S. INV 


| 


m e 


1. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


117 


Die deutsche elektrotechnische Produktion 


Von Walter Hofmeier, Frankfurt a. M.-Höchst 


Übersicht. Die elektrotechnische Produktion war durch den Ausfall 
Berlins nach 1945 weit zurückgeworfen und zudem in ihrer Struktur durch 
\aterialmangel und Kompensation erheblich verändert. Auf Grund der 
en!lihen Produktionsstatistik wird dargestellt (zunächst für Maschinen, 
Transformatoren und Schaltgeräte), wie sehr sich dıese Lage nach der Wäh- 
‚ungsreiorm geändert hat. 


Die elektrotechnische Industrie der Westzonen wurde 
nach Kriegsende weitgehend neu aufgebaut, nachdem die Zo- 
nentrennung und die Demontage der Berliner Fabriken die 
bisherige Arbeitsteilung zerrissen hatten. Die Struktur der 
Industrie wurde gleichzeitig durch die anomalen Wirtschafts- 
verkältnisse in hohem Maße geändert. Nach Aufhören des 
reinen Verkäufermarktes und Anpassung an den wirklichen 
Bedarf ergaben sich daher 1949 starke Krisen und auf einigen 
Teilgebieten auch Preiszusammenbrüce. Die allmähliche 
Aufhebung der Zonengrenzen ließ manche Neugründungen zu 
Fehlinvestitionen werden. Das vergangene Jahr hat uns 
normalen Verhältnissen bereits wieder wesentlich näherge- 
bracht. Für Erzeugerfirmen wie Handel ist es zur Vermei- 
dung von Rückschlägen jedoch wichtig zu wissen, ob auf 
ihrem jeweiligen Fachgebiet die Marktverhältnisse bereits 
wieder als normal gelten können oder ob die kriegsbedingten 
Storungen noch nicht überwunden sind. 

Die Kopfzat.| der Beschäftigten und die Produktion der 
gesamten Elektrotechnik in den Grenzen des früheren Alt- 
reihs zeigt Tafel 1: 


Tafel 1. Beschäftigtenzahl und Produktion der gesamten Elektrotechnik 
im Altreich. 
Kopfzahl Produktion Produkt. je Kopf 
Mio RM RM 
1932 183 000 1 224 6 700 
1933 190 000 1 260 6 630 
1934 254 000 1 726 6 800 
1935 287 000 2 046 7140 
1936 312 000 2 268 7 270 
1937 359 000 2 750 7 650 
1938 407 000 3 200 7 860 
1939 458 000 3 750 8 180 
1940 475 000 4 050 8 500 
1941 508 000 4 750 9 350 
1942 526 000 5 000 9 500 
1943 558 000 5 400 9 700 
1944 588 000 6 000 


10 200 


Als Normaljąhr der Vorkriegszeit für alle Vergleiche 
wurde 1936 festgesetzt. Die Tafel zeigt, daß dieses Jahr für 
die Elektrotechnik eine verhältnismäßig tief liegende Ver- 
gleichsbasis bedeutet, da schon 1938 die Produktion fast um 
die Hälfte höher lag und 1944 sogar fast das Dreiface er- 
reichte. Dabei sind in allen Jahren nur die alten Reichsgren- 
zen berücksichtigt. 


Für die Beurteilung der heutigen Lage der einzelnen 
Fachgebiete wird angenommen, daß deren Anteil an der ge- 
samten Elektrotechnik innerhalb der Jahre 1936 bis 1938 bei 
völlig freiem Markt etwa als normal anzuset.en ist. Liegt 
demnach der Anteil eines Gebietes heute wesentlich höher, 
so kann dies als ungesund und bedenklich gelten (falls nicht 
dafür besondere Gründe vorliegen), während bei einem 
wesentlich niedrigeren Stand mit baldigem Aufholen in der 
Zukunft zu rechnen ist. 


Da die heutigen Zahlen nur für das Vereinigte Wirt- 
schaftsgebiet bzw. ab Mitte 1949 für das Bundesgebiet gelten, 
werden zum Vergleich für 1936 nur 60% der damaligen Pro- 
duktion angesetzt, d. h. etwa der heutige Bevölkerungsanteil 
des VWG gegenüber dem Altreich. Der Vergleich wird dem- 
nach auf die Versorgung einer etwa gleichen Bevölkerungs- 
zahl wie 1936 bezogen. Ein unmittelbarer Vergleich mit der 
Produktion von 1936 im Bundesgebiet ist nicht zweckmäßig, 
da bei der fül.renden Stellung Berlins von dort aus sehr weit- 
gehend ganz Deutschland versorgt wurde und ganze Fach- 
jebiete im Westen nur in geringem Maße vorhanden waren. 
Die heutige Produktion von Westberlin kann jedoch aus tech- 


DK 621.312 (43) : 338 


nischen Gründen der Statistik leider nicht gleichzeitig mit 
erfaßt werden, obwohl wirtschaftlich auch sie mit eingerech- 
net werden müßte. Die Vergleichszahlen auf der obenge- 
nannten Basis von 60% des Altreichs werden jedoch durch 
Hinzunahme der französischen Zone und Westberlins zusam- 
men nicht wesentlich geändert, da sich damit sowohl die Be- 
völkerung als auch die elektrotechnische Produktion um je 
etwa 20% gegenüber den Zahlen für das VWG erhöhen. 


. 


Elektrische Maschinen 


Eine Trennung der Produktion von elektrishen Maschi- 
nen nach Stromerzeugern und -verbrauchern ist leider für die 
Vergangent.eit nicht möglich und wird erst ab Mitte 1949 
durchgeführt. Für die Energieversorgung ist'besonders die. 
Erzeugung von Generatoren wichtig, um den empfindlichen 
Mangel an Leistung bei den öffentlichen Kraftwerken zu be- 
heben. Der Anteil dieser Generatoren ist nur gering. Im 
III. Quartal 1949 lag er nach Wert und Gewicht bei nur 6% 
der gesamten Produktion, so daß also 94% auf Verbraucher, 
d. h. Motoren entfallen. In den letzten Jahren ist der Anteil 
der Generatoren zweifellos noch niedriger gewesen, da die 
Kapazität der wenigen Erzeugerwerke erst wiederhergestellt 
wurde. Doch ist zu bedenken, daß es sich um sehr lange Lie- 
ferfristen handelt und die heutige Erzeugung den Aufträgen 
der Jahre 1946/47 entspricht. Mit einer merklichen Steige- 
rung des Anteils ist daher in den nächsten Jal.ren zu rechnen. 


Tafel 2. Produktion elektrischer Maschinen. 

Produktion Preis- Produktions- Anteil 
1000 Einheiten index index an 

RM u. DM kWu.t Elektrot. 

N 

Qu.-M. 1936 25 000 100 100 ð 7,6 
IV. Qu. 1947 19 117 ; 160 48 7,7 
I. ,„ 1948 23 117 181 200 kw 170 54 7,8 
H. „1948 25 205 220 000 5 175 57 7,5 
II. „ 1948 34 813 338 200 a 180 77 7.8 
IV. „1948 54 339 458 400 i 190 114 9,2 
I. ., 1949 63 257 546 300 ke 200 126 9,4 
II. . 1949 60 333 580 500 $ 190 127 9.9 
II. ,. 41949 65 015 11 589 t 180 145 10,6 
Okt 1949 19 260 3 526 3% 175 132 8,6 
Nov 1949 20 630 3 900 a 175 139 -8,5 


IV/47 bis IV49: Vereinigtes Wirtschaftsgebiet 
ab 111/49: Bundesgebiet 


Die Tafel 2 zeigt die stürmische Entwicklung während des 
letzten Jahres. Der Produktionswert hatte schon vor der 
Währungsreform den absoluten Wert von 1936 erreicht und 
hat seit Ende 1948 auch die im Preis bereinigten Werte stets 
überschritten. Der Preisindex ist bis Anfang 1949 gestiegen, 
dann jedoch unter dem Druck der Überproduktion wieder bis 
auf 175 gefallen und ist auch weiter leicht rückgängig. 


Als Mengeneinheit wurde in der Statistik zunächst „KW 
verwendet, seit Mitte 1949 jedoch das Gewicht in „t”, wobei 
im Mittel 1 t etwa 58 kW entspricht. 


Die gesamte Produktion an Maschinen hat 1948 etwa 1,2 
Mio kW erreicht, während sie 1949 und auch nach dem Stand 
zu Ende dieses Jahres etwa 2,4 Mio kW betragen wird. 


Auf kleine Motoren bis zu einer Leistung von 0,5 kW 
entfielen anfangs rund 10”, zuletzt noch 6...7% der herge- 
stellten Leistung. Da der Einheitswert kleinerer Motoren 
wesentlich höher ist und auch der Anteil von Großmaschinen 
sich allmählich erhöht, kann das Verhältnis von Leistung zu 
Produktionswert nicht unmittelbar für die Ermittlung eines 
Preisindex verwendet werden. Dieser Preisindex ist vielmehr 
aus der Entwicklung der Preise gleichartiger Maschinen inner- 
halb der genannten Quartale ermittelt worden. 


118 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


Der „Normalwert” für den Anteil elektrotechnischer 
Maschinen an der Gesamtproduktion der Elektrotechnik war 
lt. letzter Spalte 1936 7,6%. Dieser Stand wurde bis zur Wäh- 
rungsreform wieder eingehalten, dann jedoch zeitweise 
erheblich überschritten. Der letzte wesentlich überhöhte Stand 
ist zweifellos nicht zu halten und bedeutet eine erhebliche 
Uberproduktion an Motoren, besonders unter Berücksichtigung 
der Tatsache, daß große Generatoren in den nächsten Jahren 
noch wesentlich aufzur.olen haben. Die beiden letzten Monate 
zeigen auch bereits einen merklichen Rückgang. 


In der räumlichen Verteilung der Produktion ist Bayern 
führend mit etwa 30%, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 
25% und Württemberg-Baden mit dem gleichen Betrag. Alle 
übrigen Länder spielen dagegen nur eine geringe Rolle. Der 
Anteil der französischen Zone ist ab Mitte 1949 in den Zahlen 
enthalten und liegt bei 5...6°0. In Berlin ist der Anteil der 
Produktion von Maschinen etwa der gleiche wie im Westen, 
so daß eine Hinzunahme der Berliner Produktion keine an 
derung der Relationen ergeben würde. 


Transformatoren 
Aus Tafel 3 ergibt sich deutlich die starke Krise der Trans- 
formatoren-Industrie wegen völlig ungenügender Versorgung 
mit Blechen bis Ende 1948. Seitdem ist verhältnismäßig schnell 
ein entscheidender Umschwung eingetreten. Bis zur Wäh- 
rungsreform erreichte der Produktionsindex erst 30% von 


Tafel 3._ Produktion von Transformatoren 

Produktion Preis- Produktions- Anteil 

1 000 Einheiten index index an 

RM/DM kVA u.t Elekt. % 

Q.—M. 1936 8.500 a 100 100 2.58 
IV. Qu. 1947 3 695 š 170 26 1,41 
I. Qu. 1948 4 743 : 180 29 1.41 
I. ss 4415 z 190 30 1,30 
HL. oo u 7 366 271 300 200 43 1,47 
IV. „ . 10 389 379 900 210 58 1,58 
I. Qu. 1949 11 461 436 800 200 67 1,70 
I: s n 13 234 581 100 190 82 2,17 
Hi. „ ; 17 920 4 204 180 117 2,90 
Okt = 7 890 1 801 180 154 3,40 
Nov è 8 274 7 877 175 163 3,40 


frühag und der Anteil des Gebietes an der gesamten Elektro- 
technik nur die Hälfte des Normalen. Im November 1949 ist 
der Produktionsindex über 160% und der Anteil weit höker 
als vor dem Kriege. Der Produktionswert im Oktober und 
November erreichte in der absoluten Zahl fast eine Quartals- 
produktion von 1936. Diese noch im Vorjahr kaum zu erhof- 
fende Verbesserung ist eingetreten sowohl durch den Import 
von hochwertigen amerikanischen Blechen als auch durch eine 
wesentlich erhöhte Erzeugung der deutschen Blechwalzwerke, 
wenn auch die frühere Qualität bisher noch nicht erreicht 
worden ist, Als statistische Einheit wurden anfangs „Stück”, 
dann „kVA“, seit Mitte 1949 „t” verwendet, so daß ein Ver- 
gleich über die gesamte Zeit nicht möglich ist. Die gesamte 
Produktion 1948 erreichte etwa 1 Mio kVA, 1949 etwa 2,8 Mio 
kVA. Der Stand der letzten Zeit liegt jedoch schon bei rund 
4 Mio kVA jätrlich. 


Der Preisindex lag infolge des Blechmangels verhältnis- 
mäßig hoch und erreichte als Maximum 210. Die Steigerung 
der Produktion hat auch hier eine wesentliche Senkung der 
Preise ermöglicht. 


Gegenüber dem „Normalwert“ von 2,58% lag die Produk- 
tion jahrelang wesentlich zu niedrig, so daß insbesondere 
für den sehr hohen Bedarf der Energieversorgung noch auf 


1. März 1950 


lange Zeit mit einem großen Nachholbedarf zu rechnen ist. 
Der heutige Anteil mit über 3% ist daher noch nicht zu Loc, 
sondern wird sich wohl auf Jahre hinaus halten können. Eine 
weitere Steigerung wäre jedoch bedenklich, und insbesondere 
ist eine Erhöhung der Kapazität über das heutige Maß hinaus 
nicht mehr notwendig. 


Der Anteil Bayerns Lat sich hier in der letzten Zeit auf 
über 40% erhöht gegenüber 25% für Württemberg-Baden 
und 24% für Nordrhein-Westfalen. Auf die französische Zone 
entfallen etwa 3%. In Berlin ist die Herstellung von Trans- 
formatoren verhältnismäßig gering. \ 

Schaltgeräte 

Für dieses Fachgebiet liegen leider mönatliche statistische 
Meldungen nicht vor, so daß die Zahlen auf Grund der ver- 
hältnismäßig spät verfügbaren Quartalsübersichten nur bis 
Herbst 1949 gegeben werden können (Tafel 4). 


Tafel 4. Produktion von Schaltgeräten 

Produktion Preis- Produktions- Ante. 
index index an 

RM/DM Stück Elekt. '« 
Qu.—M. 1936 20 000 100 100 6,1 
IV. Qu. 1947 12 996 130 50 6.5 
I, Qu. 1948 11 832 3 100 140 42 4,9 
| ee 14 205 1 640 150 47 49 
uL „u n 21 907 863 160 68 5.5 
IV. ao n 27 654 922 170 82 52 
I. Qu. 1949 32 765 7 1042 175 93 5.5 
I. eins a, 33 604 1 000 175 96 6,0 
UL poè n 33 500 — 170 98 5.7 


Auch hier wurde die Produktion etwa verdreifacht. Der 
absolute Wert von 1936 wurde schon seit der Währungs- 
reform erreicht und zuletzt auch ein Produktionsindex von 
annähernd 100. Der Anteil der Energieversorgung, d. h. Hoch- 
spannungsschaltgeräte für das öffentliche Netz, beträgt etwa 
30 ... 35% der Gesamtmenge und hat sıch während des letzten 
Jahres zweifellos erhöht. Der Vergleich der Stückzahlen mit 
den Werten ergibt, daß der mittlere Wert von etwa 4 Mark 
auf mehr als 30 Mark gestiegen ist, d. h., daß anfangs kleinste 
Geräte bei weitem vorherrscten, die jetzt jedoch keinen 
Markt mehr finden. Ab Juli 1949 wird die Maßeinheit hie: 
ebenfalls auf „t” umgestellt, so daß sich eine bessere Ver- 
gleichsmöglichkeit ergibt. 


Der Preisindex wurde über führende Firmen aus Stan- 
dardpreisen ermittelt; er liegt verk.ältnismäßig niedrig und 
erreichte als höchsten Wert etwa 175. 


Gegenüber dem: Vorkriegsanteil des Gebietes von 6,1% 
lag die Produktion dauernd zu niedrig und hat erst zuletz! 


. knapp den früheren Stand erreicht. Hier ist daher zweifellos 


noch ein gewisser Nachholbedarf vorhanden, der besonde:s 
bei Hochspannungsmaterial für Überlandnetze noch erheblic. 
ist und jahrelang anhalten wird. Auch hier ist jedoch, wie be. 
Maschinen, mit sehr langen Lieferfristen und dal.er erst aii- 
mählichem Anlauf der in den letzten Jahren neu geschaffenen 
Werke zu rechnen. 


Nordrhein-Westfalen hat mit 40% den höchsten Ante:: 
gefolgt von Bayern mit 25% und Hessen mit 20%. Der Antei! 
der französischen Zone ist ganz niedrig. In Berlin ist dies: 
Fertigung jedoch erheblich, besonders für Hochspannung:- 
geräte, so daß unter Einrechnung der aus Berlin bezogene: 
Lieferungen alle Zahlen etwas höher angesetzt werden 
müßten. 


1. März 1950 


‚119 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


DK 621.313.322.077.64 
Röhrenrelais zur Feststellung plötzlicher Entlastungen elek- 
trisher Generatoren. [Nach F. Cahen u A. Cheval- 
lier: Rev. gen. Electr. 58 (1949) S. 393; 5 S., 10 B] 

Die Anwendung der Bremsung von Drehstromerzeugern 
zur Verbesserung der Stabilität der Energieübertragung er- 
fordert ein sehr rasches Eingreifen bei empfindlichen Last- 
änderungen, die einen Außertrittfall zur Folge haben kön- 
nen. Es wird ein Röhrenrelais beschrieben, das bei plötz- 
iichen L’steinbrüchen (Störungen) sehr schnell anspricht, da- 
gegen von langsamer verlaufenden Lastabsenkungen nicht 
angeregt wird. Die Bremsung der Generatoren kann nach 
folgenden Verfahren arbeiten: 

a) Schnelleinschaltung von Widerständen an den Klemmen 
einer bestimmten Anzahl von Generatoren. 

b) Abschaltung einer gewissen Anzahl von Generatoren. 

c) Schnellshluß im Falle des Antriebes durch Pelton-Tur- 
binen. 

Das Relais zur Auslösung dieser: Verfahren muß nach 
Angaben der Verfasser folgende Eigenschaften haben: 

a) es muß mit Sicherheit ansprechen, wenn die Belastung in 
höchstens 20 ms um mindestens die Hälfte zusammen- 
bricht; 

b) es darf auf keinen Fall ansprechen, wenn die gleiche 
Lastabsenkung innerhalb etwa 200 ms erfolgt. (Zeit- 
wert einstellb-r). 

c) Die Ansprechzeit des Relais im Falle a) darf nicht mehr 
als 30 ms betragen. 

Das Prinzip der Einrichtung ist in Bild 1 dargestellt. Ein 
Spezialwattmeter W liefert eine der gemessenen Leistung 
proportionale Gleichspannung (U ). Diese wirkt unter Zwi- 
shenschaltung von 2 Röhrenanordnungen 1 und 2 auf die 


Bild 1, 


Prinzip des Röhrenrelais. 


beiden gleichen, aber gegensinnig angeschlossenen Wick- 
ED a und b eines sehr schnell arbeitenden Hilfsrelais r. 

Die Spannung U wird durch das System 2 unverzögert hin- 
durh gelassen, vom System 1 jedoch nur verzögert mit 
einer einstellbaren Zeitkonstante. Bei plötzlichen Lastab- 
fällen tritt also vorübergehend eine resultierende Erregung 
und damit ein Ansprechen des Relais r auf, während dieses 
bei langsamen Laständerungen in Ruhe bleibt. 

Das Wattmeter ist als statisches Gerät ausgebildet und 
liefert über eine Trockengleichrichterschaltung die Ausgangs- 
spannung U . Eine Glättungseinrichtung für den pulsieren- 
den Leistungs:nteil ist notwendig. Wegen der erforderlichen 
geringen Zeitkonstante wurde hierfür in der beschriebenen 
Versucseinrichtung eine Spezialfilterschaltung gewählt; ein 
einfacher Kondensator genügt nicht. 


Das Relais r besitzt noch eine im Bild 1 nicht enthaltene - 


dritte Wicklung, die zur Rückstellung nach dem Ansprechen 
dient. Weitere Hilfseinrichtüungen dienen zur Stabilisierung 
der speisenden Hilfsspannung, zur Yerkiege ung während 
des Anheizens der Röhren usw. 

Zum Schluß werden Versuchsergebnisse mitgeteilt, die 
an einer kleinen Anlage von 12 kVA (!) gewonnen wurden 
und es wird das ordnungsgemäße Arbeiten des Relais an 
Hand zweier Oszillogramme gezeigt. Gtm 


DK 621.311 : 338 


Wesenszüge einer Elektrizitätswirtschaftt — Versuch, aus, 


Tatsachen zu Prinzipien zu kommen. [Nah H. G.Schwep- 
= häuser: Elektrizitätswirtsch. 48 (1949) S. 205; 7 S., 

Drei Glieder der Elektrizitätswirtschaft haben das einzig- 
artige Entwicklungstempo dieses‘ Wirtschaftszweiges, seine 
außerordentliche Leistungsfähigkeit bestimmt und eine fort- 
laufende -Produktionskostensenkung gebracht: Großproduk- 
tion, Großraumwirtschaft und Arbeitsteilung. Die Gleichartig- 
keit und Eindeutigkeit der Aufgabenstellung in der Elektri- 
zitätsproduktion hat infolge der zwingenden Notwendigkeit 


des Zusammenschlusses aller Produktionsmittel eines Ge- 
bietes zu einem optimalen Erfolg geführt. | 
` Der Verteiler hat die Aufgabe, den Elektrizitätstransport 
so billig und sicher wie möglich zu gestalten. Er ermittelt 
nicht nur den täglichen Bedarf und übermittelt ihn dem 
Produzenten, sondern ist durch lebensnahe Berührung mit 
dem Konsumenten in der Lage, die Wandlungen des Bedar- 
fes, seine Steigerungen und seine Verschiebungen zu erfas- 
sen. Er schafft damit die Grundlage für die Planung und den 
Ausbau neuer Produktionsstätten. Die organische Zusam- 
menfassung aller Groß- und Unterverteiler eines Gebietes 
ist die Voraussetzung einer Großraumwirtschaft. 
Die auch der Elektrizitätswirtschaft innewohnende Ge- 
setzmäßigkeit erfordert eine scharfe Arbeitsteilung in der 
Produktion und Verteilung. Eine Berücksichtigung der Eigen- 


tumsverhältnisse, örtlich-politische Gesichtspunkte oder sogar 


staatspolitische Einflußnahme müssen ausgeschaltet bleiben. 
Eine Beteiligung anderer Wirtschaftszweige ist grundsätzlich 
abzulehnen. Vertraglihe Vereinbarungen über Strombezug 
und Strompreise für einzelne Gebiete sind so zu treffen, daß 
die technische Entwicklung der Produktionsstätten und Ver- 
teilungsanlagen nach technisch-wissenschaftlichen und organi- 
satorischen Gesichtspunkten gewahrt ist. 

Produzenten, Verteiler und Konsumenten sollen in Wirt- 


“schaftsverbänden so zusammengefaßt sein, daß die einzelnen 


Organisationen den ihnen gestellten Aufgaben in technischer 
und organisatorischer Hinsicht ohne irgendwelche Beeinflus- 
sungen völlig gerecht werden. Dem Konsumenten muß Ein- 
blick in die Erzeugung und Verteilungsbedingungen gewährt, 
ihm außerdem die Mitwirkung bei der Preisbildung und der 
Festlegung der Konzessionsabgaben gesichert werden. Mg 


Meßtechnik 


DK 621.317.7 
Allgemeine und gemeinsame Prinzipien des Aufbaues von 
Meßqeräten. [Nach R. Sewig: Feinwerktechn. 53 (1949) 
S. 181.] 

Die hochentwickelten exakten Naturwissenschaften und 
die in dauernd zunehmendem Maße sich verbreitenden An- 
wendungen ihrer Methoden und Verfahren haben zur An- 
sammlung eines Erfahrungsschatzes geführt, der selbst für 
den laufend damit Beschäftigten immer schwerer zú über- 
blicken ist. Bei der Zusammenstellung, Sichtung und Ver- 
wertung des Materials lassen sich im wesentlichen zwei 
ordnende Prinzipien erkennen: 

1. Die Einteilung nach Gruppen, die auf grundsätzlich 
oder vermeintlich verschiedenen Merkmalen beruhen, die 
mehr oder minder einzeln nebeneinander zu betrachten 
sind, kurz als analytische Beitachlungsweise zu kennzeich- 
nen ist, 

2. Die Betonung übergeordneter, gemeinsamer Prinzi- 
nien, seien dieselben nun evident oder erst durch nähere 
Betrachtung aufzudecken und herauszuschälen. Diese Be- 
trachtungsweise maq sinngemäß synthetisch heißen. 

Die erste Methode ist allgemein bekannt aus der üb- 
lichen Unterteilung der einzelnen Wissenscafts-Disziplinen 
in immer speziellere Teilgebiete. Für eine fruchtbare syn- 
thetische Betrachtunasweise sind daqegen erst sehr wenig 
Ansätze vorhanden, wie z. B Wilhelm Ostwald in 
seiner „Eneraetik”. Daß diese Art der Anschauung auch 
auf Teilaebieten zu interessanten Ergebnissen führen kann, 
wird an Beispielen der phvsikalischen Meßtechnik qezeigt. 

Bei der Betrachtung beispielsweise vier physikalischer 
Grundaesetze, des Ohmschen Gesetzes der Elektrizität, des 
magnetischen Durcflutungsqesetzes, des Hagen-Poisseuille- 
schen Gesetzes für die Strömung von Flüssinkeiten durch 
Röhren und des Fouriershen Gesetzes der Wärmeleitung 
fallen die verbindenden Analogien sofort auf. Die Glei- 
chungen stellen alle eine Zustandsqröße als Funktion der 
Differenz einer anderen Zustandsqröße dar. Der Proportio- 
nalitätsfaktor bezeichnet jedesmal einen Widerstand. 


Die Differentialgleihung eines schwingungsfähigen 
Systems 
| d? x 
A + p a Cx = f(t) 


. feld, 


. Gebiete der Elektro-Akustik erzielt worden. 


120. 


stellt eine allgemein bekannte Analogie zwischen mechani- 
schen und elektrishen Vorgängen dar. Sie beschreibt in 
gleicher Weise die Schwingungen eines Pendels im Schwere- 
eines aus Schwungkraft und Feder bestehenden 
Schwingers, wie eines aus Selbstinduktion und Kapazität 
bestehenden elektrischen Schwingungskreises. Auch die sich 
ergebenden Ausdrücke für die Beträge der potentiellen und 
kinetischen Energie derartiger Systeme weisen dementspre- 
chende Übereinstimmung auf. Die Betrachtungen der Ener- 
gieumsetzung komplizierter mechanischer oder elektrischer 
Apparate lassen immer wieder entsprechende Analogien 
auffinden: So ist beim Vergleich einer Uhr mit einem Röh- 
rensender die Energiequelle, der zur Überwindung der 
Dämpfung im Takte der Schwingungen dauernd Energie 
entzogen wird, im ersten Fall die qespannte Feder, im an- 
deren die Batterie.. Als Schalter dient die Hemmung bzw. 
die Röhre, während der eigentliche Schwingungskreis aus 
Masse und Feder einerseits, aus Induktivität und Kapazität 
anderseits besteht. Das Räderwerk ist ein Transformator, 
der im Gegensatz zu den üblichen elektromagnetischen 
Transformatoren auch für unendlih langsame Schwingun- 
qen funktioniert. 


Das wesentliche Merkmal für die Eignung verschiede- 
ner schwingfähiger Systeme zur Erzeugung von Schwingun- 
gen konstanter Frequenz ist der Betrag dieser Frequenz. 
Für sehr genau einzuhaltende Frequenzen sowohl in niedri- 
gen Bereichen (Uhren) als auch in höheren Bereichen {piezo- 
elektrische Quarze) bevorzugt man mechanische Schwin- 
ger. Zur Herstellung in weiten Grenzen abstimmbarer Fre- 


quenzen sind hingegen die elektrischen Sender überlegen. - 


Analogie-Betrachtungen von Meßgeräten im allgemeinen 
führen zu neuen Methoden der meßtechnischen Erfassung 
eines Vorganges. Sehr schöne Erfolge sind auch auf dem 
Die Analogie- 
betrachtungen zwischen elektrishen und mechanischen 
Schwinqungssystemen führten zu beachtlichen Ergebnissen 
im Aufbau von Lautsprechern, Mikrophonen, Resonatoren 
usw, = 


Die Beachtung der Tatsache, daß bei allen Meßgeräten 
elektrishe und mechanishe Wirkungen gleichzeitig auf- 
treten, eröffnet bei der geschickten Ausnutzung der beste- 
henden gemeinsamen Prinzipien neue Möglichkeiten der 
Meßtechnik. So können beispielsweise bei einem Galvano- 
meter durch Beeinflussung der elektrishen Größen (Induk- 
tivität, Kapazität und ohmscer Widerstand) durch schal- 
tungstechnishe Kunstariffe die Eigenschaften in weiten 
Grenzen geändert werden, ohne daß an den schwer beein- 
flußbaren mechanischen Größen, wie‘ Trägheitsmoment, 
Richtkraft und Dämpfung, Änderungen durchaqaeführt werden 
müssen.. Auf die vielen z.T. erst in den Anfängen stehen- 
den Möglichkeiten in der automatischen Reglertechnik sei 
nur kurz hingewiesen. Auch die Ergebnisse auf dem Ge- 
biet der automatischen Rechen- und Auswertgeräte, bei de- 
nen mit Hilfe elektrisher Stromkreise mit nichtlinearen 
Kennlinien, differenzierender und integrierender Schaltele- 
mente schwierige funktionale Zusammenhänge gelöst wer- 


- den, sind ein wesentliches Glied dieser Gedankengänge. 


Die moderne Meßtechnik ist auf dem Wege, aus der 
bisherigen, etwas untergeordneten Stellung einer reinen 
Hilfwissenschaft herauszutreten. Sie kann eines Taqes zum 
Schrittmacher und Wegweiser neuer Möglichkeiten der tech- 
nischen Entwicklung werden, wenn es gelingt, durch eine 
aanzheitliche Synthese der zur Verfügung stehenden Me- 
thoden neue Wege aufzudecken. Die Entwicklung der Meß- 
technik von der primitiven Erfassung der einzelnen Zu- 
standsarößen über die Fernübertragung zu ortsunabhängi- 
aen Schreib- und Regqistriergeräten, die ihrerseits wieder 
über Regler auf die Zustandsqröße selbst einwirken, bis zu 
dem Proqrammrealer, der ein vorgezeichnetes Programm 
automatisch einhalten läßt und somit eine selbständige kau- 
sale Beeinflussuna der ablaufenden Vorgänge bewirkt, ist 
schon ein wesentlicher Schritt vorwärts auf diesem Wege. 

Ab 


DK 621.317.725.082.72 
Neues statisches Voltmeter. [Nach H. Greinacher: Bull. 
schweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 816; 2 S, 4 B] 

Der neue Spannungsmesser beruht auf der Erscheinung, 
daß, wenn man nach dem Schema von Bild 2 zwei Kondensa- 
torplatten in eine isolierende Flüssigkeit eintaucht, die Flüs- 
sigkeit zwischen den Platten hochsteigt, wenn Spannung an 
die Platten gelegt wird. Die Steighöhe ist dem Quadrate der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1, März 1950 


Spannung proportional. Hierauf fußend 
wird ein Meßgerät gebaut, in dem der Me- 
niskus entweder mikroskopisch oder au! 
eine Skale projiziert abgelesen wird. Es 
läßt sich zeigen, daß der durch Kapillar- 
kräfte bewirkte Anstieg bei der Messung 
herausfällt.e. Das ausgeführte Gerät tat 
einen Meßbereich von 0 bis 3000 V. — 
Wenn, wie in. dem Aufsatz angegeben 
wird, der Plattenabstand etwa 1 mm be- 
trägt, so dürfte die Sicherheit gegen 
Überschlag, wie bei den meisten elektro- 
statischen Meßgeräten, nicht sel.r groß 
sein. — Eine Änderung des quadratischen 
Skalencharakters läßt sich durch Verwendung nichtparalleler 
Platten erzielen. Hu 


(72379) 


Bild 2. Prinzip des 
statischen Voltmeters. 


DK 621.317.78.084.2 
Prüfklemmen für Hoch- und Niederspannungs-Meßsätze. 

G. Paul beschreibt! zwei verschiedene Ausführungen von 
Prüfklemmen, die sich in der Praxis gut bewährt haben; sie 
werden bei Großabnehmeranlagen vor die Zähler gebaut. 
um bei Zählerprüfungen die Anlage nicht abschalten zu mus- 
sen. Bei der einen Ausführung, die hauptsächlich für Hoch- 
spannungs-Meßsätze bestimmt ist, werden die Verbindungen 
der Anschlußstücke durch Schraubmuttern hergestellt. Be:m 
Anschluß eines Prüfzählers oder anderer Kontrollgeräte oder 
bei Auswechslung des Zählers wird mittels der Prüfklemmen 
ohne Unterbrechung der Installation nicht nur ein Offnen des 
Sekundärkreises der Stromwandler vermieden, sondern aut: 
der Anschluß der Spannungskreise der Prüfgeräte in span- 
nungslosem Zustand vorgenommen, was bei den bisher be- 
kannten Prüfklemmen gewöhnlich nicht der Fall ist. 

Bei der anderen Ausführung wird zur Unterbrechung und 
Schließung des Strompfades ein mechanisch verriegeltes La- 
schenpaar verwendet. Damit ist der weitere Vorteil verbun- 
den, daß eine versehentliche Unterbrechung des Sekundar- 
kreises der Stromwandler oder der Installation nicht möglich 
ist. Diese Ausführung eignet sich besonders auch für N:e- 
derspannungsanlagen mit großen Stromstärken, wo Nieder- 
spannungs-Stromwandler verwendet werden. iz 


Lichttechnik 


DK 621.326.016.2 
Glühlampen hoher Leistung. [Nah A. Skaupy: Lidt- 
Techn. 1 (1949) S. 111; 1 S., 1 B.) 

Große Glühlampen über 10 000 W in einer Einheit habe: 
den Nachteil, recht teuer zu werden, da sich bei ihnen e:n' 
Massenherstellung nicht lohnt und jed: 
einfache Beschädigung die ganze Lamp 
unbrauchbar macht. Für viele Zwecke sin: 
jedoch Glühlampen großer Lichtleistur: 
notwendig, und bereits vor längerer Ze: 
wurde nach dem DRP 454 871 eine Lamp: 
gebaut, die sich nicht in einer vakuumdırh 
abgeschlossenen Glocke befand, sonder: 
eine abnehmbare Glocke hatte, abgeschlo«= 
sen durch eine Kappe mit den Stromzuf:* 
rungen. Bei Betrieb wird der Glocke ein :r. 
differentes Gas aus einem Vorratsbet.ält- 
zugeleitet. Diese bei Atmosphärendır. ` 
arbeitende Glühlampe hat den Vorteil. d.: 
bei Schadhaftwerden ihre einzelnen Te 
ausgewechselt werden können. Nachte: 
ist der Vorratsbehälter mit dem indi’ 
renten Gas. ` 

F.Skaupy madte Versuche mit ein- 
anderen zerlegbaren Lampe, die einen kie. 


Bild 3. Zerlegbare Glühlampe. 
B Bunsenbrenner 
B G Lampengloke aus glasigem Quarz 
Hg Quecksilber 
J Isolierkörper 
St Stopfen aus Isolierstoff 
W Wolframdrahtwendel 


13771 Z Stromzufuhrungen 


nen Quecksilbervorrat enthält, der bei Betrieb der Lar. 
durch Heizung verdampft wird und dadurh eine re:n 


I Druckschrift des Herstellers: Ing. W. Weber. Stuttgart-N., Le:sr 
straße 96 


1. März 1950 


Quecksilberdampfatmosphäre um den Glühfaden erzeugt. ` 
Der Quecksilberdampf steht unter Atmosphärendruck, 
kondensiert wieder im oberen Teil des Gefäßes und fließt zum 
Vorrat zurück, der wieder von neuem Dampf liefert. Eine ein- 
fache Ausführung mit Quarzglocke und Erwärmung durch ei- 
nen Bunsenbrenner zeigt Bild 3. Betrieben wurde in dieser 
Anordnung eine kurze V-förmige Wolframwendel von 0,05 mm 
Durchmesser bei etwa 30 V und 20 A viele Stunden lang bei 
2500 °C, ohne daß Durchbrennen oder Fleckigwerden des 
Leuchtkörpers eintraten. Hieraus ging hervor, daß der Luft- 
sauerstoff bei dieser Anordnung vollständig abgehalten wird. 
Die Heizung des Quecksilbervorrates kann auch elektrisch aus- 
geführt werden, das ist aber schwieriger. In manchen orts- 
‘esten Anlagen, wie bei Luchttürmen und für Projektions- 
einrichtungen, dürfte die Kombination von elektrischer und 
Fiammenenergie keine besonderen Schwierigkeiten machen. 
Grundsätzlich dürfte die Entwicklung großer Glühlampen 
ın der Weise weitergehen, daß die Lampen aus mehreren 
zusammensetzbaren Teilen bestehen, wodurch jeder be- 
schädigte Teil einzeln ausgewechselt werden kann und sich 
höhe Ströme bei niedriger Spannung in die Lampe ein- 
ııtren lassen. Damit werden Lampeneinheiten von 10000 W 
vnd mehr leicht möglich, wie sie für die Beleuchtung von 
Straßen, Plätzen, Bahnhöfen, Maschinenhallen, Filmateliers 
u. a. benötigt werden. | ts 


Hochspannungstechnik 


DK 621.317.333.82 
Der Stoßdurchschlag in Luft bei Unterdruck nach Reihenmes- 
sungen mit dem Kathodenstrahloszillographen. (Nach B. 
Gänger: Arc. Elektrotechn. 39 (1949) S. 508; 27 S., 16 B] 

Untersucht wurden Luftfunkenstrecken mit 5 cm-Kugeln 
‚nd die Anordnung Spitze-Kugel bei veränderlichem Stoß- 
verhältnis für beide Polaritäten in einem Druckbereich von 
25...760 Torr; Stoßspannungst.öhe zwischen 3 und 50 kV. 
Zur Erzeugung von Spannungswellen mit extrem steilem 
Anstieg wird die Stirn der Prüfwelle durch eine stark über- 
spannte Luftfunkenstrecke zwischen Stoßkondensator und 
Prüfling versteilert. Damit gelingt es, an Stelle der üblichen 
Anstiegzeiten von rd. 3°10-8s solche von höchstens 0,5 ° 10-8s 
7u erzeugen. Eine zuverlässige Mitnahme des Hauptstoß- 
kreises nach Beginn der Zeitkreisauslösung des Oszillogra- 
phen ließ sich durch Verwendung einer pilzförmigen Zünd- 
eiektrode mit scharfkantigem zentralem Stift und schmalem 
Rıngspalt für die Auslösung der durch eine kurze Leitung 
verzögerten, vom Kommandokreis bewirkten Hilfszündung 
erreichen. 

Jede Versucsreihe bestand aus 30 Einzelaufnahmen 
des Spannungs- oder Stromverlaufs ab Anlegen der Span- 
rung an die Prüffunkenstrecke bis zur vollkommenen Aus- 
bildung der Lichtbogenentladung; für jede Aufnahme wurde 
der im Hochvakuum befindliche Film nur wenig weitertrans- 
portiert. Der steile Wellenanstieg und die hohe Schreib- 
ieistung des Oszillcgraphen gestatteten noch die Aufzeich- 
nung und Ausmessung von Versuchszeiten der Funken- 
zundung von 0,5 ' 10-8 s. 

Alle Meßreihen lassen eine statistische Verteilung der 
Verzugszeiten erkennen. Ihre beiden Anteile sind die Auf- 
hauzeit als kürzest möglicher Verzug innerhalb der Meß- 
reihe und die von Fremdstromdichte, Kathodenmaterial, 
Luftfeuchtigkeit usw. abhängige statistische Streuzeit. Wich- 
tastes Ergebnis der Messungen ist die sowohl für das 
naherungsweise homogene Kugelfeld als auch für die An- 
ordnung mit positiver Spitze gefundene Unabhängigkeit der 
Aufbau- und der mittleren Streuzeit vom Druck im ganzen 
«ntersuchten Bereich. Im Gegensatz zur bisherigen An- 
shauung! wird ein Anwachsen der Aufbauzeit bei zuneh- 
mender Schlagweite festgestellt. BeiErhöhung des Stoßfaktors 
rımmt die Verzugszeit rasch ab, ohne einem unteren Grenz- 
wert zuzustreben, wie dies durch ungenügende Stirnsteill.eit 
aer Prüfwelle vorgetäuscht wird. UÜberspannungen von nur 
“enigen Prozenten über der statischen Durchschlagspannung 
fuhren zu einer längeren Aufbauzeit als 0,3 us; bei noch 
k:eınerem Stoßverhältnis dürfte die Entwicklung der strom- 
starken Entladung länger als 1 us dauern. Dies ist jedoch 
die Größenordnung der Zeit, die für kurze Funkenstrecken 
nach der Townsendtheorie bei mehrmaligem Lawinenablauf 
und gegenseitiger Begünstigung von Lawinenprodukten und 
Ladungsträgern zu erwarten ist. Wohl lassen die bisherigen 
>:oßuntersuchungen mit dem Hochleistungsoszillographen, 


' Siehe R. Strigel: Elektr. Stoßfestigkeit. Verlag J. Springer, 
"rin 1939, S. 33. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


121 


der Nebelkammer und dem elektrooptischen Momentver- 
schluß mit Kerrzelle, die fast durchweg bei höheren Über- 
spannungen durchgeführt wurden, eine Deutung der ge- 
messenen kurzen Aufbäuzeiten nur unter Berücksichtigung 
des beschleunigten Lawinenablaufs durch die Feldversteile- 
rung vor und hinter dem Lawinenkopf und der Ausbildung 
einer gasionisierenden Strahlung zu, doch sind diese Argu- 
mente zur Klärung des langsamen Gleichspannungsdurd- 
schlages entbehrlih. Die Durchschlagversuche 
bei höherem Stoßfaktorkönnen somit nicht 
länger als beweiskräftiger Einwand gegen 
dieTownsendtheoriederGleichspannungs- 
zündunggewertetwerden. 

Im ungleichförmigen Feld ist die Aufbauzeit bei mäßiger 
Überspannung erheblich länger als im Kugelfeld; gleiches 
gilt für die mittlere statistische Streuzeit. Mit negativer 
Spitze steigen die Verzögerungszeiten bei Druckerniedrigung 
stark-an. Ausgehend von dem Ergebnis, daß bei kurzdauern- 
der Stoßspannung die Höhe der zum Durchschlag benötigten 
Spannung für alle Feldformen ungefähr die gleiche ist, wird 
die Druckabhängigkeit der Verzögerungszeit bei negativer 
Spitze durch den Gang der Funkenspannung bei Unterdruck 
unter Berücksichtigung der druckabhängigen Absorption der 
Lawinenstrahlung erklärt (bei mittleren Schlagweiten wirkt 
sih der bekannte Polaritätseffekt des ungleichförmigen 
Feldes bei hohem Druck in einer höheren Funkenspannung 
bei negativer Spitze aus, verglichen mit der einer positiven 
Spitze; bei niedrigem Druck gilt das umgekehrte). 

Die Auswertung der Oszillogramme bestätigte die Re- 
geln, die sih aus der Toeplerschen Formel bzw. der von 
Rompe-Weizel! für den Funkenwiderstand abgeleiteten 
Beziehung für die Dauer des Spannungszusammenbruchs 
ab erkennbarem Absinken der Spannung bis zur vollen 
Ausbildung der Lichtbogenentladung ergeben. Für das 
homogene Feld gilt, daß das Produkt aus Zusammenbruch- 
dauer und Druck einen gleichbleibenden Wert besitzt; die 
Schlagweite ist hierauf fast ohne Einfluß. Bei niedrigem 
Druck wird die Spannung daher durch die Funkenausbildung 
nur äußerst langsam abgesenkt. Im ungleichförmigen Feld 
ist die Zusammenbruchdauer in dem Maße länger, wie die 
Zündspannung kleiner als im gleichförmigen Feld ist. Meß- 
barer Stromanstieg setzt erst mit dem Beginn des Spannungs- 
rückgangs ein; zur Zeit raschester Spannungsänderung 
nimmt der Strom am stärksten zu und erreicht seinen Höchst- 
wert bei Nullwerden der Spannung. Die Bedingung für das 
bereits beobachtete Auftreten einer Stufe im Abstrich konnte 
geklärt und damit auch der Stufendurchbruc in die allge- 
meinen Vorstellungen eingereiht werden. Gä 


DK 621.315.618.2.015.51 :621.3.029.62 

Durchschlagsfestigkeit von Luft bei ultrahohen Frequenzen. 

[Nach J. A. Pim: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 III (1949) 
S. 117; 13. S., 20 B, 1 T.] E 

Die Untersuchung der Durchschlagsfestigkeit von Luft bei 


' ultrahohen Frequenzen zwischen 100 und 300 MHz erforderte 


als eine sehr wesentliche Vorarbeit die Schaffung einer ge- 
nügend genauen Mebßeinrichtung für die Spannung im Augen- 
blick des Durchschlages. Hierfür wurde die Tatsache ausge- 
nutzt, daß auf ein Dielektrikum, das in ein elektrisches Feld 
gebracht wird, Richtkräfte ausgeübt werden. Als Dielektri- 
kum diente Distren, das praktisch konstante dielektrische Ei- 
genschaften bis zu Frequenzen von 1000 MHz aufweist. Die 
Versuchsanordnung enthält eimen UHF-Oszillator mit einer 
Leistung von etwa 100 W bei Frequenzen von 100 bis 300 MHz. 
Die abgestimmte, konzentrische //4-Leitung hat an ihrem 
offenen Ende die durch ein Mesothorium-Präparat bestrahlte 
Funkenstrecke und ist über ein koaxiales Kabel mit dem 
UHF-Oszillator verbunden. Parallel zur Funkenstrecke ist das 
dielektrische Voltmeter zur Spannungsmessung eingebaut. 
Zur Untersuchung bei verschiedenen Drucken befanden sich 
Funkenstrecke und Voltmeter in einer druckfesten Kammer. 

In Bild 4a sind die Ergebnisse der Messungen bei 764 
Torr «dargestellt, und zwar die Überschlagspannung in Ab- 
hängigkeit vom Abstand der Funkenstrecke bei verschiede- 
nen Frequenzen. Man erkennt, daß die Überschlagspannung 
zuerst normal ansteigt bis zu einem bestimmten „kritischen 
Abstand’, wo die zum Überschlag erforderliche Spannung . 
plötzlich absinkt, um dann später wieder anzusteigen. Die 
entsprechenden Kennlinien für die Durchschlagsfestigkeit sind 
in Bild 4b gezeichnet und zeigen einen steileren Abfall bei 
dem kritischen Abstand, um schließlich einen praktisch kon- 


i R. Rompeu. W. Weizel: Z. Phys. 122 (1944) S. 636. 


122 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1. März 19% 


stanten Wert von 29 kV/cm zu erreichen. Die Kennlinien für 
50 Hz sind ebenfalls in beiden Schaubildern zum Vergleich 
eingezeichnet. Man erkennt, daß die anfängliche Durch- 
schlagsfestigkeit bei ultrahohen Frequenzen etwa 10... 15% 
unter den entsprechenden Werten für 50 Hz liegt. 


159 


Überschlag-Spannung 


Abstand 


Abstand 


Bild 4. Uberschlagsspannung und Durchschlagsfestigkeit in Abhängigkeit 

f vom Abstand. l 

Außer weiteren Versuchsreihen bei verschiedenen Druk- 
ken für verschiedene UHF-Werte wurden Meßreihen aufge- 
nommen, hei-denen der ultrahochfrequenten Spannung eine 
Gleichspannung überlagert wurde. | 

Eine rechnerisch-theoretische Untersuchung der Meßer- 
gebnisse ergab, daß der Erzeugungsmechanismus des Durch- 
schlages bei ultrahohen Frequenzen, niedrigen Frequenzen 
und Gleichspannung weitgehend der gleiche ist. Der Durch- 
schlag ist stets das Ergebnis der Bildung einer kritischen Kon- 
zentration von positiven Ionen im Raum der Funkenstrecke, 
wobei diese Konzentration durch eine Elektronenlawine 
hervorgerufen wird, die sich- je nach dem Abstand der Fun- 
kenstrecke (kritischer Abstand) und der Frequenz der ange- 
legten Spannung in 3 verschiedenen Formen ausbildet, von 
denen jede durch eine Kennlinie dargestellt werden kann, für 
die das Paschensche Gesetz gilt. Ba 


. DK 621.315.14.015.532 
Abhängigkeit des Koronaeifekts von Leiterdurchmesser und 
-profil. [Nah F. Cahen u. R. Pélissier: Rev. gen. 
Electr. 58 (1949) S. 279; 11 S., 15 B] 

Cah&n und Pélissier veröffentlichen die Ergeb- 
nisse von Koronamessungen, die in der Versuchstation für 
500 kV in Chevilly durchgeführt wurden, und zwar für fol- 
gende Fälle: 

1. Glatte Leiter (Einfluß des Leiterdurchmessers). 

2. Leiter aus verseilten Einzeldrähten (Einfluß des 

Durchmessers der Einzeldrähte), 

3. Leiter mit scharfen Kanten. 

4. Hängende Wassertropfen. 

Besonders beachtet wurde bei den Versuchen u. a. auch 
die Erscheinung, daß, wenn man den Dorchrfescer e'nas 


kreisförmiaen Leiters vergrößert, die Oberflächenfeldstärke. 


zwar kleiner wird, aber auch weniger steil nach außen hin 
absinkt- und infolgedessen die Durchbrucsfeldstärke der 
Luft zurückgeht. Der Vorteil, der durch die Vergrößerung 
des Durchmessers erwächst, wird also durch die zweite Er- 
scheinına zum Teil zunichte gemamht. 

Auf Grand der Versuche wird folgende Definition vor- 
geschlaaen: . 

a) Die kritische Spannung ist die Spannung, bei der die 
scheinbare Kapazität des Leiters zu wachsen beginnt. 
Diese Spannung fällt mit der kritischen Spannung nach 
Peek zusammen. i 

b) Die Verlust-Schwellenspannung ist dieienige Span- 
nung, bei der die Verlustkurve eines qlatten Leiters 
in Abhänaiakeit von der Spannung zu steilem An- 
stiea ahhieat. Sie liegt etwa 5% unterhalb der kriti- 
schen Spannuna. 

Unterhalb der Schwellenspannung (nur dieses Gebiet 


kommt für den praktischen Retrieh in Betracht} sinken die. 


Verluste mit sinkender Spannuna ab, sind jedoch keines- 
weas Null. Sie wachsen bei trockenen Leitern verschiede- 
nen Durchmessers bei qleicher Oberflächenfeldstärke viel 
schneller als proportional dem Durchmesser der Leiter. Für 
eine aeretene Spannuna kann man die Verluste nicht unter 
einen Mindestwert herabdrücken, man maq den Durchmes- 
ser des Leiters so aroß machen wie man will. Für eine 
400 kV-Leitung scheint man mit Durchmessern über etwa 
35 mm bei ganz sauberen Leitern und etwa 45 mm bei 


- Leitern im praktischen Betrieb nichts mehr gewinnen zu 


können. 

Haben die Leiter vorstehende Kanten, etwa nicht an- 
liegende Decklagendrähte oder verkantete Flachdrähte, so 
wachsen die Verluste im Gebiet der niedrigeren Spannun- 
gen selt.r stark an. Die Sihwelienspannung sinkt um 5... 12% 
Wassertropfen am Leiter vergrößern die Verluste beträdt- 
lich, jedoch wachsen diese kaum noch bei mehr als 50 
Tropfen am laufenden Meter. — Die Versuche zeigen wei- 
ter die sehr große Überlegenheit eines Bündelleiters aus 
2 Einrelleitern über Hohlseile. Für 400 kV-Leitunsen wer- 
den Bündelleiter mit 2, für 500 kV solche mit mehr als 
2 Einzelleitern vorgeschlagen. 

Die Verfasser betonen mit Recht, daß Koronamessun- 
qen auch bei größter Sorgfalt wegen der undefinierbaren 
Schmutz- und Staubeinflüsse gerade in den unteren prak- 
tisch wichtigen Gebieten nur sehr Schwer reproduzierbat 
sind. | Hu 


DK 621.315.626.0271.8 
Hartpapierdurchführung für Höchstspannungen. [Nach H. 
Kappeler: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 
807; 9 S., 12 B.] 

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den Uberlegun- 
gen, die der Konstruktion einer Hartpapier- Kondensator- 
Durchführung für 400 kV zugrunde liegen. Zunächst wird fest- 
gestellt, daß man von der Durchschlagsfestigkeit als einer 
Materialkonstanten nicht sprechen kann. Sie ändert sich im 
Verhältnis 1:50, wenn sich die Beanspruchungsdauer zwischen 
0,1 ws und Monaten oder Jahren ändert. Ferner kann da: 
Material altern durch die Einwirkung der elektrischen Bean- 


 spruchung, der Feuchtigkeit und der Wärme. 


Besonders gefährlich ist die hohe elektrische Beanspri- 
chung an den Rändern der Kondensatorbeläge. Durch „Ko- 
ronaentladung tritt eine Art Erosion des Isolierstoffes” auf 
Durch Versuche wird eine Grenzspannung ermittelt, untet- 
halb deren diese Erscheinung nicht auftritt. Ferner zeigte sich 
daß durch Verwendung von halbleitenden Schichten an Steli: 
der metallischen Einlagen die Sachlage verbessert wird. 

= Eine weitere Schwierigkeit bildet einerseits die Uber- 
schlagsspannung der Durchführung in Luft, anderseits d: 
Uberschlagsspannung und Längsbeanspruchung des Dlteiles 
da z. Zt. nur Wickelkörper von höchstens 310 cm Länge her 
gestellt werden können und für den Luftteil mindesten: 
200 cm Länge erforderlich sind. Es stellt sich heraus, da? 
wenn man am Dlteil die Ränder der halbleitenden Belägc: 
freilegt, die Verhältnisse wesentlich verbessert werden. 

Nach diesem Grundgedanken wurde eine Durchführun- 
für 960 kV Prüfspannung und 1400 kV Uberschlagsspannun: 
(effektive Werte) am Dlteil konstruiert, die 230 kV dauern: 
und 400 kV während 8 h bei Heizung durch 90° heißes U 
vertragen soll, ohne daß „Wärmekippen” eintritt. Die Uber 
schlagsspannungen konnten nicht geprüft werden. Bei 300 k` 
zeigt sich eindeutige Wärmestabilısierung, bei 400 kV ist d: 
Kippgrenze zwar überschritten, jedoch verträgt die Durchfü! 
rung diese Spannung 2 Tage lang. Wird die Spannung dan 
auf 250 kV gesenkt, so bildet sich ein neuer Gleichgewidh!: 
zustand aus. Weitere Dauerversuche zeigten, daß die Kipr 
spannung bei 360 kV liegt. Die obere Grenze für derarti: 
Durchführungen dürfte bei 500 kV Nennspannung 

u 


Elektrowärme 


DK 621.364 
Protolit-Heizrohr. — Unter Protolit-Heizrohren?! versteht ma 
kabelähnliche, hiensame Rohre mit einem nahtlos aero 
nen Mantel aus Reinaluminium von 14mm Dmr. und 15m 
Wanddicke, der eine keramische Isoliermasse umsch'ie! 
worin zwei am freien Ende kurzqeschlossene Heizwende 
einaehettet sind. Durch einen besonders verschweißt: 
Verschlußstopfen ist dieses kurzqeschlossene Ende fluss. 
keits- und qasdicht abmeschlossen. Die Heizwendeln sind ~ 
Anschlnußende über 400 mm lanae aufaelötete Kupferdri- 
als unheheizte Enden durch einen Porzellanstnpfen an d 
1.5 m lange Gummischlaudhleitung 3 * 075 mm? Cu qele + 
Hiervon ist die dritte Ader mit dem Mantel für die er 
derlichen Schutzmaßnahmen, wie Erdung, Nullung œ 
Schutzschaltuna, verbunden. Eine widerstandsfähige : 
fenchtiakeitsdihte Weichnaummi-Umpressung schützt c 
Anschlußende. Normalerweise ist die Länge des Heir: 


I Hersteller: Siemens-Schucertwerke. 


1. März 1950 


res 10 m bei 1,2 kW für 220 V oder 5 m bei 0,6 kW für 
110 V. Länge und Leistung sind aus Herstellungsgründen 
Schwankungen bis zu r 10% unterworfen, 

Für viele Aufgaben der Heizungstechnik sind lange 
rohrförmige Heizkörper erwünscht. Handelt es sich z. B. 
um die Beheizung langgestreckter Räume oder qroßer Flä- 
chen mit gleichmäßig verteilter Wärme, so ist das Protolit- 
Heizrohr durch seine Anpassungsfähigkeit und langge- 
strekte Form besonders geeignet. Auch für die Heizung 
von Früh- und Treibbeeten, Gewächshäusern, Dachrinnen, 
Knie- und Fußbänken in Kirchen und Versammlungsräu- 
men, Schaufenstern, Schaltanlagen u. a. ist das neue Heiz- 
rohr zwecentsprehend. Für feuchte und explosionsge- 
fährdete Räume sowie für Heizzwecke im Freien bietet das 
Protolit-Heizrohr qute Anwendungsmöglichkeiten, da es 
wasser- und gasdicht ist. Soll sich der Heizkörper an die 
zu heizenden Gegenstände gut anpassen, wie z. B. an Rohr- 
leitungen, Speisenwärmer, Ventile, Maschinenteile, in der 
Geflügelzuct u. a., bietet das neue Rohr durch seine An- 
shmiegsamkeit gute Voraussetzungen. Der Anschluß ist 
in üblicher Form an Auf- oder Unterputzdosen möglich; bei 
ortsveränderliher Verwendung schließt man das Rohr ein- 
fach über Schutzkontaktstecker und Steckdose an. ts 


Landwirtschaft 


Ein Elektropflug. ' DK 621.34 : 631.312 


Der Wunsch, elektrisch zu pflügen, ist so alt wie die 

praktische Elektrotechnik überhaupt und hat schon Wer- 
ner von Siemens beschäftigt, der im Jahre 1880 ein Pa- 
tent auf einen elektrisch angetriebenen Pflug anmeldete (DRP 
12869). Die dort niedergelegte Idee ist zwar heute durch 
die Entwicklung der Schleppertechnik überhaupt überholt, 
se ist aber der Ausgangspunkt vieler Versuche auf diesem 
Gebiet, und wir finden heute fast in jedem Kulturland Elek- 
tropflüge verschiedener Bauart in Tätigkeit. Auch in Deutsch- 
land ist in den letzten Jahren wieder ein Elektropflug ent- 
wickelt worden, der auf der Maschinenlehrschau der Garten- 
bauausstellung in Markkleeberg vom 7. bis 18. September 
1949 zum ersten Male der breiten Dffentlichkeit vorge- 
fuhrt wurde (Bild 5) und durch seine große Leistung, seine 
leichte Handhabung und sicheren Betrieb auffiel. 
. Es handelt sich bei der gezeigten Maschine System 
Toepfer-Horstmann um einen Einachsschlepper, der 
mit einem 4 kW-Drehstrommotor angetrieben ist und den 
Strom durch ein Kabel erhält, das sich von einer zwangs- 
läufig angetriebenen Kabeltrommel selbsttätig je nach der 
Fahrtrichtung auf- und abrollt. Die Kabeltrommel faßt etwa 
100 m Kabel, so daß von einem Speisepunkt aus nach jeder 
Seite 100 m gepflügt werden kann. Mit einem weiteren 
Hilfskabel von 100 m Länge kann so von einem zentral 
gelegenen Speisepunkt eine Fläche von 4 ha bearbeitet 
werden. Diese Art der Stromzuführung ist an sich nicht un- 
bekannt und wurde schon bei verschiedenen Systemen des 
In- und Auslandes angewendet. 

Grundsätzlich neu ist aber die Ausbildung der Ma- 
schine als Kippflug, der von beiden Seiten geführt werden 
kann, mit einem Schar an jeder Seite. Diese Anordnung 
erspart das Wenden am Ende des Schlages, wobei die 
Stromzuführung immer hinderlich in Erscheinung trat und 
besondere Schleifringe erforderlich machte, damit sich das 
Kabel nicht verdrillte. Diese Schwierigkeiten fallen bei der 
Neukonstruktion fort. Damit wird auch ein Differential- 
antrieb der Triebräder überflüssig, denn die Maschine 
braucht normalerweise keine engen Kurven zu fahren. Da- 
für wurde aber bei der Maschine das Furchenrad in der 
‚Höhe verstellbar eingerichtet und dadurch erreicht, daß 
‚der Pflug auch bei verschiedenen Furchentiefen immer ge- 
„Jade steht und leicht und ohne Anstrengung zu führen ist. 
‚Das Getriebe besitzt zwei Stufen für 2 und 3 km/h Fahr- 
geshwindigkeit und damit ergeben sich Flächenleistungen 
von 250 und 500 m?/h bei einer Arbeitstiefe von 25...30 cm. 
Der Stromverbrauch beträgt je nach den Bodenverhält- 
sissen etwa 40..80 kWh/ha. Der Dlverbraud fällt nicht 
ins Gewicht. Die Betriebskosten liegen daher bei dem üb- 
‚lichen Landwirtschaftstarif in der Größenordnung von nur 
etwa 4 DM/ha. 

: Die Leistung der Maschine soll mit ihrem 4 kW-Elek- 

‚tromotor dank der großen Überlastbarkeit ohne Mühe Ar- 
iten bewältigen können, für die sonst ein Verbrennungs- 
tor von etwa 8... 10 PS nötig ist. 

: Wenn die neue Maschine auch nicht den Schlepper 

‘verdrängen wird und auch nicht soll, so ist doch zu er- 

frarten, daß sie sich in kleinen Intensivbetrieben Freunde 


| 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


123 


erwerben wird. Die neue Struktur der deutschen Landwirt- 
schaft und die Aufgabe, mit geringem Aufwand den land- 
wirtschaftlichen Betrieb weitgehend zu intensivieren, schafft 


Bild 5: Elektropflug, System Toepfer-Horstmann. 


für den Elektropflug günstigere Voraussetzungen als sie 
bisher gegeben waren. Das sollte für die deutsche Elek- 
trizitätswirtschaft ein Anreiz sein, sich des Problems des 
Elektropfluges stärker anzunehmen, als es in den letzten 


2 Jahrzehnten der Fall war. md 
Hochfrequenztechnik 

DK 621.397.5 : 061.3 (494) 

Die Internationale Fernsehtagung in Zürich. [Nach Bull. 


schweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1948) S. 529 ... 662.] 

Das Sonderheft enthält die Vorträge der Fernsehtagung 
Zürich im September 1948. — Barthelemy (Fontenay aux 
Roses) stellte fest, daß zwar die Bemühungen zu einer inter- 
nationalen Einigung über Fernsehnormen bislang erfolglos 
gewesen sind, daß aber ein praktischer Programmbetrieb 
auf den internationalen Austausch aktueller Sendungen nicht 
verzichten würde. Gerade wenn man bedenkt, daß man bei 
verschiedener Norm in den einzelnen europäischen Ländern 
sowieso sog. Modulationswandler braucht, in denen man auf 
einer Speicherröhre ein Fernsehbild nach dem Aufbauschema 
der einen Norm empfängt und nach dem Schema einer an- 
deren Norm wieder abtastet, so bietet diese an sich uner- 
wünschte Komplikation doch den Vorteil, daß man in der 
Relaiskette durch Verwendung einer kleineren Bildwechsel- 
zahl die Bandbreite einengen kann. Auch an eine Reduk- 
tion der Zeilenzahl in der Relaiskette ist gedacht. Um aber 
die künftige Entwicklung nicht einzuengen, wird vorge- 
schlagen, die Breite einer Kette mit 12 MHz festzulegen. 
Man kann dann vorläufig mehrere Kanäle (Programme) je 


Kette unterbringen, und außerdem bietet sich die Möglich- 


keit, Farbenfernsehsendungen zu übertragen. 

Es wird nochmals der Vorteil des Zwischenzeilenver- 
fal.rens untersucht und vorgeschlagen, ein tausendzeiliges 
Zwischenzeilenbild zu senden und entweder mit der vollen 
Zeilenzahl und Zwischenzeilenverfahren zu empfangen oder 
dass an sih 12 MHz breite Modulationsgemisch mit 
einem Empfänger für 6 MHz und chne Zwischenzeile zu 
empfangen. Das Bild würde dann immer nod trotz seiner 
nur 500 effektiven Zeilen mindestens so gut sein wie ein 
Zwischenzeilenbild von 750 Zeilen. Es kommt hinzu, daß 
der Zeilenrüclauf für ein 750zeiliges Bild bereits sehr 
schwierig wird und kaum mehr im Gebiet von 15% zu halten 
sein wird. 

Karolus (Zollikon) hat über eine Sendeapparatur 
vorgetragen, die eine Braunsche Röhre nach dem Lichtstrahl- 
abtasterprinzip verwendete. Die Leuchtschirme bestanden aus 
Zinkoxyd und gestatteten eine Ahtastung mit 875 Zeilen. 
Es wurde mit einem normalen niederfrequenten Fernsehver- 
stärker gearbeitet und mit Tr.gertrequenz, wobei in letz- 
terem Falle der Modulationsgrad erheblich geringer war. Das 
liegt aber nicht an der Nachleuchtdauer des Phosphors allein. 
Wesentliche Modulationsverluste lieferte auch die endliche 


124 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1. März 1950 


Laufzeit der Photoelektronen in einer üblichen kugelförmi- 
gen Photozelle mit anschließender Sekundärverstärkung. 
Durch eine neue Konstruktion, bei der die Wegstrecke zwi- 
schen Photokathode und erstem Prallgitter so kurz wie mög- 
lich und so homogen wie möglich gehalten wurde, ergab sich 
eine wesentliche Verbesserung. 

Unter den Vorträgen über Fernsehempfangsgeräte fällt 
ein Vortrag von Rinia (Eindhoven) auf über das Korrek- 
tionssystem von Schmidt für Hohlspiegelprojektion. Die 
optischen Fehler der Korrektionsplatte, die man in der 
Aperturblende des Systems verwendet, werden berechnet. 
Der Hohlspiegel selber ist ja bekanntlich frei von sämt- 
lichen Fehlern bis auf die sphärische Aberration. Die 
Schmidtsche Korrekturplatte bringt aber von sich aus neue 
Fehler in das System hinein. Sie sind zahlenmäßig zwar 
klein und bei ihrer Behebung handelt es sich um die Kor- 
rektur eines’ Korrekturelementes, d.h. also um Fehler zwei- 
ter Ordnung. An Hand einer umfangreihen Rechnung 
werden drei Lösungen zur Behebung angegeben. Apparativ 
lassen sie sich entweder durch eine einfache Meniske oder 
durch eine Meniske zusammen mit einer Korrekturplatte 
der alten Schmidtschen Ausführung oder schließlich durch 
eine Tripelanordnung aus drei Platten verwirklichen. 

Unter den Vorträgen über Empfangsgeräte verdient 
außerdem ein Referat von Thiemann (Zürich) über das 
Großprojektionsverfahren nach dem Eidophorsystem Be- 
achtung! Thiemann bringt interessante technische Ein- 
zelheiten über die Vakuumapparatur, insbesondere den Ka- 
thodeneinsatz und die Strahlerzeugung. Außerdem finden 
wir aufschlußreiche Photos über die Konstruktion der Eido- 
phorkassette, in der die Glasplatte mit dem deformierten 
Olfilm bewegt wird. Besonders interessant ist die Mit- 
teilung, daß die Modulation der Elektronendichte nicht 
durch Intensitätssteuerung an einem Wehneltzylinder er- 
folgt. Vielmehr wird ein zusätzliches Ablenkplattenpaar be- 
nutzt, und die Dichtemodulation erfolgt nach dem Prinzip 
der Liniensteuerung. 

Unter den Vorträgen über Schaltungstechnik fällt der- 
jenige von Labin (Nutley) über Breitbandsysteme auf. Die 
in den USA für Fernsehsendungen normierte Bandbreite 
von 45 MHz kann keineswegs den Ansprüchen der Zu- 
kunft voll genügen. Bereits für die Großbilder im Kino 
muß man mit 12 MHz rechnen, und wenn das Farbfernsehen 
hinzukommt, würden sich in Zukunft bis zu mindestens 
30 MHz ergeben. Wenn man außerdem, um Einschwing- 
vorgänge und die ihnen entsprechenden Bildstörungen zu 
vermeiden, die zwei- bis dreifahe Bandbreite im Über- 
tragungskanal vorsieht, so ergeben sich je nach Entwick- 
lungsstufe 10..100 MHz bei Zweiseitenbandbetrieb und 
6..60 MHz bei Einseitenbandbetrieb. Dabei ist Amplituden- 
modulation vorausgesetzt, und die Verwendung von Fre- 
quenzmodulation schließt der Vortragende aus. 

Der Vortragende beschreibt Verstärker, bei denen jede 
einzelne der multiplikativ wirkenden Verstärkerstufen aus 
einer Kaskade additiv wirkender Stufen besteht. Jede ein- 
zelne Summenstufe besteht aus drei Röhren. Bei additiver 
Verstärkung kann der Verstärkungsfaktor je Stufe auch 
kleiner als Eins sein. Jede Kaskade muß natürlich eine 
Gesamtverstärkung ergeben, die größer ist als Eins. Auf 
die Weise sind Verstärkungen bei Bandbreiten bis 250 
MHz möglich. Natürlich ist der technische und kosten- 
mäßige Aufwand ungeheuer und dürfte sich nur bei Groß- 
bildanlagen lohnen. 

Erwahnt seien noch zwei Vorträge von Haantjes 
(Eindhoven) und Urtel (Pforzheim) über Kippgeräte — 
Unter den Vorträgen zur Übertragungstechnik fällt derje- 
nige von Aubort (Zürich) besonders auf, der über die 
ersten Versuche zur Fernsehübertragung von Flugzcugen 
in den USA berichtet und die Möglichkeiten abschätzt, die 
sich in Europa in bezug auf nationale Fernsehversorygung 
und internationalen Programmaustausch bieten. Schw 


DK 621.397.9 : 617.5 
Fernsehen als Hilfsmittel bei der chirurgischen Lehrtätigkeit. 
[Nach Electron. Engng. (1949) Nr. 256, S. 212; 2 S. 6 B] 

In England wurde ein Fernsehsender entworfen und in 
Betrieb genommen, der es einem größeren Zuschauerkreis 
aus Arzten und Studenten in mehreren, dem Operationsraum 
benachbarten Hörsälen erlaubt, sämtliche Vorgänge bei 
chirurgischen Eingriffen in allen Einzelheiten und in einer für 
das Studium geeigneten Weise zu verfolgen. Bei der ersten 


1 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 122. 


+ 


Übertragung im Mai 1949 wurde ine Blinddarmoperation an 
einem Knaben gezeigt. In Amerika bediente man sich schon 
vorher bei gewöhnlichen Operationen einer behelfsmäßigen 
Fernsehinstallation. Die in England nunmehr in Betrieb ge- 
nommene Apparatur stellt jedoch die erste, den besonderen 
Erfordernissen angepaßte, fest eingebaute Fernseheinrich- 
tung in der Geschichte der Medizin dar. 

Die Aufnahmeapparatur ist derart ausgebildet, daß das 


“ dem Zuschauer dargebotene Bild den Operationsvcergang so 


zeigt, wie iLn der Chirurg bei der Operation sieht, ohne daf 
dieser durch die technischen Einrichtungen in irgendeiner 
Weise behindert wird. Das Linsensystem und die Fernseh- 
kamera konnen um 60° gedreht werden, wodurch auch Ope- 
rationen am schräg gestellten Tisch verfolgt werden Können 
Die gesamte Apparatur kann außerdem auf einer Hängebahn 
hin und her gefahren werden. Das Linsenteil, welches von 
einem besonderen Steuerraum aus verstellt wird, läßt 3 Ver- 
gqıößerungen Zu, so daß auf dem Bildschirm sowohl ein Uber- 
sichtsbild in der Größe 51'X 67 cm als auch eine Reproduktion 
im Maßstab 1:1 und eine Vergrößerung des Ausschnittes vun 
etwa 13 X 15 cm sichtbar gemacht werden können. 

Die in der Fernsehkamera benutzte „Emitronıöhre” er- 
möglicht es durch ihre Hohe Empfindlichkeit, bei der üblichen 
Operationssaal-Beleuhtung mit Objektiven relativ kleiner 
Lichtstärke auszukommen und derart eine gute Tiefenschärlv 
der Bilder zu erzielen. Durch eine Mikrophonanlage könren 
vom Operationssaal aus alle erforderlichen Erklärungen zum 
Bildinhalt gegeben werden. Sa 


Theoretische Elektirorechnik 


DK 621.3.025.3 : 621.3.072.2 


Das Drehstromsystem mit veränderlichen Phasenspannungen. 
[Nach E. Kluss: Arc. Elektrotechn. 39 (1949) S. 543; 7.5.. 
5B] ; 

Häufig wird in Prüffeldern, besonders jedoch im Stark- 
stromgebiet bei elektrishen Großöfen (Karbidöfen) die 
Forderung gestellt, die Phasenspannungen eines Drehstrom- 
systems einzeln regeln zu können. Diese Regelung bedingt 
daß die Phasenströme bei einer vorgegebenen Belastunu 
bestimmte unterschiedlihe Werte annehmen. Ihre Ermitt- 
lung wird von E. Kluss in einfacher, übersichtlicher Weis" 
gezeigt. Die Belastungsströme erscheinen so mit einer de: 
Netz charakterisierenden Spannungsgröße als Funktion de! 
jeweiligen Spannungsstufen (Reqguliergleihungen). Nuil- 
spannung tritt auch in einem Netz bei vollkommener Br- 
lastungssymmetrie auf, wenn die einzelnen Phasenspan- 
nungen verschieden gestuft sind. Dabei kann es beim Vor; 


 handensein einer Nullreaktanz zu ausgesprochenen Reso- 


Belastung>- 
induktiv, 


nanzerscheinungen kommen, wenn z.B. die 
widerstände kapazitiv sind, der Nullwiderstand 
oder umgekehrt, 

Geometrishe Unsymmetrien in den hochstromführ:n. 
den Ofenleitungen ergeben schiefe Reaktanzen, die die Er 
scheinungen der „scharfen“ und „toten“ Phase im Ofen": 
trieb bewirken. Durch Einzelregelung der Phasenspannunrn:" 
können diese Erscheinungen weitgehend gesteuert, bzw 
ihre Wirkungen kompensiert werden. Vb 


Physik 


. DK 538.11 

Form und Größe ferromagnetischer Elementarbereiche al 
Einkristallen aus Transformatorenstahl. [Nach H. J. W.:: 
liams, R. M. Bozorth u. W. Stockley: Phys. Ris 
75 (1949) S. 155/78. H. J. Williams u. W. Stockles 
Phys. Rev. 75 (1949) S. 178'83.] 

Man weiß, daß der Ferromagnetismus keine unmitte 
bare Eigenschaft des Atoms ist, sondern erst durch das Z. 
sammenwirken vieler Atome zustandekommt. Diese biie. 
durch anschaulich schwer deutbare Austauschkräfte (Ti 
orie von Heisenberg) sogenannte Elementarbere:ic- 
die in einer Richtung magnetisiert sind, also gleichzer 
Elementarmagnete darstellen. Jeder Magnetisierungspro:r 
läuft letztlich auf eine Bewegung dieser Elementarbere::r 
hinaus. Entweder verschieben sich die Wände zwischen t» 
nachbarten Elementarbereichen (Wandverschiebungsproze:- 
der Magnetisierung) oder die Elementarbereiche drehen sx 
in die Richtung des äußeren Magnetfeldes oder in ance: 
magnetische Vorzugsrichtungen (Drehprozesse). 

Wenig haben wir bis vor kurzem über die Elemen': 
bereiche selbst gewußt. Eine sichere Bestimmung der Gr. 
und Gestalt fehlte. Schon 1931 haben unabhängig von: 


1. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


125 


ander Hamos und Thiessen in Deutschländ und Bit- 
ter in Amerika versucht, durch Aufstreuen von Eisen- 
pulver auf polierte Oberflächen ferromagnetischer Kri- 
stalle und durch Beobachtung der Verteilung des Pulvers 
Aussagen über die Elementarbereiche zu gewinnen. Man 
ging dabei von den gleichen Gesichtspunkten aus, die bei 
der heute laufend üblichen Fehlerprüfung durch Auf- 
schwemmen solcher Pulver maßgebend sind, nämlich daß 
Ungleichmäßigkeiten in der Maägnetisierung durch vorhan- 
dene Risse und Fehlstellen einerseits oder durch Grenzen 
zwischen den Elementarbereichen anderseits im Pulver- 
biid angezeigt werden müssen. Die gefundenen Streifen- 
systeme konnten jedoch .trotz eifrigster Bemühungen nicht 
m:t den anderen Befunden über die Elementarbereiche in 
Einklang gebracht werden. Erst eine Verfeinerung der Tech- 
nık - - es hat sich gezeigt, daß die ersten Streifenbilder Ab- 
c:lder des magnetischen Zustandes der mechanisch ver- 
spannten Oberfläche waren — unter Verwendung sehr fei- 
nen kolloidalen Eisenoxyds (Fe3 04) und vor allem durch 
elektrolytische Politur, bei der keine Verspannung möglich 
;st, hat diese Methode jetzt zu einem brauchbaren Mittel 
cder Bestimmung von Größe und Gestalt der Elementar- 
bereiche gemacht. In den beiden oben erwähnten Arbeiten 
aus den Labors der Bell-Telephone (USA) sind jetzt die 
Elementarbereiche in Einkristallen aus Transformatoren- 
stahl (Legierung des Eisens mit 3,8°0 Silizium) ausge- 
messen worden. Sie besitzen meistens die Form von Platten. 
Die magnetische Vorzugsrichtung bildet Winkel von 45° 
oder 90° mit der Plattenlängsachse. Beson- 
ders einfach ist die Form der Elementarbe- 
reiche in einem Einkristall, der Bilderrah- 
menform besitzt, wobei alle Seiten des 
Rahmens Würfelkanten, also Richtungen 
‚eichtester Magnetisierung sind. (Der Rah- 
menkristall besaß die Abmessungen: Länge 


B id 6. Elementarbereidhe in einem Rahmen- 
 zkristall einer Eisen-Silizum-Legierung (3,8%. Si). 
Wände zwischen den Bereichen 
-——» magnetische Vorzugsrichtungen 


-- 0... 


19 cm, Breite 1,3 cm, Dicke 0,074 cm, Rahmenbreite 
0.102 cm.) Dieser Kristall besteht im allgemeinsten Fall 
eus 8 Elementarbereichen (vgl. Bild 6), wobei also je 4 
außen und innen die Seiten des Rahmens bilden. Bei Än- 
terungen des äußeren magnetischen Feldes, also des Mag- 
netisierungszustandes, treten ausschließlich Wandverschie- 
„ungen zwischen den inneren und äußeren Elementarberei- 
chen, also senkrecht zur Flußrichtung im Rahmenkristall 
uf. Das führt dazu, daß im magnetisch gesättigten Zustande 
je 4 Bereiche die benachbarten aufgezehrt haben und der 
ahmenkristall nur 4 Elementarbereiche besitzt, die von den 
vier Seiten des Rahmens gebildet werden. Fbch 


DK 537.122 
Präzisionsmessung der spezifischen Ladung e/m. |Nach neuen 
amerikanischen Arbeiten, s. Verzeichnis am Schluß.] 

Die präzise Messung des magnetischen Momentes bzw. 
der gyromagnetischen Konstanten des Protons durch ame- 
rıkanische Physiker setzte das Bureau of Standards in die 
Lage, die wichtigste Naturgröße der Elektronik, die spezi- 
‘sche Ladung e/m (Elektronenladung durch Elektronenruh- 
masse) mit einer wesentlich qrößeren Genauigkeit zu be- 
stimmen als dies vorher möglich war. Die angewandte Me- 
thode liefert nebenbei noch die Möglichkeit einer sehr qe- 
nauen Messung magnetischer Felder. Nach diesem neuen 
Stand der Meßtechnik können nun magnetische Felder ge- 
nauer gemessen werden als elektrische Felder. 

Eine reine Probe von Wasser liegt in einem magneti- 
‘Sen Feld von 4700 G und ist umgeben von einer shma- 
'.n Hochfrequenzspule, deren Achse zum magnetischen 
Feld senkrecht steht. Wenn durch die Spule ein Hoch- 
'requenzstrom von etwa 20 MHz fließt, wird in der Wasser- 
probe ein Hochfrequenzfeld induziert. Die Protonen, die 
sh im normalen Spinzustand befinden, absorbieren reso- 
nanzartig Hochfrequenzenergie und klappen in den Spin- 
zustand höherer Energie über. Es gilt die sog. Larmor- 
Bedingung: 

hyr =gH. 
Hier ist h das Plancksche elementare Wirkungsquantum, 
v die Frequenz des Hochfrequenzfeldes, g die sog. qyro- 
magnetische Konstante (oder das gqyromagnetische Verhält- 
us!) und H die magnetische Feldstärke. des Magnetfeldes. 


! Verhältnis des magnetischen Momentes zum Drehimpuls der Elek- 
Lonen. z 


Durch die Energieaufnahme im Wasser bei einer bestimm- 
ten Resonanzfrequenz ist der Verlustfaktor des Wassers 
für diese 'Frequenz bedeutend höher als für benachbarte 
Frequenzen. Wenn die Hochfrequenz innerhalb eines klei- 
nen Frequenzbereiches variiert (gewobbelt) wird, so erhält 
man bei geeigneter Schaltung an der Hochfrequenzspule 
eine Spannung, die beim Durchgehen durch die Resonanz 
absinkt. Schließt man an die Spule einen Verstärker, 


— tm [emEg] 


ETZI) 
Bild 7. Die letzten Präzisionsmessungen von e/m. 
Gleichrichter und Kathodenstrahloszillographen an und syn- 
chronisiert die Wobbelfrequenz des Senders durch die Kipp- 
frequenz des Oszillographen, so erhält man eine negative 
Resonanzkurve als stehendes Bild auf dem Schirm der Os- 


. zillographenröhre (Mett.ode von Pound). Die sich aus die- 


sen Messungen ergebenden Werte für die physikalischen 
Größen sind die folgenden: 
Gyromagnetische Konstante g = (2,6752 + 0,0002) > t04 
Magnetisches Moment des Protons 
u = (1,4100 + 0,0003) ' 10-233 G cm?’ 
Spezifische Ladung e/m = (1,75878 + 0,00016) ' 107 e.m.E./g 
Die graphische Darstellung, Bild 7, zeigt die letzten 
Messungen der spezifischen Ladung e/m. 


Schrifttum ` 


R. H. Schaaf: Electronics (1949) Juni, S. 218. 

R. V. Pound: Phys. Rev. 72 (1947) S. 527. 

H.A.Thomas,R.L.Driscoll,J. A.Hipple: Phys. Rev. 75 
(1949) S. 902. 

R.M. Brown, E. M. Purcell: Phys. Rev. 75 (1949) S. 1262. 

E. M. Purcell, H.C. Torrey, R. V. Pound: Phys. Rev. 69 
(1946) S. 37. 

. R. Zimmermann, D, Williams: Phys. Rev. 76 (1949) 
S. 350. 

Bloemberger, Purcell, Pound: Phys. Rev. 73 (1948) 
S. 679. 


Bloch, Hansen, Packard: Phys. Rev. 69 (1946) S. 127; 70 
(1946) S. 474. 
F. Bloch, Phys. Rev. 70 (1946) S. 460. 


F. Kirchner: Phys. Bl. 5 (1949) S. 308. O.Macek 


Verschiedenes 


DK 612.315.337.4 : 620.193.918.2 
Wärmedehnungsprüfung und Wärmealterungsprüfung von 
Lackdrähten. [Nach A. Fuchs: Elektrotechn. u. Masch.-Bau 
66 (1949) S. 321; 3 S., 1 B] 

Der Verfasser setzt sich anläßlich der geplanten Neu- 
fassung der österreichischen Normen für Lackdrähte, die 
sich im wesentlichen an die VDE-Norm 46453 halten sollen, 
kritisch mit der Wärmedehnung und Wärmealterung von 
Lackdrähten auseinander. Er findet auf Grund von Reihen- 
untersuchungen an Lackdrähten verschiedener Herkunft, daß 


126 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1. März 1950 


sich bei der bisher üblichen Wickellockenprüfung vermutlidı 
zwei ganz verschiedene Wärmeeigenschaften der Lackdrähte 
überdecken. Zunächst wird durch die Wärmeeinwirkung die 
Lackschicht gealtert und verliert je nach Zusammensetzung 
ihre elastischen Eigenschaften mehr oder weniger. Dieser 
Vorgang ist temperatur- und zeitabhängig. Die Versuche 
des Verfassers haben aber ergeben, daß schon eine sehr 
kurze Erwärmung genügt, um bei einigen Proben Risse 
hervorzurufen; in diesen Fällen führt er die Rißbildung auf 
die im Lack bei der Erwärmung auftretenden Dehnungs- 
spannungen zurük. Zur Überprüfung seiner Schlußfolge- 
rungen verwendet er Kegellocken, bei denen der Draht auf 
einen Kegel von 70 mm Länge aufgewickelt wird, dessen 
größter Durchmesser 10 mm beträgt. Die bei Erwärmung 
auftretende Dehnung E betfägt 


. 100. 
E = Da -1 P ~o 


wobei D der Durchmesser der Kegellocke an der betrachte- 
ten Stelle und d der Drahtdurchmesser ist. Er mißt nun die 
Dehnung, die der Lack aushält, ohne einzureißen, bei einer 
Wärmeeinwirkungszeit von 10 min und findet diesen Wert 
bei einer Reihe von Werten zwischen 80 und 150 °C unab- 
hängig von der Temperatur. Er schlägt daher vor, die 
bisherigen Wickellocken durch Kegellocken zu ersetzen und 
an diesen die Wärmedehnungs- und die Wärmealterungs- 
prüfung getrennt vorzunehmen. Stri 


DK 621.3 : 681.1 


Der zweiteilige Umsetzer. [Nach K. H. Barney: Electr. 
Engng. 68 (1949) S. 962; 6 S., 12 B.] 


Der ursprünglich für den Gebrauch von Rechenanord- 
nungen entwickelte zweiteilige Umsetzer (binary quantizer) 
ist ein neues Gerät, um zeitabhängige Spannungen oder 
Ströme in eine zweistellige Zahl so umzuwandeln, daß je- 
dem Augenblickswert einer veränderlichen Größe eine ganz 
bestimmte Ziffer zugeordnet ist. Mit Hilfe des Umsetzers 
können Multiplikationen durchgeführt werden, bei denen so- 
wohl Multiplikand als auch Multiplikator ständig veränder- 
liche Eigenschaften besitzen, indem die physikalischen Eigen- 
schaften einer Größe in Zahlen umgewandelt werden, .dann 
miteinander multipliziert werden und nach entsprechender 
Rückumwandlung wieder einem dem Ausgangssystem ana- 
logen System zugeordnet werden. Die Anordnung kana nicht 
nur bei Rechenmaschinen angewandt werden, sondern auch 
bei Verfahren zur Impuls-Code-Modulation und bei Zeichen- 
schreibern, die Zahlen zur Übertragung benutzen. 


Der in der Arbeit ausführlich beschriebene Umsetzer 
zerlegt zunächst die zu messende Größe mit einer Abtast- 
fiequenz von 250 kHz in einzelne Teilabschnitte. Die jedem 
Teilabschnitt je nach der Größe des Augenblickswertes der 
Eingangsspannung entsprechende zweistellige Zahl wird auf 
ein Zählwerk gegeben. Der Umsetzer bestimmt dann mit 
Hilfe einer zweiteiligen Reihenschaltung von zwei Röhren, 
ob das Zählwerk eine Vergrößerung oder Verkleinerung des 
gerade vorhandenen Wertes erfahren muß, indem eine dem 
Stand des Zählwerks entsprechende Spannung auf den Ein- 
gang der Anordnung zurückgeführt und mit dem gerade vor- 
handenen Augenblickswert verglichen wird. Wird die Ab- 
weichung zwischen beiden Sp’nnungen zu groß, dann bringt 
die Differenzspannung das Zählwerk so lange zum An- 
sprechen, bis kein Spannungsunterschied mehr besteht, so 
daß mit der Veränderung der Eingangsspannung auch die 
am Ausgang des Umsetzers erscheinende zweistellige Ziffer 
verändert wird. Bleibt die Eingangsspannung konstant, 
dann spricht das .Zählwerk nicht an. Die Zuordnung ist 
vollkommen eindeutig, da die Eingangsstufen auch nicht an- 
sprechen, wenn die Eingangsspannung Werte annimmt, die 
zwischen zwei den Umsch^ltern zugeordneten Werten liegen. 
An Hand von Öszillogrammen der auf den Eingang zurück- 
geführten Vergleichsspannung wird das Ansprechen der 
Zähler bei sinusförmigen und rechteckigen Eingangsspan- 
nungen gezeigt. l 


Zum Schluß weist der Verfasser auf die Möglichkeit 
hin, mit Hilfe des Umsetzers eine Differentiation durchzu- 
führen, da die Häufigkeit des Ansprechens der Zähler eine 
Funktion der Änderung des Augenblickswertes der Ein- 
gangsspannung ist, so daß das Integral über die Anzahl der 
Steuerimpulse der Zähler innerhalb eines gewissen Zeit- 
abschnittes ein Maß für die jeweilige Ableitung im zeit- 
lichen Verlauf der Eingangsspannung darstellt. Fri 


DK 621.319.74 : 725.51 : 699.88 
Leitender Bodenbelag für Krankenhäuser. [Nach N. L. Grif- 
fin: Electr. Engng. 68 (1949) S. 1085; 6 S., 2 B, 4 T] 

Die Ursache von mehr als einem Viertel der vorgekom- 
menen Narkosegasexplosionen in Operations- und Entbin- 
dungsräumen von Krankenhäusern waren Entladungsfunken 
von elektrostatischen Aufladungen der Wände und des Fuß- 
bodens. Um das zu verhindern, muß man den Ableitwider- 
stand des Wand- und Bodenbelages verkleinern, aber nur 
so weit, daß das operierende Personal bei Berührung von 
unter Netzspannung stehenden Teilen keinen elektrischen 
Schlag bekommt. Die allermeisten Menschen spüren ers! 
einen Stromdurkhfluß durch ihren ‘Körper von über 1 mA. 
Setzt man den kleinstmöglichen Körperwiderstand zu 1kK9, 
den der Schuhe zu 10 kQ ein, muß bei einer Netz- 
spannung von 115 V der Widerstand Erde-Fußboden ako 
mindestens 104kQ betragen. Mit Rücksicht auf die Ab- 
leitung statischer Aufladung darf er jedoch nicht über 250 
k Q steigen. Diese Grenze ist fertigungstechnisch nicht ein- 
zuhalten. Man empfiehlt deshalb in den USA, ihn zwischen 
25 und 250 kQ zu legen. 

Zur Verkleinerung des elektrischen Widerstandes der 
üblichen Beläge, Terrazzo und Fliesen, mischt man dem trok- 
kenen Zement 2% Azetylenruß bei und erhält dann den ge- 
wünschten Widerstandsbereih. Durch diese Beimischung 
werden die mechanischen Eigenschaften 


` Bruchfestigkeit 6°/e geringer, 
Saugfähigkeit 22°/e höher, 
Oberflächenhärte 37° geringer. 


In 8 Monate langen Untersuchungen bei verschiedenen 
Temperaturen und Luftfeuchtigkeitsgehalten hat N. L. Grif- 
fin die praktische Verwendbarkeit der neuen Mischung be- 
wiesen. - BV 


Kurznachrichten 


Automatische Ferngesprächsaufnahme und -wiedergabe. — 
Ein neues elektroakustisches Gerät, das „Notaphon”, wurd” 
in der Schweiz entwickelt!. Es nimmt automatisch Teie- 
phongespräche bei Abwesenheit des Teilnehmers auf. Das 
Gerät in der Größe eines Rundfunkempfängers arbeite! 
nach dem Magnettonverfahren und benutzt zur Aufzeich- 
nung eine Stahlplatte von 30 cm Dmr., die sich mit 4 U/min 
dreht. Die Aufsprache und das Abhören erfolgen über einen 
gemeinsamen Kopf, zur Löschung ist ein zweiter Kopf vor- 
handen. l 

Hebt der Teilnehmer beim Eintreffen eines Anrufes 
seinen Hörer nicht ab, so bittet das Notaphon den Rufenden 
mehrmals, zu sprechen und nimmt die Mitteilung auf. Der 
Angerufene kann sie später direkt oder von einem anderen 
Fernsprechanschluß aus abhören, nachdem er ein Kennwor: 
(Vokalsteuerung) gesprochen hat. Ein Abhören durch Un- 
berufene ist also kaum möglih. Die Löschung der Aul- 
zeichnungen kann durch ein anderes Kennwort ausge!cs: 
werden. Das Gerät, dessen Frequenzgang trotz der geringe: 
Drehzahl für klare Verständlichkeit genügt, kann auc c:r 
normal geführten Ferngespräche zweier Partner aufnehmes 
und als Beleg für fernmündliche Vereinbarungen ee 


Deutsche Erfinder- und Neuheiten-Messe. — Vom 18. bis 
26. März 1950 wird im Deutschen Theater, München, Schwan- 
thalerstraße, die deutsche Erfinder- und Neuheiten-Mess;se 
durchgeführt. 


50 Jahre „Umschau”. — In diesem Jahre begann „DIE UM- 
SCHAU in Wissenschaft und Technik" ihren 50. Jal.rganu!. 
und Leser aus allen Berufen nehmen hieran Anteil. Diese 
Zeitschrift, die stets von einem Wissenschaftler geleitet wur- 
de, hat es in all den Jahren verstanden, den so schmalen 
Pfad zwischen Wissenschaft und sensationeller Populari:ät 
sicher einzuhalten und das Neue aus Wissenschaft und Ted 
nik in einer Form zu bieten, die sachlich und doch jedem Ge 
bildeten verständlich war. So ist die Umschau auch geeignet 
die in Naturwissenschaft und Technik Tätigen über die Fort 
schritte auf Nachbargebieten in großen Zügen zu unterridif 
ten, und sie hat bestimmt viel dafür getan, das Verständnig 
für diese modernen Wissensgebiete bei denen zu förde! 

die ihnen beruflich fernstehen. Das 1. Heft des 50. Jaħrga 

ges enthält an Aufsätzen u.a. solhde von H. Dänzer ùt 

Kernphysik, G.Loeser über Filterwirkung der Atmosph: 

E. Escales über Kunststoffe und von Gehrcke üb 
Farbensehen. nk 


1 W. Möbus: Dt. Erfinderpost (1950) H. 1, S. 8. 
? IImschau-Verlaq, Frankfurt a. M. 
3 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 398. 


1. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 127 


VERSCHIEDENES 


VDE 
: Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 


Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
-Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 4, Telephon: 3 07 21 /364 
Vorschriftenstelle: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 
(Vorschriftenvertrieb nur durch den VDE-Verlag) 


Außerkraitsetzung von VDE 0120 K/I. 44. — Auf Antrag 
der Normenstelle der Deutschen Röntgengesellschaft! sol- 
len die Kriegsvorschriften VDE 0120 K/II. 44 „K-Vor- 
schriften für den Hochspannungsschutz in medizinischen 
Röntgenanlagen” (auch mit VDE 0120 B/Il. 4 oder VDE 
0120 U/II. 44 bezeichnet) zum 1. Juli 1950 außer Kraft ge- 
setzt werden. Sie brachten für die Durchführung des Schut- 
zes gegen elektrische Unfälle bei Wiedererrichtung von 
Anlagen nach Besitzwechsel gewisse kriegsbedingte Er- 
leichterungen, die jetzt nicht mehr ads notwendig ange- 
sehen werden. 

Einsprüche gegen die Außerkraftsetzung dieser K-Vor- 
schriften sind bis zum 1. April 1950 an die VDE-Vor- 
schriftenstelle zu richten. 

VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


Bezug der VDE-Vorschriiten. 

Um vermeidbare Verzögerungen bei Lieferung von VDE- 
Vorschriften auszuschalten, bitten wir, entsprechende Bestel- 

lungen direkt .an folgende Anschriften zu richten: 
VDE-Verlag GmbH. Wuppertal-Elberfeld, Friedrich- 

Ebert-Straße 111, Postfach 667; | 
Beuth-Vertrieb GmbH., Krefeld-Uerdingen, Parkstr. 29. 
In diesem Zusammenl.ang verweisen wir auf unsere Ver- 
öffentlichung in der ETZ, H. 3, S. 75, über die Gültigkeit der 
beziehbaren Vorschriften-Drucke. 
Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär: 
Kulp 


50 Jahre VDE-Bezirk Schleswig-Holstein 

Am 31. Jan. und 1. Febr. fanden sich in Kiei die Mit- 
. glieder des VDE-Bezirkes Schleswig-Holstein mit zahl- 
' ıeichen Gästen zur Feier des 50jährigen Bestehens des 
' Bezirkes zusammen. Dr. phil. Rudolf Blochmann, 
. Zivilingenieur, Kieler Stadtverordneter und bekannter 
Kalenderreformator, gründete am 1. 2. 1900 den Schles- 
wig-Holsteinischen Elektrotechnischen Verein in Kiel mit 
damals 67 Mitgliedern; 
1942 wurde der Name des 
Vereins in die heutige 
Form umgewandelt. Einen 
Höhepunkt seiner Ge- 
schichte bildete 1927 die 
Jahresversammlung des 
Gesamt-VDE in Kiel, an 
deren gelungenen Verlauf 
sih noch heute manches 
Mitglied gern erinnert. 


Die Jubiläumsfeier am 

; 31. Jan.fand um 17 Uhr im 
, «Mövenhaus“ statt, dem 
‚. Gästehaus der Stadt Kiel. 
| Der Vorsitzende, Ziviling. 
: Lafrenz, begrüßte die 
; Gäste, zuerst den Vertre- 
ter des VDE-Vorstandes, 
Dir. Reichel, Hamburg, 
, der zugleich auch die 
ı Gikwünsche der AdEW 
į überbrachte. Die Grüße des Hamburger Nachbarvereins 
sprach Dr. Kniffler aus. Der Oberbürgermeister von 
Kiel), A. Ga yk, beglückwünschte das Geburtstagskind mit 
$ geist- und humorvollen Worten. Prof. Dr. Preller, Mi- 
nister für Arbeit, Wirtschaft und Verkehr, sprach für die 

| Regierung und ging auf die besonderen Sorgen der schles- 
wig-holsteinischen Elektroindustrie, auf Arbeitslosigkeit 


R. Blochmann, der Grün: 
VDE-Bez, Schleswig-Holstein 
(* 1865 in Dresden, t 1944 in Kiel). 


! Anschrift: Prof. Dr. Holthusen, St. Georg Krankenhaus, (24a) 
Hamburg, Lohmühlenstr. 5. 


. stellt hatte, übergab er das Wort an Prof. 


und Nachwuchsfragen ein. Nachdem der- Vorsitzende den 
Werdegang des Vereins noch etwas eingehender darge- 
r. Schwenk- 
hagen, Wuppertal, zu einem Vortrag „Geräte und Ver- 
fahren der Funkmeßtechnik". In seiner lebhaften, an Klar- 
heit und Anschaulichkeit kaum zu übertreffenden Dar- 
stellungsart erläuterte Prof. Schwenkhagen die 
Grundbegriffe der „Radar'-Technik und ihre Entwicklung 
während des Krieges auf beiden Seiten; die Versammelten 
dankten ihm durch ganz besonderen Beifall. Nach einer 
Pause sprach Dir. Dipl.-Ing. Meiners, Berlin, über 
„Schaltanlagen im In- und Ausland‘. An Hand von 60 Bil- 
dern führte er in eleganter, oft humorvoller Weise die Zu- 
hörer durch das ganze Gebiet des Baues von Hochspan- 
nungsschaltanlagen. Auch dieser von hoher Warte aus und 
mit bester Sachkenntnis gegebene Vortrag erntete leb- 
haften Dank. 

An die Vorträge schloß sich ein von der Stadt Kiel ge- 
gebenes Abendessen an, nach dem man noch lange plau- 
dernd und fachsimpelnd beisammen blieb. | 

Am 1. Februar wurde das Kraftwerk Kiel-Ost besichtigt. 
Es war gegen Ende des Krieges durch Bomben schwer be- 
schädigt worden, vornehmlich die Kessel, während die 
Turbogeneratoren dank eines besonderen Splitterschutzes 
fast unversehrt blieben. Neben der Wiederinbetriebnahme 
von 3 Kesseln und der beiden 6000 kW-Turbogeneratoren 
sowie der Fernheizanlage ist es auch noch gelungen, an 
anderer Stelle einen 12000 kW-Turbogenerator aus Trüm- 
mern zu bergen, der z. Zt. als Erweiterung aufgestellt wird. 
Für Schleswig-Holstein und die Stadt Kiel, deren wirt- 
schaftliche Gesundung sich durch das Flüchtlingsproblem 
und durch den Ausfall: der Marineanlagen besonders 
schwierig gestaltet, bedeutet der Wiederaufbau dieses 
Kraftwerkes eine ganz besondere Leistung, die symbolisch 
ist für den hier besonders zähen Willen, mit den Schwie- 
rigkeiten fertig zu werden. Was für das Land und die Stadt 
gilt, gilt auch für den VDE-Bezirk; obgleich in Schleswig- 
Holstein die Zahl der arbeitslosen Ingenieure am höchsten 
ist, so ist auch anderseits das Streben nach Weiterarbeit 
und Fortbildung ungewöhnlich fühlbar. In den vergange- 
nen 50 Jahren ist viel wertvolle Arbeit von’ den Elektrotech- 
nikern Schleswig-Holsteins geleistet worden — möge die 
kommende Zeit noch fruchtbarer werden. 

G. H. Winkler 


SITZZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

16. März 1950, 18.15, Hörsaal EB 301, Techn. Univ.: „Gedanken über wich- 
tige Probleme der Höchstspannungsübertragung‘', Dr.-Ing. 
W. v.Mangoldt, Essen. 

Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1g 

15. März 1950, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Technik und Wirtschait im 
Staat”, Vizekanzler Blücher, Bonn. 

ETG Frankfurt a. M., Mainzer Landstr 23 

21. März 1950, 17.00, Physikal. Verein, Robert Mayerstr 2: „Entwicklungs- 
stand der Magretophontechhnik'', Dr.-Ing. H. Schepel- 
mann, Hamburg. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 


23. März 1950. 17.00, Museum f. Völkerkde.: ‚‚Entwicklung und Stand der 


elektr. Zugförderung‘', Dr.-Ing. Kniffler, Hamburg. 

VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

14. März 1950, 18.00, Hörsaal 42 d. TH.: ‚Einfluß der Netzgestaltung auf 
die Beanspruchung von Hochspannungsschaltern‘‘, Dipl.-Ing. 
Autenrieth, Frankfurt a M ; 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

14. März 1950, 19.30,Vortragssaal im German. Museum: 
schalterproblem in Hochspannungsanlagen’’, 
schalk, Heidelberg. č 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Stützpunkt Solingen 

14. März 1950, 19.30, Saal 23 d. Fachsch., Blumenstr, 93: ‚„Lackdrähte'', Dir. 
Beel, Wahn. 


„Das Leistungs- 
Dipl.-Ing. Par- 


PERSONLICHES 


O. v. Auwers t 


Am 4. Nov. 1949 starb der ord. Professor für Experimen- 
talphysik an der Bergakademie Clausthal, Dr. phil. Otto v. 
Auwers, geb. am 1. Juli 1895 in Heidelberg, Enkel des 
Astronomen Arthur, Sohn des Chemikers Karl v. 
Auwers. Nach dem Studium war er Assistent in Danzig 
und Greifswald und trat 1924 in das Forschungslabor der Sie- 
mens-Werke ein. 1946 erfolgte seine Berufung nach Claus- 
thal. Mit seiner Doktorarbeit (bei Richarz, Marburg) über 


128 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


1, März 1950 


Heuslersche Legierungen begann er das Studium des Ferro- 
magnetismus, welches sein Hauptarbeitsgebiet blieb. Es gibt 
hier wenig Probleme, zu denen er nicht einen Beitrag lie- 
ferte. Erwähnt seien die auch technisch wichtigen Arbeiten 
über den Einfluß der Korngröße besonders der silizierten 
Bleche auf die magnetischen Eigenschaften und die Arbeiten 
über Krarupleiter. Andere Arbeiten betreffen das Permalloy- 
Problem, die Magnetoelastik, die Anfangspermeabilität. Ein 
sehr Bene verdient errang sih v. Auwers mit der um- 
r fassenden Bearbeitung 
der magnetischen und 
elektrischen Eigen- 
schaften des Eisens 
und seiner Legierun- 
gen in Gmelins Hand- 
buch d. anorganischen 
Chemie 1934/1938. 
Hier findet sich syste- 
matisch geordnet, refe- 
riert und kritisch be- 
arbeitet die gesamte 
einschlägige Literatur, 
das einzige und unent- 
behrlihe Nachschlage- 
werk über die Physik 
und Technik des Fer- 
romäagnetismus. 


Auh zum Dia- 
und Paramagnetismus 
und Atommagnetis- 

mus, insbesondere zum Problem des Stereomagnetismus hat 

v. Auwers wichtige Beiträge geliefert. Einige Jahre wid- 

mete er dem Studium des Kupferoxyduls, sowohl seiner Phy- 

sik wie seiner technischen Verwendung (Photozelle). Durch 
viele allgemeine und zusammenfassende Vorträge und Be- 
richte hat er sich für die Verbreitung neuer Erkenntnisse und 
ihre systematische Darstellung viel Dank erworben. Mit 

Otto v. Auwers hat die Physik einen begabten und un- 

ermüdlichen Arbeiter verloren. Besonders der ferromagneti- 

sche Arbeitskreis verliert in ihm eines der aktivsten Mit- 
glieder. WaltherGerlach 


Th. Lehmann ł. — Im Sommer :1949 ist Theodor Leh- 
mann im Alter'von 75 Jahren gestorben. Schon früh fühlte 
sich der junge Elsässer der Technik verbunden. 
er am Polytechnikum in Zürich seine Diplomprüfung, 1898 er- 
folgte an der Universität die Promotion zum Dr. phil. Er 
setzte seine Arbeiten bei der Firma Oerlikon fort, und zahl- 
reiche Veröffentlichungen in deutscher — mehrere davon in 
der ETZ — und in französischer Sprache brachten wertvolle 
Fortschritte für die Theorie des Magnetismus und die Berech- 
nung elektrischer Maschinen. 1911 zog Lehmann sich aus 
der Industrie zurück, um sich in der Stille seines Vaterhauses 
in Urmatt ganz seinen Arbeiten widmen zu können. Zahl: 
reiche Ehrungen wurden ihm zuteil. Sein Charakter und eine 
warmherzige Güte gegen andere haben viele in seinen Bann 
‚gezogen. B. V. 


E. Märker t. — In Oldenburg verstarb unerwartet im 68. Le- 
bensjahr Obering. Ernst Märker. Durch seine jahre- 
lange Arbeit in der VDE-Kommission für Elektrowärmegeräte 
st Märker weiten Fachkreisen bekannt geworden. Bei 
der AEG, der er seit 1912 angehörte, hat sih Märker be- 
sonders um die Entwicklung des Kleinstmotorenbaues in den 
Fabriken Brunnenstraße verdient gemacht. Zuletzt bekleidete 
er eine technisch leitende Stellung in der AEG-Fabrik Olden- 
burg. Die deutsche Technik verliert mit Ernst Märker 
einen der Männer, die sich bahnbrechend auf dem Gebiete 
der Normung betätigt haben. 


J. Bruncken. — Der Name von Johannes Bruncken, 
der im Februar seinen 70. Geburtstag feierte, ist den Elek- 
trotechnikern gut vertraut, denn seit 1907 besteht die von 
ihm gegründete Cölner Elektromotoren-Fabrik. Insbeson- 
dere der Bruncken-Doka-Moto’, der mit Doppelkäfigläufer 
bei seinem Erscheinen die Forderung der Elektrizitäts- 
werke nach geringem Einschaltstrom mit den Wünschen 
der Verbraucher zu vereinen wußte, machte den Namen 
Bruncken bekannt. Spezialnutmotoren und Aufzugs- 
motoren mit mehreren Drehzahlen zeugten weiterhin von 
seinem Können als Ingenieur. Bruncken stammt aus 
dem Oldenburgischen, arbeitete zuerst bei der Elektrizi- 


1896 bestand - 


täts-Gesellschaft Helios in Köln und gründete nach deren 
Liquidation die eigene Firma. Seine Fachgenossen wün- 
schen ihm weitere gesunde und erfolgreiche Jahre. 


H. Mecke. — Vor 40 Jahren, am 1. 3. 1910, trat der jetz! 
63jährige Obering. Hermann Mecke nach Absolvierung 
der Technischen Staatslehranstalten Hamburg in das Kon- 
struktionsbüro der Bahnfabrik der AEG-Fabriken Brunnen- 
straße ein. Er arbeitete dort mit an der gerade damals 
stürmischen Entwicklung der elektrischen Bahnen und 
schuf zahlreiche Konstruktionen für Bahnmotoren, Gene- 
ratoren und Hilfsmaschinen, die zusammen mit vielen 
Patenten seinen Werdegang bis zum Konstruktionschef des 
Bahnmaschinenbaues der AEG kennzeichnen. H. Mecke 
hielt stets enge Fühlung mit allen Bahnfachleuten und 
war auch in den Fach- und Fachnormenausschüssen stän- 
dig tätig. Der jetzt zu erwartende Neubau elektrischer Bah- 
nen möge noch recht lange aus seiner tätigen Mitarbeit Nut- 
zen ziehen. 


Hochschulnachrichten. An der T. H. Aachen wurde m! 
Wirkung vom 1. 3. 50 Dr.-Ing. habil. Volker Aschofll 
mit der Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Lehrstuh:s 
für „Zlektrische Nachrichtentechnik" beauftragt. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 621 (083) 


Mathematische und technische Tabellen für Maschinenbau 
(einschl. Elektrotechnik). Begründet v. Prof. E. Schultzt, 
peubearbeitet von Baurat O. Kehrmann. 23. Aufl. mit 
zahlr. Abb., XVI u. 503 S. in DIN A 5. Verlag G. D. Baedeker. 
Essen 1949. Preis DM 12, —. 

Das bekannte und bewährte Tabellenwerk ist bereits :n 
der 23. Auflage erschienen, die die neueste Entwicklung a.i 
den verschiedenen Arbeitsgebieten zu berücksichtigen strebt. 
Das Werk enthält wieder Tafeln aus den Gebieten der Ma- 
thematik, Werkstoffwerte der Physik und Chemie, des Bau- 
wesens und Maschinenbaues, der Beleuchtungstechnik und 
der Elektrotechnik. Hervorzuheben sind die nichtlogarita- 
mischen und die vierstelligen logarithmischen Tabellen, d:e 
Hyperbelfunktionen und Zinstabellen sowie MaßBeinheiten 
und Umrechnungstafeln der verschiedenen Wissensgebie:t. 
Für den Elektrotechniker sind besonders die Leit- und Wider- 
standswerte sowie die Belastungsangaben in Tabellenform 
wichtig, wodurch dem Werk, das in jeder Hinsicht als gelun- 
gen zu bezeichnen ist, eine weite Verbreitung in der Praxis 
gewiß ist. E.Tschanter 


DK 54 (092) 


Richard Willstätter: Aus meinem Leben, von Arbeit, Mube 
und Freuden. Herausgeg. u. m. einem Nachwort versehcı 
von A. Stoll, Basel. Mit 462 S., farb. Titelbild u. 49 Bii. 
Format gr. 8°. Verlag Chemie GmbH., Weinheim, Bergstrae 
1949. Preis Ganzin. DM 28.—. 

Diese Selbstbiographie hat der große Forscher und Huch 
scullehrer in den letzten Jahren seines Lebens im Exil nis 
dergeschrieben. Aus der Umwelt und Geisteshaltung seinei 
Vorfat.ren entwickelt der Verfasser seine eigene Charakti 
anlage, seine Fähigkeiten und Fehler gleichermaßen, an s:.d 
selbst ebenso wie an die Menschen seines Umgangs dir 
gleichen strengen Maßstab anlegend. Aus jedem seim: 
Sätze, deren Stil an die zahlreichen wissenschaftlichen Puo.: 
kationen erinnert, sprechen die scharfe Urteilskraft unr 
streng logische Denkweise des Naturwissenschaftlers. 

In großen Zügen schildert er den Ablauf seines Lebens 
das in 3 Epochen deutscher Geschichte hineinragt, in Kaise’ 
reich, Republik und 3. Reich, und läßt uns erschüttert dx 
tiefe Tragik dieses Forscherschicksals nacherleben. Als einen 
aer letzten „Klassiker der organischen Chemie‘ ist in ‘hn 
die Erinnerung an seine. Ausbildung unter Adolf v. Bave 
wach mit der Fülle markanter Persönlichkeiten deutsche 
Forschung jener großen Zeit der Weltgeltung deutscher W's 
senschaft, in der die Elite der ganzen Welt in deutschen lio: 
sälen saß. Unermüdlich ringt er mit den Problemen. die d'i 
Zeit der Not nach dem 1. Weltkrieg der Forschung aute: 
legte, und erlebt den Zerfall des Geistes und der Humant 
und das Vers:gen der Hochschulen, die ihre Tore dem Un 
geist der Anmaßung und Verlogenheit widerstandslos òtl 
neten. In diesen 3 Epochen vollzieht sih über die Etappes 
München, Zürich, Berlin, München der Aufstieg zu einem « 
der ganzen Welt geehrten Gelehrten, aus dessen Schi 


1 Marz 1950 


e.ne große Zahl hervorragender Forscher und Hochschulleh- 
rer hervorging, und schließlich sein Sturz in das Dunkel 
der Vergessenheit, in die Not durch Diffamierung, Ausplün- 
serung, Verfolgung und Verbannung ins Exil. 

Der Wert dieses Buches geht weit über den eines rein 
uwaraphischen Werkes hinaus, insofern als Willstätter 
:ı den wichtigen Problemen der 3 Zeitepochen politischer, 
scz.oiogischer, wirtschaftlicher, kultureller und vor allem 
ascnschulpolitischer Art Wesentliches zu sagen’ weiß. Trotz 
aher Bitterkeit verurteilt er nie, er schildert sachlich und 
„neılaßt das Urteil dem Leser. Mit scharfen, manchmal har- 
‘“n Strichen sind die Menschen seines Lebenskreises gezeich- 
ret. Die fachlichen Kapitel, die nur einen groben Umriß sei- 
ner wissenschaftlichen Arbeit geben — Alkaloide, Chloro- 
zavil Blutfarbstoff, Blütenfarbstoffe, Chinone, Enzyme — 
< nd so gehalten, daß auch der Nichtfachmann sie bewältigen 
sann, ohne den biographischen Faden zu verlieren. 

Von besonderem Wert ist das Buch für jeden wissen- 
schaftiich gebildeten Leser, läßt uns doch der Verfasser einen 
&:ck in die geistige Werkstatt des Gelehrten tun. Wir sehen 
vu Probleme entstehen, wachsen, erleben it.re Inangriffnah- 
ne und ermessen die mühselige Kleinarbeit, die zu ihrer 
Frwalligung aufgewendet werden mußte. Wir lernen die 
s.enge Zeitdisposition des erfolgreich Schaffenden und die 


Notwendigkeit besessener Hingabe an die Arbeit kennen 


sowie die selbstlose Beschränkung der Lebensansprüche des 
Forschers, der im Ringen um Erkenntnis und Wahrheit den 
nnhen Wert des Lebens erblickt. 

Das Nachwort von Arthur Stoll ist den letzten Jah- 
en Willstätters im Exil bis zu seinem Tode am 3. Au- 
Test 1942 gewidmet, herzliche Worte des Freundes, Schülers 
ad Mitarbeiters, eines der wenigen, die in der Zeit größter 
Ümedrigung tatkräftig geholfen haben. — Ein Buch von 
“-bendem Wert, mit Bildanhang in z.T. hervorragender 
“dergabe versehen, fesselnd und, weit mehr als das, eine 
“:ısnung zu Einkehr und Besinnung. R.Behnisch 


DK 621.311.11 (494) 
Die Elektrizitätsversorgung in der Nordostschweiz und das 
terwerk und thermische Kraftwerk Weinfelden. Von Dipl.- 
q H. A. Leuthold. Hersg. von der Nordostschweizeri- 
‚ten Kraftwerke AG in Baden u. v. Elektrizitätswerk des 
.:n'ons Thurgau in Arbon. Mit 19 B., 56 S., Format 8°, 1949. 
Das Buch gibt in der ersten Hälfte eine Übersicht über 
"+ Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft in der Nordost- 
‘hweiz und eine Begründung für den Ausbau eines 150/50/8 
„\-Umspannwerks in Weinfelden und der Aufstellung einer 
+ MW-Gasturbinenanlage in Verbindung mit dem Umspann- 
worx. Im zweiten Teil werden Disposition und Ausführung 
wr Anlage Weinfelden in gedrängter Form beschrieben. Der 
tzte Abschnitt behandelt kurz die Gestehungskosten der 
mt der Gasturbine erzeugten elektrischen Energie. Die all- 
„mein gehaltenen Angaben dieses Abschnittes sind ohne 
genaue Unterlagen nicht nachprüfbar und müßten bei einem 
Vergleich den deutschen Verhältnissen angepaßt werden. 
Die Schrift stellt einen wertvollen Beitrag zum Problem 
!er Abdeckung der Spitzenbelastung dar und ermöglicht 
“nen interessanten Vergleich der schweizerischen und deut- 
“hen Verhältnisse in der Elektrizitätswirtschaft. 
i A. Pirrung 


`~ 


DK 621.392 (022.5) 


Svstemtheorie der elektrischen Nachrichtenübertragung. 
cn K. Küpfmüller. 386 S., 474 B., Format 8°. Verlag 
> Hirzel, Stuttgart 1949. Preis Ganzl. DM 32,—. 

J.e Vierpoltheorie lehrt, welche Gesetze die Amplituden 
:t Ende eines Übertragungssystems mit den Amplituden 
"m Anfang im stationären Zustand verbinden, und macht 
‘erur nur die sehr allgemeine Annahme, daß im Uber- 
'aqungssystem das Superpositionsprinzip gilt. Wenn man 
aber den Frequenzgang im Ausgangskreis mit dem Fre- 
“ enzgang im Eingangskreis, oder wenn man die Zeitfunk- 

nen im Ausgangskreis mit den Zeitfunktionen im Ein- 
“ingskreis auch bei nichtstationären Vorgängen vergleichen 
s dann muß man wissen, wie die verschiedenen Eigen- 
“naiten des Übertragungssystems von der Frequenz ab- 
“sungen. Diese Abhängigkeit ist bei allen Übertragungs- 
:vs’emen sehr verwickelt und entsprechend verwickelt und 
anabersichtlich würden auch die nötigen Rechnungen. Man 
tian aber die Systeme durch typische Annahmen ideali- 

» "en und jeweils nur eine Eigenschaft in einfacher Weise 
cn der Frequenz abhängen lassen. Dann bleiben die Rech- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 


129 


nungen übersichtlich und man kann mit ihnen gut das 
Wesen der auftretenden Verzerrungen studieren. Solche 
Studien hat Küpfmüller in vielen Zeitschriften- 
aufsätzen behandelt, er hat über sie an der Technischen 
Hochschule Berlin Vorlesungen gehalten, hat ihnen den 
Namen „Systemtheorie” gegeben und sie jetzt in einem 
Buch zusammengefaßt. 

Das Buch behandelt Schaltvorgänge, lineare und nicht- 
linare Übertragungsverzerrungen, Verzerrungen von Schwin- 


gungen, die amplitudenmoduliert, frequenzmoduliert und 
impulsmoduliert sind, und schließlich die Wirkung von: 
Störungen auf die verschiedenen Übertragungssysteme. 


Unzählige Diagramme und praktische Beispiele veranschau- 
lichen die Ergebnisse der Berechnungen; so gibt dieses 
Buch auch einen Überblick über die modernen Systeme 
der Nachrichtenübertragung. Es zählt zu den Standard- 
werken der Nachrichtentechnik und ist auch vom Verlag 
entsprechend sorgfältig ausgestattet worden. 

R. Feldtkelle 


DK 627.823 : 666.97 


Talsperrenbeton. Sicherheit u. Verantwortung. Von Dr.-Ing. 
J. Fritsch. (Schriften d. Österr. Wasserwirtsch.-Verban- 
des. H. 15.) 5 u. 34 S., 4 Textabb., Format 15X205 cm. 
Springer-Verlag, Wien 1949. Preis kart. DM 2,—. 

Der Verfasser gibt in der kleinen Schrift wertvolle Hin- 
weise für die Herstellung und Prüfung von Massenbeton, 
der nicht hoch beansprucht wird und daher mit geringerem 
Zementgehalt ausgeführt werden kann. Die immergiveitere 
Verbreitung der Verdichtung von Beton durch Rüler er- 
fordert neue Wege bei der Prüfung des Bauwerkbetons. Es 
werden hierfür die Begriffe der „Rüttelwilligkeit“ und der 
„vollkommenen Frischbetonverdichtung“ eingeführt und Ge- 
räte vorgeschlagen für deren Bestimmung. Hierbei kommt 
es nicht ausschlaggebend auf die Siebkurven des verwen- 
deten Zuschlagmaterials an. Es entscheidet die Menge des 
Wasserzementgemisches (Zementleim). 

Es werden Wege gezeigt, wie die Bauüberwachung die 
Betonprüfung, abweichend von den bisherigen Bestimmun- 
gen, vornehmen kann. Die kleine Schrift ist ein wertvoller 
Beitrag für die Betonherstellung. Sie ist flüssig geschrieben 
und dürfte auch für den Maschinen- oder Elektroingenieur, 
der mit Talsperrenbau zu tun hat, von Interesse sein und 
ihm einen Einblick in die Überlegungen des Bauingenieurs | 
bei der Betonherstellung bieten. à W. Uhrig 


DK 621.34 (023.3) 
Flektrische Antriebe. Von A. Leo nhħa rd. Mit 204 B., 176 S., 
Format 16X24,5 cm. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1949. 
Preis geb. DM 18,80. 


Für den Entwurf elektrischer Antriebe ist in technischer 
und wirtschaftlicher Hinsicht die Forderung zu stellen, daß 
cie Motoreigenschaften möglichst an die Betriebsbedingungen 
der Arbeitsmaschine angepaßt werden. Dazu ist eine gründ- 
liche Kenntnis des Zusammenwirkens von Antriebs- und AT- 
beitsmaschine unerläßlich. Auf Grund eigener Erfahrungen in 
der Praxis und als Hochschullehrer hat es der Verfasser in 
dankenswerter Weise unternommen, die damit zusammen- 
hängenden verschiedenartigen Probleme klar herauszuarbei- 
ten und in übersichtlicher, gedrängter Form darzustellen. 


Von der dynamischen Grundgleichung ausgehend werden 
die wichtigsten Bewegungsvorgänge von Antrieben beim An- 
lauf, Bremsen und Umsteuern sowie bei stoßartigen und pe- 
ricdisch schwankenden Belastungsänderungen ın rechneri- 
scher Weise behandelt. Es ist erfreulich, daß der Verfasser 
auch auf die Anwendung graphischer Verfahren eingeht, auf 
die man gerade in der Antriebstechnik häufig angewiesen 
ist. Es folgt eine Darstellung der Erwärmungsgesetze und 
ihrer Anwendung für die Ermittlung der Motorgroße unter 
Berücksichtigung der VDEmäßig festgelegten Betriebsarten. 
Anscließend werden die Eigenschaften der wichtigsten Ar- 
beitsmaschinen in ihrem äußeren Betriebsverhalten einge- 
herd besprochen. An zahlreichen Beispielen aus der An- 
triebstechnik wird gezeigt, welche Motortype für den jewei- 
ligen Zweck ‚am besten geeignet ist. Das Entwerfen von ge- 
normten Schaltbildern wird kurz erläutert. Besonders wert- 
voll erscheinen die mit Sorgfalt ausgewählten Projektierungs- 
aufgaben, deren Durcharbeitung erheblich zur Vertiefung des 
dargebotenen Stoffes beiträgt. i 

Inhaltlich bringt das Buch dem Fachmann alles Wissens- 
werte über das Gebiet der elektrischen Antriebe, so daß es 
sowohl dem Ingenieur der Praxis als auch dem Studierenden 
zur Vorlesungsergänzung bestens empfohlen werden kann. 


` 


130 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 5 1. März 19% 


Obwohl das Buch in erster Linie für den Elektrotechniker ge- 
schrieben ist, dürften auch die Mäaschineningenieure wert- 
volle Anregungen daraus bekommen. Abgesehen von eini- 
gen Druckfehlern ist auch die äußere Aufmachung als zu- 
friedenstellend anzusprechen. H. Prinz 


DK 621.396.62.004.67 (021.3) 
Handbuch der Rundifunk-Reparaturtechnik. 6. ... 19. Tausend. 
Von Werner W. Diefenbach. Mit 618 Abb. u. 507 S. in 
Lexikon-Format. Frankh’sche Verlagsbuchhandlung, Stutt- 
gart 1949. Preis Halbln. u. Schutzkart. DM 48,— 


Das große Reparaturhandbuh von Diefenbach, das 
gewissermaßen das Vademecum für die Radiowerkstatt sein 
will, hat einen sehr beachtlichen Erfolg gehabt; die 1. Auf- 
lage dieses Buches kam im November 1947 heraus, und trotz 
des nicht gerade niedrigen Preises ist jetzt nach weniger als 
zwei Jahren bereits eine Neuauflage notwendig geworden. 
Sie wurde ohne textliche Änderungen und Ergänzungen in 
photogetreuem Nachdruck herausgegeben. Wenn dieses auch 
ein Nachteil ist, denn so kann das Werk nicht ganz aktuell 
sein. so muß man anderseits doch anerkennen, daß das 
Buch auch heute noch eine sehr bemerkenswerte Leistung 
darstellt. 


Den Bedürfnissen der Werkstatt entsprechend behandelt 
das Werk die Einrichtung der Reparaturwerkstätten, ihre 


Ausstattung mit Werkzeugen sowie Meß- und Prüfgeräten, - 


teilweisg auch deren Selbstbau, anschließend die Messungen 
an Rum@ffunkgeräten und die Vorprüfung von Einzelteilen, 
die planmäßige Fehlersuche, schließlich die Fehler an Einzel- 
teilen und deren Behebung, den Ersatz von Einzelteilen 
durch andere Werte und Typen, die Reparatur ausländischer 
Geräte, das Abgleichen von Rundfunkgeräten, die Moderni- 
sierung älterer Geräte, zum Schluß Reparaturen an Kraftver- 
stärkern, Sondergeräten und Antennenanlagen. In einem 
letzten Teil sind zahlreiche praktische Tabellen zusammen- 
gestellt. Der Verfasser hat sich in allen Abteilungen des 
Werkes bemüht, dem Leser möglichst viel Erfahrungswerte 
und Tatsachenmaterial zu vermitteln; so ist ein Handbuch 
entstanden, das eine außerordentlich große Fülle nützlicher 
Angaben enthält. Wenn ein Wunsch offen bleibt, so nur 
der, daß recht bald eine Neubearbeitung des Buches ermög- 
licht werden möchte, damit die technischen Ergebnisse der 
letzten Jahre hinein verarbeitet werden können. 
Erich Schwandt 


= DK 347.771 (022.11) 
Erfindungen und Patente. Von C. W. Gross. Ein Ratgeber 
f. Erfinder, Interessantes a. d. Welt d. Erfindungen. Mit 80 S., 
Format DIN A 5. Verlag Dr. Hanns Krach, Mainz 1949. Preis 
geb. 3.50 DM. 


Von Erfindungen und Patenten haben technische Laien 
und auch Ingenieure vielfach eine mehr oder weniger falsche 
Vorstellung. .Daß die Wirklichkeit anders aussieht, wird den 
meisten erst deutlich, wenn sie einmal selbst eine Erfindung 
zum Patent anmelden und vor allem, wenn sie den Versuch 
machen, ein Patent wirtschaftlich zu verwerten. Wer nach 
Büchern sucht, die ihm auf die vielen mit Erfindungen und 
Patenten zusammenhängenden Fragen Antwort geben sollen, 
wird enttäuscht sein. Er findet eine große Anzahl von Kom- 
mentaren über die Gesetze des gewerblichen Rechtsschutzes, 
vor allem über das Patentgesetz. Diese sind aber nur für 
den Spezialfachmann verständlich und auch nur für ihn be- 
stimmt. Auch die sogenannten Lehrbücher des Patentrechts, 
von denen es nur sehr wenige gibt, wenden sih an den 
Fachmann. 


Das kleine Buch von Gross will diese Lücke schließen. 
Der beschränkte Umfang von etwa 70 Textseiten setzt der 
Absicht verhältnismäßig enge Grenzen. Immerhin gelingt es 
dem Verfasser, einen ersten Einblick in das vielfältige Ge- 
biet der Erfindungen und Patente zu vermitteln. Der Leser 
erfährt neben interessanten Daten aus der Geschichte der Er- 
findungen einiges über die Praxis des Patentlebens. Beson- 
ders begrüßenswert sind die Ausführungen über die Verwer- 
tungsmöglichkeiten von Erfindungen bzw. Patenten und die 
Mitteilungen über Einzelheiten des Prüfungsverfahrens. Hof- 
‘en wir, daß dieses Buch in seiner Art nicht das einzige 
bleibt. Der Ingenieur, dessen Berufsarbeit ohne „Erfindun- 
gen und Patente‘ nicht denkbar ist, braucht ein Buch, das ihm 
auf seine Fragen wesentlich ausführiichere Antwort gibt. 

P.Ohrt 


DK 621.396 (033) 


Radiotechnisches Wörterbuch, Deutsch-Englisch, Englisch- 
Deutsh. Von Horst A. C. Krieger. Mit 280 S., Format 
10,5X15 cm. Regelien’s Verlag, Berlin 1949. Preis Ganzl. 
DM 4,80. 

Besonders jetzt ist der deutsche Radiotechniker daran! 
angewiesen, sich mit den Entwicklungen in den angelsädhs:- 
schen Ländern zu beschäftigen. Ein sehr brauchbares Hilfs- 
mittel gibt ihm H. Krieger mit seinem Wörterbuch dazu in 
die Hand, das in einem deutsch-englischen und einem englisch- 
deutschen Teil etwa 13 000 Stichworte enthält. In übersict- 
lichem Druck sind alle praktisch vorkommenden Fachaus- 
drücke zu finden. Sehr angenehm wird eine Zusammenstei- 
lung der gebräuchlichsten englischen Abkürzungen empfun- 
den, Die ansprechende Aufmachung trägt dazu bei, daß der 
Benutzer des Büchleins mit dieser Neuerscheinung zufrie- 
den ist. B. Vollrath 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten.) 


Die Mechanik der Zuglörderung. Von Hans Nordmann. J ï, 
9 B., Format 20 - 29 cm. Akademie-Verlag, Berlin 1947 Preis brosc 
DM 3,75. 

Probleme der durchgehenden Eisenbahnbremsen in entw.-gesch. Darst. Von 
Hans Nordmann. 18 S., 2 Taf., Format 20 »- 29 cm. Akadenı- 
Verlag, Berlin 1948. Preis brosch. DM 2,75. 

Repetition der elementaren und höheren Mathematik ‚und Wechselstrom- 
technik. Von ErnstSchönholzer. 34 S., 186 B., Format 14,5.: 
Zentimeter. Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich 1946 Preis Ganz 
DM 18,—. 

Einführung in die Kristallographie. Von Hans Schneiderhötr 
464 S., 458. B., 34 Taf., Format.15 - 23 cm. Verlag Karl Alber, Preibi: 
i B. 1949. Preis Ganzl. DM 40,—. 

Wunderdinge aus Feinmechanik u. Optik. Von C. H. Fröhlich. 285. 
59 B., Format 14,5 +» 20 cm. Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Hall- 
Saale 1950. Preis Halbl. DM 7,80. 

Die deutsche Normung, Geschichte, Wesen, Organisation, Herausg vor 
Deutschen Normenausschuß. 64 S., 25 B., Format 13,5 -»- 21 cm. Beut: 
Vertrieb GmbH., Berlin u. Krefeld 1949. Preis kart DM 1,75. 

Cours de Calcul Op6erationnel. Von M. Denis-Papinu. A. Kan! 
mann. 240 S., 125 B., Format 15,5 - 25 cm. Editions Albin Mide. 
Paris 1950. 

Das Cross-Verfahren. Von J. Johannson. 124 S., 137 B., Forms’ 
22 - 14 cm. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1948. Pıe: 
geh. DM 14,40. 

On the Propagation of Radio Waves. Von O.Rydbeck. 14% S., 478 
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Berichtigung 
Im Referat „Widerstand eines elektrisch erwärmten Le 
ters und Bestimmung der Wiedemann-Franzschen Zahl" :: 
Heft 4, S. 98 der.ETZ d. Js., ist die vorletzte Zeile herausg:- 
fallen; sie lautet: „her nicht mitgeteilte übersichtliche syste- 
matische Theorie”. 


„~ 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. Joahim Euler, T. H., Braunschweig, Schleinitzstr. 

Dr. phil. Walter Hofmeier, Frankfurt/M.-Höhst, Mc.Nair-Kasernr 
Pıof. Dr. W. Kangro, T. H. Braunschweig 

Gottfried Matthaes, Mailand, Paderno Dugnano 

Prof. Dr.-Ing. F. Oertel, Berlin-Frohnau, Mehringerstr. 28 

Dr.-Ing. Franz Stejskal, Heiligenkirhen b. Detmold, Villa Eid 


a EEE 


Dieser Ausgabe liegen Prospekte der Rheinischen Draht- und Kat: 
werke G. m. b. H., Köln-Riehl, und der Hackethal Draht- und Kabelwert: 
AG. Hannover, bei. ` { 


Abschluß des Heites: 21. Februar 1950 


Schriftleitung: G.H.Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K. ' 
Egerer. — Zuscriften für die Schriftleitung nicht an eine pers’ 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupper: 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. !: 
Postfach 667. Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH, wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag, für N. 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


A OS DT en Sun. E ET E E A Ao m E E ER u EEE 


ENGINEERING } 
LIBRARY APR 21 1950 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


Ermittlung der Stromortskurven bei Drehstrommotoren mit Strom- oxydbedeckter Kathoden. 149 — Elektronisches Schnellwählgerät f. 
verdrängungsläufern. H. J. Schrader. 131 Schrifttumsnachweis. 150 — Entwicklungsabteilungen in mittelgroßen 
elektr, Fabriken. 150 
een BR -Tetroden als Verstärker- und Mischstufen, Kurznachrichten: 150 (Achema — Dt. Funkausstellg. — Ber- 
H. Fricke. liner Ausstellg. — Rundfunkindustrie — Fabrikationsverlagerung) 
Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung für Umkehrwalzenstraßen, Verschiedenes 
W. Ostendorf. 137 VDE: Kommission 0210 Starkstromfreileitungen. - 151 


Uber Verfahren zur Verhütung von YYurbinenschäden bei Störungen VDE-Verlag: Verzeichnis lieferbarer VDE-Vorschriften. 151 
am Blockdruclager, W. C, Sanner. 143 Sitzungskalender: 152 
Persönliches: N. A. Halbertsma. 152 — F. Janus. 152 — Jubiläum.’ 152 
Rundschau Buchbesprechungen: A, Duschek : Vorlesungen über höhere Ma- 


Wirkungsweise der Wanderieldröhre. 142 — Ein erprobter Zweikreis- (hamatik. 192 ra R. Rothe: er av 134 7— = v. 

Gieichstromgenerator. 145 — Einige Aufgaben des Messens u. Re- La ue: Theorie d. Supraleitung. 152 u X ur yer u. E. a 

gelos. 145 — Die Physikal,-Techn. Reichsanstalt in Berlin. 145 — m Hajbleiter- Werkstoffe u. „Widerstände. 153 — A. Grzy- 

Dynamische Untersu. d: Schienenfahrzeuge. 145 — Untersuc. der wienskt: Fiußkraitwerke u. Stromwerke. 153. — A. Grzy- 

Betriebsverhältnisse elektr. u. anders angetriebener Dreschmaschinen. wienski: an Donauwerk hr aan 199, =. ko: farro- 

146 — Maägnetische Flüssigkeits-Kupplungen. 147 — Einfaches Vek- rn ER Helo stilo; ar N ERS Die maschineniech- 

tordiagramm f. Hochfr.-Leitungen. 147 — Bodenleitfähigkeitsmessun- nischen DBUSOTIBON ne NEN aa Perspektive. 154 — Dezi- 

en in Schleswig-Holstein, 148 — Näherungsformeln z, Berechn. d. malklassifikation f. Elekt.-Werke u. d. Elektroindustrie. IM 
uktivität kreisförmiger Spulen. 148 — Unterschiede d. Eigen- W.Dornu.K. Lütgen: Humor in der Technik. 154 

schaften v. magnet, weichen Kernwerkstoffen an verscied. Stellen Eingänge: 154 

des Querschnitts. 149 — Fortpflanzungsgeschwindigk. großer Bark- Berichtigungen: 154 

bausensprünge in Ni-Fe-Legierungen. 149 — Leitungsmechanismus Brief an die Schriftleitung: 144 


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Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. März 1950 


Heft 6 


Ermittlung der Stromortskurven bei Drehstrommotoren mit Stromverdrängungsläufern 


(Mitteilung aus dem Institut für elektrische Maschinen der Technischen Hochschule Hannover) 


Von Hans-Jürgen Schrader, Hannover 


Übersicht. Bei der Aufnahme der Betriebskurven von Drehstrom- 
motoren mit Stromverdrängungslaufern im indirekten Meßverfahren kommt 
es darauf an. den Streublindwiderstand sowie den Wirkwiderstand der 
Lauferwicklung bei den betriebsmäßig vorkommenden geringen Läufer- 
freguenzen zu messen. Da solche Messungen bei niedrigen Frequenzen 
rt den gebräuchlichen Meßinstrumenten nur ungenau durchzuführen sind, 
n rd ein anderes, einfaches Meßverfahren vorgeschlagen, bei dem der 
Motor mit verschiedenen Spannungen jeweils nur im Leerlauf betrieben 
wird. Aus den bei diesen Versuchen gemessenen Spannungen, Strömen und 
Leistungen läßt sich in guter Übereinstimmung mit den wahren Verhält- 
nissen das Betriebsverhalten des Motors konstruieren. 


Einleitung 

Die Vorteile der indirekten Methoden bei der Untersu- 
chung elektrischer Maschinen sind bekannt. Sie liefern aus 
relativ einfach durchzuführenden Einzelmessungen, wie Leer- 
lauf- und Kurzschlußversuch sowie einigen Widerstandsmes- 
sungen, in den meisten Fällen brauchbare Resultate für das 
Betriebsverhalten der Maschinen bei Belastung. 

Bei der indirekten Untersuchung der Drehstrommotoren 
benötigt man die Ortskurve des Netzstromes, um aus ihr die 
zur jeweiligen Belastung gehörenden Ständer- und Läufer- 
ströme entnehmen zu können. Da die Ermittlung der Orts- 
kurve bei Motoren mit Stromverdrängungsläufern auf Schwie- 
rigkeiten stößt, die im folgenden kurz dargestellt sind, wird 
anschließend ein anderes Verfahren beschrieben, das an eini- 
gen Drehstrommotoren der Technischen Hochschule Hanno- 
ver erprobt wurde. 


Das bisher übliche Verfahren 

Während man bei der indirekten Untersuchung von Dreh- 
strommotoren mit Schleifringläufern oder gewöhnlichen Kurz- 
schlußläufern die gesamte Ortskurve des aufgenommenen 
Stromes aus zwei Messungen, dem Leerlaufversuch bei Nenn- 
spannung und dem Kurzschlußversuch, ermitteln kann, ver- 
sagt diese Methode bei Stromverdrängungsläufern, da sich 
hier infolge der Frequenzabhängigkeit des Streublindwider- 
standes kein Kreis als Ortskurve mehr ergibt. Man ist hier 
darauf angewiesen, in mehreren Kurzschlußversuchen den 
Streublindwiderstand bei verschiedenen Frequenzen zu mes- 
sen. Für jede Läuferfrequenz gilt dann ein neuer Kreis, der 
ıeweils in bekannter Weise aus Leerlauf und Kurzschluß kon- 


272402 5 — J, 
Bd 1. Stromdiagramm eines Drehstrommotors mit Stromverdränqungs- 
nuler; Konstruktion aus Kurzschlußversuchen mit wechselnder Frequenz. 


struiert werden kann. Da jeder Läuferfrequenz nur eine be- 
summte Drehzahl des Läufers im Betrieb des Motors ent- 
spricht, ist stets nur ein Punkt dieser Kreise auch ein Punkt 
des Ortsdiagrammes des Stromes. Die wahre Ortskurve be- 
steht dann aus der kontinuierlichen Folge dieser Kreispunkte 
vgl. Bild 1). 

Oft interessiert nur der Anfangsbereich der Kurve, also 
d:e Ströme und deren Phasenwinkel vom Leerlauf bis zu etwa 


DK 621.313.353.2.012.2 


1,5facher Nennlast. Hierbei beträgt der Schlupf im allgemei- 
nen höchstens bis etwa 10%, die Läuferfrequenz also rd. 5 Hz 
und weniger. Bei diesen niedrigen Frequenzen ist es schwie- 
rig, genaue Strom-, Spannungs- und Leistungsmessungen 
durchzuführen. Außerdem können Fehlerquellen hierbei auch 
dadurch entstehen, daß ja die Ständerwicklung bei den Kurz- 
schlußversuchen ebenfalls Ströme der geringen Frequenzen 

führt, während sie im Betrieb 

des Motors mit 50 Hz ge- 


x h speist wird, daß also hierbei 
2f Streufeldänderungen infolge 
von Stromverdrängungser- 

- scheinungen in der Stän! 


derwicklung in die Mes- 

sung eingehen, die das Bild 

| verfälschen - können. Zum 

h=50Hz dritten ändert sich der Blind- 

on a iderstand bei geringen Fre 
Bild 2. Abhängigkeit des auf die VITS a = ger an : 

Nennfrequenz bezogenen Streublind- Quenzen in einer derartigen 


 widerstandes eines Stromverdrän- Form, daß Extrapolationen 


ungsläufermotors von der Frequenz. ; 
Jani i auf die Frequenz Null her- 


unter zweifelhaft erscheinen (vgl. Bild 2). Schließlich ist zur 
Erzeugung der niedrigen ‘Frequenzen stets ein regelbarer 
Stromerzeuger erforderlich, der mindestens die Größenord- 
nung der zu untersuchenden Maschine haben muß, wenn bei 
den Kurzschlußversuchen mit Strömen von etwa der Stärke 
des Nennstromes gearbeitet werden soll. 


Das neue Verfahren 

Bei dem hier vorgeschlagenen Verfahren wird die Ma- 
schine bei verschiedenen Spannungen im Leerlauf betrieben. 
Sie ist dann nur auf ihre Reibungsverluste belastet. Je ge- 
ringer die angelegte Spannung, um so höher wird die rela- 
tive Belastung der Maschi- 
ne, d. h. um so höher wird 
das auf das Kippmoment 
bezogene Lastdrehmo- 
ment; das kann durch Be- 
obachtung: des Schlupfes 
oder der Drehzahl festge- 
stellt werden. Durch die 
Umrechnung der bei ver- 
minderter Spannung ge- 
Br2ise) messenen Ströme auf die 
Bild 3. Kreisdiagramme eines Drehstrom- Nennspannung kann das 
motors bei Nennspannung und einer nie- Ortsdiagramm punktwei- 

drigeren Spannung. : 
se konstruiert werden. 


Bild 3 dient zur Erläuterung dessen. Es zeigt der An- 
schaulichkeit halber das Kreisdiagramm eines gewöhnlichen 
Kurzschlußläufer-Motors. Der große Kreis gilt für Nennspan- 
nung, der kleine Kreis für eine niedrigere Spannung, die sich 
zur Nennspannung verhält wie der Durhmesser des kleinen 
Kreises zu dem des großen. Die eingetragenen (ausgezoge- 
nen) Stromzeiger gelten jeweils für Leerlauf. Man erkennt 


an der Lage des Vektors I, daß der Motor bei geringer Span- . 


nung relativ hoch belastet ist. Dem bei niedrigerer Spannung 
gemessenen Strom 7 entspricht bei Nennspannung und glei- 


Halten wir den 


132 


chem Schlupf der gestrichelt gezeichnete Zeiger I. Die Um- 
rechnung von I auf I’ soll das Ziel der folgenden Überlegun- 
gen sein. 

Der Strom 7 besteht aus dem Magnetisierungsstrom 1 m 
und dem durch den Läuferstrom bedingten Anteil I, (dem 
auf die Ständerwicklung umgerechneten Läuferstrom). Beide 
Anteile ändern sich mit der Spannung. Während aber l, bei 
konstant gehaltenem Schlupf proportional mit der Spannung 
umgerechnet werden kann, ändert sich Im nach der Magne- 
tisierungskurve, also in weniger einfacher Weise. Um zu- 
nächst die Abhängigkeit des Magnetisierungsstromes von der 
Spannung auch bei kleinen Spannungen zu erhalten, zerle- 
gen wir den gemessenen Strom in seine Wirk- und Blind- 
komponente. , 

Die Blindkomponente des Stromes setzt sich aus 
zwei Anteilen zusammen, von denen der eine den Magne- 
tisierungsstrom Im für das Hauptfeld.bildet, während der 
zweite Anteil I, (vgl. Bild 3) durch die bei erhöhtem Schlupf 
zusätzlich auf- E 
tretende Magne- 


. 


tisierung des 
Streufeldes hin- 
zukommt. Tra- 
gen wir den % 


der Klemmspan- 


Blindstrom über | 
nung auf, so er- 


in Bild 4 ge- 
zeichneten Ver- 


£ — = æ [u m en a e e 


lauf. Es ist zu GE 
erkennen, daß 
Bild 4. Blindanteile des Leerlaufstromes. Im Haupt- 


der Blindstrom 
zunächst — bei 
hohen Spannun- 
gen — dem Verlauf der magnetischen Kennlinie folgt, und 
erst im geradlinigen Teil hiervon abweicht, da erst bei 
verhältnismäßig geringen Spannungen ein erheblicher 
Schlupf auftritt. Hierdurch ist aber ein einfaches Verfahren 
zur Trennung der beiden Komponenten I, und Im gegeben, 
die dann einzeln auf die Nennspannung bezogen werden 
müssen: Die Trennungslinie wird durch die Verlängerung des 
geradlinigen Teils der Kurve In bis zum Nullpunkt gebildet. 
Bei der Verlagerung der Blindkomponente des Stromes I 
auf den Hauptkreis hat man somit nur die aus Bild 4 abge- 
griffene Komponente I, auf die Nennspannung umzurechnen: 
T, == l. Un/U, und zum Magnetisierungsstrom Imo bei Nenn- 
spannung zu addieren. Die spannungsproportionale Umredh- 
nung von I, folgt aus der Tatsache, daß — abgesehen vom 
Hauptblindwiderstand, der ja durch Ima gesondert berück- 
sichtigt wird — der Blindwiderstand der Maschine bei gleichem 
Schlupf von der Spannung unabhängig ist. | 
In derselben Weise kann auch die Wirkkomponen- 
te des Stromes proportional der Spannung umgerechnet wer- 


den: Iy = Iw  Un/U. Aus der Wirkkomponente Iy und 


der zugehörigen Blindkomponente Imo + I A ergibt sich je- 
weils ein Punkt der gesuchten Ortskurve bei Nennspannung. 

Es ist ohne weiteres einzusehen, daß dieses Verfahren 
nicht nur bei normalen Käfigläufern, sondern auch bei Strom- 
verdrängungsläufern mit nicht kreisförmigen Ortskurven in 
der gleichen Weise anwendbar ist. Sättigungserscheinungen 
durch den Laststrom können jedoch hierbei — wie bei allen 
indirekten Methoden — nicht erfaßt werden!, Jedoch dürften 
solche Erscheinungen im Bereich des normalen Betriebes der 
Maschine noch keine große Rolle spielen. 


feld-Magnetisierungsstrom, I, Blindkomponente des 
Läuferstromes. 


Meßergebnisse und Besonderheiten 
Die Erprobung dieses Meßverfahrens wurde im Rahmen 
einer Diplomarbeit an der T. H. Hannover durchgeführt. Als 
Versuchsmasdine diente ein 4 kW-Drehstrommotor mit aus- 


1! Bei Motoren mit ganz geschlossenen Nuten, bei denen schon relativ 
geringe Ströme zur Sättigung im Streufeld führen, ist das Verfahren daher 
nicht anwendbar. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 1950 


v 


wechselbaren Läufern, Nennspannung 380/220 V. Die Mes- 
sungen wurden mit einem Schreifring-, einem Tiefnut- und 
einem Doppelnutläufer vorgenommen und zeigten eine gute 
Übereinstimmung der Ergebnisse dieses Verfahrens mit de- 
nen der direkten Belastung. Zum Vergleich wurden bei den 
Stromverdrängungsläufern auch Messungen nach der zuerst 
beschriebenen Methode durchgeführt. Bild 5 zeigt als Ergeb- 
nis dieser Untersuchungen die Ortskurve des Tiefnutläufers®. 


Bild 3. Meßergebnisse am 4 kW-Drehstrommotor mit Tiefnutläufer. 
Ausgezogene Kurve: Stromdiagramm berechnet aus Leerlaufversuchen. 
Gestrichelte Kurve: Stromdiagramm berechnet aus Kurzschlußversuchen mit 
wechselnder Frequenz. 

Punkte: Meßwerte aus direkter Belastung. 


Die ausgezogene Kurve wurde nach dem neuen Verfahren, 
die gestrichelte Kurve aus Kurzschlußmessungen bei wech- 
selnder Frequenz konstruiert. Außerdem sind in dieses Bild 
einige Meßpunkte aus der direkten Belastung eingetragen. 
Die Meßergebnisse für den Doppelnutläufer zeigten die glei- 
chen Tendenzen wie Bild 5. In Bild 6 sind ferner die gemes- 
senen Kurven des Wirk- und Blindstromes bei Leerlauf und 
veränderlicher Spannung für den Tiefnutläufer aufgetragen. 


Pild 6. Wirk- und Blindanteil des Leerlaufstremes bei wechselnder 


Spannung; Meßwerte eu Bild 5. 


Bei diesen Messungen zeigten sich noch einige Besonder- 
heiten, die Beachtung verdienen: Nach dem bisher Gesagten 
ist es ersichtlich, daß es bei den Leerlaufmessungen darauf 
ankommt, sowohl die Größe als auch den Phasenwinkel des 


3 Die Bilder 8 und 6 wurden der Diplomarbeit von eand. electr. Da!- 
leng Stauveorp entnommen. 


I Pipe SOSE IIE OA C ey) en SE pn 


'F 15. März 1950 


\etzstromes genau zu messen. Da bei geringen Spannungen 

de Wirkkomponente des Stromes überwiegt, ist es zweck- 

mäßig, hier die Blindleistung direkt zu messen, da sich dann 

“die Meßfehler (z. B. als Folge von Stromoberwellen) nicht 

: so ungünstig auf den berechneten Phasenwinkel auswirken, 

"als wenn hierzu nur die gemessene Wirkleistung herange- 

zogen wird. Hierbei kann die Blindleistung aus der Summe 

der Ausschläge dreier Wattmeter berechnet werden, deren 

. Strompfade jeweils in einem Strang liegen und deren Span- 

. nungspfade jeweils an die verkettete Spannung der anderen 

Stränge angeschlossen werden. Bei dieser Schaltung läßt sich 

` lerner ein Schalter anbringen, der in einfacher Weise zwei 
Instrumente auf Aronschaltung umzuschalten gestattet. 

Da die Maschine bei geringen Spannungen nicht anläuft, 

ıst ferner zu empfehlen, daß die Meßpunkte möglichst in einer 

” Meßreihe mit hohen Spannungen beginnend aufgenommen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 133 


werden. Hierfür ist dann ein Anzapf- oder Regeltransformator 
vorzusehen, der den Übergang auf immer niedrigere Span- 
nungen gegebenenfalls durch einen Umschalter ermöglicht, 
ohne daß der Motor dabei inzwischen stillgesetzt zu werden 
braucht. 


Zusammenfassung 

Es wurde eine indirekte Methode zur Aufnahme der 
Stromortskurven von Drehstrommotoren mit Stromverdrän- 
gungsläufern beschrieben, die es gestattet, aus relativ ein- 
fach durchzuführenden Leerlaufmessungen bei wechselnder 
Klemmspannung und durch anschließende Umrechnung der 
Meßwerte auf die Nennspannung die Ortskurve punktweise 
zu konstruieren. An einem praktischen Beispiel wurden die 
experimentellen Ergebnisse dieser indirekten Methode mit 
denen der direkten Belastung verglichen. 


t N ee ir Fear en a Fe te a 


2 Halbleiter-Trioden und -Tetroden als Verstärker- und Mischstufen 


Zusammenflassender Bericht 


Von H. Fricke, Braunschweig, 


1. Einleitung 

á In den letzten Jahren wurden neuartige Verstärker be- 
kannt, bei denen die bisher üblichen Elektrcnenröhren durch 
, Haibleiteranordnungen ersetzt sind. Dabei wird als Halbleiter 
' meistens das Element Germanium benutzt, dessen Leitungs- 
mechanismus besondere Eigenheiten aufweist, die es ermög- 
lien, eine Wechselspannung zu verstärken. Derartige Ver- 
slärker wurden zuerst von J. Bardeen, W.H.Brattain, 
:W.ShockleyundC.L.Pearson [1] in einer Veröffent- 
«lihung über eine Halbleiter-Triode beschrieben, die in 
Amerika unter dem Namen Transistor bekannt geworden 
:ist!. Diese Anordnung besitzt bei einer Länge von nur 2,5 cm 
- fast alle Eigenschaften einer Triode und stellt daher ein ganz 
‚neues Bauelement der Hochfrequenztechnik dar, da bei Be- 
nutzung des Transistors zur Verstärkung von Wechselspan- 
rungen die bei Elektrenenröhren erforderliche Heizleistung 
eingespart werden kann. Voraussetzung ist allerdings, daß 
es gelingt, die Halbleiter-Verstärker mit der erforderlichen 
Konstanz zu bauen, eine Aufgabe, die bis heute noch nicht 
restlos gelöst ist. Trotz dieser Unvollkommenl.eiten und 
Schwierigkeiten soll jedoch wegen der großen Bedeutung für 
«die künftige Entwicklung der Hochfrequenztechnik bereits 
' jetzt über den augenblicklichen Stand dieses recht interessan- 
ten Entwicklungsgebietes berichtet werden, um mit den Kenn- 
I.nien der Halbleiteranordnungen vertraut zu werden und um 
d'e Gründe für das etwas unerwartete Verhalten dieser An- 
ordnungen kennenzulernen. Es wird daher im wesentlichen 
aur das technische Verhalten der Transistoren betrachtet und 
die physikalischen Vorgänge werden nur so weit herange- 
zogen, als sie zur Erklärung des ENUNGSMIECHANI STINE unbe- 

dingt erforderlich sind. 

2. Aufbau und Anwendungsmöglichkeiten der Halbleiter- 
Verstärker 

Die Prinzipschaltung des 
Transistors für die Verstär- 
kıng von Wechselspannun- 
gen ist in Bild I dargestellt. 
Zwei punktförmige Kontakte, 
die durch zwei etwa 0,05 mm 
‚starke Wolframdrähte gebil- 
det werden, befinden sich in 
einem Abstand von 0,05 bis 
025 mm voneinander auf der 
Öserflähe eines kleinen 
GCermaniumblokes G, der 
ati einer als Gegenelektrode 
dienenden Grundplatte G.Pi. 
befestigt ist. Der eine dieser 
Drahte, als „Emitter” oder 
Steuerspitze St bezeichnet, 


Bild 1. 


Schematische Darstellung von 
Aufbau u. Schaltung des Transistors. 


l Vgl. a. ETZ 70 (1949) S. 66. 


DK 621.385 


dient zur Zuführung der Steuerspannung und hat eine. 
positive Vorspannung gegen den Germaniumblock von 
etwa 1 V. Der zweite, als „Kollektor“ oder Arbeitsspitze A 
bezeichnete Draht hat gegen den Germaniumbloc eine ne- 
gative Vorspannung von etwa 50 V und dient zur Abnahme 
der verstärkten Spannung, die am Außenwiderstand Ra ab- 
gegriffen werden kann. Wir können aus Bild 1 leicht erken- 
nen, daß es sich .bei dieser Anordnung um zwei durch das 
Germanium „gekoppelte“ Gleichrichterstrecken handelt. Die 
Steuerstrecke wird entsprechend ihrer Vorspannung in der 
Durchlaßrichtung belastet und besitzt infolgedessen einen 
sehr niedrigen Eingangswiderstand von 200...1000 Q, so 
daß zur Steuerung eine kleine Eingangsleistung ausreicht. Im 
Gegensatz dazu wird die Arbeitsstrecke negativ vorgespannt, 
alsc in Sperrichtung belastet und bedingt deshalb einen sehr 
hohen Ausgangswiderstand von 10 000 ... 100 000 Q. Es er- 
geben sich daher bei der Halbleiter-Triode ganz andere An- 
passungsbedingungen als bei der Elektronenröhre. 


Eine Verstärkerwirkung kommt nun dann zustande, 
wenn der im Arbeitskreis fließende Strom durch den Einfluß 
der ersten Gleichrichterstrecke in seiner Größe verändert 
werden kann, also die Sperrwirkung im Arbeitskreis durch die 
Wirkung der Steuerspitze mehr oder weniger aufgehoben 
wird. Im Gegensatz zu den Elektronenröhren hängt daher 
wegen des geringen Eingangswiderstandes der Halbleiter- 
Triode die am Belastungswiderstand Ra abgegebene Wech- 
selspannung nicht von der Eingangsspannung, sondern vom 
Eingangsstrom ab. Mit den bisherigen Anordnungen wurde 
eine 100fache Verstärkung erreicht; es kann jedoch als sicher 
angenommen werden, daß es gelingt, wesentlich höhere Ver- 
stärkungsfaktoren zu erzielen. 


Schematische Darstellung von Aufbau und Schaltung des 
drahtförmigen Transistors [2]. 


Bild 2. 


Als weitere Ausführungsform zeigt uns Bild 2 einen 
drahtförmigen Transistor [2]. Bei dieser Anordnung handelt 
es sich nicht mehr um eine gegenseitige Beeinflussung zweier 
entgegengesetzt geschalteter Gleichrichterstrecken, sondern 
um eine durch die Größe des Steuerspitzenstromes bestimmte 
Widerstandsänderung des im Ausgangskreis zwischen Steuer- 
spitze und Arbeitselektrode liegenden Halbleiters. Die Ver- 
stärkerwirkung beruht also auf einem Vorgang, der bei der 
in Bild 1 dargestellten Anordnung, abgesehen von einer Rück- 
kopplungswirkung, bedeutungslos ist; der drahtförmige 


134 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 1952 


Transistor besitzt daher auch keinen hohen Ausgangswider- 
stand. Da bis jetzt nur die in Bild 1 dargestellte Anordnung 
in den Handel gebracht wird, so wollen wir unsere weiteren 
Betrachtungen auf diese Ausführungsform beschränken, zu- 


mal der drahtförmige Transistor bis jetzt nur zur Messung, 


der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Ladungsträger im Halb- 
leiter benutzt wird?. 

Von den vielen Anwendungsmöglichkeiten der Transisto- 
ren sei beispielsweise der Bau von Kleinstverstärkern für 
die verschiedensten Meßvorgänge erwähnt. Wegen des Fort- 
falls der Heizleistung und der kleinen Bauweise ist auch 
ein direkter Einbau derartiger Halbleiter-Verstärker in Fern- 
<prechkabel möglim. Ferner besteht die Möglichkeit, mit 
Hilfe der Transistoren Relaisstrecken-Empfänger mit klein- 
sten Abmessungen zu bauen. Zur Erzielung größerer Lei- 
stungen werden Gegentaktanordnungen und Kaskadenschal- 
tungen mit Erfolg benutzt. Natürlich ist die Halbleiter-Triode 
auch zur Schwingungserzeugung verwendbar, wenn in Steuer- 


und Arbeitskreis je ein Schwingungskreis geschaltet und 


beide Kreise miteinander gekoppelt werden. In Frankreich 
«u die Halbleiter-Triode unter dem Namen Transistron [3] 
hekannt geworden ist, wurde vom Service des Telecommu- 
nications ein auf einer Wellenlänge von 300 m arbeitender 
Kleinstsender gebaut, der die Abmessungen 10 X 4 X4 cm 
besitzt. 

3. Wirkungsweise der Halbleiter-Verstärker [2,4] 

Im Gegensatz zu den Metallen, bei denen meistens zur 
Leitung des elektrischen Stromes je Atom ein Leitungselek- 
tron zur Verfügung steht, hängt bei den Halbleitern die Zahl 
der zum Stromtransport erforderlichen Elektronen von dem 
Grad der Verunreinigung, also von der Anzahl der Fremd- 
atome ab. Grundsätzlich sind zwei verschiedene Arten der 
Stromleitung möglich. Die zur Stromleitung erforderlichen 
Elektronen können einerseits durch eine Verunreinigung frei 
werden, wenn der Fremdkörper eine größere Wertigkeit als 
der Halbleiter besitzt, so daß ein Elektron nicht abgesättigt 


wird. Wir sprechen dann von Überschußelektronen und be- 


zeichnen den Halbleiter als n-Typ, da sich die Stromträger 
wie negative Landungen verhalten. Anderseits ist auch 'der 
Fall möglich, daß der Fremdkörper eine kleinere Wertigkeit 
als der Halbleiter besitzt, so daß eine Valenz nicht durch ein 
Elektron abgesättigt ist und ein „hole, also ein Elektronen- 
loch auftritt. Wird nun ein solches Elektronenloch durch 
ein fremdes vom Nachbaratom herkommendes Elektron auf- 
gefüllt, dann ist ebenfalls eine Stromleitung vorhanden; in 
diesem Fall wird der Halbleiter auch als p-Typ bezeichnet, 
da sich die Stromträger wie positive Ladungen verhalten. Ge- 
nau so wie nun ein Leitungselektron immer nur an das be- 
nachbarte Atom abgegeben und dafür dann ein anderes 
Elektron wieder weitergegeben wird, so bildet sich auch beim 
Autfullen eines Elektronenloches ein neues Loch im benach- 
barten Atom, so daß der Stromtransport durch eine Fortbewe- 
gung der Elektronenlöcer gekennzeichnet ist. 

Bei dem im Transistor benutzten vierwertigen Germa- 
nium Können je nach den zugesetzten Verunreinigungen beide 
Moglichkeiten der Stremleitung auftreten. Über die Art der 
Verunreinigungen wird nichts angegeben; es ist aber anzu- 
nehmen, daß es sich bei einer Stromleitung durch Überschuß- 
elektronen um Stoffe wie Phosphor, Antimon und Arsen han- 
delt, deren Wertigkeit um Eins höher ist, während bei einer 
Stromleitung durch Elektronenlöcher dreiwertige Stoffe, also 
Bor, Gallıum, Indium oder Aluminium in Frage kommen. 
Es ist auch der Fall möglich, daß Überschußelektronen und 
Elektroönenlöcher gleichzeitig auftreten; jedoch ist dann mei- 
stens einer der beiden Ladungsträger in größerer Zahl vor- 
handen. 

Nach dieser groben Vorstellung über die Stromleitung im 
Halbleiter wollen wir uns das Zustandekommen der Verstär- 
kerwirkung erklären. Wie Schottky [5] gezeigt hat, bil- 
det sich in der Umgebung einer auf einen n-Typ-Halbleiter 
ciesetzten Spitze eine dünne Oberflächenschicht von Elektro- 
nen, die „Randschicht‘‘, die ungefähr 10-5 cm dick ist. Diese 
negative Oberflächenschicht kann leicht Elektronen an einen 


? Ein Relerat hieruber wird demnachst in der ETZ erscheinen. 


Leiter abgeben, es ist daher in der Durchlaßrichtung bei pos:- 
tiver Spitze nur ein geringer Widerstand vorhanden. Um- 
gekehrt wird dagegen bei negativer Spitze ein Elektronen- 
strom vom Leiter in das Germanium durch das entgegenge- 


` setzt gerichtete Feld der negativen Oberflächenschicht e- 


sperrt, so daß sich in der Sperrichtung ein sehr großer Wider- 
stand ergibt. Um diese Sperrwirkung noch zu vergrößern 
besteht die Spitze aus Wolfram oder Platin, also einem Mv- 
tall mit großer Elektronenaustrittsarbeit. 

Da die Steuerspitze positiv vorgespannt ist, so fließen 
durch sie Elektronen ab und es entsteht in der Umgebun: 
der Spitze entsprechend der Feldverteilung eine Verarmur:«: 
an Elektronen, die durch die Nachbaratome ausgeglichen 
wird. Die Nachbaratome geben aber nun nicht nur Elektr-- 
nen ab, sondern holen sich auch ihrerseits aus der weiteren 
Nachbarschaft Ersatz. Es sieht also so aus, als ob sich Elek 
tronenlöcher, ausgehend von der Steuerspitze, nah allen 
Seiten hin fortbewegen; die Elektronenlöcer wandern als: 
beim Stromtranspert in entgegengesetzter Richlung wie er 
Elektronenleitungsstrom. Bei ihrer Wanderung gelangen d. 
Elektronenlöcher nun zur Arbeitsspitze, die durch eine Vor: 
spannung fast gesperrt ist, so daß im Ruhezustand wegen d : 
Vorhandenseins der negativen Oberflächenschicht nur ein seh: 
kleiner Reststrom fließt. Da die positiven Elektronenlöch* 
aus der negativen Oberflächenschicht aufgefüllt werden. sr 
wird die Sperrschicht geschwäct und damit der Strom ır 
Arbeitskreis größer. Der Strom im Belastungskreis hänu 
daher nnr vom Steuerstrom ab, der je nach der Vorspannun: 
mehr oder weniger Elektronen aufsaugt und somit die Za 
der zur Arbeitsspitze gelangenden Elektronenlödher be 
stimmt. Die den Strom im Arbeitskreis bestimmende Le ' 
fähigkeit wird um so größer, je mehr Elektronenlöcher z: 
Arbeitsspitze gelangen. Wegen der flächenförmigen Vert. 
lung der Elektronenlöcher von der Steuerspitze aus bes!!? 
jedoch nur das Gebiet in der unmittelbaren Umgebung d- 
Spitze eine erhöhte Leitfähigkeit. 

Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werder 
daß ein Gleichrichtereffekt nicht nur beim Aufsetzen eine 
Spitze auf einen Halbleiter entsteht, sondern auch an c- 
Grenzschicht zwischen n- und p-Typ des Germaniums va: 
handen ist. Bei entsprechender Zusammensetzung des Ge 
maniums ist es daher möglich, Transistoren ohne Steu: 
spitze und Arbeitsspitze zu bauen, wenn zZ. B. die Mitte a. 
Germaniumblockes einen n-Typ darstellt, an den sih an b- 
den Seiten, gewissermaßen als Ersatz für Steuerspitze u» 
Arbeitsspitze, ein p-Typ anschließt. Solhe Anordnunc: 


; FEN werden daher en 
Steuerelektrode u peektrode nrechend ihrem 

ERN Bild 3 skizzierten Au 

Grundplatte bau auh als p-n- 

IE AE E EE Transistoren bezeic 
net [6]. 7 


4. Betriebswerte der Halbleiter-Triode 

Bei den ersten Ausführungen der Halbleiter-Trioden w 
zur Wanderung der Elektronenlöcher über die 0,05 mm ics 
Strecke von Steuerspitze bis zur Arbeitsspitze eine Zeit w 
10-7 s erforderlich und damit die Grenzfrequenz der An: 
nung zu 10 MHz festgelegt. Es ist jedoch durchaus möa! 
daß bei größerer Vorspannung der Arbeitsspitze höhere 
breitungsgeschwindigkeiten erreicht werden. 

Für eine Halbleiter-Triode aus Germanium mit be 
derer Oberflächenbehandlung und Kontaktdrähten aus P 
phorbronze ist in Bild 4 das in den Bell-Laboratorien auw 
nommene statische Kennlinienfeld dargestellt, das die 
hängigkeit der Anodenspannung ua vom Anodenstrom 
zeigt mit der Steuerspannung ug und dem Steuerstrom 
als Parameter. Es sind also bei der Halbleiter-Triode 
Unterschied von der Vakuum-Triode 4 Veränderlihe 
handen. Geben wir dem Steuerstrom und der Steuerspann 
positive Vorzeichen, dann sind entsprechend den in B: 
eingezeichneten Durchlaßrichtungen Arbeitsstrom und. 
beitsspannung negativ einzusetzen. Das Kennlinienfeld . 
uns, daß bei der untersuchten Halbleiter-Triode alje 
Kurven ein Maximum für iy = 0,7 mA besitzten,. so da’ 


15. März 1950 


weiterer Vergrößerung des Steuerstromes die Steilheit der 
gestrichelt eingezeichneten u,,-Kurven negativ wird, also ein 
negativer Eingangswiderstand auftritt, der sih durch die 
Ruckwirkung des Arbeitsstromes ią auf den Steuerstrom igt 


—- 


Bild 4. Statisches Kennlinienfeld eines Transistors [4]. _ 


klären läßt. Es sind daher für gegebene Werte von ug 
und Ug zwei Arbeitspunkte möglich. So gehören beispiels- 
weise zu einer Steuerspannung ug: = 0,1 V und einer Ano- 


denspannung Ua = — 20 V die Arbeitspunkte (is = 0,3 mA; 
a = — 1,1 mA) und (iş = 1,0 mA; ia = — 2,7 mA). 
Die in Bild 4 für einen Belastungswiderstand Ra 


= 40000 Q und eine Batteriespannung im Arbeitskreis von 
— 100 V eingezeichnete Aussteuerungskennlinie zeigt uns, 
tab bei dem durch u,, und u. festgelegten Arbeitspunkt Po 
en Strom ig = 0,75 mA durch die Steuerspitze fließt und daß 
bei Aussteuerung zwischen den Punkten Pı und Ps eine Aus- 
sangsamplitude der Wechselspannung von 11,3 V und eine 
Amplitude des Ausgangsstromes von 0,28 mA zur Verfügung 
stehen. 

Das Verhalten der Halbleiter-Triode bei Wechselstrom- 
orgängen ist durch die Steuerspitzencharakteristik 


Jus = Ru Ais + Re Jia 
md die Arbeitsspitzencharakteristik 
Aua = Ran tis + Rze Jia 


gekennzeichnet. Die in diesen beiden Gleichungen auftre- 
tenden Koeffizienten sind alle positiv und haben die Dimen- 
[sion eines Widerstandes. Sie sind definiert zu 


j 9 Ust d Ua 
el], el: 

dist Jin = konst. olst J ia” konst. 
> | d Ust R g Ua 
AT ] Ida ia = konst. = Ola ia = konst. 


De: Koeffizient Rı, entspricht dem Eingangswiderstand, R12 
st mit dem Rückwirkungswiderstand identisch und R22 ent- 
äpricht dem Widerstand der Arbeitsspitze. Alle Koeffizienten 
šini vom Arbeitspunkt abhängig. Für das in Bild 4 darge- 


ilte Kennlinienfeld gelten für ig = 0,75 mA und ia = —2 
die Werte 

Rıı = 800 Q Rə; = 100 000 Q 

Rı> Fe 300 Q Rəə = 40 000 Q. 


?eı Vernachlässigung der Rückwirkung tritt die maximale 
Werstärkung auf, wenn Ra = Ras ist. 

Der Einfluß der Änderung des Steuerspitzenstromes ig, 
e! die Anderung des Arbeitsspitzenstromes iqa wird bei kon- 
lante; Arbeitsspitzenspannung durch den Stromverstär- 
sngsfaktor a ausgedrückt. Es gilt 


d ia 
a = — 7 ; 
dist | ua = konst. 


gater Berücksichtigung der Koeffizientendefinition können 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


135 


wir auch schreiben 


so daß sich die Arbeitsspitzencharakteristik in der Form dar- 
stellen läßt 


dua = Ra («a A ist + Jia). 


Bei den bisher gebauten Halbleiter-Trioden wurden Strom- 
verstärkungsfaktoren a zwischen 1 und 3 erreicht. 

Da der Rückwirkungswiderstand Rı2 auch negativ werden 
kann, so ist eine Rückkopplung des Arbeitskreises auf den 
Steuerkreis vorhanden und es ergibt sich der größte Lei- 
stungsgewinn beim Arbeiten in der Nähe des Unstabilitäts- 
punktes. Diese Forderung bedingt eine besondere Schal- 
tungstheorie der Transistoren. 

Der Vollständigkeit hal- 
ber sollen die Verstärker- 
eigenschaften der Halbleiter- 

a Trioden in Abhängigkeit von 
08 | Spitzenabstand s, Temperatur 
f t und Frequenz f betrachtet 

werden. Bild 5 zeigt zunächst 
die Abhängigkeit des Rück- 
wirkungswiderstandes Rie 
und des Stromverstärkungs- 
faktors a vom Spitzenabstand 
Bild 5. Abhängigkeit des Rückwirkungs- Wir erkennen, Wie ZUSEr, 
widerstandes R, und des Stromver-Wärten, daß die Rückwirkung 
stärkungsfaktors a vom Spitzenabstandmit größer werdendem Ab- 
„sa. stand immer geringer wird 

I und daß der Stromverstär- 


AGERIAN = e v 
' a gsfakt fäh x 
SERIEN ee 
c| | || | | | | J abnimmt. Dagegen ist die 


Temperaturabhängigkeit des 
Stromverstärkungsfaktors a 


1174.72 


- Q 
"E e M AR e C sehr gering, wie aus Bild 6 
—- ae 
zu erkennen ist. Schließlich 
Bild 6. _ Temperaturabhängigkeit des zeigt uns Bild 7 die durch 


Stromverstärkungsfaktors a [4]. die Laufzeit der Elektronen 


löcher im Halbleiter beding- 
te Abnahme des Stromver- 
stärkungsfaktors « mit wach- 
sender Frequenz. i 
Die ersten Anordnungen 
ergaben bei einer Steuerlei- 
stung von 0,1 W eine Aus- 
gangsleistung von 25 mW, so 
daß der Gesamtwirkungs- 
N grad 25"/o beträgt. Eine Ver- 
Hz größerung der Ausgangslei- 
stung wurde durch Verbesse- 
rung der Wärmeabfuhr in 
des der Nähe der Arbeitsspitze 
erreicht. Bei diesen Lei- 
stungstransistoren wird ein ganz dünnes Germaniumplättchen 


Bild 7. Frequenzabhängigkeit 
Stromverstärkungsfaktors a [4]. 


Bild 8. Ansicht verschiedener Transistoren. 


direkt auf eine Kupferplatte gelötet, die die Wärme über 
Kühlrippen abgibt. Mit diesen Anordnungen wurden bei 


136 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 6 


15. März 1950 


einem Wirkungsgrad von 33% Ausgangsleistungen von an- 
nähernd 200 mW erreicht. Bild 8 zeigt links den zuerst ent- 
wickelten Transistor, in der Mitte einen Leistungstransistor 
und rechts eine für Gegentaktschaltungen geeignete doppel- 
polige Ausführung eines Leistungstransistors mit gemein- 
samem Kühler. 


5. Vergleich zwischen Halbleiter-Triode und 
Elektronenröhre 

Vergleichen wir den Transistor mit einer Elektronen- 
röhre, dann können wir in den üblichen Verstärkerschaltun- 
gen den Strom durch die Steuerspitze mit dem gesteuerten 
Emissionsstrom und den Strom durch die Arbeitsspitze mit 
dem Anodenstrom vergleichen, jedoch fließt bei der Halblei- 
ter-Triode zusätzlich ein Strom zwischen Steuerspitze und 
Arbeitsspitze, der, wie wir gesehen haben, durch eine Rück- 
wirkung des Arbeitskreises auf den Steuerkreis Unstabilitä- 
ten hervorrufen kann. 

Unter Bezug auf die irf Bild 9 dargestellte Gegenüber- 
stellung von Transistor und Elektronenröhre zeigt uns Bild 10 
die einander entsprechenden | 
ten Schaltung (Bild 10a) ist 
Halbleiter-Triode und der 
Elektronenröhre [7]. In’ der 
ersten, am meisten benutz- 
ten Schaltung (Bild 10a) ist 
die gleichzeitig in Steuerkreis 
und Arbeitskreis liegende 
Grundplatte G. PI. geerdet. 
Die Steuerspitze St entspricht 
der Kathode, da durch sie 


i 


Bild 9. Gegenüberstellung von 
Transistor und Elektronenröhre [7]. 


ein Emissionsstrom verursacht wird; die beiden Kreisen 


gemeinsame Grundplatte G.Pl. wird durh das Gitter 
nachgebildet und die Arbeitsspitize A entspricht der 


Vergleich der Schaltungsmöglichkeiten der Halbleiter-Triode 
und der Elektronenröhre [7]. 


Bild 10. 


Anode. Beide Anordnungen besitzen niedrigen Eingangs- 
widerstand, hohen Ausgangswiderstand und zeigen keine 
Gegenphasigkeit zwischen Steuerspannung und Arbeitsspan- 
nung. Der wichtigste Unterschied zwischen der Halbleiter- 
schaltung und der Röhrenscaltung liegt darin, daß der 
Stromverstärkungsfaktor a beim Transistor beträchtlich grö- 
Ber als Eins werden kann, während er bei der Vakuumtriode 
in den meisten Fällen ungefähr um den Wert Eins schwankt. 
Hierdurch sind die Unstabilitätserscheinungen der Halbleiter- 
Triode zu erklären. Die mittlere Schaltung (Bild 10b) gilt 
für die geerdete Steuerspitze, entspricht also der geerdeten 
Kathode. Der Transistor hat hierbei einen verhältnismäßig 
hohen Eingangswiderstand, hohen Ausgangswiderständ und 
zeigt auch, wie die entsprechende Röhrenschaltung, eine 
Gegenphasigkeit zwischen Steuerspannung und Arbeitsspan- 
nung. Wird der Stromverstärkungsfaktor a > 1, dann gel- 
ten die Ersatzschaltbilder der Röhre nicht mehr genau, da 
dann Rückkopplungserscheinungen eine wesentliche Rolle 
spielen. Die in Bild 10 dargestellte Schaltung arbeitet mit 
geerdeter Arbeitsspitze, also geerdeter Anode und entspricht 
«lem Kathodenverstärker. Sie besitzt ebenso wie dieser einen 


hohen Eingangswiderstand, niedrigen Ausgangswiderstand 
und Gleichphasigkeit zwischen Steuerspannung und Arbeits- 
spannung. Als besonderes Kennzeichen dieser Anordnung 
tritt bei Stromverstärkungsfaktoren a > 1 eine zweiseitige 
Verstärkung auf; im Schaltbild ist daher auch auf der Anoden- 
seite ein Generator vorgesehen. Für a = 2 ergibt sich in 


“beiden Richtungen eine gleichgroße Verstärkung; wird a >?, 


dann überwiegt die Verstärkung in der Rückwärtsrichtung. 
Trotz der beiderseitigen Verstärkerwirkung ist ein stabiler 
Arbeitspunkt möglich. Der Vollständigkeit halber soll noch 
vermerkt werden, daß in der Rückwärtsrichtung Gegenphasig- 
keit zwischen Steuerspannung und Arbeitsspannung besteht. 

Während also die Verstärkereigenschaften teilweise beim 
Transistor günstiger sind als bei der Röhre, so ist dagegen 
das Rauschen bei der Halbleiter-Triode größer; es ist jedoch 
zu bedenken, daß im augenblicklihen Entwicklungsstadium 
ein Vergleih zwischen Elektronenröhre und Halbleiter- 
Triode noch nicht gerechtfertigt ist. 


6. Die Hailbleiter-Tetrode als Mischsiufe 
Die Halbleiter-Tetrode ist als Weiterentwicklung der 
Halbleiter-Triode anzusehen und zeigt sehr gute Eigenschaften 
in der von der Sylvania Electric angegebenen, in Bild 11 dar- 


>” zz 


Bild 11. Mischschaltung mit Halbleiter-Tetrode [8]. 


| gestellten Mischschaltung [8]?. Die Eingangsspannung mit der 


Frequenz f e und die Überlagerungsspannung mit der Frequenz 
fü werden an die beiden Steuerspitzen St; und Stz gelegt, die 
zusammen mit der Arbeitsspitze A auf dem Germaniumblock G 
in einem Abstand von 0,05 mm im Dreieck angeordnet sind. 
Wie bei der Halbleiter-Triode sind auch hier die Steuer- 
spitzen positiv und die Arbeitsspitze negativ vorgespannt. 
Im Arbeitskreis befindet sih ein auf die Zwischen- 
frequenz z = fe — fi; abgestimmter Schwingungskreis. Wie 
Bild 12 zeigt, hängt die mit der Halbleiter-Tetrode erzie!- 
bare Mischsteilheit Sm vom Strom durch die Arbeitsspitze i, 
ab. Bei einem Strom ia = 4 mA, einer Eingangsspannund 
U. = 0,1 V und einer Oszillatorspannung U; = 2,0 V be 
einer Frequenz der Eingangsspannung fe = 37 MHz und einer 
Zwischenfrequenz von f}; =,530 kHz ergibt sich eine Misch- 
steilheit von Sm = 0,3 mA/V. Bei einigen anderen Halbleiter- 
Tetroden wurde sogar scho 
eine Mischsteilheit von Sm ~ 
1,1 mA/V erreicht, ein Wert, 
der die bei Elektronenröhren 
erzielbaren Mischsteilheiten 
von 0,2...0,6 mA/V um fast 
das Doppelte übertrifft. 

Bei dieser Mischscha!- 
tung mit der Halbleiter-Te- 
trode kann die Eingangsfre- 

quenz wesentlich höhere 
Werte annehmen als bei de: 
Halbleiter-Triode. Ist nur 
eine der beiden Steuerspitzei 
angeschlossen und arbeite! 
die Anordnung als Ver- 
stärker, dann liegt die Grenzfrequenz ebenso wie bei der Halb- 
leiter-Triode bei 5..10 MHz. Bei dem Betrieb als Tetrode 


[Erz20n) 


Bild 12. Abhängigkeit der Mischteilheit 
Sm vom Strom im Arbeitskreis ig, 
(fe = 37 MHz; f, = 530 kHz; U, = 
0,1 V; U, = 2.0 V) [8]. 


® Für den Hinweis auf diese Veröffentlichung bin ich Herrn Dr. St. € 
ger, Trogen (Schweiz), und der Schriftleitung der ETZ sehr zu Drè 
verpflichtet. 


15. März 1950 


edoch kann die Zwischenfrequenz in diesen Bereich fallen, 
und Versuche haben gezeigt, daß die höchste Zwischenfre- 


. quenz, die gerade noch benutzt werden kann, die gleiche zu 


sein scheint wie die höchste Frequenz in Verstärkerschal- 
tungen mit Halbleiter-Trioden. Die Eingangsfrequenzen 


_ annen dann entsprechend größer sein; als Grenzwert wird 


fe = 200 MHz angegeben. Nähere Untersuchungen hierüber 
liegen noch nicht vor; auch werden keine Ersatzschaltungen 
der Halbleiter-Tetrode angegeben. 

Ein besonderer Vorteil der Mischschaltungen mit Halb- 


_ isıter-Tetroden gegenüber Dioden- und Trioden-Mischstufen 


ergibt sih durch die geringe Beeinflussung zwischen Ein- 
uangskreis und Oszillatorkreis, da zwischen den beiden 
Steuerspitzen ein verhältnismäßig großer. Isolationswider- 
stand liegt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


137 


Messungen der Rauschspannung im Arbeitskreis haben 
ergeben, daß bei der Halbleiter-Tetrode keine höheren Werte 
als bei der Halbleiter-Triode auftreten. 


Schrifttum. 


[1] Phys. Rev. 74 (1948) S. 230. 

2] W. Shockley, G. L. Pearson, J. R. Haynes: Hole injec- 
tion in Germanium quantitative studies and filamentary Transistors. 
Bell Syst. techn. J. (1949) Juli, S. 9344. 

[3] E. Aisberg: Transıstron Transistor. 
Juli:Aug., S. 218. 

[4] J. Bardeen, W. H. Brattain: Physical principles involved in 
Transistor action.. Bell Syst. techn. J. (1949) April, S. 239. 

5] W. Schottky: Zur Halbleitertheorie der Sperrshicht- 
Spitzengleichrichter. Z. Phys. 113 (1939) S. 367. 

[6] W. Shockley: The Theory of p-n junctions in semiconductors 
and p-n junction Transistors. Bell Syst. techn. J. (1949) Juli, S. 435. 

[8] R. M. Ryder, R. J. Kircher.: Some circuit aspects on the 
Transistor. Bell Syst. techn. J. (1949) Juli, S. 367. 

88] R. W. Haegele: Crystal-tetrode mixer. Elextronics (1949) Oktober. 


= 


Toute la Radio (1949) 


und 


Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung für Umkehrwalzenstraßen. 


Von Wilhelm Ostendorf, Mannheim 


Übersicht. Zur Speisung der Motoren von Umkehrwalzenstraßen 
».rien bisher Leonardumformer oder Stromrichter in Kreuzschaltung ver- 
»codet. Wesentlich billiger in der Anschaffung und wirtschaftlicher im Be- 
„eb ist jedoch eine Stromrichteranlage in Eingefäßschaltung. Trotzdem 
“a? vor dem Kriege noch keine Anlage nach diesem System ausgeführt 
vorden, obgleih der grundsätzlihe Aufbau der Eingefäßschaltung seit 
‚:ıgem bekannt ist. Der Grund hierfür liegt in der Schwierigkeit der prak- 
':chen Beherrschung der Steuerbedingungen. Der Aufsatz beschreibt ein 
w3 entwickeltes Steuerverfahren für Stromricteranlagen in Eingefäß- 
«ta.tung zur Speisung von Umkehrwalzenstraßen, das allen Anforderun- 
xn gerecht wird. Er berichtet weiter über zwei nach diesem System ge- 
ute Anlagen und die mit ihnen. gemachten Betriebserfahrungen. 


Verwendung von Stromrichtern in Walzwerken 

Stromrichteranlagen verdrängen immer mehr die rotie- 
enden Umformer zur Speisung großer Gleichstrommotoren. 
Schon vor über 20 Jahren wurden erstmalig Gleichrichter be- 
nutzt zur Speisung von Gleichstromnetzen, die Walzmotoren 
ersorgten. Mit der Einführung der Gittersteuerung zur Span- 
aungsregelung eroberte sich der Gleichrichter bald auch die 
Anlagen, bei denen eine Drehzahlregelung der Motoren ge- 
‘ardert wurde. Als letzter Schritt folgte die Verwendung von 
Stromrichtern zur Speisung von Umkehrwalzenstraßen. Die- 
:er Betrieb stellt nicht nur in bezug auf den Drehzahlregel- 
bereich besonders hohe Anforderungen, sondern er verlangt 
zusätzlich die Möglichkeit der Stromrichtungsumkehr, da so- 
wohl beide Drehrichtungen als auch antreibende und brem- 
sende Drehmomente gefordert werden. 

Nun ist der Stromrichter seiner Natur nach ein Ventil, 
welches einen Stromfluß nur in einer Richtung, nämlich in- 
nerhalb des Gefäßes von der Anode zur Kathode zuläßt. Um 
die Stromrichteranlage den Erfordernissen des Umkehrwalz- 
betriebes anzupassen, gibt es folgende Möglichkeiten: 

1. Die Verwendung zweier Gleichrichtergefäße für die bei- 
den Stromrichtungen in der sog. Kreuzschaltung. 


?. Die Zwischenschaltung eines Polwendeschalters zwischen 


Stromrichter und Walzmotor in der sog. Eingefäßschal- 

tung. i 
3 Die Stromrichtungsumkehr in der Feldwicklung des Walz- 

motors. Diese Möglichkeit ist hier nicht in Betracht gezo- 
gen, da die Feldträgheit ein schnelles Umsteuern, wie es 

im Betrieb einer Umkehrwalzenstraße gefordert wird, 

nicht gestattet. 

Das Prinzip der Kreuzschaltung ist in Bild 1 links gezeigt. 
Jeder Stromrichtung im Walzmotor ist eine Gleichrichter- 
urippe zugeordnet. Die beiden Transformatoren sind kon- 
struktiv so zusammengefaßt, daß auf dem gleichen Kern eine 
«meinsame Primärwicklung und zwei getrennte Sekundär- 
s.klungen untergebracht sind. Die Gitter beider Gleichrich- 
r werden so gesteuert, daß beide Gleichrichtergruppen in 
dem Augenblick auf etwa dieselbe Gleichspannung, jedoch 
n entgegengesetzten Sinne eingestellt sind. 

Das Prinzip der Eingefäßschaltung einer Stromrichteran- 
lage zur Speisung eines Reversiermotors ist in Bild I rechts 
‚ezeigt. Bei jeder Stromrichtungsumkehr muß der Polwende- 


DK 621.314.652 : 621.34 : 621.944.34 


schalter umgeschaltet werden, während die Spannung durch 
die Gittersteuerung des Stromrichters umgekehrt wird. 


ETZ 450 


D Stromrichtergefäß 

E Polwendeschalter 

F Motor 

G fremderregtes Motorfeld 


Bild 1. Kreuzschaltung und Eingefäßschaltung für stromrichterge- 
speiste Umkehrmotoren. 


A Gleichr.-Transformator 
B Saugdrosselspule 
C Glättungsdrossel' 


Vergleich von Stromrichteranlage und Leonardumformer 


Im Jahre 1939 wurde eine Umkehrwalzenstraße mit einer 
Abschaltleistung von 7500 kW, durch Stromrichter in Kreuz- 
schaltung gespeist, in Betrieb genommen [, 2, 3]. Die Straße 
hat unter schweren Bedingungen während des ganzen Krieges 
gearbeitet und sich gut bewährt. Leider fiel sie zuletzt den 
Kriegsereignissen zum Opfer. Während des Krieges wurde 
die Errichtung weiterer Umkehrwalzenstraßen für Stahl und 
Leichtmetall erforderlich. Nach den vorliegenden guten Be- 
triebserfahrungen mit der eben erwähnten Straße bestand 
kein Zweifel, daß man den Walzmotor wieder über Strom- 
richter speisen würde, denn die Stromrichteranlage war be- 
deutend wirtschaftlicher als ein Leonardumformer.. Hierfür 
waren folgende Gründe maßgebend: 


1. Die Stromrichteranlage kostete erheblich weniger als ein 
. rotierender Umformer, und zwar betrugen die gesamten 
Kosten einer Strcemrichteranlage in Kreuzschaltung etwa 
78% derjenigen eines schwungradlosen Leonardumfor- 
mers, bei Eingefäßschaltung sogar nur 54%. 


2. Die Stromrichteranlage arbeitet mit besserem Wirkungs- 
grad als der Leonardsatz, wie aus den Wirkungsgradkur- 
ven Bild 2 hervorgeht. Bei der Beurteilung dieser Kurven 
ist besonders zu beachten, daß bei Reversierwalzenstra- 
ßen relativ lange Zeiten vorkommen, in denen der Motor 
mit Teillast betrieben wird. Dabei ist der Wirkungsgrad- 
gewinn der Stromrichteranlage gegenüber dem rotieren- 
den Maschinensatz besonders auffällig. 


138 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 105" 


Die Leerlaufverluste, welche in den im Walzbetrieb un- 
vermeidlichen Stillstandszeiten auftreten, betragen bei 
der Stromrichteranlage in Kreuzschaltung nur etwa 13%, 
bei der in Eingefäßschaltung sogar nur 10% derjenigen 
des Leonardumformers. 
Die Stromrichteran- 100% 

lage ist kleiner und 
leichter als die Ma- 
schinenanlage, sie 
erfordert daher ge- 
ringen Platz und 
Bauaufwand, auch 
keine großen Fun- 
damente, 95 
Der Materialbedarf 
der Stromrichteran- 
lage ist beträchtlich 
geringer als der ei- 
nes Maschinenum- ~?’ 
formers. 

Während eine Ma- 70 
schinenanlage in- 13 
folge ihres Platzbe- ETZ 451 

darfes nicht in un- a Leonardumformer ohne Schwungrad 
mittelbarer Nähe ? S'omrichter in Kreuzschaltung, 

: N i 
Mos m iO OLO Kr 
e yi Eingefäßschaltg., 1200 V 

werden kann, ist 

dies bei der Strom- 

richteranlage ohne 

weiteres möglich. Dadurch ergeben sich kurze Ver- 
bindungsleitungen mit niedrigen Verlusten sowie eine un- 
mittelbare Verständigung des Bedienungspersonals an 
Walzenstraße und Stromrichteranlage. 

Diesen Vorteilen gegenüber erwiesen sich die Nach- 


Bild 2. Wirkungsgrad verschiedener Umfor- 
mer zur Speisung von Umkehrwalzenstraßen. 


. teile der Stromrichteranlage als unwesentlich. Sie bestehen 


in folgenden beiden Eigenschaften: 


1. 


Da die Stromrichteranlage keine Energiespeicherung 
erlaubt, werden die Walzstöße ungedämpft auf das spei- 
sende Drehstromnetz übertragen. Bei der Leistungsfähig- 
keit der meisten großen Drehstromnetze können diese 
aber die Stöße ohne weiteres aufnehmen. Auch die Span- 
nungsabfälle bleiben im allgemeinen in zulässigen Gren- 
zen. 

Infolge des großen durch die Gittersteuerung zu bestrei- 
chenden Regelbereiches ist der Leistungsfaktor der Strom- 
richteranlage im Mittel relativ niedrig. Beim Vergleich 
der Stromrichteranlage mit einem rotierenden Umformer 
ist jedoch zu beachten, daß ein nicht kompensierter Asyn- 
chronmotor zum Antrieb des Leonardgenerators ebenfalls 
einen erheblichen Blindleistungsverbrauch hat, der auch 
bei Leerlauf beträchtlich ist, während die Stromrichter- 
anlage im Leerlauf nur die geringe Magnetisierungs- 
Blindleistung des Transformators aufnimmt. Infolgedessen 
i& der gesamte Blindleistungsbedarf der Stromrichter- 
anlage praktisch nicht größer als der des Maschinenumfor- 
mers. Ebenso wie die Blindleistung des Leonardumfor- 
mers durch Kompensationseinrichtungen vermindert wer- 
den kann, ist bei der Stromrichteranlage durch Phasen- 
schieberkondensatoren eine Verbesserung möglich. 


Vergleich der Kreuz- und Eingefäßschaltung 


Nachdem also die Speisung der zu errichtenden Umkehr- 


walzenstraßen durch Stromrichter feststand, blieb zu ent- 
scheiden, ob Kreuz- oder Eingefäßschaltung auszuführen sei. 
Die wirtschaftlichen Vorteile liegen ganz auf der Seite der 
Eingefäßschaltung. Der Anschaffungspreis verringert sich ge- 
genüber der Kreuzschaltung durch Fortfall eines Gleichrich- 
ters nebst Zubehör (Schalter, Rückkühlanlage, Schaltfeld) so- 
wie durch kleinere Typenleistung des Transformators; le- 
diglich der Polwendeschalter ist ein Mehraufwand. 


Die bessere Ausnutzung des Gleichrichters und des Trans- 


formators in Eingefäßschaltung gegenüber der Kreuzschal- 
tung verringert die Verluste an Wirk- und Blindleistung und 
verbessert Wirkungsgrad {Bild 2) und Leistungsfaktor. 


Bisherige Steuerung der Eingeläß-Stromrichteranlage 


Die an die Steuerung und den Polwendeschalter gestell- 
ten Forderungen sind nicht leicht zu erfüllen. Der Polwende- 
schalter muß mit sehr großer Schalthäufigkeit arbeiten. Rech- 
net man z. B. bei einer Blockwalzenstraße für Leichtmetal' 
damit, daß im Mittel alle 10 s die Drehrichtung umkehtt, dai 
terner in 3 Schichten eine effektive tägliche Arbeitszeit von 
20 h in monatlich 25 Arbeitstagen erreicht wird, so ergibt sich 
die Schalthäufigkeit für den Polwendescalter zu mehr als 
2 Millionen im Jahr. Dabei muß der Schalter den vollen Be- 
triebsstrom von mehreren 1000 A dauernd führen können 
und die hohen Überlastungen aushalten. Die Umschaltung 
muß so schnell geschehen, daß der Reversiervorgang nid! 
unterbrochen wird; sie muß stromlos geschehen, da sonst 
Stöße auf die Walze unvermeidlich wären und die Lebens- 
dauer des Polwendeschalters herabgesetzt würde. Während 


des Umschaltvorganges muß die Regelung durch Gittersteue- 


ıung stillgesetzt oder sogar etwas im rückläufigen Sinne bc- 
wegt werden, um einen Stromstoß beim Wiedereinscallen 
zu vermeiden. 

Die bekannt gewordenen theoretischen Angaben über die 
Steuerung von Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung zut 
Speisung von Reversiermotoren setzen, ohne auf Einzelheiten 
einzugehen, einen ähnlichen Steuermechanismus wie für d.e 
Kreuzschaltung voraus, welcher durch den Polewendeschalte 
und seine Steuerungsorgane ergänzt wird. Der praktisce: 
Anwendung dieses Prinzips stellen sih aber erheblich 
Schwierigkeiten entgegen, auf die nachstehend kurz hinge 
wiesen sei. 

Zur Erfassung des richtigen Umschaltaugenblicks wa 
bisher ein Stromrelais vorgesdWlagen worden. Dieses m'! 
einerseits den Augenblick der Stromlosigkeit einwandf:e 
erfassen können, anderseits nicht nur den vollen Nennstron 
des Gleichrichters von mehreren 1000 A, sondern aud d! 
hohen Überlastungsstöße vom etwa 3fachen Nennstrom an: 
halten. Der richtige Umschaltaugenblick ist aber nicht allei 
durch Stromlosigkeit im Gleichstromkreis gekennzeicne 
denn diese kann auch bei Spannungsschwankungen im spe 
senden Netz oder durch kurzzeitiges Zurückziehen des Steu:: 
hebels zwecks Entlastung des Motors eintreten. Vieimer 
muß noch erfaßt werden, ob tatsächlich eine Umsteuerun 
beabsichtigt ist, was beispielsweise durch Prüfung des B: 
wegungszustandes des Steuerhebels durch Spezialrelais mo: 
lich wäre. 

Wenn der Walzmotor im Bereich hoher Drehzahl au": 
durch die Ankerspannung zusätzlich durch Feldshwächu! 
geregelt wird, so genügt das Stillsetzen. der Steuerorgs: 
während der Umschaltzeit des Polwendescalters nicht, um e 
stoßfreies Umsteuern zu erreichen, denn die magnet:sı 
Flußänderung eilt den Befehlen des entsprechenden Rec- 
organes beträchtlich nach. Die Wechselrichterspannung © 
daher mit einer Spannungsreserve eingeschaltet werden. d 
den Leistungsfaktor der Anlage verschlechtert und die Ba 
leistung des Transformators vergrößert. Diese Schwierick 
ten werden noch erhöht durch den Spannungsanstieg, der I 
Strömen in der Nähe des Nullwertes durch den Saugdross: 
knick und das lückenhafte Fließen des Gleichstromes bec: 
ist und eine weitere Erhöhung der Spannungsreserve d 
Wechselrichters erfordert. 7 


Neue Steuerung der Stromrichteranlage 
, in Eingefäßschaltung! 

Das Studium der Steuerung für den Stromrichter in E 
gefäßschaltung zeigte bald, daß auf dem bisherigen Wea eè 
Lösung des Problems nur durch einen beträchtlichen Au’w. 
an empfindlichen Steuerorganen möglih war und daß tr 
dem kein völlig befriedigendes Betriebsverhalten err». 
werden würde. Daher wurde ein grundsätzlich neuer \ 
für die Steuerung beschritten, 

Zunächst sei die Steuerung für den Fall betrachtet ı 
die Drehzahlregelung nur durch Änderung der zugefü' 
Ankerspannung, also ohne Feldshwächung erfolgt. Die S* 
tung der Steuerapparatur ist in Bild 3 schematisch darge«' 


1 DRP 744558, Brown, Boveri & Cie. 


15. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 6 


139 


während Bild 4 die Spannungen in Abhängigkeit von der 
Stellung des Steuerhebels wiedergibt. Der ganze Arbeitsbe- 
reich des Steuerhebels ist in 3 etwa gleich große Teile unter- 
teilt, die für „Linkslauf“, „Bremsen“ und „Rechtslauf“ be- 
stimmt sind. Die beiden für die Steuerung erforderlichen Dreh- 
regler, von denen jeweils einer eingeschaltet ist, sind mit dem 


A—L—O—R-—B Weg des Steuerhebels 
K Schleppschalter 

e, í Hilfsschützen 

h, í, n Kontaktbahnen 


Bild 3. 


l Drehregler f. Liskslauf 
r Drehregler f. Rechtslauf 
G Gittersteuerung 

P Polwendeschalter 


Wirkschaltplan einer Stromrichteranlage in Eingefäßschaltung 
ohne zusätzliche Regelung durch Feldschwächung. 


Steuerhebel fest gekuppelt, und zwar um die Breite des 
Bremsbereiches gegeneinander versetzt. Die sich damit er- 
gebenden Kurven der gezündeten Spannung des Stromrichters 
sind für beide Drehregler A t O R 
in Bild 4 wiedergegeben. f HE 
. Die Darstellung bezieht 
sih in ihren Vorzeichen 
auf die Klemmen des 
Motors. 

Mit dem Polwende- 
schalter werden jeweils 
auch die Drehregler für 
die Gittersteuerung um- 
geschaltet. Bild 4 zeigt, 
daß in den beiden äuße- 
ren Bereichen des Steuer- 
hebelweges nur Gleidh- 
richterbetrieb möglich ist, 
und zwar ist jedem die- 
ser Bereihe eine be- 
stimmte Drehrichtung und 
der Größe des Hebelaus- 
shlages eine bestimmte 
Drehzahl zugeordnet. Im 
Bremsbereich sind beide Stromrichter auf Wechselrichterbe- 
trieb gesteuert. An den durch Rasten kenntlich gemachten 
Grenzen L und R des Bremsbereiches befindet sich jeweils 
einer der Drehregler in Nullstellung, der zweite bei höchster 
Wechselrichteraussteuerung. Die höchste Wechselrichterspan- 
nung hat etwa den gleichen Wert wie die höchste Gleichrich- 
eISpAnnUung. : 

Die Umschaltung der Gittersteuerung von einem auf den 
anderen Drehregler und die damit zwangsläufig gekuppelte 
Betätigung des Polwendeschalters ist an folgende Bedingun- 
gen geknüpft (vgl. Bild 3): 

1. Die Umschaltung kann nur im Bremsbereich erfolgen, 
und zwar von rechts kommend nur im Gebiet der Kontakt- 
bahn į, von links kommend im Bereich der Kontaktbahn h. 

2. Die Umschaltung erfolgt nut, wenn beim Zurückziehen 
des Steuerhebels mindestens ein Weg k zurückgelegt wird, 
cessen Länge der der Kontaktbahnen i und h entspricht. Dies 
wird durch Zwischenschalten des Schleppschalters K erreicht, 


ETZ 453 


E, gezündete Spg. d. Stromrichters bei 
Einschaltung d. Drehreglers r 
E; gezündete Spg. d. Stromrichters bei 
Einschaltung von | 
Em EMK des Motors, zugleich ein Maß 
f. d. Motordrehzahl 
Bild 4. Schaubild der Spannungen 


f abhängig von der Stellung des 
Steuerhebels. 


der den Umschaltbefehl erst nach Durchlaufen des Verzöge- 
rungsweges k weiterleitet. 

Die Wirkungsweise der Einrichtung sei an Bild 3 erläu- 
tert. Zu Beginn möge der Steuerhebel in der Mittelstellung 0 
stehen, während der Schleppscalter K die gezeichnete Stel- 
lung hat. Die beiden Hilfsschütze e und f sind spannungslos. 
Der Drehregler r ist eingeschaltet, so daß die Spannungskenn- 
linie E, nach Bild 4 eingestellt ist. Der Stromrichter ist auf 
Wechselrichterbetrieb ausgesteuert und gibt daher zunächst 
keine Spannung ab. 

Wird jetzt der Steuerhebel nach rechts bewegt, so beginnt 
im Punkte R die Aussteuerung für Gleichrichterbetrieb. Der. 
Stromrichter gibt nun Spannung ab und der Motor beginnt 
nach rechts zu laufen. Die Spannung steigt in dem Maße, in 
dem der Steuerhebel nach rechts bewegt wird. Die EMK des 
Motors ist um den dem Belastungsstrom entsprechenden 
Spannungsabfall kleiner als die gezündete Spannung des 
Gleichrichters und durch die Kurve Em, Bild 4, dargestellt. 
Da das Motorfeld konstant ist, stellt die Kurve E m gleichzeitig 
den Verlauf der Motordrehzahl dar. 


Nach Erreichen des Punktes 1, welcher der für einen be- 
stimmten Walzstich erforderlichen Motordrehzahl entspricht, 
möge nun der Steuerhebel ein kleines Stück rückwärts bewegt 
werden. Unter dem Einfluß der Schwungmassen der Walzen- 
straße bleiben zunächst die Drehzahl und damit die Motor- 
EMK annähernd erhalten, während die gezündete Spannung 


. des Gleichrichters vom Punkt 2 aus zurückgeht. Der Gleich- 


strom und der ihm entsprechende Spannungsabfall verschwin- 
den bei Erreichen des Punktes 3. Eine Stromumkehr ist nicht 
möglich, weil der Steuerhebel das Bremsgebiet noch nicht 
erreicht hat und daher der Polwendeschalter nicht betätigt 
wird. Der Motor fällt infolge der Belastung in der Drehzahl 
ab. Entsprechend der vom Steuerhebel eingenommenen neuen 
Stellung fallen die Motor-EMK und die Drehzahl auf den’ 
Punkt 4 des Diagrammes. Jetzt nimmt der Motor wieder 
Strom auf; durch den eintretenden Spannungsabfall sinkt die 
EMK auf den Punkt 5. Man erkennt, daß eine Herabregelung 
der Drehzahl unter Ausnutzung der natürlichen Reibung 
möglich ist, ohne daß eine Umschaltung erfolgt, obwohl der 
Strom auf O abklingt. i 


Bewegt man, vom Punkt 1 ausgehend, den Steuerhebel 
bis in das Bremsgebiet zurück, so wird im Punkt 3 wiederum 
Stromlosigkeit erreicht. Im Punkt 6 erfolgt der Umschaltbe- 
fehl für das Hilfsschütz f über den Schleppschalter K (Bild 3), 
der inzwischen den Verzögerungsweg k durchlaufen hat, und 
die Kontaktbahn i. Der Polwendeschalter wird umgelegt und 
der Drehregler I mit der Kennlinie E; (Bild 4) eingeschaltet. 
Die Entfernung zwischen den Punkten 1 und 6 ist so groß, daß 
mit Sicherheit ein stromloses Umschalten erreicht wird. Der 
Drek.regler | befindetsich in Wechselrichterstellung, und zwar 
ist die gezündete Wechselrichterspannung Eı größer als die 
Motor-EMK E m: Infolgedessen kann noch kein Strom fließen. 
Erst wenn der Steuerhebel weiter bis in das Bremsgebiet hin- 
einbewegt wird, kommt es im Punkt 7 zur Spannungsgleich- 
heit zwischen Motor und Wechselrichter. Der Motor gibt nun- 
mehr Energie über den Wechselrichter an das Netz ab, er wird 
unter Rückgewinn seiner kinetischen Energie elektrisch ge- 
bremst. Die Motor-EMK weicht um den Spannungsabfall' von 
der gezündeten Spannung des Wechselrichters ab, Kurve Em. 
Bei weiterer Bewegung des Steuerhebels nach links geht bei 
8 der Stromrichter zum Gleichrichterbetrieb über. Die Strom- 
richtung bleibt erhalten, die Energierichtungsumkehr wird 
durch Spannungsumkehr des Stromrichters erreicht. Eine er- 
neute Betätigung des Polwendeschalters ist also nicht erfor- 
derlich. Da das linke Arbeitsgebiet ein genaues Abbild des 
rechten darstellt, ist der weitere Verlauf der gezeichneten 
Kurve ohne weiteres verständlich. 


Da der Schleppschalter K im Umschaltbefehlkreis liegt, 
kann die Umscaltung frühestens nach Durchlaufen des 
Steuerhebelweges k erfolgen. Dies ist erforderlich, um auch 
in den Fällen mit Sicherheit ein stromloses Umschalten zu 
erreichen, in denen der Hebel nur wenig über den Bremsbe- 
reich hinaus in das Fahrgebiet bewegt wurde und nun plötz- 
lich in das Bremsgebiet zurückgezogen wird. Der Verzöge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


rungsweg gewährleistet unter allen Betriebsbedingungen eine 
genügend lange stromlose Pause für die Umschaltung. 
Wenn der Walzmotor, vom Punkt 1 ausgehend, elektrisch 
gebremst und dann in der gleichen Richtung wieder hochge- 
fahren wird, so muß der Steuerhebel im Bremsgebiet bis an 
die entgegengesetzte Grenze des Bremsbereiches bewegt wer- 
den, da sonst die zweite Umschaltung des Polwendeschalters 
über die Kontaktbahn h und den Schleppschalter K nicht 
möglich wäre. Bewegt der Maschinist den Steuerhebel nicht 
weit genug in das Bremsgebiet hinein, so kommt es zum 
Stillstand des Walzmotors. Irgend eine Störung tritt nicht ein. 
Der Maschinist kann die versäumte Steuerhebelbewegung 


ETZ 454 
A'—A—L—O—R—B—B' Weg des Steuerhebels; bei Bewegung 
A—A' und B—B' wird Motorfleld geshwädt 
C. D lösbare Kupplungen f. Antrieb d. Drehregler 
F Feldregler- 
M Schleppkupplung f. d. Antrieb d. Feldreglerss ~ 
sonstige Buchstaben wie in Bild 3 


Bild 5. Wirkschaltplan der Eingefäßschaltung für einen Walzmotor 
mit zusätzlicher Regelung durch Feldschwächung. 


nachholen und nun in gewohnter Weise weiterwalzen. Die 
Erfahrung hat gezeigt, daß der Maschinist sich an diese Eigen- 
tümlichkeit der Steuerung sehr schnell gewöhnt, so daß ein 
ungewollter Stillstand des Walzmotors praktisch nicht ein- 
tritt. Zur besseren Ausnutzung des Walzenzugmotors wird 
nun in vielen Fällen der Regelbereich dadurch erweitert, daß 
nach Erreichen der höchsten Ankerspannung das Feld ge- 
schwächt wird. Bild 5 zeigt die Erweiterung der. Steuerap- 
paratur zur Erfüllung dieser Betriebsbedingung. Der Feld- 
reger F wird durch eine 
Schleppkupplung M ange- 
trieben, welche so bemessen 
ist, daß bei einem Richtungs- 
wechsel der Steuerhebelbe- 
wegung der Weg m zurück- 
gelegt werden muß, bevor 
der Feldregler der Bewegung 
folgt. Die beiden Drehregler 
r und / werden durch die lös- 
baren Kupplungen C und D 
mitgenommen, daß sie im Be- ’ 
reihe A bis B des Steuer- 
hebels entsprechend den Kur- 
ven E, und E; in Bild 4 ar- 
beiten, bei Erreichen der Stel- 
tung für höchste Gleichrich- 
ter- oder Wechselrichterspan- 
nung aber jeweils ausgekup- 
pelt werden. Das Zusammen- 
-arbeiten der beiden Drehreg- 
ler mit dem Feldregler geht 
aus Bild 6 hervor, in dem die 
von den Drehreglern einge- 
nommenen Stellungen sowie 


ETZ 1455 


Bild 6. Diagramm der Drehregelstel- 
lung und des Feldregelwiderstandes 
abhängig vom Steuerhebelweg (Dia- 


gramm des Feldreglerweges gilt für 

der Widerstandswert des bede Bewequngstichtungen des Steu- 
Feldregelwiderstandes in Ab- erhebels; Diagramm fur Feldregel- 
widerstand gilt entspr. Pfeilrichtun- 


nangigkeit von der Steuer- gen). 


hebelstellung dargestellt sind. Aus diesem Diagramm fo! 
daß die folgenden für den Betrieb erforderlichen Beding 
gen erfüllt werden: i 

1. Die Feldschwächung setzt erst dann ein, wenn die vo 
Ankerspannung erreicht ist. ; 

2. Während des Betriebes mit geschwächtem Feld fin 
keine Verringerung der Ankerspannung statt. 

3. Eine Drehzahlsenkung im Feldshwächgebiet tritt e 
nach Umschalten des Polwendescalters und Umsteuern 
Stromrichters auf Wechselrichterbetrieb ein. Dadurch wi 
der Stromrichter in die Lage versetzt, die durch die Brems 
freiwerdende Energie aufzunehmen. Auf’ diese Weise wi 
eine unzulässige Spannungserhöhung am Motor vermied 
die eintreten würde, wenn das Feld verstärkt würde, o 
daß der Stromrichter für den Bremsstrom aufnahmeber 
wäre. i | 

Aus Bild 6 ist erkennbar, daß in der Mittelstellung 0 de 
Steuerhebels stets das volle Motorfeld vorhanden ist. Un 


“sicherzustellen, daß die Anlage nur bei der Gleichspannung 


Null und vollem Feld eingeschaltet wird, ist die Einschaltun 
über den Hilfskontakt n in Bild 5 so verriegelt, daß sie nu 
in der Mittelstellung des Steuerhebels möglich ist. 


Ausgeführte Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung. 

Die vorstehend beschriebene Steuereinrichtung gestatte 
den Betrieb von Umkehrwalzenstraßen mit Speisung durd 
Stromrichter in Eingefäßschaltung in ebenso einfacher Weis: 
wie bei der Speisung durch Leonardumformer. Die Sicherhei 
für den richtigen Verlauf der Schaltvorgänge ist so groß un: 
die einzelnen Apparate sind so betriebssicher und robust, dal 
keine Bedenken für die erstmalige Anwendung in Großan 
lagen bestanden. Daher wurden während des Krieges zwe 
durch Stromrichter in Eingefäßschaltung gespeiste Umkehr 
walzenstraßen mit der beschriebenen Steuerung erstellt, dere: 
wichtigste Daten nachstehend angegeben sind: 


Anlage I Anlage Il 
Stahlblock- Leichtmetai!'- 
Walzwerk block-Walzwe:s 
1 
! 
Motorleistung kW | 1900 ! 1970 
Drehzahl bei vollem Feld U/min 36,5 33 
Drehzahl bei Feldschwächuny m 75 60 
Abschaltdrehmoment mt 150 | 180 
Gleichspannung v ' 725 800 
mittl, Gleichstrom’ A 2830 2750 
Abschaltstrom A 8500 8500 


Das Photographieren der Anläge war während des Krie 
ges nicht gestattet, so daß es leider nicht möglich ist, Auf 
nahmen der fertige: 
Anlagen beizufügen 
Es können nur eingi 
Werkstattaufnahmen 
der wichtigsten Ma 
schinen und Apparat 
gezeigt werden. 

Für beide Anlage! 
wurde je ein Gleich 
richter der in Bild 
gezeigten Ausführun: 
verwendet. Die Po! 
wendung besorgte de 
in Bild 8 dargesteilt: 
Schalter mit Drucluf! 
antrieb. Der Schalte 
ist mit magnetischt 
Blasung ausgerüste! 


ETZ 457 | l um evtl. beim Schalte! 
Bild 7. Gleichrichter zur Speisung einer 


Umkehrwalzenstraße. Nennspannung 800 V, noch vorhandene Res: 
Nennstrom 2750/8500 A. ströme ausschalten z? 
können. Eine Beobachtung des Schalters im verdunkelte 
Raum ließ jedoch keine Kontaktfunken erkennen; auch zei 
ten die Kontakte nach jahrelangem Betrieb keine Spur ve 
Abbrand. Der Polwendesthalter hat also tatsächlich voll: 
stromlos geschaltet. Für die Zukunft kann daher der Pı 
wendeschalter ohne Blasung ausgeführt werden, was u: 
beträchtliche Vereinfachung bedeutet. 


- 


-er ——— wein 


| 
| 
| 
| 


15. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


141 


Die Inbetriebnahme sowie der mehrere Jahre lang bei 
Tag und Nacht geführte Betrieb der beiden Walzenstraßen be- 
stätigten die vorausgesagten Eigenschaften der Steuereinrich- 
tung in vollem Umfange. Die Schaltung arbeitete in der ge- 
wünschten Weise bei beliebig schneller oder langsamer ’Betä- 


ETZ 458 


Bild 8. Polwendeschalter. 


ugung des Steuerhebels. Sogar bei ruckartigem Reißen des 
Steuerhebels, wie es selbst bei sehr rauher Bedienung nicht 
vorkommt, gelang die Umschaltung einwandfrei. Eine der- 
artige Behandlung führte lediglich zur Abschaltung der An- 
lage durch den Schnellschalter infolge Überschreitung des 
Auslösestromes. 


hiá ‘ - 
2 
ad Strom-Multinie _ 
a b c 


Mortierung des Steuerh ebeiweges 


— m m - u nn. mn tn mn 


ETZ 459 
Bild 9. Oszillogramm des Umkehrvorganges im Leerlauf 
bei vollem Motorfeld. 


Bild 9 zeigt ein Leerlauf-Oszillogramm des Umkehrvor- 
ganges bei konstantem Motorfeld. Die obere Kurve stellt die 
Motorspannung, die mittlere den Gleichrichterstrom dar. Die 
untere Kurve ist zugleich der Zeitmaßstab und die Markie- 


RER oo yV 
| r EST] 
"d 


C 


= — -4 


Gleichrichter 
Spanmun 4 


Gleichrichter 


Strom 


|... -- 


ETZ 460 
Bild 10. Oszillogramm bei belastetem Motor mit Feldschwädhung. 


rung des Steuerhebelweges: über Hilfskontakte am Steuer- 
hebel und eine Widerstandskombination. Bei a tritt der 
Steuerhebel, vom Arbeitsbereih kommend, in den Brems- 
bereich ein. Bei b wird die Gittersteuerung umgeschaltet und 
zugleich der Umschaltbefehl für den Polwendeschalter gege- 
ben. Bei c schließlich bewegt sich der Steuerhebel in den Ar- 
beitsbereich für entgegengesetzte Drehrichtung. 


x 


In Bild 10 ist in der oberen Kurve die Gleichrichterspan- 
nung, in der mittleren der Gleichrichterstrom und in der un- 
teren wieder die Zeit- und Wegmarkjerung aufgezeichnet. In 
diesem Falle wurde mit Feldschwächung gearbeitet. Aus dem 
Rückgang des Stromes auf Null sowie aus dem Verschwinden 
der Spannungsoberwellen erkennt man bei a den Beginn des 
Zurückziehens des Steuerhebels. Bei b folgt der Umschalt- 
befehl für den Polwendescalter. Bei c öffnet dieser seine 
Kontakte, bei d schließt er die Gegenkontakte. Das Anstei- 
gen der Spannung nach dem Umschalten zeigt an, daß das 
vorher geschwächte Motorfeld wieder aufgebaut wird. Bei e 
setzt der Strom ein, bei f wird der Arbeitsbereich des Steuer- 
hebelweges erreicht, d. h. hier findet der Übergang von 
Wechselrichter- auf Gleichrichterbetrieb statt. Man erkennt, 
daß der gesamte Umsteuervorgang in etwa 4 s beendet ist. 
Durch schnelles Herumreißen des Steuerhebels kann jedoch 
wesentlich schneller reversiert werden. Es wurden Zeiten bis 
herab zu 1...1,2 s für die volle Drehzahlumkehr gemessen. 

Bild 11 zeigt ein im tatsächlichen Walzbetrieb aufgenom- 
menes Oszillogramm. Dargestellt sind die letzten 8 von ins- 


PPETTITTETELITTLALILELILEITTT LITT LIU FT TTILLILLIIILI 


Gleichnehlgpepe 


ar 


í . 8 mo is 


ETZ 461 
Bild 11. Oszillogramm des tatsächlichen Walzbetriebes. 


. gesamt 16 Stichen. Man erkennt jeweils die kurzen durch das 


Reversieren bedingten Stromstöße sowie die länger dauern- 


_ den Arbeitsströme. Bei einigen Stichen ist der Reversiervor- 


gang durch eine oder mehrere Zwischenstufen unterbrochen, 
welche andeuten, daß der Steuerhebel nicht zügig, sondern 
mit Unterbrechungen bewegt wurde. Die 'Feldschwäcung 
setzt erst bei den letzten Stichen ein, die mit großer Geschwin- 
digkeit und kleiner Stichabnahme gefahren wurden. 

Wegen des Verlustes der beiden Walzanlagen sind auch 
keine Betriebsaufzeichnungen mehr vorhanden, so daß leider 
keine Angaben über den tatsächlich erreichten mittleren Lei- 
stungsfaktor gemacht werden können. Irgendwelche störenden 
Rückwirkungen auf die speisenden Netze traten nicht auf. 
Beide Anlagen haben in betrieblicher und wirtschaftlicher Be- 
ziehung die Erwartungen voll erfüllt. Aufträge auf ähnliche 
Anlagen sind heute bereits wieder in Arbeit. 


Zusammenfassung 


Durch zweckmäßigen Aufbau und richtige Bemessung der 
Steuerapparatur von Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung 
zur Speisung von Umkehrwalzenstraßen ist es gelungen, diese 
zu betriebssicheren Einrichtungen zu entwickeln. Dadurch ist 
es möglich geworden, die großen wirtschaftlichen Vorteile zu 
nutzen, die Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung gegen- 
über anderen Umformeranlagen für Umkehrwalzenstraßen be- 
sitzen. Die in jahrelangem Betrieb unter schwierigen Walz- 
bedingungen gemachten Erfahrungen mit großen Blockwalz- 
werken, die durch solche Anlagen gespeist wurden, haben 
ihre hohe Betriebssicherheit erwiesen. 


Schrifttum 


Il] H. Bauer: Die Entwicklung der durch Stromrichter gesteuerten Walz- 
werksantriebe. Stahl u. Eisen 59 (1939) S. 1%. 
(2) G. Leder: Betriebsergebnisse eines Umkehrantriebes mit gitterge- 
steuerten Gleichrichtern. BBC-Nadhr. (1941) H. 2, S. 35. 
3) C. Himmelberg: Umkehrbetrieb von Walzenstraßen mit Strom- 
` richtern unter besonderer Berücksichtigung der dabei auftretenden Span- 
nungsabfälle im speisenden Netz. Stahl u. Eisen 63 (1943) S. 889. 


mo un en m U 


142 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 1950 


Über die Wirkungsweise der Wanderfeldröhre * 


Für das Gebiet der dm- und cm-Wellen wurde, basierend 
auf den Arbeiten von R. Kompfner!, eine Verstärkerröhre 
entwickelt, die sich durch hohe Leistungsverstärkung und sehr 
große Bandbreite auszeichnet, die sog. „Traveling-Wave- 
Röhre” (TWR)?. Bei dieser Röhre treten die trägheitsbehaf- 
teten Elektronen in Wechselwirkung mit einer verzögerten 
Welle, und damit ergibt sich eine rückkopplungsfreie Verstär- 
kung der Welle. Die Verzögerung der Welle muß in einer 
Verzögerungsleitung erfolgen, wobei der elektrische Feld- 
vektor der Welle und der Elektronenstrahl gemeinsame Rich- 
tung haben müssen, um im Strahl eine Geschwindigkeits- 
steuerung und Phasenfokussierung der Elektronen hervor- 
zurufen. T 

Bild 1 zeigt den schematischen Querschnitt einer derarti- 
gen Röhre. In der Elektronenkanone, die aus der Glühka- 
thode K, dem Wehneltzylinder Z und der Anode A besteht, 


ELZIIITT) 


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K Glühkathode, Z Wehneltzylinder, A Anode, W Wendel, 
Dı Eingangsdipol, D: Ausgangsdipol, Hı, H: Hohlraumlei- 
tungen, Ko Kollektor. 


Bild 1. Aufbau der Wanderfeldröhre. 


wird ein gut gebündelter Elektronenstgahl von 5..10 mA 
Stromstärke erzeugt, dessen Bündelung längs seines Weges 
von etwa 30 cm durch eine magnetische Fokussierungsspule 
aufrecht erhalten wird. Der Elektronenstrahl stellt dabei die 
Achse einer metallischen Wendel W von einigen mm Durch- 
messer dar. Diese Wendel ist eine Verzögerungsleitung, die 
ein achsiales elektrisches Feld besitzt und am Eingang durch 
einen Dipol Dı angeregt wird, der sich im Felde einer Hohl- 
raumleitung Hı mit Hi,o-Welle befindet. Uber den Dipol Də 
erfolgt die Auskopplung. Der Gleichstrom wird durch den 
Kollektor Ko aufgenommen. Wendel und Kollektor haben 
gegenüber der Kathode die gleiche Spannung von etwa 
l..2kV. Wird die Wendel als Wellenleiter betrachtet, so 
breitet sich die Welle längs des Drahtes angenähert mit 
Lichtgeschwindigkeit aus. Die Phasengeschwindigkeit der 
Welle, bezogen auf die Achse, ist 


g 
=æ C z d ' wobei 


c = Lichtgeschwindigkeit, g = Ganghöhe der Wendel und 
d = Durchmesser der Wendel. 
Die Elektronengeschwindigkeit ist 


Vo = te, | Vs = 5,95 . 107 . ] Vo (cm s?) 


mit Vo = angelegte Gleichspannung in V. 

Man kann somit g und d leicht so bemessen, daß die 
Phasengeschwindigkeit der Welle angenähert gleich der 
Elektronengeschwindigkeit wird. Durch den achsialen elek- 
trischen Feldvektor werden die Elektronen beschleunigt und 
gebremst, also in ihrer Geschwindigkeit moduliert, woraus 
sich eine Dichtemodulation ergibt. Aus Energiegründen ist 
eine Verstärkung der Welle nur möglich, wenn die Elektro- 
nen einen Geschwindigkeitsüberschuß gegenüber der Welle 


° Nah O. Döhleru. W. Kleen: 
S. 54 u. 93; 18 S., 11 B. 

' R. Kompfner: Wireless Wld. 52 (1946) S. 369; Proc. Instn. Radio 
Engrs. 35 (1947) S. 124; Wireless Eng. 24 (1947) S. 255. 

? Sollte nicht durch „Wanderwellenröhre” übersetzt werden; die im 
deutschen Schrifttum bereits gebrauchte Bezeichnung „Wanderfeldröhre* 
erscheint geeignet. — Die Schriftleitung. 


Arch. elektr. Ubeıtr. 3 (1949) 


DK 621.385.831 


besitzen. Dieser wird durch Bremsung ganz oder teilweise 
vernichtet und der ihm entsprechende Energiebetrag in elek- 
tromagnetische Energie überführt. Die sich über einen lan- 
gen Weg erstrekende Wechselwirkung bedingt die hohe 
Verstärkung der TWR. Da die Wendel eine Verzögerungs- 
leitung mit sehr weitgehend aperiodischen Eigenschaften, 
also keinen Resonanzkreis darstellt, erhält die Röhre eine 
sehr große Bandbreite. Da Durchführungen zur Zu- und 
Abführung der Energie fehlen, ergeben sih am Ein- und 
und Ausgang nur geringfügige Verluste; um aber Selbst- 
erregung bei Reflektion am Ausgang infolge Fehlanpassung 
der Verbrauchers zu vermeiden, muß die Wendel eine ge- 
wisse Dämpfung besitzen, sie wird zweckmäßig aus schlecht 
leitendem Material (Eisen) gefertigt. 

Bei der rechnerischen Untersuchung der Vorgänge er- 
gibt sich,. daß infolge der Kopplung zwischen Elektronen- 
strahl und Welle die freie Welle sich in drei in Richtung des 
Elektronenstrahls laufende erzwungene Wellen aufspaltet, 
von denen sich zwei mit gleicher Geschwindigkeit fort- 
pflanzen, wobei die Geschwindigkeit etwas unter der des 
Elektronenstrahls liegt. Die eine .dieser Wellen wird ge- 
dämpft, die andere ist entdämpft. Die entdämpfte Welle is: 
dabei für die Verstärkungseigenschaften der Röhre bestim- 
mend, da sie ja längs der Leitung, abgesehen vom Eingang, 
in immer stärkerem Maße vorhanden ist. Um die maximale 
Verstärkung zu erzielen, muß die Elektronengeschwindigkeit 
gleich der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der freien Welle 
gemacht werden. Durch Überführung von Blindleistung 
wird die ursprünglich freie Welle verlangsamt, so daß der 
zur Verstärkung aus energietechnischen Gründen erforder- 
liche UÜbershuß an Elektronengeschwindigkeit gegenüber 
der erzwungenen Welle hergestellt wird. Die sich rechnerisch 
ergebende Leistungsverstärkung beträgt für ein angenomme- 
nes Zahlenbeispiel 24 db, d. h. es wird eine 250fache Ver- 
stärkung erzielt. 

In Bild 2 sind gemessene und berechfete Werte der Lei- 
stungsverstärkung in Abhängigkeit von der Gleichspannung 
dargestellt. Da der gemessene Strom als Gesamtstrom am 


b) berechnete Werte ohne Raumladung, 
c) berechnete Werte mit Raumladung. 


a) gemessene Werte, 


Bild 2. Leistungsverstärkung in Abhängigkeit von der-Gleichspannung. 


Eingang der Wendel 7,0 mA, als Kollektorstrom 2,8 mA be- 
trug, wurde die Berechnung für die Stromwerte 7,0; 4,9; 
28 mA durchgeführt, um der Unsicherheit des Stromes 
Rechnung zu tragen. Die Kennlinie’a ist dabei nach den 
gemessenen Werten gezeichnet, während die gestrichelten 
Kennlinien b zu den rechnerisch ermittelten Werten gehören. 
Zwischen Messung und Rechnung zeigt sich ein erheblicher 
Unterschied, der besonders bei den niedrigen Betriebs- 
spannungen auffällt. Die Berechnung für die Kennlinien b 
wurde dabei ohne Berücksichtigung des Raumladungsein- 
flusses durchgeführt. Seine Berücksichtigung führte zu fol- 
genden Ergebnissen: Die Elektronen in dem gebündelten 
und auf seiner ganzen Länge fokussierten Elektronenstrahl 
sollen an jedem Punkte und in jedem Strahlquerscnitt die 
gleiche Geschwindigkeitskomponente vo besitzen. Infolge 
Phasenfokussierung bilden sich im Zuge der Leitung Elek- 
tronenpakete, die im Takt der Signalfrequenz shwankende 
gegenseitige Abstoßungskräfte zur Folge haben. Träger 
dieser Kräfte sind elektromagnetische Wellen, die sich ent- 
lang der Verzögerungsleitung wie im freien Raum mit Licht- 
geschwindigkeit ausbreiten. Im allgemeinen wird die Ver- 
stärkung durch die Abstoßungskräfte der dichtemodulierten 


e 


| gegengesetzten Abstoßungskräfte. 


15. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


143 


EEE 


Elektronen vermindert, lediglich bei großen Elektronenge- 
schwindigkeiten wirkt dieser Einfluß in günstigem Sinn auf 
die Verstärkung. Infolge der Verstärkung der Welle steigt 
die Amplitude der Raumladungsdichte mit wachsendem Ab- 
stand vom Eingang an und damit auch die Summe der ent- 
Bei kleiner Elektronen- 


; geshwindigkeit wird damit die Abweichung vom optimalen 


Geschwindigkeitswert weiter vergrößert und so die Ver- 


stärkung herabgesetzt, bei großer Elektronengeschwindigkeit 
wird dagegen durch die Bremsung die Elektronengeschwin- 
digkeit dem für die Leistungsübertragung optimalen Wert 
genähert und damit die Verstärkung erhöht. Die unter Be- 
rücsichtigung dieser Einflüsse durchgeführten Berechnungen 
führten zu den in Bild 2 eingezeichneten Kennlinien c, die 
schon sehr nahe an die durch die Messung erhaltenen Werte 
herankommen. Ba 


Über Verfahren zur Verhütung von Turbinenschäden 


bei Störungen am Blockdrucklager 
Von W. C. Sanner, Berlin | 


Übersicht. Die Gefahr einer zu hohen Abnutzung der Turbinen- 
biocklager, die zu Berührungen zwischen Läufer und .Leitschaufeln füh- 


t ‘en kann, läßt eine rechtzeitige Ermittlung des Betriebszustandes als drin- 


cend notwendig erscheinen. Zu den bisher bekannten Meßverfahren wird 
en neues hydraulisches Verfahren angegeben. 


An Turbinen wird der axiale Schub von einem Einring- 
Blokdrucklager aufgenommen, dessen tragende Ringfläche 
in Segmenttragklötze aufgeteilt ist. Jeder dieser Tragklötze 
fuhrt eine Kippbewegung um einen Bolzen, der um einen klei- 


. nen Betrag aus der Mitte verschoben ist, aus. Unter dem Ein- 
: Auß axialen Schubes stellen sich die Segmentklötze 'selbst- 


——n a 


——n + 


tätig zu der .über sie hinweggleitenden Lauffläche in Abhän- 
gigkeit von der Umfangsgeschwindigkeit und von der Bela- 
stung geneigt ein. Die hierdurch entstehenden keilförmigen 
Schmierölschichten gewährleisten eine flüssige Reibung, so- 
ange sie stärker sind als die Summe der Unebenheiten an 
den geschabten Gleitflächen, Je nach der Olschichtstärke und 
dem Neigungswinkel der Tragklötze führt auch die Tur- 
binenwelle eine Bewegung in axialer Richtung aus. Die ma- 
ximale Wellenverlagerung ergibt sich aus der Bewegung in 
Ayhängigkeit von der Umfangsgeschwindigkeit am Lager, bis 
die Nenndrehzahl erreicht ist, und aus der Bewegung bei der 
Belastung der Turbine bis zur Vollast. Weitere Bewegungen 
m gleiher Richtung sind nur bei abnehmender Schmier- 
shichtdicke oder Verschleiß der Lagerflächen möglich und 
nicht zulässig. 

Die Schmierschicht wird dünner, wenn die Belastung an 
der Turbine über den zulässigen Wert hinausgeht, der 
Shmieröldruck sinkt oder sich die Zähflüssigkeit des Oles 
sei Temperaturzunahme stark verändert. Ein unzulässiger 


t Verschleiß der Lagerflächen tritt auf, wenn die Schmier- 


schichtstärke so weit abnimmt, daß die größten Unebenhei- 
ten einer Lagerfläche mit der Gegenfläche in Berührung kom- 
men, wenn Fremdkörper im Ol, deren Durchmesser größer 
als die Schmierschichtstärke ist, in das Lager treten oder aber 
die Schmierfähigkeit des Oles durch übermäßig langen Ge- 
brauch zu gering geworden ist. 

Die angeführten Störungen können, wenn man sie nicht 
rechtzeitig erkennt, Ursache zu schwerwiegenden Schäden an 
Turbinen sein. Die Praxis hat gezeigt, daß die Lagerschicht 
durch Temperaturanstieg innerhalb ganz kurzer Zeit zerstört 
wird. Die Notlaufeigenschaften der Grundkörper erlauben in 
desem Zustand keinen weiteren Betrieb unter Last. Wird 
cie Turbine nicht sofort außer Betrieb gesetzt, so nimmt die 
Axialbewegung in ungünstigsten Fällen so weit zu, daß der 
Läufer mit den stillstehenden Turbinenteilen in Berührung 
sommt. Da das Beheben von Maschinenschäden und der da- 


mit verbundene Ausfall an Betriebsstunden immer sehr kost- 


:pielig sind, ist es durchaus lohnend, Einrichtungen vorzu- 
schen, die einerseits Störungen am Blocklager rechtzeitig er- 
kennen und anderseits deren Auswirkungen vermeiden las- 
en. Die Aufgaben für eine derartige Sicherheitseinrichtung 


‚ lassen sich wie folgt zusammenfassen: 


:. Die axiale Lage der Turbinenwelle muß im ganzen Be- 

triebsbereich mit einer Genauigkeit von 0,01 mm ange- 

zeigt werden. 

Es muß zu erkennen sein, wenn die Turbinenwelle ihre 

Normallage bei Nenndrehzahl und Vollast verläßt. 

3 Der Schnellschluß muß selbsttätig ausgelöst werden, wenn 
die Abnutzung am Blocklager das zulässige Maß (in der 
Regel 0,2 ... 0,3 mm) überschreitet. Darüber hinaus soll der 


t2 


DK 621.165 -75 


Anbau meist auch nachträglich ohne besondere Verände- 

rungen an Turbinen vorgenommen werden können. 

Zum Lösen dieser Aufgabe sind verschiedene Verfahren 
vorgeschlagen worden; diese können jedoch, insbesondere 
wenn der erforderlihe Aufwand in vertretbaren Grenzen 
bleiben soll, nicht’ restlos befriedigen. 


So sind beispielsweise elektrishe Kontaktvorrichtungen 
reine Sicherheitseinrichtungen und nicht geeignet, eine kon- 
tinuierlihe Anzeige der jeweiligen Wellenlage zu liefern. 
Da das Einstellen auf jenen Wellenort, in welchem das Aus- 
lösen des Schnellschlusses erfolgen soll, nur vom Vollast- 
zustand aus genau erfolgen kann, scheidet dieses Verfahren 
vollends aus, wenn die Kontakteinstellung während des Be- 
triebes nicht zugänglich ist. Elektromagnetisch wirkende Ein- 
richtungen besitzen zwar den Vorteil einer dauernden An- 
zeige, will man aber mit ihnen bei einer bestimmten Wellen- 
verschiebung auf den Schnellschluß einwirken, benötigt man 
zusätzlich Wandler, welche die, Kraft zur Betätigung des 
Schnellschlusses liefern. Zumeist ist für derartige Einrichtun- 
gen das Einbauen einer besonderen Eisensceibe erforderlich. 
Ein hydraulich arbeitendes Verfahren benutzt als Fühlglied 
einen Olstrahl, der mit gleichbleibendem Vordruck auf die 
in geringem Abstand umlaufende Welle trifft. Wellenfläche 
und Düse bilden hier ein Drosselsteuerwerk, dessen Druck- 
änderungen ein Maß für die 
Wellenlage darstellen. Bei 
diesem Verfahren gehen na- 
|turgemäß Schwankungen des 
| Oldruckes und der Betriebs- 
temperatur des Oles in die 
Anzeige ein und es bedarf 
eigener Umrechnungstabellen 
zum Feststellen des Absolut- 
wertes der Wellenverlage- 
rung. Die Verwendung elek- 
trischer Licntstrahlen scheidet 
wegen des Dldunstes im Tur- 
binengehäuse aus. 

Im folgenden wird ein 
seit einiger Zeit in Betrieb 
befindliches Gerät beschrie- 
ben, das alle erwähnten 
Nachteile vermeidet. Diese 
Einrichtung besteht aus ei- 
nem Meßteil, einer Anzeige- 
Bild 1. Hydraulisches Meßgerat zur vorrichtung für die Axialbe- 
Anzeige der axıalen Wellenbewegung. ; 

wegung der Turbinenwelle 
und einer vom Meßteil betätigten Steuerung, welche das 
Auslösen des Schnellschlusses einleitet, wenn die zuläs- 
sige Abnutzung am Blocklager überschritten wird. Diese 3 
Teile bilden ein geschlossenes Aggregat {Bild 1), dessen Be- 
festigung entweder stirnseitig mit dem Lagergehäuse der Tur- 
bine oder, an zweigehäusigen Turbinen, bei etwas anders 
ausgebildetem Meßteil an dem die Kupplung umgebenden 
Gehäuse erfolgt. 

Die Wirkungsweise des Gerätes! ist aus Bild 2 zu 
erkennen. Eine im Steuerhebel 1 kardanisch beweglich ange- 
brachte Scheibe 2 mit etwa 1 cm? Fläche liegt mit leichtem 


! Hersteller: Askania-Weike A. G.. Berlin-Friedenan. 


144 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


En -n a 
a 


15. März 1950 


Druck unter der Wirkung der am Steuerkolben 3 angreifen- 
den Feder 4 gegen die Stirnfläche der Turbinenwelle 5. Da 
die Belastung der Segmentklötze am Turbinenlager zwischen 
20 und 25 kg/cm? liegt, der Anpreßdruc an der Fühlstelle 2 


— G i 
. - T | 


ETZ 424 
Bild 2. Wirkungsweise des Gerätes, (Legende im Text.) 


aber nur 200 bis 250g beträgt, ist deren Abnutzung gegen- 
über der an der Meßstelle (Blocklager): auftretenden auch bei 
der verlangten Meßgenauigkeit von 0,01 mm vernachlässig- 
bar. Um die Reibung an der Meßstelle möglichst klein zu 
halten, wird die Fühlstelle ständig von einem aus dem Rohr 
6 austretenden Olstrahl bespült. | 

Der Steuerhebel 1 ist im Punkt 7 praktisch reibungsfrei 
an einem auf Biegung beanspruchten dünnen Federstahlband 
aufgehängt. Der Steuerkolben 3 führt im doppelten. Maßstab 
die Bewegungen der Turbinenwelle aus, wobei er sinngemäß 
den Zufluß des bei 8 eintretenden Drucköls in die Zylinder- 
räume des Anzeigekolbens 9 freigibt. Um eine Stellungszuge- 
hörigkeit zwischen dem Hub des Kolbens 9 und der Tur- 
binenwelle zu erhalten, gleitet der Steuerkolben 3 in einer 
ebenfalls vershiebbaren Hülse 10, die mittels des Druckes der 
Feder 11 gegen den Konus 12 an der Kolbenstange 13 liegt 
und innerhalb des Meßbereiches den Bewegungen des Steuer- 
kolbens 3 folgt. 

Hat die Turbine ihre höchstzulässige Axialbewegung (d. 
h. Normalbewegung bis zur Vollast, vermehrt um zulässige 
Abnutzung am Blocklager) erreicht, so hat der Anzeigekol- 
ben 9 von seiner oberen Endlage zwei Drittel seines Gesamt- 
hubes nach unten zurückgelegt und berührt mit dem Ende der 
Kolbenstange 13 den darunter befindlichen Steuerkolben 14. 
Die Auslösung des Schnellschlusses spielt sich nunmehr im 
Bruchteil einer Sekunde ab: Der an der Hülse 10 befindliche 
Gleitstift 15 befindet sich sodann gerade an dem Knickpunkt 
16 des Konus 12. Von hier ab ist die Stellungszuordnung des 
Kolbens 9 zu dem Steuerkolben 3 aufgehoben. Bewegt sich 
der Steuerkolben 3 um einen geringen Betrag (im Sinne unzu- 
lässiger Lagerabnutzung) weiter, so läuft der Kolben 9 sofort 
bis in seine untere Endlage. Diese Bewegung wird noch da- 
durch beschleunigt, daß sich Hülse 10 infolge der Umkehr der 
Steigung bei 16 in entgegengesetzter Richtung zum Steuerkol- 
ben 3 bewegt und damit ihre Steuerschlitze voll öffnet. Da 
vorher schon die Kolbenstange 13 mit dem Steuerkolben 14 
in Berührung stand, wird im letzten Drittel des Kolbenhubes 9 
der Steuerkolben 14 nach unten bewegt, so daß Drucköl, wel- 
ches bei 8 eintritt, direkt zum Stellkolben 17 gelangt. Der 
Stellkolben 17 betätigt die Auslösevorrichtung für den Schnell- 
schluß an der Turbine. Der Anbau der Einrichtung wird natur- 
gemäß derart vorgenommen, daß die Betätigung des Schnell- 
schlusses von Hand erhalten bleibt. 

Das Justieren der Nullage und das Einstellen des Aus- 


lösepunktes werden bei laufender Turbine vermittels des 
Handknopfes 18 vorgenommen. Mit Hilfe des Hebels 19 ist 
es möglich, von außen den Steuerhebel 1 in die Nullage zu 
bringen und die Fühlscheibe 2 von der Turbinenwelle etwas 
abzuheber. Die Anzeige geht dann auf Null zurück. Gibt 
man den Steuerhebel frei, wird unter der Wirkung der Fe- 
der 4 die Verbindung mit der Turbinenwelle wiederherge- 
stellt. Man kann auf diese Weise die Funktion des Gerätes 
überprüfen. Bei richtiger Funktion muß der Skalenzeiger 2? 
wieder genau den gleichen. Wert anzeigen. 

Bild 3 zeigt die axiale Bewegung der Turbinenwelle, ge- 
messen an einer Vorschaltturbine im Kraftwerk Berlin-Char- 
lottenburg (BEWAG) bei wechselnder elektrischer Leistung 


ET TUI TIER EIATICITICT LS EZ 
704-1111 Axialbewegung der lurbinenwelle t 
60i E OS EE r 4 4 + en 
50} + 1 
so BARAR | 
BR IR Ei a 12h 


O. November 1949 


Axiale Wellenbewegung einer Turbine bei wechselnder Leistunn 
(Vorschaltturbine 4, Kraftwerk Charlottenburg; 3000 U/min, Oldruck 4 atü). 


9. November 1949 
Bild 3. 


—> Uhrzeit 


in Abhängigkeit von der Zeit. Man erkennt, daß sich die 
Welle bei Nenndrehzahl entsprechend dem jeweiligen Be- 
lastungszustand axial stets in eine bestimmte Lage begibt, was 
sich mit den anfangs beschriebenen Eigenschaften der Bloc- 
lager deckt. Auch ohne Last ist beim Hochfahren eine nahe- 
zu linear verlaufende Verschiebung zu beobachten gewesen. 

Hinsichtlich der Ansprechempfindlichkeiter- 
gaben Messungen, daß der Anzeigekolben 9 dem Steuerkol- 
ben bereits bei Bewegungen um 0,008 ... 0,010 mm folgt. Da 


die Übersetzung zwischen dem Steuerkolben und dem Fühl- 


glied 2:1 beträgt, ergibt sich eine Ansprechempfindlichkeit von 
0,005 mm. Bis zu einem Gesamtbereich von 0,75 mm kann die 
Bewegung der Turbinenwelle in 1/100 mm (entspr. einem Ska- 
lenteil) abgelesen werden. Zur Fernanzeige dient ein geeic- 
tes Manometer 20, welches mit dem unteren Zylinderraum 
am Kolben 9 in Verbindung steht. Die erforderliche Drud- 
änderung wird durch das Belasten des Anzeigekolbens 9 mit 
Hilfe der Feder 21 erreicht. Hervorgehoben sei noch, daß 
sowohl die direkte Anzeige auf der Skala 22 als auch die 
Fernanzeige von Schwankungen im Steueröldruck nicht beein- 
flußt werden. 


Zusammenfassung 


eama 


Mit dem neuen hydraulischen Meßverfahren ist es mög- | 


lich, die Axialbewegung der Wellen von Turbinen ständig au! 
0,01 mm genau zu kontrollieren. 
lässige Größe von 0,25 mm, löst das Meßgerät selbsttätig den 
Schnellschluß aus. 

Das Gerät läßt sich auch naähträglich ohne konstruktive 
Veränderungen an vorhandene Turbinen anbauen. 


Brief an die Schriftleitung 
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 
Ein Leistungsschaubikd für den asynchronen Drehstrom- 
motor 


Bei der Veröffentlichung meiner obigen Arbeit [ETZ 70 
(1949) S. 413) war mir keine Schrifttumsstelle bekannt, auvi 
die ich zur Begründung des als bekannt Vorausgesetzten 
in einer Schrifttumsangabe hätte verweisen können. Herm 
Dr. A. Drehmann, Osthofen (Rheinhessen), verdanke 
ich den Hinweis, daß er in seiner Arbeit „Das Drehmomen!' 
des Asynchronmotors beim Anlassen mit unsymmetrischen 
Läuferwiderständen” in Elektrotechn. u. Masch.-Bau 57 
(1939) S. 509 auf der S. 518 bereits zwei verschiedene 
Sankey-Diagramme für die Wirkleistung von Drehstrom- 
motoren gebracht hat. 

Bochum, den 3. Febr. 1950. 

Friedr. Loebner 


a 


Überschreitet sie die zu- ; 


| 


= 
TE, z 
dJ aT 
, 


15. Mārz 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 6 


145 


RUNDSCHAU | i 


Elektrische Maschinen 
DK 621.313.289 


Ein erprobter Zweikreis-Gleichstromgenerator. [Nach D. B. 
Hoover: Electr. Engng. 68 (1949) S. 432; 1 S., 1 B]. 
Während ein normaler Gleichstromgenerator nur einen 
Laststromkreis aufweist, hat der von Hooyer beschriebene 
Zweikreis-Gleichstromgenerator deren zwei. Der Generator 
(Bild 1) besitzt einen Kommutator und zwei voneinander un- 


‚ abhängige Laststromkreise, 


+- 


=a" g- e y 


. werden gemeinsam erregt. 
: Die Erregung des einen Pol- 


. nung des einen, 


Last! 


die gemeinsam in getrenn- 
ten Wicklungen die Wende- 
pole erregen. Die Polzahl 
muß mindestens 4 betragen. 
Der Anker hat eine einfache 
Scleifenwicklung (a = p), 
jedoch ohne Ausgleichleitun- 
gen (Äquipotentialverbin- 
dungen). Je zwei benachbar- 
te Hauptpole (Nord, Süd) 


paares bestimmt die Span- 
die Erre- 
gung des anderen Polpaares 
die Spannung des zweiten 
Stromkreises. So können von 
einem einzigen Generator 2 
Motoren gleichzeitig unab- 
hängig voneinander gespeist 
und geregelt werden, sowohl 
in der Drehzahl als auch in 
der Drehrichtung. Eine Erstausführung von 250 V, 68/68 kW, 
1200 U/min kommutierte bei allen Belastungsverhältnissen 
der beiden Stromkreise zwischen Null und Überlast so ein- 
wandfrei, daß inzwischen schon mehrere solcher Zweikreis- 
generatoren gebaut wurden. Der Zweikreisgeneraätor hat die- 
selben Abmessungen wie ein normaler Generator für die 


bh 


Last 2 


Bild 1. Laststromkreise und Wende- 
polschaltung eines Zweikreis-Gleicd- 
stromgenerators. 


gleiche Leistung, Erwärmung und Überlastbarkeit. Zrn 
Meßtechnik 
DK 621.317 
Einige Aufgaben des Messens und Regelns. [Nach F. 


V.A.Engel:Z. VDI 91 (1949) S. 325, 391 u. 497.] 

In 3 Beiträgen! nimmt der Verfasser zu einigen theoreti- 
schen und praktischen Fragen der Meß- und Regeltechnik 
grundlegend Stellung. Gemeinsam ist den Arbeiten das Be- 
mühen, zur weiteren Klärung der Begriffe beizutragen und 


: eine gegenseitige Befruchtung zwischen den sehr verschie- 


. und des Herausstellens wesentlicher 


jenartigen Teilgebieten des Messens und Regelns zu för- 
dern. Nach Darlegung der Gesichtspunkte der Anwendung 


werden die Geräte (insbesondere anzeigende, schreibende, 


` zählende, ferner die Bedeutung von Meßfühlern und Meß- 


- - 


wertverstärkern) und die Meßverfahren (Ausschlag und 


Nullverfahren, mittelbare und unmittelbare Regler) gekenn- 
t zeichnet. 


Der Weg wom physikalischen Verfahren oder 
Apparat zu einem technisch brauchbaren Gerät wird unter- 
sucht. Gründe für die oft viele Jahrzehnte währende Ent- 
wicklung liegen in der Werkstoff-Frage und der Notwendig- 
keit, oftmals ganz neue Bauelemente zu schaffen, die für 
eine Massenfertigung brauchbar sind. Zahlreiche Industrie- 
zweige haben unter Ausnutzung vielfältiger gegenseitiger 
Anregungen zum heutigen, bereits sehr einheitlich gewor- 
denen Stand der Meß- und Regeltechnik beigetragen. Wei- 
teres ist von der Entwicklung in der Zukunft zu erwarten. 

Der Wert eines Modelles für die Meßtechnik — so wird 
in dem 2. Aufsatz ausgeführt — besteht u. a. darin, daß 
am Originalobjekt wegen seiner Größe oder Kleinheit oder 
mangels geeigneter Meßverfahren überhaupt nicht ausführ- 
vare Messungen dvrch Übertragung in andere Dimensionen 
oder auf ganz andere Anopdnungen möglich werden. Das 
Modellwesen wird, in 4 Gruppen eingeteilt: 1. Abbildungen, 
insbesondere Ersatzschaltungen, 2. Rechenmaschinen zur Lö- 
sung von Gleichungssystemen und Differentialgleichungen, 
3 Analogien und statische Modelle, 4. dynamische Modelle 
teinschl. Ähnlichkeitsmechanik). Bereits bei 
chung der Ersatzschaltungen wird das Bestehen dualer Ver- 


'.Messen u. Regeln als eigenständiges Fachgebiet der Technik’ — 
Modelle als meßtechnische Gebilde’ höherer Stufe” — „‚Grundaufgaben des 
Iagenieurs in der Me 8- und Regeltechnik‘. 


Begriffserklärungen. 


der Bespre- . 


hältnisse herausgestellt und auf die Tatsache hingewiesen, 
daß es nur auf solche dualen Beziehungen ankommt, wäh- 
rend sonst keine Ähnlichkeit erforderlich ist. So besteht 
auch bei der Rechenmaschine zur 'Löstng einer Differen- 
tialgleichung keinerlei Zusammenhang zwischen sonst ganz 
verschiedenen Aufgaben als eben das Bestehen dieser Dif- 
ferentialgleichung. Dasselbe trifft auch in der Analogie- 
lehre zu, die besonders in der Potentialtheorie Anwendung 
gefunden hat. Aus diesem weit verzweigten Gebiet sind 
einige Hinweise gegeben. Zum Gebiet der dynamischen 
Modelle und der Ähnlichkeitsmechanik gibt der Verfasser 
eine übersichtliche Zusammenstellung der Kennzahlen mit 
ihren Dimensionen. Die Kennzahlen erwiesen sich als ein 
ausgezeichnetes Hilfsmittel, um Ordnung in eine mannig- 
faltige und kaum übersehbare Summe von Meßergebnissen 
zu bringen. ' 
Die Grundaufgaben des Ingenieurs in der Meß- und 
Regeltechnik liegen besonders im Gebiet der Fertigung. 
Hier spielen auch Fragen der Normung und der Begriffs- 


 festlegung eine Rolle. Die Aufgaben von allgemeinen Re- 


geln und Richtlinien erstrecken sich auf das Aufstellen von 
Berechnungsunterlagen, das Festlegen von Eichreihen und 
Toleranzen, das Ermitteln von Fehlerquellen und schließ- 
lich auf Einbauvorschriften. Einige der in dieser Richtung 
liegenden Arbeiten von VDE und VDI werden besonders 
erläutert. Abschließend wird die Bedeutung von Gütekenn- 
zeichen (Gütemaß, Gütefaktor) dargelegt, die sich bisher 
nur für elektrische Meßgeräte einbürgerten. Für die Be- 
wertung mechanischer Meßgeräte werden beachtenswerte 


Vorschläge gemacht. FM 
| | DK 061.6 : 53 
Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin- 


Charlottenburg. — Im Zuge des Aufbaus von Berlin wurden 
auch die wertvollen Gebäude der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt in Charldttenburg, die unter den Einwirkungen 
des Krieges gelitten hatten, zu einem wesentlichen Teil in- 
standgesetzt. In den wiederhergestellten Laboratorien konnte 
die Arbeit zum Nutzen vornehmlich der Berliner Industrie 
und Wirtschaft wieder aufgenommen werden. Bereits arbeits- 
fähig sind auf dem Gebiet der Elektrotechnik folgende La- 


boratorien: 

Gleichstromnormalien (Prüfung bzw. Beglaubigung von Widerstän- 
den, Meßbrücken, Kompensatoren, Normalelementen). 

Elektrizitätszähler (Eihung und Zulassung zur Eichung, Beglaubi- 
gung von Eichzählern). 

Sonstige elektrische Meßgeräte (Beglaubigung oder amtliche Prü- 
ung). 

Meßwandler (Eichung, amtliche Prüfung, Zulassung zur Eichung von 
Meßwandlern, Beglaubigung von Normalwandlern, Meßwandler-Prüf- 
einrichtungen und Normbürden). 

Elektrische Materialien und Geräte (Prüfungen von Isolierstoffen, 
Kabeln und Leitungen sowie von Installationsmaterialien und Schalt- 
geräten). 


An größeren Einrichtungen besitzt die PTR für Prüfungen 
mit Gleichstrom Prüfanlagen bis 2000 A bzw. 2000 V, für Prü- 
fungen mit Wechselstrom Prüfanlagen bis 150 kV bzw. 1000 A 
bei 50 Hz. Außerdem ist ein größerer Materialprüfschrank für 
Wecdhseltemperaturen von — 60° bis +80° vorhanden. Die 
Wiederinbetriebnahme der Prüfanlagen bis 15000 A Gleich- 
strom sowie bis 250 kV bzw. 10000 A bei 16% ..60 Hz ist 
für Sommer 1950 vorgesehen. 

An weiteren elektrischen Prüflaboratorien werden zur 
Zeit eingerichtet: Ein Laboratorium für Wechselstromnorma- 
lien (Kondensatoren und Induktivitäten), ein Laboratorium 
für Magnetismus, ferner Laboratorien für Photometrie, für 
Röntgendosismessungen und Radioaktivität. 

Auch auf dem Gebiet der nichtelektrishen Meßgeräte 
werden bereits in stärkerem Maße wieder Prüfungen durch- 
geführt, so vor allem für Thermometer, Meßgeräte aus Glas, 
Manometer, Gewichte und Waagen, Meßgeräte zur Be- 
wertung des Getreides, Strichmaße und Endmaße sowie Meß- 
geräte für industrielle Längenmessung. Mit den in Vorberei- 
tung befindlichen Laboratorien für Viskosimetrie, Bildoptik 
und Ultraschall werden also wieder alle wichtigen Arbeits- 
gebiete vertreten: sein. of 


Verkehrstechnik 
DK 625.03 


Dynamische Untersuchung der Schienenfahrzeuge [Nach 
H. Bieck: Glasers Ann. 73 (1949) S. 182 u. S. 193; 8 S., 
16 B.] 

Die Untersuchung, veranlaßt durch den seinerzeit be- 


OCO Aa i aai 1 a R l Öl ee a - 


146 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


m EEE ——m 


absichtigten Entwurf von Triebwagen für Schnellbahn- 
strecken, ist an vorliegenden Beispielen der Schienenfahr- 
¿euge (der Berliner Verkehrs-Gesellschaft) durchgeführt 
worden, und zwar an zwei- und vierachsigen Straßenbahn- 
wagen mit engen Spielräumen im Gleise und an U-Bahn- 
wagen mit größeren Spielräumen sowie unter Beachtung 
der unter progressiver Abnutzung von Rädern und Gleisen 
eintretenden Spielvergrößerungen. 

Bedeuten v die Geradeaus-Geschwindigkeit des Fahr- 
zeuges, R den Radstand zweiachsiger Wagen bzw. den Rad- 
stand in Drehgestellen, s das Querspiel eines spießgängig 
im Gleise eingestellten Radsatzpaares, N den quergerichte- 
ten Spurkranzdruk beim Anlaufen des fahrenden Rades, 
f den elastischen Formänderungsweg zwischen Schiene und 
Achse und © das Massenträgheitsmoment des Fahrzeuges, 
das um die vertikale Achse einer Winkelbeschleunigung 
ausgesetzt wird, so läßt sich aus dem allgemeinen Ausdruck 
der Bewegungsenergie nach einigen Modifikationen — wie 
in der genannten Abhandlung abgeleitet — die Beziehung 
folgern: v = 2 . Di 

gern: Is o` 
weils die zulässige Geschwindigkeit der Fahrzeuge in ihrer 
Abhängigkeit einerseits von der Konstruktion (R, f, ©) und 
anderseits vom Zustand des Gleises (s) ermitteln. Der seit- 
Iıche Anschlagdruk N bestimmt sich entweder aus den 
Festigkeitsverhältnissen der Übertragungsorgane des Seiten- 
druckes oder bei sehr starrer Ausbildung der letzteren aus 
der Erreichung des labilen Gleichgewichtszustandes (Über- 
wiegen des Kippmomentes über das Standsicherheitsmoment). 

Die Ausrechnungen wurden für stufenweise gesteigerte 
Werte des Spieles s = 5, 10, 15...30 mm durchgeführt. Greift 
man einige der wesentlichen Zahlenergebnisse heraus, so 
wurden bei einem mittleren Gleiszustand mit s = 10 mm 
folgende zulässige Geschwindigkeiten ermittelt: für einen 
zweiachsigen Straßenbahn-Triebwagen (11,8 t schwer) 
R= 28m, N = 27t, f = 27 mm, 1,17fache Standsicherheit, 
v = 453 km/h; für einen 12 m langen U-Bahnwagen (G = 
25,5 t), Drehgestellgewicht 6,5 t, Re= 18m, N = 2,26 t, 
f = 1,7 mm, 2,8fache Standsicherheit, v = 53,3 kg/h, für den 
projektierten Schnellbahnwagen 12 m lang, G = 17 t, Dreh- 
gestellgewicht 4,0 t, Randstand 18m, N = 25t,f= 2 mm, 
1,76fache Standsicherheit, v = 77,4 km/h. 

Allgemein lassen sich folgende 
ziehen: 

1. Soll mit erhöhter Geschwindigkeit gefahren werden, 
so kommt einem möglichst großen Radstand der Fahrzeuge 
bzw. der Drehgestelle eine Bedeutung zu, die diejenige der 
anderen Einflüsse bei weitem übertrifft. 

2. Aus dem Absinken der zulässigen Geschwindigkeiten 
bei zunehmender Abnutzung von Rad und Schiene ist die 
für die Unterhaltung der Radsätze und Gleise wichtige Lehre 
zu ziehen, daß man im Interesse des schnellen und sicheren 
Fahrens nicht bis an die Grenze der Abnutzungswerte gehen 
darf. In dieser Beziehung liegen die Verhältnisse bei den 
Straßenbahnen mit Spielen in den Rollenschienen zwischen 
4 und 23 mm günstiger als bei der U-Bahn mit Spielen zwi- 
schen 9 und 33 mm. 

3. Aus dem Teil der Untersuchung, der sich mit der 
Aufnahme der inneren Arbeit A = N'f befaßt, ließ sich 
folgende Erkenntnis hinsichtlich Festigkeit und.Standsicher- 
heit der verschiedenen Wagenbauarten gewinnen: Die Dreh- 
gestelle der U-Bahnwagen besitzen nur verl.ältnismäßig 
geringe Quersteifigkeit, um die seitlichen Spurkranzdrucke 
aufzunehmen, hingegen weisen die U-Bahnwagen aus- 
reichende Sicherheit bis zum Eintreten des labilen Gleich- 
gewichtszustandes auf. Umgekehrt verhält es sich in dieser 
Hinsicht mit den Straßenbahnwagen, die im allgemeinen 
eine große Festigkeit gegenüber seitlichen Spurkranzdrucken 
besitzen, deren Standsicherheitsmoment jedoch wesentlich 
aeringer ist. Dieser Umstand dürfte mit die Ursache sein, 
daß die Straßenbahn eher als der U-Bahnwagen zum Schlin- 
gern neigt. 

4. Bei der Beantwortung der Frage, ob man auf künf- 
tigen Schnellbahnstrecken mit zweiachsigen Triebwagen — 
jedoch mit möglichst vergrößertem Radstand — oder aber 
mit vierachsigen Drehgestellwagen fahren soll, muß der 
Einfluß des großen Radstandes in Verbindung mit der großen 
Nlasse des zweiachsigen Fahrzeuges gegenüber dem 
Einfluß der kleineren Masse eines Drehgestelles abgewoygen 
werden. Angesichts der erheblich geringeren Masse, die bei 
einem Drehgestell zu beschleunigen ist, gegenuber dem qro- 
Den Tragheitsmoment des ganzen Wagenkastens bei Fahr- 
zeugen mit festen Achsen überwiegt der vorteilhafte Ein- 


Mittels dieser Formel läßt sich je- 


Schlußfolgerungen 


15. März 1950 | 
p 


Nuß der Drehgestelle. Ein weiterer Vorteil, den die Ver | er 
wendung von Drehgestellen für schnelles und ruhiges: - +. 
Fahren bietet, liegt in der geringen Übertragung senkrechter | :. ss 
Stöße auf den Wagenkasten, weil beim Uberwinden eines |... 
Hindernisses in der Bahn der Wagenkasten nur halb so viel i . 
angehoben werden muß als beim drehgestellosen Wagen. ' ` 
5. Abschließend wird daher für den Bau von Schnell | er 
bahnfahrzeugen empfohlen, erstens Fahrzeuge mit Die-!| 

gestellen zu wählen, deren Radstand möglichst groß zu be- 
messen ist, und zweitens die Abnutzung von Rad und 
Schiene nur in beschränktem Maße’ zuzulassen. a 
Darüber hinaus wurde die Untersuchung auf den zwei, ~+". 
achsigen Doppeldeck-Straßenbahnwagen ausgedehnt. Die! ~> 
dynamische und die fliehkraftmäßige Betrachtung ergab, dad‘ `: 
für den Doppeldecker die Verhältnisse durchaus niht wo; 55 
ungünstig liegen, wie man es sich gewöhnlich rein gefühl! -5 
mäßig vorstellt und weshalb wir uns in Deutschland gegen? == '" 
über dem Doppeldecker als Schienenfahrzeug so ablehnendi = 
verhalten haben. m Im 
jeza 


oew o 
A 


-ereta 
Bas TR, 


Elektrische Antriebe ul a 
DK 621.34: 631.4 :::7. 
Untersuchung der Betriebsverhältnisse elektrisch und anders: =: € 
angetriebener Dreschmaschinen. [Nach J. Opacki: Elk-| ::z: 
trotechn. u. Masch.-Bau 66 (1949) S. 109; 9/2 S., 10 B) Ir: 
In der Arbeit werden die Vor- und Nachteile des =i: 
Elektrodrusches im Vergleih zum Dampfdrusc und einer `. D 
mit Dieselmotor betriebenen Dreschmaschine untersucht. Ge ~:~; 
droschen wurde auf der gleichen Dreschmasdine diesebẹ -> . 
Fruchtart (Gerste). Die Maschine wurde einen Tag mit einem - :: : 
Elektromotor (15 PS-Drehstrom-Schleifringanker, 980 Uminf = v; 
und am folgenden Tag mit einer Dampflokomobile (30 ES 
Einzylinder-Sattdampf-Auspuff, 7 atü, mit Zefa | 
lator) betrieben. 


| hei 
Ergebnis: normaler Betrieb angestrengter Beti. : x 
Elektro 1785 kg/h (Körner) 2550 kg/h (Körner)! »;; . 
Dampf 1190 , š 1445 , o pigh 


Die sehr viel höhere Leistung beim Elektrodrusc ist r San 
die Gleichmäßigkeit der Drehzahl trotz größter Belastung `` 
änderungen zurückzuführen, die gerade für den Drushbé `: 
trieb mit seinen kurzen, schnell aufeinander folgenden Stoß =: 
belastungen (Einwerfen der Garben) charakteristisch sing '-:: 
Die „Schwungmassen“ aller parallel geschalteten General `: 
ern sind weit stärker als das Schwungmoment des Schwung *%-: 
rades, das bei noch so sachgemäßem und vorsichtigem EX °:: 
legen nicht ausreicht, um die Drehzahl der Dampflokomob 
auch nur annähernd konstant zu halten, so daß der Einlegg ~; 
immer geraume Zeit warten muß, bis die nah dem Ei «=. 
werfen einer Garbe abgesunkene Drehzahl wieder infolg .;. 
der Trägheit des Reglers auf ihre Betriebsdrehzahl hoc : 
klettert ist. Re 
Ein Vergleich von Elektrodrusch mit Dieseldrusc ergib ... 
ein Verhältnis der prozentualen Schwankungen der Dre - _ 
zahlen von 1:2,7 zu Gunsten des Elektromotors, wie die b 
dem Versuch aufgenommenen Tachogramme zeigen. -.. 
Die Auswertung der Torsiogramme gibt ein Bild übe 
die Kraftquellen der beiden Antriebsaggregate. Soitd `“ 
Amplitude des Elektrodiagramms dreimal größer als die 
Dieseldiagramms, d. h. der Elektromotor reagiert auf & 
Lastschwankungen mit dreifacher Vehemenz wie der Dies 
und korrigiert somit sehr viel schneller die abgesunk® ` 
Drehzahl. e 
Die Ermittlung des elektr. Leistungsbedarfes met 
gleich großer und gleich gebauter Strohpressen ergh BR 
für die ruhig und einwandfrei arbeitende Presse € 
Eigenverbrauch (Leerlauf) von 1,1 kW, während die zweil ` 
infolge ihrer abgenützten Gleitbahnen und Zahnräder er i 
Mehrbedarf von 4 kW im Leerlauf Watte. Eine dritte, gÑ 
Bere, noch schlechter in Stand gehalüine Presse hatte ef `: 
Leistungsaufnahme im Leerlauf von "kW, eine ma g 
mit der gut in Ordnung gehaltene Drufhbsätze ausko ” 
18,5 kW = 25 PS reichten niht aus um eine Mammf :- 
Strohpresse in Betrieb zu Setzen. Eine Nlektrifizierung u... 
ser Anlage konnte aus wirtschaftlichen Wünden nicht e% - 
fohlen werden und so mußte die Presse git einem eige® 
Traktor betrieben werden. do 
Ebenso entscheidend für den Wirk ad einer 1 =, 
trischen Druschanlage wie die Strohpres ist der Ei 
leger. Aufgenommene Wattmeter-Diagra@® demons 
ren in aller Deutlichkeit einwandfreies „„.shledtes B 
legen. So sind die Dichte und die Kraftspitz, 9e' Leistung |. 
diagramme ein ausgezeichnetes Kriterium i die Gesch - 
lichkeit des Einlegers. 


wi 


' 
un 


-a 


+ 


15. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschriit 71. Jahrg. Heft 6 


147 


Ein wesentlicher Faktor für den Gesamtleistungsbedarf 
einer Druschanlage ist der Arbeitsbedarf für den Leer- 
lauf. So ist die durh Versuch ermittelte Leistungsauf- 
nahme ohne Belastung für gute Druschsätze 3,6...4,6 kW, 
während schlecht im Stand gehaltene Maschinen 7,2 und 
sogar 10 kW verbrauchen. Der Stromverbrauch einer am 
hesten in Ordnung gehaltenen Anlage betrug im Betrieb 
?7kW und ist damit um 30 °o niedriger als der Leerlauf- 
bedarf eines schlechten Aggregates. Die Besitzer schlecht 
yehaltener Anlagen haben 70..80°n des Stromverbrau- 
ches für den Leerlauf zu zahlen. Über den spezifischen 
Stromverbrauh und den Zeitbedarf werden Erfahrungs- 
ziffern angegeben, und zwar für verschiedene Getreidearten 
unter Berücksichtigung des Feuchtigkeitsgehaltes und ver- 
shiedener Strohlängen. i 

Die technischen Vorteile des Elektrodrusches sieht der 
Verfasser zusammenfassend vor allem in der Gleichmäßig- 
seit der Drehzahlen und der daraus resultierenden Schonung 
der Dreshmaschine, großer Reinheit der Körner infolge kon- 
stanter Drehzahl des Gebläseventilators, wegen der größe- 
ren Leistung der elektrischen Anlagen in einer kürzeren Ge- 
samtdauer und damit Ersparnis an Personalkosten. Weitere 
Vorteile ergeben sich aus der bequemen Transportfähigkeit 
der Kraftquelle, der einfachen Wartung des Motors, der Um- 
kehrbarkeit seiner Laufrichtung und dem Wegfall der Rüst‘ 
zeiten (Anheizen der Dampflokomobile). 

Eine Unterbringung des Motors in einem gut geerdeten 
Eisenwagen wird der in einem Holzwagen vorgezogen. Die 
Erdung des Zählers, aller Apparate und der Steckdosen soll 
nittels eines 4 mm? starken Kupferdrahtes erfolgen, der mit 
enem 2 m langen Erdspieß in Verbindung steht. y 


DK 621.318.3 : 621.825.7 
Magnetische Flüssigkeits-Kupplungen. [Nach J. Rabinow: 
Machinęry Lloyd (1949) Nr. 3, S. 52; 12 S.] 

Der Unterschied zwischen magnetischen Flüssigkeits- 
kupplungen! und den bekannten magnetischen Trockenkupp- 
‚ungen besteht im Prinzip darin, daß im magnetischen Kraft- 
feld im Spalt zwischen den auf den zwei Wellenenden be- 
“ndlihen Scheiben oder Trommeln sich eine magnetisier- 
hare Flüssigkeit befindet, die meist Ol mit Eisenpulver ist. 
Das Kraftfeld wird durch einen oder mehrere Elektromagnele 
gebildet, deren Feldstärke in einfacher Weise durch den 
Strom geändert werden kann. Das zu übertragende Dreh- 
moment kann somit einfach erhöht oder herabgesetzt 
werden. 

Benutzt werden die magnetischen Flüssigkeitskuppltn- 
aen in der Hauptsache bei elektromagnetischen Verstärkern, 
bei Getrieben für konstante Drehmomente und bei Über- 
lastungsgetrieben. 

Zwar haben magnetishe Kupplungen gegenüber den 
trokenen Kupplungen mancherlei Vorzüge, anderseits be- 
notigt die eisenhaltige Flüssigkeit Zusatzeinrichtungen für 
die Abdichtung. Vorteilhaft sind die große Weichheit der 
Kraftübertragung und die einfache und weitgehende Regel- 
barkeit. Während das kleinste übertragbare Drehmoment 
von der Zähigkeit der Flüssigkeit abhängt, ist das größte 
durch die magnetische Sättigung des Eisens bedingt. Durch 
den geringen Unterschied zwischen den Reibungskoeffizien- 
ten der Ruhe und der Bewegung läuft die Kupplung sanft an. 
Durch das Nichtvorhandensein. axial verschiebbarer Teile ist 
me Konstruktion einfach und die Abnutzung gering. Die 
Permeabilität einer guten Eisenpulver-Dlmischung ist etwa 
6mal so groß wie die von Luft; daher kann der Spalt bei der 
Flüssigkeitskupplung theoretisch den 8fachen Wert wie bei 
der trokenen Kupplung erhalten. Für den Einbau ist ein 
großer Spalt vorteilhaft. Die Permeabilität kann mit dem 
Mischungsverhältnis zwischen DI und Pulver verändert wer- 
den. Die Bauart der magnetischen Flüssigkeitskupplungen 
ıst ebenfalls in Scheiben- und in Trommelform möglich. Im 
ersten Fall baut man die Kupplung vielfach mit mehreren 
Scheiben, um eine verstärkte Wirkung zu erzielen, wenn 
äuch die Wärmeableitung schwieriger werden kann. Je nach 
den Anforderungen wird das Magnetfeld entweder durch 
eıne geschlossene Ringwicklung am Umfang erzeugt oder 
durh mehrere am Umfang angeordnete Einzelspulen. Ihr 
Einbau ist in der treibenden oder getriebenen Hälfte der 
Kupplung möglich, am besten dort, wo sie am wenigsten 
stören. Nach Möglichkeit sollen die Magnete recht weit in 
das Innere der Kupplung gelegt werden, um den Drahtbe- 
darf zu verringern. 

Im National Bureau of Standards wurden einige Ausfüh- 


! Ein zusammenfassender Bericht erscheint demnächst in der ETZ. 


rungen magnetischer Flüssigkeitskupplungen entwickelt und 
untersucht. Die Versuche‘ mit einer Dreischeiben-Kupplung 
zeigten, daß die Bauart besonders für Wechselstrom geeignet 
ist. Der Durchmesser der Scheiben betrug 76 mm; sie be- 
standen aus 47proz. Ni-Stahl. Die Spaltenbreite war an 
beiden Seiten 1,57 mm. Eine Mischung von 9 Teilen Eisen- 
pulver von etwa 8 u Körnung und 1 Teil DI ergab die Fül- 
lung. Das übertragbare Drehmoment betrug 2,8 kgem und 
stieg bei Verengung der Spalte auf 0,3 mm auf 3,95 kgcm an. 
Man erreichte das volle Drehmoment Vso bis !/co s nach Ein- 
schalten des Stromes. ts 


Hochfrequenztechnik 


DK 621.398.699.012.1 : 621.315.3.029.6 
Einfaches Vektordiagramm für Hochfrequenzleitungen. [Nach 
P. Cornelius: Commun. News 10 (1949) S. 33; 8S, 11 B.] 

An den Eingangsklemmen einer mit R nicht reflexions- 
frei abgeschlossenen Leitung bestehe bei einer bestimmten 
Frequenz die Spannung U, und der Strom lı, an den Aus- 
gangsklemmen, also am Abschlußwiderstand, U2 und lə, so 
daß also Rə = U/lə und der zu bestimmende Wert R = 
Uı/lı ist. Den ganzen Vorgang denke man sich aus einer ein- 
fallenden (Index i) und einer reflektierten Welle (Index r) 
zusammengesetzt. Jede dieser Wellen verhält sich so, als ob 
die Leitung unendlich lang (reflexionsfrei) wäre. Das Ver- 
hältnis U/I entspricht also an allen Punkten dem Wellen- 
widerstand Z, also Uj//Irı = Uivllija = Urg/lre = Uriln 
= Z. Während sich aber die Spannungen der beiden 
Teilwellen überall addieren (U, = Ujı + Urı und U: = 
Uja + Ur), müssen die Ströme subtrahiert werden, 
da sich die Laufrichtung der Welle bei der Reflexion um- 
kehrt (h = lii — Irı und lè = li? — Iıe). Das Spannungs- 
und Stromdiagramm für die Ausgangsklemmen läßt sich in 
einer Figur zeichnen, wenn man alle Ströme mit dem Be- 
trag des Wellenwiderstandes Z multipliziert. Der Winkel 
zwischen IsZ und U; ist durch Ra bestimmt. Die Bedingungen 
a = Ujè + Upg; lh = lie — Ir: Ur = li:Z und Un = 
— lZ werden erfüllt, wenn man die Strecke zwischen den 
Endpunkten von U» und lZ in die Hälfte teilt. 

Um nun das Strom-Spannungsverhältnis für die Ein- 
gangsklemmen zu erhalten, bedenke man, daß sich Strom 
und Spannung jeder fortschreitenden Welle entsprechend 
dem zurückgelegten Wege l und der Kreisfrequenz œ um 
einen Phasenwinkel a = w/e/c dreht (c Lichtgeschwindigkeit, 


le = IYer , wenn die Dielektrizitätskonstante des die Leitung 
umgebenden Mediums £r und seine Permeabilität 1 ist). Daß 
sih gleichzeitig die 
Größe von l und U bei 
siner verlustbehafteten 
Leitung entsprechend 
der Dämpfung pl um 
einen bestimmten Pro- 
 zentsatz ändert, sei zu- 
nächst vernachlässigt. 
Nimmt man die Pha- 
sendrehung der einfal- 
lenden Welle entge- 
gengesetzt dem Uhr- 
zeigersinne an (Bild 2), 
so drehen sich die 
der reflektierten Welle zugeordneten Zeiger in Richtung 
des Uhrzeigers. Man erhält zunächst die Zeiger Ui, Ur und 
IrıZ und aus diesen U, und I/ıZ. Damit sind Strom und Span- 
nung an den Eingangsklemmen, also auch der Eingangs- 
widerstand festgelegt. 

Will man die Dämpfung berücksichtigen, so muß man 
beachten, daß die einfallende Welle von den Ausgangsklem- 
men aus betrachtet gegen die Eingangsklemmen hin zuneh- 
men muß. Uj; ist also gegenüber U rə der Dämpfung p! ent- 
sprechend zu vergrößern. Die reflektierte Welle nimmt da- 
gegen in der Richtung vom Ausgang zum Eingang ab. Die 
Zeiger Urı und IrıZ sind deshalb um den gleichen Prozent- 
satz gegenüber U jə und I raZ kleiner. 

Im Original wird nun der Gebrauch des Diagramms an 
einer Reihe von Beispielen erläutert, Sehr instruktiv sind 
die Diagramme für Leerlauf (Rz = ~, lẹ = 0) und Kurzschluß 
(Rə = 0, U: = 0), aus denen man den Verlauf des Eingangs- 
widerstandes dem Betrag und der Phase nach für die unge- 
dämpfte und gedämpfte Leitung punktweise konstruieren 
kann. Ferner werden einige Beispiele aufgeführt, die vor 
allem für den Hochfrequenzingenieur wertvoll sind, der im 


Bild 2. Zerlegung der Spannung U. und des 
Stromes I. am Ende einer Hf-Leitung in eine 
einfallende Welle (Index i) und eine reflek- 
tierte (Index r); Konstruktion der Eıngangs- 
spannung U, und des Eingangsstromes l. 


148 


UKW-Gebiet Leitungen an Stelle von komplexen Wider- 
ständen zu benutzen pflegt. So wird der Ersatz eines kom- 
plexen Abschlußwiderstandes durch eine Verlängerung der 
Leitung (IL < 4/4) und einen rein ohmschen Widerstand 
Rə gezeigt. Um die Verlängerung Al und die Größe von Rə 
zu bestimmen, denke man sich U;, im Uhrzeigersinne und 
U7rı und I,ıZ im entgegengesetzten Sinne so lange gedreht, 
bis sich die Zeiger decken. Das läßt sich immer für einen 
Winkel a < 90° (Al < 4/4) erreichen. 

Auch die Welligkeit (Verhältnis Umax/Umin einer 
stehenden Welle) läßt sich ähnlich finden. Auf die weiteren 
vom Verf. beschriebenen Möglichkeiten soll hier nicht mehr 
eingegangen werden. Sc 


DK 621.317.331.029.5 : 631.43 
Bodenleitfähigkeitsmessungen in Schleswig-Holstein. [Nach J. 
Großkopf: Fernmeldetecn. Z. 2 (1949) S. 211; 8 S., 10 B] 
Der Verfasser berichtet über umfangreiche Messungen 
der Bodenleitfähigkeit bei Hochfrequenz im Gebiete der 
Rundfunkwellen, die zur Erforschung der Ausbreitungsver- 
hältnisse durchgeführt wurden. 
Die „effektive" Leitfähigkeit bei Hochfrequenz enthält 


außer der Leitfähigkeit o bei inhomogem Boden auch die Di- 


esektrizitätskonstante £ und ist infolge der veränderlichen 
Eindringtiefe von der Frequenz abhängig. Die Leitfähigkeit 
wird indirekt durch Messung des Verhältnisses der horizon- 
talen zur vertikalen Kompenente des elektrischen Feldes be- 
stimmt. Die Theorie hierüber fußt auf früheren Veröffent- 
lichungen des Verfassers. Zur Messung dient ein geeichter 
Dipol in Verbindung mit einem Empfänger im Strahlungsfeld 
des Senders Hamburg (904 kHz). Für die verschiedenen geo- 
logischen Formationen des Landes ergeben sich dabei fol- 
gende Werte: 


o [el. stat. E| | o [S/cm] 
Sand 2.10: IB. 10 
Lehm 108 0,88 - 10°° 
Marsch 3,2: 10%...6,4 © 108 2,8...5,6 - 107 
Ton 5.10 I 44. 10°° 


Die Streuung der Werte ist sehr gering (für Lehm 4:107 ... 2:108, 
für Marschboden noch geringer), sodaß es durchaus möglich 
erscheint, aus geologischen Übersichtskarten nach Messungen 
an einzelnen Punkten Leitfähigkeitskarten zu entwerfen. 

Auf zwei radial zum Sender gelegenen Strecken wurden 
weiter gleichzeitig Leitfähigkeits- und Feldstärkemessungen 
durchgeführt und die ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 1959 


Theoretische Elektrotechnik 


DK 621.318.4.011.3 
Näherungsformeln zur Berechnung der Induktivität kreisför- 
miger Spulen. [Nach E. Löfgren: Rev, gen. Electr. 58 
(1949) S. 305; 11 S., 13 B.] 

Dem Verfasser gelingt es, alle normalerweise in der 
Praxis verwendeten Spulenformen vom Typ der kreiszylindri- 
schen Spule mit rechteckigem Wicklungsquerschnitt in einer 
einzigen, einfachen und sehr genauen Formel zu vereinigen. 
Bekanntlich gibt es auf diesem Gebiet bereits viele Nähe- 
rungsformeln, welche nicht nur einfach, sondern auch hinrei- 
chend genau sind. Aber der Gültigkeitsbereich jeder dieser 
Formeln ist auf bestimmte Spulenformen beschränkt, so dafi 
bisher mehrere Formeln notwendig waren, um in allen Fäi- 
len die Spuleninduktivität mit ausreichender Genauigkeit be- 
rechnen zu können. 

Im einführenden Abschnitt betrachtet der Verfasser kri- 
tisch die bekannten, genauen Verfahren zur Berechnung der 
Spuleninduktivität im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit für die 
Praxis und findet, daß sie hierzu wenig geeignet sind (lang- 
wierige Rechnungen, nicht frei von Hilfsmitteln). Er erör- 
tert dann die Genauigkeit, die eine Näherungsformel für den 
praktischen Gebrauch aufweisen soll (3% ausreichend, 1% 
erwünscht), anschließend den Weg, den man zur Aufstellung 
allgemeiner Näherungsausdrücke gehen müsse, und zählt ab 
schließend die gebräucdlichsten Näherungsformeln zur Be- 
rechnung der Induktivität kreiszylindrischer Spulen mit recht- 
eckigem Wicklungsquerschnitt auf. . 

Die gebräuchlichsten Näherungsformeln werden mitein- 
ander verglichen. Verfasser schreibt hierzu für die Induktivi- 
tät einer Spule vom mittleren Durchmesser d in cm und der 
Windungszahl = 

=.d N? d’ 103 in uH. (1) 
Hierin bedeutet r eine Funktion der auf den mittl. Spulen- 
durchmesser bezogenen Querschnittsabmessungen ( = 
f(a,0); a = b/d, o = c/d; b = Wiclungslänge, c = Wid- 
lungshöhe in cm). Nach Aufstellung der Beziehungen zwi- 
schen ® und den Größen, wie sie in den Tafeln von Gro- 
ver vorkommen, ist es damit möglich, ® über den ganzen 
Bereich der praktisch vorkommenden Spulenverhältniswerte 
u, o mit einer Genauigkeit von einigen hundertstel Prozen: 
zu bestimmen. Diese Werte dienen als Grundlage für die 
Fehlerberechnung der von den Verfassern in Tafel 1 aufge- 
stellten Formeln. 3 


messenen Werte mit den Tafel 1.— Fehler der Nährungsformeln zur Berechnung der Spuleninduktivität in *e (nur Auswahlwerte). 
theoretisch ` ermittelten | B "Tave-Hansen °* | EEE: 

i rooks 2 Fa be: neue Fonneln 
verglichen. Dabei ergaben p = u ge bi p Perry u. nal Korndörfer * | Reyner ; Bunc CARa 
sih bei der aus dem | Turner B A Bo (1) ds 
Feldstärkeverlauf erredh- 5 na 3 A npe D u y 

p ; i 4,4 — 36 2,5 3,9 2, — — 08 —2 — —23 —23 —% 
neten Leitfähigkeit gegen 0.75 8198 —10 + 08 — 15 — —55 +11 +03 — +03 +03 +08 
über den gemessenen 1,5 5.066 —20 — 02 —58 — —91 +03 — —01 —01 —0D1I -03 
Werten Abweichungen in 3,0 2,870 —24 — 05 — 86 — — 46 — 02 — — 03 —03 —03 en 
den Gebieten, wo durd 5,0 1,816 —25 — 05 — 97 — + 28 — 03 — —03 —03 —03 u 
Reflexionen ein ÄAnsteigen 0,25 
der Feldstärke mit wach- 0.25 1015 — 42 +07 +01 +35 +35 746 +22 — +24 —01 — 

05 6433 —104 + 25 — 04 — 33 +11 —05 _ 0.0 0.0 —05 
sender Entfernung gemes- 1.5 4142. —132 + 5,6 00, ee ee et er u aA 
sen werden konnte. Da- 3,0 2,398 —145 +93 +10 — +76 — 06 = — 08 — 06 +04. 413 
gegen zeigt der aus der n een u — nn ——— ci 
gemessenen Leitfähigkeit i 0o25 780 — 50 — 10 —23 — — l4 —2 +18 — +47 +08 —9: 
erechnete Feldstärkever- 0,75 5,282 — 72 +42 + 10 _ P 0,0 —25 — 17 — -+04 -05 —10? 

i wel a 1,5 341 — 73 +103 + 48 — 64 — 27 — —08 —08 +07 +04 
lauf einen ie ebere 2.0 2,838 — 71 +133 + 67 — +107 —27 — —il —09 +08 > 
stimmung. Dieser Wider- 30 2059 — 64 +177 +92 — +185 —7 -— 0-12 —08 +09 E 
derspruch erklärt sich of- -- ne Giba EAEE E i : ans 

0,75 

fenbar daraus, daß die Be- 0.25 6.467 — 63 — 30 — 45 REE E = +11 ar +53 Eee 
stimmung der Leitfähig- 0.75 4,509 — 56 +44 +12 = + 2/1 n 9 - 90] 00 —ır 
keit auf einer Messung 1,5 3,059 — 38 +12, + 72 — = I == — — 0.6 — 23 —03 —ı 

M i war $ -4 =s Pen = = = > - 01 
des Verhältnisses von . E a 1.849 Ka 2 a SEENE u A Rn NR ERR Dr = 
Feldstärkekomponenten Kuinerküngens | 
beruht, wobei noch die -> Formel A (mit Exponent 1/2) für d6 < (b + Pr < d2ode (b+teo>d6&,c>7b. 


Frage offenbleibt, inwie- 
fern gerade im Gebiet der 
Reflexionen die so be- 
stimmten Leitfähigkeits- 
werte den wirklichen Bo- 
denbeiwerten entsprechen. 
Weitere angekündigte Untersuchungen sollen zur Auf- 
klärung dieser Frage führen, sodaß man erwarten kann, daß 
das Problem der radialen Ausbreitung von Wellen bei radi- 
aler Inhomogenität des Bodens auch quantitativ zu beherr- 
schen ist. x 


Formel B (mit Exponent 3’4) für (b + 
“ Formel A (mit Koeffizient 0,45) für (b + c) >02d,b<.d. 
Formel B {mit Koeffizient 0,375) für b > d. 


c) > d?2. 


Der Bereich kleiner Querschnittsabmessungen, welche” 
im Grenzfall der einfache Drahtkreis angehört und wo d'r 
Induktivitätsformeln logarithmischen Charakter aufweisen 
bleibt zunächst ohne Berücksichtigung. Hierfür wird spätr! 
eine besondere Näherungsformel angegeben. Der Vergle!ı@ 
zeigt, daß sich mit keiner der bekannten Näherungslormein 


15. März 1950 


über den ganzen Bereich der in der Praxis vorkommenden 
Spulenformen eine Genauigkeit von 3% erreichen läßt. Le- 
diglich die vom Verfasser aufgestellten neuen Formeln wei- 
sen innerhalb des ganzen Bereiches die gewünschte Genauig- 
keit auf. 

Für die Aufstellung dieser neuen Näherungsformeln 
schreibt der Verfasser die Einheitsinduktivität ® für 1/a als 
Potenzreihe an mit Koeffizienten, welche Funktionen von odar- 
stellen (wie sie in den Reihenentwicklungen von Butter- 
worth oder von Dwight enthalten sind) und daraus dann 
die Reihe für 1/®, was den Vorteil hat, daß die ersten Glie- 
der dieser Reihe eine erste Näherung bringen, welche auch 
außerhalb des Konvergenzgebietes der Reihe brauchbar ist. 
Dieser ersten Näherung wird noch ein Restglied hinzugefügt. 
Sodann wird der genaue Wert der Induktivität ® mit den 
Groverschen Tafeln bestimmt und die Grenzen für das 
restglied so gezogen, daß die Induktivität auf + 1% über- 
einstimmt. Die Grenzen sind genügend weit, daß sie für das 
Restglied einen einfachen Näherungsausdruck aufzustellen 
erlauben. Auf diese Weise ergibt sich eine verhältnismäßig 
eınfahe und sehr genaue Formel (s. Spalte 11 in Tafel I), 
seibst für Spulen mit viel größeren Verhältniswerten a oder o 
als sie praktisch vorkommen. Diese Näherungsformel wird 
noch vereinfacht, und diese zweite Formel ist hauptsächlich 
auf die normalen Spulenformen beschränkt; sie lautet: 


Bee l 
101 - (0,45 d + b + c + za) 


IN = Windungszahl; d = mitti. Spulendurchmesser, b = 
Wicklungslänge, c = Wicklungshöhe in cm). Ihre Genauig- 
keit geht aus Spalte 12 der Tafel 1 hervor. Die einfachere 
Formel wird dann noch verallgemeinert auf Spulen mit belie- 
tiger Querschnittsform der Wicklung. 

Weiterhin wird eine Formel zur Berechnung der Induk- 
uvität von Spulen mit sehr kleinem Wicklungsquerschnitt an- 
gegeben. Die Formel ist eine Modifikation der Maxwell- 
shen Beziehung und in der angegebenen Form fast identisch 
miteinem von Wheeler auf Grund von Messungen aufge- 
stellten Ausdruck. Schließlih sind die Induktivitätswerte 
noch hinsichtlich der Drahtisolation zu verbessern. Die Nähe- 
‚ungsformeln basieren auf der vereinfachten Annahme, daß 
‘er Wicklungsquerscnitt gleichmäßig durchflutet ist. Die 
3erücksichtigung der durch die Draht- und Lagenisolation 
bedingten Lücken usw. bzw. der Konzentrierung des Stromes 
auf die Leiterquerschnitte führt zu einer Vergrößerung der 
Induktivität. Der Verfasser gibt für diese Erhöhung der In- 
duktivität um ^ ® einen einfachen Ausdruck an. © Wie 


Physik 


in H (2) 


DK 621.318.32 
Unterschlede der Eigenschaften von magnelisch weichen 
Kernwerkstoffen an verschiedenen Stellen des Querschnitts. 
[Nah P. Abadieu. J.Epelboin:C.R. Acad. Sci., Paris 
226 (1948) S. 1706, und J. Epelboin und A. Marais: 
ebenda 228 (1949) S. 1110.) 

Unabhängig von R. Feldtkeller und seinen Mit- 
arbeitern 1 haben auch die obengenannten Forscher durch 
-iektrolytisches Abätzen von magnetisch weichen Kern- 
werkstoffen festgestellt, daß die magnetischen Eigenschaf- 
ten an verschiedenen Stellen des Querschnittes sehr ver- 


schieden sind. Durch einseitiges und beidseitiges Abbeizen‘ 


wurde gefunden, daß die Permeabilität in der Mitte des 
Slechstreifens am größten ist und nach beiden Seiten der 
Oberfläche hin abnimmt. Sie erklären ihre Ergebnisse durch 


die Annahme von magnetischer Textur, d.h. durch Aniso- 


tropien der ferromagnetischen Elementarbereiche. Da die 
heutigen Theorien der .Eisenverluste und anderer technisch 
wichtiger magnetischer Eigenschaften auf der Annahme der 
Gleihmäßigkeit dieser Eigenschaften an verschiedenen 
Stellen des Querschnitts aufbauen, werden sie mit dem 
neuen Ergebnis abzuändern versucht. Besonders die Nach- 
“irkungsverluste, definiert als die Differenz der gemesse- 
nen Gesamteisenverluste und der mit Hysterese- und Wir- 
belströmen berechneten Verluste erhalten dabei ein neues 
Gesicht. Sie sind aufzuspalten in Verluste, die an den Ober- 
lähenzustand der Proben gebunden sind, und in solche, 
ie der magnetischen Textur zugeschrieben werden müssen. 
Für Mumetall und Permalloy werden die Verhältnisse im 
einzelnen berechnet. Fbch 


' Fernmeldetechhn. Z. 2 (1949) S. 9; Frequenz 2 (1949) S. 121. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


149 


‘ 


DK 538.112 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit großer Barkhausen-Sprünge 
in Ni-Fe-Legierungen. [Nach L. J. Dijkstra u. J. L. 
Snoek: Philips Res. Rep. 4 (1949) S. 334; 22 S., 10 B, 6 T] 

Die Fortpflanzung der (Bloch-) Trennwand zwischen zwei 
großen magnetischen Elementar-Bezirken unter dem Einfluß 
eines äußeren Feldes H wurde an Eisen-Nickel-Drähten der 
Zusammensetzung 60 Ni, 40 Fe und 50 Ni, 50 Fe untersucht, 
wobei die Drähte verschiedenen Zugspannungen unterworfen 
wurden. Die interessierenden Größen sind der axiale Be- 
trag der Fortpflanzungsgeschwindigkeit v und die effektive 
Länge I des Bezirkes. Mit ausreichender Genauigkeit kann v 
durch die von Sixtus und Tonks abgeleitete Beziehung 
dargestellt werden: H — Họ = A-! v, wo Ho die Startfeld- 
stärke bedeutet. Die Reibungskonstante A-! ist unabhängig 
von H und proportional der absoluten Temperatur T im Be- 
reich von — 180 bis + 100 °C. Der Wert von A-! wächst mit 
zunehmender Kaltbearbeitung und wachsender Größe der in- 
duzierten Wirbelströme. Das Verhältnis l/a ist konstant 
(a = Drahtradius), und ist angenähert unabhängig von 1. An- 
derungen der Temperatur, 2. dem Betrage der Kaltbearbei- 
tung, 3. der Größe der Wirbelströme, 4. der chemischen Zu- 
sammensetzung in dem untersuchten Bereich. 

Es wird eine Übersicht gegeben über verschiedene Fakto- 
ren, die die Form der „Wand' und die Größe der Fortpflan- 
zungsgeschwindigkeit bestimmen. Die experimentellen Re- 
sultate führen zu der Auffassung, daß die Bewegung der 
„Wand‘ verhindert wird durch 2 Ursachen verschiedenen Ur- 
sprungs, deren eine der Wirbelstromeffekt ist, während die 
andere wahrscheinlich auf einem Spineffekt beruht. Nm 


DK 537.311.33 : 621.385.032.216 

Der Leitungsmechanismus oxydbedeckter Kathoden. [Nach 

R. Loosjes u. H. J. Vink: Philips Res. Rep. 4 (1949) 
S. 449; 27 S., 14 B] 

Die Forscher überzogen die Stirnflächen hohler Nickel- 

zylinder von 8 mm? Querschnitt und 0,15 mm Wandstärke 

mit je 50 u dicken Schichten von äquimolekularen Misch- 


‘kristallen von BaCOş und SrCOs von 1,5 u Korngröße und 


50 ... 60°/o Porosität. In. den Nickelzylindern befanden sich 
Glühfäden zur indirekten Heizung. Die Zylinder wurden. 
dann mit ihren belegten Stirnflächen gegeneinandergestoßen, 
so daß sich zwischen ihnen die Oxydschicht von 100 u Dicke 
und 82 mm? Quer- 
schnitt befand. Nach- 
dem die Anordnung 
sorgfältig entgast war, 
wurde die Oxydschicht 
durch Erhitzung 
schrittweise aktiviert. 
Auf den verschiedenen 
Aktivierungsstufen 
wurden gemessen: 1. 
das spezisische Leit- 
vermögen abhängig 
von der absoluten 
Temperatur T, 2. die 
/V-Kurven  (Strom/ 
Spannung) bei ver- 
schiedenen Tempera- 
turen. 
Wurde 


10 12 14 
— 1000/T 
1000 833 7% 624 


6 18 20 


554 500°K dann log 


Temp. # —— o über I/T aufgetragen 
Bild 3. Leitfähigkeit und Temperatur für von (a = Leitfähigkeit der 
a nach g wachsende Aktivierung der Schicht), so zeigte 
Oxydschicht. sich bei allen Aktivie- 
rungszuständen bei 

500 und 800 °K ein geringer, darüber ein wesent- 


lich größerer linearer Anstieg mit der Temperatur (Bild 3). 
Daraus folgern die Forscher, daß zwei parallelgeschaltete 
Strömungsmechanismen mit stark verschiedenem Tempera- 
turkoeffizienten vorhanden sind, von denen der eine bei 
den niedrigen, der andere bei den hohen Temperaturen 
überwiegt. Die Annahme, daß sih in dem Oxydhalbleiter 
entsprechend der neuen wellenmechanishen Theorie der 
Halbleiterströmung zwei verschiedene Störstellenniveaus 
befinden, verwerfen die Forscher, 1. weil die Aktivierungs- 
energie, die für den bei den höheren Temperaturen herr- 
schenden Mechanismus berechnet ist, den gleichen Wert hat 
wie die Abblösearbeit normaler Oxydkathoden, 2. weil mit 
dieser Annahme nicht erklärt werden kann, daß die I/V- 
Kurven zwar bei den niedrigen Temperaturen linear sind, 


150 


oberhalb von 800 °K dagegen krumm werden (| Gesetz), um 
bei 1000 °C wieder linear zu werden (Bild 4). 

Statt dessen führen die Forscher eine neue einleud- 
tende Hypothese ein: Genau so, wie sich über der Ober- 
fläche glühender 
Oxydkathoden eine 
Elektronenwolke be- 
findet, ist sie auch in 
den Poren, also über 
den inneren Oberflä- 
chen der Oxydkörner 
vorhanden, und diese 
Elektronenwolke lie- 
fert bei hohen Tempe- 
raturen einen überwie- 
genden Beitrag zur 
Stromlieferung. Es 
strömen also bei nie- 
drigen Temperaturen 
die Elektronen fast nur 
in den Körnern, bei 
hohen fast nur in den 
Poren, weil die Dichte 


der Elektronenwolke 
in den Poren nach ei- 
ner e-Funktion der 
ETZ) —— 
Temperatur, also sehr a 
schnell zunimmt. Bild 4. Stromstärke abhängig von der Span- 


nung an der Schicht für den Leitungsmechanis- 


Aus der quantita- 
mus bei hoher Temperatur. 


tiven Berechnung der 
Dichte der Elektro- | 
nenwolke, der freien Weglänge der Elektronen in ihr und 
der sih daraus ergebenden Leitfähigkeit folgt dann weiter, 
daß die /V-Kurven in der Tat krumm sein müssen, wie es 
experimentell gefunden wurde. Ferner zeigt sich, daß das 
berechnete spezifische Leitvermögen mit dem gemessenen 
übereinstimmt. Bei 1000°K und 2u mittlerem Porendurch- 
messer erreicht die Elektronendichte in den Poren den 
Wert 1 C/cm®. 

Eine weitere Bestätigung der Annahme der Forscher er- 


gibt sich daraus, daß die Aktivierungsenergie für den zwei- . 


ten Leitungsmechanismus die gleiche ist wie die Ablöse- 
arbeit der Oxydkathoden, und zwar bei allen untersuchten 
Aktivierungszuständen (zwishen 2,2 und 0,8 eV). Zum 
Schluß betonen die Forscher, daß sie keinerlei ad-hoc-Hypo- 
thesen eingeführt und als einzige Parameter die Korngröße, 
die Porosität und die bekannten Elektronenemissionseigen- 
schaften normaler Oxydkathoden verwendet haben. Gsh 


Verschiedenes 

DK 621.383 : 681.18 
Ein elektronisches Schnellwählgerät für Schrifttumsnachweis. 

[Nach Electr. Engng. 69 (1949) S. 1012; 1 S.] 
Vom amerikanischen Landwirtschafts- und Handelsmini- 
sterium wurde kürzlich eine Auswähleinrichtung für Akten 
geschaffen, die eine große Menge wissenschaftlicher Unter- 
lagen enthält, aufspeihert und nach einem bestimmten 
Gesichtspunkt selbständig auswählt. Die Texte sind auf 
35 mm-Film photographiert, jedes Filmbild besitzt ein das 
Fachgebiet kennzeichnendes Muster schwarz-weißer Felder. 
Nach Einführen einer Schlüsselkarte mit dem Kennzeichen 
des gewünschten Gebietes werden 60000 Filmbilder in der 
Minute photoelektrish überprüft und die des betr. Fach- 
gebietes zugleich auf einen besonderen Film kopiert. Das 
Verschlüsselungssystem reicht für 10 Millionen Möglickei- 
ten aus. Tsch 


DK 621.3 : 62. 001 


Entwicklungsabteilungen in mittelgroßen elektrischen Fa- 
briken. [Nach J. W. Donovan: Proc. Instn. electr. Engrs. 
I 97 (1950) S. 23; 2 S.] , 

Der Verfasser berichtet in einem Vortrag aus der Ar- 
beit der elektrotechnischen Mittelbetriebe, denen es oft 
schwerfällt, großen Unternehmen gegenüber konkurrenz- 
fähig zu bleiben. Dabei stellen sie einen wichtigen Teil der 
Gesamtindustrie dar, in Groß-Britannien haben z.B. 50% 
der Elektrofirmen unter 300 Mann Belegschaft. 

Ein Mittelbetrieb sollte sich in seiner Fabrikation auf 
ein enges Aufgabengebiet spezialisieren, hierin aber eine 
qenau so gründliche Entwicklung durchführen wie die gro- 
Ben Werke. Der einzelne Ingenieur, z.B. in der Entwicklungs- 
abteilung, muß im Mittelbetrieb zahlreiche Aufgaben mit 
erledigen, für die im Großbetrieb besondere Abteilungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


15. März 1950 
En ur nl ee ee 


vorhanden sind. Er soll daher recht breite Grundlagen- 
kenntnisse besitzen, die für ihn wertvoller sind als weit- 
gehende Spezialkenntnisse. Auch im Mittelbetrieb braucht 
man Theoretische Elektrotechnik und Physik. Den Entwick- 
lungsingenieuren muß Gelegenheit zum Durcharbeiten guter 
Fachbücher und der Fachzeitschriften gegeben werden. Be- 
sondere Aufmerksamkeit verdienen die Prospekte anderer 
Firmen, die auf dem gleichen Gebiete arbeiten. Auch sollte 
versucht werden, den Entwicklungsingemieuren Besictigun- 
gen anderer Fabriken zu ermöglichen. Doch kann eine 
wirkliche Entwicklung nicht nur durch B@obachten anderer 
existieren. 

Weiter beschreibt Donovan die Aufgaben der Ent- 
wicklungsabteilung, die mindestens einen Mann mit wissen- 
schaftlichen Fähigkeiten enthalten muß. Zunächst ist Ab- 
stimmung mit der Vertriebsabteilung nötig, die sich über 
den Bedarf und die Wünsche der Kunden klar sein mwb. 
Die Vertriebsabteilung muß laufend von der Entwicklung 
Kenntnis haben. 

Zu Anfang wird ein rohes Prinzipmodell des zu ent- 
wickelnden Gerätes gebaut, konstruktive Einzelheiten wer- 
den erst nach seiner grundsätzlichen Bewährung festgelegt. 
Sodann wird die Dauerhaftigkeit des entwickelten Gerätes 
geprüft. Die bestehenden Fabrikationsmöglichkeiten müssen 
bei der Entwurfszeichnung natürlich in Betracht gezogen 
werden. Die Kalkulation soll schon zu diesem Zeitpunkt 
erfolgen. Während der anlaufenden Produktion ist jede 
Herstellungsphase zu überwachen. Besondere Aufmerksan- 
keit gilt neu eintreffendem Material, vor allem, wenn dar- 
über noch keine technischen Daten veröffentlicht sind. Pa- 
tentfragen sind zweckmäßig unter Zuziehung eines Patent- 
fachmannes zu klären. Alle Verbesserungsvorschläge aus 
der Arbeiterschaft müssen von der Entwicklungsabteilung 
überprüft werden. l 

Schließlich geht der Verfasser noch auf einzelne Prüf- 
verfahren für elektrotechnische Geräte ein. Vth 


Kurznachrichten 


Achema IX. — In Frankfurt a. M. findet vom 9. bis 16. Jul! 
1950 die IX. Ausstellung für chemishes Apparatewesen. 
Achema, statt. In der gleichen Zeit führt die Dechema in 

er verschiedene Tagungen und Studentenexkursionen 
urd. 


Deutsche Funkausstellung 1950. — Als erste umfassende 
Leistungsschau der deutschen Funk- und Zubehörindustric 
wird vom. 18. bis zum 27. August 1950 in den Düsseldorfe: 
Ausstellungshallen (Ausstellungspalast und Rheinhalie) im 
Ehrenhof die „Deutsche Funkausstellung 1950“ durchgeführt 
Eine Mitbeteiligung der Sendegesellschaften und der m! 
dem Rundfunkwesen verbundenen Behörden, Institute unt 
Verbände ist bereits gesichert. 


Berliner Ausstellung „Radio und Elektronik”. — In dë 
Messehallen am Funkturm in Berlin-Charlottenburg wir: 
vom 15. bis 24. September 1950 eine Ausstellung „Radio un: 
Elektronik" stattfinden. Die Ausstellung wird neben de 
Rundfunktechnik besonders die neuesten Anwendungen de 
Elektronik in‘ der Technik, im Haushalt, der Medizin us“ 


zeigen. o! 


Guter Absatz in der Rundfunkindustrie erwartet. — Vo 
14,5 Millionen Haushaltungen im Bundesgebiet sind a 
Jähresanfang 1950 nur 7,27 Millionen als Rundfunkteilnehm® 
gemeldet, also nur 50%. Dieser Prozentsatz liegt im Auslan 
wesentlich höher, z. B. in der Schweiz bei 79, in Englan 
bei 82, USA 93, Dänemark 95, Schweden 98%. Vor des 
Kriege gab es in Deutschland in 63% aller Haushaltung® 
ein Rundfunkgerät. Also darf wohl für eine ganze Reihe vo 
Jahren mit gutem Absatz von Geräten gerechnet werden. 


Fabrikationsverlagerungen bei Telefunken. — Die Telelü: 
ken-GmbH. hatte nach Kriegsende in Hannover, Ulm un 
Dachau neue Werke errichtet, deren Aufgabengebiete 5‘ 
zum Teil überschneiden. Dadurch hatte die Wirtschaftlichk* 
gelitten. Um im Konkurrenzkampf bestehen zu können. 5 
len jetzt die Fertigungen wieder konzentriert werden, un 
zwar: Rundfunkgeräte in Hannover mit Zweigwerk in Berlı 
Elektroakustik und größere Empfangsanlagen in Dada 
Sender in Berlin, Röhren in Berlin mit Zweigwerk in 


i5. März 1950 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 


Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 


Prüfstelle: 


Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telephon: 3 07 21/364 


Vorschriftenstelle: 


Franklurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 
(Vorschriftenvertrieb nur durch den VDE-Verlag) 


Bekanntmachung 


Kommission 0210 Starkstromireileitungen 

Im Anschluß an die Bekanntmachung aus ETZ 70 (1949) 
Heft 16, S. 477 und Heft 17, S. 501 wird bekanntgegeben, daß 
tie Kommission einen Entwurf für die Neufassung des 
$ 35 von VDE 0210 „Bahn-, Post- und Wasserstraßen-Kreu- 
zungen” aufgestellt hat. Einsprüche und Anregungen können 
his zum 20. April 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle, Frank- 
turt am Main, Am Hauptbahnhof 12, eingereicht werden*. 


Der Kommiss.-Vorsitzende 
Bürklin 


VDE-Verlag GmbH. 


Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. 111 


Postschließfach 667, Postsheckkonto Köln 987 48 
Verzeichnis lieferbarer VDE-Vorschriiten 


CAT, 33 
nes XIT. $2 
shall. 42 


wV 44 


gTV. 49 


CV. 43 


OLX. 40 


a AH. 40 


'LOXIL 44 


TUARKL A 


ISCH IV. 43 


115 X1. 44 
V M 
112.7936 

J20 V. 43 mil 
MMXKT. 40 


1251932 


0134:1947 


stla? mit 01400;[. 45 


£145,1833 


3.1935 mit 0165U0:11. 45 


a, 44 


6.68.1936 


LODIT] V. 44 
4175 1033 
1176:1922 


wz.]V. 42 
GLVL 43 


° Der Text des Entwurfes kann bei der VDE-Vorschriftenstelle 


werden, 


Energiewirtschaftsgesetz u. VDE-Bestimmungen 
Konstruktionspraxis 

Maßnahmen zur Bekämpfung des Konstrukteur- 
mangels 

Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die 
Errichtung von Starkstromanlagen mit Betricbs- 
spannungen unter 1000 V 
Übergangsvorscriften . . 
(Einzeldruck) 
Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die 
Errichtung von Starkstromanlagen mit Betriebs- 
spannungen von 1000 V und darüber 
Vorschriften nebst Ausführungsregeln für 
Betrieb von Starkstromanlagen 
Vorschriften für Errichtung u. Betrieb elektr 
Starkstromanlagen in Theatern, Versammlungsräu- 
men, Zirkusanlagen, Lichtspielhäusern, Waren- 
u. Geschäftshäusern, sowie in fliegenden Bauten 
unter freiem Himmel. (Matrizenabzug) 
Vorschriften für die Bemessung der Kriec- u. 
Luftstrecken elektr. Betriebsmittel 

Leitsätze für den elektr. Sicherheitsgrad von 
Starkstromanlagen mit Betriebsspannungen von 
1000 V und darüber 

U-Leitsätze für Stromarten u. Spannungen bei 
Werkzeugmaschinen zur Metall- u. Holzbearbe:- 
tung 

Vorschriften nebst Ausführungsregeln f. elektr. 
Bahnen 

Vorschriften nebst Ausführungsregeln für elektr: 
Anlagen in Bergwerken unter Tage Bu.T) 
Vorschriften für den Betrieb elektr. Anlagen 
in Bergwerken unter Tage (B u. T) . 
0120U/If. 44 Vorschriften für den Hochspan- 
nungsscutz in medizınishen Röntgenanlagen 
Vorschriften für den Hochspannungsschutz in 
nichtmediz. Röntgenanlagen 

Leitsätze für die Berücksichtigung elektr. An- 
lagen bei der Ausführung von Bauten 

Eicktr. Anlagen i. d. Landwirtschaft 

Leitsätze für die Bekämpfung von Bränden in 
elektr. Anlagen und in deren Nähe 

Anleitung zur ersten Hilfe bei Unfällen 

Leitsätze für Schutzmaßnahmen in 
Starkstromanlagen mit Betriebsspannungen unter 
1000 V. (Matrizenabzug) 

Leitsätze lür den Schutz elektr. Anlagen gegen 
Überspannung 

Leitsätze für die Errichtung elektr. 
Anlagen in explosionsgefährdeten Betriebsstätten 
u. Lagerräumen 

Vorschriften f. d. Errichtung elektr. Anlagen u. 
Betriebsmittel in sprengstoffgefährdeten Raumen 
Vorschriften f. Bagger, Fördergeräle, sowie zu- 
gehörende Bahnanlagen über Tage u. ım Tage- 
bau 

Vorschriften für schlagwetter- u. 
schützte elektr. Betriebsmittel 
Spannungsnormen f. elektr. Anlagen von 1 bis 
100 V 
Spannungsnormen f. 
100 V 
Werkstoffeinsparung bei Abzweigleitungen 
Merkblatt üb. Anforderungen an Werkstätten, 
die schlagwetter- u. explosionsgeschützte elektr. 
Betriebsmittel ändern od. instandsetzen 


. {wie vor) 


den 


explosionsge- 


Starkstromanlagen über 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


DM 0,40 
« 0,40 


0,20 


bezogen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


VERSCHIEDENES 


151 
0202/VI1. 43 Vorschriften für Aluminium für Elektrotechnik «œ 0,20 
02020111. 42 U-Vorschriften. (wie vor) n 020 
0203/XII. 44  Vorschriíten für Stahlkupfer-(Staku)-Leiter 020 
0204U:XI1. 44 U-Vorschriften für Zink in der Elektrotechnik 0,20 
0205U:XIT. 44  U-Vorschriften für Leiter aus weichem Stahl i. d. 
Elektrotechnik „0,20 
0208:11. 45 Vorschriften für Gummihüllen u. -mäntel isolier- 
ter Leitungen und Kabel ’ „ 0,10 
0208U/II 45 U-Vorschriften für Gummihüllen . . . (wie vor) „ 010 
0210; VIII. 43 Vorschr. für den Bau von Starkstrom-Freileitungen „ 3,90 
0252U; V. 43 U-Vorschriften für umhüllte Lertungen + 0,20 
0255:1V. 43 Vorschriften f. Papierbleikabel in Starkstrom- 
anlagen „o l= 
02550/1. 45 Ua-Vorschriften (wie vor) „1,20 
0284 V. 43 Richtlinien für probeweise zugelassene Metall- 
mantelleitung mit hitzebeständiger Isolierung „ 0,40 
0288/1. 42 Richtlinien f. probeweise zugelassene blanke Lei- 
ter in isolierenden Rohren f. Starkstromanlagen „040 
0294; VI. 43 Merkblatt über Hochsp.-Freileitungsisolatoren „0,40 
0302:T11. 43 Leitsätze für mech. u. therm. Prüfungen fester Iso- 
lierstoffe i E. 
0303; VIT. 40 Leitsätze für elektr. Prüfungen v. Isolierstoffen „o 1,50 
0308/1929 Leitsätze für die Erzeugung bestimmter Luftfeuch- 
tigkeit z. Prüfung elektr. Isolierstoffe „0,30 
0320’X1I. 42 mit0320a/Ill. 43 u. 0320b/X. 44 Regeln für Formpreß- 
stoffe s 125 
0340/11. 44 Vorschriften für Isolierband „0,40 
0340U/IX. 44 U-Vorschriften (wie vor) . 0,10 
0345/VI 43 Leitsätze für wärmebeständige Kunststoff-Folien 
mit zur Verwendung in elektr Maschinen „ 0,60 
0345 a/lll. 44 1. Änderung zu 0345/VI. 43 „070 
0351U/XI. 44 U-Vorscriften für die Bewertung u. Prüfung 
von Vergußmassen für Kabelzubehörteile 02.20 
0360/XTI. 40 Leitsätze für die Prüfung von Isolierlacken „ 0,80 
0361U;VIN. 44 U-Vorscriften für die Prüfung von Spulentränk- 
lacken „1,80 
0365/X. 42 Leitsätze für Lackgewebe und Lackpapier „0,40 
03700; XI. 44 U-Vorscriften f. Schalter u. Transformatorenöle „0,20 
0385’VI. 43 Merkblatt über Einsparung von Asbest im Elektro- 
maschinenbau „ 0.60 
0414; XII. 41 Regeln für Wandler „1,75 
mit 
0414 c/l. 42 
0425/1937 Vorschriften für Spannungssucher bis 1000 V 0,50 
0430/X11. 41 Reaeln für Spafinungsmessungen mit der Kugel- 
. funkenstreke » 170 
0444/V. 43 Vorschriften für die Prüfung von Isolatoren für 
i Fernmeldefreileitungen u 0,40 
0446; IX. 41 Leitsätze f. d. Prüfung v. Isolatoren aus kera- 
mischen Werkstoffen f. Spannungen von 1000 V an ,, 0,80 
0450’XI. 39 Leitsätze für die Erzeugung und Verwendung von 
Stoßspannungen für Prüfzwece 3. 1429 
0470:T11 43 Regeln für Prüfgeräte u. Prüfverfahren „ 1.50 
mit 
0470a:’111. 43 1 Änderung zu 0470/11. 43 „ 0.10 
0480'XII. 42 Gegenüberstellung der Ländervorschriften und der 
IEC-Regeln für elektr. Meßgeräte om 2,40 
0510:IX. 43 Vorschriften für elektr. Sammler (Akkumulatoren) „ 1,— 
0530/VI. 41 Regeln für elektr. Maschinen i a- 3, — 
0530U/VII. 43 - U-Vorschriften . . . (wie vor) a 0,20 
0532/X. 43 Regeln für Transformatoren OOA 
0535/111. 38 Regeln für elektr. Maschinen und Transformatoren 
mit i 
05350/ V11. 43 aui Bahn- u. anderen Fahrzeugen no 275 
0550:1936 Vorschrijiten für Bau- u. Prüiung von Schulz-, 
Netzfernmelde- u. sonstigen Transformatoren f. 
Kleinspannung u. Kleınleistung < L— 
0550U:I1T. 44 U-Vorschriften .. . (wie vor) „ 0.15 
0605/ V1. 39 Vorschriften für Installationsrohre für elektr. 
Anlagen „6.50 
0605U/VIII. 43 U-Vorschriften .. . (wie vor) „015 
0606’X1. 46 Vorschriften für Verbindungs- u. Abzweigqdosen, 
mit Anderung Hauptleitungsabzweigkästen sowie Leuchten- 
lt. ETZ 70 (1949) klemmen „110 
H. 12 
0608; V. 43 Leitsätze für Klemmen © 0,50 
OGIOU, II. 45 U-Vorschriften, Regeln u. Normen für die Prüfung 
u. Konstruktion von Installationsmaterial bıs 
750 V Nennspannung „ 0,50 
"0616’X1. 46 Vorschriften für Lampenfassungen u Lanipensockel 
mit Änderung bis 750 V „1,10 
lt. ETZ 70 (1949) H. 12 
06W!/XT. 46 Vorschriften für Steckvorrichtungen bis 750 V 
mit Änderung 100 A u 210 
lt. ETZ. 70 (1949) H. 12 
0632/XT. 46 Vorschriften für Schalter bis 750 V 60 A ie 1,75 
mit Anderung 
lt. ETZ 70 (1949) H. 12 3 
0635: XI. 45 Vorschriften für Leitungsschutzsicherungen mit 
mit Anderung geschlossenem Schmelzeinsatz „ 1.410 
lt. ETZ 70 (1949) H. 12 
0655 1927 Regeln für die Bewertung u. Prüfung von Steuer- 
geräten, Widerstandsgeräten u. Bremslüftern für 
aussetzenden Betrieb P 1— 
0660... 44 Regeln für Schalt- und Steuergeräte u 3— 
Entwurf 2 
0663;1933 Leitsätze für Schutzschalter gegen unzulässig 
hohe Berührungsspannung a 1- 
0670'’X1. 41 Regeln für Wechselstrom-Hochspannungsgeräte se 2,50 
0710,1X. 44 Vorschriften für Leuchten bis 750 V E 4— 


152 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 - 


0720,11. 43 mit 07?0U:VIII. 43 Vorschriften für Elektrowärme- 


geräte „2,50 
0725. 111. 42 Vorschrilten für shmiegsame Elektrowärmegeräte „ 1,25 
0730:1935 Vorschriften für Geräte mit Kleinstmotoren .. 0,50 
0740:1933 ‘Vorschriften für Elektrowerkzeuge f. Spannungen 
bis 250 V gegen Erde „ 0,50 
0755. V1. 43 Leitsätze für qewerbl. Anlagen und Geräte, in 
denen Frequenzen über I kHz verwendet werden , 0,20 
0790:IX. 43 Bemerkungen zu den Vorschriften für Leuchten 
bis 750 V (VDE 0710/V1l. 43) u, = 
0800:1. 43 Vorschriften für Fernmeldeanlagen u 1,85 
0804;/X HI. 40 Vorschriften für Fernmeldegeräte . 140 
0807'X. 39 Vorschriften für galvanische Elemente u. Bat- 

l terien „0,20 
08070/IV. 42 U-Vorscriften (wie vor) „ 0,15 
0813; VII 44 Vorschriften für Schaltkabel in Fernmeldeanlagen 0,40 
0813a'XI. 44 i. Änderung zu 0813’V1l. 44 0,10 
0814:X1. 44 Vorschriften für Schnüre in Fernmeldeanlayen » 0,40 
0815U/XI. 44 U-Vorschriften für Installationsleitungen (Drähte, 

l Rohrdrähte und Innenkabel) in Fernmeldeanlagen ,, 0,80 
081EU:’XII. 44 U-Vorschriften f. Außenkabel in Fernmeldeanlagen . 1,20 
0855,1. 44 Vorschriften für Antennenanlagen „o 1— 
0856/X. 42 Leitsätze für Gemeinschaftsantennen a k= 
0857:1V. 43 Leitsätze für die Messung der elektrischen Eigen- 

schaften von Antennenanlagen a. 0,40 
0860; VII. 43 Vorschriften für Rundfunk und verwandte Gebiete ,, 0,60 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Bremen, Am Dobben 32 

16. März 1950, 19.30, Vortragssaal d. Bau- u. Ing.-Schule, Langemarckstr.: 
„Leistungs-, Frequenz- u. Spannungsregelung’, Dr.-Ing. 
Happoldt, Mannheim, 


ETG Frankfurt a. M., Mainzer Landstr. 23 
Der ın H. 5 der ETZ angekündigte Vortrag von Dr. Schepelmann 
findet eıst am 28. März statt. 


VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 
6. Apr. 1950, 17.00, Museum für Völkerkde.: „Fortschritte im Bau und der 
f Anwendung von Quecsilberdampf-Gleichrichtern‘‘, Dr.-Ing. 
G. Reinhardt, Mülheim-Ruhr 


VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

26. März 1950, 18.15, Hörsaal 42 d. T. H.: „Selbsttätige statist. Auswer- 
tung v. Meßergebnissen f. Planung u. Rationalisierung”, 
Dir. Dipl.-Ing. Ferrari. 


VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstraße 6 

21. März 1950, 17.00, Landeshrandkasse, Gartenstr. 4: ‚Die Maßgrößen 
des elektrischen und magnetischen Feldes und die Lichtge- 
schwindigkeit’', Dr. h.c. Hecht. 


VDE-Bezirk Nordbaden, Mannheim, Mnhm.-Feudenheim, Körnerstr, 33 

29. März 1950, 17.30, Physiksaal 4 d. Geweıbeschule I Mnhm. O. 6.: 
„Die Prüfung von Hochleistungsschaltern mit einer Ersatz- 
schaltung”, Dr.-Ing. L. Schmitz, Ratingen. 


PERSONLICHES 


N. A. Halbertsma. — Prof. Dr.-Ing. N. A. Halbertsma, 
der über 28 Jahre der N. V. Philips Gloeilampenfabrieken 
angehört hat, erreichte am 1. Dezember 1949 das pensions- 
fähige Alter. Halbertsma studierte vor dem ersten Welt- 
kriege an der TH. Darmstadt Elektrotechnik und wurde an 
der gleichen Hochschule mit einer Arbeit aus dem Gebiete 
der Lichttechnik zum Dr.-Ing. promoviert. Danach war er bis 
1921 leitender Lichtingenieur bei der Firma Dr.-Ing. Schnei- 
der & Co. ın Frankfurt/Main. Im Jahre 1921 habilitierte er 
sich an der TH. Karlsruhe und hielt dort im Lichttechnischen 
Institut Vorlesungen über Lichttechnik. An den Arbeiten der 
Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft und der 1920 
gegründeten Südwestdeutschen Lichttechnischen Gesellschaft 
hat Halbertsma regen Anteil genommen und ist durch 
zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen — auch in der 
ETZ — bekannt geworden, besonders durch seine Arbeiten 
über den diffusen Reflektor und die Einführung des Licht- 
stromes in die Lichttechnik. Mit gleicher Schaffensfreude 
widmete er sich den Arbeiten der Internationalen Beleuch- 
tungskommiission. 1939 wurde er auf der Tagung in Scheve- 
ningen zum ersten Mal, auf der Pariser Tagung 1948 zum 
zweiten Mal zum Präsidenten der IBK gewählt. 
A.R.Meyer 


F. Janus. — Einer der ältesten Röntgentechniker, Obering. 
Friedrich Janus, feierte am 5. März den 75. Geburts- 
tag; zugleich begeht seine Firma, die Elektromedizinische 
Werkstätte Friedrich Janus, das 25jährige Bestehen. Seit 
1906 ist Janus Mitglied der Dt. Röntgen-Gesellschaft; vor 
der Gründung der eigenen Firma arbeitete er bei der AEG, 
bei Reiniger, Gebbert & Schall und bei S& H, ständig an der 
Weiterentwicklung der Röntgentechnik beteiligt. Seinen 1944 
in München völlig zerstörten Betrieb hat er in Landau/lsar 
wieder aufgebaut. Mögen ihm weitere schaffensfrohe Jahre 
beschieden sein! 


15. März 1950 


Jubiläum. — Seit 40 Jahren besteht 1950 die Elektrizitäts- 
Gesellschaft Ziehl-Abegg. Das Werk war 1910 von Emi: 
Ziehl zusammen mit Eduard Abegg in Berlin-Wei- 
Bensee gegründet worden, Ziehl machte aus ihm bald eine 
bekannte Fabrik für Sonderkonstruktionen von Motoren und 
Generatoren, z. B. Aufzugsmotoren, Motoren für Antren 
von Zentrifugen und Lüftern und nicht zuletzt Umformer fur 
die Nachrichtentechnik. Er starb 1939, Max Kloss schrieb 
ihm den Nachruf in der ETZ!. Die Berliner Fabrik wurde 1945 
demontiert, aber die Söhne, Günther und EmilZieh:.. 
bauten im Westen wieder auf, das Jubiläumsjahr sieht zwei 
Ziehl-Abegg-Fabriken, in Künzelsau/Württbg. und in Piron- 
ten-Steinach/Allgäu, an der Arbeit, um das Werk des Grün- 
ders in seinem Sinne fortzusetzen. R 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 51 (022.4) 


Vorlesungen über höhere Mathematik. Von A. Duschek. 
395 S., 167 B., Format 17,5X25 cm. Springer-Verlag, Wien 
1949. Preis geh. ö. S. 7,80. geb. ö. S. 8,70. 
Das Buch ist in erster Linie für Ingenieure und Physiker 
bestimmt. Dieser erste Band des Gesamtwerkes, das auf 
vier Bände geplant ist, bringt die Integration und Difieren- 
tiation der Funktion einer Veränderlichen, ferner algebra- 
ische Gleichungen und die Grundzüge der Wahrscheinlich- 
keitsrechnung. Dabei wird systematisch allein die Anaiys:s 
entwickelt, während Algebra, Geometrie und Wahrschein- 
lichkeitsrechnung jeweils als Anwendungsbeispiele dor! 
erscheinen, wo ihre Darlegung mit den entwickelten Me- 
thoden der Analysis möglich ist. Die Darstellung zeichne! 
sich durch große Klarheit, Exaktheit und Übersichtlichke:! 
aus und gewinnt weiterhin durch das ausführliche Ein- 
gehen auf Anwendungen, numerische Methoden, geschickt 
ausgewählte Beispiele und Aufgaben mit Lösungen. Druck 
und Figuren sind ausgezeichnet. Der moderne Ingenieur 
muß heutzutage ein guter Mathematiker sein, und in die- 
sem Sinne wird das Buch für jeden von größtem Nutzen 
sein, der neben den Anwendungen auch ein tieferes Ver- 


stehen der mathematischen Begriffe und Methoden sucht. 
U. Grai 


DK 51 (075.8) 


Höhere Mathematik, Teil III. Von Prof. Dr. R. Rothe, 4. 
Aufl.. Mit 167 Abb. u. 236 S., Format DIN A5. Verlag für 
Wissenschaft und Fachbuch G.m.b.H., Bielefeld 1949. Pre:s 
DM 7,—. 

Mit dem Teil III ist nunmehr der neue Abdruck des be- 
kannten und beliebten Mathematik-Leitfadens für Ingenieur> 
abgeschlossen. Auch hier hat der Verlag sich mit einem un- 
veränderten Neuabdruck begnügt, eine Maßnahme, die be: 
der Bewährung der älteren Auflagen nur begrüßt werden 
kann. — Der Teil III behandelt in drei Hauptabschnitten: 
Krumme Flächen und krummlinige Koordinaten des Raumes, 
Linienintegrale im Raum, Doppelintegrale und Mehrfadh- 
integrale und Differentialgleichungen. Abweichend von den 
anderen Teilen sind hier die Übungsaufgaben nicht in einem 


‚besonderen Teil zusammengefaßt, sondern schließen sich je- 


dem Kapitel unmittelbar an. Das Gesamtwerk, das nunmehr 

abgeschlossen wieder erhältlich ist, wird noch auf lange Zei! 

zu den Standard-Büchern der Ingenieurmathematik gehören. 
H. F. Schwenkhagen. 


DK 537.312.62 (023.5) 


Theorie der Supraleitung. Von M. von Laue. 2. Aufl. M:t 
37 B., III u. 115 S., Format 17,5X25,5 cm. Springer-Verlag. 
Berlin-Göttingen-Heidelberg 1949. Preis geh. DM 16,40. 
Nachdem K. Onnes 1911 die Supraleitfähigkeit ent- 
deckt hatte, konnte zwei Jahrzehnte später W. Meissne: 
feststellen, daß Supraleiter nicht nur einen verschwindend:n 
ohmschen Widerstand haben, sondern daß einfach auch zu- 
sammenhängende Supraleiter völlig diamagnetisch werden, 
ganz unabhängig davon, ob das Magnetfeld vor oder nach 
Eintritt der Supraleitfähigkeit eingeschaltet wird. Diese E:- 
scheinung steht offensichtlich im Widerspruch zu den Max- 
wellschen Gleichungen bzw. dem Induktionsgesetz, und in- 
sofern bestand die dann von mehreren theoretishen Phy- 
sikern, insbesondere H. und F. London in Angriff ge- 
nommene Aufgabe, die Maxwellshen Gleichungen derar! 
zu modifizieren, daß sie auch die Eigenschaft der Supraleite! 


! ETZ 60 11939) S. 912. Vgl. a. ETZ 57 (1936) S. 959 und 31 (1910) S >n 


13. März 1050 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 6 


153 


phänomenologisch, also ohne Eingehen auf die atomistischen 
Vorgänge: beschreiben. Diese phänomenologische Theorie 
erwies sich als erfolgreich auch für andere Erscheinungen, 
wie die Änderung der kalorischen Daten am Sprungpunkt, 
der Abweichungen zwischen den mit Gleichstrom und hoch- 
frequentem Wechselstrom gemessenen Sprungkurven, die 
Eindringtiefe von Strom und Spannung in einen Supraleiter, 
die Anomalien extrem dünner Supraleiter. 

M. v. La ue gebührt das Verdienst, diese zunächst mehr 
cder weniger zusammenhängenden theoretischen Ansätze 
konsequent vereinigt und zu einer widerspruchsfreien phä- 
nomenologischen Theorie der Supraleitung ausgestaltet zu 
haben; darüber hinaus hat er die Maxwellschen Gleichungen 
sowohl für den normalleitenden wie supraleitenden Zustand 
sombiniert, so daß sie beide Erscheinungsformen und den 
interessanten „Zwischenzustand” im Zusammenhang zu be- 
schreiben und zu verstehen lehren. 

In der hier vorgelegten 2. Auflage seiner erstmals 1946 
esshienenen Monographie hat der Autor nicht nur die 
neuesten, besönders im Ausland gewonnenen experimen- 
tellen Ergebnisse berücksichtigt, sondern er hat die Theorie 
auch auf den allgemeinen Fall erweitert, daß die Eindring- 
tefe von Strom und Magnetfeld bei nicht regulär kristalli- 
sierenden Metallen anisotrop ist; ein Nachtrag behandelt 
das besonders interessante Problem einer nichtlinearen Er- 
weiterung der Maxwellschen Theorie, wobei er wiederum 
phänomenologisch vorgeht, im Gegensatz zu den atomisti- 
shen Ansätzen von Heisenberg und Koppe. 

Wenn man bedenkt, aus welcher Anhäufung anschei- 
tend mehr oder weniger widersprechender, größtenteils un- 
zusammenhängender Versuchsergebnisse unsere Kenntnis 
der Supraleitfähigkeit noch vor einem Jahrzehnt bestand, 
ss wird man den entscheidenden Fortschritt würdigen, den 
ciese so vollständige, widerspruchsfreie und klassisch dar- 
cestellte theoretische Monographie heute bedeutet. Das Stu- 
dium dieser Schrift stellt einen geistigen Genuß dar für alle 
Leser, die ihre Erkenntnisse über die Grundlagen der Elek- 
trodynamik erweitern wollen. Uberdies wird an ihr nie- 
mand vorbeigehen können, der sich mit der technischen 
Ausnutzung der Supraleitfähigkeit beschäftigt, wie es gegen- 
värtig in den USA in großem Maßstab geschieht. 

E. Justi 


DK 621.316.86 : 621.315.59 (022.3) 
Halbleiter-Werkstoffe und -Widerstände. Von W. Meyer 
u E. Weise. Teil 1: Technische Halbleiterwiderstände: 
vYonE. Weise. 92 S., 80 B., Format 14,5 X 23 cm. Johann 
Ambrosius Barth-Verlag, Leipzig 1949. Preis geb. DM 9,40. 

Das vorliegende Buch will eine Einführung in die viel- 
stigen technischen Anwendungsmöglichkeiten der Halb- 
iter geben. Es ist so einfach geschrieben, daß es auch von 
‚ungeren Technikern leicht verstanden werden kann. 

Der erste Abschnitt behandelt die Herstellung der tech- 
tischen Halbleiterwiderstände und die verschiedenen in 
Gebrauch gekommenen Halbleitertypen, deren kleinste Be- 
lastungsströme von nur wenigen mA zulassen, während die 
größten bisher verwandten Stromstärken bis 15 A aufzu- 
nehmen in der Lage sind. Der zweite Abschnitt geht auf 
die physikalisch-technischen Eigenschaften der Halbleiter 
ein. Dabei wird besonders der Einfluß der Temperatur 
und der elektrischen Belastung auf die Wirkungsweise be- 
sprochen. Es werden Widerstände mit sehr verschieden- 
artigen Kennlinien angegeben, ansteigende, gleichlaufende 
und fallende, woraus sich die vielseitigen technischen An- 
wendungen erklären. i 

Der dritte Abschnitt, Technische Anwendungen, nimmt 
entsprechend dem Ziel des Buches den weitaus größten 
Raum ein. Es wird gezeigt, daB bei hinreichend geringer 
Belastung sich Halbleiterwiderstände als Widerstandsther- 
mometer oder Ausgleichswiderstände verwenden lassen, die 
Dampfungs- und Verzögerungswiderstände hingegen im allge- 
meinen recht beträchtliche elektrische Belastungen aus- 
halten, so z. B. im Eisen-Urdoxwiderstand, als Kathoden- 
schutzwiderstand in Rundfunkgeräten, als Schutzwider- 
stand für Elektrolytkondensatoren, als Anlaßwiderstände 
bei elektrischen Maschinen und als Verzögerungswider- 
sände in Relais. Hingewiesen wird auch auf die Verwend- 
barkeit der Halbleiterwiderstände zur Erzeugung konstan- 
ter Spannungen bei Spannungsschwankungen des Netzes, 
zur Regelung von Bogenlampen und Maschinen und zur 
rernsteuerung von Hochfrequenzkreisen. Behandelt wer- 
den auch Widerstände mit positiven und verschwindenden 
Temperaturkoeffizienten des elektrischen Widerstandes, die 
streng genommen Bicht zu den eigentlichen Halbleiterz gu 


rechnen sind, technisch aber in ganz ähnlicher Weise her- 
gestellt werden. Die wissenschaftlichen, physikalischen und 
chemischen Grundlagen und Probleme dieses interessanten 
Arbeitsgebietes der Halbleiter sollen in einem zweiten Buch 
dargestellt werden. E. Krautz 


DK 621.311.21 (023.3) 


Fiußkraftwerke und Stromwerke. Von A. Grzywienski. 
Mit 20 Bildern, 24 S., Format DIN A 4. Springer-Verlag, 
Wien 1949. Preis DM 5,—. 

Der Verfasser bringt die von geologischen, hydrologi- 
schen, geländetechnischen, wasser-, energie- und bauwirt- 
schaftlichen Gegebenheiten bedingten Hauptausbauformen 
und -bauweisen der Wasserkraftnutzung in ein Schema. Es 
werden bezeichnet als Hauptausbauformen: Hochdruckraft- 
werke, Talsperrenkraftwerke, Flußkraftwerke, Kanalkraft- 
werke, Strom- und Gezeitenwerke. Aufgespalten nach der 
Grundrißform ergeben sich: das einteilige Staukraftwerk 
(Normalfall), das zweiteilige, das mehırteilige, das Inselstau- 
werk und Kombinationen aller vorgenannten. Nach der Hö- 
henentwicklung werden unterschieden: Hocbau-, Freiluft-, 
überdecte-, Fall- oder Fallschacht- und überströmte oder 
Flutkraftwerke. Die einzelnen Bauweisen werden an Hand 
von Beispielen der neuesten Entwicklung nach folgenden 
Gesichtspunkten und Teilfragen erörtert und verglichen: 
hydraulische Leistungsfähigkeit, Oberflächen- und Grund- 
strömung, Sohlengestaltung im Ober- und Unterwasser, 
Geschiebeeinwanderung, Entwicklungslänge und -höhe, Bau- 
durchführung, Bauaufwand und -kosten, Betriebssicherheit 
und -erfahrungen, Gestaltung. Besonders wichtig ist die strö- 
mungstechnische Beurteilung, d.h. die Gesamtlage zum Strom- 
strich. Starres Festhalten an überlieferten Ausbauformen 
ist ebenso unrichtig wie gedankenloses Übernehmen 
neuerer Bauweisen ohne Überprüfung und an Ofrtlichkeiten, 
wo sie fehl am Platze sind. Im Wasserbau wird sich die 
Serie niemals durchsetzen, einmalige natürliche Bedingungen 
verlangen eine einmalige Lösung. A. K. Strobel 


DK 621.311.21 (436) 


Das Donauwerk Ybbs-Persenbeug. Von A.Grzywienski. 
Mit 27 Bildern, 58 S., Format DIN A 4. Springer-Verlag, Wien 
1949. Preis DM 10, —. 

Ausgehend von den natürlichen Gegebenheiten und Un- 
terlagen des bekannten großen Projektes wird die zeitliche 
Entwicklung der seit 1924 erfolgten verschiedenen Entwurfs- 
bearbeitungen gegeben: Strudenprojekt, Projekte Höhn, 
Dantscher, A. Fischer, Alpenelektrowerke und GrZzYy- 
wienski. Dieses wird näher beschrieben: Hauptdaten und 
grundsätzliche Erwägungen, Aufgabenstellung, Entwicklung, 
Einzelheiten der Hauptbauwerke, des Staugebietes, die Bau- 
durchführung und die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. In 
der Zusammenfassung werden die technischen und wirt- 
schaftlichen Kernprobleme und die Lösung dieser im Projekt 
des Verfassers erläutert. 

Es betragen: der Rückstau 33 km, das Einzugsgebiet bei 
550 km Länge 92 500 km?, die Wasserführung bei 


HHQ (1897 u. 1899) 
11 000 m?/s 


MHQ 
5170 


NNQ MQ 


NNQ (1894) 
357 640 1700 


das Monatsabflußmittel in den Monaten 


1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1! 12 
1240 1180 1410 1930 2550 2650 2480 2130 1810 1320 1140 1100 m?/s. 


Im wesentlichen umfaßt das Freiluftstromwerk als Buch- 

tenwerk: 

linksufrig: eine Wehrschleusenanlage mit 2 Kammern, je 
eine für Berg- und Talfahrt, 

anschließend in der Mitte: eine Wehranlage mit 5 Haken- 
doppelschützen von je 30 m Weite, 14,5..15,5 m Ge- 
samthöhe, und 7,5 m breiten Zwischenpfeilern, 

rechtsufrig: das Freiluftkraftwerk für 2000 m3/s Ausbauwas- 
sermenge und 9,5 m Fallhöhe (bei MW) mit 8 vertikalen 
Maschinen-Sätzen zu je 25 MVA bei n = 71,4 cos ọ 
= 0,8, Kaplanturbinen Laufraddhm. 6,5 m, Schirm- 
generatoren Außendchm. 12,0 m, Aggregatabstand 21 
bis 22 m. A.K. Strobel. 


Le ferrovie italiane dello stato (Die italienischen Staats- 
eisenbahnen). Herausg.: Italienisches Transportministerium. 
52 S., Kunstdruckpapier, zahlr. B. u. Taf., z. T. farbig, For- 
mat 21X30 cm. Preis L it. 200, —. 

Die Generaldirektion der italienischen Staatseisenbahnen 
gibt in dem reich bebilderten Heft einen Uberblick über 


154 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 6 


15. März 1950 


die Zerstörungen durch den Krieg und den Wiederaufbau seit 
dem Kriegsende. 

Die vorhandenen Anlagen des Jahres 1939 werden je- 
. weils mit dem Index 100 bezeichnet. Im folgenden werden 
für die verschiedenen Gebiete die Vergleichsziffern für 1945 
(erste Zahl) und für 1949 (zweite Zahl) gegeben: Schienen 
75/97, Brücken 68'90, Gebäude 53/97, Wohnhäuser 58/108, 
Tunnel 49/99,5, Fernsprecheinrichtungen 49/97, Signalwesen 
60/80, Erzeugung und Verbrauc elektrjscher Energie 55/81, 
elektrifizierte Strecken 10/99, Fährschiffe 16/101, Dampfloko- 
motiven 33/94, Dieseltriebwagen 14/75, ‚elektrische Trieb- 
wagen 18/80, Personenwagen 10/68, Güterwagen 48/83. 

Das Büchlein beweist mit seinen zahlreichen Bildern 
nicht nur die Neubauten der Staatseisenbahnen, sondern stellt 
durch die Wiedergabe von vielen landschaftlichen Schön- 
heiten einen Anreiz zum Besuch Italiens dar. BV 


DK 62:74 
Die maschinentechnischen Bauformen und das Skizzieren in 
Perspektive. Von C. Volk. 9., unveränd. Aufl. Mit 100 Skiz- 
zen, VI u. 50 S., Format 8°. Springer-Verlag, Berlin 1949. 
Classen, Essen 1949/50, Preis Halbl. DM 9,80, ganz Kunstb. 
u. Kunstdr.-Pap. DM 16,00. 

Das Büchlein gibt eine sehr gute und allgemein ver- 
ständliche Anleitung zum Herstellen von Aufbauskizzen, die 
überall da notwendig sind, wo es sich darum handelt, dem 
Beschauer rasch das Wesentliche eines räumlichen Zusam- 
menhanges (z. B. bei Maschinenteilen, Balkenverbindungen 
usw.) klar zu machen. Ohne lange und ermüdende theore- 
tische Erörterungen wird eine Summe von einfachen Vor- 
schriften darüber gegeben. Es werden also keine weitschwei- 


figen und tiefen geometrischen Gesetze vorausgesetzt oder- 


verwendet, sondern einfache, durchsichtige und für den 
Zweck einer freihändigen Skizze genügende Entstehungs- 
regeln angegeben. An Hand von 100 sehr eindrucksvollen 
und anschaulichen Entstehungsskizzen wird der Skizziervor- 
gang beschrieben, den speziell der konstruierende Ingenieur 
beim Entwerfen beherrschen muß. Gleichzeitig damit wird 
eine Anleitung über das Zusammensetzen der einfachsten 
Bauformen zu Bauteilen und Maschinen gegeben sowie über 
Schnitte und Durchdringungen von solchen. Die gewählten 
Beispiele und Skizzen werden durch Hinweise auf die Ver- 
wendung in der Praxis besonders wertvoll. Am Schluß sind 
in einem sehr kurzen theoretischen Anhang die geometri- 
schen Grundlagen zusammengestellt, die dem Abbildungs- 
vorgang zugrunde liegen, nach dem alle Skizzen des Büch- 
leins entstanden sind. 
Das Büchlein kann vor allem den Studierenden der tech- 
nischen Lehranstalten empfohlen werden. 
Jakobi 


DK 025.45 : 621.3 
Die Dezimalklassifikation für Elektrizitätswerke und die 
Elektroindustrie. Zusammengestellt von W. Mikula- 
s c hek. 108 S., Format DIN A 4. Herausgegeben vom Schwei- 
zerischen Elektrotechnischen Verein, Zürich 1950. 

Über die Vorteile der Dezimalklassifikation braudit 
hier kein Wort verloren zu werden, sie sind jedem bekannt, 
der sich mit wissenschaftlicher Literatur zu beschäftigen hat. 
Leider sind in Deutschland z. Zt. keine Verzeichnisse der 
DK-Ziffern erhältlich. Auch aus diesem Grunde muß man die 
Zusammenstellung der elektrotechnischen DK-Zahlen durch 
W. Mikulaschek im Auftrage des Schweizerischen 
Elektrotechnischen Vereins begrüßen. Der Band enthält einen 
Nachdruck der allgemeinen Einführung in die DK mit An- 
wendungsbeispielen, eine kurze Zusammenfassung der wich- 
tigsten Zahlen aus anderen Fachgebieten, die den Elektro- 
techniker interessieren könnten (vor allem aus der Physik) 
und schließlich eine vollständige Wiedergabe der Gruppe 
621.3 (Elektrotechnik) unter Einarbeitung der bislang nur 
getrennt vorhandenen „Ergänzungen zur 9. Lieferung (1944)". 
Hierdurch wird zugleich ein Nachteil der DK -— zumindest 
vorübergehend — abgeschwächt, nämlich ihre zeitliche Nach- 
eilung hinter dem tatsächlichen Stande der technischen Ent- 
wicklung. 

Den Schluß dieser Ausgabe bildet ein recht umfang- 
reiches Stichwortverzeichnis, das erfahrungsgemäß die Be- 
nutzung der DK sehr erleichtern kann. Der Band ist nach 
einem Rotaprintverfahren in sauberer Perlschrift auf vorzüg- 
lichem Papier gedruckt, das auch für häufige Benutzung stra- 
pazierfähig genug ist. B. Vollrath 


DK 62:87 


Humor in der Technik. Herausgeg. von W. Dorn und K 
Lütgen, „vulkanisiert" von Dr. W. Classen. Mit VN 
u. 328 S., 110 B., Format 19X24 cm. Vulkan-Verlag Dr. W 
Classen, Essen 1949/50. Preis Halbl. DM 9,80, Kunstid 
DM 16,—. 

Das Buch enthält 
Anekdoten, 
zahlreichen Karikaturen aus dem Reich der Technik”, Den 
Herausgebern und dem Verlag gebührt Dank dafür, daß sıe 
sich erstmals an die Sammlung und Veröffentlichung tech- 
nischen Humors herangewagt haben und das Buch druk- 
technisch so gut (auch in der billigeren Ausgabe) ausstatte- 
ten. Die Aufforderung an alle Techniker, gute Beispiel: 
technishen Humors an den Verlag zu ’senden, sei hiermi! 
weitergegeben, die Herausgabe eines zweiten Bandes ist 
nämlich geplant. Bei diesem zweiten Band sollten die Her- 
ausgeber etwas schärfer die Spreu vom Weizen scheiden: 
Weniger wäre in diesem Falle Mehr gewesen! 

Die Geschichten und Anekdoten sind etwa nach den 
Fachgebieten geordnet, alle Ingenieure finden ‚ihr Teil und 


„heitere Geschichten, unterhaltsame 


dem hübschen Bande greifen. G. H. Winkler 


- 
m — 


Eingänge 


(Ausführlihe Besprechung vorbehalten.) 


Zahlentafel und Schaubilder aus der Wärmetechnik. Von K Beck. #S 
zahlr. B. u. Taf., Format 13,5 • 20 cm. Carl Marhold Verlagsbuchhant: 
lung, Halle (Saale) 1949. Preis geh. DM 4,40. 


Friedrich Wöhler. Von J. Valentin. 178 S, 10 B., 1 Taf., Forms! 
12.5 «+ 20,5 cm. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH., Stuttgart 1959 
Preis Halbl. DM 7,80. 


Handbuch des Transformatorenbaus. Von W. Kehse. 380 S., 381 B. v 
Taf., Format 17 -25 cm. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1950. Preis geh. 
DM 54, —, geb. DM 57,50. 


Industrial Electronics Reference Book. Von Ingenieuren der Westinghouse 
Electric Corp. 680 S., zahlr. B. u. Taf., Format 21 «29,5 cm. John Wie. 
& Sons, Inc., New York 1948, Preis geb. US $ 8,50. 


Die komplexe Berechnung von Wechselstromscaltungen. Von H. H 
Meinke. (Slg. Göschen Bd. 1156.) 160 S., 114 B., Format 10-16 m 
Walter de Gruyter & Co., Berlin 1949. Preis geh. DM 2,40. 


Signale und Kennzeichen der Deutschen Reichsbahn. Für Prüfung vur! 
Praxis. Von A. Neumann. 162 S., zahir. B., Format 14-10 cm. Ca: 
Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle (Saale) 1950. Preis geb DM 5.—. 


Die Messung von elektrischen Spannungen und Strömen aller Art. Vrn 
H. Laporte. (Taschb. d. prakt. Physik f. Naturwiss. u. Ing., Bd. ? 
149 S, 199 B., Format 11-17 cm. Verlag von Wilhelm Knapp, Halir 
(Saale) 1950. Preis geh. DM 5,20. 


Berichtigungen l 


In der Arbeit „Die Kapazität von Mehrleitersystemen. 
kapazitive Beeinflussung von Fremdleitern”, ETZ 71 (1950) 
H. 3, hat sich im Zahlenbeispiel auf S. 65 links unten ein 
Rechenfehler eingeschlichen; es muß heißen: in D/a = 23 
(nicht 23). Die berichtigten Werte lauten dann: 

Pk =~ 370 V bei Normalbetrieb, p k => 1800 V bei gestör 
tem Betrieb. Bei 60 m Entfernung ergeben sich für das Stör 
potential 182 V bzw. 450 V. 

“Krefeld, 16. Febr, 1950 E. K}uss 

Im Aufsatz „Uber die Belastbarkeit von Kabelstrecken’ 
in H. 3 der ETZ d. Js., S. 55 ff., ist die mehrfach vorkommend: 
Einheitenangabe ° C/W zu ändern in: °C cm/W. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 
Dr.-Ing. Hans Fricke, Braunschweig, Schunterstr. 6 
Dr.-Ing. Wilhelm Ostendorf, Brown, Boveri & Cie. AG., Mannhe.ı 
Dr.-Ing. Willy C. Sanner, Berlin-Lidterfelde-West, Ruthner Weg Y 
Dr.-Ing. Hans-Jürgen Schrader, Braunschweig, Gliesmaroder Str. 5" 


Abschluß des Heftes: 7. März 1950 


Schriftlleitung: G.H. Winkler (für den Inhalt verantwortlih) und K A 
Eqerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine persön- 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppertal- 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. I1! 
Postfach 667. Fernruf: 37959. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH, wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag, für N.’ 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Kuriositäten, Satiren in Vers und Prosa mit 


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| = £ Z 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT sundheitl, Gefährdg. dch. zerbrochene Fluoreszenzlampen? 176 — 
e g Die Eriindung de Voltaschen Säule. Zum Gedächtnis einer großen Berechnung v. Beleucht.-Anl. m, linienförmigen Lichtquellen 176 — 
eo Entdeckung vor 150 Jahren. H. Schimank, 15 Drahtlose Dezimeterverbindg. Frankreih—Korsika. 176. — Flugsiche- 
Frequenz- u. Temperaturiehler-Kompensation bei Ferraris-Meßwerken rung im Luftbrückenverkehr. 176 — Vektor-Leistungsfaktor in un- 
y mit mechanischem Gegenmoment. H.-J. Wichmann. 161 symmetr, belastet. Drehstr.-Systemen. 177 — Die Wirbelstrom- 
= Technoklimatische Grundlagenforschung. E. Reichel. 164 anomalie in ferromagnet, Blechen. 177 — Abhängigk. d. Permeabili- 
Uber die zweckmäßigste Schaltart von Kurzschlußstrom-Begrenzungs- tät magnet. weicher Werkstoffe v. d. Art d. Entmagnetisierung. 178 — 
i drosselspulen im Kreise der Ausgleichswicklung von Transforma- Elektromech. Reinigung v. Metalloberflâchen. 178 — Kurznachrichten: 
F l toren. H. Rösch- 165 Münchener Elektromesse — Preisausschreiben — Sterilisieren v. Le- 
> Eine hochkonstante Meßspannungsquelle, H. Helke. 171 bensmitteln — Jubiläum d. Zeitschr, „‚Kunststöffe‘‘ 178 
= Rundschau Verschiedenes 
y Anlaufeigensch. v, Drehstrommotoien u. ihr Einfluß a. d. Motoren- VDE: Bezug der VDE-Vorsüriften. 179 =— Unvorschriftsmäßige Lei- 
größe i. d. Landwirtisch. 170 — Gedanken über d. Eingliederung d. tungsschutzsicherungen, 179 
Technik ins Menschenleben 172 — Korrosionsermüdungsbrühe in Sitzungskalender: 179 
Kraftwerksdampfleitungen. 173 — Auffinden v. Temperaturerhöhun- Persönliches: W. Glaser. — Jubiläum. 179 
in Freileitg. m. Hilfe d. Bolometers. 173 — Britische Freileit.- Buchbesprechungen: M. Hartmann: D. philosoph. Grundlagen d. 
orschriften. 173 — Gleichstromgenerat. f. Windkraftwerke. 174 — Naturwiss. 179 — H. Blaschke: Schaltg. u. Bemess, v. Sam- 
Umgekehrt arbeitende Leonardschaltg f. Windkraftwerke. 1M — melschienen elektr. Anlagen. 180 — W. Klein: Trägerfrequenz- 
Methode z. Messung strömender Medien in Rohrleit. mitt. Röntgen- technik. 180 — H. U. Rauhut: Werkstoff-Ratgeber. 180 
o. Gammastrahblen. 175 — Millivoltmeter f. d. Frequenzbereich Eingänge: 180 
1000 .„.. 30.10° Hz, 175 — Beleuchtg. dh. Leuchtdecken. 175 — Gé- Berichtigung: 180 


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 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg, Heft 7 


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Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Die Erfindung der Voltaschen Säule. 


Wuppertal, 1. April 1950 


Heft 7 


Zum Gedächtnis einer großen Entdeckung vor 150 Jahren. 


Von Hans Schimank, Hamburg 


„Nach einem langen Schweigen, das zu entschuldi- 
gen ich nicht versuchen will, habe ich die Freude, Ihnen 
und der Königlichen Gesellschaft einige auffallende Er- 
gebnisse mitzuteilen, zu denen ich im Verfolg meiner 
Untersuchungen über diejenige Elektrizität gelangt bin, 
die durch die bloße gegenseitige Berührung verschie- 
denartiger Metalle und selbst anderer, von einander 
verschiedener Leiter erregt wird, flüssiger sowohl wie 
solher, die nur dem Anteil von Feuchtigkeit, den sie 
enthalten, ihre Leitfähigkeit verdanken." 

Mit diesen Worten beginnt 
eine denkwürdige, in der Ge- 
schichte der Elektrizität epo- 
chemachende Abhandlung, die 
Alessandro Volta in 

E Form eines Briefes, datiert aus 
Como, den 20. März 1800, an 
Sir Joseph Banks, den 
Präsidenten der Royal Society 
in London, sandte. Sie wurde 
in einer Sitzung dieser Gesell- 
schaft am 26. Juni verlesen und 
im zweiten Band der Philoso- 
phical Transactions vom Jahre 
1800 unter dem Titel „On the 
electricity excited by the mere 
contact of conducting substan- 
ces of different kinds” abge- 
druckt. Schon vor der Veröf- 
fentlihung dieses in franzö- 
wsisher Sprache abgefaßten 
Schreibens waren Nachrichten 
über seinen Inhalt an die Of- 
fentlihkeit gelangt und hatten 
ällgemeine Aufmerksamkeit 
erregt. Die Versuche, an deren 
Ergebnissen nicht zu zweifeln 
war—bürgte doch allein schon 
ler Name Voltas für die Sorg- 
alt ihrer Durchführung — - 
wurden vielerorts wiederholt 
und bestätigt. Das Aufsehen, 
las sie damals erregten, läßt 
ih wohl nur mit demjenigen 
vergleichen, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Bericht 
vonHeinr. Hertz „Über Strahlen elektrischer Kraft“ oder 
Wilhelm Conrad Röntgens Mitteilung „Uber eine 
wue Art von Strahlen” hervorriefen. Ähnlich wie die Auf- 
ellung des Planckschen Strahlungsgesetzes an der Wende 
ses 19. Jahrhunderts zum 20. bildete auch die Erfindung des 
Säulenapparates nicht nur den triumphalen Abschluß lang- 
äariger zielbewußter Forschungen. Sie wurde zugleich zum 
Wgangspunkt neuer, unvorhergesehener Entwicklungen 
ind eröffnete den Weg in unbetretene Gebiete der physiko- 
Nemischen Wissenschaften. 
Wer aber war dieser Alessandro Volta und wie 
i er zu solchen überraschenden Erfindungen und Entdek- 


° 18. 2. 1745 


Alessandro Volta 


(Aus der Bildnis-Sammlung des Deutschen Museums, München) 


DK 621.352 (091) 


kungen gelangt? Wie kann man vor allem wenigsiens den 
Mann selbst einer Generation lebendig vor Augen stellen, 
von der nicht einmal alle wissen, daß sich die Bezeichnung 
der elektrischen Spannungseinheit, des Volt, von seinem 
Namen herleitet? Ja, wenn man ihn vors Mikrophon holen 
oder einen Reporter zu ihm schicken könnte, der ihn inter- 
viewt und uns — vielleicht ein wenig karrikierend — über 
seine bisherigen Leistungen, sein Aussehen und sein Geha- 
ben berichtet! Aber besitzen wir denn nicht die Nieder- 
schrift solcher Interviews? Hat nicht Deutschlands geistvoll- 
ster Journalist zu Ausgang des 
18. Jahrhunderts, hat nicht 
Georg ChristophLlich- 
tenberg sie uns hinterlas- 
sen? Hören wir doch, was die- 
ser Göttinger Physikprofessor, 
der Entdecker der elektrischen 
Staubfiguren!, im Februar 1785 
an den Konsistorialsekretär 
Franz Ferdinand Wolff 
in Hannover als „Miscella von 
Volta” zu berichten weiß. 

„ Volta“, so schreibt er, „ist 
aus Como gebürtig. Er mag. 
ein Edelmann sein, aber in 
Como gibts Edelleute, die mit 
Murmeltieren herumziehen. 
Jetzt und schon seit geraumer 
Zeit ist er Professor der Physik 
zu Pavia, wo die Professoren 
ein halbes Jahr und darüber 
Ferien bei 1000 Dukaten Besol- 
dung haben. Diese und die Fe- 
rien wendet dann der wirklich 
große Mann an, Gelehrte und 
Sachen kennen zu lernen. Der 
Erfinder des Elektrophors 
ist er eigentlich nicht, ... (das 
ist Johann Carl) Wilke, der 
alles schon 1762 beschrieben 
hat. Nur betrachtete Wilke 
sein Instrument, das aus Glas 
war und vertikal stand, mit 
zwei beweglichen Belegungen, 
bloß als einen Apparat zu einem einzelnen Versuch. Volta 
machte eine elektrische Maschine daraus und nahm Harz. 
... Von dem Kondensator ist er ganz der Erfinder. Von dem 
Elektrometer — aber ohne den metallenen Boden — ist Ca- 
vallo der Erfinder; den metallenen Boden hat Volta hinzu- 


15. 3. 1827 


getan, soviel ich weiß. .. . Eine seiner besten Schriften ist 
die Sur les capacités des conducteurs (über die Kapazität 
der Konduktoren). .. .. Er ist ein wahrer Denker und dabei 


ein, schöner, einnehmender Mann, ein rechtes Reibzeug für 
die Damen, dabei am rechten Ort höchst lustig, und drückt 
sich vortrefflich aus. Er disputiert heftig, flucht bei seinen 
= 1G. H, Winkler: 


Die Entdeckung der Lichtenbergschen Figuren. 
ETZ 48 (1927) S. 1890. 


156 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 7 1. April 1950 


Versuchen, wenn sie nicht gehen wollen, und lächelt unbe- 
schreiblich angenehm, wenn es gut geht. Er ist schwerlich 
über 45 Jahre alt?. Er hat auch ein 'Eudiometer beschrieben, 
wobei die Güte der Luft vermittels beigemischter und her- 
nach abgebrannter inflammabler Luft (Wasserstoff) erforscht 
wird." 

Volta war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, deren 
Charme sich niemand zu entziehen vermochte, der in persön- 
liche Berührung mit ihm kam. ‚Ein rascher und durchdringen- 
der Verstand, große und treffende Ideen, ein einnehmender 
und aufrichtiger Charakter‘, sind die hervorstechenden 


Eigenschaften, die François Arago an seinem berühm- 


ten akademischen Kollegen zu rühmen weiß, einem Manne 
der darüber hinaus „im höchsten Grade zwei selten vereinigte 
Eigenschaften (besaß): einen schöpferischen Geist und einen 
praktischen Sinn.” Von hoher Gestalt und mit edel geform- 
ten Zügen, die an die Köpfe auf antiken Gemmen erinnern, 
war Volta schon rein äußerlich eine Erscheinung, die die 
Blicke auf sich zog. Der ganze Zauber seines Wesens ent- 
faltete sich aber erst, wenn dieser „Raisonneur ohne glei- 
chen” sih im Gespräch erwärmte, von einer Erscheinung 
angezogen oder durch eine überraschende Versuchsanord- 
nung gefesselt ward. Dann vergaß er alles um sich her, über- 
ließ sih mit beinahe kindliher Unbekümmertheit dem 
Strome seiner Einfälle, und sein Geist begann wahrhaft Fun- 
ken zu sprühen. Seine Zeitgenossen bewunderten ihn vor 
allem als den Experimentator auf dem Gebiete der Elek- 
trizitätslehre, als Erfinder der „elektrischen Lampe‘, d. h. 
eines durch den Funken des Elektrophors entzündeten Was- 
serstoff-Feuerzeugs, der „elektrischen Pistole”, des Stroh- 
halmelektroskops, des „elettroforo perpetuo“ und des Kon- 
densators, mittels dessen sich „die allerschwächste natür- 
liche oder künstliche Elektrizität deutlich nachweisbar ma- 
chen läßt’. Volta ist aber auch der erste gewesen, der vor 
Charles und Gay Lussac die Wärmeausdehnung der 
Luft und des Wasserdampfs exakt bestimmte und darauf hin- 
wies, daß nur trockene Luft und -—— modern ausgedrückt — 
“überhitzter Wasserdampf einen konstanten, und zwar den 
gleichen Ausdehnungskoeffizienten besitzen. 

Diesem Manne, der sich in den achtziger Jahren des 
achtzehnten Jahrhunderts vorwiegend mit Fragen der at- 
mosphärischen Elektrizität beschäftigt hatte, ohne auf die- 
sem schwierigen Gebiete bemerkenswerte Fortschritte zu 


erzielen, — er hatte die experimentellen Hilfsmittel ledig- 
lich durch die Einführung des Flammenkollektors bereichern 
können, — diesem Manne, der trotz aller geistigen Beweg- 


lichkeit starrer Anhänger der Franklinschen unitarischen 
Theorie? geblieben war, bot sich im letzten Jahrzehnt des 
18. Jahrhunderts seine große Chance dar. 

Der Professor der praktischen Anatomie an der Univer- 
sität Bologna, Aloisio Luigi Galvani, war durch 
einen seiner Mitarbeiter eines Tages auf Zuckungen eines 
präparierten Froschschenkels aufmerksam gemacht worden, 
die anscheinend immer dann erfolgten, wenn einer in der 
Nähe stehenden Elektrisiermaschine Funken entlockt wur- 
den. Die Zuckungen, die heftigen tonischen Krämpfen gli- 
chen, traten unter diesen Bedingungen jedoch nur auf, wenn 
man mit der Spitze des Skalpells, des Seziermessers, die 
innern Schenkelnerven des Frosches berührte. Einem Physi- 
ker — sagen wir getrost: Volta selber — wäre diese Erschei- 
nung schwerlich als besonders bemerkenswert erschienen. 
Er hätte sie sich als Folgewirkung des scgenannten elektri- 
schen Ruckschlages, als eine Influenzwirkung also, gedeutet 
und sich bei dieser Erklärung beruhigt. Nicht so Galvani, der 
glücklicherweise keine so gediegenen Kenntnisse auf dem 
Gebiete der Elektrizitätslehre besaß. 

Er untersuchte daher den Vorgang mit vieler Gründlich- 
keit und wurde so weiterhin auf die Frage geführt, ob die 
atmosphärische Elektrizität wohl die gleichen Erscheinungen 


? Volta war damals erst 40 Jahre alt. Er wurde am 18. Februar 1745 
im Como geboren und starb cbendort am 5. Marz 1827. 

Franklin nahm im Gegensatz zur spateten Symmerschen 
Zwer-Flu:dontheonie nar die Existenz eines einzigen elektrischen Flui- 
dums an, 


an präparierten Froschschenkeln hervorzurufen vermöge wie 
die künstlich erregte der Elektrisiermaschine. Nachdem er 
„die Kräfte der künstlichen Elektrizität bei der Muskelbewc- 
gung” studiert hatte, wandte er sich nun der Untersuchung 


über „die Kräfte der atmosphärischen Elektrizität bei der 


Muskelbewegung" zu. Beim Auftreten von Gewittern äußer- 
ten sie sich durch Muskelzuckungen in unverkennbarer Wei- 
se. Bei ruhigem und heiteren Himmel traten sie jedoch nur 
schwach und selten auf. „Des langen Wartens müde, bog 


' und drückte (nun Galvani) die metallenen Haken, mit denen 


das Rückenmark (der Frösche) durchstohen war, an das 
eiserne Geländer‘, über das er die Froschschenkel im Freien 
gehängt hatte, und beobachtete dabei in einigen Fällen zwar 
„Zusammenziehungen, aber keine in Rücksicht auf den ver- 
schiedenen Zustand der Atmosphäre und ihrer Elektrizitat.” 

Es ist bezeichnend für Galvani als Forscher, daß er an 
diesem wahrhaft kritishen Punkte seiner Untersuchungen 
nicht innehielt, sondern sie weiterführte. Da er die erwahn- 
ten Muskelzusammenziehungen bisher nur in freier Lu!! 
wahrgenommen hatte, so fehlte, wie er selbst berichtet, nür 
„wenig, daß ich nicht sole Zusammenziehungen der at- 


mosphärischen Elektrizität zugeschrieben hätte, die in das 


Tier strömt, sich in demselben häuft und sich durch die Be- 
rührung des Hakens mit dem eisernen Geländer entlade:t. 
Aber wie leicht betrügen wir uns nicht in Versuchen! Was 
wir zu sehen und zu finden wünschen, das glauben wir nur 
zu oft gesehen und gefunden zu haben.“ 

Und nun ereignet sich alsbald das wissenschaftspsycdho- 
logisch interessante Schauspiel, daß derselbe Mann, der diest 
Warnung vor wissenschaftliher Selbsttäuschung ausspridh! 
und in dem einen wesentlichen Falle sie befolgt, in einem 
zweiten, gleich wesentlichen wider sie verstößt. Galvani br- 
obachtet weiter, registriert sorgfältig die Einzelheiten ds: 
Erscheinungen und sucht sie mit Hilfe einer geeigneten Ar: 


nahme einheitlich zu deuten. Dabei geschieht es nun, da! 


ihm, dem Arzte und Physiologen, bei der Bewertung d: 
Versuchsbedingungen ein Irrtum unterläuft. Unzweifeiha' 
fest steht ihm, daß es sich um eine elektrische Wirkung har 
delt, wenn die Muskeln des Frosches oder anderer Tiere db. 
seinen Versuchen sich zusammenziehen. Woher aber stamm: 
die Elektrizität, deren Strömen die Kontraktionen bewirk' 
Es ist verständlich, daß der Anatom sie gern im Bereich de: 
Organisch-Anatomierbaren suchen und finden möchte, d:. 
er sieht, was er zu sehen wünscht, und sich durch ein „oh: 
qefähr” zu einer auf mehr als schwankem Grunde ruhenne: 
Analogie verleiten läßt. 


„Da ich einen Frosch in ein geschlossenes Zimmer ce 
bracht, denselben auf eine eiserne Scheibe gelegt und ds. 
in das Rückenmark gesenkten Haken dem Eisen genäb 
hatte”, fährt Galvani in seinem Berichte fort, „so erschien: 
die nämlichen Bewegungen, die nämlichen Zusammenzieh.r. 
gen (wie im Freien). Ich versuchte nun allsogleich das na: 
liche mit anderen Metallen, an verschiedenen Orten, zu ı«e. 
schiedenen Stunden und Tagen, aber der Erfolg war imm: 
derselbe, außer daß die Zusammenziehungen nach der Ve. 
schiedenheit der Metalle auch verschieden waren, mit es 
gen nämlich heftiger, mit anderen schwäcer. Mir fiels n. 
also ein, auch andere, wenig oder garnicht leitende Ko:p: 
als da sind: Glas, Gummi, Harz, Stein, trokenes Holz vs. 
zu diesen Versuchen anzuwenden. Es gelang uns aber n:i: 
und wir sahen keine Bewegungen und Zusammenziehun:i: 
in den Muskeln. Über solch einen Umstand verwunderten 
uns nicht wenig, und begannen an eine dem Tiere selbst b. 
wohnende Elektrizität zu denken. In beidem bestärkte ù 
die zufällige Wahrnehmung einer Art von Strömung, die w- 
rend des (fraglichen) Vorgangs ein allerfeinstes Nerv:: 
fluidum von den Nerven zu den Muskeln hin vollführt. .: 
die dem Strömen der Elektrizität ähnelte, wie es bei der L. 
dener Flasche auftritt.” 


Damit war die Hypothese einer im Organismus an“: 
tenden, besonderen ‚tierischen‘ Elektrizität zum ersten \' 
le ausgesprochen. Das Vorhandensein einer soldhen E!c\ 
zität sah Galvani nach Abschluß seiner Untersuchunacn : 


1. April 1950 


sicher erwiesen an und vermutete den Ort ihrer Entstehung 
im Gehirn. „Wir glauben, so faßte er seine Ansicht darüber 
zusammen, „daß das elektrische Fluidum durch eine Kraft 
des Gehirns bereitet und wahrscheinlich aus dem Blute ent- 
wickelt wird und daß es in die Nerven eingeht und sie innen 
durchfließt, mögen sie hohl und leer sein oder, was wahr- 
scheinlicher ist, eine sehr flüchtige Lymphe oder ein ähn- 
liches, besonders feines Fluidum enthalten, welches... von 
der Gehirnrinde abgeschieden wird.” 

Die Mitteilung dieser Untersuchungen und Vermutun- 


gen erfolgte 1791 durch Galvanis „De viribus electricitatis 


n motu musculari commentarius” (Abhandlung über die 
Kräfte der Elektrizität bei der Muskelbewegung). Die Schrift, 
die zwei Jahre später auch ins Deutsche übersetzt wurde, 
erregte beträchtliches Aufsehen und gab den Anstoß zu wei- 
teren Versuchen und Erörterungen, an denen sich Gelehrte 
aus allen europäischen Staaten beteiligten. Auch Volta stand 
nicht zurück. Da ihm aber „die vornehmsten Versuche über 
wahre tierische, den Organen eigene und angeborene. Elek- 
trnzität so (wohl) bestätigt” schienen, daß daran schlechter- 
dings nicht mehr gezweifelt werden könne, hielt er es für das 
Wichtigste „die Qualität, Quantität und die Art” dieser Elek- 
tizität zu erforschen. „Die Untersuchung der Quantität oder 
cer Stärke derselben schien allem andern vorgehen zu müs- 
sen, (denn) was läßt sich Gutes, besonders in der Physik, 
kervorbringen, wenn nicht alles auf Maß und Grade berech- 
net ist? Wie lassen sich die Ursachen abwägen, wenn weder 
die Stärke noch die Menge oder der innere Gehalt der Wir- 
kungen bestimmt sind?” 

Von dieser Erwägung ausgehend unternahm er es, die 
durch Galvanis Veröffentlichung aufgeworfenen Fragen einer 
weiteren Klärung insbesondere nach der quantitativen Seite 


hin zuzuführen. Die Möglichkeit dazu bot ihm sein Konden- 


sator, und so konnte Volta bald schon nachweisen, daß es 
„eine beinahe unglaublich shwache Elektrizität” war, wel- 
che die Zusammenziehungen in den Beinen des Frosches be- 
wirkte. „Ein auf die (von Galvani angegebene) Art zuberei- 
teter Frosch stellt einen Elektrizitätsmesser dar, der unver- 
a.eichlich empfindlicher ist als jeder andere. Der Frosch un- 
teriäßt nie, sichtbare Zeichen auf eine Ladung der Leidener 
Flasche zu geben, die nicht (einmal) die feinsten Goldblätt- 
chen (voneinander) zu trennen vermag. 

Zahlreiche und vielfältig abgewandelte Versuche lehr- 
ten des weiteren, daß es garnicht erforderlich ist, eine lei- 
tende Verbindung zwischen Nerv und Muskel herzustellen, 
wie Galvani gemeint hatte. Nur die Nerven brauchen einer 
unmittelbaren Einwirkung des elektrishen Fluidums zu un- 
terliegen; die Zusammenziehung der Muskeln stellt sich als 
sekundäre Wirkung dann von selbst ein. Beim Anbringen 
der Belegungen an Muskeln unmittelbar vermag man zwar 
gieichfalls Zuckungen hervorzurufen, jedoch nur bei solchen 
Muskeln, die der Herrschaft des Willens unterliegen. Alle 
diese Versuche waren an den Gliedern anatomierter Tiere 
vorgenommen worden. Nachdem es so gelungen war „toni- 
she Bewegungen in Muskeln und Gliedern nicht bloß bei 
kleinen, sondern auch bei großen Tieren (zu) erlangen, und 
zwar ohne irgendeinen Nerven bloßzulegen, durch einfache 
Anlegung verschiedener Metalle auf die ihrer Hülle entklei- 
deten Muskeln’, blieb nachzuprüfen, ob sich nicht auch beim 
Menschen eine entsprechende Wirkung würde erzielen las- 
sen. Volta zweifelte nicht, daß dies an amputierten Glie- 
dern der Fall sein würde. Wie aber könnte man beim 
ganzen, lebenden Menschen verfahren? 

„Glücklicherweise“, so berichtet er, „verfiel ich darauf, 
daß wir an der Zunge einen nackten Muskel haben, der we- 
mgstens so dicker Hüllen entbehrt, wie sie den äußeren Kör- 
per bedecken, dabei einen höchst beweglichen und dem Wil- 
‚en unterworfenen Muskel. Hier, sagte ich mir, sind alle Be- 
dingungen erfüllt, um lebhafte Bewegungen zu erzeugen 
mittels des gewöhnlichen Kunstgriffs der Belegungen aus 
vershiedenen Metallen.” Versuche, wie sie bereits J. G. 
Sulzer 1760 angestellt, aber in völlig anderer Weise ge- 
deutet hatte, bestärkten Volta in einer Auffassung, die er 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 157 


-u 


sich inzwischen schon ..gebildet hatte, und die er in einem 
Briefe an den holländishen Physiker Martinus van- 
Marum* in die Worte zusammenfaßt: „verschiedene Me- 
talle, das ist das ganze Geheimnis.“ 

Das denkwürdige Schreiben vom 11. Oktober 1792, dem 
diese Stelle entnommen ist, enthält im wesentlichen schon 
all die grundlegenden Versuche, Anordnungen und Überle- 
gungen, die Volta dann im Verlaufe der folgenden vier Jahre 
ausbaute, verfeinerte und veröffentlichte und die schließlich 
durch die Erfindung des Säulenapparates und der Tassen- 
krone ihren Abschluß fanden. Schon damals hatte Volta 
erkannt, daß die Benutzung zweier verschiedener Metalle 
eine Hauptbedingung für das Gelingen der Versuche dar- 
stellt, hatte sich davon überzeugt, daß die gleichen Ge- 
schmacksempfindungen, die durch den Metallkontakt her- 
vorgerufen werden, auch durch stille Entladung der Elektri- 
zität einer Elektrisiermaschine sich erregen lassen, und hatte 
sich so davon überzeugt, daß man es bei den untersuchten 
Vorgängen in der Tat mit Wirkungen der „courants électri- 
ques”, der elektrischen Ströme zu tun hat. Zu bedenken sei 
auch, so führte er dann weiterhin aus, „daß die Menge des 
elektrischen Fluidums, das vermittels dieser verschieden- 
artigen Belegungen in Bewegung gesetzt wird, keine geringe 
ist, wie man sich vielleicht einbilden könnte. Sie ist im Ge- 
genteil eine recht beträchtliche, wenn man sie nach der auf 
der Zunge hervorgerufenen Wirkung beurteilt und nach der 
Menge des gleichen Fluidums, die man diesem Organ von 
der Elektrisiermaschine her zuführen muß, um auf der Zunge 
eine gleich intensive saure oder alkalishe Geschmacks- 
empfindung hervorzurufen. Allerdings ist es zutreffend, daß 
in einem wie im andern Falle der Strom des Fluidums, so 
reichlich er Auch ist, so wenig Geschwindigkeit besitzt und 
so wenig Kraft und Spannung (tension) äußert, daß am 
Elektroskop nichts angezeigt wird, und daß er durch schlechte 
Leiter unschwer aufgehalten werden kann." 

Gleichsam als Nebenprodukt dieser Bemühungen hatte 
sich dabei die Erkenntnis ergeben, daß je nach der Art des 
Nerven, den man dem galvanischen Reize aussetzt, die aus- 
gelöste Wirkung eine für den betreffenden Nerven spezifi- 
sche ist: sie kann sich das einemal als Innervation einer 
Muskelzusammenziehung äußern, das anderemal als Ge- 
schmacksempfindung. Im Verlauf gerade dieser physiologi- 
schen Untersuchungen bildete Volta auch schon die Aufbau- 
elemente für seine späteren Batterieformen aus, den Volta- 
schen Becher und den Plattentripel. 

„In einen Krug mit Wasser’, so beschreibt er sie, „lasse 
ich, getrennt voneinander, einen Zinnstreifen und einen Sil- 
berstreifen tauchen, die über das Gefäß hinausragen. Darauf 
bringe ich von zwei... . silbernen Löffeln den einen mit der 
Zungenoberfläche, den andern mit der Zungenspitze in Berüh- 
rung und lasse den ersten den Zinnstreifen, den zweiten 
den Silberstreifen berühren. (Nur wenn der Kontakt) mit 
allen beiden hergestellt ist, nımmt man an der Zungenspitze 
einen sauren Geschmack wahr. Dies ist sicherlich keine un- 
mittelbare Wirkung der beiden Belegungen, die ja beide 
aus Silber, in jeder Hinsicht gleichartig und (daher) .. . voll- 
kommen unwirksam sind. ... Der Antrieb, der das elektrische 
Fluidum zur Zirkulation veranlaßt, geht demnach bei dem 
fraglichen Versuch von den anderen, in das Wasser tauchen- 
den Streifen aus, oder anders ausgedrüct: das Fluidum tritt 
von dem Zinnstreifen ins Wasser über, begiebt sich dann zu 
dem gleichermaßen eingetauchten Silberstreifen, strömt von 
diesem in den Löffel, der die Zungenspitze berührt usw. 

Einen entsprechenden Versuch habe ich häufig ausge- 
führt, indem ich einen Zinn- und einen Silberstreifen mit 
einem nassen Stück Stoff oder Karton in Berührung brachte. 
Der Erfolg war stets der gleiche. Nur die Empfindung war 
entsprechend schwächer, wenn diese Substanzen weniger 
stark mit Wasser getränkt waren, und sie blieb aus, falls 
sie nicht naß, sondern nur (schwach) angefeuchtet waren. 

Damit ist der Gang der weiteren Untersuchungen eigent- 


“MartinusvanMarum, geb. den 20. März 1750 in Groningen, 
gest. am 26, Dezember 1837 in Harlem. 


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lich schon vorgezeichnet. Es gilt, festzustellen, welche Rolle 
die Verschiedenheit der benutzten Metalle spielt, welchen 
Einfluß die flüssigen Leiter auf den ganzen Vorgang haben, 
ob wechselnde Kombinationen zwischen zwei und mehr ver- 
schiedenen Metallen und zwei oder mehreren flüssigen Lei- 
tern die Wirkung .beeinflussen und ob etwa der bloße Me- 
tallkontakt als Ursache des dauernden Stromflusses anzuse- 
hen ist. Darüber hinaus erhebt sich schließlich noch die Frage, 
wie denn der Kontakt zweier in irgendeiner Weise von ein- 
ander verschiedener Metalle oder ihre Berührung mit Lei- 
tern zweiter Klasse ohne Mitwirkung einer Reibung oder 
eines Druckes die Strömung des elektrischen Fluidums dau- 
ernd aufrecht zu erhalten vermag. 

Die Mehrzahl dieser Probleme vermochte Volta im Ver- 
lauf der folgenden vier Jahre weitgehend zu klären. Nach 
ersten tastenden Versuchen noch im Laufe des Jahres 1792 
gelang es ihm 1793 erstmals eine Spannungsreihe aufzustel- 
len, die er dann ein Jahr später durch Einordnung des 
Graphits, der Holzkohle und gewisser Halbleiter, wie die 
Kiese und Glanze es sind, vervollständigte. Daß man durch 
eine Kombination von Zink und Kohle intensivere Muskel- 
kontraktionen oder Geschmacksempfindungen hervorrufen 
kann als durch das Exzitatorenpaar Zink und Silber war ihm 
übrigens schon 1792 bekannt. 

. Die wichtigsten Veröffentlichungen aus den Jahren 1796 
und 1797 sind Voltas Briefe an Gren in Halle, den Her- 
ausgeber des Neuen Journals der Physik, in denen er nadh- 
weist, unter welchen Bedingungen eine galvanische Kette 

wirksam wird. „Die Berührung verschiedener Leiter nämlich, 
besonders metallischer, die Kiese und andere Erze sowie die 


Holzkohle mit inbegriffen, die ich alle trockene Leiter oder ° 


Leiter der ersten Klasse nenne, die Berührung “dieser Leiter, 
sage ich, mit andern feuchten Leitern oder Leitern der zwei- 
ten Klasse, erschüttert, reizt oder erregt das elektrische 
Fluidum und gibt demselben einen gewissen Antrieb. Fragen 
sie noch nicht, wie dies geschieht. Es ist für jetzt genug, daß 
es geschieht und daß dies eine allgemeine Tatsache ist.” 
Volta zeigt nun, daß — modern ausgedrückt — in einem ge- 
schlossenen Stromkreise immer nur dann ein Strom zirku- 
liert, wenn die Summe der mit richtigem Vorzeichen genom- 
menen elektromotorischen Kräfte von Null verschieden ist. 
Er findet, daß „das ganze Geheimnis, die ganze Magie des 
Galvanismus‘ darin besteht, einen Kreis aus wenigstens drei 
verschiedenen Leitern zu bilden, was grundsätzlich auf drei 
verschiedene Arten möglich ist. Im ersten Falle muß die 
Kette aus zwei Leitern der ersten Klasse von verschiedener 
Art gebildet werden, „welche auf der einen Seite sich un- 


mittelbar berühren, auf der.anderh aber durch einen oder 


mehrere... Leiter der zweiten Klasse miteinander verbun- 
den sind.” Im zweiten Falle ist „ein einziges Metall, welches 
zwischen zwei unter sich verschiedene und miteinander ver- 
bundene feuchte Leiter gebracht ist”, erforderlich; im drit- 
ten Falle bedarf es dreier „Leiter der zweiten Klasse, die 
aber alle unter einander verschieden sind.” 


Grade die beiden letztgenannten Fälle ließen Volta zu 
der Annahme neigen, daß ‚die das elektrische Fluidum in Be- 
wegung setzende Aktion (nicht) von dem wechselseitigen 
Kontakt der beiden Metalle untereinander herzuleiten, (son- 
dern) in die Berührung eines jeden von ihnen mit den feuch- 
ten, oder den Leitern der zweiten Klasse” zu setzen sei. 
Diese Annahme verwarf er indessen wieder, als es ihm 
durch Benutzung seines Kondensators und bald noch deut- 
licher mittels des Nicholsonschen Duplikators, der Urform 
einer Influenzelektrisiermaschine, gelang, das Auftreten 
elektrischer Ladungen bei bloßer gegenseitiger Berührung 
zweier verschiedener Metalle nachzuweisen. Grade dieser, 
von Volta selbst als fundamental bezeichnete Versuch ward 
ihm Anlaß zur Aufstellung seiner Kontakthypothese der gal- 
vanischen Stromerzeugung, einer Theorie, die sich trotz viel- 
facher gegen sie gerichteter Angriffe bis zur Mitte des 19. 
Jahrhunderts behauptete und erst nach Anerkennung des 
Energieprinzips, mit dem sie unverträglich ist, zugunsten der 
chemischen Theorie der Stromerzeugung aufgegeben wurde. 


Als Volta 1797 den dritten seiner Briefe „Uber die durch 
den Kontakt ungleichartiger Leiter erregte Elektrizität” an 
Gren schrieb, war er fest davon überzeugt, daß es sich bei 
den Erscheinungen des Galvanismus5 nicht um die Wirkun- 
gen eines von der Elektrizität verschiedenen „galvanischen“ 
Fluidums, sondern um die einer durch Metallkontakt erzeug- 
ten Elektrizität handele. Es ist, so behauptet er, eine auf neu- 
artige und in bisher nicht näher erklärbarer Weise hervor- 
gerufene Elektrizität, „die gewissermaßen unter meiner Ju- 
risdiktion steht, und die man mir nicht verweigern wird, 
mit dem Namen Metallische Elektrizität zu bele- 
gen.“ Sollte aber trotz aller bisher beschriebenen Versuche 
jemand dennoch an der Identität des vermeintlichen galvani- 
schen Fluidums mit dem elektrischen zweifeln und auch den 
elektrischen Funken noch zu sehen verlangen, so sei er be- 
reit, selbst diesem Wunsche genugzutun. Es sei’ zu diesem 
Zwecke nämlich weiter nichts erforderlich, als mit Hilfe der 
durch den Kondensator verstärkten Kontaktelektrizität eine 
Leidener Flasche genügend hoch aufzuladen und dieser dann 
den Funken zu entlocken. 

Offenbar hat sich aber Volta selbst auch hiermit noch 
nicht zufrieden gegeben, sondern sich bemüht, eine Anord- 
nung zu ersinnen, die in ihrer Wirkung „einer Leidener Fla- 
sche oder vielmehr einer schwach geladenen elektrischen 
Batterie ähnlich ist, jedoch unaufhörlich wirkt und nach je- 
dem Schlage sich von selbst wieder auflädt.” Wir wissen, 
daß er dieses Ziel Ende 1799 erreicht hatte, obwohl in dem 
Briefe an Banks, dem die soeben angeführten Worte ent- 
nommen sind, eine nähere Zeitangabe ebensowenig gemacht 
wird wie eine Mitteilung darüber, auf welchem Wege Volta 
zur Erfindung seines Säulenapparates gelangte. Dies kann 
umsoweniger verwundern, als ja nur der Aufbau des Ge- 
ıätes als solches und die mit seiner Hilfe anzustellenden 
Versuche beschrieben werden sollten. Was die letzteren be- 
trifft, so ist es bezeichnend, wenn Volta von „einer großen 
Zahl leicht zu erfindender Versuche“ nur solche beschreibt, 
die sich auf die physiologischen Wirkungen des Stromes be- 
ziehen. Daß der Apparat „nicht nur Zusammenziehungen und 
Krämpfe in den Muskeln, mehr oder weniger heftige Konvui- 
sionen der Glieder, .... sondern auch die Organe des Ge- 
schmacks, des Gesichts, des Gehörs und des eigentlichen Ge- 
fühlssinnes" erregt, scheint ihm nämlich allein bemerkens- 
wert, und nur'mit Rücksicht auf diese Wirksamkeit ist neben- 
bei auch von ein, oder der anderen physikalischen Tatsache 
die Rede. Grade diejenigen Erscheinungen, die für die wei- 
tere Entwicklung der Lehre von der strömenden Elektrizität! 
die wichtigsten wurden, die chemischen und Wärmewirkun- 
gen des Stromes, werden mit keiner Silbe erwähnt. Volta. 
dessen großes Verdienst es gewesen war, die physikalische 
Wurzel der von Galvani beobachteten und beschriebenen 
Vorgänge bloßzulegen, hält paradoxerweise grade an der 
entscheidenden Stelle in der Weiterverfolgung dieses Weges 
inne, um seine Aufmerksamkeit nun fast ausschließlich der 
Betrachtung elektrophysiologischer Vorgänge zuzuwenden. 
Immer wieder drängt sich dieser Umstand in den Darlegun- 
gen seines Briefes an Banks hervor. Doch lassen wir ihn 
selbst sprechen. 


„Der Apparat, von dem ich spreche, . . . ist nichts als die 
Anordnung einer Anzahl von guten Leitern verschiedener 
Art, die in bestimmter Weise aufeinander folgen. Dreißig. 
vierzig, sechzig oder mehr Stücke von Kupfer oder besser 
Silber, von denen jedes auf ein Stück Zinn oder besser noth 
Zink gelegt ist, und eine gleich große Anzahl von Schichten 
Wasser oder irgend einer anderen Flüssigkeit, die besser 
leitet als gewöhnliches Wasser, beispielsweise Salzwasser. 
Lauge usw., oder Stücke von Pappe, Leder usw., die mit dic- 
sen Flüssigkeiten gut durchtränkt sind, diese Stücke zwischen 
jedes Paar oder jede Verbindung von zwei verschiedenen 
Metallen geschaltet, eine derartige Wedhselfolge in- stets 
gleicher Ordnung macht das neue Instrument aus. Diese Gc- 


® Die Bezeichnung „Galvanısmus’ an Stelle von .‚herischer Liekttz 
tat? ist von Volla in seinem zweiten Briete an Gien (August 17) ewm 
fuhrt worden. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 159 


rätschaft, die , . . sowohl ihrem Wesen .. wie ihrer Gestalt 
nah dem elektrischen Organ des Zitterrochens, des Zit- 
teraals usw. viel ähnlicher ist als der Leidener Flasche und 


den bekannten elektrischen Batterien, möchte ich ein künst- _ 


lihes elektrisches Organ nennen.” 


ETZ 588 


Der Säulenapparat®. 


Volta beschreibt nun des näheren, wie er eine Säule aus 
Platten von Silber, Messing oder Kupfer und solchen aus 


‚ Zinn oder Zink, jede von rund einem Zoll im Durchmesser, 


Ane pr F m 5 


und Scheiben aus Pappe, Leder oder ähnlichen Stoffen, die 
mit Wasser oder Salzlösungen getränkt werden, übereinan- 
derschichtet. Entsprechend seiner Metallkontakthyfothese 
beginnt er mit einem Paare- Silber—Zink, läßt darauf eine 
durhfeuchtete Pappscheibe folgen, nun wieder ein Metall- 
plattenpaar, eine Pappscheibe usw. und schließt die Anord- ' 
nung mit einem Paare Silber—Zink ab. Daß diese Verwen- 
dung von Metallpaaren zu Beginn und am Ende der Säule 
überflüssig ist, stellten 1801 — wohl unabhängig voneinan- 
der—Ritter,Pfaff,Gilbert,AchimvonArnim 
unddBoeckmann in Deutschland fest und gaben damit 
der Voltaschen Säule die seitdem übliche Aufbauform. Was 


ihre physiologische Wirksamkeit betrifft, so wies der Erfinder . 


selbst darauf hin, daß sich die Metallplatten nur in einigen 
Punkten zu berühren brauchen, „um einen mittelstarken 
elektrischen Strom frei durchgehen zu lassen, (daß) dies bei 
Flüssigkeiten oder mit Feuchtigkeit getränkten Körpern 
(aber) nicht der Fall ist, da diese weit weniger vollkommene 
Leiter sind und daher einer größerflächigen Berührung mit 
den Metallen und noch mehr miteinander bedürfen. ... Ubri- 
gens sind die Wirkungen des Apparates ..... umso fühl- 
barer, je höher die Temperatur der umgebenden Luft, des 
Wassers oder der feuchten Scheiben .. . ist, denn die Wärme 
madıt das Wasser besser leitend. Was diese Wirkung aber 
noch besser hervorbringt, sind fast alle Salze und besonders 
das gewöhnliche Salz.” 

An Stelle der Säule kann-man sich mit gleichem Erfolge 
auh abweichender Anordnungen bedienen, wie etwa der 
„lassenkrone”, die nur den Nachteil hat, wesentlich mehr 
Aufwand zu erfordern. Um sie zu verfertigen, nimmt man 


Die Tassenkrone®. 


eine Reihe von „Tassen oder Töpfen aus beliebigem Stoff, 
uur nicht aus Metall, hölzerne Näpfe, Muscheln, irdene Ge- 
fäße, noch besser gläserne — kleine Trinkgläser oder Becher 
sind am zweckmäßigsten, — die zur Hälfte mit reinem Was- 
ser oder vorteilhafter mit Salzwasser oder Lauge gefüllt 
sind. Man . . . bildet aus ihnen eine Art Kette mittels... me- 
tallener Bögen, von denen ... das Ende, welches in einen 
der Becher taucht aus Kupfer, ... das andere, welches in den 
folgenden Becher eintaucht, aus . . . Zink ist.” Der in die lei- 


* Des Bild wurde aus „Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften‘‘, 
Nr. 118, entnommen. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1900. 


tende Flüssigkeit tauchende Teil dieser Metallkombination 
soll etwa einen Quadratzoll groß, der übrige Teil darf be- 
liebig schmal sein, selbst ein einfacher Metalldraht genügt 
für diesen Zweck. Eine solche aus hinlänglich vielen Einzel- 
elementen aufgebaute Tassenkrone gibt recht schmerzhafte 
Schläge, wenn man je eine Hand in die erste bzw. die letzte 
Tasse der Reihe taucht. Bei entsprechend großer Zahl der 
Zellen „wird man sogar einen, allerdings viel schwächeren 
Schlag spüren, wenn man beide .. . Hände in ein einziges, 
ziemlich großes Becken mit Wasser taucht, in welchem (kurz- 
schließend) der erste und der letzte metallene Bogen enden, 
vorausgese’zt, daß (die) . . eingetauchten Hände mit diesen 
Bögen in Perührung oder ihnen ziemlich nahe kommen.” Es 
mag überraschend scheinen, daß der Strom den bequemen 
Weg durch die leitende Wassermasse des Verbindungsgefä- 
Bes verläßt, um den Körper der Versuchsperson zu durch- 
strömen. Wenn man aber bedenkt, daß der lebende Organis- 
mus im allgemeinen einen besseren Leiter darstellt als das 
reine Wasser, erkennt man leicht den Grund dafür. Da näm- 
lich „das elektrische Fluidum, wenn es in Masse unvollkom- 
mene und insbesondere feuchte Leiter durchdringen muß, 
sich gern über einen größeren Querschnitt verbreitet oder 
teilt, ja, sogar Umwege wählt, wenn es dort auf geringeren 
Widerstand trifft, .... so nimmt in unserem Falle nur ein 
Teil des elektrischen Stromes diesen neuen Weg durch die 
Versuchsperson . . . der andere, mehr oder weniger große 
geht durch das Wasser’ des Gefäßes.' 

Damit wäre der wesentliche Inhalt des Voltaschen 
Schreibens an Banks wiedergegeben. Abgesehen von den 
Erscheinungen der Wasserzersetzung, die Volta vermütlich 
wahrgenommen, aber nicht beachtet hat, sind in den soeben 
angeführten Bemerkungen die Ansatzpunkte zu mannigfachen 
Fragestellungen rein physikalischer Natur enthalten. Es 
wird immer wieder Verwunderung erregen, daß gerade der 
Physiker Volta diese Probleme nicht aufgriff. Die Erklärung 
dafür ist wohl in dem Umstande zu suchen, daß Volta jener 


'nun schon älteren Generation von Forschern angehörte, die 


sich vorwiegend mit Untersuchungen über Reibungs-, In- 
fluenz- und Pyroelektrizität beschäftigten. Die Erscheinungen 
der elektrishen Anziehung und Abstoßung, der Erschütte- 
rungsschlag der Leidener Flasche und der Vorgang der Fun- 
kenentladung fesselten vor allem ihre Aufmerksamkeit, und 
die Geräte, mit deren Hilfe sie dieses Geschehen messend zu 
verfolgen suchten, waren das Elektroskop und der Konden- 
sator. Als Volta sich an die Untersuchung der von Galvani 
wahrgenommenenen und beschriebenen Phänomene machte, 
war er sich schon bald darüber im klaren, daß er es hier mit 
Prozessen zu tun hatte, bei denen erstaunlich große Mengen 
von Elektrizität bei sehr niedrigen, elektroskopisch über- 
haupt nicht unmittelbar nachweisbaren Spannungen gelie- 
fert wurden. In seinen Briefen an van Marum spricht er 
dies deutlich aus. Offenbar kam es ihm aber garnicht oder 
nicht deutlich genug zum Bewußtsein, daß bei so veränderten 
Umständen andere Gruppen von Erscheinungen als die phy- 
siologischen oder . elektroskopischen Beachtung verdienten. 
| Er, der ohnehin zu einem gewissen Dogmatismus 
neigte, war geistig nicht mehr beweglich genug, 
um die Blickrichtung seiner Betrachtung zu än- 
dern. Deshalb vermochten nach Bekanntwerden 
der Voltashen Säule jüngere Forscher, die 


weniger voreingenommen oder anders geschult - 


waren als er, fast mühelos dort reiche Ernte zu 
halten, wo Volta achtlos vorübergegangen war. Die Car- 
lisle und Nicholson, Cruikshank und Wol- 
laston, Davy und Ritter begründeten noch 1800 und 
1801 die Elektrohemie, van Marum, Pfaff, Simon, 
Davy und Erman untersuchten die Wärmewirkungen des 
Stromes und bereiteten zugleich die Klärung derjenigen Be- 
griffe vor, deren sich Volta bediente, ohne sie näher zu um- 
reißen, der Begriffe von Spannung, Widerstand und Strom. 
Doc kehren wir zu Volta selbst zurück. Man kann seinen 
Brief vom 20. März 1800 als eine vorläufige Mitteilung be- 
trachten, die ihre Ergänzung finden mußte und fand in einem 


u ah TE en 


160 


Schreiben an Delametherie vom 18. Vendemiaire 10 


(2. Oktober 1801) und in den Darlegungen der Vorträge, die 
er in Gegenwart des Konsuls Bonaparte am 16.18.und21. 
Brumaire des gleichen Jahres (7., 9. und 12. November 1801) 
vor der physikalischen und mathematischen Klasse des Fran- 
zösischen Nationalinstituts hielt. Sachlih Neues findet man 
darin nicht, wohl aber erkennt man, auf welchem Wege Volta 
zur Erfindung seiner Säule gelangte. 


Bereits in dem dritten seiner Briefe an Gren hatte er 1797 
berichtet, daß die beim Kontakt zweier verschiedenartiger 
Metalle erfolgende Aufladung mittels des Kondensators ein- 
wandfrei nachweisbar ist, und war dann dazu übergegangen, 
die Verschiedenheit derartiger Kontaktpotentiale wenigstens 
grob zu bestimmen. Im Verlaufe dieser Bemühungen hatte er 
sih durch Vernieten oder Verlöten zweier sich teilweise 
überlappender Scheiben aus Silber und Zink einen Dopp- 


metallstreifen hergestellt. Ergriff er diesen Streifen am Zink- ° 


ende und berührte die obere Platte des Kondensators, dessen 
untere Platte geerdet war, mit dem Silberende, so zeigte sich 
nach Fortnahme des Kontaktstreifens der abgehobene Kon- 
densatordeckel negativ geladen. Umgekehrt ergab sich bei 
entsprechenden Vorgehen eine positive Ladung. wenn der 
Kondensatordeckel vor dem Abheben mit dem Zirkende des 
Streifens berührt wurde. Und nun läßt Volta die 3eschrei- 
bung desjenigen Versuches, der offensichtlich für sein wei- 
teres Vorgehen entscheidend wurde, mit den Worten folgen: 


„Hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß das Zink, 
wenn der Deckel des Kondensators aus Kupfer besteht, ihn 
nicht*unmittelbar berühren darf; denn das Kupfer treibt das 
elektrische Fluidum fast mit gleicher Stärke wie das Silber 
dem Zinke zu, so daß dieses sich dann zwischen zwei fast 
gleichstarken, einander entgegenwirkenden Kräften befinden 
würde .. . Man muß darum zwischen beide (Metalle) einen 
Leiter der zweiten Klasse, d. h. einen feuchten Körper brin- 
gen, da diese anderer Natur sind und in der Berührung mit 
den Metallen ein sehr viel geringeres Erregungsvermögen 
besitzen als zwei Metalle untereinander. Gewöhnlich lege ich 
ein Stück naß gemachter Pappe auf den sammelnden Deckel 
und bringe damit das Zink in Berührung. Das elektrische 
Fluidum, welches unaufhörlih vom Silber zum Zink getrie- 
ben wird, strömt nun, ohne Widerstand zu finden, durch den 
feuchten Leiter in den sammelnden Deckel und dieser zeigt 
jetzt beim Abheben ungefähr 3 Grad positiver Elektrizität, 
während bei unmittelbarer Berührung zwischen dem Zink und 
dem Kupferdeckel keine‘ Wirkung wahrnehmbar ist. Wenn 
der Kondensatordeckel aus Kupfer mit dem Silber in Berüh- 
rung steht, so gelingt der Versuch ohne Dazwischenkunft des 
feuchten Leiters, weil . . . bei gegenseitiger Berührung (die- 
ser beiden Metalle) nur ein sehr schwacher Andrang vom 


Silber nach dem Kupfer entsteht, der es nicht zu hindern. 


vermag, daß vermöge des entgegengesetzten Andranges vom 
Silber zum Zinke das elektrische Fluidum aus ersterem in 
letzteres überströmt.” 

Durch vielfältige Abwandlung dieser und ähnlicher Ver- 
suche glaubt Volta nachgewiesen zu haben, daß die Berüh- 


rung eines Metalles mit einem Leiter zweiter Klasse — ei- 
nige konzentrierte Säuren, alkalische. Flüssigkeiten und 
Schwefelalkalien ausgenommen — einen im Vergleich zur 


Metallkontaktwirkung nur sehr schwachen Impuls auf das 
elektrische Fluidum ausübt. Abgeschätzt an dem von ihm 
benutzten Elektroskop beträgt „die elektrische Spannung, die 
negative im Silber, die positive im Zink, ungefähr 1/60 Grad 
und erhält sich in diesem Zustande während der ganzen Zeit, 
in der die beiden Metalle sich berühren ... 

Der überzeugendste Beweis, daß dies die wahre Span- 
nung ist, die diese beiden Metalle bei gegenseitiger Berührung 
liefern, ergab sich (jedoch) durch eine Menge von Versucen, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


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bei denen ich mich statt (nur) eines Paares mehrerer sich be- 
rührender Metalle Zink und Silber oder Zink und Kupfer be- 
diente. Je nachdem ich 2, 3, 4 oder mehr Plattenpaare be- 


nutzte, erhielt ich die zwei-, drei-, vier- oder mehrfache 


Spannung . .. Dies war der große Schritt, der mich gegen 
Ende des Jahres 1799 zu der Konstruktion des neuen Appa- 
rates führte, den ich Elektromotor nenne, der alle Physiker 
in Verwunderung versetzte, .. . ohne mich selbst zu über- 
raschen, weil die vorhin erzählte Entdeckung mir im voraus 
den Erfolg verbürgte.“ 


Der Stolz, der aus diesen Worten spricht, ist ebenso be- 
rechtigt wie die Ehrung wohlverdient war, die Bonaparte 
dem italienischen Physiker durch Überreichung einer goldenen 
Denkmünze zuteil werden ließ. Die Größe der Leistung, die 
dadurch ihre Anerkennung fand, besteht nicht eigentlich 
darin, daß Volta der wissenschaftlihen Welt die erste 
Stromquelle für Niederspannungselektrizität schenkte und 
damit einen neuen Abschnitt in der Geschichte der reinen 
und der angewandten Physik einleitete. Sie tritt in ihrer 
Eigenart erst dann richtig hervor, wenn man sich noch einmal 
die Etappen des Weges vergegenwärtigt, der bis zur Erfin- 
dung des Säulenapparates führte. 


Ausgangspunkt waren Erscheinungen, die Galvani und 
seine Anhänger durch die Annahme einer besonderen tie- 
rischen Elektrizität zu deuten suchten. Volta erkannte die 
Bedeutung, die der Benutzung eines Zweimetallbogens bei 
den Galvanischen Versuchen zukam, und klärte die Bedin- 
gungen für das Auftreten der beobachteten Wirkungen. Er 
erblickte sie in der Herstellung eines Leiterkreises aus ver- 
schiedenen Leitern erster Klasse und solcher zweiter Klasse. 
Er erkannte ferner, daß der Froschschenkel dabei nur die 
Rolle eines besonders empfindlichen Elektroskops spielt, und 
ersetzte ihn zunächst einmal durch die menschliche Zunge. 
Mittels der bei Reizversuhen an ihr auftretenden Ge- 
schmacksempfindungen, vermochte er gewisse qualitative 
Unterschiede beim Metallreiz festzustellen und wurde so zu 


‚ der Annahme einer kontaktelektrischen Wirkung zweier ver- 


schiedener Metalle geführt. Um sie nachzuweisen und zugleich 
alles Organhafte aus dem Kreise der Untersuchung auszu- 
schalten, ging er sodann zur Benutzung von Elektroskop und 
Kondensator über und stellte auf diese Weise den rein 
elektrischen Charakter der untersuchten Vorgänge sicher. 
Schließlich setzte er sich eine Klärung des ganzen Phänomens 
auch in quantitativer Beziehung zum Ziele. Dadurch wurde 
eı aufmerksam auf die Möglichkeit einer stufenweisen Wir- 
kungssteigerung mittels einer Art von Ventilwirkung des 
flüssigen Leiters — beurteilt unter dem Gesichtspunkt seiner 
Kontakthypothese — fand die Spannungssteigerung am 
Kondensatorelektroskop proportional der Zahl der Leiter- 
zellen und hatte damit das Aufbauprinzip seiner Säule und 
seiner Tassenkrone in der Hand. Der wohlverdiente Ender- 
folg stellte sich ein als das Ergebnis auf breiter Grundlage 
durchgeführter und systematisch abgewandelter Versuds- 
reihen, das Ganze ist und bleibt ein Musterbeispiel für eine 
methodisch fortschreitende experimentalphysikalische Unter- 
suchung. 


Schrifttum ° 


A. Galvani: Abhandlung über die Kräfte der Elektrizität be: der 
Muskelbewegung. Leipzig 1894, Ostwalds Klassiker d. exakt. Wissen: 
schaften Nr. 52. 

A. Volta: Briefe über tierische Elektrizität. Ostwalds Klassiker Nr. 114 

A. Volta: Galvanismus und Entdeckung des Säulenapparates. Ostwalds 
Klassiker Nr. 118. $ 

W. Ostwald: Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre. Leipzig 193% 

E. Hoppe: Geschichte der Elektrizität. Leipzig 1884. 

P. Sue d. Altere: Geschichte des Galvanismus von seiner Entdeckung 
bis auf die neuesten Zeiten. Aus d. Französ. übers. v. D. A. Clarus. 
Leipzig 1802/03. 

J. C. Fischer: Geschichte der Naturlehre, Bd. 8. Göttingen 1808. 

J. Bosscha: La Correspondance de A. Volta et M. van Marum. Ley- 
den 1905. 


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t. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


161 


Frequenz- und .Temperaturfehler-Kompensation bei Ferraris-Meßwerken 
| mit mechanischem Gegenmoment 
Von Hans-Joachim Wichmann, Nürnberg 


Übersicht. Ferrarismeßwerke mit mechanischem Gegenmoment 
siod — insbesondere für Leistungsmessung — in immer stärkerem Maße 
durà elektrodynamische Meßwerke verdrängt worden. Der schwerstwie- 
gende Grund hierfür ist darin zu sehen, daß das Ferrarismeßwerk mit einer 


prinzipiell gegebenen starken Frequenzabhängigkeit befiaftet ist. Darüber . 


hinaus schreibt man diesem noch im Vergleih zum eisengeschlossenen 
Dynamometer einen relativ hohen Eigenverbrauch, verbunden mit Anwärme- 
tebler, und außerdem unzulässig große Temperaturabhängigkeit zu. Man 
berücksichtigt jedoch im allgemeinen nicht, daß sich das Verhältnis von 
Eigenverbrauch zu Drehmoment — gleicher Raumbedarf. vorausgesetzt — 
bei großen Drehmomenten, wie sie insbesondere für schreibende Meßgerä- 
te notwendig sind, erheblich zugunsten des Ferrarismeßwerkes verschiebt. 
Als großer Vorteil des Ferrarismeßwerkes wird unter anderem empfunden, 
da8 das bewegliche Organ desselben nicht stromführend ist und das Meß- 
werk gegen mechanische Beanspruchungen äußerst widerstandsfähig aus- 
gebildet werden kann, so daß sich dieses früher trotz seiner meßtechni- 
schen Unzulänglichkeiten vor allen Dingen zur Verwendung in registrie- 
renden Meßgeräten großer Beliebtheit erfreute [Il] u. [2]. l 

Unter Berücksichtigung dieser Umstände wurde vom Verfasser, ein 
Ferrarismeßwerk mit Frequenz- und Temperaturfehler-Kompensation zur 
Verwezdung in schreibenden Meßgeräten entwickelt, welches Gegenstand 
cachstehender Beschreibung ist. - 


Bild 1 stellt den 
shematischen Auf- 
bau des zu behan- 
delnden Ferraris- 
meßwerkes dar sø- 
wie dessen Schal-. 
tung zur Messung 
der Wirkleistung 
bei Anschluß an ein 
Einphasenwechsel- 
stromnetz. Unter 
ier Voraussetzung, 
daß der von den 
wirksamen Flüssen 
®ur und Dr ein- 
geschlossene Win- 
kel y = 90° — 9 (6) 
ist, läßt sich das 

Drehmoment 
schreiben in de 
Form {3] 


lapiti 


r Bia 1. Prinzipieller Aufbau des Ferrarismeßwerkes 
(a magnetischer Nebenshhluß aus Thermoperm). 


D = cı dur dt w’ URS ` cosp (1) 


oder mit den Magnetisierungsströmen 

D = c} Iu iu o’ 1/Rg ' cose. (2) 
Da, wenn man von den später zu beschreibenden Fehler- 
quellen absieht und ferner konstante Frequenz w und kon- 


stanten Scheibenwiderstand Rg annimmt, I, =IundU Zi, 
sind, kann man auch schreiben 


D=csUlcosg. (3) 


Das Drehmoment ist danach proportional der Wirkleistung, 
das in Erscheinung tretende Skalenbild linear. | 


Frequenzfehler 
Dieser wird definiert als der Anzeigefehler eines Meß- 
gerätes, der bei Änderung der Frequenz gegenüber der Nenn- 
frequenz unter sonst ungeänderten Bedingungen eintritt. 


Bild 2. Ersatzschalt- 
bild des Ferraris- 
meßwerkes. 


3 ETZE) 


Bei Leistungsmessern wird im allgemeinen zwischen dem 
Amplituden- und dem Phasenwinkel-Fehler unterschieden. 
Ersterer entsteht im vorliegenden Fall gemäß Gi, (2) bei 


Änderung des skalaren Produktes l pip, während letzterer 
durch Änderung des durch die Magnetisierungsströme einge- 
schlossenen Winkels y = 90°—@ entsteht. Der rechnerischen 
Behandlung des Frequenzfehlers sei das vollständige Ersatz- 
schaltbild des Ferrarismeßwerkes gemäß Bild 2 zugrunde ge- 
] legt. Das Vektordia- 
gramm dazu. zeigt 
Bild 3. Die geforderte . 
Bedingung der 90°- 
Abgleiche hinsichtlich 
der gegenseitigen Pha- 
senlage der wirksamen 
Flüsse, bzw. deren Ma- 
gnetisierungsströme 
Iun und i“ ist gemäß 
Bild 3 gegeben, sofern 


ar ôi = ô = ô ist. Man 
i Ciz kann nunmehr in ein- 
Bikd 3. Vektordiaggamm des FerrarismeßB- facher Weise für die 


werkes. 
das Drehmoment be- 


stimmenden Vektoren I, und i w getrennt Ortsfunktionen 
aufstellen, aus denen sich das Drehmoment in Abhängigkeit 
von der Frequenz ablesen läßt. 

Nach der Ersatzschaltung Bild 2 kann man schreiben 


| 
ino = UA, ee 
e ` jB; — pC: 


, wobei 


(4) 


A: = Rs Ri + R2 + w N’ tg ò’ Rs Li 
B: = wy? Litls? + L? (Ri + Ra)? + LiRse 


Ca =wyLıla (Rs + Rı + wy Litgdı) 
p = í (n) = n — NLL (RHR) — tgô, [Ls (RiR)? + L R] 
| n oNLiLl: (Rs + R, +onLl,: tgð,) 
n = wlwy ist. Diese Form läßt sich leicht als Ortskurve ge- 
mäß Bild 4 darstellen. Ferner kann man schreiben 
_Jjenb — Rs ted), 10 _ : 
lu = ON Ls LF nji go: 5) 


Die daraus konstruierte Ortskurve zeigt Bild 5. 
Screibt man das Drehmoment nun in der Form 


D = c4 Iu in o * sin (90 — p + Ô1 == ôə), (6) 


wobei wiederum, wie anfangs gefordert, für Nennfrequenz, 
d. h. n = 1, di == 
ô? = Ö sein soll, 
so kann man durch 
u. Einsetzen der den 
Ortskurven zu ent- 
nehmenden Werte 
das Drehmoment in 


+i 


60° 


20° der Frequenz dar- 
stellen. Gemäß 
Bild 6 wurde diese 
Darstellung in der 
Weise vorgenom- 
men, daß auf der 
Abszisse die Fre- 
quenz bzw. das Fre- 
Bild 4. Ortskurven in% = f(n, di) des Ferraris- quenzverhältnis u. 


meßwerkes. auf der Ordinate der 
f Anzeigefehler. — 
ausgedrückt in % des Skalenendwertes für Nennstrom, 


Nennspannung, Nennfrequenz und cos @ = 1 — aufgetragen 
wurde. Ferner wurde als Parameter der Leistungsfaktor des 
zu messenden Kreises eingeführt. Wie man den Ortsfunk- 
tionen ohne weiteres entnehmen kann, ist es nicht möglich, 
den Frequenzfehler des Meßwerkes durch besondere Dimen- 


162 


sionierung zu beseitigen. Man hat jedoch durch Änderung 
des Winkels ö die Möglichkeit, die Fehlerkurve für einen 
gewünschten, bestimmten Leistungsfaktor in gewissen Gren- 
zen in die Abszisse 

zu legen, eine Maß- +j 

nahme, die, mathe- 

matisch ausge- 
drückt, annähernd 
einer Drehung der 
Kurvenschar um ih- 
"ren gemeinsamen 
Schnittpunkt gleidh- 
kommt. Die Kom- 
pensation des Fre- 
quenzfehlers :kann 
nun in der Weise 
vorgenommen wer- 
den, daß man in 
den Spannungspfad 
an Stelle des Vor- 
widerstandes Rı 

ein frequenzabhän- 


Bild 5. Ortskurven pr = {f (n, ò?) 
des Ferrarismeßwerkes. 


ai 


i 


‚ENEEERu”G 


giges Glied ein- 

führt, welches dann = 

bei entsprechender ž % 

Dimensionierung 

des Meßwerkes so ™® 

bemessen sein muß, Q Q8 L 12 14 


i ERTA 
daß es den Gesamt- 


strom im Span- 
nungsstator i, von dem i, 
ja direkt abhängig ist, 
nach Größe und Phasen- 
lage in kompensieren- 
dem Sinne ändert. Da 
Kondensatoren in Meß- 
schaltungen aus den ver- _ z 
schiedensten Gründen un- = 


f ; Bild 7. Ersatzschaltbild des Spannungs- 
beliebt sind, wurde als stators mit eingefügtem Kompensations- 
Kompensationsglied eine “ glied 
Parallelschaltung aus Induktivität und ohmschem Widerstand 

gewählt. 


Bild 6. Frequenzfehler des nichtkompensierten 
FerrarismeBwerkes, 


Das nunmehr zu behandelnde Ersatzschaltbild des Span- - 


nungstators mit eingefügtem Kompensationsglied zeigt Bild 7. 
Man kann daraus wiederum die Ortsfunktion des Produktes 


aus Magnetisierungsstrom und Frequenz ableiten und erhält 
dann 


n n 
BE  , wobei (7) 


in 7 UA, ap e 
— jn2B, — nC, ss D, + jE, 


As = 2Rs? + RR + tgöj ? erT + RsR,) 
Bs = wnLıla2 (2R3 + R,) + tgdı “wnlLıla (2wy Li + Ra 


Cy = 2wy Lile (wy Li + R4 T R3) Fr 2Rs? (Li + Lo) + 
LR4 (3R3 + R4) 


+ tgöı  [oy LiLe (2wy Lı + R) + LaRs (Rs + R4)] 


4 
Dy} = Rs A RR, —- 2oy LiL — LR; 


l E 
+ tgöıRa (2LəR3 + 2LıRs + LəR4 + aN R3R4) 
Es = wylaLlz (2wyLi + 2R +3R4,) + 2Ry? (Li + Lo) 
1 
+ R4 (2LeRy3 + LoeRy + N Rs?) — tgdı "| LoR. (wnLıt2Rs 
a l 
+ Rs) + Rẹ(2Lə+2Lı+ ON R4) 


ist. Führt man die Bedingung D3 = O ein, so läßt sich Glei- 
chung (7) auf die als Ortskurve verhältnismäßig sereni dar- 
stellbare Form bringen 
E En — .(9) 
j(C; ~ B,) — nB, + j (E; + B; — Cy S 
I4-nj 


Daraus ist ersichtlich, daß man mit Einführung der wei- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 7 


1. April 1950 


teren Bedingung Es + B3 — Cs = 0 eine Ortskurve erhält, 
welche im mathematischen Sinte der des Stromstators ähnlich 
ist. Für diesen Fall verschwindet also der Phasenwinkelfehler 
vollständig, während noch ein außerordentlich kleiner Am- 
plitudenfehler verbleibt, der sich aus den geometrischen Be- 
ziehungen der Ortskurve ableiten läßt zu 


| | 1 + 10 
JA = | or 
V1 + tgĉô. n? 
Wie aus der Gl. (9) ersichtlich, ist dieser Fehler umso kleiner, 
je kleiner man den Winkel ô wählt. 


Die Ortsfunktion des Spannungsstators mit Kompen- 
sationsglied wurde gemäß Bild 8 für ð; = 10° dargestellt, 


ʻi 


SAN ) ni 100°% . (9) 


---—> 


iy fns; EztBy-Cze0] 


12 g 0806 | 
Ortskurven i 


n © = I (n, Es + Bs — Ci) des Ferrarismeßwerkes mit 
eingefügtem Kompensationsglied. 


Bild 8. 


und zwar vergleichsweise auch für Eg + Bs — Cs größer und 
kleiner als Null, Eine Darstellung des Amplitudenfehlers für ` 
Es + Bs — Cs = 0 zeigt Bild 9. 

| Bei der bisher 
durchgeführten Ab- 
leitung des Fre- 
quenzfehlers aus 
den Ersatzscaltbil- 
dern wurde nidt 


—en der Tatsache des 
Bild 9. Amplitudenfehler bei vollständiger Vorhandenseins 


Phasenwinkelfehler-Kompensation des 


des Eisens und des 
Ferrarismeßwerkes. 


damit verbundenen 
Einflusses seiner Magnetisierungskurve (BH-Kurve) Rechnung 
getragen. Die abgeleiteten Verhältnisse gelten jedoch unein- 
geschränkt, solange man sich bei dem Spannungsstator und 
der Drossel des Kompensationsgliedes innerhalb des praktisch 
linearen Teiles der BH-Kurve bewegt. Daraus resultiert die 
zunächst merkwürdig anmutende Tatsache, daß gewöhnlidies 
Trafobleh, welches zwar im Vergleih mit hochlegierten 
Trafoblehen hohe Ummagnetisierungsverluste und geringe 
Anfangspermeabilität, jedoch einen erheblich längeren grad- 
linigen Teil in der BH-Kurve aufweist, am besten zur Ver- 
wendung im Ferrarismeßwerk geeignet ist. Das Eisen im 
Stromstator kann wegen des großen Luftspaltes vernachlässigt 
werden. Praktisch wurde bei einem sorgfältig hinsichtlich 
der Frequenzkompensation einjustierten Gerät erst bei 
Änderung der Frequenz um + 25% gegenüber der Nenn- 
frequenz ein Fehler von 0,5% des Skalenendwertes für be- 
liebigen Leistungsfaktor (cosg = kap. 0...1...0 ind.) ge- 
messen. Bei einer weiteren Änderung der Frequenz vergro- 
Berte sich dann jedoch der Fehler in erheblichem Maße. 

In der Fabrikation wird man es aus Gründen der Wirt- 
schaftlichkeit vermeiden, jedes Gerät individuell einzujustie- 
ren, insbesondere da im allgemeinen keine zwingende Not- 
wendigkeit besteht, einen so großen Frequenzbereich bestrei- 
chen zu müssen. Bei Messungen an einer größeren Anzah! 
von Geräten, bei denen die hinsichtlich der Fregquenzkompen- 
sation in Erscheinung tretenden. Fabrikationstoleranzen nidt 
wegjustiert wurden, zeigte es sich, daß der Frequenzfehler bei 
einer Nennfrequenz von 50 Hz, bei Frequenzänderung von 
+ 10% bis — 20% der Nennfrequenz für beliebigen Lei- 


1. April 1950 


stungsfaktor noch unter 0,5% des Skalenendwertes blieb. Die 
Fehlerkurven eines sollen der Serienfabrikation entnom- 
menen Gerätes zeigt Bild 10. 
Als einzige Ver- 2 

inderlihe im ge- >` % 
samten Meßwerk 4 
wurde die Indukti- | 
vität des Kompen- 
sationsgliedes ge- 
wählt, deren An- 
derung sich leicht 
durh einen ver- 
stellbaren Luftspalt 
erreichen läßt. Bei der Eichung des Gerätes ist dann lediglich 
mittels dieses veränderlihen Luftspaltes die 90°-Verscie- 
bung des MeBwerkes einzujustieren, mit der dann zwangs- 
laufig die für die Frequenzkompensation erforderlichen Be- 
dingungen erfüllt sind. 

Bei Geräten mit mechanishem Gegenmoment ist es er- 

wünscht, das Drehmoment des Meßwerkes durch Verstellen 
des Luftspaltes des Stromstators gegenüber der Scheibe ver- 
andern zu können. Ein solches Verstellen des Stromstators 
‚uhrt aber zwangsläufig zu einer Änderung des Winkels ds, 
und zwar in der Weise, daß sich dieser bei Annäherung des 
Stromstators an die Scheibe durch die damit verbundene Ver- 
größerung des Belastungsstromes vergrößert. Bildet man den 
Stromstator in der aus Bild 1 ersichtlihen Weise mit extrem 
schmalen Polschuhen aus, so erreicht man, daß bei nur ge- 
ringer Drehmomentverminderung der Winkel ô klein gehal- 
ten wird, eine Tatsache, die sich gemäß Gil. (9) auf die Größe 
des Amplitudenfehlers günstig auswirkt. Außerdem wird die 
Anderung des Fehlwinkels ös in Abhängigkeit von der Stel- 
iung des Stromstators gegenüber der Scheibe so gering ge- 
halten, daß deren Einfluß auf die Frequenzkompensation bei 
e:ner Veränderung des Drehmomentes um rd. + 20% ver- 
rachlässigt werden kann. 

Um den Spannungsstator in der Fabrikation möglichst to- 
leranzarm zu halten, erscheint es zweckmäßig, die Feldwick- 
lung desselben gemäß Bild 1 auf die beiden äußeren Schenkel 
des Eisens zu verteilen, da man dadurch in der Lage ist, das 
Eisenpaket unter Vermeidung zusätzlicher, nicht eindeutig 
-eproduzierbarer Luftspalte durch Stoßkanten aus einem 
Schnitt zusammenzustellen. Der einzige für die Drehmoment- 
oıldung erforderliche Luftspalt läßt sich in bekannter Weise 
sehr genau durch Einlegen eines nicht ferromagnetischen 
Materials definieren. 

Hinsichtlih des Einflusses der Wellenform von Strom 
und Spannung sei auf die Ausführungen von Beetz hinge- 
wiesen [4]. 


ER 
KE 
PNE- 


06 0.8 10 12 14 
30 35 40 45 50 ” 60 65 20 Hz 
— N 


Bild 10. 
sierten 


ee ein eines kompen- 
Ferrarismeßwerkes aus serienmaßiger 
Herstellung. 


Temperaturfehler 

Der Temperaturfehler wird definiert als der Anzeige- 
fehler eines Meßgerätes, ausgedrückt in Prozenten des Ska- 
lenendwertes, der durch Änderung der Außentemperatur. ge- 
genüber der Bezugstemperatur eintritt. Dieser Anzeigefehler 
zeigt sich beim Ferrarismeßwerk qualitativ in ähnlicher Wei- 
se wie der Frequenzfehler, da sich unter Temperatureinfluß 
die Wirkwiderstände der Wicklungen ändern und sich somit 
eine Änderung des Scheinstromes nach Größe und Phasen- 
lage ergibt. Ist die Scheibe aus temperaturabhängigem Ma- 
terial hergestellt, so ruft deren Widerstandsänderung gemäß 
Gl. (1) einen großen Amplitudenfehler hervor, da der Schei- 
»enwiderstand direkt in das Drehmoment eingeht, und außer- 
dem ändern sich dadurch auch die Winkel ô; und ô auf Grund 
der durch die Änderung des Scheibenstromes hervorgerufe- 
nen Änderung der Belastung der wirksamen Flüsse. 

Zur Kompensation dieses Fehlers ist es also notwendig, 
Mittel einzusetzen, die in Abhängigkeit von der Temperatur 
die drehmomentbildenden Vektoren nach Größe und Phasen- 
tage in kompensierendem Sinne verändern. Die Kompensa- 
tion der sich verändernden Phasenlage der Flüsse kann, wie 
sereits beschrieben [5], in der Weise vorgenommen wer- 
den, daB man am Strom- und Spannungsstator Belastungs- 
wicklungen für die wirksamen Flüsse aus verschieden tem- 
peraturabhängigem Material einsetzt, die so bemessen sein 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 163 


müssen, daß der unerwünschten Phasendrehung in Abhän- 
gigkeit von der Temperatur entgegengewirkt wird. Der dann 
noch verbleibende Amplitudenfehler läßt sih dadurch kom- 
pensieren, daß man gemäß Bild 1 das Rückschlußeisen mit 
einem entsprechend bemessenen temperaturabhängigen, 
magnetischen Nebenscluß (z. B. Thermoperm) versieht. Der 
Temperatureinfluß läßt sich auf diese Weise, auch wieder 
ohne individuelle Justierung des Gerätes in der Fabrikation, 
kleiner als 0,5%/10 °C halten. 


Anviääneiehiee 


Dieser entsteht dadurch, daß nach Einschalten des Ge- 
rätes sich dieses unter dem Einfluß der in den Wirkwider- 
ständen der Wicklungen erzeugten Leistung erwärmt. 

Eine Beseitigung dieses Fehlers, der dem Ferrarismeß- 
werk — sofern man von alten Konstruktionen absieht — ganz 
zu unrecht als typisch zugeschrieben wird, ist allein durch 
Herabsetzen der Wirkleistungen in den Wicklungen gegeben. 
Diese Forderung läßt sich äußerst einfach erfüllen, insbeson- 
dere wenn man für den Spannungsstator die oben erwähnte 
Anordnung zweier Feldwicklungen wählt, Es läßt sich da- 
durch erreichen, daß weder Strom- noch Spannungsstator eine 
praktisch nachweisbare Erwärmung erfahren. 


Kurzschlußsicherheit 

Im allgemeinen ist die Grenze der Stoßüberlastbarkeit 
eines Meßgerätes durch die mechanische Festigkeit des an- 
zeigenden Organs gezogen. Bei Ferrarismeßwerken mit me- 
chanishem Gegenmoament kann man sich nun die durch den 
Stromtriebfluß zusätzlich erzeugte Dämpfung — eine Erscei- 
nung, die man im Zählerbau zur Verbesserung der Lastkurve 
durch die verschiedensten Mittel weitgehend zu unter- 
drücken sucht — zugunsten einer großen StoBßüberlastbarkeit 


. zunutze machen. Da die Stromdämpfung mit der Induktion 


in dem von der Scheibe durchsetzten Luftspalt steigt, kann 
man diese im genauen. Gegensatz zu den im Zählerbau übli- 
chen Mitteln erheblich dadurch erhöhen, daß man die Pol- 
schuhe des Stromstators, wie in Bild 1 ersichtlich, extrem 
schmal ausbildet. Es vermindert sich dadurch zwar der die 
Scheibe durchsetzende Fluß; da dieser jedoch an die wirk- 
samste Stelle derselben geführt wird, vermindert sich das 
Drehmoment nur gering, während sich die Induktion und da- 
mit die Stromdämpfung stark erhöht. Bei Überlastung des 
Gerätes steigt dadurch die Dämpfung des Meßwerkes in so 
erheblichem Maße, daß ein Verprellen des anzeigenden Or- 
gans völlig sicher vermieden wird. Damit ist die Grenze der 
Uberlastbarkeit des Meßwerkes lediglich noch durch die ther- 
mische Festigkeit der Wicklungen gezogen. Eine Zerstörung 
des Meßwerkes oder eine Beeinflussung der Meßgenauigkeit 
durch Stromkraft erscheint daher praktisch ausgeschlossen. 


Spannungs- und Strommesser 
Zur Spannungs- und Strommessung kann das Meßwerk 
Bild 1 herangezogen werden, indem man es mit entspre- 
chenden Wicklungen versieht und gemäß Bild 11 für Span- 


u 3 
3 


R3 R, 


ETZ) Ri 
R 


Bild It u. 12. Prinzipschaltbild des Ferrarismeßwerkes für Spannungs- 


bzw. Strommessung. 


nungsmessung und Bild 12 für Strommessung schaltet. Der 
Widerstand R, dient dabei in beiden Fällen dazu, die zur 
Erreichung maximalen Drehmomentes erforderliche 90°-Ver- 
schiebung einzujustieren. Hinsichtlich des Temperatur- und 
Anwärmefehlers gilt das bereits beim Leistungsmesser Ge- 
sagte, mit der Einschränkung, daß man hier selbstverständ- 
lich lediglich von einem Amplitudenfehler sprechen kann. 
Der Frequenzeinfluß tritt beim Spannungsmesser in der 
Weise auf, daß sich mit steigender Frequenz das Drehmoment 
vermindert. Der Grund hierfür ist aus Gl. (1) zu ersehen, da 


164 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 7 


1. April 1950 


R  —— ——— 


in diesem Falle, von Fehlerquellen abgesehen, beide wirk- 
samen Flüsse yr und yr umgekehrt proportional der ein- 
geprägten Spannung U sind. Eine Beseitigung des Frequenz- 
einflusses innerhalb praktischer Grenzen läßt sich dadurdi 
erreichen, daß dem gesamten Meßwerk ein ohmscher Wider- 
stand entsprecherider Größe (in Bild 11 durch Ra dargestellt) 
vorgescaltet wird. 

Da beim Strommesser — wiederum von Fehlerquellen 
‚abgesehen — beide wirksamen Flüsse proportional dem ein- 
geprägten Strom sind, erhält man nach Gl. (1) mit steigender 
Frequenz einen positiven Verlauf der Fehlerkurve. Eine Kom- 
pensation desselben erreicht man, indem man einen ohmschen 
Widerstand (in Bild 12 durch Rs dargestellt) parallel zu dem 
gesamten Meßwerk schaltet. 

Da nach dem oben Gesagten beim Spannungs- und Strom- 
messer beide wirksamen Flüsse von Strom oder Spannung 
abhängig sind, lassen sich die Drehmomente in der Form 


(10) 
(11) 


schreiben. Das Skalenbild ist also bei Verwendung einer 
kreisförmigen Scheibe quadratisch, eine Tatsache, die insbe- 
sondere beim Spannungsmesser als Vorteil empfunden wird, 
da man sich hierdurch die zwecks besserer Ablesbarkeit eines 
bestimmten kleineren Bereiches notwendig werdende Unter- 
drückung des Nullpunktes ersparen kann. 


D = c5 U?’ siny 


oder D = ce I? siny 


Technisches Anwendungsbeispiei 


Die wichtigsten Daten eines schreibenden Leistungsmes- 
sers für Drehstrom mit Nulleiter ungleicher Belastung der 
Firma Metrawatt AG., der unter Anwendung der oben ent- 
wickelten Mittel frequenz- und temperaturfehlerkompensiert 
ist, sind folgende: 

Eigenverbrauh für Nennstrom, Nennspannung und 
cosp = 1: rd. 2,5 VA je Strompfad, rd. 3.5 VA je Spannungs- 
pfad. - 

Drehmoment bezogen auf 90° Ausschlag: Moo = 36 g cm; 

Spannungsfehler bei + 20% Spannungsänderung : S 1%; 

Frequenzfehler im Bereich 40 ... 55 Hz mit Nennfrequenz 
50 Hz für Leistungsfaktor cos @ kap. 0..1..0 ind: > 0,5% 

Temperaturfehler: S 0,5%/10 °C. l 

Die angegebenen Fehlergrößen stellen Maximalwerte 
dar, die bei einer Serienfabrikation des Gerätes völlig sicher 


eingehalten werden können, ohne daß die Fabrikation im 
Vergleich zu nicht frequenz- und temperaturfehler-kompen- 
sierten Geräten hinsichtlich Justierung und Eichung erschwert 
wurde. Bei individueller Justierung des Meßwerkes lassen sich 
die Fehler daher zum Teil noch herabsetzen. Eine Notwen- 
digkeit hierzu liegt aber im allgemeinen nicht vor, da es 
üblich ist, derartige betriebsmäßige Messungen mit Instru- 
menten der Klasse 1... 1,5 durchzuführen. 


Zusammenfassung 


In der vorliegenden Arbeit wurde theoretisch nachge- 
wiesen und durch Versuchsergebnisse und Anführung eines 
praktischen Anwendungsbeispiels belegt, daß die prinzipiell 
gegebene Frequenzabhängigkeit eines Ferraris-Meßwerkes 
durch eine fabrikatorisch leicht darstellbare Kunstschaltung 
innerhalb weiter Grenzen kompensiert werden kann. Ferner 
wurde gezeigt, daß sich der dem Ferraris-Meßwerk als ty- 
pish zugeschriebene Anwärmefehler sehr einfach durch ent- 
sprechende Dimensionierung völlig beseitigen läßt und der 
Temperatureinfluß weitgehend kompensiert werden kann. 

Das Ferraris-Meßwerk läßt sich unter Anwendung der 
vorgeschlagenen Mittel, ohne die Fabrikation gegenüber 
bisher bekannten Ausführungen zu erschweren, in der fur 
betriebsmäßige Messungen geforderten Genauigkeit der 
Klasse 1... 1,5 herstellen. Die großen Vorteile des Ferraris- 
Meßwerkes, die nur bei großem Drehmomentbedarf, wie er 
insbesondere bei schreibenden Meßgeräten vorliegt, in Er- 
scheinung treten und in hoher Stoßüberlastbarkeit (die Gren- 
ze ist lediglich durch die thermische Festigkeit der Wicklun- 
gen gezogen), großer Festigkeit gegenüber mechanischen 
Beanspruchungen und relativ geringem Eigenverbrauc be- 
stehen, können nun ausgenutzt werden, ohne diese durch 
schlechtere meßtechnische Eigenschaften im Vergleich zu an- 
deren Systemen erkaufen zu müssen. 


Schriittum 


[fl Bubert: Induktionsmeßgeräte mit 
Arch. techn. Messen I 751—1 (1948). 

[2] E. Blamberg: Elektrische Meßgeräte. Wissenschaftliche Verlags- 
anstalt KG. Hannover 1949, S. 15 u. 58. 

B] Möllinger: Wirkungsweise der Motorzähler und’ Meßwandler. 
2. Aufl., Verlag Jul. Springer, Berlin 1925. 

[4] Beetz: Uber den Einfluß der Kurvenform auf die Angaben von Elek- 
trizitätszählern. ETZ 55 (1934) S. 1223 

5} Beetz: Einphasenwecdhselstrom-Zähler, Wirkungsweise und E:gen- 
schaften. Arch. techn. Messen I 752—1 1936). 


mechanishem Gegenmoment. 


Technoklimatische Grundlagenforschung 
(Aus der Klima-Abteilung des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone, Bad Kissingen) 


Von E. Reichel, Bad Kissingen 


Ausgehend von den Bedürfnissen und Erfahrungen bei 
technoklimatischen Forschungen in der Elektrotechnik hat 
W.M. H. Schulze [1] in dieser Zeitschrift auch einige Aus- 


führungen über technoklimatishe Grundlagenforschung ge- l 


macht. Dieses Grenzgebiet zwischen Technik und Industrie 
auf der einen Seite und der Klimatologie auf der anderen 
Seite hat auch seit einiger Zeit die erhöhte Aufmerksamkeit 
auf der Seite des letztgenannten Partners gefunden: Auf den 
in früheren Jahren bei der Auskunftstätigkeit des Wetter- 
dienstes gesammelten Erfahrungen und den daraus gewon- 
nenen Anregungen aufbauend hat der Leiter der Klima-Ab- 
teilung des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone, K. 
Knoch, beim Wiederaufbau des meteorologischen Dienstes 
im Jahre 1946 auch ein Referat für Technische Klimatologie 
vorgesehen und es dem Meteorologen W. Caspar übertra- 
gen; damit werden erstmals in der Klimatologie technisch- 
klimatische Fragen systematisch bearbeitet. 

Über dieses umfangreiche Arbeitsgebiet sollen an ande- 
rer Stelle zusammenfassende Ausführungen gemacht werden. 
Das Programm erstreckt sich auf alle Anwendungen der Kli- 
matologie in der Technik und ergänzt damit bezüglich der un- 
belebten Natur die schon früher aufgenommenen Arbeiten 
auf den Grenzgebieten zur belebten Natur, der Bioklimato- 


DK 621.3 : 620.193.21 


logie sowie der Agrar- und Forstmeteorologie. In diesem 
Sinne wurden etwa folgende Anwendungsgebiete ins Auge 
gefaßt: Energiewirtschaft mit Wind- und Wasserkraft sowie 
Energieübertragung, Wasserwirtschaft mit Wasserversorgung 
und -ableitung, Klimatisierung mit Heizung, Trocknung und 
Lüftung, Bauwesen mit Baunormen, Korrosion und Wasser- 
bau, Verkehrswesen auf Straße, Schiene und Wasser sowie in 
der Luft, Siedlungswesen und Städteplanung und schließlich 
industrielle Anwendungen, wie z. B. Werkstoffprüfung, Elek- 
trotechnik, Wärmebedarfsrechnung usw. 

Der Mangel an Mitteln und Personal setzt der Ausfuh- 
rung dieses Programms allerdings ziemlih enge Grenzen 
Diese ergeben sich aber auch aus den grundsätzlichen An- 
schauungen über den Beitrag der Klimatologie zu diesem Ar- 
beitsgebiet. Wir haben hier wie in der gesamten angewandten 
Klimatologie in erster Linie die Aufgabe, das von Technik 
und Industrie benötigte Zahlenmaterial in einer deren Be- 
dürfnissen entsprechend aufbereiteten Art und Weise be- 
reitzustellen. Unsere Arbeiten zielen also insbesondere auf 
eine den praktischen Anforderungen genügende Bearbeitung 
des umfangreichen Beobachtungsmaterials ab, das in den Ar- 
chiven des Wetterdienstes niedergelegt ist. Hierzu gehören 
auch entsprechende Bearbeitungen über spezielle Fragen des 


` nn ia mn m e a a - 


— = m 


a- r rm -a rye 


— m ne 


O EOP en 


1 April 1950 


Klimas fremder Länder, so weit diese an den Wetterdienst 
herangetragen werden und aus seinem umfassenden Litera- 
turbestand beantwortet werden können. Uber die von 
Schulze behandelte Rückwirkung des Klimas auf das Ver- 
halten der Werkstoffe, die Betriebsmittel und die Betriebs- 
vorgänge hinaus haben wir dabei auch die klimatologischen 
Grundlagen für technische Planungen und .Rentabilitätsbe- 
rechnungen im Auge. 


Natürlich ist es für eine zweckentsprechende Anlage der 
oben beschriebenen Auswertungen erforderlich, sih an Hand 
der Literatur über die Zusammenhänge von Wetter, Witte- 
rung und Klima mit der Technik auf dem Laufenden zu hal- 
ten. Deshalb erstrecken sich die Arbeiten auch auf eine ent- 
sprechende Bibliographie, die Schulze ebenfalls als eine 
wesentliche Voraussetzung technoklimatischer Arbeit ansieht. 
Leider sind auch auf diesem Gebiet unsere Möglichkeiten 
wegen der uns gegenwärtig schwer zugänglichen technischen 
Literatur begrenzt. Es wäre deshalb sehr erwünscht, wenn 
alfe technischen Kreise Sonderdrucke oder wenigstens biblio- 
graphisch vollständige Literaturzitate dem Zentralamt 
des Wetterdienstes in Bad Kissingen zwecks 
Aufnahme in die technoklimatische Bibliographie übersenden 
würden. Es ist beabsichtigt, die Bibliographie — sobald sie 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


165 


an Vollständigkeit gewinnt — auch einem größeren Benut- 
zerkreis zugänglich zu machen. 

Außerhalb der Arbeiten des Wetterdienstes muß wohl das 
eigentliche technoklimatische Prüf- und Versuchswesen sowie 
die Forschung bleiben. Hierfür stehen die zahlreichen Labo- 
ratorien, Versuchsfelder und speziellen Einrichtungen der In- 
dustrie und der Hochsculinstitute zur Verfügung. So weit 
es sich aber um die Organisation eines Austausches der Er- 
fahrungen und Ergebnisse handelt, den Schulze mit Recht 
wegen der fachlichen Begrenztheit und Abgeschlossenheit 
dieser einzelnen Arbeitsstätten für dringend erforderlich hält, 
will der Wetterdienst durch die erwähnte Bibliographie zu 
einem geistigen Austausch beitragen. Letztere muß sich dem- 
nach auch auf die Versuchsergebnisse der Laboratorien und 
Institute erstrecken. Es darf daher auch die Bitte um recht 
vollständige Übersendung einschlägiger Berichte ausgespro- 
chen werden. | 


Schrifttum 


[1] W. M. H. Schulze: Einige grundsätzliche Betrachtungen über all- 
gemeine Fragen technoklimatischer Prüfungen und Forschungen in der 
Elektrotechnik. ETZ 70 (1949) S. 343. 

[2} E. Reichel: Wetterdienst und Elektrizitätswirtschaft. 
wirtsch. 49 (1950) erscheint demnächst. 

[3] E. Reichel: Technische Klimatologie. Wetterkarte des Dt. Wetter- 
dienstes US-Zone, 12. 7. 1949. - l 


Elektrizitäts- 


Über die zweckmäßigste Schaltart von Kurzschlußstrom-Begrenzungsdrosselspulen 


im Kreise der Ausgleichswicklung von Transformatoren 
Von H. Rösch, Mannheim | 


Übersicht. Der Aufsatz schildert die Erscheinungen, die mit dem An- 
shluß von kurzschlußstrombegrenzenden Drosselspulen innerhalb oder 
außerhalb der Ringschaltung der Ausgleichswicklung von Transformatoren 
verknüpft sind, wenn der Sternpunkt der Oberspannungswicklung über eine 
Erdschlußlöschspule geerdet ist und in der Leitung dieser Seite des Trans- 
formators ein Erdschluß vorliegt. Die quantitative Auswirkung der Schalt- 
art dieser Drosselspulen auf die sich im Transformator abspielenden Vor- 
sänge und die Beeinflussung der Löschung des Erdschlusses werden redi- 
2erisch verfolgt. 2 


Aus der Forderung der Gewährung der Stabilität sowie 
der Spannungshaltung in ganz bestimmten Grenzen erwächst 
in Hochspannungs-Fernübertragungen die Notwendigkeit der 
Anpassung der von den induktiven und kapazitiven Blind- 
widerständen der Leitungen aufgespeicherten magnetischen 
und elektrischen Energie an die jeweilige Verbraucherbela- 
stung. Die verschiedenen Maßnahmen, die je nach den Be- 
triebsverhältnissen auf Grund von Betrachtungen wirtschaft- 
licher Natur oder Überlegungen technischer Art von Fall zu 
Fall ergriffen werden, dürften allgemein bekannt sein und 
sollen daher hier nicht erörtert werden. Den folgenden Dar- 
iegungen liegt die Annahme zu Grunde, daß die geforderten 
bzw. gewünschten Betriebszustände durch Schaltung von zu- 
sätzlihen induktiven oder: kapazitiven Blindwiderständen 
zwischen den Leitungsleitern und der Erde ermöglicht wer- 
den. An diesen Blindwiderständen liegt dann die volle Pha- 
senspannung der Übertragungsleitung am Schaltort. Bei 
Übertragungsleitungen mit Spannungen von 100 kV und mehr 
bereitet der direkte Anschluß der genannten Elemente an die 
Leitung manche Schwierigkeiten technischer Art, welche zu- 
sammen mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten davon Abstand 
zu nehmen zwingen. Zweckmäßigerweise schließt man da- 
her die erforderlichen Induktivitäten oder Kapazitäten an 
eine zusätzliche Wicklung in Dreieckschaltung des die Lei- 
tung speisenden oder am Verbraucerort aufgestellten Trans- 
formators an, welche für eine niedrige Spannung bemessen 
wird. Diese Betriebsart der die Blindleistung der Leitung 
ganz oder teilweise ausgleichenden Blindwiderstände hat 
neben dem Vorzug der Wirtschaftlichkeit noch den Vorteil, 
daß die zusätzliche Dreieckwicklung des Transformators 
gleichzeitig als Ausgleichswicklung für Erdschlußbelastung 
mitbenutzt werden kann. Diese zweifache Aufgabe der Aus- 
gleihswicklung erfordert eine genaue Nachprüfung der Be- 
triebserscheinungen. 


E27 


DK 621.316.935.062 : 621.314.2 


Betrachte man nun zu diesem Zwecke das Bild 1, das die 
wohl üblihe räumliche Anordnung der drei Wicklungen 
schematisch veranschaulicht: 
Ganz innen am Kern liegt die 
Dreiekwichlung 3; 2 stellt die 
Unterspannungswiclung in 
Sternschaltung dar, während die 
ganz außen gegen den Kasten zu 
angeordnete, ebenfalls in Stern 
geschaltete Oberspannungswick- 
lung mit 1 bezeichnet ist. Der 
“ Sternpunkt dieser Wicklung sei 
nun über eine Erdschlußlösch- 
spule geerdet. 
Da die Dreieckwicklung zum 
Anschluß der Blindwiderstände 
Bild 1. Räumliche Anoıdnung der an orei Een Joer DEEI 
drei Wicklungen eines Transfor- Nerausgeführt werden muß, ist 
matore ae T aag die Möglichkeit eines dreipoligen 
A REEI Klemmenkurzschlusses gegeben. 
Bekanntlich läßt sih im allgemeinen der Transformator 
konstruktiv nicht so ausführen, daß bei Erfüllüng der 
gestellten Betriebsforderungen für die Verbraucherbela- 
stung zwischen den Wicklungen 1 und 2 der gesamte Streu- > 
| widerstand für das Wicklungs- 
paar 2—3 einen bedenkenlos 
annehmbaren Wert erhält. Mei- 
stens ist dieser Wert gefährlich 
klein. Dieser Streublindwider- 
stand ist nämlich bei einem 
Klemmenkurzshluß der Aus- 
gleichswicklung und bei Spei- 
‚sung des Transformators über 
die Unterspannungswicklung 2 
allein maßgebend für die Be- 
grenzung des Kurzschlußstro- 
mes. Das bedeutet, daß der 
Transformator im allgemeinen 
nicht gegen alle möglichen Kurzschlüsse auf Grund des 
der Streuung seiner Wicklungen zuzuordnenden Blindwider- 


1 Oberspannungswicklung 
in Sternschaltung : 

2 Unterspannungswicklung 
in Sternschaltung 

3 Ausgleichswicklung 
in Dreieckschaltung. 


a. b. 


Bild 2. Schaltart von kurzschluß- 

strombegrenzenden Drosselspulen, 

a) im Kreis der Ausgleichswick- 

lung, b) in den Zuleitungen zu 
den Klemmen. 


166 


standes geschützt ist. Dieser Gefahr muß dann durch Hilfs- 
maßnahmen begegnet werden, wovon die einfachste darin be- 
steht, daß man in den Kreis der Ausgleichswicklung kurz- 
schlußstrombegrenzende Drosselspulen schaltet. Es bieten 
sich dabei zwei Schaltmöglichkeiten, die in Bild 2 wiederge- 
geben sind. Nach der ersten Möglichkeit (Bild 2a) liegt von 
drei einphasigen Drosselspulen je eine im Zug einer Phasen- 
wicklung der Dreieckscaltung, aber innerhalb des Ringkrei- 
ses. Bei der zweiten Schaltart (Bild 2b) werden ebenfalls 
drei einphasige Drosselspulen verwendet, doch liegen sie 
außerhalb des Dreiecks in den Zuleitungen. Zweifellos sind 
beide Schaltarten in bezug auf den dreipoligen Kurzschluß, 
bei entsprechender Bemessung, vollkommen gleichwertig. 
Der Umstand, daß im ersten bzw. zweiten Falle die Drossel- 
spulen vom Wicklungs- (Phasen-) bzw. vom Zuleitungsstrome 
durchflossen werden, hat natürlich gar keinen Einfluß auf die 
Schutzwicklung, so weit der Blindwiderstand im zweiten Falle 


das 1/ 3-fache des Wertes für den ersten Fall beträgt. 

Obwohl die Drosselspulen einen Schutz gegen einen evtl. 
Kurzschluß bieten, können für ihre Schaltart nach Bild 2a 
oder 2b andere Gesichtspunkte maßgebend sein. Man be- 
denke nämlich, daß eine sterngeschaltete Wicklung für den 
Anschluß einer Erdschlußlöschspule an deren Sternpunkt vor- 
gesehen ist, so daß die Notwendigkeit entsteht, zu unter- 
suchen, was für einen Einfluß ein Erdschluß in einer Phase der 
von der betreffenden Wicklung gespeisten Leitung auf das 
Gebilde aller Wicklungen des Transformators und der Kurz- 
schlußdrosselspulen im Kreise des Dreiecks je nach deren 
Schaltart hat. Dieser Einfluß, so weit damit eine gewichtige 
Auswirkung auf die erdschlußfreie Wicklung verbunden ist, 
kann entscheidend sein für die Schaltart der Kurzschluß- 
drosselspulen. 


Findet ein Erdschluß statt, dann fließt bekanntlich ein 
Strom le nach Erde, der sich bei völliger Symmetrie der drei 
Phasen des Transformators gleichmäßig auf sie verteilt. Die- 
ser Strom wird von einer Spannung getrieben, die den Betrag 
der Phasenspannung am Fehlerort und eine Phasenverschie- 
bung von 180° ihr gegenüber aufweist; sie erscheint als Ver- 
lagerungsspannung am Sternpunkt des Transformators. Da 
die eigentliche Verbraucerbelastung keinen grundsätzlichen 
Einfluß auf die Erdschlußvorgänge hat, kann sie außer Acht 
gelassen werden. In bezug auf die Verlagerungsspannung 
sind dann die drei Phasen des Transformators und der Lei- 
tungsstrecke zwischen den Transformatorklemmen und dem 
Fehlerort als parallelgeschaltet zu betrachten. 


Vernachlässigt man im folgenden die Induktivitäten der 
Schleifen Leitungsleiter—Erde, so ist dies gleichbedeutend mit 
der Annahme, daß der Erdschluß in bezug auf den Erdschluß- 
l spulenstrom l e direkt an einer Transformatorklemme eintritt. 
Man erhält somit das schematische Bild 3. 


Die in allen drei Phasen der 
Oberspannungswicklung 1 fließen- 
den Komponenten /,/3 erregen nun 
drei magnetische Felder, welche 
wegen der Betrags- und Phasen- 
eigenschaften der sie erzeugenden 
Ströme le/3 gleichgroß und gleich- 
gerichtet sind. Wenn keine in Drei- 
eck geschaltete Wicklung vorhan- 
den oder wenn diese unterbrochen 
ist, können sich die drei Felder bei 
dreischenkligen Eisengestellen nicht 


in Kern scließen und müs- 
sen ihren Rückshluß von Joch 
zu Joch über Luft, Kesselwän- 
de Bay: finden. s Die Dreieçk- Bild 3. Ersatzbild eines Trans- 
wicklung wirkt sich dahin aus, formators nach Bild I bei Erd- 
daß ihre Ringschaltung das s®luß auf der Oberspannungs- 


; | 5 seite. 
Fließen eines Ausgleichsstromes 


Ia ermöglicht, dessen Durchflutung im magnetischen Gleich- 
gewicht mit der Duxchflutung je Phase der Komponenten le/3 
steht. In bezug auf die Felder dieser Stromkomponenten ver- 
halt sich daher die Ausgleichswicklung wie eine kurzge- 
schlossene Wicklung, welche die obengenannten Jochfelder 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


1. April 1950 


De eins 
fast völlig unterdrückt, d. h. sie in reine Streufelder mit Luft- 
verlauf im Streuraum zwischen den Wicklungen 1 und 3 um- 
wandelt. Diese Streufelder sind ebenfalls für alle drei Sau- 
len gleichgroß und gleichphasig. Im Streuraum zwischen den 
Wiclungen 1 und 3 liegt nun nach Bild 1 die Uhnterspan- 
nungswicklung 2. In jeder Phase dieser Wicklung wird eine 
Spannung induziert, deren Höhe, bei gegebener Windungs- 
zahl der Wicklung 2, von der gegenseitigen Lage dieser Wi&- 
lung gegenüber den beiden anderen und von deren Durd- 
flutung abhängt. Diese induzierten Spannungen bilden ge- 
nau so wie die sie aufbringenden Felder kein dreiphasiges 
Spannungssystem; sie sind vielmehr auch gleichgroß und 
gleichphasig und machen sich dadurch bemerkbar; daß sie am 
Sternpunkt der Wiclung 2 als Verlagerungsspannung er- 
scheinen. 

Die Ausgleichswicklung beseitigt also die Jochfelder und 
die sonst mit ihnen verbundenen zusätzlichen Verluste. 
kann aber wegen ihrer Streuung nicht verhindern, daß auch 
die erdschlußfreie Wicklung 2 eine gewisse Verlagerungspan- 
nung am Sternpunkt erfährt. Diese Spannung hat meistens 
keine bedenkliche Höhe; sie soll dennoch hier berechnet wer- 
den, da sie andere Erscheinungen auslösen kann, die sich 
unter Umständen für den Betrieb gefährlich auswirken kon- 
nen. Für die Bestimmung dieser Spannung ist die Kenntnis 
des Verlaufs des Streufeldes zwischen den Wicklungen 1 und 
3 erforderlich. Unter Zugrundelegung der für den Zweiwicd- 
lungstransformator üblichen Annahmen ist das Feldbild i2 
Bild 4 mit den räumlichen Abmessungen der einzelnen Wick- 


b. 


0% 


D ji % ó 


Bild 4. Streufeld eines Transformators nach Bild 1 in bezug auf den 
Erdschluß: a) räumlicher Feldverlauf, b) Verteilung der Feldstarxe. 


lungen wiedergegeben worden. Aus diesem Feldbild kan! 
nun die Verkettung der Wicklung 2 mit dem Streufeld de 
Wiclungen 1 und 3 berechnet werden, d. h. es kann e: 
fiktiver Streublindwiderstand Losf ermittelt werden, welcd: 
entsprechend der Lage der Wicklung 2 im Streufeld der Wi* 
lungen 1 und 3 die Spannung zu bestimmen ermöglicht. c 
eben dieses Streufeld in ihr aufbringt. 

Zur Bestimmung dieses fiktiven Streublindwiderstand: 
kann zweckmäßigerweise dasselbe: Verfahren angewen:: 
werden, das auch für die Ermittlung des gesamten Kurzschl..: 
Streublindwiderstandes eines Zweiwicklungstransformato: 
gute Dienste leistet, nämlich jenes der Bestimmung der m: 
gnetischen Energie, die im Raume zwischen den Wicklung:s 
und 3 aufgespeichert wird. Der Ausdruck für diese maan:! 
sche Energie je Phase lautet: 


u 


wobei die fiktive Streuinduktivität Lo,, , auf die Ausgle.c: 
wicklung 3 bezogen worden ist. Anderseits gilt aber auch 


Wm 


1 

3 m fH dr (Ih = 0.4 3 -160-SH cm). i. 
T 

wo dr ein infinitesimales Raumelement zwischen den \ + 


lungen 2 und 3 und H die dort herrschende magnetische Fı 
stärke bedeutet. Aus (1) und (2) ist nun 


® 


i H 
Lost = Il, J la) dr. ' 
t Ld 


E e ` 


hrar ë ph ë ë nl 


I. April 1950 


\fit den Bezeichnungen Bild 4 ist: 
bezw. dr = lo (D + 2a; + 2 x)dx (4) 


für einen Punkt innerhalb der Wicklung 3 bzw. im Streuraum 
zwischen den Wicklungen 2 und 3. Dabei stellt /, die Länge 
der Streulinien und D den inneren Durchmesser der Wick- 
lung 3 dar. Bedeutet nun ws die Windungszahl je Phase der 
Ausgleichswicklung, dann ist für den Streuraum zwischen den 
Wicklungen 1 und 3 und folglich auch zwischen den Wicklun- 
qen 2 und 3: 

H= ey (5) 

O 

Wegen der nach Bild 4 linear angenommenen Anderung der 
Irduktion längs der radialen Höhe der Wicklung 3 gilt in- 
nert.alb dieser Wicklung an der Stelle x: 


X 
Hx = = H ! (6) 
3 h. mit (5): i 
W3 la X 
Hx = Io = O, ; (7) 


Der gesamte Ausdruck für die gesuchte fiktive Streuindukti- 
vitát Losf lautet nun mit (4), (5) und (7): | 


az, 
Losta = Tho [ en 2 la (D-+ 2x) dx 


da + az. o 
+, | B la (D + 2a, + 2x) dx 


2 
! 


wW, 
- Ih 2 
e 


D+ 3 


5 as) a + (D +2a,+ dz +a) (d2 + a») 


Der zugehörige Streublindwiderstand ist: 
` 2 


Ww 
Xo, fa = 2 Pe d f La, ; == 2 T III, 7 . 


l 
; 3 
[p T 2 ’ 9) 


womit die in einer Phase der erdschlußfreien Wicklung 2 vom 
streufeld der Wicklungen 1 und 3 induzierte Spannung Epo,s. 
bezogen auf die Wicklung 3, beträgt: 


w 
Er T= Xosi a la = 2af II, 


O 


a) S be + (D+2a,+d.+a,) ‘J> +. a.) 


+5 a) $ nee 10) 


Diese Spannung, die für alle drei Phasen gleich groß und 
gleichgerichtet ist, ergibt in 


W2 
Es; 1% car TW Ezy, 3 
3 


(11) 
die eigentliche Verlagerungsspannung des Sternpunktes der 
Wiclung 2, welche nach {10) und 11), auf diese Wicklung be- 
zogen, beträgt: 


En: 24 In) w 


3 3 
| (p+ 3a) PE A 


Wegen der kurzschlußartigen Arbeitsweise der Dreieckwick- 
ung in bezug auf die Erdschlußvorgänge des Transformators 
st das magnetische Gleichgewicht der Durchflutungen der 
Ströme I e/3 und Ia auf einer jeden Säule gewährleistet, d. h. 
man kann dem Betrag nach schreiben: 


le 
W, la = w, 3o 


(12) 


(13) 
Somit wird: 


Ean = 217 f 


3 3 
[3a > +(D + 2a; +9, -:- a.) (9: + @) . (14) 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


TE EEE Er ET ER EEE Gr EEE ET SR Ge EEE re 


8) 


167 


Da die für alle drei Säulen des Transformators gleich- 
phasigen Felder durch die Arbeitsweise der Ausgleichswick- 
lung nur als Streufelder auftreten, stellt (12) die gesamte Ver- 
lagerungsspannung der erdschlußfreien Wiclung 2 dar. 
Gleichphasige Kernfelder können nämlich nicht bestehen, da 
die in bezug auf sie als kurzgeschlossen zu betrachtende Aus- 
gleichswicklung es nicht zuläßt. Jede Phase der Wicklung 2 
ist zwar noch mit dem Kernfeld verkettet, das dem dreiphasi- 
gen Betrieb entspricht, aber die Kernfelder induzieren in allen 
drei Phasen als Ganzem ein Spannungssystem, dessen Summe 
Null ist und sich daher am Sternpunkt nicht bemerkbar macht. 
Das System der drei gleichphasigen Streufelder der Wicklun- 
gen 1 und 3 leistet also den vollen Beitrag an der Spannungs- 
verlagerung der Wicklung 2. Die Formel (14) zeigt nun, daß 
die Spannung um so höher wird, je größer der Erdschlußspu- 
ienstrom I. ist, und sich mit diesem linear ändert. Dies ist 
an und für sich verständlichsda diese Verlagerungsspannung 
eine ausgesprochene Erscheinung des Erdschlusses ist. Da sie 
anderseits von Streu- und Luftfeldern aufgebracht wird, kann 
keine andere Abhängigkeit mit dem erregenden Strome le 
bestehen als eine lineare. | 

Zu der berechneten Verlagerungsspannung am Stern- 
punkt der erdschlußfreien Wicklung 2 kommt eine weitere 
Komponente hinzu, wenn die Drosselspule nach Bild 2a in- 
nerhalb des Ringkreises der Dreieckwicklung geschaltet wird. 
In bezug auf die Spannung, die den Erdschlußvorgang einlei- 
tet, sind daher die Kurzschlußstrom-Begrenzungsdrosselspulen 
als Verbraucherwiderstände anzusehen, d. h. die gesamte 
Feldverkettung einer jeden Phase der Dreieckwicklung kann 
jetzt — immer bezogen auf den Erdschluß allein — nicht mehr 
Null sein, sondern es muß jede Phase mit einem Feld verket- 
tet sein, das in ihr, eine Spannung induziert, die den Span- 
nungsabfall aufhebt, den der Ausgleichsstrom la der Drei- 
eckwicklung in dem Scheinwiderstand der Drosselspule her- 
vorruft. Dieser Spannungsabfall ist nur, als vom selben Aus- 
gleichsstrome lą erzeugt, für alle drei Phasen der Dreieck- 
wicklung gleich. Also müssen auch die drei entsprechenden 
Felder gleichgroß und gleichgerichtet sein. Diese Felder mit 
teilweisem Verlauf im Eisenkern können sich nun nur von 
Joch zu Joch zurückschließen, da sie von den beiden Wick- 
lungen 1 und 3 gemeinsam erregt werden und folg- 
lich auch mit den drei Phasen der erschlußbehafteten 
Wiclung 1 verkettet sein müssen. Durch die Schaltung der 
Kurzschlußstrom-Begrenzungsdrosselspulen nach Bild 2a er- 
füllt also die Ausgleichswicklung die Aufgabe der Unter- 
drückung von einphasigen Jochfeldern im Erdschlußfalle nicht 
vollständig. Diese bleiben nämlich bestehen in einem Aus- 
maße, das dem vom Ausgleichsstrome in dem Scheinwider- 
stand der Drosselspulen verursachten Spannungsabfall ent- 
spricht. 

Dies ist aber nicht die einzige Auswirkung der Schalt- 
art nach Bild 2a. Von einer unmittelbaren Begleiterscheinung 
wird nämlich bei näherem Zusehen auch die erdschlußfreie 
Wiclung 2 betroffen. Die drei einphasigen Jochfelder, als 
Felder mit teilweisem Kernverlauf, sind nämlich auch mit der 
Wicklung 2 verkettet und rufen daher in jeder Phase dersel- 
ben eine entsprechende Spannung hervor. Diese Span- 
nung ist natürlich, wie die Felder selbst, für jede Phase gleich- 
groß und gleichgerichtet und bildet eine weitere Komponente 
der gesamten Verlagerungsspannung, die diese Wicklung in- 
folge des Erdschlusses auf der Seite der Wicklung 1 erfährt. 
Am Sternpunkt dieser Wicklung herrscht also bei der Schaltart 
nach Bild 2a die gesamte Verlagerungsspannung: 


Cao = Cao l + Cao i- (1 5) 


Die Spannungskomponente Č., kann natürlich aus den 
Jochfeldern berechnet werden, aber noch einfacher aus der 
Überlegung, daß sie gleich sein muß dem auf die Wicklung 
2 bezogenen Spannungsabfall 3k, Ja in dem Scheinwider- 
stand 3k, der Kurzschlußstrom-Begrenzungsdrosselspule, da 
das allen Wicklungen einer Säule gemeinsame Jochfeld nach 
den vorangegangenen Darlegungen gerade die Spannung 
3x, Ja aufzubringen ’hat. Es ist also: 


Wa ; 2 ww)? Wn 
Ge Oka ‚a = | ka wW ‚sa. 


168 


Wird nun der Scheinwiderstand 3% ,, auf die Wicklung 2 be- 
zogen, d. h. wird 


W» \ 2 , 
w (17) 
gesetzt, dann wird mit (13): 


` 
Wi ie Wi 2 ‚Je 
Con = Bka W» 3 — W: Bkz 3 ; 


(18) 


Bedeutet nun € „ die Windungsspannung des Transformators 
im Leerlauf, dann kann man schreiben: 
C» 

Cou = Me = ka (19) 

Nun stellt wı Ew bzw. wa Ew weiter nichts dar als die Leer- 

laufphasenspannung Wio bzw. Wọ der Wicklung 1 bzw. 2, 
so daß aus (19) wird: 

Un Ve 


Sk, 


| GE, 1 — Un 3 (20) 
Anderseits ist | ; 
llo e Se = Ne (21) 
gleich der Nennleistung der Erdschlußspule. Somit erhält man 
Ca = Ske k . (22) 
Uzo 


Ähnlich kann man mit dem Ausdruck (14) der Verlagerungs- 
spannung verfahren und erhält schließlich 


1 Ne 


zieren, , (14) 


(8) 


(8°) 


+ (D+ 2a, + d, + a) (ô; + a») 


gesetzt worden ist. 
-Mit (14°) und (22) ergibt sich aus (15): 
NE 


1 
Co = 7 Ik: T Bko p) Als, . (23) 


In der Praxis ist es üblich, mit prozentualen Werten zu rech- 
nen, um einen raschen Überblick zu gewinnen. Indem man 
beide Seiten von (23) mit 100/U2ọ.und außerdem Zähler und 
Nenner der rechten Seite mit 332, multipliziert, erhält man: 
Ezo Zk + Zk,łkł le 3 Ne 
77 = 100.-- aee er ey ze ar 
U, U, 3 3 Uzo In 
Bezeichnet man die in bezug auf die Nennphasenspannung 
Wo der Wicklung 2 auftretende prozentuale Verlagerungs- 
spannung EC mit 


160 (24) 


= 1007” (25 
20.7 U., ; s ) | 
und beachtet man, daß 
3U. In Nn (26) 
die Nennleistung aller drei Phasen der Wicklung 2 bedeutet, 
so wird 
Zk + Zk f,» Ne 
Es, — 100 Un Ion . Nn A (27) 
Der Ausdruck 
Zk + Zket: 
100 ° Er ln = ekt: (28) 


kann, als cine fiktive, auf den Nennstrom Isn der Wicklung 2 
bezogene prozentuale Kurzschlußspannung zwischen den 
Wicklungen 2 und 3 aufgefaßt werden, welche den Einfluß 
der Wicklungen 1 und 3 auf die Wicklung 2 bei Erdschluß 
hervorhebt. Somit wird: 
7 

€e. aram a n Q; 

20 Nn ekt: (29; 
Die Werte, welche diese Spannung für die in praktischen 
Betricben vorkommenden Verhältnisse annimmt, sind meist 
nicht von Belang. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


1. April 1950 


a TE En EEE EEE EEE EET EE URTEILS E E CHE EEE ger EEE 

Ist auch der Sternpunkt der Wicklung 2 über eine Erd- 
schlußlöschspule geerdet, dann treibt die WVerlagerungs- 
spannung (29) einen Strom nach Erde, der sich über die Erd- 
kapazitäten der Leiter der erdschlußfreien Leitung zurück- 
schließt. Dadurch wird die Leitung auf der Seite der Wicklung 
2 durch Resonanzspannungen! zwangsweise in Mitleiden- 
schaft gezogen, so weit diese von den ohmschen Wider- 
ständen der Wicklungen und der Leitung nicht unterdrückt 
werden. Diese Beeinflussung der Leitung auf der Seite 
der Wicklung 2 läßt sich bei Vorhandensein einer Ausgleics- 
wicklung wegen der Streuung zwischen den Wicklungen 1 
und 3 nicht beseitigen. Doch läßt sich diese Gefahr dadurch 
mildern, daß man einerseits die den Strom treibende Span- 
nung (29) herabsetzt und anderseits die maßgebenden ohm- 
schen Widerstände des betreffenden Resonanzkreises. hoch 
wählt. Die Formel (15) zeigt, wie man die Verlagerungsspan- 
nung (29) senken kann. Auf den von der Streuung hervor- 
gerufenen Anteil hat man natürlich keinen nennenswerten 
Einfluß. Aber man kann den anderen Anteil, der von dem 
Spannungsabfall durch den Ausgleichsstrom I, in den Kurz- 
schlußstrom-Begrenzungsdrosselspulen hervorgerufen wird, 
dadurch ausschalten, daß man diese letzten Spulen nach 
Bild 2b in die Zuleitungen zu den Klemmen der Dreieck- 
wicklung verlegt. Am Sternpunkt der Wicklung 2 erscheint 
dann bei Erdschluß auf der Seite der Wicklung 1 lediglich 
die Verlagerungsspannung €» ı. In Verbindung mit dieser 
Maßnahme ist ferner der ohmsche Widerstand der Dreieck- 
wicklung bzw. der Wicklung der an den Sternpunkt der 
Wiclung 2 angeschlossenen: Erdschlußlöschspule hoch zu 
halten, so weit deren mechanische Festigkeit bzw. die Ge- 
währung der Löschung eines Erdschlusses auf der Seite der 
Wicklung 2 infolge des Reststromes es zuläßt. 

Weitere Beachtung verdienen andere Auswirkungen der 
Ursachen, die zum Entstehen der Spannung (29) Anlaß geben. 
Es sind dies die Jochfelder, die trotz der Anwesenheit der 
Dreieckwicklung nicht ganz unterdrückt werden kömnen. 

Bei Transformatoren mit magnetishem Rückschluß kann 
sich unter Umständen eine weitere Erscheinung recht unan- 
genehm bemerkbar machen. Zum Hindurdhtreiben der gleidh- 
phasigen Felder über die Haupt- und Hilfssäulen des Kernes 
ist nämlich selbst bei hohen magnetischen Induktionen eine 
praktisch vernachlässigbare magnetische Spannung erforder- 
lich, d. h. die Stromkomponente, die vom Kern zu seiner 
zusätzlihen Magnetisierung durch diese Felder gefordert 
wird, ist praktisch Null. Dies bedeutet, daß der Transformator 
gegenüber diesen Feldern einen praktisch unendlich großen 
Jochscheinwiderstand besitzt. Nun wurde bisher mit einem 
ganz gegebenen Erdschlußstrome gerechnet. In Wirklichkeit 
aber stellt sich dieser Strom zwangsläufig ein auf Grund der 
Phasenspannung am Fehlerort und der zu überwindenden 
Widerstände, zu welchen nicht nur die Streublindwiderstände 
der betreffenden Wicklungen und der Scheinwiderstände der 
kurzschlußstrombegrenzenden Drosselspulen im Kreise der 
Ausgleichswicklung, sondern natürlich auch dieser Jochscein- 
widerstand zu zählen ist. Wie wirkt sich nun dieser Jochschein- 
widerstand auf den Wert des Erdschlußspulenstromes le und 
folglich auf die Löschung des Erdschlusses aus? Das Wirksam- 
werden eines Jochscheinwiderstandes von unendlich großem 
Wert, den die Ausgleichswicklung wegen der innerhalb ihres 
Ringkreises geschalteten Kurzschlußstrom-Begrenzungsdros- 
selspulen nicht auf den Wert des Kurzschlußscheinwiderstan- 
des der Wicklungen 1 und 3 herabsetzen kann, wie es be: 
Fehlen der genannten Drosselspulen der Fall ist, läßt die be- 
rechtigte Vermutung aufkommen, daß der Erdschlußspulen- 
strom /. bei gegebener Phasenspannung Uo am Fehlerort da- 
hin beeinflußt wird, daß die Aufhebung des kapazitiven Erd- 
schlußstromes dadurch beeinträchtigt wird. 

In welchem Maße sich diese Vorgänge im Transformator 
auf die Löschung des Erdschlusses auswirken, soll nun unter- 
sucht werden. Dabei soll, der Allgemeinheit der Darstellung 
halber, keine Annahme über die Bauart des Eisenkerns ver- 
einbart werden. Der Einfluß der Kernbauart, d. h. des jewei- 
ligen Wertes des Jochscheinwiderstandes, soll dann auf Grund 
der allgemeinen Formeln erläutert werden. 


1 Rösch: ETZ 70 (1949) S. 315. 


“1. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


169 


` D E E E E E SE E EE E A E e TE 


Bezeichnet man mit 3%, ÞzW. 3%, bzw. 3ke den Kurz- 


schlußscheinwiderstand pro Phase der Wicklung 1 bzw. 3 bzw. 


jen Scheinwiderstand der Erdschlußtöschspule und mit Cı 


zw. Œ; die Spannungen, die in diesen Wicklungen zusätzlich 


durch den Erdschlußvorgang induziert werden, so lauten die 
leihungen des elektrischen Gleichgewichtes: 


- 3,453, 3e 


U, (30) 


- für eine Phase der Wicklung 1 und 


0= -— (8; t 3k) 3a + & (31) 


` für eine Phase der als kurzgeschlossen zu betrachtenden Aus- 
gleihswicklung. Mit 


€, = W3 Ç, 


Wi 
erhalt man nun aus (31): 


w; 
eG = Wa (8k T Ir) Ja: 


Die magnetische Wicklung der beiden Stromkomponenten 
ie 3und la kann nun durch jene eines einzigen Stromes ersetzt 
aedacht werden, welcher, auf die Wicklung 1 bezogen, den Be- 
rag 


(33) 


(34) 


kat. Bedeutet nun 3; , den’auf die Wicklung 1 bezogenen 
Johsceinwiderstand pro Phase, so ist 


| E N 
753, Va = T Bin ($ 
3. h. aus (33) und (35): 


> ajh (35) 


Wi 


as ÍW a ; 
= NT Ba EEE 
Tr a Sa A 
wi = ĝi.: 
md mit 
wy 
: Fan” (w M 
o. (37) 
e] 3k | 
Je 
3 _ It Ska Fin 
En en EL (38) 
W3 g I 
w, Na 
Daraus erhält man: 
le Win Deren, 
3 wi Bka Feat, 9 
Durch Einsetzen in (35) wird: 
| Be F3 a 
Ga San e Rie (40) 
i 3 Bk. T Siri a Vja 
Somit liefert die Spannungsgleichung (30): 
Í 1 /. Sjan F Bka x s 
lat e d ea ee an 


5 
V i l 

Diese Beziehung zwischen dem tatsächlich sich einstellen- 

den Erdschlußspulenstrome Je und der ihn treibenden Phasen- 

‘pannung Uo des erdgeschlossenen Leiters gilt, unabhängig 

“on der Bauart des Transformators, ganz allgemein. Sie läßt 


“en Einfluß der einphasigen Felder durch den Jochscheinwider- 


stand 3;, leicht erkennen. 

Einen aufschlußreichen Überblick über den Einfluß der 
Bauart des Transformators und der Schaltart der Kurzschluß- 
“rom-Begrenzungsdrosselspulen auf die Löschung des Erd- 
chlusses, d. h. auf den Betrag des zwangsweise sich einstel- 
nden Erdschlußspulenstromes Je erhält man dadurch, daß 
nan die beiden Grenzfälle in Betracht zieht, wo der Joch- 
heinwiderstand 3i, den Wert Null bzw. Unendlich annimmt. 


(32) 


1) 3i = 0. In der Tat kann der Jochscheinwiderstand 
bei technischen Transformatoren niemals diesem Grenzwert 
entsprechen. Bekanntlich läßt sich sein Wert selbst bei Trans- 
formatoren mit einer in Dreieck geschalteten Wicklung nur bis 
auf den Wert des Kurzschlußscheinwiderstandes der Dreieck- 
wicklung herunterdrücken. Dennoch ist die Betrachtung von 
3iı = 0 insofern von Interesse, als sie qualitative Anhalts- 
punkte für die allgemeinen Erörterungen über die Arbeits- 
weise der verschiedenen Transformatorenbauarten liefert. Es 
ist also aus (41): 

i 1 `, 
l = — (F 8u 3e | Ie (42) 

Der Erdschlußspulenstrom Je wird also bei gegebener 
Spannung Wo Jediglih vom Scheinwiderstand 3. der Erd- 
schlußlöschspule und vom Kurzschlußscheinwiderstand 3 kı 
der Wicklung 1 des Transformators bestimmt. Die Schaltart 
der Kurzschlußstrombegrenzenden Drosselspulen macht. sich, 
ebensowenig wie der Kurzschlußscheinwiderstand der Drei- 
eckwicklung, überhaupt nicht bemerkbar. 

2) 3;, = œ. Dies ist der Fall von Transformatoren mit 
magnetischem Rückschluß, bei denen man bei nicht über- 
mäßig hohen Werten der magnetischen Induktionen tatsäch- 
lich mit einem unendlich großen Jochscheinwiderstand rech- 
nen kann. Somit ergibt die allgemeine Beziehung (41): 


1 | m 
U =- eu (3k a FAN. > Ik) 9 Ve, (43) 
Ein Vergleich zwischen den Formeln (42) und (43) 


läßt sofort erkennen, daß ein Unterschied zwischen den 
Stromwerten für die beiden Grenzwerte Null und Unendlich 
des Jochscheinwiderstandes lediglich durch den Anteil be- 
dingt wird, den der Kurzschlußscheinwiderstand 331 der 
Ausgleichswickhing und der Scheinwiderstand 3%, der Kurz- 
schlußstrom-Begrenzungsdrosselspulen an dem ganzen Vor- 
gang im Transformator hat. Der Jochscheinwiderstand 3i., 
d. h. die Bauart des Transformators hat also keinen direkten 
Einfluß auf den Erdschlußspulenstrom Je, sondern einen in- 
direkten, indem er im ersten Grenzfall die Scheinwiderstände 
3x1 und 3x ,ı ausschaltet. . 

Es handelt sich nun darum, festzustellen, was für eine 
Rolle die Scheinwiderstände 341, 3xsı und 3,,ı gegenüber 
dem Scheinwiderstand 3. ` der Erdschlußlöschspule spielen. 
Diese Rolle ist eine recht bescheidene, so daß für die meisten 
praktischen Fälle lediglich der Scheinwiderstand 3. der 
Erdschlußlöschspule als für die Höhe des Erdschlußspulen- 
stromes 3, allein maßgebend in Betracht kommt. Der geringe 
Abstimmungsfehler, der dadurch entsteht, liegt meistens in 
den Toleranzgrenzen, die für die Einhaltung des geforderten 
Wertes des Blindwiderstandes der Erdschlußlöschspule zuge- 
lassen werden. | 

In Wirklichkeit besitzen aber Transformatoren ohne 
magnetischen Rückschluß einen ganz bestimmten Jochschein- 
widerstand, der nicht Null ist. Dies bedeutet, daß der Unter- 
schied der Beeinflussung der Löschung des Erdschlusses, d. h. 
des Erdschlußspulenstromes Je, durch die Bauart des Trans- 
formators ein noch geringerer ist, als sich auf Grund der 
Formel (41) für den behandelten Grenzfall ergibt. 

Für eine Gegenüberstellung der beiden Schaltarten der 
Drosselspulen nach Bild 2a und 2b ist noch der Erdschluß- 
spulenstrom zu berechnen, der sich einstellt, wenn die Dros- 
selspulen nach Bild 2a außerhalb des Kreises der Dreieck- 
wicklung geschaltet werden. Es liegt hier der gewöhnliche 
Fall eines Transformators in Stern-Dreieck-Schaltung bei Erd- 
schluß vor. Die Strombegrenzungsdrosseln können, da sie 
außerhalb des Kreises des Ausgleichsstromes Ją liegen, auf 
diesen und daher auch auf den Erdschlußspulenstrom I. kei- 
nen Einfluß haben. Dieser wird lediglich durch den Schein- 
widerstand 3. der Erdschlußlöschspule und die Kurzschluß- 
scheinwiderstände 3%, und kı, der Wicklungen 1 und 3 des 
Transformators bestimmt, welche nadı den bisherigen Dar-, 
legungen dem ersteren vorgeschaltet sind. In bezug auf den 
Erdschlußvorgang stellt die Ausgleichswicklung eine starr 
kurzgeschlossene Wicklung dar; anderseits sind die drei 
Phasenwicklungen aus demselben Grunde wie weiter oben 
als parallelgeschaltet anzusehen. Ohne die einfache Redh- 


170 


nung für diesen Fall aufzustellen, kann man daher sofort an- 
schreiben: 


l 
ta = — |5 (Bk + 8an) + Be (44) 


Da bei dieser Schaltart der Begrenzungsdrosselspulen 
keine Jochflüsse auftreten, ist eine Unterscheidung der Bauart 
des Transformators nicht erforderlich. Die Formel (43) gilt also 
bei dieser Schaltart ganz allgemein, gleichgültig, ob der Trans- 
formator magnetischen Rückschluß besitzt oder nicht. 

Vergleicht man nun die Formel (44) mit der Formel (41), 
so kommt man zu dem für die Praxis wichtigen Schluß, daß 
die Schaltart der Kurzschluß-Begrenzungsdrossel im Kreise der 
Ausgleichswicklung keinen nennenswerten Einfluß auf die 
Höhe des Erdschlußspulenstromes hat und folglich die Lö- 
schung des Erdschlusses nicht gefährden kann, so weit, wie es 
fast immer zutrifft, die Scheinwiderstände 3k51, Zx.ı und 
3j,ı gegenüber dem Scheinwiderstand der Erdschlußlöschspule 
nicht stark ins’ Gewicht fallen. Dies bedeutet, daß die Wahl 
der Schaltart der Kurzschlußstrom-Begrenzungsdrossel, so 
weit nur der oberspannungsseitige Sternpunkt geerdet ist. 
nicht auf Grund von Erwägungen theoretischer Natur gefällt 
werden muß, sondern daß sie lediglich mit Rücksicht auf rein 


% 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


ee EEE rn 


15. März 1950 


praktische, d. h. konstruktive Zweckmäßigkeiten erfolgen 
kann. Bei gleichzeitiger Erdung der Sternpunkte auf beiden 
Seiten des Transformators ist dagegen mit Rücksicht auf div 
Gefahr von Resonanzspannungen im Erdsclußfalle die 

Schaltart 2b vorzuziehen. > 


Zusammenfassung. 

Der Anschluß von Drosselspulen zur Kurzschlußstromhe- | : 
grenzung außerhalb oder innerhalb der Ringschaltung der |: 
Dreieckschaltung ist mit Rücksicht auf den Kurzschluß ohne |- 
Bedeutung. Im Falle eines Erdschlusses auf der Seite deri, 
Oberspannungswicklung bedingt der Anschluß der Drossel- | 
spulen innerhalb der Ringschaltung der Dreieckwicklung eine | 
zusätzliche Verlagerungsspannung am Sternpunkt der zw:-1 
schen den beiden anderen Wicklungen angeordneten Unter-. 
spannungswicklung. Diese zusätzliche Verlagerungsspannung, - 
erhöht die in die gesunde Leitung auf der Unterspannungs-: 
seite übertragene Spannung, welche unter Umständen ue- 
fährliche Werte annehmen kann. Dabei stellt man die zwat' 
durchaus verständliche, aber doch eigenartige Erscheinung 
fest, daß die Ausgleichswicklung nicht verhindern kann, da) 
für alle drei Säulen des Transformators einphasige, von Jod 
zu Joch verlaufende Felder auftreten. 


Anlaufseigenschaften von Drehstrommotoren und ihr Einfluß auf ee Motorengröße 
in der Landwirtschaft 


H.G.Schweppenhäuser! befaßt sich mit der Tat- 
sache, daß in landwirtschaftlichen Betrieben in zunehmendem 
Maße durch die Wahl unzweckmäßig großer Drehstrommoto- 
ren während der Dreschperiode Belastungen der Ortsnetze 
und Stationen eintreten, die die Stromverteiler immer mehr 
vor unlösbare Aufgaben stellen. Die technischen Anschlußbe- 
dingungen bestimmten bisher, daß beim \Anlaßvorgang der 
Anlaßstrom den 1,7fachen Wert des Betriebsstromes nicht 
überschreiten soll. Der Drehstrom-Induktionsmotor war zu- 
nächst nur in der Bauart des Schleifringmotors gegen Vollast 
unter Einhaltung des 1,?7fachen Nennstromes ordnungsmäßig 
anlaßbar. Nun hat die Entwicklung über den Schleifring- 
motor hinaus zum Stromverdrängungsmotor geführt, bei dem 
die Anschlußbedingungen aber nur dann eingehalten werden 
können, wenn er mit Sterndreieckschalter eingeschaltet wird, 
wodurch aber die Einschränkung entsteht, daß wegen der 
Schwächung von der Primärseite her (Herabsetzung der Spei- 
sung auf den dritten Teil) ein. Anlauf gegen Vollast nicht 
mehr möglich ist. Auf diesen Mangel, der durch keine 
Stromverdrängungsbauart im Sekundärteil behoben werden 


— —u kann, ist offenbar bisher zu wenig geachtet worden. 


Beim Dreschvorgang liegt ein besonders ungünstiges 
Verhältnis im Anlauf vor. Der Motor soll auch bei vollbe- 
schickter Dreschmaschine das Anfahren ermöglichen. Bei 
völlig ausreichender Antriebsleistung im Betrieb der Dresch- 
maschine zeigte es sich immer wieder, daß der Anlaufvor- 
gang bei den üblichen Stromverdrängungsmotoren nicht aus- 
reichend beherrscht werden konnte, zumal wenn, wie es Z. Zt. 
in den meisten Netzen der Fall ist, während der Hauptdresc- 
periode die Spannungsverhältnisse durch nicht ausreichende 
Netzquerschnitte anomal niedrig sind. Um diese Schwierig- 
keiten zu beseitigen, greift man vielfach in der Landwirtschaft 
zu immer größeren Motoren, womit das Übel nicht besei- 
tigt, sondern vielfach durch den mit dem schlecht belasteten 
Motor verbundenen schlechten cos œ nur vergrößert wird. 
Die Folge ist, daß bei normaler Betriebsleistung der Motor 
mit einem cos p von 0,4 ... 0,6 läuft und damit die an sich 
schon bis an die Grenze belasteten Netze durch den doppel- 
ten Blindstrom belastet werden. Die Überbelastung über- 
. trägt sich auf die Transformatorenstation, wo sich durch das 
immer stärkere Eindringen des Einzelantriebes in der Land- 
wirtschaft der Gesamtleistungsbedarf beim Dreschvorgang 


$ ji G NSi h weppenhauser: Elekteziatswirtsch. 48 (1948, S. 243. 


DK 621.313.333 - 57 : 631.34 


durch gleichzeitige Verwendung von Stroh- und Korngeltiär 
sen gegenüber früheren Verhältnissen verdreifacht hat. 


Der Verfasser glaubt, daß diese Entwicklung die Anf- 
merksamkeit sowohl der Überlandversorgungen wie auch der 
Industrie erfordert, da sie bei Fortdauer dieser Entwicklunus 
richtung zu unerfüllbaren Anforderungen an die Versor- 
gungsbetriebe und zur Unzufriedenheit der Abnehmer fuhr 
ren müsse. Er weist in diesem Zusammenhang auf die Not- 
wendigkeit einer äußerst exakten Anpassung der Motor 
größe an den Leistungsbedarf hin, die nicht durdt die 
Schwierigkeiten des Anlaufvorganges beeinflußt werdet 
darf. Als geeignete Anlaßeinrichtung sieht er die seit \at 
gem bekannte Albo-Anlaßeinrichtung? an, die — in ih 
Weiterentwicklung als ausreichend betriebssicher voraus 
gesetzt — den Vollastanlauf des Kurzschlußmotors bringt 
Im einzelnen wird die Albo-Anlaßeinrihtung kurz darge 
stellt, die sogar auf den reinen Käfigmotor zurückzugehen et 
laubt, der auf Grund seiner besonders hohen UÜberlast:r 
keit gegenüber den Dreschstößen stets gut durchzieht. Di 
beschriebenen Vergleichsversuche dieser durch die Aibo 
Anlaßeinrichtung angelassenen Motoren mit den bish>:t 
gen Motoren zeigen das überraschende Ergebnis, daß ma 
nunmehr mit wesentlich geringerer (im allgemeinen e's. 
halb so großer) Motornennleistung auskommt und der Mo 
tor voll ausgelastet arbeiten kann. 


Durch die Albo-Anlaßkupplung wird es ermöglıdıit, dë 
Umschalten auf Dreieck in unmittelbarer Synchronismusrns2 
zu vollziehen, wo aus der Anlaßstufe Stern mit nur e% 
0,lfachem Nennstrom ab- und mit etwa 0,5fachem Nenns'r.? 
(stationär) in Dreieck neu eingeschaltet wird. Eine Drosse: 
spule im Sternpunkt des besonderen Sterndreieckscha.':! 
(die an Stelle der Dämpfungsmaßnahmen im Stromverdrin 
gungsanker tritt) setzt den Kurzschlußstrom ungleich wewe 
herab als bei der bisherigen Sterndreiekschaltung und u «f 
nimmt mit ihrer magnetischen Wirkung zugleich das Ur 
schalten im genau richtigen Zeitpunkt völlig selbsttätig. E~: 
dann rückt die Albo-Kupplung ein und holt mit dem an .5 
eingestellten Reibungsmoment (z. B. 1,7fahen Nennmenm:n 
die bisher noch im Stillstand gebliebene Last allmahlıch :. 
die Drehzahl des bereits voll am Netze befindlichen Ma ’ 
(z. B. mit 1,7fachem Strome) nach. S> 


2 ETZ 55 (1934) S. 627. 


en m a uumucr 


t. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


171 


Eine hochkonstante Meßspannungsquelle 


Von H. Helke, Berlin-Charlottenburg 


Übersicht. Akkumulatoren als Quellen konstanter Gleichspannung 
öonen durch ein Wechselstrom- Netzanschlußgerät ersetzt werden, das in 
Jiesem Aufsatz beschrieben wird. 


In der elektrischen Meßtechnik verwendete man als kon- 
stante Spannungsquellen für Kompensationsschaltungen bis- 
lang ausschließlich Akkumulatoren, deren EMK bei guter 
Pflege der Batterien auf etwa 0,01°/o konstant ist. Die bei den 
einschlägigen Meßlaboratorien vorhandenen Spannungsbat- 
terien sind infolge Überalterung oder mangelhafter Wartung 
zu einem großen Teil unbrauchbar geworden. Die Beschaffung 
neuer Spannungsbatterien ist-unter den heutigen Umständen 
z. T. noch schwierig. 

Die hohen Anschaffungs- 
kosten von Akkumulatoren 
sowie die Notwendigkeit 
dauernder Wartung und 
Pflege haben immer wieder 
dazu angeregt, die Batterien 
durh ein Netzanschlußge- 
rat zu ersetzen, gas unter 
Gleichrihtung des Wechsel- 
stromes eine hinreichend 
konstante Gleichspannung 
!efert. Wenn man mit dem 
Kompensator Präzisionsmeß- 
instrumente oder -widerstän- 
de mit hinreichender Genau- 
tgkeit messen will, dann muß 
die Meßspannungsquelle während der Meßzeit eine auf 
001% konstante Spannung liefern. 

Die zur Verfügung stehenden Geräte genügen nicht den 
Anforderungen, die bei Kompensatormessungen an die Unver- 
anderlichkeit der Spannung gestellt werden müssen, Es wur- 
den daher Versuche zur Entwicklung eines Netzanschlußge- 
rates durchgeführt, bei dem die Stabilisierung der Gleichspan- 
` nung mit Glimmröhren erreicht werden sollte. Die stabili- 
sierende Wirkung der Glimmröhre beruht auf der Erschei- 
nung, daß die Glimmspannung nur in geringem Maße vom 
durchfließenden Strom abhängig ist. 

Die verwendeten Glimmröhren hatten keinen eingebau- 
ten Vorwiderstand und konnten daher nicht unmittelbar an 
die Spannung gelegt werden. Es ist daher ein äußerer Vor- 
widerstand nötig, der für die Regelwirkung von besonderer 
Bedeutung ist. Je größer nämlich sein Widerstandswert (R) 
im Vergleih zum Widerstand der Glimmröhren (w) ist und 
je höher die Betriebsspannung (U) bemessen wird, umso bes- 
ser ist die erreichbare Stabilisierung. Mit der Änderung der 
Betriebsspannung U um ô U entsteht an der Glimmstrece die 
Spannungsänderung AU == ôU - w/R. Der Vorwiderstand und 
die Betriebsspannung wurden so gewählt, daß etwa ein Drit- 
tet der Spannung am Widerstand vernichtet wird. 

Als Vorwiderstand wurde zunächst ein linearer Wider- 
stand benutzt, doch waren die Versuche damit nicht befrie- 
digend. Daraufhin wurde ein 
Eisenwasserstoffwiderstand als 0 
Vorwiderstand verwendet. Der MA 
Eisenwasserstoffwiderstand be- 7; 
sitzt die Eigenschaft, innerhalb 
eines bestimmten . Spannungs- | 
bereihes seinen Widerstand 
ungefähr proportional zu der 
angelegten Spannung zu ändern ọ 
und daher den hindurchfließen- S a 
den Strom ziemlich konstant zu 
halten. Größere Netzspannungs- 
shwankungen werden also 


5” 


Bild 1. Charakteristik eines 
Eisen wasserstoffwiderstandes. 


schon am Eisenwasserstoffwiderstand soweit ausgeregelt, 


saß der durch die Glimmröhre fließende Strom nahezu kon- 
stant bleibt. Die Charakteristik eines Eisenwasserstoffwider- 
standes ist in Bild 1 dargestellt. 


DX 621.316.722.1 


Die Versuche wurden mit Stabilisatoren der Firma Stabi- 
lovolt Type STV 280/80 durchgeführt. Diese haben eine Brenn- 
spannung von 280 V bei einer maximalen Belastbarkeit von 
80 mA. Da für Kompensatormessungen höhere Spannungen 
benötigt werden, mußten 2 Stabilisatoren hintereinander ge- 
schaltet werden. Diese einfache Stabilisierung der Gleich- 
spannung genügte jedoch noch nicht. Die angestrebte Regel- 
genauigkeit wurde vielmel.r erst — nach einem Vorschlag 
von Scheld — durch eine zweistufige Stabilisierung in 
Form einer Kaskadenschaltung durch je eine Reihenschaltung 
von einem Eisenwasserstöffwiderstand und zwei Stabilisato- 
ren erreicht, wobei bei den beiden Stabilisatoren in der zwei- 


g+ 


1 Netzschalter 

2 Gerätesicherung 2 A 

3 Signallampe 220 V 

4 Spannungswähler 

5 Netztransformator 200 W, prim, 240 V., Anzapfung bei 220, 200, 180 V, 
sek. 2 x 2x30 V,2x4V 

6 Doppelweg-Gleichrichterröhre AZ 12 

7 Feinsicherung 150 mA " 

8 Drossel, etwa 30 H bei 120 mA, Gleichstromwiderstand etwa 150 4 

9 Elektrolytkondensator 16 «F, 450/500 V 

10, 11 Widerstand 1 MN, 1 W (die beiden Widerstände dürfen höchstens 
5% voneinander abweichen) 

12 Eisenwasserstoffwiderstand 85—255/0,15 {Die beiden ersten Zahlen der 
Typenbezeichnung geben den Spannungsregelhereich an und die dritte 
Zahl die Stromstärke in A 

13 Mehrstrecken-Stabilisator STV 280/80 

14 Eisenwasserstoffwiderstand 85—255/0,1 

15 Milliamperemeter für Gleichstrom, Meßbereich 100 mA 

16 Widerstand 20 k 2, 25 W 

17 Widerstand 1 M9, 1 W 


Bild 2. Schaltung des Netzanschlußgerätes für konstante Gleichspannung. 


ten Reihe der Kaskade jeweils die oberste Strecke (B3 Bə) 
kurzgeschlossen ist. Mit einer solhen Anordnung (siehe 
‘Schaltung Bild 2) werden Spannungsschwankungen der Ein- 
gangsspannung bis zu + 10% vom Sollwert so weit ausgere- 
gelt, daß die Ausgangsspannung sich bei unveränderter Be- 
lastung um weniger als 0,01 % ändert. 

Die gleichgerichteten Wechselstromimpulse werden zu- 
nächst in der üblichen Weise durch eine Siebkette von 2 Kon- 
densatoren und einer Drossel so weit geglättet, daß ein prak- 
tisch nichtwelliger Gleichstrom entnommen werden kann. 
(Die überlagerte Wechselspannung ist kleiner als 0,01%.) An 
der Gleichspannung liegen in Reihe ein Eisenwasserstoff- 
widerstand und zwei Stabilisatoren. Parallel zu den zwei 
Stabilisatoren liegt noch eine Reihenschaltung von einem 
Eisenwasserstoffwiderstand und zwei weiteren Stabilisatoren 
der gleichen Type, bei denen, wie bereits erwähnt, jeweils 
die oberste Strecke (B3 B2) kurzgeschlossen ist. An diesen 
zwei hintereinandergeschalteten Stabilisatoren wird die kon- 
stante geregelte Gleichspannung abgenommen. 

Bei der Auswahl der Eisenwasserstoffwiderstände kann 
man handelsüblihe Typen mit dem Spannungsregelbereich 
85..255 V verwenden. Die zugrundezulegende Stromstärke 
für den Eisenwasserstoffwiderstand in der zweiten Reihe der 
Kaskade richtet sich nach der maximalen Belastbarkeit des 
Gerätes unter Berücksichtigung des Ruhestromes (min. Quer- 
strom) der Stabilisatoren. Die Stromstärke des Eisenwasser- 
stoffwiderstandes in der ersten Reihe der Kaskade ergibt sich 


172 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 7 1. April E 


aus der Uberlegung, daß die Stabilisatoren. am besten arbei- 
ten, wenn der Querstrom etwa 30% der höchstzulässigen Be- 
lastbarkeit beträgt. 

Das Gerät liefert eine konstante Gleichspannung von 
etwa 420 V. Die maximal entnehmbare Stromstärke beträgt 
90 mA. Da die höchstzulässige Belastbarkeit der verwende- 
ten Stabilisatoren aber nur 80 mA und der Gesamtstrom der 
zweiten Stufe der Kaskade 100 mA beträgt, darf der Verbrau- 
cherstrom den Wert von 20 mA nicht unterschreiten, weil 
sonst die Stabilisatoren überlastet werden. Deswegen sind die 
Ausgangsbuchsen durch einen Widerstand von 20 kQ über- 
brükt, der bei Anschluß 
des Verbrauchers durch eine 
Klinke automatisch abge- 
‘ schaltet wird. Bei Inbetrieb- 
nahme des Gerätes wird al- 
so schon ein Strom von et- 
wa 20 mA entnommen, wenn 
noc kein Verbraucher außen 
angeschlossen ist. Man kann 
daher das Gerät auch ohne 
Anschluß eines Verbrauchers 
eine Zeit lang vor Beginn 
der Messung einschalten, da- 
mit es seine richtige Betriebstemperatur erreicht. Bild 3. 

Der Vorteil der vorliegenden Anordnung liegt vor allem 
in der Einfachheit des Aufbaues. Als Nachteil könnte im er- 
sten Augenblick empfunden werden, daß bei Last schwan- 
kungen die Spannungsregelung nicht so gut wirkt wie bei 
den bisherigen Anordnungen. Bei Prüfungen von Spannungs- 
und Leistungsmessern mit dem Kompensator, für die das Ge- 
rät in erster Linie entwickelt worden ist, treten jedoch Last- 
schwankungen während der Messung nicht auf. Es wird eine 
bestimmte Spannung und damit ein bestimmter Meßstrom 
eingeregelt, der für die Dauer der Messung unverändert 
bleibt. Daher ist die weniger genaue Ausregelung von Last- 


27200 > 


änderungen durch das Gerät für die gestellte Aufgabe ohne 


Bedeutung. 

Bei Verwendung des Gerätes zur Prüfung von Span- 
nungs- und Leistungsmessern mit dem Kompensator ist noch 
folgendes zu beachten: Im allgemeinen wird am Kompensa- 
tormeßtisch die gewünschte Meßspannung aus der Gesamt- 
spannung mit Hilfe eines Potentiometers hergestellt. Beträgt 
der Widerstand dieses Grobspannungsteilers 7000 Q oder 
mehr, dann kann das Gerät in der vorliegenden Form un- 
mittelbar verwendet werden; sonst muß die Anordnung ent- 
sprechend abgeändert werden. Arbeitet man mif einem Kom- 
pensatormeßtish ohne eingebauten Grobspannungsteiler, 
dann darf der zu den Ausgangsbucsen parallel liegende 


DK 620:17:215 


Technische Belehrung als geistige Aufgabe 


Der Aufsatz von Reist! gehört in die Reihe der na- 
mentlich in der Schweiz schon seit einiger Zeit in größerem 
Umfange vorhandenen Bestrebungen, eine Verbindung der 
Technik und des technishen Menschen mit dem sonstigen 
Geistesleben und damit auch der Naturwissenschaft mit den 
übrigen Geisteswissenschaften, aber auch religiösen Fragen 
in förderlichen Kontakt zu bringen. Er beruht, wie er nicht 
verschweigt, auf der amerikanischen Einrichtung der „Public 
Relations’ und sucht für diese Bestrebungen zu werben, wie 
das in größerem Umtange beispielsweise in den schweize- 
rischen Werken von Hornstein u. Dessauer „Seele 
im Bannkreis der Technik“ (Otto Walter, Olfen 1945) und 
Tournier „Technik und Glaube“ (Schwabe, Basel 1945) 
geschieht. Reist selbst beruft sich auf Äußerungen von 
Einstein im Vorwort uber das Barnettsce Buch ‚The 
Universe and Dr. Einstein". Die Bestrebungen sind von her- 
vorragender Wichtigkeit, der Bericht darüber kurz und tref- 
tend. Hier in Deutschland ist eine sachliche Verbreitung we- 
niger der technischen Kenntnisse als einer gesunden Ein- 
stellung zur Technik mit ihren Gefahren und Vorzügen 
dringend erwünscht, da hier noch vielfach eine einseitige 


! Nach W. Reist: Bull. schweiz. elektiotedin. Ver. 40 (1949) S. 958; 3 S. 


Widerstand von 20 kQ nicht abgeschaltet werden. 

Das Regelprinzip kann außer für Kompensatormessunge 
auch für andere Gebiete der Meßtechnik verwendet werig 
Für die Prüfung von Gleichstromzählern an einem Gilei 
stromzähler-Prüfstand mit begrenzter Zählerzahl kann 
mit einer einfachen "Stabilisierung ohne Kaskade auskut 
men, weil für diese Prüfungen eine Konstanz der Gleichspa 
nung auf 0,1... 0,2% genügt. ' 

An Stelle der Gleichrichterröl.ren können auch passer 
Trockengleichrichter verwendet werden (Prinzipschaltung v 
Bild 3). Allerdings ist hier die überlagerte Wechselspanny 

vr \ ! 


0000 0000 


= ee = 0. 


Prinzipschaltung des Gerätes mit Trocengleichrichtern. 


bedeutend größer als bei der Gleichrichtung mit Doppelwg 
Gleichrichterröhren und es bedarf daher mehrerer Siebgla 
der, wenn man die überlagerte Wechselspannung kleiner ë 
0,01% machen will. Die übrige Schaltung für die Stabilisi 
rung der Gleichspannung ist die gleiche wie vorher. Im uk 
gen kann man eine Vervielfachungsschaltung (z. B. Grei 
nacher) anwenden, bei der die Wechselspannung auf ei 
Gleichspannung von vielfahkem Wert heraufgesetzt wm 
Ähnlich können an Stelle von Eisenwasserstoffwiderständ« 
auch Kohledruckregler vorgesehen werden. Abgesehen vo 
dem räumlich bedeutend größeren Umfang dürften hierb 
jedoch auch die Kosten erheblich höher sein. 
Zusammenfassung 

Als Ersatz für fehlende und z. Zt. schwer zu beschaffend 
Akkumulatorenbatterien für höhere Spannungen zur Spe 
sung von Kompensationsprüfeinrichtungen wird ein kleınt 
tragbares Netzanschlußgerät für konstante Gleichspannun 
beschrieben, bei dem die Gleichspannung durch eine Kaskad 
von in Reihe geschalteten Eisenwasserstoffwiderständen un 
Stabilisatoren geregelt wird. Mit diesem Gerät werden Net 
spannungsschwankungen bis zu + 10% vom Sollwert so we 
ausgeregelt, daß die Ausgangsspannung von etwa 420 V sk 
bei unveränderter Belastung um weniger als 0,01% änder 
Die maximal entnel.mbare Stromstärke beträgt 90 mA. 


Überschätzung der Technik auf materialistischer Basis, A! 
derseits auch auf Seiten sonst ernst zu nehmender geist 
wissenschaftliher und religiöser Schriftsteller eine nahı2 
superstitiößse Mißachtung der Technik vorliegt, die sic * 
zu einer phantastischen Dämonenfurcht steigert, mit der de 
Problem der Gefahren ganz gewiß nicht gedient ist‘. E.n 
besondere Gefahr der hier behandelten Bestrebungen ‘eg 
natürlich in der Richtung der Beeinflussung durch final 
zielle und wirtschaftspolitische Interessen. In deutschen u2 
Schweizer Auslassungen wird daher dafür gesorgt s“ 
müssen, daß diese Interessen entweder ausgeschaltet vde 
deutlich betont werden müssen. Mit dieser Maßgabe is! ú 
Wichtigkeit umfassend planmäßiger Aufklärung über Me 
sen, Wirken und Einfluß der Technik durch solche öffen 
lichen Berichte und der Hinweis darauf sehr zu begrüße? 

Der Verfasser nennt seinen Aufsatz „Gedanken o'x 
die Eingliederung der Technik ins Menschenleben”. Er ve! 
tritt das humanum, das ethikum und sogar das religiosu 
im Rahmen von Naturwissenschaft und Technik. „Wo Gol 
geleugnet wird und der Mensch sich selber gering achte 
brauchen sich die in Staat und Wirtschaft wirkenden ki:!t 
keine Zurückhaltung aufzuerlegen, denn sie sind keinen st! 
lichen oder moralischen Gesetzen verpflichtet.” vdT 


? Reisner: Der Damon und sein Bild. Verlag Suhrkomp E 


1947. 


ı. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 ” 173 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


Korrosions-Ermüdungsbrüche in Kraftwerksdampfleitun- 
gen. [Nach Bericht des „Corrosion Fatigue Comittee” ; Bri- 
tsh Electricity Authority, London 1949.] 

In den letzten Jahren waren eine Reihe sehr ernster 
Schadensfälle in den Dampfleitungen englischer Kraft- 
werke zù verzeichnen, deren Ursache in der Berührung 

ıBer Metalloberflächen mit Kondensat zu suchen war. 
ber daraus resultierende Temperaturwechsel rief erheb- 
k¿he Materialspannungen hervor, die zu Ermüdungs- 
b:uchen führten. Steht Metall mit einer Flüssigkeit in Be- 
ıiarung, So wird seine Widerstandsfähigkeit herabgesetzt. 
Sogar die Benetzung mit reinem Kondensat setzt die Le- 
bznsdauer, z. B. von Stahl, herab. Enthält das Wasser noch 
2.sıtzlich gelöste feste oder gasförmige Bestandteile, so 
srd das betr. Metall erheblich gefährdet. Ermüdungs- 
stbrüche und Korrosion scheinen sich gegenseitig zu för- 
an, SO daB von Korrosionsermüdung (corrosion 
que) gesprochen werden kann. 
Zu unterscheiden sind rein mechanische und thermische 
‚sannungen. Erstere können durch Biegevorgänge oder 
Schwingungen einer Rohrleitung verursacht sein. Die letz- 
ren als die wichtigeren können durch plötzliche Abküh- 
ng bestimmter Stellen durch Kondensat oder durch ab- 
: htiches Einspritzen von kaltem Wasser, z. B. bei Heiß- 
:impikühlern, hervorgerufen werden. Diese Anbrüche 
tw, Rißbildungen sind bei ihrem Entstehen nur sehr 
„wer festzustellen und zeigen sich meist erst dann, wenn 
sch einen feinen Riß Dampf nach außen tritt oder die 
«tr. Stelle sich infolge der Spannungen und Gefügeauf- 
‘serung nach außen hin aufbeult. Ein bloßes Zu- 
tweißen führt zu keinem bleibenden Erfolg, da meist 
e korrodierte Zone im Inneren des Rohres bedeutend 
“uere Ausdehnung hat als von außen beurteilbar. Für 
“"sanlagen wird die Vermeidung anomal hoher Material- 
“anspruchungen sowie die Verhinderung von Kondensat- 
' dung empfohlen. Wo letzteres betrieblich nicht zu ver- 
eiden ist, muß für eine sofortige Ableitung des Konden- 
“ts gesorgt werden, ehe es mit lebenswichtigen Teilen 
zr Anlage in Berührung kommen kann. Bei bestehenden 
anagen soll vor ailem das Entwässerungssystem genau 
‘sraufhin untersucht werden, ob alles Kondensat schnell 
ad siher durch einfach zu bedienende und leicht zugäng- 
che Entwässerungseinrichtungen (Ventile) abgelassen wer- 
n kann. Dampfleitungen, die nur periodisch Dampf füh- 
=n müssen von solchen Dampfleitungen, die hohe Tem- 
»atur haben, gut wärmeisoliert sein. Vor allem müssen 
on oder zu große Temperaturwechsel vermieden 
»erden. 
In dem Bericht werden noch eine Anzahl wertvoller 
"nweise gegeben und aufgetretene Schadensfälle an Hand 
iuter Abbildungen erläutert, Vo 


DK 621.317.794 : 621.315.682 
Auffinden von Temperaturerhöhungen in Freileitungen mit 
Hilfe des Bolometers. [Nach J. R. Leslie u. J. R. Wait: 
L.ectr. Engng. 68 (1949) S. 969; 5 S., 5 B) 

Ein infrarot empfindliches Bolometer, mit dessen Hilfe 
man das Heißwerden von Kontaktstellen an Freileitungsver- 
“dern und Schaltern während des normalen Betriebes mes- 
21 kann, ist von der Forschungsabteilung der Hydro-Elec- 
'c-Power Commission von Ontario, Canada, ausgearbeitet 
“:tden und hat sich im vergangenen Jahr im Freileitungs- 
=z hervorragend bewährt. Eine derartige Einrichtung ist 
wor alien Dingen für ältere Leitungsnetze, die noch veraltete 
ntaktkonstruktionen enthalten, dringend erwünscht, da 

“nadhaft gewordene Verbinder infolge erhöhter Übergangs- 
».derstände bzw. erhöhter Temperaturen und dadurch be- 


.tgtes Aufschmelzen der Kontaktteile zu sehr unliebsamen . 


3etriebsunterbrechungen, besonders bei auftretenden Netz- 
iurzschküssen (Schlaufen- und Seilrisse) führen. 

Die Entwicklung des Gerätes wurde angeregt durch die 
“ıhrend des Krieges gemachten Erfahrungen mit Infrarot- 
:‘ometern, die z.B. von deutscher Seite zur Kontrolle des 
scitisverkehrs (FeststeNung der aus den Schornsteinen kom- 
zenden Wärmestrahlungen), im Kanal von Englang benutzt 
wurden. 

Das für den oben genannten speziellen Zwek entwik- 
wite Bolometer arbeitet folgendermaßen: Das eigentliche 
ölometer, ein. räumlich sehr kleiner Widerstand mit nega- 
tvem Temperaturkoeffizienten, befindet sich im Brennpunkt 


eines Parabolspiegels (Glas mit Aluminiumbelag an der spie- 
gelnden Fläche). Die von dem Spiegel eingefangene Gesamt- 
strahlung bestimmt und ändert also den Widerstand des 
Bolometers und damit den aus einer Stromquelle mit kon- 
stanter Spannung fließender Strom. Richtet man eine der- 
artige Einrichtung auf beispielsweise einen Freileitungsver- 
Linder, so gelangt dessen Wärmestrahlung gemeinsam mit 
der sonstigen Strahlung des Hintergrundes (Himmel) auf das 
Bolometer und bestimmt dessen Widerstand bzw. Stromfluß. 
Unterbricht man den Strahlungsfluß durch eine rotierende 
Blende, die für den sichtbaren Teil der Strahlung, aber nicht 
für den infraroten Teil durchlässig ist, so erzeugt die für den 
vorliegenden Zweck störende Himmelsstrahlung eine Gleich- 
stromkomponente im Bolometerstrom, die hier interessie- 
rende von dem Verbinder kommende Infrarotstrahlung aber 
infolge der periodischen Unterbrechung durch die Blende 
(15 Hz) eine Wechselstromkomponente. Diese wird durch 
einen abgestimmten Verstärker auf eine bequem meßbare 
Größe gebracht. Dieser Meßwert ist damit ein Maß für die 
Temperatur des angepeilten Freileitungsverbinders. 

Das nach diesem Prinzip gebaute Instrument ist in der 
Lage, die Temperatur einer Kontaktstelle mit einer Genau- 
igkeit von + 5° zu messen, sofern sie mindesten 10° höher 
liegt als die Umgebungstemperatur. Die derzeitige Ge- 
brauchsfähigkeit des Apparates ist so, daß täglich von 2 Per- 
sonen 25..30 Kontaktstellen an einer Doppelfreileitung ge- 
messen werden können. 

Der zitierte Aufsatz enthält weiterhin interessante Aus- 
führungen über die Wärmebilanz der Kontaktstellen und da- 
mit über die im Prinzip zu erwartende Leistungsfähigkeit 
des Verfahrens sowie über die Eichung des Instrumentes 
und sonstige Einflüsse bei der Messung. Rg 


DK 621.315.1(42) : 389.64 
Britische Freileitungsvorschriften. [Nah H. W. Grimitt: 
Proc. Instn. electr. Engrs. 96 I (1949) S. 261; 10 S., 6 B. 
2 T) 

Die britischen Freileitungsvorschriften stammen aus 
dem Jahre 1928. Vom „Code of Practice Committee on 
Overhead Power Lines" wurde ein neuer Entwurf mit 
einer Reihe einschneidender Änderungen ausgearbeitet. 
Nach einem geschichtlichen Rückblick mit Hinweis auf die 
guten Erfahrungen mit der von jeher sehr knappen Fas- 
sung der britischen Vorschriften stellt der Verfasser die 
bisherigen und die neuen Bestimmungen einander gegen- 
über. Folgende Unterschiede fallen besonders ins Auge: 

Bei Kreuzungen mit Straßen und Starkstromleitungen 
wird auf Sicherheitsmaßnahmen, wie doppelte Isolatoren, 
doppelte Stromleitungeh, Schutznetze u. ä. verzichtet und 
nur noch eine Isolation der nächst höheren Spannungs- 
reihe verlangt. Der Begriff „Sicherheitsfaktor”, der für die 
Zugspannungen der Leitungen und die Belastungsannahme 
der Maste bisher eine große Rolle ‚spielte, verschwindet. 
Der Durchhang ist künftig so zu bemessen, daß bei 
— 5,6 °C und zusätzlicher Belastung durch Eis die Leitun- 
gen höchstens bis zu 3⁄4 ihrer Bruchfestigkeit beansprucht 
werden. Die Eiszusatzlast ist mit 3,5 d in Pfund je Fuß 
Leitungslänge (lb/ft) anzunehmen, wobei d der Durc- 
messer der Leitung in Zoll ist. 

"Die Bestimmungen zur Berechnung der Maste üna ihrer 
Gründung sind vollkommen neu gefaßt. Unter Berücksich- 
tigung der horizontalen und vertikalen Belastungen durch 
Wind auf Leitungen und Maste sowie Eislast auf Leitun- 
gen ohne Wind (1,5 * 3,5d in lbt) darf bei Stahlmasten 
die Bruchgrenze der einzelnen Glieder, bei Stahlbeton- 
masten 90°o der Bruchlast, bei teerölimprägnierten Kie- 
fernmasten 75°o und bei anderen Holzmasten 50° der 
Bruchgrenze nicht überschritten werden. Bei Gründungen 
sind die Bodenreaktionskräfte zu berücksichtigen. Für den 
Winddruck auf Leitungen und Maste sind Höchstwerte 
gemäß einer Zahlentafel zugrunde zu legen, die ähnlich 
den VDE-Vorschriften nach der Höhe über Erde abge- 
stuft sind. 

Die nach Höhe der Betriebsspannung abgestuften 
Mindestbodenabstände liegen nicht unwesentlich unter den 
VDE-Werten. Die bisher vorgeschriebene Erdung des 
Metallzubehörs an allen Masten, also auch an Holzmasten, 
ist im neuen Entwurf nicht mehr verlangt, so daß in Zu- 
kunft die zusätzliche Isolation durch Holz ausgenutzt wer- 
den kann. Für Mastumspannstellen sieht der neue Ent- 
wurf eine Trennung der Niederspannungs-Betriebserde 
(Nulleiter) von der Hochspannungs-Schutzerde vor. — Zu- 


174° Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 1. April 1950 
sammenfassend läßt der neue Entwurf eine beachtliche ain å 
Modernisierung und in manchen Punkten eine Angleichung E, = U, = -- U, = konst., 


der britischen Vorschriften an Grundsätze der VDE-Vor- 
schrften 0210 erkennen. Mr 


Elektrische Maschinen 


DK 621.313.2 : 621.311.24 
Gleichstromgeneratoren für Windkraftwerke. [Nach A. Car- 
rer: Elettrotecnica 36 (1949) S. 376; 7 S., 15 B.] 

Verfasser behandelt Schaltungen von Gleichstrommaschi- 
nen an Windkraftmotoren, die in einem weiten Bereich ihrer 
veränderlichen Drehzahl n praktisch konstante Spannung 
liefern. 

1. Schaltung I 
nachBildi:Der ,„ l i 
Querfeldgenerator > Kı 
MT 1 liegt mit den 
Primärbürsten 1,3 
an der praktisch 
konstanten Span- 
nung U; einer 
Hilfsspannungs- 
quelle (Akkumula- 
tor), der er den 
Strom lı entnimmt. 
Die Sekundärbür- 
sten 2,4 führen.den 
Strom I. Der Haupt- 
generator D wird 
von Jı und /in den 
Wicklungen Kı und 
K erregt und gibt die Spannung Es ab. A sind Reihenschluß- 
und S Stabilisierungswicklungen. 

Die von Carrer abgelgtete Beziehung Es = f(n) läßt 

sich in der übersichtlichen Form schreiben: 


_ .an’+bn 
?— en’+dn-re 


Bild 1. Schaltung mit Querfeldgenerator. 


U, . 


Die Konstanten a bis e sind durch die Windungszahlen und 
"Widerstände der Anker- und Feldwicklungen gegeben. Mit 
Zahlenwerten lautet die Beziehung 


41 (o) + 7,25 imo 
ee EEE —[Ü .. 


19,8 (000) +0,75 00 + 35 


Bild 2. Kennlinien über der Drehzahl; gemessene Werte ausgezogen, 


berechnete gestrichelt. 


Bild 2 zeigt den Verlauf von E = f(n); die gestrichelten Kur- 
ven gelten für die gerechneten, die ausgezogenen für die ge- 
messenen Werte. Für n = 0 ist E2 = 0; bei genügend großem 


a 
n nähert sich die Spannung dem Wert Es = E UN. 


2.SchaltungnachBild3a: Das Problem läßt sich 
auch mit normalen Gleichstrommaschinen lösen. Feldwick- 
lung des Generators D sowie Anker- und Feldwicklung der 
Erregermaschine E liegen in Reihe an der Hilfsspannung 


an 
U. E = f(n) hat hier die Form E = Dn+tc UN. 
Mit wachsender Drehzalt.l nähert sich die Spannung dem 


a 
Wert E: = b U,, und zwar um so eher, je kleiner c ist. 


3. Schaltung nach Bild 3b: Treibt man die Er- 
regermaschine E über ein Differentialgetriebe mit n — c/b 
an, so wird 


die Schaltungen nach Bild 3a und b. Vergleicht man die dg 


b 


E 


Bild 3. Schaltung mit normalen Gleichstrommaschinen ohne (a) und mit 
Differentialgetriebe. 


was jedoch infolge der Sättigung bei kleinen Drehzahlen nig 
eingehalten wird. Bild 4 zeigt den Verlauf von Es = f(n) 8 


PER: 

= nn for 

5 T AEE wen 

er ri 

A a ae 
A e E 


2000 Uhrin 


KELSCHLH 

-20 

EL EA 
Da U I DER EU 


Erza) 
Bild 4. 


Kennlinien für E's bzw. E, (Schaltg. 3a bzw. b) abhängig von 
Drehzahl für verschiedene Werte U... 


Schaltungen miteinander, so ergibt sich das folgende Bild: 


Schaltung Bild I 
3a | 51 V 
3b 


DK 621.314.52 : 621.311 
Umgekehrt arbeitende Leonardschaltung für Windk 
werke. [Nach A. Carrer: Elettrotecnica 36 (1949) S. 
2 S., 7 B) 
Der Gedanke, die Windkraftenergie über einen Leor 
Í umformer an ein Drehstfi 
netz zu liefern, stammt von} 
A Morbiducci. Carrer. 
^d richtet im vorliegenden Außg 
N über die an einer Versudi 
Ia 


ordnung gewonnenen 
nisse. Ein vom -Windmd 
mit veränderlicher Drehzahl an 
getriebener, konstant erregte 
Gleichstromgenerator D {Bild 
speist über einsn Gleichstrom 
Drehstrom-Motorgenerator 
(M, G) in ein Drehstromnetz. Seine induzierte Spannunı 
Ed ist seiner Drehzahl nd proportional. An seiner Kiemmen 
spannung Ud hängt die Erregung des Gleichstrommotors M 
dessen EMK ebenfalls linear mit nd wächst, En = Cm Ed. då 
Um œ konst. Bild 6 enthält die über n aufgetragenen Me! 


Bild 5. Leonardschaltung für die 
Gewinnung von Windenergie zur 
Speisung eines Drehstrommotors. 


15. März 1950 
> 


ı werte: Jd = Erreger- 
strom von D, nm = 
Drehzahl von M und 
' G, eide praktisch kon- 
‘stant, Uq = Klemmen- 
spannung von D so- 
‚wie | = Ankerstrom 
und Im = Erreger- 
“ ‘strom von M. Bei klei- 
‘nen Drehzahlen nd 
‘des Windmotors ist I 
negativ (Energierich- 
tung vom Drehstrom- 
* inetz in ‚den Leonard- 
:umformer}. Je stärker 
M erregt ist, desto 
höher liegt die Dreh- 


zahl nd, bei der l Bild 6. Versuchs-Kennlinien; 
ċorh Null geht. Zrn Motor M normal erregt. 
Meßtechnik 
H- DK 621.386 : 681.12 


‚Methode zur Messung strömender Medien in Rohrleitungen 
mittels Röntgen- oder y-Strahlen [Nach R. Burgholz: 
„Arch. techn. Messen V 1247—2 (1949); 2 S, 3 B.] 
| Zur Messung der Menge strömender Medien in Lei- 
tungen gibt es zahlreiche Geräte, die aber nur zu einem 
keinen Teil bei hohen statischen Drücken angewendet 
= [weden können, weil Anschluß- und Verbindungsstellen 
- iznad vor allem die druckfeste Durchführung in den Außen- 
Er Schwierigkeiten bereiten. Eine neue Meßmethode 
_tarseitet dagegen ohne jeglichen UÜbertragungsmechanis- 
Inıs in den Außenraum: Die Strahlung einer Röntgenröhre 
- Ibzw. eines radioaktiven Präparates wird herangezogen zur 
= ‚Anzeige der Stellung oder Rotation eines Körpers in der 
- }Rohrieitung, der unmittelbar von der zu messenden Größe 
- beeinflußt wird. Die Anwendung dieser neuen Methode 
= ġazd prinzipiell an zwei Verfahren erläutert, an dem 
..|Kappen- bzw. Strömungskörperverfahren und an dem 
--+Nebradverfahren. 
Bei dem Klappen- bzw. Strömungskörperverfahren wird 
“ fene drehbar gelagerte Klappe bzw. ein Strömungskörper 
. 1:3 die Rohrleitung eingebracht. Eine Röntgenröhre bzw. 
a radıoaktives Präparat hinter der Rohrleitung sendet ein 
~ IStrahlenbündel in Richtung der Klappenebene durch die 
Pohrleitung. Die Strahlen bilden dann ein kurzes Zeiger- 
:uck der Klappe oder des Strömungskörpers als dunklen 
Dr auf einem vor der Rohrleitung befestigten Leucht- 
> Tsrıirm ab. An der Leuchtschirmskala wird die durchströ- 
' zende Menge abgelesen. Sofern das Medium es zuläßt, ist 
4t u. U. vorteilhafter, das radioaktive Präparat in der 
: t Kappe oder im Strömungskörper selbst unterzubringen. 


} Das Prinzip läßt sich auch auf den einfachsten und 
i bznebtesten Differenzdruckmesser, das U-Rohr, übertragen 
Í wie auch auf eine Reihe handelsüblicher Meßgeräte, falls 
. ss höchdruckfest sein sollen. 
A Das Meßradverfahren kommt für unzugängliche Stel- 
‚en und zur Registrierung nebst Fernmessung in Betracht: 
Hierbei werden die Strömungsgeschwindigkeiten mit Hilfe 
| von Rontgen- oder y-Strahlung, Meßrad und Zählrohr der- 
tàr in Impulsfrequenzen umgewandelt, daß jeder Strö- 
‚ auıgsgeschwindigkeit durch die Drehzahl des Meßrades 
; ene bestimmte Frequenz eindeutig zugeordnet ist. An 
-i ¿irem Beispiel werden alle interessierenden Einzelheiten 
Í <räutert bis zur Mengenmessung für beide Strömungsrich- 
angen. 
| Die Methode hat sich zur Messung des Wasserumlaufs 
t 
l 


ù Rohren von Kesselheizflächen bereits bewährt. Sie 
durite auch durch Übertragung auf andere Gebiete dazu 
»itragen, Messungen, die bisher nicht durchführbar wa- 
n, zu ermöglichen. > 


R DK 621.317.725.029.58 
Ein Millivoltmeter für den Frequenzbereich von 1000 bis 
%:10 Hz. [Nah H. J. Lindenhovius,G.Arbeletu. 

IC van der Breggen: Philips techn. Rdsch. 11 (1950) 

‚, > 210; 10 S., 10 B.] 

Der in der Praxis stehende Ingenieur hat an Rundfunksen- 
“rn. Industriegeneratoren, Empfangsgeräten, Trägerfrequenz- 

‘nd Verstärkeranlagen laufend Wechselspannungen sehr 
‚erschiedlicher Frequenz und Größe zu messen. Wäh- 

‚ nd Spannungen über etwa 1 V bei Frequenzen bis her- 

i «if zy 50 MHz mit den üblichen Meßgeräten, die als wesent- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 7 | 175 


liche Bestandteile einen Gleichrichter (Diode, Kristalidetek- 
tor) und ein nachgeschaltetes Drehspulinstrument enthalten, 
ohne Schwierigkeit mit befriedigender Genauigkeit gemes- 
sen werden können, erfordert die Messung von Spannungen 
unter 1 V einen recht erheblichen, gerätemäßigen Auf- 
wand. Frequenzunabhängigkeit des Meßergebnisses inner- 
halb eines möglichst breiten Frequenzbandes, vernachläs- 
sigbar geringe Verstimmung und Bedämpfung des Meßobjek- 
tes bei Anschaltung des Meßgeräts und weitgehende Unab- 
hängigkeit von Röhrenalterung und Netzspannungsschwan- 
kungen sind die wichtigsten, keineswegs leicht zu erfüllen- 
den Forderungen. Das für den Frequenzbereich 1000 Hz bis 
30 MHz ausgelegte, bequem tragbare Millivoltmeter Type 
GM 6006 der Philips-Meßgerätereihe verdient daher beson- 
dere Beachtung. Es enthält als Hauptbestandteile einen 
sechsstufigen, mit Rimlock-Pentoden EF 42 (Smax = 9,5 
mA/V; Räq = 750 Q) bestückten Breitbandverstärker, einen 
Germaniumkristall als Gleichrichter, ein Drehspulinstrument 
(100 uA) zur Anzeige der gemessenen Spannung sowie ein ' 
Netzspeisegerät. Eine Eingangsspannung von 1 mV ergibt 
Vollausschlag des Anzeigeinstrumentes. Einige wesentliche 
Einzelheiten des Breitbandverstärkers, der auch als solcher 
unabhängig von der Meßschaltung verwendet werden kann 
(Ausgangsspannung 0,5 V an 180 Q bei 1 mV Eingangsspan- 
nung), seien hier angeführt: die ersten fünf Stufen sind genau 
gleich aufgebaut und ergeben mit 400 Q Außenwiderstand 
und einer auf etwa 8 mA/V eingestellten Steilheit eine Stu- 
fenverstärkung von 3,25. Die letzte durch den Gleichrichter 
belastete Stufe enthält als Besonderheit ein einstellbares 
L-Glied, das den Verstärkungsrückgang der vorherge- 
henden Stufen im Bereich zwischen 20 und 30 MHz ausgleicht. 

Die notwendige Stabilisierung der Gesamtverstärkung 
gegenüber Schwankungen der Netzspannung und Alterungs- 
erscheinungen der Röhren wird unter Ausnutzung der Tat- 
sache, daß die Steilheit einer Pentode angenähert dem Ka- 
thodenstrom proportional ist, durch eine starke Gleichstrom- 
gegenkopplung (24fach je Stufe) erzielt. Um trotz der an dem 
Kathodenwiderstand von 2700 Q entstehenden, viel zu nega- 
tiven Gitterspannung den Soilwert zu erreichen, wird in den 
Gitterkreis jeweils eine entsprechende positive Gleichspan- 
nung aus dem Netzspeisegerät eingebracht. Da die der Sta- 
bilisierschaltung zugrunde gelegte Tatsache nur angenähert 
richtig ist, ändert sich die Gesamtverstärkung in geringem 
Ausmaß mit der Netzspannung und der Röhrenalterung. Um 
trotzdem genaue Messungen durchführen zu können, iäßt sich 
der Verstärker in einer Eichstellung in definierter Weise zur 
Selbsterregung bringen; am Eingang entsteht hiervei eine 
Spannung von genau 1 mV (5000 Hz), so daß das Anzeige- 
instrument Vollausschlag zeigen muß. Trifft dies nicht zu, 
so läßt sich mittels eines Potentiometers die Gittervorspan- 
rung aller Röhren und damit die Gesamtverstärkung auf den 
richtigen Wert einregeln. 

Zur Kompensation der geringen, in den beiden ersten 
Stufen erzeugten Rauschspannung (20 uV) wird das Anzeige- 
instrument mit einem schwachen Gleichstrom aus dem Netz- 
teil gespeist. — Zur Messung von Spannungen über I mV 
ist ein getrennt mitgelieferter „Abschwächer" vor das Gerät 
zu Schalten, der in 12 Stufen von 1 mV bis 1000 V regelbar 
ist. Die Konstruktion des Abschwächers, der als Schiebekon- 
densator ausgebildet ist, wird von den Verfassern in allen 
Einzelheiten erläutert. — Hervorzuheben ist noch die bei 
einem hochempfindlichen Meßgerät stets zu fordernde hohe 
Überlastbarkeit: Überschreitet die Eingangsspannung den 
zulässigen Höchstwert von 1 mV, so tritt nach anfänglich 
proportionalem Anwachsen ides Ausgangsstromes mit der 
Eingangsspannung bei einem Ausgangsstrom von etwa 
400 uA ein Zustand ein, bei dem eine weitere Steigerung der 
Eingangsspannung ohne Einfluß auf den Ausgangsstrom ist. 
Der Strom von 400 uA wird sowohl von dem Anzeigeinstru- 
ment als auch vom Germaniumkristall gut vertragen. Erst 
bei einer 100 000fahen Überlastung des Eingangs, wie sie 
bei Anschaltung einer Spannung von einigen Hundert Volt 
ohne Abschwädher auftritt, erleidet das Gerät infolge Durch- 
schlags des Eingangsgitterkondensators oder Durchbren- 
nens des Eingangswiderstandes Schaden. Fs 


Lichttechnik 
DK 621.327.43 
Beleuchtung durch Leuchtdecken (Oberlichte). [Nach P. 
Moon u. D. E. Spencer: Illum. Engr., N. Y., 44 (1949) 
S. 465; 8 S.] | 


176 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


Die grundsätzlichen Anordnungsverhältnisse beim Ent- 
wurf der Beleuchtungseinrichtung selbstleuchtender Decken 
(Deckenoberlichte), die durch Leuchtstoffröhren ausgeleuch- 
tet werden, sind eingehend behandelt. Versuche führten 
zu dem Ergebnis, daß zur Erzielung und Gewährleistung 
einer gleichmäßigen Helligkeit die Abstände zwischen den 
Reihen der Leuchtstoffröhren das Doppelte des Abstandes 
zwischen Lichtquelle und den lichtdurchlässigen Abdeck- 
gläsern nicht überschreiten sollten. Bei mehr als drei Licht- 
reihen in einem Leuchtkasten wird für die äußeren Reihen 
ein Abstand von nur °/s des sonst ermittelten normalen 
Abstandes empfohlen und nur !/s desselben für den Zwi- 
schenraum zwischen den äußersten Leuchtröhrenreihen und 
den Wandungen (beispielsweise Unterzügen). Als geeignete 
Abmessungen haben sich ergeben: Abstand der Leuchtstoff- 
röhren-Reihen untereinander: s =~ 60 cm; Abstand von 
Mitte Leuchtstoffröhre bis Oberfläche der unteren (diffus 
streuenden) Glasplatten: / 2 0,5 s (rd. 30 cm). Die Reflexion 
der Decke über den Leuchtröhren soll mindestens 80%, die 
der Wände im Raum etwa 50°/o und die des Fußbodens et- 
wa 30 %6 betragen. Anordnungsskizzen und Kurven vervoll- 
ständigen die Versuchsergebnisse. | Vi 


DK 621.327.43 : 361.1 


Gesundheitliche Gefährdung - durch zerbrochene Fluores- 


zenzlampen? —- In der schweizerischen Tagespresse wurde vor 
kurzem in qroßer Aufmachung über die Gefährdung der 
menschlihen Gesundheit durch die in Fluoreszenzlampen 
enthaltenen Berylliumverbindungen berichtet. Der Schweiz. 
Elektrotechn. Verein veröffentlichte! hierzu ein Gutachten 
von Dr. med. Borbély. Danach ist die Giftigkeit von Be- 
rylliumsalzen an sich bekannt, jedoch ist die Gefährdung 
durch Leuchtstofflampen stark übertrieben dargestellt wor- 
den. Zerbricht eine Lampe in einem geschlossenen Raum, so 
ist dieser zweckmäßig für kurze Zeit zu verlassen, bis der 
hervlliumhaltige Staub sich geleat hat, die Scherben sollen 
nicht mit bloßen Händen angefaßt werden. Verletzungen 
durch Scherben soll ein Arzt behandeln. 

Die Osram GmbH, - Heidenheim, teilte der ETZ-Schrift- 
leitung mit, daß bei ihr während der langjährigen Herstel- 
Jung von Leuchtstofflampen noch kein Fall von Vergiftung 
durch Leudhtstofflampen vorgekommen sei. Ebenso äußerten 
sich deutsche medizinische Fachleute, daß kein Grund zur 
Beunruhigung gegeben sei; nur bei Schnittwunden ist Vor- 
sicht geboten. Die Gefährdung durch Leuchtstoffröhren ist 
jedenfalls geringer als die durch zerbrechende Quecksilber- 
thermometer. = BV 


; DK 621.327.43.001.2 
Berechnung von Beleuchtungsanlagen mit linienförmigen 
Lichtquellen. [Nach W. Viets: Licht-Tecn. 1 (1949) S. 135; 
4 S.,6 B] 

Bei Verwendung von Leuchtstofflampen mit ihrer linien- 
förmigen Gestalt wird die Beleuchtungsberechnung schwie- 
riger als bei Verwendung punktähnlicher Lichtquellen (z. B. 
Glühlampen). Die analytische Lösung der Aufgabe, die von 
einer Leuchtstofflampe in einer zu ihr parallelen Ebene 
erzeugte Beleuchtungsstärke zu berechnen, wird gegeben. 
Wählt man ein rechtwinkliges Koordinatensystem in der 
Meßebene, so daß die Projektion der Leuchtröhre mit der 
x-Achse zusammenfällt und der Mittelpunkt der Leuchtröhre 
den Koordinatenanfangspunkt bestimmt, so sind nur folgende 
leicht bestimmbaren Größen für die Berechnung der Beleuch- 
tungsstärke E (in lx) erforderlich: Die Ordinaten x, y des je- 
weiligen Meßpunktes, der senkrechte Abstand der Leucht- 
röhre (Aufhängehöhe h) über Meßebene, die Röhrenlänge l 
(sämtliche Längen in m) und die Lichtstärke der Röhre Je. 
Es wird 


— Jeh |l|h’+y(h?+l/4— x°+ y”) 
2 (h? +y’) (h+ 4+ x+ y?) Px? 
~-i- arc tg — ! EEY Al 

h= tatty 


Die Beleuchtungsstärken in Meßebenen mit 1, 2 und 3 m 
Abstand von der Leuchtstofflampe sind so errechnet und als 
lsolux-Kurven gezeichnet. Charakteristisch ist an diesen 
Kurven einerseits die größere Ausweitung senkrecht zur 
Leuchtröhrenachse und anderseits eine Einschnürung in Ridh- 
„tung der Längsachse. 

Auch für die Beleuchtungsstärkeverteilung auf einer zur 
Lampenachse senkrecht stehenden Ebene wird der ma- 


? Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 1039. 


1. April 195 


thematische Ausdruck gegeben. Hier sind die Isolux-Kurven 
naturgemäß konzentrische Kreise. Charakteristisch ist für 
sie ein „Lichtloch” im Zentrum und ein Maximum der Be- 
leuchtungsstärke, das mit zunehmendem Abstand der Meb- 
ebene immer weiter nach außen rückt. Der mathematische 
Ausdruck für den Lichtstrom läßt sich in geschlossener 
Form nicht integrieren. In einem Beispiel wird aber gezeigt. 
daß bei Bildung des arithmetischen Mittels aus den Beleud- 
tungsstärken eine mittlere Beleuchtungsstärke gefunden 
wird, die, mit der beleuchteten Fläche multipliziert, mit prak- 
tisch hinreichender Genauigkeit den Lichtstrom ergibt. 
WA 


Hochfrequenztechnik 


DK 621.396.029.63 


- Drahtlose Dezimeterverbindung Frankreich—Korsika. [Nach 
Hugon, Ann. Radioelectr. 4 (1949) S. 157; 4 S.] 


In den Jahren: 1946/47 hat die Companie Generale d: 
Tel&graphie sans Fils mit dem Centre National d'Etudes des 
Telecomm. eine Dezimeterverbindung auf einer Wellenlänge 
von 23 cm zwischen Frankreich und Korsika untersucht. Als 
Hauptziel der Untersuchungen sollte geklärt werden, welche 
Einflüsse das maritime Klima auf die Verbindung bei op- 
tischer Sicht zwischen Sender und Empfänger ausübt und ob 
sich bei nicht vorhandener optischer Sicht eine zuverlässic: 
Verbindung durch Benutzung eines Reflektors mit optischer 
Sicht zum Sender und zum Empfänger herstellen läßt. 

323 m über dem: Meeresspiegel befand sich auf Korsikä 
bei Calenzana die kombinierte Sende-Empfangsstation, d:e 
zu der ebenso eingerichteten Gegenstation auf dem Mor‘ 
Agel auf dem Festland (1160 m ü. M.) optische Sicht hatte. 2°: 
der 536 m ü. M. liegenden Gegenstation Grasse bestan 
keine optische Sicht. Die lineare Entfernung betrug 184 b:s 
203 km. 1158 m ü. M. befand sich am Abhang des Mon: 
Grosso auf Korsika eine Reflektoranlage, die das von Grass? 
in Korsika eintreffende Signal auf die Empfangsantenne zu- 
rückwarf und umgekehrt. Der Umweg über den Reflekto! 
vergrößerte die Entfernungen auf 186 bis 206 km. Der Spiec: 
bestand aus perforieıtem Eisenbleh in der Form von i 
einer Ebene von 10X4 m angeordneten Hohlleiterstücken 
deren Tiefe sich über die Fläche der Antenne so staffe!’ 
daß die reflektierte Welle in linearer Richtung abgestrah 
wird. Der horizontale Offnungswinkel war 2°50', der veri. 
kale 6°30'. Die Sender hatten geschwindigkeitsgesteuert‘ 
Röhren, die mit 206 W Spitzenleistung und Impulsmodu:: 
tion arbeiteten. Die Bandbreite betrug 2 MHz. Auf der ge 
metrischen Verbindungslinie zwischen Grasse und Calenzar 
wird die Null-Linie (Meeresspiegel) um 383 m unterschn: 
ten, dagegen die von Grasse nadh dem Reflektor um 15 m 
Um jeweils 0,5 cm unterschieden sich die Wellenlängen i. 
Hin- und Rückweg. 

Versuche ergaben für die Verbindung mitoptische 
Sicht zwischen Mont Agel und Calenzana tiefe und ve‘ 
änderliche Fadings. Das Verhältnis von maximaler zu min 
maler Empfangsfeldstärke war etwa 35 db; gelegentlich tra 
ten sehr kurzfristige Feldstärken von weniger als 50u4\V c? 
auf. Dagegen betrug der Empfangspegel bei einer Verb. 
dung ohne optische Sicht von Grasse nach Cale: 
zana bei einem Modulationsgrad von 80% 0 db. Durch ü:s 
Umweg über den Reflektor auf dem Monte Grosso wurd: 
in Calenzana 20 db gemessen; nach theoretischen Vorai 
sagen erwartete man 25 db. Tsch 


DK 386 

Flugsicherung im Luftbrücken-Verkehr. [Nach M. + 

Chaffee u. R. B. Corby: Electronics, N. Y. 22 (194: 
S. 78; 6S.] l 

Der außerordentlich dichte und planmäßige Flugd:e- 


der Luftbrückenmaschinen wickelte sich auf drei L:: 


. straßen ab, von denen die von Rhein-Main über De'r 


stadt-Aschaffenburg-Fulda und die von Hamburg dem V: 
kehr nach Berlin, die in Richtung Braunschweig dr 
Rückflug diente. Sie waren durch Richtstrahlsender fr: 
gelegt. Die Steuer- und Kontrolizentrale lag in Ber: 
Tempelhof und benutzte ein Rundsuch-Funkmeßgerät m 
100 Meilen Reichweite und einer kartenartigen Darste’iu: 
entsprechend den deutschen ‚„Jagdschloß”-Geräten. Jr. 
der drei Zielflughäfen (Tempelhof, Gatow und Tegel) w 
mit einem „GCA'-Gerät ausgerüstet, einer ortsbeweglict.: 
Kombination von einem Seiten- und einem Höhen::c: 
strahlsender mit zwei UKW -Sprechgeräten und einem 
diesem Falle unbenutzten Rundsuchgerät. Mit Eigenna: 
gation unter Beobachtung des Funkverkehrs der Vord- 
maschinen zur Einhaltung des DreiMinuten-Abstan: 


a 


kd 


+. April 1950 


fidelten sich die Flugzeuge in die Lüftstraßen ein. Nach 
bestimmter Flugzeit erschien am Rande des Leuchtschirm- 
bildes in Tempelhof ein neuer Lichtfleck und wurde an 
Hand der Startmeldungen identifiziert. Im Zweifelsfalle er- 
hielt das Flugzeug Befehl zu kurzer Kursänderung, die sich 
dann einwandfrei auf dem Schirmbild darstellte. Auf dem 
nördlichen Anflugweg war die Identifizierung wegen der 
dort eingesetzten Vielzahl von Maschinentypen mit unter- 
schiedlichen Geschwindigkeiten oft nur mit Schwierigkeit 


durchführbar. Die Flugzeuge standen von jetzt an in Funk-, 


sprechverkehr zur Entgegennahme von Kurs- und Ge- 
schwindigkeitskorrekturen. Die Zentrale benutzte zur Ge- 
samtüberwachung das Bild einer 60 cm-Skiatron-Röhre!. 
Der Nahverkehrsbezirk jedes Hafens wurde durch je ein 
Beobachtungsgerät mit 13 km Darstellungsbereich für den 
heireffenden Sektor abgebildet. Von diesen Arbeitsplätzen 
sus wurden die Maschinen auf den Leitstrahl des GCA- 
Gerätes geführt und von dort aus mit Funksprechhilfe in- 
nerhalb von drei Minuten auf einem Vier-Grad-Gleitweg zur 
Landung gebracht. Der Rückweg, über dem Richtstrahler 
Wannse> beginnend, wurde in Eigen-Navigation gefunden 
tad vom Skiatron her überwacht. Für den Fall von Stö- 
rungen am Rundsuchgerät, dessen Aufnahme sämtliche 
S-hirmbilder zeichnet, wurde an einer Wandifläche der 
Zentrale ständig eine Bewegungskontrolle in tabellarischer 
Form geführt. 

Technisch bemerkenswert ist die Weiterentwicklung 
der Shirmbilder in zwei Richtungen: einmal wird zur Her- 
vorhebung bewegter Ziele und zur Vermeidung von Fest- 
und Eigenzeichen eine Gegenschaltung zweier aufeinander- 
föigender Reflexionszeichen angewendet, die zu vollstän- 
diger Unterdrückung aller stationären Reflexionen führt, 
socaß ein auch in Schirmmitte voll auswertbares Bild ent- 
steht. Ferner wird zur Kennzeichnung erwünschter An- 
ha,tspunkte, wie Richtstrahlsender, Schneisen, Sperrgebiete, 
Hindernisse, ein negatives Kartenbild dieser Objekte, das 
¿uf einer synchron mit der Funkmeßantenne umlaufenden 
Scheibe dargestellt ist, von einem Lichtstrahl abgetastet. 
Der so gesteuerte Strom einer Photozelle überlagert sich 
‘en vom Funkmeßempfänger kommenden Zeichen und er- 
zbt auf den Leuchtschirmen eine Karte der Fixpunkte. 
Ale Bilder sind umschaltbar auf fünffachen Maßstab, wenn 
kurzzeitig größere Genauigkeit verlangt wird. 

Der monatelange Betrieb hat gezeigt, daß die einge- 
setzten Geräte und Verfahren einen planmäßigen Flugver- 


kehr großer Intensität bis zu minimalen Wolkenhöhen von . 


120 m und unter besonders in Tempelhof nicht einfachen 
Anflugverhältnissen zuverlässig bewältigen konnten. Ihre 
Enung für den zivilen Luftverkehr erscheint damit be- 
wesen. Verbesserungswünsche werden geäußert hinsicht- 


ich genauerer Streckennavigation zur Entlastung des Flug- 


letters in der Zentrale, hinsichtlich der Kennungsverfahren 
und hinsichtlich des Boden-Bord-Funkverkehrs. Die im 
Luftbrücken-Unternehmen gesammelten Flugsicherungser- 
fährungen werden sehr hoch bewertet. Fgt 


Theoretische Elektrotechnik 


DK 621.3.018.14 : 621.3.016.313 


Vektor-Leistungsfaktor in unsymmetrisch belasteten Dreh- 
stromsystemen. [Nach J. F. Lamb u. D. B. Brandt: 
Eiectr. Engng. 68 (1949) S. 957; 1 S.] 

Die Verfasser untersuchen ein unsymmetrisch belastetes 
Drehstromsystem mit Hilfe der Methode der symmetrischen 
Komponenten und bezeichnen das Verhältnis Wirkleistung 
zu Scheinleistung als Vektor-Leistungsfaktor. Der allgemeine 
Ausdruck dieser Größe ergibi sich zu 


f cos 9, + Ka cos Oa + Ko cos Oo ? 
y = IT > re ee m are: - Reese ee a a 
Yı + K2 F Ko? + 2 Ka cos (91 — 9) + 2 Ko cos (O1 — Oo) + 2 Ko Ka cos (9: — Oo) 


nn -1 i MM 


wcbei der Unsymmetriegrad des Systems durch folgende Un- 
symmetriefaktoren berücksichtigt wird: 
Ka = l/l und Koi = Iv/Iı für Strom, 


Kọ = EyE, und Ko, = Eọ/E; für Spannung; (2) - 


ferner Ke T K3, Kr und Ko = Koi Ko. ; 
Darin sind die Größen des Mitsystems mit dem Index 1, die 
des Gegensystems mit dem Index 2, und die des Nullsystems 
mit dem Index 0 gekennzeichnet. 
Nach Angabe der Verfasser soll der Vektor-Leistungs- 
faktor offiziell in den Definitionen der American Standards 
Association festgelegt, als Grundlage für verschiedene Tarif- 


' Electr. Engng. 20 (1948) S. 20. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


- seln eine Gleichspannung angelegt. 


177 


auslegungen verwendet werden, bei denen die Unterschrei- 
tung eines Mindestwertes mit Konventionalstrafen belegt 
wird. Gl. (1) wird diskutiert und dabei gezeigt, welchen Ein- 
fluß die verschiedenen möglichen Unsymmetrien auf die Größe 
des Vektor-Leistungsfaktors ausüben und unter welchen Vor- 
aussetzungen eine Vereinfachung von Gl. (2) für praktische 
Bedürfnisse zulässig ist. 
Abschließend berichten die Verfasser über verschiedene 
Versuchsmessungen bei unsymmetrischen Belastungen, wo- 
bei auf die „ziemliche Genauigkeit" der Gl. (1) hingewiesen 
wird. (Anm. d. Ber.: Durch einen Druckfehler ist in Gl. (2) des 
Originalberichts offenbar der Faktor 3 fortgelassen worden.) 
Mst 


Magnetismus 


DK 621.3.017.31 : 621.3.029.5 /6 


Die Wirbelstromanomalie in ferromagnetischen Blechen bei 
hochirequentem Flußwechsel, [Nah L.R.Bla k e : Proc. Instn, 
electr. Engrs. 96 II (1949), S. 705; 13'/z S., 18 B., 9 Tab.] 

In dieser Arbeit werden theoretish und experimentell 
die Abweichungen untersucht, die bei Wechselstrommagneti- 
sierung zwischen den gemessenen und berechneten Werten 
der Wirbelstromverluste auftreten. Bekanntlich hängt die 
Größe dieser Diskrepanz von sehr vielen verschiedenen Fak- 
toren ab (Frequenz, Flußdichte, Korngröße, Kornrichtung be- 
züglich des äußeren Feldes, Blechdicke, Hitzebehandlung, 
Zusammensetzung des Blechmaterials, Temperatur u. a.). 
Aus der großen Zahl dieser Variablen werden vier heraus- 
griffen (Frequenz der mittleren Flußdicte, Gleichstrom- 
polarisation, Blechdicke, Kornausrichtung), und an verschie- 
denen Materialsorten (Si-Fe-Blech und Cristalloy) und -for- 
men (Ring, Blechstreifen) wird die Abhängigkeit der Ano- 
malie von diesen Faktoren untersucht. Die Versuchsanord- 
nung ist relativ einfach und besteht im wesentlichen aus 
einer Spule mit vorgeschaltetem konstanten Widerstand, 
an dem der magnetisierende Strom gemessen werden kann. 
Zur Polarisation der Proben wird an die Spule über 2 Dros- 
Das experimentelle 
Verfahren besteht darin, an der Magnetisierungsspule, die 
mit der Probe beschickt wird, einen rechteckigen Span- 
nungsimpuls von etwa 0,2..0,5 us Dauer anzulegen und 
die Verluste ballistisch zu messen. Diese zeitlihe Form der 
Spannung wurde gewählt, weil sie einerseits den Vorteil 
der Vermeidung hoher Kerntemperaturen durch Verwen- 
dung niederer Impulsfolgefrequenzen (100 Impulse/s) bietet, 
anderseits die Berechnung der Wirbelstromeffekte im nicht- 
linearen Gebiet der B-H-Beziehung viel bequemer als bei 
sinusförmiger Meßspannung gestattet. Zwar stellt sich her- 
aus, daß die genaue Impulsform mehr trapezförmig wird, 
doch läßt sich dieser Mangel bei der ‘Durchrechnung mit 
Hilfe eines Korrekturgliedes ziemlich weitgehend ausschal« 
ten. Der Autor findet, daß sich die B-H-Beziehung gut mit- 
tels nichtlinearer Formeln [B = B [1 — exp (—a H)] oder 
B = B (eb a H — 1); a und B Konstante} annähern läßt. 
Durch die Annahme derartiger Exponentialausdrücke wird 
die genaue Berechnung der Wirbelstromverluste im nicht- 
linearen Gebiet ermöglicht. d 

Bei der klassischen Lösung der Differentialgleichung 
zwischen B und H wird die moderne Theorie der Weißschen 
Bezirke außer acht gelassen. Durch diese Theorie wird aber 
gefordert, daß die Flußdichte nicht nur als Funktion des 


"äußeren Feldes auftritt, sondern auch von der Richtung des 


erregenden Feldes gegenüber der Kornrichtung abhängt. Ja, 

es ergibt sich, daß während des Magnetisierungsvorgange5 
Querflüsse in Erscheinung 

(1) . treten, die zu den Wirbel- 
stromverlusten führen. 


Die mathematische Seite dieser Fragen wird ausführlich 
behandelt, wobei allerdings nach Bedarf gewisse Verein- 
fachungen bezüglich der Grenzbedingungen vorgenommen 
werden (unendliche Blechbreite und -dicke, sehr kleine oder 
sehr große zeitliche Änderung der mittleren Flußdichte u. ä.) 
Wie aber der Vergleich mit den sehr eingehend untersuch- 
ten Ergebnissen der Beobachtungen zeigt, folgt trotzdem 
befriedigende Übereinstimmung zwischen Rechnung und 
Versuch, Als Quellen für die Wirbelstromanomalie werden 
folgende Ursachen gefunden: 1. die Veränderlichkeit des 
spez. Widerstandes in Richtung der Blechdicke; 2. die Ver- 
änderlichkeit der Permeabilität (die Änderung der Perme- 
abilität hängt außerdem noch von der Eindringtiefe der 
Magnetisierung ab); 3. die reversible und irreversible Mag- 


178 | Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


netisierung entsprechend der Weißschen Bezirkstheorie; 
4. die bei hochfrequenter Erregung nicht ausreichende Zeit- 
spanne, um die irreversible Magnetisierung vollständig 
werden zu lassen. 

Als Maß für die zusätzlichen Verluste wird eine Größe 
H-x eingeführt, die als Differenz des wirklichen Oberflä- 
chenfeldes und des theoretisch berechneten definiert ist. 
Vermittels der Werte der Oberflächeneigenschaften, die, 
obwohl klein, nicht vernachlässigt werden dürfen, ist es 
möglich, auf den Gesamtverlauf der Größe Hex. ihre An- 
derung mit dBm/dt (Bm mittlere Flußdichte) und mit der 
Kornausrichtung zu schließen. 

Die einfache Theorie, daß Barkhausen-Sprünge eine end- 
liche Zeit brauchen, gibt die Möglichkeit, Kurven für H ex, 
abhängig von dBm'dt und Hn polarisierendes Feld), zu ent- 
werfen, die den aus den Versuchen gewonnenen ähneln. 
H ex kann außerdem in roher Annäherung mit der Korn- 
größe und der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Wandum- 
schlages in Verbindung gebracht werden, Der Autor zieht 
den Schluß, daß bei den untersuchten Proben die Anomalie 
aus einer Kombination aller angegebenen Ursachen ent- 
springt. A. Wacker 

DK 538.24 


Abhängigkeit der Permeabilität magnetisch weicher Werk- 
stoffe von der Art der Entmagnetisierung. [Nach H. Fah- 
lenbrach u. K. Sixtus, Metallkde. 40 (1949) S. 187; 
75S) 

Ein ferromagnetischer Körper kann in bekannter Weise 
durch Glühen oberhalb des Curiepunktes, durch Entmagne- 
tisierung in einem Wechselfelde abnehmender Amplitude 
oder durch mechanishe Erschütterungen in einen nach 
außen hin unmagnetischen Zustand gebracht werden. Nach 
den heutigen Vorstellungen vom Magnetisierungsvorgang ist 
dieser pauschal unmagnetishe Zustand dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die Magnetisierung in jedem Elementarbereich 
in einer kristallographisch bestimmten Richtung leichtester 
Magnetisierbarkeit liegt, wobei eine Auswahl zwischen den 
verschiedenen möglichen Richtungen durch die immer vor- 
handenen Eigenspannungen des Kristallgitters erfolgt. 

Die Verfasser zeigen nun durch eine Reihe von Ver- 
suchsergebnissen an handelsüblichen magnetish weichen 
Werkstoffen, daß der pauschal unmagnetische Zustand nicht 
eindeutig ist und je nach Art .der Entmagnetisierung inner- 
lich ganz verschieden aufgebaut ist. Als Maß für den pau- 
schal unmagnetischen Zustand dient die Permeabilität bei 
sehr kleinen Feldstärken. Den unmittelbaren Anlaß zu einer 
eingehenden Beschäftigung mit dem Problem des unmagne- 
tischen Zustandes bildeten starke Permeabilitätsunterschiede 
von Kernblechensanach den Messungen beim Erzeuger und 
beim Abnehmer, wodurch gleichzeitig die praktische Bedeu- 
tung des Problems klargelegt ist. Nach vorheriger Wechsel- 
stromentmagnetisierung erhält man Permeabilitätswerte, die 
zwischen 5 und 30%% je nach Werkstoff höher liegen. als 
nach vorheriger mechanischer Erschütterung. Der Effekt 
wurde an Eisen-Nicel-, Eisen-Silizium-, Eisen-Aluminium- 
Legierungen und an Nickel beobachtet. Die Permeäbilität des 
erschütterten Zustandes entspricht derjenigen nach Glühung 
oberhalb des Curiepunrktes. Untersuchungen an Rahmen-Ein- 
kristallen aus Eisen-Silizium ergaben große Unterschiede 
des Effekts von der kristallographischen Orientierung. Die 
schrittweisen Übergänge der verschiedenen pauschal unmag- 
netischen Zustände ineinander wurden untersucht. Unter- 
schiede des elektrischen Widerstandes wurden in den ver- 


schiedenen Zuständen nicht sicher gefunden. Neben der an-. 


schaulichen Möglichkeit des Vorhandenseins verschiedener 
Richtungsverteilungen der Elementarbereiche in den ver- 
schiedenen pauschal unmagnetischen Zuständen, könnte das 
Widerstandsergebnis für eine räumliche Gleichverteilung 
sprechen. Bei beiden Erklärungsmöglichkeiten wird die nie- 
drige Permeabilität nach Erschütterung in einer Vernichtung 
von 90°-Wänden, also in der verschiedenen Größe der Wand- 
oberflähen primär zu suchen sein. Ab 


Weıkstatt und Baustoffe 
-DK 621.791.76.022 


Elektromechanische Reinigung von Metalloberilächen. [Nach 
Landmaschine 1949, Nr. 8, S. 20.] 

Zunder- und Schmutzschichten erschweren die Kon- 
taktschweißung von Stahl- und Metallflächen an den zu ver- 
schweißenden Stellen erheblich, so daß große Schwankungen 
in der Zugfestigkeit der Schweißstellen auftreten. Größere 
Flächen mechanisch zu säubern ist recht schwierig. Deshalb 
entwickelte das Laboratorium für die Elektroschweißung 


beim sowjetischen Ministerium für den Landmaschinenba 
ein Verfahren zur elektromechanischen Reinigung von M 
talloberflächen, das diese Nachteile beseitigt. 

Man verbindet die mechanisch angetriebene Stahldraht 
bürste mit dem einen Ende der Sekundärwicklung ein 
Transformators, während das zweite Ende an den metall; 
schen Arbeitstisch angeschlossen wird. : Die zu säubernd 
Platte wird auf den Arbeitstisch gelegt und mit ihm leiten 
verbunden. Die schnelle Drehung der Drahtbürste verursa 
zwischen den ablaufenden Drahtenden und der Metallober 
fläche kleine elektrische Lichtbogen durch Abreißfunken. di 
die Zunderschicht abbrennen. Die nachfolgenden Draht 
büscel entfernen diese kleinen Teilchen, so daß die Metal 
oberfläche metallisch blank wird. 

Die Stahldrahtbürste wurde in der Versuchsanlage v: 
einem 2 kW-Motor mit 2800 U/min angetrieben. Die Drah 
bürste ist gegen die Motorwelle elektrisch isoliert. D 


Strom wird durch einen Kupferring und starre Kohlebürst: 


zugeführt. Ein biegsames Seil hält die Anlage, die durch ei 
Gegengewicht im Gleichgewicht aehalten wird, so daß di 
Stahlbürste frei über die Metallfläche gleiten kann. Di 
Spannung des verwendeten Transformators hatte 380 V un 
lieferte eine Stromstärke von 60 bis 100 A. Zur Erprobunf 
der Güte der verschiedenen Kontaktschweißungen diente 
Vergleichs-Zerreißprüfungen. Die Zerreißversuhe wurd 
mit 0,8 mm dicken warmgewalzten Blechen voraenomme 
die im Kontaktverfahren unter gleihen Arbeitsbedingunaeq 
auf der Punktschweißmaschine verschweißt wurden. Fur det 
Vergleich wurden ungereinigte, nur mechanisch gereini te 
und elektromechanisch gereinigte Bleche verschweißt. Nach 
dem Verschweißen wiesen die ungereinigten Bleche Strew 
ungen in der Zerreißfestigkeit von 100 bis 390 kg/mm? auf, 
während bei den mechanisch gereinigten Blechen die Zer 
reißfestigkeit zwischen 220 und 360 kg/mm? schwankte, wo- 
bei sih die Zerreißfestigkeit durchschnittlich um 10% er 
höhte. Nach dem Verschweißen im Punktschweißverfahrer 
wiesen die elektromechanisch gereinigten Prüfblehe nu: 
noch geringe Zerreißfestigkeitsschwankungen von + 4°%s a`: 
dabei erhöhte sich die mittlere Zerreißfestigkeit um 33° - 
ts 


Kurznachrichten 


Münchener Elektro-Messe 1950. — In diesem Jahr find: 
die Münchener Elektro-Messe vom 16. September bis zur 
1. Oktober statt. Die drei Messehallen im Münchener Avs 
stellungspark umfassen 12000 m?. Der Endtermin für A:s 
stelleranmeldungen wurde auf den 15. Juni festgesetzt. « 
Preisausschreiben „Fondation George Montefiore”. — D 
Verwaltungsrat der Association des Ingénieurs Elect: 
ciens, Lüttich, fordert zur internationalen Teilnahme 4 
dem Wettbewerb um den Preis „Fondation George Mont 
fiore” auf. Dieser Preis, für 1950 in Höhe von bfrs. 25 000, - 
wird alle fünf Jahre für die beste Arbeit anf dem G 
biete der Elektrotechnik veraeben. Bis zum 31. 12. 19 
müssen die Bewerber ihre Arbeiten in franrösischer cc 
englischer Sprache einreichen, gedruckt und verö fen''ic 
oder als Manuskript. Nähere Bedingungen sind durch ü 
„Association des Ingénieurs Electriciens“, Liege, Rue Sa: 
Gilles 31 zu erfahren. - R 


Sterilisieren von Lebensmitteln im Kondensatorfeid. 
Läßt man z. B. Grieß als Mahlgut oder in Pakungen durc - 
Hochfrequenzfeld wandern!, so erwärmen sich die etwa d2: 
befindlichen Motteneier infolge ihres erheblich höhe: 
Feuchtegehaltes viel stärker als der Grieß und platzen. Me: 
würmer werden mumifiziert, auch Schimmelpilze, z. B 
Brot- oder Pumpernickelpackungen, können durch Hoct' 
quenz leicht abgetötet werden. f 


Jubiläum der Zeitschrift „Kunststoffe“. -— Im Januar 1: 
haben die „Kunststoffe“ ihren 40. Jahrgang mit einem > 
sonders sorgfältig ausgestatteten Heft begonnen. Uber « 
Zeitschrift selbst ist hier wenig zu sagen; sie ist dem Elek: 
techniker bekannt und wert; die Schriftleitung beso-.: 
E. Escales und E. Römer. Das Heft 1/1950 berie. 
u. a. über die „Reppe-Chemie”, die Synthesen der Azetv:. 
und Kohlenoxydchemie, über die sich das Ausland so =. 
gefreut hat, über Polyäthylen, SpritzgußBßmassen und «u 
teres. Umschau und Patentberichte lassen die kaum über. 
bare Weite der Kunststoffanwendung ahnen. = 


1 Hf-Industrie-Generator der Telefunken GmbH. 


15. März 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


179 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 
Frankfurt a. Nk. Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleiche 34, Telephon: 3 07 21/364 
Vorschriftenstelle 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 34770 


Bezug der VDE-Vorschriften . 


In Ergänzung der Bekanntmachung in der ETZ d. Js., 
H. 5, S. 127 wird mitgeteilt, daß für den Bezug der VDE- 
Vorschriften folgende Benliner Stellen hinzukommen: 


VDE-Verlag GmbH., Zweigstelle Berlin-Charlottenburg 4, 
Bismarckstraße 33 
Beuth-Vertrieb GmbH., Berlin W 15, Uhlandstraße 175. 


Leitstelle für die Vorschriften der 
Elektrotechnik 
Der Vorsitzende: Die Geschäftsstelle: 
Rachel Krassowsky 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Unvorschriftsmäßige Leitungsschutzsicherungen 


Der Prüfstelle ist bekannt geworden, daß sich in Berlin 
seit einiger Zeit Sicherungen im Handel befinden, die mit 
auswechselbaren „Papplamellen” ausgerüstet sind. An Hand 
der vorliegenden Muster kann auch ohne Vornahme ein- 
aehender Prüfungen schon festgestellt werden, daß diese 
Siherungen nicht den Sicherheitsvorschriften der Elektro- 
technik, d.h. den VDE-Vorschriften entsprechen. Nicht er- 
‘ilt sind u. a. die folgenden Bestimmungen: 

$ 7 1 VDE 0635! „Leitungsschutzsicherungen für Nenn- 
stromstärken bis einschl. 60 A müssen so gebaut sein, daß 
jde fahrlässige oder irrtümliche Verwendung von Einsätzen 
ır zu hohe Stromstärken ausgeschlossen ist”, 

$7 m VDE 0635: „Der Schmelzraum muß geschlossen sein 
‘ad darf ohne besondere Hilfsmittel und ohne Beshadigung 
!es Schmelzeinsatzes nicht geöffnet werden können“. 

Vor der Verwendung von Sicherungen der oben besaie: 
zenen Art in elektrischen Starkstromanlagen wird daher ge- 
warnt. 

Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 
Block 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Bremen, Am Dobben 32- 

il Apr. 1950, 19.30, Vortragssaal im Rathaus: „Akustische u. elektrische 
Ecoverfahren u. ihre Anwendung, Echolot u. Radar”, Dr. W. 
Kunze, Bremen. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 

V. Apr. 1950, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Ausbau des UKW-Netzes des 
NWDR", Dr.-Ing. Nestel, Hamburg. 

VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

3 Apr. 1950, 18.15, Hörs. 42 d. T. H., Eing. westl. Seitenfl.: „‚Tarifapparate 
unter besonderer Berücksichtigung d. Fern- u. Summenzahler - 
Fernsteuerung”, Dipl.-Ing. F. Nolte, Frankfurt a. M, 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

‘! Apr. 1950, 19.30, Vortragssaal im Rathaus: ‚Die technischen u. biophy- 
sikalischen Grundlagen d. Ultraschall-Therapie”, Dr. J. 
Pätzold, Erlangen. 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Stützpunkt Solingen 

-3. Apr. 1950, 19.30, Fachschule Heiligenhaus: „Moderne Meßınstrumente”, 
Dr.-Ing. Zimmermann. 

Techatsche Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

34, 4. bis 28. 4. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00, Lehrsaal d. Akad., Wuppertal- 
Vohwinkel: Kursus „Oberflächenschutz durch Anstriche”, Dr. 
Scheiber. 


PERSONLICHES 


W. Glaser. — Im Jahre 1906 gründete der Ing. Wilhelm 
Glaser zusammen mit einem Freund aus der Karlsruher 


Yudienzeit, Hans von Praun, in OÖsthofen die Glaser, von 


rraun. Elektromotorenwerk GmbH. Vorher hatte Glaser 


' VDE 0635 „Vorschriften für Leitungsschutzsicherungen mit geschlosse- 
n Schmelzeinsatz 500 V 200 A“. 


` finderrechtlichen Literatur. 


bei einigen Großfirmen gearbeitet und die USA bereist. Am 
17. März dieses Jahres konnte er seinen 75. Geburtstag feiern 
mit der Genugtuung, daß es ihm und seinen Söhnen in den 
letzten Jahren gelungen war, das durch den Krieg stark mit- 
genommene Werk wieder auf die Höhe zu bringen. Der Ruf 
seiner Fabrikate und seine Tätigkeit im Verbandsleben haben 
ihn den Fachgenossen bekannt gemacht, die ihm weitere ge- 
sunde und schaffensfrohe Jahre wünschen. 


Jubiläum. — Die Firma Metzenauer& Jung GmHH., 
Wuppertal-Elberfeld, Herstellerin von elektrischen Schalt- 
geräten, feiert Anfang April ihr 25jähriges Bestehen. Von 
Anfang an hat sich das Unternehmen auf neue Arbeits- und 
Absatzgebiete eingestellt und mit den „Fanal“-Schaltgeräten, 
den Steuerungen für Kälte- und Klimaanlagen, für Werkzeug- 
maschinen, Pumpen, Aufzüge usw. sich seinen Anteil am deut- 
schen Verbrauch und am Export zu sichern gewußt. Zwar gin- 
gen die in Ostdeutschland gelegenen Herstellungsstätten vor- 
erst verloren, aber der Wuppertaler Betrieb hat die Höhe der 
Vorkriegsproduktion des Gesamtwerkes schon längst über- 
schritten, und die Exporthöhe beträgt heute immerhin schon 
wieder 20%. Umfangreiche Neubauten sind geplant. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 113/125 (023. 13) 


Die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften. 
Von Max Hartmann. Mit 238 S., Format 16X24 cm. 
Verlag von Gustav Fischer, Jena 1948. Preis brosch. DM 
12, —, geb. DM 14, —. 

Das Buch ist eine seltene Bereicherung der natur- 
wissenschaftlichen und technischen, damit aber auch er- 
Die methodologische Darstel- 
lung im zweiten Hauptteil gehört zu dem Besten, was über 
die naturwissenschaftliche Methode geschrieben ist. Sie 
führt die in neuester Zeit grundlegend igewesenen Unter- 
suchungen von Viktor Kraft über das systematische 
Ineinandergreifen von Induktion und Deduktion fort und 
ergänzt sie durch die gleich intensive, dabei kurze und klare, 
(S. 115...150) gleichartige Behandlung der Analyse und Syn- 
these und des Zusammenwirkens der beiden Methoden- 
paare. Die theoretischen Erörterungen werden durch aus- 
gewählte praktische Beispiele aus Astronomie, Physik, Che- 
mie und Biologie von gleicher Kürze und Klarheit ergänzt 
(S. 150 ... 183). Der dritte Teil behandelt die Grundkategorien 
von Raum und Zeit, Substanz und Kausalität und die neuen 
Probleme, die sich für diese durch Relativitätstheorie und 
Quantenphysik ergeben. Er schließt mit einem Ausblick 
auf die Vitalismus-Mechanismus-Frage der Biologie (S. 
188 ... 232). Alles das ist für den Lernenden, und zwar auch 
für den Praktiker und Erfinder, von Bedeutung. Es gewährt 
auch dem Erfahrenen reiche Klärung -und Anregung, die 
ebenso dem Patentamtsmitglied, Patentanwalt usw. zugute 
kommen wird, zumal Hartmann auch darauf bedacht ist, 
den Übergriff ins Philosophische mit weiser Zurückhaltung 
zu vermeiden und es gegen die Prinzipien- und Methoden- 
lehre der Wissenschaft sorgfältig abzugrenzen. Dies mag 
besonders hervorgehoben werden, weil bei der*weitgehen- 
den Neigung zu philosophischem Dilettantismus gerade die 
neuere Entwicklung der Physik zu oft nicht unbedenk- 
lichen, kurzschlüssigen,, metaphysischen' und sogar religi- 
ösen Popularphilosophien geführt hat. Der erste Teil, eine 
ontologische Grundlagenforschung über die Theorie der Na- 
turerkenntnis, ist besonders beachtlich. Er zeigt, wie der 
Verfasser seine Methoden auf seine eigene Aufgabe an- 
wendet und stellt in dieser Beziehung eine wichtige Er- 
gänzung der auf reale Gegenstände bezogenen Wissen- 
schaftslehre überhaupt dar. 

Das Buch ist dem großen Namensvetter des Verfassers, 
dem kritishen Ontologen Nikolai Hartmann ge- 
widmet. Der Verfasser gibt eine meisterhafte Zusanımen- 
stellung aus Hartmanns „Metaphysik der Erkenntnis”, 
Unmetaphysisches und Metaphysisches des Erkenntnispro- 
blems, apriorishe und aposteriorische Erkenntnis, Subjekt 
und Objekt, Ding an sich und Irrationalität, gipfelnd in der 
Behandlung des Wahrheitsproblems, des Problembewußt- 
seins und des Erkenntnisprogresses (S. 1... 113). Gerade 
diese entsagungsvolle Einleitung, die Nikolai Hart- 


a 


180 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 7 


15. März 19% 


mann fast durchweg selbst sprechen läßt, ist es, die mit 
falschen Philoaophemen auf dem ganzen Gebiet aufräumen 
kann. Wenn sich der Naturforsher und Techniker einmal 
von dem landläufigen Vorurteil befreit, daß Ontologie 
-d. h.: Lehre von der Wirklichkeit, der materiellen und qei- 
stigen, gleich Philosophie sei, einem Vorurteil, das auch 
durch Karl Jaspers. sarkastishe Erledigung von Welt- 
bildphantasien noch nicht gebrochen ist, dann wird viel ge- 
wonnen sein. Das Ineinanderwirken von Erfahrung: und 
Idee, das seine Keimzelle in dem berühmten Briefwechsel 
Schillers und Goethes von 1794 hat, trägt hier eine 
gerade zum Goethejahr zurecht kommende Frucht (S. 1... 113), 
die der Analyse des Erfindergedankens und damit der Pa- 
'tentfassung und -auslegung weitgehend zugute kommen 
wird. Demgegenüber treten Einzelwünsche, wie der nach 
noch entschiedenerem Anschluß in der Kausalitäts- und 
Statistikfrage an Planck, Einstein, Laue und von 
Weizsäcker, zurück. v.d. Trenck 


DK 621.316.35 (023.3) 
Schaltung und Bemessung von Sammelschienen elektrischer 
Anlagen. Von H. Blaschke. 95 S., 12 Taf., Format 16 
X 23 cm. Akad. Verlagsges. Geest & Portig, Leipzig 1949. 
Preis geh. DM 10,—. 

Es ist erstaunlich, daß der elektrische Anlagenbau im 
Laufe der letzten zwanzig Jahre so vielgestaltig und um- 
fangreich wurde, daß es lohnend ist, allein über den Bau- 
teil „Sammelschienen” ein interessantes und lehrreiches 
kleines Buch zu schreiben. Wenn man aber bedenkt, daß 
die Sammelschienen in Wirklichkeit Netzknotenpunkte 
darstellen und daß die Netzgebilde immer umfangreicher 
und komplizierter werden, dann wird dies verständlich. 

Für den Anfänger wäre im Falle einer Neuauflage ein 
kleines Kapitel mit Hinweisen auf die am häufigsten ange- 
wendeten Anordnungen nützlich, damit er sich in der Fülle 
des Gebotenen zurecht finden kann. Es entsteht sonst 
leicht der Eindruck, daß der moderne elektrische Anlagen- 
bau fast unübersehbar kompliziert geworden ist. Das ist 
keineswegs der Fall. In Wirklichkeit handelt es sich um 
eine große Zahl von Varianten zu demselben Thema. Ein 
Vergleich mit der Auslandstechnik wäre gerade bzgl. der 
Sammelschienen lehrreich, denn die verschiedenartige Be- 
handlung des Netzsternpunktes in den verschiedenen Län- 
gern hat auf die Ausbildung der „Sammelschienen” großen 
Einfluß. 

Zu Abb. 12 wäre zu sagen, daß die in der Praxis mei- 
stens angewendete Schaltung noch einen weiteren Trenn- 
schalter in jedem Maschinenstromkreis enthält, um das 
„Überkreuzverfahren” zu ermöglichen, bei dem Generator 
a mit dem Transformator b zusammengeschaltet wird, wäh- 
rend der Generator b zu Überholungszwecken abgeschal- 
tet ist (siehe auch Abb. 63). 

Zu Abb. 23: Wenn die Sammelschiene sehr lang ist und 
der Kuppelschalter am Ende angeordnet wird, können beim 
Umlegen der Trennschalter von einem System auf das an- 
dere Schaltschwierigkeiten entstehen, obwohl ein Kuppel- 
schalter vorhanden ist. Dies hat seinen Grund in dem 


Spannungsabfall längs der Sammelschiene selbst. Deshalb. 


muß der Kuppelschalter besonders in Anlagen mit hohen 
Stromstärken in die Mitte der Sammelschienenanlage ge- 
legt werden. In der Praxis ist es auch vorgekommen, daß 
zwei Kuppelschalter-Stromkreise angeordnet werden muß- 
ten. G. Meiners 


DK 621.39 (023.3) 
Trägerfrequenztechnik. Von Dr.-Ing. Wilhelm Klein. 
VII + 214 S., 110 B., Format 8°. Akad. Verlagsgesellschaft 
Geest und Portig K. G., Leipzig 1949. Preis kart. DM 15, -. 
Eine erschöpfende Darstellung der gesamten Träger- 
frequenztechnik müßte bei dem heutigen Stand einen gro- 
ßen Teil der elektrischen Nachrichtentechnik auf Leitungen 
überhaupt umfassen, mit einer Reihe von hochentwickelten 
Sondergebieten, wie Filtertheorie, Modulation, Verstärker- 
technik usw. Eine so weitgehende Aufgabe hat sich der 
Verfasser nicht gestellt. Beim vorliegenden Werk handelt 
es sich vielmehr um eine zusammenfassende und einfüh- 
rende Darstellung, die in vielen Teilen vorzugsweise be- 
schreibend ist und auf die praktisch eingeführten. Systeme 
ausführlicher eingeht. In diesem Rahmen erfüllt das Buch 
seinen Zweck und kann zur Einführung in das Gebiet der 
Trägerfrequenztechnik empfohlen werden, umso mehr, als 
ähnliche Werke im deutschen Schrifttum noch nicht vor- 
handen sind. 


Der erste Teil behandelt die Trägerfrequenz-Gerätetet- 
nik, also die Frequenzumsetzer, Verstärker, die Pegelrea:- 
lung und die gesamten Sprechgeräte. Der zweite Teil eni- 
hält die Technik der Trägerfrequenzgrundleitung, u. a. di 
Leitungstheorie und besonders ausführlih das Neben 
sprechen. 

Die Abbildungen und die sonstige Ausstattung s:n- 
gut. L. Pung5 

DK 620 (822) 
Werkstoff-Ratgeber. Bearb. von Dipl.-Ing. H. U. Rauh: 
4., neu bearb. Aufl. 465 S., 19 B., zahlr. Tab., Format DIN 
A 5. Verlag W. Girardet, Essen 1949. Preis steifkart. D) 
13,50, in Ganzl. geb. DM 15,30. 

Der Werkstoff-Ratgeber gibt allen denen, die mit Wers- 
stoffen zu tun haben, also dem Techniker, dem Handwe:- 
ker und dem Kaufmann Hinweise für eine richtige un! 
zweckmäßige Werkstoffauswahl. Auf die praktischen $- 
dürfnisse abgestellt, werden die mechanischen, technolos - 
schen, physikalischen und chemischen Eigenschaften de: 
Werkstoffe beschrieben. Des weiteren wird auf die Mor 
lichkeit der Beeinflussung der Eigenschaften durch Legit- 
rungszusatz und durch nachträgliche Warmbehandlung w 
Kaltverformung eingegangen, die geeignet sind, die Eig»: 
schaften, insbesondere die der Eisenlegierungen, dem Ve: 
wendungszweck- weitgehend anzupassen und so eine we.- 
gehende Werkstoffausnützung zu ermöglichen. Behance 
werden 

1. Eisen-Legierungen: Stahl, Stahlguß, Gußeisen, Tez- 
perguß; 

Nichteisen-Metalle: und zwar die Schwermetalle vw.: 
Zink, Kupfer, Nickel, Blei, Zinn und die entsprechenc«: 
Legierungen, sowie die Leichtmetalle wie Magnesium, A!. 
minium und ihre Legierungen. Extra aufgeführt sind, wi: 
besonders wertvoll ist, die Lagermetalle; 

3. Nicht-Metalle: Holz, Kunststoffe, Glas, keramıs‘* 
Stoffe und Gummi. | 

Auf die entsprechenden Normen und zweckmäßig: 
Liefervorschriften wird jeweils hingewiesen. 

£ K. Wellinger 


— — 


Eingänge 
(Ausfübrlihe Besprechung vorbehalten.) 


Handbuch des Batterie- und Elementebaues. Von R. Ziegenbe': 
l. unl 2. von ınsgesamt 7... 8 Lieierungen mit je etwa 50 S., als Manusi ;! 
gedruckt im Format DIN A 4. Selbstverlag des Verfassers, Neumuns.. 
Bahnhofstr. 19, 1949, Preis des Gesamtwerkes DM 250,—. 
Formelsammlung zur höheren Mathematik. Von R. Rothe t. 2 \. 
(Höhere Mathematik für Mathematiker, Physiker, Ingenieure; Te! : 
124 S., 74 B., Format 14,5 + 20,5 cm. Verlag für Wissenschaft und Fad::° 
Bielefeld 1950. Preis kart. DM 4,—. i 

Das Elektronenmikroskop. Von R. Rühle. 168 S., 26 B., Format |. 
19,5 cm. Curt E. Schwab, Stuttgart 1949. Preis geb. DM 5,80. 

Strom und Spannung. Von H. Walz. 155 S., zahlr. B., Format 12,5-19,5.7 
Cunt E. Schwab, Stuttgart, 1949. Preis geb. DM 4,80. 


\ 


Berichtigung 


Die Bekanntmachung der Kommission „Kabel und Leit: 
gen" in der ETZ 71 (1950) H. 4, S. 99 bezieht sich auf V’: 
0290’111.42 und nicht auf. VDE 07290’111.42. 

VDE-Vorschriftenste!:c 
Jacottet 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heltes: 


Dr. Harald Helke, Berlin-Charlottenburg, Biedermeierweg 19 

Dr. Eberhard Reichel, Bad Kissingen, Reichshof 57 

Dr.-Ing. Hugo Rösch, Mannheım-Seckenheim, Rastatterstr 2 

Pıiof. Dr. Hans Schimank, Hamburg-Fuhlsbuttel. Im grunen Giur t 
hoöns-Joahım Wichmann, Nurnberg, Theodorstr. 11 


t 


§ 


Atschluß des Heftes: 24. März 1959 


Schriftleitung: G.H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K A 
Egerer. — Zuscriften für die Schriftleitung nicht an eine pet 
lihe Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppe:': 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667. Feınruf: 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str 11! 
Postfach 667. Fernruf: 379 59. | 
Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH, wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag, für N2 
mitglieder durch den Buchhandel. 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


JUN 22 1950 


Wuppertal Versandpostamt Unna 


WE T Z 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


- 


Zur Deutschen Industrie-Messe Hannover 1950 


l NHALT Nachrichten aus der Industrie 


Ein leistungsfähi Bügelgerät für Häuskalt und Gewerbe. Ph. Wotl Elektrische Maschinen. 201 — Transformatoren und Gleichrichter. 
is. gsianiges Bügeige 203. — Schaltgeräte und Installationsteile. 204 — Widerstände und 
Dbermikroskope nach E. Ruska und B. v. Borries, Schoon. 184 Kondensatoren; 210 — Leitungen u, Zubehör, Isolation. 211 — Ver- 


kehrstechnik. 212 — Elektrowärme und Haushaltgeräte, 212 — Lidht- 
technik. 214 — Fernmelde- und Signalanlagen. 215 — Elektroakustik, 217 
— Meßtechnik, 219 — Werkzeuge und Werkzeugmaschinen. 225 


Eis neuer Schweißtransformaltor mit Frequenzwandlung und symmetri- 
scher Netzbelastung, W. Krämer, 18 

Die Fahrstromverteilung bei Modellbahnen. H. Thorey, 189 

Ein selbsttätiger Spannungsregler für großen Regelbereih. H. Gold- 
stein. 191 

Messung magnetischer Gleichieldstärken mit dem Magnetfeldmesser 
W. A.E. Peters. 19. gen. 227 

Ein neuer Elektrokardiograph. A. C. Hofmann. 1% | Sitzungskalender: 227 

Weuartige Magnetinduktoren. H. Paschen, 1% Buchbesprechungen: D. Hilbert.u. W Ackermann: Grundzüge 


Verschiedenes 
VDE: Bekanntmachung d. VDE-Kommission 0210 Starkstromfreileitun- 


ee 


Neue Baulormen von MP-Kondensatoren. H. Hennig. 1% d. theoret. Logik. 227° — A. Mauduit: Installations &lectr. à 


Der Fernzeiger als Hilfsmittel in elektrischen Steugrungen. W. B ein - haute et basse tension. 227 — Stiebritz: Handbuch f. d. Pa- 
dorf. 197 tent-, Gebrauchsmuster- u. Warenzeidienwesen. 27 — Wietz- 


Eine neue Leuchtröhre. A. Lierenfeld. 198 Erfurth: Bd. 1, Fernmeldętechnik. Bd. 2, Starkstromtechnik. 
Die deutsche elektirotechnische Produktion: Konsumartikel. W. Ho f- 228 — G.Sember: Fachkunde f. Kraftfahrzeugelektriker, 228 — 
meier 199 G. Oehler: Schnitt-, Stanz- u. Ziehwerkzeuge, 228 

Die Eignung von Leuchtstofflampen für Straßenbeleuchtung, 188 Eingänge: 228 

Telefunken-Autosuper I A—50. 192 | _ Berichtigung: 228 


DEUTSCHE 
INDUSTRIE 


MESSE 
1950 


© HANNOVER 
HALLE3 | 
STAND 1,2,27, 28 


HANE 


EAEri (5181-228). 71. JAHRGANG. VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL. 20.APRIL1950 


F 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


Vollautomatische Kompressorsteuerungen 
für alle Arten von Elektro-Motoren 


Niederspannungs-Selbstschalter bis 1000 A 
Niederspannungs-Trennschalter 200-1500 A 
Hebelschalter bis 2000 A 
Hebel-Umschalter bis 1000 A 


Schaltwalzen-Sterndreieck-Anlasser 
bis 600 A Nennstrom 


Schaltwalzen-Änlasser 
bis 600 A Läufernennstrom 


"HUNDT & WEBER G.M.B.H. 


Abt. Schaltgerätebau 
(21b) GEISWEID Kr. Siegen . Postfach 465 


„lroisdorfer 
Kunststoffe 


Trolitax 
Dytron-Hartgewebe 
Trolonit 


angewendet In: 
Fernmeldetechnik 
Beleuchtungstechnik 
Starkstromtechnik 
Schwachstromtechnik 


Radiotechnik 
Dynamit-Actien-Gesellschaft 


vormals Alfred Nobel & Co, 
Abt. Venditor Kunststoff-Verkauf 
Troisdorf, Bez. Köln 


pde ( FERTIGUNGSPROGRAMM ] 
FERTIGUNGSPROGRAMM 


Umkehr-Steuerwalzen (Kontroller) 


Widerstände 
aus legiertem Gußeisen oder Draht 


Widerstandselemente 
aus legiertem Gußeisen 


Bremslüftmagnete 
mit einstellbarer Luftdämpfung 
bis 600 S/h 


Druckluftantriebe 
für Hochleistungsschalter 


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ohne Bandagen 


Amtlich geprüft u. zugelasser 
Kostenlose Beratung u. Angebote 


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DD-WERK + BAD KISSINGEN 1 


— in ag 


— 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Ein leistungsfähiges Bügelgerät für Haushalt und Gewerbe* 
Von Phil. Woll, Bensheim-Auerbach 


Die selbsttätige Temperaturregelung zählt mit zu den 
wesentlichen Voraussetzungen, unter denen die Elektro- 
armetechnik in den vergangenen 25 Jahren auf breiter Ba- 
ss Eingang in die verschiedenen Gebiete des Gewerbes, der 
Industrie und schließlih des Haushaltes fand. Durch die 
“Möglichkeit, die Heizenergie genau dosiert zuzuführen, ge- 
wannen die Geräte bedeutend an technischem und prakti- 
shem Wert: der Einbau höherer Leistungsaufnahmen führte 
ru schnellerer Betriebsbereitschaft und Zeitersparnis, die An- 
passungsfähigkeit der Energiezufuhr an den gewünschten 
Wärmevorgang gestattete eine Verfeinerung der Arbeitsver- 
fahren, Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer der Heizeinrich- 
tung ließen sich z. T. erheblich über die bisher geläufigen 
Grenzwerte erhöhen. 

im besonderen Fall war dieser Fortschritt auch beim Bü- 
gleisen gegeben, als man sich mit der Entwicklung von Reg- 
tsrgeräten beschäftigte!, die sich allerdings auf dem deut- 
shen Markt nicht in dem Umfange durchsetzten, wie es in 
den letzten 15 Jahren gerade in Amerika der Fall war. Die 
Gründe für diese Zurückhaltung der deutschen Käuferschicht 
äirften nicht nur der höhere Preis gewesen sein, sondern auch 
wangelndes Vertrauen in die technische Bewährung der Reg- 
æ! und vor allem auch die Unkenntnis der durch die Rege- 

> Rag gebotenen Vorteile, wie vornehmlich die Brandsicher- 
at und die verbesserte Bügelleistung. 

Nachdem die Schwierigkeiten, die im ersten Entwick- 
‚zügsstadium durch die Gleichstromabschaltung gegeben wa- 
ven mit der rasch zunehmenden Ausweitung der Wechsel- 


‘romnetze immer mehr in den Hintergrund traten, verein- 


é ihte sich auch der Aufbau der Regler. Die Verbesserung 
i 4sr Werkstoffe und die Vervollkommnung der Fertigungs- 
».-rfahren schufen in der Folgezeit günstigere Vorbedingun- 
x- für die Serienherstellung eines auf die Dauer hinrei- 
chend betriebssicheren Regelorganes. Bedenken der Käufer 
arrien deshalb in dieser Hinsicht als überholt gelten. Was 
diber den Benutzer eines technisch einwandfrei funktionieren- 
¿ ien Gerätes schließlich interessiert, das sind die Gebrauchs- 
į- genschaften, die gerade beim Bügelgerät durch die Selbst- 
p -gelung tiefgehend beeinflußt wurden. 

Das Haushaltbügeleisen handelsübliher Ausführung 
beitet bekanntlich nach dem Wärmespeicherprinzip und 
vait im Grunde genommen einen unbefriedigenden Kom- 
-miS zwischen einer zwar angestrebten, aber auf diesem 
“ege nie zu erreichenden. großen Bügelleistung und genü- 
:"aden Betriebssicherheit dar. Das durch das gewichtsschwere 
:1d tnfolgedessen thermisch träge ungeregelte Bügeleisen 
-3ebene primitive Bügelverfahren eignet sich überdies 

tı metr für die im letzten Jahrzehnt in der Bekleidungs- 

£ustrfe immer stärker vordringende Kunstfaser, die heute 

r der Weltproduktion der Textilfaser an zweiter Stelle hin- 

rz der Baumwolle steht. Die Kunstfasern sind bedeutend 

 ssgempfindlicher als Leinen und Baumwolle und erfordern 

‘= genaue Einhaltung niedrigerer Arbeitstemperaturen an 
"rt Bügelsohble. 

Praktisch gesehen ist das stark zeitgebundene Wärme- 
eicherprinzip für den Bügelvorgang untauglich, denn ein 


& Mitteilung aus dem Elektrowärmelaboratorium der Voigt & Haeffner 
'A&.Scherbius: ETZ 4 (1926) S. 224. — H. Jung: Elektrizitäts- 
uch. Æ (1927 S. 607. — E. R. Ritter: Elektrizitätswirtsch. 26 (1927) 


>A B A. Moegling: Install. u. Elektrowärme 2 (1930) H. 2. 


Wuppertal, 20. April 1950 


Heft 8/9 


DK 621.3564.5 


Bügeleisen ist ein Handwerkszeug, mit dem man in kürze- 
ster Zeit mit geringstem Kraftaufwand die Arbeit erledigen 
will. Daraus ergeben sich zwangsläufig bestimmte Gesichts- 
punkte, nach denen ein bequemes, leistungsfähiges Gerät ge- 
baut sein muß: . 
1. Leichte Handhabung: 
2. Schnelle Betriebs- 
bereitschaft: 


geringstmögliches Gewicht 


hohe Leistungsaufnahme 


3. Brandsicherheit: selbsttätige Regelung 
4. Anpassung an die ver- Handregelung der Löchsten 
schiedenen Stoffarten: Ausschalttemperatur 
5. Abschaltbarkeit: Ausschaltung des Regel- 
schalters. 


Überblickt man die Entwicklung geregelter Bügeleisen 
von Anbeginn an,.so muß man feststellen, daß die meisten 
Reglergeräte den oben angeführten Grundsätzen nur zum Teil 
genügen und gegenüber den gewöhnlichen ungeregelten 
Haushalteisen zwar einen gewissen, aber nicht nennenswerten 
Fortschritt bedeuten. Man versah das übliche schwere Bügel- 
eisen mit einem fest oder veränderlich einstellbaren Regel- 
schalter ‘und erhöhte die Leistungsaufnahme mit Rücksicht 
auf die verwendeten Anpreßheizkörper gerade bis 600 W. 
Erst mit der Bereitstellung der höher belastbaren Rohrheiz- 
elemente und spezifisch leichter Baustoffe, wie z. B. Alumi- 
niumlegierungen, waren technische Möglichkeiten an Hand 
gegeben, die man zuerst 1932 in Amerika beim Bau geregel- 
ter Bügelgeräte voll ausschöpfte. Ähnliche Wege ging man 
in Deutschland, als 1936 ein unter dem Namen Expreßbügler? 
bekannt gewordenes Reglergerät auf den Markt kam. 

In dem inzwischen verstrichenen langen Zeitraum hat 
sich dieses für die damaligen Begriffe ungewönliche Gerät 
bewährt. Die Benutzer haben die Überzeugung gewonnen, 
daß der darin verwirklichte Baugedanke richtig, d. h. das Bü- 
gel,werkzeug“ leicht zu handhaben ist und in jedem Augen- 
blik unabhängig vom Gebrauchszustand genügend Wärme 
entwickelt. Seine Vorteile mühe- und paüusenlosen Bügelns 
bedürfen jedoch noch einer wesentlichen Ergänzung. Wie 
schon besprochen, nimmt die Kunstfaser in der Textilherstel- 
lung einen immer breiteren Raum ein. Es sind also zukünf- 
tig mit dem gleichen Gerät Stoffe sehr unterschiedlicher Tem- 
peraturempfindlichkeit — z. B. schwere Leinenwäsche und 
feinste Kunstseidengewebe — zu beherrschen. Diese sich aus 
der Entwicklung des vergangenen Jahrzehntes ergebenden 
Aufgaben vermag der Expreßbügler Modell 1936 nicht rest- 
los zu erfüllen. Der Schaltvorgang überspielt einen Tempe- 
raturbereich von 80 bis 100 °C, so daß selbst bei der tiefsten 
Reglereinstellung die für Feingewebe notwendigen Tempe- 
raturgrenzen nicht einzuhalten sind. 

An diesem Punkte setzte in folgerichtiger Weiterentwick- 
lung die Neukonstruktion des Expreßbüglers Modell 1950 ein. 
In Form, Aufbau und Art des Reglersystems weicht das neue 
Modell völlig von seinem Vorgänger ab. In der äußeren 
Gestaltung kam man, wie Bild 1 zeigt, dem Zeitgeschmack 
entgegen, der es liebt, physikalisch begründete, ästhetisch 
wirkende Bauformen auf Geräte zu übertragen, die nicht den 
gleichen Beanspruchungen unterworfen sind. 

Der in Warmpreßstoff ausgeführte Handgriff vermeidet 
die unschönen Abnutzungserscheinungen, die sich regelmäßig 
an jedem lackierten Holzgriff durch die unvermeidliche Wär- 


? Ph, Woll: ETZ 57 (1936) S. 285. 


182 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 20. April 195 


meeinwirkung einstellen. Schlecht wärmeleitende Fußbleche 
mit Luftzwischenräumen sorgen für eine genügende Wärme- 
dämmung zwischen Haube und Griff. Nach gleichem Grund- 
satz ist der Regulier- und Ausschaltgriff mit der in Stoffarten 
geeichten Einstellskala ausgebildet. Eine zweckvolle Form- 
gebung des Hauben- und Griffendes macht den bisher ge- 
bräuchlichen aufsteckbaren Aufsteller überflüssig. 

Die Haube 
trägt am Ende 
eine Anzeige- 
vorrichtung, den 

„lemperatur- 
pegel”, der aus 
einem bimetall- 

gesteuerten 

Knopf und einer 
festen Blechmar- 
ke besteht. So- 
bald die für 
Perlon-, Azetat- 
seide u. dgl. ge- 
rade noch er- 
träglihe Tem- 
peratur von 
120 °C über- 
schritten wird, 
hebt sich der „Pegel“ über die Marke und umgekehrt; er 
dient dem Benutzer als Anhalt dafür, wann der Bügler auf die 
sengempfindliche Kunstseide aufgesetzt werden kann, wenn 
beispielsweise der Reguliergriff von Leinen auf Kunstseide 
oder Nylon zurückgedreht wurde. Auf diese Weise soll die 
unvermeidliche zeitliche Verzögerung zwischen Regulier- und 
Auskühlvorgang wenigstens für den wichtigsten Grenzfall 
kontrollierbar sein. 


ETZ 541 
Bild 1. Ansicht des Expreßbüglers Modell 1950 
(T Temperaturpege|). 


ETZ 542 
Bild 2. Sohle mit eingegossenem Rohrheizkörper und Regler. 


; Kurvenscheibe 
Dehnungsglied zum Verstellen 


Kontakthebel 


Schubstange Arbeitsband 
Bild 3. Schema des Temperaturreglers. 


Der innere Aufbau des Büglers ist aus Bild 2 ersichtlich. 
Die Leichtmetallsohle mit eingegossenem Backerheizkörper 
bildet mit dem Temperaturregler und dem Anschlußstück 
eine Montageeinheit. Der Regler ist ein Direktregler, d. h. 
er schaltet die Leistung unmittelbar zu und ab, seine Wir- 
kungsweise geht aus der schematischen Darstellung in Bild 3 


hervor. Das Fühlorgan setzt sich aus einem in innigem Kon- 
takt mit der Sohle stehenden Dehnungsglied (hoher Ausdeh- 
nungskoeffizient) und einem Arbeitsband (niedriger Ausdeh- 
nungskoeffizient) zusammen, die beide fest miteinander ver- 
bunden sind. Der Dehnungsunterschied beider Teile wird 
zur Betätigung des Arbeits-Kontakthebels benutzt. Durch ein 
großes UÜbersetzungsverhältnis ist erreicht, daß die sehr klei- 
nen Arbeitswege des Fühlorgans über die Schubstange einen 
genügend großen Schaltweg und eine saubere Trennung der 
Kontakte bewirken. Die Kontakte bestehen aus einem nadı 
neuesten Erkenntnissen ausgewählten Werkstoff, der bei deı 
vorliegenden Schaltleistung eine ausreichende Lebensdaue: 
sichert. Die Handregulierung der jeweiligen auf die Stoffar! 
abzustimmenden höchsten Ausschalttemperatur geschieht mi: 
der Kurvenscheibe, mit der die Lage des Verstell-Kontakt 


‚hebels gegenüber dem Arbeits-Kontakthebel relativ geän 


dert werden kann. Durch Drehen der Kurvensceibe bis ir 
die Grenzstellung mit größter Auslenkung wird der Regle 
ausgeschaltet. 

300 . Die Eigenart de 


vA Regelsystems un 

Aa sein gleichbleiben 

| eene der ungestörte 
Sm | | 

lee 

9 


Wärmekontakt m 
der Sohle bedinge 
im Gegensatz zu! 
Bimetall eine eir 

deutig lineare 
Funktion zwisce 
dem Verstellwi: 
kel des Regulie 
50 knopfes und der z 
geordneten höd 
sten Sohlentemp 
0 60 120 180 20° ratur, Bild 4. B 


Drehwinkel des Regulierknopfes merkenswert ist d 


Bild 4. .Sohlentemperatur und 'stündlicher Leer- außerordentlich 
laufverbrauch des Expreßbüglers, abhängig vom groBe Regelberei 

Drehwinkel des Regulierknopfes. von 40...280 ° 
der eine universelle Verwendung des Gerätes für sär 
liche vorkommenden Bügelaufgaben gestattet. Das klei 
Temperaturintervall zwischen Ein- und Ausschaltung àd 
Reglers gibt die Möglichkeit, die Temperatur über d 
gesamten Skala sehr fein abzustimmen, was bei hochempfin 
lichen Geweben von großem praktischem Wert ist. Trikc 
und Kreppgewebe, Charmeusestoffe, Battist und Kunstseicd 
vornehmlich Azetatseide lassen sich mit geringerem Aufwa: 
an Aufmerksamkeit und Geschick als bisher bügeln. In d 
sem Zusammenhang ist es übrigens wissenswert, daß zukü! 
tig Perlon-Nähseide gegebenenfalls auch zum Nähen ande 
gearteter Gewebe, wie z.B. Baumwolle u. dgl. verwendet wi 
Die der Nylon- und Azetat-Seide ähnlihe Schmelzneigu 
der Perlonnaht bestimmt dann die für das Gewebe zulässi 
Bügeltemperatur, die im Breich der Kunstseide (unterh: 
170 °C) zu wählen ist. Auch dieser Fall zeigt zur Genü: 
wie sehr die wachsende Ausbreitung des synthetischen Fas 
gewebes zur Feinregulierung der verwendeten Bügelger 
drängt. 


Die mit dem neuen Modell 1950 erreihten Fortschri 
lassen sich treffend durch einen Vergleich mit den älteı 
Bauarten aufzeigen. In Bild 5 eind die kennzeichnen: 
Daten denen eines ungeregelten Haushalteisens üblicher P 
venienz und eines geregelten Bügeleisens aus den ersten E 
wicklungsstadien des Reglereisens gegenübergestellt. 


Die Leichtmetallausführung der Sohle des Expreßb 
lers macht sich die wertvollen physikalischen und technisd 
Eigenschaften der Aluminiumlegierungen, wie hohe Wän 
leitzahl, geringes spezifisches Gewicht, Korrosionsbestän. 
keit und Polierfähigkeit zunutze. Vor allem ist es das 
auf die konstruktiv mögliche Grenze herabgesetzte Gesa 
gewicht des Büglers, das bereits beim Modell 1936 der \ 
brauckerschaft die richtige Erkenntnis brachte, daß die al} 
mein übliche Vorstellung, ein Bügelgerät müsse schwer si 


höchste Sohlentemperatur & 
stündl. Leerloufverbrauch Z 


20. April 1950 


nur bedingt richtig ist. Man mußte einsehen, daß es für den 
Bügeleffekt auf die stetige-Deckung des oft sehr unterschied- 
lihen Wärmebedarfs an der Büglersohle ankommt. Das an 
das hohe Gewicht gebundene Wärmespeicherprinzip ist, wie 
oben bereits angedeutet wurde, in dieser Beziehung ein unvoll- 
kommenes Mittel. Nur der gesteuerte, ausreichende Energie- 


25 
3 min 
1000 2 20 500 
i w R 3 a 
x 2 
B < S 300 
rA 10 è 
1 $ . & 200 
< 5 u max 
Š F g ! 
0 0 0 
BZ E 
Bid 5. Vergleich der Kenndaten verschiedener Bügelgeräte (H gewöhnl. 


Haushalteisen, B Eisen m. Birkaregler, E Expreßbügler 1950). 


zufluß unmittelbar aus dem Heizwiderstand nach der Arbeits- 
‘lähe vermag dieser Forderung zu genügen. Die exakt arbei- 
tende Regelung und das spezifisch hochbelastbare Rohrheiz- 
sement des Expreßbüglers schufen die Vorbedingungen für 
eine Erhöhung der Leistungsaufnahme über die allgemein 
ıblihen Grenzwerte hinaus. Daraus resultiert, noch begün- 
stigt durch den geringen Wärmewiderstand zwischen Heiz- 
:siter und Sohlenfläche, eine rasche Betriebsbereitschaft in- 
rerhalb 2 min. Die zeitweise periodische Abschaltung durch 
den Regler bringt es mit sich, daß das Gerät im Leerlauf 
stündlih durchschnittlich nur 10% des Betrages verbraucht, 
‘er sih ergeben würde, wenn die gesamte Nennaufnahme 
eingeschaltet bliebe. Die im Vergleich stehenden niedriger 
belasteten Geräte verbrauchen dagegen ein Mehrfaches. 


Er] T 


MErIPeR Te 
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au gewöhnliches Haushaltsersen FE 


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0 2 : 4 6 8 10 12 14 min 
ER Bügeln CT Aussetzen —.— = Klebegrenze 


Èd 6. Bügelkurven verschiedener Geräte; Bügelgut: 6 Leinenhandtücher, 
Feuchtigkeitsgehalt: anfangs 20%, am Ende 5%. 


Es liegt auf der Hand, daß ein Gerät mit derartigen 


Merkmalen überlegene Bügeleigenschaften besitzt. 


Vergleichende praktische Bügelversuhe ließen diese 
Überlegenheit klar hervortreten. Ausgehend beispielsweise 
von einer 20% feuchten Wäsche wurde bis auf 5% abgebü- 
gelt, Bild 6. Die vom Expreßbügler benötigte gesamte Bügel- 
zeit betrug dabei 50% der des gewöhnlichen Haushalteisens 
und 65% der des Birkareglereisens. Typisch für die niedrig 
belasteten, schweren Geräte ist der mit der Entladung des 
Wärmespeichers konform gehende steile Abfall der Sohlen- 
temperatur, während das ziemlich gleichförmige Temperatur- 
spiel des Expreßbüglers den ununterbrochenen Wärmenadh- 
shub aus dem Heizwiderstand widerspiegelt, der die Tempe- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


183 


ratur der Soklenfläche nicht unter 250 °C absinken läßt. Trotz 
der hohen Leistungsaufnahme deckt sich der Energieverbrauch 
praktisch mit dem der Niederwatt-Geräte. In Bild 7 ist der 
bei den erwähnten Bügelversuchen gemessene Wh-Verbraudı 
über der jeweiligen Feuctigkeitsabnahme im Bügelgut für 
einen Abbügelgrad (prozentuale Abnahme des Feuchtigkeits- 
grades) von 75% aufgetragen. 


Bei schwach angefeudhte- 


Be ter Wäsche, d. h. unterhalb 

400 30% Anfangsfeuchtigkeit lie- 
2 gen die Verbrauchszahlen der 
F 398 Speichergeräte um einige Pro- 
È 200 zent günstiger, oberhalb 30% 
Ü . etwas ungünstiger. Tatsäch- 

100 lich arbeitet der Expreßbüg- 
Lg o ler trotz der hohen Lei- 
Š 2,9 stungsaufnahme durchschnitt- 
z9 lih wirtschaftlicher als die 
E 40 ungeregelten und geregel- 
5° 50 ten Niederwatt-Geräte; seine 
55 5 Leistungsstärke kommt wohl 
<$ ? noch besser in Bild 8 zum 


Abnahme des prozentualen 


_ Feuchtigkeitsgehaltes des 5 Bügelgutes Ausdruck, das die spezifische, 


d. h. die auf die gesamte auf- 
Bild 7. Arbeitsverbrauh (Wh) ver- gewendete Bügelzeit bezoge- 


schiedener Bügelgeräte, abhängig von 


der Feuchtigkeitsabnahme. ne verdampfte Wassermenge 


Bügelgut: 6 Leinen-Handtüher. An- über dem Anfangsfeuchtig- 
fängl. Feucdhtigk.-Gehalt: 20, 30, 50, 3; Ä 
75%. H bis E wie in Bild 5. keitsgehalt des Bügelgutes 


zeigt. Mit zunehmender 

Feuchte des Bügelgutes verschieben sih die Verhält- 
nisse noch mehr zu Ungunsten der Speichergeräte, in- 
dem die Kurven sich einem Grenzzustand nähern, bei dem 
ein regelrechtes Bügeln nicht mehr möglich ist, die Sohle 
klebt". Der Ex- 
preßbügler dagegen 
besitzt genügend 
Leistungsreserven, 
um selbst bei den 
höchsten bei ge- 
werblihen Bügel- 
vorgängen vorkom- 
menden Feudhtig- 
keitsgraden in je- 
dem Augenblick 
die Wärmemenge 
‚zu entwickeln, die 
zur Bildung eines 

Dampffilms not- 
wendig ist; denn 
nur das im Gewebe 


60 unter der Sohle 
RE Feuchtgkeisgehat des Bügelgutes entstehendeDampf- 
Bild 8. Spezifishe Verdampfungsleistung ver- polster bringt die 


Gewebefaser in den 
Zustand, in dem sie 
mit geringstem 
Kraftaufwand geglättet werden kann. Die erforderliche 
Druckraft ist durch das Eigengewicht des Büglers gegeben, 
so daß der Benutzer nur die Gleitbewegung über die Bügel- 

fläche auszuführen hat. 


Neben Leistung und Wirtschaftlichkeit steht die gleich- 
wichtige Frage nach der Betriebssicherheit. Der Regler wirkt 
u. a. auch als Überhitzungsschutz, d. h. er verhütet eine Uber- 
schreitung der höchsten eingestellten Temperatur auch dann, 
wenn das Gerät ohne nützlichen Wärmeentzug sich selbst 
überlassen wird. Bleibt der Bügler unbeabsichtigt auf dem Bü- 
geltisch stehen, so sind zwar nach Z. B. zwanzigstündiger Ein- 
wirkung der auf 280 °C eingestellten Sohle die einzelnen Ge- 
webelagen verkodlt und die Holzunterlage angesengt; ein 
Brand, der bei einem ungeregelten Bügeleisen im gleichen 
Fall mit Bestimmtheit zu erwarten gewesen wäre, konnte und 
kann aber nicht eintreten, da die Zündtemperatur der Unter- 


schiedener Bügelgeräte, abhängig von der An- 
fangsfeuchtigkeit. Bügelgut wie Bild 7. Ab- 
bügelgrad 75%. 


184 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1950 


lage nicht erreicht wird. Der Vorgang läßt sich beliebig lange 
Zeit fortsetzen. Man wird lediglich feststellen, daß die Holz- 
unterlage im Bereich der Sohle allmählich verkohlt, ohne daß 
die Temperatur an den Zündpunkt der entstehenden Holz- 
kohle herankommt. Die positive Auswirkung der Verwen- 


Übermikroskope nach E. 


In den letzten 5 Jahren hat die Übermikroskopie als 
Hilfsmittel wissenschaftlicher Forschung in steigendem Maß 
an Bedeutung gewonnen. Wesentliche Fortschritte sind in 
den USA und in England, aber auch in Frankreich, der Schweiz 
und Schweden auf dem Gebiete der Präpariertechnik wie im 
Gerätebau erzielt worden. In Deutschland war durch Kriegs- 
nachwirkungen und Demontage die Entwicklung stark behin- 
dert. Zur diesjährigen Exportmesse stellen Siemens & Halske, 
welche 1939 die ersten serienmäßigen Elektronenmikroskope 
der Welt geliefert haben, ein neues 100 kV-.Gerät aus, das 
nach 1945 in Berlin-Siemensstadt von Prof. E. Ruska ent- 
wickelt wurde, der 1931 das erste Elektronenmikroskop ge- 
baut hat. Die neuen Siemens-Ubermikroskope Typ UM 100 
a und b sind Elektronenmikroskope höchster Leistung zur 
mikroskopischen Abbildung dünnster Objekte nach dem 
Durchstrahlungsverfahren. Das Oberflächenrelief dicker Ob- 
jekte kann nach einem üblichen Verfahren durch dünne Filme 
nachgebildet und mittels Durchstrahlung plastisch sichtbar 
gemacht werden. Empfindlihe Objekte können dabei vor 
und nach der Aufnahme durch eine Abschattscheibe vor der 
Elektronenbestrahlung geschützt werden. Schnell und bequem 
lassen sih Raumbildaufnahmen und Beugungsdiagramme der 
zu untersuchenden Präparate anfertigen. 


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ETZ 555 


Bild 1. Siemens-Ubermikroskop nach E. Ruaka und B. v. Borries,. 


Das Gerät (Bild 1) hat durch die Verwendung magneti- 
scher Polschuhlinsen ein hohes Auflösungsvermögen von 
etwa 2° 10-6 mm. Die Strahlspannung ist auf 40, 60, 80 oder 
100 kV einstellbar, was für die meisten vorkommenden Ob- 
jekte aus Mikrobiologie, Chemie und Metallkunde ausreicht, 


dung geregelter Bügeleisen auf die Schadensstatistik beweist 
zur Genüge die Tatsache, daß die durch Bügeleisen verur- 
sachten Brände in einer bestimmten Gruppe von amerikani- 
schen Städten in den Jahren von 1932 bis 1944 anteilmäßig 
von 13,2 auf 2,3% zurückgingen. 


Ruska und B. v. Borries DK 621.385.833 | 


um Aufnahmen mit guten Kontrasten zu erhalten. Die elek- 

tronenoptische Vergrößerung auf Bildschirm oder Platte ist bei , 
allen Strahlspannungen zwischen etwa 25 : 1 und 100 000: I 

wählbar. Das Gerät selbst besteht aus der Elektronenquelle 

mit Glühkathode und Intensitäts-Steuerelektrode. Dann folgt 

die Beleuchtungslinse (Kondensor), die allseitig, verstellbar ! 
ist, um die günstigste Ausleuchtung des Präparates einhal- 

ten zu können. Das Objekt wird in den Vakuumraum des 

Mikroskops durch die seit langem bewährte Schleusenanord-: 
nung mit drehbarem Schliff hereingebracht und mit dem Pol-“ 

schuhsystem des elektromagnetischen Objekts fest verbun- 

den. Die Zeit für einen Objektwechsel beträgt nicht mehr 
als eine Minute. Der Objekttisch wird mit bequem liegenden 
Handrädern über Feingewinde und Kniehebeluntersetzung 
ohne Totgang und Seitenabweichung in zwei zueinander senk- 
rechten Richtungen bewegt. Die Größe der Verschiebung kann 
an Meßtrommeln abgelesen werden. Für Stereoaufnahmen 
und Beugungsaufnahmen in Reflektion sind besondere Ob- 
jektpatronen bestimmt, die unter Vakuum geschwenkt wer- 
den können. Das Objektiv besteht aus einer eisengekapse!- 
ten, wassergekühlten Magnetspule, in deren konischer Boh- 
rung ein Polschuhsystem mit zwei Linsenfeldern für die Ob- 
jektiv- und die Zwischenlinse eingesetzt ist. Eine Apertur- 
blende im Objektivlinsenfeld kann während des Betriebes 
durch zwei senkrecht zueinander wirkende, mit Meßtrommeln 
versehene Triebe zur Objektivachse zentriert und zur Bews, 
qungsaufnahme gegen eine größere Blende ausgetauscht wer- 
den. Für Stereo- und Abschattungsaufnahmen werden be- 
sondere mit Meßtrommeln versehene Einstelltriebe zusätt- 
lich in das Objektiv eingesetzt. Das vom zweilinsigen Ob- 
jektiv erzeugte Zwischenbild mit einer Vergrößerung von 
350 : 1 kann beobachtet werden. Das Projektiv ist einlinsig 
und mit einer exzentrisch zur optischen Achse angeordnete® 
Trommel zum Auswechseln von vier verschieden weiten Pol- 
schuhsystemen ausgerüstet. Das Endbild ist auf einem gros 
ßen, zur Aufnahme aus dem Strahlengang herausklappbarer 
Leuchtschirm sichtbar und kann von vorn sowie von beides 
Seiten durch qroße Bleiqlasfenster beobachtet werden. Zut 
Schärfekontrolle des Bildes kann vor jedes der drei Fensteg 
eine Fernrohrlupe mit fünffacher Vergrößerung qebradf 
werden. Mit einem Spezialphotometer ist die Expositionszeif 
für die Aufnahme aus der Helligkeit des Leuchtschirms be 
stimmbar.. Der Typ UM 100 ist entweder mit einer Schleuse 
für 1 Platte 6,5 X 9 cm? oder in der Form UM 100 b mit einer 
Aufnahmekammer für Bildreihen ausgerüstet. Letztere kan 
entweder mit einer Wecdhseleinrihtung für 12 Platten 69 
X 9 cm? oder mit einer Normalfilmkasette für 36 Bildet 
2,4 X 3,6 cm? betrieben werden. 


Das Vakuum wird in bewährter Weise von einer was- 
sergekühlten, dreistufigen Quecksilberdiffusionspumpe, mit 
einer rotierenden Dlpumpe als Vorpumpe, erzeugt. Falls 
flüssige Luft nicht greifbar ist, können die Geräte auch mit 
Oldiffusionspumpe geliefert werden. Bei Störungen des Kühl- 
wasserdurchflusses wird die Pumpenheizung abgeschaltet 
und ein Klingelsignal ausgelöst. Der niedergespannte Gleich- 
strom für die elektromagnetischen Linsen wird, wie seit lan- 
gem erprobt und bewährt, aus einer 64 V-Akkumulatoren- 
batterie entnommen. Die Hochspannung wird über einen 
Spezial-Spannungsgleichhalter mit Frequenzentzerrer aus 
dem Wecdhselspannungsnetz von einem Transformator mit 
zwei Glühventilen und reichlih bemessener Siebkette 
geliefert. Die gesamte Hochspannungsanlage liegt berüh- 
rungssicher in einem Ölgefüllten Behälter und kann im M: 
kroskopraum untergebracht werden. Die eingebauten Siche- 
rungsvorrichtungen schließen Unglücksfälle und Schädigun- 
gen des Bedienungspersonals weitgehend aus. 


Schoon 


en re 


20. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 185 


Ein neuer Schweißtransformator mit Frequenzwandlung 
und symmetrischer Netzbelastung 


Von Werner Krämer, Fröndenberg/Ruhr 


Ubersicht. Es wird ein Frequenzwandler aus der mit Gleichstrom 
vormagnetisierten Drossel entwickelt, der bei einer Frequenzumformung 
von 50 auf 100 Hz und einphasiger Belastung das primäre Drehstromnetz 
symmetrisch belastet. Seine einfache Regelbarkeit und seine günstige Be- 
Isstungskennlinie machen ihn vor allem zum Schweißtransiormator geeignet. 


Bei dem steigenden Umfang einphasiger Netzbelastun- 
gen durch Wechselstrom-Schweißgeräte aller Art gewinnt 
das Problem der symmetrischen Lastverteilung oder. der 
.Dreiphasen-Einphasentransformation’ zunehmende Bedeu- 
ung. Während man bei konstanter einphasiger Belastung 
mit den bekannten Symmetrierungsschaltungen auskommt, 
versagen diese Anordnungen bei starken Lastschwankungen, 
wie sie in der Schweißerei nicht zu vermeiden sind. Mit 
rotierenden Umformern ist eine Symmetrierung der einphasi- 
gen Wechselstromlast immer zu erreichen. Nachteilig sind 


hier bei kleinen und mittleren Leistungen die relativ hohen . 


 Anschaffungskosten, die hohen Leerlaufverluste und der 


t 


ınvermeidliche Verschleiß und Wartungsbedarf rotierender 
Teile. 


Im folgenden soll ein ruhender Umformer beschrieben 
werden, der über eine Frequenzwandlung von 50 auf 100 Hz 
eine symmetrische Lastverteilung ermöglicht, den Wirkungs- 
weise und Aufbau mit dem Transformator und eine stufen- 
‘ose Regelbarkeit über den gesamten Lastbereich mit der Ma- 
shine verbinden. Hierbei ist der Übergang von 50 auf 100 Hz 
eine für die Wecdhselstromschweißung recht erwünschte Bei- 
gabe. Sie ermöglicht der Rohrnahtschweißung eine Verdop- 
seiung der Schweißgeschwindigkeit bei ausreichender Dichte 
der Shweißpunkte. Bei der Wechselstrom-Lichtbogenschwei- 
bung verkürzt sie den Stromnulldurchgang auf die Hälfte, 
wodurch eine erhöhte Standfestigkeit des Lichtbogens er- 
‚eicht wird. Noch wichtiger ist die praktisch beseitigte ma- 
gqnetische Blaswirkung auf den Lichtbogen, welche die Gleich- 
stromschweißung beim Eckenschweißen und an schwierigen 
Shweißstücken oft empfindlich stört und die schon bei 50- 
periodigem Wechselstrom stark gemindert ist. Es ist be- 
kannt, daß man die am Nullpunkt eines Fünfschenkeltrans- 
formators auftretende Spannungsoberwelle dreifacher Netz- 
trequenz als einphasige Energiequelle ausnutzen kann. Hier- 
bei ändert sich nicht die symmetrische Aufteilung der Wirk- 
und Blindkomponente des Primär- = 
itromes auf die drei Netzphasen. + 
Die Strom-Spannungskennlinie ei- 
nes derartigen Oberwellengenera- ki 
tors entspricht der eines Transfor- 
mators sehr hoher Streureaktanz. 

Bei Kurzschluß verschwindet die BEA EBENE 
(~) SEı 
Bild 1. Vormagnetisierte Dros- 
sel in Reihenschaltung. 


=; 


Oberwellenspannung, während der 
Kurzschlußstrom die Größe des An- 
teils erreicht, den die Oberwelle im 
einphasigen Magnetisierungsstrom 
at. Die hohe innere Reaktanz eines derartigen Frequenz- 
ımformers macht ihn vor allem für die Lichtbogenschweißung 
geeignet. Nachteilig ist neben seinem geringen Ausnutzungs- 
Grad, der sich bei ähnlichen Schaltungen mit zunehmender 
Frequenz rasch verschlechtert, die hohe Abhängigkeit des 
Kurzschlußstromes und damit des.Schweißstromes von der 
Höhe der Primärspannung. Bei einer Änderung der Primär- 
‘Spannung um 10% schwankt der Kurzschlußstrom der 3. Ober- 
welle annähernd um 100%. 


Zu einer günstigen Lösung kommt man dagegen, wenn 
man die bei gleichstromvormagnetisierten Drosseln in der 
Gleihstromwicklung auftretende Oberwelle zweifacher 
Grundfrequenz ausnultzt. Die vormagnetisierte Drossel hat 
Zwei magnetisch voneinander unabhängige Kerne (Bild 1), 
de von einer gemeinsamen Gleichstromwicklung Wg vor- 
Nagnetisiert werden, während die auf jedem Teilkern liegen- 


DK 621.314.263 : 621.791.7 


den Wechselstromwicklungen Wı mit entgegengesetztem 
Wickelsinn in Reihe geschaltet sind. Da das Wecdhselfeld 
nur jeweils in dem Teilkern aufgebaut wird, in dem die Rich- 
tung der magnetisierenden Stromhalbwelle die vorsättigen- 
den Gleichstrom-AW aufheben kann, führt jeder Kern im 


--> 0t 


a) Flußverlauf im Teilkern a. 
N b) Windungsspannung in a und in f. 


en. c. ©) Windungsspannung in, der Primärwicklung 
\/ \Y/ d) Windungsspannung in der Sekundärwicklung. 
N N N d Bild 2. Die Frequenzverdoppelung. 
Erze ara 


wesentlichen nur eine Flußhalbwelle (Bild 2a) und bildet eine 


nach Bild 2b verlaufende Gegen-EMK aus. Aus den Teil- 


spannungen beider Kerne setzt sich die Sinuskurve der resul- 
tierenden Gegen-EMK zusammen, während durch die Vertau- 
schung des Wickelsinnes in der Gleichstromwicklung eine 
Wechselspannung mit doppelter Frequenz und gleichem Ef- 
fektivwert auftritt (Bild 2c, d). In dieser Spannungskurve 

ist als Grundwelle eine 2. Har- 


a. (6) &) monische mit maximal 85% des 

> s Effektivwertes enthalten, wenn 

Ann AN, AA, AA, Man eine ideale rechtwinklig 

UM a PiE verlaufende Magnetisierungs- 

.-— > . 

! kurve dem Kernmaterial zu- 
ANAL ro 

b. E,fA+B) Hiermit ist zunächst noch 


nicht viel anzufangen, da die 
vormagnetisierte Drossel einpha- 


—>@;t sig ist und die Oberwelle uner- 


lung auftritt. Beide Nachteile 


Bild 3. a) Primär zweiphasige ; : 
Schaltung zur Frequenzverdop- Kann man aber durc eine ein- 
pelung. b) Resultierende Sekun- fache Maßnahme beheben. Denkt 


därspannung (100 Hz). À ; HEN 
p g1 l man sich zwei vormagnetisierte 


Drosseln A und B mit um 90° phasenverschobenen Spannungen 
erregt, so sind die Oberwellenspannungen doppelter Frequenz 
um 180° phasenverschoben. Umgibt die Gleichstromwicklung 
beide Drosseln in gleihem Wickelsinn (Bild 3), so hebt sich in 
ihr die resultierende 2. Harmonische auf. Gibt man den Dros- 
seln Sekundärwicklungen Ws, die man mit entgegengesetz- 
tem Wickelsinn in Reihe oder parallel schaltet, so tritt an 
ihren Klemmen die 100 Hz-Spannung Es» auf. Da die beiden 
Teilspannungen E»a und Esr jetzt gleichphasig sind, wird 
jede vormagnetisierte Drossel bei gemeinsamer Belastung 
mit gleichem Leistungsanteil und phasenrichtig belastet, 
gleichsam als ob sie getrennt gleich belastet wären. Es wird 
aber auch das zweiphasige Primärsystem bei Entnahme einer 
Oberwellenleistung symmetrische Wirk- und Blindströme 
führen. Als nächster Schritt erfolgt die Umwandlung des 
symmetrischen Zweiphasensystems in ein symmetrisches 
Dreiphasensystem durch eine Scottschaltung nach Bild 4. Das 
ist hier um so einfacher auszuführen, als die eine Drossel der 
anderen unmittelbar als Spannungsteiler dienen kann. Es 
muß nun dafür gesorgt werden, daß die Teilkerne der Dros- 
sel B im Zweige UV in bezug auf den Zweig WP magnetisch 
starr gekuppelt sind. Das erreicht man dadurch, daß man 
jede Hälfte des in P sich verzweigenden Stromes IJıs über 
beide Teilkerne der Drossel! B führt. Es ist ha 
ferner E14 = 0,866 ° Eig. 


= Miri 


eza wünscht in der Gleichstromwick- 


+ 


186 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


= 


20. April 1950 


Damit erhält man bei Leerlauf, Belastung und Kurzschluß 
der Sekundärseite eine symmetrische Stromverteilung der 
Wirk- und Blindkomponenten auf die drei Primärphasen, 
wobei Grundwellen und Effektivwerte gleich sind. Die gute 
Übereinstimmung der Primärströme ist durch das Gesetz der 
Amperewindungsgleichheit zwischen der Gleichstrommagne- 
tisierung und den Wechselstrom-AW der Primärwicklungen 
bedingt!. 


ya 


Bild 4. Schaltung des primär dreiphasigen Frequenzwandlers. 


Die Frequenzverdoppelung erzeugt eine 3. Oberwelle im 
Primärstrom, die zwischen Leerlauf und Kurzschluß der 100 Hz- 
Spannung ihre Phase um 180° ändert, eine Wechselwir- 
kung, wie sie ähnlich zwischen der 3. und 5. Oberwelle der 
eingangs erwähnten 150 Hz-Frequernzwandlung besteht?. 


Bild 5. a) Leerlaufstrom im 
primären Drehstrom- 
system bei Vorma- 
gnetisierung. 


b) Kurzschlußstrom im 
primären Drehstrom- 
system. 


c) Leerlaufspannung u. 
Kurzschlußstrom der 
Sekundäfrseite 
(100 Hz). 


Während im Zweiphasensystem auch noch die Kurven- 
form der Phasenströme gleich ist, wird diese im Drehstrom- 
system verschieden (Bild 5), ohne daß sich Oberwellenanteil, 
Grundwellenanteil oder Effektivwert ändern. Diese eigen- 
artige Erscheinung erklärt sich daraus, daß die 3. Oberwelle 
im Zweiphasensystem ebenfalls zweiphasig auftritt (Bild 6) 
und durch die Scott-Schaltung symmetrisch 
dreiphasig wird. Um sie mit der dreiphasigen 
Grundwelle zu gleichen Kurvenbildern in den 
drei Phasenströmen zusammenzusetzen, müß- 
te sie einphasig sein. Nun ist aber der Effek- 
fektivwerte gleich. — Störende Rückwirkun- 
von der Phasenlage der Komponenten. Da 
hier in allen Phasen die absoluten Anteile der 
Komponenten gleich sind, sind auch die Ef- 
fektivwerte gleich. — Störende Rückwirkun- 
gen der 3. Stromoberwelle auf die Span- 
nungskurve des Hochspannungsnetzes sind 
nicht zu befürchten, da die Eigenfrequenz der Netze wesentlich 
über 150 Hz liegt?. Da aber in sehr shwachen Niederspan- 
nungsnetzen infolge der Streuinduktivität der Anschlußtrans- 
formatoren und der hohen Leitungswiderstände durch die 
3. Harmonische merkliche Verzerrungen der Spannungskurve 
auftreten können, wird der zur Verbesserung des Leistungs- 
faktors vorgesehene Kondensator P (Bild 11) gleichzeitig zum 
Resonanzkreis für die 3. Stromoberwelle ausgebildet. Er 
erhält in jeder Phase eine zusätzliche Induktivität Y, die 


LETZEHO 


Bild 6. Symmetri- 
sches Zweiphasen- 
system der Grund® 
welle und der drit- 
ten Oberwelle. 


t W. Krämer: ETZ 58 (1937) S. 1309; Arch. techn. Messen (193%) 
V 3213-3, 

!R. Buch nu E. Hueter: 

? E. Hueter: 


ETZ 56 (1935) S. 933. 
ETZ 54 (1933) S. 747. : 


seinen Scheinwiderstand für die Grundwelle nur um 11% 
vermindert, ihn dagegen zum Kurzschlußkreis für die drei- 
phasige 3. Stromoberwelle macht. Damit verschwindet die 
3. Harmonische aus dem resultierenden Primärstrom. 

Der Kurzschlußstrom der Sekundärspannung ist durch die 
Vormagnetisierung stufenlos regelbar und dem Gleichstrom 
fast proportional. Er ist ebenso wie der Primärstrom im 
hohen Maße unabhängig von Schwankungen der Primär- 
spannung. Nach Bild 7 ist | 

AWar = AW = 1,45 AWık 

Darin entspriht AW,o dem Primärstrom bei Leerlauf und 
AWıx dem Primärstrom bei sekundärem Kurzschluß. Bild 8 
zeigt die Abhängigkeit der Sekundärspannung von der Vor- 
magnetisierung. Sie erscheint erst nach Einschalten der Vor- 
magnetisierung. Schon bei verhältnismäßig schwacher Vor- 
magnetisierung erreicht ihre Windungsspannung 10% der 
Primärspannung und steigt dann langsam mit zunehmender 
Vormagnetisierung auf einen Grenzwert an, der bei ge- 
wöhnlichem Siliziumblech annähernd 79% beträgt. 

Damit schwankt die Leerlaufspannung, die beim Schweiß- 
umformer mit der Zündspannung identisch ist, nur um einen 
Betrag von + 6%, während der Schweißstrom lg im Ver- 
hältnis 1:8 in diesem Bereich geregelt werden kann. 

Bild .9 zeigt die Be- 

150 lastungskennlinie des Fre- 
quenzumformers bei ohm- 
scher Belastung und konstan 
ter Gleichstromerregung. Sie 
verläuft günstiger (a) ak 
beim Schweißtransformato: 
üblicher Ausführung (b). Be 
trägt beispielsweise die Licht 
bogenspannung 50% derLeer 
laufspannung, so ist de 
Schhweißtrom 8% kleiner at 
derKurzschlußstrom, währen: 
ar beim Schweißtransformata 
um 21% absinkt*. Der charak 
teristishe Verlauf der Be 
lastungskennlinie ist von de 
Größe des eingestellten Kurz 
Bild 7. Primär- und Sekundärstrom in Schlußstromes ləx in weite 


Abhängigkeit vom vormagnetisieren- Grenzen unabhängig 
den Gleichstrom. j 


9412) 


— AWg 


a. B=14000 Gauss 
b. B=15400 " 
c. B=16400 » 


300 A fem 


Bild 8. Leerlaufspannung der 2. Oberwelle in Abhängigkeit von det" 
‚Gleichstromvormagnetisierung. 5 


Die Abhängigkeit des Leistungsfaktors von der Belastw 
errechnet sich ohne Berücksichtigung des Wirkungsgraĝ 
und des Formfaktors von Jı zu 


aW: € 


cos ¢' = ER a: 
1 1 


darin ist e2/e€; das Verhältnis der auf einen Schenkel 
genen Windungsspannungen der sekundären 100 Hz-S 
nung und der primären 50 Hz-Spannung bei ohmscher 
stung, aws/awı das Verhältnis der entsprehenden AW. 
Von diesen Größen verläuft awı zeitlich nicht sinusförzg 
Setzt man für awı den Effektivwert ein, so erreicht man eig 


-— 


t Du Rietz-Koch: Licdtbogenschweißung, S. 64 


20. April 1950 


Leistungsfaktor von cos @' = 0,345, rechnet man dagegen mit 
der Grundwelle, was mit Rücksicht auf die Gesamtbelastung 
des Netzes richtiger ist, und mit einem Wirkungsgrad von 


Bild 9. Belastungskennlinie 
a, des Frequenzwandlers, 
bi eines einphasıgen Schweißtransformators. 


ennähernd 90%, so erreicht man einen optimalen Leistungs- 
taktor von mindestens cos @ = 0,4. 


Auch der Frequenzwandler 
wird zur Blindstromkompen- 
sation mit einem Kondensator 
ausgerüstet, der natürlich drei- 
shasig und symmetrisch ange- 
schlossen ist. Hierbei wirkt sich 
in einem zwischen Leerlauf und 
Aurzschluß pendelnden Schweiß- 
yetrieb die hohe Blindleistungs- 
aufnahme des gleichstromerreg- 
{en Frequenzwandlers im Leer- 
lauf günstig aus. Leerlauf- und 
Aurzschlußstrom verhalten sich 
wie 1:1,45. Kompensiert man den 
Leerlaufstrom auf cos = 1, so 
sinkt cos œ bei Belastung auf 
"8..0,7. Damit wird bei einem 
‚nnehmbaren Leistungsfaktor 
das Netz im Leerlauf nicht kapa- 
z:tiv belastet, wie es der einpha- 
ge Schweißtransformator prak- 
‘sh mit einer vollen Kondensatorleistung tut. Selbst wenn 
«me kapazitive Belastung bei kleinen Schweißstromstärken 
‚tngbleibt, ist zu bedenken, daß diese Blindlast sich streng 
sımmetrisch auf die drei 
rasen verteilt und daher 
„emals so große Span- 
“ingsverwerfungen her- 
vcrrufen kann wie im 
.äphasigen Betrieb, 

will man mit einer be- 
sinders niedrigen Leer- 
'sıfspannung arbeiten, so 
st für eine momentane Bild 11. Schaltung der Lichtbogen-Schweiß- 
Steigerung der Zündspan- einrichtung mit erhöhter zansiepaluung: 
nag im Augenblick des Lichtbogeneinsatzes zu sorgen. 

Die Erhöhung der Schweißfrequenz von 50 auf 100 Hz ver- 
kürzt die kritische Zeit des Stromnulldurchganges auf die 
Halfte und gestattet bereits eine 
senkung der bei Schweißtrans- u 
iüormatoren üblichen Leerlaui- 4 
ssannung um 20%. Zur weiteren 
Herabsetzung der rei | 


Bild 11. Aufbau des Frequenz- 
wandlers als Schweißtraniorma- 
tois, 


200 


sung wurde eine kurzzeitige 
apazitiive Spannungserhöhu:rg 
wm Abreißen des Lichtbogens 
n folgender Weise hervorgeru- 
1 (Bild 11). Man legt in den 
tweißkreis über den Anpas- 
;-Aagswandler W einen Konden- 


100 200 A 300 


2e] e 


stor C. Zur. 3 Bild.12, Verlauf der Zundspannung 
a 5 r Kompensation beim Abreißen des Lichtbogens im 
Sines Scheinwiderstandes x Strom-Nulldurchgang. 


wird ihm eine Induktivität L mit 
ær Reaktanz x = x vorgeschaltet. Im Leerlauf liegt an der 
-'ektrode die Leerlauffpannung Es. Bei Kurzschluß und an- 
"saernd auch beim Schweißen fließt der Kurzschlußstrom 

E . En 


A|} . a 
ko Jea a a 


xXi+x-—-z Xi 


worin x; der inneren Reaktanz des Umformers entspricht.. 


3:s jetzt ist also das Zusatzglied noch garnicht in Erschei- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 187 


nung getreten. Reißt nun der Lichtbogen im Nulldurchgang 
des Stromes ab, d. h. wird die Kontinuität des Nulldurch- 
ganges auch nur einen Augenblick unterbrochen, so fällt die 
Spannung an der Drossel, die in diesem Augenblick nach 
der Beziehung L :dlxdt- ihren Maximalwert hat, auf Null. 
Damit kompensiert sie nicht mehr die Klemmenspannung des 
Kondensators, der zur gleichen Zeit seine volle Ladung hat 
und jetzt den Scheitelwert seiner Klemmenspannung zum 
Augenblickswert der Leerlaufspannung addiert. 
Damit kann man beim Abreißen 
E des Lichtbogens jede beliebige Span- 
E? nungserhöhung hervorrufen (Bild 
E. 12). Die Zeitkonstante der Konden- 
satorenladung über den Anpas- 
sungswandler bestimmt die Dauer 
der Überspannung, die beim Wie- 
derzünden des Lichtbogens sofort 
verschwindet, bei unterbrochenem 
Schweißkreis in wenigen hundert- 
stel Sekunden auf die Leerlaufspannung des Transformators 
absinkt. Damit ist die Möglichkeit gegeben, die Leerlaufspan- 
nung des Frequenzumformers bis auf 42 V zu verringern, 
ohne die Stabilität des Lichtbogens zu vermindern. Sie kann 
im Gegenteil noch erhöht werden, da man gefahrlos die übli- 
chen Zündspannungen überschreiten darf. Eine gefährliche 
Verzögerung des Spannungsabbaues, wie sie beim Versagen 
einer Relaisschaltung möglich wäre, ist hier ausgeschlossen. 


Bua a9. trtiorderline Zünd- 

spannung zum Verschweißen 

blanker Elektroden mit Wech- 
selstrom. 


Das Verfahren macht es auch möglich, bei entsprechen- 
der Erhöhung der Zündspannung mit blanken Elektroden zu 
schweißen. Bei den kleinsten üblichen Schweißstromstär- 
ken (40 ... 50 A) liegt hier die Zündspannung bei 230 V, wäh- 
rend sie bei 300 A auf ungefähr 100 V absinkt. Geht man von 
der Annahme einer konstanten „Zündleistung‘ N, aus, so ist 


N, = (12 ° AN í 


ae Á 


0 


- 


darin ist E, der Effektivwert der Zündspannung und ọ der 
Lichtbogenwiderstand im Augenblick des Nulldurchgangs, 


der als der n-fahe Wert eines mittleren Lichtbogenwider- 


standes anzunehmen ist. Letzterer sei o' = ÄE/l, worin AE 
die annähernd konstante Lichtbogenspannung bedeutet. Da- 
mit errechnet sich 


Aus Schweißversuchen mit blanken Elektroden ergibt sich 
k = 1800, ein Wert, der bei der Wechselstromschweißung 
im ganzen Bereich der üblichen Stromstärken zu brauch- 
baren Ergebnissen führt (Bild 13). 


Die vollständige Schaltung eines 100 Hz-Schweißgerätes 
mit symmetrischer Phasenbelastung, niedriger Leerlaufspan- 
nung und erhöhter Zündspannung zeigt Bild 7. Die Strom- 
stärke wird durch Regelung des vormagnetisierenden Gleich- | 
stromes stufenlos geregelt. Ein Trockengleichrichter liefert 
die hierzu erforderliche Gleichstromleistung von 150 ... 200 W, 
die Hilfswechselspannung Ex wird dem Frequenzwandler 
entnommen. 


Auch für größere Leistungen, wie sie beispielsweise 
Rohrschweißmaschinen und andere Stumpfschweißanlagen 
erfordern, kann der 100 Hz-Frequenzumformer verwendet 
werden, zumal hier, wie eingangs erwähnt, eine Verdoppe- 


"Jung der Frequenz die Leistung der Schweißmaschine erheb- 


lich steigern kann. In den meisten Fällen wird man hier den 
Leistungsfaktor durch Kondensatoren verbessern, Hierzu 
gibt es zwei Schaltungen, die in Bild 14 dargestellt sind. Um 
einen Leistungsfaktor cos @ = 0,8 bei rein ohmscher Bela- 
stung zu erreichen, muß die kapazitive Blindlast annähernd 
das 1,5fache der Nutzlast betragen. Dabei liegt die gesamte 
Kapazität dfeiphasig auf der Primärseite. Nun kann man 
aber auch einen Teil der Kapazität in Reihe mit der Nutzlast 
in den Sekundärkreis schalten. Man bestimmt die Größe der 
kapazitiven Bürde aus der Gleichung x; — x2 = 0. Darin 


188 


-ist die innere Impedanz des Frequenzwandlers x; = Eso/ler 
und xə = 1/wCz. Die Blindleistung des Kondensators Cg ist 
gleich Ego/Iax und dieser Betrag wieder annähernd gleich der 
f (I2) sinkt jetzt 


Nennleistung. Die Belastungskennlinie Ug = 
nur noch wenig unter die Leerlauf- 
spannung (Bild 15) und der Lei- 
stungsfaktor steigt bei Vollast auf 
cos ¢ = 0,58. Durch weitere Kom- 
pensationskapazität auf der Primär- 
seite wird auch hier der Leistungs- 
. faktor auf 0,8 erhöht. In dieser zwei- 
ten Schaltung ist ein Mehraufwand 
an Kondensatoren gegenüber dem 
ersten Fall von nur wenigen Prozent 
erforderlih. Dafür sinkt aber die 
Typenleistung des Umformers auf’ 
66 %, was der zweiten Schaltung 
gegenüber der ersten zweifel- größerer Leistung. 

los den Vorzug gibt. Günstig ist hier auch noch der Um- 
stand, daß mit abnehmendem Sekundärstrom auch die kom- 
pensierende Wirkung des Reihenkondensators C2 nachläßt 


Bild 14. Blindstromkompen- 
sation bei Schweißanlagen 


Bo 
- —- u 
tlg) 
a 


nn 
e _ Tm 


\ 
Wo <Ig (max) \ 
| \ 


0,5 ah 


T<h "by (ohne Kon- 


: densator ) 


Bild 15. Strom-Spannungs-Kennlinie eines nach Bild 14b kompensierten 
Frequenzwandlers (a ... e) in Abhängigkeit vom regelnden Gleichstrom 
(I, = Nennstrom). 


und damit gleichzeitig auch eine gewisse Regelung der 
Blindstromkompensation eintritt. Bei leerlaufendem und ent- 
regtem Frequenzwandler liegt jetzt nur noch der Primärkon- 
densatof, d. h. % der gesamten Kompensationskapazität am 
Netz. Eine Überbeanspruchung des Reihenkondensators im 
Kurzschluß ist nicht zu befürchten, da die Sekundärspannung 
nach Überschreiten des Nennstromes rasch zusammenbricht. 
Die Klemmenspannung Ez des Frequenzwandlers T steigt 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


nämlich unter Einfluß des Reihenkondensators ständig 
(Bild 15) und damit die zusätzliche Eisensättigung durch d 
Fluß der 2. Harmonischen. Kurz nach dem Überschreiten v 
le = lg (lex = Kurzschlußstrom ohne Reihenkondensato 
unterbindet die Eisensättigung ein weiteres Ansteigen v 
Es. Damit sinkt die Kiemmenspannung rasch ab und 
Kurzschlußstrom bleibt unter dem doppelten Wert des Ne 
stromes. 

Allerdings erfordert die Schaltung nach Bild 4 eine 
kundärspannung von wenigstens 220 V, damit der Reih 
kondensator, dessen Preis in DM/kVA von 380 V aufwä 
bei 50 Hz und von 190 V an bei 100 Hz konstant wird, n 
wirtschaftlich ausgelegt werden kann. Bei Rohrschweißa 
gen, in denen der Regeltransformator mit einer Zwish 
spannung auf den eigentlichen Schweißtransformator (Rolles 
transformator) arbeitet, ist diese Bedingung immer zu erfüll 

Der 100 Hz-Frequenzwandler vereinigt zahlreiche g 
Eigenschaften des Transformators und des rotierenden Ud 
formers. Mit dem ersten verbindet ihn die Möglichkeit eina 
einfachen Spannungstransformation und des Hochspannung 
anschlusses bei größeren Leistungen, er besitzt keine be 
weglichen Teile und arbeitet praktisch geräuschlos. Ebens 
stellt er keine Ansprüche an Wartung und braucht keine 
Anlasser und kein Fundament. Sein Wirkungsgrad nähe: 
sich dem des Transformators. Mit dem Maschinenumforme 
hat er die Fähigkeit gemeinsam, die Frequenz zu verdoppel 
und bei einphasiger Belastung das Drehstromnetz symm: 
trisch zu belasten. Seine Belastungscharakteristik entsprid 
der Kennlinie der Synchronmascdhine. Mit einer geringe 
Gleichstromleistung läßt sich seine Spannung von Null b 
zum Höchstwert stufenlos regeln. 


Zusammenfassung 

Die 2. Spannungsoberwelle einer zweiphasigen vorm 
gnetisierten Drossel gestattet die Entnahme einer Einphase' 
last bei 100 Hz, die das primäre Zweiphasensystem symm 
trisch belastet. Uber eine Scott-Schaltung innerhalb der vo 
magnetisierten Drossel wird das Zweiphasensystem symm 
trish in ein Drehstromsystem überführt. Es entsteht so e 
Frequenzwandler mit Dreiphasen-Einphasentransformat:: 
der sich als Schweißtransformator gut und wirtschaftlich vi 
wenden läßt5. Durch eine Zusatzeinrichtung kann man ( 
Leerlaufspannung wesentlich unter den heute üblichen W: 
senken. Das Gerät läßt sich auch als stufenloser Regeltra: 
formator für größere Schweißleistungen verwenden, wo: 
‚es zahlreiche Eigenschaften des Transformators und des. 
tierenden Umformers verbindet. 


® Hersteller des Schweißfrequenzwandlers ist die AEG. 


Die Eignung von Leuchtstoffllampen für Straßenbeieuchtung 


Bei einer verhältnismäßig hohen Benutzungsdauer, einer 
relativ geringen Schalthäufigkeit der Lichtquellen in der 
öffentlichen Beleuchtung, den licht- und beleuctungstech- 
nischen Eigenschaften der Leuchtstoffröhren sind diese für 
eine zunehmende Anwendung in der Straßenbeleuchtungs- 
praxis denkbar geeignet, ja in vieler Hinsicht gegenüber 
Glühlampen überlegen!. Gleichmäßige Leuchtdichten-Vertei- 
lung in Höhe von 0,3..0,4 sb im gesamten direkten Aus- 
strahlungsbereich, Röhrenform und Wärmeschutz-Einrichtun- 
gen bestimmen die Ausführung der Leuchtgeräte. Von nicht 
minderer Bedeutung als die Leuchtdichte der Röhren ist die 
Frage der Indirektblendung durch Spiegelung der Lichtquel- 
len auf nassen Straßendecken (bes. Asphalt). Die größere 
Lange der Leuchtstofflampen gegenüber den mehr punkt- 
förmig wirkenden Glühlampen erzeugt breitere Spiegelungs- 
streifen auf der Straßenoberfläche und somit bessere Sicht- 
verhältnisse (Silhouetteneffekt dunkel erscheinender Fahr- 
zeuge auf hellem Hintergrund). 


! Nach A. Pahl: Licht-Tecn. 1 (1949) S. 141; 3 S., 8 B. 


DK 628.971.6 : 621.37 


Die Möglichkeiten eines Wärmeschutzes zur Aussd 
tung atmosphärischer Einflüsse auf das betriebliche Ve:! 
ten der Röhren werden beschrieben. Uber die Auswer! 
während dreier 'Wintermonate 1948 durchgeführter We: 
versuche wird berichtet. Kurvendarstellungen zeigen das \ 
halten der relativen Lichtausbeute in Abkängigkeit von 
Zeit innerhalb dreier Außentemperatur-Intervalle (—7 
+7°C, +7..+17°C, +17... + 24°C). Günstigere Ergebr 
sind bei wärmegescützten Leuchtröhren zu finden, im h: 
sten Temperaturniveau jedoch bei offenen Reflektoren 
gegenwärtig größte in Deutschland hergestellte Röhre: 
art HNT/G 200 (40 W) mit etwa 2100 im erfordert m:: 
stens 3 Röhren je Gerät, die zwekmäßig in Dreieck‘ 
angeordnet werden, um eine günstige Lichtverteflung z:: 
zielen. Die Bauformen einfacher Reflektoren und sc. 
mit optischen Hilfsmitteln (größte Lichtstärken-Ausstrah 
in beiden Fällen unter Winkeln von 60° en die $: 
rechte) werden abschließend behandelt und einsc!: 
Herstellerfirmen und Fachleute zu ähnlihen Versuce: 
Erfahrungsaustausch angeregt. | 


2. April 1950 


'’erbreitung, denn es ist nicht nur eine fesselnde Liebhaberei, sondern 
%s: darüber hinaus für viele Ingenieure zu einer unterhaltsamen Wissen- 
ait geworden. Aus der Fülle der Probleme der Modellbahntechnik sei 
er nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt. der deutlich werden läßt, wie 
fg. usdveischieden die Aufgaben sind, die einerseits an den Konstrukteur 
gssiellt werden, der Modellbahnen gestaltet, und anderseits an den, der 
fya elektrisches Eisenbahn-Spielzeug konstruieren soll. 


l Merkmale des Modellbahinwesens — 
Modellbahnwesen ist eine unterhaltsame Wissenschaft, 
die sih mit solchen verkleinerten Nachbildungen von Bah- 
‚ hen und Bahnanlagen (einschließlich Bahnbetrieb) befaßt, die 
{mit dem großen Vorbild in Form, Farbe und Funktion so 
I weit wie irgend möglich übereinstimmen. Man nennt diese 
Übereinstimmung. „Modellmäßigkeit”. Ihr sind durch den Um- 
stand Grenzen gesetzt, daß sich der Mensch als Glied im Ge- 
!:ge einer Bahnanlage nicht mitverkleinern läßt. Ferner ist 
es bisweilen nötig, die angestrebte Funktionstreue auf an- 
deren Wegen zu erreichen, als es im Betrieb der großen Bahn 
möglich oder auch zweckmäßig ist. 

Die leichte Teilbarkeit und die einfache Möglichkeit des 
Fortleitens elektrischer Energie haben dazu geführt, daß man 
s.c ihrer in der Modellbahntechnik vorzugsweise bedient. 
Im Laufe der Entwicklung hat es nicht an Versuchen gefehlt, 
auh andere Energieformen bei Modellbahnen anzuwenden, 
wie z. B. gespannte Gase und Dampf, doch konnten damit 
hisher keine befriedigenden Ergebnisse erzielt werden, außer 
vıelleiht bei Bahnen größerer Spurweiten (Wiesinger- 
Schnellbahn}. Auch die erst kürzlich bekanntgewordenen Ver- 
s&e mit Modellbahnen in den USA mit festem Kohlen- 
dioxyd (cold steam engines) erfolgten unter Zuhilfenahme 
der Elektrizität für die Fernsteuerung der Triebfahrzeuge und 
»schränkten sich zunächst auf die größeren Spurweiten. 

Von den Spielzeug-Eisenbahnen, deren bekannteste Ver- 
"eter die Namen Trix, Bub, Rokal. Fleischmann, Beckh, 
Märklin, Biller, Mignon, Oto, Taifun und einige andere im 
'aland, Lionel, American Flyer, Minitoys in den USA, Wesa, 
Bıcherer in der Schweiz, Vuillaume-Antal in Frankreich sind 
‚nd mit denen: die Modellbahnen nicht viel mehr als die 
Größenordnung gemeinsam haben, unterscheiden sie sich vor 
a!em durch ihre Formtreue. Unmaßstäbliche Verkürzungen, 
vom Vorbild abweichende Gestalt (wie etwa die Mittelschiene 
bei Gleisen, gekrümmte Fahrdräl.te der Oberleitungen), wie 
auh unmodellmäßige Nebenerscheinungen beim Fernsteuern 
'‘Aufblitzen der Lampen und Bocksprünge beim Schalten) mö- 
gen ein kleineres Kind bei der Beschäftigung mit seiner Spiel- 
zeugeisenbahn nicht allzusehr stören, denn seine Phantasie 
iäöt es über solche Mängel hinwegsehen. Für die Modell- 
bahner aber sind derartige Unmodellmäßigkeiten Quellen 
ständiger Betrübnis und haben manchen von ihnen veran- 
iaßt, diesen Punkten erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. 
Zugegeben, daß Vieles bei den Eisenbahnspielzeugen in den 
tzten Jahren verbessert wurde (Verfasser hat selbst we- 
sentlihen schöpferischen Anteil an den meisten Neukon- 
struktionen einer der bekanntesten Metallspielwaren-Fabri- 
ken), doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, daß allen 
''sher auf dem Markt befindlichen Spielzeugeisenbahnen 
Mängel anhaften, die sie als Modellbahnen völlig ungeeignet 
scheinen lassen. Die Bezeichnung „Modell" in Verbindung 
zit Spielzeugeisenbahnen besagt also keineswegs, daß es 
sh um wirkliche Modellbahnen handelt, sondern kann als 
eine Übertreibung der Reklame angesehen werden, die zwar 
'tretührend, aber nicht verboten ist. 

Die an Modellbahnen anderseits zu stellenden Anforde- 
ringen hinsichtlich Modellmäßigkeit bedingen eine gewisse 
Empfindlichkeit gegen unsachgemäße Behandlung, weshalb 
se sih, abgesehen von ihrem höheren Wert als feinwerk- 
‘chnisches Erzeugnis, nicht zum Kinderspielzeug eignen. Da 
n Inland zur Zeit noch keine Modellbahnindustrie mit um- 
:assendem Fabrikationsprogramm existiert, sind die Modell- 
-anner auf den Selbstbau angewiesen und werden dadurch 
ganz von selbst zu Fachleuten, die ihre Modelle sachgemäß 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 Be 189 


Die Fahrstromverteilung bei Modellbahnen 
Von Hans Thorey, Göppingen | 


DK 621.33 : 688.72 


Übersicht. Das Modellbahnwesen erfährt eine ständig wachsende . behandeln. Werkstoffe, Einzelteile und Bauteile zum Modell- 


bau wie auch Zeichnungen werden von Firmen! bezogen, die 
Modellbahnbedarf anbieten und auf Wunsch auch .Firmen 
nennen, die einzelne Modelle in guter bis zu vollendeter 
Ausführung anfertigen. 

2. Die Fahrstromversorgung. — Die zum Be- 
trieb der Modellbahnen benötigte Energie wird im allgemei- 
nen dem Lichtstromnetz entnommen, seltener aus Batterien 
(Akkumulatoren). Bis in die letzte Zeit wurde eine Wechsel- 
spannung von etwa 20 V bevorzugt, die durch einen zwischen 
Lichtnetz und Bahnanlage geschalteten Transformator (bzw. 
Einankerumformer oder auch Motorgenerator) geliefert wird. 
Als Trafo war meist ein Regeltrafo gebräuchlich. Die Vorteile, 
die ein Gleichstrombetrieb bei Modellbahnen hat, veran- 
laßte viele Modellbahner, Gleichrichter zwischen Transfor- 
mator und Bahnanlage einzubauen, Das Umsteuern der 
Fahrtrichtung erfolgt dann durch einen Polwender, das Re- 
geln der Fahrgeschwindigkeit durch einen veränderbaren 
Vorwiderstand. 


Sind auf einer Anlage mehrere Triebfahrzeuge gleich- 
zeitig in Funktion, so sollen sich diese unabhängig vonein- 
ander regeln und steuern lassen. Man müßte deshalb den 
Transformator von Anfang an so bemessen, daß er bei spä- 
teren Erweiterungen der Anlage noch genügt. Diese selbst 
wird in mehrere Abschnitte (Blockabschnitte) aufgeteilt, die 
über je einen Regler am gemeinsamen Transformator liegen. 
Beim Übergang eines Triebfahrzeuges von einem Block zum 
anderen kann es aber dabei zu Störungen kommen, wenn 
die Vorwiderstände nicht genau gleich eingestellt sind oder 
wenn die beiden Blockabschnitte entgegengesetzte Polarität 
haben. Dem trägt eine neue Art der Fahrstromverteilung 
Rechnung, die zudem unbeschränkt erweiterungsfähig ist. 


S 
0 
| ~ 
| | 
| | 
SZ 
Me | 
Y 51.52.53 
= )2,22 
ar i ER 


(E72 21) 


Bild 1. Prinzipschaltschema der Vielfach-Fahrstromversorgung. Stromver- 
sorgung der Gleisabschnitte durch mehrere Fahrtafeln mit Wählertafeln 
und Kenntlichmachen durch Schauzeichen 


3. Die Fahrstromverteilung. — Die neue Art 
der Fahrstromverteilung benutzt das Baukastenprinzip. Ihre 
Mittel sind die Fahrtafel und die Wähltafel, von denen je 
eine jedem in Betrieb genommenem Triebfahrzeug (Lokomo- 
tive, Triebwagen, Zug) zugeordnet wird und bis zu seiner 
Außerdienststellung zugeordnet bleibt. Zweckmäßigerweise 
wird man dabei auch die Wähltafel aus mehreren unter sich 
gleichen Einheiten aufbauen, um sie dem jeweiligen Umfang 
der Modellbahnanlage anpassen zu können. Das Prinzip die- 
ser Fahrstromversorgung ist in Bild I gezeigt. 

Die Vorteile dieser Anordnung beruhen in der nahezu 
unbeschränkten Erweiterungsfähigkeit durch Hinzunahme 
weiterer, relativ billiger Geräte und in den Variationsmög- 


! Die Firma .‚Ingenieurbüro für Elektromechanik" in (14a) Göppingen, 
Quäkerstraße 4, liefert Modellbahnbedarf in reicher Auswahl. 


190 - Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


lichkeiten bei den Wähltafeln, worauf weiter unten noch hin- 
gewiesen wird. Es ist für das Prinzip dieser Fahrstromver- 
teilung belanglos, ob mehrere Fahrtregelungsanlagen in einer 


Zentrale vereinigt werden oder örtlich voneinander getrennt ` 


aufgestellt werden, um mehreren Personen gleichzeitig den 
Betrieb auf der gleichen Modellbahnanlage zu ermöglichen. 
Auch spielt es keine Rolle, ob jede Fahrtregelungsanlage sich 
über die gesamte Strecke ausdehnt oder ob sie nur gewisse 
Teile der Gleisanlage umfaßt. | 


Bild 2. Schema des Netzanschlußteiles. Von der Hauptschalttafel HS wer- 
den über abgesicherte Verteiler die Fährstromtransformatoren Tp, TF, TF, 
und der Schauzeichentransformator Tç gespeist. 


4. Der Netzanschlußteil. — Der Netzanscluß- 
teil umfaßt die Anschluß-, Verteiler- und Umspanngeräte 
für die Gesamtstromversorgung, die in den weitaus meisten 
Fällen aus dem 220 V-Wechselstromnetz erfolgt. Der Aufbau 
des Netzanschlußteiles ist in Bild 2 in seinen wesentlichsten 
Punkten wiedergegeben. Die Hauptschalttafel HS enthält den 
Hauptschalter und die Hauptsicherungen für die gesamte An- 
lage, gegebenenfalls noch Meßgeräte für Netzspannung, 
Strombelastung und Zähler. Auch könnte hier noch, falls 


erwünscht, ein selbsttätiger Netzspannungsregler eingebaut 


werden. 


Über getrennt abgesicherte Verteiler werden die unter- 
einander gleichen Fahrtransformatoren Tr, TF, Tra .. 
und Schauzeichentransformator Ts angeschlossen, dje nieder- 
spannungsseitig 18 V abgeben. Ihre Leistung richtet sich nach 
der gewählten Spurweite der Bahnanlage und dürfte mit je 
35 bis 40 VA bei Spur HO (16,5 mm Spurweite) zu veran- 
slagen sein. Die Transformatoren sind einzeln abschaltbar 
und werden auf der Sekundärseite abgesichert (2 A). Es 
erleichtert sehr den Betrieb der Anlage von wahlweise einer 
oder mehreren Stellen aus, wenn die Transformatoren über 
flexible Kabel an die Verteiler angeschlossen werden kön- 
nen, auch lassen sie sich dann bei eventuellen Geräteschäden 
schnelle? auswechseln. | 


5.Die Fahrtafeln. — Jede Fahrtafel enthält den 
Fahrstrom-Gleichrichter, im allgemeinen eine Eisen-Selen- 
Anordnung in Grätzschaltung, die wechselspannungsseitig 
für 18 V ausgelegt ist und etwa 14 V Gleichspannung liefert 
bei einer Belastbarkeit von etwa 2 A bei der obenerwähn- 
ten Spur HO, die derzeit am häufigsten anzutreffen ist. Durch 
einen Regelwiderstand wird die dem zugehörigen Triebfahr- 
zeug zugeführte Leistung den jeweiligen Fahrbedingungen 
angepaßt, während ein Polwendeschalter die Fahrtrichtung 
festlegt. Die Fahrtafeln können durch Spannungs- und Strom- 
messer ergänzt werden. sp 


Bei der in Bild 3 und 4 gezeigten An- 
ordnung wird durch die Fahrtafel nicht 
die Bewegungsrichtung des Triebfahr- 
zeuges in bezug auf sich selbst (also vor- 
bzw. rückwärts) bestimmt, sondern be- 
züglich der Gleisanlage (also in Richtung 
Osten bezw. Westen beispielsweise). Da- 
mit sind zwei Wege gegeben, Fahrge- 
schwindigkeit und Fahrtrichtung zu 
steuern. Die eine Art ist in Bild 3 gezeigt; 
hier wird ein einfacher Regelwiderstand 
in Verbindung mit einem Polwendeschal- _, 

: j Bild 3. Fahrstromsteue- 
ter benutzt. Bei der anderen Art dient rung mit Polwendeschal- 
für jede Fahrtrichtung ein eigener Trans- ter. Der Fahrstrom wird 

: durch einen einiachen 
formator zur Versorgung der beiden Regelwiderstand in 
Gleichrichtersätze. Der Regler ist ein Verbindung mit einem 
Doppelregler, der Polwendeschalter fällt 


0 


Polwendeschalter ge- 
steuert. 


20. April 1950 
dabei fort. Dieser zweite Weg ist in Bild 4 schematisch dar- 
gestellt. Zweifelsohne ist die Anordnung nach Bild 3 mit 


einem geringeren Aufwand an Geräten einzurichten, verlangt 
aber beim Handhaben mehr Überlegung (Polwendeschalter 
nur betätigen, wenn Regler in Nullstellung!). Bei der Fahr- 


- tafel nach Bild 4 wird beim Umsteuern der Fahrtrichtung das 


Triebfahrzeug zwangsläufig erst stillgesetzt. 

6.Die Wähltafeln. — Die Wähltafeln gestatten, die 
Fahrspannung wahlweise an irgend einen beliebigen Gleis 
abschnitt zu legen. Die Tatsache, daß ein Abschnitt auf diese 


Weise belegt ist, wird durch ein Schauzeichen (z. B. Sjgnal- 


lampe) angezeigt, und zwar bei allen Fahrtregelungsanlagen 
die das Befahren gleicher Gleisabschnitte gestatten. Dabei 
gilt die Regel, daß nur sole Wahlschalter eingeschaltet wer. 
den dürfen, deren Gleisabschnitt unbelegt ist, und daß die 
Gleisabschnitte so bald wie möglich wieder abzuschalten sind 


Bild 4. Fahrstromsteuerus 

mit Doppelregler, der du:c 

zwei gegeneinandergesc:«: 

tete Ventilzellenanordaut 

gen in Grätzschaltung wed 

selweise an Spannung gela 
wird. 


0 


Neben der Möglichkeit, eine Fahrtregelungsanlage au 
gleichartigen Wähltafeleinheiten aufzubauen, kann man auct 
für bestimmte Gleisanordnungen (Stationsanlagen) Wal 
tafeln aufbauen, bei denen die Wahlscalter und Anzeigı 
lampen in eine bildliche Darstellung der Gleisanlage eing 
baut werden. 


Zusammenfassung. — Die besonderen Erforde 
nisse beim Betrieb von Modellbahnen verlangen eine Fah 
stromverteilung, bei der beliebig viele Züge auf belieb 
vielen Streckenabschnitten unabhängig voneinander w 
ohne Reglerwechsel betrieben werden können. Hierbei h 
sich der Gleichstrombetrieb mit Umsteuerung durch Polwec 
sel bisher am besten bewährt. Die baukastenartig zusamme 
gestellten Fahrtregelungsanlagen werden einer beliebigı 
Erweiterung einer bereits bestehenden Modellbahnanlage a 
besten gerecht und gestatten es, die Gesamtanlage sowoll vi 
einer zentralen Stelle aus als auch von mehreren Stellen 
befahren; sie geben weiter die Möglichkeit, gleichzell 
Fahrtregelungsanlagen für kleinere Abschnitte der Gesas 
anlage zu erstellen. Durch mit den Wahlschaltern gekuppe! 
Schauzeichen wird ermöglicht, daß mehrere Personen glei 
zeitig sich mit dem Betrieb auf derselben Be 
befassen unter Wahrung der Übersicht über die jeweilige 


legung der Streckenabschnitte. 


Schrifttum 


H. Thorey: Die Modellbahntechnik als Teilgebiet der Feiner 
nik. Feinwerktechn. 53 (1949) S. 215. 


L. H. Westcott: Better control. Model Railroader. 16 (1949) S$. 24. 

J. Page: Cold Steam Engines. Model Railroader 15 (1949) S. 10. 

L. H. Westcott: New ways to better control. Model Raılrcadel 
(1949) S. 20. i 


Süddeutsche Apparate-Fabrik. Nürnberg: Prospekt 
richter-Element 4.42 N/0871. 

K. Zetsche: Die ferngesteuerte Modell-Dampflok. Miniaturbah 
(1948/49) S 6/7. 

H. Bingel: Die neue Z-Schaltung. Miniaturbahn. 1 (1948/49) S. 9 

H. Klaus u. H. Thorey: Ingenieuraufgaben beim technischen 

H 


‚Das Selen- 


zeug. Z. VDI 90 (1948) S. 9. 
.Thorey: Modellbahnwesen. Techn. Handw. 3 (1948) S. 174 
H. Thore y: Elektrotehnishe Aufgaben bei Modellbahnen. Z. 
trotechn. 1 (1948) S. 127. 


Ingenieurbüro für Elektromechanik, (14a) Göppingen, Quäkerstraße 4. 
teilungen und Angebote über Modellbahnwesen, Firmenschrifte 
tentsammlung des Modellbahnwesens. 


C.-E. Nordstrand: Modelljärnvägen. Technik för Allas Hand! 
Nr. 12—13, S. 41/42, 54/57. 


20. April 1950 é 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 i 191 


Ein selbsttätiger Spannungsregler für großen Regelbereich* 


Von Hans Goldstein, Schaftlach, Obb. 


Übersicht. Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen 
verfahren zur automatischen Spannungsregeiung wird ein neuer Regler 
usschrieben, der mit einer für technische Zwecke ausreichenden Genauig- 
Aet sterke Spannungsschwankungen am Ort des Verbrauchers ausregelt. 

Spannungsregler sind immer dann nötig, wenn durc die 
unvermeidlichen Schwankungen der Netzspannung die Ar- 
beitsweise eines . elektrischen Verbrauchers beeinträchtigt 
wird. Für kleine Leistungen werden zu diesem Zweck z. B. 
der Glimmteiler, der Eisen-Wasserstoff-Widerstand [1]- und 
der Kohledruckregler [2] verwendet. Für Leistungen bis zu 
einigen kW sind magnetische Spannungsgleichhalter geeig- 
set [3]. Spannungsregelung bei großen und größten Leistun- 
gen ist praktisch nur mit Generatoren oder Transformatoren 
möglich. Der Feldstrom eines Generators kann z. B. durch 
einen Kohledruckregler eingestellt werden. Viel verwendet 


wird bei Generatoren der Tirrill-Regler [4]. Eine hohe Ge- # 


nauigkeit kann mit dem N. & K.-Regler erzielt werden [5]; 
dieser ist außer zur Steuerung von Generatoren auch zur Be- 
täligung von Regeltransformatoren geeignet. 

Bei kleinen Leistungen wird man den Regler immer 
direkt vor den Verbraucher schalten. Die Spannungsrege- 
ung bei großen Leistungen kann in den Kraftwerken oder 
Umspannstationen vorgenommen werden. Eine Regelung am 
Ort des Verbrauchers ist einerseits nötig, wenn der Wert der 
Spannung mit einer sehr großen Genauigkeit eingehalten 
werden soll, anderseits wenn die Spannung von Seiten des 
Elektrizitätswerkes nicht mehr richtig geregelt wird, wenn 
1. B., wie dies in Zeiten von Energiemangel der Fall ist, Span- 
nungsabsenkungen bis zu 20 oder gar 30% auftreten. Für die 
meisten technischen Anwendungen ist hier für die Regelung 
keine extreme Genauigkeit erforderlich, anderseits muß 
jedoch Unabhängigkeit von der Frequenz verlangt werden, 
da oft mit dem starken Rückgang der Spannung auch ein be- 
trächtliches Absinken der Frequenz verbunden ist. 


- a 


Beschreibung eines Reglers für großen Regelbereich. 
Im folgenden soll ein automatischer Netzspannungsreg- 
‚ ler beschrieben werden, der von G.H.Giesenhagen im 
Hinblick auf die erwähnten Bedingungen entwickelt wurde; 
er gestattet, Unterspannungen bis zu 30% und UÜberspannun- 
gen bis zu 10% mit einer Genauigkeit von 2% auszuregeln. 


Aus der Prinzipschaltung Bild 1 geht die Wirkungsweise her- 
vor. 


Ir 


ud) 


Tr Zusatztransformator, 
i RTr Regeltransformator, B Brücke, 
j RS Relaisschaltung, M Motor, 
! RF Rückführung. 


Bild 1. Prinzipschaltung des Reglers. 


Die Sekundärspannung des Zusatztransformators Tr wird 
je nach Phasenlage der Netzspannung zugesetzt bzw. von ihr 
abgezogen. ‚Die Primärspannung von Tr wird dem in Spar- 
shaltung ausgeführten Regeltransformators RTr entnommen. 


Dieser besteht aus einem Ringkern mit einer einlagigen’ 


Wicklung; die Netzspannung wird den Enden der Wicklung 
zugeführt, die veränderliche Spannung zwischen einer festen 
Anzapfung und dem Stromabnehmer mit Kohlekontakt abge- 
nommen, der auf der blanken Schleifbahn der Wicklung läuft. 


® Mitteilung aus dem Laboratorium der Elektrotechnischen Versuchs- 
, erkstätte G. m. b. H., Schaftlach/Obb. 


DK 621.316.722.1.077.4 


Die Ausgangsspannung wird in einer Brückenanordnung B 
gemessen; bei Abweichungen vom Sollwert wird über eine 
Relaisschaltung RS der Motor M betätigt, der den Schleif- 
kontakt so lange verschiebt, bis die Ausgangsspannung ihren 
Sollwert erreicht hat.” Durch eine Rückführung RF wird ein 
Überregeln und damit ein Pendeln der Anordnung vermieden. 


L Wolfram-Argon-Wider- 

SW, stand, GI Gleichrichter, W,, 

| W, Relaiswicklungen, R, R’ 
ohmsche Widerstände. 


Bild 2. Spannungsmeßbrücke. 
EZEZ 


Die Spannungsmeßbrüke (Bild 2) enthält einen 
nichtlinearen Widerstand L, der aus einem in Argon 
ausgespannten Wolframdraht besteht, in Reihe mit einem 
ohmschen Widerstand R, beide über den Vorwiderstand 
R und den Gleichrichter GI von der Ausgangsspannung 
gespeist. Die an L und R abgegriffenen Spannungen 
werden den gegensinnig geschalteten <Wicklungen wı 
bzw. ws eines polarisierten Relais zugeführt. Bei Soll- 
spannung sind diese Teilspannungen gleich groß, und ihre 
Wirkungen auf das Relais heben sich gerade auf. Bei zu 
hoher Ausgangsspannung überwiegt die Spannung an L und 
damit die Wirkung auf w;; bei zu niedriger ist es umgekehrt. 
Über weitere Relais wird dann einer der beiden Feldwicklun- 
gen des Motors Spannung zugeführt. 


AOTT 
BAPAONADENNEN 
OTOT 
TORHEBENHHNEE 


Bild 3. 


=—U 
Widerstandskennlinie der Wolfram-Argon-Lampe. 


Den günstigsten Wert für den Widerstand r von wı bzw. 
ws kann man rechnerisch ermitteln. Zu diesem Zweck wird 
die Widerstandskennlinie der Wolfram-Argon-Lampe (Bild 3, 
die Kreise sind die Meßwerte) durch die Gerade I = Io 
+ (U/Z) angenähert (I Strom, U Spannung, Io und Z sind 
Konstante). Der Schnitt mit der Geraden I! = U/R ergibt den 
Arbeitspunkt der Anordnung, wo die Brücke im Gleichgewicht 
ist. Maßgeblich für die auf den Anker des Relais ausgeübte 
Kraft ist die Differenz der Amperewindungszahlen in den 
beiden Wicklungen. Diese soll nun bei einer gegebenen 
kleinen Abweichung vom Gleichgewichtszustand der Brücke 
ein Maximum als Funktion von r haben. r wird variiert 
durch Änderung von Windungszahl und Drahtstärke der Re- 
laiswicklungen unter Beibehaltung des Wickelraumes. Mit 
den Bild 3 zugrunde liegenden numerischen Werten 


(Io = 45 mA, Z = 550 Q, R = 180 Q) erhält man für die Stelle 


des Optimums r = 910 Q, wenn R während der Variation von 


192 


r festgehalten wird, und r = 550 Q, wenn R' unverändert 
bleibt. Da das Maximum flach verläuft, ist die Unterscei- 
dung zwischen beiden Möglichkeiten praktisch ohne Bedeu- 
tung. 

Die verfügbare Steuerleistung, d. h. die Leistung, welche 
man einer einzigen Wicklung des Relais mit dem Wider- 
stand r = 910 Q zuführen müßte, um den gleichen Effekt zu 
erzielen, ergibt sih bei einer Abweichung vom Gleichge- 
wichtszustand um 2% zu 0,1 mW. 


Da die Kontaktfe- 
der des polarisierten 
Relais von Natur aus 
keine Zwischenstellung 
hat, wird einer weite- 
ren Wicklung dieses 
Relais eine kleine 
Wechselspannung zu- 
geführt, wodurch im 
Gleichgewichtszustand 
die Kontaktzunge’ dau- 
ernd hin und her 
schwingt, ohne dabei 
die Folgerelais zu be- 
tätigen. Durch Ande- 
rung dieser Wechsel- 
spannung „kann die 
Ansprechempfindlich- 
keit eingestellt “wer- 
den. Die Rückführung 
bewirkt ein von dem z7z 554 
Motor M angetriebe- Bild 4. Dreiphasiger Regler für 12 kVA, ge- 
ner kleiner Gleich- SENSI 
stromgenerator, der eine der Verstellgeschwindigkeit des 
Regeltransformators proportionale Ausgangsspannung er- 
zeugt. Diese wird einer vierten Wicklung des polarisierten 
Relais zugeführt, und zwar in dem Sinne, daß während eines 
Regelvorganges schon kurz vor Erreichen des Sollwertes der 


Der neue Autosuper I A-50 der Firma Telefunken (Bild 
1) ist aufgebaut auf den ausgedehnten Erfahrungen der Vor- 
kriegszeit unter bewußter Vermeidung von Experimenten. 
Der Erfolg zeigt, daß es sich um eine ausgereifte und durch- 


ETZ 510 


Bild 1 


dachte Konstruktion handelt, die den Bedingungen des 
Empfanges im fahrenden Wagen Rechnung trägt. Dieses Ge- 
rät ist besonders den Verhältnissen im Volkswagen ange- 
paßt, in dessen Armaturenbrett ein Ausschnitt für den Einbau 
des eigentlichen Empfängers, eines Wechselstromsupers 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


Telefunken-Autosuper | A-50 


- Skalenbeleuchtung 


: 20. April 1950 


Motor abgeschaltet wird und der Regeltransformator das 


. letzte Stück vermöge seiner Trägheit zurücklegt. 


Für dreiphasigen Anschluß werden drei einphasige Reg- 


ler in Stern geschaltet. Dabei erfolgt die Steuerung entweder 


gemeinsam durch einen einzigen Motor nach den Spannungs- 
verhältnissen einer Phase oder für jede Phase getrennt; im 
letzteren Falle werden auch Netzunsymmetrien ausgeregelt. 
Die Netzfrequenz ist ohne Einfluß auf die Einstellung der 
Ausgangsspannung; ferner findet keine Verzerrung der Kur- 
venform statt. Zur Regelung von Gleichspannungen, die 
durch Gleichrichter erzeugt werden, wird der Regler zwischen 
Netz und Gleichrichter geschaltet, während die Spannungs- 
meßbrücke an die Gleichspannung gelegt wird. 

Bild 4 zeigt einen dreiphasigen Regler für Steuerung nach 
einer Phase mit 12kVA Durchgangsleistung in geöffnetem 
Zustand. Man sieht unten die drei Regeltransformatoren, die 
drei Zusatztransformatoren befinden sich oben hinter dem 
Steuersatz. | 


Zusammenfassung 

Für die Spannungsregelung bei kleinen Leistungen ist 
eine große Zahl von Verfahren bekannt. Für große und 
größte Leistungen kann die Spannung nur mit Hilfe von Ge- 
neratoren oder Transformatoren geregelt werden, und zwar 
zunächst auf Seiten der Erzeuger. Eine Regelung am Ort 
des Verbrauchers ist einmal erforderlich, wenn hohe An- 
sprüche an die Spannungskonstanz gestellt werden, ferner 
wenn infolge von Energiemangel starke Spannungsabsen- 
kungen auftreten. Ein für diesen Fall bestimmter Regler, der 
mit Hilfe eines motorgetriebenen Regeltransformators Span- 
nungsschwankungen von — 30 bis + 10% bei einer Genauig- 
keit von 2% Prozent unabhängig von Frequenz und Bela- 
stung ausregelt, wird näher beschrieben. 


Schrifttum _ 

1} W. Geyger: Ard. techn. Messen J 062—5, 6, 7 (1934). 
[2] H. Grob : ETZ 51 (1930) S. 1717. 

(3) R. Greiner ETZ 57 (1936) S. 489. l 

[4 Herklotzu. Pelz: AEG-Mitt. 11 (1937) S. 416. 

[5] W. Ho hle, Elektrizitätswirtsch. 32 (1933) H. 5, S. 1. 


DK 621.396.97 : 629.114.6 


mit fünf E-Röhren und sechs Kreisen, vorgesehen ist. Dank 
der Verwendung einer HF-Vorstufe mit der EF 11 konnte 
die Empfindlichkeit auf 8 uV (Mittelwellen) bzw. 15 uV 
(Langwellen) gebracht werden. Bemerkenswert an diesem 
Empfänger ist erstens das Vorhandensein eines mit der 
Klangblende verbundenen Bandbreitenreglers, der es ge- 
stattet, die normale Bandbreite von * 4 kHz auf die 
Hälfte herabzusetzen, wodurch die Trennschärfe auf das 
Dreifache erhöht und die Wiedergabe von Störungen 
aller Art nötigenfalls herabgesetzt werden kann. Die 
ist zur Verringerung der Stroment- 
nahme äus der Batterie abschaltbar eingerichtet. Damit 
gleichwohl auch im Dunkeln erkennbar bleibt, ob der Appa- 
rat eingeschaltet ist, wurde der Ausscalter mit einem 
Leuchtpunkt ausgerüstet, der seine Stellung anzeigt. Auffal- 
lend ist ferner die wirksame Schwundregelung, die genügt. 
um die Lautstärke der meisten Sender konstant zu ħalten, 
obwohl die Feldstärke je nach der Abschirmung der Straße 
durch Hügel, Bäume oder Baulichkeiten naturgemäß starken 
Schwankungen unterliegt. Das Uberraschendste ist jedoch die 
Klangqualität, die neben der reichlichen Bemessung der Röh- 
ren vor allem dem hohen Wirkungsgrad und der Bauart des 
im Gerät enthaltenen Lautsprechers mit heißgerichtetem 
Alnico-Magnet und Zentriermembran zu danken ist. Es ist 
bei diesem Gerät gelungen, trotz Schalldämpfung durch die 
Polsterung und trotz Fahrgeräusc eine kristallklare Sprach- 
verständlichkeit bei sehr befriedigender Musikqualität und 
ıeichlicher Lautstärke (4 W Sprechleistung) zu erzielen. 

Der Stromversorgungsteil — ein Gegentaktzerhacker mit 


Trockengleichrichter — ist im Vorderteil des Wagens unter 


der Haube angebracht, so daß Störungen durch das Zerhak- 
kergeräusch vermieden werden. Der Stromverbrauch beträgt 
30 W und kann von der Batterie ohne Schwierigkeit zusätz- 
lich gedeckt werden. Der Einbau im Volkswagen läßt sic 
einschließlich Antennenmontage in 1!/2 Stunden durchführen, 
wobei nur der Scheibenwischermotor entstört zu werden 
braucht. l i Ew 


| 


-—ur 


Die Aufgabe, magnetische Feldstärken zu messen, be- 
gegne! dem Meßtechniker ebenso bei der Ausmessung von 


absichtlich erzeugten Feldern wie auch von Störfeldern, von, 
. Wechsel- wie von Gleichfeldern, sowohl von Feldern in Luft 


oder Vakuum als auch in ferromagnetischen Festkörpern. Das 
weite Gebiet der Messung von Wechselfeldern von techni- 
scher, Ton- oder Hochfrequenz soll hier nicht behandelt wer- 
den, sondern nur die Messung von so langsam veränder- 
iihen Feldern, daß die Augenblickswerte an einem Meß- 
ınstrument abgelesen werden können. l 

Hier handelt es sich also z. B. um die Feldstärkenmes- 
sung im Luftspalt eines Permanent- oder Elektromagneten 
tür Lautsprecher, Meßinstrumente, Motore oder Dynamoma- 
schinen, ferner um Störfelder, die derartige Magnete in be- 
stimmten Abständen erzeugen oder denen sie ausgesetzt 
sind, um die Feldverteilung im Nutzfeldraum oder im Streu- 
feld, um Erdfeldmessungen bzw. um die zeitlichen und räum- 
lihen Shwankungen von erdmagnetischen Feldern, die bei- 
spielsweise durch ferromagnetische Konstruktionsteile her- 
vorgerufen werden. Weiterhin handelt es sich um Feldstärke- 
messungen bei der Bestimmung der Eigenschaften magnetisch 
harter und magnetisch weicher Werkstoffe. Soweit diese 
Feldstärken nicht aus den erregenden Amperewindungen be- 
rechnet werden können, werden sie außerhalb des Probe- 
korpers gemessen, wobei man davon ausgeht, daß die Tan- 
gentialkomponente der Feldstärke an Grenzschichten von 
Körpern verschiedener Permeabilität stetig übergeht. 


Meßverfahren 


Die bekanntgewordenen Meßverfahren lassen sich in 3 
Hauptgruppen einteilen: 

1. Messung von feldstärkeabhängigen Materialeigen- 
schaften. l 

1.1 Messung der feldstärkeabhängigen ferromagnetischen 
?ermeabilität. 

1.11 Messung der reversiblen Permeabilität als Funktion 
der feldstärkeabhängigen Vormagnetisierung. Der Nachteil 
dieses Verfahrens ist, daß das zu messende Feld durch den 
Prüfkörper in vielen Fällen unzulässig stark verändert wird. 

1.12 Messung der geradzahligen Oberwellen der indu- 
zerten Spannung bei sinusförmiger Hilfserregung. Dieses 
Verfahren ist im Unterschied zu dem vorgenannten beson- 
ders geeignet zur Messung kleinster Felder oder Feldrich- 
tungsänderungen. Der Prüfkörper kann hierbei so klein ge- 
halten werden, daß merkliche Störungen nicht stattfinden. 

12 Messung der feldstärkeabhängigen ohmschen Wider- 
stände von Wismut. Wegen der großen Temperaturempfind- 
lichkeit findet die Wismutspirale nur selten Anwendung. 

2. Messung mechanischer Kraftwirkungen des magneti- 
schen Feldes. 

2.1 Messung der Kraftwirkung des zu messenden Feldes 
auf einen Permanentmagneten. 

2.2 Messung der Kraftwirkung des zu messenden Feldes 
euf eine stromdurchflossene Drehspule [1]. 

3. Messung durch Induktionswirkung, also durch Span- 
Aungsmessung an einer mit dem zu messenden Feld in zeit- 
ch veränderlicher Weise verketteten Prüfspule. 

3.1 Durch einmalige Änderung der Verkettung und bal- 
Istishen Messung. 

3.11 Änderung der Verkettung durch Ausschalten oder 
Impolen des zu messenden Feldes. 

312 Änderung der Verkettung durch Schwenken oder 

Entfernen der Prüfspule. 
Die baflistischen Verfahren eignen sich in erster Linie 
für Labormessungen. Für technische Messungen universeller 
Art ist jedoch das unter 3.22 beschriebene Verfahren mit ro- 
lierender Prüfspule besser geeignet. 


| 32 Messung durch periodischen Wechsel der Verket- 
ung. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


193 


Messung magnetischer Gleichfeldstärken mit dem Magnetfeldmesser 
Von Walther A. E. Peters, Berlin-Hermsdorf 


DK 621.317.42 


‚ 3.21 Durch Vibration der Prüfspule. Dieses Verfahren ist 
bereits vorgeschlagen worden [2], hat aber noch keine große 
praktische Bedeutung erlangt, weil es nicht die Empfindlich- 
keit des Verfahrens mit rotierender Prüfspule erreicht. 

3.22 Durch Rotation der Prüfspule. Dieses Verfahren 
eignet sich sowohl für die praktisch punktförmige Messung 
schwacher Streufelder nach Größe und Richtung als auch für 
die Messung großer Nutzfeldstärken im Arbeits-Luftspalt 
von Permanentmagnetsystem und Elektromagneten sowie 
von Prüfeinrichtungen für Magnetstähle. 

Der im folgenden beschriebene Magnetfeldmesser arbei- 
tet nach diesem System, 


Direktanzeigender Magnetfeldmesser 
Das hier verwendete induktive Verfahren [3] wird auch 
Meßgeneratorverfahren genannt. Bıld 1 zeigt das Meßprin- 
zip. Eine synchron angetriebene eisenlose Meßspule von 
W Windungen und dem Querschnitt q dreht sich mit der 
Kreisfrequenz w = 2rf in dem zu messenden Feld H. Die 
in der Spule induzierte Wechselspannung hat die Größe: 


H qa W 
Bet = -a .10°= 4,44 W f Hq - 10° Volt. 
Hieraus errechnet sich die Feldstärke 
paes U 
= -J4 Wq Oersted. 


Um mit der großen 
Empfindlichkeit eines Gleich- 
stromgalvanometers messen 
zu können, wird die erzeugte 
Wechselspannung erst über 
einen Kollektor gleichgerich- 
tet und dann dem Meßinstru- 
ment zugeführt. Die Anwen- 
dung des Kollektors bietet 
noch den Vorteil, daß auch die Richtung magnetischer Gleich- 
felder gemessen werden kann. Da die Wickelachse der Meß- 
spule senkrecht auf der Drehachse steht, ist die Spannung 
des Generators verhältnisgleih der zur Generatorachse 
senkrechten Komponenten der Feldstärke, wobei der ausge- 
messene Bereich durch die Spulenabmessung gegeben ist. 


Bild 1. Meßprinzip des Magnetfeld- 


messers. 


pnu l 
aaa 
Meflspule Antriebsmotor 
: 1 ra 
Be —_— > Bu 4 
TI u 
N 


gs 


— 


IN 


[£T246) 


Bild 2. Ansicht des Magnetfeldmessers. 


Der Magnetfeldmesser! besteht, wie Bild 2 zeigt, aus dem 
als Handgriff ausgebildeten Meßgenerator mit Antriebsmotor 
und dem direkt in Oersted geeichten Meßinstrument. Der 
Meßkoffer enthält einen Aufbewahrungsraum für den Meß- 
generator und für zwei weitere Meßspulen sowie alle erfor- 


! Hergestellt von der AEG, Berlin-Reinicendori, 


194 


derlichen Vor- bzw. Nebenwiderstände und Schaltelemente. 
Der Gesamtmeßbereich von 2...20 000 Oe ist in 12 Stufen 
unterteilt. Um die zulässige . Windungsspannung der Meß- 
spulen nicht zu überschreiten, sind für den großen Meß- 
bereichumfang 3 Meßspulen erforderlich, die mit einem Dreh- 
schalter auf den gewünschten Meßbereich eingestellt wer- 
den können (Tafel 1). Vom Kollektor, der sid direkt hinter 


Tafel 1. Daten der Meßspulen. 

Spule Nr. 1 2 3 
Durchmesser mm 30 10 | 2 
Höhe ! mm 20 | 5 10 
Größter Rotations- | | 
durchmesser mm 28 8 | 2 
Meßbereiche Oerstedt 2 100 ' 1 000 

10. 500 5 000 
| 50 2 000 20 000 
200 10 000 
20 000 | 


der Spule auf der gleichen Welle befindet, wird über Spe- 
zialkohlebürsten die gleichgerichtete Meßspannung abge- 
griffen und dem Instrument zugeführt. Die Spule auf dem 
Meßgenerator ist nur aufgesteckt und läßt sich nach Entfer- 
nen des direkt über der Spule befindlichen Schutzzylinders 
leicht und schnell auswechseln. Der Abstand der Meßspule 
von der Stirnfläche des Schutzzylinders beträgt etwa 1 mm. 
Der Meßgenerator ist rd. 180 mm lang, und die Gesamtlänge 
mit Antriebsmotor ist 350 mm. Der Griffdurchmesser beträgt 
65 mm. Die Meßgenauigkeit ist abhängig vom verwendeten 
Meßinstrument und der Netzfrequenz (w = x f), nicht von 
der Netzspannung (220 V + 15%). Der Meßfehler, der sich 
durch die Frequenzänderungen ergibt, ist proportional der 
Netzfrequenz. Bei konstanter Netzfrequenz (50 Hz) beträgt 
der Meßfehler etwa 1..2%. Der Anschluß des Antriebs- 
motors erfolgt an den Meßkoffer und dieser wird mit dem 
Lichtnetz 220 V, 50 Hz verbunden. 


Das Anwendungsgebiet des Magnetfeldmessers ist sehr 
vielseitig. So ist beispielsweise die-Messung der Tangential- 
komponente der Feldstärke in magnetisierten Stählen mög- 
lich auf Grund des geringen Spulenabstandes (etwa 1 mm) 
von der Stirnfläche des Generators und der Spulenhöhe von 
etwa 10 mm für die kleine Spule, sowie 5 und 20 mm für die 
großen Spulen. 


Ein neuer Elektrokardiograph 


Es ist ein alter Wunsch des Diagnostikers, die Herz- 
kurve unmittelbar auf dem Schirm einer Braunschen Röhre 
beobachten zu können. Während des Krieges wurde zwar 
von Karajan, Wien, ein derartiges Gerät gebaut, das 
mit 2 Braunschen Röhren arbeitete, wobei die eine Röhre 
zur Betrachtung und die andere zum Aufzeichnen der Kurve 
diente; das Gerät war aber sehr schwer und daher schlecht 
transportabel. 

Der EPHYGE-Elektrokardiograph! ist für Vollnetzbetrieb 
bestimmt und arbeitet nur mit einer einzigen Braunschen 
Röhre, die sowohl für die Sichtänzeige als auch zum Auf- 
zeichnen der Kurve auf lichtempfindlichen Papierfilm dient. 
Die Ausmaße (35:X 29X25 cm) sind so gering, daß das 
Gerät leicht transportiert werden kann. Der Blindschirm der 
Braunschen Röhre liegt waagerecht und läßt sich bequem be- 
trachten (Bild 1). Wenn die Herztätigkeit des Patienten 
nicht ausgesprochen arhythmisch ist, kann auf dem Bild- 
schirm ein stehendes Bild der Herzkurve eingestellt werden. 
Durch Schließen einer Klappe und Drücken des Motorschalt- 
knopfes wird die Schreibeinrichtung in Betrieb gesetzt. 

Wesentlich ist die Verwendung einer Kompensations- 
schaltung am Verstärkereingang, damit Störspannungen un- 


.* Entwickelt auf Veranlassung von Dr. med. habil. H. Desaga, 
Heidelberg, von Dipl.-Ing. A. Cl. Hofmann, Elektro-physikalische Ge- 
rate, Straubing/Ndb., Hindenburgstr. 8. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


. Streufelder bei Hochstromanlagen. 


20. April 1950 


Bei der Entwicklung von elektrischen Meßinstrumenten 
dürfen magnetische Fremdfelder von etwa 5 G noch kei- 
nen wesentlichen Meßfehler ergeben. Nicht nur für Entwic- 
lungsaufgaben ist ein direkt anzeigender Magnetfeldmesser 
daher unentbehrlich, sondern auch für das moderne Prüffeld. 

Ein weiteres großes Anwendungsgebiet ist das Ausmes- 
sen von Streulinien an Magneten sowie die Bestimmung der 
In Werken, in denen 
starke elektrische Ströme fließen, muß bei genauen Messun- $ 
gen auf die Fremdfelder geachtet werden. Fließt z. B. in 
einem langen, geraden Leiter ein Strom von I = 500 A, so 
beträgt bereits die Feldstärke im Abstand r = 10 cm: 


I _ 0,2: 500 
H=02: =, 106. 


Bei / = 5000 A und r = 10 m beträgt die Feldstärke H = 1G, 
das ist etwa das Sfache des Erdfeldes! Man erkennt aus die- 
sem Beispiel, daß der Magnetfeldmesser auch zur indirektenf. 
Strommessung verwendet werden kann. 

Bei dem empfindlichsten Bereich ergibt das Erdfeld von 
etwa 0,2 Oe bereits einen Ausschlag von 10 Skalenteilen. 
Durch Anschluß eines empfindlicheren Galvanometers als des 
normalerweise vorgesehenen, für Betriebsmessungen geeig- 
neten robusten Instrumentes, kann die Empfindlichkeit noch 
wesentlich gesteigert werden. 

Die Eichung des Magnetfeldmessers ist konstant und lei- 
det nicht unter der Abnutzung von Teilen. Die Geräte werden, 
mit einer Helmholtzspule (Doppelspule) geeicht, deren Feld- 
stärke errechnet wird aus: 


wi 
r m Oersted. 


Hierin bedeutet: 
w Windungszahl einer Spule 
i Spulenstrom in A 
r Spulenradius in cm. 
Schrifttum 
[I] J. Pfaffenberger: Ermittlungen der magnetischen Eigenschaftea 
an kleinen Blechproben. Arch. Eisenhüttenw. 7 (1933/34) S. 117. 
P.K. Hermann: Neues Verfahren magnetischer Messungen an Biet- 
streifen. Z. techn. Phys. 14 (1933) S. 39. 
P.K.Hermann: Über ein neues magnetisches Bledhprüfungsverfahre: 
Z. techn. Phys. 13 (1932) S. 541. 
[2] I. Großkowski: The vibration magnetometer. J. sci. Instrum. !4 
(1937) S. 335. 
B] J. Pfaffenberger: 
Inst. 4 (1936) S. 121. 


Magnetische Meßgeräte, Jb. AEG-Forsch- 


DK 621.385.832.616.1 


wirksam werden und 
eine Abschirmung des 
Patienten überflüssig 
ist. Die direkte Be- 
trachtung des Schirm- 
bildes bringt für den 
Arzt verschiedene Vor- 
teile. Die Kurvenbilder 
sind völlig naturge 
treu, da der Elektro- 
nenstrahl ja trägheits- 
frei ist. Schwerere 
Herzschäden sind be- 
reits bei Betrachtung 
der Kurve auf dem 
Bildshirm ersichtlich. 
diese Sictkontrolle 
karm über einen belie- 
big langen Zeitraum 
ausgedehnt werden. 
Bei Operationen kann 
der Erregungsablau? 
am Herzmuskel dau- 
ernd verfolgt werden 
Bei bereits vorhande- 


5 y” 
~- AA 


ETZ 514 Bild 1. Elektrokardiograph. 


%0. April 1950 


p EEEEERSEEEEEEEEEEREESEESSEEEEREEEEEREEEERRHERESEEEEHEEEEEEEEEEEREN 


nen Herzschäden läßt sich die Gefahr einer Arbeitsüberlastung 
des Patienten zur Aufnahme eines Belastungsdiagrammes 
' vermeiden. Unfälle durch Überlastung werden dadurch mit 
‘Sicherheit ausgeschlossen. Endlich ist die Beobachtungsmög- 
lihkeit von Therapiemaßnahmen, wie Injektionen (Strophan- 
tın, Digitalis usw.), von ausschlaggebender Wichtigkeit, da 
sc hierbei ohne jede Zeitdifferenz ein eindeutiges Urteil 
uber die unmittelbare Wirkung verschiedener Dosierungen 
bei den einzelnen Patienten fällen läßt. 

Wenn schließlich unter Zwischenschaltung eines kleinen 
Zusatzgerätes dem Elektrokardiogramm noch die Herzschall- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


a 


195 


kurve unter Anwendung eines entsprechenden Mikrophons 
(nah Sell oder Weber) überlagert wird, dann lassen 
sih die Diagramme vollständig. auswerten. An Stelle der 
Elektroden für die Extremitäten können zusätzliche Spe- 
zialelektroden für die Thoraxableitungen angeschlossen wer- 
den, so daß sich auch Spannungsschwankungen messen las- 
sen, die in sagittaler Richtung verlaufen. Falls Infarkt-Ver- 
dacht besteht, oder die Vorhoftätigkeit besonders sorgfältig 
untersucht werden soll, greift man bekanntlich zur Brust- 
wandableitung. A. CI. Hofmann 


Neuartige Magnetinduktoren 


Von Hermann Paschen, München 


Übersicht. Es wird über neuartige Magnetinduktoren berichtet, bei 
denen ein Dauermagnet umläuft, verschiedene Wechselspannungen an fest- 
stehenden Wicklungen abgenommen und durch feststehende mechanische 
Gleistihter, Kontaktmacher genannt, oder durch Trocengleichrichter 
g.e.cbgerihtet werden. Besonders wird der Kontaktmacher als Gleichrichter 
für bobe Meßspannungen in der Greinacherschaltung herausgestellt. 


Bei den Magnetinduktoren üblicher Bauart rotiert im 
Magnetfeld eines Dauermagneten ein mehrteiliger T- oder 
Trommelanker, an dessen Kommutator oder Schleifringen die 
Meßspannung abgenommen wird. Grundsätzlich ist für Mag- 
tetinduktoren auch eine Ausführung möglich, bei der ein 
Dauermagnet in einem Ständer rotiert, wobei die Wechsel- 
spannung an den feststehenden Wicklungen abgenommen und 

ı fir Meßzwecke gleichgerichtet wird. Bisher wurden solche 
| Magnetinduktoren nicht hergestellt, man findet lediglich in 
! einem Aufsatz von Pflier! den Hinweis auf die Möglichkeit 
deser Bauart. Der vorliegende Aufsatz behandelt neuartige 
Magnetinduktoren?, die nach diesem Prinzip giten. 
| An den bisherigen Magnetinduktoren sind Ankerwick- 
' lingen und Kommutatoren die störanfälligsten Bauelemente. 
i Bei der neuen Bauweise lassen sich die auf einem Ständer 
> ufgeshobenen Wicklungen ohne besonderen fertigungstech- 
»shen Aufwand hochwertig isoliert herstellen und sind zu- 
ren keinen Fliehkrafteinwirkungen ausgesetzt (Bild 1). 


Q 


BA 


Q 
En 
R 


' x 
| 
Ek '. Ständer, aufgeschobene Bild 2. Kontakt- Bild 3. Widerstands- 


Wdlungen u. Innenpolmagnet. macher mit Dop- messung mit Wechsel- 


pelnocken. strom. 


Die Kommutierung wird von feststehenden Gleichrichtern 
vLernaommen, entweder dürch einen Trockengleichrichter oder 
wekmäßiger durch ein direkt von der Induktorachse ge- 
Heuertes Schaltelement mit prellfreien Druckkontakten. Die- 
ss Schaltelement (Bild 2), Kontaktmacher genannt, hat in 
Verbindung mit den feststehenden, bequem anzapfbaren 
Wiklungen die Herstellung von vielseitig verwendbaren 
Mignetinduktoren ermöglicht. Bei diesen rotiert als einziges 
Teil ein kleiner, streutechnisch günstiger Innenpolmagnet aus 
Hicleistungs-Magnetwerkstoff, dessen Achse den Doppel- 
ioden für die Steuerung des Kontaktmachers trägt. Als An- 
teb dient ein Zahnradvorgelege, ein Fliehkraftregler hält 
de festgelegte Umdrehungszahl konstant. 

Als Grundschaltungen der neuen Magnetinduktoren sind 
r. Bild 3 und 4 zwei charakteristische Schaltungsmöglichkeiten 
ürgestellt, bei denen sich der Kontaktmacher als Schalt- 
tement besonders bewährt. Nach Bild 3 wird ein elektro- 
hischer oder Erdübergangswiderstand mit der Spannungsab- 


‚PM. Pflier: Arch. techn. Messen V 193—2, S. 2. 
Hersteller: Metrawatt AG Nürnberg: s. a. ETZ 70 (1949) S. 179 u. 256. 


DK 621.31 71.134 /6 


fallmethode bei Wechselspannung gemessen. Da der durch das 
Meßinstrument M fließende Strom nur klein gegenüber dem 
durch Rx fließenden sein darf, kann nur ein hochempfind- 
liches Gleichstrom-Meßinstrument mit Polwender Verwen- 


‘ dung finden. Die Gleichrichtung übernimmt der von der In- 


duktorachse gesteuerte Kontaktmacher K. 


a b 
K 
A B 
(a 
MAg Co R, 
Ry 
Bild 4. Widerstandsmesung mit 0) 10 20 30 40: 50 


Gleichstrom, Magnetinduktor mit 
Greinacherschaltung. G Gene- 
rator, M Ohmmeter, K Kon- | 

taktmacher, Ry Vorwiderstand, Bild 5. Welligkeit der Gleichspannung 


R „ gesuchter Widerstand ; 


In Bild 4 ist die Schaltung eines Magnetinduktors für 
Isolationswiderstandsmessungen mit Gleichstrom wiederge- 
geben. Der Kontaktmacher K, hier einpoliger Umschalter, lädt 
in Stellung a mit den Spannungshalbwellen der einen Richtung 
den Kondensator Ca, in Stellung b mit denen der anderen 
Richtung den Kondensator Cp auf. Die kapazitiv verdoppelte 
Meßgleichspannung entlädt sich über Ry, Rx und das in 
Widerstandseinheiten geeichte Meßinstrument M. Diese 
Schaltung, als Greinacherschaltung für andere Zwecke be- 
kannt, hat als kapazitive Spannungsverdoppelung den Vor- 
zug, daß der Kontaktmacher nur die halbe Spannung zu schal- 
ten braucht. Die Meßspannung hat allerdings eine gewisse 
Welligkeit. Unter der vereinfachten Annahme, daß die Auf- 
ladung der Kondensatoren mit einer starken Gleichstrom- 
quelle erfolgt, kann sie für die Grundfrequenz von 100 Hz 
folgendermaßen veranschaulicht werden: Eine Wechselstrom- 
periode wird in 10 ms durchlaufen. In dieser Zeit werden Ca 
und Cp im Bereich des Spannungsmaximums vom Generator 
jeweils 2,5 ms lang auf Uo aufgeladen. Anschließend sind sie 
sich selbst 2,5 ms lang überlassen und geben ohne Unter- 
stützung des Generators einen Entladestrom über R, und 
Rx ab, wobei die Kondensatorspannung U. nach einer e-Funk- 
tion abfällt, um dann während der nachfolgenden 2,5 ms wie- 
der auf Uo aufgeladen zu werden. Daraus errechnet sich mit 
der Wellenspannung U w = Uo — U. die Welligkeit zu 


_ 25-1083 
Uy C(Rv+ Rx) 
0 l-e . 
0 


Diese Verhältnisse sind im Bild 5 dargelegt, wobei 
für ein Beispiel einer großen Welligkeit die Zeitkonstante 
T = CR = 50 ms angenommen ist. 

Tatsächlich ist diese Welligkeit etwas größer, da die 
Kondensatoren nicht mit einer Gleichstromquelle, sondern mit 
einer sinusförmigen Spannungshalbwelle des Wechselstrom- 
generators aufgeladen werden. Für praktisch vorkommende 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


Verhältnisse kann diese durch entsprechende Wahl der Kon- 
densatoren ungefährlich klein gehalten werden. 

Da die während des Entladevorganges von den Konden- 
satoren abgeflossene Elektrizitätsmenge durch den Generator 
wieder aufgebracht wird, muß zwischen der Generatorspan- 
nung und Uo eine Differenz bestehen, die mit steigendem Ent- 
ladestrom größer wird, d. h. Un wird mit wachsendem Ent- 
ladestrom kleiner. Die Meßspannungsquelle benimmt sich 
also wie eine Spannungsquelle mit innerem Widerstand. Ein- 
gehende Untersuchungen haben gezeigt, daß im Belastungs- 
bereich 0... 2 W MeBleistung der innere Widerstand sowie die 
EMK der Spannungsquelle konstant bleiben. Hierin unter- 
scheiden sich die neuen Magnetinduktoren von den bisherigen, 
bei denen die EMK bei zunehmender Belastung infolge der 


HRE E V 

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HHAH RH KANEEN 


i ao, [JA EE TE eE E t E E EE 
0,1 1 10 100 1 1 100 1 10 100 
l> g erg Lenz 

— Rx 


Bild 6. Kennlinien eines in der Greinacherschaltung 
arbeitenden Induktors. 
Uxam Prüfling R, liegende Spannung bei Isolationswiderstandmessungen. 


Ankerrückwirkung abfällt. Die Konstanz der EMK und des 
inneren Widerstandes bieten in Verbindung mit den bequem 
anzapfbaren Wicklungen die Möglichkeit, alle Widerstands- 
meßbereiche eines Meßgerätes mit einer einzigen Skala aus- 
zurüsten, wobei die Gleichrichtung der niederen Meßspannun- 
gen gegebenenfalls ein Trockengleichrichter, die der höheren 
Meßspannungen immer ein Kontaktmacher in Verbindung mit 
der Greinacherschaltung übernimmt. Wird für jede Meßspan- 
nung jeweils ein zweiter, empfindlicherer Meßbereich benö- 
tigt, so kann eine zweite Skala zusätzlich angebracht werden. 

Das Gewicht des Generators beträgt nur 750 g, seine Ab- 
messungen 110X75X110 mm. Aus der Fülle der Möglichkei- 
ten seien einige Ausführungen beschrieben. 


Neue Bauformen von MP-Kondensatoren 
Von Helmut Hennig, Stuttgart 


Der Metallpapier(MP)-Kondensator wird seit dem Jahre 
1936 gefertigt!. Zunächst wurde er in der Nachrichtentechnik 
verwendet. Seine hervorragende Bewährung auf diesem Ge- 
biet gab den Anlaß zu einer intensiven Weiterentwicklung, so 
daß heute MP-Kondensatoren für die verschiedensten Anwen- 
dungsgebiete gebaut werden. Der hervorstechende Vorteil 
des MP-Kondensators gegenüber üblichen Papierkondensato- 
ren ist seine Fähigkeit, beim Durchschlag „selbst zu heilen”; 
dies geschieht dadurch, daß der dünne Metallbelag in der Um- 
gebung der Durchschlagstelle verdampft und so die Fehler- 
stelle im Dielektrikum isoliert wird. Darauf beruhen seine 
hohe Betriebssicherheit und seine kleinen Abmessungen und 
Gewichte. Die durch die Selbstheilung bedingten Sonderhei- 
ten in Aufbau und Herstellung sowie die elektrischen Eigen- 
schaften des MP-Kodensators wurden in einem früheren Auf- 
satz? eingehend behandelt. Es werden daher hier nur einige 
typische Anwendungsgebiete besprochen. 

In der Nachrichten-, Rundfunk- und Verstärkertechnik 
wie beim Bau elektro-medizinischer Geräte wird eine große 


t Robert Bosch GmbH., Stuttgart 
ı Sträab: ETZ 70 (1949) S. 287. 


In Bild 6 sind die Kennlinien a ... 


f eines Magnetindukt | 


gezeigt, der in zwei Meßbereichen e und f mit 650 V und 325 i 


mit der beschriebenen Greinacherschaltung arbeitet und 
Messung von Isolationswiderständen bestimmt ist; vier w 
tere Meßbereiche a.... d messen mit niedrigeren Meßspann 
gen und Trockengleichrichtern kleinere ohmsche Widerstä 
Das Gerät mißt mit einer allen 6 Meßbereichen gemein 
Skala Widerstände von 0,1 Q bis20MQ. 


Bild 7 veranschaulicht die Kennlinien eines Magne 
duktors für Isolationswiderstandsmessungen mit höhe 
Gleichspannungen. Das Gerät mißt in zwei Spannung 
bereichen mit 5000 V und 2500 V. Jedem Spannungsme 


HEES 
SNE cH 
NN NN 


FF 
EHI NACHT 


JEF NMMURONNIE 


= 5000V 48--: 400M2 ZRH 


AWO WERL TE VO ED 


2500V 24 --2000M2/_E INNIN 
PH 


maia 
IN 


Bild 7. Kennlinien eines in Greinacherschaltung arbeitenden Ho 
nungsinduktors für Isolationswiderstandsmessungen. U, am P 
@ liegende Spannung. 


reich ist zur bequemeren Ablesung der höheren Isola 
werte neben einem unempfindliheren Meßbereidı 
empfindlicher zugeordnet, mit dem man als höchsten 
lesbaren Isolationswiderstand 0,8 MQ/V Induktors 
messen kann. Auch der zur Messung von elektrolytischen, 
Erdübergangswiderständen dienende Magnetinduktor 
von umschaltbaren Meßspannungen Gebrauch und k 
einem Gerät mit 6 Meßbereichen nach der Spannungsa 
methode entsprechend Bild 3 Werte von 0,2 bis 10 
messen. 


DK 621 


Anzahl 
Glättungs- 
benötigt. 


und Kopplungs 
Hierfür stehen 


zwar herauf bis zu 32 ¿Œ für 
und 16 uF für 500 V Glei 
nung [vgl. Bild 24 in ETZ 70 


ist einlagig, also besonders 
sparend aufgebaut. Nach 
schen Erhebungen gehen 30% 
Anstände an den oft kostspi 
und betriebswichtigen Gerät 
genannten Arbeitsgebiete auf 
densatorausfälle zurück. Bei 
Schaltungen werden durd 
Kurzshluß eines durchg 
nen Kondensators zwangsläufig weitere Bauelemente,, 
Röhren oder Transformatoren zerstört. Alle diese 
rigkeiten sind bei der Verwendung kurzschlußsicherer; 
Kondensatoren zu vermeiden. Im Netzanschlußteil von 


ETZ 512 
Bild 1. MP-Hochspannungs- 


kondensator. 


Typenreihen zur Verfügung, 


von Kondensatoren? 


S. 293]. Die Mehrzahl dieser § 


2. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 197 


rengeräten aller Art übersteigen die Spannungen an den La- 
de- und Siebkondensatoren des Gleichrichters während der 
‚ Anheizzeit der Leistungsröhren oft erheblich ihre Betriebs- 
werte. Elektrolyt- und Folienkondensatoren müssen für diese 
‚ Anlaufspitze der Geräte ausgelegt (also überbemessen) 
werden. Die Bemessung von MP-Kondensatoren dagegen 
richtet sich nach der stationären Betriebsspannung, da sie ge- 
gen auftretende UÜberspannungen unempfindlich sind. Für 
 traasportable Geräte (Zwergformen) ist der geringe Platz- 
slart von MP-Kondensatoren besonders wichtig. 


Durch geeignete kon- 
erktive Maßnahmen 
wid der Vorgang der 
Seitstheillung von MP- 
kösndensatoren sicher’ bis 
m hohen Betriebsspan- 
sengen und großen Vor- 
tatsenergien im Konden- 
sator beherrscht. Diese 
Egesshaft hat den MP- 
Kırdensatoren in jüng- 
ster Zet das Hochspan- 
auzgsgebiet erschlossen. 
Bud ll. Für Photozwecke 
wrde in Amerika ein 
Bitzihtgerät entwickelt, 
weites jetzt auh in 
Deutschland gebaut wirä 
‘má das sich wegen der 
tkervorragenden Schärfe ETZ 513 
Yard Ausleuchtung der da- Bild 2. MP-Phasenscieberkondensatoren. 
a seibst von schnell bewegten Objekten erzielten Bilder 
ertaunlich rasch einführte. Eine Hochleistungs-Gasentla- 
zıysiempe wird darin durch die stoßartige Entladung eines 
Siotspannungskondensators Zum Aufleuchten gebracht. Der 
svorgang — und damit der Lichtblitz — dauert 
1:5000 s. Der Hochspannungskondensator wird von 
er Batterie aus über einen Zerhacker, Transformator 
Trokengleichrichter aufgeladen und beim Auslösen 


des Kameraverschlusses auf die Blitzlampe entladen. Da 
das ganze Gerät tragbar sein muß, ist ein geringes Gewicht 
aller Teile und besonders des als Energiespeicher dienenden 
großen Hochspannungskondensators wichtig. Die Gewichte 
der betriebssicheren MP-Kondensatoren liegen niedriger als 
die von sehr gewagt dimensionierten und zu häufigen An- 
ständen führenden amerikanischen Folienkondensatoren. Die 
Leistung, welche vom Hochspannungskondensator in kürze- 
ster Zeit abgegeben wird, ist gewaltig. In einem Konden- 
sator von 32 uF wird bei 2500 V eine Energie von 100 J auf- 
gespeichert. Bei einer Entladezeit von 1/5000 s ergibt sich 
daraus eine Leistung von 500 kW! 


In der Wechselstromtechnik liegt die besondere Stärke 
der MP-Kondensatoren darin, daß die bei Ein- und Ausschalt- 
vorgängen an den Kondensatoren stets auftretenden Uber- 
spannungen sie nicht gefährden können. Wechselstromkon- 
densatoren werden für den Anlauf und für die Verbesserung 
der Betriebseigenschaften von Einphasen-Induktionsmotoren 
benötigt. Ein weiteres, jetzt sehr wichtig gewordenes An- 
wendungsgebiet ist die Blindstromkompensation. Wegen der 
Überlastung der deutschen Netze verlangen die Elektrizitäts- 
werke zur Zeit von ihren Abnehmern eine Erweiterung der 
Kompensationseinrichtungen. Zur Blindstrombeseitigung in 
Drehstrom-Kraftanschlüssen stehen MP-Phasenscieberkon- 
densatoren in einer fein abgestuften Leistungsreihe zur Ver- 
fügung (Bild 2). Jeder Phasenschieber enthält eine größere 
Zahl von Wickeln. Bei der Folienbauart ist es üblich, diese 
einzeln abzusichern, damit beim Durchschlag einer Einheit 
nicht das ganze Gerät ausfällt. Diese Maßnahme birgt die 
Gefahr in sich, daß die Kapazität und damit die Leistung des 
Phasenschiebers im Laufe der Zeit durch das Durchbrennen 
von Sicherungen stark zurückgeht. Bei MP-Phasenscdieber- 
Kondensatoren erübrigt sich eine Absicherung, da die Wickel 
kurzschlußsicher sind. Der Kapazitätsverlust selbst nach zahl- 
reichen Durchschlägen ist äußerst gering. 


Für die neuerdings vorgeschriebene Kompensation der 
Leudktstofflampen und Neonröhren werden z. Zt. MP-Kon- 
densatoren in großem Umfang eingesetzt. 


Der Fernzeiger als Hilfsmittel in elektrischen Steuerungen. 


Von W. Beindorf, Kiel 


t 

l Zur elektrischen Fernübertragung von Meßwerten, bei- 
Be<weise des Wasserstandes, des Gasbehälterinhaltes, oder 
a Übermittlung von Kommandos, wie z. B. von der Kom- 
| riobrücke in den Maschinenraum eines Schiffes, werden 
che Apparate benutzt, die einen an der Welle des Ge- 
eingestellten Drehwinkel in das Verhältnis zweier 
Bih- oder Wechselspannungen umwandeln, welche über 
Bdestens zwei Leitungsadern und Erde als Rückleitung zum 
länger geführt werden. Dieser zeigt den am Geber ein- 
ttlten Drehwinkel als Zeigerstellung sichtbar an oder er 
Btigt ein Registriergerät. 

t Bei den mit Gleichspannung betriebenen Geräten be- 
der Geber aus einem Spannungsteilerwiderstand mit 
formiger Kollektorschleifbahn, auf der-mindestens zwei 
der Geberwelle drehbare Schleifbürsten die elektrischen 
mungen abgreifen. Der Empfänger arbeitet nach dem 
ip des Quotientenmeßwerkes und besteht aus zwei um 
gekreuzten Spulen, die sich relativ zu einem elektromag- 

hen Gleichfeld drehen können. 

Die mit Wechselstrom gespeisten Geräte sind auf der 
es- und Empfängerseite vollkommen gleich gebaut. Sie 
kben aus Drehtransformatoren mit einphasig gespeister 
klung und einem zwei- oder dreiphasig gewickelten 


Strom wird den drehbaren Teilen über Schleifbür- 
wgeführt, so daß die Geber- und Empfängerwellen über 
Alnaus ohne Begrenzung durchdrehbar sind. Die Ge- 


DK 621.398 


nauigkeit der Übereinstimmung zwischen Geber- und Emp- 
fängerwinkelstellung liegt in der Größenordnung von + 1°. 
Bei 360° ausnutzbarem Winkelbereich ist dies weniger als 1% 
vom Endausschlag. Diese hohe Anzeigegenauigkeit macht die 
Geräte in hervorragendem Maße zur Fernübertragung von 
Meßwerten geeignet. 

Im Gegensatz zum Mebßinstrument besitzt der Fernzeiger 
eine bedeutend höhere Richtkraft. Die hohe Richtkraft, die 
Durchdrehbarkeit und die Winkelgenauigkeit zwischen Ge- 
ber- und Empfängerwelle, die nicht nur-im Stillstand, sondern 
auch bei Drehzahlen unterhalb der synchronen Drehzahl 
erhalten bleibt, ermöglichet die Verwendung der Fernzeiger 
als „elektrische Welle’ zur Lösung der mannigfaltigsten Auf- 
gaben. Uber Anwendungsbeispiele zur Übertragung von 
Wasserständen, Drücken, Stellufg von Stauklappen und 
Schützen von Wasserwehren, Windstärke und Windrichtung 
usw. wurde schon mehrfach berichtet!. Weniger bekannt sind 
die Anwendungsgebiete der Geräte in der Fernsteuerungs- 
technik, wo sie als elektrishe Welle ein unentbehrliches 
Hilfsmittel geworden sind. 

Als Beispiel diene eine Sicherheitseinrichtung an einem 
Abraumbagger mit Förderbandausleger. Bei diesen großen 
fahrbaren Eisenkonstruktionen sind der Baggerausleger und 
das Förderband zum Abtransport des geförderten Gutes un- 
abhangig voneinander drehbar. Da sich die Drehbereiche 


IH.Kr ame 


: Die Bedeutung des Fernanzeigers in technischen Betric- 
ben. ETZ 70 (1 949) S. 168, 


ee ss 


überschneiden, muß durch Endiagenschalter ein Zusammen- 
stoß vermieden werden. 

Es ist unmöglich, diese Sicherheitsschalter an der Eisen- 
konstruktion selbst anzubringen, da eine gegenseitige Be- 
rührung der Bauteile je 
nach der relativen Win- 
kelstellung an ganz 
verschiedenen Stellen 
auftreten kann. Man 
hat daher mit Hilfe 
elektrischer Wellen 
die Bewegung der bei- 
den Teile in einem Pa! 
maßstäblich verkleinerten Modell, dem Kopierwerk, nach- 
gebildet. Dieses Modell (Bild 1) befindet sich im Steuerhaus 
des Baggers. 


Die drehbaren Mo- 
dellteile tragen an ih- 
rer Peripherie Kontakt- 
lineale, die bei gegen- 

seitiger Berührung 

über eine Relaisschal- 
tung die Antriebsmo- 
toren der in Bewegung 
befindlichen Bauteile 
in der gefahrbringen- 
den Fahrtrichtung still- gild 2. 
setzen. Das Kopier- 

werk mit Kontaktlinealen hat den Nachteil, daß nur mit Ar- 
beitsstrom gearbeitet werden kann. Da eine Berührung an 
den verschiedensten Stellen der Lineale eintreten kann, 
müssen sämtliche Kontaktflächen stets metallisch blank ge- 
halten werden, damit die Einrichtung nicht versagt. 


In neueren Anlagen hat man das Kopierwerk durch eine 
Einrichtung ersetzt, welche einem Rechengetriebe ähnelt”. 
In Bild 1 waren die Kontaktscheiben eines Kopierwerkes dar- 
gestellt. Der Bandausleger kann um den Winkel «a, der Bag- 
ger um den Winkel 8 gedreht werden. Bestimmt man zu 


Kopierwerk eines Abraumbaggers. 


Fahr- und Sperrbereich der Bauteile 


? Ausfuhrung der Fa. Hagenuk, Kiel. 


Eine neue Leuchtröhre. 


Von A. Lierenfeld, Hannover. 


In Hinsicht auf ihre Konstruktionselemente beherrschen 
heute zwei Leuchtröhrenarten für Innen- und Außenbeleuch- 
tungen (diese als Lichtreklameröhren) den Markt. Die eine 
hat vorwiegend aus Eisenbleh zu Zylindern geformte 
Elektroden bei Verwendung von Klarglas- oder Leucht- 
stoffröhren und die andere Oxydglühkathoden als Elektro- 
den bei Verwendung von nur Leucdhtstoffröhren. Die erstere 
wird wegen der hohen Verluste an den Eisenelektroden an 
Hochspannungsnetzen (als Lichtreklameröhre) und die an- 
dere als Glühkathodenröhre (vorwiegend für die Beleuch- 
tung von Innenräumen) an Niederspannungsnetzen (Normal- 
netzen) betrieben. Beiden Leuchtröhren gemeinsam ist, daß 
die Elektroden, also Blechzylinder und Glühkathoden, von 
einem aus Glas gesondegt gefertigten sog. Fuß getragen 
werden, der nach der Montage der Elektroden in das Glas- 
rohr eingeschmolzen wird. Die Quetschungen der Füße, die 
unmittelbar an der Quetschung liegenden Pumpstengelmün- 
dungen und die Einschmelzungen werden in relativ kom- 
plizierten, viel Bearbeitungswärme benötigenden und zuletzt 
auch vom Bedienungspersonal viel Geschick und Erfahrung 
erfordernden Arbeitsprozessen hergestellt und sind, beson- 
ders durch die immer noch schwierige Herstellung von stets 
gleichen Glassorten, die Quellen von Bruch- und Sprung- 
gefahr. 


Die für die Herstellung solcher Röhren bisher notwen- 
digen Manipulationen, wie u. a. Zuschneiden des Pump- 
röhrchens und Fußröhrcens, Tellerdrehen am Fußrohr, Ein- 
führen von Einschmelzdrähten und Pumpstengel, Erwärmen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


jedem Winkel a des Bandauslegers den Winkel f des B 
gers, bei welchem gerade eine Berührung der beiden Baute 
erfolgt, und trägt diese in einem rechtwinkligen Koordinate 
system auf, so ergibt sich die in Bild 2 dargestellte geschlo 
sene Figur, welche den inneren (erlaubten) Fahrbereich vog 
dem Sperrgebiet (auBerhalb der Figur) trennt. í 
Bei der neuen Schalteinrichtung selbst ist nun diese Figu 
auf einer drehbaren Trommel derart angeordnet, daß der er 
laubte Fal.rbereich durch einen nockenartigen Wulst vom 
Sperrgebiet abgeteilt ist (Bild 3). Die Trommel wird v 
einem Empfänger der elektrischen Welle um den Bagger 
kel f gedreht. Die elektrische Welle des Bandauslegers tre 
einen Spindeltrieb an, durch den ein Kontaktstößel par 
zu der Zylinderahse um eine dem Drehwinkel a ents 


Bild 3. 


Neue Sicherheitsschalteinrichtung. 


chende Strecke bewegt wird. Läuft der Kontaktstößel auf 
Nockenwulst auf, so wird er angehoben und öffnet den R 
stromkontakt der Sicherheitsschaltung zur Blockierung dé. 
Fahrmotoren. Schleifkontakte an der Walze bzw. am Schi} 
ten sorgen dafür, daß die Motoren nur in der gefahrbringed | 
den Drehrichtung gesperrt werden. 

Die Möglichkeit, mit Hilfe von Differentialempfäng 
die Differenzwinkel zweier sich drehender Wellen zu bil 
und irgendwelche Kontakteinrichtungen oder Getriebe 
Differentialempfänger anzutreiben, ergibt ein weiteres gr 
Anwendungsgebiet der Übertragungseinrichtungen in 
Steuerungstechnik. So werden beispielsweise mit Hilfe 
Differentialsystemen die Fahrmotoren von großen Fö 
brüken oder die Hubmotoren großer Walzenwehre 
Hubbrücken überwacht. 


des Tellerschaftes, das Einquetshen der vakuumdi 
Durchführungen, das Aufblasen des Pumpstengels, das 
schmelzen, Abschmelzen nach dem Pumpen, z. T. das: 
tieren der Elektroden, das Sockeln und das Löten, ma 
einen Hauptteil der für die Herstellung solcher Rö 
bisher aufzuwendenden Materialien, Arbeiten und K 
aus. Alle die hier aufgezählten Manipulationen f 
nun bei einer von der Hannolict-Entwicklungs-Gesel 
G.m.b.H. in Hannover entwickelten neuen Leuchtröhre 
los fort.. 

Die neuen Ro 
werden vorzugs 
mit Elektroden 
gen Kathodenfall 
so mit geringen 
trodenverlusten. 


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20.00 DE DI I 


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D D EI UI UI I DE U D D 


zünden mit Hilfe 


(E77379) F 
Bild I. Endkappen und Elektroden einer kleinen Zündsa 
neuen Leuchtröhre, und eines Str 
grenzungselem 


an Normalnetzen. Die neuen Röhren sind aber aut í 
Zünd- und Vorschaltelemente durch einfaches Hintereis 
derschalten an Hochspannungnetzen (als Lichtreklam 
ren) zu betreiben. Durch Verwendung von Elektroden 
geringem Kathodenfall auch für diese Betriebsart € 
sih die Wirtschaftlichkeit gegenüber bisher verwen 
Blechzylinderelektroden um etwa 100%. r 


=) April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


199 


u EE EEE m EEE EEE EEE EEE EEE EEE m EEE ENT SETZEN EEE TEEN EEE Sea, 


Die neue Leuchtröhre besteht aus einem Glasrohr a 
(Bi.d 1), das klar oder mit Leuchtstoffen belegt ist und an 
den Enden b in Steigungen zwischen 1:5 und 1:10 konus- 
!ormig angeschliffen ist. Auf diesen Schliff paßt absolut va- 
kuumdicht, weil steigungsgleich geschliffen, die vorwiegend 
aus V2A-Stahl gefertigte Kappe c, die an sich direkt Elek- 
trode sein kann, vorzugsweise aber Träger der die Entla- 
ung einleitenden und unterhaltenden Elektroden mit ge- 
ngem Kathodenfall ist. Bild 1 zeigt eine Röhre mit Glüh- 
kathode, Bild 2 eine Röhre, bei der auf der Innenseite der 
kappe eine kalte Kathode mit geringem Kathodenfall an- 
gebracht ist. l 

Die Röhre wird in einem Spezialverfahren so gepumpt, 
dad in kleinräumigen Pumpköpfen, die den Enden der Röhre 
eufgesetzt werden, die Kappen, von Elektromagneten gehal- 
ıen, den Schliffen achsrichtig in einem Abstand von 8... 10 mm 
cegenüberstehen. Eine nach dem ersten Evakuieren und Ein- 
tulen von Belastungsgas eingeleitete Entladung muß zwangs- 
weise von einer Kappe durch die Röhre zur anderen Kappe 
aufen. Hierdurch ist es möglich, alle drei Teile, die keine 
Verbindung miteinander haben, thermisch und elektrisch so 


hoch zu belasten, wie es nicht möglich wäre, wenn die drei 
Teile Verbindung miteinander hätten. Nach der der thermi- 
schen und elektrischen Belastung folgenden letzten sorgfäl- 
tigen Evakuierung und Füllung werden die Kappen aus ihrer 
elektromagnetischen Halterung durch Ausschaltung des Stro- 
mes gelöst und automatisch durch Federn auf die Schliffe ge- 
setzt. Damit ist die Röhre gebrauchsfertig. Die Röhre ist 
pumpstengellos und außen völlig glatt, d. h. ohne irgendwie 
hervorragende Teile. Keines ihrer Teile kann sich lösen, so- 
lange das Glasrohr nicht zerstört ist, weil z. B. bei einer Röhre, 
die 35 mm Dmr. hat, jede Kappe mit einer Kraft von etwa 
10 kg (etwa 1 kg/cm?) vom Außenluftdruck auf den Schliff 
aufgedrückt wird. 

Auch gegen erhebliche Temperaturschwankungen ist die 
Röhre unempfindlich. Absolut temperaturempfindlich ist sie 
aber innerhalb des bei uns herrschenden klimatisch beding- 
ten Temperaturbereiches, weil das Festsitzen und damit 
das Abscließen der Kappen bei durch Temperaturschwan- 
kungen auftretenden Dilatationen und Kontraktionen durch 
den stetig wirkenden großen Außendruck völlig automa- 
tisch gewährleistet wird. 


Die deutsche elektrotechnische Produktion: Konsumartikel 


Von Walter Hofmeier, Frankfurt a. M.- Höchst 


Übersicht. Der Anteil der Konsumgüter liegt innerhalb der Elektro- 
tehnik heute wesentlich höher als 1936. Kompensation und Bewirtschaftung 
taten sehr starke Schwankungen hervorgerufen, die die Struktur von In- 
dustie und Handel gegenüber früher weitgehend verändert haben, 


In Heft 5, S. 117 der ETZ wurde die Entwicklung der 
Produktion von Starkstromanlagen, d. h. Maschinen, Trans- 
‘ormatoren und Schaltgeräten behandelt. Im folgenden wer- 
cen die entsprechenden Zahlen für die wichtigsten Konsum- 
guter der Elektrotechnik gegeben. Die Unterlage dazu bilden 
&e Industrieberichte an die Statistischen Ämter der Länder 
‘id deren Auswertung durch das Statistische Amt des Bun- 
ces. Die wertmäßigen Zahlen geben die Produktionswerte 
è Herstellerwerk, also nicht etwa die Umsatzwerte des Han- 
deis, über die genaue Angaben nicht vorliegen. 


Die wirren Zeiten der Kompensation und Bewirtschaftung 
haben zu sehr starken Schwankungen geführt, deren Auf und 
Ab Industrie und Handel große Schwierigkeiten bereitet hat. 
Bis zur Währungsreform lagen die nicht bewirtschafteten 
Artikel, wie Haushaltgeräte und Leuchten, sehr hoch, wäh- 
rend gleichzeitig scharf bewirtschaftete Güter, wie Rundfunk 
und Glühlampen, in der Herstellung weit zurücklagen. Spä- 
ter kehrten sich diese Verhältnisse in das Gegenteil um. Ins- 
gesamt ist in den letzten 2!/2 Jahren die Produktion bei Leuch- 
n etwas gefallen, bei Haushaltgeräten nicht wesentlich 
erhöht, dagegen bei Glühlampen auf das Vierfache, bei 
Rundfunkgeräten auf das Zehnfache gestiegen. Es ist ver- 
ständlih, daß diese Konjunktur in Industrie und Handel 
manche neuen Firmen angelockt hat, deren Qualität den heu- 
tgen Anforderungen nicht mehr genügt. Gleichzeitig trat da- 
sei eine Zersplitterung der Fertigung mit der Folge zu klei- 
‘er Serien im einzelnen Betrieb ein. Die Konsumartikel sind 
daher bei der Entwicklung zum Freihandel die Sorgenkinder 
der Elektrotechnik, da ihre Preise gegenüber dem Ausland 
hoch liegen und Sperrmaßnahmen für die Einfuhr erfordern. 
Solhe sind jedoch auch mit zeitlicher Begrenzung nur mög- 
„ch, wenn alles getan wird, um die Schäden der Reichsmark- 
zeit schnellstens zu überwinden und alle technischen Mittel 
2 einer Rationalisierung und Preissenkung einzusetzen. 


Haushaltgeräte 


Die Gesamtproduktion ist im wesentlichen unverändert 
geblieben: 1948 = 114,5, 1949 = 106,5 Millionen Mark bei 
Iallenden Preisen. Dahinter verbirgt sich jedoch eine sehr 
weitgehende Umstellung der hergestellten Artikel. Der An- 


DK 621.312 (45) : 338 


teil an Kochplatten — Standardware der Reichsmark — be- 
trug anfangs fast 25%, zuletzt nur noch 3%. Dagegen ha- 
ben Kühlschränke anfangs etwa 15%, zuletzt 30% der Erzeu- 
gung ausgemacht. Ebenso sind Elektrospeicher und motori- 
sche Haushaltgeräte in ihrem Anteil sehr erheblich ange- 
stiegen. 


Tafel 1. Produktion von Haushaltgeräten. 
Produktion Preis- Produkt.- Anteil an 
1000 RM/DM 1000 Stük index Index Elektrot. 
t. 
Qu. M. 1936 12 000 = 100 100 3,64 
IV/47 23 234 1 268 240 8i 6.28 
1/48 23 222 1 349 240 al 5,58 
11/48 27 650 1 396 240 96 6,02 
111/48 27 333 119 220 104 4,97 
IV ’48 36 261 1 450 220 . 138 5,28 
1:49 29 252 841 210 116 4,13 
11:49 21 621 472 200 90 3,37 
111:49 24 300 — 190 107 3,73 
IV/49 31 500 — 180 146 4,40 
Jan. 50 8 500 — 175 122 -3,84 
1936: 60°% der Quartalsproduktion des Altreichs. 


IV /47 ... 11/49: Vereinigtes Wirtschastfgebiet 
ab 111/49; Bundesgebiet. 


Die ungesunde UÜberproduktion der ersten Jahre nach 
dem Kriege scheint überwunden und der Anteil der Haus- 
haltgeräte zuletzt wieder etwa auf das Normalmaß zurüc- 
geführt worden zu sein. Die Entwicklung in der übrigen Welt 
läßt für die Zukunft große Aufgaben in der Richtung einer 
fortschreitenden Automatisierung des Haushaltes erwarten. 
Anderseits haben beispielsweise für Kühlschränke andere 
Länder entweder selbst oder in ihren Kolonien wesentlich 
bessere klimatische Voraussetzungen für einen Massenab- 
satz, so daß bei einer völligen Freiheit des Wettbewerbs die 
Aussichten für die deutsche Produktion nicht als sehr gün- 
stig anzusehen sind. 


Leuchten 


Die Zahlen für Leuchten in Tafel 2 geben das typische 
Bild einer Reichsmarkkonjunktur. Die Leuchten sind das ein- 
zige Gebiet der Elektrotechnik, das gegenüber 1947 — selbst 
in absoluten Zahlen der Produktion — einen Rückgang zeigt. 
Auffallend ist, daß der Höhepunkt der Fertigung erst nach 
der Währungsreform zu Ende 1948 bei mehr als 160% des 
Friedensstandes gelegen hat. Bei der seitdem erfolgten Rück- 


. 


200 


bildung sind viele neue Firmen, darunter auch solche von 
Flüchtlingen, bei der zunehmend schärferen Konkurrenz’'in 
Schwierigkeiten geraten. 


Tafel 2. Produktion von Leuchten. 


Produktion Preis- Produkt.- Anteilan 
1 000 RM/DM index Index BIEN TON 

0 
Qu. M. 1936 5 550 100 100 1,67 
117/47 12158 220 101 3,58 
1/48 13 946 240 106 3,36 
11/48 15 364 240 116 3,35 
111/48 13 660 230 108 2,38 
1V/48 21 040 230 166 2,92 
1/49 17 124 200 165 2.54 
11/49 12 484 190 120 2,05 
111/49 9 887 180 100 1,61 


Der Anteil an der Gesamtproduktion der Elektrotechnik, 
der lange Zeit auf dem Doppelten des normalen Standes ge- 
legen hatte, ist jetzt wieder auf letzteren abgesunken. Die 
starke Vorwegnahme des Bedarfs läßt jedoch eine Senkung 
auf längere Zeit erwarten. — Die Zahlen für das IV. Quar- 
tal 1949 liegen noch nicht vor. 


Glühlampen 
Diese Fertigung hat früher ganz überwiegend in Berlin 
gelegen. Dessen Ausfall bewirkte einen jahrelangen Mangel, 
der zu einer Störung der gesamten Wirtschaft wurde. Daher 
wurde für 1948 ein „Produktionsplan Glühlampen” durchge- 
führt, der einzige Fall einer begrenzten Produktionsplanung 


Tafel 3. Produktion von Glühlampen. 
Produktion Preis- Produkt.- Anteilan 
1 000 RM/DM 1000 Stük index Index Elektrot. 
t/o 
Qu M. 1936 12 000 18 000 - 100 100 3,64 
1V/47 6 641 5 905 160 35 2,70 
1/48 7313 6 758 155 39 2,73 
11:48 9 023 8 322 155 48 3,04 
II1/48 10 361 9 863 150 57 2.76 
IVi48 15 089 14 895 150 84 3,22 
1/49 18 358 17 766 150 101 3,70 
11/49 20 381 21 522 140 121 4,54 
111/49 ` 17 832 18 302 145 103 3,58 
IV/49 25 480 22 846 155 134 4,12 
Jan. 50 7 316 6 961 150 116 3,65 


in der Elektrotechnik. Ziel war nicht, die Kapazität zu erhö- 
hen, sondern vielmehr, deren Ausnutzung durch Beschaffung 
von Teilen und Material von etwa 40% auf 90% zu steigern. 
Der Erfolg war die Erhöhung der Jahresherstellung 1947 bis 
1949 von 14 über 40 auf 81 Millionen Stück allein im Westen. 
Dazu kommt die Berliner Fertigung, deren bisherige Leistung 
von etwa 25% der genannten Zahlen zur Zeit im Steigen ist. 
In den letzten Monaten lag zusammen mit Westberlin die 
Jahresleistung bereits bei etwa 120 Millionen Stück und ent- 
sprach annähernd der des gesamten Altreichs von 1936 bis 
1938. Da mit wesentlichem Nachholbedarf nicht zu rechnen 
ist, wird sich diese Produktion nicht aufrechterhalten.»lassen. 
Auch hier hat der jahrelange Mangel die Zahl der Hersteller- 
firmen wesentlich erhöht. Beim Preisindex ist zu berücksich- 
tigen, daß im Vergleich mit 1936 zu Anfang des Krieges der 
Stand bereits auf 79 ermäßigt worden war. 

Alle Zahlen enthalten nur die Allgebrauchsiampen für 
normale Spannungen, also nicht Sonderlampen und Leucht- 
iöhren. 

Rundiunkgeräte 

Die Zahlen in Tafel 4 zeigen die stärkste Steigerung in 
der gesamten Elektrotechnik. Im letzten Quartal hat der 
Rundfunk zum erstenmal die elektrischen Maschinen über- 
holt und ist damit zum größten Teilgebiet der Elektrotechnik 
geworden. Bis zur Währungsreform war die Fertigung stark 
zurückgeblieben, da die Geräte der Bewirtschaftung unter- 
lagen, jedoch keine auch nur annähernd ausreichende Ma- 
terialzuteilung erfolgte. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1950 


Tafel 4. Produktion von Rundfunkgeräten. 
Produktion Preis- Produkt.- Anteıl an 
1000 RM/DM 1000 Stük index Index ae 
t/o 
Qu. M. 1936 18 000 rd. 165 + 100 100 5,45 
1V/47 8 655 45,8 200 24 2,80 
1/48 9 900 49,8 210 26 2,72 
11/48 13 588 62,3 220 34 3.22 
111/48 30 203 128,9 220 76 5,48 
1V/48 49 615 182,2 230 121 6,92 
1/49 55 726 199,2 230 135 7,18 
11/49 33 325 173,5 170 112 6.30 
111/49 46 159 267,5 155 166 8.72 
TV/49 88 640 490,6 164 300 13,55 
Jan. 50 22 843 133,0 160 237 11,25 


+ Stüczahl 1936 ohne Volksempfänger. 


Nach einem starken Auftrieb zu Ende 1948 trat im Früh- 
jahr 1949 eine Stockung ein, die zwar die Stückzahlen kaum 
wesentlich verminderte, jedoch einen Preissturz um etwa 
40% bewirkte. Die Saisonmonate Ende 1949 brachten die Pro- 
duktionszahlen fast auf diejenigen des Altreichs in den be- 
sten Jahren vor dem Kriege. Ferner ist noch die Berliner 
Produktion mit etwa 20% zu derjenigen des Westens hinzu- 
zuzählen. Mit Berlin betrug die Jahresproduktion 1947 etwa 
300 000, 1948: 600 000, 1949: 1 400 000 Stck. Damit ist Deutsc- 
land wieder nach Amerika und England der größte Herste:- 
ler von Rundfunkgeräten geworden. Die Verteilung dieser 
Mengen auf mehr als hundert Firmen und auf viele hunderie 
von kurzfristig wechselnden Typen macht jedoch die Preise 
noch immer teurer als in anderen Ländern. Die Liberalisie- 
rung wird auch hier innerhalb einer kurzen Frist einen Aus- 


“gleich erzwingen. Der bis zum Kriege wirksame Schutz fur 


Patente ist heute nicht mehr in Kraft. Das bisherige Verbot 
bzw. die Begrenzung einer Einfuhr aus dem Ausland wird 
bei der Größe des deutschen Inlandmarktes nicht mehr auf 
längere Zeit hinaus vertreten werden können, da jede sol- 
che Begrenzung unvermeidlich den deutschen Export auf an- 
deren Gebieten behindert. 


Rundiunkröhren 
Auch hier ist die Produktionsmenge auf das Fünfface 
gestiegen. Der nodı bis Ende 1948 bestehende Engpaß in de: 
Versorgung ist seit längerem überwunden. Der Anteil der 
Röhren an der Gesamtproduktion, der unter 1% gesunken 
war, liegt schon seit Anfang 1949 über dem Vorkriegswert. 


Tafel 5. Produktion von Rundfunkröhren. 
Produktion Preis- Produkt.- Anteılen 
1000 RM'DM 1000 Stück index Index Elektrot 
Cs 
Qu. M. 1936 5 500 rd. 1 400 100 100 1,67 
1V’47 3 040 402 190 29 1.04 
1'48 3.008 345 190 28 0,2! 
11:48 4 709 656 190 45 1,29 
HE 4R 7122 861 210 62 1,3 
IV, 48 10 550 1 250 210 q 1,0 
1:49 12 486 1 610 195 116 1,9 
II 49 10 857 1 566 175 113 1,8 
HI 49 10 552 1 572 160 119 1.91 
IV/49 11 784 2 136 140 152 2,10 
Jan. 50 3 158 594 140 124 1.78 


Die Berliner Produktion, deren bisheriger Anteil von et- 
wa 20% sich weiter erhöht, kommt noch hinzu. Mit Berlın 
zusammen wurden 1947 etwa 1,9 Mill., 1948 4,2 Mill., 1949 
8,5 Mill. und nach dem Stand der letzten Monate sogar fàs! 
11 Mill. Röhren hergestellt. Da der Nachholbedarf im we- 
sentlichen gedeckt ist, liegt die jetzige Menge weit über dem 
normalen Verbrauch. Die zeitweise sehr überhöhten Preise 
sind scharf fallend, wobei auch hier zu berücksichtigen ist 
daß der Preisindex bis zum Kriegsbeginn schon auf etwa 
70 gefallen war. Weiterer Rückgang ist zu erwarten, da in 
Ausland die Preise von Kleinröhren im Vergleich zu 19% 
etwa bei 60 liegen. Eine Anpassung an den Stand der übt: 
gen Länder ist auf diesem Gebiet am schwierigsten, jedod 
ist sie unbedingt notwendig, da eine eigene deutsche Roh- 
rentechnik wegen ihres entscheidenden Einflusses auf den 
Apparatebau auf weiten Gebieten der Elektrotechnik au'- 
rechterhalten werden muß. 


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20. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


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NACHRICHTEN AUS DER INDUSTRIE 


Wie im Vorjahre hat die ETZ-Schriftleitung aus den Mitteilungen der auf der Hannoverschen Messe ausstellenden 
elektrotechnischen Firmen eine Übersicht zusammengestellt, die dem Mesebesucer ein kleiner Wegweiser sein kann 
und den übrigen Lesern schon im voraus ein Bild über die diesjährige Lejstungsschau der Elektroindustrie geben mag. 


Elektrische Maschinen 


Das Fabrikationsprogramm der Firma Harzer Elek- 
trotechnische FabrikB. Cernavin & A. v. Abdank 
GmbH., Osterode/Harz, umfaßt druckfestgekapselte Dreh- 
strom-Kurzschlußläufer-Motoren bis zu 160 kW, druckfest- 
gekapselte Gleichstrommotoren und Generatoren und neu- 
erdings Drehstrom-Kommutatormotoren mit der Speisung 
von der Läuferseite. Mit diesen Erzeugnissen beliefert die 
Firma den Bergbau, die Erdöl- und chemische Industrie und 
den Schiffbau. Diese Spezialmaschinen sind nach den Nor- 
men VDE 0170/0171 gebaut, unter Berücksichtigung der et- 
was verschärften ausländischen Vorschriften, so daß die 
als „Harzmotor' auf den Markt kommenden Maschinen 


den deutschen, belgischen und französischen- Normen voll 


entsprechen. Der von der Firma entwickelte Kommutator- 
Drehstrommotor hat alle Aussichten, in Untertagebetrieben 
die Preßluft, auch dort wo eine elastische Drehzahlkenn- 
linie im Betrieb notwendig ist, zu ersetzen. Diese Maschi- 
nen haben praktisch eine stufen- und verlustlose Drehzahl- 
regelung im Bereich 1:3. 


Bei der Gestaltung von Arbeitsmaschinen spielt die 
günstige Lösung des Antriebsproblems eine wichtige Rolle. 
Da die meisten Arbeitsmaschinen eine verhältnismäßig ge- 
ringe Betriebsdrehzahl haben, kann der normale Elektro- 
motor nur Verwendung finden, wenn getrennte oder an der 
Maschine selbst angebaute Untersetzungsglieder vorgesehen 
werden, die jedoch im ersten Falle die Vorteile des Ein- 
zelantriebes in Frage stellen können und im letzteren Falle 
den einfachen Aufbau der Arbeitsmaschine vereiteln. Be- 
sonders nachteilig sind diese Lösungen dort, wo größte 
Raumausnützung, geringes Gewicht und Ansprudhslosigkeit 
in Bezug auf Wartung bevorzugt zu berücksichtigen sind. 
Die Umstellung vieler Maschinen oder Apparate auf Ein- 
zelantrieb ist in der Regel nur möglich, wenn ein Antriebs- 
element zur Verfügung steht, das die erforderliche Drehzahl 
unmittelbar liefert. Diese konstruktiven und betriebsbeding- 
ten Forderungen haben zur Entwicklung des Geftriebemotors 
geführt und ihm ein weites Anwendungsgebiet erschlossen. 
Die Firma Eberhard Bauer GmbH. in Eßlingen/Neckar 
befaßt sich seit Jahrzehnten mit der Fertigung von Getriebe- 
motoren für die verschiedensten Zwecke, In ihrem heutigen 
Fertigungsprogramm finden sich Getriebemotoren mit Lei- 
stungen von 0,1 bis 10 PS und reicher Drehzahlauswahl. 


Bild 1. 


Getriebemotor 


ETZ 528 


Bild 1 zeigt einen Getriebemotor in Fußausführung. Der 
Elektromotor als Kraftmaschine und das der Reduzierung 
der Motordrehzahl dienende Zahnradgetriebe sind zu einer 
ansehnlichen, soliden Einheit zusammengedrängt. Der Elek- 
tromotor ist vollständig geschlossen nach Schutzart P 33 
mit Oberflächenkühlung ausgeführt. Die Drehzahlminderung 
von der an Polzahl und Frequenz gebundenen Motordrehzahl 
in den für den Antrieb der Arbeitsmascine erforderlichen 


Drehzahlbereich wird durch ein 2- oder 3stufiges Stirnräder- 
getriebe bewerkstelligt. Für die Getrieberäder werden best- 
geeignete Stähle verwendet, die sorgfältig gehärtet sind, 
so daß die Räder hinsichtlich Bruch- und Verschleißfestigkeit 
den auftretenden Beanspruchungen sicher gewachsen sind 
und anderseits auf geringstem Raum untergebracht wer- 
den können. | ' 

Da der Drehstrommotor auch polumscaltbar ausgeführt 
werden kann, sind durch entsprechende elektrische Schalt- 
geräte 2 oder mehrere Drehzahlen an der Getriebewelle 
einstellbar. Die Getriebemotoren können in jeder Drehrich- 
tung betrieben werden. 


Die Firma Loher & Söhne GmbH. Ruhstorf/Rott, 
gibt eine Übersicht über ihr neues Fertigungsprogramm an 
Drehstrommotoren. Als Neuerscheinung sind Webstuhlmo- 
toren zu sehen, die einen hohen Wirkungsgrad haben, sowie 
Spezialmotoren für die Textilindustrie, bei deren Konstruk- 
tion besonders Rücksicht auf die Verstopfungsgefahr durch 
Flugfäden genommen wurde. Neu ist ferner eine Molkerei- 
motoren-Reihe, deren Konstruktion auf die besonderen Er- 
fordernisse der Milchindustrie zugeschnitten wurde. Eine 
besonders durchgebildete Abdichtung und die leichte Rei- 
nigungsmöglichkeit lassen diese Motoren auch für andere 
Zwecke Verwendung finden, z.B. in der dhemischen Indu- 
strie usw. Häufig wird dieser Motor auch in explosionsge- 
schützter Ausführung geliefert. Eine besondere Entwicklung 
erfuhren Spezial-Aufzugsmotoren mit 1 und 2 Drehzahlen; 
bei ihnen wurde besonderer Wert auf gutes Anzugsmoment 
und auf Geräuschllosigkeit gelegt. Die steigende Verwen- 
dung von Regelantrieben, besonders in der graphischen In- 
dustrie, veranlaßte die Firma zum Bau von Schleifringmo- 
toren, die teils geschlossen, teils in ventilierter, tropfwas- 
sergeschützter Bauart zu sehen sind. Ihnen schließen sich 
eine Reihe von Variationen aus den angeführten Typen an, 
so z.B. Motoren mit 3 und 4 Drehzahlen, Landwirtschafts- 
motoren mit besonders hohem Anzugsmoment und Kipp- 
moment (Drescbetrieb), Periodenumformer u.a.m, Beson- 
ders hervorzuheben sind aber die neuen Maschinen größe- 
rer Leistung; trotz der gedrängten Bauweise ist es der Fir- 
ma bei diesen Neukonstruktionen gelungen, niedrige Er- 
wärmungszunahmen einzuhalten; eine neuartige Ausbildung 
der Lagerung erleichtert das Auseinandernehmen. Die Mo- 
toren werden als Käfig- und Schleifringläufer gebaut und 
sind auch in explosionsgeschützter Ausführung lieferbar. 


Die Firma „Elektror” Karl W. Müller, Esslin- 
gen/Neckar, hat Bohr- und Kreissägemotoren neuerdings in 
ihr Fabrikationsprogramm aufgenommen, und zwar die Mo- 
torengröße und Ausführung, die von der Holzbearbeitungs- 
branche bevorzugt wird: 2..4 PS. Die Kreissägemoto- 
ren weisen eine auffallend langgestreckte Bauart auf und 
haben einen sehr geringen Durchmesser, um die Schnitt- 
höhe des Kreissägeblatts vorteilhaft auszunützen. Das Stän- 
derpaket des Kreissägenmotors ist mit Aluminium-Preßguß 
umpreßt, wobei sich ermöglichen ließ, den Motordurchmes- 
ser auf das kleinstmögliche Maß herabzusetzen. Dies ge- 
währleistet eine intensive Berührung des Ständerblechpa- 
kets mit dem Motorgehäuse, wodurch die auftretende Mo- 
torwärme gut an die Oberflähe des Motors geführt 
wird. Der Ventilatorwind streicht über die ganze Ober- 
fläche des Motors; dadurch bleibt die Temperaturzunahme 
in den :nach VDE-Vorschriften zulässigen Grenzen. Der 
Kreissägenmotor ist vollkommen geschlossen. Durch ein 
Zwischenlagerscild mit Filzabdichtung der Motorwelle wird 
eine Verschmutzung des Motorinnern durch Eindringen von 
Sägemehl, Spänen, Staub usw. verhindert, was der Schrei- 
ner oder Zimmermann besonders schätzen wird. Die am 
Ventilatorlagerschild angebrachten Luftführungsbleche kön- 
nen jederzeit zum Reinigen des evtl. von Sägespänen voll- 
gesetzten Ventilators und Ventilatorraumes abgenommen 
werden. Einmaliges Einschalten des Motors genügt, um Sä- 
gespäne und Staub herauszublasen. 


202 


Der Kreissägemotor wird in drei Ausführungen gelie- 
fert: 1. mit einem Wellenende zum Aufsetzen eines Kreis- 
sägeblattes mittels Flanschen zur Verwendung als Kreis- 
sägenmotor, 2, mit einem Wellenende zum Aufschrauben 
eines Bohrkopfes zur Verwendung als Bohrmotor, 3. schließ- 
lich kombiniert als Kreissägen- und Bohrmotor. Kreissägen- 
motoren mit Sonderwellenstumpf können jederzeit ausge- 
führt, also etwaige Sonderwünsche der Kunden den Erfor- 
dernissen entsprechend berücksichtigt werden. 


Auch die Allgemeine Elektrizitätsgesell- 
schaft AG. stellt wieder Motoren aus. Man sieht auf der 
Messe u.a. einen Drehstrom-Hochspannungsmotor für 6 kV 
mit 800 kW Leistung. Daneben werden AEG-Motoren für 
Textilbetriebe, wie Drehstrom-Kommutator-Motoren, Spinn- 
motoren, Webstuhlmotoren und Motoren mit Spannrolle für 
den Antrieb von Flügelspinnmaschinen gezeigt. 


Ebenso hat die Brown, Boveri & Cie, Aktienge- 
sellschaft, Mannheim, eine größere Zahl geschlossener und 
geschützter Drehstrommotoren und Schweißumformer ausge- 
stellt. 


Bild 2. Industrie-Nähmotor 


ETZ 527 


Der EFKA-Industrienähmotor der Firma Franki und 
Kirchner, Mannheim-Necarau, in Leistungen von % 
und !/s PS (Bild 2) weist bedeutende Neuerungen auf: Seine 
Ausrüstung mit gummiisolierter Grundplatte gewährleistet 
geräush- und erschütterungsarmen Lauf, Kupplungs- und 
Bremsbeläge aus hochwertigem Material ermöglichen wei- 
ches Kuppeln und sofortiges Bremsen, ebenso ein Nähen 
Stih für Stich. Durch vorteilhafte Anordnung eines Betä- 
‚tigungshebels kann mit geringer Kraft gekuppelt werden. 
Eine besondere Type für Fließbänder trägt das Klemmbrett 
und die abgesicherte Lichtsteckdose für Niedervoltanschluß 
an der Grundplatte, wodurch der Motor so schmal wird, 
daß er auch bei Nähtischen geringster Breite nicht vorsteht. 

Die EFKA-Anlaßmotoren sind für den Antrieb von 
Gewerbe- und Haushaltsnähmaschinen vorgesehen. Der Koh- 
ledruckanlasser regelt die Nähgeschwindigkeit sehr weich 
und kann als Fuß-, Zug- oder Kniehebelanlasser ausgebildet 
sein. Für versenkbare Haushaltnähmaschinen wird neuer- 
dings ein Nähmotor zum Einschwenken unter den Nähma- 
schinenarm gefertigt. l 


Wirtschaftliche Uberlegungen fördern zur Zeit die An- 
wendung motorisch angetriebener Geräte in Haushalt und 
Gewerbe. Veränderte Wohnverhältnisse, leichtere Bauwei- 
sen erfordern besondere Maßnahmen zur Geräuschminde- 
ung. Die bisherige Praxis, den Antriebsmotor solcher Geräte 
einfach mit Gleitlagern auszurüsten, ist nur bei Mehrpha- 
senmotoren mit reinem Drehfeld und bei besonders gebau- 
ten Gleichstrommotoren ausreichend. Alle Wechselstrom- 
(Einphasen-)Motoren arbeiten dagegen mit pulsierendem 
Moment. Einphasen- (Induktions-) Motoren sind zuverlässig 
und leicht zu installieren, die Pulsationen ihres Drehmomen- 
tes lassen sih jedoch auch bei Ausführung mit Betriebs- 
kondensator (der oft infolge mangelhafter Kondensatoren 
und erhöhter Preise abgelehnt wird) nicht vollkommen 
unterdrücken. So bleibt nur die Dämpfung und Isolierung 
der Schwingungen möglichst nahe am Entstehungsort, um 
die Ausbreitung auf andere Konstruktionsteile, die durch 
Resonanz erst die unangenehmen akustischen Wirkungen 
hervorrufen, zu verhindern. Die wirksamste, seit etwa 25 
Jahren bekannte, aber bei der Firma Vorwerk & Co, 
Wuppertal-Barmen, erst neuerdings angewandte Geräusch- 
minderung wird durch eine Halterung des Motors mit axi- 


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alen, auf Torsion beanspruchten Schwingungsdämpfern er- 
reicht (siehe Bild 3, Dämpfer hell retuschiert). Material und 
Formgebung dieser Schwingungsdämpfer sind durch einge- 
hende Versuche ermittelt. Die Baumaße des Motors mit die- 


ser Halterung sind nicht größer als bei einer Ausführung mit 


Fuß. Gleichzeitig wurde durch Einbau eines thermischen Mo- 
torschutzes einem dringenden Bedürfnis entsprochen. Klein- 
motoren lassen sich nur durch einen eingebauten Auslöser 
schützen, der nicht nur auf Überstrom anspricht, sondern auch 
die Temperatur der gefährdeten Wicklung berücksichtigt, weil 
die Stromstärke zwischen Leerlauf und Vollast nur unwe- 
sentlich ansteigt. Dazu kommt die Verbilligung gegenüber 
einem getrennten Motorschutz. 

Anwendungsgebiete dieses Motortyps, der, je nach An- 
forderungen, für Widerstands- oder Kondensatorenlauf, 
auch für Kondensatorenbetrieb, in Leistungen 60...250 W 
bei 1500 U/min (1/0... 73 PS) geliefert wird, sind Haushalt- 
geräte (insbesondere Kühlschränke), gewerbliche Anlagen, 
Büromaschinen und Apparate der ärztlichen Praxis. 


Angesichts der zunehmenden Anwendung der Rüttel- 
und Vibriertechnik, insbesondere für die Betonstein- und 
Balkenherstellung, besteht ein Bedürfnis nach betriebssice- 
ren Elektro-Rüttlern. Der nach dem Unwudhtprinzip arbei- 
tende Außenrüttler der Robert Bosch GmbH, Stutt- 
gart, der sowohl bei den Herstellern der Form-Maschinen 
für Betonwaren, als auch von den Betonwaren-Erzeugern 
selbst gut aufgenommen wurde, kann in weiten Grenzen mit 
seiner Rüttelkraft den jeweiligen Erfordernissen der Rüttel- 
und Vibrieranlage angepaßt werden und zeichnet sich durch 
seine gedrängte Bauart und seine Betriebssicherheit aus. 
Man bedenke die Sorgfalt, mit der sonst die Läufer von 
Elektromotoren ausgewuchtet werden, um schädliche Fol- 
gen für Wicklungen. Laaer usw. zu vermeiden. Um so hbe- 
achtlicher ist es, wenn die für manche Rüttel- und Vibrier- 
einrichtung erforderlichen großen Zentrifugalkräfte durch- 
aus betriebssicher mit einem so raumsparenden Gerät er- 
zeugt werden. Es gibt zwei Typen, nämlich für Zentrifugal- 
kräfte bis zu 150 kg bzw. von 200 bis 1000 kg. Sie werden 
ohne Zwischenaggregate, wie Umformer oder Widerstände, 
mit Drehstrom 220/380 V betrieben und erzeugen entspre- 
chend. der Drehzahl des Läufers 3000 Schwing./min. Die Rüt- 
telkraft kann in den angegebenen Grenzen leicht durch Ver- 
änderung der Unwuchtgewichte variiert werden. 


ETZ 557 Bild 3. 


Motor mit Schwingungsdämpfer 


Ein Rüttler für 1000 kg Zentrifugalkraft wiegt nur rd 
23 kg. In Verbindung mit seiner raumsparenden Bauart 
kann dadurch das unerwünschte ‚tote Gewicht” der Rüttel- 
und Vibrier-Einrihtung klein gehalten werden, was sid 
günstig auf deren Herstellungskosten auswirkt, Da die 
Bosch-Rüttler monatelang ohne Schmierung laufen können. 
sind sie recht geeignet für den meist ziemlich rauhen Be- 
trieb der Rüttel-Vibriertehnik und für den Einbau an 
schlecht zugänglichen Stellen. Das Rüttel- und Vibrierprinzip 
wird auch außerhalb der Betonwarenerzeugung immer mehr 
beachtet, Manche Arbeitsgänge an pulverförmigen oder kör- 


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nigen Stoffen, etwa in der Pulvermetallurgie, an Verpak- 
kungsmaschinen usw. werden sich durch Anwendung von 
Rüttlern günstiger gestalten lassen, 


Die elektromagnetischen Vibratoren haben in kurzer 
Zeit eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Der Eınsatz 
dieser Geräte, die die AEG sowohl für 3000 als auch für 
6000 Schwing./min baut, bringt für viele Arbeitsgebiete er- 
beblihe Vorteile. In der Fördertechnik werden die Vıbra- 
toren für Förderrinnen zum Transport von feınstaubigen bis 
zu grobkörnigen und stückigen Massengütern verwendet. 
Geschlossene oder offene Rinnen betördern das Material in 
horizontaler, ja unter Umständen auch in leicht ansteigen- 
der Richtung. Durch die Art der Schwingbewegung- der Rinne 
mit sehr kleiner Amplitude wird das Gut zu einer gleich- 
mäßig strömenden Fortbewegung gezwungen. Das Gut 
sment gleichsam über den Rinnenboden hınwegzugieiten. 
Vibratoren stehen fur Durchsatzmengen von weniger als 
I g's bıs zu 100 tvh zur Verfugung. 

Die Anwendung von Vıbratoren an Speicherkonstruk- 
nonen, wie Bunkern, Silos und anderen Vorratsbehältern, 
ist von besonderem Vorteil. Viele Speichergüter neigen zu 
Brücken- oder Nesterbildung, wodurch der eınwandfreie Ab- 
lauf der Güter verhindert wird, Versetzt man die Bunker- 
wande durch magnetische Vibratoren in Schwingungen, so 
genügen ganz gerınge Amplituden, um ein einwandfreies 
rueben des Maıeriais zu erreichen. Vibriertische m.t ma- 
gnetischen Vibratoren ersetzen das Stampfen, Schlagen oder 
auch Pressen in der Fertigung. Für die rerugung von Be- 
tonbalken wurde ein fahrbares Spezialgerät entwickelt, bei 
dem in einer bis zu 6 Meter langen Balkenform durch meh- 
rere von unten starr angesetzte Vibratoren die Veraich- 
tung des Betons erfolgt. Mıt Hilfe einer motorisch betätigten 
Absetzvorrichtung wird die Form, mit der offenen Seite 
nach unten, durch die jetzt oben befindlichen Vıbratoren 
herausvibriert, worauf durch Abheben der Form die Ent- 
schalung herbeigeführt wird, 

Weiterhin zeigt die AEG für durchgehende Zugbeleuch- 
tung der Eisenbahn einen Turbogenerator in Einheitsbauart 
mit wahlweiser Leistungsabgabe von 5 oder 2,5 kW; er 
kann für Kurzzüge mit der geringeren, für Vollzüge mit der 
vollen Leistungsabgabe benuızt werden, wobei nach Wahl 
entweder die eine oder beide vorhandenen Düsengruppen 
eingeschaltet werden. Der Betrieb ist also stets wirtscnaft- 
ich. Der Turbogenerator kann aųch für Notbeleucdtung in 
stationären Anlagen und auch für andere Zwecke Verwen- 
dung finden. 


Kleinstmotoren von Fingerhutgröße bis zu 159 W Lei- 
stungsaufnahme sieht man auf dem Stand der Firma Al- 
bın Sprenger, Clausthal-Zellerfeld. 


Für den Elektriker sind weiterhin die Kupplungen der 


Firma Stromag, Unna, sehenswert. Auf Versuchsständen, 


werden die Eigenschaften einer hochelastischen Kupplung 
Periflex gezeigt, durch die Elektromotoren weitgehend ge- 
schont werden. Schnell aufeinander folgende Belastungs- 
spitzen werden von dieser Kupplung aufgenommen, Sie ge- 
stattet eine winklige Verlagerung bis 4° und eine radiale 
Verlagerung bis 4 mm sowie eine axiale Verschiebung bis 
8 mm. Ein Ausrichten der zu kuppelnden Maschinen ist 
also nicht mehr erforderlih. An weiteren interessanten 
Vorführungsmodellen wird gezeigt, wie durch Verwendung 
dieser elastischen Kupplung Zahnradübersetzungen bis zu 
1:15 möglich sind und wie durch Verbindung dieser Kupp- 
lung mit ausrückbaren Kupplungen unter Umständen Ver- 
lagerungen der zu kuppelnden Wellen in Kauf genommen 
werden können. Die praktische Vorführung einer durch 
Thermoelemente gesteuerten Elektromagnet-Kupplung zeigt, 
wie durch Temperaturschaltung ein Motor zwangsläufig auf 
der erforderlichen Betriebstemperatur gehalten wird. 


Die Ringsdorff-Werke GmbH., Mehlem/Rhein, 


zeigen außer Kohlebürsten und Bürstenhaltern für elektr. 
Maschinen die verschiedensten Kunstkohle-Erzeugnisse, wie 
Kohleschleifbügel 
Fahrzeuge, Edelkohlekontakte für Schaltapparate, Batterie- 
stifte, Bogenlichtkohle für Kino-, Pauslicht- und Reproduk- 
tionslampen, Schweißkohlenstäbe und Schweißkohleplatten, 
Kohlerohre, Telephonkohlen, Kohledichtungsringe usw. In- 
nerhalb der Gruppe „Kohleformstücke"” sind Graphitanoden 
für Quecksilberdampfgleichrichter sowie Kohlegitter und 
Kohleanoden für Ventilröhren als Neuheiten besonders er- 
wähnenswert. Von Interesse sind auch Sintermetall-Erzeug- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 8/9 


und Kohlescleifstücke für elektrische . 


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nisse aus Eisen und Bronze verschiedener Zusammensetzung 


für selbstschmierende Gleitlager in Elektromotoren, Fahr- 
raddynamos, Textilmaschinen und Pumpen. 


Transformatoren und Gleichrichter 
In der Reihe der von der Firma Walter Brandt, 


GmbH., Leopoldstal (Lippe), ausgestellten Transformatoren 
für verschiedene Zwecke bis 20 kVA fallen einige Hodh- 
spannungstransformatoren auf, die als Streutransformatoren 
für Prüfzwecke ausgebildet wurden und mit einem sekun- 


dären Kurzschlußstrom von 12 mA als absolut kurzschluß- 
fest anzusprechen sınd. In ähnlicher Ausführung werden 
Streutranstormatoren bis 7,5 kV zum Betrieb von Neon- 


' rohrenbeieuchtungen hergestellt. 


Die Firma May & Christe, Transformatorenfabrik, 
Oberursel/Ts., hat eın umfassendes Programm in Transfor- 
matoren für kleine und mittlere Leistungen entwickelt, Ne- 
ben dem für dıe Praxis zweckmäßigsten konstruktiven Auf- 
bau wurde besonders Gewicht auf eine unbeschränkte Be- 
triebssicherheit gelegt. So wırd beispielsweise die überwie- 
gende Anzahl der Erzeugnisse oder zum wenigsten die 
Spulen nach einem egenen Verfahren unter Homvakuum 
getrocknet und ebenso unter Hochvakuum in Kompound- 
masse getränkt. An Drosselspulen werden solche für Leucht- 
stoffrönren für alle Frequenzen und alle gängigen Lampen- 
typen gezeigt, ferner Drosselspulen für Quecsılber-Dampf- 
laınpen, auderdem Streuteid:ranstormaLoren fur Hocnspan- 
nungs-Leuchtstoffröhren, regeibar und fest eingestellt, Auto- 
Trockentransformäatoren in Ein- und Dreiphasen-Ausführung 
in Leistungen von 0,07..60 kVA bei einem Übersetzungs- 


- verhältnis von 1:2 und Schutztransformatoren ın Ein- und 


Dreiphasen-Austührung bis 500 VA sowie Ein- und Drei- 
phasen-Irockentransformatoren bis 20 bzw. 30 kVA für alle 
Schaltgruppen bis 10 000 V., 


Auf dem Gebiet der Quecksilberdampf-Gleichrichter 
baut die AEG sowohl Eisengleichrichter mıt Wasserküh- 
lung, und dauernd arbeilenaer Vaxuumhaltung fur große 
Leistungen als auch Glasgleichrichter mit Luftkühlung und 
vakuumdichten Glaskoiben, Eisengleichrichter mit vakuum- 
dicht abgeschlossenen Gefäßen und Luftkühlung vereinigen 
die Vorteile des Glasgleichrichters mit denen des alten Ei- 
sengleichrichters. Sie sınd einfach in der Ausführung und 
im Betrieb, unempfindlich und hoch überlastbar. Die Gitter- 
steuerung arbeitet zuverlässig und mit großem Regelbereich. 
Eisengleichrichter gibt es jetzt auch mıt Kurzschlußschnell- 
abschaltung durch Gittersteuerung. 


Ein vielseitiges Fabrika- 
tionsprogramm zeigt die Fir- 
ma Wııhelm Zeh KG, 
Freiburg/Br. Die Reihe der 
Autobvatierielader (Bıld 4) 
umfaßt Geräte von 6 V,0,8 A 
zur Ladung von Motorrad- 
batterıen bis zum größten 
120 V, 13 A-Gleichrichter für 
große Ladestationen. Wert- 
volle Ladegeräte für mittlere 
und große Ladebetriebe sind 
dıe neuen Mehrfachladege- 
räte. In diesen Geräten sınd 
3 bzw. 5 Gleichrichteraggre- 
gate von je 24 V, 12 A eın- 
gebaut. Der Vorteil dieser 
Geräte liegt darin, daß die 
Zahl der zu Ladegruppen in 
Serie zusammengeschlosse- 
nen Batterien kleiner wird. 
Es können also leichter Batterien gleicher Kapazität und glei- 
chen Ladezustandes zu Ladegruppen vereinigt werden und 
außerdem können neu zur Ladung anfaliende Batterien 
meist an ein freies Aggregat angeschlossen werden. Der 
Wirkungsgrad der Gleichrichteraggregate ist durch meist 
volle Ausnutzung gegenüber häufig nur teilweise belaste- 
ten großen Gleichrichtern höherer Spannung besser als bei 
diesen. Durch zweckmäßige Konstruktion des Gehäuses 
können die einzelnen Aggregate mit wenigen Handgriffen 
aus- und eingebaut werden. Hierdurch ergibt sich die Mög- 
lichkeit, den Gleichrichter zunächst mit weniger als 3 bzw. 
5 Aggregaten zu kaufen. Die offenbleibenden Zellen im 
Gehäuse werden durch Blindsceiben abgedeckt, die später 


> 
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ETZ 611 


Bild t 


Autobatterielader 


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bei Bedarf durch weitere Gleichrichteraggregate ersetzt wer- 
den können, Auch bei etwa vorkommender Störung eines 
Aggregats kann dieses ausgebaut und instandgesetzt wer- 
den, während die übrigen Gleichrichter in Betrieb bleiben. 
In Verbindung mit dem nachstehend beschriebenen WZ- 
Ladezeitwart wird das Gerät zur automatisch arbeitenden 
Ladestation, 

In Elektrofahrzeugbatterien werden in den meisten 

Fällen Gitterplatten und Großoberflächenplatten verwandt. 
Der von den Batteriefabriken geforderte Ladestromverlauf 
ist für die Gitterplatten anders als für Großoberflächenplat- 
ten. Dieser Forderung tragen die neuen WZ-Elektrofahr- 
zeug-Batterielader Rechnung. Die zur Beeinflussung der 
Ladecharakteristik dienenden Ladedrosseln sind mit An- 
zapfungen versehen, mit deren Hilfe sich die'eine oder die 
andere Charakteristik einstellen läßt. Elektrofahrzeug-Bat- 
terielader werden mit Pöhlerschalter oder mit dem neuen 
Ladezeitwart ausgerüstet, 
In neuerer Zeit führen sich Elektrohubroller in der In- 
dustrie immer mehr ein. Diese Fahrzeuge sind durch ihre 
Wendigkeit und durch ihre schnelle Be- und Entladefähig- 
keit für innerbetriebliche Transporte sehr geeignet. Zur La- 
dung der in die Hubroller eingebauten 24 V-Batterien sind 
die neuen Batterielader für Hubroller besonders geeignet. 
Die Geräte sind in stabile tragbare Standgehäuse eingebaut 
und entsprechen in ihrem robusten Aufbau den im Betrieb 
gestellten Forderungen. Die WZ-Fahrzeugbatterielader für 
Hubroller werden mit oder ohne Ladezeitwart gebaut. 

Bemerkenswert ist der neue WZ-Ladezeitwart, dessen 
Aufgabe es ist, den Gleichrichter nach Ablauf einer bei Be- 
ginn der Ladung eingestellten Zeit vom Netz abzuschalten. 
Durch Drehen eines einzigen Schaltknebels auf die ge- 
wünschte Ladezeit setzt der WZ-Ladezeitwart den Gleich- 
richter in Betrieb, schaltet gleichzeitig das Zeitlaufwerk ein 
und trennt nach Ablauf deı eingestellten Zeit den Gleich- 
richter vom Netz. Nach dem Abschalten hat der Ladezeit- 
wart seine Bereitscbaftsstellung wieder erreicht, so daß zur 
erneuten Inbetriebsetzung nur der Schalthebel auf die nun 
gewünschte Ladezeit gedreht werden muß. Durch diese eın- 
fache, sinnfällige Bedienungsweise ist das Gerät narren- 
sicher. Das in den Ladezeitwart eingebaute Zeitlaufwerk 
wird durch einen selbstanlaufenden Synchronmotor ange- 
trieben. Bei Netzstörung wird nicht nur die Ladung unter- 
brochen, sondern auch das Zeitlaufwerk gestoppt. Mit der 
Wiederkehr der Netzspannung setzt der Gleichrichter die 
Ladung fort, während gleichzeitig der Synchronmotor an- 
läuft und das Zeitlaufwerk weitertreibt. Hierdurch ist unter 
allen Umständen gewährleistet, daß die eingestellte Lade- 
zeit eingehalten wird. Der Ladezeitwart kann sowohl in 
neue Gleichrichtergeräte eingebaut als auch als Vorsatz- 
gerät zu vorhandenen älteren Ladeeinrichtungen verwen- 
det werden. 


Der Selen-Trockengleichrichter erobert sich bei der Ge- 
winnung von Gleichspannung aus Wechselstromnetzen im- 
mer weitere Gebiete. Die bekannte Glühkathodenröhre und 
der Quecksilberdampfgleichrichter sind von ihm für Lei- 
stungen bis 50 A so gut wie vollständig verdrängt worden. 
Auf der Messe zeigt die Firma Elektron, Bremen, 
neue und moderne Gleichrichtergeräte, ausgerüstet mit Se- 
len-Trockengleichrichtern für die verschiedensten Verwen- 
dungszwecke, wie Ladung und Pufferung von Batterien, Er- 
regung von Elektromagneten, Betätigung von Bremslüftern 
und Magnetantrieben usw., zur Stromversorgung von gal- 
vanischen Anlagen und für alle sonstigen Spezialgebiete 
der Gleichrichtertechnik. 


Bei der Verwendung von Gleichrichtern als Batterie- 
ladegeräte spielt die Frage einer leicht zu bedienenden und 
möglichst verlustgering arbeitenden Regelung eine beson- 
dere Rolle. Da Gleichrichtergeräte sehr häufig in Gewerbe- 
zweigen Verwendung finden, in denen elektrotechnische 
Spezialkenntnisse nicht vorausgesetzt werden können, war 
es notwendig, die Regelung bzw. die Gesamtbedienung un- 
kompliziert und einfach zu gestalten. Während bisher im 


. allgemeinen die Regelung über einen Grob- und Feinstu- _ 


fenschalter, z. T. auch noch über einen Stufenschalter in Ver- 
bindung mit einem verlustreihen Regelwiderstand vorge- 
nommen wurde, ist es durch den vomStromrichter-Ge- 
rätebau Autola, Hannover, verwendeten Spezial-Sciebe- 
Regeltrafo möglich geworden, eine Spannungs- und Strom- 
regelung von rd. 1..100% mit einem einzigen Schieber- 
griff durchzuführen. An diesen Schiebergriff ist noch zweck- 
mäßigerweise ein Netzschalter mechanisch gekuppelt, so daß 


der Bedienende zwecks Ausschaltung des Gerätes immer 
gezwungen ist, die Regelung über den kleinsten Wert auf 9 
zu setzen, um bei neuer Inbetriebnahme zwangsläufig vom 
kleinsten Wert beginnen zu müssen. Neben einem Dreh- 
spul-Strommesser ist ein Drehspul-Spannungsmesser mit 
Zellenspannungseichung vorgesehen. Die Absicherung der 
Geräte (Bild 5) erfolgt ausschließlih durch elektromagne- 
tisch und thermisch. wirkende Rückstromautomaten, da es 
sich gezeigt hat, daß gerade im Werkstattbetrieb die pas- 
senden Ersatzsicherungspatronen nie zur Hand sind. Infolge 
des großen Regelbereiches dieser Konstruktion eignen sid 
diese Geräte auch für andere Anwendungsgebiete, wie bei- 
spielsweise als Gleichstromquelle für Experimentierzwece 
in Schulen, Hochschulen und anderen Instituten. 


Die Walter Brand GmbH. Leopoldstal/Lippe, zeigt 
a 2 ar neben ihren vorer- 
wähnten Transforma- 
toren usw. Ladegeräte 
für den Bedarf von 
Werkstätten, Pufferge- 
räte für Fernmelde- 
zwecke, handliche und 
geschmackvoll ausge- 
führte tragbare Gera- 
te, die für Betriebe 
mit eigenen Kraftfahr- 
zeugen und Privatfah- 
rer von Interesse sind. 
Hervorzuheben ist da- 
bei der Akkuboy, ein 
faustgroßes Kleinlade- 
gerät für Motorrad- 
batterien (6 V, 1A). 
Ein Netzspeisegerät 
wurde in Zusammen- 
u == arbeit mit der Post für 
ee  Fernmeldezwecke ent- 
wickelt. An größeren 
Stromrichtergeräten für den industriellen Bedarf sind 
Elektrokarrenablader, Geräte für Magnetaufspannplatten 
und galvanishe Zwecke lieferbar. Ebenfalls in engster 
Fühlungnahme mit der Post bringt die Firma als Eigen- 
entwicklung ihr Kippdrossel-Ladegerät für 24 V, 1,5 A her- 
aus, das speziell für Dauerladung bemessen wurde. Durd 
eine Kippdrosselschaltung wird die Begrenzung des Lade- 
vorganges einerseits und die Nachladung der Batterie an- 
derseits in Abhängigkeit von der Batteriespannung gesteu- 
ert. Durch die Eigenart der Schaltung wird auch bei Dauer- 
betrieb die gepuiferte Batterie weitgehend geschont, da nie- 
mals Überladung oder vollständige Entladung eintreten 
kann. Die kontaktlose und dadurch verscleiß- und stö- 
rungsfreie Steuerung des Ladestromes geschieht zwischen 
-1,5 und 0,1 A. Umschaltung auf Schnelladung (2,5 A) mit 
Handregelung ist möglich. Der Restbrumm bei Vollast be- 
trägt 1 mV, die direkte Pufferung kleinerer Batterien im 
Fernmeldedienst ist also durchführbar. 


Bild 5. Batterieladegerät 


ETZ 532 


Schaltgeräte und Installationsteile 


Aus der Fülle der AEG - Fertigung von Hochspannungs- 
Schaltgeräten sieht man ölarme Leistungstrennschalter für 
Druckluftantrieb und ölarme Leistungsschalter für Hand-, 
Drucluft- und Motorantrieb. Der bekannte Druckgasschalter 
wird in verschiedenen Ausführungen bis zu 2500 MVA Ab- 
schaltleistung gezeigt. Durch Differentialkammern. die in die 
Löschkammern eingebaut sind, wird bei den ölarmen Schal- 
tern die Olströmung so günstig beeinflußt, daß der Ab- 
brand der Kontakte äußerst gering wird, weil der Lidt- 
bogen beim Abschaltvorgang ins Innere der Hohlstifte hin- 
eingetrieben wird, so daß der äußere Abbrand auf ein Min- 
destmaß beschränkt bleibt. Die erwähnten Druckgasschalter 
sind öl- und flüssigkeitslose Leistungsschalter, die bereits 
in aller Welt bekannt sind. Die Trennschalter werden neu- 
erdings auch mit Druckluft-Antriebsorganen für Ein- und 
Ausschaltung geliefert. Es ist noch hervorzuheben, daß auch 
Trennschalter mit Druckluftantriebsorganen für Ein- und 
Ausschaltung gebaut werden. 

Interessant sind Hochspannungs-Schrankanlagen für 
Freiluftaufstellung. Sie zeichnen sich aus durch vielseitige 
Einsatzmöglichkeit, bequeme Erweiterungsmöglichkeit und 
ferner dadurch, daß ein leichter Standortwechsel möglich ist. 


- u... 


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205 


ee ea Ro ööuö a DE EEE EEE EEEEEEEEEEEEEEEETEEEEEREEEEEEEEEEEEEETEEEEEREESEETEETEEEEEETEEREESEEEEEERETERSEEEEEEEEERREESEEREESEEREEERREREG 


Die Wickmann-Werke1G, Witten, stellen außer 
ihrem Uberspannungsableiter Protector in Freiluftausführung 
auch Blasrohrableiter aus (Bild 6) in der bisher üblichen ein- 
fahen Ausführung, bei denen aber die Vorfunkenstrecke mit 
dem Rohrableiter zusammengebaut ist. Bei dieser Ausfüh- 
rungsart entfällt die genaue Einstellung der Vorfunkenstrecke 
beim Einbau der Ableiter in Hochspannungsstationen, so daß 
sich bei der Montage ein wesentlicher Vorteil ergibt. 


Auf dem Gebiete der Hochspannungs-Leistungsschalter 
zeigt die Calor-Emag Elektrizitäts-A.G. Ratingen, be- 
achtenswerte Weiterentwicklungen 
der bereits im Vorjahre ausgestellten 
Leistungs-Olströmungsschalter ölar- 
mer Bauart. Der bisher gebaute Lei- 
stungs-Diströmungsschalter mit einer 
Nennausscalt-Leistung von 100 MVA 
bei 400 A Nennstrom wird nunmehr . 
auch für 200 MVA, 400 A Nennstrom 
geliefert. Diese Schalterbauart, die mit 
Schnellein- und -ausschaltung ausge- 
rüstet ist, gestattet besonders in Ver- ; 
bindung mit einer speziell entwickel- 
ten Schaltfrontwarte einen sehr ein- 
fachen und übersichtlichen Aufbau von 
Schaltanlagen {Bild 7). Die Schaltfront- 
warte, die sich in bequemer Betäti- 
gungshöhe über die ganze Breite des 
Schaltfeldes erstreckt, enthält den An- 
trieb für ein oder zwei Trennschalter 
sowie den Antrieb für den Leistungs- 
schalter. Eine zwangsläufige mechani- 
sche Verriegelung zwischen Leistungs- 
schalter- und Trennschalterantrieben 
verhindert nicht nur die Betätigung 
der Trennschalter bei eingeschaltetem 
Leistungsschalter, sondern blockiert 
auh den Leistungsschalterantrieb, 
wenn sich die Trennmesser der Trenn- 
schalter nicht in einer der beiden End- 
stellungen befinden. Bei Ausführung 
der Schaltfelder mit zwei Trennschal- 
tern sind Sammelschienen- und Kabeltrennschalter durch ge- 
meinsamen Gestängeantrieb zwangsläufig miteinander ver- 
bunden. Es versteht sich, daß sowohl für Trennschalter, als 
¿uch für den Leistungsschalter entsprechende mechanische An- 
zeigevorrichtungen vorgesehen sind. Eine weitere Anzeige- 
vorrihtung läßt erkennen, ob der Kraftspeicher gespannt 
oder entspannt ist. Für die Meßfelder wird ebenfalls eine 


ETZ 592 Bild 6. Blasrohr- 
ableiter 


Scaltfrontwarte geliefert, die lediglich den Antrieb für den ' 


Trennschalter sowie die erforderlichen Meßgeräte enthält. 


zh eray 


SLE 


ETZ 610 Bild 7. Schaltanlage mit Leistungs-Dlströmungsschalter 


Unterhalb der Schaltfrontwarte ist in der Mitte der Zelle 
eine Blende vorgesehen, hinter der erforderlihe Klemmen 
und Zähler eingebaut werden können und hinter der im 


Bedarfsfalle auch ein Motorgetriebe zum Spannen des Kraft- 
speihers Platz finden kann. Von der Calor-Emag wurden 


auch noch Leistungs-Olströmungsschalter höherer Schalt- 
leistungen entwickelt. 


Bei BBC sieht man eine Hochspannungsschaltanlage 
mit Leistungstrennschalter, der auch bei Ansprechen der Si- 
cherungen auslöst, und einen Druckluftschnellschalter, in 
weiteren Feldern verschiedene hochwertige Selektivschutz- 
relais und Prüfeinrichtungen; die Geräte werden zum Teil 
im Betrieb vorgeführt. Außerdem werden verschiedene 
Uberspannungsableiter bis 30 kV Nennspannung gezeigt. 


Die DE VAG, Frankfurt a.M., zeigt Hoch- und Nieder- 
spannungs-Verteilungsfelder. Insbesondere interessiert hier 
die Ausführung des ölarmen Leistungstrennschalters, dessen 
Konstruktion in übersichtliihem Aufbau eine allphasige Ab- 
schaltung zeigt. Der Olbehälter ist aus Spezialglas und er- 
möglicht eine schnelle. Kontrolle der Olbeschaffenheit und 
Menge. Da der Schalter eine Abschaltleistung bis 25 MVA 
bewältigt, wird er allen Anforderungen gerecht, die in den 
Ausläuferstationen von Verteilungsnetzen oder bei mittle- 
ren Industrieanlagen auftreten. Die vorgebauten Sicherun- 
gen übernehmen im Kurzschlußfall die auftretende Leistung 
und bringen den Schalter, beim Ansprechen auch einer 


Sicherung, zum Abschalten. 


r 


ETZ 529 Bild 8. Selbstschalter 

In dem Bestreben, möglichst schnell wieder eine um- 
fassende Auswahl von Motorschaltgeräten zu bringen, ist 
die Voigt & Haeffner AG. bei der Entwicklung dieser 
Geräte neue Wege gegangen. Für Schütze und Selbstscal- 
ter kommen die gleiche Grundplatte und gleiche Schaltstück- 
anordnung als Grundelemente zur Verwendung. Durch An- 
bau eines Magneten entsteht ein Schütz, durch Anbau eines 
Schlosses mit Druckknopfbetätigung entsteht ein Selbst- 
schalter (Bild 8). Das Schütz kann zusätzlich Hilfsschalter 
erhalten, während der Selbstschalter mit UÜberstrom- und 
Kurzschlußauslösern ausgerüstet ist. Spannungsauslöser, 
Spannungsrückgangsauslöser und Hilfsschalter können vor- 
gesehen werden, Das Schütz kann ein dreipoliges thermi- 
sches Überstromrelais erhalten, das entweder direkt an das 
Schütz angebaut oder getrennt angeordnet wird. Selbst- 
schalter und Schütz sind für Wechselstrom und Gleichstrom 
verwendbar und erfüllen die neuesten VDE-Vorschriften, 
vor allem auch bezüglich des Ein- und Ausschaltvermögens 
sowie der Lebensdauer der Schaltstücke. In ähnlicher Weise 
sind die Betätigungsgeräte für 
Steuerstromkreise durch Ver- 
wendung eines Universalein- 
satzes vereinheitlicht worden. 
Dieser Einsatz hat Moment- 

schaltung, Silberschaltstücke 
und doppelte Unterbrechung. 
Durch geringfügige Änderungen 
kann er für Zweitakt- oder Im- 
pulsschalter Verwendung fin- 
den. 

Hebelendschalter (Bild 9), 
Rollenendschalter und Fußschal- 
ter besitzen das gleiche Gehäuse 
und unterscheiden sich nur im 
Betätigungsorgan. Diese'Geräte 
ETZ 530 Bild 9. Hebelendschalter werden als Impulsschalter oder 
Zweitaktschalter verwendet. Die mit dem gleichen Einsatz 
ausgerüsteten Schwimmerschalter und Drucschalter arbeiten 


206 


i 


als Eintaktschalter. Bei der Entwicklung sämtlicher Geräte 
wurde auf leichte Austauschbarkeit, geringsten Raumbedarf 
und größte Betriebssicherheit besonderer Wert gelegt. 


Die vollautomatischen Kompressorsteuerungen der Fir- 
ma Hundt & Weber G.m.b.H. Geisweid Kr. Siegen, 
wurden weiter entwickelt und verbessert, um allen Erfor- 
dernissen einer modernen Kompressoranlage gerecht zu 
werden. Für alle Antriebsverhältnise, ob Dreh- oder 
Gleichstrom, Hoch- oder Niederspannung und alle Kompres- 
sorentypen, ob Kolben- oder Rotationsmascinen,. werden 
diese Steuerungen bis zu den größten Leistungen gefertigt. 
Eine Besonderheit stellen die Schaltwalzen-Anlasser und 
Schaltwalzen-Stern-Dreieck-Anlasser sowie Umkehr-Steuer- 
walzen dieser Firma dar. Bei diesen Walzen ist das Haupt- 
augenmerk auf eine solide Fingerkonstruktion gelegt, die 
zum DRP. angemeldet ist. Ohne Zuhilfenahme eines Werk- 
zeuges sind die Finger leicht und schnell ein- und ausklink- 
bar. Die Anlaßgeräte werden für Nennströme von 70 A an 
aufwärts gebaut. 

Drehstrom-Niederspannungs-Selbstschalter für Strom- 
stärken von 190 bis 1000 A besitzen thermische oder zeit- 
verzögerte, einstellbare magnetische UÜberstrom-, magneti- 
sche Kurzschlußauslösung, ferner Unterspannungs- oder Ar- 
beitsstrom-Auslösung und werden für Hand- oder Fernbe- 
tätigung gebaut. Der nach neuesten Erkenntnissen herge- 
stellte Selbstschalter bietet den sichersten Schutz für Trans- 
formatoren, Motoren, Generatoren und Leitungen, 

Hebelschalter von 100 bis 2000 A und Hebel-Umschal- 
ter von 100 bis 1000 A sowie Bremslüftmagnete mit Hub- 
arbeit von 16 bis 400 cm kg, ausführbar bis zu 300 Schaltun- 
gen stündlich, vervollständigen das Programm der Firma. 
Ein weiteres Spezialgebiet ist die Fertigung von Druckluft- 
antrieben für Hochleistungsschalter. Die Antriebe werden als 
Wandtype gebaut und gewährleisten eine exakte Aus- 
schaltung. 


Bild 10. Walzenschaltereinsatz 


ETZ 594 


Die bereits im Vorjahr ausgestellte Walzenschaltertype 
P3 und P3a wird mit einigen äußerlichen Verbesserungen 
wieder auf dem Stand der Firma Klöckner-Moeller, 
Bonn, gezeigt. Die größere Walzenschaltertype P 4a (Bild 10) 
wird auf der Messe in weiterhin verbesserter Form vorge- 
führt. Die Walze ist dabei in ihrer Konstruktion unverändert 
geblieben. Sie wird aus einzelnen Walzenkörpern mit dazwi- 
schenliegenden Trennungsscheiben aufgebaut. Die hohen 
Ränder der Zwischensceiben ergeben eine gute Trennung 
der einzelnen Phasen. Die Walzen selbst sind für 60° und 
45° Schaltwinkel vorgesehen. Ausbrechbare Offnungen in 
den Walzenkörpern und Zwischensceiben erlauben es, Ver- 
bindungsleitungen zwischen den einzelnen Segmenten ver- 
schiedener Walzenkörper zu legen und so die verschieden- 
sten Schaltungen auszuführen. 

Die Kontaktfinger wurden neu durchkonstruiert. An der 
Kontaktstelle ist wieder ein Niet mit aufgewalztem Rein- 
silber vorgesehen, so daß das Edelmetall den Kontakt ver- 
mittelt. Jede Oxydation und unzulässiger Anstieg des Über- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


t 


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gangswiderstandes ist deshalb ausgeschlossen. Wenn aud. 
als Material für das Segment, welches den Gegenkontakt 
bildet, Kupfer verwendet wird, so setzt sich bei der Schalt- 
bewegung Silber auch auf dem Segment ab, so daß der 
Kontakt als Ganzes die Eigenschaft eines Reinsilberkon- 
taktes erhält. 

Die Rastung des Schalters ist den hohen Ansprüchen 
entsprechend solide und kräftig ausgeführt. Auf dem bre:- 
ten Rastenstern aus besonders verschleißfester [Isolierpreb- 
masse laufen Stahlrollen. Diese sind wiederum in Rasten- F 
hebeln aus Isolierstoff gelagert. Die Kombination Stahl ge- 
gen Preßstoff ist aber bekanntlich besonders geringer Ab- 
nützung unterworfen. Die Schaltersockel aus Isolierpre$- 
masse sind für 3 bzw. 5 Fingerpaare vorgesehen. Für Geräte, 
welche noch mehr Walzen erfordern, werden die Sockel an- 
einandergereiht. Auf diese Weise können Schalter mit 8, 10, 
13 und 15 Fingerpaaren ausgeführt werden. 

Neben dem bisher gefertigten handbetätigten Motor- 
schutzschalter Type PKZ 2, welcher für Kurzschlußläufer- 
motoren bis 7,5 kW entsprechend einem Dauerstrom von 
15 A zulässig ist, wurde eine neue, größere Type PKZ 3 
entwickelt. Diese Type ist für Motoren bis 12,5 kW bei 380 
V entsprechend einem Dauerstrom von 25 A geeignet. Die 
in den VDE-Vorscriften 0660/44 geforderte Schaltleistung 
für ein derartiges Gerät wird auch bei der neuen Type em- 
wandfrei beherrscht. Durch die Formgebung der Schaltstüce 
wird eine Blaswirkung auf den Lichtbogen ausgeübt, der 
sich in einer allseitig von Isolierstoff umgebenen Kammer 
ausbilden kann. Der entstehende Überdruck in der Schalt- 
kammer wird durch Schlitze nach außen ausgeglichen. Be- 
sondere Sorgfalt ist der Dichtung des Gehäuses gewidmet. 
Die Einführung der Druckknöpfe erfolgt durch ein beson 
deres mit Filz gedichtetes Labyrinth. Die Trennfuge zwi-. 
schen Gehäuseunterteil und -oberteil wird mit einer in den 
Deckel eingepreßten Gummidichtung vorgenommen. Diese 
Gummidichtung ist direkt mit dem Preßstoff des Gehäuses 
zusammen verpreßt und bildet so mit dem Deckel einen 
einzigen Körper. Der vorstehende Rand der Dichtung leg! 
sich in eine Nut in dem Rand des Gehäuseunterteiles. 

Der Schaltschrank ist die besonders für Werkzeuqgmä 
schinen in Frage kommende Kombination von Schaltge 
räten. Auch die Firma Klöckner-Moeller zeigt eine 
Reihe Schaltschränke in verschiedenen Größen. Dabei wer- 
den neben einzelnen Schränken auch eine ganze Anzahl 
Maschinen mit vorbildlich ausgeführten Steuerungen vo- 
geführt und die Anwendung der Geräte gezeigt. Besonders 
hervorgehoben sei eine Drehbank, deren Motor durd 
Elektronenröhren stufenlos in seiner Drehzahl geregelt 
wird. Diese Art der Steuerung von Werkzeugmaschinen 
ist in den letzten Jahren im Ausland immer mehr ange- 
wandt worden. Sie erfordert sehr viel mehr Aufwand an 
elektrotechnischen Elementen als die bisher üblichen Steue- 
runaen. Die Elektrotechnik wird deshalb ein noch wichtige 
res Glied und die Ansprüche an die Güte der Ausführung 
noch größer als bisher. Durch die erstmalige Ausstellung 
einer so gesteuerten Maschine zeigt die Firma Klöck- 
ner-Moeller, daß sie auch auf diesem neuesten Zweig 
moderner Steuerungstehnik mit an der Spitze der Ent- 
wicklung steht. | 

| 
i 
' 


Auf dem Gebiete der Niederspannungsschaltgerâte 
zeigt die Calor-Emag Elektrizitäts AG., Ratingen, zwe: 
beachtenswerte Neuerungen. Ein dreipoliger Lastausschaller 
von hoher Schaltleistung weist trotz kräftigen Aufbaus 
sehr kleine Abmessungen auf. Doppelte Unterbrechung. 
zwangsläufige Nockenschaltung, getrennte Schaltkammern 
sind einige der Merkmale, die dem Schalter lange Lebens- 
dauer und Zuverlässigkeit im Betrieb geben. Der Last- 
ausschalter der Bauart LA 25 ist in Preßstoffisolierung 
ausgeführt, während bei der Bauart für 60 und 100 A 
ein keramisches Isoliermaterial verwendet wird. Je nad 
den Bedingungen am Einbauort kann der Lastausschalter 
der Größe 25 A mit Isolierstoffabdeckung oder in Isolier- 
stoffkapselung geliefert werden. Für die Größe 60 und 
100 A sind ebenfalls zwei Ausführungen, und zwar mit 
Stahlblehabdekung oder in einer Gußkapselung vorge 
sehen. In dem gleichen lsolierstoffgehäuse, das für den 
Lastausschalter, Bauart LA 25, verwendet wird, können | 
wahlweise auch drei Sicherungselemente 25 A oder aber | 
auch ein Luftschütz Größe 1 eingebaut werden. FE: 

Zur Vermeidung des bei Schützen üblicher Bauweise 
entstehenden Verschleißes in der Lagerung wurden Luft- 
schütze mit Gummilagerung der Größe 6, 10 und 15 ent- 


4 


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wickelt (Bild 11). Bei diesem Schütz sind die Schaltkontakte 
auf Gummi gelagert, das die auftretenden Vibrationen auf- 
nimmt. Die bei den Calor-Emag-Luftschützen bisher wahrge- 
nommenen Vorteile der bequemen Zugänglichkeit zu Spule 
und Kontakten durch leichtes Abnehmen der Schalttraverse 
sind dabei erhalten geblieben. 


Auf dem wichtigen Gebiet der fernbetätigten Geräte 
zeigt Klöckner-Moeller, Bonn, neben den seit Jah- 
sen bewährten Typen einige Um- und Neukonstruktionen 
von Schützen. 

Die Grundtype, aus welcher die Schützentypen DIL Ia, 
3a und 3 aufgebaut sind, wurde in ihrer Anschlußmöglichkeit 
und den Hilfskontakten wesentlich verbessert. Das Gerät 
katte bisher vier gleiche Hauptkontakte, von denen (der vor- 
derste als Selbsthaltekontakt verwendet wurde. An Stelle 
3er vierten Kontaktbahn wurde auf jeder Seite des Ma- 
gneten ein Hilfsschalterblock gesetzt, der je einen Ruhe- und 
einen Arbeitskontakt enthält sowie die Klemme für den 
Spulenanschluß und noch eine freie Klemme. Dadurch sind 
jetzt immer insgesamt vier Hilfsschalter vorhanden, welche 
auch für komplizierte Steuerungen ausreichen. 

Die Anschlußmög- 
lichkeit des Gerätes 
ist durch die Umkon- 

struktion ebenfalls 

entsheidend verbes- 
sert worden. Auf der 
Shützplatte sind jetzt 
nur noch die Anschlüs- 
se der Hauptkontakte 
und an Stelle des vier- 
ten Kontaktes Klem- 
men für den Null- und 
Mp-Leiter vorhanden. 
Der Raum zwischen 
diesen Klemmen ist 
vollständig frei. Die 
Steuerleitungen kön- 
nen glatt durchgeführt 
und an die Klemmen 
der Hilfskontakte her- 
angebracht werden. 

Diese Klemmen sind 
von vorn anzuschlie- 


ßen. Den hohen An- ETZ 609 Bild 11. Luftschütz mit Gummi- 
sprühen an Lebens- lagerung 

dauer entsprechend, für 

welche die Geräte konstruiert wurden, sind auch die 
Hilfsschalter als Tastkontakte mit Schaltstücken aus 


Reinsilber ausgebildet. Neben den anderen bekannten 
Schützentypen wird auch eine Neukonstruktion gezeigt. 
Bei diesem Gerät Type DIL 4/50 war man bestrebt, 
auf kleinem Raum eine möglichst große Leistung 
schalten zu können. Zur Erzielung eines hohen Kontakt- 
drukes und zur besseren Ausnutzung der Zugkraftkurve 
des Magneten wird die beweglihe Kontaktbrücke über 
einen Kniehebel angetrieben. In jeder Strombahn sind vier 
Unterbrechungsstellen vorgesehen, wodurch auf kleinstem 
Raum eine sehr hohe Abschaltleistung erreicht wird. Die 
Schaltstücke sind selbstverständlich mit Reinsilberbelag an 


Ka Kontaktstelle versehen und als Tastkontakte ausge- 


Bei der AEG bemerkt man an Niederspannungsschalt- 
gerdten ebenfalls wesentliche Verbesserungen; man sieht 
er mit Uberstrom- und Kurzschlußauslösern, ferner 
F inkte Motorschutzschalter bis 3000 A; die Schalter 
onnen bis 6000 A geliefert werden. Bei Gleichstrom-Schnell- 


are können heute Ausführungen bis 10000 A geliefert 
n. 


en wichtig wie die fernbetätigten Schaltgeräte 
dort sind die Geräte zu ihrer Betätigung. Insbesondere 
erfolgt. die Betätigung durch die Hand des Bedienenden 
= j sollte bewußt nur Isolierstoff verwendet werden, 
haft a ist die Gewähr dafür gegeben, daß bei schad- 
erdender Isolation der Zuleitungen die Bedienungs- 
nn nicht spannungführend werden. Grundelement aller 
ana gungsgeräte der Klöckner-Moeller GmbH., 
wird. Di der Kleintaster, der in zwei Grundformen gefertigt 
Mia ie eine dayon, mit einem Stößel senkrecht zur Befe- 

gsebene des Gerätes, wurde schon auf der vorjährigen 


Messe gezeigt. Die zweite Grundform mit einem Betäti- 
gungsstößel parallel zur Betätigungsebene ist hinzugekom- 
men (Bild 12). Beide Gerätetypen sind elektrisch gleich auf- 
gebaut. Eine schwingend gelagerte Kontaktbrücke mit Sil- 
berschaltstücken macht in der Ruhelage an zwei feststehen- 
den Silberschaltstücken Kontakt und bei Betätigung an zwei 
weiteren, so daß ein Ruhe- und ein Arbeitskontakt gebil- 
det werden. Die shwingende Lagerung der Kontaktbrücke 
und der Vor- bzw. Nachlauf des Stößels in der Ruhe- und 
Arbeitsstellung gewährleisten eine einwandfreie Kontakt- 
gabe. Der Nachlauf beträgt bei den Tastern mit senkrechtem 
Stößel etwa 2,5 mm, bei den Tastern mit waagerechtem Stö- 


ETZ 596 


Bild 12. 


Kleintaster 


Bel ist er 5 bzw. 11 mm. Der große Nachlauf macht dieses 
letztere Element besonders als Türkontakt zum Einbau in 
verschiedene Gehäuse geeignet. Die Ausbildung der Schalt- 
stücke als Tastkontakte läßt eine sehr genaue Einstellung 
der Kontaktgabe und 'des Stößelweges zu. Da kein mechani- 
scher Verschluß an den Kontakten auftritt, bleibt der einmal 
eingestellte Schaltpunkt auch erhalten. 

Als neues Anwendungsgebiet des Kleintasters tritt der 
Fußdruckknopf hinzu, indem man in ein robustes Isolier- 
stoffgehäuse einen Kleintaster einbaut. Die Betätigung er- 
folgt dann von außen durch eine runde glockenförmige 
Haube, die so gelagert ist, daß sie von allen Seiten und von 
allen Richtungen betätigt werden kann. Besondere Sorgfalt 
muß hierbei der Dichtung des Gehäuses gewidmet werden. 
Uber die glockenförmige Haube läuft jede Feuchtigkeit ab. 
Das Gehäuseoberteil hat zu dem gleichen Zweck einen weit 
über die Teilfuge heruntergezogenen Gehäuserand. Um Ein- 
dringen von Schmutz zu verhindern, ist außerdem zwischen 
Kappe und Deckeloberteil ein allseitig abgedichteter Gum- 
mibalg eingefügt. 

Auch bei neuen Endlagenschaltern ist das Grundelement 
der Kleintaster mit liegendem Stößel. Bej- diesen Geräten, 
die für höchste Schalthäufigkeiten gebaut sind, kann er 
seine guten Eigenschaften besonders unter Beweis stellen. 
Der Kleintaster kann dann als Endlagenschalter für Werk- 
zeugmaschinen, als Türkontakt usw. dienen, wobei wiede- 
rum ein Ruhe- und Arbeitskontakt zur Verfügung stehen. 
Wenn die Betätigung nicht senkrecht auf den Stößel erfol- 
gen kann, ist zusätzlich eine Betätigungsrolle vorgesehen, 
die das seitlihe Anfahren von Nocken ermöglicht. Reichen 
die Schaltungsmöglichkeiten eines Kleintasters nicht aus, 
so werden deren zwei hintereinander angeordnet und der 
Stößel des ersten wirkt auf den zweiten. Der erste Klein- 
tatster ist dabei im Gehäuse verschiebbar gegenüber dem 
zweiten angeordnet. Dadurch ist es möglich, die Wege ge- 
nau festzulegen, man kann auch verschiedene Schaltungs- 
arten erzielen, so daß z.B. der Arbeitskontakt des ersten 
Tasters schließt, bevor der Ruhekontakt des zweiten ge- 
öffnet wird. Durch elektrische Hintereinanderschaltung der 
beiden Kontakte entsteht dann z.B. ein Wischkontakt. 

Bei Klöckner-Möller sind weiterhin die bereits 
früher gebauten Auslöser zu sehen, deren Anwendungsge- 
biet durch neue Dehnungsbänder erweitert worden ist, so 
daß jetzt von einem Nennstrom 3,2 A ab geliefert werden 
kann. 

Beadhtlich ist auch noch der gezeigte Niederspannungs- 
Selbstschalter mit elektromagnetisher bzw. thermischer 
Auslösung. Der mit thermischen Auslösern gezeigte Schalter 
stellt eine neue Entwicklung dar. Sowohl als Motorschutz- 
schalter als auch in Verteilungsanlagen mit stark schwan- 
kender Belastung hat er seine Zuverlässigkeit gezeigt. Das 


208 


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thermische Relais ist ein Bimetallauslöser mit Temperatur- 
ausgleich und Momentschaltung. Das Relais ist nach Ab- 
schaltung des Gerätes in wenigen Sekunden selbsttätig wie- 
der schaltbereit, so daß es sich auch für Ausrüstung des 
Schalters mit Fernantrieb eignet. 


Im vergangenen Jahr berichtete die Schaltgeräte- 
fabrik Starkstrom, Gummersbach-Niedernhagen an 
dieser Stelle über ihren neuen Anreihschalter, der in der 
Größe 15..100 A hergestellt wird. Bei den Größen 60 und 
100 A wurde durch Aufbau einer einstellbaren Rast eine 
Neuerung geschaffen, um die Rastenstärke der jeweils not- 
wendigen Anzahl gleichzeitig auflaufender Kontaktfinger 
anzupassen. Damit wird ein sanftes Schalten ohne Schläge 
erreicht. Die Segmente und Kontaktfinger sind versilbert. 
Die Firma stellt nicht nur isolierstoffgekapselte Geräte aus 
stoßfesten Isolierstoffen, sondern auch sämtliche Geräte- 
größen und -arten mit und ohne Sicherungen in qußgekap- 
selter Ausführung her. 


ETZ 503 


Bild 13. Anreihschalter 


Als Vorteil dieser qußgekapselten Geräte wird Korro- 
sionsfestigkeit durch besondere Gußlegierungen unter Ver- 
wendung von säure- und laugebeständigem Einbrennlack 
hervorgehoben. Ein niedriges Gewicht erhält man, wenn 
notwendig, durch Leichtmetall. Die Dichtigkeit der gußge- 
kapselten Geräte entspricht der Kapselung P 43. Nicht nur 
eine einwandfreie Deckeldichtung ist geschaffen worden, 
sondern auch die Griffe sind besonders abgedichtet da- 
durch, daß in die Griffrosette ein Filzring aus Spezialfilz 
eingelegt ist. Dies wird sowohl bei den Isolierstoffbetäti- 
qungshebeln als auch bei den Kugelgriffen vorgenommen. 
(Bild 13). Die Geräte mit Sicherungen erhalten Scharnier- 
deckel. Dabei ist das Scharnier lediglich als Halterung auf- 
gebaut und nicht als Druckpunkt benutzt. Das Scharnier ist 
nach innen gezogen, so daß nach außen ein glattes Gehäuse 
erzielt wird. Der Deckel selbst wird an zentral angeordne- 
ten unverlierbaren Schrauben fest unter. Verwendung des 
Dichtungsmaterials angepreßt. j 


Die Firma Metzenauer & Jung GmbH. Wupper- 
tal-Elberfeld, zeigt das Schütz Type 108 für 15 A, das ohne 
jede Änderung am Gerät als Luft- u. Olschutz verwendet 
werden kann; es hat den Vorzug völliger Prellschlagfrei- 
heit. Ebenso wie bei dieser neuen Schütztype ist auch für 
die Handschalter die wesentlich erhöhte Lebensdauer ein 
Merkmal der Konstruktion. Interessant ist die Ausbildung 
des Geräts als Nockenschalter mit der sternförmigen An- 
ordnung der Schaltstellen in geschlossenen Schaltkammern. 
Dadurch lassen sich die verschiedensten Schaltaufgaben 
auf sehr kleinem Raum lösen, so daß Schaltgeräte geringer 
Bautiefen entschehen, die vorzugsweise für den Einbau in 
Schalttafeln und Maschinenständer gedacht sind. 

Die Kleinverteilung V 49 für Licht- und Kraftanlagen 
bis 25 A überrascht besonders durch ihre formschöne Bau- 
art, die übersichtliche Anordnung der einzelnen Bauteile 
und bequeme Anschlußmöglichkeiten. Die Verteilungen, 
die in Leichtmetallgquß hergestellt werden, weisen eine Viel- 
zahl von Kombinationsmöglichkeiten auf und sind beson- 
ders für den Einbau der bereits vorher erwähnten Schütz- 
Type 108 und der Nockenschalter gedacht. Auch eine explo- 


sionsgeschützte Verteileranlage ist auf dem Stand der 
Firma Metzenauer & Jung zu sehen (Bild 14). Mit 
einem Leuchtschaltbild wird die Arbeitsweise einer voll- 
automatischen Kompressorsteuerung dargestellt, die je 
nach dem Preßluftbedarf auf Aussetzbetrieb oder Durd- 
laufbetrieb umgeschaltet werden kann. Das Leuchtschalt- 
bild zeigt genau an, wie die Anlage vor dem erneuten An- 
lauf nachprüft, ob genügend Kühlwasser vorhanden ist, 
wie dann der Kompressor entlastet anläuft und erst nad 
erfolgtem Anlauf auf Belastung umgeschaltet wird, wie 
weiterhin beim Abschalten der Kompressor wieder en!- 
lastet wird und ohne Stöße frei auslaufen kann. In ste- 
gendem Maße werden automatische Anlagen oder zentra! 
gesteuerte Förderanlagen mit solchen Leuchtschaltbildern 
ausgestattet, um den jeweiligen Betriebszustand einer der- 
artig verzweigten Anlage auf einen Blick sichtbar zu machen. 


ETZ 583 Bild 14. Explosionsgeschützte Schaltanlage 

Diskussionen über gekapselte Verteilungsanlagen en- 
den meist in einem Für und Wider über den Gehäusebau: 
stoff: Guß, Stahl oder Isolierstoff. Die gute Verformbarkeit 
des Stahls in Stanz- und Tiefziehwerkzeugen, die hohe Fe- 
stigkeit bei geringem Gewicht und die in der Serienfertigung 
erzielbare hohe Maßgenauigkeit waren für die Entwic- 
lungsarbeit in der ELEK GmbH., Düsseldorf, entscei- 
dend. Bei den unter der Bezeichnung ELNO-Verteiler 
{Bild 15) bekannten Stahlverteilungen sind die in ihren Ab- 
messungen genau übereinstimmenden Unterkästen Bestand- 
teile eines Stahlskeletts, das bei geringem Gewicht eine un- 
gewöhnliche Festigkeit gegen Biegung und Verwindung be- 
sitzt. Zur Befestigung der Sammelschienenträger, Sicherun- 
gen, Schalter usw. dienen 2 auf dem Gehäuseboden sitzende 
U-förmige Halteshhienen. Die Anschlüsse und die Entfer- 
nungen zwischen den zu verbindenden Anschlußstücken 
sind vereinheitlicht, so daß selbst die Verbindüungsleitungen 
und Schienen in Serienfertigung hergestellt werden können. 


ETZ 600 


Bild 15. 


Verteilung 


Guß neigt weniger zum Rosten als Stahl, weshalb der 
Frage eines zuverlässigen Korrosionsschutzes bei Stahlver- 
teilern die größte Bedeutung beizumessen ist. Auch hier 
konnte die ELEK GmbH. einen durcgreifenden Erfolg 
erzielen, indem sie sich zur Einführung des Bonderverfah- 
rens entschloß. Stahlverteiler werden nur in gebonderter 
Ausführung mit einem zweimaligen Chlorkautschuklac- 
Anstrich geliefert und genügen damit auch in dieser Hin- 
sicht den in der Praxis vorkommenden Ansprücen. Die 
Verwendung gemeinsamer, durchgehender Fußkontaktscie- 


20. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


209 


nen bei Anordnung von Sicherungselementen 25 und 60 A 
wurde durch die Entwicklung neuartiger Sicherungssockel 
(DPa) ermöglicht (Bild 16). Diese Sicherungssockel, die auf 
U-förmige Verstellschienen aufgereiht werden, besitzen 
Klammerbleche für die Halterung der durchgehenden Fuß- 
kontaktschiene, Die Schienen sind also nicht starr mit den 
Sockeln verbunden, so daß evtl. Ungenauigkeiten bei der 
Montage und die Ausdehnung der Schiene bei Erwärmung 
ohne Einfluß auf die Sockel und deren Befestigung bleiben. 
Die Sicherungssockel sind für Paßringverwendung nach 
DIN 49325-27 eingerichtet. 


ETZ 601 


Bild 16. Reihensocel 


Die Firma Christ & Kamm, Greene über Kreiensen, 
eine Nachkriegsgründung, entwickelte, größtenteils mit Ost- 
vertriebenen, ein Fabrikationsprogramm in Sicherungs- und 
Schaltverteilungsanlagen, Ausführung als qußgekapselte 
oder Stahlblechverteilungen. Die gußgekapselten Anlagen 
mitSammelschienen bis 600 A bieten einen geschlossenen Ein- 
druck. Jedes Feld ist äußerlich gleich gestaltet, gibt also 
ein erfreulich ruhiges Bild. Benutzt werden nur Schalter für 
Frontantrieb, Sicherungskästen mit Sammelschienenunterbau 
und Scharnierdeckelverschluß. Die Firma baut Selbstschalter 
und Schütze in allen nur denkbaren Schaltungsarten deut- 
scher Spitzenfabrikate ein. 

Ein kleines, aber beachtlihes Nebengebiet hat sich 
Christ& Kamm durch die Entwicklung von Wandarmen 
für Mast- und Wandbefestigung und Breitstrahlern gesichert. 
Als Neuerung sei auf den endlich einmal durchgeführten 
Einbau leicht zugänglicher Sicherungen in Straßenwandarme 
hingewiesen.. 


Die Licht- und Kraftverteilerkästen der Schaltgerätefa- 
oik Starkstrom, Gummersbach, mit den ` besonderen 
Klappdeckelverschlüssen werden so aufgebaut, daß die In- 
neneinbauten leicht ausgewechselt und für viele verschie- 
dene Arten von Stromkreisen verwendet werden können. 
Die Lagerhaltung ist dabei besonders günstig. 

Bei dem Verteilersystem mit Sammel- 
schienenkästen wurde eine Ergänzung da- 
hingehend durchgeführt, daß sich heute 
der Gesamtverteiler aus 3 Kästen auf- 
baut. Diese Kästen können verwendet 
werden als Sammelschienenkästen und 
Montagekästen, letztere als Licht- und 
Kraftverteilerkästen, als Schaltkästen 
mit Walzenschalter mit und ohne Siche- 
mngen bis 100 A, als Instrumentenkästen 
und als Motorschutzschaltkästen zur Auf- 
nahme von Schützen mit thermischen Re- 
lais und Grobsicherungen. Bild 17 zeigt 
ein Beispiel, welche Kombinationsmög- 
lichkeit vorhanden ist. Durch die gleiche 
Form der einzelnen Kästen, gleichgültig, 
für welche Verwendung sie benutzt werden, erhält man 
einen formschönen Aufbau, so daß diese Verteiler nicht 
aur in der Industrie, sondern auch in Büros, Ladengeschäf- 
ten, Kinos und Theatern verwendet werden können. 


ETZ 602 
Bild 17. 
Verteilerkasten 


Die Vereinigte Isolatorenwerke AG. (Via- 
cowerke), Berlin, hat sämtliche Konstruktionen auf die weit- 
gehende Verwendung von Bauelementen aus Isolierstoff 
abgestellt. So wurden bereits vor dem ersten Weltkrieg 
u.a. Zählertafeln aus Isolierstoff insbesondere für Export- 
zwecke gefertigt. Die gesammelten Erfahrungen haben be- 
wiesen, daß es dem Streben nach umfassender Verwendung 
von Isolierstoffen in der Elektrotechnik abträglich ist, wenn 
gedankenlos für die verschiedenartigen Geräte immer die 


gleichen Standard-Isolierstoffe benutzt oder von der Ver- 
braucherseite her gar verlangt werden. Die Viacowerke 
sehen deshalb seit jeher, ausgehend vom Verwendungs- 
zweck und der konstruktiven Gestaltung der Geräte, jeweils 
die zweckmäßigsten Isolierstoffe vor. Man kann dies an den 
ausgestellten Fabrikaten feststellen, die in der Hauptsache 
aus Kabel-Hausanschlußkästen, Freileitungs-Hausanschluß- 
sicherungen, Hauptleitungs-Abzweigkästen und Zähler- oder 
Verteilungstafeln bestehen. Daneben sind besonders für den 
Zähler- und Anlagefachmann die ausgestellten Muster an 
Hoch- und Niederspannungsprüfklemmen, Spannungsanzei- 
gegeräten, Anlaufprüfern ein recht interessantes Gebiet. Auch 
eine komplette Hochspannungstafel aus Isolierstoff, wie sie 
für ein namhaftes Eltwerk hergestellt wird, ist zu sehen. 


Die seit langem gut eingeführten isolierstoffgekapsel- 
ten Sicherungskästen der Klöckner-Moeller GmbH, 
Type KSK, die auf der vergangenen Messe in etwas ver- 
änderter Form gezeigt wurden, werden ergänzt durch die 
Automatenkästen Type ALK mit etwa 10 mm höherem 
Deckel, welcher den Einbau von Leitungsschutzschaltern an 
Stelle der Sicherungen gestattet. Die Kästen werden normal 
in der Schutzart P 30 geliefert {Bild 18). Die Automaten 
können jedoch mit den von den Sicherungskästen her be- 
kannten Hauben abgedeckt werden, Dieser Automatenkasten 
kann mit dem bereits vorhandenen Sicherungskasten zusam- 
men oder allein zu Kleinstverteilern zusammengebaut wer- 
den. Die zulässige Sammelschienenstromstärke ist 50 A. Die 
Automatenkästen stellen eine wertvolle Ergänzung des Ver- 


> a - — =- 


ETZ 595 


=- -— ~ 


Bild 18. Lichtverteilerkasten mit Automaten 
teilerprogramms dar, insbesondere da immer mehr die Siche- 
rungen durch Leitungsschutzautomaten verdrängt werden. Der 
auf der vorjährigen Messe erstmalig gezeigte Mittelverteiler 
Type SK 8 hat sich inzwischen gut eingeführt. 


Bei den Kontakten für 
NH-Sicherungs-Unterteile 
(Bild 19) und NH-Siche- 

rungs-Trennschalter 
kommt es auf besonders 
guten Stromübergang an, 
damit nicht durch die 
© Kontaktgabe die in der 
Sicherung unvermeidbar 
erzeugte Wärme noch ge- 
steigert wird. Die Wick- 
mann-Werke AG, 
Witten, haben für diese 
Zwecke einen neuen Kontakt entwickelt, bei dem die Kon- 
taktstücke beweglich gelagert sind und die Kontaktgabe 
auf Linien erfolgt. Diese Kontakte sichern auch bei nicht 
ganz planparallelen Messerkontakten einen einwand- 
freien Stromübergang mit geringstmöglichstem Spannungsab- 
fall und haben deshalb günstige Erwärmungsverhältnisse. Im 
Vergleich mit üblichen Federkontakten fällt das sehr leichte 
Ein- und Ausschalten bei den neuen Kontakten besonders auf. 
Auc die Hochspannungs-Trennschalter der gleichen Firma 
werden mit diesen Kontakten ausgerüstet. 


ETZ 591 


Bild 19. 


NH-Sicherungs- 
Unterteil 


210 


Elektrotechnische Zeitschrift ?1. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1956 


ng 


Die Firma Robert Karst, Berlin, stellt ihren neuen 
Bananenstecker „Roka-Schloßsteker” aus, bei dem die 
Drahtbefestigung durch Festschrauben (ohne Schraubenzie- 
her) erfolgt. Weiter sieht man auf dem Stand dieser Firma 
neu entwickelte Zimmerisolatoren sowie einen Antennen- 
schiebeschalter mit Anzeige, ob die Antenne am Gerät liegt 
oder geerdet ist. 


In der Praxis der Fördertechnik sind die Geschwindig- 
keiten des Fördergutes nicht selten so groß, daß die Be- 
tätigung eines elektrischen Kontaktes von Bruchteilen von 
Sekunden nicht ausreicht, um eine Relais- oder Schützspule 


zu sättigen und damit einen neuen Stromkreis für eine Sig-. 


nal- oder Schützbetätigung zu schließen. Die nachstehend 
beschriebene Einrichtung der Firma Carl Henrich, 
Wuppertal, wird bei Rohrpostanlagen verwandt, in welchen 
die mit 8..10 m/s Geschwindigkeit bewegte Förderbüchse 
einen Relaisstromkreis sicher schließen muß. 

Auf einer festste- „ 

enden Achse 8 (Bild N 
20) schwingt ein lose 
gelagerter Ring 1, der 
in das Fahrrohr hin- 
einragt und der von 
der leichten Feder 6 
sowie dem Schwing- 
hebel 2 in der gezeich- 
neten Lage festgehal- 
ten wird. Die Feder 6 
kann durch ein zwei- 
tes auf der linken Sei- 
te symmetrisch ange- 
ordnetes Schwingsy- 
stem ersetzt werden, 
wodurch bei wechseln- 
der Betätigungsrich- 
tung nur die für diese 
Richtung bestimmten 
Kontakte geschlossen 
as an Bild 20. Kontaktzeit-Verlängerer l 
feststehenden Achse 9 gelagert und wird bei den stoß 
artigen Verschiebungen des Ringes 1 durch die vorbei- 
gleitende Rohrpostbüchse in der Betätigungsrichtung nach 
oben geschleudert. Dadurch wird von der Mitnehmeradhse 7 
das lose auf der Achse 9 gelagerte Schwungsceibenpaar 5 
in drehende Bewegung versetzt, das sich infolge seines Be- 
harrungsvermögen noch weiter dreht, nachdem der Schwing- 
hebel 2 auf einem nicht gezeichneten Anschlag zur Ruhe ge- 
kommen ist. Bei Bewegung der Schwungsceiben 5 wird 
eine Torsionsfeder 3 gespannt, welche die rückläufige Be- 
wegung der Schwungsceiben 5 und des Schwinghebels 2 
bewirkt. Auf einer der segmentartig abgeflachten Schwung- 
scheiben 5 gleitet ein lsolierstück 4, welches mit der unte- 
ren Kontaktfeder fest verbunden ist. Bei einsetzender Dreh- 
bewegung der Schwungsceiben 5 wird die untere Kontakt- 
feder gehoben und schließt den Stromkreis so lange, wie 
die Drehbewegung anhält. Durch die erreichte Verlängerung 
in der Kontaktgebung kann das Relais R sich gut sättigen 
und seinen Anker sicher betätigen. 


474°. 1 


Widerstände und Kondensatoren” 


An Stelle der bekannten luftgekühlten Widerstände hat 
die Schaltgerätefabrik Starkstrom, Gummersbach, eine 
Konstruktion durchgeführt, um diese Widerstände an die 
Arbeitsmaschinen selbst, wie Druckereipressen, Werkzeug- 
und Holzbearbeitungs-Maschinen usw. raumsparend auszu- 
bauen. Solche Widerstände werden oft bei Gegenstrombrem- 
sung oder beim unmittelbaren Einschalten der Motoren ver- 
wendet. 


Bei der Firma Hund und Weber, Geisweid, wer- 
den legierte Gußeisen-Widerstände hergestellt, deren Ele- 
mente hochelastisch, erschütterungs- und stoßfest sind und 
sih besonders für die Fertigung von Anlaß-, Regel-, 
Schlupf- und Gegenstrombremswiderständen für Dauer- und 
Aussetzbetrieb eignen. Bergbau-, Hüttenbetriebe u.a. die 
hohe Ansprüche stellen, bevorzugen diese Gußwiderstände. 
Für weniger hoch beanspruchte Antriebe werden Wider- 
stände aus Konstantan oder anderen Widerstandsmateria- 
lien gefertigt. 


* s, a. Fernmeldetechhnik. 


Die Rosenthal-Isolatoren GmbH., Selb/Bay- 
ern, zeigt auf ihrem Stand Widerstände aller Art für das 
Gesamtgebiet der Elektrotechnik. Unterschieden werden vor 
allem 2 Arten von Widerständen, und zwar Halbleiter-Wi. 
derstände und drahtgewickelte Widerstände. Die Halbleiter- 
widerstände sind bekannt unter dem Namen „Schit 
widerstände” und werden in den nach DIN 41400 vorge 
schriebenen Klassen geliefert. Die bekanntesten der draht- 
gewicelten Widerstände sind die seit Jahrzehnten herge- 
stellten grün glasierten Drahtwiderstände, die unter dem 
Namen „Rosenthal-Hocleistungswiderstände’ weitgehend 
in der Technik Verwendung finden und eine einwandlreie 
tropensichere Ausführung darstellen. 

Neben diesen sind hervorzuheben die seit einem Jahr 
zehnt bewährten Drahtwiderstände mit einer Spezial-Ze 
mentschutzshicht sowie Widerstände für Post und Ferr 
meldetechnik in den vorgeschriebenen Ausführungen uni 
Spezialanfertigungen. Hier wird als Neuerung ein Wider 
stand gezeigt, der gleichzeitig als Sicherung dient und i 
Störungsfällen abschmiilzt. 

Beachtung verdienen auch die ausgestellten Draht 
Drehwiderstände (Potentiometer) mit zementierter Schutz 
schicht, deren Typenreihe erweitert wurde durch den ne 
hinzugekommenen Drehwiderstand für eine Nennbelastbaı 
keit von 250 W und in Tandemanordnung von 500 W. Ge 
zeigt werden insbesondere die verschiedensten Kombina 
tionen solcher Potentiometer sowie deren Zusammenbe 
mit Schaltern usw., womit gleichzeitig auch auf die Sonder 
anfertigung im Gesamtgebiet elektrischer Widerstände ve! 
wiesen sei. 


Für die Leistungsfaktorverbesserung hat die AEG st 
wohl Hochspannungs- als auch Niederspannungskondensali 
ren neu entwickelt. Die Kondensatoren haben vollkomme 
geschlossene geschweißte Glattblechkästen mit öl- und ga 
dichten Durchführungsisolatoren. Die jeweis gewünschte 
Leistungen werden aus den Grundeinheiten von 10, 16 
und 50 kVA zusammengestellt. 


Die Hydrawerk Aktiengesellschaft, Be 
lin N 20, zeigt ebenfalls Kondensatoren für die Starkstror. 
und Hochspannungstechnik. Neben den Typen zur Leistung 
faktorverbesserung sind nicht minder bedeutungsvoll d 
Glättungskondensatoren, Motorkondensatoren, Kondensalı 
ren für Hoch- und Mittelfrequenz-Schwingungskreise, fi 
elektromedizinishe Apparate usw. Auch werden ber 
Sondertypen für die neuesten  Anwendungsgebiete, z 
Kondensatoren für die Leistungsfaktorverbesserung W 
Leuchtstofflampen und Kondensatoren für die modern 
Photoblitzgeräte hergestellt. Es schließen sich an: Konde 
satoren für die Entstörungs- und Rundfunktechnik (hier t 
sonders Elektrolyttypen neuzeitlicher raumsparender Ba 
art mit rauhen Anoden), Kondensatoren für die Fernmelc 
technik und für die Auto-Elektrik (Batterie- und Magn 
zündung, Elektrohupen, Autoentstörung). 


Neben Rohrkondensatoren und verschiedenen St 
schutzaggregaten in der üblichen Bauweise stellt die Fir 
Walter Brandt GmbH, Leopoldstal-Lippe, erstma 
ihre Elektrolytkondensatoren aus. Nach langer Entwit 
lungsarbeit innerhalb der Firma wurde ein neuartiges H! 
stellungsverfahren für Elektrolytkondensatoren ausgearb 
tet, das kleine Fertigungstoleranzen einzuhalten gestat 
und mit rationeller Herstellung vereinigt. Infolge dies 
Verfahrens war es möglich, Kondensatoren mit extrem kl 
nem Reststrom bei geringem Verlustwinkel und hoher Spa 
nungsfestigkeit zu liefern, die außerdem geringe Tempe! 
turabhängigkeit des Reststromes aufweisen. Zusammen M 
einem ebenfalls neuentwickelten Dauerprüfverfahren, d 
die Kondensatoren unter schwersten Spannungs- und Te 
peraturbedingungen prüft, ist damit die Fabrikation eın 
hervorragenden Elektrolytkondensators in gleichbleiben: 
Qualität und langer Lebensdauer gesichert. 


In der Radioindustrie und in anderen gerätebauend 
Industrien werden immer mehr Elektrolytkondensatoı 
kleinster Abmessungen gefordert. Dieser Forderung trag 
die neuen WZ-Kleinelyts der Firma Wilhelm Zeh K 
Rechnung. Durch vorteilhafte Konstruktion und Verwendu 
aufgerauhter Folie haben sie einen außergewöhnlich ger 
gen Raumbedarf. Gegenüber Elektrolytkondensatoren m 
maler Bauart ist der Kleinelyt in vielen Fällen um m: 


2. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 8/9 


211 


als die Hälfte kleiner. Kleinelyts werden in Aluminium- 
becher und in Hartpapierrohren geliefert. Die technischen 
Werte nach DIN 41332 werden garantiert, die mittleren 
Werte liegen wesentlich niedriger. 


Leitungen und Zubehör, Isolation 


Von der Firma Felten & Guilleaume Carls- 
werk A G, Köln-Mülheim, werden vor allem Kabel und Lei- 
:ıngen ausgestellt. Besonders interessant sind hier die auf 
ser Hannoverschen Messe zum erstenmal gezeigten Muster 
von Ol- und Druckkabeln für Höchstspannungen. Das ausge- 
stellte Einleiter-Olkabel für 110 kV aus einer Lieferung von 
1944 hat bei einem Kupferquerschnitt von 150 mm? eine 
Ubertragungsleistung von 70 MVA. Da auf dem Messestand 
der Firma auch eine Olkabelsperrmuffe sowie ein Dlkabel- 
endverschluß nebst Drucktank gezeigt werden, kann man sich 
hier ein vollständiges Bild einer Olkabel-Anlage machen. 
Das Spezialöl füllt alle Hohlräume des Kabels aus, da es in- 
rerhalb des Hohlleiters vom Drucktank aus stets unter Uber- 
druk gehalten wird. Vermittels besonderer Druckzellen 
nımmt der Tank alle Olvolumenänderungen der Anlage auf. 


Das ebenfalls im Muster gezeigte Druckkabel für Höchstspan- . 


nıngen, zu dem auch Muffe und Endverschluß gezeigt wer- 
den, verfolgt das gleiche Ziel, jede Hohlraumbildung inner- 
halb des Kabels dadurch zu vermeiden, daß das Kabel in 
einem Stahlrohr verlegt und dort unter Gasdruck gehalten 
wird. Durch diese Maßnahme liegen bekanntlich die elek- 
trishe und auch die thermische Belastbarkeit von Ol- und 
Drukkabeln wesentlich 'höher als bei gewöhnlichen Masse- 
kabeln. An Sonderkabeln für Starkstrom zeigt die Firma 
mannigfaltige Ausführungen. Besonders 'bemerkenswert sind 
hier die Gruben-, Schacht- und Streckenkabel sowie Spezial- 
qummibleikabel für die Installation auf Schiffen. 

Auch aus dem umfangreichen Fertigungsprogramm für 
Fernmeldekabel werden eine Reihe von Beispielen gezeigt. 
Interessant sind hier vor allem die neuartigen Hochfrequenz- 
Sende- und Empfangskabel, die z. T. mit einer Styroflex- 
Lnftraumisolation, z. T. mit einer Lupolen-Vollisolation aus- 
geführt sind. Hochfrequenz-Schaltleitungen werden ebenfalls 
gezeigt, die wie die Kabel für die verschiedensten Frequenz- 
vereihe und Übertragungsleistungen gefertigt werden, Die 
bereits auf der Münchener Elektromesse erstmalig von Fel- 
ten & Guilleaume gezeigten Kabel mit Aluminiummantel 
werden auch in Hannover wieder vorgeführt. Diese neuarti- 
gen Kabel sind für Sonderzwecke geeignet, wo normaie Blei- 
mintel den mechanischen Beanspruchungen nicht genügen 
nd wo Erschütterungskorrosionen an Blei zu befürchten 
«nd, wie beispielsweise auf Brücken, oder wo ein Mantel 
mit hoher Leitfähigkeit verlangt wird, wie z. B. bei Hoch- 
frequenzkabeln. 

Aus der vielgestaltigen Fertigung für isolierte Leitungen 
zeigt die Firma eine Reihe von Mustern, wobei besonders die 
kunststoffisolierten und kunststoffumhüllten Leitungen in- 
teressant erscheinen. Neben den bekannten Leitungstypen ist 
besonders die leichte und flexible Schlaucdleitung mit Kunst- 
stoffmantel zu beachten, die überall dort Verwendung findet, 
wo Gummischlauchleitungen versagen, also z. B. bei Ultra- 
violettbestrahlung, bei Ozoneinwirkung, wo weiße Farbe und 
Sbwaschbarkeit bzw. Desinfektionsmöglichkeit gefordert 
wird. Interessant sind auch umhüllte Bleimantelleitungen 
und Rohrdrähte, bei denen die Umhüllung aus wetterfestem 
nd unverrottbarem Kunststoff besteht und die umhüllten 
Leitungen mit Kunststoffhülle, die in vielen Fällen wieder- 
standsfähiger und haltbarer sind als die bekannten PLWC- 
Leitungen. Auch als Isolierhülle eroberte sich der Kunststoff 
ımmer weitere Gebiete, besonders seitdem es durch geeignete 
Auswahl der Ausgangsprodukte der Firma Felten&Guil- 
leaume gelungen ist, eine Kunststoffisolation zu fertigen, 
die feuchtigkeits- und gleichzeitig gleichspannungsfest ist. 
In diesem Zusammenhang interessieren auch die Lupolen- 
isolierten Wickeldrähte für Unterwassermotoren (Tauchmo- 
toren), die, unmittelbar in Wasser liegend, eine Betriebsspan- 
Lung von 500 V isolieren. 


Mit den in den ersten Nachkriegsjahren herstellbaren 
synthetischen Drahtlacken waren Lackdrähte höchster Qua- 
lität, wie sie am Weltmarkt gefordert werden, nicht erziel- 
bar. Daher waren die Ergebnisse bis in die jüngste Zeit 
hinein nur als Übergangsstadium anzusehen. Bekanntlich 
sind auf diesem Spezialgebiet im Ausland sehr interessante 
Neuentwicklungen durchgeführt worden, die einen unge- 


wöhnlichen Fortschritt in der Isolationstechnik bedeuten. 
Wir nennen hier nur einmal auf dem Drahtisolations-Ge- 
biet die Formvar- und Nylon-Isolation und zum anderen auf 
dem Gebiet der Glasisolation die Silikone. Wenn auch 
selbst in den Entwicklungsländern die Anwendung dieser 
hochwertigen und daher teuren Werkstoffe aus wirtschaft- 
lichen Gründen noch nicht allgemein erfolgt, so nehmen sie 
doch speziell auf dem Gebiet der Drahtisolation einen im- 
mer höheren Anteil für sich in Anspruch. Die hohe thermi- 
sche und mechanische Beanspruchungsmöglichkeit einerseits 
und die sehr bedeutende Einsparung im Gesamtmaterialauf- 
wand im Elektromaschinenbau anderseits sind bedeutende 
Vorteile, denen sich die Elektroindustrie nicht verschließen 
kann. Die Silikon-Lackisolierung wird heute bisher nur bei 
hochbeanspruchten elektrischen Bahnmotoren und Geräten, 
die höchste Feuchtigkeitsbeständigkeit erfordern, wie zZ. B. 
Radar, in steigendem Maße angewandt. Die Firma Dr. 
Beck & Co., Hamburg, hat schon vor mehr als 10 Jah- 
ren die Entwicklung gleichwertiger Isolatoren angestrebt. 
Nunmehr ist auf dem Gebiet der Kupferlackdrähte nicht 
nur der Anschluß an den Weltmarkt gefunden, sondern es 
stehen Materialien zur Verfügung, die — weitgehend auf 
dem’ vorhandenen normalen Maschinenpark einsetzbar — 
Lackdrähte ergeben, die nicht nur den besten ausländischen 
Fabrikaten entsprechen, sondern sie teilweise übertreffen. 

Während die Verwendung von ölmodifizierten Kunst- 
harz-Drahtlacken heute stark in den Hintergrund getreten 
ist, nahmen in den letzten 10 Jahren ölfreie Kunstharzlacke, 
vorwiegend auf Harnstoff-Melamin-Basis, einen bedeuten- 
den Raum ein. Sie finden heute nur noch infolge des gün- 
stigen Preises für umsponnene Drähte und gewisse stark 
modifizierte Typen für feine Drähte mit Doppellackschicht 
von 0,10...0,40 mm Dmr. Verwendung. 

Die internationale Entwicklung liegt so, daß heute für 
den Großeinsatz für die Drahtisolierung mehrere chemisch 
völlig verschiedene Isolationen verwandt werden. In Perdu- 
ran, das auf einer neuartigen Kunstharzkombination basiert, 
liegt eine solche Neustoff-Drahtisolation vor. Infolge sei- 
nes hochmolekularen Aufbaues ist es höher viskos als die 
bisher üblichen synthetischen Drahtlake. Mit Perduran 
emaillierte Lackdrähte übertreffen die in DIN 6450 bzw. 
46454 gestellten Anforderungen in vielen Punkten erheb- 
lich, besonders hinsichtlich der Oberflächenhärte, der me- 
chanischen Festigkeit und der Anlösung durch aliphatische 
sowie aromatische Kohlenwasserstoffe, Alkohol, Ester und 
Ketone und in der Abreibefestigkeit. Die Härte des Lack- 
films liegt um mehrere H-Punkte (Bleistiftprüfung) höher 
als bei den bisherigen Kunstharzlacken. - 

Eine Isolation, die für den Elektromaschinenbau von 
entscheidender Bedeutung im Ausland bereits ist und in 
Deutschland ständig ar Boden gewinnt, ist Pernylit, ein 
hochelastisches Material mit hervorragender thermischer Be- 
ständigkeit. Die Oberflächenhärte liegt besonders hoch und 
wird auch durch die Einwirkung von Benzol, Ol, Azeton 
usw. nicht beeinflußt. 

Bei der Auswahl, für die sih ein Abnehmer endgültig 
entscheidet, wird es einmal darauf ankommen, welche Ty- 
pe auf den vorhandenen Maschinen wirtschaftlich am gün- 
stigsten zu verarbeiten ist. Weiterhin wird entscheidend sein, 
für welche Zwecke die Lackdrähte hergestellt werden. Es 
lassen sich mit allen Sorten sehr ähnliche Effekte erzielen. 
Im maßgeblichen Ausland findet man daher auch mehrere 
chemisch verschiedene Drahtisolationen bzw. isolierte Dräh- 
te nebeneinander. Das an sich schon immer diffizile Gebiet 
der Lackdrahtherstellung ist hierdurch noch weiter spezia- 
lisiert worden. Andererseits werden mit den neuen Draht- 
isolationen Gütewerte erzielt, die mit allen bisher bekann- 
ten Ol- und Kunstharz-Drahtlacken nicht annähernd erreich- 
bar waren. 

Auf dem Gebiet der Tränklacke sind sehr erhebliche 
Fortschritte erzielt und damit viele Mängel im Elektroma- 
schinenbau behoben worden. International wird heute der 
modifizierte, fettsäurehaltige oder auch ölfreie Kunstlack 
am meisten verwendet. 

Die Glasisolation, d. h. die Isolation blanker Kupfer- 
leiter durch Glasseide bzw. Glasgespinst hat einen immer 
größeren Raum im Elektromaschinenbau eingenommen. 
Von der Firma Dr. Beck u. Co. stehen auch auf diesein 
Gebiet erprobte Erzeugnisse für Drähte und Leitungen zur 
Verfügung. 


Zum ersten Male seit der 1945 erfolgten Auflösung der 
IG Farbenindustrie AG. stellt sich die Badische Anilin- 


212 


& Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh., mit einer großen, nach 
den Abnehmerindustrien gegliederten Schau der Offentlich- 
‚keit vor. Sie zeigt Kunststoffe und weiter viele Hilfsmittel 
für alle Industrien, wie Farben, Leime u. dergl. 


Das lsolierwerık Wilhelm Reidt, Herzberg (Harz), 
zeigt sein Fabrikationsprogramm, nämlich Litzen und PreB- 
litzen für Wandler und Motoren, besonders Hochspannungs- 
motoren, auch Litzen für Mittel- und Hochfrequenzgenera- 
toren. Weiter sind mit Feinseide umklöppelte Dynamodrähte 
sowie mit Glasseide geklöppelte Profildrähte für Straßen- 
bahnmotoren zu sehen. 


A.Schiffmann, München 13, stellt vor allem kräf- 
tig durchgebildete Kupfer- und Aluminiumklemmen aus, da- 
neben Sonderkonstruktionen für Zweimetallverbindungen, 
Alcubi-Klemmen und Aluminium-Endbundklemmen mit Kup- 
ferabzweig. Bei ersteren bietet ein vollkommen korrosions- 
sicher gestaltetes Doppelmetallstück einen ausgezeichneten 
Stromdurchgang, während die zweite Ausführungsart einer 
Doppelmetallklemme als Aluminium-Endbundklemme durch- 
gebildet ist, von welcher nach einem gleichfalls korrosions- 
sicher gestalteten Ubergang von Aluminium auf Kupfer der 
Hauseinführungsdraht aus Kupfer kontaktsicher ‘und kräftig 
abgeklemmt werden kann. Als Spezialerzeugnis stellt diese 
Firma außerdem eine Erdungs-Kopfklemme für Sicherheits- 
erdungen in Hochspannungsleitungen her, die anderseits 
ebenso für Stromentnahmezwecke verwendet werden kann. 
Sie ist als Schraubklemme mit schwenkbarer Spindel durch- 
gebildet. Ihre zuverlässige Handhabung selbst von schwie- 
rigen Standorten aus ist hervorzuheben. 


Die Firma Niedergesäß & Co. Berlin-Steglitz, 
zeigt eine Isolierschelle, deren Unterteil umwendbar ist. 
Damit wird mit einer Schelle eine sehr große Anpassungs- 
möglichkeit an Drahtdurchmesser von 4 bis 16 mm erzielt. 
In der einen Stellung erfaßt man Leitungen von 4 bis 9 mm 
Durchmesser und in der anderen solche von 7 bis 16 mm 
Durchmesser. Die Schelle ist druckentlastet, schraubenlos, 
unempfindlih gegen Waser, Ol, Benzin, 
zierlich im Hinblick auf die Reichweite und dabei von höch- 
ster Festigkeit. Unter Druckentlastung ist zu verstehen, daß 
die Schelle im Unterteil kein Befestigungsloch hat, also 
auch nicht von Schrauben- oder Dübelspannungen gesprengt 
werden kann. Diese Drücke nimmt mit Sicherheit ein Bügel 
(Schellenträger) auf. Erst mit dem Einlegen des Unter- 
teiles auf den Bügel und dem Auflegen des Oberteiles be- 
kommt die Schelle einwandfreien Halt und Schluß, der 
nicht mit {verlierbaren) Schrauben, sondern mit Biegeschen- 
keln durchgeführt wird, die rasch und zuverlässig meist 
von Hand in die dafür vorgesehenen Rillen umgelegt 
werden. Die Wendeschelle ist zierlich gestaltet, so daß sie 
allen Wünschen auf Platz-, Gewichts- und Kostenerspar- 
nis entgegenkommt, ohne an Haltekraft und Festigkeit 
preiszugeben. Sie kann schwarz und weiß hergestellt wer- 
den, um auch jeder geschmacklichen Anforderung zu ge- 
nügen. 


Verkehrstechnik 


Die Firma Maschinenfabrik Esslingen ent- 
wickelte den ausgestellten Kleinschlepper „Teddy“, der 
mit etwa 150 mm kleinstem innerem Wenderadius ein sehr 
bewegliches Fahrzeug darstellt, das mit 1750 mm größter 
Länge und nur 750 mm größter Breite das Befahren engster 
Räume und schmalster Werkstraßen erlaubt. Bei einem Ei- 
gengewicht von nur 750 kg einschließlich 40zelliger Gitter- 
platten-Bleibatterie von 100 Ah Kapazität und 80 V Span- 
rung erreicht der Kleinschlepper Teddy mit einmaliger 
Batteriefüllung eine Betriebsdauer von 8 h bei einem Lei- 
stungsvermögen von 3 bis 4 t Anhängelast, das kurzzeitig 
auf 5..6 t gesteigert werden kann. Das Fahrzeug ist als 
Führersitzschlepper ausgebildet. Zum weichen Anfahren 
und zur Regelung der Geschwindigkeit ist ein 6stufiger 
Walzenschalter eingebaut. Der Motor von 2 kW Leistung 
und 75 V Spannung wirkt auf die Hinterachse. Er ist im 
Fahrgestellrahmen aufgehängt und mit dem Getriebe zu- 
sammengeflanscht. Das Zahnräderwerk des Getriebes läuft 
im Olbad. Die Stirnseite des Fahrzeuges trägt eine einfache 
Steckbolzenkupplung, während das Fahrzeugende mit einer 
Stufenkupplung versehen ist. 

Ferner zeigt die Maschinenfabrik Esslingen 
auf ihrem Ausstellungsstand neben anderen Fahrzeugen 
einen Hochhubkarren mit Einmotorenantrieb, der über ein 
mechanisches Differential auf die Treibachse mit Doppel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


selbst Säuren, 


20. April 195) 


gelenkwellen wirkt. Der Hauptstrommotor ist kurzzeitig 
auf das Doppelte überlastbar. Der dauerhafte Segment- 
walzenschalter mit besonderem Funkenziehkontakt arbeitet, 
bei stromloser verlustfreier Schaltung in allen Stufen, übe: 
drei Schaltstufen und je eine Bremsstufe im Vor- und Rüd- 
wärtsgang. Der Schalter der elektrohydraulischen Hubvor- 
richtung hat fünf Stufen und wird mittels Handhebel vom 
Führerstand aus betätigt. Ein Antriebsmotor von 2,7 PS 
Leistung betätigt die Hochdruck-Zahnradpumpe. Die höchste 
Hubstellung ist durch ein Überdruckventil begrenzt. Die Last 
ist in jeder Lage feststellbar. Gesenkt wird die Last strom- 
los durch ein regelbares Rücklaufventil, das ein weides, 
stoßfreies Absetzen des Ladetisches ermöglicht. Die Tele- 
skopführung der Hubscienen gestattet das Befahren auth 
niedriger Toreingänge., 


Auf die langjährigen Erfahrungen ihrer Konstrukteure 
gestützt, hat auch die AEG den Bau von Elektrokarren 
wieder aufgenommen. Es werden in der Hauptsache zwe: 
Typen wieder hergestellt, ein Führerstand- und ein Führer- 
sitzkarren. Beide Ausführungen weisen ein Höchstmaß an 
Sicherheit und Zuverlässigkeit auf. Der Führer ist bei die- 
sen Karren durch den Fahrerschutz aus starken Rohrbügeln 
besonders gesichert. 


Die Maschinenfabrik Stromag, Unna, zeigt u.a. eirt 
interessantes Modell ihres schlitzlosen Schleifleitungskanals 
(DRP) mit einer exakten Abdeckung des Kanals, die ohn- 
Gelenke störungsfrei arbeitet und ohne besondere Warturt 
auskommt. Da vorstehende Teile über Terrain nicht vor- 
handen sind, kann die Schleifleitungsanlage ohne weiteres 
mit gröe.ren Lasten befahren werden. Bei einer soliden 
Anlage mit Schlitzabdeckung ist es nicht mehr möglich, dab 
durch Herabfallen von Verladegut Kurzschluß und Veru: 
einigungen des Kanals herbeigeführt werden. Ebenso tra! 
die Schlitzabdeckung dazu bei, Unfälle, wie sie durd offene 
Kanäle oft vorkommen, zu vermeiden. 


Elektrowärme und Haushaltgeräte 
B BC hat Hochfrequenz-Röhrengeneratoren entwickelt. c.: 


in der Industrie für die Erwärmung von metallischen und auc. 


von nichtmetallishen Werkstoffen verwendet werden. Se 
arbeiten mit sehr hohen Frequenzen und erzeugen die Wimme 
direkt im Werkstück. Temperaturbeständige Werksto! 
werden deshalb hierbei garnicht benötigt, da sich ledıai à. 
das behandelte Stück erwärmt. 

Die Erwärmung von Stahl und NE-Metallen erfolgt ir- 
duktiv im magnetischen Hochfrequenzfeld. Infolge des be 
hoher Frequenz besonders stark in Erscheinung tretende: 
Skineffektes wird die Wärme in erster Linie an der Obe! 
fläche des Werkstücks erzeugt. Die Durchwärmung des Kern: 
geschieht durch Wärmeleitung innerhalb des Werkstücs 
sofern genügend lange erwärmt wird. Die HF-Erwarmun' 
kann deshalb sowohl zum Oberflächenhärten als auch zı7 
Durchhärten vergütbarer Stähle verwendet werden. D 
beim Oberflächenhärten der Kern sich nicht oder nur wez: 
erwärmt, kann sich das Werkstück nicht oder nur in geringe? 
Maße verziehen. Die Erhitzung auf Härtetemperatur er:c.« 
in wenigen Sekunden. Bei Oberflähenhärtung genuct:‘ 
Bruchteile von Sekunden. Die HF-Erhitzung eignet sich a. 
sehr gut zum Hart- und Weichlöten. Auch hier ergeben :. 
Lötzeiten von nur wenigen Sekunden und es wird erreicht. dż 
die Erhitzung auf die eigentliche Lötstelle begrenzt bie” 
Durch maschinelle Ausführung dieser Arbeiten wird > 
erheblichem Zeitgewinn höchste Wirtschaftlichkeit erz:r. 
Hochfrequenz-Erwärmungsanlagen können in die Fließ:er 
gung eingeschaltet werden. 

Die Erwärmung nichtmetallischer Werkstoffe gesd.: 
im elektrischen Hochfrequenzfeld, also kapazitiv, dad.:- 
daß die zu behandelnden Materialien zwischen die Pla‘! 
eines HF-Kondensators gelegt werden. Sie bilden dann t- 
Dielektrikum und erwärmen sich entsprechend ihrem \* 
lustfaktor, sofern genügend hohe Frequenzen und Spann ` 
gen verwendet werden. Diese liegen hierbei wesentlich 7": 
als bei der induktiven Erwärmung. Die Erwärmungsie.“ 
liegen im allgemeinen zwischen 20 Sekunden und 2 Mın.':: 
Am häufigsten wird dieses Verfahren zum Vorwärmen \ 
Preßmassen in Tabletten- oder Pulverform angewende:. | 
folge der gleichmäßigen Durchwärmung der zu verpressen‘: 
Massen ergeben sich erhebliche Vorteile, insbesondere ‘\: 
minderung der Preßzeiten und Verbesserung der Qua:'!: 
Die kapazitive HF-Erwärmung wird jedoch auch für vieie a: 


. metallbehälter ausgewechselt wurde. 


TE Mewa y 


| 


20. April 1950 


dere Zwecke benutzt, z. B. zum Verleimen von Holz, Trocknen 
von Farbstoffen, Arzneien und anderen chemischen Produk- 
ten. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist das schnelle Auftauen 
von eingefrorenen Lebensmitteln und das Erwärmen dem 
Kühlschrank entnommener Speisen. 

Die Firma Brown, Boveri & Cie. Aktiengesell- 
schaft, Mannheim, wird auf der Industriemesse Hannover 
solche Hochfrequenzgeneratoren im Betrieb vorführen. 


Die Firma Dr.-Ing. Otto Rudetz, Gifhorn/Hann., 
stellt ein neues elektrisches Bügeleisen „Dringo-Regulus“ 
her. Es handelt sih um ein schaltbares Eisen mit variabler 
Kontrolleuchte und UÜberhitzungsschutz. Ein Stufenschalter 
st hier eingebaut, welcher mehrere Heizstufen einschaltet 
und gleichzeitig eine rote Leuchte schwach oder stark zum 
Leuchten bringt. Durch diese Anordnung wird Strom ge- 
spart, die Leistungsaufnahme bei der Sparstufe beträgt nur 
rd. 180 W. Ein eingebauter Überhitzungsschutz, der eben- 
falls die Kontrollleuchte steuert, gestaltet das Bügeln ratio- 
nell. Zu erwähnen ist noch, daß durch die Verwendung 
eines eigens konstruierten Universal-Thermostaten dieses 
Sparbügeleisen sowohl für Gleich- als auh Wechselstrom 
verwendet werden kann und durch Einbau eines Natur- 
glimmereinsatzes eine lange Lebensdauer besitzt. Es wird 
mit Eigengewicht bis 9 kg gebaut und ist somit besonders 
für das Gewerbe und die Textil-Leder-Industrie ein wert- 
volles Produktionsmittel. | | 

Für rasche Modernisierung und Reparatur von Bügel- 
eisen mit Rillensohlen bringt die gleiche Fabrik einen Na- 
turglimmereinsatz mit Stahlblechpackung auf den Markt. 
Um das Aufquellen des Glimmers zu vermeiden und alle 
Sorten Bügeleisen mit Rillensohlen ohne Ausgießen be- 
nutzen zu können, wird eine Schutzhülle aus starkem Stahl- 
blech verwendet, die um den Einsatz verschweißt ist. Die 
Notwendigkeit von glatten Sohlen und planen Anpreß- 
platten entfällt somit. 


Die seit 15 Jahren im Handel befindlihen Elektro- 
Dampfbügeleisen. der Firma Robert Engler, Gelsen- 
kirchen, haben insofern eine Verbesserung erfahren, als 
der bisherige verzinkte Stahlbehälter gegen einen Leicht- 
Dieser Leichtmetall- 
behälter wird im Kokillenguß in einem Stück gegossen her- 
gestellt und gibt dadurch dem bekannten Gerät eine fast 
unbegrenzte Lebensdauer. Hinzu kommt noch, daß als 
Heizelement jetzt wieder ein Flachheizkörper mit Glimmer- 
isolierung und vernicelter Blechpackung: eingebaut wird. 
Das Gerät ist sowohl für den Inlandsbedarf wie für den 
Export lieferbar und wird in 2 Typen hergestellt, Type 
Standard, höchglanzvernickelt mit deschliffener Bügelsohle, 
hochglanzlackiertem Griff mit Daumennute; Type Superior, 
hochglanzvernicelt einschl. vernickelter Bügelsohle und 
mit Bügelgriff mit Daumennute in marmorierter Japanlack- 
Ausführung. - | 


Der Elektrogerätebau Stromrand, Berlin, stellt 
seinen neuen deckelbeheizten Universalkocher „Triumph“ 
aus, mit dem man braten, backen, grillen, rösten und kochen 
kann. Der Deckel kann getrennt als Tischbratpfanne be- 
nutzt werden. ' 


Eine andere Kleinküche stellt der Elektrogerätebau 


Kurt Titze, Berlin, unter dem Namen „Küchenfee“ her. 


Die Firma Albin Sprenger, Clausthal-Zellerfeld, 
bringt ein Mehrzweckgerät „Astron“ heraus, das im Prin- 
zip eine Heizluftdusche ist, die sich durch einen Luftstrom 
mit sehr großem Querschnitt auszeichnet. Die größere Lei- 
stuhg (1 kW) in Verbindung mit dem großen Luftstrahl- 
querschnitt setzt die Trockenzeit beim Haartrocknen auf 
weniger als !/, der üblichen Zeit herab. Das Gerät ist zum 
Beheizen kleiner und in der Übergangszeit auch größerer 
Räume geeignet. Während ein Strahlofen nur einen kleinen 
Bereich des Zimmers anstrahlt, erzeugt „Astron“ in wenigen 
Minuten eine gleichmäßige Temperatur im ganzen Raum. 
Im Sommer dient das Gerät als Ventilator. Die Umlauf- 
laufgeschwindigkeit ist in Stufen regelbar. 


Bei der Maschinenfabrik Wilh. Cordes KG, Lette, 
findet man eine Elektrowaschmaschine, deren Wringer durch 
im Olbad laufende Zahnräder angetrieben wird. Sodann 
wird eine Bügelmaschine ausgestellt, deren Walzenlängen 
100 und 140 cm betragen. Die Bügelmulde wird durch drei 
Flächenheizkörper erwärmt. Der Antriebsmotor ist für 220 V 
Wechsel- und Gleichstrom sowie für 380 V Drehstrom liefer- 
bar. Daneben gibt es noch elektrisch betriebene Trocken- 
schleudern und Wäschepressen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 - 


213 


Einen umfassenden Überblick über ihr Bauprogramm 
an Küchen-, Haushalt-, und Nahrungsmittelverarbeitungs- 
Maschinen gibt die Alexanderwerk A.-G., Remscheid. 
Da findet man Reib-, Schneid- und Schnitzelmaschinen, Rühr- 
und Schlagwerke, einen Kartoffelschäler. Lebensmittelge- 
schäfte werden sich für die Brot- und die Aufschnitt-Schnei- 
demaschinen interessieren. Kleine und große Wölfe, Groß- 
cutter, Kreissägen für Knochen, Schleifsteine und sogar eine 
Kombination aus diesen beiden werden ausgestellt. 


Die Firma Carl Neff GmbH, Bretten/Baden, hat nun 
wieder einen Elektrostilherd unter der Bezeichnung Nr.1400 
WST (Bild 21) herausgebracht, dessen Äußeres der heutigen 
amerikanischen Geschmacksrichtung angepaßt ist. Grundbe- 
‚dingung hierbei war, den Herd ohne vorstehenden Rahmen 
und Füße herzustellen. Sein Körper ruht auf einem mit gerun- 
deten Kanten versehe- 
nen, zurückspringen- 
den Sockel. Die Koch- 
platte ist an allen Sei- 
ten abgerundet und 
die Kochstelle mit 
einem aufklappbaren, 
gleichzeitig als Wand- 
schutz dienenden Ab- 
dekbleh versehen. 
Die Schalter sind in 
einer Schalternische 
vertieft angeordnet 
und der neu konstru- 
ierte Backofen dieser 
Type ist größer, als 
dies bisher auf dem 
europäishen Markt 
„bei Elektroherden üb- 
lih war. Seine Breite 
beträgt 40 cm, seine 
Höhe 26 cm und seine 
Tiefe 47 cm. Er ist voll- 
kommen geschlossen 

| und granitemailliert. 
Die Beheizung, die über einen Thermostaten geschaltet wird, 
erfolgt durch außenliegende Heizstäbe. Auch die Schalter- 
knebel für den Thermostat sitzen an der Schalterblende und 
dienen sowohl zur Einschaltung des Stromes, als auch bei 
weiterer Drehung zur Einstellung der gewünschten Tempera- 
tur nach einer Skala. Ein in die Schalterblende eingebautes 
beleuchtetes Thermometer gestattet die Kontrolle der Tem- 


ETZ 531 


Bild 21. Elektrostilherd 


“peratur. Der unterhalb des Backofens angebrachte Wärme- 


schrank dient zum Wärmen von Geschirr, Warmhalten von 
Speisen sowie zum Abstellen der nichtbenötigten Zubehör- 
teile für den Backofen. Beiderseits der Herdplatten können 
zur Verbreiterung der Abstellfläche Abstellplatten mit 
einem Handgriff eingehängt werden. Der ganze Herd ist 
"solide gebaut und voll emailliert. Der Backofen selbst ist 
durch seine gute Isolierung gegen Wärmeverluste geschützt. 
Es ist selbstverständlih, daß dieser Herd für sämtliche 
Stromarten und Spannungen geliefert werden kann. 


:Nach dem Verlust ihrer früheren Fertigungsstätten in 
den russisch besetzten Gebieten hat die AEG die Fabrika- 
tion von Kühlschränken in einem westdeutschen Werk wie- 
der aufgenommen. Das Programm umfaßt einen Haushalt- 
Kühlschrank von 130 1 Inhalt, einen Schrank mit 205 1 In- 
halt für Haushalt und Kleingewerbe und einen ausgespro- 
chenen Gewerbekühlschrank mit 450 I Inhalt. Alle drei Kühl- 
schranktypen werden durch mit Riemen angetriebene Kühl- 
maschinen gekühlt, die mit dem seit vielen Jahren bewähr- 
ten Rollkolbenkompressor ausgestattet sind, 


Neben Ihren Modeilen für 125, 180 und 360 1 zeigt die 
Firma Bitter-Polar, Kassel, auf der Hannoverschen 
Mustermesse erstmalig den „kleinen BIPO"”, einen elektro- 
automatischen Kühlschrank geringer Größe und Preislage. 
Der Kühlkörper ist als Gefrierplatte ausgebildet. Dies ist 
eine Verdampferform, wie sie aus dem Kühlmöbel-Spezial- 
bau zwar bekannt, bisher bei Haushaltskühlschränken aber 
noch nicht verwandt wurde. Eine derartige Gefrierplatte 
bietet bei großer Verdampfer- und Gefrierfläche alle An- 
nehmlichkeiten, wie Eisbereitung, Tiefkühlung, Getränke- 
kühlung usw., nimmt aber nur den Bruchteil vom Raum 
eines normalen Verdampfers ein. Der Raumbedarf einer 
solchen Gefrierplatte ist nicht größer als derjenige eines 
sonst im Kühlschrank verwendeten Auflagerostes. 


214 


Die Maschine dieses Schrankes ist weder hermetisch 
gekapselt noch offen, sondern eine Kombination dieser 
beiden bekannten Kältemaschinenausführungen. Gegenüber 
der hermetisch gekapselten Maschine hat sie den Vorteil, 
daß sie in allen ihren Teilen einschl. des Elektromotors 
leicht an Ort und Stelle repariert werden kann, falls sich 
irgendwelche Störungen einstellen sollten. Gegenüber der 
offenen Bauart hat sie den Vorteil, daß sie keine Stopf- 
buchse hat, also nicht undicht werden kann. 


Die Maschinenfabrik Steinau’Woyth&Co. Fulda, 
ist Herstellerin der Speiseeismaschinen und -Getriebe „Kon- 
da”. Ein an drei Stellen zu gleicher Zeit wirkender Spatel 
mit wechselndem Auf- und Abwärtsgang und eine Leit- 
schaufel sorgen für eine gründliche Auf- und Durcharbeitung 
der Speiseeismasse, so daß bei üblicher Kältezuführung 
Speiseeis in 5 Minuten hergestellt wird. Die Entleerung des 
Kessels erfolgt durch eine Drehung der Leitschaufel. Die 
Maschinen sind mit direktem Kraftantrieb ausgerüstet, und 
zwar mit einem vertikal aufgebauten Flanschmotor. 


Kühlschränke für 120, 180, 250, 600, 1100 und 1600 1 
Nutzinhalt sind auch bei BBC ausgestellt, ferner eine Tief- 
kühltruhe von 83 1 Inhalt, eine Speiseeismaschind und 
Kältekompressoren. 


Lichttechnik * 


Die Quarzlampen Gesellschaft mbH. Hanau, 
hat wieder ihre Modelle verschiedener Höhensonnen und 
Solluxlampen ausgestellt. Technische Neuerungen . weisen 
diese Geräte nicht-auf. Die im vergangenen Jahr erstmalig 
gezeigten Höhensonnen, bei denen im Reflektor mit dem 
Ultraviolett liefernden Quarzbrenner Ultrarot spendende Ro- 
tosilstrahler vereinigt waren, sind wiederum zahlreich ver- 
treten. 

Neuerscheinungen zeigt die Ausstellung der Quarz- 
lampen Gesellschaft dagegen auf dem Gebiet der 
technischen Anwendungen. Hervorzuheben sind die ver- 
schiedenen Quecksilber-Niederdrucklampen nebst zugehöri- 
gem Gerät, wie sie für Zwecke der Luftentkeimung heraus- 
gebracht werden. Es handelt sich um langgestreckte Quarz- 
lampen, die mit kalten Elektroden ausgerüstet sind und an 
Hochspannungs-Streufeldtransformatoren betrieben werden. 
Die Lebensdauer dieser Röhren beträgt 8000... 10000 h. 
Das Auffallendste an diesen Lampen ist die Vermeidung 
jeglicher Ozonerzeugung, damit die Vermeidung von Ge- 
ruchsbelästigung. Solche Entkeimungslafnpen werden z. B. 


in großem Umfange in der pharmazeutischen Industrie ein-. 


gesetzt, wo es sich darum handelt, empfindliche Güter unter 
sterilen Bedingungen zu erzeugen und zu verpacken. 

Für die Lumineszenz-Analyse werden einige neue, ele- 
gante und einfache Geräte gezeigt: einmal eine Kleinst-Ana- 
Iysenlampe in einem Tragkoffer und eine Kleinst-Analysen- 
lampe in Stabform. Beide Ausführungsarten sind für Kri- 
minalisten, Banken, Gemälde-Restauratoren, Briefmarken- 
Sammler und dgl. gedacht, während für das forschende La- 
boratorium die altbewährte Form des Kabinettimodeils der 
Analysenlampe nach wie vor erhältlich sein wird. 

Es hat sich gezeigt, daß auch die deutschen Hersteller 
von Lichtpausmaschinen mehr und mehr dazu übergehen 
wollen, ihre Maschinen nicht mehr mit Kohlebogenlampen, 
sondern mit langgestreckten Quecksilber-Hochdrucklampen 
zu bestücken. Diese sind mit Hüllen aus Quarzglas oder 
speziellen UV-durchlässigen Hartgläsern gleichfalls auf dem 
Stand der Quarzlampen Gesellschaft zu sehen. Schließlich 
fällt eine kleine Operationsleuchte auf, die sich zur Anwen- 
dung im zahnärztlichen Sprechzimmer besonders eignet, aber 
auch bei kleineren Eingriffen in der allgemeinen Chirurgie 
Verwendung finden kann. 


Die Firma Elektro-Vakuum GmbH., Berlin 
W 35 und Friedrichshafen-Fischbach (Bodensee), stellt wie- 
derum die bereits auf den früheren Messen gezeigte Hoch- 
gebirgssonne „Lucifer“ aus. Die Konstruktion ist in ihrer 
äußeren Erscheinung weiter vervollkommnet worden. Die 
besonderen Merkmale des Gerätes liegen in seiner prakti- 
schen Formgebung (Handkofferformat) und seinen kleinen 
Abmessungen von nur 3l x 22 x 9 cm, die es ermöglichen, 
das Gerät auch in der Aktentasche mitzunehmen. Das Gewicht 
beträgt nur etwa 3 kg, die Quarzbrennerleistung 375 W. 
Das Gerät bietet ein so großes Bestrahlungsfeld, daß in 
1 m Abstand Ganzbestrahlung einer erwachsenen Person er- 


* Lichttechnische Meßgeräte siehe unter „Meßtechnik, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


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folgen kann. — Neu wird diesmal ein Licht-Infrarot-Wä:- 
mestrahler unter der Bezeichnung „Hellux” gebracht m:t 
auswechselbaren Farbglasfiltern und unter Verwendung vor 
Philips-Infrarot-Strahlern. 


Die Firma Brökelmann, Jaeger & Busse KG. 
Neheim-Hüsten, hat sih dem Gebiet der Fassungen für 
Leuchtstofflampen besonders gewidmet und bringt neben 
den bereits bekannten runden, vollkommen messingka- 
schierten Leuchtstofflampen-Fassungen mit Befestigungswin- 
kel und Nippel einige Neuerungen. So wurde eine kleine 
runde Fassung entwickelt, die ebenfalls kaschiert ist. D:c 
Befestigung geschieht gleichfalls durh Winkel oder durch 
Nippel. Der Glimmzünder oder Starter ist in diesen kleinen 
Fassungen nicht untergebracht. Er muß gesondert eingebaut 
werden. Die hierzu notwendigen Einbaufassungen wurden 
auch konstruiert. 

Es ist bekannt, daß die Leuchtstofflampen in der Länge 
um einige Millimeter tolerieren. Das wirkt sich bei einem 
Reiheneinbau unangenehm aus. Diesem Umstand trug man be- 
sonders Rechnung und baute für diesen Zweck die Fassun- 
gen mit einem Federpuffer. Hierdurch wird der Längenunter- 
schied automatisch ausgeglichen. Für die U-förmige Osram- 
Lampe HN 72’G wird eine Fassung gezeigt, die aus einem 
Stück besteht. Die Toleranzen, die von Osram für die Krunm- 
mung der Röhre angegeben werden, werden in der Fassung 
automatisch ausgeglichen. 


Von der Wilhelm Zeh KG. sei noch ein Hand- 
lampentransformator erwähnt, der für 6 und 12 V Sekun- 
därspannung verwendbar ist. Die Spannung wird durch ein 
einfaches Umlegen von Kurzsclußbrücken an einer Klemm- 
leiste unter der Haube des Gerätes eingestellt. Durch ein 
Fenster ist die eingestellte Spannung ablesbar. An den 
Transformator können Glühlampen bis 35 W angeschlossen 
werden. Er ist besonders für Automobilreparaturwerkstätten 
geeignet, die über Biluxlampen mit einem beschädigten Glüh- 
faden verfügen. Die Biluxlampen können dann in der Hand- 
lampe aufgebraucht werden. Der Transformator ist um- 
schaltbar für die Netzspannungen 110, 125, 220 V. 


Die Firma C. Plathner, Hannover, zeigt Drossela 
und Vorschaltgeräte für Niederspannungs-Leuchtstofflam- 
pen. Sie unterteilen sih in normale Drosseln und Vor- 
schaltgeräte, in denen Drosseln mit einem Kondensator zu! 
Verbesserung des Leistungsfaktors und ein Störschutztrans- 
formator eingebaut sind; ferner in Vorschaltgeräte, die fur 
zwei 40 W-Leudhtstofflampen einen verbesserten Leistungs- 
faktor bewirken und den Flimmereffekt durch Phasendıre- 
hung vollständig vermeiden. Alle Drosseln und Vorschalt- 
geräte für Leuchtstofflampen werden in Stahlblechgehäusen 
in vergossener Ausführung (brummfrei und wetterfest) ge- 
liefert. 

Weiter sieht man Streufeld-Transformatoren für Neon- 
und Hochspannungs-Leuchtstoffröhren. Sie unterteilen sid 
in Kleine Typen von 600 bis 2400 V für 50, 75, 100 mA mit 
festem Nebenschluß und in die größeren Typen von 2000 
bis 6000 V mit 35..100 mA und veränderlihem Neben- 
schluß. Sämtliche Streufeld-Transformatoren werden in va- 
kuumimprägnierter Ausführung geliefert. 


Die Näh- und Arbeitsplatzleuchten von Frank! & 
Kirchner, Mannheim, mit Kranzscalter sind in ihrer 
Ausführung weitgehend verbessert, Sie werden mit Fas- 
sung Klein-Edison und Klein-Swan, mit schwenk- und aus- 
ziehbarem Stativ und völlig innen verlegter Zuleitung ge- 
liefert. 


Die Ernst Rademacher GmbH., Hilden, stellt 
ihre technischen Leuchten zur Schau, die sich in zwei Haupt- 
gruppen teilen, Handleucten und Leuchten mit Reflek- 
tor. Gemeinsam ist ihnen allen die R-Fassung, eine Spezi- 
alkonstruktion der Firma, die durch einen besonders kraft!q 
federnden Mittelkontakt ein Lockern der Glühlampe durch 
Stöße und Vibrationen ausschließt. Ein zweiter großer, durch 
Patent geschützter Vorzug ist bei den mit Gelenken verse- 
henen Leuchten das R-Universalgelenk. Dieses Gelenk arbeı- 
tet federnd, kann also auch nach noch so langem Gebrauch 
nicht erlahmen. Die Handleuchten sind an den in Betracht 
kommenden Stellen durch Gummiteile gegen Stoß und Fali 
geschützt. Man sieht wasser-, gas- und schwadendich!e 
Handleuchten für sämtlihe Arten von Industriebetrieben 
über und unter Tage, für Garagen, Lokomotiven, Hand- 
leuchten aus nichtleitenden Stoffen für Akkumulatoren- und 
Schalträume usw., Handleuchten für hohe Wärmegrade in 


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Ziegeleien, Industrieöfen, Bäckereien, schlagwetter- und ex- 
piosionsgeschützte Leuchten für Bergbau und Chemie. Sie 
werden mit Leistungen von 25 bis 100 W gebaut. 

Die Hohlraumleuchten, die bis zu 2 m lang gerade und 
gebogen gefertigt werden, dienen zum Ausleuchten von 
Fässern, Feuerbuchsen und anderen Hohlräumen; Spannun- 
cen 2,5...250 V, 0,5... 60 W. 


Spezialkonstruktionen zeigen die Zeichenmaschinen- 


leuchte und die Scherenleuchte, bei der das R-Universal- ° 


nelenk das Auseinandergleiten oder Zusammensacken der 
Leuchtschere in jeder Stellung unmöglich macht. Außerdem 
stellt die Firma Reflektorenleuchten her, ferner Leuchten 
für Ärzte und Krankenhäuser. 


Die elektrotechnishe Spezialfabrik Maehler und 
Kaege, Ingelheim, zeigt eine Vielfalt von Beleuchtungs- 
armaturen, Wandarmen, Fassungen, Lampen, Schaltern und 
Steckern aus Eisenblech, Gußeisen, Porzellan und Preßstoff. 


Besonderen Wert auf architektonisch schöne Ausführung 
ihrer Leuchtkörper legt die Firma Bruno Ganten- 
brink O. H. G., Menden, Kr. Iserlohn. Zahlreiche Dielen-, 
Außen-, Pfeiler-, Garten-, Straßen-, Park- und Werbeleud- 
ten beweisen den Geschmack der Hersteller. | 


Fernmelde- und Signalanlagen 


Trotz starker Verluste durch die Kriegswirren ist die 
Firma Mix & Genest Aktiengesellschaft jetzt 
wieder in der Lage, eine Fertigung hochwertiger Qualitäts- 
erzeugnisse in ihren Werken Stuttgart und Berlin sowie meh- 
reren Zweigwerken auf dem Gebiete des Fernsprec-, Fern- 
melde-, Rohrpost- und Förderwesens fortzusetzen. An der 
Spitze der Fertigung stehen 'die großen Fernsprechanlagen, 
wie sie für die Selbstwählämter der Deutschen Post (System 
RPS 40) und anderer Behörden geliefert werden. Bei den 
letzteren, zu denen vor allem die Betriebe der Bundesbahn 
und der Elektrizitätsversorgung zu zählen sind, ist die Ent- 
wicklung der Fernwahl zum Teil bereits ziemlich weit fort- 
geschritten. Aber auch bei den Postanlagen rückt die Einfüh- 
rung des Selbstwähl-Weitverkehrs mehr und mehr in den 
Vordergrund des Interesses. Dem dabei zu erwartenden An- 
wachsen des Verkehrs dürften die Leitungen in dem vorhan- 
denen Umfange aber nur dann gewachsen sein, wenn meh- 
rere Gespräche gleichzeitig mit Hilfe von Trägerfrequenz 
über eine Leitung gegeben werden. Mix & Genest haben 
sih daher auch an der Entwicklung dieses Trägerfrequenz- 
gebietes beteiligt. 

Bei den Großnebenstellenanlagen nach dem Vorwähler- 
system verdient die Einführung der Aufschaltung auf beste- 
hende Gespräche von Seiten der Vermittlungsbeamtin bei 
einem ankommenden Amtsgespräch und die darauf erfolgen- 
de selbsttätige Zuteilung dieses Gespräches nach Freiwer- 
den der gewünschten Nebenstelle mit Hilfe des Zahlengeber- 
tisches besondere Beachtung. Außer den mittleren, vollauto- 
matishen Nebenstellenanlagen, von denen die „Citomaten’ 
2—10, 3—25 und 5—50 für 2, 3 oder 5 Amtsleitungen und 10, 
25 oder 50 Nebenstellen im Betrieb zu sehen sind, seien die 
kleinen Nebenstellenanlagen für 1 Amtsleitung erwähnt, und 
zwar „Nurdie”, eine Reihenanlage mit bis zu 5 Nebenstellen, 
„Rela”, eine Reihenanlage mit Relaisanschaltung und 2 bis 5 
Nebenstellen, ‚Nowa’, ein Zwischenumschalter mit 2 Neben- 


stellen und die „Mixus’”-Anlagen, vollautomatische Kleinst- . 


nebenstellenanlagen mit bis zu 6 Nebenstellen. Die letzteren 
besitzen zwei Drehschalter, mit deren Hilfe wahlweise jede 
der angeschlossenen Nebenstellen zur Hauptstelle oder zur 
Weiterrufempfangsstelle gemacht werden kann. Erwäh- 
nenswert ist noch, daß die „Rela‘' während eines bestehenden 
Amtsgespräches — ebenso wie die vollautomatischen Anlagen 
— Rückfragegespräche und Hausgespräche zwischen zwei an 
dem Amtsgespräch nicht beteiligten Nebenstellen und Amts- 
gesprächumlegung von Nebenstelle zu Nebenstelle gestattet, 
und weiterhin, daß die „Rela‘, zumal sie die Zusammenschal- 
tung mehrerer Nebenstellen zu einem Konferenzgespräch zu- 
laßt, auch als Unteranlage (Zweitnebenstellenanlage) oder 
als Chef-Sekretär-Anlage innerhalb einer größeren Neben- 
stellenanlage verwendet werden kann. Für hohe Ansprüche 
wurde eine besondere ‚Chef-Sekretär-Anlage‘. geschaffen. 
Ihr Außeres ist dekorativ, und ihre Technik ermöglicht dem 
„Chef jede gewünschte Sprechverkehrsart mit seinen Mit- 
arbeitern oder der Außenwelt, ohne ihn persönlich mit den 
erforderlichen Manipulationen zu belasten. 


Eine weitere Neuheit ist die überaus vielseitige, ge- 
schmackvoll ausgestattete ünd einfach zu bedienende Rund- 
spruch- und Konferenzanlage „Mixofon'. Sie besteht aus 
einer Hauptstelle und bis zu zehn Teilnehmerstellen, die mit 
nach neuesten verstärkertechnischen und elektroakustischen 
Erkenntnissen entwickelten Mikrophon-Lautspredhern mit 
sprachgetreuer Wiedergabe ausgerüstet sind. Die „Mixo- 
fon”-Anlage ermöglicht Einzel- und Konferenzgespräde in 
Rede und Gegenrede. Die Anschaltung der Teilnehmerstel- 
len geschieht von der Hauptstelle aus, so daß dort also der 
Hinzuzug oder der Austritt der Teilnehmer der Konferenz 
gesteuert wird. Die Hauptstelle kann vollkommen frei und 
von jeder Stelle des Raumes aus besprochen werden, die 
Teilnehmerstellen dagegen besitzen für die Gegenrede eine 
besondere Taste.” Ein „Belauschen” ist somit bei dem „Mi- 
xofon’‘ unmöglich. Erforderlichenfalles dient eine weitere 
Taste an der Hauptstelle dazu, eine Gegenrede zu unterbre- 
chen, so daß also die Hauptstelle jederzeit bevorredtigt 
spricht. Bei Benutzung eines besonderen Hörers an der Sprech- 
stelle wird der Lautsprecher abgeschaltet, und damit ist ver- 
hindert worden, daß die übrigen Anwesenden im Raume 
an dem Gespräche teilnehmen. Die „Mixofon“-Anlage ver- 
braucht während’ eines Gespräces etwa 30 W Netzwechsel- 
strom und während der Bereitschaft etwa 10 W. Sie besitzt 
einen einzigen, neutralen Verstärker. Weit entfernte Teil- 
nehmerstellen benötigen aber trotzdem .kein besonders ab- 
geschirmtes Zuleitungskabel, sondern an ihrer Stelle werden 
gewöhnliche Fernsprechapparate oder die empfindlichen „Em- 
gefone‘, die für Hausfernsprecheranlagen mit Trockenbatte- 
riespeisung geschaffen worden sind, über das normale Teil- 
nehmernetz angeschlossen. Die „Mixofon’"-Anlage kann auch 
mit dem öffentlichen Fernsprechnetz, mit der betriebseigenen 
Nebenstellenanlage oder mit dem Rundfunkempfangsnetz 
verbunden werden. Um auch Konferenzen der Teilnehmer 
untereinander ohne Belästigung des „Chefs’ zu ermöglichen, 
wurde eine „Vorzimmer”- oder „Unterchefstation” entwickelt, 
mit deren Hilfe die Teilnehmerstellen genau wie von der 
Hauptstelle aus angeschaltet werden können. Da sich meh- 
rere „Mixofon“-Anlagen miteinander verbinden lassen, er- 
gibt sich ein praktisch bisher nicht erzieltes Rundspruch- und 
Konferenznetz beliebiger Ausdehnung, das sich auch als Be- 
fehls- oder Personensuchanlage einsetzen läßt, wobei die Teil- 
nehmerstellen beliebig in Räumen oder im Freien aufgestellt 
werden können. . 

Außer den genannten Anlagen zeigen Mix & Genest 
unter anderem Glühlampenschränke, Raumschutzanlagen, 
Heimfernsprecheranlagen, Türlautsprecher, Feuermeldezen- 
tralen, Rohrpost- und Förderanlagen sowie das umfangreiche 
Grubensignalprogramm der Firma. 


Die Erkenntnis, daß unter den heutigen wirtschaftlichen 
Verhältnissen ein Betrieb, gleich welcher Art, nur wettbe- 
werbsfähig bleiben kann, wenn er mit möglichst geringen 
Kosten arbeitet, hat den Geschäftsmann veranlaßt, Zeit und 
Raum mit neuzeitlichsten Verkehrsmitteln zu überbrücken. 
Das exakte Zusammenspiel innerhalb des Betriebes sowie mit 
Kunden, -Lieferanten und Behörden ist ausschlaggebend für 
die Lukrativität. Dies hat de Allgemeine Telefon- 
fabrik GmbH. (A. T. F.), Stammhaus Hamburg, schon vor 
Jahrzehnten erkannt und war bemüht, auf dem Gebiet 
der Fernsprechnebenstellentechnik das zu entwickeln und der 
Wirtschaft zugänglich zu machen, was der Geschäftsmann be- 
nötigte oder wünschle. 

Die A.T.F. stellt Erzeugnisse aus, die sowohl die Quali- 
tät als auch die Vielseitigkeit ihrer Verwendbarkeit erkennen 
lassen. Vom einfachsten Wählapparat bis zur modernsten 
Nebenstellenzentrale werden u. a. gezeigt: formschöne Rei- 
henschaltungsapparate mit 1...4 Amtsanschlüssen bis zu 15 
Nebenstellen mit und ohne Mithöreinrichtungen; eine Zusatz- 
einrichtung für die Erweiterung solcher Anlagen mit einfachen 
Wählapparaten auf außenliegenden Nebenstellen; Chef- und 
Sekretärstationen mit 2 Amtsleitungen, gegenseitigem Ver- 
kehr und kontrollierbarer Mithöreinrichtwing in der Größe 
eines einfachen Wählapparates; Zwischenumschalter mit auto- 
matischer Gesprächsweiterschaltung und eingebautem Netz- 
speisegerät; automatische Nebenstellenzentralen (Wählan- 
lagen) bis zu 3 Amtsleitungen und 25 Nebenstellen mit direk- 
ter Gesprächsweitergabe von Teilnehmer zu Teilnehmer; Ein- 
schnur-Schnellverkehr-GlühlampenZentrale für 5 Amtsleitun- 
gen und 50 Nebenstellen; Netzspeisegeräte als Stromquellen 
für alle Anlagen usw. 


216 


Die Firma Heinz Ganzer, Düsseldorf-Holthausen, 
fertigt einen neuartigen Telephohträger (Schwenkarm), des- 
sen grundlegende Verbesserung darin besteht, daß die Platte, 
auf welche der Apparat gestellt wird, nicht mehr aus einem, 
sondern aus 2 Teilen gefertigt ist, welche sich im Abstand 
beliebig von Hand einstellen lassen, so daß Telephonapparate 
aller üblichen Baulängen auf diesen Träger gestellt werden 
können. Die Firma liefert noch zahlreichen sonstigen Tele- 
phonzubehör, wie Steckdosen, Mithörer, Mikrophon- und 
Tefephonkapseln nach Postvorschrift, Vermittlungsstöpsel so- 
wie auch abgeschirmte Hochfrequenzstecker und Buchsen. 


Brown, Boveri & Cie. baut zur Zeit eine Anlage 
für drahtlose Telephonie, und zwar mit einer fahrbaren und 
einer festen Station für drahtlosen Wechsel-Sprechverkehr, 
die auf der Messe auch im Betrieb vargeführt wird. 


Vorgeführt wird weiter von der AEG eine Fernsprec- 
verbindung über zwei EW-Telephoniegeräte, die die Uber- 
tragung von Telephonie, Fernmessung, und Fernsteuerung 
sowie von anderen Nachrichten über die Hochspannungslei- 
tungen mit Hilfe von Trägerströmen ermöglichen. Bei der 
Telephonie ist selbsttätiger Wahlverkehr und die Anschluß- 
möglichkeit an vorhandene Vermittlungen vorgesehen, so 
daß sich diese Verbindungen in jedes Fernsprechnetz ein- 
fügen lassen. Daneben wird eine Fernmeßübertragung ge- 
zeigt, die für die Übertragung von Meßwerten jeder Art im 


Betriebe der Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung undin | 


der Industrie vielfältig angewendet werden kann. Diese Ge- 
räte stellen eine Weiterentwicklung des AEG-Impuls-Kom- 
pensationsverfahrens dar, bei dem der Meßwert durch die 
Häufigkeit der Impulse in der Zeiteinheit dargestellt wird. Für 
die Impulsübertragung ist jeder Übertragungsweg geeignet, 
also Freileitungen und Kabel, aber auch abgeriegelte Leitun- 
gen, Tonfrequenz- und Trägerfrequenzkanäle. 


Als Neukonstruktion auf dem Gebiete der Relais stellt 
die Fabrik elektrischer Apparate FranzBaumgartner, 
Bergisch Gladbach, Präzisions-Verzögerungsrelais und Ge- 
fahrenmelderelais aus. Die einstellbare Verzögerungszeit des 
Fraba-Präzisions-Verzögerungstrelais beträgt 3..20 s. Das 
Gefahrenmelderelais (Bild 22) betätigt beim Erregen der Spule 
außer den Kontaktschaltungen eine rote Sichtscheibe. Nach 
Druck auf einen Knopf erscheint eine weiße Scheibe, die 
bleibt, bis die Spule stromlos wird. 


Unter Ausnutzung 
der Erfahrung, die mit 
einer vor dem Kriege 
gebauten Elektrouhr 
gesammelt wurde, hat 
die Wilhelm Zeh 
K.G., Freiburg, eine 
neue elektrische Uhr 
mit %-Sekundenpen- 
del entwickelt. Diese 
Uhr unterscheidet sich 
in einer Reihe wic- 
tiger Konstruktionsde- 
tails von den Uhren 
der althergebrachten 
Bauart. Die WZ-Elek- 
trouhr kann sowohl als 
Einzeluhr als auch als 
Mutteruhr zum Betrieb 
von Nebenuhren ver- 
wendet werden. Die Uhr zeichnet sich durch eine’ völlige Ent- 
kopplung des Pendels vom Laufwerk aus. Das Pendel ist 
frei schwingend an einer Feder aufgehängt und erhält seinen 
Antrieb von einem Fallgewicht, das bei jeder Doppelschwin- 
schwingung des Pendels diesem einen Impuls erteilt, so daß 
das Pendel konstant weiterschwingt. Bei Erreichen des 
tiefsten Punktes schließt das Fallgewicht einen Kontakt, wo- 
durch es elektromagnetisch in seine Ausgangslage gehoben 
und gleichzeitig das Laufwerk um eine Sekunde weiterge- 
schaltet wird. Durch diese Konstruktion und durch Verwen- 
dung eines kompensierten Pendels erreicht die Uhr eine außer- 
ordentlich hohe Genauigkeit. Unter normalen Bedingun- 
gen hält sich die Gangabweichung der WZ-Elektrouhr inner- 
halb der Grenze von + 1 sin 24 h. Die Uhr wird mit Gleich- 
strom gespeist. Der Stromverbrauch ist außerordentlich 
gering. Zur Speisung der Uhr wird ein Stromversorgungs- 
gerät gebaut, das eine zweizellige Nickel-Cadmiumbatterie 


Gefahrenmelderelais 


ETZ 612 Bild 22. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1950 


enthält sowie einen kleinen Puffergleichrichter, dessen Lade- 
strom mittels eines Widerstands geregelt werden kann. 


Die Firma Dr. Alfred Ristow, Karlsruhe-Durlad, 
deren Stammbetrieb zu den wenigen heute noch bestehen- 
den Privatbetrieben in der Ostzone gehört, verfügt über eine 
umfangreiche Fertigung aller Polizeialarm-, Raumschutz- und 
Tresorschutzanlagen. In dem Gerät ARI-,Wächter” bringt 
sie ein billiges komplettes Gerät mit eingebauter Glocke und 
Batterie, das die Alarmschleife durch Ruhestrom kontrolliert. 
Für hochwertige Sicherungen (Ladengeschäfte) dient das 
Alarmscaltgerät ARI- Wecker", das die Alarmscleife durch 
Arbeits- und Ruhestrom kontrolliert und sie so auch gegen 
Eingriffe erfahrener „Fachleute unangreifbar macht. Die 
kombinierten Polizeialarm- und Tresorschutzanlagen haben 
sich bei zahlreichen Banken bestens bewährt. Alle Neubau- 


ten der Landeszentralbanken im Südwestraum sind mit den _ 


ARI-Sicherungsanlagen ausgerüstet. Für Sonderzwecke, ins- 
besondere Schaufenstersicherurnigen, verwendet die Firma 
Lichtschranken (Ultrarot) oder Radioschranken (Auslösung 
durch kapazitive Beeinflussung). ; 


Bei C. Plathner, Hannover, sieht man u. a. eine . 


Trafo-Klingel, die Kombination eines Klingeltransformators 
mit einem Läutewerk, welches nicht wie jedes andere bisher 
bekannte Läutewerk mittels eines durch eine Magnetspule 
angetriebenen Klöppels zum Ertönen gebracht wird, sondern 
durch ein magnetisches Streufeld, das durch Kurzscließen 


77 


der Sekundärseite beim Bedienen des Druckknopfes entsteht. 
Durch diese zum Patent angemeldete neue Konstruktion wer- 
den drei Vorteile erreicht, der Preis ist niedrig, das Läutewerk 
verursacht keine Rundfunkstörungen, eine gute Einstellmög- 
lichkeit auf Schnarren, leises oder lautes Klingeln ist gewähr- 
leistet. Durch entsprechende Einstellung der seitlichen Stell- 


2 Smp 
Pi Ta 
a 


Bild 23. Kondensatoren 


‘ schraube über dem Netzanscluß läßt sich die TrafoXKlingel 


auch nur als Klingeltransformator verwenden. Sie kann 
auch gleichzeitig als Klingeltrafo für eine oder mehrere an- 
dere Läutewerke benutzt werden,.indem man je nach Länge 
der Leitung und der Größe des Läutewerkes an die 5- oder 
8 V-Anschlußklemmen eine normale Klingelleitung über 
einen Druckknopf und ein Läutewerk anschließt. Falls die 
Trafo-Klingel nicht als Läutewerk abgestellt ist, so tönt sie 
beim Betätigen des Dr nopfes für ein zweites Läutewerk 
mit. . 
Seit mehr als einem Jahr werden bei der Rosenthal- 
Isolatoren GmbH. (RIG) die in der Radioindustrie be- 
kannten keramischen Rundfunk-Kondensatoren mit Drahtan- 
schlüssen oder Lötfahnen bis zu 12 mm Dmr. in Fließband- 
fertigung hergestellt (Bild 23). Auch Perl- und Scheibden- 
kondensatoren für kleine Kapazitäten sind lieferbar. Der An- 
lauf von Fließbändern für keramische Scheibentrimmer, de- 
ren Gleitflächen optisch geschliffen werden, steht bevor. Die 
wichtigsten kennzeichnenden Eigenschaften der hierzu ver- 
wendeten Werkstoffe sind folgende: 


Verlustfaktor Temperaturkoef- 


Handels- x 4 . Dielektrizitäts- .. 4/0 

name Me, ec konstante NEN Mo 5 
Rosalt 7 3.. 5 6.. 7 + 120... + 160 grau 
Rosalt 15 0,5... 3 10 ... 20 + d..+ 90 rot 

Rosalt 35 10 ... 20 30 ... 50 — 250 ... — 480 gelb 
Rosalt 40 05... 3 32... 40 — 45... — 100 grun 
Rosalt 85 Ian 85...95 — 650 ... — 860 blau 


sau 


mu en rn a e 


` 20. April 1950 
ad 


sen Rosalt 7/15/85 in Betracht. 


als er bei Zimmertemperatur vorherrscht. 


Weiterhin wurden bereits Hochleistungs-Kondensatoren 
in bekannten und speziellen Formen ausgeführt und gelie- 
fert, insbesondere Topfkondensatoren, Wulstrohr-, Platten- 
und Wulstrand-Kondensatoren. Entsprechend den hier vor- 
liegenden Spannungs- und Leistungsverhältnissen wurden die 
Bauformen ausgewählt. Sämtliche Kondensatortypen sind mit 
oder ohne angelöteten oder keramisch befestigten Fuß liefer- 
bar. Für die Hochleistungskondensatoren kommen die Mas- 
Sämtlihe 3 keramischen 
Werkstoffe besitzen eine verhältnismäßig geringe Frequenz- 
abhängigkeit des Verlustfaktors. Ferner erreicht der Verlust- 


. faktor im Vergleich zum Betrieb bei Zimmertemperatur erst 
- bei über 150° C den doppelten Wert. 
‚ wert ist bei dem Werkstoff Rosalt 15, daß bei einer Betriebs- 


Besonders bemerkens- 


temperatur von 150° C der Verlustfaktor noch geringer ist, 
Gerade bei der 
Erprobung von Kondensatorbatterien für höchste Spannung 
vnd der Entwicklung weiterer Bauformen können die bei der 
RIG bestehenden Hochspannungsprüf- und Hochfrequenzein- 
rihtungen wesentliche Hilfe und Erkenntnisse bringen. Für 
die verschiedensten Untersuchungen steht ein Hochspan- 
nungslabor mit Meßeinrichtungen zur Verfügung, die mit 
einer Prüfspannung bis zu 500 kV betrieben werden können. 
Im Hochvolthaus befinden sich noch ein Stoßspannungsgene- 
rator mit Spitzenspannungen von 2,2 MV und eine Wechsel- 
spannungsanlage, deren Spannung bis zu 1 MV, 50 Hz, hoch- 
regelbar ist. Eine Klimaanlage sowie Beregnungs- und Ver- 
shmutzungsanlagen vervollständigen die Prüfmöglichkeiten. 
In Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Wider- 
standwerk werden RC-Kombination und Verstärkerstufenteile 
mit Starrverdrahtung geschaffen. Darüber hinaus entstehen 
Wicklungsträger, Spulen, Grundplatten und Sockel, Tragkör- 
per aller Art, spitzenlos geschliffene Achsen und Wellen mit 
Rillen oder Facetten, Trocken- und Feuchtpreßkörper sowie 
Gieß- und Drehteile in glasierter und unglasierter Ausfüh- 
rung. Sonderkeramikteile können mittels geeigneter Verfah- 
ren fest durch Löten oder Stauchen mit Metallteilen verbunden 
werden. Ebenso ist die Anfertigung von besonders gestal- 
teten Hochfrequenzdurkhführungen und -stützern möglich. 
Mit Hilfe von Spezialeinrichtungen können keramische Bau- 
teile auf kleinste Toleranzen geschliffen werden. In beson- 
ders gelagerten Fällen des Elektromaschinenbaues können 
Isolierkörper aus tonsubstanz-specksteinhaltigen Massen mit 
kleinem Ausdehnungskoeffizienten hergestellt werden. 


Bei der Firma 
Wandel u. Gol- 
termann, Reutlin- 
gen, findet man einen 
Auto-Super FW 26, 
Modell 50, ein neu 
entwickeltes Gerät mit 
sehr kleinen Dimen- 
sionen, die den Einbau 
in praktisch sämtliche 
Wagen ermöglichen, 
weiterhin eine Anlage 
für Omnibusse mit 
Anschlußmöglichkeit 
für Mikrophon und 
Schallplatte sowie für 
Betrieb mehrerer Laut- 
Sprecher oder eines 
Großlautsprecders, 
Umschaltung der Be- 
triebsarten durch 
Drucktastenschalter, 
hohe Fernempfindlich- 
keit, gute Verständi- ETZ 534 

gung auch bei Mi- 
krophondurchsagen, zweckmäßiger, geschlossener Aufbau 
(Bild 24). Weiter wurde ein 20 W-Verstärker für direkten 
Betrieb aus 12 V-Batterie mit besonders geringer Stromauf- 
nahme und dadurch günstigem Wirkungsgrad entwickelt. Der 
Verstärker wird hergestellt als Einzelgerät, für Gestellein- 
bau oder als Kombination mit Plattenspieler. Der Mikrophon- 
eingang ist an 200 Q angepaßt, der Ausgang für einen 
15 Q -Lautsprecher gedacht. Die Röhrenbestückung ist 2 X EL 
12 im Gegentakt und 3 X EF 12, eine davon in der Mikrophon- 
Vorstufe. 


Bild 24. 


Omnibusanlage 


Elektrotechnische Zeitschriít 71. Jahrg. Heft 8/9 


217 


An Rundfunkgeräten zeigt die AEG einen Heimsuper 
(Allstrom) mit drei Röhren und AEG-Dauergleichrichter; das 
Gerät enthält sechs Kreise, ZF-Saugkreis und Klangblende. 
Eine nicht alltägliche Lösung ist der AEG-Sportsuper, der so- 
wohl als transportabler Tischempfänger als auh — infolge 
seiner abnorm flachen Gehäuseform — zur Mitnahme in der 
Aktentasche geeignet ist. 


Bei Richard Hirschmann, Fabrik für Radioteile- 
Kunstharzpreßwerk, EBlingen/Necar, ist u. a. eine Auto- 
antenne zu sehen. Ihre Kapazität gegen die Wagenmasse ist 
außerordentlich gering (etwa 45 pF einschließlich Zuleitung). 
Sie wird in zwei Ausführungen gebaut, für Anbringung an 
annähernd waagerechten und an annähernd senkrechten Flä- 
chen. Die Antennen sind ausziehbar, ausgezogen 1,52 m 
lang, eingeschoben 0,62 m. 


Die Firma Conrad Lechmann, Metallätzerei und 
Chemigraphie, Berlin, zeigt Radio-Flutlichtskalen, ein- und 
mehrfarbig, bedruckte Skalen aus Glas, auch geätzte Skalen. 


Elektroakustik 


Im vergangenen Jahr wurde erstmalig ein neuartiges 
Mikrophon der DOffentlichkeit vorgestellt, bei dem die 
Schallaufnahme und das akustisch-elektrishe Umwand- 
lungsorgan räumlich getrennt waren, das dynamische 
Standmikrophon Type DM 3 des Laboratoriums 
Wennebostel, Bissendorf/Hann., bei dem das eigent- 
lihe Tauchspulensystem im Mikrophonfuß untergebracht 
ist und der Schall diesem System durch ein akustisch an- 
gepaßtes schlankes Rohr zugeleitet wird!. Die bisherige 


l AUGE USENINE ERDE am Rohrende des SIADOIBIKTOPROBE 


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Bild 25. Dynamisches Tischmikrophon 


ETZ 586 


DM 3 ist bei der ‚„Studioausführung” ersetzt durch einen 
kleinen Exponentialtrichter, der die nach hohen Frequenzen 
stetig ansteigende Rohrdämpfung besser entzerrt, als dies 
mit einem Resonanzraum in der Kugel möglich ist. Außer- 
dem ist durch eine Filzdämpfung am Ende dieses kleinen 
Trichters der Eingang des langen Stativrohres abge- 
schlossen und dadurch die geringe Welligkeit im Frequenz- 
gang durch nicht ganz vermejdbare Fehlanpassungen weiter 
verringert. Eine störende frequenzabhängige Richtwirkung 
ergibt sich hierbei nicht; wenn für besondere Fälle eine 
gewisse Richtwirkung erwünscht ist, läßt sich dies durch 
Aufsetzen einer kleinen Plexiglasscheibe erzielen. Die lange, 
ausziehbare „akustische Leitung” wird jetzt auch teilbar 
ausgeführt. Man kann dann das komplette Mikrophon in 
der Aktentasche unterbringen. 

Eine weitere Bauform mit einer kurzen akustischen 
Leitung ist besonders zur Verwendung als Tischmikrophon 
neu geschaffen worden (Bild 25). Das eigentliche Tauch- 
spulensystem sitzt in dem kugelförmigen, schwarz eloxierten 
Aluminiumgehäuse, an dem ‚das Mikrophonrohr schwenk- 
bar angebracht ist, so daß man beliebige Sprechhöhen ein- 
stellen kann. Man ist durch diese Konstruktion in der 
Lage, z. B. auf einem Schreibtisch die Mikrophoneinsprache 
sehr dicht an den Mund heranzubringen, ohne daß dadurch 
eine Behinderung auf der Schreibfläce eintritt. Aus diesem 
Grunde ist es mit dieser Mikrophonform ohne Gefahr einer 
akustischen Rückkopplung möglich, wirkliche „Gegensprec- 


! H. J. Griese: ETZ 70 (1949) S. 159. 


218 


anlagen” aufzubauen, bei denen im Gegensatz zu den bis- 
her üblichen „Wechselsprechanlagen® keine mechanische 
Steuerung der Gesprächsrichtung notwendig ist. Man hat 
versucht, dieses Problem auf verschiedene, bisher aber 
größtenteils erfolglose Weise zu lösen, so z. B. durch Ver- 
wendung von besonderen komplementären Richtcharakte- 
ristiken von Mikrophonen und Lautsprechern. Diese Ver- 
fahren scheitern aber immer dann, wenn der Nachhall im 
Raum groß ist, so daß der von den Wänden reflektierte 
Schallanteil vorherrscht. In diesen Fällen kann man nur 
durch einen geringen Abstand des Mikrophons vom Spre- 
cher ein Überwiegen des direkten Schallanteils erreichen, 
und dazu braucht man Mikrophonformen, die nicht durch 
ihre bauliche Größe den Sprechenden behindern. 

Der weite Frequenzbereich des dynamischen Rohrmikro- 
phons und die kleinen Abmessungen der Schallaufnahme 
legen den Gedanken nahe, das Mikrophon auch für Meß- 
zwecke heranzuziehen, da mit ihm praktisch überhaupt 
keine Schallfeldverzerrungen durch das Meßmikrophon auf- 
treten. Die Konstruktion führte zu dem Sondenmikrophon 
Type DM 3 S mit einer 30 cm langen, geraden akustischen 
Leitung mit nur 6 mm Innendurchmesser. Durch eine ein- 
gangsseitige Dämpfung des Rohres wird ein für ein dyna- 
misches Mikrophon äußerst gleichmäßiger Frequenzverlauf 
(Bild 26) erzielt mit maximalen Schwankungen zwischen 
30 und 10000 Hz von +£ 2 db. 


SIE Eee ee 


Bild 26. Frequenzgang des Sondenmikrophons DM 3S 


Vielfach ist der Wunsch geäußert worden, ein Mikro- 
phon zu besitzen, das wirklich vollkommen unsichtbar ist, 
sei es, um Gespräche zwanglos aufnehmen zu können, 
oder sei es für Überwachungszwecke. Auch für diese Auf- 
gaben ist das Rohrprinzip wie geschaffen. Die JIndustrie- 
messe zeigt auf dem Stand des Laboratoriums Wen- 
nebostel ein solches Mikrophon, eingefügt in den Auf- 
bau einer Schreibtischleuchte, so daß es selbst vom Fac- 
mann nicht erkannt werden kann. Kristallsysteme, die man 
wegen ihrer Kleinheit auch verhältnismäßig unbemerkt 
unterbringen könnte, scheiden für eine solche Aufgabe aus, 
da ihr hoher Innenwiderstand die unmittelbare Nähe eines 
Verstärkers erfordert. Gerade hier ist der niedrige Innen- 
widerstand des Tauchspulensystems mit 200 Q sehr wert- 
voll, der Leitungslängen von mehr als 100 m ohne Be- 
einträchtigung der Qualität gestattet. 


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ETZ 528) 


B:ild 27. Tonkorb 

Die Strahlergruppentechnik hat einen bemerkenswerten 
Fortschritt in der Beschallung von Räumen und Freiflächen 
durch Lautsprecher gebracht. Der nach dieser Technik ar- 
beitende Telefunken-Tonstrahler ermöglicht die zen- 
trale, hallfreie Beschallung großer, akustisch ungünstiger 
Räume. Die meisten Beschallungsaufgaben lassen sich mit 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 195 


dem Tonstrahler lösen, der oft an einer Seitenwand des 
Raumes angebracht wird. Beschalltechnische Schwierigkeiten 
bereiteten bisher Räume, in denen das Mikrophon in der 
Mitte des Raumes aufgestellt werden sollte. Die Lautspre- 
cher an an Seitenwänden anzuordnen, war meist nicht 
möglich, denn es trat entweder akustische Rückkoppelung 
ein oder es ergaben sich Zonen des Doppelhörens. Diese 
Beschallungsprobleme sind durch eine Neuentwicklung Te- 
lefunkens, den Tonkorb, lösbar geworden. 

Bild 27 zeigt den Tonkorb, der aus vier Schallabstrat- 
lungsflächen besteht, welche mit einer Vielzahl kleiner 
Lautsprechersysteme bestückt sind. Diese Flächen sind an 
ihren unteren Enden scharnierartig gelagert und werden an 
ihren oberen Enden durch ein Stahlrohrkreuz gehalten 
Durch Verstellen der oberen Halterung lassen sich die Fla- 


>. chen in ihrem Neigungswinkel verstellen. 


Die Richtcharakteristik jeder der vier Abstrahlfläcen 
ist annähernd kreisförmig. Die Beschallungsweite ändert 
sich mit der Winkelstellung der Fläche. Unterhalb des Ton- 
korbes ergibt sich eine schalltote Zone, in der ein Mikro- 
phon aufgestellt werden kann, ohne daß die Gefahr einer 
akustischen Rückkopplung besteht. Der Tonkorb wird seri- 
enmäßig für eine maximale Belastung von 300 W herge- 
stellt und kann in seiner neuesten konstruktiven Ausfuh- 
rung entweder an der Decke aufgehängt oder auf einem 


Mast befestigt werden. Die Anzahl der Lautsprechersysteme ' 


auf jeder der 4 Strahlergruppen, der Neigungswinkel de: 
Gruppen, ihre Leistungsaufnahme durch verschiedene An- 
passung an den Verstärker, unterschiedlicher Frequenzgang 
innerhalb einer Gruppe und die Höhe des Korbes über dem 
Fußboden sind Faktoren, die durch den geometrischen 
Grundriß des Raumes, durch die Raumhöhe, durch die 
Raumakustik und durch eventuelle Raumeinbauten bestimm! 
werden. Die mit dem Tonkorb hisher gelösten Beschallungs- 
aufgaben haben gezeigt, daß er der ideale Schallstrahler fü: 
große Räume ist, in denen sich das Mikrophon in der Mitte 
des Raumes befindet. Dies ist z.B. der Fall bei Boxkämpfen. 
Reitturnieren, Radrennen u.ä. Die Beschallung von Ausstel- 
lungs- und Messehallen ist insofern ein Problem, als d:e 
Standeinbauten der Aussteller eine Beschallung von den 
Wänden der Halle aus nicht ratsam erscheinen lassen. Mit 
einer Vielzahl verteilt angeordneter Lautsprecher könnt? 
man allenfalls die Gänge längs der Seitenwände erfassen 
kaum aber in zufriedenstellender Weise Mittelgänge. Aud 
hier hat sich der Tonkorb gut bewährt. 


Großlautsprecher sowie Hoch- und Tiefton-Lautsprecer 
sind auf dem Stand der Firma Dr. Alfred Ristow. 
Karlsruhe, zu sehen. Sie zeichnen sich durch stabile Form 
und Klanggüte aus. 


Auf dem Gebiete der Wecdhsel-Lautsprechanlagen ha! 
die AEG bereits 10jährige Erfahrung. Die Weiterentwick- 
lung der bisherigen Technik brachte u. a. eine Gegenspred- 
anlage mit gleichberechtigten Sprechstellen. Sie wird für 5 
und für 10 Anschlüsse hergestellt. Die Reichweite beträat 
je nach Art der Fernsprechkabel 10 bis 25 km. Der Betrieb 
dieser Anlagen ist denkbar einfach; sie finden in Büros 
und in der Industrie in immer steigendem Maße Eingang 
und sind auch bereits in großer Anzahl bei der Deutschen 
Bundesbahn eingesetzt. 

Auch das Magnetophon, an dem die AEG Pionierar- 
beiten geleistet hat, ist weiter vervollkommnet worden. 
Auf der einen Seite wurden Spitzengeräte für Rundfunk- 
sendezwecke, die den höchsten Anforderungen genügen. 
auf der anderen Seite hochwertige Geräte für den allge- 
meinen Gebrauch entwickelt. Das Spitzengerät für Sen- 
dezwecke beherrscht ein lineares Frequenzband bis zu 
15000 Hz in Aufnahme und Wiedergabe und erfüllt dam!t 
eine Forderung, die die Rundfunksender mit Rücksicht auf 
die zu erwartende UKW-Technik stellen müssen. Die Band- 
führung wurde durch eine schwingende Filteranordnung ver- 
bessert, auch der Motor weist Verbesserungen auf, so daß 
ein unbedingt konstanter Bandzug erreicht und Tonschwan- 
kungen auch bei unrund laufenden Bandspulen mit Sicher- 
heit vermieden werden. Diese neue Ausführung wurde bei 
den deutschen Rundfunksendern bereits eingeführt. Ein 
neues Koffergerät mittlerer Größe mit einer Bandgeschwin- 
digkeit von 38,5 cm/s hat einen linearen Frequenzbereich 
bis 19000 Hz. Das Gerät arbeitet mit nur einem Motor, die 
Teller werden über Spezialkupplungen und Gummikeilrie- 
men angetrieben. Der Koffer enthält gleichzeitig den Ent- 
zerrer für Aufnahme und Wiedergabe; er kann in Verbin- 
dung mit Rundfunkgeräten oder vorhandenen Verstärkern 


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- 


20. April 1950 


verwendet werden. In einer Abwandlung wird das Gerät 
auch mit einem Rundfunkvorsatz gebaut, welcher unmittel- 
baren Empfang des Ortssenders und Bandaufnahmen von 
Rundfunksendungen ermöglicht. 


Bei der Firma Wandel und Goltermann sieht 
man ein elektrisches Stimmgerät {Bild 28), besonders zur 
Stimmung von Musikinstrumenten mit fester Tonskala ge- 
eignet, und einen elektrischen Vierklanggong mit Druck- 
tastenbedienung oder für Fernbedienung zur Verwendung 
in Verstärkeranlagen u. ä. 


ETZ 535 Bild 28. Elektrischer Stimmsender 


Die Firma Dr. Lehfeldt u. Co. Marquartstein, 
zeigt ein Ultraschallgerät „Ultravibrator' (Bild 29). Der elek- 
irische Generator mit Netzanschlußteil ist in einem leicht 
tragbaren Gehäuse untergebracht und liefert bei 800 kHz 
eine Leistung von maximal 100 W. Für therapeutische 
Zweke genügen Ultraschalleistungen von 25 W, die mit 
dem kleinsten der drei zur Verfügung stehenden Behand- 
lungsköpfe erreicht 
werden. Für techni- 
she Zwecke können 
auch größere Schallge- 
ber mit bis zu 80 W 
Schalleistung ange- 
schlossen werden. Der 
gezeigte kleine Kopf 
fällt durch besonders 
gedrungene und leich- 
te Bauweise auf. Er 
trägt trotzdem in sei- 
nem Innern einen Au- 
totrafo, um die Span- 
nung auf die für den 
Quarz erforderlichen 
hohen Werte bis zu 
4 kV heraufzusetzen. 
Das Verbindungskabel 
führt nur niedrige ETZ_533 Bild 29. Ultraschallgerät 
Spannungen und ist daher dünn und elastisch. Wasserküh- 
lung, wie man sie sonst bisweilen bei ähnlichen Geräten 
sieht, ist nicht erforderlich. Ein im Generator eingebautes 
Instrument zeigt die abgestrahlte Ultraschallenergie an, es 


‚ At eine logarithmische Skala und ist in Watt/cm? geeicht. 


Die ebenfalls mit dem gleichen Generator betriebenen 
größeren Ultraschallgeber sind im Verein mit einem hierzu’ 
besonders konstruierten Durchlauftrichter auch zur indu- 
striellen Verwendung des Ultraschalls geeignet, z.B. zum 
Altern von Spirituosen. 


Meßtechnik 


Vor etwa 10 Jahren bedeutete es einen wesentlichen 
Fortschritt der elektrischen Meßtechnik, daß Meßinstrumente 
mit zahlreichen Meßbereichen für beide Stromarten ge- 
schaffen wurden. Neuerdings ist der Anwendungsbereich 
des bekannten Multizet-Instrumentes von Siemens & 
Halske, Erlangen, noch dadurch erweitert worden, daß 
das ursprünglich nur für Strom- und Spannungsmessungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


219 


dienende Instrument jetzt auch für Widerstandsmessungen 
zu benutzen ist. Dazu war es nötig, in das Instrument eine 
halbe Stabbatterie einzusetzen. Der Raum für die Batterie 
ist vollkommen von dem für das MeßBwerk bestimmten ab- 
geschlossen, so daß aus der Batterie austretende Gase oder 
Flüssigkeiten von dem Meßwerk ferngehalten werden. Das 
Instrument ist mit einem 'Widerstandsbereich von 0..100k@ . 
ausgestattet. Der Instrumentenwiderstand bei Gleich- und 
Wechselspannungsmessungen beträgt jetzt, mit Ausnahme 
des 1,5 V-Wechselstrombereiches, 1000 2/V. Die 13 Gleich- 
und 12 Wechselstrom-Bereiche werden durch Drehen des 
Knebelgriffs eines Meßbereichwählers eingeschaltet. Seine 
Stellungen sind ebenso wie die betreffenden Skalen in 
zwei Farben gekennzeichnet, so daß Irrtümer vermieden 
werden. Die Dreifachskalen werden bei der Fertigung nach 
den Eichpunkten gezeichnet. Zu dem Instrument gibt es 
ein Tragekästchen, in dem das Instrument auch um den 
Hals gehängt werden kann, so daß man beim Arbeiten 
beide Hände frei hat. Als weitere Neuheit auf diesem Ge- 
biete ist ein Taschen-Ohmmeter zu erwähnen, bei dem 
kleinste Gehäuseabmessungen mit einer großen Skale ver- 
einigt sind. Eine Standardausführung wird umschaltbar für 
wie Meßbereiche 0...1 kQ, 9...10 kQ und 0..100 kQ ge- 
liefert. Der jeweils geltende Meßbereichfaktor wird in 


einem Fenster der Skala deutlich sichbar. Außerdem gibt 
es, den Wünschen der Praxis entsprechend, Ausführungen 
mit nur je einem der Bereiche 0...10 und 0...100 kQ. Als 
praktische Neuerung ist der zu dem Instrument geschaffene 
Tragrahmen anzusehen (Bild 30), mit dem es umgehängt 
werden kann. 


Die unmittelbar 
nach dem Zusammen- 
bruch bei Siemens 
& Halske wieder 
aufgenommene Ent- 

_ wicklungsarbeit auf 
dem Gebiet der elek- 
trischen Meßinstru- 
mente führte inzwi- 
schen zu beachtlichen 
Erfolgen. Hervorzuhe- 
ben ist die Entwic- 
lung und der Einsatz 
neuer magnetischer 
Werkstoffe, aber auch 
-die Verwendung von 
Lichtanzeigen hat wei- 
ter zugenommen. 
Durch mehrfache Umlenkung gelingt es, in einem nor- 
malen Gehäuse eines Tischinstruments einen’ Lichtzeiger 
von 300 mm Länge unterzubringen. Die Bilder 31 und 32 
erläutern das am Beispiel eines astatischen -Leistungs- 
messers. Für die Meßgenauigkeit des Instrumentes ist 
von Bedeutung, daß schon ein Drehwinkel von 15° Voll- 
ausschlag ergibt, die Spule also immer im gleichen 
Feldbereich bleibt. Die Lichtmarkenablesung vermeidet 
Parallaxefehler. Wie das Bild erkennen läßt, erscheint die 
Ablesemarke auf der Skala als schwarzer Strich in einem 
runden Lichtfleck, und zwar so deutlich, daß selbst bei un- 
gedämpftem Tageslicht abgelesen werden kann. Da die 


ETZ 540 Bild 30. Taschenohmmcter im 


Tıagıahnmen 


ETZ 538 


Bild 31. Prinzip des astatischen Lichtzeigergerätes 


Skale die Form eines dem Beschauer zugekehrten Hohlke- 
gelausschnittes hat, lassen sich die Instrumente auch be- 
quem im Sitzen ablesen. Von der rein weißen Farbe der 


m a a a e o o a ŘŮŮ—e ~e 


220 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 19 


Skale ist man abgegangen, da sich herausgestellt hat, daß 
das Auge bei elfenbeinfarbiger Tönung weniger ermüdet. Die 
Glühlampe der optischen Einrichtung wird an eine 6 V- 
Stromquelle angeschlossen und läßt sich nach Dffnen eines 
Klappdeckels im Klemmenbleh des Instruments bequem 
auswechseln. Konstruktiv bemerkenswert ist bei diesem 
eisenlosen elektrodynamischen Instrument, daß die beiden 
astatisch geschalteten Spulen nicht untereinander, sondern 
in der gleichen Ebene einander gegenüber liegen. Das In- 
strument hat Spannbandaufhängung, das Gegendrehmoment 
wird durch Federn aus Pho3phorbronze ausgeübt, wo- 
durh eine völlige Konstanz des WNullpunktes erreicht 
wird. Die Anzeige ist weitgehend frequenzunabhängig. Der 
zusätzliche Anzeigefehler durch Frequenzeinfluß beträgt 
nur t 0,05%, während + 3% zugelassen wären. Auch der 
zusätzliche Anzeigefehler durch Temperatureinfluß ist mit 
+ 0,1%. für je 10° halb so groß wie es die Zugehörigkeit 
des Instruments zur Klasse 0,2 zulassen würde. Eine Kon- 
densatorschaltung kompensiert den Einfluß der Selbstin- 
duktion in einem weiten Frequenzbereih. Das geringe 
Systemgewicht gibt dem Instrument eine hohe Schüttel- 
und Stoßfestigkeit. = 
An Präzisionsinstrumenten für Gleichstrom stehen 
außer dem bekannten „Zehnohminstrument" für 45 mV, 3 V 
noch ein mit Stöpsel umschaltbares Zehnohminstrument 
(Bereiche: 0,1 — 0,3 — 1 — 3 -- 10 — 30 A; 45 mV — 
60 mV; 3 — 10 — 30 — 100 — 300 V); ein mit Stöpsel 
umschaltbares mA-mV-Instrument und ein an den Klem- 
men umschaltbarer Spannungsmesser mit Bereichen zwi- 
schen 3 und 1000 V zur Verfügung. 
.. In ‘der Praxis (der Elektrizitätswerke hat sich heraus- 
gestellt, daß die gebräuchlichen Tintenschreiber zu groß 
sind, als daß sie in genügender Anzahl auf den Schalt- 


tafeln untergebracht werden können. Es scheint wesent- 


lich wichtiger zu sein, die Abmessungen zu verringern, als 
den Registrierstreifen für viele Stunden sichtbar zu hal- 
ten. Bei einer Störung ist es meist lediglich von Bedeu- 
tung, die Aufzeichnung der letzten Minuten vor Augen zu 
haben. Großer Wert wird dagegen allgemein darauf gelegt, 
daß die Aufzeichnungen schon vom Augenblick des Nieder- 
schreibens an sichtbar sind. Aus diesen Überlegungen her- 
aus haben Siemens & Halske die Konstruktion von 
Tintenschreibern 
neu durchgeführt. 
Gebaut werden ein 
sogenannter „Kur- 
zer Schreiber”, ein 
. „Doppelschreiber" 
und ein „langer 
Schreiber“. Von 
dem kurzen Schrei- 
ber lasser sich vier 
Stük untereinan- 
der auf einem 300 
mm-Tafelfeld un- 
terbringen, von dem 
Doppelschreiber 
vier Stück auf ei- 
nem 400 mm-Tafel- 
feld und von dem 
langen Schreiber 
zwei Stück auf ei- 
nem 300 mm-Tafel- 
feld. Beim kurzen 
und langen Schrei- 
ber ist das Papier Erz 539 Bild 32. Astalischer Leistungsmesser 
120 mm breit, beim mit Lichtzeiger 
Doppelscreiber 
140 mm. Der kurze Schreiber kann auch mit zwei oder vier 
Drehspul-Meßwerken ausgestattet werden, von denen jedes 
eine Schreibbreite von 50 bzw. 20 mm beherrscht. Diese 
Bauart kommt besonders bei Fernmessungen in Betracht. So 
gelingt es z. B., auf einem gemeinsamen Streifen die Wirk- 
und Blindleistung aufzuzeichnen. Das ganze Gerät kann 
im Betrieb aus der Tafel herausgeklappt werden. Da- 
durh ist die wenige Wartung, deren der Schreiber 
bedarf, noch erleichtert. Im Gegensatz zu früheren Ausfüh- 
rungen steht die Achse des Meßwerks senkrecht. Das ver- 
mindert einerseits die Reibung sowohl in den Lagern des 
Meßwerks als auch in den Gelenken des Ellipsenlenkers 
und verringert anderseits den vom Meßwerk in Anspruch 
genommenen Raum zu Gunsten der sichtbaren Papierlänge. 


Nebenschluß zur Einstellung der Meßspannung. Eine 


- lich. Das Ohmmeter (auch Leitungsprüfer) Triohm ist ein 


An der Schreibfeder ist ein Zeiger angewinkelt, der sich über 
eine Skale bewegt. Mit einer Breite von 120 mm ist diese 
beinahe genau so lang wie bei einem normalen Profilinstru- 
ment. Der Schreiber ersetzt daher gleichzeitig vollwertig 
ein MeßBinstrument. 


Vor etwa 25 Jahren brachte die Firma Gossenu.Co. 
GmbH., Erlangen, das Mavometer auf den Markt, ein Univer. 
salgerät für Strom- und Spannungsmessungen mit einzelnen 
anklemmbaren Vor- und Nebenwiderständen. Die weitere 
Entwicklung dieses Gerätes führte zum Vielfachmeßgerät 
UVA mit eingebauten umschaltbaren Widerständen für 

om Gleich- und Wechsel- 
strom bis 10 000 Hz. In 
` ein formschönes Preß- 
stoffgehäuse mit gro- 
Bem Skalenausscnitt 
ist ein hochwertiges 
Drehspulmeßwerk mit 
Troc&kengleichrichter 
eingebaut {Bild 33), das 
eine Genauigkeit vof 
+ 1,5% für Wechsel 
strommessungen be 
50 Hz, bezogen auf det 
Skalenendwert, ge- : 
währleistet. Der £in 
bau eines Frequen# 
korrekturgliedes er 
mögliht von 40 bi 
10000 Hz die Einhak 
tung einer Fehlergres 
ze von + 25% v 
Skalenendwert. Ei 
Meßbereichumschaltef 
ETZ 515 Bild 33. Vielfachmeßgerät UVA re len S 
von 1,2 mA-bis 6 A und von 6 Spannungsmeßbereichen ve 
6 bis 600 V, ein weiterer Schalter dient zur Einstellung d 
Stromart. Der Stromverbrauch des Gerätes beträgt bei Gleid 
und Wechselspannungsmessungen 1,2 mA, der Eigenwide 
stand demnach 333 Q/V. Der Spannungsabfall bei Glei 
strommessungen voi 
100 ... 150 mV gestatt 
den Anschluß von 
benwiderständen b$ . 
höheren Stromstärk@. 
Bei Wechselstrom 
messungen ergibt SE- 
ein Spannungsabf@. 
von rund 60 mV 
I V, höhere Stroms. 
ken als 6 A werden 
getrennten Stromri. 
wandlern (sek. 5 
gemessen. Widerstä 
de von 500 Q bis. 
MQ "können mitt ` 
Gleichspannungen W - 
600 V mit dem 
mittelbar gemesseg 
werden ohne kom 
zierte Rechnungen. §. 
Das Univers@. 
ETZ 516 Bild 34. Drehfeldrichtungsanzeiger Ohmmeter UNO 
sitzt ein hochwer 
Drehspulmeßwerk, einen Meßbereichumschalter für 6 Me 
bereiche und einen von außen zu betätigenden magnetischf 


= d 


q 


! 
è 
batterie (3 V) in einem ansteckbaren Batteriebehälter liei l 
die Meßspannung für 5 Meßbereiche, für den 6. MeBberek 


ist eine getrennte Gleichspannungsquelle von 30 V erfor 


i 
nes handliches Gerät, das für die Tasche und den Werkt 
gleich gut geeignet ist. Die Meßbereiche des Triohm betragt 
500, 5000 und 50 000 Q, die entsprechenden Anzeigenbereili, 
5, 50 und 500 k Q. Eine eingebaute Stabbatterie von 154 
liefert die Meßspannung, die durch einen verstellba@@! 
magnetischen Nebenschluß eingestellt wird. 

Der Drehieldrichtungsanzeiger (Bild 34) wird fur Sp 
nungen von 100 bis 500 V ausgeführt und enthält ein Drei, 
IN 


: 


o j 


20. April 1950 


-= n ge 


spulmeßwerk mit 2 Wicklungen, je in Reihe mit einem 
Gleihrichter geschaltet. Die Anschlüsse R, S und F sind in 
Stern geschaltet über 2 Wirkwiderstände und 1 Blindwider- 
stand (Kondensator). Das Drehspulmeßwerk schlägt nach 
rechts oder links aus, je nachdem, ob die Phasen im Netz 
in richtiger Folge angeschlossen wurden oder nicht. Der Blind- 


widerstand in einer Phase verschiebt den Sternpunkt aus der - 


Symmetrielage, so daß die beiden Drehspulwicklungen, die 
in Reife mit den Wirkwiderständen in R — 0 und T — 0 
geschaltet sind, ungleiche Ströme erhalten und einen Aus- 
schlag nach der einen oder anderen Richtung bewirken. 2 
Glimmlampen leuchten auf, wenn alle 3 Phasen an Span- 
nung liegen und die Drehfeldrichtung durch den Zeiger des 


‚ Drehspulmeßwerkes richtig angezeigt wird. 


Zur Feststellung des maximalen Stromes in Netzspeise- 
punkten, Verteileranlagen, Kabeln usw. verwendet man 
zwekmäßig den Maximumstromzeiger (Bild 35) mit einge- 
bautem Bimetall-Meßwerk. Die 
neuesten Anforderungen an 
diese Meßgeräte sind kleiner 
Eigenverbrauch und hohe Ein- 
stellzeit. Das neuentwickelte Ge- 
rät nimmt bei 5 A, der norma- 
len Sekundärstromstärke von 
Stromwandlern, etwa 2,5 W auf. 
Die Einstellzeit des Gerätes, das 
eine Temperaturkompensation 
besitzt, beträgt etwa 16 min. Der’ 
Maximumstromzeiger besitzt ei- 
nen Schleppzeiger, welcher auf 
dem höchsten Stromwert stehen ETZ 517 
bleibt, der sich über eine Zeit- | 
dauer von mindestens 15 min ergibt. Kurzzeitige Stromspitzen 
werden also durch die Messung nicht erfaßt. Die Rückfüh- 
tung des Schleppzeigers ist plombierbar. Ä 

Um mit geringen Mitteln sowohl Wirk- als auch Blind- 
leistungsmessungen durchführen zu können, ist der Wirk- 
Blindleistungsmesser entwickelt worden. Dieses Gerät wird 
wie ein Wirkleistungsmesser angeschlossen und gestattet die 
Messung der Wirk- und der Blindleistung je nach Stellung 
eines an der Frontplatte angebrachten Umschalters. Ein wei- 
terer Schalter mit den Schaltstellungen „induktiv' und „kapa- 


Bild 8. Maximum- 
stromzeiger 


| zitiv” erlaubt die Feststellung der Art der Blindleistung. 


Ein neues Kontaktgerät der Firma Gossen, Erlangen, 
mit „leistungsloser”' Kontaktgabe ist mit einer lichtelektri- 
schen Auslösung versehen, und zwar werden Drehspul- und 
Dreheisengeräte, Leistungsmesser und Bimetallgeräte als 
Kontaktgeräte mit lichtelektrischer Auslösung gefertigt. Die 
Kontaktgeräte sind folgendermaßen gebaut: Unterhalb der 
Achse des Anzeigegerätes ist halbkreisförmig eine Photozelle 
angebracht, die durch eine Fahne am Zeiger des Anzeigegerä- 
tes abgedeckt wird in Abhängigkeit von der Stellung des 
Zeigers. Ein über die ganze Skale verstellbarer Stellzeiger 
zur Einstellung des gewünschten Kontaktwertes ist mit einem 
Lihtschlitz verbunden, durch welchen die Photozelle belich- 
tet werden kann. Je nachdem, ob der Lichtstrahl auf die Pho- 
tozelle gelangen kann oder durch die Fahne am Zeiger des 
Anzeigegerätes unterbrochen wird, ist ein Kontaktstromkreis 
em- oder ausgeschaltet. Bei Belichtung der Photozelle ent- 
steht ein Strom, der über die Drehspule eines Drehrelais 
Nießt. Der geringe Strom der Photozelle würde für eine di- 
rekte Kontaktgabe auf keinen Fall ausreichen, er wird daher 
durh eim Drehspulrelais zweimal verstärkt und ein ange- 


. schlossenes Folgerelais betätigt den Kontaktstromkreis durch 


ein Quecsilberschaltrohr für eine Leistung von 6 A bei 
220 V, cos œ = 1, bzw. 150 VA bei cos pọ = 0,1. 


Auf dem Gebiete der schnellschreibenden Galvano- 


ıt meter zeigt die Firma Hartmann & Braun A.-G, 


Frankfurt/M., den Lichtpunkt-Linienschreiber (Bild 36), der 


. kleinste elektrische Ströme und Spannungen, auch von 


- mng aufzeichnet. Die handlichen Geräte 


rasch veränderlichen Vorgängen in sofort sichtbarer Licht- 
schrift, also ohne nachträgliche Entwicklung oder Fixie- 
„Multavi, Pon- 
avi, Kapavi” werden um die neue kombinierte Induk- 
tivitäts- und Kapazitäts-Meßbrücke „Inkavi” (Bild 37) ver- 


' mehrt. Der Isolationsmesser ohne Kurbel wird jetzt auch 


— 


als „Isolavi 3” für Netzanschluß geliefert. — Ein neuer 

ionsstromwandler (Bild 38) für raumsparenden Ein- 
bau in Schalttafeln eignet sich außer zum Anschluß von Meß- 
instrumenten insbesondere zum Anschluß von Zählern. Er 
besitzt eine solche Genauigkeit, daß eine Berücksichtigung 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


2a 


der Fehler bei der Zählereichung wegfallen kann. Für Hoch- 
frequenzöfen, für das Nachrichtenwesen, für Diathermie und 
Ultraschall wurden Hochfrequenzstromwandler (Bild 39) mit 
Frequenzunabhängigkeit zwischen 103 und 107 Hz geschaffen, 
während für Ströme bis 1 A der neue kapazitätsarme und 
erdstromfreie Hochfrequenz-Thermo-Umformer entwickelt 
wurde. Das bekannte Quadrateinbauinstrument mit 144 X 
144 mm Frontrahmen-Abmessungen wird auch in der Größe 
192 X 192 mm gezeigt. Auf ein preiswertes quadratisches 
Kleingerät mit 48 X 48 mm Frontrahmen-Abmessungen, des- 
sen Stoßfestes Meßwerk höchste Empfindlichkeit gewähr- 
leistet, sei besonders hingewiesen. 


ETZ 605 Bild 38. Präzisionsstrom- 
wandler 


ETZ 608 Bild %. Lichtpunktlinien- 
schreiber 


ETZ 607 Bild 37. Induktivitäts- 
und Kapazitätsmeßbrüke 


ETZ 609 Bild 39. Hochfrequenz- 


stromwandler 


Zahlreiche elektrische Meßgeräte zeigen auh Wan- 
delw.Goltermann, so z.B. Meßgeneratoren sehr hoher 
Frequenzgenauigkeit und Spannungskonstanz mit dekadi- 
scher Einstellung der Frequenzen !durch Stufenschalter, lie- 
ferbar in verschiedenen Ausführungen für Bereiche zwischen 
0,1 Hz und 111 kHz. Weiter wird ein Klirrfaktor-Meßgerät 
mit hoher Genauigkeit für Messungen von 0,1% bis 100% 
Klirrfaktor, mit symmetrischem erdfreien Eingang und dem 
Frequenzbereich 30 Hz...12 kHz (Grundwelle) ausgestellt 


ETZ 536 


Bild 40. Klirrfaktormeßgerät 


(Bild 40). Anzeigemöglichkeit ist noch für die 3. Oberwelle 
gegeben. Frequenz-Meßbrücke, Filter und Bandpässe jeder 


‘Art vervollständigen das Programm dieser Firma, die auch 


komplette Meßeinrichtungen für Trägerfrequenztelephonie, 
bestehend aus Pegelsender, Pegelmesser, Überlagerer und 
Eichleitung entwickelt hat. Diese ist bestimmt für Messungen 
im Frequenzbereich von 200 Hz bis 400 kHz und lieferbar als 
Meßgestell oder als tragbare Einrichtung in Kofferform. 


Der vom Elektro-Institut GmbH., Bredeneck, be- 
reits schon seit 1946 in den Handel gebrachte Frequenz- 
ganganzeiger liegt in einer verbesserten und erweiterten 
Ausführung vor. Mit dem Gerät kann man auf dem Schirm 


222 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1950 


einer Braunschen Röhre von 16 cm Dmr. den Dämpfungs- 
verlauf von Filtern, Transformatoren, Verstärkern usw. im 
Tonfrequenzbereih zwischen 50 und 15000 Hz — in be- 
sonderer Ausführung auch in anderen Frequenzbereichen 
— unmittelbar als stehendes Bild beobachten und aus- 
messen. Die Kopplung zwischen eingebautem Tongenerator 
und Ablenkspannung des Kathodenstrahls für die Ab- 
sziesenschreibung ist unabhängig von der Abtastgeschwin- 
digkeit und kann auch von Hand aus langsam durchge- 
dreht werden. Die mit dem Drehwinkel der Drehachse 
verknüpfte Alblenkspannung kann von außen abgenom- 
men und es können damit andere Vorgänge synchron mit 
der Ablenkung des Kathodenstrahls auf dem Schirm ver- 
knüpft werden, so daß beliebige Vorgänge als stehendes 
Bild dargestellt werden können. 
Zeit- und Fremdbasis macht das Gerät auch als Oszillograph 
für einen Kippfrequenzbereich von 5...30 kHz, als Tongene- 
ratorquelile und zum Schreiben von Lissajousfiguren allgemein 
verwendbar. 

Als weiteres Gerät baut das Elektro-Institut 


einen Meßoszillographen, bei dem wiederum ein Kathoden- 


strahl auf der Abszisse eine Frequenzachse schreibt. Der 
Frequenzbereich umfaßt 1...30 MHz und kann bis zu seiner 
Mittellage in der Frequenz beliebig verschoben werden. 
Das Gerät wird benutzt zur Messung von Klirrfaktoren 


von Sendern, von Rauschspektren von Störquellen und mit 


einem Zusatzgerät als Dämpfungsschreiber, speziell für 
Breitbandfilter, wie sie im Fernsehen verwendet werden. 


Zur Bestimmung von Fehlerorten in Energieleitungen 


wird ein Fehlerort-Bestimmungsgerät gezeigt. Durch An- 
wendung besonderer Methoden gelingt es, mit diesem Ge- 


rät Fehlerortbestimmungen auch bei Kabeln mit relativ : 


niedriger Grenzwellenlänge noch mit Genauigkeiten von 
1...3 m bis zu mehreren Kilometer Kabellänge zu messen. 

Für viele Untersuchungszwecke von Einschwingvor- 
gängen und Einlaufzeiten wird ein Impulsgenerator aus- 
gestellt, der beliebig einstellbare Rechteckimpulse im Be- 
teih von nur wenigen Mikrosekunden bis. zu 2 e liefert 
bei beliebig einstellbarer Periodendauer und auch als Ein- 
zelimpuls. j 


Die AEG baut wieder Präzisions-Dekaden-Widerstände 
mit 3, 4 und 5 Dekaden, zu denen sich damit aufgebaute 


Wheatstone- und Thomson-Kurbelmeßbrücken gesellen, so- ‘ 


wie eine kleine Meßbrücke, deren Gesamtmeßbereich von 
0,05 bis 50000 Q in fünf Stufen unterteilt ist. Zu sehen 
sind auch dıe kleinen Präzisionsmeßinstrumente als Strom-, 
Spannungs- und Leistungsmesser mit Drehspul-, Dreh- 
eisen- und elektrodynamischem Meßwerk, ferner Normal- 
instrumente der Klasse 0,2, darunter das astatische Watt- 
meter. Alle Galvanometer bis - zum hochempfindlichen 
Spiegelgalvanometer werden gezeigt. In diesem Zu- 
sammenhange sei auch auf die neben den normalen 
Strom- und Spannmungswandlern gezeigten Präzisionsstrom- 
wandler höchster Genauigkeit für Laboratorien und Prüf- 
felder verwiesen. 

Im Betriebe vorgeführt werden ferner neue Geräte zur 
Kurzzeitmessung mit höchster Genauigkeit. Als Zeitnormal 
dient ein stimmgabelgesteuerter Normalfrequenz-Röhren- 
generator für 50 Hz. An diesem Generator kann auch 
eine Zeitwaage mit stroboskopischer Lichtblitzquelle und 
eine Synchronstoppuhr für 2/100 s betrieben werden. 

Der bereits bekannte Vektormesser der AEG wird in 
verbesserter Ausführung gezeigt. Dieses Gerät ist neben 
seinen vielfachen sonstigen Anwendungsmöglichkeiten auch 
zu einem wichtigen Prüfmittel in der Blechindustrie gewor- 
den. Man kann mit ihm an ganz kleinen Materialproben die 
Verlustziffer mit großer Genauigkeit feststellen. Dadurch 
wird das bisher übliche Epsteinverfahren, das bekanntlich 
Blechproben von 10 kg erfordert, weitgehend ersetzt. 

Auf dem Gebiet der Zähler sieht man neben den be- 
kannten Eintarifwechsel- und Drehstromzählern sog. Groß- 
bereichzähler, die eine weitgehende thermische und meß- 
technische Belastbarkeit gestatten. Daneben sieht man 
Zweitarifzähler mit dazugehöriger Schaltuhr. Schließlich 
sei auf diesem Gebiet noch eine röhrengesteuerte Span- 
nungskonstanthalte-Einrichtung erwähnt, die eine Leistung 
von 2 kVA für den Anschluß einer Zählerprüfeinrichtung 
aufweist. Der ausgestellte Regulier-Ringtransformator ist 
sowohl für Zählerprüfeinrichtungen als auch für Theater- 
verdunkelungs- und Entmagnetisierungseinrichtungen ge- 
eignet, er kann ferner überall da, wo es darauf ankommt, 


Eine Umschaltbarkeit auf 


Wecdhselspannungen vom Maximum bis Null mit größt. 
möglicher Feineinstufung einzustellen, angewendet werden. 

Als Erzeugnisse ihrer Gemeinschaftsarbeit mit der Firma 
Schnittger & Co. Binzgen, zeigt die AEG eine ganze 
Reihe von neuartigen Geräten für Festmengen-Registrierung 
und Auswertung der Festmengenstenogramme. Mit einem 
Auswertungsautomaten können die Aufgezeichneten Ste- 
nogramme des Registriergerätes nach verschiedenen Ge- 
sichtspunkten maschinell geordnet werden. Ergänzt wer. 


den diese Einrichtungen durch den Umkehrautomaten, die 
Umspulvorrichtung und das im Auswertungsautomaten zur 
Anwendung kommende Zählrelais von der Größe eins 
Telefongesprächszählers, 


jedoh mit Nullstellvorrictung 


ETZ 593 Bild 41. Impedanzmeßkoffer 


Ein Gerät zur Überprüfung von Wicklungen elek 
scher Maschinen auf Windungsschlüsse stellt Dipl-iag 
H. Langkau, Frankfurt a. M., mit seinem Impedanzmei 
koffer „Impedex“ (Bild 41) auf dem Stand der Fa. Dres 
Lübeck, aus. Das Gerät ist auch zur normalen Sc 
widerstandsmessung geeignet. Sein Hauptzweck ist j 
die Überprüfung von Bahnmotoren auf Fehler an Fa 
und Wendepolspulen an betriebsmäßig eingebauten 
an ausgebauten Maschinen. Durch die starke Wesa 
stromerregung machen sich lose sitzende Spulen dur 
hörbares, raschelndes Geräusch bemerkbar. Daneben wii 
ein Prüfgerät für ausgebaute Spulen mit Windungszahl-Me 
einrichtung gezeigt. 


Beachtung verdient die Stromzeigelampe der Wilhela 
Zeh K.G., Freiburg, für große Anzeigebereiche. Diese 
neuartige Gerät hat einen Stromanzeigebereich von 1:1 
Der Fortschritt gegenüber den Stromanzeigelampen d$ 
bisher bekannten Bauart wird daraus ersichtlich, dab dies 
einen Anzeigebereih von etwa 1:1,5 haben. Dies W 
deutet eine Erweiterung des Bereichs auf das 70fed 
Nur durch die Anwendung eines anderen Prinzips ws 
diese Weiterentwicklung möglich. Die aus wenigen Wu 
dungen bestehende Primärwicklung eines Stromwandie 
wird von dem anzuzeigenden Strom durchflossen. His 
durh wird auf der Sekundärseite des Wandlers €i 
Spannung induziert, welche eine Glimmlampe speist Die 
Anordnung hat nicht nur den Vorteil eines großen Anzeig: 
bereichs, sondern sie ist darüber hinaus außerordeniü 
robust und unempfindlich. Die WZ-Stromzeigelampe # 
ohne Schaden zu nehmen, überlastbar und kann eo 
Kurzschlüsse innerhalb der normalen Ansprechzeit eisi 
Leitungsschutzsicherung ertragen. Hierdurh kano = 
in jedes normale Leitungsnetz eingeschaltet werden u8 
ist für Installation und für Gerätebau geeignet. 


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Å 


Die Firma Albin Sprenger, Clausthal-Zellerfeld, 
stellt u. a. Radio-Wettersonden aus. Dies sind kleine, an 


Ballonen aufsteigende Geräte zur Messung von Druk, 


Temperatur und Feuchte. Die Meßwerte werden mittels 
Kurzwellen als Morsezeichen zur Bodenstation übertragen. 


Die deutsche Industrie bemüht sich seit langem, die 
Hochseefischerei durch Entwicklung neuer Geräte und zu- 
sätzlicher Einrichtungen zu unterstützen. Als besondere 
Aufgabe betrachtet sie es, die Rentabilität der Fischerei 
sicherzustellen. Ein besonderes Problem in diesem Zu- 
sammenhang ist es, Fischschwärme aufzusuchen. In den 
Laboratorien der Firma Electroacustic GmbH, Kiel, 
gelang es, ein sicher arbeitendes, leicht zu bedienendes 


Fischgerät, die ELAC- -Eischlupg;, zu entwickeln. Dieses Ge-. 


rät (Bild 42), welches Anfang 
1950 in die Fertigung gegan- 
gen ist, ermöglicht dem Fi- 
scher, alle Vorgänge, die sich 
unter der Wasseroberfläche 
bis zum Meeresgrund abspie- 
len, zu verfolgen. Er kann 
damit Tiefe und Dichte eines 
Fischshwarmes feststellen. 
Es ist ihm sogar möglich, die 
Fischart zu erkennen und den 
Umfang des Fanges im vor- 
aus zu bestimmen. Da dieses 
Gerät gleichzeitig als Lot ar- 
beitet, unterstützt es den 
Kapitän bei der Navigation. 

Das Gerät arbeitet nach 
dem Prinzip der Echolot- 
methode Durch einen im 
Boden des Schiffes eingebau- 
ten Schallsender werden pe- 
riodische Ultraschallwellen- 
stöBe nach unten ausgesandt. 
Treffen diese auf Hindernisse 
z. B. auf den Meeresboden 
oder auf einen Fishschwarm, so werden sie reflektiert und 
kehren zum Schiff zurück, wo sie in einem besonderen Schall- 
wellenempfänger aufgefangen werden. Diese schwachen 
Empfangssignale werden dann in einem auf diese Wellen 
abgestimmten Verstärker und in einem besonderen Anzeige- 
gerät zur Anzeige gebracht. Das Anzeigegerät enthält als 
besonderes Merkmal eine Kathodenstrahlröhre. Auf dem 
Bildschirm der Fischlupe erfolgt eine Abbildung des Wasser- 


ETZ 536 


Bild 42. Fischlupe 


raumes unter dem Schiff. Genau zur gleichen Zeit, zu der der . 


Schallimpuls vom Schiff nach unten wandert, bewegt sich 
der Bildpunkt auf dem Bildschirm des Anzeigegerätes von 
oben nach unten. Die Spur des Bildpunktes, der den Weg des 
Schallstrahles vom Schiff nach unten abbildet, ist auf dem 
Leuchtschirm also ein senkrechter Strich. Trifft nun der Schall: 
strahl auf ein reflektierendes Hindernis z. B. auf einen Fisch, 
so blitzt an der entsprechenden Stelle des Bildschirmes ein 
Echozeichen in Form eines horizontalen Leuchtstriches auf. 
Hat man es nicht nur mit einem Fisch, sondern mit meh- 
reren zu tun, so sind entsprechend viele Echozeichen sicht- 
bar. Bei einem Fischsduwarm ist ein dichtes Gewimmel von 
Echozeichen sichtbar. Daneben sieht man unten das starke 
Echo des Meeresboden. 

Der bisher geschilderte Bildbereich, der von der Was- 
seroberfläche bis zum Meeresboden reicht, ermöglicht dem 
Fischer, die Tiefenlage von Fischshwärmen sowie das Mee- 
resbodeneho zu erkennen. Da sich der Kapitän eines 
Fischdampfers hauptsächlich für den Teil des Wasserraumes 
interessiert, der vor dem Schleppnetz liegt, ist eine „Scharf- 
einstellung” der Fischlupe möglih, Durch einfaches Um- 
schalten kann der Bildschirm auf einen Bereich von ca. 
15 m eingestellt werden. Dieser Bereih kann mit Hilfe 
eines Drehknopfes nun auf die Tiefe des Schleppnetzes ein- 
gestellt werden, so ‘daß der Raum vor der Netzöffnung, 
die etwa 8...10 m beträgt, genau beobachtet werden kann. 

Bild 42 zeigt die Frontansicht einer E la c -Fischlupe. In 
ker Mitte befindet sich der große Schirm des Braunschen 
Rohres. Links oben befindet sich ein Kontrollinstrument, 
weldhes das richtige Funktionieren der Anlage anzeigt. 
Rechts oben ist eine Uhr angebracht, mit deren Hilfe der 
Fischer feststellen kann, wie lange er sein Netz durch einen 
Fischschwarm schleppt, so daß er sein Fangergebnis sicher 
abschätzen kann. 


Unter dem Bildschirm erkennt man eine Skala, auf der 
wahlweise ‘die Tiefe des Meeresbodens oder des Fisch- 
schwarmes abgelesen werden kann. Darunter sitzt ein 
Drehknopf zum Einstellen des Echos auf eine Strichmarke, 
die sih auf dem Schirm der Braunschen Röhre befindet. 
Das Gerät ist auf verschiedenen Versuchsfahrten erprobt 
worden und hat sich gut bewährt. 

Das Prüfen und Messen von Elektronenröhren ist für 
Werkstätte und Laboratorium von besonderer Bedeutung. 
Je nach den für die einzelnen Untersuchungen erforder- 
lichen Genauigkeitsansprüchen sind verschiedene Prüfver- 
fahren bei der Brauchbarkeitsbestimmung von Elektronen- 
röhren (denkbar. Bei der sogenannten Leistungsprüfung 
werden kleine Wechselspannungen an die einzelnen Elek- 
troden der Röhre angelegt und der Emissionszustand, d. h. 
die Kathodenergiebigkeit nach ‘(dem . Gleichrichterprinzip 
festgestellt. Für diese Prüfart ist der Prüfgerätaufbau sehr 
einfach. Man benötigt nur eine stufenweise regelbare Heiz- 
spannungsquelle, eine feste kleine Wechselspannung für die 
Elektroden, sowie ein einziges den Emissionsstrom anzeigen- 
des Meßinstrument. Die Beurteilung der Brauchbarkeit der 
Röhre erfolgt als „Gut“, „Noch brauchbar“ oder „Schlecht” 
im Vergleich mit Röhren einwandfreien Emissionszustandes. 

Für laboratoriumsmäßige Messungen und Untersuchun- 
gen an Elektronenröhren werden weit höhere Ansprüche 
an ein Prüfgerät gestellt. Die Messung der Emission er- 
folgt unter Anlegung statischer Betriebswerte, die handels- 
üblichen Röhrentabellen entnommen werden können. Für 
diese Prüfart sind feinregelbare positive und negative 
Elektrodenspannungen erforderlich, die zweckmäßig durch 
genaue Meßinstrumente überwachbar sind. Im Gegensatz 
zum „Leistungsprüfer” der bei einfacher Bedienbarkeit 
seinen Platz am Ladentisch 'des Geschäfts haben kann, er- 
fordert die Bedienung eines Labormeßgerätes selbstverständ- 
lich die Hand des Fachmannes. Eine der Hauptschwierig- 
keiten bei der-Konstruktion universell brauchbarer Röhren- 
prüfgeräte liegt darin, die Vielzahl verschiedenartigster 


 Elektrodenanordnungen und Sockelschaltungen über eine. 


einfache und vor allem übersichtliche Umschalteinrichtung 
zu ermöglichen. 

In dieser Hinsicht wurden durch die große Anzahl 
neuer Röhrentypen mit neuartigen Systemkombinationen .- 
und Sockelschaltung, sowie die ausländischen, insbesondere 
amerikanischen Röhren, die in den letzten Jahren in 
Deutschland weite Verbreitung fanden, ganz besondere 
Ansprüche gestellt. 


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ETZ 599 Bild 


43. Röhrenprüf-, Meß- und Regeneriergerăt 


Im Hinblick auf alle Anforderungen moderner Röhren- 
prüftechnik wurde die Neuentwicklung des Röhrenprüf-, 
meß- und regeneriergeräts Type RPM 370 (Bild 43) der 


Firma Josef Neuberger, München, durchgeführt. Die 
Stromversorgung ist so bemessen, daß auch das Regene- 
rieren von Röhren ohne Gefährdung des Meßgeräts möglich 
ist. Die Verwendungsmöglichkeit als Leistungsprüfer bei Be- 
dienung durch ungeschultes Personal ist ebenfalls gegeben. 

Eine Universal-Sockelscaltvorrichtung gestattet prin- 
zipiell jede Röhrenelektrode an jedes beliebige Potential 
(Ua max. 500 V) zu legen, wodurch die Prüfung praktisch 
aller vorkommenden Rundfunkröhren, gleich welcher Type 
und Herkunft, sichergestellt ist. Die Schaltvorrichtung ge- 
stattet zur Bedienungserleichterung das Auflegen von Prüf- 
karten, ist jedoch auch frei bedienbar. 


224 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/ 


20. April 1950 


a E E 


Das Gerät besitzt insgesamt 6 grob und fein regelbare 

Spannungen und zwar 

a) Heizspannung von 0 bis 200 V, überwacht durch ein 
Drehspulinstrument mit Gleichrichter. Im Bereich 25 
bis 200 V kann dieses Meßinstrument auch zu Strom- 
messungen bis 0,5 A bzw. 0,2 A verwendet werden. 

b) 2 negative Gitterspannungen bis 100 V, überwacht 
durch ein umschaltbares Drehspulinstrument (0,1 mA). 

c) 2 positive Gitterspannungen bis 500 V, überwacht 
durch ein umschaltbares Drehspulinstrument (0,1 mA). 

d) Anodenspannung bis 500 V, überwacht durh ein 
Drehspulinstrument (0,1 mA). 


Bei der Betriebsüberwachung elektrischer Anlagen spielt 
die Olbewirtschaftung eine wichtige Rolle. Die Prüfung auf 
Durchschlagsfestigkeit ist die sicherste und schnellste Art, 
Änderungen in der Beschaffenheit des Dies festzustellen. 
Für diesen Zweck entwickelte die AEG neue Olprüfgeräte, 
die in kleineren Ausführungen tragbar, in größeren Aus- 
führungen fahrbar sind und die Prüfung der elektrischen 
Olfestigkeit bis zu 150 kV/cm nach den VDE-Vorschriften in 
einfachster Weise ermöglichen. | 

Das neue AEG-Zeiß-Elektronenmikroskop stellt 
eine Weiterentwicklung des bekannten elektrostatischen 
AEG-Gerätes dar. Die neue Ausführung zeichnet sich aus 
durch zweckmäßige Aufteilung der Gesamtvergrößerung in 
einen elektronenoptischen und einen lichtoptischen Teil, so 
daß die Objekte möglichst geschont werden; die Gesamt- 
 vergrößerung ist hierbei 300000fach. Schnellarbeitende 
Schleusen, Stigmator zur Korrektur der Linsen im Betrieb 
und elektrishe Scharfeinstellung sind weitere Vorzüge 
dieses elektrostatischen Übermikroskops.. Das Hauptmerk- 
mal ist aber die Erzeugung der erforderlichen Hochspannung 
und der sonstigen Spannungen mittels einer Hochfrequenz- 
anlage, die in,dem Stativ des Gerätes untergebracht ist. 
Das Gerät ist überall da am Platze, wo rasches Arbeiten, 
oft unter äußerlich beengten Verhältnissen, verlangt wird. 

In der Elektronenmikroskopie hat sich zur Erzielung 
plastischer und kontrastreicher Bilder die Schrägbedampfung 
der Objekte mit Metall als bestes Hilfsmittel erwiesen. Zu 
diesem Zweck wurde von der AEG eine Aufdampfappa- 
ratur entwickelt, die zwar den Bedürfnissen der Elektronen- 
mikroskopie angepaßt, jedoch universell anwendbar ist, 
etwa zur Herstellung von Spiegeln, elektrisch leitenden 
Belägen usw. 


Der Präzisions-Beleuchtungsmesser OG 5003 ider Firma 
Dr.-Ing. Frank Früngefr, Hamburg-Rissen, umfaßt den 
Beleuchtungsbereih von 1 bis 5000 lx in 4 Bereichen. Es 
werden 6 Photozellen verwendet, die für die Bereiche zur 
Anpassung ihres Innenwiderstandes an das Instrument 
verschieden gruppiert werden, verbunden mit elektrischem 
Angleih. Das Meßinstrument, ein Mikroamperemeter mit 
Spiegelskala, ist mit einem Kabel mit dem Photozellenteil 
verbunien. 

Das Reflektometer (Albedo-Messer) OG 5004 dient zur 
Bestimmung der Albedo von Oberflächen, z. B. Farban- 
strichen, und mißt mittels der Ulbrichtschen Kugel, indem 
das Licht einer Normallampe auf eine kreisrunde Offnung 
der Kugel fällt, die auf dem Prüfling aufliegt. Das vom 
Prüfling reflektierte Licht gelangt gestreut über die matt- 
weiße Innenflähe der Kugel zu einer Photozelle. Die 
Eichung erfolgt auf Grund einer mitgelieferten Normal- 
fläche durch Einstellung auf rote Marke. Anschließend ist 
die Albedo ‘des Prüflings in Prozenten vom Instrument ab- 
lesbar. Der Elektroteif ist mit Edisonsammler ausgerüstet, 
so daß ‘das Gerät transportabel ist und die Kugel, die mit 
flexiblem Kabel mit dem Elektroteil verbunden ist, leicht 
an jede plane Fläche angesetzt werden kann. Zur Prü- 
fung der optischen Qualität von Farbanstrichen und Papier- 
oberflächen jeder Art leistet das Gerät vor allem bei der 
Auswahl ‘der Anstrichfarben in Öffentlichen Gebäuden und 
Schulen wertvolle Dienste. 

Der Rückstrahl-(Apostilb-)Messer OG 5005 mißt die 
rückgestrahlte Beleuchtung von Wänden, Beleuchtungskör- 
pern, Wolken und anderen entfernteren Gegenständen in 
ced/cm?. Durch ein Visier wird der Prüfling betrachtet, wo- 
ber-mittels halbdurchlässigen Spiegels ein Mikroamperemeter, 
das in Apostilb geeicht ist, im Blickfeld sichtbar ist. Eine 
Vakuumphotozelle mit Spezialröhre hoher Steilheit bei sehr 
kleinem Gitterstrom (Röhrenlabor Hiller, Hamburg-Eidel- 
stedt) wird aus Kleinstbatterien über einen Stabilisator 


betrieben, der den Ruheanodenstrom kompensiert. Bei 
einem Meßbereich von 10% bis 10? Apostilb hat das trag- 


‚bare Gerät mit eingebauten Batterien ein Gewicht von 3 kg 


bei Abmessungen von 10X20X30 cm. Ebenso ‘wie das Re- 
flektometer OG' 5004 ist es vorzugsweise zur Bemutzung in 
öffentlihen Gebäuden, Schulen, Theatern und gewerblichen 
Betrieben gedacht, um die wirksame Anbringung von Be- 
leuchtungskörpern zur bestmöglichen optischen Ausnutzung 
der räumlichen Gegebenheiten zu prüfen und die Gleic- 
mäßigkeit von Beleuchtungen, z. B. auf Bühnen oder in 
Filmtheatern, zu überprüfen. Eine Standardscheibe be- 
kannter Reflexion erlaubt leicht die quantitative Beurteilung 
ider Albedo. 


Die Firma Drello, Lübeck-Sclutup, hat sich auf den 
Bau von Lichtblitz-Stroboskopen spezialisiert. Der Dreh- 
knopf, der zur Einstellung der Lichtblitzfrequenz dient, ist 
mit einer Frequenzskala versehen. Durch Verwendung eines 
L-C-Generators als. Taktgeber wird eine besonders hohe 
Einstellgenauigkeit und Konstanz der Lichtblitzfrequenz er- 
reicht, wodurch die Geräte für exakte Drehzahlmessungen, 
z. B. an Kleinmotoren, Ultrazentrifugen u. dergl., wie auch zur 
Feststellung von Drehzahlunterschieden, z. B. der Spindeln 
von Spinn- und Zwirnmaschinen, bestens geeignet sind. Der 
Frequenzbereich der Geräte kann beliebig gewählt und den 
jeweiligen Anforderungen angepaßt werden. Die Strobosko- 
pe sind in zwei Ausführungen lieferbar, von denen die Ty- 
pe Strob. 103 eine Glimmlampe als Lichtquelle besitzt, wäh- 
rend die Type Strob. 105 mit einer von den Physikalisch- 
Technischen Werkstätten, Prof. Dr.-Ing W. Heimann, 
Wiesbaden-Dotzheim, gebauten Lichtblitzlampe arbeitet. Die 
Glimmlampe reicht für die Beobachtung kleinerer Objekte 
in nicht zu hellen Räumen aus. Die Lichtblitzlampe ermög- 
licht auch die Untersuchung größerer Objekte in hellen 
Räumen. Beide Gerätetypen können außerdem zur Steu- 
erung des Hochleistungs-Stroboskops STR 5001 des Physi- 
kalisch-tehnischen Laboratoriums Dr.-Ing. Frank Frün- 
gel, Hamburg-Rissen, benutzt werden, für das außerdem 
ein besonderes Steuergerät lieferbar ist. 

Im Rahmen der Entwicklung von Kurzzeitmeßgeräten 
hat die Firma Drello ein Verschlußzeit-Meßgerät heraus- 
gebracht, das zur Messung der Verschlußzeiten von Kamera- 
verschlüssen dient. Die Messung erfolgt photoelektrisc, 
das Ergebnis kann an einem Zeigerinstrument unmittelbar 
abgelesen werden. Der in 3 Stufen einstellbare Meßbereich 
geht von 1 s bis 1/1000 s. Die Meßgenauigkeit beträgt 
mindestens + 3% des jeweiligen Skalenbereiches (1s, 1/10s 
und 1/100 s). i 


Das Lichtblitz-Hochleistungs-Stroboskop STR 5001 ist 
von der Firma Dr.-Ing. Frank Früngel, Hamburg, für 
alle die Fälle entwickelt worden, in denen eine besonders 
helle stroboskopische Beleuchtung benötigt wird, z. B. in 
der Textilindustrie bei der gleichzeitigen Beobachtung vie- 
ler Spindeln, in der Maschinen- oder Motorenindustrie zur 
Beobachtung von Schwebungen, von Nocken, Ventilen und de- 
ren Justierung, in der Elektrotechnik bei der Untersuchung 
und Prüfung von Zerhackern, Relais und Elektromotoren, 
in der Papierdruckerei bei der laufenden Beobachtung der 
qedruckten Muster unmittelbar hinter dem Druckvorgang. 
Die sehr hohe Lichtintensität gestattet die stroboskopische 
Betrachtung und photographische Aufnahme auch in hell 
beleuchteten Räumen. 

Besonders bemerkenswert an diesem Gerät ist die Ver- 
wendung einer Lampe, die eine praktisch unbegrenzte Le- 
bensdauer hat. Sie besteht aus einer konzentrischen Fun- 
kenstrecke, die sich in einem mit Edelgasüberdruck gefüll- 
ten Hartglaszylinder befindet, der durch abnehmbare Me- 
tallscheiben druckdicht geschlossen ist. Die Lampe kann aus 
einer dem Gerät beigeqebenen Edelgasbombe jederzeit 
nachgefüllt werden. Mittels eines eingebauten Scheiben- 
wischere kann der Glaszylinder gereinigt werden, so dad 
das Offnen der Lampe nur zum Auswechseln der Elektro- 
den nach mehreren 100 Betriebsstunden erforderlich ist. 

Durch engen Zusammenbau von Lampe und Kondensato- 
ren werden kurze und helle Lichtblitze erzielt, die bei eine! 
Dauer von 1 us eine Momentanhelligkeit von 10° cd in 
Strahlrichtung besitzen. Die Auslösung der Entladungen er- 
folgt über eine Hilfselektrode in der Funkenstrecke, deren 
Spannung einem Steuergerät entnommen wird, das von der 
Firma Drello auf Grund der bei der Entwicklung von 
Lichtblitz-Stroboskopen gesammelten Erfahrungen gebaut 
wird. 


20. April 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 Š 


225 


C EITHER TEEEEEEEEREEEEEEEEEEEEEEEEREEEEETEEEEEEREEEE SEES EEE 


Die Firma Albin Sprenger, Clausthal-Zellerfeld, 
stellt wissenschaftlihe Instrumente und Lehrmittel .für 
Schulen her. Eine Gravitationsdrehwaage erlaubt den Nach- 
weis der allgemeinen Massenanziehung. Jetzt ist das 
Gerät so einfach und preiswert, (daß es bei allen Schulen 
eingeführt werden kann, während es bis vor kurzem nicht 
einmal bei allen Hochschulen vorhanden war. Das Gerät 
zum Nachweis des mechanischen Wärmeäquivalentes ge- 
stattet in einfarhster Weise die Feststellung, daß die in 
i kcal enthaltene Wärmemenge gleichwertig ist der me- 
chanishen Arbeit von 427 mkg. 


Die Firma Dr. Max Clemenz, technisch-physika- 
lische Werkstätten, Wuppertal-E., zeigt neben Experimen- 
tier-Einrichtungen -für Laboratorien und Schulen ein Ein- 
heitsaufbaugerät für die Elektrizitätsiehre. Es dient dem 
elektrophysikalishen und elektrotechnischen Experimental- 
unterricht der verschiedensten Schulgattungen und ist für 
die gründliche Ausbildung des technischen Nachwuchses im 
öffentlichen Dienst, der Industrie, des Bergbaus usw. ge- 
eignet. 

Das Einheitsaufbaugerät beherrscht das große Gebiet 
des Elektromagnetismus und der elektromagnetischen In- 
duktion. Es stellt ein methodisch klares Gebilde dar und 
gliedert sich in die Abschnitte: 

Grundversudhe: Elektromagnetismus, 
sche Induktion; i 

Anwendungen: Elektromagnete und verwandte Appa- 
rate, Meßgeräte, Transformatoren, Maschinen. 


elektromagneti- 


ETZ 397 Bild 45. Drehstrommotor 


ETZ 598 Bild 44. 
Dynamisches Meßgerät 


Ohne mathematische Anforderungen „begreift“ der 
Schüler den physikalischen Sinn der immer wiederkehren- 
den Bausteine „Drahtspule“ und „Eisenkermn“; er „sieht“ 
die durch beide verkörperten Begriffe „Strom“ und „Mag- 
netfeld”. Spielend entsteht während des Vortrags eine 
Vorrichtung nach der anderen, beginnend beim stromdurch- 
flossenen Leiter bis hinauf zur komplizierten Maschine. 
Der Lehrer hat völlig freie-Hand, von den Elementen zum 
technischen Gebilde zu gelangen oder den umgekehrten 
Weg zu beschreiten. Die Behandlung des Wechsel- und 
Drehstroms ist kaum schwieriger als die des Gleichstromes. 
In einfacher Weise erscheinen die Begriffe Selbstinduk- 
tion, Phasenverschiebung, Synchronismus, Asynchronismus, 
Schlüpfung u. a. Der Schüler gewinnt bei aller Formver- 
schiedenheit der dargebotenen Apparate das eindeutig- 
klare physikalische Bild und beobachtet, wie der Techniker, 
den Forderungen des Physikers und Kaufmannes folgend, 
aus den gleichen Elementen die ‚marktfähige“ d. h. auf 
dem Markt verkäufliche technishe Einrichtung schafft. 
Eine methodisch geordnete, umfassende Versuchskartei ge- 


währleistet die volle Auswertung des Gerätes. Die Bilder ' 


44 u. 45 zeigen zwei der vielen Anwendungsmöglichkeiten. 


Werkzeuge und Werkzeugmaschinen 


Recht umfangreich ist die Auswahl der von der AEG 
ausgestellten Elektrowerkzeuge. Die Neukonstruktion einer 
Vielzweck-Werkzeugmasciine weist ein Umstellgetriebe für 
vier verschiedene Drehzahlen auf. Bei 2800 U/min, d. h. 
ohne Getriebe, eignet sich die Maschine auch für Schleif- 
arbeiten. Mit den entsprechenden Zusätzen kann sie ferner 


für Innenschleifarbeiten und als Supportscleifer verwendet 
werden. Man kann die Maschine auh um 180° drehen, 
so daß sie senkrecht zur Drehbankachse steht. In dieser 
Arbeitsstellung kann sie als Nutenfräse Verwendung fin- 
den. Selbstverständlich ist sie auch zur Durchführung von 
Bohrarbeiten geeignet. Schließlich läßt sich die Maschine 
noch mit einem Kurvenscherenkopf zum Schneiden von 
Blechen verwenden. 

Ferner wird eine Drehstrom-Kettenstemmaschine ge- 
zeigt zum Fräsen von Zapfenlöcern in Zimmereibetrieben. 
Die mit ihr erzielte Mehrleistung beträgt das 8- bis 10fache 
gegenüber dem Stemmen von Hand, wobei die mit der 
Fräskette hergestellten Zapfenlöchern den von Hand ge- 
stemmten an Genauigkeit” weit überlegen sind und RißB- 
bildungen vermieden werden, Der kraftige Antriebsmotor 
ist reichlich bemessen und überlastungsfahig. 

Erwähnt seien auch ein Universalschleifer, ein Univer-. 
salholzhandbohrer und ein Winkelpolierer, der mit Teller- 
scheibe für die. Aufnahme von Scleifleinen oder mit 
Lammfellscheibe zum Polieren von Lackflächen verwendet 
werden kann. Es können aber auch Tellerbürsten aufge- 
bracht und die Maschine zu den verschiedensten Bürst- und 
Putzarbeiten verwendet werden. Eine Abdeckkappe sorgt 
dafür, daß der zur Kühlung des Motors angesaugte Luft- 


1 


strom vom Kollektor ferngehalten, dieser also vor Schleif- 


staub geschützt wird. Die elektrisch betriebene Motorsäge 
schließlich ist in Zimmerei- und Baubetrieben, in Tischle- 
reien, Möbelfabriken sowie in der gesamten Holzbearbei- 
tung ein unentbehrlihes Handwerkszeug; denn es ist 
Jeichter, dieses handliche Elektrowerkzeug an das Holz 
heranzubringen, als sperriges Holz auf stationären Sägen 
zu verarbeiten, - 

Die früher so beliebten kleinen Schmiedefeuergebläse 
sind neu entwickelt worden, sie werden heute nicht nur 
für Schmiedefeuer verwendet, sondern auch zum Aus- 
blasen, zum Kühlen und Reinigen. Zum Staubabsaugen 
können die Gebläse mit zusätzlichen Teilen geliefert 
werden. | 


Zahlreiche Elektrowerkzeuge sieht man auf dem Stand 


‘der Firma Paul Schachtel, Berlin: Elektrohandboh- 


rer, Elektrohandscleifer, Bandscleifer, Kettenstemmer, 
Hobel, Sägen, Schleif- und Poliermotore, z. T. mit bieg- 
samen Wellen. 


Die Firma Elektro-Apparate-Bau GmbH., Lipp- 
stadt i. Westf., hat einen neuen Bandsägelötapparat zum Löten 
von Blockbandsägen in zwei Typen entwickelt, und zwar 
für Bandbreiten bis 100 mm und bis 150 mm. Bei der 
Konstruktion dieser neuen Typen sind die Hersteller da- 
von ausgegangen, daß sich breite Bänder beim Löten sehr 
stark werfen und dadurch große Schwierigkeiten auftreten. 
Um dies von vornherein zu vermeiden, wurden die Se- 
kundären nach vollkommen neuen Gesichtspunkten mehr- 
mals unterteilt, so daß sich dadurch Stromfluß und Wärme- 
entwicklung gleichmäßig ‚über die gesamte Blattbreite ent- 
wickeln. Die Lötstelle wird mit zwischengelegtem Spezial- 
silberlot kalt in die Druckvorrichtung eingespannt und 
bleibt darin bis zum Erkalten nach der Lötung. Hierdurch 
ist ein Werfen des Sägeblattes nahezu unmöglich gemacht. 
Die Druckvorrichtung ist so gearbeitet, daß sie die Blatt- 
enden fest zusammenpreßt und das Sägeblatt nach beende- 
ter Lötung noch längere Zeit die Wärme behält, so daß 
dadurch gegenüber dem früheren Verfahren ein Anpassen 
beim Fließen und Nachglühen nach der Lötung überflüssig 
wird. Nach diesem neuen Verfahren wird das Bandsäge- 
blatt nur etwa 40 mm lang erwärmt. Durch die beim 
Schmelzen des Silberlotes sehr niedrige Spannung wird 
das Sägeblatt nicht angegriffen. Die richtige Härte ist 
durch die verhältnismäßig langsame Erkaltung nach der 
Lötung einwandfrei gewährleistet. Die Einschaltung und 
Wärmeregulierung ist möglich mittels eines eingebauten 
Stufenschalters. Die Breite der Lötstelle soll 15 mm nicht 
überschreiten. 

Eine neue Hartlötmaschine zum Auflöten von Hart- 
metallplättchen auf Drehstahlhalter wurde von der gleichen 
Firma entwickelt. Bei diesem Apparat werden in die 
wässergekühlten Elektroden einerseits die Drehstahlhalter 
und anderseits der Kupferstab eingespannt. Der erforder- 
liche Lötstrom wird empirisch bestimmt und mit dem Regel- 
schalter auf der linken Seite eingestellte Die bewegliche 
rechte Elektrode wird nach Ausklinken des Hebels auf der 
linken Seite unter Federkraft nach vorne bewegt und da- 


226 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


20. April 1950 


durch der Drehstahlhalter an den Kupferstab gepreßt. Wird 
der Hebel ganz nach vorne gezogen, dann wird der an ein 
Drehstromnetz angeschlossene Apparat (Gleichstrom kann 
niht verwendet werden) eingeschaltet. Der Drehstahl- 
halter mit Hartmetall-Plättchen und zwischen beiden lie- 
gender Kupferfolie, sowie mit aufgebrahtem Flußmittel, 
wird nach diesem Verfahren mittels Stromdurchgang er- 
wärmt, ohne den Strom durch das Plättchen selbst zu 
führen. Auf diese Weise wird das Hartmetallplättchen 
gegen UÜberanspruchung geschützt. Ein Drucstück hält das 
Hartmetallplättchen in der richtigen Lage fest. Nadh be- 
endeter Lötung wird .durch Zurückdrüken und Einrasten 
des Hebels der Strom wieder aysgeschaltet, und man kann 
sofort den fertig gelöteten Halter gegen den nächsten aus- 
wechseln. Die größten lötbaren Halterquerschnitte be- 
tragen 25X25 mm (in einer größeren Ausführung: 40X40 
-und.50xX50 mm). 

Die Maschine kann außerdem zum Aufschweißen von 
SS-Plätthen und zum Stumpfschweißen verschiedener 
Eisendrähte bis 80 mm? Querschnitt benutzt werden. Man 
klemmt dann zwei Einspannbacen in die wassergekühlten 
Elektroden ein, damit auch die dünnen Drähte kurz und 
achsgerecht fluchtend eingespannt werden können, so daß 
sie sich beim Stauchen nicht verbiegen. Als Vorbereitung 
genügt es, die Drahtenden abzuschneiden und in die Ein- 
spannbecken festzuklömmen, so daß die sich stumpf be- 
rührenden Enden in der Mitte zwischen beiden Backen lie- 
gen. Am Handrad auf der rechten Seite kann der Stauch- 
druck eingestellt werden. Die Schweißstromstärke wird 
wiederum mit dem Regelschalter gewählt. Die Stromein- 
schaltung geschieht wie vorher beschrieben und die Ab- 
schaltung erfolgt selbsttätig, nachdem die Teile stumpf- 
geschweißt wurden. Handelt es sih um empfindlichen 
Stahl oder legiertes Material, dann kann anschließend nach- 
geglüht werden. Bohrer, Gewindebohrer, Reibahlen, Sen- 
ker und ähnliche Werkzeuge mit Schaftmaterial aus Werk- 
zeugstahl oder weichem Eisen können zwecks Verlänge- 
rung oder Reparatur des Schaftes auf diese Weise stumpf 
geschweißt werden. 


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ETZ 604 Bild 46. Spulenwickelmascine 


Klemmt man in die Einspannbacken angespitzte Kup- 
ferstäbe ein, dann kann man die Maschine auch für Punkt- 
schweißarbeiten an Eisenblechen bis zu 2X1,5 mm heran- 
ziehen. Die Schweißstrom-Ein- und Ausscaltung erfolgt 
wieder mit dem gleichen Hebel. Damit sind die Leistun- 
gen der Maschine noch nicht erschöpft. Zum Beispiel wer- 
den die zwischen zwei Kupferstäbe eingespannten ver- 
schiedenartigsten Teile zum Glühen gebracht oder auch 


hart bzw. weich gelötet. So können Diamanten in ihre 
Halter in natürlicher, senkrechter Lage ohne Beschädigung 
fertigungsmäßig eingelötet werden. 


Wickelmaschinen für die Herstellung von Einlege- 
spulen (Träufelspulen) für Drehstrommotoren sind erst 
seit wenigen Jahren bekannt. Die Firma Heinrich 
Schümann, Lübeck, liefert diese Maschinen mit stufen- 
losem Antrieb, besonders auch in der neuen Bauform „Se- 
lekta". Diese Maschine wird nach dem Baukastensystem 
hergestellt. Zu der eigentlichen Grundmaschine als An- 
triebselement werden verschiedene Zubehörteile geliefert. 
Die Verwendungsmöglichkeiten der Wickelmaschine sind 
daher sehr vielseitig. Das Bild 46 zeigt die Wickelmaschine 
„Selekta* mit automatischer Drahtverlegung zur Anferti- 
gung von Spulen mit lagenweiser Wicklung speziell für 
Transformatoren. Die Einstellung der einzelnen Draht- 
stärken von 0,1..3,5 mm oder 0,2..7 mm bis zu einer 
Spulenlänge von 680 mm erfolgt stufenlos und selbst Um- 
+ spinnungsdifferenzen kön- 
nen ausgeglichen werden. Die 

Windungszahl wird an ei- 
nem elektrischen Windungs- 
- Zähler eingestellt. Die Bedie- 
s nung der Maschine erfolgt 

` durch einen Fußhebel, so daß 
- der Wickler beide Hände frei 
hat. Nach Erreichen der Win- 
` dungszahl schaltet die Ma- 
schine zuverlässig ab und 
bleibt so lange blockiert, bis 
der Zähler wieder auf Null 
gestellt wird. Außerdem hat 
` die automatische Drahtver- 
~- legung einen Lagenschalter, 
~. der die Maschine nad jeder 
.. Lage abschaltet. Auch ohne 
-; automatische Drahtverlegung 
kann diese Wickelmasdine 
» als Wickelbank gebraudt 
<- werden, da ein Reitstock au! 
+ Wunsch mitgeliefert wird. 

Für die Herstellung von 
Einlegespulen(Träufelspulen) 
für Statoren wird an Stelle der Planscheibe ein verstellbares 
Wickelgerät aufgesetzt. Es können Spulen von 220 mm bis 
2240 mm Umfang gewickelt werden, und zwar solche mit 
gleicher und ungleicher. Weite. Eine Leitvorrichtung dien! 
zur Führung der Drähte. Um einen Rücklauf der Maschine 
beim Wickeln von starken Drähten zu vermeiden, ist eine 
Rücklaufbremse angebaut, die wahlweise für Links- oder 
Rechtslauf eingestellt werden kann. Technische Daten: An- 
triebsmotor 0,8/1,1 KW; Umdrehungen mit Untersetzungsge- 
triebe 6,5 ... 65 U/min bei 15 mkg; ohne Untersetzungsgetriebe 
52 ..520 U/min bei 2 mkg. - 

In der Fortführung ihrer Konstruktionen, die sich in Sonder- 
heit aus den Bedürfnissen der deutschen Elektrizitätsversor- 
gung und der praktischen Verwertung entwickeln, bringt die 
Firma A. Schiffmann eine neuartige Kerbzange auf 
den Markt, welche eine wesentliche Verbesserung darstellt. 
Das Prinzip dieser Kerbzange beruht auf beweglichen Ge- 
lenken, die es gestatten, den Kerbdruck vollkommen senk- 
recht zur Leitung auszuüben, wodurch die Abnützung der 
Kerbeinsätze, die aus bestem Vergütungsstahl hergestellt 
sind, auf ein Minimum beschränkt wird. Außerdem kann eine 
einzige Kerbzange für alle Verkerbungen von 6 mm?-Draht 
bis 150 mm?!-Seil verwendet werden. Die Kerbtiefe ist für 
jeden Querschnitt automatisch festgelegt, so daß sie nidt 
von der Fähigkeit und Geschicklichkeit der Monteure abhän- 


‘ gig ist. Trotz all dieser Vorzüge ist die „Arcus"-Kerbzange 


(Bild 47) leicht und handlich und kann mit ihrem Gewicht von 
rund 5% kg sowohl für Kerbungen auf der Erde wie auch im 
Seilzug auf der Höhe des Leitungsmastes verwendet werden. 


~ =-=- =r a nn nn a e 


k 
F 


20. April 1950 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 
Prankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleihe 34, Telephon: 3 07 21/364 
Vorschriftenstelle: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 


Bekanntmachung 


VDE-Kommission 0210 Starkstromfreileitungen 


Im Anschluß an die Bekanntmachungen aus ETZ 70 (1949) 
Heft 16, S. 477, Heft 17, S. 501 und 71 (1950) Heft 6, S. 151 
wird bekanntgegeben, daß die Kommission einen Entwurf für 
die Neufassung der $$ 8, 9, 10 und 16 von VDE 0210 aufge- 
stellt hat. Der volle Wortlaut ist in der Zeitschrift „Elektri- 
zitätswirtschaft“ 49 (1950) Heft 4, April 1950 veröffentlicht!. 
Einsprüche und Anregungen können bis zum 31. Mai 1950 bei 
der VDE-Vorschriftenstelle, Frankfurt am Main, Am Haupt- 
tahnhof 12, eingereicht werden. 
Der Kommissions-Vorsitzende 

Bürklin 


VDE-Vorscriftenstelle 
Jacottet. 


SITZUNGSKALENDER 


Technische Hochschule Aachen 

27. 4. bis 29. 4. 1950: Vortragstagung ‚Maschinenbau und Elektrotechnik 
heute” mit Schwerpunkt auf den Fachgebieten Apparatebau, 
Schienenfahrzeuge u. Transport, Elektrotechnik. Die Vortra- 
genden sind führende Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. 

ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

20. Apr. 1950, 18.15, Hörsaal EB 30! d. T.U.: „Fernsprechverkehr über Hoch- 
spannungsleitungen‘‘, J. Herrmann, 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 

4. Mai 1950, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Leistung und Frequenzrege- 
lung in größeren Netzen’, Dr.-Ing. Happold, Mannheim. 

VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

16. Mai 1950, 18.15, Hörsaal 42 d. T. H., Eing. westl. Seitenflg.: „Die 
induktive und kapazitive Wärmeerzeugung’, Dipl.-Ing. 
G. Hennicke, Dortmund. 

VDE-Bezirk Köln, Köln-Riehl, Amsterdamer Str. 192 

21. @pr. 1950, 17.30, Staatl. Maschinenbausch., Ubierring 48: „Stand und 

. er a der Fernmeldekabeltechnik'', Postrat 
o A 

12. Mai 1950, 17.30, Ort wie vor: „Zur Wahl von Bahnstromsystemen’', 
Prof. Dr.-Ing. J. Kother. 

ETV München, Mchn. 2, Blumenstr. 28 

-0. Apr. 1950, 17.30, Vortragssaal 2 des Deutschen Museums: 
frequente Ferns 
gen’, Dr. Düll. 

17. Apr. 1950, 17.30, Ort wie vor: „Neue Mittel zur Vorhersage einer Blitz- 
gefährdung von Hochspannungsleitungen“, Dr. Lueder. 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

9. Maı 1950, 19.30, Vortragssaal im Rathaus: „Werkstoff-Fragen im Elek- 
tromaschinenbau‘', Dr. Potthoff, Stuttgart. 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Stützpunkt Solingen 

7. Mai 1950, 5.15 Ohligs Bhf., 5.30 Schlagbaum, 5.45 Wuppertal-E. (Neu- 
markt): Abıahrt zur Techn. Messe Hannover. Ruckkehr gegen 
24.00. Anmeldung bis 29. 4. 50 an VDE-Stützpunkt Solingen, 
Kullerstr. 34 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Wuppertal-Eiberfeld, Neumarktstr. 52 

2. Mai 1950, 18.00, voraussichtlich im Vortragssaal d. Stadtbücherei: „Ka- 
beltechnik‘‘, Prof. Dr. Vogel. 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

2.5. bis 6. 5. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00, Lehrsaal d. Akad., Wuppertal- 
Vobwinkel: Kursus „Vagabundierende Ströme und Rohrscutz’', 
Prof. Dr.-Ing. Schwenkhagen, Dipl.-Ing. Böninger, 
Dr.-Ing. Steinrath. 

3. 5. bis 12. 5. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus: „Härtung und Vergü- 
tung’, Dir. Dipl.-Ing. Stüdemann. 


„Träger- 
echsysteme auf symmetrischen Kabelleitun- 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 16 : 51 (023.13) 
Grundzüge der theoretischen Logik. Von D. Hilbert u. 
W. Ackermann. 3. verbess. Aufl. (Grundlehren d. ma- 
them, Wissenschaften in Einzeldarstellg., Bd. 27.) Mit VIII 
u 155 S., Format 16,3X24,4 cm. Springer-Verlag, Berlin — 
Göttingen — Heidelberg 1949. 
Das bekannte und grundlegende Buch behandelt als 
‚Mathematische Logik” die Ausdehnung der formalen Me- 
thoden der Mathematik auf das Gebiet der Logik. Dabei wird 


! Fortdrucke können bei der VDE-Vorschriftenstelle gegen Erstattung 
der Seibstkosten bezogen werden. Es wird gebeten, den Betrag von DM 0,30 
ts Briefmarken der Bestellung beizufügen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/9 


VERSCHIEDENES 


für die Logik eine ähnliche symbolhafte Formelsprache auf- 
Yestellt, wie sie zum Ausdruck mathematischer Beziehungen 
üblich ist und ohne die z.B. eine Algebra undenkbar wäre. 
Logische Folgerungen werden in ihre letzten Elemente zer- 
legt und erscheinen als gewisse Regeln, die den Rechen- 
regeln der Algebra analog sind. So findet das logische Den- 
ken sein Abbild in einem Logikkalkül, der in den letzten 
Jahrzehnten eine besondere Bedeutung bekommen hat, da 
er zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel der mathematischen 
Grundlagenforschung geworden ist. 

Die dritte Auflage ist gegenüber der zweiten nur ver- 
hältnismäßig geringfügig verändert. U. Graf. 


DK 621.315 (022.3) 
Installations électriques à haute et basse tension, Band I. 
Von Prof. A. Mauduit. 444 S., 137 B., Format 16X25 cm. 
Verlag Dunod, Paris 1949. Preis geb. ffrs. 2450, —. 

Die jetzt vorliegende zweite Auflage dieses Buches, des- 
sen erste Auflage 1926 von A. Blondel herausgegeben 
wurde, ist unbestritten das beste Werk, das auf diesem 
Fachgebiet seit Kriegsende in Europa erschienen ist. In 
fünf Kapiteln wird das gesamte Wissensgebiet der Kraft- 
übertragung behandelt. — Das Kapitel I bringt nach den 
allgemeinen Grundlagen der Elektrotechnik und den Maß- 
systemen die Technik der festen, flüssigen und gasförmi- 
gen Isolierstoffe. — Das Kapitel II behandelt die Hoch- 
spannungskabel, ihre Herstellung und Prüfung, die Berech- 
nung und Messung ihrer Konstanten. — Das Kapitel III 
bringt in klassischer Form die Berechnung der Freileitun- 
gen. — Im Kapitel IV werden die physiologischen Wir- 
kungen des elektrishen Stromes, die Maßnahmen gegen 
Unfälle und Feuersgefahr in elektrischen Anlagen und die 
Berechnung der Spannungsabfälle in Freileitungen behan- 
delt. — Das Kapitel V beschäftigt sich eingehend mjt den 
Netzfehlern; es behandelt die Probleme der Erdung in den 
Anlagen und die Berechnung unsymmetrisch belasteter 
Netze nach der Methode der symmetrischen Komponenten 
und der Kurzschläßströme. Die Erdschlußlöschung, insbe- 
sondere durch die Petersenspule, ihre Vorteile für den 
Betrieb und die bei ihrer Anwendung möglichen Resonanz- 
erscheinungen werden in Theorie und Rechnung ausführ- 
lich erörtert. 

Das Buch ist meisterhaft geschrieben. Sein überzeugend 
logischer und streng wissenschaftlicher Aufbau machen 
seine Lektüre für Studierende und Ingenieure zu einem 
hohen, durch die Feinheiten der französischen Sprache ge- 
radezu einzigartigen Genuß. Für den vielbeschäftigten In- 
genieur der Praxis sind die zahlreichen Rechenbeispiele 
und die zusammenfassenden Betrachtungen hinter jedem 
Abschnitt von besonderem Nutzen. 

HermannSchulze, Auma 


DK 347.77 (022.32) 


Handbuch für das Patent-, Gebrauchsmuster: und Waren- 
zeichenwesen. Von Oberregierungsrat Stiebritz. 330 S., 
Format 15 X 21 cm. Verlag für Wirtschaftsförderung, Ver- 
den (Aller) 1949. Preis Hlw. DM 14,50. 

Eine Zusammenstellung der wesentlichen Gesetze und 
Verordnungen auf dem Gebiete des Gewerblichen Rechts- 
schutzes braucht jeder, der Schutzrechte anmelden und ver- 
werten oder andere dabei beraten will. Da für die Tätig- 
keit des am 1. 10. 1949 in München eröffneten Deutschen 
Patentamtes eine größere Anzahl neuer Gesetze und Ver- 
ordnungen von wesentlicher Bedeutung ist, erfüllt das Hand- 
buch von Stiebritz zweifellos einen Wunsch aller Fach- 
leute des Gewerblichen Rechtsschutzes. Gegenüber ähnlichen 
Gesetzessammlungen ist bei diesem Handbuch die systema- 
tische Ordnung nach den drei Teilgebieten ides Patent-, Ge- 
brauchsmuster- und Warenzeichenwesens hervorzuheben. 
Die den einzelnen Gesetzen vorangestellten Vorbemerkun- 
gen und das erfreulich ausführliche Sachwörterverzeichnis 
sind weitere Eigenschaften des Buches, die seinen Gebrauch 
wesentlich erleichtern. Neuartig und besondere für den et- 
was weniger erfahrenen Erfinder redıt brauchbar sind die 
am Ende der drei Hauptkapitel mitgeteilten Angaben über 
den Weg einer Patent-, Gebrauchsmuster- oder Waren- 
zeichenanmeldung. 

Leider fehlen in dem Buch die für die Ostzone und 
Berlin heute gültigen Gesetze und Verordnungen. Auch das 


228 


Annahmestellengesetz vom 5. 7. 48, das in anderen Verord- 
nungen mehrfach angezogen ist, hätte aufgenommen werden 
sollen, da es für die vom Patentamt in München weiterzufüh- 
renden Anmeldungen von erheblicher Bedeutung: ist. 

In dem Abschnitt „Gebrauchsmusterwesen‘ ist insofern 


ein Versehen unterlaufen, als das sich nur auf Geschmacks- ` 


muster beziehende Haager Abkommen über Muster oder 
Modelle von 1925 unter der Kapitelüberschrift „Gebrauchs- 
musterschutz im Ausland” aufgeführt ist. Im Zusammenhang 
damit sei für eine weitere Auflage des Buches die Anre- 
gung gegeben, auch das Geschmacksmustergesetz aufzuneh- 
men. P. Ohrt 


DK 621.3 (75.4) 


Wietz-Erfurth: Bd. 1, Fernmeldetechnik. Mit 286 B., 344 
S., Format DIN C 6. Bd. 2, Starkstromtechnik. Mit 260 B., 
376 S., Format DIN C 6. Ernst Kett Verlag, Stuttgart 1949. 
Preis in Hlw. je Bd. DM 9,80. 

Die neubearbeiteten Bände geben jedem Praktiker, der 
nicht besonders technisch und wissenschaftlich vorgebildet ist, 
einen klaren Einblick in die gesamte Materie der Elektro- 
technik. Die kurzen, klaren und sachlichen Abhandlungen 
mit den entsprechenden Abbildungen sind sehr prägnant. Die 
beiden Hilfsbücher ermöglichen eine eigene Aus- und Wei- 
terbildung der Praktiker ohne besondere Grundkenntnisse. 
Außerdem sind die beiden Bände für die technisch und wis- 
senschaftlich Vorgesculten ein sehr gutes Nachschlagewerk 
und können daher für alle bestens empfohlen werden. 

EberhardJahn 


DK 629.113 : 621.3 (024.2) 


Fachkunde für Kraftfahrzeugelektriker. Fachbuch für elek- 
trotechnische Berufe. Bd. 210. Von G. Se m ber. 1. u. 2. Aufl. 
119 S., 121 B., 5 Taf., Format DIN A 5. Gebr. Jänecke, Abt. 
Buchverlag, Hannover 1949. Preis geh. DM 4,20. 

Die Entwicklung des Kraftwagen-lektrikers geht in 
den meisten Fällen vom Kraftwagen-Mechaniker, seltener 
vom Elektriker aus. Dementsprechend sind das Verständ- 
nis und die Kenntnisse der Gesetze der Elektrizität beim 
Autoelektriker im allgemeinen gering. Seine Fähigkeit, 
Fehler zu finden und die elektrischen Anlagen eines Kraft- 
wagens instand zu setzen, beruht meist auf langjähriger 
Routine. Wenn es daher der Verfasser des vorliegenden 
210. Bandes der Fachbücherei ‚Für Berufsschule und 
Praxis’ unternimmt, die Vorgänge in den zahlreichen elek- 
trischen Geräten des Kraftwagens verständlich zu machen, 
ohne auch nur eines der 'Grundgesetze der Elektrotechnik 
vorauszuselzen, oder auch nur eine Formel zu verwenden, 
so muß man sagen, daß er eine schwer zu lösende Auf- 
gabe. übernommen hat. Um so erfreulicher ist es festzu- 
stellen, daß sie ihm offenbar gelungen ist. Jeder Auto- 
mechaniker, der die verschiedenen Teile und Maschinen 
jemals in der Hand gehabt hat und ihren Aufbau kennt, 
wird an Hand der Beschreibung zumindest einen Begriff 
von den Vorgängen in ihnen erhalten. Naturgemäß kon- 
zentriert sich der Stoff des Heftes in erster Linie auf den 
Aufbau der Geräte, ihre Arbeitsweise, die möglichen Stö- 
rungen und ihre Beseitigung. Die zahlreichen Bilder sind klar 
und einleuchtend und die Schaltbilder übersichtlich, mit 
Ausnahme der Schaltpläne für Motorräder auf den Seiten 
116 und 117, die etwas zu stark verkleinert und schwer ent- 
zifferbar sind. Aber auch derjenige, der sich noch nicht 
eingehend mit Kraftwagen-Elektrotechnik befaßt hat und sich 
nur unterrichten will, wird das Buch mit Nutzen lesen. 

Es werden ausführlich behandelt: Die verschiedenen 
Arten der Zündung einschließlich der Magnet-Stromerzeuger 
und der Zündkerzen, die Akkumulatoren und ihre Pflege, 
Ladung und Instandsetzung, die Lichtmaschine, die ver- 
schiedenen Bauarten von Anlassern einschließlich der Dyna- 
startanlage, die Beleuchtung, Instrumente, Scheibenwischer, 
Winker, Leitungen und Rundfunkanlagen. Selbst Sonder- 
geräte, wie z. B. die Glühkerzen für den Dieselmotor, sind 
nicht vergessen. H. Hansen 


DK 621.96 (022.3) 
Schnitt-, Stanz- und Ziehwerkzeuge. Von Dr.-Ing. habil. 
G. Oehler und Obering. Fritz Kaiser, 272 S., 226 B, 
Format 14,5 'X 21 cm. Springer-Verlag, Berlin 1949. Preis 
geb. DM 18,—. 
Dieses Buch ist die erweiterte Ausgabe des früheren 
Oehler'schen Taschenbucs für Schnitt- und Stanzwerk- 
zeuge. Im ersten Teil sind — ausgehend von der Arbeits- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 8/0 


20. April 195 


vorbereitung — die Schnittwerkzeuge und die Stanzwerk- 
zeuge behandelt; dabei sind die Normen für Schnittge 
stelle, das besondere Erfahrungsfeld Kaisers, in ge 
schickten Beispielen eingearbeitet. Der zweite Teil ist den 
Ziehwerkzeugen gewidmet, für die Oehler einen beson- 
deren Ruf genießt; hierin werden die Werkzeuge für kleis- 
ste bis größte Ziehteile mit allen Fehlergefahren behande:. 
Ein nicht unwichtiger Abschnitt enthält die Berechnung der. 
oft auf engstem Raum zusammenzudrängenden Federsätze, 
ein letzter die Werkzeugstoffe und ihre Behandlung 

Für den Werkzeugkonstrukteur für Blechteile ist das 
Buch besonders wichtig, weil darin die Rechengrundlageı 
unter Heranziehung des bisher bekannten Schrifttums sehr 
sorgfältig behandelt werden; damit werden wesentlice 
Teile der Werkzeugkonstruktionsarbeit aus dem Handge- 
lenk auf das Rechenblatt verlegt. O. Kienzie 


Eingänge 


(Ausführliche Besprechung vorbehalten.) 


Technisches Itallenish. Von W. Schaefer und M, Müller. Lehr- us! 
Nachschlagebuh mit ausführlihem Fachwörterverzeichnis. 2. Aufl. 20 S.. 
Format 14X20 cm. Verlag W. Girardet, Essen 1949. Preis Ganzl. DM 1! | 
Grundlagen der Fernmeldetechnik. Von I. Kleemann. 3. Aufl, 392° 
108 B., Format 14X23 cm. Verlag von R. Oldenbourg, München 1950. Pre: 
eb. 16,—. 
yo Appareils Electriques Connecteurs et Deconnecteurss. Von J. Sain’ 
Germain. 419 S., 220 B., Format 15X2 cm. Verlag Gautbier-Villars 
Pāris 1949. Preis geh. ffrs. 1500, —. 
Vade-Mecum 1950. Von P. H. Brans. 508 u. XXXII S., zahlr. B. u. Te. 
Format DIN A 4. P. H. Brans-Verlag A. G., Antwerpen '1950. Auslieferung 
Buch- und Zeitschriften-Union m. b, H., Hamburg 13, Harvestebuderweg : 
Kurzgefaßte Werkstoffkunde. Von P. Schimpke. 2. Aufl. 162 S., 3 B. 
2 Taf., Format 14X21 cm. S. Hirzel Verlag, Leipzig 1950. Preis geb. DM 5X 
Elektronenoptik, Band I, Grundz. d. theoret. Elektronenoptik. Von A. A 
Rusterholz. 249 S., 118 B., zahlr. Taf., Formati6X24 cm. Veris 
Birkhäuser, Basel 1950. Preis brosch. sfrs. 25,—, Ganzi. sfrs. 29, —. 
Gleisanlagen in Sägewerken. Merkheft Nr. 8. Neu bearb. u. ergänzt vo: 
K. Müller. 40 S., 19 B., Format DIN A 6 . Deutsche Gesellschaft iu 
Holzforschung, Stuttgart 1950. Preis geh. DM 2,—. 
Fachkunde für Rundfunkmechaniker. Von W.Oberdiecku.G.Rose 
(Fchb. f. elektrotechn. Berufe, Bd. 209.) 184 S., 40 B., Format 135 
mal 20,5 cm. Gebrüder Jänecke, Hannover 1950. Preis geh DM 4,8. 
Mechanik und Festigkeitsiehre. Von H. Jönck. 5. Aufl. 280 S., 32 E 
Format 14X20 cm. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1950. Pres 
Hlw. DM 7,80. p 


i 


Bericbtigung 


o 
Im Aufsatz „Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltunc 
für Umkehrwalzenstraßen*, H. 6 der ETZ ds. Js., sind folgen: 
Druckfehler zu berichtigen: 


S. 139 rechts, 5. Absatz, Zeile 10: Drehregler I {statt !i 
Zeile 11: Ej (statt Eı). 


S. 140 links, Unterschrift zu Bild 6: Drehreglerstellu:s 
(statt Drehregelstellung); Drehreglerweges (statt Feldregler- 
weges). 

Außerdem sind die Bilder 3 und 5 gegeneinander auszu: 
tauschen, während die Unterschriften stehen bleiben. 


N ————————————— 
Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. habil. Werner Beindorf, i. Fa. Hagenuk, Kiel 

Dr.-Ing. Hans Goldstein, Elektrotechnische Versuchswerkstätte Gmt.! 
Schaftlah/Obb. 

Helmut Hennig, i. Fa. Robert Bosh GmbH., Stuttgart 

Dipl.-Ing. A. Cl. Hofmann, Straubing, Bahnhofstr. 8 

Dr. phil. Walter Hofmeier, Frankfurt/M.-Höcdhst, Mc. Nainki 

Dr.-Ing. W. Krämer, Fröndenberg/Ruhr, Ostbürener Str. 21 

Arthur Lierenfeld, Hannover, von-Alten-Allee 2 

Stud. ing. Hermann Paschen, Münden 25, Staltacher Str. 13 

Walther A. E. Peters, AEG, Berlin-Reinickendorf 

Dr.-Ing. Schoon, Siemens-Schuckertwerke, Erlangen 

Ing. Hans Thorey, Göppingen, Quäkerstr. 4 

Dr.-Ing. Philipp Woll, Voigt & Haeffner AG., Frankfurt a. M. 


nn aaan — —— nn nn nn — 


Abschluß des Heftes: i. April 1950 


e a 


— 


Schriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K. à 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine person 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupper!3.- 


Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Ferntuf: 377 08. 


© Verlag: VDE- -Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. 11! 


Postfach 667, Fernruf: 379 59, 
Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 3. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezuysmoglichkeit: Fur VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag (Pres 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durch den 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


JUN 22 nor 


li Verlagspostamt Wuppertal Versandpostamt Unna 


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EKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 
Die Methoden der elektrischen Feldmessung. R. Strigel. 229 Gütegewinn in Trägerfrequenzkanälen b. Frequenzmodulation v. m- u. 
Meßbereich und Empfindlichkeit der Hochspannungsbrücke nach Sche- dm-Wellen. 252 — Der Turbator (Vielschlitz-Magnetron). 252 — Neue 
ring. A. Keller 232 amerik, Elektrometerröhren. 252 — Optische Voraussetzungen f. ein- 
Die Elektrotechnik auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1950. B. Voll- wandfr. Fernsehbilder, 253 — Neuart. Luftkühler f. Senderöhren gro- 
rath. 235 Ber Leistung. 253 — Versuche über Gitteremission, 253 — Theorie 
Beitrag zur Berechnung des Kondensatormotors. H. Claußnitzer. des Thomsoneffektes in elektr. Kontakten. - 254 — Einfluß d. Höhen- 
237 klimas auf elektr, Materialien. 254 — Internat, Messe in Chicago, 254 
Die Normung von offenen Innenraum-Schaltanlagen der Reihen 10 Verschiedenes 
bis 30. B. Warsinski. 239 VDE: Einladung zur Jahresversammlung Köln, 255 — Arbeitsgebiet 
Ein neues und bewährtes Herstellungsverfahren der keramischen der Elektrotechn, Prüfstelle Berlin. 256 
HF-Fertigung. H. Balke. 242 Sitzungskalender: 256 
Neue Fluchtentafeln zur Durchhangsbestimmung von Freileitungen Persönliches: A. G. Arnold #. 256 — Auszeichnungen. 256 — Hoch- 
beliebig geneigter Spannfelder, K. Kohler. 243 schulnachrichten, 256 
Bemerkungen zu einigen Problemen der Raumakustik, S. Sawade Brief an die Schriftleitung: 256 
H45 Buchbesprechungen: W. Kossel: Zur Darstell. d. Elektrizitätslehre, 
Rundschau 257—R., Feldtkeller: Einführ, i. d, Theorie d. Spulen u, Uber- 
Das Walsall-Kraftwerk in Betrieb. 247 — Auswahl v. Drehstrom- trager m, Eisenblechkernen, 257 — A, Leonhard: Die selbsttäl, 
Hödhstspannungsleitungen f. d. kontinental-europ. Großkraftübertra- Regelung. 258 — C. Rint: Handb. f. Hochfrequenz- und Elektro- 
g. 247 — Sonnenkraftwerk, projektiert v. „Centre de recherche techniker. 258 — W. Beetz: Elektrizitätszähler. 259 —R. Kühn: 
tancais”, 247 — Bemessung großer Wasserkraftgeneratoren. 248 — Der Kleintransformator. 259 — R. T. Lythall: Berechnung d: 
Schwungradbremsung durch Wirbeiströme. 248 — Meßgenerator f. Fehlerströme í. d, Stromverteilungsnetzen. 239 — A. Lechner 
Mägnetielder. 249 — Wandstärkemessung m. Hochfrequenzmeßgerät. u. B. Pieruschka: Techn. Grundlag., d, untertägigen Berg- 
9 — Messung u. Verstärkung kleiner Wege durch Frequenzmodu- baues, 259 — A. Schulze: Metallische Werkstoffe d. Elektro- 
Iation. 249 — Wandstärkemessung m. Hachfrequenzmeßgerät. 249 — techn; 2599 — P, Schimpke: Technologie d. Maschinenbau- 
Rauhigkeitsmessungen m. d. Elektronenmikroskop. 250 — Parasitische stoffe. 259 — F. Meyen: Die techn.-wiss. Bibliotheken. 260 — 
Kräfte in Induktionszählern. 250 — Schienenfahrzeuge m. Gummiberei- Industrie-Adreßbuc Feinmechanik u. Optik. 260 
ung. 251 — Selbsttätige Zugbeeinflussung. 251 — Bestimmung d. Eingänge: 260 ` 
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Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 5. Mai 1950 


Heft 10 


Die Methoden der elektrischen Feldmessung 


Zusammenfassender Bericht 


Von R. Strigel, Nürnberg 


Eine der wesentlichen Aufgaben der Hochspannungs- 
'ednik, der Elektronenoptik und der Elektronenröhrentech- 
= mk ist die Bestimmung elektrischer Felder. Eine exakte 
rchrechnung, die bei raumladungsfreien Feldern auf eine 
Losung der Laplaceschen, bei raumladungsbehafteten Fel- 
cem auf eine solche der Poissonschen Differentialgleichung 
„nausläuft, ist nur in wenigen Fällen durchführbar und auch 
ann sehr umständlich und langwierig. Ebenfalls sehr zeit- 


raubend ist die graphische Konstruktion der Feldbilder, die 


$ sich auf den Wechselbeziehungen zwischen Kraft- und Aqui- 


potentiallinien aufbaut. Am raschesten und einfachsten füh- 
ten experimentelle Methoden zum Ziel. Es ist daher nicht 
verwunderlich, daß die Meßverfahren hierfür sehr mannig- 
liitig und den jeweiligen Zwecken angepaßt sind. Es finden 
sh darunter einfache, rohe Näherungsmethoden, aber auch 
Verfahren, die mit großer Genauigkeit arbeiten [1]. 


n 
L 


Toeplersche Strohhalmmethode. 


ETZ 679 Bild 1. 


Bei einer ersten Gruppe von Meßverfahren werden 


r sieineProbekörper in das elektrische Feld gebracht, 


] len versucht. 


4i 


nn N aa 


iınern metallisiert sind. 


2 B. ein Stück eines Sirohhalmes [2]. Durch das elektrische 
Fed werden auf ihm Ladungen so influenziert, daß er sich 
mit seiner Längsachse in Richtung der Feldlinien einzustel- 
Der Strohhalm muß dabei entsprechend gut 
çeagert sein. Man kann den Strohhalm auch durch ein 
netallisiertes Glimmerblättchen ersetzen, das mit Schellack 
:¿f einen Glasfaden aufgekittet ist, dessen Spitzen wieder- 
m in Glas gelagert sind. Die Feldmessung kann man auf 
‚eishielene Weise ausführen. So kann man die Feldan- 
»tdnung, die ausgemessen ‚werden soll, mit einer starken, 
nöglichst punktförmigen Lichtquelle beleuchten und dadurch 
-m ihren festen Teilen, wie dies in Bild 1 schematisch ge- 
’eigt ist, einen Schattenriß auf eine weiße Zeichenfläche wer- 
en. Man kann aber auch an beiden Enden des Probekör- 
“ts in Beobachtungsrichtung kleine weiße Glanzpapierstrei- 
n aufkleben und diese im verdunkelten Raum durch ein 
“arxes paralleles Lichtbündel anleuchten. Dann ist es mög- 
h, die einzelnen Probekörpereinstellungen mit einer pho- 
"graphischen Kamera aufzuzeichnen. 

Das auf diese Art gewonnene Bild gibt nur über die Rich- 
:ng der Verschiebungslinien Auskunft. Will man darüber 
"naus auch Aussagen über die Höhe der Feldstärke machen, 
verwendet man eine Doppelnadel, die aus 2 feinen 
S’onzedrähten besteht. Sie sind, wie Bild 2 andeutet, auf 
‘nem Stern von Hollundermark befestigt. An ihren beiden 
taden tragen sie Kügelchen aus Hollundermark, die lei- 
tnd gemacht, oder hauchdünne Glaskügelchen, die in ihrem 
In der Ruhelage dürfen sich die 


- schränkt. 


DK 621.317.32 


Kügelchen gerade nicht berühren. Wird das Feld erregt, so 
stellt sich diese Doppelnadel in die Feldrichtung ein und die 
dicht beieinander liegenden Kugeln spreizen sich unter der 
Influenzwirkung, bis die Coulombsche 
Kraft zwischen den Kugeln sich mit der 
Federkraft des Bronzedrahtes im 
Gleichgewicht befindet. Der Abstand 
der Kugeln ist dann ein Maß für die 
Feldstärke am Mebßort. 


Man kann die Feldaufnahme mit 
derartigen Probekörpern auch dadurch 
ergänzen, daß man den Wert der Feld- 
stärke an einzelnen Punkten mit Hilfe 
einer kleinen Glimmröhre aus- 
mißt [3]. Wird diese an eine Stelle des 
elektrischen Feldes gebracht und die 
Spannung an den Elektroden der Feld- 
anordnung gesteigert, so zündet sie bei 
einem bestimmten Spannungswert. Es wird also die Span- 
nung bestimmt, die an den Elektroden liegen muß, um über 
der Längsachse des Röhrchens gerade die Zündfeldstärke her- 
vorzurufen. Durch einfache Umrechnung kann man dann für 
jede andere Elektrodenanordhung die entsprechende Feld- 
stärkenkomponente in Richtung der Röhrenachse angeben. 

Eine weitere Gruppe von Meßverfahren tastet das elek- 
trische Feld mit einer Sonde ab. Eine solche Sonde darf 
das elektrische Feld nicht oder doch nur wenig verzerren. 
Man wird sie daher im gleichförmigen Feld als dünne Platte, 
in achsialsymmetrischen Feldern als konzentrischen Ring zur 
Symmetrieachse ausbilden. Läßt sich zunächst nichts über 
das Feld aussagen, so verwendet man eine möglichst us 
förmige Sonde, 


Bei Gasentladungen, in denen sich in einem konstanten 
Entladungsfeld ein Entladungsplasma ausgebildet hat, reicht 
eine einfache, statische Spannungsmessung an der Sonde 
nicht aus, um das Potential in der Sondenumgebung richtig 
zu bestimmen [4]. Man muß vielmehr die ganze Strom-Span- 
nungs-Kennlinie der Sonde aufnehmen. Aus dieser lassen 
sich dann aber alle wesentlichen Kenngrößen der Entladung, 
wie Raumpotential, Trägerdichte und Trägertemperatur ent- 
nehmen. Der Anwendungsbereich einer solchen Sonde ist 
jedoch nicht allein auf die Untersuchung von Vorgängen in 
Gasentladungen bei konstanten elektrischen Feldern be- 
Es lassen sich ebensogut Messungen in flüssigen 
und festen Isolierstoffen sowie auch in Halbleitern mit ihr 
ausführen. 

Sondenuntersuchungen an Gasentladungen machen oft 
eine sehr große Anzahl von Einzelmessungen nötig. In sol- 
chen Fällen bietet eine direkte Aufzeichnung der Kennlinien 
auf dem Leuctschirm eines Elektronenstrahloszillographen 
eine wesentliche experimentelle Hilfe. Eine Aufzeichnung 


FTZ 680 

Bild 2. Doppelnadel nach 

Matthias zur Feldstar- 

kebestimmung nach Größe 

und Richtung im entspann- 

ten (a) und gespannten (b) 
Zustand. 


der Sondenkennlinie ist in der Prinzipschaltung des 


Bildes 3 möglich [5]. An das waagrechte Ablenkplattenpaar 
eines Elektronenstrahloszillographen wird die Sondenspan- 
nung gelegt, die entweder gegen die Spannung der Kathode 
oder der Anode gemessen werden kann. An das andere Ab- 
ienkplattenpaar wird eine an einem Widerstand abgegrif- 


230 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


Le —: 


` fene, dem Sondenstrom proportionale Spannung angeschlos- 
sen. Außerdem wird dem Sondenkreis noch eine Wechsel- 
spannung aufgedrückt, die die Sondenspannung im Rhyth- 


mus ihrer Frequenz ändert, so daß auf dem Leuchtschirm des 


A Anode 

G Entladungsgefäß 
K Kathode 
"P,. P Ablenkplatten 
Rg Widerstand 

S Sonde 


Bild 3. Prinzipschaltung zur 

Aufzeichnung der Sonden- 

kennlinie in linearen Koor- 
dinaten, 


ETZ 681 
Oszillographen ein stehendes Bild der Sondenkennlinie 
erscheint. Eine genaue Auswertung der Sondenkennlinien 
hinsichtlich Elektronentemperatur und Stromdichte läßt es 
oft zweckmäßig erscheinen, diese Aufzeichnung in halbloga- 
rithmischen Koordinaten vorzunehmen. Zu diesem Zweck 
ersetzt man dann den ohmschen Widerstand durch ein Schalt- 
element, dessen Klemmenspannung sich logarithmisch mit 
dem durchfließenden Strom ändert. Ein solches Schaltele- 
ment läßt sich dadurch herstellen, daß man in den Meßkreis 
ein Hilfsentladungsgefäß einschaltet, in das gleichfalls eine 
Sonde eingebaut ist. Durch die Reihenschaltung beider Son- 
denkreise erhält man dann eine halblogarithmishe Abhän- 
gigkeit unter der Bedingung, daß die Sondenströme in beiden 
Entladungsgefäßen gleich sind. 

In manchen Fällen | 
wurde zur Messung l M 
in Entladungsplas- 


; A Alum.-Zylind 
men auch eine Tor- TERES 


G Glasfaden 


sionssonde Ver- 4m Hufeisenmagnet j 
wendet, die eine Ab- m Messingdraht 
art der kalten Sonde MS Sondendraht, Manganin 
darstellt [6]. Sie be- P Torsionsdraht, Phosph.-Bronze Q NS 
ruht darauf, daß ein Q Quarzfaden 

halbkreisförmiger S Spiegel G 
gebogenerDrahtseit- ETZ 682 > 
lich, wie in Bild 4, Bild 4. Aufbau der Torsions- 
in das Entladungs- sonde. ZZ EZ 
plasma eingeführt A HM 


wird. Er ist an einem | 

Torsionsfaden aufgehängt, so daß er ganz in einer Äquipo- 
tentialfläche liegt. Dabei soll die Dicke des Drahtes mög- 
lichst klein gegen die freie Weglänge der Gasmoleküle sein. 
Ändert man das Potential dieses Drahtes, so führt er eine 
Drehung aus, die proportional der Änderung der angelegten 
Spannung ist und durch Spiegelablesung gemessen werden 
kann. Der Aufhängefaden dient gleichzeitig als elektrische 
Zuleitung und muß isoliert gegen das Plasma sein. Da auf 
ihn selbst kein direktes Drehmoment ausgeübt wird, fällt als 
Fehlerquelle für die Feldstärkenbestimmung in erster Linie 
die Störung des Feldes ins Gewicht, die infolge des Poten- 
tialunterschiedes zwischen Sonde und Meßort vorhanden ist. 
Dieser Fehler kann jedoch sehr klein gehalten werden, wenn 
man zur Feldstärkenbestimmung das Sondenpotential nur in 
unmittelbarer Umgebung des Plasmapotentials am Meßort 
variiert. Man muß von der Potentialbestimmung am Meß- 


ort ausgehen und an diese die Feldstärkenbestimmung an- 


schließen. | 

Die Torsionssonde ist demnach ein ziemlich komplizier- 
ter und außerdem noch empfindlicher Apparat. Auch erfor- 
dert ihr Einbau in eine Entladung besondere Maßnahmen. 
So muß man für die Aufhängung der Sonde und auch für die 
Aufnahme des Dämpfungszylinders besondere Glasstutzen 
an das Entladungsgefäß anschmelzen. Außerdem soll mög- 
lichst der Mittelpunkt der halbkreisförmigen Drahtschleife 
in der Achse der Entladung liegen. Man wird daher die Me- 
thode der Torsionssonde nur dann anwenden, wenn man an 
einer bestimmten Stelle der Entladung viele Potential- und 
Feldstärkenmessungen unter verschiedenartigen Bedingun- 
gen auszuführen hat. 


d 


-Es sei noch erwähnt, daß die Glühsonde auch durch eine Son- 


ein solches System zweier Kondensatoren so zusammenge- 


5. Mai 1950 


Eine weitere Abart der kalten Sonde bildet die Glüh-, 
sonde [7]. Bei ihr entfällt die Aufnahme der Sondenkenn- 
linie, da sie als Glühkörper durch die von ihr ausgesandten 
Ionen zwangsläufig das Potential ihrer Umgebung annimmt 
Ist dieses zunächst negativer als dasjenige der unmittelbaren, 
Sondenumgebung, so werden positive Ionen, die von der 
Glühsonde emittiert werden, in die Glühsonde wieder zu 
rückgetrieben, negative Ionen dagegen aus der Sondenum 
gebung herausbeschleunigt. Dadurch wird das Sondenpo 
tential so lange gehoben, bis es sich schließlih dem Umg 
bungspotential angeglichen hat. Ist dagegen die Sonde an- 
fänglich gegenüber dem Umgebungspotential positiv gela- 
den, so läuft das Ionenspiel mit umgekehrten Vorzeichen 
ab, bis Sonden- und Umgebungspotential ausgeglichen sind 


de ersetzt werden kann, die aus einem radioaktiven Körper 
besteht. Die von einer solchen Sonde ausgesandten a- und 
f-Teilchen ionisieren die umgebende Luft, so daß sich um die 
Sonde eine Schicht ausbildet, in der sich Ionen beiderlei Vor- 
zeichens befinden. Die Sondeneinstellung spielt sich dann 
wie bei der Glühsonde ab mit dem einzigen Unterschied, daß 
die Aufladung durch den Ionenstrom aus der Raumladung:- 
schicht bewirkt wird, der auf die Sonde zuwandert. 


ETZ 683 C 


A Strommesser 


a, b Anschluß Wechselstrom 
C,, C, Kondensatoren 


c, d Brükendiagonale 
Iı Is Widerstände 


Bild 5. Schema der eınladen 
Kapazitätsmeßbrüce. 


Dem weiten Gebiet der Sondenmessungen bei Wechsel- 
spannung wird die Kapazitätssonde gerecht. Ihre 
Wirkungsweise kann man sich am besten an Hand der Kapa- 
zitätsmeßbrücke vergegenwärtigen, deren Schema in Bild 5 
dargestellt ist. In der Brückendiagonale herrscht Stromlosic- 
keit, wenn die Widerstände des Schleifdrahtes sich umge 
kehrt wie die Kapazitätswerte verhalten. Man kann sic nun 


schrumpft denken, daß im Grenzfall die beiden Kapazitäten 
durch 3 Platten gebildet werden, von denen die beiden äuße- 
ren mit der Wechselspannungsquelle verbunden sind und dıe ' 
mittlere Platte unmittelbar an der Brückendiagonale lieg! 
Man kommt so zu der untenstehenden Schaltung des Bildes 6 
Zwischen den Punkten a und b liegen die Elektroden der 


a 


A Strommesser 


Cı, Cs Teilkapa:. 
täten 


c, d Brückendısao- 
nale 

S Sonde 

sonst wie Bild 5 


Bild 6. Schema ue 
Kapazitätssonde 


ETZ 684 


Feldanordnung; die mittlere Kapazitätsplatte ist zur Sonde 
geworden. Die Kapazitätssonde ist micht nur für ebene Fel- 
der, wie sie das Beispiel des Bildes 6 zeigt, brauchbar, son- 
dern ganz allgemein für beliebig gestaltete Felder. Nur mub 
dabei beachtet werden, daß die Sonde in ihrer Formgebung 
sich möglichst einer Äquipotentialfläche anpaßt. Das Son- 
denpotential muß nicht unbedingt in einer Brückenschaltum: 
gemessen werden. So kann man bei orientierenden Messun- 
gen sich mit einer einfachen Spannungsmessung, z. B. mi 
einer kleinen Funkenstrece [8], einem Blättchenelektroskop 
oder einem elektrostatischen Voltmeter [9] begnügen. We 
sentlih genauer wird die Sondenmessung, wenn man ZU 
Nullmethoden übergeht und die Sondenspannung mit Hilis 
eines induktiven, ohmschen oder kapazitiven Teilers be- 
stimmt. Solche Spannungsteiler haben jedoch bei Hochspan- 


- - ea 


' 5, Mai 1950 


. naue Angleichung erzielen kann. 


. nung den großen Nachteil, daß man das Teilungsverhältnis 


rur in Stufen und noch dazu auf der Hochspannungsseite 
verändern muß und daher nur schwer und mühsam eine ge- 
Als Anzeigegerät eignet 
sich in vielen Fällen dabei eine Glimmröhre, wie sie bereits 
trüher beschrieben worden ist [10]. Noch größere Genauig- 
keit erzielt man, wenn man Kompensationsschaltungen zur 
Messung verwendet. Man fügt dann eine auf der Nieder- 
spannungsseite regelba® Hilfsspannung in den Sondenkreis 
ein, die hochspannungsseitig der Spannung entgegengerich- 
'et sein muß, die am Meßpunkt herrscht. Eine Schaltung 


_ ETZ 685 


C Phasenschieberkondensator 

G Glimmröhre 

J Isolator Vi 

R Potent.-Widerstand W,, 
Bild 7. 


S Niedersp.-Anschluß 
T Hochsp.-Transformator 


V: Voltmeter 
W, Meßwandler 


Meßwandlerschaltung der Sonde zur Bestimmung der Oberflächen- 
feldstärke an Isolatoren mit Hilfe der Glimmröhre. 


dieser Art zeigt Bild 7. Mit ihr soll die Spannungsverteilung 
èn einer Isolatoroberfläche gemessen werden. Der Hoch- 
spannungstransformator T wird von einem Niederspan- 
tungsanschluß S aus gespeist. Der eine Pol des Hochspan- 
nungstransformators ist geerdet, der andere mit dem Isola- 
‘or verbunden, dessen Oberflächenfeldstärke mit dem Glimm- 
rohr G gemessen werden soll. Die Glimmröhre selbst ist an 
einen zweiten Meßwandler Ws angeschlossen, der nieder- 
spannungsseitig über ein Potentiometer R erregt wird. Im 
Niederspannungskreis dieses Meßwandlers Ws befindet sich 
noch ein Kondensator C, mit dessen Hilfe die Phasengleich- 
heit der Meßwandlerspannung mit der Spannung des Haupt- 
transformators geregelt werden kann. Zur Messung stellt 
man am Transformator T eine feste Spannung ein und regelt 
die Spannung am Wandler Wa so, daß das Glimmrohr keinen 
Strom mehr führt. Will man mit der Genauigkeit solcher 
Kompensationsanordnungen noch höher gehen, so kann man 
die Glimmröhre durch einen Elektronenröhrenverstärker er- 
setzen und diesen auf ein Galvanometer [11], oder bei Mes- 
sungen, die sich mit Tonfrequenz ausführen lassen, auf einen 
Kopfhörer [12] arbeiten lassen. Die Kapazitätssonde ist auch 
für Feldausmessungen bei Stoßspannungen verwendbar [13]. 
Dabei greift man zweckmäßig auf Potentiometerschaltungen 
zurück, da in diesem Fall die Dimensionierung eines Wider- 
standsteilers wesentlich einfacher ist, da er nur für kurzzei- 
tige Stoßbeanspruchungen zu bemessen ist. 

Bei einer dritten Gruppe von Meßverfahren wird das Feld 
in einem anderen oder mit Hilfe eines anderen Mediums ab- 
gebildet und auf diese Weise der Messung leichter zugäng- 
ch gemacht. 

Zu den Meßverfahren dieser Gruppe zählt zunächst die 
Aufnahme von Potentialfeldern im elektrolytischen 
Trog [14]. Bringt man ein Abbild der auszumessenden 
Feldanordnung in einen Trog aus isolierendem Material, z. 
B. aus Glas, füllt dieses mit einem Elektrolyten, z. B. mit an- 
gesäuertem Leitungswasser und legt an die Elektroden des 
Abbildes Wechselspannung, so bilden sich die Leitungsströ- 
ne so aus, daß sie den Verschiebungsströmen der ursprüng- 
lichen Feldanordnung entsprechen. Zur Potentialbestimmung 
taucht man in den Elektrolyten eine metallische Sonde und 
vergleicht deren Potential mit demjenigen eines geeichten 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


231 


Potentiometers, dessen Schleifkontakt so eingestellt wird, 
daß der Strom im Sondenzweig verschwindet. Besonders 
einfach wird die Anordnung, wenn man mit Tonfrequenz 
arbeitet und die Nullabgleichung mit einem Kopfhörer vor- 
nimmt. Die Methode erlaubt, ein Hochspannungs- in ein 
Niederspannungsproblem überzuführen. Sie eignet sich nicht 
nur dazu, raumladungsfreie Felder in gasförmigen Medien 
abzubilden, sondern auch solche in festen Isolierstoffen. 
Darüber hinaus können mit ihr Strömungsfelder in Leitern 
bzw. Halbleitern nachgebildet werden. 

Beim Einbau eines Modells in den Trog hat man zu be- 
achten, daß die Trogwände eine willkürliche ' Begrenzung 
des Feldes darstellen und daher unter Umständen auch das 
Feldbild in seinen äußeren Abmessungen beeinflussen. Da 
die Trogwände aber aus isolierendem Material bestehen, so 
werden durch sie dem Felde Symmetrieebenen aufgezwun- . 
gen. Man kann nun die Eigenschaft der Trogwände aus- 
nützen, indem man sie in die Symmetrieebenen des Feldes 
verlegt [15]. Es hat dies noch den Vorteil, daß es dann nicht 
mehr nötig ist, das ganze Feldbild in den Trog einzubauen, 
sondern nur einen Ausschnitt, der teilweise durch Symme- 
trieebenen begrenzt ist. Man muß nur dabei beachten, daß 
Stromlinien-Symmetrieebenen durch isolierende, Äquipoten- 
tial-Symmetrieebenen durch leitende Wände dargestellt wer- 
den müssen. 

Häufig sollen auch Potentialfelder 
ausgemessen werden, deren Dielektri- - 
kum aus zwei oder mehreren Isolier- 
stoffen verschiedener Dielektrizitätskon- 
stanten besteht. Die Nachbildung solcher 
Felder kann durch Elektrolyten ver- 
schiedener Leitfähigkeit geschehen, 
deren Leitfähigkeitswerte sich wie die 
Dielektrizitätskonstanten der Elektroly- 
‘ten verhalten. Dabei müssen die Elek- 
trolyten durch geeignete Wände von- 
einander getrennt werden, die eine gute, 
aber örtlich begrenzte leitende Verbin- 
dung zwischen den einzelnen Elektroly- 
ten herstellen. Man kann sie dadurch herstellen, daß man 
eine Wand aus einem dünnen, leicht biegsamen Isolierstoff 
in einem Abstand von 2...3 mm mit dünnen Reitern aus Me- 
tall versieht, wie in Bild 8 angedeutet ist [16]. 

Eine weitere Methode, elektrische |Felder wenigstens 
qualitativ, dafür aber umsd anschaulicher aufzunehmen, :be- 
steht darin, daß man elektrische Feldlinien durh suspen- 
diertelängliche Teilchen, z. B. schwarze Kunst- 
seidenfäden, aus dielektrischem Material in einer Isolierflüs- 
sigkeit, z. B. 85% Tetrachlorkohlenstoff und 15% Benzin 
sichtbar macht. Die Teilchen müssen sich unter der Einwir- 
kung des elektrischen Feldes frei bewegen können; Flüssig- 
keitsdichte und Teilchenschwerkraft müssen also im Gleich- 
gewicht sein [17]. 

Eine letzte Methode der SE BE RER besteht darin, 
elektrische Felder mit Hilfe einer waagerecht ausgespannten 
Membran nachzubilden [18]. Eine solhe Membran, wenn 
sie völlig gleichmäßig ausgespannt ist und wenn man ein- 


ETZ 686 

Bild 8 Aufbau der 

Trennbatterien im elek- 
trolytischen Trog. 


„zelnen .Punkten eine allerdings nicht zu weit getriebene Aus- 


weitung senkrecht zur Spannebene gibt, genügt nämlich der 
Laplaceschen Differentialgleichung, durch die ja auch das 
raumladungsfreie elektrostatishe Feld beschrieben wird. 
Man hat entsprechend geformte Abbilder der Elektrodenan- 
ordnung auf der Membran anzubringen und mit Hilfe dieser 
Abbilder der Membran eine dem Elektrodenpotential ent- 
sprehende Ausweitung zu geben. Diese wird dann an 
irgend einer Stelle proportional dem Potential des elektro- 
statischen Feldes. Die Membran liefert also gewissermaßen 
ein Abbild des Potentialgebirges des elektrostatischen Fel- 
des. Besonders geeignet ist das Verfahren zu Reihenunter- 
suchungen, bei denen der Einfluß von Potentialänderungen 
und örtlichen Elektrodenverschiebungen ermittelt werden 
soll. Daher hat es auch in der Röhrentechnik sein Hauptan- 
wendungsgebiet gefunden, da mit ihm der Einfluß von Git- 


(A 


232 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 19% 


terpotentialen auch an Mehrfachgitterröhren ohne allzu 
große Mühe verfolgt werden kann. Besonders wertvoll ist 
dabei, daß man durch waagrechte Projektion der Bewegung 
einer rollenden Kugel im Membrangebirge bei geeigneter 
Wahl der Anfangsbedingungen die Bewegung von Elek- 
tronen im Gittersystem einer Röhre verfolgen kann. 


Schrifttum. 


1} R. Strigel: Ausmessung von elektrischen Feldern, Verlag G. 
Braun, Karlsruhe 1949. — G. Mierdel: Arch. techn. Messen V 
31—7 (März 1940). — R. Strigetl: Arch. techn. Messen V 312—1 
(Februar 1943), V 312—2 (Juni 1943), V 312—3 (September 1943). 

2} W. Regerbis: ETZ 46 (1925) S. 33. — A. Matthias: Elektri- 
zitatswirtsch. 26 (1927) S. 31. 

[3] R. Strigel: VDE-Fachber. 1929, S. 119. — H. Schering u. W. 
Raske: ETZ 56 (1935) S. 75. 

[1] . Langmuir: Gen. Electr. Rev. 27 (1924) S. 449, 538, 616, 762 u. 
810; Phys. Rev. 33 (1929) S. 195. — A. v. Engel u. M. Steen- 
beck: Elektrishe Gasentladungen Bd. 2, Springer Verlag, Berlin 
1934, S. 24 ff. 


[5 E. F. Richter: Z. techn. Phys. 15 (1932) S. 273. — P. K. Herr 
mann: Z. techn. Phys. 17 (1936) S. 482. 

6] H. Johannesson: Ann. Phys. 13 (1932) S. 953. 

I] TI. Langmuir: J. Frankl. Inst. 196 (1923) S. 751. — W. Sere 

‚ noffu. A. Walther: Z. Phys. 19 (1923) S. 136. 

8} R. Nagel: Elektr. Bahnen 4 (1906) S. 275. 

I} A. Schwaiger: Arc. Elektrotechn. 8 (1919) S. 191. 

[10] J. Schering u. W. Raske: ETZ 56 (1936) S. 95. 

[ll K.Drewnoski: Arch. Elektrotechn. 27 (1933) S. 239. 

[12] M. Semenoff u A. Walther: Z. Phys. 19 (1923) S. 1% 

[13] St. Szapor: Arc. Elektrotechn. 28 (1934) S. 783. 

[14] C. L. Forfescue u. P, A. Farnzworth: Proc. Amer Ir 
electr. Engrs. 32 (1913) S. 757 u. ETZ (1914) S. 1045. — R. F`- 
ster: Arc. Elektrotechn. 2 (1914) S. 175. — W. Estorff: Eli) 
(1916) S. 60 u. 76; ETZ 39 (1918) S. 52, 62 u. 76. 

[15] H. E. u. W. Hollmann: Z. Instrumentenkde. 57 (1933) S. 175 - 
J. Himpan: Telefunkenröhre H. 15 (1939) S. 193. — G. Hep: 
Philips techn. Rdsch. 4 (1939) S. 235. 

[16] H. Schaefer u. R. Stachowiak: Z. ten. Phys. 7 (e4 
S. 307. 

[17] R. H. George, K. A. Oplinger u. C. F. Harding Bu! 
Purdue Univers., Lafayette, Ind. 11 (1927) S. 4. 

{18] P. H. Kleynen: Philips techn. Rdsch. 2 (1937) S. 338. 


Meßbereich und Empfindlichkeit der Hochspannungsbrücke nach Schering 


f Von A, Keller, Frankfurt a. M. 


Übersicht. Es wird ein Nomogramm beschrieben, aus dem ersicht- 
lih ist, mit welchen Spannungen gegebene Prüfkapazitäten bei einem 
bestimmten Vergleichskondensator mit der normal ausgeführten Hochspan- 
nungsmeßbrüke nah Schering gemessen werden können. Ferner 
wird eine einfache Ermittlung der Größe des Normalkondensators zur Er- 
zielung eines gewünschten Kapazitäts- und Spannungsbereiches gezeigt. 
Schließlich werden auf Grund der Empfindlichkeit des verwendeten Null- 
galvanometers einfache Formeln angegeben zur Berechnung der minimalen 
Meßspannung, bei der die gewünschte Meßgenauigkeit erreicht wird. 


Meßbereich der normalen Scheringbrücke 


Der Kapazitätsmeßbereih der Hochspannungsbrücke 
nah Schering ist äußerst umfangreich, und zwar sowohl 
hinsichtlich der Prüfkapazitäten als auch der Prüfspan- 
nungen. Die Prüfkapazitäten können von einigen pF bis zu 
einigen 100 «F betragen, während sich die Prüfspannungen 
zwischen einigen hundert Volt und etwa 500 000 V bewegen. 

So ohne weiteres läßt sich nun nicht überblicken, welche 
Prüfkapazitäten C, (Bild 1) bei gegebenen Prüfspannungen 
U und gegebenem Normalkondensator Cz gemessen werden 
können bzw. wie groß jeweils die Kapazität Cə des Normal- 
kondensators zu wählen ist, um alle vorkommenden Prüf- 
linge bei den zugehörigen Spannungen messen zu können. 


Man kann diese Größen zwar jeweils berechnen, was 
aber umständlich und zeitraubend ist, so daß es erwünscht 
erscheint, ein Hilfsmittel zu schaffen, an Hand dessen man 
einfach und schnell den Zusammenhang der drei Größen U, 
C, und Cz ermitteln kann. Dieses Hilfsmittel soll das in 
Bild 2 dargestellte Nomogramm sein. An Hand der Scal- 
tung der Scheringbrüce (Bild 1) soll das Zustandekommen 
dieses Schaubildes besprochen werden, auch zu dem Zwecke, 
daß sich jeder daran Interessierte unter Verwendung der für 
die Aufstellung des Nomogrammes in Tafel 1 angegebenen 
Zahlenwerte dasselbe leicht in einem größeren Maßstabe 
selbst herstellen kann. 


Tafel 1: Maximalspannungen, Mindest- 


DK 621.31773 


Als der am häufigsten vorkommende Fall ist dem Nom: 
gramm eine Normalkapazität Cə von 100 pF zugrunde ge!:«. 
Außer dieser Festlegung für den Brückenzweig 2 liegen aut 
die Werte für den Brückenzweig 4 fest. Und zwar bedeute 
R, einen induktions- und kapazitätsfreien Widerstand vor 
1000/72 82. und C, einen Dreidekadenkondensator ve: 
10 ° (0,1 + 0,01 + 0,001) uF. Die Wahl von R4 zu 1000.79 :s 
getroffen, um bei der üblichen Frequenz von 50 Hz eine ez 
fache Ablesung des tgô zu bekommen. Es ist dann nämi:e 
tgö = 0,1 Ca Der Maximalwert des Dekadenkondensat':r 
von 1,11 uF erlaubt also Messungen bis zu einem tgd = O!l: 
entsprechend einem Verlustwinkel von 6° 20°. Der Brüder: 
zweig 3 ist auf Grund seines Zweckes, verschiedene Kap: 
zitätsmeßbereiche herzustellen, eine in festen Stufen vetis 
derliche Größe. 

Auf Grund der Widerstandswerte des Brückenzweicges : 
lassen sich nun die Minimal- und Maximalkapazitäten C, 
errechnen, die mit den verschiedenen Meßbereicen er!!! 
werden können. Auf Grund der Belastbarkeit dieser Wider 
stände lassen sih dann die Maximalspannungen l-u 
bestimmen, bis zu welchen die Prüfkapazitäten Cx untersi“ 
werden können. Bei Messungen mit kleinen Ladestrom:“ 
wird ohne den Nebenschluß Rp (Rn œo) gearbeitet, a.s“ 
nur der Vierdekadenwiderstand Rs von 10 * (100 + 10 ~- | 
-+ 0,1) Q benützt. Davon ist die 100 Q-Dekade mit maxın: 
0,1 A und die 10 Q-Dekade mit maximal 0,25 A belastbar. 

Für die Messung größerer Kapazitäten C, erhält d’ 
Brückenzweig 3 einen Nebenschluß Rn, und zwar sind sc." 
Nebenschlüsse Rp bis zu einer Belastbarkeit von 6 A int: 
Brücke selbst untergebracht, während sie für noch grob: 
Ladeströme getrennt angeordnet werden. Die Belastbark: 
(Imax) der einzelnen Nebenwiderstände und ihre Wie" 
standswerte Rn Sind aus der Tafel 1 ersichtlich. 


und Maxımalkapazitäten für die verschiedenen Meßbereiche der Scheringbrücke unter Verwenduna € ^ < 


Nermalkodensators C, von 100 pF und eines Dekadenwiderstandes R, zwischen 11 und 1111 Ohm und Nebenwiderständen Rn von 30 bis 0,05 037 


Inax 


Cy min 


Umax 


fur Cy max 


KV 11 100 2 770 | 412 
fur Cy min | 
Cs pF 280 | 2890 ' 10 700 
U nax 
kV 110 275 44,6 


3 470 11 600 116 000 173 500 


SJs w’ 


321 275 275 165 220 tz 


32 100 107 000 321 000 1070000 1605000 SI 


34,7 29,8 29,8 17,9 23.8 


5 Mai 1950 


Für die Brücke ohne Nebenschluß Rp ergibt sich bei Ver- 
nachlässigung des im Verhältnis zu R3 sehr kleinen Wider- 
sandes s die kleinste meßbare Kapazität 


100 . 1000 
Cə R; ; : (1) 
Cx min = Tona = 1m = 28,7 pF 
“nd die größte meßbare Kapazität 
1000 
I: (2) 
Cx a  ı - 2890 pF 


HUnterhalb 11 Q soll Rs nicht verwendet werden, da bei noch 
'xieineren Rs die Abgleichung der Brücke schwieriger und die 
"Messung ungenau wird. Benutzt man Rs nur bis zu 111 Q, 
d h. chne die 100 Q-Dekade, so ergibt sich nach GI. (1) ein 
C, mn = 287 pF. 


Cg Prüfkapazität, C, ver- 
‘:sfreier Normalkondensa- 
r, Ra Rya, S. r, R, = ìn- 
“ultions- und kapazitäls- 
tee Widerstände, C, Drei- 
iœhadenkondensator, VG Vi- 
brat.onsgalvanometer. 


Bild I. Scheringbrücke. 


(ETK 48E) 


Werden dem Brückenzweig 3 Widerstände R„ parallel 
cz2egt, so gelten die Gleichungen: 


100 + Rs ma 1000 100-1111 
Cem = —-—— hie == . EE 
watek a 70 7 
, 100 + Ra min 1000 100+11 
a: 2 Er ER f RN Ve 
a= R e = 10. Ra A 


wobei der kleine Widerstand o ebenfalls vernachlässigt ist. 
D'e auf diese Weise für die verschiedenen Nebenwiderstände 
R, errechneten Minimal- und Maximalkapazitäten sind eben- 
:!ls in Tafel 1 eingetragen. 


107 
v 
N $ 
g 
pi 
3 
N 7 Ze 
GE uno N N 
Rim bis mn 8 
Rac 
2 R, -Mbis N | 
A pi Ra 230 | 
| R= 0 
e- R, =3 
n? 
Ra=1 
| R,=Q3 
Di 
0 | Ra "0, | 
i Rn =006 
D | 
© 0? 0’ 10‘ 10° 0° 07 
TXY) —> C, 


Dout 2, 
kondensators von 100 pF. 


Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß keine Beden- 
k-n bestehen, den Kapazitätsbereich der Scheringbrücke nach 
„sen zu erweitern durch Verwendung von Nebenwiderstän- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 
EEE EEE ER 


Schaubild der mit den verschiedenen Bereichen der Sceringbrüce bei 50 Hz meß- 
cen Kapazitäten mit den zugehörigen Meßspannungen bei Verwendung eines Normal- 


233 


den für noch höhere Stromstärken. Solche werden beispiels- 
weise hergestellt für 100 A mit 0,02 Q, für 300 A mit 0,006 © 
und für 1000 A mit 0,002 Q. Bei der Untersuchung sehr großer 
Kapazitäten ist jedoch besonders darauf zu achten, daß durch 
die Schaltung keine zusätzlichen scheinbaren Verlustwinkel 
entstehen. Dies sei an Hand des Bildes 3 erläutert. 

Die Kapazität von C, betrage 454 uF. Sie hat also bei 
50 Hz einen Blindwiderstand X von 7,0 Q. Ein zusätzlicher 
ohmscher Widerstand in den Zuleitungen von C, mit nur 
0,007 Q würde also schon einen scheinbaren Verlustwinkel 
tg = RX = 1%% bedeuten. Der Nebenwiderstand Rp muß' 
also unmittelbar ohne Verbindungsleitung an die Klemme des 
Kondensators Cx angeschlossen werden, während die andere 
Klemme von Rp an Erde gelegt wird. Die verdrillten Poten- 
tialleitungen von Rp werden sinngemäß an die Klemme Cı 
und die Erdklemme des Brückenkastens gelegt, an welche 
in diesem Falle keine zusätzliche Erdverbindung angeschlos- 
sen werden darf. Der Normalkondensator Cə wird einerseits 
über eine Leitung direkt an die Spannungsklemme von Cx 
gelegt, anderseits über eine Leitung mit der Klemme C2 des 
Brückenkastens verbunden, die Brücke selbst durch ein ge- 
erdetes Drahtnetz abgeschirmt. Dann sind weder Fehler des 
Winkels durch zusätzliche Widerstände noch der Kapazität 
durch induktive Beeinflussung möglich. 


Bild 3. Aufbau der Scheringbrücke bei der Verlustmessung sehr großer 
Kapazıtäten (ER Empfindlichkeitsregler). 


Nachdem nun auf Grund der verschiedenen Widerstands- 
werte des Brückenzweiges 3 ermittelt ist, welche Kapazitä- 
ten C, mit den einzelnen Meßbereichen der Scheringbrücke 

unter Verwendung eines Normalkondensators 
Cə = 100 pF erfaßt werden können (Tafel 1), 
müssen nun zur Herstellung des Nomogram- 
mes (Bild 2) noch die zugehörigen Maximal- 
spannungen Umax bestimmt werden, bis zu 
welchen die Prüfkapazitäten Cx auf Grund der 
Belastbarkeit des Brückenzweiges 3 untersucht 
werden können, natürlich unter der Voraus- 
setzung, daß der Normalkondensator Cə für 
diese Spannung U „ax verwendbar ist. 


Die maximal zulässigen Spannungen er- 
geben sich aus der Gleichung: 


Imax 


Cx o i (5) 


Umax = 


De 


Zur Berechnung von Umax entnimmt man aus 
Tafel I die Werte von Imax für die verschiede- 
nen Rp sowie die jeweils dazugehörigen Werte 
von Cx mıx Und Cx min und setzt œw entspre- 
chend der Frequenz 50 Hz zu 314 ein. Die so 
errechneten Werte für Umax sind ebenfalls in 
Tafel 1 eingetragen. Aus den nun gewonnenen 
zusammengehörigen Werten von Umax», Cx min 
und Cx max läßt sich das Nomogramm (Bild 2) 
zeichnen. 

Aus Gl. (5) ersieht man, daß sich Umax 
umgekehrt proportional zu C, ändert, also 
Umax = } (Cx) bei maßstabgleicher logarith- 
mischer Teilung der Achsen eine unter 45° geneigte Gerade 
für jeden Meßbereich ergibt. Trägt man also die beiden zu 
Cx max und Cx min eines Meßbereiches gehörigen Span- 


o? pr 0° 


234 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 19%) 


rungswerte Umax ein und verbindet sie durch eine Gerade, 
so kann man für jedes Cy dieses Meßbereiches die entspre- 
chende ° maximal zulässige IMeßspannung Umax ablesen. 
Führt man diese Eintragungen für jeden Meßbereih durch, 
so ergibt sich die Zikzackkurve des Nomogrammes. 


Erweiterung des Meßbereiches 

Nachdem nun das Zustandekommen des Nomogrammes 
unter Zugrundelegung eines Normalkondensators Cg = 
100 pF besprochen wurde, besteht noch die Notwendigkeit, 
an Hand dieses Schaubildes in einfacher Weise festzustellen, 
wie sih die Spannungs- und Kapazitätsmeßbereiche der 
Brücke durch Wahl einer anderen Normalkapazität Cz än- 
dern. Denn es ist oft erforderlich, bestimmte Kapazitäten bei 
noch höheren Spannungen Zu untersuchen, als es mit Hilfe 
eines 100 pF-Vergleichskondensators möglich ist, oder grö- 
ßere Kapazitäten mit verhältnismäßig kleiner Spannung, 
aber größerer Brückenempfindlichkeit zu prüfen. In erste- 
rem Falle benötigt 'man einen Normalkondensator < 100 pF, 
im zweiten Fall einen Vergleichskondensator > 100 pF. Um 
diese Größe von Cə einfach ermitteln zu können, benutzt 
man eine der unter 45° geneigten Geraden als Leitlinie und 
teilt sie ebenfalls logarithmisch in pF, aber in einem V2-mal 
größeren Maßstab als die Abszisse und Ordinate, wobei die 
Größe des dem Schaubild zugrunde gelegten Normalkonden- 
sators Cə vorteilhaft an einen Eckpunkt der Zickzackkurve 
gelegt wird. Der gewählte Eckpunkt ist im Nomogramm mit 
einem Kreis angedeutet. Dann macht man sich auf durch- 
sihtigem Papier eine Pause der Zickzackkurve, jedoch ohne 
die Leitlinie, und verschiebt diesen Eckpunkt längs der Leit- 
linie nach oben, bis man sieht, wie klein Ca zu wählen ist, 
um die zu untersuchenden Kapazitäten mit der gewünschten 
höheren Spannung prüfen zu können, oder nach unten, um 
festzustellen, wie groß die Kapazität C sein kann, um bei 
‘dadurch erhöhter Brückenempfindlichkeit die Prüflinge noch 
mit der erforderlichen Spannung erfassen zu können. 

Es muß jedoch betont werden, daß sich verlustfreie 
Hochspannungskondensatoren Cz natürlich nicht für belie- 
bige Kapazitätswerte herstellen lassen und Sonderausfüh- 
rungen ihren Preis ungünstig beeinflussen. Infolgedessen 
wird beispielsweise zur Messung sehr kleiner Cx öfter der 
Weg gewählt, an Stelle von C2 den Widerstand von R4 nach 
Formel C, = Cz (Ry/Rs) zu verkleinern, was sich einfach 
durch Nebenscließen erreichen läßt. Dann gilt allerdings 
für den tgö bei 50 Hz nicht mehr die einfache Formal tgô = 
0,1 C4. Die Auswertung des Verlustwinkels hat dann ent- 
sprechend dem abgeänderten Wert R4 nach der Formel tgò = 
R, w C4 zu erfolgen. 

Eine Vergrößerung von R4 an Stelle einer solchen von 
Cz ist nicht ohne weiteres zulässig, da dadurch merkliche 
Winkelfehler durch Erdkapazitäten der Nullecken entstehen 
können. Es ist auch leichter möglich, verlustfreie Preßgas- 
kondensatoren mit größerer Kapazität für kleinere Span- 
nungen zu bauen als umgekehrt. Außerdem genügen in sol- 
chen Fällen auch oft (nach einem Vorschlag von Prof. Sche- 
ring) Minosflaschen für Spannungen bis etwa 18 kV, welche 
einen Verlustfaktor von etwa 0,001 haben, oder andere grö- 
Bere Vergleichskapazitäten mit normaler Luftisolation, die 
bis zu Spannungen von I kV hergestellt werden, oder für 
Spannungen bis 0,5 kV die nicht ganz verlustfreien Glim- 
merkondensatoren. 


Empfindlichkeit 

Bei der Wahl der Größe der Normalkapazität Cə ist 
auch darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Empfindlichkeit! 
der Brücke groß genug bleibt, da der Galvanometerstrom 
bei gegebener Frequenz in erster Linie dem Produkt U Cs 
proportional ist. 

Die kleinste Dekade des Kondensators C4 ermäglicht 
eine Einstellung auf 0,001 uF, also bei 50 Hz eine Abglei- 


1 H. Schering: Die Empfindlichkeit einer Wechselstrombrüce. 
ETZ 52 (1931) S. 1134. 


chung des Verlustfaktors auf 0,1%oo. Diese Abgleichmöglic- 
keit läßt sich noch erreichen, wenn die Bildverbreiterung des 
Nullgalvanometers 3 mm bei einer Verstimmung der Brüke 
um 1%/g0 beträgt. | 

Wir wollen für die weiteren Betrachtungen das für di: 
Sceringbrücke meist verwendete fremderregte Nadelvibra- 
tionsgalvanometer nach Rum p zugrunde legen. Dieses h:' 
bei 50 Hz eine Wechselstromempfindlichkeit von 160 mm/u& 
d. h. eine Bildverbreiterung von 1 mm für 0,00625 uA un: 
bei Resonanz einen Wirkwiderstand Rg = 899. Einer Bilc- 
verbreiterung um 0,3 mm für eine tgö-Änderung von O,l! s 
die wir als noch erkennbar feststellen, entspricht also e:z 
Galvanometerstrom lọ von 0,00188 pA. Mit diesen Werter. 
können wir die Spannung Umin berechnen, bei der nct. 
eine Brückenverstimmung um 0,1%g0, d. h. z. B. eine Ands- 
rung des Verlustwinkels um .0,34' feststellbar ist, und zwa’ 
gilt dann für den Fall, daß man ohne Nebenschluß im Brix- 
kenzweig R3 arbeitet, die Gleichung: 


h Ro G l 
| Umin = -00001 o C, ( ER” a) l i 
Dies ergibt im ungünstigsten Falle bei Cx min = 28.7 pF 

und Ca = 100 pF bei 50 Hz eine Spannung von Umis = 2,85kV 

und bei C max = 2890 pF eine Spannung Umin = 0.8 kY 


Für Nebenschluß im Brückenzweig 3 geht Gl. (6) über ın 


u Rg 10 C, 
o a En TNTA 


Umin = (T 
Berechnet man für die verschiedenen Nebenwiderständ: 
„Rn mit ihren zugehörigen Minimal- und Maximalkapazitäten 
Cx (Tafel 1) für w = 314 diese Spannungen, so erhält mar. 
Werte von Umin zwischen 0,785 und 0,96 kV. 
Also ist im Mittel eine Mindestspannung Umin = 0,87 K` 
erforderlich, um mit der Scheringbrücke unter Verwendur: 


eines Normalkondensators Ca. = 100 pF und eines fremi- 
erregten Nadel-Vibrationsgalvanometer nah Rump m’ 
einem Wirkwiderstand Rọ = 899 und einer Wecs- 


stromempfindlichkeit von 160 mm/uA bei 50 Hz eine Ve: 
änderung des Verlustfaktors tgdö um 0,1%oo feststellen zı 
können. 

Lediglich bei der Messung kleiner Kapazitäten, also ohze 
Verwendung von Nebenwiderständen Rp ändert sich d: 
erforderliche Meßspannung Umin abhängig von der Pıu:- 
kapazität Cx stärker und steigt bei C, = 28,7 pF bis zr- 
2,85 kV an. | 

Es bleibt jetzt nur noch zu betrachten, wie man einitan 
und rasch Umin ermitteln kann für den Fall, daß man zw 
Messung sehr großer Kapazitäten C, (über 5,35 uF) gezwun- 
gen ist, einen Vergleichskondensator Cs größer als 100 pF 
zu wählen. In der Gl. (7) kann man die konstanten Größe: 
Io, œ und R/R, ohne weiteres einsetzen. Für ein mittleres 
Umin von 0,87 kV ergibt sich ferner der Ausdruck 


100 C;/R, C, = 0,17. 
Damit vereinfacht sich Gl. (7) zu 


u DERY i 

min C, pF > 

Für den Fall, daß man ohne Nebenschluß Rp arbeitet, läßt s.“ 
Gl. (6) vereinfachen in 


TTV er 6CkV 

min C, pF C: pF ` 

Man kann also nach der Wahl von Cə, die an Həz: 

des Nomogramms und der verschiebbaren Pause vorgenom- 

men wurde, auf einfachste Weise die zugehörige Spannun: 

U min errechnen, die notwendig ist, um die Abgleichgenauiu- 

keit der Scheringbrüke auf 0,1%s ausnützen zu können. Brv- 

gnügt man sich mit einer Genauigkeit von 1/e, so ermäbic' 

sich die Spannung U min auf den zehnten Teil, da ja der Gà- 

vanometerstrom bei gegebener Frequenz in erster Linie den 
Produkt U C; proportional ist. 


5 


i 


f 


5. Mai 1950 


Zusamnienfassung 


Es wurde beschrieben, welche Prüfkapazitäten mit den 
verschiedenen in der normalen Scheringbrücke vorhandenen 
Werten des Brückenzweiges 3 unter Verwendung eines Nor- 
malkondensators von 100 pF untersucht werden können. Auf 
Grund der Belastbarkeit der einzelnen Meßbereiche wurden 
die dazugehörigen Spannungen angegeben, bis zu welchen 
diese Untersuchungen möglich sind. Mit den dabei gewon- 
nenen Werten wurde ein Nomogramm aufgestellt, aus dem 
in einfacher Weise für die verschiedenen Meßbereiche die 
zusammengehörigen Größen der Prüfkapazitäten und der 


d 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


pS 


235 


maximalen Prüfspannungen abgelesen werden können. Fer- 
ner wurde gezeigt, wie sich unter Verwendung dieses Nomo- 
grammes und einer verschiebbaren Pause die Größe einer 
anderen Normalkapazität ermitteln läßt, um den Kapazitäts- 
meßbereich nach oben oder unten zu erweitern, und zwar 
unter gleichzeitiger Feststellung der dann zulässigen maxi- 
malen Prüfspannungen. 

Auch auf andere Möglichkeiten der Meßbereichände- 
rung wurde hingewiesen. Anschließend wurden Formeln an- 
gegeben, die es auf einfachste Weise gestatten, die Minimal- 
spannungen zu errechnen, die notwendig sind, um die ge- 
wünschte Empfindlichkeit der Scheringbrücke zu erreichen. 


Die Elektrotechnik auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1950 


Von B. Vollrath, Wuppertal 


Der überwiegende Teil der Aussteller kam aus Ost- 
deutschland, Westdeutschland war nur recht schwach ver- 
treten, die ost- und südosteuropäischen nichtdeutschen Staa- 


ten hatten Sammelausstellungen in besonderen Hallen be- 
schickt. 


Der Messebesucher konnte feststellen, daß nicht nur 
die Ausstellungsfläcke dem Vorjahr gegenüber vergrö- 
Bert war, sondern auch, daß die ostdeutsche Industrie in ihrem 
Aufbau einen Schritt vorangekommen ist. Ebenso waren aber 
die großen Schwierigkeiten zu erkennen, mit denen die Be- 
triebe jenseits der Zonengrenze zu kämpfen haben. Sehr viele 
Fabriken, vor allem die größeren und wichtigeren, sind in 
Ostdeutschland Sowjetische Aktiengesellschaften oder Volks- 
eigene Betriebe, die meist in mehr oder weniger großen Ver- 
einigungen fachlichen oder regionalen Charakters zusammen- 
geschlossen sind. 


Die Steuerung der Wirtschaft, insbesondere die Rohstoff- 
zuteilung, erfolgt über diese genannten Gesellschaften, wobei 
bei der Materialzuteilung oft schon die Empfänger der ferti- 
gen Waren in der Reihenfolge der Dringlichkeit ihrer Bedürf- 
nisse und Aufgaben festgelegt werden. Die nur noch unbe- 
deutenden Privatbetriebe haben es meist recht schwer, die 
nötigen Rohstoffe zu erhalten. Diese Sorgen der Industrie, 
verbunden mit den Bemühungen um den Wiederaufbau zer- 
störter oder abgebauter Fertigungsstätten, behindern natür- 
lih die technische Entwicklung, die für die industrielle Stel- 
lung eines Landes allein maßgeblich ist. Diese Tatsache kam 
in den ausgestellten Waren deutlich zum Ausdruck. So 


kann nur von wenigen Neuheiten berichtet, aber vielleicht 


doc gezeigt werden, was die ostdeutsche Industrie heute her- 
zustellen in der Lage ist — so weit man von den ausgestellten 
Fabrikaten darauf schließen darf. 


Elektromotoren von kleinsten bis zu mittleren 
Größen wurden auf zahlreichen Ständen in den verschieden- 
sten Ausführungen und für viele Sonderzwecke gezeigt, ohne 
daß wesentliche Neuerungen daran festzustellen waren. Eıne 
interessante Anwendung der motorischen Steuerung hat je- 
doch die Firma Cols & Kölle, Berlin, entwickelt. Die Wärmebe- 
handlung bei der Herstellung von Gummireifen erfordert 
?..9 verschieden lange Phasen der Wärmeeinwirkung, deren 
Zeiten sich nach Material und Form richten und die zwischen 
wenigen Sekunden und Stunden schwanken. Das von einem 
Synchronmotor angetriebene Reifenheizer-Steuergerät öffnet 
und schließt nun über Quecksilberkontakte vollautomatisch 
die den Vorgängen zugeordneten Ventile. Vor Beginn der 
Wärmebehandlung ist es also nur erforderlich, die Dauer 
der einzelnen Arbeitsgänge an den außen am Gerät befind- 
lihen Skalen einzustellen, dann läuft der Vorgang selbst- 
tātig ab. Zur Kontrolle der Quecksilberkontakte sind Glimm- 
lampen angebracht. 


Das Gebiet der Stromrichter war vor allem durch 
zwei frühere AEG-Betriebe vertreten. Die Elektro-Apparate- 


DK 621.3 (061.4) 


Werke AT, Treptow, stellten einen pumpenlosen Eisenstrom- 
richter (Bild 1) aus. Das Gerät ist etwas über 2 m hoch, hat 


erregung und Gittersper- 
rung als Kurzschlußschutz 
ausgerüstet; bei 800 V lie- 
fert es bis zu 1200 A, bei 
1200 V 80 A und bei 
3000 V 500 A. Einen mecha- 
nischen Hochspannungs- 
gleichrichter hatten die Fa- 
briken für Transformatoren 
und Hochspannungsschalter 
VEM ausgestellt. Die Fun- 
kenstrecken sind hier nicht 
Nadel-, sondern Kugelfun- 
kenstrecken mit 5 cm Ku- 
geldurchmesser. Dadurch 
werden die Überschlags- 
längen geringer, das Gerät 
kann kleiner gebaut wer- 
den und die Luftgeräusche 
sind schwächer. Mit Gerä- 
ten dieser Bauart kann man 
je nach Schaltung (Bild 2) 
eine Gleichspannung von 0,5 oder 1 MV erzeugen. Die An- 
sprechspannung des Gleichrichters beträgt 50 kV für die 
500 kV-Type. 


ner 


1 
e7 
$ 
z 
ah 
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m 


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| 


ETZ 668 


Bild 1. Stromrichter im Eisengefäß. 


Auch große kera- 
mishe Isolatoren 
und Durchführungen 
waren auf der Leipzi- 
ger Frühjahrsmesse zu 

sehen. Die Hescho 

(SAG Kabel), Herms- 
dorf/Thüringen, zeigte 
z. B. ihre Massivstüt- 
zer mit 150 mm Mas- 
sivdmr. Die Margare- 
thenhütte (früh. Schom- 
burg & Söhne, Liefer- 
werk der Hermsdorf- 
Schomburg) hatte Lang- 
stabisolatoren für 110 
kV, die in Ketten für 
220 und 400 kV zusam- 
mengestellt werden 
können, Einrohrdurchführungen bis 60 kV und Überwürfe bis 
220 kV ausgestellt. Auch ein formschönes keramisches Heiz- 
ofengehäuse mit eingelassenem Griff, der sich nach drei Heiz- 
stunden immer noch anfassen läßt, fand auf diesem Stand 
Beachtung. 


Bild 2. Mechanischer Hochspannungsgleich- 
richter in Verdoppelungschaltung 
(Schaltstrecke oben offen, unten geschlos- 
sen gezeichnet). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 1950 


Für Abraumlokomotiven haben die Lokomotivbau-Elek- 
trotechnishen Werke VEM, Hennigsdorf (früher AEG), einen 
neuen Scherenstromabnehmer gebaut. Auf einer Wiege aus 
Flacheisen sitzen drehbar angeordnet zwei Kohleschleifstücke. 
Der Tragrahmen besteht aus geschweißten Ovalrohren, die 
sich nach oben verjüngen, mit einer ausreichenden Schwin- 
gungssteifigkeit bei möglichst kleinem Luftwiderstand. 

Bei den Fabriken für Transformatoren und Hochspan- 
nungsschalter, Berlin-Oberschöneweide (früher AEG), wurde 
ein Trennschalter bis 110 kV entwickelt, der nach dem Sche- 


renprinzip arbeitet und dadurch wenig Raum braucht. Dane- 


ben sah man flanschlose Ventile mit Gewinde zum Einbau 
in Druckleitungen für Hochspannungsscalter. Kleinere 
Schaltgeräte waren verhältnismäßig wenig vertreten, 
sie hielten sich konstruktiv im Rahmen des üblichen. 

Das Gebiet der Leitungen und Kabel war sehr 
schwach bescickt. Gerade hier wirkt sich der Materialman- 
gel empfindlich aus. Während Hochspannungskabel nicht zu 
sehen waren, zeigte das Kabelwerk Vacha Leitungen, die be- 
sonders ozon- und säurefest und für Queksilberdampflampen 
und Leudtröhren bestimmt sind. Statt des Hochfrequenz- 
kabels „Kappa Gold” stellt dieses Werk jetzt die „Antennen- 
leitung 49" her, die bei gleicher Kapazität erhöhte Schirm- 
wirkung hat. Dabei bestand noch die Schwierigkeit, die nicht 
vorhandene Triazetatseide durch andere, in der Ostzone 
hergestellte Isolierstoffe zu ersetzen. Widerstandsdraht sehr 
kleinen Durchmessers wird auch in Ostdeutschland hergestellt. 
H. Altmann, Berlin, zeigte Chromnickeldraht bis herunter zu 
einem Durchmesser von 6,3 u, der z. B. in optischen Meßgerä- 
ten Verwendung findet. Dieser dünnste Draht hat einen 
Widerstand von 32 kQ/m. : 

Die Schweißtechnik war vor allem durch zwei 
große Betriebe vertreten. Die Lokomotivbau-Elektrotechni- 
schen Werke VEM, Hennigsdorf (früher AEG-Schweißma- 
schinenfabrik) zeigten ein Kleinschweißgerät zum Wider- 
standspunkt- und Schmelzschweißen, Lichtbogen-Kopfschwei- 
Ben und Weich- und Hartlöten mit Relaissteuerung bis zu 
1 s. Neben einer neuen 12-Stellen-Schweißanlage (je bis zu 
250 A, 5 mm-Elektroden, Dreiphasentransformator) zeigte die 
Elektroden- und Maschinen G. m. b. H. Kjellberg, Finster- 
walde, ein Benzinschweißaggregat als Autoanhänger für eine 
Schweißleistung von 350 A und 30 V. Die gleiche Firma 
brachte eine „Tiefbrandelektrode”, die aus dem Mantel Gas 
mit guter Richtwirkung abgibt und einen tiefen Abschmelz- 
krater liefert. Mit der Elektrode können niedrig oder nicht 
silizierte Baustähle in Stärken bis vorläufig 15 mm ohne vor- 
herige Schweißnahtvorbereitung verschweißt werden. 

Gegossenen Hochleistungswiderständen ge- 
genüber hat der Anlaß- und Regelwiderstand der IKA, Elek- 
troschaltgeräte Saalfeld VEB (früher Mecano) den Vorteil 
der Unzerbredlickeit. Er wird aus siliziumhaltigem Blech 
so gestanzt, daß zickzackförmige Strombahnstreifen entste- 
hen. Durch eingeschobene Isolierstege werden die Streifen- 
teile voneinander abgehoben. Aus diesen Gittern werden 
durch Punktschweißung Widerstandspakete hergestellt. Sol- 
che Widerstände, die einen geringen Temperaturkoeffizien- 
ten haben, werden bis zu einer Leistung von 120 kW gebaut. 

„HeißBleiter”‘ nennen sich neue, stromabhängige Masse- 
widerstände der Hescho für den Rundfunkempfängerbau, die 
man statt der bisher üblichen Urdoxwiderstände verwenden 
kann. Sie werden zunächst für 40 und 60 V Spannungsabfall 
als Reihenwiderstand und für 18 V als Parallelwiderstand zur 
Skalenbeleuchtung hergestellt. Der Einbau erfolat wie beim 
normalen Widerstand (2 Lötstellen). 

Auch neue Rundfunk-Rohrkondensatoren 
konnte diese Firma zeigen. Als Dielektrikum wurde „Epsilan” 
verwendet, das eine DK bis zu 7000 besitzt. Die Hescho, 
Hermsdorf/Thüringen, stellt neuerdings Superhet-Spulensätze 
in einem Stück her. In einer Matrize werden Grundplatte, 
Schalterdeckel, Spulenträger mit Gewinde und Bereichsan- 
zeiger gepreßt, wodurch 11 Arbeitsgänge in einen vereinigt 
wurden. Ein aus neuem Werkstoff hergestelites Topfkern- 
Bandfilter hat einen Resonanzwiderstand von 400 ... 500 kQ. 


Das Stemagwerk Pankow (früher das Hauptwerk der Steatit- | 
Magnesia) zeigte auf der Messe zahlreiche feinkeramisce ; 


Formstüce für viele Rundfunkzubehörteile, auch Elektroden 
für medizinische Hochfrequenzgeräte aus Frequenta. 

Auf mehreren Messeständen waren Hochspannungs-Blitz. 
lichtlampen mit Xenon-Röhren zu sehen, so z. B. bei der 
Deutschen Glimmlampen-Gesellschaft Preßler, Leipzig, und 
beim Werk Siemens & Halske der SAG. für Gerätebau, Zwo- 
nitz; letzteres baut mit diesen Lampen auch ein Lichtblitz- 
stroboskop. Die Kippfrequenz wird in groben Stufen durch 
Zu- oder Abschaltung von Kondensatoren, feiner durch An- 
derung der Gitterspannungen geregelt; die Frequenz wird 
durch einen besonderen Kippkreis gemessen und an einem 
Drehspulmeßgerät angezeigt. 

Siemens-Plania, Berlin, hatte neue Silit-Heizstäbe 
für Glühöfen ausgestellt, deren größter einen Durchmesser 
‚von 25 mm und eine Glühlänge von 1000 mm hat und 10 kW 
bei 1350 °C umsetzen kann. Ein kleiner Graphitstabofen. 
der bis zu 300 kg Metall oder Silikat auf 2000 °C bringen 
kann, wird besonders für die Bedürfnisse kleinerer Betriebe 
gebaut. 

„Kochplatten, Bügeleisen, Tauchsieder, Heizkissen und 
sonstige Haushaltgeräte waren auf sehr vielen Ständen zu 


sehen; sie sind jedoch bewirtschaftet und für den Privatmann . 


kaum erhältlich. 

In der Vereinigung Volkseigener Betriebe, Radio- und 
Fernmeldetechnik (RFT), Leipzig, sind etwa 40 Einzelbetriebe 
zusammengeschlossen, die zahlreiche Meß-, Fernmelde- und 
Rundfunkgeräte ausgestellt hatten. Um eines davon zu nen- 
nen: Das Fernmeldewerk Bautzen (früher AEG) zeigte Trä- 
gerfrequenz- und Zwischenverstärker. Hieran war nichts 
grundsätzlich Neues zu sehen, erwähnenswert ist nur, daß 
alle Verstärker jetzt. mit der RV 12 P 2000 gebaut 
werden. 


Verschiedene Hochfrequenzmeß- und Prüfgeräte stellten | 
die Ontra-Werkstätten, Berlin, aus, dabei einen Signalverfol- | 


ger mit optischer und akustischer Anzeige. Er besteht aus 
einem Tastkopf mit angebautem Breitbandverstärker und dem 
Resonanzverstärker. Man kann die Schwingungen kapazitiv 
oder induktiv aufnehmen, indem man die elektrostatische oder 
elektromagnetische Spürsonde in den Tastkopfeingang ein- 
schraubt. Mit diesem Gerät kann der Rundfunkmechaniker 
ohne Lötungen am eingeschalteten Gerät feststellen, welcher 
Kreis mit welcher Frequenz schwingt, er kann also Fehler- 
quellen feststellen und auch die Abstimmung überprüfen. 
Das „Ontraskop“ (Bild 3) kann die Schwingungen nicht ver- 


ETZ 669 


stimmen, da es praktisch keine Leistung entzieht. Auch beim 
Suchen von Brummodulationsquellen an Verstärkern dürfte 
dieses Gerät nützlih sein. — Die Technishh-Physikalischen 
Werkstätten VEB, Thalheim/Erzgebirge (früher AEG), zeig- 
ten ein in seiner Anordnung neues Gerät, den Selektogra- 
phen. Er enthält einen Wobbelsender, einen Meßsender und 
einen Oszillographen und ist zum Abgleich von Empfängern 
und selektiven Hochfrequenzverstärkern bestimmt; die Re- 
sonanzkurve wird auf dem Kathodenstrahlrohr abgebildet. 
Bezeichnend ist die Lage im Rundfunkempfän- 
gerbau. Die Röhrenherstellung ist nach Menge und Aus- 
wahl der Typen begrenzt, und das wirkt sich eo aus, daß von 
vielen Firmen sehr ähnliche Empfänger (vor allem 4- und 6- 


Bild 3. Signalverfolger „Ontraskop”. 


~ 


5. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 
a 


Kreissuper) gezeigt wurden. Man sah auch eine Reihe von 
Luxusmusiktruhen, die neben einem Großsuper, Hoch- und 
Tieftonlautsprecher meist einen 10fach-Plattenspieler ent- 
nielten. Erwähnenswert ist die Truhe der RFT-Leipzig, in 
die ein Neunkreissuper mit 3 gespreizten Kurzwellenberei- 
chen, drei Lautsprecher, 10fach-Plattenspieler und ein Magne- 
:ophon eingebaut sind, das mit 19 cm/s Bandgeschwindigkeit 
und einer Spieldauer von 30 min nach dem Hochfrequenzver- 
fahren arbeitet. — Die Firma Grundig, Fürth i. B., gehörte zu 
den wenigen westdeutschen Ausstellern. Viel beachtet wur- 
de ihr kleiner 5-Röhren-, 5-Kreisbatterieempfänger im Preß- 
stoffgehäuse. Ein grundsätzlich ähnliches Gerät von Onyx- 
Radio, Bayreuth, ist in einem kunstlederbezogenen Sperr- 
holzgehäuse untergebracht; es schaltet sich auf Netzempfang 
iAllstrom) um, wenn man den Netzstecker aus dem Gerät 
herauszieht und in die Steckdose steckt. — Radiozubehörteile, 
wie Schalter, Widerstände, Kondensatoren, Knöpfe, Skalen, 
Skalenantriebe usw. sah man reichlich, ohne daß Neuerun- 
gen auffielen. 

Wechselsprech- und Konferenzanlagen 
waren auch Mehrere ausgestellt. Die Firma Telektron (frü- 
her Telet unken) legt bei ihren Anlagen besonderen Wert auf 
die Vorrangmöalichkeiten für ein oder zwei Chefstationen. 
Ahnlihe Anlagen, die vorzugsweise für Röntgeninstitute und 
Krankenhäuser gedacht sind, fertigt die Elmug, Elektromeca- 
nik und Gerätebau. Hartmannsdorf b. Chemnitz. —- Elektro- 
akustische Zentralen zeigte die Firma Brause & Co., Dresden. 
Sie werden je nach Bedarf nach dem Baukastensystem zusam- 
mengestellt. Die Grundeinheit liefert eine Ausgangsleistung 
von 25 W. Die Zentrale enthält die Schalt-, Regel-, Verstär- 
ker und Kontrollgeräte in übersichtlicher Anordnung. Gedacht 
sind diese Geräte für Großbetriebe, Kasernen, Lichtspielhäu- 
ser und Läger. Die Firma Radiotechnik Machern (früher Allei) 
baut für erblindete Telephonisten Stabvibratoren, die an 
Stelle der Lampen treten und den Blinden beim Abtasten 
die rufende Leitung zeigen. Neben anderen elektrome- 
dizinischen Geräten stellte die Firma Lüdtke & 
Bauer, Naumburg/Saale, ein Elektrohämatonometer zur Blut- 
rukmessung aus. Zum Elektrokardiographen liefert die 
SAG Gerätebau, Werk S. & H., Zwönitz, einen Zusatzablei- 
tungswähler, mit dessen Hilfe der Arzt mehr als die bisher 
äblihen drei Ableitungen auswerten kann. Ultraschallge- 
:äte waren auf verschiedenen Ständen für medizinische und 
hemotechnische Behandlungen zu sehen. 

Am reichsten war wohl das Gebiet der Meßtechnik 
beschikt. Das Transformatoren- und Röntgenwerk (früher 
Koh & Sterzel), Dresden, zeigte neben einem Scheitelspan- 
nungsmesser, der nicht von der Kurvenform der Spannung be- 
einflußt wird, einen Kabelprüfwagen mit zwei Transformato- 
ren in Scottschaltung und mechanischem Gleichrichter zur Er- 
zeugung von 300 kV. 30 mA. 


237 


aa 


Einen Permeabilitätszeiger stellte die Firma Ing. H. Kapp- 
ler, Elektrische Apparate, Berlin, aus. Vier Wicklungshälften 
schließen sich zangenartig über dem Prüfkörper, von dem 
vorher das Verhältnis von Querschnitt zu Länge bestimmt 
worden ist. Man mißt entweder direkt die Permeabilität 
(Meßbereih u = 5..20000) oder die prozentuale Abwei- 
chung von einem eingestellten Wert. 


Etwas anders arbeitet der Ferrograph der SAG Geräte- 
bau, Werk S. & H., Zwönitz. In einem 50 Hz-Feld sind drei 
Spulen angeordnet; die in jeder von ihnen induzierte Span- 
nung ist dH/dt proportional. Zwei der Spulen sind gegenein- 
ander geschaltet; wird in eine von ihnen ein ferromagnetischer 
Stoff eingeschoben, so ist die Summenspannung der beiden 
Spulen d{/dt proportional (I Magnetisierung). Über elektri- 
sche Integrationsglieder kann man aus der dritten Spule eine 
der Feldstärke, aus der Gegeneinanderschaltung der ersten 
und zweiten Spule eine der Magnetisierung proportionale 
Spannung erhalten. Beide werden über Verstärker auf die 
Ablenkplattenpaare eines Kathodenstrahloszillographen ge- 
geben, der dann die Hysteresiskurve des Probestückes ab- 
bildet. Die beiden Plattenpaare lassen sich getrennt regeln; 
bei Vergleich mit einem Normalkörper kann man Werte 
messen, jedoch ist dies Gerät in erster Linie für Serienprü- 
fung gedacht. | 


Die Elektro-Apparate-Werke AT, Treptow, brachten eine 
angenehme Verbesserung der bekannten AEG-Wheat- 
slonebrücke. Die Brücke kann jetzt an einem kleinen Knöpf- 
chen in der Mitte des Gerätes abgeglichen werden, mit der 
gleichen Hand kann man auch die Meßtaste drücken, so daß 
eine Hand für andere Arbeiten frei ist. Der Meßbereic die- 
ser „Kleinmeßbrücke" beträgt 0,05 ... 50 000 Q. Daneben sah 
man zahlreiche aus der AEG-Fertigung bekannte Meß- und 
Kontrollgeräte. — Die Sowj. Staatl. AG. Kabel, Werk Sie- 
mens & Halske, Chemnitz, stellte u. a. das Multizet II mit 
1000 Q/V aus, sodann ein 10 Q.Präzisionsgerät mit Vor- und 
Nebenwiderständen, ein Lichtmarkengalvanometer mit der 
Spannungsempfindlichkeit 1 mV und der Stromempfindlich- 
keit 3 «A für Vollausschlag und einen astatischen Präzisions- ` 
leistungsmesser aus der Klasse 0,2 mit Lichtmarkenablesung. 

Mit einem Blick auf die ausländischen Aussteller soll dieser 
Messerundgang abgeschlossen werden. Während die ost- 
und südosteuropäischen Länder kaum technische Geräte zeig- 
ten, war in der Halle der Sowjetunion vor allem eine große 
Zahl von Werkzeugmaschinen aufgestellt. An den zahlrei- 
chen Rundfunkgeräten in der üblichen Ausstattung fiel das 
vorwiegend hellgelbe Preßstoffgehäuse auf. Ein Magneto- 
ghon war wie die amerikanischen Drahttongeräte gebaut, ar- 
beitete jedoch auch mit etwa 6 mm breitem Band. Viele der 
zur Schau gestellten elektrischen Meßinstrumente glichen be- 
kannten deutschen Fabrikaten bis in Einzelheiten. 


Beitrag zur Berechnung des Kondensatormotors 


Von Helmut Claussnitzer, Dresden 


Ubersicht. An Hand der Berechnungsmethode vonM.Krondl[1l. 2} 
wird mit Hilfe der Ortskurve des „Poles C” für konstante Kondensatorgröße 
&e Funktion des Anzugsmomentes, ihr Maximum und der geometrische 


Or: der Maxima bestimmt. Auf die praktische Verwendbarkeit wird hin- 
gewiesen. i 


Einleitung. 


Nach Krondl [1,2] werden zur Bestimmung der beiden 
Pole B und C im Kreisdiagramm des Zweiphasenmotors die 
Ströme - N U als Abszisse und N. Uü als positive und ne- 
gative Ordinaten aufgetragen (Bild 1). Da im weiteren Ver- 
laufe die Probleme auf analytischem Wege gelöst werden 
sollen, wollen wir vom vektoriellen Charakter dieser Größen 


absehen und sie mit gewöhnlichen lateinischen Buchstaben 
schreiben: 


Y= 12,7 w C'1/ü? 


DK 621.313.3.045.51 : 621.313.3.072.7 


Es bedeuten: 
Y. Admittanz! 


‘ 


Zo Impedanz 


 Kreisfrequenz 


U konst. Klemmenspannung 
C Kapazität in uF 
ü Übersetzungsverhältnis 
(Haupt-/Hilfsphase). 
Analytisch betrachtet sind die Koordinaten des Poles 
C(x, y) 


i 

Zunächst ist sowohl die Kapazität C als auch das Uber- 
setzungsverhältnis ü veränderlich, Setzt man aber C = kon- 
stant, so sieht man leicht, daß sich der Pol C bei veränder- 


1 Bezeichnungen und Buchstaben sind in Anlehnung an die Aufsätze 
von M. Krondl gewählt. 


238 


lihem ü längs einer Parabel bewegt. Ihre Parametergleichung 
lautet l 
- 2 
y’ = 2px , p = -—- =. 
x 
Jedem Kondensator entspricht also eine Parabel. 


Gleichung für das Anzugsmoment, 
Nach Krondl ist das Anzugsmoment des Kondensator- 
motors (Bild 2) 
Mda = Mza : AQ , 
AK 


wie sich mit Hilfe des Kosinussatzes leicht beweisen läßt. 
Ma. ist das Anzugsmoment des Zweiphasen-Motors. In Bild 2 
ist 


Kreisdiagramm des Zweiphasenmotors mit „Pol B u. C" für 
Kondensatormutor. 


Bild 1. 


AQ = Vy’ -= a, 
wobei a immer der Normalabstand des Poles C von einer 
Geraden ist, die durch den Festpunkt K geht und deren Nei- 
gung veränderlich ist. Die Gleichung der Geraden durch A 
und K ist 
v=tgau—b 


tga = EL x` 


Aus den beiden ähnlichen Dreiecken ergibt sich 


Bild 2. Ermittlung des Anzugsmomentes aus dem Kreisdiagramm. 


Setzt man die Koordinaten des Poles C in die Hessesche Nor- 
malform dieser Geradengleichung ein, so erhält man für den 
Normalabstand 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


Cai 


EX) 
SURFEN 
i0 = T= |) y(i- 
AK = Pti- x)". 
Der Ausdruck für das Anzugsmoment ist also 
Q yn 2 


y?’ y" i 
n?’ +E- x) 


-x 1 
PHE) 


M =M — = x T . 
da = Mia ag = Mia Er 


wobei x und y durch die Parabelgleichung y? = 2px mitein- 
ander in Beziehung stehen. 
Setzt man in Gl. (2) für 
È = Iksinop% 

n = Ik cos ¢k (3) 
und für x und y die Werte aus Gl. (1) ein, so erkennt man 
leicht, daß dieser Ausdruck mit Gl. (12) von T. Schmitz f3] 
übereinstimmt: | 


Uoc 
ü 


- [k CO8 Pk 
Mda = Mza eee e e oA 
Ik cos’ qk + (Ix Sin Çk — r) 


Jy c-20 F 


EZ 
Bild 3. Gerade für maximale Anzugsmomente, 
Maximales Anzugsmoment, 
Differenziert man G}. (2) nach x und setzt Null, so er- ı 
22 2 
Xmax — £: Ee T i (5 


wobei nur der pos. Wurzelwert einen Sinn hat, oder mit 
Gl. (3) 


(6) 


| 
j 
| 
| 
hält man 
! 


02 0 06 08 
E77 —— (0059, 


IC 


Ezi 


Bild 5. Verlauf des Anzugsmoments 
des Kondensatormotors in Abbän- 
gigkeit von àù. 


Bild 4. Verlauf des Faktors m in 
Abhängigkeit von cos Yk 


Das heißt also, daß alle Pole C für max. Anzugsmomen! 
auf einer Geraden liegen, die im Abstand X max parallel zur 
y-Adhse verläuft. 


se 


5. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift ?1. Jahrg. Heft 10 239 


Zeichnet man sich bei der Berechnung des Kondensator- 
motors nah Krondl! diese „Maximum-Gerade” in das 
Kreisdiagramm (Bild 3), so hat man einen guten Anhalts- 
punkt dafür, wie weit man den Pol C hinausscdiieben kann, 
um noch eine Vergrößerung des Anzugsmomentes oder das 
Maximum selbst zu erhalten. 

Setzt man Gl. (3) und (5) in G}. (2) ein, so erhält man 
für das Maximum des Anzugsmomentes 


da max — Mza s =E 


E 


Die Größe des Kondensators, für den das Anzugsmoment 
cin Maximum wird, erhält man, wenn man Xmax in die 
Parabelgleichung einsetzt; 

3 y? 
RE ee (8) 
Uolk kingek +h4 - cos! gk) 

r ian braucht also nur die Ordinate des auf der Maximum- 

geraden gewählten Poles im Strommaßstab in die Gl. (8) ein- 


zusetzen. 
Hinweise für die praktische Anwendung. 


BE 


Für den Berechner von Kondensatormotoren ist es vor- 
'eilhaft, sich den zweiten Bruchausdruck in Gl. (7) in Funktion 
von cos g k aufzutragen (Bild 4), so daß man dieser Kurve 
fur jedes cos px den Wert sofort entnehmen kann. 


COST k sin (kt er = cos’ fk = 
Dcos ae Oange - VA onl 


spe 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 40- 
m œ 1,924 0,954 0,631 0,467 0,366 0,296 0,244 0,202 0,1666 0,1096 


Differenziert man Gl. (4) nach ü und setzt Null, so erhält 
man das Übersetzungsverhältnis in Abhängigkeit von der 
xapazität C für maximales Anzugsmoment 


Te / 3UoC 
| Ík (sin qk + 14 — cos? qk) 


~ 


(9) 


Die Funktion für das Anzugsmoment des Kondensator- 
motors in Abhängigkeit von ü hat bekanntlich den Verlauf 
wie in Bild 5 (Gl. 4). Setzt man nun das C aus Gl. (9) in Gl. (4) 
ein, so erhält man 
3 In cosgu (lnsingn + V4 = cosg) o 
9 Ik?cos?y k + (2 Ix sin qk — Ẹ\ 4 — cos? Fe 

Dies ist die Gleichung einer Geraden durch den Ursprung. 
Alle Maxima des Anzugsmomentes liegen also bei dieser 
Darstellungsart auf einer Geraden durch den Ursprung 
(Bild 5). Stellt man das Anzugsmoment in Abhängigkeit der 
Kapazität C bei jeweilig konstantem ü dar, so erhält man für 
den Ort der Maxima keine einfache Funktion. Mit Hilfe der 
Gl. (7) bis (10) kann man sehr bequem die Werte für max. 
Anzugsmoment ermitteln. Drei Fälle treten in der Praxis auf: 

1. Das Anzugsmoment M da ist vorgeschrieben, 

2. der Kondensator C ist gegeben, z. B. aus preistech- 
nischen Gründen oder im Zuge der Entwicklung einer 
Typenreihe, | 

3. das Übersetzungsverhältnis ü ist gegeben, z. B. um bei 
Normallast mit Hilfe des Betriebskondensators sym- 
metrische Arbeitsweise zu erhalten. 

Alle 3 Fälle kann man schnell exakt lösen, ohne sich erst 

durch mehrere Rechnungen an den richtigen Wert annähern 
zu müssen. 


Mda = M}a ü 


Zusammenfassung . 

Es wird gezeigt, daß sich der Pol C im Kreisdiagramm 
des Kondensatormotors nah Kron d! für konstantes Uber- 
setzungsverhältnis ü auf einer Parabel bewegt. Mit Hilfe 
dieser Erkenntnis wird auf analytishem Wege die Glei- 
chung für das Anzugsmoment aufgestellt und daraus der 
geometrische Ort der Maxima ermittelt. Dieser ist eine Ge- 
rade parallel zur y-Achse, mit deren Hilfe man in einfacher 
Weise jenen Kondensator bestimmen kann, der maximales 
Anzugsmoment ergibt. Zum Schluß werden Hinweise für die 
praktische Anwendung gegeben, 


Schrifttum 


[I] M. Krondl: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 25 (1934) S. 143. Re- 
ferat: ETZ 55 (1934) S. 771. 

[2] M. Krondt: Elektrotechn. u. Masch.-Bau 52 (1934) S. 133. 

BI T. Schmitz: ETZ 59 (1938) S. 1402. 


Die Normung von offenen Innenraum-Schaltanlagen der Reihen 10 bis 30 


Von Bruno Warsinski, Berlin 


Übersicht. in der folgenden Arbeit werden Vorschläge zu einer 
“ormung von Schaltanlagen gemacht, die den Bedürfnissen der Praxis 
>nugen wurde, ohne die Vorteile der Normung mit einer übermäßig gıo- 
Ken Bindung für die Hersteller und Besteller zu erkaufen. Der Fachnormen- 
ı.sschuß Elektrotechnik beabsichtigt, demnächst mit den Arbeiten zur Schalt- 
t,agen-Normung Zu beginnen. 


Der Gedanke, Hochspannungsschaltanlagen zu normen, 
ist an sich nicht neu. Einige führende Unternehmen der Elek- 
'rotechnik haben schon seit längerer Zeit versucht, neben der 
Einzelkonstruktion und Fertigung von Schaltanlagen für ihre 
Erzeugnisse Werksnormen aufzustellen und in die Praxis ein- 
:ıführen fl, 2]. Die in diesen Werksnormen und -bauweisen 
hegenden Vorteile für die Planung und Herstellung der 
Schaltanlagen und auch für ihren Betrieb sollen nicht verklei- 
aert werden. Es ist aber dennoch unbestreitbar, daß die 
Schaltanlagenpraxis mehr als diese Firmennormen fordert, 
um dem Betriebsmann seine Arbeit zu erleichtern und um die 
Planungs- und Errichtungskosten der Schaltanlagen sowie 
ihre Planungs- und Bauzeiten zu verringern. 

Für die Betriebsleitung ist die unbedingte Auswechsel- 
barkeit aller dem Verschleiß oder irgendwelchen Beschädi- 
“ungen im Betriebe ausgesetzten Teile bei kleinster Lager- 
haltung des Ersatzes die erste Forderung an die genormte 
Schaltanlage. Gleich wichtig ist es aber, daß die Auswechs- 
lung auch in kürzester Zeit vorgenommen werden kann. Für 


DK 621.316.37 : 389.63 


die Planung ist es sehr wertvoll, wenn durch die Normung 
die Maße der Schaltanlagen unabhängig vom Lieferer und 
seinen jeweiligen Erzeugnissen werden. Die Planungszeiten 
könnten sich dadurdı verringern, aber auch die Errichtungs- 
zeiten würden kürzer, da der Beginn der Hochbauarbeiten 
dann nicht mehr von der Entscheidung über den Schaltanla- 
genlieferer abhängig wäre. Die Fertigung zöge ihren Vorteil 
aus der Normung durch die höheren Stückzahlen gleicher 
Teile, könnte dadurch wirtschaftlicher werden und auch 
Normteile auf Lager arbeiten, 

Voraussetzung für den Erfolg der Schaltanlagennormung 
wird aber sein, daß man sich auf das praktisch Notwendige 
beschränkt und nicht versucht, das theoretisch Vollständige 
zu schaffen. Theoretisch vollständig wäre es, die Schaltanla- 
gen so zu normen, daß jedes Stück oder jedes Gerät sowohl 
an sich als auch in den Beziehungen zu den anderen Teilen 
einer Schaltanlage normenmäßig festgelegt wird. Die Rück- 
sichtnahme auf die sehr verschiedenen Einbau- und, Gestal- 
tungsmöglichkeiten der Schaltanlagen und auf die entwick- 
lungsgeschichtlich bedingten Ausführungsformen und Wir- 
kungsweisen der Leistungsschalter, aber auch der Strom- und 
Spannungswandler, zwingt dazu, Lösungen zu suchen, die es 
allen Anlagen-, Schalter- und Geräteherstellern ermöglichen, 
ihre Erzeugnisse sowohl zu einer Normenschaltanlage zusam- 


240 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 19%) 


nn EEE EEE ETEEEEEEEEEEEEETEEETEEEEEEETEEEEHEEEEETEEEREEEEEEREEEEEEETETEETEEEEEEEEEEREEEEEEETEREEEEEETEETTE 


menzubauen als auch in einer Normenschaltanlage einbauen 


und gegen andere Geräte, auch fremder Fertigung, austau- 


schen zu können. Es wäre nicht angängig, zur Behebung der 
bestehenden Schwierigkeiten beispielsweise eine bewährte 
Leistungsschalterausführung zur Norm zu erheben, um die 
von den Betriebsleuten geforderte gegenseitige Auswechsel- 
barkeit der Schalter zu erfüllen. Keines der bei den Schaltern 
angewandten Löschprinzipien überragt die anderen Verfahren 
so sehr, daß von einer grundsätzlichen Überlegenheit ge- 
sprochen werden könnte. Nur die Dlschalter wären auszu- 
scheiden, da sie nur noch in Einzelfertigung auf besondere 
Bestellung für die Erweiterung oder Überholung bestehender 
Anlagen gebaut werden. 


man 


EIE 260 


Bildnummern 
Einf.-SS. a -SS. Dreif.-SS. 


Freistehendes Gerüst 1 
dgl. m. Lichtbogenschutzwand 2 3 
dgl. m. Lichtbogenschutzdecke 3 8 
Wandschaltgerüst 4 
dgl. m. Lichtbogenschutzdecke © 


Bild 1. Gerüstformen für offene Innenraum-Schaltanlagen. 


Für die Normungsarbeit ist es von Vorteil, daß im Auf- 
bau der offenen Schaltanlagen für die Reihen 10 bis 30 bei 
allen Herstellern und Verbrauchern eine weitgehende Uber- 
einstimmung besteht. Als solche gemeinsamen Baumerkmale 
sind zu nennen: : 

a) Bildung von Schaltzellen für jeden S*romkreisanschluß, 

b) Trennung der Zellen durch lichtbogensichere Wände, 

c) Verwendung von Trockengeräten und öllosen bzw. 
ölarmen Leistungsschaltern, 

d) Nebeneinanderführung der Phasen in den Abteilungen 

e) Zusammenfassung der Betätigungsmittel auf Betäti- 
gungswänden oder Betätigungsstreifen, 

f) Abgrenzung der Sammelschienen untereinander und 
von den Sammelschienentrennschaltern ua Licht- 
bogenschutzwände, 

g) Beschränkung des Aufbaus auf ein Hauptgeschoß, 

h) Anordnung der Sammelschienen im oberen Teil des 
Schaltgerüstes. 

Mit diesen einheitlichen Baumerkmalen lassen sich für 
die verschiedensten Zwecke eine sehr große Zahl unterschied- 
licher Ausführungen entwickeln, deren Beschränkung auf 
einige wenige Formen Aufgabe der Normung wäre. Dadurch 
könnte die Typenzahl der Gerüste und mittelbar auch die 
Typenzahl der Geräte verringert werden (Bild 1). 

Besondere Schwierigkeiten ergeben sich in der Praxis bei 
den Schaltanlagen für Freileitungsabzweige, insbesondere 
den Ortsnetzstationen. Berücksichtigt man, daß diese Anlagen 
meist in architektonisch wenig gelungenen Turmbauten un- 
tergebracht sind, so liegt es nahe, die Schwierigkeiten ihrer 
Konstruktion und Gestaltung dadurch zu beheben, daß sie 
in Anlagen für Kabelabgänge umgewandelt werden. Zu 
diesem Zweck sind die Freileitungsendmaste zu Kabelauf- 
führungsmasten zu erweitern, Vorteile dieser Lösung sind 
die Freizügigkeit der zu- und abführenden Freileitungen 
sowie des Schaltanlagengebäudes und die bessere Gestal- 


tungsmöglichkeit des Baues. Will man jedoch den Turmbau 
zum Abspannen der Freileitungen beibehalten, dann kann 
im Innern des Gebäudes eine blanke Leitung hochgeführt 
werden, ohne der Schaltzelle die für Kabelableitungen ent- 
wicelte Form zu nehmen. 

Allen Anlagen der Reihenspannungen 10 bis 30 ist ge- 
meinsam, daß sie als Innenraumanlagen gebaut und somit 
erst durch den umschließenden Raum betriebsfertig werden. 
Durch diese Wechselbeziehung der Schaltanlagen zum Ge- 
bäude ist es erklärlich, daß bei der Normung von Schalt 
anlagen von den Baumaßordnungen ausgegangen wird [3, 4 
Grundlagen dazu könnten die Normblätter DIN 4171 und 
DIN-Entwurf 4172 sein [5, 6],obgleich gegen die Anwendung 

dieser Normen auch Bedenken laut geworden 
sind [7]. 

Aus diesen Baumaßordnungen lassen sich, wie 
in einer früheren Arbeit nachgewiesen [4], für die 
Zellenteilungen und Zelientiefen sowie für die Ge- 
schoßhöhen und Gangbreiten Vorschläge ableiten. 
die, zy den Reihenspannungen und Abschaltleistun- 
gen in Beziehungen gesetzt, die Entwürfe nat 

- Tafel 1 und 2 ergeben. Bei diesen Vorschlägen wird 

‚ eine Abhängigkeit von den Nennstromstärken nid! 
‚eingeführt, um innerhalb einer Leitungsgröße de: 
Schaltanlagen Schalter und Geräte jeder Strom- 
stärke einbauen zu können, so daß Stromstärken- 
änderungen keine Schwierigkeiten bereiten. 

Aus Zellenteilungen lassen sich bei Festlegung 
der Zellenwandstärken und unter Beachtung der 
VDE-Schlagweiten sowie genügend großer Bewe- 
gungsmöglichkeiten die Polbreiten errechnen, die 
wiederum zur Festlegung der Phasenabstände her- 
angezogen werden können (s. Spalte 3 der Zahlen- 
tafel zu Bild 2). 

Die Festlegung des Phasenabstandes als Kor- 
struktionsmaß der Schaltanlagen ist das Bindeglied 
zu den Maßen der Schaltgeräte, Wandler und Aut- 
bauteile. Dreipolige Geräte oder zu dreipoligen 
Einheiten zusammengebaute einpolige Geräte mus- 


Tafel 1, Schaltzellenmaße. 

Bu 2 3 l] o o4 i 5 i o 7 8 
| | Höhe Höhe 
| | Obergeschoß Untergescheb 

Reihe e | Zellenteil.-  Zellentief.- Ä ohne mit nn a 

leutig Grun imat | Grundinaß , Lichtbogen- Kr Be 

schutzdecke schalter nice 

BE SAYA | mm | mm mm | mm mm mm 

5.100} 1000 | 1250 | 3000 | 3500 nz 
200) 1250 1500 3250 | 3750 

10 | 400: 1500 1875 3500 | 4500 2000 38: 
© 600) 1875. | 2250 | 3750 | 4250 
©; 100 ` 22350 | 500 4000 | 4500 

15.... 200 1250 1500 | 3750 Zu 

20 400, 1500 | 1875 | 4000 ` 4750 : 22350 ac 
© 600, 18755 | 27250 4250 | 5060 

15.200 | 150 1875 | 4250 | 5250 en 

30 u 400 | 1875 2250 | 4500 5500 , 2500 4x 

"600 | 2250 2500 | 4750 5750 | | 


Freistehende Zellen erhalten als Teilung das Grundmaß. Wandte!.: 
können für den rechts seitlich anzubringenden Betätigungsstreifen ZW wz 
breitere Teilungen besitzen. 


Wandzelien e’halten als Tiefe das Grundmaß. Freistehende Zellen 


„kennen zur Aufnahme der Bedienungs- und Überwachungsgerate hinter eins” 


Belienungswand 250 mm größere Tiefe besitzen. 
Zellen zur Hochiuhrung blanker Leitungen erhalten die Tiefen: 


~ Reihe 10 | 200 mm 
Reine 20 | 625 mm 
Reihe 30 730 mm 


5. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 241 


Tafel 2. Gangbreiten 


1 | 2 3 | 4 | 5 
Zellenseil.- | Mindestgangbreiten 
Grundmaß Bedien.-Gg. Beaufsicht.-Gg. 
l seitig 2 seitig | l seiig 7  2seitig 
mm | mm mm | mm | mm 
i EN BEN. ERE 
1000 | 1500 ; 1750 | 1000 | 1250 
g tia ea er Baar PERES Torei eu ee Ar Ss SEN 
1250 1750 2000 | 1250 | 1500 
1500 2000 2250 | 1500 1750 
1875 2375 2625 | 1875 | 2125 
Be rn, ui E | en mn nn 
2250 2750 3000 2250 ' 2500 


sen daher zur Verwendung in einer genormten Schaltanlage 
den genormten Phasenabstand haben oder beim Zusammen- 
„au ihn einhalten. Daneben wären dann die übrigen Haupt- 
ınd Anschlußmaße der Geräte normenmäßig zu bestimmen, 
um die Austauschbarkeit zu gewährleisten. Soweit es sich 
„m Trennschalter, Sicherungen und Durchführungen handelt, 
‚st die Normung mit verhältnismäßig geringen Schwierig- 
keiten verbunden. Strom- und Spannungswandler zu normen, 
macht schon größere Änderungen der vorhandenen Ausfüh- 
zungen notwendig, während bei Leistungsschaltern die Nor- 
mung fast unlösbar erscheint. 


| 
|l absıand | 


Bild 2. Phasenabstände und Lager der Anschlüsse bei Leistungsschaltern. 
Die Flächen 10X200 stellen den Streubereich der Anschlüsse dar. 


Die Maße der Leistungsschalter sind nicht nur vom Lösch- 
prinzig, sondern auch von ihrer Bauart abhängig. Da 
es aber unerläßlich erscheint, sämtliche in der Praxis bei 
den Leistungsschaltern angewandten Löschverfahren zu 
berücksichtigen, kann ihre Normung nur so lösbar gemacht 
werden, daß ihre Bauart im Rahmen einer genormten Schalt- 
anlage festgelegt wird. Man kommt deshalb dazu, die Schal- 
terbauform gemäß Tafel 3 den elektrischen Beanspruchun- 
gen anzupassen, indem den geringeren Beanspruchungen 
<e nur für leichtere Schalter geeignete Wandform und den 


asheren Leistungen die für schwere Ausführungen passen-, 


dere Form zugeordnet wird. 
Damit allein . wäre aber die Normung der Leistungs- 
schalter noch nicht gelöst. Es müssen noch besondere Frei- 


Tafel 3. Bauformen der Leistungsschalter 


| 2 | 3 
| 
Reihe | a u | Bauform 
| 
5.400 | 
200 | Wandform 
10... 30 i 400 | 
600 
en ie age fahrbare Form 
1000 


heiten gewährt werden. Zur Auswechslung eines Leistungs- 
schalters ist es nicht unbedingt notwendig, daß die Anschluß- 
schienen beibehalten werden und deshalb die Anschlüsse 
eine genau festgelegte Lage haben. Für die Praxis ist es 
annehmbar, wenn gleichzeitig mit dem Schalter die An- 
schlußschienen ausgetauscht werden müssen, so daß für die 
Lage der Anschlüsse ein gewisser Streubereich zugelassen 
werden kann (Bild 2). Um das Auswechseln der Verbindungs- 
schienen zu erleichtern, ist vorgesehen, daß die Leistungs- 
schalter und sämtliche anderen Hochspannungsgeräte für 
Normenschaltanladen Flachanschlüsse haben, denn diese 
sind gleich gut für Flach- und Rundleiterschienen verwend- 
bar. Ferner ist unter den verfügbaren Schienen- 
querschnitten eine Auswahl zu treffen. 

Besondere Beachtung erfordern bei der Nor- 
mung die Schalter-, insbesondere die Leistungs- 
schalter-Antriebe. So weit es sih um Druckluft- 
betätigungen handelt, ist es mit der Praxis der 
Auswedhslung vereinbar, daß hierbei unter Um- 
ständen die Druckluftrohre ausgetauscht bzw. in 
der Länge oder der Lage verändert werden. 
Notwendig sind daher nur die normenmäßige 
Festlegung des Betriebsdruckes und der Abmes- 
sungen der Druckluftrohre mit zugehörigen Ver- 
bindern. 

Bei Gestängeantrieben ist es für den Schalt- 
anlagenbau nur wichtig, daß der Schaltweg, der 
Schaltwinkel und das erforderliche Größtmoment 
zum Bedienen festgelegt werden. Die sonstigen 
Anschlußmaße der Antriebe für ihren Zusam- 
menbau mit dem Schalter und dem Gerüst zu 
bestimmen, ist Angelegenheit der Gerätenor- 
mung, die hier, wie auch bei den schon erwähn- 
ten anderen Hochspannungsgeräten und sonsti- 
gem Zubehör, noch ein großes Betätigungsfeld 
besitzt, um zusammen mit den vorstehenden Entwürfen das 
Ziel einer Normenschaltanlage zu erreichen. 


Schrifttum 


[i] I. Sihler: Wirtschaftliche Bauformen für Schaltanlagen hoher Kurz- 
schlußbeanspruchung. ETZ 57 (1936) S. 227. 

[2] G. Meiners: Der Aufbau der AEG-Regelbauweise von Hochspan- 
nungsschaltanlagen. AEG-Mitt. (1938) H. 11. 

3) Löhner: Schaltanlagenplanung und Baunormen. 
(Pößneck) 1942, H. 25. 

[4 BB Warsinski: Normenmaße im Schaltanlagenbau. Elektrotechn., 
Bin. 1 (1947). 

5} Neufert: Neue Maßordnung im Industriebau. Z. VDI 86 (1942). 

[6] Neue Bauwelt 1946, H. 24. 

[7] Leowald: Sinn und Grenzen der Normung — eine nachgeholte Aus- 
einandersetzung mit Neuferts Bauordnungslehre. Hefte. f. Baukunst 
u. Werkform 1947, H. 1. 


Elektrotechnik 


~ 


242 


Ein neues und bewährtes Herstellungsverfahren der keramischen HF-Fertigung* 
Von Hans Balke, Bad Klosterlausnitz/Thür. 


Übersicht. Auf neue HF-Keramik 
wird hingewiesen und an einem Beispiel aus der Praxis gezeigt, welche 
großen Möglichkeiten ein solches Yenahzen in bezug auf elektrische Ge- 


nauigkeit bietet. 


Herstellungsverfahren der 


Die Hochfrequenzkeramik liefert heute Werkstücke, die 
in bezug auf Präzision höchsten Ansprüchen genügen. Die 
dafür verarbeiteten Sondermassen werden nach den gleichen 
Gesichtspunkten aufbereitet wie in der Porzellanindustrie 
(vgl. Bild 1). Da diese Massen weniger bildsam sind, wer- 
den häufig besondere Plastifizierungsmittel zugesetzt, damit 
die Rohlinge sich gut verformen lassen. Außer dem bekann- 
ten Dreh-, Spritz- und Gießverfahren wird das Naß- und 
Trockenpressen angewendet. Die Rohfertigung hat im letz- 
ten Jahrzehnt durch eine Zwischenbearbeitung verglühter 


Haupt -Rohstoffe 


Kapsel-Rohstofje 


Zufuhr 


Aufbereitung 


Formgebung 
Presserei 


Gieferei 


Dreherei | 
pp pag 


= Trock 5888 nung 


Alan _ 


e m o CE > 


Versand e a E SRE 


ETZ 617 


Bild 1. Herstellungsgang von Porzellanisolierteilen. 


oder weißtrockener Artikel eine wertvolle Erweiterung 
erfahren. Die Werkstücke sind von dem schwankenden 
Feuchtigkeitsgehalt nahezu befreit, so daß sich die sonst 
unkontrollierbare Schwindungsschwankung verkleinern und 
somit eine größere Genauigkeit nach dem Brand erzielen 
laßt. Für das Brennen stehen die normalen Industrie-Rund- 
öfen zur Verfügung. Die Erfahrungen in den letzten Jahren 
haben gezeigt, daß sich in diesen Ofen nicht alle hochemp- 
findlichen Massen brennen lassen, insbesondere dann nicht, 
wenn alle geforderten physikalischen Eiga@schaften reali- 
siert werden sollen. Die Brennbedingungen sind für Groß- 
serien am besten bei kontinuierlichem Betrieb mit gut regel- 
barer Glutzone erfüllt, die elektrisch oder mit Gas zu hei- 
zen ist. Die nach diesem Prinzip gebauten Durchscleus- 
muffeln erfüllen diese Aufgabe anstandslos. 


. Mitteilung aus dem Physikalisch-Technischen Buro, Gera. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


Glasur- Rohstoffe 


Fun SRON 


| 
Gluhofen 
nk Doen ka e 


5. Mai 1950 


DK 621.315.612 : 621.9231 


Nach dem Glattbrand werden die Keramikteile geschiif- 
fen, wenn eine höhere Maßgenauigkeit als + 2% oder eine 
bessere Oberflächengüte verlangt wird, als sie die Brenn 
haut besitzt, deren Rauhigkeit etwa sauberem Temperguf 
entspricht. Im Gegensatz zur Metallbearbeitung we 
an Stelle von Drehstählen stets rotierende Schlei SR 
benutzt, höchstens werden beim Durchbohren geringer br 
benstärken Hartmetallwerkzeuge verwendet. Die A 
wird durch den Einsatz neuzeitliher Werkzeugmasgijie: 
und Scleifscheiben’laufend verfeinert, so daß sogar d 
stellung gebrauchsfähiger Rollenlager möglich wurde; En 

Die Einengung des mechanischen Toleranzfeldes unggi 
dadurch notwendige Steigerung der Oberflächengüte $i 
' weise bis zur Hochglanzpolitur sind für den Baustein &% 
HF-Gerätes nicht immer Vorbedingung, um dessen Ta 
zu steigern. Durch geschickte Wahl der geeigneten ae 
fahrenstechnik können sogar mit einfachen Fertigung 
methoden ausgezeichnete elektrische Werte erzielt weg 
den. 


Die Herstellung einlagiger Zylinderspulen mit enge{ 
Toleranzbereich soll das beweisen. Diese Spulen werde 
in einem Bereich von 0,1 bis 100 «H gefertigt, wobei di 
L-Werte je nach Anforderung zwischen + 1% und + 205 
streuen können. L-Toleranzen in einem Bereich von weng 
ger als +3% erfordern für die mechanischen Abmessunggd 
eine Maßhaltigkeit, die üblicherweise nur durch Schleife 
des Gewindes am gesinterten Stück zu erreichen ist. D 
Faktoren, von denen der L-Wert im vorliegenden Fal 
beeinflußt wird, sind, unter gewissen Vernachlässigunget 
der Gewindedurchmesser und die Steigung. Das Scdle: 
fen ist sehr zeitraubend und ergibt bei großen Stückzahleg 
meist einen Engpaß. Es würde also die Fertigung außen 

‚ordentlich erleichtern, wenn das Gewinde im weißtrocke 
nen oder verglühten Zustand vor dem Glattbrand gefräs 
werden könnte. 


Der L-Wert ist eine Funktion des Gewindedurdhme$ 
sers D und der Steigung S nach der Beziehung: 
L = 1(D®/S). l i 

Auf der Drehbank wird die Steigung mit%der Leitspirk 

del konstant geschnitten, dagegen ist für den Durchmess&! 
wegen der Scleifscheibenabnutzung eine Toleranz i1 
der Größenordnung von + 0,5% unvermeidbar. Wegen 
der quadratischen Beeinflussung des L-Wertes durch des 
Durchmesser geht dessen mechanische Toleranz elektrisch 
doppelt ein, beträgt also theoretish + 1%. Außendurd- 
messer und Gewindegrund können nur nacheinander gt- 
schliffen werden. Jedes Maß liegt daher unabhängig vor- 
einander innerhalb + 0,5% Genauigkeit, so daß die Nuten- 
tiefe bei den einzelnen Spulen um etwa + 10% differiert 
Dadurch liegt der L-Wert praktisch bei + 2%. Gelänge es 
nun, die Steigung prozentual gleichsinnig mit dem Durch- 
messer zu variieren, so würde sich die L-Toleranz linea: 
ändern und auf die Hälfte reduzieren oder bei gleiche! 
L-Toleranz würde sich die mechanische Toleranz auf das Dop- 
pelte erweitern lassen. Beide Wege ergeben einen nicht zu 


unterschätzenden Vorteil; denn höhere elektrische Genauic- 


keit ist ohne weiteres erwünscht und größere mechanisch 
Abmaße bei gleichbleibender elektrischer Streuung bedeuten 
für die Fertigung eine ungeheure Erleichterung. 

Der erste Weg ist wegen der beschriebenen Arbeits- 
weise beim Schleifen auf der Drehbank nicht gangbar, dage- 
gen bietet die Rohfertigung eine Möglichkeit, den zweiten 
Weg zu verwirklichen. Der Glattbrand verläuft so, daß alle 
3 Dimensionen eines Körpers in der gleichen Größenord- 
nung schwinden. Zum größten Durchmesser gehört also aud 
die größte Steigung und bei den Kleinstmaßen liegen Durd- 
messer und Steigung genau so gleichsinnig. 

Wird das. Gewinde im weißtrockenen oder verglühten 
Zustand mit einem Scheibensatz geschnitten (Bild 2), so trit: 


= Ma me“ Me MS de ri ME Sa sg D nr Sin GE rn 


u a 


3. Mai 1950 


drh den Ofenbrand der erwünschte Effekt gleichsinniger 
Änderung von Durchmesser und Länge des Spulenkörpers 
ein. Diese Maße dürfen also bei einer L-Streuung von Ł 2% 
in der gleichen Größenordnung abweichen, was der Normal- 
toleranz unbearbeiteter Werkstücke nach der Sinterung ent- 
spricht. 

Dabei nutzt sich die 
Scleifscheibe nur unmerklich 
ab, weil die Verschleißfestig- 
keit des Werkstoffes in sei- 
nem kreideartigen Zustand 
gering ist. Es sind also da- 
mit alle Voraussetzungen 
erfüllt, um bei den genannten 
elektrischen Streuwerten die 
Leistung zu steigern; denn 
das Gewinde läßt sich auf 
diese Weise zum mindesten 
mit einem Zehntel des für 
das Schleifen notwendigen 
Zeitaufwandes fräsen. Au- 
Berdem liegen sämtliche An- 
zapflöcher in der Mitte der 
Gewindebahn, was bei ge- 
shliffener Ausführung am gesinterten Stück wegen der 
stwankenden Lochentfernung infolge Schwindungsschwan- 
kung nicht der Fall ist. Durchmesser und Steigung weisen 
nach dem Glattbrand die unvermeidbaren Abweichungen vom 


ÈTZ 618 
Bid 2. Einfräsen des Spulengewindes 
mit Scheibensatz. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


243 


Nennmaß auf. Diese Shwindungsschwankungen liegen für alle 


Dimensionen mit 2% nahezu gleichsinnig nach Plus oder Mi- 
nus. Stimmen die Abweichungen restlos überein, so liegen die 
L-Werte innerhalb dieser Toleranz. Praktisch pendelt im Laufe 
der Zeit die Schwindung hin und her und der Bereich der 
Schwindungsschwankung kann sich sogar erweitern, weil 
Masseversatz, Masseaufbereitung, Rohverformung und 
Brennprozeß ebenfalls innerhalb gewisser Grenzen differieren 
und sich gegenseitig in ihren Auswirkungen aufheben oder 
überlagern können. 

Um nun annähernd auf L-Konstanz zu kommen, wird die 
aus dem Ofenbrand anfallende Ware laufend gemessen und 
das Resultat an die Rohfertigung weitergegeben. Zum Ein- 
trimmen wird der Durchmesser fortgesetzt variiert, und zwar 
so, daß jeder Steigungsfehler durh eine Änderung. des 
Durchmessers kompensiert wird. Diese Methode ist durch 
Zustellung des Scheibensatzes sehr einfach möglich, wäh- 
rend umgekehrt eine Korrektur der Steigung durch Um- 
stecken der Wechselräder an der Drehbank umständlich ist 
oder durch Auswechseln von Stein und Leitpatrone an Pen- 
delfräsmaschinen eine neue Strählvorrichtung erfordert. Auf 
diese Weise.kann der Selbstinduktionskoeffizient mit weni- 
ger als + 2% garantiert werden. 

Mit diesem Verfahren wurden Großserien mit einer 
L-Toleranz von + 2% und noch herab bis + 1% hergestellt. 
Dies ist ein serienmäßig garantierter Bereich, der für ein 
nicht abgleichbares elektrisches Bauteil bestimmt beachtlich 
ist. 


m o e a a a -ae | 


Neue Fluchtentafeln zur Durchhangsbestimmung von Freileitungen 
' beliebig geneigter Spannfelder 


Von Karl Kohler, Karlsruhe 


Übersicht. Die Zustandsgleihung der Durchhangsänderung wird 
a Determinantenform zur Entwicklung von Fluchtentafeln verwendet. 
ätberdem werden zwei Hilstafeln angegeben. 


Schmidt [1] hat bereits 1928 mit Hilfe einer Reihen- 
ntwiklung der in der genaueren Gleichung der Zustands- 
änderung von Freileitungsseilen auftretenden Hyperbelfunk- 
tonen gezeigt, daß die sonst für Felder gleich hoher Aufhän- 
cepunkte angewandte Beziehung auch für beliebig geneigte 
Spannfelder gilt, wenn man die in Feldmitte herrschende Tan- 
genlialspannung des Leiters, die sogenannte Sehnenspannung, 
und den Waagerechtabstand der Stützpunkte als Spannweite 
m die Rechnung einführt. Eine ebenfalls mögliche geome- 
tushe Deutung des Vorgangs läßt im übrigen erkennen, daß 
diese Verallgemeinerung bei den im Freileitungsbau vorkom- 
menden Voraussetzungen immer zulässig ist. Dadurch erhält 
aber die auf die Spannung bezogene, also nicht auf den Durch- 


' hang eingestellte Grundform der Zustandsgleichung eine ge- 


steigerte Bedeutung; eine besondere graphische Darstellung 
gerade dieser Beziehung dürfte daher eine wesentliche Er- 


' leihterung der Untersuchung allgemeiner Zustandsänderun- 


gen bringen. 

Bedeuten a die Waagerechtspannweite, o die Spannung 
:n Feldmitte, ô die Temperatur des Leiters, y das auf die Ein- 
beit der Länge und des Quetschnitts bezogene Leitergewicht, 
a die elastische und e die thermische Dehnzahl, dann hängen 
bekanntlich zwei verschiedene, mit den Indices 0 und 1 ge- 


= kennzeichnete Zustände nach der Gleichung 


'- (ZY |= at o) + e th- n) (1) 


' miteinander zusammen. Stetige Temperaturänderungen sind 
allgemein für das mit Eigengewicht belastete Seil zu berück- 
= sihtigen. Setzt man hierbei yo = yı = y gleich der Wichte 


des Baustoffs, dann sind für ein bestimmtes Leitermaterial die 
Werte y, a und € konstant, also lediglich noch die fünf Größen 
à c und ö als veränderlich anzunehmen. Gl. (1) läßt sich 
dann als Determinante 


Waogrechtspannweite 


DK 621.315.17 : 531.224.5 


Bild 1. 


Bestimmung der Temperaturabhängigkeit der Spannung 
von Aluminiumleitungen. 


a? ne 


24 = 
(tóa -4 0) ea | 


0 


0 


u (la) 


(+0, — «0,) 4-) 1 


244 


bei reihenweiser Trennung der Veränderlihen anschreiben 
und damit sofort für die übliche Entwicklung einer Fluchten- 
tafel verwenden. Wegen des quadratischen Auftretens von a 
und o erweist sich noch eine projektive Verzerrung als zweck- 
mäßig, die durch geeigneten Umbau der Determinanten erzielt 
werden kann. 

In Bild 1 ist die Zustandsgleichung nach den erwähnten 
Grundsätzen für Aluminium dargestellt. Da sich die beiden 
letzten Zeilen der Determinante lediglih in den 
Indices von ö und o unterscheiden, entsteht für diese 
vier Veränderlichen ein binäres Netz. Die jeweili- 
gen Ausgangswerte ô und o bilden in diesem Netz m 
einen Punkt, der, mit dem zutreffenden Punkt 
auf der Teilung der Spannweite verbunden, 

‚die eigentliche Rechengerade ergibt. Die Schnitte 2 
dieser Geraden mit den Temperaturkurven liefern 


dann im Netz sofort die entsprechenden Spannun- F 
gen. Als Beispiel soll für ein Spannfeld von 150 m, g l 
95 mm? Alu, die Seilspannung bei — 30 °C be- $ 50 
stimmt werden, wenn bei + 10 °C ein o von h 
2,95 kg/mm? festgestellt wurde; die Tafel liefert % idö 
hier 0.90 = 4,38 kg/mm?, 
Würde man in Gl. (1) o durch die entsprechen- 
den Werte des sogenannten bezogenen Durchhangs 200 
¢ (p = ay/8o) ersetzen, dann erhielte man für 
waagrechte Spannweiten ebenfalls eine Determi- 
nate mit zeilenweiser Trennung der Variablen und 
damit die von Scillas [2] auf andere Weise ent- a. 
wicelten Tafeln; dieselben erweisen sich dadurch u, 
als Netzfluchtentafeln, obwohl bei deren Begrün- 
dung ganz andere Grundsätze angewandt wurden. 
I 7 I x r 
hg? °C/km® I kg/mm? 
ALALE In 50 
N 3 
& PR u «0 
05 ae 1000 —— 1000 
StAITE NN n$ 500 —£-500 30 
St AI t4 EN e 3 
3 SLAI? >S ! 270 200 5 
N 1 VDE 5 S £ 20° 
f B a E — 
t ERETT 
š EIN x 50-50 $ 
2 Š : 
2 2: N: 
2 N 
$ 10 L2 Fr) 
? x = 
Ä 8, lu E g g 
Zuu B,I £ 
5 St40 ! S 
5 T St 70-120 | . = 


uan 


Bild 2. Bestimmung des Verhältnisses der Zusatzlast zum Eigengewicht des Seiles. 


Die Berücksichtigung der Zusatzlast bedingt nun regel- 
mäßig eine Untersuchung der Zustandsänderung bei verän- 
Cerlichen Seilgewichten. Lediglich für die Bestimmung der 
kritischen Spannweite ist hierbei Verschiedenheit der Tem- 
peraturen notwendige Voraussetzung; allerdings ist dann 
regelmäßig do = 01 = Omax Zu setzen. In Gl. (1) möge Index 
0 das zusätzlich und 1 das nur mit Eigengewicht belastete Seil 
kennzeichnen; do — ô; ist dann der Unterschied A ô der Leiter- 
temperaturen mit und ohne Zusatzlast. Sind g, und g die 
Längeneinheitsgewichte der reinen Zusatzlast und des Seiles 
allein, dann wird yı = y gleich der Wichte des Seilbaustoffs, 
yo = y (1 + g,/g) und Gl. (1) nimmt die Form 


l ri = | g; g, 
: Z + &ļ- = tð 
24 0°, & (2 g g 3 (2) 


ax 
an, welche durch Logarithmieren ohne Schwierigkeiten zur 
Mehrfachsummentafel des Bildes 2 führt. Zu erwähnen wäre 
noch, daß die nach Gl. (2) ermittelten Spannweiten horizontale 
Abstände der Stützpunkte bedeuten, die eigentlichen Schräg- 
spannweiten also entsprechend größer sein Können. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


I 
6 
0 


| 


5. Mai 1950 


Das Verhältnis g,/g ist bei normaler Zusatzlast nach 


VDE 0,18 YV d/q y. Diese Beziehung läßt sich nach Logarith- 
mierung ebenfalls als Doppelsummentafel gemäß Bild 3 dar- 
stellen. Für 95 mm? Alu und Omax = 8 kg/mm? erhält man 
z. B. damit (g,/g) = 2,5 und mit Tafel 1 ax, = 78 m. 

Bei der Prüfung des Einflusses von Zusatzlasten evtl. 
verschiedener Größe ist im allgemeinen die Änderung der 
Spannung bei konstanter Temperatur (nach VDE bei — 5 °C!) 


A I zZ 
mm /cm} 
50 en 
Verhältnis der o 
Zusafztast zum 
Eigengewicht 30 Al 
20—20 e AIE 
z 3200. a J- 
—-n0 X 240 20 _-= 1:6 $ 
5-45 _gr0 8. Ar 14 8 
PP - 120 $ 1:3 FR: 
- O 95 s 
0 F 70 ~ — 10 š R 
_ en 50 : > 
— 1 1 $ 5 e 
: 35 < 
05—-05 R 25 6 È 
16 5 7 
02 — 0.2 10 
- nach VDE 4 St 
8 8, Zu 
3 Kuuß,I 9 


25 u 
Bild 3. Ermittlung der kritischen Spannweiten. 


vorgegebener Spannweite und bekanntem, durch 
Seilbelastung und zugehöriger Spannung bestimm- 


u tem Ausgangszustand festzustellen; dabei ist also 
ji (ôo — 1) = 0 und Gl. (1) geht in die Nulldetermi- 
nante , 
05 z a’ (4) 0 | 
è 24 7 | 
m: ı 
È ae 
25 ji Ih] ! 
> a = 0 (3) 
2 0 
u: , 
£ E g, 
3 S | 
53 & O; + g ) 1 | 
=o $ 
> über, wenn man zuvor .noch (n’y) durch 


[1 + (gz2/g)n] ersetzt. Diese Darstellung gestattet 
nach bekannten Grundsätzen die Fluchtentafel Bild 4 
aufzubauen, wobei die vier Veränderlichen o und 
(gz/g) beider Indices wieder ein binäres Netz b.l- 
den. Bei der Anwendung der Tafel ist zu beachten 
daß für das nicht zusätzlich belastete Seil (g,/g) = O ist und 
die Werte oo und (g,/g)o des Ausgangszustandes einem Punkt 
im Netz entsprechen, der wieder mit dem durch die Waag- 
rechtspannweite festgelegten Punkt die eigentliche Rechen- 
gerade ergibt. Auch diese Tafel ist für jeden Leiterwerkstof: 
also für vorgegebene feste Metallwerte besonders aufzustei- 
len. Zur Erläuterung der Tafelanwendung soll für das erste 
Beispiel die Spannung bei — 5 °C und einfacher bzw. doppe!- 
ter Zusatzlast ermittelt werden. Aus Bild 1 folgt als Span- 
nung bei — 5 °C ohne Zusatzlast 3,55 kg/mm?. Mit diesem 
Wert gibt dann Bild 4 für g,/g = 0 bzw. 2,5 und 5 die gesuch- 
ten Spannungen zu 7,9 bzw. 11,2 kg/mm?. 

Für die Fertigung von Spanntafeln im Sinne der ersten 
Hauptaufgabe der Durchhangsberechnung [3] ist bei Feldwei- 
ten oberhalb der kritischen der unmittelbare Eingang in Ta- 
fel 1 nicht möglich, es sei denn, daß man hierbei für do die so- 
genannte kritische Temperatur verwendet. Es ist aber ebenso- 
gut möglich, mit der Temperatur einzugehen, bei welcher d.e 
Zusatzlast anzunehmen ist; hierbei ist jedoch als zugehörice 
Spannung die mit Tafel 4 zu ermittelnde Spannung zu br- 


-20 


5. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 10 


245 


nützen, die sich beim Wegfallen der Zusatzlast, d: h. bei An- 
derung des Verhältnisses g,/g vom vorgegebenen Wert auf 
Null einstellt. 

Wenn man den Einfluß der Kurvenform vernachlässigt, 
kann man die Grenzspannweite ebenfalls mit Bild 4 ermitteln. 
Das normale Zusatzlastverhältnis g,/g mit üblichem Span- 
nungshöchstwert bzw. die doppelte Zusatzlast mit der Dauer- 
zugfestigkeit legen im Netz zwei Punkte und damit die 
Rechengerade fest, welche im Schnitt mit dem Teilungs- 
träger der Spannweite die Grenzspannweite angibt. So 
weit obige Vernachlässigung vertretbar ist, wäre also 
auch dieser Sonderwert der Spannweite wegen der $ 
Gültigkeit der Gl. (1) auf den Waagrechtabstand der So 

& 


Stützpunkte zu beziehen. $ 
wX ; 


e 
> 


R 


Zusammenfassung 

Die Zustandsgleihung der Durchhangsbe- 
rechnung läßt sich als dreireihige Nulldeter- 
minante mit getrennten Veränderlichen- 
gruppen schreiben, welche dem Auf- 

bau von Fluchtentafeln zugrunde ge- 

legt werden kann. Wegen der Viel- 

zahl der Variabeln sind die Tafeln 
jeweils für einzelne Leiterbaustoffe 
zu entwickeln. Für die üblichen 
Rechnungsaften sind zwei Tafeln 
erforderlich; in der ersten wird für 
das unbelastete Seil die Tempera- 
twrabhängigkeit der Spannung dar- 
gestellt, während in der zweiten 
Haupttafel die Lastabhängigkeit der Spannung bei konstan- 
ter Temperatur erfaßt wird. Wenn man unter. Spannweite 
den Waagrechtabstand der Stützpunkte und unter Spannung 
tie in Feldmitte herrschende Sehnenspannung versteht, gel- 
'en die Tafeln für beliebig geneigte Spannfelder. Es zeigt 
sich ferner, daß sich die kritische Spannweite und in Annähe- 
rung auch Grenzspannweite auf den waagrecht gemes- 
'senen Wert der Feldlänge beziehen. Für die kritische 
‚Spannweite und das als Hilfswert verwendete Verhältnis 


x 


Q9, 
x 


147701 


Bild 4. Bestimmung der Abhängigke 


227, 


[7 ; 
m enge, 


7 


8 
Be y (mit Zusatz!® si 


it der Spannung von der Anderung der Zusatzlast bei konstanter 


Temperatur (Aluminiumleitungen). 


der normalen (VDE-) Zusatzlast zum Leitergewicht werden 
ebenfalls Fluchtentafeln angegeben. 


Schrifttum 


ll Schmidt: Die Berechnung des Durchhangs und der Beanspruchung 
von Freileitungen an ungleich hohen Aufhängepunkten. ETZ 49 (1928) 


S. 208. 

2} Szillas: Uber den Durchhang von Freileitungen. ETZ 39 (1919) 
S. 466, 477 u. 493. 

BI K. Kohler: Graphische Lösung der beiden Hauptaufgaben der Durch- 
hanqsberechnung von Freileitungen. Elektrotechn. u. Mascd.-Bau 55 
(1937) H. 4. 


Bemerkungen zu einigen Problemen der Raumakustik. 
(Mittellung aus dem Laboratorium der Telefunken GmbH.) 


Von S. Sawade, Dachau 


Ubersicht. Für raumakustische Betrachtungen erweist sich die Ein- 
$.ärung des Begriffes „Hallradius” als zweckmäßig. Mit seiner Hilfe 
ergeben sich einfache Gesetzmäßigkeiten für die Anordnung von Laut- 
eprechern und Mikrophonen in geschlossenen Räumen, besonders auch in 
bezug aus die akustische Rückkopplung, sowie eine anschauliche Deutung 
der empirisch festgestellten optimalen Nachhallzeiten. 


| 


Läßt man in einem geschlossenen Raum eine Schallquelle 
trtiönen, so herrscht bekanntlich in jedem Raumpunkt ein 
timmtes Verhältnis von direkter zu indirekter, von den 
aumbegrenzungen reflektierter Schallintensität. Setzen wir 
den Schallstrahler der Einfachheit halber eine kugelför- 
ige Richtcharakteristik voraus, so ist die direkt abgestrahlte 
Intensität im Abstand r 


EL 
dar? 


enn L die von der Schallquelle abgestrahlte Leistung bedeu- 
tet. Die Intensität des reflektierten Schalles beträgt 


4L 


FSAI (2) 


Ir 


(3) 


Sie Gesamtabsorption des Raumes bedeutet (V ist das Vo- 
lumen des Raumes, T seine Nachhallzeit). 


wobei 


DK 534.84 


Es erweist sich als zweckmäßig, diejenige Entfernung von 
der Schallquelle besonders zu kennzeichnen, an der die di- 
rekte Intensität gerade gleich der indirekten ist. Aus der 
Gleichsetzung von (1) und (2) folgt, wenn wir die genannte 
kritische Entfernung mit ry bezeichnen, 


Die Größe ry bezeichnen wir als „Hallradius”, Sie ist für das 
akustische Verhalten des Raumes in vieler Hinsicht charak- 
teristisch. 

Als praktisches Anwendungsbeispiel sei an das Problem 
der akustischen Rückkopplung erinnert. Akustische Rück- 
kopplung tritt bekanntlich immer dann ein, wenn am Ort des 
Mikrophons der von einem im gleichen Raum befindlichen 
Lautsprecher erzeugte Schalldruck gleich oder größer ist als 
derjenige Schalldruck, den etwa ein Redner an diesem 
Punkte erzeugt. Um den vom Lautsprecher erzeugten Schall- 
druck am Mikrophonort möglichst klein zu halten, wird man 
versuchen, eine möglichst große Entfernung zwischen Laut- 
sprecher und Mikrophon zu wählen. Es hat aber offenbar 
keinen Sinn, diese Entfernung größer zu machen, als die 
Reichweite des direkten Schalles beträgt, also größer als 7p. 
Bei noch größerer Entfernung überwiegt stets der im Raum 


x U 


246 


gleichmäßig verteilte diffuse Schall. Hat der Raum beispiels- 
weise ein Volumen von V = 20000 m3 und eine Nachhall- 
zeit von 2 s, so ergibt sich rH = 0,057 ' 100 = 5,7 m. Es hat 
also in diesem Falle keinen Sinn, die Entfernung Lautspre- 
cher--Mikrophon größer als diesen Wert zu wählen, wenn 
man auch in der Praxis meist noch einen gewissen Sicherheits- 
zuschlag geben wird. Hat der Lautsprecher seinerseits eine 
scharf ausgeprägte Richtcharakteristik und sorgt man dafür, 
daß die Hauptabstrahlrichtung nicht zum Mikrophon hinweist, 
so läßt sich der kritische Abstand Lautsprecher—Mikrophon 
sogar noch unter den genannten Wert verringern. So ist es 
beispielsweise bei den Telefunken-Tonstrahlern möglich, 
das Mikrophon an die Strahlergruppe in der Hauptauslö- 
schungsebene bis auf wenige Zentimeter anzunähern, ohne 
daß sich die Verhältnisse in bezug auf akustische Rückkopp- 
lung verschlechtern. Setzt man bei einer Anlage, bei der die 
Möglichkeit von akustischer Rückkopplung besteht, voraus, 
daß der Lautsprecher weiter als rs vom Mikrophon entfernt 
ist, so bedeutet die oben genannte Bedingung für das Eintre- 


ten akustischer Rückkopplung offenbar nichts anderes, als 


daß die vom Lautsprecher überall im Raum erzeugte Laut- 
stärke höchstens so groß sein kann wie die vom Sprecher am 
Mikrophon erzeugte Lautstärke. Der Redner hat sih nur 
vorzustellen, daß an Stelle des Mikrophons sich ein etwas 
schwerhöriger (wegen des Sicherheitszuschlages!) Zuhörer 
»efindet. Er wird dann auch im ganzen Raum zu verstehen 
sein. 

Hierbei ist allerdings eine Einschränkung zu machen. Die 
Erfahrung zeigt, daß bei großer Entfernung des Redners vom 
Mikrophon er zwar am Mikrophonort noch gut zu verstehen 
ist, daß eine befriedigende Übertragung im Raum jedoch 
richt mehr möglich ist. Es liegt dies daran, daß bei größe- 
rer Entfernung des Redners vom Mikrophon, als der Hall- 


radius beträgt, am Mikrophonort vom Redner her der reflek- 


tierte Raumschall überwiegt, so daß das Mikrophon nur sehr 
halligen Schall empfängt und auf den Lautsprecher überträgt. 
Der Lautsprecher strahlt dann wohl noch die theoretisch zu 
erwartende Leistung ab, trägt jedoch nichts zur Erhöhung der 
Deutlichkeit bei und ist damit praktisch unwirksam. Es mag 
auffallen, daß dieser „Halligkeitseffekt' bei Entfernung des 
Redners vom Mikrophon viel stärker in Erscheinung tritt als 
bei Entfernung des Hörers vom Lautsprecher. Das liegt 
an der Tatsache, daß das Mikrophon nur einohrig hört, wäh- 
rend der Hörer den Lautsprecher zweiohrig, also plastisch 
wahrnimmt. Es ist aber eine bekannte Erscheinung, daß bei 
einohrigem Hören der Halligkeitseindruck bedeutend stärker 
ist als bei zweiohrigem Hören. Um also einen vom Mikro- 
phon weit entfernten Redner hallfrei zu empfangen, muß man 
zu stark gerichteten Mikrophonanordnungen, beispielsweise 
Mikrophongruppen oder Reflektoren übergehen, die dann 
verhältnismäßig mehr direkten Schall empfangen, also ver- 
größernd auf den Hallradius wirken. Es sei darauf hinge- 
wiesen, daß man entgegen weit verbreiteten Ansichten durch 
die Verwendung von Richtmikrophonen im allgemeinen keine 
Erhöhung des absoluten, rückkopplungsfrei abstrahlbaren 
. Schalldruckes erhält, sondern im wesentlichen nur eine grö- 
ßere Hallfreiheit bei der Übertragung, die sich dann aller- 
dings psychologisch wie eine Lautstärkeerhöhung auswirkt. 

Weiterhin läßt sich mit Hilfe der Hallradius-Betrachtun- 
aen eine sehr anschauliche Deutung der empirischen Formeln 
tùr die optimale Nachhallzeit eines Raumes geben. Es liegt 
cie Vermutung nahe, daß ein Raum dann optimal gedämpft 
sein wird, wenn in einem bestimmten Raumpunkt, beispiels- 
weise in der Mitte des Raumes, der direkte Schall in einem 
ganz bestimmten Verhältnis zum indirekten Schall steht. 
\Vegen der Trägheit des Ohres wird man hierbei die ersten 
30 ms des Nachhallvorganges noch zum direkten Schall rech- 
nen, einen Anteil, den man dann natürlich vom reflektierten 
Schall abziehen muß. Bezeichnen wir diesen Anteil mit Iso, 
so wäre also zu vermuten, daß bei optimaler Nachhallzeit 


n (I, + ls) = Lj É Ins (5) 


sein wird, wobei n das zunächst noch offen gelassene Ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


hältnis zwischen dem „quasidirekten’” Schall Ip + Iso und 
aem reflektierten Schall Ir — Iso ist. Es ist 


= 4L 13.8 . 0,03 
byme A (1—e- T 


(i 


S. Mai 1950 


Da Is3o bereits bei- verhältnismäßig geringen Nachhallzeiten | 


gegenüber ID zu vernachlässigen ist, 
schreiben 


nIn BE ho = Ík 


können wir aud . 


- Ian . {71 | 


Entwickelt man die in dem Ausdruck für /yo auftretende Expo- 


nential-Funktion in eine Reihe und bricht diese nach dem 
zweiten Glied ab, so ergibt sich unter Berücksichtigung von (!' 
(2), (3), (6) nach einfacher Umrechnung 


Tr 083 + — - ——, N 
TI 


Setzen wir nun einen Raum normaler geometrischer Vernal: 


nisse voraus, setzen wir also 


V = a/2 -a 2a = a’ 


und setzen wir weiter r 
hältnisse in Raummitte, so wird aus (8) 


Jas 
Top = 0,83 + 0,0032 n yV 


12,5 


(9) 
oder mit n = 


Top = 0,83 + 0,041 yV (10) 


Dieses ist aber gerade die Beziehung, die bereits früher von 
H. Benecke auf Grund andersartiger Betrachtungen ab- 
geleitet wurde! und die ein gutes Bild der aus den praktische: 
Beobachtungen experimentell festgestellten optimalen Nad- 
hallzeit in Abhängigkeit vom Rauminhalt darstellt. Der Wer! 
ven n, der hier mit 12,5 angenommen wurde, um eine Uber- 
einstimmig zwischen (9) und (10) zu erzielen, wird in der 
Praxis von zahlreichen Faktoren beeinflußt. Als das Mai. 
um das der direkte Schall den indirekten überragt, hängt e 
von der Art der Darbietung, von der Länge der zwischen den 
Spitzenimpulsen auftretenden Pausen und auch von der 
Richtcharakteristik der Schallquelle ab. Je größer die Dyna- 
mik der Darbietung ist, desto mehr überragen die für die 
Verständlichkeit maßgebenden Spitzenimpulse den halligen 
Störpegel des Raumes, desto größer wird man also n an- 
setzen können. Dies führt zu der Folgerung, daß man nadı 
Gi. (9) für dynamikreiche Musik eine größere optimale Nach- 
hallzeit findet als für dynamikärmere Sprachdarbietungen. 
cin Ergebnis, das durchaus im Einklang mit der praktischen 
Erfahrung steht. Die Veränderlichkeit des Wertes von n cr- 
klärt auch die Tatsache, daß sich für eine bestimmte Raum- 
größe keine ein für allemal festliegende optimale Nachhal:- 
zeit angeben läßt, sondern daß sie je nach der Art der Dar- 
bietungen innerhalb gewisser Grenzen schwankt. 


Zusammenfassung 

Als „Hallradius“* wird diejenige Entfernung von der 
Schallquelle definiert, bei welcher der direkte, von einer 
ungerichteten Schallquelle erzeugte Schalldruck gleich dem 
diffusen Raumschall ist. Bei Übertragungsanlagen, bei denen 
die Gefahr akustischer Rückkopplung besteht, bringt eine 
Vergrößerung der Entfernung Mikrophon-Lautsprecer über 
die Größe des Hallradius hinaus keinen Gewinn. Durch Ver- 
wendung von Richtmikrophonen wird in einem halligen Raum 
ım wesentlichen nur die Verständlichkeit erhöht, nicht jedoch 
der im Raum maximal erzeugbare Schalldruck. Weiter wird 
gezeigt. daß sich die empirisch bekannte Volumenabhäng:g- 
keit der optimalen Nachhallzeit eines Raumes dadurch an- 
schaulich machen läßt, daß in einem Raum beliebiger Große 
bei optimaler Dämpfung in Raummitte die direkte zur diffusen 
Schallintensität in einem bestimmten Verhältnis steht, wobe: 
die Verhältniszahl von der Art der Darbietung abhängt. 


ıH. Benecke: Ann. Phys. 15 (1932) S. 260. 


= a, d. h. betrachten wir die Ver- 


5. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


247 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.311.22 (42) 
Das Walsall-Kraftwerk jetzt in Betrieb. [Nach Electr. Rev. 
(1949) Oktob., S. 639; 4S.,6 B.] 

Am 30. Sept. 1949 liefen in Birchills, Walsall (England), 
die ersten beiden 30 MW-Turbosätze eines 1944 in Auftrag 
gegebenen Kraftwerkes an, dessen Gesamtleistung in den 
nächsten Jahren auf 180 MW gebracht werden soll. Das Kraft- 
werk wird in 3 Teilabschnitten aufgebaut, die eigentlich 1948, 


1949 und 1951 in Betrieb genommen werden sollten. Durch un- 


vorgesehene Schwierigkeiten, so durch die Kürzung (der von 
der Regierung zur Verfügung gestellten Mittel, traten Ver- 
zögerungen ein. Man hofft jetzt, den zweiten Ausbau im 
Frühjahr 1950 zu beenden, während die endgültige Fertig- 
stellung nicht vor 1952 erfolgen dürfte. 


| Das neue Kraftwerk liegt etwa 1,5 km nördlich der Stadt 

neben dem alten Birchills-Kraftwerk. Die fertiggestellte Tur- 
binenhalle ist 198 m lang, 20 m breit und 21 m hoch. Parallel 
zu ihr liegen eine Betriebshalle, die Schaltanlagen und das 
Kesselhaus. Sechs Kühlwassertürme, von denen vier stehen, 
»efinden sich auf der Südwestseite des Kraftwerkes an der 
Eisenbahnlinie Walsall—Wolverhampton. Das Kesselhaus 
wird im Endausbau 12 Babcock & Wilcox-Kessel mit einer nor- 
malen Dampferzeugung von 68 t/h und einer Höchstleistung 
von 82 t/h bei 45,6 atü und 470 °C aufweisen. Im Maschinen- 
haus sind insgesamt sechs 30 MW-Turbogeneratoren vorge- 
sehen (British Thomson-Houston). 
weise angeordnet, sind immer die Dampfteile zweier Aggre- 
gate einander zugekehrt. Es handelt sih um Zweizylin- 
dermaschinen in Zweiflußbauart mit 22 Stufen im Hoch- 
dructeil und 7 doppelflutigen Stufen im Niederdruckteil. Bei 
Dauerlast und 3000 U/min beträgt der Dampfdruck eingangs- 


se:tig 40 atü und auf der dem Kondensator zugekehrten Seite ` 


I atü. Die Kühlwassereintrittstemperatur liegt im Durch- 
schnitt bei 21 °C. Zwei Drysdale-Pumpen mit einer Einzel- 
'eistung von 77 t/min fördern die bei Vollast 125 t/min be- 
tragende Kühlwassermenge. Zu jeder Turbine gehören fer- 
= ner 3 Kondensatpumpen, von denen zwei elektrisch und eine 

mittels Dampf betrieben werden. Das Speisewasser wird 
aus der städtischen Wasserversorgung entnommen, in einer 
Permutitanlage gereinigt und in einer Verdampferanlage ent- 
härtet, sobald der Härtegrad über 12° liegt. 

Die Generatoren liefern bei 33/36 kV und einem Lei- 
stungsfaktor cosg = 0,8 37,5 MVA. Die elektrische Leistung 
für den Betrieb der Hilfsmaschinen wird über Transforma- 
toren entnommen, die den Haupttransformatoren zuge- 
schaltet sind. Motoren über 37 kW werden aus einem 3300 
V-Dreiphasen-Dreileitersystem und kleinere Motoren aus 
einem 415/240 V-Dreiphasen-Vierleitersystem gespeist. Zu 
diesem Zweck enthält die gesamte Installation vier Trans- 
formatoren für 5000 kVA, 33/3,3 kV und sechs für 750 KVA, 
330,415 KV. | 

In einem besonderen Raum befindet sich in der Mitte ein 
großes Schaltpult und an den Wänden Anzeige- und Regi- 


striergeräte, die durch Leuchtbänder verbunden sind und da-. 


äurh mit einem Blick den jeweiligen Betriebszustand des 
Kraftwerkes übersehen lassen. Außer den Strom-, Span- 
nungs- und Frequenzwerten werden durch Fernmeßgeräte 
die Drucke und Temperaturen des Dampfes eintritts- und 
austrittsseitig, des Schmieröles und der Arbeitsflüssigkeit für 
die Regeleinrichtungen, die Temperaturen an den einzelnen 
Lagerstellen der Turbinen und Generatoren und die Luft- 
temperatur im Generatorgehäuse angezeigt. Sa 


DK 621.315.1.027.8 


Zur Auswahl von Drehstrom-Höchstspannungsleitungen für 
die kontinental-europäische Großkraftübertragung. [Nach W. 
Er Elektrotechn. u. Masch.-Bau 66 (1949) S. 182; 
S,7B] i 

Die Arbeit befaßt sich mit den Bestimmungsgrößen von 
Drehstrom-Höchstspannungsleitungen mit Einseil- und Bün- 
delleitern für 220 und 400 kV und gibt Richtlinien für die 
Auswahl der günstigsten Leitungstype. — Die Höchstspan- 
nungsleitungen sind in ihren Typengruppen leistungsgebun- 


Der Länge nach paar- 


den; iere maximale UÜbertragungsfähigkeit liegt, meist be- 
grenzt durch den wirtschaftlichen Blindleistungsaufwand, et- 
wa 25% oberhalb der natürlichen Leistung. Eine 220 kV- 
Doppelleitung kann mit !Einseilleitern 200 ...300 MW und 
mit Bündelleitern (2...4 Leiter/Strang) 300... 450 MW über- 
tragen. Die Übertragung einer Leistung von etwa 500 MW 
kann durch zwei 220 kV-Doppelleitungen oder durch eine 
400 kV-Einfachleitung mit niedrigeren Anlagekosten, aber 
höheren ÜUnterwerkskosten erfolgen. Die wirtschaftliche 
Reichweite der 220 kV-Leitungen wird durch die Stromwärme- 
verluste begrenzt; ihre Senkung bei natürlicher Leistung von 
etwa 2% auf 1% je 100 km verteuert die Leitung um 10%. 
Bei 400 kV-Leitungen sind die Stromwärmeverluste infolge 
des koronabedingten großen Querschnittes ohne Bedeutung; 
dafür muß die Spannungsausnutzung (Verhältnis der hödı- 
sten Betriebsspannung zur Glimmanfangsspannung) wegen 
der Koronaverluste auf 85% bzw. 95% bei isoliertem bzw. 
geerdetem Sternpunkt des Übertragungssystems begrenzt 
werden. 


Die einzelnen Leitungstypen mit Stahl-Aluminium-Sei- 
len 1:4 (Hiller-Konstruktion) werden miteinander vergli- 
chen hinsichtlich der natürlichen Leistung und der spezifi- 
schen Anlagekosten (je MW u. km) ausschließlich der Unter- 
werkskosten, sowie hinsichtlich der Stromwärmeverluste, 
der Spannungsausnutzung und der gesamten Fortleitungsko- 
sten (je kWh u. 100 km). 220 kV-Leitungen haben mit Ein- 
seilleitern und Bündelleitern ungefähr die gleichen spezi- 
fischen Anlagekosten. Die Bündelleiterausführung gewähr- 
leistet zwar eine besonders gute Spannungsausnutzung, läßt 
aber.die relativen Stromwärmeverluste infolge der erhöhten 
natürlichen Leistung etwas ansteigen, wodurch eine Doppel- 
leitung mit Viererbündeln bei 2% Verlusten je 100 km in 
ihren sspezifishen Anlagekosten etwa 9% teuerer wird als 
eine Einseilleitung. Deshalb werden 220 kV-Leitungen vor- 
zugsweise mit Zweierbündeln ausgeführt, wobei für die 
Seile (Stahl : Alu = 1:4) ein Teildurchmesser von 23,1 mm 
sehr wirtschaftlich ist. Bei 400 kV-Leitungen kommen aus 
Spannungsgründen ausschließlich Viererbündel in Betracht, 
für deren Seile (Stahl : Alu = 1:4) ein Teildurchmesser von 
21 mm empfohlen wird. Die spezifischen Übertragungskosten 
(je MW und km) sind bei gleicher Ausnutzung für 220 kV- 
Leitungen etwa doppelt so hoch wie für 400 kV-Leitungen, 
so daß sich die Kosten für eine Übertragung von 400... 


600 MW mit beiden Spannungen ziemlich angleichen werden. 
E Sch 


DK 621.472 


.Sonnenkraftwerk, projektiert vom „Centre de recherche 


français“. [Nach J. Labadie: Elektrizitätsverw. 24 (1949) 
S. 185; 4 S, 4 B] 

Da alle auf der Erde umgesetzten Energien der Sonne 
entstammen, erhebt sich die Frage der Möglichkeit der un- 
mittelbaren Umsetzung der Sonnenstrahlung in chemische 
oder mechanische Energie. Untersuchungen haben ergeben, 
daß in äquatorialen Gegenden die Sonneneinstrahlung 
1 PS/m? während 8 h am Tage erreicht. Die Ausnutzung der 
Sonnenenergie erfolgt bereits heute mit Hilfe von Sonnen- 
kraftmaschinen in Ägypten, Australien und Mexiko. Es sind 


lange, in der Fokusachse von zylindrischen Parabolspiegeln 


angeordnete Röhren, in denen Wasser verdampft wird, das 
zum Antrieb von Dampfmaschinen dient. Derartige Anlagen 
— meist von kleinerer Leistung — arbeiten mit geringem 
Wirkungsgrad. Ihre Erstellung ist kostspielig, noch kostspie- 
liger ihre Unterhaltung. 


Felix Trombe, Direktor der Forschungsabteilung des 
„Centre de recherche français”, und seine Mitarbeiter haben 
es sich zum Ziel gesetzt, die Strahlungsenergie der Sonne 
besser auszunutzen. Gestützt auf die Erkenntnisse der mo- 
dernen Physik, verwenden sie bei den gegenwärtig im Gang 
befindlichen Versuchen den sog. „vollkommenen Radiator, 
einen Hohlkörper mit völlig reflektierenden Wandungen, in 
den durch eine kleine Offnung die Sonnenstrahlung ein- 
dringt. Sie stützen sich hierbei zum Teil auf die von dem 
deutschen Physiker Cohn bereits im Jahre 1935 mit Hilfe 


248 
nen 


der Firma Zeiß durchgeführten Versuhe!. Cohn benutzte 
eine Anordnung, bei der die Sonnenstrahlung von einem Plan- 
spiegel auf einen Parabolspiegel reflektiert wurde, in dessen 
Brennpunkt sich die Offnung eines Tiegels befand, der die zu 
behandelnde Substanz aufnahm. Schwierigkeiten ergaben sich 
durch die Relativbewegungen der Sonne. Trombe umging 
diese Schwierigkeiten dadurch, daß er in schräger Lage einen 
zweiten Planspiegel vor den wirklichen Brennpunkt des 
Parabolspiegels brachte, wodurch der Brennpunkt verscho- 
ben wird, so daß der Tiegel in horizontaler Lage gehalten 
werden kann. Mit dieser Spiegelanordnung erreihte Trom- 
be Temperaturen bis 4000 °K. Die Versuche hatten u. a. den 
Zweck, geeignete Materialien zur Herstellung von „Sonnen- 
öfen” zu ermitteln. Auf Grund der Untersuchungen hitzebet 
ständiger Oxyde scheint Aluminiumoxyd das geeignete Ma- 
terial zur Herstellung von Ofen zu sein, die unter 2000 °C 
arbeiten, während die hitzebeständigen Tiegel zweckmäßi- 
gerweise aus Gluciniumoxyd herzustellen wären. Versuche 
deuten darauf hin, daß die Herstellung von Salpetersäure 
im Sonnenofen aller Wahrscheinlichkeit nach wirtschaftlicher 
ist als mittels des elektrischen Lichtbogens. Auch sprechen 
Anzeichen dafür, daß die Verwendung des Sonnenofens im 
Hüttenbetrieb, im Bereich der Möglichkeit liegt. 

Von der gesamten von der Sonne theoretisch ausge- 
strahlten Energie sind infolge atmosphärischer Absorption, 
der Reflexion und der Streuung des verwendeten unvoll- 
kommenen optischen Systems tatsächlich nur 50% verfügbar. 
Heißluftmaschinen scheinen geeignet, die verfügbare Wärme 
in mechanische Energie umzusetzen. Die Firma Philips hat 
diese Frage mit Erfolg aufgegriffen und bereits eine derar- 
tige Maschine erbaut, die einen Wirkungsgrad von 30% auf- 
weist. Es wäre die gegebene Maschine für die in den äqua- 
torialen Gegenden zu errichtenden Sonnenkraftwerke, die 
vor allem der Bewässerung der dortigen Wüsten dienen wür- 
den und diese Gegenden der Kultivierung zuführen könnten. 


Mg 


Elektrische Maschinen 

l DK 621.313.322-82 
Die Bemessung großer Wasserkraftgeneratoren. [Nah E. 
Günthardt:Brown Boveri Mitt. 36 (1949) S. 232; 7 S., 4 B.] 

Der Verfasser weist auf die Mannigfaltigkeit der Baufor- 
men großer Wasserkraftgeneratoren hin und untersucht die 
Zusammenhänge zwischen der Leistung und den elektrishen 
und mechanischen Größen der Maschine sowie den Einfluß 
der verschiedenen Betriebsgrößen auf ihr Gewicht und ihren 
Preis. Die Angaben über die max. erreichbaren Leistungen 
in Abhängigkeit von der Betriebs- und Durchgangsdrehzahl 
stimmen im großen und ganzen mit den bisher veröffent- 
lichten überein. 

Der Einfluß der einzelnen Betriebsgrößen wird im Hin- 
blick auf ihre wirtschaftliche Auswirkung untersucht. Die 
Betriebsdrehzahl wird von der Turbinenseite her auf Grund 
der hydraulischen Verhältnisse bestimmt. Wichtig ist die 
Feststellung, daß die Durchgangsdrehzahl unabhängig vom 
Wert des Schwungmomentes ist. Das Schwungmoment beein- 
flußt nur die Anstiegsgeschwindigkeit der Drehzahl,. Mit 
Rücksicht auf die katastrophalen Folgen, die die Explosion 
eines Polrades bei der Durchgangsdrehzahl haben kann, war 
es früher üblich, das Polrad zum Nachweis der ausreichenden 
Festigkeit im Werk mit der Durchgangsdrehzahl zu schleu- 
dern. Wenn die Polräder als Blechkettenläufer ausgeführt 
sind, verzichtet man auf die Schleuderprobe im Werk, weil 
die verwendeten Aufbauteile bei dieser Konstruktion die 
Einhaltung und Nachprüfung der erforderlichen Festigkeits- 
werte mit großer Genauigkeit gestatten. 

Sehr zu unterstreichen sind die Ausführungen des Ver- 
fassers über die Größe des von der Turbinenseite her vor- 
geschriebenen Schwungmomentes. Bei jeder harmonisch und 
damit wirtschaftlich dimensionierten Maschine ist durch den 
Durchmesser und die Länge das Schwungmoment bestimmt, 
das als das „natürliche“ bezeichnet werden kann. Besser ist 
es — wie auch der Verfasser ausführt — an Stelle des Be- 
ariffes „natürliches Schwungmoment” die Anlaufzeitkon- 
stante einzuführen, die die Abhängigkeit des Schwung- 
momentes von der Leistung und Drehzahl berücksichtigt und 
damit eine vergleichbare Basis schafft. In der letzten Zeit 
werden Schwungmomente bzw. Anlaufzeitkonstanten gefor- 


t! Vgl. vor allem auch H. Straubel: Z. angew. Phys. 1 (1949) 
S. 542. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 
Be ro onen ne 


` legung des Kurzschlußverhältnisses und der 


5. Mai 1950 


dert, die wesentlich größer sind als die bisherigen. Der 
Verfasser zeigt, daß durch die Forderungen nach vergrößer- 
ten Schwungmomenten eine Erhöhung des Gewichtes und 
der Verluste eintritt. Die Forderung auf ein erhöhtes 
Schwungmoment kann so weit gehen, daß Zusatzschwung- 
räder oder Zusatzschwungkränze eingebaut werden müssen, 
weil eine Vergrößerung des Durchmessers. bei der gleich- 
zeitig geforderten Erhöhung der Durchgangsdrehzahl aus 
mechanischen Gründen nicht mehr möglich ist. Diese Zu- 
satzschwungräder komplizieren die Konstruktion, verschled- 
tern die Zugänglichkeit und erhöhen den Maschinenpreis. 
Die hohen Schwungmomente werden von der Turbinen- 
seite verlangt, um die max. Überdrehzahl nach einer plötz- 
lichen Abschaltung der vollen Generatorleistung über einer. 


‘gewissen Betrag nicht ansteigen zu lassen und die Stabilität ` 


der Drehzahlregelung unter allen Betriebsverhältnissen zu 
gewährleisten. Dem Vorschlag des Verfassers, die übliche 
zulässige Überdrehzahl bei Vollastabschaltungen von 130% 
auf 140...150% der Nenndrehzahl zu erhöhen, ist voll bei- 
zupflichten. Für den Fall, daß der Generator über eine làn- 
gere Fernleitung arbeitet, wird man allerdings mit der Erho- 
hung der zulässigen Überdrehzahl vorsichtig sein müssen. 
weil am Generator bei Abschaltung am Ende der Leitung 
durch den großen Ladestrom hohe Überspannungen auftreten 
können. Mit Rücksicht auf die Stabilität der Drehzahlrege- 
lung empfiehlt der Verfasser für den stabilitätsmäßig kriti- 
schen Fall frequenzunabhängiger Generatorbelastung eine 


_ vorübergehende frequenzabhängige Spannungsregelung, um 


mit kleinen Generatorschwungmassen auszukommen. 
Ganz besonders zu begrüßen ist der Vorschlag, bei Ge- 
neratoren, die in Blockschaltung auf ein Netz arbeiten, die 
Generatorspannung frei wählbar zu machen, um dem Berec- 
ner und Konstrukteur einen günstigen Generatorentwurf zu 
ermöglichen. Die vom Verfasser gewählte Definition des 
Kurzschlußverhältnisses ist ungewohnt. Auch der Hinweis 
auf die Wichtigkeit der Spannungsregelung für das Stab:- 
litätsproblem ist besonders zu unterstreichen. Bei der Fest- 
transienten 
Reaktanz eines Generators sollte immer auf vorliegende 
Belastungs- und Netzverhältnisse Rücksicht genommen wer- 
den. ' 2 Leu 


DK 621-592.3 


Die Schwungradbremsung durch Wirbelströme. [Nach E. J as- 
se: Arc. Elektrotechn. 39 (1949) S. 472; 17 S., 7 B.] 

Zum Abbremsen großer Schwungräder (Umkehrwalzen- 
straßen, Förderbetriebe, Ilgnerumformer) können mechani- 
sche Bremsen oder bei größeren Anforderungen Wirbe!- 
strombremsen verwendet werden!. Bei den mechanischer 
Bandbremsen strömt die Wärme an der Oberfläche des 
Schwungrades ein. Das Erwärmungsproblem für diesen Fa! 
ist schon länger bekannt?. Da bei der Wirbelstrombremsung 
die Wärme zwar im Schwungradkörper selbst, aber in un- 
mittelbarer Nähe der Oberfläche entsteht, ist es naheliegend, 
die erwähnte Lösung auch auf die Wirbelstrombremsung 
anzuwenden? Um Klarheit zu gewinnen, bis zu welchem 
Grad die Verhältnisse übereinstimmen, ist die genaue Lö- 
sung der elektrischen Bremsung erwünscht. Die grundle- 
gende Theorie der Wirbelstrombremse geht auf die bekann- 
ten Untersuchungen von Rüdenberg zurück. Unter der 
Annahme einer konstanten mittleren Permeabilität kann die 
je Volumeneinheit erzeugte Wärme durch einen geschlosse- 
nen Ausdruck dargestellt werden. Die Wärme nimmt radial 
nach dem Inneren hin ab. Das elektromagnetische Feld 
erzeugt die tangentiale Bremskraft, welche in erster Linie 
interessiert, sodann eine radiale Zugkraft, welche in die Fe- 
stigkeitsrechnung eingeht. Unter bestimmten Annahmen für 
die Konstanten läßt sich der Verlauf der Umfangsgeschwin- 
digkeit über der Bremszeit darstellen, sie fällt beinahe linear 
mit der Zeit auf Null ab. Für die Berechnung der Tempera- 
turverteilung Kann dieser Verlauf offensichtlich durch eine 
genau lineare Funktion ersetzt werden. Wenn angenommen 
wird, daß an den Seitenflächen des Schwungrades keine 
Wärme abgeführt wird, wird die Wärmeleitung eindimen- 
sional. Die erzeugte Wärme fließt zum größten Teil in radi- 
aler Richtung nach innen, nur ein kleiner Teil wird an der 


! Die bei der elektrishen Bremsung üblichen Anordnungen und die 
auftretenden Fragen sind anschaulich beschrieben in einer älteren Arbeit 
von Möller: Siemens-Z. (1926) S. 611. 

? E Jasse: Aidh. Elektrotechn. 3 (1915). 


è Moeller: Wiss, Veroff. Siemens-Werk. 14 (1935). 


a E ui 


LE en o‘ a 


- Nullinstrument dient ein Kathodenstrahloszillograph. 


3. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


249 


Oberfläche abgeführt. Die höchste Temperatur tritt an der 
Oberfläche des Schwungrades auf, ihr zeitlihes Maximum 
etwa bei der halben Bremszeit. 

Beim Vergleich mit den Erwärmungsverhältnissen einer 
Bandbremse ergibt sich, daß bezüglich der Erwärmung keine 
großen Unterschiede vorhanden sind. Bei der Durchführung 
der Erwärmungsrechnung sind allerdings eine Reihe von 
näherungsweise zutreffenden Annahmen zuzulassen, deren 
Berechtigung durch Betrachtung der Zahlenwerte beurteilt 
werden muß. — Die sorgfältigen Untersuchungen von Jas- 
se und die praktische Verwendbarkeit der Ergebnisse wür- 
den nach Ansicht des Berichters durch Anwendung von Grö- 
ßBengleichungen außerordentlich gewinnen. Bdk 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.317.42 
Meßgenerator für Magnetfelder. [Nah W. Ploch: Z. an- 
gew. Phys. 1 41949) S. 525.] 

Für die Ausmessung magnetischer Streufelder wurde 
ein Gerät entwickelt, das nach dem Prinzip der Paschen- 
shen Methode (rotierende Spule) arbeitet und einige 
Fehlerquellen früherer. Anordnungen grundsätzlich ver- 
meidet. Auf den Enden einer durch einen kleinen Elektro- 
motor getriebenen unmagnetischen Hohlwelle von 45 cm 
Länge sitzen zwei kleine Spulen (Bild 1). Das zu messende 
Feld und das „Vergleichsfeld” eines mit dem Motor fest ver- 
bundenen Permanentmagneten induzieren darin je eine 
Wechselspannung, welche über Scdleifringe mit Silber- 


| Meßspule (350 Windungen, etwa 30 mm®); 2 Kompensationsspule (300 Win- . 


dıngen, etwa 80 mm!®); 3, 4, 5 Schleifringe; 6 Hohlwelle aus unmagneli- 
shem Werkstoff (45 cm lang); 8 Meßfeld; NS Kompensationsfeld; R,. R: 
Widerstände 10%... 10 Q. 
„Bild 1. Prinzipieller Aufbau und Schaltbild des Meßgenerators. 


kontakten einer hochohmigen Brücke zugeführt werden. 
Das Brückenverhältnis ist proportional dem Betrag der 
Feldstärke, die Feldrichtung ergibt sich direkt aus der 
Stellung des Vergleichsfeldes beim vollständigen Abgleich 
nach Betrag und Phase (der Motor wird dazu mitsamt dem 
Permanentmagneten um seine Längsachse gedreht). a 
Bei 
entsprechender Synchronisation erscheint die Restspannung 


(Grundfrequenz + 3. Harmonische im wesentlichen) 3fach 


auf dem Schirm, erst bei exaktem Abgleich fallen die 
3 Kurven zusammen. Diese Kompensation der Grund- 
frequenz ist weitgehend frei von Störungen durch Konlakte, 
Brumm, Drehzahländerungen und Schwankungen der Ver- 
stärkung und ermöglicht eine einfache Abschätzung des 


- Einflusses der endlichen Spulengröße. in stark inhomoge- 


; nen Feldern. 


nn = 


er 


Sb 


DK 621.317.79 : 531.717.1 


Wandstärkemessung mit einem Hochirequenzmeßgerät. [Nach 
Ph.Sehneideru.P. Decker: Metall 3 (1949) H. 19/20, 
S. 321; 6 S.] 

Bei vielen Fertigungsvorgängen ist eine serienmäßige 
Messung von nichtmagnetishen Werkstücken nötig. In der 
Herstellung von Motoren sind beispielsweise viele Leicht- 
metall-Gußteile hinsichtlich der Wandstärke zu messen. Bis- 
her wurden für diese Zwecke vielfach Wandstärketaster ver- 
wendet, deren Anwendung jedoch Unbequemlichkeiten mit 
sich bringt und durch Ermüdungsersceinungen Fehler ver- 
ursachen kann. Deswegen wurde am Ende des Krieges in 
den früheren Lautawerken in Wernigerode ein neuartiges 
elektrisches. Meßgerät nah Förster zur Dickenmessung 
entwickelt, das als Sondenkawimeter -bezeichnet wird und 
die Durchführung der Messung von Wandstärken wesentlich 
erleichtert. 

Das Prinzip des Sondenkawimeters beruht dar- 
auf, daß in einer magnetischen Sonde 4 Spulen in Differenz- 
schaltung enthalten sind, die einen magnetischen Kern aus 


einer hochpermeablen Legierung enthalten und in einen 
eigentlichen Meßtaster eingebaut sind. Jeweils zwei Mikro- 
sonden sind gegeneinander geschaltet, so daß diese Anord- 
nung nur auf magnetische Feldstärkeänderungen anspricht 
und das magnetische Erdfeld also nicht störend bemerkt wird. 
Hervorgerufen werden kann eine Feldstörung durch einen 
gegen die Sonde geführten Magneten, der von dieser durch 
die zu messende Wanddicke getrennt ist. Durch den Gegen- 
magneten entsteht wegen der Magnetisierung der Kerne in 
den Sondenspulen eine Phasenverschiebung des durchflie- 
Benden hochfrequenten Wechselstromes. Diese Phasenver- 
schiebung zwischen den beiden Differenzsonden wird an 
einem Meßgerät angezeigt, dessen Ausschlag sich unmittel- 
bar in mm eichen läßt (Bild 2). Durch Annähern des Magne- 
ten an das Werkstück von der einen und der Sonde von der 
anderen Seite kann also dessen Dicke bei jedem beliebigen 
nichtferromagnetischen Werkstoff bestimmt werden. Das 
Sondenkawimeter ist für Netzanschluß an 220 V Wechsel- 
‚spannung eingerichtet. Vor der Benutzung wird es durch 
vier mitgegebene Kunstharzeichklötzchen von 3, 10, 13 und 
30 mm Dicke geeicht. 


Förstersonde Anzeige 


AN gemessener Abstand 
Dauermagnet = 


474.2] 


Bild 2. Schema des Sondenkawimeters nah Förster. 

Die verschiedenen Einflüsse auf die Meßgenauigkeit 
wurden durch zahlreiche Untersuchungen festgestellt. Wäh- 
rend Trockengleichrihter eine gewisse Temperaturabhän- 
gigkeit zeigen und eine vorherige Anheizzeit von etwa 2 h 
bis zur Wärmekonstanz erforderiich machen, kann mit Röh- 
rengleichrichtern schon wenige Minuten nach dem Einschalten 
störungsfrei gemessen werden. Der Einfluß von Netzspan- 
nungsschwankungen.ist vernachlässigbar klein. Die üblichen” 
Änderungen der Netzfrequenz sind ohne Wirkung auf die 
Messungen. In der Nähe der 'Meßstelle befindliche Eisen- 
massen stören das Meßergebnis; der Meßtisch muß ausschließ- 
lich aus nichtferromagnetischen Werkstoffen hergestellt wer- 
den. Wichtiger als der Probenwerkstoff ist die Oberflächen- 
beschaffenheit des Werkstücks, die sich unter Umständen 
merklich auf das Meßergebnis auswirken kann. Um diese 
Einflüsse gering zu halten, wurde die Sonde in eine Alumi- 
niumhülse mit kegelförmig zulaufender Spitze eingebaut und 
der Magnet an der Meßseite halbkugelförmig abgeschliffen. 
Bei Durchführung von Messungen durch verschiedene Per- 
sonen ergab sich, daß schon nach wenigen Messungen die 
neuen Meßwerkzeuge ebenso gut gehandhabt werden wie 
die früheren Mebßtaster. 

Das Sondenkawimeter ist auch an sehr großen Gußteilen 
brauchbar, denen man mit den bisherigen Meßtastern über- 
haupt nicht beikommen konnte. ts 


DK 531.719.27.082.74 
Messung und Verstärkung kleiner Wege durch Frequenzmo- 
dulation. [Nah P. Bricout u. M. Boisvert: Rev. 
gen. Electr. 58 (1949) S. 402; 21/3 S., 4 B.] 

Die zu messenden kleinen Verschiebungen werden auf 
die eine bewegliche Belegung eines Kondensators übertra- 
gen; es handelt sich also um das bekannte Verfahren der ka- 
pazitiven Wegmessung. Bei der Entwicklung der beschriebe- 
ren Schaltung ist besonderer Wert darauf gelegt, trägheits- 
los eine auch bei kleinen Wegänderungen oszillographierbare 
Spannung zu erhalten. 

Als Geber wird eine Manometerkapsel benutzt, die den 
Kondensator von im Mittel etwa 25 pF Kapazität enthält. 
Mikrometerschrauben an der festen Belegung gestatten die 
Einstellung des mittleren Plattenabstandes. Der Kondensator 
liegt in einem Schwingungskreis, so daß dessen Frequenz ein 
Maß für den Plattenabstand und damit für den jeweiligen 
Weg ist. Die relative Frequenzänderung ist der relativen 
Kapazitätsänderung proportional. Die erste Stufe ist als 
Schwingungserzeuger mit Triode geschaltet. Seine Schwin- 
gungen werden an das 3. (mittlere) Gitter einer Siebenpol- 
röhre gekoppelt und hier mit der Schwingung eines Oszilla- 
tors gemischt. Die notwendige Unabhängigkeit der Frequenz- 
differenz von der Schwingungsamplitude erreichen die Ver- 


250 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 195) 


fasser durch eine neue, von Bradley angegebene Schal- 
tung!, die mit Frequenzsynchronisation arbeitet. Es wird 
erreicht, daß der Anodenstrom der Frequenzdifferenz direkt 
proportional ist. Die an dem Anodenwiderstand von 
44 000 Q abgenommene Spannung wird einer Verstärkerstufe 
mit Vierpolröhre zugeführt, an deren Ausgang ein für Schlei- 
fenoszillographen ausreichender Strom zur Verfügung steht. 
Als benutzte Frequenz wird 10 MHz, als Frequenzbereich 
des linearen Regelteiles 75 kHz angegeben. 

Regelbar sind die Empfindlichkeit (durch Verändern des 
Elektrodenabstandes im Kondensator mittels der erwähnten 
Mikrometerschrauben), ferner die Lage des Meßbereichs 
(durch Verstellen eines Parallelkondensators zum Meßkon- 
densator) und der Funktionscharakter (z. B. Linearität) der 
Abhängigkeit der Anzeige von der zu messenden Größe 
(durch Einstellen der Mischstufe). Für die Genauigkeit der 
Messung nach hinreichender Einbrennzeit werden 0,6% Un- 
sicherheit angegeben. 


Von den zahlreichen möglichen Anwendungen der Ein-- 


richtung nennen die Verfasser zunächst die manometrische 
Messung von Über- oder Unterdrucken. Erreicht wurden da- 
bei 110 mA am Ausgang für nur 20 Torr Druckdifferenz. Ge- 
messen wurden so die Mündungsdruckwellen von Waffen, 
akustische Schwingungen in Rohren, schnelle Gasströmungen 
u. a. Als weitere Anwendungen werden verschiedene aku- 
stische und seismographische Untersuchungen erwähnt. 
FM 


DK 621.385.83 : 620.191.4 
Uber Rauhigkeitsmessungen mit dem Elektronenmikroskop. 
[Nah R. Seeliger: Z. Metallkde. 39 (1948) S. 170; 2. S., 
4 B] 

Der Verfasser beschreibt eine Methode, welche durch 
sinngemäße Übertragung des in der Lichtmikroskopie ange- 
wendeten Lichtschnittverfahrens? auf das über- 
mikroskopische Gebiet es ermöglicht, Rauhigkeitsunterschie- 
de in der Größenordnung von etwa 100 mu mit einer Ge- 
rauigkeit von 50 mi zu messen. 


Bild 3. Lichtschnittverfahren (schematisch) 


—— Mikroskop 


Nach der in Bild 3 gezeigten schematischen Darstellung 
des „Lichtschnittverfahrens’ wird auf der Oberfläche des zu 
untersuchenden Objekts das Bild eines exakt geraden Spal- 
tes senkrecht zur Beobachtungsrichtung entworfen, die mit 
der Oberfläche des Objekts einen sehr kleinen Winkel bil- 
det. Das entstehende einfache Faltenrelief zeigt sich dem 
Beobachter als ein geschwungenes Band, dessen Verlauf auf 
die Reliefamplituden schließen läßt. Die Methode erlaubt 
die Messung des Rauhigkeitsgrades mit einer Genauigkeit 
von Í u. 


Bild 4. Ubermikroskopiscder Aufdampf- 
schnitt. 


Zur Höhenmessung einzelner auf ebener Glasplatte lie- 
gender Objekte hat H. O. Müller? die Methode der 


! Bradley: Electronics (1946) S. 88. 

?G. Schmaltz: Techn. Oberflähenkunde. Springer-Verlag, 
lin 1936. S. a. Naturwiss. 25 (1937) S. 508. 

3 Kolloıd-Z. 99 (1942) S. 6. 


Ber- 


Schrägbedampfung eingeführt. Beide Methoden 
werden derart auf die übermikroskopische Abbildung von 
Oberflächenabdrücken übertragen, daß man nach Bild 4 einen 
auf dem Objektträger O befestigten Reliefabdruk R im 


Hochvakuum über die glatte Kante eines Schattengebers K 


von der quasipunktförmigen Metalldampfquelle D aus unter 
einem Winkel von 45° bedampft. Bei geeignetem Abstand 
und geringsten Abmessungen der Metalldampfquelle gelingt 
es, eine für übermikroskopische Rauhigkeitsmessungen ge 
nügend kleine Schattengrenze s von rd. 40 mu einzuhalten. 
In der praktisch verwendeten Anordnung diente ein 
Eisendraht von 0,20 mm Dmr. als Metalldampfquelle, als 
Schattengeber ein sehr dünner Glasfaden, der durch zwei 
Wachskügelchen gespannt wird. Die beiden gleichzeitig zu be- 
dampfenden Objekte sind auf den Objektträgern auf der um 
45° geneigten Grundplatte angeordnet. Ihre Abstände vom 
Glasfaden sind einstellbar. Die Behandlungsdauer wird mit 
rd. 2 min angegeben. S-z 


DK 621.317.795-753 
Parasitische Kräfte in Induktions-Wattstundenzählern. [Nach 
G.F.Shotter: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 II (1949) S. 729; 
43 S., 25 B., 6 Tab.] 

Die auf den Rotor eines Induktions-Wattstundenzählers 
wirkenden zusätzlichen Rüttelkräfte, die als parasitische 
Kräfte bezeichnet werden, sind maßgeblich am Verschleiß der 
Lager beteiligt. Sie bewirken ein Rütteln der Spurzapfen in 
den Lagersteinen, teils mit 100 Hz bei 50 Hz Netzfrequenz. 
Diejenigen von ihnen, die vom Spannungsfluß erzeugt wer- 
den, wirken dauernd, also auch bei Zählerstillstand. 


Bild 5. 


Darstellung der parasitishen Kräfte im Meßwerk eines 
Einphasen-Wechselstromzählers. 


Bild 5 zeigt am Beispiel eines Einphasen-Wechseistrom- 
zählers mit einpoligem Spannungseisen 12 parasitische Kräfte: 


Bezeichnung Frequenz Richtung zur 


s. Bild 5 Hz Sceibenebene Ursache 

Aı 100 = Spannungsfluß und ohmscer Antei. 
der Wirbelströme 

A: 50. = Spannungsfluß und induktiver An- 
teil der Wirbelströme 

B° 100 L wie Aı 

B: 50 L wie Ar 

C (Cı + Ca) 50 = Spannungsfluß und Dämpfungsfiu® 

Di 100 = Stromfluß und ohmscher Anteil de! 
Wirbelströme 

D: 50 = Stromfluß und induktiver Anteil de: 
Wirbelströme 

Eı 100 l wie Dı 

E: 50 L wie D: 

F (Fi + Fo) 50 = Stromfluß und Dämpfungsfluß 

G 50 = Unsymmetrien der Flüsse ode: 
mangelnde Luftspaltbegrenzung 

H 50 = Haupttriebkraft und Dämpfuncs- 


moment 


G. F. Shotter beschreibt die zur Erfassung der para- 
sitischen Kräfte nötigen Prüfgeräte und entwickelt aus den 
empirisch gefundenen Werten eine Formel für die seitliche 
Verdrängung des Spurzapfens: 


o Ect, 


-u Kun 


sih auch in der Schweiz mit 


5 ai 1950 
Due et me an 
F-K 

M . f? 


Darin bedeuten: 
D = die Verdrängung, 
die Kraft, 

die bewegte Masse, 
eine Konstante, 


die Frequenz. 


Die Ermittlung erfolgte durch mikroskopische Beobach- 
tung eines Lichtstrahls, der an kleinen, an der Zählerscheibe 
aufgebrachten Quecksilberspiegeln reflektiert wurde. Weiter- 
hin wurde untersucht, ob eine Verminderung der einzelnen 
ee Kräfte bis zu dem Punkt möglich ist, an dem 
die Vibration zwischen Spurzapfen und Lagerstein aufhört. 
Die völlige Eliminierung von Aı, Bı, Cı und H scheint kaum 
möglich. 

Zur Verkleinerung von Cı ist man beispielsweise fol- 
gende Wege gegangen: Verwendung eines dreipoligen 
Bremsmagneten (S-N-S-Pol), Verkleinerung der Bremsmag- 
net-Polfläche, Veränderung von Scheibendurchmesser und 
Rotorgewicht; auch die Länge der Rotoradhse und besonders 
die Lage des Spannungseisens sind von Einfluß. Rechnerische 
und empirische Ergebnisse über die paräsitischen Kräfte 
stımmten gut überein. Der ganze Fragenkomplex bedarf je- 
doch noch vieler weiterer Forschung. Lz 


=R 


Verkehrstechnik 


DK 625.23.012.55 


Schienenfahrzeuge mit Gummibereifung. [Nach Techn. Rdsch., 
Bern 42 (1950) H. 4, S. 9.] 


In Frankreich führten die Arbeiten der Reifenfabrik Mi- 
chelin zu luftbereiften Schienenfahrzeugen, die sich in länge- 
rem Erprobungsbetrieb gut bewährt habent. Dabei gab es 
e:ne ganze Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden, u. a. 
weil die Haftreibung zwischen Schiene und Gummi bei trock- 
nem Wetter doppelt so hoch ist wie bei Stahl auf Stahl, wäh- 
rend die Reibung bei nassen Schienen nur etwa halb so groß 
ist wie bei stählernen Radkränzen. Vor allem bedingt die ge- 
ringere Belastbarkeit der luftgefüllten Reifen die Verteilung 
ces Wagengewichts auf eine größere Zahl von Achsen. 

Neuerdings beschäftigt man 


Pneumatiks für Eisenbahn- 
rader (Bild 6). Die neuen 
Schweizer Wagen sind mit 2 
Drehgestellen zu je 10 Rä- 
dern ausgestattet. Um die 
Zahl der Achsen je Wagen 
nicht zu hoch werden zu las- 
sen, wurden neuartige Kon- 
struktionen entwickelt, die 
eine Gewichtsverminderung 
um etwa 50% gegenüber den 
bisherigen Leichtstahlwagen- 
Kästen ergeben. Dies wurde 
durch Verwendung von Ver- 
shalungsblehen von nur 
066...1 mm: Dike ermög- 
die .mit U-förmigen 
Versteifungen aus 0,3 bis 
0,5 mm starken Blechen ver- 
stärkt sind. Die Wagen ha- 
en keine eigentlichen Un- 
tergestelle,. sondern man 
wählte eine selbsttragende 
Konstruktion. Zur Aufnahme 
der Pufferstöße ist der Fußboden als längsgearbeitetes Well- 
hlech von 0,9 mm Dicke ausgebildet. 

Eingehende Festigkeitsprüfungen haben ein zufrieden- 
stellendes Ergebnis gehabt. Wenn sich die beiden bei der 
Schweizerischen Waggon-Fabrik Schlieren gebauten Wagen 
auch im praktischen Betrieb bewähren, beabsichtigt die SBB 
zunächst einen Schnellzug dieser Bauart herstellen zu lassen. 


ETZ 614 
Bild 6. Drehgestell für gummibereifte 
Räder. 


WH 
DK 656.25 
Die selbsttätige Zugbeeinflussung. [Nach H. Arndt: Gla- 
sers Ann. 73 (1949) S. 1; 8 S., 16 B.] ° 
Die selbsttätigen Zugbeeinflussungen schließen die 


Lücke, die durch den Fahrzeugführer zwischen Signalgebung 
„nd Ausführung besteht. Neben der Standortmeldung muß 


a ygl. ETZ 71 (1950) H. 3, S. 73. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


251 


auch der Gefahrbegriff des Haltsignals auf das Fahrzeug 
übertragen und eine nicht beachtete Warnung durch selbst- 
tätige Bremsung ergänzt werden. 

Die unmittelbare Aufnahme eines optischen Lichtsig- 
nals und dessen Umwandlung zur Wachsamkeitsprüfung und 
etwaigen Bremsung ist nach dem heutigen Stand der Technik 
mit betriebstüchtigen Einrichtungen nicht zu verwirklichen, 
zumal die Aufnahme des Signals durch Witterungseinflüsse, 
Ruß- und Rauchschwaden sowie durch andere Lichtquellen 
nicht eindeutig gesichert ist. Diese scheinbar einfache Lö- 
sung des Problems muß daher durch die mittelbare Über- 
tragung eines kraftvollen, zuverlässigen Impulses auf das 
tätige Bremsung ergänzt werden. 

Das bei elektrischen Stadt-, Hoch-, Untergrund- und 
Vorortbahnen weit verbreitete mechanische System arbeitet 
nur bis etwa 70 km/h zufriedenstellend. Die Nachteile des 
elektromechanischen Systems sind die Witterungsabhängig- 
keit der Kontakte und die besondere Stromquelle am Gleis. 
Das optische, mit Licht bestimmter Modulationsfrequenz ar- 
beitende System hat sich nicht durchsetzen können. Das in- 
duktive Gleichstromsystem wird durch längs des Gleises 
liegende Eisenmassen, wie Schienen und Brückenträger, 
leicht gestört. Die Verdoppelung der Magnete beseitigt 
zwar diese Störquelle, jedoch wird dabei die Anlage zu 
einem Arbeitsstromsystem, dessen Gleiskreis nicht über- 
wacht ist. 

Die mit Hochfrequenz arbeitenden induktiven Wechsel- 
stromsysteme sind frei von äußeren Einflüssen fremder 
Eisenmassen und brauchen keine Stromquelle in ihrem nach 
dem Ruhestromprinzip arbeitenden Gleiskreis. Nach einem 
Versuch mit einem auf 300000 Hz abgestimmten Resonanz- 
system, das mit Arbeitsstrom auf dem Fahrzeug arbeitete, 
haben sich die Systeme mit mittleren Frequenzen um 
1000 Hz und Ruhestrom auf dem Fahrzeug eine weite Ver- 
breitung verschafft. 

Bei selbsttätigen Signalsystemen kann auch eine dau- 
ernde Kennzeichnung des Streckenzustandes auf das Fahr- 
zeug mittels besonderer Empfangsspulen für einen in den 
Fahrscdhienen fließenden Überwachungs-Wechselstrom über- 


‚tragen werden. Die induktiven Zugbeeinflussungssysteme 


werden noch durch sinnreiche Einrichtungen ergänzt, die vor 
Gefahrenpunkten den Geschwindigkeitsverlauf kontrollie- 
ren und einen Steuerimpuls geben, wenn die Istgeschwin- 
digkeit die Sollgeschwindigkeit erreicht oder überschreitet. 

Die drahtlose Übertragung für die. Zugbeeinflussung 
heranzuziehen, scheint nach einigen kurz skizzierten Vor- 
schlägen verlockend zu sein, doch dürften für die praktische 


‘Durchbildung einer betriebssicheren Apparatur viele: Pro- 


bleme noch zu lösen sein. 

Wenn auch die augenblickIf&hen wirtschaftlichen Schwie- 
rigkeiten für die Ausbreitung der Zugbeeinflussung nicht 
günstig sind, so werden sich die Eisenbahnverwaltungen 
dem starken moralischen Impuls auf Erhöhung der Sicher- 
heit und den technischen Erfordernissen auf die Dauer nicht 
verschließen können. GS 


Fernmeldetechnik 


DK 621.395.51 
Bestimmung der Rückflußdämpfung und der Pfeifsicherheit 
von Verstärkerleitungen. |Nach J. Bugdahn: Fernmeide- 
techn. Z. 2 (1949) S. 359; 10 S., 22 B] 

Im ersten Kapitel wird zunächst eine Reihe notwendiger 
Begriffe erläutert; es sind dies: Nachbildgüte, Fehlerdämp- 
fung, Pfeifsicherheit, Rückflußdämpfung und Rückflußdämp- 
fung der Gesamtleitung. Im Il. Kapitel wird die Rückfluß- 
dämpfung von Verstärkerleitungen erörtert. Zunächst wer- 
den die Zweidrahtleitungen behandelt und zwar einmal 
„ohne Endverstärker' und dann „mit Endverstärker an 
einem Ende“. Die Erörterung der Vierdrahtleitungen schließt 
sich an. Bei ihnen wird unterschieden zwischen 1. Vierdraht- 
leitungen ohne Zweidrahtendfeld, 2. Vierdrahtleitungen mit 
Zweidrahtendfeld im Gegenamt, 3. Vierdrahtleitungen mit 
Zweidrahtendfeld im eigenen Amt, und 4. Vierdrahtleitungen 
mit zwei Zweidrahtendfeldern. Schließlih wird noch der 
„Zusammenhang zwischen Rückflußdämpfung der Fernleitun- 
gen bei Leerlauf und Abschluß im Gegenamt” dargestellt. 

Das III. Kapitel ist dann der „Pfeifsicherheit von Verstär- 
kerleitungen’ gewidmet, und zwar wiederum unterteilt nach 
Zweidraht- und Vierdrahtleitungen. Hierbei wird bei den 
Zweidrahtleitungen, ähnlich wie im II. Kapitel, unterschieden 


252 


zwischen 1. Zweidrahtleitung ohne Endverstärker, 2. Zwei- 
drahtleitung mit Endverstärker an einem Ende, und 3. Zwei- 
drahtleitung mit Endverstärkern an beiden Enden. Bei den 
Vierdrahtleitungen handelt es sih um solche „ohne Zwei- 
drahtendfeld“, „mit Zweidrahtendfeld im Gegenamt oder im 
eigenen Amt” und „mit zwei Zweidrahtendfeldern. Als- 
dann sind in 2 Tabellen die Formeln zur überschläglichen Be- 
rechnung der Rücflußdämpfung und der Pfeifsicherheit der 
Fernleitungen: und zwar bei Leerlauf in den Endämtern und 
bei Abschluß in den Endämtern übersichtlich zusammenge- 
stellt und durch Beispiele erläutert. 

Schließlich werden in einem V. Kapitel noch „Richtwerte 
für die Beurteilung gemessener Rückflußdämpfungen'" ange- 
geben. Dabei wird die Grenze der Betriebsfähigkeit einer 
Durchgangsverbindung dann als gegeben angesehen, wenn 
die RPfeifsicherheit unter den ungünstigsten Abschlußbedin- 
gungen der gesamten Verbindung, d. h. bei Leerlauf an den 
Enden noch 0,1 Np beträgt. Auch Prinzipschaltungen zum 
Prüfen der Rückflußdämpfung werden schematisch dargestellt. 
— Die Arbeit gibt einen guten Überblick über das Gebiet und 
wird sicherlich von vielen gerne zur Orientierung zu Rate 
gezogen. Sie ist knapp gefaßt und enthält im wesentlichen 
nur die entsprechenden Formeln ohne größere Ableitungen. 
Eine Wiedergabe aller Formeln würde hier zu weit führen. 


Wer sich mit diesen Dingen intensiver beschäftigen will, 


nimmt am besten die Originalarbeit zur Hand. Mch 


DK 621.396.5.029.62/63 


Der Gütegewinn in Trägerfrequenzkanälen bei Fre- 
quenzmodulation von Meter- u. Dezimeterwellen. [Nach P. 
Barkow: Arch. elektr, Ubertr. 3 (1949) S. 287; 6 S., 6 B.] 

Mehrkanalverbindungen über Funkwege haben in 
neuerer Zeit zunehmende Bedeutung gewonnen, besonders 
seitdem es möglich ist, gleichzeitig eine größere Zahl von 
Fernsprechwegen mit gleichmäßigen Übertragungswerten 
zur Verfügung zu stellen. So sind gegenwärtig bereits 
UKW- und Dezimetersysteme im Betrieb, die 20 Fern- 
sprechkanäle je System oder bei 3 parallelarbeitenden Sy- 
stemen bis zu 69 Fernsprechkanäle zu tragen vermögen. 


Dies würde z. B. der Übertragungsfähigkeit eines Fern-. 


kabels mit 120 Doppeladern ohne Viererausnützung entspre- 
chen. Infolge Summation der Rausch- bzw. Störspannun- 
gen in den einzelnen Funkfeldern, also in den den Verstär- 
kerfeldern im Drahtnetz entsprechenden Relaisabschnitten, 
sind der Reichweite solcher Funkverbindungen gewisse 
Grenzen gesetzt, wenn der Abstand zwischen Rausch- oder 
Störspannung und Signalspannung am Ende der Verbindung 
noch genügend. groß sein soll. Zum anderen sind in die- 
sem Gebiet der sehr kurzen Wellen Erhöhungen der Sende- 
leistungen infolge der hierf®r benötigten Spezialröhren nur 
begrenzt möglich. Dagegen bietet von den verschiedenen 
Modulationsarten die in der Arbeit speziell behandelte Fre- 
quenzmodulation den Vorteil, zwischen Rausch- oder Stör- 
und Signalspannung zusätzlichen Abstand zu gewinnen, den 
man auch als Verbesserungsfaktor der FM bezeichnet, Phy- 
sikalisch gründet sich dieser Abstandsgewinn somit nicht 
auf höhere Leistung der UKW- oder Dezimetersender und 
dementsprechend höhere Empfangsamplituden, sondern wird 
mit erhöhtem Frequenzaufwand im Übertragungsweg, be- 
sonders im Hoch- und Zwischenfrequenzteil der Funk- 
systeme erkauft. Dies ist aber durchaus sinnvoll, da im 
Gebiet sehr kurzer Wellen Frequenzbänder ohnehin reich- 
licher zur Verfügung stehen. Zum Unterschied von der Am- 
plitudenmodulation sind bei der FM die Rausch- und Stör- 
spannungen im demodulierten Nutzband nicht gleichmäßig 
verteilt, sondern nehmen mit der Frequenz bzw. nach den 
höheren Kanälen hin zu, so daß die einzelnen TF-Kanäle 
stark unterschiedliche Rauschabstände aufweisen. Den größ- 
ten Verbesserungsfaktor besitzt somit der unterste Kanal 
des übertragenen Nutzbandes. In der Arbeit werden nun 
die Beziehungen zwischen den Rauschabständen vor dem 
Empfängerdemodulator bei rechteckförmig verteilten Rausch- 
spannungen und den Rauschabständen hinter dem Demo- 
dulator bei dreieckförmig verteilten Rauschspannungen ab- 
geleitet. Hiermit können für beliebige Kanalzahlen die 
Verbesserungsfaktoren des gesamten Nutzbandes ebenso 
wie die stark untersciedlichen Verbesserungsfaktoren der 
einzelnen Trägerfrequenzkanäle errechnet oder aus den an- 
gegebenen Schaubildern für verschiedenen relativen Nutz- 
hub, d. h. für verschiedenen Frequenzband-Mehraufwand, 
entnommen werden. Zum Vergleich sind einige Meßwerte 
von Betriebsstrecken aus dem Dezimeternetz der Deutschen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


Post :ingetragen. Ein Zahlenbeispiel erläutert die rechne 
rishe Anwendung der Beziehungen. Abschließend wird g 
zeigt, daß durch eine steigende Sendepegelverteilung de 
einzelnen TF-Kanäle sich leicht ein zusätzlicher und für di 
einzelnen Kanäle gleichmäßiger Gütegewinn erzielen läßt, 
der bei dem gewählten Beispiel einer Erhöhung der HF- 
Sendeleistung um mehr als das Vierfache entsprechen | 
würde. 


Hochfrequenztechnik 
DK 621.385.16 
Der Turbator (Vielschlitz-Magnetron mit nur einem Reso- 
nanzraum). [Nach E. Lüdi: Brown-Broveri Mitt. 36 (1949) 
S. 315; 4 S., 4 Abb] ; 

Der Verfasser bringt zunächst die Patentzeichnung eines ! 
Vielschlitz-Magnetrons mit Großflächenkathode (1938) als 
Parallele zum englischen Multicavity-Magnetron. Da bei 
dieser Konstruktion mit vielen Resonanzräumen ein Um- 
springen der erregten Wellenlänge zwischen 9 und 12 cm 
beobachtet wurde suchte man eine an- 
dere, „Turbator‘' genannte Lösung, die 
nur einen schwingfähigen Hohl- 
raum besitzt und daher stabil ist. Da- 
bei wird der Vorteil der Vielschlitz- 
Konstruktion (relativ geringe Anoder- 
spannung und niedrige Feldstärke) 
und der Großflächenkathode (un- 
empfindlih gegen Rückheizung) be: 
behalten. Ferner ist vor allem eire 
einfache Fertigung des Systems alis 
Blechkonstruktion im Glaskolben 
(Strahlungskühlung) möglich gewor- 
den. Bild 7 zeigt das Prinzip eines 
Turbators mit 12 Segmenten, die ab- 
wechselnd an die beiden Stirnblecke 
angeschweißt sind. Im Resonanzhoh:- 
raum bildet sich das magnetische HF- 
Wechselfeld in konzentrischen Kreisen 
aus, während das elektrische Wechse!- 
feld zwischen den Segmenten konzer- 
triert ist, Die Induktivität des Hohl- 
raums und die Kapazität zwischen den 
Segmenten bestimmen die Größen- 
ordnung der Eigenwelle (== 15 cal. 
Der Resonanzhohlraum wird angeregt 
von der im Elektronenraum um de 
Kathode rotierenden Elektronenströ- 
mung. 

Die Haltestäbe der Anode biiden 
zugleih eine HF-Doppelleitung. die 
über den Glasfuß zu einem abstinm 
baren Resonator führt. Durch die Rük 
wirkung dieses Resonators läßt sich die Senderfrequenz um 
+ 30 MHz (# 1,5%) ziehen bzw. automatisch konstant halten 
Die Kathodenzuleitungen sind durch den gleihen Glastul 
hindurchgeführt. — Der Wirkungsgrad, der besonders ven 
Verhältnis Segmentbreite zu Abstand Segment-Kathoden 
oberfläche abhängt, beträgt für die besten Röhren 50% uni 
serienmäßig 30% bei einer Dauerleistung von 10...15 W 
Weitere Daten sind: Anodenspannung 1000 V, Magnetiel: 


I Segmente 

2 Resonanzhohlraum 

3 Elektronenraum 

4 Anode (Molybdän) 

5 Kathodenwendel 
(Ba-Sı-Belag) 


Bild 7. Vielschlitz-Mag- 
netron ‚‚Turbator“. 


650 G als Sender, bzw. Anodenspannung 500 V, Magnetfelk 


350 G als UÜberlagerungsoszillator. Heizleistung 7...8 V 
bei 3,5 A. Die Röhre soll in Serie fabriziert werden. De 
Verfasser bemerkt, daß bei prinzipiell ähnlihem Aufbaı 
des Systems im Glaskolben bis 200 W Verlustleistung ab 
gestrahlt werden können. Zi 


DK 621.385.13 : 537.741. 
Neue amerikanische Elektrometerröhren. [Nach John A 
Viktoreen: Proc. Inst. Radio Engrs, N. Y. 37 (1939 
S. 432, 10 S] 

In Amerika wurden Elektrometerröhren in der Groß 
der Miniaturröhren entwickelt (Typenreihe VX), die insbe 
sondere für die Atomphysik und Röntgentechnik starke An 
wendung finden!. Der Ausdruck Elektrometerröhre wird na 
für Röhren verwendet, deren Gitterstrom kleiner ist als 10-:5 A 


„ Als Gitterableitwiderstand wird meist ein Wert von 1014 . 


verwendet, mindestens aber ein Wert von 1012 Q. Die neue: 
Kleinst-Elektrometerröhren werden vor allem in tragbarı 
Ionisationsmesser und Röntgendosismesser eingebaut un 


! $. a. ETZ 59 (1938) S. 72. 


 5.Mai 1950 


werden mit der Schaltung fest verlötet. Dabei sind besondere 
Vorsihtsmaßregeln beim Einbau in die Schaltung zu beach- 
ten. Die Röhren müssen zur Vermeidung eines Photoeffektes 
in ein lichtdichtes Gehäuse eingebaut werden, das durch 
Trokenmittel stets trocken gehalten wird. Die Oberfläche 
des aus einem Spezialglas bestehenden Röhrenkolbens muß 
vor dem Einbau der Röhre mit reinem Alkohol gereinigt 
werden, um jede Spur einer adsorbierten Flüssigkeit zu ent- 
fernen, welche die Isolation des oben herausgeführten Git- 
ters von den unten herausgeführten anderen Elektroden ver- 
schlechtern würde. Meist werden zwei möglichst gleichartige 
Elektrometerröhren in einer Brückenschaltung verwendet, da 
die Stabilität der Anordnung gegenüber Schwankungen der 
Speisespannung hier größer ist. 


—> Us 


Bild 8. Kennlinien einer Elektrometerröhre. 


Bild 8 zeigt die Kennlinien der amerikanischen Elektro- 
meterröhre VX 41 A. Die Heizleistung dieser Röhre ist sehr 
klein. Bei einer Heizspannung von 1,25 V beträgt der Heiz- 
strom nur 10 mA. Die Anodenspannung beträgt maximal 6 V, 
der Anodenstrom liegt in der Größenordnung von 50 bis 
100 uA. Die Betriebsspannungen der als Raumladegitter- 
söhre geschalteten Elektrometerröhren werden aus Stabili- 
lätsgründen einer einzigen Spannungsquelle entnommen. 
Durch einen Spannungsteiler, der außer den verschwindend 
kleinen Elektrodenströmen den ganzen Heizstrom von 
10 mA führt, werden die Nullwertkompensationsspannung, 
die Anodenspannung, die Raumladegitterspannung, die Heiz- 
spannung und die Gittervorspannung erzeugt. Mc 


DK 621.397.62 : 535.7 
Optische Voraussetzungen für einwandfreie Fernsehbilder. 


Nah H. Hertwig: Funk u. Ton 3 (1949) S. 575; 9S.,6B.] ` 
Der Verfasser versucht die Physiologie und die Anato- : 


mie des menschlichen Auges zur Grundlage fernsehtechni- 
sher Regeln zu machen. Er stellt die Forderung auf, daß 
das gesamte Fernsehbild von derjenigen Zone der Netzhaut 
gesehen wird, die, symmetrisch um den gelben Fleck herum- 
liegend, noch ein genügend scharfes Sehen ermöglicht. Das 
führt ihn zu einem Sehwinkel für das Bild von 15°. Außer- 
dem wird als kleinster Sehwinkel für den Bildpunkt der Be- 
trag von 1,5 Winkelminuten angegeben, ein Wert, der sich 


‚ aus der Forderung ergibt, daß der kleinste auflösbare Bild- 


punkt auf der Netzhaut in der ganzen Bildzone nicht kleiner 
sein darf als ein Zäpfchen. Hieraus ermittelt der Verfasser 
dann eine günstigste Zeilenzahl von 600 und einen dazu 


. gehörigen Betrachtungsabstand von etwa der 4fachen Bild- 


y- "u 


=P ë + çë m 


Löhe. Im Falle eines Zwischenzeilenbildes steigt dieser Be- 
trächtungsabstand auf etwa die 5,5fache Bildhöhe, und der 
Betrachtungswinkel für das Fernsehbild reduziert sich bei 
Zwischenzeilenempfang auf etwa 10°. Als günstigsten Hel- 
ligkeitsbereich nennt der Verfasser das Intervall von 30 bis 
3000 Ix. Die geringste Helligkeit wird mit etwa 1 lx angege- 


ben. DerKontratsumfang solltemöglichst größer sein als1:100. 


(das entspricht einem Gammawert von 2); als gerade noch 
ausreichend wird der Kontrastumfang 1:25 genannt (y = 1,4). 

Die zulässige Nebenbeleuchtung muß, wenn nicht wé- 
sentlihe Kontrastverluste eintreten sollen, kleiner sein als 
die dunkelste Stelle im Bild. Die notwendige Bildfrequenz 
wird bei maximalen Beleuchtungen bis zu 300:1x mit ober- 
halb 50 Hz angegeben. Besonders interessant sind die An- 
gaben über praktische Messungen an einer Fernsehemp- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


253 


fangsröhre. Der Koätrastumfang betrug nur 1:15 (y = 1,17)), 


ist also durchaus unbefriedigend. Für den Kontrastumfang -- 


1:25 bzw. 1:100 müßte eine Aussteuerung von 6...150 ix 
bzw. 1,5...150 lx durchgeführt werden, während die Kenn- 
linie nur im Gebiet 10...150 lx linear war. Um dann aber 
eine unverzerrte kontrastreiche Wiedergabe der Helligkeits- 
stufen zu bewirken, muß man den Kennlinienverlauf der 
Bildröhre ausgleichen, indem man die Verstärkung des Bild- 
kanals im Empfänger entsprechend amplitudenabhängig 
macht. Die kritische Flimmerfrequenz würde bei einer maxi- 
malen Heiligkeit von 150 lx etwa 45 Hz betragen, so daß die 
scheinbare Bildfrequenz von 50 Hz ausreichend ist. 

Der Verfasser teilt mit, daß die Verhältnisse wesent- 
iich ungünstiger im Falle der Projektionsempfänger liegen, 
seien sie nun für Heimprojektion oder für die Zwecke der 
Großbilderzeugung in kinoähnlichen Räumen. Schw 


DK 621.396.615-712.3 

Neuartiger Luftkühler für Senderöhren großer Leistung. 
(Nach O. Schärli: Brown Boveri Mitt. 36 (1949) S. 311; 
5 S., 10 B.) . 

Bis zu etwa 20 kW läßt sich die Anodenverlustleistung 
von Senderöhren durch Luftkühler üblicher Bauart (Kupfer- 
block mit radialen Längsrippen und axial gerichtetem Luft- 

strom) abführen, ohne daß 
die Ventilatorleistung mehr 
als etwa 3% der abgeführten 
Wärmeleistung ausmacht. 
Das Kühlergewicht ist aller- 
dings beträchtlich (84 kg 
bzw. 3,5 kg/kW Gesamtver- 
lust für die 20 kW-Röhre 
ATW 20-1). — Eine neue 
Kühlerkonstruktion beseitigt 
den Kupferblok und ver- 
wendet anstatt der Längsrip- 
pen nunmehr Querrippen 
aus gestanzten, unter Di- 
stanz aufgeschichteten Blech- 
ringen, welche die Kühlluft 
direkt an der Anode vorbei- 
streichen lassen. Bild 9 zeigt 
den Aufbau. Der Kühler, der 
maximal 35 kW Anodenver- 
lustleistung + 11 kW Heiz- 
und Gitterleistung abführt, 
wiegt nur noch 24 kg bzw. 
0,52 kg/kW Gesamtverlust. 
Dabei ist die Anodentempe- 
ratur maximal 180 °C, die 
Lufteintrittstemperatur etwa 
30 °C, die Austrittstempera- 
tur etwa 100 °C, der statische 
Druck der Kühlluft 60 mm 
Wassersäule. Die Ventilator- 
leistung liegt unter 2% der 
Anodenverlustleistung, wäh- 
rend der Kühler alter Bauart 
etwa 7%, d. h. 2,5 kW bean- 
spruchen würde. Unabhängig 
von der durch den Rippenkühler strömenden Luft wird durch 
8 Röhren (E in Bild 9) unmittelbare Kaltluft (30 °C) än die 
Glaswandung herangeführt. Zi 


Bl 


A Anode, B Kühlrippen, C Leitappa- 

rat, der Luftstrom v. unten seitlich in 

Kühler leitet, D Stützisolator, führt 

zugleich Luft v. Ventilator in d. Küh- 

ler, E Luft f. Kühlung d. Glasteile, 

F Luft f. Rippenkühler. 
Schematisher Aufbau des 
neuen Kühblers. 


Bild 9. 


DK 621.385.13:537.583 
Versuche über Gitteremission. [Nach A. A. Rusterholz: 
Brown Boveri Mitt. 36 (1949) 'S. 300; 5 S., 6 Abb.] 

Senderöhren mit thorierter Wolframkathode weisen mit 
der Zeit stark steigende thermische Gitteremission auf, weil 
allmählich Thorium von der Kathode auf das Gitter über- 
dampft. Der Verfasser erwähnt 3 Maßnahmen, um die stei- 
gende Emission des Gitters zu vermeiden: 

1. Besondere Behandlung von Tantaldraht, damit das 
aufgedampfte Thorium unwirksam bleibt. Die Einzelheiten 
des Verfahrens konnten vom Verfasser noch nicht mitgeteilt 
werden. 

2. Verwendung von Platamodraht (Seele aus Molybdän 
mit Überzug aus Tantal und Platin). 

3. Karburierung von Tantaldraht in Kohlendioxyd oder 
Kohlenmonoxyd, wobei die Drahtoberfläche in Tantalkarbid 
übergeführt wird. 


254 


Eingehend wurde geprüft, ob eine Kärburierung von Tan- 
tal durch Glühen in Wasserstoff, der mit Benzoldampf ge- 
sättigt ist, die Empfindlichkeit gegen Thorium vermindert. 
Nach kurzzeitigem Glühen (bei 1000 bzw. 1200 bzw. 1400 °C) 
ist die Oberfläche in Tantalkarbid (TaC) umgewandelt, wie 
durch Röntgen-Feinstrukturaufnahmen nachgewiesen wird. 
Nach Aufdampfen von Thorium auf den kalten Draht steigt 
aber die Emission von TaC um zwei Zehnerpotenzen. 
ringer ist der Einfluß, wenn durch längeres Glühen bei er- 
höhter Temperatur das TaC teilweise oder vollständig in 
Tantalsubkarbid (a — TagC) umgewandelt wird. Doch ist die 
Emission nach Aufdampfen von Thorium um mindestens eine 
Zehnerpotenz gestiegen. 
läßt die Emission auf den Wert von reinem Ta>C absinken. 
Eine Emissionszunahme durch aufdampfendes Thorium läßt 
sih demnach durch Karburierung von Tantal im Wasser- 
stoff{Benzoldampf-Gemisch nicht verhindern... 

Der Verfasser will noch klären, ob die Karburierung von 
Tantal in CO oder COe günstiger ist. Nach einer neueren 
Notiz! über die Emission eines TaC-Überzugs auf Wolfram- 
draht ist dies unwahrscheinlich, so daß die früher angegebe- 


nen Werte? der Emission von TaC wohl nicht zutreffen. 
Zi 


Physik Ä 
DK 537.311.4 


Die Theorie des Thomsoneffektes in elektrischen Kontak- 
ten. [Davidson: Proc. Instn. electr. Engrs. 96I (1949) 
S. 293; 3 S., 2 B.] 

Die Feinwanderung ist einer der Faktoren, welche die 
Lebensdauer elektrischer Kontakte begrenzen. Nach einer 
größeren Anzahl von Schaltungen ist auf der einen Elektrode 
ein Stift und auf der gegenüberliegenden ein Krater ent- 
standen. In einigen Arbeiten ist das Problem schon unter 
der Annahme behandelt worden, daß in der flüssigen Kon- 
taktbrücke die Stelle der max. Temperatur und damit die 
Stelle, an der die Brücke zerreißt, durch den Thomsoneffekt 
verschoben wird. Es wird nun die Aufgabe gelöst, die Größe 
dieser Verschiebung aus den Daten des Metalles zu berech- 
nen, nämlich aus elektrischer Leitfähigkeit, Wärmeleitfähig- 
keit und Thomsonkoeffizient. Ausgangspunkt ist die Tem- 
peratur-Spannung-Beziehung, die man durch ein den Thom- 
sonkoeffizienten enthaltendes Störungsglied erweitert. Ein 
etwa vorhandener Peltiereffekt an der Grenze des festen 
und flüssigen Metalls wird formal dadurch miteinbezogen, 
daß man den Thomsonkoeffizienten hohe Werte in einem 
schmalen Bereich in der Nähe des Schmelzpunktes anneh- 
men läßt. 

-Die Rechnung wird übersichtlich durch Einführung des 
sogenannten reduzierten Widerstandes, d. i. der Widerstand 
eines Leiterstückes bzw. eines Stückes der Brücke für den 
Fall, daß der spezifische Widerstand überall den Wert 1 hat, 
d. h. also eine rein geometrische Größe. Als Ergebnis erhält 
man den reduzierten Widerstand des von der Verschiebung 
erfaßten Teilstückes der Brücke bzw. das Verhältnis dieser 
Größe zum reduzierten Widerstand der Gesamtbrücke. Der 
Rechnungsgang ist im Gegensatz zu früheren Arbeiten frei 
von besonderen Annahmen über die Gestalt der Brücke. 

Die Schlußgleichung eignet sich zur graphischen Integra- 
tion, jedoch ist der Thomsonkoeffizient im Bereich hoher 
Temperaturen nicht bekannt und eine praktische Anwendung 
des Ergebnisses auf die Feinwanderung daher nicht möglich. 
Es zeigt sich aber dafür folgender Weg, das Problem auf 
experimentelle Weise zu lösen. Man stellt eine metallische 
Brücke her, die groß genug ist, um genauere Beobachtungen 
anzustellen, aber noch klein genug ist, um die seitliche Ab- 
strahlung der Wärme zu vernachlässigen. Bei langsamer 
Steigerung der Spannung an der Brücke beobachtet man die- 
jenige Stelle, an der zuerst das Sieden des Metalles eintritt. 
Ferner kann man leicht den Ort ermitteln, an dem ohne Vor- 
handensein eines Thomsoneffektes die Temperatur ihren 
höchsten Wert haben würde. Der reduzierte Widerstand des 
Teilstückes zwischen diesen beiden Stellen, der reduzierte 
Widerstand der Gesamtbrücke und das Verhältnis beider 
Widerstände sind dann bekannt. Die Theorie hat gezeigt, 
daß dieses Verhältnis für Brücken gleichen Materials, ver- 
schiedener Größe und beliebiger Gestalt den gleichen Wert 
besitzt. Hat man diesen Wert einmal ermittelt, so kann man 


ıHaddad, Goldwateru. Morgan: J. appl. Phys. 20 (1949) 
S. 1130. ` 
tK.Beckeru. H.Ewest: Z. techn. Phys. 11 (1930) S. 148 u. 216. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


Ge- . 


Erst längeres Glühen bei 1600 °C- 


9. Mai 195 


auch für die tatsählih in den Kontakten auftretenden 
Schmelzbrücken die Thomson-Verschiebung angeben, so wei 
etwas über die Gestalt dieser Brücken bekannt ist. Der Vor- 
teil des Verfahrens liegt darin, daß keinerlei thermoelektr.- 
sche Daten bekannt zu sein brauchen. Pto 


Verschiedenes 


DK 620.193.21 
Einfluß des Höhenklimas auf elektrische Materialien. [Nach 
M. J. Duc: Bull. Soc. franç Elecir. 10 (1950) S. 27.] 
Moderne Zivilflugzeuge fliegen m Höhen bis zu 8 oder 
9000 m, um größere Geschwindigkeit zu erreichen und um vor. 
Wetter unabhängig zu sein. Militärmaschinen suchen aus 
denselben und auch aus anderen Gründen Höhen bis zu 19- 
oder 12 000 m auf. Die Besatzung und die Passagiere werden 
aurch klimatisierte Überdruckkabinen vor dem Einfluß der 
großen Höhe geschützt; der größte Teil der elektrischen Ge- 
räte ist aber dem geringen Luftdruck (1/6 at), der niedriger 
Temperatur (— 55...60 °C) und der geringen Feuchtigkei! 
(14 mg H: O/m? Luft, 2000 mal weniger als am Boden) voli avs- 
gesetzt. Trotz der niedrigen Außentemperatur werden die 
Geräte häufig durch unzulässig hohe Erwärmung zerstört, 
da infolge des geringen Luftdruckes die Luftkühlung so ge- 
ring wird (20% des Bodenwertes), daß die Temperatur elek- ` 
trischer Geräte, in deren Inneren durch Verluste Wärme er- 
zeugt wird, übermäßig stark ansteigt. In stromlosem Zustand 
kann also die Temperatur sehr niedrig, während des Betrie- 


1 


. bes dagegen sehr hoch sein. Auch die Einstrahlung durch d:e 


Sonne kann zu sehr hohen Temperaturen (+ 55...70 “Ci 
tühren, wenn die der Sonne ausgesetzte Oberfläche schwarz 
ist. 


N 

Die elektrische Durchschlagsfestigkeit von Luft ist in 
großen Höhen um etwa 5% geringer als in einer am Boden 
befindlichen Unterdruckkammer gleichen Luftdruces, da in 
großer Höhe die Luft viel stärker ionisiert ist als am Boden 
Ein für 24 V Gleichstrom bestimmter Stromkreis muß also an 
Boden eine Überschlagspannung von mehr als 500 V haben 
Lichtbögen bleiben in einer Höhe von 12000 m etwa doppelt 
so lange stehen als am Boden, was bei einer Kurzsclius- 
stromstärke von 11 000 A, wie sie im 24 V-Netz großer Ma- 
schinen vorkommt, sehr zu beachten ist. 

Schon während des letzten Krieges wurde beobachtet. 
daß sich die Kohlebürsten rotierender Maschinen infolge der 
großen Trockenheit der Luft außerordentlich schnell abnutzen 
können, da die Oxydschicht auf der Kupferoberfläche des 
Kollektors oder der Schleifringe zerstört wird. Amerika 
nishe Konstrukteure empfehlen, den Bürsten einen Zusa': 
von Halogenverbindungen zu geben, z. B. Blei- oder Kad- 
miumjodür, durch den die Bildung des Oxydfilmes katalytisc. 


Se 


« gefördert wird. 


Die niedrige Temperatur kann mechanische Zerstörungen 
verursachen, dadurch z. B., daß die Materialien spröde wer- 
den oder durch die Kontraktion einzelner Teile, durch die 
das für eine Bewegung notwendige Spiel verloren geht. Dies 
wirkt sich insbesondere bei Motoren mit intermittierendenm 
Betrieb aus. Bei diesen Motoren versagt auch der Scut: 
durch Überstromscalter, da die Erwärmung durch die ver 
schiedenen Abkühlungsverhältnisse viel stärker beeinflußt 
wird als durch den Strom. Die Motoren müssen durch en 
Thermorelais geschützt werden. Auch empfiehlt es sich, sie 
so zu konstruieren, daß ihre Lötstellen höhere Temperatu- 
ren vertragen, und als Isolation wärmebeständige Stoffe (S:- 
lıkone) zu verwenden. | 

Besonders groß ist der Einfluß der Temperatur auf elek- 
trochemishe Vorgänge Bleisammler haben schon be: 
— 18° C die Hälfte ihrer Kapazität verloren. — Als Folge dei 
großen Druk- und Temperaturunterschiede schlägt sich im 
Innern der Geräte Feuchtigkeit nieder. Um dies zu verme:- 
den, muß man entweder für ausreihende Durchlüftung sor- 
gen oder das Gerät hermetisch abschließen. Sch 


Internationale Messe in Chicago. — Vom 7. bis 20. August 
1950 wird in Chicago eine Importmesse durchgeführt. Ne- 
ben Käufern aus den USA und Kanada werden auch solde 
aus Südamerika erwartet. Mit den Vorarbeiten für die deut- 
sche Beteiligung wurde die Nordwestdeutsche Ausstellungs- 
Gesellschaft mbH., Düsseldorf, Ehrenhof 4, beauftragt, von 
der auh die Teilnahmebedingungen angefordert werden 
können. of 


, 
| 
! 


' 5 Mai 1950 r Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


VERSCHIEDENES 


Einladung 


zur 


44. Jahresversammlung des VDE in Köln a. Rh. 


vom 30. Mai bis 3. Juni 1950 


Vorläufiger Tagungsplan 


15.00 Uhr Fachberichte (Universität) 
Fachgruppen Elektr. Maschinen, In- 
stallationstechnik, Elektronik 
Führungen für Damen und Werksbesichti- 
gungen nach besonderem Zeitpıan 


Dienstag, 30. Mai 


16.00 Uhr Vorstandssitzung (Hotel Excelsior) 


18.00 Uhr Delegiertenversammlung (Hotel Excelsior) 


20.00 Uhr Zwangloses Treffen der Teilnehmer in ver- 
schiedenen Lokalen 


Mittwoch, 31. Mai 


8.45 Uhr Jahresversammlung (Sartory-Saal) 
Begrüßungen 


9.00 Uhr Fachberichte (Universität) 
Fachgruppen Elektr. Bahnen, Draht- 
fernmeldetechnik, Meßtechnik 


Vortrag Prof. Dr.-Ing. E. h. J. Bier- 15.00 Uhr Fachberichte (Universität) 
manns: Technische Probleme der 490 kV- Fachgruppen Energieübertragung, 


Übertragung Hochfrequenztechnik, Meßtechnik 


Vortrag Dr.-Ing. W. v. Mangoldt: Ge- 
danken zur Sternpunktbehandlung bet 15.00 Uhr Sitzung des Technischen Ausschusses 
(Hotel Excelsior) 


400 kV Drehstrom-Übertragung 
Aussprache über die Vorträge Sitzung des Prüfstellen-Ausschusses 
(Hotel Excelsior) 


14.00 Uhr Geschäftsbericht (Sartory-Saal) Sitzung des Zeitschriften-Ausschusses 


15.00 Uhr Damentreifen (Flora) (Deichmannhaus) 


20.00 Uhr Geselliges Beisammensein (Satory-Saal) | Sanrungen fur: D MD U DE N 
gungen nach besonderem Zeitplan 


| 

| 

| Freitag, 2. Juni 
| | 

| 


Donnerstag, 1. Juni | 20.00 Uhr Gemeinsame Dampferfahrt 


9.00 Uh iversitä | Um. 
r Fachberichte (Universitat): | Sonnabend, 3. Juni 
Fachgruppen Energieübertragung, | | 
Hochfrequenzgeräte, Elektrophysik 9 Exkursionen, dabei 1 Zweitagesfahrt 


Besondere Einladung geht den Mitgliedern über die Mitgliedsvereiniqungen zu. Nichtmitglieder und Freun- 
de des VDE richten ihre Anmeldungen und Anfragen an: 


VDE, Frankfurt a. M., Osthafenplatz, Lenco-Haus 


Verband Deutscher Elektrolechniker 


Herz 


u nn a En E a a i a S a a a a. aa S a 


255 


256 


VDE | 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10°, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Wuppertal-Elberfeld, Schloßbleihe 34, Telephon: 3 07 21/364 
Vorschriftenstelie: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89; Tel. 870171, 188. 


App. 


Arbeitsgebiet der Elektrotechnischen Prüfstelle Berlin. 


Das Arbeitsgebiet der Elektrotechnischen Prüfstelle Ber- 
lin stimmt mit demjenigen der VDE-Prüfstelle in Wuppertal 
überein. 


Die Zustimmung der Prüfstelle zur Benutzung des VDE- 
Zeichens, eines VDE-Kennfadens oder eines VDE-Kennstrei- 
fens durch Berliner Hersteller erfolgt unter den hierfür fest- 
gelegten Bedingungen z. Zt. für die nachstehend genannten 
Erzeugnisgruppen: 


Leitungsschutzsicherungen 

Schmelzeinsätze, Sicherungssocel, Paßeinsätze, Schraubkappen. 

Lampenfassungen 

Schraubfassungen E 14, E 27. E 40 

Bajonettfassungen B 15, B 22 

Soffitenfassungen S 15, S 19. 

Leuchten 

Armaturen, Handleuchten, Nähmaschinenbeleuctungen, Christbaum- 
beleuchtungen und andere ortsveränderliche Leuchten. 

Spannungssucher 

Verbindungs- und Abzweigdosen, Hauptleitungsabzweigkästen, Leuch- 
tenklemmen, Abzweigklemmen 

Steckvorrichtungen 

Wand- u. Kragensteckvorrichtungen, 
(Kupplungen), Gerätesteckvorrichtungen. 

Schalter 

Installationsschalter, Geräteschalter, Lichtdrücker (Drehschalter, Kipp- 
schalter, Druckknopfschalter, Zugschalter sowie Schalter die durch Finger- 
druck, Gewichtsbelastung oder Lageveränderung im Einschalt- oder Aus- 
schaltzustand gehalten werden). 

Installationsrohre 

Falzrohre, Stahlrohre mit und ohne Gewinde, 
mantel usw. 

. Elektrowärmegeräte für Haushalt, Landwirtschaft und Kleingewerbe 

Bügeleisen, Wasserkocher, Tee- und Kaffeemaschinen, Tauchsieder, 
Heißwasserspeicher, Durchlauferhitzer, Bratpfannen, Brotröster, Koch- und 
Wärmeplatten, Elektroherde, Futterdämpfer® Elektrowärmegeräte für das 
Friseurhandwerk, Leimkocer, Lötkolben, Wärmestrahler, Ofen u. dgl. 

(Es kommen im allgemeinen nur solche Geräte in Betracht, die üblicher- 
weise von Laien bedient werden, dagegen nicht Großgeräte, wie Groß- 
herde, Schmelzöfen usw.) ; 

Schmiegsame Elektrowärmegeräte 

Heizkissen, Heizteppiche usw. 

Geräte mit Kleinstmotoren 

Staubsauger, Bohnermaschinen, Tischfächer, Kühlschränke, Luftduschen, 
Rasierapparate, Haarschneidemaschinen, Viehschermaschinen, Nähmascdhi- 
nen, Waschmaschinen usw. 

Elektrowerkzeuge 

Schutz-, Netzfernmeide- und sonstige Transformatoren für Kleinspan- 
nung und Kleinleitung 

Gleichstromreduktoren 

Fernmeldegeräte 

Rundfunkgeräte zum Anschluß an Starkstromanlagen 

Rundfunkempfänger, Verstärker, Netzanschluß-, Verbindungs- 
Schallgeräte (Lautsprecher, Kopfhörer, elektrische Schalldosen). 

Kondensatoren der Rundfunk- und Entstörungstechnik 

Hochfrequenzheilgeräte 

Elektromedizinische Netzanschlußgeräte nach VDE 0750 

° Galvanische Elemente und Batterien 
Isolierte Leitungen für Starkstrons und Fernmeldeanlagen 
Kabelvergußmassen 


Kupplungssteckvorrichtungen, 


Rohre ohne Metall- 


und 


Voraussetzung für die Zustimmung der Prüfstelle zur 
Benutzung eines der oben genannten Prüfzeicen ist ein 
günstiges Ergebnis der vorher vorzunehmenden „Zeichen- 
prüfung“. Diese wird nur an gebrauchsfertigen, fabrikations- 
mäßig hergestellten Erzeugnissen vorgenommen. Erzeugnisse, 
die noch nicht fabrikationsmäßig hergestellt worden sind, 
z. B. besonders angefertigte Handmuster u. dgl., ferner auch 
Erzeugnisse, die nicht zu den oben genannten Gruppen ge- 
hören, und an denen daher eine „Zeichenprüfung” nicht vor- 
genommen werden kann, werden zur „Begutachtung“ ange- 
nommen. Die Entscheidung darüber, ob eine Begutachtung 
möglich ist, erfolgt von Fall zu Fall. 


Elektrotechnische Prüfstelle 
Berlin 


Block 


- Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 ` 


5. Mai 1950 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bln.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

25. Mai 1950, 18.15, Hörsaal EB 301. Techn. Univ.: ‚Uber die Lebensdaur: 
von Elektronenröhren“, Dr. Günter Herrmann. 

VDE-Bezirk Niederrhein, Krefeld, Bismarckstraße 55 


9. Mai 1950, 19.30, München-Gladbach, Friedrichhalle: ‚Atomenergie, Phy- 


sikalishes und Entwicklungsaussichten”, Prof. Dr.-Ing. W 
Fucks, Aacen. 
TA München, Blumenstraße 28 
. Mai 1950, 17.30, Vortragssaal 2 des Deutschen Museums: ‚‚Wirtschait- 


liche Gesichtspunkte beim Entwurf elektr. Maschinen”, Dr. R ob- 

meier. 
25. Mai 1950, 17.30, Ort wie vor: 
ETG Nürnberg, Sandrartstraße 30 


„Funktechnik, Dipl.-Ing. Sc hulz. 


9. Mai 1950, 19.30, Bielingschulhaus: .Werkstoffragen im Elektro-\l: 
schinenbau”, Dr. Potthoff. 
PERSÖNLICHES 


A. G. Arnold +. — Erst kürzlich erfuhren wir, daß Dipl.-Ing. 
A. G. Arnold im Februar 1949 in Rogäsen, sowjet. Zone,- 
verschieden ist. Durch seine Bücher und Vorträge, die vor- 
wiegend der praktischen Anwendung der Elektrotechnik ge- 
widmet waren, und durch seine Tå- 
tigkeit als Gutachter und Berater is! 
er vielen Elektrotechnikern be- 
kannt geworden. Dank einer rei- 
chen Praxis und pädagogisd-lite- 
rarischer Befähigung verstand er 
es, den Kern einer Sache zu erfas- 
sen und schwierige Zusammenhärn- 
ge auch dem weniger Vorgebilde- 
ten verständlich zu machen. Sein 
Lebensweg führte ihn, der 188 als 
Sohn eines Pfarrers im Kreise Göt- 
tingen geboren worden war, über 
die T. H. Zürich zu einer I1jährigen 
Tätigkeit in der englischen Elektro- 
industrie. Dann kehrte er in die 
Heimat zurück, schuf mit am Entwurf des Großkraftwerkes 
Mannheim, war dann E-Werks-Direktor, später Elektrowirt- 
schaftler bei Osram und arbeitete schließlich als Sachverstän- 
diger. 1939 übernahm er im Vogel-Verlag die Schriftleitung 
der Zeitschriften „Elektro-Technik" und „Das Rundfunkgerät"; 
beide Blätter wurden durch ihn wesentlich umgestaltet und 
gefördert. Aus zahlreichen neuen, vorwiegend. literarischen 
Plänen hat ihn der Tod herausgerissen; sein Werk wird sein 
Andenken wachhalten. nk 


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RE EAN, NH 


5 


Auszeichnungen., — Der Justus-von-Liebig-Preis, der erst- 
malig für 1949/50 verliehen wird, ist vom Preiskuratorium 
der Universität Kiel, Landwirtschaftl. Fakultät, den Herren 
Prof. Dr. phil. Roemer, Halle a. S., und Prof. Dr.-Ing. 
Dencker, Bonn, zuerkannt worden. Prof. Dr. Dencker is: 
den ETZ-Lesern durch Arbeiten über die Elektrotechnik in der 
Landwirtschaft bekannt. 

Der Direktor des Physikalischen Institutes der Universi- 
tät Würzburg, Prof. Dr. H. Kulenkampff, wurde von 
der Bayer. Akademie der Wissenschaften zum ordentlichen 
Mitglied gewählt. 


Hochschulnachrichten. — Dr.-Ing. habil. H. Kother. 
der an der T. H. Aachen über „Elektrische Bahnen” und „Ener 
giewirtschaft der Verkehrsbetriebe‘ liest, wurde der Grad 
eines Honorarprofessors verliehen. 


Brief an die Schriftleitung 


(Eingehende Briefe werden nach dem Ermessen der Schriftleitung und ohac 
deren Verbindlichkeit abgedruckt.) 


Die Induktivität eisenloser Drosselspulen 


In der ETZ 71 (1950) H. 6, S. 148 wurde für die Induktiv- 
tät der kreisrunden Spule mit rechteckigem Wicklungsquer- 
schnitt eine einfache Nährungsformel hoher Genauigkeit mit- 
geteilt, die von E. Löfgren 1949 veröffentlicht‘ worden 
ist. Diese Formel deckt sich praktisch genau mit der von mit 
bereits angegebenen Formel’ 


D 


L = a? w? PE = o+ 0441 + eo) 0.44 T + ao) [cm], 


1 Rev. gen. Electr. 58 yes = 305. 
? Z. Elektrotechn. 1 (1948) S 


i 
i 


5. Mai 1950 


in der w die Windungszahl, D den mittleren Spulendurchmes- 
ser in cm und a bzw. 0 die Verhältnisse der achsialen Spulen- 
höhe bzw. der radialen Breite des Wicklungsquerschnittes 
zum mittleren Spulendurchmesser bezeichnen. Sie gilt für 
alle Seitenverhältnisse des Wicklungsquerschnittes, wenn 
a + ọ 02, und geht z. B. für die ideale Zylinderspule 
(5 = 0) über in die Form 


D 
ge 2 De or a 
L= w a +04 [cm], 
die von mir bereits 1937 für a < 0,2 angegeben wurde!. Es 
ist interessant festzustellen, daß die Hochfrequenztechniker 
auf diese einfache 2. Formel, offenbar ohne Kenntnis der älte- 
ren Arbeit, erst jetzt gekommen sind”. 


Stuttgart, den 22. 3. 1950. 


R. Küchler 
BUCHBESPRECHUNGEN 
l DK 537.081 (023.4) 
Zur Darstellung der Elektrizitätslehre. Von W. Kossel. 
Physik. Schriften, Heft 1. 31 S., Format 15X 20,5 cm. 


Physik-Verlag, Mosbach (Bd.) 1949. Preis kart. DM 2,—. 


Der Physik-Verlag (E. B rü ch e) veröffentlicht als erstes 
Heft einer Reihe „Physikalishe Schriften“ Gedanken von 
W. Kossel über die zweckmäßigste Darstellung der Elek- 
trizitätslehre. In sehr lesenswerten Ausführungen wendet 
sih der Verfasser gegen die Darstellungsform, die seit ei- 
ngen Jahrzehnten in den meisten elektrotechnischen, aber 
auch in zahlreichen physikalischen Lehrbüchern üblich ge- 
worden ist. Die neuere Entwicklung der Physik habe gezeigt, 
daß nicht das Ohmsche Gesetz und die unsichtbaren Bewe- 
gungen der Elektronen und Ionen in Drähten und Elektro- 
lyten den Ausgangspunkt der Darstellung bilden sollten, 
sondern das Coulombsche Gesetz der Elektrostatik. Die 
Punktladungen, von denen es spreche, seien heute in großer 
Schärfe realisiert, und es sei nicht schwer, die leuchtenden 
Bahnen der sich im Vakuum frei bewegenden Elektronen un- 
nittelbar zu beobachten. Auch die Meßtechnik sei zu den 
‚statischen” Instrumenten zurückgekehrt, zu den Elektro- 
metern, ja zu dem „fast vergessenen und belächelten” Gold- 
blattelektroskop. Selbst das Gesetz der Wechselwirkung 
zwischen zwei stromführenden Leitern lasse sich durch eine 
Art Dimensionsbetrachtung ohne weiteres an das Coulomb- 
sche Gesetz anschließen. Die angeblich modernere Darstellung 
beruhe auf den physikalischen Vorstellungen der achtziger 
Jahre. Noch immer führe man rein phänomenologisch unter 
Mißachtung der neueren Erkenntnisse „ungedeutete“ Ma- 
terialkonstanten € und u ein; noch immer hänge man an der 
alten Faradayschen mechanischelastischen Deutung der Vor- 
gänge im „Weltäther“, indem man zwischen E und D und 
zwishen B und H unterscheide. Dieses „Gewebe von unheil- 
voller Zähigkeit” führe zu einem nur ästhetisch erfreuenden 
Spiel mit Symmetrien und Analogien und zu immer wieder 
aufflackernden im Grunde gegenstandslosen Diskussionen. 


Wer an die vom Verfasser beanstandete Darstellungsform 
gewöhnt ist, wird sich durch seine Einwände kaum getroffen 
fühlen. Es ist selbstverständlich, daß beispielsweise die elek- 
trotechnische Materialforschung, die Technik der Stromrichter 
und die Höchstfrequenztechnik mit der Physik der achtziger 
Jahre nicht auskämen; der Zutritt zu diesen und vielen andern 
wichtigen Gebieten wird aber erfahrungsgemäß durch die 
neuere Darstellung nicht erschwert, sondern eher erleichtert. 
Besonders erstaunt ist der Leser über die wiederholte Aus- 
sage, daß die neuere Darstellung mechanik- und kraftfeindlich 
sei; denn Mas Coulombsche Gesetz läßt sich ja aus den Grund- 
definitionen und den Integralgesetzen des Feldes in drei Zei- 
‚en herleiten. Die vom Verfasser empfohlene Darstellung 
üagegen hat den Nachteil, daß sie durch die Bevorzugung 
der Punktgesetze schon die Ableitung der praktisch so wich- 
tiger Gleichungen der einfachen Kondensatoren und des 
magnetischen Kreises zu einer Aufgabe macht, die immerhin 
einiges Rechengeschick erfordert. Es muß natürlich jedem 


' ETZ 58 (1937) S. 203. 
? Elektrotechn., Bin. 3 (1949) S. 327. 


Erfahrungskonstanten schematisch 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 257 


überlassen bleiben, von den Erscheinungen auszugehen, die 
er für die einfachsten hält. Aber niemand kann, wenn er über 
die allerersten Anfänge der Darstellung hinausgekommen 
ist, auf allgemeinere Formulierungen verzichten, mag er sich 
nun mit Mikrophysik oder mit Makrophysik beschäftigen. 
Am meisten scheint dem Verfasser die Frage der Ein- 
heitensysteme am Herzen zu liegen. Auch die Gegenseite 
bestreitet nicht, daß für die heute im Vordergrund des 
physikalischen Interesses stehende Mikrophysik die Einhei- 
ten des nichtrationalen elektrostatischen CGS-Systems zweck- 
mäßig sind oder wenigstens sein können; und es ist sicher 
nicht angenehm, daß der Weg von diesem System zu den 
Volt-Ampere-Systemen über die unerfreulihen Umrec- 
nungsfaktoren 3 10% und 1/300 führt. Aber das kann für die 
Freunde z.B. des rationalen Giorgischen Systems kein Grund 
zur Umkehr sein. Ein einfaches Beispiel, ähnlich einem von 
dem Verfasser gebrachten, möge den Gegensatz erläutern. 
Für die sogenannte „Kapazität C einer im Vakuum schweben- 
den Kugel vom Radius r” gilt bekanntlich die Größenglei- 
hung C = 4n&'r. Die zugehörige Zahlenwertgleichung 
nimmt (wovon man sich leicht überzeugt) nur dann die ein- 
fahe Form C = r an, wenn [r] = 9:10"! ([C]/F) cm ist. 
({..] = Einheit von ..) Wählt man also [C] = F, so muß 
man [r] = 9'10!1 cm setzen; der Verfasser nennt das die 
„Reise bis jenseits des Mondes”; wählt man [r] = cm, so 
muB man {C} = !/ọ - 10-1! E = 1 el.-st. CGS-Einheit setzen — 
das ist dann etwa die „Reise ins Land der Liliput-Konden- 
satoren”. Beides lehnen die Anhänger der praktischen Sy- 
steme grundsätzlich ab: sie sehen in der Befreiung. der Zah- 
lenwertgleichungen ' von häßlichen Zahlenfaktoren kein 
wichtiges Ziel, da sie mehr auf die Sicherheit ihrer Rech- 
nungen als auf die Schönheit ihrer Gleichungen bedacht sind. 
(F. E m de). Erstaunlicherweise findet sogar das nichtrationale 
elektromagnetische CGS-System vor dem 
Verfasser keine Gnade. In origineller Weise sucht er zu be- 
weisen, daß es ein unnatürliches System und daß die elek- 
tromagnetisch definierte Ladung ein „begrifflihes Mon- 
strum” sei, das Generationen von Physikern beunruhigt habe. 


Es ist gewiß nicht leicht, gegen einen starken Strom zu, 
schwimmen, ohne den Atem zu verlieren. Man muß aber 
zugeben, daß dem Verfasser das in außerordentlich geschick- 
ter, anregender und unterhaltender Form gelungen ist. Er 
wird seine Gegner zwar nicht bekehren; aber auch wenn er 
sie nur dazu 'zwingt, die Stichhaltigkeit ihrer eigenen Ar- 
gumente noch einmal scharf zu prüfen, dann hat er sih um 
die physikalische Didaktik ein großes Verdienst erworben. 

J. Wallot 


DK 621.392.51 : 621.318.4 (022.5) 
Einführung in die Theorie der Spulen und Übertrager mit 
Eisenblechkernen. Von R. Feldtkeller. Teil I: Spulen. 
170 u. VIII S., 120 B. Preis kart. DM 10,50. Teil II: Übertrager. 
106 u. VIII S., 80 B. Preis kart. DM 8,—. Teil Ill: Berech- 
nungsunterlagen. 65 u. VIII S., 70 B. Preis kart. DM 4,50. 
Format 8°. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1949. 


R. Feldtkeller hat vor mehr als 20 Jahren eine 
Reihe von Arbeiten über Verstärkertransformatoren veröf- 
fentlicht, in denen er die Grundlagen für die quantitative 
Berechnung eines der wichtigsten Bauelemente der Nachrich- 
tentechnik legte. Diese inzwischen klassisch gewordenen 
Arbeiten beendeten eine Periode des empirischen Tastens; , 
sie ließen nur in zweierlei Richtung Wünsche offen: Sie 
waren für den Durchschnittsingenieur nicht ganz einfach zu 
lesen und sie mußten sich darauf beschränken, die sehr man- 
nigfaltigen Eigenschaften des Übertragerblehhes in wenige 
zusammenzufassen. Es 
darf vorab gesagt werden, daß der Verfasser diese Wünsche 
durch das Werk, das er uns jetzt beschert, auf das schönste 
erfüllt hat. Mit didaktischer Meisterschaft baut er, ausge- 
hend von klaren Definitionen der Grundbegriffe das Ge- 
bäude z. T. komplizierter Theorien durchsichtig vor dem Le- 
ser auf und untermauert das Verständnis mit praktischen 


Beispielen. Der Verfasser ist als Hochschullehrer auch 
produktiver Forscher, um den ein ständig sich ver- 
jüngender Kreis tüchtiger Mitarbeiter geschart ist. Ein For- 


schungsgebiet, das diese Schule seit Jahren mit systemati- 
scher Konsequenz bearbeitet und schrittweise aufgehellt 
hat, behandelt die Wechselstromeigenschaften von Blech- 
kernspulen. 


258 


Das dreibändige Werk, das FeldtkeLller jetzt in be- 
trächtlicher Erweiterung einer. 1944 erschienenen ersten Auf- 
lage vorlegt, ist somit weitgehend das Ergebnis Seiner eige- 
nen langjährigen Untersuchungen. Die Bezeichnung als „Ein- 
führung“: ist eine Untertreibung; das Buch stellt vielmehr ein 
umfassendes Lehrbuch der Theorie und Technik von Spulen 
und Übertragern mit Eisenblechkernen dar, also eines Ge- 
biets, das in der nieder- und mittelfrequenten Nachrichten- 
technik einschließlich der Elektroakustik von großer. techni- 
scher und wirtschaftlicher Bedeutung ist. 


Der I. Teil (Spulen) behandelt erschöpfend die komplexe 
Permeabilität von Blechkernen in Abhängigkeit von Mate- 
rialart, Amplitude und Frequenz des Wechselfeldes sowie 
unter der Wirkung von Vormagnetisierung und Luftspalten. 
Umfangreiche, mit hoher Genauigkeit in weiten Frequenz- 
bereichen (bis herunter zu 1 Hz) durchgeführte Messungen 
des komplexen Wechselstromwiderstandes von Eisenblecd- 
kernspulen werden systematisch ausgewertet. Sie offenbaren 
dadurch erstaunlih mannigfaltige und quantitative Ein- 
blike in die Physik des Ferromagnetikums. Abweichungen 
von erwarteten Gesetzmäßigkeiten (Rayleighsce Hy- 
steresegleihungg, Cauer-Wolmansche Theorie der 
Wechselströme, Jordansche Nachwirkung) werden analy- 
siert; als Ergebnis werden die Feinstruktur der Hysterese- 
schleife bei kleinen Wechselfeldern, die Verteilung der ört- 
lichen Permeabilität über den Blechquerschnitt und die sta- 
tistishe Verteilung der temperaturabhängigen Nacdwir- 
kungsvorgänge erkannt. Aber nicht nur der Physiker, auch 
der nach praktischen Bemessungsregeln suchende Ingenieur 
findet in diesem Teil eine reiche Ausbeute. Wenn ihm zu- 
nächst die doppelte Darstellung der komplexen Permeabili- 
tät in Reihen- und Parallelkomponenten als etwas abstrakt 
erscheinen mag, wird er eines Besseren belehrt, wenn er die 
sehr einfache Form kennenlernt, die der Einfluß von Luftspalt 
und Vormagnetisierung in der Darstellung durch die Paral- 
lelikomponente annimmt. Weiter findet der Ingenieur An- 
gaben über den Klirrfaktor in Abhängigkeit von Amplitude 
und Frequenz, über die Frequenzabhängigkeit der Spulen- 
güte bei verschiedenen Kernformen und Luftspalten, über 
den optimalen Luftspalt bei Vormagnetisierung, über die 
Wicklungsdaten der genormten Kernformen, kurz über alles, 
was ihn für die quantitative Berechnung von Blechkernspu- 
len interessiert. 


Der II. Teil (Übertrager) wendet sich besonders an den 
Fernmeldeingenieur. Hier werden Theorie und Praxis des 
Übertragers in allen Spielarten wie Breitbandübertrager, 
Resonanzübertrager, Vorübertrager, Leistungsübertrager 
und Netztransformator sehr klar, gedrängt und vollständig 
dargestellt und an durchgerechneten praktischen Beispielen 
erläutert. 


Der III. Teil (Berechnungsunterlagen) faßt in Kurven 
und Tabellen ein umfangreiches, für die praktische Berech- 
nung brauchbares Material zusammen. Für ein ideales Blech 
und die wichtigsten Typen marktgängiger Eisenbleche wer- 
den die Ortskurven der komplexen Permeabilität in beiden 
Darstellungen, Kommutierungskurve, Abhängigkeit der Per- 
meabilität von Gleichfeld und Luftspalt, optimaler Luftspalt 
und Klirrfaktor angegeben. Ein weiteres Kapitel bringt die 
Abmessungen der genormten Kernblechformen und in sehr 
zweckmäßiger, komprimierter Darstellung ihre Wickeldaten 
in Diagrammen, die Windungszahl, Gleichstromwiderstand 
und Induktivität über Drahtstärke und Kernpermeabilität 
angeben. Man muß bei der praktischen Anwendung dieser 
Diagramme berücksichtigen, daß ihre quantitativen Angaben 
von der Sorgfalt abhängen, mit der die Wicklung-ausgeführt 
wird. Die mitgeteilten Tabellen setzen eine Sauberkeit der 
Wickeltechnik voraus, die in der Fabrikation meist nicht ganz 
erreicht werden dürfte. Diese Bemerkung kann jedoch den 
großen praktischen Wert des mitgeteilten Materials für ori- 
entierende Zwecke nicht beeinträchtigen. 

Die Teilung des Werkes in drei Bände erweist sich somit 
als sehr zweckmäßig, indem sich der erste Band vorwiegend 
an den physikalisch Interessierten, der zweite an den pla- 
nenden Nachrichteningenieur, der dritte an den Bered- 
nungstechniker wendet. Alle drei Bände zusammengenom- 
men bilden eine eindrucksvoll umfassende originelle, theore- 
tisch wie praktisch gleich wertvolle Darstellung des behan- 
Gelten Themas, für die Studierende ebenso wie in der Praxis 
stehende Ingenieure und Physiker dem Verfasser zu Dank 
verpflichtet sind. M. Kluge 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 19% 


DK 621-53 (022.42) 
Die selbsttätige Regelung, theoretische Grundlagen mit prat- 
tishen Beispielen. Von Prof. Dr.-Ing. A. Leonhard 
284 S., 254 B., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, Berlin 194° 
Preis geh. DM 24,—, geb. DM 27,—. 


Das vorliegende Buch gibt einen ausgezeichneten Uber- 
blick über die Theorie der selbsttätigen Regelung allgemein 
Zur Erleichterung der Verständlichkeit auch für Neuling 
wurde erfreulicherweise etwa ein Drittel des Umfanges ar‘ 
die Durchrechnung von Beispielen aus den verschiedensten 
Gebieten verwandt: Regelung von Spannung, Drehzahl, Be- 
schleunigung, elektrischem Netz als Beispiel für Zweifache- 
gelung, Temperatur, Druck, winkelgetreuer Gleichlaufsca:- 
tung, Querlage eines Flugzeuges. Die Grundlagen werden 
ausführlich behandelt und zwar insbesondere das Verhalten 
der Meßwerke und Einzelglieder des Verstellsystems. M': 
Hilfe von Differentialgleichung, Operatorenrechnung mi! 
selbsterregten Schwingungen, Operatorenrechnung mit fremd- 
erregten Schwingungen, mit Laplace-Transformationen un: 


graphischen Methoden wird der Regelvorgang ermittelt. Die 


Stabilität wird nach verschiedenen Methoden untersucht, Mati- 


nahmen zu ihrer Verbesserung werden besprochen. Die zweck- 
mäßige Wahl der Regelkonstanten wird auf verschiedene 
Weise ermittelt und kann auch aus Kurvenblättern entnom- 
men werden. Der Verfasser führt ein „Schema der Regelung’ 
ein, bei dem für die Einzelglieder in Quadraten das Schema 
der Übergangsfunktion dargestellt ist. Hierdurch wird d:e 
Orientierung über die Wirkungsweise der Regelung erleich- 
tert und sie kann bei Erfahrung leichter beurteilt werden. Be: 
der Betrachtung der Beispiele zeigt sich, daß oft Vereinfachun- 
gen und Vernachlässigungen zur Ermöglichung einer nich: 
allzu umfangreichen Rechnung erforderlich sind. In weldhen 
Umfange solche Vereinfachungen möglich sind, muß sehr sorg- 
fältig entschieden werden, um falsche Ergebnisse zu vermei- 
den. In den späteren Abschnitten findet der neueste Star: 
der Regelungstechnik weitgehend Berücksichtigung. Av- 
schließend kann man sagen. daß auch für den mathematisı 
weniger Geschulten das Verständnis ohne Zuhilfenahme er- 
derer Bücher möglich sein dürfte und daß die Anscaffun« 
dieses Buches jedem, der an der Regelung interessiert ist 
warm empfohlen werden kann. H.R. Egger: 


DK 621.3 (022.3) 
Handbuch für Hochfrequenz- und Elektrotechniker. Heraus- 
geber Curt Rint. 800 S., 646 B. u. Taf., Format 10 
mal 16,5 cm. Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik, Berlin 194: 
Preis Glw. DM 20,—. 


Dies neu erschienene Handbuch gehört zu den weniger. . 


die gesamte Elektrotechnik umfassenden Werken, die da: 
Schwergewicht auf die Fernmeldetechhnik legen. Es ist de? 
Herausgeber und seinen offenbar vorzüglich informierten 
Mitarbeitern gelungen, einen guten Querschnitt durch t: 
Elektrotechnik zu geben. Man findet die Theorie der Wet- 
selströme, Netzwerke, es werden die Vierpole behande!! 
die Modulationsarten. Dann folgt eine ausführliche Darstel- 
lung der Bauelemente der Nachrichtentechnik, Widerständt 
Kondensatoren, Induktivitäten, Röhren und ihrer Schaitur- 
gen, sowie ein besonders zu begrüßendes Kapitel über dir 
Isolierstoffe. An eine grundsätzliche Behandlung des Run 
funkempfanges (die mit Rücksicht auf die zahlreichen erns' 
haften Bastler etwas umfangreicher hätte sein können) sow : 
eine recht vollständige Darstellung der Elektroakustik. de 
Tonfilm- und der Leitungstechnik schließen kurz aber uber 
sichtlich die Starkstrom-, Sammler- und Lichttechnik an. Z=- 
vor liest man eine Einführung in die Mathematik, die soga 
kurz auf Integral- und Differentialrechnung sowie auf dir 
Vektorenrechnung eingeht. Die zahlreichen Zahlentaft i 
sind sehr willkommen. l 


Das Buch wendet sich in erster Linie an def Praktix" 
Natürlich ist es nicht in der Lage, auf 800 Seiten eine ersche” 
fende Darstellung der gesamten Elektrotechnik zu briny:? 
Obwohl es schon oft auf Einzelheiten verzichtet. um äl 
Grundlagen klar darzustellen, so können selbst diese in mañ 
chen Gebieten nur sehr knapp behandelt werden. Zu uns 
rem Bedauern vermissen wir die gesamte Dezimeter- u? 
Zentimeterwellentechnik sowie die neuesten Röhrenarl® 
ganz und gar. Die Einarbeitung eines entsprechenden he 
p:tels ist unser Wunsch für die zweite Auflage, die on- 
Zweifel nicht lange auf sich warten lassen wird, denn ti“ 


nes hr en  — EEE A m 


5. Mai 1950 


cer angedeuteten kleinen Schönheitsfehler kann Curt 
Rints Handbuch jedem Schwachstromtechniker empfohlen 


werden. B.Vollrath 
DK 621.517.78 (023.2) 
Elektrizitätszähler. Von W. Beetz. (Verfahrens- u. Meß- 


kde. d. Naturwiss., H. 9). 74 u. VI S., 37 B., Format 15 X 
21 cm. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1949. 
Preis kart. DM 7,80. 

In der Sammlung, bezeichnet „Verfahrens- und Meß- 
kunde der Naturwissenschaft”, herausgegeben von H. Ebert, 
st von W. Beetz eine kurze aber sehr instruktive Abhand- 
ung über Elektrizitätszähler erschienen. Der Zählertechniker 
ındet in diesem Büchlein alles Wesentliche über Gleich- 
strom-Amperestunden- und Motorzähler sowie über Ein- 
„nasen- und Mehrphasen-Induktionszähler. Eine besonders 
ausführliche Behandlung haben die Elektrolytzähler und die 
Tarifzähler erfahren. Die Zähler für besondere Verwendungs- 
zweke, Summenzähler, Münzzähler, Maximumzähler mit 
Tarifuhren wurden trotz des geringen zur Verfügung stehen- 
aen Heftraumes hinreichend beschrieben. Nicht unerwähnt 
sei die ausführliche Abhandlung über das Einstellen und 
Prüfen der Zähler mit Einschluß der Kontrolle der Zähler am 
Aufstellungsort. Der Fachmann wird seine Freude an dem 
Buchlein finden,. das ihm nicht nur alles Wesentliche über 
Messungen mit Elektrizitätszählern selbst gibt, sondern dar- 
uver hinaus auch noch einen Hinweis auf die einschlägige 
Literatur enthält. Das Büchlein „Elektrizitätszähler" dürfte 
sich bald einen Freundeskreis sichern und in keinem Prüfamt 
und keiner Zählerabteilung fehlen. D.Freyer 


DK 621.314.222.026.442/3 (023.2) 
Der Kleintransformator. Anleitung zum Entwurf von Klein- 
'ransformatoren von 10 bis 1000 VA. Von R. Kühn. 122 u. 
VL S., 34 B., 58 Taf., Format 16,5°24 cm. C. F. Wintersche 
Verlagshandlung, Füssen 1949. Preis kart. DM 8,60, geb. 
DM 9,80. 

Das Buch soll dem in der Praxis stehenden Techniker 
.n erster Linie zusammengefaßte Kurvensammlungen über 
den Entwurf von Kleintransformatoren geben. Zu diesem 
Zwek sind in 58 ‘graphischen Tafeln und Tabellen die 
wichtigsten Angaben über die Eigenschaften der genorm- 
ten Dynamoblehe und einer Anzahl weiterer Eisen-Sili- 
cum- und Eisen-Nickellegierungen sowie alle bei dem Ent- 
wurf einfacher Kleintransformatoren wichtigen Unterlagen 
der genormten Mantel- und Schenkelkerntypen sowie der 
üblichen Drahtsorten in übersichtlicher Weise zusammen- 
gestellt. Die Benutzung der Tafeln und Tabellen wird an 
üdurchgerechneten Beispielen erläutert. Die wichtigsten Ta- 
feln sind sowohl für Transformatoren mit getrennten Wick- 
lungen als auch für Spartransformatoren zusammengestellt. 
Fir die bei Ein- und Doppelweggleichrichtung auftreten- 
cen besonderen Belastungsverhältnisse werden Näherungs- 
werte gegeben. 

Die große Zahl der Tafeln und Tabellen kann bei dem 
Entwurf von Kleintransformatoren eine wesentliche Hilfe 
‚cisten. Für eine spätere Auflage sei der Wunsch geäußert, 
auch auf die besonderen Probleme der Primärwicklungen 
für mehrere Netzspannungen etwas näher einzugehen. 
Ferner wäre es begrüßenswert, wenn die Schreibweise der 
Gleihungen den Vorschriften von DIN 1313 angepaßt und 
die magnetischen Einheiten nicht gewechselt würden (z. B.: 
Oersted in Teil I und A/cm in $ 17). V., Aschoff 


~ DK 621.316.1.014.3 (023.52) 
Die Berechnung der Fehlerströme in den Stromverteilungs- 
netzen. Von R.-T. Lythall. 2. Aufl. 78 S., 86 B., Format 
14°22 cm. Verlag Sir Isaac Pitman & Sons Ltd., London 
1949. Preis geb. sh. 12, d 6. 

Der Leser findet in den sechs Kapiteln dieses Buches eine 
“sersichtliche Zusammenstellung der gebräucllichsten Ver- 
‚ahren für die Berechnung der Fehler- und Kurzschlußströme 
:n den Stromverteilungsnetzen. Das gegenüber der ersten 

Auflage wesentlich umgearbeitete Kapitel 5 behandelt aus- 
‘uhrlich den Einfluß der Widerstände in den Niederspan- 
nungsnetzen. Im Kapitel VI, das sich mit der Abschaltlei- 
stung der in der englischen Praxis noch immer stark bevor- 
2ugten Dlschalter beschäftigt, sind zahlreiche, sehr prak- 
tushe Tafeln der wichtigsten Rechnungsgrößen zu finden. 

Das flüssig geschriebene Buch ist für die Ingenieure der 
Netzleitungen und die Konstrukteure der Schalterfabriken 
gleich wertvoll. H. Schulze, Auma 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


"W. Gaßmann 


259 


DK 621.39 : 622 (023.23 
Technishe Grundlagen des untertägigen Bergbaues. Ab- 
schnitt 8 B: Meldetechnik, Teil a: Fernmeldetechnik. Von 
A. Lechner und B. Pieruschka. Herausg. Prof. K. 
Kegel, Prof.G. Spackeler, Prof. ERammler. Text- 
band: 168 u. VIII S., 210 B., Format 8°. Tafelband: 66 Taf., 
Format 8°. Verlag Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1949. Preis 
zusammen brosch. DM 36,-—, geb. DM 41,50. 

Ausgehend vom Aufgabengebiet der Fernmeldetechnik 
im Rahmen des Förderbetriebes werden die Ausführungen 
der fernmeldetechnischen Geräte, Schaltungen und Anlagen für 
die Förderung im Abbau und Versatz, für die Wagenförderung 
ohne und mit Lokomotiven und für die Förderung in Blind- 
und Hauptschächtten in anschauliher und verständlicher 
Weise beschrieben. Weiterhin sind die fernsprechtechnische 
Ausrüstung, die neuzeitlichen fernmeldetechnischen Uber- 
tragungseinrichtungen und abschließend die fernmeldetech- 
nischen Nebenanlagen in ausführlicher Form dargelegt. 

Die Verfasser haben sich in nicht unerheblichen Teilen 
ihres Werkes stark an die Ausführungen des im Verlag 
„Glückauf“” 1941 erschienenen Buches „Elektrische Fern- 
meldeeinrichtungen im Grubenbetrieb” von J. Busch und 
sowie an die von Dr. Burgholz im 
„Glückauf“ und „Elektrizität im Bergbau“ veröffentlichten 
Arbeiten und fernmeldetechnischen Übertragungseinrichtun- 
gen und an die Mitteilungen der Forschungsabteilung des 
Technischen Überwachungs-Vereins Essen angelehnt und so 
den Wert ihres Werkes in bezug auf eigene Studien einge- 
schränkt. Ebenso ist im Textband eine Anzahl Abbildungen 
aus dem „Taschenbuh für Fernmeldetechniker“ von 
Goetsch entnommen. Die Verfasser sind nicht auf die 
bergpolizeilichen Bestimmungen der Oberbergämter Dort- 
mund und Bonn eingegangen und haben dadurch den beson- 
deren Anforderungen des Steinkohlenbergbaues im Ruhr- 
gebiet und Aachener Revier nicht Rechnung getragen. 

Stormanns 


DK 621.3.002.3 (022.3) 
Metallische Werkstoffe der Elektrotechnik. Von A. Schul- 
ze 403 u. X S., 227 B., Format DIN A 5. Metallverlag 
GmbH., Berlin 1950. Preis Hlw. DM 24,—-. 

In dem vorliegenden Buch hat der Verfasser die Bücher 
„Metallische‘ elektrische Widerstandswerkstoffe’ (1941) und 
„Metallische Werkstoffe für Thermoelemente‘ (1940) zusam- 
mengefaßt und durch Abschnitte über Leiterwerkstoffe so- 
weit ergänzt, daß das Buch das Wissensgebiet in erster Nä- 
herung umfaßt, das man beim Lesen des Titels erwartet. 
Nicht einbezogen sind die magnetischen Werkstoffe und die 
Kontaktwerkstoffe, während andere zunächst nicht vermu- 
tete Werkstoffe, wie der Kohlenstoff als Baustoff für Kohle- 
schichtwiderstände, eingehend behandelt sind. 

Das Buch reiht eine große Zahl von Untersuchungsergeb- 
nissen aneinander, von denen eine nicht unerhebliche Zahl 
auf Untersuchungen des Verfassers zurückgeht, die zum Teil 
sehr ausführlich dargestellt sind. So ist weniger ein Lehr- 
buc als ein vorzügliches Nachschlagewerk entstanden, das 
einen der Mühe enthebt, cas in der Zeitschriftenliteratur 
verstreute Material zusammenzusuchen, und das auch über 
ausgefallene Dinge, etwa Werkstoffe für Widerstandsmano- 
meter, Aufschluß gibt. Es wendet sich in gleicher Weise an den 
Metallurgen wie Elektrotechniker und Physiker. 

Dem Berichter fiel auf, daß die Normung der Thermoele- 
mentwerkstoffe, die 1943 doch einen gewissen Abschluß er- 
reichte, nicht behandelt wurde und der Verfasser die Ele- 
mente genau umgekehrt bezeichnet, wie das Normblatt es 
tut. Die Wärmeleitfähigkeit für Aluminium sollte mit 
wenigstens 0,55 cal/cm s grad und temperaturunabhängig 
bis mindestens 300 °C angegeben werden. Die spezifischen 
Widerstände von Eisen-Silizium dürften in Bild 26 zu hoch 
angegeben sein. K. Potthoff 


l DK 621.67 (022.42) 
Technologie der Maschinenbaustoffe. Von Prof. Dr.-Ing. 
P. Schimpke. 10. Aufl. 295 S., 228 B., Format 17-24 cm. 
S. Hirzel Verlag, Leipzig 1949. Preis geb. DM 15,—-. 

Als Lehrbuch, das auf gedrängtem Raum einen ge- 
samten Uberblick über die Stoffkunde und die spanlose 
Formgebung der für den Maschinen- und Elektroingenieur 
wichtigsten Roh- und Werkstoffe gibt, hat sich die Tech- 
nologie von Schimpke bereits einen großen Kreis von Freun- 
den erworben. Unter Beibehaltung des bewährten Aufbaues 
sind in die nunmehr vorliegende 10. Auflage eine Reihe von 


260 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 10 


5. Mai 195 


Ergänzungen und Erweiterungen aufgenommen, die dem 
neuesten Stand Rechnung tragen. — Bevorzugt wird die 
.sich auf die äußere Verarbeitung eıstreckende mecha- 
nische Technologie behandelt, ohne daß jedoch da, wo 
es zum Verständnis erforderlich ist, auf eine Erläuterung 
der chemischen Vorgänge verzichtet wird. Der erste Teil 
befaßt sich mit der Erzeugung und den Eigenschaften der 
Werkstoffe, zu denen außer Eisen- und Nichteisenmetallen 
auch sonstige in der Technik verwendete Stoffe wie Holz, 
Leder, Gummi, Kunststoffe und Schmierstoffe zählen. Nach 
einem eingefügten kurzen Kapitel über die Werkstoffprü- 
fung werden die Verfahren der Werkstoffverarbeitung 
durch Gießen, Warmverformung und Kaltformgebung so- 
wie insbesondere auch die Verbindungsverfahren — Nie- 
ten, Löten und Schweißen — beschrieben. 

Den Studierenden von Hoch- und Fachschulen, für die 
es der erfahrene Lehrer in erster Linie geschrieben hat, ist 
das Buch als nützliche Hilfe zu empfehlen. Aber auch dem 
fertigen Ingenieur wird ‘es zur allgemeinen Auffrischung 
seiner oft lückenhaften Kenntnisse über ein umfangreiches 
Fachgebiet dienen, wobei Hinweise auf das wichtigste 
neue Schrifttum das zum tieferen Eindringen in einzelne 
Gebiete erforderliche weitere Studium erleichtern. | 

K. Nagel 


DK 026 (023.3) 
Die technisch-wissenschaftlichen Bibliotheken. Von Fritz 
Meyen. 38 S., Format 14,5 X 21 cm. Georg Westermann 
Verlag, Braunschweig 1949. 

In der verdienstvollen Schrift schildert der Verfasser 
Entwicklung und Stand der technisch-wissenschaftlichen 
Bibliotheken an Technischen Hochschulen, im Patentamt, im 
Deutschen Museum usw. Besondere Beachtung verdienen 
die Ausführungen über die Stellung der Bibliotheken inner- 
halb der Hochschule und nach außen, ferner die Angaben 
über Etat, Raumbedarf und Personal .der Bibliotheken. Die 
sich aus der heutigen Notlage, aber auch aus den jetzt ein- 
maligen Möglichkeiten ergebenden Forderungen nach einer 
wirksameren Einordnung und Berücksichtigung besonders 
der Hochschulbibliotheken werden gut begründet heraus- 
gestellt. FM 


DK 681 (058.7) 
Industrie- Adreßbuch Feinmechanik u. Optik. Herausg. vom 
Verlag Otto K.Krauskopf, Wiesbaden 1949. Fünf nach Fadh- 
gebieten unterleilte Einzelbände im Format 14X20 cm. Preis 
d. Gesamtbandes DM 28,—, jedes Einzelbandes DM 6,20. 


Mit diesem Industrie-Adreßbuh hat der Verlaq der 


Wirtschaft ein gutes Hilfsmittel gegeben. In fünf Einzel- 
bänden (Optik, Photo, : Feinmechanik, Medizinmechanik, 
Uhren) werden etwa 2000 Gerätebezeichnungen und Be- 
griffe zuammengestellt und hierzu die deutschen Hersteller 
genannt, die in einem besonderen Verzeichnis enthalten 
sind. Die Bezeichnungen der Geräte sind in deutscher, eng- 
ıischer und spanischer Sprache alphabetisch geordnet, wo- 
bei die deutsche Liste auch die englische und spanische Be- 
zeichnung trägt, also noch als Fachwörterbuch benutzt wer- 
den kann. Es ist diesem Werk zu wünschen, daß es sein 
Teil zur Erhöhung des deutschen Exports aber auch des In- 
landumsatzes beiträgt. Leider sind keine Firmen der Ost- 


zone enthalten. BV 
Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten.) 
Physik. Ein Lehrbuch von W. Westphal. 14. u. 15. Aufl. Mit XII 


u. 758 S., 650 B., Format 16 <25 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, 
Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 29,70. 

Der Metallische Zustand. Von J. Kramer. Mit 148 S., 111 B., Format 
15,5 23,5 cm. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1950. Preis geb. DM 14,80. 
Grundlagen d. Chemie f. Ingenieure. Von K. W. Geisler. 11. Aufl. 
Mıt 215 S., 51 B., Format 1319,5 cm. K. F. Koehler-Verlag, Stuttgart 1950. 
Preis kart. DM 5,20. 

Zur Frage der energiewirtschaftlichen Gestaltungskräfte. Von H. F.M uel- 
ser. Mit 40 S., 3 B., Format DIN A 4. Energiewirtschaftlicher Verlag 
Hugo L. Meyer, Karisruhe 1949. Preis kart. DM 2,90. 

Die wirtschaftliche Stromversorgung der Landwirtschaft. Von M. Zipfel. 
Mit 46 S., 47 B., 16 Taf., Format 15,5XxX23 cm. Energiewirtschaftlicher Ver- 
laq Hugo L. Meyer, Karlsruhe .1949. Preis kart. DM 6.50. 

Praktisches Handbuch d. ges. Schweißtechnik. II. Bd.: Elektrische Schweiß- 
technik. Von P. Schimpke u. H., A. Horn. 5. Aufl. Mit 444 und 
X S., 520 B., Format 15,5”23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, 
Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 28,50 

Elektrische Maschinen. V. Bd.: Stromwendermaschinen f. ein- u. mehr- 
phasige Wechselstrom-Regelsätze. Von R. Richter. Mit 642 u. XIV S.. 
421 B., Format 15,5x23 cm. Sprinqer-Verlaq, Berlin, Göttingen, Heidel- 
berg 1950. Preis Glw. DM 49,50. 

Fortleitung elektrischer Energie längs Leitungen in Starkstrom- und Fern- 
meldetechnik. Von W. z. Megede. Mit 163 u. VIII S., 87 B., Format 


' 145X23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Pres 


kart. DM 13,50. 

Einführung i. d. Elektrotechnik. 1. Teil. Von W. Bader. Bd. VI, Ic 
Reihe „Die Ingenieurwissenschaften”. Mit 82 S., zahlr. B., Format 14 <24 <r. 
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart 1950. Preis kart. DM 5,50. 
Semi-conducteurs &lectroniques et complexes dérives. Theories-App.- 
cations. Von S. Teszner. Mit 9 S., 84 B., Format DIN A 4. Ver. 
Gauthier-Villars, Paris 1950. 


Elektrotechnische Grundlagen. Von H. Gruberu. F. Poschenri:e. 


der. Bd. 1: Gleichstrom. Mit 134 S., 125 B., 12 Taf. Preis kart. DM 3% 

Bd. JI: Wechselstrom. Mit 151 S., 163 B., 4 Tai. Preis kart. DM ;3 

Franz Ehrenwirt Verlag. 13. Aufl. München 1948. 

Leitfaden für Handwerker Von H. Neumann. Mit 40 S., Format D5 

Ss Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Oldenburg 1950. Preis ce? 
1,90. 

Felder und Wellen in Hohblleitern. Von H. H. Meinke. Mit I1 $ 


131 B., Format 14,5X23 cm. Verlag von R. Oldenbourg, Münden 1%. 
Preis kart. DM 15,—. 

Lautzeittheorie der Elektronenröhren. Von H. W. König. 1. Te: Er- 
und Mehrkreissysteme. Mit 210 S., 72 B., Format 14,5X23 cm. Sprince:. 
Verlag, Wien 1948. Preis kart. DM 27,—. 2. Teil: Kathodeneigenschaiten 
Vierpole. Mit 144 S., 47 B., Format 14,5X23 cm. Springer-Verlag, W.e: 
1948. Preis kaıt. DM 21, —. 

Praktische Energiewirtschaftsiehre. Von L. Musil. Mit 279 S., 
Format 14,5X23 cm. Springer-Verlag, Wien 1949. Preis kart. 
geb. DM 24,—. 


111 F 
DM 22% 


Berichtigungen 
In dem Aufsatz „Uber die Auslegung von Asyndhron- 
motoren für den Antrieb von Zentrifugen“ in Heft 5 der ETZ 
ds. Js. ist auf S. 109 zu berichtigen: 
Links unten, Gl. (17): Der Nenner des Brucdes hintern 
Gleichheitszeichen soll 2°4 T lauten. 
Rechts oben, Gl. (18): ta ist durch T zu ersetzen. 
Rechts, 2. Absatz: Der in der 3. Zeile beginnende zwe:te 
Satz soll heißen „Bei Anlauf und folgender elektrischer Ge- 
genstrombremsung ist unter der Wurzel in (18) noch durch 
4 zu teilen bzw. Im durch 2.“ 
Rechts, Gl. (19): Die Gleichung ist zu ändern in 


= a Ss G D? 
Im lef TR 
In der Buchbesprechung „Die Dezimalklassifikation Íi: 
Elektrizitätswerke und die Elektroindustrie“, Heft 6 der ETZ 
d. Js., S. 154, ist der zweite Satz zu streichen. Die DK kan 
sowohl in der deutschen Kurzausgabe als auch in der Gesam:- 
ausgabe vom Beuth-Vertrieb GmbH., Köln, geliefert werde: 
(z. B. die Abteilung 62 als Nachdruck der Ausgabe von 19% 
mit den Ergänzungen in besonderer Anlage). 
B. Vollrath 


Im Aufsatz „Ein neuer Schweißtransformator mit Fre 
quenzwandlung und symmetrischer Netzbelastung“ in Heft 8 ~ 
der ETZ 1950 bitten wir zu berichtigen: 

S. 186 links soll die 6. Zeile des Schmalsatzes neben 
Bild 6 lauten „tivwert eines Frequenzgemisches unabhäng:a’ 

S. 187 links: Die Nummer des Bildes „Aufbau des Fre- 
aquenzwandlers als Schweißtransformator” ist aus 11 in 10 z. 
ändern. 

S. 187 rechts ist in der 5. Zeile des Schmalsatzes nebez 
Bild 13 „satorentladung’ statt „satorenladung” zu setzen. Im 
vorletzten Absatz, Zeile 3, ändere „Bild 7” in „Bild 14°. 

S. 188 rechts, 2. Absatz, setze in der 1. Zeile „Bild 14 
statt „Bild 4“; in der 4. Zeile 160...270 V statt 190 V. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 
Dr. Hans Balke, Physikalish-Tecdhnısches Büro, Gera, Äußere Le:pz.:e' 
Straße 136 
Dipl.-Ing. Hellmut Claußnitzer, Dresden A. 20, Winterbergstr. }: 
Dr.-Ing. Alexander Keller, Frankfurt a. M.-Ginnheim, Pflugstr. 14 
Dr.-Ing. habil. Karl Kohler, Karlsruhe, Putlitzstr. 8 
Dr.-Ing. S. Sawade, Telefunken GmbH, Dachau b. Munchen, Bayerr- 
straße 2 
Dr.-Ing. Robert Strigel, Nürnberg 2, Treitschkestr. 19 
Dipl.-Ing. Beiınhärd Vollrath, Wuppertal-Vohwinkel, Kırschsiepen i: 
Bruno Warsinski, Berlin-Hermsdorf, Falkentaler Steig 46 


Diesem Heft ist ein Prospekt des Verlages R. Oldenbourg, Manches. 
Lotzbecstr. 2a beigefügt. 


Abschluß des Heftes: 25. April 1950 


Schriftleitung G. H. Wink 1 er (für den Inhalt v verantwortlich) und K. A. 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an e:me person 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppeital- 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernıuf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. !!:. 
Postfach 667, Fernruf: 379 59, 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag (Pres 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durch der. 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


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"VERBANDES DEUTSCHER ELEKTROTECHNIKER 


M. HEFT (S.261-300) . 71. JAHRGANG . VDE-VERLAG GmbH, WUPPERMAL C 22. MAI1950 


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ii Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 22. Mai 1950 
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Cu-Innenleiter 


Styroflexband- 
wendel 


Styroflexbänder 


- Al-Außenleiter 


—— Korrosionsschutz 


= Runddraht- 
bewehrung 


—— Gegenwendel HF-Sendekabel 


mit nahtlosem Aluminiummantel 


als selbsttragendes Luftkabel. 


Für den 


UKW - Sender Wendelstein 


hergestellt und verlegt von der 


FELTEN & GUILLEAUME 
CARLSWERK AG 
KOLN-MULHEIM 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang Wuppertal, 22. Mai 1950 Heft 11 


Zur VDE-Jahresversammlung 1950 in Köln 


Von H. Heinzelmann, Köln 


Zum vierten Male hält der VDE seine Jahresversamm- 
lung in Köln ab. Im Jahre 1893, kurze Zeit nach der Begrün- 
dung des Verbandes, einer Zeit, als nach dem gelungenen 
Versuch der Kraftübertragung von Lauffen a. N. nach Frank- 
furt a. M. die Starkstromtechnik sich mächtig zu entfalten 
begann, wurde Köln erstmals als Tagungsort gewählt. Sech- 
zehn Jahre später, im Jahre 1909, 
versammelte man sich unter dem 
Vorsitz von H. Görges wieder 
daselbst. Es waren Jahre stürmi- 
scher Entwicklung, in denen in al- 
len größeren deutschen Städten 
Stromerzeugungs- und Stromver- 
teilungsanlagen rasch nacheinan- 
der entstanden waren, Überland- 
ıentralen kleinere Orte und das 
fahe Land mit Strom zu versor- 
gen begonnen hatten und neben 
dem älteren Telegraphen nun- 
mehr auch der Fernsprecher eine 
ungeahnte Verbreitung gefunden 
‚hatte. Die letzte Jahresversamm- 
lung in Köln fiel in das Jahr 1938. 
Sie fand unter dem Vorsitz von 
K Rißmüller statt. 

Nah zwölf weiteren Jahren 
treffen sih nun die Mitglieder 
d:s VDE wiederum in Köln. Da 
erhebt sih die Frage, was sie 
denn dahin zieht. Ist es die gün- 
stige Lage der Stadt als leicht er- 
rihbarer Verkehrsknotenpünkt, 
der zudem unmittelbar vor den 
Toren eines der landschaftlich 
reizvollsten Abschnitte des an 
Naturshönheiten gewiß nicht ar- 
men Rheintales liegt? Sind es die 
Aufgeshlossenheit und der Froh- 
sinn seiner Bewohner, die zahl- 
reihen, von glanzvoller Vergan- 
genheit zeugenden Werke mittel- 
alterliher Baukunst, oder ist es 
das moderne Köln mit seiner aus- 
gedehnten und vielseitigen Indu- 

Strie? 

; Die Stadt begeht in diesem 
‚Jahre ein bedeutsames Jubiläum. 
5 Jahre 50 n. Chr., also vor 1900 
Jahren, verlieh die um 16 n. Chr. ETZ 645 Bild 1. 
m Lager von Köln geborene Kai- 

srin. Agrippina, die Tochter des Germanicus und Gemahlin 
ĉes Kaisers Claudius, dem Ort das jus italicum und damit 
àlle Privilegien einer römischen Stadt. Als menschliche Sied- 
iung ist aber der Raum von Köln, wie zahllose Funde dartun, 
noch ganz bedeutend älter. Der Ort wurde mit einer starken 
Mauer umgeben, deren Verlauf sich auch heute noch gut 
nachweisen läßt und von der einzelne Teile jetzt noch zu 
' Tage treten. Beim Zusammenbruch des Weströmischen Rei- 
hes bemächtigten sich die Franken des Platzes, wobei ein 


Rathausturm. 


guter Teil der römischen Tempel und Paläste in Trüm- 
mer sank. Zwei Einfälle der Normannen im 19. Jahr- 
hundert, bei denen die Stadt gründlich verwüstet wur- 
de, konnten aber ihren Aufstieg nicht verhindern, denn 
hier mündeten im Mittelalter. die Verkehrswege aus dem 
Süden und Westen und von hier strahlten sie nach 
dem Norden und Osten aus. 
Köln entwickelte sich dank seiner 
günstigen Lage zu einem geistigen, 
politischen und wirtschaftlichen 
Schwerpunkt ersten Ranges. Im 
Jahre 1389 wurde auf Grun@ einer 
päpstlihen Bulle die Kölner Uni- 
versität begründet, die in den Wir- 
ren nach der französischen Revo- 
lution aufgelöst wurde, um nach 
dem ersten Weltkriege neu zu er- 
stehen. Köln war neben Lübeck 
eines der maßgebenden Glieder 
des Städtebundes der Hansa, und 
der von Kölner Kaufleuten be- 
gründete, von englischen Königen 
mit großen Privilegien ausgestat- 
tete Stahlhof in London war herr- 
schend im Ein- und Ausfuhrhandel 
Englands. 

Dem Aufblühen des städti- 
schen Gemeinwesens, der politi- 
schen Bedeutung, die es erlangt 
hatte, und dem Reichtum seiner 
Bürger entsprach die Entwicklung 
der äußeren Gestalt der Stadt. Die 
römischen Stadtmauern, denen die 
Stürme der Normannen nichts hat- 
ten anhaben können, mußten, um 
Raum zu gewinnen, mehrfach er- 
weitert werden, bis am Ausgang 
des 12. Jahrhunderts ein halb- 
kreisförmiger Mauerring entstand, 
der ungefähr dem Laufe der heu- 
tigen Ringstraßen folgte. Es war 
dies eine der großartigsten mit- 
telalterlichen Befestigungsanlagen, 
die 7 Jahrhunderten trotzte, aber 
die Stadt auch in späteren Jahr- 
hunderten einengte. Das Hahnen- 
tor, das Eigelsteintor und das Se- 
verinstor, drei von neun landsei- 
tigen Torburgen, und der Bayen- 
turm als südöstlicher Eckpfeiler 
nebst einigen weniger bedeutenden Resten geben heute 
noch ein eindringlihes Bild dieser Anlage. Eine Reihe 


_ prachtvoller romanischer Kirchen entstand, wie sie keine an- 


dere Stadt aufzuweisen hat. Geschichtliche Ereignisse, Sa- 
gen und Legenden sind mit ihnen verknüpft. Eine der edel- 
sten unter ihnen ist Sankt Maria im Kapitol, auf einem Hügel 
in der Südostecke der Römerstadt gelegen. Die ehrwürdige 
Kirche von Sankt Gereon geht auf merowingische oder rö- 
misch-fränkishe Anlagen zurück. Es ist die Stätte, mit der 


262 


die Legende von der thebäischen Legion verbunden ist. Die 
einzigartige, unvergeBliche Rheinfront Kölns wird neben dem 


Dom bestimmt durch den gewaltigen Bau von Groß-Sankt- 


Martin, einem der genialsten Bauwerke der späten Romantik. 
Genannt seien hier nur noch Sankt Pantaleon, die Aposteln- 
kirhe am Neumarkt (Bild 2), Sankt Kunibert und Sankt 
Ursula. 


—— 


A 


a2 Shah 
£ i 


"TEAN 


ETZ 646 Bild 2. St. Apostelnkirche: 


Die Krone mittelalterlicher sakraler Bauwerke Kölns bil- 
det sein weltberühmter gotisher Dom. Mit ihm nimmt die 
Gotik ihren Einzug in Köln. Auf dem Hügel, den er ein- 
nimmt, erhob sich vor ihm ein romanischer Dom, der 
vielleicht durch Umbau aus einer römischen Basilika ent- 
standen ist, denn hier dürfte sich zur Zeit der Römer das Fo- 
rum Julii befunden haben. Unter dem Erzbishof Konrad 
vonHochstaden erfolgte im Jahre 1248 die Grundstein- 
legung. Der Meister Gerhard von Rile war der ge- 
niale Schöpfer des Planes zu dem gigantischen Werke und der 
erste Baumeister. Die dritte Generation erlebte erst die Voll- 
endung des Chores, der, um ihn in Gebrauch nehmen zu kön- 
nen, mit einer Mauer abgeschlossen und im Jahre 1322 unter 
großen Feierlichkeiten eingeweiht wurde. Langsam schritt 
der Riesenbau weiter. Die Kosten waren ungeheuer, nicht 
ımmer waren Mittel oder gar die Neigung zur Fortführung 
des Baues, ja selbst zur Erhaltung des bereits Geschaffenen 
vorhanden. Perioden vollständigen Stillstandes folgten. 
Jahrhunderte lang stand das Bauwerk als Torso, bis im 19. 
Jahrhundert unter Einspannung staatlicher Mittel und unter 
Opfern des gesamten deutschen Volkes der Bau zu Ende 
geführt werden konnte. Im Jahre 1880, über 600 Jahre nach 
der Grundsteinlegung, Konnte unter lebhafter Anteilnahme 
der gesamten Bevölkerung die glücklihe Vollendung des 
großen Werkes gefeiert werden. 

Würdig reihen sih an die zahlreichen alten Kirchen 
ebensolche Profanbauten, von denen die beachtenswertesten 
der Gürzenich, das Rathaus mit dem sehenswerten Rathaus- 
turm (Bild 1), der Spanische Bau und das Stapelhaus sind. Den 
Heumarkt und den Alten Markt vor allem zierten eine Reihe 
schöner altertümlicher Patrizier- und Bürgerhäuser. 

Leider hat der letzte Krieg in diesen Schatz hervorragen- 
der Bauwerke gräßliche Lücken gerissen. Die ehrwürdigen 
romanischen Kirchen sind entweder schwer beschädigt oder 
gar so weit zerstört, daß es fraglich ist, ob sie jemals wieder 
erstehen werden. Selbst der Dom hat so bedeutende Schäden 
erlitten, daß es vieler Jahre bedürfen wird, sie zu beseiti- 
gen. Für gottesdienstlihe Zwecke sind aus diesem Grunde 
heute nur der Chor und die beiden Quersciiffe in Gebrauch, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 
EEE GE EEE 


- straße, unweit des heutigen Hauptbahnhofes. 


22. Mai 1950 


während das Längsschiff durch eine hohe Mauer von diesen 
Teilen abgeschlossen ist. Die berühmte, immer wieder 
dargestellte Ansicht Kölns vom Rhein oder vom redten 
Rheinufer her ist zerrissen und entstellt und vermag mit den 
Trümmern ihrer Bauwerke nur wehmütige Gedanken zu er- 
wecken.. Historisch, kultur- und kunstgeschichtlich Unersetr. 
bares ist unwiderruflich dahingegangen. 


Aber der Ort unserer diesjährigen Zusammenkunft kann 
nicht nur auf Werke und glanzvolles Leben vergangener 
Jahrhunderte hinweisen. Aus der alten Hansestadt hat sic 
eine moderne Industrie- und Handelsstadt entwickelt. Eine 
große Zahl wichtiger Eisenbahnlinien und Landstraßen laufen 
hier zusammen. Ausgedehnte Hafenanlagen (Bild 3), die es 
selbst kleineren Seeschiffen gestatten, hier anzulegen, die- 
nen der Schiffahrt auf dem Rhein, der großen Wasserstraße 
mit internationalem Verkehr. Fünf Brücken, darunter Spit- 
zenleistungen der Brückenbautechnik, überspannten den 
Strom, von denen heute nach den Zerstörungen des Krieges 
eine wieder in endgültiger und trotz aller Schwierigkeiten 
vorbildlichen Form ersetzt ist. Dank der überaus günstigen 
Lage Kölns im westeuropäischen Verkehrsnetz und dank sei 
ner Nähe zum Ruhrgebiet konnte sich eine ausgedehnte ur: 
sehr vielseitige Industrie seßhaft machen. In Köln und sei 
ner näheren Umgebung sind, mit dem bedeutenden Braun 
kohlenbergbau angefangen, u. a. Werke der chemischen, Mä 
schinen-, Lebensmittel‘, Textil- und Bauindustrie behz>ima 
tet, ferner solche für den Maschinenbau, Schiffbau, Wagyon 
und Automobilbau, Transportanlagenbau und, hier beson 
ders betont, der Elektroindustrie. Darunter befinden sid 
Werke, deren Ruf weit über Deutschland hinausgeht. 

Welche Bedeutung hat nun Köln für das engere Fachge 
biet der Elektrotechnik? 

Wir können dabei in der Geschichte der Elektrotechn: 


` weit zurückgreifen. Von 1818 bis 1826 lebte Georg Simo 


Ohm in Köln und lehrte am Gymnasium in der Marzelle: 
Hier war e 
wo er mit den primitivsten Mitteln, die er sich zum grof 


ETZ 647 Bild 3. a 


Seedampfer im Kölner Rheinaubafen. 


Teil erst selbst und zum Teil sogar auf eigene Kosten sit 
fen mußte, die Versuche unternahm, die zur Aufstelluna 

einfachen mathematischen Formel führten, die als Ohmsc 
Gesetz das Gesamtgebiet der Elektrotehnik beherrscd 


sollte — eine geniale Großtat, die imstande war, Gesetzmäf 


keit in den damaligen Wirrwarr elektrischer Erscein'ın: 
zu bringen. 


2. Mai 1950 


Zwei in der Zeit lebhaftester Entwicklung der Stark-- 


stromtechnik viel genannte Namen verdienen, hier in Erin- 
nerung gebracht zu werden, HeliosundE.H.Geist. Die 
Helios AG. in Köln-Ehrenfeld fertigte nach einer mir zur 
Verfügung stehenden Unterlage aus dem Jahre 1896 listen- 
mäßig Gleichstrommaschinen bis zu einer höchsten Leistung 
von 200 kW, Wechsel- ünd Drehstromgeneratoren bis 285 kW, 
ebensolche Motoren bis 80 PS und Transformatoren bis 150 
kW. Das sind zwar für heutige Verhältnisse keine beson- 
ders imponierende Zahlen, sie waren es aber für jene Zeit. 
Eine bemerkenswerte Leistung der Firma war ein im Jahre 
1885 nach Angaben von E. H. Geist ausgeführter elektrisch 
betriebener Laufkran für 75 t. Die Firma befaßte sich aber 
niht nur mit der Herstellung elektrischer Maschinen und 
Transformatoren, sie baute vielmehr auch Elektrizitätswerke 
und hatte sich dabei in dem damals noch hin- und hergehen- 
den Streit über das geeignetste Verteilungssystem als Lizenz- 
nehmerin von Ganz & Co. in Budapest stark für Wechsel- 
strom eingesetzt. Als erstes großes Elektrizitätswerk nach 
dem Einphasensystem in Deutschland wurde von Helios das 
der Stadt Köln erbaut, das später auf Drehstrom umgestellt 
wurde. Auch im Ausland wußte die Firma der aufstreben- 
den deutschen Elektrotechnik bedeutenden Ruf zu verschaf- 
ten. Leider ging sie infolge unglücklicher Umstände 1905 in 
Liquidation. 

E. H. Geist gründete nach seinem Ausscheiden aus der 
Firma Helios im Jahre 1890 unter seinem Namen ein eigenes 
Unternehmen, das sich ebenfalls mit dem Bau von Motoren, 
Generatoren, Umformern und Transformatoren befaßte. Es 
ging später. in die Elektrizitäts-Gesellschaft Colonia über, die 
ihrerseits von der Hochspannungsgesellschaft Fischer & Co. 
übernommen wurde. Diese hat sich unter der technischen 
Leitung des im Juni 1948 verstorbenen Prof. Dr.-Ing. E. h. 
Kurt Fischer vor allem durch den Bau großer Prüftrans- 
‘ormatoren für höchste Spannungen einen Namen zu maen 
verstanden. 

Weiter sei hier die Firma Gottfried Hagen AG. 
oenannt, die seit 1884 Elektroden für de Kothinskyin 
Rotterdam fertigte, der aus ihnen Akkumulatoren herstellte. 
Im Jahre 1890 nahm Gottfried Hagen die Herstellung von 
Akkumulatoren im eigenen Werke auf. 8 Jahre später ging 
das Werk auch zum Bau von transportablen Akkumulatoren- 
batterien für den Antrieb von Elektrofahrzeugen über. 

Sehr beachtenswert ist im Kölner Raum die Isoliermittel- 
vnd die Lackdrahtindustrie. Angeführt sei hier die aus der 
füheren Meirowsky & Co. AG. hervorgegangene 
Dielektra AG. in Porz. Hier fand der aus der Glimmerver- 
arbeitung hervorgegangene Isolierstoff Mikanit für den Groß- 
maschinenbau seine bedeutendste Entwicklung auf dem Kon- 
tinent und Bakelit wurde an erster Stelle zur Herstellung 
geschichteter Isolierstoffe verarbeitet. 

In ganz großem Umfange ist die Kabelindustrie in Köln 
heimisch. Drei namhafte Kabelwerke haben, hier ihren Sitz. 
Darunter befindet sih Felten &Guilleaume Carls- 
werk, eines der führenden deutschen Werke, das sich auch 
im Ausland hohes Ansehen zu erringen gewußt hat. Die 
Firma ging aus einer seit dem Jahre 1826 bestehenden Hanf- 
seilerei und Hanfwarenfabrik Felten & Guilleaume hervor, 
die bereits im Jahre 1834 im Verfolg technischer Weiter- 
entwicklungen auch die Herstellung von Drahtseilen auf- 
nahm. Als das Bedürfnis nach isolierten unterirdischen Lei- 
tungen auftrat, lag es nahe, auch diese in das Herstellungs- 
Programm aufzunehmen, und so wurde schon im Jahre 1853 
cas erste Kabel für die Weichsel und Nogat gefertigt. Die 
Firma beherrschte in diesem und dem folgenden Jahrzehnt 
mit ihren Telegraphenkabeln Europa. Die Drahtseilerei und 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


263 


die mit ihr zusammenhängenden Betriebe hatten aber inzwi- 
schen einen derartigen Umfang und solche Bedeutung er- 
langt, daß eine Trennung von der Hanfseilerei tunlich er- 
schien. Sie erfolgte im Jahre 1873. Als die Reichspost- 


verwaltung sich in den 70er Jahren dazu entschloß, die be- 
deutenderen deutschen Städte durch ein großzügiges Tele- 
graphenkabelnetz mit Berlin und untereinander zu verbinden, 


ETZ 648 


Bild 4. 


Braunkohlenrevier mit Goldenbergwerk. 


wurde Felten & Guilleaume Carlswerk mit der Fertigung von 
mehr als der Hälfte der benötigten, mit Guttapercha isolierten 
Kabel betraut. Köln kann auch als Keimzelle des deutschen 
See-Telegraphenwesens betrachtet werden. Das einzige deut- 
sche Kabelwerk, das sich mit der Herstellung und Legung 
langer Tiefseekabel befaßt, die Norddeutschen Seekabel- 
werke in Nordenham, sind von Felten & Guilleaume Carlswerk 
und dem Kölner Industriellen Franz Clouth, dem Be- 
gründer der Land- und Seekabelwerke, gegründet worden. 
Ebenso wählten die Verwaltungs- und Betriebsgesellschaf- 
ten der früheren deutschen Tiefseekabel Köln als Sitz. — 
Auch die übrige Elektroindustrie ist hier durch eine Reihe 
weiterer Firmen und Unternehmungen gut vertreten. 


Nicht unerwähnt seien die Stromerzeugungswerke im 
Kölner Raum. Westlich des Stadtgebietes ziehen sich in wei- 
tem Bogen reiche Braunkohlenlager hin. Obwohl das Vor- 
handensein dieser Kohle schon im Mittelalter bekannt war, 
ging man an die Ausbeutung im großen und mit den Mitteln 
neuzeitlicher Maschinentechnik erst in den letzten Jahrzehn- 
ten des vergangenen Jahrhunderts heran. Es setzte eine recht 
stürmische Entwicklung ein, eine Anzahl Unternehmungen 
und Gesellschaften befaßten sih mit dem Abbau der vor- 
handenen Bodenschätze. Brikettfabriken entstanden, in 
denen die Rohkohle in hochwertigeren und besser sowie bil- 
liger transportfähigen Brennstoff verwandelt wird. Wenn es 
bei der Steinkohle vorteilhaft war, ihre Energie am Orte ihrer 
Gewinnung in die Form leicht transportierbarer elektrischer 
Energie zu verwandeln, so traf dies bei der Braunkohle noch 
mehr zu. Außer einer Reihe von Kraftwerken, die teilweise 
oder ganz der Befriedigung des Eigenbedarfs dienen, wurden 
große Kraftwerke für die allgemeine Energieversorgung in 
unmittelbarer Nähe der Tagebaue errichtet, denen die Roh- 
kohle auf kürzestem Wege zugeführt wird. Genannt seien an 
dieser Stelle das Kraftwerk Fortuna, aus dem die Stadt Köln 
ihren Bedarf an elektrischer Energie deckt, und das zum RWE 
gehörige Goldenbergwerk (Bild 4). In dem Gebiet der gro- 
Ben Braunkohlen-Kraftwerke liegt auch die Hauptumspann- 
station Brauweiler des RWE, von der die für unsere Energie- 
wirtschaft so bedeutungsvollen 220 kV-Leitungen ausstrah- 
len und von wo aus die planmäßige Steuerung der Energie- 
erzeugung erfolgt. 


264 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


Die Lage der öffentlichen Elektrizitätsversorgung in der Bundesrepublik Deutschland 
im Jahre 1949 
{Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände der Elektrizitätswerke — AdEW -) 
Von Fr. Jordan, Frankfurt aM. 


Die Befürchtungen, es werde auch im Jahre 1949 nicht ge- 
lingen, Energiebedarf und Energieerzeugung einigermaßen 
ins Gleichgewicht zu bringen, haben sich erfreulicherweise 
als übertrieben herausgestellt. Einschränkungen waren nur 
in den süddeutschen Ländern im November nötig, besonders 
in Bayern, da infolge der anhaltenden Trockenheit des Som- 
mers die Entnahme aus den Jahresspeichern beschränkt wer- 
den mußte. Immerhin hat es sich gezeigt, daß Einschränkun- 
gen, die mengenmäßig kaum ins Gewicht fallen, bereits er- 
heblihe Hemmnisse und Verluste für die Wirtschaft be- 
deuten. ` 

Die nachstehend wiedergegebenen statistishen Zahlen 
sollen einen Überblick über die Lage der Elektrizitätswirt- 
schaft im Jahre 1949 vermitteln. 

a) Kraftwerksleistung der öffentlichen Werke im 
Bundesgebiet in MW im Jahre 1949. 


Energiequelle Wasser Braunkohle Steinkohle Sonstige Summe 


install. Leistung 1795 941 3486 61 6283 
veifügb. Leistung 1733 834 2912 55 6534 
b) Stromerzeugung (Brutto) im Bundesgebiet in 
Mia kWh. 
_ Jahr Difentl. Werke Eigenanlagen Insgesamt 

1948 20,4 12.1 32,5 

1949 23,8 14,9 38,7 

Steigerung + 16,7 223,1 + 19,1 
c) Strombilanz der öffentlichen TElektrizitätsversor- 


gung der Bundesrepublik Deutschland für die Jahre 1948 
und 1949. 


Werte in MWh für Ziff. 1..4, 6...9, in MW für Ziff. 5 und 10. 


1948 1949 

1. Offentl. Erzeugung (brutto) 
Wasser (einschl. Pumpsp.-W.) 6 573 423 5 685 722 
Braunkohle 4 704 100 5 855 702 
Steinkohle 8 917 161 12 031 514 
andere Energiequellen. 238 874 ....,266 914 
Summe 20 433 558 23 839 852 
2. Eigenverbr. d. öffentl, Kraftw 864 865 1 035 230 
3. Industrieeinspeisung 2 188 315 2 910 635 
mit E-Kohle 347 638 712 550 
ohne E-Kohle 1 840 677 2 198 085 
4. Gesamtabg. a. d. Öffentl. Netz 21 757 008 25 715 257 


5. Gesamtspitze d. Öffentl. Netzes 3957/16.12., 18b 5152/15.12., 8b 


6. Auıslandsaustausch 


Import + 1 007 7% 684 637 

Export — 1 615 136 1 069 639 

Überschuß 607 340 385 002 
7. Austausch mit russ. Zone 

Bezug von russ. Zone t 344 067 472 349 

Lieferung an russ. Zone — 143 613 44 752 

Überschuß + 209 454 + 427 597 
8. Pumpstromaufwand 690 903 817 434 
9, Gesamtverbrauch einschl. Ubertragungs- 

verluste 20 659 219 24 940 418 


10. Verbrauchsspitze 
11. Kohlenverbrauch 


3831:16.12., 17Þ 5266’92.12., eh 


Braunkohle in t 16 655 181 18 204 861 
Steinkohle in t SKE 6 528 097 8 285 272 
in kgkWh 0,70 0,65 
d) Benutzungsdauer in Stunden der öffentlichen 


Kraftwerke, bezogen auf Bruttoerzeugung und verfügbare 


Kraftwerksleistung. 
1948 4110 
1949 4300 


e) SpezifischerStromverbrauch aus der öffent- 
lichen Stromversorgung 


Stromverbrauch einschließlich 1948 1949 
Übertragungsverluste in 

Mio kWh - 20 659 24 940 
Einwohnerzahl 46,85 ° 106 47,26 : 106 
Stromverbrauch 

in kWh/Einwohn. Jahr 445 520 


f Aufteilung des Gesamtstromverbrauches 
auf die Verbrauchergruppen (einschließlich Verbraud aus 


Eigenanlagen). 
1948 1949 Änderung 1%" 

Verbrauchergruppe Mio kWh % Mio kWh % Mio kWh ': 
l. Industrie insges. 18 391 60,9 24136 4 +5735 t32? 

a) aus Eigenanlagen 9513 31,5 11943 324 + 243 +2: 

b) aus öffentl. Netz 8878 294 12193 330 +335 +y: 
2. Handel und Gewerbe 1 934 6,4 1 959 5,3 + 25 + 13 
3. Haushalt 2789 93 2878 78 + 8 + 32 
4. Landwirtschaft 835 2,8 734 20 — 101 — 1! 
5. Verkehr 728 2,4 1 049 29 + 21 +y? 
6. Offentl. Einrichtungen 1 389 4,6 1 298 35 — 9 — 6f 
7. Besatzung 797 2,6 722 20 — 5 — 9i 
8. Verluste 3310 11,0 4106 Mi + 7% +29 
Gesamtverbrauch 30 173 100 3882 10 +679 +2? 


Organisation. — Die AdEW beabsichtigt, sich nach 
Anschluß der Verbände der französischen Zone, der Ende des 
Berichtsjahres erfolgt ist, in einen Verband mit Einzelmit- 
gliedschaft umzubilden. Ihre Hauptausschüsse haben in 


zahlreichen Sitzungen und Tagungen wertvolle Arbeit auf ` 


ihren Arbeitsgebieten geleistet. Das „Olbuch” ist in zwei- 
ter Auflage erschienen, ferner auch die „Technischen Richt- 
linien für die Olversorgung von Dampfturbinen”. Weiterhin 
erschienen die „Technischen Richtlinien für den Bau und Be- 
trieb von Heizkraftanlagen“ und „Technische Anschlußbedir- 
gungen für Starkstromanlagen mit Betriebsspannungen unter 
1000 V im Versorgungsgebiet". Die Ende des Jahres 194 
gegründeten Unterausschüsse „Elektrowärme” und „Abneh- 
merberatung” haben ihre Arbeiten aufgenommen; nach außen 
hin werden sie erst im laufenden Jahr wirksam werden. 


Rechtslage. — Bemerkenswert ist die Ablösung des 
ausgelaufenen Zentrallastverteilergesetzes durch das Gesetz 
über Notmaßnahmen auf dem Gebiete der Elektrizitäts- und 
Gasversorgung (Energienotgesetz) vom 10. 6. 49. Die vor- 
gesehene gesetzliche Neuordnung des Elektrizitäts-Zähler- 
prüfwesens ist durch den Einspruch der Besatzungsbehörde 
gegen das im Juni des vergangenen Jahres verabschiedete 
Gesetz nicht verwirklicht worden. Es bleibt danach also be: 
der bisherigen bewährten Regelung. Die Neuerrichtung des 
Bundes macht es notwendig, die Handhabung der Energieaui- 
sicht neu zu klären. Das ist durch den Erlaß des Bundeswirt- 
schaftsministers vom 1. 12. 49 geschehen; der Erlaß trat an d:e 
Stelle des bisherigen sogenannten Verwaltungsabkommens 
vom 1. 10. 47. 


Zu den von deutscher Seite teilweise bestehenden Ande- 
rungswünschen zum geltenden Energiewirtschaftsgesetz von 
1935 traten insbesondere amerikanische Vorschläge für e:n 
Rechts- und Wirtschaftssystem, das sih enger an de 
Verhältnisse in den USA anlehnt. Da die US-Behörde 
die Bundesregierung bat, sih zu diesen Vorschlägen zu 
äußern, gab der Bundeswirtschaftsminister am 8. 10. 1949 de: 
AdEW den Auftrag, einen Ausschuß aus verschiedenen 
Gruppen der Elektrizitätsversorgung zu bilden. Dieser Aus- 
schuß soll zu dem alliierten Gesetzentwurf Stellung nehmen 
und eine Organisation der deutschen Energiewirtschaft vor- 
schlagen. Der aus 6 Mitgliedern bestehende Ausschuß befinde! 
sich seither bei der Arbeit. 


Ausblick. — Während der Leistungszuwachs bei den 
öffentlichen Kraftwerken im Jahre 1947 -290 MW, 1948 
370 MW betrug und meist aus Reparaturen von Kriegsschä- 
den stammte, ist 1949 ein Zuwachs von rd. 500 MW aus Re- 
paraturen und 300 MW aus Neubauten zu verzeichnen. Fur 
1950 wird ein Leistungszuwachs bei den Steinkohlenkra!:- 
werken von 450 MW, bei den Braunkohlenkraftwerken von 
80 MW und bei Wasserkraftwerken von 20 MW erwarte! 
Aus Industriekraftwerken kann ein Zuwachs zugunsten der 


' 22, Mai 1950 


öffentlichen Versorgung von 60 MW, also ein Gesamtzu- 


} 


wachs von rd. 600 MW, erreicht werden. Der Zuwachs aus 
Reparaturen von 300 MW wird voraussichtlich durch die 
neuanfallenden Reparaturen absorbiert werden. Für das Jahr 


1950 braucht demnach mit Einschränkungsmaßnahmen so 


lange nicht gerechnet werden wie sich der Verbraudszu- 
wachs der Industrie in Grenzen von rd. 15% hält. Da die 


4 


x 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


265 


Möglichkeit der Selbstfinanzierung beschränkt ist, lassen sich 
die vom Bundeswirtschaftsministerium aufgestellten Aus- 
bauprogramme nur durch Fremdfinanzierung aus ERP-Ge- 
genwertsmitteln und anderen Quellen verwirklichen. Beim 
Ausbau wird stets darauf zu achten sein, daß die Preise, zu 
denen der Strom erzeugt werden kann, die erwartete Absatz- 
steigerung auch ermöglichen. jj 


Bedeutung und Aufgabänslallung: der Elektroindustrie für den Stand der Technik 
| Von Hans Schmitz, Frankfurt a. M. 


Die Elektrotechnik ist heute in einer derart umfassenden, 
aber vielfach unauffälligen Weise in alle Bereiche des Wirt- 
schaftslebens und darüber hinaus des allgemeinen öffent- 
hen und privaten Lebens eingedrungen, daß die wenig- 
sten Menschen es ahnen und ermessen können, welch unge- 
heure Leistung und welcher Arbeitsaufwand auf dem Gebiet 
der Grundlagenforschung, der Entwicklung, der fabrikations- 
reifen Konstruktionen und des Erarbeitens von Fertigungs- 
verfahren in Anbetracht des jugendlichen Alters der Elektro- 
tehnik in kurzer Zeit vollbracht wurden. Wenn die Elektro- 
sdustrie als Trägerin dieser Entwicklung zu dieser Leistung 
‘hig war, dann nicht, weil nach Gewinn strebende Männer 
sih leichte Erfolge versprachen, sondern weil sich die in der 
Elektroindustrie arbeitenden Menschen, darunter geniale 
Geister, der Idee verschrieben, die Elektrotechnik allen Ge- 
bieten menschlichen Tuns dienstbar zu machen und so mit- 
zıhelfen, dem Menschen seine Arbeit zu erleichtern und sein 
Erdenleben erträglicher zu gestalten. 

Nur durch den erfolgreichen Einsatz ideal denkender 
Menshen auf einem praktischen Aufgabengebiet ist die 
Siektroindustrie zu dem geworden, was sie heute darstellt. 
Se ist nicht nur einer der größten Wirtschaftszweige, son- 
dern hält in Wahrheit die Schlüsselstellung. Ihre Bedeu- 
ung als Schlüsselindustrie ist allein schon dadurch gekenn- 
rzichnet, daß sie für alle Kreise der Wirtschaft und für die 
essamte Bevölkerung Geräte und Anlagen ersinnt, herstellt 
cad liefert, die den technischen und damit auch den zivilisa- 
srıshen Stand eines Volkes ausschlaggebend bestimmen. 
Man darf aber auch nicht vergessen, welchen Beitrag die 
Eektroindustrie an Hilfsmitteln für die Forschung leistet — 
denken wir nur an das Elektronenmikroskop, an die Fein- 
medtechnik und an die empfindlichsten elektronischen Ma- 
efialprüfgeräte — und was sie ferner durch Schaffung von 
Hilfsmitteln für die Medizin und das Gesundheitswesen tut. 
Vergessen wir auch nicht, was sie uns sonst an Annehmlich- 
keiten shenkte durch Rundfunk, Fernsehfunk, Tonfilm und 
surh Geräte für den Haushalt! 

Da die Elektroindustrie für all diese Erzeugnisse fast 
semtlihe Rohstoffe und Halbfabrikate verarbeitet, hat sie 
häufig die Entwicklung und Neuschöpfung von Rohstoffen 
Mitgestaltet, die hierfür notwendigen Einrichtungen ermög- 
.cht, und damit auch zur Verfeinerung und Verbesserung 
teuer Verfahren, Stoffe und Erzeugnisse beigetragen. Erst 
mit dieser Feststellung rundet sich das Bild der Elektroindu- 
ine als der Schlüsselindustrie. 


Um die oben erwähnte weitgespannte Aufgabe erfül- 
+n zu können, legte gerade die deutsche Elektroindustrie 
Wert auf die sorgfältige Ausbildung eines Stammes guter 
‚genieure, Techniker und Facharbeiter, die auch mit dem 
Herzen an dieser bahnbrechenden Aufgabe mitwirken konn- 
‘tn. Während zu Beginn des elektrotechnischen Zeitalters die 
rorschung — neben der geistigen Haltung der Ingenieure die 
tweite wichtige Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit 


dar Elektroindustrie — von der genialen Leistung Einzelner. 


getragen werden konnte, stellen heate Forschung und Ent- 
w.&klung eine Gemeinschaftsleistung vieler Menschen dar. 
fan geht sicher mit der Behauptung nicht fehl, daß es 
Leute für die meisten Betriebe schon allein wegen der unten 
»ehandelten Forshungshemmungen wichtiger sein wird, für 
die bereits aus der Grundlagenforschung gewonnenen Er- 


kenntnisse breite Anwendungsmöglichkeiten zu schaffen, als 
die Grundlagen selbst zu vertiefen. Die volle Ausdehnung 
auf alle Anwendungsgebiete ist noch längst nicht erreicht 
und für Gemeinschaftsleistungen sind Erfolge in dieser Rich- 
tung noch sehr wahrscheinlich. So ist es heute z. B. eine gute 
Aufgabe, über das enge Gebiet der Nachrichtenübermittlung 
hinaus der Hochfrequenztechnik neue Anwendungsgebiete 
zu eröffnen; denken wir nur an Materialprüfung, Echolotung 
und ähnliches. 


Im gleichen Umfang, in dem Forschung und Entwicklung 
innerhalb der Elektrotechnik zu einer Gemeinschaftsarbeit 
wurden, errichteten die industriellen Betriebe Entwicklungs- 
stätten und Forschungslaboratorien mit erheblichen Geldmit- 
teln und förderten darüber hinaus die beruflihe Weiterbil- 
dung ihrer Wissenschaftler, Techniker und Facharbeiter. Ne- 
ben der Elektroindustrie hat nur die Chemie ähnlichen Auf- 
wand für Forschung, Entwicklung und Ausbildung treiben 
müssen, denn ähnlich den chemischen Vorgängen sind auch 
die elektrischen unanschaulich und können nur durch syste- 
matische, umfangreiche Forschung erschlossen werden. 


Die Elektroindustrie kann ihren Aufgaben also nur nadh- 
kommen, wenn sie weiterhin größten Wert auf Forschung 
und Entwicklung legt und wenn sie ferner bereit ist, auch die 
allgemeine Forschung zu fördern, die heute in Deutschland 
im Gegensatz zum Ausland schon aus finanziellen Gründen 
stark benachteiligt ist. Zudem haben die Kriegsfolgen der 
Elektroindustrie gerade auf dem Gebiet der Forschung und 
Entwicklung wesentliche Voraussetzungen genommen. Nicht 
nur ist ihr Forschungsschwerpunkt Berlin stark verkleinert 
worden, die umfangreiche Versuchsanlage für Höchstspan- 
nungs-Gleichstromübertragung Elbe—Berlin verloren gegan- 
gen, sondern ihr sind durch die Gesetze des Kontrollrates 
und der Militärregierungen einschneidende Einschränkungen 
der Forschungstätigkeit und der Herstellung bestimmter Er- 
zeugnisse auf allen Anwendungsgebieten auferlegt worden. 
Dadurch ist der in vollem Fluß befindlichen Entwicklung die- 
ser Industrie, die auch für das Ausland als wesentliche Keim- 
zelle des Fortschrittes anzusehen war, ein schwerer Hemm- 
schuh angelegt worden. 


Die Träger der Elektrotechnik bemühen sich selbstver- 
ständlich, diese Fesseln abzustreifen, und diese Bemühungen 
haben auch für gewisse Gebiete die Einsicht der zuständigen 
alliierten Aufsichtsbehörden gefunden mit der Folge, daß die 
Elektrotechnik auf einem Teil der beschränkten Forschungs- 
und Produktionsgebiete ihre Bewegungsfreiheit zurückerhielt. 
Würde sie aber völlig frei, dann würde damit nicht nur der 
deutschen Elektroindustrie ein großer Dienst erwiesen! 


Eine wesentliche Aufgabe wird es noch sein, den als 
Kriegsfolge bedingten Mangel an Nachwuchskräften durch 
Mitarbeit an allen Fragen des Ausbildungswesens für Inge- 
nieure und Facharbeiter schnellstens zu beheben. Diese Aus- 
bildung daff sich nicht nur darauf beschränken, Ingenieure für 
die Forschung und Entwicklung, Konstruktion und Berechnung 
keranzubilden; gleichberechtigt muß ein immer größerer Stab 
von Menschen der Aufgabe zugeführt werden, durch syste- 
matische Marktforschung neue und breite Anwendungsmög- 
lichkeiten für die reichhaltigen Erkenntnisse der Elektrotech- 
nik zu finden und durch Rationalisierung ihren Erzeugnissen 
einen immer breiteren Absatzmarkt zu erschließen, 


266 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


Tätigkeitsbericht des VDE für 1949/50. 


Von P. G. Kulp, Frankfurt a. M. 


Der Zeitraum, den dieser Tätigkeitsbericht umfaßt, reicht 
rur über 8 Monate, da die letzte Jahresversammlung in 
Karlstuhe erst Anfang September 1949 stattgefunden hat. Auf 
ihr hat die Delegiertenversammlung den neuen Vorstand 
gewählt, die Herren Ministerialdirigent Herz (Vorsitzen- 
der), Dr. v. Mangoldt (stellv. Vorsitzender), Prof. Bier- 
manns, Prof. Löbl, Prof. Moeller, Dr. Neuenho- 
fer, Ministerialrat Peters, Dir. Pütz und Dir. Rei- 
chel. Die Deiegiertenversammlung beschloß gleichzeitig, 
Herrn Prof. Rachel die außerord. Mitgliedschaft im Vor- 
stand anzubieten und einen Vertreter des ETV Berlin regel- 
mäßig zu der Delegiertenversammlung einzuladen, um dadurch 


die Verbundenheit des VDE im Vereinigten Wirtschaftsgebiet 


mit dem. neugegründeten Elektrotechnischen Verein, Berlin, 
auszudrücken. Jedem Teilnehmer der Karlsruher Versamm- 
lung wird der herzliche, anhaltende Beifall unvergeßlich 
hleiben, mit dem der Vorsitzende des ETV Berlin, Herr 
Dr. Einsele, auf der Jahresversammlung begrüßt wurde. 

Noch während der Karlsruher Tagung trat der neue 
Vorstand erstmalig zusammen, um sich über die zukünftigen 
Aufgaben und die Arbeitsaufteilung auszusprechen. Am 21. 
November 1949, 7. Februar 1950 und 24. April 1950 folgten 
weitere Vorstandsitzungen, auf denen u. a. Fragen der Fi- 
nanzierung, des VDE-Verlages, der Bearbeitung internatio- 
naler Vorschriften, der Vorbereitung zur diesjährigen Jah- 
resversammlung in Köln und der Zusammenlegung der 
Dienststellen des VDE in Frankfurt a. M. besprochen wur- 
den. 

Während sich die Vorschriftenstelle schon in Frankfurt 
a. M., Am Hauptbahnhof 12, befand, zog das Sekretariat am 
1. 1. 1950'in einige Räume des Nebenhauses, Am Hauptbahn- 
hof 10. Bei den Bemühungen, weitere Räume für die Prüf- 
stelle zu finden, ergab sich die Möglichkeit, alle VDE-Dienst- 
stellen zusammen im „Lenco-Haus”, Am Osthafenplatz, un- 
terzubringen. Zur Zeit der Zusammenstellung dieses Berich- 
tes werden die notwendigen baulichen Vorbereitungen im 
„Lenco-Haus“ getroffen, um als ersten Teil die Prüfstelle 
von Wuppertal dorthin verlegen zu können. Anfang Mai 
wird sie ihre Räume beziehen. Kurzfristig sollen dann das 
Sekretariat und die Vorschriftenstelle folgen. Es ist Sorge 
getroffen, daß der Prüfstelle dort Prüfräume eingerichtet 
werden können; damit wäre der Anfang gemacht, daß sie 
wieder wie früher alle Prüfungen nach und nach selbst vor- 
nehmen kann. Bedingte auch die Umsiedlung eine unver- 
meidbare kurzfristige Unterbrechung der Arbeiten und eine 
Mehrbelastung der Mitarbeiter sowohl durch weitgehende 
Selbsthilfe bei der Einrichtung der neuen Räume als auch 
durch Veränderungen bei den Angestellten des VDE, wurden 
doch hierdurch die vorliegenden Arbeiten dank des Einsatzes 
aller Mitarbeiter nicht verzögert. 

Im letzten Tätigkeitsbericht konnte die offizielle Anerken- 
nung des VDE durch seine Eintragung in das Verbandsregi- 
ster bei der Verwaltung für Wirtschaft mitgeteilt werden. 
Nunmehr wurde am 23. März 1950 auch die Eintragung in das 
Vereinsregister beim Amtsgericht in Frankfurt a. M. unter 
der Nr. 2097 vollzogen. 

Der unter Leitung von Prof. Dr. Hueter, Darmstadt, 
stehende Technische Ausschuß hat eine Reihe 
neuer Kommissionen eingesetzt, die ihre Arbeiten zum Teil 
bereits aufgenommen haben. Die im Tätigkeitsbericht des 
VDE für das Jahr 1948/49 [ETZ 70 (1949) S. 307] gebrachten 
Tafeln 1 und 2 gelten im wesentlichen mit den folgenden Er- 
gänzungen auch heute noch: . 

Innerhalb des Arbeitsgebietes der Hauptkommission 

0100 „Errichtungsvorschriften für Anlagen unter 1000 V” 

wurden 3 weitere Arbeitsausschüsse eingesetzt; 

0100/6 „Zubehör für Leuchtstofflampen“ 

(Vorsitz Obering. Spitta, Mannheim) 
zur Neuaufstellung einer Vorschrift, 


0100/7 „Elektrishe Weidezäune* (Vorsitz Dr.-Ing. 
Schneider, Stuttgart) zur Umarbeitung der 
bestehenden Leitsätze VDE 0131/VIII. 41 in Vor- 

e schriften und 

0100/8 „Theateranlagen" (Vorsitz Obering. Kling, 
Düsseldorf) zur Überarbeitung der bestehenden 
Vorschriften VDE 0108/XIl. 40. 

Die Hauptkommission 0115 „Bahnanlagen” hat unter 
Vorsitz von Abteilungspräsident Dr.-Ing. Kaspe- 
rowski, München, die Neubearbeitung der Vorscrif- 
ten für elektrische Bahnen in Angriff genommen. 

Die Vorschriften für den Bau von Starkstromfreilei- 
tungen werden von der Hauptkommission 0210 unter 
Vorsitz von Obering. Bürklin, Nürnberg, vollkommen 
neu überarbeitet. 

Die Hauptkommission 0560 „Kondensatoren“ hat un- 
ter Vorsitz von Dipl.-Ing. Linder, Heidenheim a. d. 
Brenz, begonnen, die Leitsätze für ruhende elektrische 
Kondensatoren in Starkstromanlagen und die Leitsätze 

ı für Kondensatoren der Rundfunk- und Entstörungstec.- 
nik zu einer einheitlichen Vorschrift für Kondensatoren 
zusammenzufassen {unter gleichzeitiger Berücksichtigung 
der inzwischen gesammelten Erfahrungen). 

Die Vorschriftenstelle hat die Kommissionen 
und Ausschüsse bei ihren Arbeiten betreut und unterstütz! 
und sich um die übereinstimmende Fassung der in Arbeit 
befindlichen Bestimmungen bemüht. Durch die Beantwor- 
tung von Anfragen über die Gültigkeit und Auslegung von 
VDE-Bestimmungen war sie erheblich beansprucht. Die Ver- 
bindung mit ausländischen und internationalen Stellen, die 
sich mit Vorschriften für die Elektrotechnik befassen, z. B. 
der CEE (International Commission on Rules for the Appro- 
val of Electrical Equipment), wurde weiter gepflegt. Der 
Deutsche Ausschuß für CEE-Fragen (DA-CEE) unter dem Vor- 
sitz von Herrn Dir. Shlachtner hat zur Ausarbeitung 
von Vorschlägen im Zusammenhang mit den CEE-Anfor- 
derungen Arbeitskreise innerhalb der zuständigen VDE-Kom- 
missionen eingesetzt. 

Bei der Prüfstelle wurden im Berichtsabschnitt 
insgesamt 266 Prüfungsanträge bearbeitet; 
hiervon entfielen 82% = 217 auf Zeichenprüfungen 

und 18% = 49 auf Gutachten. 

Von den laufenden Prüfungen wurden bisher 234 Aufträg: 

abgeschlossen. 

In der Bewertung entfallen auf 


Gruppe A (keine Mängel) 54% (28%) 
Gruppe B (kleinere Mängel) 32% (53%) 
Gruppe C (große Mängel) 14% (19%). 


Die eingeklammerten Zahlen geben die entsprechenden 
Werte für den vorhergehenden Berichtsabschnitt. Wie die 
Gegenüberstellung zeigt, haben sich die Prüfergebnisse ver- 
bessert und vornehmlich von der Gruppe B nach A verlagert. 

Auf Grund der positiv ausgefallenen Zeichenprüfungen 
wurden 

107 neue Zeichengenehmigungen 


erteilt. Die Übernahme älterer, von der früheren VDE-Prüf- 
stelle Berlin erteilter Zeichengenehmigungen läuft nunmehr 
aus. Der größte Teil wurde bereits im Sommer 1949 bearbei- 
tet. Am 31. 3. 1950 lagen aus Übernahmen insgesamt rd. 4400 
Genehmigungen vor. 

In der Berichtszeit haben 65 neue Firmen erstmalig Zei- 
chenprüfungs- oder Gutachtenanträge gestellt. Die Antrage 
waren zu etwa 70% prüfungstreif. Der Rest der Vorgänur 
konnte nicht bis zu einem auswertbaren Prüfungsergebnis 
gelangen, weil z. B. der Antragsteller zurüctrat, nach An- 
tragsannahme grundsätzliche Mängel festgestellt wurden 
usw. 

Seit Sommer vorigen Jahres werden die Werkskontroi- 
len wieder in verstärktem Umfange durchgeführt. Die ent- 
nommenen Prüflinge konnten in 


n 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


267 


Gruppe A (s. oben) zu 67% (40%) 
Gruppe B 21% (35%) 
Gruppe C 12% (25%) 


eingereiht werden. Gegenüber dem Vorbericht zeigt sich hier 
die gleiche Tendenz wie bei Neuprüfungen in Richtung bes- 
serer Fertigungsqualität auch in der laufenden Produktion. 
Die Prüfstelle hat im Einvernehmen mit der Vorschrif- 
tenstelle und dem Prüfstellenausschuß die Prüfung von 
ortsveränderlihen Leuchten (nach VDE 0710) und 
elektromedizinischen Netzanschlußgeräten (nach 
VDE 0750) 
neuin ihr Arbeitsgebiet aufgenommen. 


Mit dem Ziel, VDE-Prüfungen künftig mehr und mehr 
selbst durchführen zu können, hat die VDE-Prüfstelle sich 
bemüht, ihre Prüfeinrichtungen zu ergänzen. Die prüfungs- 
technischen Voraussetzungen für die Untersuchung von iso- 
herten Leitungen konnten so weit geschaffen werden, daß 
Zeihenprüfungen und Werkskontrollen im Arbeitsgebiet 
Leitungen" schon seit einigen Monaten voll von der VDE- 
Prüfstelle vorgenommen werden. Ergänzende Anschaffungen 
!ir die übrigen Arbeitsgebiete werden vorbereitet und aus- 
geführt, soweit Geldmittel verfügbar sind. 

Der Arbeitsausschuß des Prüfungsstellenausschusses und 
cer Rehtsausschuß haben sich in mehreren Sitzungen bemüht, 
die Arbeiten der Prüfstelle zu fördern. Fragen der fachlichen 
Abgrenzung des Arbeitsgebietes und auch wesentliche 
Punkte zu den Rechtsverhältnissen der Prüfstelle wurden ge- 
klärt. In diesem Zusammenhang sei die Anmeldung der 
Verbandszeichen beim Patentamt München erwähnt, die 
voraussichtlich mit Eintragung zum 1.7. 1950 die Rechtsgrund- 
lagen für das VDE-Zeichen endgültig sicherstellen wird. 

Der Zeitshriften-Ausschuß befaßte sich mit 
Fragen der inhaltlichen Abgrenzung zwischen den beiden 
Zeitschriften ETZ und ELT und gab.Richtlinien für die Aus- 
gestaltung des VDE-Verbandsorgans ETZ auf Grund der nach 
‚em Kriege gemachten Erfahrungen. Gleichzeitig beriet er 


die Schriftleitung der ETZ bei der Annahme von Aufsätzen. 

Der VDE-Verlag hat seit dem 1. 1. 1950 die gesam- 
ten Arbeiten zur Herausgabe der ETZ übernommen. Die 
Besprechungen um seine Übernahme durch den VDE stehen 
Z. Zt. kurz vor dem Abschluß. 

Aus der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen 
sei besonders der „Ausschuß für Blitzableiterbau” (ABBW) 
unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Dr. Shwenkhagen 
erwähnt; die Neubearbeitung der Richtlinien wird bald be- 
endet sein. Die stete Fühlungnahme mit dem entsprechen- 
den Ausschuß in Ostdeutschland führt Voraussichtlich zu 
gleichen Richtlinien in ganz Deutschland. 

Wenn auch eine langsame Besserung zu verzeichnen ist, 
so ist doch die finanzielle Lage des VDE nach wie vor sehr 
ernst. Sie war der Grund, weshalb zahlreiche Aufgaben und 
Wünsche noch nicht erfüllt werden konnten. Die Zahl der 
Mitarbeiter konnte nicht in dem Maße vergrößert werden, 
wie es den anfallenden Arbeiten entsprochen hätte. In allen 
Dienststellen des VDE ist es den einzelnen Mitarbeitern z. Zt. 
gerade noch möglich, die bereits übernommenen Aufgaben 
zu bewältigen. Sollen weitere Arbeiten erledigt werden, 


. muß der Mitarbeiterkreis erweitert werden, und das hängt 


wieder ausschließlich von der Finanzierungsmöglichkeit ab. 
Die leichte Besserung der Finanzlage läßt hoffen, daß diese 
Pläne in den kommenden Monaten verwirklicht werden 
können. 

Der VDE-Bezirk Schleswig-Holstein (Kiel) konnte im Ja- 
nuar auf ein 50jähriges Bestehen zurückblicken, das in einer 
Festveranstaltung bei reger Beteiligung, auch der öffentli- 
chen Behörden, gefeiert wurde. (ETZ 1950, Heft 5, S. 127.) 


Die Mitgliederzahl hat auch in der Berichtszeit weiter 
zugenommen. Wir mußten jedoch gleichzeitig wiederum von 
langjährigen Mitgliedern für immer Abschied nehmen. Viele 
von ihnen haben tatkräftig an der Wiederaufnahme unserer 
Arbeiten mitgewirkt. Ihr Andenken wird eng mit der schwe- 
ren Aufbauzeit verbunden bleiben. 


Zum 50jährigen Jubiläum des Planckschen Wirkungsquantums 


Von Max Kohler, Braunschweig. 


Zum Geburtstag des elementaren Wirkungsquantums 
rad damit der Quantenphysik wurde der 14. Dezember 1900, 
als Planck in der Berliner Physikalischen Gesellschaft 
über die Ableitung des nach ihm be- 
nannten Strahlungsgesetzes vortrug. 
Wohl keine Theorie hat die theoreti- 
sche und experimentelle Forschung mehr 
defruchtet. Dabei war sich Planck von 
Anfang an bewußt, mit dieser Ablei- 
tung etwas der Newtonschen Mechanik 
an Bedeutung Gleiches geschaffen zu 
haben. Ein Rückblick auf das 1. halbe 
Jahrhundert Quantenphysik kommt 
einer Rückschau auf die Entwicklung der 
wesentlichsten und zukunftsreichsten 
Zweige moderner physikalischer For- 
hung gleich, zu der fast alle großen 
Forscher des 20. Jahrhunderts beigetra- 
gen haben. 

Anfangs nahmen jedoch die Zeitge- 
tossen wenig Kenntnis von Plancks 
Qiantentheorie. Gar zu revolutionär 
erschien ihnen der Gedanke an unste- 
tge Energieänderungen. Die erste wir- 
kungsvolle Hilfestellung erhielt Planck 
durch A. Einstein, der 1905 die alte 
Emissionstheorie des Lichtes zu neuem Leben erweckte, in- 
%:m er annahm, daß die Planckschen Energiequanten als 
wirkliche Lichtteilchen, auch Lichtquanten oder Photonen ge- 
dannt, existierten. Es gelang ihm, durch diese Lichtquanten- 


Max Planck 
° 23. April 1858 


DK 530.145 (091) 


theorie einige in damaliger Zeit entdeckte und wellentheore- 
tish unerklärbare Eigenschaften bei der Umsetzung von 
Licht in korpuskulare Energie zu verstehen, vor allem den 
sog. lichtelektrischen Effekt (1905) und 
die Grundtatsachen der Photochemie 
(1912). Bei dieser Gruppe von Erschei- 
nungen wirkt das Licht nicht, wie es 
wellentheoretish sein würde, indem 
es dem losgelösten Elektron eine seiner 
Intensität proportionale Energie ver- 
leiht, sondern wie ein Strom von kor- 
puskularen Lichtquanten der Größe hr. 
Jedes Elektron wird durch ein Quant 
ausgelöst. Ist die Lichtquantenenergie 
hv kleiner als die Ablösearbeit für ein 
Elektron, so kann der Effekt nicht ein- 
treten; es gibt für ihn eine langwellige 
Grenze im Spektrum. Einsteins The- 
orie des lichtelektrischen Effektes gibt 
die Erscheinung so gut wieder, daß 
Millikan (1916) aus Beobachtungen 
an diesem Effekt eine genaue Bestim- 
mung des Wertes der Planckschen Kon- 
stante h machen konnte. Weiter erklärte 
Einstein 1907 den Abfall der spezifi- 

t 4. Okt. 1947 schen Wärme der Festkörper mit ab- 
nehmender Temperatur. Unvollkommenheiten dieser Betrach- 
tungen beseitigten P. Deb ye (1911) und M. Born und Th. 


v. Karman (1912), indem sie die mechanischen Eigen- 


schwingungen des Festkörpers genauer bestimmten. In die- 


268 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 22. Mai 19% 


ser Form trägt die Theorie auch den neuesten kalorischen 
Messungen an Festkörpern in tiefen Temperaturen Rechnung. 

Große Fortschritte brachte das Jahr 1913. Die eine wich- 
tige Entdeckung war die Aufspaltung der Spektrallinien des 
Wasserstoffs im elektrischen Feld durch J. Stark. Weiter 
entdeckten J. Franck und G. Hertz die stufenweise Ab- 
bremsung von Elektronen durch Gasatome; die Energieüber- 
tragung vom stoßenden Elektron auf das gestoßene Gas- 
atom geht nur in bestimmten, das Atom charakterisierenden 
Beträgen vor sich. Die Atome haben danach diskrete Energie- 
zustände, wie es Planck für den Strahlungsresonator be- 
hauptete, nur daß die Energieniveaus nicht äquidistant sind. 
Durch diese grundlegenden Versuche fanden die hypothe- 
tischen diskreten Energieniveaus der Atome ihre direkte ex- 
perimentelle Bestätigung. Die größte Entdeckung des Jahres 
1913 war das Bohrsche Atommodell, ein durch Einführung 


der Quantenbedingungen entscheidend verbessertes Ru- 


therfordsches Atommodell. Diese Quantenbedingungen 
lauten: Die Phasenintegrale sind ganzzahlige Vielfache des 
Wirkungsquantums h. Damit erhielt man eine Theorie der 
diskreten Energieniveaus. Den. Triumph der Bohrschen 
Theorie bildete die Deutung des Wasserstoffspektrums, die 
von A. Sommerfeld (1916) verbessert wurde. Umkreist 
mehr als ein Elektron den Atomkern, wie es mit Ausnahme 
des Wasserstoffatoms und einiger ionisierter Atome der Fall 
ist, so kommt man sofort zu den mathematischen Schwierig- 
keiten des Mehrkörperproblems, und die Berechnung der 
Quantenbahnen gelingt nur noch approximativ. Trotzdem er- 
öffnete diese Theorie das Verständnis für das periodische 
System der Elemente. Das Rätselhafte dieser Frage konnte 
erst völlig verstanden werden, als 1925 Goudsmith und 
Uhlenbeck auf Grund spektroskopischer Erfahrungen 
dem Elektron ein magnetisches Moment und einen Dreh- 
impuls zuschrieben, dessen Größe eng mit der Planckschen 
Konstanten zusammenhängt. Dazu trat noch das P a u li sche 
Ausschließungsprinzip, wonach im Atom keine zwei Elektro- 
nen in allen Quantenzahlen übereinstimmen. 

Bei allen Erfolgen litt die Bohrsche Atomtheorie doch an 
einem tiefgreifenden Mangel. Sie verwendete bei der Be- 
stimmung der Quantenbahnen die klassische Mechanik. Die 
Quantenbedingungen bildeten dabei ein nicht weiter be- 
gründbares Postulat. Eine wesentliche Vertiefung erfuhr die 
Theorie in den Jahren 1924/1926 durch die Entwicklung der 
Wellenmecanik oder Quantenmechanik. Den ersten Schritt 
zu dieser Vertiefung tat 1924 Prinz Louis de Broglie. 
Er ordnete jeder Bewegung eines Massenpunktes eine Welle 
zu, deren Wellenlänge sich aus dem mechanischen Impuls des 
Massenpunktes vermittels der die Plancksche Konstante ent- 
haltenden de Broglieschen Beziehung berechnet. Die allge- 
meine Formulierung der Wellenmechanik gab 1926 E. 
Schrödinger,indem er die nach ihm benannte partielle 
Differentialgleichung für eine solche zugeordnete Welle auf- 
stellte. Aus ihr kann man durch einfache Randbedingungen 
auf eine diskrete Menge von Energiezuständen schließen. 
Für das Wasserstoffatom erhält man nach Schrödinger die- 
selben Energieniveaus wie nach der Bohrschen Theorie. In- 
zwischen hatten W.Heisenberg,M.BornundP. Jor- 
dan eine Quantenmechanik geschaffen, die, so verschieden 
sie zunächst auch aussah, doch völlig identisch ist mit der 
Schrödingershen Wellenmechanik. Von großer Bedeutung 
war die Entdeckung der Interferenzen mit Materiewellen an 
Kristallen, die 1927 von Davisson und Germer mit 
Elektronenstrahlen erstmalig nachgewiesen wurden. Die Wel- 
lenmecanik bildet die Grundlage der praktisch so wichtigen 
Elektronenmikroskopie. Die Erfolge der modernen Quanten- 
theorie häuften sich in kurzer Zeit so, daß es im Rahmen einer 
kurzen Übersicht nicht möglich ist, auf alle wichtigen Probleme 


einzugehen. Eine den Forderungen der speziellen Relativitäts 
theorie genügende Theorie des Spin-Elektrons gab 1928 P. A 
M. Dirac, welche die Feinstruktur des Wasserstoffspek 
trums in befriedigender Übereinstimmung mit den ältere! 
Beobachtungen wiedergab. Neueste Messungen der Fein 
struktur des Wasserstoffs ergaben Abweichungen von Dirac 
Theorie, die jedoch quantenelektrodynamish zu deute 
sind!. Die Quantenelektrodynamik, eine quantentheoretisc 
Erweiterung der Maxwellschen Elektrodynamik, hat ihre 
Ausgangspunkt in Diracs Theorie der Strahlung (1927). 

Das alte Geheimnis des Ferromagnetismus fand 19 
durh Heisenberg seine letzte Klärung. Der Ferromagn: 
tismus beim Fe, Ni und Co und gewissen Legierungen ist ein 
Folge des magnetischen Eigenmomentes der Elektronen. 


Ein weiteres Erscheinungsgebiet größter technischer B 
deutung, nämlich der Leitungsmechanismus fester Körpe 
wurde erst verhältnismäßig spät cinwandfrei quantentheor 
tisch behandelt. Den ersten Schritt zu einer Quantentheor 
der Metalle taten 1928 W. Pauli und A.Sommerfel: 
indem sie die moderne Quantenstatistik auf das Elektroneng 
der Metalle anwandten. Dadurch konnte nicht nur die Hauyr 
schwierigkeit der klassischen Elektronentheorie der Metal 
hinsichtlich des großen Beitrages der Elektronen zur spe: 
fischen Wärme des Metalls beseitigt, sondern das kalorisc 
‘Verhalten der nichtsupraleitenden Metalle in tiefen Temy 
raturen in guter Übereinstimmung mit den neueren M: 
sungen dargestellt werden. Die erste angenäherte Absolı 
berechnung des elektrischen Widerstandes eines einwertig 
Metalles aus den’ Atomkonstanten führte 1930 F. Bloc« 
durch. Die Konzeption des freien Elektronengases in Meta‘. 
war unzureichend, um gewisse Effekte, wie die magnetis: 
Widerstandsvermehrung in einem äußeren Magnetfeld oc 
das positive Vorzeichen des Hallkoeffizienten (anomaler H: 
effekt) zu erklären. Die hierzu notwendige Verallgemeineru 
der Theorie gaben Bloch, Peierls und Nordhei 
indem sie die Bindung der Elektronen an das Kristallg:! 
durch das elektrostatische Potential des Gitters berücks: 
tigten. 

Die Quantentheorie ist nicht nur von größter grunds: 
licher Bedeutung für das Verständnis der Naturersheinun« 
in atomaren Dimensionen, sondern sie hat schon oft auch 
Technik wertvolle Hilfsmittel in die Hand gegeben. 
schönes Beispiel hierfür bildet die Berechnung der kalorisc 
Daten der Gase in hohen Temperaturen. Wie insbeson 23 
E. J us ti? zeigte, kann man mit Hilfe der statistishen T? 
modynamik wärmetechnische Fragen beantworten, deren 
pirische Lösung viel Zeit und große Mittel erfordern w: 

Die heutige Form der Quantentheorie erhebt nach al 
meiner Auffassung den Anspruch, die adäquate Besct 
bungsform aller Phänomene in der Physik der Elektro: 
hülle der Atome und Moleküle zu sein. Die moderne The 
der Atomkerne hat jedoch gezeigt, daß die Quantenmech. 
auch im Bereich der Atomkerne noch ein brauchbares In- 
ment ist, wie dies z. B. aus Gamows Theorie des ra 
aktiven a-Zerfalls und aus Diracs Theorie des Posi: 
und der Paarerzeugung sich ergibt. Die derzeitig wichtic;+ 
allerdings noch ungelösten Probleme der Kernphysik un z 
Physik der Höhenstrahlen betreffen die Kernkräfte un c 
Theorie der Elementarteilchen. 

Diese Rückschau auf das 1. halbe Jahrhundert Quar 
physik weist eindringlich auf die umfassende Bedeutun © 
Planckschen Schöpfung. Sie zeigt, wie arm unsere Mo a 
physikalische Forschung ohne das Plancksche Wirkungsgq 
tum, ohne die Quantentheorie wäre. 


? E, Justi: Spezifische Wärme, Enthalpie, Entropie und f: 
ziation technischer Gase. Springer 1938. 


i 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


269 


Elektronenleitung in festen Körpern, insbesondere in Halbleitern* 
Von R. W. Pohl, Göttingen 


Die überwiegende Mehrzahl aller festen Körper besteht 
aus Kristallen, meist in Form mikrokristalliner Gefüge. 
die Behandlung der elektrischen Leitfähigkeit teilt man die 
festen Körper zweckmäßiger Weise im Sinne von Grenzfällen 
in vier große Gruppen ein. | | 

Zur ersten Gruppe gehören dieKristalle mit metal- 
lischer Bindung. Als Beispiele seien genannt Kupfer, 
Kupfersulfid, Ferrioxyd (Feg03) und Titanoxyd. Ein äußeres 
Merkmal ist die Undurchlässigkeit für Licht, selbst im Ultra- 
roten. Beim inneren Aufbau handelt es sich um Koordinati- 
onsgitter. Die positiven Ionen sind in einer engen Kugel- 
pakung angeordnet, im Maschenwerk des Gitters befindet 
sih ein Elektronengas. Das ist ein primitives, aber schon 
recht brauchbares Bild. l 

Zur zweiten Gruppe gehören deMolekülkristalle. 
Eis, Paraffin und Zucker liefern allbekannte Beispiele, Als 
ein äußeres Merkmal ist die Durchlässigkeit für sichtbare und 
für ultrarote Lichtstrahlung zu nennen. Im inneren Gitterbau 
der Kristalle bleibt die Individualität der einzelnen Moleküle 
erhalten, 


Bild 1: Na- und Cl-Ionen im Steinsalzgitter. 
Der Ubersichtlichkeit halber sind die 
Durchmesser der lonen zu klein gezeichnet 
worden. In Wirklichkeit berühren sich 
berachbarte Ionen. — ‚‚Kristallographische” 
Gitterkonstante 3 = 5,6.10: m; „optische 
D = 2,8.10-2 m. 


ETZ 654 


Die dritte Gruppe umfaßt die Ionenkristalle. Bei- 
spiele bieten uns Kochsalz (NaCl), Silberbromid, Kupferoxy- 
dul, Kupferjodid, Kupfersulfür. Als ein äußeres Merkmal ist 
wieder die Lichtdurchlässigkeit im Sichtbaren und im Ultra- 
toten anzuführen. Den inneren Aufbau erläutert man meist 
an Beispiel des NaCl, Bild 1: Der Kristall besteht aus zwei 
ineinander gestellten Gittern positiver Natrium- und nega- 
tver Chlorionen. Man kann nicht mehr von NaCl-Mole- 
külen sprechen, sondern höchstens den ganzen Kristall 
als ein R i es en molekül (NaCl), bezeichnen. 

Die vierte und letzte Gruppe besteht aus den Valenz- 
kristallen. Beispiele liefern: Diamant, Germanium, Si- 
licium, Siliciumcarbid, Schwefel und Phosphor. Diamant ist 
klar durchsichtig, Schwefel gelb, Silicium und Germanium 
ersheinen dem Auge wie Me- 
talle. Aber im Ultraroten ist 
wieder ein äußeres Merkmal 
gemeinsam: All diese Stoffe 
sind für uitrarote Strahlungen 
durchlässig. Im inneren Aufbau 
wird jedes Atom von ebenso 
vielen Nachbarn umgeben, wie 
seine chemische Valenzzahl be- 
‚trägt. Das veranschaulicht Bild 
2 für den Fall des Diamanten, 
ılso ein Gitter des vierwerti- 
gen Kohlenstoffs: Jedes dun- 
kel gezeichnete C-Atom ist von 
vier hell gezeichneten Nachbarn 
m symmetrischer Stellung um- 
geben, und jedes hell gezeicdh- 
nete genau entsprechend von 
vier dunkel gezeichneten Nachbarn. 


ETZ 655 
Bild 2. 


Gitter des Diamanten. 


® Zusammenfassung zweier Vorträge, die im Elektrotechnischen Verein 
en 6. 12. 1949 in Dortmund und am 17. 1. 1950 in Hannover gehalten wur- 
den. Diese Vorträge gaben einen Überblick über Fragen, an deren Bear- 
de:tung sich mein Institut seit vielen Jahren beteiligt. R., W. P. 


Für- 


DK 537.311.1 


Diese als Grenzfälle unterschiedenen Kristallgruppen ge- 
ben für das umfangreiche Gebiet der Elektronenleitung in 
Kristallen eine bequeme Disposition. Wir bringen im folgen- 
den etwas über die Gruppe I, praktisch nichts über die Grup- 
pe II und behandeln ausführlich die Gruppen III und IV. 

Dieser Disposition folgend haben wir mit der Gruppe I 
zu beginnen, den Kristallen mit metallisher Bindung. Zu 
ihnen gehören die wichtigsten Werkstoffe der Elektrotechnik, 
Metalle wie Kupfer und Eisen. Es genügt, kurz an zwei Tat- 
sachen zu erinnern. Dazu benutzen wir zunächst Bild 3. 
Seine Ordinate gibt in logarithmischer Teilung Werte für die 
spezifische elektrische Leitfähigkeit. Die Abszisse ist dem 


Temperatur — 


=— Kehrwert der abs. Temperatur 


ETZ 656 
Bild 3. Einfluß der Temperatur auf die spezifische elektrische Leitfähigkeit 
verschiedener Stoffe. 


Kehrwert der absoluten Temperatur proportional geteilt. Die 
zugehörigen Centigrad-Temperaturen sind am oberen Bild-. 
rand vermerkt. Die Kurven für Silber und Blei umfassen 
nahezu den ganzen für reine Metalle in Betracht kommenden 
Bereih. Kaum eine Zehnerpotenz tiefer liegt die Kurve für 
Kupfersulfid, also eine Verbindung. Bei allen Kristallen mit 
metallisher Bindung ist die spezifische Leitfähigkeit groß 
und ihre Abhängigkeit von der Temperatur gering. Sie 
sinkt mit wachsender Temperatur im dargestellten Bereich 
nur um rund eine Zehnerpotenz. 
Deutung: Die Elektronenkonzentration 


N = Zahl der wanderfähigen Elektronen (1) 
vo Volumen des Metalles 


ist zwar konstant, aber die zunehmende Wärmebewegung 
verkleinert die mittlere freie Weglänge A des Elektronen- 
gases: die freie Weglänge ist der absoluten Temperatur um- 
gekehrt proportional. Daher gilt das gleiche auch für die Be- - 
weglichkeit der Elektronen, d. h. das Verhältnis 


? Wandergeschwindigkeit der Elektronen (2) 
elektrische Feldstärke 


Die zweite für das folgende wichtige Tatsache ist der 
Halleffekt. Zur Beschreibung dient Bild 4. Ein breites 
dünnes Metallband (Dicke d) wird von einem Strom Į durch- 
flossen. In der Mitte sind symmetrisch zur Strombahn seit- 


270 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 19% 


lich zwei Sonden 1 und 2 angebracht und mit einem Span- 
nungsmesser verbunden. Senkrecdt zur Papierebene denke 
man sich ein Magnetfeld mit der Kraftflußdichte B. So lange 
dieses Magnetfeld vorhanden ist, beobachtet man zwischen 
den Punkten 1 und 2 die Spannung 


BI 
Uha Cr ca (3) 


Dabei ist C die Hallkonstante. Es gilt 


_ Beweglichkeit v der Elektronen (4) 
spezif. Leitfähigkeit x des Metalles ` 


Diese Konstante hat die Dimension [Volumen/Ladung], ist also 
der Kehrwert einer Ladungsdichte. Für Kupfer findet man 

C = — 5,3 - 10-11 mAs 
und für Ag 

C = — 8,9 - 10-1! mYAs. 
Die Konstante hat für diese Metalle negatives Vorzeichen, 
entsprechend einer Wanderung negativer Elektronen. Hin- 
gegen ergibt sich 


für Zink un 

C = + 10: 10-11 m3/As 
und für Cadmium 

C = + 6- 10-!!m®/As. 


Hier sieht es so aus, als ob Elektronen mit positiver Ladung 
wandern. Diese scheinbare Wanderung von Elektronen mit 
positiver Ladung beschreibt man kurz als Wanderung von 
„Defektelektronen". — Unter Elektronen werden im 
folgenden stets sowohl normale Elektronen wie Defektelek- 
tronen verstanden. Diese rohe Untersheidung genügt für 
die vorliegenden Zwecke. 


DIN 
a 7, 9 
m 


u 
OUUU, 


Bild 4. Zur Vorführung des Hall- 
effekts. Z. B. Silberbleh 62 mm 
lang, Breite D = 30 mm, Dike d = 
0,066 mm, I = 15 A, Kraftilußdichte 
des zur Papıerebene senkrecht ste- 
henden Magnetfeldes B = 2 Vs/m? = 
2.10° G; Upan = 35.10” V. 


ETZ 657 


Kurz wiederholt: Die Elektronenleitung zeigt in Metal- 
len nur eine verhältnismäßig geringe Abnahme der Leit- 
fahigkeit mit wachsender Temperatur. Der Halleffekt zwingt 
zur Unterscheidung vonElektronenundDefektelek- 
tronen. 

Die zweite Gruppe, die Molekülkristalle, wer- 
dien mit wenigen Worten abgetan. Die Molekülkristalle sind 
Isolatoren. Zu ihnen gehören viele technisch wichtige Stoffe, 
z. B. Paraffin. Sie zeigen keine Elektronenleitung und folglich 
gehören sie auch nicht zum Thema. 

In unserer Gliederung folgen jetzt die lonenkri- 
stalle. Zie zeigen normaler Weise elektrolytische 
Leitung, es wandern nicht Eiektronen, sondern Ionen. Trotz- 
dem müssen wir uns mit dieser elektrolytischen Leitfähigkeit 
beschäftigen. 

Bild 3 enthält auch Messungen an einem lonenkristall, 
nämlich dem für die Photographie so bedeutsamen AgBr. — 
ln Verlauf der Kurve sind mehrere durch griechische Buch- 
staben bezeichnete Bereiche zu unterscheiden. Das Kurven- 
stück a gehört dem geschmolzenen Salze an. Seine spezifi- 
sche Leitfähigkeit (x ~ 102 @-Im-!) beträgt etwa den million- 
sten Teil derer, die man bei gleicher Temperatur an Metallen 
\eobactet. Beim Unterschreiten des Erstarrungspunktes 
(T = 730 °C) springt die Leitfähigkeit auf rund den zehnten 
Teil herunter (Kurvenstück £): Die Mehrzahl der Ionen ist 
schon unmittelbar unter dem Erstarrungspunkt an feste Git- 
terpläatze gebunden. Die Wärmebewegung ermöglicht es nur 
eınem kleinen Bruchteil der Ionen, roh 10% der Gesamtzahl, 
ihre Plätze zu wechseln und sich, vom elektrischen Felde ge- 


zogen, den Elektroden zu nähern. Längs des Kurvenstückes y 
schreitet die Festlegung der Ionen im Gitterverband weiter 
fort. Die Leitfähigkeit sinkt exponentiell mit sinkender Tem- 
peratur. Dieses Kurvenstück y ist für den Kristall, also AgBr, 
charakteristish. Deswegen spricht man bei dem Kurven- 
stück y von einer Eigenleitung. Den Gegensatz zu ihr 
bildet die Störleitung. Zu ihr gehört in Bild 3 das 


' 'Kurvenstük ô. Die Störleitung rührt von gitterfremden 


Ionen her: man kann sie durch Zusätze willkürlich veränden. 
Das wird durch Bild 5 erläutert. Es bezieht sich auf KCI, einen 


f 
U S 


$ TE 
BR a 


Bild 5. Herstellung eine 
- Störleitung in KClKr:stal 
len durch Einbau zweiwe 
tiger Strontium-lonen. De 
Gehalt G, definiert durd 
Gl. (6), ist chemisc-analy 
tisch ermittelt worden. Di 
mit G = 0 markierte Kur 
der Störleitung bezieht si 
auf das chemisch remt 
KCI, ohne jeden absicht. c 
beigefügten Zusatz vo 
Fremdionen. Der Gehal: « 
unvermeidlichen Verunre 
nigungen liegt in der Gri 
ßenordnung von 10%. 


6; =19- 10° 


spezifische Leitfähigkeit x 
S 


106 
tardı!) 


15 10-0" 
Kehrwert der abs. Temperatur 


typischen Ionenkristall. Er ist bei Zimmertemperatur set 
spröde, und nicht, wie AgBr, mechanisch leicht verformba 
Dem entspricht der große Sprung der Leitfähigkeit beim Unte 
schreiten des Erstarrungspunktes. Es bleibt, roh gesproct: 
nur jedes zehntausendste Ion beweglich. Das mit ô; bezeid 
nete Kurvenstück zeigt die Störleitung eines „chemisch re 
nen" Kristalles ohne absichtlihen Zusatz von Fremdione: 
Hingegen gehören die Geraden ô und ôs zu Kristallen, in d 
winzige, aber bekannte Mengen von SrCls eingebaut ware 
Der von den gitterfremden Bausteinen herrührende Anteil d 
Leitfähigkeit x ist dem Gehalt an Fremdionen proportional 
Das zeigt ein Vergleich der Kurven ds und òs, zwei Beispiel 
aus vielen Meßreihen mit verschiedenem Gehalt. 

Sowohl die Eigenleitung wie die Störleitungsinktnid 
wie bei Metallen, mit wachsender Temperatur, sonde 
steigt exponentiell mit dieser an. Das folgt bei der 9 
wählten Teilung von Ordinate und Abszisse aus dem g: 
radlinigen Verlauf der Kurvenabschnitte y und ð. 

Es gilt 


AT = zx e 


(xr und x„ sind die Leitfähigkeiten bei den Temperatur 
T und Tœ, k = 1,38 : 10-23Ws’Grad ist die Boltzmannsc 
Konstante, w ist eine Arbeit in der Größenordnung enig 
Elektronenvolt). 

Diese exponentielle Abhängigkeit bedeutet, daß Sch 
fung und Platzwechsel wanderfähiger Ionen zusammen eìn 
Energieaufwand w erfordern. 


Ein Platzwechsel der Ionen in Kristallen, also festen Körpern, e'ste 
zunächst uüberrashend.. Man ist allgemein geneigt, einen K4 
als starres Gebilde ohne inneres Geschehen zu betrachten. Von d~ 
irrigen Vorstellung wird man am besten frei, wenn man den Kt.sts.. 
optisches Beugungsgitter für Röntgenlicht benutzt und die Interferenz! 4 
das bekannte Laue-Diagramm, bei verschiedenen Temperaturen auf d 
Leuchtshirm beobachtet. Für diesen Zweck eignen sich besonde‘s 
Kristalle. Bei kleinen Temperaturen sind die Interferenzpunkte shar! © 
bei einigen hundert Grad C entarten sie zu ganz verwaschenen. kum 
kennbaren breiten Fleken. Die Wärmeschwingungen zerstoren de Re 
mäßigkeit des Gitterbaues. Nach dem Abkühlen erscheinen die Inte:fe'e 
punkte wieder in alter Schärfe. Leider wird dieser ebenso enhe ' 
eındruksvolle Versuch nur selten vorgeführt. 


ı Als Gehalt bezeichnet man das Verhältnis 
Zahl der zugefügten Fremdionen 


—— — iiei ah se 


Zahl der gıttereigenen Ionen 


22. Mai 1950 


Mit ihrer elektröolytischen Leitung haben die lonenkri- 
stalle also zweierlei gebracht: Erstens die Unterscheidung von 
Eigenleitung und Störleitung und zweitens den exponentiel- 
ten Anstieg beider mit wachsender Temperatur. 


NA 


Bld 6. Karl Baedekers Funda- 
mentalversuh über die Elektronen- 
leitung in durchsichtigen Kristallen. 
Zur Herstellung der CuJ-Schicht wer- 
den erst Elektroden aus Gold auf 
ene  Quarzglasplatte aufgedampft, 
Jann wird eine dünne Kupferschict 
aufgedampft, und diese wird in einer 
Jodatmosphäre in Jodid verwandelt. 
vor Beginn des Versuches wird die 
CuJ-Shiht etwa 20 min in einem 
' eiektriishen Oten auf 110 OC erwärmt, 
' um eventuell überzählige Jodatome 
berauszudampfen. 


EIZ 688° 


Des weiteren führen nun die Ionenkristalle zu der gro- 
ben Entdeckung, mit der das Gebiet der Elektronenleitung in 
Kıistallen ohne metallische Bindung erschlossen worden ist. 
Diese Entdeckung ist 1908 von K. Baedeker gemacht wor- 
den. Sie wird an Hand von Bild 6 beschrieben. S ist eine 
dünne, durchsichtige Schicht von Kupferjodid auf einer Glas- 
unterlage. Sie ist mit zwei. Elektroden und einem Galvano- 
meter kurzer Einstellzeit (T < 1 s) in einen Stromkreis ge- 
schaltet. Die Kristallschicht leitet schwach elektrolytisch. 
Dann kommt der Versuch: Man schiebt von unten über die 
Schicht ein weites Glasgefäß, auf dessen Boden ein paar Kör- 
ner Jod liegen und das infolgedessen außer Zimmerluft Jod- 
dampf mit dem kleinen Partialdruck von 0,2 mm Hg-Säule ent- 
hält. Im Bruchteil einer Sekunde verzehnfadit sich der Strom. 
Der Grund kann nur der sein, daß Jod in den Kristall hinein- 
diffundiert. 

Diese zusätzliche Leitfähigkeit rührt von Elektronen her. 
Das hat Baedeker mit dem Halleffekt nachgewiesen?. 
Seine Anordnung entsprach genau der in Bild 4 gezeichneten. 
Er fand für die Hallkonstante das gleiche Vorzeichen wie bei 
Zink. Baedeker sprach ganz klar von einer künstlichen metal- 
Iischen Leitfähigkeit, die sich mit der Jodkonzentration will- 
xürlich einstellen läßt. 


Leider ist Baedeker schon am Anfang des ersten Welt- 


krieges gefallen, und unbegreiflicher Weise haben seine phy- 
sikalischen Fachgenossen die große Tragweite seiner Ent- 
dekung nicht erkannt. So ist es gekommen, daß Jahrzehnte 
nach Baedekers Tod die von ihm gefundenen Tatsachen all- 
mählich von anderen Seiten wieder entdeckt und gedeutet und 
erst ganz langsam zum Gemeingut der Physik geworden sind. 
Der Inhalt der Baedekerschen Entdeckung sei noch einmal 
kurz wiederholt: Man kann in durchsichtigen CuJ-Kristallen 
neben der elektrolytischen Leitung zusätzlich eine Elektro- 
tenleitung herstellen, indem man neutrales Jod in das Gitter 
hineindiffundieren läßt. Die von Baedeker gefundene neuar- 
üge Elektronenleitung zeigt die gleichen äußeren Merkmale 
wie die elektrolytische Störleitung: Sie steigt exponentiell mit 
der Temperatur und wächst mit der Konzentration der stöchio- 
 metrish überschüssigen Jodatome. 
Die Eigenleitung, der sich die Elektronenleitung überla- 
çert, ist im CuJ rein elektrolytisch und so groß, daß man sie 
‚Nicht vernachlässigen kann. In vielen Fällen aber ist die 
’Eigenleitung unmerkbar klein oder elektronisch. In diesen 
Fällen bezeichnet man die Kristalle als Halbleiter. 

Ein physikalisch wichtiger Halbleiter ist ZnO. Wir be- 
trachten sein Verhalten in einer Sauerstoffatmosphäre. Dabei 
wird die Temperatur so hoch gewählt, daß sich zwischen Kri- 
stall und Gasatmosphäre ein thermodynamisches Gleichge- 
wicht einstellen kann. Dann findet man experimentell für die 
Leitfähigkeit 


Pe Po." (7) 


ha Baedeker: Ann. Phys. 29 (1909) S. 566; Phys. Z. 13 (1912) 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


271 


f 


Die Deutung lautet: Das ZnO dissoziiert in Zn+-Ionen, Elek- 
tronen und Sauerstoff. Zwischen diesen vier Partnern stellt 
sich ein Gleichgewicht ein gemäß der Reaktionsgleichung 

1 ! 
+ 7 O.. (8) 


ZnO = Zant T e` 


# 


Mit abnehmendem Sauerstoffdruck Po, verschiebt 


sich das Gleichgewicht in Richtung einer zunehmenden Disso- 
z.ıtion, d. h. die Konzentration N, der Elektronen nimmt zu 
und mit ihr die Leitfähigkeit x. Auf diese Reaktion kann man 
das Massenwirkungsgesetz anwenden, dann erhält man 
ouantitativ die Gl. (7). 

Mit zunehmender Temperatur verschiebt sich das 
Dissoziationsgleichgewicht der Reaktion (8) ebenfalls in Ridh- 
tung einer zunehmenden Elektronenkonzentration N,. Diese 
Konzentration steigt exponentiell mit der Temperatur, 
und das ist die Ursache für den exponentiellen Anstieg der 
Störleitung mit der Temperatur. 

Bei der elektrolytischen Störleitung mußte thermisch ein 
Arbeitsbetrag aufgewandt werden, um Ionen einen Platz- 
wechsel zu ermöglichen. Bei der Störleitung der Halblei- 
ter ist ein Arbeitsbetrag erforderlich, um Elektronen von neu- 
tralen Atomen abzuspalten. 

Das in Gl. (8) beschriebene Bei- 
spiel betrifft einen Sonderfall: Es 
werden Gleichgewichte eingestellt 
und an diesen ist, wie bei dem klas- 
sishen Versuche 'Baedekers, auch 
die Umgebung (meist Dampf oder 
Gas) beteiligt. — Das gleiche gilt 
für eine heute sehr bekannte Va- 
riante dieses Versuches, nämlich 
für die Störleitung von Alkaliha- 
logenidkristallen mit überschüssi- 
gem, „Farbzentren' bildenden 
Alkalimetall. Ohne Zuhilfenahme 
eines Gleichgewichtes hat man auch 
in dicken Kaistallstücken dauernd 
lästige Änderungen des Farbzen- 
trenbestandes. Es dampft z. B. 
einerseits bei großen Temperatu- 
ren stets ein Teil der Farbzentren 
aus der Kristalloberfläche heraus, 
anderseits scheidet der stets vor- 
handene elektrolytishe Stroman- 
einen ans PhS hergestellten teil immer neues neutrales Kalium 
Halbleiter. an der Kathode ab, und dieses dif- 
fundiert in Form von Farbzentren in den Kristall hinein. 

Man kann aber auch einfachere Verhältnisse wählen und 
sich damit begnügen, die Konzentration der Fremdatome, 
wenn auch nicht streng wie bei einem Gleichgewicht, so doch 
wenigstens praktisch ausreichend konstant zu halten. Zu die- 
sem Zweck bringt man bei großen Temperaturen die Fremd- 
atome mit bekannter Konzentration N’, in den Kristall hin- 
ein und beschränkt sich hinterher auf kleinere Temperaturen. 
Dann können die eingebauten Atome nicht nennenswert her- 
ausdiffundieren; ein Wechsel der Temperatur ändert nicht mehr 
die Konzentration N’v der Fremdatome, sondern nur 
noch ihre Dissoziation in Ionen und Elektronen. 

Als eins aus sehr vielen Beispielen dieser Art nennen wir 
PbS bei Temperaturen unter etwa 100 °C. Mit ihm kann man 
die exponentielle Änderung der Störleitung mit der Tempe- 
ratur sehr bequem vorführen (Bild 7). Man kühlt die Kristall- 
schicht von Zimmertemperatur auf die Temperatur der flüssi- 
gen Luft und verkleinert damit die Störleitung auf den tau- 


flüssige 
Luft 


Vakuum 


tafdah 


Bild 7. Schauverssuh zum 
Einflu8 der Temperatur auf 


'sendsten Teil. 


Bei einer von der Temperatur unabhängigen Konzen- 
tration N’, der Fremdatome kann die Konzentration N, der 
thermisch freigemachten Elektronen im Höchstfall gleich N'y 
werden. Wachsende Temperatur muß also den Bestand dis- 
soziierbarer Fremdatome erschöpfen und schließlich zu einer 


konstanten Elektronenkonzentration N; = N‘, führen. Von 
da an kann weitere Temperatursteigerung lediglich, wie 


272 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


bei den Metallen, die mittlere freie Weglänge der Elektronen 
herabsetzen, und dadurch sinkt die Leitfähigkeit allmählich 
wieder ab. Einen Fall dieser Art zeigen uns die Messungen 
an Germanium in Bild 3. Etwa von — 120 °C an sinkt die 
Störleitung ebenso wie die Elektronenleitung der oben 
im Schaubild dargestellten Metalle. Bei einer Temperatur 
von etwa + 200 °C tritt nun dieEigenleitung des Ge in 
Erscheinung, und von da an steigt die Eigenleitung exponen- 
tiell mit der Temperatur. Die aus der Neigung der Kurve be- 
rechnete Abtrennarbeit w beträgt 0,72 eV. 


, Diese aus der Göttinger Disser- 
tation von J. Stuke entnommene 
Messung war das erste Beispiel 
eines Halbleiters mit einer elektro- 
nischen Eigenleitung. Über die Na- 
tur der Atome, die die Störleitung 
erzeugten, vermochte Stuke noch 
keine Aussage 'zu machen. Das 
ist dann aber später in Amerika 
Bardeen und Pearson für Si- 
licium gelungen3. Silicium gehört 
wie Germanium der vierten Grup- 
pe des periodischen Systems an. 
Als Fremdatome haben Bardeen 
und Pearson sowohl Bor, ein Ele- 
ment der dritten Gruppe, als 
auch Phosphor, ein Element der 
fünften Gruppe, in das Silici- ° 
um eingebaut. Nach Messungen 
des Halleffekts ergeben Phos- 
phoratome eine Störleitung, in der 
normale Elektronen wandern: Die man 
fünfwertigen Phosphoratome geben Bild 8. 
bei thermischer Energiezufuhr Elek- 
tronen ab. Hingegen ergeben die 
Boratome eine Störleitung, die 
durch Defektelektronen zustande 


Strom I 


10" 


Strom-Zeit-Kurven 
für  lichtelektrishe Ströme. 
Oben Schema: ıp stationä- 


rer Strom des nicht belichte- 
ten Halbleiters, Ig, stationä- 


rer Strom des belichteten 
kommt: Ein dreiwertiges Boratom Halbleiters. Mitte und unten 
; t bei th ischer . eobachtungen auf dem 
A ei thermischer Energiezu- Leuchtshirm eines Braun- 


schen Rohres, ausgeführt mit 
einem Halbleiter aus Blei- 
sulfid bei zwei verschiedenen 
Temperaturen. 


fuhr ein Elektron des Siliciumgit- 
ters auf und dadurch entsteht ein 
Defektelektron. 

In beiden Fällen konnten für die Störleitung des Siliciums 
alle Fremdatome für die Elektronenbildung ausgenutzt wer- 
den. Die (mit dem Hallefiekt ermittelte) Konzentration N, 
der Elektronen stimmte mit der Konzentration N, der in das 
Silicium eingebauten Fremdatome überein. Genau das ent- 
sprechende war für die Störleitung von Alkalihalogeniden, 
die man mit überschüssigem Alkalimetall (Farbzentren) her- 
vorruft, seit langem bekannt. 


Bei thermischen Reaktionen hängen bekanntlich nicht nur 
die Gleichgewichtswerte, sondern auch die Einstellzei- 
ten von der Temperatur ab. Diese sind bei Halbleitern viel 
kürzer als die für Temperaturänderung der Kristalle erforder- 
lichen Zeiten. Infolgedessen kann man nur dann Einstellzei- 
ten und Einstellgeschwindigkeiten messen, wenn man die 
Elektronenkonzentration N, bei konstanter Temperatur ver- 
ändert. Das kann durch Strahlungen aller Art ge- 
scaehen, bei vielen Halbleitern bereits durch sichtbares Licht. 
Für Vorführungszwecke sind dünne Halbleiterschichten aus 
PbS recht bequem. Man belichtet in periodischer Folge wäh- 
rend kurzer Zeitintervalle und zeigt den Verlauf der Strom- 
Zeit-Kurve auf dem Leuctschirm eines Braunschen Rohres. 
Zwei Beispiele dieser Art sind in Bild 8 photographiert. Das 
untere Teilbild gilt für eine große Temperatur (T = 0 °C), das 
mittlere für eine kleine (T = — 80 °C). 


Derartige Kurven sind seit der Entdeckung der Licht- 
empfindlichkeit des Selen im Jahre 1873 bis zum Überdruß 
gemessen und veröffentlicht worden. Auch hat man den zeit- 
lichen Verlauf durch Interpolationsformeln mit vielen Kon- 


G.L. Pearsonu. J.Bardeen: Phys. Rev. 75 (1949) S. 865. 


— m c L 
— -m nn 


stanten dargestellt. 


Aber erst neuerdings hat man reprodu- 
zierbare Gesetzmäßigkeiten auffinden und sie quantitativ 
deuten können*. Der entscheidende Kunstgriff war auch hier 
die Herstellung eines geeigneten. Versuchsmaterials. Dieses 
fand sich in dünnen ZnO-Kiristallschichten, in deren Innern 
durch Elektronenbeschuß ein Überschuß an neutralem Zink 
erzeugt wurde. Die thermische Dissoziation dieses Zn nach 
der Gleichung 


Zn => Znt + ce l (9) 


liefert die Elektronen des Dunkelstromes Ip. Dann wird der 
Kristall mit Licht der Wellenlänge 365 mu und der Bestrah- 
lungsstärke B bestrahlt. Dadurch erfolgt die Reaktion 


Zn? + Lichtquanum = Zn’* + e”. 


Durch sie entstehen lichtelektrische Ströme, ihr zeitlicher Ver- 


lauf wird registriert. Man erhält Kurven wie in Bild 8. Ihnen | 


entnimmt man folgende drei Gesetzmäßigkeiten. 
l. Für den stationären Strom 


I, = konst. - Ip - B, 
2. bei Beginn der Bestrahlung 


(16) 


d/’dt = konst. - In - B, (11) 
3. nach Schluß der Bestrahlung 
dI/dt = konst. : ni. (12) 


Dabei können die einzelnen Parameter um viele Zehner- 
potenzen verändert werden. Als Beispiel gibt Bild 9 Messun- 
gen wie die durch Gl. (10) zusammengefaßt wieder. Mollwo 
und Stöckmann haben durch konsequente Anwendung 
des Massenwirkungsgesetzes und der chemischen Reaktions- 
kinetik die drei Gesetzmäßigkeiten quantitativ deuten 
können. 


>98 


Bestrahlungsstürke 
Bo rs16 Wim? 


ns 2.9-10°9 -Ysa 


Lichtstrom I, 
S 


3 
“N 


10? 10 10 10 0 A 


Dunkelstrom Ip 

Bild 9. Zusammenhang zwischen dem stationären Wert /z des lichtelektr:- 

schen Stromes und dem Dunkelstrom /n bei einer Bestrahlungsstärke 

B, = 16 W/m?. Das Bild zeigt, in welh weitem Bereich die Gl. (i0 
erfüllt Ist, 


Die Halbleiter haben in den letzten Jahrzehnten für die 
Elektrotechnik eine große Bedeutung gewonnen. Es genügt. 
eın paar Stichworte zu nennen: Heißleiter, Photozellen, Bild- 
wandler, Gleichrichter, Detektoren, Ersatz von Radioröhren 
durch Kristalle usw. Unsere Ausführungen sollten ledigiic 
die physikalischen Grundtatsachen klarstellen. 

Wir fassen die drei wesentlichen Tatsachen noch einmal 
zusammen: 

1. Die Elektronenleitung im Halbleiter hängt in der Mehr- 

zahl der Fälle vom Einbau gitterfremder Atome ab. 
Es handelt sich meist um Störleitung und nur in se- 
tenen Fällen um Eigenleitung. 

2. Die erreichten Gleichgewichtswerte der Leitfähigkeit 
steigen wie die Gleichgewichtswerte chemischer Reak- 
tionen exponentiell mit der Temperatur. 

3. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Gleichgewichts- 
werte einstellen, hängt ebenfalls, wie bei chemischer 
Reaktionen, von der Temperatur ab. 


“E.Mollwou. F.Stöckmann: Ann. Phys. 3 (1948) S. 240. 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Helft 11 


273 


- Ein Beitrag zum Schichtungsproblem elektrischer Isolierstoffe“* 


Von Wolfgang Katzschner, Düsseldorf 


Übersicht. Mit Hilfe des Schichtungsprinzips, d. i. der Aufbau einer 
iden Schicht aus mehreren dünnen Einzelschichten, hat man bei der ölim- 
»::gnierten Papierisolation das Isolationsvermögen wesentlich verbessert. 
'n deser Arbeit werden die Verhältnisse bei der Schichtung von Styroflex 
wnrersucht, um das Schichtungsproblem von einem allgemeineren Standpunkt 
ı beleuchten und die bisher noch nicht gemessene Durchbruchfeldstärke 
seses in der Technik sehr verbreiteten Werkstolfes zu bestimmen. Wei- 
ter wrd angedeutet, wann die Schichtung die Isolation verbessern kann. 

Im Jahre 1935 zeigte I. Borel [1] bei Durchschlagsver- 
suchen an Isolierölen, daß die elektrische Durchschlagsfestig- 
keit einer Olschicht auf das Zwei- bis Vierfache steigt, wenn 
man die Schicht durch Einbringen von Papierfolien, deren el. 
Di. im nicht imprägnierten Zustand ziemlich gering ist, in 
&unne Einzelschichten unterteilt. Dieser Versuch war die 
experimentelle Bestätigung von Erfahrungen, die zur Ent- 
w:&lung der heute in der Kabelisationstechnik für höhere 
Spannungen ausschließlich verwandten Öölimprägnierten Pa- 
pierisolierung geführt haben. Die ausgezeichneten Erfolge, 
die mit der Schichtung „Ol — Papier — DI" erzielt wurden, 
gen die Frage nahe, ob auch die Schichtung von anderen 
isolierstoffen eine gleiche Verbesserung der el. Df. herbei- 
‚rt, und ob darüber hinaus eine Klärung der Frage möglich 
st, worauf dieser Schichtungserfolg hauptsächlich beruht. 

Gegenwärtig werden dafür meistens folgende Ursachen 
sngenommen: 
l. Bei dünnen Schichten ist die el. Df. eines Isolierstoffes, ge- 
nessen in kV/mm, größer als bei dicken Schichten. Baut 
man nun eine dicke Schicht aus mehreren dünnen Schich- 
ten auf, so nimmt man an, daß die sonst niedrige Durch- 
shlagfestigkeit der dicken Schicht zu ersetzen ist durch die 
großere der dünnen Einzelschicht, daß man also auf diese 
Weise die hohe el. Df. dünner Einzelschichten auch für dicke 
Schichten erhält. 

Es ist erwiesen, daß geringste Verunreinigungen (z. B. 

Fasern) die el. Df. eines Isolieröles wesentlih dadurch 
herabsetzen, daß sich diese Teilchen unter der Einwirkung 
des elektrischen Feldes zu einer „Brücke'' zusammensetzen, 
die dann durch Feldverzerrung oder Bildung eines leiten- 
cen Fadens zum vorzeitigen Durchschlag führt. Die festen 
Zwischenschichten, die in Form des Kabelpapiers in das Ol 
gebracht werden, sollen nun eine derartige Brückenbildung 
verhindern. 

Sind im Isolierstoff Hohlräume oder andere Fehlerstellen 
vorhanden, so wird durch die Schichtung die Gewähr gege- 
den, daß ein solcher Hohlraum mit größter Wahrschein- 
Ichkeit nicht größer als die Schichtdicke einer einzelnen 

Folie ist. Damit aber ist für die el. Df. eines solchen Luft- 
kissens die in dünnen Schichten sehr große Durchbruch- 
feldstärke der Luft maßgebend [2]. 

Durch die Vielzahl der Schichten sollen einzelne Fehlstel- 
‚en abgedeckt werden. 

Diese Verhältnisse wurden in dieser Arbeit bei einer 
Shihtung von Styroflex’ geprüft [3]. Da Styroflex eine 
äußerst hohe Durchschlagfestigkeit besitzt, mußten Rand- 
lurhschläge sorgfältig vermieden werden. Die ebenen Elek- 
voden von 38 mm Dmr. wurden in der Form nach Ro- 
"owskiund Rengier [4] ausgeführt. Diese Elektroden- 
orm hat sich sehr gut bewährt. 

Wie sich bereits aus den Vorversuchen ergab, weisen die 
fien innerhalb kurzer Abstände (einige mm) Dickeschwan- 
ingen auf, die oft 25% der Folien-Nenndicke erreichen. Der- 


e> 


and 


= 


® Auszug aus einer Dissertation, Univ. Köln 1950. Die Arbeit wurde 
=! Anregung von Herrn Prof. Dr. W. Vogel durchgeführt mit Unter- 
` 'tıag der Fa. Felten & Guilleaume Carlswerk AG., Köln-Mülheim, und 
= Fa. Norddeutsche Seekabelwerke, Nordenham, die das Versuchsma- 
* al zur Verfügung stellten. Ferner gilt mein Dank der Fa. Dr. Hammer- 
“tmd & Co., Düsseldorf, für ihr freundliches Entgegenkommen. 

‘el. Df. als Abkürzung für elektrische Durchschlagfestigkeit. 

t Styroflex ist der Handelsname für Folien, die durch Recken des außer- 
Palda hochwertigen Isolierstoffes Polystyrol (Oberflachenwiderstand 
+3 spezifischer Widerstand 10° cm, tg ô = 1,5 +» 10- gewonnen 
:-'sen Verwendung vor allem in der Hochfrequenztechnik. Styrol, das 
“Lomere des Polystyrols, ist Vinylbenzol. 


- 


DK 621.315.61.015.5 


artige Vertiefungen schaffen Luftkissen zwischen den Elek- 
troden und verursachen Fehlmessungen. Die Hohlräume wur- 
den daher mit einem halbleitenden Gemisch aus Isolieröl und 
Amylalkohol (o = 10° Q cm) ausgefüllt. Durch die Wahl des 
Mischungsverhältnisses der Bestandteile wurde die Leitfähig- 
keit des Füllmittels den jeweiligen Erfordernissen angepaßt. 
Da dank dieser Maßnahme sich die Elektrodenflähe sozu- 
sagen der Oberfläche der Folie anschmiegte, mußte für die 
Berechnung der el. Df. die dünnste Stelle der Folie zwischen 
den Elektroden eingesetzt werden. 


Schichtdicke 
Höchste Durchbruchfeldstärke von Styroflex abhängig von der 


AH) 


Bild 1. 
Foliendicke bei kurzzeitiger Beanspruchung durch Gleich- 
spannung. 


und Wechsel- 


Die Messungen selbst wurden zunächst in der Weise 
durchgeführt, daß die Spannung innerhalb 10 s bis zum Durch- 
schlag der einzelnen Probe gesteigert wurde. Hierbei streu- 
ten die Werte der el. Df. zwischen 100 kV/mm und gewissen 
für die einzelnen Foliendicken spezifischen Höchstwerten, die 
im groben Durchschnitt bei 400 kV/mm lagen. Eine Abhän- 
gigkeit der el. Df. von der Folien-, also der 
Schichtdicke war nur in den erwähnten 
Höchstwerten feststellbar. Sie ist in Bild I für 
eine Schichtdicke von 10...60 u angegeben. Wie man sieht, 
ist der Unterschied zwischen der Gleich- und Wechselspan- 
nungsfestigkeit unbedeutend. Diese Beobachtung deckt sich 
mit den Feststellungen anderer Verfasser [5]. 

Die nachfolgenden Betrachtungen beziehen sich zunächst 
nur auf Durchschlagsversuche mit Gleichspannung. Zahl- 
reiche Messungen ergaben, daß unter den oben genannten 
Bedingungen die el. Df. von dünnen Einzelfolien auch bei 
Schichtung mehrerer Folien tatsächlich erhalten bleibt, d. h. 
bei gleicher Gesamtschichtdicke die el. Df. der unterteilten 
Schicht größer ist als die der kompakten Einzelschicht, aller- 
dings nur für die Höchstwerte. Weit bedeutungsvoller für die 
Praxis ist die Frage nach dem Verhalten der niedrigen 
Durchschlagswerte. 

Um hierüber eine übersichtliche Vergleichsmöglichkeit zu 
schaffen, wurde für jede einzelne Folie ein sog. „Streubild” 
entworfen (Bild 2). Die Abszisse ist hierbei in Abschnitte 
von je 30 kV/mm unterteilt. Parallel zur Ordinate ist die 
Häufigkeit aufgetragen, mit der bei der entsprechenden Folie 
die Durchschlagswerte in die betreffenden Abschnitte fallen. 

So stellt das Streubild der 10 «-Folie den Typ einer in 
diesem Sinne schlechten Folie dar. Der Hauptstreubereich 
ist sehr groß, d. h. die einzelnen Messungen streuen mit 
nahezu gleicher Häufigkeit über das ganze Gebiet von 100 
bis 540 kV/mm. Dabei ist die Anzahl der niedrigen Durch- 
schlagswerte unter 100 kV/mm, der sog. „Ausreißer“, sehr 
groß. 

Allgemein zeigte sich folgendes: Die dünnen Folien 
streuen wesentlich mehr als die stärkeren. Schichtet man 
mehrere dünne Folien, so engt sich der Hauptstreubereich 
dieser unterteilten Gesamtschicht gegenüber dem der dünnen 
Einzelshicht etwas ein, ist jedoch noch wesentlich breiter 


Elektrofechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


als der einer entsprechend dicken Einzelfolie. Ebenso nimmt 
die Anzahl der Ausreißer mit zunehmender Schichtzahl in 
bezug auf die dünne Einzelschicht etwas ab, ist aber meist 
noch größer als die einer kompakten Schicht gleicher Stärke. 


— s ao ——- s p Pe} 
k 500 kV/mm 
R ar a re 


Bild 2. Gegenüberstellung der Streubilder verschieden geschichteter 


Styroflexfolien. 

Für die Höchstwerte der el. Df. als Funktion der Zeit 
wurden in einem Bereich von 10 bis 1500 s Belastungsdauer 
folgende Verhältnisse festgestellt (vgl. Bild 3): Der hohe 
Anfangswert der el. Df. der dünnen Folien nimmt mit der 
Belastungsdauer stärker ab als der von dicken Schichten. 
Schon nach etwa 200 s liegt der Durchschlagswert der dicken 
Folien wesentlich höher. Es sei hier entsprechend dem Streu- 
bild der Begriff der „Streuzone” eingeführt. Darunter ist das 
in Bild 3 schraffierte Gebiet zu verstehen, in dem also die 
einzelnen Messungen bei der jeweils betrachteten Folien- 
stärke liegen. Eine schmale Streuzone ist demnach ein Zei- 
chen für eine im elektrischen Sinne gute Folie, allerdings 
unter der Voraussetzung, daß die Zahl der Durchscllags- 
werte, die bei kurzer Belastungsdauer und geringer Feld- 
stärke eintreten, relativ klein ist. Dieses Gebiet ist 
durch besondere Schraffierung in der Streuzone hervorge- 
hoben. Unter Beachtung dieser Gesichtspunkte ergab sich für 
das Schichtungsproblem Folgendes: 


Feldstärke 


7 EEE 
Vyg WH 7 GEBOU, 
A 


400 600 800 1400 s 
Belastungsdauer 


Bild 3. Durchbruchfeldstärke von Styroflex abhängig von der Belastungs- 


dauer. 

Mit zunehmender Schichtzahl dünner Folien nähert sich 
die Kurve der Höchstwerte der unterteilten Schicht mehr 
und mehr der einer entsprechend dicken kompakten Einzel- 
schicht. Deren Kurve wird nur in einzelnen Fällen — in erster 
Linie bei höherer Schichtzahl — um ein Geringes überschrit- 


ten. Die Streuzone der geschichteten Isolation engt sich im . 


Vergleich mit der der dünnen Einzelschicht etwas ein, ist je- 
doch mit Ausnahme bei der Schichtung der 20 u-Folie stets 
noch breiter als die der kompakten Einzelschicht. Die Wech- 
selspannungsversuche zeigten qualitativ die gleichen Ver- 
hältnisse. Im groben Durchschnitt lagen diese Werte (ge- 
messen in kV/mm Spitzenwert) etwa 20% niedriger als die 
entsprechenden Gleichspannungswerte. 


Zusammenfassend ist also festzustellen, daß beim Sty 
roflex kein positiver Schichtungserfolg erzielt wurde. Di 
Verhältnisse liegen hier wesentlich anders als beim eingangs! 
erwähnten öÖlimprägnierten Papierdielektrikum. Ein Unter 
schied zwischen den beiden Isolationsarten tritt schon rei 
äußerlich zutage. Bei der einen handelt es sich um die innig 
Durchdringung einer festen mit einer flüssigen Phase. Die 
andere hingegen besteht aus einer Schichtung zwischen 
einem festen und einem gasförmigen Bestandteil. 

Die Hauptursache für das Ausbleiben eines Schichtungs« 
erfolges bei Styroflex ist jedoch in der starken Inho- 
mogenität der Folien selbst zu suchen. Diese kann 
günstiger Weise sehr gut mit Hilfe des Toeplerschen Schlie- 
renverfahrens [6] sichtbar gemacht werden, das alle Inhomo« 
genitäten der Dicke und des Brechungsindex anzeigt. Da aud 
die Dielektrizitätskonstante sih mit dem Brechungsinder 
ändert, werden also gerade diejenigen Inhomogenitäten 
sichtbar gemacht, die in erster Linie die el. Df. eines Isolier- 
stoffes vermindern. 


Oee maea ana S a a E- En D D ar u 


Schlierenbilder von Styroflexfolien vor und nach des Durchschia‘ 
Die Bilder entsprechen der Elektrodengröße. 


Bild 4. 


Es gelang, photographisch nachzuweisen, daß derartig 


` Inhomogenitäten in den meisten Fällen den Durchschlagsv: 


bestimmen. Eine Reihe von Folien wurde vor und nach de: 
Durchschlag nach dem erwähnten Verfahren photographier 
Die Durchschlagstelle wurde durch ein Fadenkreuz bezeid 
net. Man erkennt in Bild 4 deutlich, daß der Durchschlag i 
weils an einer durch eine Inhomogenität ausgezeichnete 
Stelle erfolgte. Bild 5 zeigt darüber hinaus, daß sich die |: 
homogenität einer kompakten Einzelshicht kaum von de 
einer unterteilten Schicht unterscheidet. Setzt man z. B. e:z 
mal für alle Folien voraus, daß auf die Flächeneinbheit d: 
gleiche Anzahl von Fehlern im Durchschnitt entfällt, so fok 
daraus, daß sich in einer kompakten Einzelshicht wenig: 
Fehler zwischen den Elektroden befinden als bei einer ce 
schichteten Probe. 

Um nun festzustellen, inwieweit sih ein Fehler. ce 
durch eine oder mehrere darüberliegende Schichten abgede 
ist, auf die el. Df. der gesamten Schichtung auswirkt, wurde 
einzelne Folien gelocht (Lochdurchmesser 5 mm) und dies 
Fehlstellen in der verschiedensten Weise überdeckt. Es ze: 
sich durchgehend, daß der Durchschlag dann mit Sicherhe 
an diesem künstlichen Fehlerort erfolgte, wenn die Dia 
der insgesamt durchlochten Schichten größer als 30% der G: 
samtschichtdicke war. Bei Wechselspannung dagegen traf de 


schschlag besonders bei längerer Belastungsdauer den 
ehlerort bereits dann, wenn die Lochschichtdicke 15% der 
esamtschichtdicke ausmachte. Bei allen am Fehlerort erfolg- 
en Durchschlägen aber lag die Durchschlagstelle immer genau 
uf der Lochkante, ein Zeichen dafür, wie weitgehend sich 
eldverzerrungen (in diesem Falle durch. die Isolierstoff- 
ante) auswirken. 

Rücblickend ist festzustellen, daß zumindestens bei Be- 
anspruchung durch Gleichspannung eine gewisse Abdeckung 
‚von Hohlräumen auch im elektrischen Sinne stattfindet, daß 

ber diese Abdeckung weniger eintritt für Fehler, die durch 

eldverzerrungen hervorgerufen sind. Also stehen sich bei 
er Shichtung von Isolierstoffen im wesentlichen zwei Fak- 
toren gegenüber. Auf der einen Seite wird die el. Df. bei 
rhöhung der Schichtzahl durch Vergrößerung der in der 
‚Probe insgesamt vorhandenen Fehlerzahl herabgesetzt. Dar- 


1.100 u 


3-60 u 


Bild 5. Vergleich des Schlierenbildes einer Einzeliolie und einer 
dreifachen Schichtung. 


uber hinaus besteht die Gefahr, daß durch die bei allen Iso- 
lierstoffen relativ große Leitfähigkeit der Oberflächen die in 
den dünnen Schichten vorhandene Fehlerstellen quer unter- 
einander leitend verbunden werden. Bei der Schichtung 
kann also durch Vergrößerung der inneren Oberfläche das 
Entstehen einer leitenden Brücke begünstigt werden, also 
gerade das eintreten, was man mit Hilfe der Schichtung zu 
vermeiden suchte. Dagegen wird auf der anderen Seite das 
kolationsvermögen einer Gesamtschicht durch die in den 
eingangs erwähnten Punkten 1..4 aufgezeigten Momente 
erhöht. 

i Im großen Durchschnitt scheinen sich beim Styroflex 
ide Wirkungen gerade die Waage zu halten. Erhärtet wird 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


275 


diese Annahme durch die Tatsache, daß einmal ein geringer 
positiver Schichtungserfolg bei der 20 v-Folie erreicht wurde, 
während sich eine ausgesprochen negative Wirkung bei der 
10 u-Folie zeigte. Erstere zeichnete sich durch besondere 
Homogenität im Schlierenbild, letztere durch ein ausgespro- 
chen schlechtes Streubild aus. 

Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit den eingangs ge- 
machten Feststellungen über das Schichtungsproblem bei der 
ölimprägnierten Papierisolation führt zu dem Schluß, daß eine 
allgemeingültige Aussage über einen Schichtungserfolg von 
verschiedenen Isolierstoffen nicht möglich ist, da dieser in 
äußerst starkem Maße von den spezifischen Eigenschaften 
des betreffenden Werkstoffes abhängt. 


Zusammenfassung 

Um das dieser Arbeit gestellte Ziel, die Beurteilung des 
Schichtungserfolges und die Messung der Durchbrudifeld- 
stärke beim Styroflex zu erreichen, mußte das Meßverfahren 
der großen Inhomogenität dieses Materials angepaßt werden. 
Da die einzelnen Messungen sehr stark streuten, wurde die 
Streuung der Einzelmessungen als Grundlage zur Beurtei- 
lung des Schichtungserfolges gewählt. Es konnte gezeigt wer- 
den, daß die zahlreichen Abweichungen von der Normal- 
struktur beim Styroflex den Ort des elektrischen Durchschla- 
ges bestimmen und auch die Ursache für das Ausbleiben 
eines positiven Schichtungserfolges sind. 

Bei der systematischen Weiterentwicklung des Schich- 
tungsprinzips ist der Einfluß isolierender Flüssigkeiten und 
der Richtung des elektrischen Feldes auf die Leitfähigkeit von 
Isolatoroberflächen besonders zu beachten. 


Schrifttum 


[1] I. Borel: Un noveau type de cable électrique pour les hautes et 
tres hautes tensions. Bull. Soc. franç. Electr. 26 41935) Nr. 16. 

2] W. Vogel: Hocdspannungskabel. In O. Schumann: Fortschritte 
der Hochspannungstechnik, Bd. 1. Akad. Verl.-Ges., Leipzig 1944. 

[B] H. Horn: Herstellung und Anwendung des elektr. Isolierstoffes 
Styroflex. Kunststoffe 30 (1940) H. 3. Ref. in ETZ 61 (1940) S. 902. 

[4] G Rogowski u. H. Rengier: Ebene Funkenstreken mit ridh- 
tiger Randausbildung. Arch, Elektrotechn. 16 (1926) S. 73. Ref. in ETZ 48 
(1927) S. 302. 

[5] K. W. Wagner: Der elektrishe Durchschlag von festen 'Isolatoren. 
Arc. Elektrotechn. 39 (1948) S. 215. Ref. in ETZ 70 11949) S. 472. 

P. Perlick: Der Durdhsclag bei festen Isolierstoffen. Arch. elektr. 
Übertr. 2 (1948) S. 174. Ref. in ETZ % (1949) S. 374. 

[6} Schardin: Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften, Bd. 20. 


Über ein Verfahren zur indirekten Kontaktgabe bei anzeigenden Meßgeräten* 


Von F. Angersbach und E. Hueter, Darmstadt. 


Übersicht. Es wird ein Verfahren beschrieben, bei dem die Zeiger- 
Selling eines Meßgerätes durch Wärmestrahlung, also ohne Rückwirkung 
aul das Meßwerk, abgetastet wird. Die Widerstandsänderung einer durch 
die Strahlung der „Sendewendel” geheizten bzw. bei Abschattung nicht ge- 
deizten „Empfängerwendel” betätigt ein Relais im Brückennullzweig. 


Seitherige Verfahren, 

Unmittelbar mechanische Kontaktgabe bei anzeigenden 
Meßgeräten ist nur möglich bei Drehmomenten von etwa 
I cmg (für Endausschlag), besonders wenn die Kontaktgabe 
tiher und mit einiger Genauigkeit, z.B. etwa 1% vom Skalen- 
eadwert erfolgen soll. 

Bei Meßgeräten mit kleinem Drehmoment muß man zur 
%g. indirekten Kontaktgabe übergehen; die bekanntesten 
Verfahren sind: 

l. Fallbügelkontakt, 

2. Bolometerkontakt nach Sell [2], 

3. photoelektrischer Kontakt. 
fein ersten Verfahren wird der einen Kontakt tragende Zei- 
ger des Meßgerätes periodisch (üblicherweise etwa alle 15 s) 
von einem Fallbügel abgetastet und beim Erreichen eines 


° Kurzer Auszug aus einer am Institut für Hochspannungs- und Meß- 
tcheik der T. H. Darmstadt entstandenen und am 16. 9. 1949 eingereichten 
Dissertation [1]. 


DK 621.317.7.087.4 


bestimmten einstellbaren Wertes gegen einen Gegenkontakt 
gedrückt, wodurch ein Impuls ausgelöst wird. Die Rückwir- 
kung auf das Meßwerk ist gering; Nachteile sind einmal der 
verhältnismäßig große mechanische Aufwand der Anordnung, 
die größtenteils im „Leerlauf“ arbeitet, dann aber auch die 
Tatsache, daß der beispielsweise etwa wichtige Höchstwert 
meist zwischen zwei Abtastungen erreicht wird. 

Beim zweiten Verfahren durchschneidet eine auf dem 
Zeiger sitzende Abdeckfahne einen von einem Membran- 
Blaswerk erzeugten feinen Luftstrahl, der normalerweise eine 
in eine Brücke geschaltete kleine stromgeheizte Wendel aus 
temperaturabhängigem Widerstandsmaterial anbläst; nach 
Unterbrechung des Luftstrahles erhöht sich die Temperatur 
und damit der Widerstand der Wendel, wodurch die Brücke, 
die vorher abgestimmt war, verstimmt wird, oder umgekehrt. 
Hierdurch wird im Nullzweig der Brücke ein empfindliches 
Relais angeregt. (Nebenher sei bemerkt, daß der Name „Bolo- 
meter“ nicht ganz treffend ist, da ein Bolometer nach dem 
Prinzip der Wärmestrahlung, das Sellsche Verfahren jedoch 
nach dem Prinzip der Wärmekonvektion arbeitet.) Die Rück- 
wirkung des Luftstrahls auf das bewegliche Organ des Ge- 
rätes ist gering; sie beträgt beispielsweise bei einem von 
S. & H. ausgeführten Gerät etwa 0,75 10-3 cmg [3], wodurch 


276 


dieses Verfahren, läßt man eine Unsicherheit in der „Kon- 
taktgabe” von 1% des Skalenendwertes zu, für Geräte mit 
Drehmomenten herab bis zu 75° 10-3 cmg angewandt werden 
kann. Da der Luftstrahl eine Breite von nur 0,1 mm hat, er- 
folgt die Kontaktgabe praktisch recht genau; die Ansprec- 
zeit beträgt etwa 1 s. 

Bei Geräten mit shwächerem Drehmoment allerdings ist 
die Rückwirkung des Luftstrahles auf die Anzeige des Ge- 
rätes nicht mehr zu vernachlässigen. Hier eignet sich das unter 
Punkt 3. erwähnte photoelektrische Verfahren: die Zeiger- 
fahne unterbricht einen auf ein Photoelement oder auf eine 
Photozelle fallenden Lichtstrahl, der keine merkbare Rück- 
wirkung auf Systeme selbst mit schwächstem Einstellmoment 
hat. Beim Photoelement macht sich als Nachteil bemerkbar, 
daß die von ihm abgegebene Leistung im allgemeinen zu klein 
ist, um direkt ein Relais zu betätigen; außerdem zeigt es im 
Laufe der Zeit Alterungserscheinungen. Bei Benutzung der 
Photozelle ist eine Verstärkerröhre erforderlich; beide haben 
bekanntlich begrenzte Lebensdauer. 

Erwähnt sei schließlich noch die Anwendung kapazitiver 
oder induktiver indirekter Kontaktgabe, die jedoch beide 
Verstärkung benötigen und außerdem eine u. U. nicht zu 
vernachlässigende Rückwirkung haben. 

‘Im folgenden wird ein Verfahren beschrieben, das bei 
geringem Aufwand eine indirekte Kontaktgabe ohne merk- 
liche Rückwirkung auf das steuernde System selbst bei ge- 
ringstem Drehmoment ermöglicht. 


SSp 


SSp Sendespiegel mit Sendewendel SW, ESp Empfängerspiegel mit 
Empfängerwendel EW; alle reflektierten Strahlen schneiden sich prin- 
zipiell in einer Linie und werden do:t von der Fabne F unterbrochen. 


Bild 1. Grundsätzliche Darstellung des Wärmestrahlungsverfahrens. 


Das Wärmestrahlungs-Verfahren. 

Diesem Verfahren liegt folgende Idee zugrunde (s. 
Bild 1): Von einer „Sendewendel"” SW, die in der Brennlinie 
eines „Sendespiegels” (SSp) vom Querschnitt einer Halb- 
ellipse angeordnet ist, gehen Wärmestrahlen aus, die sich in 
einer zweiten Brennlinie, die dieser Spiegel mit einem 
„Empfängerspiegel” (ESp) gemeinsam hat, schneiden und 
schließlich in die Brennlinie des Empfängerspiegels reflektiert 
werden; dort werden sie von einer Enpfängerwendel (EW) 
absorbiert, wodurch deren Temperatur und damit ihr elek- 
trischer Widerstand einen bestimmten Wert annimmt. Schal- 


Bild 2. Brükenschaltung mit den in den For- 
meln verwendeten Bezeichnungen der Wider. 
stände; Ra Re Re feste Widerstände, R pew 
Empfängerwendel, R, Relais im Nullzweig. 


tet man diese EW nach Bild 2 in eine Wheatstonesche Brücke 
ein und gleicht diese ab, so wird bei Abdeckung der Strah- 
lung mittels einer Fahne F die EW sich abkühlen, ihren 
Widerstand ändern und damit eine Verstimmung der Brücke 
hervorrufen, die geeignet ist, ein empfindliches Relais im 
Nullzweig der Brücke zum Ansprechen zu bringen, das irgend 
einen Vorgang einleitet. Ordnet man die Fahne F (s. Bild 1) 
in der mittleren gemeinsamen Brennlinie der beiden Ellipsen- 
spiegel an, so genügt prinzipiell eine sehr kleine Bewegung 
in Pfeilrichtung, um die gesamte Strahlung abzudecken. Der 
Strahlungsdruck ist bei den in Frage kommenden Leistungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


derart gering, daß das Verfahren, wie eine einfache Red. 
nung zeigt, selbst bei den empfindlichsten Galvanometern 
noch ohne spürbare Rückwirkung auf die Anzeige angewandt 
werden kann. 


Wahl der Abmessungen. 


Der Anteil der vom SSp auf die SW reflektierten Strah. 
lung ist umso größer, je kleiner der „Offnungswinkel" y (s. 
Bild 3), oder mit anderen. Worten, je größer die Exzentrizität 
der Ellipse ist. Da die Ausdehnung des gesamten Spiegel- 
systems etwa gleich dem 4fachen Betrage der aus Bild 3 er. 
sichtlihen Größe a ist, so ist in erster Linie für die Wahl 
dieser Spiegelgrößen ausschlaggebend der verfügbare Platz 
im Meßgerät, in das die Anordnung eingebaut werden soll; 
dasselbe gilt auch für die Spiegellänge. Der Spiegelkörper 
wird entweder aus Blech mit Hilfe einer Schablone oder aus 
gezogenem Rohr von elliptischem Querschnitt hergestellt 
und innen mit einem hochglanzpolierten Überzug aus Rho- 
dium oder Gold versehen; Silber und Nickel neigen zum 
Erblinden. 


Für gleiche Oberflächen- 
temperatur wächst die Emis- 
sion der SW proportiona! 
mit der Oberfläche, also mit 
dem Durchmesser bei gege- 
bener Länge; die letztere 
wird zweckmäßigerweise 
etwa gleich der Spiegellän- 
ge gewählt. Die Vergröße- 
rung des Durchmessers is' 
allerdings insofern begrenzt 

‚als er nicht größer werder 
kann als der doppelte Brerz- 
linienabstand f fs. Bild 3). 

Eingangs wurde erwähn! 
daß prinzipiell eine seh 
kleine Bewegung der Zeiger 
fahne genügt, um die gesamte Strahlung abzudecken; infola' 
einer grundsätzlichen, den meisten optischen Systemen ar 
haftenden Eigenschaft ist auch bei der beschriebenen Anori 
nung bei endlicher Ausdehnung der SW die Brennlinie eben 
falls endlich breit, so daß ein endlicher Weg zur Abdecen: 
der gesamten reflektierten Strahlung erforderlich ist. Da 
Anbringen einer Blende mit einem schmalen Schlitz in de 
Brennlinie bewirkt, daß die durchgelassene Strahlung zu q‘ 
ring ist, um einen genügend großen Effekt im Brückennü' 
zweig hervorzurufen. Daher muß zwecks genauer Kontak 
gabe ein anderer Weg beschritten werden, wie später no 
gezeigt wird. 

Als Material für die SW wurde Chrom-Nickeldraht ve 
wendet; um bei Erwärmung ein Durchbiegen zu verhinder: 
wird sie nach dem Wickeln (Windung an Windung) auf e: 

Stäbchen aus keramischem Material (z. B. Sintertonerde) au 
geschoben. 

Die EW wurde wegen des hohen Temperaturkoeffizie: 
ten aus Nickeldraht hergestellt. Versuche ergaben, daß >» 
dem verwendeten Spiegelsystem die größte Temperatü 
änderung dann auftritt, wenn ihr Durchmesser etwa 0,5 m 
beträgt. Die starke Verformung bei der Krümmung des Ni 
keldrahtes bewirkt, daß die EW bis zu einer Länge von 4.. 
cm eine außerordentlich hohe mechanische Festigkeit besit 
so daß sie ohne weiteres freitragend befestigt werden kar: 
ihre Länge ist etwa gleich der Spiegellänge. Da der blan 
Nickeldraht die Strahlung kaum absorbiert, wurde die fert : 
EW über brennendem Kampfer geschwärzt, was eine Absor! 
tion von über 90% bewirkt. 


Bild 3. Vergrößerte Darstellung eines 

Spiegels mit den verwendeten Bezeich- 

nufgen der Hauptabmessungen; die 

gezeichneten äußeren, noch reflektier- 

ten Strahlen schließen den „Offnungs- 
winkel” y ein. 


Rechnerische Grundlagen des Bolometers 
Um einen Überblick über Empfindlichkeit und Zeitko: 
stante der EW zu erhalten, ist es erforderlich, einen kurze 
Blick auf die Theorie des Strahlungsempfängers zu wer‘e 
Ist dieser ein Körper, dessen Länge groß gegenüber Höhe ur 
und Breite ist (z. B. Bändchen, Draht), so verläuft im stau: 
nären Zustand die örtliche Übertemperatur gegen die Umg: 


9. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


277 


| bung nach einer Hyperbel-Cosinusfunktion, sofern die bei- 


| 


den Enden durch hinreichend große Metallmassen auf Raum- 
temperatur gehalten werden, was sowohl aus technologi- 
schen Gründen als auch aus Gründen der Reproduzierbarkeit 
erforderlich ist [4]. Die mittlere Ubertemperatur aber (diese 
ist ausschlaggebend für die mittlere Widerstandsänderung) 


hat die Größe [4] 
Tg — IE Ira 
Hierin bedeuten 


'n die mittlere Ubertemperatur des a 
in °C, 


eo 


(1) 


E die Dichte der singesirahlten Energie in cal cm? srl, 

p das Verhältnis des bestrahlten Teiles des Umfanges zum 
Gesamtumfang, 

k die Konvektionszahl in cal ' cm-2 ' s -1 * (°C)-1, 

! die Länge in cm, 

u den Umfang in cm, 

i die Wärmeleitzahl in cal "cm! * s -1 > (°CJ-1, 

q den Querschnitt in cm?. 


GI. (1) berücksichtigt nicht die Strahlungsverluste, da sie bei 
den bei der EW in Betracht kommenden Ubertemperaturen 
vernachlässigt werden können. Der Klammerausdruck ist 
meist von ee Bedeutung [5]; er nähert sich mit 
= (kurz: x genannt) dem Werte 1, und 
zwar beträgt er bei x = 10 bereits 0,9. Bei der untersuchten 
EW ist x schon aus konstruktiven Gründen so groß, daß der 
Klammerausdruck praktisch gleich 1 ist; eine weitere Ver- 
großerung von ] und u oder Verkleinerung von q würde dann 
vorwiegend nur die Verluste, kaum jedoch die Übertempera- 
ur erhöhen. 

Die Ubertemperatur der EW als Funktion der Zeit ver- 
‚auft nach der Gleichung: 

ku 
tm = SP li sie CaL z) [°C]. 
Hierin bedeuten 
c die spezifische Wärme der EW in cal’ g4: 
das spezifische Gewicht g * cm’3, 
2 die Zeit in s. 
Die Ubertemperatur ändert sich also nach einer Expotential- 
funktion, deren Zeitkonstante 
cögq c G 
ku `~ kul [s] 

beträgt, wobei G das Gewicht der EW bedeutet. 

Aus Gl. (1) und (2) ergab sich, daß tm umso kleiner wird, 
ie größer k wird; hingegen sagt GI. (3), daß kleiner werden- 
des k die Zeitkonstante der EW und damit die Ansprechzeit 
der „Kontakt”-Anordnung erhöht. Bei dem ausgeführten 
Bolometer wurde eine Ansprechzeit von etwa 1 s erreicht; 
wollte man nun durch Evakuieren die Empfindlichkeit der 
EW beispielsweise auf das Zehnfache erhöhen, so würde da- 
durch die Ansprechzeit etwa 10 s betragen. Abgesehen da- 
von, daß der Erzeugung eines konstant bleibenden Vakuums 
konstruktive Schwierigkeiten entgegenstünden, wäre eine 
sich hohe Ansprechzeit nicht immer brauchbar. 


Experimentelle Ermittlung der Empfindlichkeit. 


Die Versuche wurden mit einem Spiegelsystem vorge- 
nommen, das folgende Abmessungen hatte: 


wachsendem — 
5 


POHL, 


(3) 


Große Hauptachse 2a = 214 mm 
Kleine Hauptachse 2b = 12 mm 
Spiegellänge lsp = 25 mm 
SW-Durchmesser dsw = 15 mm 
EW-Durchmesser dgw = 05 mm 


Der EW-Widerstand betrug näherungsweise 37 Q bei Raum- 
temperatur. 

Bild 4 zeigt die relative EW-Widerstandsänderung in 
Abhängigkeit von der Temperatur der SW. Kurve 1 ergibt 


» 


(2) - 


sich, wenn man ÄR;w auf den Widerstandswert bei Aus- 
gangstemperatur (z. B. Raumtemperatur) bezieht, Kurve 2, 
wenn man ARgw auf den Wert bei der jeweiligen Tempe- 
ratur bezieht. Die erste Kurve ist maßgebend, wenn man 
die Brücke bei abgedeckter Strahlung abgleicht und die EW- 
Widerstandsänderung durch Bestrahlung hervorruft; die 
zweite Kurve gilt, wenn man die Brücke bei bestrahlter EW 


Bild 4. Relative Widerstandsänderung der Empfängerwendel in Abhängig- 

keit von der Sendewendeltemperatur. Kurve 1: Absolute Widerstands- 

änderung, bezogen auf den Wert bei Ausgangstemperatur; Kurve 2: Ab- 

solute Widerstandsänderung, bezogen auf den Wert bei der jeweiligen 
Temperatur. 


abgleicht und ihre Widerstandsfähigkeit durch Abdeckung 
der Strahlung hervorruft; prinzipiell sind beide Verfahren 
möglich. Scheinbar aber wird bei dem ersten durch die grö- 
Bere Widerstandsänderung auch ein größerer Brücken-Null- 
strom erreicht; dies ist jedoch nicht der Fall, wie im folgen- 
den gezeigt wird. Der Strom im Brückennullzweig ergibt sich 
nämlich zu [6] 
ARzw | | 

h = lew Rew Rew Iir ro 

hierin bedeuten (s. Bild 2) 


(4) 


R (Rew + Ra) (Rc + Rb) 
= wobei R = Rew + Ra + Re + Rb (5a, 5b) 
Ra Rb 
A Rew = Rc (6) 
Ferner sei , 
Re Rb 


(7) 


Io ist aber nur so lange proportional A Rgw /Rgw so lange 
A Rew X Rew ist; mit größerer relativer Widerstandsände- 
rung wächst der Brückennullstrom langsamer, so daß bei bei- 
den oben erwähnten Verfahren der Brückennullstrom gleich 
groß ist. 

Das Maximum des Brückennullstromes wird gemäß Gl. (4) 
erreicht für y = 0 und x = 0 (praktisch für RR < Rund Ra 
< Rew) Das Maximum der Leistung im ‚Brückennullzweig 
jedoch, und auf diese kommt es bei einem Relais an, tritt auf 
bei y = 1 d.h. bei R = Ro. Die Größe n ist bei gegebenem 
Strom /gw ohne Bedeutung für Io, nicht aber für No, da mit 
wachsendem n auch die Größe R wächst und somit, will man 
Ro = R beibehalten, auch N. wächst; dieser Anstieg ist nicht 
proportional, für n = 9 ist No schon zu 90 % des Maximal- 
wertes erreicht. 

Die höchste Temperatur der SW, die die Verspiegelung 
des SSp im Dauerbetrieb aushält, ergab sich experimentell zu 
etwa 500 °C, was einer Widerstandsänderung der EW von 
etwa 8% entspricht (s. Bild 4). Zur Erzeugung dieser SW- 
Temperatur sind etwa 5 W erforderlich; die Ausstrahlung be- 
trägt dabei ungefähr 0,2 cal/s. Nach Gl. (4) ist Io proportional 
dem Strom /gw ; dieser ruft eine Erwärmung der EW hervor, 
der sich die durch Strahlung verursachte Erwärmung über- 
lagert, was praktisch keine Verminderung der von der letz- 


278 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 22. Mai 195 


Km —— 77 


| 
teren bewirkten EW-Widerstandsänderung bedeutet. Trotz- 
dem ist die Steigerung von Igw begrenzt; nämlich die relative 
Widerstandsänderung, und auf diese kommt es an, sinkt mit 
wachsender Ausgangstemperatur, da mit ihr die Bezugsgröße 
Rpw wächst, so daß das Produkt Igw ' 4 Rew/Rrw und da- 
mit Io schließlich nicht mehr steigt, sondern sogar sinkt, wie 
auch experimentell nachgewiesen wurde. Bei der verwendeten 
EW (Niceldraht 0,05 mm, Windungsabstand etwa gleich 
Drahtdurchmesser) bringt es z. B. keinen Vorteil, den EW- 
Strom größer als 50 mA zu machen; damit wird eine Brücken- 
Nulleistung von etwa 10-5 W erreicht, was zur Betätigung 
eines empfindlichen Relais gut ausreicht. 

Der EW-Drahtquerschnitt setzt also der Brücken-Null- 
leistung eine Grenze. Vergrößert man ihn beispielsweise 
auf das Zehnfache, so kann man in erster Annäherung den 
zehnfachen Strom durch die EW schicken, d. h. die 100fache 
Leistung, also etwa 10-3 W, aus der Brücke herausholen und 
damit schon ein recht kräftiges Relais betreiben. (Die erzielte 
Leistung ist sogar noch etwas größer, weil bei dickeren 
Drähten die Konvektionsverluste kleiner sind.) Die Zeitkon- 
stante der Anordnung aber ist gemäß Gl. (3) zehnmal so 
groß geworden, was, wie früher schon betont, in vielen Fäl- 
len stört. Hier muß von Fall zu Fall, je nach der Änderungs- 
geschwindigkeit der zu messenden ‘Größe, entschieden wer- 
den, wie der Bolometerkontakt am zweckmäßigsten ausge- 
legt wird. 


Kompensation des Einflusses der Umgebungstemperatur. 

8% relative EW-Widerstandsänderung werden bewirkt 
durch 15...30 °C Temperaturänderung; da Raumtemperatur- 
schwankungen in dieser Größenordnung liegen, muß man 
deren Einfluß kompensieren, etwa so, daß man (s. Bild 2) 
entweder den Widerstand Ra oder den Widerstand Rec sso- 
wohl aus demselben Material wie die EW herstellt, als ihm 
auch gleiches Gewicht umd Oberfläche, also gleiche Zeitkon- 
stante wie der EW erteilt. Es erwies sich als zweckmäßig, 
diesen Kompensationswiderstand (KW) an Stelle von Ra 
zu setzen, obwohl in diesem Falle x = 1 ist, was die Empfind- 
lichkeit der Brücke etwas vermindert [s. Gl. (4)]. Das Ver- 
hältnis y wird ungefähr gleich 10 gewählt, wodurch einmal 
der Strom Igw praktisch temperaturunabhängig, dann aber 
auch das Maximum von R zu 90% erreicht wird. 

Der KW wird in unmittelbarer Nähe der EW innerhalb 
des ESp angeordnet. Da dieser, trotz des hohen Reflexions- 
vermögens der Verspiegelung, einen Teil der Strahlungs- 
energie absorbiert, erwärmt er sich und übt dadurch eine 
mehr oder weniger große thermische Rückwirkung auf die 
EW aus; durch die oben erwähnte Anordnung des KW wird 
diese jedoch so weit kompensiert, daß der Anwärmefehler 
nur noch 4...5% des Brückennullstromes beträgt. Der Ein’ 
{luß der Temperaturabhängigkeit von Ro beträgt bei 10 °C 
Raumtemperaturänderung im ungünstigsten Fall 4,5% von 
lọ; beide verhältnismäßig großen Fehler beeinträchtigen die 
Genauigkeit der „Kontaktgabe” nur unwesentlich, wie unten 


gezeigt wird. 
Maßnahme zur Erzielung genauer Kontaktgabe. 


Früher war gesagt worden, daß zur Abdeckung der ge- 
samten Strahlung ein größerer Fahnenweg erforderlich sei. 
Um nun trotzdem genaue „Kontaktgabe“ erzielen zu können, 
schaltet man in den Brücken-Nullzweig ein Drehspulrelais, 
das bei kleinen Schaltleistungen ein Halteverhältnis von 
nahezu 1 hat. Infolge der Bündelung der Strahlung ist die 
Anderung von Io in Abhängigkeit vom Fahnenweg groß; bei 
der untersuchten Anordnung betrug sie maximal etwa 0,3 
mA/mm. Dadurch genügt, wenn soviel Strahlung abgedeckt 
ist, daß sich die Relaiskontakte gerade noch nicht berühren, 
eine sehr kleine Bewegung der Zeigerfahne, um das Relais 
sicher ansprechen zu lassen; es fällt praktisch an derselben 
Stelle wieder ab, die „Kontaktgabe‘ erfolgt also recht genau. 
Das benutzte Relais sprach bei etwa 0,2 mA an; der Strom 
lw wurde so groß gewählt, daß bei völliger Abdeckung 
der Strahlung lọ =- 0,3 mA betrug. Die beiden oben erwähn- 
ten Fehlerqueilen bewirken zusammen eine Änderung von 


lo um 9%, also um 0,027 mA, wofür nur ein Fahnenweg von 
0,1 mm erforderlich ist, mit anderen Worten, die Genauig- 
keit der „Kontaktgabe” wird durch die oben erwähnten 
Fehler kaum beeinträchtigt. 


Anordnung mit Maximal-Minimal-„Kontakt”, Fehlerquellen 


Die Verwirklichung eines Maximal-Minimal-„Kontaktes’ 
bedingt nach allem seither Gesagten prinzipiell zwei Brúk 
ken mit je einem Relais. Er läßt sich jedoch auch mit einer 
Brücke verwirklichen und zwar dadurch, daB man die Zweite 
EW an Stelle des Widerstandes Ra schaltet (s. Bild 2) und 
ein Relais mit Nullpunkt in der Mitte verwendet. EW; ste!‘ 
dann den KW für EW» dar und umgekehrt, wodurch allerdings 
der Anwärmefehler etwas größer wird, was aber die Genav 
igkeit der „Kontaktgabe” kaum beeinflußt. 

Das Verfahren wurde an einem geeigneten Gerät er- 
probt. Durch das Schwenken der beiden Spiegelsysteme ur 
etwa 90° sind bei waagerechter Anordnung der Wendeln d: 
Konvektionsverluste der EW unterschiedlich groß, was zu: 
Folge hat, daß auch der Brückennullstrom untersciedlic 
groß ist; dadurch wird eine Ungenauigkeit der „Kontak: 
gabe" von etwa 0,1 mm hervorgerufen. 

Brücke und SW werden aus einem Konstanttransformato: 
gespeist, der so abgeglichen wurde, daß bei Netzspannunge: 
zwischen 180 V und 230 V sich die Sekundärspannung nt 
um 1% änderte [7]; dadurch wird eine weitere zusätzlich 
Ungenauigkeit in der „Kontaktgabe” von etwa 0,1 mm ve: 
ursacht. | 

Da die Zeigerfahne etwa in der Mitte des Zeigers ang: 
bracht war, muß also im ungünstigsten Falle mit einer Ur 
genauigkeit von 0,6 mm, gemessen auf der Geräteskala, ç? 
rechnet werden, was experimentell bestätigt wurde. 

Das verwendete Drehspulrelais hatte eine Schaltleistur 
von nur 0,1 W {10 V, 10 mA), wodurch es sicher anspra‘ 
und abfiel; es schaltet als Arbeitsrelais je ein Klappanke 
relais, das bequem je einen Steuermotor von etwa 100 \ 
bei 220 V schalten kann. Ergänzend sei noch bemerkt, d: 
mit Hilfe der neuerdings entwickelten Heißleiterstäbchen. - 
einen mindestens eine Größenordnung höheren Tempera’: 
koeffizienten besitzen, eine entsprechend höhere Ausgan? 
leistung der Brücke erzielt werden kann. Versuche hierub 
sind im Gange. 


Weitere Möglichkeiten. 
Um die von der SW erzeugte Wärme vom anzeigend 
Meßgerät fernzuhalten, kann man zwei Wege beschreiten 
1. Man ordnet das Sendesystem außerhalb, das Emp:: 
gersystem jedoch innerhalb des anzeigenden Meßgerätes 
und schließt dieses nach außen mittels eines Fensters a 


Bild 5. Anordnung von 5 
de- und Empfangssv: 
außerhalb des MeBcc': 
Der auf dem Ze:zer a 
bradıte Spiegel ZSp t+ 
tiert die durch das Fer 
durchgelassenen Wa 
strahlen auf die Empia: 
wendel. 


einem die Wärmestrahlen gut durchlassenden Medium 

2. Man ordnet Sende- und Empfängersystem außer: 
des anzeigenden Meßgerätes an, wie in Bild 5 darges:: 
und schließt das Gerät hierbei ebenfalls mittels eines ; 
sters wie unter 1. ab. An Stelle der Abdeckfahne tritt | 
ein Spiegel ZSp, der, wenn der Zeiger eine bestimmte `X 
lenstelle erreicht hat, die Strahlung auf die EW refirk': 
wodurch die vorher abgeglihene Brücke jetzt vers:.” 
wird. Diese Ausbildung ist insofern von Bedeutung, a's : 
hierbei die „Kontakt*-Anordnung an fabrikationsnor- 
Geräte anbauen, darüberhinaus, weil man auf diese W. 
auch die empfindlichsten Spiegelgalvanometer als Kar 
und Regelgeräte 'benutzen kann. 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Hett 11 


279 


Zusammenfassung. 


Das vorstehend beschriebene Verfahren gestattet, mit 
verhältnismäßig geringem Aufwand bei anzeigenden Meß- 
geraten mit geringstem Drehmoment an einer beliebigen 
Stelle der Skala eine Meldung zu erhalten, ohne daß durch 
die „Kontaktgabe” eine Rückwirkung auf die Anzeige erfolgt. 
Ein infraroter Strahl, der eine in eine Wheatstoneschhe Brücke 
seschaltete Bolometerwendel erwärmt, wird vom Zeiger un- 
terbrochen, wodurch sich die Wendel abkühlt; durch die damit 
verbundene Widerstandsänderung wird ein efnpfindliches 
Relais im Nullzweig der Brücke zum Ansprechen gebracht. 
Dieses schaltet ein zweites, kräftiges Relais, das z. B. einen 
Steuermotor schaltet. An einem Gerät wurde das Verfahren 
erprobt; die Ungenauigkeit in der „Kontaktgabe” beträgt 
höchstens 0,6 mm, gemessen auf der Geräteskala. Die An- 


Versuche zu einem neuartigen 


Übersicht. Die Entwicklung, die mathematische Untersuchung und 
-ınige der experimentell erhaltenen Kennlinien eines elektrostatischen Ge- 
serators auf Kunststoffbasis mit eingebautem Abspanner und mit Walzen 
sus Polystyrol-Folien werden kurz dargestellt. 


In der Praxis werden Niederspannungsanlagen für Wech- 
selstrom vielfach mit Gleichstrom geprüft. Für solche Prü- 
tingen werden auch elektrostatische Generatoren verwendet; 
sie haben jedoch nur eine geringe Stromstärke, denn bei den 
üblichen Konstruktionen führen schon geringe Ladungsmen- 


sen zu einer sehr hohen Spannung und damit zu großen 
Sprühverlusten. | 


Die seit Jahrzehnten stehengebliebene Entwicklung der 


für die Praxis geeigneten elektrostatischen Generatoren er- 
forderte nun eine Untersuchung, ob es heute durch Verwen- 
dung neuer -hochwertiger Kunststoffe, durch Kapazitätserhö- 
hung und durch konstruktive Verbesserung möglich ist, die 
Stromlieferung zu erhöhen, und ob es möglich ist, — gegebe- 
nenfalls mit anschließender Herabsetzung der Spannung — 
einen elektrostatischen Generator für Spannungen von 1 bis 
10 kV zu bauen, der als Gebrauchsgerät von der Industrie 
Fergestellt werden könnte. 


Die Anforderungen, die an ein solches Gerät gestellt 
werden, sind im wesentlichen: 


1. niedrige Spannung (1 ... 10 kV) und hohe Stromstärke, 
2. sofortige Betriebsbereitschaft bei jeder Witterung, 

3. einfache und robuste Bauweise, 

4. geringe Größe und geringes Gewicht (tragbar), 

5. Eignung zur Serienfabrikation. . 


Die Natur der Sache fordert eine Behandlung der Aufgabe 
einmal von der elektrischen und zum anderen von der kon- 
struktiven Seite. Da auch die mathematische Untersuchung 
der Vorgänge an einer elektrostatischen Maschine immer wie- 
der auf Faktoren stößt, die nur von der Konstruktion der Ma- 
schine abhängen und sich der mathematischen Erfassung ent- 
ziehen, so verlagerte sich das Schwergewicht der Untersuchun- 
gen von selbst von einer rechnenden Konstruktion auf eine 
experimentell-konstruktive Bearbeitung. Hierdurch erklärt 
sich auch das Fehlen von theoretischen Untersuchungen und 
von umfassendem Zahlenmaterial über die früher von 
Wommelsdorf und Rogowski gebauten Maschi- 
nen [1]. Die Unmöglichkeit einer rechnenden Konstruktion 
erklärt auch, warum die meisten der heute von der Industrie 
für die Praxis gebauten Maschinen noch immer im wesent- 
chen Kopien der damaligen Versuchsmaschinen sind, also 
mit der Fortentwicklung der Wissenschaft auf dem Gebiete 
der mechanischen Festigkeit, der Fertigungstechnik und vor 
ailem auf dem Gebiete der Isolierstofftechnik nicht Schritt 
gehalten haben. 


° Diese Arbeit wurde auf Anregung des Herrn Prof. Dr. Vogel und 
= t materieller Unterstützung der Firmen Venditor, F & G und P. Koch 
als Dissertalion an der Universität Köln durchgefuhrt. — Patente angem. 


sprechzeit beträgt bei einem Strahlungsempfänger aus 
0,05 mm starkem Nickeldraht etwa 1 s, die Leistung im Brük- 
kennullzweig etwa 10-5 'W. Die Lebensdauer der Anordnung 
ist praktisch unbegrenzt. 

Schrifttum. 


fl Angersbach: Über ein neues Verfahren indirekter Kontaktgabe 
bei anzeigenden Meßgeräten. Dissertation Darmstadt 1949. 


.[2?) Sell: Ein mechanisch gesteuertes Bolometer und seine Anwendung 


für hochempfindliche qualitative Relais und quantitative Verstärker. 
Z. techn. Phys. 13 (1932) S. 320. 

[3] Bolometeranordnung für Kontaktgabe, Regelung und Großinstrumente. 
Arc. techn. Messen J 232. 

[4] Fischer: Zur Beredhnung von Strahlungsempfängern. Ann. Phys. 15 
(1932) S. 861. 

[í] Fischer: Theorie der thermischen Meßgeräte der Elektrotechnik. 
Enke-Verlag, Stuttgart 1931. 

[6] Fischer: Empfindlichkeit und Bemessung der 
Brückenscaltung. Z. Instrumentenkde. 54 {1934) S. 137. 

[7 Geyger: Selbsttätige Strom- und Spannungsregler, Beschreibung der 
elektromagnetischen Verfahren. Arch. techn. Messen J 062-7, 1,2. 


Wheatstoneschen 


elektrostatischen Generator für 1 bis 10 kV 
Von Franz Fuß, Köln” 


DK 621.319.332 


Als Isolierstoffe stehen uns heute sehr viele Kunststoffe 
zur Verfügung. Z. Zt. besitzen die Polystyrole (Trolitule) die 
höchste Kriechstron- und Durchschlagsiestigkeit, sind daher 
in Form von Stäben, Röhren, Platten und Folien (Styroflex) 
ein ausgezeichneter Konstruktions- und Isolierstoff für elek- 
trostatische Generatoren. Außerdem lassen sich aus Polysty- 
rol saubere Spritzgußteile bei geringsten Fabrikationskosten 
herstellen. Da Polystyrol noch nicht in allen benötigten Ab- 
messungen von den Kunststoffwerken hergestellt wird, mußte 
teilweise auf Polyvinyldlorid (Vinidur) zurückgegriffen 
werden. 


Die europäischen und amerikanischen Arbeiten der letz- 


ten 15 Jahre zielen für atomare Untersuchungen auf eine 


Stromerhöhung bei höchsten Spannungen mit Hilfe des van 
de Graaf-Bandgenerators [3] ab, während die modernste 
Ausführung des Scheibengenerators noch immer die Konden- 
satormashine von Wommelsdorf ist. Gegen einen 
Bandgenerator für praktische Zwecke spricht vor allem die 
verwickelte laboratoriumsmäßige und kostspielige Bauart 
der Maschine. Die technisch nicht erreichbare Herstellung 
von genauen unendlichen Folienbändern zwingt zur Anwen- 
dung von Pendelkugellagern und komplizierten Bandspan- 
nern. Bei noch so feiner Einstellung wird in der Praxis das 
bei allen unendlichen Bändern übliche Schieflaufen niemals 
zu vermeiden sein. Gegen einen Bandgenerator spricht auch 
noch die hohe Empfindlichkeit gegen !die Luftfeuchtigkeit und 
ferner die nur kleinen Ladungsmengen bei vernünftigen 
Abmessungen der Bänder. 

Im Sinne der Aufgabenstellung bestimmten konstruktive 
Überlegungen und die Möglichkeit zum Einbau eines „Ab- 
spanners” bei gedrängter Bauart die Ausführung des Gene- 
rators in Walzenform. Um möglichst hohe Ströme zu erhal- 
ten, ist es bei solchen Generatoren mit Feldplatten erforder- 
lich, die Kapazität zwischen Feldplatte und Lamelle zu ver- 
größern. Man nähert die Feldplatten dabei so weit, daß die 
Durcschlagsfeldstärke überschritten wird, erhält dafür aber 
auch große Koronaverluste. Kapazität und Durchschlags- 
feldstärke ließen sich theoretisch durch Einbetten in OL oder 
Preßluft als Dielektrikum sichern; nah Strauch [2] hat 
das aber keinen praktischen Erfolg gebracht, weil die Maschi- 
nen groß und teuer und die mechanischen Verluste sehr groß 
wurden. 

Eigene umfangreiche Bauversuche von elektrostatischen 
Generatoren der verschiedensten Systeme zeigten, daß die 
Wommelsdorfsche Kondensatormaschiine mit Doppel- 
drehung in Walzenform für eine Fortentwicklung zum Ge- 
brauch in der Praxis am besten geeignet ist. Wommels- 
dorf hatte aus Herstellungs- und Festigkeitsgründen die 


1 Auch hier möchte ih Herrn Dr. Pinten, Dynamit AG. Troisdorf, 
für die freundliche Überlassung der vielen Kunststoffe und Herrn Dipl.-Ing. 
P. Koch, Werkstätten fur Feinmechanik und Modellbau, Koln-Nıppes, 
{für die Arbeitsmöglichkeit in seinem Werk danken. 


Pr 


280 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 11 


22. Mai 195) 


Walzenform verlassen. Durch die neuartige Herstellung der 
Walzen aus elektrisch und mechanisch hochwertigen Poly- 
styrolfolien (Styroflex) konnten Maschinen gebaut werden, 
die sich sowohl den elektrischen als auch den mechanischen 
Anforderungen anpassen ließen und sich dazu noch gegen- 
über Witterungseinflüssen unempfindlich zeigten. 

Eine mathematische Untersuchung der Wommels- 
dorfscen Kondensatormashine mit Doppeldrehung ìn 
Walzenform sollte diejenigen Konstruktionsgrößen heraus- 
schälen, die die Leistung der Maschine beeinflussen. Sie 
führte u. a. zu den folgenden Formeln, wobei eine Maschine 
mit mehreren Walzen idealisiert auf eine solche mit 2 Wal- 
zen zurückgeführt wurde: 


3 
n 


2(1 +k, k) f 

C, 
Die Leerlaufspannung wird durch die Sprühverluste be- 
grenzt. ! 


Leerlaufspannung U, - Eo.. 


zn 
Kurzschlußstrom ij, = -9 CU. 
Obere Spannung am Maschinenkondensator: 
C, U, 
lim U = 77 ee 
Er Ci, + C, i — e TRG) 
Untere Spannung am Maschinenkondensator: ' : 
60 
C, U, e "ZRG 
lim Up = ..— ne 
u ee (i e G] 


In den Formeln bedeuten n = Drehzahl, R = Belastungs- 
widerstand, Cs = Maschinenkondensator, C4 = Kapazität je 
zweier Lamellenpaare in der Abnahmestellung, z = Lamel- 
lenzahl einer Walze, t = Aufladezeit, Eo = zufällige An- 
fangsladung einer Lamelle, a = Ausgleicherwinkel, kı, 
ke = Influenzierungskonstanten in den beiden Ausgleicher- 
stellungen, die von der Konstruktion abhängen. 


. nz GG 
Belastungsstrom 15 = 0 U, - a Te 
oo + Cs 
Į — "a nz R Cs 
r nz C, n Z ne 
ge eo Ytrao Vi 


Der Belastungsstrom sinkt also linear er zunehmender Kon- 
densatorspannung ab. 


t 


Cs mmn 
2 (Cı +2 Cs) 

Für C, < 2C; ergibt sich ein max. Wirkungsgrad von 0,25. 
Der innere Wirkungsgrad ist, wie bekannt, bei elektrosta- 
tischen Generatoren sehr niedrig. 

Diese Formeln enthalten mathematisch nicht berechen- 
bare Größen C4, C5, kı und ka, die sich lediglich aus der Kon- 
struktion der Maschine ergeben, und verlangen: 

1. geringe Walzenabstände und Walzenwandstärke zur 
Vergrößerung der getrennten Ladungsmengen (Ver- 
größerung von kı und kə), 

2. geringen Walzendurchmesser, um die Spannung nie- 
drig zu halten (Vergrößerung von C4), 

3. große Walzenlänge, um die Stromlieferung zu er- 
höhen (Vergrößerung von C4). 

Die umfangreichen Versuche zur Verringerung der Wal- 
zenwandstärke und der Walzenabstände begannen mit 1 mm 
starken Tragwalzen aus Polyvinylclorid (Vinidur), wobei 
die Metallbelege in Lagen aus Polystyrol-Folien (Styroflex) 
cingebettet wurden. Unter Ausnutzung nicht nur der hohen 
elektrischen, sondern auch der hohen mechanischen Festigkeit 
der Polystyrol-Folien gelang es endlich, die Walzen freitra- 
gend nur aus Styroflex zu fertigen. Solhe Walzen bestehen 
aus ganz, teilweise oder auch garnicht verklebten aufgewik- 
kelten Folien gleicher oder verschiedener Stärke, wobei die 
Metallbelege miteingewickelt sind. Neben der. außerordent- 


Maximaler Wirkungsgrad 7 = 


lichen Verringerung der Walzenwandstärke ergibt sic als 
weiterer Vorteil die völlige Unabhängigkeit von den Nom. 
abmessungen der handelsüblichen Kunststoffrohre, Da die 
Styroflexfolien im Gegensatz zu anderen Kunststoffolien bei 
der Herstellung äußerst gereckt werden, ist der sonst übliche 


Durchzug durch ein Lösungsmittel und anschließendes Auf. 1 
spulen der Folie nicht anwendbar. Ein Schrumpfen der Folie ? 


Bild 1. Schaltschema des Abspanners zur Maschine Nr. 9, Stellung | 


(links) und Stellung II. 


wird vermieden, wenn die Oberfläche durch aufgestäubte 
Lösungsmittel nur punktweise aufgequellt und verklebt wird 
Wie bei punktförmig verschweißten oder vernieteten Blehen 
ergeben sichauchhiermechanisch festeRohre. Zweckmäßiger- 
weise stellt man solch ein Rohr aus einer einzigen Folie de 


z. Zt. maximalen Stärke von 0,15 mm her, wobei die minimale 


Wandstärke 0,75 mm beträgt. Da das Lösungsmittel die elek- 
trische Festigkeit der Folie außerordentlich herabsetzt, I 
man die inneren Lagen, die die Metallbelege tragen un 
gegeneinander isolieren, am besten unverklebt. Bei Vorhar- 
censein der erforderlichen Apparaturen können die Metall 


1 Polystyrolrohr, 
Bild 2 


2 Styroflexwalzen, 3 Kondensatorkranz 
Aufbauskizze der Mascine 10. 


belege mit Schablonen durch Kathodenstrahlzerstäubung auf 
die aufzuspulende Folie aufgestäubt werden, so wie es bei 
Kondensatoren üblich ist, oder auf &hemischem Wege, etwi 
durch Reduktion geeigneter aufgedruckter Metallverbindun- 
gen hergestellt werden. Ein Verschweißen der Folien dur“ 
Wärmebehandlung, wie es ebenfalls bei Kondensatoren zu 
Verringerung der Luftschichten angewandt wird, gelang be 
Tragwalzen, jedoch noch nicht bei freitragenden Walzen. Um 
die Walzen zugänglich zu halten, nimmt man tunlichst nic 
mehr als 5 Walzen, wobei diese am besten mit Vorrichtungen 
zentriert werden. Erstrebt wird audi eine Befestigung ode 
ein „Sintern” der Walzen durch Eintauchen in ein gegenüber 
Polystyrol neutrales Polymerisationsmittel, das un Zusatt 
eines Katalysators dann erstarrt. 

Die geschmeidigen Walzen erlauben bei Sagen Dreh- 
zahlen eine Verringerung der normalen Walzenabstände von 
1,5 mm bis zum Schleifen; doch tritt dann bei Dauerbean- 
spruchung früher oder später eine Zerstörung der Walzen 
ein, da sich eine Schmierung durch „Transportspiralen* nic! 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 281 


bewährte. Eine „Luftschmierung“ durch Ausbildung der Schei- 
ben als Axialgebläse müßte noch geprüft werden. 

Die erstrebte niedrige Spannung 1... 10 kV wurde durch 
den neuartigen Einbau eines mitumlaufenden „Abspanners” 
aus einer „unendlichen Kette” von Kondensatoren erzielt, die 
an die von der Maschine gelieferten Spannung in Reihe ge- 
schaltet sind und einzeln entladen werden. Bild 1 zeigt, daß 


für jeden aus der geschlossenen Kette austretenden Konden- - 


sator immer ein entladener Kondensator gleicher Kapazität 
eintritt. Die Rotation der Kondensatoren hat neben der Ein- 
sparung von Schleifringen den Vorteil, daß die Abnahmeteile 
feststehem und nicht von Fliehkräften beeinflußt werden. 
Kontakte und Schleifringe sind in Polystyrol eingelassen und 
die Abnahme erfolgt neuartig mit Spiralfedern mit ange- 
löteten Kugelspitzen. Die Federn sind teilweise durch Spitzen 
(Grammophonnadeln) ersetzbar. 


Iransformator 


Isf{R) 


Generator 
pA 
75 I=f(R) Jet (U) 
S 
3 I=fin) 
25 
; 100 200 J00 MN 
5 10 15 kV 
50 500 750 n 
(ETZ 870) 
Bild 3. Betriebskennlinien, aufgenommen an Maschine 9. 


Die bestmögliche Isolation der Kondensatoren wird durch 
_ Übereinanderwickeln zu einem Kondensatorkranz erreicht, 
wobei die Belege doppelt oder einzeln wirken können. Bei der 
9. Versuchs-Maschine, an der auch die Messungen durchge- 
‘ührt wurden, war der Kondensatorkranz noch vollständig im 
Innern der Walzen untergebracht, während er im Entwurf 
zur 10. Maschine (Bild 2) von außen gut zugänglich gemacht 
st. Hierdurch wird vor allem eine einwandfreie Lötung er- 
möglicht. Bei der 10. Maschine, die wegen fehlender Mittel 
no nicht gebaut werden konnte, sind alle Erfahrungen der 
bisherigen Versuche verwertet. Dank dem Einbau in ein 


. dargestellt. 


durchsichtiges Polystyrolrohr können die Abnahmeteile ganz 
ireizügig angeordnet und der elektrische Teil der Maschine 
als eine unabhängige Baueinheit ausgebildet werden. Wie 
aus Bild 2 ersichtlich ist, wurde besonderer Nachdruck auf 
eihe fertigungstechnisch günstige und robuste Konstruktion 
gelegt, da die üblichen Maschinen eher Laboratoriumsgeräte 
als Gebrauchsgeräte sind. | 

In Bild 3 sind einige der Kennlinien 'der Maschine Nr. 9 
Die nach der mathematischen Untersuchung zu 
erwartende lineare Abnahme des Belastungsstromes bei 
wachsender Kondensatorspannung ist in den Kurven nur noch 
wenig ausgeprägt, ein Zeichen dafür, daß frühzeitig Korona- 


.verluste auftreten. Wie experimentell gezeigt werden konn- 


te, werden sie von den äußerst dünnen, in der Längsrichtung 
wie Spitzen wirkenden Metallbelegen verursacht und sind 
eine Folge der gedrängten Bauart der Maschine. Bei unbe- 
schränkter Baugröße konnte Rogowski [3] diese Verluste 
dadurch herabsetzen, daß er statt der üblichen flachen Metall- 
belege abgerundete Rohre verwandte. Falls weitere Ver- 
suche zur Aufnahme der hohen Feldstärke Erfolg haben, wird 
das zu einer wesentlichen Stromerhöhung führen. Einen Ein- 
fluß auf die Stromlieferung hat auch die Kontaktgabe, die sich 
bei allen drehzahlabhängigen Kurven in einer asymptotischen 
Annäherung an einen Maximalwert äußert, was auch durch 
andere Versuche mit der Böning-Schaltung bestätigt wird. 


Zusammenfassung 


Es wurde über die Verwendung.neuer Kunststoffe zum 
Bau von: elektrostatischen Generatoren und eine neue Wal- 
zenherstellung aus Polystyrol-Folien berichtet. Eine mathe- 
matische Untersuchung schälte die Größen heraus, die für 
Stromstärke und Spannung einer Wommelsdorfschen Konden- 
satormaschine mit Doppeldrehung bestimmend sind. Die ge- 
forderte niedrige Spannung ließ sich durch den neuartigen 
Einbau eines „Abspanners” erzielen. Die Kennlinien der 
9. Maschine wurden mitgeteilt und es wurde versucht, zu zei- 
gen, wo mit größerem Aufwand an Maschinen und Hilfsmit- 
teln noch offene Fragen beantwortet werden müssen. 


Schrifttum 


(JH. Wommelsdorf: ETZ 50 (1929) S. 305; daselbst weitere Lit.- 
angaben. 
W. Rogowski: Dissertation Wingen, T. H. Aachen 1934. 

[2] Strauch: Phys. Z. 3% (1935) S. 575. 

B] W. Rogowski: DRP. Nr. 567 642. 
F. Ollendorf: Uber Kapazitätsmaschinen, Arch. Elektrotechn. 12 
(1924) S. 297. ; 
L. Fauldraht:. Verwendung, einer rotierenden Scheibe zum La- 
dungstransport in elektrostat. Hochspannungsgeneratoren. Z. Phys. 116 
(1940) S. 701. ; 
H. Wommelsdorf: Neue Schaltungen für mehrpolige Influenz- 
und Kondensatormaschinen, Ann. Phys. 9 (1931) S. 265. 
H. Wommelsdorf: Ann. Phys. 1920, S. 295; 1905, S. 336; 1904, 
S. 849 u. 1029; 1902, S. 650. Phys. Z. 1905, S. 185 u. 7%. 
A. Joffe, B. Hochberg u. a. schrieben über elektrostat. Gene- 
ratoren im J. techn. Phys., Lening’ad, in den Jahren 1939 bis 1946. 
R. J. van de Graaff: A 1500 kV electrostatic generator. Phys. 
Rev. 38 (1931) S. 1919; mit Mitarbeitern ebda.: 49 (1936) S. 865. 
W. Vogel: Kabelprüfung. Z. techn. Phys. (1927) S. 483. 
W. Raske in: Fortschritte in der Hochspannungstedhnik, Bd. 1 
(1944), herausgeg. v. W. O. Shumann, S. 152 bis 163; daselbst 
auh W. Vogel über Hochspannungskabel, S. 467. 


Elektrotechnisches von der V-2 


Von F. Kirschstein, Darmstadt 


Übersicht. An Hand schematischer Darstellungen werden Teile 
der elektrotechnischen Ausrüstung der V-2-Rakete besprochen. 


Veröffentlichungen des Auslandes über die V-2. 

Bei der Besetzung Deutschlands interessierten sich alle 
Alliierten sehr für die deutschen V-Waffen und sammelten 
sorgfältig, was davon noch erhalten war: Die Überreste der 
von den deutschen Truppen beim Rückzug zerstörten Geräte, 
noch nicht fertiggestellte Raketen und Einzelteile in den 
ehemaligen Fertigungs- und Entwicklungsstellen, Fabrika- 
tonspläne, Zeichnungen und — die deutschen Techniker und 
Soldaten, die mit der Herstellung und dem Einsatz der Ra- 
keten zu tun gehabt hatten. Nach einer vorläufigen Sichtung 


DK 621.3 : 623.454.32 


wurde ein großer Teil dieses Beutegutes in die verschiedenen 
Heimatländer der Verbündeten überführt und dort zum Ge- 
genstand sorgfältiger Studien gemacht. 

Die Ergebnisse dieser Studien sind im Ausland weitge- 
hend veröffentlicht worden. So kann man z. B. in England, 
in Londoner Museen, aufgeschnittene V-Waffen in allen Ein- 
zelheiten studieren, und der „Electrician’ brachte 1946 eine 
ausführliche technische Beschreibung der V-2-Rakete. In 
Amerika enthielt die illustrierte Wochenschrift „Life“ des 
Jahres 1946 einen ausführlichen Bildbericht über das Ver- 
suchsschießen, das eine Gruppe deutscher Techniker in 
„White Sands“ mit aufgearbeiteten V-2-Raketen durchführte, 


282 


und im amerikanischen Elektrotechnischen Verein wurden 
später Vorträge über die V-Waffen gehalten und Filme von 
startenden V-2-Raketen vorgeführt. Außerdem erscheinen 
noch laufend technische Berichte über Einzelheiten in Fach- 
zeitschriften, wie z.. B. über die eingebauten ‚Beschleuni- 
gungsmesser‘ im letzten Novemberheft von „Electrical Engi- 
neering". 

Demgegenüber ist die deutsche Offentlichkeit bisher 
noch wenig über die V-Waffen unterrichtet worden, mit de- 
nen während des Krieges eine so unheilvolle Propaganda 
getrieben wurde. In folgendem wird daher ein kurzer Be- 
richt über die V-2-Rakete und ihre Steuereinrichtungen ge- 
geben. 


Die Rakete und ihre Steuereinrichtungen. 

Bild 1 zeigt einen Querschnitt durch das Geschoß. In der 
Spitze war eine Tonne Sprengstoff mit dem zugehörigen Auf- 
schlagzünder untergebracht. Darunter folgte eine Abteilung 
mit den elektrischen Ge-- Aufschlagszünder 
räten, die vorwiegend der - 
Steuerung dienten, dar- 
unter: ein Leichtmetall- 
Tank für 3,5 t flüssigen 
Sauerstoff. Alkohol und 
Sauerstoff flossen 2 Zen- 
trifugalpumpen zu, die 
von einer Dampfturbine 
angetrieben wurden und 
“ die Brennstoffe unter ho- 
hem Druck dem Verbren- 
nungsraum zuführten. 
Den Dampf für die Spei- 
sung der Turbine lieferte 
eine Dampferzeugungsan- 
lage, in der konzentrier- 
tes Wasserstoffsuperoxyd 
unter der Einwirkung ei- 
nes Katalysators in Was- 
serdampf und Sauer- 


It Sprengstoff 


elektr. Geräte 


35 t Alkohol 


stoff zerfiel. Die Tur- Damperzeugung (M203) 
binenleistung betrug Zentrifugalpumpe 

— eine Minute Stabilisierungsflosse 
lang — 300 kW. Dompfturbine 

Der von der Verbrennungsraum 
Pumpe geför- Rudermaschine 

derte Spiritus 

durchfloß als Luftruder 
Kühlmittel zu- LT, Strahiruder 

nächst die dop- T TTTT Tl seerttisch 


pelte Wandung 


der konishen VRAKATNRTRIRTRURT, 
Ausstoßdüse für 77 
die Verbren- PiS 1. Querschnitt durch die Rakete; Gesamtlänge 


14,5 m. 
nungsgase und 


trat dann durch eine Vielzahl von Einspritzdüsen als 
feiner Sprühregen in die kleinen Verbrennungskam- 
mern ein, die rund um den großen Hauptverbren- 


nungsraum angeordnet waren. Der flüssige Sauerstoff wurde 
durch getrennte Rohrleitungen den einzelnen Verbrennungs- 
kammern unmittelbar zugeleitet und als dickerer Strahl in 
den Spiritus-Sprühregen eingespritzt. Der dabei auftretende 
explosionsähnliche Verbrennungsvorgang trieb die Verbren- 
nungsgase in den Hauptverbrennungsraum, in dem sie — bei 
einer Temperatur von 2000° --- restlos verbrannten. Die glü- 
henden Gase strömten dann durch die konische Ausström- 
düse ins Freie, wobei sie eine Geschwindigkeit von etwa 
2000 m/s erlangten und den etwa 15m langen Feuerschweif 
der Rakete bildeten. 

Zur aerodynamischen Steuerung der Rakete dienten 
außer den 4 großen Stabilisierungsflossen am Heck je 4 
Luftruder und 4 Strahlruder. Die Luftruder wirkten genau 
so wie Höhen- und Seitensteuer eines Flugzeuges. Die 
„Strahlruder” bestanden aus Graphit und lenkten den glü- 
henden Gasstrahl mehr oder minder stark nach der Seite ab, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 11 


45 t flüssiger Sauerstoff 


22. Mai 195 


wobei sehr kräftige Drehmomente auf die Rakete ausgeul 
wurden. Gleichsinnige Auslenkung von je 2 einander ge- 
genüberstehenden Rudern erzeugte eine Drehung der Ra- 
kete um die Drehachse der Ruder, gegensinnige Auslenkunr 
eine Drehung der Rakete um ihre eigene Längsachse. 


ideale 
Wurfparabel 


mit ohne 
Antrieb 


Antrieb 


SZ SZAS S > 4 NZRSLA 
250 km ERDE TERN, 


Die Flugbahn der Rakete. 


Bild 2. 


Die Flugbahn der Rakete. 

Die Reaktionskraft der nach hinten ausgestoßenen Gès 
massen betrug etwa 25t und trieb die Rakete — entgeg:: 
der Schwerkraft — mit ständig wachsender Beschleunigung 
nach vorne. Bild 2 zeigt die normale Flugbahn des Gestos- 
ses: Nach dem „Abheben von dem Starttisch bewegte č 
sich zunächst einige Sekunden senkrecht nach oben. Daz: 
verdrehte eine Art Uhrwerk die „Höhenruder' so lange, E 
die Rakete um etwa 45° nach rechts — in die Schußrichtunt | 
— umgelenkt war. Nach etwa 60 s Flugzeit — in ein 
Höhe von etwa 20 km — wurde der Verbrennungsvorganı 
durch Absperrung der Sauerstoffzufuhr und Stillegung cd 
Förderpumpen plötzlich unterbrochen, und von da an fiw 
die Rakete — genau wie eine Granate — auf einer Wir- 
parabel weiter. Infolge ihrer enormen „Anfangsgeschwinsiy- 
keit" von etwa 1500 m/s und des geringen Luftwiderstanis 
in großen Höhen stieg sie dabei bis zu einer Höhe von etwi 
75 km auf und erreichte eine Gesamtschußweite von 250 > 
300 km. Die Gesamtflugdauer betrug etwa 5 min. 


Die Anforderungen an die Steuereinrichtungen. 

Um über so riesige Entfernungen ein vorgegebenes Ziel 
auch nur annähernd zu erreichen, mußten sehr genau arbei- 
tende Steuereinrichtungen benutzt werden, die dafür sors- 
ten, daß die Rakete im Moment der Stillegung des Verbrer- 
nungsvorgangs 1. den richtigen „Seitenwinkel”, 2. den rit- 
tigen Höhenwinkel und 3. die richtige Anfangsgeschwindig- 
keit hatte. Die Anforderungen, die in dieser Richtung an die 
Steuereinrichtungen gestellt werden mußten, veranschaulicht 
Bild 3. Wenn die Rakete innerhalb eines Kreises niederfallea 
sollte, der mit 250 m Radius um das Ziel geschlagen wird, s 
durfte der Fehlwinkel z, d. h. die seitliche Abweichung de 
Flugbahn von der Sollrichtung, nicht größer als 250 m?# 
km = 1/1000 oder 15 Bogenminuten sein. Die Anforderungea 


Brennschluß r=250m 
Bild 3. Die Aniorie.'r 
gen an die Steuer: ? 

Start Ziel richtungen. 

fee aa a 

[E12«76) 


an den Höhenwinkel £ waren wesentlich geringer, weil he 
einem Höhenwinkel von È = 45° die Reichweite nur weng 
durch Schwankungen von £ beeinflußt wird, Dagegen mußi® 
die Anfangsgeschwindigkeit vo, die quadratisch in die Reidh 
weite eingeht, wieder auf 0,5%/&® genau eingestellt werden. 
Praktisch ist die hier angenommene Treffgenauigkeit B:? 
erreicht worden. Es war aber von Anfang an klar, daß s! 
auch näherungsweise nur erreicht werden könnte, wenn man 
alle nur irgend verfügbaren Hilfsmittel der Elektrotechnik 
und Feinmechanik einsetzte. Anfangs glaubte man dabei, dad 
nur eine Fernsteuerung mit Hilfe elektromagnetische: 
Wellen von festen, geodätisch genau vermessenen Boder: 
stationen aus die erforderliche Genauigkeit liefern könne. und 
entwickelte die entsprechenden Einrichtungen trotz des groten 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 283 


damit verbundenen Aufwandes und der Gefahr feindlicher 
Störsendungen, der soldhe Fernsteuerungen in hohem Maße 
ausgesetzt sind. Im Lauf der praktischen Versuchsarbeit zeigte 
ı sih aber dann, daß man auch mit Hilfe einfacherer elektro- 

mechanischer Steuereinrichtungen, die in der Rakete mitflo- 
: gen, ähnliche Ergebnisse erzielen konnte wie mit der Fern- 
d steuerung. Infolgedessen wurde die Rakete beim Einsatz vor- 
“ wiegend rein mechanisch gesteuert. Im folgenden werden die 
í beiden Arten der Steuerung kurz beschrieben, 


| 22. Mai 1950 
j 


B 
Die Kreiselsteuerung. 
Zur Einregelung von Seiten- und Höhenwinkel dienten 
2 Kreisel, die kardanisch gelagert waren und deren Achsen 


ihre vor dem Start eingestellte Lage während der An-. 


triebsperiode als feste Bezugsgrößen beibehielten. Bild 4 zeigt 
schematisch die Steuerung des „Höhenruders“ durch den „Ho- 
rizont-Kreisel“. Das schwarz ausgezogene Kreiselgehäuse, in 
(dem der Kreisel mit waagerechter Achse rotiert, ist in einem 
| K danring gelagert, dessen Drehzapfen senkrecht auf der 
Weichenebene stehen und von dem Raketengehäuse getragen 
werden. Fest mit dem Kardanring verbunden ist ein Poten- 
liometerabgriff, der auf zwei mit dem Raketengehäuse ver- 
Sundenen Potentiometerwiderständen gleitet. Solange das 
Maketengehäuse seine (senkrechte) Soll-Lage beibehält, ist die 
Byannungsdifferenz zwischen den beiden Angriffsarmen des 
ptentiometers 0. Sobald aber eine Abweichung 9 zwischen 
Mer Raketenachse und ihrer Soll-Lage auftritt, liefert das 


. i 7 mO der —| A 
ôngsochse Längsachse 


ne der Rakete 


opfen des 


Kreiselgehäuses Dämpfungsglied 


getragen von Lager- 


armen.dıe fest mit 


Sa A 
Widerstände pi Pi verbun 


4. Die Steuerung des Höhenruders durch 
den Horizontkreisel, 


#otentiometer eine Störspannung ur die 
proportional œ ist. Diese Störspannung 
ird in einem „Dämpfungsglied' ver- 
amt, dessen Bedeutung später behan- 
it wird, und von einem Gleichstrom- 
verstärker verstärkt. Der Gleichstrom- 
verstärker treibt einen kräftigen Strom 
urh die Steuerspule einer hydrauli- 
schen Rudermaschine und verschiebt da- 
durch einen Schieber, der Drucköl auf die beiden Seiten eines 
BArbeitskolbens verteilt. Je nach der Richtung des Steuerstro- 
Mmes verschiebt sich dabei der Arbeitskolben nach oben oder 
@nten und verstellt das zugehörige Ruderpaar in dem Sinn, der 
ine Rückkehr der Raketenachse in ihre Soll-Lage bewirkt. 
Die Gesamtsteuerung enthielt diese Anordnung dreimal: 
è einmal für die Aufrechterhaltung des Höhenwinkels, des 
Bitenwinkels und der „Drall-Lage“ der Raketenachse. (Eine 
kehung der Rakete um ihre Längsachse vor der seitlichen 
fnlenkung würde offensichtlich einen entsprechenden seit- 
men Fehler der Schußrichtung hervorgerufen haben!) Um 
®.Rakete nach dem senkrechten Start seitlich umzulenken, 
drehte das Uhrwerk die Potentiometerwiderstände des 
izontkreisel langsam gegenüber dem Raketengehäuse 
i Bild 4). Dabei drehte sich die Rakete im Gegensinn je- 
His so lange, bis die Potentiometerwiderstände wieder 
pametrisch zu den Abgriffsarmen standen, die durch den 
Breisel senkrecht gehalten wurden. 


hydraulische 
Rudermaschine 


Gleichstrom-Verstärker 


Auf diese Weise erhielt die Rakete im Moment des 
Brennschlusses eine Geschwindigkeit, deren Höhen- und 


'Seitenwinkel sehr genau durch die Lage der Kreiselachsen 


bestimmt war. Diese Achsen wurden vor dem Start der Ra- 
kete — nach geodätischer Festlegung der Schußrihtung — 
genauestens mit Bezug auf diese eingestellt und behielten 
ihre Lage während der kurzen Antriebsperiode recht genau 
bei. 


Auf die elektrotechnisch sehr interessante‘ Ausführung 
des Gleichstromverstärkers im Schema von Bild 4 kann hier 
aus Platzmangel nicht eingegangen werden, dagegen muß 
das voraufgehende Dämpfungsglied wenigstens kurz bespro- 
chen werden, weil dies für die Stabilität der Steuerung von 
entscheidender Bedeutung war (Erfinder P. Hölzer). 


Die soeben beschriebene Regelung der Lage der Raketen- 
achse neigte nämlich — wie jede selbständige Regelung — 
zur Erzeugung von Regelschwingungen, vor allem deshalb, 
weil die hydraulische Rudermaschine verhältnismäßig lang- 
sam arbeitete und dadurch einer Abweichung der Raketen- 
achse aus der Sollrichtung die korrigierende Ruderbewegung 
nur mit einer merklichen Verzögerung folgte. Dadurch be- 
stand die Gefahr, daß sich eine Drehschwingung der Rakete 
um ihren Schwerpunkt erregte, deren Frequenz durch das 
Trägheitsmoment der Rakete und die Rückstellkraft des Fahrt- 
windes gegeben war. Um dieser Gefahr zu begegnen, mußte 
die Steuerwirkung, die der Kreiselabgriff auf die Ruderma- 
schine ausübt, zeitlich gegenüber der Bewegung der Rakete 

vorgerückt werden. Dies geschah durch das 
 Dämpfungsglied, wie man unmittelbar ein- 
sieht, wenn man eine sinusförmige Pendelbe- 
wegung der Rakete annimmt. In diesem Fall 
eilt nämlich die Spannung an dem ersten Re- 
gelwiderstand der vom Potentiometer geliefer- 
ten Wechselspannung us um etwa 90° vor, 
(weil der Strom in einem Kondensator der an- 
gelegten Spannung um 90° voreilt) und die 
Spannung uz am zweiten Regelwiderstand eilt 
der Spannung u, noch mehr vor. Dadurch wurde 
das Auftreten von Regelschwingungen mit Si- 
cherheit verhindert. Allerdings betrug die am 
Ausgang des Dämpfungsgliedes auftretende 
Spannung uz auch nur noch einige Prozent der 
Ah Eingangsspannung u, so daß der Gleichstrom- 
verstärker einen relativ großen Verstärkungs- 
grad haben mußte. 

Die mit dieser reinen Kreiselsteuerung er- 
zielte Genauigkeit der Einstellung des Abschuß- 
winkels betrug größenordnungsmäßig + 1°. Bei 
einer Schußweite von 250 km betrug die „50pro- 
zentige Seitenstreuung“, d. h. die Breite des 
Geländestreifens, auf den 50% aller Einschläge 
entfielen, etwa 10 km. 


Die Leitstrahlsteuerung. 

Um eine genauere Einhaltung der Abschuß- 
richtung zu erreichen, wurde zusätzlih zur 
Kreiselsteuerung noch eine Steuerung mit Hilfe elektroma- 
gnetischer Wellen durchgeführt. Zu diesem Zweck wurde 
12 km hinter der Startstelle der Raketen ein Ultrakurzwellen- 
sender mit 5 m Wellenlänge und einer Leistung von etwa 
1 kW aufgestellt. Dieser Sender speiste nach Bild 5 zwei 
waagerechte Dipole, die symmetrisch zur Schußrichtung in 
etwa 200 m Abstand aufgestellt waren. Ein am Starkstromnetz 
liegender Synchronmotor drehte einen Luft-Dreh-Kondensa- 
tor innerhalb der Senderanordnung und bewirkte dadurch, 


‘ 


der Rakete 
i 


‘daß der Hochfrequenzstrom /ı in der linken Antenne dem 


Strom Tə in der rechten Antenne abwechselnd um 90° in der 
Phase vor- oder nacheilte. Gleichzeitig mit dieser Änderung 
der hochfrequenten Phasenlage erfolgte auch eine Änderung 


‚der Tonfrequenz, mit der der Sender moduliert wurde, und, 


zwar betrug die Modulationsfregenz abwechselnd 5 kHz und 
8 kHz. 

Durch das Zusammenwirken der beiden Sendedipole 
ergaben sich Schwankungen der abgestrahlen Feldstärke mit 


284 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


der Ausstrahlungsrihtung. Nach Bild 6 erhielt man in einer 
horizontalen Ebene als Polardiagramm der Feldstärke die 
beiden nach rechts und links geneigten Keulen, und zwar 
galt die linke Keule für die Zeiten, in denen Jı in der Phase 
hinter /s und die red- 

te für die Zeiten, in denen «—-. 
lı vor lg lag. In der 
Scußrichtung herrschte í 
daħer unabhängig von 
der Zeit eine konstante 
Feldstärke, die etwa ?/s 
des Maximalwertes der 
Keulen betrug. Wich je- 
doch die Rakete seitlich 
um den Winkel e aus der 
Sollrichtung ab, so war 
die Empfangsfeldstärke 
zeitweilig größer und 
zeitweilig kleiner 
(vgl. die Pfeilspit- 
zen in Bild 6) und 
der Unterschied 
war in erster Nä- 
herung dem Win- 
kel £ proportional. 


Schußebene I; 


Sender 
(f-SOMHz, kW) 


fis5kHz a 


I um 90°: 


2 
Bild 5. Die Leitstraħlsender. 


Man erhielt daher nach Bild 7 am Ausgang eines in die 
Rakete eingebauten Empfängers, an der mit C bezeichneten 
Stelle, die rechts dargestellten drei verschiedenen Span- 
nungsverläufe, je nachdem ob der Fehlwinkel e verschwand, 
positiv oder negativ 10 
war. Wurden diese 

Wediselspannungen 
‚gleichgerichtet und die 


Richtströme durch ` ei- 4 hinter h q vor k 

nen Bandpaß für 50 

Hz geschickt, so erhielt 

man an der Stelle D 
der Empfängerschal- N 1 2A SeNdedpol 


tung die rechts mit 
den Buchstaben D be- 
zeichneten Wechsel- 
spannungen der Fre- 
quenz 50 Hz, deren Amplituden wieder dem Fehlwinkel € 
proportional waren und deren Phasenwinkel beim Durch- 
gang durch € = 0 einen Sprung von 180° machte. Diese 
Wechselspannungen wurden einem Ringmodulator zuge- 
führt, der auf der anderen Seite mit der festen Bezugs- 


zoom — 


EIER 


antennen. 


Bandpass 


a 
li 


Schaltung und Wirkungsweise des Leitstrahlempfängers. 


“a. 


"Ringrnodulato 
Dümpfungsglied 


zum Gleichstromverstärker 
der Kreiselsteuerung 


272787 
Bild 7. 


spannung B gespeist wurde, die aus der Empfänger-Aus- 
“ gangsspannung C mit Hilfe eines 5 kHz-Bandpasses, eines 
Gleihrihters und eines 50 Hz-Bandpasses gewonnen 
wurde. Am Ausgang des Ringmodulators ergab sich da- 
* durch ein Gleichstrom, dessen Größe dem Winkel € pro- 
portional war und der über ein Dämpfungsglied zur Unter- 


En vör jħinter | j enter 


Bild 6. Die Richtwirkung der Leitstrahl- - 


drückung von Regelschwingungen zusätzlich auf den Gleit- 
stromverstärker einwirkte, auf den bereits das Potentiome- 
ter des Kreisels für die Seitensteuerung der Rakete arbeitete. 
Dadurch korrigierte das Seitenruder nicht nur Abweichungen 
der Raketenachse aus ihrer Sollrichtung, sondern aud Ab 
weichungen der gesamten Rakete aus der Schußebene, und 
die Anordnung war so gewählt, daß bereits wenige Meter 
Versetzung der Rakete genügten, um die Steuerruder mit 
der vollen Geschwindigkeit aus der Ruhelage auslaufen zu 
lassen. 

Man konnte daher hoffen, daß der Einsatz dieser Leit- 
strahl-Steuerung die seitliche Treffgenauigkeit der Rakete 
entscheidend verbessern würde. Tatsächlich ergaben sih 
aber bei der praktischen Erprobung zunächst Schwierigkeiten 
dadurch, daß der Leitstrahl durch Unebenheiten des Aufstel- 
lungsgeländes in der Umgebung der Senderantennen nidt 
die theoretisch zu erwartende Richtung hatte, und daß die 
Rakete kleine Regelschwingüngen um den Leitstrahl aws 
führte, die lange Zeit nicht bemerkt wurden. Die letzteren 
gaben der Rakete im Moment des Brennschlusses eine Ge 


. schwindigkeitskomponente senkrecht zur Schußebene und 


damit eine große Seitenstreuung im Ziel. Als die beiden 
Fehlerquellen erkannt und durch künstliche Erden unter den 
Senderdipolen und entsprechende Bemessung des Dämpfungs 
gliedes für die Leitstrahlsteuerung, behoben waren, ging die 
50% Seitenstreuung auf etwa 5 km herunter. Jedoch war die 
Zahl der kontrollierten Versuchsschüsse, die danach bis zum 
Kriegsende noch abgegeben wurden, so gering, daß diese 
Angabe unsicher ist. 


Die Einstellung der Schußweite. 

Um eine bestimmte Schußweite zu erzielen, mußte die 
Geschwindigkeit der aufsteigenden Rakete laufend gemes 
sen werden und der Strahlantrieb in dem Augenblick unter- 
brochen werden, in dem die Geschwindigkeit einen konstat. 
ten, zu dieser Schußweite gehörenden Wert erreicht hatte 
Die Berechnung dieser „Abschaltgeschwindigkeit‘ erfolgte 
im wesentlichen nach den Gesetzen des schrägen Wurfs it 
luftleeren Raum, wobei von einem Normalstandort der Rs 
kete im Augenblick des Brennschlusses ausgegangen wurd 
und nur eine geringe Korrektur zur Berücksichtigung de 
Luftreibung im letzten Teil des Fluges vorgenommen wurde 
Die Abschaltung des Antriebs mußte sehr präzise erfolger 
weil die Abschaltgeschwindigkeit, die quadratisch in di 
Schußweite eingeht, am Ende der Antriebsperiode sehr rasc 
zunimmt (Beschleunigung: 5 g = 50 m/s je sec!). Zur Vel 
minderung dieser Schwierigkeit erfolgte die Stillegung de 
Verbrennung in zwei Schritten. Durch den ersten Schri 
wurde die Verbrennung gedrosselt und die Beschleunigun 
auf etwa 1 g vermindert. Durch den zweiten Schritt wurd 
die Verbrennung ganz stillgelegt. 

Die Messung der Raketengeschwindigkeit erfolgte en 
weder durch Beschleunigungsintegration innerhalb der fii 
genden Rakete oder mit Hilfe elektromagnetischer Well: 
durch Ausnutzung des Doppler-Effektes in einer Bode 
station. 


Der integrierende Beschleunigungsmesser. 

Die Wirkungsweise des meist benutzten integrierend 
Beschleunigungsmessers (nah Gievers) zeigt Bild 8. E 
Kreisel dreht sich um eine Achse, die senkrecht zur Richtut 
der zu messenden Beschleunigung b liegt, in einem Gehäus 
das schwenkbar um eine Achse A in einem C-förmigen Tr 
ger gelagert ist. Der Träger ist seinerseits um eine in å 
Richtung von b verlaufende Achse drehbar und über e 
Zahnradgetriebe mit einer großen Drehscheibe verbunde 
Die letztere trägt einen Schaltnocken, der einen Federkonta 
schließt, wenn die Drehscheibe — von einer bestimmt 
Anfangsstellung aus — einen beliebig einstellbaren Dre 
winkel a, zurückgelegt hat. 

Unter dem Einfluß der zu messenden Beschleunigung 
versucht das Kreiselgehäuse gegenüber seinem Träger ı 
rückzubleiben, wird aber durh den eingebauten Krei 
daran gehindert. Dieser zwingt stattdessen dem Gehäu 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 285 


seine Präzessionsbewegung auf und dreht dadurch die Dreh- 
scheibe mit einer Winkelgewindigkeit ®,, die proportional 
der Beschleunigung b ist. Der von der Drehscheibe zurück- 


t 
gelegte Drehwinkel a = H wp dt wird dadurch in jedem 


Augenblick der Geschwindigkeit v =` f bdt proportional, die 
die Rakete bis dahin erreicht hat, und man kann durch Wahl 
eines entsprechenden Winkels & für die Verschiebung des 
Federkontaktes erreichen, daß dieser Kontakt die Verbren- 
nung unterbricht, wenn eine bestimmte Abschaltgeschwin- 
digkeit vo erreicht ist. 

Um zu verhindern, 
da8 das Kreiselgehäuse 
infolge von Reibungs- 
widerständen bei der 
Drehung des C-förmigen 
Trägers und ‘der Dreh- 
sheibe im Laufder Zeit 
doch gegenüber dem 
Träger zurücbleibt, wird 
die Welle des Trägers 
von einem kleinen Mo- 
tor angetrieben, der durch 
einen Schaltkontakt an 
Spannung gelegt wird, so- 
bald das Kreiselgehäuse 
um ein bestimmtes Stück 
zurükgeblieben ist. Der 
Motor beschleunigt dann 
die Präzessionsbewegung, Bild 8. Integrierender Beschleunigungs- 
so daß das Kreiselgehäuse MESSET, 
sih wieder nach vorne bewegt und den Schaltkontakt wieder 
öffnet. 

Anfänglih war beabsichtigt, diesen Beschleunigungs- 
messer auf einer besonderen, durch Kreisel waagerecht ġe- 
haltenen Plattform so aufzustellen, daß die Drehachse des 
C-förmigen Trägers eine konstante Neigung von 45° gegen 
‚die Horizontale hatte. Dabei hätte die Drehung a der Dreh- 
scheibe stets der 45°-Komponente der Geschwindigkeit ent- 
sprochen, und man hätte den die Messung störenden Ein- 
Auß der Erdbeschleunigung durch eine Feder kompensieren 
können, die das Kreiselgehäuse mit einer entsprechenden 
Kraft nach vorn zog. Praktische Schießversuche zeigten je- 
doch, daß man die besondere kreiselstabilisierte Plattform 
einsparen und den Beschleunigungsmesser fest in die Rakete 
einbauen konnte. Das Gerät integrierte dabei die axiale 
Komponente der Raketenbescleunigung, und der — mit der 
Zeit veränderliche — Einfluß der Erdbeschleunigung wurde 
bei der Einstellung der Schußweite durch Rechnung berück- 
sichtigt. 

Durch sorgfältige Eichung des Beschleunigungsmessers 
mit Hilfe der Erdbeschleunigung unmittelbar vor dem Start 
‚und sorgfältige Konstanthaltung der Frequenz des Dreh- 
stromnetzes, das den Antriebsmotor für den Kreisel speiste, 
wurde erreicht, daß das Gerät mit großer Genauigkeit arbei- 
tete und die 50%-Längenstreuung der Versuchsshüsse nur 
ô km betrug. 


» 
Die Antriebsabschaltung mit Hilfe elektromagnetischer 
Wellen. 
Die Wirkungsweise der Anlage (nah Stäblein- 
'Wolman), die elektromagnetische Wellen zur Geschwin- 
' digkeitsmessung und Antriebsabschaltung benutzte, zeigt 
Bild 9. Ein hinter der Startstelle der Rakete aufgestellter 
Bodensender strahlte Wellen mit der Frequenz #/2 
(= 30 MHz) aus. Diese wurden von einem in der Rakete mit- 
fliegenden Empfänger-Sender aufgenommen, verstärkt, in 
der Frequenz verdoppelt und von neuem ausgestrahlt. Die 
zum Ausgangspunkt zurückkehrenden Wellen wurden dort 
ı "on einer Empfangsantenne aufgenommen, verstärkt und 
! bezüglich ihrer Frequenz mit der Frequenz f verglichen, die 
in der Bodenstation unmittelbar durch Verdopplung der 
Frequenz f/2 erhalten wurde. Infolge der stetigen Zunahme 


der Entfernung von Bodenstation und Rakete hatten die auf 
dem Weg über die Rakete ankommenden Wellen eine stetig 
zunehmende Phasennaceilung gegenüber den innerhalb der 
Bodenstation übertragenen Wellen. Die Frequenz f (vgl. 
Bild 9) war daher kleiner als f und die Differenzfrequenz 
A £ = i-—f direkt proportional der Geschwindigkeit v, mit 
der sich die Rakete von der Bodenstation radial fortbewegte. 

Der Endgeschwindigkeit der Rakete von 1500 m/s ent- 
sprach ein A f von etwa’600 Hz. Sobald diese Frequenz 
erreicht war, betätigte eine vorher entsprechend eingestellte 
Frequenz-Meßbrüce ein Relais und veranlaßte dadurch, 
daß ein zweiter Sender in der Bodenstation auf einer anderen 
Welle ein Kommando aussendete, das von einem zweiten 
Empfänger in der Rakete aufgenommen wurde und die Still- 
legung des Verbrennungsvorganges bewirkte. Das Komman- 
do bestand dabei aus 2 Paaren von Tonfrequenzen, die nadh- 
einander den Hochfrequenzsender je 50 ms lang modulier- 
ten und in dem Empfänger hinter entsprechenden Bandfiltern 
liegende Relais betätigten. Die Frequenz-Meßbrücke lieferte 
in ihrer Diagonalen eine Wechselspannung, deren Amplitude 
bei der gewünschten Abschaltfrequenz durch Null ging und 
gleichzeitig ihre Phasenlage sprunghaft um 180° änderte. 
Diese Spannung wurde — ähnlich wie die Spannung D in 
Bild 7 (links) — zusammen mit einer festen Bezugsspannung 
auf einen Ringmodulator gegeben, der ein polarisiertes Re- 
lais zum Umschlagen veranlaßte. 


Verdoppler AN 
gs SH 
2 


SAG DL VL VL ZELL ZZ ZELLE DL 


Sender Empfänger ~- Kommando- 
an Relais Sender 
Verdoppler Frequenz- 

Messbrücke 


Bild 9. Die Antriebsabschaltung durch Funk. 


Eine genauere Beschreibung dieser außerordentlich um- 
fangreichen Anlage ist aus Platzmangel nicht möglich. Die 


Anlage lieferte — wegen der großen Genauigkeit und der 
zeitlichen Konstanz, mit der Frequenz-Meßbrücken gebaut 
werden können — theoretisch genauere Abschaltungen als 


die Beschleunigungsmesser. Praktisch konnte sich diese 
Überlegenheit aber nicht auswirken, weil einerseits der 
Standort der Rakete im Moment des Brennscllusses von Ra- 
kete zu Rakete zu stark schwankte, und anderseits die Be- 
triebssicherheit der komplizierten Funkanlage naturgemäß 
nicht so groß war wie die des einfachen Beschleunigungs- 
messers. / 

Die praktische Bedeutung der Abschalteinrichtungen mit 
Funk lag daher weniger auf dem Gebiet der Abschaltung als 
auf dem Gebiet der Beobachtung des Raketenfluges und der 
Vermessung der Flugbahn. _ 


Die elektrische Flugbahnbeobachtung und -vermessung. 


Schon gleich bei den ersten Versuchsschüssen hatte sich 
gezeigt, daß die Differenzfrequenz A f = {—f' (Bild 9), die im 
Lautsprecher einen gut hörbaren Ton erzeugte, ein ausge- 
zeichnetes Hilfsmittel zur Beobachtung des Raketenfluges 
war. Während der Antriebsperiode ließ der zeitliche Anstieg, 
der Tonhöhe unmittelbar erkennen, ob der Antrieb normal 
arbeitete, und nach der Abschaltung hörte man den Ton wäh- 
rend der gesamten Flugdauer bis zum Aufschlag der Ra- 
kete auf der Erdoberfläche. Eine genaue Registrierung des 


286 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


Höchstwertes der Frequenz A f lieferte außerdem — wenige 
Minuten nach dem Start — die Abschaltgeschwindigkeit, aus 
der die voraussichtliche Lage der Einschlagsstelle berechnet 
werden konnte. 


Empfänger p” 
1 fF’ 
w% 
So l; 
"CAN Empfänger 
A A Kr 
G 
Sender Sender Schleifen-Oszillogramm 
4 ) (f) Empt 1 
2 
3 
Zeitmarke 
t t 


Bild 10. Die elektrische Flugbahnvermessung. 


Darüber hinaus ließ sich die Abschaltanlage durch ein- 
fache Zusatzeinrichtungen so erweitern, daß sie auch eine 
genaue zahlenmäßige Ermittlung der gesamten Flugbahn der 
Rakete ermöglichte. Bild 10 gibt einen Überblick über die 
erweiterte Anlage. Hinter der Startstelle stand außer 
dem Sender für: die Frequenz f/2 und dem Empfänger 
für f ein weiterer Sender der Frequenz f. Außerdem 
waren rechts und links von der Startstelle, mit eini- 
gen Kilometern Abstand, zwei weitere Empfänger 2 und 
3 aufgestellt, die gleichzeitig die von dem Bodensen- 
der ausgestrahlten Wellen (f) und die von der Rakete 
ausgestrahlten Wellen (f' und f') empfingen und die Diffe- 
renzfrequenzen (f—f‘) und (f—f) über die Kabelleitungen zur 
Hauptempfangsstelle übertrugen. Dort wurden diese Diffe- 
renzfrequenzen zusammen mit der Frequenz A f und einer 
als Zeitmarke dienenden Normalfrequenz durch einen Mehr- 
schleifenoszillographen auf einem 80 m langen Papierstreifen 
aufgeschrieben (vgl. Bild 10 unten). 


Aus diesem Oszillogramm ließ sich die gesamte Flugbahn 
der Rakete genau rekonstruieren, wenn außerdem der Stand- 
ort der Rakete einige Sekunden nach dem Start — zur Zeit 
tı — durch optische Beobachtung festgelegt wurde. Denn 
jede Periode einer Differenzfrequenz, die zwischen dem Zeit- 
punkt tı und einem beliebigen Zeitpunkt t auf dem Oszillo- 
gramm gezählt wurde, entsprach einer Vergrößerung des 
Weges vom Sender (f/2) über die Rakete zu dem die Diffe- 
renzfrequenz anzeigenden Empfänger um eine Wellenlänge: 
À = c/f. Die Frequenz f war sehr genau bekannt, und es war 
daher nicht schwierig, durch Auszählen des ganzen Oszillo- 
gramms die räumliche Lage der Rakete für jeden Zeitpunkt t 
des Fluges zu berechnen. 


Die Meßgenauigkeit betrug dabei während der An- 
triebsperiode Bruchteile einer Wellenlänge und reichte z. B. 
aus, um die kleinen Regelschwingungen der Leitstrahlsteue- 
rung zu erkennen. Im späteren Verlauf des Fluges wurde die 
Zählung der Periodenzahl durch Schwundperioden erschwert. 
Infolgedessen war die so ermittelte Einschlagstelle in der 
Schußrichtung mit einer Unsicherheit von einigen Kilometern, 
in der Seitenlage von einigen 100 m behaftet. 


Die Antennen der Funkanlagen. 

Die Antennen für die Empfänger und Sender innerhalb 
der Rakete waren am Heck der Rakete angebracht, weil sie 
dort der Bodenstation hinter der Startstelle zugekehrt wa- 
ren. Bild 11 zeigt zwei Ausführungsformen, von denen die 
Rahmenantennen eine "ausgesprochene Ricdhtwirkung nad 
hinten hatten, während die Stabantennen keine besondere 
Richtwirkung aufwiesen. Bild 12 zeigt den Verlauf der Ein- 
gangsspannung eines Bodenempfängers, der die von diesen 
Antennen ausgehenden Wellen empfing, kurz vor und nad 
dem Brennschluß. Man erkennt, daß der glühende Gasschwei 
die von den dicht benachbarten Antennen ausgehende Strah- 
lung merklich schwäcdte. Um diese Schwächung zu vermei- 
den, wurden auch Antennen in der Spitze der Rakete be- 

nutzt. Bild 13 zeigt de- 

ren Konstruktion und 
Anschlußleitungen. 
Die Antennen der 
A „ Bodenstationen be- 
standen aus vertika- 
len und horizontalen 
Dipolen und horizon- 
talen Rhombus-Anten- 


M nen. Um Interferen- 
- zen zwischen der di- 
Richtwirkung rekt einfallenden 


Strahlung und am Erd- 
boden reflektierter 
Strahlung nach Mög- 
lichkeit zu vermeiden, 
wurden die Empfangs- 
antennen meist nur in 
| einer Höhe von ': 


vom Sender 


Leitung 


—JıL_ 
Polarisation 


bis % Wellenlänge 
Bild 11. Die Heckantennen. über dem Erdboden 
angebracht. 


Die restliche elektrotechnische Ausrüstung der Rakete. 
Außer den elektrischen Steuerungsgeräten enthielt die 
V-2-Rakete noch eine ganze Reihe anderer elektrotecni- 
scher Ausrüstungsstücke. Dazu gehörten vor allem eine 
große Zahl elektropneumatischer Ventile, die beim Start der 
Rakete und während der 
Antriebsperiode die Be- 


Te g en a 6——_—_— a d O p y i E- Pr 


a D 
F mV wegung der Treibstoffe 
2 506 zur Dampferzeugungsan- 
wu lage und der Brennstoffe 
02 zum Verbrennungsraun 
steuerten. In diesen Ven- 
FIRE j tilen bewegten Spulen bei 
Stromdurchgang zunächst 
Bild 12. Der EinfluB des Feuerschweifs: Kleine Steuerventile, die 


Eingangsspannung eines Bodenempfän- 
gers vor und nach Brennscdluß. 


Preßluft auf größere Ar- 
| beitskolben einwirken 
ließen und dadurch größere Ventile mit erheblichen Kräften 


Er a 


ee 


bewegten. Die Speisung dieser Ventile und der elektrischen 


Steuergeräte erforderte ein 
umfangreiches Bordnetz mit 
2 Gleichstrombatterien, 3 
Gleichstrom - Drehstromum- 
formern und einer großen 
Zahl von Schaltschützen, die 
das DOffnen und Schließen 
der Stromkreise von einer 
zentralen Kommandostelle 
aus ermöglichten. 

Für den Start der Ra- 
kete war eine umfangreiche 
elektrische Boden-Anlace er- 
forderlich. Diese enthielt 
vor allem die zentrale /Kom- 
mandoanlage, von ac aus 


yY 
NZ 

7 
a 
N 


©% 


Y 
. 


N 


Bild 13. Die Spitzenantennen (auf beim Start der Rakede mit 
der Rückseite: gegenphasig schwin- : 


22, Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


287 


Schaltern die verschiedenen Brennstoffventile und die elektri- 
schen Steuereinrichtungen in der richtigen Reihenfolge betä- 
.:gt wurden. Auch ein Benzinaggregat zur Speisung des Bord- 
netzes während der Startvorbereitungen war nötig und um- 
fangreiche Prüfeinrichtungen, mit deren Hilfe alle Teile der 
Bordausrüstung unmittelbar vor dem Start noch einmal auf 
„rdnungsgemäßes Funktionieren geprüft werden konnten. 

Für die restlose Aufzählung oder gar eine genaue Be- 
sprechung aller dieser elektrotechnischen Ausrüstungsgegen- 
stande der Rakete fehlt hier der Platz. Es soll daher ab- 
‚hließend nur noch kurz etwas über die Entwicklung und 
een Einsatz der Rakete während des Krieges berichtet wer- 
den. 


Historisches von der Entwickelung und dem Einsatz der 
V-2-Rakete. 

Die Anregung zur Entwicklung einer großen Rakete als 
weitreichendes Geschoß wurde 1935 durch den Studenten 
Werner v. Braun an das Heereswaffenamt herangetragen. 
v.Braun gehörte damals zu einer Gruppe von Amateuren, 
use Schon seit einigen Jahren versuchte, nach den Ideen des 
Siebenbürgener Wissenschaftlers O berth eine große Flüs- 
s;gkeitsrakete zu bauen, durch die die Weltraum-Schiffahrt 
ermöglicht werden sollte. | 

Das Heereswaffenamt griff diese Anregung auf und er- 
rihtete in Peenemünde auf Usedom eine Entwicklungsstelle 
iur Raketen, deren technische Leitung v. Braun übertragen 
wurde und die rasch größeren Umfang annahm. Nach Beginn 
t-25 Krieges und besonders nachdem die feindliche Uber- 


legenheit in der Luft so groß geworden war, daß Luftangriffe 
auf englische Städte nicht mehr möglich waren, wurde die 
Entwicklung mit höchster Dringlichkeitsstufe und unter rück- 
sichtslosem Einsatz aller nur irgendwie erreichbaren Hilfs- 
mittel und Hilfskräfte fortgeführt. 

Die technishen Schwierigkeiten des Problems waren 
aber so groß, daß mit einer — bescheidenen — Serienferti- 
gung der Rakete erst begonnen werden konnte, als die Kanal- 
küste und die dort vorgesehenen Abschußstellungen bereits 
in feindliher Hand waren. Man versuchte daher im Winter 
1944/45, von der holländischen Küste aus London zu be- 
schießen. Dies war aber ein Verzweiflungsschritt, weil die 
Entfernung Den-Haag bis London-Mitte 310 km betrug, wäh- 
rend die V-2-Rakete nur für eine Garantiereichweite von 
250 km entwickelt worden war. Ein großer Teil der Schüsse 
erreichte daher aus Brennstoffmangel das Stadtgebiet von 
London gar nicht, und von den Raketen, die London erreich- 
ten, explodierte wieder ein erheblicher Bruchteil als soge- 


nannte „Luftzerleger” in 1 bis 3 km Höhe über dem Erd- 


boden, ohne ernstlichen Schaden anzurichten. Von den ins- 
gesamt auf London abgefeuerten 1000 Raketen dürften daher 
nur einige hundert ihr Ziel wirklich erreicht haben. Ihre 
Wirkung war dabei geringer als die einer entsprechenden 
Anzahl Fliegerbomben, weil die Raketen infolge ihrer grö- 
Beren Auftreffgeshwindigkeit sehr tiefe und schmale 
Sprengtrichter erzeugten. Insgesamt ist die Wirkung der 
V-2-Rakete auf London nicht merklich größer gewesen als 
die des Paris-Geschützes aus dem ersten Weltkrieg auf 
Paris. 


Einige Bemerkungen zur elektrischen Strahlungstrocknung 


(Mitteilung aus dem Elektrowärme-Institut Essen-Langenberg) 


Von Harald Müller, Essen/Ruhr 


Übersicht. Nach einer Zusammenstellung der wichtigsten Gesetze 
"= Temperaturstrahlung werden d'e Verhältnisse im Trocknungsgut und 
ı den Termperäturstrahlern behandelt. 


Grundgesetze. 


Die im Ausland oft als Infraroterwärmung be- 
zeichnete Strahlungstrocknung kann eine Reihe 
von Trocknungsaufgaben erfüllen. Der in den USA zuerst 
scar stürmisch verlaufene Einsatz des Verfahrens hat einer 
:uhigeren Entwicklung Platz gemacht, weil zunächst infolge 
der Nichtbeachtung der grundlegenden Gesetze dieses Er- 
warmungsverfahren auch an Stellen angewandt wurde, wo 
es keinen wesentlichen Fortschritt gegenüber altbewährten 
Wegen brachte. Es erscheint deshalb notwendig, diese Ge- 
setze einmal im Zusammenhang mit den Aufgaben der Strah- 
‚ıngstrocknung zu betrachten. 


A, 08 
À 
0% 
0) 02 04 0608] 2 3456890 8 
700 0555 1000 10000 Fi 
o5 j 10* | 0? cm 
2270 a M VERRNEENRERRASIRERINEN 7) Een, (Infrarot) — R-— > 


:1 1. Verteilung der Wellenlängen (logar. Maßstab). Uber A ist die 
sectrale Augenempfindlichkeit mit Höchstwert beı 0,55 u (gelbgrün) auf- 
getragen. Die Kurve ist international festgelegt. 


Grundsätzlich handelt es sich bei der Temperatur- 


strahlung um eine elektromagnetische Schwingung. Ihre 
Energie stammt nur aus der Körperwärme der Wärmequelle 
uies Strahlers) und wird dem angestrahlten Körper (dem 
Ezpfänger), also dem zu erwärmenden Gut, nur als Wärme- 
«energie zugeführt. Ihre Wellenlänge ist keinesfalls auf das 
\trarotgebiet beschränkt, wie etwa der Name „Infrarot- 


DK 621.367 : 536.33 


erwärmung'! vermuten lassen könnte. Z. B. liegt auch im 
Gebiet der dem Auge wahrnehmbaren elektromagnetischen 
Schwingungen, im Gebiet A, des Bildes 1, eine teilweise erheb- 
liche Temperaturstrahlung. So wird selbst von dem vollkom- 
mensten aller lichtaussendenden technischen Temperatur- 
strahler, der gasgefüllten Wolframlampe, nur 4% als Licht, 
der Rest vorwiegend als Temperaturstrahlung abgegeben. 
Die Verteilung der vom Strahler je Flächeneinheit 
ausgestrahlten Leistung? erkennt man für verschiedene 
Temperaturen des Strahlers aus Bild 2. Die Bildunter- 
schrift enthält die wesentlichen Angaben. Die in Bild 
2  herausgestellten Kurven betreffen Strahler, deren 
Temperaturen praktische Bedeutung haben’. So entspricht 
6000 °K etwa der Temperatur der Sonne an ihrer Oberfläche, 
3000 °K etwa der Temperatur des Glühfadens einer üblichen 
Glühlampe, 2200 °K der Temperatur eines Glühfadens eines 
sog. Infrarotstrahlers der Philips AG., etwas mehr als der der 
Temperatur des Fadens einer Kohlefadenlampe (2100 °K), 
1675 °K der Temperatur einer hochbeanspruchten Wendel in 
einem Kammerofen oder der eines SiC-Stabes, etwa Cesiwid, 
1000 °K einem dunkelrot leuchtenden Strahler, 600 °K einem 
Dunkelstrahler. Außer bei Temperaturstrahlern, bei denen 
die Temperatur über 3000 °K liegt, liegt das Maximum der 
Strahlungsdichte immer bei Wellenlängen des Ultrarotgebie- 
tes. Auch unsere Glühlampen sind Ultrarotstrahler. Auf der 
anderen Seite strahlen auch Wendeln und SiC-Stäbe ein hel- 
les Licht ab, das nahezu weiß wirkt, so daß man keinesfalls 
mit dem Begriff des Ultrarotstrahlers oder Infrarotstrahlers 


1 Das Infrarotgebiet ist das gleiche wie das Ultrarotgebiet. Verfasser 
hält die in der deutschen Physik und Technik übliche Bezeichnung „Ultra- 
rot“ für besser, weil aus ‚‚infra’ (lat. Wort für „unter’') nicht hervor- 
geht, ob auf Frequenz oder Wellenlänge bezogen wird. „Ultra bedeutet 
„jenseits“. Ultrarot und Ultraviolett lassen eindeutig das Gebiet des 
sichtbaren Spektrums als Bezugsgebiet erkennen. 

? Diese Kurven gelten nur für einen besonderen Strahler, den soge- 
nannten schwarzen Strahler, auf den wir noch zu sprechen kommen werden. 

3 C.Saatmann gibt in Korrosion u. Metallsch. 19 (1943) H.I für 
die handelsübliche Glühlampe 2900 OK, Th. J. J. A. Manders ın Elek- 
trızitätsverw. 21 (1946/47) S. 269 2850 OK, im D. R. P. 652027 werden rd. 
3000 OK angegeben, für eine Kohlenfadenlampe rd. 2100 OK. 


288 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


. 


22. Mai 1950 


den Begriff nur unsichtbarer Strahlung verbinden kann. Je 
weiter allerdings der Scheitelwert der Kurven „abgestrahlte 
Energie über der Wellenlänge“ nach der größeren Wellen- 
längen des UR-Gebietes rückt, umso niedriger ist auch die 
bei der Kurve auftretende maximale Strahlungsdichte. Wäh- 
rend man bei Temperaturen über etwa 800 °K von einer sicht- 
baren Temperaturstrahlung spricht, bezeichnet man Strahler 
niedrigerer Temperatur als Dunkelistrahler. 


Strahlungsintensität 


logarithm. MaoNstab 


04 08 12 16 20 24 
Wellenlänge —= 2 


26 32u 


Bild 2. Verteilung der Strahlungsdicdhłe S} (Strahlungsintensität, bezogen 


auf die Wellenlänge, üblicherweise in W/cm?) im Spektrum eines schwarzen 

Körpers über der Wellenlänge å für verschiedene Temperaturen T (unpo- 

laris. Strahlung). Ordinatenmaßstab willkürlich gewählt. Der für 6000 °K 
erreichte Höchstwert von S} (A = 0,48 u) ist gleich 100 gesetzt”. 


° Errechnet aus der Plankschen Strahlungsfunktion nach F. Emde: Tafeln 
elementarer Funktionen, Lpz. 1940. — Für 1000 OK ist der Höchstwert von 
S} für unpolarisierte schwarze Strahlung S3 => 2: 10° W/cm? bei Abstrah- 


lung gegen den schwarzen Raum der Temperatur 0 OK. Vielfach ist für S; 


der Begriff der spektralen Strahlungsintensität üblich, z. B Hoffmann 
u. Tingeiwald, Fußnote i3 und Fußnote °°. 


Bild 2 läßt mittelbar ein zweites sehr wichtiges Gesetz, 
das Wiensche- Verschiebungsgesetz, erken- 
nen. Das Gesetz besagt, daß für den Scheitelwert der Kurve 
das Produkt aus Temperatur und Wellenlänge konstant ist. 
Das Produkt hat den Wert 0,288 cmgrad, wenn man die Wel- 
lenlänge in cm, die absolute Temperatur in Grad angibt. 


Aus Bild 2 und weiteren Rechnungen folgen die Werte 
der Tafel 1, in der das Wiensche Verschiebungsgesetz aus- 
gedrückt ist. Die mit der Wellenbandbreite d/ multiplizierte, 
auf das Band d/ bezogene Strahlungsdichte S}, die üblicher- 
weise in kW/m? oder W/cm? gemessen wird, ist hier auf ver- 
schiedene Werte der Strahlertemperatur bezogen. 

Bei dem Temperaturstrahler mit 2200 °K liegt der Schei- 
telwert der je Flächen- und Zeiteinheit abgestrahlten Energie 
bei rd. 1,3 u. Bei einem dunkelrot glühenden Eisendraht von 
1000 °K liegt das Maximum bei 2,9 u. Das Wiensche Ver- 
schiebungsgesetz gilt streng nur für schwarze, gut für graue 
Körper. 

Ein grundlegendes Gesetz, das Stefan-Boltz- 
mannsche Gesetz, wird vielfah falsch angewandt. 
Schon bei Bild 2 haben wir eine Einschränkung gemacht. Wir 
sprachen vom schwarzen Körper. Kirchhoff hat aus dem 
2. Hauptsatz der Wärmelehre abgeleitet, daß bei einer gege- 


Tafel i. Lage des Maximums der Strahlungsdichte des schwarzen 
Körpers über der Wellenlänge der Temperaturstrahlung für verschiedene 
Temperaturen des Strahlers. 


Absolute Temp. | 


I 
des Sırahlers T | °K | 6000 3000 | | 
EISEN ERT EEE WESTEN EEE RE 
Wellenlänge | | | | | 
der Tempera- 10* - 0,48 0,96 1,31 1,72 2,88 482 
turstrahlung | cm | | | 
4 | ee 
relative Werıe | | 
der Strahlungs- | 
dichte, bezogen | 
auf 6000 °K | 100 32 16,7.103|1,7.103] 102 103 
dgl. auf 3000 °K 3150 100 21 5,4 3,2 .102 3,2 1P 
dgl. auf 2200 °K 15000 | 470 | 100 25 1,5  |1,5.10: 


benen (absoluten) Temperatur T und für eine gegebene Wel- 
lenlänge A die Strahlungsemission E zur Strahlungsabsorp- 
tion A in einem festen Verhältnis steht, also EJA = f (4. T). 
Der Körper, der alle auf ihn fallende Temperaturstrahlung 
absorbiert, also nichts reflektiert oder durchläßt, wird als der 
schwarze Körper bezeichnet, in Anlehnung an die 
Feststellung in der physiologischen Optik. Wenn die Ab- 
sorption des schwarzen Körpers das Maximum dessen dar- 
stellt, was ein Körper an Temperaturstrahlung absorbieren 
kann, so kann nach der eben angeführten Gleichung auch 
die Emission keines Körpers bei der betreffenden Temperatur 
und Wellenlänge höher werden’. Der schwarze Körper stellt 
einen Grenzfall der in der Natur vorkommenden temperatur- 
strahlenden Körper dar. 

Für sole Körper — und nur für solhe — besagt das 
Stefan-Boltzmannsche Gesetz®: Wenn zwischen zwei schwar- 
zen Körpern oder Flächen ein vollkommener Wärmestrah- 
lungsaustausch eintritt, also die von dem strahlenden Körper 
1 abgestrahlte Wärmeenergie nur den Körper 2, den Empfar- 
ger trifft, und dieser von keinem anderen? als vom Körper | 
Wärme zugestrahlt erhält, so gilt für die während der Ze: 
t vom Körper 1 mit der Fläche Fı abgestrahlte Wärmemenge 
Qı, wenn die absoluten Temperaturen der beiden Flädes 
oder Körper während der Zeit t die Werte Tı und Ta baber. 


Qı = c, Fı t (T1 — Ta). 


Hierin ist c eine Konstante. Mißt man nun Q1 in kWh, Fian 
m?, t in h, T in °K und ersetzt die Konstante C. durch die 
108mal größere Konstante Cs , so ergibt sich die Form 


T 4 T | 
== F. tii_ı1 — 2 
me (Z 2) i 


in der Cx die Dimension kWh/(m? h grad*) bzw. kKW/(młgrad‘ 
hat8. Die von dem Körper 2 oder der Fläche Fz aufgenommen: 
Wärmeenergie ist der vom Körper 1 abgestrahlten gle:a 
wenn die anfangs gemachten Voraussetzungen erfüllt sind 


* Der Satz von Kirchhoff besagt, daß für einen beliebigen Tempera: .: 
strahler der Quotient „vom Temperaturstrahler bei gegebener We). 
länge å und (absoluter) Temperatur T in den Halbraum je Flächene ncc 
ausgestrahlte Energie zur unter gleichen Bedingungen ausgestreh!'-: 
Energie des schwarzen Strahlers” E (å, T) / E,(k, T) = €, das sog. Er s 


„sionsvermögen des Temperaturstrahlers bei der Wellenlänge A und re 


absoluten Temperatur T, gleich ist dem Quotienten „vom Strablungse- 
fanger bei den genannten Bedingungen absorbierte Energie zur Ere 
der auf den Körper einfallenden Strahlung‘, a (4. T), dem Absorptisrsse: 
mogen. Dieser Satz gilt für alle Temperaturstrahler, shwarze, graue ur 
selektive. 

š Für die; versuchsmäßige Darstellung des schwarzen Körpers wv 
wendet man nach einem Vorschlag von Kirchhoff Hohlraumstrahler, d > 
Hohlräume, die nur durch eine kleine Dffnung mit der Umgebung vert. 
den sind. Ein durch die Difnung einfallender Strahl wird bei geeicz: 
Wahl des Stoffes der Wand, z. B. Ruß, so stark absorbiert, daß aut 
kleine zunachst reilektierte Betraq durch weitere Absorption nach n`” 
maliger Reflexion praktish verschwindet, der Hohlraum also stw: 
wirkt. i 

€ Die im folgenden angegebene Form des Stefan-Boltzmanns&en œ 
setzes erhält man aus der Superposition der von beiden Körpern a:x 
strahlten Energie durch einfache Überlagerung. > 

? Dieser Umstand wird z. B. bei Heizungen oft vernachläse:ct. + 
auch die Wände als Strahler oder Empfänger wirken und dadurch : i 
ein Kältegefühl entstehen kann. 

8 In den Tafelwerken, zZ. B. der Hütte, findet man C, in kcal/(n? h g.: 


angegeben. Diese Zahlen, durch 860 geteilt, ergeben die Werte 
kWh,(m! h grad‘) oder kW/(m! grad’). 


22. Mai 1950 


Die Voraussetzung für das Stefan-Boltzmannsche Gesetz, 
dad beide Körper oder Flächen schwarz sind, ist im allge- 
meinen nicht gegeben. Diese Voraussetzung besagt, daß auf 
ailen Wellenlängen der, höchstmögliche Wert der Absorption 
oder Emission bei einer gegebenen Temperatur erzielt wird. 
Das Absorptionsvermögen u, hat für den schwarzen Körper 
cefinitionsgemäß den Wert 1, und zwar für alle Wellenlän- 
gen. Bild 3 stellt das Absorptionsvermögen verschiedener 


Emissions a»(nujoder 


Apsorptionsver mögenfa) 


Wellenlänge —~——— 0> 2 


a Absorptionsvermögen einer 0,005 cm diken Wasserschicht**. 
6 dgl. einer Wasserschicht von 0,01 cm Dicke. 
ûs dgl. einer dünnen Schicht Kalkglas. 
Zum Vergleich: 
6,=t,= 1 Absorptions- bzw. Emiss.-Vermögen d. schwarzen Körpers. 


t Emissionsvermögen von Cr-Ni bei 1520 OK. 
& dgl. von Wolfram bei 2000 OK in Glaskörper. 


Be den Kurven steht irrtümlich a, ...a, in lateinischen statt in deut- 
Te Buchstaben. — Die Kurven a sind aus Kohlrausch, 18. Aufl., 
Ynnmmen, Kurve €, aus J. Euler: ETZ 70 (1949) 6. 427, Bild 9, Kurve 


„asE Hoffmann u. C. Tingwald: Optische Pyrometrie, 
Brschw. 1938. 


Körper über der Wellenlänge A dar. Für den schwarzen Kör- 
per giit eine Parallele zur Abszissenachse durch den Ordina- 
'enpunkt 1. Zum Vergleich ist das Emissionsvermögen f, für 
cen shwarzen Körper, das eines Chromnickeldrahtes eı und 
enes Wolframdrahtes in einer Glasbirne eg aufgenommen. 
In der Technik spielen die sog. grauen Körper eine große 
Rolle. Wenn man in der ersten Annäherung voraussetzt, daß 
cas Absorptionsvermögen eines Körpers zwar auf allen 
Wellenlänge das gleiche ist, jedoch nur einen Bruchteil von 
% beträgt, so hat man es mit einem grauen Körper zu tun. 
Da das Emissionsvermögen e eines beliebigen Temperatur- 
strahlers nach dem schon erwähnten Kirchhoffschen Gesetz 


geih seinem Absorptionsvermögen a ist, so stellen die Kur- 


ven in Bild 3 die Kurven des Emissionsvermögens und um- 
gekehrt dar. 

Für die grauen Körper kann man das Stefan-Boltzmann- 
she Gesetz in der folgenden Form schreiben, bei der zugleich 
der Fall berücksichtigt ist, daß die Fläche Fı des Strahlers 
von der des Empfängers (Fa), verschieden ist: 

1 Ty T, \' 
amam At aaa Ty (i) ~ Goo) |: 
Cı g 2 (z a C, ) 

Der Körper 1 soll seine gesamte abgestrahlte Energie 
0 — 2 dem Körper 2 mit der Fläche Fz zustrahlen. Somit er- 
mbt die Beziehung auch den Betrag der dem Empfänger zu- 
gestrahlten Energie. Cı und Cə sind Konstante für die beiden 
èis graue Strahler aufgefaßten Körper 1 und 2. Für einige 
wichtige graue Körper ist in Tafel 2 das Emissions- bzw. Ab- 
sorptionsvermögen angegeben; beide sind nach dem für alle 
wahren Temperaturstrahler geltenden Kirchhoffschen Gesetz 
ceid. Dabei ist der Wert des Emissions- oder Absorptions- 
‘ermögens des schwarzen Körpers e; = Q, = 1 gesetzt. 

Von den fürStrahlungsmessungen wichtigen Gesetzen ist für 
te Trocknungstechnik noch das Lambertsche Cosinusgesetz° 
von Bedeutung, insoweit es sih um rauhe Oberflächen han- 
cet, Messungen von E. Schmidt und E. Eckert!’ haben 


*"turstrablung mit der Bestrahlungsstärke E, unter dem Einfallswinkel a 


reiten wird, so gilt nah dem Gesetz von Lambert für die Be- 
"Silingsstärke unter dem Abstrahlwinkel £ der Ausdruk E, ° cos a >» 
3. ıDa die Voraussetzungen für das Gesetz im allgerneinen nicht gege- 


wo 


sik 


=r sa, bedarf es der vorherigen Prüfung seiner Gültigkeit. Besser stellt 
Ta oder entsprechende Relatıvwerte versuchs- 
E! Eckert: Technische Strahlungsaustauschrechnungen. Berlin 


i 


\ 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 | 289 


EEE» 


Tafel 2. Emissions- oder Absorptionsvermögen e aa für graue Körper. 


a’ 
Temperatur- | Wellen- | 
Körper ep Ag gebiet länge Quelle 
i cK | # | 
Aluminium | Hütte, I, 27. Aufl. 
roh 0,07 1075 ... 1625 | — Berlin 1948 
Kristall- | i | W.Steger :Chemie- 
quarz = ... 0,43 | 1075 ... 1475 | 3... 12 Ing. Bd. III, 5, 


Leipz. 1940 


Eisenbledh 

oxydiert 0,57 ... 0,43 1500 En Hütte, wie oben 
Schamotte 0,58 _ = Hütte, wie oben 
Stahlblech 

Walzhaut 0,65 = a Hütte, wie oben 
Lampenruß 0,95 = m Hütte, wie eben 
schwarze | 

Körper 


Zu 


ergeben, daß das Emissionsvermögen für Glas selbst für ver- 


hältnismäßig stark von der Senkrechten abweichende Strah- ` 


lung etwa das gleiche bleibt. Auch bei Wolfram ist dies 
der Fall. Man kann nun meßtechnisch, wie wir sehen werden, 
auch für komplizierte Anordnungen den hier wichtigen Tem- 
peraturverlauf an der Oberfläche des Gutes bestimmen". 

Neben den beiden Größen, dem Emissions- und dem Ab- 
sorptionsvermögen, spielt das Reflexionsvermögen T für 
Spiegel am Empfänger und für die Oberfläche des Strahlungs- 
empfängers eine große Rolle, ebenso das Durchlaßvermögen 
d des Strahlungsempfängers. Es gilt allgemein 


a+tr+d=1. 


Strahlungsempfänger 

In der Trockentedinik haben wir es vorwiegend mit 
Empfängern zu tun, die selektiv absorbieren. Im Gegen- 
satz zu den Empfängern der elektromagnetischen Wellen des 
Rundfunkgebietes, die bei einer bestimmten Einstellung ein 
einziges schmales Band empfangen, sind die Empfänger für 
Temperaturstrahlung entweder — das ist der wünscens- 
werte Fall — außerordentlich breitbandig oder sie empfangen 
auf mehreren Bändern gleichzeitig. Während der ideale 
Empfänger im Rundfunkgebiet auf eine Wellenlänge scharf 
ansprechen soll, stellt im Gebiet der Temperaturstrahlung 
der „graue“ Empfänger die günstigste Form dar. 

Eine ausschlaggebende Rolle spielt bei Trocknungsvor- 
gängen das Wasser und bei Lacken das Lösungsmittel. Bild 3 
enthält eine Zusammenzeichnung des Absorptionsvermögens 
zweier verschieden starker Wasserschichten, des Emissions- 
vermögens einer Ni-Cr-Legierung !? bei rd. 1520 °K und eines 
Wolframfadens!? bei 2000 °K. Aus dieser Zusammenstellung 
kann man den Einfluß des verschiedenen Verlaufes von Emis- 
sions- und Absorptionsspektrum der beiden Strahler und der 
Empfänger bewerten. Für die Trocknung der Wasserschichten 
scheint bei größeren Wellenlängen die Kurve für den Strah- 
ler mit dem Emissionsvermögen €ı günstiger zu verlaufen, 


weil der Glaskolben bei dem anderen Strahler die den grö- - 


Beren Wellenlängen zugeordnete Strahlung absorbiert, sie 
also nicht bei der Trocknung mitwirken läßt. U. U. kann aber 
eine langwelligere Strahlung günstiger erscheinen,. als sie 
ist. Die kleinere Temperatur gewährleistet zwar, daß man 
mit dem Maximum der Strahlungsdichte in das langwellige 
Gebiet kommt. Wegen des Einflusses der 4. Potenz der Tem- 
peratur wird aber der Gesamtwirkungsgrad viel stärker be- 
einflußt, als es der scheinbare Nachteil der Lage des Maxi- 
mums der Strahlungsdichte mit sich bringt. Bild 2, dessen 
Ordinaten in logarithmischem Maßstab gezeichnet sind, läßt 
den außerordentlich starken Einfluß der Temperatur auf die 
Höhe der abgestrahlten Energie erkennen. Das Abschneiden 
der größeren Wellenlängen durch den umgebenden Glaskör- 


1 Th. J.J. A.Manders hat in Elektrizitätsverw. 21 (1946/47) S. 269 
für einen einzelnen Philips-Strahler die Bestrahlungsstärke in W/cm? in 
Gestalt einer Tafel angegeben. Aus ihr geht hervor, daß bei nicht zu gro- 
Ben Winkeln zwischen Strahlerachse und Strahl die Bestrahlungsstärke sich 
wenig ändert. Bei einem Abstand des Gutes von 30 cm, gerechnet vom 
tiefsten Punkt der Glasbirne, sinkt bei einem Winkel von 11,59 die Be- 
strahlungsstärke erst auf etwa 90%. des Höchstwertes. 

1? J. Euler: ETZ 70 (1949) S. 427, Bild 7. 

s F. Hoffmann u. C. Tingelwald: Optische Pyrometrie. 
Braunschweig 1938. 


290 


per bei lampenartigen Strahlern mit zu niedriger Fadentem- 
peratur verschlechtert in diesem Falle den Wirkungsgrad 
sehr. Ferner entstehen bei dem Trocknungsprozeß Wasser- 
dämpfe und beim Lacktrocknen Lackdämpfe. Diese haben 
ebenfalls ein sehr starkes Absorptionsvermögen, so daß die 
Dämpfe in der Umgebung des zu trocknenden Gutes, des 
Empfängers, einen wesentlichen Teil gerade der langwelligen 
Strahlung absorbieren und damit für die Trocknung unwirk- 
sam machen. Für Wasserdämpf liegen sehr stark absorbie- 
rende Bänder um å = 6,26 u (4,98 u ... 8,99 u), stark absor- 
bierende um 3,15 u als Bandmitten. Eine große Zahl Einzel- 
linien liegt um A = 2,664, schwächere Bänder!* bei 1,87: 
1,46u und 1,114. Diese liegen etwa da, wo auch Wasser stark 
absorbieren, also sich stark erwärmen würde. Man sieht also, 
daß das Absorptionsvermögen des Wasserdampfes stört und 
den Wirkungsgrad stark herabmindert, wenn man nicht für 
seine Beseitigung sorgt. Im vorliegenden Falle muß also die 


03 05 / Eu 25 
—ı 


Bild 4. Durchlässigkeit von Wasserschichten verschiedener Dicke über der 
Wellenlänge. (Nah Ickis u. Hynes sowie Manders, s. Fußnoten 
16 u. 11.) Die Werte weichen von denen anderer Forscher ab, vgl. a. Bild 3. 


mit Wasserdampf durchsetzte. Luftschicht zwischen Strahler 
und Empfänger abgesaugt werden, damit der Wirkungsgrad 
höher wird. Die dabei nachströmende Luft muß vorgewärmt 
sein, damit die Oberfläche des Gutes nicht gekühlt wird. 
Daraus erkennt man, daß eine reine Strahlungstrocknung 
u. U. garnicht am Platz ist. Bei der Bildung von Dämpfen des 
Lösungsmittels der Lacke muß man ganz besonders darauf 
achten, daß sich kein explosibles Gemisch bilden kann’°. 


a Trocenstrahler, Lampenform, innenverspiegelt, 2200 °K 


Besondere Beachtung verdient die sogenannte Eindring- 
tiefe der Strahlung in den Empfänger, die von dem Durchlaß- 
vermögen abhängt. Bei der Lacktrocknung würde z. B. die 
rasche Trocknung der oberen Schicht das Verdampfen oder 
Verdunsten des Lösungsmittels in den darunterliegenden 
Schichten außerordentlich erschweren. Es besteht sogar die 
Gefahr, daß die aus diesen Schichten später entweichenden 
Dämpfe des Lösungsmittels die schon erhärtete obere Lack- 
schicht zerreißen. Daher ist das Trocknen von innen her 
außerordentlih wichtig. Die Strahlungstrocknung hat 
z. B. bei der Läcktrocknung gegenüber der sog. Kon- 
vektionstrocknung den Vorteil, daß man durch Tichtige 
Wahl der Strahlungstemperatur die Eindringtiefe regeln 
kann, die ja von Wellenlänge und Absorptionsfähig- 


“ Kohlrausch: Lehrbuch der Physik, 18. Aull, Tafel 40. Leipzig 
1943. — Landolt-Bjornstein: Physckalsch-Chem. Tabellen, 
5. Auil. Berlin 1931; vor allem Hauptband Tl, Tabelle 14923. 


5K.A.Lohausen: LETZ 56 (1945) S. 5; seiner Z. VDI 94 (1950) H. 13. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


b Rohrstrahler, Mäanderform, 1000 OK 
Bild 6. Strahler zum Einbau in Strahlungstrockner (Versuchsanordnung des Elektrowärme-Instituts Langenberg). 


22. Mai 1950 


keit des jeweiligen Lackes abhängt. Da die Absorptions- 
fähigkeit der verschiedenen Lacke von den Farbkörpem und 
damit von der Wellenlänge abhängt, ist es wichtig, den 
Strahler nach der erforderlichen Temperatur auszuwählen. 
Bild 4 zeigt die Durchlässigkeit von Wasserschichten ver- 
schiedener Dicke nach Messungen verschiedener Verfasser. 
Ohne daß die Werte als absolut richtig hingenommen wer- 
den, soll an diesem Bild gezeigt werden, daß mit wachsender 
Schichtdicke die Durchdringbarkeit für die langwellige Strah- 
lung bei Wasserschichten stark nachläßt, in diesem Falle also 
die Strahler mit höherer Temperatur im Vorteil sind. Uber- 
einstimmend damit werden auch in der deutschen Paten! 
schrift 652 027 der Ford Motor Company, London, für Wasser 
Eindringtiefen genannt, die mit wachsender Strahlertempera- 
tur zunehmen. 


IN ITS 


BRGEBEEERANGG 
DGBRRNREEEERRSSHER 
POETENE 
SEISERZBRERESERERNE 


0, 
ERN?) Ze 
a elfenbeinweißer Lack 
b roter Lack 
c blauer Lack 
Bild 5. Absorptionsvermögen a, verschiedenfarbiger PhenoldecKklade = 


Gebiet des sichtbaren Lichtes über der Wellenlänge 4 (nah Saatmanı, 
wie Fußnote 3). 


Zur Erläuterung des eben Gesagten zeigt Bild 5 das Ab- * 
sorptionsvermögen verschiedenfarbiger Phenoldecklace im, 
Gebiet des sichtbaren Lichtes. Bei dem weißen Lack (Kurve a}! 
ist ein sehr starkes Reflexionsvermögen die Ursache dafür, ! 


daß der Wert in dem hier besonders wichtigen Gebiet der ' 


c Dunkelstrahler, etwa 600 OK 


größeren Wellenlängen absinkt, während bei dem blauer 
Lack (Kurve c) ganz deutlich der Einfluß des Absorptionsver- 
mögens hervortritt. Das starke Absinken des Absorptions- 
vermögens bei dem roten Lack (Kurve b) im Gebiet des Ro! 
im Spektrum und jenseits des Rot ist ebenfalls du:ch den 
Farbkörper bedingt. Dabei spielt natürlich das in der Natur 
des Lakes begründete Reflexionsvermögen eine zusäzlic® 
Rolle, wie ja vor allem der weiße Lack erkennen läßt. Ganz 
besonders günstig ist bei genügend hoher Durchlässigkeit der 
zu .trocknenden Schichten, daß beim Durchdringen bis zum 
Lackträger — das Blech bei zu lackierenden Blechen — diese! 
Träger mit erwärmt und dadurch die Trocknung von we? 
her noch wesentlich unterstützt wird. 


Strahler 
Als helle Strahler kommen in Glas eingebaute We! 
ramfadenstrahler in Betracht. Die Glashülle bestimugt d“ 
Verhalten des Strahlers, obwohl Wolfram allein annlahere! 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


291 


wie ein grauer Strahler wirkt. Über 3 u ist die Durchlässig- 
keit des Glases gering, während sie bis 2 u praktisch kon- 
slant ist und bei Kalkglas etwa 90% beträgt. Bei etwas mehr 
als 2 u sinkt sie dann rasch ab und beträgt bei 3 u etwa 60%, 
bei 4 u beginnt sie erneut abzusinken und liegt bei 5 x bei 
nur etwa 15%. Man muß also Strahler mit Glasumhüllung 


um den Glühfaden als selektive Strahler ansprechen, obwohl 


sie sih für die Wellenlänge bis zu rd. 2,3 « noch wie ein 
grauer Strahler verhalten. In Bild 6 sind einige Strahler dar- 
"gestellt, wie sie dem Elektrowärme-Institut Essen-Langen- 
berg freundlicherweise von der Industrie zur Verfügung ge- 


stellt worden sind. Versuche mit verschiedenen Spiegelbe- - 


legungen, wie sie von Ickis jr. und H. Hynes durchge- 
führt worden sind!®, haben bei einem Vergleich von Elek- 


EYE. br EL De 


0 

Bid 7, Reflexionsvermögen über der Wellenlänge für poliertes (a) und 

Söxiertes Aluminium (b). [Nah W. Sieber: Z. techn. Phys. 22 (1941) 
S. 130.] 


kölyt-Goldplattierung, Reinaluminium, poliertem Aluminium 
ind Chromplattierung ergeben, daß zumal bei den wichtigen 
größeren Wellenlängen die Unterschiede im Reflexionsver- 
mögen außerordentlich gering sind, so daß man ohne Beden- 
ken Aluminiumverspiegelung wählen kann. Bei 2 u liegen 
die Unterschiede bei etwa 10%. d. h. ein mit Elektrolyt-Gold- 

"plattierung belegter Spiegel reflektiert rd. 98%, ein Spiegel 

"aus Reinaluminium etwa 95%, aus poliertem Aluminium 

etwa 87%e. Bild 7 zeigt das Reflexionsvermögen von ver- 
schieden behandelten Aluminiumspiegeln. 


W Waage 
E Empfänger (zu bestrahlendes Gut) 
St Strahler 


§ Schutzgehäuse aus schwarzem Papier 
M elektromagnet. Gewichtsausgleich 
RT Regeltransformator 
f Bild 8. Ultrarot-Meßstand des Elektrowärme-Instituts 


= Eine weitere Gruppe von Strahlern bilden die Stabheiz- 
körper für Temperaturen bis etwa 1000 °K. Als Beispiel zeigt 
Sd 6 einen in Mäanderform ausgebildeten Strahler, der als 
ter Strahler angesehen werden kann, wie die schon 
ähnten Eulerschen Versuche (vgl. Fußnote 12) ergeben 


#Ickis jr. u. H. Hynes: Gen. Electr. Rev. 1939, Aprilheft. 


haben. Die Unterschiede im Emissionsvermögen für die ein- 
zelnen Wellenlängen liegen zwischen O4 und rd. 6,54 unter 
5%. Alle Strahler können in die in Bild 8 gezeigte 
Untersuchungseinrichtung ‘eingebaut werden; durch einen 
vorgeschalteten Regeltransformator kann man ohne weiteres 
die Betriebsspannung und damit die Betriebstemperatur re- 
geln. Eine vom Verfasser entwickelte Meßeinrichtung erlaubt, 
mit konstanter Belastung der Waage zu arbeiten. Um einen 
unveränderlichen Abstand zwischen Strahler und Gut zu 
erhalten, gleicht man den beim Bestrahlen des Gutes — in 
Bild 8 eines Stückes Stoff — eintretenden Gewichtsverlust 
durch Regeln eines Wechselfeldes aus; in diesem Felde ist 


‚zwischen Wiegebalken und Gut ein gescdhlitzter Weich- 


Fe 
TITT 
B 8 


A-P Ansaugpumpe 
Ü, Meßstelle 
Vg Vergleichstelle 
dz Meßstelle 
V, Vergleichstelle 


i für Strahlungstemperatur 


l für Raumtemperatur., 


Bild 9. Gerät nah W. Sorgenicht zur Durchmessung von 


Temperaturfeldern. 


eisenkern eingebaut. Die jeweils erforderliche Zahl Ampere- 
windungen ist ein Maß für den Gewichtsverlust. Mit diesem 
stufenlosen Abgleich kann man den Abstand konstant halten. 
Die Waage selbst wird dauernd auf Zeigerstellung Null ge- 
halten. Die Bestrahlungsstärke wird mit einem von W. Sor- 
genicht angegebenen Geräte gemessen, das in Bild 9 dar- 
gestellt ist. Auf einer Flähe von 0,5 cm? sind die ge- 
schwärzten Meßstellen von 20 in Reihe geschalteten Thermo- 
elementen angeordnet, während die Veraleichsstellen in 


<E 
a. Wolframwendel gelbweiß glühend 
b. Wolframwendel rotglühend b 
. schwarzer Stoff 
o ungefürbter Stoff (gelblich) 
x dunkelblauer Stoff 


B Yo14 


Feuchteverlust in % des Irockengewichtes 


Bild 10. Trockunysz&iten, über dem Feuchteverlust ausgetragen, für 
verschiedene Sto:ifärbungen nach Messungen im Elektrowärme-Institut. 
einem Luftstrom liegen, der die Raumtemperatur innerhalb 
der Versucseinrichtung hat. Auf diese Weise kann die Strah- 
lungserwärmung punktweise bestimmt werden. Die mit dem 
Sorgenicht-Gerät aufgenommene Temperaturverteilung an 


292 


der Meßstelle für 4 Trockenstrahler 2200 °K läßt erkennen, 
daß bei einem Abstand des Gutes von 300 mm, gemessen von 
der Unterseite der Glasbirne, die Unterschiede. an den ein- 
zelnen Stellen schon bedeutend geringer als bei 130 mm Ab- 
stand sind. Bei 375 mm kann man sie schon vernaclässigen. 
Ein Strahler nach Bild 6b zeigt praktisch ein gleichmäßiges 
Temperaturfeld schon in kleinen Abständen. 

Bei der Trocknung von wassergetränkten Stoffen spielt 
die Farbe des Stoffes eine ähnliche Rolle wie das Pigment 
von Lacken. Während in Bild 5 das Absorptionsvermögen 
verschiedenfarbiger Phenoldecklacke dargestellt ist, zeigt 
Bild 10 die Trocknungszeit von gefärbten Stoffen über ihrem 
Feuchteverlust für Vier verschiedene Farben bei zwei Tem- 
peraturen des Temperaturstrahlers, ausgedrückt in der Farbe 
der Wolframwendel. Das Bild läßt erkennen, daß die Trock- 
nungszeit für die verschiedenen Farben mit zurückgehender 
Strahlertemperatur sich verschieden erhöht. Während der 
schwarzgefärbte Stoff in beiden Fällen am schnellsten trock- 


net, geht die Zeit bei dem roten Stoff wesentlich herauf ge-. 


genüber dem schwarzen und dem gelben, während der blaue 
Stoff mit abnehmender Strahlertemperatur sich dem Verhal- 
ten des schwarzen Stoffes nähert. Der Grund ist die bei 
abnehmender Strahlertemperatur rasch sinkende Strahlungs- 
dichte im blauen Teil des Strahlerspektrums, die der rote 
Stoff vorwiegend absorbiert, während er den roten Anteil ja 
reflektiert. Diese mit der Einrichtung nach Bild 8 gefundenen 
Ergebnisse stimmen trotz des anderen Meßverfahrens mit 
den Ergebnissen in Bild 6 sinngemäß überein. 

Für die Wirksamkeit einer Strahlungstrocknung sind also 
von ausschlaggebender Bedeutung 

1. Durchlaßvermögen des Gutes bzw. Eindringtiefe der 

Temperaturstrahlung in das Gut. 


2. Absorptionsfähigkeit des angestrahlten Gutes. 

3. Zusammenfallen der Wellenbereihe bei selektiver 
Strahlung und Absorption; Erfüllung dieser Bedin- 
gung ist für die Höhe des Wirkungsgrades ausschlag- 
gebend. 

4. Temperatur des Strahlers; für den Wirkungsgrad ist 


die Differenz der vierten Potenzen der absoluten Tem- 
peraturen von Strahler und Empfänger maßgebend. 


Man darf jedoch nicht den Wirkungsgrad der Strahlungs- 
trockner allein berücksichtigen. Bei ihrer Anwendung wird 
man immer beachten müssen. daß die hohen Trock- 


— 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


nungstemperaturen eine erheblihe Abkürzung der Troc- 
nungsdauer erlauben, und diese Abkürzung kann durch die 
Möglichkeit, die Trocknungsanlage wesentlich zu verkleinern 
und u. U. in einen Fabrikationsgang bequem einbauen zu 
können, den Gesamtwirkungsgrad einer Fabrikationsanlage 
wesentlich verbessern. Die elektrische Strahlungstrocknung 
gestattet, die Temperatur in weitem Umfange der gestellten 
Trocknungsaufgabe anzupassen — von einigen hundert Grad 
bis zu höchsten Temperaturen, wie andere technische Wärme. 
quellen sie nie liefern können. Auch die Formgebung der 
‚Strahleranordnung kann sich weitgehend dem Gut anpassen. 

Anwendungsgebiete sind die Trocknung von 
synthetischen Lacken in der Metall und Eisen verarbeitenden 
Industrie, so weit nicht wie bei den Dllacken mit der Troc- 
nung ein länger dauernder Oxydationsvorgang verbunden 
ist. Im Automobil-, Instrumenten- und Uhrenbau, z. B. zum 
Einbrennen von Lack auf Metallgehäusen, Isolierstoffen und 
auf Uhrteilen hat sich die Strahlungstrocknung gut 
eingeführt. Weitere Beispiele sind die Gewebetrocknung in 
der Textil- und Textilveredelungsindustrie, in der Leder- 
industrie das Trocknen von Schuhteilen und Korkfüllungen, 
in der Nahrungs- und Genußmittelindustrie die Gemüse-, 
Obst-, Mehl- und Fleischtrocknung sowie die Tabaktroc- 
nung in dünnen Schichten. Strahlungstrocknung ist immer von 
Vorteil, wo durch Verkürzung der Trocknungszeiten neben 
den schon geschilderten Vorteilen noch eine Verbesserung 
des behandelten Gutes in seinen technologischen Eigenscal- 
ten gewährleistet ist. Bei vielen langsam verlaufenden Troc- 
nungsvorgängen treten u. U. Schädigungen der Struktur auf, 
die bei raschem Trocknungsablauf vermieden werden können. 


Zusammenfassung 


Für die Strahlungstrocknung ist das Kirchhoffsche Ge- 
setz, das Wiensche Verschiebungsgesetz, das Stefan-Bolt- 
mannsche Gesetz und das Lambertsche Kosinusgesetz zu be- 
achten. Die Temperaturstrahler können im allgemeinen, zu- 
mindest in einem wichtigen Wellenbereich, als graue Strahler 
aufgefaßt werden, während das als Empfänger wirkende Gut 
vorwiegend selektiv absorbiert. Die Temperatur des Strah- 
lers muß sich nach der Selektivität des Empfängers richten. 
Im Gegensatz zu den Sendern und Empfängern im Rundfunk- 
wellengebiet, die im Idealfall auf einer Wellenlänge strahlen 
und empfangen, handelt es sich bei den Temperaturstrahlern 
und Empfängern im Idealfall um solche, die in einem sehr 
breiten Band strahlen und empfangen. 


Über die Anwendung der Raman-Spektralanalyse in der Isolierstofftechnik. 


(Mitteilung aus dem Transformatorenwerk der Siemens-Schuckertwerke AG., Nürnberg.) 


Von Theodor Wörner, Nürnberg 


Übersicht. Die immer mehr gesteigerten Anforderungen, die die 
Entwicklung elektrischer Geräte an die Isolierstoffe stellt, bedingen stän- 
dig schärfere Prüfverfahren. Uber die rein physikalischen und elektrischen 
Pıüfmethoden hinaus müssen auch chemische Untersuchungen herange- 
zogen werden. So ist es oft wichtig, die chemische Zusammensetzung eines 
Isolierstoffes und seine Struktur zu kennen. Für solche Fälle stellt die 
Remanspektralanalyse, vor allem wenn es sih um flüssige Isolierstoffe 
handelt, ein brauchbares Hilfsmittel dar, das schon mit großem Erfolg 
angewendet worden ist. 


A) Allgemeines über den Ramaneffekt 

Der Ramaneffekt, im Jahre 1923 von A. Smekal theo- 
retisch vorausgesagt und 1928 von C. V. Raman experi- 
mentell nachgewiesen [1], ist eine der vielen Erscheinungen, 
die auftreten, wenn eine Wechselwirkung zwischen Licht 
und Materie eintritt. Bestrahlt man demnach irgendeinen 
Stoff mit einfarbigem Licht von der Frequenz vo, so findet 
man im Spektrum des Streulichtes neben der Linie mit der 
eingestrahlten Frequenz vo symmetrisch verteilt neue Linien 
mit den Frequenzen »r»,die nach dem Entdecker als Raman- 
linien bezeichnet werden. Bildet man nun die Frequenzdiffe- 
renzen zwischen der Erregerlinie rọ und den Ramanlinien 
vn, also + Ay = vo — yg, so erweisen sich diese Differen- 


DK 535.375.355 : 621.315.615 


Lichtes und nur als abhängig von der Molekülstruktur des 
bestrahlten Stoffes, der in jedem Aggregatzustand vorliegen 
kann, wobei jedoch Ramanaufnahmen an der flüssigen 
Form experimentell den Vorzug haben. Die Gesamtheit der 
möglichen Frequenzdifferenzen bildet das „Ramanspektrum’ 
des bestrahlten Stoffes, und da die Frequenzdifferenzen ganz 
bestimmten inneren Schwingungen oder Rotationen des Mo- 
leküls entsprechen, ist das Ramanspektrum ein Molekü!- 
spektrum. Jeder Stoff besitzt sein kennzeichnendes Raman- 
spektrum, mit dessen Hilfe sih Moleküle oder Atomgruppen 
im Molekül nachweisen und bestimmen lassen. Ferner hat 
sich erwiesen, daß bei Gemischen die Ramanspektren der 
Einzelkomponenten sich einfach überlagern, wenn man von 
kleinen Frequenzverschiebungen etwa durch Assoziation ab- 
sieht, und daß damit Gemische analysiert werden können 
Voraussetzung für eine Ramanaufnahme ist jedoch, daß der 
betreffende Stoff nicht lichtabsorbierend ist und daß er eine 
homöopolare oder Atombindung darstellt, denn nur an sol- 
chen Bindungen ist der Ramaneffekt möglich, während sid 


| 


. zen als unabhängig von der Frequenz des eingestrahlten 


| 


22. Mai 1950 


an heteropolaren oder Ionenbindungen keine Lichtstreuung 
ausbilden kann, da die inneren Schwingungen kein perio- 
disch sich veränderndes elektrisches Moment liefern, das die 
Voraussetzung für das Auftreten einer Lichtstreuung ist. 
Neben den Ramanlinien tritt nun in den Spektren meist 
noch ein mehr oder weniger starker kontinuierlicher Unter- 
grund auf, der sich vor allem auf die Auswertung der Spek- 


tren störend auswirkt, da er schwace Linien überdeckt. Die ` 


Ursahe für diesen kontinuierlichen Untergrund ist meist 
durch die Farbe oder die fluoreszierende Wirkung des Stoffes 
bedingt oder dadurch, daß dieser nicht völlig als „optisch leer” 
anzusprechen ist. Dieser kontinuierliche Untergrund wird je- 
doch um so schwächer, je sorgfältiger man den Stoff vor einer 
Aufnahme reinigt. In den meisten Fällen genügt hierfür eine 
Vakuumdestillation völlig. Läßt sich eine Vakuumdestillation 
nicht durchführen, z. B. bei der Gefahr der Zersetzung, so 
sann man zu chromatographischer Adsorption greifen, um 
den Stoff zu reinigen. Man versteht darunter ein langsames 
Hindurchsaugen des Stoffes durch geeignete Adsorptions- 
mittel, wie Aktivkohle, Aluminiumoxyd u. dgl. Mit diesem 
Verfahren erzielt man allerdings nur eine Reinigung von 
störenden Fremdbestandteilen, bekommt also den Zustand, 
den man als „optisch leer” bezeichnet. Nicht aber wird durch 
dieses Verfahren die fluoreszierende Wirkung beseitigt, sie 
wird nur etwas gemindert. Man ist gezwungen, Fluoreszenz- 


össher, wie Nitrobenzol, in ganz geringen Mengen hinzu- 


zufügen. | 

Für die Auswertung von Ramanspektren ist es dann noch 
wichtig, einige Gesetzmäßigkeiten des Ramaneffektes zu 
kennen. So konnte festgestellt werden, daß die Ramanfre- 
grenzen abhängig sind von der Masse der schwingenden 
Atome und von den zwischen ihnen wirksamen Bindungs- 
kräften. Größere Massen verursachen eine Erniedrigung der 
Frequenz und größere Bindungskräfte bewirken ein Anstei- 
sen. Durch die Kenntnis solcher Gesetzmäßigkeiten ist es zZ. 
B. auch möglich, Ramanspektren theoretisch vorauszusagen 
oder bei der Aufstellung eines Ramanspektrums die gefun- 
denen Frequenzen in die möglichen Schwingungs- und Bin- 
iungsarten einzuordnen und damit zu deuten. 


B) Anwendung des Ramanefjektes in der Isolierstofitechnik. 
Identifizierung vonlsolierölen. 


Wie schon im Abschnitt A) erwähnt, dient der Raman- 
effekt zum Nachweis und zur Bestimmung von Molekülen 
und ihres Aufbaues und findet vor allem in der organischen 
Chemie sein Hauptanwendungsgebiet, da hier ausschließlich 
Atombindungen vorliegen. Da nun die Isolieröle aus Gemi- 
shen verschiedener Kohlenwasserstoffgruppen bestehen, 
‚ag der Gedanke nahe, die Ramanspektralanalyse für die Un- 
tersuchung von Isolierölen anzuwenden. Nahegelegt wurde 
der Gedanke noch dadurch, daß schon bei der Untersuchung 
der Benzine die Ramanspektralanalyse erfolgreich verwendet 
wird [2]. Nach längeren Vorversuchen, die sich vor allem 
mit der Vorbehandlung befaßten, gelang es schließlich, aus- 
wertbare Spektren von Isolierölen aufzunehmen. Bei der 
Auswertung ergab sich eine Vielzahl von Ramanlinien mit 
sehr unterschiedlichen Intensitäten, die in die einzelnen Koh- 
enwässerstoffgruppen, wie Paraffine, Naphthene, Olefine 
und Aromate, einzuordnen sind. Die Kenntnis von charakte- 
:istischen Gruppenfrequenzen, d. h. solchen Frequenzen, die 
canz bestimmten Atomgruppen und Atomschwingungen zu- 
zuordnen sind, erleichtert dabei wesentlich die Einordnung. 
In Tafel 1 sind die charakteristischen Gruppenfrequenzen für 
die einzelnen Kohlenwasserstoffarten zusammengestellt, wie 
sie normalerweise in den natürlichen Isolierölen vorkom- 
men. Cyclopentan und Cyclohexan sind hier als Beispiele 
tur die Naphthene aufgeführt, da die im Isolieröl vorkommen- 
den Naphthene in der Hauptsache Derivate dieser Ringver- 
bindungen darstellen. Die Kenntnis dieser charakteristischen 
Gruppenfrequenzen genügt nun in den meisten Fällen, eine 
qualitative Dlanalyse durchzuführen, also die chemische Zu- 
sammensetzung zu ermitteln. Zieht man dann noch bei der 
Auswertung die Intensitäten der einzelnen Gruppenfrequen- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


293 


Tafel 1. Gruppenfrequenzen der Hauptkomponenten. 
Paraffine < 600 2700 . . . 3000 
Aromate Bi 1000 1600 3050 
Cyclopı ntan En 890 


zen mit heran, so läßt sich auch eine quantitative Aussage über 
den Anteil der Hauptkomponenten im Ol machen. Mit dem 
Ramanspektrum hat man also ein Hilfsmittel in der Hand, 
verschiedene Ole identifizieren zu können. Findet man dem- 
nach im Spektrum verschiedener Ole keinen Unterschied, so 
müssen diese Dle einander gleich sein; unterscheiden sich die 
Spektren nur in ihren Intensitäten, nicht aber in ihren Fre- 
Quenzen, so haben die Ole wohl die gleiche chemische Zusam- 
mensetzung, nicht aber den gleichen Anteil an den einzelnen 
Komponenten; solche Ole sind einander ähnlich. Unterschei- 
den sich schließlich die Spektren auch noch in ihren Frequen- 
zen, so liegen verschiedene Dle vor. Tafel 2 zeigt eine Zu- 
sammenstellung der Ramanspektren von 5 verschiedenen 
Olen. An Hand der Frequenzen und der Intensitäten ist zu 
sehen, daß die Ole 1 und 2 identisch sind, DI 3 dagegen nur 
ähnlich, während Ol 4 und 5 sich grundlegend unterscheiden. 


Tafel 2. Vergleichsuntersuchungen verschiedener Isolieröle. 
b Intensitätszahl.) 


(a Frequenz, 


en) AA UW Wen =s (W T 


Ww N 


Das Ramanspektrum liefert also sichere Unterscei- 
dungsmerkmale für die Untersuchung von Isolierölen, und 
Ciese sicheren Unterscheidungsmerkmale könnten damit auch 
schon zur Überwachung der Isolierölfabrikation herangezogen 
werden; denn mit einer einzigen Aufnahme, die mit Auswer- 
tung etwa 1!/2 Arbeitstage beansprucht, läßt sich in der Praxis 
schon die chemische Zusammensetzung ermitteln, und die 
Herstellerfirmen haben eine Kontrolle darüber, ob die Fabri- 
kation gleichbleibend verläuft und ob das Isolieröl auch die 
gewünschte chemische Zusammensetzung hat. Das Ziel jeder 
Isolierölfabrikation ist nämlich, die Ole möglichst frei von 
ungesättigten und aromatischen Kohlenwasserstoffen zu er- 
halten; denn diese Verbindungen können als die Hauptur- 
sache für die Alterung der 'Isolieröle angesehen werden. 


2. Bestimmung der Alterungsneigung. 
Aus diesem Grund ergibt sich eine weitere Anwendungs- 
möglichkeit der Ramanspektralanalyse, nämlich die Bestim- 
mung der Alterungsneigung und damit ein völlig neues Prüf- 
verfahren in der Isolierölprüfung. Dieses neue Prüfverfah- 
ren läuft im wesentlichen darauf hinaus, den Gehalt an unge- 
sättigten und aromatischen Kohlenwasserstoffen spektrogra- 
phisch zu bestimmen; denn ist der Anteil an ungesättigten 
und aromatischen Kohlenwasserstoffen groß, wird auch die 
Alterungsneigung groß sein und umgekehrt. Im einzelnen 
geschieht nun die Prüfung so, daß man im Ramanspektrum 
aie charakteristischen Frequenzen für die Olefine und Aro- 
inate aussucht und mit Hilfe eines Photometers, am besten 
eines Schnellphotometers, die Schwärzungen dieser charakte- 
ristischen Linien ausphotometriert [3]. Durch Bilden von 
„Schwärzungsdifferenzen‘' aus den Schwärzungen der einzel- 
nen charakteristishen Linien und einer Bezugslinie, die 


294 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1956 


jedoch immer dieselbe sein muß, — z. B. die charakteristische 
Linie 1345 cm-! oder 1523 cm-! für Nitrobenzol, das ja zur 
Fluoreszenzlöschung allen Olen in immer gleichbleibender 
Konzentration zugefügt wird — erhält man dann Werte, die 
dem Anteil an ungesättigten und aromatischen Kohlenwasser- 
stoffen entsprechen. Natürlich müssen die einzelnen Ole 
auch die gleiche Vorbehandlung erfahren. Durch Vergleich 
dieser Schwärzungsdifferenzen mit Richtwerten von bekann- 
ten, ganz genau definierten Olen läßt sich dann auch eine 
Einteilung der untersuchten Isolieröle in einzelne Güteklas- 
sen vornehmen. Dieses Verfahren wurde an zahlreichen Mi- 
neralölen erprobt und es ergab sich durchweg eine gute 
Übereinstimmung mit den Ergebnissen der üblichen Prüfver- 
fahren. Bei 35 Olen von verschiedenen Firmen wichen nur 
3 Dle von der sonst gebräuchlichen Einteilung ab. Für diese 
unterschiedliche Einteilung war jedoch nicht die Bestimmung 
der Alterungsneigung ausschlaggebend, sondern andere Ei- 
genschaften, wie zu große Zähigkeit bei tiefen Temperaturen 
oder Gasabspaltung im elektrischen Feld, obwohl auch über 
solche Eigenschaften gegebenenfalls das Ramanspektrum 
schon Auskunft gibt. Isolieröle auf Naphthenbasis haben 
z. B. einen bedeutend tieferen Stockpunkt als Dle auf Paraf- 
tinbasis. Mit diesem ramananalytischen Prüfverfahren ist 
also ein neues Hilfsmittel gefunden worden, das schnell ein 
Gesamtbild von der Brauchbarkeit eines Isolieröles vermit- 
telt; denn eine Aufnahme liefert nicht nur die chemische Zu- 
sammensetzung, sondern gibt auch einen Hinweis auf die 
Alterungsneigung. Die zeitraubenden Prüfungen im Ver- 
teerungs- und Baaderapparat fallen damit weg und die dabei 
entstehende Zeitersparnis, im günstigsten Fall bis zu 75% 
der sonstigen Zeitdauer, macht es wert, das neue ramanana- 
lytische Verfahren noch weiter auszubauen. 


3. Bestimmung von Alterungsprodukten. 

Als dritte Anwendungsmöglichkeit der Ramanspektral- 
analyse in der Isolieröluntersuchung ist noch die Analysie- 
rung von Alterungsprodukten in gealterten Olen zu nennen. 
Rein chemische Analysen hatten schon früher ergeben, daß 
bei der Alterung von Isolierölen Alkohole, Aldehyde und 
Ketone entstehen, die sich in freie und anhydrid- oder ester- 
artig gebundene Carbonsäuren umwandeln und durch Poly- 
merisation und Kondensation öllöslichen und Öölunlöslichen 
Schlamm bilden [4]. Es entstehen also in allen Fällen Oxy- 
dationsprodukte von Kohlenwasserstoffen, die alle — wenn 
auch in verschiedenen Bindungsarten — die C-O-Atomgruppe 
enthalten. In Ramanaufnahmen von sehr stark gealterten 
lsolierölen wurden nun tatsächlich Frequenzen gefunden, 
wenn auch sehr schwach in ihren Intensitäten, die den oben 
angeführten Oxydationsprodukten zugeordnet werden kön- 
nen. So wurden z. B. bei einem Altöl, das für eine weitere 
Verwendung als unbrauchbar bezeichnet werden mußte, fol- 
gende Frequenzen gefunden: 1713, 1725, 1734 und 1799 cm", 
was nah Kohlrausch Ketonen, Aldehyden, Estern .und 
Anhydriden entsprechen würde. Es ist natürlich klar, daß 
nur solche Alterungsprodukte durch die Ramanspektralana- 
lyse analysiert werden können, die aufnehmbar und in ge- 
nügender Konzentration vorhanden sind; Schlamm und As- 
phaltene scheiden hier aus. Durch die Analysierung von Al- 
-terungsprodukten mit Hilfe der Ramanspektralanalyse war 
es im übrigen auch möglich, einen Vergleich der natürlichen 
Alterung mit der künstlichen durchzuführen, wie sie im Ver- 
teerungs- und Baaderapparat und im Ofen bei 100 °C mit und 
ohne Zellulose über eine längere Zeitdauer ausgeführt wer- 
den!. Dabei hat sich ergeben, daß die Baaderalterung mit 
Kupfer der natürlichen Alterung am besten entspricht. Unter 
Baaderalterung versteht man übrigens eine künstliche Alte- 
rung, bei der innerhalb 48 h Kupfer, Eisen oder Blei bei einer 
Temperatur von 90 °C 72 000mal ins Ol getaucht und hinter- 
her die Verseifungs- und Neutralisationszahl ermittelt wird. 
Tafel 3 zeigt das Ramanspektrum eines Neuöles und daneben 
das Spektrum desselben Dles nach einer 240stündigen Baader- 
alterung. Hinter die einzelnen Frequenzen, die maßgebend 


I Hieruber soll in einer weiteren Arbeit eingehend berichtet werden. 


sind für die Unterscheidung der Hauptkomponenten, sind die 
Anfangsbuchstaben der einzelnen Kohlenwasserstoffgruppen 
gesetzt. Das Spektrum des gealterten Oles zeigt auch deut. 
lich das Auftreten von neuen Frequenzen, die Alterungspro- 
dukten zugeordnet werden müssen. 


Tafel 3. Alterungslinien im Ramanspektrum eines Isolieröles. 
a Frequenz, b Intensitätszahl, c Olkomponente. 


P = Paraffine, O = Olefinee A = Aromate, N = Naphthene, 
Al = Alterungsprodukte 
Neuöl n. Baader gealtert 
a b b c 
: : ! | 

318 | 3:P 318 |2: P) 1623 2 0 
603 2 :A 603 3: A 1664 , 2 A 
650 3, A. 650 3:A 1676 ı 2 0 
800 3:N 802 2:N| 1709 2 A 
832 2. P : 829 2: P 1723 TA 
890 2N : 893 |1 : N| 1807 i2. A 
1030 2: N 2863 4: P 1030 2: N 
1077 ı2:P | 277 |7:0o| 17 |ı P| 2877 |6. 0 
1115 | 1 :P | 2892 |5:P 1115 | 2 : P] 2894 |6:P 
1270 1:N 2920 6: N 1273 I: N 
129 |2 :P | 97 |6:0 1299 2:P| 292 16:0 
1432 5:0| 2% !6:P 1437 7:0! 297 '4:Pp 
1446 7:P | 303 2: A 106 | 7: P| 3034 3: A 
1455 |8: N| 04 2: A 1455 Be 
1503 14: A \ | | we 


4. Untersuchung von Kunstölen. 


Aber nicht nur für die Untersuchung von natürlichen Iso- 
lierölen, sondern auch für die Untersuchung von Kunstolen. 
wie sie bei der Hydrierung von Kohle entstehen, und von 
chlorierten künstlichen Dlen kann die Ramanspekralanalyse 
angewendet werden. Hier handelt es sich vor allem um dıe 
Bestimmung der chemischen Zusammensetzung und damit um 
eine Kontrolle der einzelnen Fabrikationen und Lieferungen, 
aber auch um Bestimmung der Alterungsneigung, soweit es 
sich ‘um künstliche Ole aus den Hydrierverfahren handel! 
Goubeau hat z. B. während des Krieges zahlreiche Kunstör 
mit Hilfe des Ramanspektrums analysiert und seine Analysen 
waren für die Beurteilung dieser Ole von großem Wert 
Ebenso brachte die ramananalytische Untersuchung von chlo- 


. rierten Olen, wie Clophen u. a., schon manchen Hinweis fùr 


die Weiterentwicklung „nichtbrennbarer" Isolieröle. 


5.UntersuchungvonWachsenund 
Tränkmitteln. 


Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für die Raman- 
spektralanalyse liegt auf dem Gebiet der Wachse und Tränk- 
mittel. Auf diesem Gebiet liegen zwar noch wenig Erfahrun- 
gen vor, aber eine Anwendung erscheint doch aussichtsreic. 
wenn es gelingt, von diesen Stoffen, sei es in Lösungen 
oder sonstwie, auswertbare Spektren zu erhalten. Es wird 
sich bei diesen Stoffen vor allem die chemische Zusammen- 
setzung analysieren lassen, und man bekommt damit Finger- 
zeige für die Brauchbarkeit als Isolierstoff. Zur Analysıe- 
rung der Tränklack-Verdünnungsmittel wird die Ramanspek- 
tralanalyse heute schon angewendet und liefert sehr brauch- 
bare Ergebnisse. Ferner wird sie heute schon zur Überprt- 
fung der Ausgangsmonomegen bei einem Isoliermittel ange- 
wendet, das augenblicklich in aller Mund und in jeder ein- 
schlägigen Fachzeitschrift zu finden ist, nämlich bei den Sih- 
konen. Aus der amerikanischen Literatur ist bekannt, da’ 
reproduzierbare Ergebnisse in der Silikonherstellung nur 
dann wieder erhalten werden, wenn die Ausgangsprodukte 
oder Monomeren in chemisch reiner Form vorliegen. Am Ra- 
manspektrum kann aber die Reinheit solher Monomeret 
überprüft werden, wenn die Spektren der Silikonausgang:- 
produkte bekannt sind. Bis jetzt sind allerdings noch kein: 
Ramanspektren von solchen Produkten veröffentlicht woi- 
den, wenn man von einfachen Siliziumverbindungen absieh!. 
Doch dürfte die Auffindung der Spektren für die Silikonmo- 
nomeren keine allzu großen Schwierigkeiten machen, und 
Versuche in dieser Richtung sind auch schon angestellt wor- 
den; so gelang es z. B. dem Verfasser, von den für die „Athv!- 
silikone” so wichtigen Ausgangsprodukten Diäthyldiclors:- 
lan und Monoäthyltrichlorsilan die Ramanspektren zu ermi!- 
teln; diese Spektren werden nun schon Zur Überprüfung de! 
chemischen Reinheit verwendet. Ebenso wurden die Raman 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


295 


i C S 


spektren der Ausgangsprodukte für die Methylsilikone ermit- 
telt. Eine Zusammenstellung der Ramanspektren solcher Si- 
liziumverbindungen soll demnächst veröffentlicht werden. 
Zum Schluß läßt sich also sagen, daß die Ramanspektral- 
analyse mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten in der Iso- 
lierstofftechnik vor allem auf dem Gebiet der Isolieröle ge- 
funden hat. Wenh es gerade auf letzterem Gebiet noch ge- 
lingt, einen eingehenden Zusammenhang zwischen der chemi- 
shen Zusammensetzung und den dielektrishen und sonsti- 
gen physikalischen Eigenschaften aufzukeigen, dann ist die 
. Ramanspektralanalyse es wert, daß man ihr, auch von elektro- 
technischer Seite aus, weitgehende Beachtung schenkt. 


Zusammenfassung 
Nach einem Abschnitt über die Grundlagen des Raman- 
effektes wird über die verschiedenen Anwendungsmöglich- 
keiten dieses Effektes in der Prüfung der Isolierstoffe berich- 
tet und gezeigt, wie man mit Hilfe der Ramanspektralanalyse 
verschiedene Ole identifizieren kann und wie sich Alterungs- 
produkte in gealterten Olen nachweisen lassen. Ferner wird 


ein völlig neues Prüfverfahren zur Bestimmung der Alte- 
rungsneigung beschrieben. Ebenso wird noch über die Mög- 
lichkeit der Untersuchung von künstlichen Isolierölen und 


von Wachsen und Tränkmitteln berichtet. 


Schrifttum. 


[i] Zusammenfassende Darstellungen über dèn Ramaneffekt finden sich in ° 
Kohlrausch: Der Smekal-Ramaneffekt. Verlag Julius Springer, 
Berlin 1938. 

K. W. F. Kohlrausch: Ramanspektren. 
gesellschaft Becker u. Erler, Leipzig 1943. 
J. Goubeau: Ramanspektralanalyse. 
Chemie III, Leipzig 1939. 
F.Matossi: Der Ramaneffekt. Braunschweig 1944. 

J. H. Hibben: The Ramaneffekt and its chemical Applications, 
New York 1947. 

[2] J.Goubeau u.E.Lett: Versuche zur Gesamtanalyse von Benzinen. 
Brennst.-Chemie 23 (1942) S. 1. 

J. Hock u. O. Schrader: 


Akademische Verlags- 
In Phys. Methoden d. anal. 


Uber die Bestimmung organischer 
Peroxyde, besonders in Kraftstoffen. Brennst.-Chemie 18 (1937) S. 6. 
J. Goubeau u. v. Shneider: Ramanspektralanalytische Un- 
tersuchung von Kohlenwasserstoffgemischen: Nachweis von Paraffinen 
und Ölefinen mit gerader und verzweigter Kette. Angew. Chem. 53 
(1940) S. 531. 

B) J. Goubeau u. Thaler: Versuche zur quantitativen Ramanspek- 
tralanalyse.. Chem. Fabrik 41 (1941) S. 1. 

[i] Holde: Kohlenwasserstofföle und Fette. 
Berlin 1933, 


Verlag Julius Springer, 


Metallkeramik 


Verbundstolfe aus Metallen und keramischen Stoffen 


Von H. Fahlenbrach, Essen 


Einer der Umstände, die die Pulvermetallurgie — d. h. 
die Herstellung von Werkstoffen aus Metallpulvern über ein 
Pressen und Sintern bei Temperaturen unterhalb des Schmelz- 
punktes — in den letzten Jahrzehnten zu steigender Bedeu- 
tung gebracht hat, ist die Erzeugungsmöglichkeit heterogener 
Werkstoffe [1]. In den weitaus meisten Fällen handelt es 
sidh hierbei um Stoffe, die aus mehreren nicht oder unvoll- 
ständig legierbaren Bestandteilen zusammengesetzt sind. In 
diese Gruppe gehören als praktische Vertreter u. a. die hete- 
togenen Kontaktwerkstoffe aus Wolfram, Molybdän, Nickel 
und Kohle einerseits und den Metallen Kupfer und Silber 
anderseits [2j, die in der Zerspanungstechnik heute unent- 
behrlihen Sintermetalle aus Carbiden (WC, TiC, TaC usw.), 
deren Körner von Metallen (meistens Kobalt) netzartig um- 
zogen werden [3], die Diamantmetallegierungen, d. h. Ein- 
bettungen von Diamantboart in metallische Stoffe [4] und die 
hier zur Diskussion 
stehenden „metallke- hy fe} 
tamischen” Werk- 
stoffe. Bei allen die- 
sen Werkstoffen fin- 
den wir, wie das Bei- 
spiel des Kontakt- 
werkstoffes des Bildes 
| zeigt, nebeneinan- 
der in mehr oder we- 
Niger grober Vertei- 
lung Stoffe gänzlich 
vershiedener chemi- 
sher Analyse. Eine 
Schmelzherstellung 
lher Werkstoffe ist, abgesehen von anderen Faktoren, wie 
den meistens sehr verschiedenen Schmelzpunkten der einzel- 
den Komponenten, allein deswegen nicht möglich, weil bei 
fehlender Mischkristallbildung eine Entmischung, bestimmt 
durh die verschiedene Dichte der Einzelbestandteile, beim 
Schmelzen eintreten würde. Schon bei legierbaren Werkstof- 
fen führt die Sinterherstellung, bedingt durch die niedrigeren 
Erzeugungstemperaturen, oftmals zu stärkeren Heterogeni- 
tten als die Schmelzherstellung, da eine Diffussion der Le- 
‚Serungselemente ineinander beim Sintern oftmals nur un- 
vollständig abläuft. Schon diese Tatsache wird gerne prak- 
tsh ausgenutzt, wie am Beispiel eines elektrotechnischen 
Werkstoffes kurz erläutert sei [5], um die vielen Möglichkei- 


Ie >b 


CTZ 490 
Bild 1. 
im Verbundwerkstoff (Wolfram qrau, Silber 
weiß; 1000fache Vergr.). 


Verteilung von Woliram und Silber 


DK 666.79 


ten und. Vorzüge der pulvermetallusgischen Herstellungs- 
weise zu kennzeichnen. 

Für temperaturunabhängige Präzisionssysteme, wie Zäh- 
ler, Tachometer und Mebßinstrumente, ist ein Nebenschluß 
zum magnetischen Kraftfluß aus einem Werkstoff mit stark 
abnehmender Permeabilität, wie z. B. eine 30%-Eisen-Nickel- 
Legierung, beliebt, wobei die Abnahme des Flusses mit zu- 
nehmender Temperatur durch den Nebenschluß ausgeglichen 
wird. Die Abnahme des Magnetflusses mit der Temperatur 
verläuft praktisch linear, so daß auch eine lineare Abnahme 
des Induktionsflusses des Nebenschlußmaterials mit der 
Temperatur gefordert wird. Bei einem durch Schmelzher- 
stellung erzeugten homogenen Nebenschlußmaterial zieht die 
bekannte krummlinige Abnahme der Sättigungsmagnetisie- 
rung am Curiepunkt eine Nithtlinearität notwendig nach sich. ` 
Die durch Sinterherstellung vorhandene Heterogenität hat 
eine praktisch bedeutungsvolle bessere Linearität zur Folge, 
wie Bild 2 zeigt. 


Bild 2. Temperaturab- 
höngigkeit der Magne- 
tisierung bei geschmol- 
zenem und gesintertem 
Thermoperm. 


00 °C 120 


Temperatur 
Die hier zur Diskussion stehenden „metallkeramischen” 
Werkstoffe sind heterogene Stoffe, die z. T. aus Metallen, 


z T. aus keramischen Stoffen bestehen. Der Name „Metall- 
keramik" ist dabei aus der angelsächsischen Fachliteratur 
entnommen und wird in Deutschland — so treffend er mir 
scheint — vermutlich nur langsam oder garnicht einzubür- 
gern sein, da erst vor kurzem bei uns der Streit um den Na- 
men „Pulvermetallurgie oder „Metallkeramik" für das Ge- 
samtgebiet der Werkstoffherstellung durch Pressen und Sin- 
tern von Metallpulvern endgültig zu Gunsten der „Pulver- 
metallurgie” entschieden ist [6]. Es ist bekannt, daß die Her- 
stellungsmethoden der keramischen Industrie und der Pul- 
vermetallurgie einander sehr ähnlich sind [7]. Der sprung- 
hafte Anstieg der Pulvermetallurgie war nur möglich, weil 


296 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 19% 


(erg ar nn 


sie eine Reihe von Herstellungsmethoden aus der Keramik 
direkt übernehmen konnte. Es war daher sehr naheliegend, 
auch Kombinationen beider Werkstoffgebiete miteinander auf 


die Herstellungsmöglichkeit und die praktische Bedeutung . 


der Erzeugnisse hin zu prüfen. 

Man ging dabei naturgemäß von beiden Richtungen aus 
[8]. Von der pulvermetallurgischen Seite her entstanden 
Werkstoffe, bei denen der Metallanteil überwiegt und die 
keramischen Bestandteile z. T. nur als geringe Zusätze an- 
zutreffen sind. Bei der Herstellung von Wolframdrähten in 
. der Glühlampenindustrie haben kristallwachstumshemmende 
Zusätze von Metalloxyden (meistens Thoriumoxyd) schon 
früh eine große Bedeutung erlangt. Allgemein in der Pulver- 
metallurgie sind, wo die Feinkörnigkeit technische Vorteile 
mit sich bringt, kornverfeinernde Zusätze von Oxyden, z. B. 
Tonerde, gebräuchlich. Das trifft beispielsweise in der Hart- 


50% Fe, 50% Bi 


Eisen | 80 % Fe 20%Bi 


20% Fe 80%/o Bi 


Aus der bereits vorliegenden Fülle der Anwendungsge- 
biete solcher Stoffe können die elektrotechnisch nicht unmit- 
telbar interessierenden hier nur kurz aufgezählt werden [8]. 
Temperaturwechselbeständige Sinterkörper, z. B. aus Tonerde 
mit 5...20 % Eisen, Kochgefäße mit verbesserter Wärmeleir. 
fähigkeit, Schleifkörper und Schneidwerkzeuge aus feinkör 
niger Tonerde mit 20...40 % Eisen, korrosionsfeste Sinte- 
körper und besonders hochwarmfeste Werkstoffe für Abgas- 
turbinenschaufeln [14]. Elektrotechnisch bedeutsam sind diese 
Stoffe bei geeignetein Mischungsverhältnis von metallischer 
und keramischer Komponente als Werkstoffe für Widerständ: 
und für Heizleiter geworden [15]. Es ist bereits in dieser Zeit. 
schrift in einem Bericht [16] die zitierte bahnbrechende Arbeit 
Hausners eingehender gewürdigt worden. Durch sold: 
Kombinationen sind verhältnismäßig leicht Halbleitereiger- 
schaften zu verwirklichen, wobei man auch durch geeigne': 

' Zusammensetzungen den Temperaturkoefi. 
zienten des Widerstandes auf Null bringe: 
kann. Der hohe spezifishe Widerstanc 
und die Zunderbeständigkeit der Metalloxy- 
de einerseits und die günstigen mechanischen 
Eigenschaften hinsichtlich Zugfestigkeit und 
besondere Zähigkeit der Metalle anderseits 
eröffnen derartigen Kombinationen weite Zu 


ims- ; ER 
a kunftsaussihten auf dem Heizleitergebiet. 
ETZ 492 ' Die Verbindung der beiden Komponenten 
Bild 3, Sinterling aus Karbonyleisen und Bimsstein bei stetigem Übergang (50fache braucht dabei nicht gleihmäßig über den 


Vergr.).. Drucsinterung: 4 min, 980 °C, 220 kg/cm!. 
metallindustrie oder adch bei der Herstellung bestimmter Sin- 
terstähle zu. Auch bei den neuesten Dauermagneten [9], die 
aus sehr feinkörnigen, pyrophoren Pulvern aus Eisen oder 
einer Eisen-Kobaltlegierung bestehen, besitzt ein geringer 
Oxydgehalt — möglicherweise auch wegen seiner kornverfei- 
nernden Wirkung — eine große Bedeutung [10]. Bei porösen 
Gleitlagern aus Eisen soll ein Zusatz von Eisenoxyd die 
Härte und Verschleißfestigkeit steigern [11]. 

Etwas größere Zusätze keramischer Stoffe werden hin 
und wieder bei den Eisenkernen von Hochfrequenzspulen 
(Massekerne) an Stelle von Kunststoffen verwendet, wobei 
zur Verminderung der Wirbelstromverluste angestrebt wird, 
möglichst die hier verwendeten feinsten Carbonylpulver voll- 
zählig mit der keramischen Masse (Aluminiumoxyd, Silizium- 
oxyd) zu überziehen. Gefäße aus Eisenpulver mit 15 % Ton- 
erde sind wegen der Beseitigung des leichten Anschweißens 
(Kleben) mit metallishem Gut durch den Tonerdezusatz an 
manchen Stellen bei der Glühung oder Sinterung metallischer 
Stoffe eingeführt worden, z. B. bei der Herstellung von ge- 
sinterten Alni-Magneten [12]. 

Auf der anderen Seite hat auch die keramische Industrie 
versucht, einen Angriff auf die Metallseite zu unternehmen 
[13]. Ein Ersatz metallischer durch keramische Stoffe ist immer 
dort auf Schwierigkeiten gestoßen, wo der Verwendungs- 
zweck das Vorhandensein spezifischer metallischer Eigen- 
schaften, wie eine hohe Leitfähigkeit für Wärme und Elektri- 
zität oder eine gute Zähigkeit, erforderlich machte. Aus diesem 
Grunde ist man von der keramischen Industrie aus in vielen 
Fällen dazu übergegangen, Metalle in feiner Verteilung den 
keramischen Erzeugnissen beizusetzen. Dabei sind eine Reihe 
von Werkstoffen entstanden, die die Vorteile der Keramik 
(geringe Dichte, Zunderbeständigkeit, Dauerständfestigkeit) 
mit denen der Metalle verbinden und die daher heute nicht 
mehr aus der Technik fortzudenken sind. Man kann die Me- 
talle über Metallsalzlösungen mit den keramischen Stoffen 
zusammen im teigigen Zustande formen und anschließend 
brennen, man kann die Metalle aber auch in die vorgebrannte, 
d. h. poröse Keramik einseigern, d. h. flüssiges Metall in die 
Poren eindringen lassen, oder man kann keramische und me- 
tallische Pulver miteinander mischen, zu Formkörpern pressen 
und brennen. Bei Edelmetallen kann der Brennprozeß in Luft 
erfolgen, bei den anderen oxydationsempfindlichen Metallen 
erfolgt das Brennen in reduzierender Atmosphäre. 


ganzen Gebrauchskörper verteilt zu sein. In 
vielen Fällen ist es wertvoller, ein metai- 
lishes Gerippe mit Keramik zu umziehen, da der rer 
keramische Anteil dem Angriff von außen durch Oxyda- 
tion in den meisten Fällen besser standhält. Außerdem 


besitzt eine mehrschichtige Zusammensetzung aus kera- 


mischen und metallischen Stoffen auch als Kondensato: 
Zukunftsaussichten [15]. Bei der Herstellung solcher Kombina- 
tionen aus größeren Bereichen der Einzelkomponenten tn! 
die Schwierigkeit einer ausreichenden Haftung in der Trent- 
fläche auf, da die Beanspruchung durch verschiedene Swi 
dung beim Sintern oder auch durch verschiedene Wärmeaus- 
dehnung oftmals zu groß ist. Diese Schwierigkeiten werden 
verringert, wenn der Übergang vom keramischen zam meta: 
lischen Stoff nicht unstetig, sondern über abgestufte Gemisute 
erfolgt, wie Bild 3 an einem Schliffband zeigt. Diese Uber 
gänge von Metall und Keramik zeichnen sich durch eine sei! 
gute Haftfestigkeit aus und verdienen allgemeine Beachtung 

Das Gebiet der „Metallkeramik“ ist an sich noch zu jane. 
um nach allen Richtungen hin abschließend gewürdigt zu wer- 
den. Es zeichnen sich jedoch bereits wertvolle neue techn:sch® 
Möglichkeiten für seine Anwendung ab, und es wird in de! 
an sich sehr interessanten und wertvollen Gruppe der hetero- 
genen Sinterwerkstoffe auch in Zukunft sehr zu beachten sein 


Schrifttum 


Vgl. u. a. G. Ritzau: Arc. Metallkde. 1 (1947) S. 305/307. 

2] O. Landgraf: Metall 3 (1949) S. 184. — R. Palme in K. Wan 
ke: Einführung in die Pulvermetallurgie. Graz 1948, S. 172 ff. 

[3] E Ammann: Z. techn. Phys. 21 (1940) S. 332/35. Stahl u. Ese 
66/67 (1947) S. 124/126. — J. C. Redmond: Iron Age 159 (1 
S. 42/45 u. 150.—P.Schwarzkopf: Engrs. Dig. 8 (1947) S. 185 & 

44 W.HenninginK. Wanke: Einführung in die Pulvermetallurg- 
Graz 1948, S. 188/192. 

5] H.Schraderu. H.Fahlenbrach: Z. VDI 91 (1949) S. 492 

l6) H. J. Bartels, W.Hotopu.R. Kieffer: Arc. Metalikde : 
(1947) S. 312. 

1 F.Rollfinke: Z. VDI 84 (1940) S. 681/89. 

8} F. Skaupy: Technik 2 (1947) S. 157 ff.; Arch. Metallkde. 1 11% 
S. 307/38.— F.HenninginK. Wanke: Einführung in die Puivei- 
metallurgie. Graz 1948, S. 192/196. 

[9] L. Neel:C.R. Acad. Sci., Paris 224 (1947) S. 1550. Ann. de !’Unive!- 
site de Grenoble 22 (1946) S. 71/84 u. 299/342; Cahiers de Physique ~ 
(1944) S. 1/24. 

[10] H. Fahlenbracdh: Arch. Eisenhüttenw. 20 (1949) S. 303. 

[11 H.Odenhħhausen: Anz. f. Mashinenw. (1944) S. 3/4. 

[12] G. H. Howe: Iron Age 145 (1940) S. 27/31. R. Kieffer ua W 
Hotop: Sintereisen u. Sinterstahl. Wien 1948, S. 486. 

[13] F. Reinhart: Z. VDI 91 (1949) S. 341. 

O. Naumann: Technik 2 (1947) S. 385. 

ngel: Arc. Metallkde. I (1947) S. 309/310. 

iermeyer: Arc. Metallkde. 2 (1948) S. 145 ff. 

‚Bressman: Materials and Methods 27 (1948) S. 65/70. 

[15] . Hausner: Metal Ind. NY. 72 (1948) S. 405/407. 

[16] ETZ 71 (1950) H. 2, S. 50. 


[1] Vgl. 
] 


Ta 
dan 
— 
— 
w. 


22. Mai 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


297 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Sekretariat: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10V, Telephon 3 28 54 
Prüfstelle: 
Frankfurt a. M., Osthafenplatz, Lenco-Haus 
Vorschriftenstelie: 
Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 12, Telephon 3 47 70 


Kommission „Kabel und Leitungen“. 


Der Arbeitsausschuß „Isolierte Starkstromleitungen“ der 
VDE-Kommission „Kabel und Leitungen“ hat unter Vorsitz 
von Obering. Heinzelmann folgende Neufassungen von 
VDE-Bestimmungen ausgearbeitet: 


VDE 0208/ ... 49 „Vorschriften für Isolierhüllen und Mäntel aus Gummi für 
isolierte Leitungen und Kabel”, 

VDE 0209/ ... 49 „Vorschriften für Isolierhüllen und Mäntel aus thermo- 

l plastischem Kunststoff für isolierte Leitungen und Kabel“, 

VDE 0250’ ... 50 „Vorschriften für isolierte Starkstromleitungen”, 

VDE 0284/ ... 49 „Vorschriften für Metallmantelleitungen mit hitzehestän- 
diger Isolierung”, 

VDE 0472/ ... 49 „Regeln für die Durchführung von Prüfungen an isolier- 


ten Leitungen und Kabeln“. 


Diese Entwürfe können gegen Erstattung der Unkosten 
für Vervielfältigung und Versand bei der VDE-Vorscriften- 
stelle bezogen werden!) und zwar: 

VDE 020% ..49, VDE 0209... 49 und VDE 0284 ... 49 für 
je DM 1L,—. 

VDE 0250... 50 und VDE 047% ... 49 für je DM 3,—. 

Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten dieser Bestimmungen 
ist geplant, folgende Bestimmungen für ungültig zu erklären, 
da sie durch die vorstehend genannten INeufassungen ersetzt 
werden sollen: 


VDE 0208/11. 45 «Vorschriften für Gummihüllen und -mäntel isolier- 


ter Leitungen und Kabel” 

„U-Vorscriften zu VDE 0206"! 

„Vorschriften für isolierte Leitungen in Starksirom- 
anlagen” 

„U-Vorscriften zu VDE 0250"! 

‚Leitsätze für die Prüfung von Leitungen und Kabeln 


VDE 0208 U/II. 45 
VDE 0250/X1. 44 


VDE 0250 U/II. 45 
VDE 0275/V. 43 


für feste Verlegung, deren Leiterisolierungen oder | 


Mäntel aus thermoplastischen Kunststoffen bestehen” 


VDE 0275 U/VII. 43 „U-Vorschriften zu VDE 0275"! 


VDE 0283/IX. 44 „Richtlinien für probeweise zugelassene isolierte 
Leitungen in Starkstromanlagen’‘, $$ 6, 8 und 9. 
VDE 0284/V. 43 „Richtlinien für probeweise zugelassene Metallman- 


telleitungen mit hitzebeständiger Isolierung”. 


Einsprüche gegen diese Entwürfe und gegen die Außer- 
kraftsetzung der vorstehend angegebenen VDE-Bestimmun- 
gen können bis zum 1. Juli 1950 bei der VDE-Vorschriften- 
stelle, Frankfurt a. M. eingereicht werden. 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


Der Kommissionsvorsitzende 
Förster 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89; Tel. 870171, App. 188. 


Berechtigung zur Benutzung des VDE-Zeichens 
oder eines VDE-Kennfadens 


Die Elektrotechnishe Prüfstelle Berlin hat den nach- 
stehend genannten Firmen ihre Zustimmung zur Benutzung 
eines VDE-Kennfadens gegeben: 


Isolierte Leitungen in Starkstromanlagen 
SSW-Kabelwerk Leitungen zur festen Verlegung und zum Anschluß 
‚Pe:!in-Siemensstadt ortsveränderlicher Stromverbraucher (nach VDE 0250) 
Gertenfeld) Gummibleikabel (nach VDE 0265), 
umhüllte Leitungen (nach VDE 0232), 
Starkstrom-Innenraumkabel (nach VDE 0270 B) 
Starkstromkabel ohne Bleimantel {nach VDE 0271 B) 
probeweise zugelassene isol. Leitungen 
(nah VDE 0283), Type NGM (Pr), 
Isolierte Leitungen in Fernmeldeanlagen 
SSW-Kabelwerk Schaltdräbte (nach VDE 0812 bzw. VDE 0890 Taf. 1) 
Peri.n-Siemensstadt Schaltkabel (nach VDE 0813 bzw. VDE 0890 Taí. 4) 
[Cartenfeld) Schnüre (nah VDE 0814 bzw. VDE 089%, Taf. 19) 
! Es wird gebeten, das Geld auf das Postscheckkonto Köln Nr. 2197 des 
, VDE zu überweisen mit der Angabe: „für VDE-Vorschriftenstelle, Ent- 
wurfe 250/2°. 
! Die U-(Übergangs-)Vorschriften wurden früher als B-(Behelfs-)Vor- 
srilten oder als K-(Kriegs-}Vorschriften herausgegeben. Für die B- und 
: &- Vorschriften gilt dasselbe wie für die U-Vorschriften. 


Installationsleitungen (nach VDE 0815 B bzw. VDE 
0890, Taf. 6) 
probeweise zugelassene Leitungen (nach VDE 0880) 
Type YG (Pr). 
Schalt- u. Spulendraht 
G.m.b.H., Bln.-Neukölln 
Schnüre (nach VDE 0814 bzw. VDE 08%, Taf. 19) 
Telefonschnurfabrik 
Wolf Koska, Berlin- 
Neukölln, 
Schnüre (nach VDE 0814 bzw. VDE 089%, Taf. 19). 


Elektrotechnische Prüfstelle 
Berlin 


Block 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

15. Juni 1950, 18.15, Hörsaal EB 301 d. T. U.: „Uber die Beschallung von 
Räumen und Plätzen“, Dr. F. Bergtold, Dachau. 

ETG Frankfurt a. M., Mainzer Landstr. 23 

30. Mai 1950, 17.00, Physikal. Verein, Robert-Maier-Str. 2: ‚‚Photozellen 
und photoelektrishe Steuerungen‘, Dr. Schaffernidt. 

ETV München, Mchn. 2, Blumenstr. 28 

15. Juni 1950, 17.30, Vortragssaal 2 des Deutschen Museums: ‚Pumpen- 
lose Quecsilberdampf-Stromrichter“, Dr. Wasserrab. 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Wuppertal, Wpt.-E., Neumarktstraße 52 

6. Juni 1950, 18.00, vorauss. Vortragssaal der Stadtbücherei Wpt.-E.: 
„Industrielle Anwendungen elektromagnetischer und mecha- 
nischer Hochfrequenzschwingungen‘', Dr. Sauter, Erlangen. 


Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 


S. 6. bis 9. 6. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Schutzrelais für 
Hochspannungsnetze‘, Dr.-Ing. W., Bütow. 

12. 6. bis 16. 6. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Moderne Ver- 
fahren der Feinstbearbeitung”, Dr.-Ing. H. Finkeln- 


burg, 

19. 6. bis 22. 6. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Revision elektri- 
scher Anlagen‘, Prof. Dr.-Ing. H. F. Shwenkhagen, 
Baurat Dipl.-Ing. Schnell, Dipl.-Ing. Bertram. 


PERSONLICHES 


Adolf Schmolz +} 


Am 4. März 1950 schloß Direktor Dr.-Ing. Adolf 
Schmolz, Vorstandsmitglied der Bayernwerk AG. und 
Lehrbeauftragter der T. H. München für das Gebiet der Elek- 
trizitätswirtschaft, für immer die Augen. 

Er war 1890 als Sohn 
eines Kaufmannes geboren 
worden, besuchte die Schu- 
len in München und studierte 
Elektrotehnik an der TH. 
München. Nach kurzer Assi- 
stententätigkeit bei Geheim- 
rat Ossanna leistete er 
seine Dienstpflicht bei den 
Pionieren in München ab, 
mit denen er auch in den er- 
sten Weltkrieg zog. Seine 
berufliche Laufbahn als Elek- 
troingenieur begann er nach 
dem Kriege bei der Badi- 
schen Elektrizitäts- AG. in 
Mannheim, von der er sehr 
bald zu Brown, Boveri & 
Cie. in Mannheim übertrat. 
Im September 1921 ging er 
_ als Oberingenieur zur Bay- 
ernwerk AG. und übernahm bald darauf die Leitung ihrer 
Betriebs- und Bauabteilung, wodurch er maßgeblichen Ein- 
fluß auf den Aufbau der bayerischen Landeselektrizitätsver- 
sorgung und ihres Höchstspannungsnetzes gewann. Nach 
Inbetriebnahme des Bayernwerknetzes widmete sih A. 
Schmolz zunächst der Fortentwicklung des Netzbetriebes, 
denn der Betrieb großer, geschlossener 110 kV-Netze war 
damals noch Neuland. In der Folge galt sein Schaffen der 
Eingliederung des bayerischen Netzes in das gesamtdeutsche 
Verbundnetz. Über die Ergebnisse der unter seiner Leitung 
geleisteten Arbeiten, vor allem auf dem Gebiete des Netz- 
schutzes und des Verbundbetriebes, hat er wiederholt in 
den Fachzeitschriften berichtet. 1933 promovierte er bei der 


298 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


22. Mai 1950 


TH. Braunschweig mit .einer Dissertation über den Betrieb 
von vermaschten Höchstspannungsnetzen. Gegen Ende 
des zweiten Weltkrieges wurde Dr. Shmolz in den Vor- 
stand der Bayernwerk AG. berufen. Die Erkenntnis, daß 
der Wiederaufbau nach dem Kriege allein nicht genüge, 
daß vielmehr nur eine großzügige Erschließung neuer Ener- 
giequellen die Energieversorgung aus ihrer bedrängten Lage 
befreien konnte, veranlaßte Schmolz, sich vor allem dieser 
Aufgabe zu widmen. Daher förderte er das Projekt der 
Überleitung des Rißbaches in den Walchensee und den Bau 
der 220 kV-Ost-West-Verbindung Ludersheim—Aschaffen- 
burg—Kelsterbach. Die Verwirklichung beider Vorhaben in 
einer für die damaligen Verhältnisse beispiellos kurzen Zeit 
durfte er noch selbst erleben. 

Seine Erfahrungen und gründlichen Fachkenntnisse, ge- 
winnende charakterliche Eigenschaften und sein freundli- 
ches Wesen waren Grundlagen seiner Erfolge. Die deutsche 
Elektrizitätswirtschaft anerkannte ihn als vielseitigen Fach- 
mann, dessen Rat auch außerhalb der Bayernwerk AG. ge- 
sucht wurde. Er war Vorsitzender des Verwaltungsrates 
der Studiengesellschaft für Höchstspannungsanlagen e.V., 
stellvertretender Vorsitzer des Planungsausschusses der 
Deutschen Verbundgesellschaft, Aufsichtsrat verschiedener 
bayerischer Überlandwerke usw. Für die deutsche Energie- 
wirtschaft, insbesondere aber für die Bayernwerk AG. be- 
deutet sein Scheiden einen schweren Verlust. 


Fritz Uredat tł. 


Am 21. Februar 1950 verschied in Essen-Bredeney nach 
langer, schwerer Krankheit der langjährige technische Vor- 
stand des Büros Essen der AEG, Direktor i. R. Fritz Ure- 
dat, im 75. Lebensjahre. Uredat fand im Jahre 1898 nach 
vorherigem Besuch des Humboldt-Gymnasiums in seiner 
Vaterstadt Köln und nach erfolgreichem Studium der Elek- 
trotechnik und des Maschinenbaus an den Technischen Hodh- 
schulen Darmstadt und Stuttgart seine erste Stellung als In- 
genieur bei der Niederlassung Frankfurt a. M. der AEG. Bet 
reits im ersten Jahre seiner Tätigkeit wurde ihm die selb- 
ständige Leitung der AEG-Montagebüros Rheinau und Heidel- 
berg anvertraut. Nachdem er sich weiter in Dortmund be- 
währt hatte, erhielt er von seiner Pirma den Auftrag, in 
Essen ein neues Büro aufzuziehen. Damit fiel ihm eine Auf- 
gabe zu, die zu seiner Lebensarbeit werden sollte. 

Ausgerüstet mit hervorra- 
genden Fachkentnissen, mit 
großem Wissen und einem vor- 
nehm-freundlichen Wesen, ist 
Uredat einer der Männer, die 
der Elektroindustrie und der 
Elektrowirtshaft im rhein.- 
westf. Industriegebiet Wegwei- 
ser und Förderer waren. Die 
Elektrifizierung der Großindu- 
strie im allgemeinen, die des 
Bergbaus im besonderen, waren 
ihm ans Herz gewachsen. Bei 
der Einführung der ersten elek- 
trish angetriebenen Gruben- 
bahnen und Wasserhaltungen 
im Revier hat er maßgebend 
mitgewirkt. Damals war die: 
AEG auch weitgehend an den Arbeiten für die ersten 
Höchstspannungsverbundnetze des RWE beteiligt. Am 
30. Sept. 1939 trat F. Uredat nach über 40jähriger Tätigkeit 
bei der AEG in den Ruhestand; trotzdem blieb er immer noch 
Ratgeber seiner alten Firma. 

Dem Elektrotechnischen Verein des rhein.-westfälischen 
Industriebezirks war er besonders verbunden, stand er doch 
bei der Gründung des Vereins in Dortmund im Jahre 1903 
mit sechs anderen Berufskameraden als Pate an dessen Wie- 
ge. 47 Jahre, fast ein halbes Jahrhundert, hat Uredat dem 
Verein die Treue gehalten. Er war zuletzt der einzige noch 
lebende Mitbegründer, zugleich an Lebensjahren das älteste 
Mitglied des Vereins, der ihn bei der Neugründung nach dem 
zweiten Weltkriege im Jahre 1947 noch zum Ehrenmitglied 
eınennen durfte. — Die Elektroindustrie und die Berufs- 
kameraden verloren am 21. 2. 1950 einen der Ihrigen, dem 
sie zu Dankbarkeit und treuem Gedenken über das Grab 
hinaus verpflichtet sind. 


Jos. Kau, Essen 


E. Kosack. — Am 21. Mai feierte Oberbaurat EmilKosacık 
den 75. Geburtstag. Die deutschen Elektrotechniker beglüdk- 
wünschen ihn und hoffen, daß ihm noch manches gute, ge- 
sunde Jahr beschieden sei. Viele kennen Emil Kosak au 
seinen Büchern: Die „Elektrotechnischen Starkstromanlagen’ 
und das „Schaltungsbuch” benutzen zahlreiche Ingenieure ı 
Deutschland und im Ausland. Ebenso groß ist die Zahl jener. . 
die sich dankbar des Lehrers erinnern, der ihnen einmal die 
Geheimnisse der Elektrotechnik entschleiert hat. Zu all die- 
sen gesellen sich als Gratulanten die Ingenieure, die Kosads 
Vorträge hörten, seine Aufsätze und Buchbesprechungen — 
auch in der ETZ — lasen und ihn als einen wirklich tätigen 
Leiter im technischen Vereinswesen kennen lernten. Ser 


' 1897 gehört Emil Kosak dem VDE und dem VDI an. Lang: 


Jahre führte er den Vorsitz in der Elektrotechnischen Ge- 
sellschaft Magdeburg. Er war Mitgründer und Vorsitzender 
des Verbandes technisch-wissenschaftlicher Vereine in Mag- 
deburg, später auch Vorsitzender, sodann Ehrenmitglied des 
Lenne-Bezirksvereins im VDI. — Emil Kosack verdanken 
wir es auch, daß die Luisenhütte in Wocklum, ein Holzkohle- 
Hochofenwerk im Zustand von 1865, als technisches Kultur- 
denkmal instandgesetzt und erhalten worden ist. 

Kosak hat in Braunschweig Elektrotechnik studiert und 
1896 die Diplomprüfung abgelegt. Nach Praxisjahren bei Kör- 
ting und Lahmeyer ging er 1904 zum Lehrberuf über (König:. 
Vereinigte Maschinenbauschule in Magdeburg). 1932 riet 
man ihn als Leiter an die Höhere Techn. Staatslehransta:: 
für Maschinenwesen und Elektrotechnik in Hagen, die hev- 
tige Staatl. Ingenieurschule. Mit 70 Jahren schied er 1945 aus 
dem Lehrdienst. 


Auszeichnungen. — Die T. H. Stuttgart verlieh auf An- 
trag der Fakultät für Maschinenwesen dem Dipl.-Ing. Kar. 
Martell Wild die Würde eines Dr.-Ing. E. h. „für seine 
hervorragenden Verdienste um die Planung, Entwicklunc 
und Förderung von Forschung, Konstruktion und Fertigung 
als langjähriger technischer Direktor der Robert Bosch GmbH 
in Stuttgart, die durch ihre Erzeugnisse unumstrittene Welt- 
geltung errungen hat.” 


Hochschulnachrichten. — An der T.H. Stuttgart wurden 
zu Dozenten ernannt: Dr.-Ing. Herbert Döring mit der 
Lehrbefugnis für Höchstfrequenztechnik und Röhrentechni. 
Dr.-Ing. RichardEisner mit der Lehrbefugnis für Hod. 
spannungstechnik. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 621.3.027.3 (822.5) 


Hochspannung und Hochleistung. Von J.Biermanns. N. 
655 S., 595 B., Format 17X24,5 cm. C. Hanser-Verlag. Mun- 
chen 1949. Preis kart. DM 49,—, Glw. DM 52,—. 

Nach Beendigung des Krieges ist dieses Buch das erste 
das uns einen Überblick über die gesamten Probleme der m:- 
dernen Hochspannungstecnik gibt. Der Name des Verfasser: 
bürgt dafür, daß dieser Überblick umfassend und gründlıd 
ist und unmittelbar aus dem technischen Leben heraus ges? 
ben ist. 

Nach einer sehr lesenswerten Einleitung werden in Ka 
pitel II die allgemeinen Grundlagen der Elektrostatik m. 
sehr vielen Anwendungsbeispielen gebracht und in Kapitel Il 
wird die elektrische Festigkeitslehre behandelt, der Durd: 
schlag in Gasen, Flüssigkeiten und festen Körpern, die Iso 
lationstechnik, Isolatoren, Maschinen- und Transformatorıs- 
lation und schließlich die Isolation in Kabeln und Konder 
satoren. Zum Schluß folgt die Untersuchung der? Mehrfat: 
leitersysteme und die Berechnung der Lade- und der Erd 
schlußströme mit anschließender Behandlung der Korona 
verluste. Im IV. Kapitel werden die Ausgleichsvorgänge un 
Wanderwellen auf Leitungen und in Wicklungen und ü 
Schwingungskreise, auch solche mit veränderlicher Seibs 
induktion bei gesättigtem Eisen, behandelt, anschließen 
daran die Erdschlußvorgänge und der Erdschlußschutz. De 
V. Kapitel bringt dann die Einschalt- und Kurzschlußstrom 
bei Transformatoren, Maschinen und vermaschten Ne'z 
und ihre mechanischen, induktiven und thermischen Wirk:: 
gen. Daran schließt sich der Überstromschutz und eine nac 
Meinung des Referenten ganz besonders gelungene Disk. 
sion des Schalterproblems. Es ist hier besonders schön da 


22. Mai 1950 


u a a cl nn 0 os u (0 a Du 122 Soul 222 3022 S 22 21 u Bl U 


gestellt, wie wissenschaftliche und technische Forschungs- 
arbeit das schwierige Problem des Schalterlichtbogens unse- 
rem Verständnis näher gebracht haben und wie der Schalter- 
bau diese Erkenntnisse verwendet. 

Im VI. Kapitel wird die lange Leitung bei Betriebsfrequenz 
behandelt und die Stabilität der Energieübertragung disku- 
tiert. Das VII. Kapitel gibt eine kurze Übersicht über Entwurf, 
Bauteile und Erdungsfragen in Schalteranlagen und bei Lei- 
tungen. Den Schluß dieses Abschnitts bilden die Sicherun- 
gen. Die Kapitel VIII und IX behandeln das Hochspannungs- 
und das Hochleistungs-Versuchsfeld mit einer Beschreibung 
ihrer Einrichtungen und ihrer Meßtechnik. Gerade in diesen 
Kapiteln kommt die persönliche Erfahrung des Verfassers 
in diesen Dingen sehr ausdrucksvoll zur Geltung. Das Ka- 
pitel X befaßt sich mit den Vorrichtungen hoher Spannung 
zur Erzeugung von Röntgen-, Kathoden- und Ionenstrablen. 
Es werden besprochen das übliche Glühkathoden-Röntgen- 
rohr, das Beschleunigungsrohr von Brasch und Lange, 
de Vervielfachungsschaltung von Wideröe und dann 
das Zyklotron, das Betatron und das Synchrotron. Es ist sehr 
cdankenswert, daß der Verfasser gerade diese Apparate, 
über deren Wichtigkeit für die weitere Entwicklung der Tech- 
nik wohl kein Wort zu verlieren ist, so eingehend behandelt 
hat, und die sonst so zerstreuten und nicht leicht zu finden- 
den, zum großen Teil ausländischen Arbeiten anschaulich und 
in Zusammenhang dargestellt hat. 

Das XI. Kapitel beschreibt die Energieübertragung durch 
hochgespannten Gleichstrom. Es wird nur eine kurze Über- 
sicht gegeben, da die Dinge hier noch sehr in Fluß sind und 
vor allem die Entwicklung der Stromrichter noch nicht zu 
übersehen ist. Besprochen werden die Grenzen der Dreh- 
stromübertragung, das Grundsätzliche der Stromrichter, das 
Konstantspannungssystem, das Konstantstromsystem, die 
Gleihstromleitung und spezielle Fragen der Stromrichter, 
der Transformatoren, der Schalter und der Regelung. Schließ- 
lih gibt das letzte, XII. Kapitel eine kurze Übersicht über 
Fernwirk-, Fernmeß- und Fernsprechanlagen und ihre ver- 
shiedenen Verfahren. 

Der Referent konnte leider nur eine trockene Darstel- 
lung des Inhalts geben, um zu zeigen, welch eine ungeheure 
Menge an Tatsachen durch das Buch vermittelt wird. Der 
Stoff ist aber keineswegs trocken, sondern höchst lebendig. 
denn fast auf jeder Seite spricht des Verfassers eigene Er- 
‘ahrung mit. Keine theoretische Ableitung bleibt im Abstrak- 
ten stecken, sondern endigt stets in praktisch verwendbaren 
Formeln und mit der Angabe praktisch nötiger Daten, so daß 
der Leser sofort eine größenmäßige Vorstellung erhält, mit 
der er praktisch arbeiten kann. Allein die Mitteilung dieser 
praktisch wichtigen Größen stellt eine respektable und wert- 
volle Unterstützung des arbeitenden Ingenieurs dar. 

Es gibt auf dem ganzen sehr ausgedehnten Gebiet keine 
Frage, über die man nicht Auskunft erhielte und zwar eine 
unmittelbar praktisch benutzbare Auskunft. Der Verfasser 
otont sehr richtig im Vorwort die besondere Wichtigkeit 
der Exportindustrie und die Notwendigkeit der Forschung 
zur Weiterentwicklung des technischen Könnens. Zugleich 
Detont er auch besonders die Wichtigkeit der Theorie, die 
das Experiment ersetzen oder wenigstens seine Kosten we- 
sentlih herabsetzen kann, was bei der derzeitigen wirt- 
schaftlichen Lage ein unbedingtes Muß ist. Deswegen hat der 
Verfasser in diesem Buch die Theorie stärker betont, als es 
vom Standpunkt des Praktikers aus gesehen vielleicht nötig 
gewesen wäre. Trocken ist das Buch aber deswegen nicht ge- 
worden, und man kann dieses Vorgehen des Verfassers nur 
begrüßen, denn das Buch gewinnt dadurch für Studenten und 
‘ur Ingenieure, die nicht zugleich Spezialisten dieses Gebie- 
tes sind, erheblich an Klarheit und Verständlichkeit. 
‚ Die Hochspannungstechnik benötigt sehr viele Gebiete 
“er angewandten Wissenschaft und der Verfasser hat es mit 
weiser Beschränkung auf die prinzipiell nötigen physikali- 
shen Grunderscheinungen verstanden, die einzelnen Gebiete 
Möglichst gleichmäßig zu behandeln und den mathematischen 
iılfsapparat so einfach zu gestalten, daß er dem Wissen der 
»ormalen Hochschulstudenten entspricht. 

Was an dem Buch besonders sympathisch berührt, ist, daß 
an allen Stellen eine lebendige Persönlichkeit zum Ausdruck 
kommt, eine klare und kritische Stellungnahme, die immer 
auf Selbsterlebtes und Geschaffenes zurückgreifen 
ann. 

Da der Verfasser das Buch nach Kriegsschluß unter sehr 
schwierigen Verhältnissen einsam auf dem Lande schrieb, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 11 


299 


konnte natürlich in erster Linie nur das ihm unmittelbar zu- 
gängliche Material verwendet werden. Eine gewisse Einsei- 
tigkeit war dadurch natürlich gegeben, die in späteren Auf- 
lagen ergänzt werden kann. Wenn man sich an diese Zeit zu- 
rückerinnert, so kann man die Energie des Verfassers nur 
bewundern, der trotz des tiefen Sturzes damals sofort daran 
ging, unter Nichtbeachtung der traurigen äußerlichen Ver- 
hältnisse das bis dahin erreichte technische Wissensmaterial 
zu sammeln und es für die spätere Weiterverwendung zur 
Verfügung zu stellen. Wie viele junge Ingenieure und Stu- 
denten werden dafür dankbar sein, daß ein Mann dies tat, der 
seit Beginn der Entwicklung dieses Gebietes darin schöpfe- 
risch tätig war. Und es ist besonders anzuerkennen, daß es 
kein „Notbuch” wurde, wie so viele Bucherscheinungen nach 
Kriegsschluß, sondern das Niveau der besten Fachbücher der 
Vorkriegszeit hielt, wozu allerdings auch die bekannt gute 
Ausstattung, die C. Hanser seinen Büchern gibt, beiträgt. Bei 
dem sehr großen Tatsachenmaterial, das das Buch enthält, 
ist es nicht möglich, auf Einzelheiten einzugehen. Der Referent 
hat keine Frage gefunden, auf die nicht eine Antwort vor- 
handen wäre bis zu den modernsten, die sich auf das Betatron, 
Zyklotron und Synchrotron beziehen. 
Man kann dem Buch unbedenklich prophezeien, daß es 

bald ein unentbehrlicher Helfer für jeden sein wird, der sich 
auf dem ungeheuer ausgedehnten Gebiet der Hochspannungs- 
technik betätigt. Aber ebenso wichtig wird es werden für die 
Studenten der höheren Semester, die sich in die Hochspan- 
nungstechnik einarbeiten. Als eine der erfreulichsten Erschei- 
nungen der sich wieder aufraffenden Technik wird es wohl 
überall begrüßt werden. W.O.Schumann 


DK 621.316.7 (023.3) 
Stetige Regelvorgänge.. Von Winfried Oppelt. 144 S, 
42 B., Format 14,5 X 20,5 cm. Wissenschaftl. Verlagsanstalt 
K. G., Hannover, in Gemeinschaft m. Wolfenbütteler Verlags- 
anstalt GmbH., Wolfenbüttel 1949. Preis geh. DM 7,—, geb. 
DM 7,80. 

Das Buch stellt die in Kreisen der Fachleute und der Ler- 
nenden mit Spannung erwartete Fortsetzung des Bandes 
„Grundgesetz der Regelung” dar, der im gleichen Verlag als 
Notdruck 1947 herauskam!. Brachte diese erste Schrift die 
Berechnungsweisen für Regelvorgänge, so enthält die neue 
deren Anwendungen. Unter Begrenzung auf Bedingungen, 
die mit linearen Differentialgleichungen beherrschbar sind, 
wird das Verhalten zahlreicher Regelkreise in Bildtafeln, sog. 
„Kennkarten”, durch Ortskurven und Übergangsfunktionen 
dargestellt. Die Regelkreise sind dabei idealisiert allein 
durch ihre Gleichung gekennzeichnet. Der gerätetechnische 
Aufbau wird in besonderen Übersichten berücksichtigt. Im 
Hauptteil des Textes geht es um die einfachen Regelkreise, 
aber ein großer Abschnitt befaßt sich auch mit vermaschten 
Regelkreisen. Die Schlußkapitel enthalten das Wichtigste 
über Mehrfachregelung, Synthese des Regelkreises und Mo- 
dellregelkreise. Sogar „der Mensch als Regler” wird dis- 
kutiert, nicht in biologischem Sinne, sondern in seinem manu- 
ellen Eingreifen in technische Regelvorgänge. — Wieder ist 
dem Verfasser eine klare, knappe, übersichtliche Darstel- 
lung gelungen, die nunmehr beide Bändchen zum Rüstzeug 
des wissenschaftlich und technisch mit Regelungsaufgaben 
Betrauten werden läßt, und das, obwohl inzwischen das ein- 
schlägige Schrifttum auch sonst Bereicherungen erfahren hat. 
Man darf hoffen, daß die an der Normung auf dem Regler- 
gebiet Arbeitenden die schöne Vorleistung besonders 
nutzen. R.Vieweg 


DK 621.317.32 : 621.319.7 


Ausmessung von elektrischen Feldern. Von Dr.-Ing. R. 
Strigel. 100 S., 84 B., Format 14,5X21,5 cm. Verlag G. 
Braun, Karlsruhe 1950. Preis kart. DM 10,—, Ganzl. DM 12,—. 

Der Verfasser gibt in diesem Buch eine recht vollstän- 
dige zusammenfassende Darstellung der Methoden zur Be- 
stimmung elektrischer Felder, eingeteilt in graphische Ver- 
fahren, Verfahren mit Probekörpern, mit kalten und glühen- 
den Sonden und schließlich solche, bei denen, wie z.B. beim 
elektrolytischen Trog, das Feld mittels eines anderen Me- 
diums abgebildet wird. 

Die kurzgefaßte Darstellung bringt einwandfreie Theo- 
rie, die so wichtigen Hinweise für die praktische Versudhs- 
ausführung sind nicht vergessen. Eine Übersicht über die 
wichtigste Literatur gibt die Möglichkeit, sich in den Ori- 
ginalarbeiten genauer zu orientieren. 


1 Bespr.: ETZ 70 (1949) S. 226. 


300 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 11 


22. Mai 19%) 


C ET EHRE EEE 


Dem Verlag gebührt Dank für den sauberen Druck; die 
Arbeit wird jedem Fachgenossen, der mit diesen Dingen 
zu tun hat, ein wertvoller Helfer sein. E. Hueter 


DK 620.9 (694.576) 


Gesetz über Notmaßnahmen auf dem Gebiet der Elektrizi- 
täts- und Gasversorgung (Energienotgesetz) v. 10. Juni 1949. 
Mit einer Einführ. u. Erläuterungen von Dr. jur. Hans H. 
Fischerhof. (Sonderdr. aus „Das Recht der gewerbl. 
Wirtschaft“, herausg. v. Min.Dirig. Dr. G. Joel.) 22 S, 
Format DIN A5. Erich Schmidt Verlag, Berlin-Bielefeld-Mün- 
chen 1949. Preis kart. DM 2,—. 

Die gesetzliche Regelung der Lastverteilung auf dem 
Gebiet der Energiewirtschaft war schon zu Kriegsbeginn 
notwendig geworden und führte im September 1939 zu Ver- 
ordnungen zur Sicherstellung der Elektrizitäts- und Gas- 
versorgung, die später durch die Verordnung über die Ein- 
schränkung des Energieverbrauchs von 1943 ergänzt wur- 
den. Diese Vorschriften wurden nach dem Kriege von. den 
Landesregierungen zur Behebung der nun weit größer ge- 
wordenen Energienot angewandt und es wurde auch eine 
neue Zentralstelle zur Durchführung der staatlichen Maß- 
- nahmen geschaffen (Zentrallastverteiler für Elektrizität und 
für Ferngasversorgung). Die erste provisorische Rechts- 
gundlage bildete das sog. Zentrallastverteilungsgesetz vom 
21. 11. 1947, das durch das Energienotgesetz vom 10. 6. 1949 
ersetzt worden ist. Mit diesem vor kurzem bis.31. 3. 1951 
verlängerten Gesetz wurde erstmalig auf dem Gebiet der 
Energiewirtschaft ein Rechtsgebiet in umfassender Weise 
auf der neuen staatsrechtlichen Grundlage geordnet. Das 
Gesetz regelt das ganze Sachgebiet sowohl auf der Länder- 
ebene als auch für die Bedürfnisse des überbezirklichen 
Energieausgleichs. 

Das Gesetz ist von demjenigen kommentiert worden, 
der es im wesentlichen verfaßt und in den Parlamentsaus- 
schüssen vertreten hat. Langjährige Erfahrungen auf dem 
Gebiet des Energierechts kamen dem Verfasser zustatten, 
der die Anwendung des Energierechts in den letzten Jah- 
ren maßgeblich beeinflußt hat. Der Kommentar zeugt von 
hohem juristischem, wirtschaftlichem und technischem Ein- 
dringen in die Materie. Wenn die Schrift auch in erster 
Linie für den Gebrauch der Lastvefteiler, der Behörden und 
der Energieversorgungsunternehmen bestimmt und äußerst 
knapp gehalten ist, trägt sie doch durchaus wissenschaft- 
lichen Charakter. Insbesondere gibt sie eine erstmalige 
Übersicht über die neuere mit der Energiewirtschaft zu- 
sammenhängende Rechtsentwicklung nach dem Kriege. Er- 
freulicherweise ist der Preis des Büchleins besonders nied- 
rig gehalten. Eugen Melchinger 


DK 534.321.9 : 62 (022.4) 


Der Ultraschall und seine Anwendung in Wissenschaft und 
Technik. Von L. Bergmann. 5., völl. überarb. u. erw. Aufl. 
Mit 768 S., 475 B., 83 Taf., Format 15X23 cm. S. Hirzel Verlag, 
Stuttgart 1949. Preis Glw. DM 48,—. 

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage 1937 ist „der 
Bergmann“ für alle, die sich in irgendeiner Weise mit Ultra- 
schall beschäftigen, ein fester Begriff geworden, und mit 
Spannung wurde die erste Nachkriegsauflage erwartet, die 
die erheblichen, in der Zwischenzeit erzielten Fortschritte 
enthält. Allein die Zunahme des Literaturverzeichnisses von 
1068 Nummern auf 2322 zeigt die Fülle des zusätzlich aufge- 
nommenen Stoffes. Ihr entspricht die Erweiterung des Um- 
fanges von 444 auf 748 Seiten mit 460 statt 269 Bildern und 83 
statt 47 Tafeln. Als besonders bemerkenswert sei aufgeführt: 

Unter die im 1. Kapitel behandelten Ultraschallerzeuger 
sind die Flüssigkeitspfeife und die in den USA entwickelten 
Sirenen aufgenommen worden. Dem 2. Kapitel, das Nachweis 
und Messung des Ultraschalls enthält, wurde ein neuer Ab- 
schnitt allgemeiner Akustik vorangestellt. Erhebliche Erwei- 
terungen betreffen im 3. Kapitel, das als „Anwendungen“ die 
Messung von Schallgeschwindigkeit und Absorption in Flüs- 
sigkeiten und Gasen behandelt, beispielsweise auch die Fol- 
gerungen aus den Ergebnissen für den Mechanismus der Vor- 
gänge und die Natur der Stoffe selbst. Die Bestimmung von 
Stoffkonstanten durch solche Messungen spielt ebenso bei 
den festen Stoffen, die Gegenstand des 4. Kapitels sind, eine 
wichtige Rolle; hier sind weiterhin die inzwischen gewon- 
nenen Kenntnisse der Ultraschallausbreitung in platten-, 
stab- und rohrförmig begrenzten Körpern ausführlich darge- 
stellt. 

Als „weitere Anwendungen” beschreibt das 5. Kapitel 
ausführlich die technischen Anwendungen im eigentlichen 


Sinne, wie sie sich z. B. bei der Lichttelephonie, den Blinden- 
führgeräten und den Laufzeitstrecken sowie bei den verschie- 
denen Verfahren der Materialprüfung finden. Daran schließ: 
sich eine eingehende Darstellung der Wirkungen des Ultra- 
schalls und der daraus folgenden Anwendungen auf chemi- 
schem, technologischem und biologisch-medizinischem Gebiet 
Ein Anhang über Uitraschallwellen in der Natur ist hinzu- 
gekommen. i 

Diese Andeutungen können nur einen schwachen Ein- 
druck geben von der reichen Vielseitigkeit des Buches — und 
auch der Uitraschalltechnik, die hier ihre gegenwärtig einzig 
dastehende kompendiöse Zusammenfassung gefunden hat. 
Dazu möge eine Anregung erlaubt sein: Die seit den ersten 
Auflagen unveränderte Gesamtgliederung spiegelt noch die 
Zeit wieder, in der der Ultraschall als Selbstzweck Objekt 
des Studiums war. Inzwischen hat die Technik jedoch diesen 
akademischen Rahmen gesprengt, und die eigentliche ted- 
nishe Anwendung steht vielfach im Mittelpunkt des In- 
teresses. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es vielfach vor- 
teilhafter, die akustischen Ausbreitungsgesetze einschließlich 
tabellarischer Wiedergabe der Werte von Schallgescwin- 
digkeit und Absorption zusammenfassend in einem eigenen 
Kapitel herauszustellen und sie nicht mehr z. T. anderen Ge- 
sichtspunkten — z. B. den Meßmethoden — unterzuordnen 
Ebenso würde die Aufteilung des Literaturverzeichnisses 
nach Sachgebieten seine selbständige Benutzung erleichtern. 

Indessen darf nicht übersehen werden, daß dem Ver- 
fasser wohl gerade das Beibehalten der ursprünglichen Clie- 
derung die Möglichkeit gegeben hat, trotz des Verlustes alle: 
Unterlagen die Neuabfassung unter Hereinnahme derart rei- 
cher Erweiterungen überhaupt in so verhältnismäßig kurzer 
Zeit durchzuführen. Für die Lösung dieser Aufgabe und die 
damit gewährte Hilfe ist der große Kreis von Fachleuten und 
Interessenten aus allen Zweigen der Wissenschaft und Tet- 
nik dem Verfasser zu Dank verpflichtet. K.v.Sanden 


Eingänge 


Din-Mitteilungen. Deutschen Normenausscuß, Bei! 


Herausgegq. v. 


W 15, Uhlandstr. 175. Schriftleiter: Dipl.-Ing. G. Ehlers. Erscew 
monatlich. Jahresabonnenient DM 12.— einschl. Versandkosten. — !&' 
Stelle der bisher unregelmäßig erscheinenden Mitteilungen gibt d: 


Dt. Normenausschuß seit dem 1. Januar 1950 die obengenannte Ze: 
schrift heraus. Das erste Heft (8 Seiten) enthält einen Aufsatz von W 
Kuschnereit „Stand der internationalen Gewindenormung’: er 
zelne Mitteilungen berichten aus der Facharbeit. Ein neuer Normts' 
entwurf, die Ankündigung weiterer Blätter und Entwürfe, ein Nachruf a. 
G. Shlesinger und Schrifttumsangaben schließen das Helft ab) 


Rationalisierung. Monatsschrift des Rationalisierungsausschusses e 
Deutschen Wirtschaft. Format DIN A 4, Carl Hanser Verlag, Münd-- 
Preis vierteljährlich DM 8,40 zusätzlich Versandspesen. — [Das erste H. 

der ‚Rationalisierung‘ bringt Aufsätze über die deutsche Rationa!::.r 
rungsbewegung seit 1945, über industrielle Flüctlingssiedlung. so&ı: 
eine interessante Arbeit, die vorschlägt, alle Werkstofle nur da. 
Zahlen (man käme mit 5...7 Ziffern aus) zu kennzeichnen, ähnlıch c- 
Dezimalklassıfikation. Weiter liest man von der Rationalisierung o- 
Verteilung und findet verschiedene Anregungen zur Vereinfachung ve 
Arbeitsgängen in der Praxis. Referate, Rezensionen und ein Pater 
wesenabschnitt runden das Bild dieser Zeitschrift ab, die der deuts:r- 
Rationalisierungsbewegung Zentralorgan und Sprachrohr an die Dilen' > 
keit sein will.] BA 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heltes: 
Dr.-Ing. F. Angersbach, Darmstadt, Techn. Hochschule, Iov 
Hochsp.- u. Meßtechn. 
Dr. phil. Hermann Fahlenbrach, Widia-Fabrik, Essen, 
Straße 
Dr.-Ing. Franz Fuss, Köln-Niehl, Niehlerkirchweq 210 
Obering. Heinzelmann, Koln-Riehl, Am Botanischen Gatten 73 
Prof. Dr.-Ing. Ernst Hueter, Techn. Hochschule Darmstadt 
Dr. Fr. Jordan, AdEW, Frankfurt a. M., Bockenheimer Landstr. 11% 
Wolfgang Katzschner, Düsseldorf, Grimlinghauserstr. 24 
Prof. Dr. Max Kohler, Techn. Hochschule Braunschweig 
Dr.-Ing. habıl. F. Kirschstein, Darmstadt, Schloßgartenstr. 67 
Ing. P.G. Kulp, VDE, Frankfurt a. M., Am Hauptbahnhof 10 
Prof. Dr.-Ing. Harald Müller, Elektrowärme-Institut, Langenberg ` 
kuhlstraße 44 
Prof. Dr. R. W. Pohl, Göttingen, Klopstocstr. 4 
Obering. Dipl.-Kfm. Hans Schmitz, ZVEI, Frankfuit M., Am BahnN ' 
Dr.-Ing. Theodor Wörner, SSW, Nürnberg, Katzwangeirstr. 150 


Mundhe 


Abschluß des Heftes: 8. Mai 1950 


i—i e e a es a EEE 


Egerer. — Zusdriften für die Schriftleitung nicht an eine pers 
liche Anschrift, sondern nur an: Schrifltleitung der ETZ. Wuppe-: 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friediih-Edert-Str ` 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlaqg GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag ug 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebuhr), für Nichtmitglieder du. cr 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Diıuk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


ENGINEERING 
LIBRARY 


Verlagspostamt Wuppertal 


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| 


INHALT 

Johann Ossanna — 80 Jahre. H. Piloty. 302 

Die Umwandlung d. Einphasenlast i. symmetr. Drehstromlast. W. B a - 
dar. 302 

Zur Geschichte des Drehstroms. A. Schwaiger. 305 

Spannungsregelg. v. Gleichstromgenerat. über magnet. 
A.Leonhard. 307 

Ein Beitrag z. Berechnung d. Stromkräfte beim Transformator. A. W i e n- 
hard. 309. 

Die Entstehung d. Drehmomentes í. elektr. Maschinen. K. Hum- 
burg. 311 

Das Betriebsverhalten v. asynchr. Schleifringankermotoren m. schlupf- 

 abhäng. Impedanzen. W.Leukert. 313 

Antriebe m. stoßweiser od. wechselnd. Belastung in düurchlauf. Betrieb. 

G.Lesd. 316 

Pendelmmomente u. synchr. Momente b. Mehrph 
a, Nutenschrägung um eine Ständernutenteilung. 
319 

Parallelbetrieb u. Regelung in Drehstromnetzen. H. Thoma. 321 

Der Einfluß der Dämpfung auf die Stoßüberlastbarkeit v. Synchronmasch, 
V.Roßmaier. 323 = 

5 Jahre BBC. 326 


Verstärker. 


‚-Motoren m. Käfiganker 
L. Dreyfus. 


Rundschau 
Der Betonmast im Freileitungsbau. 327 — Betonmasten. 327 — Stein- 
kohlenbergbau u. öfftl. Elektriz.-Versorg. im Ruhrgebiet. 327 — Futter- 
dämpfer — wirtschaftlicher u. billiger. 328 — Einseitenbandverfahren 
od. Frequenzmodulation i. d. .EW-Telephonie? 328 — Sperr-Röhren. 329 
— Untersuch. d. magnet. Nachwirkung an handelsübl. Si- u. Ni-Fe- 
Blechen. 329 — Kongröße u. Kornaufbau b. Pulvermagneten. 330 — Ex- 


' 


50 JAHRE BBC 


BIN 1 r; NER 
KE A Ajn 
aie, U I iost 


Versandpostamt Unna 


ETZ 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


\ 


perim, Untersuchg. d. elektr. u. optischen Vorgänge b. Funkendurc- 
schlag in Gasen. 330 — Betatrons mit u. ohne Eisenjoch, 330 — Poly- 
äthylen. 331 — Hilfsaktion f. d. deutsche Wissenschaft. 331 — Rechen- 
stabläufer f. Hocdfr.- u. Fernmeldetechnik. 332 — Kurznachrichten: 
Magnettonfilm f. Schmalfilme — Der höchste Funkmast Europas — Rund- 


funkhörerzahlen i. Bundesgebiet — Entwickl. d. norweg. Rundfunk- 
industrie — Berliner Firmen im Wiederaufbau. 332. 
Verschiedenes 


VDE: Komm, „Kabel u. Leitungen‘. 333 — Komm. f. Installations- 
material. 333 — Elektrot, Prüfstelle Berlin, Berechtigungen. 333 

VDE-Verlag: Bezugspreis der ETZ. 333 

Sitzungskalender: 333 

Persönliches: I. Sihler t. 33 — R. Reese ft. 334 — G. Grabe. 
334 — F. La uster. 34 — C. D. Beenken. 334 


` Briefe a. d. Schriftleitung: Erdschlußvorgänge in stern-stern-geschalt, 


Transformat. bei beiderseit. geschützten Netzen. W. Weller. 
334; H. Rösch. 335 Wasserkraftnutzung u. Elektr.-Wirtsch. 
R. Friedrich; A. Pirrung. 335 — Zur Zerstörung d. Luft- 
schiffes „Hindenburg“. F. Hoffmann; L. Schirmer, 336 

Buchbesprechungen: Hoßner: Einführg. i. d. Höhere Mathematik. 
336 — Stritter: Energie. 337 — Krause: Galvanotechnik. 
337 — Koppelmann: Die Meßtechnik d. med. Präzis.-Gleich- 
tichħters. 337 — Schwerdtfeger: Elektr. Meßtechnik. 337 — 
Bubert: Elektr. Meßgeräte. 337 — Konjunkturberichte d. Rhein.- 
Westf. Inst. f. prakt. Wirtsch.-Forshg. 338 — Raskop: Das 
Elektromaschinenbauer-Handw. 338 — J. Valentin: Friedr. 
Wöhler. 338 — Weltraumfahrt. 338 

Eingänge: 338 


50 Jahre Entwicklung und Ausführung von Anlagen, 


Maschinen, Geräten und Zubehör zur Erzeugung, Um- 


HEFT (S.301-338) . 1. JAHRGANG . VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL .„145,JUNI 1950 


formung, Fortleitung und Anwendung elektrischer Energie 


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400/ 800/1000 Volt 
800/1600/2000 U/min 
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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 15. Juni 1950 


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Feuchtigkeit, 
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chemische Einflüsse aus. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang Wuppertal, 15. Juni 1950 Heft 12 


Dieses Heft soll Geheimrat Prof. Dr.-Ing. Johann Ossanna ehren, den Altmeister des 
Elektromaschinenbaues, der am 26. Juni 1950 seinen 80. Geburtstag feiert. Die Original- 

 aufsätze stammen sämtlich von seinen Schülern und sind ihm in Ehrerbietung gewidmet. 
Leider war es nicht möglich, alle für das Heft bestimmten Aufsätze unterzubringen, einige 
werden noch in den nächsten Heften erscheinen. — Alle Verfasser hoffen, ihrem verehrten 
Lehrer mit diesen Arbeiten eine kleine Freude zu bereiten. | 


Johann Ossanna — 80 Jahre 


i Am 26. Juni 1950 feiert Geheimer Hofrat Professor Dr.- 
kg. e. h. Johann Ossanna in voller körperlicher und 
geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. 49 von diesen 80 
Jahren hat er als ord. Professor an unserer Münchener Tec- 
rishen Hochschule gewirkt. Generationen von Elektroin- 
genieuren verdanken ihm nicht nur gründliche Kenntnisse 
auf seinem Spezialgebiet, den elektri- 

p shen Maschinen, sondern auch die Er- 
ziehung zu nüchternem, genauem, tech- 

j nisch-wissenschaftlihem Denken. Als 

g ehemaligem Schüler ist es mir eine be- 

*. sondere Freude, ihm diese Worte wid- 
men zu dürfen. 

Ossanna wurde am 26. Juni 

1870 zu Denno im damaligen österrei- 

chiechen Südtirol als Sohn eines Guts- 

t besitzers geboren, besuchte das Gym- 

į rasium in Trient und studierte später 
an der Maschineningenieur-Abteilung 
der Technischen Hochschule Graz, die 
er im Jahre 1893 absolvierte. Nach 
mehrjähriger Tätigkeit als Konstruk- 
teur zuerst an der Technischen Hoch- 
shule Graz, anschließend als Ingeni- 
eur und Oberingenieur bei Siemens 

 & Halske, Wien, erhielt er schon mit 

' 31 Jahren einen Ruf als o. Professor 

an die Technische Hochschule Mün- 

chen. Hierfür dürfte wohl in erster Li- 

nie seine berühmte Arbeit über die 

Theorie des Drehstrommotors (Z. Elek- 

trotechn. 1899, S. 223) verantwortlich 

' sein, die das Verständnis dieser damals 
hoc in voller Entwicklung begriffenen 

ı Maschinenart mächtig gefördert hat. 

i Seit dieser Zeit ist Ossanna an der Technischen Hochschule 
München tätig, wo er das Fach „Elektrische Maschinen” in 
Forschung und Lehre vertreten hat. 

Zweimal war er Vorstand der Maschineningenieur-Ab- 
| telung oder, wie man später sagte, Dekan der Fakultät für 
| Maschinenwesen, zwei Jahre lang, nämlich von 1929 bis 1931 
Rektor der Technischen Hochschule. Jeder, der Ossanna als 
| Forscher und Lehrer kannte, war nicht überrascht darüber, 
daß er auch seine akademischen Ämter mit unermüdlichem 
i8 und äußerster Gewissenhaftigkeit versah. Auch jetzt 
noch als Emeritus erweist er sich in den Fakultätssitzungen 


- = 


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— g w 


als unermüdlicher Berater, der seine Ansichten mit großer 
Überzeugungskraft zu vertreten weiß. 

Daß Ossanna stets das Fach „Elektrische Maschinen” ver- 
treten hat, mag Uneingeweihte zu der Meinung verführen, 
er sei ein enger Spezialist. Wie aber seine Forschertätigkeit 
zeigt, wäre nichts falscher. Er hat sich immer den gerade 
aktuellen Problemen zugewendet und 
die Lösung gefunden, die die Zeit ver- 
langte. Im ersten Jahrzehnt dieses 
Jahrhunderts war die Elektrifizierung 
der Vollbahnen eines der dringendsten 
Probleme. So hat Ossanna mit mehre- 
ren Arbeiten während dieser Zeit Fra- 
gen der schweren Zugförderung auf- 
klären helfen. Nach dem ersten Welt- 
krieg wurden durch die Zunahme der 
Entfernungen und der übertragenen 
Leistung bei der elektrischen Energie- 
übertragung neue Probleme aufgewor- 
fen, deren sich Ossanna mit großem 
Geschick annahm. Sein Festvortrag auf 
der 28. Jahresversammlung des VDE 
in München über die Fernübertra- 
gungsmöglichkeiten großer Energie- 
mengen (ETZ 1922, S. 1025) war ein be- 
sonders bedeutender Markstein dieser 
Schaffensperiode. In denselben Pro- 
blemkreis gehört auch eine Arbeit aus 
dem Jahr 1926 über „Neue Arbeits- 
diagramme über die Spannungsände- 
rung in Wechselstromnetzen" (Elektro- 
techn. u. Masch.-Bau 1926, S. 113) so- 
wie eine besonders markante Arbeit 
„Uber Maschinensätze zur Kopplung 
von Netzen verschiedener Frequenz 
mit besonderer Berücksichtigung der Anlage Pfrombach der 
Mittleren Isar A.-G. (Wiss. Veröff. Siemens-Konz. 1931, H. 3, 
S. 1). Hier hatte Ossanna eine Lösung gefunden, die so glän- 
zend durchdacht war, daß sie trotz des verwickelten Auf- 
baues in jeder Beziehung einwandfrei funktionierte und, so- 
viel mir bekannt ist, auch heute noch arbeitet. Aus der lan- 
gen Reihe der Ossannaschen Arbeiten würden zweifellos 
noch manche andere besondere Erwähung verdienen. Der 
Jubilar möge mir aber nachsehen, wenn ich hierauf verzichte, 
um die Darstellung einer lebenskräftigen Persönlichkeit nicht 
durch zu viele Einzelheiten zu verwirren. 


302 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


Als Lehrerpersönlichkeit war Ossanna berühmt durch die 
geradezu gestochene Präzision seiner Vorlesungen, an denen 
er unermüdlich feilte, so daß selbst die einführenden Vor- 
lesungen in keinem Semester genau so waren wie in den 
vergangenen. Das war der stärkste Eindruck, den ich selbst 
als junger Student und Schüler Ossannas von ihm empfing. 
Seine Darlegungen und Beweisführungen waren von dersel- 
ben Exaktheit und Klarheit wie die Beweise der Mathemati- 
ker in ihren Vorlesungen, die Gruppierung des Stoffes von 
einer unübertrefflichen Systematik, so daß es geradezu ein 
Vergnügen war, aus sorgfältig geführten Kollegheften sich 
den Inhalt seiner Vorlesungen wieder zu vergegenwärtigen. 
Ich habe wenige Vorlesungen damals so genossen wie die 
seinen. 

Ossanna ist aber nicht etwa ein Pedant, sondern im Ge- 


genteil ein warmherziger und fühlender Mensch, dem nichts: 


ferner liegt als Festklammern an den Buchstaben von Vor- 
schriften oder an zahlenmäßigen Ergebnissen von Prüfungen, 
da er auf Grund seines unbestechlichen Urteils dem nur For- 
mellen mißtraut. 

Es konnte nicht ausbleiben, daß einer solchen Persön- 
lichkeit auch eine große Zahl von Ehrungen zuteil wurde. 
Außer den vor dem ersten Weltkrieg üblichen Orden und der 
ungewöhnlich frühen Ernennnung zum Geheimen Hofrat ver- 
dient besondere Erwähnung ein Ruf an die Technische Hoch- 
schule Wien (1916), dem er aber nicht folgte, der Dr.-Ing. e. h. 


der Technischen Hochschule Karlsruhe (1921) „in Anerken- 
nung seiner hervorragenden Verdienste um die Elektrotech- 
nik als Forscher‘, die Wahl in den Aufsichtsrat der Bayern- 
werk AG. (1923), die Verleihung der goldenen Ehrenmünze 
des DOsterreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 
{1936) und die Wahl als ord. Mitglied der Mathematisch- 
Naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie 
der Wissenschaften (1942). 

Eigentlich ist es nicht üblich, an einem Geburtstage sich 
vom Jubilar etwas zu wünschen, dazu hat doch eigentlich nur 
der Jubilar selbst das Recht. Trotzdem wage ich bei dieser 
Gelegenheit die Bitte auszusprechen, er möge doch dem 
Wunsce seiner vielen Schüler entsprechen und seine schö- 
nen Vorlesungen über elektrische Maschinen veröffentlichen. 
Die geistige Frische dazu fehlt unserem Jubilar nicht, wie er 
durch mehrere bedeutende Veröffentlichungen der letzten 
Jahre und ganz besonders dadurch gezeigt hat, daß er 1945/46 
nach Wiedereröffnung der Hochschule bereitwilligst wieder 
einsprang, als noch kein ‚Professor für „Elektrische Maschi- 
nen‘ zur Verfügung stand. 

Ich bin sicher, daß ich im Namen aller seiner Schüler 
spreche, wenn ich ihm den herzlichsten Dank für alles das 
ausspreche, was er für uns getan hat, und die Hoffnung aus- 
drücke, daß er noch viele glückliche Jahre im wohlverdien- 
ten Ruhestand verleben möge. 

H. Piloty 


Die Umwandlung der Einphasenlast in symmetrische Drehstromlast 
(Mitteilung aus dem Institut für Theorie der Elektrotechnik der T. H. Sfuttgart) 


Von Wilhelm Bader, Stuttgart 


Aufgabe 

Ein Drehstromnetz muß zuweilen eine erhebliche, nicht 
unterteilungsfähige Einphasenlast versorgen, etwa einen 
Ofen für hemische Zwecke oder ein Schweißgerät, oder es ist 
durch einen Drehstrom-Lichtbogenofen recht ungleich bela- 
stet. Derartige unsymmetrische Belastungen sind uner- 
wünscht. Der Belastungsausgleich durch Motorgenerator ist 
kostspielig. Man hat daher im Sinne der üblichen Behand- 
lungsform geeignet erscheinende verlustfreie Schaltungen 
ersonnen und so zu bemessen versucht, daß das Drehstrom- 
netz annähernd symmetrisch belastet ist. Uber den Erfolg 
bzw. die Ergebnislosigkeit solher Bemühungen vergleiche 
man die in den Schrifttumsangaben [1] und [2] gezeigten 
Schaltungen mit Scott-Transformator sowie den in [3] erörter- 
ten Ausgleich mit einem Energiespeicher; schließlich sei auf 
die allgemeinen Untersuchungen über unsymmetrische Bela- 
stung ohne Bezug auf unsere Aufgabenstellung in [4] bis [7] 
verwiesen. 

Im folgenden soll ein neuer Beitrag zur synthetischen 
Schaltungstheorie geliefert und gezeigt werden, wie man auf 
Grund allgemeiner Forderungen in mannigfaltiger Weise bei 
gegebener Einphasenlast eine symmetrische Drehstromlast in 
Strenge erzwingen, hierbei den Gesamtaufwand an zusätz- 
licher Scheinleistung auf den Mindestwert drücken und über- 
dies die Blindbelastung des Drehstromnetzes frei wählen 
kann. Die Ergebnisse können auch zur allgemeinen Lösung 
der umgekehrten Aufgabe verwertet werden: einen symmc- 
trischen Drehstromverbraucer durch einen Einphasengene- 
rator symmetrisch zu speisen; aus Raummangel kann hierauf 
nicht eingegangen werden. 

Die zu ermittelnde Schaltung ist nach Bild I mit den Klem- 
men RST an das in seinen Spannungen symmetrische Dreh- 
stromnetz und mit UV an einen Zweipol, nämlich die Einpha- 
senlast, angeschlossen und enthält im Innern in irgendwelcher 
Verknüpfung weitere Zweipole. Zunächst müssen einige 
Hilfssätze in Erinnerung gebracht oder aufgestellt werden. 
Hieraus folgen die allgemeinen Anforderungen an die noch 


DK 621.314.2.016.313 


unbekannte Schaltung. Sie läßt sich mit einem zusätzlichen 
Zweipol verwirklichen, wenn lediglich die Symmetrie- und 
die Minimumbedingung berücksichtigt wird, während ein wei- 
terer Zusatzzweipol auch noch die Blindbelastung des Dreh- 
stromnetzes einzustellen erlaubt. Benutzte Indizes: Für Dreh- 
stromnetz I, für Einphasenlast II, für die Zusatzzweipole in- 
nerhalb des Netzwerkes 1, 2,..., r. 


Bild 1. Das unbekannte 
Netzwerk zwischen Dreh- 
strom- und Einphasenan 
schluß. 
Hilissätze 
Die Leistung des Zweipols. — Bezeichnet man 


mit u und i die Augenblickswerte von Spannung und Strom 
an einem Zweipol, so gilt mit der Abkürzung wt = r 


u= V2-Ucos(r + a): i=} 2-Icos (T+a+g) (1) 
oder bei Einführung der komplexen Zahlen 
U cit —l: [ee+tn = & (24 


u=Re 2l eit; i=Re}2%e" [Re = Realkil von! (Ihi 


Sind Spannung und Strom in üblicher Weise gleichsinnig ge- 
pfeilt, so beträgt der Augenblickswert n = u i der vom Zwe:- 
pol aufgenommenen Leistung nach (1), wenn wir scgleich 
ihren zeitlichen Mittelwert, die Wirkleistung N. vom swin- 


genden Anteil n absondern: 


n= N, + n= Ulcosg +U lIcos(?r+2« +q) 
oder mit (2a) n=Re U3 + Re U37 (3a) 


Wir nennen unter Benützung der Konjugierten U=Le-» 
die sogenannte komplexe Leistung 


15. Juni 1950 
De En nn nt zu tz ee 


U3 = Uld sN dt =N (4a) 
und das gewöhnliche Produkt der komplexen Zahlen ' 
Ug = Uli etA N, eC =M. (4b) 
Dann gilt nach (3a) 
n = Re N + ReW ei’, (3b) 


wobei ersichtlich M = Ne“ (5) 
ist. Zwischen N und M und den geläufigen Leistungsbegrif- 
fen besteht der Zusammenhang 


für die Wirkleistung Ny = Ulcosy = Re X, (6a) 
für die Blindleistung 

l IR 
N=Ulsng = ; Im, [Im — Imaginärteil von], (6b) 
wenn man in x + iy den Imaginärteil mit iy bezeichnet; 
für die Scheinleistung N, = U I = |X| = |W], (6c) 


die mit dem Scheitelwert der shwingenden Leistung Re Mei?: 
„bereinstimmt. 

Die Leistung des Drehstromnetzes. — Für 
den Augenblickswert der dem Drehstromnetz zugeführten 
Leistung gilt nach (3a) und Bild 1 


+ Re (Umg Ip + Ums Is + Umr 3p) e1" 
E Re N, 


(7a) 


’ 7b) 
+ Rei, eier. 


wobei der Sternpunkt M gar nicht benutzt wird. Unter Wi 
ud Mı sei die in Klammer gesetzte erste bzw. zweite 
Summe verstanden. Bezeichnet man mit 1, a, a? die drei Wur- 
zeln der Gleichung z3 = 1, so daß a = exp i 27/3 und a? = exp 
ı2-27/3 ist, so gilt mit Urm = Mı für die symmetrischen 
Sternpunktspannungen sowie für die zunächst noch als un- 
symmetrisch vorausgesetzten Ströme 


Uur EZ u, OR = ‚m -}- “g 
Ucp = tja’ Jg = dpa Zen Sg a 


= ma +S 


Sg + Not Sr =0 


mit noch willkürlichen Strömen Jm und I, des gegenüber der 
Phasenfolge der Spannungen gleich- bzw. gegensinnigen Mit- 
und Gegensystems [3, 7]. Führt man Ui, Im und 3g in (7a) 
ein, so findet sich aus der Zuordnung gemäß (7b) 


N = 3 I: 3U 3 (Tc) 


g° 
Nur das Mitsystem führt zu einer aufgenommenen Wirk- 
leistung Re Nı und nur das Gegensystem bewirkt eine 
schwingende Leistung Re M;ci27. Will man Symmetrie er- 
zwingen, so muß 3, = 0 oder 


Wy = 0 (8) 


sein. 

Die Leistung des ganzen Netzwerkes. — 
Pezeichnet man mit Ri. Miu und Rı.. N, Mı... M, die in 
i4a, b) erklärten Leistungsgrößen für die Einphasenlast und 
die noch unbekannten Zusatzzweipole innerhalb des Netz- 
werkes, so gilt für das ganze abgeschlossene System 


HM HM HMO (9) 
X + RM + ... -- X, -} Ni == 0. (9b) 


Da Real- und Imaginärteil der in (9b) stehenden Summe für 
sich verschwinden müssen, muß also die gesamte von den 


I Nicht zu verwechseln mit dem „inneren Produkt” Al, 8) = Ul cos 7, 
mt dem man aber nicht bequem rechnet, weil man immer wieder den Pha- 
scawinkel zwischen zwei komplexen Zahlen feststellen muß. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


303 


einzelnen Netzwerksteilen aufgenommene Wirkleistung, 
Blindleistung und wegen (9a) auch die gesamte schwingende 
Leistung verschwinden. Abgegebene Leistung rechnet hier- 
bei natürlich negativ. Ist z. B. die abgegebene Blindleistung 


l 
— Im N; des Drehstromnetzes, also zugleich die vom Netz- 


werk in Bild 1 aufgenommene Blindleistung positiv (negativ), 
so ist das Drehstromnetz kapazitiv (induktiv) belastet. Man 
beweist den Satz (9a), indem man für die einzelnen Maschen 
a,b, c,... des Netzwerkes notiert, daß die Summe der in 
ihnen auftretenden Zweigspannungen Ü', U”, ... verschwinden 
muß, jede dieser Gleichungen mit ihrem Maschenstrom la, 
Ip. ... multipliziert und alle Gleichungen addiert. Dann fin- 
det sich die Summe der Produkte aus Zweigspannung und 
Zweigstrom. Gleichung (9b) folgt ebenso, wenn man die 


Maschengleichungen für die Konjugierten W, U“, ... ansetzt. 


Die Ermittlung der Schaltungen 
Die allgemeine Lösung. — Aus (9a) folgt im 
Verein mit (8) die Symmetriebedingung 


m, + ... -L M, 4- Mı az 0. (10a) 


Offenbar ist 
V, +...+ M, > Ma (10b) 

Diesen beiden Beziehungen entspringt angesichts der in (4b) 
und (6c) erklärten Bedeutung von M und | WM | der Satz über 
Symmetrierung bei geringstem Aufwand: 

DasDrehstromnetzistdannundnurdann 
symmetrischbelastet,wenndievonihmab- 
gegebene,alsodie gesamtevonderEinpha- 
senlast und vom Netzwerk aufgenommene 
Leistung zeitlich unveränderlich ist?! Die 
gesamte Scheinleistung dererforderlichen 
Zusatzzweipole ist mindestens gleich der 
ScheinleistungdesEinphasenverbrauchers. 

Dieser Mindestwert wird erreicht, wenn MW; ... M, sämt- 
lich in Phase mit — Dy liegen. Das in (10a) beschriebene 
Polygon muß also dann in eine doppelt belegte Strecke mit 
der Gesamtüberdeckung Mı ausarten. Für die vom Dreh- 
stromnetz abzugebende komplexe Leistung — N; gilt 
nach (9b) 


= Ni = N, +, . 4- N, + Kı . (10c) 


Die Einphasenlast sei durch Un, l Yı oder auch nur durch 
Nyı = Re fı und Npy = 1/i- Im Ry gegeben. Bei geeig- 
netem Zeitnullpunkt ist u=} 2 U cos rt, also nach (1) und 
(2a) Wg = Wi = Ujr und reell, Jy = Iq ei? ferner nach 
(4a, b) Ru = Mı = N spe ; vgl. Bild 2. 


Bild 2. Zeigerdiagramm (Legende im Text). 


Die zusätzlichen Zweipole 1, 2,...r sollen möglichst rein 
kapazitive oder induktive Blindwiderstände sein. In Bild 2 
ist Gl. (10c) mit r = 2 dargestellt,wobei z. B. Wı zu einer 
Kapazität mit 9 = 7/2 und N: zu einer Induktivität mit 
pə = — 1/2 gehört. Das Drehstromnetz wäre hier, wie au3 
— N ersichtlich, kapazitiv belastet. Nun sind noch die nach 
(5) mit Nı bzw. Nə betragsgleichen komplexen Zahlen Wi 
bzw. Mə so zu wählen, daß das Dreiek Wi, Me, Mur sich 
schließt und damit die Symmetrieforderung (10a) erfüllt ist. 


? Der Satz gilt nur für das Dreiphasensystem. Eın requläres n-Phasen- 
system (n > 3) braucht nıcht symmetrisch belastet zu sein, wenn der Augen- 
bl;ckswert der von ihm abgegebenen Leistung zeitlich unveranderlich ist. 


304 


Mit den so gewonnenen halben Verdrehungswinkeln a und 
ax liegen nach (2a) die Richtungen von U, und Us gegenüber 
der reellen Achse bzw. gegenüber W und damit auch nach 
Art des Zweipols die Richtungen von 3; und Is fest. Die 
Verallgemeinerung des Verfahrens für r>2 liegt auf der 
Hand. Die Minimumbedingung ist in Bild 2 der Deutlichkeit 
wegen nicht gewahrt; A müßte auf Mir liegen. 

Man braucht also, um symmetrische Drehstromlast zu ge- 
währleisten, nur in dem noch unbekannten Netzwerk, Bild 1, 
Spannungen mit vorgeschriebener Phase gegenüber Wir vor- 
zusehen, welche kapazitiv bzw. induktiv so belastet sind, daß 
sie die Scheinleistungen |R, |= |W, | bzw. |R| = |M; | aufneh- 
men. Wie dieses Ziel auf verschiedene Weise zu erreichen 
ist, wird nun dargelegt. 


Schaltungenmiteinem Zusatzzweipol. — 
Zunächst sei über die Blindbelastung des Drehstromnetzes 
keine Vorschrift erlassen, weil sie sich vielleicht zufällig in 
gewünschter Größe einstellt oder etwa eine kapazitive Last 
zum Ausgleich anderweitiger induktiver Belastung erwünscht 


ist. Dann läßt sich (10a) mit r = 1, also mit einem Zusatz- 
zweipol gemäß 
erfüllen. Hieraus folgt mit (4b) 
N e i2a-+ gı) ERBE N: e ifu BER Nii e ilf +7) R 
d. h. 
|! 
u = 7 (Tu — T: +) mod, (12a) 
N, = Non i (12b) 


da man ja 2aı um 2x vermehren darf. Hierbei ist rı=+ 7/2, 
je nahdem der Zusatzzweipol durch eine Kapazität oder 
eine Induktivität gebildet wird. Weiter liefert (10c) mit 
Ng 8 

- Nun = N un = N ou cos fi] 
und 


— Na = N t Npp = Nasin pi HN Sinfi 


woraus mit (12b) durch Division der zweiten durch die erste 
Gleichung 
tg 9, = (sin pı + sin py) / cos y d. h. für 


sin Til + 1 
kapazitive Last BI en 
II 
sin Ti Bag 1 
für induktive Last tg fi = ae 
H 


folgt. Bild 3 zeigt eine der möglichen Verwirklichungen für 
qı = + =/2, d.h. für kapazitiven Zusatzzweipol, für dessen 
Spannung W, nach (12a) eine Voreilung gegenüber Ui um 
a = gYıı/2 + 7/4 (mod x) vorgeschrieben ist. Diese Schaltung 
ist — ohne Verlängerung des Transformators über R oder T 
hinaus — anwendbar, wenn q zwischen — 90° und + 30° 
liegt. Andernfalls muß der Kondensator zwischen R oder T 
und einer jeweils gegenüberliegenden Anzapfung eingefügt 
werden. Man brauct den zwischen R und T eingefügten 
Spartransformator nicht als ideal vorauszusetzen, kann 
vielmehr, wie nicht näher ausgeführt sei, symmetrische Dreh- 
strombelastung etwa durch leichte Verschiebung des Anzapf- 
punktes und Änderung der Kapazität auch dann noch sicher- 
stellen, wenn Magnetisierungsblindleistung und Verluste im 
Spartransformator nicht vernachlässigt werden sollen. Die 
gleichen Überlegungen führen zu Schaltungen mit induktivem 
Zweipol, für welchen in (12a) $ı = a/2 oder, wegen der 
Verluste, nahezu gleich diesem Werte einzusetzen ist. 

Die beiden Forderungen (12a, b) über die Phasenbezie- 
hung zwischen U, und Uı und über die Größe der anzuwen- 
denden Blindleistung gewähren der Gestaltungsfreiheit Spiel- 
ıaum. In Bild 4 soll der Transformator sekundär einen etwa 
symmetrischen Drehstromverbraucher und zwischen einem 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 12 


15. Juni 1950 


ee EE En EEY EE EEE 


Leiter und Sternpunkt eine starke Einphasenlast versorgen. 
Symmetrie der Belastung an den Klemmen RST gewährleistet 
ein Kondensator, dessen Spannung U, die notwendige Pha- 
senverschiebung gegenüber Wq besitzt und daher sekundär 
oder auch primär angeschlossen werden kann. 


(EZ) T 
Bild 3. 


Symmetrierschaltung mit ei- Bild 4. 


Transformator mit symme- 
ner Kapazität. 


trisher und unsymmetrischer Last. 


Wenn bei fester Schaltung des Netzwerkes die Einpha- 
senlast und damit Nr sich ändert, so ist Gl. (11) nicht mehr 
erfüllt. Aus (9a) folgt Mı + 0 und weiter aus (7c) ein Strom 
Jg. Um die Symmetrie wieder herzustellen, muß man im 
allgemeinen die Größe und einen Anschluß des Kondensators 
verändern, bei unveränderlichem Winkel gı; der Einphasen- 
last, etwa bei py = 0, indessen nur die Größe. 


SchaltungenmitzweiZusatzzweipolen. — | 
Will man weiterhin die vom Drehstromnetz zu liefernde 


Blindleistung — Np; vorschreiben oder im Verein mit 
— Nyı = Nwy die gesamte komplexe Leistung — N, so 
benötigt man zwei Energiespeicher. Man kann nun offenbar 
auf mannigfaltige Weise mit einem Paar rein imaginärer Zah- 
len Nı, Ns die Forderung (10c) befriedigen und dann durch 
geeignete Wahl von a; und az für das in (10a) verlangte ge- 
schlossene Dreieck nach Bild 1 Sorge tragen. Berücksichtigt 
man aber noch die in (10b) aufgestellte Minimumbedingung. 
so findet man für beide Zusatzzweipole Blindleistung und 
Phasenlage ihrer Spannungen eindeutig festgesetzt, wenn 
man sich zur Vermeidung von Weitläufigkeiten die folgende 
wohl stets erfüllte Voraussetzung zu eigen macht: Es sei 
| — Np — Nbu | S Na: d. h. der Unterschied zwischen 
der vom Drehstromnetz nach Vorschrift gelieferten und der 
vom Einphasenverbraudher aufgenommenen Blindleistuna 
soll seinem Betrage nach die Einphasenscheinleistung nicht 
übertreffen?. Man findet sodann 

für den ersten Zusatzzweipol 

çı = al2 (kapazitiv); a1 = Pı/2 + 2/4 mod a 


1 
N, = U?oC= 3 (Non — Np — Nr 


für den zweiten Zusatzzweipol 


p2 = — ala (induktiv); ag = p1/2—r/4 -mod a 
r 1 
N, = U3 oL= 2 (Nsu + Npr t Non) 
hieraus 
Na + Na = Non: 
Auch für nicht verlustfreie Zweipole, etwa für yẹ > — 1? 


laßt sich die Rechnung leicht durchführen. 


— lk 


so 
T 
Bild 5. Syminetrierschaltung kleinster Scheinleistung 


mit cos g, = 1; cos “u= 1. 


Bild 5 zeigt eine der denkbaren Schaltungen, z. B. für den 
Fall pı = 0 und pı = 0, also Np = 0. Man findet ay = 74: 
ag = — 1/4. Bild 6 zeigt eine Schaltung etwa für cos qy 7! 


3 Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so sind beide Zusatzzweipole ale *- 
artig kapazitiv oder induktiv und es gibt unendlich viele Lösungen m! 
M:nimalauiwand, weil die Spitze A in Bild 1 auf irgendeinem Punkte e:n: 
bestimmten Ellipse mit Wi, als Brennstrecke liegen darf. 


-u me 


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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 305 


unter Verwendung eines Dreischenkeltransformators mit An- 
'zapfungen zur Berücksichtigung veränderlichen Lastphasen- 
winkels pp S 0. In der Schaltung nach Bild 7 sollte der 


Ur 


| _— 
R S 
Ar) r 3° T 


Bild 6. Schaltung für 
veränderliche Einphasenlast. 


Bild 7. Symmetrierschaltung 
ohne Transformator. 


Spartransformator vermieden werden. Dann liegen die Win- 
kela=2'27/3 und aa=27/3 und damit, wie aus Bild 2 hervor- 
geht, auh Mı und Mə, mit ihnen N, und Ns sowie die primäre 


3118. Strom- und Spannungs- 
ve:lauf zur Schaltung Bild 7. 


12708 


Biindleistung fest. Pı > 0 führt zu 9m” 0. Die gesamte 
zusätzliche Scheinleistung wird gegenüber dem Minimum 
‚auf das 1/cos 30%-fache, also um 16°o erhöht. Bild 8 liefert die 
oszillographische Aufnahme zu Bild 7. Die Spannung des 


Drehstromnetzes war nicht rein sinusförmig. Wie leicht ein- 
zusehen, sind die Oberschwingungen in ir. ir, is zunehmend 
betont. Bei den bisher gezeigten Schaltungen vermochte eine 
Abweichung der Einphasenlast von jenem Sollwerte, für den 
das Netzwerk ausgelegt war, nur die Symmetrie der Dreh- 
strombelastung zu stören, wenn man nicht nachregelt. Die 
Einphasenspannung selbst ist praktisch unnachgiebig. Man 
kann auch symmetrierende Schaltungen mit nachgiebiger Ein- 
phasenspannung entwerfen. Als Beispiel diene die’ Stern- 
schaltung aus ohmschem Widerstand W, Induktivität L und 


Kapazität C, angeschlossen an RST mit wL = 1/woC = Ww/Ẹ3. 
Man muß bei derartigen Schaltungen durch Kuppelschalter 
die drei Phasen ungefähr gleichzeitig anschließen. 


Zusammenfassung 

Man kann zwischen ein symmetrisches Drehstromnetz 
und eine beliebige Einphasenlast auf mannigfaltige Weise 
ein Netzwerk aus verlustlosen Zweipolen so einfügen, daß 
das Drehstromnetz symmetrisch mit vorgeschriebener Blind- 
leistung belastet ist. Das Minimum der gesamten Schein- 
leistung in diesem Netzwerk ist gleich der Scheinleistung 
der Einphasenlast; es ist stets erreichbar, wenn man etwaige 
Transformatoren als ideal, d. h. scheinleistungslos annimmt. 
Die Symmetrie aber läßt sich auch bei Berücksichtigung der 
Scheinleistung der Transformatoren und der Verluste in ihnen 
und in den zusätzlichen Zweipolen in Strenge verwirklichen. 


Schrifttum 


[1] A. Driller: Die Verwendung von Drehstrom für Ofenanlagen qro- 
Ber Stromstärken. AEG-Mitt. 1941 S. 222. 

12] R. Bonzanigo: Der Einfluß verschiedener Schweißmaschinen auf 
die Nce!ze. Elektrotechn. u. Masch.-Bau 61 (1943) S. 255. 

[B] EHueter: Die symmetrishen Komponenten unsymmetrischer Dreh- 
stromsysteme. Berlin 1949. 

[4] M. Vidmar: Transformation und Energieübertragung, Laibach 1945. 

SI F. Zimmermann: Drehstromunsymmeterieprobleme in Matritzen- 
darstellung, Arch. Elektrotechn. 38 (1944) S. 131. 

[| FE Walter: Die wechselseitige Energieübertragung in Drehstrom- 
kreisen. Frequenz 2 (1948) S. 259. 

17) G. Oberdorfer: Das Rechnen mit symmetrischen Komponenten. 
Leipzig u, Berlin 1929. 


Zur Geschichte des Drehstroms 


Von A. Schwaiger, München. 


Manche epochemachenden Erfindungen der Elektrotech- 
nik beruhen auf physikalischen Entdeckungen, die lange vor 
ihrer technischen Anwendung bekannt waren. Dies trifft 
auch für den Drehstrom zu. 

Im Jahr 1822 beobachtete D. F. Arago, daß eine Ma- 
gneinadel aus ihrer Ruhelage abgelenkt wird, wenn eine dar- 
unter angeordnete Metallscheibe gedreht wird. Er nannte 
diese Erscheinung „Rotationsmagnetismus”. Ch. Babba ge 

urd J. Fr. W. Herschel fanden 1825, daß umgekehrt die 
Metallscheibe sich dreht, wenn darunter ein Hufeisenmagnet 
‚/ottert, und zwar versucht die Scheibe der Drehung des Ma- 
gneten zu folgen. Dies ist der Urtyp des asynchronen Dreh- 
strommotors mit Kurzschlußläufer. Allerdings war dabei ein 
mechanisch erzeugtes Drehfeld im Spiel. M. Baily führte 
der physikalischen Gesellschaft in London einen Apparat vor 
11879), der aus 4 im Viereck aufgestellten Spulen bestand, 
die paarweise in Reihe geschaltet waren. Mittels eines Um- 
schalters wurden die beiden Paare abwechselnd an die 
Klemmen einer Batterie gelegt, so daß ein umlaufendes ma- 
Netisches Feld entstand. Eine darüber angeordnete Scheibe 
kam dadurch in Drehung. Bei diesem Apparat wurde zum 
erstenmal ein magnetisches Drehfeld bei ruhenden Magne- 
ten erzeugt. M. Deprez legte im folgenden Jahr der Aka- 
demie der Wissenschaften in Paris eine Abhandlung vor mit 
dem Vorschlag, ein magnetisches Feld mit 2 phasenverscho- 
benen Wechselströmen zu erzeugen, welche 2 um 90° ver- 
setzte Spulenpaare speisen sollten. Galileo Ferraris 


DK 621.3.025.3 (091) 


hat im Jahr 1885 dieses Drehfeld wirklich hergestellt. Die 
beiden Spulenpaare wurden von einer Wechselstromma- 
schine gespeist, und zwar war dem einen Spulenpaar ein 
chmscer Widerstand, dem andern eine Induktivität vorge- 
schaltet. Das erzeugte Drehfeld wirkte auf einen drehbaren 
Kupferzylinder. Dies war der erste Mehrphasenmotor. 
Allerdings war der Erfinder der Meinung, „daß ein so kon- 
struierter Motor keine praktische Bedeutung haben könne 
als Mittel der Transformation der elektrischen in mechani- 
sche Energie.“ Er hatte nämlich festgestellt, daß dieser Mo- 
tor beim Maximum seiner Leistung mit einem Wirkungsgrad 
von nur 50°/o arbeitete. Nun war damals bekannt, daß aus 
dem gleichen Grund auch dem Gleichstrommotor die prak- 
tische Bedeutung abgesprochen worden war. Dies mag wohl 
Ferraris zur Auffassung über den Nachteil seines Motors 
geführt haben. — Soweit einige Daten aus der Vorgeschichte 
des Drehstrommbotors. 

Seit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips 
durh W. v. Siemens hat man in der Elektrotechnik den 
Gleichstrom als Stromart eingeführt. Er speiste zunächst das 
elektrische Bogenlicht; dabei mußte für jede Bogenlampe 
eine eigene Maschine aufgestellt werden. Bei der Beleuch- 
tung von Straßen und Plätzen stellte sich jedoch bald das 
Bedürfnis heraus, mehrere Bogenlampen in den Stromkreis 
einer Maschine zu schalten. Dies war anfänglich schwierig 
wegen der Eigentümlichkeit der damals für den automati- 
schen Kohlennachshub verwendeten Regeleinrichtungen. 


306 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


Schließlich wurde aber das Problem durch die Erfindung 
zweier Arten von Bogenlampen gelöst, nämlich der „elektri- 
schen Kerze” durh P. Jablotschkow (1878) und der 
Differentialbogenlampe durh Hefner v. Alteneck 
(1879). Während letztere noch Regeleinrichtungen für den 
Kohlennachshub besaß, hat Jablotschkow den radikalen 
Schritt unternommen, eine Lampe ohne jede Regelung zu 
bauen. Zur Speisung der Lampen war jedoch Wechselstrom 
nötig. So kam der Wechselstrom als neue Stromart in die 
Elektrotechnik herein. Dies ist ein entscheidendes Ereignis; 
denn damit wurde die Entwicklung des Wechsel- und Dreh- 
stroms eingeleitet. 

Wegen der großen Vorteile des Wechselstroms dem 
Gleichstrom gegenüber fand der Wechselstrom sofort viele 
Anhänger. Als Vorteile erkannte man den Wegfall des 
Kommutators und die Möglichkeit, mit höheren Spannungen 
die Energieverteilung wirtschaftlicher zu gestalten. 

Im Jahr 1881 wurde die Glühlampe von Swan, Edi- 
son und Bergmann erfunden und entwickelt. Damit 
war auch das Problem der Wohnungsbeleuctung gelöst. 
Jedoch scheiterte die allgemeine Einführung dieser Lampen 
an den hohen Stromkosten, die sich damals auf 1 Mark und 
darüber je kWh beliefen. Zwei Erfahrungen erkannte man 
als die Ursachen dieser großen Kosten, nämlich erstens, daß 
die Belastung der Anlagen durch die Lichtverbraucer sehr 
hohe Spitzen aufweist, und zweitens, daß während des Ta- 
ges und in den Sommermonaten auch abends die Anlagen 
nur schwach belastet, also schlecht ausgenützt sind. 

Die erfolgreihe Weiterentwicklung der Energieversor- 
gung war damit zu einem wirtschaftlichen Problem gewor- 
den, welches lautete: Durch welche Mittel kann man die 
Kosten für die elektrische Beleuchtung auf ein erträgliches 
Maß herabsetzen? Zwar hat man durch die Einführung der 
Akkumulatoren als Energiespeiher und des Dreileiter- 
systems für -die Energieverteilung einiges erreicht. Man 
erkannte aber, daß das Hauptübel der schlechten Ausnützung 
der Anlagen nur durch Gewinnung von Verbraucern be- 
seitigt werden kann, die auch während der Tagesstunden 
elektrischen Strom abnehmen. In dieser Not erinnerte man 
sih der Elektromotoren. Diese haben eine lange 
und abwechslungsreiche Geschichte hinter sich und mehrmals 
war das Todesurteil über sie ausgesprochen worden, unter 
andern auch am 13. Juni 1844 durch den deutschen Bundes- 
tag in Frankfurt a. M. der sich durch Verwendung von 
Elektromotoren für den Bahnbetrieb erhebliche Einnahmen 
für den Staat erhofft hatte. Doch soll hier auf die episoden- 
reiche Geschichte dieser Maschinen nicht näher eingegangen 
werden. 

Nun hatte Antonio Pacinotti um das Jahr 1862 ge- 
funden, daß die Gleichstrommascine auch als Elektromotor 
betrieben werden kann, wenn sie mit Strom gespeist wird. 
Ferner war bekannt geworden, daß die Motoren mit einem 
weit besseren Wirkungsgrad als mit nur 50 %o ausgenützt 
werden können. Für die Gleichstromanlage stand demnach 
ohne weiteres ein brauchbarer Motor zur Verfügung. Damit 
ergab sich um das Jahr 1885 die folgende Sachlage: Durch 
die Einführung des Elektromotors für die Industrie und das 
Gewerbe wurden die Gleichstromanlagen lebensfähig; da- 
gegen waren die Wechselstromanlagen in ihrer Weiterent- 
wicklung gehemmt, da es damals noch keinen brauchbaren 
Wechselstrommotor gab und eine bessere Ausnützung die- 
ser Anlagen deshalb nicht möglich war. 

So ist es zu verstehen, daß sich führende Männer, wie 
M. Deprez, Lord Kelvin,T.A. Edison, W.v. Sie- 
mens und andere, für das Gleichstromsystem einsetzten 
und das Wechselstromsystem ablehnten. Die Anhänger des 
Wechselstroms, deren Mut und Zuversicht ungebrochen wa- 
ren, setzten nun alles daran, einen brauchbaren Wechsel- 
strommotor zu finden. Schon um das Jahr 1885 gelang es 
der Firma Ganz & Co. in Budapest, den Gleichstrom-Reihen- 
schlußmotor zu einem brauchbaren Wechselstrommotor um- 
zubilden, und kurz darauf (1887) erfand Elihu Thomson 
den Repulsionsmotor, der später von Deri vervollkommnet 
wurde. Durch die Ingenieure Blathy, Deriund Ziper- 


15. Juni 1950 


(EEE BEE BEP EOS ZB BSD ET Er EEG EN EEE TE EEE EtEe CS SEESEES SER ENEEREEEDeTeEr, 


nowski der Firma Ganz & Co. war auch der Transformator 
zu einem technisch brauchbaren Apparat ausgebildet worden. 

Eine andere Gruppe von Anhängern des Wechselstroms 
knüpfte mit ihren Untersuchungen an die Erfindung von 
Galileo Ferraris an, nämlih CharlesS. Bradley, 
Nicola Tesla, Fr. A. Haselwander und andere. Die 
Forschungen dieser Männer führten zur Erfindung des Dreh- 
stroms mit 3 um 120° versetzten Phasen. 

In solchen Zeiten, wie sie damals herrschten, liegen die 
Erfindungen und Entdeckungen sozusagen in der Luft und 
es ist oft schwer, wenn nicht gar unmöglich, einwandfrei zu 
entscheiden, wem der Lorbeer gebührt. Nach der Entschei- 
dung des obersten Patentrichters in Washington im Jahr 19% 
ist Nicola Tesla als Erfinder der Drehstrom-Kraftübertra- 
gung mit Drehstromgenerator und Asynchronmotor anzi- 
erkennen. 

Zur gleichen Zeit, nämlich am 12. Oktober 1887, dem 
Tag der Patentanmeldung durch Tesla, hat Fr. A. Hasel- 
wander aus Offenburg in Baden einen Drehstromgenera- 
tor für die Beleuchtungsanlage der Hutfabrik Adrian in Offen- 
burg aufgestellt. Diese Anlage war ununterbrochen bis zum 
Jahr 1889 in Betrieb, mußte dann aber auf Veranlassung der 
Post, angeblich wegen Störung der Telegraphenleitung, stiu 
gesetzt werden. Im Jahr 1888 hat Haselwander eine Kraf' 
übertragung mit Synchrongenerator und Synchronmo. 
tor für eine Werkstätte in Offenburg in Betrieb genommen 
Bemerkenswert ist, daß er diese Übertragung statt mit £ 
nur mit 3 Leitungen durchführte auf Grund seiner Entd«k 
kung des verketteten Drehstroms. 

Damit war es nun auch den Vertretern des Wechs:! 
stroms gelungen, mit den neuen Motoren die Wirtschaftlit 
keit ihrer Anlagen zu verbessern. Noch dazu waren di 
Drehstrommotoren gegenüber den Gleichstrommotoren en 
facher im Aufbau und im Betrieb. 

Die Anhänger des Gleichstroms wendeten jedoch geo" 
das neue System ein, daß es einen technischen Rükscan 
darstelle vergleichbar mit dem Zustand der Technik vor de 
Erfindung des dynamoelektrischen Prinzipes; denn bei de 
Wechsel- und Drehstromgeneratoren sei dieses Prinzip ni: 
anwendbar und es sei wieder notwendig, für die Errecuz 
der Maschinen eigene Gleichstromquellen anzuordnen. Fr 
ner könne der wirtschaftliche Vorteil der Energiespeicherur 
mit Hilfe von Akkumulatoren nicht ausgenützt werde 
Überhaupt sollte die Anwendung so hoher Spannun.- 
wegen der Lebensgefahr verboten werden. Auch in Ame:i 
tobten erneut die Kämpfe zwischen den Vertretern der w 
den Stromarten. Die Anhänger des Wechselstromes ma: 
ten unter anderem geltend, daß der Wechselstrom die .v 
Gott gewollte* Stromart sei, da in allen Maschinen Wes 
spannungen erzeugt werden. Die Anhänger des Gie:: 
stroms dagegen sagten, der Wechselstrom sei besten F: 
für die Hinrichtung von Verbrecern gut. 

Der Sieg des Drehstroms war jedoch nicht mehr avi 
halten. Er wurde manifestiert durch die von O. v. Mil. 
gegen alle Zweifel und Widerstände veranlaßte interna’ 
nale elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt a. M. 
Jahr 1891. Im Verein mit der AEG und der Maschinentat; 
Oerlikon, sowie unter Leitung von Dolivo-Dob: 
wolski und Charles Brown wurde mit Drehstrom © 
einer Spannung von 25 kV eine Wasserkraft von 235 
von Lauffen a. N. nach Frankfurt a. M., also auf emne E 
fernung von 178 km übertragen. Hier wurde die ganze! 
leuchtungsanlage der Ausstellung und eine größere 2. 
von Synchron- und Asynchronmotoren gespeist. 

Um die Jahrhundertwende setzten auch die Versuch : 
Elektrifizierung der Vollbahnen ein. Nachdem durt ı 
Schnellbahnversuche auf der Streke Marienfelde — Zo» 
die Vorteile des elektrischen Betriebes offenbar gewor. 
waren, entschlossen sich viele Länder zur Einführung : 
elektrischen Vollbahnen teils mit Drehstrom, teils mit We 
selstrom. In Deutschland wurde das Wecdselstromsx.«! 
mit Reihenschlußmotoren gewählt. 

Dies ist in den Hauptzügen die Geschichte der „he: 
schen“ Epoche der Elektrotechnik. Die Darstellung wate ı 


15. Juni 1950 


s 


vollständig, wenn nicht auch die Männer genannt würden, 

‚ die als erste die theoretischen Grundlagen für die praktische 

- Anwendung der neuen Stromart geschaffen, bzw. welche 
wichtige Probleme zum erstenmal oder in neuartiger Weise 
behandelt haben: 

Blakesly: Wechselstromdiagramme (1884); G.Kapp: 
Transformatorendiagramm (1887); H. Görges: Erfindung 
des Drehstrom-Kommutatormotors; Mordey: Parallel- 
betrieb von Wechselstrommaschinen (1891); M. von Doli- 
vo-Dobrowolski: Zerlegung des Wechselstroms in 
eine wattlose und Wattkomponente (1891); J.J. Thomson: 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


307 


Berechnung der Wirbelstromwärme (1892); Wech, Bou- 
cherot: Schwingungsdauer parallel geschalteter Wechsel- 
strommaschinen (189); Behn-Eschenburg: Kurz- 
schlußströme in Generatoren (1894); A. Heyland: Dia- 
gramm des Drehstrommotors (1894); Blondel: Die Schlüp- 
fungsgerade im Heylanddiagramm (1895); J. Ossanna: 
Vollständiges Diagramm des Asynchronmotors (1899 und 
1900); Rö Bler: Die Fernleitung von Wechselströmen (1905); 
J. Ossanna: Über das Adhäsionsgewicht von Wechsel- 
stromlokomotiven (1906). 


Spannungsregelung von Gleichstromgeneratoren über magnetische Verstärker 


Von A. Leonhard, Stuttgart 


Übersicht. Es soll gezeigt werden, daß die Spannungsregelung von 
Gleichstromgeneratoren über magnetische Verstärker auch bei großen Lei- 
sungen durch normale Schnellregler durchageiührt werden kann. 


Gleichstromgeneratoren für konstante Spannung, etwa 
fur die Speisung von Gleichstromnetzen, arbeiten in den 
meisten Fällen ohne besondere Erregermaschine mit Selbst- 
erregung. Eine Spannungsregelung ist daher in der normalen 
Schaltung nur durch Veränderung eines Widerstandes im 
Erregerkreis möglich. Der Erregerstrom wird nun insbeson- 
dere bei niedriger Ankerspannung schon bei verhältnismäßig 
‚'einen Maschinen so groß, daß es schwierig wird, ihn mit 
cirekt wirkenden Schnellreglern, wie Wälzregler, Kohledruc- 
regler, Kontaktregler usw., zu beherrschen. Man ist daher 
gezwungen, bei größeren Maschinen Regler mit Hilfsmotor, 
2.B. Oldruckregler, zu verwenden. Das hat aber den Nachteil, 
daß die Reglung träger wird als bei direkt wirkendem Regler. 
Werden besonders hohe Ansprüche an die Genauigkeit der 
Regelung gestellt, so daß mit hochempfindlichen Röhrenreg- 
lern gearbeitet werden muß, so wird auch schon bei recht 
kleinen Maschinen die Erregerleistung für direkte Steuerung 
durch den Regler zu groß. Für die Fälle, in denen ein Wechsel- 
stromnetz zur Verfügung steht, also vor allem bei Umformer- 
betrieb, ist nun eine Erregerschaltung entwickelt worden, die 
auch bei großen Generatoren die Verwendung von normalen 
dırekt wirkenden Schnellreglern erlaubt. Nach dieser Schal- 
tung wird nur die Grunderregung von der Maschine selbst 
geliefert; die veränderliche, z.B. von Belastungsänderungen, 
Drehzahlschwankungen, Temperaturänderungen und dgl. her- 
ruhrende Erregung wird aber über einen magnetischen Ver- 
stärker dem Wechselstromnetz entnommen. Für die Span- 
nungsregelung braucht jetzt nur noch die geringe Gleich- 
stromerregung des magnetischen Verstärkers gesteuert zu 
werden, was auch noch bei sehr großen Generatoren mit 
Hilfe von normalen Schnellreglern möglich ist. 


Schaltung 


Nach Bild 1 wird die Erregerwicklung des Generators G 
vom Anker der Maschine und in Reihe dazu vom Gleichrich- 
ter GI gespeist. Der Gleichrichter liegt wechselstromseitig 
uber die zwei geichstromvormagnetisierten Drosseln D am 
Transformator T. Die zwei genau gleichen Drosseln sind 
ın üblicher Weise deshalb vorgesehen, damit sie auf der 
Gleichstromseite gegeneinander geschaltet werden können 
und somit die Summenwechselspannung hier praktisch Null 
wird. Durch die Gleichstrom-Vormagnetisierung kann die 
Spannung am Gleichrichter verändert werden, und zwar bei 
entsprechender Bemessung der Drosseln von Null aus bis zu 
sinem Höchstwert. 

Ist die Spannung am Gleichrichter Null, so arbeitet der 
Generator in normaler Selbsterregung. Durch einen festen 
Vorshaltwiderstand R im Erregerkreis wird nun dafür ge- 
‚orgt, daß die sich bei diesem Betriebszustand einstellende 
Klemmenspannung des Generators bei günstigsten Verhält- 
nıssen, also z. B. bei höchster Drehzahl, Leerlauf und kalter 


DK 621.313.2.072.2 : 621.318.42 


Maschine, etwas unter dem gewünschten Sollwert liegt. Die 
Maximalspannung am Gleichrihter muß dann so groß ge- 
wählt werden, daß bei ungünstigsten Verhältnissen, also z. 


£:2707 


Bild 1. Gleichstromygenerator mit Spannungsregqelung über einen 


magnetischen Verstärker. 


B. niedrigster Drehzahl, Vollast und warmer Maschine, der 
jetzt von Anker- und Gleichrichterspannung in Reihe er- 
zeugte Erregerstrom etwas größer wird, als für die Sollspan- 
nung des Generators erforderlich wäre. 


Wirkungsweise 

Wie aus dem vorigen Abschnitt hervorgeht, .muß die 
Spannung am Gleichrichter zwischen Null und ihrem Höchst- 
wert durch Steuerung der Drosseln verändert werden kön- 
nen. Zunächst ist sofort zu erkennen, daß die Drosseln bei 
starker Vormagnetisierung praktisch unwirksam werden und 
somit am Gleichrichter die Sekundärspannung des Transfor- 
mators T auftritt, dessen Übersetzungsverhältnis entspre- 
chend zu wählen ist. Bemißt man nun außerdem die Dros- 
seln so, daß sie ohne Vormagnetisierung bei Kurzschluß am 
Gleichrichter für die Erzeugung der Transformatorspannung 
einen Strom benötigen, der unter dem Erregerstrom liegt, 
der sich bei einer Selbsterregung unter Berücksichtigung des 
Widerstandes R einstellt, so bedeutet für diesen Fall der 
Gleichrihter, wenn sein Innenwiderstand vernachlässigt 
wird, sowohl für den Gleichstrom- als auch den Wechsel- 
stromkreis einen Kurzshhluß. Wie im Bild 2 gezeigt, über- 
lagern sich im Gleichrichter Gleich- und Wechselstrom, ohne 
daß eine Spannung wirksam wird. Bedeuten j_undi__ die 
beiden Außenströme, so werden die Ströme in den 4 Gleich- 
richterzweigen 


[75 


+ im . . i j i_ 
und i =i = ae 


i = i = — ~ 
2 


So lange alsoi_ > I_,‚istkein Gleichrichterzweig gesperrt, 
d. h. aber, er stellt einen Kurzschluß dar. 

Sorgt man dafür, daß ohne Vormagnetisierung der dann 
im Wechselstromkreis fließende Maximalstrom kleiner als 
der Gleichstrom bleibt, so ist die Wechselspannung auf der 
Gleichstromseite unwirksam, am Gleichrichter tritt also die 
verlangte Spannung Null auf. 

Werden die Drosseln nun mit Gleichstrom vormagneti- 
siert, so wird der Kurzschlußstrom auf der Wechselstrom- 


308 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


seite schließlich über den Wert des Gleichstromes ansteigen. 
Da sich aber in diesem Fall der Strom in den Gleichrichter- 
zweigen b und d umkehren müßte, ist ein solcher Betriebs- 
zustand nicht möglich. Der Strom auf der Wechselstrom- 
seite steigt in Wirklichkeit nur bis zum Wert des Gleidh- 
stroms an und bleibt dann, zunächst jedenfalls, konstant. 
Der Stromverlauf entspricht jetzt dem Bild 3. Wenn der 
ohmsche Widerstand auf der Wechselstromseite vernad- 
lässigt wird, ist nun für den Gleichstromkreis die Transfor- 
matorspannung voll wirksam, da durch den konstanten 
Strom ja an den Drosseln keine Spannung erzeugt wird. 


Ph 
> 
Dad 
147220) 
.— 


Bild 2. Überlagerung von Gleich- und 3ild 3. 
Wechselstrom im Gleichrichter bei 


I, < =: 


Stromverlauf im Gleidh- 
richter, wenn] siw- 


Der Strom auf der Wechselstromseite bleibt konstant gleich 
dem Strom auf der Gleichstromseite, bis die Wechselspannung 
durch Null geht, also ihre Richtung ändert. Von diesem Au- 
genblick an bewirkt die der Stromrichtung entgegenwirkende 
Spannung ein Absinken des Stromes, der damit kleiner wird 
als der Gleichstrom, so daß entsprechend Bild 2 der Gleich- 
richter wieder als Kurzschluß wirkt und die Wechselspan- 
nung unwirksam wird. Bild 4 zeigt den grundsätzlichen Ver- 


a ohne Vormaqynetisierung 
b schwache Vormagnetisierung 
c starke Vormagnetisierung 


Bild 4. Ströme und Spannungen 
auf der Wechselstromseite. 


lauf der Ströme und Spannungen ohne, bei geringer und bei 
starker Vormagnetisierung. Auf der Gleichstromseite sind nur 
die schraffierten Ausschnitte aus der Spannungskurve wirk- 
sam, und zwar immer im gleichen Sinn, nämlich stromstei- 
gernd. Durch den Einfluß der Induktivität der Erregerwick- 
lung stellt sich ein praktisch reiner Gleichstrom ein, der durch 
die Ankerspannung und den Mittelwert der Gleichrichter- 
spannung sowie den Gesamtwiderstand im Erregerkreis be- 
stimmt wird. 


Bild 5. Strom, Spannung und Fluß- 


änderung in den beiden Dirosseln. 


42243) 


Etwas näher untersucht werden soll nun noch der Über- 
gang des Stromes von einer auf die entgegengesetzte Rich- 
tung und zwar im Hinblick auf die erforderliche Vormagneti- 
sierung der Drosseln. Bild 5 zeigt nochmals den Verlauf der 
Wechselspannung, wobei diese auf der Gleichstromseite ledig- 
lich über den Abschnitt a wirksam sein soll. Miteingezeichnct 


ist außerdem der Wert des Gleichstromes und die Flußände- 
rung in den beiden Drosseln zusammen, die erforderlich ist, 
um während der Übergangsperiode die Wechselspannung an 
den Drosseln zu erzeugen. Aus dem Bild 6 ist nun zu sehen, 
wie die erforderliche Vormagnetisierung ©. ermittelt werden 
kann. Da sich ein gewisser Unterschied im Verhalten der 
Drosseln zeigt, je nachdem, welchen Widerstand ein im 
Gleichstromkreis der Drosseln fließender Wechselstrom fin- 
det, seien die zwei Grenzfälle — vollkommene Drosselung 
und vollkommener Kurzschluß — betrachtet. Bild 6a gilt für 
den Grenzfall, daß auf der Gleichstromseite der Drosseln 
durch einen großen Wechselstromwiderstand das Fließen 
eines Wechselstromes unterbunden wird, so daß also ein kon- 
stanter Gleichstrom auftritt und die Durchflutungsänderung 
nur durch den die beiden Drosseln durchfließenden Wechse!- 
strom verursacht wird. 


—>0 


Bild 6. Ermittlung der Gleichstromvormagnetisierung 
bei einem Wert des Wecdhselstromwiderstandes œ (a) und O {b}. 


Bild 6b gilt für den zweiten Grenzfall, daß auf der Gleich- 
stromseite der Drosseln überhaupt kein Wechselstromwide:- 
stand vorhanden ist, so daß ein Ausgleichswechselstrom hırr 
ungehindert fließen kann. Da nun die Drosseln von d&r 
Gleichstromseite her betrachtet als parallel geschaltet anz:.- 
sehen sind, wird durch Ausgleichsströme auf dieser Seite d»- 
für gesorgt, daß die Spannungen an den Drosseln und danı:! 
also auch ihre Flußänderungen immer genau gleich sind. Wi: 
aus Bild 6b ersichtlich; bedeutet dies praktisch, daß geger- 
über dem erst angenommenen Fall des gedrosselten Gleich 
stromkreises die wirksame Vormagnetisierung gegenüber dt 
tatsächlichen etwas vergrößert erscheint. Ein grundsätzlich 
Unterschied liegt aber nicht vor. Vor allem kann in de! 
Grenzlagen — ohne Vormagnetisierung und sehr starke Vor 
magnetisierung — die magnetische Charakteristik als nė” 
beiden Seiten symmetrisch angesehen werden, so daß s~ 
dann für beide Fälle — Gleichstromkreis gedrosselt und vj 
gedrosselt — die gleichen Verhältnisse ergeben. Grundsa': 
liche Bedeutung hat also im vorliegenden Fall die Frage nich: 
welchen Widerstand ein Wechselstrom auf der Gleichstron 
seite findet. Eine besondere Drosselspule braucht keinesia!ı 
eingebaut zu werden. Zudem würde sie bei Regelvorganır! 
zusätzlich verzögernd, also störend wirken. 


Zusammenfassung 


Bei Vorhandensein von Wechselstrom kann die Spanni nt 
von Gleichstromgeneratoren so geregelt werden, deb da 
Grunderregung von der Maschine selbst, die von den 52 
triebsbedingungen abhängige veränderliche Erregung use 
einen von einem normalen Schnellregler gesteuerten m.une 
tischen Verstärker vom Wechselstromnetz geliefert w.rd 
In einem späteren Aufsatz soll auf die bei der Beves 
sung wichtigen regeltechnischen Gesichtspunkte eıngegant 
werden. 


ME m nn nn nn 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


309 


Ein Beitrag zur Berechnung der Stromkräfte beim Transformator 


Von A. Wienhard, Nürnberg. 


Übersicht. Bei der Vorausberechnung der Kurzschlußkräfte eines 
Transformators darf die Wirkung des Kerneisens auf die Kräfte nicht ver- 
nachlässigt werden. Zwei Ersatzbilder zur Berechnung der Axialkräfte, ein 
kreissymmetrisches und ein parallelebenes, werden hergeleitet und bespro- 
chen. Das parallelebene Ersatzbild führt zu einfachen Berechnungsformeln. 
Fur den Fall des einseitigen UÜberstandes einer Wicklung werden Rech- 
nungs- und Meßwerte miteinander verglichen. 


Die Aufgabe 

Sind bei einem Röhrenwicklungstransformator die Wick- 
lungen in axialer Richtung gegeneinander verschoben oder 
bei symmetrischer Wicklungsanordnung Windungen am An- 
fang oder in der Mitte einer Wicklungsröhre abgeschaltet, so 
treten axial gerichtete Kräfte auf, welche auf die Gestell- 
konstruktion wirken. Mit der -Vorausberechnung dieser 
Kräfte hat man sich im Schrifttum mehrfach beschäftigt. Die 
angegebenen Formeln liefern recht unterschiedliche Werte. 
Ihre Genauigkeit soll jedoch hier im einzelnen nicht näher 
untersucht werden. Es sei nur erwähnt, daß Formeln, welche 
den Eiseneinfluß vernachlässigen, für die Praxis ungeeignet 
sind. Sie liefern für die Axialkräfte viel zu niedrige Werte!. 
Maßgebend für die Kraftwirkung ist in unserem Fall die 
Querkomponente des Streufeldes. Für den Querleitwert spielt 
aber das Kerneisen eine ausschlaggebende Rolle. 

Die folgenden Ausführungen befassen sich ebenfalls mit 
der Berechnung der Axialkräfte. Ihr Zweck ist jedoch nicht, 
Formeln zur praktischen Berechnung dieser Kräfte zu geben. 
Ihre Aufgabe ist vielmehr, einen Weg zu zeigen, welcher zu 
brauchbaren Formeln, d. h. hinreichend genauen und doch 
verhältnismäßig einfachen Ausdrücken führt, also einen Bei- 
trag zu dem Problem der Berechnung der Axialkräfte zu 
‚iefern. 

Die Ersatzbilder zur Berechnung der Axialkräfte 

Die Vorausberechnung der Stromkräfte beim Transfor- 
mator ist ein Problem, welches streng nicht gelöst werden 
kann. Damit man überhaupt zu einer Lösung gelangt, muß 
die Anordnung idealisiert werden. Um den Jocheisenein- 
fug rechnerisch berücksichtigen zu können, ist es notwen- 
dig, die Joche im Ersatzbild durch ausgedehnte eiserne Plat- 
ten darzustellen. Da die Joche die Spulen nur teilweise über- 
decken, ist der Abstand der Eisenplatten von den Wicklungs- 
enden im Ersatzbild entsprechend zu vergrößern. Je nach- 
dem ob die Wicklungen, deren Axialkräfte berechnet werden 
sollen, auf einem einphasigen Kern- oder Manteltransforma- 
tor (Außen- oder Mittelschenkel beim Drehstromkern) sitzen, 
wird wegen der unterschiedlihen Jochbedeckung der Plat- 
tenabstand ein anderer. 

Das kreissymmetrische Ersatzbild der 
Anordnung. — Bild la zeigt einen Einphasen-Kerntrans- 
formator mit unsymmetrischer Wicklungsanordnung, bei dem 
die Joche bereits durch ausgedehnte Platten ersetzt sind. Je- 
der Schenkel für sich stellt mit seinem der Kreisform ange- 
paßten Querschnitt und den zylindrischen Wicklungen eine 
kreissymmetrische Anordnung dar. Die Frage ist nur, darf 
man sich bei der Berechnung der Kräfte auf einen Schenkel 
beschränken oder ist der Nachbarschenkel mit seinen Wick- 
lungen dabei zu berücksichtigen? Um hierüber Klarheit zu 
schaffen, wird zunächst nur der Eiseneinfluß des Nachbar- 
schenkels untersucht, also vorausgesetzt, daß nur ein Schen- 
kel des Einphasenkerns bewickelt ist. 

Durch das Eisen des Nachbarschenkels wird das Luftfeld 
gestört. Um die Störung näherungsweise zu erfassen, wird 
die Umwandlung in eine kreissymmetrische Anordnung nach 
Bild 1b so getroffen, daß der magnetische Widerstand für das 
Streufeld im Ersatzbild im Mittel erhalten bleibt. Da für die 
Berechnung der Axialkräfte die Querkomponente des Streu- 
feldes maßgebend ist, kommt es hauptsächlich auf die Erfas- 
sung der Querleitfähigkeit des Luftraumes zwischen den zwei 
zylindrischen Eisenschenkeln an. Dabei geht man zweckmäßi- 


I Siehe zZ. B. R. Richter: Elektr. Maschinen, 3. Bd. (1932) S. 89. 


DK 621.314.21.014.3 


gerweise von der Kapazität der bekannten analogen Anord- 
nung zweier entgegengesetzt geladenen, parallelen Metall- 
zylinder beim elektrischen Feld aus und setzt diese derjeni- 
gen zwischen zwei konzentrischen Zylindern gleich. Hieraus 
erhält man dann als Durchmesser des äußeren Eisenzylinders 
im Ersatzbild 1b: 


(1) 


Bild 1a 


Bild 1b 
Einphasen-Kerntransformator mit unsymmetrisher Wicklungs- 
anordnung. Die Joche sind zur rechnerischen Erfassung ihres Einflusses auf 
die Axialkräfte durch ausgedehnte Platten ersetzt. 


Kreissymmetrisches Ersatzbild des Einphasen-Kerntransformators 


Bild la. 


Bild 1b. 

zur Berechnung der Axialkräfte. Die Wirkung des Nachbarschenkeleisens 

{und der Nachbarwicklungen) auf die Kräfte wird näherungsweise durch den 
äußeren Eisenzylinder erfaßt. 


Für die Werte d = 33 cm, Dre = 15 cm ergibt sich 
D/Dr. = 17,3, d. h. der Abstand a des den Nachbarschenkel 
ersetzenden eisernen Außenzylinders vom Schenkeleisen be- 
trägt 122 cm. Diese Entfernung ist für die zugrundegelegten 
Kerndaten etwa gleich der doppelten Fensterhöhe des Trans- 
formators. Die Wirkung des unbewickelten Nachbarschenkels 
ist deshalb bei der Berechnung der Kräfte unter Berücsichti- 
gung der Krümmung der Spulen vernachlässigbar. 

Sind beide Schenkel des Einphasen-Kerntransformators 
bewickelt, und ist die Unsymmetrie der Wicklungen auf bei- 
den Schenkeln die gleiche, so ist die Anordnung in bezug auf 
die vertikale Symmetrieebene (Ebene B-B in Bild 1a) spiegel- 
bildlich. Bekanntlich kann man die Wirkung einer ebenen 
Eisenfläche unendlich guter magnetischer Leitfähigkeit auf 
die Kräfte durch eine Spiegelung der Anordnung an dieser 
ebenen Eisenfläche ersetzen. Man kann deshalb auch um- 
gekehrt die zur Mittelebene spiegelbildlihe Anordnung durch 
eine ebene Eisenfläche an der Stelle B-B ersetzen und hat 
dann in Analogie mit dem elektrischen Feld die Anordnung 
Zylinder gegen Platte. Die Umwandlung dieser Anordnung 
in eine kreissymmetrische nach Bild 1b liefert für den Durch- 
messer des äußeren Zylinders: 


d /[ d\: 
DDr nt] (0. ) - ') = 


Mit den früheren Zahlenwerten ergibt sich D/Dr.e = 4,16 
und damit ein Abstand des Ersatzzylinders vom Schenkelum- 
fang a = 23,7 cm. Ein mit gleicher Unsymmetrie bewickelter 
Nachbarschenkel beeinflußt, wie man bereits erwarten konn- 
te, die Kräfte stärker. Ein ähnlicher Einfluß ist übrigens auch 
bei einem Drehstromkern zu erwarten, wenn der Mittelschen- 
kel die Wicklungen trägt, die beiden Außenschenkel jedoch 


310 


unbewickelt sind. Beim Manteltransformator reichen die 
Rückschlußschenkel näher an die Wicklungen heran, wodurch 
die Beeinflussung noch größer wird. 


Die Vergrößerung der Kräfte durch die Nachbarschenkel 
und -wicklungen läßt sich natürlich schwer abschätzen. Um 
sicher zu gehen, muß man zur Rechnung greifen. Ein kreis- 
symmetrisches Ersatzbild nach Bild Ib, also eine Rechnung, 
welche das zylindrische Feld erfaßt, wird den wirklichen Ver- 
hältnissen am nächsten kommen. Je nach dem Schlankheits- 
grad der Wicklungen wird die Wirkung des Eisens verschie- 
den sein. Die Kraftwirkung zwischen zwei konzentrischen 
Zylinderspulen in Luft wird, wenn man sie auf einen Schen- 
kel eines Transformators aufsetzt, unter Umständen um ein 
Mehrfaches erhöht. Der größte Anteil der Kraft entfällt also 
immer auf die Wirkung des eigenen Schenkels. 


Die Lösung unter Zugrundelegung des Ersatzbildes nach 
Bild 1b bereitet mit Zylinderkoordinaten keine Schwierig- 
keiten, wenn man die Wicklungshöhe der Spulen gegenüber 
ihrer Wicklungslänge vernachlässigt, d. h. die Wicklungen 
als unendlich dünn voraussetzt, eine Annahme, welche bei 
Zylinderspulen ohne weiteres zulässig ist. Als Lösung er- 
hält man einen Summenausdruc, der Zylinderfunktionen 
nullter und erster Ordnung enthält. Für die praktische Be- 
rechnung der Kräfte ist jedoch der Ausdruck zu kompliziert. 


DasparallelebeneErsatzbildderAnord- 
nung. — Um zu einfacheren Berechnungsformeln zu gelan- 
gen, muß man eine parallelebene Lösung des Problems an- 
streben. Die Grundlage hierzu bildet das parallelebene Er- 
satzbild, welches sich entweder direkt aus Bild la oder aus 
dem kreissymmetrischen Ersatzbild (Bild 1b) ableiten läßt. 
Dabei wird vorausgesetzt, daß die Querleitfähigkeit des Luft- 
raumes zwischen den beiden Eisenzylindern in Bild 1b und 
außerdem die Liniendichte des Querfeldes längs des Umfangs 
der Wicklungen im Mittel erhalten bleibt. Bezeichnet man den 
mittleren Durchmesser der Wicklungen mit Dn = Bi ne 
(Di. De mittlere Durchmesser der Zylinderwicklungen 1 und 2), 
so ergibt sich als Abstand der beiden parallelebenen Eisen- 
flächen, die die Zylinderflächen ersetzen: 


D 
= s E 
a D n n Ve- (3) 


und für die mittleren Wicklungsabstände von 
der Schenkeleisenfläche: 


ae 
1.37 D m -in I (4) 
€ 


Das dem Bild 1b entsprechende parallelebene , 
Ersatzbild zeigt Bild 1c. 

Bei der Berechnung der Kräfte unter Be- 
rücksichtigung der Krümmung der Spulen 
(Bild 1b) spielt das eigene Schenkeleisen, wie 
schon erwähnt wurde, eine ausschlaggebende , 
Rolle. Im Vergleich hierzu ist der Einfluß der Tz ja — 
Nachbarschenkel und -wicklungen nur von Bild Ic 
untergeordneter Bedeutung. In gewissen Fäl- 
len kann man unbedenklich den äußeren Zy- PA 1c- 
linder im Ersatzbild vernachlässigen, also so des Einphason- 
rechnen, als ob nur der jeweilige Schenkel Kerntransforma- 
mit seinen Wicklungen vorhanden wäre. Bei nung der Axial- 
der parallelebenen Darstellung kann eine zu Xäfte, abgeleitet 
den parallelen Schienen parallel verlau- re 
fende Eisenwand höchstens die Kraftwirkung der beiden Schie- 
nen in Luft verdoppeln. Das eigene Schenkeleisen hat also an 
Wirkung verloren. Dafür rückt aber die zweite parallel zu den 
Schienen verlaufende Eisenfläche, die den äußeren Zylinder in 
Bild 1b darstellt, näher an die Schienen heran und gewinnt so 
an Wirkung. Dies muß auch so sein, denn sonst würde die pa- 
rallelebene Darstellung zu niedrige Werte für die Kräfte lie- 
sern. Mit Bild Ic kommt also der Einfluß der Nachbarschenkel 
und -wicklungen nicht mehr richtig zum Ausdruck. Es ist eben 


Parallel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


ebenes Ersatzbild. 


15. Juni 1950 


ein parallelebenes Hilfsbild für die Rechnung. An dieser 
Stelle sei noch darauf hingewiesen, daß der Ubergang zum 
parallelebenen Ersatzbild in der Weise, daß man in Bild 1b 
die Durchmesser bis ins Unendliche wachsen läßt, die Ab- 
stände der beiden Zylinder und Wicklungen voneinander aber 
beibehält, nicht zu richtigen Verhältnissen führt. 

Die Rechnung zeigt, daß den Jochen nur eine untergeorJ- 
nete Bedeutung zukommt. Man kann also von Anfang an 
so rechnen, als ob die zu Schienen gestreckten Wicklungen 
lediglich zwischen zwei ausgedehnten parallelen Platten ver- 
laufen würden. Oder man rechnet zunächst unter Berücsic- 
tigung der Joche und läßt dann nachträglich den Jochabstand 
bis ins Unendliche wachsen. Vernachlässigt man ebenfalls 
nachträglih (oder von Anfang an) die Wicklungshöhe der 
Spulen gegenüber ihrer Wicklungslänge (unendlich dünne 
Schienen), so erhält man eine einfache Endformel zur Be- 
rechnung der äußeren Axialkraft, welche durch die Abschal- 
tung von Windungen am Anfang einer Wicklung auftritt. 
Sie lautet, wenn die Länge des abgeschalteten Wicklungs- 
stückes mit z, die wirksamen Wicklungslängen mit bio und 
bọ (bio = bọ + £) bezeichnet und die sekundären Ampere- 
windungen durch die primären ausgedrückt werden: 


D I, W, ) € a? l 1 | Ti ) 
Pr 7 Be bio a bio- bzo 3 k 2 a, 


+(e) in kg. (5) 


In der Gleichung liefert das erste Glied den größten Beitrag 
zur Kraft. Das zweite Glied ist im Vergleich dazu nur ein 
Korrekturglied und stellt die Näherungslösung eines Sum- 
menausdruks dar. Vernachlässigt man das zweite Glied 
so wird der formale Ausdruck sehr einfach. 


Vergleich mit Messungen 

Die bei Abschaltung von Windungen am Anfang der 
äußeren Wicklung auftretende Axialkraft läßt sich leicht mes- 
sen. Man ordnet hierzu die äußere Wicklungsröhre gegen- 
über der inneren beweglich an und stützt sie gegen den Tisch 
einer Dezimalwaage ab. Auf diese Weise lassen sich die 
Kräfte in Abhängigkeit vom einseitigen Überstand e in ein- 
facher Weise in Kilogramm abwiegen. Derartige Messungen 


Bild 2. Vergleich zwischen Rechnung und Messung; Axialkräfte abhäng.u 
von dem auf die Wicklungslänge bezogenen einseitigen Wicklungsuher- 
stand (Daten s. Taiel 1 


wurden im stationären Kurzschluß mit verminderter Span- 
nung an einem Drehstromkern durchgeführt, bei dem sich 
die Wicklungen einmal auf einem der beiden Außenschenkel, 
das andere Mal auf dem Mittelschenkel befanden. Gespeist 
war dabei stets die innere primäre Wicklung, während die 
restlichen Windungen der äußeren sekundären Wickluna 
kurzgeschlossen waren. Die Abmessungen des Kerns waren 


folgende: 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


311 


Fensterhöhe 60 cm, Achsenabstand zweier Schenkel 
d = 33 cm, umschriebener Kreisdurchmesser eines Schenkels 
Dr = 15 cm. Der Abstand a der parallelen Eisenflächen 
im parallelebenen Ersatzbild wurde durch Aufzeichnen der 
Feldbilder für die entsprechende Anordnung beim elektri- 
schen Feld ermittelt. Für den Fall, daß die Spulen auf dem 
Außenschenkel sitzen, liefert das Feldbild als Querleitwert 
a/Dm = 1,2, im andern Fall (Spulen auf dem Mittelschenkel) 
ergibt sich für den Querleitwert a/Dm = 0,875. 


Tafel 1 


mittlerer na Sa Spulen Wicklungs- primäre 
Nr. a [cm] länge Windungs- 
Fensterhöhe | 2abl Wı 


Mittel- 


17,2 | 22,8 schenkel 


Außen- 
schenkel 


m m nn mn fü mn mm I m mn 


6 Versucdsreihen 
Die Versuchsrei- 


Die Verhältnisse, welche bei den 
herrschten, gehen aus der Tafel 1 hervor. 


hen 1 und 2 bzw. 4 und 5 unterscheiden sich lediglich im Spu- 
lendurchmesser, die Versuchsreihen 1 und 3 bzw. 4 und 6 hin- 
gegen in der Wicklungslänge der Spulen und damit in ihrem 
Abstand von den Jochen. Bild 2 zeigt den mit der angegebe- 
nen Formel berechneten Verlauf der Axialkraft Ps in Abhän- 
gigkeit vom Verhältnis des einseitigen Überstandes € zur 
Wicklungslänge bıo unter Zugrundelegung eines Primärstro- 
mes von Iı = 50 A. Die bei verschiedenen UÜberständen ge- 
messenen und ebenfalls auf 50 A umgerechneten Kräfte sind 
zum Vergleich eingetragen. Die Genauigkeit der Formel ist 
vollauf befriedigend. 


Das parallelebene Ersatzbild, welches den Einfluß des 
Eisens auf die Kräfte näherungsweise enthält, führt also zu 
einigermaßen richtigen Werten für die Axialkräfte. Zu er- 
wähnen ist noch, daß man bei Vernachlässigung des Eisens 
etwa halb so große Kräfte erhalten würde wie bei Spulen, 
die auf den Mittelschenkel aufgesetzt sind. Das heißt aber, 
daß im vorliegenden Fall durch das Eisen die Kraftwirkung 
etwa verdoppelt wird. 


Auf die praktische Berechnung der Axialkraft, die in der 
Berechnung der Stoßkraft besteht, sowie auf die Verhältnisse 
bei anderen unsymmetrischen Wicklungsanordnungen, bei- 
spielsweise bei Abschaltung von Windungen in Wicklungs- 
mitte, kant im Rahmen dieses Aufsatzes nicht eingegangen 
werden. Der Zweck dieser Zeilen war, einen kleinen Bei- 
trag zu dem Problem der Berechnung der Stromkräfte zu ge- 
ben, nicht aber Berechnungsformeln herzuleiten. 


Die Entstehung des Drehmomentes in elektrischen Maschinen 


Von K. Humburg, Hannover. 


Übersicht. Die Entstehung der Zugkraft in elektrischen Maschinen 
mt Nutenanker sowie an Schenkelpolen und in Unipolarmascdhinen wird 
untersucht. 

Das Drehmoment einer elektrischen Maschine kann man 
bekanntlich berechnen, indem man annimmt, daß auf jeden 
Stab die Kraft P = BIL ausgeübt wird, wo B die mittlere 
Induktion im Luftspalt, I den Strom im Stab und L die Länge 
des Stabes bedeutet. Eine einfache energetische Betrachtung 
zeigt, daß diese Formel in allen Fällen zutreffen muß, auch 
wenn die Ankerleiter in Nuten eingebettet sind. In diesem 
Fall ist aber die Kraft auf den Leiter selbst sehr viel kleiner, 
da die magnetische Induktion im Nutenraum nur sehr ge- 
nng ist. Es ist deshalb klar, daß die Kraft in Wirklichkeit 
em Eisen, und zwar an den Zähnen angreifen muß. Es scheint 
aber nicht allgemein Klarheit darüber zu bestehen, wie diese 
Kraft auf die Zähne zustande kommt. 

Gelegentlich wird behauptet, daß Feldlinien, die unter 
dem Einfluß der Ankerströme schräg auf die Ankeroberfläche 
auftreffen, dort auch einen schrägen Zug zur Folge ha- 
ben!. Dies wird geschlossen aus den Maxwellschen Spannun- 
gen, die aus einer Zugspannung in Richtung der Feldlinien 
und einer Druckspannung senkrecht dazu bestehen. Die Re- 
sultierende dieser Spannungen gibt freilich für ein beliebig 
angenommenes Flächenelement eine Spannung, die nicht in 


` wie Richtung der Normalen des Flächenelementes fällt. Bildet 


, 


die Normale des Flächenelementes einen Winkel von 45° mit 
der Richtung der Feldlinien, dann entsteht sogar eine Span- 
rung in der Ebene des Flächenelementes, die man entspre- 
chend dem Falle einer elastischen Spannung als Schubspan- 
nung bezeichnen könnte. Aber die Kräfte auf die Oberfläche 
eines magnetisierbaren Körpers sind nicht etwa identisch 
mit diesen Maxwellschen Spannungen. Sie lassen sich daraus 
nur berechnen, indem man diese Spannungen auf beiden 
Seiten der Grenzfläche berücksichtigt. In besonders anschau- 


!H.G. Möller: Uber die Entstehung des Drehmomentes in Elektro- 
Xotoren, Elektrotechnik 2 (1948) S. I. 


OK 621.313.016.1 


licher Weise hat H o w e ? dies getan. Er kommt durch diese 
Rechnung zu dem auch sonst bekannten Ergebnis, daß die 
magnetische Kraft auf einen magnetisierbaren Körper immer 
nur senkrecht zur Oberfläche dieses Körpers wirkt, daß also 
kein Drehmoment entstehen kann, es sei denn, daß die Ober- 
fläche eine radial gerichtete Komponente hat. 

Im Falle des Nutenankers 
kann also die Zugkraft, die 
das Drehmoment bewirkt, nur 
an den Zahnflanken angrei- 
fen. Man darf sich aber nicht 
vorstellen, daß diese Kraft 
ganz oder auch nur zu einem 
erheblichen Teil durch den 
Querdruc der Feldlinien zu- 
standekäme. Diese Vorstel- 
lung findet sich leider in dem 
sonst so ausgezeichneten Lehrbuch von Küpfmülle r, der 
für den längs der Nutengrenze verlaufenen Integrations- 
weg a—b—c—d (Bild 1) die Gleichung anschreibt: 


$ òd = (Hn - Hr): hn= I. 


Er schließt daraus, daß die tangentiale Feldstärke an den 
Zahnflänken rechts und links der Nut wesentlich verschieden 
sei. Dies ist ein Irrtum; denn auf dem beschriebenen Integra- 
tionsweg darf man die magnetishe Spannung zwischen b 
und c nicht vernachlässigen. Sie ist vielmehr größer als alle 
anderen Anteile der magnetishen Umlaufspannung, so daß 
man mit großer Annäherung Hn bn = I setzen kann. Jedem 
Maschinenberechner ist dies geläufig. Es ist die Grundlage 
für die Berechnung der Nutenstreuung. Dagegen kann man 
für den Weg a—b—e—f die Gleichung anschreiben: 


SEES EE $ 9 dô = (Hu - Hs): hn= 0 


3 G. W.O. Howe: 
(1935) S. 601. 

3 Küpfmüller: 
1. Aufl., S. 186. 


Zur Definition der Feldstär- 
ken im Nutenanker. 


Bild 1. 


Some Magnetic Misconceptions, Electrician 115 


Einführung in die Theoretische Elektzotedhnik, 


312 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


denn hier verlaufen die Strecken b—e und f—a im Eisen 
senkrecht zu den Feldlinien und liefern keinen Beitrag zum 
Linienintegral der Feldstärke oder doch nur einen ganz un- 
bedeutenden Beitrag, falls die Feldlinien im Eisen nicht ganz 
senkrecht zur Zahnkopfoberfläche verlaufen. Es ist also sehr 
angenähert H, = Hp d.h. der Zahnfluß verteilt sich gleich- 
mäßig auf den ganzen Querschnitt des Zahnes, und die Kräf- 
te, die infolge der Maxwellschen Querspannung auf die bei- 
den Zahnflanken wirken, sind gleich groß und heben sich auf. 

Dies ist nur eine erste Annäherung. Ganz gleichmäßig 
wird die Verteilung des Flusses über den Zahnquerschnitt 
nicht sein. Aber der daraus entspringende Unterschied der 
Querdruckräfte kann nur sehr gering werden. Betrachten 
wir einen großen Generator (achsiale Eisenlänge L = 100 cm) 
mit einer mittleren Luftinduktion im Polbereich von 8000 G. 
Der Strombelag sei 500 A/cm, die Nutenteilung 4 cm. Die 
Nutdurchflutung ist dann 2000 A und die drehmomentbilden- 
de Kraft B I L = 8000 - 10-8 = - 2000 A - 100 cm = 16 Se 
163 kg. Die Zahninduktion im Ständer wird bei gleichmäßiger 
Verteilung des Flusses etwa 18000 G erreichen. Dies ent- 
spricht einer Feldstärke von 120 A/cm. Die Kraft auf die 
Flächeneinheit der Zahnflanke wird 


Dem entspricht eine Kraft von etwa 100 kg auf die ganze 
Zahnflanke, wenn man die Nutentiefe mit 10 cm annimmt. 
Selbst diese ganze Kraft reicht also nicht aus, um das tat- 
sächlich entstehende Drehmoment zu erzeugen. Umso weni- 
ger kann ein kleiner Unterschied zwischen den Kräften auf 
beiden Seiten des Zahnes das Drehmoment hervorbringen. 


Bild 2. Magnetisces Feld in der Nutenöffnung: 
a bei Leerlauf, b bei Kurzschluß (Nutenstreufeld ohne Leerlauffeld), 
c bei Belastung. 


Es ist also nicht der Maxwellsche Querdruck der parallel 
zu den Zahnflanken laufenden Feldlinien, der die drehmo- 
mentbildende Kraft bewirkt, sondern vielmehr der Längszug 
der Feldlinien, die seitlich in den Zahn eintreten. Bild 2a 
zeigt das Feld in der Nutenöffnung bei Leerlauf, Bild 2b das 
Feld, welches bei unerregter Maschine durch die Nutdurch- 
flutung entsteht (Nutenstreufeld). Das Feldbild bei Belastung 
der erregten Maschine (Bild 2c) kann durch Überlagerung 
dieser Feldbilder gewonnen werden, weil die magnetischen 
Widerstände ganz überwiegend im eisenfreien Raum liegen. 
Dieses Feld läßt an den Zahnflanken und insbesondere an 
den Zahnkanten, wo die Feldlinien sich am engsten zusam- 
mendrängen, sehr erhebliche Kräfte entstehen. Bei Leerlauf 
oder bei unerregter Maschine heben sich die auf beide Nu- 
tenflanken wirkenden Kräfte aus Symmetriegründen auf, und 
so entsteht kein Drehmoment. Bei der belasteten und erreg- 
ten Maschine jedoch hat die Unsymmetrie des Feldbildes 2c 
einen starken einseitigen Zug zur Folge. So hat uns Prof. 
Ossanna (damals noch nicht Geheimrat) schon vor 40 Jah- 
ren die Entstehung des Drehmomentes erklärt. Es scheint 
aber doch, daß es notwendig ist, diese Erkenntnis, die an- 
scheinend in Vergessenheit geraten ist, wieder ans Licht zu 
ziehen. 

Bezeichnen wir mit Bn die Induktion an den Zahnflanken 
(im Nutenraum), und zwar mit B„„ die Induktion bei Leer- 
lauf (Bild 2a) und mit Bni die Induktion bei Kurzschluß (im 
Nutenstreufeld), dann ist bei Belastung die Induktion an 


durchflutung und bp die Nutenweite ist. 


der linken Zahnflanke Bn, = Bno + Bni. an der rechten 
Zahnflanke Bn = Bno — Bni. Die an der Zahnflanke ent- 
stehende Zugkraft ie Flächeneinheit ist 


4—1] 1 u— l 2 
= —--— .— Bn Hn = > ; 
Pn w Z nfin um n 
Die Differenz der nach rechts und links ziehenden Kräfte is: 
also je Flächeneinheit und je Nut: 


2 u-i 2 2 
Pni— Pnz: = u mn Bie) 
u-i iu 
= Ju n, (Bnı + Bns)(Bnı —B nə) = jn, 2Bno 2Bni. 


Da die Kraft in erster Linie in der Nähe der Zahnkante an- 
greift, so kann man in erster Annäherung davon absehen. 
daß die Induktion des Nutenstreufeldes Bni nach der Tiefe 
der Nut abnimmt, und kann Bni™= ug !:bnsetzen, wo I die Nut- 
Die Induktion bei 
Leerlauf Bm ist dagegen nach der Nutentiefe hin sicher stark 
veränderlich, Ban = f (x), wo x den Abstand von der Anker- 
oberfläche bedeutet (Bild 2a). Damit wird die Zugkraft je 
Nut und je cm Maschinenlänge 


oo 0o 


2 (u — 
J ion: — Pn:)dx el u. 
0 


Dies ist die gesamte auf die Nut wirkende Kraft, die, wie 
oben gesagt, auch nach der Formel BıI berechnet werde: 
kann, wo Bı die mittlere Induktion im Luftspalt bedeute: 
Man könnte versucht sein, hiernach zu berechnen, wie griot 
der Fluß ist, der bei Leerlauf von der Seite her in den Zah: 


oo A 
eindringt, denn dieser Fluß wird durch f Bno dx dargesteli: ' 
O 


So ergibt sich f Bno . dx = 3bn Bı ,d. h. dieser Fluß müßte 
0 


so groß sein, als ob die Induktion im Luftspalt ganz gleic:- 
mäßig über den Raum oberhalb des Zahnes und den Raur 
oberhalb der Nut verteilt wäre. Das ist natürlich in Wirk- 
lichkeit nicht der Fall; es ist ein erheblich kleinerer Teil des 
gesamten Zahnflusses, der von der Seite her in den Zah: 
eintritt. Nur wenn der magnetische Widerstand im Nutenraut 
gegenüber dem im Luftspalt vernachlässigbar wäre, würde ' 
die berechnete Verteilung sich einstellen. Aber auch die Ir | 
duktion des Nutenstreufeldes an der Zahnkante hat nur in 
diesem Fall den angegebenen Wert Bn In Wirklichkeit wird 
sie in der Nähe der Zahnkante wesentlich größer, wodurd: 
die Verminderung des Leerlaufnutenflusses wieder ausgeg!'- 
chen wird. 

Ganz besonders stark wird die vom Nutenstreufeld her- 
ıührende Induktion an den Zahnkanten halb geschlossene: 
Nuten. Hier kann deshalb an der sehr kleinen Fläche der 
Zahnkanten die ganze drehmomentbildende Kraft entstehen 

Bei einer geschlossenen Nut entstehen, wenn Leerlauf- 
feld und Nutdurchflutung gleichzeitig vorhanden sind, Feld- 
linien, welche die Nut in schräger Richtung durchsetzen und 
dadurch eine resultierende Umfangskraft bewirken (Bild 3! 

Das Drehmoment, das auf den rotierenden Teil eine! 
Maschine ausgeübt wird, muß nach einem bekannten Grund- 
satz der Mechanik in derselben Größe auch auf den festste- 
henden Teil wirken. Auch an den Polen einer Gleichstrom- 
maschine muß also dasselbe Drehmoment angreifen wie am 
Anker, nur in umgekehrter Richtung. Dasselbe gilt für das 
Polrad einer synchronen Maschine. Es ist wohl nach dem 
oben gesagten ohne weiteres klar, daß auch hier das Dreb- 
moment nicht etwa dadurch zustande kommt, daß die radiale 
Induktion an beiden Flanken des Polkernes (Hn und Hr m 
Bild 4) verschieden wäre. Auch hier gilt vielmehr mit großer An- 
näherung für den Integrationsweg a—b—c—d die Gleichung 


$ 9 ds = (Hn - Hu) hp = 0 also Hn = Hu. Auch hier ent- 
steht die Zugkraft durch den Längszug der Feldlinien,. d:e 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 12 


313 


mit einer Komponente in der Umfangsrichtung in die Spit- 
zen des Polschuhes eintreten, und zwar bei Belastung auf der 
einen Seite des Pols mehr als auf der anderen Seite. 


Bild 3. Magnetisches Feld einer 
geschlossenen Nut. 


Eine im ersten Augenblick überraschende Erkenntnis 
ergibt sich, wenn man diese Überlagerung auf die Noeg- 
gerathsche Unipolarmaschine* anwendet (Bild 5). Hier hat 
ja der Polring keinerlei radial gerichtete Oberflächenteile. 
Wie kann also hier ein Drehmoment entstehen? Der Verfas- 
ser muß gestehen, daß er beim ersten Auftauchen dieses Pro- 


Bild 4. 
Schenkelpol bei Belastung. 


Magnetisches Feld an einem 


Bo 0 
FERJAN 
D 

A 


<) 
h 


YA 
TEE 


Bild 5. Unipolarmaschine. 


y 
EZ 


blems an der Wahrheit des Satzes zu zweifeln begann, daß 
alle Kräfte auf magnetische Körper nur in der Richtung der 
Normalen zur Oberfläche wirken können. Von einigen sei- 
ner Mitarbeiter wurde sogar der Grundsatz actio = reactio 
angezweifelt. Erst eine Messung mußte davon überzeugen, 
daß tatsächlich auf den Ständer einer solchen Unipolarma- 
shine ebenfalls ein Drehmoment ausgeübt wird. Eine an- 


+ C. Trettin: Der heutige Stand der Unipolarmaschine. 
Polytechn. J. 1913, S. 129. 


Dinglers 


schließende Diskussion för- 
derte dann des Rätsels Lö- 
sung zu Tage. Hier sind die 
Verbindungen, die von 
Scleifring zu Schleifring ge- 
hen und dabei das Joch der 
Maschine durchbrechen, der 
Sitz der drehmomentbilden- 
den Kraft. Freilich, ebenso 
wie bei einem in Nuten ein- 
gebetteten Ankerleiter greift 
auch hier die Kraft nicht unmittelbar an diesen Leitun- 
gen an, sondern an den Flanken der Offnungen im Joch, 
durch die diese Verbindungen hindurchtreten. Bild 6 zeigt 
die Ansicht einer solchen Dffnung in radialer Richtung. Der 
Hauptfluß der Maschine o kommt axial von links und rechts 
heran. Zwischen den Durchtrittsöffnungen überlagert sich ihm 
ein sehr starker, im Kreise durch den Pol verlaufender 
Fluß ®,, dessen Entstehen bekanntlich nur durch eine Kom- 
pensationswicklung verhindert werden könnte. Dadurch ent- 
steht ein Feldbild, das an den Durkhtrittsöffnungen der Ver- 
bindungsleitungen fast im rechten Winkel abbiegt. Ein Teil 
dieses Feldes geht natürlich auch durch den Luftraum der 
Offnungen und erzeugt hier an den mit a bezeichneten Stellen 
die für das Drehmoment maßgebende Zugkraft. 

Hat die Unipolarmaschine eine Kompensationswicklung 
wie die Maschine von Poirsons, dann greift natürlich die 
Umfangskraft an dieser Kompensationswicklung an. Die 
Verbindungen von Schleifring zu Schleifring gehen ja dann 
durch diese Kompensationswicklung und nicht mehr durch 
Offnungen im Joch. Es ist bezeichnend, daß auch hier, wie in 
manchen andern Fällen, die Unipolarmaschine für die theore- 
tische Erkenntnis so wichtig wird, während ihre praktische 
Bedeutung so gering ist. 


G 


Bild 6. Magnetisches Feld im Joch 
einer Unipolarmaschine. 


Zusammenfassung 
Die Zugkraft in einer elektrischen Maschine mit Nuten- 
anker entsteht weder durch schrägen Zug der Feldlinien noch 
durch den Querdruck der Feldlinien an den Zahnflanken, 
sondern nur durch Feldlinien, die von der Seite her, und 


- zwar unsymmetrisch, in den Zahn eindringen. Dasselbe gilt 


für die Zugkraft an Schenkelpolen. Besonders interessant ist 
die Unipolarmaschine, bei der die Zugkraft an den Durch- 
führungsöffnungen im Joch angreift. 


SE.Poirson: Production et emplois des courants continus à grande 
intensité. Dynamos à induction unipolaire ou acycliques. Rev. gen. Electr. 
. 605. 


Das Betriebsverhalten von asynchronen Schleifringankermotoren 


mit schlupfabhängigen Impedanzen 
Von W. Leukert, Berlin 


Mit seinen grundlegenden Veröffentlichungen über die 
Theorie der Asynchronmasdine! ist Ossanna um die 
Jahrhundertwende an die Offentlichkeit getreten, und zahl- 
Teiche seiner späteren wissenschaftlichen Arbeiten beweisen, 
daß er dieser Maschinenart seine besondere Liebe zuwandte. 
Deshalb soll auch hier die Asyncdhronmaschine erscheinen, 
um eine neue Seite ihres günstigen Betriebsverhaltens für 
elektromotorische Antriebe zu zeigen. 

Im folgenden wird von dem Betriebsverhalten der Asyn- 
dhronmascine die Rede sein, wenn in ihrem Läuferkreis 
schlupfabhängige Impedanzen eingeschaltet werden, um be- 
stimmte Leistungs-Drehzahlabhängigkeiten zu erreichen. Ein 
ähnliches Problem liegt bei den Asynchronmotoren mit Wir- 
belstrom- oder Doppelstabläufern vor, jedoch mit dem Unter- 
schied, daß es dabei nur auf die günstige Gestaltung der 


! Ossanna: Theorie der Drehstrommotoren. Elektrotechn. u. 


. Masch.-Bau 7 (1899) S. 223 


DK 621.313.333.1 : 621.34 


Anlaufverhältnisse ankommt, während der normale Betrieb 
fast immer bei der Nenndrehzahl vor sich geht. Durch 
passende Abstimmung von parallelgeschalteten Widerstän- 
den und Drosselspulen, die an die Schleifringe angeschlossen 
werden, lassen sich vorteilhafte Abhängigkeiten zwischen 
Leistung und Drehzahl bzw. zwischen Drehmoment und Dreh- 
zahl bei der Asynchronmascine erreichen. Die Anordnung 
hat den Vorteil, daß keine mechanisch betätigten und der Ab- 
nützung unterworfenen Regelapparate erforderlich sind, weil 
Widerstand und Drosselspule je nach dem gewünschten Be- 
triebsverhalten nur einmal fest eingestellt werden müssen. 
Außerdem entstehen die als Folge des Schlupfbetriebes auf- 
tretenden Verluste im Läuferkreis außerhalb der Maschine, 
so daß keine Schwierigkeiten hinsichtlich der Verlustwärme- 
abfuhr auftreten. 

Die grundsätzlihe Anordnung ist im Bild 1 dargestellt. 
An die Schleifringe der Asyncdhronmasciine werden in Pa- 
rallelschaltung der Schlupfwiderstand W und die Drossel- 


314 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 15. Juni 1950 


spule D angeschlossen. Während bei 
Synchronismus und sehr kleinem 
Schlupf der Läuferstrom der Asyn- 
chronmascine vorwiegend über die 
Drosselspule fließt, da sie bei geringen 
Schlupfwerten eine sehr kleine Reak- 
tanz darstellt, wird er mit zunehmen- 
dem Schlupf in den Widerstand abge- 
drängt, weil der induktive Widerstand 
der ungesättigten Drossel proportional 
mit dem Schlupf ansteigt. Die Kombi- 
nation Widerstand — Drosselspule 
stellt eine vom Schlupf abhängige ver- 
änderliche Impedanz dar, die zur Beein- 
flussung des Drehzahlverhaltens her- 
angezogen werden kann. Mit Rücksicht 
auf den Umfang dieser Abhandlung 
werden wir uns auf zwei ausgezeich- 
nete Betriebsarten beschränken müs- 
sen, und zwar auf die mit konstanter 

Leistung und die mit konstantem Mo- A Asynchronmascine 

D Drosselspule 
ment. W Schlupfwiderstand 


5 : Bild 1. Asynchronmascine 
Das Betriebsverhalten einer Asyn- mit Schleifringläufer und 


chronmascine läßt sih am besten schlupfabhängiger Impe- 
durch das Kreisdiagramm nach Ossanna gen 
beschreiben. Deshalb wollen wir für die zu untersuchenden 
Anordnungen die Ortskurven des primären Stromes aufstel- 
ien, die die Form von bizirkularen Quartiken annehmen. 
Wir legen dabei den all- 
gemeinsten Fall zugrunde, 
daß dem Läuferkreis der 
Asynchronmaschine auch 
noch über eine Kommuta- 
torhintermaschine eine zu- 
sätzliche Erregerspannung 
zugeführt wird gemäß ei- 
ner Schaltung?, wie sie im 
Bild 2 dargestellt ist. 
Die Anordnung nach 
Bild 2 kann mit Vorteil als 
Pufferanlage bei Antrie- 
ben für stoßartige Bela- 
stungen, wie z.B. Walzen- 
straßen, verwendet wer- 
den. Ein Asynchronmotor 
für den Antrieb mehrerer 
Blechwalzgerüste soll bei- 


spielsweise zwischen Leer- EL 719 
lauf und 10%% Schlupf nur arona ani n 
: i E rehstromerregermaschine 
seine Nennleistung abge- D Drosselspule 
ben, während die wesent- W Schlupfwiderstand 


S Schwungrad 


lich größere Stoßleistung Bild 2. Pufferschaltung 


aus dem auf gleicher Wel- 


IwTw = 3g (rg tisk)+ € (1 — s) e". (2) 
l % ka E2 
h ke 
| A pe ee 
w 


Bild 3. Ersatzshħęma des Läuferkreises. 


Dabei ist angenommen, daß die läufererregte Kommuta- 
torhintermaschine mit der Asynchronmaschine mechanisch 
gekuppelt ist, und daß die ohmschen Widerstände der Dros- 
selspule und der Kommutatormaschine zum Widerstand r, 
und ihre induktiven Widerstände zur Reaktanz kg zusammen- 
gefaßt sind. Aus den Beziehungen (1) und (2) ergibt sich dann 
mit der Substitution (rg + Tw) = rwd 

Iy j 
3a = 3, 7 ee — Gr (1— s) (cose + jsin a) (3) 


1 
2 Tya Ska Iyd İska" 


Unter Berücksichtigung der Beziehung (3) läßt sich dann 


für den Läuferkreis der Asynchronmascine die folgende 
Vektorgleichung aufstellen 


T 
Ç, (1 == s) r PERF (ra cos « - ską sin a) 
w 
— j(r,gsin«+ sky cos a)] 


Ta 'wa tS ka (4) 
een 


r 2 
=s Q Hha na tke ) 6, - 


In der Gleichung (4) werden der resultierende Läufer- ! 
widerstand r's und die resultierende Läuferstreureaktanz ką. l 
durch die Beziehungen ausgedrückt 


-ó ee 


Td Iwd + s? kg 
re 5 


Führt man die Gleichung (4) unter Berücksichtigung der Be- 
ziehung (5) in die Vektorgleichung des primären Stromkre:- 
ses der Asynchronmascdiine 


uU = (rı — j ko,) — Ég (6) 
ein, so findet man nach einigen Umformungen für den Primar- 
strom lı die Vektorgleichung (7) 


== & wW. } 
wf | | er | 
m sl, — ah aTe u, (1 nee nF sek, -, (fg £034 —Skg ine) kr Aall, (1 — s) —— T IT, Tre ea \ 
ad = x De a ke) | 
wf w f\2 m = 
mp ne a = k ta Kan a (N 


le mit dem Motor sitzenden Schwungrad entnommen wird. 
Da in den Walzpausen das Schwungrad mit der Motornenn- 
leistung sehr rasch wieder aufgeladen wird, ergibt sich ein 
idealer Pufferbetrieb, in dem das Netz nur mit der Motor- 
nennleistung belastet wird. 

In Bild 3 ist das Ersatzschema des Läuferkreises einer 
Anordnung nach Bild 2 dargestellt. Mit den Ossannaschen 
Bezeichnungen? lassen sich für die Stromverzweigungen im 
Läuferkreis nach Bild 3 folgende Vektorbeziehungen auf- 
stellen 


2? Angegeben von J. Kozisek, DRP 462878. 
3 Ossanna: Starkstromtehnik (v. Rzihau. Seidener) 1921, 
S. 263 u. f. 


Dabei sind die Eisenverluste und das Glied rı/kı, vernac- 
lässigt und Çə = e U, gesetzt worden, wenn mit e das Uber- 
setzungsverhältnis des Erregertransformators bezeichnet wird. 
Führt man die folgenden Substitutionen ein: 


u= A Ya -(1+0,)+ell, (1— s) j2 E skr s{r wgC0s sk „ur: 


Wh T» l 
b==1l, oi Ka. + el, (1—s) wd sin « + sk cost 


(8) 


wa h 
c=r, (+o) + sn (+o (ger Al 


15. Juni 1950 


w f,\° 
d =S k'o (1+0) + ko, nl |. 
so läßt sich die Beziehung für den Primärstrom 7, in der ein- 
fahen Form 

(ac — bd) + j(ad + bc) 
u (c? + d?) - Wi fi (9) 
w; f» 


aĵi 


darstellen. 


by 


__Ossanna-Kreis 
2372 xn 


Usern == 2000 V rå =038r 

n = 127 U/min Essien = 24 V 

kl = 6,8 Ko, a = — 85 Dei (Kupplungswinkel) 
Tır = 2 F: 


Öld 4. Ano:dnung für konstante Leistung (mit Erfegermaschine). Nenn- 
leistung der Asynchronmascine 1100 kW. 


Im Bild 4 ist das nach den Gleichungen (5), (8) und (9) er- 
'‚echnete Arbeitsdiagramm eines 46poligen Asynchronmotors 
von 1100 kW Leistung dargestellt, der in der Pufferschaltung 
nach Bild 2 ein Bledhwalzwerk antreibt. Durch passende Wahl 
Ges Schlupfwiderstandes rw, der Drosselreaktanz ką und der 
Spannung Č an der Kommutatormaschine kann der Asyn- 
chronmascdhine ein solches Betriebsverhalten aufgezwungen 
werden, daß in dem hier geforderten Drehzahlbereich zwi- 
shen Leerlaufdrehzahl und 10% untersynchronem Schlupf 
die abgegebene mechanische Leistung, die der Strecke PB 
proportional ist, nur wenig vom Nennwert abweicht. Der 
teim Walzbetrieb auftretende Wirklaststoß von max.2000 kW 
wird nun etwa zur Hälfte über den Motor aus dem Netz ent- 
nommen, während der Rest aus der Schwungradenergie unter 
entsprechendem Drehzahlabfall geliefert wird. Das Schwung- 
rad ist in vorliegendem Falle so bemessen worden, daß auch 
beim flotten Walzen die Drehzahl höchstens auf 90% der 
Leerlaufdrehzahl absinkt. Bei der ausgeführten Anlage wurde 
durch eine geringe Verkleinerung der Drosselreaktanz eine 
noch bessere Konstanz der abgegebenen mechanischen Lei- 
stung erreicht. Aus dem Arbeitsdiagramm im Bild 4 geht auch 
hervor, daß die weitgehende Unabhängigkeit der Wirkleistung 
vom Schlupf erkauft wurde durch eine starke Schlupfabhän- 
cıgkeit der Blindleistung. Dieser Nachteil kann zum Teil be- 
seittgt werden durch eine zusätzliche Beeinflussung der Er- 
regermaschinenspannung vom Primärstrom der Asynchron- 
maschine über einen kleinen Kompoundtransformator. 

Man kann ein ähnliches Betriebsverhalten der Asyn- 
c"hronmaschine auch ohne Drehstromerregermaschine erhal- 
ten, nur muß die Reaktanz der Drosselspule im Läuferkreis 
dann wesentlich verkleinert werden. Im Bild 5 sind die Ver- 
haltnisse für den gleichen Walzmotor von 1100 kW Leistung 
ohne Erregermaschine dargestellt, wenn die mechanisch ab- 
gegebene Leistung zwischen Leerlauf und 10°o Schlupf wie- 
der möglichst konstant sein und den Nennwert nicht über- 
schreiten soll. Für die Berechnung des Arbeitsdiagrammes 
gelten die gleichen Beziehungen (5), (8) und (9), wenn die Er- 
regermaschinenspannung e W, = 0 gesetzt wird. Das Arbeits- 
diagramm zeigt die weitgehende Unabhängigkeit der abge- 
gebenen mechanischen Leistung vom Schlupf, die wieder 
durch eine stark vergrößerte Blindstromaufnahme erkauft 
wird. Wegen des schlechten Leistungsfaktors, insbesondere 
Lei größerem Schlupf, müßte bei diesem vielpoligen Motor 
?p = 46) die Modellausnützung um 15...20% verringert 
werden. Das Netz könnte man durch Anschluß eines Konden- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


315 


sators an die Primärklemmen des Motors vom Blindstrom 
weitgehend entlasten. Die Verbesserung der Netzverhält- 
nisse hinsichtlich der Blindstromaufnahme ist im Bild 5 durch 
Einführung des Kondensatorstromes l, angedeutet. 


Amech I 


Ossannao-Kreis 


„u. 


127 U/min 
ka = 204 k,, 


Bild 5. Anordnung für konstante Leistung (ohne Erregermaschine). Nenn- 
leistung der Asynchronmascine 1100 kW. 


= 2000 V twy = 217r 
= Td =- T: 


Die vereinfachte Pufferanordnung ohne Erregermaschine 
kann jedoch vorteilhaft bei Ilgner-Umformern verwendet 
werden, bei denen der Asynchronmotor immer eine kleine 
Polzahl hat und damit günstigere Voraussetzungen hinsichtlich 
des Blindstromverbrauces aufweisen wird. Die Modellaus- 
nützung des Asynchronmotors wird nur wenig verringert 
werden müssen, und der Netzleistungsfaktor kann durch 
einen Kondensator günstig gestaltet werden. 
lg 


Ossanna-Kreis 


-m 
_ 
ai 
_ 
_ 
_ 
_ 
_ 
_ 
— 
_ 
— 
—- 
— 
— 
am 


-Iw (EIZ223 
Usura ™= 6009 V rwo = Br 


n = 1470 U/min rd 
ka = 235 ko, 


Anordnung für konstantes Drehmoment. 
Asynchronmaschine 180 kW. 


I 


2,33 Is 


Bild 6. Nennleistung der 

Nach diesen zwei Beispielen für schlupfunabhängige 
Wirkleistung wollen wir nun den Fall des konstanten Dreh- 
momentes betrachten, der durch eine Anordnung nach Bild 1 
verwirklicht werden kann. Wir stellen uns die Aufgabe, das 
Drehmoment eines Asynchronmotors mit schlupfabhängigen 
Impedanzen im Läuferkreis möglichst über den gesamten 
Schlupfbereich zwischen Stillstand und voller Drehzahl kon- 
stant zu halten. Das im Bild 6 dargestellte Arbeitsdiagramm 
zeigt, daß es in der Tat möglich ist, diese Bedingung durch 
passende Abstimmung der Widerstands-Drossel-Kombination 
zu erfüllen. Zur Untersuchung wählten wir einen vierpoligen 
Asynchromotor von 180 kW Leistung. Die Ortskurve des 
primären Stromes erinnert an ähnliche Kurven bei Doppel- 
stabläufern. Abweichend von den Verhältnissen beim Dop- 


316 


pelstabläufer wird jedoch der Stillstandspunkt P, auf der 
Stromkurve weit nach vorn gezogen, um konstantes Dreh- 
moment über den gesamten Schlupfbereich zu erhalten, so 
daß nur der ausgezogene Teil der Stromkurve für den prak- 


I HT TIER k 

BARBRERES TTEA 

BEEBERKEN |_|Antriebsbereich | | 

EHE E 

[üdersynehron | | MEER paaa 
906127) 


Au 

SnREmEHBE ENAN 
| | Bremsbereih | |] BEERS 
ppESSESSRN 


M At a 
AE 


-Ma 
Bid 7. Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie der Anordnung 
nach Bild 6. 


tischen Betrieb in Betracht kommt. Zwischen 6% und 100% 
Schlupf ändert sich das Drehmoment nur wenig, wie die im 
Bild 7 dargestellte Drehmoment-Drehzahlcharakteristik zeigt, 
die aus dem Arbeitsdiagramm des Bildes 6 entnommen wurde. 
Durch eine geringe Verkleinerung der Drosselreaktanz im 
gewählten Beispiel kann die noch bestehende geringe Ein- 
sattelung in der Drehmomentcharakteristik beseitigt werden. 
Antriebe mit einer Drehmoment-Drehzahlcarakteristik nach 
Bild 7 können vorteilhaft bei Hebezeugen und Förderanla- 
gen eingesetzt werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


. Im Arbeitsdiagramm des Bildes 6 sind die mechanisch ab- 
gegebene Leistung und die Verlustleistungen im Ständer, 
im Läufer und in der an die Schleifringe angeschlossenen 
Widerstands - Drosselkombination dargestellt, die den 


Strecken PD, AB, BC und CD proportional sind. 

Mit Rücksicht auf den Umfang der Arbeit mußte auf 
eine eingehende Diskussion der Arbeitsdiagramme und auf 
weitere Anwendungsbeispiele verzichtet werden. Der Ver- 
fasser wird darüber bei Gelegenheit ausführlicher berichten. 


Zusammenfassung 


Die mitgeteilten Untersuchungen sollten zeigen, daß 
durch eine passend abgestimmte Kombination von parallel- 
geschalteten ohmschen und induktiven Widerständen im 
Läuferkreis einer Asynchronmascine das Drehmoment oder 
die Leistung unabhängig von der jeweils durch den Antrieb 
vorgeschriebenen Drehzahl konstant gehalten werden kann. 
Ein besonderer Vorteil der Anordnung ist, daß sie vollkom- 
men selbsttätig, kontakt- und stufenlos arbeitet. Ein gewisser 
Nachteil der Anordnung besteht darin, daß mit dem Absin- 
ken der Drehzahl eine Zunahme der Blindstromaufnahme aus 
dem Netz verbunden ist. In dieser Hinsicht ist eine Analogie 
mit der Drehzahlregelung eines Gleichstrommotors über git- 
tergesteuerte Gleichrichter vorhanden. Der Leistungsfaktor 
ist jedoch im Mittel besser, der Wirkungsgrad dagegen im 
Mittel schlechter als bei der Drehzahlregelung eines Gleidh- 
strommotors über gittergesteuerte Gleichrichter, weil zum 
Teil über ohmsche Widerstände geregelt wird. 


Antriebe mit stoßweiser oder wechselnder Belastung in durchlaufendem Betrieb 
Ermittlung der Leistungsspitzen und des Ungleichtörmigkeitsgrades 


Von G. Lesch, Karlsruhe 


Übersicht. Viele durchlaufende Antriebe haben stark schwankende 
Belastungsmomente mit hohen Spitzen zu überwinden. Um beim Entwurf 
nicht zu unzweckmäßigen und zu großen Motoren zu kommen, muß man die 
ausgleihende Wirkung der Schwungmassen erfassen. Unter Zulassung der 
hier nicht störenden Vernachlässigungen wird ein Verfahren dargelegt, das 
einen schnellen Überblick über die Bestimmungsgrößen gibt und die Aus- 
wirkungen besonderer Maßnahmen zahlenmäßig abzuschätzen erlaubt. 


Nur wenige der im Dauerbetrieb laufenden Antriebe 
weisen gleichbleibende Belastung auf, vielmehr wechselt die 
Leistungsabgabe des Motors meist in starkem Maße zwi- 
schen mehr oder minder hoch liegenden Spitzen, die die 
Nennleistung überschreiten können, und Tiefstwerten, die 
auch negativ ausfallen können, wenn Schwungmassen und 
veränderliche Übersetzungen des Drehwinkels zwischen Mo- 
torwelle und Arbeitsmaschine im Spiele sind. Da sich, außer 
beim synchronen Antrieb, die Drehzahl des Motors mit seiner 
Leistungsabgabe ändert, treten auch Schwankungen der Um- 
laufgeschwindigkeit auf. Infolgedessen wechselt die kine- 
tische Energie der umlaufenden Massen — gerade die An- 
triebe mit wechselnder Last weisen aus verschiedenen Grün- 
den immer merkliche Schwungmomente auf — und es be- 
teiligt sich auch die Massenträgheit im Leistungsaustausch 
am: Nutzmoment. Das auftretende Drehmoment des Motors 
weicht deshalb vom belastenden Gegenmoment der Arbeits- 
maschine umso mehr ab, je größer die Schwungmasse, je 
schneller die Laständerung und je weicher der Motor ist. Man 
kann deshalb den Motor kleiner wählen als die Höchstlast- 
spitze erfordert. Dies ist im Hinblick auf die ungünstigen 
Rückwirkungen von übergroßen Motoren auf die Netzver- 
hältnisse und auf Preis und Wirtschaftlichkeit des Antriebs 
von Bedeutung. 

Die Abschätzung des zeitlichen Verlaufs der Belastung, 
der Zeitdauer der Laststöße und ihrer Wiederkehr ist durch 
messende Beobachtung oder durch Studium der Arbeitsma- 
schine und ihrer Bewegungen gut und zuverlässig möglich 
(ähnlich wie die vereinfachende Festlegung der Einschalt- 
dauer bei Aussetzerbetrieben). Bezüglich der Lastspitzen der 
Arbeitsmaschine und der entstehenden Leistungsspitzen am 


DK 621.313.333 : 621.34 


Motor ist aber Vorsicht geboten, wenn ein zweckmäßiger 
Antrieb zustandekommen soll. 

Um ein Verfahren zu gewinnen, das einen schnellen 
Überblick geben soll, können wir uns auf den meist ge- 
brauchten Motor mit Nebenschlußcharakteristik beschränken, 
also etwa den asynchronen Schleifringläufer- (SL) oder Kurz- 


schlußläufermotor (KL), wenn nur die Schwankungen des | 


Motordrehmoments unter dem Wert des Kippmoments lie- 
gen. Der Augenblickswert M des Motormoments kann dann 
dem Schlupf s proportional gesetzt werden: MMN = sisx. 
wenn die an sich kleinen Leerlaufverluste des Motors ver- 
nachlässigt oder aber dem Lastmoment korrigierend zuge- 
schlagen werden. 


Folgende Formelzeichen werden benutzt: 
M Drehmoment, mkg, 
n Drehzahl, U/min, 
wW Winkelgeschwindigkeit, 
n — n 
s Schlupf = - mo 
© polares Trägheitsmoment, 
Schwungmoment, kgm?, 
T Anlaufzeitkonstante, s, 
t Zeitdauer, s, 
ô Ungleichförmigkeitsgrad, 
Index L: auf Belastung durch die Arbeitsmaschine bezogen, 
M: am Motor auftretend, 
N: auf Nennbetrieb bezogen, 
0: auf Synchronismus bezogen, d. h. auf absoluten 
Leerlauf des Nebenschlußmotors. 


Das Verhalten des Motors wird durch die „Schlupfsteil- 
heit” sy/M y gekennzeichnet; zusammen mit der Auswirkung 
der Schwungmassen ist dieser Einfluß in der Anlaufzeitkon- 
stanten enthalten: 


GD? Sy 


T = O o% SniMy ma 367 No My 


A 


i 
sie ist: TM => 0,01 s. Die Kupplung eines merklichen zusätz- 
{ 
| 
I 


15, Juni 1950 


Beide Größen sind für einen gegebenen Motor oder An- 
trieb fest. Während die Schlupfsteilheit bei normalbemesse- 
nen und wirtschaftlich ausgelegten Motoren mit wechselnder 
Typenleistung mehr als invers abnimmt und von der Nenn- 
drehzahl abhängt, erweist sich die Anlaufzeitkonstante als 
eine insehr weitem Leistungsbereich gleichbleibende Größe; 


] lihen Shwungmomentes in der Arbeitsmaschine oder als 
Shwungrad vergrößert diesen Wert proportional; dasselbe 
gilt, wenn der Motor als KL mit Widerstandskäfig gebaut 
oder als SL mit Zusatzschlupfwiderstand betrieben wird. 


—t t 
Be, 


— — — (1) Lastverlauf d. Arbeitsmaschine 
(2) Ersatzlinienzug 
—.—.— (3) Leistungsverlauf d. Motors 


Bild 1. 


Betrachten wir (Bild 1) einen Ausschnitt aus dem Bela- 
Stungsdiagramm. Der gestrichelt gezeichnete Verlauf wird 


Beispiel) eines Belastungspieles. 


„+ durh den idealisierten Rechteckzug ersetzt, der Höhe und 
"+ Dauer der herausgegriffenen Lastmomente Ma und M p be- 


i stimmt. (Die Ordinate kann statt als Drehmoment auch als 
| Schlupf gemessen werden.) Lief der Antrieb zum Zeitpunkt 1 


-' mit dem Schlupf sı, so vermindert sich nach Einsetzen des Be- 


lastungsstoßes die Drehzahl exponentiell verzögert; der 


Schlupf steigt: 


(s)a = Sa + (Sı — Sa) ' exp (—t/ T) ; (Belastung). (1) 


Nach Wegfall des Laststoßes beschleunigt sich der An- 
trieb wieder; der Schlupf sinkt: 


(2) 


Dabei ist £ vom Zeitpunkt 1 ab gezählt und t, die ganze 
Dauer des Belastungsspieles. Im Zeitpunkt 3 sei der Aus- 
gangswert von Drehzahl und Schlupf wieder erreicht: s3 = Sı. 
Diese zuletzt getroffene Voraussetzung bedeutet, daß 
der Betrieb in seinem Wechsel stationäre Verhältnisse er- 
reiht hat, was bei genügend häufiger Wiederholung des 
Spieles der Fall sein wird. Die Frage ist, in welcher Höhe 
die Grenzwerte des Betriebsschlupfes sı und sg gegenüber 
den die Lastschwankungen kennzeichnenden Werten sp und 
sa liegen. Damit ist die Höhe der Drehmomentschwankun- 
gen des Motors (Mı und Me proportional sı und s2) und des 
Ungleichförmigkeitgrades bestimmt, 


S2 — Sı 
L + S’ 
= 2 
Wenn der Betrieb stationär läuft, muß die mittlere, vom Mo- 
tor abgegebene Leistung gleich der mittleren Last während 
des Spieles sein: 


l 1 
qy [Minami | Munat 


Setzt man für M und n in dieser Gleichung die Schlupfwerte 
ein, so entstehen Ausdrücke, in denen die s linear, und an- 
ċere, die in s quadratisch sind. Letztere seien vernachlässigt, 
da s voraussetzungsgemäß unterhalb des Kippschlupfes (et- 
wa 0,25) bleibt und überdies die Quadrate mit dem vermin- 
demden Verhältnis fa/t, oder T/t, multipliziert sind. Der 


ts—t 
(s), = Sp + (Sı — Sp) exp IT: (Entlastung). 


n, — N2 


a ET 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


317 


entstehende Fehler ist kleiner als etwa 5%, was angesichts 
der Unsicherheit in der vereinfachenden Ausgangsannahme 
über den Belastungsverlauf dem Wert des Ergebnisses nicht 
schadet. Die Vernachlässigung geht darauf hinaus, daß das 
mittlere Lastmoment und das mittlere Motormoment gleich- 
groß angenommen werden. Der Mittelwert des Schlupfes 
während eines Spieles wird dann für den Lastverlauf: 
Ss ts = Sata + Sbib, 
für den Motorleistungsverlauf: 


ta tb 
8, tum egira ft, dt = Sa'a t sp 'p 


Het) 


— T |s (erl- 3 a” p(® F ta 
(3b) 


ta (t) 


Für (s)a und (s) p sind die Werte aus Gl. (1) und (2) eingesetzt 
worden. Der Vergleich von (3a) und (3b) ergibt, daß der 
Klammerwert in (3b) zu Null werden muß. Daraus können 
nun die Werte sı und sz bestimmt werden: 


t 
= a 
4 l exp (-) 
eg t 
Sab 1 exp (%) 


(3a) 


ôM; 
= aM, 


(4) 


S2 — Sh | a) 1 ôM, 
m = |l—exp|— -F A a G Ea S a 5 
a | Pl- 7 ef) AM): ©) 
[ 
= 
—exp| -2 
a = [i—exp(— a) L— d P, =æ AMM (6) 


—— 
1-esp[-#) 


Hier wurde gleich die Proportionalität von Schlupf und Dreh- 
moment eingesetzt. Die Werte sind auf AM; = Ma — Mp 
bezogen, das ist die Differenz der Momentengrenzen der 
Last; A MM = Mz — Mi; ist die Motordrehmoment-Schwan- 
kung; öMı = Mı—Mp und ôM = Mz—Mp sind die Unter- 
schiede der Motor-Extremwerte gegenüber dem Tiefstwert 
der Last. In den Bildern 2 und 3 sind die Gleichungen (4) 
und (5) in logarithmischem Maßstab aufgezeichnet, die rela- 
tiven Motorenmomente als Funktion der „spezifischen Ein- 
schaltdauer" ta /T, und zwar für verschiedene relative Spiel- 
dauern t,/t„/als Parameter. (ts/ta entspricht dem Reziproken 
der beim Aussetzerbetrieb als ED bezeichneten Größe.) 

Ein 1. Beispiel zeigt die Anwendung: Bei einem 
Dreschmaschinenantrieb mit einem 9,5 kW-Mo- 
tor und 40 kgm? Schwungmoment, bestimmt für die mit 
1300 U/min laufende Trommelwelle, werden während je 
etwa 1,2 s motorseitige Leistungsspitzen vom 1,8fachen ge- 
messen; sie folgen sich beim Garbeneinlegen durchschnitt- 
lich im Abstand von 12 s. Der Leerlaufbedarf ist etwa das 
0,6fache der Nennleistung. Der zum Antrieb vorgesehene 
vierpolige KL-Motor hat 0,3 kgm?, so daß der Gesamtantrieb 
etwa 100fache kinetische Energie besitzt. Die Anlaufzeit- 
konstante wird: T = 100 TM = 1,0 s, wenn der Nennschlupf 
sy = 4..5% ist. ` 

Es ist zu erwarten, daß die große Schwungmasse der 
schnellaufenden Trommel usw. die tatsächlichen Laststöße 
der Dreschmaschine für den Motor stark gemildert hat. Mit 
ta/T = 1,2 und ts/ta = 10 entnimmt man den Bildern 2 und 3: 


öM,[AM,; =0; 6M,/AM = 0,69; also AMy|AM, = 069. 


Die tatsächlichen Lastschwankungen der Dreschmascine 
sind somit: 


318 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1958 


Da M,/Mn==M, /Mn” 0.6, ist der Höchstwert des Dresch- 


maschinenmomentes: Mp /M N= 2,34. 

Man sieht, daß es falsh wäre, den Motor und 
seine Schalteinrichtungen für dieses hohe Spitzen- 
moment auszulegen (wobei wir voraussetzen, daß 
erträgliche, gesunde Spannungsverhältnisse im Spei- 
senetz herrschen). 


In einem 2.Beispielsei die Anwendung bei 
der projektierenden Wahl der Motorcharakteristik 
und der Schwungmassen gezeigt. Beim Web- 
stuhl mit 170 Schuß je Minute wiederholt sich das 
Belastungsspiel alle łą = 0,35 s. Das Gegendreh- 
moment des Stuhles wechselt stark zwischen dem 
0,5fachen und dem 4,6fachen des mittleren Moments. 
Ersetzt man den Drehmomentverlauf durch eine 
stoßweise auftretende Höchstlast, so wird deren 
Dauer: 

el O l MplMm_ EN E R 0,043 s. 

MalMn _- Mp|M m S 8 

Šomit ist t s/ta= 8 und ferner die relative Last- 
schwankung AM /M m= 4.1. 

Der sechspolige Motor mit 0,5 PS und 0,05 
Nennschlupf hat 0,033 kgm®; vom Webstuhl her 
arbeitet etwa das 4fache Schwungmoment mit. 
Daraus: T M= 0,011 s, T = 0,055 s, also: ta/T = 0,82. 
Aus den Bildern 2 und 3 kann abgegriffen werden: 


M, IM; = 0,002 = 0; ôM: AM, = 0,57. 


Die Spitzen der Motorleistung betragen also mit 


M/Mm = 41'057 + 0,5 = 2,83 nur 61,5% der Be- 
fastindsspitzen. 


Den Vergleich zweier Antriebsmotoren mit verschiede- 
nem Nennschlupf (a) und (b), mit größerem Schwungmoment 
(c) und mit einem größeren Motortyp (d) und (e) zeigt die 


nachfolgende Gegenüberstellung: 


Variante a | b c d e 
Motor-Nennleistg. 0,5 0,5 0,5 0,75 0,75 
Nennschlupf 5 10 5 (5) (7,5) 
Zusatzschwungmoment 4 4 9 4,5 4,5 
Anlaufzeitkonstante 0,055 0,110 0,110 0,060 


0,040 


Motorleistgs.-Spitze 
Ungleichförm.-Grad 


IS, 


D 
NN 


mE SESESY NEBEN 


ETZ726 
SE 
Bild 2. Minimum des Motormomentes, ðM, 1M7, 


abhängiy von der 
spez:fischen Einschaitdauer und von der relativen Spieldauer. 


Die Anwendung eines weichen Motors mit verdoppe- 
tem Nennschlupf (b) setzt die Netzleistungsspitzen wirksan 


“TI TI ZI 
HH 

AU ry T 
LHA ANENN 
y TLA 
| ammm JB 
Same AE 

AE 
4 1 IM 
ON 


= 


zei 2 3,2 S EN 
E1277. a 
Bild 3. Maximum des Motormomentes, ôM:/4Mz, abhängig von der 


spezifischen Einschaltdauer und von der relativen Spieldauer. 


auf 70% herab; aber die Ungleichförmigkeit der Drehz 
nimmt um mehr als 40% zu und wird mit 1/5,75 zu grd 
(Sie sollte beim Webstuhl 1/7 nicht überschreiten. Die V€ 
größerung des Schwungmomentes (c) reduziert in gleich 
Maße die Leistungsspitzen; überdies wird aber der Lauf & 
-.__... Maschine noch gleichmäßiger. Efhe Vergrößerung der M 

PS torleistung (d), z. B. um 50% (mit 5% Schlupf bei 0,75 B 

09 erweist sich als unzweckmäßig; die Leistungsspitzen nehm 
zu. Es muß schon der Nennschlupf gleichzeitig vergröß 
werden (e), (7,5% bei 0,75 PS, also wieder 5% bei 0,5 P 
um wenigstens mäßige Vorteile zu bringen. 


Die Beispiele sollten nur zeigen, wie man schnell und äi 
schlußreich verfährt, wenn man solche Antriebe plant od 
ihre Aufführung ändern will. Das abgeleitete Verfahren kă 
für eingehende Untersuchungen oder wenn extreme Verbi 
nisse vorliegen, nicht die bekannten genauen, aber auch u 
ständlichen Verfahren ersetzen. Zumeist fehlen aber dd 
für die Projektierung einwandfreie Messungen oder | 
legungen und so bietet das Verfahren den großen Vorteil, a 
man sich überhaupt und schnell Rechenschaft über die a 
stehenden Betriebsverhältnisse geben kann. Dies ist un 
dingt der beliebten oberflächlichen Bestimmung des Motof 
und seiner Charakteristik auf Grund alter Erfahrungszat:': 
oder an Hand von Faustformeln vorzuziehen, die oftmals ci: 
Sicherheit übertreiben und deshalb nicht die günstigsten E: 
gebnisse liefern. 


Die bei den Antrieben (z. B. auh Schwungradscde::t 
und -stanzen, Kolben-Maschinen, durchlaufenden Bloc&wal:er 
usw.) auftretenden Einflußgrößen liegen bei T = 0,05...1. $$ 
und ta/T = 1... 0,2. Erst wenn t,/T < 1,0 ist, kann die Neu 
spitze bemerkenswert herabgesetzt werden, also erst, wan 
la TMxy < 1,0. Das zusätzliche Schwungmoment muß c=: 
x-fache des Motorankers haben, wobei x < 100 ty ist. went 
der natürliche Nennschlupf des Motors auf das y-fache erho: 
wurde. — Dies erlaubt einen schnellen, annähernden Ur" 
blick. So erfordert ein Trio-Blokwalzwerk mit etwa tgo = 1°: 
Durchlaufzeit für den Block ein etwa x = 150 y-facte: 
Schwungrad. Beim Einschalten von z. B. 4fachem Zusaiı 
schlupf, also etwa 7,5% statt sy = 1,5%, genügt das Wiar 
Zusatzschwungmoment. 


i= 15. Juni 1950 


Li 


1] 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


319 


| Pendelmomente und synchrone Momente bei Mehrphasenmotoren mit Käfiganker 


und Nutenschrägung um eine Ständernutenteilung 


Von L. Dreyfus, Västeräs 


Verfasser veröffentlicht!. 1936 gelang Krebs und Jordan die Sum- 

merung der unendlichen Reihe von Pendelmomenten zu einem geschlos- 

wnen Ausdruck?. Unter diesen Umständen kann man vermuten, 

dad es überhaupt ein Umweg ist, das resultierende Luftspaltfeld zuerst 

ı n eme unendliche Reihe von ‚Harmonischen zu zerlegen und nachĦħer 

} ¿ren Beitrage zu einem resultierenden Moment zu summieren. Die 
ad icliçgende neue Theorie bestätigt diese Vermutung. 


| Übersicht. Die erste Theorie der Pendelmomente wurde 1924 vom 
za 


Die Grundlagen der neuen Theorie 
Ein 2p-poliger Drehstrommotor enthält N Stromzonen 


2. 
— von gleiher geometrischer Winkelbreite N , gleicher elek- 


tisher Phasenverschiebung Tp zwischen benachbarten Ab- 


zifishħen Durchflutung. Die Ständerwicklung liegt in Qı 
Nuten, also in gı = Q/N Nuten je Stromzone und hat die 
Nutenteilung zı. Der Läufer hat Qz Nuten mit einer Tei- 


= und gleichen Effektivwerten A,, (A/cm) der spe- 
| iung rə und rotiert mit der mechanischen Winkelgeschwin- 


F digkeit = (1—s), wenn œ die elektrische Winkelgeschwin- 


digkeit des Netzvektors und s die Schlüpfung bedeutet. 
Das resultierende Luftspaltfeld geht 
aus dem Zusammenwirken von Ständer- A 


| und Läuferamperewindungen hervor. Ein = 

' Teil dieses Feldes wird als Hauptfeld be- Moor 

» zeichnet. Wenn auch wir diesen Ausdruck 

‚, anwenden, wollen wir darunter dasjenige 

, Feld verstehen, dessen Läuferspannung Asim EIZ” 


alle Spannungsabfälle des Käfigankers 
' teckt, also sowohl die ohmschen Span- 
' nungsabfälle als auch die Streuspannun- 
gen der Nutenstäbe und Ringe. Fragt man nach den Ampere- 
windungen, die dieses Hauptfeld erregen, so antworte ich 
— und werde dies später begründen — daß diese Ampere- 
windungen einen gewissen Prozentsatz Ası,m der gesamten 
spezifischen Ständerdurchflutung Aş, verbrauchen. Den Rest 
»ezeichnen wir mit 


As = Ag — Ası.m- (la) 
Für die Augenblickswerte der i-ten Stromzone schreiben 
wir gemäß Bild 1: 


Bild 1. Spezifischo 
Durchflutungen, 


== 27 I 
üs = Am: 12 cos (ti p) = As: 2 ki, (Ib) 


es 2: 
a = Ası- } 2 - cos lot: + p) = Asn. }2- k: . (1c) 


Größenordnungsmäßig entspricht A, dem Mittelwert der 


spezifischen Läuferdurchflutung, aber für unsere Untersu-: 


‘hung hat dieser Zusammenhang keine Bedeutung. 

Natürlich erzeugt auch die spezifische „Restdurchflu- 
tung” A„ ein Luftspaltfeld. Da aber das Hauptfeld alle 
Spannungsabfälle der Käfigwicklung deckt, muß dieses „Rest- 
feld” die besondere Eigenschaft haben, daß es in der 
Käfigqwicklung überhaupt keine Spannung induziert. 
Sein Fluß zwischen benachbarten Läuferstäben muß al- 
so überall gleich Null sein. Dadurch ist das Restfeld 
definiert und die Annahme, daß ein derartiges Feld 
enen Teil des resultierenden Luftspaltfeldes ausmacht, 
iuhrt zu einer einfachen Berechnung nicht nur der Pen- 
delmomente, sondern auch der geräuscherzeugenden 
nägnetischen Zugkräfte in der Luftspaltzone. 

Doch will ich gleich zugeben, daß die oben vorgeschla- 
cene begriffsmäßige Aufteilung des Luftspaltfeldes in Haupt- 


'L.Dreyfus: Die Theorie des Drehstrommotors mit Kurzschluß- 
eer 34. Abhandlung der Akademie der Ingenieurwissenschaften, Stock- 
om 1924, 

E W. Krebs u. H. Jordan: Pendelmomente von Kafig- 
:..e:motoren. Ele@ktrotedhn. u. Masch.-Bau 54 (1936) S. 205, 220, 234. 


feld und Restfeld nicht ganz exakt ist. Die Ungenauigkeit 
liegt darin, daß für die Ampereleiter des Haupt- und Rest- 
feldes willkürlich dieselbe Verteilung vorausgesetzt wird 
wie für die vollen Ampereleiter der Ständerwicklung, also 
die gleiche Anzahl N individueller Stromzonen, und gewisse 
konstante spezifische Durchflutungen A,,m bzw. A, inner- 
halb jeder Stromzone. Zur Entschuldigung kann man an- 
führen, daß das Auftreten der uns hauptsächlich interessie- 
renden synchronen Momente an tiefe Drehzahlen gebunden 
ist und daß hierbei die Durchflutung Ası,m so gering gegen 
As ist, daß größere Unterschiede weder zwischen diesen 
Größen, noch in ihrer Verteilung auftreten können. Jeden- 
falls wäre es ein Irrtum zu glauben, andere Verfasser hätten 
das Problem unter genaueren Annahmen behandelt. In Wirk- 
lichkeit ist der Unterschied nur, daß andere Verfasser den 
obigen Gedankengang nicht kannten und ihn deshalb auch 
nicht von vornherein zur Vereinfachung des Berechnungs- 
ganges anwenden konnten. 


Eine erste Folge dieses Gedankenganges ist nun, daß 
man das Restfeld ohne Kenntnis der Läuferströme angeben 
kann. Denn nicht die Läuferströme bestimmen das Rest- 
feld, sondern die Definition des Restfeldes bestimmt die Läu- 
ferströme. Berechnen wir also das Pendelmoment nicht als 
ein Läufer- sondern ein Ständermoment — nämlich das Mo- 
ment der Durchflutungen A,„'rı der Qı Ständernuten in dem 
von As, erregten Restfelde —, so brauchen wir uns mit den 
Läuferströmen überhaupt nicht zu befassen. 


Unter allen Nutenschrägungen ist die Schrägung um 
eine Ständernutenteilung die gebräuchlichste — wenngleich 
nicht die beste. Außerdem ist dieser Fall am einfachsten zu 
behandeln. Bei ihm werden im Läufer dieselben Spannungen 
induziert, als hätte der Ständer unendlich viele Nuten. Dar- 
aus folgt, daß auch dieselben Momente auftreten, unter an- 
derem dieselben Pendelmomente, und daß man diese berech- 
nen darf, als hätte der Stator unendlich viele Nuten bei un- 
veränderter Phasenzahl N. Für diesen Fall zeigt Bild 2 das 
Ständerfeld, gezeichnet für eine spezifische Durchflutung A,, 
und N/p = 6, sowie das zugehörige Restfeld, gekennzeichnet 
durch seinen Mittelwert Null über jeder Läuferteilung. 


Wenn nun innerhalb einer Läufernutenteilung der Schwer- 
punkt der Ständerdurchflutung auf der Nullinie des Rest- 
feldes liegt, so ist ohne weiteres klar, daß dieser Abschnitt 
der Ständerdurchflutung kein Moment mit dem Restfelde 
erzeugen kann. Dies trifft indessen fast überall zu mit allei- 
niger Ausnahmen derjenigen Läufernutenteilungen, welche 
einen „Phasensprung”, d. h. die Grenze zwischen zwei 
Stromzonen des Ständers enthalten. Also liefern nur diese 
N Läufernutenteilungen Beiträge zum Pendelmoment. 


Wir haben nun bewiesen, daß die N Phasensprünge des 
Ständers als Ursache der Pendelmomente aufgefaßt werden 
können. 


Jeder Phasensprung liefert einen Beitrag, der mit 


Bild 2. 
einer gewissen Frequenz und einer bestimmten Phase pul- 


Stönderfeld und Restfeld. 


siert. N ist eine gerade Zahl. Sind daher die N Beiträge 
gegenseitig um gleiche Winkel phasenverschoben, so ist 
ihre Summe Null. Pendelmomente entstehen also nur bei 
N phasengleichen Beiträgen, deren Auftreten, wie wir sehen 
werden, an gewisse Nutenzahlen gebunden ist. 


320 


Der Beitrag eines Phasensprunges zum Pendelmoment 
Bild 3 zeigt das Restfeld über einer Rotornutteilung im 
Phasensprung zwischen zwei Phasen, für welche (vgl. (1b) 
und (Ic)): 


k, = cosot bzw. k = cos (o mo p). 


Phasensprung „0 ” 
l 


Bild 3. Restfeld im Phasensprung. 


Der Phasensprung liegt um xo zur Rechten der Nutteilungs- 
mitte und bestimmt zwei Durchflutungen von der Breite 
To To 
X% = 5 — X% bzw. X = > + xo. 
Von dem Knick über xo steigt die Feldkurve über xı um 


= 
ZET VZ. Am ki xı (2b) 


i fällt über xz um 
DAT VZ. As ka xe. (2c) 


Die Restfeldinduktion 
Bx, im Phasensprung 
folgt aus der Bedin- 
gung, daß der Fluß des Restfeldes über tz vershwinden muß: 
ka x —k x 

2 To l 
In den Schwerpunkten der beiden Stromzonen xı und xz ist 
die Induktion des Restfeldes 


g — 04a: V2 4 ES: 
1 Ten N ee ng 
Ô 2 T? 


—3cosna 
2 n? m? 


Fno = sin? (i p) 


. [2n \ —cosnz 
tal P| Gm 


Bxo = Az (3a) 


a ka | (3b) 
bzw. 


2 2 
z 0,4 n- V2 As CS: T kz X? | (3c) 
Ô 2 Ts 2 


Die Durchflutungen der beiden Abschnitte sind: 


i = As: V2.kK x mit k = cos(e—y), (4a) 


A , , 2n 
i = As Y2.kK,% mit K = cos fot—7— F P) (4b) 
da die volle Ständerdurchflutung A, gegen As, um den 


Winkel y verspätet ist. Damit kennen wir auch den Beitrag 
AD (mkg) des Phasensprunges zum Pendelmomente: 


8 
áD = — D 
108 RL 


wobei mit &] = es und di+£&2 = 1 sowie &5—£ı = 2 &: 


Fo we (E-k thika- BE hE-kE)Kh 
ers: (KK): é (kı Ši + k £) 
u > K) fz- Ie a (5b) 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 15. Juni 1950 
und weiterhin 
k; —k = 2 sin (Fy p) sin (ot — r-i p) 
a 
k: + k, = 2 cos (iro) cos fot - w”) 
(2a) 
k: — k, = 2sin (i p) sin (o — N 7 . (5c) 
Hieraus folgt: 
127 


2; 
Fo ui K) 


| N ||- sny + sin (20t-7- N 


1 

afie 
2; f ta E 

+ sn N hees y — cos [or—r— u ler |a 


Wenn der Läufer rotiert und Zahn auf Zahn an dem- 
selben Phasensprung vorbeigleitet, wiederholen sich die bei- 
den Kurven 1—4 ¿3 und 2%, [1—4 H als periodische Funk- 
tionen der Läufernutenfrequenz 


@s = (1 — s) w = (6a) 


Mit y = Ogt, 1 =20t (6b) 
ergibt die BAmonIane Analyse zunächst 
f= — 4cosna 
1-4 ums  cosny 
m (6c) 
— 12cosnn 
2& (1 _4£) = >. E a sany) 
n= l,2 


und endgültig für den Drehmomentfaktor Fo in Gl. (5a), be- 
zogen auf die n-te Harmonische: 


27 


2a 
2 cos y sin n y — sin Inv+2-r- e) — sin I y—z+y+t N Pl 


277 
[= 24inreosnw + snfav+ 2-7 AP) — sin (n p= tI t NP) (69) 


Das resultierende Pendelmoment 


Der Faktor Fņ„ ändert seine Phase mit der Lage des Pha- 
sensprunges. Geht man von dem in den Bildern 2 und 3 
betrachteten Phasensprung „O” um iQ,/N Ständernutteilun- 
gen nach rechts (in der x-Richtung), so kommt man zum 
Phasensprung „i' zwischen den beiden Stromzonen 


2 27 
k, = cos (ot + P) und k = cos (ot + (i— 1) NP): 
(7a) 


Für eine positive Nutendifferenz 
Qı—Q: = AQ (7b) 


ändert sich der Phasenwinkel y (Gl. 6b) für jede Ständer- 
nutteilung um 


^Q 


— Jy = — 217 - Q, ` (7c) 


Für den Phasensprung u ist daher y bzw. y durch 


p- i $4 = T a -4Q 


2 (7d) 
bzw. XH+i np 


zu ersetzen. Auf diese Weise wird die spezielle Formel (6d) 
für Fno in folgende allgemeine Formel für Fp; übergeführt: 
E N na 
Fni = sın N p 2n? a? f2 cos y sin ny — 1 N = 
nAQ— 
-2al 


- sin |ny+z-7— X Neni me 
nAäQ+2p 
aeat2P,,)) 


— sin 


ny-—ı+tyr+ ra —i N 


i 
i 
i 


15. Juni 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 321 
. [a \—cosnn ‚ náQ Das Pendelmoment hat also die n-fache Nutenfrequenz nws: 
+n NP] gnia? l —2sinycos|ny —i —H 27| und ein synchrones Moment von der Frequenz 0 tritt nur im 
p náQ—2p Stillstand auf. Gewöhnlich setzt man y => 0 und vernachläs- 
+sin|ny+X--Y7 — N 2n =N 2a sigt den zweiten Summanden. * 
ea Bin nå Qt 2p 2al} . Zweiter und dritter Fan, MIO TZP = 0 oder + ganz- 
(Te) zahlig. Hierfür ist mit 


Wie schon früher erwähnt, führen nur solche Nuten- 
zahlen zu synchronen Momenten, für welche alle Faktoren 
F w Pr «+ Fnj -~ gleiche Phase besitzen, wobei sich dann die 
Beiträge aller N Phasensprünge zu dem resultierenden Pen- 


delmoment 
Dn [mkg] = ggi L a Ası As: È N Fn (7f) 


addieren. Für diese Phasengleichheit gibt es 3 Möglichkeiten: 


PAR 0 oder + ganzzahlig. Hierfür ist 


N 
mit Y = Oy t = Er 


10-3 0,47 


Erster Fall: 


— 3cosnrtcosy | st 


n? n? sin? (A p) sinn y 
cos NI sin y 


2 n? a? 


Fn = 


2; 
sin (X p) cos nN y. (8a) 


ny Ex = (no, + 20) t 


sin? (F p) —1+ 


— 3cosnn 
2n?’n? 


n 


Fan.ım = BE | 
8 N P 


. 2 

an (nwsz#r# yo). (8b, c) 

In diesem Fall besitzt ein Pendelmoment die Frequenz 
NW , +2®, und synchrone Momente der Frequenz Null sind 
an die Drehzahlen 1—s = F —P 
n Q: 

Es erübrigt sich, die abgeleiteten Formeln quantitativ 
zu diskutieren, da sie mit den Resultaten von Krebs und 
Jordan übereinstimmen. Experimente geben indessen 
oft wesentlich höhere Werte. 


gebunden. 


Parallelbetrieb und Regelung in Drehstromnetzen 


Von Hans Thoma, Zürich. 


Bei der Drehstrom-Kraftübertragung ermöglicht man den 
Parallelbetrieb der zusammengeschlossenen Stromerzeuger 
und Kraftwerke in der Hauptsache durch eine etwa 3...5% 
betragende Ungleichförmigkeit der mechanischen Regler der 
Kraftmaschinen. Ursprünglich wurde freilich diese Ungleich- 
förmigkeit der Regelung, wie sie den einfachen, unmittelbar 
wirkenden Drehzahlreglern — etwa dem Prototyp des Watt- 
shen Dampfmaschinenreglers — eigen ist, mehr als eine 
Besonderheit oder sogar eine Unvollkommenheit solcher ein- 
fachen Regler angesehen. Diese einfachen Regler sind aber 
im Betrieb der Kraftwerke längst verschwunden, schon weil 
sie nicht genügend schnell und pendelfrei regeln oder auch 
weil sie für größere Kraftmaschinenleistungen unwirtschaft- 
lih groß ausfallen. Vielfach wird sogar nicht einmal mehr 
das Prinzip der Fliehkraftwirkung zur Messung der Dreh- 
zahl oder der von der Maschine gelieferten Frequenz be- 
nützt, sondern andere hydraulische und in einzelnen Fällen 
auch elektrische Hilfsmittel. Es wäre ein Leichtes, mecha- 
nishe Regler für genau gleiche Drehzahl und Frequenz zu 
bauen, mit Ausnahme etwa der immer unvermeidlichen aber 
schnell vorübergehenden Schwankungen nach plötzlichen Be- 
lastungsänderungen. Solche ohne „Ungleichförmigkeit” ar- 
beitende Regler sind aber nur im Einzelbetrieb einer Kraft- 
maschine ohne weiteres brauchbar, im Parallelbetrieb da- 
gegen nicht, weil mit ihnen keine stabile oder definierte 
Lastverteilung zwischen den einzelnen Maschinen oder Wer- 
ken erreicht werden kann. Man muß daher wohl oder übel 
auch bei den heute in fast selbstverständlicher Weise in- 
direkt, d. h. mit Hilfe eines hydraulischen Servomotors ar- 
beitenden Kraftmaschinenreglern wieder eine „bleibende 
Ungleichförmigkeit" der Regelung einführen, obwohl sie 
hier — im Gegensatz zum Wattschen Dampfmaschinenregler 
und auch zu allen anderen früher gebräuchlichen „direkten“ 
Reglern — meist sogar die Reglerkonstruktion erschwert. 

Dieses allgemein übliche Paralleibetriebsverfahren ver- 
teilt die Belastung — einschließlich ihrer etwa durch die Netz- 
belastung bedingten Veränderungen — wenigstens einiger- 
maßen selbsttätig auf die einzelnen Kraftmaschinen und 
Kraftwerke; gleichzeitig kann auch eine willkürliche, wenn 

' auch langsame Verschiebung der Lastverteilung durch eine 


DK 621.316.72.016.32 


meist nur manuelle „Drehzahlverstellung“ der Kraftmaschi- 
nenregler erreicht werden [1]. Für den Parallelbetrieb ist 
es bezüglih der Wirklastverteilung in dem zusammenge- 
schlossenen Drehstromnetz unter normalen Umständen meist 
belanglos, ob die elektrische Spannungsregelung — oder ge- 
nauer gesagt, bei den fast ausschließlich gebrauchten Syn- 
chronmaschinen die Einstellung der Erregerstromstärke — 
bei den einzelnen Stromerzeugern einer gelegentlichen Hand- 
einstellung oder Handnachregelung überlassen bleibt, wie 
dies noch vor einigen Jahrzehnten allgemein üblich war, 
oder ob selbsttätige Spannungsregler vorhanden sind, welche 
die Erregung der einzelnen Stromerzeuger beeinflussen, 
Zz. B. so, daß ihre Klemmenspannung nach Belastungs- oder 
auch Drehzahlschwankungen schnell wieder ihren natürlich 
einstellbaren, aber im übrigen unveränderlichen oder in ge- 
wollter Weise von irgendwelchen Belastungsgrößen ab- 
hängigen Wert erreicht. 

Bei der üblichen Bauweise der Stromerzeuger und der 
sonstigen Hilfsmittel der Drehstrom-Kraftübertragung, wie 
Transformatoren und Fernleitungen, übertrifft der induktive 
Spannungsabfall bei weitem den ohmschen, und in diesem 
Fall bestimmt bekanntlich die Spannungsregelung in dem 
betreffenden Netz in der Hauptsache nur die Blindlastver- 
teilung, ohne merklich durch die Wirklastverteilung beein- 
flußt zu werden. 

Es ist wohl einleuchtend, daß anderseits die mechanische 
Kraftmaschinenregelung mit ihrer bleibenden Ungleichför- 
migkeit während des normalen Betriebes von den elektri- 
schen Größen im allgemeinen unbeeinflußt bleibt und nur 
auf die Gesamtbelastung der parallelarbeitenden Werke 
reagiert. Der Drehstrom-Synchronbetrieb — auch der Ein- 
phasen-Synchronbetrieb in Bahnnetzen — schließt alle Kraft- 
maschinen beinahe starr zusammen, fast so, als wären sie 
starr miteinander gekuppelt. Dabei sind natürlich die ver- 
schiedenen Polzahlen oder Konstruktionsdrehzahlen der 
Stromerzeuger zu berücksichtigen, die in dem von G. Os- 
sanna angegebenen Schema [1] noch mit festen Überset- 
zungsstufen, schematisch festen Zahnradgetrieben an die ge- 
meinsame „elektrische Welle‘ angeschlossen sind, als die man 
den ungestörten Drehstrom-Parallelbetrieb ansehen kann. 


322 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni I956 | 


EEE EEE EEE a eeggWEEEEEEER 


Gewiß können die einzelnen so gekuppelten Kraftwerks- 
maschinen noch gegeneinander pendeln. In solchen Fällen 
hat sich schon wiederholt gezeigt, daß es sehr günstig ist, 
wenn der Kraftmaschinenbauer sich auch mit elektrischen 
Problemen zu befassen vermag oder umgekehrt der Elektriker 
mit den Fragen der Kraftmaschinenregelung. Dann kann man 
auch auf den Gedanken kommen, daß sich die Pendelungen 
nicht nur durch die schon lange bekannte Vergrößerung oder 
Verkleinerung der Schwungmassen der Kraftmaschine besei- 
tigen lassen, sondern auch dadurch, daß man schnellwirkende 
Drehzahlregler einbaut!, was oft viel einfacher ist als ersteres. 

Im allgemeinen gestattet aber das heute übliche Pa- 
rallelbetriebssystem eine reinlihe Trennung der Aufgaben 
der mechanischen Drehzahlregelung — oder allgemeiner der 
Kraftmaschinenkonstruktion — von der elektrischen Rege- 
lung sowie den zahlreichen mit ihr zusammenhängenden 
elektrischen Fragen. Eine solche Lösung all dieser Aufgaben 
ist schon aus organisatorischen Gründen überaus bequem, 
aber sie verführt uns auch dazu, an manchen Erscheinungen 
vorüberzugehen, die naturgegebener Weise auftreten, so- 
bald einmal der Parallelbetrieb gestört wird, z. B. durch zu 
starke Leistungsentnahme seitens eines nicht genügend steif 
angeschlossenen Verbrauchers mit eigenen Synchronmaschi- 
nen oder aber durch Kurzschlüsse oder Überschläge in Lei- 
tungen und Transformatoren, die absolut genommen um so 
häufiger auftreten müssen, je größer die Zahl der zusammen- 
geschlossenen Maschinen ist. 

Derartige Störungserscheinungen sollte man daher bei 
der jetzt üblichen Größe und Zahl der zusammengeschlosse- 
nen Kraftwerke nicht, wie es früher wohl noch angebracht 
war, als einen seltenen Zufall betrachten, so daß man sich 
damit abfinden könnte, wenn der Parallelbetrieb aufhört 
und eine ziemlich allgemeine Störung eintritt. Mit wachsen- 
der Größe und Zahl der zusammenarbeitenden Netze wer- 
den solche Störungen einschließlich der Fehler beim Parallel- 
schalten offenbar immer häufiger und sie breiten sich auch 
in großen Netzen leicht über sehr große Gebiete aus. Dazu 
kommt noch, daß man oft den Zusammenscluß von Wer- 
ken oder Netzen aus wichtigen wirtschaftlichen Gründen 
wünscht, auch wenn die für die Kuppelung der Netze ver- 
fügbaren elektrischen Leitungen oder Transformatoren keine 
der Gesamtgröße der Netze entsprechende Übertragungs- 
fähigkeit insbesondere für Wirklast aufweisen. In solchen 
Fällen führen schon mäßige Leistungstransporte zu erheb- 
lichen Verdrillungen der Spannungsvektoren der Netze. Bei 
90° Verdrillung dieser Spannungsvektoren oder, was auf 
dasselbe hinauskommt, bei Verdrillung der zusammenarbei- 
tenden Synchrongeneratoren um eine halbe Polteilung ist 
dann das Maximum der Leistungsübertragung erreicht. Ist 
dieser Leistungsbetrag nicht mehr genügend, um in den zu- 
gehörigen Netzen die Frequenz so weit zu ändern, daß sie die 
selbsttätigen Drehzahlregler zu einer entsprechenden Verän- 
derung der Kraftmaschinenleistung, und zwar mit genügender 
Schnelligkeit und Genauigkeit veranlaßt, so geht offenbar 
die Verdrillung der Netzvektoren weiter. Die Netze wer- 
den dann asynchron und zeigen die heute sehr häufig zu 
beobachtenden sehr lästigen Schwebungserscheinungen, d.h. 
mit der Differenz der Frequenz der außer Tritt geratenen 
Netzteile periodisch aufwärts und abwärts schwebende 
Werte der Betriebsspannung, des Ausgleichs- oder Kuppe- 
lungsstromes der beiden asynchrongewordenen Netze und 
schließlich auch noch weitere Unregelmäßigkeiten, die von 
der Rückwirkung solcher schwebender Spannungs- oder 
Stromwerte auf die Maschinen und Apparate des eigenen 
Netzes oder Kraftwerkes herrühren. Diese heute leider 
schr häufigen Storungen legen es nahe, den Parallelbetrieb 
und die Regelung andersartig zu betrachten, und zwar ganz 
besonders das Zusammenwirken der mechanischen Kraft- 
maschinenregelung, der elektrischen Spannungsregelung so- 
wıe aller Apparate und Relais mit der Kraftmaschinenrege- 
lung oder, besser gesagt, mit der Kraftmaschinensteuerung, 
zu beachten. 


t Das ist 2. B. an einem Synchrongenetelor mt D.eselmaschinenantrieb 


nd Eicktrizitatswerk Lulzenbeig bei Mannheim geschehen. 


Dabei erinnert man sich zweckmäßig, daß das hier kun 
erläuterte, heute übliche Drehstrom-Kraftübertragungssysten | 
mit seiner fast völligen Trennung von mechanischen und 
elektrischen Regelungsaufgaben eigentlich eine durchaus | 
willkürliche Lösung der gestellten Betriebsaufgaben ist. Zun 
Beispiel ist es auch möglich, eine Drehstrom-Kraftübertra- 
gung zu bauen, bei welcher nicht die Kraftmaschinendreh- | 
zahl die Einstellung der Leistungsentwicklung bestimmt, wie 
z. B. die Dampf- oder Wasserzufuhr einer Turbine oder di: 
Brennstoffzufuhr eines Dieselmotors, sondern etwa die elek- 
trische Klemmenspannung des von der Kraftmaschine ange- 
triebenen Stromerzeugers; die Einstellung der Erregung de; 
Stromerzeugers bleibt dann meist einem gelegentlichen 
Handeingriff überlassen?®. 

Dies soll freilich nicht heißen, daß ein solches ganz an- 
dersartiges System der Kraftübertragung mit anderen Eigen- 
schaften Vorteile aufweist, wenn es sidh darum handei' 
die Schwierigkeiten oder Mängel des üblichen Systems be: 
Störungen des Parallelbetriebes zu beseitigen. Dieser Hin- 
weis soll vielmehr darlegen, daß es sehr wohl möglich ist. 
auch rein elektrische Größen in die eigentlich rein mets: 
nische Kraftmaschinenregelung einzubeziehen und damit 
neue Wirkungen zu erreichen. Graner [2] hat vorgeschis- 
gen, die Verdrillung der einzelnen Synchronmaschinen gece? 
einen in geeigneter Weise übertragenen „Normalnetzvex- 
tor“ für die Maschinenbeeinflussung zu benutzen. 

Was nun besonders die Bekämpfung der Störungs- 
erscheinungen im Parallelbetrieb betrifft, so scheint mir, da 
es sih um folgende beide Hauptaufgabengruppen hande!! 

1. Bei einem Wirklaststoß durch Überlastung, schled!:s 
Parallelschalten, Kurzschlüsse oder Überschläge sollte my- 
lichst weitgehend verhindert werden, daß die zusammenc” 
beitenden Synchronmaschinen gewissermaßen mit Gewa” 
aus dem Synchronismus herausgedreht werden, wobei dart 
die bekannten Schwebungserscheinungen der mit vers®:e 
dener Frequenz zusammenarbeitenden Maschinen auftreten. 

2. Es ist klar, daß nicht immer ein solches Gegeneina!- 
dershweben oder Asynchronwerden der einzelnen M:- 
schinen, Kraftwerke oder Netze verhütet werden kann. Dar. 
sollten aber die Kraftmaschinen und ihre Regelungseinr:i.- 
tungen, die schon aus anderen Gründen recht schnellwirker« 
gebaut werden und deswegen alle Eigenschaften einrs 
„Schnellreglers” aufweisen müssen, selbsttätig und unve'- 
zögert, also nicht etwa erst durch Handeingriff so beer- 
flußt werden, daß diese Schwebungsfrequenz kleiner w:': 
und die Kraftwerke von selbst wieder in den Synchronism.: 
hineinfallen. Solches ist heute mehr dem Zufall überlasse" 
und die aus den oben angegebenen Gründen stets sre. 
wirkenden Drehzahlregler bleiben bei solchen Störung:! 
entweder ziemlich untätig oder sie veranlassen sogar falsc”: 
die selbsttätige Wiedersyncronisierung nach Abschaltu! 
des Kurzschlusses erschwerende Manöver mit der Leıstun.- 
entwicklung der Kraftmaschine, wie z. B. eine Drehzsh:: 
niedrigung bei Eintritt des Kurzschlusses, die eine erho?" 
Leistungsentnahme bedingt, und eine Drehzahlerhöhung ns ' 
Abschaltung des Kurzschlusses, wobei in beiden Fällen č: 
sonst nötige „bleibende Ungleichförmigkeit” der Regels. : 
umso mehr stört, je größer ihr Absolutbetrag ist. Im ne: 
malen Parallelbetrieb wird dagegen oft noch ein grose:" 
Wert der Ungleichförmigkeit als oben angegeben an: 
strebt, um eine bessere sog. „Stabilität der Lastverte::': 
zu erreichen, d. h. eine einmal eingestellte Lastverte:lu”. 
genau einzuhalten unbeschadet kleiner Mängel, wie e:m 
gewissen Unempfindlichkeit der Turbinenregler oder ar 
licher Mängel dieser oft noch nach recht veralteten Grun: 
sätzen gebauten Regler. 

Die Betrachtung der Störungserscheinungen, die be 
nicht noch weiter im einzelnen durchgeführt werden ke: 
führt also zu Bedingungen für die Regelung und Steue!.? 
der Kraftmaschinen, die eigentlich ganz dem entgegenacs: 7 
sind, was man etwa aus der Beobachtung des normalen F 
rallelbetriebes ableiten kann. Die Nützlichkeit solcher 1 


? Das wurde vom Verfasser für mehrere kleine Werke ausget.! > 
selbst dieses Regelungsveriahren Vorteile aufweisen kann 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 12 


323 


tersuchungen ist damit schon bewiesen, und es wäre eigent- 
lich gar nicht nötig darauf hinzuweisen, daß, wie schon an 
anderer Stelle vom Verfasser veröffentlicht [3], sich über- 
haupt ganz neue Aufgabenstellungen für weitere For- 
schungsarbeiten ergeben, wenn man den Störungsfragen 
auch mit den Hilfsmitteln gegenüber tritt, wie sie der Bau 
schnellwirkender und genau arbeitender Regler und Steue- 
rungen gibt. f 

Für die oben genannten beiden Hauptaufgabengruppe 
ergeben sich daraus etwa die beiden nachstehend kurz skiz- 
zierten allgemeineren Lösungen. Bei der Neuartigkeit dieser 
Betrachtungsweise enthält allerdings jede der angegebenen 
Lösungen noch viele weitere Probleme, die zu weiteren 
Forschungsarbeiten führen sollten: 


1. Ein plötzliher Belastungsstoß verteilt sich nicht 
etwa nach dem Grade der Ungleichförmigkeit der benützten 
Drehzahlregler der Kraftmaschinen, sondern hauptsächlich 
nah der Größe der Streureaktanz der einzelnen Strom- 
erzeuger, Transformatoren, Leitungen usw. Die Leistung 
wird im wesentlichen aus den Schwungmassen der Betriebs- 
maschine, Stromerzeuger nebst Kraftmaschine, entnommen. 

Stimmt man daher die kinetische Energie der rotieren. 
den Schwungmassen der einzelnen Kraftwerksmaschinen so 
ab, daß das Produkt dieser kinetischen Energie und der auf 
eine gemeinsame Betriebsspannung umgerechneten Streu- 
reaktanz für die einzelnen Maschinen, Werke oder Werks- 
gruppen überall dasselbe ist, so haben diese Maschinen usw. 
keinen Anlaß, bei einem sie gemeinsam treffenden Be- 
lastungsstoß auseinanderzulaufen oder asynchron zu werden. 

Anderseits ergibt sich auch daraus, daß es vom Stand- 
punkt der Störungsbeschränkung ganz verkehrt ist, in Kraft- 
werken einzelne Gruppen von Maschinen zusammenzufassen 


und etwa gemeinsam mit angeschlossenen Fernleitungen 
von den anderen Gruppen durch Streureaktanzen zu trennen, 
weil man damit gerade das Asynchronwerden in Störungs- 
fällen hervorruft. 

2. Laufen zwei Synchronmascinen nun doch einmal 
auseinander, so daß sie also asynchron werden, so beschreibt 
der Ausgleichstrom zwischen den „schwebenden“ Maschinen, 
als Vektor dargestellt, eine geschlossene kreisähnliche Kurve. 
Dieser rotierende Stromvektor läßt sich mit einfachen Hilfs- 
mitteln z. B. benützen, um eine Welle entsprechend dem 
„Schlupf“ der beiden Maschinen zu drehen und damit die 
Kraftmaschinenregler so zu beeinflussen — gewissermaßen 
durch Drehzahlverstellung — daß eine schnelle selbsttätige 
Synchronisierung erreicht wird. | 

Diese Hinweise sollen natürlih nur grundsätzlich zel- 
gen, wie nützlich es wäre, die unnötig hohen Schranken 
zwischen Maschinenbau und Elektrotechnik an geeigneten 
Stellen zu beseitigen oder den Regler- und Kraftmaschinen- 
konstrukteur zu veranlassen, sich auch mit den elektrischen 
Parallelbetriebsfragen zu beschäftigen. Da es immer wich- 
tiger wird, Störungserscheinungen zu beschränken und ihre 
Ausbreitung über große Bezirke zusammenhängender Netze 
zu verhindern, muß im Sinne der grundlegenden Arbeit Os- 
sannas [1] darauf hingewiesen werden, wie notwendig 
mechanische und regeltechnische Studien und Untersuchun- 
gen für die Elektrotechnik sind. 


Schrifttum 


[I] G. Ossanna: Das Arbeiten von Synchronmaschinen im Parallelbe- 
trieb. ETZ 45 (1924) S. 559. 

[?] H. Graner: Vorschläge für den Betrieb von Netzverbänden. ETZ 55 
(1934) S. 1069. 

[3] H. Thoma: Schwebungserscheinungen und Relaisversager in Kraft- 
übertragungsnetzen. ETZ 49 (1928) S. 417, 


Der Einfluß der Dämpfung auf die Stoßüberlastbarkeit von Synchronmaschinen 


Von V. Roßmaier, Redenfelden 


Übersicht. Der Einfluß der Dämpfungs- oder asynchronen Momente 
"ner allgemeinen Synchronmaschine auf ihre Stoßüberlastbarkeit wird für 
-e beiden grundsätzlichen Fälle untersucht: 
d} Die in Tritt laufende Maschine wird stoßartig mit einer bleibenden Zu- 
satzlast belastet. 
») Die Maschine wird durch einen heftigen Stoß, der jedoch wieder zurück- 
geht. außer Tritt geworfen, und es soll untersucht werden, welche Be- 
dingungen für das Wicderintrittziehen maßgebend sind. 


Die Synchronmaschine am Netz kann bekanntlich mit 
einer massebelasteten und mit Dämpfung versehenen Feder 
verglichen werden {ähnlich z. B. einem üblichen Regler). Die 
svnchronen Kräfte sind dann vergleichbar mit der Rückstell- 
kraft, die asynchronen dagegen mit der Dämpfung. Es ist 
'ediglich zu bedenken, daß weit mehr als bei dem angezoge- 
nen Beispiel bei der Synchronmaschine die Federkräfte ab- 
hängig von der Schwingungsweite und die Dämpfungskräfte 
abhängig von der Schwingungsgeschwindigkeit sind. Die 
asynchronen Leistungen der Synchronmaschine sind nur dann 
aleich Null, wenn ein Beharrungszustand bei genau synchro- 
ner Drehzahl vorliegt. Bei allen Schwingungen, und beson- 
ders allen Stoßvorgängen, ist dagegen die asynchrone Lei- 
stung der Synchronmaschine mindestens ebenso wichtig wie 
'hre synchrone. Es spielt dabei grundsätzlich keine Rolle, 
ob die Maschine einen Dämpferkäfig besitzt oder nicht. Der 
Dämpferkäfig beeinflußt nur die Größe und die Charakteristik 
des asynchronen Drehmomentes der Synchronmaschine, aber 
sein Fehlen bedeutet noch nicht, daß die Maschine deswegen 
kein Asynchronmoment entwickeln könnte. Die synchronen 
und asynchronen Leistungen sind einfach als einander über- 
lagert zu denken. Das Synchronmoment bleibt, wie aus Ver- 
suhen von Wanger! hervorgeht und wie auch logisch 
leicht einzusehen ist, beim Pendeln der Maschine unverän- 
dert erhalten. Es wird nur von den geschwindigkeitsabhän- 


ıW.Wanger: Bull. schweiz, elektrotechn. Ver. 28 (1937). 


DK 621.313.32.016.34 


gigen Asynchronmomenten überlagert. Alle Drehmoments- 
veränderungen an der schwingenden Maschine sind deshalb 
den Asynchronmomenten zuzuzählen. Die statische, also syn- 
chrone Leistungs-Polradwinkel-Abhängigkeit ist gegeben 
durch das Gesetz: 


Nam = mE sind + 5 (x. -.) sin 2 Ù l, (1) 
wobei U die unveränderliche Netzspannung, x, und xy die 
Haupt- und Querreaktanz der Maschine und E die durch die 
Erregung erzeugte Polradspannung bedeutet; m ist die Pha- 
senzahl. Die Formel gilt unter der Voraussetzung, daß E 
konstant ist, also nicht während des Vorganges durch einen 
Schnellregler nachgeregelt wird. Daraus folgt leicht die Fe- 
derrücstellkraft als Ableitung des Momentes nach dem Pol- 
radwinkel. 

Die asynchrone Leistung dagegen setzt sich aus 3 Kom- 
ponenten zusammen, nämlich zwei mitläufigen Momenten 
der Dämpferwicklung und der Erregerwicklung, die sich 
untereinander nur größen- und lagemäßig unterscheiden, ganz 
ähnlich wie die beiden Momente des Anlauf- und Laufkäfigs 
eines Doppelnut-Asynchronmotors. Hinzu tritt dann noch 
ein gegenläufiges, also negatives Moment, das von der Un- 
symmetrie des Läufers herrührt. Diese negative Dämpfung 
kann insbesondere bei langen und schwachen Zuleitungen 
von Bedeutung werden. Grundsätzlich werden die Verhält- 
nisse durch die Bilder 1 und 2 erläutert”. 

Der Grad der Dämpfung spielt besonders bei zwei Vor- 
gängen eine maßgebliche Rolle, die die Stoßbelastbarkeit der 
Synchronmaschine kennzeichnen. Im 1. Falle denken wir uns 
die Maschine im Tritt laufend mit einem Vorbelastungswin- 


2 Val. a. V. Roßmaier: Das Ersatzbild der Synchronmäaschine im 
Asynchronismus. Elektrotechn. u. Masch.-Bau 62 (1944). 


324 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


kel d,. Bringen wir jetzt eine Stoßlast auf, die sie bis zum 
Winkel #;,, belastet, so erhebt sich die Frage: Wie groß wird 
dieser Winkel in Funktion von Höhe und Art des Stoßes und 
bei welchen maximalen Winkeldifferenzen bleibt die Ma- 
schine noch im Tritt? 

Der 2. Vorgang sei jedoch wie folgt beschrieben: Die Ma- 
schine sei durch einen kurzen, heftigen Stoß außer Tritt ge- 
worfen worden, die Last selbst sei jedoch wieder verschwun- 
den. Unter welchen Bedingungen kommt sie wieder in Syn- 
chronismus? 


M 
mil.vergr. Widerstand 
im Erregerkreis 
/ mit DW betriebs- 
% / mali 


10 20 % Schlupf 


ausgeprägte Pole Turbogeneratoren 


Pendeigeschw 


| 
15. Juni 1950 
i 


y schwankt also je nach Größe der Dämpfung ô zwischen 1/2 
für ô — 0 und wr/2 für d — oo. Wir unterlassen die niht 
besonders schwierige Ableitung der Ausrechnung, die den 
Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, und schreiben sofort 
das Endergebnis: 


ô 
sin o —— -2 (ž +) Cof ô — 
s 2 2 1 
= werte e rr a B e (5) 
T 1+ (=) sin y 
0 2 
sin  — | 
Für ô = 0 folgt S = ER (6 
zZ 
asynchr. Kippmoment . _d,r 
1 oo 2 
für große 6: S = ze 
= [2] i 


In ähnlicher Weise erhält man auch die maximale 
Federgeschwindigkeit, die für die Wirksamkeit der 
verschiedenen Dämpferwicklungen bedeutsam ist 


Bild 1. Asynchrones Dämpfungsmoment der Synchronmascine. (Die an- x 
geschriebenen Zahlenwerte sind nur ein größenordnungsmäßiger Hinweis.) Für den ungedämpften Stoß bekäme man 
M sin o ” 
Mıtmoment der Gegenmoment des nversen v = @ ' Xo o â 2 (8) 
Erregerwicklung Feldes (unsym. Läufer) max j T 
2 


Drehmoment der 
Dampferwicklung 


ETZER 


Bild 2. Drehmomenten-Drehzahl-Charakteristik der asynchronen Synchronmaschine. 


Die Beantwortung der 1. Frage skizzieren wir wie folgt 
an Hand des Bildes 3. Die Maschine bleibt in Tritt, so lange 
| R/F = S (2) 
ist. Ob diese Bedingung erfüllt werden kann, hängt neben 
der Vorlast und der aufgebrachten Zusatzlast noch von der 
uns hier besonders interessierenden Stoßhärte S ab. Ihre 
Berechnung können wir im vereinfachten Beispiel der schwin- 
genden und gedämpften Feder wenigstens grundsätzlich auf- 
zeichnen. Der Stoß selbst habe die Form gemäß Bild 4. Die 


Drehmoment einer Synchronmashine in Abhängigkeit vom 
Polradwinkel. 


Bild 3. 


gesuchte Stoßhärte S ist eine Funktion der Steilheit der 
Stirn des Laststoßes, gekennzeichnet durch die Zeit r, der 
Schwingungskreisfrequenz w des Federsystems und vor 
allem der Dämpfung, ausgedrückt durch den Dämpfungs- 
koeffizienten ô. Der größte Ausschlag der Feder tritt nach 
der Zeit to auf: 


|! 7 T 
lb = as +o yot l, (3) 


wobei y ein Hilfswinkel ist, definiert durch 


y= acip ——-_. (4) 


und für den gedämpften Stoß ein Ergebnis, das 
einen ganz entsprechenden Faktor mit dem Wert S 
enthält. Jetzt interessiert lediglich noch die Größe 
des kritischen Verhältnisses ĝ/w. Wir führen fol- 
gende Bezeichnung ein: 


M mUl, (M in mkg, Ulk (a 
1,02:n in W, n in minii), 
wo m die Phasenzahl, n die Maschinendrehzahl, /ı 


der der eingestellten Erregung entsprechende Dav- 
erkurzschlußstrom ist. 


syn max 


Bild 4. Stoßlast als Punit 


der Zeit. 


Stohmoment 


i r Zeit ——p t 


Ferner greifen wir auf die bekannte Form der Anlau!- 
zeit des Maschinensatzes zurück, wo unter T, die Anlaufzeit 
bei Voraussetzung eines konstanten Beschleunigungsmomen- 
tes der Größe M,,n max verstanden sei. (Die Anlaufzeitei 
größerer Sätze bewegen sich meist in der Größenordnu:c 
von 1..5s.) Wir benötigen noch für die allgemeine unsymne- 
trische Syndhronmaschine das Reaktanzverhältnis a, das sit 
aus den Haupt- und Querfeldreaktanzen errechnet (es ist ft! 
S-Polmaschinen praktisch meist 0,3 .... 0,5). 


a= 7.7 wi 
E x, 
Dann wird die Schwingungskreisfrequenz: 
2:70.--.N/00 . „z—n se 
0 => Emne - cos 9, +aco2d, H 
Ta 


wobei d, der endgültige Lastwinkel ist, um den die Pende- 
lung erfolgt. ọ ist dagegen ein Beiwert, der der Tatsache Reċ.- 
nung trägt, daß die Schwingung keine harmonische Schwir- 
gung ist, sondern die Kreisfrequenz von der Schwinguncs- 
weite abhängt. Es ist z.B. für a = 0,9, = 0 für eine Schwir- 
gungsweite von 
+ 45° + 90° + 150° 
o = 0,962 0.85 0.57. 
Hier möge auch moch von Interesse sein, wie groß der stat - 
sche Kippwinkel bei der allgemeinen unsymmetrischen \: 


schine ist. Er ist 
2 __ -= 
= arc cos Yı + 8a — 1 5 il: 


Ü kipp 4a 


Ä 
18 Juni 1950 


Der Wert von ô läßt sich schließlich mit Hilfe der asynchro- 
nen Charakteristik bestimmen zu: 


| 
re a 


wenn sẹ diejenige aus der mittleren, bei der Pende- 
lung wirklich benutzten Charakteristikneigung 
extrapolierte Schlüpfung ist, die M,vn max entsprechen wür- 
de. Dabei fällt uns sogleich die große Bedeutung des asyn- 
ronen Kippmomentes auf. Bei einer Überschreitung durch 
die pendelnde Maschine wächst so gewaltig an, d. h., die 
Maschine verliert den größten Teil ihrer Dämpfungsfähigkeit. 
Nun aber zu unserem zweiten Problem, dem Wiederin- 
trittziehen der aus dem Tritt gekommenen Maschine. Gehen 
wir aus von der grundsätzlichen Gleichung für die asynchron 
gewordene Maschine, die stets erfüllt ist. Sie lautet: 
Asyncır. Moment + synchr. Mom. — Lastmom. — Träg- 
heitskräftemom. = 0. | 
Wir gehen aus von dem Grenzfall einer Maschine, die gerade 
m Begriff ist, sich zu synchronisieren, jedoch, ehe sie in den 
endgültigen Synchronismus einschwingt, nochmals eine dop- 
pelte Polteilung durchschlüpft. Auf diesen Grenzfall, den wir 
uns als Beharrungszustand denken wollen, sei unsere Be- 
trachtung abgestellt. Bild 5 läßt die synchronen und asyn- 


SaS max 


% 9p+2X rer 
s=0 s0 so 
Polradwinkel ——> ®& 
3:45, Synchronisierung bei linearem Verhältnis von asynchronem Moment 


zu Schlupf. 


donen Momente als Funktion des durchlaufenen Polrad- 
inkels erkennen. Beim Winkel % und beim Winkel 
h + 2 x wird jeweils der Synchronismus s = 0 erreicht. 
Beim Winkel #,, stellt sich dagegen die maximale Drehzahl- 
differenz ein, 3 = Smax Aus der angeschriebenen Gleich- 
gewichtsbedingung geht sofort hervor, daß einerseits 
Msyn (vo) = Msyn (o + 2 a) = Mlas 
sein muß und anderseits auch 
%+ 2a do + 27 
[Mu . SÈ = Mian , weil (Mr. =0 
A 27 Po 27 
Unter gewissen Vereinfachungen, insbesondere unter der Vor- 
èussetzung, daß Ma, unbeschränkt proportional 
der Shlüpfung ist, läßt sich dann eine Synchronisierbedin- 
gung ableiten?. 


(14) 


(15) 


2 
_Nayamaz P (N in kW, GD? in kgm?, (16) 


Sa £ 0,516 
u = 0016 0 Gp:.10.(£) p = Polpaarzahl), 
2 
wobei o = E e] + h ’ 
M ya max 


. "Vgl. z. B. auch eine Arbeit vonShoults, Craıyu.Lauders: 
Fl! in Characteristics of Synchronous Motors, Electr, Engng. 54 (1935), 
“it allerdings den Beiwert o noch nicht enthält. 


LI nn 


Flektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


325 


h bedeutet einen kleinen Korrekturbeiwert, der dem Reak- 
tionsmoment der Maschine Rechnung trägt. 

Aus der Formel müßte man schließen, daß es nur einer 
genügend großen Erregung bedarf, um auch beliebig große 
Synchronisiermomente zu erhalten. Das ist aber nicht der 


Bild 6. Synchronisierung bei begrenztem Asynchronmoment. 


Fall. Vielmehr ist leicht festzustellen, daß bei gegebenen 
Maschinenverhältnissen, abgesehen von der Sättigung, nur 
ein bestimmtes höchstes Synchronisiermoment (beim Schalten 
im ungünstigsten Augenblick) auch bei starker Steigerung 
der Erregung aufgebracht werden kann. Das hängt mit der 
Krümmung der asynchronen Charakteristik zusammen, denn 
die entwickelte Formel beruht auf einem linearen Zusam- 
menhang zwischen asynchronem Moment und Schlüpfung. 
In Wirklichkeit wird jedoch schon bei relativ kleinen Schlüp- 
fungen zum mindesten der erste asynchrone Kippunkt er- 
reicht. Was das bedeutet, geht aus Bild 6 hervor. Da jetzt 
das entwickelbare asynchrone Moment durch das asynchrone 
Kippmoment begrenzt ist, kann das Lastmoment einen be- 
stimmten Prozentsatz dieses asynchronen Kippmomentes 
nicht übersteigen. Wir erhalten deshalb eine zweite Syn- 
chronisierbedingung, die ebenso wichtig ist wie die erste: 


M > AM is: (17) 
wobei À etwa 1,2... 1,4 betragen kann, je nach der Gestalt der 


as Kipp 


Charakteristik und der Wirkung des Reaktionsmomentes. 


Damit ist die Rolle der Maschinendämpfung auch für die- 
sen Fall der stoßweisen Überlastung der Maschine hinrei- 
chend beschrieben. Es sei hier noch darauf hingewiesen, daß 
für die Dämpfung bei kleinen Schlüpfungen und für das asyn- 
chrone Kippmoment meist garnicht in erster Linie die wirk- 
liche Dämpferwicklung, sondern die Erregerwicklung mit 
ihren großen Kupfermassen maßgeblich ist. Dies gilt jeden- 
falls für die Maschine mit ausgeprägten Polen, während bei 
den Turbogeneratoren die Dämpferwicklung die Neigung der 
Charakteristik wesentlich steiler macht. Die Dämpferwicklung 
selbst wirkt zwar in jedem Falle unterstützend, greift aber bei 
den Schenkelmasciinen in erster Linie bei den größeren 
Schlüpfungen ein. Der Vergleich mit dem schon einmal er- 
wähnten Doppelnut-Kurzschlußläufermotor liegt auf der Hand. 


Zusammenfassung 


Aus der Arbeit geht hervor, daß bei gegebener Form 
eines Stoßes die Dämpfung der Synchronmaschine von aus- 
schlaggebender Bedeutung ist, weil sie die sog. Stoßhärte 
wesentlich beeinflußt. Diese Stoßhärte ist dann maßgeblich 
für das Maß der zulässigen Überschwingung und damit der 
bei gegebener Vorlast zulässigen Zusatzlast. Beim Wieder- 
intrittziehen einer außer Tritt gefallenen Synchronmaschine 
spielt die Steilheit der asynchronen Charakteristik eine Rolle, 
mehr noch aber das maximal aufbringbare asynchrone Kipp- 
moment. 


Da nicht alle dem Geburtstag O ssa nnas gewidmeten Arbeiten seiner früheren Schüler in diesem Heft unter- 
gebracht werden konnten, veröffentlichen wir die nachstehend genannten Aufsätze noch in den folgenden Heften: 
L. Binder, Dresden: Stromwendung und Wendepole. H. Graner, Stuttgart: Das Richtvektorverfahren zur 
Leistungs-, Frequenz- und Uhrzeitregelung in großen Netzen (Drehungsregelung). R. M od li nger, München: 
Abhängigkeit der Blindleistungsdarbietung von der Auslegung der Stromerzeugereinheiten bei wechselnder Netz- 


spannung. 


Die Schriftleitung 


326 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


50 Jahre BBC 
DK 621.312 


Am 9. Juni feierte die Brown, Boveri & Cie. AG., Mannheim, den 
50. Jahrestag ihrer Gründung. Da das vorliegende Heft dem Jubiläums- 
tage am nächsten liegt, veröffentlichen wir hier auch die nachstehende 
Würdigung, zumal die deutsche Elektroindustrie an der Entwicklung teil- 
halte, die durch das Wirken Ossannas vielfältig befruchtet worden ist. 


Die Schriftleitung 


Die jungen Gründer der Firma Brown Boveri & Cie. AG., 
der Schweizer Ingenieur C.E.L. Brown und der deutsche 
Ingenieur Walter Boveri, hatten mit wachen Augen den 
Siegeszug der Elektrotechnik und besonders der Wechsel- 
stromtechnik vorausgesehen. In Fachkreisen u. a. schon be- 
kannt durch die Beteiligung C. E. L. Browns an der ersten 

Drehstromkraftübertragung 
Ton der Welt 1891 von Lauffen 
Fa. N. nach Frankfurt a. M. 
= 777 und durch die Errichtung des 
© ersten Wecdselstrom-Elektri- 
; zitätswerkes in Frankfurt 
~ | gründeten Brown und Boveri 
~ | im Jahre 1900 in Mannheim 
7 ein Werk, für welches neben 
= dem Bau elektrischer Ma- 
~ | shinen und Apparate auch 
T die Fertigung von Dampftur- 
y binen zum Antrieb elektri- 
| scher Generatoren vorgese- 
T hen war. Die Idee, Turbine 
und Generator als natürliche 
Maschineneinheit im Kon- 
struktionsbüro und in der 
Werkstatt gemeinsam zu ent- 
wickeln, hat sich für die im 
Laufe der letzten 50 Jahre 
entfaltete Kraftwirtschaft als 
sehr glücklich erwiesen. Zahl- 
reiche Kraftwerke mit BBC- 

Turbosätzen zeugen dafür. 

1901 erfand C. E. L. Brown den Walzenläufer für Turbo- 
generatoren, der heute allgemein verwendet wird und ohne 
den Großgeneratoren bis 100000 kVA Leistung nicht denk- 
bar wären. 

Die Firma Brown, Boveri & Cie. AG. war auch in der 
Folge an der Entwicklung der Elektrotechnik maßgebend be- 
teiligt. Auf dem Gebiet des Turbinen- und Generatorenbaues 
ragt aus der Vielzahl der Kondensations-, Entnahme- und 
Gegendructurbinen von niederen bis zu höchsten Dampf- 
drücken und -temperaturen auch heute noch der bereits 
1929/30 gelieferte Turbosatz mit einer Kondensationsturbine 
von 85000 kW und einem Turbogenerator von 100000 kVA 
als größter Turbosatz Deutschlands hervor. 

Der von BBC im Jahre 1907 entwickelte Wälzsektoren- 
Schnellregler zur Spannungsregelung von Generatoren, durch 
den die beim Großverbundbetrieb so wichtige automatische 
Spannungshaltung in den verschiedenen zusammenarbeiten- 
den Elektrizitätswerken erst ermöglicht worden ist und der 
sich zur Spannungsstützung hervorragend bewährt hat, be- 
deutet einen Markstein in der Entwicklung der Großkraft- 
wirtschaft. 50000 in den verschiedensten Elektrizitätswer- 
ken der Welt arbeitende BBC-Schnellregler sichern die Span- 
nungshaltung der Netze. 

Der von dem BBC-Ingenieur Ludwig Roebel für Groß- 
generatoren entwickelte verschränkte Stab zur Herabsetzung 
der Zusatzverluste, heute in der Fachwelt allgemein als Roe- 
belstab bekannt, war von grundlegender Bedeutung für die 
Entwicklung von Generatoren großer Leistungen. 

Die Serie der von BBC im Laufe ihrer Geschichte auch 
auf den anderen Gebieten der Elektrotechnik, wie Elektro- 
motoren, Transformatoren, Schalter und Schaltanlagen, 
Stromrichter, Elektroöfen, Kabel und Leitungen, Installati- 
onsmaterial, Klein- und Großkälteanlagen sowie Elektro- 
wärmegeräte, vollbrachten Ingenieurleistungen ist zu groß, 
als daß sie hier einzeln besonders erwähnt werden könnten. 
So baute BBC z. B. den ersten Transformator mit Spannungs- 
regelung unter Last durch einen angebauten Stufenschalter 
für 100 kV Betriebsspannung. Im Bau von Höchstleistungs- 
Transformatoren (z. Zt. 100 MVA, 220 kV) steht BBC mit an 
der Spitze und beteiligt sich an der Entwicklung der Trans- 
formatoren und Schaltgeräte für die kommende nächst höhere 
Spannungsreihe von 400 kV. Auf dem Gebiet der Strom- 
sichter, dieser für die Umformung von Wechselstrom in 


C.E.L.Brown, * 1863, ł 1924, 


Gleichstrom so wichtigen Geräte, die besonders für Bahnen 
und Elektrolysen unentbehrlich geworden sind, hat BBC seit 
Beginn der Entwicklung eine führende Stellung. Erst in 
jüngster Zeit wurde das durch die Schaffung von gittergesteu- 
erten Stromrichteranlagen in Eingefäßschaltung für Umkehr- 
wälzenstraßen erneut bewiesen. Die von BBC auf den Markt 
gebrachten pumpenlosen Eisengleichrichter, die mit vakuum- 
dichten Gefäßen und Luftkühlung die hervorragenden Eigen- 
schaften des Glasgleichrichters und die des alten Eisengleid- ' 
richters vereinen, zeichnen sich bei hoher Überlastbarkeit 
neben der Einfachheit des Betriebes durch ungewöhnlich ge 
ringes Gewicht aus. 

Am Ausbau der Großkraftwirtschaft unseres Landes hat 
Brown Boveri durch Erstellung von Kraftwerken in Indu- 
strie- und öffentlichen Anlagen und durch den Bau zahlrei- 
cher Hoch-, Mittel- und Nieder:pannungsfreileitungen sowie 
die Errichtung zahlloser Ortsnetze hervorragend teilgenom- 
men. Auch an der Entwicklung der Schalteinrichtungen in 
Kraftwerken und Verteilungsanlagen hat die Jubilarin bahn- 
brechend mitgewirkt. BBC hat bei der Schaffung der Ü)- 
schalter und der jetzt bevorzugten ölarmen und öllosen Schal- 
ter richtungweisende Einrichtungen geschaffen. In ihren 
Werkstätten werden heute Druckluftschneilschalter für Span- 
nungen bis 220000 V und für alle vorkommenden Abschal- 
leistungen serienmäßig hergestellt. 

Wenn heute in allen Industrieanlagen, wie im Bergbau, 
in den Hütten- und Walzwerken, in den chemischen Fabriken. 
den DI-Hydrier- und Bunaanlagen, in den eisenverarbeiten- 
den Industrien, in der Textil- und Papierindustrie, in der 
Nährmittel-Industrie und auch im Handwerk und in der Land- 
wirtschaft der elektrische Antrieb vorherrsct, so ist das mit 
ein Verdienst der Jubilarin. Ihre Elektromotoren von der 
kleinsten bis zur größten Leistung treiben in ungezählten 
Fabriken die Arbeitsmaschinen an; ihre Elektroöfen er- 
schmelzen in den Hüttenwerken Metalle und chemische Pro- 
dukte; ihre Elektrolyseausrüstungen helfen Aluminium ge 
winnen; ihre keramischen Ofen lassen Steinzeug und Por- 
zellan erbrennen, in ihren Emaillierungsöfen werden techn:- 
sche und Gebrauchsemaillewaren gebrannt; mit ihren elek- 
trischen Fahrzeugen und Bahnleitungsausrüstungen wird c:n 
Großteil unseres Verkehrs bewältigt; ihre Turbinen und Mo 
toren treiben Schiffe und an- 
dere Fahrzeuge. In ihren 
Großkälteanlagen, Gewerbe- 
kühlanlagen und Kühlschran- 
ken werden Lebensmitte! 
frishgehalten und medız'- 
nishe Erzeugnisse konse:- 
viert, mit ihren elektrischen 
Kücheneinrichtungen wird 
gebacken, gebraten, gekou: 
BBC führt für die erwähntt:: 
Einrichtungen auch alle eiex 
trischen Installationen au 
und liefert aus eigen« 
Werkstätten und denen ve 
Tochtergesellschaften die h- 
bel und Leitungen, die Licht 
schalter, die LihtverteilunG» 
kästen, Stotz-Automa!'-T 
Schütze und Relais. 

Aber auch andere ivdu 
strie-Ausrüstungen, wie Ce 
bläse für die Hütten- ur 
Hochofenwerke, Kompress 
ren für Bergwerke und cis 
mische Betriebe sowie Aufladegebläse zur Leistungsste.ct 
rung von Dieselmotoren werden gebaut. 

Neuerdings bringt Brown Boveri auch Anlagen der Nat 
richtentechnik, wie Rundfunksendeanlagen, Radiotelephor : 
anlagen, Senderöhren, ferner Hochfrequenz-Röhrengener«‘ 
ren für induktive und kapazitive Erwärmung und dql. a. 
den Markt. 

So hat sich die Jubilarin im Laufe ihrer 50 Jahre z? 
einem der angesehensten Unternehmen der Elektrotechn. 
entwickelt, das aus dem Wirtschaftsleben unseres Lande 
nicht mehr weggedacht werden kann und an dessen L: 
stungsfähigkeit die drei Buchstaben BBC erinnern, die a 
den zahllosen Turbinen, Generatoren, Transformatoren ur 
Motoren wie auch auf den kleinen Schützen und Schalte: 
zu lesen sind. — ng — 


W. Boveri, * 1865, } 1924. 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


327 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.315.668.3 
Der Betonmast im Freileitungsbau. [Nah H.G.Schwep- 
penhäthser: Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) S. 15; 45.5 B.] 
Der unbestreitbare Raubbau an unseren Wäldern im letz- 
ten Kriege und besonders in den Nachkriegsjahren, dessen 
katastrophale Folgen uns in anderen Ländern als warnendes 
Beispiel dienen sollten, zwingt zu ernsthaften Überlegungen, 
wo der wertvolle Baustoff „Holz“ erfolgreich eingespart wer- 
den kann. Wenn der Verfasser in dem vorliegenden Aufsatz 
darauf hinweist, daß allein im deutschen Bundesgebiet für 
Mittel- und Niederspannungsnetze im Freileitungsbau 4...5 
Millionen Holzmaste verwendet wurden, die einer ständigen 
Erneuerung bedürfen, so beweist schon diese Zahlenangabe, 
daB es der Überlegung wert ist, die Verwendung eines an- 
deren Baustoffes eingehend zu untersuchen. Er erinnert an 
die Versuche der SSW, Nürnberg, im Jahre 1935, die das 
Ergebnis brachten, daß der Betonmast im Freileitungsbau die 
gleichen elektrischen Eigenschaften besitzt wie der Eisenmast. 
Die ursprünglich erstrebte zusätzliche Isolation durch das 
Bauelement Holz kann sich in der Praxis als Nachteil erwei- 
sen, da Isolationsfehler der Leitungen meist bis in die Sta- 
tionen verschleppt werden. Durch die Verwendung von Be- 
tonmasten (im Schleuderverfahren hergestellte armierte 
Hohlmaste) haben sich jedoch klare Verhältnisse erzielen 
lassen. Die besonderen Vorteile sind: doppelte Spannweite, 
große Standsicherheit und geringe Störanfälligkeit. Als Bei- 
spiel wird ein Mittelspannungsnetz von rd. 8 km und ein 
Niederspannungsnetz von etwa 30 km Ausdehnung auf der 
Insel Pellworm erwähnt, die im letzten Kriege erbaut wur- 
den. Infolge ihrer äußerst geringen Störanfälligkeit erübrig- 
te sich bisher besonderes Betriebspersonal auf der Insel. 
Die Baukosten eines Netzes mit Betonmasten sind 
10..15% höher als bei Holzmasten. Da aber die Lebens- 
dauer eines Holzmastes zwischen 5 und 40 Jahren schwankt, 
dürfte schon dieser große Unsicherheitsfaktor neben den 
erwähnten technischen Vorteilen für den Betonmast spre- 
chen. Die günstigen Erfahrungen unter den besonders schwie- 
ngen klimatischen Bedingungen in Schleswig-Holstein ha- 
ben den Verfasser mit Recht zur Erörterung dieser bedeut- 
samen Frage angeregt. Es muß alierdings darauf hingewie- 
sen werden, daß eine Kapazitätssteigerung der z. Zt. vorhan- 
denen Betonschleuderwerke bei größerer Nachfrage erfor- 
derlich wird. Pj 


DK 621.315.668.3 
Betonmasten. [Nach H. Sumner: Electr. Tms. 117 (1950) 
S. 4; 25 S., 4 B. Ebenda S. 7; 11/2 S., 2 B.] 

= Die Holzknappheit, die hohen Holzpreise und die rela- 
tiv geringe Lebensdauer von Holzmasten haben dazu ge- 
führt, Beton als Bauma- | 
terial für Masten zu ver- 
wenden. Bei Spannbe- 
ton widersteht der gan- 
ze Querschnitt den ver- 
schieden auftretenden 
Kräften, im Gegensatz 
zum Eisenbeton, wo stets 
angenommen wird, daß 
der Beton Spannungsbe- 
anspruchungen, die infol- 
ge Biegens oder anderer 
Ursachen auftreten, nicht 
standhält. Der ganze 
Querschnitt wird dadurch 
erfaßt, daß man vor An- 
wendung irgendeiner Be- 
lastung einen Druck auf 
den Beton ausübt, der‘ 
den Spannungsbeanspru- 
hungen im Betrieb gleich 
oder doch annähernd 
gleich ist. 

Zwei grundlegende Me- 
thoden des Spannens von 
Beton unterscheidet man: Bei der ersten Methode wendet man 
dassVorspannenan. Stahldrähte mit hoher Biegefestigkeit 


ETZ 616 
Bild 1. 


Spannbetonmast englischer Her- 
stellung. 


werden bis zu etwa 70% vorgespannt. Die Formen für die 
Masten werden um die gespannten Drähte herumgelegt, und 
der Beton wird gegossen. Zum Verdichten des Betons sind 
Rüttler erforderlich. Wenn der Beton eine genügende 
Druckfestigkeit erreicht hat, wird die Vorspannung gelöst, 
so daß der Beton nunmehr unter dem Druck der in den 
Stahldrähten verbliebenen Spannung steht. Bei der zweiten 
Methode, dem Nachspannen, wird der Mast mit 
Längsführungen versehen, durch die nach Hartwerden des 
Betons Stahlseile gezogen und unter Benutzung der Mast- 
enden als Widerlager gespannt werden. 

Als ideale Mastform wird der hohle Rundmast angesehen, 
doch scheint es im Augenblick so, daß andere Herstellungsme- 
thoden billiger sind (Bild 1). Die Kosten sind im Ver- 
gleich zu Holzmasten hoch, doch ist der Grund hierfür 
hauptsächlich darin zu suchen, daß der Absatz noch gering 
ist und die Produktionsmethoden für Spannbetonmasten 
noch nicht voll entwickelt sind. Es ist anzunehmen, daß 
die Masten unzerstörbar sind und daß, über einen langen 
Zeitraum gesehen, die Kosten für Betonmastleitungen ge- 
ringer sind als für Holzmastleitungen, da letztere überwacht 
und unterhalten und von Zeit zu Zeit erneuert werden 
müssen. 

Konstruktionen von Spannbetonmasten sind auch in 
Deutschland bekannt, jedoch sind sie noch nicht in der 
Praxis eingeführt. Uber Schleuderbetonmasten liegen je- 
doch seit 30 Jahren Erfahrungen vor. Durch den Wegfall 
der Unterhaltung ist der Schleuderbetonmast wirtschaft- 
licher als der Holzmast. Die Leitungsbaukosten können 
durch Anwendung neuzeitlicher Baumethoden erheblich ge- 
senkt werden. Schr 


DK 621.311.163 : 622.333 (435.6) 


Steinkohlenbergbau und öffentliche Elektrizitätsversorgung 
im Ruhrgebiet. [Nach E. Melchinger: Elektrizitäts- 
verw. 24 (1949) S. 190; 4 S.] 

Die in letzter Zeit von Seiten des Steinkohlenbergbaus 
im Ruhrgebiet erneut erhobene Forderung auf verstärkte Ein- 
schaltung in die Elektrizitätsversorgung hat ihre Ursache in 
der geringen einsatzbereiten öffentlichen Kraftwerkslei- 
stung. Unter Zugrundelegung einer jährlihen 8%-Steige- 
rung der Gesamterzeugung (1948: rd. 29 Mia kWh, 1958: 60 
Mia kWh) muß die Leistung um 7 Mio kW auf 15 Mio kW 
erhöht werden, wobei der Hauptanteil der Neubauten (4,5 
Mio kW) auf Steinkohle entfallen soll. 

Das Erreihen der früheren Normalförderung von 
450 000 Tagestonnen und die geforderte zweckentsprechende 
Rationalisierung der Steinkohlenverwertung hat ver- 
stärkten Anfall ballastreicher Kohle zur Folge, der sich durch 
den vorgesehenen zukünftigen Abbau ballasthaltiger Flöze 
noch beträchtlich vergrößern würde. Da diese Kohle weder 
transport- noch verkaufsiähig ist, müßte sie, wie es bereits 
auch jetzt geschieht, von den Zechenkraftwerken aufgenom- 
men und zur Deckung des Eigenbedarfs, neben einer zusätz- 
lichen Abgabe ans öffentliche Netz, verarbeitet werden. Die 
veraltete Wärme- und Kraftwirtschaft der Zechenkraftanlagen 
ist jedoch nicht in der Lage, die künftig anfallende ballast- 
haltige Kohlenmenge aufzunehmen, so daß eine Moderni- 
sierung unumgänglich wäre. Hierdurch wäre eine viel bes- 
sere Ausnutzung der Abfallbrennstoffe .gewährleistet und 
damit eine merkbare Kohlenersparnis erzielbar, die zum Teil 
der öffentlichen Energieversorgung zugute kommen könnte. 

Das Erfordernis des Ausbaues der Förderfähigkeit durch 
Inbetriebnahme neuer Schachtanlagen bedingt einschließlich 
der notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen gemäß dem 
Sechszehnjahresplan der DKBL beträchtliches Kapital, das 
durch die angestrebte verstärkte Einschaltung in die öffent- 
liche Stromversorgung noch beachtlich erhöht werden wür- 
de. Da der Betrieb der Zechenkraftwerke ausschließlich auf 
die eigenen Bedürfnisse abgestellt sein muß, ist eine sichere 
und gleihmäßige Abgabe an die öffentliche Elektrizitäts- 
versorgung in Frage gestellt. Der Ausgleich müßte daher 
aus den Anlagen der öffentlichen Versorgung erfolgen. 
Wenn dies bislang bei einer Abgabe der Zechenkraftwerke 
an das öffentliche Netz von nur etwa 10% des Gesamtbedarfs 
im rheinisch-westfälischen Industriegebiet möglich war, so 
wird es nach Durchführung des Bergbauplans mit einem An- 


328 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


teil am Gesamtenergiebedarf von etwa der Hälfte nicht mehr 
durchführbar sein. Die Zechenkraftwerke müßten sich also 
den Notwendigkeiten des Netzbetriebes weitgehend anpas- 
sen, wodurch die Vorteile dieser modernen Hochdruckanlagen 
nicht mehr zur Geltung kämen. 

Sicherlich würde der Bergbau die bei der Durchführung 
eines derart großen Bauprogramms sich ergebenden Schwie- 
rigkeiten und Risiken umgehen, wenn er, abgesehen von 
einzelnen Neubauten, in erster Linie die vorhandenen, über- 
alterten Zechenkraftanlagen modernisieren und sich im übri- 
gen auf die öffentliche Energieversorgung stützen würde. Das 
Hauptziel, die volle Ausnutzung der eingesetzten Kohle nach 
zeitgemäßen Gesichtspunkten, wäre so schneller und billiger 
zu erreichen. Mg 


Landwirtschaft 


DK 621.364.5 : 636.084 


Futterdämpfer — wirtschaftlicher und billiger 

Der elektrische Futterdämpfer ist eines der wirtschaft- 
lichsten Geräte in der Landwirtschaft. Neben den Vorteilen 
für den Landwirt ist der Futterdämpfer auch für die E-Werke 
infolge seines Anschlußwerstes und der guten Benutzungs- 
stunden (durchschn. 4 h) ein willkommener Stromverbrau- 


cher. Die z. Zt. gebräudlichsten Geräte zeigt nachstehende 
Übersicht: 
Inbalt Anschlußwert Ausreichend für 
l kW Schweine, etwa 
50 1 4...6 
75 1,5 7...9 
100 2 10... 12 
150 2,5 16 ... 18 
200 3 20 ... 24 


Ohne Frage ist aber der elektrische Futterdämpfer in der 
Landwirtschaft noch nicht so gebräuchlich, wie es wünschens- 
wert wäre, der Absatz leidet durch zu hohen Anschaffungs- 
preis und hohe Anlagekosten. Durch eine Standardisierung 
lassen sich die Herstellungskosten senken. Es wäre ohne 
weiteres möglich, drei Standardtypen herauszubringen. Er- 
fahrungsgemäß müßte das Fassungsvermögen der kleinsten 
Type etwa 60 l und der größten nicht über 175 1 sein, das 
der mittleren etwa 100 1. Um diese Standard-Dämpfer wahl- 
weise, 1-, 2- oder 3phasig anschließen zu können, müßten alle 
drei Typen für 3 mal 220 V gebaut werden. Werden größere 
Dämpfer benötigt, so empfiehlt sich die Aufstellung von zwei 
oder mehr Dämpfern. 

Die Anlagekosten werden in den meisten Fällen durch 
den besonderen Zähler und die zusätzliche Leitungsverlegung 
zu teuer. Für die E-Werke ist daher zu empfehlen, bei dem 
Anschluß eines Futterdämpfers den vorhandenen Zähler gegen 
einen Doppeltarifzähler auszuwechseln. Allerdings müßte 
dann dem Konsumenten der gesamte Nachtverbrauh zum 
Nadhttarif berechnet werden. Wenn nun wirklich ein kleiner 
Teil der Landwirte aus guten Gründen gewisse Arbeiten, wie 
Futterschneiden, Schroten und dergleichen in die Nachtstun- 
den verlegen würde, so wäre das bei der heutigen Netzüber- 
lastung nur zum Vorteil. 

Die Verwendung oder Ausnutzung der vorhandenen In- 
stallation mit dem vorhandenen Zähler, also auch ohne Um- 
tausch mit einem Doppeltarifzähler, wäre selbstverständlich 
die beste Lösung. Als Ausgleich für den Nachttarif müßte dem 
Konsumenten bei Anschaffung eines Futterdämpfers der Ar- 
beitspreis für die kWh um etwa 2...4 Pfg gesenkt werden, 
wobei der Grundpreis entsprechend erhöht werden könnte. 
Die Schaltuhr dürfte in diesem Falle nur eine Nachtbenutzung 
zulassen. Für den Landwirt ergibt sich hieraus: der Anschaf- 
fungspreis eines Dämpfers ist merklich gefallen. Die Kosten 
für etwaige kleine notwendige Installationen sind unbedeu- 
tend. Die damit erhöhte Kauflust des Konsumenten aber be- 
deutet für die E-Werke erhöhten Stromumsatz, besonders in 
schwach belasteten Zeiten, für den Produzenten und den Elek- 
tro-Installateur vermehrte Nachfrage. W. Rentrop 


Fernmeldetechnik 

DK 621.396.44 
Einseitenbandverfahren oder Frequenzmodulation in der EW- 
Telephonie? [Nach J. Herrmann u. J. Erben: Fre- 

quenz 3 (1949) S. 341; 8 S., 4 B.] 
Störpegelabstand und Frequenzbandbreite sind die bei- 
den Größen, die bei der Beurteilung des für die hochfre- 
quente Nachrichtenübermittlung auf Hochspannungsleitun- 


gen geeigneten Übertragungssystems die entscheidende Rolle 
spielen. Die Störungen der Hf-Kanäle werden im wesent- 
liden durch die Korona verursacht, deren Wirkung in der 
vorliegenden Arbeit in 2 Komponenten zerlegt wird. Die 
erste dieser Komponenten entsteht, wenn bei Überschreitung 
der Durchbruchfeldstärke Entladungen auftreten, die über 
das Frequenzband eines Hf-Kanals, vergleichsweise 5 kHz, 
sich gleihmäßig verteilende Hf-Spannungen hervorrufen. 
Diese Störspannungen addieren sich zu den Hf-Nutzspan- 
nungen des Kanals und bilden mit diesen und auch unter- 
einander Schwebungen, die in dem Empfänger eines mit 


Ve rd er En Fir ge a en u a E Ben eat 


Ampiitudenmodulatıion (AM) arbeitenden Gerätes als Ge- | 


räusch wirksam werden. 


Beim Einseitenbandverfahren (ESB), das nur ein halb 


so breites Nutzband überträgt, ist der Störspannungsbelag 
nur halb so groß wie beim Zweiseitenbandverfahren (ZSB), 
das 5 kHz für die Übertragung braucht. Gleichen Energie 
inhalt der Nutzfrequenzen vorausgesetzt, ist das Verhältnis 
zwischen Nutz- und Störspannung also beim ESB-Verfahren 


um 2, der Störpegelabstand um 0,35 Np größer als beın 
ZSB-Verfahren. Hıerbei ist für letzteres ein Modulationsgrad 
von 100% angenommen. Bei einem Gerät mit Frequenzmo- 
Gulation sorgt der Amplitudenbegrenzer des Empfängers da- 
für, daB die Amplitudenschwankungen der Schwebungen 
nicht in die Nf-Lage gelangen. Dagegen spricht der Diskrı- 
minator, der aus Frequenzänderungen Amplitudenschwan- 
kungen macht, auf die mit den Schwebungen verbundenen 
Phasenschwankungen an, so daß auch hier die durch die 
„additiven’” Störspannungen erzeugten Geräusche hörbar 
sind. Ihr Verhältnis zu den Nutzspannungen ist abhängig 
von dem Auslenkverhältnis x (= Frequenzhub/Tonfrequenz). 
Gegenüber dem ESB-Verfahren ist das Verhältnis zwischen 


Nutzspannung und Störspannung um den Faktor x - } 32 


größer. Die Erhöhung des Störpegelabstandes beträgt also 
0,2 + In x Neper. 


Die 2. Komponente der Koronastörungen wird dadurch 
bewirkt, daß während der Zeit, wo die Netzspannung ihren 
Scheitelwert durchläuft und die Durchbruchfeldstärke an der 
Leiteroberfläche überschreitet, der Leiter sich mit einer ioni- 
sierten Hülle umgibt, die den Leiterdurchmesser scheinbar 
vergrößert und dadurch die die elektrischen Eigenschaften 
der Leitungen kennzeichnenden Größen, also auch die Dämp- 
fung der Leitung ändert. Durch diese im Rhythmus von 
100 Hz erfolgende Dämpfungsänderung entsteht eine Ampl:- 
tudenmodulation der Hf-Nutzspannung. Diese „Korona- 
modulation", deren Modulationsgrad von der Höhe des H!- 
Nutzpegels unabhängig ist, wird nur im AM- und nicht ım 
FM-Empfänger wirksam. 

Die im Netz der Preag und des RWE vorgenommenen 
Messungen zeigen, daß der Störpegelabstand zuerst mit wad- 
sendem Nutzpegel linear zunimmt. In diesem Bereich über- 
wiegen die additiven Störungen. Von einem bestimmten 
Nutzpegel an ändert sich der Störpegelabstand nicht menr. 
Hier haben also die additiven Störungen keinen Einflu3 
mehr, sondern es wirkt nur noch die Koronamodulation. Da 
ihr Modulationsgrad bei der Mehrzahl der Messungen < 2% 
war, hat sie für die Bewertung des Störpegels nur geringe Be- 
deutung. 


Bei der Frequenzmodulation bestimmt das Auslenkver- 
hältnis x die zur einwandfreien Sprachübertragung erforder- 
lihe Bandbreite. Neben dem Träger fo entsteht eine Reihe 
von Einzelfrequenzen, die im Abstand der modulierender. 
Frequenz fy und ihrem Vielfachen rechts und links von f 
liegen. Bei x < 1 spielt nur die Seitenfrequenz 1 ` fy eize 
Rolle, während bei x > 1 die Frequnzen höherer Ordnung 
stark ausgeprägt sind und zur getreuen Tonwiedergabe über- 
tragen werden müssen. 

Infolgedessen treten bei einer Filterdurchlaßbreite von 
5 kHz (fo + 2,5 kHz) und bei einem Auslenkverhältnis x = | 
der höchsten Tonfrequenz fy = 2500 Hz für die mittleren 


Sprachfrequenzen Verzerrungen bis zu 20% auf, da für diese 
Frequenzen die infolge des größeren Auslenkverhältnisses 
(x = 2,0 für fy = 1250 Hz) nicht mehr zu vernachlässigenden 
Seitenfrequenzen außerhalb des Ubertragungsbereiches 
liegen. 

Bei x = 0,5 wird die Sprache praktisch unverzerrt über- 
tragen. Der Störpegelabstand ist dann jedoch 0,5 Np kleire: 
als bei Einseitenbandübertragung. 


15. Juni 1950 


: Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


329 


Bei einem gegebenen Frequenzverteilungsplan mit In- 
tervallen von etwa 5 kHz Breite ist also die EinseitenbanJ- 
jbertragung dem System mit Frequenzmodulation zweifellos 

‘ überlegen. Fällt diese Bindung jedoch fort, können also für 
einen Kanal 10...20 kHz bereit gestellt werden, dann kann 
auch die Fregquenzmodulation für die EW-Nachrichtentechnik 


Bedeutung gewinnen. Fra 
Hochfrequenztechnik 
DK 621.385.2 
Sperr-Röhren. [Nah W. Kleen: Elektron 4 (1950) S. 11; 
6 S., 5 B.] 


Bei der Entwicklung der Funkmeßtechnik entstand die 
Aufgabe, die Antenne des Gerätes gleichzeitig zum Senden 
der Tastimpulse und zum Empfangen der Rückstrahlung zu 
benutzen. Zur Lösung dieser Aufgabe wurde die gasgefüllte 
Sperr-Röhre entwickelt, die als Hochfrequenzscalter anzu- 
sehen ist, der bei einer bestimmten Höhe der anliegenden 
Spannung anspricht. Während die sehr hohe Spannung eines 
Senderimpulses großer Leistung in der Sperr-Röhre eine Gas- 
entladung zündet und der Innenwiderstand der Röhre dann 
sehr niedrige Werte annimmt, kommt bei den kleinen 
Empfangsspannungen noch keine Gasentladung zustande und 
die Röhre besitzt dann einen sehr hohen Innenwiderstand. 

Von den verschiedenen in der Arbeit näher beschrie- 
benen Anordnungsmöglichkeiten der Sperr-Röhren im Funk- 
meßgerät soll als Beispiel die in Bild 2 dargestellte Simultan- 


Sende- und 
Empfangsantenne 


Bid 2. Schema der Simultanschaltung. (In der Praxis ist die Lecher- 
itung oft durch eine koaxiale Leitung oder durch eine Hohlrohr- 
leitung ersetzt.) 


shaltung betrachtet werden, bei der zum Umschalten der 
Antenne auf Sender und Empfänger zwei Sperr-Röhren I und 
ll benutzt werden. Da während des Senderimpulses beide 
Röhren zünden und damit praktisch den Innenwiderstand 
Nul besitzen, erscheinen infolge der bekannten Widerstands- 
transformation über die elektrisch 4/4 langen Leitungen 
zwishen den Punkten CD und EF sehr hohe Widerstände. 
Die beiden Stichleitungen sind damit stark fehlangepaßt und 
der Sender strahlt praktisch seine gesamte Leistung über die 
Antenne aus. Nach Ende des Tastimpulses bricht die Gas- 
eatladung in beiden Sperr-Röhren zusammen, so daß zwischen 
den Punkten A und B ein fast unendlich hoher Widerstand 
auftritt. Das reflektierte, von der Antenne empfangene Signal 
kann jetzt zum Empfänger gelangen, da einerseits durch das 
Löschen der Sperr-Röhre I der Empfänger bei entsprechender 
Dimensionierung der Stichleitung an die Antenne angepaßt 
ist, und anderseits zwischen den in 4/4 Entfernung von der 
Empfängerstichleitung liegenden Punkten E und F der 4/2 
langen, am Ende kurzgeschlossenen Stichleitung der Wider- 
stand Null auftritt, so daß der Sender von der Antenne elek- 
tish abgeschaltet ist. Die Sperr-Röhre II wird meistens als 
Anti-Sperr-Röhre bezeichnet, da sie beim Hochtasten des 
Senders in bezug auf die Antenne keine Schaltfunktion aus- 
übt, sondern erst in der Tastpause wirksam wird, in der sie 
ene Dämpfung der von der Antenne empfangenen Rück- 
‚strahlleistung durch die Senderöhre verhindert. 
_ Die in Deutschland unter dem Namen Nulloden einge- 
führten Sperr-Röhren, die aus gasgefüllten elektrodenlosen 
‚ Entladungsgefäßen zwischen Innenleiter und Außenleiter 
einer konzentrischen Leitung bestehen, sind für die heute in 
nkmeßgeräten üblichen hohen Impulsleistungen bis zu 
1 MW ungeeignet. Wie der in Bild 3 dargestellte Querschnitt 
einer neueren Sperr-Röhre für das Gebiet um 10 cm Wellen- 
länge zeigt, bildet die Röhre zusammen mit den Schalt- 
 «ementen einen Topfkreis, an den die als konzentrische Lei- 
tung oder als Hohlrohrleitung ausgeführten Zuleitungen an- 
. gekoppelt werden. Die Elektroden ‘bestehen aus gedrückten 
 Kupferblechen von 0,2 mm Wandstärke und die Entladung 


tritt zwischen den ringförmigen Stirnflächen der zwei Ko- 
nusse auf. Zur Feinabstimmung des Topfkreises wird der 
Verdrängerbolzen benutzt. Die Gasfüllung mit einem Druck 
von 10 Torr besteht aus Wasserstoff oder Argon mit einem 
Zusatz elektronegativer Gase, um die Entionisierungszeit 
zu verkürzen, da sich die Elektronen nach Ende des Impulses 
an die Moleküle dieser Gase anlagern, so daß die negativen 
Ladungsträger eine große Masse besitzen und dann infolge 


1 1 Anschluß Zündelektrode 

2 Glaskolben 

3 Zündelektrode 

4 Kupferscheiben 

5 Wand des Topfkreises 

6 ringförm,. Kontaktfläcen v. 4 

7 Pumpstutzen 

8 Entladungsstrecke 

9 Verdrängerboizen 

10 Klemmring z. Einspannung 
der Kupferscheiben 

Bild 3. Sperr-Röhre für das 

Wellenlängengebiet um 10 cm 


(Type 721 A der American Te- 
lephone and Telegraph Co.) 


N. 
N 


NS 


ihrer Trägheit dem Feld keine Energie entziehen, also keine 
Dämpfung des Signals auftritt. Durch eine Entionisierungs- 
zeit von 6 us ist die kleinste Reichweite des Funkmeßgerätes 
auf 1 km festgelegt, da für kürzere Zeiten noch eine zu große 
Dämpfung des Empfängers vorhanden ist. Nach vollkomme- 
ner Löschung der Sperr-Röhren beträgt die Dämpfung der 
Empfangsleistung 1 db. Um die Zündverzögerung beim Auf- 
treten des Senderimpulses möglichst klein zu halten, wird 
durch eine Hilfsentladung zwischen der außerhalb des Hoch- 
frequenzfeldes liegenden Zündelektrode und dem sie umge- 
benden Konus für dauernde Anwesenheit von Ladungsträ- 
gern im Entladungsraum gesorgt. Die Wirkung dieser Hilfs- 
entladung kann durch Anbringung radioaktiver Schichten auf 
einer der Elektroden noch verstärkt werden. Die Zündver- 
zögerung muß so klein sein, daß der Energieinhalt der Zünd- 
spitze unter 1 Erg bleibt, um den Mischdetektor des Empfän- 
gers nicht zu zerstören. Die Lebensdauer der Sperr-Röhre ist 
begrenzt durch das Anwachsen der Entionisierungszeit, da 
sich nach längerem Betrieb der Gasdruck infolge der Absorp- 
tion der Gasmoleküle an den Elektroden von seinem Opti- 
malwert entfernt. Fri 


Magnetismus 


DK 538.21 
Untersuchung der magnetischen Nachwirkung an handels- 
üblichen Si- und Ni-Fe-Blechen. [Nah H. Wiide: Frequenz 
3 (1949) S. 309 u. 348; 19 S., 22 B.] 

Die magnetishe Nachwirkung ist eine Erscheinung, die 
schon ziemlich lange bekannt ist. Es wurde auch eine ganze 
Reihe von Arbeiten darüber veröffentlicht, die aber ein unein- 
heitliches Bild geben. Offenbar setzt sich die Nachwirkung aus 
verschiedenen Effekten zusammen, die teils gleiche, teils 
verschiedene physikalishe Ursachen haben können (Nadh- 
wirkung der reversiblen und irreversiblen Vorgänge im 
Ferromagnetikum). Ziel der Arbeit ist es, die Nachwirkung 
der reversiblen Vorgänge, also bei verschwindender Feld- 
stärke, gegenüber der Nachwirkung der Hysterese, der Desak- 
komodation usw. herauszuschälen. Da die Nachwirkung eine 
Eigenschaft des Ferromagnetikums ist, wird sie der Per- 
meabilität zugeordnet und als Nachwirkung der Anfangs- 
permeabilität in einer besonders dazu entwickelten Wechsel- 
strombrücke bei Frequenzen zwischen 2 Hz und 2000 Hz und 
Temperaturen zwischen 20° und 150 °C gemessen. Zur Dar- 
stellung der Ergebnisse eignet sich besonders der Verlauf 
des Kehrwertes der komplexen Permeabilität 1/4 in der 
komplexen Ebene in Abhängigkeit von der Frequenz, wobei u 
als normierter Scheinwiderstand der Spule mit Versuchskern 
(ohne Kupferwiderstand) definiert ist: 


Nach sorgfältiger Abtrennung der Hysterese- und Wirbel- 
stromeinflüsse Bleibt eine Ortskurve der Nachwirkung übrig, 
aus der sich folgende Ergebnisse ableiten lassen. 


330 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1950 


1. Es gibt einetemperaturabhängige Nadwir- 
kung der Anfangspermeabilität und einen gleichartigen Ef- 
fekt, der nicht von der Temperatur abhängt. Er wurde hier 
mit Restverlust bezeichnet. Beide Erscheinungen sind fre- 
quenzabhängig und können je nach Material gleichzeitig 
(Dynamoblec IV) oder allein auftreten. (Bei Trafoperm M 2 
kein Restverlust, bei Trafoperm N 1 keine temperaturab- 
kängige Nachwirkung). 

2. Die gemessenen Nachwirkungsortskurven stimmen 
mit den theoretischen Ansätzen nach K, W. Wagner oder 
G.Richter sehr gut überein. 

3. Bei Zimmertemperatur wird die Nachwirkung erst bei 
sehr tiefen Frequenzen (< 1 Hz) merkbar. Diese Grenze 
steigt mit wachsender Temperatur sehr stark an (bei 100 °C 
liegt sie um 800 ... 1000 Hz). 

4. Die Temperatur ändert die Gestalt der Ortskurven 
nicht, sondern nur ihre Frequenzteilung. Die Temperatur 
ändert also nicht die Verteilung der an der Nachwirkung 
beteiligten Elementarvorgänge, sondern nur ihre Ablaufge- 
schwindigkeit. 

5. Als Temperaturgesetz der Nachwirkung ergibt sich 
mit großer Genauigkeit das Boltzmannsche Verteilungsge- 
setz, das auch für Diffusionsvorgänge maßgebend ist. Dies 
ist eine weitere Bestätigung für die Snoeksche Annahme, 
daß die magnetishe Nachwirkung durch Diffusionsvorgänge 
verursacht wird. 

6. Die Versuche zeigten, daß Nachwirkung nur in be- 
stimmten Materialien auftritt. Werkstoffe, denen durch ge- 
eignete Glühung Kohlenstoff entzogen ist, wie Trafoperm 
N 1 (2,5% Si), Permenorm (36% Ni) und Hyperm 36 (36% Ni), 
haben keine magnetishe Nachwirkung. Als diffundierender 
Stoff kommt also Kohlenstoff in Betracht. 

7. Die Restverluste erscheinen erst bei hohen Frequenzen 
(merkbar ab 500 Hz), gehen also auf Vorgänge mit viel höhe- 
rer Ablaufgeschwindigkeit als bei der Nachwirkung zurück. 
Ihr Wesen ist noch ungeklärt. Sb 


DK 621.318.22 
Korngröße und Kornaufbau beim Pulvermagneten. [Nach 
L. Weil,C.R. Acad. Sci. 227 (1948) S. 48; 3 S.] 

L. Weil, der mit Néel in Grenoble die grundlegenden 
Versuche über den sogenannten Pulvermagneten aus feinst- 
körnigem pyrophoren Eisen durchgeführt hat, hat jetzt inter- 
essante Ergebnisse über den inneren Kornaufbau dieser 
Magnete beschrieben. Durch Benetzen dieser Pulver mit 
Benzin und anderen organischen Flüssigkeiten und die sorg- 
fältige Bestimmung der dabei auftretenden Wärmemengen, 
die proportional den Kornoberflächen sein müssen, hat er 
durch Vergleich mit Carbonyleisenpulver, dessen Korngröße 
(4 u) mikroskopisch ausgemessen werden kann, für die er- 
wähnten Dauermagnetpulver aus Eisen (Hc-Werte = 750... 
900 Oe) eine mittlere Korngröße von 0,045 u ermittelt. Aus 
seinen Ergebnissen hat er ferner geschlossen, daß die ein- 
zelnen Primärkörner dieser Pulver, deren Dauermagnet- 
eigenschaften im wesentlichen der Tatsache zugeschrieben 
werden müssen, daß sie mit ferromagnetischen Elementar- 
bereichen identisch sind, shwammartig angeordnet sind. 
Dadurch wird eine Erklärung der Tatsache möglich, daß die 
Dauermagneteigenschaften dieser Pulver bei Erwärmungen 
oberhalb 350 °C mit zunehmender Temperatur stetig ab- 
nehmen, indem Primärkörner der Schwämme durch die stär- 
keren Wärmebewegungen mit der Temperatur stetig zuneh- 
mend zusammenbacken. Fbch 


Physik 

DK 621.3.015.533 : 537.523.4 
Experimentelle Untersuchung der elektrischen und optischen 
Vorgänge beim Funkendurchschlag in Gasen. [Nach E. Fün- 

fer: Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 295; 10 S., 17 B] 
Uniersucht wurden die elektrischen und optischen Vor- 
gänge bei der Entstehung von Gleitfunken, wie sie sich ent- 
lang der Oberfläche von Isolatoren ausbilden. Die Aufnahme 
der elektrischen Vorgänge in ihrer zeitlichen Abhängigkeit 
erfolgte mit einem Kathodenstrahloszillographen hot.r 
Schreibgeschwindigkeit, die Aufzeichnung der optischen Vor- 
gänge wurde mit einem Multiplier durchgeführt, bei dem das 


Empfindlichkeitsmaximum der Photokathode bei etwa 4300 A 
lag. Um einen genau definierten Überschlagsweg entlang der 
Isolatoroberfläche zu erhalten, wurden besonders ausgebil- 
dete Gleitfunkenstrecken verwendet, wie sie in Bild 4 dar- 
gestellt sind. Als Isolator wird eine Glaskapillare verwendet, 


wobei je nach Anordnung der Elektroden die Ausbildung des 
Gleitfunkens auf der inneren oder äußeren Oberfläche de: 
Kapillaren erfolgt. Zweckmäßig wird der Innengleitfunken 
untersucht, da hier die Entladungsbahn am besten definieri 
werden kann und man außerdem die Möglichkeit hat, an 


Bild 4. a) Außen-Gleitfunkenstrecke, Schema und Scaltsymbol; E,, E, Elek 
tıoden. b) Innen-Gleitfunkenstreke. c) Wie b) mit Zündelektrode E. 
d) Stoßkreis für Gleitfunkenstrecke; C, R Ladekreis, F, Schaltfunkenstred: ! 
F Gleifunkenstreke. e) Stoßkreis mit Sekundärkreis E, R. 

Th (Thyratron). 


E, E) 
| 
| 
| 

Stelle von Luft andere Gase unter verschiedenen Drucken z} 

verwenden. Die gewöhnlich benutzte Stoßanlage zur Erzev- 

gung von Gleitfunken wurde durch die Schaltung mit Zur- 
dung von Gleitfunken mit Sekundärkreis ersetzt, da hier d:: | 

Anfangsvorgänge der Entladung sehr leicht festgelegt werde: : 

können und außerdem das Thyratron leicht einen Synd:o- 

nismus des Entladungsvorganges mit anderen Vorgänger 

z. B. der Zeitablenkung des Oszillographen ermöglicht. Dı- 

Gleitfunkenstrecke selbst erhält dann noch eine dritte Elek- 

trode, die sog. Zündelektrode. Die Schaltung mit Sekund::- 

kreis ermöglicht auch den Aufbau einer Funkenzeitlupe, wo- 
bei eine Reihe von Entladungskreisen über Widerstände aut- 
geladen wird. Die Zündung des ersten Kreises erfolgt übe: 
ein Thyratıron, die Zündung der anderen Kreise wird durt 
die Entladung der jeweils vorhergehenden Funkenstrece e2- 
geleitet. Damit erhält man eine Reihe von aufeinanderin.- 
genden Funken, deren zeitliche Abstände gegeben sind dur 

die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gleitentladungen vi 

durch die Höhe der Widerstände. Bei Zeitabständen vor 

10-5 bis 10-7 s kann die Funkenzeitlupe als Lichtquelle für seh: 

kurzzeitige Aufnahmen dienen, z. B. bei der Bestimmung dt: 

Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gleitentladung. Einfache: 

geschieht dies aber mit Photozelle bzw. Multiplier und Os 

zillograph. Die Messungen ergaben, daß mit wachsende: 

Aufladespannung die Gleitgeschwindigkeit zunimmt; sie ist. 

sehr hoch, etwa’ 107 cm/s. Außer von der Spannung hängt s:e ' 

stark von der Gasart ab, während der Druck in den Grenze: 
von 200 bis 760 Torr keinen merkbaren Einfluß hat. Aus de: 

Gleitentladung ergibt sich der Gleitfunken, der durch di: 

eigentliche Temperaturausstrahlung gekennzeichnet ist, war- 

rend die Spannung an der Funkenstrecke in sehr kurzen Ze: 
ten (rd. 10-7 s) zusammenbricht. Die zeitlihe Zuordnung ve? 

Strahlung und Spannungsverlauf auf Grund der aufgenon- 

menen Oszillogramme zeigt, daß der Beginn der Strat- 

lung mit dem Spannungsmaximum zusammenfällt, das Ma 
ximum der Ausstrahlung aber dann erreicht wird, wenn dir 

Spannung schon annähernd auf 0 abgefallen ist. Dann kling: 

die Strahlung ab. Die Strahlung des Gleitfunkens ist dabe: 

gegenüber der deı Gleitentladung um mehrere Größenori- 
nungen größer. Spektographische Untersuchungen des Gleit- 
funkens ergaben außer einem Linienspektrum ein intensives 

Kontinuum, das umso ausgeprägter gegenüber dem Linien- 

spektrum wird, je größer die Stromdichte der Entladung :5: 

Die Untersuchung des Strahlungsverlaufes wurde für ver- 

schiedene Gase bei verschiedenen Linien des Spektrums durt- 

geführt. Ba 


DK 621.385.822 

Betatrons mit und ohne Eisenjoch. [Nah A. Bierman u 
H. A. Oele: Philips techn. Rdsch. 11 (1949) S. 69; 14 S., 105] 
Im Philips-Laboratorium in Eindhoven wurden e:2 

5 MeV-Betatron in herkömmlicher Bauweise mit Eisenjeä 
(Gewicht 270 kg, Betriebsfrequenz 500 Hz) und ein 9 Me\- 
Betatron in neuartiger Bauweise mit Luftspulen gebaut, die 
von den Verfassern an Hand instruktiver Photographien 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 12 


331 


näher beschrieben werden. Als interessantester Teil der Ar- 
beit sind die Angaben zu dem nur 50 kg schweren Luftspulen- 
Betatron anzusehen. Die beiden Magnetspulen Lı und Le 
(Bild 5) bestehen aus je 25 Wdg. eines Hochspannungskabels 
von 20 mm? Kupferquerschnitt (Gesamtinduktivität L = 
0,625 H.) Die Beschleunigungskammer V ist eine toroidför- 
mige Glasröhre; die in ihrer Mitte liegende Beschleunigungs- 
bahn für die Elektronen hat einen Radius von 8 cm. Zur Er- 
iüllung der bekannten Betatron-Bedingung, daß die mittlere 
Kraftflußdichte innerhalb der Beschleunigungsbahn doppelt so 
koh sein muß wie die Kraftflußdichte an der Stelle der 
Gleichgewichtsbahn, dienen die beiden kleinen Eisenkern- 
stüke F von zusammen nur 5 kg Gewicht, die aus 0,35 mm- 
Transformatorblech aufgebaut sind. Am Ende des Beschleu- 
nigungsvorganges tritt in ihnen Sättigung ein und infolge der 
damit verknüpften Bahnkontraktion prallen die Elektronen 
auf die Wolfram-Fangscheibe 0 auf. Die Elektronenquelle I 
wird nicht aus einer gesonderten Stromquelle gespeist, son- 
‚dern aus der koaxialen Hilfsspule Ls. Die in dieser induzierte 
Spannung hat nämlich gerade im richtigen Zeitpunkt für den 
Elektroneneinschuß (etwa beim Nulldurchgang des magneti- 
schen Kraftflusses der Spulen Lı und Le) ihren Höchstwert. 
Im Gegensatz zu der üblichen periodischen Wechselspan- 
nungsspeisung der Betatrons mit Eisenjoch wird das Luft- 
spulen-Betatron mit Kondensatorentladungsstößen gespeist, 
die mit Zwischenpausen von etwa 1 s aufeinander folgen. 
Beim Durchschlag der Funkenstreke W entlädt sich der 
Kondensator C = 6,5 uF mit einem Anfangsstromstoß von 
rd. 5000 A über Lı und Lə. Der Entladungsvorgang ist eine 


To 
W 


È 


C 
Li. La 


Be 


Bild 5. Betatron für 9 MeV mit Luftspulen. 


stark gedämpfte Schwingung von etwa 2500 Hz Eigenfre- 

quenz; nur die ersten paar Perioden dieses Schwingungsvor- 

zönges sind für die Elektronenbeschleunigung wirksam. 
Ve 


Werkstatt und Baustoffe 

Ä DK 621.315.616.9 

Polyäthylen. [Nach A. Schwarz: Kunststoffe 40 (1950) 
S. 13; 4 S., 5 B.] 

Das Polyäthylen ist ein verhältnismäßig neuer Werk- 
stoff. Kaum ein paar Jahre sind es her, daß man es als 
festes Polymerisat des Äthylens herzustellen imstande ist, 
und doch hat es schon bei der Entwicklung und Herstel- 
lung der ersten Funkpeilgeräte eine geradezu ausschlag- 
gebende Rolle gespielt. 

Das Monomer Äthylen ist bei normaler Temperatur ein 
Gas. das erst unter sehr hohen Drucken verflüssigt werden 
muß, bevor die Polymerisation eintritt. So gebraucht man 
Drucke von 1000 bis 1500 atü und Temperaturen von 185° C 
und darüber. Als Katalysator wird Sauerstoff verwendet. 
Da die Reaktion exotherm ist, muß für eine sichere Wärme- 
abführung gesorgt werden. Man hält die Temperatur in die- 


sem Stadium, nachdem also die Polymerisation angesprun- | 


gen ist, auf etwa 125° C. Das Ergebnis ist eine durchschei- 
nende, hornartige Masse, die aber nur dann hervorragende 
dielektrische Eigenschaften aufweist, wenn der Ausgangs- 
Iohstoff keinerlei Verunreinigungen enthält, insbesondere 
kein Kohlenoxyd, das sich nämlich ohne weiteres in das 
Polymer einbaut. Polyäthylen ist etwas oxydationsempfind- 
ch; durch Zusatz geeigneter Antioxydationsmittel kann die- 
ser unangenehmen Eigenschaft begegnet werden. Das Mole- 
kulargewicht des gebildeten Polymerisates ist sowohl vom 
Reaktionsdruck als auch von der Menge des verwendeten 


Katalysators abhängig. Nach dem geschilderten Verfahren 
erhält man Polymerisate vom Molekulargewicht 6000 bis 
35000. Technisch bedeutungsvoll sind die Molekular- 
gewichte um etwa 20 000. 

Dem wegen seiner ausgezeichneten hochfrequenztech- 
nischen Eigenschaften allgemein besser bekannten Polysty- 
rol kommt Polyäthylen in den elektrischen Werten fast 
vollkommen gleich, sei es in der Dielektrizitätskonstanten 
von 2,2, in dem dielektrischen Verlustfaktor von 5 * 10-4 
oder in der Durchschlagsfestigkeit für Wechselspannung 
von annähernd 50 kV/mm. Es besitzt wie Polystyrol eine 
äußerst geringe Wasseraufnahme; das spezifische Gewicht 
ist mit 0,92 g/cm? gegenüber 1,05 g/cm? wesentlich gün- 
stiger, außerdem hat Polyäthylen eine größere Druckfestig- 
keit in der Wärme. Während der Fließpunkt mit 130 °C der 
gleiche ist, liegt der Erweichungspunkt bei 100..115 °C 
um etwa 25° höher als bei Polystyrol. Der bedeutendste 
Vorteil diesem gegenüber aber ist, daß Polyäthylen auch 
in der Kälte elastisch bleibt und noch bei —50 °C unbe- 
schadet brauchbar ist. 

Vielfah wird dem reinen Polyäthylen bis zu 20% 
Polyisobutylen beigemischt, wodurch die Elastizität und 
die Verarbeitbarkeit verbessert werden, ohne daß sich die 
dielektrischen Eigenschaften verschlechtern. 

Die Herstellung von Spritzgußteilen bereitet mit den 
üblichen Spritzmaschinen keine grundsätzlichen Schwierig- 
keiten. Es ist zu empfehlen, in nicht zu kalte Formen zu 
spritzen. Auch zum Umspritzen von Drähten ist Polyäthylen 
geeignet. Schließlich haben die guten dielektrischen Eigen- 
schaften zu einer in großem Umfange aufgenommenen Fo- 
lienherstellung geführt. Hierzu dienen Schneckenspritz- 
maschinen, von denen das roh gespritzte Band zur Weiter- 
verarbeitung auf ein verhältnismäßig kühles Walzenpaar 
geführt oder besser noch die aus einer passenden Schlitz- 
düse ausgepreßte Folie unmittelbar in ein Wasserbad ge- 
leitet wird. Man kann auch dünnwandige Schläuche sprit- 
zen, aus denen durch Aufschlitzen die Folien hergestellt 
werden. Früher hatten die Folien ein trübes Aussehen, heute 
erscheinen sie aber gut durchsichtig. Mit Wärme können 
sie ohne weiteres miteinander verschweißt werden; eine 
Hochfrequenzerwärmung ist wegen der geringen dielektri- 
schen Verluste natürlich nicht möglich. 

Neben der bereits erwähnten Verwendung in hoch- 
frequenztechnischen Geräten scheint Polyäthylen auch als 
Isolierstoff für Seekabel Bedeutung zu erlangen. Außerdem 
ergeben sich bereits viele andere ‘Verwendungsmöglich- 
keiten, darunter auch solche, die nicht elektrotechnischer 
Art sind. Darüber hinaus läßt die Mischpolymerisation mit 
Äthylen, die noch in den Anfängen steckt, technisch wert- 
volle Erzeugnisse erwarten. Br 


Verschiedenes 
DK 061.6 


Hilfsaktion für die deutsche Wissenschaft. 

Führende Kreise des deutschen Unternehmertums haben 
eine Gesellschaft zur Förderung von Forschung und Lehre, 
einen „Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft" ins Le- 
ben gerufen. Dieser Stifterverband wendet sih an alle 
Kreise des deutschen Volkes, seine Bestrebungen durch Geld- 
mittel zu unterstützen, sei es durch großzügige Stiftungen, sei 
es durch Umlagen innerhalb der gewerblichen Wirtschaft 
oder durch Mitglieds- oder auch Fördererbeiträge Einzelner. 
Er darf wohl hoffen, daß sein Ruf nicht nur bei Handel und 
Gewerbe, sondern auch bei den anderen Schichten des deut- 
schen Volkes, zumal bei den Geistesarbeitern selbst, nicht 
ungehört verhallt. | 

Wohin zielen nun diese Bestrebungen des Stifterver- 
bandes? Wir stehen wieder einmal, wie schon in den Jahren 
nach dem ersten Weltkrieg, einem überaus ernsten Problem 
gegenüber. Nur sind heute, nach einem zweiten verlorenen 
Krieg, nach der radikalen Zerstörung unermeßlicher Werte, 
die Verhältnisse doppelt schwierig; sie sind, was die materi- 
elle Lage unserer Wissenschaft anbelangt, einer völligen Ka- 
tastrophe unheimlich nahe. Ohne die schöpferishe Kraft 
der deutschen Wissenschaft, ohne ihr Forschungsvermögen 
wird aber auch die deutsche Wirtschaft und mit ihr die nackte 
Existenz des deutschen Volkes auf die Dauer nicht den Stand 
erhalten können, der einem Volk Europas angemessen ist, 
wird das, was die produktive deutsche Wirtschaft immer wie- 
der beflügelte, was sie zu Höchstleistungen antrieb, mit ihr 
selbst untergehen. Lehrer und Dozenten deutscher Universi- 


332 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1% 


täten führen heute einen verzweifelten Kampf geradezu um 
das tägliche Brot. Der wissenschaftlihe Nachwuchs muß 
seine Kräfte im Werkstudententum zersplittern. Den wich- 
tigsten Forschungsinstituten fehlen die primitivsten Voraus- 
setzungen für ihre wissenschaftliche Arbeit, selbst die Kohlen, 
um ihre Laboratorien zu heizen. Schon fragt sich die Offent- 
lichkeit, ob der deutschen Wissenschaft nicht überhaupt der 
Untergang droht. 

Hier will der Stifterverband eingreifen. Er glaubt, daß 
trotz der allgemeinen Not der Zeit doch noch genug Opfer- 
bereitschaft, aber auch nüchterne Erkenntnis der lebendigen 
Zusammenhänge, die zwischen Wirtschaft und Forschung un- 
löslich bestehen, im deutschen Volk vorhanden sind und daß 
so ein Aufruf zu einer freiwilligen Sammlung für die materi- 
ellen Bedürfnisse der deutschen Wissenschaft nicht vergeb- 
lich sein wird. Diese Hilfsaktion muß schnell und sie muß 
laufend geschehen. Liegt es auch nicht in unserem Vermögen, 
dem Beispiel der USA nahezukommen, die mit Millionen- 
beträgen aus privater Hand die Forschung unterstützen, so 
kann und muß doch wenigstens eine karge Existenzsicherung 
für unsere schöpferischen Kräfte und für ihre Arbeitsmög- 
lichkeit geschaffen werden. In engem Zusammenwirken mit 
der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft” wird der 
Stifterverband mit großem Verantwortungsbewußtsein Sorge 
dafür tragen, daß die aufkommenden Mittel sinnvoll verwen- 
det werden und somit Deutschlands Wiederaufbau von der 
unerläßlichen Grundlage her tatkräftig inganggesetzt wird. — 
Satzungen und Beitrittserklärungen sind anzufordern bei der 
Geschäftsführung des Stifterverbandes der Deutschen Wis- 
senschaft, Essen, Herwarthstraße 60; Postscheckkonto Frank- 


furt a. M. 48021 für Hessische Bank Frankfurt a M - 
Nr, 126 460. mn a 


DK 681.143 : 621.39 
Rechenstabläufer für Hochfrequenz- und Fernmeldetechnik. 
Die Rechnungen der Entwicklungsingenieure für Hochfre- 
quenz- und Fernmeldetechnik werden durch den neuen Läu- 
fer für den Rechenstab wesentlich erleichtert. Sehr oft sind 
Rechnungen durchzuführen, bei welchen die Frequenz f mit 
2 x zu multiplizieren ist. Die sogenannte Kreisfrequenz 
(w = 2 f) und deren Quadrat kommt in vielen Formeln vor. 
Es ist daher ein großer Vorteil, wenn diese Werte ohne Zun- 
genverstellung des Rechenstabes allein mit dem Läufer ge- 
funden werden können. 

Woh! der beste Rechenstab, der derzeit in Deutschland 
von allen einschlägigen Firmen gefertigt wird, ist der des 
mathematischen Instituts Darmstadt. Leider fehlte bisher 
bei diesem Stab die Möglichkeit, die kleinen Winkel von 
sinus, tangens und arcus und die großen des cotangens ohne 


Bild 6. 


Rechenstabläuier. 


Zungeneinstellung abzulesen. Diese Lücke wird von dem 
neuen Läufer geschlossen! (Bild 6). Durch Verlängerung 
wurde der Raum für 2 weitere Striche geschaffen, die in 


Verbindung mit den üblichen Strichen den Abstand 
6,28...= 2 x im Maßstab der Grundteilung ergeben und 
5,72... das ist ein Zehntel von 57,29, der Zahl, die uns den 


Übergang vom Bogenmaß zum Winkel gestattet. 

Stellt man den rechten Läuferstrich über eine Zahl der 
Grundteilung, die eine Frequenz darstellt, so kann man unter 
dem linken Läuferstrich auf der Grundteilung den 27fachen 
Wert, also die Kreisfrequenz œw ablesen und darüber auf 
der Quadratteilung @*, ohne eine Zungenverschiebung 
machen zu müssen. 

Mit dem Strichabstand 5,729 kann man außer dem Bogen 
auch die kleinen Winkel von sinus und tangens ablesen, da 


! Nach D.p!.-Ing. E. So: g, Munchen-Solln, Heilmannstr, 4. 


sich diese unter 5° höchstens um 0,28% vom Wert des Boge: 
(arcus) unterscheiden. Auch die großen Winkel des cota: | 
gens sind ablesbar. 

Für die Läuferscheibe ist nur ein nicht schwindenü 
durchsichtiges Material, wie Plexiglas oder Aristopal tran 
parent geeignet. Vb 


Kurznachrichten 


Magnetton für Schmalfilme. — Die Armour Resta: 
Foundation des Illinois-Institutes für Technologie wu: 
mit der U. S. Camera Medaille für ihre Arbeit auf d: 
Gebiet des Magnettons für 16- und 8 mm-Filme aus: 
zeichnet. Hiermit wurde ein Verfahren in die Pra 
eingeführt, das eine nachträgliche Beschichtung der Sch. 
filmkopie mit einem Magnettonstreifen ermöglicht. Anc 
für die Tonspur bestimmten Stelle der Kopie werd 
die Emulsionsbestandteile durch Fräsen beseitigt und si 
dessen ein Magnettonstreifen aufgewalzt. Der Film ka 
jedoch schon vor der Belichtung in dieser Weise behand 
werden. So ist es möglich, Berichts-, Wissenschafts- u 
Unterrichtsfilme mit einem Tonstreifen zu versehen, dess 
Inhalt dem jeweiligen Auditorium angepaßt werden kal 
Nach Löschung des Textes können die Streifen wieder n 
besprochen werden. Außerdem wurden auch einfache Ti 
geräte entwickelt, die an vorhandene Stummfilmprojekto: 
angebaut werden können. Dieses neue Verfahren ersch: 
geeignet, die Anwendungsmöglichkeiten des Schmallii 
erheblich zu vergrößern, weil es auch für das Vortragsw«“ 
Bedeutung hat. t 


Der höchste Funkmast Europas. — Für den Sender Mu 
acker wurde kürzlih von der Firma C. H. Judo in Di 
mund gemeinsam mit Technikern des Süddeutschen Ri 
funks und der C. Lorenz AG. der höchste Funkmast Eure; | 
fertiggestellt, der in Kürze in Betrieb genommen wird. E 
Schaft des Mastes ist eine Blechmantel-Konstruktion. l 
den Mittelwellenbereich hat der Mast eine Höhe von 25b 
Darüber sitzt ein weiterer Mastteil von 14 m Höhe mit 
polen für Ultrakurzwellensendungen. 
Mastes beträgt also 275 m. Tsd 


Rundfunkhörerzahlen im Bundesgebiet'. — Die Zahl der Ru | 
funk- und Zusatzgenehmigungen im Bundespostgebie® 
sich in den letzten Monaten weiter erhöht: 1. Januar ! 
7,28, 1. April 7,75 Millionen. o 


Entwicklung der norwegischen Rundfunkindustrie. — 
norwegische Rundfunkindustrie erholte sich nach dem Kiir 
ende wieder schnell?. Die einheimische Produktion und 
Geräteeinfuhr stiegen stark an: 


Produktion Einfuhr 

Stuck 
1945/46 24 964 33 409 
194647 101 699 48 023 
1947/48 146 596 50 009 


Im Geschäftsjahr 1948/49 wurden 139155 Geräte veix: > 
und 12692 Empfänger eingeführt. Die 530 000 norweg::« | 
Haushaltungen haben jetzt etwa 700 000 Geräte, womit! 
Sättigung fast erreicht ist. Einschließlich der Erneuerung » | 
der künftige Empfängerbedarf Norwegens auf 1250990 
Jahr geschätzt und kann jetzt von der dortigen Inds 
gedeckt werden. i 


Berliner Firmen im Wiederaufbau. — Die Kabelfabrik 
Cassierer & Co., Berlin-Spandau, die seit über 50 Jahren 
steht und starke Kriegsverluste erlitt, hat als Marx:~` 
Kabelwerke AG. ihren Betrieb wieder aufgenommen. 
stellt u. a. Kabel, Leitungen und Drähte aller Art her. 
Die Firma E. Neumann Hochspannungsapparate Gm! 
Berlin-Charlottenburg, war zwar vom Kriege ziemlich v ' 
schont geblieben, wurde aber nach dem Zusammeno! 
vollkommen demontiert. Sie hat sich einen neuen 
schinenpark geschaffen und produziert wie früher Se. 
geräte und -anlagen. t 


1 Vgl. ETZ 71 (1950) S. 74. 
2? Nach Nachr. f. Außenhandel 4 (1949) Nr. 93, S. 7. 


Die Gesamthöhe ı ` 


x a 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 333 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6—8, Telephon z. Zt. 40151 
(Voigt & Haeffner AG.). 


Bekanntmachungen 


Kommission „Kabel und Leitungen” 


Der Arbeitsausschuß „Starkstromkabel” der VDE-Kom- 
mission „Kabel und Leitungen‘ hat unter Vorsitz von Dir. 
Greff folgende Neufassung ausgearbeitet: 

VDE 0255/...50 „Vorschriften für Papierbleikabel in 
Starkstromanlagen''. 

Der Entwurf kann gegen Erstattung der Unkosten für 
Vervielfältigung und Versand von der VDE-Vorschriften- 
stelle zum Preise von DM 2.— bezogen werden!. Gleich- 
zeitig mit dem Inkrafttreten dieser Vorschrift sollen die seit- 
herigen gleichlautenden Vorschriften VDE 0255/IV. 43 und 
VDE 0255 U/I. 45? für ungültig erklärt werden. 

Einsprüche gegen diesen Entwurf und gegen die Außer- 
kraftsetzung der seither geltenden Vorschriften können bis 
zum 31. Juli ds. Js. bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht 
werden. 

Der Kommissionsvorsitzende 
Förster 


VDE-Vorscäriftenstelle 
Jacottet 


VDE-Kommisson für Installationsmaterial 


l. Betr. VDE0608/V.43 „Leitsätze für 
Klemmen". 
In der ETZ 70 (1949) H. 12, S. 376 hatte die VDE-Kommis- 
sion für Installationsmaterial bekanntgegeben, daß beab- 
sichtigt ist, in der Vorschrift VDE 0608/V.43 „Leitsätze für 
Klemmen‘ die Angaben über Zinkleiter zu streichen. — 
Einsprüche sind nicht eingegangen. Der Vorstand des VDE 
hat daher beschlossen, diese Streichung ab 1. Juni 1950 in 
Kraft zu setzen. 

2. Betr. Reparatur von Sicherungen bis ein- 
shließlih20ANennstrom. 
Im Vorschriften- und Normenanzeiger (VNA) 1946, Nr. 4, 
S. 13 waren „Übergangsbestimmungen für wiederherge- 
stellte Schmelzeinsätze'‘ bekanntgegeben worden. (Spä- 
tere Bezeichnung dieser Übergangsbestimmungen: VDE 
0636/VIII. 46). Da über die Gültigkeit dieser Bestimmun- 
gen Zweifel bestehen und da vor allem ihr Wortlaut nicht 
mehr dem heutigen Stande der Technik entspricht, wurden 
diese Bestimmungen vom Vorstand des VDE ab 1. Juni 
1950 für ungültig erklärt. 
(Das Flicken und das Überbrücken von Sicherun- 
gen bleibt nach wie vor verboten gemäß $14c der Vor- 
schrift VDE 0100/V1I11.44 „Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Be- 
triebsspannungen unter 1000 V”). 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster. 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89, Tel.: 8701 71, App.: 188 


Berechtigung zur Benutzung des VDE-Zeichens oder eines 
VDE-Kennfadens? 


Die Elektrotechnische Prüfstelle Berlin hat den nachste- 
hend genannten Firmen ihre Zustimmung zur Benutzung des 
VDE-Zeichens gegeben: 

Attra GmbH. für 
kin.-Wittenau 


E>umgarten KG. . 
En,-Neukölln 


Bügeleisen 220 V, 450 W 

mit Glimmer-Heizkörper 
Staubsauger 110 V, 120 V u. 220 V 
200 bzw. 250 W 

Type „Matacdor-Gloria‘' = 
110 u. 220 V, 350 W, Type „Gigant 

! Es wird gebeten, das Geld aui das Postscheckkonto Köln Nr. 2197 des 
-DE zu überweisen mit der Angabe: Für VDE-Vorschriitenstelle, Ent- 
wurf 0255. 

? Die Ü-(Übergangs-)Vorscriften wurden früher ais B-(Behelfs-)Vor- 
“triften oder als K-(Kriegs-)Vorschriften herausgegeben. Für die B- 
-Ri K-Vorschriften qilt dasselbe wie für die U-Vorschriften. 

? Vgl. ETZ 71 (1950) H. 1, S. 25. 


Paul Linke T 
Bin.-Tempelhof 


SSW, Kabelwerk T 
Bln.-Siemensstadt 


Handstaubsauger 
220 V 180 W Type ‚„Saugling-Spezial’' 
zweipol. Stecker 6 A 250 V aus 
Weichgummi, Type „Flexo' 

A Protolit-Heizrohr 
110 V, 600 W 
220 V, 1200 W 


5m lang 
10 m lang 


Tolzmann & Co a Heizkissen 110 und 220 V CO W 


Berlin N 20 Pl.-Nr. 881 
Vilter & Pietron GmbH. b Bügeleisen 220 V 450 W 
Berlin SO 36 mit Glimmer-Heizkörper 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 
Block 


VDE-Verlag GmbH. 


Wuppertal-Elberfeld, Friedricı-Ebert-Str. 111 
Postschließlach 667, Postscheckkonto Köln 987 48 


Bezugspreis der ETZ im zweiten Halbjahr 1950 


Die ETZ wird unverändert zweimal im Monat erscheinen. 

Der Bezugspreis beträgt weiterhin DM 12.— für VDE-Mitglie- 

der. Wir bitten Sie, diesen Betrag zuzüglich DM —,80 Zu- 

stellgebühr, also zusammen DM 12,80, möglichst bis zum 

1. Juli 1950 auf unser Postscheckkonto Köln 987 48 zu über- 
weisen. 

VDE-Verlag GmbH. 

Hasse 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Braunschweig, Techn. Hochschule 

16. Juni 1950: „Von der magnetisierten Drossel zum Schweißfrequenzwand- 
ler“, Dr.-Ing. habil. W. Krämer, Fröndenberg/Ruhr. 

ETG Nordhessen, Kassel, Ob. Königstraße 3 

26. 6. bis 29. 6. 1950 Kursus „Revision elekti’scher Anlagen“, Prof. Dr.- 
Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurit Dipl.-Ing. Schnell, 
Dipl.-Ing. Bertram. 

E1V München, Mchn. 2, Biumenstr. 28 

22. Juni 1950, 27,30, Vortragssaal 2 des Deutschen Museums: ,„ Träger- 
frequente Fernsprechsysteme auf symmetrischen Kabelleitungen’, 
Dr.-Ing. Düll, Darmstadt. 

27. Juni 1950, 17.30, Ort wie vor: „Gedanken über wichtige Probleme 
der Höcdstspannungsübertragung‘', Dr.-Ing. W. v. Mangoldt, 


Essen. 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

3. 7. bis 5. 7. 1950, Gleichrichterwerk. Plärrer: Kursus ‚„‚Vagabundierende 
Ströme und Rohrschutz’‘, Prof. Dr.-Ing. H.F.Schwenkhagen, 
Wuppertal 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

19. 6. bis 22. 6. 1950, täglich 10.00 bis 18.00: Kursus ‚Revision elektrischer 
Anlagen’, Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurat 
Dipl.-Ing. Schnell, Dipl.-Ing. Bertram. 

26. 6. bis 30. 6. 1950, tägqlih 14.15 bis 18.00: Kursus „Elektrische Hoch- 
leistungsübertragung auf weite Entiernungen’', Dr.-Ing. E. 
Krohne, 


PERSONLICHES 


Immanuel Sihler t: 


Nach kurzer schwerer Krankheit starb am Morgen des 
16. Mai 1950 Direktor Immanuel Sihler, Vorstands- 
mitglied der Hamburgischen Electricitäts-Werke, Hamburg. 
Mit ihm verliert die deutsche Elektrotechnik einen ihrer 
bedeutendsten Vertreter, der namentlich auf dem Gebiet des 
Schaltanlagenbaus im In- und Ausland Vorbildliches gelei- 
stet und sich als Mitbegründer der AdEW -auch in der Elek- 
trizitätswirtschaft unschätzbare Verdienste erworben hat. 

Geboren am 9. Januar 1897 in Neuenbürg/Württ., trat 
Sihler nah Besuch des Höheren Staatlichen Technikums in 
Eßlingen in den Dienst der Siemens-Schuckertwerke, Berlin. 
Als eine seiner ersten größeren Arbeiten übernahm er die 
Konstruktion und Bauleitung der elektrischen Anlagen im 
Kraftwerk Neuhof der HEW und kam somit schon frühzeitig 
ınit den Problemen der Stromversorgung in Berührung. Die 
hierbei gesammelten Erfahrungen konnte Sihler später bei 
der Planung und Ausführung der elektrischen Einrichtungen 
des Kraftwerkes West der BEWAG in Berlin verwerten. Auf 
Grund dieser vorbildlich geleisteten Arbeiten übertrug ihm 
die SSW im Jahre 1934 die Leitung der Schaltanlagenabtei- 
lung in Berlin-Siemensstadt. Hier fand der Verstorbene das 
seiner Persönlichkeit entsprechende Arbeitsfeld und schuf 
in unermüdlichem Eifer Konstruktionen, die sich über die 
Grenzen Deulschlands hinaus als bahnbrechend im Schalt- 
anlagen- und Kraftwerksbau erweisen sollten. Sihler führte 
als Antriebsmittel für Schaltgeräte den Druckluftantrieb ein, 


334 


er vereinheitlichte die seinerzeit üblichen verschiedenen Bau- 
formen von Hoch- und Niederspannungsschaltanlagen und 
verwendete als Bauelement grundsätzlich Stahlbleh. Nicht 
nur in technischer Hinsicht befriedigten die Sihlerschen 
Schöpfungen, sie zeichneten sich außerdem durch eine an- 
sprechende architektonische Gestaltung aus. Auch bei den 
Fıeiluftschaltanlagen ging er grundsätzlich neue Wege, die 
von der platzsparenden Hochbauweise über die material- 
sparende Kiellinienbauart schließlich zu der portallosen Rohr- 
bauweise führten. Eine seiner letzten Schöpfungen war der 
Winkeltrennschalter, der eine weitere Vereinfahung im 
Aufbau von Freiluftschaltanlagen ermöglichen wird. In zahl- 
reichen Veröffentlichungen und Vorträgen hat der Verstor- 
bene über seine Arbeiten und Erfahrungen im In- und Aus- 
land berichtet. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, ein 
bereits begonnenes Buch über Schaltanlagen fertigzustellen. 

Im Jahre 1947 wurde Sihler zum Nachfolger des verstor- 
benen technischen Leiters der HEW, A. Bannwarth, be- 
rufen. Sihler erkannte sehr bald die Probleme der Energie- 
wirtschaft und war entscheidend an der Gründung der Ar- 
beitsgemeinschaft der Landesverbände der Elektrizitätswerke 


— AdEW — beteiligt, deren erster Vorsitzender er bis zu 
seinem Tode war. Auch diesem neuen Aufgabengebiet wid- 
mete er sich neben seiner in schwerster Zeit übernommenen 
Tätigkeit als Werksleiter mit der ihm eigenen Energie, so 
daß es in kürzester Zeit gelang, eine den Interessen der 
gesamten deutschen Elektrizitätsversorgung dienende Orga- 
nisation aufzubauen. 

Der Verstorbene verstand es, seine Mitarbeiter für die 
gemeinsamen Arbeiten zu interessieren, und erwarb sich 
schnell ihr Vertrauen, da er stets in ihnen auch den Men- 
schen achtete. Dabei blieb er selbst einfach und zeigte sich 
allen Anregungen gegenüber aufgeschlossen. Sein wirklich 
soziales Empfinden und seine stete Hilfsbereitschaft werden 
ihm ein bleibendes Gedenken auch über den Rahmen seiner 
Mitarbeiter hinaus erhalten. Meister 


Rudolf Reese t. — Am 13. März 1950 starb in Kassel im Alter 
von 51 Jahren Dir. Dipl.-Ing. Rudolf Reese. Sein Name 
ist in der Elektrotechnik — insbesondere der Zähler- nnd 
Uhrentechnik — bekannt. Lange Jahre war er Direktor 
der Zählerfabrik der AEG in Berlin und unter seiner 
Leitung entstanden erfolgreiche neue Zähler, Zählerprüf- 
einrichtungen, Spannungs- und Frequenz-Konstanthalter. 
Auch eine wertvolle Konstruktion für Kleinstsynchron- 
motoren und damit für synchronisierte Uhren war sein Werk. 
Die Zählertechnik verdankt ihm weiter mehrere Entwiclun- 
gen von Sondertarifgeräten. Viele Jahre arbeitete er zusam- 
men mit Prof. Dr. W. Petersen an der Schaffung von Son- 
dergeräten. 

Mit Rudolf Reese verlor die Elektrotechnik einen unge- 
wöhnlich tüchtigen Fachmann mit hoher schöpferischer Be- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 
e 


15. Juni 195; 


gabung. Nach außen hin trat er wenig in Erscheinung. Die ihn 
persönlich nahestanden, wissen, daß sie in ihm auch einen 
edlen Menschen von tiefer Bildung verloren haben, der sei- 
nen Mitarbeitern auch ein befähigter Lehrer gewesen ist. 


G. Grabe. — Am 9. April 1950 konnte Dr.-Ing. e. h. Georc 
Grabe seinen 80. Geburtstag feiern. Die Fernmeldeted.- 
niker kennen ihn als Vorstandsmitglied der Siemens & Halske 
AG. und als Leiter des Wernerwerks F bis zu seiner Pensio- 
nierung 1934. Grabe war schon mit 22 Jahren zu Siemens 
gekommen. Er hatte zunächst an Signalanlagen für die Ma- 
rine und für Grubenbetriebe gearbeitet und wurde in der 
Entwicklung der Fernsprechvermittlung vom waagerechter 
Klinkenfeld bis zum Selbstanschluß einer der technischer. 
Führer dieses Gebietes. Sein sicherer Instinkt ließ ihn die 
Entwicklungsrichtungen vorausahnen; dieser Instinkt hai: 
ihm auch, zusammen mit seinem Verhandlungsgescick, als 
er nach dem ersten Weltkrieg den Verband der Schwad- 
strom-Industriellen, dessen Vorstand er war, durch die Kris: 
der Inflation und der Substanzverluste zu steuern hatte 


‘ Seine vielseitigen Verdienste wurden von der T.H. Berlir 


1923 durch Verleihung der Würde eines Dr.-Ing. e. h. aner- 
kannt. 


F. Lauster. — Gelegentlich der VDE-Jahresversammlung ır. 
Köln gab der Vorsitzende bekannt, daßDr.FranzLauste:r 
zum Generalsekretär des VDE berufen worden sei und sein 
Amt angetreten habe. Dr. Lauster ist 1897 geboren, hat an 
der Universität Frankfurt studiert und ist den Fachgenossen 
durch langjährige Mitarbeit in den VDE-Kommissionen sowi: 
durch Aufsätze über Fragen der Elektrowärme- und Lichttec 
nik bekannt geworden. In seiner Berufslaufbahn hatte e. 
führende Stellungen in namhaften Unternehmen der Eleklıc- 
industrie inne, z. B. bei der Quarzlampen GmbH., Hanau, un: 
der Voigt & Haeffner AG., Frankfurt a. M. 


C. D. Beenken. — Schon seit vielen Jahren werden d:t 
Gebiete Brandschutz und Feuerversicherungswesen in ce 
VDE-Kommissionen, besonders im Errichtungsausschuß ft: 
landwirtschaftlihe Vorschriften, durch Dipl.-Ing. Carl Diet- 
rich Beenken vertreten. Er studierte Maschinenbat 


Elektrotechnik und Feuerversicherungs-Ingenieurwesen «r : 


EEE inte ii Fetten EEE EEE SS ÄGTREnEDer SEEEEEEHEE EEE EEE SETS EEEE GER EEEEEEEEEEETEREEEEEEEEEe _ Sr ET En 


der T. H. Aachen und arbeitete dann bei Versicherungsge : 


sellschaften in München und Berlin. 1938 ging er als Di 
rektor zur Schleswig-Holsteinishen Landesbrandkasse in 
Kiel, die ihn anfangs dieses Jahres zum Generaldirektor be 
stellte. C. D. Beenken gehört dem VDE seit 1919 an und is! 
Vorstandsmitglied des VDE-Bezirks Schleswig-Holstein. 


Briefe an die Schriftleitung 


tEingehende Briefe werden nach dem Ermessen der Schriftleitung und ohrt 
deren Verbindlichkeit abgedruckt.) 
DK 621.314.2.014.17 


Erdschlußvorgänge in stern-stern-geschalteten 


Transformatoren bei beiderseitig geschützten Netzen. 


Der in ETZ 70 (1949) S. 315 erschienene Aufsatz vor 
H. Rösch stellt in sehr klarer und übersichtlicher Weise die 
Verhältnisse an stern-stern-geschalteten Transformatoren da: 
wenn an beide Sternpunkte Petersenspulen angeschlosse: 
werden und die Transformatoren Dreieckausgleichwicklungen 
haben oder nicht. Durch die dabei vorgenommene Verna- 
lässigung der ohmschen Widerstände errechnen sich jedot 
grundlegend andere Verhältnisse als sie in der Praxis tat- 
sächlich auftreten. Dies soll an einem einfachen Beispiel e't- 
läutert werden. 

In einem 100/30 kV-Umspannwerk sind zwei Transforma- 
toren 100/34,5 kV, je 10 MVA, vorhanden, deren Schaltung 
Stern-Stern mit Dreieckausgleichwiclung für 33 MVA is 


N 
l 


a 


An dem 100 kV-Sternpunkt ist eine Petersenspule für 50A 


an dem 35 kV-Sternpunkt eine solche für 30 A angeschlossen 


Es wurde bisher keine merkbare Beeinflussung der 35 kV- ` 


Seite bei Erdschlüssen im 100 kV-Netz beobachtet (Reg:- 
strierstrommesser an beiden Petersenspulen vorhanden). Die 
Rechnung ohne Berücksichtigung der ohmschen Widerstände 
würde jedoch scheinbar folgende Beeinflussung ergeben: Da 


die Ausgleichwicklung innen am Eisenkern liegt, ergibt si : 


für die 35 KV-Wicklung der induktive Anteil der KurzschluS- 
spannung gerade mit 0%, d. h., es würde nach den vor 
H. Rösch angegebenen Formeln die Ausgleichwicklunc 
stromlos bleiben und der volle Ausgleichsstrom bei Erdschlu 
auf der 100 kV-Seite über die 35 kV-Seite fließen, wenn d:e 


15. Juni 1950 


- Erdschlußspule mit der Netzkapazität gerade richtig kompen- 
siert ist und auch dieser Kreis widerstandslos angenommen 
wird. Entsprechend der Trafoübersetzung müßten bei 50 A 
Primär-Erdschlußstrom sekundär 145 A auftreten, das ent- 
spricht dem Sfachen Normalstrom der 35 kV-Petersenspule. 
Ähnlich gefährliche Verhältnisse, jedodı etwas gemildert 
aurch die Jochstreuung und Netzverluste, könnten tatsächlich 
auftreten, wenn der Transformator keine Ausgleichwicklung 
hätte. Berücksichtigt man jedoch die ohmschen Widerstände 
der Wicklungen, der Petersenspulen und auch des ange- 
schlossenen 35 kV-Netzes, denn über dieses muß sich ja der 
Ausgleichstrom schließen, dann kommt man zu folgenden Er- 
gebnissen: 

Auf die 35 kV-Seite bezogen, hat die Ausgleihwicklung 
eine Sternpunktimpedanz von 0,18 + j: 055%, die 35 kV- 
Wicklung 0,06 + j: 0Q, die Petersenspule samt Netz rd. 20 Q, 
eırechnet aus dem 3"/o-Wattreststrom, der bei Versuchen ge- 
messen wurde. Der Erdstrom von 145 A, der von der 100 
kV-Seite auf die 35 kV-Seite übertragen wird, verteilt sich 
daher auf die ‚Parallelschaltung von 0,18 + j 0,55 und 20,6 Q. 
Es ist daher sofort ersichtlich, daß, obwohl die 30 kV-Wick- 
lung einen induktiven Widerstand O besitzt, trotzdem nur 
etwa 4 A über die 35 kV-Petersenspulen fließen und 3 ' 48 A, 
d.h. fast volle 145 A über die Ausgleichwicklung. Dabei ist 
noch vollkommene Resonanzabstimmung der Petersenspule 
angenommen, die einen induktiven Widerstand von j 670 Q 
besitzt. Nimmt man nur 2% Fehlabstimmung an, so kom- 
men weitere 13,5 Q dazu und der Strom über die Petersen- 
spule nimmt auf etwa 3 A ab. Wie eingangs erwähnt, wurden 
merkbare Verlagerungen überhaupt nicht beobachtet. Ebenso 
wurde nur eine geringe Übertragung bei den 100 MVA-Trans- 
formatoren 220/110 kV, die auf der Oberspannungsseite Pe- 
'tersenspulen von 150 A und auf der Unterspannungsseite von 
70..110 A besitzen, beobachtet. 

Um diese Verhältnisse noch genauer zu überprüfen, als 
es im 110/30 kV- und: 220/110 kV-Netz möglich war, wurde 
eine Versuchsschaltung mit kleinen Einphasentransformato- 
ren aufgebaut. Der Versuch bestätigte obige Schlußfolge- 
rungen. 

Es handelt sich bei dem Anschluß von 2 Petersenspulen 
an die primären und sekundären Sternpunkte desselben 
Transformators um ein Resonanzproblem, bei dem für die 
Praxis die ohmschen Widerstände bei der Berechnung nicht 
vernachlässigt werden dürfen. Dann ergibt sich auch, daß eine 
Ausgleichwicklung selbst bei ungünstiger Lage gegen die 
Primär- und Sekundärwicklung voll zur Wirkung kommt und 
dıe Übertragung gefährlicher Ströme und Spannungen auf 
ale Sekundärseite verhindert. 


Wien, 28. Oktober 1949. 
W.Weller 


Erwiderung 


Die Ausführungen von W. Weller sind zweifellos 
nhtig. Die von mir angegebene Stromaufteilung auf die 
Dreiekwicklung und auf die Sternwicklung der erdschluß- 
ireien Seite bezieht sich auf den Fall, daß der veränderliche 
ohmsche Widerstand der Erdschlußlöschspule, der Leiterkapa- 
zitäten des Netzes und des Netzes selbst vernachlässigbar 
ist. Die Veränderlichkeit dieses Widerstandes kommt da- 
durch zustande, daß in ihm auch der Anteil enthalten ist, der 
cen Eisenverlusten der Löschspule entspricht. Die Eisenver- 
luste ändern sich nämlich mit der jeweils eingeschalteten An- 
zapfung (Änderung der Induktion). Die Änderung des Wider- 
standsanteiles, der den Leiterkapazitäten zuzuordnen ist, 
wird durch die jeweiligen Witterungszustände bedingt. 

Den von Weller untersuchten Fall, in dem nicht die 
Streublindwiderstände, sondern die ohmschen Widerstände 
fur die Stromaufteilung maßgebend sind und daher nicht 
vernachlässigt werden dürfen, habe ich aus den weiter unten 
angegebenen Gründen auch für den Fall des einseitigen Erd- 
schlusses in einer weiteren, noch unveröffentlichten Arbeit 
behandelt. In dieser Arbeit schlage ich als Schlußfolgerung 
aus den Erkenntnissen der beiden Untersuchungen vor, zu- 
satzlihe ohmsche Widerstände in Reihe mit Löschspulen 
zu schalten!, wenn die Ausgleichwicklung mit Rücksicht auf 


! Ebenso karn man die ohmschen Widerstände der Löschspulen und die 
Teanetische Induktion erhöhen, so weit die Wırkkomponente des Rest- 
stromes die Löschung des Erdschlusses nicht beeintrachtigt und die Abhan- 
“ake.t der Induktivität von der Induktion sich nicht zu stark bemerkbar 
Lischt, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


335 


den doppelseitigen gleichzeitigen Erdschluß unumgänglich ist 
und wenn der ohmsche Widerstand der Leiterkapazitäten der 
Netze im Falle des einseitigen Erdschlusses nicht ausreichen 
sollte, um i 


l. die Ausgleichwicklung in voller Wirkung an der Strom- 
führung teilnehmen zu lassen, 


2. die erdschlußfreie, sterngeschaltete Wic&klung vom Strom 
zu entlasten, 
3. Resonanzspannungen zu unterdrücken. 
Dies ist im Einklang mit den praktischen Feststellungen 
und mit dem Standpunkt von Weller. 
Mannheim-Seckenheim, 17. November 1949. 
H.Rösch 


DK 621.311.21 
Wasserkraftnutzung und Elektrizitätswirtschaft. 


Herr Pirrung erwähnt in seinem Aufsatz!, daß es 
denkbar wäre, die Kraftwerkskette zwischen Bodensee und 
Basel (und auch andere, so Neckar, Iller, Lech) durch einen 
Tagesschwallbetrieb auszunutzen. Das bedeutet 
also etwa einen „Ebbe-Flut-Betrieb‘ auf unseren, z. T. auch 
kanalisierten Flüssen und bedeutet ferner die Hintansetzung 
der Interessen der übrigen Wasserbenutzungsberechtigten. 
Die Einsprüche dagegen und wohl auch das Veto der Wasser- 
amtsbehörde würden einer solchen Betriebsform kaum den 
Bestand sichern. 

Auch betriebstechnisch ist ein „Tagesschwallbetrieb” auf 
sehr langen Flußstrecken (z. B. Bodensee — Birsfelden rund 
120 km oder Neckar 200 km) undenkbar, weil ja der „Schwall” 
nicht mit Fluggeschwindigkeit die Strecken innerhalb eines 
Betriebstages durchlaufen kann und dann aud nicht in jedem 
der Kraftwerke zur rechten Zeit nutzbar ist, es sei denn, die 
Wehranlagen werden zu Talsperren erweitert und die Kraft- 
werke mit Wolkenbruchturbinen ausgestattet. Diese Kraft- 
werke müßten sich dann schon, wie auch das ganze Flußge- 
biet, in einer Hand befinden, was zumindest beim Hochrhein 
unmöglich sein würde. Bestenfalls ließe sih ein „Ebbe*- 
Betrieb zum Wochenende einrichten, der aber nur zur Auf- 
ladung des Bodensees mangels eines bewirtschafteten Spei- 
chers in der Aare dienen könnte. 

Der Hoch+ oder Oberrhein ist dank der ihm von Natur 
aus vorgeschalteten Seen {Rheingebiet mit 545 km?, Aare- 
gebiet mit 650 km? Seenfläche) geradezu das Juwel unter 
unseren Flüssen bezüglich seiner ausgeglichenen Wasser- 
führung. Nach Veröffentlichungen der Badischen Wasser- und 
Straßenbaudirektion beträgt das Verhältnis zwischen Nieder- 
und Hochwasser beim Hochrhein {Basel) nur 1:16, während 
dasselbe beim Main (Frankfurt) 1:103 und beim Neckar (Hei- 
delberg) sogar 1:150 beträgt. Wenn weiter gefolgert wird, 
daß die gewinnbare Wasserkraft auf 1 m Gefälle im direkten 
Verhältnis zur verfügbaren Wassermenge steht, so ist die 
Wasserkraft des Hochrheins schon rd. 1Omal wertvoller als 
die der anderen Flüsse. Es wäre unverzeihlich, diesen natur- 
gegebenen Zustand gewaltsam zu ändern um eines augen- 
blicklich vorliegenden, sicher aber bald überwundenen Not- 
standes willen. Auch im Verbundbetrieb wird man trachten, 
die Laufwasserkraft restlos auszunutzen, darüber die Dampf- 
kraft und zum Spitzenabgleich die Speicherkraft zu setzen, 
um bildhaft das Lastdiagramm des 'Gesamtbetriebes darzu- 
stellen. Die hohen Kapitalkosten der Wasserkraft können 
nur durch langdauernden Betrieb, möglichst 8540 h im Jahr 
erwirtschaftet, dagegen die Kapitalkosten der Dampfkraft 
schon in etwa der Hälfte dieser Betriebszeit aufgebracht 
werden. 


Stuttgart-Vaihingen, 17. Januar 1950. 
Rud. Friedrich. 


Erwiderung 

Herr Friedrich ist nicht der erste, der ähnliche Be- 
denken gegen den Tagesschwallbetrieb bei Kraftwerksketten 
äußert. Ich glaube aber, aus der praktischen Erfahrung heraus 
behaupten zu können, daß diese Bedenken weitgehend unge- 
rechtfertigt sind, sofern es sih um Flußstrecken handelt, bei 
denen sich eine Stauhaltung an die andere anschließt. In einem 
natürlichen, nicht gestauten Fluß pflanzt sich allerdings ein 
Wasserschwall nur mit geringer Geschwindigkeit (bei Mittel- 
wasser mit einer Geschwindigkeit von 3... 6 km/h) fort. Anders 


1 A. Pirrung: Wasserkraftnutzung u. Elektrizitätswirtschaft. ETZ 71 
(1950) H. 1, S. 14. 


336 


ist es dagegen bei einer Kraftwerkskette mit Stauhaltungen. 
Bei solhen kommt man auf Fortpflanzungsgeschwindigkeiten 
von 20 km/h und mehr, und zwar hängt dies von der jewei- 
ligen Staukurve ab. Das leuchtet ohne weiteres ein, wenn man 
sich an Stelle einer Stauhaltung einen See vorstellt, an dessen 
oberem und unterem Ende sich je ein Kraftwerk befindet. 
Wenn man sich vorstellt, daß durch das eine Kraftwerk eine 
bestimmte Wassermenge von oberhalb dem See zugeführt 
wird und daß gleichzeitig durch das andere Kraftwerk dem 
See die gleiche Wassermenge entzogen wird, so wird sich 
praktisch der Seespiegel überhaupt nicht ändern. Der Schwall 
wird also durch den See ohne jegliche Zeitverzögerung hin- 
durch geführt. 

Die Schwallbetriebe am Lech, an der Iller und am Neckar 
haben bewiesen, daß diese Theorie richtig ist. Ein derartiger 
Schwallbetrieb ändert an den Gesamtabflußverhältnissen 
während eines Tages oder eines Monats überhaupt nichts. 
Er bedeutet lediglich eine zusätzliche Verbesserung der 
Energieerzeugung einer Kraftwerkskette, indem weniger 
Nacht- und dafür mehr Tagkraft erzeugt wird. Vor allem er- 
leichtert der Schwallbetrieb die restlose Ausnützung der 
Wasserkraft, während beim reinen Laufbetrieb viel eher die 
Gefahr eines Wasserüberlaufs an den Wehren (bei Nacht 
oder an Sonntagen) besteht. 

Biberach a. d. Riß, 20. Febr. 1950. 

A. Pirrung. 


DK 629.132.2 
Zur Zerstörung des Luitschiffes „Hindenburg“. 
Die Ausführungen von L. Schirmer in der ETZ 69 


(1948) S. 395 veranlassen mich, zu dem Fragenkomplex über 
die Ursachen der Zerstörung des Luftschiffes „Hindenburg“ 


(LZ 129) im Mai 1937 trotz der vielen Veröffentlichungen in 


den Tageszeitungen Stellung zu nehmen. Seine Auffassung 
steht im Gegensatz zu dem Bericht der deutsch-amerikani- 
schen Kommission, an deren Untersuchungen ich teilgenom- 
men habe. Schirmer macht die Nichtachtung seiner Warnun- 
gen durch die Behörde für die Katastrophe verantwortlich. 

Zu diesem Bericht weise ich auf nachstehende Lücken hin. 

1. Die Luftschiffe LZ 127 und LZ 129 wurden in den 
Jahren 1927 bzw. 1935 von der Deutschen Versuchsanstalt für 
Luftfahrt, Berlin-Adlershof, in allen Teilen geprüft und zum 
öffentlichen Verkehr zugelassen. Die Untersuchungen, auf 
die Schirmer hinweist, waren den damaligen Sachverstän- 
digen bekannt, die Gefahrenmomente durch entsprechende 
Wahl der Werkstoffe als ausgeschaltet betrachtet. Bei dieser 
Prüfstelle hat Schirmer meines Wissens keinen Einsprud er- 
hoben. 

2. Diese Luftschiffe haben 560 bzw. 60 Fahrten unter- 
nommen. Bei jeder Fahrt wurden viele Male die Manövrier- 
ventile der i6 Gaszellen zum Auftriebsausgleich gezogen, 
ohne daß die von Schirmer befürchtete Entzündung des aus- 
strömenden Wasserstoffgases eingetreten ist. 

3. Eine durch elektrische Aufladung entstandene Flamme 
aus einem Ventilspalt heraus soll unbemerkt eine Zeit von 
10 min gebrannt haben. Das letzte Bild des Luftschiffes 
— etwa 2 min vor der Zerstörung — zeigt ein normales Aus- 
sehen, das herabgelassene Ankertau ist sogar zu erkennen. 
Da die Baustoffe gegen Wärme empfindlich sind, müßte sich 
Rauch gezeigt haben. 

4. Die starke Hecklastigkeit des Luftschiffes kurz vor 
der Zerstörung, die durch starke Ballaständerungen aus- 
geglichen wurde, ist nicht erklärt, da die von Schirmer an- 
genommene unsichtbare Flamme nicht einen so großen Gas- 
verlust hervorgerufen haben konnte. 

Von seiten der deutschen Kommission wurden nach Ab- 
schluß aller Vernehmungen durch das amerikanische Unter- 
suchungsgericht folgende zusammentreffenden Momente als 
wahrscheinliche Ursache erklärt: 

a) Die unter 4. angedeutete Hecklastigkeit des Luft- 
schiffes wurde durch den Bruch eines Verspannungskabels 
oder eines anderen Konstruktionsteils am Leitwerk hervor- 
gerufen, wobei eine der hinteren Zellen aufgerissen wurde. 
Das Umspringen des Windes machte vor der Landung starke 
anomale Kurven notwendig, die das Leitwerk und seine 
Konstruktionsteile hoch beanspruchten. Das ausströmende 
Gas sammelte sich in dem großen Hohlraum der oberen Sta- 
bilisierungsfläche und strömte z. Teil durch die Entlüftungs- 
hutze nach außen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 19% 


b) Zur Zeit der Landung waren als Nachwirkung des 
Gewitters elektrische Störungen in der Atmosphäre. Als d!e 
Landetaue den regennassen Erdboden berührten, wirkte de 
bei diesem Luftschiff erstmalig angewendete wasserabwe:- 
sende Anstrich der Außenhaut als hoher Widerstand zw:- 
schen dem Metallgerippe und der nassen Oberfläche. Be. 
rascher Annäherung der elektrischen Ladung des Gerippes 
an das Erdpotential über diese Landetaue stieg die Spannurq 
zur nassen Außenhaut, bis durchschlagende Funken an de: 
Leitwerkwurzel — der feuchtesten Stelle — strömende: 
Wasserstoffgas entzündeten. Wenige Sekunden später er- 
plodierte das Gas-Luft-Gemisch im oberen Leitwerkkörpe:r 


Beim LZ 127 ist dieser Vorgang nicht eingetreten, da de! 
Anstrih nicht völlig wasserabweisend war und daher be. 
Feuchtigkeit eine elektrische Querleitfähigkeit zum Meta:.- 
gerippe bestand. Der wasserabweisende Anstrich war ce 
wählt worden, weil das Metallgerippe durch Eindringen vsi 
Feuchtigkeit in Verbindung mit salzhaltiger Meeresluft zu“. 
Korrodieren neigte, wodurch die Festigkeit der Konstruk- 
tionsteile gefährdet wurde. 


Beim LZ 130 — gleichfalls mit Wasserstoff gefüllt — 
wurde auf Grund dieser Erfahrungen verschiedenes geänder: 
Die von Schirmer vertretene Auffassung, daß man zukünf:ı” 
beim Bau von Luftsciffen von Wasserstoff als dem allei: 
geeigneten Traggas nicht abgehen sollte, muß bestatız' 
werden. 


Pinneberg, 11. März 1950. 
Friedrich Hoffmann 


Erwiderung 


Unter Hinweis auf die ausführlichere Darstellung in 
meinem Aufsatz erwidere ich auf die Behauptungen ve 
F. Hoffmann: 


Von 1934 bis kurz vor der Zerstörung des LZ 129 ın : 


Jahre 1937 habe ich alle zuständigen Stellen über die nat- 
gewiesenen Gefahrmöglichkeiten unterrichtet. Da die be: 
Forschungsergebnisse objektiv richtig sind, sind auch meir.” 
Ausführungen (S. 396 der ETZ 1948, Absatz 3...5) wet 
gehend als naheliegende Erklärungsmöglichkeit für die Zer- 
störung des Luftschiffes anzusehen. Mehr habe ich nid 
behauptet. Wenn F. Hoffmann die Möglichkeit einer Wasser 
stoffentflammung in diesem Falle ausschließt, weil die Ven- 
tile so häufig ohne Entflammung gearbeitet haben, so wi 


derspricht das nicht nur den Forschungsergebnissen, sonder 


ist auch genau so abwegig, wie wenn man behauptete, ei 
Spanndraht könne unmöglich reißen, weil er bisher tausen- 
den von Beanspruchungen standgehalten habe. Nach wie vo’ 
halte ich es für möglich, daß eine Wasserstoff-Flamme fas 
unsichtbar, geräuschlos und bei sehr wenig Rauchentwicklun‘ 
minutenlang brennen kann, ebenso ein Flammenkranz am 
Ventilsitz, der in den Gasschacht hinein mit starker Kaminw::- 
kung brennt. Ebenso halte ich die allmähliche Vergrößerun: 
des Brandherdes am Holz-Tellerventil für möglich, das Avi- 
steigen der Flamme in und durch die letzte Hutze — wo sit 
erstmals sichtbar wird — und dann die Ausweitung zur 
Zellen- (Gasometer-)Brand. Nach dem Bericht entstand ein: 
Explosion erst nach 15 s, während sich der Brand um etwa 
20...30 m nach vorn ausgebreitet hatte; das beweist, de! 
zuerst ausströmender Wasserstoff gebrannt haben muß, d=- 
aber nicht ein von Anfang an vorhandenes explosibles Gas- 
Luft-Gemisch durch Funken gezündet wurde. 


Die Hecklastigkeit ging wahrscheinlich auf Verlust ar. 
Traggas zurück. Ich halte es auch für möglich, daß der aus- 
strömende, brennende Wasserstoff eine merkbare Hecklast::- 
keit hervorgerufen haben kann. — Die letzte und vorletzte 
Fahrtkurve sind nicht außergewöhnlich eng gewesen, 1...2 r 
vorher waren engere Kurven gefahren worden, der Span 
nungsmesser zeigte wiederholt bedeutend stärkere Belastun- 
gen ohne Drahtbruch. 


Ich habe nicht bestritten, daß die Festtellungen der Kem- 
mission eine oder mehrere der Katastrophenursacen richt: 
beurteilen mögen. F. Hoffmann bestreitet aber, dì: 
Forschungsergebnisse einen unwiderlegbaren Beweis geliefe:! 
haben dafür, daß ‚ausströmender Wasserstoff auch unt: 
niederem Druck entflammen kann und daß hierin auch eine 
Erklärungsmöglichkeit liegt. 


Arzberg/Ofr., 28. März 1950. 
L. Schirmer 


En > a en en 9 u U ni EA LAE S ENAT E 


15. Juni 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


337 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 51 (022.3) 
Einführung in die Höhere Mathematik. Von Dr. techn. 
A. Hoßner. Mit 251 Abb., X u. 359 S.,. Format 15X23 cm. 
Springer-Verlag, Wien 1949. Preis kart. ö. S. 6,—. 


Das Buch entwickelt die mathematischen Methoden 
in einem Umfange, wie sie der Techniker für die Grund- 
lagen seines theoretischen Fachstudiums benötigt. Auswahl 
und Darstellung des Stoffes lassen eine große Unterrichts- 
erfahrung des Verfassers erkennen. Die mathematische 
Strenge der gegebenen Ableitungen und Beweise entspricht 
den Anforderungen, die man billigerweise an den Leser- 
kreis stellen soll, für den das Buch bestimmt ist. Zahlreiche 
Übungsaufgaben mit Lösungen ermöglichen eine gründliche 
Erarbeitung des Stoffes und verschaffen dem Leser — auch 
auf dem Wege des Selbststudiums — eine ausreichende 
Grundlage für das Verständnis strengerer und umfangrei- 
cherer mathematicher Werke. Das Buch unterscheidet sich 
in erfreulicher Weise von zahlreichen Neuerscheinungen 
der letzten Zeit über den gleichen Gegenstand. 

E. Pohlhausen 


| DK 118 (023.11) 
Energie. Eine Darstellung des Energiebegriffes. Von Ob.- 
Stud.-Rat Dr.-Ing. Fr. Stritter. 170 S., 15 B., 8 Tab., For- 
mat 14,7 :X 20,8 cm. Hanns Reich-Verlag, München 1949. 
Preis in Ganzl. DM 6,50. 


Die energetische Betrachtungsweise des Naturgesche- 
hens ist für den modernen Physiker zur Selbstverständlich- 
keit geworden und findet in der modernen Thermodynamik 
ihren Niederschlag. Das Büchlein des Verfassers stellt inso- 
fern ein Novum dar, als hier versucht wird, eine populäre 
Darstellung des gesamten physikalischen Geschehens aus 
dem Blikwinkel der Energetik zu geben. Dieser physika- 
sche Inhalt stellt trotz der im Vorwort betonten Absicht, 
zu einem naturphilosophischen Weltbild zu führen, 
den Hauptinhalt der Schrift dar und macht den Gewinn des 
Lesers aus. Dem gegenüber erscheinen die philosophischen 
addenda meist krampfhaft und passen wenig zu dem sonst 
klaren Stil. Es wäre wünschenswert, daß sie — wie auch 
ein Großteil der nicht naturwissenschaftlichen Zitate — bei 
e.ner Neubearbeitung verschwänden. 

Im einzelnen ist die Darstellungsweise des Verfassers 
s.her in vielen Punkten angreifbar. Das ist aber mit den 
meisten populänwissenschaftlichen Schriften mehr oder min- 
der der Fall und beeinträchtigt ihren Wert nur wenig. Er- 
freulih ist dagegen der breite, der Atomphysik gewid- 
mete Raum, denn hier gewinnen die energetischen Haupt- 
sätze ihre höchste Bedeutung. 

Das Büchlein vermittelt umfangreiche Kenntnisse und 
gibt manche Anregung. Hoffentlich findet es die Beachtung, 
die es verdient. J. Euler 


DK 621.35 (022.3) 
Galvanotechnik (Galvanostegie und Galvanoplastik). Von 
H. Krause. 12. Aufl. 310 u. VIII S., 44 B., Format 14 X 
2! cm. K. F. Koehler-Verlag, Stuttgart 1949. Preis kart. 
DM 7,80. 

Der Verfasser behandelt in seinem nun in 12. Auflage 
erschienenen Buch das Gebiet der Galvanotechnik, so weit 
diese die Galvanostegie und Galvanoplastik umfaßt, in 
sorgfältiger und ansprechender Weise. Er gibt darin in 
mehreren der 11 Kapitel dem Praktiker, für den das Buch 
n erster Linie geschrieben ist, eine sehr gute Möglichkeit, 
Sh auch in die Chemie der Galvanotechnik einführen zu 
:sssen und dabei auch gleichzeitig moderne Anschauungen 
ind Ergebnisse der Forschung zur Kenntnis zu nehmen. 
besonders erfreulich sind Art und Umfang der Zusammen- 
steilung der wichtigsten Chemikalien für den Galvano- 
techniker. Damit werden in der einschlägigen Terminologie 
manhe Unsicherheit und viele Mißverständnisse allmäh- 
ah verhindert werden. Ihrer Bedeutung entsprechend 
rımmt naturgemäß die Galvanostegie in dem Buch den 
.teitesten Raum ein und umfaßt alle praktisch in Frage 
kommenden Metalle und Metalloide. Neben den Verfah- 
ren, die durch Rezepte und durch die Angabe von Patent- 
schriften erläutert und ergänzt werden, erfahren auch die 
üstwendigen Einrichtungen und Maschinen eine recht an- 
haulihe Würdigung, die noch durch eine Anzahl von Ab- 
?idungen verstärkt ist. 


Die letzten Kapitel behandeln Sondereinrichtungen, 
z. B. zur Bewegung der Bäder, Filtriereinrichtungen, Mas- 
sengalvanisierapparate usw‘, ferner das Wichtigste über die 
Galvanoplastik. Zum Schluß werden noch Maßnahmen zur 
Entgiftung der Abwässer galvanischer Betriebe beschrieben 
und Vorsichtsmaßregeln und erste Hilfe bei Vergiftungen 
angegeben. Bei letzteren wäre ein etwas nachdrücklicherer 
Hinweis auf die Gefährlichkeit von Flußsäure, deren 
Dämpfe und Fluorverbindungen wünschenswert, wieetwa auf 
Seite 94 des Buches. Kleine „Schönheitsfehler“, wie auf 
Seite 49: 0,05 mm ist z. B. 0,005 cm, und Druckfehler, wie 
„Akzidität" auf Seite 67 lassen sich bei einer Neuauflage 
leicht ausmerzen, 

Das Buch „Galvanotechnik* bildet, insbesondere auch 
mit den weiteren Schriften von H, Krause, „Betriebs- 
überwachung und Untersuchung galvanischer Bäder und 
Niederschläge“ und „Schleifen und Polieren in der Metall- 
industrie“ ein sehr brauchbares und fast unentbehrliches 
Rüstzeug für den Galvanotechniker. L.Schirmer 


DK 621.317.7 (022.3) : 621.314.626 
Die Meßtechnik des mechanischen Präzisionsgleichrichters 
(Vektormesser). Von Dr.-Ing. F.Koppelmann. Mit 340 S., 
181 B., 50 Meßbl., Format.DIN A 5. Herausg. v. d. Allgemeinen 
Elektrizitäts-+Gesellschaft AG., Berlin 1948. Lieferung an d. 
Buchhandel: Verlag Girardet, Essen. Preis geb. DM 18,40. 
Das Buch ist eine sehr vollständige Darstellung des 
neuen Vektormessers mit rotierendem Kontaktgleichrichter. 
Außer der Wirkungsweise und den meßtechnischen Eigen- 
schaften, wie Genauigkeit, Einfluß von Oberwellen, sind be- 
sonders die Bedienung und die ausführbaren Messungen ein- 
gehend beschrieben. Man kann z.B. folgende Größen messen: 
Strom, Spannung, Leistung, Frequenz, Phasenverschiebung, 
Kurvenform, z. Teil über das Ausmessen von Zeigerdiagram- 
men. Im Text und in den nunmehr vollständig vorliegenden 
50 Meßblättern finden sich außerdem Anweisungen für Eisen- 
messungen, für die Untersuchung von Umspannern und für 
die Verwendung des Meßkontaktes im Brückenzweig von 
Meßbrücken. Franz Moeller 


DK 621.317.7 (023.3) 
Elektrische Meßtechnik, Teil I: Gleichstrommeßtechnik. 
5. Aufl. Von W. Schwerdtfeger t. (Lehrbücher der 
Feinwerktechnik Bd. 2, herausgeg. v. K. Gehlhoff.) Mit 
VIII u. 199 S., 126 B., 47 Tab., Format DIN A 5. C. F. Win- 
tersche Verlagshandlung, Füssen 1949. Preis kart. DM 9,80. 
Das bewährte und in seiner Art sehr wertvolle Buch 
ist trotz des Ablebens des Verfassers in unveränderter Neu- 
auflage wieder erschienen. Damit ist besonders auch dem 
Lernenden von heute wieder die Möglichkeit gegeben, sich 
bei mäßigem Aufwand mathematischer Hilfsmittel über die 
typischen Eigenschaften der Meßwerke und Meßschaltungen 
zu informieren. Besonderer Wert ist — wie schon in der 
Besprechung der 1. Auflage! betont wurde — auf die Berück- 
sichtigung der Meßfehler und auf sonstige Fragen der Ge- 
nauigkeit gelegt worden. Da dieses nicht nur bei Meßein- 
richtungen für höchste Präzision eine Rolle spielt, sondern 
auch bei Betriebsmessungen sehr zu beachten ist, wird das 
Buch für jeden Meßtechniker wertvoll. Zu wünschen wäre, 
daß der Verlag wieder zu dem dauerhaften Einband der Vor- 
kriegszeit zurückkehrt. Franz Moeller 


DK 621.317.7 (023.3) 
Elektrische Meßgeräte, Teil I: Wirkungsweise, Eigenschaften 
u. Verwendbarkeit. Von Dr.-Ing. J. Bubert. (Lehrbücher 
d. Feinwerktechn. Bd. 12, Herausg. v. K. Gehlhoff.) XH 
u. 216 S., 237 B., Format DIN A 5. C. F. Wintersche Ver- 
lagshandlung, Füssen/Allgäu 1949. Preis kart. DM 11,60. 

Das Buch bespricht nach einem Auszug aus den VDE- 
Regeln und nach einem Abschnitt über den Einstellvorgang 
(Reibung, Dämpfung, Momente usw.) das Drehspul-, Dreh- 
eisen-, Drehmagnet-, elektrodynamische, Induktions-, elektro- 
statische und Vibrationsmeßwerk. Alles Zubehör, auch das 
eingebaute, wie Widerstände, Gleichrichter u. a., ist nur kurz 
berücksichtigt, so daß das Buch ein zwischen Lehrbuch und 
Monographie stehendes Werk über anzeigende elektrische 
Meßwerke ist. 

Bei jedem Meßwerk sind im allgemeinen Wirkungs- 
weise, Größe des Drehmomentes, Verwendung bei den in 
Frage kommenden Meßgrößen, Fehlereinflüsse und deren 
Verminderung, ferner Skalenteilung und wichtige Sonder- 


1 ETZ 58 (1937) S. 1072. 


338 


ausführungen besprochen. Die Darstellung gibt die schal- 


tungstechnischen Einzelheiten, die einschlägigen Gleichun- 
gen und Kurvendarstellungen, wobei besonderer Wert auf 
eine. gründliche und durchsichtige Behandlung des Kräfte- 
spiels im Meßwerk und seiner Beeinflussung gelegt ist. 
Einige Anregungen seien gegeben. Bei der Behand- 
lung von Reibungsfehler und Einstellsicherheit sollte der 
Begriff der Umkehrspanne nach DIN 1319 eingeführt wer- 
den. Ferner müßten wohl die gar nicht erwähnten Kern- 
magnetmeßwerke heute ihrer steigenden Bedeutung ent- 
enrechend berücksichtigt werden. Im Vergleich zu der sonst 
so vollständigen rechnerischen und graphischen Darstellung 
der Vorgänge sind die Drenspulgalvanometer einschl. der 
ballistischen und Kriechgalvanometer etwas knapp behan- 
delt. Auch würde man mehr über den Schleifenoszillo- 
graphen erwarten, der in 1'/zSeiten abgetan wird, wäh- 
rend den heute (für anzeigende Geräte) nur mehr wenig 
wichtigen Induktions- und Hitzdraht-Geräten je 10 Seiten 
gewidmet sind. Und ein letzter Wunsch zum Äußerlichen: 
Der Einband des Buches könnte haltbarer sein. 
Abgesehen von solchen Möglichkeiten der Vervoll- 
kommnung muß das Werk als eine wertvolle Bereicherung 
des ja auch erst wieder im Aufbau befindlichen meßtech- 
nischen Schrifttums angesehen werden. Besonders zu be- 
grüßen ist, daß der Verfasser hier die Ergebnisse seiner 
systematischen Unteruchungen an Meßwerken in geschlos- 
sener Form zur Verfügung stellt. FranzMoeller 


DK 338.97 (05) 
Konjunkturberichte des Rheinisch-Westfälishen Instituts 
für praktische Wirtschaftsforschung, Essen. Neue Folge, 1 
(1949/50) H. 2. Mit 118 S., zahlr. B. u. Taf., Format 16X23 cm. 
Verlag W. Th. Webels, Essen 1949. Preis geh. DM 3,85. 

Das vorliegende Heft mit Aufsätzen vieler Fachleute 
beurteilt in klarer und übersichtlicher Form mit zahlreichem 
statistischen Materıal die konjunkturelle Entwicklung des 
deutschen Bundesgebietes nach der Währungsreform. Das 
Gesetz Nr. 75 über die Umgestaltung der Rheinisch-West- 
fälischen Montan-Industrie wird ausführlich besprochen und 
in seinen Auswirkungen beurteilt. Eine Statistik über die 
mögliche Entwicklung des Altersaufbaues des deutschen 
Volkes vervollständigt den Inhalt des für jeden wirtschaft- 
lich interessierten Leser sehr wertvollen und instruktiven 
Berichts. W, Trautmann 


DK 621.313/.314 : 338.42 (075.5) 


Das Elektromaschinenbauer-Handwerk. Instandsetzung, Neu- 
wicklung u. Umbau elektr. Masch., Transf. u. Apparate. Von 
Ziv.-Ing. Fritz Raskop. 3. Aufl. 384 S., 254 B., Tab. u. 
Musterblätter, Format 15,5 X 21 cm. Technischer Verlag 
Herbert Cram, Berlin 1949. Preis Glw. DM 18,—. 

Der Text ist gegenüber der 2. Auflage von 1946 un- 
verändert, leider, wie man sagen muß, denn der Aufspü- 
rung von Fehlern bei Elektromaschinen aller Art und deren 
Beseitigung wäre eine eingehendere Behandlung zu wün- 
schen, da die Literatur hierüber recht unzulänglich ist. Die 
Ausstattung ist bezüglich des Einbandes verbessert, bezüg- 
lich des Papieres leider nicht, denn die Wiedergabe von 
Autotypieklischees ist undeutlich. Sonst kann man das Buch 
Interessenten nach wie vor empfehlen. K.Katzsch 


Friedrih Wöhler. Von Joh. Valentin. (Große Natur- 
forscher, Bd. 7, herausg. v. Dr. H. W. Frickhinger.) 
178 S., 8 B. u. 1. Taf., Format 14X21 cm. Wissenschalftl. Ver- 
lagsgesellschaft mbH., Stuttgart 1949. Preis Hlw. DM 7,80. 

Wenn die Biographie eines Wissenschaftlers gut ist, 
wenn sie sich über das rein Fachliche erhebt und zu dem All- 
gemeingültigen vordringt, das alle großen Forscherpersön- 
lichkeiten verbindet, wenn sie ferner hinter dem Wissen- 
schaftler auch den Menschen zu deuten weiß, dann ist es 
gleich, welcher Fachrichtung dieser Mann angehört hat — 
jeder geistig Interessierte wird das Buch mit Gewinn lesen. 
So empfehle ich die von Valentin geschriebene Biogra- 
phie des Chemikers Wöhler auch dem Elektrotechniker. 
Der Verfasser versteht es, auch dem Nichtchemiker die wis- 
senschaftliche Leistung begreiflich zu machen, indem er mit 
wenigen Strichen jeweils den geschichtlichen Hintergrund 
zeichnet. Mit besonderer Liebe vertieft er sich in die Schilde- 
rung des Menschen Wöhler; sein Lebenslauf und seine 
Briefe erwecken in uns Liebe und Verehrung für diesen 
liebenswürdigen, vornehmen und so bescheidenen Ge- 
lehrten. Das Verständnis für Wöhlers Eigenart entwik- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 12 


15. Juni 1% 


kelt der Verfasser besonders durch ständige Spiegelung a 
den Bildern seiner Fachgenossen Berzelius undLie- 
big, mit denen Wöhler eng befreundet war. Und aw 
dieser Spiegelung erwachsen zwanglos Reflexionen über de) 
Forscher überhaupt und die Eigenart seines Arbeitens; an d: 
hier naheliegende Terminologie Ostwalds lehnt sic de 
Verfasser nicht an. Alles in allem ist das Buch eine erfre.- 
liche Bereicherung unserer biographisch-naturwissensc.it 
lichen Literatur. G. H. Winkler 


Weltraumfahrt, Beiträge zur Weltraumforschung u. Aste 
nautik. Herausgeber H. Gartmann; Schriftleitg.: Dr. C 
Loeser u. Dipl.-Ing. H.Gartmann. (Organ d. Gesels 
f. Weltraumforschung e. V., Stuttgart.) Umschau-Veriir 
Frankfurt a. M. Erscheint jeden 2. Monat im Format DIN A :, 
Bezugspreis f. Nichtmitglieder d. Gesellsh. DM —,90 je Her. 
„Je mehr wir aber wünschen, daß die Arbeiten an der: 
ersten Vorstoß in das Weltall aus dem Dunkel militärisd 
Forschung zu einer Kulturaufgabe für die gesamte Mense: 
heit heranwachsen, desto stärker müssen wir uns um d: 
Verbreitung der Idee einer friedlihen Weltraumfahrt v- 
mühen.” Dieser Satz aus dem Vorwort zum ersten Heft de 
neuen Zeitschrift (H. 1, Febr. 1950) kennzeichnet ihren S::1 
und ihr Wollen. E. Sänger erläutert die konstruktiv:: 
Gıundprobleme der Gasdruck-Raketenmotoren, H. Kühn: 
untersucht unter Beigabe von V-2-Bildern den Luftwide- $ 
stand der senkrecht startenden Rakete. Über die Atmosphätt 
als lebensnotwendiges Filter berichtet G. Loeser. Wire 
fahren von der Stiftung der „Hermann-Oberth-Medaille”, d. 
im Januar erstmals verliehen wurde, und entnehmen d: 
„Kleinen Nachrichten‘ und Buchbesprechungen, wie über. 
der Gedanke der Astronautik an Boden gewinnt. „Heut ! 
wissen wir, daß die zweite Hälfte des Jahrhunderts die Ve- 
wirklichung bringen wird“, heißt es weiter im Vorwor 
nk 


Eingänge 
(Ausführlihe Besprechung vorbehalten) 


Die Maxwellsche Theorie in veränderter Formulierung. Von L. Kne:! 
ler. Mit 51 S., Format 14X22 cm. Springer-Verlag, Wien 199. P- 
kart. DM 6,—. 

Fortschritte der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete. 7. u. 8. Bd. | 
u. 11. Bd. des Handb. d. Funktechnik u. ihrer Grenzgebiete, herausg. ` 
H. Richter.) Mit 388 S., 523 B., Format 17X24,5 cm. Frankh'sce \- 
lagshandlung, Stuttgart 1950. Preis Glw. DM 60,—. 

Die mathematischen Hilfsmittel des Physikerss. Von E. Madelun 
4. Aufl. (IV. Bd. der Grundlehren d. mathemat, Wissens. in Einzel: 
stellungen.) Mit 531 u. XX S., 29 B., Format 15X23,5 cm. Springer\e | 


lag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. DM 47,—, “ 
CM 49,70. 
Elektrotechnik. Ein Lehrbuch für den Praktiker. Von A. Däsdl:r 


Mit 184 S., 252 B., Format 14X21 cm. Technischer Verlag Herbert C:-: 
Berlin 1950. Preis geb. DM 5,80. 

Leitfaden der Elektrotechnik. Von F. Moelleru. Th. Werr. Bd 

Grundlagen der Elektrotechnik. 4. Aufl. Mit 358 u. X S., 257 B., For 

15,5X23 cm. B.G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1949. Pres R- 
DM 12,50. 

Lehrbuch der Experimentalphysik. Von L. Bergmann u. Cl. Schar 
fer. 1. Bd.: Mechanik, Akustik, Wärmelehre. 2. u. 3. Aufl. Mit 62° 
643 B., Format 16X24 cm. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin | 
Preis kart. DM 20,—. , 


pS 
Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Pıof. Dr.-Ing. W. Bader, Techn. Hochschule Stuttgart i 
Dr L. Dreyfus, ASEA, Västeras (Schweden) l | 
Proi. Dr.-Ing. K. Huinburg, Hannover, Bischofsholer Damm 48 | 
Prof. Dr.-Ing. A. Leonhard, Stuttgart-Sillenbuc, Ed.-Steinle-Str. = 
Prof. Dr.-Ing. G. Lesch, Techn. Hochschule Karlsruhe 

Dr.-Ing. W. Leukert, Berlin-Zehlendorf-West, Fischerhüttenstr. 99 
Pıof. Dr.-Ing. H. Piloty, Techn. Hochschule München 

Dr.-Ing. V.Roßmaier, Redenfelden Nr. 1/17 über Rosenheim 

Pıof. Dr.-Ing. A. Schwaiger, Techn. Hochschule Münden 

Pıof. Dr. H. Thoma, Zürich 6, Clausiusstr. 50 

Dr.-Ing. A. Wienhard, Nürnberg, Nornenstr. 6 


Diesem Heft liegen Prospekte der Gothaer Lebensversicherungs A © 
Göttingen, der Maschinenfabrik Haas K. G., Remscheid-Lennep, und dr! 
Firma Kurt Menzel, Berlin NW 87, bei. 


Abschluß des Heftes: 7. Juni 1950 


Schriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich} und K A 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pe’°’ 
lihe Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppt'!: 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. I: 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 3. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durà den VDE-Verlag (Pre: 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durd «+ 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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‚ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


CHI 


-S Einfaches Verlahren zur elektrischen Untersuchung des Untergrundes tung "der Plahckschen 'Strahlungsformel, ‚SB — Kurznachricklen: Die 
ZI 7 für Erdungen, R. Wessel, 339 Bevorzugung d. dieselelektr, Lokomotive — Tagung d. Ges, f. angew. 
mi Das Richtvekiorveriahren zur Leistungs-, Frequenz- und Uhrzeitrege- Mathematik u. Mechanik — Internationales Jungtechnikertreffen — 
u lung in großen Netzen (Drehungsregelung);. H. Graner., 341 Neubildung des AWF-Beirates — Vereinigung industrielle Kraftwirt- 
— A Die Elektrotechnik auf der Technischen Messe Hannover 1950. G. H. schaft e. V. 358. 

saun Winkler. 344 Verschiedenes 

si Das Kraftwerk Compostilla im Rahmen der spanischen Elektrizitätsver- 


VDE: Kommission für Elektrowärmegeräte. 359 — Prüfzeichenaus- 
% sorgung. P. Leuthold-Lecuona, 349 weis für schmiegsame Elektrowärmegeräte. 359 — Berechtigung zur 
m Rundschau Benutzung des VDE-Zeichens, 359. 
~- u Kraftübertragung nach Gotland durch Seekabel. 351 — Das, Wasser u. Sitzungskalender: 359 
Me Energieerzeugung Italiens. 351 — Magnetische Verstärker z. Span- Persönliches: Friedrih Eichberg ft. 359. — Auszeichnungen. 360 
Qen z Bungsregelung von Syndhiron-Generatoren. 352 — Ein neues Gerät z. — Hochschulnadhrichten. 360 
dic Lai Messen d. Anschlußwertes u. seine Ansprechzeit. 352 — Selbsttätiges Buchb > ; - : . , 
-... Mh Thermoanalysengerät. 353 — Die Feldtheorie i. d. Lichttechnik. 353 — uchbesprechungen: Pöschl: Einführung in die Analytische Me- 
æ; Erhitzung durch hochfrequente Felder. 354 — Hochfrequentes Backen Be 360 TA chmeidl Ar Vorträge über Determinanten und 
ae von Brot. 354 — Neue Schnell heizplatte mit stufenloser Feinregelung. hen rt Bender u ker abi ae und org 30 — Ke h - 
or 84 — Gehörrichtige Lautstärkenregelung bei Mehrkanal-Verstärkern, Ak var BE ETANMOTMALOTORUANS, l1 — Richter: 
Ta 355 — Gleichstromquellen bei Fernsehemp ängern  f, d. Heim, 355 — Kompendium der Radiotechnik. 361 — Gemeinfaßliche Darstellung 
gen. WE Schallplattentechnik auf neuen Wegen. 356 — Die Eigenfrequenzen der qes ne re Fa 1a 2Co: ‚ Is deutsche Nor- 
ewm y einlagigen Zylinderspule bei Spannungsstößen, 356 — Die Schwin- Sa 361 > Pih Pati DE ROLE Frag umge und 
under ig gungsdauer eines umlaufenden Pendels als Analogon zum Potential AAA L A EE A geh ia 
zii eines Kreises; 357 — Die Sperrschicht am Kontakt zwischen einem Halb- Eingänge: 362 


leiter aus Selen und einem Metall. 


357 — Zur graphischen Auswer- Berichtigung: 362 


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Bahn-, Gleichrichter- und Ofen- Kondensatoren » Mittelfrequenz- 
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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. Juli 1950 


Heft 13 


Einfaches Verfahren zur elektrischen Untersuchung des Untergrundes für Erdungen 


Von R. Wessel, Lülsfeld/Ufr. 


Übersicht. Für die Wahl des geeignetsten Punktes zum Anlegen 
e:ner Erdung ist die Kenntnis des spezifischen Bodenwiderstandes in ver- 
sciedener Tiefe wertvoll. Es wird eine einfache Methode angegeben, die 
eine derartige Untersuchung ermöglicht. 


In letzter Zeit ist in zahlreichen Fachzeitschriften mit 
Recht auf die Bedeutung einwandfreier Erdungen hingewiesen 
worden. Jeder, der solche Erdungen zu erstellen hat, kennt 
aber auch die Schwierigkeiten, die es oftmals bedeutet, einen 
genügend niedrigen Erdwiderstand zu erreichen. Form des 
Erders, Art der Verlegung, Bodenart usw. sind hierfür von 
besonderer Bedeutung. Die elektrischen Eigenschaften des 
Bodens kommen zu einem wesentlichen Teil in seinem spezi- 
‘ischen Widerstand zum Ausdruck. Für die Wahl des zweck- 
mäßigsten Punktes für eine Erdung ist daher von Bedeutung, 
denjenigen Punkt im Gelände zu kennen bzw. aufzusuchen, an 
dem der spezifische Bodenwiderstand am niedrigsten ist. Hier- 
bei ist aber nicht nur etwa die oberste Schicht in Betracht zu 
ziehen, deren Eigenschaften in elektrischer Hinsicht ohnehin 
stark von der wechselnden Oberflächenfeuctigkeit abhän- 
gig sind, sondern man sollte vor allem einen Einblick zu ge- 
winnen suchen, ob sich in der Tiefe Schichten mit niede- 
rem oder hchem spezifischen Widerstand befinden und mög- 
lihst auch, in welcher Tiefe die einzelnen Schichten liegen, 
damit man von vornherein weiß, wie tief man den Erder an 
dem betreffenden Punkt etwa einbringen muß. 


Diese Verhältnisse können in der Tat mit einer für den 
vorliegenden Zweck ausreichenden Genauigkeit durch Mes- 
sungen an der Erdoberfläche erfaßt werden. Dem Verfasser 
war während des Krieges, allerdings mit etwas anderer Ziel- 
setzung — es handelte sich darum, etwaige unbekannte unter- 
indische Hohlräume festzustellen —, die Aufgabe gestellt, der- 
attige Messungen mit behelfsmäßigen Mitteln durchzuführen. 
Die dabei angewandte Meßmethode soll im folgenden kurz 
beschrieben werden, da sie denkbar einfach ist und ausge- 
zeichnete Erfolge zeitigte. 


S E Sı i $2 E> 
o è ġ r 


a y: q 
r annn, N 
s SU 


Bild 1. Elektrisches Feld im Erdboden beim Stromdurchgang. 


Das Grundprinzip der Messung ist an sich bekannt. Die 
#firma Siemens & Halske lieferte vor dem Kriege eine nach 
diesem Prinzip arbeitende, abgewandelte Ausführung ihres 
bekannten Erdungsmessers. Über die Erder E, und Es (Bild 1) 
wird ein Strom I! durch das Erdreich geschickt (bei dem S & H- 
Gerät war es ein Wechselstrom). Auf der Verbindungslinie 
ishen den Erdern werden 2 Sonden S, und Se in den Boden 
t. Zwischen den Erdern bildet sich somit ein elektri- 
Feld aus. Ist der Boden elektrisch homogen, so zeigen 
'Peldlinien den an sich bekannten Verlauf und an den Son- 
kann man die Spannung zwischen den zugehörigen Äqui- 
tiallinien messen. Der Widerstand des gesamten Erd- 


DK 621.316.993 


reiches zwischen diesen Äquipotentiallinien beträgt daher 
Ro = U/I, wenn U die Spannung zwischen den Sonden be- 
deutet. Es läßt sich mathematisch leicht zeigen, daß sich hier- 
aus der spezifische Widerstand des Bodens ọ = 2 a a U/I 
ergibt, wenn der Abstand a der Sonden ein Drittel des Ab- 
standes der Erder beträgt und die ganze Anordnung symme- 
trisch aufgebaut ist. 


Bei dem S & H-Gerät wurde nun die Spannung U mit dem 
Strom 1 verglichen und der Quotient mittels einer Wechsel- 
strom-Kompensationsschaltung gemessen, so daß man den 
Widerstand Ro unmittelbar ablesen konnte, genau wie bei 
dem bekannten Erdungsmesser der gleichen Firma. 


Wenn dieses Gerät nicht zur Verfügung steht, läßt sich 
die Messung verhältnismäßig einfach mit Gleichstrom durch- 
führen. Hierbei sind jedoch zwei Bedingungen zu erfüllen: 


1. Den Sonden darf für die Spannungsmessung nur ein 
sehr kleiner Strom entnommen werden, damit der Strom durch . 
das Meßinstrument die Stromverteilung im Erdreich nicht 
rückwirkend beeinflußt. 


2. Die Polarisationsspannungen an den Sonden müssen 
berücksichtigt werden. 


Die erste Bedingung ist 
durch eine Kompensations- 
schaltung nach Bild 2 zu er- 
füllen, wobei am Potentiome- 
ter eine solche Spannung ab- 
gegriffen wird, die der Son- 
denspannung gleich, aber 
entgegengerichtet ist. Der 
Galvanometerausschlag wird in diesem Falle gleich Null und 
die Sondenspannung kann entweder aus der Batteriespan- 
nung und dem Spannungsteilerverhältnis errechnet oder auch 
an einem angeschalteten Voltmeter direkt abgelesen werden. 
Das Voltmeter muß dabei natürlich auch während der Ein- 
stellung auf Galvanometer-Null angeschaltet sein. 


Dieses Verfahren erfordert immerhin einigen Aufwand 
und vor allem einige Geschicklichkeit des Messenden, beson- 
ders auch unter Berücksichtigung der zweiten Bedingung, die 
mit dieser Schaltung nur bei sehr raschem Arbeiten ausrei- 
chend zu erfüllen ist. 


Der Verfasser zog daher vor, die Sondenspannung unmit- 
telbar mit einem hochohmigen, als Millivoltmeter geeichten 
Galvanometer zu messen. Mit diesem müssen sich bei einem 
Innenwiderstand von mindestens etwa 1000 Q noch Spannun- 
gen von wenigen Millivolt messen lassen. Es ist also nur ein 
hochempfindliches Instrument brauchbar. Als Spannungs- 
quelle diente dabei eine Anodenbatterie, von der je nach Be- 
darf Spannungen zwischen etwa 5 und 100 V abgegriffen 
wurden. 


E; f 2 E2 


Bild 2. Gleichstrom-Kompensations- 


schaltung. 


Um den Einfluß der Polarisationsspannungen zu berück- 
sichtigen, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste besteht darin, 
jeweils zwei Messungen mit verschiedener Stromrichtung zu 
machen und von diesen den Mittelwert zu nehmen. Die Po- 
larisationsanspannungen heben sich in diesem Falle in der 
Rechnung auf. Die Methode empfiehlt sich aber nicht sehr. 
Man kann nämlich deutlich beobachten, daß die Polarisations- 


340 


` 
spannung sich erst nach dem Einschalten des Stromes zu 
ihrem endgültigen Wert ausbildet. Erfolgt nun die zweite 


Messung — mit umgekehrter Stromrichtung — nicht sehr 
ıasch — und das verhindert gewöhnlich schon die meist große 
Dämpfung der hochempfindlichen Instrumente —, so ändert 


sich während dieser Zeit die Polarisationsspannung durd die 
Umkehrung der Stromrichtung bereits beträchtlich und ent- 
spricht nicht mehr dem Wert bei der ersten Messung. 

Es hat sich daher als zweckmäßiger herausgestellt, die 
zweite Messung ohne Strom vorzunehmen, also nur die reine 
Polarisationsspannung zu messen. Der geringe Voltmeter- 
strom beeinflußt dieselbe dann nur in zu vernachlässigendem 
Maße, so daß man die tatsächliche, infolge des Arbeitsstromes 
wirksame Spannung erhält, wenn man die Polarisationsspan- 
nung von der Spannung der ersten Messung abzieht. 

Der spezifische Erdwiderstand o ergab sich aus der Son- 
denspannung U und dem Erdstrom I nur unter der Voraus- 
setzung, daß das Erdreich im Bereich des Feldes zwischen den 
Erdern — theoretisch also das gesamte Erdreich, mindestens 
in weitem Umfange — von überall gleihem spezifischen 
Widerstand ist. Befindet sich jedoch in ihrer näheren Um- 


à EE r g e e e e a 
7 en ES T 
CELL ER 


SLESAN ÁF 


Eı S I & E? 
I, ú- ı 
\ , 
‘a. D 2: er 


f ertence Schicht 
E77 
Bild 3. Elektrisches Feld bei gut leitender Unterschicht. 
gebung — vorzugsweise in dem zwischen und unter ihnen 


liegenden Bereich — ein Bezirk mit höherem oder niedrigerem 
spezifischen Widerstand als das übrige Erdreich, so ist hier- 
mit das elektrische Feld im Boden verändert (Bild 3). Der an 
der Oberfläche gemessene Widerstandswert ergibt also jetzt 
nicht mehr einen wirklichen spezifischen Widerstand, sondern 
einen scheinbaren, nämlich einen Mittelwert. Ein Bezirk mit 
geringerem spezifishem Widerstand gegenüber dem übrigen 
Erdreich ergibt einen umso kleineren scheinbaren spezifischen 
Widerstand an der Erdoberfläche gemessen, je größer er ist 
und je geringer sein Abstand von der Oberfläche im Vergleich 
zur Ausdehnung der Meßanordnung ist. 


Aus dieser Überlegung ergibt sich nun unmittelbar die Me- 
thode zur Untersuchung des Bodens auf Leitfähigkeit in tiefe- 
ren Schichten. Uber der Meßstelle — dem Mittelpunkt der 
Strecke zwischen den Erdern Eı und Es — macht man verschie- 
dene Messungen mit jeweils geometrisch vergrößerter Meß- 
anordnung. Bei nach der Tiefe zu gleichbleibendem spezifi- 
schem Widerstand des Erdreiches wird man dabei an der 
Oberfläche natürlich stets einen gleichbleibenden Wert des 
scheinbaren spezifischen Widerstandes messen, weil er sich 
in diesem Falle mit dem wirklichen Wert deckt. Befindet sich 
in der Tiefe jedoch z. B. eine Schicht mit besserer elektrischer 
Leitfähigkeit, so wird sich mit größer werdender Meßanord- 
nung ein kleinerer Wert ergeben. Dieser wird sich umso 
später — d. h. erst bei größerer Ausdehnung der Meßanord- 
nung — bemerkbar machen, je tiefer die betreffende Schicht 
liegt. 

Selbstverständlich macht sich selbst eine scharf begrenzte 
Schicht abweichender Leitfähigkeit nicht ebenso scharf in der 
Messung bemerkbar, weil ihr Einfluß sich ja bei größer wer- 
dender Meßanordnung erst allmählich geltend macht. Trotz- 
dem läßt die Methode aber — besonders, wenn man nicht 
nur an einem einzigen Punkt mißt, sondern mehrere Punkte 
entlang einer Meßstrecke — recht brauchbare Schlüsse auf den 
Untergrund zu. In roher Annäherung kann man dabei etwa 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 19% 


annehmen, daß eine Schicht veränderter Leitfähigkeit sı. 
dann durch Änderung des Meßergebnisses am stärksten be- 
merkbar macht, wenn ihre Oberfläche etwa im Abstande a 
unter der Erdoberfläche liegt, wobei a der Sondenabstand — 
3 a also der Abstand der Erder — ist, bei dem die Änderung 
festgestellt wird. Wenn es sich tatsächlich um eine sold: 
Schicht und nicht etwa um einen Störungskörper geringere: 
Ausmaßes handelt — was durch die soeben erwähnte Mes- 
sung längs einer Meßstrecke ohne weiteres feststellbar ist — 
lassen sich sogar noch genauere Angaben über die Dicke de: 
Dekschicht machen!. Für die Ermittelung eines günstiger 
Punktes zum Anlegen einer Erdung dürfte aber die mitg:- 
teilte Annäherung immer genügen. 

Zum Schluß sollen noch einige Erfahrungen mitgete..: 
werden, wie sie sich bei der Anwendung der beschriebenen 
Methode ergaben. 

Die Einstellung des Galvanometers bei der Messung vur- 
ter Strom erfolgt oft kriechend. Es ist jedoch zweckmäü:- 
den konstanten Ausschlag abzuwarten. Andernfalls zeigt sit 
nämlich gelegentlich, daß die Polarisationsspannung sich nac: 
dem Abschalten des Meßstromes noch weiter ändert. Für cd: 
Auswertung einer ganzen Meßreihe längs einer bestimmt? 
Strecke erwies es sich als zweckmäßig, unter der Meßstre«: 
als Abszisse nach unten mit den verschiedenen Werten für c 
als Ordinate die Kurven gleichen scheinbaren spezifisce: 
Widerstandes aufzutragen. Man gewinnt so ein außerorden:- 
lich anschauliches Bild über die Bodenstruktur in elektrisch 
Hinsicht. Dem Verfasser gelang es bei seinen eingangs e:- 
wähnten Untersuchungen ohne weiteres, unter einem Tr. 
einer etwa 3000 m langen Meßstrecke ein ziemlich deutlice- 
Bild von etwa 1 m unter der Oberfläche befindlichen Ho: - 
räumen zu gewinnen, aus dem sich unschwer und deutlich er- 
kennen ließ, daß es sich um zwei Gänge handelte, von dere: 
dei eine in stumpfem, der andere in spitzem Winkel zur Me. 
strecke verlief, und die sich offenbar dicht neben der Mes- 
strecke kreuzten. Dabei wurde dieses Ergebnis nicht etwi 
durch Messungen in zwei Dimensionen, sondern nur lazo- 
einer einzigen Geraden gewonnen. An einer anderen Ste. 
fand sich beim Nachgraben gemäß Voraussage 10 cm vuni: 
der Erdoberfläche ein größerer Hohlraum, der aber wieder ?:- 
geschüttet worden war. Trotz der Zuschüttung hatte er ».» 
deutlich bemerkbar gemacht. 

Bei den Messungen hat man selbstverständlich wie ühsr- 
haupt bei jeder Erdungsmessung genau auf etwaige Störur.’s 
quellen zu achten. In der Nähe befindliche Wasserläufe, Lei, 
tungsrohre, Kabel, Feldbahngleise oder dergl. können e 
Messung sehr leicht zur vollkommenen Unbrauchbarkeit ve 
fälschen. Dagegen machen sich selbst in unmittelbarer Ni 
befindliche Bodenerhebungen und selbst Erdgruben nic! 
großer Ausdehnung kaum störend bemerkbar, sofern r 
einige Vorsicht bei der Auswertung beachtet. 

Die Messungen selbst gehen nach kurzer Ubung sehr e 
fach und rasch vonstatten und können, sofern sie in größe: 
Umfange vorgenommen werden sollen, nach kurzer Ein»: 
sung auch von ungeschultem Personal vorgenommen weri: 


Zusammenfassung 
Mittels einer Anordnung, bestehend aus zwei Hilfserdri 
und zwei Sonden, ist es möglich, den mittleren spezit:st4 


Widerstand des Erdreiches im Bereich derselben zu mess: 
Aus der Änderung dieses Wertes bei geometrischer Vern" 
Berung der Meßanordnung kann man auf die elektrische $::- 
tur der tieferen Bodenschichten schließen. 


i Karl Jung: 
anstalt 1948. 

Ferner zum Thema dieses Aufsatzes: Skirl: Elektrische Mess_*. 
Siemens-Handbücher, Band IV, Verlag Walter de Gruyter. Beinn. ` 


Angewandte Geophysik, Wolienbütieie:r Ve. 


1. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 341 


Das Richtvektorverfahren zur Leistungs-, Frequenz- und Uhrzeitregelung 


in großen 


Übersicht. Ais Netzregelverfahren für den Verbundbetrieb kommt 
außer der einfachen Gangregelung und der Netzgangkennlinien-Regelung 
das Richtvektorverfahren (Drehungsregelung) in engere Wahl. Die Regel- 
a:öße ist bei ihm der Phasenwinkel (,.Drehung‘') zwischen der Netzspan- 
rung und einer netzfremden Richtspannung von genau qleichbleibender 
Frequenz (,‚Richivektor'‘). Durdh Einhalten bestimmter Drehungswerte oder 
Drehungs-Leistungs-Kennlinien werden die Netzfrequenz, die Uhrzeit und 
cie Leistungsflüsse in den Hoch- und Höchstspannungsleitungen geregelt 
und äußere synchronisierende Momente auf das gesamte Netzgebilde aus- 
geübt. Die praktische Brauchbarkeit des Verfahrens wird untersucht, 
seine vielseitige Verwendbarkeit an Beispielen gezeigt. 


Der weitere Ausbau der deutschen Elektrizitätsversor- 
gung, der nach Überwindung der schwersten Kriegsfolgen 
nun auf der ganzen Linie tatkräftig aufgenommen worden 
ist, hat auch die Erörterung über das zweckmäßigste Regel- 
und Steuerverfahren für den Verbundbetrieb wieder ange- 
regt. Hierzu soll durch Beschreibung der „Richtvektorrege- 
lung“! ein kleiner Beitrag geleistet werden, der vielleicht 
insofern eine Lücke im Schrifttum schließt, als dieses Netz- 
regelverfahren in Deutschland bisher nur in der Patentlitera- 
tur und in einem der Vertraulichen Berichte der Studien- 
gesellschaft für Höchstspannungsanlagen aus dem Jahre 1930 
behandelt worden ist.? 

Tatsächlich konnte es auch bisher noch nicht in den prak- 
tischen Betrieb eingeführt werden, da es eine hochentwickelte 
Verbundwirtschaft voraussetzt und erst bei sehr großen Net- 
zen anwendbar wird. Die Gesamtleistungsfähigkeit aller par- 
- allelarbeitenden Kraftwerke muß im Verhältnis zu den Last- 
shwankungen selbst in Zeiten schwacher Netzbelastung so 
beträchtlich sein, daß die Änderungsgeschwindigkeit der 
Frequenz unterhalb von etwa 1°/s? bleibt und die gebräuch- 
lichen Drehzahl- und Frequenzregler die Frequenzschwan- 
kungen innerhalb eines Bereiches von einigen Zehntel Pro- 
zent zu halten vermögen. Dieser Zustand ist jetzt im west- 
deutschen Verbundnetz annähernd erreicht. Auf jeden Fall 
ist in absehbarer Zeit mit ihm zu rechnen, zumal wenn sich 
das deutsche Netz mit den Netzen benachbarter Länder zu- 
sammenschließt. Sollten daher die Betriebsfachleute zu der 
Überzeugung kommen, daß die bisherigen Regelverfahren, 
die sih noch weitgehend auf Nachregelungen von Hand 
stützen, künftig nicht mehr ausreichen und daß man über kurz 
oder lang zu selbsttätig arbeitenden Netzregeleinrichtungen 
übergehen muß, so wäre auch das Richtvektorverfahren in 
Betracht zu ziehen? In engster Wahl stünden dann außer 
ihm noch die einfache Gangregelung, bei der die Regelgröße 
der Gangunterschied zwischen Normaluhren und Synchron- 
ihren ist, und die Netzkennlinienregelung, die sich man- 
therorts im praktischen Betrieb bewährt hat, die aber 
in ihrer vollkommensten Form als Netzgangkennlinien-Re- 
oelung mit symmetrischer Behandlung aller Teilnetze ange- 
wendet werden solltet. Welches dieser drei Verfahren den 
Vorzug verdient, wird sich erst nach gründlicher Erprobung 
und Begutachtung durch alle zuständigen Stellen entscheiden 
lassen. 


Regelprinzip 


Der Grundgedanke des Richtvektorverfahrens besteht 
darin, die Phasenlage der Spannungen an wichtigen Netz- 


* Dieser Auisatz gehört zu den in Heft 12 der ETZ anläßlich des 80. Ge- 
ges von J. Ossanna veröfientlichten Arbeiten seiner ehemaligen 

tauler. 

! Da der Begriff „Vektor* heute nur noch für wirkliche Vektoren ver- 
endet wird, werden die früher gebrauchten Bezeichnungen, „Richtvektor”, 
-R.chtvektorregelung” usw. im folgenden so weit wie möglich durch andere 
Bori.chnungen ersetzt. 

® Siemens-Schuckertwerke AG. (R. Rüdenberg): Deutsche Patent- 
chrift 590 440 (28. 7. 199); J. Ossanna, H. Graner u. F. Hof- 
„ann: Deutsche Patentschristen 642 677 (9. 9. 1930). 650 839 (28. 10. 1930), 
23 (6. 12. 1930), 654 241 (29. 3. 1931) und 645 889 (15. 8. 1931): H. Gra- 
‚tu. F.Hofimann: Deutsche Patentscriit 676 752 (14. 11. 1936). Alle 
«rse Patent sind erloschen. 

‚Auch in den USA wird das Richtvektorvsrfahren zur Zeit erörtert; 
‘tn. den Aufsatz von T. E. Curtis in Electr. Engng. 69 (1947), in deut- 
nn obersejzung wiedergegeben im Arch. Energiewirtsch., Sonderdienst 


"H.Graner: ETZ 60 (1939) S. 1269. 


Netzen (Drehungsregelung)” 
Von H. Graner, Stuttgart 


DK 621.311.1 : 621.316.726+.728 


punkten — beispielsweise Generatorklemmen, Kraftwerks- 
sammelschienen, Hauptknotenpunkten, Anfangs- und End- 
punkten von Hochspannungsleitungen — gegenüber einer 
netzfremden Richtspannung von genau gleichbleibender Fre- 
quenz (Richtvektor) konstant zu halten oder in kennlinien- 
mäßige Beziehung zu anderen Betriebsgrößen zu bringen, 
insbesondere Maschinen-, Übergabe- oder Austauschleistun- 
gen. Auf diese Weise werden nicht nur die Frequenz und der 
Gangunterschied, sondern zugleich auch die Leistungsflüsse 
in den Kuppelleitungen oder, allgemeiner ausgedrückt, das 
Energieströmungsfeld im gesamten Hoch- und Höchstspan- 
nungsnetz geregelt. 

Die Richtspannung wird irgendwo an einer zentral ge- 
legenen Stelle durch einen Taktgeber (Richtspannungs- oder 
Richtvektorerzeuger), einen kleinen Synchron- oder quarzge- 
steuerten Röhrengenerator, erzeugt und zu den genannten 
Netzpunkten übertragen. Die Frequenz der Richtspannung 
braucht nicht mit der Netzfrequenz übereinzustimmen; es kann 
sogar vorteilhaft sein, wenn sie ein Vielfaches der Netzfre- 
quenz ist. Phasenverdrehungen, die bei der Übertragung der 
Richtspannung entstehen, sind belanglos, so lange sie kon- 
stant sind oder sich nur sehr langsam ändern, da sie mittels 
der Einstellvorrihtung am Regler ausgeglichen werden 
können. Um Störungen durch vorübergehende Unterbrechung 
der Richtspannungserzeugung oder -übertragung zu vermei- 
den, wird es zweckmäßig sein, über das gesamte Netzgebiet 
verteilt eine Anzahl örtlicher Taktgeber aufzustellen, die mit 
dem zentralen Haupttaktgeber ständig oder durch Zeitzeichen 
in Gleichlauf gehalten werden und bei seinem Ausfall vor- 
übergehend für ihren Netzteil die Taktgabe übernehmen. Wie 
die Bezeichnung „Taktgeber“ schon andeutet, braucht man 
nicht fortlaufend eine Richtspannung zu den Regeleinrich- 
tungen zu übertragen; es wird vielmehr genügen, ihnen 
etwa alle Fünfzigstel oder Hundertstel Sekunde ein Zeitzei- 
chen von ausreichender Schärfe zuzuleiten, das gewisserma- 
ßen den jeweiligen Beginn einer neuen Periode oder Halb- 
periode festlegt. In diesem Falle würden auch an Stelle der 
Netzspannung Zeitzeichen für ihre Nulldurchgänge treten 
und an Stelle des Phasenwinkels zwischen Netz- und Richt- 
epannung der Zeitabstand zwischen den beiden Zeichen. 

Dieser Phasenwinkel zwischen 
Netz- und Richtspannung, der die 
Regelgröße bildet, sei weiterhin 
Richtspannung kurz Drehung genannt und mit ô 
(Richtvektor) \ozeichnet. Die Drehung werde, 

wie in Bild 1 dargestellt, von der 
Richtspannung aus im Gegenuhr- 
€24) Zeigersinne positiv gerechnet. Da 
allgemein Regelverfahren und Re- 
geleinrichtungen nach ihrer Regel- 
größe bezeichnet werden, wollen wir die Richtvektorrege- 
lung nun Drehungsregelung und die zugehörigen 
Regeleinrihtungen Drehungsregler nennen. 

Der Drehungszuwachs, von irgendeinem beliebigen Zeit- 
punkt ab gerechnet, ist das Zeitintegral des Unterschiedes 
zwischen Netz- und Richtfrequenz (letztere gegebenenfalls 
auf 50 Hz umgerechnet) bzw. des Unterschiedes zwischen den 
Winkelgeschwindigkeiten der beiden Spannungszeiger in 
Bild 1: wenn die Geschwindigkeit des Netzspannungszeigers 
größer oder kleiner als die des Richtspannungszeigers ist, 
vergrößert oder verkleinert sich die Drehung im Laufe der 
Zeit. Die Drehung ist also mathematisch dieselbe Größe wie 
der Gangunterschied. Zwischen Gangregelung und Drehungs- 
regelung besteht aber der für die Wirkungsweise beider 
Regelungsarten wesentliche Unterschied, daß die Drehung 
auf Winkelgrade genau erfaßt wird, der Gangunterschied 
dagegen nur auf Vi s bis | s oder noch weniger, je nach den 
Aufwendungen für die Uhren und die Regeleinrichtungen 


Netz- 


Spannung Drehung ô 


Bild 1. Die Drehung. 


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1. Juli 1955 


und je nach den gestellten Ansprüchen an die Genauigkeit 
der Zeitangabe, d. h. bei 50 Hz nur auf 5 bis 50 oder noch 
mehr Perioden. Die Drehungsregelung berücksichtigt und be- 
einflußt die Phasen- oder Drehungsunterschiede zwischen den 
Netzspannungen an verschiedenen Netzpunkten oder, anders 
ausgedrückt, die innere Verdrehung oder Verwindung des 
ganzen Netzgebildes und damit die in den Leitungen fließen- 
den Leistungen? Demgegenüber ist der Gangunterschied im 
ganzen Netz praktisch gleich groß; die Phasenunterschiede 
zwischen den Netzspannungen an verschiedenen Netzpunkten 
sind an den Gangunterschiedsmeßwerken nicht mehr zu er- 
kennen. Die Gangregelung geht aber bei weiterer Verfeine- 
rung, besonders bei Verwendung immer genauer arbeitender 
Normaluhren und Gangunterschiedsmeßwerke, stetig in die 
Drehungsregelung über und weist dabei auch in zunehmen- 
dem Maße deren Besonderheiten und Vorzüge auf. 


Man sieht daraus, daß die Drehungsregelung eine sehr 
genaue Zeitangabe der an das Netz angeschlossenen Syn- 
chronuhren gewährleistet. Ein weiterer Nebenvorteil der 
Drehungsregelung besteht darin, daß man die Richtfrequenz 
bzw. die an ihre Stelle tretenden Zeitzeichen oder bei gerin- 
geren Ansprüchen an die Genauigkeit auch die Netzfrequenz 
noch für andere Zwecke benutzen kann, etwa für Meß-, Eich- 
und Registriergeräte, für Gleichlaufsteuerungen u. dgl. im 
Kraftwerks- und Netzbetrieb, in Laboratorien, Fabrikbetrie- 
ben, bei der Bahn, der Post und bei Rundfunksendern. Viel- 
leicht wird es zweckmäßig sein, mit der Richtfrequenzerzeu- 
gung und Zeitzeichengabe die Stellen zu betrauen, die auch 
bisher schon Zeitzeichen übertragen. 


Zur Messung der Drehung erhalten die Drehungsregler 
einen Phasenmesser irgendwelcher Art, wie sie etwa bei 
Synchronoskopen verwendet werden, oder ein mechanisches 
oder optisches Differential, das beiderseits von Synchron- 
motoren angetrieben wird, die an der Netz- und der Richt- 
spannung liegen, oder ein elektrisches Differential, d. h. eine 
einerseits von der Netz-, anderseits von der Richtspannung 
gespeiste Asynchronmaschine, oder ein Meßwerk für die Zeit- 
abstände zwischen den beiderseitigen Zeitzeichen. Außer- 
dem müssen die Drehungsregler zur Dämpfung der Regel- 
bewegungen auch noch mit einem Meßwerk für die Netz- 
frequenz — oder, da diese nur noch wenig schwanken wird, 
besser mit einem Meßwerk für den Unterschied zwischen 
Netz- und Richtfrequenz — sowie mit einem Meßwerk für 
die Änderungsgeschwindigkeit der Netzfrequenz (oder mit 
einer nachgiebigen Rückführung oder einer ähnlichen Ein- 
richtung) ausgerüstet werden. Wenn die BDrehungsregler 
kennlinienmäßige Beziehungen zwischen den Drehungen und 
bestimmten Leistungen einzuhalten haben, müssen sie auch 
noch Meßwerke für diese Leistungswerte (oder im einfach- 
sten Falle eine starre Rückführung) erhalten. Alle diese Grö- 
ßen beeinflussen zusammen in einem bestimmten Wirkungs- 
verhältnis die Leistungszufuhr zu den geregelten Maschinen. 
Im wesentlichen unterscheidet sich also ein Drehungsregler 
nur durch das Drehungs- und gegebenenfalls durch das Lei- 
stungsmeßwerk von einem Drehzahl- oder Frequenzregler. 


Man wird aber im allgemeinen die Drehungsregler nicht 
unmittelbar einzelne ‘Maschinensätze regeln lassen, also die 
vorhandenen Drehzahlregler zu Drehungsreglern machen, 
sondern, wie bisher bei Netzregeleinrichtungen schon üblich, 
mehrere Maschinensätze, z. B. alle Maschinen eines Kraft- 
werks, einer übergeordneten Drehungsregeleinrichtung un- 
terstellen, die ihre Steuerbefehle an die Drehzahlregler gibt. 
Dies sollte aber nicht durch einzelne Steuerimpulse an die 
Drehzchlverstellmotoren geschehen, weil dies zu lange 


® Zur Veranschauliching kann man sich das Netz mit seinen Leitungen 
durch eine aus langen und Ziemlich stark elastischen Transmıssionswellen 
bestehende mechanische Energieubertragung ersetzt denken. An den Stel- 
len, wo Generatoren sitzen, wird das Wellensystem durch Kraftmaschiınen 
erccelrieben und im Uinlaussinne nach vorwarts verdreht; wo Verbraucher 


sitzen, wird es durch Aırbeitsmaschinen abgebremst und nach rückwärts 
verwunden. D.e durch die Wellen fließenden Leistungen sind, da die Dreh- 
zahl gleich bleibt, den Torsıonswinkeln verhaltnisgleich, Der Richtspan- 
nungszetger (Richtvektor) wird be; diesem, ubrigens nur beschrankt qulti- 
gen Vergleich durch esn unbelustetes, mit genau qleichbleibender Drehzahl 
umdaufendes Fiilfsweilensystein oder eine „elektrische Welle” verkvipett. 


Den Torsionswinkeln entsprechen die Drehungysunterschiede. 


dauert und die Regler nach kurzer Zeit auseinanderlaufen* 
vielmehr sollten die Steuerbefehle von einer ständig unc 
unmittelbar (etwa über die Offnungsbegrenzung) auf das 
Reglergestände einwirkenden Steuergröße gegeben wer- 
den, z. B. einer Steuerfrequenz, so daß die Regler ohn: 
störende Zeitverzüge vollkommen übereinstimmende Be- 
wegungen ausführen wie starr miteinander gekuppelte 
Stellmotoren oder richtiger wie ein einziger, von der 
Drehungsregeleinrichtung unmittelbar gesteuerter Stell- 
motor. Die Drehzahlpendel oder Frequenzmeßwerke der Reg- 
ier sind dabei im ordnungsmäßigen Betrieb ganz von selbst 
ausgeschaltet, da sie auf die verschwindend klein geworde- 
nen Netzfrequenzschwankungen nicht mehr ansprechen ode: 
an die Offnungsbegrenzung gelegt sind; sie arbeiten nu: 
noch bei der Inbetriebnahme oder in Störungsfällen. Durt 
diese Zusammenfassung einer größeren Zahl von Maschinen- 
sätzen oder gar Kraftwerken zu drehungsgeregelten Einhe:- 
ten wird erreicht, daß die Lastschwankungen für die einze.- 
nen Maschinen nur noch sehr wenig ausmachen, daß also 
die Kesselanlagen, die Stellglieder, die Regler usw. geschon' 
werden und die Leistung immer auf der Kuppe der Wirkungs- 
gradskurve erzeugt wird. Die vielen kleineren Maschinen 
und Kraftwerke, die nah wie vor von gewöhnlichen Dreh- 
zahlreglern gesteuert werden, geben, da die Netzfrequer: 
kaum mehr von ihrem Sollwert abweicht, gleichbleibende 
Leistung ab und können genau auf den besten Wirkungs- 
grad eingestellt werden, falls sie nicht, wie etwa Laufwasser- 
kraftwerke, eine gegebene Energiedarbietung zu verarbeiten 
haben. 


Erfüllung der Haupterfordernisse des Verbundsbetriebs 

Die Drehungsregler üben auf das Netz von außen her 
synchronisierende Momente aus, die die inneren synchro- 
nisierenden Kräfte verstärken. Diese zusammenhaltende und 
stabilisierende Wirkung der Drehungsregelung darf man 
zwar nicht überschätzen, weil Reglereingriffe immer erst nat 
einigen Sekunden wirksam werden, doch wird sie in ver- 
schiedener Hinsicht recht nützlich sein. Man kann z. B. de: 
Gesamtnetz loser koppeln, als es sonst möglich wäre, und da- 
mit die Kurzschlußleistungen verkleinern. Zweitens h:! 
man die Möglichkeit, in Zeiten geringen Leistungsausta!.- 
sches einzelne Hoch- und Höchstspannungsleitungen ab- 
zuschalten, ohne den Zusammenhalt des Ganzen zu qe- 
fährden. Man spart dadurh an Verlusten und brau! 
nicht, um die kapazitive Blindleistung für diese Leitunge: 
aufzubringen, die Erregungen zu sehr zu schwächen. Dritter: 
kann man in Zeiten der Höchstbelastung, wenn die Kurz- 
schlußbeanspruchung am größten ist, das Gesamtnetz aufge 
trennt betreiben und es doch jederzeit, ohne neu synchron: 
sieren zu müssen, wieder zusammenschalten oder mit ein- 
zelnen Leitungen, Netzteilen usw. ohne Betriebsunterbre- 
chung für die Verbraucher von der einen zur anderen Se::e 
hinüberwecseln. In Störungsfällen, wenn die inneren syn 
chronisierenden Momente wegen Spannungsrücgangs alle. 
nicht mehr ausreichen, um ein Außertrittfallen der Maschinen 
mit Sicherheit zu verhüten, ist die Mithilfe der Drehunos- 
regler besonders wervoll. Wird das Netz dann trotzdem 
aufgetrennt, so hat man wieder den Vorteil, es ohne we: 
teres zusammenschalten zu können; es stellen sich dann 
ganz von selbst die früheren Leistungsflüsse ein. 

Um diese synchronisierende und stabilisierende Wr- 
kung der Drehungsregler auch bei starken Spannungsern:®- 
drigungen und Ungleichheiten der einzelnen Netzphasen au!- 
rechtzuerhalten und um zugleich die im ordnungsmaßigen 
Betrieb nie ganz zu vermeidenden kleinen Unsymmetrieen 
in der Größe und gegenseitigen Winkellage der Phasenspan- 
nungen auszugleichen, wird man die Drehungsmeßwerke der 
Regier nicht einfach an das Netz anschließen, sondern man 
wird etwa mittels eines kleinen, über stark gesättigte Dros- 
scln gespeisten Synchron-Synchron-Umformers einen sym- 


ë Gleichlaufsteuereinrichtungen mit Querverbindungen zwischen dir 
einzelnen Maschinen sind ein Notbehelf, der zudem ganz versagt, wen] u’ 
Maschinen örtlich auseinanderliegen. also beispielsweise mehrere hia! 
werke zu einer Einheit zusammengefaßt werden sollen. 


' 1. Juli 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 343 
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metrishen Spannungsstern von mittlerer Phasenlage und 
gleichgroßen, unveränderlihen Amplituden herstellen, der 
die Netzspannungen ersetzt. Damit die Drehungsregelung 
auh bei völligem Verschwinden der Netzspannung noch 
wirksam bleibt, kann man, statt die Drehungen von den 
Klemmen-, Sammelschienen- oder sonstigen Netzspannungen 
aus zu rechnen, als Ausgangsgrößen die jeweiligen Polrad- 
stellungen benutzen. Am einfachsten wird man zu diesem 
Zweck die Hilfserregermaschinen mit Schleifringen versehen 
oder zur elektrischen Frequenzmessung dienende Tachome- 
termaschinen heranziehen. Da man dabei aber jedem Ma- 
schinensatz einen eigenen Drehungsregler geben muß nnd es 
doch ziemlich selten vorkommt, daß die Netzspannungen voll- 
ständig zusammenbrechen, wird man von diesen Möglich- 
keiten im allgemeinen wohl kaum Gebrauch machen. 


man die Ubergabeleistungs-Sollwerte auch leicht öfters än- 
dern und auf diesem Wege einen Ausgleich erzielen. Für die 
Konstanthaltung der Austauschleistungen aber epricht außer 
der schon genannten einfacheren Verrechnung folgendes: 


1. Der Überblick über den Betriebszustand des Gesamt- 
netzes wird wesentlich erleichtert, was mit zuneh- 
mender Vermaschung immer wichtiger wird; 


2. die Stabilität des ganzen Netzgebildes und die Belast- 
barkeit langer Leitungen werden erhöht, weil man nä- 
her an die statische Stabilitätsgrenze herangehen 
kann, ohne fürchten zu müssen, ein plötzlicher Last- 
stoß könne gerade auf eine hohe Vorbelastung 
treffen; 


3. Austauscleistungs-Schwankungen haben Blindlei- 
stungs- und Spannungsschwankungen zur Fol- 
ge, die wieder ausgeregelt werden müssen; 


4. für jede Leitung gibt es eine günstigste Bela- 
stung, bei der sıe wirkungsgrad- und kapital- 


meze mäßıg am besten ausgenutzt ist, was mit Zu- 
nehmender Länge und Leistungsfähigkeit der 
Leitungen immer bedeutungsvoiler wird. 
zum Netz D 


J 7 T'Y 
DO O Q DO DO 
wi KW2 KW3 KW4 


Bild 2. Beispiel für einen drehungsgeregelten Netzverband. 


Wie man mit der Drehungsregelung die Hauptforderun- 
cen des Verbundbetriebs erfüllen kann, sei an dem im oberen 
Teil von Bild 2 skizzierten Beispiel eines Netzverbandes 
gezeigt. Werden an den Hauptknotenpunkten a und b der 
Netze A und B bestimmte Drehungswerte eingeregelt, so 
fest bei gleichbleibenden Spannungen in der Kuppellei- 
“ung zwischen den beiden Netzen eine konstante Übergabe- 
ie:stung Naps. Entsprechendes gilt auch für die Netze C und 
D, wenn sie feste Drehungen an ihren Hauptknotenpunkten 
einhalten. Alle Netze tauschen also über die gezeichneten 
und etwa sonst noch vorhandene Verbindungsleitungen fahr- 
planmäßige Leistungen aus und decken damit alle in ihrem 
Bereich anfallenden Laständerungen selbst. Dies entspricht 
der ersten Hauptforderung, die heute allgemein an den Ver- 
°indbetrieb gestellt wird. 


Die Begründung, die manchmal für diese Forderung an- 
jegeben wird, konstante Ubergabeleistungen (oder sogar 
vorgeschriebene Übergabearbeiten) seien wegen der einfa- 
heren Abrechnung zwischen den Netzgesellschaften notwen- 
&ig, reicht freilich allein kaum aus. Der Aufwand für die Netz- 
‘egeleinrichtungen wird vielmehr erst dadurch voll gerecht- 
:ertigt, daß es auch aus technischen und energiewirtschaft- 
hen Gründen zweckmäßig ist, die Leistungsflüsse in den 
Hoch- und Höchstspannungsleitungen nicht stark schwanken 
zulassen. Zwar spricht gegen die Konstanthaltung der Aus- 
auschleistungen, d. h. das Festhalten der Laständerungen 
in den von ihnen betroffenen Netzen oder Netzteilen, daß 
dadurch ein weiterer Ausgleich der Einzelbelastungen und 
damit eine weitere Vergleichmäßigung der Netzbelastungs- 
kurven verhindert wird. In dieser Beziehung ist jedoch nicht 
mehr viel zu gewinnen, wenn die Durchmischung in den ein- 
zeinen Netzen oder Netzteilen einmal einen gewissen Grad 
reiht hat und die Belastungskurven der Einzelnetze sich 
xdt mehr sehr von einander unterscheiden. Überdies kann 


Aus allen diesen Gründen wird man beim weiteren 
Ausbau der Verbundwırtschatt aller Voraussicht nach 
zum Betrieb mıt „Leistungsquanten”, wie man viel- 
leıcht kurz sagen kann, übergehen, d. h. man wird die 
Hoch- und Homstspannungsieitungen möglıchst nur mit 
den Belastungen betreiben, die jeweils dıe günstigsten 
Verhältnisse ergeben. In erster Linie sınd das be- 
kanntiı dıe natürlichen Leistungen und benachbarte 
Leistungswerte, worauf später nom näher eingegangen 
werden soll. Dabei ist man nicht etwa zu senr einge- 
engt, weil die „Quanten“ an sich schon eine gewisse 
Breite haben und dıe meisten Leitungen mit zweı Syste- 
men belegt sind, so daß man jeweils zwei „Quanten“ 
zur Verfügung hat. Weiterhin kann man, wie bespro- 

Ns chen, bei drehungsgeregelten Netzen die Höchstspan- 
nungsleitungen ohne Gefährdung der Stabilität ganz 
abschalten und man kann umgekehrt, wie wir noch 
sehen werden, Leitungen verschiedener Spannung 

parallel betreiben, also eine feinere „Quantelung” errei- 
chen, ohne daß die Übersicht verloren geht, die Ab- 
rechnung erschwert wird und einzelne Leitungsstrecken 
überlastet werden. Schließlich wäre auch noch daran zu den- 
ken, durch Hinauf- und Heruntergehen mit den Ubertra- 
gungsspannungen in einzelnen Höchstspannungsleitungen 
oder im gesamten Höchstspannungsnetz die natürlichen Lei- 
stungen den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen, etwa so, 
daß man bei Nacht, wenn der Leistungsaustausch klein ist, 
die Spannung und damit auch die natürliche Leistung um 
rund den doppelten prozentualen Betrag heruntersetzt. 


Die besondere Eignung der Drehungsregelung für diesen 
„Quantenbetrieb“ mit konstantgehaltenen Austauschleistun- 
gen zeigt ein kurzer Vergleih mit dem Fahrplan- und 
dem Netzkennlinienverfahren. Daß die Drehungsregelung 
ohne Fernmessung der UÜbergabeleistungen auskommt, ist 
dabei nicht wesentlich, weil man statt dessen die 
Richtspannung übertragen muß, ganz abgesehen davon, daß 
man Fernmeßeinrichtungen zur Überwachung des Verbund- 
betriebs wohl immer brauchen wird. Dagegen ist erstens wich- 
tig, daß sich die Drehungsregelung bei Ausfall von Leitun- 
gen günstiger verhält ale die Fahrplan- und die Netzkenn- 
linienregelung. Zweitens kann man mit diesen Verfahren 
bei vermaschten Netzverbänden zunächst nur die algebra- 
ische Summe der Übergabeleistungen eines Netzes oder Netz- 
teiles, also seine Ein- und Ausfuhren, regeln, die Leistungs- 
flüsse in einzelnen Kuppelleitungen dagegen nur insoweit, 
als man in diese Leitungen Regelumspanner (Quer- und 
Längstransformatoren) einbaut und mit ihnen Ringflüsse 
erzeugt, die sich jedoch über viele verschiedene Wege 
schließen können und sich gegenseitig beeinflussen und 
stören. 


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Anders liegen die Verhältnisse bei der Drehungsrege- 
lung. Fällt beispielsweise ein Strang der Kuppelleitung zwi- 
schen den Netzen A und B nach Bild 2 oder die ganze Lei- 
tung aus, so versuchen die Drehungsregler nicht, wie es Fahr- 
plan- oder Netzkennlinienregler tun, den Leistungsaustausch 
über die übrigen Leitungen unverändert aufrecht zu erhal- 
ten, wodurch diese überlastet werden können und auch das 
Blindleistungsgleichgewicht gestört wird. Vielmehr werden 
sich die beiden Netze A und B zunächst bemühen, allein mit 
der neuen Lage fertig zu werden. Ihre Drehungsregler su- 
chen durch Verringerung oder Erhöhung der Erzeugerleistun- 
gen die vorgeschriebenen Drehungswerte zu halten und glei- 
chen so den Leistungsüberschuß oder -mangel möglichst selbst 
aus. Nur wenn dies nicht gelingt, werden die übrigen Netze 
in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist, wie sich noch deutlicher 
zeigen wird, ganz allgemein eines der Hauptmerkmale der 
Drehungsregelung. Jeder Laständerung und jeder Störung 
wird nach Möglichkeit zunächst mit örtlichen Mitteln begeg- 
net. Erst wenn diese nicht mehr ausreichen, greifen nachein- 
ander die benachbarten und die weiter entfernten Kraftwerke 
ein, und zwar nach Maßgabe ihrer elektrisch gemessenen 
Abstände vom Lastanfallpunkt oder der Störungsstelle, d. h. 
je nach den zwischen diesen Punkten und den Kraftwerken 
liegenden Impedanzen. Hierdurch unterscheidet sich die Dre- 
hungsregelung grundsätzlich von allen anderen Netzregel- 
verfahren. Diese berücksichtigen die Entfernungen vom Last- 
anfallpunkt oder der Störungsstelle entweder überhaupt 
nicht oder nur innerhalb gewisser Grenzen, indem das ge- 
samte Netzgebilde nach Art einer Verwaltungsorganisation 
in Bezirke aufgeteilt wird. Ein drehungsgeregeltes Netz da- 
gegen gleicht mehr einem lebenden Organismus. der je nach 
der Schwere einer Störung zunächst die örtlichen und erst 
im Notfall weitere Abwehrkräfte im erforderlihen Umkreis 
und Ausmaß heranzieht, ohne daß sich dafür bestimmte 
Grenzen angeben lassen. 

So erklärt es sich äuch leicht, daß Quertransformatoren 
in drehungsgeregelten Netzen anders wirken als in Netzen 
ohne Drehungsregelung. Die Querspannung erzeugt einen 
Drehungssprung. Dieser bringt in der Kuppelleitung, in die 
der Quertransformator eingebaut ist, einen zusätzlichen Lei- 
stungsfluß hervor, ohne daß dadurch ein Ringfluß entsteht. 
Denn für die Kraftwerke, die mit der Einregelung der Dre- 
hungen in den beiderseitigen Leitungsendpunkten beauf- 
tragt sind oder diesen am nächsten liegen, hat der vom Quer- 
transformator hervorgerufene zusätzliche Leistungsfluß die- 


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1. Juli 1950 


selbe Wirkung wie eine Verbrauchszu- oder -abnahme; sie 
wird von den Drehungsreglern ausgeregelt. Daher kann man 
auch in dem iGrenzfall von nur zwei durch eine einzige Kup- 
pelleitung verbundenen Netzen mittels eines Quertransfor- 
mators ohne FernmeßB- oder Fernwirkeinrichtungen eine be- 
liebige Austauschleistung fließen lassen, was ohne Dre- 
hungsregelung nicht möglich ist, weil in diesem Fall kein 
Ringfluß entstehen kann. 

Werden an den Endpunkten einer Kuppelleitung be- 
stimmte Drehungen und Spannungen eingehalten und gehen 
von der Kuppelleitung keine Verbraucherabzweige ab, so ge- 
nügt eine einmalige feste Einstellung des Quertransforma- 
tors. Andernfalls muß er einen Regler mit einem Meßwerk 
für die Durchgangsleistung erhalten, der die Querspannunc 
nach den jeweiligen Verhältnissen so einstellt, daß die Durd- 
gangsleistung auf dem gewünschten Wert bleibt. Ein solche: 
geregelter Quertransformator ist in Bild 2 in die Kuppellei- 
tung zwischen den Netzen A und C eingezeichnet. Der Reg- 
ler ist hier notwendig, weil diesseits und jenseits des Quer- 
transformators an die Kuppelleitung Verbraucher — durd 
Pfeile dargestellt — angeschlossen sind, die beliebige Lei- 
stungen entnehmen können. Da es u. U. wünschenswert ist. 
daß bei Störungen im Netz nicht starr an den vorgeschrie- 
benen Durchgangsleistungen festgehalten wird, kann mar 
die Regler bei Überschreitung bestimmter Drehungswerte 
oder bei Entstehen einer bestimmten Frequenzabweiduns 
durch Relais vorübergehend ausschalten lassen. Ein weiteres 
Beispiel für die Verwendung von Quertransformatoren sind 
Übergabestellen, etwa zwischen verschiedenen Ländern, bei 
denen es wegen der Verrechnung auf besonders genaue Ein- 
haltung der Übergabeleistungen oder -arbeiten ankommt. 

Der Quertransformator ist somit ein wertvolles Mitte! 
zur Ergänzung der Drehungsregelung, ohne unbedingt not- 
wendig zu sein, da die Drehungsregelung schon von sid 
aus ihrer Natur nach die Leistungsflüsse in den einzelnen 
Leitungen beherrscht. Die Drehungsregelung eignet sid 
daher besonders gut für vermaschte Netze. Sie wird den 
Übergang vom Strahlennetz, bei dem die Teilnetze jeweils 
nur über die Leitungen mit der höchsten Spannung gekup 
pelt sind, zum vermaschten, lediglich bei zu hoher Kur- 
schluBleistung aufgetrennten, dann aber auch wieder leid! 
zusammenschaltbaren Netz erleichtern und wird damit zu: 
Verringerung der Gesamtverluste sowie zur vollen Ausnut- 
zung der Leitungen und des für sie aufgewendeten Anlage- 
kapitals beitragen. (Schluß folgt.) 


Die Elektrotechnik auf der Technischen Messe Hannover 1950 


Von G. H. Winkler, Wuppertal 


Vom 3. bis 14. Mai vereinte die Technische Messe auf 
75000 m? Hallenfläche und 30000 m? Freigelände rd. 1600 
Firmen, davon 421 aus der Elektroindustrie. Die Stadt Han- 
nover. hatte sich große Mühe um die Ausgestaltung des 
Messegeländes gegeben, das wohl noch mehrmals die Leip- 
ziger Messe für die westliche Welt ersetzen muß; eine 
neue Straßenbahnlinie und eine Autostraße waren gerade 
rechtzeitig fertig geworden. Die Organisation des ganzen 
Messeablaufes war gut. Daß die Halle 14 in den ersten Ta- 
gen keinen Strom bekam, war eine häßliche Ironie des 
Schicksals, denn gerade die Hersteller elektrischer Leuchten 
saßen nun im Dunkeln und machten mit Azetylenlaternen 
eine zwar nicht mehr notwendige, aber sehr wirksame Re- 
klame für den Segen elektrischer Beleuchtung. 

Was die Messe an Maschinen und Geräten zeigte, 
machte auf jeden fachkundigen Besucher großen Eindruck; 
in erstaunlich kurzer Zeit hat es die deutsche Industrie fer- 
tig gebracht, wieder mit Bestleistungen aufwarten zu kön- 
nen. Die Großmascinen im Freigelände, die Werkzeugma- 
schinenschau und die Elektrotechnik — letztere vornehmlich 
in Halle 3 — erinnerten lebhaft an die Vorkriegsmessen in 
Leipzig. Es ist zu hoffen, daß diese erneute Leistungsfähig- 


DK 621.5 (061.4) 


keit den innerdeutshen Nachholbedarf zu decken vermag, 
der bei den Kraftwerken, den überalterten Straßenbahnen. 
im Nachrichtennetz und überall in der Industrie besteht, und 
daß darüber hinaus Kapazität für den Export freibleibt, der 
infolge der Überlastung und der langen Lieferzeiten der 
ausländischen Elektroindustrie gerade jetzt gute Aussic- 
ten hat. — Die Technische Messe wurde von 640 420 Personen 
besucht, davon kamen 21 368 aus dem Ausland. Die besten 
Abschlußziffern schon während der Messe erzielten der Ma- 
schinenbau und die Elektroindustrie. 

Dieser Bericht beschränkt sich auf Neuerungen, so weil 
sie nicht schon im Messeheft der ETZ (H. 8/9 ds. Js.) beschrie- 
ben worden sind. Uber Elektro-Schweißmascdinen soll nach 
der Schweißmaschinenschau in Duisburg berichtet werden 
und über Rundfunkgeräte erst nach der Düsseldorfer Aus- 
stellung. 

Maschinen und Transformatoren 

Neben den zahllosen gängigen Typen von Motoren und 
kleinen Generatoren waren auc einige große Maschinen 
und Trafos ausgestellt. Die Hochspannungs-Ges. Fische! 
& Co., Köln-Zollsto&k, zeigte einen Prüftransformator fur 
350 kV, 400 kVA, die Schorh-Werke AG.. Rheydt, einen 


t. Juli 1950 


Transformator für 6300 kVA mit Jansenregler und die SSW 
im Modell einen Wandertrafo 150 MVA für 220/110 kV. Bei 
den Schorch-Werken sah man ferner einen nebenscluß- 
erregten Drehstrom-Kollektormotor 6000 V, 175...300 kW, 
regelbar von 320 bis 640 U/min. Eine besondere Kühlung hat 
der Soma-Motor von Schorc: Ein Innenlüfter, der im voll- 
ständig gekapselten Teil des Motors läuft, hat die Aufgabe, 
die erwärmte Innenluft umzuwälzen und sie dabei durch eine 
Anzahl am Motorumfang verteilter Kühlkammern mit großer 
Oberfläche zu führen. Ein Außenlüfter bestreicht das Äußere 
der Kühlkammern im Gegenstrom (Rückkühlung der erwärm- 
ten inneren Luft). | 


Antriebe | 

Auf dem Antriebsgebiet wurden die sog. elektronischen 
Steuerungen sehr beachtet. Früher! sagte man einfach röh- 
rengesteuert; seit aber aus den USA der Sammelbegriff 
‚Elektronik“* zu uns kam, erhielten die Steuerungen mit 
Elektronenröhren einen geheimnisvolleren Anstrih und 
wurden „modern?. Sie bieten den großen Vorteil, daß man 
bei leihter Bedienung durch Drehknöpfe oder automatisch 
alle Forderungen erfüllen kann, die ein Maschinenantrieb 
hinsichtlich Drehzahl, Drehmoment und Leistung überhaupt 
stellen kann. 

Die Energie wird dem Drehstromnetz entnommen, als 
Antriebsmotor wählt man aber den Gleichstrom-Nebenscluß- 
motor. Seine Ankerwicklung speist man z. B. über Thyra- 
trons (gittergesteuerte Gleichrichter mit Glühkathode) und 
regelt die Spannung mit Hilfe der Gittersteuerung. Die Feld- 
wicklung wird ebenfalls über Thyratrons oder über Trocken- 
gleichrichter gespeist und u. U. auch geregelt. Man kann mit 
einer solchen Regelung die Drehzahl des Antriebes auf jedem 
Wert zwischen Leerlauf und Vollast konstant halten und 
einen schnellen, sicheren und stroßfreien Anlauf gewähr- 
leisten. Die Drehzahl des Motors wird bei der AEG-Steue- 
tung elektrisch gemessen, indem man die Klemmenspannung 
am Anker um einen dem Ankerstrom 
proportionalen Spannungsabfall I'R 
korrigiert, diese Spannung gegen eine 
Vergleihsspannung schaltet und die 
Differenz dem Gitter einer Regelröhre 
zuführt; ein zweiter Regelkreis greift 
zusätzlich während der Anlaufperiode 
ein. Mit wenigen Zusatzmitteln kann 
man beliebig bremsen und die Dreh- 
richtung umkehren. Die Drehzahl wird 
an einem Potentiometerknopf einge- 
stellt. Mit mehreren Potentiometern 
kann man rasch nacheinander ver- 
shiedene vorgewählte Drehzahlen be- 
autzen. Man kann etwa eine Dreh- 
bank auf konstante Schnittgeschwin- 
digkeit beim Plandrehen einstellen 
und bei Schleifmaschinen durch kon- 
tinuierlichen Vorschub die Maserungen 
am Werkstück vermeiden. Eine der- 
artige Schleifmaschinensteuerung, Aus- ETZ en TORRY 
führung der AEG, fand sich an einer wassergekünlt, 30/1000 A, 
Rundschleifmaschine der Hartex G. m. 1000 V. 

b. H., Berlin. 

Die AEG hat für diese und andere Steuerungen, die ja am 
Betriebsort rauhe Behandlung vertragen müssen, besondere 
Stahl-Thyratron- und -Ignitronröhren geschaffen. Ein Stahl- 
Ignitron größerer Leistung zeigt Bild 1. Diese wassergekühlte 
Röhre mit großer Stromüberlastbarkeit hat ein günstiges 
Verhältnis des Strommittelwertes zum Höchstwert. Bei 1000 
V Sperrspannung vermag sie einen Mittelwert von 30 A und 
einen Höchstwert von 1000 A zu führen; sie ist besonders für 
alle Schaltaufgaben mit genauester Schaltzeit geeignet, also 
für Kurzzeitschalter mit hohen Stromstößen (z. B. Schweiß- 
maschinen). 

Die Pintsch Electro GmbH., Konstanz, zeigte elektroni- 
she Steuerungen unter der Bezeichnung „Tronomat"; eine 
allerdings nur grundsätzliche Schaltung gibt Bild 2. Vorerst 
Se 


‘i 


' Vgl. z. B. ETZ 60 {1939) S. 1081. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


345 


liefert Pintsch die Steuerungen für 0,1...7 kW Motorleistung. 
Die eingehende Erörterung der Schaltungen verschiedener 
Firmen ist nicht möglich, man hält mit den Einzelheiten noch 
zurück. 

Auf dem BBC-Stand wurden Drehzahlregelung und Rich- 
tungsumkehr an einem Motor vorgeführt, der von einem git- 
tergesteuerten 300 A-Eisengleichrichter nach Bild 3 gespeist 
wurde. Auch bei diesem Beispiel wurde nur die Ankerspan- 
nung durch Drehknopf über Phasenverschiebung der Gitter- 
spannung geregelt, so daß sich die Motordrehzahl zwischen 
0 und 1500 U/min einstellen ließ. 


Steuerverstärker 


2 El 
Gleichr f. L 
Feldregelung 


Netztrafo 


(& 77659) 


Bedienungsteil 


Grundsätzliche Schaltskizze einer elektronischen 
Antriebssteuerung. 


Bild 2. 


Neben den Röhrensteuerungen werden weiterhin die 
bewährten Regelsteuerungen für die Mehrzahl aller An- 
triebe genügen, die mit polumschaltbaren Motoren oder mit 
Drehstrom - Nebenschluß - Kommutatormotoren ausgerüstet 
sind. Ebenso wird der Getriebemotor sein Gebiet behaupten, 
besonders in den Fällen, wo die Arbeitsmaschine eine sehr 
kleine Drehzahl verlangt. Die bauliche Eingliederung des 
Antriebes und seiner Schaltelemente in die Arbeitsmaschine 
ist in der gleichen Art weitergetrieben worden, wie man sie 
schon vor dem Kriege sich entwickeln sah, und hat unter 
Einshluß der Beleuchtung einen formschönen und zweck- 
mäßigen Ausbau der Arbeitsmaschinen hervorgebracht. 

Eine Sonderleistung bedeutet ein Elektro-Tauchpumpen- 
satz der SSW mit 44 kW Leistung. Die Pumpe wird zur Was- 
serversorgung, zur Grundwasserabsenkung oder zur Wasser- 
haltung in Bergwerken an der Steigrohrleitung ins Wasser 
versenkt. Der normal gewickelte Motor bleibt mit Luft ge- 
füllt, eine Druckluftsiherung schützt ihn vor Überflutung. 
Trotzdem eintretendes Sickerwasser wird aus dem Sumpf 
durch einen relaisgeschalteten Kleinkompressor von Zeit zu 
Zeit wieder herausgedrückt. 

Auch für den Webstuhlantrieb ergeben sich immer wie- 
der einmal Neuerungen. Die Schorch-Werke wiesen beson- 
ders auf ihren mit einer Rutschkupplung zusammengebauten 
oberflächengekühlten Motor hin. Die AEG zeigte eine licht- 
elektrische Steuerung für Seidenwebstühle zur Überwachung 
des Schußfadens. In die Spule wird ein kleiner Metallspiegel 
eingelegt, der einen Lichtstrahl erst dann reflektieren kann, 
wenn das aufgespulte Garn fast verbraucht ist. Die Spule 
kann also weitgehend aufgebraucht werden, eine Spulen- 
reserve ist nicht mehr nötig, und da der Stuhl nicht zurück- 
gedreht werden muß, entstehen keine häßlichen Ansatz- 
stellen im Gewebe. 

Eine weitere Anwendung des Thyratrons zeigte die 
AEG-Registersteuerung für papierverarbeitende Maschinen. 
Nach den auf die Papierbahn aufgedruckten Zeichen arbeitet 
der Querschneider, lichtelektrisch und thyratrongesteuert, 
mit + 1 mm Genauigkeit. 

An Hebezeugen und Elektrofahrzeugen bot die Messe 
viel Auswahl- Nicht nur werden Lastkarren u. dgl. wie- 
der von den Firmen gebaut, die sih vor dem Kriege 
damit befaßten, sondern man sah auch Neues. So hatte Hans 
Still, Motorenfabrik in Hamburg, nicht nur Hochhubkarren, 
sondern auch sehr bewegliche Stapler mit elektro-hydrauli- 
schem Hub ausgestellt, ferner einen 1,5 t-Elektrolastwagen. 
Bestechend einfach ist seine Steuerung mit einer neuartigen 
Fahrstufenschaltung für je vier Vorwärts- und Rückwärts- 
stufen, die auf einem Kontaktbügel am Lenkrad durch Fin- 


346 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 19% 


gerdruck eingestellt werden. Der Fahrbereih ist leer 
90 ... 100 km, voll beladen 70 km bei Geschwindigkeiten von 
25 bzw. 22 km/h. Antrieb: zwei völlig gekapselte Haupt- 
strommotoren von je 2,2 kW, 40zellige Batterie, 80 V, 
200 Ah, in zwei Trögen untergebracht. i 
Stromrichter 

Schon vor dem Kriege mußte der Quecksilberdampf- 
Glasgleichrichter für größere Leistungen dem Eisengleich- 
richter weichen, nachdem es gelungen war, auch den Eisen- 
gleichrihter ohne Vakuumpumpe zu betreiben. Den heuti- 
gen Stand möchten wir am Beispiel der BBC-Eisengleich- 
richter kennzeichnen. Bild 3 zeigt drei Größen für 150, 300 


ETZ 817 
Bild 3. Pumpenlose Eisengleichrichter 600, 300 und 150 A. 


und 600 A bei Gleichspannungen bis 1500 V. In die vakuum- 
dicht verschweißten Gefäße werden die Elektroden durch 
Glaseinschmelzungen eingeführt. Steuergitter erhalten die 
Gleichrichter für Industrie- und Lichtnetze; Bahngleichrichter 
bleiben ohne Steuergitter. Die drei Typen werden heute in 
Serien hergestellt mit den gleichen Maschinen und Schweiß- 
automaten, denselben Ausheiz- und Prüfeinrichtungen. Die 
so viel wie möglich verwendete Schweißung führt zusam- 
men mit einer gut überlegten Konstruktion zu geringen Ge- 
wichten. — Ähnliche Bauarten zeigen auch andere Firmen; die 
AEG hat für ihre Eisengleichrichter ein neues Differential- 
Rückstrom-Schnellrelais geschaffen, das bei Störungen sehr 
rasch abschaltet und Rückstrom-Schnellschalter und Anoden- 
sicherungen erübrigt. 


Schalter und Relais 

Trennscalter für Höchstspannung werden heute von 
den einschlägigen Firmen als „Gemeinschaftsschalter“ mit 
gleichen äußeren Abmessungen gebaut und wurden vielfach 
auf der Messe gezeigt. Der Trennschalter nach Bild 4 ist 
eine Neukonstruktion der AEG und zeichnet sich durch die 
neuartige Strombahn mit Klauenkontakten aus, die sich selbst 
reinigen und auch bei Vereisung zuverlässig ein- und aus- 


ETZ 862 


Bild 4. 


Trennschalter mit Klauenkontakt. 


schalten. Der Schalter wird für die Reihen 60, 110 und 220 
für Nennströme 600 und 1000 A mit Hand- oder Druckluft- 
antrieb gebaut. Die AEG ist nun auch wieder in der Lage, 
alle anderen Hochspannungsschalter, auch ölarme und Druck- 


gas-Leistungsschalter zu liefern. — Für mittlere Leistungen Å 
hatte E. Neumann, Hochspannungsapparate GmbH., Berlin, I 
einen Öölarmen Leistungsschalter 100 MVA als Neukonstruk- 
tion für die Reihen 10 und 20 ausgestellt. Die Anschlüsse 
des Schalters liegen ‚besonders günstig für nach oben oder 
unten führende Stromschienen. 

Neben einer Serie neuer Hocdhleistungs-Luftschütze fie 
bei Voigt & Haeffner AG., Frankfurt a. M., ein explosion«f, 
und schlagwettergeschützter Paketschalter auf. Das Zweig 
werk Gelsenkirchen dieser Firma zeigte einen neuen Relais 
Eichkoffer. — Ein neues thermisches Relais für große Uber 
strom-Selbstschalter auf dem Stande der Devag, Frankfu 
a. M., kombiniert geschickt die auswechselbaren Bimetalistref 
fen mit einem Momentschalter. Das Relais hat natürlich Teng 
peraturausgleich und spannt sich selbsttätig für erneute Bei 
triebsbereitschaft. 


Leitungen 
Auf diesem Gebiete zeigte die Messe zwar sehr vielf' 
aber in bewährten und bekannten Formen mit erprobte 
Isolierstoffen. Die Feuchtraumleitungen werden jetzt zw 
nehmend mit Kunststoffen isoliert. Als Besonderheit mögen 
die Schrämkabel erwähnt werden, also Leitungen zum / 
schluß von Schrämmascinen im Kohlenbergbau, die scho 
seit einer Reihe von Jahren so ausgeführt werden, daß bei 
Beschädigungen keine Feuererscheinung auftreten kan. 


Bild 5. Schrämkabel (Siemens). 


(Schlagwettergefahr). Immerhin werden sie mit z. T. neu 
Mitteln und auch unterschiedlich gebaut. Bei der Protomot 
Schrämleitung der SSW (Bild 5) liegen über einem Profi 
kern (Cracore-Kern) die 4 Hauptleiter, ferner je 4 Steug 
und Uberwachungsleiter, die alle von einem Innenman 
aus leitendem Gummi umschlossen sind. Auch die Ube 
wachungsleiter, welche die axiale Leitfähigkeit des leite 
den Gummis verbessern sollen, sind von leitendem Gum 
umgeben, während die Steuerleiter gummiisoliert sind. Di 
Kabel arbeitet zusammen mit einem Leitungswädhter, € 
die stromführenden Adern sofort abschaltet, wenn ein g 
erdeter Metallteil den Außenmantel durchschneidet und at 
den leitenden Innenmantel kommt oder wenn einer de 
stromführenden Leiter mit dem leitenden Innenmantel Kon 
takt bekommt. | 

Bild 6 zeigt, wie die Schrämleitung der Land- und See 
kabelwerke AG. Köln-Nippes, aufgebaut ist. Hier sin 
4 Haupt- und 4 Steuerleitungen über einen malteserkreuz 
förmigen Gummikern verseilt, 2 weitere Steueradern sind ü 
einer besonderen, zusätzlihen Wellung in den Kern eia 
gelegt und können dank dieser Wellung Längenänderunge 
bis zu 12°/0 folgen. Alle Leiter sind gemeinsam von Isoliei 
gummi umschlossen, auf das ein Doppelschirm mit zwe 
metallischen Einlagen aus Feindrahtgewebe folgt, beide Ein 
lagen getrennt durch eine isolierende Gummischicht Aud 
für dieses Kabel ist eine eigene Schutzschaltung entworfe 
worden. Die Schrämkabel beider Firmen sind außen vo 
einem schwer brennbaren Kunstkautschuk umgeben. 

Teile einer Olkabelleitung für 110 kV, 150 mm!, 70 MV. 
sowie Muster von Druckkabeln für 110 kV zeigte die Fe 


1. Juli 1950 


ten & Guilleaume Carlswerk AG. Köln-Mülheim. Neben 
anderen Hf-Sende- und Empfangsleitungen mit Styroflex- 
Luft-Isolation und Polyäthylen-Vollisolation sah man hier 
auh das von Peters im VDE-Facbericht 1949 beschrie- 
bene UKW-Kabel. 


Hauptleiter 
qgummiertes Band 
Innenmantel, Isol.-Gummi 


'Tnnenschirm 
Zwischengummi 
Außenscirm 


Außenmantel 
2 gewellte Steueradern 


4 .. . 


ETZ 818 


Bild 6. Schrämkabel (Land- und 
Seekabelwerke). 


Für Installationsleitungen unter Putz hat W. Eugen 
: Fischer, Wuppertal-Barmen, eine verbleite Abzweigdose von 
nur 20 mm Höhe herausgebracht. Die Schwierigkeiten, die 
man sonst beim Einführen der Drähte in feste Klemmen hat, 
sind einfach dadurch umgangen worden, daß die bakelit- 
isolierten Klemmen lose in der Dose liegen und die Leitun- 
‚gen außerhalb verklemmt werden können. 


| Fernmeldetechnik 

\ Die Fernwahl im Fernsprechverkehr ist in Deutschland 
noch auf einen Teil Bayerns beschränkt, wird sich aber in 
hoffentlich nicht zu ferner Zeit für ganz Deutschland und 
schließlich für Europa verwirklichen. Das von Mix & Genest, 
Stuttgart, entwickelte Fernwahlverfahren nach dem Stafetten- 
system? wurde praktisch vorgeführt. Bei diesem System 
ählt der Anrufende zuerst die Amtsnummer des fernen 
eilnehmers. Das System wählt dann selbst die günstigste 
eie Verbindung zwischen beiden Städten und erteilt dem 
rufenden selbsttätig einen Zwischenbescheid, sobald die 
ter verbunden sind. Als nächstes wählt der Anrufende 
ie Teilnehmernummer. In den Zwischenämtern sorgen 
iher für die Neuwahl der Amtsnummer, Umrechner 
alten die erforderlichen Verstärker und die Zeitzonen- 
er für Gebührenberechnung ein. Der Anrufende kann 
i diesem System den Teilnehmer von jedem Ort aus mit 
gleichen Amtsnummer erreichen. 

Bei S & H fand man u. a. neue Modelle von Fernschreib- 
maschinen, so elnen in Serie gebauten Streifenschreiber mit 
fypenraddruck, in dessen Gehäuse die Zusatzeinrichtungen 
Wählscheibe, Lochstreifenempfänger und -sender, Stanze 
> mit eingebaut sind, und einen Siemens-Hell-Blattschreiber, 
sammen mit seiner Funkempfangsanlage. Der Blattschrei- 
wer ist besonders für die Presse geeignet, denn die Texte 
erden nicht auf Streifen, sondern auf ein von einer Rolle 
kblaufendes Papierblatt aufgezeichnet. 


Vollständige Funkstationen waren vielfach ausgestellt. 
Die C. Lorenz AG. hatte den für Bonn bestimmten Mittel- 
wellensender aufgebaut, mit Einschubkästen ähnlich wie bei 
kleineren Sendern, Leistung 2,5/5 kW für 850/1650 kHz. — 
Binen FM-UKW-Rundfunksender 10 kW, 87,5/100 MHz, für 
Stannover bestimmt, sah man bei Telefunken. Siemens zeigte 
ine 100 W-UKW-Funkbrücke mit Trägerfrequenz-Mehr- 
fschausnutzung sowie eine Kutterstation als Beispiel der 
#erbindung mit ortsbeweglichen Sprechstellen. Auch den 
Saporterfunk fand man verschiedentlich. 

k Die kleinsten Hf-Geräte, Hörhilfen für Schwerhörige, 
Wurden von zahlreichen Firmen ausgestellt und zeigten fein 
Biisgeklügelte Technik auf engstem Raum. So enthält z. B. 
Rs Atlas-Gerät (Heinrich Menke, Bremen) in einem Gehäuse 
Bin Taschenlampenformat ein Kristallmikrophon und einen 
werstärker mit drei Miniaturröhren; der unauffällige Mikro- 
hörer bildet einen zweiten Geräteteil, der dritte sind die 


! Vgl. A.Mehlis: Arch. elektr. Übertr. 2 (1948) S. 245. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


347 


Batterien in einem flachen Lederetui. Die Wiedergabe kann 
durch Klangblende in drei Stufen geändert werden, andere 
Firmen machen es auch kontinuierlich. 

An neuen Werkstoffen für die Hf-Technik mit extrem 
hoher DK. wird von verschiedenen Firmen gearbeitet; vor- 
erst genügen die Verlustwerte und das Temperaturverhalten 
noch nicht den Forderungen der Praxis. Letzteres gilt nicht 
für Sinter-Rutil (ebenfalls eine Titanverbindung), das als 
Sirutit von Siemens hergestellt wird und einen mittleren 
DK-Wert von rd. 100 hat. Keramische Kondensatoren mit 
Sirutit waren ausgestellt; sie sind besonders klein, ihre di- 
elektrischen Verluste liegen bei Hochfrequenz an der un- 
teren Grenze der Meßbarkeit. 


Elektrowärmetechnik 

„Modern“ sind auf diesem Gebiet besonders die Strah- 
lungstrocknung mit Ultrarot und die Erwärmung durch Hoch- 
frequenz auf induktivem und dielektrishem Wege. Uber die 
Strahlungstroknung wurde hier kürzlich berichtet?; wir 
nennen ergänzend einiges von dem, was die Messe an Ein- 
zelgeräten zeigte‘. — Einen Röhrenstrahler als Flächenstrah- 
ler (Röhrenlampe, für gute UR-Ausbeute konstruiert) baut 
die AEG besonders für Trockenbahnen. Die Elslin-Elektro- 
Keramik, Northeim/Hann., zeigte ihre Wärmestrahlpilze 
(50 ...250 W, in Keramik eingebettete Heizwendeln), Röhren- 
strahler und Reflektoren, Osram hat eine innenverspiegelte 
UR-Trockenlampe 300 W herausgebracht. Vollständige Lack- 
trokenanlagen mit Dunkelstrahlung und stufenlos regel- 
barem Durchsatz hatten Werner & Pfleiderer, Stuttgart, aus- 
gestellt, dazu einen vielseitig brauchbaren kleineren Dunkel- 
strahlerschrank. 

Hf-Generatoren für industrielle Zwecke zeigten die 
Großfirmen einschließlich Philips und Telefunken. Schoppe 
& Faeser, Minden, hatten Anlagen für induktives Härten aus- 
gestellt, darunter serienmäßig gebaute Härteautomaten. Auch 
die Hf-Generatoren (Röhren- oder Funkenstreckengenerator 
mit Marx-Blasfunkenstreke) baut die Firma selbst. Mit 
einem 6 kW-Hf-Generator von Philips arbeitet die Univer- 
sal-Härtemaschine der Lehrenfabrik Rissen, Hamburg-Rissen. 
Sie dient zum Härten zwischen Spitzen (Wellen usw.), Här- 
ten von Bohrungen und Ringen sowie zur Streifenhärtung 
an größeren zylindrischen Stücken. Siemens zeigte Gene- 
ratoren von 1 bis 4 kW, namentlich für die holzverarbeitende 
Industrie. Einer dieser Generatoren arbeitete auf dem Stande 
der Adolf Friz GmbH., Stuttgart-Cannstadt, an einer Ma- 
schine für die Kantenverleimung von Tischlerplatten. Die 


ETZ 828 Bild 7. Hi-Schweißpresse für Kunststoffe. 


Platten werden auf drei Seiten gleichzeitig verleimt, die 
Kauritverleimung wird im Hochfrequenzfeld getrocknet; da 
vier Platten gleichzeitig in die Maschine eingespannt sind, 
kann man bis auf eine Mindestzeit von 30 s für einen Ver- 
leimungsgang herunterkommen. Von den bei BBC ausge- 
stellten Hf-Röhrengeneratoren 1 und 2 kW war eine Type 


® Har. Müller: Einige Bemerkungen zur elektr. Strahlungstrock- 
nung. ETZ 71 (1950) H. 11, S. 287. 

t Auf den UR-Spektrographen. der weiter unten im Abschnitt Meßtech 
nik erwähnt wird, sei hier nur verwiesen. 


348 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 1950 


O f 


für Härtungen an kleineren Werkstücken bestimmt, die 
andere führte das Vorwärmen von Preßstoffen im dielektri- 
schen Felde vor. Dieses Vorwärmen hat sich als recht wirt- 
schaftlih erwiesen, es erniedrigt Preßzeit und Preßdruck, 
schont die Preßformen und sichert einwandfreies een 
auch großer Wandstärken. 

Das Schweißen von Kunststoffen durch Hodeien 
zeigte u. a. die C. Lorenz AG, Stuttgart. Zu der Schweißpresse, 
Bild 7, gehört noch der unbediente Generator 1 oder 2 kW. 
Die Schweißleistung reicht bei 2 mm gesamter Foliendicke und 
6 mm Elektrodenbreite für 70 oder 140 cm? je nach Gene- 
ratorgröße; die Schweißzeit beträgt je nach Foliendicke 
0,2..5s. 

Für die Lichtbogenschweißung zeigte J. u. W. Müller 
GmbH., Opladen, einen fahrbaren Schweißumformer, als 
Einankerumformer gebaut, dessen Leistungsfaktor nicht 
kompensiert werden muß. Die Maschine verarbeitet blanke 
Drähte 1,5..8 mm Dmr. und z. B. stark ummantelte Elek- 
troden 2...5 mm. 

Die Neuerungen an Elektrowärmegeräten für den Haus- 
halt sind schon zum Teil im Messeheft (H. 8/9 ds. Js.) be- 
handelt worden. Mit den robusten Backer-Heizrohren stattet 
Voigt & Haeffner auch Kochplatten u. dgl. aus. Ein sog. 
Wattregler der Isabellenhütte, Dillenburg, dient zur stu- 
fenlosen Regelung von Heizgeräten. Er unterbricht den 
Strom in einstellbaren Intervallen bei nur 10 W Eigenver- 
brauch. Das Gerät wird als Laborausführung oder zum Ein- 
bau, z.B. in Herde, gefertigt. Die Elektrotechn. Fabrik Schnee- 
fuß KG., Lüneburg, zeigte Fußboden-Heizplatten; die ein- 
gebetteten Heizleiter werden mit Kleinspannung betrieben; 
der Erfolg bleibt abzuwarten. 


Meßtechnik 

Jene Zeiten, wo man in Deutschland weder ein Betriebs- 
noch ein Labormeßgerät bekommen konnte, sind gründlich 
vorbei, wie die Messe zeigte. Viel Anziehungskraft übten 
die von Siemens® und AEG-Zeiss vorgeführten Elektronen- 
Übermikroskope aus — hier elektromagnetisch, hier elektro- 
statisch. Für das AEG-Übermikroskop bedeutete der elek- 
trostatische Stigmator zur Korrektur des Astigmatismus eine 
wertvolle Neuerung’. Die AEG stellte noch ein Aufdampf- 
gerät aus, mit dem man die Objekte schräg bedampfen, aber 
auch Spiegel und leitende Beläge herstellen kann. 

Die praktischen Vielfachmeßgeräte bauen heute nahezu 
alle Meßinstrumentenfirmen. — Zwei neue Meßbrücken sind 
die kombinierte Widerstandsmeßbrücke von Gebr. Ruhstrat, 
Göttingen, und eine Siemens-Einknopfmeßbrücke. Die Ruh- 
strat-Brücke mißt mit Gleichstrom Widerstände zwischen 
0,1 mQ und 50 MQ bei einer Genauigkeit von 1..2%. Die 
Siemensbrücke, mit der besonders rasch gemessen werden 
kann, schließt Ableseirrtümer sicher aus, denn beim Weiter- 
drehen des Meßknopfes wechseln nicht nur die Meßbereiche, 
sondern es werden auch die Dezimalstellen der Skala ge- 
ändert und in einem Fenster wird die zutreffende Dimen- 
sion (mQ. Q, kQ ) angezeigt, Meßbereih 40 mQ ..50 KQ, 
Anzeigetoleranz + 1°%o vom Sollwert. 

Weitere Siemens-Neuheiten waren ein Vibrationsgal- 
vanometer als verhältnismäßig robustes Einzelinstrument 
und die „kurzen“ Tintenschreiber für Schalttafeln, von denen 
vier Stück untereinander auf ein 300 mm-Schalttafelfeld 
passen. Die neue Bauform des Siemens-Ferrometers zur 
Eisenuntersuchung enthält den hier schon beschriebenen 
Lichtmarken-Strom- und Spannungsmesser’. Das Ferrometer 
ermittelt in bekannter Weise an einer kleinen Probe durch 
Vektorenmessung die Hysteresiskurve; auch Leistung und 
Verlustwinkel können bestimmt werden. 

Betriebsmäßige magnetische Messungen kann unvorge- 
bildetes Personal mit dem Magnetfluß-Meßkoffer von Dipl.- 
Ing. H. Langkau, Frankfurt a. M., ausführen. Mit dem Fluß- 
messer ermittelt man die magnetische Sättigung in Teilen 
elektrischer Maschinen, man kann die Magnetisierungskurve 
von Trafokernen aufnehmen, Bremsmagnete und Magnet- 


®» Vgl. ETZ 71 (1950) H. 8.9, S. 184. 
t Rang: Der elektrostatische Stigmator. 


Optik 5 (1949) S. 518. 
? Vgl. ETZ 71 (1950) H. 8:9, S. 219. 


materialproben prüfen. Das eigentliche Flußmeßgerät is: 
eine Neukonstruktion von Hartmann & Braun, ein Drehspu!- 
gerät ohne Richtkraft mit kleinem Trägheitsmoment unc 
starker elektromagnetischer Dämpfung. Das Instrument folg 
einem Spannungsstoß sofort und bleibt infolge der Dämp- 
fung in der Endlage stehen. Es ersetzt also das früher vet- 
wendete ballistische Galvanometer, das man nur im Labo: 
nicht im Betrieb gebrauchen kann. 

Einen Auswerteautomaten für Föstmengen hatte c 
AEG ausgestellt (in Zusammenarbeit mit der Fa. Schnittgei:. 
Das mit dem Automaten ausgewertete Festmengen-Steno- 
gramm ermöglicht die geordnete Darstellung von Vorgan- 
gen und führt — ähnlih dem Hollerithverfahren — sel: 
rasch zu Übersichten, zu denen man anders wegen der lang- 
wierigen Auswertung nie gelangt. Die Festmengen werde 
von einem Registriergerät gemessen® und durch Löcher i7 
einem Papierstreifen als Festmengen-Stenogramm festgelegt 
Der Lochabstand liefert z. B. die zur Erfüllung einer Fest- 
menge benötigte Zeit, die Zahl der Lochungen in der Stunde 
gibt den Stundenmittelwert der Intensität, etwa die mittlere 
Leistung in kW. Der Automat wertet die Stenogramme ir 
24 Zählwerken aus, für die Auswertung eines Monats braut: 
er nur 1,5 h. Er ordnet nach Intensitätswerten, man kan: 
also für stätistische Zwecke Häufigkeitsverteilungskurven 
aufnehmen, dh. Intensitätsdauerlinien. Man kann auc nur 
für einen Tag registrieren, den Querschnitt der Stundez- 
mittelwerte bilden und sogar anomale Intensitätswerte ar 
Feiertagen eliminieren. 

Da die Genauigkeit von Stoppuhren bei der Zähler- 
eichung und beim Prüfen von Relais und Zeitwerken of 
nicht ausreicht, hat die AEG neben einem Kurzzeitmesse: 
mit stimmgabelgesteuertem Röhrengenerator noch eine Syr- 
chron-Stoppuhr geschaffen, die mit einem Vierrollen-Zen:- 
werk ausgerüstet ist und auch die Addition von Stoppzeite3 
ermöglicht. Die Ablesegenauigkeit ist 0,01 s, Mindestmef 
dauer 0,5 s. 

Aus der Fülle der ausgestellten Meßwandler erwähn:n 
wir einen zu höherer Kurzschlußfestigkeit bei geringerer 
Bauhöhe entwickelten Querlochwandler der Meßwandier- 
Bau GmbH. Bamberg. Er wird für die Reihen 6 bis 30 bis 
zu 1000 A mit 1 oder 2 Kernen hergestellt. — Der Handoriit- 
Stromwandler von Purrmann & Herr, Wuppertal-Barmen, ıst 
eine Kombination zwischen Handgriffsiherung und Strom- 
wandler. Mit einem Griff ist der Wandler an Stelle einst 
Handgriffsicherung eingesetzt und kann zusammen mit einvT 
beliebigen Meßgerät bei der Überwachung von Netzteil: 
helfen. 

Das Elektronenstrahl-Multiskop von Dr.-Ing. Klein & 
Dipl.-Ing. H. Rinderknecdt, München 23, zeigt bis zu 50 Me!- 
werte gleichzeitig als Leuchttstrihde auf dem Schirm èv 
Braunschen Röhre an. Da alle Werte unten auf einer c-- 
meinsamen Horizontalen beginnen, können die oberen Er: 
den auch als Kurve den Verlauf des zu messenden Vot- 
ganges anzeigen; nach einem vorgeschriebenen Sollverla.' 
kann diese Kurve eingeregelt werden. Das Gerät kan 
z. B. zur gleichzeitigen Temperatur- und Feuchtigkeitsüber 
wachung von Fertigungsprozessen in vielen Industrien ce:7- 
gesetzt werden. — Der trägheitslosen Temperaturmessu:. 
dient das Milliskop von Paul Ferd. Peddinghaus, Geve'-- 
berg i. W., das von Hartmann & Braun hergestellt wird. D:: 
Instrument ist ein Glühfadenpyrometer; die Temperatur ü+- 
Werkstückes und die einer geregelten Eichglühlampe w::: 
in raschem Wechsel auf eine Photozelle gegeben. Das Ves- 
schwinden des von der Zelle abgegebenen Wechselstrom... 
zeigt die Temperaturgleichheit an. Genauigkeit und Emo 
findlichkeit betragen je etwa + 10°C. Besonderen Wert t: 
das Instrument für das Brennhärten und Anlassen. — F. 
Temperaturregelungen, besonders elektrischer Ofen, ist e. 
Rückführgerät von Ruhstrat, Göttingen, bestimmt. Das G. 
rät glättet die Reglerpendelungen und steigert so Güte un 
Wirtschaftlichkeit von Wärmebehandlungen. 

Mit dem lonisationsmanometer von E.Leybold’s Nach’ 
Köln, kann man Hochvakua zwischen 10-3 und 10 Ti. 


t F. Ferrari: ETZ 57 (1936) S. 919. 


t. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


349 


einfach und schnell messen. Gemessen wird der dem Gas- 
druk proportionale Strom positiver Ionen, der in einer 
Gitterröhre bei Durchgang eines konstanten Elektronen- 
stromes erzeugt wird. Der Druck wird an einem Zeigerinstru- 
ment unmittelbar abgelesen; bei Lufteinbrüchken wird das 
Gerät selbsttätig abgeschaltet. 

Die Dickentoleranzen von Papieren, Metallfolien, Filmen 
u. dgl. kann man in der Fertigung mit einem Strahlungs- 
meßgerät von Friesecke & Hoepfner, Erlangen-Bruck, über- 
wachen. Das Gerät mißt ohne Berührung des Materials die 
von ihm hervorgerufene Absorption einer radioaktiven 
Strahlung und zeigt Dickenabweichungen unmittelbar in 
Prozent an; Genauigkeit + 2°/ vom Sollwert. — Vielseitig 
anwendbar und einfach zu handhaben ist das Geiger-Müller- 
Strahlungsmeßgerät der gleichen Firma. Sein elektronisch- 
mechanisches Zählwerk vermag bis 300 000 Impulse in der 
Minute anzuzeigen. 

Die Badische Anilin- u. Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh., 
baut einen vollautomatischen Ultrarot-Absorptionsschreiber 
als Gasanalysengerät, die Analyse wird also durch den Un- 
tershied der UR-Absorption des Gasgemisches im Vergleich 
zu der des reinen Bestandteiles geleistet. Das Verfahren ist 
außerordentlich empfindlich, der Meßbereih ist beliebig 
wählbar, z. B. 0...0,005% oder auch 80..100 %! Dieses 
Gerät kann vielleicht auch für die UR-Trocknung und ähn- 
liche Herstellungsprozesse nutzbar gemacht werden (z. B. 
Anzeige von verdampfendem Lösungsmittel). Für die UR- 


Forschung wird der UR-Spektrograph der BASF nützlich sein, 
der noch in diesem Jahre auf den Markt kommen soll. Da 
er schreibt, muß er eine hohe Lichtstärke haben, die sehr 
große, aus riesigen Einkristallen geschnittene Steinsalzpris- 
men bedingt. 
Verschiedenes 

Ultraschallgeneratoren zeigten unter anderen die SSW. 
Bei Dr.-Ing. Frank Früngel GmbH., Hamburg-Rissen, sah man 
ein Gerät „Fluophon“ zur Beschallung von Spirituosen 
zwecks Beschleunigung der Reifung. Der Schall wird durch 
ein dünnwandiges Rohr von quadratishem Querschnitt auf 
die hindurchströmende Flüssigkeit übertragen, die shon am 
Eintrittsende (oben) entgast wird, so daß die Gasblasen wei- 
terhin die Ultraschall-Leistung nicht beeinträchtigen können. 
— Die Elektro-Röhren-Ges. mbH., Göttingen, war mit einer 
Leuchtröhren-Reklame ohne Netzanschluß vertreten. Röhren 
bis zu 12 m Schriftzuglänge werden aus einer Trockenbatterie 
mit 215 V Gleichspannung über eine Glimmrelaisschaltung 
betrieben. Die Röhren leuchten nicht ständig, sondern blin- 
ken regelmäßig; man kann sie z. B. auh an Fahrzeugen 
verwenden. — Die Pertrix-Union, Hannover-Stöcken, zeigte 
neben der nicht mehr ganz neuen Mikrodyn-Batterie für 
Anoden, Schwerhörigengeräte u. dgl. die leichte Rubolux- 
Taschenlampe in Kunststoffgehäuse mit Plexiglaslinse und 
Schalter. Neu ist auch die Batterie, eine 6 V-Trockenplatten- 
batterie, die etwa doppelte Brenndauer gegenüber der bis- 
herigen Taschenlampenbatterie gestattet. 


Das Kraftwerk Compostilla im Rahmen der spanischen Elektrizitätsversorgung 


Von Paul Leuthold-Lecuona, Madrid 


Übersicht. Unter den Kraftwerken, die von den verschiedenen INI- 
Toditergesellschaften Spaniens errichtet werden, nimmt die Wärmekraft- 
zentrale Compostilla einen bedeutenden Platz ein. Mit der Beschreibung 
des bisherigen Umfanges dieses Werkes sowie mit den Plänen für seinen 
endgültigen Ausbau befassen sich die nachfolgenden Ausführungen. 

Spanien ist in hohem Maße von der hydraulischen Er- 
zeugung elektrischer Energie abhängig und somit in der 
Stromversorgung von den meteorologischen Verhältnissen 
stark beeinflußbar. Es ist deshalb verständlich, daß nach den 
hohen, z. T. durch die langjährige Trockenheit bedingten Aus- 
fällen in der Stromerzeugung den kalorischen Kraftwerken 
eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Allerdings 
ist Spaniens Belieferung mit festen und flüssigen Brennstof- 
fen durchaus unzureichend und die vorhandenen Kohlenvor- 
kommen reichen nicht zur Deckung des Bedarfes. Also wer- 
den die Wasserkraftwerke auch weiter von Bedeutung sein. 
Nun sind in Spanien, besonders vom Nationalinstitut für In- 
dustrie (INI) gefördert, eine Reihe kalorischer Kraftwerke in 
Bau, die vor allem minderwertige Kohlensorten für die Strom- 
erzeugung verbrauchen werden. In Tafel 1 sind die wichtig- 
sten Wärmekraftwerke angeführt, die von verschiedenen INI- 
Toctergesellschaften betrieben bzw. errichtet werden: 


Tafel 1. Wärmekraftwerke der INI. 


Kraftwerk Ausbauleistung Bemerkungen 
Compostilla 187 500 kVA in Teilbetrieb 
Puente de Garcia Rodriguez 40000 „ in Betrieb 

10 Wanderkraftzentralen 3870 „ un 
Puertollano 87500 ,, im Bau 
Escatron 125000 „ Per 


Als größtes Wärmekraftwerk ragt das von Compostilla 
über alle anderen heraus. Sein Bau erfolgt unter der Leitung 
der INI-Tochtergesellschaft Empresa Nacional de Electricidad, 
S. A. (ENESA), welche ebenfalls die Vorstudien und die Aus- 
arbeitung des Projektes durchführte. In knapp 3 Jahren, die 
vorbereitenden Studien eingeschlossen, entstand die Zentrale 
(Bild 1) und im Sommer 1949 wurde sie unter Beisein des spa- 
nischen Staatschefs zum Teil in Betrieb genommen. Das Kraft- 
werk hat die Aufgabe, die Stromlieferung für die im Nord- 
westteil Spaniens entstehenden INI-Industriezentren bis zur 
Beendigung der zahlreihen Wasserkraftwerksbauten sicher- 
zustellen. Darüber hinaus besitzt aber diese Energieerzeu- 
gungsanlage eine allgemeine nationale Bedeutung für die 


DK 621.311.11 (46) 


Landesversorgung, da Compostilla mit den Wasserkraftwer- 
ken Nordwest- und Nordspaniens im Verbundbetrieb arbeiten: 
wird. Die hierzu erforderlihen Verbindungsleitungen sind 
im Bau, nämlich Las Conchas — Peares — Ponferrdda und 
Peares — Puente de Garcia Rodriguez. 


——— ————— 


ETZ 624 
Bild 1. 


Ansicht des Kraftwerks Compostilla von Norden. 
Laufkranschienen der Kohlenhalde, dahinter 132 kV-Schaltanlage. 


Rechts vorn 


Nach engültigem Ausbau wird das Kraftwerk eine Lei- 
stung von 187500 kVA aufweisen, die noch mit 7500 kVA 
hydraulischen Ursprungs ergänzt wird. Es wird angestrebt, 
dieses Ziel bis zum Jahre 1955 zu erreichen. In der nun durch- 
geführten Ausbaustufe besitzt Compostilla 2 Turbosätze von 
je 31,25 MVA Nennleistung. Beide Maschinengruppen wur- 
den von Brown Boveri für eine maximale Dauerleistung von 
je 25 MW bei einem Leistungsfaktor von 0,8 und einem Wir- 
kungsgrad von 97,7% geliefert. 

Jeder Turbosatz wird aus 2 Kesseln mit automatischer 
Feuerung betrieben. Bei Normallast werden stündlich von 
diesen Kesseln der Combustion Engineering Co., USA, 56,75 t 
Dampf von 45,7 atü und 440,5 °C erzeugt. Der niedrige Be- 
triebsdruck wurde mit Rücksicht auf die Sicherheit und Ein- 
fachheit der Anlage gewählt. Dennoch weist dieses Kraftwerk 


350 


pA 


den höchsten Dampfdruck aller spanishen Wärmekraftwerke 
auf. Die Kessel sind in 2 Reihen zu je 4 angeordnet. Vorerst 
sind 5 Kessel aufgestellt worden, von denen jeder eine Lei- 
stungsreserve von 25% besitzt. Als Brennstoff wird minder- 
wertiger Steinkohlengrus mit einem Aschengehalt bis über 
25% verfeuert. Diese in nahegelegenen Kohlengruben abfal- 
lenden Kohlensorten fanden bisher keine andere Verwen- 
dung; der jetzt durch den Kraftwerksbetrieb eingetretene Ver- 
brauch schmälert daher in keiner Weise die Kohlenversor- 
gung des Landes. Die angefahrene Kohle wird in einer be- 
sonderen Halde gespeichert, die 32 000 t faßt. 


Eigenbedarf 
Bild 2. Schaltbild Compostilla, 1. Ausbaustufe. 


Das Kühlwasser wird durch Aufstau des nahe vorbeiflie- 
Benden Sil-Flusses sichergestellt. Das hierdurch entstandene 
Staubecken Fuente del Azufre hat ein Fassungsvermögen von 
3,5 Mio m? Wasser. Durch ein am Fuße des Staudammes er- 
richtetes Kraftwerk wird das aufgestaute Wasser noch kraft- 
wirtschaftlich ausgenützt mittels zweier Maschinensätze von 
je 2,5 MVA Nennleistung. 

Bild 2 zeigt das Schaltbild der elektrischen Anlage, so wie 
sie sich heute in Compostilla in Betrieb befindet. Die zwei 
31,25 MVA-Generatoren arbeiten unmittelbar auf ein 11 kV- 
Doppelsammelscienensystem. Parallel zu den Hauptmaschi- 
nen werden die beiden 2,5 MVA-Stromerzeuger des Wasser- 
kraftwerkes Fuente del Azufre betrieben. Die gewonnene 
Energie wird in zwei 31,25 MVA-Drehstromtransformatoren 
der Metropolitan Vickers auf die für die erste Ausbaustufe 
vorgesehene Übertragungsspannung von 132 kV umgespannt. 
Die Hochspannungs-Freiluftanlage wird durch die Haupt- 
transformatoren in zwei Hälften unterteilt, in welchen die 
132- bzw. die’ 220 kV-Seite untergebracht werden. Mit einer 
gesamten Abmessung von 265 X 117 m ist diese Schaltanlage 
für 6 abgehende Freileitungen sowohl auf der 132 kV- als 
auch auf der 220 kV-Seite geplant. In der jetzigen ersten Aus- 
baustufe nehmen in Compostilla nur 4 Freileitungen auf der 
132 kV-Seite ihren Anfang. Vollendet ist erst die 186 km 
- lange Leitung nach Valladolid, die für 220 kV bemessen, aber 
vorerst mit 132 kV betrieben wird. Die Leitung ist auf Stahl- 
gittermasten in Portalbauweise von 22,85 m mit Einebenen- 
anordnung der drei Phasenleiter verlegt und hat 2 Erdseile 
als Blitzschutz. Durchschnittlich beträgt die Spannweite 325 m, 
erreicht jedoch einen Höchstwert von 815 m. Kurz vor Valla- 
dolid und in der Unterstation La Mudarra wird die Wärme- 
kraftzentrale Compostilla mit dem kürzlich erstellten Wasser- 
kraftwerk Villalcampo (96 MVA) gekuppelt und beide Strom- 
erzeugungszentren werden hier auf das Hochspannungsnetz 
Nordspaniens (Bild 3) geschaltet. 

Die Hochleistungsschalter in Compostilla sind Druckluft- 
schalter für eine Reihenspannung von 150 kV. Sie besitzen 
die im spanischen Landesnetz geforderte Abschaltleistung von 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 1950 


2500 MVA. Auch die Leistungsschalter auf der 11 kV-Seite 
sind Druckluftschalter mit je 750 MVA Abschaltvermögen. 
Für den Eigenbedarf des Kraftwerkes sind 4 Transformatoren 
11/0,5 kV mit je 2,5 MVA vorgesehen. Diese Umspanner wur- 
den im Lande von der General Eléctrica Española hergestellt 

Im Endausbau sollen in Compostilla noch zwei Turbosätze 
mit je 62,5 MVA und im Wasserkraftwerk Fuente del Azufre 
eine dritte Maschinengruppe mit 2,5 MVA aufgestellt werden 
Die beiden heute vorhandenen Haupttransformatoren werden 
dann durch vier Dreiwicklungs-Transformatoren für das Uber- 
setzungsverhältnis 11/132/220 kV ersetzt, womit die gesamte 


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Bild 3. Höchstspannungs-Landesnetz in Nordspanien. 


Freiluftschaltanlage in Betrieb kommt. Wegen des erhöhtes 
Bedarfes an Brennstoff wird das Fassungsvermögen der Koli 
lenhalde bis auf 90000 t erweitert. Bild 4 zeigt das verein 
fachte Schaltbild des Kraftwerkes nach Durchführung de 


Ausbaues, 
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132kV 220V 


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AZUFRE 


212877 
Eıgenbedarf 


Bild 4. Schaltbild Compostilla nach endgültigem Ausbau. 

Zur Vollendung dieses umfangreichen Planes ist feme 
noch die Errichtung einer Verbindungsleitung Duero-Jandul# 
(Extremadura)-Sevilla beabsichtigt, die erst die wir 
lichste Ausnutzung der hydraulischen und kalorischen Kreifi 
werke Spaniens ermöglichen. Bis dahin aber bedeutet die 
Zentrale Compostilla einen sehr willkommenen Beitrag WE 
die elektrische Energieerzeugung des Landes. Bis zum 10.3 
nuar 1950 wurden in diesem Kraftwerk 120,33 GWh ere 
bei einem Kohlenverbrauh von 0,715 kg/kWh (Ascheg 
der Kohle 23%). Abschließend dankt der Verfasser der Er 
presa Nacional de Electricidad, S. A. für die überlassenen Umi 
terlagen, welche die Zusammenstellung dieses Aufsatzes c5 
möglichten. 


# 


San” 


1. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


351 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.315.28 (485) 
Kraftüberführung nach Gotland durch Seekabel. [Nach B. 
Rathsman u. U. Glimstedt: Era, Stockh., 1949, H. 11, 
S. 96; 4 S., 5 B 

Gotland hat keine eigenen ausbauwerten Wasserkräfte 
und besitzt deshalb nur Dampfkraftwerke. Dank der nied- 
rigen Kohlenpreise vor dem Kriege konnte der Strompreis 
auf der Höhe der Festlandspreise gehalten werden, während 
er jetzt wesentlich über diesen liegt. Schon bei Kriegsaus- 
bruh wurde deshalb eine Kabelverbindung Gotlands mit 
dem Festlande erwogen. Im Jahre 1947 erhielt Vattenfalls- 
styrelsen von der schwedischen Regierung den Auftrag, die 
technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten einer solchen 
Kraftübertragung zu untersuchen. 

Das Dampfkraftwerk in Slite ist bei einer installierten 
Leistung von 14 MW (hiervon 7 MW zur Reserve) das größte 
der Insel. Die gesamte auf Gotland installierte Leistung be- 
trägt etwa 16,1 MW (hiervon 87 MW zur Reserve). Im 
Jahre 1947 war der gesamte Energiebedarf der Insel 44,7 
Mio kWh. Ein Ausbau des Slite-Kraftwerkes auf rd. 26,5 MW 
bei einer max. Betriebsleistung von 16 MW wird voraus- 
sichtlich 1951 durchgeführt sein. Zusammen mit der übrigen 
Erzeugung wird diese Leistung die Kraftversorgung bis 1955 
sicherstellen. Um einen weiteren Bedarf zu befriedigen, 
könnte man entweder einen weiteren Ausbau von Slite — 
ein neues Kraftwerk an einem anderen Platz würde zu hohe 
Kosten bedingen — oder die Überführung von Wasserkraft- 
strom vom Festland erwägen. 

Für die Kraftübertragung mittels Gleichstrom vom Fest- 
land müßte ein rd. 90 km langes Seekabel mit ange- 
schlossenen Gleich- und Wecdhselrichterstationen verlegt 
werden. Eine Überführung von Wechselstrom 25 oder 16% Hz 
würde zu hohe Kosten bedingen, eine solche mit 50 Hz ist 
bei der für die hohen Leistungen notwendigen hohen Span- 
nung nicht möglich, weil man u. a. die hohen kapazitiven 
Ströme nicht beherrschen könnte. Die Gleichstromübertra- 
gung könnte in 3 Abschnitten für 10, 20 und 40 MW ausge- 
baut werden. Für die beiden ersten Etappen wird ein Ein- 
.leiterkabel mit 100 kV und Rückleitung durch Wasser vorge- 
schlagen, im dritten Abschnitt sollen 2 Einleiterkabel ohne 
Zuhilfenahme des Wassers verwendet werden. 
| Das Kabel soll ein Massekabel mit einem Leiterquer- 

schnitt von 120 mm? Kupfer sein. Unter dem Bleimantel will 
man einen von diesem isolierten Schirmleiter einlegen, der 
die Isolationsströme sammeln und dadurch Korrosionen ver- 
meiden soll. Dieser Schirmleiter kann auch Steuerimpulse 
“ zwischen den Stationen übertragen. Der Abstand zwischen 
dem Gleichstromkabel und einem bereits verlegten Tele- 
phonkabel darf 1 km nicht unterschreiten, damit Störungen 
vermieden werden. Aus dem gleichen Grunde müssen die 
Elektroden für die Rückleitung einen Abstand von 7... 10 km 
, vom nächsten Kabel haben. 

Die Verfasser gehen noch auf die wirtschaftliche Seite 
des Projektes ein und vergleichen die Gleichstromübertra- 
gung (in Kombination mit einem örtlichen Dampfkraftzu- 
shuß) mit der Krafterzeugung im ausgebauten Kraftwerk 
Slite. Die Anlagekosten für eine überführte Gleichstrom- 
leistung von 20 MW werden zu rd. 9,5 Mio skr und die Jah- 
teskosten zu rd. 1 Mio skr errechnet. Der Kostenanteil für 
Herstellung und Verlegung des Kabels beträgt etwa 3,5 Mio 
skr. Bei der Erzeugung von Dampfkraft in Slite betragen die 
Selbstkosten bei 16 MW und 75 Mio kWh im Jahr 3,9 ... 7,8 
Ore/kWh, wobei ein Kohlepreis zwischen 30 und 90 skr/t 
zugrunde gelegt ist. Die Kosten je kW und Jahr sind dann 
183..367 skr. Bei kombiniertem Betrieb Wasserkraft und 
Dampfkraft steigt der Wasserkraftzushuß mit höherem 
Kohlepreis. Die Kraftkosten wären 228...260 skr/;kW und 
Jahr und der Strompreis 4,9...5,6 Ore/kWh. 

Bei einem Kohlepreis von 45 skr/t sind die beiden Alter- 
nativen wirtschaftlich gleichwertig. Der sich bei zunehmen- 
der Kraftzufuhr vom Festland ergebende Preis wird aber in 
der Regel geringer sein als der entsprechende für Wärme- 
kraft. Die Rohstoffkosten auf Gotland werden allerdings 
Immer noch höher sein als auf dem Festlande. Unter der 
Voraussetzung, daß also der Kohlepreis nicht unter den an- 
gegebenen Wert sinkt, eröffnet sich für Gotland durch die 
Dberführung von Wasserkraft die Möglichkeit eines gerin- 


geren Kraftpreises. Um diesen Preis noch weiter zu senken, 
betrachten die Verfasser den Einfluß eines Staatsbeitrages 
in verschiedenen Alternativen. 

Vattenfallsstyrelsen hat am 29. Sept. 1949 der Regierung 
den Vorschlag unterbreitet, die Kraftübertragung nach den 
genannten Richtlinien auszuführen und hat einen Staats- 
beitrag von 9,5 Mio skr für die Anlagen begehrt. Man 
könnte dann die Kraftkosten auf Gotland um durchschnitt- 
lich 2 Ore/kWh senken. Bei Annahme des Vorschlages rech- 
net man damit, den Versuchsbetrieb 1954/55 aufnehmen zu 
können. Do 


DK 621.29(45) 
Das Wasser und die Energieerzeugung Italiens, [Nach M. 
Visentini: Elettrotecnica 36 (1949) S. 475; 10 S., 5 B., 
5 Tab.] 

Der Verfasser, z. Zt. Präsident des Obersten Rates für 
öffentlihe Arbeiten Italiens, untersucht den Umfang der 
jährlichen Niederschläge der Appeninenhalbinsel für eine 
Zeit von über einem Jahrhundert und kommt zu dem Er- 
gebnis, daß deren jährliche Mittel sich fortschreitend vermin- 
dern. Eine Untersuchung der Wasserführung der Flüsse Ita- 
liens bietet das gleiche Bild. Daraufhin geht der Verfasser 
auf die Erzeugung elektrischer Energie durch Wasser und 
Wärme ein. 

Eine Untersuhung der Niederschläge 1836 bis 
1948 zeigt eine stetige Abnahme der jährlichen Mittel. Macht 
man beim Jahre 1892 einen Schnitt, so ergibt sich als Mit- 
telwert für den ersten Abschnitt von 57 Jahren 857 mm und 
für die letzten 56 Jahre 805 mm. Außerdem erweisen sich 
die Perioden übernormaler oder geringer Regenfälle im zwei- 
ten Teil ausgedehnter als im ersten, so daß ein Ausgleich 
der Wasserversorgung zwischen zwei Perioden ungleicher 
Niederschläge erschwert wurde. Die trockensten Jahre waren 
1942 bis 1949, wobei die Monate Oktober 48 bis April 49 die 
kritischste Zeit bildeten. 


Zur Untersuchung der Wasserführung der Flüsse 
stehen nur die Meßergebnisse dreier Jahrzehnte zur Verfü- 
gung, jedoch zeigt sich auch in diesem kurzen Zeitraum das 
gleihe Bild zunehmender Austrocknung. In besonderem 
Ausmaße gilt dies für Süditalien, wo z. B. die Wasserläufe 
in den oben erwähnten sieben Monaten nur 44% des Nor- 
malwertes führten. 

Im Jahre 1941 erreichte die italienishe Energie- 
erzeugung durh Wasserkräfte ein Maximum mit 19,096 
Mia kWh bei einer Leistungsfähigkeit von 5,3 Mio kW und 
einer Maschinennutzung von 3600 h. Im Jahre 1942 nahm 
die Produktion infolge Wassermangels ab. Durch die Aus- 
wirkungen des Krieges verringerten sich die Ziffern für die 
nächsten drei Jahre weiter, so daß 1945 nur 12 Mia kWh er- 
reicht wurden. Im Jahre 1946 konnte durch Ausbesserung 
beschädigter und Inbetriebnahme neuer Werke die Lei- 
stungsfähigkeit von 1941 wieder erreicht werden, jedoch ver- 
blieb die Erzeugung auf Grund der außergewöhnlichen Trok- 
kenheit bei 16 Mia kWh. 1947 erzeugten die italienischen 
Wasserkraftwerke bei einer Leistungsfähigkeit von 5,4 Mio 
kW 18,8 Mia kWh und 1948 bei einer Leistungsfähigkeit von 
3,6 Mio kW und einer Maschinennutzung von 3670 h 20,58 
Mia kWh. Damit war der Stand von 1941 überschritten. Be- 
trachtet man jedoch die Entwicklung in den einzelnen Teilen 
Italiens, so zeigt sich, daß zwar der Norden 1948 wesentlich 
mehr als 1941 produzierte, der Süden dagegen noch nicht den 
Stand von 1941 erreicht hatte. Der Grund ist einmal in der 
schwierigen Wasserlage des Südens zu suchen, zum anderen 
darin, daß die neuerrichteten Kraftwerke hauptsächlich im 
Alpengebiet liegen. Die ausgleichenden Energieüberführun- 
gen vom Norden nach dem Süden waren beträchtlich und 
betrugen mit 503 Mio kWh 12,5% der Produktion des Nor- 
dens. 

Die Energieversorgung Italiens war jedoch selbst für das 
Jahr des Maximums nicht ausreichend. Abgesehen von dem 
noch ungenügenden Fernleitungsnetz erklärt sich dieser 
Mangel einerseits aus der ständig wachsenden Bevölke- 
rungszahl, die seit 1941 um 8°/o zugenommen hat, ander- 
seits aus dem erhöhten Stromverbrauch pro Kopf. 

Italien verfügt über 95 größere Stauwerke mit 
einem Fassungsvermögen von 2,17 Mia m?. Diese Wasser- 


352 


menge entspricht einer Energie von 2,44 Mia kWh. Vergleicht 
man diese Zahl mit der Jahresproduktion von 1941, so wird 
ersichtlich, daß der Anteil der Stauwerke mit 12,8% recht 
bedeutend ist. ; 
Mit Ausnahme des geothermischen Krafitwerkes von 
Larderello hattedieEnergieerzeugungausWärme 
immer nur den Charakter der Reserve. Jedoch war ihre Lei- 
stungsfähigkeit mit 25% der Leistungsfähigkeit der Wasser- 
kraftwerke ziemlich hoch. In den letzten 20 Jahren wurde 
sie jedoch durch Autarkiebestrebungen und den Mangel an 
Brennstoffen auf 15% vermindert. Die mittlere jährliche 
Produktion dieser Anlagen betrug für die Jahre 1923 bis 1936 
303 Mio kWh, das sind 3,5% der Erzeugung der Wasserkraft- 
werke. Durch die Anforderungen des Krieges wurde die Er- 
zeugung auf 1,19 Mia kWh gesteigert. 1948 erreichte sie mit 
1,67 Mia kWh 8,1% der Produktion der Wasserkraftanlagen. 
Ma 


Elektrische Maschinen 
DK 621.318.42 : 621.316.722.1 
Magnetische Verstärker zur Spannungsregelung von Syn- 
chron-Generatoren. [Nach Elektrizitätswirtsh. 48 (1949) 
S. 290; 3 S., 5 B] 

Von der shwedischen Firma ASEA wird mit Erfolg der 
magnetishe Verstärker zur Schnellregelung von Synchron- 
generatoren benutzt. In Schweden wurde für den magneti- 
schen Verstärker der Name ,„Transduktor” geprägt und es 
wurden einfache Symbole für die Verwendung in Schaltbil- 
dern vorgeschlagen. Bild 1 a zeigt z. B. das Prinzipschaltbild 


ie 


eines magnetischen Verstärkers in Parallelschaltung und mit 
gleichgerichtetem Arbeitsstrom, Bild 1b das zugehörige Sym- 
bol. Wenn mehrere Gleichstromzweige vorhanden sind und 
wenn der gleichgerichtete Arbeitsstrom in Rückführungsschal- 
tung nochmals über Gleichstromwicklungen des Verstärkers 
geführt wird, dann wird das in Bild 1c stehende Symbol ver- 
wendet!. 

Diese Symbole kehren nun in dem in Bild 2 wiedergege- 
benen Grundscaltbild einer Spannungsregelung wieder. Bei 


Bild 1. Schaltbild und Sym- 
bole für magnetische Ver- 
stärker (Transduktor). 


[ETZ 559) 


1 Generator 

2 Erregermaschine 

3 Widerstand 

4 Spannungswandler 

5, 6 maqnet. Verstärker 
7 Einstellwiderstand 

8 Konstantspannungsgerät 


Bild 2. Schaltung einer Spannungsregelung mit magnetishem Verstärker. 


9 Schnellerreger 

10 Antriebsmotor 

11 Shwungrad 

12 Konstantspann-Generator 
13, 14 Rückführtransformatoren 
15 Feldwiderstand 


? Entnommen aus: A. U. Lamm : Some Fundamentals of a Theory of 
the Transduktor or Magnetic Amplifier. Trans. Amer. Inst. electr. Engrs., 
Teach. Pap. 7141; 1947, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 195 


der Schnellregelung kommt es darauf an, daß bei Abweichung 
der Generatorspannung von der Sollspannung, z. B. durd 
plötzliche Belastungserhöhung, kurzzeitig eine erhöhte Er- 
regerspannung wirksam wird, um bei der Selbstinduktion des 
Magnetisierungskreises möglichst rasch den Sollwert der Ge 
neratorspannung wieder zu erreichen. Das wird in Bild 2 da- 
durd erzielt, daß der Verstärker 5 über den Verstärker 6 auf 
die Erregung eines Zusatzgenerators (Schnellerregers) eim 
wirkt, der seinerseits in Reihe mit der Erregerwicklung der 
Haupterregermaschine liegt, die in Selbsterregung geschaltet 
ist. 

Wir sehen den Verstärker 5 gleichstromseitig mit 4 Wid- 
lungen ausgeführt, von denen die oberste die Meßwicklun 
ist und über Gleichrihter und Wandler an der Generator- 
spannung liegt. Ganz unten liegt die Rückkopplungswid- 
lung, darüber, mit 2 bezeichnet, eine mit konstantem Gleid- 
strom beschickte Wicklung, deren Strom die Sollspannung 
festlegt, das „Spannungsnormal". (Die Wicklung 3 in de 
Mitte dient zur Rückführung.) Wenn jetzt der Meßstron 
vom Sollwert entsprechend der Soll-Generatorspannung ab- 
weicht, dann wird die Erregung des Schnellerregers positiv 
oder negativ und dadurch die notwendige positive oder nega- 
tive Zusatzspannung im Erregerkreis der Erregermascine 
gewonnen. — Die Arbeit enthält das Oszillogramm eines Pe- 
gelverlaufes eines 50 000 kVA-Generators bei Ablastung von 
17 MVA kapazitiver Blindleistung und zeigt eine Durdfüh- 
rung der Regelung in 2 s. Schg 


wa _ E 


Meßgeräte und Meßverfahren | 

DK 621.317.783.024 U: 

Ein neues Gerät zum Messen des Anschlusswertes und seine 

Ansprechzeit. [Nah M. E. Douglassu. W. H. Morong: 

Electr. Engng. 68 (1949) S. 477; 1 S., 3 B. — J. S. Nelson: 
Wie vor, S. 1036; 1 S, 1 B.] 

Die Messung des Anschlußwertes (VA-Bedarf) ist seit 
Jahren Gegenstand des Interesses in den USA und zahlreiche 
Anordnungen sind vorgeschlagen worden. Das bei der General 
Electric Co. entwickelte Meßgerät enthält gemäß Bild 3 zwei 
Bimetallspiralen Bı und Bz, die auf einer gemeinsamen Achse 
befestigt sind. Der Belastungsstrom wird über einen Strom 
wandler W zwei parallelen Stromkreisen zugeführt. In einen 
Zweig liegt in Reihe geschaltet mit der Bimetallspirale Bı 
der Widerstand rə, der lediglih zur Temperaturkompen- 
sation dient. Der andere Zweig enthält neben der Bimetall- 
spirale B2 die Widerstandsröhre ry. Diese Röhre enthält eine 


Heizwicklung und einen temperaturabhängigen Widerstand. 
Die Heizwicklung wird über einen Spannungswandler an die 
Netzspannung gelegt. Die Anzeige des BimetallAMeßwerkes 
ist dann eine Funktion der Speisespannung und des Be 
lastungsstromes. Bei entsprechender Bemessung und in be- 
grenzten Spannungsbereichen ist diese Funktion ein Produkt 
aus Strom und Spannung. Der Leistungsfaktor beeinflußt 
offensichtlich die Anzeige nicht, da die Wechselwirkung 
zwischen Strom und Spannung allein über die thermische 
Kopplung der Widerstandsröhre erfolgt. 


GELD 


Bild 3. Anschlußbedarfs-Meßgerät. 


Die Ansprechzeit ist von besonderer Wichtigkeit, wenn 
der Bedarf an elektrischer Leistung gemessen werden soll. 
Bei den mittelwertbildenden Meßgeräten mit Uhrenmotoren 
bietet die Ansprechzeit keine besonderen Probleme. Die An- 
sprechzeit thermischer Bedarfsmesser hängt aber von Kon- 
stanten und Koeffizienten ab, die weniger leicht zu erfassen 


1. Juli 1950 


sind. Der Aufsatz von J. S.N elso n beschäftigt sich speziell 
mit dem eben beschriebenen Bimetall-Instrument. Für die 
Erwärmung der beiden Bimetallispiralen werden die folgen- 
den Gleichungen aufgestellt: 


Hıdt — Q (9ı — 9) dt = hı (Oo + 9ı) dt + Md9ı 
Hədt — Q (9ı — 9) dt = h: (9% + 92) dt + Md9.. 


Dabei bedeuten: 


H die zugeführte Wärmemenge, 

Q den Übergangskoeffizienten der Achse, 

O den Temperaturzuwachs einer Spirale, 

© die Anfangstemperatur oberhalb der Umge- 
bungstemperatur, ' 

h die Wärmeleitfähigkeit einer Spirale zur Um- 
gebung und 


M die Wärmekapazität jeder Spirale. 

Die Lösung dieser Gleichungen wird angegeben und dis- 
kutiert. Die durchgeführte Betrachtung erlaubt, die Konstan- 
ten des Entwurfs richtig zu wählen und so wurde viel ex- 
perimentelle Arbeit bei der Entwicklung des Meßgerätes er- 
spart. Me 


DK 621.317.72.082.62 : 536.532 


Selbsttätiges Thermoanalysengerät. 

Die Thermoanalyse, die im wesentlichen darin besteht, 
daß der Erstarrungeverlauf einer geschmolzenen Stoffprobe 
verfolgt wird, um Rückschlüsse auf die Zusammensetzung 
des Stoffes zu ziehen, wird häufig benutzt. Der bisherige 
Nachteil der Thermoanalyse bestand darin, daß der Beobach- 
ter in anstrengender Arbeit die Angaben des mit dem Ther- 
moelement verbundenen Millivoltmeters und die abgestopp- 
ten Zeiten laufend und sorgfältig überwachen mußte, um 
insbesondere auch die auftretenden Spitzen zu erfassen, die 
für das Zustandsdiagramm von ausschlaggebender Bedeu- 
tung sind. Durch das in neuester Zeit von F. P. Habicht! 
entwickelte selbsttätige Thermoanalysengerät, das unmittel- 
bar Temperatur-Zeitunterschied-Diagramme aufzeichnet, sind 
die auf den Beobachter zurückzuführenden Fehlerquellen 
ausgeschaltet worden. 


Kinke 4> 
7 


S 


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a 


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+ 


Spiegel- D 
Galv. 


Potentiometer 


aKa] I o] WETE 
Grob Fein 
Bild 4. Schema des selbsttätigen Habicht-Therimoanalysengerätes. 


Thermoelement 


Eine auf einem Schalttisch vertikal angeordnete Zylin- 
dertrommel mit aufgespanntem Diagrammpapier führt im 
Verlauf der Messung in 100 Schritten eine Umdrehung aus, 
wobei jeder Schritt einer Temperaturstufe entspricht, die 
gleich dem hundersten Teil des zu überwachenden Tempe- 
raturbereiches ist. Nach jedem Schritt trägt ein Schreiber 
von unten nach oben und mit konstanter Geschwindigkeit 
die im Temparaturintervall verstreichende Zeit als Vertikal- 
strich auf. Sobald die Schmelze auf die nächsttiefere Tempe- 
räturstufe abgekühlt ist, fällt die Schreiberstange in die 


! Schweiz. Techn. Rdsch. 41 (1949) Nr. 42. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 353 


Ausgangslage zurück, worauf der Zylinder eine Hundertstel- 
umdrehung ausführt und von neuem seine Registriertätig- 
keit beginnt. 

Die interessante Lösung der selbsttätigen Steuerung des 
Schreibers und der Trommel ist in Bild 4 schematisch wie- 
dergegeben. Der Schreiber wird durch einen Synchronmo- 
tor mittels einer elektromagnetischen Kupplung nach oben 
geschoben. Der Synchronmotor ist so untersetzt, daß er in 
15 6 nur eine Umdrehung ausführt, wodurch Zeitmessungen, 
je nach Temperaturintervall, bis zu 200 s ermöglicht wer- 
den. Sobald der Strom ausgeschaltet wird, was bei Erreichen 
der nächsttieferen Temperaturstufe erfolgt, läßt die elektro- 
magnetische Kupplung den Zeitschreiber plötzlich in seine 
Ausgangslage zurücfallen, und zwar in eine pneumatische 
Dämpfungsvorrichtung. Hier schließt der Schreiber den Be- 
tätigungsstrom einer Klinke, die dem Zylinder mit dem Dia- 
grammpapier 1/100 Umdrehung erteilt. 

Die erwähnten Stromunterbrechungen bei Unterschrei- 
tung der einzelnen Temperaturstufen werden mit Hilfe ei- 
nes Spiegelgalvanometers, einer Photozelle und eines Re- 
lais erhalten. Der Thermostrom des die Temperatur der 
Schmelze messenden Elementes wird über ein Potentiometer 
kompensiert. Sind Thermospannung und Gegenspannung ge- 
nau gleidh, so befindet sich das Spiegelgalvanometer in 
Nullstellung; der Lichtstrahl einer Glühbirne fällt durch 
einen Spalt in die Photozelle, das Relais spricht an und un- 
terbricht den Stromkreis der elektromagnetischen Kupplung. 
Der Schreiber fällt und schließt den Stromkreis der Klinke, 
die die Trommel um eine Zahnweite (1/100 U) dreht. Auf 
der Achse der Trommel ist ein aus zwei parallelen Platin- 
drähten und einem Goldkontakt bestehender Schleifwider- 
stand angebracht. Dadurch wird mit dem Drehen der Trom- 
mel auch der als Potentiometer wirkende Schleifdrahtwider- 
stand verstellt und die Kompensationsspannung um einen 
dem gewünschten Temperaturintervall entsprechenden Be- 
trag verringert. Das Spiegelgalvanometer schlägt aus, der 
Lichtstrahl wandert einige Zentimeter vom Spalt der Photo- 
zelle weg, der elektromagnetische Kupplungsstromkreis wird 
geschlossen und der Schreiber tritt erneut in Funktion. Mit 
der Abkühlung der Schmelze und infolgedessen mit sinken- 
der Thermospannung bewegt sich der Lichtstrahl zurück, bis 
er die Photozelle erreicht, das Relais erhält einen Impuls 
und das ganze Spiel wiederholt sich. Der ganze Schaltvor- 
qang dauert etwa 0,2 s. Die dadurch entstehenden Zeitfehler 
sind immer gleich und haben auf die Meßgenauigkeit keinen 
Einfluß, da ja nur die Zeitunterschiede für die Messung 
wichtig sind. 

Das Habicht-Thermoanalysengqerät arbeitet in einem 
Temperaturbereich von 300 bis 1650 °C; es können jedoch 
beliebige kleinere Temperaturintervalle mit Hilfe des Poten: 
tiometers herausgegriffen werden. Das hochempfindliche 
Millivoltmeter mit hohem Widerstand und weiter Skala er- 
möglicht, jederzeit die Temperatur der Schmelz festzustel- 
len. Op 


Lichttechnik 


Die Feldtheorie in der Lichttechnik. [Nach H. J. Helwig: 
Licht-Techn. 2 (1950) S. 14; 7S.,18 B] l 


Analog der Theorie des elektrischen Feldes muß sich 
Licht als Energieinhalt elektromagnetischer Schwingungen 
durch ein „Lichtfeld‘' umfassend beschreiben lassen. Mit einer 
Lichtfeldtheorie kann zweifellos der „Helligkeits"-zustand 
eines beleuchteten Raumes in vollkommener Weise bewertet 
werden, während die Lichttechnik sich bei der Beleuchtungs- 
wertung bislang auf die Beleuchtungsstärkemessung in einer 
vereinbarten Ebene (meist Tischebene) beschränkt. Alle Be- 
leuchtungswertungsmaße, wie Beleuchtungsstärke, Leucht- 
dichte, Raumhelligkeit, sind skalare Größen des Lichtfeldes. 
Um die Einführung einer vektoriellen Zustandsgröße 
des Lichtfeldes hat sih Gershun (Rußland) besonders ver- 
dient gemacht, ausgehend von der von Arndt eingeführten 
skalaren Größe der Raumhelligkeit Eo, die als reine Orts- 
funktion bereits umfassend ein Lichtfeld beschreibt. Es wird 


definiert Eo = J aBdw. Dabei ist in irgendeinem Punkt, 
47 


von dem aus gesehen eine Leudhtdichte B jeweils ein Raum- 
winkelelement dw ausfüllt, jede elementare Normalbeleuch- 
tungsstärke d E1 = B dw. 

Man kann aber auch in jedem Punkt eines Lichtfeldes 
einen von der Wahl der Koordinaten unabhängigen „Licht- 


354 


vektor" D angeben. Es entspreche z. B. an einem Punkt P 
(Bild 5) im Lichtfeld der punktförmigen Lichtquelle Lı der Be- 
trag des Vektors D, der Normalbeleuctungsstärke E4, die 
Lı erzeugt. Die Richtung des Vektors falle mit der Normalen 
der Fläche zusammen, die E, enthält. Als positive Richtung 
gelte die Lichtrihtung. Eine zweite Punktlichtquelle Le 
erzeuge so den Lichtvektor D. Dann ist die Resultierende 
D == D; + Da. 

Die Projektion Dn des Vektors D auf irgendeine Rich- 
tung n ist zahlenmäßig gleich der Differenz der Beleuc- 
tungsstärken an den beiden Seiten (] und r) eines in dem be- 
trachteten Punkt befindlichen und senkrecht auf dem 
projizierten Vektor stehenden ebenen Flächenelementes, 
Dn = Eıi—Er BeiE'= Er wird Dn = 0. Das Flächenelement 
fällt dann mit dem Vektor D zusammen. Die Schnittlinien 
zweier Ebenen im Punkt P, für die Dn = O ist, zeigen somit 
die Richtung des Lichtvektors. 

Bei leuchtenden Flächen wird D = d dD,, wenn dd, 


den von einem Leuchtflächenelement erzeugten Vektor 
bedeutet. Da der Betrag |dd,ı| = B dw, also der 
elementaren Normalbeleuchtungsstärke gleich gesetzt 
werden kann, wird unter Einführung eines Vektors dw 
D = f B dw. 


[7 
Auch der „Fluß des Lichtvektors” d = J D df läßt sich 


als der resultierend durch eine Fläche f dringende Lichtstrom 
deuten. Der ein sehr kleines Volumen durchsetzende Licht- 
strom, die räumliche Lichtstromdichte 6, ist dann die Diver- 
genz von D, ô = div. D. An quellen- und senkenfreien Stellen 
ist div D = 0. 


Bild 5. Lichtvektordiagramm. 


Bild 6. 


Lichtfektorfeld einer sehr langen 
Straße. 


Im Unterschied zum elektrostatischen Feld ist im allge- 
meinen der Rotor des Lichtvektors rot D = 0. Das Licdhtvek- 
torfeld ist mit diesen Angaben vollständig beschrieben. Als 
Darstellungsbeispiel zeigt Bild 6 das Lichtvektorfeld einer 
sehr langen Straße bei diffusem Himmelslicht, wobei dessen 
Wirkung der einer äquivalenten Leuchtfläche zwischen den 
Dachkanten gleichgesetzt ist (Reflexion unberücksichtigt). 

Helwig kombiniert Raumhelligkeit Eo = f B dw und 
Lichtvektor D = f B dw durch Einführung eines Radiusvek- 
tors $. Der Betrag von 3 = D/Eo kann als Schattigkeitsmaß 
angesehen werden, weil der Lichtvektor die Lichtrichtung 
und die Raumhelligkeit den mittleren Leuchtdichtezustand an 
einem Punkt beschreibt. WA 


Elektrowärme 

DK 621.364.156 
Erhitzung durch hochfrequente Felder, [Nah E.C.Witsen- 

burg: Philips techn. Rdsch. 11 (1950) S. 165; 10 S.] 
Witsenburg gibt eine Übersicht über die Entwick- 
lung und Anwendung der induktiven Erwärmung mit hohen 
Frequenzen und eine allgemeine Betrachtung über die In- 
duktionsheizung, in der mathematisch die elektrischen Vor- 
gänge zwischen Generator und Werkstück behandelt werden. 
Neu ist daran vor allem, daß hier einmal genauer auf den 
Wirkungsgrad der Arbeitsspule eingegangen wird. Der 
Wirkungsgrad ist abhängig vom Durchmesser der Arbeits- 
spule und demjenigen des Werkstückes, außerdem von der 
Eindringtiefe und dem Verhältnis der spezifishen Wider- 
stände von Werkstück- und Spulenmaterial. Ferner wird an- 
gegeben, wann ein Zwischentransformator für die Arbeits- 
spule verwendet werden muß und wann eine Arbeitsspule 
direkt an einen Generator angeschaltet werden kann. Der 
Verfasser gibt weiter die Schaltung von Röhrengeneratoren 
fün Induktionsheizung mit Hochfrequenz und Bilder eines 
2 kW- und eines 20 kW-Generators. Als Anwendungen der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 1950 


Induktionshärtung werden das Oberflächenhärten, das Glü- 
hen, Löten und Schmelzen besprochen und Beispiele mit 
guten Abbildungen gegeben. Yy 


DK 621.364.16 : 664.4 


Hochfrequentes Backen von Brot. [Nach S. Broekhuizen 
u. A. Schuilenburg: Electro-Techniek 27 (1949) S. 482; 
4 5] | 
Bringt man einen elektrisch schlecht leitenden Körper in 
ein hochfrequentes Wechselfeld, so erwärmt er sich. Das läßt 
sich z. B. für die Zubereitung von Nahrungsmitteln (Backen 
von Brot) nutzbar machen. Die hochfrequente Erwärmung 
ist zwar nicht billig (verhältnismäßig hohe Anlagekosten, er- 
heblicher Stromverbrauch), jedoch gewinnt man den Vorteil 
einer minimalen Zubereitungszeit, der in vielen Fällen aus- 
schlaggebend ist. 

Der zu den Versuchen benutzte Philips-HF-Röhrengene- 
rator arbeitete auf 20 MHz mit einer Leistung von 45 kW 
und mit Aluminiumelektroden 445 X 135 bzw. 450 X 405 mm 
Gewisse Schwierigkeiten bereiteten die Brotformen, die nitt 
aus Metall bestehen durften. Teilweise wurden die Former 
aus Mikalex hergestellt, wesentlich besser bewährten sid 
jedoch Rahmenformen aus Sperrholz, die seitlich durd 
emaillierte Eternitplatten abgeschlossen wurden. Die in den 
Mikalex-Formen in einer Zeit von 2..7 min gebackene 
Brote waren an der Oberseite häufig noch nicht gar, was im 
wesentlichen auf die Wärmeverluste an den Oberflächen zu- 
rückzuführen war. Diese Mängel konnten jedoch durd 
die Verwendung der Holzrahmenformen abgestellt werden. 
Weitere Versuche ergaben, daß die beim normalen Bad- 
betrieb üblichen Zeiten zum „Aufgehen” des Teiges zu über- 
nehmen sind, was besonders hinsichtlich der Struktur der 
Krume von Belang ist. Zum Backen von Weißbrot ergab sid 
eine Backzeit von 4 min bei einer Feldstärke von 400 V/cm 
zwischen den Elektroden; Mischbrot wurde in 4 min bei 
600 V/cm hergestellt. Schwarzbrot erfordert im normalen 
Backverfahren eine Backzeit von rd. 10 h; im HF-Verfahren 
wurde eine Backzeit von nur 20 min bei etwa 900 V/cm er- 
zielt. Die Qualität des Brotes war ausgezeichnet und sehr 
gleichmäßig; typisch für das HF-Verfahren ist das Fehlen 
der Rinde, jedoch auch die Rindenbildung wäre durch Wahl 
eines geeigneten Werkstoffes mit genügend hohem Verlust- 
faktor für die Formen möglich. 

Die vom Verfasser angestellte Rentabilitätsbetrachtung 
ergibt bei 40stündigem Betrieb des 45 kW-Generators je 
Woche einschl. Abschreibung und Unterhaltung Backkosten 
von 2,55 holl. Cents je Brot, bei einem stündlichen Ausstoß 
von 344 Broten. Vorteilhaft ist ein möglichst ohne Unterbre- 
chung durchlaufender Backbetrieb, wofür eine Fließbandan- 
ordnung vorgeschlagen wird. Die weitere Durcharbeitung 
dieses als aussichtsreich beurteilten Verfahrens solte von 
der Elektroindustrie in Gemeinschaft mit den Bäckereibetrie- 
ben erfolgen. Kr 


DK 621.364.5.073 
Neue Schnellheizplatte mit stufenloser Feinregelung. [Nadı 
A. Böniger: Bull. schweiz elektrotechn. Ver. 41 (1950) 
S. 81; 3 S., 5 B] 

Verschiedene Wege sind beschritten worden, damit die 
einem schnellen Anheizen hinderlihe Speicherwärme der 
Kochplatten möglichst unwirksam gemacht wird. Ein be 
kannter Weg ist der, Glühkochplatten mit in Rohr einge 
betteter Heizspirale oder Platten mit möglichst kleinem 
Eigengewicht, sog. Schnellheizplatten zu verwenden. A.Bö- 
niger sieht den Hauptnadhteil der Schnellheizplatten in der 
Gefahr örtlicher Uberhitzungen und damit Verwerfungen be! 
unbeabsichtigtem, selbst kurzzeitigem Leergang. Er be 
schreitet den Weg, durch Steigerung der Kochplattenleistung 
— im gewählten Beispiel um 67° — schnell anzuheizen 
und nimmt um der verwerfungssicheren Bauweise halber ein® 
größere Speicherwärme in Kauf, wenn sie auch noch unter 
der der üblichen Platten bleibt. An Stelle der sonst ange 
wandten Stufenschaltung verwendet er intermittierenden 
Betrieb und baut zu diesem Zwecke, wie Bild 7 zeigt, nW 
eine einzige Heizwicklung 2a an Stelle der sonst üblichen 
Wiclungen ein. Neu ist der Einbau einer Meßeinrichtung 
2b in den Heizplattenkörper, die eine Temperaturfühler- 
anordnung la, b, c, d, steuert. Die parallel zur Meßwid- 
lung 2b liegende Wicklung ic nimmt mit fortschreitende! 
Aufheizung wegen des wachsenden Widerstandes von 2b 
immer mehr Strom auf, so daß der Bimetallstreifen erwärm! 


| 


. 1.Juli 1950 


` wird und bei etwa 400 ... 500 °C ausschaltet. Damit wird auch 
Wiclung Ic stromlos und kühlt sich ab, so daß der Bimetall- 
streifen wieder in die Anfangsstellung geht. Wicklung id 
soll die Regelcharakteristik gleichmäßiger machen. Die stu- 
' fenlose Regelung wird durch Verstellen des Schnappkon- 


117433 


la Schnappkontakt; 1b Bimetalistreifen; 1c Temperaturbegrenzungswick- 

‘ lung; id Hilfswicklung; 2a Heizwicklung; 2b Meßwicklung; P,, Pa}, 1, 2, L 

Anschlußklemmen. Schalterstufen: 0 Aus; 1... 3 Regelung; 4 Anheizung. 
Bild 7. Schaltschema einer Reglaplatte. 


taktes la erreicht. Die links von der gestricdhelten Linie 
l..2..L des Bildes 1 gezeichneten Teile sitzen außerhalb 
- der Platte. Der Schalter, der umfangmäßig den üblichen 
Schaltern entspricht, enthält außer den Schaltteilen noch den 
Schnappkontakt 1a. Der Einfluß der Umgebungstemperatur 
des Schalters wird durch einen zusätzlichen Bimetallstreifen 
- kompensiert, wie man es oft auch bei Thermoelementpyro- 
` metern findet. Die Schnellheizplatte darf nicht ohne beson- 
dere Vorkehrungen in eine der üblichen Herdfassungen ein- 
gesetzt werden. Ein Sicherungsstift verhindert ein Einsetzen, 
da es zu einem Kurzschluß führen würde A.Böniger 
hofft, mit dieser neuen Platte zwei grundlegende Mängel 
beheben zu können durch Verkürzung der Anheizzeit und 
durch stufenlose Regelung, die sich dem zu erwärmenden 
- Gut anpaßt. HM 


Fernmeldetechnik 


DK 621.396.645.33.078 + 534.75 
Gehörrichtige Lautstärkenregelung bei Mehrkanal-Verstär- 
kern. [Nach W. Taeger: Funk u. Ton 4 (1950) S. 16; 8 S., 
6 B., 4 Taf.] 


Zur Verbesserung der akustishen Wiedergabe werden 
in hochwertigen Verstärkern und im NF-Teil von Empfän- 
gern für die Tiefen-, Höhen- und Mittellagen getrennte Kanäle 
geschaffen. Die durch Schalldruckmessung für eine be- 
stimmte Lautstärke einzeln eingeregelten Kanäle gewähr- 
leisten eine hohe Wiedergabequalität. Wegen der frequenz- 


Tief Mittel Phon Hoch 


IT EFT TONER 
IT 2 I INT 


ab 7 Ira en 
N 
EREREEHEIEEERERD DS: 


tt 80 | 1 IS IT 
[I 1117190 I I LNIT 


5000 | 10009 
7000 Hz 


900 ——== f 


Bild 8. Regelkurven nach Ausgleich der Unterschiede der Ohrempfindlichkeit. 


abhängigen Empfindlichkeit des Ohrs (für tiefe und hohe 
Töne ist das Ohr wesentlich unempfindlicher als für Mittel- 
lagen) läßt sich aber ein solcher Mehrkanal-Verstärker nicht 
einfach durch einen einzigen Regler, bzw. für die einzelnen 
Kanäle gleichartig bemessene Regler in seiner Lautstärke 
andern. Um für alle Lautstärken die gleiche Wiedergabe- 
güte zu erzielen, ist es vielmehr notwendig, jedem Kanal 
einen nach besonderen Gesichtspunkten berechneten Regler 
zuzuordnen. 

Der gewöhnlich verwendete Dreikanal-Verstärker zer- 
legt das gesamte Tonspektrum von 30... 10000 Hz in drei 
Einzelbänder, und zwar 30 ...160, 160...5000 und 5000 bis 
10000 Hz. Als mittlerer Bezugspunkt für jedes Band wird 
das geometrische Mittel seiner Begrenzungen gewählt; man 
hat dann die drei Bezugsfrequenzen 70, 900 und 7000 Hz. 
Aus den bekannten Kurven „gleicher Lautstärke” lassen 
sih die dazu inversen Kurven „gleicher Dämpfung“ kon- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


355 


struieren, die als Grundlage zur Berechnung dienen. In 
Bild 8 ist der Dämpfungsverlauf für jede Stufe und jeden 
Kanal gezeichnet worden. Es sind selbstverständlich inner- 
halb der einzelnen Kanäle immer noch große Unterschiede 
vorhanden, beispielsweise im Tieftonkanal für die geringste 
Lautstärke Unterschiede (zwischen 30 und 160 Hz) 62 db bis 
93 db, während die Kompromißlösung beim Mittelwert (70 
Hz) 80 db beträgt. Durch noch weitergehende Unterteilung 
in vielleicht 10 und noch mehr Kanäle ließe sich die Wie- 
dergabe noch weiter verbessern, aus Gründen der Wirtschaft- 
lichzeit wırd man jedoch darauf verzichten müssen. 

Nach Bild 8 ist nun ein umfangreiches Zahlenmaterial 
berechnet und in Tabellen zusammengestellt worden. Aus 
diesen Tabellen läßt sich die Widerstandsabstufung für die 
Regler jedes Zwei- oder Drei-Kanal-Verstärkers bestimmen. 
Na Mogıchkeit sollen die Regler mit je 28 Stuten ausge- 
führt werden, da Dämpfungssprünge von mehr als 1 db sich 
gehormäßıg unangenenm auswirken. 

Wenn der Aufwand für einen Dreikanal-Verstärker zu 
groß erscheint, kann man sich auch mit der Aufteilung in 
zwei Kanäle begnügen. Die Grenzfrequenzen sind dann 
zweckmäßig 30 ... 200 Hz und 200 ... 10000 Hz mit den mittle- 
ren Bezugstrequenzen 75 und 1400 Hz. Aufbau und Auf- 
wand sind eintacher, die Wiedergabe bei den Tiefen ebenso 
gut wie beim Dreikanal-Verstärker, in den Höhen aller- 
dings nicht so voll befriedigend. Ab 


DK 621.397.62 : 621.314.6 
Gleichstromquellen bei Fernsehempfängern für das Heim. 
[Nah W o uk : Electr. Engng. 68 (1949) S. 1061; 6 S., 8 B.] : 

Die Gleichstromquellen für Fernsehempfänger unter- 
scheiden sich wesentlich von den entsprechenden Netzgerä- 
ten beim Hörrundfunk, weil die Anzahl der Röhren größer 
ist und ihre Aufgaben im Fernsehempfänger unterschied- 
licher sind, und vor allem weil zu den mittleren Anoden- 
spannungen der Verstärkerröhren noch die Hochspannung 
von 2000 ... 30000 V zum Betrieb der Braunschen Röhre hin- 
zukommt. Außerdem müssen die Gleichspannungen besser 
geglättet sein als im Falle des Tonempfangs, da das Auge 
auf Helligkeitsschattierungen im Bild wesentlich empfind- 
licher anspricht als das Ohr auf einen unterlegten Brumm- 
ton. 

Man erzeugt die Anodenspannung für die Braunsche 
Röhre und die Gleichspannungen für die übrigen Röh- 
ren in getrennten Einheiten, Die Betriebsspannungen für 
die Verstärkerröhren werden im allgemeinen ähnlich wie 
beim Rundfunkgerät durch Gleichrichtung der transformier- 
ten Netzspannung erzeugt. Aber die glättende Drossel und 
die Parallelkapazitäten müssen wesentlich größer sein. Im 
allgemeinen liegt in Reihe mit dem Potentiometer für die 
Gitter- und Anodenspannung die Fokussierspule der Braun- 
schen Röhre und eine Spule, die den Weicheisenkern für 
die Ionenfalle innerhalb der Braunschen Röhre erregt. 
Schließlich fließt der Potentiometergleichstrom durch zwei 
Regelipotentiometer zur Einstellung der Bildlage in senk- 
rechter und waagerechter Richtung. 

Für billigere Apparate, deren Braunshe Röhren mei- 
stens mit elektrostatischer Strahlablenkung arbeiten, dient 
ein transformatorloses Netzanschlußgerät, in dem mit einem 
Selengleichrichter die niedrigste Gleichspannung für die 
Anoden der Verstärkerröhren erzeugt wird. Die Anoden- 
spannung für die Röhren im Tonkanal wird nur durch einen 
Reihenwiderstand und eine große Reihenkapazität geglättet. 
Bei den Bildverstärkerröhren wird sie in einer zusätzlichen 
Drossel mit nachfolgender Paralleikapazität weiter beruhigt. 
Ein Vakuumgleichrichter arbeitet mit dem Seelengleichrich- 
ter als Spannungsverdoppler und erzeugt die Betriebsspan- 
nung für den Hochfrequenzgenerator, mit dem die Hoch- 
spannung für die Braunsche Röhre erzeugt wird (vgl. unten). 
Dieser Gleichspannung mittleren Betrages wird die nega- 
tive Halbwelle der Netzwechselspannung überlagert, wodurch 
nach Art einer Verdreifachungsschaltung eine Gleichspan- 
nung von etwa 500 V zum Betrieb des elektrostatischen 
Kippgerätes gebildet wird. 

Die Hochspannung für die Braunsche Röhre durch Gleich- 
richtung aus dem Netz zu erzeugen, ist unmodern und zu 
teuer. So geht man nur noch in einigen hochwertigen kom- 
merziellen und militärischen Geräten vor, wo die Betriebs- 
sicherheit wichtiger ist als der Kostenaufwand. In Amerika 
scheint die Hochspannungserzeugung aus dem Zeilenkipp- 
gerät vorzuherrschen. Es wird dabei die hohe Induktions- 


356 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


t. Juli 1930 


spitze ausgenutzt, die beim Zeilenrüclauf auftritt. Man 
braucht ohnehin zur Ankopplung der Ablenkspulen an den 
Kippgenerator einen Transformator und kann leicht durch 
einige zusätzlihe Wicklungen die Spannungsspitze auf den 
Wert von etwa 10 kV erhöhen und über eine Diode gleich- 
richten. Nachteilig ist, daß der innere Widerstand des Hoch- 
spannungsgerätes aus prinzipiellen Gründen hoch ist (etwa 
10 MQ), so daß beim Aussteuern der Braunschen Röhre von 
10 bis 300 uA eine Spannungsschwankung von 9000 ... 7000 V 
eintritt und der Leuchtfleck der Braunschen Röhre sehr un- 
scharf wird. Bei Empfängern für Heimprojektion kann man 
den Zeilenrücklauf in einer Verdreifahungss&äaltung zur 
Erzeugung einer Anodenspannung von sogar 30 kV be- 
nutzen. 

Zur hochfrequenten Herstellung der Hochspannung wird 
eine Schwingung von etwa 100 kHz erzeugt, mit einer ein- 
gekoppelten Spule durch Resonanzabstimmung herauftrans- 
formiert und über eine Diode gleichgerichtet. Hier können 
die Glättungsmittel extrem klein sein. Die hochfrequente 
“Anodenspannungserzeugung findet sich vor allem bei Fern- 
sehempfängern mit elektrostatisch abgelenkten Röhren. Auch 
Spannungsverdreifachung bis zu 30 kV ist bei diesem Prin- 
zip an sich möglich. 

Bei der Erzeugung der Anodenspannung aus getrenn- 
ten Impulsen wird eine Kippfrequenz von etwa 1 kHz er- 
zeugt (wesentlich niedriger als die Zeilenfrequenz). Beim 
Rücklauf der Sägezahnspannung tritt auch hier eine hohe 
Induktionsspitze auf, die ähnlich wie beim Zeilen{Hochspan- 
nungsgerät heraufgesetzt, gleichgerichtet und verdreifacht 
‚ wird. Weil die Hochspannung einer gedämpften Sinuswelle 
entspricht und nicht wie beim Zeilenkippgerät einem schar- 
fen Impuls, kann man eine ganz normale verdreifachende 
Greinacher-Schaltung benutzen, mit wesentlich kleineren 
Kapazitäten als bei der Erzeugung aus dem Zeilenrücklauf. 
Die Vorteile sind: gedrängter Bau, leichte Regelbarkeit, 
keine Hochfrequenzstörungen und Betriebssicerheit; die 
Nachteile: hohe Kosten der Gesamteinheit wegen der not- 
wendigen besonderen Röhren und Spulen. Das Verfahren 
wird in umfangreichem Maße bei Projektionsempfängern 
angewandt. Schw 


Elektroakustik 
DK 534.851 


Schallplattentechnik auf neuen Wegen. [Nach K.-E. Gon- 
desen: Fernmeldetechn. Z. 2 (1949) S. 383; 5 S., 5 B] 

Gondesen zeigt den Stand der Schallplattentechnik 
und den Weg einer möglichen Weiterentwicklung. Die Auf- 
nahmebedingungen für Schallplatten wurden etwa vor zwan- 
zig Jahren festgelegt und waren auf die direkte Wiedergabe, 
wie bei unserem heutigen Kofferplattenspieler, zugeschnit- 
ten. Die dafür verwendeten mechanischen Abtastdosen hatten 
hohes Auflagegewicht und beträchtliche Nadelauslenkkräfte. 
Tiefe Rillen und breite Stege waren erforderlich. 

Die wichtigsten Daten waren: 

Plattendrehzahl = # U/min 

Plattendurchmesser 23 und 30 cm 

Spieldauer etwa 3,5 und 4,75 min 

Rıllen- und Stegbreito 0,13 mm 

Rıllenabstand 0,26 mm 
Frequenzgang von etwa 250 Hz bis obere Frequenzgrenze 
(etwa 10.000 Hz) linear entsprechend konstanter Schnelle; 
unter 250 Hz fallend (konstante Amplitude). 

Anschließend werden die Grenzen der Aufzeichnung 
durch Rechnung und Diagramm nachgewiesen. Die Ampli- 
tude der tiefen Frequenzen wird durch die mögliche Auslen- 
kung gegeben. Die hohen Frequenzen werden durch die Ab- 
tastfähigkeit der Nadelspitze beschränkt, da der Krümmungs- 
radius der Nadelspitze kleiner sein muß als der kleinste 
Krümmungsradius der Tonaufzeichnung. 

Entwicklungsmöglichkeiten der Schallplatte sieht der 
Verfasser vor allem im grundsätzlichen Loslösen von der 
bisherigen Norm und in der Ausnutzung der Möglichkeiten 
des elektrischen Tonabnehmers. Ein leichter Tonabnehmer 
mit kleiner Nadelspitze gestattet die Verwendung von bei- 
mengqungsfreiem Kunststoff als Plattenmaterial. Die kleine 
Nadelspitze erlaubt ein kleineres Rillenprofil und weiterhin 
eine bessere Abtastmöglichkeit der hohen Frequenzen, die 
ihrerseits eine Herabsetzung der Drehzahl möglich macht. 
Herabsetzung der Drehzahl und kleineres Rillenprofil be- 
deuten aber längere Spieldauer! 

Als Beispiel für die Anwendung dieser Überlegungen 
werden zwei amerikanische Verfahren angeführt: 


1. „Microgroove System" der Columbia records, Inc. 


Drehzahl 33 1/3 U/min 
Plattendurchmesser 25 und 30 cm 
Spieldauer 15 und 24,5 min 
Rillenabstand 0,1 mm. 
Der Frequenzgang steigt über den ganzen Frequenzbereich. 
Dadurch wird eine Herabsetzung des Rauschpegels erreicht. 
Die erforderliche Entzerrung beim Abtasten erfolgt durch 
RC-Glieder. 


2. Das „Victorgroove-System” der RCA-Victor verzid- 
tet auf eine Verlängerung der Spieldauer zugunsten kleiner 
Plattenabmessungen. 


Drehzahl 45 U/min 
Plattendurchmesser 18 cm 
Spieldauer etwa 5 min. 


Ein Spezial-Plattenwechsier wird für dieses System geliefert. 


Für die neuen Schallplatten-Verfahren ist die Neuan- 
schaffung eines Plattenspielers grundsätzlich erforderlid 
Für deutsche Verhältnisse empfiehlt der Verfasser — wenn | 
überhaupt — die Einführung nur eines neuen zn 

w 


Theoretische Elektrotechnik 


Die Eigenfrequenzen der einlagigen Zylinderspule bei Span- 
nungsstößen. [Nach B. Heller, J. Hlávka und A. Ve- 
verka: Bull. shweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 951; 
7 S. 7 B] 

Uber die Ausgleichsvorgänge, die sich beim Eintreffen 
einer Stoßwelle innerhalb einer Wicklung abspielen, sind 
in den letzten Jahren, besonders im ausländischen Schrift 
tum, zahlreiche Aufsätze erschienen. Die Wicklung wird als 
Kettenleiter betrachtet, wobei die Windungs- und Erdkapa- 
zitäten sowie auch die Selbstinduktion und die gegenseitige 
Induktion der Wicklungselemente Berücksichtigung finden. 

In der vorliegenden Arbeit wird für die Verkettung des 
magnetischen Feldes einer Windung ein allgemeiner Aus- 
druck gewonnen. Jede Windung ist bekanntlich mit einem 
magnetischen Feld verkettet, welches aus dem Eigenfeld der 
betrachteten Windung und den Feldern, verursacht durch die 
übrigen Windungen der Spule, besteht. Man erhält für das 
resultierende Feld, welches mit der Windung am Orte x 
verkettet ist, 


1 
PR Ad N 


M (x, £) Koeffizient der gegenseitigen Induktion zweier 
Windungen, welche sich an den Orten x und È befinden. 
j (Ë) Strom in der Windung E. Die Spulenlänge I wird hier 
gleich 1 angenommen, die Abszissen x, E sind längs der Spu- 
lenachse gezählt. Wird die Eigeninduktivität einer Windung 
mit Mo bezeichnet, so wird der Verlauf des gegenseitigen In- 
duktionskoeffizienten approximativ durch nachstehende Ex- 
ponentialfunktion dargestellt: 


M(x, £) = Mei , 2 


dabei gilt für eine Luftspule von der Länge l: A = 3,15 Ir 
(r Halbmesser der Spule), für eine (durch eine konzentrisch 
angeordnete kurzgeschlossene Wicklung mit dem Radialab- 
stand b) abgeschirmte Spule: } = 2,2 l/b. 

Bezeichnet man mit C; die Kapazität der Windung je Län- 
geneinheit gegen Erde, mit Ce die Kapazität gegenüber der 
benachbarten Windung, mit N die Windungszahl der Spule. 
so erhält man als Lösungsansatz der den Ausgleichsvorgang 
beherrschenden Differentialgleichung 


p = Konst. e!* . e!"! 


wobei die Größen a und w in der Beziehung stehen: 


4a? — a 
RE SHE (3 
2 N’ Mo (C; + Cza?) i 
Wird Gl. (3) nach a? aufgelöst, so zeigt sich, daß jedem 
a? >0 zwei Werte aı?, as? entsprechen, wobei a,2>0, as?<0. So 
wird 
piayx 


; , 
aiy (ivr S ta iy Im1CyX +a, 


Hagy 17itva) eier. a 


1. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 357 


$ enthält sowohl harmonische als auch hyperbolische Funk- 
tionen des Ortes. Aus Gl. (3) folgt, daß mit &— oo audh a? — 
x wird. Eine Grenzfrequenz, welche die Theorie von Wag- 
ner und Rüdenberg fordert, existiert hier nicht. Weiter 
wird gezeigt, daß bei geeigneter Wahl des Parameters A in 
Gl. (3) diese in die Frequenzformeln vonBlumeundBoya- 
jian bzw. von Wagner und Rüdenberg übergeht. 
Während BlumeundBoyajian eine sehr gute Kopplung 
auch räumlich sehr weit entfernter Windungen annehmen 
(1% 1), berüksihtigen Wagner und Rüdenberg nur 
eine gegenseitige induktive Beeinflussung von räumlich sehr 
nahe beieinander liegenden Windungen (4> 1). Also enthält 
die Gl. (3) grundsätzlich alle in der Literatur angeführten 
Frequenzbeziehungen als Spezialfälle — Die Formen der 


Lösung e’°* e)”! können physikalisch sowohl als stehende 

wie auch als fortschreitende Wellen aufgefaßt werden. 
Weiter werden die Frequenzverhältnisse an Spulen mit 

geerdetem Wicklungsende untersucht. Es zeigt sich, daß bei 


1 1 l i 
Spulen, bei denen C/C, < 1 a Be "A ist, die Abweichung 


der räumlichen Grundfrequenz von xz im ganzen Bereich von 
į nur gering ist. Die hyperbolischen Glieder sind hier vernadh- 
lässigbar, die räumliche Verteilung von Spannung und Strom 
läßt sich in guter Näherung durch harmonische Funktionen 
darstellen. 

Bei Spulen mit freiem Wicklungsende ist dagegen die 
ıäumliche Grundfrequenz in weiten Grenzen veränderlich. 
Für Werte A>1 kann in erster Näherung die Grundfrequenz 
gleich r/2 gesetzt werden. Für Werte A<1 ist dies jedoch 
auch angenähert nicht möglich. In diesem Fall sind auch die 
hyperbolischen Glieder zu berücksichtigen. Kss 


DK 537.213 : 531.53 
Die Schwingungsdauer eines umlaufenden Pendels als Ana- 
logon zum Potential eines Kreises. [D. Emersleben. 
Z. angew. Math. Mech. 29 (1949) S. 279 ... 282 u. Druckfehler- 
berichtigung 30 (1950) S. 64. 

Wenn eine Elektrizitätsmenge E gleichmäßig über eine 
Kreislinie vom Radius h verteilt ist — was bei Aufladung 
eines kreisförmigen Leiters im allgemeinen aus Symmetrie- 
gründen von selbst erfolgt — interessiert vielfach das elek- 
trostatische Potential dieser Ladung!. Dies trifft besonders 
bezüglich der Verhältnisse in Verstärkerröhren, Braunschen 
Röhren und anderen derartigen Anordnungen zu. In neuerer 
Zeit hat diese Konfiguration beim Elektronenmikroskop be- 
sondere Bedeutung erlangt. Auch bei schlechten Leitern 
beziehungsweise in der Isolatorentechnik Können derartige 
Verhältnisse Bedeutung erlangen, da vorhandene Aufladun- 
gen sich auch bei rotationssymmetrischen Halb- oder Nicht- 
leitern aus Symmetriegründen rotationssymmetrisch vertei- 
len. Falls der Aufpunkt P, in dem der Wert des Potentials 
interessiert, in der Symmetrieachse (der Mittelpunktsenkrecd- 
ten auf der Kreisebene) liegt und o der Abstand des Auf- 
punkts von jedem Punkt des geladenen Kreises ist, dann 
ergibt sich das Potential offenbar zu u = E/o, d. h. ebenso 
groß, wie wenn sich die Gesamtladung E in einem Punkt in 
demselben Abstand 0 befände. Wenn der Aufpunkt P sich 
außerhalb der Symmetrieachse befindet, kann man das Poten- 
tial u(P) mit dem Werte u, vergleichen, der sich ergäbe, 
wenn die gesamte Ladung sich im dem Aufpunktnächsten 
Punkt des Kreises im Abstand 0ı von P befände, (uı =E/oı), 
oder mit dem Wert ug, wenn die gesamte Ladung E sich in 
dem diesem Aufpunkt P fernsten Punkt des Kreises, im 
Abstand 0s, befände (us = E/o2). Offenbar ist u, größer und 
uz kleiner als der gesuchte Wert u{P). Das Verhältnis u:uj 
ist in beiden Fällen (j = 1,2) ein vollständiges elliptisches 
Integral, das lediglich vom Verhältnis 01 : 02 abhängt: 


-2.2r(Jı- (27) 


wo K (k) das vollständige elliptische Intregal 1. Gattung in 
der Legendreshen Normalform mit dem Modul k bedeutet. 
| Auch bei der Berechnung der exakten Schwingungsdauer 
des mathematischen Pendels treten bekanntlich elliptische 
Integrale auf. Das gilt insbesondere im Fall des umlaufenden 


! Vgl. „Das elektrostatische Feld in Röhren mit Ringgitter‘': Z. Hodh- 
Irequenztechn. 26 (1925) S. 61 ... 73, insbes. $ 2. 


Pendels (z. B. bei umlaufenden Maschinenteilen, deren Mas- 
sen nicht völlig symmetrisch zu der — etwa horizontalen — 
Drehachse angeordnet sind). Wenn wı>0 die Winkelge- 
schwindigkeit dieses Pendels im höchsten Bahnpunkt, ws_>0 
Giese Geschwindigkeit im tiefsten Bahnpunkt ist, dann ist die 
gesamte Umlaufzeit Tı = 2r/o,, die sih ergäbe, wenn das 
Pendel mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit wı um- 
liefe, offenbar größer als die wahre Umlaufzeit T. Die’ Um- 
laufzeit Tə = 2r/wg, die sich beim Umlauf mit konstanter 
Winkelgeschwindigkeit wa ergäbe, ist offenbar kleiner als 
T. Das Verhältnis T:Tj ist in beiden Fällen (j = 12) nur 


‚abhängig vom Verhältnis der kleinsten zur größten Winkel- 


geschwindigkeit, œ : w2, und es ergibt sich 


Ein Vergleich der Formeln für T und u zeigt, daß in beiden 
Fällen dieselben Paare vollständiger elliptisher Integrale 
1. Gattung auftreten. Es sind dies die komplementären In- 
tegrale, deren Moduln je bei der einen Darstellung die Ver- 
hältnisse 01 : 02 bzw. wı : w2, bei der anderen hingegen deren 
Kehrwerte sind. Die Originalarbeit enthält die Beweise und 
Angaben über Anwendungsmöglichkeiten dieser Analogie. 

Vb 


Physik 
DK 621.314.634 
Die Sperrschicht am Kontakt zwischen einem Halbleiter aus 
Selen und einem Metall. [Nah M. Tomura: Bull. chem. 
Soc. Japan 22 (1949) S. 82; 10 S., 6 B.] 

Selen wird durch Destillation gereinigt, in geschmolze- 
nem Zustande auf eine Basiselektrode von 15 cm? Fläche ge- 
strichen, und 4 h bei 200 °C in die gut leitende Modifikation 
überführt. Dann wird im Vakuum zuerst eine dünne Schicht 
Cd und darüber eine Al-Schicht zum Schutz der Cd-Schicdht 
aufgedampft. Die Anordnung zeigt eine EMK, die mit der 
Temperatur nach einer e-Funktion steigt. Wird die Zelle 
durh 25 Q geschlossen und in einem Thermostaten auf 
100 °C erhitzt, so steigt der Strom in einigen Minuten, wäh- 


Wıderstand 


Bild 9. Gleichrichterkenn- 
linien vor (A) und nad 
(B) der Wärmebehandlung 
von 100 min bei 100 °C. 


Spannung 


rend die Zelle die Temperatur von 100 °C annimmt, bis auf 
100 4A an und klingt dann langsam ab, so daß er nach Ih 
auf 20 uA gesunken ist. Stets ist der Strom eine e-Funktion 
der Temperatur. Wurden in einem anderen Versuch Cd- 
Schichten von nur 10...50 mu Dicke aufgebracht, so ließ 
sih durch Elektronenbeugungsbilder direkt nachweisen, 
daß an der Grenze CdSe entstanden war. Zur Erklärung der 
beobachteten Erscheinungen nimmt Tomura an: Wenn 
das Se mit dem Cd in Berührung kommt, füllen sich die Stör- 
stellen in der Grenzschicht mit Elektronen aus dem Cd. Da- 
durch entsteht eine Raumladungsschicht und ein inneres 
Feld, das genügt, um Cd-Ionen aus dem Cd wie in einer 
elektrolytischen Zelle in das Se hineinwandern zu lassen. 
Dadurch wird das innere Feld geschwächt und die Einwan- 
derung verlangsamt. Deshalb sinkt der Strom asymptotisch 
auf Null. Als Spannung an der Sperrschicht werden 0,5 V 
angesetzt, als ihre Dicke 10-3... 10-6 cm, ihr Widerstand wird 
zu 103...104 Q berechnet. Diese Werte stimmen gut mit den 
Beobachtungen überein. Bild 9 zeigt die ohmschen Wider- 
stände in der Sperrschicht in beiden Richtungen abhängig 
von der angelegten Spannung. Es zeigt, daß durch die Bil- 
dung von CdSe der Widerstand in der Sperrichtung sehr 
vergrößert wird. 


Ein ähnlicher Vorgang dürfte sich abspielen, wenn ein 
Selengleichrichter nach der Herstellung durch Anlegen der 
Sperrspannung „formiert' wird. Gsch 


DK 535.234 
Zur graphischen Auswertung der Planckschen Strahlungs- 
formel. [Nah R. Schulze: Licht-Techn. 1 (1949) S. 45; 
6 S., 9 B. 
Die P andud Strahlungsformel für die Leistungsdichte 
E und Photonendichte N der schwarzen Strahlung wird in Ab- 
hängigkeit von » bzw. A angegeben zu: 


vs 
2h y? Watt 
“FE mr | und 
e 


Photonenzahl 
sm? 


A 
i > -5 Watt 
bzw E = 2 hc .\-77 m? und 
ek2ıT_; 
kı 
eo a-i Ph hl 
ar otonenza 
ee: er 
ekıT 1 


Es ist üblich, E und N in zwei Größen, nämlich E,r und Av 
bzw. E,r und AA (und entsprechend für N) aufzuspalten. 


Man wählt zur Auswertung Av oder AA als konstante Größen. 
Die Kurven E,r (N,r) und E,r(N ır) haben verschiedene 


Form. Ihre Maxima liegen auch an verschiedenen Stellen, 
weil in einem Streifen Ay = konst ein anderer Teil der Ge- 
samtenergie steckt als in einem Streifen AA = konst. E,r 


wird in W/m? gemessen, N,r in Photonenzahl/m?, E;r 
in W/m? und N ‚„in Photonenzahls m’. 
Für wirkungsbezogene Betrachtungen, die an das gra- 


phische Bild angeschlossen werden sollen, sind nur Dimen- 
sionsgrößen 


| Watt | Photonenzahl 
3 und 


sm? 


brauchbar. 
m 


Diese Dimensionen ergeben sich, wenn nicht Av bzw. AA, 
sondern Av/» oder AA/A konstant gehalten wird. In diesem 
Fall ist die konstant gehaltene Größe eine reine Zahl. Die 
auf » und die auf A bezogenen Kurven werden identisch. 
Werden E und N in Eyr und Av/v bzw. E,r und 42/2 (ent- 


sprechend bei N) zerlegt, so ergibt sich 


AT hc 
ekiT_ 
t e 2. y? Phot -Zahl 
a a aa ar | 
e kT_; 
> Phot.-Zahl 
t = nn 
Nır di he | sm? 

ë kAT_ 1 


Die Abhängigkeit photochemischer Wirkungen wird in der 
Form 
__Effekt (z. B. kg) 


Ws (oder Phot.-Zahl) = f (v) bzw. f (A) dargestellt. 


Im Ende muß man auf die Darstellung kg/m?s kommen. Das 
ist nur mit der auf konstantes Av/v oder AWA bezogenen Dar- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


Er EEE ET Er Er a ea a a a ESS 


\ 
| 


1. Juli 1950 ` 


kurve: aeaa. 


Dièse Gedankengänge führt R. Schulze an einer Reihe 
von Beispielen durch. Für die praktische Rechnung wird 
v = a ' Vas gesetzt und 7 max Über das Wiensche Gesetz 
durch T ersetzt. Die Größen 


ax 


Eyr „Eùr, Nyr, Nar, Nýr 
T’ TP” T me Po ro p 
sind im logarithmischen Maß tabelliert. 


Eyr Err Eùr 


Kurznachrichten 


Die Bevorzugung der dieselelektrischen Lokomotive. 

Th. J. Woods! zeigt die Vorteile der dieselelektrisce: 
Lokomotive gegenüber der Dampflokomotive im industrie!- 
len Versciebedienst. Aus den in USA und anderwärts ge- 
wonnenen Erfahrungen heraus wurden dieselelektrische Lo- 
komotiven von 25, 35, 44, 50, 60 und 80 t entwickelt. D:e 
Lokomotivfabrikanten bauen die Dieselmotoren nicht selbst 
sondern verwenden bewährte Muster mit 1000 ... 2100 Um: 
und 100..600 PS Leistung. Die Hauptvorzüge der diesei- 
elektrishen Lokomotive gegenüber der Dampflokomotive 
sind große Wirtschaftlichkeit und hohe Betriebsbereitscalt; 
dazu kommt eine praktisch belanglose Rauchentwiclung. 

Am Beispiel eines Stahlwerks, das bisher seinen Ver- 
schiebedienst mit 5 Dampflokomotiven versah und jetzt mit 
4 dieselelektrischen Lokomotiven von 50 t arbeitet, wird eire 
jährliche Ersparnis von 18673 Dollars errechnet, so daß sid 
die Umstellung schon in 5...7 Jahren bezahlt macht. Gp 


stellung möglich; z. B. Wirkung mal Ordinate der Emissions- 


Tagung der Gesellschaft für angewandte Mathematik und 
Mechanik. — Vom 16. bis 19. April fand an der T. H. Darm- 
stadt die wissenschaftlihe Tagung und Hauptversammluns 
der Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mecdanii 
(GaMM) statt. Uber 60 Vorträge zeugten von erfolgreiche: 
Forschungsarbeiten. Schwerpunkte lagen bei der Konstruk- 
tion mathematischer Großrechenanlagen, den numeriscd:t 
Methoden zur Bewältigung der immer wachsenden mathem:- 
tischen Ansprüche von Naturforschung und Technik, der ms: 
thematischen Statistik sowie innerhalb der Mechanik tt: 
Elastomechanik und Strömungsforschung. Zum Vorsitzenc:ı 
wurde Prof. Dr. R. Grammel von der T. H. Stuttgart se 
wählt. Der frühere langjährige Vorsitzende und ründe: 
der modernen Strömungsforschung, Prof. Dr. L. Prandti. 
wurde zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit ernannt. 


Internationales Jungtechnikertreffen. — Der International? 
Bund für Kultur und Sozialarbeit eV.? dient der Verstānċ'- 
gung unter den Nationen auf dem Gebiet der Kultur- un? 
Sozialarbeit. Unter zahlreichen anderen Treffen führt er d.e! 
Jahr auch eins für Jungingenieure und Studenten der Tecn!i 
oder Volkswirtschaft durch. Vom 11. bis 31. 7. arbeiten «: 
20 Teilnehmer als Praktikanten je eine Woche am Bau vc: 
Kraft- und Unterwerken im Bereich der EVS. Schwaben ut: 
besichtigen Energieanlagen; vom 1. bis 10. 8. folgt in Bibera. 
eine Auswertungszeit mit wertvollen Vorträgen. 


Neubildung des AWF-Beirates. — Der Ausschuß für w- 
schaftliche Fertigung (AWF) beim Kuratorium für Wirt 
schaftlichkeit, Berlin SW 61, Großbeerenstr. 17, ist einer ce: 
ältesten Träger der technisch-wissenschaftlihen Geme:”- 
schaftsarbeit. Der AWF-Beirat zur Förderung der A\v” 
Arbeit und zur Beratung der Geschäftsstelle ist am 28. \ 
1950 in Berlin wieder gebildet worden; den Vorsitz hat O 
Koehn übernommen, Vorstandsmitglied der AEG. 


Vereinigung industrielle Kraftwirtschaft e. V. — Die Ge 
schäftsstelle der Vereinigung ist Mitte Mai von Herne nat 
Essen, Richard-Wagner-Straße 41, umgezogen. Die Bret- 
anschrift lautet: Vereinigung Industrielle Kraftwirtschaft e. 
V., Essen, Postfach 324. Fernsprecher: 313 51/52. Telegramn- 
Kurzanschrift: Industriekraft Essen. 


ı Th. J. Woods: Electr. Engng. 69 (1949) S. 1030. 
! Tübingen, Osterbergstraße 16. 


l. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


359 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6-8, 
Telephon z. Zt. 40151 (Voigt & Haeffner AG.), 


Bekanntmachung 


VDE-Komnmission für Elektrowärmegeräte 


Zu dem in der ETZ 70 (1949) S. 525 angekündigten Ent- 
wurf für VDE 0725 U „Übergangsvorschriften für schmieg- 
same Elektrowärmegeräte" sind einige Einsprüce und An- 
regungen eingegangen, die von der Unterkommission 
„schmiegsame Elektrowärmegeräte” ordnungsgemäß behan- 
delt wurden. Die Beratungen haben zu der Schlußfassung 

VDE 0725 U/7.50 
„Übergangsvorscriften für schmiegsame Elektrowärme- 
geräte” geführt. Der Vorstand des VDE hat die Vorschrift 
mit Wirkung vom 1. Juli 1950 in Kraft gesetzt. 

Der Vorstand hat ferner bestimmt, daß der Absatz 2 des 
$ 1a) von VDE 0725/111.42 für Geräte, deren Fertigung neu 
aufgenommen wird, ab 1. Juli 1950 und für Geräte, deren 
Fertigung bereits läuft, ab 1. Januar 1951 ungültig wird. 
Diese Außerkraftsetzung wurde in der ETZ 70 (1949) S. 301 
zum 1. Juli 1950 angekündigt. Einsprücde hiergegen sind 
nicht eingegangen. 

Sonderdruce von VDE 0725 U/7.50 können vom VDE- 
Verlag, Wuppertal-Elberfeld, Postfach 667, und von dessen 
Zweigniederlassung Berlin-Charlottenburg, Bismarckstr. 33, 
bezogen werden. 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


VDE-Prüfstelle 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6-8 


Prüfzeichenausweis für schmiegsame Elektrowärmegeräte 


Nach vorstehender Bekanntmachung der VDE-Kommis- 
sion für Elektrowärmegeräte gelten die Bestimmungen für 
schmiegsame Elektrowärmegeräte in VDE 0720/1934 §§ 1 bis 
0, 73 bis 84 für Geräte, deren Fertigung bereits läuft, nur 
noch bis zum 31. 12. 50. 

Gemäß $ 4, 10 d der Prüfordnung der VDE-Prüfstelle ver- 
lieren zu diesem Zeitpunkt die von der VDE-Prüfstelle auf 
Grund vorgenannter Vorschriften ausgestellten Genehmi- 
gungsausweise ihre Gültigkeit. 

Die Gültigkeit der Genehmigungsausweise kann verlän- 
gert werden, wenn eine vor Ablauf dieser Frist vorgenom- 
mene Nachprüfung ergeben hat, daß die Geräte den neuen 
Vorschriften VDE 0725 U/VI1.50 bzw. VDE 0725/111.42 ent- 
Sprechen. 

Anträge auf kostenpflichtige Nachprüfungen sind so 
rechtzeitig zu stellen, daß bis zum 1. 10. 50 auch die auf Grund 
der Anträge von der VDE-Prüfstelle angeforderten Prüflinge 
und Prüfgebühren eingegangen sind. 


VDE-Prüfstelle 
l i. V. Kohrs 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89, Tel.: 870171, App.: 188 


Berechtigung zur Benutzung des VDE-Zeichens! 


Die Elektrotechnische Prüfstelle Berlin hat den nadh- 
stehend genannten Firmen ihre Zustimmung zur Benutzung 
des VDE-Zeichens gegeben: 


Elektr. Fabrik Schmidt & Co. GmbH., für Flachbatterien BDT 4,5 

Berlin-Reinickendorf-Ost Stabbatterien BCT 3 
Kastenbatterien BJT 4,5 
Stabelemente EJT.1,5 


Eap. H. Kunze & Co., 


für ein- und zweipol. Gerätekipp- 
Beriın-Schöneberg 


schalter 1 A 250 V, für Anbau 
an Drehwiderstände. 
Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 
Block 


' Vgl. ETZ 71 (1950) H. 11, S. 297. 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Braunschweig, Technische Hochschule 

10. 7. bis 14. 7. 1950: Kursus „Revision elektrischer Anlagen'', Prof. Dr.- 
Ing. H. F.Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, 
Dipl.-Ing. Bertram. 


ETV Freiburg 


20. Juni 1950: ‚Das Elektronenmikroskop und seine Anwendung in Na- 
turwissenschaft und Technik‘, Dr. Beyersdorfer. 


Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

1C. 7. bis 14. 7. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Patentrecht‘, Prof. Dr. 
F. Lindemaier. 

31, 7. bis 4. 8. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Oberflächenschutz durch 
metallishe Dekschichten’, Prof. Dr. W. Guertler. 


PERSONLICHES 


Friedrich Eichberg t. 


Im Juli 1940 ist Dr. Friedrich Eichberg im Alter 
von 65 Jahren in Ann. Arbor, Michigan, gestorben. 

Wer die Jahre von 1900 bis 1912 im Vortragsleben des 
Elektrotechnischen Vereins Berlin und der Jahresversamm- 
lungen des VDE verfolgt hat, wird sich der eindrucksvollen 
Persönlichkeit Eichbergs in Vorträgen und Diskussionen noch 
lebhaft erinnern. Diese Jahre waren für die Entwicklung 
und Einführung des Einphasen-Bahnmotors und des Dreh- 
strom-Nebenschlußmotors von großer Bedeutung. Seine Ge- 
danken darüber entwickelte Eichberg zunächst bei der Union 
Elektricitäts-Gesellshaft in Wien, niedergelegt im DRP 
153 730 der Union E. G. vom Jahre 1901 und in Vorträgen; 
er verwirklichte sie dann von 1903 ab bei der mit der Union 
E. G. verschmolzenen Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. 

4 


„ Seine Aufgabe sah Eich- 

berg zunächst darin, den von 
ihm und seinem Freunde 
Winter entwicelten Motor 
mit Ankererregung, den „Win- 
ter-Eichberg-Motor" für die elek- 
trische Zugförderung einzufüh- 
' ren!. Der Tatkraft von Eich- 
berg war es zu verdanken, daß 
schon im Jahre 1903 ein Ver- 
suchsbetrieb mit Winter-Eich- 
berg-Motoren auf der Berliner 
Vorortstreke Niederschönewei- 
de-Spindlersfeld mit Erfolg auf- 
genommen werden konnte. Mit 
der ihm eigenen Energie und 
Lebendigkeit setzte sich Eich- 
berg dann dafür ein, sein Mo- 
torsystem allgemein für die 
Elektrifizierung der Vollbahnen 
einzuführen, zuletzt wohl auf dem Verbandstag 1907 in 
Hamburg. Seinen Bemühungen war kein Erfolg beschieden, 
weil der Winter-Eichberg-Motor .als Repulsionsmotor mehr 
oder weniger an die synchrone Drehzahl gebunden ist und 
deshalb für eine vorgeschriebene Leistung mehr Raum be- 
ansprucht und schwerer wird als der Reihenschlußmotor, 
der mit beliebig hoher übersynchroner Drehzahl betrieben 
werden kann. Es ist verständlich, daß es Eichberg schwer 
fiel, den wirklich schönen Gedanken der Ankererregung auf- 
zugeben, dem er 10 Jahre rastloser Arbeit geopfert hatte. 
Wahrscheinlich war es die Aussichtslosigkeit seiner Bemü- 
hungen, die ihn im Jahre 1912 veranlaßte, aus der Leitung 
der Bahnfabrik und dem Vorstand der AEG ganz auszu- 
scheiden. Er trat 1912 in den Vorstand der Linke-Hoffmann- 
Werke in Breslau über und wurde später deren General- 
direktor und Mitglied des Aufsichtsrats der AEG. 

Eichbergs Verdienste um die Entwicklung der Wechsel- 
strommotoren mit Stromwender müssen gebührend aner- 
kannt werden. Sie beschränken sich nicht auf den Winter- 
Eichberg-Motor, sondern liegen noch mehr auf dem Gebiete 
der Drehstrom-Nebenschlußmotoren. In der praktischen Aus- 


! Unabhängig von Eichberg und Winter hat auh MariusLatour 
in Frankreich die Ankererregung vorgeschlagen. Heute bezeichnet man 
die Motoren von Winter-Eihberg und Latour als kompensierte Repulsions- 
motoren, weil sie befähigt sind, die Blindspannung im Betriebe aufzu- 
beben. 


360 


führung hatte Eichberg den ständergespeisten Drehstrom- 
Nebenschlußmotor schon in großer Vollkommenheit ent- 
wickelt. In sinnvoller Weise hatte er dabei den Motor ohne 
besonderen Regeltransformator ausgeführt und dabei auch 
die notwendige Phasenänderung der Regelspannung mit der 
Leerlaufdrehzahl berücksichtigt. Auch hier wollte es das 
Schicksal, daß dieser schöne Motor keine Verbreitung ge- 
funden hat. Es lag dies an der im Motor untergebrachten 
Regelwicklung, die über den ganzen Ankerumfang verteilt 
werden muß und dadurch viel Raum beansprucht und um- 
ständlih wird. Die einfachere, aber nicht so hochwertige 
Ausführung mit besonderem Regeltransformator, die in dem 
Gedankenkreis von Eichberg schon enthalten war, ist heute 
die übliche des ständergespeisten Drehstrom-Nebenscluß- 
motors. ; 
Für die Fachwelt war es ein großer Verlust, daß sich der 
geniale Ingenieur schon 1912 von seiner schöpferischen Tä- 
tigkeit in der Elektrotechnik zurückzog. Sein Name wird 
aber immer mit der Geschichte der ein- und ‚mehrphasigen 
Wecselstrommotoren mit Stromwender verknüpft bleiben. 
Er hat der Entwicklung dieser Motoren einen mächtigen Auf- 
trieb gegeben. 

Gem gedenken wir auch des unterhaltsamen Menschen 
im Kreise von Fachgenossen, wo er ein anregender Gesell- 
schafter war, oft im Anschluß an tenperamentvolle Ausein- 
andersetzungen in Vortragsdiskussionen. R.Richter 


Auszeichnungen. — Die Würde eines Dr.-Ing. e. h. ver- 
lieh die Technische Hochschule Stuttgart dem Präsidenten der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Braunschweig, Prof. 
Dr. Wilhelm Kösters „in Anerkennung seiner Verdienste 
um die Präzisionslängenmessung und das gesamte Eichwe- 
sen“ sowie dem Gen.-Dir. Adolf Pirrung, Vorsitzer des 
Vorstandes der Energieversorgung Schwaben in Biberach a. 
d. Riß „in Anerkennung seiner Verdienste um die deutsche 
Elektrizitätswirtschaft, insbesondere den Aufbau der würt- 
tembergischen Elektrizitätsversorgung'. 

Prof. J. C. van Staveren, Arnhem, der auch der 
deutschen Fachwelt durch seine Mitarbeit in internationalen 
Gremien der Elektrotechnik gut bekannt ist, wurde von der 
T. H. Delft zum Dr. h. c. ernannt in Anerkennung seiner 
organisatorishen und technisch-wissenschaftlihen Arbeit 
für die holländische Elektrizitätsversorgung. 

Die Technische Universität Berlin-Charlottenburg ver- 
lieh die Würde eines Ehrensenators an die Herren: Dr.- 
Ing. e. h. Hans Bredow, Staatssekretär u. Reg.-Präs. a. 
D.; Dr. phil. Dr. oec. publ. h. c. Hermann Bücher, Wirkl. 
Legationsrat a. D.; Dr.-Ing. Max Kloß, em. o. Prof. der 
T. H. Berlin. 


Hochschulnachrichten. — Prof. Dr.-Ing. Rud. Plank, 
Direktor des Kältetechn. Instituts der T. H. Karlsruhe, wird 
sich im Rahmen einer vom Rate der OEEC in Paris eingela- 
denen Sachverständigen-Kommission auf einer 6 ... Bwöchigen 
Reise durch die USA über den Stand der amerikanischen 
Kältetechnik unterrichten: 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 531/534 : 517 (023.5) 


Einführung in die Analytische Mechanik. Von Th. Pöschl. 
Mit 165 S., 37 B. Verlag G. Braun, Karlsruhe. Preis Hlw. 
DM 10,—. 

Der Verfasser ist bekannt durch seine Forschungsarbeiten 
auf dem Gebiete der Festigkeitslehre und der technischen 
Dynamik und als Autor mehrerer vorzügliher Lehrbücher 
der Ingenieurmechanik. Seine an der T.H. Karlsruhe gehal- 
tenen Vorlesungen über analytische Mechanik haben nun 
eine von ihm neu herausgegebene Buchreihe eröffnet (Ma- 
thematische Methoden in Naturwissenschaft und Technik). 

Wer sich ernsthaft um das Verständnis der Methoden 
der modernen Physik bemüht, wird ein gründliches Studium 
der analytischen Mechanik, insbesondere der Hamilton- 
Jacobischen Integrationstheorie, nicht umgehen können. 
Auch die vorliegende Einführung dürfte sich vornehmlich an 
Studierende der Physik wenden, denen die klassischen 
Grundlagen der Bohr-Sommerfeldschen Atomtechnik 
vermittelt werden sollen. Von dem 1943 erschienenen Band 
Mechanik der Vorlesungen von A. Sommerfeld unter- 
scheidet sich das vorliegende Buch durch die starke Betonung 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 19% 


der Variationsprinzipien und ihrer Vertiefung durch di: 
Hilbertschen Arbeiten zur Variationsrechnung. Die Hil- 
bertsche Theorie des Unabhängigkeitsintegrals bietet sidh::- 
lich nicht den bequemsten Zugang zu dem Kernstück der àn- 
lytischen Mechanik, der Jacobischen Integrationsmethnc:. 
Doch kann man auf diesem Wege zu einer anschaulichen ge.. 
metrischen Einsicht kommen, die einmal der Ausgangspuns' 
der Wellenmechanik von de Broglie und Schrödi:- 
ger gewesen ist. 

Der Inhalt einer einführenden Vorlesung in die anèi- 
tische Mechanik wird in großen Zügen festliegen. So find- 
man auch hier behandelt: die Lagrangeschen Gleichuncee:. 
zyklische Koordinaten, kleine Schwingungen, die Grungp:.' 
zipe der Dynamik, den starren Körper, die Variationsprinzir- 
kanonische Gleichungen und Transformationen, die Hamilto:. 
Jacobische Differentialgleichung, die Variation der Konsta: 
ten und anschließend den Übergang zur Atomtheorie mit dt 
Formulierung der Quantenbedingungen und des Begriffes ċ: 
adiabatischen Invarianz. Wenn dazu noch die Variationsrec. 
nung breit dargestellt wird und zahlreiche UÜbungsaufge':' 
behandelt werden, so droht die Stoffülle den Rahmen eir- 
Buches von 165 Seiten zu sprengen. Deshalb dürfte aut 4.: 
Aufnahmebereitschaft des Lernenden an manchen Stellen &: 
eine harte Probe gesteilt sein. Einige grundlegende Dini 
wie z.B. das d’Alembertsche Prinzip und das der virtue..: 
Arbeiten, sind sicherlich zu kurz gekommen, und das |: 
grangesche Prinzip, das die Lagrangeschen Gleichungen ‘fr 
Systeme starrer Körper liefert, wird nicht genannt. Hier hs- 
der Verfasser auf die ausführlichen und einwandfreien Dx 
stellungen in seinen anderen Schriften verweisen könne 
Auch betrachtet er nur einen einfachen Sonderfall der h. 
bertschen Theorie, der aber nicht hinreicht, um die hier a: 
tauchenden mathematisch-geometrischen Probleme zu I | 
leuchten. In den nachfolgenden Anwendungen auf die Met.: 

? 


EEE EEE 


nee EEE un a na 


nik wäre der Leser sicherlih dankbar, wenn ihm ges” 
würde, was bewiesen worden ist und was er glauben m: 
Einer kritischen Durchsicht bedürfte das Beispiel 18 und t’ 
Abschnitt über die Ignoration von Koordinaten, S. 125. 

Die Darstellung des Stoffes wird durch zahlreiche, tr. ! 
sehr weitgehend durchgerechnete Beispiele unterstützt (z. È 
Planetenbewegung, Kreisel, Zweikörperproblem). Ihnen ı- 
mehr als ein Drittel des gesamten Buchumfangs gewidn: 
Dem Leser werden sie zur gründlichen Einübung der vois- 
tragenen Sätze und Methoden willkommen sein. Hervor: 
heben ist ferner noch die gute dructechnische Ausstaltii 
des Buches und eine Anzahl vorzügliher Abbildungen. 

| H. Schaef:' 


DK 512.83 (0235: 
Vorträge über Determinanten und Matrizen mit Anwendun:- 
gen in Physik und Technik. Von W. Schmeidler. M'; 
155 u. VIII S., Format 18X25 cm. Akademie-Verlag, Berii: 
1949. Preis kart. DM 10,—. 

Das Buch ist aus Vorlesungen entstanden, die der Ver 
fasser 1942 im Rahmen des Außeninstitutes der T. H. Bern! 
gehalten hat. Die Matrizentheorie ist heute für den thear- 
tisch interessierten Ingenieur aller Fachrichtungen ein se! 
wesentliches Hilfsmittel, und dem Verfasser ist es in ghe į 
lichster Weise gelungen, in seiner Darstellung die matto ' 
matische Theorie mit der technishen Anwendung zu ver, 
einen. Ausgehend von der elementaren Determinantent?r- 
orie wird in 9 Vorträgen mit Übungsaufgaben zur Hauf“ 


“achsentransformation der quadratischen und der Hemit: 


schen Formen geführt, zu Kriterien für die Koeffizieni 
einer beliebigen algebraischen Gleichung, zum Ähnlichkeit: 
problem der Matrizen und schließlih zur praktischen 58w 
handlung von linearen Gleichungen sowie der praktisch" 
Ermittlung der Eigenwerte und Eigenvektoren einer Matini 
Den Schluß bilden unendliche Reihen von Matrizen urč: 
ihre Anwendung auf lineare Differentialgleichungssvsten 
mit konstanten und mit variablen (insbesondere periodisch: 
Koeffizienten. An Vorkenntnissen werden für die sehr k- 
Darstellung die Infinitesimalrechnung und die Different:a. 
gleichungen vorausgesetzt. 

Von den technischen Anwendungen, die eingehend r 
gelegt sind, seien die freien Schwingungen eines elektrisdt. 
Netzes bei verschwindenden und bei kleinen ohmschen \ ` 
derständen, elektrische Schwingungen bei periodish veo 
änderlichen Koeffizienten, Schwingungen eines Pendels ™m' 
oszillierendem Aufhängepunkt und Drehschwingungen è: 
Kurbelwellen von Verbrennungskraftmotoren hervor: 
hoben. 


t. Juli 1950 


Das Buch ist nach Inhalt und Darstellung gleichermaßen 
hervorragend geeignet, den Ingenieur mit der wichtigen 
und anwendungsreichen Matrizentheorie vertraut zu machen. 

U. Graf 


DK 621.314.21.002.2 (022.2) 
Handbuch des Transformatorenbaus. Von W. Kehse. Mit 
380 S., 381 B. u. Taf., Format 17X25,5 cm. Ferdinand Enke- 
Verlag, Stuttgart 1950. Preis geh. DM 54,—, geb. DM 57,50. 

Dieses Bud, das eine wesentliche Erweiterung des im 
Jahre 1934 erschienenen Bücdhlleins „Der praktische Transfor- 
matorenbau” desselben Verfassers darstellt, wendet sich vor 
allem an den praktischen Ingenieur, der sich mit der Be- 
rechnung, Konstruktion und Herstellung von Transformato- 
ıen befaßt. Für ihn hat der Verfasser in einer großen 
Zahl von Bildern Ausführungsbeispiele der verschiedensten 
Transformatoren zusammengestellt und die Darstellung viel- 
iach durch den Berechnungsgang ergänzt. Dabei sind nicht 
nur moderne Konstruktionen, sondern oft auch ältere Bau- 
formen gezeigt, die damit dem Fachmann den inzwischen 
erzielten Fortschritt der Technik vor Augen führen. Durch 
das sehr reichhaltige Bildmaterial über den Kernaufbau und 
d:e Herstellung der Wicklungen wird auch dem nicht mit 
dem Transformatorenbau vertrauten Ingenieur ein anschau- 
iches Bild von der Fertigung eines Transformators ver- 
mittelt. 

Das vorliegende Werk ist als „Handbuch“ des Trans- 
[ormatorenbaus bezeichnet; diesen umfassenden Anspruch 
erfullt es allerdings nicht, die wissenschaftliche Behandlung 
der mit dem Transformatorenbau verknüpften Probleme 
tehlt. Bei einer späteren Auflage dürfte es sich empfehlen, 
einige Abschnitte auch in wissenscaftlicher Hinsicht mehr 
dem Stande der Technik anzugleichen. Dabei ist insbe- 
sondere an die Kapitel über die Prüfung der Isolation mit 
Stoßspannung, über die Berechnung der Kurzschlußkräfte 
und über Hochspannungs-Prüftransformatoren gedacht. 

Im ganzen würde das Buch sehr an Übersichtlichkeit ge- 
wınnen, wenn sich der Verfasser zu einer straffen systema- 
schen Aufgliederung des Stoffes etwa in der Reihenfolge 
Berechnung, Konstruktion, Fertigung, Isolierstoffe ent- 
schließen würde. R. Elsner 


DK 621.396 (022.2) 
Kompendium der Radiotechnik. Für Radioing., Radiotechniker, 
Elektrotechn., Studierende, Fachschüler, Funker und Ama- 
teure. Von Ing. Heinz Richter. 328 S., 489 B. Albert Mül- 
‚er Verlag AG. Rüschlikon-Zürich. Preis geh. sfrs. 26,—, 
geb. sfrs. 32,—. 

Das Buch gibt einen Durchschnitt der Hochfrequenztech- 
nik bis zur Ultrakurzwellentechnik und bringt das Wesent- 
liche über Röhren und Schaltungen für Niederfrequenz, Hoch- 
frequenz und Elektroakustik, über Antennen und Ausbrei- 
tung elektromagnetischer Wellen. Es wird sicherlich viele 
Techniker geben, die zu dem Buch greifen und davon Nutzen 
kaben werden. Die Gesichtspunkte, die technisch und indu- 
striell für die verschiedenen Schaltungen zu berücksichtigen 
sind, sind klar herausgestellt, die Kernprobleme betont. Lei- 
cer sind aber viele Formulierungen und Darstellungen, ohne 
daß dem Referenten grobe Fehler aufgefallen sind, zu un- 
genau, entsprechen also nicht dem Niveau, das wir in 
Deutschland etwa von den Absolventen des Technikums for- 
dern. Dafür sind manche Dinge zu weitschweifig behandelt 
worden, offenbar um dem Leser mit geringerer Vorbildung 
entgegenzukommen. Ein Beispiel für diese Unausgeglichen- 
Reit ist die teilweise Voraussetzung der Infinitesimal-Rech- 
nung, die dann aber nicht konsequent angewandt wird. Für 
cine Neuauflage würde sich der Referent eine Überarbeitung 
des Buches wünschen, die entweder auf den Handwerker und 
cen theoretisch weniger Vorgebildeten oder auf den theore- 
tisch besser Vorgebildeten, also etwa den Absolventen des 
Technikums, zugeschnitten ist. Beide Ansatzpunkte sind in 
der jetzigen Auflage enthalten, und es dürfte nicht schwer 
sein, diesem Wunsche Rechnung zu tragen. 

W.Kleinsteuber 


DK 669.1 (022.2) 
Gemeinfaßliche Darstellung des Eisenhüttenwesens. 15. Aufl. 
Frsg. vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute. Mit 258 S., 
‚24 B., Format DIN B 5. Verlag Stahleisen m. b. H., Düssel- 
corf 1949. Preis Glw. DM 14,50, für Mitgl. d. Vereins Deut- 
scher Eisenhüttenleute DM 13,—. 
Die vorliegende 15. Auflage der „Gemeinfaßlichen Dar- 
stellung des Eisenhüttenwesens“ stellt im großen und gan- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


361 


7 


zen eine Wiedergabe der im Jahre 1944 erschienenen „Ted- 
nik des Eisenhüttenwesens” dar, ergänzt durch einen wirt- 
schaftsstatistischen Überblik, in dem Angaben über die 
Eisenindustrien Europas sowie der Vereinigten Staaten ge- 
bracht werden. Der technische Teil steht auf einer be- 
grüßenswerten Höhe und zeichnet sih durch gute Allge- 
meinverständlichkeit aus. So wird der Zweck, damit dem 
Laien und den Fachschulen ein Lehrbuch in die Hand zu 
geben, in bester Weise erfüllt. 

Für eine Neuauflage wären noch die folgenden Anre- 
gungen zu geben: 

Die Desoxydation mit Mangan wird beim Windfrisch- 
verfahren behandelt, während die Lunker- und Blasenbil- 
dung in dem Abschnitt Gefügeuntersuchung und thermische 
Prüfung besprochen und die Desoxydation mit Silizium und 
Mangan unter „Eigenschaften von Eisen und Stahl” erwähnt 
wird. Eine einheitliche Zusammenfassung der Desoxydations- 
und Beruhigungsmaßnahmen ist vielleicht vorzuziehen. 

Nicht erwähnt ist die unterschiedliche Gashaltigkeit 
(Wasserstoff- und Stickstoffgehalt) der Wind- bzw. herd- 
gefrischten Stähle, die insbesondere hinsichtlich des Stick- 
stoffs zur Entwicklung der sogenannten Austauschstähle 
(HPN-Stähle usw.) geführt hat. In diesem Zusammenhang 
müßte wohl auch der Einfluß eines höheren Wasserstoff- 
gehaltes, z. B. auf die Flockenempfindlichkeit, genannt 
werden. 

Erwünsct wäre auch ein kurzer Hinweis auf die Pro- 
bleme der Sauerstoffanreicherung bei der Roheisen- und 
Stahlerzeugung. Nicht erwähnt ist der Heißwindkupolofen. 
Bei der Gefügeausbildung durch unterschiedliche Wärme- 
behandlung fehlt der Hinweis auf die Zwischenstufenver- 
gütung sowie das Zwischenstufengefüge. Die Zwischen- 
stufenvergütung ist heute schon weitgehend betrieblich ein- 
geführt, so daß sie in eine derartige Darstellung gehört. 
Endlich sei noch ein näheres Eingehen auf die Normung von 
Eisen und Stahl angeregt. Diese wird nur dem Namen nach 
erwähnt. — Den Orsat-Apparat unter „Meßgeräte” für 
Wärmemessung anzuführen, ist wohl nicht üblich. 

Zum Schluß sei noch eine etwas erweiterte Behandlung 
des Abschnittes über Betriebswirtschaft vorgeschlagen, wo- 
bei die Rationalisierung nicht vergessen werden dürfte. — 
Die Lichtbilder auf Seite 179 und 180 sind offensichtlich ver- 
tauscht. W. Eilender 


DK 389.6 (023.1) (43) 
Die deutsche Normung. Geschichte. Wesen. Organisation 
(Normenheft 8). Bearbeitet von R. Kiencke. Mit 64 S, 
25 B., Format DIN A 5. Beuth-Vertrieb GmbH., Berlin und 
Krefeld-Uerdingen 1949. Preis geh. DM 1,75. 


Das deutsche Normenwerk, das heute rund 8000 Norm- 
blätter umfaßt, ist in zumeist ehrenamtlicher Gemeinschafts- 
arbeit der jeweils interessierten Fachkreise im Rahmen selb- 
ständig arbeitender Fachnormenausschüsse entstanden. Die 
vorliegende Schrift berichtet in gedrängter Form über die 
Entwicklung, das Wesen, die Arten und den Nutzen der 
Normung sowie über die Durchführung der Arbeiten im 
Deutschen Normenausschuß. , 

Normen beziehen sih nicht nur auf Abmessungen 
(Maßnormen), wie noch vielfach angenommen wird, sondern 
u. a. auch auf Prüfverfahren, Lieferbedingungen, Bau- und 
Sicherheitsvorschriften usw., um nur einige wenige Arten 
von Normen zu nennen. Daher ist es neben der seit langem 
anerkannten Tätigkeit des Fachnormenausschusses Elektro- 
technik (FNE) auch auf dem Gebiete der VDE-Vorschriften 
zu einer zunächst zeitlich begrenzten Zusammenarbeit ge- 
kommen, über deren eventuelle Fortsetzung z. Zt. Über- 
legungen bei den beteiligten Kreisen angestellt werden. 
Die vorliegende, sorgfältig geschriebene und ausgestattete 
Schrift sollte mit Rücksicht hierauf auch in Kreisen der 
Elektrotechnik besonders beachtet werden. 

W. Krassowsky 


DK 681 : 535 (023.1) 
Wunderdinge aus Feinmechanik und Optik. Von C. H. 
Fröhlich. 2. überarb. Aufl. Mit 238 S., 59 B., Format 
14X20 cm. Carl Mahrhold Verlagsbuchhandlung, Halle/S. 
1950. Preis geb. DM 7,80. 

Mit dem vorliegenden Buch versuct der Verfasser, 
einem größeren Leserkreis die Anwendung der Feinmecha- 
nik und Optik auf den verschiedensten Gebieten von Wis- 
senschaft und Technik näher zu bringen. Er begibt sich mit 
dem Leser auf eine „Reise* in diese Gebiete und schildert 


362 


in anschaulicher Form, wie äußerste Präzisionsarbeit gepaart 
mit gründlichem technischen und physikalischen Wissen die 
Unzulänglichkeit der menschlichen Sinne auszugleichen ver- 
mögen. Auch ferner liegende Gebiete, wie Geophysik und 
Geodäsie, werden gestreift und die wichtigsten Hilfsmittel 
zur Erforschung des Erdinneren und der Erdoberfläche be- 
schrieben. Seine Absicht, dem Leser das Erleben der Tech- 
nik mit diesem Buch zu ermöglichen, ist dem Verfasser mit 
seiner lebendigen Ausdrucsweise und vielseitigen Dar- 
stellung zweifellos geglückt. Der technisch geschulte Leser 
wird an manchen Stellen erläuternde Skizzen vermissen, die 
den beschreibenden Text besonders auf fremden Gebieten 
verständlicher machen würden. Auf die Anwendung der 
Feinmechanik in den verschiedensten Gebieten der Elektro- 
technik wurde in diesem Buch bewußt verzichtet. 
W. Trautmann 


Führer durch die technische Literatur. 37. Ausgabe 1950. Mit 
160 S. im Format 13X18 cm. Herausg. u. Verlag: Weide- 
manns Buchhdlig., Hannover 1950. Preis kart. DM 2,—. 

[Zum ersten Male nach dem Kriege ist dieses beliebte 
Verzeichnis der technischen Literatur wieder erschienen. Es 
bringt die deutschen Buchveröffentlichungen seit 1945, die 
3329 Buchtitel sind nach Gebieten systematisch geordnet.) 

nk 


Eingänge 


(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Helzung — Lüftung — Haustechnik. Herausgegeben von der VDI-Arbeits- 
gemeinschaft Heizungs- und Lüftungstechnik und dem Fachausschuß Haus- 
technik. Format DIN A 4. Deutscher Ingenieurverlag GmbH., Düsseldorf. 
Bezugspreis halbjährlich (3 Hefte) DM 7,5%. 

[Die neue Zeitschrift will den Heizungs- und Lüftungstechnikern wieder 
ihr eigenes Facblatt geben und bildet eine Fortführung der früheren 
Zeitschrift ‚Heizung und Lüftung“. Das erste Heft bringt u. a. Aufsätze 
über Wärmebedarfsrechnung, Kachelgrundöfen, über die Aufgaben der 
Haustechnik, eine Zeitschriften- und Bücerschau sowie verschiedene Mit- 
teilungen aus der Arbeitsgemeinschaft.] Vth 


Arbeitsrecht in Stichworten. Bd. IV, Heft 1. Hrsg. H. G. Schmaltz. 
Monatsschrift im Format DIN A5. Aıbeitsrecht-Verlag, Hamburg 36, 
Neuer Wall 26/28. Preis vierteljährlich DM 6,—. 

Wörterbuch der Elektrotechnik. VonG.Swobodau.R.Filipowsky. 
Mit 312 u. VIII S., Format 10X15,5 cm. Manzsche Verlagsbuchhandlung, 
Wien 1948. Preis kart. DM 13,60, geb. DM 16,80. 

AEG-Hilfsbuch für elektrishe Licht- und Kraftanlagen. 5. Aufl. Hrsg. 
Allgemeine Elektricitätsgesellshaft. Mit 654 S., zahlr. B., Format 14X2! 
cm. Verlag W. Girardet, Essen 1940. Preis Hiw. DM 12,50. 

25 Jahre Teigitschkraftwerk Arnstein. Festschrift zum 25. Jahrestag der 
Betriebseröffnung. Herausg.: Steirishe Wasserkraft- und Elektrizitäts- 
aktiengesellschaft, Graz 1950. Mit 67 S., zahlr. B., Format DIN A 4. 
Elektrische Prüfung von Kunststoffen nach amerikanischen Normen. Von 
W. Krassowsky. (Normenheft 14). Hrsg. Deutscher Normenaus- 
shuß. Mit 56 S., 31 B., 6 Taf., Format DIN A 5. Beuth-Vertrieb GmbH., 
Berlin u. Köln 1950. Preis geh. DM 3,—. i 
Neuere Pestigkeitsprobleme des Ingenieurs. Herausgegeben von K 
Marguerre. Mit 253 u. VIII S., 120 B., Format 15X23 cm. Springer- 
Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelbe:zg 1950. Preis geb. DM 25.50. 
Metallkeramik. Von Franz Skaupy. 4. Aufl. Mit 268 S., 68 B., 30 


Taf., Format 16X24 cm. Verlag Chemie, Weinheim a. d. B. 1950. Preis 
Glw. DM 19,—. 
Elektrische Prüfung von Kunststoffen nach amerikanischen Normen. Von 


Hrsg. Deutscher Normenausschuß. 


W.Krassowskv. Normenheft 14. 
Beuth-Vertrieb GmbH., Berlin, 


Mit 56 S., 31 B., 6 Taf., Format DIN AS. 
Köln 1950. Preis geh. DM 3,—. , 
Für und wider die Rationalisierung. (Heft 2 der Reihe „Wege zur Ratio- 
nalisierung’’ Hrsg. Rationalisierunqsavschuß der Deutschen Wirtschaft.) 
Mit 116 S., Format 13X 20 cm. Carl Hanser Verlag, München 1950. Preis 
kart. DM 3,60. 

Theorie und Praxis des logarithmischen Rechenstabes,. Von A. Rohr- 
berg. 8. Aufl. (Muthematisch-physikalischen Bibliothek. Hrsg. W. 
Lietzmann.) Mit 60 S., 3 B., Format 13:19 cm. B. G. Teubner-Ver- 
lögsgesellschaft, Leipziy 1950. Preis kart. DM 1,80. 


Durchflußmessung. Von K. Kessels. Mitteilung Nr. 348 der Wärme- 
stelle des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, (Sonderdruck aus Arc. 
E:senhüttenw. 20 (1949) S. 79... 106.) Verlag Stahleısen mbH., Düssel- 
«dorf 1949. 


Gasturbinen mit Gleichdruckverbrennung. Von R. Friedrich. Mit 140 
S., 120 B., Format 14:..20 cm. Verlag G. Braun, Karlsruhe 1949. Preis 
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Die elektrische Ausrüstung des Kraftfahrzeuges. !. Teil: Zündung. Von 
E Klaiber. 3. Aufl. Mit 382 S., 269 B., Format 16.23 cm. Technischer 
Verlag Herbert Cram. Berlin 1950. Preis geb. DM 22.—. : 

Statik und Dynamik. Von H. Lehmann. (Bd. 13 d. Lehrbücher der 


Fe:inwerktecdhnik.) Mit 124 u. VIM S., 220 B., Format DIN A 5. C.F. 
Wintersche Verlagshandlung, Füssen 1949. Preis kart. DM 6,40. l 
Einführung in die Kernphysik. Von W. Riez ler. 4. Aufl. Mit 310 S.. 


Format 16x24 ‚m. Hermann Hübener Verlag, Berlin, Buxtehude 
1950. Preis kart. DM 16,—, Glw. DM 17,50. l 
Mechanik. 3. Teil: Kinematik, Dynamik, Hydraulik. Von H. Blasius. 
Mit 352 S., 255 B., Format Din A 5. Boysen & Maasch Verlag, Hamburg 
1950. Preis kart. DM 14, —. Hiw. DM 17.—. 

Eisenhüttenmann, schütze Dich! Von P. Didieru. E. Cunit. Mit 112 
S., 82 B., Format DIN A 5. Verlag Stahleisen mbH., Dusseldorf 1950. 
Preis geh. DM 2,75. 

Fachkunde für Elektroma-chinenbauer. 
ren. (Bd. 206 d. Seg. „Fachbuch f. elektrotechn. Berufe‘) 
122 B., Format DIN A 5. Verlag Gebruder Janecke, Hannover. 


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Von A. Naumannu. H. Haa- 
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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 13 


1. Juli 19% 


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mat 17X24,5. Akademische Verlagsgesellschait Geest & Portin, Le :. 
1450. Preis geb. DM 15,—. " 
Einführung in die Differentialgeometrie. Von W. Blaschke. (E: > 
d. Grunrlehren d. mathem. Wissensc. in Einzeldarst.) Mit 146 u. VII > 
57 B., Format 15X23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, He:del + - 
1950. Preis geh. DM 16,—, geb. DM 18,60. 

Elektrische Starkstromanlagen. Von E. Kosèack. 11. Aufl. Mir 355 _ 
XII S., 320 B., Format 15,5% 23,5 cm. Springer-Verlag, Berlin, Gottin; 
Heidelberg 1550. Preis geh. DM 12,60, geb. DM 15.—. 

Zur mathematischen Theorie elektromagnetischer Schwingungen. Vo: 
Müller. Mit 56 S., 5 B., Format DIN A 4. Akademie-Verlag, Ber!'n ::. 
Preis geh. DM 7,—. 

Normungszahien. Von O. Kienzle 
Tef., Format DIN A 5. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heide!’ 
1950. Preis geh. DM 22,50, geb. DM 25,50. 

Probleme der Versorgungswirtschait. Von H. Vogt. Mit 24 S., 4& 
20 Taf., Format 15,5X24 cm. Verlag von R. Oldenbourg, Münden 
Preis geb. DM 17,50. 

Insulation and Over-Voltage Problems in Low-Voltage Networks. '. 
B. Sollergren u. N. Hyltén-Cavallius., Mit 46 S.. 2: 
Format 17x25 cm. Hrsg. ASEA, Ludvika, Schweden, 1950. 
Elektrische Maschinen der Kraftbetriebe. Von E. Wist. 
S., 189 B., 10 Taí., Format 16X23 cm. 
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Praktische Regeln für den Elektroschweißer. Von R. Hesse. 3. A? 
(H. 74 d. Werkstattbücher f. Betriebsbeamte, Konstrukt. u. Fachärbe.-- 
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Vektoranalysis. Von R. Gans. (Teubners Mathematische Leitia:- 
Bd. 16.) Mit 120 S., 44 B., Format DIN A 5. B. G. Teubner Verlagsar«- 
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New York 1950. Preis 3 19,50. 
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tätsbuchhandlung, Wien 1949. Preis kart. DM 44,—, geb. DM 47,50. 
Lumineszenz. Von F. Bandow. Physik und Technik, Bd. 2 VÙ 
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Hochspannungstechnik. Von A. Roth. 3. Aufl. Mit 704 u. IX > 
734 B., 98 Taf., Format 17X25 cm Springer-Verlag, Wien 1950. Preis k:' 
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Berichtigung 
Im Aufsatz „Neue Fluchtentafeln zur Durchhangsb: 
stimmung von Freileitungen beliebig geneigter Spannfe:- 
der in H. 10 der ETZ ds. Js. sind die Fluchtentafeln Bild - 
und 3 miteinander vertauscht worden. In Bild 4 sind zw” 
Zahlen beim „Verhältnis der Zusatzlast zum Eigengewid 
zu ändern: setze 1 statt 1,5 und 0 statt 1. 


Te uf 
Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 

Prof. Dr. Graner, Stuttgart-W., Zeppelinstr. 137. 

Ing. Pablo Leuthold-Lecuona, Apartado 44, Madrid. 


Dipl.-Ing. R. Wessel, Lülsfeld/Ufr. 
Dipl.-Ing. G. H. Winkler, Wuppertal-Elberfeld, Alte Freiheit 21. 


Diesem Heft liegen Prospekte des Springer-Verlages, Berlin, der Fir: 
Julius Pintsch, West KG., Werk Dinslaken {Ndrrh.), der Rheinischen Drab! 
und Kabelwerke G.m.b.H., Köln-Riehl, und der Schiele Industriewerh’ 
G.m.b.H., Hornberg / Schwarzwaldbahn, bel, 

a ———————————— 
Abschluß des Heltes: 17. Juni 1950 


Schriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K à 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pett? 
lihe Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppe?!:‘ 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. 1! 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 
Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 
Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durh den WVDE-Verlag (Pre : 

DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder du: d» 

Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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I zZ 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


NIVERSITY 
SF MICHIGAN 


OCT 1 2 1950 


GiNEERING 
a LIBRARY 


Stromwendung und Wendepole, L. Binder. 363 Aufdampfischichten aus Metallmischungen. 380 — Zur dielektr. Aniso- 

i | Das Richtvektorverfahren zur Leistungs-, Frequenz- und Uhrzeitrege- tropie d. Naturhölzes im großen Frequenzbereich. 380 — Elektrolyti- 
lung in großen Netzen (Drehungsregelung). (Schluß). H. G r a - sches Eisen. 381 — Eigenschaften von Titan u. Titanlegierungen. 381 

' ner. 365 — Leitungsmaste aus Leichtmetall, 382 — Sein u. Sinn technischer 


Wissenschaft. 382 — 100 Jahre Staatl. Uhrmacherschule Furtwangen, 382. 


Zur Frage der Lebensdauer von Glühlampen. R. G. Weigel, 368 


Magnetische Flüssigkeitskupplungen. A. Harnisc, 371 Verschiedenes 
Elektrete, J. Euler. 373 VDE: Komm. f. Elektrowärmegeräte, 383. — Komm, f. ‚Elektrische 
i Rundschau Bahnausrästung”. 383 — Komm. ‚Starkstromfreileitungen‘. 383 — 


Außerkraftsetzung von VDE 0120 K/II.44, 383 
Sitzungskalender: 383 


"Warum dauert es so lange? 374 — Ausbau des Sevaren-Kraftwerkes. 
375 — Isolationsniveau u. Isolationsabstimmung in Niederspannungs- 


anlagen. 375 — Verwendung v, Thyrite in Leistungstransformatoren. Persönliches: Ulfilas Meyer. 383 — F. Tausch, 34 — R, 
36 — Konstruktion v. Kāpazitäts-Spannungswandlern, 376 — Verf. z. Franke. 384 — H, Bluhm, 384 — Hochschulmachrichten, 384 
Messung kleiner Gleichspannungen. 376 — Inhomogenitäten als Fehler- Buchbesprechungen: Schönholzer: Kurze Repetition d. element, 
quelle bei konzentr. MeBleitungen z. Impedanzmessung. 377 — Verfah- u. höh, Mathematik und Wechselstromtechnik. 384 — Meinke: 
zen 2. Aufzeichnen kleiner Gleichspannungen mit Tintenscrift. 378 — D. komplexe Berechn. v. Wechselstromschaltungen. 385 — Bier- 
Elektrisierung d. Strecke Stuttgart—Bietigheim, 378 — Straßenbeleuch- manns: Energieübertr, a, große Entfernungen. 35 — Graf u. 
fung u. Fahrzeugscheinwerfer. 378 — Neues Knallschutzgerät. 378 — Sobotta:. Grundlagen d. Elektrotechnik (Schwachstrom). 385 
Das Schallfeld i. d. Nähe d. frei schwingenden Kolbenmembran. 379 — Energietagung. 385 — Wege zur Rationalisierung. 386 — Achema- 
Transistoren. 379 — Aufteilung d. Pardunenisolatoren an selbstschwin- Jahrbuch 1940/1950, 386 
‚genden Antennenmasten, 379 — Die Sekundärelektronenemission an Eingänge: 386 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. Juli 1950 


Heft 14 


Stromwendung und Wendepole* 
Von L, Binder, Dresden 


Bei den schnellaufenden Gleichstrommaschinen — in 

\ erster Linie Turbogeneratoren — war man mit der Umfangs- 
geschwindigkeit an den Stromwendern bis an 50 m/s heran- 
gekommen; dabei konnten Tausende von Ampere bei prak- 
tisch funkenfreiem Lauf und ohne übermäßige Abnützung 
der Bürsten abgenommen werden. Der jahrzehntelangen 
Zusammenarbeit der Berechner, Konstrukteure, Werkstatt- 
leute und nicht zuletzt der Bürstenhersteller war dieser Er- 
folg trotz aller Schwierigkeiten beschieden. Nachdem all- 
mählich der Quecksilberdampf-Gleichrichter zu hinreichend 
hoher Betriebssicherheit entwickelt worden war, wird — ab- 
gesehen von Sonderfällen — der benötigte Gleichstrom nicht 
mehr in Maschinen erzeugt, sondern aus den Drehstromnet- 
zen über Gleichrichter gewonnen; Turbogeneratoren für 
Gleichstrom werden heutzutage kaum noch gebaut. Hier 
liegt klar erkennbar eine abgeschlossene Entwicklungsstufe 
vor, wie wir sie auf so vielen: Gebieten der Technik fest- 
stellen können !. Die gewonnenen Erfahrungen sind aber 
durchaus nicht wertlos geworden. Für gewisse Aufgaben, 
bei denen weitgehende oder feinstufige Drehzahlregelung 
und häufige Umkehr der Drehrichtung gefordert wird (Stra- 
- Benbahn, Obus, Förderanlagen, Walzstraßenantriebe), sind 
Stromwendermotoren für Gleichstrom und Drehstrom die 
ı beste Lösung. Wenn sich auch längst nicht mehr so viele 
« Techniker mit den Vorgängen bei der Stromwendung zu be- 
å fassen haben, so handelt es sih doch um ein Problem, das 
‚ In der Starkstromtechnik dauernd von Bedeutung sein wird. 


Dr WG 7 _ ‘, 


Bild 1. Wendepolfeld und das ihm entgegenwirkende Nutenquerfeld. 


Bei der Behandlung des Gegenstandes in den Vorlesun- 

‘ gen „Elektromaschinenbau" kann allerdings den einschlägi- 
gen Betrachtungen nicht mehr so viel Raum wie früher ge- 
währt werden; infolge der fortschreitenden Entwicklung sind 
9» viele neue Probleme mitzubehandeln, daß für die einzel- 


E] 
j 


+ Dieser Aufsatz gehört zu den in Heft 12 der ETZ anläßlich des 
Geburtstages von G. Ossanna veröffentlichten Arbeiten seiner 
ehemaligen Schüler. 
‚. Binder: Entwicklungsstufen in der Technik. Elektrotechn., Bin. 4 
1:30) Heft 1, 


nen Gebiete nur mehr beschränkte Zeit zur Verfügung steht. 
Eine möglichst einfache und anschauliche Art der Darstellung 
wird auch hier zum Fortschritt beitragen. | 
Solange man gerad- 
linige Stromwendung vor- 
rrung aussetzen darf, gilt? der 


k: in Bild 1 dargestellte 

u Verlauf der Feldlinien. 
R: Dem Wendefeld steht das 
XP trotz der Bewegung der 
Š$ Ankerleiter feststehende 
Nutenquerfeld gegen- 

EZA Bürstenbreite über; durch passende 


Wendepolerregung wird 
für den Schwerpunkt der 
Ankerwicklung (nicht die 
Ankeroberfläche) ein Ausgleich geschaffen. Er ist aller- 
dings nur im Mittel erreichbar; da Wendefeld und Nu- 
tenquerfeld nicht vollständig zur Deckung zu bringen sind, 
bleiben lokale Differenzfelder und dementsprechend Rest- 
spannungen. Um sie unschädlich zu machen und über- 
haupt die ablaufende Bürstenkante hinsichtlich der Strom- 
dichte zu entlasten, wird praktish mit beschleunigter 
Stromwendung gearbeitet, so daß in der Regel zusätz- 
liche Kurzschlußströme im Wendebereich überla- 
gert sind. 

Die nachfolgenden Betrachtungen haben zum Ziel, auch 
die Wirkungen der zusätzlichen Ströme nach der Methode 
der stehenden Felder zu behandeln. Die Zusammenhänge 
sind leicht zu übersehen, wenn man sehr feine Nutung und 
Stromwenderteilung (im Grenzfall unendlich fein) voraus- 
setzt. Dann steht die von den zusätzlichen Kurzschlußströ- 
men gegebene Durchflutung (AW,) im Raum still; sie be- 
wirkt eine Quermagnetisierung des Wendepols. Ein ange- 
nommenes zusätzliches Wendefeld — größer oder kleiner 
als es für geradlinige Stromwendung nötig wäre — hat daher 
in erster Annäherung die in Bild 2 dargestellte Form; es ist 
verzerrt, durch die AW,, ganz ähnlich wie das Hauptpolfeld 
durch die unter ihm liegenden Anker-AW quermagnetisiert 
wird. Das unausgeglichene Wendefeld wird von den Anker- 
leitern geschnitten und gibt gemäß der Schnittformel (e = 
B I v) Spannung in den kurzgeschlossenen Ankerspulen. Die 
zwischen den Bürstenkanten erzeugte Spannung ist gegeben 
durch den Flächeninhalt der Feldkurve; die Quermagnetisie- 
rung kann dabei nicht von wesentlichem Einfluß sein. Wie 
gut diese Auffassung zutrifft, sei an einigen orientierenden 
Versuchen gezeigt. Bei den betreffenden Maschinen wurden 
bei verschiedener Drehzahl lediglih die Wendepole mit 
Strom beschickt, und zwar so weit, bis kleines Perlfeuer auf- 
trat. Bild 3 zeigt das Ergebnis. Berechnet man das Produkt 
Iwn, so ergibt sich eine Parallele zur Abszissenachse (die 
X-Punkte), d. h. praktisch der gleiche Wert für die erzeugte 
Querspannung. Je breiter die Bürste ist, desto mehr Lamel- 
len liegen in Reihenschaltung und dementsprechend muß 
die Summenspannung steigen. Umgekehrt würde mangel- 
hafte Auflage der Bürsten oder schlechter Zustand des 
Stromwenders die Querströme abschwäcen. Versuche nach 
Bild 3 können dazu dienen, verschiedene Bürstensorten hin- 


Bild 2. Quermagnetisierung des Wende- 


pols durch die AW.. 


? Binder: Stromwendung und Wendepole. 
Masc.-Bau 31 (1913) S. 208. 


Elektrotechn. u. 


364 ` 


sichtlich ihres Querwiderstandes zu bewerten. Ein endgül- 
tiges Urteil ist natürlich nur zu fällen, wenn die Bürsten 
mit Nutzstrom belastet sind, wie es beispielsweise beim 
Kurzschlußversucdı der Fall ist. Dann überlagern sich der 
Nutzstrom und der durch ein übershüssiges Wendefeld 
verursachte Querstrom, der auf der einen Seite die Uber- 
gangs-Stromdichte verringert, auf der Gegenseite aber er- 
höht. 


Bild 3. Drehzahl und Perlfeuergrenze bei stromlosem Anker. 


Wie sich die Verhältnisse gestalten, wenn der Anker 
Nutzstrom führt, sei zunächst in Bild 4 gezeigt. Zwischen 
der oberen und der unteren Grenze für Perlfeuer bleibt ein 
annähernd gleichbreites Stromband (schraffiertes Gebiet, zur 
besseren Ubersicht im vergrößerten Maßstab aufgetragen), 
d. h., auch bei vollbelasteten Bürsten kann das Wendefeld 
um den gleichen Betrag insgesamt geändert werden wie bei 
Ankerstrom Null. Das ist eine überraschende Tatsache; sie 
wurde nicht nur bei dieser Maschine mittlerer Leistung fest- 
gestellt, sondern zeigte sich auch noch bei den größten Ma- 
schinen, z. B. einem Walzenzugmotor von 5000 kW Dauer- 
und 15000 kW StoßBleistung, für den in Bild 5 das Grenzband 


Wendepolstromn — I, 
zum 


Zusatz 


ziz vom| Zusatz 


alati 


r=—: 
. Absatz vom 


Bild 4. Feuergrenzen und Bandbreite einer 80 kW-Maschine, n = 500. 


NIS 


u 


RR 
S NIT 
He SS SSS Ankerstrom 


n=66; 


— — — n2]20 Umin 
Bild 5. Großer Walzenzugmotor; Bandbreite nicht stromabhängig. 


EIE 790) 


sowohl für n = 66 U/min wie für n = 120 U/min dargestellt 
ist. Die Bandbreite geht etwa im Verhältnis der Drehzahl 
zurüc, so daß auch hier noch die Aussage gemacht werden 
kann, daß die am Stromwender abgreifbare Querspannung 
über dem Bürstenbogen unabhängig von Geschwindigkeit 
und Bürstennutzstrom in konstanter Größe zulässig ist, wenn 
man jeweils innerhalb der feuerfreien Zone bleiben will. Im 
Prüffeld macht man aber häufig auch andere Erfahrungen. 
Geht man von einer Versuchsreihe niederer Drehzahl aus 
und erhöht in einem zweiten Versuch die Drehzahl, so 


® Die Unterlagen für Bild 4... 7 wurden freundliherweise von den 
Siemens-Schuckertwerken überlassen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 1950 


schrumpft die Bandbreite nicht genau im Verhältnis der 
Drehzahl. So sind z. B. in Bild 6a, b, c die Bandbreiten für 
500, 1000 und 1500 U/min der bei der Messung für Bild 4 
verwendeten 80 kW-Maschine einander gegenübergestellt. 
Vielfah nimmt die Breite des Grenzenbandes bei hoher 
Drehzahl mit steigendem Strom auch ab, wie z. B. Bild 7 für 
einen anderen großen Walzenzugmotor von 5600 kW Dauer 
last und 16000 kW Stoßlast zeigt. Die überlagerte Quer 
spannung ist hier nicht konstant, sondern muß mit dem Am 
kerstrom und der Drehzahl zurückgesetzt werden. Es sin 
Fälle bekannt, bei denen die Bandbreite bei höheren Bel» 
stungswerten sogar auf Null zusammenschrumpft, so d 
schließlich bei keiner Wendepoleinstellung funkenfreier La 
möglich ist. Zweifellos befindet sich in solchen Fällen der 
Stromwender nicht im besten Zustand oder der Bürstenappa- 
rat ist nicht in Ordnung. 

Die Gestalt und Lage der Gisizenhänder ist auch des- 
wegen von praktischem Interesse, weil Wendepolmasdin 
vielfach unter stark verschiedenen Drehzahlen und weit 


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ART AROAÜÜ NRT QART! 
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Bild 6. Einfluß der Drehzahl auf Form und Breite des 
Grenzbandes. 


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Bandbreite —— 


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up | ] 5 
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. Bandbreite für verschiedene Feuererscheinunges. 


15. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


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gehenden UÜberlastungen arbeiten müssen, so daß die gün- 
stigste Wendepoleinstellung als Kompromiß festzulegen ist. 
Dabei tritt öfters die Frage auf, inwieweit eine Überschrei- 
tung der Grenzen zulässig ist, ohne daß schädliches Bürsten- 
feuer auftritt. Einen annähernden Überblick gibt Bild 8, in 
dem im Anschluß an Bild 3 die Grenzen für Perlfeuer, Zun- 
genfeuer und Spritzfeuer angegeben sind. Zungenfeuer und 
noch mehr Spritzfeuer verderben im Dauerbetrieb den Strom- 


wender; die Erfahrung hat aber gezeigt, daß vorübergehend 
selbst starkes Feuer keinen Schaden bringt, wenn dem Strom- 
wender die Gelegenheit gegeben ist, sich bei Lauf unter ge- 
ringer Last wieder zu polieren. 

Der zahlenmäßige Zusammenhang zwischen zulässiger 
Bandbreite, Querspannung und Bürstenbreite, Zahl der be- 
deckten Lamellen und Einfluß der Bürstensorte soll in einer 
weiteren Untersuchung behandelt werden. 


Das Richtvektorverfahren zur Leistungs-, Frequenz- und Uhrzeitregelung 
in großen Netzen (Drehungsregelung)* 
Von H. Graner, Stuttgart 


(Schluß von S. 344) 


Wechselbeziehungen zwischen der Wirk- und Blindleistungs-, 
Drehungs- und Spannungsregelung 


Man kann die Drehung als das Wirkleistungspotential 
im Netz bezeichnen, da die Wirkleistungen unter den ge- 
. wöhnlich vorliegenden Verhältnissen von Punkten höherer 
Drehung zu Punkten niedrigerer Drehung fließen und die 
Leistungsflüsse bei gleichbleibenden Spannungen den Dre- 
hungsunterschieden ziemlich genau proportional sind. Die 
Drehung entspricht also in dieser Hinsicht der Spannung 
in einem Gleichstromnetz, abgesehen davon, daß die Ver- 
brauchker keinen Wert auf eine bestimmte Drehung legen. 
Dagegen .bildet die Spannung in Wechsel- und Drehstrom- 
netzen gewissermaßen das Blindleistungspotential und da- 
mit das Gegenstück zur Drehung. Für beide Regelungsarten 
' gelten ganz ähnliche Gesetze und Bedingungen. Deshalb 
wurde auch die Bezeichnung „Drehung” in Anlehnung an das 
Wort „Spannung” gewählt. 


NAN Nyi 


/ -100 


B:id 3. Leistungs- und Wirkungsgradkurven über dem Verdrehungswinkel 
0-8 für eine 250 km lange einfache 200 kV-Leitung. 


Daß sich die Wirk- und Blindleistungsregelung gegen- 
seitig beeinflussen und insbesondere die Wirkleistungs- 
!lüsse nicht nur von der Drehung, sondern auch von der 
Spannung abhängen, erschwert die Drehungsregelung, aber 
kaum mehr als die anderen Netzregelverfahren auch und 


š ” Dieser Aufsatz gehört zu den in Heft 12 der ETZ anläßlıch des 80. Ge- 
a von J} Ossanna veröffentlichten Arbeiten seıner ehemaligen 
uier, 


DK 621.311.1 : 621.316.726+.728 


den Netzbetrieb im allgemeinen. Welche Folgen diese Wech- 
selwirkungen für die Drehungsregelung haben, sei an dem 
Beispiel einer 250 km langen einfachen 200 kV-Leitung kurz 
erläutert. Bild 3 zeigt für diese Leitung die unter Berücksich- 
tigung aller Verluste errechneten sinusförmigen Kurven für 
die zugeführten (1) und abfließenden (2) Wirk- und Blind- 
leistungen — Blindleistung = Magnetisierungsleistung — 
über dem Phasenwinkel 9 zwischen der Ein- und Ausgangs- 
spannung, der gleich dem Drehungsunterschied d4—62 zwi- 
schen diesen Spannungen ist. Der Spannungsabfall auf der 
Leitung (Unterschied zwischen den Effektivwerten der Ein- 
und Ausgangsspannung) ist gerade so groß gewählt, daß sich 
die Blindleistungskurven auf der Abszissenachse schneiden. 
Die beiden Wirkleistungskurven können innerhalb des prak- 
tisch in Betracht kommenden Bereichs mit großer Annähe- 
rung durch Gerade ersetzt werden. Deren Lage und Neigung 
hängen aber von den Spannungsverhältnissen ab, und zwar 
in doppelter Hinsicht: die Spannung (Mittel zwischen den 
Effektivwerten der Ein- und Ausgangsspannung) beeinflußt 
hauptsächlich die Neigung, der Spannungsabfall hauptsäch- 
lich die Lage der Geraden. Denn für denselben prozentualen 
Spannungsabfall gelten bei verschiedenen Spannungen die 
gleihen Wirkleistungskurven, nur mit quadratisch geän- 
dertem Leistungsmaßstab, so daß beispielsweise einer Span- 
nungsänderung um t 5% eine Leistungsänderung um rund 
+.10% entspricht. Bei gegebenem Drehungs- und Spannungs- 
abfall auf der Leitung schwanken somit die Leistungen um 
rund den doppelten prozentualen Betrag wie die Spannung. 

Bleibt umgekehrt die Spannung gleich, nimmt aber der 
Spannungsabfall auf der Leitung zu, so verschieben sich die 
Wirklichkeitskurven nach oben. So lange noch kein Span- 
nungsabfall vorhanden ist, gehen beide fast genau durch 
den Nullpunkt; der eine Schnittpunkt liegt um den halben 
Betrag der Leitungsleerlaufverluste darüber, der andere 
ebenso viel darunter, doch ist der Unterschied unmerklich 
klein. Beim Spannungsabfall 5% sind die beiden Schnitt- 
punkte, wie Bild 3 gerade noch erkennen läßt, um rund 6% 
der natürlichen Leistung über den Nullpunkt hinaus nach 
oben gewandert; mit weiter zunehmendem Spannungsabfall 
verschieben sie sich um etwa die gleichen prozentualen Be- 
träge weiter nach oben. 

Wie stark wird nun die Wirkleistung in einer Kuppel- 
leitung schwanken, an deren Enden bestimmte Drehungen 
eingehalten werden? Da die Fahrpläne öfters wechseln und 
deshalb alle Regler sowieso von Zeit zu Zeit neu einge- 
stellt werden müssen, meist auch noch zwischendurch nadh- 
gestellt werden, kommt es dabei nur auf die kurzzeitigen 
Schwankungen an. Ihre Größe hängt davon ab, wie stark 
sich die Spannungen und die Spannungsabfälle während der 
Zwischenzeiten zwischen den Reglereinstellungen verän- 
dern, und ob sich die Wirkung der Spannungsschwankungen 
zu der der Spannungsabfallshwankungen addiert oder ob 
sie sich gegenseitig mehr oder weniger stark ausgleichen. 
Von entscheidender Bedeutung hierfür ist die Art der Blind- 
leistungserzeugung und -verteilung. 


366 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 14 


15. Juli 199 _ 


Günstig ist dabei, daß sich voraussichtlich im Verbund- 
betrieb der Grundsatz immer mehr durchsetzen wird, mit 
Rücksicht auf die Strom- und Spannungsverhältnisse und 
die Verluste auf den Kuppelleitungen die Blindleistung 
möglichst örtlich zu erzeugen und keine Blindleistung über 
die Kuppelleitungen zu übertragen. Mag es auch heute 
manchmal einem Netz noch schwer fallen, bei großem Wirk- 
leistungsbezug von außen die zugehörige Blindleistung 
selbst aufzubringen, so wird dies mit zunehmender Blind- 
stromkompensation durch Kondensatoren bei den Verbrau- 
chern künftig immer seltener der Fall sein und der Betrieb 
mit blindlastfreier Leistung allmählich zur Regel werden. 

Bild 3 zeigt diesen Betriebszustand. Die Wirkleistung, 
bei der die zugeführte und abgegebene Blindleistung Null 
sind, entspricht eben insofern, als sie frei von Blindleistung 
ist (aber nur in dieser Beziehung), der natürlichen Leistung 
bei der verlustlos angenommenen Leitung und ist auch im all- 
gemeinen nicht wesentlich von ihr verschieden. Man könnte 
sie, wenn es auf genaue Unterscheidung ankommt, „blind- 
lastfreie Leistung” nennen, wobei dann gegebenenfalls noch 
die zugeführte und die abgegebene Leistung zu unterscheiden 
wären. Bei der blindlastfreien Leistung liegt der Wirkungs- 
grad zwar um 1...2% unterhalb des Wirkungsgrad-Höchst- 
wertes, doch ist bei diesem wiederum die Leitung schlecht 
ausgenützt. Die blindlastfreie Leistung befriedigt also auch in 
dieser Hinsicht; sie ist der richtige Mittelweg zwischen den 
rein energetischen und den wirtschaftlichen Forderungen. Aus 
allen diesen Gründen wird man also bei den Kuppelleitungen 
im allgemeinen den „Quantenbetrieb” mit blindlastfreier Lei- 
stung und zugehörigem Spannungsabfall, bei der betrachte- 
ten Leitung 5%, anstreben, ohne sich freilich darauf festzu- 
legen. Beispielsweise kann man in unserem Falle während 
der Tagesstunden auch unterhalb der blindlastfreien Lei- 
stung bleiben; die Leitung wirkt dann an ihren beiden Enden 
mehr oder weniger stark kapazitiv und der Wirkungsgrad 
wird besser. Bei Nacht kann es umgekehrt für die Stabilität 
des Zusammenschlusses günstig sein, etwas über die blind- 
lastfreie Leistung hinauszugehen. Durch Verändern des Span- 
nungsabfalls ist dagegen kein Vorteil zu erreichen; mit zu- 
nehmendem Spannungsabfall verschieben sich die beiden 
Blindleistungskurven ziemlich stark nach oben, es wird Blind- 
leistung übertragen und der Wirkungsgrad im ganzen sinkt. 

Die Möglichkeit der Leitungskompensation wurde bis- 
her absichtlich nicht betrachtet. Man sollte versuchen, bei 
Kuppelleitungen — bei langen Fernübertragungsleitungen 
liegen die Verhältnisse anders — die Kosten für die Kom- 
pensation zu ersparen. Werden die Leitungen aber kompen- 
siert, so ändert dies an den erhaltenen Ergebnissen nicht 
viel: innerhalb des Kompensationsbereichs wird jede Lei- 
stung blindlastfrei übertragen, und der Spannungsabfall 
schwankt dabei nur sehr wenig. Im übrigen wird man bei 
den kompensierten Leitungen, um sie voll auszunützen, im 
Laufe der Zeit immer häufiger an die Grenze des Kompen- 
sationsbereihs gehen, was wieder „Quantenbetrieb” be- 
deutet”. 

Alles in allem wird somit die Entwicklung voraussicht- 
lich in einer für die Drehungsregelung günstigen Richtung 
gehen: man wird sich der blindlastfreien Übertragung und 
dem Quantenbetrieb nähern; die kurzzeitigen Spannungs- 
und Spannungsabfallschwankungen werden kleiner werden. 
Trotzdem werden diese bei der bisher üblichen Art der 
Spannungsregelung noch Wirkleistungsschwankungen in der 
Größenordnung von + 10% hervorbringen. Damit wird man 
sich aber wohl abfinden können, da man überall, wo es 
darauf ankommt, die Übergabeleistungen mit Hilfe von Quer- 
transformatoren genau einhalten kann. Im übrigen wird man 
die Spannungsregelung mit Rücksicht auf die Blindleistungs- 
verteilung sowieso noch weiter vervollkommnen müssen und 
überdies besteht noch die Möglichkeit einer Vereinigung der 
Drehungs-, Spannungs-, Wirk- und Blindleistungsregelung. 
` 1 Wenn man die Leitungen voll kompensiert oder sogar nivelliert und 
sie so stark macht, daß sie allen zu erwartenden Leistungsschwankungen 
gewachsen sind, braucht man keine Netzregelung, sondern kommt mit der 
Drehzahlregelung oder allenfalls der einfachen Gangregelung aus, doch 


sprechen nicht nur volkswirtschaftliche Gründe, sondern auch die zuneh- 
mende Verwendung der Netzregelung in den USA gegen diese Lösung. 


Anwendungsarten, 


wendet werden können, zeigen an einigen Beispielen die 


"Schaubilder im unteren Teil von Bild 2. Sie gelten für die 5 


darüber gezeichneten Kraftwerke KW1, KW2 usw. des 

Netzes A, die die Leistungen N4, Ns... . in die Verbindung- 

leitungen I, 2... zum Hauptknotenpunkt a liefern. Die 

Werke sind jeweils durch 2 Maschinensätze und einen Ver- 

braucherabzweig versinnbildlicht, in dem der örtliche Ver. 

brauch (Eigenbedarf des Werkes und Abgabe an benachbarte 

Abnehmer) zusammengefaßt ist; beim Werk 2 ist außerden ` 
noch eine Kuppelleitung zu einem benachbarten Mitttelspan- : 
nungsnetz angedeutet. Die verschiedenen Maschinensätze is : 
den einzelnen Werken seien in der früher beschriebene ` 
Weise zu einer jeweils von einer Drehungsregeleinrictun: 

gesteuerten Einheit zusammengefaßt. Diese Regeleinridtur- 

gen regeln kennlinienmäßige Beziehungen zwischen den 

Drehungen ö,, z, .. . an den Kraftwerkssammelsdiens 

und den Leistungen N;, N2,... ein. Die 4 ersten Schaubilder 

unter dem Netzbild zeigen der Reihe nach alle denkbaren 

Möglichkeiten hierfür, nämlich die steigende, die waagereche. 

die fallende und die senkrechte Kennlinie; im letzten Bild ist 

für ein besonderes Anwendungsbeispiel nochmals eine waage- 
rechte Kennlinie angenommen. 


Wie die Drehungsregler für verschiedene Aufgaben ver- 


Im Werk 1 ist die Neigung der Kennlinie ô, über N; 
gerade so groß gewählt, daß der Drehungsabfall, den die Le- 
stung Nı auf der Leitung 1 hervorbringt, immer gerade aus 
geglihen und somit bei unveränderten Spannungen d:e 
gleichbleibende Drehung ĉia = ĉa am Knotenpunkt a e:r 
gehalten wird, die in das erste Schaubild gestrichelt und ın 


‚die übrigen strichpunktiert eingezeichnet ist. Diese Drehu3 


Öaist etwas verschieden von der Leerlaufdrehung für N; =) 
Das heißt, die d,-Linie schneidet sich mit der 3,-Linie nic: 
auf der Ordinatenachse, weil, wie eben an Hand von Bild 3 
dargelegt, außer dem von N, abhängigen Drehungsabfall nod 
ein kleiner, mit dem Spannungsabfall zunehmender Drehuncs- 
anstieg auf der Leitung entsteht. Wenn mit einem bestimm:en 
gleichbleibenden Spannungsabfall gefahren wird, kann man 


' die im Knotenpunkt a einzuhaltende Drehung an der Rege- 


einrichtung einstellen. Das Werk 1 arbeitet unter diesen 
Umständen für das Netz A als „drehungshaltendes Werk’ 
oder „Drehungswerk“. Es übernimmt alle Laständerungen im 
Netz A, die nicht von anderen Maschinen gedeckt werden. 
aber eben nur für das Netz A, nicht wie das Frequenzwert 
in einem drehzahlgeregelten Netz für das Gesamtnetz. 


Im Gegensatz zu den Verhältnissen bei der Drehza”'- 
regelung kann man deshalb auch beliebig viele Drehunss- 
maschinen in einem Netz betreiben, ohne daß die Verteil.:! 
der Belastungen auf sie unbestimmt wird, wenn nur Ime 
danzen zwischen ihnen liegen. Denn die Drehungskennliniet 
gelten nicht wie die Drehzahl- oder Frequenzkennlinien fest 
für das Gesamtnetz; sie verändern sich vielmehr, wie sich be- 
reits gezeigt hat und noch deutlicher zeigen wird, durch d. 
Drehungsabfälle und -anstiege auf den Leitungen, in den Ux- 
spannern, Drosseln usw. Für die Lastverteilung maßgetend 
sind jeweils die auf den Lastanfallpunkt bezogenen Drehuaus 
kennlinien. Je größer die elektrische Entfernung zwischen 
dem Lastanfallpunkt und den Maschinen ist, desto stärker 
werden die Kennlinien verdreht, desto steiler verlaufen s.e 
und desto weniger beteiligen sich die Maschinen an &:! 
Übernahme einer Laständerung. Die Drehungsregelung paŝ: 
sich also, wie früher in anderem Zusammenhang bereits fes!- 
gestellt, den Bedürfnissen des Netzbetriebes sehr gut an. 


Man kann das Werk 1 auch dadurch zum Drehungswerk 
machen, daß man im Knotenpunkt a eine Drehungsregele:»- 
richtung aufstellt und von ihr aus die Maschinen im Werk ! 
in der früher beschriebenen Weise auf gleichbleibende Dre 
hung ĉa regelt. Dieses Verfahren wird dem eben besp:o 
chenen sogar meist vorzuziehen sein. Es erfordert zwar einet 
Fernübertragungskanal vom Knotenpunkt a zum Werk 1, ge 
währleistet dafür aber genaue Einhaltung des gewünschte: 
Wertes von ö, unabhängig von allen Nebeneinflüssen, ası 


15. Juli 1950 


auch unabhängig von der Spannung und dem Spannungsab- 
fall auf der Leitung 1. Nach der VDI-Bezeichnungsweise wird 
eben die Drehung ö, nun mit Hilfe eines ö,-Meßwerks wirk- 
lich „geregelt”; vorher wurde sie nur „gesteuert", was zwar 
allgemein den Vorteil des geringeren Aufwands, aber den 
Nachteil größerer Ungenauigkeit hat. Ein soldher Drehungs- 
regler arbeitet astatisch; er verändert die Leistungszufuhr zu 
den Maschinen des Werks 1 so lange, bis der Sollwert von 
Ôa vorhanden ist. Nimmt d, beispielsweise zu, was Leistungs- 
überschuß und Beschleunigung des Netzes bedeutet, so ver- 
ringert der Regler die Leistungszufuhr und umgekehrt. Alle 
übrigen Drehungsregler im Gesamtnetz helfen, indem sie ihre 
Drehungssollwerte bzw. -kennlinien einregeln, mittelbar auch 
bei der Einhaltung des öa-Sollwerts mit; denn wenn ö, größer 
wird, während die übrigen Drehungen unverändert bleiben 
oder weniger stark zunehmen, fließt vom Knotenpunkt a nach 
allen Seiten hin mehr Leistung ab als zuvor und das Netz A 
wird zurückgehalten oder „abgebremst”. So kommen durch 
Zusammenwirken sämtlicher Drehungsregler überall die vor- 
geschriebenen Drehungswerte, Drehungsuntershiede und 
Leistungsflüsse zustande. Da Drehungsunterschiede im Netz 
nur bestehen können — von den Drehungssprüngen in Quer- 
transformatoren u. s. w. abgesehen —, wenn entsprechende 
Leistungsflüsse vorhanden sind, müssen den Reglern, die be- 
stimmte Drehungsunterschiede hervorbringen und einhalten 
sollen, auch Maschinen von ausreichender Leisttngsfähigkeit 
zur Verfügung stehen. Die Drehungsunterschiede sind nach 
den gewünschten Leistungsflüssen festzulegen. Die mittlere 
Drehung im Gesamtnetz kann dagegen beliebig gewählt wer- 
den. Sie wird von allen Reglern gemeinsam durch Anpassung 
der Gesamtleistungszufuhr in das Netz an die. Gesamtent- 
nahme, durch Einregeln des Frequenzsollwertes und durch 
kurzzeitiges Beschleunigen oder Verzögern des Gesamt- 
netzes, ähnlih wie beim Synchronisieren, hergestellt und 
aufrechterhalten. 


Das Werk 2 regelt auf konstante Drehung ôz, die größer 
als ôa angenommen ist. Der Regler arbeitet also astatisch, 
unbeeinflußt auch von der Leistung Na. Diese braucht daher 
jetzt nicht gemessen zu werden, doch wird man im allgemei- 
nen, shon der Einheitlichkeit halber und um den Regler 
auch anders verwenden zu können, trotzdem ein Na-Meßwerk 
vorsehen und dieses dann abschalten. Das Werk liefert eine 
konstante Leistung N2 an den Knotenpunkt a, die durch den 
Drehungsunterschied ög—Ö. und die Eigenschaften der Lei- 
tung 2 bestimmt wird; es gilt also hier im Kleinen das gleiche 
wie für den Leistungsaustausch zwischen den Netzen A und 
B und den übrigen Netzen. Den Wert von Nə, der sich ein- 
stellt, kann man auch so finden, daß man die auf den Knoten- 
punkt a bezogene Kennlinie eq über Na, die gestrichelt in 
das Schaubild eingezeichnet ist, mit der waagerechten, strich- 
punktiert durchgezogenen ö,-Linie zum Schnitt bringt. In 
der Tat ergibt sich auch in diesem Falle, obwohl Na nicht 
auf den Regler wirkt, infolge des Na verhältnisgleichen Dre- 
hungsabfalles auf der Leitung 2 eine solche kennlinienmäßige 
Beziehung zwischen Ôq und Ns, und da im Knotenpunkt a 
nicht zwei verschiedene Drehungen bestehen können, son- 
dern nur die vom Werk 1 eingeregelte Drehung ĝa, muß sich 
der angegebene Wert für Ns einstellen. Kann aber das Werk 1 
die Drehung ĝa im Knotenpunkt a vorübergehend oder dau- 
ernd nicht mehr halten, so wird es vom Werk 2 unterstützt. 
Sinkt beispielsweise q etwas, so erhöht das Werk 2 die Lei- 
stung Nə und umgekehrt, wie dies nach dem früher Gesagten 
nicht anders zu erwarten ist. Das Werk 2 deckt den örtlichen 
Verbrauch selbst und tauscht über die eingezeichnete Leitung 
mit einem etwa daran angeschlossenen Mittelspannungsnetz 
konstante Leistung aus, wenn dieses Netz seinerseits eine 
bestimmte Drehung einregelt. Für die Beziehungen zwischen 
dem Werk 2 und diesem Netz gilt sinngemäß das Gleiche wie 
für das Verhältnis zwischen Werk 2 und Knotenpunkt a und 
zwischen den Netzen A, B usw.; immer ergeben sich, jeweils 
auf das andere Leitungsende bezogen, fallende oder steigende 
Kennlinien, deren Neigungen mit der elektrischen Entfernung 
zunehmen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


367 


Daß aber die elektrische Entfernung nicht allein maß- 
gebend ist, zeigte bereits mit seiner steigenden Kennlinie das 
Werk 1, das alle Laständerungen im Knotenpunkt a über- 
nahm. Das Gegenbeispiel hierfür liefert Werk 3 mit seiner 
fallenden Kennlinie, bei deren Einregelung nun wieder das 
Ne-Meßwerk mitwirken muß. Der starken Neigung der ĉô3a- 
Kennlinie entsprechend trägt Werk 3 wesentlich weniger als 
Werk 2 zur Unterstützung des Werks 1 bei, wenn dieses die 
Drehung im Knotenpunkt a nicht mehr halten kann. Will man 
das Umgekehrte erreichen, so kann man die Kennlinie auch 
leicht steigend mit einer Neigung etwa zwischen denen der 
Kennlinien im Werk 1 und 2 einstellen. 


~ Werk 4 zeigt den Grenzfall, bei dem das Drehungsmeß- 
werk abgeschaltet oder weggelassen ist und somit ein Fre- 
quenzregler übrigbleibt, der statisch bezüglich der zum Kno- 
tenpunkt a fließenden Leistung N4 ist, d. h. ein Netzkenn- 
linienregler. Da dieser von Drehungsänderungen nicht beein- 
flußt wird und die Frequenzänderungen im allgemeinen zu 
klein sind, als daß er darauf ansprechen könnte, gibt Werk 4 
konstante Leistung in die Leitung 4 ab. Es übernimmt in- 
folgedessen den örtlichen Verbrauch und gleicht auch ge- 
gebenenfalls den Leistungsüberschuß oder -mangel der an 
seine Sammelschienen angeschlossenen Mittelspannungs- 


 netze aus. Wenn aber bei außergewöhnlichen Vorkommnis- 


sen im Gesamtnetz einmal größere Frequenzabweichungen 
entstehen, trägt auch Werk 4 durch Steigerung oder Ver- 
minderung seiner Leistungsabgabe an den Knotenpunkt a zur 
Wiederherstellung des Gleichgewichts bei. Im Drehungs- 
schaubild stellt sich dieses Verhalten als senkrechte Kenn- 
linie dar. Das gleiche würde für ein fahrplangeregeltes Werk 
gelten, doch würde dieses wegen Fehlens eines Frequenz- 
meßwerkes auch in Störungsfällen bei seiner konstanten Lei- 
stungsabgabe bleiben und sich nicht an der Behebung der 
Frequenzabweichung beteiligen, während umgekehrt ein von 
gewöhnlichen Drehzahlreglern gesteuertes Werk im Stö- 
rungsfalle einspringt, aber bei konstanter Netzfrequenz 
gleihbleibende Leistung erzeugt, unbekümmert um die 
Schwankungen des örtlichen Bedarfs. 


Beim Werk 5 ist angenommen, es habe außer den unmit- 
telbar von seiner Sammelschiene aus gespeisten Abnehmern 
auch noch einen im Punkt V an die Verbindungsleitung 5 
zwischen Werk und Knotenpunkt a angeschlossenen Groß- 
verbraucher zu beliefern, doch reiche die Leistungsfähigkeit 
des Werkes hierzu nicht aus, weshalb ein fester Leistungs- 
betrag vom Knotenpunkt a bezogen werden soll. Das Werk 
regelt demgemäß eine steigende Drehungskennlinie ôs über 
Ns ein. Ihre Neigung und Lage sind so zu wählen, daß der 
Drehungsabfall auf der Leitung 5 bis zum Punkt V jeweils 
gerade ausgeglichen und in V die gestrichelt in das Schaubild 
eingetragene waagerechte Kennlinie ö5, eingehalten wird, 
die unterhalb der Knotenpunktdrehung ôa liegt, und zwar 
um so viel, daß der gewünschte konstante Leistungsfluß vom 
Knotenpunkt a zum Punkt V zustande kommt. Soll das Werk 
umgekehrt außer seiner Lieferung an den Großverbraucher 
eine konstante Leistung in das Netz abgeben, so wären die 
Kennlinien über die strichpunktiert eingetragene öa Linie 
hinaus nach oben zu verschieben. Man kann aber den Lei- 
stungsbezug des Großverbrauchers auch nach einem be- 
stimmten Schlüssel auf Werk 5 und den Knotenpunkt a ver- 
teilen, indem man das Werk im Punkt V eine fallende Kenn- 
linie ds, über N; einhalten läßt. Diese Kennlinie und die 
Kennlinie, die sih durch den Leistungsfluß und den Drehungs- 
abfall vom Knotenpunkt a zum Punkt V für diesen ergibt, 
bestimmen nach Lage und Neigung die Lastverteilung in ganz 
ähnlicher Weise, wie dies von den Drehzahlkennlinien her 
bekannt ist. 


Fernsteuerung mittels der Richtspannung 


Eine weitere, durch das Richtvektorverfahren gebotene 
Möglichkeit soll hier nur kurz angedeutet werden, obwohl 
sie vielleicht einmal von großem Wert für den Verbundbe- 
trieb sein kann. In die Übertragungskanäle, über die man die 
Richtspannung vom Richtvektorerzeuger allen Drehungs- 


368 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 19% 


regeleinrichtungen im Netz zuführt, kann man Phasenver- 
stellvorrichtungen bzw. Verzögerungsglieder einbauen, mit 
denen man den Richtvektor um bestimmte Winkel verdreht. 
Dann gilt nicht mehr ein einziger Richtvektor für das ge- 
samte Netz; man gibt vielmehr einzelnen Maschinen, Ma- 
schinengruppen, Kraftwerken, Netzteilen oder Netzen ver- 
schiedene Richtvektoren vor, die zwar alle aus dem gleichen 
Hauptrichtvektor abgeleitet sind, sich von diesem aber durch 
die Winkel unterscheiden, die an den zwischengeschalteten 
Steuergliedern eingestellt werden. Auf diese Weise kann 
man für einzelne Maschinen, Maschinengruppen, Kraftwerke, 
Netzteile oder ganze Netze die Drehung gegenüber dem 
Hauptrichtvektor willkürlich vergrößern oder verkleinern. 

Wenn der Richtvektor vom Hauptrichtvektorerzeuger 
aus über die Landeslastverteiler, die örtlichen Lastverteiler, 
die Befehlsstellen und die Kraftwerkswarten den Drehungs- 
reglern zugeführt wird, was wohl das Gegebene ist, so kann 
sich jede dieser Stellen einschalten und die ihr unterstehen- 
den Maschineneinheiten und Kraftwerke einzeln oder alle 
gemeinsam zu erhöhter oder verminderter Leistungsabgabe 
veranlassen und damit das Wirkleistungspotential in ihrem 
Netzbereich heben oder senken. Die einzelnen Regeleinrich- 
tungen brauchen nicht neu eingestellt und aufeinander abge- 
stimmt zu werden, sondern alle zusammen werden mit einem 
Handgriff betätigt, ohne daß sich an der gegenseitigen Lage 
der von ihnen eingehaltenen Drehungskennlinien etwas än- 
dert. Man kann dann noch einen Schritt weitergehen und 
die Steuerglieder ihrerseits durch selbsttätige Regeleinrich- 
tungen in Abhängigkeit von anderen Betriebsgrößen, insbe- 
sondere Übergabeleistungen oder Ein- und Ausfuhren, ver- 
stellen lassen und auf diese Weise ganze Netze zu drehungs- 
geregelten Einheiten zusammenfassen. 


Schluß 

Die Drehungsregelung stellt vorläufig nur eine theore- 
tische Möglichkeit dar und muß ihre praktische Brauchbarkeit 
erst erweisen. Einige Voruntersuchungen wurden im Institut 
für Elektrische Anlagen an der T.H. Stuttgart, das auf diesem 
Gebiet mit der Deutschen Verbundgesellschaft zusammenar- 
beitet, in letzter Zeit durchgeführt. Bevor jedoch Mittel für 
weitere Versuche aufgewendet werden, erschien es notwen- 
dig, die Ansicht aller Beteiligteri zu hören. Auch die Elek- 
trizitätsversorgungsunternehmen werden sich voraussichtlich 
Umwege und Kosten ersparen, wenn sie bei der Entscheidung 


t 


darüber, wie das Gesamtnetz gestaltet und welches Netz- 


 regelverfahren eingeführt werden soll, schon jetzt die Dre- 


hungsregelung mit in Betracht ziehen. 

Aller Voraussiht nach werden sich nämlich die tech- 
nischen Schwierigkeiten überwinden lassen, die der Bau 
von Drehungsreglern, insbesondere wegen der hohen Ge 
nauigkeitsansprüche, machen wird, und in wirtschaftlicher 
Hinsicht besteht begründete Aussicht, daß sich die Aufwen- 
dungen für die Drehungsregelung im Laufe der Zeit lohnen. 
Mehr läßt sich vorläufig hierüber nicht sagen, zumal es über- 
haupt kaum möglich ist, die Vorteile eines solchen Regel- 
verfahrens in einer Wirtschaftlichkeitsrechnung zu erfassen. 
Jedenfalls aber vermag die Drehungsregelung, sofern sie 
sich als durchführbar erweist, einen nennenswerten Beitrag 
zur weiteren Vervollkommnung der Verbundwirtschaft zt 
leisten, die nach allen bisherigen Erfahrungen künftig immer 
weiter ausgebaut werden wird. Denn — um das Wesentlide 
zum Schluß kurz zusammenzufassen — die Drehungsrege- 
lung ermöglicht eine „bundesstaatliche Verfassung” für den 
gesamten Netzverband, was besonders für ein europäisches 
Verbundnetz sehr wichtig, ja fast unerläßlich ist: die Teil- 
netze bleiben selbständig; keines nimmt vor den anderen 
eine Vorrangstellung ein; sie können ihr Eigenleben führen 
oder nach Belieben mit anderen Netzen Leistung austauschen, 
die sich leicht verrechnen läßt; zugleich sind sie aber doct 
immer Glieder eines organischen Ganzen, die sich dem Allge- 
meininteresse unterordnen und einander im Notfall zu Hilfe 
kommen, zuerst die Nachbarn, dann die weitere Umgebung 
und schließlich in immer größerem Umkreis alle zusammen. 
Die Drehungsregelung erlaubt ferner, dank der von ihr aus- 
geübten synchronisierenden Momente und dank ihres beru- 
higenden Einflusses auf das Energieströmungsfeld in den 
Hoch- und Höchstspannungsleitungen, das Gesamtnetz lose: 
zu koppeln, nach Bedarf aufgetrennt zu betreiben und au 
leicht wieder zusammenzuschalten, womit der ständig wad- 
senden Kurzschlußbeanspruchung begegnet werden kann. 
ohne daß dabei die Vorteile der Verbundwirtschaft verloren 
gehen. Die Drehungsregelung gestattet schließlich die best- 
mögliche Ausnutzung aller Leitungen und die Netzverma- 
schung. Rechnet man noch die durch sie erzielbare Genauig- 
keit der Frequenzhaltung und Uhrzeitregelung sowie ihre 
vielseitige Anwendbarkeit hinzu, die sie zur Lösung der 
verschiedensten Aufgaben der örtlichen Bedarfsdeckung, de: 
Lastaufteilung usw. befähigt, so darf man wohl sagen, da) 
sie eine nähere Untersuchung und Erörterung verdient. 


Zur Frage der Lebensdauer von Glühlampen 


Von R. G. Weigel, Karlsruhe 


Die Wolfram-Glühlampe hat heute im wesentlichen das 
Endstadium ihrer technischen Entwicklung erreicht. Dabei 
sind nun Lebensdauer und Lichtausbeute (d. i. der Wirkungs- 
grad der Lichterzeugung) naturgesetzlich derart miteinander 
verknüpft, daß eıne Erhöhung der Lebensdauer nur unter 
Verminderung der Lichtausbeute und umgekehrt eine Ver- 
besserung der Lichtausbeute nur unter Verringerung der Le- 
bensdauer möglich ist. 

Die grundsätzliche Forderung 

Will man also die Lebensdauer verlängern, so muß man 
eine Verschlechterung der Lichtausbeute in Kauf nehmen. 
Soll dabei der Energieaufwand für die Beleuchtung nicht ge- 
ändert, nicht vergrößert werden, dann muß das Beleuchtungs- 
niveau sinken. Eine Verschlechterung der Beleuchtungs- 
und damit der Arbeitsbedingungen scheint aber in sozialer 
wie wirtschaftlicher Hinsicht keinesfalls vertretbar. Die ge- 
stieigerten Erfordernisse der Arbeit und Produktion — nach 
Güte und Menge — verlangen im Gegenteil eine Verbesse- 
rung der Beleuchtungsverhältnisse, die aber zunächst einmal 


DK 621.326.4.003.1 


bei der Beleuchtungsstärke beginnt; darum kommt es au! 
einen hohen Wirkungsgrad der Licht- und Beleuchtungserzeu- 
aung an. Die Erhebungen, die in einigen tausend deutschen 
Betrieben unternommen wurden [1], hatten ergeben, daß das 
Beleuchtungsniveau vielfach unzureichend war, wenn man 
die amtlichen Richtzahlen (DIN-Vorschriften 5035) zugrunde- 
legt. Diese Richtzahlen müssen inzwischen aber als überhol! 
betrachtet werden, denn sie gehen in eine Zeit zurück, in 
der man sich mit mäßigeren Anforderungen begnügen konnte. 
die den heutigen Verhältnissen nicht mehr gerecht werden. 
Im Ausland liegt die Beleuchtungsstärkenorm fast durchweg 
höher, und man wird auch in Deutschland die Erhöhunu 
nicht umgehen können, um in wirtschaftlicher und sozialer 
Beziehung wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies muß man im 
besonderen bedenken, wenn man an die Frage der — an den 
Wirkungsgrad gekoppelten — Lebensdauer der Glühlampe 
herangeht. Eine 'Lebensdauerverlängerung ist von vorn- 
herein indiskutabel, wenn sie nur durch eine Beleuchtungs- 
verschlechterung erkauft werden sollte; denn das Beleuc- 


- 15. Juli 1950 


tungsniveau muß unter allen Umständen zumindest gehalten, 
wenn nicht gar erhöht werden. 

Die Grundfrage der wirtschaftlichenLebens- 
dauer ist so alt wie die Glühlampe selbst. Jahrzehntelang 
haben die Glühlampenhersteller, die Verbraucher und die 
Stromerzeuger diese Frage unter Berücksichtigung der Lam- 
penerzeugungskosten, der Lichtausbeute und des Lichtbe- 
darfs sowie der Stromerzeugungs- und -verteilungskosten 
eingehend diskutiert. Das Ergebnis war immer wieder eine 
wirtschaftlich günstigste Lebensdauer von etwa 1000 h. Trotz- 
dem findet sich heute Anlaß, die Frage erneut aufzuwerfen, 
ob durch Hinaufrückung der Lebensdauer nicht doch dem 
Glühlampenverbraucer ein wirtschaftlicher Dienst erwiesen 
oder aber der Volkswirtschaft durch Einsparung von Kräf- 


ten und Stoffen genützt werden könnte. Es mag daher (auch, 


im Sinne einer Aufforderung der Schriftleitung) nützlich er- 
scheinen, noch einmal von neutraler Warte durd eine ein- 
fahe Wirtschaftlichkeitsrechnung die Stellungnahme zu er- 
leichtern. 


Die Wirtschaftlichkeit der Glühlampe 

Die Wirtschaftlichkeit der Lichterzeugung wird durch die 
Kosten k ausgedrückt, die für die Einkeit der zu erzeugen- 
den Lichtarbeit, also für die Lumenstunde, aufzubringen sind. 
Diese Kosten setzen sich aus zwei Teilen, dem Anschaffungs- 
kostenanteil ką und dem Betriebskostenanteil kp zusammen. 
Wird die Nennleistung einer Glühlampe zu N [W], die Licht- 
ausbeute zu n [Im/W] und die Lebensdauer zu L [h] angesetzt 


und beträgt der Anschaffungspreis a Pfg., dann erhält man . 


also für diese a Pfg. eine Lichtarbeit von NnL [lmh], d. h. die 
Lumenstunde kostet: 
a 
kı” Nn Pfg. 

Die Glühlampe mit der Nennleistung N und der Licht- 
ausbeute n, die in einer Stunde eine Lichtarbeit Ny erzeugt, 
erfordert für diese einstündige Lichtarbeit, wenn der Strom- 
preis für die le ee p Pfg. beträgt, einen Strom- 


kostenaufwand von -zar un N p Pfg.; für 1 Imh beträgt sonach 


der Betriebskostenanteil: 
k 1 Np _ 
b 1000 ` Ny 100% 
Die für die Wirtschaftlichkeit ausschlaggebenden Gesamt- 
kosten für die Lumenstunde betragen somit: 


Pfg. 


a p 
k= ka + kp = NL + 1000» Pfg. 

Die Verhältnisse in der deutschen Glühlampenindustrie 
und auch in der Energiewirtschaft sind noch im Fluß und 
haben sich noch keineswegs normalisiert. Wenn trotzdem der 
Versuch unternommen wird, auf Grund der im Augenblick 
geltenden Daten eine rechnerische Gegenüberstellung zu ge- 
ben, so muß man sich darüber klar sein, daß die gewonnenen 
Zahlenergebnisse als solche nur den Charakter von Über- 
gangswerten haben. Man erkennt aber trotzdem, worauf es 
ankommt. 


Das Rechenbeispiel werde an einem viel gebrauchten 


Lampentyp vorgeführt, nämlich der 40 W-Lampe bei 220 V. 
Sie kostet heute 120 Pfg. Der tatsächliche kWh-Preis — unter 
Einbeziehung der Grundgebühren usw. — werde mit einem 
Durchschnittswert von 30 Pfg. angenommen. Bei einer Lebens- 
dauer von 1000 h hat die 40 W-Lampe eine Lichtausbeute von 
8,5 1m/W. Die Wirtschaftlichkeit, ausgedrückt durch die Ge- 
samtkosten k, berechnet sich sonach zu: 


ll a In 

Kıoo = 40.8,5.1000 + 1000-8,5 

Wird nun, wie es gelegentlich gefordert wird, die 40 W- 

Lampe auf eine Lebensdauer von 2000 h umgebaut, dann geht 

ihre Lichtausbeute auf 7,55 Im/W zurück [2], die Wirtschaft- 
lichkeit errechnet sich dann zu: 


= 0,00418 Pfg. 


= 0,00388 Pfg. 


k2zo00 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 369 


Die Verdopplung der Lebensdauer bringt also dem Licht- 
verbraucher keinen wirtschaftlichen Vorteil; im Gegenteil: 
Was zufolge der Lebensdauerverlängerung am Anschaffungs- 
kostenanteil erspart wird, muß, zufolge der naturnotwen- 
digen Lichtausbeuteverschlechterung, am Betriebskostenan- 
teil mehr als zugesetzt werden, d. h. die Gesamtkosten wer- 
den höher. Und dabei ist es noch durchaus fraglich, ob bei der 
folgerichtig eintretenden Verkleinerung des Lampenkonsums 
der angenommene Lampenpreis bestehen bleiben könnte. 

Rechnet man dasselbe Beispiel noch für einen höheren 
kWh-Preis von 50 Pfg. durch, so kommt man zu folgenden 
Zahlen: 

kıooo = 0,00624 Pfg., kooo = 0,00683 Pfg. 

Hier wird die wirtschaftliche Unterlegenheit der 2000 h- 
Lampe noch deutlicher; bei ihr liegen jetzt die Gesamtkosten 
um rd. 10% höher als bei der 1000 h-Lampe. Geht man zu 
einem niederen kWh-Preis von 10 Pfg. herunter, so ergibt 
sich: 

kıooo = 0,00153 Pfg., keooo = 0,00152 Pfg. 

Erst bei sehr kleinen Strompreisen, p Æ 10 Pfg., beginnen 
sich die Verhältnisse umzukehren. Diese Preise liegen aber 
für den Durchschnittsverbraucher nicht vor, und der Groß- 
verbraucher mit niedrigem Tarif zahlt in der Regel auch durch 
Rabatte verminderte Lampenpreise, so daß die Lampe der 
höheren Lichtausbeute, also die 1000 h-Lampe, wieder VOT- 
teilhafter ist. 

Was am Beispiel der 40 W-Lampe vorgerechnet wurde, 
wird, wie man leicht nachprüfen kann, bei anderen Lampen- 
typen grundsätzlich bestätigt. Auch wenn man, was gele- 
gentlich ebenfalls diskutiert wurde, zu noch höheren Lebens- 
dauern, etwa 2500 oder 3000 h, hinaufgeht, wird das Bild 
nicht verändert. 

Man könnte noch einwenden, daß die Wirtschaftlich- 
keitsrechnung den Alterungsgang der Lampendaten während 
des Brennverlaufes berücksichtigen müsse, weil ja durch die 
unvermeidlihe Wolframverdampfung Lichtstrom, Lichtaus- 
beute und elektrische Leistung etwas absinken. Hierfür wur- 
den Formeln entwickelt, die diese Veränderungen berücksich- 
tigen wollen. Diese Formeln sind aber nur unter beengen- 
den Voraussetzungen anwendbar und lassen sich nicht prak- 
tisch verallgemeinern. Da sie überdies die grundsätzlichen 
Beziehungen nicht wesentlich beeinflussen, wurde bewußt 
auf ihre Anwendung verzichtet. Stattdessen aber kann der 
Einfluß des Alterungsprozesses dadurch erfaßt werden, daß 
man in die Rechnungen statt der Anfangswerte N und y 
die durch Alterung verminderten durchschnittlichen Betriebs- 
werte N’ und n’ einführt. Nach Erfahrung können die mitt- 


leren Betriebswerte angesetzt werden zu: N’ = 0,97 N und 
n = 0,93 9. 
Dann ergibt das Rechenbeispiel 
kWh-Preis in Pfg. | 10 30 50 
k in Pfx. 0,0169 0,00422? 0,00676 
1000 


k in Pfg 0,00168 0,00453 0,00739 
2000 

Man erkennt, daß die vorher gezogenen Schlußfolgerun- 
gen durchaus bestehen bleiben. 

Die Kostenlinien k = f (p) sind Geraden, deren Neigung 
durch die Lichtausbeute 7 gegeben ist; sie verlaufen also bei 
höherer Lebensdauer steiler, weil 7 (das im Nenner steht) 
kleiner ist. Bringt man die Kostenlinien der Lampen mit 
einer Lebensdauer von über 1000 h zum Schnitt mit der 
„1000 h-Norm“, dann erhält man den „kritischenKilo- 
wattstundenpreis“, an dem sich die Uber- oder Unter- 
legenheit einer geänderten Lebensdauer gegenüber der bis- 
herigen 1000 h-Norm entscheidet. Wenn im Beispiel der 
40 W-Lampe die 2000 h-Linie bei p = 10 Pfg. mit der 1000 h- 
Linie zum Schnitt kommt, dann bedeutet das, daß die 2000 h- 
Lampe erst bei einem Stromtarif von p < 10 Pfg. der üblichen 
1000 h-Lampe überlegen wäre. 

In dieser Weise war bereits in einer früheren Arbeit [3] 
ein Überblick des „kritischen Stromtarifs" für Lampen ver- 
schiedener Größe gegeben worden. Jene Ergebnisse fußen 


370 


zwar auf Vorkriegsdaten, haben aber im Gesamtverlauf auch 
allgemeinere Bedeutung, so daß sie — zur grundsätzlichen 
Orientierung — hier auszugsweise wiederholt werden sollen: 


Kritischer kWh-Tarif (Pfg.) g 

Lampen- für eine Lebensdauer von 

) gro | 1500 h | 2000h | 3000 h 
25 10,1 9,4 8,4 
40 7,4 6,6 6,1 
60 6,4 5,8 5,1 
100 5,1 4,5 4,0 
500 5,5 4,7 42 


Es wird hier an allen Lampentypen noch einmal deutlich, 
daß eine Verlängerung der Lebensdauer auf über 1000 h nur 
bei so niederen Stromkosten von Vorteil sein würde, wie sie 
— mit Ausnahme einiger Großverbrauchergruppen — für den 
Durchschnittsverbraucer nicht gegeben sind. 

In der vorstehenden Wirtschaftlichkeitsrechnung sind die 
Kosten für die Auswechslungsarbeit an den Lampen noch 
nicht berücksichtigt. Diese Kosten sind schwer zu erfassen. 
In vielen Fällen, etwa im Haushalt oder Kleinbetrieb, kann 
man sie überhaupt nicht veranschlagen. In anderen Fällen 
sind sie, nicht genau erfaßbar und ohne wesentliches Gewicht, 
in die regelmäßige Wartungs- und Reinigungsarbeit einge- 
schlossen. Und selbst in jenen Fällen, wo die Lampenaus- 
wechselung besondere Kosten verursacht, etwa bei der Stra- 
ßenbeleuchtung, haben die früheren Untersuchungen [3] er- 
geben,- daß sich das Bild auch dann nicht wesentlich ver- 
schiebt. 

Es kann also im ganzen gesehen bei der Feststellung 
bleiben, daß vom lichtwirtschaftlichen Standpunkt aus ein 
Abgehen von der bisherigen Lebensdauernorm nicht geraten 
erscheint. 

. Die volkswirtschaftlidhen Zusammenhänge 

Der elektrische Energiebedarf für Gesamtdeutschland ist 
heute mit etwa 20 Mia kWh im Jahr zu veranschlagen; davon 
entfallen rund 20%, also 4 Mia kWh, auf die Beleuchtung [4]. 
Die mittlere Glühlampengröße kann dabei zu 60 W ange- 
nommen werden; der mittlere Lampenpreis beträgt demge- 
mäß 140 Pfg., die mittlere Lichtausbeute 9,8 Im/W für die 
1000 h-Lampe (8,7 Im/W für 2000 h-Lampe). Die gesamte 
jährliche Lichtarbeit berechnet sich also zu 4 ' 10° : 9,8 
= 39,2 : 10° kim h = 39, 2 > 10!? Im h. 

Wenn man den kWh-Preis im großen Durchschnitt mit 
30 Pfg. ansetzt (vor dem Kriege wurde er zu 25 Pfg. gerech- 
net [5]), dann ergibt sich nach der Kostenformel: 

kıooo = 0,00330 Pfg. keooo = 0,00358 Pfg. 


Der Lichtbedarf des deutschen Volkes kostet also jährlich 
bei der 1000 h-Lampe: 39,2 > 10'12  0,00330 = 1,29 Mia DM, 
bei der 2000 h-Lampe: 39,2 - 10'? - 0,00358 = 1,40 Mia DM. 

Die Verbraucerschaft, die eine bestimmte Lichtmenge 
unbedingt benötigt, würde also von der Lebensdauerverlän- 
gerung keinen Vorteil, sondern nur Nachteil haben, da sie 
einen Mehraufwand von 110 Mio DM tragen müßte. 

Eine andere volkswirtschaftliche Frage ist, ob durch eine 
Heraufsetzung der Lebensdauer und die damit verbundene 
Einsparung an Arbeitskräften und Rohstoffen bei der Glüh- 
lampenherstellung nicht doch noch ein echter volkswirt- 
schaftlicher Vorteil zu erzielen wäre. 

. Bei vorsichtiger Schätzung kann heute der jährliche deut- 
sche Glühlampenbedarf zu 80 Mio Stück angenommen wer- 
den. Deren Herstellung erfordert einen Arbeitsaufwand 
von rd. 1 Mio Tagewerken. Wenn nun durch Vergrößerung 
der Lebensdauer der Lampenverbrauc verringert wird, kann 
man natürlich aus naheliegenden fabrikationstechnischen und 
betriebswirtschaftlichen Gründen nicht einfach eine Reduk- 
tion der Arbeitskräfte im Verhältnis der Verkleinerung des 
Lampenverbrauchs erwarten. Die Halbierung des Lampen- 
verbrauchs bei Verdoppelung der Lebensdauer würde aber 
nach betriebswirtschaftlicher Kalkulation immerhin eine Ein- 
sparung von Arbeitskräften in der Größenordnung von etwa 
einem Drittel ermöglichen, d. h. es würden 333 000 Tage- 
werke = rd. 1100 Arbeiter eingespart werden können. Hier- 
bei handelt es sich zu einem großen Teil um ungelernte Ar- 
beitskräfte und Frauen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


ee E 


15. Juli 195% 


Da mit der 2000 h-Lampe, also der Lampe des schlechteren 
Wirkungsgrades, der gegebene Lichtbedarf nur durch erhöh- 
ten Stromaufwand gedeckt werden kann, so muß der hierfür 
notwendige Arbeitseinsatz gleichfalls geprüft werden. Der 
Energieaufwand steigt nach Maßgabe der Verschlechterung 
der Lichtausbeute, so daß — unter Zugrundelegung des oben 
eingeführten durchschnittlichen Lampentyps — statt jährlich 
4 Mia kWh für Beleuchtung 


9,8 
8,7 


aufgewendet werden müssen; es wird also ein Mehraufwand 
von 500 Mio kWh jährlich notwendig. Nimmt man an, dab 
dieser Energie-Mehraufwand aus Steinkohle zu gewinnen 
wäre, und setzt man nach den statistischen Ermittlungen den 
Kohlebedarf zu 0,7 kg/kWh an, so würde also eine jährliche 
Mehrförderung von 


500 ° 10° - 0,7 = 350 ° 10° = 350 000 t 


aufzubringen sein. Die jährliche Kohlenförderung je Kop! 
der an der Kohlenförderung Tätigen beträgt rd. 400 t. Für die 
Mehrförderung müßten also rd. 900 Arbeiter im Kohlenberg- 
bau zusätzlich verwendet werden. Und hierbei handelt es 
sich um hochwertige Facharbeiter, die auch nicht annähernd 
durch die Einsparung von 1100 ungelernten und teils weib- 
lichen Arbeitskräften in der Glühlampenfabrikation kompen- 
siert werden könnten. Außerdem wäre noch ein Mehrauf- 
wand an Arbeitskräften auf dem Wege der Steinkohle bis 
zum Einzelabnehmer der elektrischen Energie erforderlid. 
der zwar nicht ohne weiteres geschätzt werden kann, aber 
ganz gewiß nicht unerheblich sein würde. Schließlich wäre 
auch die Vergrößerung der Kraftwerke und die Verstärkung 
des Stromleitungsnetzes in Rechnung zu stellen, die gleid- 
falls unerläßlich sein würden. 

Man könnte vielleiht einwenden, daß der benötigte 
Mehraufwand an elektrischer Energie nicht aus Steinkohle. 
sondern aus anderen Grundkräften zu gewinnen wäre. Nun 
ist aber bekannt, daß der weitaus größere Anteil der in 
Deutschland erzeugten elektrischen Energie, nämlich 75 bis 
80/0, noch immer aus Kohle gewonnen wird, so daß das 
Schwergewicht des durch Einführung der 2000 h-Lampe ge 


4.10. = 4,5: 10° kWh 


forderten Energiemehrbedarfes auf die arbeitswirtschaftlid 


kostspielige Kohleförderung entfallen würde. 
Überdies muß hier auch immer wieder daran gedacht wer- 
den, daß das oberste volkswirtschaftliche Gebot darin besteht. 


mit dem Einsatz der Energien nicht minder sparsam zu ver- 


fahren als mit dem Einsatz der Arbeitskräfte. Angesichts 
der hochentwickelten Industrialisierung Deutschlands ist — 
und zwar nicht nur heute, sondern für alle Zukunft — der 
Bedarf an elektrischer Energie volkswirtschaftlich vordring- 
lih. Diese Forderung ist so gebieterisch, daß sie selbst dann 
nicht abgeschwächt würde, wenn durch Übergang zur höheren 


Lebensdauer der Allgebrauchslampen rein theoretisch ein : 


paar (ungelernte) Arbeitskräfte frei werden sollten. 

Es fragt sich noch, ob eine Ersparnis an devisengebunde- 
nen Rohstoffen durch eine Lebensdauerverlängerung der 
Glühlampen eintreten würde. 
stehen hierfür allerdings nur aus der Vorkriegszeit zur Ver- 
fügung. Das Leuchtsystem der Glühlampe besteht aus 
Wolfram, das als Wolframerz im wesentlichen aus dem Aus- 
land eingeführt werden muß. Der überwiegende Wolfram- 
bedarf liegt bei der Stahlherstellung. Nach den einschlägigen 
Statistiken [6] betrug die deutsche Gesamteinfuhr an 
Wolframerz etwa 14000 t im Jahr. Die Glühlampen erforder- 
ten hiervon lediglich 12 t, also nur 0,086%. Vom devisenwirt- 
schaftlichen Standpunkt aus ist ein solcher Anteil unerheblid. 
Gleichwohl aber mag die theoretisch mögliche Einsparung 
einmal berechnet werden: 

Beim Übergang zur 2000 h-Lampe müßte ein dickere: 
Draht verwendet werden, der im ganzen etwa B*®« meh: 
Wolfram erfordert. Der jährlihe Lampenverbrauch würde 
auf 50% zurücksinken. Man würde also statt jährlich 12 ! 
nur noch 


12 0,5 ° 1,08 = 6,48 t 


Klare Zahlenverhältnisse i 


15. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 | 371 


Wolframerz benötigen und könnte somit 5,52 t im Vorkriegs- 
wert von rd. 13 000.— RM jährlich einsparen. 

Des weiteren werden an devisengebundenen Rohstoffen 
für die Glühlampenfertigung noch bestimmte Mengen an 
Kupfer, Zink, Zinn, Blei, Nickel und Molybdän benötigt, wo- 
für nach den Angaben der Glühlampenhersteller ein Retrag 
von rd. 230 000.— RM jährlich aufzubringen war. Beim Uber- 
gang zur 2000 h-Lampe würden hieran rd. 115 000.— RM, ins- 
gesamt also 128 000.— RM im Jahr gespart werden können. 
Aber auch dieser Devisenbetrag hat in der Gesamtdevisen- 
wirtschaft nachgeordnete Bedeutung, vor allem wenn man 
berücksichtigt, daß die deutsche Glühlampenindustrie immer 
einen nicht unerheblichen Export gerade an Allgebrauchs- 
lampen aufzuweisen hatte und zweifellos auch wieder haben 
wird. Das Devisenaufkommen aus diesem Export wurde in 


der Größenordnung von 5 Mio RM jährlich veranschlagt, — 
ein Betrag, der in jedem Falle den Devisenbedarf der Glüh- 
lampenfabrikation mehrfach aufwiegt. ' 

Zusammenfassend sieht man unter Würdigung aller 
volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, daß das Festhalten 
an der bisherigen Lebensdauernorm von 1000 h für die All- 
gebrauchslampen gerechtfertigt ist. 


Schrifttum 
I] R. G. Weigel u. O. H. Knoll: Licht 7 (1937) S. 170 und 8 (1938) 
S. 178 


2} W. Köhler: Lichttechnik. Leipzig 1937. 

3}; R. G. Weigelu.O.H. Knoll: Licht 13 (1943) S. 103. 

[4] B. Seeger: Der Lichtverbrauc Europas. Berlin 1935. 

[5] Vgl. 2. B. W. Windel: Deutsche Elektrizitätswirtschaft. Berlin 1939; 
auch F. Körfer: Taschenbud für Energiewirtschaft. Berlin 1939. 

[6] Vgl. z. B. Rdsch. dtsch. Techn. (1939) Heft 31. 


Magnetische Flüssigkeitskupplungen 


(Zusammenfassender Bericht) 


Von A. Harnisch, Stuttgart 


J. Rabinow berichtet [1] über Untersuchungen, die er 
im Bureau of Standards, Washington, an Suspensionen fei- 
nen Eisenpulvers in DI durchgeführt hat. Die Viskosität 
einer solchen Suspension, die bei Abwesenheit von Magnet- 
feldern angenähert durch die des Dles bestimmt ist, steigt im 
Magnetfeld infolge der Kraftwirkung der Eisenpartikel un- 
tereinander mit zunehmender Feldstärke und kann schließ- 
lih so erhebliche Werte annehmen, daß die „magnetische 
Flüssigkeit" zu einem nahezu festen Körper erstarrt. Als 
Anwendungsmöglichkeiten dieser Abhängigkeit wurden bis- 
her genannt [2]: Die Konstruktion von Ventilen in hydrauli- 
schen Systemen, von Stoßdämpfern, von elektrisch fernge- 
steuerten Widerständen, von Gußformen und schließlich von 
gesteuerten Kupplungen. Besonderes Interesse scheint die 
zuletzt genannte Möglichkeit geweckt zu haben, die Gegen- 
stand umfangreicher Untersuchungen und mehrerer Veröf- 
fentkichungen [1 ... 8] geworden ist. 


Die von J. Rabinow angegebene magnetische Flüs- 
sigkeitskupplung ähnelt in ihrem Aufbau weitgehend der 
bekannten elektromagnetischen Kupplung mit trockener Rei- 
bung, jedoch mit dem Unterschied, daß der Spalt zwischen 
den Polschuhen der beiden Kupplungshälften mit einer ma- 
gnetischen Flüssigkeit ausgefüllt ist, die das Drehmoment 
infolge ihrer Zähigkeit von einer Hälfte auf die andere über- 
trägt. Da die Viskosität der magnetischen Flüssigkeit ab- 
hängig ist von der im Spalt herrschenden magnetischen In- 
duktion, kann die Größe des von der Kupplung übertrage- 
nen Drehmoments in einfacher Weise durch einen elektri- 
schen Strom eingeregelt werden, wenn das magnetische Feld 
durch einen Elektromagneten erzeugt wird. 

Gegenstand eingehender Untersuchungen [4] war die 
magnetische Flüssigkeit selbst, die mindestens aus 2 Kompo- 
nenten, nämlich aus Eisenpulver und einem Suspensionsmittel 
besteht. In Wasserstoff reduziertes Eisen, das wegen seiner 
hohen Permeabilität gut geeignet erscheint, korrodiert schnell 
in Gegenwart von Sauerstoff und Feuchtigkeit und begün- 
stigt die katalytische Zersetzung der meisten Ole. Von den 
zahlreichen bisher untersuchten Eisenpulvern hat sich Car- 
bonyleisen E am besten bewährt. Die Partikel, die bekannt- 
lih Kugelform von etwa 8 u Dmr. haben, lassen sich ver- 
hältnismäßig gut in den gebräuchlichen Disorten suspendie- 
ren. Es ist wohl eine Folge der Kugelform, daß Carbonyl- 
eisen ein besonders weiches Arbeiten der Kupplung und ge- 
ringen Abrieb der bewegten Teile ergibt. Die magnetischen 
Eigenschaften des Pulvers bleiben bis zum Curiepunkt (etwa 
785 °C) praktisch unverändert, wenn es gegen Oxydation 
geschützt wird. 

Das Suspensionsmittel muß einerseits so viskos sein, daß 
das Eisenpulver sich bei ruhender Kupplung nicht absetzt, es 


DK 621.825 : 621.318 
at, 


soll aber auch in vielen Anwendungsfällen möglichst wenig 
zähflüssig sein, weil sonst die Kupplung schon bei abge- 
schalteter magnetischer Erregung ein zu großes Drehmoment 
überträgt. Im allgemeinen ist eine Viskosität von 5.... 150 
Centistok bei 25° C erwünscht. Das Suspensionsmittel darf 
Eisen nicht angreifen und muß deshalb frei von Schwefel und 
anderen schädlichen Verunreinigungen sein. Es soll ferner in 
dem technisch gebräuchlichen Temperaturbereich möglichst 
zwischen — 50 und + 230° C chemisch stabil sein, geringe 
Temperaturabhängigkeit der Viskosität und niederen Dampf- 
druck haben. Wegen ihrer Temperaturbeständigkeit sollen 
gut geeignet sein: Silicone, chloriertes Diphenyl, chlorierte 
Polyphenyle, organische Phosphate, chlorierte Benzole, chlo- 
rierte Diphenyl-Ester, chlorierte Paraffin-Kohlenwasserstoffe 
und Hexadlorbutadiene. In den bisher veröffentliditen Ar- 
beiten über magnetishe Flüssigkeitskupplungen wurde 
leichtes Maschinenöl als Suspensionsmittel verwendet. 

Rabinow hat [5] für Kupplungen, die größere Leistun- 
gen zu übertragen haben, ein Mischungsverhältnis von 9 
Teilen Carbonyleisen auf 1 Teil Ol gewählt und damit eine 
Permeabilität von etwa 8 erreicht. Bringt man diese Flüs- 
sigkeit in den Spalt zweier planparalleler Polschuhflächen 
eines Elektromagneten, so muß bei einer Induktion von etwa 
16 000 G eine Scherungskraft von rund 1,5 kg/cm? aufgewen- 
det werden, wenn man die Flächen parallel zueinander ver- 
schieben will. Nelson [6] wählt für Kupplungen, die in 
mechanischen Verstärkern angewendet werden, ein Mi- 
schungsverhältnis von nur 3 Teilen Eisen auf 1 Teil leichtes 
Maschinenöl. 

Analog der trockenen elektromagnetischen Kupplung ist 
die magnetische Flüssigkeitskupplung sowohl in Scheiben, 
als auch in Trommelbauart ausgeführt worden. Große Pol- 
schuhflächen erfordern ebenso wie die Parallelschaltung 
mehrerer Flüssigkeitsspalte großen Eisenaufwand für den 
magnetischen Kreis bei geringen Kupferverlusten. Dagegen 
kann durch eine Reihenschaltung mehrerer"Flüssigkeitsspalte 
der Eisenaufwand auf Kosten des Leistungsbedarfs für die 
elektrische Erregung herabgesetzt werden. 

Die Erregerwicklung kann wie z. B. in Bild 1 als Rings- 
umwicklung die beiden Kupplungshälften umgeben oder sie 
wird zwecks Einsparung von Kupfer im Innern der Kupp- 
lung möglichst nahe der Achse untergebracht. Je nach Be- 
darf kann ihre Masse der treibenden oder der getriebenen 
Kupplungshälfte aufgebürdet werden, in Sonderfällen kann 
sie auch getrennt von den rotierenden Teilen, also ‚ruhend, 
die beiden Kupplungshälften umgeben. Der magnetische 
Kreis wird nach den sonst üblichen Gesichtspunkten bemes- 
sen, wobei zu berücksichtigen ist, daß die magnetische Flüs- 
sigkeit wegen der großen magnetischen Scherung im Bereich 


372 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 199 


üblicher Feldstärken keine Sättigung aufweist. Erwünscht 
ist wohl immer eine möglichst eindeutige Abhängigkeit des 
von der Kupplung übertragenen Drehmoments von der Er- 
regerstromstärke. Man verwendet deshalb möglichst hyste- 
resefreies Material für den Aufbau des magnetischen Kreises, 
z. B. Nickelstahl mit einem Nickelgehalt von 47%. 


as v9: 
a 


"ar4r.) 


Magnetische Flüssigkeitskupplung für einen mechanischen 
Verstärker. 


Bild 1. 


Die von der Flächeneinheit des Flüssigkeitsspaltes über- 
tragene Scherungskraft scheint im wesentlichen nur von der 
Zusammensetzung der magnetischen Flüssigkeit und der im 
Spalt herrschenden magnetischen Induktion abhängig zu sein. 
Die Oberfläche der Polschuhe dagegen ist nach den bisheri- 
gen Versuchsergebnissen [6] nur von untergeordneter Bedeu- 
tung. Schlitze in den Polflächen ergaben bei sonst gleichen 
Verhältnissen keine nennenswerte Vergrößerung des über- 
tragenen Drehmoments, Bohrungen brachten kleine Verbes- 
serungen bis zu 10%. Von Bedeutung ist aber die Erkennt- 
nis, daß durch solche Maßnahmen bei gleichem Drehmoment 
die Masse der bewegten Teile um etwa % vermindert wer- 
den kann. Nicht unerheblihe Schwierigkeiten scheint nach 
den vorliegenden Berichten die Abdichtung der Kupplungs- 
lager zu bereiten, die gegen eindringende Eisenteilchen der 


magnetischen Flüssigkeit sehr empfindlich sind. Bisher wur- , 


den, wie z. B. in Bild 1, Dichtungsringe aus ölbeständigem 
Gummi gewählt, des weiteren laufen Versuche mit „magne- 
tischen Abdichtungen‘, in denen die Eisenpartikel durch das 
Feld von Dauermagneten festgehalten werden. Diese Lö- 
sung wird vor allem für den Bau größerer Kupplungseinhei- 
ten als sehr aussichtsreich bezeichnet. 

Gegenstand weiterer Untersuchungen ist die Aufrecht- 
erhaltung der Stabilität der Suspension. Sedimentieren die 
Partikel z. B. bei ruhender Kupplung unter dem Einfluß der 
Schwerkraft oder bei schnell laufender Kupplung als 
Folge der auftretenden Fliehkräfte, so kann das zusammen- 
geballte Pulver z. B. auch bei abgeschalteter Erregung ein 
beträchtliches Drehmoment von einer Kupplungshälfte auf 
die andere übertragen. Dort, wo es zulässig ist, soll diese 
Schwierigkeit durch Anwendung sehr zäher Ole oder Fette 
als Suspensionsmittel umgangen werden. Einem anderen 
Vorschlag zufolge werden die Eisenpartikel vor der Disper- 
sion mit einer Flüssigkeit geringer Oberflächenspannung an- 
gefeuchtet, um nach einer Sedimentation die Redispersion zu 
erleichtern. Schließlich wird an die Verwendung thixotroper 
Mischungen gedacht, deren Zähigkeit bei Ruhe erheblich grö- 
Ber ist als bei Bewegung. Die Aufrechterhaltung eines 
schwachen Magnetfeldes auch bei ruhender Kupplung wirkt 
übrigens gleichfalls einer Sedimentation entgegen. Nach 
Nelson, der die Sedimentation an einer Scheibenkupp- 
lung von 76 mm Dmr. für magnetische Verstärker untersucht 
hat, wurden bis zu 3000 U/min keine Störungen beobachtet. 

Die bisherigen Versuche mit magnetischen Flüssigkeits- 
kupplungen können schon deshalb noch kein zuverlässiges 
Bild von deren Bedeutung geben, weil die Entwicklung eben 
erst aufgenommen wurde und Erprobungen über sehr lange 
Betriebszeiten noch nicht vorliegen. Ein besonderer Vorzug 
der neuen Kupplung scheint ihr außerordentlich weiches Ar- 


beiten zu sein. Als Folge des Olfilmes, der die suspendie- 
ten Eisenteilchen umgibt und der sie auch von den Po: 
schuhen der beiden Kupplungshälften trennt, spricht die 
Kupplung sehr feinfühlig auf den kleinsten Regelvorgang 
an. Der beim Anfahren trockener Kupplungen so lästig in 
Ersdeeinung tretende Unterschied zwischen Reibung der 
Ruhe und der Bewegung entfällt praktisch ganz. Nur bei sehr 
großen Feldstärken, bei denen die Flüssigkeit zu einen 
nahezu festen Körper erstarrt, wurde trockene Reibung be 
obachtet. Sehr günstig wird auch der große Regelbereid 
der Flüssigkeitskupplung beurteilt, der nach unten durch de 
Viskosität des Suspensionsmittels und nach oben durd die 
Sättigung des magnetischen Steuerkreises begrenzt ist 
Nelson [6] berichtet, daß ein Regelverhältnis von 6:10 
verwirklicht werden konnte. Ein weiterer Vorzug der Flis- 
sigkeitskupplung ist, daß das von ihr übertragene Dreħmo- 
ment nicht wie bei der trockenen elektromagnetischen Kupp 
lung mit dem Quadrat des Magnetisiernugsstromes anwädst, 
sondern schwächer. Für mechanische Verstärker ist be 
reits eine Kupplung mit linearer Abhängigkeit des Drehmo- 
ments vom Magnetisierungsstrom gebaut worden [7]. 

Bestehend einfach ist der Aufbau der magnetiscen 
Flüssigkeitskupplung, die keine axial beweglichen Teile aui- 
weist. Die etwa 8mal größere Permeabilität der magnelı- 
schen Flüssigkeit gegenüber Luft gestattet, den Spalt zwi- 
schen den Polschuhen der beiden Kupplungshälften größer 
als bei der trockenen elektromagnetischen Kupplung zu be 
messen und erfordert geringeren Aufwand für die magne- 
tische Erregung. 

Praktish erprobt wurde die magnetische Flüssigkeits- 
kupplung in Kraftübertragungsanlagen, wo sie vor allem 
für Überlastungsgetriebe und Getriebe für konstante Dreh- 
momente geeignet erscheint, und in mechanischen Ver- 
stärkern. Das Bureau of Standards veröffentlicht [8] die Ab- 
bildung einer Kupplung von etwa 150 mm Dmr. und 165 mm 
Länge, mit der über 2 planparallele Kupplungshälften be: 
einer Steuerleistung von 5 W eine Leistung von rd. 30 kW 
bei 3000 U/min übertragen wird. 

G. R. Nelson [6] sowie E. S. Bettis und E R 
Mann [?] berichten über günstige Erfahrungen mit der Flüs- 
sigkeitskupplung im Bau von mechanischen Verstärkern. 
Verwendung fanden bei der beschriebenen Anlage zwei ge- 
genläufig rotierende Einscheibenkupplungen, die auf eine! 
gemeinsamen Welle arbeiten. Durch diese Anordnung wird 
nicht nur erreicht, daß der Drehsinn der über die beiden 
Kupplungen gemeinsam angetriebenen Welle umgekehr 
werden kann, sondern es konnte darüber hinaus auch der 
bei abgeschalteter Erregung noch vorhandene Restbetrag 
des übertragenen Drehmoments, der auf die Vikosität des 
Suspensionsmittels zurückzuführen ist, auf einfache Weise 
kompensiert werden. Den grundsätzlichen Aufbau der 
Kupplung [7], deren Scheibendurchmesser etwa 76 mm be 
trägt und die von je einem 200 W-Motor angetrieben wirt 
zeigt Bild 1. Einfacher Aufbau und kurze Ansprechzeitet 
in der Größenordnung von einigen hundertstel Sekunden 
sind es, die nach Ansicht der Verfasser der magnetische 
Flüssigkeitskupplung im mechanischen Verstärker eine 
Platz sichern werden. 


Schrifttum. 


[1] J. Rabinow: The Magnetic Fluid Clutch. United States Depari- 
ment of Commerce, National Bureau of Standards Technical Rep! 
1213. 

[2] J Markus: Magnetic Fluid Uses. Electronics (1949) S. 120. 

(3) J. Rabinow: A Magnetic Fluid Cluth. Machinery Lloyd (IHF 
Nr. 3, S. 52. Bericht in ETZ 71 (1950) H. 6, S. 147. 

[4] A Rabinow : Magnetic Fluid adaptable to many Control Devin 

. A. E.-Journal (1949) Juni, S. 28. 
[5] 5 Rabinow: The Magnetic Fluid Clutch. Electr. Engng. 67 (1348 
. 1167. 

(6) G. R. Nelson: Magnetic Fluid Clutch in Servo. Applications Eix 
tronics (1949) S. 100. 

(7) E. S. Bettis u. E- R, Mann: A Fa konn the Magar 
Fluid Cluth. Rev. sci. Instrum. 20 (1949) 

[8] 1948 Engineering Developments: Electr. Eon “ (1949) S. 2. 


15. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 373 


Elektrete | 
Eine kurze Übersicht 


Von Joachim Euler, Braunschweig 


Im Verlauf seiner theoretischen Überlegungen ‚sagte 
Sir Oliver Heaviside gegen Ende des vorigen ' Jahr- 
hunderts ein elektrisches Analogon zum Permanentmagneten 
voraus. Er nannte es einen Elektreten und verstand darunter 
eine Substanz, die an gegenüberliegenden Enden entgegen- 
gesetzte elektrische Ladungen trägt. Der Japaner Eguchi 
[1] konnte Anfang der zwanziger Jahre zum ersten Male 
experimentell Elektrete herstellen. Er shmolz gleiche Teile 
Carnaubawadhs und Harz mit etwas Bienenwachs zusammen 
und ließ die flüssige Mischung in einem elektrischen Gleich- 
feld von etwa 10 kV/cm erstarren (Bild 1). Der entstehende 
feste Harzkuchen zeigte zunächst an der positiven Seite des 
erzeugenden Feldes eine negative und an der negativen 
Seite des erzeugenden Feldes eine positive Ladung. Diese 
entgegengesetzte Ladung, die er heterocharge nannte, nahm 
aber in einigen Tagen ab und ging durch Null. Anschließend 


baute sih an der positiven Seite des erzeugenden Feldes 
eine positive Ladung auf, die andere Seite verhielt sich ana- _ 
log, so daß also jetzt die gleichen Ladungen auftreten, wie 
sie das erzeugende Feld gehabt hat. Diese homocharge ge- 
Eguchi 


nannte Ladung bleibt über Jahre unverändert, 
konnte in drei Jahren keine Anderung beobachten. 


B:ld 1. Zur Herstellung von Elektreten 

läßt man die geschmolzene Substanz zwi- 

shen hochglänzend polierten Elektroden 

E und E' bei anliegender hoher Gleich- 
spannung U erstarren. 


Er zeigte, daß diese Harzkuchen in vielen Eigenschaften 
genaue Analoga zu den permanenten Magneten darstellen. 
Teilt man einen Elektreten in seinen „Polen“ durch, so er- 
hält man zwei neue Elektrete, ganz ähnlich wie es in der 
Schule mit magnetisierten Stricknadeln vorgeführt wird. 
Schabt man die Oberfläche ab, so bleibt der Elektret erhal- 
ten. Es handelt sich also auch hier um einen Volumeneffekt. 
Will man den Elektreten lange aufheben, so schließt man 
ihn durch Al-Folie kurz. Der Elektret wird durch Schmelzen 
zerstört; seine Ladungen verschwinden bei Bestrahlung mit 
Röntgenstrahlen, kehren aber zurück, wenn die Bestrahlung 
aufhört. Feuchtigkeit wirkt schädlich, auch Lösungsprozesse 
können den Effekt beseitigen. 


Seit der Veröffentlichung von Eguchi sind bis heute 
rund 45 Arbeiten über Elektrete erschienen, die ein Großteil 
von experimentellen Tatsachen und einige, wenn auch nicht 
völlig befriedigende Theorien enthalten. Den meisten Arbei- 
ten ist es eigen, daß mit undefinierten Gemischen aus Harzen, 
Wachsen und chemischen Verbindungen experimentiert wird. 
Ert Mikola [2] hat versucht, die verwendeten Stoffe 
systematisch zu untersuchen und chemisch zu klassifizieren. 
Er teilte alle Elektrete bildenden Stoffe in zwei Gruppen 
ein. Die erste Gruppe zeigt die oben geschilderte Erschei- 
nung der Ladungsumkehr. Ihre Leitfähigkeit ist verhältnis- 
mäßig hoch. In diese Gruppe gehören Carnauba-Wachs, Bie- 
nenwachs, Asphalt, polare Kohlenwasserstoffe, Ester und 
Alkohole. Daneben gibt es eine zweite Gruppe von Elektre- 
tenstoffen, bei denen keine Ladungsumkehr auftritt, son- 
dern die ursprüngliche, entgegengesetzte Ladung erhalten 
bleibt. Hierher gehören Glas, Harze, Schwefel und Stoffe mit 
Molekülen mit Säuregruppen; diese Materialien sind meist 
verhältnismäßig schlecht leitend. Fast alle Substanzen sind 
hart und brüchig; es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen 
von diesen Regeln. 


Interessant ist die Abhängigkeit des Effektes von der 
erzeugenden Feldstärke. Die ursprünglichen Versuche waren 
mit etwa 10 kV/cm durchgeführt worden. Arbeitet man mit 
wesentlich niedrigeren Feldstärke von einigen 100 V/cm, 
so bleibt in allen Fällen die Ladungsumkehr aus. Die Größe 


DK 537.246 


der Ladung ist in weiten Gebieten proportional zur erzeugen- 
den Feldstärke. Untersucht man den Raumladungsverlauf im 
Inneren der Elektrete, so zeigt sich bei den umkehrenden 
Substanzen bei niedrigen Feldstärken an der Anode eine ne- 
gative Raumladung, während bei hohen Feldstärken die 
Anode von einer positiven Ladungswolke umgeben ist. Der 
Ladungsverlauf wird also sehr stark von der erzeugenden 
Feldstärke beeinflußt (Bild 2). 


Bild 2. Mit entsprechend geformten Elektroden 
kann man aus dem Elektreten B kleine, aber merk- 
lihe Funken F ziehen. 


Die oben angegebene Proportionalität zwischen Ladung 
an den Elektretenflächen und erzeugendem Feld ist nach 
oben hin bei etwa 30 kV/cm begrenzt. Unter diesen .Bedin- 
gungen entstehen nämlich Elektrete, deren eigene Feldstärke 
unmittelbar an der Oberfläche über der Durchbruchsfeldstärke 
der Luft liegt. In erhöhtem Druck kann man — wie experi- 
mentell bis etwa 3 atü nachgewiesen — entsprechend weiter 
gehen. Neben den elektrischen werden auch die thermischen 
Eigenschaften durch das erzeugende Feld stark beeinflußt; 
die Wärmeleitfähigkeit nimmt zum Beispiel exponentiell mit 
der erzeugenden Feldstärke zu. 

Die erste theoretische Deutung der Elektrete nahm an, 
daß im Elektret die Dipolmoleküle vollständig ausgerichtet 
sind und mit der Zeit langsam in den ungeordneten Zustand 
zurückfallen. So werden die nötigen freien Oberflächen- 
ladungen erzeugt. Der Abfall der Ladung im Endzustand er- 
folgt tatsächlich nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen, 
also in Analogie zum Barkhauseneffekt. Die Theorie kann 
aber quantitativ die Größe des Effektes auch nicht annähernd 
erklären, selbst wenn man im Anfangszustand eine völlige 
Ausrichtung des Dipolbestandes annimmt. Außerdem kann 
der Ladungsumschlag bei einer großen Zahl der Elektrete 
nicht erklärt werden. 

Man nimmt daher für die umschlagenden und nicht um- 
schlagenden Elektrete zwei verschiedene Mechanismen an. 
Für die nicht umschlagenden sind offenbar reine loneneffekte 
verantwortlich. Die Ionenanhäufungen bilden sich im flüssi- 
gen Elektretenmaterial ebenso wie wir es von den Isolier- 
ölen her kennen und bleiben infolge der geringen Leitfähig- 
keit des festen Materials nach dem Festwerden an ihrem 
Entstehungsort sitzen. Da die Materialien oft höhere orga- 
nische Säuren enthalten, die in schnell bewegliche H + -Ionen 
und sehr schwere, langsame negative Restionen dissoziiert 
werden, können die unsymmetrischen, beobachteten Ladungs- 
verteilungen erklärt werden. Die Leitfähigkeit im flüssigen 
und festen Zustand liegt in der richtigen Größenordnung, die 
aus dem zeitlichen Ladungsabfall berechnet werden kann. 
Kühlt man die Elektrete, so nimmt ihre Leitfähigkeit ab und 
ihre Beständigkeit zu. 

Die umschlagenden Elektrete werden durch das Zusam- 
menwirken von ausgerichteten Dipolen mit dem Piezoeffekt 
dieser Materialien erklärt. Es sollen stark querkontrahierte 
und daher Piezoladungen zeigende Dipolmoleküle einge- 
froren sein, die den Ladungsumschlag durch Verschwinden 
der Piezoelektrizität hervorrufen. Die Theorie wird durch die 
Röntgeninterferenzanalyse des Materials und durch mikro- 
skopische Untersuchungen des elektrischen und des normalen 
Materials gestützt. Man findet eine feine, strahlenförmige 
kristallographische Struktur, die dadurch zustande kommen 
kann, daß die Dipole Kristallkerne bilden. Aber auch nicht 
polare Kohlenwasserstoffe, z. B. Paraffine, zeigen kristalline 
Struktur, ohne daß sie Elektrete bilden können. Außerdem 
hat die Theorie eine Reihe von anderen Schwierigkeiten. 
Abgesehen vom Vorzeichen dürfte dieser Effekt aber nur 
an sehr harten Substanzen auftreten, was nicht der Fall ist. 


374 


Elektrotechnische Zeitschriff 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 1950 


Außerdem hängt der Effekt fast garnicht von der Abkühlungs- 
geschwindigkeit ab, also auch nicht von den auftretenden 
inneren Spannungen, so daß eine Beteiligung des Piezoeffek- 
tes unwahrscheinlich erscheint. Man wird daher die Deutung 
verlassen müssen und vielmehr die beim Abnehmen der 
Feldelektroden auftretenden Oberflächenladungen, die ver- 
hältnismäßig rasch verschwinden, heranziehen müssen. Der 
Unterschied zwischen umkehrenden und nicht umkehrenden 
Elektreten wäre dann lediglich in der Größe der negativen 
Ionen und in den beobachteten Unterschieden der Oberflä- 
chenladung bei verschiedenem Elektrodenmaterial zu suchen. 


c c' \ 
N 
N 
N 
N 
N 
NE 
mm EZE 


Bild 4. In einem leitenden Rahmen 
L sitzen zwei Elektreten B und B’ 
und zwei Schneiden S und S', zwi- 
schen denen ein leitender Faden S 
gespannt ist. Die zu messende 
Spannung Uy liegt zwischen Faden 


F und Rahmen L, Die Anordnung 
entspriht einem Einfadenelektro- 
meter. 


Den Elektreten kommt eine erheblihe praktische 
Bedeutung zu, wenn es gelingt, sie zeitlich genügend 
konstant zu halten. Dazu wird man von den bisher verwen- 


Bild 3. Zwischen zwei Leitern C 
und C’, an denen die zu messende 
Spannung U„liegt, hängt der Elek- 
tret B drehbar an einem in A befe- 
stigten Faden K. Das Feld zwischen 
C und C' ruft eine Drehung des 
Elektreten B hervor, die mit dem 
Spiegel Sp gemessen wird. 


deten Stoffen abgehen und zu Kunststoffen, Glas oder Ke- 


ramik greifen müssen. Es ist bezeichnend, daß sich über der- 
artige Elektrete in der Literatur nichts findet, während raffi- 
nierte Rezepte für die thermische Behandlung von Wadıs- 
Harzgemischen an vielen Stellen angegeben sind, deren 
Erfolg wegen der schlechten Definition der Ausgangsmateri- 
alien von vornherein: zweifelhaft ist. 

Vorschläge zur praktishen Verwendung sind in der 
Hauptsache für den Elektrometerbau zu erwarten. 
Die Bilder 3 und 4 zeigen zwei bereits erprobte Konstruk- 
tionen, die Empfindlichkeiten bis zu 0,5 V/Skalenteil repro- 
duzierbar ermöglichen. Während des letzten Krieges haben 
die Japaner Kondensatormikrophone verwendet, die ohne 
Hilfsspannung auskamen, weil die Membran unmittelbar 
gegen einen Elektreten schwang. Diese Entwicklung ist dann 
von den USA aufgegriffen worden; wesentliche Fortschritte 
sind aber bisher nicht verlautet. 

Zur Präparation von Elektreten ist nicht unbedingt der 
Übergang vom flüssigen zum festen Zustand nötig. Man 
kann geeignete Substanzen vielmehr auch im festen Zustand 
durch ein elektrisches Feld zum Elektreten machen. Damit 
stehen die Stoffe in einer interessanten Parallele zu den 
ferroelektrischen Substanzen, von denen das Seignette-Salz 
seit über 30 Jahren bekannt ist und mit denen sich eine 
große Zahl Schweizer und nordamerikanischer Wissenschaft- 
ler beschäftigt. Eine vergleichende Untersuchung ist aber 
meines Wissens noch nicht erfolgt. 

Schrifttum 


[I] M. Eguchi: Phil. Mag. 49 (1925) S. 178. 

[2) Ss. Mikola: Z. Phys. 32 (1925) S. 32. 
Ein zusammenfassender größerer Bericht findet sich bei F. Gutman: 
Rev. mod. Phys. 20 (1948) S. 457. Uber Ferrodielektrika s. Hau- 
Ber: Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 289. 


Warum dauert es so lange? 


Nicht nur in Europa, auch in den USA. sind die langen 


Zeiten, die man braucht, um einen technischen Gegenstand 
von der Erfindung bis zur Vertriebsreife zu führen, eine 
Quelle steigenden Mißvergnügens bei allen leitenden Inge- 
nieuren. Besonders unangenehm wird die Tatsache empfun- 
den, daß Zeit Geld bedeutet und daß die mit dem Entwick- 
lungsprozeß verbundenen Gemeinkosten und Gehälter von 
Monat zu Monat munter weiter laufen, unabhängig davon, 
wie schnell das Projekt fortschreitet. Es ist deshalb nützlich, 
an historischen Beispielen zu betrachten, wie lange es bei 
berühmten Entwicklungen gedauert hat, und daraus die Fol- 
gerungen zu ziehen, die geeignet sind, die Entwicklung zu 
beschleunigen. 

Edison erhielt im Jahre 1884 ein Patent auf einen Dio- 
den-Spannungsregler, Flemming benutzte eine Diode als 
Radio-Detektor im Jahre 1905, und die ersten Hochvakuum- 
röhren kamen 1913 heraus. Immerhin dauerte es bis zum 
Ende des ersten Weltkrieges, bis die Hochvakuum-Triode im 
Rundfunk eine allgemeine Verbreitung fand. 

Ein zweites Beispiel ist die Induktionsheizung. W. C. 
White hat bereits im Jahre 1919 eine Hochfrequenz-Ofen- 
anlage gebaut. Danach dauerte es noch etwa 20 Jahre, bis 
die Sache ein Geschäft wurde. 

Die Verzögerungen in der Entwicklung sind meist psy- 
chologisch begründet. Oft lassen sich zu Beginn der Entwick- 
lung die vier folgenden Fragen nicht eindeutig beantworten. 

1. Ist ein einträglicher Markt für das Erzeugnis vor- 

handen? 

2. Ist die Zeit günstig für das Wagnis? 

3. Wie hoch sind die vermutlichen Entwicklungskosten 

und wie werden sie sich bezahlt machen? 

4. Wo ist die Organisation, die fähig ist, Entwicklung, 

Herstellung und Vertrieb zu bewältigen? 

Aber wenn auch diese vier Fragen geklärt sind, gibt es 
noch eine Reihe von Verzögerungen. Die wichtigsten sind: 

1. Die Entwicklungsingenieure möchten gerne so lange 

bei der Entwicklung bleiben, bis sie über alles ganz 
es Bescheid wissen. 


! Nah W. C. White: Electronics 22 (1949) S. 66, 


2. Übersehene Fehler zeigen sich erst, wenn das Erzeug- 
nis fertig ist. 

3. Die Stellen, die mit der Erprobung der ersten Muster 
betraut sind, lehnen oft die neuen Ideen ohne genü- 
gende Prüfung ab. 

4. Der Konstrukteur kann sich am Zeichenbrett den Ent- 
wurf nicht genügend plastisch vorstellen. 

5. Laufende Geschäftskonferenzen, das Berichteschreiben 
und private Abhaltungen fördern die nur zu natürliche 
Neigung, etwas auf morgen aufzuscieben. 

6. Nach einer Pechsträhne kommen allgemeiner Uber- 
druß und Ablehnung des Projektes zustande. 

7. Die Fertigungsleute sind natürlich gegen jede Neue- 
rung, weil sie Fabrikationsumstellung mit sich bringt. 

Zur Beschleunigung des Verfahrens ist es notwendig, daß 
zufriedenstellend arbeitende Muster und die dazugehörigen 
Zubehörteile beschleunigt beschafft werden. Die Fähigkeit 
prompt und energisch einer Anregung nachzugehen, wenn 
die Begeisterung noch frisch und groß ist, stellt einen sehr 
wichtigen Faktor dar. Über den Fortgang der Entwicklung 
sind alle Leute zu informieren, die den Gegenstand fördern 
können. Alles muß getan werden, die ersten Versuche und 
Untersuchungen günstig zu gestalten, da sonst große Erwar- 
tungen in Zweifel umschlagen. Es ist notwendig, schnell eine 
Probeserie in den praktischen Betrieb zu bringen, da dieser 
allein über die Brauchbarkeit entscheidet. Die ursprüngii- 
chen Anwendungsgebiete sollen möglichst einfach sein, es 
wird sowieso genug Komplikationen und unvorhergesehene 
Schwierigkeiten geben. Es ist leichter, eine vollkommen neue 
Idee als unbedeutenden Zusatz zu einem bereits vorhande- 
nen Erzeugnis einzuführen, als eine gänzlich neue Erfindung 
durchzusetzen. Eine nur scheinbar kleine Änderung ist weni- 
ger abschreckend und das Risiko ist kleiner. 

Zwei oder drei Jahre müssen wie eine lange Zeit erschei- 
nen, um den Traum von einer einfachen Idee zu verwirkli- 
chen, aber ein Jahrhundert vorher konnte der Träumende von 
Glück sagen, wenn er lange genug lebte, um seine Ideen ver- 
wirklicht zu sehen. Es dauert immer noch lange, aber es 
sind schon große Fortschritte gemacht worden. 

L. Merz 


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15. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


375 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.311.22 (73) 
Ausbau des Sevaren-Kraftwerkes. [Nach Combustion, N. Y., 
21 (1949) Nr. 1, S. 30; 8 S.] 

Das neue Kraftwerk der Public Service Electric and Gas 
Co. of New Jersey liegt an einer Bucht des Atlantischen 
Ozeans zwischen Staten Island und der New Jersey-Küste 
im Stadtgebiet von Woodbridge. Die ganze Anlage umfaßt 
vier Turbogeneratoren mit je einem Kessel und den zuge- 
hörigen Hilfsmaschinen und Einrichtungen. Zusammen be- 
trägt die installierte Leistung 425 000 kW. Zwei Maschinen- 
sätze von je 100 000 kW sind bereits im Betrieb, während ein 
dritter jetzt in Betrieb geht und der vierte mit 125000 kW 
in Auftrag gegeben wurde. 

In dem Werk wird mit einem Dampfdruk von 105 
kg/cm? und 565 °C vor den Regelventilen der Turbinen ge- 
arbeitet. In den ersten zwei Maschinensätzen wird der 
Dampf unmittelbar bis auf den Kondensatordruck entspannt, 
während der vierte Satz auf 540 °C zwischenüberhitzt wird. 
Man zapft die Turbinen achtmal für die Speisewasservor- 
wärmung an, wobei das Wasser auf 235 °C erwärmt wird. 
Der Anzapfdampf der ersten Stufe hat 31,5 kg/cm?, der der 
achten Stufe 0,35 kg/cm?. Die Hilfsgeneratoren liefern den 
Strom für sämtliche elektrisch angetriebenen Hilfsmaschinen. 
Bei Kühlwasser von 13 °C soll der Kondensatordruck 38 Torr 
betragen. 

Die Gesamtanlage baut sich sehr einfach und übersicht- 
lih auf. Jeder Turbosatz hat nur einen einzigen Kessel; es 
gibt keine Querverbindungen für Dampf und Wasser. Jede 
der vier Einheiten ist ein in sich geschlossenes Kraftwerk, 
das aus Turbine, Haupt- und Hilfsgenerator, Kessel, Schorn- 
stein, Hilfsmaschinen und Wärmeaustauschern besteht. Der 
größte Teil der Kesselanlage steht im Freien, während nur 
die Bedienungsseiten sich in einem Gebäude befinden, in 
dessen oberem Teil die Kohlenbunker untergebracht sind. 
Die Kohlenmühlen liegen unterhalb des Bedienungsflurs. 
Für je zwei Maschinensätze sind die Bedienungs- und Über- 
wachungsgeräte in einem abgeschlossenen Raum innerhalb 
der Maschinenhalle zusammengefaßt. Der Wärter kann durch 
zwei große Fenster die gesamte Anlage übersehen. 

Die Nennleistung des Kessels beträgt 385 t/h, die sich 
für 4 h auf 430 t/h steigern läßt. Die Schlacke wird im Bo- 
den ununterbrochen flüssig abgezogen. In zwei Höhenlagen 
sind kombinierte Tangential-Kohlenstaub-Heizölbrenner an- 
geordnet. In der Senkrechten sind die Brenner schwenkbar, 
damit sie die Höhenlage der Flamme beeinflussen können, 
wodurch man die Temperatur der Heizgase vor Eintritt in 
den Berührungsteil des Kessels regeln und verhindern kann, 
daß flüssige oder teigige Schlackenteilhen an die Rohre 
kommen. Der Dampf wird in zwei Stufen überhitzt. Die 
Dampftemperatur läßt sich durch teilweise Umgehung des 
zweiten Überhitzerpaketes mit Hilfe von elektrisch betrie- 
benen Rauchgasklappen genau regeln. Ein dreiteiliger Speise- 
wasservorwärmer ist dem UÜberhitzer nachgeschaltet, dem 
sih ein Ljungström-Luftvorwärmer anschließt. Kesselge- 
bläse und Staubabscheider stehen zwischen Kessel und 
Schornstein im Freien. Die Feuerregelung wird selbsttätig 
betrieben; die Rußbläser arbeiten mit Preßluft. 

Von den Turbinen werden mit 3600 U/min ein Haupt- 
generator von 100000 kW Nennleistung und ein Hilfsgene- 
rator von 7500 kW Nennleistung angetrieben. Die Hoch- 
drukturbinen sind zweigehäusig; die Niederdruckturbinen 
sind teils zwei-, teils dreiflutig. Während die Hauptgenera- 
toren Wasserstoffkühlung haben, werden die Hilfsgenera- 
toren mit Luft gekühlt. Die kurze Hochdruck-Dampfleitung 
zwischen Kessel und Hauptturbine ist vollkommen ge- 
shweißt. Die einzigen Flanschverbindungen, die von der 
hohen Frischdampftemperatur berührt werden, liegen in den 
Verbindungsrohren zwischen Turbinen-Regelventilen und 
Oberteil der Hochdruckturbine. Zwischen Kessel und Tur- 
binen-Schnellschlußventil wurden keine Absperrorgane ein- 
gebaut. ts 


DK 621.316.1.027.2 : 621.316.93 

Isolationsniveau und Isolationsabstimmung in Niederspan- 

nungsanlagen. — [Nach C. E. Olsson: Chalmers Tekniska 

9 Kolas Handlingar, Nr. 42, Göteborg (1945); 42 S., 23 B., 
T.] 


Der Verfasser stellte Leitermaterialien und verschie- 
dene Geräte aus Niederspannungsanlagen zu Versuchsanord- 
nungen zusammen, die mit Stoßspannung (1| 50 us) geprüft 
wurden. Mit dem Kathodenstrahl-Oszillographen nahm er 
die Spannungs-Zeit-Kennlinien auf. Zweck der Versuche war 
u. a, die zweckmäßigste Anordnung der Anlageteile mit 
ihren verschiedenen Isolationskennlinien zu ermitteln und 
möglichst schon durch die schwächere Isolation die stärkere 
zu schützen, indem der Durchschlag an zugängliche, ungefähr- 
liche Stellen verlegt wird. Weiter sollten die Forderungen 
studiert werden, die an Funkenstrecken und Ableiter zu stel- 
len sind. | 

Bekanntlich verursachen innere Überspannungen durch 
Schaltvorgänge und Isolationsfehler kaum Unzuträglichkei- 
ten, während auch in Niederspannungsanlagen mit ihrem 
sehr unterschiedlichen betrieblichen Isoliervermögen die 
äußeren UÜberspannungen durch Blitzwirkungen große Schä- 
den, Brände und Unfälle hervorrufen!. Das von Olsson 
untersuchte Material bestand aus Zählern, Kochplatten, 
Kuhlo-Drähten, Kuhlo-Abzweigdosen, gummiisolierten Dräh- 
ten in Eisenrohren ohne äußere Isolation, Erdkabeln, Siche- 
rungen und Ableitern. 


È 
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E 
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f 


1, 2 verschied. Ableiter 5 dgl. ohne Schutzerdung 
3 Kochplətte 6 papierisol. Kuhlodrähte 


4 kWh-Zähler m. Schutzerdung 7 Kuhlo-Abzweigdose 
Bild 1. Spannung-Zeit-Kurven bei negativer Stoßwelle. 


Die Meßergebnisse (vgl. Bild 1) zeigen, daß der Unter- 
schied im Isoliervermögen zwischen verschiedenen Teilen 
der Installation ganz beträchtlich ist. Die Spannungsgrenz- 
werte variieren von etwa 3 kV für Kochplatten bis zu 50 kV 
für Erdkabel und Drähte für Inneninstallationen. Zähler 
neuerer Typen haben Grenzwerte von 5..7 kV, ältere Typen 
3,5..5 kV, und zwar mit oder ohne Schutzerde. Diese Ver- 
schiedenheiten sind besonders ausgesprochen bei Prüfwellen 
mit Amplituden unter 40 kV. Bei höheren Amplituden läßt 
sich eine verläßliche Abstufung in den heutigen Anlagen 
nicht erreichen, es ist auch unwahrsceinlich, daß die heuti- 
gen Ableiter bei einem Spannungsanstieg dieser Amplitude 
und Steilheit zuverlässig arbeiten. Die Kurven von Olsson 
zeigen, daß UÜberspannungsableiter lediglich bei niedrigen 
Wellen gut schützen. Will man die gegenwärtigen Äbleiter 
für einen allgemeinen Schutz geeignet machen, wird man 
das Isolationsniveau der Anlagen erhöhen müssen. Eine an- 
dere Lösung wäre ein Spannungsschutz anderer Konstruk- 
tion. Nach dem Verfasser hängt der Erfolg damit allerdings 
weitgehend davon ab, ob sich beim Entladungsrohrableiter 
ein höherer Widerstand erzielen läßt, der die Schutzfunken- 
strecke entbehrlich macht. 


1 Systematische Statistiken über Art und Traqweite solcher Überspan- 
nungsschäden in Niederspannungsanlagen liegen leider nicht vor. 


376 


Bemerkung des Berichters: Nach Einführung der Schutz- 
schaltung und folgerichtigem Einbau von Überspannungs- 
ableitern in Niederspannungsnetzen stellte sich in den Jah- 
ren 1929/33 bei systematischer Überprüfung schon nadh 2... 3 
Jahren heraus, daß 60...70% der Schutzschalter inaktiv wa- 


ren und die Äbleiter eher Fehlerquellen als Schutzmittel’ 


bildeten. Durchschläge an den Fehlerstromspulen waren die 
Hauptursahe; der Einbau eines kleinen Röhrenableiters 
(Gasfunkenstrecke) in den Schutzschalter brachte Abhilfe. 
Die meist durch nachfolgenden Betriebsstrom und stehenden 
Erdschluß verbrannten ersten Ableitermuster in der Freilei- 
tung wurden beseitigt; möglichst jeder Hausanschluß, auch 
wenn kein Schutzschalter mit Ableiter vorhanden war, er- 
hielt einen zweckmäßigen Überspannungsableiter. Leider 
wurde dieser Einbau nach 1939 eingestellt. Berührungsschutz, 
Feuerschutz und Überspannungsschutz sind in Niederspan- 
nungsanlagen nicht zu trennen. Befriedigende Lösungen sind 
offenbar noch nicht gefunden; sie werden auch von der be- 
sprochenen Arbeit nicht gebracht. Mu 


Transformatoren 
DK 621.314.2 : 621.315.59 
Die Verwendung von Thyrite in Leistungstransiormatoren. 
[Nach J.R.Meador:Electr. Engng. 69 (1950) S. 52; 1 S.,1 B.] 

Zur Verbesserung der Stoßspannungsverteilung in den 
Wicklungen von Transformatoren empfiehlt der Verfasser 
an Stelle der bisher üblichen Steuerung durch metallische 
Schirme die Parallelschaltung von Scheiben aus Thyrite zu 
den hochbeanspruchten Wicklungsteilen. Thyrite ist ein 
anorganisches Widerstandsmaterial, dessen Stromaufnahme 
mit einem hohen Exponenten der angelegten Spannung zu- 
nimmt. Es wird schon seit Jahren für die Widerstands- 
säulen von UÜberspannungsableitern verwendet. 

Neu ist an dem Vorsclag des Verfassers, daß er die 
Thyritescheiben unter Ol unmittelbar parallel zu den zu 
schützenden Wicklungsteilen von Spartransformatoren, Zu- 
satz- oder Regeltransformatoren einbaut, so daß diese durch 
die Thyritescheiben überbrückt werden. Bei auftreffenden 
Überspannungen wird daher die Spannung zwischen Ein- 
gang und Ende, z. B. der geschützten Regelwicklung, auf 
ein ungefährliches MaB begrenzt. Wenn aber die gegen- 
seitige kapazitive Kopplung zwischen den einzelnen Spu- 
len des überbrückten Wicklungsteiles nur lose ist, können 
trotzdem noch erhebliche Spannungsbeanspruchungen inner- 
halb der Wicklung infolge zu starken Durchhanges der 
Spannungsverteilung auftreten. Die Spannungsverteilung 
läßt sich nun dadurch weitgehend verbessern, daß man so- 
wohl den Thyritewiderstand als auch die Wicklung gleich- 
mäßig unterteilt und die Anzapfungen der Wicklung mit 
den entsprechenden Punkten des Thyritewiderstandes ver- 
bindet. Bei genügend feiner Unterteilung kann man auf 
diese Weise die Durchhänge in der Spannungsverteilung 
praktisch beseitigen. Selbstverständlich müssen die Thyrite- 
scheiben so ausgelegt werden, daß sie den bei Betriebs- 
spannung über sie fließenden schwachen Belastungsstrom 
dauernd führen können. Auch den bei der Windungsprobe 
kurzzeitig auftretenden höheren Beanspruchungen müssen 
sie thermisch ebenso wie den höchsten Beanspruchungen bei 
auftreffenden Überspannungen gewachsen sein. Unter der 
Voraussetzung, daß diese Bedingungen auch wirklich einge- 
halten werden können, ist die Schutzwirkung der empfoh- 
lenen Anordnung nicht zu bezweifeln. Allerdings ersetzt sie 
nicht den parallel zu der Hochspannungsdurchführung gegen 
Ende geschalteten Überspannungsableiter, sondern ergänzt 
lediglich seine Schutzwirkung. Els 


DK 621.314.222.3 : 621.319.4 
Die Konstruktion von Kapazitäts-Spannungswandlern. [Nach 
E. Billig: Proc. Instn. electr. Engrs. 96 II (1949) S. 793; 
10 S., 4 B] 

Da der Bau von Spannungswandlern mit geschlossenem 
Eisenkern bei Höchstspannungen teuer ist, empfiehlt E. Bil- 
l ig für Spannungen von 66 kV und darüber als wirtschaft- 
lichere Lösung die sog. Kapazitäts-Spannungswandler. Ein 
solcher Wandler besteht (Bild 2) aus einem kapazitiven Span- 
nungsteiler (Cyr, Cz) in dessen Unterspannungskreis eine 


Drosselspule (L) geschaltet ist, deren Induktivität für die Fre- 
quenz der zu messenden Hochspannung auf Resonanz mit der 
Kapazität C = (Cy + C,) abgeglichen wird. Dadurch wird 
der durch den Laststrom der Bürde in der Ilochspannungs- 
kapazität erzeugte Spannungabfall kompensiert, so daß der 
Übersetzungs- und Winkelfehler der Meßanordnung außer 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 14 


| 


' 
J5. Jul: e: 
i 


vom cos des Belastungsstroms nur noch von den restliher. ' 

Widerständen abhängt. Bei reiner Wirklast läßt sich = 

diese Weise der Winkelfehler, bei stark induktiver Bei: 

stung der Übersetzungsfehler außerordentlich klein halten. . 

Die Kapazität C des Spannungteilers ergibt sich aı: 
ässi fehler a’ > Ben 

dem zulässigen Übersetzungsfehler a’ zu C 2 Ja oZ’ 


Eo der Verlustfaktor des Hochspannungskor: ' 


ô — pe 
H oC yR H 
densators und ô, = R/Xe = œC R, derjenige der Drossti 


ist, während Z die Impedanz der Bürde bedeutet. Um nit 
zu große Kapazitätswerte und damit zu teure Kondensatoren: 
zu erhalten, schaltet der Verfasser vor die Bürde noch einer 
Zwischentransformator, der den durch den Laststrom i: 
Hochspannungskreis entstehenden Spannungsabfall ent- 
sprechend seinem Übersetzungsverhältnis reduziert. Diesen 
Vorteil des Zwischentransformators steht der Nachteil ct- 
genüber, daß die Meßanordnung schon bei Leerlauf dur 
den Magnetisierungsstrom des Zwischentransformators be- 
lastet wird, was sich besonders auf den Winkelfehler ur-! 
günstig auswirkt. Der Eisenkern des Zwischentransformato's: 
muß deshalb mit geringer Sättigung ausgeführt werden. ' 
An Hand von Vektordiagram- 

men für Leerlauf, rein ohmscr 

Vollast und stark induktive Beic- 


= L stung berechnet der Verfasser d.® 
au | Größe der Übersetzungs- und Win- 
c | kelfehler sowohl für den Fall, de? 
i die Kompensationsdrossel L àvi 
der Hochspannungsseite des Zw:- 


schentransformators liegt, wie at? 
für den weniger günstigen Fall, d:: 
die Drossel in den Unterspa-- 
nungskreis des Zwischentransi.!- 
mators geschaltet ist. 

Für die Bemessung der Kapazität C im ersteren Fall w::! 
bei gegebenem zulässigen Übersetzungsfehler a’ die Fort:. 
angegeben 


wo 


Bild 2. Kapazitäts-Spannungs- 
wandler. 


c>_ð —_ Ht?) _ 
2.02 ee oZ 


Hierin ist Rp = (Rı + Rə) die Summe der Wicklungsw:de:- 
stände des Zwischentrafos, bezogen auf dessen Obersp:i- 
+ ò 
Der Ausdruck ——g- = k enthält nur bs- 
2«’ == 7 


kannte Größen, so daß es möglich ist, mit Hilfe der 9b:9-° 
Ungleichung die Größe von C zu berechnen. Ist ni das Uve: 
setzungsverhältnis des Zwischentransformators, ne = CCP 
dasjenige des kapazitiven Teilers, so ergibt sich die er 
derliche Blindleistung des Hochspannungskondensators t- 

a De, . N, wenn N die Leistung der Bürde t“ 


nungsseite. 


H = 
deutet. Bei gegebenem Gesamtübersetzungsverha.'r- 
n = nc Ni nimmt daher die Leistung des Hochspannun" 
kondensators etwa umgekehrt proportional mit dem Ut-.: 
setzungsverhältnis n; des Zwischentransformators ab. 

Für eine 66 kV-Anlage wird als günstigstes Übers! 
zungsverhältnis ein Wert von ni = 100 gefunden. Die v 
forderlihen Kapazitäten des Hochspannungsleiters betr«"" 
ın diesem Falle CH = 10500 pF, CL = 52700 pF. Der a.“ 
Übersetzungsfehler bei Vollast wird unter gewissen Ann&: 
men über die Verlustwiderstände zu 1,37 °/o errechnet. 

Die berechneten großen Kapazitäten können prakt- 
nur durch entsprechend lange Kabelstücke hergestellt w»: 
den. Will man daher zu kleineren Kapazitäten, etwa in ` 


von Kondensatordurchführungen, und damit zu wirtst. 


licheren Lösungen gelangen, so wird man versuchen mus“. 


die Verluste der Meßanordnung (ò) noch wesentlich ?- 
senken. Eis 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.317.72.027.7 
Verfahren zur Messung kleiner Gleichspannungen. |>?" 
H. H. -Rust u. H. Endesfelder: Z. angew. Phr- 
(1950) S. 39; 3 S., 3 B.] | | 
Die Verfasser veröffentlichen Untersuchungen u” » 
Verfahren zur technischen Messung kleiner Giei®s; `! 


15. Juli 1950 


nungen (etwa 10-6 V), wobei im Gegensatz zum praktisch nur 
im Laboratorium (wegen der Einstellzeit und Unhandlichkeit) 
anwendbaren Spiegelgalvanometer keine Einstellzeit benö- 
tigt wird, also auch schnell zeitveränderliche (pulsierende) 
Gleihspannungen erfaßt werden können. — Es wird zunächst 
dargelegt, daß die Meßempfindlichkeit eines Meßsystems 
ganz allgemein nicht beliebig weit getrieben werden kann 
wegen der thermisch bedingten Bewegung der Moleküle um 
aas Meßwerk und der Elektronen im Leiterinnern. Nach kur- 
zer Würdigung verschiedener Verstärkungseinrichtungen 
wird gezeigt, daß dann eine hohe Meßempfindlichkeit zu 
erzielen ist, wenn ein Wechselstrom-Röhrenverstärker be- 
nutzt werden kann. Die Umformung der zu messenden 
Gleichspannung in Wechselspannung wird derart vorgenom- 
men, daß die unbekannte Spannung als Speisespannung für 
ein Kohlemikrophon dient und daß dieses mit konstanter 
Frequenz und Amplitude beschallt wird gemäß Bild 3. In- 


(1/18) 


Mi Kohlenmikrophon, Sch Schallgeber mit Generator 
V Verstärker, W äußerer Mikr.-Nutzwiderstand 


Bild 3. Anordnung zur Messung kleiner Gleichspannungen. 


folge des sehr hohen Übertragungsmaßes! von Kohlemikro- 
phonen wird die auf diese Weise in Wecdselspannung umge- 
formte Gleichspannung beträchtlich verstärkt über den Mi- 
krophon-Nutzwiderstand dem Eingang des Wechselstromver- 
stärkers zugeführt. Am Ausgang des Verstärkers wird über 
Gleihrichter mit Drehspulinstrument gemessen. Mit Hilfe 
einer solchen Anordnung ist bei Verwendung eines aperio- 
dishen Verstärkers eine Gleichspannung von 10-6 V zu mes- 
sen. Das Verfahren eignet sich infolge des relativ kleinen 
Eıngangswiderstandes, der bei einigen hundert Ohm liegt, 
vorzüglich zur Messung kleiner Spannungen von Quellen mit 
keinem inneren Widerstand, wie z. B. elektrische Tempe- 
raturmessungen mit Thermoelement, Lichtmessungen mit 
Sperrshichtphotozelle u. ä& Die erstaunliche Brauchbarkeit 
des Kohlemikrophons erklärt sich aus dem definierten Enge- 
widerstand und dem minimalen Mikrophonstrom, der durch 
die kleinen Spannungen zustande kommt. Infolge dieser 
kleinen Ströme ist man weit entfernt von den sonst üblichen 
Mikrophon-Betriebsbedingungen, bei denen die einzelne 
Kontaktstelle hohe Kontaktspannung zu übernehmen hat 
und infoigedessen große Erwärmungen der Kontaktstellen 
auftreten; so ist es auch erklärlich, daß nur das feine, gleich- 
mäßige Rauschen bei der untersuchten Meßeinrichtung festge- 
stellt wurde, das Meyer und Thiede? bei Kohleschicht- 
Widerständen fanden. Der große Vorteil des Meßverfahrens 
liegt nicht allein in der Möglichkeit, technisch sehr niedrige 
Gleihspannungen zu messen, sondern in der kleinen Ein- 
stellzeit. Vorteilhaft ist ferner, daß sich die zu messende 
Gleihspannung beliebig ändern kann von Null bis zu einer 
Pulsationsfrequenz, die unterhalb der Beschallungsfrequenz 
des Mikrophons liegt. Vb 


F DK 621.317.332.088.22 
Inhomogenitäten als Fehlerquelle bei konzentrischen Meß- 
leitungen zur Impedanzmessung [Nah M. H. Oliver: 
Proc. Instn. electr. Engrs. III 97 (1950) S. 29; 10 S., 12 B.] 

Zur Messung von Impedanzen benutzt man im Frequenz- 
bereich von etwa 100 bis 3000 MHz allgemein eine Anord- 
nung, wie sie in Bild 4 schematisch dargestellt ist: das Meß- 
objekt bildet den Abschluß eines dämpfungsfreien, von 
eınem frequenzkonstanten Generator gespeisten Leitungs- 
zuges, der aus einer geschlitzten konzentrischen Mebßleitung 
mit verschiebbarem kapazitivem Abtaster und einem Ver- 
bhindungsstück gleichen Wellenwiderstandes besteht. Durch 
Verschieben des Abtasters, dem ein Detektor mit Anzeige- 
Instrument nachgeschaltet ist, längs der mit einer Längen- 
skala versehenen Meßleitung gewinnt man ein eindeutiges 
Bild der Spannungsverteilung auf der Leitung, das die Be- 


-e u lu. 


!R. Holm: Die technische Physik d. elektr. Kontakte. Berlin 1941. 
'E.Meyeru.H. Thiede: Elektr. Nadır.-Tedn. 12 (1935) S. 237. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


377 


rechnung von Wirk- und Blindkomponente des Meßobjekts 
ermöglicht. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, 
welchen Einfluß eine Inhomogenität innerhalb des Verbin- 
dungsstüks (z. B. Isolierstütze, Innenleitersprung, Außen- 
leitersprung, Exzentirizität des Innenleiters, Abweichung von 
der Zylinderform) auf das Meßergebnis hat und mit welchen 
meßtechnischen Möglichkeiten man sie erfassen kann. In 
der Praxis muß man Meßobjekte mit sehr unterschiedlichen 


Anzeige-Instr. 
> 


Abtaster~ mit Skala 


Verbindungsstück HF- 


Messobjekt 
Generator 


Bild 4. Meßanordnung. 


Querschnitten an die Meßleitung anschalten, was eine ganze 
Anzahl verschieden gebauter Verbindungsstücke erfordert. 
Die Lösung des Problems ist daher praktisch bedeutsam. 

Meßtechnische Methoden zur Untersuchung eines vor- 
gegebenen Verbindungsstücks sind: 


1. Schmalbandmethode: Das Verbindungsstück 
wird an die Meßleitung angeschaltet und an seinem ande- 
ren Ende durch eine Kurzschlußplatte (Impedanz Null) ab- 
geschlossen. Man variiert nun die Frequenz innerhalb + 5 %/o 
um jeweils gleich große Stufen und stellt zu jeder Stufe mit 
Hilfe des Abtasters die Lage des Spannungsminimums (Kno- 
ten) auf der Meßleitung fest. Während bei einem völlig 
homogenen Verbindungsstück der Knoten jeweils um ein 
gleich großes Stück auf der Meßleitung wandert, ist dies 
beim Vorhandensein einer Inhomogenität nicht der Fall. 

2. Breitbandmethode: Man benutzt die gleiche 
Meßanordnung wie bei der Schmalbandmethode, variiert 
jedoch die Frequenz stetig über einen möglichst großen 
Frequenzbereich; zu jeder Frequenz liest man auf der Län- 
genskala der Meßleitung die Lage des n-ten Knotens ab und 
trägt diese Werte, vermindert um den Betrag nå/2, über der 
Frequenz auf. Die so gewonnene Knotenverschiebungskurve 
hat in vielen Fällen angenähert die Form einer sin?-Kurve 
und erlaubt Aussagen über Art, Größe und Lage eines die 
Inhomogenität verkörpernden Ersatzblindwiderstandes in- 
nerhalb des dann als homogen zu betrachtenden Verbin- 
dungsstückes; ferner kann man die elektrische Länge des 
Verbindungsstückes für jede Frequenz des Variationsberei- 
ches angeben. Die Kurve hat bei Fehlen jeglicher Inhomo- 
genität die Form einer horizontalen Geraden. 


3: Methodemitvariier- 
barem Blindwiderstand. 
Bei der hierzu benötigten Meßan- 
ordnung ist die Kurzschlußplatte, 
i i ; die bei den eben besprochenen Me- 
l1 ——e 12 > thoden den Abschluß des Verbin- 
dungsstüks und damit des 
Bild 5. Verlustfreier gesamten Leitungszuges bildete, 
symmetrischer Vierpol. durh eine Blindleitung er- 
setzt; diese enthält einen längs einer Skala verschiebbaren 
Kurzschluß. Bei festgehaltener Frequenz verschiebt man 
den Kurzschluß Punkt für Punkt über eine halbe Wellen- 
länge, liest jeweils die Lage des n-ten Knotens ab und trägt 
die Differenz beider Verschiebungen über der Verschiebung 
des Kurzschlusses auf. Unter der Voraussetzung, daß der 
Ubergang vom Verbindungsstück zur Kurzschlußleitung ohne - 
Querschnittsänderung erfolgt, lassen sich aus einer derarti- 
gen Knotenverschiebungskurve auf analytischem Wege die 
drei Parameter lı, lə und Blindleitwert Y des verlustfreien 
symmetrischen Vierpols des Bildes 5 (Ersatzschaltbild für das 
eine Inhomogenität darstellende Verbindungsstük) exakt 
bestimmen. Die Methode gibt für jede Frequenz des mit der 
Anordnung erfaßbaren Bereiches Aufschluß über alle Fragen, 
die bei einem Verbindungsstück auftreten: Vorhandensein, 
Art, Größe und Ersatzschaltbild einer Inhomogenität sawie 
Größe des dadurch verursachten Meßfehlers. In einem aus- 
führlichen Anhang behandelt der Verfasser die mathemati- 
schen Zusammenhänge; für die Gleichung der Knotenver- 
schiebungskurve wird eine für die Praxis ausreichende Nähe- 
rungsform angegeben. 


378 


Abschließend ist kritisch zu vermerken, daß die Knoten- 
punktverschiebungsmethode auf Arbeiten von H. Meinke 
und Weissfloch in den Jahren 1942 bis 1944 zurückgeht 
und heute in der Form rasch und einfach anwendbarer Ver- 
fahren zum unentbehrlihen Handwerkszeug des Hodhfre- 
quenzingenieurs gehört. Uber die in der Arbeit nur ganz 
am Rande gestreiften Fragen der mit konzentrischen MeßB- 
leitungen erzielbaren Genauigkeit sowie über die Anwen- 
dung der Knotenpunktvershiebungsmethode zur Unter- 
suchung des Wellenwiderstandsverlaufes von Leitungen 
geben Abhandlungen von H. Meinke! eingehend Aufschluß. 
) Fs 


DK 621.317.32.027.21 
Ein Verfahren zum Aufzeichnen kleiner Gleichspannungen 
mit Tintenschrift. [Nah W.Geyger: Arc. elektr. Übertr. 3 
(1949) S. 165; 8 S., 10 B.] 


Bisher konnten sehr kleine, z. B. von Thermoelementen 
oder Strahlungspyrometern erzeugte Gleichspannungen von 
etwa 0,1..1 mV nur unter Verwendung eines hochempfind- 
lichen Nuligalvanometers aufgezeichnet werden, das auf 
mechanische oder elektrische Verstärkereinrichtungen (z. B. 
Fallbügel-, Bolometer- oder Photozellenanordnungen) ein- 
wirkte. Diese Meßart ist aber erschütterungsempfindlich 
und auf Fahrzeugen und Schiffen nicht brauchbar. Als un- 
empfindliches Gerät, das rein elektrisch, ohne mechanisch 
bewegte Teile arbeitet, beschreibt W. Geyger einen ge- 
gengekoppelten Gleichstromverstärker mit gleichstromvor- 
magnetisierten Drosselspulen und gittergesteuerten Elek- 
tronenröhren. 

Die Meßanordnung enthält in Hintereinanderschaltung 
die zu messende Spannung, einen magnetischen Nullistrom- 
verstärker, einen Elektronenröhrenverstärker und einen 
phasenempfindlichen Gleichrichter. Der Ausgangsstrom durch- 
fließt einen Drehspul-Tintenschreiber und einen Kompensa- 
tionswiderstand; dessen Spannungsabfall wird dem Eingang 
gegenphasig zur Meßspannung wieder zugeführt. Der von 
der Differenzspannung hervorgerufene Ausgleichsstrom wird 
im Nullstromverstärker in Wechselstrom umgesetzt, ver- 
stärkt und auf den phasenempfindlihen Gleichrichter ge- 
geben. 

Änderungen der Netzspannung, des Gleichrichters oder der 
Röhrendaten gehen praktisch nicht in das Meßergebnis ein. 
— Dies Verfahren kann bei entsprechender Abwandlung der 
Meßanordnung auch für eine verlustlose Strommessung oder 
für eine spannungsunabhängige Widerstandsmessung ange- 
wendet werden. Eb 


Verkehrstechnik 


Elektrisierung der Strecke Stuttgart—Bietigheim. [Nach B. 
Boehm: Elektr. Bahnen 21 (1950) S. 101; 1 S., 2 B.] 


Im Rahmen der Umstellung der Bahnstrecke Stuttgart— 
Bietigheim auf elektrischen Betrieb sind auf dem 14 km lan- 
gen, viergleisigen Abschnitt Stuttgart—Ludwigsburg bereits 
zwei Gleise elektrisiert. Der Umbau der anderen beiden 
‘Gleise sowie der restlichen rd. 10 km langen, dreigleisigen 
Strece bis Bietigheim ist im Gange. Zunächst wird aber nur 
der Vorortverkehr Nutzen daraus ziehen können. Der Bahn- 
hof Bietigheim ist schon so stark belastet, daß ein Umsetzen 
von Lokomotiven der aus der Richtung Bruchsal und Heil- 
bronn kommenden Reise- und Güterzüge zu große Schwierig- 
keiten machen würde. Man will sich vorerst auf etwa stünd- 
lichen Vorortverkehr mit Bietigheim beschränken und schätzt 
den jährlichen Energiebedarf für diese Strecke auf 4 Mio kWh. 
Ein neues Unterwerk soll errichtet werden. Die Arbeiten 
werden rd. 5 Mio DM kosten und sollen am 1. 10. 1950 be- 


endet sein. Vth 
. DK 628.971 
Straßenbeleuchtung und Fahrzeugscheinwerfer. [Nach Bull. 


schweiz. elektrotechn. Ver. 41 (1950) S. 15; 2 S.] 


Den Neuerungen in der Entwicklung von Kraftfahr- 
zeug-Scheinwerfern haften vorerst noch Nachteile an, die 
der praktischen Einführung entgegenstehen. Dies gilt auch 
für den „sealed beam"-Scheinwerfer in Amerika für die An- 
wendung polarisierten Lichtes. Das Schweizerische Beleuc- 


IH. Meinke: 
Z. (1948) S. 233; 9 S. 


Arch, elektr. Ubertr. I (1947) S. 101; Fernn.-tedın. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 19% 


tungs-Komitee empfiehlt als verkehrsmäßig und lichtted- 
nisch weitaus bessere Lösung die Schaffung guter ortsfester 
Beleuchtungsanlagen auf Ausfall- und Uberlandstraßen } 
Weitgehende Blendungsfreiheit, Gleihmäßigkeit der Aus- 
leuchtung und die Einhaltung der Leitsätze des SBK sind Vor- 
aussetzungen einer guten Straßenbeleuchtung. Je nach der 
Verkehrsdichte sehen diese Leitsätze mittlere Beleuchtung- 
stärken von 3 bis zu 30 lx und Mindest-Beleuchtungsstärken 
von 0,5 bis 8 lx (an der jeweils dunkelsten Stelle) auf inner- 
städtischen Verkehrsstraßen vor. Bei Verkehrsstraßes 
außerhalb des Stadtbereichs genügen als Mittelwert 3..8 ik, 
als Mindestwert 0,7... 1,5 Ix. Metalldampflampen verdienen $ 
wegen der geringen Leuchtdichte, der höheren Wirtschaftlid- 
keit und der guten Sehbedingungen den Vorzug. Quecksil- 
berdampf-Misclicht-, Natriumdampf-Mischliht- und reine 
Natriumdampflampen-Anlagen haben sich in vielen Länders 
bereits während der dreißiger Jahre als Verkehrsbeleud- 
tung von Geschäfts-, Ausfall- und Überlandstraßen (entspre- 
chend der Reihenfolge der eben erwähnten Anlagen) be 
währt. Das Verhältnis von Lichtpunkthöhe zu Lichtpunktab-! 
stand muß einen vernünftigen Wert haben. Der Ehrgeiz, 
übertrieben große Lichtpunktabstände durch optische Hilfs-! 
mittel zu ermöglichen, ist nicht angebracht, wenn dann Ver- 
kehrsteilnehmer geblendet werden können. Die Straßenbe-! 
leuchtung soll es den Kraftfahrern ermöglichen, ohne die Be- | 
nutzung der Fahrzeug-Sceinwerfer mit Sicherheit die ge 
samte Fahrbahn zu übersehen und Hindernisse rechtzeitig- 
und mühelos zu erkennen. Vi 


Fernmeldetechnik 


Ein neues Knallschutzgerät. 


In Fernsprechanlagen können durch atmosphärische Ent- 
ladungen und Starkstrombeeinflussungen Störspannungen 
auftreten, die durch besondere Schutzeinrichtungen so weit 
begrenzt werden, daß die Anlage nicht beschädigt wird. Die 
noch verbleibenden Störspannungen — es handelt sich hier 
im wesentlichen um Knallstörungen — machen sich jedod 
i Fernhörer derart bemerkbar, daß Gehörschädigungen be- 
sonders beim Vermittlungspersonal auftreten können. Wei 
tere Störungen können durch Aufschalten von Rufspannung 
infolge von Fehlschaltungen hervorgerufen werden. Zu 
Begrenzung dieser Störspannungen wurde ein neues Knall- 
schutzgerät entwickelt (Bild 6, AEG), das neben seiner ein- 
fachen Ausführung auch noch den Vorzug hat, daß es nidt 
mehr überwacht werden muß, wie das bei dem bisher ver- 
wendeten Glimmschutzgerät und Fritter notwendig war. 


Die Untersuchung von Trok- 
y kenplatten-Gleichrichtern hat 
gezeigt, daß unter Ausnutzusg 
des Kennlinienknicks von Spe 
zial-Selengleichrichtern Stör 
spannungen auf etwa 2 V be 
grenzt werden können, ohne dal 
für den Nutzpegel (~ 0,75 VI 
eine wesentliche Betriebsdämp 
fung hervorgerufen wird. Da 


DK 62130. 


Knallschutzgerät besteht aw 
zwei Gleichrichtersäulen, di 
J P mit entgegengesetzter Durd 


Bild 6. Knallschutzgerät 
ohne Schutzkasten. 


laßrichtung zu dem zu schützen 
den Fernhörer parallel geschal 
tet werden. Der Gleichricter 
anordnung ist ein Kondensato: 
vorgeschaltet, der 25 Hz-Störungen zusätzlich begrenf 
(~ 1,5 V). Eine besondere Vorspannung ist wegen des gün- 
stigen Kennlinienverlaufes der Selengleichrichter nicht nötig 


Die Betriebsdämpfung des Gerätes ist für Nutzpege: 
+ 0 Np bei 


300 Hz < 0,25 Np 
800 Hz < 0,16 Np 
2400 Hz < 0,20 Np 


Die Gleichrichtersäule ist mit dem Vorscaltkondensatr 
in einem Becher 45X50X35 mm untergebracht, der bei seınes 
geringen Platzbedarf ohne Schwierigkeit in vorhanden 
Fernsprechvermittlungsschränke eingebaut werden kanı 
Das Knallschutzgerät hat sich im Betrieb bei der Deutsche: 
Post bewährt, es ist billiger und kleiner als die gebräud 
lichen Anordnunngen. fı 


15. Juli 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


379 


DK 534.121.2 
Das Schallfeld in der Nähe der frei schwingenden Kolben- 
membran. [Nach J. Meixner u. U. Fritze: Z. angew. 
Phys. 1 (1949) S. 535; 8 S., 19 B.] 

Für die frei schwingende Kolbenmembran, d. i. eine 
starre Kreisscheibe, die senkrecht zu ihrer Fläche harmo- 
nishe Schwingungen ausführt, wird das Schallfeld in der 
näheren Umgebung dieses Strahlers bei verschiedenen Wel- 
lenlängen A berechnet (insbesondere für å = x 5, rn a/3, 
q a/2, wenn a der Scheibenradius ist) und mit dem Schall- 
feld der in starrer Wand schwingenden Kolbenmembran ver- 
glihen. Aus den Ergebnissen, die in zahlreichen Bildern 
dargestellt werden, erfährt man, wie die Schallwellen von 
der Membran ausgehen, an welchen Stellen die Rückwirkung 
des Schallfeldes auf die Membran besonders groß ist, wie- 
weit das Schallfeld der frei schwingenden Kolbenmembran 
mit dem der in starrer Wand schwingenden Kolbenmembran 
näherungsweise übereinstimmt und in welcher Entfernung 
von der Membran das komplizierte Interferenzfeld, das sich 
in der Nähe der Membran ausbildet, in die einfache ebene 
Welle oder Kugelwelle übergeht. Die Beantwortung der 
letzten Frage ist überall dort wichtig, wo es auf die Erzeu- 
gung von ebenen Wellen oder Kugelwellen mit Hilfe von 
shwingenden Membranen oder durch Ausblendung aus 
einem Schallstrahl ankommt. Solche Ergebnisse an speziel- 
len und besonders einfachen Membranen lassen manche qua- 
litativen Schlüsse für die Schallfelder der komplizierteren 
Lautsprechermembranen zu, deren direkte Berechnung erheb- 
lihen mathematischen Schwierigkeiten begegnet. — 

Das Schallfeld, das bei der Beugung einer ebenen Welle 
an einer starren Kreisscheibe entsteht, läßt sich leicht aus 
dem Schallfeld der frei schwingenden Kolbenmembran ge- 
winnen. Es wird in Abhängigkeit von der Wellenlänge auf 
der Einfalls- und Schattenseite der Scheibe berechnet. Diese 
strengen Ergebnisse sind nützlich, wenn man die Güte der 
vershiedenen Näherungsmethoden der Beugungstheorie 
prüfen will. — Schließlich wird gezeigt, daß die gefundenen 
Ergebnisse auch für die Beugung elektromagnetischer Wellen 
eine gewisse Bedeutung haben. Ab 


Hochfrequenztechnik 
DK 621.385 


Transistoren. [Nach J. A. Becker: Electr. Engng. 69 (1950) 
S. 58; 7 S., 6 B] 

Seit der Einführung des Transistors durch I. Bardeen 
und W. H. Brattain wurden Untersuchungen des Lei- 
tungsmechanismus der Halbleiter in erhöhtem Maß durch- 
geführt!. Der Verfasser berichtet zunächst über die zur Be- 
stimmung der Beweglichkeit der im Halbleiter vorhandenen 
Ladungsträger am drahtförmigen Transistor? durchgeführ- 
ten Messungen. Im Gegensatz zu dem bekannten Typ-A- 
Transistor?, bei dem Steuerspitze und Arbeitsspitze nur 0,05 
..0,25 mm voneinander entfernt sind, beträgt der Abstand 
bei dem 1 cm langen, aus Germanium vom n-Typ bestehen- 
den drahtförmigen Transistor von 1 mm? Querschnitt meh- 
rere Millimeter. Der Steuervorgang spielt sich daher nicht in 
der Oberflähenshicht des Halbleiters ab, sondern durch 
den Einfluß der Steuerspitze wird die Leitfähigkeit der gan- 
zen Anordnung zwischen Steuer- und Arbeitsspitze geän- 
dert. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit wird gemessen 
durh Oszillographieren des zeitlihen Verlaufs der am 
Außenwiderstand des Arbeitskreises auftretenden Spannung 
in Abhängigkeit vom Ein- und Ausschalten des Steuerkrei- 
ses. Diese Spannung zeigt den in Bild 7 skizzierten Verlauf. 
Beim Schließen des Steuerkreises zur Zeit łą steigt auch die 
Ausgangsspannung des Transistors entsprechend der vom 
metallischen Leiter her bekannten Ausbreitung der Elektro- 
nen mit etwa der Lichtgeschwindigkeit sofort um den Span- 
nungsabfall am Halbleiter Au, an. Dieser Wert bleibt bis zur 
Zeit tə erhalten, bei der als Folge der durch den Einfluß der 
Steuerspitze geänderten Konzentration der im Halbleiter 
vorhandenen Ladungsträger ein zusätzlicher Spannungsan- 
stieg Au: erfolgt. Dieser Wert der Ausgangsspannung bleibt 
dann bis zum Unterbrechen des Steuerkreises zur Zeit 13 be- 
stehen, wobei sich der dem ohmschen Spannungsabfall ent- 
sprechende Anteil Au, wieder sofort bemerkbar macht, wäh- 
rend der durch die Leitfähigkeitsänderung des Halbleiters 


! Vgl.a.R. W. Pohl: ETZ 71 (1950) H. 11, S. 269. 

® Siehe Bild 2 der Arbeit H. Fricke: Halbleiter-Trioden und 
Tetroden als Verstärker- und Mischstufen. ETZ 71 (1950) S. 133. 

3? Siehe Bild 1 der Arbeit H, Fricke. 


bedingte Anteil Aus erst zur Zeit t4 in Erscheinung tritt. Aus 
der Zeitdifferenz t&—tı bzw. t4—ts und der Länge der durch- 
laufenen Strecke läßt sich die Beweglichkeit der Ladungs- 
träger ermitteln. Sie entspricht beim Germanium vom n- 
und p-Typ den aus dem Halleffekt bestimmbaren Werten 
up = 1700 cm/s je V/cm und un = 2600 cm/s je V/cm. 

In einem weiteren Abschnitt werden Ersatzwiderstände 
und Schaltungseigenschaften des Transistors angegeben und 
dieser wird mit der Vakuumtriode verglichen. Untersuchun- 
gen über das Rauschen der Transistoren haben gezeigt, daß 
die günstigsten Verhältnisse bei einem Steuerspitzenstrom 
von 0,5 mA und einer Arbeitsspitzenspannung von 20 V 
vorliegen. 


Bild 7. Zeitlicher Verlauf 
der Ausgangsspannung U 
im Arbeitskreis eines draht- 
förmigen Transistors beim 
Ein- und Ausschalten des 
Steuerkreises. 

Zum Schluß der Arbeit werden die für industrielle An- 
wendungszwecke besonders günstigen Eigenschaften des 
Transistors hervorgehoben: Einsparen der Heizleistung, die 
durch den Fortfall des Heizfadens praktisch unendlich lange 
Lebensdauer und die Unempfindlichkeit gegen mechani- 
sche Erschütterungen im Vergleich zur Vakuumröhre. Als 
nachteilig wird die zu geringe Leistungsabgabe des Tran- 
sistors angesehen und zur Eignung für industrielle Zwecke 
eine Leistung von mindestens 5... 10 W gefordert, eine Be- 
dingung, von deren Erfüllung wir im Augenblik noch um 
eine Größenordnung entfernt sind. Fri 


DK 621.396.673 
Aufteilung der Pardunenisolatoren an selbstschwingenden 
Antennenmasten. [Nah K. Fischer: Elektrotechn. u. 
Masch.-Bau 27 (1950) S. 16; 5 S., 7 B.] 


Beim Entwurf der für Großrundfunksender heute bevor- 
zugten selbstschwingenden Stahlmastantenne mit Fußpunkt- 
isolator und Stahlseilabspannung in drei symmetrisch liegen- 
den Ebenen bildet die technisch und wirtschaftlich günstigste 
Bemessung und Anordnung der Isolatoren im Zuge der Ab- 
spannseile (Pardunen) ein bisher mathematisch nicht lös- 
bares Problem. Dies leuchtet ohne weiteres ein, wenn man 
bedenkt, daß die an den Enden eines Abspannisolators auf- 
tretende Hochfrequenzspannung schon im einfachsten Fall 
aus zwei Komponenten zusammengesetzt ist: 

1. aus dem Anteil, der 
aus der Spannungsteilung 
zwischen Angriffspunkt und 
Erde resultiert, und 

2. aus dem Anteil, der 
infolge Strahlungskopplung 
zwischen dem Antennenmast 
und den am Isolator angrei- 
fenden leitenden Seilstücken 
in diesen induziert wird; 
hierbei spielen Lage, Nei- 
gungswinkel und Länge der 
Seilstücke sowie die Be- 
triebswellenlänge die maß- 
gebende Rolle. 

Das erstrebte Ziel, die 
Abspannseile durch die Iso- 
latoren so aufzuteilen, daß 
einerseits keine nennens- 
werte Veränderung des Antennendiagramms auftritt und an- 
derseits an jedem Isolator annähernd die gleiche Spannung 
anliegt, was hinsichtlich Betriebssicherheit und Wirtschaft- 
lichkeit (Lagerhaltung nur einer Isolatortype) das Optimum 
darstellt, läßt sich nur auf Grund von Versuchen mit Modell- 
antennen erreichen. Der Verfasser beschreibt ein Meßver- 
fahren (Bild 8), für das die Antenne im Verhältnis 1:100 ver- 
kleinert wird, so daß man eine dem Original entsprechende 
Strom- und Spannungsverteilung mit UKW (4 =3..5 m) 
erhält und die für dieses Frequenzgebiet typischen Gege- 
benheiten berücksichtigen muß. Da alle Isolatoren einer 
Pardune mit Schichtwiderständen (30 kQ) überbrückt sind, 
entsteht ein geschlossener Gleichstromweg über Pardune— 


Bild 8. Schema des Meßverfahrens. 


380 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 165 


Antennenmast— Gegengewicht (kreisrunde Metallplatte) und 
ein Drehspulinstrument; dessen Anzeige ergibt bei schritt- 
weisem Ersetzen der Überbrückungswiderstände durch einen 
Germaniumdetektor ein eindeutiges Maß der Spannungen an 
den Isolatoren. Um die Untersuchung von Isolatorketten 
mit verschiedener Anzahl Isolatoren mit gleicher Empfind- 
lichkeit und unter Beibehaltung der Eichkurve durchführen 
zu können, werden die gegebenenfalls überflüssig geworde- 
nen Widerstände unmittelbar mit dem Drehspulinstrument 
in Reihe geschaltet. Die Meßanordnung aus Instrument, 
Detektor und UÜberbrückungswiderständen wird mit 50 Hz 
geeicht. Sie umfaßt außer der Modellantenne mit Detektor 
und Anzeigeinstrument einen einfachen HF-Generator, einen 
Absorptionskreis als Frequenzmesser und einen Feldstärken- 
indikator mit Kreisrahmen (d ~ 6 cm). Abschließend berich- 
tet der Verfasser in allen Einzelheiten über Meßergebnisse 
an einer im Fußpunkt gespeisten Höhenantenne (Gesamt- 
höhe 2500 mm) mit drei Abspannebenen. Während bei Ab- 
spannseilen, die durch die Isolatoren in gleich große Ab- 
schnitte zerlegt werden, die Spannungsverteilung eine Un- 
gleichförmigkeit im Verhältnis 1:4 aufweist, ist bei experi- 
mentell „abgeglichenen* Abspannseilen jeder Isolator mit 
fast genau gleich großer Spannung beansprucht. Die aus 
den Versuchen gewonnene Erkenntnis, daß der unterste Par- 
dunenisolator eines Abspannseils nicht unmittelbar an Erde 
liegen darf, wenn die Spannungsverteilung gleichmäßig 
sein soll, wird mit Hilfe der Spiegelbildtheorie verständlich 
gemacht. Fs 


Physik 
DK 537.533.8 
Die Sekundärelektronenemission an Aufdampischichten aus 
Metallmischungen. [Nah H. Salow: Ann. Phys. 5 (1950) 
S. 417, 12 S.J | 
Die Erscheinung der Sekundäremission, wonach ein 
primär von außen, z. B. aus einem Glühdraht, auf einen 
Stoff auftreffendes Elektron die Auslösung von sekundären 
Elektronen aus dem getroffenen Stoff verursachen kann, hat 
in dem Augenblick größte technische Bedeutung erlangt, als 
man vor einigen Jahren fand, daß bei bestimmten Stoffen 
oder dünnen Stoffschichten nach geeigneter Behandlung (For- 
mierung) die Ausbeute an Sekundärelektronen die der pri- 
mär auftreffenden Elektronen ganz erheblich übersteigen 
kann. Von theoretischem und praktischem Interesse ist da- 
bei besonders das Verhalten von Legierungen, die aus einer 
schweren Metallkomponente, wie z. B. Kupfer, Silber, Gold 
und Nickel, und einer leichten Metallkomponente, wie z.B. 
Aluminium, Magnesium und Beryllium, bestehen. Die ein- 
zelnen Komponenten besitzen getrennt einen sehr niedrigen 
Ausbeutefaktor, ungefähr 1 (Anzahl der Sekundärelektro- 
nen für ein Primärelektron). Bei den Legierungen dagegen 
hat man nach geeigneter Formierung (Erwärmen in einer 
schwach sauerstoffhaltigen Atmosphäre) sehr hohe Aus- 
beutefaktoren von über 10 erhalten. Salow hat jetzt: das 
Verhalten von sehr dünnen Aufdampfschichten (0,15 u) 
dieser Legierungen untersucht, um dem inneren Wesen der 
beschriebenen Ergebnisse besser nachgehen zu können, denn 
bei diesen Aufdampfschichten können Struktureinflüsse und 
Auskristallisierungen der leichten Komponente, mit denen 
‘man die hohe Sekundäremission dieser Legierungen zu er- 
klären sucht, ausgeschlossen werden. Die Schichten werden 
durch Hochvakuumverdampfung (~ 10-5 Torr) von zwei ver- 
schieden erhitzten Wolframbändern hergestellt, das eine 
mit dem schwereren, das andere mit dem leichten Metall 
beschickt. Diese Schichten zeigen praktisch die gleich hohe 
Sekundärelektronenemission wie die geschmolzenen Legie- 
rungen. Untersucht wurden Gemische aus Kupfer und Sil- 
ber sowie aus Magnesium, Aluminium und Beryllium, von 
denen sich Mg in Verbindung mit Cu und Ag am günstigsten 
erwies, vor allem auch hinsichtlich der Reproduzierbarkeit 
und der Stabilität (Ausbeutefaktor um 10). Die Aufdampf- 
schichten unterschieden sich von den geschmolzenen Legie- 
rungen in charakteristischem Maße durch die geringere 
Formierungszeit. Eng damit zusammenhängend erhält man 
bei den Aufdampfscichten auch viel gleichmäßigere Ergeb- 
nisse. Die Konzentration der Leichtmetallkomponente (un- 
tersucht zwischen 5 und 15") spielt für die Sekundäremis- 
sionsausbeute keine Rolle. Gegenüber den geschmolzenen Le- 
gierungen wurde ferner bei den Aufdampfschichten hinsicht- 
lich der Ausbeute an Sekundärelektronen ein kleiner, aber 
deutlicher negativer Temperaturkoeffizient beobachtet. (Ab- 
nahme der Ausbeute um 3'0% bei Temperaturzunahme um 


300°). Die Aufdampfschichten zeigten in der Sekundären:: 
sion keine Trägheitserscheinungen (Frequenz des verwenc: 
ten Primärelektronenstrahls bis 300 kHz) und verhielten sè 
auch stabil gegenüber einer elektrischen Dauerbelastuns 
von 1 W/cm?. 

Zur Deutung der hohen Sekundäremission der unte: 
suchten Metallgemischschichten wird das Vorhandense::. 
von halbleitenden oder isolierten Bereichen angenomner. 
da nur Isolatoren und Halbleiter eine hohe Sekundären:s- 
sion haben. Die Bereiche entstehen durch die Sauerstofi- 
behandlung bei der Formierung durch eine teilweise Oxy- 
dation. Wird die Oxydation zu weit getrieben, so erh:i! 
man überformierte Schichten mit geringerer Sekundäreni:- 
sion. Eine hohe Ausbeute ist offensichtlich mit einer be- 
stimmten Konzentration des freien Metalls im Metalloxv‘ 
verknüpft. Fb 


DK 621.316.614.4 : 537.214? 


Zur dielektrischen Anisotropie des Naturholzes im großen į 
Frequenzbereich. [Nah K. Kroeneru. L. Pungs: Abt 
Braunshw. Wiss. Ges. Bd. I, Nr. 1 (1949) S. 101; 95.35] 
In dieser Arbeit wird von der schon von Helmhoit: 
hervorgehobenen Analogie der Holzstruktur mit der Strut- 
tur eines Kristalls des rhombischen Systems ausgegancen. 
Den 3 Symmetrieebenen dieses Systems entsprechen be:r 1 
Holze der Hirnschnitt, der Tangential- und Radialschnitt. it ° 
experimentellen Teil der Arbeit wird die Dielektrizitat- » 
konstante bei Feldrichtungen senkrecht zu diesen 3 Sdn- ' 
ten untersucht, und zwar in dem großen Frequenzbere:t . 
0,3 kHz... 1000 MHz, im Darrzustande und bei 20°C. A:sı 
Beispiel seien die Meßergebnisse für 100 MHz u 


Werte für e i 


Holzart Hirn Tang. Rad. 
Fichte 2,21 1,60 1.50 
Rotbuche 2,16 1,88 1.68 
Eiche 2,16 1,96 1,8? 


Die größten Werte für die DK. treten beim Hirnsan't 
auf, die beiden anderen Werte zeigen geringere Unter 
schiede, so daß im wesentlichen die Lage der Feldrichtur.s 
zur Faserrichtung entscheidend ist. Unter den 3 Holzsorle: 
zeigt Eiche die geringste Anisotropie. Die DK. zeigt übers 
eine stetige Abnahme mit der Frequenz, also eine anome' 
Dispersion; am größten ist die Dispersion wieder be:t 
Hirnschnitt. 

Im theoretischen Teil wird, bei Anwendung der Thecr.? 
der dielektrishen Mischkörper, untersucht, ob die An. 
tropie aus der makroskopischen Holzstruktur oder aus €: 
Feinstruktur der Zellulosekristallite zu erklären ist. Ds»: 
Holz im Darrzustande wird als Mischdielektrikum aus Ze. - 
substanz und Luft angenommen, aus den experimentellen E- 
gebnissen werden die Volumenanteile der Komponent:: 
sowie die DK. der Zellsubstanz selbst berechnet. Dat. 
wird einmal eine schichtmäßige Grobstruktur, das ande't 
Mal eine Feinstruktur von Kristalliten in Faserrichtung v“" 
ausgesetzt. Die Ergebnisse werden mit den aus dem Schr: 
tum bekannten Daten verglichen, sie zeigen, daß die Anis- 
tropie mit großer Wahrscheinlichkeit auf die makroskc? - 
sche Schichtstruktur des Holzes zurückzuführen ist. Auch c* 
Verschiedenheit der Dispersion in Abhängigkeit von dt' 
Feldrichtung läßt sich auf gleiche Weise erklären. Pgs 


DK 53: 0613 


Physikertagung in Münster. 

Vom 15. bis 17. 4. 1950 fand in Münster die diesjahr!” 
Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellsch&: 
in der britischen Zone statt. Nach der Vorstandssitzung °” 
14. 4. und einem zwanglosen Treffen eröffnete der Vor 
sitzende, Prof. Weizel (Bonn), am 15. vormittags die Tè- 
gung. Zur Begrüßung ergriff der Rektor der Universii#: 
Münster das Wort. Er betonte den unbedingten Lebens“ 
len der stark zerstörten alma mater und dankte der Gest. - 
schaft für die Wahl Münsters als Tagungsort. 

Im Anschluß begannen die Einzelreferate, die am Sam: 
tag, dem 15. 4. vormittags optischen Problemen und einig" 
spektrophotometrishen und spektralanalytischen Arbe:' 
gewidmet waren. Der Samstagnachmittag brachte Arbe. 
über Gasentladungen, Elektronenleitung und Elektroneng:> 
Die beiden ersten Referate von Larentz (Hannover) «" 
Burhorn-Maecker-Peters behandelten den v 
Gerdien angegebenen, durch ein wasserumspültes D H 
phragma stark eingeengten Hodhleistungsbogen. Obwcih 


15. Juli 1950 


diese beiden Arbeiten völlig unabhängig voneinander gleich- 
zeitig in Hannover und Kiel entstanden sind, ergänzen sie 
sich in sehr glücklicher Weise und stimmen in den teilweise 
gleichzeitig erhaltenen Ergebnissen gut überein. Von den 
weiteren fünf Vorträgen dieses Nachmittags seien noch die 
von Mataré (Paris) über Messungen an Dreielektroden- 
kristallen und ihre physikalische Interpretation, von Koh- 
ler (Braunschweig) über den Einfluß der Austauschenergie 
auf die Wiedemann-Franz-Lorenzsche Zahl der Alkalien und 
von Macke (Göttingen) über die Wechselwirkung im Fer- 
migas erwähnt. 

Der Sonntagvormittag brachte Vorträge über Höhenstrah- 
lung, Elementarteilhen und allgemeine Probleme. Hier 
waren besonders bemerkenswert die Vorträge von Schlü- 
ter (Göttingen) über die Entstehung der Höhenstrahlung 
und von Fleischmann (Hamburg) über die heute in der 
Physik aktuellen Maßsystemfragen. — Der Montag schließ- 
liù brachte Vorträge über mechanishe und Festkörper- 
probleme sowie über die molekulare Wechselwirkung fester 
Körper. 

Die Organisation der Tagung war wie stets mustergül- 
tig. Die Vorträge fanden in dem nach dem Kriege aufgebau- 
ten Studentenheim am Aasee statt. Für die Unterbringung 
der Gäste stand eine große Zahl von Privatquartieren zur Ver- 
fügung. Am Sonntagnachmittag fand eine Fahrt auf die 
Wasserburgen der Umgebung statt, und am Samstagabend 
sorgten Vorträge des Quartetts des Physikalischen Institutes 
für angenehme Abwechslung. Es ist bedauerlich, daß die 
schlechte wirtschaftliche Lage eine regere Beteiligung verhin- 
dert hat; von den über 200 gemeldeten Teilnehmern war ein 
großer Teil nicht erschienen. Der kleine Kreis gab aber den 
Anwesenden manche Gelegenheit zu fruchtbarem Gedanken- 


austausch. — Referate der Vorträge finden sich in den neu 
herausgegebenen Physikalishen Verhandlungen. 
J. Euler 
Chemie 


DK 621.357.65 : 669.17 
Elektrolytisches Eisen. [Nah CH.Tschäppät: Schweizer 
Arch. angew. Wiss. Techn. 15 (1949) S. 225; 18 S., 18 B., 18 Taf.] 
Nach einer Besprechung der Entwicklung der elektro- 
Iytishen Eisenabscheidung und ihrer theoretishen Grund- 
lagen gibt der Verfasser auf Grund eigener 20jähriger Arbei- 
ten eine Darstellung des Standes der elektrolytischen Her- 
stellung dünner Eisenbleche (0,05 ....0,3 mm), die als Werk- 
stoff für zahlreihe Anwendungen in der Elektrotechnik be- 
sonders geeignet sind (Transformatorenblehe, Magnet- 
kerne, Dynamoblede). 


[) 


CAS, 


` À; h, > 
ZLILA 4 


N 


u rl.“ 
SA’ K . 


Bild 9. Schema einer Badanlage zur Herstellung dünner Eisenblecde. 


Bild 9 gibt das Schema einer Badanlage zur Herstellung 
dünner Bleche wieder. Die Kathode B ist ein Hohlzylinder 
aus Eisenbleh mit 1 m Durchmesser und 1,1 m Länge, der 
sehr langsam regelbar rotiert. Ein Drittel der Oberfläche 
taucht in das Bad. Der Zylinder ist mit einer hochglänzenden 
Blei-Zinn-Arsen-Legierung bedeckt, an welcher der Wasser- 
stoff eine hohe Überspannung hat. Die Anoden D haben 
halbzylindrische Form und ein Gewicht von 150 kg. Das Bad 
besteht aus einem isoliert aufgestellten Betonblock A, der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


381 


innen eine halbzylindrische Form besitzt, die mit einer säure- 
beständigen Auskleidung versehen ist. Der Elektrolyt wird 
bei P eingeführt und fließt bei Q und Q' durch ein Röhren- 
system in das Dekantiergefäß V ab. Von dort aus wird er 
mit der Membranpumpe G in das Heizgefäß H gepumpt und 
gelangt dann über das Filtriergefäß R, in dem gleichzeitig 
die P„-Zahl mit Salzsäure richtiggestellt wird, in den Katho- 


denraum (150 1), der durch ein Diaphragma vom Anoden- 
raum (300 1) getrennt ist. Beim Verlassen des Bades wird 
das kathodisch abgeschiedene Eisenbleh von dem Katho- 
denzylinder abgehoben, gewaschen {M), getrocknet {N) und 
aufgewickelt (O). Der Kathodenzylinder B muß immer eine 
hochglänzende Oberfläche haben, die auf der Eintrittsseite 
in den Elektrolyten mit zwei Polierwalzen (L u. L') laufend 
wieder hergestellt wird. Die Ränder des Kathodenzylinders 
sind mit Tsolierlack abgedeckt, um Auswüchse zu verhindern. 

Arbeitsbedingungen: Zusammensetzung des Bades: 
300 ... 450 g/l FeCls und 60..120 g/l NaCl. Badtemperatur: 
95 °C; Kathodentemperatur: 105 °C (durch Innenheizung); 
P,-Zahl: 2,5..3; kathodische Stromdichte: 10 A/dm?; Ab- 


stand Kathode—Anode: 7 bzw. 10 cm. Der Eisengehalt des 
abgeschiedenen Niederschlages ist 99,98% im frischen Elek- 
trolyten, 99,92% nach 6 Monaten. 

Das elektrolytish abgeschiedene Eisen läßt sih nach 
dem Glühen bei etwa 700 °C gut walzen. Im Zustand der 
elektrolytischen Abscheidung ist es feinkristallin. Die Strom- 
linienrichtung ist die bevorzugte Wachstumsrichtung der 
Kristallite. Bei 500 °C beginnt die Rekristallisation; ober- 
halb etwa 850 °C setzt starkes Komwachstum ein. Glühen 
oberhalb 915 °C und Abkühlen in Gegenwart von Sauerstoff 
führen zu hoher Sprödigkeit, die durch Glühen in Wasser- 
stoff und Abschrecken abnimmt. 

Die physikalischen Eigenschaften entsprechen denen des 
reinen Eisens. Teilweise ändern sie sich, wie der spez. Wi- 
derstand, mit dem Gasgehalt. Die mechanischen Eigenschäf- 
ten hängen von der chemischen Zusammensetzung, den Ar- 
beitsbedingungen bei der Elektrolyse und der Nachbehand- 
lung ab. Das Optimum der mechanischen Eigenschaften erhält 
man schon bei einer Glühung auf 700 °C mit einer Zugfestig- 
keit von 26 kg/mm? und einer Dehnung von 21%. Höhere 
Glühtemperaturen verschlechtern die mechanischen Eigen- 
schaften zunehmend. Glühung in Wasserstoff ist für die me- 
c&hanischen Eigenschaften am günstigsten. 

Die magnetischen Eigenschaften werden vor allen Din- 
gen bestimmt durch den Gasgehalt, insbesondere den Was- 
serstoffgehalt. Die Verbesserung der magnetischen Eigen- 
schaften beim Glühen ist fast vollkommen auf die Austrei- 
bung der Gase beim Glühen zurückzuführen. Neben Wasser- 
stoff enthält das Elektrolyteisen noch wesentliche Mengen 
Kohlenoxyd. Ein gewisser Einfluß des Kornwacstums auf 
die magnetischen Eigenschaften beim Glühen bei hohen Tem- 
peraturen ist aber ebenfalls festzustellen. Die zur Erzielung 
optimaler magnetischer Eigenschaften günstigste Glühtem- 
peratur liefert nicht auch Bleche mit den besten mechani- 
schen Eigenschaften. Bei einem Vergleih des Elektrolyt- 
eisens mit sonstigen Spezialblechen für die Elektrotechnik 
zeigt sih die große Homogenität des Elektrolyteisens. Re- 
manenz und Permeabilität liegen um etwa 30% höher als 
bei Transformatorenbleh mit 4% Si. Die magnetischen Ver- 
luste und die Koerzitivkraft sind praktisch gleih hoch wie 
bei Transformatorenblec. 

Im chemischen Verhalten des Elektrolyteisens ist be- 
sonders auffällig die starke Neigung zur Passivierung, wel- 
che dem hohen Reinheitsgrad zuzuschreiben ist. 


Werkstatt und Baustoffe 

DK 669.29 

Eigenschaften von Titan und Titanlegierungen. [Nach Metal 
Progr. 55 (1949) S. 345 ... 404.] 

In USA steht in den letzten Jahren auf metallkund- 
lichem Gebiet das Titan im Vordergrund des Interesses. 
Man hat erkannt, daß Titan bei sehr hohem Reinheitsgrad 
(besonders keine Oxyde und Nitride) sich durch Walzen, 
Ziehen oder Hämmern gut verarbeiten läßt. Diese Empfind- 
lichkeit der Duktilität des Titans gegenüber den geringsten 
Verunreinigungen macht es erforderlich, daß bei der Her- 
stellung und der weiteren Warmverarbeitung auch Spuren 
der schädigenden Elemente Sauerstoff, Stickstoff usw. fern- 
gehalten werden. In den USA benutzt man z. Z. im wesent- 
lichen zwei Wege zur Herstellung von reinstem Titan in 


382 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


Pulverform: das Reduzieren vom TiCl; mit Magnesium bei 
1000 °C in Argon (die sog. Magnesiumreduktion) und das 
Jodidverfahren (thermischer Zerfall von Titanjodid eben- 
falls unter saubersten Atmosphärenbedingungen). Form- 
linge aus diesem Pulver stellt man pulvermetallurgisch im 
Hochvakuum oder unter Edelgasatmosphäre her oder man 
schmilzt im Lichtbogen zwischen Wolframelektroden. We- 
gen der Reaktion mit der Tiegelwand führt ein Schmelzen 
im Tiegel nicht zu duktilem Titan. 


Die großen Erwartungen, die man mit dem duktilen 
Titan in technischer Hinsicht hegt, werden am eindrucks- 
vollsten durch das von Charles S. Du Mont auf den Seiten 
368, 398, 400, 402 und 404 zusammengestellte umfangreiche 
Literaturverzeichnis gekennzeichnet und durch die Tatsache, 
daß in zwei aufeinanderfolgenden Monatsheften der Metal 
Progress allein 20 Arbeiten über Titan und Titanlegierungen 
erschienen sind. Einmal ist Titan ein sehr häufiges und da- 
her, was das Erz anbetrifft, sehr billiges Element unserer 
Erdkruste und besitzt eine Reihe von technisch vielver- 
sprechenden Eigenschaften. Titan mit seiner Dichte von 
4,5 qg cm? ist noch fast ein Leichtmetall mit allen technischen 
Vorteilen eines solchen. Es ist wie geschaffen, die zwischen 
Aluminium und Stahl bestehende Lücke zu schließen. Seine 
günstigen mechanischen Eigenschaften hängen im höchsten 
Maße vom Reinheitsgrad ab. So geben Litton und Gon- 
ser für ein nach dem Jodidverfahren hergestelltes sehr 
reines Titan! für den weichgeglühten Zustand (% h 750 °C, 
Vakuum) eine Festigkeit von 55°. an, nach einer Kaltwal- 
zung von 95°: 76 kg/mm? Festigkeit und 30 % Dehnung. 
Für ein magnesiumreduziertes Präparat offenbar geringeren 
Reinheitsgrades betragen die Werte nah Vakuumglühung 
57 kg/mm? Festigkeit, 25% Dehnung; nach 50°» Kaltver- 
formung: 89 kg/mm? Festigkeit, 12% Dehnung. Titan in 
reinster Form ist also geglüht ein außerordentlich weicher 
Werkstoff, der sich aber durch Kaltverformung sehr günstig 
verfestigt. 

Beachtlich ist der hohe Schmelzpunkt des Titans von 
etwas über 1700 °C. Reines Titan ist außerordentlich wenig 
warmfest und vor allen Dingen auch bei höheren Tempe- 
raturen sehr wenig oxydationsbeständig. Dagegen sind die 
Korrosionseigenschaften bei Raumtemperatur besonders im 
Hinblik auf die Oxydation und Seewasserbeständigkeit 
ausgezeichnet und im Hinblick auf letztere noch günstiger 
als selbst die der bekannten austenitishen Chrom-Nickel- 
stähle. In der Seewasserbeständigkeit ist Titan selbst mit 
Platin gleichwertig. Wenn es gelingen sollte, duktiles 
Titan auf billigem Wege herzustellen, so würde es als Bau- 
stoff für die Schiffahrt von größter Bedeutung werden. Nadh- 
dem das reine Metall und seine vielversprechenden Eigen- 
schaften nunmehr nach allen Richtungen hin eingehend 
untersucht worden sind, geht man in USA bereits daran, 
hodhtitanhaltige Legierungen zu erforshen und zu ent- 
wickeln, wobei man unter Beibehaltung der geringen Dichte 
und der guten Korrosionseigenschaften bei Raumtemperatur 
vor allen Dingen eine Steigerung der Festigkeit und der 
Warmfestigkeit und Hitzebeständigkeit anstrebt. So teilen 
Pherson und Fontana mit, daß an Titan-Chromlegie- 
rungen die Zunderbeständigkeit bei 85 °C bei einer Legie- 
rung mit 17 ùo Cr schon recht günstig ist und auch die Raum- 
temperaturfestigkeit durch Chromzusätze zum Titan erhöht 
wird. Aber auch Zusätze zum Titan bis 5% Al, bis 5°'o Mn, 
bis 1%% Be, bis 1% B und bis 1 % Si könnten in Zukunft 
praktisch bedeutsam werden. 

Bei diesen technisch vielversprechenden Eigenschaften 
hängt die Frage praktischer Einsatzmöglichkeiten des Me- 
talls und seiner Legierungen weitgehend davon ab, ob man 
die Gestehungskosten senken kann, die jetzt noch sehr hoch 
sind. Der augenblicklihe Herstellpreis von 11 $’kg läßt 
aber bereits aufhorchen, wenn man den geringen Zeitraum 
von wenigen Jahren berücksichtigt, in dem man sich in den 
USA mit dem Problem beschäftigt hat. Fbcdh 


Leitungsmaste aus Leichtmetall. — In schwer zugängli- 
chen Gegenden sind bei Freileitungen die Kosten für den 
Transport der Maste und ihrer Wartung recht hoch. Um sie 
zu vermindern, wurden bei einer 138 kV-Leitung durch die 
peruanischen Anden Gittermaste aus der Aluminiumlegie- 


t 001..005 ®% Si: 0.01 ...005 % Fe: 9,001 % Ni; 0.005 %. Ma; 
005..01 ù» Al: 0.01...005 *%e Ca; 0.001 ... 0.005 % Cu; 0,05..01 "^e 
Mo 


15. Juii 16% 


rung Noral 51 ST aufgestellt!, die nur etwa 42% des & 
wichts eines Stahlmastes gleicher Festigkeit besitzen w: 
sich durch Oxydbildung selbst gegen Korrosion schützen. By 


Verschiedenes 
DK 62.01: 13 


Sein und Sinn technischer Wissenschaft. [Nach P. Koe?- 
ler, Braunschweig: Vortrag in Wuppertal am 24. Febr. 15:'' 

Als Beitrag zum Streitgespräch um den Platz der Techn: 
in der Ordnung der Dinge werden die Begriffe Technik wx 
technische Wissenschaften geklärt. Die moderne Technik :t 
nur graduell abgehoben von der Technik an sich, die eits 
der Unterschiedsmerkmale zwischen Mensch und Tier wri 
heute lebensnotwendig geworden ist. Technik ist nie Selbs’- 
zweck, sie ist zum Dienst für andere Zwecke bestimmt. D: 
technische Wissenschaft, also die wissenschaftliche Behant- 
lung technischer Probleme, ist zwar mit den Naturwisser- 
schaften eng verflochten, aber doch eigenständig, denn s: 
bearbeitet bestimmte Forschungsgebiete allein, sie besc& 
tigt sich auch mit den Produkten technischen Schaffens uri 
arbeitet im Gegensatz zur Naturwissenschaft prinzipiell sv- 
thetisch, nicht analytisch, denn die Technik ist aus dem Wuz 
schen geboren, nicht wie die Naturwissenschaften aus d:a 
Staunen. 

Eigengebiete der technischen Wissenschaft sind zunä®:: 
die Grenzgebiete der Naturwissenschaften, also Z. B. te! 
nishe Mechanik, theoretische Elektrotechnik, Werkstr:i- 
kunde; ferner die Analyse und Synthese der Wirkungsweise! 
von Maschinen, die man als „Funktionslehre” an 
kann, weiterhin Fragen der Konstruktion, also der Form: 
bung. Die Fertigungswissenschaft endlich hat Werkzeu::.: 
Maschinen und sonstige Einrichtungen zum Gegenstand. cè; 
einen technischen Gedanken verwirklichen helfen. In ih: 
Bereich tritt auch das soziologische Problem besonders de:!! 
lich in den Vordergrund. j 

Die Frage nach dem Sinn der technischen Wissenschaft 
hängt eng zusammen mit der Frage nach dem Sinn der Tem. 
nik und schließlich nach dem Sinn unseres Lebens. Bejah®a 
wir ihn, so folgt als Sinn der technischen Wissenschaften àe 
Verbesserung der für das heutige Leben notwendigen Te®- 
nik, darüber hinaus aber auch Erkenntnis und Pflege der 
ethischen Forderungen, die an echtes technisches Schai‘en 
zu stellen sind: Dienst und Demut, Wahrheit, Klarheit und 
Ehrfurcht! Keinesfalls hat die technische Wissenschaft die 
polizeiliche Aufgabe, schlechten Gebrauch technischer M:t- 
tel zu verhüten; sie soll aber Fehler und Mißbrauch kent 
zeichnen und die Grenze zwischen technischer Wirkung und 
Ethik nachweisen. 

Ablehnung der Technik bedeutet einen gefährlich? 
Schritt zum Nihilismus, denn allein die technischen Wissen- 
schaften bieten heute noch einen Weg, um den grundsit- 
losen Durchschnittsmenschen unserer Zeit anzusprechen ıunJ 
ihm höhere Wertungen nahezubringen. nk 


un ee ET TE nen ee m 


100 Jahre Staatl. Uhrmacherschule Furtwangen. — Die å!“ 
ste Fachschule für die deutsche Uhrmacherei wurde von d:! 
Bad. Regierung im Jahr 1850 in Furtwangen im Schwa- 
wald gegründet. Der durch seine Schwarzwald- und Gc- 
hardbahnbauten berühmt gewordene Baurat Robert Ge!‘ 
wig aus Karlsruhe richtete im Jahr 1849 das Institut è? 
und war während 7 Jahren dessen Direktor. Die Anst«! 
machte sich zur Aufgabe, Fachleute für die Uhrmacher 
praktisch und theoretisch heranzubilden. Mit der wadıse" 
den Bedeutung der Elektro-Feinmechanik im Schwarzw.iil 
wurde der Lehrplan auf diese Gebiete erweitert. Die E&'- 
wicklung der Rundfunkindustrie veranlaßte 1926 dazu, avt 
dieses Fachgebiet in den Lehrplan aufzunehmen. Im Ja” 
1934 fand die Schule die Anerkennung als Meisterschule ces 
Uhrmacerhandwerks. Seit 1948 wird auch die Fernmeld*- 
technik an der Schule behandelt, und seit dem Jahr 1947 is! 
die Anstalt als Fach- und Ingenieurschule für Feinwerkte- 
nik staatlich anerkannt. 

Die Anstalt wird in bescheidenem Rahmen des Jah':® 
der Gründung gedenken und hat ihre früheren Schüler. so 
weit sie erreichbar waren, für die Tage des 29. bis 31. Js“ 
nach Furtwangen eingeladen. Die ehemaligen Besucher €! 
Staatlichen Uhrmacerschule in Furtwangen werden get 
ten, soweit sie Einladungen noch nicht erhalten haten, 


ihre Anschrift der Direktion der Anstalt mitzuteilen. oi 


t Nach Ost. Z. Elektrizitätswirtsch. 3 (1950) S. 33. 


.15. Juli 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 383 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6-8, 
Telephon z. Zt. 40151 (Voigt & Haeffner AG.). 


Bekanntmachungen 


Kommission für Elektrowärmegeräte 


Die VDE-Kommission für Elektrowärmegeräte (Vorsitzen- 
der Prof. Dr.-Ing. Harald Müller) beabsichtigt, dem $ 9 von 
VDE 0720/2. 43 „Vorschriften für Elektro- 
wärmegeräte“ den nachstehenden neuen Text zu geben 
und ihn durch den folgenden neuen $ 9 A zu ergänzen. 

8 9 
a) Die nachstehend angegebenen Kriech- und Luftstrecken 
dürfen nicht unterschritten werden; sie müssen auch bei 
ordnungsgemäß angeschlossenen Leitungen bzw. bei ge- 
steckter Gerätesteckdose eingehalten sein. 

Kürzeste Kriech- und Luftstrecke für Nennspannungen 

bis 2 V . ; ; 3 ; ; ; 2 mm, 

von mehr als 42 V. ; ; i \ . 3 mm, 

jedoch an den Heizleiterenden und deren unmittelbaren 

Verbindungen, falls diese von keramischen Isolierperlen 

oder anorganischen Einbettmassen umhüllt sind, 2 mm. 

b) Innerhalb eines Heizkörpers dürfen die Mindestwerte 
für die Kriech- und Luftstrecken unterschritten werden. 


8 9A 

Eine Verschlechterung des Isolationszustandes inner- 
halb eines Heizkörpers während des Betriebes (z. B. durch 
Bildung von Rissen, Einwirkung von Fremdkörpern und 
Anderung der Heizkörperlage) ist durch geeignete Maßnah- 
men (z. B. Verdichtung der Einbettmasse oder zuverlässige 
Festlegung der Isolierperlen) zu verhindern. Die Prüfung der 
Heizkörper-Isolation erfolgt im Rahmen sämtlicher Prü- 
fungen. - 

"Einsprüche hiergegen können bis zum 15. August 1950 
bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht werden. 
Der Kommissionsvorsitzende VDE-Vorscriftenstelle 

Harald Müller Jacottet 


Kommission „Elektrische Bahnausrüstung” 


Die VDE-Kommission „Elektrische Bahnausrüstung“ be- 
absichtigt, VDE 0535 U/VI1.43 „UÜbergangsregeln für elektri- 
sche Maschinen und Transformatoren auf Bahn- und anderen 
Fahrzeugen” außer Kraft setzen zu lassen!, da sich diese Re- 
geln auf eine ausgesprochene Kriegsmaßnahme beziehen, 
nämlich den Ersatz von ruhenden Kupferwicklungen durch 
ruhende Aluminiumwicklungen bei Bahnmotoren. l 

Einsprüche gegen diese Außerkraftsetzung können bis 
zum 15. August 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle einge- 
reicht werden. 

Der Kommissionsvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Michel Jacottet 


Kommission „Starkstromfreileitungen” 


Das Merkblatt VDE 0296 „Klemmen und Verbinder für 
Stahl-, Aluminium- und Stahlaluminiumleitungen” wurde ge- 
mäß Bekanntmachung des VDE in der ETZ 65 (1944) S. 179 
vorläufig zurückgezogen, weil es bereits damals nicht mehr 
dem Stand der Technik entsprach. Da trotzdem Zweifel über 
seine Gültigkeit aufgetreten sind, beabsichtigt die VDE-Kom- 
mission „Starkstromfreileitungen“, dieses Merkblatt nunmehr 
förmlich außer Kraft setzen zu lassen. 

Einsprüche gegen seine Außerkraftsetzung können bis 
zum 15. August 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle einge- 
reicht werden. 


Der Kommissionsvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Bürklin Jacottet 


Außerkraitsetzung von VDE 0120 K/II.44 


In der ETZ 71 (1950) Heft 5, S. 127 war die Außerkraft- 
setzung von VDE 0120 K/II.44 „K-Vorschriften für den Hoch- 


1 Die U-(Ubergangs-)Regeln wurden früher als B-(Behelfs-)Regeln oder 
als K-(Kriegs-)Regeln herausgegeben. Für die B- und K-Regeln gilt das- 
selbe wie für die U-Regeln. 


spannungsschutz in medizinischen Röntgenanlagen'! zum 
1. Juli 1950 angekündigt worden. 

Einsprüche hiergegen sind nicht eingegangen. Der Vor- 
stand des VDE hat daher diese Vorschriften ab 1. Juli 1950 
für ungültig erklärt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


SITZUNGSKALENDER 


ETG Frankfurt, Hanauer Landstraße 142—172 
17. 7. bis 20. 7. 1950 Kursus „Revision elektrischer Anlagen”, Prof. Dr.-Ing. 


era: Baurat Dipl.-Ing. Schnell, Wup- 

pertal. 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

7.8. bis 11. a an an ‚Statistik in Verkehrsbetrieben*, Prol.-Dr.-Ing. 
: raf. ' 


PERSONLICHES 


Ulfilas Meyer ? ` 


Kurz nach Vollendung seines 65. Lebensjahres ist Prof. 
Dr. Ulfilas Meyer am 17. April 1950 an einem Herzschlag 
verschieden. 

Ulfilas Meyer wurde am 19. März 1885 als Sohn des 
Schriftstellers und Reichstagsabgeordneten Dr. jur. Alexander 
Meyer geboren. Nach Besuch der Landeserziehungsheime 
Ilsenburg und Haubinda und der Friedrich-Werderschen 
Oberrealschule in Berlin legte er die Reifeprüfung im Jahre 
1904 ab und ließ sich im gleichen Jahre an der ‚Friedrich- 
Wilhelms-Universität immatrikulieren. Er studierte Natur- 
wissenschaften u. a. bei Warburg, Pringsheim, 
Knoblauch, Planck, Nernst und Rubens und 
promovierte bei letz- 
terem im Jahre 1909. 
Nach einer zweijähri- 
gen Assistentenzeit 
an der T. H. Dresden 
und einer einjährigen 
Tätigkeit als wissen- 
schaftlicher Hilfsarbei- 
ter an der Physi- 
kalish - Technischen 
Reichsanstalt in Ber- 
lin fand er 1913 den 
Weg zur wissenschaft- 
lihen Seite des Fern- 
meldewesens, dem er 
bis an sein Lebens- 
ende treu bleiben soll- 
te. Unter der Leitung 
von Strecker und 
K. W. Wagner war 
er wissenschaftlicher 
Hilfsarbeiter im Te- 

legraphen-Versuchs- 

amt des Reichspost- 
amtes, wurde 1914 Telegrapheningenieur und 1921 Postrat. 
Nach 12 Jahren schied er aus dem Dienst der Reichspost und 
wurde 1925 Leiter der elektrotechnishen Versuchsanstalt 
bei der Felten & Guilleaume Carlswerk AG. im Köln, bei der 
er 1927 Prokura erhielt. Die Ergebnisse seiner Tätigkeit bei 
der Reichspost und der Industrie legte er in einer Reihe wert- 
voller Veröffentlichungen über theoretisch-technische Unter- 
suchungen an Isolierstoffen und an magnetischen Stoffen für 
die Fernmeldetechnik, insbesondere an Krarup-Materialien, 
nieder. Weitere grundlegende Schriften über Leitungstheorie, 
Meßtechnik und Meßgeräte folgten. Bekannt sind auch seine 
Tafeln der Hyperbelfunktionen, die er mit Decker zusam- 
men herausgab. Im Jahre 1940 wurde er als Mitglied in den 
Vorstand seiner Firma berufen und leitete gleichzeitig die 
Entwicklungsarbeiten bei den Tochtergesellschaften der 
Firma. 

Aus der Entwicklung der letzten 25 Jahre auf dem Ge- 

biet der Fernkabel, Seekabel, Trägerfrequenzkabel, Hodh- 
i Diese Kriegsvorschriften wurden in neuerer Zeit auch als Behelfs- 

vorschriften (VDE 0120 B/II.44) oder als UÜbergangsvorschriften (VDE 0120 

U/II.44) bezeichnet, die jetzt zum gleichen Termin außer Kraft treten, 


384 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


15. Juli 165 


spannungskabel und der Meßgeräteteckhnik sind die Arbeiten 
von U. Meyer wohl allen Fachleuten bekannt, und es gab 
kaum eine größere Kabelanlage ohne seine Mitwirkung. 


Als hochgeschätzter Fachmann wirkte er in vielen wis- 
senschaftlihen und technischen Vereinigungen des In- und 
Auslandes mit. In Würdigung seiner Verdienste erhielt er 
1933 die Gauß-Weber-Gedenkmünze der Universität Göttin- 
gen, die am 100sten Jahrestag der Erfindung des elektro- 
magnetischen Telegraphen an mehrere um das Fernmelde- 
wesen hervorragend verdiente deutsche Männer verliehen 
wurde. 


Eine Krönung seiner Tätigkeit bedeutete nach seinem 
Ruhestand seit 1948 und nach seiner Berufung in den Auf- 
sichtsrat der Firma die Ernennung zum Honorarprofessor an 
der T. H. Aachen und die Vertretung des Ordinariats für 
elektrische Nachrichtentechnik an dieser Hochschule, wo er 
sein reiches wissenschaftliches und technisches Wissen und 
Können, gepaart mit industrieller Erfahrung, an die Jugend 
weitergeben konnte. 


Nicht zuletzt kannten wir in Ulfilas Meyer einen 
Mann mit hohen menschlichen Eigenschaften, die besonders 
seine engeren Mitarbeiter und seine Studenten schätzen 
lernten. Die Fachwelt trauert mit seinen Angehörigen um 
seinen zu frühen plötzlichen Heimgang und wird sich seiner 
immer in Verehrung und Achtung erinnern. 

H. Griem 


F. Tausch #. — Erst jetzt erfuhren wir, daß im Februar ds. Js. 
ein langjähriges und treues Mitglied des VDE gestorben ist, 
Ing. Franz Tausch, Inhaber der Pumpenfabrik „Quelle 
Fıanz Tausch in Berlin-Charlottenburg. Nach dem Studium 
in Hildburghausen und Brüssel begann er seine Laufbahn bei 
der AEG. wurde dann technischer Leiter der Elektricitäts- 
Gesellschaft Helios in Köln, für die er auch einige Elektrizi- 
tätswerke baute, und gründete nach Auflösung der E.-G. He- 
lios 1905 in Berlin seine eigene Firma, in der er automatische 
Hauswasserpumpen u. ä. herstellte. 


R. Franke. — Rudolf Franke beging am 24. Juni d. Js. seinen 
80. Geburtstag. Er wurde in Hannover geboren, besuchte 
dort das Ratsgymnasium und die Technische Hochschule und 
promovierte 1896 an der Universität Rostock zum Dr. phil. Er 
habilitierte sich 1897 als Privatdozent in Braunschweig und 
las von 1898 an der T. H. Hannover. Franke hat eine größere 
Anzahl wissenschaftliher Arbeiten veröffentlicht, er gab 
einen neuen Kurvenindikator an, verbesserte den Kompen- 
sationsapparat und erfand ein Kugelpol-Meßinstrument, zu 
dessen Herstellung er 1898 eine Fabrik elektrischer Meßge- 
räte in Hannover gründete, die 1904 von den Land- und See- 
kabelwerken in Köln übernommen wurde. 1906 wurde Franke 
Mitglied, 1911 Vorsitzender des Vorstandes der AG. Mix & 
Genest. 

1910 regte der VDE die Schaffung einer Dozentur für elek- 
trishe Schwachstromanlagen an der T. H. Charlottenburg 
an; die Dozentur wurde Franke mit dem Prädikat „Profes- 
sor” übertragen. Als der VDE seine ersten Vorschriften auf 
dem Gebiete des Schwacdhstromes in Angriff nahm, setzte er 
eine Kommission ein, die Franke zum Vorsitzenden wählte. 
Bei Fertigstellung des Entwurfes wurde zur klaren Abgren- 
zung dieses Gebietes gegenüber dem Starkstrom von Franke 
der Ausdruck „Fernmeldetechnik‘ vorgeschlagen, der den al- 
ten Ausdruck „Schwachstromtechnik' schnell ersetzte. Wäh- 
rend seiner Tätigkeit an der T. H. Charlottenburg beschäftigte 
sich Franke auch mit einer vergleichenden Schalt- und Ge- 
triebelehre, und zwar vom mechanischen, hydraulischen, 
pneumatischen und elektrischen Standpunkt aus und zeigte, 
daß auch die elektrischen Schaltungen als „Getriebe anzu- 
sehen sind. Die Ergebnisse seiner ersten Arbeiten veröffent- 
lichte er in einem 1930 erschienenen Buche „Eine verglei- 
chende Schalt- und Getriebelehre, neue Wege der Kinema- 
tik. Als er 1935 in den Ruhestand trat, ernannte ihn die T. 
H. Charlottenburg zum Ehrenbürger. 1937 siedelte Franke 
nach Bückeburg über und widmete sich jetzt ausschließlich sei- 
ner Getriebelehre. Der erste Band „Die Entwicklungslehre 
der Getriebe‘ ist 1943 erschienen, der zweite Band „Baulehre 
der Getriebe’ ist im Druck. Im ersten Weltkriege war Franke 
im Reichsmarineamt als Hilfsdezernent tätig und bearbeitete 
die Fernmeldeanlagen auf Schiffen. Von 1934 bis 1938 war 
er stellvertretender Vorsitzender des VDE und Vorsitzender 
seiner wissenschaftlichen Abteilung. G.Dettmar 


H. Bluhm. — Dir. Hans Bluhm, dem 1. Vorsitzenden d: 


VDI, wurde die Würde eines Ehrenbürgers der T. H. Aada 
am 16. 2. 1950 verliehen „in Anerkennung seiner unermut 


lichen und erfolgreihen Bemühungen um die Rheinisc- | 


Westfälishe Technische Hochschule Aachen und um die \Wir- 
deraufrichtung der Gemeinschaftsarbeit deutscher Ingenieu:. 
auf dem Gebiet der technisch-wissenschaftlichen Forschung‘ 

H. Bluhm, der in der Elektroindustrie tätig ist un! 


seit vielen Jahren das Technische Büro der AEG in Duss. | 


| 


dorf leitet, hat sich neben seiner Tätigkeit im VDI aud t- 


hervorragendem Maße für die Interessen der elektrotec- 
nischen Industrie eingesetzt. So war er im Vorstand ds 
1946 gegründeten „Wirtschaftsverbandes Elektroindust::- 
e. V.” für die britische Zone tätig und übernahm im „Zentrel- 


Misc, rn Eh nr ar 


verband der Elektrotechnischen Industrie e. V.” Frankiun 
a. M. die Leitung der Fachabteilung „Sondergebiete de: | 


Elektrotechnik“. 


Hochschulnachrichten. — Dr. phil. nat. Franz Woli, 
a. o. Prof. für Physik und Direktor des Instituts für theor« 
tische Physik an der T. H. Karlsruhe, wurde zum ordentlıde: 
Professor ernannt. Seine Hauptarbeitsgebiete sind d:e 
Wechselwirkungen von Korpuskularstrahlen mit Mate::: 


sowie das Studium der Metallelektronen und der Physik «: 


Atmosphäre. 


BUCHBESPRECHUNGEN 

DK 52 : 621.3.825 (822.8 
Kurze Repetition der elementaren und höheren Mathenall 
und Wechselstromtehnik. Von Ernst Schönholze:. 
2. Aufl. -Mit 341 S., 186 B., Format 14X21 cm. Schweize: 

Druck- und Verlagshaus, Zürich. Preis Glw. DM 18,—. 
„Diese Mathematikrepetition beansprucht nidt e^ 
systematisch aufgebautes, lückenloses Lehrbuch der Maü+ 
matik und der Wechselstromtechnik zu sein. Sie will ledic- 
lich dem in der Praxis stehenden Techniker und Ingenie.: 
den Appetit dazu anregen, ihm Lust und Mut einflößen, 5:2 
wieder fröhlich in das schöne Gebiet der niederen und böh:r- 
ren Mathematik zu vertiefen, das, auf interessante Problem? 
der Wechselstromtechnik angewandt, besonders fruhtb:! 
auf das exakte technische Denken einwirkt.” Diese Wot? 
schreibt der Verfasser im Vorwort zur 1. Auflage 1940 sens 
Buches. Sie sollen ihm hier bestätigt werden. Von den m- 
thematischen Gebieten werden gebracht: Vektoralaeb'i 
(Rechnen mit komplexen Größen), Lösungen linearer Ge- 
chungen, Lösungen von Gleichungen zweiten und höher: 
Grades, wichtige trigonometrische Funktionen, Hyperi+“ 


funktionen, Differentialrechnung, Integralrechnung einfad:' 


Art, einfache Differentialgleichungen erster und zweiter A” 
In jedem dieser Kapitel werden zahlreiche Beispiele tr ' 
ihren Lösungen gebracht. Weitere Kapitel befassen s:” 
sich mit rein elektrotechnischen Problemen, z. B. der L- 
stungstransformator als UÜbertragungsorgan, lange Fett- 
leitung, synchrone Wechselstrommaschine, insbesondere cr 
ren verschiedene Arbeitsarten, Theorie der symmetrisd" 
Komponenten, Transfiguration der Dreieck-Stern-Schalt.: 

Die Vektordiagramme sind nach der neuen, eindeutic:! 
Spannungsdefinition von Brunn! entworfen und könn“! 
weil ungewohnt, auf manchen Leser anfangs befremär: 
wirken. Einheitlichkeit der Darstellung von Vektordiaare 
men der Wechselstromtechnik wäre ein dringendes Get ' 
So legt der Verfasser großen Wert auf die energeti«"- 
Richtigkeit der Vektordiagramme. Auf den ersten Blid © 
man aus dem Phasenwinkel zwischen Strom und Kier ~ 
spannung erkennen, ob es sich um einen Motor oder C= 
nerator handelt. Die zeichnerische Darstellung ist übers" 
lich und gut. Das Buch enthält ein Bild des Mathemat:k' "“ 
Leonhard Euler. Abscließend werden seine \ 
dienste wie auch die anderer großer Meister: Buers >- 
Faraday, Maxwell, Volta, Ampère, Watt“: 
Ohm gewürdigt. 

Dieses Buch ist in erster Linie für den Fachmann `“: 
stimmt, der seine mathematischen Kenntnisse auffrisı"' - 
oder bei elektrotechnischen Aufgaben anwenden will. Ai- 
auch dem Studierenden höherer Semester wird das -> 
vorzügliche Dienste leisten. Es kann nur empfohlen wers- 

E. Klus: 


t Brunn: Graphische Methoden zur Lösung von Wecdselstiir: 
blemen. Verlag Schwabe, Basel. 


15. Juli 1950 


DK 538.551.1 : 512.9 (023.3) 
Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen. 
Von Hans Heinrih Meinke. (Sammlung Göschen, Bd. 1156.) 
Mit 160 S., 114 B., Format 10X16 cm. Verlag Walter de Gruy- 
ter & Co., Berlin 1949. Preis DM 2,40. 
Der Inhalt dieses Bändchens gliedert sich in sechs Teile 
folgender Reihenfolge: I. Grundlagen, II. Definition der kom- 
plexen Größen, III. Blindwiderstände und Wirkwiderstände, 
IV. Das Rechnen mit komplexen Widerständen, V. Komplexe 
Behandlung der Spannungsquelle, VI. Vierpole. Die einzel- 
nen Teile weisen noch drei bis sechs Abschnitte auf. 
Ausgehend von der Eulerschen Gleichung werden die 
Darstellung der komplexen Zahlen und ihre Rechenregeln 
gebracht, wobei insbesondere die Pendelschwingung ausführ- 
lich behandelt wird. Ebenso anschaulich wird der Leser in 
weiterer Folge in die Ableitung der Wirk- und Blindlei- 
stungsbegriffe, Berechnung der komplexen Widerstände und 
Leitwerte, Verlustwinkel und Resonanzvorgänge eingeführt. 
Das Rechnen mit komplexen Widerständen bringt die aus- 
‘ührliche Behandlung des allgemeinen Kreisdiagramms und 
seine Verwendung in der komplexen Darstellung der Span- 
nungsquelle. Der letzte Teil ist der Vierpoltheorie (Tief- 
naß-, Hochpaß- und Bandpaßfilter, Transformator und Brük- 
<enschaltungen) gewidmet. Auch hier erweist sich der Ver- 
[asser als Meister in der Klarheit der Darstellung und di- 
jaktischen Geschicklichkeit. Das Bändchen bringt trotz 
seines geringen Umfanges viel und das absolut klar und 
ibersichtlich. Es ist nicht nur dem Lernenden, sondern auch 
jem Lehrenden zu empfehlen. E. Kluss 


DK 621.315 


Energieübertragung auf große Entfernungen. Von Prof. Dr.- 
ng.e.h. J. Biermann. (Bücher der Hochspannungstechnik, 
erausgegb. v. Harald Müller.) Mit VI u. 280 S., 149 B., 
Format 15X21 cm. Verlag G. Braun, Karlsruhe 1949. Preis 
Slw. DM 24,—. 

Die umfangreichen Erörterungen über Großraumverbund- 
wirtschaft haben im Laufe der letzten Jahre eine große Zahl 
von Einzelarbeiten über die Fülle von Problemen der Groß- 
raum-Verbundwirtschaft entstehen lassen. Diese sind den 
Fachgenossen jetzt leider sehr schwer zugänglich und außer- 
dem meist auf spezielle Probleme ausgerichtet, so daß eine 
susammenfassende Betrachtung für den einzelnen Ingenieur 
fast unmöglich ist. Es ist deshalb zu begrüßen, daß der Ver- 
lag es unternommen hat, diesem wirklichen Mangel abzuhel- 
fen und von der berufenen Feder Biermanns die vorlie- 
gende Darstellung schaffen zu lassen. 

In fünf Kapiteln werden die Leitung selbst, die Dreh- 
stromübertragung, die Energieübertragung mit hochgespann- 
tem Gleichstrom und ein Vergleich zwischen Gleichstrom- und 
Drehstromübertragung behandelt. Bei der Leitung werden 
besonders eingehend die kurze und die lange Leitung 
und ihr Verhalten im regelrechten und Störungsbetrieb be- 
trachtet. Auch die Bündelleitung wird eingehend gewürdigt. 
Bei der Gleichstromleitung für höchste Spannungen erörtert 
der Verfasser die technischen Möglichkeiten eines 400 kV- 
Gleihstromkabels, verglichen mit ausgeführten 220 kV-Dreh- 
stromkabeln. Die Abschnitte über das Verhalten der Leitung 
im regelrechten Betrieb und bei Erdschluß werden gerade 
heute, wo die Frage der induktiven oder direkten Erdung 
des Nullpunktes eingehend diskutiert wird, die besondere 
Anteilnahme der Fachgenossen finden. Einige durchgerech- 
nete Beispiele erleichtern das Verständnis dieser Darstellung, 
die so zusammenfassend und ausführlich in der letzten Zeit 
nicht gegeben wurde. 

Im zweiten Kapitel, Drehstromübertragung, wird zu- 
nächst eingehend das Verhalten der Synchronmaschine, dann 
das Verhalten der Übertragungsanlage bei Störungen und 
hierbei besonders auch die Möglichkeit der Stabilitätserhö- 
hung erörtert. Aufschlußreihe Ausführungen sind dem 
Asyn&hrongenerator gewidmet. Seine Vorteile für die Sta- 
bilität des Betriebes werden die Generatoren-Konstrukteure 
besonders kritisch werten müssen. Die recht schwierigen 
Probleme der Erdschlußkompensation bei höchsten Spannun- 
gen einschließlich Kompensation des Wirk-Reststromes sind 
eingehend dargestellt. Wertvolle Aufschlüsse über die Kurz- 
shlußbeanspruchung von 110 kV-Anlagen, die den 400 kV- 
Anlagen nachgeschaltet sind, zeigt das Diagramm auf Seite 
170; es ergibt sich, daß auch bei hohen Kurzschlußleistungen 
nn SN kV-Anlage die Beanspruchung im 110 kV-Teil niedrig 

eibt. 

Bezüglich der Grenzen der Drehstromübertragung kommt 

ierma nns zu dem Schluß, daß bei Leitungen mit Bündel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


385 


leitern und 400 oder 450 kV eine Leistung von 1200 oder 
1500 MW auf 750 km übertragbar ist. Auch die Erdschluß- 
stromlöschung läßt sih dann noch lösen. Eine wirtschaftliche 
Vergleichsbetrachtung ergibt, daß bei den Entfernungen von 
600 bis 800 km die Drehstromübertragung günstiger liegt — 
ganz abgesehen von ihrer größeren Beweglichkeit in der An- 
lage von Zwischenstätionen. Dem Gleichstrom bleibt die 
Energieübertragung ohne Zwischenstation über ganz große 
Entfernungen, z. B. Skandinavien—Mitteleuropa mit etwa 
5..6 Mio kW auf 1500 ... 2000 km. 

Die gründliche Behandlung der einzelnen Probleme, die 
flüssige Darstellung und die vielen durchgerechneten Bei- 
spiele erleichtern dem Leser das Verständnis und übermitteln 
ihm einen Begriff der Größenordnungen. Jeder Ingenieur, der 
sih mit Verbundbetrieb und Großkraftübertragung beschäf- 
tigt, sollte sih mit dem Inhalt des Buches vertraut machen. 
Druck und Ausstattung sind friedensmäßig, H.Calliess 


DK 621.39 (075.3) 
Grundlagen der Elektrotechnik (Schwachstrom). Von W. 
Graf. Überarbeitet von Kurt Sobotta. 4. Aufl. Mit 2245S., 
211 B. u. 8 Übersichten, Format DIN A 5. Franz Westphal 
Verlag, Wolfshagen-Scharbeutz (Lübecker Bucht) 1949. Preis 
kart. DM 9,80, Hiw. DM 11,80. 

Die früheren Auflagen dieses Buches sind für Tele- 
graphenbau-Handwerker bzw. -Lehrlinge bei der Deutschen 
Reichspost geschrieben worden. Dies soll wohl auch der Zu- 
satz (Schwachstrom) besagen. Wenn jetzt eine neue Auflage 
herausgebracht wurde, hätte der Überarbeiter berücksich- 
tigen müssen, daß dieser besondere Leserkreis nicht mehr 
in dem alten Umfange vorhanden ist. Dementsprechend 
mußte man auch die Beispiele anders wählen.. Leider sind 
auch Fehler und Ungenauidkeiten früherer Auflagen stehen 
geblieben. Bei aller Anerkennung des Bemühens um eine 
einfache verständliche Darstellungsweise sollte man doch 
auf den sprachlichen Ausdruck größeren Wert legen. In der 
vorliegenden Fassung kann man das Buch nur als Unter- 
richtshilfe ansehen, die einer Erläuterung durch den Lehrer 
bedarf. Es ist zu wünschen, daß das in Kreisen der Deut- 
schen Post sehr bekannte Buch bald eine in jeder Richtung 
gründlich überarbeitete und durchgesehene Neuauflage er- 
lebt. F.Moench 


DK 620.9 (042) 
Energietagung. 10 Vorträge, gehalten 1949 in einer Sonder- 
veranstaltung im Haus der Technik Essen. Mit 75 S., 125 B., 
Taf., Diaar.; Format DIN A 4. Vulkan-Verlag Dr. W. Classen, 
Essen 1949. Preis kart. DM 9,60. 

Der einleitende Vortrag von Dr. Melchinger scil- 
dert die Entwicklung der deutschen Energiewirtschaft und 
weist nachdrücklich auf die Notwendigkeit hin, die bestehen- 
den Probleme zwischen den Partnern in fruchtbarer Zusam- 
menarbeit zu lösen, wenn es in Zukunft überhaupt noch 
eine gemeinsame deutsche Energiewirtschaft als Grundlage 
der deutschen Produktion und Lebensführung geben soll. 
Auf dieser Grundlage befassen sich die folgenden Vorträge 
mit Einzelproblemen. 

So leat Dr. Roser dar, daß die Spitzendeckung in der 
Elektrizitätswirtshaft nur durch Großraum-Verbundwirt- 
schaft unter Ausnützung der hierfür geeianeten Wasser- 
kräfte in Europa befriedigend gelöst werden kann. Dr. 
Peter behandelt die Probleme der Gasverbundwirtschaft 
und aeht besonders auf den Verbundbetrieb zwischen den 
verschiedenen Gaserzeucungsstätten ein, den Ausbau der 
Fernaasleitungen, die Erzeugung billigen Generatorgases, 
die Verwendung des Gases in der Industrie und die Zu- 
sammenarbeit zwischen Gas und Elektrizität. 

Mit der zweckmäßigen Auswahl und Ausaestaltung der 
Erzeuqungsanlacoen befassen sich die übrigen Vorträae. Reg.- 
Baumeister Schatz schildert die bisherigen Erfahrungen 
an Wasserkraftwerken in Verbindung mit Speicheranlagen 
und betont, daß die Wasserkraft über das Maß des kauf- 
männisch Greifbaren hinaus gewertet werden muß und daß 
die Einsparung von Wärmeenergie auch dann volkswirt- 
schaftlich aerechtfertigt ist, wenn sie mit Opfern verbunden 
ist. Dipl.-Ing. Schwarz weist nach, daß es bei qeeiqneter 
Ausbildung des Feuerungsraumes durchaus möglich ist, 
auch minderwertige Brennstoffe in Hochleistungskesseln be- 
triebssiher und mit gutem Wirkungsgrad zu verfeuern. 
Dipl.-Ing. Heisuck zeigt an umfangreichen praktischen 
Untersuchunaen, daß es nur durch genaue Berechnunaen für 
jeden Einzelfall möglich ist, die Industrie-Dampfanlaaen den 
jeweiligen Betriebsverhältnissen so anzupassen, daß gute 


386 


Wirkungsgrade erzielt werden, und weist darauf hin, daß 
in vielen Industrie-Dampfanlagen dringend Maßnahmen ge- 
troffen werden müssen, um die Zz. T. sehr unwirtschaftlichen 
Dampfanlagen zu verbessern. Dipl.-Ing. Biersack be- 
handelt die Möglichkeit, durch Vorschaltanlagen Nieder- 
druckkraftwerke mit geringem Kapitalaufwand zu moderni- 
sieren und Frischdampftemperaturen bis 600°C mit trag- 
barem Risiko zu verwirklichen. Prof. Dr. Schmidt schil- 
dert die Entwicklung der Gasturbine und hebt hervor, daß 
für ihre Herstellungskosten und ihren betrieblichen Wir- 
kungsgrad die Anwendung hoher Temperaturen entschei- 
dend ist. Diese werden sich voraussichtlich durch Anwen- 
dung gekühlter Läufer erreichen lassen und damit die Gas- 
turbine zu einer wertvollen Erzeugungsanlage auch in Kraft- 
werken machen. Dr. Quack gibt eine Übersicht über die 
Regelfragen in Industriekraftwerken, die gerade bei den 
wechselnden Betriebsverhältnissen von großem Wert sind 
und die regelnde Hand des Menschen ausgezeichnet ergän- 
zen können. Dr. Buchner faßt in seinem Vortrag die Er- 
gebnisse langjähriger Untersuchungen über die zweckmäßige 
Grund- und Aufrißgestaltung moderner Dampfkraftwerke 
zusammen und zeigt, daß durch Herabsetzung des umbauten 
Raumes, durch günstige und sparsame Formgebung der Bau- 
elemente und durch baulich günstige Verteilung aller Aus- 
rüstungsteile wesentliche Ersparnisse in den Anlagekosten 
ohne betriebliche Nachteile erzielt werden können. 

So bietet dieses Buch einen ausgezeichneten Überblick 
über den Stand der Erfahrungen auf Gebieten, über die 
während des Krieges wenig berichtet wurde, und über 
Probleme, die heute die deutsche Energiewirtschaft be- 
wegen. W. Pauly 


DK 65.011 (042) 
Wege zur Rationalisierung. Schriftenreihe des Rationalisie- 
rungs-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (RAW). Heft 1. 
Mit 94 S., Format 14,8 X 21 cm. Carl Hanser Verlag, Mün- 
chen 1949. Preis kart. DM 2,80. 


Mit vorliegender Schriftenreihe, die in zwangsloser Folge 
erscheinen soll, beabsichtigt der RAW alle in der Rationali- 
sierung Tätigen zu einem Gedanken- und Erfahrungsaus- 
tausch anzuregen und einschlägige Themen der breiten Of- 
fentlichkeit zur Diskussion zu unterbreiten. Im Heft 1, „Die 
Preise von morgen“, sind die Vorträge der am 17. und 
18. März 1949 in Düsseldorf abgehaltenen ersten Arbeitsta- 
gung zusammengefaßt. Im einleitenden Vortrag, „Die Preise 
von morgen”, streifte Miksch kurz die gegenwärtige Kre- 
ditpolitik, ihre Aufgabe in den nächsten Jahren und das 
Problem der Preisbildung. Kort beleuchtete in seinen Aus- 
führungen „Der Kohlenpreis* die Auswirkungen der politi- 
schen Bindung des Kohlenpreises durch den Staat, der in 
keiner Weise den tatsächlichen Gestehungskosten gerecht 
wird und teilweise zur Brennstoff- und Energieverschwen- 
dung verleitete. Durch Senkung der Arbeitskosten, Erhöhung 
der Leistung und Kohleveredelung wird sich ein „echter” 
Marktpreis bilden und der Steinkohlenbergbau zu einem 
Wirtschaftszweig mit ausgeglichener Rentabilität werden. 
Bredt forderte in seinem Vortrag „Vom Kostendenken zum 
Preisdenken” zur Neuorientierung des betriebswirtschaftlichen 
Denkens auf. In erster Linie müsse der für eine Leistung ge- 
forderte Preis sowohl für den Käufer wie auch für den Ver- 
käufer tragbar sein. Pentzlin untersuchte in „Internatio- 
nale Leistungsvergleiche” die Aufstiegsmöglichkeiten der ge- 
genwärtigen deutschen Volkswirtschaft. Nur durch eine be- 
wußte, eindeutig von allen Beteiligten getragene Rationali- 
sierungspolitik wird unsere Volkswirtschaft den Anschluß an 
den Weltmarkt gewinnen. Aus den Ausführungen von Pet- 
terson, „Rationalisierung als europäische Aufgabe“, ging 
hervor, daß das europäische Wiederaufbauprogramm nur 
dann erfolgreich durchgeführt werden kann, wenn die im 
Rahmen des Marshall-Plans zusammengeschlossenen west- 
europäischen Staaten sich unter Fortfall der Zollschranken zu 
einer Wirtschaftsunion zusammenschließen und scharf ratio- 
nalisieren. Harten legte in „Preissenkung durch Betriebs- 
vergleiche“ dar, daß eine Verbesserung der derzeitigen Ar- 
beitsmethoden mit Hilfe des RAW und der übrigen Träger 
der Rationalisierung unumgänglich notwendig sei, um ge- 
nügend Güter zu produzieren und damit unsern Lebensstan- 
dard zu erhöhen. Das kurz zusammengefaßte Ergebnis der 
Aussprache nach den Vorträgen zeigt deutlich, daß diese Ta- 
gung in Fachkreisen starken Widerhall gefunden hatte. Die 
am Schluß aufgenommenen Satzungen des RAW vervollistän- 
digen das vorliegende Heft, das sich durch klaren Druck aus- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 14 


u. XV. S., 25 B., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, Berlin, Götticy«: 


15. Juli 195: 


zeichnet und nicht nur jedem Rationalisierungsfachman: 
sondern auch dem im Betrieb stehenden Ingenieur empfohle: 
werden kann. B. Maris: 


Achema — Jahrbuch 1940/1950. Hrsg. im Auftrag der Dets- 
ma vonH.Bretschneider. Mit 702 S., zahlr. B., Form: 
DIN A 5. 

Das Buch ist auf die Ausstellungstagung Achema! zege 
schnitten und wird jedem Teilnehmer der Tagung kostenix 
zugestellt. Nach einer Reihe von Geleitworten führender Per- 
sönlichkeiten geben zahlreiche Firmen in Form von kurze 
Aufsätzen ihre Neuentwicklungen auf dem Gebiet des chem: 
schen Apparatebaues bekannt. Alphäbetische Verzeicniss- 
der Erzeuger und Erzeugnisse vervollständigen das mit vie 
len Inseraten versehene Budh. BV 


Eingänge 
: (Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


. 


Matrizen. Eine Darstellung f. Ingenieure. Von R. Zurmühl.Mew 


Heidelberg 1950. Preis Giw. DM 25,50. 

Die unfallsichere Gestaltung von hand- und fußbetriebenen Presse: 
VonG.Kloninger. Mit 32 S., 28 B., Format DIN A 5. Erih Schr :: 
Verlag, Berlin, Bielefeld, München 1950. Preis geh. DM 1,80. 

Die Grundsätze der betrieblichen Organisation. Von O. Stümp!:: 
Mit 148 S., 27 B., Format DIN A 5. Verlag Walter de Gruyter & C- 
Berlin 1950. Preis kart. DM 5,.—. 

Die elektromagnetische Schirmung i. d. Fernmelde- und Hochireques- 
technik. Von H. Kaden. (Bd. 10 d. Reihe Technische Physik in Ein::- 
darstellungen.) Mit 274 u. VIII S. 145 B., Format 16X24 cm. Spriar - 
Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg. J. F. Bergmann, Münden 15: 
Preis kart. DM 38,—. 

Elektrodynamische Starkstrommaschinen. Von A. Grabner “ 
570 S. 329 B., Format 14X21 cm. S. Hirzel Verlag, Zürich 1950. Preis Ex 
sfrs. 18,—. 

Berechnungsbuch des Elektromaschinenbauer-Handwerkers (Ankerwik: 
lers). Von Fritz Raskop. 6. verm. u. verbess. Aufl. Mit 170 S., 2! ° 
36 Taf., Format 14X21 cm. Technischer Verlag Herbert Cram, Ber- 
1950. Preis Glvr. DM 9.80. 

Die Entlassung. Von Dr. Hans Gotthard Schmaltz. 4 vw“. 
umgearb. Aufl. Mit 233 S., Format 14,5X20,5 cm. Arbeitsrechtverlag, Hz- 
burg 1950. Preis kart. DM 7,80. 

Calcul Op6rationnel. Von Edouard La bin. Mit 149 S., 17 B. For- 
245X16 cm. Masson et Cie. Editeurs, Paris 1949. Preis kart. firs. 7%- 

Elektrische Niederspannungsschaltgeräte. Von Werner Kussy \ 
353 S., 342 B., Format 15,5X21 cm. Technischer Verlag Herbert Cre 
Berlin 1950. Preis geb. DM 38, —. og 

Technische Bücher 1945 — März 1950. Vom Springer-Verlag Be- 
Göttingen, Heidelberg. Mit 62 S., Format DIN A 5. 

Grundriß der Funktechnik. Von Franz Fuchs.25. verbess. Aufl. N 
226 S., 351 B., Format 15X23 cm. Verlag von R. Oldenbourg, Münden ! ` 

Einführung in die Technische Thermodynamik. Von Dr.-Ing. Bo: 
Schmidt. 4. überarb. u. erw. Aufl. Mit 520 u. XVI S.. 24 B, R- 
Format 16X24 cm. Springer-Verlag. Berlin, Göttingen, Heidelberg 1‘: 
Preis Glw. DM 30,—. 

Grundlagen der Elektrotechnik. Von Dipl.-Ing. Dr. phil. nat. Gir: 
Maier. 2. vollst. umgearb. u. verm. Aufl. Mit 527 S., 397 B., For: | 


17X25 cm. Technischer Verlag Herbert Cram, Berlin 1950. Preis C- 
DM 24,—. 

Die physio-geographischen Planungsgrundlagen für den Vollausbau der 
Rio Negro in Uruguay. Von Adolf Ludin. (Abh. d. Disc. Akadene 
Wissensh. zu Berlin.) Mit 26 S., il B., Format DIN A 4. Akader : 
Verlag, Berlin 1950. Preis DM 5,—. 

Grundlagen der elektrischen Ofenheizung. Von Dr. Fritz Wailte 
(In d. Reihe „Handbuch der technischen Elektrochemie*.) Mit 327 u. XS 
104 B.. Format 17X24.5 cm. Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Per 
KG., Leipzig 1950. Preis geb. DM 20,—. 


l 


ı S. ETZ 71 (1950) H. 6, S. 150. 


a 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Prof. Dr.-Ing. L. Binder. Techn. Hochschule Dresden. 
Dr.-Ina. Joahim Euler, Techn. Hochschule Braunschweig, Schle.2.': 
Prof. Dr. H. Graner, Stuttgart-W., Zeppelinstr. 137. 

Dr.-Ina. Alfred Harnisch, Stuttgart, Alexanderstr. 32. 

Prof. Dr.-Ing. R. G. Weigel, KarlsruheRüppurr, Tulpenstr. H. 


Diesem Heft liegen Prospekte der Firma Felten & Gullleaume Cars- 
werk AG, Köln-Mülheim, über „Kunststoffisolierte Leitungen” und der W:* 
senschaftlichen Verlagsgesellschaft, Stuttgart, bel. 


p 


Abschluß des Heftes: 1. Jull 1950 
S 


Schriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K ' 
Eaerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pe“ 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleituna der ETZ., Wuppe'':- 
Elberfeld. Alte Freiheit 21, Postfach 667. Fernruf 377 08. z 

Verlag: VDE-Verlag GmbH.. Wvuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str ! 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenbura 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlaq GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durh den VDE-Verlag IP‘ 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durà t: 
Buchhandel {Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


F, 


E e a 


Verlagspostamt Wuppertal 


UNIVERSITY 
OF ME SAN 


OCT 1 2 1980 


ENGINEERING 
LIBRARY 


Versandpostamt Unna 


T Z 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Fin e F Br Fu d Pt pEr V u ui 1 2. As. a Zu Me a E E O U -E uw EEE 


INHALT 

Spannungsregelung von Gleichstromgeneratoren über magnetische Ver- 
stärker. A. Leonhard, 387 

Gleichstrom-Drehspulrelais mit Gileichrichter für die Selektivschutz- 
technik. H. Neugebauer. 389 

Zur Wahl von Bahnstromsystemen (Belgien). H. Kother. 39 

Eine neuartige Steuerschallung für Stromtore,. O, Schäfer. 39% 

Statische Berechnung. von rechteckigen stählernen Freileitungsmasten 
für Verdrehungsbelastungen. O. Stötzner. 397 

Das Bevatron (Kosmotron), ein Apparat zur Erzetgung sehr energie- 
reicher Elementarteilhen,. R. Kollath. 400 


Rundschau 
Wertigkeit v. Zweckleuchten. - 388 — Vorausberechnung d. Gewitter- 
sicherheit vw. Hochsp.-Freileitungen. 401 — Bleikabelschaden durch 
eine Holzwespe. 401,— Statistik d. Heizkraftwerke 193947. 402 — 
Neue Konstruktionsgrundsätze f. d. Bau v. Kollektoren, 402 — Neue 
Tetinik d. Gebraucs .d. Kathod.-Oszillographen. 403 — Wahrnehmung 
v. Kontrasten bei unscharfer Detailbegrenzung. 403 — Neues Dla- 
gramm f. d. Verwend. vw. Kriechgalvanometern. 404 — Stoßdurd- 
schlag v. Luft im 10-9s-Bereich. 404 ,— Entwickl. b. Wechselstrom. 
Fördermaschinenantrieben. 404 — Einfluß v. Gasen u. Dämpfen a. d. 
Emission v. Oxydkathoden. 405 — Bewegl. Dielektrika f. d. Dezime- 
ter- u. Zentimeterwellen-Gebiet. 406 — Röhren m. bandförmig. Elek- 
tronenstrahlbündeln. 406 — Verzerrungen bei Impulsmodulation. 407 
— Einfluß atomarer Ordnungen a. d. magnet. Eigenschaften. 407 — 


Bewegung d. Brennflecks a. d. Kathode eines Hg-Niederdruckbogens. 
407 — Plasma u: Langmuir-Schicht, zur Theorie elektr. Sonden. 408 — 


Kurznachrichten: Woche d. deutschen Wissenschaft — 125. Jubiläum 
d. T. H. Karlsruhe — Rationalisierungs-Kuratorium d. dt. Wirtschaft 
— Jubiläum d. Blitzableiters — Neuer UKW-Sender in Betrieb — 
Funkfernsprechen b. Zoll u. Grenzschutz. 408. 


Verschiedenes 
VDE: VDE 0110/XII.44 Änderung. 409 — Außerkraftsetzung von VDE 
0202 K/111.42 und VDE 0290/11142. 409 
Sitzungskalender; 409, 


Persönliches: M, St. Pirani 70 Jahre alt. 409 — K. Schmie- 
del. 409 — Hocdsculnacrichten. 410 — Deutscher Forschungs- 
rat. 410 

Buchbesprechungen: Weizel u Rompe: Theorie elektr, Licht- 


bögen u. Funken. 410 — Möller: Die Braunsche Röhre, 410 — 
Kleber: Angew. Gitterphysik. 410 — Beck: Zahlentaf. u. 
Schaubilder a. d. Wärmetechnik. 411 — Schwaiger: Elektr. 
Leitungen. 411 — J., Saint Germain+ Les appareils &lectr. 
connecteurs et deconnecteurs. 411 — Laporte: Messung V. 
elektr. Spannungen u. Strömen aller Art. 411 — Brans: Vade 
Mecum 1950. 411 — Riediger: Brennstoffe, Kraftstoffe, 
Schmierstoffe, 412 — Leinweber: Messen in d. -Werkstatt. 
412 — Electrical who's who 1950. 412 

Eingänge: 412 

Berichtigung: 412 


DREHSTROM- 


SCHLEIFRINGLÄUFER-MOTOREN 
BIS 1000 kW 


HEBEZEUG-MOTOREN BIS 250 kW 


KOMPLETTE 
KRANAUSRUSTUNGEN 


VOLLAST- UND REGELANLASSER 
KONTROLLER 
VORSCHALT-WIDERSTÄNDE 


BREMSLUFTMAGNETE 


HEBELENDLAGENSCHALTER 


CONZ ELEKTRICITATS-GESELLSCHAFT M.B.H. 


FERNRUF 
HAMBUR( 


AMMELNUMMER 49 21 5) 
FERNSCHR.: 02 13 44 


HAMBURG BAHRENFE [ 
TELEGRAMM CONZDYNAMO 


FE = 
DIESEL 


Schwenningen a. N.-35 


Signaluhren 
für Werkstätten aller Art 


und für Schulen 


J. Schlenker-Grusen 
, Uhren- 


| Elektrostatische | 


Voltmeter 


f. Gleidh- Wechsel-Hochfrequenz. 


250. 500000 V 


Stat. Voltmeter 10 kV 
10 Meßbereiche 
0-250; 300, 500, 750 V, 1; 2; 3, 
5; 7,5, 10 kV 


Dr. Ing. Rich. Schroeder 


Fabrik elektrischer Apparate 


Aachen 


NOTSTROM 


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| 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft15 


und Apparatefabrik 


% 


En 4 ROLITAX- 
| Hartpapierplatten ` H 


DYTRON- aS 


TROL ONIT- FE 
Platten an - 


Tr ROLITU Es 
Platten u. -F olien S. ii 


TROLIT- - 
Stäbe, Rohre und, Profile au | 
Nitro- u. Acetylcellulose-Massen ser 
die gesuchten Fe = ür: 


Fernmeldetechnik Zi > 
Starkstromtechnik 
-Schwachstromte i 
Radiotechnik JB 
Hochfrequenztechnik 


DYNAMIT-ACTIEN-GESELLSCHAFT 


vormals Alfred Nobel & Co. 
VENDITOR KUNSTSTOFF-VERKAUT 
TROISDORF BEZ. KOLN 


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ABT. 


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BRUNCKEN x 


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DER 
QUALITATS- MOTOR 
SEIT 1907 


en RENFARRI 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. August 1950 


Heft 15 


Spannungsregelung von Gleichstromgeneratoren über magnetische Verstärker” 


Von A. Leonhard, Stuttgart 


Regeltechnische Fragen 


Um die Drosseln möglichst ausnützen zu können, sollen 
diese bei niedrigstem Strom möglichst ohne Gleichstromvor- 
magnetisierung arbeiten, also dann, wenn der Höchstwert 
des Wechselstromes gerade etwas kleiner wird als der Gleich- 
strom, der von der Selbsterregung herkommt. Sieht man 
entsprechend Bild 1 (ETZ 71 (1950) S. 307) nur die Gleich- 
stromwicklung a vor, so müßte ein diesen Kreis steuernder 
Schnellregler den Kreis vollkommen unterbrechen. Bei al- 
len mit stetiger oder auch unstetiger Verstellung eines Wi- 
derstandes arbeitenden Reglern macht es aber Schwierigkei- 
ten, den Widerstand in sehr weiten Grenzen zu verändern, 
also etwa von 0 bis œ, wie es im vorliegenden Fall zweck- 
mäßig wäre. Günstig wird ein Widerstandsverhältnis von 
etwa 1:3 bis 1:5. Zweckmäßig rüstet man daher die Dros- 
seln noch mit einer weiteren praktisch konstant erregten 
Gleihstromwicklung b aus, die eine der Hauptgleichstrom- 

, wiklung entgegengerichtete Durchflutung liefert. Die Ge- 
samtdurchflutung wird also jetzt schon bei einem bestimm- 
| ten Wert der Hauptdurchflutung Null, so daß also der Gleich- 
en in diesem Kreis nicht vollkommen abgeschaltet zu 
werden braucht. Selbstverständlich wird durch diese Maß- 
nahme aber auch die erforderliche Gesamtsteuerleistung et- 
ı was größer. Die bei magnetischen Verstärkern im allgemei- 
| nen zur Erhöhung des Verstärkungsgrades noch vorgesehene 
_ Zusatzwicklung, von einem dem abgegebenen Strom ver- 
hältnisgleichen Gleichstrom durchflossen, bringt im vorlie- 
genden Fall keine besonderen Vorteile, da sich der abgegebene 
Gleichstrom, also der Erregerstrom des Generators, nur in 
mäßigen Grenzen ändert. 

Sehr wichtig für die Regelung 
ist die Frage der Zeitverzögerung, 
die durch den magnetischen Ver- 
stärker in den Regelkreis gebracht 
wird. Es erscheint daher zweck- 
mäßig, dieses Problem noch etwas 
eingehender zu behandeln. Ge- 
klärt werden soll in der Haupt- 
sache die Frage, welche Gesamt- 
zeit erforderlich ist, um von einem 
Grenzwert — Vormagnetisierung 
Null, niedrigste Generatorspannung 
— auf den anderen — Vormagne- 
tisierung voll wirksam, höchste 


— 8 
Generatorspannung — zu kommen j ` 
Bild 1. Annäherung der Ma- 


und umgekehrt. Mit Rücksicht auf 
die gekrümmte Magnetisierungs- 
kennlinie der Drosseln läßt sich 
der Er- bzw. Entregungsvorgang genau nur zeichnerisch 
ermitteln. Da aber nur der ungefähre, angenäherte Wert 
der Verzögerungszeit wichtig ist und möglichst allgemein 
gültige Beziehungen gewonnen werden sollen, wird mit 
einer idealisiertten Kennlinie entsprehend Bild 1 ge- 
rechnet. Der dargestellte Fluß soll der Gesamtfluß beider 
Drosseln sein, die Durchflutung sei von einem durch die 
Wechselstromwicklung fließenden Strom erzeugt. Die Kon- 
stanten der beiden Gleichstromwicklungen seien auf die 


zwei Geraden. 


TO Z Ç Ç OE UE E ĀE N E r u. re ann. mn u a a R E, 


° Diese Arbeit schließt an den Aufsatz des gleichen Verfassers in 
der ETZ (1950) Heft 12, S. 307 an. 


gnetisierungskennlinie durch 


DK 621.313.2.072.2 : 621.318.42 


Windungszahl der Wechselstromwicklung bezogen. Als Nor- 
malspannung u sei die maximale Gleichstromzusatzspannung, 
die etwa gleich ist dem Mittelwert einer Halbwelle der 


Transformatorenspannung ur ‚alsou=ur 172 2/r bezeichnet. 


Die Wechseleffektivspannung u #/2°1 y2 soll in den nicht vor- 
magnetisierten Drosselspulen bei der gegebenen Frequenz 
und dem Maximalfluß o erzeugt werden. i ist der bei 
voller Vormagnetisierung praktisch konstant bleibende, der 
Durchflutung ©, entsprechende Normalstrom. Wenn die 
Drosseln gut ausgenutzt sein sollen, wird beim niedrigsten 


Stromhöchstwert, der etwas unter dem niedrigsten Erreger- 


strom des Generators liegt, der Maximalwert des Flusses ge- 
rade gleich Žo, der der Durchflutung ©, entsprechende Strom 
gleih dem maximalen Erregersttom. Wenn sich dann die 
Gleichstromdurcflutung von Null auf Oo + ©, ändert, wächst 
der Erregerstrom von seinem geringsten Wert — nur Selbst- 
erregung — auf seinen höchsten — Selbsterregung mit voller 
Zusatzspannung vom Transformator. 

Verhältnismäßig einfach läßt sih nun der wirksame 
Widerstand der Hauptgleichstromwicklung a, und zwar un- 
ter Berücksichtigung der parallel liegenden Wicklung b so- 
wie auch ihr Selbstinduktionskoeffizient berechnen. Folgende 
Bezeichnungen seien eingeführt: 
le min = Qi , das Verhältnis von minimalem zu ma- 
e max n ximalem Erregerstrom; 

Nr a 
——- das Verhältnis der maximalen gesteuerten 
D Gleichstromleistung (Wicklung a) zur Zusatzlei- 
stung (u i). A gibt also den sogenannten Verstär- 
kungsgrad des magnetischen Verstärkers an; 


i. 

—Sm das Verhältnis von niedrigstem zu höchstem 

Iamax Strom in der gesteuerten Wicklung a bzw. das 
Verhältnis von kleinstem zu größtem Wider- 


stand in diesem Kreis; 

9/9 ER 

= 9,9 >” entspricht dem Verhältnis der Neigungen der 
0% beiden die Kennlinie ersetzenden Geraden. 


Erregt man die Wicklung b mit einem Strom ip = iamax- 
nimmt den gleichen Querschnitt wie für Wicklung a an und 
reduziert nur ihre Windungszahl auf wp/Wa = 0, so wird 
bei ig = iamin = Iamax die Gesamtdurchflutung Null. Da 
die maximale Gleichstromdurdflutung gleih &+_©, sein 
muß, wird nun 


‚1+z 
I a max = l 1—o (1) 
) 116%)? bi os; 
Manag) Ra-# (10) Ra = 7 ul (2) 
und daraus 
ao, 
Ra; lie] o 8 


Berüksictigt man nun noch unter Vernachlässigung der 
Streuung zwischen beiden Wicklungen den bei Flußänderun- 
gen in der Wicklung b fließenden Ausgleichsstrom (Wicklung 


388 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August 1%% 


a TEE EEE EEE 


a und b gewissermaßen parallei geschaltet), so ergibt sich 
für den Auferregungsvorgang ein wirksamer Widerstand von 


l 
R, R, — 
a “a R u 1 f1-o\ 1 


R, +R, — 
a ao 


Der Selbstinduktionskoeffizient wird im ersten Abschnitt 
( = 0 bis d = ĝo): 


_ x, (5) 
oder da 
w Po w = w Bo 2 x f = u 7/2 
io = x ì, 
wird L= +. (8) 


Die Zeitkonstante im ersten Abschnitt der Erregung wird also 
L  à(l1+ọ)(1+x)? 


To = (9) 
$ Raw 4 fx(1— o) 
und im zweiten 
oL 
Tai” R = oT. (10) 
aw 
Bei der Entregung mit einem Widerstand Ra e = Ra —— wird 
| 1 1 
R,— R,— 
ao ao 1 1+o 
Rawe 1 1 = Ra 20 Raw 20 (11) 
ajo 0 
20 
20 


(13) 


Betrachtet man den Erregungsvorgang als praktisch abge- 
schlossen, wenn die Durchflutung den Wert Oot (1—e'2) ©, 
= +0,87 On erreicht hat, so wird die Erregungszeit 

t 

q = in (1 +x) +2a. (14) 
0 

Die Entregungszeit wird unter der Annahme, daß sie abge- 
schlossen ist, wenn die Durchflutung auf 0,13 ©, zurückge- 
gangen ist: 


e o 2L in 


15 
To -1+0 un) 


I+x +2 20 
x I+o 


Wertigkeit von Zweckleuchten 


Ausgehend vom Stand der Deutschen Zweckleudhtten- 
industrie vor dem Kriege wird zunächst die Situation nach 
dem Zusammenbruch behandelti, die durch die Entwicklung 
und Fertigung einfachster und billigster Zweckleuchten ge- 
kennzeichnet war. Heute werden an die Qualität von 
Zweckleuchten wieder höchste Anforderungen gestellt, denen 
die meisten der auf dem Markt befindlichen normalen Zweck- 
leuchten mit Email- oder Trübglasschirmen entsprechen. 
Leuchten mit optischen Mitteln zur weitgehenden Umfor- 
mung der Lichtverteilung gibt es zunächst nur in einigen 
Konstruktionen aus der Vorkriegsentwicklung — vor allem 
mit Glasspiegeln. Dagegen fehlen Leuchten mit total- 
reflektierenden oder lichtbrechenden Prismengläsern voll- 
kommen, bei deren Entwicklung im Auslande auch durch 
Anwendung für Entladungslampen erhebliche Fortschritte 
gemacht wurden. Es herrscht Klarheit darüber, daß optische 
Leuchten für die günstigste Lösung vieler Beleuchtungsauf- 
gaben unentbehrlich sind. 


t Nach A. Pahl: Lict-Tecn. 1 (1949) S. 105; 3 S., 8 B. 


Wesentlich für die Beurteilung der Verzögerung ist somit & 
Größe der Zeitkonstante To nach Gl. (9). 

To steigt direkt proportional mit dem Verstärkungsgr.: 
A. Bei entsprechender Auslegung der Drosseln läßt sich i ù 
sich beliebig vergrößern, man braucht nur den Wickelrau: 
für die Steuerwicklung a entsprechend groß zu machen, wè 
natürlich aber auch größere Drosseln bedingt. Da aber m: 
größer werdender Verstärkung auch die Zeitkonstante ar 


‚wächst, kann aus regeltechnischen Gründen die Verstärkun 


nicht zu weit getrieben werden. 

To wird kleiner, je kleiner ọ = iq min/ia max gewählt wir: 
Man wird also bestrebt sein, den gesteuerten Widerstan 
möglichst groß zu machen. Wie früher schon gesagt, ist abe 
hier bei normalen Schnellreglern eine Grenze gesetzt. Besor 
ders günstig wirkt sich im übrigen ein kleiner Wert vo 
o auf die Entregungszeit nach Gl. (15) aus. 

Das Verhältnis x = ig min /lemax ist im allgemeinen dı:: 
die gegebenen Regelbedingungen festgelegt. Im Hinblick ai 
die Zeitverzögerung wäre ein Wert von x = 1 am günst:: 
sten. 

To wird umso kleiner, je größer f, die Frequenz auf de 
Wechselstromseite ist. Praktisch wird man mit der Nom: 
frequenz von 50 Hz rechnen müssen. 

Für ein Beispiel seien nun noch die tatsächlich auftreter 
den Zeiten für die Erregung und Entregung nach Gl. (14) ur 
(15) berechnet. Nach den Charakteristiken der Maschi: 
seien gegeben x = 0,5, N = 2000 W, außerdem f = SO E 

Läßt man eine von einem Schnellregler noch gut zu bx 
wältigende Steuerleistung von 100 W zu, so ergibt sx 
À = 20. 

Das Widerstandsverhältnis ọ sei mit 1/5 = 0,2 gewäl: 


2,9, 


Do/O0o 
wie es etwa für normales Dynamoblecdh bei Do = 1200 | 
zutrifft. Damit werden nach Gl. (9) To = 0,85 s und n« 
Gl. (14) ta = 0,5 s, te = 0,6 s. 

Da die entsprechenden bei Regelvorgängen wirksame 
Zeitverzögerungen noch wesentlich unter diesen Er- bzv 
Entregungszeiten liegen und die geregelte Maschine t 
einer Zusatzerregerleistung von 2000 W selbst eine Leistu: 
von mehreren 100 kW mit einer Erregerzeitkonstante vo 
größenordnungsmäßig etwa 1 s aufweisen wird, sind &: 
errechneten Zeiten wohl als durchaus tragbar anzusehen. |: 
übrigen wird der Regelvorgang durch die teilweise Frem 
erregung günstig beeinflußt, da die Er- und Entregung «kt 
Maschine schneller vor sich gehen als bei reiner Selbster:: 


gung. 


Das Verhältnis o = sei gleich 0,09 angenomme:r 


DE 628.9: 


An Industrieleuchten, Straßenleuchten und Anstrahlr: 
räten werden die lichttechnischen Unterschiede von Leudt: 
mit Email- und Spiegelreflektoren erläutert und durch .Ve! 
stärkungszahlen“ ausgedrükt. Dann werden Hersteilu: 
und Eigenschaften der verschiedenen Spiegelarten näher ® 
schrieben und zwar für Glasspiegel, hochglanzeloxierte Al. 
miniumspiegel, Reflektoren aus poliertem Nirostabled. t- 
Aluminium bedampfte Glasspiegel und Reflektoren aus č: 
wöhnlihem Aluminiumbleh. Ein Hinweis auf die amer. 
kanischen Herstellungsverfahren für Glasspiegel aus d”: 
Produktionsperioden von 1925 bis 1940 zeigt Fortschritte. č: 
zur intensiven Arbeit an der Verbesserung der Qualita 
solcher Spiegel auch in Deutschland anregen sollen. Bemet 
kenswert ist vor allem eine Spiegelausführung, bei der c- 
außen auf dem Glaskörper befindliche Silberschicht du:! 
einen Email-Schmelzfluß geschützt ist. Schließlich wird er? 
fohlen, auch die Entwicklung von Leuchten mit Prismen 
gläsern mehr zu beachten. 2 

a 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


Gleichstrom-Drehspulrelais mit Gleichrichter für die Selektivschutztechnik 


Von H. Neugebauer, Erlangen 


Übersicht. Es wird theoretisch nachgewiesen, daß man mit einem 
Gleichstrom-Drehspulrelais in Verbindung mit Trockengleichrichter alle 
Wechselstromgrößen eindeutig bestimmen kann, die in der Selektiv- 
schutztechnik von Wert sind, z. B. Impedanz, Reaktanz, Energierichtung, 
Kenduktanz u. a. Es wird nicht auf die tatsächlichen speziellen Schaltungen 
und die besonderen Bedingungen an Schaltung und Gleichrichter einge- 
gangen. 


Messen heißt Vergleichen. Bei jeder Messung, gleich- 
gültig welcher Art, vergleicht man die zu messende Größe 
mit einer bekannten und stimmt die eine von beiden so 
lange ab, bis sie gleich der anderen ist. Man kann nur Grö- 
Ben gleicher Art miteinander vergleichen. Wo sie in ihrer Art 
verschieden sind, formt man sie um, bis sie die gleiche Form 
der Vergleichsgröße besitzen. So mißt man z. B. die Größe 
eines elektrischen Stromes dadurch, daß man das von ihm 
ausgeübte Drehmoment mit dem einer gespannten Feder ver- 
gleicht. Jeder Skalenpunkt eines Strommessers stellt immer 
jeweils einen Gleichgewichtspunkt der beiden Größen dar. 
Im Gegensatz zu einem Meßinstrument mißt ein Relais, z. B. 
ein Überstromrelais, nur einen einzigen Gleichgewichtspunkt 
und gibt bei seinem Überschreiten Kontakt. Es entspricht also 
einem Strommesser, der an einem Skalenpunkt einen Kontakt 
besitzt. Zur Betätigung des Kontaktes muß aber ein Über- 
schuß des einen oder anderen Drehmomentes vorhanden 
sein, so daß die Kontaktgabe etwas über- oder unterhalb des 
theoretischen Gleichgewichtspunktes erfolgt. Ist dieses not- 
wendige Uberschußmoment klein gegen die absoluten Ver- 
gleihsgrößen, so kann der Punkt der Kontaktgabe gleich 
dem Gleichgewichtspunkt gesetzt werden. 

Man kann elektrische Ströme oder Spannungen auch di- 
rekt miteinander vergleichen, indem man sie von einander 


subtrahiert. Wenn sie gleich sind, ist der Differenzwert gleich 


Null. Diese besonders in Brückenschaltungen verwendete 
Nullmethode ist sehr genau, die Abweichung vom Gleichge- 
wichtspunkt erscheint als Differenzstrom, der in einem 
empfindlichen Meßinstrument gemessen werden kann. Das 
Meßinstrument muß allerdings in der Lage sein, die Richtung 
des Differenzstromes, ob über- oder unterhalb des Gleich- 
gewichtspunktes, anzugeben. Bei Vergleich von Gleichströ- 
men ist dies in einem polarisierten Gleichstrominstrument 
ohne weiteres gegeben, z. B. das Nullinstrument in einer Wi- 
derstandsmeßbrücke. 

Wechselströme besitzen außer der effektiven Höhe noch 
Frequenz und Phasenlage und können nur dann in einer 
Brüke direkt verglichen werden, wenn sie in zwei Größen 
übereinstimmen. Richtet man sie dagegen gleich, so fallen 
Frequenz und Phasenlage heraus und sie können daher wie 
Gleihströme direkt miteinander verglichen werden. 

Dieser rein elektrische Vergleich hat einen für die Re- 
laistechnik sehr wichtigen Unterschied zu dem bisher fast 
stets verwendeten mechanischen Vergleich von Drehmomen- 
ten, Anzugskräften usw., daß nämlich hier das eigentliche 
Meßrelais vollständig frei von den tatsächlichen zu messen- 
den Größen ist. Es reagiert nur noch auf den Differenzwert 
und kann daher klein gehalten werden und empfindlich sein. 
Bei gleichgerichteten Wechselströmen stellt es ein empfind- 
liches polarisiertes Relais dar, das nur nach der einen oder 
anderen Seite Kontakt gibt, wenn der Differenzstrom positiv 
oder negativ eine bestimmte Größe erreicht. Bei der erreich- 
baren Empfindlichkeit liegt dieser Wert nur unwesentlich 
über oder unter dem theoretischen Gleichgewichtspunkt und 
kann daher mit diesem gleichgesetzt werden. 

Man stellt beim Messen nur dann den absoluten Wert 
der zu messenden Größe fest, wenn der Vergleichswert be- 
kannt und bei der Messung konstant ist. Bei variablem Ver- 
gleihswert stellt der Gleichgewichtspunkt nur die Tatsache 
der Gleichheit und damit nur ein bestimmtes Verhältnis der 
beiden Größen zu einander fest. Aber auch diese Tatsache 
stellt ein wichtiges Meßergebnis dar. So ist ein Widerstands- 
wert nur durch das Verhältnis zweier Größen ausdrückbar, 
z. B. Spannungsabfall zu Strom in einem Stromkreis. Alle 


DK 621.316.925.45 


Widerstandsmeßbrücken messen nur dieses Verhältnis unab- 
hängig von den Absolutgrößen von Spannung und Strom. 

In der Selektivschutztechnik ist beim widerstandsabhän- 
gigen Zeitstaffelschutz gerade diese Messung die Grundlage 
des Schutzprinzipes. Bei einem metallischen Kurzschluß ist 
die Spannung an jedem Punkt der kurzgeschlossenen Leitung 
gleich dem Spannungsabfall, den der Kurzschlußstrom an dem 
Widerstand von der Meßstelle bis zum Fehlerort hervorruft. 
Das Verhältnis Spannung zu Strom gibt daher die Entfernung 
von der Kurzschlußstelle an. Steigt die Auslösezeit des Re- 
lais mit diesem Verhältniswert an, so besitzt das dem Fehler- 
ort am nächsten liegende Relais auch die kürzeste Auslöse- 
zeit. 

Auch beim Differentialschutz spielt die Verhältnismes- 
sung, nämlich Durchgangsstrom zu Differenzstrom, zur Sta- 
bilisierung des Schutzes eine besondere Rolle. 

Schließlich kann man auch die Feststellung der Strom- 
richtung in einem Richtungsrelais auf eine Verhältnismessung 
zurückführen. 

Im folgenden wird nun gezeigt, wie man durch einen rein 
elektrischen Vergleih von gleichgerichteten Wechselströ- 
men, die der Netzspannung und dem Netzstrom proportional 
sind, alle die in der Selektivschutztechnik benötigten Meß- 
größen exakt ermitteln und die bisher verwendeten, vielge- 
staltigen und oft konstruktiv komplizierten Wechselstrom- 
relais durch ein einfaches, kleines und empfindliches Gleich- 
stromdrehspulrelais ersetzen kann, das nur noch dem Null- 
instrument einer Brückenschaltung entspricht. 


Impedanzmessung 
Zunächst sei das klassische Verhältnismeßrelais für 
Wechselstrom, das Wagebalkenrelais (balance-relais) zum 
Vergleich erläutert (Bild 1). 


Bild 1. Weaagebalkenrelais. 


E72 797 

Zwei Magnete mit den Strömen jı und i wirken auf 
einen Waagebalken. Wenn beide Zugkräfte gleich sind, be- 
findet sich das Relais im Gleichgewicht. Wenn das Anzugs- 
moment von Is überwiegt, kippt das Relais und betätigt sei- 
nen Kontakt. Der Wagebalken kann auch eine Ferrarisscheibe 
sein, die im entgegengesetzten Sinne von ių und ig bewegt 
wird. 

Der theoretische Kippunkt wird erreicht, wenn 


2 2 
ılı 


=k; i (1) 
ist. Daraus ergibt sich, daß das Relais kippt, wenn 


i k} 
— = — = konst. (2) 
ia kí 


ist. Es ist also ein Verhältnisrelais, das nur bei einem kon- 
stanten Verhältnis der Relaisspulenströme kippt. Ist der eine 
Strom, Z. B. iı, proportional der Spannung eines Stromkreises 
und der andere ig dem Strom des gleichen Kreises, so kippt 
das Relais bei e?/i? = Z2? = konst., d. h. bei Uber- oder Unter- 
schreiten eines bestimmten Impedanzwertes des Stromkrei- 
ses. Es ist schon seit fast 30 Jahren als Impedanzkipprelais 
in der Selektivschutztechnik bekannt und in Gebrauch. Es 
gibt Kontakt, wenn bei einem Kurzschluß im Hochspannungs- 
netz das Verhältnis Spannung zu Strom unter einen bestimm- 
ten Wert sinkt, der der Impedanz einer bestimmten Fehler- 
ortsentfernung in Kilometer entspricht. Das Relais gibt im 
Kurzschlußfall an, ob der Kurzschlußpunkt vor oder hinter 
einer bestimmten Entfernung liegt. Wird der Proportionali- 
tätsfaktor k des Stromes in der Spannungsspule mit der Zeit 


390 


stufenweise oder kontinuierlich geändert, so rückt der Kipp- 
punkt auf der Leitung entfernungsmäßig zeitabhängig hin- 
aus, bis er jenseits der tatsächlichen Kurzsclußstelle liegt 
und das Relais zum Kippen kommt. Auf diese Weise löst 
das Relais den Schalter nach einer längeren Zeit aus, je wei- 
ter der Fehlerort entfernt ist. 


M 


Bild 2, Impedanzkipprelais mit ma- 
gnetishem Vergleich. 


Bild 3. 


Impedanzkipprelais 
elektrishem Vergleich. 


mit 


An Stelle dieses Vergleihes von Anzugskräften tritt 
nunmehr der rein elektrische Vergleich von gleichgerichteten 
Wechselströmen wie eingangs erläutert. Die beiden Ströme 
in Bild 2 — e proportional u = kı U und i proportional i 
kə I — werden gleichgerichtet und magnetisch in einem Dreh- 
spulkreis mit permamentem Feld verglichen. Das Relais gibt 
nach rechts oder links Kontakt, wenn entweder e oder i 
größer ist. Der Kippunkt ist bei 


— 
— 


e=i bzw. < = Z = konst. (3) 

In Ausführung Bild 2 wird der Vergleich magnetisch 
durchgeführt. Die Spulen des Gleichstromrelais werden noch 
von den Strömen direkt durchflossen, und müssen deshalb 
stärkere Ströme auch beim Gleichgewichtspunkt ertragen. 
Desgleihen müssen die Gleichrichter entsprechend dem 
Eigenverlust in den Relaisspulen bei höheren Strömen grö- 
Bere Leistungen bewältigen. 

Bild 3 zeigt dagegen den rein elektrischen Vergleich. 
Im Gleichheitspunkt erhält das Relais keinen Strom mehr, 
nur noch den Differenzstrom beim Abweichen von diesem 
Punkt. Die Gleichrichter arbeiten hierbei nur noch im Kurz- 
schluß. Überwiegt die eine Größe stark über die andere, so 
fließt nicht der ganze Differenzstrom über das Relais, son- 
dern der zweite Gleichrichter ist ein Nebenschluß mit negati- 
vem Widerstandsverhalten. Bei Überschreiten seines Schwell- 
wertes fließt der größte Teil des Differenzstromes über die- 
sen Gleichrichter am Relais vorbei und die Gleichrichter be- 
finden sich wieder praktisch im Kurzschlußzustand. Bei klei- 
nem Differenzstrom stellt der parallele Gleichrichter infolge 
seines negativen Widerstandsverhalten einen sehr hohen 
Widerstand dar, der sich bei größerem Differenzstrom stark 
vermindert. Das Relais besitzt also grade um den Gleichge- 
wichtspunkt seine volle Empfindlichkeit. Dieser rein elek- 
trische Vergleich überlastet weder Relais noch Gleichrichter 
und gestattete daher die Ver- 
wendung von empfindlichen 
Relais, kleinen Gleichrichtern 
und benötigt sehr geringe 
Energie. Diese Schaltung 
nach Bild 3 ist daher die 
Grundscaltung für alle fol- 
genden Messungen. 

In Bild 4 sind die beiden 
Ströme als Vektoren darge- 
stellt. Im Kurzschlußfall eilt 
die Spannung an der kurzge- erx 
schlossenen Leiterschleife um 
den Winkel œ dem Leiter- 
strom voraus. Da auf der 
Gleichstromseite nur die absoluten Werte von e und i 
miteinander verglichen werden, ist der geometrische 
Ort für alle Phasenverschiebungswinkel @, wo der Wert 
e = jist, ein Kreis mit dem Mittelpunkt St in der Station. Bei 
rein ohmschem Widerstand liegt e in Phase mit i, wäh- 


Bild 4. Vektordarstellung nach Bild 3 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August 195 


rend bei rein induktivem Widerstand e um 90° voreilend ist 
Setzt man į = 1, so stellt e gleichzeitig ein Maß für die Impe 
danz Z in Größe und Richtung dar. Dabei ist R der Wirkwi- 
derstand und X der Blindwiderstand. Da X immer propor- 
tional w L der Leitung ist, bezeichnet Kı den Kippunkt auf der 
Leitung, bei welchem das Relais im Kurzschlußfall anspricht. 
‘Da zu der Impedanz der Leitung im Kuyszschlußfall sich der 
Lichtbogenwiderstand Rz, in der R-Richtung addiert, erhält 
das Relais bei gleichem Strom und gleicher Fehlerentfernung 
eine höhere Spannung. Es kippt aber, wenn e den Kreis 
schneidet, d. h. also bei dem Punkt Ks auf der Leitung. Der 
Relaiskippunkt wandert somit mit zusätzlichem Lichtboger 
auf die Station zu, d. h. es müssen erst zeitabhängig die Pro- 
portionalitätsfaktoren geändert werden, um den tatsächlicher. 
Fehlerort erfassen zu können. Lichtbogenwiderstände ver- 
größern also die Auslösezeit bei Impedanzrelais. 


Mischimpedanzrelais für Lichtbogenkompensation 

Der Lichtbogenwiderstand fälscht also die Entfernungs- 
messung. Man war daher immer bestrebt, diesen Störwider- 
stand nach Möglichkeit aus der Messung auszuscheiden. Voll- 
ständig wird er nur ausgeschieden beim Reaktanzrelais, be: 
welchem das Verhältnis der Bliindkomponente der Spannung 
zum Strom, also e cos 9/i gemessen wird. Da diese Messung 
andere Schwierigkeiten z. B. bei Pendelungen ergibt, sudt 
man den Einfluß des Lichtbogenwide:- 
standes durch eine Mischimpedanz- 
messung herabzumindern, ohne dabe: 
die anderen wertvollen Eigenschaften 
einer reinen Impedanzmessung ein- 
zubüßen. 

Zu diesem Zweck wird entwede: 
auf der Stromseite j ein Betrag des 
Spannungsstromes ke geometrisd 
addiert, Bild 5, oder auf der Span- 
nungsseite ein Betrag des Stromes ki 


e itke 


m 


oh subtrahiert, Bild 7 (k < 1). 
a a Das Gleichgewicht in Bild 5 ergibt 
sich, wenn 
e = i+ kel (A 
e= ?+2keicosp + k e (5 


oder umgeformt 
k k ER SE V. ; 
e — 2 e7 p icosp +t ge i) Al Ip) u € 


Man erhält damit die 
Polargleichung für einen 
Kreis, dessen Radius 
gleich į (1—k?) und des- 
sen Mittelpunkt in der i- 
Achse um den Betrag 
k i/(1—k2) vom Koordina- 
tenmittelpunkt entfer! 
ist (Bild 6). 

Der Impedanzkreis 
von Bild 4 ist also in der 
e R-Achse nach oben ver- 
schoben. Wenn nun eit 
Lichtbogenwiderstand R: 
den Impedanzwert Zı in 
den Wert Zs verwandelt 
so bleibt der Kippunkt K 


Bild 6. Vektordarstellung nach Bild 5. 
auf der Leitung dennoh in diesem Bereich annähernd 


auf der gleichen Entfernung, er wandert sogar dà- 
zwischen etwas nach außen, um sich erst bei höheren Lidt- 
bogenwiderständen auf die Station zu zu bewegen, dann 
aber in wesentlich geringerem Maße als beim reinen Im- 
pedanzkreis nach Bild 4. 

In Bild 6 ist der ursprüngliche Impedanzkreis mit einge- 
zeichnet. Der neue Kreis ist größer. Das ist verständlic. 
wenn man beachtet, daß das Hinzufügen eines Spannungsbe- 
trages auf der Stromseite auch eine Vergrößerung auf der 
Spannungsseite notwendig macht, wenn der Gleichgewidts- 
punkt an der gleichen Stelle liegen soll. 


| 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


391 


Löst man die Gleichung (6) nach e auf, so erhält man für 
den Spannungs- bzw. Impedanzvektor 


l ar ra ee 
e = i Tg |kcosp + YÜ— k) + k" cos gl. (7) 


Zieht man dagegen auf der Spannungsseite einen Betrag von 
i ab, so lautet die Gleichgewichtsgleichung 
ļe=kiļ =i (8) 
e — 2ekicosopg + k’ =}. (9) 
Dies ist die Polargleichung für einen Kreis, dessen Radius 
gleih i und dessen Mittelpunkt um den Betrag ki vom Ko- 


ordinatenmittelpunkt in Richtung der i-Achse entfernt ist 
(Bild 8). 


eĉkı i 


ELEA 


Bild 7. Mischimpedanzrelais. Bild 8. Vektordarstellung nach Bild 7. 

Man erhält also auch hier die gleichen Ergebnisse wie 
bei den Bildern 5 und 6, jedoch mit einem Unterschied. Dies- 
mal verschiebt sich der Kreis parallel nach oben. Löst man 
die Gleichung nach e auf, so erhält man 


e=kcosp + V(1— k?) + k? cosg. (10) 
Verglichen mit Gleichung (7) zeigt sich, daß dort der Span- 
nungsbetrag e um den Faktor 1/(1—k?) größer sein muß, um 
die gleiche Fehlerortsentfernung bei gleihem Strombetrag i 
messen zu können, also in der Anordnung nach den Bildern 
7 und 8. 

Schreibt man daher die Gleichung (4) in der Form 


k 


e a a 
re litre, (1) 


dann erhält man für den Gleichgewichtspunkt die Gleichung 
(8), also eine Parallelverschiebung, aber mit dem Unterschied, 
daß hierbei mit größerem k der Leistungsverbraud auf der 
Spannungsseite stark ansteigt. Bei k = 1 müßte e = oœ sein. 


Konduktanzrelais 
Macht man dagegen in Bild 7 den Faktor k = 1, wie in 
Bild 9 dargestellt, so erhält man für das Gleichgewicht die 
Gleihung 


(11) 
(12) 


Dies ist die Polargleichung für einen Kreis, dessen Radius 
gleich į und dessen Mittelpunkt um den Betrag i vom Koor- 
dinatenmittelpunkt in Richtung der i-Achse (R-Achse) entfernt 
ist (Bild 10). Die Besonderheit dieses Grenzfalles liegt darin, 
daß die Impedanzlinie der Leitung den Kreis im Stationsmit- 
telpunkt schneidet. Das bedeutet, daß ein solches Kipprelais 
eine Fehlerortentfernung nur nach einer Seite hin mißt und 
damit eine Richtungsangabe enthält. Es ist Impedanz- und 
Richtungsrelais zugleich. 
Formt man die Gleichung (11) um, so erhält man 


le-il=i 
e — 2eicog + P = P. 


e? = 2 e į cos œ, oder durd 2 e? dividiert 


1 1 
z = z7 osp = konst. 


(13) 
(14) 
\/Z-cos œ stellt die Wirkkomponente des Scheinleitwertes 


oder die Konduktanz der Leitung dar (Z = Impedanz, 
Z sin œ = Reaktanz, Z cos p = Resistanz, 1/Z Admittanz, 


1/Z sin 9 = Suszeptanz, 1/Z cos 9 = Konduktanz). Aus 
Bild 10 geht hervor, daß alle Werte von 1/Z bei verschiede- 
nen cos ® auf einer geraden Linie parallel zur X-Achse lie- 
gen und ihre Wirkkomponente stets gleich 2i ist. 

Ein solches Relais hat Bedeutung für alle Entfernungs- 
messungen, solange der Kurzschlußwinkel kleiner als 60° ist, 
was für alle Mittelspannungsnetze und Kabelnetze zutrifft. 
Bei größerem Kurzschlußwinkel kann man den Strom vor- 
eilend oder die Spannung nacheilend machen. Dann verschiebt 
sich der Kreis auf der diesem Winkel entsprechenden Linie 
(i-Achse), wie z. B. in Bild 11. 


ear 


Bild 9. Konduktanzrelais. Bild 10. Vektordiagramm nach Bild 9. 


Während beim reinen Impedanzrelais nach den Bildern 2 
und 3 die elektrischen Größen e und i auf jeder Seite der 
Brücke allein vorhanden sind, wurden beim Misch- und Kon- 
duktanzrelais der Bilder 5 und 7 immer auf einer Seite der 
Brücke die Größen geometrisch addiert oder subtrahiert und 
damit wurde eine Abhängigkeit von Phasenwinkel erreicht. 
Gescdieht diese Maßnahme auf beiden Seiten der Brücke, dann 
erhält man ein reines wattmetrisches Relais. 

eti e2 


u 


£T2608) 
Bild 12. Richtungstelais für 


Bild 11. Vektordiagramm nach Bild 9 
Wirk- und Blindstromrichtung. 


bei großem Kurzschlußwinkel. 


Richtungsrelais für Wirk- und Blindstromrichtung 


Bei einer Anordnung nach Bild 12 besteht Gleichgewicht, 
wenn 


(15) 
(16) 
(17) 


Das Relais wechselt seine Ausschlagsrichtung, wenn das Pro- 
dukt e i cos p gleich Null ist, d. h. wenn e oder I oder cos 9 
gleich Null ist. Das ist die Gleichgewichtsbedingung eines 
reinen wattmetrischen, z. B. dynamometrischen Relais. Noch 
deutlicher geht dieses Ergebnis aus dem Vektordiagramm 
Bild 13 hervor. Das Relais erhält als Überschußmoment die 


Differenz der Absolutwerte, d. h. |e +i |— |e il. Die 
Differenz ist am größten bei ¢ = 0 und ist Null bei ¢ = 90°. 


letil=je-il ist, 
e + 2eicoyg + PÈP = e — 2eicosp +}, 
e i cosp = 0j4 = 0. 


Im letzteren Fall ist | e + i| stets gleich |e < i|. Bei Um- 
kehr der Leistungsrichtung wird die 
Addition zur Subtraktion und das 
Überschußdrehmoment erscheint 
cos p=0 nunmehr auf der anderen Seite der 
Brücke, wodurch das Relais Impuls 
nach der anderen Seite erhält. 
Versciebt ma» den Strom e ge- 
genüber der Spannung U, z. B. um 
90° nacheilend, so erhält man ein 
TIER wattmetrisches Relais, das auf die 
Blindleistungsrichtung anspricht, Z. 
B. ein wattmetrisches Erdschlußre- 


Icos g =] 


Bild 73. Vektordiagramm 
nach Bild 12. 


392 


lais in nicht gelöschten Netzen. Die Gleichgewichtsgleichung 
lautet dann 


le-sinpg +il=|e-sing il ° (18) 
e? + 2 ei cos (90 — ¢) + È = e? — 2 e i cos (90 — g) + iè (19) 
e isng = Q. (20) 


Um eine Kippgrenze für einen anderen Winkel als 90° zu 
erhalten, ist es nicht notwendig, auf beiden Seiten die Span- 
nung um einen konstanten Winkel zu verdrehen. Eine Ver- 
drehung auf nur einer Seite ergibt ein ähnliches Resultat. 
Verdreht man einseitig die Spannung um einen Winkel y, so 
schreibt sich die Gleichung (16) 


e + 2eicosg + P = e’— 2eicos(f + y) + ? (16a) 


cosy = — cos (q + y) = -- [(cos q cos y) F sing sin y] (16b) 
1 + cosy l 
siny TEN um) 


Das Relais kippt, wenn der tg 9 den betreffenden Wert über- 
oder unterschreitet. Ist z. B. y = 0, dann ist tg pọ = 2/0 =, 
Das Relais ändert seine Richtung bei œ = 90°, denn es ist 
das normale Richtungsrelais nach Gl. (15). Bei voreilen- 
dem Winkel ist tg ọ positiv und bei nacheilendem Winkel 
tg p negativ. 
Resistanz- und Reaktanzrelais 

Verringert man, wie in Bild 14, auf einer Seite den Wert i 
mit dem Faktor k und addiert hierzu geometrisch den Wert e, 
während auf der anderen Seite der gleiche Wert e vom unver- 
änderten Stromwert i geometrisch subtrahiert wird, so erhält 
man die Gleichgewichtsgleichung. 


Ikite|l=li-e| (21) 
ki + 2ekicosp + €e = P —2eicosp + e (22) 
2eicosp(l+k = "(1 — k’); (23) 

wird durch 2 į? (1 + k) dividiert, erhält man 


1 
— cosg = Z cosp = z => k) = konst. 


kıre me 


[E7 810) 
Bild 14. Resistanz- und Reaktanz- 
relais, 


Bild 15. Vektordiagramm nach 


Bild 14. 


Das Relais kippt also bei einem konstanten Wert des 
Wirkwiderstandes, der durch k verändert werden kann. Bei 
k = 1 erhält man Gleichung (17). 

Für den Selektivschutz ist aber eine Messung der induk- 
tiven Komponente, d. h. der Reaktanz wichtiger. Verschiebt 
man die Spannung e in einer vorgeschalteten 90°-Schaltung 
um 90° gegen die Spannung U, so erhält man analog wie beim 
Richtungsrelais 

l 
siny = Zsiny = 2 (1 — k) = konst. (24) 

Das Vektordiagramm Bild 15 zeigt deutlich, daß Gleich- 
gewicht immer dann besteht, wenn die beiden Vektoren die 
gestrichelte Waagerechte schneiden. 

Die Ortsdiagramme für das Richtungs-, Resistanz- und 
Reaktanzrelais stellen, wie Bild 16 zeigt, gerade Linien dar. 
Das Richtungsrelais wechselt seine Richtung im Stationsmittel- 
punkt, während das Reaktanzrelais die Richtung an einem 
Punkt der Leitung ändert und zwar dort, wo es die Impedanz- 
linie der Leitung schneidet. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August is: 


Differential-Prozentrelais 
Bei den Resistanz- und Reaktanz-Relais war von de. 
Summanden auf der einen Seite eine Größe mit dem Faktor: 
verändert worden. Man kann auch die ganze Summe ot: 
Differenz mit einem Faktor vergrößern oder verkleinern, w: 
in Bild 17. Das Gleichgewicht wird dann bei 


klü+i)=- u (5 


Diese Anordnung dient zur Stabilisierung ein:: 


Ditferen‘ : 
relais. 


erreicht. 
Stromdifferentialschutzes. 


(£72812) 


Bild 17. 


Ortsdiagramme für das Richtungs-, 
Resistanz- und Reaktanzrelais. 


Bild 16. 


Bild 18 stellt einen Differentialschutz mit Gleichrichter 
relais dar. Die beiden Primärströme Iı und Is sind durd di 
Wandler proportional den Sekundärströmen iı und is. In d?! 
Diagonalen der Differenzschaltung fließt der Strom i} 2 ipun: 
durchfließt in der einfachen Differentialanordnung das Diffs- 
rentialrelais. Wenn hierbei der Differenzstrom einen bestimr- 
ten Wert erreicht hat, spricht das Relais an, ohne Rüdsit' 
darauf, ob nicht ein Strom durch das gesamte Gebilde hr- 
durchfließt. Diesen Strom nennt man den Durchgangsstrer: 
der dann gleich iz ist. Da bei Regeltransformatoren die Strör- 
Iı und I bei verschiedenen Regelstufen nicht mehr gleit 
sind, würde bei außenliegenden Kurzschlüssen der absolvi- ' 
Differenzbetrag zwischen ių und is die Ansprechgrenze einé: 
einfachen Differentialrelais erreichen und ein Fehlansprect: 
zur Folge haben. Zu diesem Zweck macht man die Anspret- 
grenze vom Durchgangsstrom abhängig bzw. man stabilisi:” 
das Relais. 

Man kann sich den Fehlerstrom ił = ją} — ia bei der ! 
Bild 18 angegebenen Leistungsrichtung als einen über ce 
Durchgangsstrom ip = is überlagerten Strom vorstellen, če 
zusätzlich über den Wandler I; fließt. Es ist dann also 


‘> 


BE ne _ Ah 


I nn oi p acg i £ 
li In +1, k + 1,. a 
Es interessiert nun die Angabe, wie hoch der Differenzstret 
i4 bei verschiedenem Durchgangsstrom in ist oder wie hot | 
ii in Abhängigkeit von iə sein muß, wenn das Relais ansp' : 
chen soll. | 


ErZen) 


Bild 18. Differentialschutz mit Bild 19. Auslösekurven enes FO 
Gleichrichterrelais. zentdifferentialrelais uber ©: 
Durchgangsstrom. 


Es wird in dieser Darstellung absichtlich der Einfluß dc: 
Federkraft C nicht berücksichtigt, der in jedem Differentie- 
relais vorhanden ist und die Kurven wesentlich beeintlu:! 
Diese Untersuchung sei einer späteren Arbeit vorbehaltt! 
Es sei jetzt nur darauf hingewiesen, daß man dann ein doppe: 
tes Kipprelais erhält, bei dem einmal ein elektrischer Ver 


gleich durchgeführt und der Differenzstrom mit einen 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heit 15 393 


zusätzlichen mechanischen Federgegenmoment verglichen 
wird. 

Man kann nun die Gleichung (24) unter Berücksichtigung 
von Gleichung (26) und bei einem Winkel p zwischen Fehler- 
strom i und Durchgangsstrom ip wie folgt umformen: 


k. 2ip+ i = i (27) 


und man erhält 


E E E E A EA E 


in 
I— k’ 2 l 
+ PE + cosp — cos y| - 0,5 


In Bild 19 sind bei verschiedenen Werten von k und 
cos y = 1 die Abhängigkeitsgeraden i;'ip aufgetragen. Sie 
stellen gleichzeitig die Auslösekurven eines Prozentdifferen- 
tialrelais über dem Durchgangsstrom dar. Eine Federkraft 
verschiebt den Ausgangspunkt der Kurven. 


(28) 


Zur Wahl von Bahnstromsystemen 


Belgien stellt 1500 km = 30°|, seiner Strecken von Dampfbetrieb auf Betrieb mit 3000 V 
Gleichspannung um 


Von Hans Kother, Köln 


Übersicht. An Hand aktueller Beispiele sollen in zwangloser Folge 

Fragen zur Wahl von Bahnstromsystemen behandelt weıden. Hierbei wer- 

den sowohl die Aufqabengebiete von Dampf-, Diesel-, Gasturbo- und 

- Eiektrobetrieb wie auch von Straßen- und Schienenverkehrsmitteln so weit 

mit in den Kreis der Betrachtungen gezogen werden, wıe sie die Wahl 
der Bahnstromsysteme beeinflussen könnten. 


Die Elektrisierung von Bahnen ist eines der Mittel, die 
der „Schiene” helfen sollen, sich gegenüber der „Straße“ 
erfolgreich zu behaupten. Wann und in welchem Umfang 
der Elektrobetrieb den bisherigen Dampfbetrieb ablösen soll 
und wie weit außerdem noch Motorschienenfahrzeuge — 
vorerst mit Dieselmotoren — einzusetzen sind, stellt das 
Grundproblem, nämlih die „Wahl des Zugförderungs- 
systems” dar. Wenn hierbei das Aufgabengebiet und der 
Umfang der elektrisch zu betreibenden Strecken festgelegt 
worden sind, beginnt als eines der Teilprobleme die „Wahl 
des Bahnstromsystems’”. Parallel hierzu laufen gleichran- 
gige Teilprobleme wie z. B. „Gasturbinen- oder Dieselmotor- 
lokomotiven mit hydraulischer oder elektrischer Energie- 
übertragung” und „Verbesserung der Kolbendampflokomo- 
tive und Entwicklung von Turbodampflokomotiven." 

Der vorliegende Bericht befaßt sich mit einer rund 100 
Seiten umfassenden Denkscrift der „Commission Nationale 
d’Electrification des Chemins de fer Belges 1947". Soweit 
es der Raum erlaubt, sollen die Anschauungen der belgi- 
schen Verkehrsingenieure und -wirtschaftler dem deutschen 
Leser — möglichst wortgetreu übersetzt — bekanntgegeben 
werden. Wo in einzelnen Fällen der Standpunkt deutscher 
Verkehrsingenieure oder des Verfassers von dem belgischen 
Standpunkt zu sehr abweichen sollte, oder wo bei anderen 
Streken- und Netzverhältnissen und -belastungen auch an- 
dere Auffassungen vorkommen, werden diese in Anmerkun- 
gen den belgischen Ausführungen gegenübergestellt. Diese 
und andere Anmerkungen des Verfassers werden in Fuß- 
noten oder in runden Klammern unter dem Hinweis „Anm.:“ 
gebracht werden. 


Allgemeines über die Elektrifizierung der 
Belgischen Eisenbahnen! 


Am 26. April 1945 wurde der „Nationale Ausschuß für 
Elektrifizierung‘” gebildet. Schon 1938 hatte man den Plan 
der Elektrifizierung des Reiseverkehrs von 175 km Strecken 
gefaßt, etwa 30 km um Brüssel, die unter dem Begriff „Klei- 
rer Stern’ zusammengefaßt wurden. Gleichzeitig waren Fi- 
nanzierungs- und Stromlieferungsabkommen zwischen Staat, 
Eisenbahn und Elektrizitätserzeugern getroffen worden. 

Man muß sich (in diesem Zusammenhang) die ungeheu- 
ren Möglichkeiten der vier Verkehrsarten vor Augen füh- 
ten: auf der Straße und der Schiene, zu Wasser und in der 
Luft. Dabei ist eine Umwandlung des Begriffes Eisenbahn 
erforderlich. Denn nur zu oft richtet der Eisenbahntechniker 


! Der 1947 verstorbene Referent für ‚Elektrische Zugförderung und 
Esergiewirtschaft sowie Licht- und Kraftanlagen’ im früheren Reichs- 
verkehrsministerium Berlin, Ministerialdirigent Prof. Dr.-Ing e. h. 
Wilheim Wechmann, wählte stets den Ausdruck „Elektrisierung” 
eralog ‚‚Magnetisierung‘. Es kommen aber heute die Ausdrücke „ Elek- 
trisierung‘‘ und ‚Elektrifizierung‘' im deutschen Schrifttum nebeneinander 
vor, 


DK 621.331.3.001.2(493) 


seine Aufmerksamkeit nur auf das eigentliche Bahnnetz und 
unterläßt dabei jeglihe Verbindung des Eisenbahntrans- 
portes mit den städtischen Transportmitteln, mit der Entwick- 
lung der Stadt und mit den großen Problemen städtebauli- 
cher Kunst. Ferner muß man unbedingt die Verkehrsmittel 
koordinieren, ehe man dem Straßenverkehr wieder seine 
volle Bedeutung zukommen läßt. Die Elektrifizierung wird 
hierzu in hohem Maße durch ihre Bequemlichkeit, ihre 
Schnelligkeit und sonstigen Verbesserungen beitragen. Man 
darf auch nicht die Politik des Bauens von Kanälen unbe- 
grenzt fortführen, ohne wirklich zu prüfen, ob die Eisenbahn 
keine praktische Lösung darstellt. 

Das Ergebnis der Untersuchungen des Ausschusses, sei- 
ner Studien und seiner Diskussionen ist die vorbehaltlose 
Zustimmung zu der dringenden Notwendickeit einer Elektri- 
fizierung von Strecken mit einer Gesamtlänge von 1500 km. 


Gründe für die Elektrifizierung 


Die Modernisierung des Schienenverkehrs besteht darin, 
den Zugverkehr für die Kundschaft anziehender zu gestalten, 
und zwar durch häufigere Verbindungen, durch Vergröße- 
rung der Geschwindigkeiten und durch Verbesserung der Re- 
gelmäßigkeit und des Komforts. Diese — durch die Elektri- 
fizierung zu verwirklichende — Modernisierung ist notwen- 
dig, um der Schiene ihren Rang bei der Koordinierung deı 
Verkehrsmittel zu sichern. 

Die elektrischer. Lokomotiven legen täglich Strecken zu- 
rüc, die ungefähr das Doppelte von denen der Dampfloko- 
motiven ausmachen. Hierdurch verbessert sich auch die Lei- 
stung des Personals, das wegen der geringeren Anstrengun- 
gen eine größere Sicherheit des Transportes gewährleistet. 
Die Kosten für Personal und Ausbesserungen sind bei elek- 
trischem Betrieb erheblich geringer als bei Dampfbetrieb. 

Die durch Personalersparnisse eintretenden Kopfzahl- 
verminderungen sollen nicht durch Entlassungen, sondern 
nach und nach durch Pensionierung, Todesfälle usw. durch- 
geführt werden. Jüngere Kräfte sollen als Elektriker um- 
geschult und im Unterwerks- und Fahrleitungsdienst einge- 
setzt werden. 

Als sozialer Grund für die Elektrifizierung wird die 
Verbesserung insbesondere des Vorortverkehrs angeführt. 
Ferner ist die normale Dienstleistung der Lokomotiv- und 
Triebwagenführer wesentlich leichter, obwohl man wegen 
schneller Störungsbeseitigung vom Personal erheblich mehr 
fachliche Kenntnisse verlangen muß. 

Für Belgien bedeutet die Elektrifizierung der 1500 km 
Strecken eine Ersparnis von etwa 650000 t Steinkohle im 
Jahr, während in den Elektrizitätswerken 590 000 000 kWh 
im Jahr aus weniger wertvollem Kohlenstaub erzeugt wer- 
den müssen?. 


2 Je Bruttotonnenkilometer 


werden in Belgien bei 16,4 - 10° 
Bıtkm/Jahr benötigt: Me aa : 
ich 650- 1% g Kohleilahr _ „„_g_ Kohle 
im Dampipetlien Sed I0 Bkm dahr X Brniki 


590 >° 10° Wh/Jahr _ _ Wh 


i t . b EEE: eg 
im Elektrobetrie 16.4 - 10° Brtkm/Jahr Brtkm 


394. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August 195 


Die Verwirklihung des Elektrifizierungsprogramms 
würde der belgischen Industrie Gelegenheit geben, Referen- 
zen für Exportlieferungen zu gewinnen. 

Die Ausnutzung der Netze der Landesstromversorgung 
soll durch den elektrischen Zugbetrieb verbessert werden, 
weil (in Belgien) die Stunden des durch die elektrischen Züge 
hervorgerufenen Spitzenverbraudhs nicht mit denen der Lan- 
desbelastungsspitzen zusammenfallen. Als allgemeine Ver- 
besserungen wird der Fortfall der Rauchbelästigung und 
die damit zusammenhängende Wertsteigerung des Privat- 
eigentums genannt. 


Das Programm der Elektrifizierung 

Als Hauptmaßstab für die Elektrifizierungswürdigkeit 
wird der jährliche Energieverbrauch in Kilowattstunden je 
Streckenkilometer angesehen. Bei Strecken, die denen der 
Belgischen Eisenbahnen gleichen, liegt der Verbrauch selten 
unter 250 000 bis 300 000 kWh je Streckenkilometer und Jahr. 

Ursprünglih war für die Elektrifizierung der 1500 in 
Betracht kommenden Strecken-km eine Zeit von 2 mal 5 Jah- 
ren vorgesehen. Später stellte es sich heraus, daß eine schnel- 
lere Arbeitsausführung als 150 km/Jahr vorgesehen werden 
mußte, wenn man vermeiden wollte, daß die Eisenbahn durch 
die Konkurrenz auf der Straße, die immer stärker wird, ernst- 
lich gefährdet wird. Daher wird jetzt der Ausbau von 
300 km/Jahr vorgesehen?. 

Der belgische Fünfjahresplan umfaßt: 
Antwerpen—Brüssel—Charleroi. . . bis Ende Februar 1949, 
Ostende—Brüssel— Namur .. bis Ende 1949, 
Gent—Malines—Lüttich .. bis Mitte 1950, 
Gent—Mons/Charleroi . bis Ende 1950, 
Brüssel—Mons—Tournai und 
Charleroi—Namur—Lüttich ... bis Mitte 1951, 
Arlon—Namur/Lüttih—Herbesthal. bis Ende 1951, 
hierzu kommen jeweils noch einige Ausläufer- und Ver- 
bindungsstrecken. 


Die Auswahl des Bahnstromsystems 


Diskutiert werden die Einphasen-Wedhselstromsysteme 
16 %s, 25 oder 50 Hz sowie Gleichstrom 1500 und 3000 V. 
Als Hauptnadteil des 16Y7s;Hz-Systems wird ange- 
führt, daß man gezwungen ist, die Anlagen zur Stromerzeu- 
gung und Weiterleitung bei sehr hoher Spannung zu einer 
Gesamtheit zusammenzufassen, die völlig unabhängig von 
den gewöhnlichen Landesstromnetzen ist. Etwaiger Anschluß 
von 16*s Hz-Systemen an das Landesnetz über Drehstrom- 
 Einphasenstrom-Motorgeneratoren (wie z. B. in Schweden) 
wird wegen der zu hohen Anschaffungs- und Betriebskosten 
der Umformer für nachteilig gehalten. Zusammenfassend sagt 
der Bericht des „Nationalen Ausschusses für die Elektrifizie- 
rung‘, daß das einphasige System, ganz gleich, ob es nach 
der Schweizer Art (Bahnstromeigenerzeugung) oder nach der 
schwedischen Art (Bahnstromumformung) ersonnen ist, im 
großen und ganzen hinsichtlich der Anlage und des Betriebes 
teuerer ist als die Gleichstromsysteme. Das einphasige Sy- 
stem wird sich bei den Bahnen, die es in der Vergangenheit 
anwendeten, weiterentwickeln, jedoch wird es keine neuen 
Anhänger mehr finden. 


3 Die vor etwa 10 Jahren aufgestellten Elektrisierungspläne der Deut- 
schen Reichsbahn sahen als Nachkriegsprogramm den Ausbau von 
500 km/Jahr bei einer Gesamtelektrisierung von rund 15000 km in sechs 
Fünfjahresplänen, also in 30 Jahren vor. — Die Nadhkriegspläne der 
„Studiengesellshaft für die Elektrifizierung des Rhein-Ruhr-Eisenbahn- 
verkehrs’' sehen 15 Jahre für etwa 2000 km Streckenlänge. also etwa 
135 km/Jahr vor. Hierzu wären noch die Elektrisierungspläne in Süd- 
deutschland zu rechnen, die jedoch noch nicht bekanntgegeben sind. 

4 Die deutschen Bahnelektroingenieure teilen die Auffassung der bel- 
gishen Kollegen in der vorstehenden Zusammenfassung keineswegs all- 
gemein. Obwohl es bei sehr kleinen wie bei sehr großen Verkehrsstärken 
vorkommen kann, daß man — insbesondere bei Stadt- und Vorortverkehr 
— bei Gleichstrom von 800 ... 1500 .... 3000 V vorteilhafter fahren kann, 
wird die Formulierung, daß das 16°/s Hz-System keine neuen Anhänger 
mehr finden werde, für zu weitgehend gehalten. Insbesondere sollte man 
nicht vergessen, daß die Regelung der Motoren bei einem Wechselstrom- 
system sehr viele Vorteile bietet, und daß es ferner keineswegs ausge- 
schlossen ist, daß der „Umrichter von morgen” für das 16°/s Hz-System 
das gleiche bedeuten kann wie der ‚Gleichrichter von gestern’ für das 
Gleichstromsystem. — Im übrigen fehlen leider in dem belgischen Bericht 
zahlenmäßige Angaben über Bau- und Betriebskosten der verschiedenen 
Bahnstromsysteme, so daß eine Nachrechnung der belgischen Fesistellung, 
das Gleichstromsystem sei billiger, nicht möglich ist. 


Das Einphasensystem 50 Hz befindet sich nod 
im Zustand der Anfangsentwicklung und kommt deshalb 
nicht für die Elektrifizierung des belgischen Bahnnetzes in 
Betracht. Als ein Mitglied der Nationalkommission die Ver- 
wendung des einphasigen Systems erneut prüfen ließ, stimm- 
te die betreffende Unterkommission in folgenden Punkten 
überein: 

1. Das 16°/s Hz-System weist gewisse anerkannte Vorteile 
auf, aber bei dem gegenwärtigen Stand der Technik haben 
diese Vorteile als Gegengewicht mehrere schwere Nad- 
teile. 

2. Der Hauptnachteil würde verschwinden, wenn es mög- 
lich wäre, die Einphasenanlagen aus dem Drehstromlan- 
desnetz über Unterwerke zu speisen, die den Gleichrid- 
ter-Unterwerken in bezug auf Einrichtungskosten usw. 
gleichwertig sind. 

3. Da gewisse Konstrukteure von Quecsilberdampfentla- 
dungsgefäßen darauf verzichtet haben, in naher Zukuntt 
die notwendigen Apparate fertigzustellen, ist es nicht an- 
gebracht, die Elektrifizierung der Belgishen Bahnen so 
lange zu verschieben, bis die Entwicklung die unter 2. er- 
wähnte Vervollkommnung bringt. 

4. Fachkundige Vertreter der schweizerischen, holländischen 
und französischen Bahnen haben bestätigt (oder zu ver- 
stehen gegeben), daß ihre Bahn das Gleichstromsystem 
3000 V anwenden würde, falls sie sich in der Lage des 
belgischen Netzes befände. 

5. Beim 16 ”/s Hz-System hätten die Belgischen Eisenbahnen 
nicht die Möglichkeit, ihre Triebfahrzeuge auf den be- 
nachbarten französischen und holländischen Gleichstrom- 
bahnen einzusetzen, die Netze mit 1500 V Gleichstrom be- 
sitzen, 

6. Die belgische Bahnelektroindustrie hat bestätigt, daß die 
Übernahme des Gleichstromsystems der belgischen Indu- 
strie hinsichtlich des Exports am besten diene. Aufträge. 
die den Konstrukteuren aus dem Ausland zugehen, sind 
besonders auf 3000 V Gleichstrom gerichtet. 

Die Gleichstromsysteme sind durch die Ent- 
wicklung der Gleichrichter in der Lage, bei 3000 V (Anm: 
und mäßiger Verkehrsstärke) Unterwerksabstände bis zu 30 
und 40 km zu ermöglichen. Durch die starke Vermaschung 
des belgischen Netzes wird man die Zahl der Unterwerke 
weiterhin auf etwa die Hälfte heruntersetzen können. Da 
auch Italien, Spanien und Südafrika 3 000 V Gleichstrom ver- 
wenden (Anm.: und Exportanfragen in Belgien hierfür vor- 
liegen!) fiel die Wahl auf dieses System. Für den Gemein- 
schaftsbetrieb mit 1500 V-Bahnen (z. B. zwischen Amsterdam 
und Brüssel) werden Züge eingesetzt, die sowohl mit 150 
als auch mit 3000 V betrieben werden können. 


Die Stromversorgung 

Ist es zweckmäßig, den Strom für die 1 500 km elektrisch 
zu betreibender Strecken in bahneigenen Kraftwerken zu 
erzeugen oder von der belgischen Landesstromversorgung zu 
kaufen? Ein Vertrag zwischen Bahn und Landesstromver- 
sorgung (auf Lieferung von 150 Mio kWh/Jahr) wurde erst. 
unterzeichnet, nachdem der Selbstkostenpreis bei Erzeugung 
in bahneigenen Kraftwerken eingehend geprüft worden war. 
Die Hauptdaten der gesamten Stromversorgung werden sein: 
Auf 1500 km Streckenlänge werden etwa 590 Mio kWh 
jährlich verbraucht werden®. Die gesamte Energieerzeugung 
in Belgien liegt bei 6 Mia kWh/Jahr, so daß der Anteil der 
Elektrifizierung von etwa 30% der Gesamtstreckenlänge et- 
wa 10% an Bahnstromenergie verbrauchen wird. 

Das mit Strom zu versorgende Eisenbahnnetz ist aus- 
gedehnt; die Schwankungen des Strombedarfs werden in- 
folgedessen auf einen geringen Prozentsatz des durchsahnilt- 


5 Dies dürfte wohl die wirkliche oder wirklich triftige Begründung er 
Systemwahl sein, wobei außerdem die Tatsache eine Rolle spielen w.rd. 
daß der Bau von 16?/s Hz- oder gar 50 Hz-Motoren eine längere und 
gründlichere Erfahrung als bei Gleichstrommotoren bedingt. 

590 Mio kWh/Jahr 


‘ i = 393 000 — en e:n 
Be 1500 km TER ee 
Steinkohlenverbrauh der Dampflokomotiven von 650 000 tJahr odei 
DM 433 ge egenübersteht 

1500 km km + Jahr °° l 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


395 


lihen Kraftbedarfs reduziert. Die Schwankungen werden 
im Verteilernetz keine Störungen hervorrufen und ihr Nach- 
teil muß mit in Kauf genommen werden’. 

Der Bedarf an Bahnstrom wird mit einem sehr hohen 
Ausnutzungsfaktor gedeckt werden können. Die belgischen 
Vertreter stellten bei europäischen Bahnen die in Tafel 1 
angegebenen Werte fest. Diese Werte sind ungemein gün- 
stig: sie gestatten es, für die Gesamtheit des zu elektrifizie- 
renden belgischen Netzes eine Ausnutzung des viertelstünd- 
lihen Spitzenstroms von rund 5000 h/Jahr oder einen Aus- 
nutzungsfaktor von 0,57 anzunehmen, eine Ausnutzung, die 
besser ist als beim Licht- und Kraftstromabsatz der Landes- 
stromversorgung. Die statistischen Angaben der Deutschen 
Reichsbahn bestätigen diese Ziffern. In Belgien werden die 
Betriebsspitzen durch den Massenverkehr von Angestellten 
und Arbeitern hervorgerufen; sie liegen vor und nach den 
Arbeitsstunden der Büros und Fabriken, so daß die Bahn- 
spitzen nicht mit den Landesspitzen zusammenfallen. 

Die Belieferung der Unterwerke der Belgischen Eisen- 
bahnen mit Strom aus den bestehenden Kraftwerken und 
über die vorhandenen Fermleitungen ist sicherer als bei Er- 
zeugung in nur einem einzigen bahneigenen Kraftwerk. Die 
Reserven können sowohl für die Bahn als auch für das Land 
. gemeinsam ausgenutzt werden. Bereits vor dem Kriege wurde 
in manchen belgischen Kraftwerken für die Erzeugung von 
einer Kilowattstunde nur etwa 500 g Kohlenstaub benö- 
tigt8. Der Anschluß an das Landesnetz ist auch im Ausland 
vorherrschend, nämlich in Frankreich, England, Italien, Hol- 
land, Dänemark, Schweden und Norwegen?. Der „Unteraus- 
schuß für elektrische Energie‘ stellt also fest, daß eine so- 
lide Grundlage für eine fruchtbringende Zusammenarbeit zwi- 
shen Bahn und Landesstromversorgung geschaffen wurde, 
und empfiehlt daher den Anschluß der Bahn an das belgische 
Landesnetz. 


Tafel 1. Strombedarf bei europäischen Bahnen, 


Ver Stromspitzen Ausnutzungs- 
enge brauch A | BR: 3 E 
? io öhe rt der stunden er 
Bewicbsjahr kWh kw Messung |im. Janr Faktor 
Schweizer ; Reise. 
Bundesbahnen | 770 | 1500 [Aurenblik-| 5100 | 0,58 und 
1941 Apis | Güterverkehr 
Niederländ. stündl | 0,38 
Eisenbah 158 = dalle | 3390 ; bi , nur 
“1939 Fr = in bis 4.000) 0, 46 Reiseverkehr 
Massiv | 312 | 500no 6250 | on 
Central ’ 
` BE ; 
a 
” Pyrenäen 368 57000 6500 0,74 
X p Reise- 
E — 2 |__| vierel- und 
E Pn stünd.ich Güterverkehr 
®| [Le Mans 145 | 84000 4300 | 0,9 
£ NENE DEREN, 
7 32 8 000 4.000 0,46 
her oe | ně 
Dänische . 
viertel- nur 
Mae 2 2 6900 | stündlich 30 0,40 |Reiseverkehr 
Schwedische le = : 
. vieıtel- Reise- und 
auna Ga i stündlich | 5600 | 064 |Güterverkehr 


Die „National-Kommission” schließt sich dieser Ansicht 
an unter der Bedingung, daß ein günstiger Strompreis gebo- 
ten wird. Sie weist auf die Bedeutung hin, die der Aufwand 
für elektrischen Strom bei den Betriebskosten einer elektri- 


. 7 Hierzu wären zahlenmäßige Angaben nötig, um dem Berichter eine 
eindeutige Stellung zu ermöglichen. 

' Hier fehlt die Angabe des Heizwertes, um den Wirkungsgrad der 

gung zu berechnen. 

® Es handelt sich dabei meist um Gleichstrombahnen, nur bei den 
schwach belasteten Bahnen in Schweden und Norwegen um 16®/s Hz-Bahnen. 


schen Bahn darstellt. Damit der elektrische Betrieb lebens- 
fähig sein kann, ist es wesentlich, daß der elektrische Strom 
zu günstigen Bedingungen geliefert wird. 


Die Ausführung der Arbeiten 


Der belgische Bericht gibt eine Übersicht über die Aus- 
führung der Arbeiten. Dabei werden auch Probleme städte- 
baulicher Art angeschnitten. Die Elektrifizierung der 1 500 
km Streckenlänge wird umfassen: 

1. das Verlegen von rund 3 000 km Fahrleitungen auf Haupt- 
gleisen und 800 km auf Nebengleisen; 

2. die Einrichtung von 31 Unterwerken; 

3. die Einrichtung von 40 Schaltstellen. 

Die Fahrleitungen werden je nach der Art der Züge für 
hohe oder mäßige Geschwindigkeiten gebaut. Die Unter- 
werke werden nicht dauernd bedient, sondern von Block- 
stellen oder Bahnhöfen aus betätigt. Für später ist zentrale 
Fernbedienung in Aussicht genommen. Es müssen beschafft 
werden: 

. 235 elektrische Doppeltriebwagen; 
. 305 elektrische Lokomotiven Bo’ Bo‘; 
. 65 elektrische Schnellzuglokomotiven; 
. 1400 Wagen müssen für elektrische Heizung eingerichtet 
werden. 
Der Baustoffbedarf in fünf Jahren beträgt: 


Aa U N mm 


Stahl 125 000 t° Zinn 20 t 
Kupfer 21 000 t Zink 3t 
Zement 165 000 t Sand 250 000 m? 
Holz 25 000 t Steine 500 000 m? 
Blei 10 000 t Ziegel 30 000 000 ** 


® Davon 25 000 t wiederverwendet. 
*° Z. T. gebrauchte. 


Falls eine Elektrifizierung nicht durchgeführt wird, müß- 
ten bedeutende Summen zum Kauf von Dampflokomotiven 
verwendet werden; dann wäre das Tor für eine Elektrifizie- 
rung endgültig verschlossen. Die Umstände erfordern, daß 
man der Elektrifizierung im Wiederaufbauplan einen ange- 
messenen Platz zuweist. Man muß unter anderem eine be- 
schleunigte Ausführung der Arbeiten vorsehen, damit die 
Modernisierung der Eisenbahn gleichen Schritt mit den.an- 
deren Verkehrsmitteln hält, die schnelle Fortschritte machen. 
Die Koordinierungspolitik, die dem verderblichen Konkur- 
renzkampf zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln ein 
Ende setzen muß, wird zweifellos der Schiene den ersten 
Platz einräumen, jedoch könnte die Schiene den Platz nur 
halten, wenn sie umfassend modernisiert wird. 


Die Kosten der Arbeiten 

Für die Elektrifizierung der 1 500 km Streckenlänge wer- 
den 13,5 Mia bfrs. veranschlagt. Diese teilen sich auf 

in Nebenarbeiten (baulicher Art) 3,43 Mia bfrs. 

ortsfeste elektrische Anlagen 3,81 Mia bfrs. 

elektrische Züge 6,26 Mia bfrs. 
(Anm.: Über die Einzelheiten der Finanzierung kann hier aus 
Platzmangel nichts berichtet werden.) Man glaubt, mit einer 
Verzinsung des für den eigentlichen elektrischen Betrieb 
notwendigen Kapitals in Höhe von 5,3... 5,85% rechnen zu 
können. 


Die Elektrifizierung und der Fortschritt der Technik 

Ist es nicht angebracht, die Möglichkeit neuer Erfindun- 
gen, die den elektrischen Betrieb überflüssig machen könnten, 
ins Auge zu fassen? Eine Kommission von Fachleuten stellte 
fest, daß die Gasturbolokomotiven nach ihrem derzeitigen 
Stande nicht geeignet sind, das von der belgischen National- 
Kommission ausgearbeitete Elektrifizierungsprogramm zu be- 
einflussen. Auf jeden Fall werden die Belgischen Eisenbah- 
nen die Entwicklung neuer Antriebsverfahren aufmerksam 
verfolgen, die in Zukunft für den Eisenbahnbetrieb von Nut- 
zen sein könnten, und sie werden in objektiver Weise die 
Schlußfolgerungen aus ihren Studien ziehen. Die Zukunft 
der Gasturbine ist keineswegs auf die Anwendung bei der 
Eisenbahn beschränkt, und man kann sich vorstellen, daß 
die Gasturbine in der Stromerzeugung ausgedehnte Anwen- 
dungsmöglichkeiten finden wird. Sie wird dann den Strom- 
preis senken helfen und sich als wirksame Hilfe für dıe 


396 


Elektrifizierung erweisen. Ähnlich würden die Folgen bei 
einer industriellen Anwendung der Atomenergie sein. Die 
Lage der elektrischen Bahnen ist sehr wohl geeignet, aus 
jeder Verbesserung der Stromerzeugung ebenfalls Nutzen 
zu ziehen. Eine ausdrücklich im Stromlieferungsvertrag fest- 
gelegte Klausel sichert ihr diesen Nutzen. 
Zusammenfassung 

Vom deutschen Standpunkt aus betrachtet stellt der bel- 
gische Bericht einen wertvollen Beitrag zur Wahl des Bahn- 
stromsystems dar. Die objektive Darstellung in der Behand- 
lung aller Fragen verdient volle Anerkennung, obwohl in 
einzelnen Teilfragen der deutsche Bahnelektroingenieur für 


Eine neuartige Steuerschaltung für Stromtore 
(Mittellung aus den Institut für angewandte Physik der Universität Frankfurt a. M.) 
Von Otto Schäfer, Frankfurt a. M. 


Übersicht. Ein elektrisch steuerbarer Phasenschieber 
frequenz wurde entwicelt, der eine besonders vorteilhafte Eingangs- 
schaltung für mit Wechselstrom betriebene Stromtore ergibt. Mit ge- 
ringem Aufwand an Schaltmitteln wird ein Winkelbereich von 1800 oder 
mehr erreicht. Die Schaltung, deren einfache Berechnungsgrundlagen an- 
gegeben werden, eignet sich für zahlreiche Aufgaben der Steuer- und 
Regelungstechnik. 


für Netz- 


Eine stetige Steuerung eines Stromtors (Thyratron) ist 
bekanntlich nur bei Betrieb mit Wechselspannung durch- 
führbar; durch die Phasenlage der Gitterspannung, welche 
die gleiche Frequenz wie. die Anodenspannung hat, kann der 
Zündeinsatz und damit die Brenndauer, d. h. der Mittelwert 
des Anodenstromes willkürlih zwischen Null und einem 
Höchstwert eingestellt werden. Da überwiegend — von den 
mechanisch bewegten Drehfeld-Phasenschiebern abgesehen 
— eine rein elektrische Beeinflussung gewünscht wird, gehen 
sämtliche dem Verfasser bekannten Schaltungen von der An- 
ordnung Bild 1 aus: Einer oder zwei der Brückenwiderstände 
1 bis 4 wird elektrisch verändert. Im einfachsten Fall! ist 


Bild 1. Stromtor mit Phasenschieber in Brückenschaltung. 


etwa 1 eine Photozelle, 3 ein Kondensator. Solche Schaltun- 
gen haben den Nachteil, daß nur ein Teil der für volle Durch- 
steuerung erforderlichen Phasenvershiebung um 180° er- 
reicht wird. Neuere Verfahren? verwenden als steuerbaren 
reellen Brückenwiderstand eine Doppeltriode, deren Innen- 
widerstand von der (Gitter-)Vorspannung abhängt. Die er- 
forderliche Steuerspannung beträgt 10...20 V. 

Betrachtet man den Phasenschieber in Brückenschaltung 
als Vierpol (Kreuzglied), so drängt sich sofort die Möglich- 
keit auf, den Phasengang eines Vierpols in Abzweigschaltung 
auszunutzen. Darauf beruht die Schaltung Bild 2. Ein 
Kettenleiter in Tiefpaß-Schaltung, der mit seinem „Kenn- 
widerstand’ abgeschlossen ist, wird durch einen „Durchlaß- 
bereich” gekennzeichnet, der von der Frequenz 0 bis zu der 


Grenzfrequenz f. = 1/x yV LC läuft. In diesem Bereich ist 
der Quotient UJ/U., (Beträge) praktisch konstant, die Pha- 


“H. Briebrecher: 
Phys. 18 (1937) S. 431. 

? J. C. May, H.J. Reich. J.G. Skalnik: Thyratron Phase- 
Control Circuits. Electronics 21 (1948) S. 107. 


Die Photozelle in der Regeltechnik, Z. techn. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heit 15 


1. August 1950 


deutsche Verhältnisse zu anderen Schlußfolgerungen kom- 
men kann als der belgische für die Verhältnisse seines Lan- 
des. Man kann sicher sein, daß ein Einblick in die Berichte 
der Unterkommission und ihr Zahlenmaterial noch weitere 
aufschlußreiche Erkenntnisse bringen würde. So weit der 
Bericht die Probleme ‚Straße und Schiene” und „Dampf-, 
Diesel-, Gasturbo- und Elektroantrieb‘ anschneidet, ist eine 
weitgehende Übereinstimmung mit deutschen Auffassungen 
und Verhältnissen festzustellen. 


Herrn Schuind von der Belgischen Eisenbahn-Mis- 
sion an der Eisenbahn-Direktion Köln sei hier nochmals be- 
sonders für die Überlassung der Denkschrift gedankt. 


DK 621.316.7 : 621.383 


senverschiebung 9 zwischen beiden Spannungen verläuft je 
Glied nach Bild 3. Wird die Frequenz des Generators auf. 
einen Wert unterhalb íG eingestellt, so bewirkt eine Ver- 
kleinerung der Induktivität L eine Verminderung des Pha- 


Bild 2. Die steuerbare Spulenleitung. 
senmaßes. Nach einem bekannten Verfahren kann die In- 


duktivität einer Spule mit geschlossenem Eisenkern mit rela- 
tiv geringem Aufwand an Steuerleistung beeinflußt werden: 
Durch die in Reihe liegenden Längsinduktivitäten L (Bild 2) 
wird von einer Stromquelle (mit hohem Innenwiderstandi 
ein vormagnetisierender Gleichstrom geschickt. Damit kein 
Nebenschhluß über den Generator und den Abschlußwider- 
stand entsteht, liegt ein hinreichend großer Kondensator G 
im Wechselstromkreis. Wenn die Amplitude des Wechselflus- 
ses in den Eisenkernen klein gegen den von dem Steuerstrom 
erzeugten, konstanten Fluß ist, kann die Wirkung in erster 
Näherung aus der Kurve für die Abhängigkeit der Zusatz- 
permeabilität des Kernmaterials von der Vormagnetisierung 
abgeschätzt werden. Bei schwacher Vormagnetisierung is! 
das sicher nicht erfüllt; es hat ohnehin wenig Zweck, bei der 
Vorausberechnung die sonst übliche Genauigkeit anzustre- 
ben, weil die durch die einseitige Magnetisierung bedingte: 
Verzerrungen der Stromkurven eine Anwendung der für 
lineare Netzwerke gültigen Vierpoltheorie ausschließen. 


b 


€7z5å1) 


Bild 3. Phasenmaß eines Tiefpaßgliedes nach Bild 2 (schematisch, Verluste 


und Nichtlinearität vernachlässigt). 


Es hat sich als günstig erwiesen, einen dreigliedn- 
gen Tiefpaß zu erstellen, dessen Grenzfrequenz bei 60 Hı 
liegt, wenn das Gerät mit 50 Hz arbeitet. Da die bei kleinen 
Spulen relativ großen Verluste eine Verflahung und Ab- 
rundung der Phasenmaßkurven des Bildes 3 bewirken, be- 


1. August 1950 


trägt dann die Drehung je Glied etwa 120° ohne Vormagne- 
tisiertung. Aus f = 60 Hz und C = 1 uF berechnet sich L 
zu ~ 30 H. Durch die Vormagnetisierung wird das Phasen- 
maß auf etwa 60° vermindert, so daß am Ausgang der Bereich 
0...180° überstrihen wird. Nach dem oben Gesagten be- 
deuten diese Angaben eine grobe Vereinfachung; in Wirk- 
lichkeit liegt der Arbeitsbereich zwischen zwei endlichen 
Werten des Steuerstromes. 

Die ersten Versuche gingen mit einem als Ni-Fe-Legie- 
rung bezeichneten Kernmaterial und Spulen von folgenden 
Eigenschaften vonstatten: 

Kernform: Mantelbleh M 42 (DIN), 0,35 mm 

Kernquerschnitt: 1,05 cm? 

Koerzitivfeldstärke: 0,4 Oe bei Sättigung 15 kG 

Eisenverlust bei 50 Hz und 10 kG: 0,75 W/kg 

Windungszahl: 4600 

Gütefaktor: wL/R == 10 

Steuergleidhstrom: max. 5 mA. 


Ca = 0,5 uF 
Ce yo 3uF 
P Edelgas-Alkali-Zelle 

> b Ri =. Q 
R = 3x9 

- - St Stabilisator (Glimniröhre) 
T Stromtor 
az Bild 4. Steuerschaltung mit Photozellen-Eingang. 


Später zeigte es sich, daß Kerne aus hoch- und mittelsili- 
ziertem Transformatorenbleh gleich gut brauchbar sind; 
gegebenenfalls wird die Gliederzahl auf vier erhöht. Da 
der Kettenleiter relativ „lang“ ist, spielt der Abschluß keine 
wesentliche Rolle; in der Schaltung Bild 4 wird er sogar in 
der Nähe des Leerlaufes betrieben. Zwecks kleiner Sätti- 
gung der Kerne ist die Eingangsspannung 5... 10 V (eff), die 
Ausgangsspannung wird zur Präzisierung des Zündeinsatzes 
durch einen Transformator 1:4 heraufgesetzt. Trotz der er- 
heblichen Verzerrungen der Spulenströme ist die Ausgangs- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


397 


spannung durch die Tiefpaßeigenschaften des Vierpols prak- 
tisch sinusförmig. Die Steuerleistung ist mit etwa 50 mW 
so gering, daß sie von einem magnetischen oder Bolometer- 
Verstärker aufgebracht werden könnte. Damit indessen keine 
Beeinflussung der Wechselströme im Kettenleiter auftritt, 
wird der Steuergleichstrom dem Anodenkreis einer Penthode 
entnommen, so daß nunmehr die Steuerleistung am Gitter 
praktisch Null, die Steuerspannung etwa 1 V ist. Bild 4 zeigt 
als Beispiel eine sehr einfache, für die Steuerung durch den 
Lichtzeiger eines Galvanometers ausgelegte Anordnung. Bei 
den angegebenen Werten genügt der Lichtstrom einer mit 
25% Unterspannung betriebenen 2 W-Lampe mit Kondensor 
über einen Galvanometerspiegel von 6 mm Dmr. Der Netz- 
teil für die Photozelle und Verstärkerröhre verlangt nur ge- 
ringen Aufwand an Siebmitteln. Die Steuerleistung 
amAusgangdes Vierpolsreichtfürdiegröß- 
tenStromtore aus, nicht dagegen für Hochspannungs- 
Gleichrichter, deren Steuertransformatoren Isolierwandler - 
mit beträchtlicher Leerlaufs-Scheinleistung sind’. 

Spannungsschwankungen des Netzes beeinflussen die 
Phasenlage der Gitterwechselspannung nicht wesentlich, Fre- 
quenzschwankungen winken sich nach Maßgabe der Kenn- 
linien (Bild 3) verhältnismäßig stark aus; bei dem normalen 
Betriebszustand eines Stadtnetzes sind sie bedeutungslos. 
Die Schaltung Bild 4 läßt zahlreiche Varianten zu; eine ge- 
ringe Verbesserung der Empfindlichkeit kann erzielt wer- 
den, wenn die Gitterspannung für die Verstärkerröhre einem 
getrennten Gleichrichter entnommen wird. Eine Erhöhung 
der Eingangsspannung (Klemmen a) auf das Mehrfache des 
angegebenen Wertes hat komplizierte Schwingungen in Fre- 
quenzteilung zur Folge. Eine genaue Analyse der Schaltung 
und besonders dieser interessanten Erscheinungen wurde von 
Herrn cand. rer. nat. K. Rücker besorgt. 


Zusammenfassung 

Eine Schaltung für stetige Stromtorsteuerung wird be- 
schrieben, die im wesentlichen aus einer mehrgliedrigen 
Spulenleitung besteht. Die Phasenverschiebung zwischen 
Ein- und Ausgangsspannung wird durch Gleichstrom-Vor- 
magnetisierung der mit einem geeigneten Eisenkern ausge- 
statteten Spulen geändert. Mit einem Steuergleichstrom von 
einigen mA wird eine Phasenänderung von 180° erzielt. Die 
Eingangsleistung der Schaltung ist verschwindend klein, die 
Ausgangsleistung genügt zur Steuerung der größten Strom- 
tore. Eine Schaltung zur Steuerung mittels des Lichtzeigers 
eines Meßgerätes wird angegeben. 


® Wichtige Diskussionsbemerkungen zu diesem Punkt und den Beson- 
derheiten bei der Anwendung des Schaltungsprinzips auf Dreiphasen- 
systeme, die noch zu untersuchen ist, verdanke ich Herrn Dr H. 
Rudolph. 


Statische Berechnung von rechteckigen stählernen Freileitungsmasten 
für Verdrehungsbelastungen 


Von O. Stötzner, Celle 


Nach den Vorschriften für den Bau von Starkstrom-Frei- 
leitungen ist die statische Berechnung der stählernen Gitter- 
maste auf Grund einer Normalbelastung und unter der An- 
nahme von Verdrehungskräften aufzustellen. Letztere kön- 
nen bei einer unsymmetrischen Anordnung der Seile bei 
Masten, an denen die Seile abgespannt sind, dauernd auf 
diese Maste einwirken. Sie können aber auch nur vorüber- 
gehend auftreten, wenn Leitungen reißen. Letztere Annahme 
ist nach den Vorschriften für alle Masten vorauszusetzen, so 
daß also alle Masttypen auf Grund einer angenommenen 
Verdrehungsbelastung bei Leitungsbruch zu berechnen sind. 

Im Falle der Normalbelastung entspricht der Festigkeits- 
nachweis einer statischen Berechnung von statisch bestimm- 
ten, ebenen Fachwerken, indem grundsätzlich anzunehmen 


DK 621.315.668.2 


ist, daß die aus der Normalbelastung herrührenden Kräfte 
den Gittermast symmetrisch belasten und sich zu gleichen 
Teilen auf zwei gegenüberliegende Mastwände verteilen. 
Unter dieser Voraussetzung wird der Mast mithin nicht als 
ein Raumfachwerk beansprucht, was er seinem konstruktiven 
Aufbau nadh ist. Es bleiben also auch die in den Traversen- 
ebenen liegenden Aussteifungen spannungslos. 

Wirken auf einen Gittermast Verdrehungskräfte ein, so 
werden sie durch die Aussteifungen auf alle Mastwände 


: übertragen. Der Mast entspricht bei dieser Belastung einem 


räumlichen Fachwerk, das durch die Aussteifungen statisch 
unbestimmt wird. Die Aussteifungen sind mithin ein wich- 
tiger Bauteil der Maste. Ihre Festigkeit muß in der statischen 
Berechnung nachgewiesen werden. Wenn dieser Nachweis 


398 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August 195 


C — 


hin und wieder unterlassen wird, ist dies wohl darauf zurück- 
zuführen, daß in den Vorschriften nicht ausdrücklich ver- 
drehungssichere Aussteifungen gefordert werden. 

Den Einfluß der Drehbelastung hat Girkmann- Wien 
in seinem Buch „Die Hochspannungsfreileitungen” recht aus- 
führlich behandelt. Es werden genaue Berechnungsverfahren 
angegeben, die bei ihrer Anwendung in der Praxis allerdings 
erhebliche Zeit beanspruchen. Entsprechende Vorschläge sind 
seinerzeit auch dem Unterausschuß Gestänge vom Freilei- 
tungsausschuß im VDE zur Ermittlung der in den Mastwän- 
den auftretenden Belastungen von den Ausschußmitgliedern 
gemacht worden. Die Verhandlungen hierüber führten zur 
Festlegung von Formeln für die Belastung der 4 Mastwände, 
die in die Vorschriften für den Bau von Starkstrom-Freilei- 
tungen aufgenommen wur- 
den. Bei Anwendung dersel- 
ben gestaltet sih der Gang 
der Berechnung sehr einfach, 
ohne daß die Sicherheit der 
Konstruktionen dadurch ein- C? 
geschränkt wird. Erz 


Die in den Vorschriften Bi 
= ild 1. 
angegebenen Formeln für die 
Wandkräfte lassen die Berechnung der Gittermaste als sta- 
tisch unbestimmte räumliche Fachwerke nicht erkennen. Bei 
ihrer Anwendung werden die 4 Mastwände wie im Fall der 
Normalbelastung als ebene statisch bestimmte Fachwerke 
berechnet. Die Formeln sind im § 23,e der Vorschriften an- 
gegeben und lauten wie folgt: 
Ma = Z (l + a/2) 
Ci C4 = M x2a 
Ca C3 = Mal/2b. 
Die Formeln geben so nur den Einfluß der Drehkräfte ohne 
die Belastung der Mastwände mit der aus dem Leitungszug Z 
herrührenden Querkraft wieder (Bild 1). 
Unter Berücksichtigung nur einer einfachen Diagonale 
als Aussteifung lautet die Formel für die Diagonalkraft: 


Drehkräfte am Leitungsmast. 


-——— Ma [M,\® 
= 2 3? = od d 
+ D, = VC. + C, zy + a 
E 
d 
+ D, = apl Tt 


bezogen auf rechteckige Maste, wobei aus praktischen Grün- 
den das Verhältnis der Seiten nicht größer als 2 : 1 sein soll. 
Mit einer einfachen Umformung gilt sie auch für quadra- 
tische Maste. 

Die Anwendung der Formel ist an gewisse Bedingungen 
geknüpft, die der Konstrukteur kennen muß, wenn die For- 
mel einwandfrei gelten soll: 

1. Gegenüberliegende Mastwände müssen gleichartig 
konstruiert sein, 

2. Die Trägheitsmomente Ia und Ip der beiden Mast- 
wände a und b müssen sich wie a? : b? verhalten. 

Diese Bedingung wird erfüllt: 

a) wenn die Seitenwände keine Neigungen besitzen, die 
Maste also prismatisch gestaltet würden, 

b) wenn die Neigungen der Mastwände und damit auch 
ihre Breitenzunahme u und w entsprechend Bild 3 dem Ab- 
hängigkeitsverhältnis u:w = a:b entsprechen. 

Bei gegebenen Mastkopfbreiten a und b und bei einer 
angenommenen Breitenzunahme u der Wand a muß der Kon- 
strukteur auf Grund vorstehender Beziehung die Breiten- 
zunahme w der Wand b festlegen. Der Rechnungsgang wird 
am Schluß des Beitrages an einem Beispiel erläutert. Die 
Bedingungen für die Anwendbarkeit der Wandformeln er- 
geben sich an Hand nachfolgender Überlegungen: 

Ein Gittermast ist in statischer Hinsicht ein räumliches 
Fachwerk mit statischer Bestimmtheit, wenn die Bedingung 
s = 3 k gilt. Hierbei bedeutet s die Anzahl der Fachwerks- 
stäbe und k diejenige der Knotenpunkte. Wird s > 3 k, so 
liegt ein statisch unbestimmtes Fachwerk vor. Dies trifft bei 


Freileitungsmasten normaler Ausführung im allgemeinen zı 
da nach den Vorschriften für den Bau von Starkstrom-Fre:- 
leitungen alle Maste auf Verdrehen zu berechnen sind un: 
zur Übertragung der Drehmomente auf die 4 Mastwände iz 
den Traversenebenen waagerechte Aussteifungen vorge- 
sehen werden müssen. Durch diese Aussteifungen, die em- 
fache oder gekreuzte Diagonalen bzw. auch rahmenart'ge 
Konstruktionen sein können, wird das Raumfachwerk statis« 
unbestimmt. Der Grad der statischen Unbestimmtheit richte: 
sich zunächst nach der Anzahl der Traversen. Er erhöht sid 
bei Anordnung von weiteren Aussteifungen am Ort der 
Maststöße und mehrstäbigen Aussteifungen an Stelle vor 
einfachen Diagonalen. Insofern ist also theoretisch jeder G.t- 
termast ein hochgradig statisch unbestimmtes Raumfachwerk 
wenn der Nachweis der Festigkeit aus dem Einfluß von Ver- 
drehungskräften zu erbringen ist. Bei einer genaueren stè- 
tischen Untersuchung wäre also beim Reißen eines Seiis; 
an einer beliebigen Traverse nicht nur der Einfluß der Aus 
steifung an dieser Traverse, sondern auch derjenige der üb:- 
gen Aussteifungen nachzuweisen. 

Die in den Vorschriften gegebenen Formeln berücksid- 
tigen jedoch nur den Einfluß der Aussteifung in der Ebene 
derjenigen Traverse, an welcher der Leitungsbruc auftritt. 
was ohne weiteres zulässig ist, da sich das vereinfachte Ver- 
fahren zugunsten der Sicherheit der Mastkonstruktionen 
auswirkt. 


Bild 2. Mastquerschnitt mit einer 
einfachen Diagonale ausgesteiit 


Gemäß Bild 2 soll angenommen werden, daß der Mast- 
querschnitt mit einer einfachen Diagonale ausgesteift wird 
Die Abmessungen der Querschnittsseiten werden mit a ur! 
b und die Länge der Diagonale mit d benannt. Die Bezeid- 
nung der Mastwände mit bı, as, as und bs erfolgt in Anleh- 
nung an die Bezeichnung der Wandkräfte mit C; bis C; i2 
den Vorschriften. Das angreifende Drehmoment 


Ma= Z (l + a2) 


wird durh das Kräftepaar K = P b ersetzt. Die 
Kräfte P sind also Einzellasten, welche auf die Mastwände 
az und as direkt und auf die Wände bı und bs indirekt dur 
Einschaltung der Diagonale d wirken. 

Die Diagonalkraft D ergibt sich nun als statisch unbe- 
stimmte Größe des Raumfachwerkes auf Grund der Glei- 
chungen: 


È Sn S, s/F 


D LIE f M. M, (1'1) dx 
= § SS s/F 


JMM, (UN dx ' 


oder D = 


Die Werte für So und Mo folgen aus der Belastung am statisch 
bestimmten System. Die Werte Sı und Mı entsprechen dem 
Belastungszustand D = 1. 

Die Berechnung von D aus den Stabkräften erfordert eine 
erhebliche Rechenarbeit, da Gittermaste im allgemeinen ein® 
große Zahl Stäbe besitzen und die Summe mit Einschluß aier 
Stäbe zu bilden ist. Die Anwendung der Momentenformel ist 
einfacher und soll der weiteren Entwicklung zu Grunde ge- 
legt werden. 


Verläuft die X-Achse parallel zur Mastachse, so is! 
Mo = Px (siehe Bild 3). Die Mı-Momente ergeben sich nad 
Zerlegung der Kraft D = 1 nach den Querschnittsseiten zu 
— 1 (a/d) x bzw. zu + 1 (b/d) x. In der folgenden Tabelle sind 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


399 


die Momente und ihre Produkte zusammengestellt und dar- 
aus der Wert des Zählers und des Nenners gebildet. 


se Mo M, MM, M,M, I-Werte 
0, +Px -Ia/d)x -Pla/dyx? +ad)x? a= Fe, 
bbe 0 +Hitbidx © +(b?/a?)x? I,=Fe, 
x= h 
| 
Zähler = -herpet dis 
x= 0 
x=h x=h 


f | b? 1 
Nenner = + 2ER de + piega 


x=0 x 0 
x= h i 
a 
fs T, % 
ue a an x = DOES 
mithin D zer a 
a? 2 
h%: 1 dq + f2 d? x I dy 
x=0 x = 


h ist die Höhe des Mastschusses oder die ganze Mastlänge. 
Die Trägheitsmomente sind ebenfalls Funktionen von x, wo- 


I 
bei allgemein gemäß Bild 3 gelten soll —- = F e. 
Wird zunächst davon abgesehen, die Integration auch 


auf die Trägheitsmomente auszudehnen, so errechnen sich 
folgende Werte für die Diagonalkraft: 


d 
D = — 2 en. bzw. 
a? + b? a 
I, 
a Væ + b 
Das M 
a? + b’ — 
Ip 


Wird der 2. Wert von D mit dem frü- 
heren Wert D, entsprechend den Vor- 
schriften verglichen, so zeigt sich, daß die . 
tehten Seiten übereinstimmen, wenn das 
Verhältnis I q : Ip= a? : b? ist. Die gleiche 
Ubereinstimmung trifft auch für die For- 
meln der Wandkräfte zu, da zwischen letz- 
teren und der Diagonalkraft die Bezie- 
hung gilt: 


272448) 


Bild 3. Neigung der 
Mastwände. 


C = D a/d bzw. = D b/d. Die genaueren Werte für die 
Wandbelastungen sind daher folgende: 


2 a a? b? b 1 
& A ea DE = M,a 1 

a? + b? — a? + b? -4 
I, b 

ne a Ve+b’ a a? | 
ee ee ee 
a? + b? -2 a? + b? -2 
I, I, 


In diesen Formeln sind die Intregalwerte von Iq und 
h noch nicht entwickelt. Gemäß Bild 3 lassen sie sich auf 
ie Form bringen: 


| F 4 
l, = y h(0® +2'18:60 + -z 


In dem Produkt der rechten Seite ist F der Querschnitt 
der Eckeisen und der Klammerausdruc die Wandbreite ex 
an einer Stellex. u und w entsprechen den Breitenzunahmen. 
Die Integration innerhalb der Grenzen x = o und X = h 
führt zu den Werten: 


F 4 
l= F h(a 2ua + 3 w), 
F 


I, = y h (b+ 2wb + zw). 


Soll nun die Bedingung Ia : Ip = a? : b? erfüllt werden, 
so muß u : w = a : b sein, d. h. die Neigungen der Mast- 
wände müssen sich wie die Seitenabmessungen des Mast- 
kopfes verhalten. 

Das Abhängigkeitsverhältnis ergibt sich aus der Bezie- 
hung: 


4 4 
a’ +2au+ zu? b’+2bw+7 w? 


a? b? 


u 4/u\: w 4/w\? 
oder | PA Faa) = biz +3($) 3 
Diese Gleichung wird erfüllt, wenn wa = w/b ist, also die 
Beziehung besteht u : w = a : b. Werden die Bedingungen 
Ja: Ib = a: b? bzw. u :w = a : b nicht erfüllt, so sind die 
in 'den Vorschriften angegebenen Formeln für die Wand- 
kräfte bei Berücksichtigung von Verdrehungskräften nur als 
Annäherungswerte anzusehen. 

Die Kräfte Cı bis C4 sind in vorstehenden Berechnungs- 
verfahren ebenso wie die Diagonalkraft D als innere Stab- 
kräfte eines Raumfachwerkes ermittelt. Sie können entspre- 
chend den Vorschriften für den Bau von Starkstromfreileitun- 
gen im vorliegenden Fall auch als Lastanteile des äußeren 
Drehmomentes angesehen werden. 

Die Diagonalkraft D kann eine Zug- oder eine Druck- 
kraft sein. Ihre Festigkeit ist also für beide Beanspruchungen 
nachzuweisen. 

Für quadratische Maste mit der Wandabmessung „a” gilt 
sinngemäß: 


BeispielzurAbstimmung der Trägheits- 
momentederSeitenwände: 
Gegeben : a = 100 cm, b = 60 cm, h = 20 m. 
Neigung der Wand a = 3 cm/m, also 


Breitenzunahme :u = 20 - = 30 cm. 


Wenn das Verhältnis I, : I, = a? : b? eingehalten 
werden soll, so muß die Wand b eine Breiten- 
zunahme von 

_ 60 
Wand ist dann: : 


= 18cm erhalten. Die Neigung dieser 


1 

30 2 = 1,8 cm. 

Mit vorstehenden Abmessungen besitzen die Träg- 
heitsmomente folgende Werte: 


F 4 F 
y h (1002 + 2 - 30: 100 +3 30?) = yh’ 17 200 cm* 


Dg 
Do 
| 


F 
3 '18)= 5 h'6192 cm“. 


Da 17 200 : 6192 = 100? : 60? ist, werden die Vor- 
aussetzungen für die Richtigkeit der Formeln für 
die Wandkräfte bei Leitungsbruc erfüllt. 


400 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August !#:: 


Das Bevatron (Kosmotron), ein Apparat zur Erzeugung sehr energiereicher Elementarteilchen 


Die wesentlichste Frage, die die Physik von heute be- 
schäftigt, ist die Frage nach der Natur der Kernkräfte, die mit 
den in den dreißiger Jahren in der Höhenstrahlung entdeckten 
Mesonen zusammenhängt, Elementarteilchen mit einer Masse 
zwischen der des Elektrons und der des Protons, deren Her- 
stellung im Laboratorium erstmalig nach dem Kriege mit 
Hilfe de® großen 184 Zoll-Cyclotrons in Berkeley an der 
Universität von Californien gelang'!. Man erhofft nun wei- 
tere schnelle und grundlegende Erkenntnisse in der ange- 
gebenen Richtung von der Herstellung noch wesentlich ener- 
giereicherer Teildhen im Labor und das ist der Grund dafür, 
daß in den USA zur Zeit Maschinen im Bau sind, die Elemen- 
tarteilchen von so hohen Energien erzeugen sollen, wie sie 
sonst nur von der kosmischen Strahlung (Höhenstrahlung) 
her bekannt sind. 

Unter den vielen Projekten, die für diesen Zweck, be- 
sonders in den Jahren 1946/47, vorgeschlagen wurden, ist 
eins wirklich in Angriff genommen worden, das auf Grund 
der vorliegenden Erfahrungen die größte und schnellste Aus- 
sicht auf Erfolg verspricht: das sog. Bevatron (BeV = 
Billion Elektronen Volt, wobei Billion nach angelsächsischem 
Sprachgebrauch soviel bedeutet wie unsere Milliarde, also 
Tausend Millionen Volt). In einigen Fällen ist diese Ma- 
schine wohl auch etwas poetischer als „Kosmotron“ bezeich- 
net worden, um damit anzudeuten, daß man damit Teilchen 
von so großer Energie herstellen kann, wie sie bisher nur 
in der kosmischen Strahlung vorkommen. 

Über den Fortgang der Arbeiten an diesem Bevatron 
hegen nur kleinere Berichte oder Vorträge vor? Inzwischen 
wurde neuerdings darüber berichtet?, daß neben den 
laufenden Arbeiten für dieses Gerät zunächst ein Modell 
im Maßstab 1:4 gebaut und auch bereits mit Erfolg in 
Betrieb gesetzt wurde, um daran die mannigfacen physi- 
kalischen und elektrotechnischen Probleme zu studieren, 
denen man im vergrößerten Maßstab später bei dem eigent- 
lichen Gerät begegnen dürfte”. Die zu beschleunigenden 
Teilchen, 2. B. Protonen (Wasserstoffatom-Kerne), werden aus 
einem Cyclotron üblicher Bauart mit etwa 10 MeV (Millio- 
nen Elektronenvolt) in die nahezu kreisförmige Vakuum- 
röhre des Bevatrons hineingeschossen (s. das schematische 
Bild). Diese Vakuumröhre liegt zwischen den Polschuhen 
eines starken Elektromagneten, der dafür sorgt, daß die 
Bahnen der Teilchen gerade so gekrümmt werden, daß sie 


immer in der Mitte dieser Röhre laufen und nicht auf die | 


Wände auftreffen; der Magnet wird mit zeitlich ansteigen- 
dem Strom beschickt; der dadurch bewirkte zeitliche Anstieg 
des Magnetfeldes ist der Energiezunahme der Teilchen so 
angepaßt, daß sie stets auf der vorgeschriebenen Bahn 
bleiben. Die Energiezunahme der Teilchen wird ganz wie 
bei einem Cyclotron oder Synchrotron durch mehrere Hoch- 
frequenzspannungs-Strecken besorgt, die mit den umlaufen- 
den Teilchen derart in Phase sind, daß die Teilchen beim 
Durchqueren dieser Strecken stets eine beschleunigende Span- 
nung vorfinden. Infolge der zeitlichen Geschwindigkeitszu- 
nahme der Teilchen wächst ihre Umlaufsfrequenz zeitlich an; 
man läßt deshalb die Frequenz der beschleunigenden Wech- 
selspannung mittels geeigneter Frequenzmodulation? eben- 
falls zeitlich anwachsen, wie das bereits mit Erfolg beim 184 
Zoll-Cyclotron gemacht wurde. 

Zwischen je zwei der vier Viertelkreise ist ein gerad- 
liniges Bahnstük ohne Magnetfeld zwischengeschaltet (s. 
Bild 1). Diese geradlinigen Bahnstücke sind schon deshalb 
zweckmaßig, weil man an diesen Stellen an die Röhre besser 
heran kann und außerdem Platz hat für die Anbringung der 


1! ETZ 70 (1949) S. 39%. 

? Brobeck: Devgn striv far a ten BeV magnetic accelerator. 
Rev. scı Instrum. 19 (1948) S. 545. (Da der Ver. am Schluß verschiedenen 
Phvs'kern seinen Dank ausspricht, deren Namen ın diesem Zusammenhang 
wohlbekannt sind (2. B Lawrence, McMillan), ist anzunehmen, 
daß diese mit den Angaben von Broheck konform gehen.). 

3 2. B. Sci News Letters v. 12. Nav. 1949, 

t Hieraus gehen wahrscheinlich gewisse Zeitungsnachrichten über das 


„Kosimotron’ ın Jundgster Zeit zurück. 

? Die naheliegende Variation der dr.tten cınftlußreichen Große, nam- 
Ich die ze tiiche Moflulation der Große der beschleun genden Hochire- 
quen?spannung, wird automatisch durch de „‚Phasenstab:litat"" des Gerates 


besorgt. 


DK 621.344 | 


notwendigen Hochvakuumpumpen (die gesamte Röhre m.. 
auf Drucke von der Größenordnung 10-5 Torr ausgepun; 
werden), die Zuführung der Hochfrequenzspannung zu œ: 
Beschleunigungselektroden und schließlich für das Hınair- 
schießen des Protonenstrahls aus dem oben erwähnte: 
Cyclotron und das Wiederherausbringen der auf die cs- 
wünschte Endenergie beschleunigten Teilchen. Das „Mode. : 
hat einen Durchmesser des magnetischen Kreises von rd. dr 
das endgültige Gerät dürfte also etwa 30 m Durcmes«' 


Vakuum-Rohre 


austretender 
Teilchenstrahl 


S'a 
A 
I 
à 
> 
n 
4 


'beschleunigende 
Hochfrequenz 


Hochvakuum- 
Pumpe 


Bohn der 
Teıichen 


Polschuhe des 


Erz% E'lektromagneten 
Bild 1. Grundriß des Bevatrons, schematish. Hochfrequenz unJ ?.7. 


in jedem der vier horizontalen Zwischenstucke, 


haben. Die Teilchen müssen demnach einen Weg von etw: 
100 m zurücklegen, um die Bahn einmal zu durchlaufen. D: 
sie im ganzen etwa 150000 mal diesen Weg zurüki:®' 
sollen, um ihre Endenergie zu erreichen, müssen sie a: 
auf ihrem Weg von den 10 MeV Anfangsenergie bis zu ce? 
6000 MeV Endenergie im ganzen etwa 15000 km zu!.“x- 
legen. Die von ihnen dafür benötigte Zeit beträgt 0,2 s. D- 
am Ende eines solchen Beschleunigungsvorganges hera.r 
kommende „Stoß“ schneller Teilchen soll sich alle 3 s w.- 
derholen, bei jedem Stoß sollen rd. 108 Teilchen beschie':- 
nigt werden (10-!! As pro „Stoß“, Energie etwa 0,1 Ws F? 
„Stoß*). 

Es war zunächst beabsichtigt, die Maschine mit 1,4 M:a «ù 
anzufahren. Lawrence glaubt aber auf Grund ¿* 
außerordentlich günstigen Ergebnisse mit dem obigen Nt- 
dell sofort mit 3,5 Mia eV beginnen zu können, was den \“: 
zu den endgültig vorgesehenen 6 Milliarden zeitlich er: 
lich abkürzen dürfte; immerhin werden wohl noch etwa -.: 
3 Jahre vergehen, bis die Maschine in der endgültig vori- 
sehenen Weise arbeitet. Außer dem vorstehend besc. -- 
benen Projekt, das in Berkeley an der Universität von (Cs 
fornien durchgeführt wird, sind noch einige weitere Br» 
trons an anderen Stellen geplant: je ein Bevatron fur 3 v: 
10 Mia eV in Brookhaven und eins für 6 Mia eV in N» 
chester (England). Brookhaven im Osten der USA ist v ? 
der Atomenergie her bekannt; ob die beiden letztgenanr - 
Bevatrons schon im Bau sind, ist dem Referenten nicht t - 
kannt. Ferner ist anscheinend in England noch ein (+ - 
dieser Art für 1 oder 2 Mia eV geplant oder im Bau. 

Wenn man bedenkt, daß zur Zeit in Deutschland 7 
ein einziges, kleines Cyclotron für 10 Millionen Volt in }+ 
delberg läuft, also ein Gerät von etwa der Größe. wis 5 
hier als „Protonenquelle* für das Bevatron benutzt wind . 
außerdem noch ein kleines Betatron für 6 Millionen \: 
(Elektronenbeschleuniger), so kann man ermessen. ~ 
hoffnungslos Deutschland auf dem Gebiet der Kernptv- : 
ins Hintertreffen zu kommen droht, wenn nicht die M ` 
zum Bau wenigstens einiger kleiner Geräte dieser A't -> 
deutschen Kernforschung in der Folgezeit zur Verfugunz v 
stellt werden. R. Kolla!:" 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


401 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


DK 621.315.14.015.3 


Vorausberechnung der Gewittersicherheit von Hochspan- . 


nungs-Freileitungen. [Nach E.L.Harderu. J.M. Clay- 
ton: Electr. Engng. 68 (1949) S. 317; 8'S., 10 B.] 

Um bei bestehenden oder neu zu errichtenden Freileitun- 
gen die Gewittersicherheit vorausberechnen zu können, 
haben Harder und Clayton unter Verwendung eines 
neuartigen Rechengerätes „Anacom” folgendes Verfahren 
ausgearbeitet, das auch für deutsche Verhältnisse Beachtung 
verdient. 

Das Rechengerät besteht im wesentlichen aus einer 
Stoßanlage und der elektrischen Nachbildung des Erdseils 
und der Leitungsmasten. Das Erdseil ist für die Untersu- 
hung der Wanderwellenvorgänge bei einem Mast- oder Erd- 
seilleinschlag in r-Abschnitte fein unterteilt, von denen jeder 
aus einer Reiheninduktivität und zwei Erdkapazitäten be- 
steht. Jeder Mast ist durch eine Induktivität und den Aus- 
breitungswiderstand seines Erders abgebildet. Die Mastab- 
bilder werden je nach der zu untersuchenden Spannfeldlänge 
an die Erdseilabbildung angeschaltet. Als Meßgerät dient 
ein einfacher Kathodenstrahloszillograph, mit dem entweder 
die Stoßspannung an den Masten oder zwischen Erdseil und 
Erde in Spannfeldmitte gemessen wird. Die Messung der 
Stoßspannungsvorgänge (Stoßwellenform 2|40 us) mit einem 
einfahen KO. wird dadurch ermöglicht, daß man den Stoß- 
strom so schnell und so oft hintereinander auf die Leitungs- 
nachbildung gibt, daß auf dem Leuchtschirm ein bleibendes 
Bild der Stoßwelle entsteht, das photographiert werden kann. 
Eine Nachbildung des Wanderwellenwiderstandes der Blitz- 
bahn selbst hat sich als unnötig erwiesen. Mit Hilfe dieses 
Rechengerätes kann man für beliebige Blitzströme und Lei- 
tungsbauarten, Spannweiten und Erdungswiderstände die 
Stoßspannungen ermitteln, die sich bei Blitzeinschlägen in 


a A N AAN E 
ANTA AKA a 


Zahi d Gewitterstörungen je Jahr u. 100 km Leitung 
zulässiger Blitzstrom 


Zahl der Isotatoren 


Bei den Bildern 1 und 2 
Gewitterstörungshäufigkeit. 
~ — — — — hödhstzulässiger Blitzstrom. 
Bild 1. Gewitterstörungshäufigkeit und höchstzulässiger Blitzstrom für 
eine Eisenmastleitung mit 300 m Spannweite. 


Maste oder Erdseil in Spannfeldmitte während der Dauer 
des Ableitungsvorganges einstellen und die ein Maß für die 
Stoßspannungsbeanspruchung der Leitungsisolation sind. Es 
kommt ja bei Blitzeinschlägen in die geerdeten Teile einer 
Freileitung dann zum rückwärtigen Überschlag, wenn der 
Blitzstrom am Ausbreitungswiderstand des Mastes einen 
Spannungsabfall erzeugt, der größer als die Übersclag- 
Stoßspannung der Isolation ist. Der Berechnung dieser wirk- 
samen Stoßspannung stehen wegen der sehr vielgestaltigen 
wanderwellenreflexion außerordentliche Schwierigkeiten 
im Wege, die bei der Messung an der Leitungsnachbildung 
umgangen werden. 

Mit diesem Rechengerät sind für alle möglichen Spann- 
weiten und Mastausbreitungswiderstände zahlreiche Kurven 
ermittelt worden, aus denen man die Wahrscheinlichkeit von 


Gewitterstörungen bei bestehenden und neu zu errichten- 
den Freileitungen entnehmen kann. Den Untersuchungen 
liegen Kurven der Häufigkeitsverteilung von Blitzströmen, 
der Überschlag-Stoßspannungen von Ketten und der Uber- 
schlag-Stoßfestigkeit von Luft- und Holzstrecken zugrunde. 
Ferner ist eine mittlere Gewitterhäufigkeit von 30 Tagen je 
Jahr angenommen worden. Der Einfluß der Leiterseile auf 
die Wanderwellen längs des Erdseils ist zunächst vernach- 
lässigt worden, kann aber durch einen Korrekturfaktor (0,5 
bis 1,1) berücksichtigt werden. Ist in einem Gebiet die Ge- 
witterhäufigkeit größer als der angenommene Mittelwert 
von 30 Tagen, so werden die aus den Kurven gefundenen 
Zahlenwerte verhältnisgleich umgerechnet. 


ST I Im I [8 
TNC EC BEE PA HER 
N 7 


nn 
zulassiger Blıtzstrom 


Zahl d. Gewitterstorungen je Jahr u.100 km Leitung 
N 


0 
d 0 1 2 3: é 5 6 m 8 
(ZEI Leitungsabstand in Spannfeidmitte 
Bild 2. Gewitterstörungshäufigkeit und höchstzulössiger Blitzstrom für 


Freileitungen von 60 bis 300 m Spannweite und mit Ausbreitungswider- 
ständen der Masterder von 0 bis 1002. 


Die Anwendung des Verfahrens soll an folgendem Bei- 
spiel dargelegt werden: Eine 220 kV-Eisenmastleitung mit 
1 Erdseil durchquert ein Gebiet mit einer Gewitterhäufigkeit 
von etwa 50 Tagen im Jahr. Die Leitung ist mit 10 Kappen- 
isolatoren von 254 mm Tellerdurchmesser und 146 mm Bau- 
höhe isoliert. Die mittlere Spannweite beträgt 300 m und 
der geringste Leiterabstand in Spannfeldmitte rd. 730 cm. 
20% der Masten haben 10@ und 80% haben 20 Q als Aus- 
breitungswiderstand der Erder. Gefragt ist nach der Wahr- 
sceinlichkeit von Gewitierstörungen. Aus Bild 1 ergibt sich 
für eine Leitung mit 10 Isolatoren und 10 Q Ausbreitungs- 
widerstand der Masterdungen eine Ausfallhäufigkeit von 0,6 
je Jahr und 100 km Leitungslänge. Für 10 Isolatoren und 
20 Q folgt aus der Kurvenschar eine Ausfallhäufigkeit von 
1,9. Die gesamte Häufigkeit ist dann (0,20 ` 0,5) + (0,80 ' 1,9) 
= 1,6. Als höchstzulässigen Blitzstrom erhält man aus der 
zweiten Kurvenschar desselben Bildes für 10 Q Ausbrei- 
tungswiderstand 98 kA und für 20 Q 68 kA. Aus den Kurven 
Bild 2 ergibt sich für 300 m Spannweite und 730 cm Leiter- 
abstand in Spannfeldmitte eine Ausfallhäufigkeit von 0,6 
und ein zulässiger höchster Blitzstrom von 94 KA. Der Mit- 
telwert aus 1,6 und 0,6 ist 1,1, d. h. die Leitung hat eine mitt- 
lere Häufigkeit an Gewitterstörungen !von 1,1 je Jahr und 
100 km Leitungslänge bei 30 Gewittertagen und bei 50 Ge- 
wittertagen 1,1 ' 50/30 = 1,83. Gd 


DK 621.315.221.019.6 
Bleikabelschaden durch eine Holzwespe. [Nach G. A. Greff 
u. K. Löhberg: Fernmeldetehn. Z. 3 (1950) S.122; 4 S., 
11 B.] 

An Bleikabeln, die auf Holztrommeln aufgewickelt wa- 
ren, stellte man nach einiger Lagerzeit Löcher mit einem 
Durchmesser von 3...9 mm im Bleimantel festt. 

Einige Schädlinge, darunter Holzwespenarten, legen ihre 
Eier mit Vorliebe in absterbende Koniferen. Die Eientwick- 


! Bleikabelschäden durch Insekten wurden fıüher beschrieben in 
ETZ 27 (1906) S. 682; ETZ 29 (1908) S. 1227; ETZ 33 (1912) S. 19 u. 9189; 
ETZ 35 (1914) S 126; ETZ 52 (1931) S. 46 u. 224; ETZ 62 (1€41) S. 40. 


402 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August || 


lung dauert 1...6 Jahre, dann suchen sich die Tiere einen 
Weg ins Freie. Werden nun Kabeltrommeln aus solchem 
Holz angefertigt, besteht die Möglichkeit, daß eine Wespe 
auf ihrem Weg auf den Kabelmantel stößt. Ihre Mandibeln 
sind hart genug, das Blei und die Kabelisolation zu durch- 
bohren. Die Späne schiebt das Tier hinter sich, es finden sich 
dann Bleireste in dem Loch in der Kabeltrommel, aus dem 
das Tier gekommen ist. G. A. Greff und K. Löhberg 
zeigen Bilder von Röntgendurchleuchtungen von Kabeltrom- 
meln, in denen die Bleipfropfen klar zu erkennen sind. 


Als Abhilfemaßnahme wird angegeben, daß man für 
Kabeltrommeln nur Holz aus gesunden Baumbeständen wäh- 
len sollte. Ist das nicht möglich, mindert eine mehr- 
tägige Erwärmung des Holzes auf 60 °C die Schädlings- 
gefahr herab. Auch Beschlagen der Trommel mit Eisenblech 
ist zu empfehlen. 

Die Beschädigung eines Kabelmantels kann bei Fern- 
sprechkabeln durch Dichtigkeitsprüfung mit trockener Druc- 
luft festgestellt werden, denn sie sind ja meist mit Papier- 
Hohlraumisolation aufgebaut. Bei Starkstromkabeln bleibt 
nur die Möglichkeit, das gesamte Kabel durch die Hand glei- 
ten zu lassen und es visuell zu prüfen. Vth 


DK 621.311 (083.4) : 621.182 
Statistik der Heizkraftwerke 1939 bis 1947. [Nah W. Mak- 
kenthun: Elektrizitätswirtsch. 48 (1949) S. 277; 7% S., 
1 B., 8 Taf.] 


Nach etwa zehnjähriger Unterbrechung berichtet W. 
Mackenthun auf Grund von Feststellungen des Unter- 
ausschusses „Heizkraftwirtschaft” der AdEW über die Ent- 
wicklung der Heizkraftwerke in der Bundesrepublik und in 
West-Berlin. Im Jahre 1939 arbeiteten von insgesamt 36 
Werken im Altreich 23 als Heizkraftwerke mit Kraft-Wärme- 
kupplung und 13 als reine Heizwerke. Im Jahre 1947 wur- 
den in der Bundesrepublik und in West-Berlin von den er- 
faßten 25 Werken 14 als Heizkraftwerke und 11 als reine 
Heizwerke betrieben. Diese 25 untersuchten Werke liefern 
Wärme in bis zu drei verschiedenen Formen, und zwar 

Dampf (0,1 ... 32 atü) 16 Werke 

Heißwasser (130 ... 185 °C) 1 5 

Dampf und/oder Heiß- und Warmwasser 8 _ 


Die z. Zt. gebauten oder geplanten Werke werden über- 
wiegend als Heizkraftwerke gestaltet. 


Tafel 1. Grenz- und Mittelwerte der Kennzahlen von 25 Heizkraftwerken 
im Jahre 1947. 

Bezeichnung der Kennzahl Grenzwerte Mittelwert 
Spezif. Heiznetzbelastung in Mio kcal/m Jahr 0.9... 81,8 8,5° 
Heiznetzlänge je Abnehmer in m 7 ... 2100 38,1 
Abnehmer je km Heiznetzlänge 0,48 ... 143 26,3 
Wärmeverluste in %s 2,2 .... 29.5 16° 
Benutzungsdauer des Anschlußwertes in h/Jahr 202 ... 6100 1389 
Benutzungsdauer der Höchstbelastung in h/Jahr 221... 6180 2420° 


Gleichzeitigkeitsfaktor in Ye — 67 
Stromkennzahl in kWh/Mio kcal 13,2 ... 165 


® Die Mittelwerte sind die gewogenen Mittel, bezogen auf den An- 
schlußwert. 


Die Kennzahlen von 1947 weichen nur wenig von den 
entsprechenden Zahlen im Jahre 1939 ab. Die Stromkennzahl 
liegt bei den Kolbendampfmaschinen (13,2 kWh je Mio 
kcal) und bei Gegendruckmaschinen kleiner Leistung ver- 
hältnismäßig niedrig. Es ist deshalb notwendig, künftig nach 
Möglichkeit arößere Leistungseinheiten und Entnahmekon- 
densationsturbinen zu wählen. Auf die Gesamtwirtschaft- 
lichkeit der Werke wird wegen des labilen Preisgefüges in 
den Jahren 1939/47 nicht eingegangen, sondern auf den letz- 
ten Vorkriegsbericht der Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsver- 
sorqung über Betriebserfahrungen der Fernheizwerke 1938/ 
1939, Ausqabe 1940, verwiesen. 

Die künftige Entwicklung der Heizkraftwirtschaft zeigt 
erfreulihe Ansätze zu einer stetigen Ausweitung der Er- 
zeugungs- und Verteilungsanlagen. Geplant werden Erwei- 
terungsbauten bei 12 vorhandenen Heizkraftanlagen mit 
einem neuen Anschlußwert von rd. 500 Mio kcal/h. Dies 
bedeutet eine Erhöhung des Anschlußwertes von 1947 um 
rd. 80%. Ferner wurden 1947 Neubauten von Heizkraft- 
werken geplant oder begonnen mit einer Dampfleistunqg 
von 1200 ...1500 t/h und einem Anschlußwert von rd. 450 
Mio kcal/h. Die nächste Statistik soll auf Wirtschaftlichkeit, 
Wärmepreise und auf Tarife ausgedehnt werden. 

Die Heizkraftwirtschaft ist entwicklungasfähig. Die Be- 
rechtigung zentraler Wärmeversorgung in Verbindung mit 
der Stromversorgung ist nicht zu bestreiten. Von großer Be- 


deutung ist aber neben wirtschaftlicher Erzeugung und ~v 
lustarmer Verteilung die angemessene Erfassung und ! 
rechnung der von den Abnehmern bezogenen Wärmemen: 

Ki 


Elektrische Maschinen 


DK 62136 
Neue Konstruktionsgrundsätze für den Bau von Kollektor 
[Nah F. L. Laub: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 
(1949) S. 988; 14 S., 8 B.] 
Kommutatoren, die st 
ken Temperatursc« 
kungen unterworfen si 
verziehen sich hai 
laufen unrund und ! 
ern, müssen nachgesp« 
und abgedreht ode: 
schliffen werden D. 
Maßnahmen bringen 
nur eine vorüberget:: 
Besserung und verkur 


mutators. F. L. Li 


der 


die Lebensdauer desK: 


untersucht die Ursa? ` 
Kommutatorver ` 


mung. Da sind zune 


Bild 3. Deformation des Mikanitstreifens 
mit Druckdiagramm. 


die Abweichungen  : 
Keilwinkels y der S - 


mente zu nennen. Ist: : 


groß, so berühren die Kupfersegmente die benachbarte G. 
merisolation nur mit ihren äußeren Kanten, ist y zu k! 
dann liegen sie nur mit den inneren Kanten aneinander. Ir 


ge der Elastizität des Kupfers und des Mikanits berühren: : 


beide unter dem Preßĝdruck des Kommutators auf einem i 
chenstreifen, meist jedoch auf der ganzen Flankenbreite. D: 
treten verschiedene Flächendrücke auf, wie im Bild 3 ar 
deutet. Zwischen Flächendruck p, Segmentbreite b (Inde 


für außen, i für innen), der Isolationsdicke s, dem Elastızit; > 


modul Eç, für Kupfer und Ey, für Mikanit (x = Eç, : 


und dem Übermaß der Kupfer-Innendicke 4 läßt sich folge: : 


Beziehung ableiten: 
p,(b,- *s)— Pe (be + %3) = 4 Ecu 


Beispiel I: Ein Kommutator von 856 mm Außen: 
K = 213 Segmenten mit b „ = 1,1625 cm, b; = 1,021 cm.: 
0,1 cm, E ç, = 1,21 ' 106 kg/cm?, x = 2,75 weise ein inr: 
Überdickenmaß der Segmente von 1/1000 mm auf (4 = 10%: 
Mit p. = 2 kg/cm?, was eben hinreicht, um eine y 
kommen geschlossene Kommutatorlaufflähe zu sichern 
gibt sich p; = 95,6 kg/cm?. Bei einer Fabrikationsungen: 
keit von 4 = 1/40 mm und p, = 0 dagegen liegt p. 
2400 kg/cm? schon über der Elastizitätsgrenze des Kr; 
und wahrscheinlich noch mehr über der des Glimmers. 


Diese hohen Flächendrücke können beim sog. Form‘ 
des Kommutators auftreten. Das Formieren besteht in e: 
mehrmaligen Erwärmen (130 ... 150 °C) und Nachspanner 
Kommutators. Infolge der größeren Wärmeausdehr. 
zahl von Kupfer gegenüber der von Stahl dehnen s:t 
Segmente in Längsrichtung stärker aus als die Kommu:: 
nabe und biegen sich leicht nach außen durch. In der ^ 
des entstehenden Buckels verringert sich infolgedessen 


Flankendruck (größerer Durchmesser). Nach dem Abk.! ' 
und Nachspannen des Kommutators können bleibende F° 


änderungen des Schwalbenschwanzes und der V-Rinae è: 
ten, so daß die Krümmung in der Segmentmitte mct Y 
kommen wieder verschwindet. Dies ist vor allem de: ! 
wenn die Segmente lang, die Spannbolzen dagege: : 


stark oder kurz sind. Die Wirkung des Formierens ist 2: 


nicht gleichmäßig und außerdem schwer zu kontro:!'r 


Dauernde Festigkeit eines Kommutators ist dann gewa: - 


stet, wenn seine unsprünglihe Form durch die elast!: 
Spannungen seiner Bauteile wieder zurückgewonnen % 
Der Verfasser empfiehlt daher, Kommutatoren über I! 
Durchmesser nicht zu formieren, sondern ihre Segmente T 


zuschleifen, und zwar auf einer Präzisionsflähhensch:t.: - 


schine auf den richtigen Keilwinkel y. 


. August 1950 


‚ Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


403 


A 


Wärmedehnungen treten aber nicht nur in der Längs-, 
ondern auch in der Umfangsrichtung auf. Laub leitet für 
ie dadurch entstehenden Flächendrücke Formeln ab, aus de- 
en der ungünstige Einfluß eines großen radialen Tempera- 
urgefälles der Segmente auf die Flächendrücke hervorgeht. 
im das Temperaturgefälle niedrig zu halten, muß die freie 
iache der Kommutatornabe gegen starke Abkühlung ge- 
chützt werden, indem z. B. die warme Abluft des Kommu- 
ators unter der Nabe zurückgeleitet wird (nur bei einfeldi- 
en Kommutatoren ausführbar). 


= Das Problem der axialen Wärmeausdehnung der Kom- 
ıutatorlamellen hat schon seit langem die Konstrukteure 
eschäftigt und zu verschiedenen Bauformen geführt: Unter- 
sılung des Kommutators in 2 Felder, Einschaltung von fe- 
iernden Unterlagscheiben unter die Spannschraubenmut- 
ern, vor allem aber Verwendung verhältnismäßig langer 
pannbolzen. Die Lamellen und Spannbolzen können mit 
ogen und Sehne verglichen werden; die Lamellen werden 
uf Biegung, die Bolzen auf Zug beanspruct. Richtige Be- 
ıessung der Bolzen ist die Voraussetzung für das erforder- 
iche elastische Arbeiten der Kommutatorelemente. Sie ver- 
angt eine sorgfältige Berechnung der Bolzenkräfte, bei der 
ie Formänderung der Glimmerkonusse zu berücksichtigen 
st, die der Druckringe jedoch vernachlässigt werden kann. 
Die Vorspannung des kalten Kommutators 


PitPe 


2 M = K tg $ (be — bi) l > 


ınd die zusätzlich durch die Erwärmung auftretende Kraft 
R= — l'a (0,3 +0,7 k)4t— xa” k At 
4 E EEL RE PIA EEA S FERN 
K(m, + mz) q sin? 8 Emi, « z d? 7z Erfe 


ddieren sich zu der resultierenden Bolzenkraft des heißen 
(ommutators p = Z2M + R. Daraus folgt die zusätzliche 
ıöchste Bolzenbeanspruchung. 


m 
Radial- und Axial- m 
kräfte, 


Bild 4. 


Wo j 
EIZA Hoy 2.. YHo 
Beispiel II. Der Kommutator ist derselbe wie im 
jeispiel I, die dort angeführten Bezeichnungen und Maße 
jelten auch für Beispiel II. Außerdem beträgt: der Schwal- 
enschwanzwinkel $ = 30°, die beidseitige Auflagerfläche 
ines Segmentes an der Konuskappe (mı + mə) q = 6,34 cm? 
Bild 4), die mittlere Länge des Segmentes unter Berücksichti- 
nung der Schwalbenschwanzeinschnitte 7] = 38 cm, die Länge 
les Segmentes zwischen den Schwerpunkten der Schwalben- 
‚hwanzstirnfläche l’ = 35 cm, die Wärmeausdehnungszahl 
ler Kupfersegmente a = 17 10°, diejenige der Spannbolzen 
:” = 11,2: 10-6 für Stahl und a’ = 17,3. 10% für Bronze, 
lie Erwärmung der Kommutatorlaufflähe At = 45 °C, die 
ier Kommutatorinnenflähe k » At = 43 °C und der Spann- 
wizen k’ » At = 35 °C, die Dicke der Konuskappe sc = 0,2 
m, die Anzahl der Spannbolzen z = 18, ihr Durchmesser 
1= 1,1 cm auf der Länge x = 40 cm, der Elastizitätsmodul 
tier Konuskappe EMi, c = 0,47 : 108 kg/cm? (geschätzter Wert 
tür Muscovit-Glimmer) und der der Spannbolzen Er. = 
22 - 106 für Stahl und Er. = 0,984 - 106 kg/cm? für Bronze. 


Hiermit ergibt sich folgende Gegenüberstellung: 


| Stahlbolzen | Bronzebolzen 
Ausdehnungszahl 11,2. 10-8 | 17,3. 10° 
tastizitátsmodul, kg/cm? 2,2. 10% 0,984 » 10% 
»armespannkraft A, kg 9617 726,4 
“annbolzenzugkraft (kalt), kg 32,229 32,229 
KEIM, do 29,84 2,25 
Ösrchschnittliche Bolzen- 
“anspruchung, kg/cm? 2246,2 1926,4 
herheitslaktor 1,87... 2,59 i 3,32 

| 


Durh die Verwendung von Bronzebolzen wird die 
Wärmespannkraft auf etwa 7,5% herabgesetzt, der Sicher- 
ħeitsfaktor der Bolzenbeanspruchung um 28...77% erhöht. 
Die hohe Wärmeausdehnungszahl, die sogar die von Kupfer 


etwas übersteigt, die günstigen Festigkeitseigenschaften 
(außerordentliche Elastizität bei gleicher Proportionalitäts- 
gıenze) der verwendeten Bronzebolzen kompensieren weit- 
gehend die zusätzlichen axialen Wärmespannungen und ge- 
ben eine einfache und verläßliche Lösung des Problems der 
axialen Kommutatorausdehnung. Zrn. 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.317.755.087.353 
Neue Technik des Gebrauchs des Kathodenstrahloszillogra- 
phen. [Nah H. Demontvignier: Rev. gen, Electr. 58 
(1949) S. 407; 10 S., 15 B.] 

Es wird ein Verfahren beschrieben, bei dem mit Hilfe 
eines optischen Systems der auf dem Schirm einer Kathoden- 
strahlröhre dargestellte Vorgang vergrößert auf ein Papier 
übertragen wird, wo er von Hand nachgezeichnet werden 
kann. Das optische System (Bild 5) besteht aus einem halb- 
durchlässigen Spiegel M, der etwa 75% reflektiert und unter 
45° gegen die Achse des Fluoreszenzschirmes E geneigt ist, 
den beiden Linsen Lı und La und dem Papierblatt P. Die Ver- 
größerung ergibt sich aus den angegebenen Bezeichnungen zu 


g= Ri h~a, die Brennweite von Lı zu f = h-a und 
Pı Pı g—I 
r =d 
die Offnung des Objektivs zu — = T 4 . 
fi h —a 


Die Vergrößerung wird einerseits durch die Punktschärfe 
und anderseits durch die Qualitätsanforderungen an das Ob- 
jektiv eingeschränkt, so daß man sich praktisch mit g = 1,5... 2 
begnügt. Der hohe Reflektionskoeffizient des Spiegels 
nutzt die Helligkeit des Leuchtschirms voll aus, so daß bei 

lickrichtung Tageslicht gearbeitet 

p werden kann. Das Ver- 

——>» = fahren kann neben der 

A ! Untersuchung periodi- 

i ! scher Vorgänge auch 
2er an i bei einmaligen Vor- 
; E e e E gängen angewandt 
; ! werden, so weit diese, 
| M wie vielfach in der 


Elektrotechnik, bei 
Auslösung unter glei- 


< \ 

~ | ‘ER chen Anfangsbedin- 
Fi | gungen gleichartig ver- 
i Bleistift laufen. Die Wieder- 
| 4 holung des Meßvor- 
| P ganges wird von Hand 
Pa NE! gesteuert und jedesmal 
7 ein Teil der Kurve auf- 

Bild 5. Optisches System zum Nachzeichnen 


gezeichnet, wobei vor- 
teilhaft eine Nad- 
leuchtröhre benutzt wird. Etwa vorhandene Unregelmäßig- 
keiten im Kurvenverlauf werden dabei im Gegensatz zu 
einer einzigen photographischen Aufnahme mit Sicherheit 
bemerkt. Es wird eine Schaltungsanordnung mit Thyratrons 
und Relais beschrieben, mit deren Hilfe ein zu untersuchen- 
der Schaltvorgang ausgelöst wird und der Anfangszustand 
bei beliebig einstellbarer Ausgangsphase wiederherstellbar 
ist. Die Dauer der Betrachtung ist gleichfalls veränderlich, 
durch eine Dunkelsteuerung können beliebige Teile des Ge- 
samtvorganges hervorgehoben werden. Für technische Fre- 
quenzen haben sich nach Angaben des Verfassers die Relais- 
anordnungen im Hinblick auf Regelmäßigkeit und Konstanz 
der Ansprechzeiten bestens bewährt. Eine Reihe von Bei- 
spielen der Aufzeichnung periodischer und einmaliger Vor- 


von ÖOszillogrammen. 


‚gänge wird ausführlich beschrieben. Lts 


DK 612.843.355 


Wahrnehmung von Kontrasten bei unscharfer Detailbegren- 
zung. [Nach A. M. Kruithof: Philips techn. Rdsch. 11 
(1950) S. 340; 7 S., 7 B.] 

Das Wahrnehmen von Kontrasten durch das Auge be- 
steht meist im Sehen von Flecken, die einen geringen 
Leuchtdichtenunterschied zum Hintergrund aufweisen, gegen 
den sie sichtbar sind. Im Zusammenhang mit mehreren An- 
wendungen (röntgenologische Untersuchung, Photometrie, 
Pyrometrie) wird der Einfluß untersucht, den eine Unschärfe 
in der Begrenzung eines wahrzunehmenden Fleckes auf die 
Kontrastempfindlichkeit des Auges hat. Für die Messungen 
wurde ein runder Fleck (Dmr. 3,5 cm) so projiziert, daß seine 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heit 15 


1. August 1°.) 


Leuchtdichte etwas großer war als de des Hintergrundes, 
und zwar für zwei Falle: eine Schirmieuctd:chte von 
50 cd/m? und eine von 0,125 cd m?. Es stelite sich heraus, 
daß bei Benutzung der Tagorgane (Zapfen) die Kontrastemp- 
findlichkeit sich nicht verringert, wenn man die Brite des 
unscharfen Randes bis zu etwa 7’ anwachsen laßt, daß sie 
danach schnell abnımmt, und zwar bis auf etwa 24 des ur- 
sprunglichen Wertes bei einer Breite von 12’, und sodann 
nahezu konstant bleibt. Beim Sehen mit den Nacdtorganen 
(Stabchen) wurde ein kleiner Ruckgang der Kontrastempfind- 
lichkeit gefunden, welcher erst eintritt, wenn man d:e Breite 
der Randzone etwa 20° werden laßt. Aus den Experimenten 
folgt, daß bei rontgenologischen Untersuchungen unabhän- 
gig von der Leuchtdichte die Sichtbarkeit nur wenig beein- 
flußt wird. Beim Photometrieren ist eine scharfe Grenze nicht 
unbedingt erforderlich, die Genauigkeit der Ergebnisse leidet 
nicht. Bei optischen Pyrometern fuhrt der beobachtete Effekt 
dazu, daß man, ohne dadurch die Genauigkeit zu beeinträch- 
tugen, mit großeren Offnungen arbeiten und somit niedrigere 
Temperaturen messen kann. Ab — R 


DK 621.317.715.012 
Ein neues Diagramm für die Verwendung von Kriechgalva- 
nomelern. [Nach Courvoisier: Z. Naturforsch. 4a (1949) 
S. 4%; 3S.,1 B] 

Die grundlegende Bedingung für die Verwendung als 
Kriechgalvanometer ist eine ausreichend starke Dämpfung, 
die in fast allen Fällen durch einen genügend kleinen Außen- 
widerstand erreicht wird. Bei magnetischen Messungen, die 
das Hauptanwendungsgebiet des Kriechgalvanometers bil- 
den, müssen sehr oft verschiedene Induktionsspulen verwen- 
det werden, deren Innenwiderstände sehr unterschiedlich 
sein können. Man ist daher gezwungen, sich vor der Mes- 
sung Rechenschaft darüber abzulegen, ob die Dämpfung noch 
als genügend qroß angesehen werden kann. 

Aus der Theorie des Kriechgalvanometers wird hergelei- 
tet, daß als sicheres Kriterium für das Einhalten der notwen- 
digen Bedingungen die Messung der Kriechgeschwindigkeit 
dienen kann. Als obere Grenze des Außenwiderstandes dient 
dabei der Wert, bis zu dem die Halbwertszeit des Rückkrie- 
chens proportional mit dem reziproken Gesamtwiderstand 
(Summe von Innen- und Außenwiderstand) wächst. Bei höhe- 
ren Außenwiderständen ist die Eichung eines Kriechgalvano- 
meters problematisch, aus den Kurven folgt jedoch, daß die 
Abweichungen erst bei wesentlich höheren, etwa den 3... 4 fa- 


chen Widerstandswerten merklich werden. — Als Beispiel 
werden Messungen an der hochohmigen Spule des Siemens- 
Super-Galvanometers angegeben. Eu 


Hochspannungstechnik 
DK 621.3.015.51 : 537.525.4 
Stoßdurchschlag von Luft im 10-9 s-Bereich. [Nach R. C. Flet- 
cher: Phys. Rev. 76 (1949) S. 1501; 11 S.. 13 B] 

Indem von A. v. Hippel geleiteten Laboratory for In- 
sulation Research des Massachusetts Institute of Technology 
wurde eine Arbeit über den Luftdurchschlag bei Stoßbean- 
spruchung durchgeführt, die wegen der hierbei gemessenen 
extrem kurzen Durchbruchzeiten besonderes Interesse ver- 
dient. Wegen der bis herab zu 0,05 10°8s reichenden Zeiten 
mußte das Hauptaugenmerk darauf gerichtet werden, die 
Stirn der Stoßwelle in noch kürzerer Zeit auszubilden und die 
Welle ohne Umbildungen an den aufzeichnenden Kathoden- 
strahloszillographen besonderer Bauart heranzubringen. Wie 
aus einer unlängst erschienenen Arbeit des Berichters über 
gleichartige Messungen hervorgeht [1], dauert die Stirnaus- 
bildung einer in freier Atmosphäre bei geringer Überspan- 
nung gezündeten Wanderwelle 2...3°10%s; durch Anwen- 
dung hoher Überspannung oder durch Zünden in einer Isolier- 
flussigkeit oder in Preßgas kann die Stirn verkürzt werden. 
Vom Verfasser wurde mit Erfolg der letztgenannte Weg be- 
schritten. Er setzt eine Dreielektrodenfunkenstrece mit ge- 
steuerter Mittelelektrode unter einen Stickstoffüberdruck von 
40 atü und legt zur weiteren Versteilung einen Kondensator 
an den Anfang der wellenbildenden Leitung. Damit werden 
Anstiegzeiten von 0,05 ° 10-8 s erzielt, also etwa um eine Grö- 
Benordnung kuizere Zeiten als bei Verwendung einer Ver- 
sterlungsfunkenstrecke in freier Luft. Wegen der ultrahohen 
Frequenzanteile wird die Stoßwelle über konzentrische Rohr- 
leitungen der mit Funkenlicht bestrahltenPrüffunkenstrece 
und dem aus zwei konzentrischen Leitungen unterschiedlichen 
Scheinwiderstandes bestehenden Spannungsteiler (100:1) zu- 
gefuhrt. 


Bei der wilikurlichen Strahifreigabe des Oszillograptr 
spricht zunächst eine Dreielektroden-Steuerfunkenstrece a7, 
die den Hauptstoßxreis mitnimmt und gleichzeitig die Pr! 
funkenstrec&ke mit Photoelektronen versorgt. In bekann"-: 
Weise werden Zeitablenkspannung und Meßspannung duù 
entsprechende Bemessung der Leitungsiänsen syncdronis.e:ı 
Die Eiektroden der Prüffunkenstrecke bestehen aus dem a! 
geschnittenen und beiderseits konisch erweiterten Innenieit: 
der koaxialen Leitung. Zur Vermeidung von störenden k= 
flexionen ist der Übergang vom Polyathvlen- zum Luftd.e.ra- 
trıkum besonders ausgebildet. An der Uberschlagsteile b= 
trägt der Durchmesser der sich gegenüberstehenden Elekt:»- 
denflächen 2,2 cm, die lichte Weite des Hullrohres mißt 5c2 
noch bei der größten benutzten Schlagweite von rd. 05 c7, 
kann das Meßfeld demnach als näherungsweise homogen az- 
gesehen werden. Ä 

Die Messungen wurden mit StoßBspannungen von 7.57. 
18 kV und Elektrodenentfernungen von 0,6 bis 5 mm duit. 
geführt. Die Leuchtspur des Strahls auf dem Oszillographe”- 
schirm wurde durch Nacnziehen festgehalten und nacht!” 
lich der Einfluß von Wellenreflexionen durch Korrektur! 
am Bild berücksichtigt. Bei gleichbleiber.der Bestrahlung st. . 
sich die bekannte exponentielle Verteilung der Zundverz.:: 
ein. Je intensiver die Funkenstrecke bestrahlt wird, d«es'' 
kleiner wird die mittlere statistische Streuzeit. Abweide:. 
von der üblichen Darstellung wird die Aufbauzeit als kurz: ~ 
gemessener Verzug nicht in Abhängigkeit vom StoBfak! 
sondern von der Feldstärke aufgetragen. Für Feldstäarken ur+ 
50 kV/cm ist die Aufbauzeit von der Schlagweite unabzen.- 
gig, darunter ergeben sich bei demselben Feldstärkewr" 
umso längere Zeiten, je kleiner die Schlagweite bzw. je n.-- 
driger die angelegte Spannung ist. Dieses Ergebnis war w- 
gen der wohlbekannten Zunahme der statischen Durcdhsd..°- 
feldstärke bei Verringerung der Elektrodenentfernung :ı 
erwarten. 

Die gemessenen Aufbauzeiten reichen von 6- 10°8s be: zu- 
ringen Überspannungen bis herab zu Zeiten von 0,05 * i`» 
bei einem Stoßfaktor von fast 3. So weit vergleichbare M- ~- 
sungen (bei nicht allzu hoher Überspannung) vorliegen - 
sind die von Fletcher angegebenen Zeiten um rd. 1:10 ; 
kürzer als die bisher gemessenen Werte. Der Grund für die = 
vergleichbaren Gebiet um rd. 30%o kleinere Zündverzöge:: 
dürfte vielleicht in den sich gerade bei längeren Durdbr.:". 
zeiten stärker ausprägenden Spannungsüberhöhungen dt’ 
Reflexionen zu suchen sein. Die andersartige Definition c-s 
Entladeverzugs (ab Erreichen der vollen Wellenlänge) sp = 
bei längeren Verzugszeiten angesichts des raschen We..--- 
anstieges keine Rolle. An die Messungen schließen sich a.‘ 
Grund der Raetherschen Vorstellungen einer Kar. - 
ausbildung theoretische Betrachtungen über die hierzu eti v: 
derliche Lawinengröße an. 

In diesem Zusammenhang sei auf eine weitere amerika? 
sche Arbeit verwiesen [3], deren Ziel es war, die Aufbau. 
ten in Luft von Atmosphärendruc und darunter bei sehr k-- 
nen Überspannungen zu messen und dadurch Aufschluß vo~ 
einen etwaigen Übergang von der Townsendentladung : ~ 
Zündmechanismus der Kanalentladung zu erhalten. Die F.' 
funkenstrecke wird statisch knapp unter ihre Durchbr: 
spannung vorgespannt und durch einen Spannungstoß a-' -~ 
ger Höhe gezündet. Bei 0,20 Überspannung über der Du: * 
schlagschwelle werden im homogenen Feld bei I cm Sœ - 
weite Verzögerungszeiten von rd. 10 us gefunden, d.e ~ 
Druckerniedrigung auf 100 Torr überraschenderweise auf 4 . 
zurückgehen. Noch weiter verringerte Überspannung be: v- 
besserter Glättung der Gleichspannung ergibt nach b:s: 
noch nicht veröffentlichter Mitteilung der Verfasser sogar r. ~ 
längere Aufbauzeiten als 100 us. Diese Messungen sırJ : 
gewichtiges Argument zu Gunsten einer Townsendzun:.”. 
bei statischer Spannung auch bei höherem Gasdruck. 

Ga 


Arch. Elektrotechn. 39 (1949) S. 508. 

; R. Strigel: Elektrische StoßBiestigkeit. Springer-Verisz i 
hn 1939. S., 34, 

B] L.H. Fısheru. B.Bederson: Phys. Rev. 75 (1949) S. étr 


B.Gänger: 
s. a. 


Elektrische Antriebe 
DE 621.34 : 622: 


Entwicklungen bei Wechselstrom-Fördermaschinenantried : 
[NahL.L.Brinkworthu.A.l.Riches: Trans.S. A: 
Inst. electr. Engrs. 40 (1949) S. 99; 20 S., 17 B.] 

Der Bericht befaßt sich mit grundsätzlichen Fragen ©: 
Verwendung von Drehstrom-Fördermaschinenantrieben .: ': 


t. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heit 15 gt 


nn 


besonderer Berücksichtigung der elektrischen Bremsung. Nach 
einem allgemeinen Blick auf den Ward-Leonard- und Dreh- 
stromantrieb werden die Nachteile der Gegenstrombremsung 
gegenüber der elektrischen Bremsung mit Gleichstromerre- 
gung gezeigt. Der mit Gleichstrom erregte Drehstrom-Asyn- 
chronmotor mit Schleifringläufer verhält sich wie ein auf einen 
Widerstand belasteter Synchrongenerator. Die Größe des Mo- 
ments hängt bei vorgegebener Drehzahl von der Höhe der 
Erregung und dem Widerstand im Läuferkreis ab. Ein einfa- 
ches graphisches Verfahren zur Ermittlung dieser Kennlinien 
bei Vernachlässigung der Feldstreuung und der Spannungs- 
abfälle im Läufer wird angegeben, Kurven bei verschiedener 
Erregung mit und ohne Berücksichtigung der erwähnten Ver- 
nachlässigungen werden dargestellt. 


Die Hauptschwierigkeit dieser elektrischen Bremsung mit 
einfacher Gleichstromerregung ist das schnelle Absinken der 
Bremsleistung bei großen Läuferströmen. Eine Vergrößerung 
das Laststromes von 105,5% auf 108°/o vermindert das Brems- 
moment auf Y/s. Vergrößert man aber bei gleichzeitiger Erhö- 
hung des Laststromes auf 108% die Erregung um nur 2%, so 
bleibt das Moment etwa das gleiche, wie der Verfasser an 
Hand von Kurven und Tabellen nachweist. Man muß also 
bei Vergrößerung des Laststromes ebenfalls die Erregung 
erhöhen, um eine gute Bremswirkung zu erhalten. Diese Er- 
kenntnis bildet die Grundlage für die kompensierte Brems- 
schaltung mit Gleichstromerregung, in der bei Zunahme des 
Laststromes die selbsttätige Erhöhung der Erregung gerade 
ausreicht, um das starke Abfallen der Bremswirkung zu kom- 
pensieren. Durch die Aufrechterhaltung des Luftspaltflusses, 
— man kompensiert die feldschwächende Wirkung des Last- 
stromes durch die zusätzliche Erregung — bleiben große 
Sremsmomente bis zu sehr kleinen Drehzahlen erhalten. In 
dieser kompensierten Schaltung wird ein Strang der Ständer- 
wicklung über einen Hilfstransformator und einen kleinen 
Gleichrichter vom Drehstromnetz gespeist. Die beiden an- 
teren Stränge der Ständerwicklung werden lastabhängig er- 
regt, indem in den Läuferstromkreis in Reihe mit dem Brems- 
widerstand ein kleiner Transformator gelegt wird, dessen Se- 
kundärströme gleichgerichtet werden und die Ständerwicklung 
äurchfließen. 


Nach einem graphischen und rechnerischen Verfahren cr- 
mittelt der Verfasser mit und ohne Vernachlässigung der 
Feldstreuung und des Spannungsabfalles im Läufer Bremsmo- 
mentcharakteristiken für verschiedene Größen der Gleich- 
siromerregung. Die Vorteile dieser kombinierten Erregung 
sınd: geringe aus dem Netz entnommene Leistung, kleine Mo- 
iorverluste, kleine Läuferbremswiderstände und keine Ab- 
hangigkeit der Kompensation von Widerstandsänderungen. 
Man kann daher ohne Beeinträchtigung des Bremsbetriebes 
Flüssigkeitswiderstände verwenden. Außerdem kann das ge- 
wünschte Geschwindigkeits-Zeitdiagramm wegen der sanf- 
ten und stetigen Bremswirkung leichter eingehalten werden; 
sıch Schachtüberprüfungsfahrten sind dann leicht möglich. 

Nach Ansicht der Verfasser haben die erwähnten Vorteile 
zu einer vermehrten Verwendung von Drehstromantrieben 
geführt. Bei großen Leistungen werden wegen einiger Vor- 
zuge oft Zwillingsantriebe ausgeführt. Die Kernfrage ist hier- 
"ei die gleiche Lastverteilung auf beide Motoren über das 
ganze Arbeitsspiel. Wie in einer kleinen Rechnung gezeigt 
wird, können schon kleine Unterschiede im Widerstand der 
läuferwicklungen bei voller Drehzahl ungleiche Lastvertei- 
lung hervorrufen. Um eine gute Lastverteilung auf beide 
Motoren zu erzielen, halten die Verfasser die Reihenschaltung 
der Läufer über einen Widerstand für die günstigste. Der 
»laschinensatz verhält sich dabei unter veränderlichen Bedin- 
gungen wie eine Einheit. 


Die Verfasser schlagen bei Motorbetrieb eine Parallel- 
schaltung und bei Bremsbetrieb eine Reihenschaltung der 
Ständerwicklungen vor. In einer anschließenden Diskussion 
wird zu der Arbeit kritisch Stellung genommen und auch auf 
tie Möglichkeit der Parallelschaltung der Ständerwicklungen 
bei Bremsbetrieb hingewiesen; damit vereinfacht und ver- 
"illigt sich die Steuereinrichtung. 

Ein kleiner Abschnitt ist dann dem Vergleich von Me- 
tall- und Flüssigkeitswiderständen als Läuferwiderstände ge- 
widmet und anschließend vergleicht der Verfasser den Ward- 
Leonard- und den beschriebenen Drehstromantrieb. Beim 
Drehstromantrieb sind die Anschaffungskosten kleiner, beim 
Ward-Leonard-Antrieb ist der Energieverbrauch niedriger. 
Deshalb ist von Fall zu Fall zu untersuchen, welche Antriebs- 
art wirtschaftlicher ist. PB 


Hochfrequenztechnik 
OK 537.543.2 
Der Einfluß von Gasen und Dämpfen auf die Emission von 
Oxydkathoden. [Nah G. Herrmann u. O. Kreg: Ana., 
Phys., Lpz. 4 (1949) S. 441; 23 S., 17 B.] 

In Elektronenröhren mit Oxydkathoden wirken fast alle 
anwesenden Gase emissionsverschlechternd. Die vorlıe- 
gende Arbeit gibt nach eigenen Experimenten einen Uber- 
blick über die Wirkung von He, Ar, Kr, Ha, Os. CO, COs und 
einigen Kohlenwasserstoffen. Dabei ist das Druckgebiet 
10°5...10-1 Torr untersucht, das den in Elektronenröhren 
auftretenden schlechtesten Bedingungen entspricht. Nicht be- 
rücksichitigt sind also die Verhältnisse in Gasgleichrichtern 
mit verhältnismäßig hohen Drucken. Das untersuchte Tem- 
peraturintervall von 300 bis 1500 °K ist sehr groß gagen- 
über dem technisch verwendeten Gebiet. 


Eine direkt oder indirekt geheizte metallishe Unter- 
lage trägt die Oxydschicht von etwa 0,1 u Dicke, also etwa 
400 Atomschichten. In der Oxy:dschicht finden sich durch den 
Aktivierungsprozeß überschüssige Erdalkali-Metallatome, 
die das Oxyd zu einem Halbleiter machen. Bei Emissions- 
temperatur ist ein Teil der Halbleiterelektronen frei und 
kann zur Oberfläche gelangen, von wo die eigentliche Emis- 
sion erfolgt. Die Vergiftung kann also entweder in einer 
Vergrößerung der Ablösearbeit der Elektronen im Halb- 


:leiterinneren bestehen oder die Oberflächenablösearbeit der 


Emission beeinflussen. 


Die Emissionsabnahme der vorher stets optimal akti- 
vierten Kathoden kann in allen Fällen durch physikalische 
oder chemische Vorgänge befriedigend erklärt werden. Bei 
He, Ar, Kr und He treten lediglich physikalische Verände- 
rungen auf. Zunächst setzt die verstärkte Wärmeableitung 
die Kathodentemperatur herab; eine entsprechende Vergrö- 
Berung der Heizleistung kompensiert den Effekt. Er tritt, 
wie theoretisch begründet werden kann, erst bei Drücken 
oberhalb von 10-3 Torr auf und ist bis 10-! Torr fast völlig 
unabhängig von der Natur des Gases. H» verhält sich dabei 
ebenso wie die Edelgase; hemishe Reaktionen sind also 
unbeteiligt. Sie sind auch nach anderen Verfassern im un- 
tersuchten Temperaturgebiet nicht zu erwarten. Die lonen- 
beschießung wirkt erst dann emissionsverkleinernd, wenn 
die gesamte Oxydschicht abgetrommelt ist, wenn also die 
Nachlieferung von Überschußmetall aus der Schicht unmög- 
lich geworden ist. Es muß daher lediglich die Kathodenzer- 
stäubung von Erdalkalioxyden untersucht werden. 


Bei der hemischen Zerstörung von Oxydkathoden kommt 
Os, COə und CO besondere Bedeutung zu, weil diese Gase 
bei der Formation entstehen. Diese '!drei Gase machen trotz 
guten Auspumpens den wesentlichen Teil der Restgase aus. 
Der Einfluß von Oz besteht lediglich in der Oxydation des 
Überschußmetalls, während Peroxydbildung im Grundmate- 
rial keine Rolle spielt. ‘Aus ‘dem Sauerstoffverbrauch läßt 
sich für optimal formierte Kathoden der Gehalt an Über- 
schußmetall zu rund 1 Mol-Prozent ermitteln. Bei COz läßt 
sich thermodynamisch nachweisen, daß die Karbonatbildung 
des Trägers die größte Rolle spielt. Die gleichen Verhält- 
nisse liegen auch bei CO vor, obwohl sich hier Karbonat erst 
bei höheren Temperaturen bilden kann. Der frei werdende 
Kohlenstoff kann noch zusätzliche Wirkungen hervorrufen, 
die aber im einzelnen noch aufgeklärt werden müssen. 


Bei den Kohlenwasserstoffen ist es notwendig, aus der 
Vielzahl der Verbindungen typische Vertreter auszuwählen. 
Diese Aufgabe ist nicht aussichtslos, da gerade bei den orga- 
nischen Stoffen ein enger Zusammenhang zwischen ihren 
physikalischen Eigenschaften und ihrer Verwandtschaft be- 
steht. Da metallorganische Verbindungen bei den hohen 
untersuchten Temperaturen nicht beständig sind, kann die 
Vergiftung nur durch die Endprodukte der thermischen Zer- 
setzung hervorgerufen werden, also Hə oder C. Nach dem 
oben über Hə Gesagten kann lediglich eine Anlagerung von 
C an den aktiven Zentren oder eine Carbidbildung in Be- 
tracht kommen. Untersuchungen der Neuaktivierung zei- 
gen, daß die chemische Bindung des C wesentlich weniger 
fest ist als die von Os». 

Eine Bestätigung der vermuteten chemischen Vorgänge 
durch chemische Analyse ist nicht zu erhalten, weil die umge- 
setzten Mengen dazu nicht ausreichen. Zwischen der emis- 
sionsverkleinernden Wirkung und dem berechneten thermo- 
dynamischen Verhalten besteht aber eine gute Überein- 
stimmung. i Eu 


406 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August 195 


DK 537.226.2 
Bewegliche Dielektrika für das Dezimeter- und Zentimeter- 
wellen-Gebiet. [Nah W.Endres u. H. Köhler: Frequenz 
4 (1950) S. 57; 7 S., 6 B., 1 Taf.] 


Die Verfasser haben Mischungen aus Keramikkörnchen 
und Transformatorenöl oder Luft hergestellt und untersucht, 
welche Mischungsverhältnisse sich herstellen lassen und nach 
welchem Gesetz die Dielektrizitätskonstante £m der Mischung 
von den Volumanteilen ® der Mischungskomponenten ab- 
hängt. €m wurde durch Kontrolle der Minima auf einer kon- 
zentrischen, geschlitzten Meßleitung mit verschiebbarer Sonde 
bei Wellenlängen von 58..88 cm und 105... 315 cm bestimmt. 
Die Mischung wurde ohne Luftblasen in eine 30 cm lange, am 
Ende kurzgeschiossene und am Anfang mit Trolitul und 
Weichgummi abgedichtete Rohrleitung eingefüllt. Sie bil- 
dete den gegen eınen Kurzschlußstecker auswechselbaren Ab- 
schluß der Meßleitung. Die Wellenlängen (å1, Ag, As) des Ge- 
nerators wurden nun im genannten Bereich nacheinander so 
gewählt, daß sich innerhalb der von der Mischung gefüllten 


Rohrlänge l ganze Vielfache von A, |2 V: „ausbilden, wobei 


also Auswechseln gegen den Kurzschlußstecker die Lage der 
Minima auf der Meßleitung nicht verschieben durfte. Be- 
zeichnet Aı und Åz zwei aufeinanderfolgende derartige Wel- 


lenlängen, so ist 
_(._5__\® 
a lih lià f’ | ) 


Für gereinigtes Transformatorenöl wurde €z = 2,24 ge- 
messen. Die Mischung mit Condensa (£1 = 75) in Pulverform 
oder in Körnern 0,5..1 mm ergab eine maximal mögliche 
Konzentration von dı = 63% Condensagrieß. Die untere 
Grenze von d,, unterhalb welcher Entmischung eintritt und 
die Keramikpartikeln sich absetzen, ist für Pulver d, = 42%, 
also relativ hoch. Der Variationsbereich für %ı liegt inner- 
halb dieser engen Grenzen, wobei durch Ändern der Korn- 
größe £m stetig zwischen 9,8 und 20,4 veränderbar ist. — 
Um e-Werte unter 9,8 zu erhalten und die Korngröße nicht 
verändern zu müssen, wurde als 3. Komponente Calitgrieß so 
hinzugefügt, daß die Mischung CalitgrieB-DI 62% Calitgrieß 
und die Mischung Condensagrieß-Dl 62% Condensa enthielt. 
Vermengt man nun die beiden Mischungen, so bleibt der Ol- 
anteil am Gesamtvolumen 38%. Bezeichnet ©, den Anteil 
der Condensagrieß-Dl-Mischung am Gesamtvolumen, so kann 
©, von 0 bis 100° und £p von 4,85 bis 20,4 verändert wer- 


den. 


Trägt man die -Werte in Abhängigkeit von d, oder 9ı 
auf, so zeigt sich, daß von den verschiedenen, für viele Teil- 
chenformen aufgestellten Mischungsgesetzen (Wiener, Brug- 
geman, Rayleigh, Lichtenecker und Rother) das von Lich- 
tenecker und Rother am besten bestätigt wird (die 
Teilchenform ist bei gemahlener Keramik völlig regellos). 
Das Mischungsgesetz ist logarithmisch: 


log €m = dı log £1 + 9a log £2 = Yı logesı/eg + log ee, 
da Di + da = 1, (2) 


Dabei ist als &ı die höhere Dielektrizitätskonstante des 
keramischen Korns mit dem Volumanteil dı und als € die 
Konstante des Füllstoffs (Ol oder Luft) bezeichnet. Für das 
Dreikörpergemisch gilt analog: Der Logarithmus der resul- 
tierenden Dielektrizitätskonstante &ıes steigt linear mit dem 
Volumanteil ©, derjenigen Mischsubstanz, welche die höhere 
Dielektrizitätskonstante €m: besitzt: 


log E res ~ 9, log Emi + Os log Ems ~ 9, log Emi Ems 
+ log ems. (3) 


€mı gilt dabei für das Gemisch des Isolierstoffs höheren e€ 


(z. B. Condensa) mit dem Füllstoff, € p für das Gemisch der 


3. Komponente (z. B. Calit) mit dem gleichen Füllstoff (Ol 
oder Luft). 


Die Verfasser haben das Mischungsgesetz für die Ver- 
luste nicht untersucht. Ersetzt man in obigen Gleichungen 
jeweils £ durch & (1—j tgö) so folgt sofort die einfache Be- 
ziehung: 


tg Ôm = Vi tg ôi + Vo tg Ôo = VI (tg ôi — tg Ô2) + tg ös. (4) 


Der gesamte Verlustfaktor ist also linear mit dem Voluman- 
teil #ı der einen Komponente veränderlich und liegt zwischen 
den beiden Grenzwerten tg 1 für Ý; = Lund tg ôx bei dı = 0. 


Beim Dreikörpergemisch folgt aus (3) analog 


tgô es = Yıtgdmı + Ostgöms = 6, (tgô mı — tgò r3) + tgm 

19! 

Trägt man ferner auf halblogarithmischem Papier ¿x 

(logarithmisch) über dı (linear) auf (bzw. &res über 9ı), si 

braucht man nur & (für dı = 0) mit &ı (für dı = 1) durch eize 

gerade Linie zu verbinden, um die Zwischenwerte für jeden 
Volumanteil zu erhalten. 


Die genannten Mischungen füllen eine große Lücke urc 
stellen eine weıtvolle Bereimerung der -Skala dar, die bis 
her nur von den Festwerten der bekannten Isolierstoffe be- 
setzt war. Es fehlen aber trotz aller Fortschritte der Isolıe:- 
stotttechnik immer noch auf Drenbank, Fräs- und Bot:- 
maschine mit normalen Stählen bearbeitbare und bis etwa 
200 °C wärmebeständige und mechanisch teste Hochfrequer:z- 
Isolierstotie mit nicht zu hohem Verlustfaktor. Zi 


DR 621.385 , 
Röhren mit bandförmigen Elektronenstrahlenbündeln: Die | 


Kontaktröhre, Schaltröhre, Wählerröhre und Zählröhre | 
[Nach J. L. H. Jonker: Philips Res. Rep. 5 (1950) S. e. | 
17 S., 13 B.] 

+ 


In der Nachrichtentechnik, der Wählertechnik und be. ' 
Rechenmaschinen lassen sich viele Aufgaben, die bisher 
durch elektromechanische Systeme gelöst wurden, viel besse: - 
mittels Röhrenanordnungen durchführen, die eine große Acz- 
sprechgeschwindigkeit, kleinen Leistungsverbrauch und ge 
ringen Verschleiß sowie eine Unempfindlichkeit gegen Staus 
besitzen. Derartige Spezialröhren stellen im Prinzip Katke- > 
denstrahlröhren dar, bei denen der Strahl durch ein besor- 
deres Ablenksystem auf verschiedene Anoden „geschaite: 
werden kann. Während jedoch bei dem Aufbauprinzip ub- 
licher Kathodenstrahlröhren wegen der großen Abmessungen 
und hohen Betriebsspannungen solche Spezialröhren te«.: 
teuer sind, ist es, wie der Verfasser zeigt, bei der Anwen- 
dung bandförmiger Elektronenstrahlenbündel an Stelle vu: 
kreisförmigen möglich, derartige Spezialröhren mit Abme»- 
sungen und für Betriebsspannungen einer normalen Runs- 
funkröhre von etwa 3 cm Dmr. zu bauen. 


Ein Vergleih der physikalischen Eigenschaften der 
Strahlen mit kreisförmigen Querschnitt mit denjenigen einss 
bandförmigen Strahlenbundeis zeigt, daß die Brennweite ir. 
bandförmıgen Bündeln auf die Hältte herabgeht und daß s: 
zur Strahliührung, da eine genaue Ausrichtung der Elektc- 
nen nur in einer Kichtung ertorderlich ist, sehr eintache, zwi- 
schen Giimmerstreifen gehalterte Linsenkonstruktionen e:- 
geben. Nachteilig wirkt sich der Einfluß von Obertlacer- 
ladungen aus, dıe sogar das nicht abgelenkte Elektronen- 
stiahlenbündel verzerren können und uurch Abschırmgitiei 
vermieden werden müssen. Da in einem bandförmigen Sırat- 
lenbündel der Eıntluß der Raumladung wesentin kleine’ 
ist als bei einem kreisförmigen, sind Betriebsspannungeı 
von 300 V und darunter mögııch und man erreimt die ver- 
hältnismäßig große Stromstärke von 1..3 mA. Außerden 
verursacht die gegenseitige Abstoßung der Elektronen, d.e 
bei kreisförmigem Querschnitt des Bündels eine ideale punk!- 
törmige Fokussierung unmöglich macht, bei bandtörmig:.c 
Strahlenbündel nur eine Ablenkung in Ausbreitungsrichtui; 
und verbreitert den Strahl nicht, so daß eine ideale Fokus- 
sierung auf einer Linie möglich ist. 


Als Beispiel für die vielen Anwendungsmöglichkeiten 
beschreibt der Verfasser, ohne Einzelheiten der Konstruku.-? 
anzugeben, das Arbeitsprinzip einer Röhre mit einem e.c»- 
tronischen Kontakt, die als Telephonieschalter dienen keri 
(Kontaktröhre). Gesteuert wird über eın Hilfsgitter du: 
Veränderung einer Sekundärelektronenemission zwiscät: 
zwei Anoden, die den beiden Kontaktpunkten entspremes 
Dabei wurde ein Kontaktwiderstand von einigen hunü:i: 
Ohm erreicht, der während der Lebensdauer der Röhre ais 
konstant angesehen werden kann und diese Anordnung !.: 
Kreise geeignet macht, deren Widerstand bedeutend hohe’ 
ist. An Hand mehrerer Schaltbeispiele wird ferner geze::: 
daß mit diesen Spezialröhren magnetische Relais in Ferz- 
sprechzellen ersetzt werden können (Schaltröhre) und 44: 
auch die Anwendung als Mehrfachkontaktschalter mög:.u. 
ist (Waählerröhre). Zum Schluß wird eine Röhre beschniet-. 
die eine schnelle Aufzeichnung der Anzahl der Impulse e:- 
möglicht, die einer ihrer Elektroden zugeführt wurden Zaz- 
ıöhre). Fri 


I. August 1950 


DK 621.394.018.78 
Jber Verzerrungen bei Impulslängenmodulation. (Nach J. 
Müller: Arc. Elektr. Ubertr. 4 (1950) S. 51; 8 S., 20 B.] 

i Ein mit einer Folge von Rechteckimpulsen modulierter 
Träger besitzt theoretisch unendlich breite Seitenbänder. 
Jiese Forderung wird aber in der Praxis wegen der zu ver- 
wendenden Sender- und Empfängerkreise nie erfüllt werden 
tönnen. Die Rechteckimpulse werden sich daher je nach der 
zugelassenen Bandbreite der Kreise verformen und bei nach- 
olgender Amplitudenbegrenzung gegenüber den ursprüng- 
ichen Rechteckimpulsen Verzerrungen aufweisen. 

Es wird daher zuerst, sowohl mittels Fourier-Reihen als 
ıuck der Küpfmüllershen UÜbergangsfunktion untersucht 
ind durch Abbildungen gezeigt, wie sich die Rechteckim- 
pulse in Abhängigkeit von der Bandbreite und vom Tastver- 
ıaltnis verformen. Bei der Darstellung und Berechnung der 
‚erformten Impulse geht man zweckmäßig von der Küpf- 
nüllerschen Übergangsfunktion aus. Mit Hilfe der darge- 
teilten Funktion 1/æ Si xæ lassen sich dann die Impulsfor- 
nen näherungsweise schnell und genau genug berechnen 
ınd der auftretende Fehler leicht abschätzen. 

Bei der Übertragung von längenmodulierten Impulsen 
at man es nun mit solchen verformten Rechteckimpulsen zu 
un. Bei nachfolgender Amplitudenbegrenzung werden dann 
/erzerrungen auftreten, die von der Impulslänge, also vom 
"astverhältnis abhängen werden. Bei genügender symme- 
risher Begrenzung erhält man dann annähernd trapezför- 
nige Impulse. Die Abweichungen der Fläceninhalte dieser 
[rapeze von denen der zugehörigen ebenfalls begrenzten 
tehtecke sind dann ein Maß für die Verzerrung bei dem 
'ntsprechenden Tastverhältnis. Die Verzerrungsfunktion V 
vird auch hier mit Hilfe von Fourier-Reihen und der Uber- 
jangsfunktion errechnet. Die mit der Übergangsfunktion 
:bgeleitete Formel stellt wieder einen guten Näherungswert 
lar und lautet: 

2Sı2angqT—n BR 
ei sin 2aqT—2aqT ` 10* (°/o); 
larin bedeutet q die Anzahl der übertragenen Partialschwin- 
tungen der Impulsfolgefrequenz, also die Bandbreite, und T 
las Tastverhältnis in (%). Aus der angegebenen Gleichung 
äßt sich für jedes Tastverhältnis und jede Bandbreite q 2 10 
jer Verzerrungsgrad V* berechnen. Weiterhin folgt aus 
ler Gleichung, daß lediglich das Produkt q T für den Ver- 
:errungsgrad maßgebend ist. Aus dem dargestellten Ver- 
auf von V* folgt ferner, daß bei der Modulation das Pro- 
dukt qT > 70 sein muß, wenn V*S + 5% sein soll. 

Im experimentellen Teil werden die theoretischen Er- 
jebnisse durch Messungen bestätigt, wobei der gemessene 
verlauf der Verzerrungskurve gut mit dem der berechneten 
runktion V* übereinstimmt. Ab 


Magnetismus 
DK 538.111 
influß atomarer Ordnungen auf die magnetischen Eigen- 
haften. [Nach J. E. Goldmann: J. appl. Phys. 20 (1949) 
3. 1131; 6 S.] 


In Legierungssystemen aus zwei oder mehreren Me- 
allkomponenten, die ineinander löslich sind — man sagt: 
Mischkristalle miteinander bilden — gibt es in vielen Fällen 
wsgezeichnete Zusammensetzungen, Überstrukturen ge- 
annt, bei denen eine gesetzmäßige Anordnung der ver- 
shiedenen Metallatome im Kristallgitter vorliegt. Sind bei 
lien normalen Mischkristallen die Atome A, B, C usw. der 
vershiedenen Metallkomponenten wahllos auf den Gitter- 
»ätzen verteilt, so unterscheiden sich die UÜberstrukturen 
davon durch eine Atomordnung in der Weise, daß die ver- 
figbaren Gitterplätze für die verschiedenen Atomarten ge- 
radezu numeriert sind, so daß Atome A beispielsweise im- 
mer die gleichen Nachbarn aus den Sorten B, C usw. vor- 
finden. Solche Uberstrukturen treten bevorzugt bei bestimm- 
'en einfachen Verhältnissen der verschiedenen Atomzah- 
‘en auf, man spricht von stöchiometrischen Zusammensetzun- 
aen. Einige Beispiele sind AuCu (50 Atomprozent Gold, 50 
Kupfer), FeCr, FeCo (50 Atomprozent Eisen, 50 Chrom bzw. 
Kobalt) und FeNis (25% Eisen, 75% Nickel). Diese Uber- 
srukturen bilden sich meistens bei bestimmten vornehmlich 
mittleren Temperaturen (z. B. 500 .... 600 °C bei dem bekann- 
en Permalloy FeNis) und brauchen zu ihrer Ausbildung 
einige Zeit. Steht diese nicht zur Verfügung, so ist die Atom- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


407 


ordnung unvollständig oder nicht vorhanden. Man kann also 
durch entsprechende Führung der Wärmebehandlung bei 
der gleichen Legierung Atomordnung und Atomunordnung 
verwirklichen. 


Es ist schon seit langen Jahren bekannt, daß die be- 
schriebenen Ordnungsvorgänge einen sehr starken Einfluß 
auf die magnetischen Eigenschaften sowohl der ferromag- 
netischen wie auch der shwachmagnetischen Werkstoffe be- 
sitzen, und daß umgekehrt die Untersuchung der magneti- 
schen Eigenschaften Licht in diese Vorgänge werfen kann. 
Bei den Ferromagnetika unterscheidet man strukturunemp- 
findliche Eigenschaften, die nur durch die hemische Zusam- 
mensetzung und den kristallinen Charakter bestimmt sind. 
Hierher gehören: Sättigungsmagnetisierung, Sättigungs- 
magnetostriktion, Curiepunkt und magnetische Kristallaniso- 
tropie. Daneben gibt es strukturempfindliche Eigenschaften, 
zu denen Permeabilität, Koerzitivkraft und alle Merkmale 
der technischen Magnetisierungskurve unterhalb der magne- 
tischen Sättigung gehören. 


Beide Eigenschaftsarten werden durch die Überstruktur- 
bildung sehr stark beeinflußt. Eine Nickel-Mangan-Legie- 
rung mit 25 Atomprozent Mangan ist im ungeordneten Zu- 
stande nahezu unmagnetisch, im geordneten Zustande sehr 
stark ferromagnetisch. Ähnlich wie die Sättigungsmagneti- 
sierung zeigen auch die anderen angegebenen strukturun- 
empfindlichen Eigenschaften deutliche Unterschiede je nach 
Ordnungszustand. Diese Eigenschaften müssen im wesent- 
lichen den Atomen selbst zugeschrieben werden, während 
die strukturempfindlichen Eigenschaften einer Vielzahl zu 
einem Elementarbereich zusammengebauter Atome zugeord- 
net sind. Goldmann zeigt, daß die verschiedenen Ord- 
nungszustände eine verschiedene örtliche Elektronendichte 
oder, statistisch ausgedrückt, eine verschiedene Anzahl von 
Elektronen im Bereich des ferromagnetischen Atomes zur 
Folge haben. Diese Verschiedenheit zieht nach unseren heu- 
tigen Erkenntnissen eine Verschiedenheit der strukturun- 
empfindlichen ferromagnetischen Eigenschaften nach sich. 

Der Einfluß des Ordnungszustandes auf die struktur- 
empfindlichen Eigenschaften ist am bekanntesten bei der 
schon oben erwähnten Eisen-Nickel-Legierung mit 75 Atom- 
prozent Ni&kel, dem Permalloy, im Hinblick auf die hohe 
elektrotechnische Bedeutung dieses Werkstoffes und seiner 
Abwandlungen (Supermalloy, Hyperm 702, Mumetall usw.) 
Die günstigen magnetisch weichen Werte erhält man nur im 
ungeordneten Zustande. Im geordneten Zustande sind Per- 
malloy und die anderen Überstrukturbildner allgemein mag- 
netish härter. In den Systemen Eisen-Platin und Kobalt- 
Platin erhält man durch eine solche „Überstrukturhärtung” 
sogar die höchsten bisher bekannten Koerzitivkraftwerte. 
‘Goldmann vertritt die Auffassung, daß diese Unterschiede 
in den strukturempfindlichen Eigenschaften nicht allein die 
Folge von inneren Spannungen sind, die bei der Überstruk- 
turbildung auftreten, sondern daß auch in starkem Maße der 
Einfluß auf die beiden strukturunempfindlichen Eigenschaf- 
ten: Kristallanisotropie und Sättigungsmagnetostriktion in 
sekundärer Weise hier bestimmend sind. Diese beiden Eigen- 
schaften gehen in der Theorie der Koerzitivkraft und Perme- 
abilität als Konstanten ein, die die Bewegung der Elemen- 
tarbereiche und damit Permeabilität und Koerzitivkraft mit- 
bestimmen. Fbch 


Physik 
DK 537.525.5 : 621.314.65 


Bewegung des Brennflecks auf der Kathode eines Queck- 
silberdampf-Niederdruckbogens. [Nach E. Schmidt: Ann. 
Phys., Lpz. 4 (1949) S. 246; 24 S., 24 B.] 

Die auffälligen Bewegungserscheinungen des nicht 
fixierten Brennflecks auf dem Kathodenquecksilber kommen 
durch die Überlagerung von ungeordneten und gerichteten 
Kräften zustande. Sieht man von der Aufteilung in mehrere 
Teilbrennflecke bei höheren Strömen zunächst ab, so ist das 
mittlere Verschiebungsquadrat eines Brennflecks proportio- 
nal zur Zeit. Er bewegt sich auf der Quecksilberoberfläche 
also ebenso wie ein kleines Partikel in einem ebenen Gas 
unter der ständigen Einwirkung der thermisch bewegten Gas- 
moleküle. Diese ungeordneten Bewegungen sind in der vor- 
liegenden Arbeit durch Zeitlupenaufnahmen beobachtet wor- 
den. Aussagen über die mittlere Geschwindigkeit des Fleckes 
können nicht gemacht werden, weil die sekundliche Aufnah- 
mezahl dazu nicht ausreicht; der vonGüntherschulze 


408 


früher benutzte Wert von 10? cm/s dürfte aber in der rich- 
tigen Größenordnung liegen. Die Ursache der ungeordneten 
Bewegung wird in der stürmischen Verdampfung des Ka- 
thodenquecksilbers gesehen, aber nicht näher untersucht. 


Jeder Brennfleck kann nur eine bestimmte Stromstärke 
von etwa 6,7 A tragen. Bei höherem Strom bestehen also 
mehrere Brennflecke nebeneinander. Dabei können die ein- 
zelnen Brennflecke sich völlig unabhängig voneinander be- 
wegen und auch verlöschen. Es handelt sich um parallel ge- 
schaltete Gasentladungen, deren Stromverteilung sich frei 
einstellen kann. Da neue Brennflecke nur durch Teilung ent- 
stehen können, erklärt sich ihre Tendenz, in Gruppen zusam- 
men zu bleiben. Uber den Teilungsmechanismus wird nur 
ausgesagt, daß er statistischer Natur ist, wie shon Gün- 
therschulze nachgewiesen hat. Der Einfluß der Eigen- 
magnetfelder der Teilbrennfleke aufeinander wird nicht 
untersucht; eine Erklärung der Maximalstromstärke je Brenn- 
fle&k wird nicht gegeben. 

Die geordnete Bewegung wird an zwei verschiedenen 
Anordnungen statistisch untersucht. Dabei werden Brenn- 
spannung und Aufenthaltswahrscheinlichkeit in einer be- 
stimmten Zone der Kathode kombiniert. Eine zunächst ver- 
suchte Deutung im Sinne des Minimalprinzips der Brennspan- 
nung führt aber nicht zu befriedigender Übereinstimmung 
mit dem Beobachtungsmaterial. Dagegen kann eine wenig- 
stens qualitativ richtige Erklärung durch die Kräfte des Ei- 
genmagnetfeldes gegeben werden, wenn man bei der Rich- 
tungsbestimmung den von J. Stark und anderen gefunde- 
nen inversen Bewegungsmecdhanismus berücksichtigt. Eine 
rechnerische Abschätzung erlaubt auch den Nachweis, daß die 
für das Minimalprinzip verantwortlichen Kräfte wesentlich 
kleiner sind als die magnetischen. Durch fremde Maagnetfel- 
der in der Größenordnung von + 5 Oe gelingt es, die von 
Stark beobachteten inversen Bewegungen des Brennflecks zu 
verwirklichen und widerspruchsfreie, gerichtete Geschwin- 
digkeiten zu messen. Durch den überwiegenden Einfluß des 
Magnetfeldes wird auch erklärlich, daß ein Zusammenhang 
zwischen Brennspannung und Fleckdichteverteilung nicht be- 
steht. Ein Einfluß des Dampfdruckes kann nur insofern be- 
stehen, als die Stromverteilung und damit das magnetische 
Eigenfeld beeinflußt werden. Allerdings ist vonMinorski 
beobachtet worden, daß bei — hier nicht untersuchten — 
höheren Drucken der inverse Bewegungseffekt in den elek- 
trodynamisch normalen umschlägt. Eu 


DK 537.52 


Plasma und Langqmuir-Schicht, zur Theorie elektrischer Son- 
den in Gasentladungen. [Nach F. Wenzel: Z. angew. Phys. 
2 (1950) S. 59; 16 S., 19 B.] 

Die übliche Annahme, daß die Störung des Plasmas durch 
die Sonde von der Langmuir-Schicht nach außen vollständig 
abgeschirmt ist, führt zu Widersprüchen, die sich besonders 
auf die Messung der Ionentemperatur auswirken. Der Ver- 
fasser behandelt unter der Voraussetzung großer freier Weg- 
längen den Übergang zwischen Abschirmschicht und Plasma. 
Gegenüber der alten Langmuirschen Theorie erhält man Kor- 
rekturfaktoren für den Ionensättigungsstrom, die für zylinder- 
und kugelsymmetrische Sonden quantitativ hergeleitet wer- 
den. Die gewonnenen Ergebnisse, die auch für ebene Sonden 
näherungsweise gelten, berühren die übliche Messung der 
Elektronentemperatur mit Hilfe der Sondencharakteristik 
nicht; das Verhältnis zwischen Ionen- und Elektronensätti- 
gungsstrom ergibt sich aber im Gegensatz zu der alten Lang- 
muirschen Theorie größer als I und beseitigt damit eine Reihe 
von Diskrepanzen zwischen Theorie und Messung vor allem 
bezüglich der Ionentemperatur. Eine genaue Messung der 
Ionentemperatur ist aber auch mit der verbesserten Theorie 
nicht möglich, weil die Meßgrößen zu wenig von der Ionen- 
temperatur abhängen. Die Grenze zwischen Plasma und Uber- 
gangsschicht ist charakterisiert durch einen bestimmten Wert 
v=% KT für die mittlere auf die Sonde hin gerichtete Ionen- 
geschwindigkeit. Eu 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


. Jubiläum des Blitzableiters. 


1. August | 


Kurznachrichten 


Woche der deutschen Wissenschaft in Bonn. — Vom 1 
5. August findet in Bonn eine Kundgebung der deutsc 
Wissenschaft statt. Die „Notgemeinschaftder deutschen \ 
senschaft”, die „Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung 
Wissenschaften”, die Akademien der Wissenschaften in | 
tingen, Heidelberg und München sowie der „Stifterverb 
für die deutsche Wissenschaft” werden Tagungen ihrer 
gane abhalten; zugleich findet in Bonn die Rektorenko 


renz der Hochschulen des Bundesgebietes statt. Vertreter 


Bundesregierung nehmen an der Kundgebung teil, Bun 
präsident Heuß wird eine Ansprache halten. 


125. Jubiläum der T. H. Karlsruhe. — Vom 26. bis 28. O 
ber wird die Technishe Hochschule Fridericiana in Ki 
ruhe den 125. Jahrestag ihres Bestehens feiern. Sie w 
durch Erlaß des Großherzogs Ludwig vom 7. Oktober 

gegründet als Polytechnikum zur Durchführung einer h 
ren technischen Bildung auf wissenschaftliher und ma 
matischer Grundlage; ihr Hochschulcharakter ist also 

Anfang an betont worden. Da die Akten der Hodhsc 
größtenteils im zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. b 
sie alle ehemaligen Studierenden, ihre jetzige Anschrift 
die Zeit ihrer früheren Zugehörigkeit zum Wiederau! 
der Hochschulakten anzugeben. Zugleich wollen die eher 
gen Studierenden zur Vorbereitung der Einladungen m: 
len, ob sie an der Jubiläumsfeier teilzunehmen geden| 
Alle Zuschriften werden möglichst sofort erbeten zu Han 
von Prof. Dr.-Ing. Friedrih Raab, Bauing.-Gebäude 
T.H. Karlsruhe, Kaiserstr. 12. 


Ratinnalisierunas-Kuratorium der deutschen Wirtsc 
(RKW). — Die Lage der deutschen Wirtschaft, insbesondere 
Notwendigkeit, den Export wesentlich zu steigern, zw 
uns, mit allen Mitteln der Rationalisierung Eingang in 
Praxis zu schaffen. Als Mittel zur Hebung des Lebenss 
dards areift die Rationalisierung in das Leben iedes Einze 
ein. Sie will ihr Ziel nicht durch Mehrarbeit und stär! 
Beanspruchung der Arbeitskraft erreichen. sondern d 
bessere Anwendung der menschlichen Arbeitskraft 
Durchsetzung des technischen Fortschritts. Zumal zur U 
windung der Arbeitslosigkeit bedarf es der Rationa!: 
rung; sie kann größeren Absatz und zusätzliche Arbe 
plätze schaffen. — Das RKW, dem Vertreter aller Orc 
sationen der Wirtschaft angehören, bearbeitet zentral 
Rationalisierungsfraaen. Es verleate den Sitz seiner 
schäftsführung von Hannover nach Frankfurt a M. F 
bergstraße 30. 


Am 29. Juli 1750, also 
gerade 200 Jahren. veröffentlichte der Buchbinder und ` 
tunasdrucker Benjamin Franklin, der später einer 
hervorragendsten Staatsmänner der junaen Verein'c 
Staaten von Amerika wurde. in einem Prief seine weltbed 
tende Erfindung des Schutzes von „Häusern. Kirchen ' 
Schiffen durch hohe eiserne. an der Spitze vernoldete S! 
gen von denen ein Draht bis in die Erde hinabführt.* 


Neuer UKW-Sender in Betrieh. Der Hessische R: 
funk nahm am 1. Juni einen UKW-Sender in Betrieb. Er s 
auf dem Feldbera 935 m ü. M.. besitzt eine 17 m lanae Rı 
strahlantenne. die 10 kW abstrahlt. und wurde von der C 
renz AG. errichtet. Beim Bau des Sendehauses wurde P 
ar einen Fernsehsender und 1 oder 2 weitere Sender vo' 
sehen. 1 


Funkfernsprechen beim Zoll und Grenzschutz. — Nac | 
währung bei der Polizei soll auch beim Zoll und Grenzsc 
das frequenzmodulierte Funkfernsprechen eingeführt wer: 
Rd. 50 Funkfernsprecher werden laut Telefunken-Pressed: 
zur Bekämpfung des Schmugglerunwesens im Raum \ 
Aachen und auf Zollbooten im Hamburger Hafen und auf 
Unterelbe eingesetzt werden. 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft15 


409 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6-8, 
Telephon 4 35 59. 


Bekanntmachung 


Betr.: VDE 0110/XII. 44, Anderung der $$ 1 und 2a 


Gegen die in der ETZ 71 (1950) H. 3, S. 75 angekündigte 
änderung der $$ 1 und 2a von VDE 0110/X11.44 „Vorschrif- 
en für die Bemessung der Kriech- und Luftstrecken elektri- 
‚her Betriebsmittel” sind keine Einsprüche eingegangen. 
)er Vorstand des VDE hat daher den nachstehenden, ent- 
prechend geänderten Text des $ 1 und des Absatzes a von 
: 2 ab 1. Juli 1950 in Kraft gesetzt. 

:1. Geltungsbeginn. 
Diese Vorschriften treten am 1. Januar 1945 in Kraft!. 
' 2a) Diese Vorschriften gelten als Rahmenvorschriften hin- 
sichtlich der Kriechstrecken, Luftstrecken und Abstän- 
de, soweit nicht zwingende Gründe hiervon abwei- 
chende Festlegungen in den VDE-Bestimmungen für 
die betreffenden Betriebsmittel rechtfertigen. 

Die sich hiernach ergebende 1. Änderung der ab 1. Ja- 
war 1945 geltenden Fassung von VDE 0110/XII.44 kann als 
ıonderdruck mit der Bezeichnung VDE 0110 a/7.50 vom VDE- 
/erlag, Wuppertal, zum Preise von DM — ‚10 bezogen werden. 


Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0202 K/IIL. 42 


In der ETZ 71 (1950) H. 4, S. 99 war die Außerkraft- 
etzung von VDE 0202 K/III.42 „K-Vorschriften für Alumi- 
jum für Elektrotechnik’? zum 1. Mai 1950 angekündigt 
vorden. 

Einsprüche hiergegen sind nicht eingegangen.. Der Vor- 
tand hat daher diese Vorschriften ab 1. Juli 1950 für ungül- 
ig erklärt. 

Der Hinweis auf VDE 0202 K/III.42?2 in VDE 0202/V 11.43 
st daher zu streichen. 


Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0290/III. 42 


In der ETZ 71 (1950) H. 4, S. 99 war die Außerkraftset- 
ung von VDE 0290/111.42 „Merkblatt über Zinkleitungen” 
um 1. April 1950 angekündigt worden. 

Einsprüche hiergegen sind nicht eingegangen. Der Vor- 
tand hat daher dieses Merkblatt ab 1. Juli 1950 für ungültig 
klärt. 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


SITZUNGSKALENDER 


'echnische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 
14. B. bis 18. 8., tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus ‚Straßenbahn- und Obus- 


motoren‘‘, Prof. Dr.-Ing. E. Kübler. 

1. 8, bis 25. d. tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Infrarot*. Prof. Dr.-Ing. 
H. F. Schwenkhagen, Dipl.-Ing. Lohausen, Dipl- 
Ing. Fourne. 


PERSONLICHES 


M. St. Pirani 70 Jahre alt. 


Wenn auch Pirani schon vor vierzehn Jahren Deutsch- 
land verlassen hat, so ist die Nachwirkung seiner Tätigkeit 
als Wissenschaftler und Leiter eines großen industriellen 
Forschungsinstitutes so nachhaltig und die Zahl seiner Schü- 


' Fußnote I unverändert. 

! Diese Kriegsvorschriften wurden in neuerer Zeit auch als Behelfs- 
vorschriften (VDE 0202 B/111.42) oder als Ubergangsvorschriften (VDE 0202 
V.11.42) bezeichnet, die jetzt zum gleichen Termin außer Kraft treten. 


ler und Mitarbeiter so groß, daß es angemessen erscheint, zu 
seinem 70. Geburtstage einen Rückblick auf sein Wirken bei 
uns zu werfen. 

Marcello Stefano Pirani ist am 1. Juli 1880 als Sohn des 
Komponisten und Schriftstellers Eugenio Pirani in Berlin ge- 
boren worden. Er studierte in Berlin Physik und promovierte 
1903 bei Warburg. Bald danach begann mit dem Eintritt 
in das Physikalische Laboratorium des Glühlampenwerkes 
von Siemens & Halske im Jahre 1904 seine Beschäftigung mit 
der Lichttechnik, die zu seiner Lebensarbeit geworden ist. 
Zuerst unter Dr. v. Bolton, später als Leiter des Labora- 
toriums arbeitete Pirani zunächst an den wissenschaftlichen 
Grundlagen für die Herstellung der Tantallampe. Die ersten 
Veröffentlichungen behandeln daher das Gebiet der Erzeu- 
gung, Messung und Anwendung hoher Temperaturen. In 
diese Zeit fällt auch die Arbeit über ein „Selbstzeigendes 
Vakuum-Meßinstrument”, das als „Pirani-Manometer” all- 
gemein bekannt geworden ist. 

Die Habilitation an der T.H.Berlin 1911 mit einer Ar- 
beit „Über die Messung der wahren Temperatur von Me- 
tallen“ leitete den nächsten Abschnitt seiner Tätigkeit ein, 
bei der die optishe Messung hoher Temperaturen und der 
Zusammenhang zwischen Temperatur und Lichtausbeute bei 
hocherbitzten Festkörpern im Vordergrund des Interesses 
gestanden haben. Diese Arbeiten, zum großen Teil gemein- 
sam mit A.R, Meyer, sind grundlegend für die Lichttech- 
nik geworden. Eine kurze Unterbrechung durch den ersten 
Weltkrieg führte ihn zu der Beschäftigung mit der drahtlosen 
Telegraphie. 

Nach Zusammenschluß der drei Glühlampenwerke von 
AEG, Siemens und Auer zum Osramwerk organisierte Pirani 
den wissenschaftlich-technischen Erfahrungsaustausch des 
Werkes. Diese Tätigkeit und sein Lehramt als a. o. Professor 
brachten ihn mit den verschiedensten Problemen in Berüh- 
rung, denen er, seine vielseitfge Begabung ausnutzend, mit 
einer großen Zahl von Mitarbeitern zu Leibe ging. Eine 
stattliche Reihe von Veröffentlichungen in technischen und 
wissenschaftlichen Zeitschriften, in erster Linie über Tempe- 
raturmessungen, Schmelzpunktbestimmungen und Strahlungs- 
messungen an hochschmelzenden Metallen und Kohlenstoff, 
zeugen von dem Ergebnis dieser Arbeiten. Von seinen zahl- 
reihen Beiträgen zu Hand- und Lehrbüchern sind am be- 
kanntesten „Temperaturstrahlung fester Körper” und „Licht- 
technik auf physikalischer Grundlage“ im Handbuch der 
Physik von Geiger und Scheel. 

Mit der Übernahme der Leitung der Studiengesellschaft 
für elektrische Beleuchtung im Jahre 1928 schaltete sich 
Pirani in die Pionierarbeit für die Einführung der Gasent- 
ladung in die Lichttechnik ein. Mit jugendlicher Begeiste- 
rungsfähigkeit und stetem Optimismus förderte er die Ent- 
wicklung der Gasentladungslampe zu einer Lichtquelle für 
den allgemeinen Gebrauch. Seine besondere Liebe galt der 
Natriumlampe, bei der sich allerdings seine weitgehenden 
Hoffnungen nicht erfüllt haben. In diese Zeit bis zu seinem 
Weggang im Jahre 1936 fällt der größte Teil seiner insge- 
samt hundertsechzig Arbeiten zur Lichttechnik, von denen er 
zwischen 1909 und 1933 viele in der ETZ veröffentlichte. 

Mögen dem Jubilar auch in der Wahlheimat England 
seine rastlose Arbeitskraft und sein vielseitiger Betätigungs- 


drang noch recht lange erhalten bleiben! 
K. Larché, Berlin 


K. Schmiedel. — Am 23. Juni 1950 konnte Dir. Dr.-Ing. Karl 
Schmiedel in voller Scaffenskraft seinen 70. Geburts- 
tag begehen. K. Schmiedel hatte schon vor dem ersten Welt- 
krieg das Zählerlaboratorium der AEG geleitet, war während 
des Krieges in der Flugzeugmeisterei tätig und leitete darauf 
die technische Abteilung der späteren Lufthansa. Nach mehr- 
jährigem Wirken in der Zählerfabrik der Dr. Paul Meyer 
AG., Berlin, trat er 1928 bei den SSW Nürnberg ein, deren 
Zählerwerk er seit Jahren vorsteht. Seiner umsichtigen 
und tatkräftigen Leitung gelang es, den infolge der Kriegs- 
ereignisse vollkommen darniederliegenden Zählerbau in 
kurzer Zeit unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen 
— es waren endlose Schwierigkeiten mit Personal, Material, 
Transport, Stromsperren u. a. m. zu überwinden — wieder 
so weit zu heben, daß heute nahezu der volle Vorkriegsstand 
der Produktion erreicht ist. 


410 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


1. August !! 


Hochschulnachrihten. — Zum Rektor der T. H. Karlsruhe 
wurde für das Studienjahr 1950/51 Dr. phil. Hermann 
Backhaus gewählt, ord. Prof. für theoretische Elektro- 
technik und Schwacdhstromtechnik. Er wird sein Amt nach den 
Jubiläumsfeierlihkeiten der Hochschule am 1. November 
antreten. 


Deutscher Forschungsrat. — Prof. Dr.-Ing. Rudolf Plank, 
T. H. Karlsruhe, wurde als Vertreter der technischen Wissen- 
schaften zum Mitglied des Deutschen Forschungsrates ge- 
wählt, gleichzeitig mit dem Rektor der T. H. München, 
Prof. Dr. Piloty. l 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 537.523.4/.5 (023.3) 


Theorie elektrischer Lichtbögen und Funken. Von W. Wei- 
zel u. R. Rom pe. Mit VI u. 132 S., 42 B., Format 15,5 mal 
23 cm. Verlag Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1949. Preis kart. 
DM 13,50. 


Die Verfasser haben sih der dankenswerten Aufgabe 
unterzogen, die theoretischen Untersuchungen und Gesichts- 
punkte über Lichtbogen und Funken zusammenzufassen, die 
in heute schwer zugänglichen Zeitschriften verstreut sind. 
Insbesondere sind die einschlägigen Arbeiten von Engel 
und Steenbeck, Seeliger, Elenbaas und die Ar- 
beiten der Verfasser selbst und ihrer Mitarbeiter berücksich- 
tigt. Wer die Schwierigkeiten einer theoretischen Erfassung 
der Gasentladungen kennt, wird mit Freuden aus dem Buch 
entnehmen, daß auf dem Gebiete der Lichtbögen und Funken 
doch in den letzten 15 Jahren erhebliche Fortschritte erzielt 
worden sind. 


Die Vorgänge, die sich im Plasma abspielen, werden im 
ersten Kapitel erörtert. Die Beziehungen für den lonisie- 
rungsgrad (Saha-Gleichung) und die Trägerdichte werden auf- 
gestellt; die Gesetzmäßigkeiten der Elektronendrift und der 
Diffusion abgeleitet und der Betrag der Lichtausstrahlung 
angegeben. Anschließend wird im zweiten Kapitel die The- 
orie der stationären Lichtbogensäule behandelt. Ausgehend 
von den für ein Plasma allgemein gültigen Beziehungen — 
das Lichtbogenplasma ist im besonderen durch das thermi- 
sche Gleichgewicht und die Quasineutralität gekennzeichnet 
— werden die Randbedingungen erörtert: der Raum, in dem 
der Bogen brennt, die Temperatur in den Randgebieten des 
Plasma und die Betriebsspannung oder der Betriebsstrom 
des Bogens. Das Kanalmodell ermöglicht eine erste ange- 
näherte Berechnung der Bogeneigenschaften. In Lichtbögen 
von annähernd zylinderförmiger Gestalt lassen sich die 
Eigenschaften des Plasma aus einer Aufteilung der Strom- 
leistung in Lichtausstrahlung und Wärmeableitung zur Rohr- 
wandung ableiten. Diese Theorie des „wandstabilisierten” 
Bogens führt zu der Elenbaas-Hellerschen Differentialglei- 
chung. Ihre numerische Auswertung durh Schmitz wird 
erörtert. Nach den Untersuchungen der Verfasser verhält 
sich der eigentliche Bogenkanal des freibrennenden „elektro- 
denstabilisierten* Bogens endlicher Länge ganz ähnlich wie 
der Kanal eines „wandstabilisierten”* Bogens, so daß in ihm 
die Elenbaas-Gleichung als Näherung gilt. Eine Abschätzung 
der bei noch höheren Belastungen als den zur Zeit möglichen 
zu erwartenden Änderungen und eine Untersuchung des Ein- 
flusses der Konvektion auf einen „elektrodenstabilisierten 
Bogen" (Umschlag in den Flammenbogen) beschließt das Ka- 
pitel. Im dritten Kapitel versuchen die Verfasser auch die 
nichtstationären Bögen und Funken der theoretischen Be- 
handlung zu erschließen, wobei sie diese in zwei Gruppen 
einteilen: Entladungen, bei denen auch noch die Translation 
der Atome ins Gleichgewicht kommt, und schneller ablaufen- 
de Vorgänge, bei denen Elektronentemperatur und Gastem- 
peratur nicht mehr zusammenfallen. Zu den ersten, den 
quasistationären Bogenentladungen, rechnet der modulierte 
(f < 10° Hz) Lichtbogen; die Verfasser bringen hier die von 
ihnen entwickelte Theorie. Der zeitliche Ablauf der Ent- 
ladungen der zweiten Gruppe, der Funkenentladungen, wird 
in 4 Abschnitte aufgeteilt: die Zündung, der Aufbau des 
Funkenplasma, die Kondensatorentladung unter Verbrei- 
terung des Funkenkanals und der Abbau des Funkenplasma 
(das „Nachleuchten“). Für die letzten drei Abschnitte der 
Funkenentladung geben die Verfasser sehr beachtenswerte 
theoretische Ausführungen, die u. E. die Basis für einen 
weiteren Ausbau der Theorie der Funkenentladungen bil- 
den dürften. Während die ersten drei Hauptkapitel (S. 1 ... 94) 
sich im wesentlichen mit dem Plasma beschäftigen, sind die 
folgenden beiden, nur kurzen Kapitel (S. 94...119), den Vor- 


gängen an den Elektroden eines Lichtbogens und den ı 
gemeinen Prinzipien für die Bogenentladung (Steenbe: 
sches Postulat der minimalen Brennspannung, Ähnlichke 
gesetze von Holm, Elenbaas und den Verfassern) 
widmet. Die Verfasser versuchen den Kathodenfall du 
eine Konzentration des Brennfleckes zu erklären und n: 
durh die Emissionsvorgänge an der Kathode; ähnl: 
Anschauungen werden für den Anodenfall entwickelt. U 
dürfte hier noch nicht das letzte Wort gesprochen sein, ı 
gleichermaßen für die Postulate und Ähnlichkeitsgesetze ı 
die als Ersatz für noch fehlende theoretische Erkenntnisse 
werten sein dürften. 

Wie die obigen Ausführungen erkennen lassen, bi: 
das Buch eine Fülle von Anregungen. Die flüssige I 
stellungsweise und die am Kopf der Kapitel mehrfach ~v 
derholte Bedeutung der in den Formeln benutzten Grö 
tragen sehr dazu bei, das Studium des Buches zu einem 
mühelosen Genuß zu machen. A. Gehrt 


DK 621.385.832 (01 
Die Braunsche Röhre. Von Oberstudienrat W. Möll 
4. verbess. u. erw. Aufl. Mit 288 S., 371 B., Format 8°. Ja 
Schneider Verlag, Berlin 1949. Preis kart. DM 13,50, C 
DM 15,—. 

In den letzten Jahrzehnten ist die gute alte Braun: 
Röhre u. a. in der abgewandelten Form des Glühkathco: 
Oszillographen zu einem vollendeten Demonstratio 
Meß- und Prüfgerät fortentwickelt worden. Das Möller: 
Buch wendet sich an Alle, die mit dieser Art der Brauns: 
Röhre arbeiten wollen: an die Lehrer höherer Schulen 
technischen Lehranstalten, an die in der Industrie tät: 
Physiker, Entwicklungs- und Prüffeldingenieure und aud 
die Studierenden der Physik und Elektrotechnik, die in 
Vorlesungen und Praktika mit der Braunschen Röhre in 
rührung kommen. 

Der Verfasser stellt keine hohen theoretischen An 
derungen an den Leser. Er führt in einfacher klarer W 
in die Wirkungsweise der Röhre selbst und ihrer Zus 
geräte ein. Den vielen Schaltungsbeispielen hat er m 
ausführlihe Angaben für die Bemessung der einze: 
Schaltelemente beigegeben. Die Stärke des Buches liec 
der großen Zahl liebevoll durchgeführter Anwendungs 
spiele, durch die die vielseitige Brauchbarkeit der mode: 
Braunschen Röhre überzeugend gezeigt wird. Viele L: 
werden es begrüßen, daß die physikalischen Grundlagen 
besprochenen Versuche im allgemeinen recht ausfuh: 
erläutert sind und daß die Versuchsergebnisse durch ~v 
gute Oszillogramme veranschaulicht werden. DaB sic 
und da kleinere Unebenheiten und leichte Fehler im ` 
und in den Bildern eingeschlichen haben, dürfte den V 
des Buches praktisch nicht beeinträchtigen. Bei einer wt 
ren Neuauflage, die dem Buche zu wünschen ist, werden 
leicht auszumerzen sein. Die drucktechnische Ausgesta:' 
ist ausgezeichnet, W.Größt 


DK 548.0 : 53 (0 
Angewandte Gitterphysik. Von W. Kleber. 2. Aufl. 
215 u. VIII S., 54 S., Format Kl. 8°. Walter de Gruytt 
Co., Berlin 1949. Preis DM 12,—. 

Das Büchlein füllt eine empfindliche Lücke aus, die 
wohl in der physikalischen als auch in der mineralogis: 
Buchliteratur für den Nichttheoretiker und für Studieit 
besteht und die bisher nur durh Handbuchbeiträge ı 
Teilgebiete gemildert war. Die nach acht Jahren erschier 
verbesserte Neuauflage beweist, daß der Verfasser seın 
erreicht hat, eine zusammenfassende Schau der phys:: 
schen Eigenschaften der Kristalle vom Standpunkt der 
tertheorie zu geben, wobei die gittertheoretischen Meth: 
nur in ihren Grundzügen entwickelt oder veranscheu: 
aber nicht mit mathematischen Einzelheiten durchge!: 
werden. Die Darstellung ist in drei Hauptabschnitte e:: 
teilt, über den Gitteraufbau der kristallisierten Mater.e 
Seiten), über die Physik der idealen Kristaligitter (124 
ten) sowie über die Realstruktur der Kristalle und ihre } 
sikalische Bedeutung (33 Seiten). Daß die Darstellung 
einem Mincralogen herrührt, ist ihr verschiedentlich zu: 
gekommen und hat auch die Stoffverteilung beeinflußt 
sehr knapp geratenen ersten Kapitel fühlt man aller©. 
das Formale des Kristallographen und bedauert, daß ge: 
ein Büchlein dieser Zielsetzung noch nicht den Versuch 
ternimmt, die Gittertypen von vornherein an Hand der £c 
schaften der Bausteine und Bindekıräfte einzuführen un: 
veranschaulichen. 


i t D 


1. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 - 


411 


Die offensichtlich angestrebte Raumbeschränkung dürfte 
ebenfalls eine gewisse Beeinflussung der Stoffverteilung be- 
wirkt haben, ohne zu hindern, daß in der zweiten Auflage je 
zin Abschnitt über Oberflächendiffusion und über Lumines- 
renzerscheinungen neu aufgenommen ist. Elektroneninter- 
ferenzen und Übermikroskopie bleiben unerwähnt, ebenso 
z. B. die Oberflächenenergie von Kristallflächen. 

Im Schlußabschnitt über die strukturempfindlichen Kri- 
stalleigenschaften möchte man ihren gesetzlichen Charakter 
ebenso betont sehen wie den der reinen Gittereigenschaften. 
Der Verfasser bevorzugt mehr die negative Seite des Pro- 
vlems und spricht im Hinblick auf die Beeinträchtigung des 
Idealgitterbaues von störungsempfindlihen Eigenschaften. 
Die Tatsache, daß Alkalihalogenidkristalle z. B. 10!2 Stör- 
stellen pro Mol aufweisen können, wird jedoch anschaulicher, 
wenn das als eine „Mikrostruktur” des Makrokristalles be- 
schrieben wird, womit die Empfindlichkeit jener (realen) 
<ristalleigenschaften gegenüber Veränderungen solcher Mi- 
srostrukturen ersichtlich wird. Erst die Ermittlung und er- 
shöpfende Kennzeichnung solcher Mikrostrukturen schlägt 
lie Brücke zwischen dem Idealkristall der Gittertheorie und 
jem wirklichen Kristall mit seinen verschiedenen Konsi- 
stenztypen und seiner unvergleichlich größeren Anzahl von 
Zustandsveränderlihen. In diesem Zusammenhang müßten 
beispielsweise der Einfluß der Kristallisationstemperatur und 
der Fremdstoffbeimengungen auf die Kristalleigenschaften 
ztwahnt werden, ebenso die molekularenergetischen Ursa- 
hen für die praktische Beständigkeit aller Arten von Mikro- 
strukturen in tieferen Temperaturbereichen. Die praktische 
Beständigkeit von Mikrostrukturen ist es gerade, die solche 
Zustände für die Technik wertvoll macht, so daß diese Fra- 
jen von einer der Anwendung gewidmeten Darstellung nicht 
übergangen werden sollten. 

Schließlich sei hervorgehoben, daß z. B. die Abschnitte 
iber Diffusions- und Leitereigenschaften und über Lumines- 
enzerscheinungen vielfach auf Ergebnisse bezugnehmen, die 
ın vielkristallinen Stoffen untersucht wurden. Eine Erwäh- 
nung der verschiedenen Eigenschaftszusammenhänge zwi- 
shen ein- und vielkristallinen Stoffzuständen dürfte vielen, 
en praktishen Anwendungen interessierten Lesern ganz 
allgemein willkommen sein. A.Smekal 


DK 536.3 (023.3) 
Zahlentafeln und Schaubilder aus der Wärmetechnik. Von 
K. Beck. Mit 95 S., 48 B. u. Taf., Format 14,5X 20,5 cm. 
Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle (Saale) 1949. 
Preis geh. DM 4,40. 

Die vorliegende Sammlung zahlreicher wichtiger Werte, 
Formeln und Rechentafeln wird vielen in der Praxis stehen- 
Jen Wärmeingenieuren und auch älteren Studierenden der 
Wärmetechnik willkommen sein. Sie stellt in handlicher, 
jedrängter Form ein sehr brauchbares Kompendium dar 
und bildet eine gute Ergänzung zu bekannten größeren 
Werken gleicher Richtung, wie z. B. die „Anhaltszahlen für 
die Wärmewirtschaft, insbesondere auf Eisenhüttenwerken“, 
von Kurt Rummel. Das Buch füllt in seinem übersicht- 
iihen Aufbau eine oft empfundene Lücke im wärmetec- 
nischen Schrifttum aus, vor allem heute, wo so viele Inge- 
neure ihre Berechnungsunterlagen neu zusammenstellen 
mussen. Für eine Neuauflage wären folgende Ergänzungen 
wunschenswert: die wichtigsten Daten aus den Normen für 
den Dampfkesselbau; Strömungsgeschwindigkeit und Druck- 
verluste in Dampf- und Wasserleitungen; Wärmeverluste 
'solierter Rohrleitungen usw. Es muß darauf hingewiesen 
werden, daß das auf Seite 64 ... 66 für die Wärmebedarfsrech- 
nung auszugsweise gebrachte Blatt DIN 4701 von 1929 in- 
zwischen durch die Berechnungsweise und in manchen Zah- 
!enwerten abweichende Neufassung vom Jahr 1947 überholt 
sst. Auch die mehrfach angeführten „Anhaltszahlen für den 
Snergieverbrauch in Eisenhüttenwerken“, Düsseldorf 1931, 
nd durch die oben erwähnten „Anhaltszahlen für die 
\warmewirtschaft, insbesondere auf Eisenhüttenwerken“, 
Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1947, ersetzt und ergänzt 
worden. Voigt 


DK 621.315 (023.4) 
Elektrische Leitungen. Von A. Schwaiger. 2. Aufl. Mit 
-72 S., 134 B., 8 Taf., Format 12,5X21 cm. Leibniz-Verlag, 
«lunchen 1948. Preis DM 10,00. 
‚ Im wesentlichen wurde die Fassung der ersten, schon 
nge vergriffenen Auflage von 1941! unverändert mit allen 


-— 


' Besprochen i. d. ETZ 63 (1942) S. 360. 


Zeichnungen und Abbildungen übernommen. Erweitert wurde 
der Abschnitt über die Gleichstrom-Fernleitung. Bei einem 
Vergleich der Übertragungsfähigkeit der Hochspannungs- 
Gleichstromfreileitung mit der Hochspannungs-Drehstrom- 
freileitung wird die technische Überlegenheit des Gleich- 
stroms nachgewiesen. — Ein weiterer Abschnitt behandelt 
Eigenschaften und Vorteile von Gleichstrom-Höchstspan- 
nungskabeln, wobei auf die noch zu überwindenden techni- 
schen Schwierigkeiten hingewiesen wird. Schließlich werden 
noch die wirtschaftlichen Gesichtspunkte der HGU gestreift 
und der Entfernungsbereich der einzelnen Übertragungs- 
systeme angegeben. H. Meyer 


DK 621.316.5 (022.4) 
Les appareils électriques connecteurs et deconnecteurs. 
Von J. Saint Germain. Mit 420 S., 220 B., Format 16 
mal 25 cm. Verlag Gauthier-Villars, Paris 1949. Preis geh. 
ffrs. 1500. 

Das Buch, das kein geringerer als der langjährige Kon- 
struktionschef und Chefelektriker der Firmen Thomson- 
Houston (1908...1928) und Alsthom (ab 1928) geschrieben 
hat, behandelt in 5 Abschnitten die elektrischen Schaltgeräte 
vom einfachen Niederspannungsschalter bis zum Hochlei- 
stungsschalter für Netze höchster Spannungen. Den Kon- 
struktionselementen, aber auch den Problemen der Werk- 
stoffe und der Isolation ist ein besonders breiter Raum ge- 
widmet. Aus den physikalischen Gesetzen der Ein- und 
Ausschaltvorgänge werden die hierzu erforderlichen tech- 
nischen Mittel überzeugend klar herausgestellt. Die um- 
fassende Versuchsfeldpraxis des Verfassers, deren Ergeb- 
nisse die Fachwelt auf ihren Tagungen zwei Jahrzehnte lang 
zu bewundern Gelegenheit hatte, gibt dem vorliegenden 
Werk die wertvolle Grundlage vollgültiger Empirie. 

Das Buch ist eine einzigartige Fundgrube für die Schal- 
terkonstrukteure und die Ingenieure der Schalterprüffelder. 
Aber auch die Ingenieure der Netzbetriebe werden großen 
Nutzen aus ihm ziehen. H.Schulze, Auma 


DK 621.3.083 (023.4) 
Die Messung von elektrischen Spannungen und Strömen aller 
Art vom Gleichstrom bis zur Hochfrequenz. Von Dr. rer. nat. 
Hansgeorg Laporte. Mit 149 S., 199 B., Format 12 X 17 cm. 


Verlag Wilhelm Knapp, Halle/S. 1950. Preis kart. DM 5,20. 


Das in Fortsetzung der Schriftenreihe „Taschenbücher 
der praktischen Physik für Naturwissenschaftler und Inge- 
nieure* erschienene Bändchen bringt in verständlich gehal- 
tener Darstellung einen wirklich umfassenden Überblick 
über Methoden und Geräte zur Messung elektrischer Ströme 
und Spannungen. Nicht nur die allgemein bekannten und 
heute zur Lösung der verschiedenartigsten meßtechnischen 
Aufgaben ausgenutzten Prinzipien werden behandelt, son- 
dern auch fast lückenlos die nur dem erfahrenen Praktiker 
bekannten und teilweise dem Speziallaboratorium vorbe- 
haltenen Verfahren und Instrumente. Als Beispiele seien 
angeführt: Vibrationsgalvanometer, Kompensationsapparate, 
Meßfunkenstrecken, Röhrenvoltmeter, Kathodenstrahlröhren, 
elektrostatische Instrumente, Geräte zur Messung kleinster 
Ladungen. In einem gesonderten Kapitel geht der Ver- 
fasser auf wichtige Hilfsmittel für Messungen ein, wie Zz. B. 
Vorscaltkondensatoren und -transformatoren, Ableseein- 
richtungen und Geräte zur Anzeigeverstärkung mit Thermo- 
relais, Bolometer oder Photozelle. Nach einem etwas knapp 
gefaßten Abschnitt über Eichung folgt eine umfangreiche 
tabellarische Zusammenstellung der Meßgeräte, die zur 
Messung von Strömen und Spannungen — angefangen von 
Gleichstrom bis herauf zu Hochfrequenz von 3000. MHz — 
der verschiedensten in der Praxis vorkommenden Größen- 
ordnungen verwendbar sind. Das am Schluß angefügte 
Literaturverzeichnis ist nach dem Text gegliedert, so daß 
die Arbeiten, die man für ein vertieftes Studium braucht, 
rasch erfaßt werden können. Bei einer Neuauflage wäre 
eine wesentlich größere Anzahl von Photographien er- 
wünscht. K. H. Fischer 


DK 621.385 (083.5) 

Vade Mecum 1950. The worlds radio tubes. Von P. H. 

Brans. 8. Aufl. Mit 508 S., Format DIN A A. P. H. Brans- 

Verlag, Antwerpen 1950. Auslieferung durch die Buch- und 

Zeitschriften-Union m. b. H. Hamburg 13. Preis kart. 
DM 12,50. 

Das Röhrenvademecum von P. Il. Brans ist in der 

8. Auflage erschienen. Alle Angaben wurden im Gegensatz 

zu den vorigen Ausgaben in einem Band vereinigt, der im 


412 


ersten Teil die Röhren alphabetisch nach ihren Bezeichnun- 
gen aufführt und im zweiten Teil, nach Aufbau und Wir- 
kungsweise geordnet, ihre technischen Eigenschaften angibt. 
Den Schluß bilden die Sockelschaltungen (es gibt 1220 ver- 
schiedene!). 

Das Buch enthalt die Daten und Herstellerfirmen fast 
aller Röhren der Welt. Außer den in solchen Tabellenwer- 
ken üblichen Gleichrichter-, Verstärker- und Kathodenstrahl- 
röhren sind auch Thermokreuze, Kristalldioden, Stabilisato- 
ren, Thyratrons, Magnetrons, Klystrons, Geiger-Zählrohre 
und Phasitrons enthalten. In Deutschland werden sicher die 
Angaben über amerikanische und russische Röhren am mei- 
sten interessieren. B. Vollrath 


DK 662.6/8 : 621.892 (022.3) 
Brennstoffe, Kraftstoffe, Schmierstoffe Eine Einführung in 
ihre Chemie und Technologie für Ingenieure. Von B. Rie- 
diger. Mit 484 S., 83 B., 36 Taf., Format 15X22 cm. Sprin- 
ger-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1949. Preis kart. 
DM 24,—. 

Diese Einführung in ein Grenzgebiet der Chemie, die 
besonders für Ingenieure geschrieben wurde, ist übersicht- 
lich in einen chemischen, physikochemischen und zwei tech- 
nologische Abschnitte gegliedert. Ein Buch, das auf knap- 
pem Raum allen 3 Disziplinen, Chemie, Physik und Tech- 
nologie gleichermaßen gerecht werden will und bei wissen- 
schaftlicher Exaktheit für den gedachten Leserkreis verständ- 
lich sein soll, wird immer etwas Problematisches an sich 
haben und nach der einen oder anderen Seite hin einen 
Kompromiß darstellen. Im vorliegenden Fall sind die phy- 
sikochemischen und technologischen Abschnitte als recht 
glückliche Lösung dieser schwierigen Aufgabe zu betrachten, 
weniger der chemische Teil. Die in Tabellenform zusam- 
mengestellten Formeln gehen über den Rahmen des Titels 
weit hinaus und werden auch bei sorgfältigem Studium der 
eingefügten Kapitel über die Strukturlehre der organischen 
Chemie dem Ingenieur wenig verständlich sein. Verbindun- 
cen, wie z. B. auf Seite 114 das 3,3-Dimethyl-6-äthyliden- 
cyclo-hexadien oder auf Seite 130 das 1-Isopropyl-4-methyl- 
(0,1,3)-bicyclohexan verwirren den chemisch nicht besonders 
vorgebildeten Leser. Die Fähigkeit, aus solch komplizierten 
Formeln Rückschlüsse auf chemische oder physikalische 
Eigenschaften zu ziehen und ihre Beziehungen zu Brenn- 
stoffen, Kraftstoffen und Schmierstoffen zu erkennen, setzt 
profunde organisch chemische Kenntnisse voraus. Auch sind 
die in den einführenden Kapiteln gegebenen Definitionen 
nicht immer recht glücklich gefaßt. So ist z. B. der Satz auf 
Seite 165: „Zu jedem Äther gehört ein Alkohol mit gleicher 
Bruttoformel, d. h. Dimethyläther und Athylalkohol sind 
isomer“ ein Hinweis auf eine zufällige und daher belanglose 
Summenformelisomerie zweier Verbindungen, die chemisch 
gar keine Verwandtschaft aufweisen. Wichtiger wäre die 
Erläuterung der Zusammengehörigkeit von Methylalkohol 
und Dimethyläther. Der Wert des Buches liegt in der 
klaren Gliederung des Stoffes sowie den zahlreichen Lite- 
raturhinweisen auf zusammenfassende und spezielle Ar- 
beiten; es ist flüssig und klar geschrieben und gestattet 
durch ein sehr sorgfältig zusammengestelltes, ausführliches 
Register leichte Orientierung. Der Ingenieur, der sich über 
Fragen dieses Fachgebietes unterrichten will, wird die 
grundsätzlichen Erkenntnisse in gedrängter Form leicht ent- 
nehmen können und darüber hinaus die Quellen zu ver- 
tiefendem Studium nachgewiesen erhalten. 

R. Behnisch 


DK 621.7.08 (023.2) 
Messen in der Werkstatt. Von Paul Leinweber. 2. Aufl. 


(Folge 8 der „Werkstattkniffe”). Mit 152 S., 125 B., 17 Taf., 
Format 15 X 21 cm. Carl Hanser Verlag, München 1949. 
Preis kart. DM 3,—. 

Von dem Verfasser sind bereits zwei Bücher bekannt: 
„Toleranzen und Lehren* sowie „Passung und Gestaltung". 
Nunmehr legt er ein Heft für das praktische Messen in der 
Werkstatt vor. Die Darstellung mit ihren zahlreichen Ab- 
bildungen ist klar und gibt dem Manne in der Werkstatt 
brauchbare Ratschlage. Der Verfasser weist ihn insbesondere 
auf die Meßfehler hin, die allzu leicht unterlaufen. „Ab- 
lesen ist nicht Messen“, lautet ein Leitspruch, der dauernd 
daran erinnert, daß man sich davon überzeugen muß, welche 
Großen wirklich in den Meßvorgang eingehen. Der Inhalt 
bezieht sich ausschließlich auf Langen- und Winkelmessun- 
gen an Werkstücken. Diese werden so gut wie restlos er- 
faßt. Kienzle 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 15 


62 S., 35 B. Heft 17: Prüfsender für UKW-Empfänger. 


1. August |.» 


Electrical who's who 1950. Zusammengestellt vom Elect:. | 
Review. Mit 204 u. XX S., Format 14,5X22 em. VerlagE: ' 
trical Review Publications Ltd., London 1950. Preis Ci. | 
12 sh, 6 d zuzüglich Versandkosten. 

Das Buch enthält Angaben über rund 5000 Persönlidik: 
ten der britischen Elektrotechnik, die durch ihre Tätigkeit : 
der Industrie oder wissenschaftlichen Instituten bekannt w: 
den. Zu den Namen wird neben dem Geburtsjahr die Stud e- 
anstalt und der berufliche Werdegang angegeben. Die Abk. 
zungen der Mitgliedsbezeichnungen zu Vereinigungen ur 
Gesellschaften werden vorn in dem Budh in einer Liste erkii ; 
und sind den Namen zugefügt. BV | 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 

Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 92 (1950) Nr. 19. F- 
heft: Entwicklungen im Deutschen Maschinen- und Gerätebau nad | 
Stand der Deutschen Industrie-Messe Hannover 1950. Deutscher Inyt2 
Verlag GmbH., Duüsseldori, 1. Juli 1950. 

[In 17 Aussätzen mit vielen Bildern gibt dieses Heft einen Cven >` 


über die wichtigsten Neuerungen aui 30 Fachgebieten, darunter aud ^: 
stoiie, Lichttechnik, Meß- und Regeltechnik, Starkstrom- und Nadı.! -> | 


" 
ı 


technik.) 

Erfindungen, Patente, Lizenzen. 
Format DIN A 5. 
Preis kart. DM 2,50. 

Kraftfahrtechnishes Taschenbuch. 10. Aufl. Hrsg. Robert BE 
GmbH. Mit 411 S., zahlr. B. u. Taf.. Format DIN A 6, Vertrieb D 
scher Ingenieur-Verlag, Düsseldorf 1950. Preis geb. DM 6,—. 

Einführung in die Elektrotehnik. Von E. Dünner. 
442 B., 7 Taí., Format 16x23 cm. Rascher-Verlag, Zürich 1947. 

Radio-Praktiker-Büchereil. Format 11,5X17,5 cm. Franzis-Verlac, M. 
chen 1950. Preis je Heft DM 0,90: Heft 1: Die neue U-Röhren-Reibe x: 
ihre Schaltungen. Von Hans Sutaner. Mit 61 S., 50 B. u. Schaltur.:: 
Heft 3: UKW-FM-Rundfunk in Theorie und Praxis, Von Herer - 
Mende. Mit 63 S., 35 B., 4 Taf. Heft 7: Neuzeitliche Schalltoliess: - 
nahme. Von Fritz Kühne. Mit 64 S., 39 B. Helft 8: Vielseitige V: 
stärkergeräte für Tonaufnahme und Wiedergabe. Von Fritz Kühne ` 
Von R. Scè 


Von Ernst Weisse. Mitt jį 
Deutscher Ingenieur-Verlag GmbH., Düsseldu:l > 


Mit 45» | 


aa m 


fel und F. Woletz. Mit 64 S., 57 B. 

Die maschinentechnischen Grundlagen der Kunststoff- und Gammi-im: 
strie. Von Dr. Maximilian La ng. Mit 103 S., 19 B., Format DIN A5 
Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle a. S. 1950. Preis geh. DM 6.40. > 
DM 7,80. 

Grundlagen der Elektrotechnik. II. Teil: Magnetisches und elekt: s7 
Feld. Von Dr.-Ing. Rolf Lempelius. Mit 111 S.. 58 B., Format ° 
A 5. Eigenverlag, Bad Nauheim 1950. Preis etwa DM 3,90. 

Die große Rundfunk-Fibel.e. Von Dr.-Ing. F. Bergtold. Vi 
bearb. u. erweit. Aufl. Mit 308 S., 283 B., Format 15x21 cm. Jakob Sł- 
der-Verlag, Berlin 1950. Preis kart, DM 8,50, Glw. DM 10.—. 

Lexikon der Physik. 1. Lieferung. Hrsg. H. Franke. Mi ® 
VI S., zahlr. B., Format 18X26 cm. Frankhsche Verlagshandlung. $ 
gart. 1950. Preis geh. DM 9,60. 

Das Lichtbogenschweißen. Von Dr.-Ing. Eınst Klosse. # 
Ger Werkstattbücher für Betriebsbeamte, Konstrukteure und Facharte' 
4., neubearb. Aufl. Mit 66 S., 178 B., Format 15,5%X23 cm. Springer-Ve:'- 
Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. DM 3,60. 

Integraltafeln. Von Dr.-Ing. W. Meyer zur Capellen 
292 u. VIII S., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen " 
delberg 1950. Preis Glw. DM 35,—. 

Die Inversion und ihre Anwendungen. Von Hermann Schm 
Mit 93 S., 103 B., Format 15X23 cm. Verlag von R. Oldenbourg, Mur“ 
1950. Preis kart. DM 10,—. 

Wärmelehre für Ingenieure. Von Dipl.-Ing. Woligang Amg’ 
(Westermanns Fachbücher der Ingenieurkunde, Bd. 1.) Mit 198 S., 1# 
Format 16%X23,5 cm. Georg Westermann Verlag; Braunschweig. Bc 
Hamburg, Kiel 1950. Preis kart. DM 8,80, Glw. DM 10,—. 


. Berichtigung 
In dem Referat „Die Eigenfrequenzen der einlaqic: 
Zylinderspule bei Spannungsstößen” ist auf S. 356 in H. 
der ETZ ds. Js. in Formel (4) der Buchstabe / viermal du 
e zu ersetzen. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Pıoi. Dr.-Ing. habil. Hans Kother, Köln, Alteburger Wall 31. 
Pıoi. Dr.-Ing. A.Leonhard, Stuttgart-Sillenbuc, Ed. Steinlestr. 3 
Dipl.-Ing. H. Neugebauer, Siemens-Schucertwerke, Erlangen. 
Proi. Dr. Otto Schäfer, Frankfurt;M. 1, Robert Mayer-Str. 2. 
Dr.-Ing. habil. O. Stötzner, Celle, Stecinellistr. 10,12. 


Diesem Heft liegt ein Prospekt der Firma Felten & Guillesume Ca‘ 
werk AG., Köln-Mülhelm, bei. 


Abschluß des Heftes: 22. Juli 1958 


Scriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K ^ 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pe > 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppe 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str ' 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4. Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durh den VDE-Verlag IP“ ' 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dad ? 
Buchhandel (Preis DM-18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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INHALT. un 0 2 j 7 ur £ X us RT AL 
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Vorschau auf die sche F 19 . WFR. v. Regelkreisen an Hand d. Ortskurvendarstellung, 438 — Bedeut. d. 
È Dir aa eas E TEn AROEN VAE pesna ar E gaota. Mage E BT AROE EA 1. 
jer heutige Stand der Sperrschicht chter, A. Günther- Antennen, 438 — Untersuch, d. Störerscheinungen im Gebiet. zwischen 
nutze. a N nn in - ph bar ir CAGAN E r Mae pae real 439 — Einfluß d. Heizung 
atzgeräte pi odulierter Ultrakurzwellen- a. d. Kathodenstrom v. Elektsonenröhren. 439 — Vereinfach. im Bau 
En a Feen s FA Ze nn ar F Ba v. Elektronenröhrengeräten, 439 — Fernsehen mit 1029 Zeilen. 440 
sberblick über Aufbau und Wirkungsweise der Laufzeitröhren, H. — 35 kW-Fernsehsender Sutton Coldfield. 441 — Funk-Entstörung d. 
ri = Br u | l | 


ee i l ] l ) l gl | v. ai 441 E ET AD, v Doea EN T E 
die Ve ommn: ng der Schallplatte, E. Schwandt. 426 - . ` — Tagung d. Studiengesellsch. f. Höchstspannungsanlagen, 442 — 
s nen. H. Voelkelu. E-Menzer 427° ,; 40 Jahre Funkausstellungen. 442 ? $ 


? ngenieu arbeit in der feinmechanischen Fertigung, Insbesondere in Verschiedenes —— T: 

- der Elektroindustrie, A. Mehlis. 430 VDE: Kommission ‚Elektr. Maschinen’, 443 — Kommission „Kabel 
s Ex -Rundshau >= ~ + r » - u. Leitungen‘, 443 

Tzeugung u. chteter Elektronenstrahlen. 432 — Kraft- Sitzungskalender; 444 er N 

erksanlage n sgeschützten Turbinen u, Generatoren. 433 Persönliches: A. Kunert #. 44 — Hochschulnachrichten. 44 — 

] e a Auszeichnungen, 444 one 


Buchbesprechungen: Wagner: Bau u. Entstehung d. Weltalls, 444 
~ — Wolf: Grundz. d. Physik, 444 — Schneiderhöhn: 
ndichte u, zuläss, Erwärmung b. Kleintransformatoren. 435 ~ Einführ. in d, Kristallographie. 445 — Keyl: Wasserkraftma- 
thacket m. federnder Schwingkörperaufhängung. 436 — Neue schinen u, -anlagen. 445 — Stauferu. Splett: Durchhang u, 
omwandler m. Kunstharzisolation. 436 — Optisches Pyrome- Zugspannungen v. Starkstromfreileit. 445 — Lorenz: Der Inge- 
ra ndler f. Temp. von 350... 700 OC, 436 — Erosion elektr. nieurberuf. 446 — Kleemann: Grundl. d. Fernmeldetechnik. 
437 — Ersatzschaltung f. d. 446 — Meinke: Felder u. Wellen in Hohlleitern. 446 
Eingänge: 446 ni s ) ei 


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. T. JAHRGANG . VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL. 


TROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Il Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 15. August 14 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. August 1950 


Heft 16 


Vorschau auf die Deutsche Funkausstellung 1950 in Düsseldorf 


Von W. F. Ewald, Stuttgart 


Es liegt in der allgemeinen Entwicklungslinie des Rund- 
lunks begründet, daß nach der durch den Krieg herbeigeführ- 
ten Zäsur auch technisch ein neues Kapitel beginnen muß. 
Bei Aufnahme der öffentlichen Rundfunksendungen bald 
nach dem Ende des ersten Weltkrieges (San Francisco 
1920) war nur die Technik der Amplitudenmodulation 
Her Telephoniesender ausgebildet. Die Sendungen erfolg- 
jen ausschließlih auf den Mittel- und Langwellen (rd. 
200 ... 500 und 800...2000 m). Auf dieser Basis wurden die 
Smpfänger aus primitiven Anfängen — zunächst in der ein- 
fachen sogenannten „Geradeausschaltung”, später auch in der 
«omplizierteren und vollkommeneren UÜberlagerungsschal- 
tung mit Zwischenfrequenzkreisen — entwickelt und erreich- 
ten kurz vor dem zweiten Weltkrieg ihre im wesentlichen 
endgültige Durchbildung. Schon in den letzten Jahren vor 
jem zweiten Weltkrieg setzten jedoch drei neue Entwicklun- 
Jen ein, die den Keim zur Umgestaltung des Rundfunkwesens 
n sich trugen. Diese Entwicklungen sind inzwischen weiter 
gereift und bestimmen die neue Richtung der Technik. Alle 

aben gemeinsam, daß sie die Benutzung neuer Wellenge- 
biete für die Zwecke des Rundfunks voraussetzen. 

Schon in den dreißiger Jahren waren die ersten neuen 
Wellengebiete durch den Rundfunk erobert worden, als 
durch die Versuche der Sendeamateure die sogenannten Kurz- 
wellen, etwa zwischen 10 und 100 m Wellenlänge, sich als 
‚brauchbar für einen Rundfunk auf große Entfernungen er- 
wiesen. Die rasche Zunahme der Sendestationen bewirkte 
indessen, daß neben dem alten Mittelwellenband das neue 
Kurzwellenband bald so stark besetzt wurde, daß schließlich 


kaum ein Sender ohne Störung durch eine wellenbenachbarte ' 


Station zu empfangen war. Da die Frequenzkanäle für die 
einzelnen Kurzwellensender bei Empfängern, deren Ab- 
stimmittel für den Empfang auf längeren Wellen bemessen 
sind, sehr dicht beieinander liegen, hat man neuerdings 
durch besondere Einrichtungen, die unter dem Namen „Band- 
spreizung“ zusammengefaßt werden, zu erreichen gewußt, 
daß sich die Kurzwellenstationen ebenso bequem abstimmen 
und auf der Skala ablesen lassen wie die Mittel- und Lang- 
 wellen-Stationen. Diese Bandspreizungsanordnungen für den 
Kurzwellenempfang sind die erste der neuen Entwicklungen, 
die man auf der Funkausstellung 1950 bei der Mehrzahl der 
-Fernempfänger finden wird. Auf die Einzelheiten der ange- 
wendeten Lösungen wird später zurückzukommen sein. 
Die zweite Entwicklung ist von der Neuverteilung der 
Wellenlängen für die europäischen Rundfunksender durch 
den Wellenplan der Kopenhagener Konferenz ausgegangen. 
Die Uberbesetzung des Mittelwellenbandes hat zu einer 
drastischen Verringerung der Deutschland zugeteilten Mittel- 
wellen geführt. Die Sorge um eine ausreichende Versorgung 
der deutschen Rundfunkhörer sowie der Wunsch nach der 
Verbreitung mehrerer Programme nötigte die Sendegesell- 
schaften zur Einrichtung eines neuen Rundfunksendernetzes 
auf Ultrakurzwellen, d. h. den Wellen um 3 m (Frequenzen 
von 87...108 MHz). Da die Sender auf diesem Wellengebiet 
aur eine geringe Reichweite (rd. 50 ... 80 km Radius) besitzen, 
‘toren sie sich gegenseitig nicht und man kann fast in jeder 
größeren Stadt solche Sender errichten. Man hat sich ent- 
schlossen, für diesen neuen Rundfunk von der klassischen 
Amplitudenmodulation abzugehen und die Frequenzmodu- 
lation anzuwenden, da sich mit dieser Methode — natürlich 


DK 621.396 (061.4) 


mit einem breiteren Frequenzband, das 
aber hier beliebig zur Verfügung steht 


| Mg, 
S 
— auch eine bessere Musikqualität D 


O 
Cons 


und Störfreiheit erzielen läßt alssiein 9% S 
den überbesetzten Wellengebieten mit KA N 
größerer Reichweite und entsprechen- ORF -187 


der gegenseitiger Störung möglich ist. Sowohl der Ubergang 
zu den ultrakurzen Wellen als auch zur Frequenzmodulation 
bedingt eine völlig neue Technik. Von der Demodulation 
durch ein einfaches Audion, ein Pendelaudion, eine Dioden- 
schaltung mit oder ohne Reflexstufe bis zur vollkommenen 
UÜberlagerschaltung mit Verhältnis-Detektor oder Diskrimi- 
nator, mit oder ohne Begrenzerstufe, gibt es alle Möglich- 
keiten, wobei ohne weiteres angenommen werden darf, daß 


. die billigsten Lösungen hinsichtlich der Empfindlichkeit, Ge- 


räuschfreiheit oder Ausschöpfung der Klangqualität den Lö- 
sungen mit größerem Aufwand nicht gleihkommen werden. 
Hierzu kommt die Verschiedenheit der Anordnungen, denn 
es gibt sowohl Vorsatz- oder Einbaugeräte für Normalemp- 
fänger mit Vorkehrungen für den Einbau von Zusatzgeräten, 
als auch Empfänger, die von vornherein mit dem Empfangs- 
teil für frequenzmodulierte Ultrakurzwellen ausgestattet 
sind. Auch hier müssen die Einzelheiten dem Ausstellungs- 
bericht vorbehalten bleiben. 


Um kurz auch die dritte der neuen Entwicklungen zu er- 
wähnen, von der allerdings auf der Ausstellung noch nicht 
viel zu sehen sein wird, so handelt es sich um das Fern- 
sehen, das dort, wo es eingeführt werden kann, natürlich 
auch bestimmend in die Gestaltung der Empfängertechnik 
eingreift. Auch das Fernsehen spielt sich im 3 m-Band, also 
auf Ultrakurzwellen ab, und so kann der UKW-Rundfunk als 
technische Vorübung für dieses Gebiet angesehen werden, 
das in Deutschland schon vor dem Kriege eine hohe Ent- 
wicklung erreicht hatte. Nach dem Kriege war in Deutschland 
die Arbeit auf diesem Gebiet verboten, ist aber kürzlich frei- 
gegeben worden, so daß man sich in den Laboratorien damit 
zu beschäftigen beginnt. Es wird jedoch zweifellas noch 
einige Jahre dauern, bis an eine praktische Einführung des 
Fernsehens bei uns zu denken ist. 


Es sei besonders betont, daß alle diese neuen Möglich- 
keiten zusätzlich zum klassischen Rundfunk hinzutreten, so 
daß sie weder die bisherigen Geräte ersetzen, noch etwa 
unbrauchbar werden lassen. | 


Die „normalen“ Empfänger stellen heute gereifte Kon- 
struktionen dar, an denen höchstens noch in Einzelheiten 
verbessert werden kann; das Hauptproblem liegt in der 
möglichst rationellen Fertigung und damit in der Preiswür- 
digkeit. Die Klangqualität ist durch Erhöhung der Magnet- 
feldstärken verbessert worden; die regelbare Bandbreite 
(häufig mit der Klangblende gekoppelt) gestattet einerseits 
die Ausnutzung der vollen Kanalbreite bei Nahsendern und 
anderseits die Einengung des Frequenzbandes zur Erhöhung 
der Trennschärfe und Störfreiheit. Die Störfreiheit wird 
außerdem vielfach durch Vermehrung der Zahl der ZF-Kreise 
weiter verbessert. Den abstimmbaren HF-Vorkreis findet 
man wieder bei Spitzengeräten. Der Druckknopf-Wellen- 
schalter, so bequem er ist, findet sich mit Rücksicht auf den 
Aufbau möglichst kapazitätsarmer Kreise in deutschen Gerä- 
ten nur noch ausnahmsweise. 


414 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 165 


Als Empfängertypen haben sich Einkreiser, Vierkreis- 
super ohne Schwundregelung und Sechs- bis Adhtkreis-Voll- 
super erhalten. Das magische Auge als Abstimmanzeiger fin- 
det sich schon bei verhältnismäßig billigen Supern. 

Eine überraschend starke Typenentwicklung hat beim 
Autosuper eingesetzt und entspricht kaum dem begrenzten 
Bedarf. Auch der Batteriekoffer, ohne und mit Allstrom-Netz- 
teil, ist nach Wiedererscheinen von Batterieröhren deutscher 
und ausländischer Typen in mehreren z. T. sehr ansprechen- 
den Formen neu herausgekommen. 

Auf dem Gebiet der Phonokombinationen ist durch das 
Erscheinen neuer und verbesserter automatischer Platten- 
wechsler ein Aufschwung festzustellen. Leider schwebt über 


diesem Gebiet die Unsicherheit bezüglich der künftz: 
Langspielplattentechnik — 78, 45 oder 33 Umdrehunc:. 
Furchennorm und Nadelabmessungen —, die hemmend «.: 
die Entwicklung wirkt. Auch kündigt sich das Magnetopt:: ' 
als aussichtsreicher Konkurrent an, sobald ein ausreider- 

des Repertoire bespielter Bänder zur Verfügung stet«: 

wird. Für den Liebhaber des selbstgewählten Programz. 

stehen also alle Möglichkeiten offen und er hat die Qu: 

der Wahl. 

Alles in allem: die Technik ist auf Haupt- und Neb::- 
gebieten in voller Umstellung. Es fehlt weder an Problen:: 
noch an Anregungen, so daß jeder Besucher auf seine Kos:e: 
kommen wird. | 


Der heutige Stand der Sperrschichtgleichrichter 


Von A. Güntherschulze, Münden 


Geschichte | 

1874 entdeckte Prof. Braun [1], daß Kontakte zwischen 
Metall und Halbleiter gleichrichten. 1883 gab F rit ts [2] den 
Selengleichrichter an. Um 1905 kamen die Detektoren [3] in 
Gebrauch. 1926 brachte Grondahl [4] den CusO-Gleich- 
richter heraus. 1930 verbesserte Irion [5] die Sperrschicht- 
gleichrichter durch die Freiflächenbauart. Um 1940 begann 
die Entwicklung der Germanitm- und Siliziumgleichrichter [6]. 


Halbleiter 

Bei allen Sperrschichtgleichrichtern ist der wirksame 
Stoff ein Halbleiter mit Elektronenleitung und spezifischen 
Widerständen zwischen etwa 0,01 und 106 Q, also mit sehr viel 
weniger freien Elektronen als die Metalle. Als Mittelwert 
kann man 1015 El/cm? ansetzen, gegenüber 10%? bei Metallen. 
In völlig reinem Zustand sind einige chemische Elemente bei 
bestimmter Kristallstruktur bereits Halbleiter, nämlich C, Se, 
Te, Ge, Si. Reine heteropolare Verbindungen sind dagegen 
meistens hochgradige Isolatoren. Sie erhalten jedoch Elek- 
tronenleitfähigkeit, wenn ihre Zusammensetzung nur ein 
wenig von der chemischen Formel abweicht. Am häufigsten 
ist das bei Oxyden und Sulfiden der Fall. Dabei gilt die Regel 
von Wilfried Meyer [7]: Bei ungesättigten Verbindungen 
niedrigster Wertigkeitsstufe wächst die Leitfähigkeit mit dem 
Binderüberschuß!, bei gesättigten höherer Wertigkeitsstufe 
mit dem Bindermangel. So geben CwO, CuS, NiO, FeO, 
Elektronenleitung bei Binderübershuß, WOs, ZnO, CdO, 
TiO Elektronenleitung bei Bindermangel, also Metallüber- 
schuß. Dabei steigt die Leitfähigkeit mit dem Überschuß ganz 
enorm an. Schon ein Überschuß oder Mangel von einem Atom 
Sauerstoff oder Schwefel auf 10° Moleküle Grundsubstanz 
führt zu einer deutlichen Leitfähigkeitszunahme. CusO mit 
einem Promille O-Überschuß hat die 10®Pfache Leitfähigkeit der 
reinen Verbindung. In ähnlicher Weise läßt sich die geringe 
Leitfähigkeit von reinem Ge und Si durch Zusätze von Fremd- 
atomen vergrößern. Hier werden in der Regel fremde Metalle 
zugesetzt. 

Bei der großen Menge heteropolarer Verbindungen und 
hinzufügbarer Verunreinigungen gibt es hier eine unüber- 
sehbare Fülle von Kombinationen, die längst noch nicht er- 
schöpfend untersucht sind. 

Mit der Temperatur steigt die Leitfähigkeit der Halbleiter 
teils nach einer e-Funktion, teils nur langsam an, 


Theorie der Halbleiter 

Eine anschauliche Theorie der Halbleiter (vgl. a. [11]) 
verdanken wir der Wellenmechanik. Bei dem Bohrschen Mo- 
dell des Wasserstoffatoms kann das Elektron den Atomkern, 
das Proton, nur in ganz bestimmten Bahnen umkreisen, deren 
Radius durch die Quantenbedingungen festgelegt ist. In jeder 
Bahn hat das Elektron eine bestimmte Energie, in der inner- 
sten Bahn die kleinste. Soll es in eine weitere Bahn gehoben 


it Binder = Nichtmetall. 


j 
DE 621.314.632.4% 


werden, so muß ihm die Energiedifferenz der beiden zug: 
führt werden. Die Energie können wir als Produkt aus Eles- 
tronenladung e und einer Spannung U darstellen. Da sid: 
immer gleich bleibt, lassen wir es weg und sprechen von de: | 
Energie U in Elektronenvolt (eV). Tragen wir die mögliche: 
Energiestufen des Elektrons des Wasserstoffatoms graph:!sc. ! 
auf, so erhalten wir Bild 1. Dabei hat die Abszisse keine Be- 
deutung. Entsprechendes gilt nun für alle Atome. Jedes 7: 
einem Atom gehörende Elektron kann seinen Kern nur ı 
einer ganz bestimmten Anzahl von Bahnen mit ganz be 
stimmten Energieinhalten umkreisen. ° t 


U U ee a 
1 
= = i 
| 
Bild 1. Energiestufen des Wasser- Bild 2. Energiebänder des AVT | 
stoffatoms. im festen Körper. 


Treten jedoch die Atome zu einem festen Körper zusatT- 
men, so überlappen sich die einzelnen Potentialfelder d:: 
Atome. Das führt zu Bahnstörungen, die die scharfen Ener- 
gieniveaulinien des Bildes 1 zu den Energiebändern des B.: | 
des 2 verbreitern. Jedes Elektron jeder Atomart hat sein be 
sonderes Energiebänderbild. 

Legen wir nun in.einen solchen Körper ein elektrisch:®s 
Feld, so fließt je nach dem Material manchmal ein Stron 
manchmal nicht. Warum das so ist, erklärt das wellenmec:« | 
nisch begründete sogenannte Pauliverbot: Bei den Elektre- 
nen eines Atomes darf jeder mögliche Energiezustand nč! 
mehr als einmal vertreten sein. Da die Elektronen um ih!e 
Achsen rotieren, sind zwei Elektronen gleicher Energie. 4? 
in entgegengesetztem Sinne rotieren, als zwei verschieden: 
Energiezustände anzusehen. Also dürfen höchstens 2 Elekt: 
nen eines Atoms die gleiche Bahn beschreiben. Ist nun die 
Temperatur und damit die innere Energie des Stoffes nied::. 
so sind alle unteren Energiebänder voll besetzt und die hohe 
ren leer. In einem voll besetzten Energieband aber ist keine 
Elektronenströmung möglich, weil ein Elektron nur dann 13 
einem anderen Atom übergehen kann, wenn dort ein Plat: 
frei ist. Überlappen sich die einzelnen Energiebänder, so s:« 
stets freie Plätze verfügbar und die Elektronen können chre 
weiteres strömen. Das ist der Fall der Metalle. 

Ist dagegen eine Lücke AE zwischen dem unteren voli 
besetzten und dem nächsten darüber liegenden leeren Bani. 
so hängt es von der Breite dieser Lücke und Temperatur d? 
Stoffes ab, ob und wie viele Elektronen bis in das obere Bân- 
gelangen. 


5. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 415 


Nun ist die Energie der Elektronen und Atome statistisch 
m einen Mittelwert verteilt- Die Zahl der Elektronen, die ge- 
ade eine bestimmte Energie, z. B. 1 eV, haben, nimmt an- 
ıngs nach einer e-Funktion der Temperatur zu, bis bei 
t 700 °K die Hälfte aller Elektronen die angegebene Energie 
at. Ist also der Abstand der Bänder mehrere eV, so ist der 
toff bei Zimmertemperatur ein vollendeter Isolator. Liegt 
er Energieabstand in der Gegend von 1 eV, so haben wir bei 
immertemperatur eine sehr geringfügige, mit der Tempera- 
ır sehr schnell zunehmende Leitfähigkeit. Dieser Fall liegt 
ei Ge mit 0,76 eV und Si mit 1,1 eV vor. Der Übergang von 
lektronen aus dem voll besetzten in höhere leere Bänder hat 
ne doppelte Folge. Erstens können die übergegangenen 
lektronen in dem fast leeren Band strömen, zweitens aber 
uch die Elektronen in dem bisher vollen Band, da in ihm 
eie Plätze entstanden sind. 

Nun sind die Komponenten heteropolarer Verbindungen 
men. Wird aber einer solchen Verbindung ein Überschuß, 
B. O, oder in einem anderen Falle Zn hinzugefügt, so sind 
is Atome, die ganz andere Energiebänder haben als ihre 
men. Dann können folgende Fälle vorkommen: 


— mb a CE ao =n GEN e e e m u m um 


DIRECT DEEP OA ANFNNAIER 


ET E E E E Er ae nn ee 
BE EEE ERERLNEHNN 


ttr+r+++++ ++ + 


'ırdisi 
k 3. Leeres höheres Energie- Bild 4. Energieniveau für einen 


veau eines Zusatzstoffes unmittel- 
w uber dem obersten, voll besetz- 
Band der Grundsubstanz, 


Isolator mit Verunreinigung. 


- A) Der Zusatz hat ein bei 0 °K leeres höheres Energie- 
veau, das unmittelbar über dem obersten voll besetzten 
and der Grundsubstanz liegt (Bild 3). Dann genügt bereits 
e Energie der Zimmertemperatur, um Elektronen aus dem 
ersten voll besetzten Band der Grundsubstanz in das leere 
and des Zusatzes zu befördern. Damit wird eine Elektronen- 
römung in dem bisher voll besetzten Band möglich. Nun hat 

“Jer dieses Band dadurch, daß Elektronen aus ihm verschwun- 
:n sind, gewissermaßen eine positive Ladung bekommen. 
Natürlich ist es eine ziemlich kühne Abkürzung, von der 
ektrischen Ladung eines Energiezustandes zu sprechen.) Es 
nd in dem Bande gleichsam positive Löcher entstanden. 
iese Löcher verhalten sich, wie man sich leicht überlegt, wie 
sitive Elektronen. Die so entstehende Leitung nennt man 
öcherleitung oder Defektelektronenleitung. Einen Zusatz, 
èr so wirkt, nennt manAcceptor und denEnergieabstand 
wishen dem obersten voll besetzten zum leeren Band des 
usatzes A Eg. Er ist z. B. bei Ge mit Sb-Zusatz so klein, daß 
I nicht gemessen werden kann, bei Si mit Zusatz von Bor 
08 eV. 

Ein Halbleiter dieser Art heißt p-Typ-Halbleiter (p = 
ositiv). 

B) Die zweite Möglichkeit ist, dem Isolator eine Verun- 
!inigung hinzuzufügen, die ein bei O0 °K volles Band hat, das 
nmittelbar unter dem untersten leeren Band der Grundsub- 
tanz liegt (Bild 4). Dann können schon bei Zimmertempera- 
ır Elektronen dieses vollen Bandes in das darüberliegende 
ære Band der Grundsubstanz gelangen und dort strömen. 
as ursprünglich leere Band erhält dann gewissermaßen eine 
*gative Ladung und man spricht von Überschußelektronen- 
itung und nennt einen solchen Halbleiter einen n-Typ-Halb- 
eter (n = negativ). Der Zusatz heißt Donator (englisch 
)onor) und der Bänderabstand wird mit AEı bezeichnet. 
\lgemein nennt man die Stellen, an denen sich Fremdatome 
finden, Störstellen und spricht von Störstellenleitung. 

Ist nun ny die Anzahl Störstellen im cm? und b ihre Be- 
veglichkeit in cm/s/V/cm, so ist die Stromdichte 

j=enyub. (1) 
Der Halleffekt erlaubt, ny zu berechnen. Dann ergibt sich 


z. B. für Ge 
3 3 


bicher -5.10°7 ? Diikronen =75.10°T E 
Bei Zimmertemperatur sind folgende Werte gemessen: 


Be Beer nn wo BE Se RR Ge on Si 5 
em;s. 1...100 ZT 
V:cm| je nach O-Gehalt  ! 800...1500 270...500 
4 [10°]: 0,3...1 = 5...50 1...3 


å ist die mittlere freie Weglänge der Elektronen oder Löcher. 

Ist nun der Abstand zwischen den beiden in Frage kom- 
menden Bändern sehr klein, wie bei Ge, so können schon bei 
Zimmertemperaturen viele Elektronen in das obere Band hin- 
ein. Dann nimmt ihre Zahl mit der Temperatur nur wenig zu. 
Ein schneller Anstieg der Leitfähigkeit mit der Temperatur 
setzt erst ein, wenn diese so'hoch geworden ist, daß viele 
Elektronen die gesamte Energiedifferenz JE der Grundsub- 
stanz überwinden können. Das ist z. B. bei Ge etwa bei 
900 °C der Fall. Ist dagegen der fragliche Abstand wesent- 
lich größer, so daß bei Zimmertemperatur nur wenige Elektro- 
nen in das obere Band gelangen können, so nimmt ihre Zahl 
und damit auch die Leitfähigkeit sehr schnell mit der Tempe- 
ratur zu. Das ist bei CusO und Se der Fall. Wir werden 
sehen, wie unerwünscht das ist. 

Viele feste Körper haben außer Elektronenleitung auch 
noch Ionenleitung, die nach einer e-Funktion der Temperatur 
zunimmt. Da bei Gleichrichtern der Strom ganz überwiegend 
in einer Richtung fließen soll, darf keine merkliche Ionenlei- 
tung vorhanden sein. Das schränkt die ungeheure Fülle der 
Kombinationsmöglichkeiten bereits erheblich ein. 


Theorie der Sperrschichten 

Mit Hilfe der so gewonnenen Kenntnisse über das Ver- 
halten der Halbleiter wollen wir nun die Theorie der Sperr- 
schichtgleichrichter entwickeln. Wir wählen dabei zunächst 
einen n-Typ-Halbleiter als Beispiel. Bild 5 gibt die Energie- 
diagramme von Metall und Halbleiter. Dabei bedeutet jetzt 
die Richtung der X-Achse die Richtung von der Oberfläche 
in den Halbleiter hinein. Das oberste gestrichelte Niveau ist 
dasjenige, auf dem die Elektronen völlig aus den Körpern 
entfernt sind. Es dient als gemeinsames Bezugsniveau. u; ist 
das sogenannte Ferminiveau, das heißt dasjenige Ni- 
veau des Leitungsbandes des Metalles, in welchem die Wahr- 
scheinlichkeit, pro Atom ein Leitungselektron zu finden, Ya 
ist, us ist das Niveau des oberen Bandes des Halbleiters, in 
welches die Elektronen aus der Verunreinigung gelangt sind. 
pı und 93 sind demnach die beiden Ablöseenergien gegen das 
Vakuum in eV. Das Metall ist so gewählt, daß pı > 9a». 


u 


Bild 5. Energiediagramme von Bild 6. Metall und Halbleiter be- 
Metall und Halbleiter. rühren sich; Gleichgewicht noch 


nicht erreicht. (Der Maßpfeil für 

go ist im Druckstock falsch einge- 

tragen. Er muß tiefer, von u, bis 
Ug, liegen). 

Im Bild 6 sind Metall und Halbleiter in Berührung ge- 
bracht, aber es ist noch kein Gleichgewicht eingetreten. Man 
sieht, daß zwischen den beiden Energieniveaus u ein Unter- 
schied pı — 92 = po besteht. Dieser gleicht sich sofort da- 
durch aus, daß die entsprechende Zahl Elektronen aus dem 
Halbleiter in das Metall strömt, wo sie eine Grenzschicht bil- 
den. Dadurch entsteht im Halbleiter unmittelbar am Metall 
eine Zone positiver Raumladung und Elektronenverarmung, 
die eben zu der Potentialschwelle führt. Das ist in Bild 7 dar- 
gestellt. Dabei ist zu bedenken, daß die Zahl der Elektronen 
im Halbleiter schon von vornherein viel geringer war als im 
Metall. Die Elektronenkonzentration im Halbleiter ist unten 
in Bild 7 aufgetragen. An der Grenze sinkt sie bis fast auf 
Null ab. Diese Verarmungsscicht heißt „Natürliche Sperr- 
schicht”. 


416 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 195 | 


fo ist von der Größenordnung 1/4 ... 1/2 eV. Man könnte 
geneigt sein zu meinen, daß so geringe Energieunterschiede 
kaum eine brauchbare Gleichrichtung bewirken können. Es 
ıst aber zu bedenken, daß es sich hier in der einen Richtung 
um einen Elektronenübergang aus einem Metall in einen 
Halbleiter, also um eine Art Elektronenemission handelt, bei 
der z. B. 250 emV überwunden werden müssen. Die mittlere 
Elektronenenergie ist aber bei Zimmertemperatur nur 25 emV. 
Also haben nur außerordentlich wenige Elektronen die zum 
Überschreiten von 250 emV nötige Energie. 


| 


| 
| 


| 
i 


| 


x 


I, EVER 


Bild 7. Potentialshwelle und 
Elektronenkonzentration im 
Halbleiter nach Eıntreten des Bild 8, Strömungsverhältnisse im 


Gleichgewichts. Gleichrichter. ` 


Von der anderen Seite her, bei Umkehrung der Strom- 
richtung, stehen dagegen die Elektronen ohne weiteres zur 
Verfügung. Damit haben wir das Prinzip der Gleichrichtung 
bereits anschaulich verstanden. Es ist ganz ähnlich wie bei 
einer Diode mit Glühkathode Auch da muß die Ablöse- 
energie zur Verfügung stehen. In der einen Richtung, in 
welcher die kalte Elektrode Kathode ist, ist die Elektronen- 
energie so gering, daß es praktisch keinem Elektron gelingt, 
die Elektrode zu verlassen. In der anderen Richtung, wenn 
die glühende Elektrode Kathode ist, ist die Elektronenenergie 
durch das Glühen so weit vergrößert, daß eine Anzahl Elek- 
tronen austreten kann. Beim Halbleiter ist kein Glühen 
nötig, weil er ja nicht durch ein Vakuum von der anderen 
Elektrode getrennt ist, sondern die Elektronen unmittelbar 
übergehen können. 

Stets aber befindet sich die Ablösearbeit im Exponenten 
einer e-Funktion, Die sich so ergebenden Strömungsverhält- 
nisse sind in Bild 8 veranschaulicht. 

Hier sehen wir: Fließen die Elektronen vom Halbleiter 
auf die Grenze zu, so füllen sie die Verarmungszone auf, Bei 
genügender Stromstärke sinkt ihr Widerstand bis auf den 
des Halbleiterinnern. Schottky sagt anschaulich: „Die 
Elektronen verwehen die Sperrschicht.”" Fließen sie dagegen 
vom Metall durch die Grenze zum Halbleiter, so ist ihre Zahl 
äußerst gering, weil 90 geleistet werden muß. Im Halbleiter 
aber fließen die Elektronen von der Grenze weg. Die Ver- 
armungsschicht verbreitert sih. Die Rückdiffusion der Elek- 
tronen wirkt dem entgegen. Die Verbreiterung wird um so 
größer, je größer Sperrspannung und Strom gewählt werden. 
Die Verarmungszone hat aber einen viel größeren spezifi- 
schen Widerstand als das Halbleiterinnere. So kommt also 
die Gleichrichtung zustande: In der einen Richtung verschwin- 
det der Widerstand der Grenze, in der anderen wird er sehr 
vergrößert. Hätten wir statt eines n-Typ-Halbleiters einen 
p-Typ-Halbleiter gewählt, so hätten sich die Vorzeichen und 
die Stromrichtungen vertauscht. Im übrigen wäre alles gleich 
geblieben. 

Um nun Zahlenwerte zu erhalten, müssen diese anschau- 
lichen Vorstellungen zu einer exakten mathematischen Theo- 
rie erweitert werden. Das ist mit großem Erfolge durch Wal- 
ter Schottky [8] und Eberhard Spenke [9] geschehen. 
Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden: 

1. Ist die mittlere freie Weglänge A der Elektronen der 
Dicke der Sperrschicht D gleich oder größer als sie, so kann 
die Elektronenströmung durch sie hindurch wie eine Elektro- 
nenstiömung im Vakuum behandelt werden. Das ergibt die 
Diodentheorie. Sie gilt für Ge und Si. 

2. Ist dagegen 4 wesentlich kleiner als die Sperrschicht- 
dicke, so müssen die Diffusionsgesetze berücksichtigt werden. 


Das führt zuderDiffusionstheorie, die auf CusO u"! 
Se anzuwenden ist. | 

Durch geeignete Behandlung der Oberflächenzone kann :r 
ihr noch künstlich eine Verarmung an Störstellen erzeur. 
werden. Dann addiert sich zu der natürlichen noch eine kunr«!- 
liche Sperrwirkung. Grundsätzlich ändert sich nichts. 

Die zweite Elektrode, durch welche der Strom den Ha. - 
leiter wieder verläßt, habe ich bisher noch nicht erwähr. 
Offenbar darf an ihr keine Sperrwirkung auftreten. Das kar. 
entweder dadurch erreicht werden, daß man ein Metall wäh: 
bei dem 

Yı — F2: = Mm 0 
ist oder dadurch, daß man die Anordnung Spitze — Platte v::- 
wendet. Dann ist die Stromdichte an der Plattenseite so w-- 
zig im Vergleich zur Spitzenseite, daß an ihr keine Sperrw.- 
kung auftritt. 

Die mathematische Theorie möchte ich mir versagen vii 
nur das Endergebnis mitteilen: 

1. Für die Diodentheorie lautet die Formel der Str:z- 
dichte j 


In den Formeln bedeuten: n y die Störstellenkonzentration 't 
cm? im Halbleiter; 
v* = (a s 4 


m 


die mittlere Elektronengeschwindigkeit bei der absoiui⁄ 
Temperatur T; e die Elektronenladung; e die Basis der naut 
lichen Logarithmen; k die Boltzmann-Konstante; U die an c- 
Sperrschicht liegende äußere Spannung; Kr das spezifis= 
Leitvermögen der Sperrshict; e die Dielektrizitatsk > 


stante des Halbleiters; Up die Diffusionsspannung. In c- 
Literatur finden sich folgende Werte: 

| Cus O | Se | Ge S$ 
po [V] gen _ 0,5 ee: 
E 10,5 6,3 13 E 
U p{V] 0,15...0,25 0,25 = = 
KrlV) _ 9,6. 103 — © = 

4,4 . 1033... 1,3 . 1018 5.10% 5.14 
nH [cm®] | 5,0 . 108 
Ferner berechnet sich bei Zimmertemperatur: 
e 
t= - 10° a = 40V. 
v* = 5,38 . 10° cm/s, KT 40 


Folgerungen aus der Theorie 

Die angegebenen Gleichungen gelten zunächst für 3 
Sperrihtung. In der Flußrichtung liegen verwickelte \- 
hältnisse vor. Bei Spannungen von einigen Zehntel \ -> 
verschwindet die Sperrshicht und es bleibt nur der B:'' 
widerstand übrig. Dann ergeben sich bei etwa 0,5 V gro- . 
ordnungsmäßig bei Se 0,04 A/cm?, für Ge daç: 
100 000 A/cm!. 

Bei Se geht man mit der Belastung nicht über 0.08 A .7 
hinaus. Ähnlich liegen die Verhältnisse beim CusO0-G.7 
richter. Bei dem Ge aber würde ein Strom von 100 000 4 +- 
einer Gleichrichterfläche von 1 cm? den Gleichrichter moz \ 
tan vergasen. Wir dürfen aber die Stromdichte nicht wes : 
lich verringern. Denn dann kommen wir in die Nähe : 
Spannungsnullpunktes und verlieren die Gleichrichte:r« 
kung. Denn die Kennlinie geht stetig durch den Nullp: u 

Es gibt nur einen Ausweg: Unter Beibehaltung der e: 
men Stromdichte die Berührungsfläche bis fast zur purx:: 
migen Berührung zu verringern. Denn je kleiner die Be 
rungsfläche, umso größer wird ihre Kühlung durch die | - 
gebung. Nehmen wir z. B. eine Metallspitze, die das Ce 
einer Kreisfläche berührt, deren Durchmesser 0.001 cn ; 


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so wird die Berührungsfläche 7,85 - 10-7 cm?. Das gibt bei 
einer Stromdichte von 100 000 A/cm? 78,5 mA und eine Wär- 
neleistung von rd. 40 mW. Die kann von der Umgebung der 
Berührungsfläche aufgenommen werden, ohne daß die Tem- 
peratur die zulässige Grenze überschreitet, die bei Ge recht 
hoch liegt. Bei Si liegen ähnliche Verhältnisse vor. 

So zeigt die Theorie klar: Bei CugO und Se müssen 
wir großflächige Plattenanordnungen mit 0,05...0,08 A/cm? 
wählen. Der Stromstärke ist weder nach oben noch nach 
nten eine Grenze gesetzt. Wir brauchen nur die Platten- 
idhe entsprechend zu wählen. 

Bei Ge und Si dagegen müssen wir die Anordnungen 
‚pitze — Platte mit äußerst feiner Spitze wählen. Die groß- 
lähige Anordnung ist unmöglich. Ebenso unmöglich ist eine 
vesentliche Vergrößerung der Stromstärke. Die Kontakt- 
telle würde zu heiß werden. 

Bei Betrachtung der Zahlenwerte der einzelnen Größen 
ehen wir, daß dieser gewaltige Unterschied daher rührt, daß 
owohl die Beweglichkeit, als auch die mittlere freie Weg- 
ange bei Ge sehr viel größer ist als bei Se, ferner die Stör- 
tellendichte sogar um mehr als zwei Zehnerpotenzen größer 
nd daß die Elektronen bei Ge die Sperrschicht ohne Behinde- 
ung durch Zusammenstöße durchlaufen. 

Leider ist jedoch die Übereinstimmung zwischen Theorie 
nd Versuch noch nicht voll befriedigend. Werden die For- 
ıeln auf die kurze Form 


j = A (e U — 1) [A/cm}] (5) 
ebracht, so zeigen die Versuche, daß der Zahlenfaktor des 
xponenten durchaus nicht immer 40 ist, wie er sein sollte, 
ondern gerade bei Ge unter Umständen bis auf 10 herunter- 
eht, was natürlich bei der Stromdichte enorm viel ausmacht. 
benso stimmt A nicht genau. Es kommen jedoch sogar 
tromdichten von 1 Mio A/cm? bei Ge vor. Ein Grund für die 
bweichung von der Theorie ist, daß die durch den Strom 
ervorgerufene Übertemperatur in ihr außer Betracht bleiben 
uste. Sie geht aber bei Ge und Si fast bis zur Rotglut. Den 
-harakter der Kennlinien gibt die Theorie jedoch recht gut 
ieder. 

In der Sperrichtung ist auch die elektrostatische Kapazität 
er Sperrschicht wichtig, weil an ihr größere Spannungen 
vitreten. Nun hatten wir gesehen, daß die Sperrschicht 
nso dicker, ihre Kapazität also umso kleiner wird, je höher 
ie Sperrspäannung ist. Also lassen sich nur Mittelwerte an- 
eben. Bei CusO und Se ergibt sich dann die Größenordnung 
- 10-2 „F/cm? und bei Ge 1 uF/cm?. Daraus folgt, daß bei 
uO und Se etwa bei der Frequenz 105 Hz der Kapazitätsstrom 
em gleichzurichtenden Strom vergleichbar wird. Ge und Si 
ber verlangen ja gerade außerordentlich kleine Berührungs- 
ächen von 10-7 cm? und weniger. So ist es bei ihnen mög- 
d, bis in das Gebiet der cm-Wellen zu kommen. Diese her- 
orragenden Eigenschaften des Ge und Si waren auch der 
rund für eine außerordentlich umfangreiche Entwicklungs- 
rbeit an diesen Gleichrihtern in den USA im letzten 
riege [12]. 

Das Rauschen 

Im Hochfrequenzgebiet spielt das Rauschen der Gleich- 
chter [6] eine große Rolle. Leider ist es bei Ge und Si sehr 
'e] größer als das gewöhnliche thermische Rauschen ohm- 
ter Widerstände. Die Rauschleistung ist eher dem Quadrat 
's der ersten Potenz der Stromstärke proportional. Mit der 
emperatur nimmt das Rauschen nur wenig zu. Unter nor- 
alen Bedingungen kommt es öfter vor, daß das Rauschen 
ei der Frequenz 1000 Hz 10*mal so stark ist wie das Wärme- 
äuschen in einem 10000 Q-Widerstand bei Zimmertempera- 
ar. Die Ursachen des Rauschens sind noch nicht hinreichend 
exlärt. 

Ein Wunschzettel 

Bei den Ge- und Si-Gleichrichtern für höchste Frequenzen 
“heint mir nicht mehr viel zu wünschen übrig. Dagegen be- 
tehen bei den Sperrschichtgleichrichtern für mittlere Fre- 
üenzen und für große Ströme folgende Wünsche: 

Höchster Wirkungsgrad. — Er wird erreicht a) 
urch möglichst großes Verhältnis Flußstrom zu Sperrstrom, 


heute wohl noch eine Frage des Ausprobierens; b) durch mög- 
lichst dünne Halbleitershicht. Die Gleichrichtung findet in 
der 10-4... 10-6 cm dicken Sperrschicht statt. Alles, was dar- 
über noch an Halbleiterschicht vorhanden ist, ist von Übel. 
Das Ideale wären etwa 10-3 cm Halbleiterschicht; c) durch Er- 
zeugen einer künstlichen Sperrschicht an der Metallgrenze 
in Verbindung mit einer guten Leitfähigkeit im Halbleiter- 
innern. Dann darf die Halbleiterschicht etwas dicker sein. 

Höchste Sperrspannung. — Die Theorie kennt 


keine Begrenzung, weil sie von der Erhitzung der Sperrschicht 


durch den Strom absieht. Offenbar ist der bei Cu2O und Se 
so früh einsetzende Durchschlag ein thermoelektrischer. In 
irgend einem Stromfaden ist die Leitfähigkeit, die Strom- 
stärke, die Erhitzung am größten. Steigt nun die Leitfähig- 
keit nach einer e-Funktion der Temperatur, so treiben sich 
beide Vorgänge, Stromzunahme und Erwärmung gegenseitig . 
in die Höhe, bis der mit der Übertemperatur zunehmende 
Wärmeabfluß aus dem Stromfaden so groß wird, daß er ein 
Gleichgewicht erzwingt. Bei einer bestimmten Spannung aber 
wird dieses Gleichgewicht nicht mehr erreicht. Strom und 
Erhitzung steigen bis zum Schmelz- oder Zerstörungspunkt. 
Der Durchschlag ist da. 

Aus dieser Durchschlagstheorie ergeben sich die Mittel, 
die Durchschlagsspannung in die Höhe zu treiben. Sie sind: 
a) Möglichst großer Wirkungsgrad, denn umso geringer wird 
die Wärmeentwicklung. b) Möglichst energische Kühlung der 
Sperrschicht. Sowohl (a) wie b) zeigen, wie erwünscht eine 
geringe Dicke der Halbleiterschicht ist. c) Möglichst hoher 
Schmelz- oder Zersetzungspunkt. Diese Bedingung ist beson- 
ders wichtig. Es ist zu fordern, daß die Sperrschicht nahezu 
Rotglut ohne Zerstörung verträgt, wenn hohe Sperrspannung 
erreicht werden soll. d) Möglichst geringe Zunahme der Leit- 
fähigkeit mit der Temperatur. 

In c) und d) sind Ge 
und Si außerordentlich 
überlegen. Erstens sind 
beides chemische Elemen- 
te, also an sichschon nicht 

j zersetzlich. Zweitens 
schmilzt Ge bei 960 °C, 
Si bei 1420 °C. Ihr Leit- 
vermögen steigt anfangs 
nur wenig mit der Tem- 


+i u 


, peratur. Erst bei etwa 

sdın - i l 

i 900 °C setzt sich bei Ge 
Bild 9. Spannungsverlauf an der ein schneller Anstieg an. 


Germaniumsperrschicht. SE ; 
Die interessante Folge ist, 


daß es bei ihm überhaupt keinen Durchschlag gibt. Wird 
die Stromstärke in der Sperrichtung immer weiter gesteigert, 
so zeigt sich der Spannungsverlauf des Bildes 9. Danach 
durchläuft die Spannung ein Maximum und sinkt bei weiter 
steigendem Strom wieder ab. Die Sperrschicht erhält eine fal- 
lende Charakteristik wie ein Lichtbogen. Die Erklärung 
dürfte auch die gleiche sein wie bei jenem. Die abgeführte 
Wärmemenge steigt langsamer als die Stromstärke, also 
auch die erforderliche Leistung. Folglich nimmt die Span- 
nung ab. Die Temperatur ist dabei so hoch, daß der Wider- 
stand mit steigendem Strom schnell abnimmt. 

GrößteStröme. — Die große Aufgabe ist hier, eine 
Kombination zu finden, die bei CusO und Se möglichen gro- 
Ben Stromstärken mit den bei Ge und Si erreichbaren hohen 
Sperrspannungen vereint. Die allgemeinen Bedingungen 
sind: 

a) Thermische Beständigkeit, hoher Schmelzpunkt; b) AE: 
oder AEs sehr klein, AE möglichst 1 V oder mehr; c) geringes 
ny ‚etwa 10!?..10'13 je cm?; d) Herstellbarkeit sehr geringer 
Schichtdicken oder Erzeugung einer störstellenarmen Grenz- 
schicht auf einer dicken, störstellenreichen, gut leitenden 
Schicht. 


Das bisher Erreichte 
Kupferoxydulgleichrichter. — Die aus ge- 
eignetem Kupfer hergestellten Scheiben werden zunächst 
chemisch oder durch Sandstrahlgebläse gereinigt, dann in 


einem Ofen in Luft oder reinem Sauerstoff auf 1015 ... 1040 °C 
erhitzt, wobei sich die CugO-Schicht bildet, dann auf 600 °C 
getempert und endlich durch Hineinwerfen in Wasser abge- 
schreckt. Oberflächlih entstandenes CuO wird vorsichtig, 
in der Regel chemisch, entfernt und dann die Gegenelektrode 
aufgespritzt. Für geringe Belastungen werden die einzelnen 
Scheiben in Graetzscher Schaltung zu Säulen aufgeschichtet 
und durch Druckschrauben zusammengepreßt, so daß sich ein 
erschütterungsfreies Aggregat ergibt. Bei stärkeren Belastun- 
gen werden Kühlflächen mit Abstandshaltern eingefügt. Für 
größere Ströme werden größere rechteckige Bleche in gleicher 
Weise hergestellt und dann frei in Luft aufgehängt, so daß 
der aufsteigende Konvektionsstrom der Luft sie gut kühlt. Die 
in der Praxis übliche Belastung geht nicht über 5...8 V Sperr- 
spannung und 0,075 A/cm? hinaus. 

Der Vorzug der Cu»O-Gleichrichter ist, daß sie sich weder 
nach dem Ausschalten noch bei längerem Durchleiten von 
Gleichstrom in der Flußrichtung verändern. Sie sind deshalb 
die gegebenen Meßgleichrichter. Leider haben sie jedoch die 
Eigenschaft zu altern. Ihr Sperrwiderstand sinkt, ihr Fluß- 
widerstand steigt mit der Zeit. Die anfängliche schnelle Än- 
derung läßt sich durch künstliche Alterung vor dem Einbau 
in das Meßgerät erledigen. Die langsame weitere Alterung 
völlig zu beseitigen, ist jedoch noch nicht gelungen. Es 
empfiehlt sich daher, Meßinstrumente mit Gleichrichtern von 
Zeit zu Zeit nachzueichen, wenn genaue Messungen gewünscht 
werden. Ein weiterer Vorzug der CusO-Gleichrichter ist, daß 
sie bereits bei geringeren Spannungen wirksam sind als die 
Se-Gleichrichter. Ihre höchstzulässige Betriebstemperatur ist 
50 °C. Der Wirkungsgrad liegt um 60%, ist also schlecht. 
Daher die erforderliche starke Kühlung. Die Dicke der CusO- 
Schicht beträgt 80... 100 x, ist also viel dicker als erwünscht. 
Vermutlich ist es aber nicht möglich, sie wesentlich dünner 
herzustellen. 

Selengleichrichter. — Eisenblehe werden mit 
Sandstrahlgebläse aufgerauht und vernickelt. Darauf wird 
fein gemahlenes Selenpulver, das geeignete Zusätze erhalten 
hat, in sehr dünner Schicht bei 150 °C unter hohem Druck auf 
die Bleche gepreßt und sodann das Selen durch Erhitzen bis 
dicht unter den Schmelzpunkt (219 °C) in die wirksame gut 
leitende Modifikation verwandelt, worauf die Gegenelek- 
trode aufgespritzt wird. Danach ist jedoch noch keinerlei 
Gleichrichtung vorhanden. Sie wird erst dadurch erzielt. daß 
der Gleichrichter mit allmählich zunehmender Spannung in 
der Sperrichtung belastet wird. Bei dieser Formierung ent- 
steht eine Sperrschicht an der aufgespritzten Gegenelektrode. 

Beim Zusammenbau werden keine Kühlrippen verwen- 
det, weil die abzuführende Wärme wegen des hohen Wir- 
kungsgrades gering ist, sondern die quadratischen Bleche 
haben in der Mitte eine Durchbohrung, durch welche die Kon- 
taktorgane und die Druckschraube zum Zusammenpressen ge- 
führt werden. Die durch Abstandhalter voneinander ge- 
trennten Scheiben sind also frei der Luftkühlung ausgesetzt. 
Für große Ströme werden ebenfalls große echteckige Bleche 
frei aufgehängt. 

Neuerdings hat die AEG [10] ein wirkungsvolles Ver- 
fahren entwickelt. Auf .quadratische Al-Scheibhen von 
1X1X0,1 cm wird zunächst eine Wismutschicht von 0,5 u 
Dicke aufgedampft, um die stets auf dem Al vorhandene 
Oxydschicht leitend zu machen. Dann folgt das Aufdampfen 
der Selenschicht von 40 u Dicke ebenfalls im Vakuum. Die 
anschließende Wärmebehandlung und Formierung ist die 
übliche. Die Scheibchen werden dann zu Einweggleichrich- 
tern oder auch in Graetzscher Schaltung zu Vollweggleich- 
richtern aufeinandergereiht und in ein Al-Gehäuse eingebaut, 
das in Radioapparate paßt. Die Wechselspannung ist 250 V, 
der Strom je nach Type 30... 100 mA. 

Die Sperrspannung wählt man bei Se zu 14...18 V, hofft 
jedoch demnächst auf 30 V zu kommen, als zulässige Be- 
triebstemperatur 70 °C. Der wesentliche Vorzug des Selens 
gegenüber dem CuO ist sein viel größerer Wirkungsgrad, 
der bisweilen 90°’ überschreitet. Ferner beansprucht ein 
Selengleichrichter nur 20°’o des Raumes und Gewichtes eines 
CusO-Gleichrichters. Weiter heilt eine Durchschlagsstelle bei 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


Selen wieder aus, bei CuO dagegen nicht. Demgegenuter 
hat Selen den Nachteil, daß es nach dem Ausschalten ooer 
auch bei Belastung mit Gleichstrom in der Flußrichtung se.ae 
Sperrwirkung allmählich verliert, so daß es sich bei Wieder 
inbetriebnahme neu formieren muß, was im allgemeinen seir 
schnell vor sich geht. Doch ist u. U. die Gefahr der Uber 
lastung der Stromkreise gegeben, wenn längere Zeit ausge- 
schaltet war. Endlich spricht Selen erst bei höheren Spa:- 
nungen an als CusO. 

Germanium-Gleichrichter für niedris 
SpannungenundSilizium-Gleichrichter|{ßl. 
Bei der Anordnung Spitze — Platte liegt in Reihe mit ċ 
Kontaktstelle ein Ausbreitungswiderstand 


d 


9 
er 2d’ | 
wenn 0 der spezifische Widerstand und d der Durchmesser 
der Berührungsfläche ist. Er berechnet sich bei Ge und cen 
üblichen Spitzendurchmessern zu etwa 2000 Q, ist aber rad 
Messungen aus noch nicht aufgeklärten Gründen nur wen:ze 
hundert Ohm. Die Herstellung der Ge- und Si-Gleicricte: 
ist mühsam und schwierig. Zunächst müssen beide Elemen'e 
chemisch hochgradig gereinigt werden. Dann wird dem Ge 3 
der Regel 0,2... 0,5% Sb, dem Si 0,005% B zugesetzt und e3 
kleiner Barren im Vakuum geschmolzen. Nach langsam: 
Abkühlung wird er in dünne Scheibchen zerschnitten, die € 
nach dem Verwendungszweck teils hochglanzpoliert, tes 
nur geglättet und auf der einen Seite elektroplattiert werd-i. 
Dann werden sie in kleine Stücke zerbrochen, so daß ə-i 
1 cm? etwa 15... 18 kommen. Diese werden in eine geeiani't 
Form geschliffen und auf einen Bolzen gelötet. Die Ger’ 
elektrode, das sogenannte Schnurrhaar (cat whisker), ist . 
der Regel ein Wolframdraht von 0,02... 0,005 cm Dmr., ::: 
auf weniger als 0,00025 cm Dmr. zugespitzt und mit de? 
stumpfen Ende ebenfalls auf einen Bolzen gelötet wird. Dan 
werden beide gemäß Bild 10 in einer Patrone zusammeng” 


Germanıum Messing 


ICHS 
| 


DAA 


Bakelit 
Bild 10. Aufbau des Ge- und Si-Gleichrichters. 


schoben, nachdem Spannung angelegt und ein Elektror=: 
oszillograph zur Beobachtung parallel geschaltet ist. Nad: -* 
Berührung von Schnurrhaar und Ge wird mit dem Os:: : 
graphen die Kennlinie beobachtet und der Berührungsc: 
vergrößert, bis sie die gewünschte Gestalt hat. Darauf w: 
den die Bolzen fixiert und die Patrone vorsichtig gekl::' 
Dabei geht der Flußwiderstand von etwa 350 auf 250 Q :: 
rück, der Sperrwiderstand von 10000 auf 20 000 ... 100.09 | 
hinauf. Endlich wird durch das Seitenloch Paradac mit 2- 
Acrawachs, bei 100 °C geschmolzen, eingefüllt, um die S::” 
sicher festzulegen. Die übliche Sperrspannung ist 30 V.: 
normale Gleichstromstärke von 30 mA kann kurzzeit:g - 
auf 300 mA erhöht werden. 
Germanium-Gleichrichter für höh*! 
Spannungen [6]. — Für Sperrspannungen von 100 \ -~ 
darüber wird dem gereinigten Germanium 0,1 Atomp:c!t 
Sn zugesetzt. Dann muß der erschmolzene Barren &.°-°: 
langsam abgekühlt werden. Bei schneller Abkühlung *. ~ 
sich das fast überhaupt nicht gleichrichtende p-Typ-Ge'?: 
nium. Wird der Barren in einem Graphittigel geshmo!ze? $ 
werden öfter Sperrspannungen bis 400 V erreicht. n» : 
dann nur noch 1,5:1014/cm3 und E gleih 10 Qcm. We è 
wähnt, ist der große Vorzug dieser Gleichrichter aube: ` 
hohen Sperrspannung die außerordentlich geringe Kapaz - 
Germanium-Schweißkontaktgleichr:‘! 
ter [6]. — Besonders gut soll der folgendermaßen he’. 
stellte Schweißkontaktgleichrichter sein. Ein Schnurrhaä: ~- 


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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 419 


- einer Pt-Ru-Legierung wird auf weniger als 0,00005 cm Ra- 
dius angespitzt, auf eine Scheibe aus Ge mit 0,2%/0 Sb aufge- 
setzt und 5... 10 s lang mit 250 mA belastet. Dann schweißt es 
bei einer Stromdichte von 106 A/cm? auf dem Ge fest. Die 
 Flußkennlinie ist dann über 5 Dekaden eine genaue e-Funk- 
tion, der Ausbreitungswiderstand nur 2...4 Q, der Sperrwi- 
derstand bei 1 V 10.000 ... 20 000 Q. 


! Schrifttum | 


I) F.Braun: Uber die Stromleitung durch Schwelelmetalle. Pogg. Ann. 
153 (1874) S. 556. 

[2] C. E. Fritts: 
(1883) S. 465. 

3] H. Brandes: Uber Abweichungen vom Ohmschen Gesetz, Gleich- 


On a new form of selenium cells, Amer. J. Sci. 26 


richterwirkung und Wellenanzeige der drahtlosen Telegraphie. ETZ 27 
(1906) S. 1015. , 
[4] L.O. Grondahl: A new Type of Contact Rectifier. Phys. Rev. 27 
(1926) S. 803. 
[5] O. Irion: Kupferoxydul-Trokengleichrichter. ETZ 51 (1930) S. 993. 
l6) H.C. Torrey u. Ch. A. Whitmer: Crystal Rectifiers. London 
1948. 
[7) Wilfried Meyer: Uber die Elektrizitätsleitung anorganischer Stoffe 
mit Elektronenleitfähigkeit. Z. Phys. 85 (1933) S. 278. 
[8] W. Schottky: Vereinfachte und erweiterte Theorie der Rand- 
schichtgleichrichter. Z. Phys. 118 (1942) S, 539. 
[9] E.S penke: Zur Randscichttheorie der Trokengleichrichter. Z. Phys. 
126 (1949) S. 67. 
[10] D. R. P. 720445. 
[11] R. W. Pohl: Elektronenleitung in festen Körpern, insb. in Halb- 
leitern, ETZ 71 (1950) H. 11, S. 269. 
[12] H. Fricke: Halbleiter-Trioden u. Tetroden als Verstärker- u. Misch- 
stufen. ETZ 71 (1950) H. 6, S. 133. 


m nn in nn Un _—— —— 


Zusatzgeräte für den Empfang frequenzmodulierter Ultrakurzwellensender 


Von A. Nowak, Hannover 


Der Rundfunkempfänger. ist in wenigen Jahrzehnten zu 
einem Gebrauchsgegenstand der breiten Masse geworden, 
der aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken 
ist. Anderseits war das für Rundfunkzwecke im europäi- 
shen Raum verfügbare Wellenband weit stärker als tech- 
nish vertretbar belegt. Durch den Kopenhagener Wellen- 
plan! sollten ab 15. März 1950 die Verhältnisse bereinigt 
werden. Dieser Wellenplan ist zwar nur teilweise verwirk- 
licht worden, er hat aber die für Deutschland verfügbaren 
Wellen merklich verringert und den einzelnen Sendern aus- 
breitungsmäßig ungünstigere Wellenlängen zugewiesen. An- 
derseits beabsichtigen die deutschen Sendegesellscdiaften, 
mehrere Programme gleichzeitig auszusenden, um dem Hö- 
rer eine gewisse Auswahl der Darbietungen zu ermöglichen. 

Die einzige Möglichkeit, dieser Situation gerecht zu wer- 
den, war die Errichtung von zusätzlichen Sendern in einem 
anderen Wellenband. Auf Grund internationaler Absprachen 
stehen für Rundfunkzwecke einige Bänder im Kurzwellen- 
bereich (13...50 m) und Ultrakurzwellenbereich (unter 10 m 
Wellenlänge) zur Verfügung. Kurzwellen sind jedoch für 
Rundfunkzwece im üblichen Sinn nicht geeignet, da sie nur 
in unmittelbarer Nähe des Senders gut empfangen werden 
können, dann eine tote Zone ergeben und erst in Entfernun- 
gen von einigen 100 km wieder hörbar werden. Es bleibt für 
Ausweichzwecke also nur das Ultrakurzwellenband übrig. 
Mit Rücksicht auf möglichst große Störfreiheit bei brauch- 
barer Reichweite erscheint in diesem Wellenband der Be- 
reih 87,5...100 MHz (3,43...3m) besonders geeignet (Ta- 
fel 1). 

Tafel 1. UKW-Sender in der Bundesrepublik. 
SenderimBetrieb 


| i 
Standort | a se | kW 


Standort 


b) GeplanteSender 


DK 621.396.621.53 : 621.396.619.13 


Das Ultrakurzwellenband ermöglicht zwar nur Reidh- 
weiten, welche die Grenze der optischen Sicht nicht wesent- 
lich überschreiten, es gestattet aber dafür die Anwendung 
der Frequenzmodulation (FM). Diese moderne Übertragungs- 
technik bedingt zwar einen gewissen Mehraufwand auf der 
Empfängerseite, bringt aber u.a. folgende Vorteile mit sich: 
1. Der Empfang ist besonders störungsfrei. . 

2. Die Wiedergabe-Qualität ist bei FM-UKW besser als bei 
normalem Rundfunkempfang. 

3. Es ist leichter, FM-Sender voneinander zu trennen als 
normale amplitudenmodulierte Rundfunksender. 

Leider lassen sich übliche Rundfunkgeräte nicht ohne 
weiteres für FM-Empfang verwenden. Der Grund dafür ist 
hauptsächlich in der für FM-Empfang notwendigen großen 
Bandbreite zu suchen. Während für AM-Rundfunkempfang 
Bandbreiten von 6..10 kHz in vielen Fällen ausreichen, 
muß ein guter FM-Empfänger etwa 20...30mal so viel, also 
ungefähr 200 ... 300 kHz Bandbreite besitzen. Deshalb genügt 
es z.B. nicht, bei einem normalen Überlagerungsempfänger 
einen zusätzlichen UKW-Bereich vorzusehen. Der Zwischen- 
frequenzverstärker eines soldhen Empfängers hat einen viel 
zu kleinen Durclaßbereich und ist für FM-UKW-Empfang 
ungeeignet. Man muß ihn deshalb für diese Betriebsart durch 
einen genügend breitbandigen Verstärker ersetzen. Das kann 
so geschehen, daß man beim Übergang auf UKW-Empfang 
nicht nur die Eingangs- und Überlagerungskreise, sondern 
auch die Zwischenfrequenzbandfilter umschaltet. Durch die 
breitbandige Auslegung dieser Filter sinkt die Stufenver- 
stärkung, der Empfänger wird wesentlich unempfindlicher. 
Um diesen Verstärkungsverlust auszu- 
gleichen, muß man besonders hochwer- 
| ans tige Verstärkerröhren benützen und 

kW wenigstens eine zusätzliche Zwischen- 


frequenzstufe vorsehen. 


Nordwestdeutscher Rundfunk 


Nordwestdeutscher Rundfunk 


Programm Nord | Hannover (als Ersatzf.0,4kw) 10 Alle diese Maßnahmen kann man 
Hamburg-Moorfleet 88,9 10 Oldenburg ’ 10 ee < 
Hannover 89,3 0.4 Teutoburgerwald l 10 bei einer neu aufgelegten Empfänger- 

ehia N 88,4 0,25 Südwestfunk r. type durchführen, ein Umbau von be- 

gramm wes Honisgrindegebiet : z . : 
Köln (Hansaring-Hochhaus) 89,7 i Raichberg b Hechingen 10 reits bestehenden Geräten würde je- 
Langenberg 88,9 10 Feldberg (Schwarzwald) Ä doch einer vollständigen Umkonstruk- 
Stdwestfunk = | ji SE a Paai ' tion gleichkommen und deshalb wirt- 

n-Baaen i ' Bayerischer Rundfun ; ; ; 

biyer Kai | Ochsenkopf (Fichtelgebirge | schaftlich unvertretbar ‚sein. Einen 
München 90.1 0.25 Bamberg-Altenburg Ausweg aus dieser Situation bietet das 
dene en | 1 Hochberg Pe Traunstein | UKW-Zusatzgerät. Ein solches Zusatz- 

ürnderg el 0,25 Hessischer Rundfunk A R : ; : 
Würzburg 877 0.25 Wazsekuppe 10 gerät ist ein kleiner UKW-Spezial- 

Hessischer Rundfunk \ Hoher Meißner 10 empfänger, der nur jene Stufen ent- 
Feldberg (Taunus) 97,7 10 Süddeutscher Rundfunk "hält, die dem vorhandenen Rundfunk- 
Heiligenstock | 94,3 0,25 Stuttgart-Degerloch 1 fä feh 
Kassel 89,3 01 Ulm-Wilhelmsburg l 0.25 empfänger fehlen. Durch Zusammen- 

Süddeutscher Rundfunk er Mahia er a er für schalten beider Geräte erhält man die 
Stuttgart-Funkhaus 4, 0,25 uttgart-Fiorzheım : x 
Pforzheim-Wallberg 87, 01 Heidelberg-Königsstuhl 0,25 notwendige Ergänzung. Das Zusam- 

(später 3) menschalten läßt sich vereinfacen, 


ı Vgl. ETZ 70 (1949) S. 521. 


wenn man den UKW-Teil so ausbildet, 


420 


daß er in ein vorhandenes Rundfunkgerät eingebaut werden 
kann. Die notwendigen Betriebsspannungen wird man mög- 
lichst dem Netzteil des Rundfunkempfängers entnehmen. 
Man spricht in diesem Fall von „UKW-Einbaugeräten“. Im 
allgemeinen lassen sich solche Einbaugeräte jedoch nur in 
jene Typen von Rundfunkempfängern leicht einbauen, bei 
deren Konstruktion auf eine nachträgliche Einbaumöglich- 
keit Rücksicht genommen wurde. Wo das nicht der Fall ist, 
wird es sich empfehlen, einen UKW-Zusatz in einer univer- 
sell verwendbaren Form, ein „UKW-Vorsatzgerät” zu wäh- 
len. Ein solches Gerät besitzt ein eigenes Gehäuse, eine 
eigene Stromversorgung und läßt sich deshalb ohne jede 
Schwierigkeit mit einem beliebigen Rundfunkgerät zusam- 
menschalten, 


Ausführungsformen von UKW-Zusatzgeräten 


FM-Sendungen kann man auch mit sehr einfachen Ge- 
räten abhören. Diese entsprechen in ihrem Aufbau den von 
anderen Bereichen her bekannten Einkreiserschaltungen, be- 
nützen aber meist Pendelrückkopplung. Durch die Pendel- 
rückkopplung werden solche Empfänger außerordentlich 
empfindlich, verursachen aber auch eine kräftige Störstrah- 
lung, welche UKW-Empfang in weitem Umkreis unmöglich 
machen kann. Um diese Störstrahlung in erträglichen Gren- 
zen zu halten, muß man vor der Pendelstufe ein Trennrohr 
vorsehen und kommt auf diese Weise zu einem Zweiröhren- 
gerät, welches die billigste Lösung eines genügend empfind- 
lichen FM-UKW-Empfängers darstellen dürfte. Dieses Gerät 
besitzt allerdings keine genügend große Ausgangsleistung, 
um einen Lautsprecher zu betreiben, man kann es jedoch an 
die Tonabnehmerbuchsen eines normalen Rundfunkempfän- 
gers anschließen und erhält auf diese Weise eine genügend 
lautstarke Wiedergabe. 

Ein solcher Pendelempfänger stellt zwar eine billige, je- 
doch nur behelfsmäßige Lösung dar und kann niemals die 
Vorteile der FM-Technik ausnützen. Damit diese sich voll 
auswirken, muß man einen Überlagerungsempfänger ver- 
wenden, der außer dem bereits erwähnten sehr breitban- 
digen Zwischenfrequenzverstärker auch noch einen brauc- 
baren Amplitudenbegrenzer und einen geeigneten FM- 
Gleichrichter besitzt. Besonders wichtig ist der Amplituden- 
begrenzer, eine Vorrichtung, welche alle Amplitudenschwan- 
kungen der empfangenen Welle unterdrückt und nur Fre- 
quenzschwankungen durchläßt. Da die Empfangsstörungen 
zum allergrößten Teil amplitudenmoduliert sind, werden sie 
durch einen solchen Amplitudenbegrenzer weitgehend unter- 
drückt. Auch für die Trennschärfe und Wiedergabequalität 
eines UKW-Empfängers ist ein guter Amplitudenbegrenzer 


FM- 
Gleichrichter 


Begrenzer 


ZF- 
Mischstufe Verstärker 


Bild 1. Mindestauiwand für einen voliständigen UKW-Empiang,. 
UKW-Einbaugerät, die NF wird im Rundfunkgerät verstärkt. 


ETZ 879) 


wichtig. Der Mindestaufwand für einen vollwertigen UKW- 
Empfänger ist in Bild 1 dargestellt. Die von der Antenne 
aufgenommene Empfangsspannung wird in der Mischstufe 
in eine Zwischenfrequenz verwandelt, welche im anschlie- 
ßenden Zwischenfrequenzverstärker weiter verstärkt wird. 
Hinter diesem Zwischenfrequenzverstärker liegt ein Begren- 
zer. Die durch den Begrenzer von Amplitudenstörungen ge- 
säuberte Welle wird dem FM-Gleichrichter zugeführt, dort 
hörbar gemacht und schließlich in einem Niederfrequenzver- 
stärker weiter verstärkt. 

Man kann auch die Funktion des Begrenzers und FM- 
Gleichrichters in einer Stufe zusammenlegen, wenn man 
z.B. einen Verhältnisgleichrichter benützt. Ein UKW-Einbau- 
gerät, das diesem Prinzip entspricht, bringt neuerdings Te- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


. antenne von etwa 2 X 75 cm Länge verwendet werden, sie 


Die ersten 4 Glieder enthält das 


15. August 199 


lefunken unter der Bezeichnung „UKW 4 C” heraus, Das 
Gerät ist ein vollwertiger kleiner UKW-Super mit der Röh- 
renbestückung: ECH 11, EF 14, EF 14, EAA 11. Es besitzt 
insgesamt 8 Abstimmkreise: 2 bedienbare UKW-Kreise [(An- 
tennen- und ÖOszillatorkreis), 2 zweikreisige ZF-Bandfilter 
und 2 weitere ZF-Kreise, welche zusammen mit der Röhre 
EAA 11 als Verhältnisgleichrichter geschaltet sind. Die 
ECH 11 arbeitet als Mischröhre, die beiden EF 14 werden 
zur ZF-Verstärkung benötigt. Die Heizung der Röhren lie- 
fert ein kleiner eingebauter Heiztransformator, die Anoden- 
spannung wird jeweils dem Rundfunkgerät entnommen, in 
welches der UKW 4 C eingebaut wird. Bild 2 zeigt den 
UKW 4C in einen „Opus 49" eingebaut. Die Abstimmung des 
Einbaugerätes wird in diesem Fall durch Seilzug mit dem 
Antrieb des Rundfunkempfängers gekoppelt, so daß man die 
UKW-Sender durch Betätigen des normalen Abstimmknopfe 
einstellen kann. Als Antenne sollte möglichst eine Dipol 


wird durch ein symmetrisches 60 Q -Kabel mit dem Empfän- 
ger verbunden. Man kann aber auch eine Antenne von 300% 
Widerstand verwenden, ohne daß ein merklicher Empfind- 
lichkeitsverlust eintritt. 


ETZ 822 
Bild 2. 


UKW-Einbaugerät im normalen Superhet-Empfänger [oben]. 
Da das UKW-Sendernetz laufend ausgebaut wird, wird 
man bald an fast allen Stellen Westdeutschlands mil 
einem solchen Gerät empfangen können. Falls der empian- 
gene Sender genügend kräftig einfällt, wird man bald fest 
stellen, daß das Gerät eine sehr gute Wiedergabequalilät 
besitzt. Das Klangbild ist ausgeglicher 
der akustische Hintergrund ist ung® 
NF- wöhnlich ruhig, man wird nicht durdi 
unangenehm scharfe hohe Töne ge 
stört und doch ist die Wiedergabe kla 
und sauber, Für eine befriedigend 
Wiedergabe ist es allerdings not 
dig, daß Aufnahme und Ubertragum 
auf der Senderseite einwandfrei erfolgen. Kleine Fehler, d 
dort auftreten, drücken sich bei guten FM-Empfängern dei 
licher aus als bei üblichen Rundfunkgeräten. 


Die Überlegenheit der neuen Technik zeigt sidi 
besten in ihrer Unempfindlichkeit gegen Gewitterstörunge 
Selbst wenn diese Störungen so stark sind, daß sie«& 
Empfang eines kräftigen Ortssenders im Mittelwellenbereis 
unmöglich machen, hört man bei FM-UKW-Empfang 
dem Lautsprecher meist nicht das leiseste Knacken. 
einmal eine gute UKW-Sendung mit einem vollwerüt 
FM-Empfänger in Ruhe anhören konnte, wird diese 
Art der Ubertragungstechnik in Zukunft jedem 
Rundfunkempfang vorziehen, 


Verstarker 


oogle 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 421 


Überblick über Aufbau und Wirkungsweise der Laufzeitröhren 


Von Hans Fricke, Braunschweig. 


Übersicht. Bei der sehr lebhaften Entwicklung der Dezimeterwel- 
entechnik sind neue Laufzeitröhren entstanden, die vielen Elektrotecdhni- 
tern oft nur dem Namen nach bekannt sind. Es ist das Ziel dieser Arbeit, 
n knappster Form einen zusammenfassenden Überblick über die Arbeits- 
weise der wichtigsten Typen der Laufzeitröhren zu geben. 


1. Einleitung. 

Im Dezimeterwellengebiet wird bei der normalen Triode 
die Periodendauer vergleichbar mit den Elektronenlaufzeiten, 
so daß mit zunehmender Frequenz zwischen Anodenstrom 
und Steuerspannung eine immer größer werdende Phasenver- 
schiebung auftritt. Dadurch verkleinert sich die Röhrensteil- 
heit und der Elektronenstrom läßt sich nicht mehr leistungs- 
Jos steuern. Durch Verkleinern der Elektrodenabstände, Be- 
nutzung von Flächendurchführungen, Einbau des Röhrensy- 
stems in Topfkreise und Anwendung der Gitter-Basis-Schal- 
tung kann die Triode bis herunter zu Wellenlängen von etwa 
10 cm benutzt werden, jedoch liegen die bis jetzt erreichten 
Hocfrequenzleistungen nur zwischen 1 und 10 W [il]. 

Größere Leistung bei der Erzeugung und Verstärkung 
von Schwingungen läßt sich mit Hilfe der Laufzeitröhren er- 
zielen, bei denen der Laufzeiteffekt bewußt durch eine Wech- 
selwirkung zwischen einer Elektronenströmung und einem 
elektromagnetischem Feld ausgenutzt wird. Unterteilen wir 

|die Laufzeitröhren nach der Art der Energieabgabe, dann kön- 

nen wir zwei Gruppen unterscheiden, bei denen entweder ein 

Energieaustausch zwischen Elektronenströmung und stehen- 

den elektromagnetischen Feldern oder zwischen der Elektro- 

nenströmung und fortschreitenden elektromagnetischen Fel- 
dern vorhanden ist. Wir erhalten somit die tolgende Eintei- 
lung der Laufzeitröhren: 

' A. Laufzeitröhren mit einer Wechselwirkung zwischen 
Elektronenströmungen und stehenden elektromagne- 
tischen Feldern. 

1. Die Bremsfeldröhre. 
2. Die Triftröhren. 

B. Laufzeitröhren mit einer Wechselwirkung zwischen 
Elektronenströmungen und fortschreitenden elektro- 
magnetischen Feldern. 

1. Das Magnetron. 
2. Die Wanderfeldröhre. 
3. Die Elektronenwellenröhre. 

Bevor wir jedoch die einzelnen Röhrentypen näher be- 
trachten, wollen wir die zur richtigen Arbeitsweise aller Lauf- 
zeitröhren notwendigen Voraussetzungen untersuchen. 


2 Die Arbeitsbedingungen der Lauifzeitröhren 

Man kann in der Röhre Schwingungen nur dann erzeu- 
gen oder verstärken, wenn die Elektronenströmung einen 
Teil der aus dem Gleichspannungsfeld aufgenommenen Ener- 
gie an den äußeren Schwingungskreis abgibt. Eine solche 
Energieabgabe ist vorhanden, wenn sich während des Flu- 
ges eines Elektrons das elektrische Feld zeitlich so ändert, daß 
z.B. beim Durchlaufen einer geschlossenen Kurve bei Rück- 
kehr des Elektrons zum Ausgangspunkt dort ein niedrigeres 
Potential herrscht als im Startaugenblick, so daß das Elektron 
abgebremst wird. Allerdings werden nur solche Elektronen 
abgebremst, die zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt gestar- 
tet sind. Elektronen, bei denen der Anlaufzeitpunkt gegen- 
über dem Ablauf der Periode so liegt, daß nach Rückkehr 
zum Ausgangspunkt dort ein höheres Potential herrscht, wer- 
den beschleunigt und nehmen Energie auf. Damit nun im 
Mittel innerhalb einer Periode überhaupt Energie abgegeben 
wird, müssen mehr Elektronen Energie abgeben als aufneh- 
men, d. h., die Elektronen müssen sich in einer gewissen 
Weise einordnen, was wir als Paketbildung bezeichnen. Diese 
Einordnung geschieht bei den Laufzeitröhren, bei denen sich 
das Elektron dauernd in einer Wechselwirkung mit dem 
elektrischen Feld befindet, durch die Hochfrequenzspannung 
selbst: Die in der „falschen’ Phase befindlichen Elektronen 


DK 621.385.1 


werden beschleunigt, legen daher größere Wege zurück als 
die in der „richtigen“ Phase vorhandenen Elektronen und 
werden somit in ihrer Phasenlage zur Hochfrequenzspannung 
so weit verändert, bis sie schließlich nicht mehr beschleunigt 
sondern abgebremst werden und dann auch Energie abgeben. 
Durch derartige Ein- und Uberholungseffekte wird die ge- 
wünschte Einsortierung und Paketbildung der Elektronen er- 
reicht, so daß, wenn die angelegte Hochfrequenzspannung 
auf das Elektronenpaket bremsend wirkt, Energie abgegeben 
werden kann. Eine andere Art der Paketbildung finden wir 
bei den Laufzeitröhren mit feldfreiem Laufraum, bei denen 
die Elektronen nur an gewissen Stellen in Wechselwirkung 
mit den elektrischen Feldern treten. Bei diesen Röhren wer- 
den die Elektronen vor Eintritt in den feldfreien Raum beim 
Durcllaufen eines schmalen hochfrequenten Steuerfeldes ge- 
schwindigkeitsmoduliert, so daß dann im Laufraum ebenfalls 
durch Ein- und Überholungseffekte die erwünschte Einsortie- 
rung erzielt werden kann. 

Die Arbeitsbedingungen der Laufzeitröhren sind also 
durch die zwei Forderungen gekennzeichnet: 

1. Einsortierung der Elektronen, damit Elektronenpakete 

entstehen. 

2. Abbremsung der Elektronenpakete, damit Energie ab- 

gegeben werden kann. 

Unsere Aufgabe geht nun dahin, zu zeigen, auf welche 
Weise diese beiden Bedingungen bei den verschiedenen Röh- 
rentypen erfüllt werden. 

Der Arbeitspunkt der Laufzeitröhren wird allgemein 
durch den Laufzeitwinkel © gekennzeichnet, der uns im Win- 
kelmaß die auf die Periodendauer T der Hochfrequenzspan- 
nung bezogene Laufzeit t angibt, so daß 


t 
O = 27-7 = 2nft= Q (1) 


ist. Dieser Laufzeitwinkel kann aus den jeweiligen Betriebs- 
spannungen und Abmessungen der Röhre ermittelt werden. 


3. Laufzeitröhren mit einer Wechselwirkung zwischen 
Elektronenströmungen und stehenden elektromagnetischen 
Feldern 


a) Die Bremsfeldröhre 


Als ältestes Laufzeitgerät kennen wir die in Bild 1 dar- 
gestellte Triode mit vertauschten Elektrodenpotentialen, die 
sog. Barkhausensche Bremsfeldröhre [2], bei der an das 
Gitter eine hohe positive Spannung gelegt ist, während die 


Bild 1. 


Spannungsverteilung an der Barkenhausenschen Bremsfeldröhre 
und Prinzipschaltbild. 


Anode gegen die Kathode negativ vorgespannt ist oder auf 
gleichem Potential liegt. Eine Betrachtung der klassischen 
Bremsfeldröhre ist auch heute noch gerechtfertigt, weil sie 
bereits das Prinzip aller Laufzeitröhren veranschaulicht und 
als Vorläufer der modernsten Mikrowellenröhren anzusehen 
ist, denn die später beschriebene Reflexionstriftröhre, die 
heute in Amerika sehr oft benutzt wird [20], kann letzten En- 
des trotz anderer Arbeitsweise als Doppelgitter-Bremsfeld- 
röhre aufgefaßt werden. 


422 


Der anzufachende Resonanzkreis LC — im Gebiet der 
Dezimeterwellen als Lecdherleitung oder Hohlraumresonator 
ausgeführt — liegt bei der Bremsfeldröhre meistens zwischen 
Gitter G und Anode A. Entsprechend der in Bild 1 ebenfalls 
dargestellten Spannungsverteilung bei vernachlässigbar klei- 
ner Raumladung treten die von der Gitterspannung Ug, be- 
schleunigten Elektronen mit der Anfangsgeschwindig- 
keit vo in den Gitter-Anoden-Raum ein, in dem auf sie 
außer dem abbremsenden Gleichspannungsfeld auch 
noch das hochfrequente Wechselfeld einwirkt. 

Wir wollen nun untersuchen, auf welche Weise die 
Elektronen durch die Hochfrequenzspannung sortiert 
und gebremst werden, und berechnen dazu die Elek- 
tronenbewegung im Gitter-Anoden-Raum abhängig 
von der Zeit. Wie Gundlach und Kleinsteu- 
ber [3] gezeigt haben, legen 77% der in den Hochfre- 
quenzraum eintretenden Elektronen nur einen ein- 
zigen Hin- und Rückgang im Bremsraum zurück, so daß 
wir zur Berechnung des Einsortierungsmechanismus 
von verhältnismäßig einfachen Bewegungsgleichungen 
der Elektronen ausgehen können. Unter Bezug auf die 
Bezeichnungen von Bild 1 lautet die Gleichung für die Be- 
schleunigung der Elektronen 

d’x 
de 7 
In dieser Gleichung bedeuten: 


= — [(Ugo — Ua) — Ua cos QI). (2) 


d = Abstand zwischen Gitter und Anode 
x = zurückgelegter Weg 
q ” Ladung des Elektrons = 1,59:10°'° As 
m = Masse des Elektrons = 9,03-10°° g 
= 9,0310” VAs3 cm2 
ug = Gittervorspannung 
Un ~ Anodengleichspannung 
Ua = Amplitude der Anodenwechselspannung 
Q = Resonanzfrequenz der Anordnung 
Die Geschwindigkeit der Elektronen ergibt sih durch 


Integration dieser Gleichung und Addition der Anfangsge- 
schwindigkeit vo zu 


dx q 
a = Y — mda lün 


— Ua (sin Qt — sin Qb)). 
Dabei bedeuten: t = Beobachtungszeit; to = 
Elektronen in der Gitterebene (x=0). 

Die Anfangsgeschwindigkeit vo derElektronen ergibt sich 
aus der Überlegung, daß die kinetische Energie der Elektro- 
nen gleich der beim Durchlaufen der Kathoden-Gitter-Strecke 
geleisteten Arbeit ist, 

m Vo? 


ET yE 
= Ugo; Vo= |/ =D = 5,934 - 107 Yu 
woup; my Yun 
(Zahlenwertgleichung: Ugo in V; vo in cm/s). 


Durch Integration der Geschwindigkeitsgleichung erhal- 
ten wir die Bahnkurve der Elektronen: 


Uao) Q (t — to) 
(3) 


Startzeit der 


(4) 


q 


1 
x = Vo (t— b) - md| 2 (Ugo — Uao) Q? (t — 1)? 


+ Ua (cos Qt — cos) + Ua Q(t — to) sin Q tol. (5) 
Zur Auswertung der Gl. (5) führen wir als Maß für die 
Größe der Wechselspannung im Verhältnis zu den Gleichspan- 
nungen den Faktor H ein, so daß gilt 
Ua 


H = ed. 
Ugo — Um 


(6) 
Um eine leicht diskutierbare Form der Bewegungsgleichung 
zu erhalten, führen wir an Stelle der Gitter- und Anoden- 
spannung den Laufzeitwinkel © ein, der sich aus Gl. (5) für 
eine solche Beobadhtungszeit tł ergibt, bei der das Elektron für 
H = 0 gerade wieder zur Gitterebene zurückkehrt, für die 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 19% 
also x = 0 ist. Es gilt dann 
2vomdĦQ 
On ra 
q (Ugo — Uao) ’ n 


so daß wir die Bewegungsgleichung in die Form bringen 
können 


Z 


L> 


INE 


7 0,9 [4 Y AN N V YA, 
U u 
Bild 2. Bewegung der Elektronen im Gitter-Anoden-Raum einer Brems 
feldröhre. H = 0,5; O = 7,55 
xQ 


= Q(t — l) — — [2q — b)? +2H {cos Qt — cos Qh 


+ Q (t — to) sin Ql}. (8 


Wir haben dabei, um das Weg-Zeit-Diagramm unabhängit 
von der Frequenz Q und der Eintrittsgeschwindigkeit vs zı 
machen, den Weg x durch Multiplikation der Gl. (5) mit Q/u 
durch einen diesem Weg entsprechenden Laufzeitwinkd 
xQ/vo ausgedrückt. 


Das erste Glied der Gl. (8) gibt uns einen stetig anwach 
senden Anteil, von dem ein parabelförmig anwachsender An 
teil abzuziehen ist, dessen Größe zusätzlih von der Ampli 
tude der überlagerten Wechselspannung abhängt. Ahnlich 
Verhältnisse würden auf der Erde beim Wurf auftreten, wem 
die Erdbeschleunigung zeitlich veränderlich wäre. 


Um im Weg-Zeit-Diagramm der Elektronen die wirklich 
Lage der Umkehrpunkte im Gitter-Anoden-Raum erke 
zu können, tragen wir als Ordinate das Verhältnis x/d 
und passen dabei den Ordinatenmaßstab dem jeweilig 
Gleichspannungsverhältnis Ugo/(Ugo — Uao) an, so daß wir 
Diagramm für verschiedene Gitter- und Anodengleichspannus 
gen benutzen können. Wie aus der in Bild 1 dargestellte 
Potentialverteilung ersichtlich ist, ergibt sich die Umkehren! 
fernung x, im Bremsfeldrohr zu 

Ugo 
RUNE Up — Ua 4 i 
so daß der Ordinatenmaßstab leicht bestimmt werden kani 
da für H = 0 und tọ = 0 eine Elektronenumkehr nach dem 
ben Laufzeitwinkel stattfindet, also Qt, = 0/2 ist und dam 
entsprechend Gl. (8) gilt x, vo = 94. 


Als Auswertung der Gl. (8) und (9) zeigt uns Bild 2 
im Bremsraum für H=0,5 und 9=7,55 vorhandenen Elektz 
nenbahnen bei verschiedenen Gitter- und Anodenspann 
Aus dem in diesem Bild ebenfalls dargestellten Spann 
verlauf der Hochfrequenzspannung erkennen wir, daß 
Elektronen durch den Einfluß der hochfrequenten W 
spannung je nach dem Startaugenblick ganz verschieden 
einflußt werden. So dringt z. B. das bei Qt=90° start 
Elektron verhältnismäßig wenig in den Hochfrequenzr 
ein, wird also abgebremst, gibt Energie ab, kehrt bei Qt, 
252° um und erreicht bei Qt = 472° wieder die Gittere 
besitzt also einen Laufzeitwinkel von © = 382°, w 
das bei Qt = 270° startende Elektron beschleunigt 
Energie aufnimmt, bei Qt, = 525° umkehrt und, falls 
nicht entsprechend der vorliegenden Anodengleichspann 
von der Anode aussortiert wird, die Gitterebene wieder 
Qt = 749° erreicht, also einen Laufzeitwinkel von 9 = 
besitzt. Als Folge der Hochfrequenzspannung weicht 


15. August 1950 


der Laufzeitwinkel von dem für U„=0 geltenden Wert O = 
755 = 433° ab. Eine Paketbildung der Elektronen ist im 
Gebiet um Qt = 450° und 810° zu erkennen; es treffen hier 
fast gleichzeitig die meisten der Energie abgebenden, zu ganz 
verschiedenen Zeiten gestarteten Elektronen ein. Ein Teil 
der Energie aufnehmenden Elektronen wird so stark beschleu- 
nigt, daß diese Elektronen sehr schnell die Anode erreichen 
und aussortiert werden, so daß schließlih nur die richtig- 
phasigen energieabgebenden Elektronenpakete übrig blei- 
ben und damit die beiden Arbeitsbedingungen aller Laufzeit- 
‘röhren, also Einsortierung und Abbremsung der Elektronen, 
erfüllt werden. 

Da Schwingungen durch das Bremsfeldrohr nur dann 
erzeugt werden können, wenn dem äußeren Resonanzkreis 
ein negativer Leitwert parallelgeschaltet wird, der durch die 
beim Abbremsen der Elektronen freiwerdende Energie ent- 
steht, läßt sich das betriebliche Verhalten des Bremsfeld- 
‘ıohres am einfachsten aus dem Ortskurvenverlauf für die 
Spitze des zwischen Gitter und Anode auftretenden Scein- 
leitwertes erklären. Zur Berechnung dieses Scheinleitwertes 
muß die Grundwelle des in den Schwingungskreis hinein- 
tließenden Anodenwechselstromes Ia bestimmt werden, der 
bekanntlich durch die Influenzwirkung sämtlicher im Hoch- 
frequenzraum sich bewegenden Elektronen als Ladungsände- 
rung je Zeiteinheit gegeben ist zu 


= dx 
la (t) == H dt ` 

Für unendlich dicht aufeinanderfolgende Elektronen bilden 
wir das Stromintegral und müssen, da die Elektronen wäh- 
ıend ihres gesamten Aufenthaltes im Bremsraum einen Bei- 
tag zum Anodenstrom liefern, über die Gesamtlaufzeit t 
integrieren, 


t 
dx 


lal) = — -F | ar dh 10) 


t-r 


Dabei stellt io den durch das Gitter in den Hochfrequenzraum 
eintretenden Elektronengletchstrom dar, der je nach der räum- 
lichen Anordnung der Gitterstege etwa das 0,5... 0,6fache des 
meßbaren Gittergleichstromes beträgt und als Elektronen- 
sirom negativ angenommen wird. 


Die erste Auswertung dieses Integrals, das aus den Be- 
wegungsgleichungen der Elektronen den Anodenwechsel- 
strom liefert, erfolgte unter Annahme einer bei kleinen 
Wechselspannungen für alle Startzeiten konstanten Laufzeit 
Jurh Bakker und de Vries [4]. Genaue Rechnungen 
tür große Wechselspannungen, bei denen, wie schon Bild 2 
zeigt, die Laufzeit eine Funktion der Startzeit wird, haben 
Kleinsteuber [5] und Kockel [6] sowie Gundlach 
7] auh unter Berücksichtigung der Anodenaussortierung 
auf verschiedenen Wegen durchgeführt; die Ergebnisse die- 
ser umfangreichen Rechnungen weichen nur unwesentlich 
voneinander ab. Eine einfache aus diesen Ergebnissen abge- 
leitete Näherungslösung von Fricke [8] für O>x, die im 
Gegensatz zu den bisherigen Darstellungen auch bei großen 
Wecselspannungen leicht auswertbar ist, ergibt als Schein- 
leitwert zwischen Gitter und Anode des Bremsfeldrohres 


1 H? H? 
a gsm (7 —1)in0-; i — (7 - i)cos ol}, (11) 


wobei der Leitwert g, bestimmt ist zu 


ig 
gJr” (12) 
| 2a eP 
q 
vnd die Konstante m durch den Laufzeitwinkelbereich gege- 


ben ist zu m = 1 bei n <O< 3a; m = 2 bei In <O< 5x 
USW. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


` 


423 


Wie aus dem in Bild 3 dargestellten Ortskurvenverlauf 
dieses Scheinleitwertes in Abhängigkeit vom Laufzeitwin- 
kel © zu ersehen ist, tritt gleichzeitig eine Frequenzabhän- 
gigkeit des Wirk- und Blindanteils auf. Dies ist ein beson- 
deres Kennzeichen aller Laufzeitröhren. Der Wirkleitwert 
durchläuft beim Bremsfeldrohr abwechselnd positive und ne- 


EARR Ait 
H alek lo 


NT 
1 Fbar el = 
Bu N JE FE 


C N a, 
PNI BSA Na 
r 


a eade 


zT 


DE AE A ) 
> 


Bild 3. Ortskurve für die Spitze des reduzierten Scheinleitwertes der 
Gitter-Anoden-Streke einer Bremsfeldröhre bei verschiedenen Wechsel- 
spannungsverhältnissen H in Abhängigkeit vom Laufzeitwinkel © ]8]. 
gative Werte, während der Blindleitwert zwar seine Größe 
wechselt, aber immer induktiv bleibt. Der erste Schwing- 
bereich, bei dem die Wirkkomponente negativ wird, ergibt 
sich für Laufzeitwinkel von © = 6,28 (2r) bis 9,42 (3x), wäh- 
rend für den zweiten Schwingbereich Laufzeitwinkel von ®© = 
12,56 (47) bis 15,7 (57) vorliegen müssen. Wenn auch der zwei- 
te Schwingbereich wegen der größeren negativen Wirkkom- 
ponente eher eine Schwingungsanfachung ermöglicht als der 
erste Schwingbereih, so werden die Betriebsspannungen 
meistens doch so eingestellt, daß die Röhre im ersten 
Schwingbereich arbeitet, da hier ein besserer Wirkungsgrad 
erzielt werden kann [5]. In Bild 3 sind daher die Ortskurven 
für größere H-Werte auch nur im ersten Schwingbereicd ein- 
gezeichnet; wir erkennen, daß mit größer werdender Wech- 
selspannung der Leitwert 1/g,R, abnimmt. Die aus der 


Näherungsrechnung erhaltenden Werte stimmen sehr gut mit 
den Ergebnissen der genauen Rechnung überein und weichen 
praktisch nur in dem für die Schwingungsanfachung unwic- 
tigeren Laufzeitwinkelgebiet um © = x, 3, 5x... von den 
genauen Werten ab. 


Da sich für die Resonanzfrequenz eines schwingungs- 
fähigen Systems bekanntlich die Blindkomponenten des ge- 
samten Resonanzkreises gegenseitig aufheben, so muß der 
äußere Schwingungskreis im Betrieb zur Kompensation der 
induktiven Komponente des Bremsfeldrohres kapazitiv ver- 
stimmt werden. Eine Schwingungsanfachung ist dann mög- 
lich, wenn bei reellem resultierenden Leitwert die Gesamt- 
dämpfung der aus Bremsfeldrohr und Resonanzkreis beste- 
henden Anordnung negativ wird. Die Amplitude der Schwin- 
gung stellt sich dabei auf einen solchen Wert ein, daß die 
beim Abbremsen der Elektronen freiwerdende Hochfrequenz- 
leistung gleich der im Schwingungskreis verbrauchten Hoch- 
frequenzleistung ist. 

Der Wirkungsgrad des Bremsfeldrohres liegt zwischen 
10 und 20%. Die von Telefunken entwickelte Type RS 296 
mit besonders stark ausgebildetem Gitter gibt bei einer Wel- 
lenlänge von 50 cm eine Leistung von etwa 7 W ab. Bei 
Betrieb mit kürzeren Wellenlängen muß zur Vermeidung 
von Stoßstellen die Elektronenströmung direkt in einen 
Hohlraumresonator eingebaut werden. Auf diese Weise 


424 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 1%% 


wurde im „Resotank" der Firma Pintsch [9] ein Hohlraum- 
resonator mit einer Wellenlänge von etwa 14 cm angeregt 
und dabei eine Hochfrequenzleistung von fast 2 W abge- 
geben. 
b) Die Triftröhren 

Eine besonders wichtige Gruppe der Laufzeitröhren bil- 
den die Triflröhren, bei denen keine dauernde Wechselwir- 
kung zwischen Elektronen und elektrischem Feld vorhanden 
ist und bei denen die durch die Hochfrequenzspannung ge- 
steuerte Einsortierung der Elektronen durch eine Geschwin- 
digkeitssteuerung erfolgt. Die Arbeitsweise der Triftröhren 
wollen wir uns an dem ältesten Vertreter dieser Gattung, 
der Heilshen Kammer [10] erklären, die schematisch in Bild 


Bild 4. Schematische Darstellung der Heilshen Kammer: a) Ersatzschal- 
tung, I Steuerstrecke; II Laufraum; III Arbeitsraum. b) Ausführungsform 
mit konzentrischen Leitungen als Schwingungskreis. 


4a dargestellt ist. Der von der Kathode K ausgehende Strahl 
parallellaufender Elektronen gleicher, durch die Spannung uo 
bestimmter Geschwindigkeit durchläuft im Raum I, dessen 
Grenzflächen aus elektronendurclässigen Gittern bestehen, 
ein hochfrequentes Wechselfeld Ẹ,. In dieser sogenannten 
Steuerstrecke erfahren nun die mit konstanter Geschwin- 
digkeit eintretenden Elektronen je nach der augenblicklichen 
Feldrichtung positive und negative Geschwindigkeitsände- 
rungen. Bezeichnen wir die Eintrittsgeschwindigkeit der 
Elektronen in das Steuerfeld mit vo, wobei 


= TE 
Va = u 
0 U, 


ist, und die Spannungssteuerung wieder mit H, wenn 


(14) 


H= Ua 
Uo 
ist, dann besitzen die Elektronen beim Verlassen der Steuer- 


(15) 


strecke von der Länge d, an der das Feld Ẹ; sin Qt = “a sin Qt 
liegt, die zeitabhängige Geschwindigkeit 


v (t) = vo Y (1 + H sin At). (16) 
Für kleine H-Werte ergibt sich durch Entwicklung der Wurzel 


(17) 


Die Ruhegeschwindigkeit vo wird also mit dem halben Grad 
der Spannungsaussteuerung H geschwindigkeitsmoduliert. 
Mit dieser zeitabhängigen Geschwindigkeit v(t) treten 
die durch ein magnetisches Hilfsfeld parallelgeführten Elek- 
tronen dann in den feldfreien Laufraum II ein, in dem keiner- 
lei Kräfte auf sie einwirken. Infolge der verschiedenen Ge- 
schwindigkeiten der einzelnen Elektronen werden früher ein- 
getretene, durch die Hochfrequenzspannung verzögerte Elek- 
tronen von später eingetretenen, durch die Hochfrequenz- 
spannung der Steuerstrecke beschleunigten Elektronen ein- 
geholt, so daß in einer gewissen Entfernung vom Laufraum- 
anfang Elektronen verschiedener Phase am gleichen Ort ver- 
einigt werden. Brüche und Recknagel [11] sprechen 
daher im Vergleich zur Optik von einer „Phasenfokussie- 
rung" der Elektronen. Eine Vereinigung ergibt sich für alle 
die Elektronen, die im aufsteigenden Ast der Sinusspannung 
eintreten, während für die anderen eine Zerstreuung ein- 
tritt. Damit wird im Laufraum der ursprünglich homogene 
Strahl durch die Geschwindigkeitsmodulation in einen dichte- 
modulierten Strahl umgewandelt, in dem Elektronenverdich- 
tungen und Verdünnungen periodisch aufeinander folgen. 
Der Vorteil der Geschwindigkeitssteuerung liegt darin, daß 


v(t) = Vo ( + sin or) . 


sie leistungslos geschieht, wenn die Länge der Steuerstred: 
sehr klein ist, da dann die im Steuerorgan selbst auftretende 
Dichtemodulation noch vernachlässigt werden kann. Diese 
leistungslose Steuerung kommt dadurch zustande, daß den 
vom Wechselfeld des Steuerorgans in der einen Halbperiod 
beschleunigten Elektron ein in der anderen Halbperiode un 
denselben Betrag abgebremstes Elektron entspricht, so das 
im Mittel keine Energie zugeführt zu werden braucht. 


Nachdem nun im Laufraum die erforderlichen Elektronen- 
pakete entstanden sind, geht unsere Aufgabe dahin, das Ar- 
beitsfeld III mit der Feldstärke Es durch eine entsprechende 
Länge des Laufraumes so anzuordnen, daß das Elektronen 
paket abgebremst wird und damit einen Teil der aus der 
Gleichstromquelle stammenden Energie abgeben kann. Bei 
der Heilschen Kammer ist zwangsläufig entsprechend dem 
Aufbau E; = —E;, so daß ein ganz bestimmter Zusammer- 
hang besteht zwischen dem Augenblickswert des Arbeitsfe:- 
des und der durch den Spannungsverlauf an der Steuer- 
strecke gegebenen Paketbildung, durch den, wie wir gleidh sè 
hen werden, der günstigste Wirkungsgrad begrenzt wird 
Nachdem der dichtemodulierte Strahl im Arbeitsfeld durà § 
Influenz die Ausgangswechselspannung erzeugt hat, treffe: 
die abgearbeiteten Elektronen schließlich auf den Auffär- 
ger A. Da das vorhin erwähnte Magnetfeld nur eine Hills 
größe zur Strahlkonzentration darstellt und im Prinzip be: 
den Triftröhren unnötig ist, so ist es in Bild 4 nicht mit eim 
gezeichnet. 


A = Beschleunigungsphase, B = Bremsphase des Arbeitsfeldes. 


—>öot 


Bild 5. Weg-Zeit-Diagramm der Elektronen im feldfreien Laufraum ti 
Heilschen Kammer nach der Geschwindigkeitsmodulation in der 
Steuerstrece. 


Zum Vergleich mit der Bremsfeldröhre wollen wir wieder 
den Vorgang der Paketbildung, bei den Triftröhren audı 
„Laufzeitkompression‘ genannt, in einem Weg-Zeit-Dia- 
gramm darstellen. Um dieses Diagramm für verschiedene 
Frequenzen und Geschwindigkeiten benutzen zu können. 
drücken wir wieder den im Laufraum zurückgelegten Weg x 
durch den Laufzeitwinkel 9 = xQ/vo aus. Die in Bild 5 
dargestellten Elektronenbahnen lassen die Paketbildung 
deutlich erkennen. Aus dem ebenfalls dargestellten zeit!‘ 
chen Verlauf der Steuerfeldstärke Çı sowie der um 180° ver | 
schobenen Arbeitsfeldstärke Es ist der Vorgang der Dämp- 
fung und Entdämpfung sofort zu übersehen. Bei © = 3,1 
tritt eine starke Paketbildung für Qt = 540°, 900° ... ein, se 
fällt aber mit dem Nulldurchgang von Ey zusammen und es 
kann infolgedessen keine Energie abgegeben werden. Be: 
Q = 2,1 dagegen werden in der Bremsphase B des Arbeits 
feldes z. B. zwischen Qt = 360° und 540° mehr Elektronet 
verzögert als in der Gegenphase A, z. B. zwischen Qt = 5 
und 720°, beschleunigt werden, so daß Energie abgegebe! 
werden kann. Für O = 4,7 liegen die Verhältnisse umgekehrt 
es werden mehr Elektronen beschleunigt als abgebremst und 
die Anordnung wirkt hier dämpfend. 

Der Vollständigkeit halber soll noch vermerkt werden 
daß der unendlichen Raumladungsverdichtung, die nach dem 
Weg-Zeit-Diagramm möglich ist, die elektrostatischen Ab- | 
stoßungskräfte zwischen den einzelnen Elektronen entgegen: | 
wirken, so daß es für die Laufzeitkompression einen bestimm- 


ten Grenzwert gibt. : 


i 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 425 


Aus den periodischen Verdichtungen und Verdünnungen 
der Raumladung ergibt sih außer dem Ruhewert io des 
Strahlstromes noch ein vom Abstand vom Steuersystem ab- 
hängiges Wechselglied, aus dem sich nach einem Ansatz von 
Webster [12] der zur Anode bzw. dem Auskoppelkreis 
übergehende Strahlstrom bestimmt zu 


n= œ 
lı = io [1+2 È J, (nP) cos n (Qtı—O)], (18) 
n=1 


wenn Jn die Besselfunktion erster Art und n-ter Ordnung 
bedeutet, tı der Zeit entspricht, die die Elektronen von der 
Steuerstreke bis zur Energieabgabe benötigen und nach 
einer Definition von Hollmann [13] der „Kompressions- 
faktor" P gegeben ist zu 


1 
P = > H 0. (19) 
Die stärkste Stromgrundwelle tritt im Laufraum näherungs- 
weise bei der doppelten „Brennweite auf, wenn wir in der 
Entfernung der ersten Paketbildung vom Steuerfeld den 
„Brennpunkt‘ festlegen. 


Für den Wirkungsgrad gilt dann die Beziehung [13] 
No = —100 H Jı (P) sin ©. (20) 


Sie ist in Bild 6 dargestellt und entspricht vollkommen den 
aus dem Weg-Zeit-Diagramm abgeleiteten Verhältnissen. 
Gebauer [14] hat gezeigt, daß in Schwingungserzeugern 
-mit Steuerstrecken endlicher Länge als Folge der zusätzlich 
auftretenden Dichtemodulation bei richtiger Anordnung der 
Arbeitsfelder höhere Wirkungsgrade erreicht werden können. 


SI REIT 
I 


ANNE ERBEN 
IN | 


TERM 
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3588 TZAN 15 eA 


a 6. Wirkungsgrad der Heilschen Kammer und des Bremsfeldklystrons 
‚MM Abhängigkeit von der Winkellänge des Laufraumes für verschiedene 
Wecdselspannungsverhältnisse H [13]. 


Die in Bild 4b dargestellte Ausführungsform dieser Trift- 
‚Söhre besitzt als Schwingungskreis eine 4/2 lange, beider- 
„seits abgeschlossene konzentrische Leitung, durch die ein 
‚‘Elektronenstrom in der Ebene des stärksten Feldes quer zur 
‚tLeitungsachse geschickt wird. Der querdurchbohrte Innen- 
‚later entspricht dem feldfreien Laufraum. Mit Triftröhren 
dieser Bauart konnte bei einer Wellenlänge von 10 cm und 
000 V Anodenspannung eine Hochfrequenzleistung von 
15..20 W mit rd. 15... 20%/0 Wirkungsgrad erzeugt werden 
115]. Durch Verstimmung der Rohrleitung kann bei der Lo- 
tenzröhre RDi2La ein Wellenbereih von 19...50 cm über- 
Strihen werden, wobei die maximale Leistung von 13 W 
allerdings nur bei 23 cm Wellenlänge auftritt. Die Strahl- 
beschleunigungsspannung beträgt dabei 500 V und der Strahl- 
strom 200 mA; zur Führung und Konzentration des Elektro- 
nenstrahls ist ein Magnetfeld von etwa 550 G erforderlich. 


Eine Abwandlung der Heilshen Kammer stellt der von 
Döring [16] angegebene, in Bild 7a skizzierte Generator 
Mit gleichphasigen Feldern dar, für den daher andere Lauf- 
 2eitwinkel als bei der Heilschen Kammer vorliegen müssen, 
| damit die Elektronenpakete im Arbeitsfeld abgebremst wer- 
den. In der in Bild 7b gezeigten Ausführungsform dieser 
| Triftröhre wird als Schwingungskreis eine konzentrische, 4/2 


| 


lange Rohrleitung benutzt, die in achsialer Richtung vom 
Elektronenstrom durchsetzt wird. Der hohle Innenleiter 
stellt dabei den Laufraum dar. 

Eine der bekanntesten Triftröhren ist das in Bild 8 dar- 
gestellte Klystron von H. und F. Varian [17], das sich von 
der Heilshen Kammer dadurch unterscheidet, daß sowohl 
dem Steuerkreis als auch dem Arbeitskreis je ein Resonanz- 
system zugeordnet ist und damit Amplitude und Phase der 
beiden Felder beliebig gewählt werden können. Die Arbeits- 
weise dieser Triftröhre bleibt im übrigen unverändert erhal- 
ten. Das Klystron muß jedoch im Gegensatz zu dem sehr 
kurzen Laufraum der Heilshen Kammer einen’ verhältnis- 
mäßig langen Laufraum besitzen, da in der Steuerstrecke nur 


a” ne i b. 


C 
Bild 7. Triftröhre mit gleichphasigen Feldern: a) Ersatzschaltung, 


b) Ausführungsform mit konzentrischen Leitungen als Schwingungskreis. 


eıne sehr kleine Spannungsaussteuerung vorhanden ist, wäh- 
rend bei der Heilschen Kammer mit nur einem Resonanz- 
system durch Gleichheit von Arbeitsfeld und Steuerfeld mit 
sehr hohen Spannungsaussteuerungen gearbeitet wird. Der 
Vorgang der Paketbildung ist in Bild 8 schematisch ange- 
deutet. 

Die zunächst als Verstärker arbeitende Röhre kann durch 
Anwendung einer in Bild 8 mit RK bezeichneten Rückkopp- 
lung zum selbsterregten Generator werden, wenn ein Teil 
der Ausgangsspannung in der richtigen Phasenlage dem 
Steuerfeld wieder zugeführt wird. Die Eingangsleitung fällt 
dann fort. Wegen des hohen Oberwellengehaltes des dichte- 
modulierten Strahles kann das Klystron auch gut zur Ver- 
frequenzvervielfachung benutzt werden, wenn der Arbeits- 
kreis auf ein bestimmtes Vielfaches des Steuerkreises abge- 
stimmt wird. So konnte z. B. aus einer mit A = 1 m angeta- 
steten Röhre eine Hochfrequenz der Wellenlänge 4 = 10 cm 
ausgekoppelt werden [15]. 

Dem Vorteil der universellen Verwendbarkeit des Kly- 
stıons steht der Nachteil gegenüber, daß bei einem Wellen- 
längenwechsel zwei Kreise verstimmt werden müssen, was 
besonders bei Anwendung von Hohlraumresonatoren nicht 
ganz einfach ist. Die günstigsten Bedingungen der von vie- 
len Parametern abhängigen Anfachungsverhältnisse des Kiy- 
strons wurden von Webster [18] eingehend untersucht und 
ein auch experimentell festgestellter Wirkungsgrad von fast 
50°/o berechnet. Die ersten Klystrons gaben bei 30..40 cm 
Wellenlänge Hochfrequenzleistungen von etwa 100 W ab; 
neuerdings wurde sogar 1 kW Dauerstrichleistung bei einer 
Wellenlänge von 10 cm und 8000 V Anodenspannung er- 
reicht [15]. 


Schematische Darstellung des Klystrons. 


Eingang 


Bild 8. 
(Zeichenfehler im Bild: Die Elektronendichte muß — abgesehen von den 
Paketen — in umgekehrter Richtung abnehmen, also von K nad A.) 


Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Triftröhren, 
bei denen eine Trennung von Steuerfeld und Arbeitsfeld vor- 


handen ist, arbeitet die in Bild 9a dargestellte, als Reflexions- 
generator bezeichnete Doppelgitter-Bremsfeldröhre mit nur 


426 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 19% 


DE nn SOLL 


einem Hochfrequenzfeld, das wegen der durch die negative 
Anodenspannung —u„, gegebenen Elektronenumkehr gleidh- 
zeitig als Steuer- und Arbeitsfeld benutzt werden kann [19]. 
Bei dieser oft auch als „Bremsfeldklystron‘ oder „Spiegel- 
klystron‘ bezeichneten Anordnung liegt der Schwingungs- 
kreis zwischen den beiden auf hohem Gleichpotential be- 
findlihen Gittern Gı und Gə, so daß die von der Kathode 
austretenden Elektronen im Raum zwischen diesen beiden 
Gittern geschwindigkeitsmoduliert werden, hierauf den hoch- 
frequenzfreien Umkehrraum als Laufraum passieren, dabei 
eine Dichtemodulation erfahren und dann wieder das Hoch- 
frequenzfeld in der entgegengesetzten Richtung durchlaufen. 
Dadurch tritt als Unterschied zur Heilschen Kammer, wie die 
in Bild 9b skizzierten Elektronenbahnen zeigen, die Fokus- 
sierung im abfallenden Teil der Wechselspannungskurve ein 
und in der Gl. (18) kehrt sich für den Strom Iı die Phase des 
Wecdhselgliedes um, so daß die in Bild 6 angegebenen Wir- 
kungsgradkurven auch für die Doppelgitter-Bremsfeldröhre 


ALZ 877) 


Bild 9. Der Reflexionsgenerator mit der Doppelgitter-Bremsfeldröhre 

(Reflexionsklystron): a) Schaltung, b) Wegq-Zeit-Diagqramm der Elektronen 

im hochfrequenzfreien Umkehrraum, c) Ausführungsform mit Hohlraum- 
resonator als Schwingungskreis. 


gelten, wenn Dämpfungs- und Entdämpfungsgebiet vertauscht 
werden. Wie Bild 9c zeigt, wird als Schwingungskreis bei 
der Reflexions-Triftröhre meistens ein Hohlraumresonator 
benutzt, an den sich sofort der Umkehrraum anschließt. Es 
sind aber auch Anordnungen möglich, bei denen zwischen 
dem Hochfrequenzfeld und dem Umkehrraum noch ein feld- 


freier Laufraum vorhanden ist; die Arbeitsbedingungen die 
ser Röhren wurden von Döring eingehend untersudt [$ 

Der Reflexionsgenerator läßt sich ebenso wie die He.. 
sche Kammer, im Gegensatz zum Klystron, nur zur Scwir- 
gungserzeugung benutzen und hat trotz des niedrigen Wii- 
kungsgrades große praktische Bedeutung als Oszillator ı 
Überlagerungsempfängern. So gibt z. B. eine Reflexions- 
Triftröhre bei 300 V Elektronenbescleunigungsspann.z: 
auf einer Wellenlänge von 8...26 cm eine Nutzleistung vo: 
25 mW ab [21]. Bei 3,2 cm Wellenlänge werden 20 m“ 
Leistung erreicht und bei einer Wellenlänge von etwa b. 
mm mit 4000 V Beschleunigungsspannung und 20 mA Kə- 
thodenstrom konnten Leistungen von 2...5 mW erzeugt wer- 
den. Diese Röhren können meistens thermisch verstimn' 
werden, indem die Erwärmung eines Stabes zum Zusamme:!:- 
drücken des Hohlraumresonators ausgenutzt wird. Der Av 
stimmbereich von 2 = 3,09...3,53 cm kann dabei in etwa 6s 
durchlaufen werden. 

Mayer [22] ersetzt in Abwandlung des eben besd:.- 
benen Reflexionsgenerators die Bremselektrode durd eix 
Sekundärelektrode, aus der ein vom dichtemodulierten Pr- 
märstrahl entsprechend dichtemodulierter Sekundärstrai: 
ausgelöst wird. 

Hahn und Metcalf [23] haben das Reflexionsve:- 
fahren mit der Heilshen Kammer kombiniert. Die Elekti-- 
nen gelangen dann nach dem ersten Durchlaufen des Steve: 
und Arbeitsfeldes nicht zum Auffänger, sondern werde: 
durch eine Bremselektrode zur Umkehr gezwungen w: 
treten nochmals in das Arbeitsfeld ein. Bei einer ande: 
in Anlehnung an das Klystron entwickelten Triftröhre we:- 
den Steuer- und Arbeitsstrecke von zwei dem Heilscen (x 
nerator entsprechenden Zylindersystemen gebildet, so c 
bei dieser Röhre wegen der zweimaligen Resonanzverz31- 
rung bzw. -beschleunigung mit den halben Hocdhireuvez: 
spannungen an Steuer- und Arbeitsstrecke gearbeitet we: 
den kann. (Schluß folg: 


Die Vervollkommnung der Schallplatte 


Das Füllschriftverfahren von Rhein 


Die Schallplatte in der Form, in der sie Emil Berliner, 
fußend auf der Edisonschen Erfindung des Phonographen 
(1878), im Jahre 1887 geschaffen hat, war ein Ergebnis der 
Akustik und Mechanik. Diese Erfindung von Edison und 
Berliner war so großartig, daß sie auch heute nach 70 Jahren 
im Grundsätzlichen völlig unverändert verwendet wird. 
Zwar werden bei der Aufnahme und Wiedergabe elektrische 
Mittel eingesetzt; sie verbessern aber lediglich die Qualität 
und das Verfahren. Im wesentlichen vermochte die Elektro- 
technik hier bisher nichts zu ändern. Auch wenn man Schall- 
platten heute nicht mehr unmittelbar aufnimmt, sondern den 
Umweg über das Magnetophonband geht, so ist dies doch 
nur eine technologische Verbesserung, die das Prinzip un- 
berührt läßt. Nicht anders sind die verschiedenen Bemühun- 
gen zur Schaffung von Langspielplatten zu beurteilen, denn 
sie arbeiten nur mit einer Verlangsamung der Umdrehungs- 
zahl (in Anbetracht der Millionen von Plattenspielern, die 
in der Welt verbreitet sind, eine sehr gewagte Sache) und 
mit einer Verkleinerung der Schnittbreite und -tiefe (Mikro- 
rillen-Platte), lassen die Platte im Grundsätzlichen aber un- 
verändert!. 

Neben der Schallplatte ist in den letzten Jahren die ma- 
gnetische Tonaufzeichnung zu hoher Vollkommenheit ent- 
wickelt worden. Ihre Vorteile sind weniger die Überlegen- 
heit in der Qualität (diese ist nicht entscheidend, da auch 
die Schallplatte hier in letzter Zeit große Fortschritte gemacht 
hat), als vielmehr die Möglichkeit längerer Tonaufzeichnun- 
gen. Diese letztere ist bestechend, und die Eigenschaft des 
Tonbandes, längere Spieldauer zu erreichen als die Platte 
(25 cm-Platten max. 3 !/⁄4 min, 30 cm-Platten 41/2 min), führte 


t s. a. ETZ 71 (1950) H. 13, S. 356. 


DR 534.85! 


zu einer lebhaften Diskussion darüber, ob die Schallpie‘: 
überhaupt noch eine Zukunft habe. 
orten, Bandspielgeräte in laiengemäßer und billiger Austu- 
rung zu entwickeln, und die Platte scheint stark in die D* 
fensive gedrängt. 

In diesem Augenblick erscheint ein völlig neues Sch«. 
plattenverfahren in der Offentlichkeit, das Füllschrift: 
verfahren des Ing. Eduard Rhein, mit dessen a 
auf der normalen Schallplatte ein Raumgewinn bis zu 70 > 
erzielt und eine entsprechend längere Aufnahmedauer è 
reicht wird. Die wichtigste Eigenschaft dieses neuen Lar: 
spielverfahrens ist darin zu sehen, daß die zu vielen Milz 
nen in der Welt verbreiteten Plattenspieler völlig unver 
dert weiterbenutzt werden können, denn die nach dem Fi- 
schriftverfahren aufgenommenen Platten haben die gle:®: 
Umdrehungszahl (78 U/min) und sie haben den gleichen R:- 
lenquerschnitt, so daß Abspielmotoren und Tonabneif®: 
oder Abtaststifte unverändert bleiben können. 

Das Neue an dem in Bjähriger Laborarbeit bis zur Fe: 
tigungsreife entwickelten Füllschriftverfahren besteht da7”- 
daß der Vorschub der Schneiddose bei der Aufnahme n:®: 
konstant ist, sondern sich genau im Sinne des Platzbesa': 
der gerade zu schneidenden Rille ändert. Mit andern W~ 
ten: Bei der normalen Schallplatte arbeitet man mit ale“ 
großem Rillenabstand, und zwar macht man ihn so groß =” 
auch die größte aufzuzeichnende Amplitude untergebra@' 
werden kann, ohne daß die vorhergehende Rille anges®t:t 
ten wird. Praktisch ist die Rillenbreite gleich dem Rilie”- 
abstand bei unbesprocener Platte, nämlich 0,13 mm; be: cr: 
Aufzeichnung der größtmöglichen Lautstärke bleibt dir” 
eine Stegbreite zwischen zwei Rillen von 0,025 mm. D: 
Füllschriftverfahren arbeitet nun so, daß zwar die Riie? 


Man bemüht sid a..?” 


e- ob mne ia Oi S Se Me e Bm e ai ee: R o Tr a T E le — ur 


boeme e o r- 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


427 


die gleiche Breite behalten, der zwischen zwei Rillen ver- 
bleibende Steg aber überall nur 0,025 mm breit ist. Die 
Rillen werden also bei kleinen Amplituden sehr eng ge- 
schnitten, bei mittleren Amplituden etwas weiter und bei 
den größten Amplituden so weit, daß der auf der Normal- 
platte stets vorhandene Abstand erreicht wird. Berücksich- 
tigt man, daß große Amplituden sehr selten sind, so wird 
man verstehen, daß auf diese Weise viel gewonnen wird, 
in der Praxis bis zu 70%. Bild 1 zeigt den Unterschied 
zwischen einer normalen Schallplatte und einer nach dem 
Rheinschen Füllschriftverfahren. 


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Bild 1. Plattenschnitt nach bisherigem Verfahren mit gleichmäßigem 
Rillenabstand (links) und Schnitt nach dem Füllschriftverfahren (rechts) 


Zu den Mitteln der Mechanik und Akustik, die bei der 
alten Schallplatte angewandt wurden, kommen hier die Hilfs- 
mittel der Elektronentechnik. Während früher zwischen der 
Achse des Aufnahmemotors und dem Vorschubgetriebe eine 
starre mechanische Kupplung erforderlich war, ist jetzt an 
dieser Stelle eine elektrische Übertragungseinrichtung ein- 
geschaltet, die u. a. eine elektronische Recheneinrichtung 
enthält und deren Umfang durch die Verwendung von ins- 
gesamt 56 Röhren gekennzeichnet ist, obgleich sich die An- 
lage für die Gleichrichtung von Strömen durchweg der Selen- 
gleihrichter bedient. Wie schwierig die Aufgabe ist, wird 
einem klar, wenn man berücksichtigt, daß die Einrichtung 
nicht nur die Amplitude der vorhergehenden Rille ermitteln 
und auswerten, sondern auch die des kommenden Tones 
„vorausahnen’ muß, damit — z. B. nach leiser Musik — ein 
plötzlich auftretender Paukenschlag den für seine große Am- 
plitude erforderlichen Platz findet. Dies muß auch dann 
gesichert sein, wenn der Paukenschlag zufällig an eine Stelle 
der Rille zu liegen kommt, an der auch die vorhergehende 
Rille eine Maximalamplitude aufweist. Die Mikrophon- 
stiöme werden deshalb, ehe sie dem Schneidkopf S in Bild 2 
zugeführt werden, kurze Zeit gespeichert; dadurch erhält das 
Regelgerät die Zeit, um die zu erwartende Lautstärke mes- 
sen und den Schneidkopf über die Spindel A rechtzeitig um 
das erforderliche Stück vorschieben zu können. Lage und 
Amplitude der vorhergehenden Rille werden durch die Glie- 
der 1 und 2 gemessen und dem Regelorgan zugeführt. 

Das Füllschriftverfahren hat das praktische Ergebnis, daß 
auf einer 25-cm-Schallplatte ohne weiteres die Spieldauer 
einer 30-cm-Platte untergebracht werden kann, und zwar 
bei genau der gleichen Qualität. Für Tanz- und Schlagerauf- 


u 


nahmen könnte eine 2f cm-Platte neu geschaffen werden; 
sie würde mindestens die Spieldauer der bisherigen 25 cm- 
Platte haben und kleiner, leichter und billiger sein, ein Vor- 
teil, der sich vor allem bei tragbaren Geräten auswirken 
würde. Die künftigen Plattenspieler — in erster Linie die 
heute beliebten Zehnplattenspieler — würden wesentlich 
kleiner und billiger sein können, wenn sie als größte Platte 
nur eine solche von 25 cm verarbeiten müßten. Der größte 
preisliche Vorteil würde sich aber dann ergeben, wenn die 
deutsche Schallplattenindustrie zur Anwendung der neuen 
amerikanischen rauscharmen Plattenmasse übergehen wür- 
de, deren Preis rund das Dreifache der Schellackmasse be- 
trägt. 

Da dieim Rheinschen Laboratorium in Hamburg stehende 
Apparatur mit Leichtigkeit an einem Tag 50 Umschnitte be- 
wältigen kann (die Schallplattenfirmen würden die Aufnah- 
men weiterhin auf Magnetophonbänder nehmen, die man 
dann auf der Füllschrifteinrichtung auf Wachse umschreibt), 
könnten die technischen und wirtschaftlichen Vorteile des 
neuen Verfahrens der gesamten deutschen Schallplatten- 


Regelorgan 
Bild 2. Vereinfachtes Schema des Füllschriftverfahrens nach 


Eduard Rhein. 


industrie durch eine einzige Anlage nutzbar gemacht wer- 
den. Es ist also ähnlich wie bei der Vergütung optischer Lin- 
sen, wo praktisch eine einzige Einrichtung ausreicht, um die 
Vorteile der Vergütung einem ganzen Industriezweig zu 
sihern. Wenn Johann Peters, der stellvertretende tech- 
nische Direktor des NWDR, kürzlih in einem Gutachten 
feststellte, daß das Rheinsche Füllschriftverfahren die höchst- 
mögliche Ausnutzung der beschreibbaren Fläche einer Schall- 
platte nach dem Seitenschriftverfahren darstellt und durch 
das Verfahren weder die Güte der Aufnahme noch die Hand- 
habung der Platte in Fertigung und Gebrauch beeinflußt 
wird, dann erkennt man, welch großer echter Fortschritt 
in der Schallplattentechnik erzielt worden ist. Nach Peters 
wird eine Ersparnis an Preßmasse von 30 ... 60% erreicht. Bei 
dem riesigen Schallplattenverbrauch in der ganzen Welt (die 
USA erzeugten 1949 allein rd. 500 Millionen Stück) eröff- 
nen sich der deutschen Langspielplatte nach dem Füllschrift- 
verfahren gute Exportaussichten. 
E.Schwandt 


Über den neuesten Stand der Entwicklung von Kondensatormikrophonen 
(Mitteilungen aus dem Rundfunk-Technischen Institut Nürnberg) 


Von Heinz Voelkel und Ernst Menzer, Nürnberg 


Übersicht. Für hochwertige musikalische Ubertragungen wurde 
vor fast 20 Jahren das Kondensatormikrophon beim deutschen Rundfunk ein- 
geführt. Es zeichnet sich vor allen anderen Mikrophonarten besonders durch 
semen geradlinien Frequenzverlauf aus. Noch heute verwendet man die- 
ses Mikrophon in der alten Form im Funkbetrieb. In der vorliegenden 
Arbeit werden seine Nachteile (großer Aufbau, hohes Gewicht, Benutzung 
Se Röhrentypen) aufgezeigt und die Ergebnisse einer Neuentwicklung 
mitgeteilt. l 


1. Das derzeit benutzte Kondensatormikrophon 
des deutschen Rundfunks 


Das Kondensatormikrophon hat sich in Anbetracht sei- 
nes geradlinien Frequenzverlaufes für hochqualifizierte 
Übertragungen bewährt. Es besteht aus der Mikrophonkapsel 
und dem unmittelbar dahinter geschalteten Mikrophonver- 
stärker. Diese unmittelbare Koppelung von Kapsel und Ver- 


DK 621.395.623.43 


stärker ist erforderlich, da für das Mikrophon ein nieder- 
ohmiger Ausgangsscheinwiderstand von weniger als 200 Q 
vorhanden sein muß, um den Anschluß an eine Leitung vor- 
nehmen zu können. Der Quellwiderstand ist viel zu hoch- 
ohmig (100 pF entsprechen 40 MQ bei 40 Hz), um direkt eine 
Leitung anzuschließen. Die Funktion des Verstärkers besteht 
also in der Hauptsache darin, den Ausgangsscheinwiderstand 
herabzutransformieren. Spannungsverstärkung ist keine vor- 
handen. Bild 1 zeigt eine Zusammenstellung von Kondensa- 
tormikrophonen, wie sie zur Zeit in den Funkhäusern in Be- 
nutzung sind, und einigen neuentwickelten Typen. 


Das bisher beim Rundfunk benutzte Mikrophon ist in 
Bild 1 mit b bezeichnet. Seine elektrische Schaltung zeigt 


428 


Bild 2. Der Mikrophonverstärker ist mit einer batteriegeheiz- 
ten Röhre RE 084 bestückt und arbeitet in normaler Verstär- 
kerschaltung. Der Verstärkungsfaktor beträgt etwa 0... —4 db 
und der Ausgangswiderstand etwa 2008 bei 1000 Hz. Bei 
dem Mikrophon wurden folgende Nachteile erkannt: Der für 
die Kapsel wirksame Belastungswiderstand im Gitterkreis 
der Röhre ist, obwohl sehr hochohmig, dennoch im Vergleich 


‘a b c d 


Bild 1. Altes Kondensatormikrophon (b) und neu entwickelte 
Typen (a, c, d). 


zum kapazitiven Kapselwiderstand so klein, daß bei tiefen 
Frequenzen ein erheblicher Wechselspannungsverlust ein- 
tritt. Dieser Abfall wird durch eine Resonanz im Anoden- 
wechselstromkreis (0,5 uF und Induktivität des Ausgangs- 
übertragers) wieder ausgeglichen. Die erforderlichen zahlrei- 
chen Schaltelemente, die alle 
in dem Verstärker unterge- 
bracht werden müssen, um 
den geforderten Ausgangs- 
scheinwiderstand von 200 Q 7 
zu verwirklichen, bedingen 
den räumlich großen Aufbau 
und das große Gewicht von 
etwa 3 kg dieses Mikrophon- 
verstärkers. Neben der Un- 
handlichkeit für Reportage- 
zwecke bedeutet dies ferner 
einen Nachteil in akusti- 
scher Hinsicht, da hierdurch das Schallfeld gestört wird. 
Da zur Zeit der Entwicklung dieses Mikrophons die Schalt- 
elemente für die Netzsiebung noch nicht so durchentwickelt 
waren wie in der heutigen Zeit, wird es mit Batterien aus 
einem getrennten Batteriekoffer betrieben. 


2. Verbessertes Kondensatormikrophon mit Netzbetrieb 


Der Wunsch, das Mikrophon kleiner und handlicher zu 
gestalten und es außerdem aus dem Netz zu betreiben, führte 
zu der 1948 im Rundfunktechnischen Institut entwickelten 
Type V 30 (Bild 1 a). Die Schaltung dieses Mikrophones zeigt 
Bild 3. 

Der elektrische Aufbau dieses Mikrophones ist grundsätz- 
lich der gleiche wie bei dem oben beschriebenen, jedoch dient 
als Verstärkerröhre die indirekt geheizte Röhre EF 12. Die 
Verkleinerung der Schaltelemente, besonders des Ausgangs- 
übertragers, ermöglichte wesentlich kleinere Abmessungen 
und eine Reduzierung des Gewichtes von 3 kg auf 650 g 
(ohne Kapsel). Die oben beschriebene Resonanzanhebung bei 
tiefen Frequenzen ist auch bei diesem Mikrophon notwen- 
dig. Man muß allerdings hierbei in Kauf nehmen, daß in- 
folge der größeren Kathodenleistung und der damit verbun- 
denen Vergrößerung des Kathodendurchmessers der Gitter- 
Eingangsscheinwiderstand kleiner wird. Der Frequenzverlauf 
bei tiefen Frequenzen wird hierdurch ungünstiger, so daß 
die übliche Resonanzanhebung nicht ausreicht, um den Fre- 
quenzverlauf völlig zu linearisieren. Es bleibt ein Abfall bei 
40 Hz von rd. 2 db. 


Bild 2. Schaltung des alten Konden- 
satormikrophons (Bild Ib). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 19% 


Um mit diesem Mikrophon dennoch hohen Ansprühen 
genügen zu können, wurde die Schaltung in einer Form ab- 
geändert wie sie aus dem Bild 4 ersichtlich ist. In dieser ab- 
geänderten Schaltung wird eine Stromrückkopplung verwen- 
det, die über einen im Anodenkreis liegenden Ubertrager 
wirksam wird. Aus räumlichen Gründen ist dieser Übertrager | | 
im Netzteil untergebracht. Die Rückkopplungsspannung wird 


Bild 3. Schaltung des verbesserten Kondensatormikrophons (V % 
mıt dem Netzgerät (N 30). 


auf das eine Ende des Gitterwiderstandes gegeben und ist 
über die Spannungsteilung Gitterwiderstand — Kapselkape- 
zität derart frequenzabhängig, daß sie nur bei den tiefen Fre 
quenzen wirksam wird, die angehoben werden sollen. Aul 
diese Weise ist es möglich, einen absolut geraden Frequenz 
verlauf von 40 bis 15 000 Hz zu erzielen. Der Klirrfaktor wir 


Bild 4. Geänderte Schaltung zu Bild 3 zur Erzielung eines linearen 
Frequenzganges bei tiefen Frequenzen. 


ginn. b 00 323222 e 


15. August 1950 


nicht größer, da infolge der Frequenzabhängigkeit der Rück- 
kopplung die Oberwellen nicht im gleichen Maße wie die 
Grundwellen rückgekoppelt werden. 


3. Die neuentwickelten Kondensatormikrophone 
auf Kathodenverstärkerbasis 

Mit den nachfolgend beschriebenen neuen Mikrophonen 
ist es gelungen, Mikrophontypen zu schaffen, die leichter und 
handliher sind und den elektrischen Forderungen für die 
Rundfunkübertragungen besser entsprechen. Mit der in Bild 5 
angegebenen Schaltung wurde es möglich, den Ausgangsüber- 
trager von dem Mikrophonverstärker zu trennen und ihn in 
den Netzteil zu verlegen. Außerdem wird auf Resonanzanhe- 
bung im Ausgangskreis völlig verzichtet. Die Ausführungs- 
formen solher Mikrophone zeigt Bild 1 c und d. 

Das in Bild 1 d dargestellte Mikrophon ist als hochwer- 
tiges Mikrophon für das Funkhaus gedacht und verwendet 
eine Röhre großer Steilheit VF 14. Dadurch und durch die 
Kathodenverstärkerschaltung wird der Ausgangsscheinwider- 
stand des Mikrophones 
in der Größenordnung 
von 200 Q — wie im 
Funkhaus verlangt — ge- 
halten. Das Mikrophon in 
Bild 1 c dagegen hat eine 
Röhre kleiner Steilheit 
(Knopfröhre 4671). Der 
: Ausgangsscheinwider- 
‚stand beträgt rd. 600 Q. Es 
eignet sich ebenfalls für 
hochwertige Ubertragun- 
gen, jedoch sind die An- 
shlußlängen der Verbin- 
dungskabel zwischen Mikrophonverstärker und Netzteil bzw. 
nachfolgendem Verstärker statt maximal 200 m nur etwa 50 m. 
Der Ausgang ist unsymmetrisch (einpolig an Masse), was in 
den meisten Fällen genügt. Die Gewichte betragen bei diesen 
Typen nur noch 360 g (Bild 1 d) und rd. 80 g (Bild 1 c) mit 
Kapsel. Der Aufbau des neuen Mikrophones ist aus Bild 5 
ersichtlich. Durch Verwendung einer Röhre mit großer Heiz- 
Spannung und kleinem Heizstrom (VF 14) wird die Anoden- 
spannung gleichzeitig Heizspannung und es werden als Zu- 
leitung zu dem Verstärker außer dem 0-Leiter nur noch 
2 Adern benötigt. Die in der Kapsel entstehende Spannung 
wird dem Gitter der Röhre zugeführt. Um der einseitig geer- 
deten Kapsel die notwendige Gleichspannung zuführen zu 
können und mit der kleinstmöglichen Anzahl von Schaltele- 
menten auszukommen, wurden die Plusadern der Spannungs- 
quelle geerdet. Die Heizung der Röhre wird der Anoden- 
Spannungsquelle entnommen. In Reihe zur Heizspannung lie- 
gen ein Widerstand von 1000 Q und eine Telephonlampe, die 
als Sichtanzeige dient. Beide bewirken gleichzeitig, daß die 
Spannung an der Anode gegenüber der Heizspannung (die 
als Anodenspannung etwas zu klein ist) heraufgesetzt wird. 
Der Kathodenstrom läuft im Netzteil über eine Drossel. Der 
dabei an der Kathode erzeugte Gleichspannungsabfall wird 
im Verhältnis 1:5 dem Gitter als Gittervorspannung zugeführt. 

Der Verstärker arbeitet in Kathodenverstärkerschaltung!. 
Die Eigenschaften des Kathodenverstärkers — großer Ein- 
gangssheinwiderstand der Röhre, kleiner Ausgangsschein- 
widerstand der Röhre, Verstärkungsfaktor etwa gleich 1, 
linearer Frequenzgang bis zu hohen Frequenzen — ließen 
ihn besonders geeignet als Mikrophonverstärker erscheinen. 
Der Unterschied der vorliegenden Schaltung gegenüber der 
normalen Kathodenverstärkerschaltung ist darin zu erblicken, 
daß parallel zu dem 12 MQ-Widerstand im Kathodenkreis 
ein Kondensator von nur 500 pF liegt. Dadurch liegt das 
kalte Ende des Gitterableitwiderstandes nur bei hohen Fre- 
Quenzen wechselspannungsmäßig am Nullpotential, während 


Bild 5. Neuer Mikrophonverstärker V 48 
(Kathodenverstärkerprinzip). 


Arch. techn. Mess Z 631—1 (Aug. 1937), Abschn. D. — R. Wun- 
derlich: Uber die Arbeitsweise des Kathoden-Verstärkers. Elektr. 
Nachr.-Techn. 19 (1942) S. 63. Referat: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 35 
(1944) S. 124. — Fr. E. Terman: Radio Engineers’ Handbook. Verlag 
McGraw-Hill, New York 1943, S. 429. — R. R. Batcheru. W.E. Mou- 
ic: The Elektronic Engineering Handbook, Verlag The Blakiston Co., 
Philadelphia 1944, S. 334. — Arch. techn. Messen Z 631—2 (Juni 1948). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


— EEE 


429 


bei tiefen Frequenzen dieser Punkt ein Wechselpotential be- 
kommt. Dies bewirkt eine Verringerung des Wechselstrom- 
flusses im Gitterwiderstand und kommt somit einer Erhöhung 
des Eingangsscheinwiderstandes gleich. Man kann es aber 
ebensogut als positive Rückkopplung ansehen. In jedem 
Falle läßt sih dadurch der Frequenzgang linearisieren. Die 
Größe des Kondensators wurde rechnerisch ermittelt und 
experimentell bestätigt. Da diese Maßnahme, wie oben er- 
wähnt, bei tiefen Frequenzen einer Spannungsrückkopplung 
gleichzusetzen ist, wird der Ausgangsscheinwiderstand um 
einen Betrag vergrößert, der dem Maß der Rückkopplung 
entspricht. 


4. Netzteil des Mikrophonverstärkers V 48 


Infolge des kleinen Aus- 
gangspegels des Verstärkers 
muß die Spannungsquelle, die 
gleichzeitig Anoden- und Heiz- 
spannungsquelle ist, sehr gut ge- 
siebt werden. Es folgt daher 
nach dem Ladeblock eine Dros- 
sel mit nachgeschalteter Röhre 
EF 12 als Kondensator, eine An- 
ordnung, wie sie in der Lite- 
ratur des öfteren beschrieben ist. Die wirksame Kapazität 
der Röhre ergibt sich aus dem Ersatzschaltbild 6. 

Für die Röhre gilt: 


Bild 6. Ersatzschaltung zur Be- 
rechnung der wirksamen Röhren- 
kapazität. 


ia = Sug. (1) 
Für ug ergibt sich aus Bild 7: 
R 
ug = (Ua + ia Ro) SON E . (2) 
1 + j w C 
Setzt man Gl. (2) in (1) ein, so erhält man: 
R ia R, R 
eu It 8. (3) 
Ri + -——= Ri + ar 
7 joC !' joC 
Daraus ergibt sich der Scheinwiderstand der Röhre: 
' Ua 1 l 
= —- = —- + -s —R. 4 
Rs la S Y joCR,-S R: (4) 
EEE. 1 
Wenn aber R: = 1/S gemacht wird, ist R, = oCh S 
was einer Kapazität von 
C= CRS (5) 


entspricht. 


Bild 7. 


Netzgerät des Mikrophonverstärkers V 48. 


Mit Hilfe einer solchen Röhrenschaltung sind also mühe- 
los sehr große Kapazitätswerte und damit hohe Siebfaktoren 
zu erreichen. Das Netzgerät (Bild 7) enthält noch einen Regel- 
widerstand zur Einstellung des Heizstromes der im Mikro- 
phon befindlichen Röhre VF 14. Der Stabilisator STV 100/60 
dient dazu, ein Ansteigen der Spannungen abzufangen, wenn 
das Gerät leer läuft, und schützt die Kapsel vor Schäden 
durch Überspannung. Im übrigen weicht es nicht von den üb- 
lichen Siebschaltungen ab. Es enthält nur zusätzlich die Aus- 


430 


gangsschaltung des Mikrophonverstärkers. Um den Gleidh- 
strom von dem Ausgangsübertrager fernzuhalten, sind die 
Drossel und der Elektrolytkondensator 150 „uF vorgesehen. 
Der Ausgangsübertrager hat ein Übersetzungsverhältnis 
7,9:1. Der Belastungswiderstand des Ausgangs soll 1000 Q 
oder größer sein, damit die Belastung der Kathodenstufe 
hochohmig gegen den Ausgangsscheinwiderstand wird. 
5. Meßergebnisse 

Für das Mikrophon Bild 1 d sind im folgenden die ge- 

messenen elektrischen Werte zusammengestellt: 
1. Frequenzgang: Abweichung gegen 1000 Hz bei 
einer mittleren Eingangsspannung von 20 mV. 


U, = 20 mV 
f Abschluß 1000Q 
Hz db 
40 0 
60 —0,3 
1 000 pas 
5 000 +0,08 
10 000 —0.08 
15 000 —0 08 
2. Klirrfaktor: 
bei 60 Hz 30/00 À 
bei 1000 Hz 3%% } Kapselspannung 200 mV 


Der Klirrfaktor ist erwartungsgemäß, der Theorie der 
Kathodenverstärkerstufen entsprechend, sehr klein. 
.Fremdspannung: 6uV 
.Geräuschspannung: 164V 

. Verstärkungsfaktor: 0..—3db 
Ausgangsscheinwiderstand: 


ana w 


40 Hz 320 Q Anstieg hervorgerufen durch 
R; der Röhre 
1000 „ 240 Q | 
1000 „ 230 Q 
15000 „ 245 Q Anstieg hervorgerufen durch 


Streuinduktivität des Aus- 
gangsübertragers 
Die Empfindlichkeit des Mikrophons ist durch die Kapsel 
gegeben. Sie beträgt im Mittel etwa 2 mV/ub, d. h. bei den 
vorkommenden Schalldrucken wie 1... 100 ub gibt die Kapsel 
2..200 mV Spannung ab. 


6. Kondensatormikrophon kleiner Ausführung 


Zum Schluß soll noch kurz auf das in Bild 1 c gezeigte 
Mikrophon eingegangen werden. Die Schaltung entspricht 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 19% 


der des Mikrophones Bild 1 d. Zu seiner Theorie ist dah:: 
grundsätzlich das Gleiche zu sagen. Infolge der Verwendın: 
einer Röhre mit geringerer Steilheit (4671) ist der Ausgangs- 
scheinwiderstand etwa 3..4mal so groß wie bei dem où: 
beschriebenen Mikrophon. Um störende Brummspannunae: 
in dem gleichen Verhältnis zur Nutzspannung wie bei dez 
obigen Mikrophon zu halten, können die AnschluBleitunc« 
daher nur den 4. bis 5. Teil so lang sein. Der Abschlußwice:- 
stand soll wiederum groß sein gegen den Ausgangssce::- 
widerstand, d. h. größer als 10 kQ. Für Verwendung mit Ver. 
stärkern mit kleinerem Eingangsscheir- 
“ widerstand ist ein entsprechender An- 
passungsübertrager vorzusehen. Ler- 
teres ist leicht möglich, da der Ar: 
gangspegel für die beschriebene For 
des Mikrophones nahezu 10mal st 
groß ist wie der des dynamischen M: 
krophones. Durch Verwendung eine: 
Röhre mit kleiner Heizspannung is: 
O für die Stromversorgung eine Az- 
Bild 8. Kondensatormikro- sthlußader mehr vorzusehen. Für €: 
phon kleiner Ausführung. Ausbildung des Netzteiles gelten d. 
gleichen Bedingungen wie bei dem bs- 
schriebenen, jedoch ist die Heizspannung getrennt zu erzev- 
gen und zu sieben. Wegen der geringen zu verstärkende 
Spannung ist es für hochwertige Wiedergabe notwendig. di 
Röhre mit Gleichstrom zu heizen. Infolge seiner klein:: 
räumlichen Abmessungen stört das Mikrophon das Schalie: 
nur unwesentlich und kann bei Übertragungen in Theater: 
und Konzerträumen ganz unauffällig angebracht werder 
(Bild 8). 


Zusammenfassung 

Im ersten Abschnitt wird kurz das zur Zeit benutzie 
Kondensatormikrophon des deutschen Rundfunks besdt:r 
ben und seine Schaltung angegeben. Nach der Beschreibt! 
einer verbesserten Ausführung im nächsten Abschnitt w:!- 
das neuentwickelte Kondensatormikrophon behandelt, c«‘ 
nach dem Prinzip der Kathodenverstärkerschaltung arbet: 
Im Abschnitt 4, Netzteil, wird kurz die darin benutzte Ron!?”- 
siebung beschrieben. Nach Mitteilung der Meßergebn:sse !? 
Abschnitt 5 folgt schließlich die Beschreibung eines Korit!- 
satormikrophones kleiner Ausführung, das ebenfalls nad 
dem Prinzip der Kathodenverstärkerschaltung arbeitet. 


Ingenieurarbeit in der feinmechanischen Fertigung, insbesondere in der Elektroindustrie 
Von Arthur Mehlis, Stuttgart 


Übersicht. Während der technischen Entwicklung auf breitester 
Grundlage geschulte Ingenieure zur Verfügung stehen, hat die Ausbildung 
der Fertigungsingenieure mit der stürmischen Entwick!ung dieses Gebie- 
tes und den hier auch notwendigen theoretischen Arbeiten nicht Schritt ge- 
haiten. Eine Weiterentwicklung auf dem Gebiet der rationellen Fertigung 
setzt eine immer qrößer werdende Zahl von Ingenieuren mit einer besonders 
ausgerichteten Schulung voraus, Die Arbeit zeigt die hierbei auftretenden 
Probleme. 


Beobachtungen in der Industrie zeigen immer wieder, 
daß die Ingenieure sich viel mehr zu dem funktionellen Den- 
ken der Entwicklung als dem rationellen Denken der Fer- 
tigung hingezogen fühlen. Insbesondere der akademische 
Nachwuchs empfindet noch immer beim fertigungsgemäßen 
Denken den Beigeschmack des Handwerks. Während dem 
Menschen, insbesondere dem europäischen Menschen, das 
funktionelle Denken in Erweiterung des Erkenntnistriebes 
a priori gegeben ist, wird er zum rationellen Denken erst 
durch die Umwelt erzogen. In einer Zeit lebhaftester Dis- 
kussionen über Vorteile, Nachteile, Gefahren und Grenzen 
der Technik erscheint es erforderlich, der Forderung nach 
rationellem Denken einen philosophischen Sinn zu geben. 


Sieht man als Aufgabe und Ergebnis des „funktionel: 
Denkens in der Technik die Schaffung der Möglichkeit d7 
„sich-wohl-Befindens‘ im Sinne des spanischen Philosor- ? 
Ortega y Gasset, so ist es Aufgabe und Ergebnis ©: 
„rationellen®" Denkens, dieses „sich-wohl-Befinden’ e7- 
größtmöglihen Zahl von Menschen zu vermitteln. V07 
diesem Standpunkt ausgehend, streben das philosoph::?° 
Denken und der wirtschaftliche Zwang in gleicher Rid:!-:' 


Sowohl an den Technischen Hochschulen als auch in £:' 
Laboratorien der Industrie wird das funktionelle Denken |: ' 
Entwicklung) seit jeher gepflegt. Demgegenüber hat sich e” ` 
geschlossene Forschung und Schulung auf dem Gebiete ct- 
rationellen Denkens, also der Fertigung, nur im besceide ` 
Umfange durchsetzen können. Die besondere Betonung 7- 
hier auf die zusammengefaßte Behandlung aller Diszip:.7-" 
der Fertigung und demnach in eine Anerkennung sowoh. - -> 
Lehrfach als auch als Forschungsgebiet gelegt werden. \ ` 
sind einige Teilgebiete mehr oder weniger intensiv au! 4+7 
Hochschulen gelehrt und ebenso auch in der Industrie 7. 


a 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


431 


wissenschaftlihen Methoden durchforscht worden. Inter- 
essant ist in diesem Zusammenhang, daß z. B. die Technische 
Hochschule Zürih auf dem Gebiet der Arbeitszeitstudien, 
also einer Disziplin des reinen rationellen Denkens, hervor- 
ragend arbeitet, wie aus einem Vortrag des Dozenten Fron- 
nalaf über „Arbeitsstudien und Leistungsgradbewertung” 
in Stuttgart hervorging. 


Die vielen Disziplinen jedoch, die erst eine rationelle 
Fertigung gestatten, sind geschlossen weder an den Tech- 
nischen Hochschulen systematisch gelehrt, noch in den In- 
dustrielaboratorien geschlossen behandelt worden. Der 
Grund liegt in der Vielzahl scheinbar vollkommen unab- 
hängiger Disziplinen, deren Zusammenfassung insbesondere 
in einem Industrielaboratorium nicht nur scheinbar, son- 
dern tatsächlich nicht möglich ist. 


Erforderlich ist hier vor allem die Ausbildung eines 
neuen Ingenieurtyps. Die Schulung und damit das Denken 
des bis jetzt von den techn. Mittelschulen in der Fertigungs- 
richtung ausgebildeten Ingenieurs bewegt sich mehr in der 
Richtung, bekannte Fertigungsverfahren auf neue Aufgaben 
anzuwenden, als in der umgekehrten, neue Fertigungsver- 
fahren für bekannte Aufgaben zu erdenken. Gelegentlich 
einer Werksbesichtigung durch Studierende einer Techni- 
shen Hochschule erklärten alle auf die Frage, ob sie bei 
einer Konstruktionsaufgabe während der Arbeit auch an die 
fertigungsgerechte Durchbildung (Fertigung mit dem gering- 
sten Zeitaufwand) dächten, daß diese Art des Denkens nicht 
an sie herangetragen worden wäre. 


Wenn auch die Richtung des Denkens für die Ausbil- 
dung des Ingenieurs den übergeordneten Gesichtspunkt dar- 
stellt, so ist anderseits die Denkungsart nur an vorgegebenen 
Disziplinen zu üben. Die folgende Aufstellung der Diszipli- 
nen, welche die Fertigung in einer Gesamtheit beeinflussen, 
und die Kennzeichnung ihrer Bedeutung für die Fertigung 
sollen nur an einzeln herausgesuchten Beispielen zeigen, 
wo die im industriellen Ablauf vorhandenen Lücken liegen. 
Wohl hat die Industrie besonders nach dem 1. Weltkrieg 
sih von der alten, vom Handwerk übernommenen, Vor- 
stellung abgewendet, daß der Meister oder der Ausführende 
selbst die zweckvollen Arbeitsverfahren festlegen und auch 
ihre Reihenfolge bestimmen müsse. Überall findet man 
heute Spezialingenieure (Arbeitsvorbereiter, Arbeitsplaner, 
Methodeningenieure), die sowohl die zweckvollsten Ar- 
beitsverfahren, als auch ihre zweckvollste Reihenfolge in 
ihrer Ausführung festlegen sollen. Die Stellung dieser In- 
genieurgruppe innerhalb eines termingebundenen Fabrika- 
tionsablaufes und — von wenigen Ausnahmen abgesehen — 
der Mangel an Forschergeist, der, wenn vorhanden, von den 
Werkleitern mit sogenannten jahrelangen 
Erfahrungen noch unterdrückt wird, ergibt eine Ar- 
beitsrihtung, die für eine neue Aufgabe die bekannten 
Fertigungsverfahren mechanisch in sogenannten Methoden- 
karten oder Arbeitsplänen festlegt, ohne daß systematisch 
untersucht wird, ob eine vom Traditionellen abweichende 
Fertigungsmethode wirtschaftlicher wäre, oder ob geringe 
Änderungen der Konstruktion wirtschaftlichere Fertigung 
gestatteten. Noch viel weniger wird untersucht, ob eine Ver- 
teuerung bei der Materialformung (Teilefertigung) nicht 
eine wesentliche Verbilligung in Zusammenbau oder Revi- 
sion (Störungsanfälligkeit) ergeben könne. 


In der Fernmeldeindustrie erfordert die Teileherstel- 
lung, also die Verformung von Rohmaterial an Werkzeug- 
maschinen usw. je nach dem vorliegenden Fall nur 20 bis 
höchstens 30 % der Gesamtherstellungskosten; gerade hier 
sind derartige Untersuchungen angebracht. In einzelnen Fäl- 
len hat sich ergeben, daß die Verdoppelung der Herstellko- 
sten von Teilen den gesamten Herstellungspreis eines Fabri- 
kates wesentlich verkleinern kann. Die Erfahrungen in der 
Industrie zeigen, daß den in den Fabrikationsablauf direkt 
eingeschalteten Ingenieuren derartige Überlegungen und Un- 
tersuchungen in systematischer Form nicht möglich sind. Inge- 
nieure, welche Untersuchungen anstellen sollen, müssen von 
sogenannten Tagessorgen des Fabrikationsablaufes frei sein. 


Einige Beispiele aus den in den Fertigungsablauf gehörenden 
Arbeitsgebieten sollen die Richtung zeigen, die anzustreben 
ist. 

Die Materialprüfung wird etwa seit der Jahr- 
hundertwende an den Hochschulen und in Spezialinstituten 
sowohl als Lehr- als auch als Forschungsfach gepflegt, und 
alle namhaften Industriewerke besitzen ein auf ihre Zwecke 
zugeschnittenes Materialprüfungslabor. Wie aber schon der 
Name sagt, ist die Richtung dieser Laboratorien vom Stand- 
punkt der Fertigungsforschung absolut einseitig. Vornehm- 
lich werden hier Materialeigenschaften geprüft, die durch 
Normen festgelegt sind. Weniger systematish wird vom 
Standpunkt der Zweckgebundenheit untersucht, und zwar 
einmal funktionsgebunden an das betreffende Gerät, ander- 
seits fertigungsgebunden an das Arbeitsverfahren oder die 
Eignung für andere Fertigungsverfahren. Wohl greifen einige 
tüchtige Konstrukteure vom funktionellen Standpunkt und 
einige tüchtige Arbeitsvorbereiter vom rationellen Stand- 
punkt auf das Materialprüfungslabor zurück; eine systema- 
tische Forschungsarbeit ist das aber nicht. 

Die chemischen, technologischen, metallographischen 
und anderen Prüfverfahren sind zu wenigen Konstrukteuren 
und Arbeitsvorbereitern bekannt, als daß sie auch nur die 
Fragen richtig an das Materialprüflabor herantragen könn- 
ten. Anderseits sind den Materialprüfern, insbesondere in 
der feinmechanischen Industrie und hier besonders in der 
Elektroindustrie, sowohl die Kenntnisse der Funktion der 
Geräte als auch die Fertigungsverfahren zu wenig bekannt, 
als daß sie von sich aus die zweckvollste Materialauswahl 
oder das zweckvollste Prüfverfahren vorbereiten könnten. 

Gleiche Lücken findet man bei den Ingenieuren, welche 
die Verfahren der Materialverformung festlegen. 
Wohl sind die sog. klassischen Verformungsmethoden, wie die 
spanabhebende Verformung, die spanlose Verformung, Gie- 
Ben, Pressen, Schweißen usw. bekannt, jedoch werden sie stets 
aus gewohnter Denkweise heraus verwendet und ihre An- 
wendung ist durch die Konstruktion bereits so eingeengt, 
daß der in den Fertigungsablauf eingeschaltete Ingenieur 
den Konstrukteur nicht dahingehend beeinflussen kann, daß 
die Konstruktion den zweckentsprechenden Fertigungsver- 
fahren angepaßt wird. 

Die Mengen- oder Massenfertigung, die erst durch 
Arbeitsteilung erreicht wird, stützt sich ausschließlich auf 
den Austauschbau, der nur möglich ist, wenn Fertigungs- 
maße, gleich welcher Dimension, durch Passungen und Tole- 
ranzen festgelegt sind. Die mechanischen Maße und hier 
wiederum besonders die Längenmaße sind vielfach unter- 
sucht worden und es gibt eine umfangreiche Literatur. DIN- 
Passung und ISA-Passung sind jedem Ingenieur geläufig. 
Trotz dieser Tatsachen werden in der Praxis Passungen und 
Toleranzen kaum einmal richtig verwendet und ausgenutzt. 
Ich habe bis heute noch keine Hinweise in der Literatur 
oder in der Praxis gefunden, die systematisch zwischen funk- 
tionsbedingten und fabrikationsbedingten Toleranzen unter- 
scheiden, obwohl eine Einführung dieses Begriffes für die 
Fertigung bedeutsam ist. Als Beispiel: Funktionell ist es 
unwichtig, wie die äußeren Abmessungen (Konturen) eines 
Teiles schwanken, es können also grobe Toleranzen ange- 
geben werden. Da der Konstrukteur immer wieder gedrängt 
wird, möglichst große Toleranzen einzutragen, wird er ge- 
rade hier großzügig verfahren; der Fertigungsingenieur 
braucht dagegen an bestimmten Stellen kleine Toleranzen, 
um z. B. ein Stanzteil nachher zweckvoll in eine Bohrvor- 
richtung aufnehmen zu können. Aufnahmemaße (Aufnahme- 
löcher usw.), die es ermöglichen sollen, während des gesamten 
Fabrikationsablaufes einschließlich Montage immer wieder 
auf gleiche Maße und Aufnahmen zurückgreifen zu können, 
werden systemlos eingeführt. Allgemein zeigt sich in der 
feinmechanischen Industrie, daß der Konstrukteur in bezug 
auf funktionsbedingte Toleranz zu engherzig ist, für ferti- 
qungsbedingte Toleranz jedoch meist gar kein Empfinden 
hat oder zu großzügig ist. Hier fehlt eine neue Systematik. 

Mit den größten Einfluß auf wirtschaftliche Fertigung, 
besonders in der feinmecdhanischen Industrie, haben Werk- 


432 


zeuge und Vorrichtungen. Obwohl dem Sprachgebrauch ent- 
sprechend jedes Hilfsmittel eines Werkenden als Werkzeug 
bezeichnet werden kann, ist in der Industrie der Begriff des 
Werkzeuges, zum Schaden des rationellen Denkens, stark 
eingeschränkt. Abgesehen von den sogenannten Handwerks- 
zeugen wird der Begriff des Werkzeuges vornehmlich für 
Geräte der Verformung benutzt. Für die noch wichtigeren 
Arbeiten des Zusammenbaus gibt es zwar die Montagevor- 
richtungen, aber während Werkzeuge als Schnitte, Stanzen 
usw. bereits auch von der Normung erfaßt sind, wird der 
Vorrichtungsbau, jetzt im weiten Sinne gefaßt, einschließlich 
automatischer und elektrischer Montage- und Prüfeinrich- 
tungen sehr stiefmütterlih behandelt. Diese Tatsache hat 
dazu geführt, daß das Werkzeugkonstruktionsbüro in seinem 
gesamten Denken nur auf die Beherrschung der zur Ver- 
formung dienenden Werkzeuge eingestellt ist. Bedenkt man 
aber, daß z. B. bei einem Erzeugnis der Fernmeldeindustrie 
nur etwa 20°/o des Lohnes auf die eigentliche Fertigung im 
Sinne der Verformung (Teileherstellung) entfallen, 80 % da- 
gegen auf die übrigen Arbeiten: Zusammenbau, Justieren, 
Verkabeln, Prüfen usw., dann wird sofort klar, daß hier 
ein wichtiges Gebiet der Forschung und Systematik vorliegt. 
Es ist falsch, wenn der Betriebspraktiker dieses Verhältnis 
von Teilefertigungen zu den übrigen als gegeben hinnimmt. 
Ein großer Teil der Erfolge der wirtschaftlicheren Herstellung 
feinmechanischer Erzeugnisse der letzten Zeit ist bereits dar- 
auf zurückzuführen, daß gerade auf den genannten Gebieten 
des Zusammenbaus usw. methodisch gearbeitet wird (Band- 
montage). Eine systematische Methodik auf diesem Arbeits- 
sektor fehlt. Als Rückwirkung dieser Bemühungen beob- 
achtet man, daß selbstverständlih durch die Arbeitsmetho- 
dik im Zusammenbau die Anforderungen an die Herstel- 
lungsgenauigkeit der Teile stark ansteigen. Aus der Schweiz 
verlautet, daß z. B. in der Uhrenindustrie im weitesten Maße 
an Stelle des Hundertstel das Tausendstel als gebräuchliches 
Fertigungsmaß getreten ist. 

Als wichtige Disziplin, die ein rein rationelles Denken 
voraussetzt, wird die „Arbeitszeitstudie” an der Züricher 
Hochschule systematisch gelehrt. An den Anfang gehört hier 
der Satz: „Der Zeitnehmer ist nicht zum Stoppen da!”, d. h. 
er soll nicht mit einer Stoppuhr feststellen, welche Zeiten 
für einen Arbeitsgang benötigt werden, sondern er soll fest- 
stellen, welches die richtigen Arbeitsmethoden und Griffe 
sind, um die Zeit bei geringen körperlichen Anstrengungen 
ein Minimum werden zu lassen. Trotz REFA und trotz allen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 199 


Unterichts an den Mittelschulen fehlt hier gerade die Aw- 
richtung auf den eigentlichen Zweck der Zeitstudien. Ob- 
wohl die Arbeiten des Reichsausschusses für Arbeitsstudien 
auch vom Auslande wiederholt anerkannt worden sind, geh! 
insbesondere aus den Bemerkungen des Schweizer Dozen- 
ten hervor, daß einmal dieses Gebiet auch vom Auslande 
Zz. B. französischer Seite, stark beachtet wird, zum anderen hier 
dieselbe Erscheinung vorliegt wie bei den Fertigungsmetho 
den, daß Bekanntes auf neue Aufgaben angewendet wird. 
statt umgekehrt Neues für bekannte Aufgaben zu suchen. 
Die Zahl der Beispiele auf diesen Gebieten läßt sich nod 


beliebig vermehren. Ein Gebiet mit größten Lücken in der De- |. 


finition und Systematik bildet die Prüfung oderRevi- 
sion, angefangen vom ersten Arbeitsgang für die Her 
stellung eines Teiles bis zum Prüfen des fertigen Gerätes 
Eine prinzipielle Schwierigkeit steht am Anfang: Die Zeit: 
nung kann praktisch nur angeben, wie ein Teil sein sol. 
nicht aber „wie es nicht sein darf”. Dem der Betriebspraxis 
Fernstehenden wird dieser Satz banal erscheinen. Den 
Betriebspraktiker bereitet diese Tatsache die größte Sorce 
neben dem Terminplan. Untolerierte Maße bilden nur eir. 
kleines Teilproblem, das noch am einfachsten zu meister: 
ist. Oberflächengüte, Planheit usw., Gütebeurteilung der 
Oberflächenbearbeitung, sowohl der Galvanostegie als aud: 
der Lackierung, sind einige Punkte der Teilefertigungsted- 
nik. Je mehr der Zusammenbau fortschreitet, um so meh: 
undefinierte Begriffe kommen hinzu bis zur Abnahme durd. 
den Kunden, insbesondere wenn dieser Fachmann ist. De: 


Weg vom Rohmaterial oder Halbfabrikat bis zum fertigen ' 


Gerät erfordert viel ingenieurmäßige Arbeit. Die wictigt: 
Voraussetzung für das Gelingen dieser Arbeit ist eine spè 
zielle Schulung der Ingenieure für diese Fragen. 


Zusammenfassung 

Dem im funktionellen Denken geschulten Ingenieur, also 
dem Konstrukteur, dem Laboringenieur usw., muß das rato 
nelle Denken in erweitertem Maße nahe gebracht werden: 
man kann sogar sagen, es muß eine neue Ingenieurausbildu:t 
angestrebt werden, bei der das rationelle Denken als Haupt- 
fach und das funktionelle Denken nur als Nebenfad ver 
mittelt wird. Für die weitere Entwicklung auf dem Ge 
biet der rationellen Fertigung genügt es nicht, nur den O 
funktionellen Denken geschulten Ingenieuren und den au 
dem Handwerk bervorgegangenen Führungskräften diese 
Aufgabe zu überlassen. 


Erzeugung und Anwendung gerichteter Elektronenstrahlen* 


Die Erzeugung scharf gebündelter Elektronenstrahlen 
hoher Stromdichte ist für zahlreiche Elektronengeräte (Fern- 
sehprojektionsröhren, Triftröhren, Wanderfeldröhren, Rönt- 
genröhren, Betatrons) von grundlegender Bedeutung. Mit 
verhältnismäßig einfachen Mitteln ist die Erzeugung gerich- 
teter Elektronenstrahlen geringer Stromdichte, wie sie z. B 
in Fernsehempfängerröhren verwendet werden, möglich. 
Schwierigkeiten stellen sich dann ein, wenn bei möglichst 
kleinem Offnungswinkel große Stromstärken, hohe Strom- 
dichten oder beides verlangt werden. Bei Stromstärken über 
1 mA in Kathodenstrahlröhren und über 20 mA in Laufzeit- 
röhren ist die Leistungsfähigkeit der strahlerzeuaenden 
Systeme durch die Anfangsqeschwindigkeit und -richtung, 
mit welchen die Elektronen die Kathode verlassen, und durch 
die gegenseitige Abstoßung der Elektronen im Strahl be- 
grenzt. Eine exakte Behandlung der Vorgänge im elektri- 
schen Feld unter Berücksichtigung der Raumladung ist aus 
mathematishen Gründen nicht möglih. Es können aber 
unter vereinfachenden Annahmen allgemeingültige Aussagen 


$ Nah A. A. Rusterholz: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 41 
(1950) S. 65; 12 S., 28 B. 


darüber gemacht werden, unter welchen Bedingungen be 
stimmte Anforderungen erfüllt werden können. l 
Nach einer kurzen Besprechung der historischen, ges 


DK 621.385 


konzentrierten Fadenstrahlen geht der Verfasser auf die 


Bemessung von Oxyd- und Homogenkathoden ein, um a 
schließend die Strahlerzeugungssysteme (elektrostat , 
und magnetische Konzentrierung) einer kurzen Betrachtu? 
zu unterziehen. Im nächsten Abschnitt werden Näherung* 
methoden zur Berücksichtigung der Raumladung angegebe? 
Nach längeren Betrachtungen kommt der Verfasser 7U der 
Ergebnis, daß das bekannte strahlerzeugende System n?“ 
J. R. Pierce derzeit noch die wirkungsvollste Anorda: 
darstellt. Mit diesem System lassen sich die folgend“ 
Werte erreichen: Anodenspannung 4000 V, Su 
250 mA, Strahlquerschnitt 1 mm®, Länge des Strahles 7 
100 mm. Die Anwendung eines Pierceschen Systems ® 


Elektroneninjektor für ein Betatron wird besprochen. > 
N R. Hechtel hat, ausgehend von der Pierceschen Anordnea) a 
steme für beliebiq aeformte Elektroden unter Berücksichtiaung de’ nn 
ladungskräfte entwickelt und darüber auf der Physikertaaung !B ns 
em 11. 12. 49 berichtet. S. Phys. Verh. 2 (1950) S. 34 (Beilage 3. d. FEN 


Ri.). 


č: 15. August 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 433 
Ba, 


ti 
E 
& 
i . 
m Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


R 
DK 621.311.17-742 (73) 


_ Kraftwerksanlage mit witterungsgeschützten Turbinen und 
~ Generatoren. [Nach G. A. Gaffert. Elektr. Wld., N. Y. 
œ: 26 (1949) S. 63; 4 S., 6 B.] 

In Zwei Maschinen von je 7500 kW wurden in dem Freiluft- 
:£ Kraftwerk Coughlin auf dem Maschinenhausflur im Freien 
:. angeordnet (Bild 1), nachdem Fragen der Anlagekosten, der 
:; Betriebssicherheit und der Wirtschaftlichkeit eingehend ge- 
~ prüft worden waren. Auch die Kessel sind im Freien mon- 
.. tiert. Die klimatischen Verhältnisse am Aufstellungsort sind 
. verhältnismäßig günstig. Große Kälte ist selten. Es wurde 
_ eine Ersparnis von schätzungsweise 8 $ je installiertes kVA 
erzielt. Die Gesamtanlage steht auf einer Eisenbetonplatte 


[a5 


Pr 


Bild 1. Ansicht des Freiluft-Kraftwerks Coughlin. 


(Bild 2). Zuerst sollte ein normales Maschinenhaus mit nor- 
malem Maschinenhauskran gebaut werden. Dann wollte man 
das Gebäude sparen und die Maschinen in kleinen, zusätzli- 
chen und transportablen Häuschen unterbringen. Hierdurch 
wäre die freie Kranhöhe aber vergrößert worden. Endlich ent- 
schloß man sich zu einer Freiluft-Bauweise der ganzen Anlage. 
Zusammen mit der General Electric Comp. wurde eine Frei- 
lufttype dadurch geschaffen, daß die Erregermaschine am Ge- 
nerator angeflanscht, der Stator des Generators mit seiner 
Grundplatte wetterfest verschraubt sowie die Turbine und ihr 
Regler in einem wetterfesten Gehäuse untergebracht wurden. 
Um zu vermeiden, daß Regen oder Wind in das Maschinen- 
gehäuse im Bereich des Generators und an der Erregerma- 


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STE 772 eu. ; 


Bild 2. Fundamentplatte des Freiluft-Kraftwerkes. 


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schine eindringen können, wurde ein kleiner Ventilator vor- 
gesehen, der diese Teile unter einem geringen Überdruck 
hält. Die Fundamentplatte des Maschinensatzes und der 
Maschinenhausflur sind als gemeinsames Ganzes ausgebildet, 
o daß die gesamte Maschine und der Maschinenhaus-Fuß- 


RUNDSCHAU 


boden wasserdicht sind. Besondere Revisionsöffnungen sind 
auf der Turbinenseite vorgesehen, um den Turbinenteil und 
den Regler kontrollieren zu können. Die 440 V-Eigenbedarfs- 
Schaltanlage ist eine blechgekapselte Freiluftschrankanlage 
und steht auf dem Maschinenhausflur in der Nähe der Ma- 
schinen. Die zentrale Warte befindet sich unter dem Ma- 
schinenhausflur innerhalb des Gebäudes. Mei 


DK 621.315.668 


Die Maste im Bau von Hochspannungs-Freileitungen. [Nach 
Fachheft „Freileitungsbau‘, Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) S. 
25; 50 S.] 

Bei Kriegsbeginn standen rund 6,5 Mio Holzmaste in den 
Netzen des Altreichs, davon allein rd. 4,2 Mio in Westdeutsch- 
land. Kriegs- und Nachkriegszeit haben Raubbau an unseren 
Wäldern und untragbare Holzvergeudung mit sich gebradt; 
der Holzverbrauch übersteigt den Nachwuchs bei weitem, 
deshalb wird die Frage aktuell, ob Holz als geeigneter Bau- 
stoff für zukünftige Leitungen anzusehen ist. Als Ersatz kom- 
men Eisen und Beton in Betracht. Die Arbeitsgemeinschaft der 
Landesverbände der Elektrizitätswerke (AdEW) hat im Sep- 
tember 1949 ihre Freileitungstagung in Elmshorn veranstaltet 
mit dem Zweck, Erfahrungen über die Verwendung von Ma- 
sten aus Schleuder- und Spannbeton sowie aus Stahlrohr, 
über die Entrostung von Eisenmasten und über die Konser- 
vierung und Pflege von Holzmasten auszutauschen. 

In einem Vortrag „TheorieundPraxisdesBe- 
tonmastbaues" berichtet H.-G. Schweppenhäu- 
ser über die Erfahrungen der Schleswig-Holsteinischen 
Stromversorgungs-AG. Uber den wesentlichen Inhalt dieser 
Arbeit ist in der ETZ H. 12 ds. Js. auf S. 327 schon berichtet 
worden, einige ergänzende Angaben folgen hier. 

Betonmaste benötigen 25 ... 30% weniger Stahl als Gitter- 
maste. Mit dem Schleuderbetonverfahren wird ein besonders 
gleichmäßiger Beton hoher Festigkeit (rd. 80 kg/cm?) erzielt; 
die Armierung besteht aus hochfesten Stahleinlagen; Mast- 
längen bis zu 25 m können hergestellt werden, doch sind 
aus Fertigungsgründen Maste von weniger als 12 m am wirt- 
schaftlichsten. Die Traversen aus Rüttelbeton werden auf 
den Mast aufgegossen, für die Befestigung von Stützisolatoren 
werden Gewindebucdhsen in Traverse oder Mast eingegos- 
sen. Zur Erdung wird die Armierung am Fuß und an der An- 
satzstelle der Traverse durch angeschweißte Erdungsdübel 
herausgeführt. Die Isolatoren werden durch verzinktes Eisen- 
band auf der Oberseite der Traverse geerdet, das an den Er- 
dungsdübel angeschlossen wird. 

Ein Kostenvergleich ergibt, daß die geringere Abschrei- 
bung infolge längerer Lebensdauer der Betonmaste garnicht 
herangezogen zu werden braucht; die größere Betriebssicher- 
heit und das Fehlen der lästigen Abschaltungen beim Aus- 
wechseln schlechter Holzmaste geben allein schon den Aus- 
schlag. i 

Die nach jedem Vortrag eingeschaltete Aussprache brach- 
te weitere Klärung in strittigen Fragen, z. B. in der Auslegung 
der VDE-Freileitungsvorschriften, die z.Zt. neubearbeitet wer- 
den. Besonders lebhaft war der Meinungsaustausch über die 
verschiedenen Holztränkungs- und Mastnachpflege-Verfahren. 

Über den „Spannbetonmast" berichtete H. Bay, 
Hamburg. Der Mast aus Spannbeton ist durch sein hohes in- 
neres Arbeitsvermögen gekennzeichnet. Die beste Stoffver- 
teilung wird in rechteckigen aufgelösten Querschnitten ähn- 
lich den Eisengittermasten erreicht. Der in Deutschland ent- 
wickelte Mast für einen Spitzenzug von 250 kg ist 11,5 m lang 
und wiegt 900 kg; er zeigte beim Belastungsversuch erst beim 


` 3fachen Spitzenzug Rißbildung, die Spitzenauslenkung von 


8,7 cm geht nach Entlastung auf Null zurück. 

In Frankreich wurde der Spannbetonmast schon früh ge- 
fördert; es sollen dort Leitungsmaste im Zuge der Elektrifizie- 
rung der Bahnstrecke Paris—Lyon verwendet werden, wobei 
die Kosten etwa 20... 40% unter denen gleichwertiger Eisen- 
gittermaste liegen. — Der Spannbetonmast kommt für hohe 
Beanspruchungen in Leitungen höherer Spannung in Betracht. 
Im Osten wurde eine Schaltanlage errichtet, deren Einzelteile 
im Montagebau an Ort und Stelle zusammengesetzt wurden; 
die Eisenersparnis betrug 92%. 

A. Köhler beschreibt den „Hochspannungs- 
mast aus Stahlrohr“ Das Rohr ist das Bauelement, 
das Knickbeanspruchungen am wirtschaftlichsten übertragen 


434 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 195 


kann. Die Streben und Stiele aus Stahlrohr hoher Festigkeit 
werden durch Lichtbogenschweißung verbunden, man erzielt 
dadurch eine Gewichtsersparnis bis 60% gegenüber dem 
Mast aus genieteten Profilen. Die geringere und glatte Ober- 
fläche setzt den Winddruc und die für Anstrich aufzuwen- 
denden Unterhaltungskosten herab. Die Knickfestigkeit kann 
um rd. das Dreifache erhöht werde, wenn die Rohre mit fein- 
granuliertem Beton gefüllt werden. Eine in der Schweiz auf- 
gestellte Vergleichsrechnung ergab eine Senkung der gesam- 
ten Baukosten um 15..20% im Vergleich mit Profilgitter- 
masten. In Deutschland sind bisher noch wenig Rohrgitter- 
maste in Betrieb; bedeutend umfangreicher ist ihre Verwen- 
dung im Ausland. 


Die „chemischeEntrostungbeiEisenkon- 
struktionen' wird von E. Moser behandelt. Die Wie- 
derinstandsetzung von Eisenteilen aller Art hat nach dem 
Kriege eine eigene Entrostungsindustrie ins Leben gerufen. 
Tausende von Tonnen an Halbzeug, Maschinen und Klein- 
eisenteilen konnten so wieder der Wirtschaft zugeführt wer- 
den. Man unterscheidet Tauch- oder Bad-, Spritz- und Pasten- 
Entrostung, von denen die letzte für das Entrosten von Ma- 
sten in Betracht kommt. Die Entrostungslösungen enthalten 
Säuren, Säuregemische oder saure Salze, wie Schwefelsäure, 
Phosphorsäure und Bisulfate. Ein neuentwiceltes Rostum- 
wandlungsverfahren entfernt den Rost nicht, sondern wan- 
delt ihn unter Einwirkung von Phosphorsäure in eine unschäd- 
liche Verbindung um; für ein abschließendes Urteil ist aber 
die Bewährungszeit noch zu kurz. 

Die Paste wird mit Spachtel oder Pinsel auf den Mast 
aufgebracht und nach einer bestimmten Einwirkungsdauer 
bewegt, um noch aktive Teile der Paste auf die Eisenober- 


fläche zu bringen. Nach einer Wartezeit wird die Paste mit 


dem Schlauch abgespritzt und däs nun blanke Eisen neutra- 
lisiert; dann wird der Anstrich mit einem Passivierungsmittel 
und nach dessen Eintrocknen mit den üblichen Rostschutz- 
Anstrichmitteln vorgenommen. Diese Art der Entrostung ist 
viel gründlicher als die übliche Bearbeitung durch Abklopfen 
und Abmeißeln. Auch werden die Festigkeit gefährdende 
Einkerbungen vermieden. Die chemische Nachbehandlung 
durch Passivieren verhindert ein künftiges Nachrosten von 
innen heraus. 

Über „Neuzeitliche Imprägnierung des 
Mastholzes' sprah G. Technau. Von einem brauch- 
baren Tränkungsverfahren müssen guter Schutz gegen Fäul- 
nispilze und gegen Insekten sowie hohe Widerstandsfähigkeit 
gegen Auslaugung des Tränkungsmittels gefordert werden. 
Für die Kiefer hat sich die Tränkung mit schwerem Stein- 
kohlenteeröl nach dem Rüpingverfahren einwandfrei am 
besten bewährt, wie aus den folgenden Zahlen über die Ge- 
brauchsdauer nach Untersuchungen der Deutschen Post her- 


vorgeht: 
Teeröl (Rüping) 33,4 Jahre] mit planmäßiger 
Quecksilbersublimat 26,8 „ ç Stangennad- 
Mischtränkung 229 | J pflege. 


Da aber von dem heute anfallenden Stangenholz nur rd. 30% 
auf Kiefer, der Rest aufFichte entfällt, wird der Schutz die- 
ser Holzart besonders wichtig. Bei der Fichte dringt das 
Tränkungsmittel weniger tief ein und zudem verschieden tief, 
obwohl keine feststellbaren Unterschiede in der Holzquali- 
tät vorliegen. 

Kupfersulfat bietet keinen ausreichenden Schutz gegen 
alle vorkommenden Pilzarten, auch das besonders während 
des Krieges verwendete Chlorzink befriedigt in dieser Be- 
ziehung nicht. Sublimat läßt sich zwar schwer auslaugen und 
ist sehr wirksam gegen Pilze, doch bringt es die hohe Affini- 
tät des Sublimats zur Holzfaser mit sich, daß die Bindung zu 
rasch vor sicht geht und deshalb ein tieferes Eindringen in 
das Mastinnere verhindert wird. Fluornatrium allein dringt 
zwar tief ein, neigt aber zum Auslaugen; dagegen zeigen die 
Natrium-Fluorid-Gemische mit Chrom-Arsensalzen sehr gün- 
stige Eigenschaften; bei Versuchen der Post hatten mit Chrom- 
Arsen behandelte Maste nach I2jähriger Standdauer bei wei- 
tem die geringsten Ausfälle. Für längere Gebrauchsdauern 
ist noch kein Urteil möglich, weil diese Salze erst 1936 auf 
dem Markt erschienen sind. — In der Aussprache zeigte sich 
jedoch, daß sich noch keine einheitliche Meinung gebildet 
hat und daß noch gründliche Versuche und Statistiken not- 
wendig sind, um brauchbare Erkenntnisse über das für die 
Fichte beste Verfahren zu erhalten. Die Eindringtiefe sei bei 
der Fichte nicht so bedeutsam wie bei der Kiefer, weil Fichten- 
holz kolloidhemisch umgewandelt wird und nach Trocknung 


kaum noch Wasser aufnimmt, Der Anbau der Pappel, die 


in 25 bis 30 Jahren zu hiebreifen Stangen heranwächst, ist un- 
ter den heutigen Verhältnissen nachdrücklich zu fördern. 

Die bisher aufgezählten Verfahren werden am trocke- 
nen Holz angewendet. Über den „SSchutzvonMasten- 
holz durch Tiefimprägnierung an Ort und 
Stelle‘ berichtet W.Barendamm. Nach dem Saftver- 
drängungsverfahren bzw. der Osmotierung wird das saft- 
frische Holz mit Salzen, z. B. Fluor-Dinitro-Chrom-Gemiscen 
mit oder ohne Arsen behandelt. 

Ein nachträglicher Karbolineumanstrich ist wenig wırk- 
sam und wirtschaftlich, denn er muß alle 2..3 Jahre wieder- 
holt werden. Dagegen haben sich die mit Salzen getränkten 
Bandagen sehr wirksam gezeigt. Bei Ring- oder Kemlau:e 
hat sich auch das Anbohren der gefährdeten Maste, das Füllen 
der bis zu 10 cm tiefen Bohrlöcder mit U-Salzen und Vei- 
schließen mit Holzpfropfen ausgezeichnet bewährt; Maste 
wurden dadurch für viele Jahre gebrauchsfähig erhalten, die 
ohne Nachbehandlung nach etwa 1 bis 2 Jahren hätten avs- 
gewechselt werden müssen. vZ 


DK 621.311.1.018.12. (436) : 621.319.4 


| 


| 


Aufstellung einer 110 kV-Kondensatorenbatterie. [Nadı K. 
Moraw: Ost. Z. Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) S. 140; 45. 


3 B.] 


| 
Die 110 kV-Freileitung, welche die Wasserwerke Shwe- | 


beck und Lavamünd mit Wien verbindet, bildet die Haupt- 


ader des östlichen Teiles des österreichischen Verbund- 
netzes. Von Wien gehen ferner zwei Freileitungen 110 und 
220 kV zu den Wasserkraftwerken im Westen des Staats- 
gebietes. Die von Wien ausgehenden, nach dem Süden und 
nach dem Westen führenden Freileitungen haben nod eine 
Querverbindung. 

Der große Blindstrombedarf des südlich Wiens sic bis 
in den Raum Bruck a. d. Mur erstreckenden Industriegebietes 
beansprucht die 110 kV-Leitung im Osten des Staatsgebietes 
sehr stark. Heute genügt sie den Ansprüchen noch, nad Fer- 
tigstellung des kalorischen Werkes St. Andrä und des Was- 
serkraftwerkes Reisseck in Kärnten sind aber Vorkehrungen 
zur Entlastung des östlichen Teiles des österreichischen Ver- 
bundnetzes vom Blindstrom unbedingt nötig. Sie bestehen 
in der Aufstellung einer Kondensatorenbatterie durch die dea 
Betrieb führende Österr. Elektrizitätswirtschafts AG. (Ver 
bundgesellschaft) im Umspannwerk Ternitz 70 km südli:h 
Wien. Wie K. Moraw ausführt, war für die Gestaltung des 
Blindstromerzeugers als Kondensatorenbatterie die relative 
Nähe zum Endpunkt der Leitung maßgebend, wo eine uberi- 
erregte Synchronmaschine nicht mehr spannungsstützend 
wirken kann. Darüber hinaus bedingt eine Kondensatoren- 
batterie geringere Investitionskosten. Da für die Kondense- 
toren kein Umspanner mit einer geeigneten Anschlußmös- 
lichkeit an eine mäßige Hochspannung, z.B. 6 oder 10 ky. 
zur Verfügung steht, wird — erstmalig in Osterreih — d:e 
Kondensatorenbatterie unmittelbar an 110 kV angeschlossen 
Eingehende Berechnungen erwiesen, daß die Kondensatorei- 


‚ batterie für maximal 30 MVA auszulegen ist. Sie wird au: 


zwei Teilbatterien für 10 und 20 MVA bestehen, die einzeii 
oder gemeinsam zu- und abgeschaltet werden können, dè» 
gibt eine ausreichend feinstufige Kompensation. 

K. Moraw schildert vorerst den grundsätzlichen Avi- 
bau der Batterie — ein weiterer Aufsatz soll diese Erläu'* 
rungen ergänzen — und zeigt, daß der Aufbau in vielen E 
zelheiten, zum Teil auch grundsätzlich, von den bisher au:- 
gestellten Hochspannungsbatterien abweicht. Die Batter:- 
besteht insgesamt aus 108, die 10 MVA-Teilbatterie aus $ 
die größere aus 72 Freiluftelementen. Die erste Teilbatte:.: 
besitzt je Phase 12 Elemente (2 parallele Reihen zu 6 E+ 
menten), die zweite die doppelte Anzahl der parallel gesc:.- 
teten gleichen Elementenreihen. Jedes Element ist f.! 
278 KVA und 10,6 kV ausgelegt, es erhält nur eine 10 kò- 
Durchführung, der zweite Pol liegt an Masse, daher ist is 
lierte Aufstellung notwendig. Während das Ausland die I: 
lierung der Tische durch Aufstellung auf Stützisolatoren t> 
vorzugt, wird hier der Tragrahmen an Langstabisolato't: 
aufgehängt, da sich Stützisolatoren im verfügbaren Ze'- 
raum nicht beschaffen ließen. Besondere Drucdfec:'” 
schaffen Ausgleich der übertragenen Kräfte, horizon'e 
angeordnete Langstabisolatoren schalten Bewegunasm":- 
lichkeiten (durch die Windkraft) aus. Jeder Rahmen tr«:' 
Elemente, deren Gehäuse dasselbe Potential aufweisen. J~ 
des Element enthält 192 gesicherte Flachwicel (16 in Ser 
12 parallele Sätze). Die Papiersorte, die Aluminiumfolien c:: 
Kondensatorbelage und das Isolieröl (Durchschlagfest:cx: ' 
220 kV/cm) wurden sorgfältig gewählt. Der ermittelte \e:- 


15. August 1950 


‚ustfaktor läßt Wirkverluste von insgesamt nur 100 kW 
Laro der Nennblindieistung) erwarten. im Element ist eine 
-ntiadedrosseispule mıt einer Anzaptung für 220 V vorhan- 
ien, die die Speisespannung für das durch Photozellen be- 
:atıgte Überwachungssystem lietert. Dieses System besteht 
us Thermostaten und Druckwächtern. Der Stromkreis der 
n Ruhestromschaltung angeschlossenen Thermostate, welche 
ïe Übertemperaturen erfassen, enthält einen Lichtwerfer, 
Jer aut die Pnotozeile wirkt. Der Lichtwerier ist abgeschirmt, 
ım Fremdiicht auszuschalten. Die Photozeile beeinmußt den 
jteuerkreis einer Verstärkerröhre, deren Anodenkreis die 
Meldeeinrichtung steuert. Die Druckwächter zur Erfassung 
‚on Lverulucken liegen ın Arbeitsstromschaltung, sınd sonst 
edod ahnlich entwickelt. Die Nachteile der Arbeitsstrom- 
‚aaltung sınd durch zweckmäßige Einrichtungen (zwei pa- 
aiıele Lichtstrahlen) ausgeglichen. Mıt besonaeren Einrich- 
ungen wird der Fehier geortet. Weitere Eınrıchtungen schüt- 
en die Batterie gegen Überströme und Überspannungen. 
jm die unvermeidiihen Einschalt- und Ausgieichsstrom- 
toße abzudämpten, sind den Teilbatterien Dämpiungsdros- 
‚elspulen vorgeschaltet. — Die hier in großen Züge beschrie- 
ne Kondensatorenbatterie wird jetzt autgesteit. Man er- 
vartet, daß sie im Jahr 8,5 Mio kWh an Übertragungsver- 
usten erspart. y 


DK 621.315.62 : 616 


{arze als Bindemittel für Stoßfugen von Porzellanisolatoren. 
Nah W. Dattan: Kunststoffe 40 (1950) S. 67; 5 S., 10 B., 
> Taf.) 

Ott besteht in der Hochspannungstechnik die Aufgabe, 
’orzellanisolierkörper zusammenzusetzen, wobei versucht 
aird, die elektrische Festigkeit der Stoßstelle in die Größen- 
ordnung des ungeteilten Werkstoffes zu bringen. Dabei ist 
nan gezwungen, die Porzeilankorper durch Bındemittel zu- 
‚ammenzufügen. Thermoplastische und härtbare Natur- und 
funstharze wurden ebenso wie Kompounde auf ihre Eig- 
wng als Bindemittel untersucht. 

Für die Versuche wurden durchgeschnittene Porzellan- 
Jurchführungsisolatoren der Reihe 10 genommen. Als Binde- 
mttel wurden Schellack, thermoplastisches Polystyrol und 
aartbares Phenolformaldehyd ausprobiert; Teerprodukte mit 
narzzusätzen brachten keinen Erfolg. Zur Beurteilung der 
Stauchbarkeit wurden an den gekitteten Stoßfugen die vor- 
jeshriebenen Prüfungen nach VDE 0446 ausgeführt, wobei 
nnen und außen autyespritzte Metallbeläge als Elektroden 
ienten. Die mechanische Festigkeit wurde durch Zerreiß- 
nd Biegeversudhe ermittelt. Nach der fertigen Kittung 
wurde jeder Isolator an Spannung gelegt, wobei auch die 
t:elektrishen Verluste bei 50 Hz gemessen wurden. Mit 
Schellack oder Polystyrol gekittele Isolatoren wiesen die 
wenigsten elektrischen Durchschläge auf. Auch die Werte 
les Verlustwinkels bei diesen beiden Bindemitteln waren 
außerordentlich günstig. Der Tauchversuch zur Festellung 
von eindringendem Wasser über 60 h hatte auf den Verlust- 
winkelverlauf nur einen geringen Einfluß. Ein erzwungener 
Durchschlag bei Wechselspannung unter Ol ergab bei Schell- 
lak eine Durchschlagsspannung von etwa 160 kV/cm. Bei 
Polystyrol wurden 92 kV/cm erreicht, während bei Harzen 
auf Formaldehydgrundlage die Durchschlagsfestigkeit im 
Mittel 52 kV/cm betrug. Die Stoßspannungsfestigkeit der ge- 
Kitteten Stoßfuge war ebenfalls zufriedenstellend. Elektrisch 
und also Schellack und Polystyrol als Bindemittel gut ge- 
eignet. 

Bei den mechanischen Prüfungen waren wieder die Kit- 
tungen mit Teerprodukten am ungünstigsten. Die Zugfestig- 
xeit von Phenolformaldehydharz-, Polystyrol- und Schellack- 
fugen ist fast gleich groß. Im Mittel wurde eine Zugfestig- 
keit von 130 kg/cm? erreicht. Bei Hammerschlägen auf die 
Stoßfuge brach das Porzellan meist senkrecht zur Kittfuge. 
Jer Verlustwinkel an einem im Freien aufgehängten Durch- 
iuhrungsisolator mit Schellackkittung änderte sich durch at- 
mesphärische Einflüsse im Laufe von vier Monaten nicht. 
Dieses günstige Verhalten findet in den physikalischen und 
hemischen Eigenschaften der Kunstharze seine Erklärung. 
Ausmessungen der Fugen ergaben, daß die Höhe von 
'"02..0,03 mm nicht überschritten werden darf, wenn die 
Kittung elektrisch und mechanisch hochwertig sein soll. ts 


DK 662.74 : 621.364.6 

Stadtgaserzeugung mit elektrischem Strom. [Nach R. Schrei- 
ber: Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) S. 1; 5 S., 1 B.] 

Der Verfasser kennzeichnet die bisher bekannten Ver- 

fahren der elektrischen Gasgewinnung und die energiewirt- 

schaftlichen Vorteile bei der Verwendung des elektrischen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 435 


Stromes; er behandelt weiter Bedeutung und Möglichkeit 
einer späteren Verbundwirtschaft zwischen Gas- und Elek- 
trizitätswerken. 

Die von Stevens in Amerika entwickelte elektrische 
Entgasung von verkokbarer Steinkohle ist gegenüber der 
normalen Verkokung gekennzeichnet durch geringere An- 
lage-, Betriebs- und Unterhaltungskosten. Der Stromauf- 
wand beträgt rd. 400 kWh/t Rohkohle. Gegenüber den in Gas- 
werken üblichen Ofen ist bei der elektrischen Verkokung der 
Wärmeaufwand viel kleiner. Bei einem Kokspreis von 
DM 66,—/t (Mittelwert für Bayern) und einem Strompreis 
von 1,8...2,8 Pfg./kWh ist dieses Verfahren durchaus wirt- 
schaftlich. 


Ein anderes, von der Norsk Hydro-Elektrisk Kvealstof 
A. S. für die Verwertung der bituminösen, nicht kokenden 
Spitzbergen-Kohle ausgearbeitetes Verfahren dient der Er 
zeugung eines Synthesegases, aus dem Benzin und Dieselöl, 
sehr reaktionsfähige Briketts und hochwertiger Teer gewon- 
nen werden. Infolge der Verwendung nichtbackender Kohle 
und durch die Möglichkeit, in Verbindung mit einer Anlage 
zur synthetischen Treibstoffgewinnung eine sehr elastische 
Stadtgaserzeugung aufzubauen, könnte dieses Verfahren — 
bei einem Stromverbrauch von 1060 kWh/t Rohkohle — auch 


für deutshe Verhältnisse Bedeutung gewinnen. — Beim 


Elektro-Gaserzeuger nah Hole, gekennzeichnet durch ein- 
fache Bauart und Bedienung, wird der ununterbrocen lau- 
fende Wassergasprozeß durch Elektrowärme innen beheizt. 
Man verarbeitet Anthrazit, Koks und Holzkohle. Bei einem 
Brennstoffverbrauh von 0,25..0,3 kg Anthrazit/m® und 
einem Stromverbrauch von 1,5 kWh/m ersetzt gegenüber 
der normalen Wassergaserzeugung im Heißluftverfahren 
1 kWh 0.21... 0,25 kg Koks. — Die stetige Wassergaserzeu- 
gung mit Elektrowärme nahRittershaussen hat gegen- 
über dem Winkler-Generator den Vorteil der größeren 
Einfachheit. Die wirtschaftliche Überlegenheit ergibt sich aus 
der Verwendung von Koksgrus. Dieses Verfahren kann bei 
entsprechend niedrigem Strompreis (in Schwachlastzeiten) 
praktische Bedeutung gewinnen. — Der Vorteil der Wasser- 
stoff-Drukelektrolyse nah Noeggerath besteht vor 
allem darin, daß die Gase (Wasserstoff in praktisch reiner 
Form und Sauerstoff) ohne zusätzliche Kompressionsarbeit 
mit einem Druck von rd. 150 atü gewonnen werden. Dem 
steht allerdings der hohe Stromverbrauh von 5... 9,75 
kWh/m? Hə nachteilig gegenüber, der nicht nur einen Strom- 
preis von unter 1 Pfg./kWh bedingt, sondern auch die Ver- 
wendungsmöglichkeit des gleichzeitig anfallenden Sauer- 
stoffes. 


Die Überlegenheit der elektrischen Entgasung gegenüber 
den bisherigen Verfahren ergibt sich durch: Einsparung von 
Koks, Verwendung minderwertiger Brennstoffe, geringere 
Bedienungs- und Unterhaltungskosten und wahrscheinlich ge- 
ringere Anlagekosten. Zur Deckung des Stromaufwandes 
scheiden Kondensations-Dampfkraftwerke infolge des hohen 
Wärmeaufwandes aus. Wesentlich günstiger liegen die Ver- 
hältnisse bei Strombezug von einem Heizkraftwerk. Am 
zweckmäßigsten werden Laufwasserkraftwerke herangezo- 
gen, die durch die Möglichkeit einer Speicherung von zeitge- 
bundener Wasserkraftenergie in Form von festem Brennstoff 
und Rückwandlung in Dampfkraftstrom mit einem guten Wir- 
kungsgqrad arbeiten. Einen energiewirtscaftlich günstigen 
Ausgleich bietet die Kupplung zwischen Heizkraft-, Wasser- 
kraft- und Gaswerk im Wege der elektrischen T Y 

g 


Geräte 
DK 621.314.21.017.71 
Stromdichte und zulässige Erwärmung bei Kleintransforma- 
toren. [Nach U. Finkbein: Funk u. Ton 4 (1950) S. 182; 
11 S., 9 B.] 

Der entscheidende Gesichtspunkt für den Entwurf von 
Kleintransformatoren ist in der Mehrzahl aller Fälle die 
durch die Erwärmung der Wicklung begrenzte Belastbarkeit. 
Die Isolation hält nur dann über längere Zeit, wenn die 
Betriebstemperatur der Wicklung in angemessenen Grenzen 
bleibt. Experimentell hat man gefunden, daß die „Lebens- 
dauer” von Isolierstoffen etwa der Bedinaung 

Lebensdauer in Jahren = 6.5 » 104 + e—0.091 
genügt, wobei die Temperatur t in °C gemessen wird. Eine 
Erniedrigung der Temperatur um rd. 10° verdoppelt etwa 
die Zeit, nach der die Isolierstoffe durch Abnahme ihrer me- 
&hanischen Festigkeit (Sprödewerden, Verkohlen) die Be- 
triebssicherheit der Isolationen gefährden. 


Die Betriebstemperatur einer Wicklung hängt von der 
Möglichkeit der Wärmeabfuhr ab. Man kann ein Ersatzschalt- 
bild aus elektrischen Bauelementen aufstellen, in denen die 
Wärmewiderstände als ohmsche Widerstände, die Wärme- 
mengen als Strom und die Temperaturdifferenzen als Span- 
nungsabfall auftreten. Da ein Teil der Wärmewiderstände 
von der Temperaturdifferenz abhängig ist, ergibt das Ersatz- 
schaltbild ein nichtlineares Netzwerk; innerhalb bestimmter 
Grenzen läßt sich dieses Netzwerk jedoch durch ein lineares 
annähern und dann auf einfache Weise berechnen. Als Er- 
gebnis erhält man einen Zusammenhang zwischen der Strom- 
dichte, der Erwärmung und den Abmessungen des Transfor- 
mators, aus dem bei angegebenen Grenzen der Erwärmung 
die zulässige Stromdichte errechnet werden kann. Da die 
Wärmeleitzahl innerhalb der Wicklung vom Füllfaktor und 
der Lagenisolation abhängt, müssen diese Größen bei der 
Berechnung bekannt sein. Die Arbeit enthält als Beispiel 
Kurven der Wärmeleitzahl A „ der Wicklung für die genorm- 


ten M-Schnitte bei Annahme eines bestimmten praktisch er- 


probten Füllfaktors und der mit diesen Werten errechneten: 


zulässigen Stromdichte dieser Transformatorentypen. PP 


DK 621.314.5 


Ein Zerhacker mit federnder Schwingkörperaufhängung. 
Auf Grund ihres physikalischen Prinzips haben Zer- 
hacker die Neigung, mechanisch und elektrisch zu stören. 
Die elektrischen Störungen drückt man wie üblich durch ge- 
kapselten Aufbau und Siebketten auf ein erträgliches Maß 
herab, während man die Übertragung mechanischer Vibra- 
tionen durch Federsockel und Filzzwischenlagen bekämpft. 
Letztere erfordern allerdings zusätzlichen Raum und erschwe- 
ren den Wärmeausgleich; beides ist besonders bei Kraftfahr- 
zeugempfängern unerwünscht. 

Hier beschreitet nun eine neuartige 
Zerhackerkonstruktion der Kupfer-Asbest- 
Co., Heilbronn, einen neuen Weg, indem 
sie das aus dem Kraftfahrzeugbau be- 
kannte Prinzip der „floating power” auf 
den Zerhacker überträgt. Wie beim Bau 
vibrationsfreier Kraftwagen wurde auch 
hier (Bild 3) das Schwingaggregat als gan- 
zes in einem Kreuzrahmen aus Drähten 
freischwingend federnd unter Zwischen- 
lage von Ventilgummi aufgehängt. Damit 
kann nicht allein der Zerhacker niedriger 
gebaut werden, sondern es wird vor al- 
lem erreicht, daß sich die Schwingungen 
so gut wie gar nicht mehr auf den Zer- 
hacker als Ganzes übertragen. Der neue 
Zerhacker überträgt auf das zugehörige 
Gerät fast keinen Körperschall mehr. 

Die Primär- und Sekundärkontakte des 
selbstgleichrihtenden Zerhackers sind 
elektrisch unabhängig, man kann die An- 
schlußpole also beliebig vertauschen (Bild 
4). Der Treibkontakt sitzt an einer Feder für sich zwischen den 
primären und sekundären Federsätzen. Die festen Kontakte 
lehnen sich je gegen ein Widerlager und werden anderseits 
durch ein mit der Justierzange zu biegendes gekröpftes Vor- 
derstück (Bild 3) soweit zurückgedrückt, daß ein genau fest- 
gelegter Kontaktabstand entsteht. Der Eisenkreis ist nahezu 
geschlossen. Der Zerhacker besitzt einen üblichen Oktal- 
sockel und kann wie eine Röhre eingesetzt werden. 


ETZ 871 
Bild 3. Zerhacker mit 
federnder Schwingkör- 
peraufhängung, geöff- 
net. 


un wm A DN 
k_ PENE LEERE | 


ETZ 872 
Bild 4. Schaltbild des Zerhacers. 


Der Durchmesser des Zerhackers ist 36 mm, die Gesamt- 
höhe eingesteckt 70,5 mm. Die Primärkontakte können bis 
zu 3,5 A schalten, die Sekundärkontakte unterbrechen bis 
zu 500 V. Die Frequenz liegt zwischen 90 und 110 Hz. Die 
Treibspule kann für die üblichen Batteriespannungen von 6, 
12, 24 und 60 V geliefert werden. W. Kauttcr 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 19% 


DK 621.315.616.96 : 621.314.2243 
Neue Trockenstromwandler mit Kunstharzisolation. [Nadh K. 
Koller: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 41 (1950) S.8; 
4 S., 5 B] 

H. Koller beschreibt die Herstellung von fugenlos in 
ein gießbares Kunstharz eingebetteten Wicklungen für 
Trockenstromwandler bis zu 60 kV Nennspannung. Der aut 
noch für andere Gebiete des Elektroapparatebaues anwend- 
bare Kunststoff scheidet im Gegensatz zu den früher ver- 
wendeten Bakelitharzen beim Härten keine flüchtigen Be 
standteile, besonders kein Wasser aus. Die Fabrikations- 
methoden werden vereinfacht, da man keine einzelnen, vor- 
geformten Isolierteile benötigt. Der neue Isolierstoff besitz! 
hohe Durchschlagsfestigkeit, kleine dielektrische Verluste. 
große Kriechstromsicherheit und Temperaturbeständigkeit . 
Die Maschinenfabrik Oerlikon stellt mit diesem Niederdrud- 
gießharz kurzschlußsichere Trockenstromwandler und auct 
ölgefüllte Freiluftstromwandler her, die sich durch klene 
Abmessungen auszeichnen und mehrmalige Temperaturwed- 
sel von —25 bis 90 °C ohne Schaden aushalten. | 

Die Bilder dieses Aufsatzes zeigen einen 10 kV-Trocen- 
stromwandler, bei dem Wicklungen und Eisenkern in die 
Gießharzmasse eingebettet und von einem besonderen Ge 
häuse umgeben sind; weiter eine Stützerbauart ohne Ge 
häuse, bei der beide Wicklungen eingebettet sind und der. 
Eisenkern nachträglich aufgeschoben wird. Bei einer anderen. 
Ausführungsform ist nur die Primärwicklung vom Gießhaz. 
umschlossen. Ein Bild zeigt auch eine mit diesem Harz her-. 
gestellte öldichte Durchführung. 

Der neue Kunststoff kann auch für den Bau von Spar 
nungswandlern und Überspannungsableitern benutzt werden, 
worüber der Verfasser später berichten will. Bz 


Meßgeräte und Meßverfahren 


DK 536.521 
Ein optisches Pyrometer mit Bildwandler für Temperaturen 
von 350...700 °C, [Nach C. R. Barber u. E. C. Pyatt: 
J. sci. Instrum. 27 (1950) S. 4; 3 S.] 


Die Leuchtdichte glühender Körper nimmt mit sinkenden 
Temperaturen so schnell ab, daß gebräuchliche optische Glüh- 
fadenpyrometer unter 750 °C gar nicht mehr verwendet wer- 
den können. In diesen Temperaturgebieten liegt das Maxi- 
mum der Strahlung bereits ziemlich weit im Ultraroten, 50 
daß die Verhältnisse für die Verwendung eines Glühfaden- 
pyrometers im Ultraroten erheblich besser wären, wenn das 
menschliche Auge oberhalb von 750 mu noch Lichteindrüke 
wahrnehmen könnte. Die Verfasser beobachteten das „Ver- 
schwinden” eines Glühfadens durch einen Ultrarot-Bildwand- 
ler mit Ag—CsO Kathode. Bild 5 zeigt die verwendete An- 
ordnung. An Stelle des üblichen Vergleichsfadens wird ei 
diffus reflektierender Papierstreifen in die Abbildungsebene 
des Objektivs gebracht. Der Papierstreifen wird seiti:dk 
durch eine Glühlampe beleuchtet. Der Unterschied der Farb: 
temperatur zwischen Objekt und Vergleichslampe ist für des 
Bildwandler unwichtig, während für visuelle Pyrometer eif 
Abgleich unter diesen Verhältnissen sehr schwer wäre. | 


Ob 

7 

iu F 
P 


- + 


Bild 5. Ultrarot-Bildwandler. 
Das Objektiv Ob bildet den anvisierten Gegenstand in der Ebene E ıı 
in der auch der Papierstreifen P liegt. Eine zweite Linse U entwirft &2 
ein Rotglas R ein Bild auf der Photoscict F des Vervjelfachers. Die awe 
tretenden Elektronen werden von der Elektronenlinse L auf den Les& 
schirm S abgebildet, der seinerseits durch das Okular Ok beobachtet wè 


Ähnliche Anordnungen sind bereits während des Krie 
ges von Euler! in Deutschland und von Pratt? in des 
USA gebaut worden. Der Vorteil der neuen Anordnung Leg 
in der relativ hohen Meßgenauigkeit. Die Verfasser gebes 


x J. Euler: Veröffentlichung erfolgt demnächst in anderem Zısı» 
menhang. 
2? T.H. Pratt: J. sci. Instrum. 24 (1947) S. 312. 


5. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 16 437 


ür optimal dunkel adaptierte Beobachter einen Fehler von 
-1..2° an, während Euler + 6° und Pratt + 10...12° 
rreichte. Bei einer effektiven Wellenlänge von etwa 1,0 u 
nd einer Temperatur von 400 °C entsprechen + 1° einer 
\bweichung der Energie um etwa 9%, so daß also noch 
ine weitere Steigerung der Meßgenauigkeit möglich wäre. 
n dieser hohen Genauigkeit liegt der Vorzug der Glühfaden- 
‚yrometer vor den bekannten Gesamtstrahlungspyrometern, 
enen dieses Temperaturgebiet ja durchaus zugänglich ist. 
Allerdings ist das beschriebene Instrument, das mit einem 
wenig strengen Farbfilter arbeitet, relativ empfindlich gegen 
in wellenlängenabhängiges Emissionsvermögen des gemes- 
enen Objektes. Es reagiert darauf mit Verschiebung seiner 
:ffektivwellenlänge. Hierzu, wie auch zur Umrechnung der 
‚chwarzen in wahre Temperatur geben die Verfasser Korrek- 
urkurven an. Das Instrument ist mit befriedigendem Erfolg 
n einem Sheffielder Stahlwerk erprobt worden. Eu 


Schalten und Regeln 
DK 537.311.4 
rosion elektrischer Kontakte an der Stromübergangsstelle. 
NahLl.H.Germeru.F.E.Haworth: J. appl. Phys. 20 
1949) S. 1085; 24 S.] | 

Die Verfasser untersuchen die Vorgänge beim Schließen 
on Kontakten in Niederspannungskreisen, z. B. Telephon- 
elaiskreisen. Es handelt sich im wesentlichen um die Ent- 
ıdung eines Kondensators, der entweder als eigenes Schalt- 
lement vorhanden sein kann oder durch die Zuleitungen zu 
en Kontakten gebildet wird. 

Untersucht wurden der dabei auftretende Materialtrans- 
ort, die Oberfläche von Kontakten nach einer einzelnen 
ntladung und der für die Entladung erforderliche Elektro- 
enabstand; außerdem wurden die Entladungen oszillogra- 
hiert. 

Die mikroskopische Beobachtung von Elektroden nach 
iner einzelnen Entladung ergab, daß sich auf der Anode 
urch Schmelzen des Metalls eine muldenförmige Vertiefung 
!Idet; das ausgeschmolzene Material lagert sich zum größ- 
:n Teil in einem Ringwulst um die Vertiefung ab (Krater- 
ildung). Nur ein kleiner Teil wandert zur Kathode; er be- 
ägt bei dem für Relaisbetrieb besonders wichtigen Span- 
ungsbereich 15...100 V bei den untersuchten Palladium-, 
latin- und Goldkontakten jeweils etwa 10:15 cm3 für 1 erg 
ntladeenergie. Ein auf den Kontaktschluß folgender Dauer- 
rom bis zu 1 A hat auf die Materialwanderung praktisch 
einen Einfluß, falls die Kontakte nicht „klappern". Die Ent- 
idung findet spontan, meist noch vor dem metallischen Kon- 
ıkt, in etwa 10-7 s statt; diese Zeit wird durch die Konstan- 
:n des Entladungskreises bestimmt. 

Der Abstand der Elektroden beim Einsetzen der Entla- 
ung bei 48 V Kontaktspannung, die im Telephonrelaisbe- 
jeb üblich ist, wurde zu rd. 10-4 cm gefunden. Die Entladung 
ird gewöhnlich durch Feldemission der Kathode bei Feld- 
:ärken in der Größenordnung von 106 V/cm eingeleitet und 
:tzt sich dann mit einer Bogenentladung bei 15 V Bogen- 
Jannung fort; sie kann sich aber auch nach einem vorüber- 
ehenden metallischen Kontakt zu einem Bogen entwickeln, 
'enn sich der Kontakt für den Strom als zu schwach erweist, 
ausbrennt” und so durch Verdampfen des Kontaktmaterials 
ie für einen Bogen erforderlichen Träger bildet. — Nach 
er Entladung kann durch Verschweißung der Kontaktstelle 
ine metallische Verbindung bestehen, die durch den auf 
er Anode gebildeten Ringwulst hergestellt wird. 

Als aufschlußreichstes Mittel bei der Erforschung der 
orgänge erwies sich die oszillographische Aufzeichnung der 
pannung über den Kontakten. An Hand zahlreicher Oszillo- 
ramme werden die u. U. sehr verwickelten Vorgänge vor 
nd nach Zustandekommen des metallischen Kontakts — ein- 
ıche, mehrfache, oszillierende Entladung — erklärt!. Gp 


DK 621.316.542.024.001.4 
fsatzschaltung für die Leistungsprüfung von Niederspan- 
ungs-Gleichstromschaltungen. [Nah M. R. Chambril- 
on: Rev. gen. Electr. 58 (1949) S. 521; 11 S., 15 B.] 

Bei allen Schaltleistungsprüfungen von Hoch- und Nie- 
erspannungsschaltgeräten ist der Aufwand an Prüfmitteln 
üßerordentlih hoch, wenn man die höchsten in der Praxis 


1 J.Landeru.L.H.Germer: J. appl. Phys. 19 (1948) S. 910, 
H.Germeru. F.E. Haworth: Phys. Rev. 73 (1938) S. 1121. 
nsley: Short spark-discharges. Phil. Mag. 9 (1905) S. 692. 
l 


m : Elektrische Kontakte. Verlag Springer, Berlin, 


vorkommenden Schaltleistungen im Prüffeld verwirklichen 
will. Immer wieder hat man daher versucht, die Aufwen- 
dungen für die Prüfungen dadurch herabzusetzen, daß man 
Eısatzschaltungen herstellte, die die gleiche Beanspruchung 
für das Schaltgerät darstellen sollen wie die Kurzschlußbe- 
anspruchung im Betrieb. Ganz befriedigt haben diese Kunst- 
schaltungen bisher aber nicht; wenn überhaupt, sind sie nur 
unter einschränkenden Voraussetzungen anwendbar. Be- 
kannt und vielfach diskutiert wurde der Vorschlag für Hoch- 
spannungsschaltungen, die Schaltleistung durch getrennte 
Stromquellen für den Kurzschlußstrom und die wiederkeh- 
rende Spannung zu erzeugen. Dieses Verfahren hat sich je- 
doch in der Praxis nicht durchsetzen können. 

Man wird daher mit einem gewissen Vorbehalt den 
Vorschlag von Chambrillon aufnehmen, für die Lei- 
stungsprüfung von Niederspannungs-Gleichstrom-Schaltgerä- 
ten einen Hochleistungsgenerator zu verwenden, wie er für 
die Prüfung von Hochspannungsgeräten vielfach vorhanden 
ist. Dieser Generator soll im Auslauf bei niedriger Fre- 
quenz und einem entsprechend kleinen Bruchteil seiner 
Nennspannung kurzgesclossen werden, der Gleichstrom- 
schalter wird dann in der Nähe des Scheitelwertes des Kurz- 
scnlußstromes ausgelöst. Da die Halbwellendauer des 
Kurzschlußstromes ein Vielfaches der normalen Abschaltzeit 
beträgt, stört die Stromänderung während des Abschaltvor- 
ganges nicht; sie wird vielmehr dazu benutzt, den Schaltvor- 
gang den wirklichen Verhältnissen im Betrieb anzupassen. 


Bild 6. Prüischaltung für einen Niederspan- 
nungsscaalter S, a) mit einem normalen 
Gleichstromgenerator, b) mit einem Wed- 
selstromgenerator niedriger Frequenz und 
r einem Widerstand r parallel zum Schalter. 


Denn ein solcher Wechselstromgenerator hat eine we- 
sentlich größere (3... 10Ofache) Induktivität als ein Gleich- 
stromgenerator, der den gleichen Kurzschlußstrom bei glei- 
cher Spannung liefert; der geprüfte Schalter hätte also eine 
größere Schaltarbeit zu bewältigen. Man kann nun die 
Schaltarbeit dadurch herabsetzen, daß parallel zum Schalter 
ein Widerstand r gelegt wird, (vgl. Bild 6b) der einen Teil 
der magnetischen Energie schluckt. Es wird gezeigt, daß 
ein mathematischer Zusammenhang zwischen diesem Wi- 
derstand r und der Induktivität / (Bild 6a) eines Gleichstrom- 
generators besteht, wenn bei gleihem Abscaltstrom und 
gleicher wiederkehrender Spannung die Schaltarbeit des 
Schalters gleich groß ist. Als Voraussetzung wird lediglich 
angenommen, daß der Schaltvorgang eine bestimmte Zeit t 
dauert und daß innerhalb dieser Zeit der Strom linear von 
seinem Anfangswert I auf Null absinkt. Es gelingt, die 
Funktion r (l) auf folgende Größen zurüczuführen: Ab- 
schaltzeit t, Kurzschlußstrom I und I, (letzterer ist der Strom, 


der ohne Schaltvorgang nach Ablauf der Zeit t fließen würde; 
hiermit wird also der sinusförmige Stromverlauf des Wech- 
selstromgenerators berücksichtigt), ferner Widerstand R des 
äquivalenten Gleichstromgenerators und der Induktivität L 
des verwendeten Wechselstromgenerators. Man kann nach 
der gegebenen recht umfangreichen Gleichung die erforder- 
liche Größe des Parallelwiderstandes vorher bestimmen, 
oder umgekehrt für einen durchgeführten Versuch die äqui- 
valente Induktivität eines Gleichstromgenerators angeben, 
der bei gleicher Spannung den gleichen Kurzschlußstrom er- 
zeugt. Letzteres Verfahren ist genauer, da t und die vom 
Parallelwiderstand aufgenommene Energie aus dem Oszillo- 
gramm entnommen werden können und hierfür die Gleichung 
l (r) einfacher wird. 

An drei aufgeführten Versuchen mit Strömen bis zu 
45000 A und einer Induktivität L = 2,6:10-4 H wird der 
Rechnungsgang zahlenmäßig erläutert: es ergibt sich eine 
Zeitkonstante /R = 22...32 ms, was einem normalen Gleich- 
stromgenerator entspricht. Leider sind die Oszillogramme 
selbst nicht wiedergegeben. Auch fehlen Vergleichsversuche 
mit einem Gleichstromgenerator, nötigenfalls bei kleiner Lei- 
stung, die den experimentellen Beweis erbringen, daß unter 
den gegebenen Verhältnissen die Lichtbogendauer und die 
Schaltarbeit die gleichen sind. 

Zum Schluß wird kurz darauf hingewiesen, daß auf den 
Parallelwiderstand verzichtet werden kann, wenn man den 


438 


Beginn der Abschaltung so steuert, daß 1/1 = l/L, eine For- 


derung, der wohl einige experimentelle Schwierigkeiten 
entgegenstehen dürften. Im ganzen gesehen stellt der Vor- 
schlag einen beachtenswerten Beitrag zu der Prüfung von 
Gleichstromschaltern dar, durch den sich die Prüfmöglichkei- 
ten erheblich erweitern lassen, sofern sich die Richtigkeit 
der gemachten Annahmen bestätigt. uf 


DK 621.3.072 + 012.1 
Das Gestalten von Regelkreisen an Hand der Ortskurven- 
darstellung.. [Nah W. Oppelt: Arc. elektr. Übertr. 4 
(1950) S. 11; 7 S., 7 B] 

Bei Regelproblemen ist im allgemeinen die Aufgabe ge- 
stellt, für eine gegebene Regelstrecke den geeigneten Regler 
zu finden. Mit der Ortskurvendarstellung läßt sich auch bei 
schwierigen Problemen diese Aufgabe verhältnismäßig ein- 
fach lösen. Aus der Ortskurve der Regelstrecke (Verhältnis 
von Ausgangsgröße zu Eingangsgröße bei Frequenzen 0 ... co), 
die rechnerisch oder auch experimentell ermittelt sein kann, 
wird die inverse Ortskurve gebildet und aufgezeichnet. Dann 
werden einzelne Punkte der Ortskurve des Reglers nach den 
Forderungen, die an die Regelung gestellt werden, bestimmt. 
Solche Forderungen sind z. B. stabiler Regelvorgang mit vor- 
geschriebener Frequenz und Dämpfung der Hauptschwingung, 
zulässige Abweichung der Regelgröße im stationären Zu- 
stand usw. Durch die so gewonnenen Punkte wird nach Ge- 
fühl eine Kurve gelegt, die dann durch Zusammensetzung 
aus Ortskurven einfacher Glieder möglichst angenähert wird. 
Schließlich sind noch die Einzelglieder, deren Ortskurven ge- 
funden wurden, gerätemäßig aufzubauen. Zur Erläuterung 
der Methode wird ein Beispiel behandelt, das zum Schluß 
auch :noch analytisch nachgerechnet wird. Der Verfasser, der 
schon verschiedene wertvolle Arbeiten über die Behandlung 
von Regelvorgängen nach der Ortskurvendarstellung bei ge- 
trennter Aufzeichnung der Ortskurven von Regler und Re- 
gelstrecke veröffentlicht hat, zeigt mit der vorliegenden Ar- 
beit, wie nach dieser Methode auch dem schwierigen Problem 
der Vorausberechnung einer Regelanordnung beizukommen 


ist. Lh 


Bergbau 


DK 621.396.9 : 622.867 
Bedeutung der Hochfrequenz für den Bergbau. [Nach H. 
Jung: Elektrotechn., Bln., 4 (1950) S. 145; 4 S., 3 B.] 

Die drahtlose Übertragung hat besonders bei Gruben- 
unglücken große Bedeutung zur Verständigung zwischen den 
Eingeschlossenen und der Werkleitung. Jedoch ist der Gru- 
benfunk noch am Anfang seiner Entwicklung, die bisherigen 
Arbeiten erstrecken sih überwiegend auf die Anwendung 
längerer und mittellanger Wellen. Zwischen 100 und 50 m 
wird der Empfang unfer Tage schlechter, erreicht zwischen 
40 und 25 m wieder bessere Werte und fällt dann steil ab. 
UKW-Geräte sind wegen ihres geringen Umfanges und Ge- 
wichtes für den Grubenbetrieb besonders geeignet. 

Außerdem ist die Hochfrequenzanwendung wichtig für 
die Verbesserung der geophysikalischen Aufschlußarbeiten. 
Betrachtet man die Einstrahlung einer Hochfrequenzwelle 
in den Erdboden, so ergeben sich für die elektrische und für 
die magnetische Feldstärke abklingende e-Funktionen. Die 
Diskussion der Gleichungen mit Grenzbetrachtung wird da- 
durch erschwert, daß sich bei sehr hohen Frequenzen Re- 
laxationserscheinungen der Polarisation bemerkbar machen. 
Durh die Frequenzabhängigkeit einzelner Glieder wird 
daher das uneinheitliche Übertragungsverhalten im Gruben- 
funk erklärt. Schwierigkeiten bei der Anwendung der Hodh- 
frequenz für den Bergbau liegen außerdem in der Inhomo- 
aenität des Bodens. Die bisherigen Erfolge der Hochfrequenz- 
verfahren beruhen vielfach darauf, daß im wesentlichen Re- 
lativmessungen durchgeführt wurden. 

Die Vorteile der Hochfrequenz gegenüber niederfrequen- 
ten Aufschlußverfahren liegen im Absinken kapazitiver Wi- 
derstände mit wachsender Frequenz und im Übergang von 
ohmscher Leitung in kapazitive Fortleitung, ferner in der 
günstigen Einstrahlungsmöglichkeit und im Absinken der 
Wellenlänge unter die Größenordnung der zu erfas- 
senden Störungskörperabmessungen. Teilweise bewährt 
hat sich das sog. Antennenersatzkapazitätsverfahren von 
Fritsch! und die ähnlichen Verfahren von Martiens- 


a vV. Fr it schu. H. Foreijt, Hocfrequenztecn. 59 (1942) S. 41. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 195 


sen? und von Buchheim. Auch das Geoskop nad 
Machts?® hat sich im Betrieb bewährt. Besonders aussis- 
reich erscheinen die Hochfrequenzverfahren im Salzbergbaı 
bei weiterer Entwicklung dürften sie jedoch auch für dei 
übrigen Bergbau bedeutsam werden. is 


Hochfrequenztechnik 

DK 621.396.071 

Gegen Nahfeldstörungen geschützte Antennen. [Nad G 
Güllner: Arch. elektr. Übertr. 4 (1950) S. 71; 5 S,8B 
Unter Hinweis auf die praktisch wenig beadhtete Ta! 
sache, daß die hohe Empfindlichkeit moderner Empfangsq: 
räte (Rundfunkempfänger) mit den vielfach üblichen H!:!fs 
antennen nicht ausgenutzt wird, beschreibt G. Güllne 
zwei Schaltanordnungen zur Kompensation von Nahlei 
störungen, deren Wirkungsweise auf der Verschiedenartı: 
keit der Ausbreitungsverhältnisse elektromagnetischer Ene: 
gie im Nah- und Fernfeld eines Strahlers beruht. Die Sto: 
strahlung geht sowohl unmittelbar von dem Störer aus, @ 
auch vor allem von seinen Stromversorgungsleitungen. Un 


Bild 8. Schaltung des Antennenkopies - 
Einkopplung der Störspannung. 


Bild 7. Kompensation von 
Nahfeldstörungen durch 
Symmetrierung der Anten- 
ne. A, A, Antennen; K 
Ht-Kabel; St Standrohr; U 
Übertrager 


tersuchungen haben gezeigt, daß die Empfangsantenne dt: 
die üblichen Störstrahler bei mittleren Nutzfeldstärken ? 
auf eine Entfernung von etwa 20 m unmittelbar beein! 
wird. Die Störspannung am Empfangsgerät rührt bei a»: 
schirmten Antennen im wesentlichen von unvollkomme! 
Abschirmwirkung her. An einem Ersatzschaltbild werden : 
Kopplungsverhältnisse zwischen Störer, Antenne, Anter: 
kabel und Empfängereingang gezeigt. Die über den KR: 
mantel eingekoppelte Störspannung kann durch eine kt 
liche Symmetrierung mit Hilfe einer Zusatzkapazitat t 
oder einer zusätzlichen Antenne unschädlich gemacht wer: 
In der Anordnung Bild 7 bilden die 3 in horizontaler E'- 
angeordneten Antennenstäbe As» die Hilfsantenne, die I 
sammen mit der Vertikalantenne Aı den Sekundärkre:s : 
Antennenübertragers nahezu symmetrisch belastet - 
Ankopplung der beiden Antennen an das symmeirisch® i 
tennenkabel und die Einwirkung einer Störspannund ` 
unvollkommener Abschirmung (Rı > 0, Re > 0) sz 
Bild 8 herausgezeichnet. Die Antennen-Ersatzschaltung È 

läßt erkennen, daß der Übertrager mit dem über das N 
nachgeschalteten symmetrischen Empfängereingang ım Q- 
zweig einer Brücke liegt, die durch die Antennenkapa2z.: 
Ca; und Ca und die Trimmerkondensatoren Trı url 
gebildet wird. Die Störspannung Sk ist die Speisesp22”- 
der Brücke und beeinflußt bei Abgleich den Empfaänc=!: 
qang nicht. Da die Nutzfeldstärke gewöhnlich senkrec:: : 
larisiert ist, wird die in A, induzierte Nutzspannun? - 
wesentlich größer als die in Ag induzierte Spannung L`: * 
Die Hilfsantenne an Stelle einer Zusatzkapazität bat ~- 


2? Martienssen, Z. prakt. Geol. 48 (1940) S. 73. 
3 DRP Nr. 723 764. _ 
t Bilder 7...9 nach Zeichnungen der Blaupunkt-Werke, Be 1 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 16 439 


Vorteil, daß neben der über das Kabel eingekoppelten Stö- 
rung auch die unmittelbar auf Aı induzierte Spannung zZ. T. 
kompensiert werden kann, da der Störer im Nahfeld liegt 
und eine Horizontalkomponente der 
elektrischen Feldstärke hat, die bei 
geeigneter Größe der Antennenstä- 
be A» eine Kompensation hervor- 
ruft. Die in der Arbeit auf Grund Wy, (~) 
idealisierter Messungen gemachten 
Bemessungsvorschläge für die An- 
tennenstäbe Az haben nur geringe Mm, 
praktische Bedeutung, da die Pola- 
risationsart des Störstrahlers von 
Fall zu Fall sehr verschieden sein 
wird. 


Zum Schluß wird noh kurz m 
eine Anordnung mit Kreuzrahmen Bild 9. 
und Stabantenne zur Kompensation 
direkter Störspannungen angegeben, die eine vollkommene 
Entstörung nur bei einem definierten Störer bis zu einer 
Entfernung von etwa 4/4 ermöglicht. Lts 


Elektrisches 
schaltbild der Antenne. 


Ersatz- 


DK 621.396.619.13 : 621.396.82 
Untersuchung der Störerscheinungen im Gebiet zwischen zwei 
frequenzmodulierten Gleichwellensendern [Nach H. Fricke, 
L.Pungsu.K.H.Schmitter: Frequenz 3 (1949) S. 277; 
13 S., 11 B.) 

Das Problem der gegenseitigen Interferenzstörungen 
frequenzmodulierter (FM-) Sender ist trotz eines umfang- 
reichen Schrifttums keinesfalls erschöpft. Vor allem sind die 
besonderen Bedingungen beim Gleichwellenbetrieb bisher 
nicht berücksichtigt worden. Die Arbeit soll diese Lücke aus- 
füllen. 

Im theoretischen Teil wird zunächst die Gleichung für die 
durch die Interferenz zweier frequenzmodulierter Schwingun- 
gen in einem FM-Empfänger entstehende Störschwingung auf 
bekanntemWege in allgemeinster Form abgeleitet. Diese Gleı- 
chung wird nun auf den Fall der Gleichwellensendung ange- 
wandt. Hier sind die beiden Trägerfrequenzen und die Mo- 
. dulierfrequenzen gleich. Im Gebiet zwischen den beiden 
Sendern ändern sich von Punkt zu Punkt: a) das Amplituden- 
verhältnis der Sender, b) die Phasenverschiebung der Träger- 
 frequenzen, c) die Phasenverschiebung der Modulierfrequen- 
zen. Der Einfluß dieser Größen auf den Verlauf der Stör- 
shwingung wird näher untersucht. Es treten die bekannten 
scharfen Störspitzen durch die plötzlichen Phasenänderungen 
(Phasensprünge) beim Schwebungsvorgang der beiden inter- 
ferierenden Schwingungen auf. Die Untersuchung wird auch 
auf das Vorhandensein von zwei Modulierfrequenzen bei 
jedem Sender ausgedehnt und gezeigt, daß keine grundsätz- 
lichen Unterschiede gegenüber einer einzigen Modulier- 
frequenz auftreten. Für den Störeffekt ist die auf eine 


EIK 776) 


Bild 10. Blo&kschaltbild der Modellanlage zur Untersuchung der Interferenz 
frejuenzmodulierter Schwingungen. 


Modulierperiode fallende Anzahl von Störspitzen maßge- 
bend. Je größer sie ist, umso sicherer ist die Beseitigung der 
Störungen durch Siebung auf der Niederfrequenzseite. Es 
wird gezeigt, daß die Anzahl der Störspitzen von dem Pha- 
senhub Ëm und von der Phasenverschiebung der Modulier- 
frequenz 9, abhängig ist, und zwar wächst die Spitzenzahl 
Fn 
> T. 
der Störshwingung wird nachgewiesen, daß mit wachsen- 


mit dem Produkt ® m ` sin - Durch die Fourieranalyse 


cm Fn 
dem pn’ sin —, 


und ungefährlicheren Frequenzen verschoben wird. Der Zu- 
sammenhang des Störeffektes mit der Störspitzenzahl tritt 


die Störleistung nach immer höheren 


auf diese Weise klar hervor. Es folgt die Untersuchung der 
Anzahl und der Amplitude der Störspitzen an verschiedenen 
Punkten zwischen den Gleichwellensendern. 

Im experimentellen Teil wird eine Modellanordnung be- 
nutzt, bestehend aus zwei frequenzmodulierten Sendern, die 
sih durch Mitnahme gegenseitig synchronisieren (Bild 10). 
Die resultierende Schwingung wird mit einem sorgfältig aus- 
gebildeten FM-Empfänger aufgenommen und durch einen 
Kathodenstrahloszillographen aufgezeichnet. Die theoreti- 
schen Ergebnisse werden voll bestätigt. Von besonderem 
Interesse ist der Einfluß der Amplitudenbegrenzung. Es zeigt 
sich, daß die im Schrifttum manchmal angegebene Unsym- 
metrie der Störschwingung, bezogen auf die Nullachse, nur 
bei unvollkommener Amplitudenbegrenzung auftritt. Für die 
Beschränkung des Störeffektes sind möglichst große Phasen- 
hübe und vollkommene Amplitudenbegrenzung notwendig. 


Pgs 


DK 621.385.13 
Der Einfluß der Heizung auf den Kathodenstrom von Elek- 
tronenröhren. [Nach G. Keßler: Arc. Elektrotechn. 39 
(1950) S. 601; 19 S., 24 B.] 

Der störungsfreie Betrieb von empfindlichen Verstär- 
kern für Gleichspannung und für Wechselspannungen un- 
ter etwa 10 Hz wird dadurch erschwert, daß Änderungen der 
Heizspannung Änderungen des Anodenstroms hervorrufen 
und dadurch mit der Meßspannung vergleichbare Störspan- 
nungen verursachen. Die Kenntnis ihrer Größe ist bei der 
Flanung von netzgespeisten Verstärkern für die Auslegung 
der Stabilisierungsglieder von Bedeutung. 

Der Verfasser stellt den Zusammenhang zwischen Heiz- 
spannung U y bzw. Heizleistung und Emissionstemperatur 


fest und ermittelt aus den Kennliniengleichungen den Ein- 
fluß von Temperaturänderungen auf den Kathodenstrom, wo- 
bei jede Stromänderung als Folge einer äquivalenten Git- 
terspannungsänderung AU äg dargestellt wird, welche in ih- 


rer Auswirkung auf den Verstärkerkreis direkt mit der Meß- 

spannung verglichen werden kann. Es ergibt sich ein von Ar- 

beitspunkt und Beschaltung praktisch unabhängiges lineares 

Verhältnis; es beträgt, auf die Heizspannung bezogen, etwa 
JUäg 120 mV 


Fo 
Eingehende Messungen an verschiedenen Röhren bestätigen 


diesen Wert, zeigen aber bei steilen Röhren eine Erhöhung 
mit wachsender Schirmgitterspannung U, auf etwa 


IV; _ 120mV (i Ux 
AU, |Uy ii 10 2% 150 V 

Darstellungen des Zusammenhangs mit den übrigen Röhren- 

daten Steilheit, Verstärkungsfaktor usw. lassen Inselbildung 

auf der Kathode als Ursache erkennen. 

Auf zeitlih rechteckige Heizspannungsänderungen 
schwingt der Kathodenstrom infolge der Wärmeträgheit an- 
genähert exponentiell ein. Die Abflachung der entstehen- 
den Störspannungen durch nachfolgende RC-Glieder ist für 
Verstärker mit niedriger unterer Grenzfrequenz wichtig und 
soll noch gesondert behandelt werden. Eb 


DK 621.396.69 
Vereinfachung im Bau von Elektronenröhrengeräten. [Nach 
K. F. Gough: Electronic Engng. (1949) S. 199.) 

Bei der Fertigung von Elektronenröhrengeräten verwen- 
det man vielfach „gedruckte Stromkreise”, bei denen Wider- 
stände und Teile des Stromkreises durch Malen oder Drucken 
ausgeführt werden!. Entwicklungsarbeiten in England ha- 
ben jetzt zu neuen Schalteinheiten mit ähnlichen Vorteilen 
geführt, die wie die gedruckten Schaltkreise angewandt 
werden können. Sie verkörpern die bekannten Kondensa- 
tor-Widerstands-Verbindungen und besitzen den Vorteil 
einer geringen Anzahl Außenlötverbindungen. Die im fol- 
genden beschriebenen Einheiten können als charakteristi- 
sches Beispiel der für England neuen Entwicklung angesehen 
werden, die sich in Deutschland schon während des Krieges 
bei Flugzeugempfängern und -sendern eingebürgert hatte. 

Die erste Ausführung von Vielfachbauteilen? geht auf 
das Jahr 1947 zurück. Ein Beispiel dieser in Bild 11 skizzier- 
ten Einheiten stellt die Filterkombination Bild 12 dar. Der 
Widerstand R wird durch das zylindrishe Widerstandsele- 


1 ETZ 70 (1949) S. 48. — G. Matthaes: ETZ 71 (1950) S. 105. 
® Dubilier Condenser Co., British Patent No. 31917/47. 


440 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 1950 


ment innerhalb des Keramikrohres C verkörpert. Die bei- 
den freien Enden W; und Ws werden durch die Kondensato- 
ren C, und C: verbunden. Die Elektroden Eı und Es auf der 
Innenseite des Keramikrohres versehen die Doppelkapazität 
im Zusammenwirken mit der Außenelektrode Evo, an der sich 


7 
7 
[4 
A 


LISI IE 


VALLE LAS AGLLLLKG 


a VOII IIIIIIIIILIIIII IETA 


nN 


` 


UEL LALL L 


LLL. 
CLLLLLLAL A 


Bild 11. Anordnung der 


Schalteinheit. 
/ W 


der Zuleitungsdraht (Erde) Wo befindet. Die Metallkappen 
P, und Ps, die an den Enden des Keramikrohres angelötet 
sind, schließen den Widerstand im Innern und übernehmen 
die Verbindung der Widerstandsenden W, und W2 mit den 
Elektroden E, und Es. 
Anordnung nicht brauchbar, da dann der Widerstand durch 
die zwischen den Innenbelägen Eı und Ez vorhandenen Ka- 
pazität kurzgeschlossen wird. Leitungsführung und Ver- 
gußmasse deuten auch darauf, daß man nur an eine Verwen- 
dung für Rundfunkfrequenzen denkt.) 


| m R W 
Ei Ez 
G Q 
Bild 12. Filterkombination. 
Eo 
bA 


Ein anderes Ausführungsbeispiel der gleichen Kombi- 
nation zeigt Bild 13, bei dem die rohrförmige Kapazität durch 
eine ebene ersetzt ist. Der Widerstand R ist über die bei- 
den Streifen Sı und Sg mit den Elektroden Eı und Ez verbun- 
den. Das Ganze ist in einer Gußmasse M eingeschlossen. 

Die Prüfungen an 
diesen Einheiten zei- 
gen, daß sie bei Hodh- 
frequenz die gleichen 
Verluste haben wie 
die getrennt und mit 
großen Zwischenräu- 
men aufgebauten Aus- 
führungen. Die ge- 
bräucllichsten Werte 
dieser Kombinationen 
in zylindrisher und 
flacher Form sind: Cı 
= C = 100 pF und 
R = 4700 Q. Die fla- 
chen Formen können 
jedoch bis Cı = C: = 
250 pF und R = max. 
1 MQ zusammengefügt 
werden, während bei der zylindrischen Form nach Bild 11 die 
Kapazität für jedes Element mit 100 pF begrenzt ist. 

Die zylindrische Einheit ist zum Schutz gegen Feuchtig- 
keit mit einem Wachsüberzug versehen. Die flache Form 
ist in ein Spezialharz eingegossen, das die einzelnen Teile 
und die Zuleitungsdrähte fest an ihrem Platz hält. Sa 


Bild 13. 


Kombination mit ebener Kapazität. 


DK 621.397.61 |62 
Fernsehen mit 1029 Zeilen. [Nah W. Dillenburger: 
Elektron 4 (1950) S. 1; 10 S., 7 B.] 

Die Schärfe des Fernsehbildes wird durch die Zeilenzahl 
bestimmt. Für den deutschen Fernseh-Rundfunk war vor dem 
Kriege eine Zeilenzahl von 441 vorgesehen, für die jetzt an- 
laufenden Fernsehversuce sind 625 Zeilen vorgesehen. Im 
Jahre 1940 wurden von der Fernseh-GmbH. Untersuchungen 
mit 1029 Zeilen durchgeführt. Zur Abtastung standen dabei 
die Braunsche Röhre, das Sondenrohr und das Ikonoskop und 
Superikonoskop zur Verfügung. Der Abtaster verwandelt 
dabei die Helligkeitswerte des Bildes nacheinander zeilen- 
weise in Strom- bzw. Spannungsimpulse, wobei das gesamte 
Bild in 1/25 s abgetastet wird. Heute wird das sog. „Zwi- 
schenzeilenverfahren‘ angewendet, wobei zuerst in 1/50 s 
die 1., 3, 5, ... Zeile und darauf in 1/50 s die 2, 4., 


(Für sehr hohe Frequenzen ist die. 


6.,... Zeile abgetastet wird, also die Bildzahl scheinbar ver- 
doppelt und damit das Flimmern herabgesetzt wird. 

Die Hauptschwierigkeit bei Verwendung der Braunscen 
Röhre bietet die Nachleuchtdauer des Leuchtschirms. Die bei 
441 Zeilen mit einem Braunschen Röhrenabtaster erhaltenen 
Bilder waren gut, die Eignung bei 1029 Zeilen müßte nodı 
experimentell untersucht werden. 

Bei dem Sondenrohr von Dieckmann wird das ab- 
zutastende Bild über eine Optik auf eine Photokathode ab- 
gebildet, wobei jeder Bildpunkt eine dem zugehörigen Lidt- 
strom proportionale Zahl von Elektronen emittiert. Es ent- 
steht ein Emissionsbild, das durch elektrische und magneti- 
sche Linsen in einer bestimmten Ebene scharf abgebildet 
wird. In dieser Ebene wird eine Sonde angebracht, deren 
Metallzylinder eine kleine Offnung hat, durch das die Elek- 
tronen auf eine Auffangelektrode hoher positiver Spannung 
fliegen können. Dort lösen sie Sekundärelektronen aus, die 
über einen Sekundärelektronenvervielfacher verstärkt wer- 
den und auf die Elektrode treffen, an deren Belastungswider- 
stand dann die Bildspannungen abgenommen werden können 
Zur Abtastung wird das Elektronenbild durch 2 senkredt 
aufeinanderstehende Ablenkfelder zeilenweise über die Blen- 
denöffnung der Sonde geführt. Die für 1029 Zeilen notwen- 
dige Auflösung wird gut erreicht und nur die Lichtverhält- 
nısse begrenzen die Leistungsfähigkeit des Sondenrohrab- 
tasters. 1029 Zeilen wurden durch Versuche und Rechnung 
als praktische Grenze für die Leistung der Sondenröhre ge 
Be die erforderliche Helligkeit auf der Kathode muß sehr 

oc sein. 


4 


PETET TES O 


Das Ikonoskop und Superikonoskop und das Orthikon ` 


werden bei normalen oder schlechten Bildverhältnissen ver- 


wendet. Bei dem Superikonoskop (Bild 14) fällt das optishe 


Bild auf eine durchsichtige Photokathode, und das dabei ent- 
stehende Emissionsbild wird auf eine sekundäremissions- 
fähige Mosaikplatte abgebildet. Dieses Mosaik besteht aus 


Bild 14. Bildabtastung mit dez 
Superikonoskop. A) Super kc- 
noskop, B) Objektiv. a) Durd- 
sichtphotokathode, b) magnet.- 
sche Linse, c) Anode (leitende! 
Wandbelag), d) Spulen zur Kor- 
zentration und Ablenkung des 


Abtaststrahls, f) Abtaststrak 
g) Photoelektronen, b) Sekire- 
Bildsignale därelektronen. 


mikroskopisch kleinen Teilhen auf einer Glimmerplatte. 
Sie bilden mit einem auf der Rückseite aufgebrachten Silber- 
belag kleine Kondensatoren. Die auf die Mosaikplatte auf- 
prallenden Photoelektronen lösen Sekundärelektronen äus 
Werden mehr Elektronen ausgelöst als aufprallen, so läd! 
sich der kleine Kondensator zeitproportional positiv auf, und 
zwar umso schneller, je mehr Elektronen in der Zeiteinheit 
auf die betr. Stelle prallen. Die Höhe der Ladung nadh eine! 
bestimmten Zeit entspricht damit der Helligkeit des Bildpunk- 
tes. Durch einen Kathodenstrahl wird das Mosaik zellenweise 
abgetastet und nacheinander werden die Ladungen der ein- 
zelnen Teilchen kompensiert. In dem an den Silberbelag 
angeschlossenen Widerstand ergeben sich damit Stromstöß® 
und ladungsproportionale Spannungen. Da die Zeit zwr 
schen 2 Abtastungen desselben Bildpunktes 1/25 s. betragt. 
steht auch zur Aufladung diese Zeit zur Verfügung, wobe! 
die Entladung während der Bildpunktdauer erfolgt. Der sidı 
dadurch ergebende Stromstoß bei der Entladung muß um 
einen Faktor entsprechend der Bildpunktzahl größer sein ais 
der Aufladestrom. Bei 1029 Zeilen würde er theorelisd 
1,145 - 106 sein, praktisch wird dieser Speichereffekt aber ni’ 
zu 5..10% erreicht. 


Die in Deutschland während des Krieges angelaufen® 
Entwicklung des Orthikons hat in Amerika zu einer Weitei- 
entwicklung, dem „imageorthicon” geführt, das durch Wes- 
fall der Sekundärelektronen bei der Abtastung einen Spe! 
chereffekt von nahezu 100°/o erreicht, so daß man selbst be 
Kerzenlicht Bilder aufnehmen kann. Die mögliche Auflösuns 
wird mit etwa 400 Zeilen angegeben. Die im Übertraguncs: 
kanal notwendige Bandbreite steigt mit dem Quadrat de! 
Zeilenzahl, während die Verstärkung einer Verstärkerstuie 
umgekehrt proportional der Bandbreite ist. Durch größe'e 
Bandbreite und Zeilenzahl wird der Aufwand im Übertir 
gungskanal, Sender und Empfänger erheblich erhöht. 

Eine Zeilenzahl von 1029 liegt schon zu nahe den phys.: 
kalischen Grenzen der Abtaströhren und ist wirtschaltlit 


° 15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 441 


nicht zu’ vertreten, obgleich sie eine sehr gute Gradation und 
Brillianz der Bilder bringt. Die jetzt für Deutschland vorge- 
 sehene Zahl von 625 Zeilen dürfte wirtschaftlich tragbar sein, 
wie sie auch genügend gute Bilder gewährleistet. Ba 


DK 621.397.61 (42) 
35 kW-Fernsehsender Sutton Coldfield. [Nach Wireless Wld. 
1950; 16 S., 31 B.] | 
Dieser neu in Betrieb genommene englische Fernsehsen- 
der ist z. Zt. der größte der Welt. Er erschließt im Umkreis 
von etwa 80 km um Birmingham ein mit 6 Millionen Men- 
schen besiedeltes Gebiet. Der Sender arbeitet mit den Trä- 
gerfrequenzen 61,75 MHz für das Bild und 58,25 MHz für den 
Ton unter Verwendung der Einseitenbandmodulation. Die 
Bilder werden mit 405 Zeilen im Zeilensprungverfahren bei 
einem Bildwechsel von 25 je s geschrieben. Die größte Mo- 
dulationsbandbreite des Bildsenders beträgt 2,75 MHz. Der 
Tonsender ist für einen Frequenzbereich von 40..67 MHz 
ausgelegt und arbeitet mit B-Modulation. Bei einem Modu- 
lationsgrad von 90% beträgt der Klirrfaktor 1,8% im Bereich 
von 60 ... 7500 Hz und 2% im Bereich von 30 ... 10 000 Hz. Der 
abgestrahlte Oberwellenanteil der HF beträgt weniger 
als 200 mW bei einer an die Antenne abgegebenen unmodu- 
lierten HF-Leistung von 12 kW. Diese Leistung wird von 
einer luftgekühlten Triode (BR 128) in Gitterbasisschaltung 
erzeugt. Bild- und Tonsender sind kristallgesteuert, die 
Quarze temperaturkompensiert und erschütterungssicher im 
Vakuum untergebracht. Die breitbandige Zusammenschal- 
tung beider Sender auf ein Antennensystem wird ausführ- 
lih beschrieben. Dieses besteht aus 8 gefalteten, vertikal 
polarisierten Dipolen, die in zwei Gruppen zu je 4 überein- 
ander angeordnet sind und eine gleichmäßige Abstrahlung 
nach allen Richtungen gewährleisten. Zum Schutz gegen Eis- 
ansatz sind die Dipole mit je 7,5 kW Heizung versehen. 
Die Speiseleitungen von den beiden Sendern zum Antennen- 
system sind konzentrische Leitungen, durch die trockene 
Luft geringen Druckes geblasen wird, um das Eindringen 
von Feuchtigkeit zu verhindern. Die Antennen befinden sich 
auf einem 216 m hohen, viermal abgespannten Gittermast 
mit Dreiecksprofil, dessen oberer Teil von 33 m Länge als 
' Zylindermast nach Kesselbauart von 2 m Dmr. ausgebildet 
ist und später für Rundfunkzwecke Verwendung finden soll. 
Die Fernsehantennen haben eine Höhe von 396 m über dem 
Meeresspiegel. Durch Verwendung hochwertigen Stahls 
konnte eine verhältnismäßig leichte Mastkonstruktion mit ge- 
ningem Windwiderstand erzielt werden. Im oberen zylin- 
- drishen Mast ist noch ein 2-Personen-Fahrstuhl unterge- 
bracht. Mit der Bodenstation kann man sich über Telephon 
oder tragbares Funksprechgerät (walkie-talkie) verständigen. 
If 


l DK 621.396.828 : 629.113.5 
- Funk-Entstörung der Zündung von Kraftfahrzeugen. [Nach 
H.Mackh u. F.Moeller: Fernmeldetechn. Z. 3 (1950) 
S. 81; 4 S., 4 B] | 

Bei der Zündung von Otto-Motoren treten am Verteiler 
und an den Elektroden der Zündkerzen Funkenentladungen 
auf, die elektrisch leitende Fahrzeugteile zu störenden Hf- 
Schwingungen in einem Frequenzbereich zwischen 15 und 300 
MHz mit einem Maximum um 40 MHz anre- 
gen. Man kann diese Störungen durch Ab- 
shirmung der Zündanlage vermeiden (Voll- 
entstörung) oder durch Widerstände im Zünd- 
kreis dämpfen (Einfachentstörung). Als be- 
sonders einfaches Mittel für die Einfachent- 
störung der Zündkerze wird eine „Entstör- 
kerze" nach Vorschlag von Scholz und 
Faust beschrieben, bei der durch Einbau 
eines Widerstandes in die Kerze diese und 
das Entstörglied (Widerstand R mit Kapazi- 
tät gegen Masse C, s. Bild 15) eine Einheit 
bilden. Die entstörende Wirkung der Ent- 
störkerze wird durch Scheitel- und Effektiv- 
wertmessungen mit der von „Entstörsteckern“ 


verglichen. Einige charakteristische Diagram- | 
me verschiedener Fahrzeugtypen werden ge- Bild 15. Prinzip 


zeigt. Neue Fahrzeuge sind besser zu ent- der Entstörkerze, 
stören als ältere derselben Type. Wider- Bauart Beru. 

Stände bis 20 kQ vor jedem Zylinder beeinträchtigen 
den Betrieb des Motors praktisch garnicht. Entstörkerzen 
zeigten im Fahrbetrieb geringeren Elektrodenabbrand als 
normale, so daß z. B. ein Kerzensatz in einem Volkswagen 
über 100000 km ohne Beanstandung gefahren wurde Mkh 


Elektroakustik 
DK 534.852 
Kontaktkopien von Magnetophonbändern. [Nah M. Cam- 
ras u. R. Herr: Electronics 12 (1949) H. 12.] 

Ein Nachteil des Magnetton-Verfahrens war bisher die 
Schwierigkeit, eine größere Anzahl von Kopien wirtschaft- 
lich herzustellen: Jede Kcpie muß, vom Original mit nor- 
maler Geschwindigkeit abgespielt, regelrecht neu aufgenom- 
men werden. Nun ist in Amerika eine Methode entwickelt 
worden, die diesen Nachteil beim Magnetbandverfahren, 
¿lso kurz beim Magnetophon, überwindet. 


Ähnlih dem unbeabsichtig- 
ten „Kopiereffekt', bei dem die 
magnetishe Aufzeichnung die 
benachbarten Windungen der 
Bandspule beeinflußt, also ma- 
gnetisch „abfärbt"‘, kann man 
den Effekt auch bewußt ausnut- 
zen. Es ist bekannt, daß magne- 
tische Wechselfelder, z. B. Streu- 
felder aus den Antriebsmotoren, 
die Kopierwirkung erheblich 
vergrößern können. Läßt man 
nun die Originalaufnahme zu- 
sammen mit einem Leerband 
Schicht auf Schicht durch ein 
Wechselfeld laufen, so wird ge- 
nau wie beim HF-Magnetophon- 
verfahren die Ummagnetisierungsarbeit auf dem Leerband 
vom Wechselfeld übernommen, dem sich das remanente Feld 
der vorhandenen Aufzeichnung des zu kopierenden Bandes 
überlagert (Bild 16). Beim Verlassen des Wechselfeldes durch- 
iaufen die Elementarmagnete des Bandes immer kleinere 
Hysteresisschleifen, die aber nicht um den Wert Null ab- 
klingen, sondern um den jeweiligen Wert der rcmanenten 
Induktion des bespielten Bandes. — Das Ergebnis ist ein 
Spiegelbild der Aufzeichnung auf dem bisherigen Leerband, 
immerhin eine überraschend gute Kopie mit nur geringen 
nichtlinearen Verzerrungen, beachtlihem Pegel und noch 
brauchbarera Frequenzgang. Bei dieser Methode müssen 
mehrere Bedingungen eingehalten werden: 


a) Stärke des Feldes: Ist das Wechselfeld zu stark, so 
werden die Aufzeichnungen auf dem Mutterband mehr oder 
weniger gelöscht; ist es zu schwach, so erfolgt nur unzurei- 
chende Kopierwirkung mit nichtlinearen Verzerrungen, der 
Abdruck ist gewissermaßen „unterbelichtet“. 


b) Richtung des Feldes: Das Wechselfeld muß, um größte 
Wirkung und geringste Verwerfung des Frequenzganges 
(besonders bei den tiefen Frequenzen!) zu erzielen, ebenso 
wie die Aufzeichnungen in Längsrichtung des Bandes ein- 
wirken. 


c) Wahl der Frequenz: Die Frequenz ist völlig unkri- 
tisch und richtet sich lediglich nach der Durchlaufgeschwin- 
digkeit beim Kopierverfahren. Entscheidend ist lediglich, 
daß sich der Abklingvorgang über eine hinreichend große An- 
zahl von Perioden erstreckt. 

d) Kontakt zwischen Mutterband und Kopie: Während 
des Durchlaufens durch das Wechselfeld muß die Berührung 
der beiden Bänder möglichst innig und ohne Schlupf sein. 
Es ist einleuchtend, daß unzureichender Kontakt eine Schwä- 
chung des remanenten Flusses der Aufzeichnung zur Folge 
hat, ebenso, wie eine auch nur geringfügige Verschiebung 
der Bänder gegeneinander einen Verlust an hohen Frequen- 
zen zur Folge haben muß (Änderung der Phasenlage während 
der Feldeinwirkung!). 

Camras beschreibt ein Versuchsgerät, mit dem gleich- 
zeitig acht Kopien hergestellt werden können. Das zu einer 
endlosen Schleife zusammengeklebte Mutterband kommt aus 
der Vorratsspule und durchläuft nacheinander 8 sogenannte 
„printing boxes", also 8 kleine Kästen, in denen es mit dem 
Leerband unter gleichzeitiger Hochfrequenzfeld-Einwirkung 
(œ 100 kHz) in Kontakt gebracht wird; anschließend läuft es 
wieder auf die Vorratsspule zurük. Die 8 Kopierbänder 
laufen zunächst als Leerbänder je von einer Vorratsspule 
ab, passieren die ihnen zugeordneten „printing boxes“ und 
werden als fertige Kopien von entsprechenden Spulen wieder 
aufgewickelt. 

Die Bandgeschwindigkeit wird mit rd. 3 m/s angegeben, 
sie braucht keineswegs gleichförmig zu sein. Die ursprüng- 
liche Bandgeschwindigkeit der Aufnahme betrug 19 cm/s. So- 
mit ist das Kopieren selbst bei dem verhältnismäßig einfachen 


Bild 16. Prinzip der Kontaktkopie. 


442 


Versuchsaufbau mit der 15fachen Geschwindigkeit bei gleich- 
zeitig 8 Exemplaren durchführbar. Die elektrischen Ergeb- 
nisse sind bemerkenswert: 

Die Dynamik ist zumindest nicht schlechter als die einer 
normalen Umspielkopie; es wird sogar behauptet, sie sei 
gelegentlich besser. Der Wiedergabepegel der Kopie liegt 
naturgemäß unter dem Pegel des Mutterbandes, bei 1000 Hz 
etwa —4 db (Bild 17). Der Frequenzgang (bei Aufnahmen 
mit 19 cm/s) erleidet einen Verlust gegenüber 1000 Hz bei 
6000 Hz um 4 db, bei 100 Hz um 8 db. Entmagnetisierung 
des Mutterbandes konnte nicht nachgewiesen werden, so- 
fern die Stärke des Kopierwedhselfeldes sorgfältig festgelegt 
war. 


ab 
Üe -5 
FR 
en 
Bild 17. Frequenz- &\ _ 
gang der Kopie. $è 


5 kHz 70 
EZIN) 


——> Ionfrequenz 


Das Verfahren kann weiter stabilisiert und verbessert 
werden, wenn man besonders geeignete Bandsorten für Ori- 
ginal und Kopie auswählt: während das Mutterband zweck- 
mäßig hohe Koerzitivkraft besitzen soll (also schwer lösch- 
bar!), soll das Kopierband über geringere Koerzitivkraft bei 
verhältnismäßig hoher Remanenz verfügen. Entsprechende 
Bandtypen dürften ohne Schwierigkeiten herstellbar sein. — 
Korrigiert man schließlich noch den Frequenzgang des Ko- 
pierverfahrens bereits bei der Aufnahme des Mutterbandes, 
so kann man mit hochwertigen Kopien rechnen, die einfach 
in großen Stückzahlen herstellbar sind. In seinem Aufsatz 
weist Camras nach, daß eine Kopiermaschine am Tag eben- 
soviele Aufnahmen vervielfältigen kann wie eine ganze Bat- 
terie von Schallplattenpressen; allerdings beziehen sich diese 
Angaben auf eine Bandgeschwindigkeit von nur 19 cm/s bei 
Doppelspuraufnahmen. Immerhin würde das neue Verfah- 
ren, auch auf cine Bandgeschwindigkeit von 38 cm/s mit ein- 
facher Tonspur bezogen, wie es sich in Deutschland vielleicht 
einführen wird, bei industrieller Auswertung durchaus ren- 
tabel sein. Go 


Verschiedenes 


Tagung der Studiengesellschait für Höchstspannungsanlagen. 
— Die Tagung vom 20. bis 22. Juni 1950 vereinigte in Ber- 
lin rd. 250 Fachgenossen, die je zur Hälfte aus der Ostzone 
und den Westzonen gekommen waren. Der Vorsitzende, 
Dr.-Ing. e. h. Pirrung, sprach unter allgemeinem Beifall 
mit warmen Worten von der Freude darüber, daß die sonst 
durch eine nichtgewollte Grenze getrennten Fachgenossen 
sich aus diesem Anlaß wiedersehen und freundschaftlich mit- 
einander arbeiten könnten. — Die Vorträge des ersten Tages 
galten dem Netzschutz. Koettnitz, Dresden, berich- 
tete von Pendelerscheinungen im 110 kV-Netz des Energie- 
bezirkes Ost (etwa das Netz der früheren ASW), die zu zahl- 
reichen Schalterauslösungen und mehreren Netzzusammen- 
brücen geführt haben. Die Untersuchung der Vorfälle ergab, 
daß der Reaktanzschutz dem Impedanzschutz unterlegen ist 
und die Ausfälle durch zusätzliche oder verzögerte Auslö- 
sungen vergrößert. Viel Schuld trug in den verflossenen Jah- 
ren allerdings die starke Auslastung der Netze. Anschlie- 
Bend ging Ulbricht, Dresden, im einzelnen auf das Ver- 
halten des Relaisschutzes ein und zergliederte die Störun- 
gen eingehend nach ihren Ursachen und Auswirkungen. Als 
besonders gefährdet erwies sich der Schutz mit vorgeschal- 
teter Schnellstufe. W. Klöckner, Münden, gab einen 
Überblick über den heutigen Stand der Selektivschutztech- 
nik und beschrieb, wie man die Selektivrelais mit einem vom 
Bayernwerk gebauten Netzmodell prüfen und vergleichen 
kann. In der Diskussion forderte Kühn, Dresden, den Auf- 
bau eines großen Netzmodelles in Deutschland, das allen 
Werken zur Verfügung steht. 

Am Nachmittag behandelte Neugebauer, Erlangen, 
den Schutz von Mittelspannungsnetzen und beschrieb beson- 
ders das neue Gleichstrom-Drehspulrelais mit Gleichrichter!. 
ETZ 71 (1950) H. 


ı Vgl. Neugebauer: 15, S. 389. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 195 


Parschalk, Mannheim, sprach über die Kurzschlus- 
fortschaltung in Abzweigen und vermaschten Netzen 
sowie über die Eignung der Schalter und Relais für diese 
Betriebsweise. Alle Diskussionsredner betonten den Wer 
der Kurzschlußfortschaltung, durch die man einen großer 
Teil an Ausfällen vermeiden könne. 

Der zweite Tag brachte zuerst von M. Pfender, Ber- 
lin-Dahlem, einen ausgezeichneten und abschließenden Be- 
richt über das Problem derSeilschwingungen.Er co 
die Theorie, teilte ausführlich die Ergebnisse der langjähr:- 
gen Versuche im Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem m:: 
und behandelte die Abhilfemaßnahmen. Sein Vortrag gipfe:- 
te in der Feststellung, daß die Schwingungsvorgänge heute: 
völlig aufgeklärt und beherrschbar seien. — Der Nachmitts: 
war einer Übersicht über die Auslandspraxis gewi- 
met. Biermanns, Kassel, berichtete mit vielen Bilderr 
über den Hochspannungs-Schalterbau seit 1890. E.Schul- 
ze, Berlin, sprach über die Oberwellenprobleme bei der 
Gleichstrom-Hochspannungsübertragung und zog die Folge- 
rungen für die Praxis. Boll, Heidelberg, wertete die E:- 


kenntnisse aus der ausländischen Entwicklung von 380 kv. 


Übertragungen für die deutsche Praxis aus. 

Die wertvolle Tagung, die manche neue Erkenntnis ver- 
mittelte und die Ansichten in fruchtbaren Diskussionen klärte 
schloß am dritten Tage mit Besichtigungen, die im Steglitzer 
Labor der Studiengesellschaft begannen, dann ins Materia- 
pıüfungsamt und am Nachmittag zu AEG-Fabriken führten. 

Wr 


Aus der Arbeit der Notgemeinschaft der deutschen Wissen- 
schaft. — Die Notgemeinschaft hielt kürzlich in Bonn ihre Jah- 
restagung ab! und erstattete einen Leistungsbericht, aus der. 
einiges mitgeteilt sei. Im Berichtsjahr wurden fast 1300 An- 
träge bearbeitet. Die gewährten Unterstützungen bestehen 
in Sachbeihilfen, in Forschungsstipendien, Beihilfen für Re:- 
sen, für Druck und für die Beschaffung ausländischer Litera- 
tur. Von den unterstützten Forschungsarbeiten seien einige 
aus den Gebieten Naturwissenschaft und Technik aufgefuhrt 

Chemiker arbeiten an der Ausnutzung des Lichtes fur 
chemische Reaktionen; mit Hilfe des Lichtes kann man Syn- 
thesen organischer Stoffe erreichen, Arzneimittel und Vite- 
mine herstellen. Die makromolekulare Chemie schafft nere 
Werkstoffe mit neuen Eigenschaften, sie arbeitet an Polyne- 
risaten und synthetischen Fasern. Für den Maschinenbau 
werden die Preßpassungen und neue Fertigungsverfahten 
bearbeitet, die Technik der Wärmekraftmaschinen braut: 
neue Stähle für hohe Temperaturen, Verkehrsunfälle for- 
dern Untersuchungen über günstigere Bremsbauarten. Ein? 
große Rolle spielen meßtechnische Forschungen, die u. a. ein 
Verfahren zur Bestimmung der Eigenschaften von Bledhsor- 
ten liefern sollen. Der Verbundbetrieb von Kraftwerker. 
wird untersucht und am Entwurf von Fernsteuereinrichtungen 
gearbeitet. Man prüft und schafft neue Baumethoden und 
erforscht die Einflüsse auf das Erhärten von Zement. An- 
dere Arbeiten gelten der Geologie und Mineralogie, z. B. 
der Lagerstättenforschung. 

Die Physiker arbeiten über die Ultrastrahlung, insbeson- 
dere die Mesonenforschung?, über die Wellenausbreitung 
in der Atmosphäre, Echos usw. Die atomaren Konstanten 
werden genauer bestimmt und auch die Kernforschung wird 
weitergetrieben. Die Astronomen führen mit Mitteln de: 
Notgemeinscaft die photographische Sternvermessung fort. 
die Geodäten entwickelten bedeutsame neue Meßverfahren 
— Ähnlich umfangreich und ins Weite gehend sind die For- 
schungsvorhaben für die Medizin, Biologie, Landwirtscaf! 
und in den Geisteswissenschaften. nk 


Fast 40 Jahre Funkausstellung. — Die erste Funkausstelluns. 
freilich noch ohne „Rund“*-funk, wurde 1912 in London abre 
halten. Auch Deutschland war stark beteiligt (Telefunker: 
Hf-Maschine für Großsender, Schloemilch-Telegraphieve'- 
stärker, Vortrag von Graf A rco). Die erste deutsche Funi- 
ausstellung, nun vornehmlich für Rundfunk, fand im Dezer- 
ber 1924 in Berlin am Kaiserdamm statt3 und wurde zur &.: 
jährlichen Einrichtung, an der sich seit 1932 auch die Sende- 
gesellschaften beteiligten. In diesem Jahre hat Düsseldorf è$ 
Treuhänder die Berliner Tradition übernommen. R 


1 ETZ 71 (1950) H. 15, S. 408. 
? Vgl. ETZ 70 (1949) S. 391. 
3G, Grimsen: ETZ 46 (1925) S. 213. 


rn ye an. 


5. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 16 


443 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthalenplatz 6, 


einruf: 43157, Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


Bekanntmachungen 


VDE-Kommission „Elektrische Maschinen” 


Die Kommission hat eine völlige Neubearbeitung von 
/DE 0530 „Regeln für elektrische Maschinen” in Angriff 
jtınommen. Dabei soll auch auf ausländische und inter- 
ationale Vorschriften Rücksicht genommen werden. Da die 
eubearbeitung längere Zeit beanspruchen wird, sollen vorab 
inige wichtige Änderungen bekanntgegeben werden, deren 
nkraftsetzung ab 1. Januar 1951 geplant ist. Außerdem sollen 
’DE 0530 U/VII.43 „Ubergangsregeln für elektrische Maschi- 
en'l, die gemäß Bekanntmachung in der ETZ 70 (1949) 
1. 7, S. 249 noch bis zum 1. Juli 1950 gelten sollten, ab 1. Ja- 
wuar 1951 außer Kraft gesetzt werden. Die vor dem 1. Ja- 
war 1951 nach diesen Übergangsregeln hergestellten und 
wf Lager befindlichen Maschinen sollen noch bis zum 31. De- 
ember 1951 vertrieben werden dürfen. 

Einsprüche gegen den nachstehenden Entwurf der §§ 15, 
2, 38, 46, 47, 50, 81 von VDE 0530 sowie gegen die oben 
wähnte Außerkraftsetzung von VDE 0530 U/VI1.43 können 
is zum 30. 9. 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht 
verden. 


Jer Kommissionsvorsitzende 
Hillebrand 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


Entwurf für Änderungen an VDE 0530/VI. 41 
(Einspruchsfrist bis 30. 9. 1950) 


$ 15 
Symmetrie von Mehrphasensystemen 
Ein Mehrphasenstrom- oder -spannungssystem gilt als 
rraktisch symmetrisch, wenn sowohl das gegenlaufende als 
uch das Nullsystem nicht mehr als 5% vom mitlaufenden 
system beträgt (siehe $ 22). 
822 
Symmetrie von Mehrphasensystemen 


Die folgenden Bestimmungen gelten unter der Annahme, 
laß Mehrphasenstrom- und -spannungssysteme praktisch 
‚ymmetrisch sind (siehe $ 15). Für Maschinen, deren Stern- 
yunkt nicht mit dem Sternpunkt des Netzes betriebsmäßig 
rerbunden ist, ist die Größe des Nullsystems bedeutungs- 
os. 

Die Sternpunktvershiebung und das gegenlaufende 

Spannungssystem erzeugen in fast allen Wechselstrom- 

maschinen zusätzliche Ströme, die erhebliche Zusatzver- 

luste und Bremsmomente bewirken können; sie können 
außerdem in Fernsprechleitungen Störungen zur Folge 

haben (siehe VDE 0228). 


$ 38 


Wärmebeständigkeit der Isolierstoffe 
Tafel Ill 
Wärmebeständigkeitsklassen 
Die bisherige Zeile 2 wird durch folgende Angaben ersetzt: 
| I Il | nl 


Klasse Isolierstoff Behandlung 
Lackdraht,_ wärmebeständige Kunst- 
stoff-Folien (z. B. Triacetatfolie), Hart- 
papier und Hartgewebe nach VDE 0318, 
mit Natur- oder Kunstharz behandeltes 


2 | Ah 
| Zellulosepapier 


| - 
| 


3 B 


Glimmer-, Asbest-, Glaserzeugnisse und mit 
ähnliche mineralische Stoffe Bindemittel 


Die bisherige Zeile 3 (Isolationsklasse C) bleibt textlich un- 
geändert und erhält die Nr. 4. 


! Die U-(Ubergangs-JRegeln wurden früher als B-(Behelfs-JRegeln 
„VDE 0530 B/V11.43°' und als K-(Kriegs-JRegeln „VDE 0530 K/VI1.43' be- 
zeichnet. Für die B- und K-Regeln gilt dasselbe wie für die U-Regeln. 


§ 39 
Grenzwerte 
Tafel IVa 
Grenzerwärmungen 
Die ersten beiden Zeilen erhalten folgende erweiterte Fas- 
sung: 


| 


Wicklungen mit Isolierung nach‘ 
‚Klasse A Ah B 


I uj | ıv y 


et 2 he a GE: REGEN 


[Alle Wickl it A 
ge ungen mit Ausnahme 60°C | 80°C | 80°C 


Nur beschränkt 
durch den Ein- 


Einlagige Feldwiklungen all- fluß auf ibe- 


gemein, ebenso in Volltrom- N nachbarte Iso- 
melläufern zweilagige Feld- 70°C | 80°C | 90°C | jierteile 
wicklungen 


Tafel IVb 


Druckfehlerberichtigung: In Zeile 9, Spalte 
II: „60 °C" statt „80 °C", Spalte III: „80 °C". statt „60 C°". 


$ 46 
Asyncroner Anlauf 
Neufassung: 

Um beim asynchronen Anlauf von Synchronmascinen 
und Einankerumformern gefährlich hohe Spannungen an der 
Erregerwicklung zu unterdrücken, muß die Erregerwicklung 
während des Anlaufes kurzgeschlossen oder auf einen äuße- 
ren Widerstand geschaltet oder unterteilt werden. Der äußere 
Widerstand darf nicht mehr als das 10fache des inneren be- 
tragen. 

§ 47 
Kurzschlußprüfung 
Letzter Absatz: 

Der Stoßkurzschlußstrom von Synchronmaschiinen soll 
das 15fache des Scheitelwertes (das 21fache des Effektivwer- 
tes) des Nennstromes nicht überschreiten. Bei zweipoligen 
Turbogeneratoren mit Nennleistungen über 25 MVA darf 
der Stoßkurzschlußstrom höchstens das 18fache des Scheitel- 
wertes des Nennstromes betragen. 


$ 50 
Wicklungsprüfung 
Tafel V 


Prüfspannungen für die Wicklungsprüfung 

Wegen des neuen Wortlautes von $ 46 soll der bisherige 
Text der Fußnote zu Zeile 6 und 7 gestrichen und durch 
„siehe § 46° ersetzt werden. 

Zeile 9, Spalte II, III und IV „Erregerwicklungen von 
Einankerumformern und Synchronmotoren mit abschaltba- 
rem Erregerkreis für Drehstromanlauf mit den Prüfspannungs- 
werten 20 U + 1000, max. 8000, min. 1500 V” wird gestrichen. 

$ 81 
Leistungsschild 

Neuer Absatz c): 

c) Außerdem können Leistungsshilder von Maschinen, die 
den zur Zeit der Herstellung gültigen VDE-Regeln für 
elektrische Maschinen entsprechen, durch die Angabe ge- 
kennzeichnet werden: VDE 530. 


VDE-Kommission „Kabel und Leitungen” 


Die Arbeitsausshüsse „Fernmeldekabel" und „Fern- 
meldeleitungen” der VDE-Kommission „Kabel und Leitungen“ 
haben unter Vorsitz vonDr.FörsterundDr.Reuschen- 
bach folgende Neufassung ausgearbeitet: 

VDE 0890/ ...50 „Merkblatt über den Aufbau und die 
Verwendung isolierter Leitungen und Kabel in 
Fernmeldeanlagen". 

Der Entwurf kann gegen Erstattung der Unkosten für Ver- 
vielfältigung und Versand von der VDE-Vorschriftenstelle, 
Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, für DM 20,— bezogen wer- 

den. 

Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten dieser Neufassung 
sollen die früheren Fassungen von VDE 0890 „Merk- 


444 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


15. August 1% 


TE a 


blatt über den Aufbau und die Verwendung vereinheitlichter 
isolierter Leitungen und Kabel in Fernmeldeanlagen“ für 
ungültig erklärt werden. 

Einsprüche gegen den Entwurf und gegen die Außer- 
kraftsetzung der seitherigen Fassungen des Merkblattes kön- 
nen bis zum 30. 9. 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle einge- 
reicht werden. 


Der Kommissionsvorsitzende 


VDE-Vorschriftenstelle 
Förster 


Jacottet 


SITZUNGSKALENDER 


VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart Hauptmannpl. 48 

31. 8. bis 2. 9. 1950, 8,00: Kursus „Revision elektrischer Anlagen‘, Prof. 
Dr.-Ing.H.F.Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, 
Dipl.-Ing. Sauermann, Wuppertal. 


VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstr. 6 

28. 8. bis 30. 8. 1950, 8,00, Flensburg, Gebäude der Handwerkskammer, 
Nicolaistr. 12, Gr. Sitzungssaal: Kursus ‚Revision elektrischer An- 
lagen, Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurat Dipl- 
Ing. Schnell, Dipl.-Ing. Sauermann, Wuppertal. 


Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 
4. 9. bis 8. 9. 1950: Kursus „Moderne Verfahren der Feinstbearbeitung'', 
Dr.-Ing. H. Finkelnburg. 
11. 9. bis 15. 9. 1950: „‚Fortbildungskurs für Zählerrevisoren'', Prof. 
Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Wuppertal. 


PERSÖNLICHES 


A. Kunert } 


Min.-Rat i. R. A. Kunert verschied nach kurzer Krank- 
heit am 10. Juni 1950 in Hof Barrl b. Soltau, 77 Jahre alt. Er 
wurde in Danzig geboren, besuchte dort die Schulen und trat 
nach der Reifeprüfung 1894 als Anwärter in die höhere tele- 
graphentechnische Laufbahn ein. Nach Bestehen des großen 
Staatsexamens kam er zum Telegraphenamt Emden und lernte 
den Betrieb der Seetelegraphenkabel und seine Schwierigkei- 
ten kennen. Bei seiner Vorliebe für Physik und Mathematik 
fesselte ihn dieser Dienstzweig so, daß er ihn zu seiner Le- 
bensaufgabe machte. Seine Leistungen fanden frühzeitig An- 
erkennung durch Berufung in das Telegraphenversuchsamt 
in Berlin, wo er in den Jahren 1904 bis 1906 als Dozent in den 
Ausbildungskursen für höhere Telegraphenbeamte tätig war. 
Nach einer zweijährigen Beschäftigung in Köln wurde Kunert 
zum Telegrapheningenieur mit dem Amtssitz Emden ernannt 
und konnte sich wieder seinem ureigenen Gebiet widmen. 
Zahlreiche Instandsetzungsfahrten mit Kabeldampfern und 
die Verlegung des Kabels Emden—Teneriffa gaben ihm wei- 
tere praktische Erfahrungen und brachten ihn mit den Fach- 
leuten des Auslandes in freundschaftliche Verbindung. 

1920 wurde er als Postrat nach Oldenburg (Oldbg.) ver- 
setzt, um eine Seekabelstelle für die Nord- und Ostsee ein- 
zurichten; 1923 ging er als Oberpostdirektor nach Emden zu- 
rück. Es galt, den durch den Krieg unterbrochenen Übersee- 
kabelbetrieb wieder in Gang zu bringen. Außerdem waren 
an einem neuen Schnelltelegraphenkabel Emden—Azoren mit 
besonderen elektrischen Eigenschaften umfangreiche Unter- 
suchungen zu machen, die Kunert leitete. Nach Inbetrieb- 
nahme des Kabels wurde er in das Reichspostministerium be- 
rufen, wo er 1929 zum Ministerialrat ernannt wurde. Als 
solcher nahm er mehrfach an den Tagungen des CCIF teil. 
Die Universität Göttingen ehrte ihn 1939 durch Verleihung 
der Gauß-Weber-Gedenkmünze für „Verdienste um die Wei- 
terentwicklung des Nachrichtenwesens", Ein Augenleiden 
zwang Kunert, vorzeitig am 1. Okt. 1934 in den Ruhestand zu 
treten. 

Als Spezialist auf dem Gebiet der Seekabeltelegraphie 
hat Kunert sich nicht zuletzt durch seine Veröffentlichungen 
einen geachteten Namen im In- und Ausland geschaffen. Ne- 
ben seinen vielen Aufsätzen schrieb er das Buch „Die Ent- 
wicklung des Fernmeldewesens, Teil I: Telegraphie' (1931). 
Von dem geplanten Sammelwerk „Geschichte der deutschen 
Fernkabel‘ erschien 1940 als 1. Band „Telegraphen-Landka- 
bel einschl. der Flußkabel". Der 2. Band „Telegraphen-See- 
kabel nebst Anhang: Die deutschen Kabelschiffe‘ lag fertig 
vor, der Satz wurde aber bei einem Bombenangriff auf Leip- 
zig vernichtet. An der Vervollständigung und Ergänzung 
des Manuskriptes zu diesem Buch hat Kunert bis zu seinem 
Tode gearbeitet. Zu dem dritten Band „Fernsprech-Seeka- 
bel" hatte er alle Unterlagen auf der Flucht aus Liegnitz ver- 
loren. Die von ihm geschaffene „Welt-Seekabelkartei' konnte 
bis jetzt noch nicht veröffentlicht werden. 


Mit A. Kunert schied ein Mann von uns, der sein ur 
fangreiches Wissen und seine Erfahrungen mit hohem si 
lichen Ernst für die Förderung der Kabeltelegraphie eing 
setzt hat; ein reichbewegtes Leben voll Arbeitseifer u: 
treuer Pflichterfüllung.ist zu Ende gegangen. Der Name k 
nert aber wird mit der Geschichte der deutschen Seekat 
für immer verbunden bleiben. | K. Dohme 


Hochschulnachrichten. — An der T. H. Aachen hab: 
tierte sich als Privatdozent Dr.-Ing. Karl K r ü m m e1, Rhey 
für das Lehrgebiet Werkstattmeßtechnik (Fakultät für N 
schinenwesen und Elektrotechnik). 


An der T. U. Berlin wurden ernannt: zum Hon.-Prof. i 
Prof. Dr. phil. Wilhelm Westphal (liest über Physik: 
sche Übungen), zum a. pl. Prof. der Prof. Dr. phil. Hellm: 
Fischer, Dir. der Siemens & Halske AG. (liest über Ek 
trochemie). Die venia legendi erhielt der Priv.-Doz. Dr. p! 
Joh. Friedr. Ehlers (liest über Chemie und Tecdnoi« 
der Kunststoffe), 


Auszeichnungen. — Die T.H. Aachen verlieh dem Ge 
Dir. der Aachener Straßenbahn- und Energieversorgungs-A 
Dipl.-Ing. Marcel Cremer-Chape, die Würde eines! 
renbürgers in Würdigung seiner großen Verdienste um: 
Rheinisch-Westfälische Techn. Hochschule Aachen. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 523 
Bau und Entstehung des Weltalls. Naturwissenschaft, Tec: 
und Religion. Von Karl Willy Wagner. Mit 575.9 
Format 15X21 cm. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Brat 
schweig 1949. Preis kart. DM 2,70. 

Die Schrift faßt zwei Vorträge zusammen, die der! 
kannte Verfasser in den Jahren 1945 und 1947 in Engla 
und Schweden gehalten hat. Der erste gibt in gedränc! 
Kürze eine wohlgelungene Darstellung unserer wichtics! 
Erkenntnisse über Bau und Entstehung des Weltalls. V: 
Planetensystem und von den Entfernungen im Welta: 
ausgehend, erstreckt sich die Betrachtung auf spezie:. 
Probleme, wie Entwicklung und Alter der Sterne, Ste: 
haufen und Milchstraßensysteme bis hin zu den kosmogo 
schen Fragen, deren Behandlung in den Ausführungen & 
Verfassers ihren Höhepunkt in der Kosmogonie Pasc: 
Jordans findet, bei der keineswegs verschwiegen w:! 
daß sie umstritten ist. Worauf es dem Verfasser ankom’ 
wird aus einem Satz des zweiten Vortrages deutlid: . 
mehr wir wissen, um so tiefer erfüllt uns die Ehrfurcht y 
dem Unfaßbaren.“ Daraus wird auch die Kopplung der b 
den Themen verständlich. Der zweite Vortrag, der das! 
geisterte Bekenntnis eines hochverdienten Naturwiss: 
wissenschaftlers zu seiner Wissenschaft und zur Technik : 
enthält gleichzeitig das Bekenntnis eines Physikers zur Me 
physik. Ohne den Glauben an Gott bleibt alle mens! 
Existenz und alle menschliche Erkenntnis in der Scwe: 

Das kleine Buch kann allen, die an dem in der Gegen«: 
so besonders aktuellen Problem der Beziehung zwisc 
Naturwissenschaft, Technik und Religion interessiert s!! 
empfohlen werden. Flachsba 


DK 55 (022 
Grundzüge der Physik. Band I: Mechanik, Akustik, Wärt 
lehre. Von F. Wolf. Mit 336 S., 369 B., 28 Taf., Format !: 
mal 24 cm. Verlag G. Braun, Karlsruhe 1949. Preis G! 
DM 16,—. 

Das Buch stellt eine Bearbeitung von Vorlesungen 
Experimentalphysik dar, die der Verfasser an der T. H. Kar. 
ruhe gehalten hat. Es ist als Hilfe für den Lernenden 4 
dacht, den es vor allen Dingen mit der physikalischen Der 
weise vertraut machen soll. Der Verfasser bevorzugt C: 
induktiven Weg und strebt durch eine bei aller Knapp? 
klare aber keineswegs trockene Sprache, durch sinnfa.:: 
Zeichnungen und durch die Wahl der Formelzeichen m° 
lichst große Verständlichkeit an. In üblicher Weise glise" 
sich das Buch in Mechanik, Akustik und Wärmelehre; Opt: 
Elektrizität und Atomistik sind einem zweiten Band vor? 
halten. 

Die Mechanik ist in eine Mechanik der starren Mate! 
und eine Mechanik der deformierbaren Materie aufgete: 
Die erste führt von den Urmaßen über Kinematik und DY?: 


= ii pms: A 


15. August 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 16 


445 


mik des Massenpunktes zu Energie und Impuls. Dann wer- 
den die Dynamik des starren Körpers und das Gebiet der 
beschleunigten Bezugssysteme behandelt. Den Abschluß 
bildet die Mechanik des Weltalls. In der Mechanik der de- 
formierbaren Materie wird der Leser zunächst mit den Ag- 
gregatzuständen vertraut gemacht, dann folgt in recht aus- 
fuhrliher Behandlung die Elastizität der festen Körper und 
danach ein kurzer Abschnitt über die Reibung fester Körper. 
Das Gebiet der ruhenden Flüssigkeiten und Gase und ein 
Abschnitt über bewegte Flüssigkeiten und Gase schließen 
sih an. In der Akustik wird zunächst eine sehr schöne 
Einführung in die Schwingungs- und Wellenlehre gegeben. 
Hierdurch Kann das eigentliche Gebiet des Schalles verhält- 
nismäßig knapp gefaßt werden. Etwas umfangreicher ist der 
Abschnitt über Wärmelehre, der von den Erfahrungstat- 
sahen über Temperatur und Wärmemenge ausgeht und 
uber den ersten und zweiten Hauptsatz und die Änderungen 
ces Aggregatzustandes zur kinetischen Theorie der Materie 
führt. 

Das Buch kann sowohl dem Studierenden als auch dem 
auf Festigung seiner physikalischen Grundlage bedachten 
Ingenieur empfohlen werden. Th. Gast 


DK 548.0 (022.3) 
Einführung in die Kristallographie. Von H. Schneider- 
höohn. Mit 360 u. XVI S., 458 B., 32 B.-Taf., Format 16X24 
cm. Verlag Karl Alber, Freiburg i. B. 1949. Preis Glw. 
DM 40,—. 

Aus Vorlesungen und Übungen, die der Verfasser — 
bekannt durch seine Forschungen auf den Gebieten der Mi- 
neral- und Erzlagerstätten und der Erzmikroskopie — seit 
rei Jahrzehnten vor Studenten der verschiedensten Fach- 
hchtungen gehalten hat, ist ein Werk entstanden, das in 
smer Vollständigkeit erstmalig ist. Ursprünglich ein Teil- 
gebiet der Mineralogie allein, ist die Kristallographie seit 
der Entdeckung der Röntgeninterferenzen durh M. von 
„Laue Bestandteil aller naturwissenschaftlichen und techni- 
‚nen Gebiete geworden. Dennoch mangelte es bisher an 
“ner Gesamtdarstellung des kristallisierten Zustandes der 
Materie, da die Kristallographie meist vom eigenen Fach- 
ebiet des betreffenden Autors aus behandelt wurde. Diese 
Luke wird durch das vorliegende Buch geschlossen. dessen 
tofflicher Umfang aus der Aufteilung in folgende Haupt- 
sile deutlich wird: Kristallgeometrie (Lehre von den äuße- 
en Formen der frei ausgebildeten Kristalle), Kristallstruk- 
ur (innerer Feinbau der Kristalle aus kleinsten Bausteinen), 
irıstallhemie (physikalishe Chemie der kristallisierten 
\örper und gesetzmäßige Zusammenhänge zwischen chemi- 
‘her Zusammensetzung und Kristallstruktur), Kristallphysik 
physikalische Eigenschaften der Kristalle und ihre Zusam- 
nenhänge mit innerer Struktur und äußerer Morphologie). 
n diesem Hauptteil werden die praktischen kristalloptischen 
‚nltersuchungsverfahren besonders mit Hilfe des Polarisa- 
onsmikroskops eingehend behandelt. Der letzte Haupt- 
eil ist betitelt: Erzwungene Anisotropie und Übergangszu- 
tande zwischen dem kristallinen und nichtkristallinen Zu- 
tand. 

Zugunsten einer elementaren Einführung verzichtet der 
'erffasser auf tiefgehende physikalisch-mathematische Be- 
tundung, vielmehr will er den Leser unter Zuhilfenahme 
ählreicher verständlicher und ausführlich beschrifteter Ab- 
üdungen mit dem Tatsacheninhalt der Kristalle bekannt 
ächen und ihn verstehen lehren, daß im Kristall ein phy- 
ıkalischer Vorgang etwas anderes ist als im statistisch-iso- 
open Stoffaggregat. So vermittelt das in flüssiger Form 
»schriebene Buch eine übersichtliche und elementar-an- 
hauliche Darstellung der gesamten Erscheinungswelt des 
nstallisierten Zustands der Materie in geometrischer, struk- 
reler, hemischer und physikalischer Beziehung, die in 
'e:cher Weise für den Naturwissenschaftler wie den Tech- 
iker wertvoll ist. H. Voges 


DK 621.2 (023.4) 
'asserkraftmaschinen und Wasserkraftanlagen. Von L. 
eyl. Neubearb. der 2. Aufl. von H. Häck ert. Mit 228 S,, 
5 B., 13 Taf., Format 14X20 cm. K. F. Köhler-Verlag, Stutt- 
art 1949. Preis kart. DM 7,50. 

Die Neubearbeitung dieses von Oberbaurat Ludwig 
eyl verfaßten Buches bringt neben zahlreichen ausgezeich- 
"ten Bildern eine gute Zusammenfassung der praktischen 
ıd der rechnerishen Grundlagen. Es eignet sich ebenso 
ut für den Selbstunterricht wie zur Ergänzung des Fach- 
ad Hochschulstudiums. 


Dem ersten Abschnitt, der die allgemeinen Grundbe- 
griffe der Mechanik und der Strömungslehre für das Gebiet 
der Wasserkraftmaschinen behandelt, folgt ein kurzer Uber- 
blick für die Ermittlung der Entwurfsunterlagen, wie Wasser- 
menge, Wasserführung, Gefälle, Drehzahl; ferner eine 
Schilderung der verschiedenen Typen von Wasserkraft- 
anlagen, eine eingehende Besprechung der Einzelteile der- 
selben, wie Stauwerke, Wasserzuführung, Absperrorgane, 
Rechen und Wasserableitung. 

Der Abschnitt über das Verhalten der Turbinen bei ver- 
schiedenen Betriebsbedingungen, über die Ähnlichkeits- 
gesetze und die spezifische Drehzahl zeichnet sidh durch an- 
schaulihe Begründung und klare Ableitung der Formeln 
aus. — Im neu bearbeiteten Abschnitt werden die einzelnen 
Turbinentypen nach ihren Kenngrößen gereiht und deren 
Anwendung für die Berechnung der Laufradgröße gezeigt. 
Auf die Ermittlung des Turbinenwirkungsgrades, den Ein- 
fluß von schwankenden Gefällen und schwankender Wasser- 
menge, die Kavitation, die Einbauformen wird kurz einge- 
gangen, ebenso auf das Vorgehen bei Modellversuchen. 

Die Darstellung ausgeführter Wasserturbinen der ver- 
schiedenen Typen an Hand von Zeichnungen und Bildern 
gibt nach der vorausgeschickten Erklärung der Einzelteile 
noch einmal eine gute Zusammenfassung. Die Sammlung 
von ausgeführten Anlagen führt bis in die neueste Zeit und 
ergänzt den Text des Buches auf das beste. Auch für Was- 
serräder werden die nötigsten Unterlagen für eiue einfache 
Berechnung gegeben. 

Wegen der wohl gelungenen Kombination von theore- 
tischen Grundlagen, Erfahrungswerten und Bilddarstellungen 
kann dieses recht preiswerte Buch nicht nur dea im Fach- 
gebiet praktisch tätigen Ingenieuren, sondern auch den Stu- 
dierenden mit Recht empfohlen werden. 

G. Fabritz 


DK 621.315.17 : 531.224.5 
Durchhang und Zugspannungen von Starkstromfreileitungen. 
Von W. Stauferu. W.Splett. Mit 10 S., 32 Zahlentaf., 
9 Kurventaf., Format DIN A4 Richard Pflaum-Verlag, 
München 1949. Preis kart. DM 14,—. 

Beim Verlegen von Freileitungen stößt die Wahl von 
Durchhang und Zugspannung bekanntlich auf Schwierigkei- 
ten, weil die rechnerische Ermittlung dieser von Seilart, 
Seilquerschnitt, Zusatzbelastung und Temperatur abhängigen 
Größen selbst bei weitgehender Vereinfachung nur mit ku- 
bischen Gleichungen möglich und damit sehr zeitraubend 
ist. In der Praxis verwendet man deshalb häufig Zahlen- 
tafeln und Kurvenblätter, die den Zusammenhang dieser 
Größen mehr oder weniger einfach darstellen. 

Die vorliegende Arbeit von Staufer und Splett, 
die schon vor längerer Zeit für den Dienstgebrauc bei den 
Amtsstellen der Deutschen Reichsbahn und der Reichsauto- 
bahn entstanden ist, stellt einen Fortschritt auf diesem Ge- 
biet dar, weil die auf Grund der Splettschen Formeln ent- 
wickelten Nomogramme die Zusammenhänge von Seilaus- 
gangsbeanspruchung, Durchhang, Temperatur und zusätz- 
licher Seilbelastung in besonders übersichtlicher Weise er- 
kennen lassen. In 3 Kurvenblättern, deren mangelhafte 
drucktechnische Wiedergabe der Millimetereinteilung den 
praktischen Gebrauch allerdings erschwert, können für die 
jeweilige Ausgangsbeanspruchung die zu den verschiedenen 
Spannweiten gehörigen Durchhänge, die bei jeder Spann- 
weite zu den verschiedenen Temperaturen gehörigen Durch- 
hänge und schließlich die Durchhangsänderungen bei wech- 
selnder Belastung, aber gleichbleibender Temperatur rasch 
abgelesen werden. Leider ist das für die Kurventafeln V bis 
VII bestimmte Beispiel unter B 4) (Seite 6) nicht genügend 
erläutert. 

Die Kurventafeln sind bei den Kupferseilen bis 185 mm, 
bei den Aluminium- und Aldrey-Seilen bis 240 mm? und bei 
den Stahlaluminiumseilen 1:6 für sämtliche in DIN 48204 
genormten Querschnitte ausgearbeitet, jedoch in allen Fällen 
nur für Spannweiten bis 180 m. Dieser Bereich wird zwar 
bei kleineren Querschnitten und bei den geringeren Seil- 
zügen in Bahn-, Post- und Wasserstraßenkreuzungsfeldern 
im allgemeinen nicht überschritten, bei den größeren Quer- 
schnitten und bei den höheren Seilzügen der Normalfelder 
sind dagegen wesentlich größere Spannweiten üblich. Für 
eine allgemeine Verwendbarkeit wäre deshalb eine Erwei- 
terung der Kurvenblätter erforderlich; ferner müßten neue 
Kurvenblätter für die bei Höchstspannungsleitungen viel 
verwendeten und demnächst auch zur Normung vorgesehe- 
nen Stahlaluminiumseile 1:4 und 1:3 und für Stahlseile ein- 
gefügt werden. H. Meyer 


446 


DK 371.048 : 62 


Der Ingenieurberuf. Voraussetzungen — Ausbildung — Lauf- 
bahnen. Von Otto Lorenz. Mit VI u. 153 S., 4 Bild., Format 
14X21 cm. Deutscher Ingenieur-Verlag GmbH., Düsseldorf 
1950. Preis kart. DM 4,80 (f. VDI-Mitgl. DM 4,30). 

Da in der Berufsberatung seitens der Schulen wenig ge- 
schieht, ist ein Buch wie das vorliegende für die Jugend, für 
Lehrer, Eltern und Berufsberater sehr nützlich, vorausgesetzt, 
daß es mit dem nötigen Verantwortungsbewußtsein geschrie- 
ben wurde. Das ist bei dem Werkchen von Lorenz der 
Fall. Er spricht einleitend über Berufung, über die Geschichte 
der Bezeichnung „Ingenieur“, über die Entwicklung der Hoch- 
und Fachschulen und die Titelfrage. Dann folgen ausführlich 
Die Ausbildung, Die Fachrichtungen, Die Berufe, Fachliche 
Fortbildung und eine Liste der Hoch-, Ingenieur- und Fach- 
schulen. Das Buch beantwortet alle Fragen, die man ver- 
nünftigerweise stellen kann, geht auch auf die weniger be- 
kannten Laufbahnen ein und ist dank guten Aufbaues als 
Nachschlagewerk brauchbar. G.H. Winkler 


DK 621.39 (022.3) 

Grundlagen der Fernmeldetehnik. Von I. Kleemann. 

3. Aufl. Mit 292 S., 186 B., 25 Taf., Format 14X23 cm. Verlag 
von R. Oldenbourg, München 1950. Preis geb. DM 16,—. 

Die dritte Auflage des in der Fachwelt bereits wohlbe- 

kannten Werkes wurde völlig überarbeitet, erscheint mit 


neuen Schaltbildern entsprechend den jüngsten Normen und 


mit wesentlichen Erweiterungen, insbesonders neuen Be- 
rechnungsbeispielen. Das Buch führt den mit Mathematik 
und elektrischen Grundbegriffen vertrauten Leser in die 
wesentlichsten Gebiete der Fernmeldetechnik ein und bringt 
in knapper aber guter Darstellung die Grundlagen der 
Fernmeldetechnik. Der Stoff gliedert sich in einen Abschnitt 
über Schalt- und UÜbertragungsgeräte, in dem die Grund- 
begriffe von Schalten und Schaltvorgängen, Widerstände, 
Kapazität, Magnetismus, Induktivität, Signalströme und Ton- 
frequenzströme behandelt werden. Ein zweiter Abschnitt 
über Schaltungslehre führt in die Berechnung von Strom- 
läufen ein und behandelt die verschiedensten Schaltver- 
fahren. 

Abschnitt 3 nennt sich Verbindungslehre; er behandelt 
Fernmeldebetrieb und Netzteile, Verbindungsaufbau in 
Hand- und Wählanlagen, sowie Nebenstellenanlagen. Ab- 
schnitt 4 ist betitelt: Vielfachschaltungen und bespricht die 
Grundschaltungen der Wählvermittlungstechnik und die sog. 
Aufbauschaltungen der Handamts- und Wählertechnik. Die 
Übertragungslehre wird im 5. Abschnitt gebracht: die elek- 
trishen Eigenschaften der Fernmeldeleitungen und die Uber- 
tragungsvorgänge auf diesen sowie die Übertragungsver- 
fahren über Kettenleiter, Wellenfilter, bespulte Systeme. 
Verstärkerschaltungen mit Zweidraht- und Vierdrahtsyste- 
men und Trägerfrequenzsysteme zeigen die neueste Ent- 
wicklung in dieser Richtung. 

Sehr wertvoll für den Benützer sind Tafeln im Anhang, 
welche eine Normung der Formelzeichen, Umrechnungsbe- 
ziehungen von Maßsystemen, genormte Schaltzeichen in 
älterer und neuerer Ausführung und zahlreihe mathema- 
tische Zahlentafeln bringen. M. Hebel 


DK 621.392.26 (023.3) 


Felder und Wellen in Hohlleitern. Von H. H.M eink e. Mit 
148 S., 131 B., Format 14,5X23 cm. Verlag von R. Olden- 
bourg, München 1949. Preis kart. DM 15,—. 

In dem vorliegenden Büchlein hat sich der Verfasser der 
dankenswerten Aufgabe unterzogen, die Wellenausbreitung 
in Hohlleitern dem Anfänger anschaulich zu machen, wobei 
jedoch auf mathematische Darstellung und mathematische 
Strenge nicht verzichtet wird. Zur Lösung dieser recht schwie- 
rigen Aufgabe beschreitet der Verfasser 2 Wege: Erstens be- 
schränkt er sich von vornherein auf die einfachsten Wellen- 
formen in rechteckigen und kreisförmigen Hohlleitern, und 
zweitens behandelt er vorausgehend ausführlich die elektro- 
statischen und stationären magnetischen Felder in Hohllei- 
tern, deren Feldbilder im Hohlleitungsquerschnitt den Feld- 
bildern bei Wellenausbreitung entsprechen, begrifflich je- 
doch geringere Schwierigkeiten machen. 

Außer der klaren Darstellung ist das in Entwurf und 
Ausführung vorzügliche Abbildungsmaterial hervorzuheben. 
Die Formeln hätten durch Darstellung in der üblichen Druck- 
weise (schräge Formelzeichen, partielles Differentialzeichen 
d statt ð) etwas gewinnen können. Die schaltungstechnischen 
Anwendungen der Ilohlleiter, die nicht die eigentliche Auf- 
gabe des Buches darstellen, werden in einem Schlußkapitel 
angedeutet. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 16 


PER 


15. August 19% | 

| 
Für jeden, der sich in das Gebiet der Hohlleiter einarbe:- 

ten will und gewisse Vorkenntnisse der Elektrodynamik be- 


sitzt, ist das Bändchen außerordentlich zu empfehlen. 
F.W.Gundlach 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Die Lage der westdeutschen Wirtschaft und der Weltwirtschaft ın 
die Jahresmitte 1950. Bericht, bearbeitet v. Arbeitskreis „Konjunktur 
beobadhtung”, Bonn. (Heft 3, Jahrg. 1 der Mitt. d. Rhein.-Westt. iw 
f. Wirtscaftsforschg., Essen.) 7 Blatt DIN A4 in Mappe. Berzieh“ 
durch Rhein.-Westfäl, Institut f. Wirtschaftsforschung, Essen, Bisma:a- | 
straße 62. Preis DM 1,—. | 

[Fünf Institute für Wirtschafts- und Marktforschung haben geme.n«:- 
diesen Bericht verfaßt, der in leicht lesbarer Form über die heutige di 
sche und Weltwirtschaftslage unterrichtet, und zwar über Arbeitsman' 
Gütererzeugung, Investitionstätigkeit, Geldmarkt, Ausfuhr und Lage «: 
Weltwirtschaft. Die Gründe für Lageänderungen werden genannt iz: 
Voraussagen für die nähere Zukunft gemacht. Ein sehr interessanter w: 
lesenswerter Bericht!] R 

Elektrische Kontakte und Schaltvorgänge. Von Dr. Walter Bursty 
3. verbess. u. erw. Aufl. Mit %8 u. VII S., 82 B., Format 15X23 cm. Sp:::- 
ger-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis kart. DM 7,50. 

Wirtschaftliche Auswirkungen der Besteuerung und der Konzesiw- 
abgaben bei Versorgungsbetrieben. Von Dr. F.Zeiß. Mit 55 S., Fom 
DIN A4. Hrsg. Energiewirtschaftliches Institut a. d. Univ. Köln ! 
Preis kart. DM 5,—. | 

Das Zweistoffsystem Gas-Metall. Von A. Nikuradse rt: 
Ulbrich. Mit 159 S., 8&2 B., Format 15,5X23,5 cm. Verlag von ? 
Oldenbourg, München 1950. Preis kart. DM 16,—. | 

Preis- und Tariffragen d. Emergieversorgung. Hrsg. vom Energiew.- 
schaftlichen Institut a. d. Univ. Köln. Mit M68 S., Format 15,5X23,5 œ- 
Verlag von R. Oldenbourg, München 1950. Preis kart. DM 14,80. 

Einführung in die Theorie der Ausbreitung elektromagnetischer Wei 
len in Leitungen und Hohlkabeln. Von Dr. phil. habil. Hans Bomke . 
Dipl.-Ing. J. Gefahrt. (Physik und Technik, Bd. 3). Mit 165 °. 
47 B., Format 17X24 cm, Wissenscaftlihe Verlagsgesellschaft mt: 
Stuttgart 1950. Preis Glw. DM 21,50. 

Die Oxydkathode. 2.: Technik und Physik. Von Dr.-Ing. G. He’ 
mann und Dr. phil. S. Wagener. Mit 284 S., 147 B., 3 Taf.. Fomr ' 
17,5X24,5 cm. Johann Ambrosius Barth-Verlag, Leipzig 1950. Pre:s <?: 
DM 27,—, geb. DM 239,—. 

im Zeitalter der Kunststoffe. Von Kurt Brandenburger. 3., te- 
bearb. Aufl. Mit 98 S., 36 B., Format 15,5X2 cm. Carl Hanser-Ve:l:: 
München 190. Preis kart. DM 4,20. 

Einführung in die Akustik, Von F. Trendelenburg.?.er:;.- 
arb. Aufl. Mit 378 S., 280 B., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, Bo: ` 
Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 39,—. 

Einführung in die Quantenphysik. Von Dr. Horst Teichmat! 
2. Aufl. (Mathematisch-physikalische Bibliothek, Rh. II). Mit 104 5. :! 
B., Format 13,5X19 cm. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipris :”* 
Preis kart. DM 4,20. 

100 Jahre Staatliche Uhrmacherschule Furtwangen. Hrsg. Sat te 
Uhrmacherschule, Furtwangen 1950 im Selbstverlag. Mit 63 S., za: 5 
Format DIN A 4, auf Kunstdruckpapier. 

Neon-Leuchtröhrenanlagen für Lichtreklame und moderne Beleids.: 
Von Hermann Spangenberg. {Erw. Sonderduk aus Litt-T-t- 
1949, Heft 4 u. 5) Mit 29 S., 14 B., Format DIN A 5. Helios-Verlag Gr- `: 
Berlin, Frankfurt a. M, 1950. Preis geh. DM 0,75 + DM 0,10 Poris. 

Führer durch die schweizerische Wasser- und Elektrizitätswirtsc.? 
Hrsg. SchwefZ. Wasserwirtschaftsverband u. Verband Schweiz. Eev : 
tätswerke. Verlag: Sekretariat d. Schweiz. Wasserwirtschaftsvertsz ~^ 
Zürich 1950. Preis Glw. sfrs. 55,—. Bd. 1: Allgemeine Darlegungen `' 
396 S., zahlr. B. u. Taf., Format 17X24 cm. Bd. 2: Grundlagen, Besir- 
bungen, Statistik. Mit 965 S., zahlr. B. u. Taf., Format 17x24 cm. 

Herstellung und Untersuchung von BaTiO, Einkristallen. Disse 
tion von H. F. Blattner. Mit 66 S., 31 B., Format 15,5°<{23 cm. P.” 
drucerei E. Birkhäuser & Cie., Basel 1949. 

Archiv für Elektrotechnik 39 (1950) Heft 10. Inhalt: L. Brück "* 
Lauffeldröhre. W. Klein: TschebysKheffshe Funktionen. W. Sc»; 

k y: Selbstanlauf eines Syn“hronmotors. H. Rösch: Tbenrie se ~ 
Wic&lungstransformators. V. Roßmaier: Die Gleichstrommeėest > 
als Stabilitätsproblem. J. Fischer: £ und ue. Preis geh. DM .ı7 


O a Te 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr. W. F. Ewald, Stuttgart-N., Birkenwaldstr. 112 

Dr.-Ing. Hans Fricke, Braunschweig, Schunterstr. 6 

Prof. Güntherschulze, Münden 23, Herzogstr. 16 

Dr. Ernst Menzer, Nürnberg, Tillystr. 36 

Arthur Mehlis, Mix & Genest A.-G., Stuttgart-Zuffenhausen 
Hellmuth-Hirth-Str. 41 

Dipl.-Ing. Alfred Nowak, Hannover, Fundstr. 8 

Erih Schwandt, Münden 2, Luisenstr. 17 

Heinz Voelkel, Nürnberg, Tillystr. 36 


Diesem Heft liegt ein Prospekt der Firma R. Oldenbourg, Mänder. " 
a SAA 1 ee zus 
Abschluß des Heftes: 2. August 1950. 


« Schriftleitung G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) uac E + 


Eqgerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an e:me >~ 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wir ! 
Elberfeld, Alte Freiheit 21, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-S!: 
Postfach 667, Fernruf: 379 59. 
Zweigstelle: Berlin-Charlottenburq 4. Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Fur WVDE-Mitglieder durh den VTDE-Verlas 
DM 12.80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder ds’* :* 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druck: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Wuppertal Versandpostamt Unna 


UNIVERSITY 


OF MICHIGAN 

NOV 2 7 1950 

ENGINEERING 
LIBRARY 


TECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


Rückblick auf die VDE-Jahresversammlung in Köln. G. H. Wink- Geltungsdauer von Prüfzeichenausweisen nach VDE 0610, VDE 
ler. 447 0622, VDE 0625, VDE 0626, VDE 0630. 475 


Technische Probleme der 400 kV-Drehstrom-Ubertragung. J. Bier- Sitzungskalender: 476 
manns. 455 

Gedanken zur Sternpunktbehandlung bei 380 kV-Drehstromübertra- N ar ee ek ner so 6 Pe OO Si OR 
gung. W. v. Mangoldt. 462 era ei a paa 

Aussprache zu den Vorträgen von J. Biermannsund W. v. Man- 
goldt. 470 


Buchbesprechungen: Watzlawek : Lehrbuch der Technischen Kern- 
physik. 476 — zur Megede: Fortleitung elektrischer Energie 
längs Leitungen in Starkstrom- und Fernmeldetekhnik. 476 — 


Rundschau 
Neues Nachrichten-Übertragungsgerät. 454 — Torsiometer-Meßeinrich- Te szner: Semi-conducteurs electroniques et complexes déri- 
vés. 476 — Feldtkeller: Einführung in die Siebschaltungs- 


tung. 471 — Die zentrale Kommandostelle für die Unterwerke der s t 
elektrischen Bahnstrecke Nimes—Sète. 472 — Impulsmodulation. 472 theorie. 477 — Hueter':, Die, symmetrischen Komponenten ser: 
— Anleitung zur praktischen Stabilitätsprüfung mittels Ortskurven. PYISEBERTLACHRT ONET, E E A OR M ari tiy 
473 — Neuer Kippschalter. 473 — Elektrogeräte und Maschinen im Gerutangeuchweißen.. 477 MAANFEWS TESI Pgno FOSUGRENT 
schweizerischen Außenhandel. 474 — Kurznachrichten: Industrie und probleme des Ingenieurs. 477 » Neumann: Die Signale und 
Hochschulen — Deutsche Industrieausstellung Berlin 1950 — Rhein- Kennzeichen der Deutschen Reichsbahn. 477 — Johannson 
sender in Betrieb. — Das erste Unterseekabel — Westberliner Indu- Das’ Croß-Verlehren, -477 —. M ahad o ak Bunstharzpreßslofie 

und andere Kunststoffe. 477 — Kliemann: Praktikum der 


strie. 474 
Verschiedenes geistigen Arbeit. 478 — Schaefer u Müller: Tecnisces 
Italienisch. 478 


VDE: Bekanntmachung zu VDE 0606/X1.46, VDE 0616/X1.46, VDE 
0620/X1.46, VDE 0632/XI.46, VDE 0635/X1.46. 475 — Ablauf der Eingänge: 478 


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Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. September 1950 


Heft 17 


Rückblick auf die VDE-Jahresversammlung in Köln 


Von G. H. Winkler, Wuppertal 


Prächtiges Wetter begünstigte die Jahresversammlung 
in Köln vom 30. Mai bis 3. Juni 1950. Wenn auch die Stadt 
in einem erschütternden Ausmaß zerstört ist — der Dom ragt 
doch noch über den Trümmern und Neubauten, das Fluidum 
dieser weltoffenen Stadt und der Humor der Kölner sind er- 
halten geblieben. So verlief die Tagung in schönster Stim- 
mung, neben dem fachlichen Erfolg stand auch manch irdi- 
scher Genuß, alle Veranstaltungen waren gut vorbereitet, 
das hübsche und zweckmäßige Teilnehmerheft muß ebenfalls 
gelobt werden. In sehr kurzer Zeit haben die Mitglieder des 
VDE-Bezirks Köln alle Vorarbeiten leisten müssen; für ihre 
Mühe sind ihnen die gut 1400 Teilnehmer der Tagung herz- 
lich dankbar! 

Am Nachmittag des ersten Tages, Dienstag, fanden die 
üblichen Sitzungen statt. Unter Vorsitz von Min.-Dirig. 
Herz versammelte sih der Vorstand des VDE, nahm den 
Kassenbericht entgegen und besprach eine Reihe anderer 
Fragen. Die Delegiertenversammlung schloß sich 

“an. Hier gab der Vorsitzende den Vorstands- und Tätigkeits- 
bericht, Ing. Kulp berichtete über die Finanzlage des Ver- 
bandes, Vorstand und Kassenführung wurden von der Ver- 

| sammlung entlastet. Nach Behandlung weiterer geschäftli- 
cher Fragen wurde Hannover als Tagungsort für 1951 be- 
stimmt. 
| Die Jahresversammlung begann Mittwoch, den 
31. Mai, um 9 Uhr im Sartory-Saal. Der Vorsitzende be- 

 grüßte die Gäste, insbesondere die Fachgenossen aus dem 
Ausland, er kennzeichnete die Aufgabe des VDE, die in der 
ı technischen und wissenschaftlichen Förderung der Elektro- 
technik bestehe, auf die auch die Jahresversammlungen aus- 
gerichtet seien. Die Niederschriften über die Tagungen seit 
| fast 60 Jahren seien ein Dokument vom gewaltigen Aufstieg 
| der Elektrotechnik in dieser Zeit. Die diesjährigen Vorträge 
' und Fachberichte zielten nicht nur darauf, nach 10jähriger 
| Abgeschlossenheit wieder Anschluß an den Wissenschafts- 
stand der Welt zu finden, sondern sie zeigten auch, daß die 
deutsche Elektrotechnik bereits wieder mit Spitzenleistungen 
aufwarten könne. 

Bürgermeister Fuchs überbrachte die Wünsche der 
Stadt Köln. Er sprach — oft sehr humorvoll — von den frü- 
heren Jahresversammlungen in Köln, von dem Wollen der 
diesjährigen Tagung, dem der Elektrotechnik überhaupt, 
von den Sorgen der Stadt, ihrer 1900-Jahrfeier und der ge- 
schichtlichen Ausstellung, die später auch von vielen Ta- 
gungsteilnehmern bewundert wurde. Den Gruß des Regie- 
rungsbezirkes brachte Oberreg.-Rat Krebs, der u. a. darauf 
verwies, daß man neben der wissenschaftlichen Aufgabe des 
VDE seine intensiven Beziehungen zur Wirtschaft nicht ver- 
jessen dürfe. Auch die Regierung nehme an seinen Arbeiten 
‚ebhaften Anteil. Prof. Fucks grüßte die Versammelten 
namens der T. H. Aachen, die mit dem VDE schon durch die 
Namen Rogowski und Fischer verbunden sei. An- 
schließend begrüßte Dr. Förster die Anwesenden und hieß 
sie im Namen des VDE-Bezirks Köln herzlich willkommen. 

Min.-Dirig. Herz dankte den Rednern und äußerte seine 
besondere Freude über die zahlreichen Besucher aus Berlin 

und der Ostzone. Dann teilte er mit, daß der VDE seine höch- 
ste Auszeichnung, deEhrenmitgliedschaft, an Prof. 
Dr. Ossanna verleihe. Die Urkunde, die dem neuen Ehren- 


DK 621.3 : 061.2 (061.3) 


mitglied zu seinem 80. Geburtstag am 26. Juni überreicht 
wurdel, hat folgenden Wortlaut: 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker ernennt den 
hervorragenden Forscher und Hochschullehrer auf dem Ge- 
biete der Starkstromtechnik, sein vieljähriges Mitglied 


Herrn Geheimen Hofrat Prof. Dr.-Ing. 
JohannOssanna 


wegen seiner bahnbrechenden Arbeilen auf dem Gebiete 

des Elektromaschinenbaues und der Energieübertragungen 

sowie seiner besonderen Verdienste um die Heranbildung 

des Ingenieurnachwuchses zu seinem Ehrenmitglied. 
Frankfurt a. M., im Juni 1950. 


Der Vorsitzende erstattete nunmehr den Geschäfts- 
bericht, aus dessen Inhalt einiges bereits im Tagungs- 
heft der ETZ wiedergegeben wurde?. Die Vortragstätigkeit 
in den Vereinen war recht rege, so daß jede Bezirksgruppe 
im Berichtsjahr durchschnittlich 8...9 Vorträge hören konnte. 
Auch die Beteiligung hieran war mit 3 besuchten Vorträgen 
je Einzelmitglied erfreulich. Dagegen lasse das Interesse an 
der ETZ seitens der Mitglieder zu wünschen, denn nur rund 
55% sind Bezieher der ETZ. Daran sei vornehmlich die Ein- 
kommenslage der Mitglieder schuld, anderseits werde auch 
die ETZ den gelegentlichen Kritiken folgen, die Praxis mehr 
als bisher betonen und damit weitere Kreise ansprechen?. 
Die Arbeit der Geschäftsstellen des VDE sei noch sehr ge- 
hemmt durch das Erfordernis, aus wirtschaftlichen Gründen 
mit außerordentlich wenig Personal auszukommen (2. Zt. 30% 
des früheren Bestandes). Infolgedessen mußten nicht nur 
die hauptamtlich tätigen Kräfte der Geschäftsstelle, sondern 
auch die ehrenamtlich tätigen Kommissionen und Ausschüsse, 
nicht zuletzt die Prüfämter, viel Arbeit übernehmen; ihnen 
allen sei der VDE tiefen Dank schuldig. Die Mitgliederzahl 
steige erfreulich weiter, auch die finanzielle Lage habe sich 
dank Unterstützung aus der Industrie und der Elektrizitäts- 
versorgung etwas verbessert, sei aber immer noch unbefrie- 
digend und zwinge den Verband, vorerst weiter Schwerpunkt- 
arbeit zu leisten und gewisse Gebiete etwas im Rückstand zu 
lassen. 

Der Vorsitzende erteilte nun das Wort an Prof. Dr. Bier- 
manns zu seinem Vortrag „Technische Probleme der 400 
kV-Drehstrom-Übertragung‘., Anschließend sprach Dr.-Ing. 
W.v.Mangoldt über „Gedanken zur Sternpunktbehand- 
lung bei 380 kV-Drehstrom-Übertragung’; beide Vorträge 
sind auf den Seiten 455 und 462 dieses Heftes abgedruckt, die 
gemeinsame Aussprache schließt sich auf S. 470 an. — Gegen 
13 Uhr wurde die Jahresversammlung vom Vorsitzenden 
geschlossen. 

Der Nachmittag dieses Tages brachte ein Treffen der 
Damen, verbunden mit einer Modenschau, und am Abend 
fand man sich wieder im Sartory-Saal zu einer geselli- 
gen Veranstaltung zusammen, die durch Bühnenvor- 


1 Anlaßlich dieses Geburtstages widmete die ETZ Herrn Prof. Dr. Os- 
sanna ihr Heft 12 mit Arbeiten seiner früheren Schüler und einer Wür- 
digung seiner Lebensarheit. 

? P.G. Kulp: ETZ 71 (1950) H. 11, S. 266. 

3 Bei dieser Gelegenheit möchte die Schriftleitung ihre Mitarbeiter 
und Leser sowie besonders alle VDE-Mitglieder um Unterstützung biıt- 
ten: Praktische Aufsätze können nur aus der Praxis geboren werden; 
wir bitten also die Praktiker, mehr als bisher ihre wertvollen Erfah- 
rungen schriitlich niederzulegen und über die ETZ den Fachgenossen zu- 
ganglih zu machen. 


448 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 1950 


O EEEEREEEEEEERSHEEEEREEEEEG 


träge, einen vorzüglichen Conferencier, rheinischen Wein 
und Tanz außerordentlich beschwingt wurde und alle recht 
lange zusammenhielt. 

Am Donnerstag, 1. Juni, begannen dieFachberichte 
(s. unten), die auch noch den ganzen folgenden Tag bean- 
spruchten und nur für einen Teil der Fachgenossen durch 
Werksbesichtigungen und Sondersitzungen unterbrochen 
wurden. Insgesamt 9 Kölner Betriebe hatten sich für Be- 
sichtigungen zur Verfügung gestellt, und diese Mög- 
lichkeit wurde von vielen wahrgenommen. Auch für die 
Damen hatte der Bezirk Köln an beiden Fachberichtstagen je 
4 interessante Besichtigungen zur Wahl gestellt, am Don- 
nerstag fand außerdem noch eine Fahrt zum Dom in Alten- 
berg statt. — Freitag nachmittag hatten der Tech- 


nische Ausschuß, der Prüfstellen-Ausschuß 
und der Zeitschriften-Ausschuß ihre Sitzungen. 
Der Freitag Abend vereinte noch einmal alle Teilnehmer 
zu einer abendlichen Dampferfahrt auf dem Rhein, die 
bis kurz vor Bonn führte und bei der Rückkehr ein unvergeß: 
liches Bild bot: die Flutlichtanstrahlung des Domes, der al. 
ten Bauten längs des Rheins und die Beleuchtung der Brücken 
Den üblichen Abschluß der Tagung bildeten am Sonn 
abend, 3. Juni, sieben Exkursionenin die weitere Umge 
bung Kölns, eine zweitägige führte sogar bis nach Trier. Dı 
Veranstalter hatten es besonders gut verstanden, interessant 


technische Besichtungen mit der Fahrt durch landscaftlid 


schöne Gebiete und angenehmen geselligen Pausen zu ver 
knüpfen. 


Die Fachberichte 


Die schönen Hörsäle der Universität Köln mit modernen 
Bildwerfern und Verdunkelungseinrichtungen erleichterten 
die Abhaltung der Fachberichte und boten genügend Raum. 
Die Zuhörerzahlen in den einzelnen Gruppen bewegten 
sich zwischen etwa 400 und 100. Insgesamt wurden 38 Fach- 
berichte in 9 Gruppen gehalten. Die nachstehenden Kurz- 
berichte über die einzelnen Gruppen verdankt die Schrift- 
leitung der ETZ den Herren Einführenden. 


Fachgruppe I. Energieübertragung 
Einführender: Prof. A. Rachel, Berlin 


Der Einführende wies darauf hin, daß die Jahresversamm- 
lung des VDE durch ihre zwei Hauptvorträge unter dem Zei- 
chen der „Höchstspannungsübertragung” stehe. Diese Tat- 
sache sei ohne Auswirkung auf die eingereichten und ange- 
nommenen Fachberichte der Fachgruppen Ia und Ib geblieben, 
was sich durch die sachliche und zeitliche Trennung der Vor- 
bereitung für die Hauptversammlung und für die Fachberichte 
erkläre. Demgemäß gehe durch die Fachgruppe I kein roter 
Faden im Sinne einer einheitlichen Themenstellung hindurch. 
Es seien vielmehr aus dem ausgedehnten Gebiet der Energie- 
übertragung die verschiedensten Probleme behandelt und zur 
Aussprache gestellt, was sich, wie man sehen werde, als 
außerordentlich fruchtbar erwiesen hat. 

G. Buss u. H.K. Müller, Köln: Beobachtungen zu 
einer besonderen Art von Kabelstörungen in Starkstromnet- 
zen. — In vielen Fällen lassen sich die Ursachen von Kabel- 
durchschlägen schwer erkennen, zumal die Schadensunter- 
suchung sich im allgemeinen auf die Durchschlagsstelle des 
Kabels beschränkt, während die Aufklärung eine Prüfung des 
Kabelzustandes in der Nachbarschaft sowie vor allem .der 
Netzverhältnisse erfordert, wie eingehende Untersuchungen 
gezeigt haben. Es ist das Ziel des Fachberichtes, eine Anzahl 
Untersuchungen dieser Art zu behandeln und die Frage zu er- 
örtern, wie derartige Schäden durch geeignete Erdungsmaß- 
nahmen verhindert werden können, da wahrscheinlich ein ge- 
wisser Teil der bisher ungeklärten Kabelstörungen entspre- 
chend den Untersuchungen der Vortragenden in dieser Weise 
verursacht worden ist. Es wurde gezeigt, daß bei diesen Ka- 
belschäden zunächst der Bleimantel in eigenartiger Weise be- 
schädigt worden war und daß die eingedrungene Feuchtigkeit 
zum Durchschlag führte. Die Bleimantelschäden konnten auf 
Entladungsvorgänge zwischen Bleimantel und Bewehrung 
zurückgeführt werden. Der Fachbericht erläuterte im ein- 
zelnen die bei den Erdübergangswiderständen der Kabel-, 
Mast- und Stationserdungen vorliegenden Verhältnisse. — 
In der regen Diskussion wurden z. T. Fälle ähnlicher Art vor- 
getragen, z. T. Fragen zu ungeklärten Kabelschäden gestellt. 
Die Aussprache zeigte, wie bemerkenswert solche Vorgänge 
sind, konnte aber naturgemäß die Aufklärung zu den Einzel- 
heiten bei der Kürze der Zeit nicht geben. 

P. Denzel, Biberach: Maschennetz in vereinfachter 
Ausführung. — In mittleren und teilweise größeren Städten 
werden die Niederspannungsnetze vielfach noch als Strahlen- 
oder Abschnittsnetze betrieben. Der Betrieb solcher Netze 
erfordert eine hohe Netztransformatorenleistung und verur- 
sacht hohe Leerlaufverluste. Eine wertvolle Weiterentwick- 
lung stellen die Maschennetze dar. Sie sind aber ohne große 
Unkosten nur in neueren Kabelnetzen möglich. Der Bericht- 


erstatter schlägt deshalb ein vereinfachtes Maschennetz vo 
bei dem nur die Niederspannungssammelschienen der Net: 
stationen über mehrfache Verbindungsleitungen miteinancdt 
vermascht sind. Die in diesem vereinfachten Maschenne! 
möglichen Fehlerfälle werden näher besprochen; ihre richt 3 
Abschaltung wird an Hand von Kennlinien der erforderliche 
Schutzeinrichtungen gezeigt. — In der sehr angeregten D:: 
kussion äußerten die Diskussionsredner verschiedenti.c 
Zweifel zu dem technischen Teil der Vorschläge und regte 
u. a. Modellversuche an. Die fachtechnischen Erörterunge 
über die Anregung des Fachberichterstatters werden dan: 
noch fortgeführt werden müssen. 

H. Grünewald, Witten-Annen: Das Verhalten ve 
Rohrableitern bei Stoß- und Wecdhselspannungen. — Der Fac 
bericht gab einen kurzen Überblick über die verschiedena. 
tige Entwicklung der Rohrableiter und ihre Verwendung : 
Amerika und in Deutschland. Er brachte Angaben über d 
Stoßkennlinien in Amerika und nach den neuen deutsche 
Versuchen sowie einen Vergleich mit den Stoßkennlinien ct 
zu schützenden Anlagenteile und -geräte. Weiterhin gè? € 
eine Beurteilung der Rohrableiter als Überspannungsschutz“ 
räte und ihres Verhaltens unter Wechselspannungen, ze:g' 
die Schwierigkeiten bei der versuchsmäßigen Ermittlung c: 
Ansprechwecselspannungen und besprach das Löschen vc 
Erd- und Kurzschlußströmen auf Grund von Netzversude 


Abschließend wurden Gesichtspunkte für die zweckmäß:as : 


Verwendung von Rohrableitern in Mittel- und Höchstsps 


nungsnetzen gegeben. — Die Diskussion gestaltete sih ? 
sonders lebhaft, sie galt der Bewährung und Alterung v: . 


Rohrableitern, der Abgrenzung gegenüber Ventilableite: 
der Forderung über die Gestaltung der Stoßkennlinie der Ü 
teren Löschgrenze usw. 

J. Heinze, Berlin: 


Hochspannungs-Schrankanlacı . 


für Innenraum- und Freiluftaufstellung. — Der Fadhberich: : - 
handelt eine für Deutschland neuartige Bauform von sta: - 


blechgekapselten Schrankanlagen für Innenraum- und Fr 


luftaufstellung, die in ähnlicher Art im Ausland bereits ste : 


verbreitet und insbesondere an die Stelle der in Deutsch. 3: 
bisher üblichen gemauerten Stationen treten soll. 


roe 


Der E- 


richt zeigt vergleichsweise die deutsche Entwicklung ae:: - 


über den ausländischen Bauweisen und den in Deutsc!_' 
bisher üblichen Bauarten. 
Ausführung bis zu 20 kV Betriebsspannung soldher Ania: 


Er beschreibt im einzelnen © 


die, komplett mit Hoch- und Niederspannungsgeräten ars: 


rüstet, fertig geschaltet vom Werk geliefert werden und : 
Aufstellungsort nur noch kabelseitig anzuschließen und : 
lenweise zu verbinden sind. Dabei wird an Hand von Sc:=. 
bildern die Ausrüstung der verschiedenartigen Stationen 

einzelnen erläutert, wobei die jeweilige Verbindungsz 

lichkeit näher angegeben wird. — In der lebhaften Ausspra 
handelte es sih um Fragen zu Einzelheiten der Bauwe : 
die vom Fachberichterstatter mehrfach gleih beantwor 
werden konnten, in anderen Fällen um Hinweise, die o 
Fachbericht wertvoll ergänzten. 

F. Parschalk, Heidelberg: Fortschritte auf dem {. 
biet des Schnelldistanzschutzes für Höchstspannungsneitze. 
Zunächst wurde der Entwicklungsstand auf dem Gebie: : 
Schnelldistanzschutzes für Höchstspannungsnetze im Ve 
gleich zum Ausland behandelt. Es wurde gezeigt, d:t < 


1. September 1950 


widerstandsabhängige Schutzsystem gegenüber dem Ver- 
gleichsschutzsystem bevorzugt wird. Der Bericht schildert 
dann ausführlich die heutigen Meßmethoden, die dabei er- 
reichten Auslösezeiten und behandelt besonders das Pro- 
blem des Sammelschienenschutzes und seine zweckmäßige 
Lösung. Ferner wird der Schnelldistanzschutz bei Kurzschluß- 
fortschaltung näher besprochen sowie die Anwendung von 
Hochfrequenzträgerwellen als Auslösekupplung. Dann wer- 
den die neuesten Fortschritte bei den Relaiszeiten gekenn- 
zeichnet; auf ihre Notwendigkeit für einen künftigen 400 kV- 
Verbundbetrieb wird hingewiesen. — Die Aussprache brachte 
Vergleiche mit dem Konduktanzrelais und behandelte auch 
lie Schwierigkeiten seines Einbaues bei großen Industrie- 
werken. Weiter wurde über Wert und Unwert der HF-Ka- 
ıale gesprochen, über Sammelschienenschutz und Erfahrun- 
jen des RWE. 

H. v. Treufels, Selb/Bay.: Neue Erkenntnisse an 
Tochspannungsisolatoren. — Der Vortragende berichtete an 
{Jand von Kurvendarstellungen über Versuche betreffend die 
yestmögliche Kappenbefestigung bei Vollkernisolatoren, und 
:war bei Hartblei, Zement oder Schmelzzement als Montie- 
rungsmittel der Kappe. Da die Formgebung des Porzellankop- 
es maßgebend für die Dauerzugfestigkeit ist, wurde ferner 
nittels Spannungsoptik an Modellen versucht, die Beanspru- 
hung des Kopfes bei verschiedenen Konizitäten und Man- 
ellängen festzustellen und zu beurteilen. Weiterhin wur- 
jen die Ergebnisse von Messungen über Glimmeinsatz und 
Radiostörspannung bei verschiedenen Mustern von Frei- 
eitungsisolatoren vorgetragen, die für die Radiostörfreiheit 
yei Freileitungen entscheidend sind. Mit Kurvendarstellun- 
jen wurde ferner eine Gegenüberstellung von Vor- und Nach- 
ınegswerten der Verlustwinkel und deren Temperaturabhän- 
ıigkeit bei Apparateporzellan gegeben. Anschließend wur- 
len Angaben über die elektrischen Verhältnisse bei verschie- 
ienen Stickstoffdrucken sowie über das Verfahren der Fül- 
ung und des Verschlusses bei Hohlstützern für 60 und 100 kV 
nit Stickstoff-Füllung gemacht. Zum Schluß wurden Gauß- 
‘urven über die erzielten Abweichungen (Schwinden und 
streuen der Abmessungen) von Apparateporzellan gezeigt 
und zur Frage der möglichen Toleranzen Stellung genommen. 
— Eine Aussprache war zu diesem letzten Vortrag infolge 
-berschreitung der verfügbaren Zeit nicht möglich. 


Fachgruppe II. Elektrische Maschinen 
Einführender Prof. Dr. techn. Fr. Unger, Braunschweig 


In dieser Fachgruppe sind Aufgaben und Neuerungen zur 
Sprache gebracht worden, die in der letzten Zeit besondere 
Aufmerksamkeit erweckt haben und deren Bekanntgabe dring- 
ih erschien. 

G.Nimsch, Berlin: Die Beanspruchung der Dämpfer- 
wicklung im unsymmetrischen Störungsfalle. — Die Dämpfer- 
“iklung von Turbogenerätoren wird im unsymmetrischen 
störungsfalle zusätzlich erheblichen Beanspruchungen unter- 
sorfen, die beim Fehlen geeigneter Schutzeinrichtungen zu 
Schäden und als Folge davon zu weitgehenden Zerstörungen 
ler ganzen Maschine führen können. Unsymmetrische Stö- 
rungen dieser Art sind die einphäsige Belastung mit Nenn- 
itrom durch Unterbrechung einer Phase, und der zweipolige 
Xurzschluß, bei welchem die Dämpferwicklung nach Abklin- 
jen des Stoßkurzschluß-Stromes das inverse Feld des ein- 
Yhasigen Dauerkurzschluß-Stromes aufzunehmen hat. Aus- 
jehend von der Stromverteilung in der Dämpferwicklung, in 
Jen Induktorkeilen und in dem massiven Induktoreisen wur- 
ien für beide Fälle die elektrischen, thermischen und mecha- 
schen Beanspruchungen von Dämpferwicklung und Induk- 
torkeilen ermittelt und an Hand der Leitfähigkeit, der Wärme- 
aufnahmefähigkeit und der Warmfestigkeit für verschiedene 
Werkstoffe der Induktorkeile die Zeiten festgelegt, inner- 
halb deren zur Vermeidung von Schäden am Generator die 
ınsymmetrische Störung beseitigt werden muß. Zum Schluß 
wurde noch auf die Schutzeinrichtungen eingegangen, mit de- 
ren Hilfe unzulässige einphasige Belastungen erkannt und 
abgeschaltet werden können. 

H. Renker, Mülheim/Ruhr: Die Amplidyne (moderne 
Querfeldmaschinen und ihre Anwendung für industrielle An- 
tiebe). — Pestarinehat aus seinem Metadyne-Umformer, 
einer Querfeldmascine, durch Hinzufügung von Fremderre- 
gungen die Amplidyne, eine Verstärkermaschine entwickelt, 
ceren Ausgangsleistung sich proportional zur Änderung die- 
ser Erregungen ändert. Sie wirkt also wie ein linearer Ver- 
stärker. Die Amplidyne entnimmt ihre Ausgangsleistung 
einer Gleichstromquelle konstanter Spannung und gibt sie 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


449 


beispielsweise an einen konstanten Widerstand weiter, Ihre 
Eingangsleistung, die sie über ihre Fremderregungen emp- 
fängt, dient zur Steuerung dieser Ausgangsleistung. Die Am- 
plidyne eignet sich besonders zur Erregung von Gleichstrom- 
oder Synchronmascinen, deren Drehzahl, Drehmoment, 
Spannung oder Frequenz von gegebenen Belastungsbedin- 
gungen abhängig gemacht werden sollen. Die Eingangslei- 
stung für die Steuerung der Amplidyne ist außerordentlich 
klein, so daß Verstärkungen bis 1 : 1000 möglich sind. Anwen- 
dungsbeispiele sind: Leonardsteuerung mit Regelung auf 
niedrige Drehzahlen, Zugregelung bei Aufwickelhaspeln, 
Spannungs- und Frequenzregelung bei Generatoren, Seiten- 
steuerung für Bandmaterial mit Photozellen, elektronischem 
Verstärker und amplidynegespeistem Verstellmotor. 


Fr. Unger, Braunschweig: Schäden in Hochspannungs- 
maschinen durch Ammoniak und Luftfeuchtigkeit. — Hoch- 
spannungsmaschinen mit Spannungen über etwa 3000 V ge- 


gen Körper sind Gefahren durch Einwirkung von Ammoniak 


oder auch nur Luftfeuchtigkeit in steigendem Maße ausge- 
setzt, insbesondere dann, wenn sie Litzenwicklung besitzen. 
Ein schwerer Schadensfall an 2 fast neuen Turbogeneratoren 
eines Ljungströmsatzes veranlaßte die Untersuchung der Ein- 
wirkung von Ammoniak. Bei den achsial im Kreislauf mit 
Zusatzluft belüfteten Maschinen, die mit Litzenwicklung aus- 
geführt waren, wanderten die innerhalb der Nutisolation be- 
findlichen Luftteilchen langsam in Richtung des Druckgefälles, 
also parallel zur Kühlluft, wobei sie im starken elektrischen 
Felde ionisiert wurden. Bei der lonisierung von Luft ent- 
stehen stets neben Ozon auch Nitrat- und Nitritradikale. 
Diese Gasteilchen gelangten in die Wickelköpfe, wo sie mit 
Ammoniakteilchen, die mit der Zusatzluft eingedrungen wa- 
ren, Ammonnitrat und -nitrit bildeten, wobei Wasser frei 
wird. Die Säureradikale wurden so zu aktiven Säuren 
ergänzt und zerstörten in etwa 3jähriger Betriebszeit die 
Olleinen-Isolation der Wickelköpfe und teilweise das Wick- 
lungskupfer durch Nitrierung. Schon allein Luftfeuchtigkeit 
kann ähnliche Zerstörungen herbeiführen. Triacetat- und 
Acetobutyratfolien werden unter dauernder Einwirkung von 
Ozon, Säureradikalen und Ammoniak ebenfalls zerstört. Als 
wirklich säure- und ammoniakfeste Isolation kann Asphalt 
betrachtet werden. Es ist daher notwendig, die Litze vor dem 
Mikanisieren mit Asphaltmasse zu tränken und das Isolier- 
band mit Asphaltlack zu überziehen. 


Duffing, Berlin: Die Entwicklung eines neuen, licht- 
bogenfreien Synchronschalters. — Es wurde über ein magne- 
tisch gesteuertes Schaltgerät berichtet, das eine Eigenzeit 
von 10-4 s bei einer Stromtragefähigkeit von 600 A besitzt. 
Das Gerät ist infolge seiner Präzision und wegen seiner 
Prellfreiheit zum Einsatz als Synchronschaltgerät bis 500 V 
und 600 A geeignet. Ein Gleichrichter mit diesen Schaltge- 
räten beherrscht den Bereich bis 1000 V und 1000 A Gleich- 
strom. Trotz dieser Präzision benötigt der Schalter genau so 
wie der Kontaktumformer im Anschluß an den Nulldurch- 
gang eine stromlose Pause. Wegen der kleinen Eigenzeit 
des Schalters kann diese Pause auf 0,3 ms beschränkt wer- 
den. Darin liegt ein Vorteil des neuen Gerätes. Der Auf- 
wand für die Schaltdrossel und der Spannungsabfall in der 
Drossel bereiten keine Schwierigkeiten. 

Das Betätigungskommando wird durch ein Steuergerät 
direkt aus dem Hauptstrom abgeleitet, nämlich durch einen 
gesättigten Stromwandler aus dem Spezialeisen der Schalt- 
drossel mit rechteckiger Magnetisierungsschleife und’ waage- 
rechtem Sättigungsast. Sekundär liefert der Wandler die 
Impulse für die Betätigung des Synchronschalters (Impuls- 
geber). Es wurde gezeigt, daß diese drei Elemente — Syn- 
chronschalter, Impulsgeber und Schaltdrossel — ein neuarti- 
ges Synchronschaltgerät ergeben. Die Anwendungen wur- 
den kurz geschildert. 


Fachgruppe III. Elektrische Bahnen 
Einführender: Ministerialrat A. Peters, München 


In der Einführung wurden die Ausdehnung des elektri- 
schen Zugbetriebes in Mittel- und Westeuropa, die dabei 
verwendeten Stromsysteme und die bis 1952 vorgesehenen 
Neuelektrisierungen gezeigt. 

P. Waldvogel, Baden (Schweiz): Leistungsversor- 
gung von Netzen verschiedener Frequenz. — Der Vortra- 
gende behandelte die Energieversorgung von Einphasen- 
Bahnnetzen niederer Frequenz aus dem Landesnetz und un- 
tersuchte die Verhältnisse, wenn im Bahnnetz besondere 
Primärmaschinen vorhanden sind oder wenn sie fehlen. 


450 


1. Im Bahnnetz befinden sich keine Primärmaschinen. — 

Die Synchron-Sync&hron-Umformung ist einfach, wenn das 
Einphasennetz nicht durchgeschaltet ist. Beide Netze sind 
hinsichtlich Spannungsschwankungen und Kurzsclüssen un- 
abhängig, desgleichen die Blindleistungsregelung in beiden 
Netzen. Bei beidseitigem Parallelbetrieb treten Probleme 
der Wirklastverteilung, Lastbegrenzung und Stabilität auf. 
Sind beide Netze über mehrere Synchron-Synchron-Umfor- 
mer gekuppelt, verlangen Lastverteilung und Stabilität, daß 
der Phasenwinkel der Spannungsvektoren einstellbar ist. 
Mittel sind verdrehbarer Ständer, Quertransformator auf 
Drehstromseite oder räumliche Verdrehung der magnetischen 
Achse. Sind nur zwei Umformer vorhanden, kann die Last- 
verteilung durch Änderung der Erregung geregelt werden, 
da der Phasenwinkel einer an einer festen Spannung liegen- 
. den Synchronmaschine von dem Erregerstrom abhängt und 
die Einphasenlast stark spannungsabhängig ist. Alle ande- 
ren Probleme scheiden aus. — Für die Kupplung mit Umrich- 
tern ist der elastische Charakter einer Umrichterlösung mit 
Gleichstromzwischenumformung nicht nötig, der starre Um- 
richter genügt. Es ergibt sich, daß die Wirkleistung sich 
ganz nach dem Bedarf des Einphasennetzes einstellt und 
eine ihr proportionale Phasenverschiebung in der Kurz- 
schlußreaktanz des Transformators erzeugt. Die zweckmä- 
Bigste Lastverteilung löst sich durch eine entsprechende 
geographische Verteilung der Unterwerke und Disposition 
der Transformator-Übersetzungen. 

2. Im Bahnnetz befinden sich Primärmaschinen. — Elasti- 
sche Asynchron-Synchronumformer sichern völlige Unabhän- 
gigkeit der beiden Netze, die Beherrschung der Wirkleistung 
ist einfach, Blindleistung wird in beide Netze geliefert, Zur 
Einschränkung des Aufwandes empfiehlt es sich, die Forde- 
rungen nach Schlupf zu reduzieren. 

Besteht die Kupplung aus einem Synchron-Syndron- 
Umformer, ist ein Betrieb nicht möglich, wenn die Leistung 
des Umformers im Vergleich zur parallel arbeitenden Gene- 
ratorleistung nicht groß ist, da die Unbeeinflußbarkeit der 
Wirkleistung den Umformer außer Tritt wirft. Abhilfe mög- 
lich, wenn die Turbinenregler in Funktion der ausgetausch- 
ten Leistung an der Kuppelstelle beeinflußt werden. Diese 
Regelung entbindet von der Notwendigkeit, die beiden Netze 
in ihren Frequenzen unabhängig voneinander zu machen. 
Bei mehreren Synchron-Synchron-Umformern ist wieder eine 
Regelung des Phasenwinkels nötig. Bei elastischen Umridh- 
tern werden keine Ansprüche an die Turbinenregelung ge- 
stellt. Sie verhalten sich wie die elastischen Asynchron- 
Synchronmaschinenumformer. Bei einer starren Umrichter- 
kupplung ist gleich der Synchron-Synchronmaschinen-Umfor- 
mung die Frequenz-Leistungs-Regelung der Turbinen abhän- 
gig vom Leistungsaustausch an der Kuppelstelle erforderlich. 
Die Synchron-Synchronmascinen-Umformung hat den Vor- 
teil der vollen Unabhängigkeit der beiden Netze (insbeson- 

. dere bei Kurzschlüssen) sowie der beliebigen Blindleistungs- 
abgabe an beide Netze. Kleines Gewicht und guter Wir- 
kungsgrad sind die Vorteile der Umrichterlösung. 

Heydmann, Münden: Die Energieversorgung der 
mit Einphasenstrom 16% Hz betriebenen elektrischen Strecken 
der Deutschen Bundesbahn. — Die Möglichkeiten, den 
Energiebedarf für Zugförderung aus dem Landesnetz zu 
decken, werden untersucht. Die Begriffe „Gleichzeitigkeits- 
faktor von Bahn- und Industrielast‘ und „Verbundwirtschaft" 
und ihre Bedeutung für eine technisch und wirtschaftlich ein- 
wandfreie Löung des Problems werden herausgestellt. Das 
bisher bei der DB vorwiegende System der Energieversor- 
gung und ihrer Energiequellen wird beschrieben, ebenso die 
neuesten Ausführungsformen der Einphasenstrom-Primärer- 
zeugung in Drehstromkraftwerken der öffentlichen Versor- 
gung wie gemeinsamer Antrieb von Drehstrom- und Bahn- 
stromgeneratoren durch eine Dampfturbine großer Leistung 
(mit Möglichkeit des Umformerbetriebes). Auch die heutigen 
Ausführungsmöglichkeiten reiner Bahnstromaggregate gro- 
Ber Leistung wurden erörtert, ihre Einordnung in die allge- 
meine Verbundwirtschaft und die Vorteile eines bahneigenen 
Fernleitungs-Verteilungssystems begründet. 

Neueste Untersuchungen über die Heranziehung vorhan- 
dener Drehstrom-Energiequellen zur Deckung des Bahnstrom- 
bedarfs über Umformer verschiedener Bauformen, spätere 
Anwendungsmöglichkeiten des in der Entwicklung stehenden 
Umrichters für die Bahnstromversorgung wurden genannt 
und die wirtschattlichen Ergebnisse der Durchrechnung der 
Energieversorgung eines großen Bahnnetzes dargestellt. Für 
die verschiedenen Möglichkeiten wurden die wichtigsten Ver- 
aleiche aufgezeigt, so die installierte Leistung, die benötigte 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 1950 


Arbeit, die Vollast- und Jahreswirkungsgrade, Wärme- und 

Kohlenverbrauchswerte und schließlich als wichtigstes Ergeb. 

nis für die Planung die Anlagekosten für die Energieerzeu. 

gung und -verteilung, die Strompreise und Übertragung 

kosten. Verglichen wurden 

1. die Primärversorgung (Bahnstrom 163 Hz) in Gemisch! 
kraftwerken, 

2. die Umformung in zusammengefaßter Anordnung mit nah- 
geschaltetem Bahnfernleitungsnetz, 

3. die Umformung in verteilten Umformer-Unterwerken, 

4. die starre Umrichtung in verteilter Anordnung. | 

, Als Gesamtfolgerung erscheint die Anwendung eines ge- 
mischten Systems aus Primärerzeugung und Umformung m: 
elastischem Schlupfumformer in zusammengefaßter Anord- 
nung nebst eigener Bahnfernleitung die Lösung zu sein, die 
wirtschaftlich und technisch sowohl den Energieerzeuger al; 
auch die Bahnverwaltung befriedigt. 

l K. Töfflinger, Berlin: Der Wechselstrombahnmoto: 
beim Anfahren. — Zu hohes Uberlasten beim Anfahren, d. à 
noch im Stillstand, kann beim Wechselstrom-Bahnmotor 
Brandflecken auf dem Kommutator ergeben, die sich allmähl:s. 
zu Vertiefungen ausfahren, durch Abdrehen beseitigt werde: 
müssen und damit die Lebensdauer des Kommutators begren- 
zen. Ihre Hauptursache sind die Kurzschlußströme, die ın 
Stillstand beträchtliche Stärke erreichen, das Drehmoment: 
dämpfen und die Bürstenbelastung vervielfachen, insbeso:- 
dere, wenn sehr starke Zugkräfte verlangt werden. Sie mus 
sen berücksichtigt werden, wenn man Anfahrverhältnis» 
und Kommutatorbeanspruchung beurteilen will. Da eine e:r- 
zige Überlastung ausreichen kann, um den Kommutator zu 
verderben, ist für die Kommutator-Lebensdauer die größ!: 
Zugkraft maßgebend, die beim Anfahren überhaupt verlang: 
werden kann. Sie ist in der Regel nur durch den Haftwert de: 
Treibräder begrenzt. Daß Wege, auf denen man zu einer lås- 
geren Kommutator-Lebensdauer kommen kann, bereits m.: 
Erfolg beschritten worden sind, zeigt das schnelle, ziem.i® 
stetige Ansteigen der Kommutator-Lebensdauer bei den et 
wa in den letzten anderthalb Jahrzehnten entwickelten Mc- 
toren. Man darf erwarten, daß der Wechselstrombahnmo::t 
in seinen Betriebseigenschaften dem Gleichstrombahnm>:ör 
auch weiterhin immer ähnlicher werden wird, selbst in der 
Lebensdauer des Kommutators. 


“ 


Fachgruppe IV. Installationstechnik 
Einführender: Dir. H,.Schachtner 


Der Einführende gab einen kurzen Überblick über Ga 
Gebiet der Installationstechnik und wies auf die Leistung:2 
der letzten Jahre hin. Die in der Kriegszeit entstandene: 
Entfeinerungen an Apparaten und Geräten sind wieder res: 
los beseitigt. Es wurde wieder Fühlung mit dem Ausl::: 
genommen, so haben z. B. Besprechungen in dem Gene:«- 
sekretariat der CEE (der früheren IFK) stattgefunden, &. 
zur Folge hatten, daß wir bei der Schaffung internation«t. 
Vorschriften wieder gehört werden. Da das Gebiet der i 
stallationstechnik sehr umfangreich ist, konnte für jede Spe’ 
nur ein Bericht gegeben werden. 

Franken, Bonn: Schaltstücstoffe für Motorscht: 
schalter. — Er gab einen Überblick über die Ansprüche, <: 
an Schaltstückstoffe im allgemeinen gestellt werden müs: 
und bezeichnete das Kupfer als den klassischen Werkstofi `- 
Schaltstücke, dem aber der Mangel anhaftet, daß es nidhi :* 
eignet ist, Ströme längere Zeit zu führen, ohne daß die St.-- 
stücke gewartet werden. Auch sind durch die sog. „Schr: -- 
grenze” der Verwendung von Kupfer für Schaltstüce G::> 
zen gesetzt. Um den Anforderungen gerecht zu werden. :: 
die Industrie im Laufe der Zeit andere Kontaktwerks:::' 
hauptsächlich Legierungen, auf den Markt gebracht. Le < 
ging man bei der Entwicklung zum Teil von falschen Vor: 
setzungen aus, wodurch der Erfolg geschmälert wurde i 
Werkstoffe der Schaltstücke müssen entsprechend der A: 
gabe, die ein Schaltgerät zu erfüllen hat, gewählt werc-: 
Der Vortragende besprach weiter die Ansprüche, weld: v 
die Schaltstücke der Motorschaltgeräte im besonderen aes: 
werden müssen, und erläuterte die Vorzüge von Feins: ‘: 
als Schaltstückwerkstoff, Anschließend wurden not d.e $. 
ber-Kadmium-Legierungen behandelt, die nach den de: 
schen Erfahrungen noch einige Nachteile zeigen . 

Johann, Frankfurt: Entwicklungstendenzen auf ::: 
Gebiet der Installations-Selbstschalter. — Der Vortras `- 
gann mit einem geschichtlichen Überblick über die Entw 1 
lung der IS-Schalter, die ursprünglich auf dem rein elet- 
magnetischen Auslöseprinzip aufgebaut waren und ce- 


1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


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L———— EEE E 


zur Erfüllung der Anforderungen in der Praxis bald eine kom- 
binierte thermisch-elektromagnetische Auslösevorrichtung er- 
hielten. Das Problem der Einschaltung auf einen bestehen- 
den Kurzschluß wurde bei Stöpsel-IS anfänglich dadurch ge- 
löst, da8 der IS-Schalter zur Wiedereinschaltung herausge- 
shraubt werden mußte. Sehr bald wurde eine Freiauslösung 
eingebaut, so daß ohne Gefahr bei eingesetztem IS auf den 
bestehenden Kurzschluß geschaltet werden konnte. Der Vor- 
tragende wies auf die sich dauernd steigernde Kurzschluß- 


Abscaltleistung und die damit zusammenhängende günstigste 


Raumeinteilung bei IS-Schaltern hin. Er machte auf die zur 
Zeit festzustellende Verkleinerung der IS-Schalter bei glei- 
cder Leistung aufmerksam. Die Forderung auf Herabsetzung 
der unverzögerten Auslösegrenze wurde kurz gestreift, und 
das Problem erörtert, ob IS-Schalter für Gleich- und Wech- 
selstrom oder nur für eine Stromart gebaut sein sollen. 
H.Schachtner, Heidelberg: Die Installation im so- 
zialen Wohnungsbau. — Der Vortragende wies einleitend 
darauf hin, daß in der Vergangenheit bei der Erstellung des 
Rohbaues zu wenig Rücksicht auf die Elektroinstallation ge- 
nommen wurde, und erläuterte die von seiten des Arbeits- 
ausschusses „Haustechnisches Planungswesen” zur Zeit im 
Entwurf fertiggestellten Richtlinien und Normen für den so- 
zialen Wohnungsbau, nach welchen die bauseitig notwendi- 
gen Maßnahmen für die Unterbringung der elektrischen In- 
stallations-Anlagen schon bei der Errichtung des Rohbaues 
berücksichtigt werden müssen. Anschließend gab er einen 
Oberblik über die Wohnungsinstallation selbst und ging auf 
die Verlegung der sog. Stegleitungen ein. An Hand von 
Lihtbildern wurde auch das im letzten Jahr von der Indu- 
strie für die Stegleitungs-Installation entwickelte Installati- 
onsmaterial, wie Schalter, Steckdosen, Abzweigdosen usw. 
für ganzversenkten und halbversenkten Einbau gezeigt und 
auf eine neue Verlegungsart der Stegleitungen mittels Band- 
shellen hingewiesen. 


Fachgruppe Va. Hochirequenzgeräte 
Einführender: Prof. Dr. Ing. Schwenkhagen, Wuppertal 
(als Vertreter des am Erscheinen verhinderten 
Prof. Dr. H. Meinke, München) 


Der Einführende wies auf die Begrenzung der Forschungs- 
end Arbeitsmöglichkeiten auf diesem Gebiet hin, die sich 
aih in den angemeldeten Themen abzeichnet. Das Gebiet 
bleibt trotzdem noch so umfangreich, daß jeder Fachbericht 
aur einen Ausschnitt aus einem der Teilgebiete der Hodh- 
frequenztechnik darstellen kann. 

Zumbusch, Dachau: Betriebsmäßige Leistungs- und 
Anrtennenanpassungskontrolle von Nachrichtensendern. — 
Aufbauend auf der von Buschbeck angegebenen Mög- 
'hkeit der Einpunktmessung der Hochfrequenzwirklei- 
tung und der Anpassung, berichtete Zumbusch über die 
löglichkeiten der Breitbandanpassung und der Bandselek- 
‘on und zeigte Beispiele ausgeführter Geräte aus dem 
.ang-, Mittel- und Kurzwellengebiet. 

M. Kulp, Dachau: Einseitenbandbetrieb bei Frequenz- 
nodulation. — Der Vortrag brachte experimentell noch nicht 
sstätigte theoretische Überlegungen über die Frage eines 
inseitenbandbetriebes bei Frequenzmodulation, der dadurch 
zielt werden soll, daß die negativen Halbwellen des Mo- 
vwiationssignals durch Gleichrihtung umgeklappt und durch 
ine gesteuerte Kippschaltung im Empfänger wieder rückge- 
läppt werden. Bei größerem Index sollen die zu erwarten- 
en Verzerrungen für Verständigungszwecke erträglich blei- 
en. 

G. V o g t , Dachau: Aufgabenstellung und Technik kom- 
erzieller Empfänger. — Die wirtschaftliche Bedeutung der 
atriebszeit bei kommerziellen Empfängern stellt Sonder- 
rbleme, deren Lösung besondere Aufwendungen sogar bis 
r Höhe des Senderpreises rechtfertigt. Hohe Empfindlich- 
it muß mit höchster Selektion qaepaart werden. Die An- 
rcerung an die Güte der Spiegelwellen-Selektion bedingt 
t die Verwendung von zwei Überlagerern. — Nach der Be- 
ndlung der ebenfalls wichtiaen Frage der Kreuzmodula- 
ıns-Festigkeit und -Treffsiherheit des Empfängers demon- 
verte der Vortracende an Hand von Lichtbildern die Aus- 
hrung kommerzieller Geräte. 

Fachgruppe Vb. Hochfrequenzübertragung 
pführender: Prof. Dr.-Ing. F. W. Gundlach, Darmstadt 
(als Vertreter des am Erscheinen verhinderten 
Prof. Dr. H.M ein k e, Münden). 

Die Fachgruppe brachte 3 Vorträge, die inhaltlich keinen 
neren Zusammenhang besitzen und über die einzeln be- 
ntet wird. 


P. Güttinger, Baden (Schweiz): Transformations- 
und Filterprobleme in UKW-Leitungen. — Die Anpassungs- 
fragen zwischen Antenne und Gerät oder mehreren Geräten, 
die die gleiche Antenne benutzen, sind durch den Aufbau von 
UKW-Rundfunkanlagen in den Mittelpunkt des Interesses ge- 
rückt. Ein Beispiel für einen besonders einfachen Anpassungs- 
Vierpol ist eine wendelförmig aufgewickelte Doppeldrahtlei- 
tung (Lecerleitung), die sich für die Gegentaktwelle (ent- 
gegengesetzt gleiche Ströme an den Eingangsklemmen) wie 
eine gewöhnliche Doppelleitung, für die Gleichtaktwelle 
(gleichgroße, gleichgerichtete Ströme) dagegen wie eine Dros- 
selspule verhält, Mehrere solcher Leitungen kann man ein- 
gangsseitig in Reihe und ausgangsseitig parallel schalten und 
erhält dadurch eine Widerstandsübersetzung, die über einen 
weiten Frequenzbereich dem Quadrat der Anzahl der ver- 
wendeten Leitungen entspricht. — Um mehrere gleichartige 
Geräte an die gleiche Antenne zu schalten, braucht man zu- 
sätzliche, in den Geräten nicht vorhandene Filter. Hierzu 
eignen sich beispielsweise Topfkreise mit niedrigem Kenn- 


widerstand V LIC, die parallel zum Gerätekabel geschaltet 
werden. Sie stellen nur in der nächsten Umgebung ihrer 
Resonanzfrequenz einen hohen Scheinwiderstand dar und 
wirken für andere Frequenzen nahezu wie ein Kurzschluß. — 
Wesentlich schwieriger werden die Probleme, wenn man 
einen Sender und einen Empfänger an die gleihe Antenne 
schaltet. Hier sind umfangreichere Filteranordnungen, die 
ebenfalls an Beispielen erläutert wurden, erforderlich, da der 
Sender Oberfrequenzen besitzt und der Empfänger infolge 
der Bildung von Kombinationsfrequenzen in der Mischstufe 
gewisse Selektivitätslücken aufweist. 

J. Hacks, Dachau: Empfindlichkeit und Störabstand 
von Empfängern. — Kommerzielle Ultrakurzwellen-Geräte, 
die für die Zubringerstrecken des UKW-Rundfunks und für 
Trägerfrequenz-Funkstrecken verwendet werden, benötigen 
eine hohe Empfindlichkeit und einen genügend großen Rausch- 
abstand. Zur Kennzeichnung wurde von Fränz 1939 die 
„Geräuschzahl” definiert; durch sie wird bei gleicher Stärke 
von Signal und Rauschen am Ausgang des linearen Teils des 
Empfängers die angebotene Leistung der Antenne pro Hz 
Bandbreite mit der Einheitsleistung 1 kTo = 4-10-21Ws ver- 
glichen. Eine andere Kenngröße ist die von F r iis 1940 fest- 
gelegte „noise figure”. Hier werden die Verhältnisse von 
angebotener Signalleistung zur Rauschleistung am Empfän- 
gereingang und am Empfängerausgang miteinander vergli- 
chen. Beide Definationen sind gleich, wenn sich dem Eigen- 
rauschen des Antennenwiderstandes eine Temperatur zuord- 
nen läßt, die der Raumtemperatur qleichkommt. Unter- 
scheiden sich beide Temperaturen, so hat die Verwendung 
der Geräuschzahl erhebliche Vorteile, da sich hier die 
Rauschanteile von Antenne und Gerät voneinander trennen 
lassen. Bei Richtstrahlanlagen im Gebiet von Wellenlängen, 
die die Ionosphäre durchdrinaen, kann die Antennentempe- 
ratur erheblich niedriger als die Raumtemperatur sein, wenn 
die Richtantenne die von der Erde ausgehende Störstrahlung 
abschirmt. Um einen Begriff über die Empfindlichkeit neu- 
zeitlicher Geräte zu erhalten, wurden 'verschiedene Schaltun- 
gen und verschiedene Röhrentvpen durchgerechnet, wobei es 
sich als erforderlich erwies, nicht nur eine, sondern beide der 
Mischstufe vorgeschaltete Hochfrequenzstufen zu berüksich- 
tigen. Hieraus ergeben sich interessante Aufschlüsse über 
die Verwendung der Kathodenbasis-Schaltuna und der Git- 
terbasis-Schaltung. — Eine neuere Definition der Empfindlich- 
keit versucht, alle Eigenschaften des Empfängers bis zum Aus- 
qanq einzubeziehen, insbesondere also auch den Einfluß des 
Modulationsverfahrens mit zu umfassen. Es zeiat sich jedoch, 
daß sich durch eine solche Definition kein einheitlicher Uber- 
blick über die Eigenschaften verschiedener Empfänger bietet. 

H. Heller, Backnana: Ausbreitungsverhältnisse von 
Drahtfunkfreauenzen auf Niederspannungsleitunaen, insbe- 
sondere auf Freileitungs-Lichtnetzen. — Es gibt Gebiete, die 
sich durch Einstrahlungsbehinderung und durch örtliche Stö- 
rungen nur sehr schwer mit Rundfunk versoroen lassen. Zur 
Abhilfe kann an eine Versoraung über das Lichtnetz gedacht 
werden, die sih durch das Fehlen von zusätzlichen Instal- 
lationen beim Verbraucher auszeichnet, in der Qualität jedoch 
hinter der Teilnehmerversoraung über Fernspredleitunaen 
zurücksteht. Nach Vorversucen im Stadtrebiet von Olden- 
burq wurden umfangreiche Messungen in der Berastadt Wil- 
demann im Oberharz durchaeführt, die über eine besonders 
schlechte Rundfunkversorgung und über ein für die vorlie- 
rende Aufgabe besonders unanaenehm zusammengesetztes 
Freileitunasnetz verfügt. Als Endereebnis wurden in der 
Stadt zwei Einspeisungsstellen mit je 5 W Leistung bei 


452 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 1% 


einer Betriebsfrequenz von 220 kHz verwendet, die seit län- 
gerer Zeit das Programm des Nordwestdeutschen Rundfunks 
verbreiten. Verwirrungszonen wurden nicht beobachtet, da 
neben der Drahtübertragung auch eine direkte Strahlung be- 
steht. Höhere Sendeleistungen erwiesen sich als unzweck- 
mäßig, da sonst im Nahfeld der normale Rundfunkempfang zu 
stark beeinträchtigt wird. Das Verhältnis der mittleren 
Nutzamplitude (800 Hz bei 30/0 Modulation) zur Störampli- 
tude betrug in den Außenbezirken 17:1 (3 Np) bei einer Ein- 
gangsspanunng von 5 mV. 


Fachgruppe VI Drahtfernmeldetechnik 
Einführender: Prof. Dr. H. Busch, Darmstadt 


Der Einführende gedachte zunächst in warmen Worten 
des am 17. April 1950 verstorbenen Prof. Dr. Ulfilas 
Meyer, der ursprünglich die Einführung übernommen und 
die vorbereitenden Arbeiten geleistet hatte, aber mitten aus 
dieser Arbeit heraus durch den Tod abberufen wurde!, 

Wie im Vorjahre war auch diesmal das Hauptthema der 
Fachgruppe die Trägerfrequenztelephonie, die eine völlige 
Umwälzung der Weitverkehrs-Fernsprechtechnik hervorgeru- 
fen hat. Sie benutzt entweder Spezialleitungen (konzentri- 
sche Kabel) mit nur einem Übertragungsweg, auf dem in 
einem Frequenzbereich bis zu einigen MHz mehrere hundert 
Gespräche übertragen werden, oder nutzt die Sprechkreise 
von vielpaarigen Fernsprechkabeln normaler Bauart träger- 
frequent aus. In Deutschland hat man sich vorzugsweise dem 
Ausbau des zweiten Weges gewidmet und dabei in den letz- 
ten Jahren, vor allem durch Verbesserung der Kabelfabri- 
kation, erhebliche Fortschritte erzielt. Während man 1938 
mit der Trägerfrequenz nur bis zu 60 kHz bei 12...15 Kanä- 
len ging, liegt heute die obere Frequenzgrenze bei 250 kHz, 
so daß auf einer Doppelader 48, u. U. sogar 60 Trägerfre- 
quenzgespräche übertragen werden können. Mit diesem 
„V 48"-System befaßten sich 2 der Fachberichte. 


P. Oehlen, Köln-Mülheim: Neue Untersuchungen an 
einem 48-Kanal-System für unbelastete Kabelleitungen. — 
Der Vortragende berichtete über Versuche an einem für Ver- 
suchszwecke aufgebauten System, dessen Länge 8 bzw. 16 
Verstärkerfelder betrug. Zweck der Versuche war, Klarheit 
über die Größe der Störgeräuschspannungen Zu gewinnen, 
die infolge der Nichtlinearitäten der Röhren und Übertrager 
der Verstärker in einem Kanal auftreten, wenn in einem 
oder mehreren anderen gesprochen wird (,„Klirrspannungen”, 
nichtlineares Nebensprechen). Gemessen wurden diese Klirr- 
spannungen und das Wärmerauschen, wobei auch die Mög- 
lichkeit geprüft wurde, bei den Klirrmessungen statt Sprache 
einfache Sprachersatzstromquellen, z. B. Rauschsummer, zu 
verwenden. Solche Messungen sind deshalb wichtig, weil 
die üblichen Verfahren zur Vorausberechnung der Klirrspan- 
nungen auf nicht sicher fundierten Annahmen beruhen. In 
der Tat zeigten die Meßergebnisse, daß diese Verfahren 
revidiert werden müssen, namentlich dann, wenn bei den 
Verstärkern der Klirrfaktor von Übertragern mit Eisenker- 
nen eine merkbare Rolle spielt. 


E. Koch, Backnang: Auslegung und Konstruktion eines 


Trägerfrequenzsystems. — Es wurde gezeigt, wie die AEG 
die Aufgabe, eine Endeinrichtung für das V-48-System zu 
bauen, im Rahmen des Pflichtenheftes der Post gelöst hat. 
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Lösung sind die von 
Häßler entwickelten verlustkompensierten Filterschaltun- 
gen, die das bei anderen Lösungen erforderliche Verlegen 
der Zwischenmodulationsstufe in hohe Frequenzlagen zu ver- 
meiden gestatten. Konstruktiv konnte durch zweckmäßige 
Anordnung der Einzelelemente erheblich an Raum gespart 
werden. Das Ergebnis der Entwicklung ist die Unterbringung 
der gesamten Einrichtungen für 48 Kanäle auf einem Normal- 
gestell der Deutschen Post, d. h. auf einem Raum, der bei 
dem U-System (1939) gerade noch für 12 Kanäle ausreichte. 
An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion, ins- 
besondere über die Frage der zweckmäßigsten Lage der Zwi- 
schenmodulationsstufen. 


G. Brettschneider, Backnang: Das Funktionsdia- 
qramm für Fernmeldeschaltungen. — Bei verwickelten Schal- 
tungen, wie sie insbesondere in der Wählertechnik auftreten, 
hat man sich bisher damit begnügt, die Stromläufe in dem 
bekannten Relaisdiagramm darzustellen. Dieses Diagramm 


gestattet aber nicht, die verschiedenen Zustände zu über- 


sehen, die die Schaltung im Verlauf eines Schaltvorganges 
nacheinander annimmt, es sei denn, daß man das Diagramm 
für jeden einzelnen Schaltzustand besonders zeichnet. Der 


1 Nachruf m. Bild: ETZ 71 (1950) H. 14, S. 383. 


Vortragende hat dazu ein neues graphisches Hilfsmittel ert. 
wickelt, das er „Funktionsdiagramm' nennt. Dabei werde 
die bei einer Schaltung möglichen Arbeitszustände in Listen- 
form derart zusammengestellt, daß jeder Zustand numerer: 
und die Stellung der Schaltmittel (z. B. Relais) durch Symboie 
dargestellt wird. Die gegenseitige Zuordnung dieser Zu 
stände wird in einem gesonderten graphischen Übersidtsb.! 
aufgezeichnet, wobei an den Verbindungslinien die für de: | 
Übergang von einem Zustand in den anderen verantwor: | 
lichen Steuerimpulse durch entsprechende Symbole angese | 
ben werden. So kann man an einem einzigen Bild die sam'- | 
lichen Möglichkeiten übersehen. Das Funktionsdiagramn. ı 
dessen Anwendung an einigen Beispielen erläutert wurde : 
verspricht somit ein wertvolles Hilfsmittel für die Entwid- , 
lung und Kontrolle von Fernsprechschaltungen zu werden. 


—— 


Fachgruppe VII. Elektronik 
Einführender: Prof. Dr.-Ing. W. O. Schumann, Mündi: ` 


H. Döring, Stuttgart: Frequenzmodulation durch E:::- 
tronenströmungen bei höchsten Frequenzen. — Es wird èx 
Einfluß von geschwindigkeits- und dichtegesteuerten Elek':>- 
nenströmungen auf einen an die Elektroden angeschlossene! 
Schwingkreis bei höchsten Frequenzen diskutiert. Die durè 
den übergehenden Elektronenstrahl hervorgerufenen Ir‘. 
enzströme können den Schwingkreis dämpfen oder entdan?- 
fen bzw. verstimmen. Von dieser letzten Eigenschaft w: 
bei der Frequenzmodulation von Laufzeitröhren Gebraiu: 
gemacht. An Hand der Ersatzschaltungen des Schwingkie- 
ses und der Elektronenströmung wird die Anderung dr 
Frequenz des Kreises berechnet. Verschiedene Verfahren ::: 
Fregenzmodulation durch laufzeitbehaftete Elektronens'' >- 
mungen werden einander kritish gegenübergestellt: F:> 
quenzmodulation des Magnetrons durch Hilfsstrahlen, Re:k- 
tanzlaufzeitröhre, Frequenzmodulation durch den anfadıe:- 
den Strahl bei Triode, Bremsfeldröhre, Magnetron, Triftröt’® 
und selbsterregter Wanderfeldröhre. Nach Bespechuna c 
bei Frequenzmodulation auftretenden Kenngrößen: Mod:- 
lationssteilheit und Bandbreite zwischen den Punkten haid! 
Leistung, werden diese Größen unter vereinfachenden Ar. 
nahmen für die Zweikreis-Oszillatortriftröhre und für 2: 
Reflexionstriftröhre berechnet. Es zeigt sich, daß hinsic..'n 
dieser Eigenschaften beide Röhrentypen als gleichwertic a7- 
zusehen sind. Die Reflexionstriftröhre benötigt jedoch ke:32 
Modulationsleistung, Aufbau, Verstimmung und Bed:ert:t 
sind einfacher. Dagegen kann man mit Zweikreistriftröb'«" 
wesentlich höhere Nutzleistungen erzielen. 


H. Schnitger, Bargteheide: Wanderfeldröhren ti: 
Hochfrequenzverstärkung in Dezimeter-Richtverbinduncs:? 
lagen. — In dem Vortrag wird über Untersuchungen an We% 
derfeldversuchsröhren der Deutschen Bundespost für 20 `> 
30 cm Wellenlänge berichtet. Aus einer Betrachtung der .- 
neren Rück- und Gegenkopplung folgt, daß eine einze.’’ 
Röhre nicht mehr als 2,5 Np verstärken darf, wenn die à> 
kopplung nicht besser als m = 0,83 gemacht werden kann. *° 
Hand von Meßergebnissen wird gezeigt, wie man zu €." 
zufriedenstellenden Anpassung der Wendel der Röhrear: ' 
äußeren Leitungen gelangt. Die konzentrischen Leitun:®“. 
werden über einfache Transformationsglieder an die Wer 
geführt. Die Verluste bei einer solchen Transformation < 
sehr gering; die Transformation ist so breitbandig, daf : 
Reflexion an den Wendelenden über einen Frequenzbe: ~ 
von mehr als 1:3 so klein bleibt, daß mit verhältnismab.: ° 
ringen Röhrendämpfungen die Selbsterregung sicher u” 
drückt wird. In mehrstufigen Verstärkern muß man zwis” ° 
je zwei Verstärkerröhren eine richtungsabhängige D:: 
funasröhre schalten, wenn man auf eine zusätzliche Be’: 
fung der Verstärkerröhren verzichten will; als Dämpfr“:- 
röhren eignen sich kurze Wanderfeldwendelröhren mit: 
tronenceschwindiakeiten, die merklich kleiner sind as - 
axiale Phasengeschwindigkeit der Welle. 

Nach einer kurzen Darstellung der zu erwartenden X" 
linien folgt die Beschreibung einer rausharmen Vorve:®'. 
kerröhre. Sie arbeitet mit 410 V Strahlspannung bei 0!” 
Strahlstrom. Die Verstärkung beträgt für eine Röhre ` 
26 cm Wendellänge 2,2 Np bei 2 Np Rauschfaktor. Nac ' 
bisherigen Erfahrungen ist zu vermuten, daß eine sc ` 
Röhre aroße Betriebssicherheit gewährleistet. Die auf ` 
Vorröhre folgende Spannungsverstärkerröhre kann ” 
800 V Strahlspannung und kleiner Strahlstromstärke ben ^ 
ben werden. Die dritte Röhre muß dagegen eine Rähr ~ 
arößerer Leistung sein und muß daher mit etwa 2500 \ 
50 mA betrieben werden, um eine nutzbare Leistunn ı 
etwa 10 W zu erzielen. Im Interesse einer ausreichenden [+ 


_ 1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


453 


bensdauer, d. h. Betriebssicherheit, wird man dabei zu Mas- 
sivkathoden übergehen müssen, z. B. zu thorierten Wolfram- 
kathoden. 

Rusterholz, Baden (Schweiz): Die Elektronenemis- 
sion von Zirkon und von Zirkonkarbid. — Die thermische 
Elektronenemission von reinem Zirkon ist bekannt, do lie- 
gen keine Messungen über das Verhalten von Zirkon vor, 
das von außen mit Thorium bedampft worden ist. Diese 
Frage ist wichtig im Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche 
in Senderöhren mit thorierter Kathode auftreten. Das von der 
Kathode abdampfende Thorium aktiviert nämlich langsam 
das Gittermaterial (z. B. Molybdän oder Tantal); bei heißem 
Gitter führt dies zu starker primärer Gitteremission und zu 
einer Änderung der Gitterkennlinie, die die Senderöhre un- 
brauchbar macht. Bekanntlich wird Platin durch aufgedampf- 
tes Thorium nicht aktiviert. Es wird gezeigt, daß dies auch 
bei Zirkon der Fall ist. Daraus folgt, daß eine Zirkonisierung 
der Gitterdrähte, wie sie aus vakuumtechnishen Gründen 
oder zur Verbesserung der Sekundäremissionseigenscaften 
des Gitters oft ausgeführt wird, auch zur Verhinderung der 
Aktivierung durch Thorium vorteilhaft ist. 

Aus der Gruppe der hochschmelzenden Karbide mit 
hohem Siedepunkt (TiC, ZrC, TaC, a-TasC, WeC) zeichnet 
sih nah Haddad, Goldwater und Morg an? Zirkon- 
karbid durch ein besonders hohes Emissionsvermögen aus 
(1 A/cm? und mehr), das demjenigen von thoriertem Wolf- 
ram gleihkommt. Es wird unter anderem über Messungen 
an Zirkonkarbid berichtet, welches durch Glühen von zirko- 
nisierten Wolframdrähten im Wasserstoff-Benzoldampf-Ge- 
mish erhalten worden war; die Zirkonüberzüge wurden 
durch thermische Dissoziation von, Zirkonjodid am Wolfram- 
draht erzeugt. Die Angaben von Haddad und Mitarbeitern 
werden bestätigt; auf Grund weiterer Versuche erhebt sich 
die Forderung nach großer Reinheit der Ausgangsprodukte. 
Lebensdauerversuche werden folgen. Sollte die Lebensdauer 
bei technisch interessanter spezifischer Emission (1A/cm?) 
genügend groß sein, so würde das Zirkonkarbid ein Emis- 
sionsmaterial darstellen, welches gegenüber dem thorierten 
Wolfram den Vorzug einer viel geringeren Empfindlichkeit 
gegen Ioneneinfall für sich hat. Eine Gitteraktivierung kann 
bei Zirkonkarbidkathoden nicht eintreten. 


Fachgruppe VIII. Elektrophysik 
Einführender: Prof. L. v. Szalay, Berlin-Charlottenburg 


Die UÜbersicht- des Einführenden zeigte, daß durch die 
Bildung der Fachgruppe „Elektronik” die Forschung auf dem 
Gebiet der Elektrophysik sih nunmehr wie folgt gliedert: 
l. Elektrizität und Materie, 2. Elektroakustik, 3. Elektrooptik. 
Zu 1. gehören Entwicklungsarbeiten zur Erkenntnis der phy- 
sikalishen und Betriebseigenschaften bereits bekannter 
Stoffe als Träger der Felder der Elektrotechnik, ferner Un- 
tersuchungen neuer Substanzen mit neuen elektrischen Eigen- 
schaften (Bariumtitanit, Gyrator, Transistor), schließlich Ar- 
beiten, die die Lösung von elektrotechnischen Problemen auf 
dem Weg der physikalischen Untersuchung der elektrischen 
oder konstruktiv notwendigen Werkstoffe anstreben. For- 
schungsmäßig ergibt sich weiterhin die Zweiteilung: Weiter- 
entwicklung der bereits verwendeten Geräteverfahren, an- 
derseits Erschließung neuer Anwendungsgebiete (insbeson- 
dere Elektroakustik, Elektrooptik). 

W.Soyck, Lauf/Pegn.: Die Beurteilung der Güte von 
Dielektriken für elektrische Kondensatoren. — Die verschie- 
denen Definitionen der Güteziffer eines elektrischen Isolier- 
stoffes sind durch folgende Bedingungen gegeben: a) die 
Verlustleistung der Anordnung bei der fraglichen Substanz 
ein Minimum, was auf den Verlustfaktor führt mit der Güte- 
ziffer als reziprokem Wert; b) die erzielbare Kapazität bei dem 
verwendeten Dielektrikum ein Maximum, oder entsprechend; 
c) die erzielbare Scheinleistung pro Volumeneinheit ein Ma- 
ximum. Es wurde bewiesen, daß die Bedingungen b) und c) 
zu der „Güteziffer” &/s? führen, wo die Dielektrizitätskon- 
stante € durch den Isolierstoff festgelegt ist, während die 
Schichtdicke s des Dielektrikums aus den Betriebsbedingun- 
gen ermittelt wird. Weiter zeigte sich, daß die Rechnung mit 
der Güteziffer zu den Betriebsfällen des 1. elektrisch schwach 
beanspruchten, 2. spannungsmäßig beanspruchten, 3. lei- 
stungsmäßig beanspruchten Kondensators führt. Dazu wur- 
den Beispiele für keramische Isolierstoffe gegeben. 

H. Maskow: Einflüsse auf den Zünddurchschlag von 


Explosionsflammen. — Die Untersuchungen zeigten eine in- ' 


teressante Kopplung von Physik und Chemie mit konstruk- 
tiven Problemen der Elektrotechnik. Die elektrifizierte 


2 J. appl. Phys. 20 {1949) S. 886. 


chemische Industrie und der Kohlenbergbau verwenden als 
schlagwetter- und explosionsgeschütztes Betriebsmittel oft die 
drucfeste Kapselung, bei der der „Zünddurchschlag” kon- 
struktiv beherrscht werden muß. Dieser ist von der Gas- 
oder Dampfart, Gemischkonzentration, Brenngeschwindigkeit, 
Bemessung und konstruktiven Form des Spaltes usw. ab- 
hängig. Der Gesamtprozeß wird aber heute physikalisch- 
chemisch nur unzureichend beherrscht. Durch Modellversuche 
sollen die mechanisch beeinflußten Vorgänge beim Zünddurch- 
schlag geklärt, ferner bei kleinerem Aufwand die bisheri- 
gen meßtechnischen Mängel von den physikalishen Vor- 
gängen getrennt werden. Trotz des umfangreichen Gesamt- 
prozesses können bei geeigneter Wahl der Gemische exakte 
Aussagen über den Verlauf des Zünddurchschlages gemacht 
werden. 

F. Bergtold, Dachau: Beurteilung von elektroakusti- 
scher Wiedergabe. — Der Vortrag stellte die elektroakusti- 
sche Wiedergabe umfassend dar: Schallaufnahme (Mikrophon, 
Schallträger, wie Platte, Band, Film), Verstärker und Laut- 
sprecher; Diskussion des Klirrgrades und Frequenzbereich 
dieser Organe. Während Mikrophon und Verstärker durch 
die Mittel der heutigen Technik schon weitgehend beherrscht 
werden, sind Schallplatte, Band, Film und Lautsprecher die 
Sorgenkinder des Ingenieurs. Mängel des Lautsprecherpro- 
blems betreffen besonders die linearen und nichtlinearen 
Verzerrungen und die Frequenzbegrenzung des dynamischen 
Lautsprechers. Schwierigkeiten treten beim Vergleih von 
Lautsprechern auf infolge der Mängel der Schallträger und 
der Verstärker, und zwar umsomehr, je besser der Laut- 
sprecher; ferner Schwierigkeiten beim Vergleich von Origi- 
nalsprache und -musik mit der Wiedergabe. 

H. Etzold, Berlin: Optische und akustische Übertra- 
gungsprobleme als Arbeitsgebiet der heutigen Elektrophy- 
sik. — Der Bericht beschäftigte sich mit folgender Problem- 
stellung: Während am Anfang der Nachrichtentechnik die 


Übertragung nur das Ziel klarer Verständigung hatte, fordert 


heute die elektrische Übertragung künstlerischer Ereignisse 
die „Erlebnistreue“. Dazu genügt es nicht, wenn am Wie- 
dergabeort die physikalische Messung denselben Verlauf der 
eingeführten physikalischen Übertragungsgrößen anzeigt wie 
am Ort der Erzeugung des optisch- bzw. akustisch-künstleri- 
schen Ereignisses, vielmehr ist die Einbeziehung der bisher 
meist vernachlässigten physiologischen und psychologischen 
Faktoren erforderlich. Beispiele zeigen, daß eine Reihe 
nicht-physikalischer, die Erlebnistreue beeinflussender Vor- 
gänge sich mit den heutigen Mitteln des Ingenieurs erfassen 
und in die Berechnung einbeziehen läßt. Diese Entwicklung 
wird gestützt durch neue Mittel der Analyse und Synthese, 
wie Z. B. „Voder” oder „Vocoder”. 


Fachgruppe IX. Meßtechnik 
Einführender: Doz. Dr. L. Merz, Karlsruhe 


Der Einführende gab einen Überblick über den derzeiti- 
gen Stand der elektrischen Meßtechnik im allgemeinen und 
in Deutschland. Bei den Betriebsmeßgeräten sind die seit 
einigen Jahren sich abzeichnenden Entwicklungsrichtungen 
zum Kern- und Drehmagnet-Meßwerk weiter verfolgt worden. 
Der derzeitige Entwicklungsstand auf diesem Gebiet hat den 
Stand in der übrigen Welt zweifellos erreiht. Auch auf dem 
Gebiet der Präzisionsmeßgeräte wurden erhebliche Fort- 
schritte erzielt. Die Genauigkeit von 0,1°/o ist bei den wich- 
tigsten Geräten wieder erreicht worden. In der Fernmessung 
hat sich für weite Entfernungen das Impulsfrequenzverfahren, 
für kurze Entfernungen das Drehmoment- und Kompensa- 
tionsverfahren durchgesetzt. Bei den Bauelementen elektri- 
scher Meßgeräte ist eine stürmische Entwicklung der Magnet- 
und Weicheisenlegierungen zu verzeichnen. Die Edelstein- 
lager haben noch nicht die Qualität der Schweizer Erzeug- 
nisse erreicht. Bei den Meßwandlern sind in Deutschland noch 
keine wesentlichen Neuerungen auf den Markt gekommen. 
Eine wichtige Weiterentwicklung des Trockenspannungs- 
wandlers ist im Werden. Auf dem großen Gebiet der elek- 
trischen Messung nichtelektrischer Größen konnte über wich- 
tige Fortschritte in der elektrischen Gasanalyse (magnetischer 
Sauerstoffmesser) und in der Elektroanalyse (pH-Messung 
und Polarographie) berichtet werden. Auch die elektromedi- 
zinische Meßtechnik hat in der Elektrokardiographie eine be- 
sonders elegante Aufzeichnungstechnik entwickelt. 

Die internationale Beziehung der Meßtechniker hat sich 
wieder angebahnt. Die Erfahrungen und Vorurteile eines so 
großen Krieges wirken aber noch nach. Die VDE-Kommission 
0410 „Meßgeräte” ist seit Kriegsende noch nicht zusammen- 
getreten. Eine Neufassung der Regeln für Meßgeräte ist 


454 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 1950 


notwendig, damit die Vorschriften mit der‘ Weiterentwick- 
lung der Technik Schritt halten. 

R.Tenzer, Frankfurt a. M.: Ein Verfahren zur genauen 
Messung der magnetischen Induktion. — Um sehr genaue 
Messungen und Induktionsänderungen zu ermöglichen, 
wurde eine Methode entwickelt, die bei kleinsten Galvano- 
meterausschlägen eine außerordentlich hohe Genauigkeit er- 
zielt. Dem Spannungsstoß der Prüfspule wird bei diesem 
Verfahren ein zweiter Spannungsstoß gleicher Größe entge- 
gengeschaltet. Als Gegenimpuls wird der Spannungsstoß 
verwendet, der beim Schalten des Primärstoßes einer Wec- 
selinduktion in deren Sekundärspule entsteht. Damit wird 
der Primärstrom der Wechselinduktion ein Maß für die ge- 
messene Induktion. Wird der Primärstrom an einem Kom- 
pensator gemessen, so läßt sich die Induktion auf etwa 5 - 10-4 
bestimmen. Die Apparatur ist bei den Untersuchungen über 
dıe Konstanz von Dauermagneten mit Erfolg verwendet 
worden. 

R. Schmidt, Berlin: Die Verwendung von durch 
Ausscheidung gehärteten Magneten in Feinmeßinstrumen- 
ten. — Magnetsysteme der Drehspulpräzisionsinstrumente 
werden durchweg noch aus Kobalt-Chrom-Stählen aufge- 
baut. Die magnetischen Kenngrößen dieser älteren Magnet- 
legierungen bedingen eine verhältnismäßig große Schen- 
kellänge der Magnete. Die Streuung ist verhältnismäßig 
hoch, der Aufwand an hochwertigem Magnetstahl ist be- 
trächtlich. Während auf dem Gebiet der Betriebsmeßgeräte 
sich die Alni-Stähle bereits in größerem Umfange durchge- 
setzt haben, ist man beim Bau von Präzisionsinstrumenten 
verständlicherweise nur zögernd an diese Neuentwicklung 
herangegangen. Die Eigenschaften der Alni- und Alnico- 
Stähle erfordern allerdings grundlegende Änderungen im 
Aufbau der Magnetsysteme für Präzisionsmeßwerke. Ebenso 
muß der großen Sprödigkeit des Materials, die eine mecha- 
nishe Verformung nur schwer zuläßt, Rechnung getragen 
werden. 
meßwerke wurde dargelegt. Zwei kurze Aushärtungsmagnete 
sind zusammen mit ihren Polschuhen durch ein ringförmiges 
Joch zusammengehalten. Es konnte hohe Luftspaltinduk- 
tion, hoher Gesamtwiderstand des Meßwerkes und großer 
Gütefaktor nah Keinath erreicht werden. 

O.Grimmu.K. Mall, Karlsruhe: Ein neuer elektri- 
scher Schnellschreiber und seine Anwendung in der elektro- 
medizinishen Meßtechnik. — Als Ersatz für Lichtstrahl- 
Oszillographen können für langsamere "Vorgänge bis zu 
etwa 100...150 Hz direktschreibende Registriersysteme ver- 
wendet werden. Es wurde ein Drehankeısystem beschrieben, 
das wegen seines großen Drehmomentes und seines verhält- 
nismäßig geringen Trägheitsmomentes für diese Zwecke be- 
sonders geeignet ist. Mit einer zusätzlich auf das Schreib- 
system gegebenen Rüttelfrequenz gelang es, den Reibungs- 
und Hysteresefehler zu beseitigen und die zu messenden 
Vorgänge unmittelbar auf Schichtpapier einzuritzen. Dieses 


DK 621.397.6 


Neues Nachrichten-Übertragungsgerät 

In den USA ist ein neues, „Ultrafax‘’ genanntes System 
zur Übermittlung von Nachrichten entwickelt worden!. Die ge- 
schriebene Schrift wird dabei auf einen 35 mm-Film aufgenom- 
men, also stark verkleinert. Auf der Sendeseite des Systems 
führt man diesen Film an einem Lichtfleckabtaster vorbei. 
Das Kineskop, eine Art Kathodenstrahlröhre, tastet die ein- 
zelnen Bilder bei einer Strahlablenkfrequenz von 6300 Hz 
ab, eine dahinterliegende Photozelle setzt die Strahlimpulse 
in kleine elektrische Spannungen um, die man verstärkt, mo- 
duliert und auf einen Sender gibt. Sie werden entweder von 
einem normalen Fernsehsender auf ultrakurzer Welle aus- 
gestrahlt oder über Mikrowellen-Relaisstationen (Abstand 
je nach Gelände 40 ..80 km) über größere Entfernungen ge- 
leitet. 

Im Empfänger wird demoduliert und die Nachricht auf 
dem Schirm eines Projektionskineskopes (mit Phosphor- 


t Nach Techn. Rdsch. 17 (1950) S. 18; 2 S., 1 B. 


Der Aufbau eines Magnetsystems für Präzisions- 


Registrierverfahren eignet sich zum Aufzeichnen von Krat- 
verlaufuntersuchungen von schwingenden Vorgängen in deg 
Maschinen und zur Erschütterungsmessung. In der Elektro- 
medizin wurde der beschriebene Direktschreiber mit beson- 
derem Erfolg angewandt, erspart er doch dem Arzt die zeı!- 
raubende photographische Entwicklungsarbeit und gibt ein 
nicht vergilbendes Dokument. Das Gerät wurde im Ansclus 
an den Vortrag vorgeführt. 


W. Claussnitzer u H. Heumann, Köln: Aws- 
messung elektrischer Felder mit Hilfe von halbleitende: 
Schichten. — Der Verlauf der Äquipotentiallinien wird m.: 
Hilfe von Halbleitershichten an einem Modell bestim‘. 
Die erstmalig dargelegte Methode wirkte bestechend in :hrer 
Einfachheit im Vergleich zu dem sonst angewandten elektro- 
lytishen Trog. Als billiges und leicht zu bearbeitendes M:- 
terial wird z. B. Papier verwendet, das durch geeignete Rui- 
zusätze eine genügende Leitfähigkeit erhalten hat. Die ge- 
brachten Beispiele zeigten die Ausführung der Methode un: 
die erreichbare Genauigkeit. Die Grenzen des Verfahrens | 
liegen im wesentlichen darin, daß nur zweidimensionale Fè. ' 
der ausgemessen werden können. 

r 


W.Schaffernicht, Berlin: Neuere photoelektrist.e 
Entwicklungen. — Der Vortrag gab eine Übersicht über e:ı 
sehr weites Gesamtgebiet. Im Verlauf der letzten Jahre wu--. 
den in der Entwicklung der Photozellen, Photowiderstänce 
und Photoelemente wesentliche Fortschritte erzielt. Im e.) 
zelnen wurden behandelt: Der Bildwandler, der neuerdings 
als Strahlungsverstärker für die Röntgentechnik Bedeutung ^e- 
kam, und die Kadmiumsulfit-Kristalle, deren Eigenschaft: 
eingehend untersucht und dargelegt wurden. Außer den Kai- 
miumsulfiten wurden auch die Sulfite und Selenide ander: 
Elemente erwähnt und die spektrale Empfindlichkeit einz:.- 
ner Substanzen dargelegt. Aus verschiedenen photoelek'7- 
schen Halbleitern lassen sich auch Photoelemente herste..:” 
die für Strahlungsmessung von besonderer Bedeutung s:żz4 
Photozellen, Photowiderstände und Photoelemente we:c-“ 
für mannigfaltige Aufgaben der Meß-, Steuerungs- und R> 
geltechnik verwendet. 


W. Peters, Hamburg: Fortschritte auf dem Gebiet że? 
Zählertehnik und der Zählerprüfverfahren. — Ausgeher3 
von einer Drehfeldtheorie der Induktionszähler ging der V':- 
tragende auf neue Konstruktionseinzelheiten ein, die in der 
letzten Zeit besonders in den Vereinigten Staaten ar’: 
taucht sind. Besonders behandelt wurden die Vorteile 22> 
Langsamlaufens und das magnetische Lager. Für die Prü:u”; 
der Elektrizitätszähler wurde ein lichtelektrisches Prüf- :: 
Eichverfahren erläutert. 


An alle Vorträge schloß sich eine rege Diskussion 3r. 
besonders an den Vortrag von W. Peters, in der z>- 
reiche Fachleute des Zählerbaues und der Zähler verwenc:’- 
den Industrie zu den Ausführungen des Vortragen::: 
sprachen. 


schicht, die fast trägheitslos auf- und nicht nadhleuchtet) s.<'- 
bar gemacht. Von dort photographiert man das Bild :. 
einen fortlaufenden, mit gleicher Geschwindigkeit wie im S-. 
der vorbeibewegten Film. Entscheidend für die einwe”" 
freie Funktion ist eine Synchronisierung von Sende- ı... 
Empfangsseite; sie wird durch ein besonderes Syndhror..: -~ 
rungssignal gesichert. — Die Filmbelihtung im Empiar 
bereitete Schwierigkeiten, da die Bilder nur sehr kurz::. 
auf dem Leuchtschirm liegen. Man half sih durch Erwär- 
der lichtempfindlichen Schicht des Films auf 52 °C und <> 
gerte damit ihre Empfindlichkeit bedeutend. Der Film .-. 
anschließend durch ein Gerät, das ihn in 40 s entwickelt ' 
xiert und trocknet. 

Die UÜbertragungsgeschwindigkeit richtet sich nad ~ 
für die Sendung verfügbaren Bandbreite. Bei einer Vor. 
rung wurde ein Buch im Umfang von über 1000 Quartss 
in 2 min 47 s übertragen. — In den USA begünstigt das : ` 
immer mehr verdichtende Netz von Fernsehsendern die £- 
wicklung und Anwendung des beschriebenen Systems. 


RY 


» 


1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


Technische Probleme der 400 kV-Drehstrom-Ūbertragung * 


Von J. Biermanns, Helsa b. Kassel 


I. Allgemeines 

Vor etwa 25 Jahren begann das Rheinisch-Westfälische 
Elektrizitätswerk (RWE) mit dem Bau eines 220 kV-Verbund- 
systems, das sein ausgedehntes 110 kV-Netz stützen, vor al- 
lem aber auch die großen und unversiegbaren Wasserkräfte 
des Alpenmassivs erschließen sollte. Es spricht für den Weit- 
bli und die Verantwortungsfreudigkeit der Leitung des 
RWE, insbesondere Arthur Koepchenst, daß die Haupt- 
ader dieses Verbundsystems, die etwa 600 km lange Nord- 
Süd-Doppelleitung von Bludenz in Vorarlberg und Tiengen 
am Oberrhein nach Brauweiler bei Köln, die in den Jahren 
1923 bis 1928 errichtet und 1929 mit 220 kV in Betrieb kam, für 
eine Betriebsspannung von 400 kV bemessen wurde. Dem 
Bau dieser Leitung gingen eingehende Untersuchungen vor- 
aus, die sich besonders auch auf die Höhe der zu erwartenden 
Koronaverluste bezogen, über die damals nicht viel mehr als 
die Peeksche Formel bekannt war, die sich später als unzu- 
reichend erwiesen hat. Das wichtigste Ergebnis dieser Versu- 
che war wohl die Erkenntnis, daß die 400 kV-Leitung mit 
einem Hohlseil von 42 mm Durchmesser zu belegen sei, wäh- 
rend sich für eine 220 kV-Leitung ein Seildurchmesser von 
28 mm als ausreichend erwies. Das Hohlseil wurde dann 
auch von den deutschen Kabelwerken entwickelt und ausge- 
führt. 

Der Ubergang vom vor- 
läufigen 220 kV- auf den 400 
kV-Betrieb sollte dann erfol- 
gen, wenn die aus den Alpen 


——.- x 10 9 kWh/Jahr 
=-=- 170" kwn/Janr 


abzutransportierende und z 

hauptsächlich im Industrie- 

revier benötigte Leistung die 6 

Ubertragungsfähigkeit der 

220 kV-Leitungen von etwa kV 
250 000 kW je Doppelsystem ji 


übersteigen würde. Daß die- 
ser Zeitpunkt im Jahre 1938 
in bedrohliche Nähe gerückt 2 
shien, wird verständlich, 
wenn man bedenkt, daß al- 


lein dem RWE in den Alpen 0 


1900 1920 1940 


an Konzessionsrechten 3000 
MW bzw. 7,5 Mia. kWh/Jahr 
zur Verfügung standen, und 
daß die Energieentnahme aus 


schematisch dargestell- 
ten Verlauf genom- 
men hatte, der ein gut 
Teil steiler ist als der 
Verlauf der Welter- 
zeugung. Auch der bis 
zum angegebenen Zeit- 
punkt beobachtete na- 
hezu lineare Anstieg 
der jeweils höchsten 
Ubertragungsspan- 
nung konnte als Warn- 
signal aufgefaßt wer- 


Bild 1. 
dem RWE-Netz den in Bild 1 ferung 


a höchste UÜbertrag.-Spg. in kV; 

b Welterzeugung, 10! kWh/Jahr; 

c RWE-Abgabe, 10° kWh/Jahr. 
Entwicklung von Energielie- 
und Übertragungsspannung. 

€ 


|] Opiedan 


den. r] R L oe O 
7 ef, 3 Q ®, o por, 
Als dann die deut- So DR u A Q 
schen Großfirmen AEG, ei ug 9 
. Obdervor 3 OT 


BBC und SSW etwa im 
Jahre 1938 vom RWE 
den Auftrag zur Ent- 
wiklung des ganzen 


400 kV-Materials, wie Bild 2. Der geplante 400 kV-Ring des RWE. 
i 


* Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung 1950 des VDE in Köln 


am 31. 5. 1950. — Aussprache &. S. 4% dieses Heftes. 


3 A. Koepchen: 
lag 1968. 


Großraumverbundwirtschaft S. 15, 


Westver.- 


DK 621.311.1.027.84 


Leitungen, Transformatoren, Schalter, Meßwandler und 
Schutzeinrichtungen erhielten, lag ihren Arbeiten der in- 
zwischen vom RWE geplante 400 kV-Ring zugrunde, der in 


Bild 2 schematisch dargestellt ist; die Entwicklungsarbeiten 


der genannten Firmen waren im Jahre 1943 im großen und 
ganzen bis zur Bestellreife gediehen. 


kV 
ate. 


en, 


. ne RN 

i . “ee 

C l Wi 
Erry 


Das europăische 400 kV-Netz mit eingetragenen Wasserkraft- 
reserven (nach R o ser). 

Der Zusammenbruch des Jahres 1945 bedeutete zunächst 
auch einen Abbruch der eben geschilderten Arbeiten. Als 
wichtigen Grundstein für die Wiederaufrichtung der europäi- 
schen Wirtschaftskraft erkannte man bald eine ganz wesent- 
liche Steigerung der elektrischen Energieerzeugung und den 
Zusammenschlluß von Erzeugern und Verbrauchern durch ein 
europäisches 400 kV-Verbundnetz, in das selbstverständlich 
auch der geplante deutsche 400 kV-Ring einzugliedern war. 
Bild 3 zeigt einen der verschiedenen Vorschläge?, der in Sche- 
rengitterform eine Verbindung der nördlichen und südlichen 
Wasserkraft Sammelschiene mit der mittleren Dampfkraft- 
Sammelschiene vorsieht und so den Ausgleich der jahreszeit- 
lichen Schwankungen der Wasserkraftdarbietung ermöglicht. 
Die gezeigte Art der Netzverflechtung besitzt vor dem nor- 
malen Maschennetz vor allem den Vorteil der größeren in- 
neren Netzreserve und damit der geringeren Störanfällig- 
keit, was naturgemäß durch größere Kurzschlußleistungen 
erkauft werden muß. Die Begrenzung der durchgehenden Lei- 
tungslänge auf 400 km ist für die Stabilität des Netzbetrie- 
bes von großer Bedeutung. Die Leistungsfähigkeit des deut- 
schen 400 kV-Verbundsystems ist groß genug, um in dem 
größeren europäischen System ein Eigenleben führen zu kön- 


Bild 3. 


nen. So konnten auch die Entwicklungsarbeiten der deut- 
| schen Firmen dort wei- 
RM/KW tergeführt werden, wo 


sie 1943 liegen geblie- 
ben waren, doch wer. 
den meine nachfolgen- 
den Ausführungen er- 
kennen lassen, daß da- 
mals bereits die Haupt. 
arbeit getan war. 

Iù möchte beson- 
ders betonen, daß bis- 
her nur von 400 kV 
Drehstrom die Rede 


Anlagekosten 


war. In den letzten 
kmt2oo Jahren ist viel über 

Übertragungsweite Energieübertragung 
mittels hochgespannten 

—— 5000 Benutzungsstd. — — 8760 Ben.-Std. Gleichstromes ge- 


a Drebstrom, b Gleichstrom. ; 

Bild 4. Spezifishe Kosten und Transport- schrieben worden und 

kosten von 450 a Rel E R E A eifrige Verfechter die- 
- eichstr ti er Ent- 

ee jenang: ai ser Stromart sahen 


2 H. Roser: Grobraumverbundwirtschaft S. 19, Westverlag 1948. 


456 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


X 


1. September 1944 


bereits ein europäisches 400 kV-Gleichstrom-Verbundnetz 
entstehen. Sie haben zweifellos über das Ziel hinaus- 
geschossen, denn die beim Europanetz zu lösenden Aufgaben 
können, wie wir noch sehen werden, mit Drehstrom bewältigt 
werden und für den Gleichstrom verbleiben Sonderaufgaben, 
wie z. B. die Heranführung der 2000 km entfernten skandi- 
navischen Wasserkräfte über das Meer. Im Bilde des 400 kV- 
Europanetzes könnten also die gestrichelten Linien Gleidh- 
stromverbindungen darstellen. Wenn wir berücksichtigen, 
daß mit einer 400 kV-Drehstromleitung Übertragungsentfer- 
nungen bis größenordnungsmäßig 1000 km beherrscht werden 
können, zeigt Bild 4, daß die wirtschaftliche Überlegenheit des 
Gleichstromes dort beginnt, wo die technische Anwendungs- 
möglichkeit der Drehstromübertragung aufhört. Es besteht 
also kein Grund zu einer gegenseitigen Konkurrenz beider 
Stromarten. 


I. Technische Probleme 

Bei einer mit Wechselstrom betriebenen langen Leitung 
pendelt ständig Energie im Takt der Betriebsfrequenz zwi- 
schen den magnetischen und elektrischen Speichern der Lei- 
tung, der Induktivität L [H/km] und der Kapazität C [F/km], 
was sich im Auftreten von Blindleistung äußert, Deren Ver- 
teilung längs der Leitung ändert sich mit ihrer Länge und Be- 
lastung, was Änderungen sowohl des Stromes als auch der 
Spannung längs der Leitung und das Auftreten von zusätzli- 
cher Blindleistung an ihren Enden im Gefolge hat. Bei einem 
ganz bestimmten, dem natürlichen Belastungsstrom der Lei- 
tung, bei dem an jeder Stelle und unter der Voraussetzung 
von Phasengleiciheit (cos © = 1) zwischen Leitungsstrom 
Ina und Leitungsspannung U zu jeder Zeit 


1 1 
— La = -5 C U? 


ist, heben sich induktive und kapazitive Blindleistung längs 
der Leitung auf, so daß, abgesehen vom ohmschen Span- 
nungsabfall, Strom und Spannung längs der ganzen Leitung 
konstante Höhe besitzen und in Phase sind und die Leitung 
keiner von außen zugeführten Blindleistung bedarf. Die Höhe 
desjenigen natürlichen Belastungsstromes, welcher der Wech- 
selstromleitung, abgesehen vom Spannungsverdrehungswin- 
kel, sonach das Verhalten einer Gleichstromleitung gibt, 
errechnet sich aus der angegebenen Energiebeziehung für 
eine Drehstromleitung der verketteten Betriebsspannung 
U [V] leicht zu 


een 
ey) E 02 


wo man Z = / L/C [Q] als den Betriebs-Wellenwiderstand der 
Drehstromleitung bezeichnet. Für normale Freileitungen be- 
sitzt Z einen Wert von etwa 400 Q, für Bündelleiterleitungen 
mit Viererbündel von 265 Q, so daß sich folgende Tabelle 
für die natürliche Leistung 

N nat =. U Tat y3 = 


n 


[A], 


U®/Z [MW, wenn U in kV] 


von Drehstromfreileitungen verschiedener Spannung ergibt: 
l 


Wellenwiderstand Z = 60 Indr etwa | 400 Q ı 265 Q 
PELE E E E Te ee RAN 1 
Spannung: in kV | uo | 220 | 400, | 400 
Natürliche Leistung Anat in MW ı 30 125 400 | 600 T 


% Hohlseil t Bündelleiter 
Da der Wellenwiderstand nur logarithmisch von dem Ver- 
hältnis Leiterabstand d zu Leiterradius r abhängt, das bei den 
höheren Spannungen ohnehin nur geringen Schwankungen 
unterworfen ist, ist die natürliche Leistung für eine normale 
Leitung bestimmter Spannung fest gegeben; ihre Vergröße- 
rung ist bei gegebener Spannung und bei einem bestimmten 
Mastbild und damit gegebenem Abstand d der Leiter nur 
durch eine Vergrößerung des Leiterradius r über seinen nor- 
malen Wert hinaus möglich. 

Eine Vergrößerung des Leiterradius r bringt aber noch 
einen weiteren großen Gewinn. Zur Vermeidung unnötiger 


Koronaverluste im normalen Betrieb soll nämlich die elek- 
trische Feldstärke 


0,575 U 


|Eri= r ln d/r 


[kV/cm] 

auf der Leiteroberfläche unterhalb der Durchbruchfeldstärke 
der Luft bleiben, und zwar hat sich ein oberer Grenzwert von 
\Er|= 15 kV/cm bewährt. Mit diesem Wert und einem mitt- 
leren Verhältnis d/r = 600 ergibt sich also umgekehrt folgen- 
der einfache Zusammenhang zwischen zulässiger verkette- 
ter Betriebsspannung U und Seilradius r [cm]: 


U = 165 r [kV] 


und damit zwischen natürlicher Leistung einer Freileitung 
und Seilradius: 


Nna = 70r? [MW]. 


Die für eine Leitung zulässige Betriebsspannung wächst also 

proportional dem Seilradius r, und da man den Leiterabstand 

d ebenfalls proportional der Spannung vergrößert, ist damit 

die vorhin behauptete Konstanz des Verhältnisses dr be- 
wiesen. 

2r Die angegebenen Beziehungen 

3 q lassen erkennen, warum man bein 

t Ubergang auf 400 kV zum Hohlse:: 

greifen mußte. Da man aber aus ver- 


da schiedenen Gründen bei Hohlseilen 
Ws nicht viel über 50 mm Dmr. gehen 
a möchte, schien der 400 kV-Betrieb 
Bild 5. Vierfach-Bündel- az i i 
leiter. einer Freileitung ein Grenzbetrieb 


mit allen seinen Bedenklichkeiten wer- 
den zu sollen. Aus dieser Zwangslage hat uns nun der 
Bündelleiter befreit, der schon im Jahre 1911 vonFacciolı 
vorgeschlagen worden war. Bei ihm wird der Leiter in eine 
Anzahl n schwächerer Teilleiter zerlegt, die so angeordne! 
werden, daß ihr Schnittbild die Ecken eines regelmäßigen Po- 
lygons ergibt (Bild 5). Die gegenseitige Abschirmung de! 
Teilleiter verringert die auf ihrer Oberfläche auftretence 
elektrische Feldstärke auf 

0,575 U 
|&Er|= Andre [kV/cm] 


und das ganze Leiterbündel besitzt die gleiche kilometrisce 
Kapazität und Induktivität wie ein einzelner Leiter von 
äquivalenten Radius 


n 


r=oV nt, 


wo e der Radius des dem Bündel umschriebenen Kreises :5'. 
Wir können an Hand der Gleichung für r’ leicht einsehen, das 
der Wellenwiderstand 

Zz = 60 ln d/r 


des Bündelleiters mit zunehmender Teilleiterzahl n, aber 
auch mit zunehmendem umschriebenen Radius 0 und mit dem 


Bild 6. Feldbilder und äquivalente Radien von Bündelleiter-Anordnuncer 


Er _ a r 


J. September 1950 


8000 MW re2lcm 
4000 aa ER 
Ee e 
2000 Be er er ae 
tr I Fe 
sci em 
De E R f 
ET EEE FAN? a E Fe 105 cm 
rA A Zee] 
Naat 400 TA a aE EEE =0525cm 
B EEE al wer 20525cm 
O Ir Pe 


N 
\ 
HIN 


OA HF S” AR 
FA —— 4 — 4 ef 
Z e 0270 o ee 
CE A EEE el 
S A E B 
ura EEE 
Ze ViStromwërme- 
z t= veriusie 
p pre e 
oO] 2 345 6 
n=Teilleiterzahi 
Bild 7. Zulässige Betriebsspannung (— — —), natürliche Leistung (—) 
und verhältnismäßige Leistungsverluste (— +- —) verschiedener 


Bündelleiter. 


'eilradius r logarithmisch abnimmt. Gehen wir von einer we- 

en gewisser Ungleichmäßigkeiten in der Feldstärkenvertei- 
ıng reduzierten mittleren zulässigen Oberflächenfeldstärke 
€r] = 12,5 kV/cm aus, so errechnet sich die zulässige Be- 
tiebsspannung der Bündelleiter-Leitung zu 


U = 21,5 nr’ ln d/r’ [kV] 
.nd damit ihre natürliche Leistung zu 
Naa = 7,75 R TE +» In dr [MW]. 


‚ußer dem Radius r' gibt es übrigens noch einen zweiten 
quivalenten Radius r”, der dem Ersatzleiter gleicher Ober- 
ächenfeldstärke zukommt. In Bild 6 bemerken wir, wie 
ie Ersatzradien r’ und r” bei gleichbleibenden Radien r 
nd o mit der Zahl n der. Teilleiter zunehmen, so daß der 
Vellenwiderstand Z entsprechend sinkt (n ='1, 2, 3, 4. 6; 
= 360, 315, 280, 265, 256 Q). 

In Bild 7 ist gezeigt, welche zulässigen Betriebsspan- 
ungen und natürlichen Leistungen wenigstens .theoretisch 
it Bündelleitern erreichbar erscheinen, wobei ein festes 
'erhältnis ọ/r = 27 von Radius des dem Bündel umschrie- 
enen Kreises und Teilleiterradius zugrunde gelegt wurde, 
as sich als günstig erwiesen hat. Von besonderer Bedeu- 
ng ist auch die Feststellung, daß die auf die natürliche Lei- 
ung bezogenen Stromwärmeverluste der Leitung mit zu- 
ehmender Ausgestaltung des Bündels gewaltig herunter- 
ehen. 

Wie wir sahen, verhält sich die mit ihrer natürlichen 
eistung belastete lange Leitung besonders günstig, so daß 
an diese Betriebsweise immer anstreben wird. Bild 8 zeigt 
ir eine an ihren beiden Enden auf gleicher Spannung ge- 
altene Leitung einen mit der Belastung zunehmenden 
pannungsdurchhang, der schließlich wegen des sich in der 
:itungsmitte ergebenden Engpasses der übertragbaren Lei- 
ung eine Grenze setzt. Dabei erfordert die Spannungshal- 
ıng am Leitungsende eine mit der Belastung zunehmende 
indleistungszufuhr, deren Höhe z. B. bei einer 750 km lan- 


EE 
Se 
0 02 0£ 06 08 10 12 14-Nnat 
Weg 


id 6. Räumlicher Spannungsverlauf (a) und Blindleistungsbedarf (b) der 
Leitung bei Konstantspannungsbetrieb. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


457 


gen Leitung die doppelte natürliche Leistung erreicht, wenn 
die zu übertragende Wirkleistung nur das 1,4fache der natür- 
lichen Leistung beträgt. Bei Unterschreitung der natürlichen 
Leistung muß der Leitung Blindleistung entnommen werden, 
in der Praxis mit Hilfe der sog. Kompensations-Drosselspu- 
len. Die ideale Spannungshaltung ergeben große Synchron- 


maschinen am Leitungsende, sog. Synchronkondensatoren, 


die je nach Bedarf Blindleistung liefern oder verbrauchen 
können; häufig übernehmen die in den angeschlossenen 


' Netzen vorhandenen Synchronmaschinen wenigstens zum 


Teil diese Aufgabe. Lange Leitungen eignen sich jedenfalls 
nicht zum Transport von Blindleistungen und sind letzten 
Endes auch zu schade hierfür. 

So geben denn die in Bild 7 gezeigten Kurven diejeni- 
gen Leistungen an, die man mit Einfach- oder Bündelleiter- 
Leitungen übertragen kann. Wenn ich diese Kurven für Span- 
nungen bis 1200 kV durchgezeichnet habe, so bitte ich, dies 
nicht anders aufzufassen als bei den Gleichstromleuten, wenn 
sie ähnliche Kurven zeigen. Kein Mensch auf beiden Seiten 
denkt heute ernsthaft an die Verwendung höherer Spannun- 
gen als 400 kV, am wenigsten die Transformatorenbauer, 
aber ich wollte Ihnen doch zeigen, daß wir uns mit dem 
Drehstrom hierbei noch keineswegs an einer oberen Grenze 
befinden, 

Die vorhergehenden Betrachtungen machen es verständ- 
lich, daß man 400 kV-Leitungen zwecks guter Ausnützung 
möglichst mit ihrer höchstzulässigen Spannung betreiben 
wird und daß man bei wechselnder Belastung zwecks Kon- 
stanthaltung der Spannung die natürliche Leistung der Lei- 
tung der jeweils zu übertragenden Leistung angleicht. Das 
geschieht bei Leistungen unterhalb der natürlichen Leistung 
bei 220 kV-Übertragungen seit jeher in größtem Maße durch 
Zuschaltung von Drosselspulen parallel zur Leitungskapazi- 
tät, wodurch diese verkleinert und damit der Wellenwider- 


stand Z = VL/C vergrößert wird. Umgekehrt kann man zur 
Vergrößerung der natürlichen Leistung durch Reihenschal- 
tung von Kondensatoren zur Leitung deren Induktivität und 
damit deren Wellenwiderstand verkleinern, was kürzlich in 
kleinerem Maßstab im Ausland durchgeführt wurde. Das 
Spannungsniveau der zuliefernden Werke und der gespei- 
sten Netze hat sich dann dem des 400 kV-Netzes anzuglei- 
chen, was am einfachsten mit Hilfe von Regeltransformato- 
ren geschieht. Es empfiehlt sich aber, unnötige Reaktanzen 
und damit Spannungsabfälle zu vermeiden und deshalb die 
Spannung in möglichst wenig Stufen herauf- und herunter zu 
regeln. 

Eine lange Drehstromleitung ist ein recht elastisches 
Verbindungsglied. Wir dürfen sie uns aber nicht etwa als 
eine Torsionsfeder vorstellen, sondern haben uns die Vek- 
toren der inneren Maschinen- und der Netzspannung als 
2 um eine gemeinsame Achse drehbare Hebel vorzustellen, 
die durch eine Zugfeder miteinander verbunden sind. Die 
übertragbare Leistung folgt dann einem Sinusgesetz, 


N=N:-sin Y gı 


d. h. sie erreicht für einen Verdrehungswinkel Ys = n/2 
ein Maximum und nimmt dann wieder ab, so daß also 
bei y, = 7/2 die Verbindung überdreht wird. Man be- 
zeichnet die Leistung N als die statische Grenzleistung der 
Übertragung, und es ist zu bedenken, daß die Größe des 
Winkels y, nicht nur von den Eigenschaften, insbesondere 
der Länge der Leitung, sondern auch von der Reaktanz der 
Transformatoren und der Maschinen abhängt. Audh bei der 
mit ihrer natürlichen Leistung belasteten Freileitung verdre- 
hen sich die Spannungs- und Stromvektoren um einen Win- 
kel, der bei ! = 1000 km Länge etwa 60° beträgt. 

Die Kurvenscar (Bild 9) zeigt für eine 400 kV-Bündel- 
leiter-Leitung mit Nnat = 600 MW die Abhängigkeit der sta- 
tischen Grenzleistung von der Leitungslänge und von einem 
Faktor x, der das Verhältnis jenes Spannungsabfalles zur 
Nennspannung angibt, der bei dem der natürlichen Leistung 
entsprechenden Nennstrom an der synchronen Reaktanz der 
Generatoren und an der Streureaktanz der Transformatoren 


458 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September {9% ` 


plus Zubringerleitungen auftritt. Die mit x = 0,75 bezeichnete 
Kurve entspriht normalen Verhältnissen, während die 
Kurve x = 0 die Leitung allein betrifft; die dazwischenlie- 
genden Kurven beziehen sich auf überdimensionierte bzw- 
kompensierte Maschinen bzw. auf Maschinen mit Stoßerre- 
gung. 


Leitungslange I 
Statische Grenzleistung einer 400 kV-Drehstromübertragung, 
abhängig von der Leitungslänge / und dem Faktor x (0... 1). 


Bild 9. 


Natürlich kann eine Übertragung nicht längere Zeit mit 
einem Winkel y = z/2 betrieben werden, da sie bei der klein- 
sten Lastschwankung außer Tritt fallen würde, besonders bei 
Unterbrechungen durch Leitungskurzschlüsse, selbst wenn 
diese durch Kurzschlußfortschaltung auf kürzeste Zeiten be- 
schränkt werden. Die Praxis läßt daher im normalen Betrieb 
nicht gern größere Winkel als y => 60° zu und Bild 10 läßt 
für eine 750 km lange 400 kV-Bündelleiter-Leitung erken- 
nen, daß auch dann 
noch bei dreipoligen 
Leitungskurzschlüssen 
die gesamte Unterbre- 
chungsdauer 0,15 s 
nicht überschreiten 
darf. Günstigere und 
praktisch beherrschba- 
re Verhältnisse erge- 
ben sich bei zwei- und 
einpoligen Kurzschlüs- 
sen und bei einpoliger 

Kurzschlußfortschal- 
tung, da hier die Ver- 
bindung zwischen 
Kraftwerk und Netz en” 
auch während der Stö- 


rungsdauer über die ý Ai POE EIS TA, 

ild 10. Zulässige Unterbrechungsdauer einer 
gesunden f Phasen er- 750 km langen 400 kV-Bündelleiter-Leitung. 
halten bleibt. 


Die bisher aus theoretischen Betrachtungen gewonnenen 
Ergebnisse bedürfen mehr denn irgendwo der Nachprüfung 
durch das Experiment. Bild 11 zeigt den Aufbau einer künst- 
lichen 700 km langen 400 kV-Hohlseilleitung mit Nna 
400 MW, bei der auch die Transformatoren und Maschinen 
berücksichtigt sind. Der einspeisende Generator hat hier eine 
Nennleistung von 2,5 MVA, am Leitungsende befand sich 
eine sehr große, praktisch unendlich große Maschine. Bei 
einem Übersetzungsverhältnis der Transformatoren von 
5/26 kV entspricht die natürliche Leistung der künstlichen 
Leitung der Maschinenleistung von 2,5 MVA. Versuche, bei 
denen die das Kraftwerk nachbildende Synchronmaschine als 
vollbelasteter Motor lief, ergaben bei dreipoligen Kurz- 
schlüssen eine zulässige Kurzschlußdauer von etwa 1/10 s, 
bei zweipoligen Kurzschlüssen das doppelte. Das stimmt nicht 
schlecht mit Bild 10 überein. 

Wir sehen, daß eine 750 km lange Drehstromübertragung 
zur Wahrung der Stabilität noch zusätzliher Maßnahmen 
bedarf. Solcher gibt es eine ganze Reihe, die einfachste und 
wohl beste, wenn auch nicht immer die billigste, ist die Un- 
terteilung der Leitung durch Stationen, in denen die Span- 
nung durch synchrone oder asynchrone Phasenschieber ge- 


zulässige Unterbrechungsdauer t, 


0 Q6 8 W R 7a 
T= 


+ 
1 
i aktaren u W0 ics ‚aehrg af dr re 


oita Sode Br Ltg e> 
ua 


.. nn) a .7--4 p---e 


Ind 


lo... 


asc- J 
te -=s nen nd 


een u 838 


Nachbildung einer 700 km langen 400 kV-Ubertragung 
im Maßstab 1:15. i 


Bild 11. 


stützt wird. Bild 12 zeigt den hier erzielbaren Erfolg, das ` 
mittlere Teilbild läßt insbesondere erkennen, daß die in dem ; 
einen Stützpunkt aufgebrachte Blindleistung wieder an en! 
Leitungsenden eingespart wird. Kürzlich hat Leonhart; 

nachgewiesen, daß bei einem Aufwand an Phasenschieber- ` 

leistung etwa in der Höhe der natürlichen Leistung der Lei! 
tung für je 1000 km und bei einem Abstand der Zwischen 
stationen von höchstens 300 ... 400 km keine Schwierigkeiten 
hinsichtlich Spannungshaltung und Stabilität zu befürdte: 
sind, auch wenn die Übertragungsentfernung sehr groß ist. 

Die angestellten Betrachtungen geben uns jedenfalls die 
Beruhigung, daß bei der beim europäischen 400 kV-Verbund- 
netz gegebenen Maschenlänge von höchstens 400 km unüber-, 
windliche Stabilitätsschwierigkeiten nicht zu befürchten sind, 
Insbesondere bei vermaschten Netzen, zu denen ich aud ge’ 
schlossene Ringnetze zähle, bereitet das Stabilitätsproblem 
deshalb keine besonderen Schwierigkeiten, weil der Energie 
fluß während der Störungsdauer über Parallelwege aufredt 
erhalten wird, 

Können wir also die Frage bejahen, daß sich Leistungen 
von größenordnungsmäßig 1000 MW über Entfernungen vot 
größenordnungsmäßig 1000 km mittels einer 400 kV-Dreh- 
strom-Doppelleitung überhaupt übertragen lassen, so müsse® 
wir uns jetzt mit der Frage des Wirkungsgrades einer soldes 
Übertragung, also vor allem mit den Leitungsverlusten be- 
fassen. Diese setzen sich, abgesehen von den Verlusten dur 
Blindleistungskompensation, aus den Stromwärmeverlusten 
und den Koronaverlusten zusammen. Erstere hängen nur voM 
nutzbaren Leiterquerschnitt, also von der Stromdichte ab. die 
auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen festgelegt wird: be 
Aluminium entspricht der natürlichen Leistung gewöhnli 
eine Stromdichte von etwa 1 A/mm?, die bei einer Benut 


"N, 
ci a E E E 


Pa 
Leitung 


|: I, 
Y | 
.S | 
ð š 
b 
Xx 
a 08) 200 200 600km ` Re 
Leitungslänge x Wirkleistung 
"N, durch sehr großen Synchran - 
a phasenschreber mit Stoßer - 
& regung gestützt 


Bild 12, Spannungsstützung emi 


langen Leitung. 
C). 07 200 200 500 800 km 
Leitungslänge x 


3 A. Leonhard: Die phasenshieberkompensierte Drekstnn AS 
leitung. Z. Elektrotechn. 2 (1949) H. 1. 


1. September 1950 
zungsdauer von weniger als 5000 h größte Wirtschaftlichkeit 
ergibt. 

Die Koronaverluste setzen ein, sobald die auf der Seil- 
oberfläche auftretende elektrische Feldstärke die Durch- 
bruchfestigkeit der Luft überschreitet, die bei einem aus 
Runddrähten bestehenden Seil von mindestens 1 cm Dmr. 
bei trockenem Wetter zu 18 kV/cm und bei Regen, Schnee 
und Nebel wegen der Tropfenbildung zu etwa 10 kV/cm 
angenommen werden kann. Dann setzt ein elektrischer Durch- 
bruch ein, und das Seil umgibt sich mit einer durch Stoß- 
ionisierungsvorgänge hervorgerufenen glimmenden Hülle, in 
der die von der Seiloberflähe aus in Bewegung gesetzten 
elektrischen Ladungsträger einen Widerstand zu überwinden 
haben, der mit der inneren Reibung eines Gases vergleichbar 
ist. Die dadurch bedingten Verluste stellen in der Hauptsache 
die sog. Koronaverluste dar, deren Höhe von der Betriebs- 
spannung, der Beschaffenheit der Leiteroberfläche, den Wit- 
terungsverhältnissen und von den geometrischen Verhält- 
nissen, vor allem aber von Leiterradius und Leiterabstand 
ebhängt; bei gleicher Oberflächenfeldstärke wachsen die 
Koronaverluste genau wie die natürliche Leistung mit dem 
Quadrat des Seilradius, wie aus der Mayrschen Formel* 


N = k Er (Er — Ed) f r? 


hervorgeht. 

Auf die Erforschung und Bestimmung der Koronaverluste 
sind in den letzten Jahrzehnten viel Mühe und Kosten ver- 
wendet worden, ihre Messung gehört zu den schwierigsten 
Aufgaben der Hochspannungsmeßtechnik. Bild 13 zeigt Mit- 
telwerte von Meßergebnissen, die besonders bei den deut- 
schen Großfirmen an Versuchsleitungen in natürlicher Größe 
gewonnen wurden; auf die vollständige Wiedergabe von 
Schönwetterkurven konnte ich verzichten, da diese erst jen- 
seits der höchsten Betriebsspannung einsetzen. Daß die in- 
zwischen geleistete theoretische Arbeit zu befriedigenden 
Ergebnissen geführt hat, läßt»die mittels der Formel von 
Mayr berechnete gestrichelte Kurve erkennen. 

Wegen der stets schwankenden Witterungsverhältnisse 
liegen in Wirklichkeit die Koronaverluste im Mittel irgend- 
wo zwischen den extremen Schön- und Schlechtwetterkurven. 
Nach frūheren statistishen Erhebungen der AEG betragen 
die mittleren Jahresverluste einer deutschen Nord-Süd-Lei- 
tung etwa !/1ọ der aus dem Bild zu entnehmenden Höchst- 
werte der Schlechtwetterverluste, wobei sih der Schlecht- 
wetterbereich jeweils höchstens auf Ws der Leitungslänge 
Westreckt. 

Berechnet man die verhältnismäßigen Jahresverluste 
‚einer 750 km langen Leitung verschiedener Ausführung aber 


Jahresverluste/Jahresleistung 


verkettete Spannung 


42 mm-Hohlseil, Einf.-Ltg. 

50 mm-Hohlseil, Dopp.-Ltg. 0; 

2-32 mm-Bündelleiter BE: 

50 mm-Hoblseil, Einf.-Ltg- 

4-21 mm-Bündelltg., n. Mayr gerechnet 

wie e, aber Meßwerte 

42 mm-Hohlseil 

Hohlseil+Doppelltg. 50 mm 

2-32 mm-Bündelleiter 

50 mm-Hohlseil, Einf.-Lig. 

4:21 mm-Bündelleiter 

13. Koronaverluste von Hohlseil- und Bündelleitungen 
bei Regen, Schnee oder Nebel. 


u u SO ANA 


ann 


Bild 


O0. Mayr: 


Jahrbuch der AEG-Forschung 1942, S. 164. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


4 
Benutzungsstunden /Jahr 


Ges.-Verluste d. Hohlseilltg. 42 mm 
Ges.-Verluste d. Hohlseilltg. 50 mm 
Ges.-Verluste d. Bündel-Ltg. 4-21 mm 
Stromwärme- u. Kompensat.-Verluste 
Koronaverluste d. Hohls.-Lig. 42 mm 
Koronaverluste d. Bündel-Ltg. I 
14. Jahresverluste von 750 km langen Leitung, 
400 kV-Hohlseil- und Bündelleitungen. 


459 


gleicher Stromdichte von 1 A/mm? Al bei natürlicher Lei- 
stung mit dem doppelten vorhin angegebenen Mittelwert, 
also 1/5, so ergeben sich die in Bild 14 gezeigten Kurven und 
wir erkennen auch hier wieder die Überlegenheit der Bün- 
delleiter. 


Haben wir sonach die Grenzen für den ordnungsgemä- 
Ben Betrieb einer Höchstspannungs-Drehstromübertragung 
auf große Entfernungen abgesteckt, so wollen wir uns jetzt 
mit den möglihen Störungsursachen beschäftigen, 
unter denen wie auch bei den niedrigeren Übertragungs- 
spannungen die UÜberspannungserscheinungen unser ganz 
besonderes Interesse verdienen. Es entspricht aber der Eigen- 
art der Aufgabenstellung, daß beim 400 kV-Betrieb sich frü- 
her unbeachtete Erscheinungen in den Vordergrund schieben, 
und daß umgekehrt bisher für besonders gefährlich gehal- 
tene Vorgänge an Bedeutung zurüctreten. Zunächst muß auf 
eine Erscheinung hingewiesen werden, die bei leerlaufenden 
langen Leitungen unter Betriebsfrequenz deren Endspannung 
in die Höhe treiben kann, nämlich auf den sogenannten Fer- 
ranti-Effekt. Wie Bild 15 erkennen läßt, befindet sich die leer- 
laufende Leitung als schwingungsfähiges Gebilde bei einer 
Länge von 1500 km in Resonanz mit der Betriebsfrequenz 
von 50 Hz. Da aber auch die Anfangsspannung sich unter dem 
Einfluß von Generator- und Transformatorinduktivität 
erhöht, hat W a n g e rë empfohlen, deren Einfluß durch einen 
Zuschlag von 400 km zur Leitungslänge zu berücksichtigen. 
Bei einer 300 km langen Leitung steigt die Spannung an ih- 
rem offenen Ende sonach auf den 1,3fachen, bei einer 600 km 
langen Leitung auf den doppelten Wert der ursprünglichen 
Sammelschienenspannung. Es empfiehlt sih sonad, die 
Kompensationsdrosseln am Leitungsende fest mit diesem zu 
verknüpfen, um vor allem dem Überschwingen der durch den 
Ferranti-Effekt erhöhten Spannung beim plötzlichen Lastab- 
wurf zu begegnen. Es kann sich empfehlen, luftspaltlose, 
hochgesättigte Drosselspulen zu verwenden, für die Krä- 
mer eine elegante Regelmethode mittels Gleichstromvor- 
magnetisierung angegeben hats, 

Nach einer beim RWE durchgeführten Statistik treten 
die Gewitterüberschläge mit zunehmender Betriebsspannung 
immer mehr an Bedeutung zurück, bei einer 400 kV-Leitung 
müßte es nach meiner Meinung durch passende Anordnung 
von Erdseilen und richtige Bemessung der Masterdungswi- 
derstände überhaupt möglich sein, direkte Blitzschläge in die 
Leiterseile und rückwärtige Uberschläge der Leitungsisola- 
toren zu verhindern. Da Spannungsaufstauungen am Leitungs- 
ende durch UÜberspannungsableiter am Stationseingang un- 
schädlich gemacht werden, verbleibt für den planenden Inge- 
nieur nur noch die richtige Wahl der Ansprechspannung des 
Ableiters und eine passende Abstufung: erstens der Begren- 
zungsspannung des Ableiters, zweitens der Überschlagspan- 
nung der Parallelfunkenstrece der 
Stationsisolatoren und drittens der 
Durchschlagspannung der inneren 
Isolation der Transformatoren, 
Wandler und Schalter. Hierauf wird 


Bild 15. Spannungserhöhung am Ende einer 
leerlaufenden Leitung. — — — verlustlose 
Ltg. mit Stromwärme- und 
Koronaverlusten, 


s Wanger: 
Krämer: 


Elektrotechn. u. Masch.-Bau 68 (1950) H. 1. 
VDE-Facbericte ı%%0. 


460 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 19: 


1250 km 1500 


1000 


0 250 500 750 


— Í 


Bild 16. Kurzschlußströme auf der langen Leitung. 


Herr Dr. von Mangoldt in seinem anschließenden Vor- 
trag näher eingehen. Ich möchte nur noch auf das Verschmut- 
zungsproblem und die dadurch bedingte Formgebung der 
Isolatoren hinweisen, dem nach der RWE-Statistik eine ganz 
besondere Bedeutung zukommt. 

Für die Bemessung der Leistungsschalter ist außer der 
Kenntnis der Spannungsbeanspruchung noch die der zu be- 
wältigenden Kurzschlußströme unerläßlich. Da nicht anzuneh- 
men war, daß man mit Rücksicht auf die Schalter auf die Vor- 
teile des geschlossenen Netzbetriebes verzichten würde, ha- 
ben sich die Schalterkonstrukteure auf ganz erhebliche Ab- 
schaltleistungen einrichten müssen, 

Nach Leonhard? errechnet sich der am Ende einer 
l km langen Leitung auftretende Kurzschlußstrom Iķ, wenn 
am Leitungsanfang ein Strom Iķ, auftreten würde und ô = 
z/3000 (f = 50 Hz) das Winkelmaß der Leitung ist, zu 


I 


nat 


ee [an 
Ti 
I, 


sin Ö .cos6 -/ 


Gemäß Bild 16 ist bei 400 km Leitungslänge am Leitungsende 
ein Kurzschlußstrom zu erwarten, der ziemlich unabhängig 
von der Einspeiseleistung etwa das doppelte der natürlichen 
Stromstärke laar beträgt, d. s. bei der 400 kV-Bündelleiter- 
Leitung etwa 1750 A oder 1200 MVA. Wenn also im Netz 
nach Bild 3 in einem Knotenpunkt sechs Leitungen zusammen- 
treffen, so wird ihm. eine Kurzschlußleistung von etwa 
7000 MVA zugeführt, wozu noch die KurzschluBleistung des 
Knotenpunktes selbst kommt. Es leuchtet ein, daß man auch 
bei einem deutschen 400 kV-Netz mit einer größten Kurz- 
schlußleistung in ähnlicher Höhe, d. h. von etwa 7000 bis 
8000 MVA, rechnen muß. 

Von großem Inter- 
esse ist noch die Höhe 
der KurzschlußBlei- 
stung, die in ange- 
schlossenen Sekundär- 
netzen des 400 kV-Sy- 
stems zu erwarten ist. 
Wir betrachten als 
Beispiel eine 110 kV- 
Doppelleitung,dieüber 4292 
einen 600 MV A-Trans- 
formatorensatz 
13% Kurzschlußspan- 
nung an das 400 kV-System an einer Stelle angeschlossen sei, 
an der eine maximale Kurzschlußleistung von 8000 MVA zu 
erwarten ist; der Transformator würde bei unendlich großer 
Netzleistung auf seiner Unterspannungsseite 600/0,13 = 
4600 MVA auftreten lassen. In Wirklichkeit ist also an den 
110 kV-Sammelschienen eine Kurzsclußleistung von 
8000 * 4600/(8000 + 4600) = 3000 MVA zu erwarten und diese 
Leistung sinkt mit wachsender Entfernung von der Station, 
wie dies Bild 17 zeigt. Bei 15 km Entfernung von der Über- 


Kurzschlußleis 


6 
Lange der Doppelleitung 


.. Bild 17. Kurzschlußleistung auf einer von 
mit einem 400 kV-System gespeisten 110 kV- 


Doppelleitung. 


7T A. Leonhard: Arc. elektr. Übertr. 3 (1949) S. 332. 


ETZ 976 


Bild 18. Einphasen-Wandertransformator 100 MVA, 400/220 kV 


gabestation sinkt die von der Doppelleitung durchgelasser: 
Kurzschlußleistung bereits unter 1500 MVA. Wenn wir a: 
die Übergabeschalter für eine Abschaltleistung von 3000 My: 
bemessen, können bereits vorhandene Schalter des 110 s~ 
Netzes im allgemeinen beibehalten werden. 

Die im 400 kV-System auftretende Kurzschlußstrcz 
stärke ist überraschend hoch, bei starrer Nullpunkterdvr 
können bei Erdkurzschlüssen Ströme von etwa 12000 A er: 
stehen, die bei Isolatorüberschlägen sich über die Erdse:!: 
auf die Mast- bzw. Stationserde verteilen. Wie dabei Mens: 
und Tier gegen gefährliche Berührungs- oder Schrittspe> 
nungen geschützt werden sollen, bedarf ernster Überlegur: 


III. Stationsausrüstung und Freileitung 


Für Transformatoren verlangt man seit Jahren in Deuts“ 
land mit Recht die komplette Bahntransportfähigkeit vz: 
diese Forderung konnte bisher noch bei dreiphasigen 220 xY. 
Transformatoren mit einer Typenleistung von 150 MVA e 
füllt werden. Auf der andertn Seite stimmt man aus w:r- 
schaftlichen Gründen gern die Transformatorenleistung ev’ 
die natürliche Leistung der speisenden Freileitung ab. ¿ès 
wären im Falle der 400 kV-Bündelleiter-Leitung 600 MYA 
oder, da man auf der Unterspannungsseite allzu große Le- 
stungskonzentrationen gern vermeidet, 2 ° 300 MVA. Unte- 
teilt man den dreiphasigen Trafo entsprechend der amen 
kanischen Praxis in 3 Einphaseneinheiten je 100 MVA, so :s 
unter Berücksichtigung der größeren Isolationsabstände €: 
zu lösende Aufgabe ähnlich der, die bereits für 220 kV cr. 
löst wurde. In der Tat haben denn auch die deutschen Fim:: 
Lösungen des Trafo-Problems vorgelegt, von denen id Ihr: 
nunmehr ein Beispiel zeige (AEG und BBC, Bild 18). we” 
rend Ihnen Herr Dr. vonMangoldt anschließend ein ¢:-'- 
tes Beispiel vorführen wird. 

Das Bahnprofil engt den Transformatorenberedr: 
hauptsächlich in der Höhe ein. Ich will Ihnen daher nur k:7 
die Wege zeigen, die über neue Entwürfe des Eisengeste!:: 
zu größerer Wicklungshöhe und damit zu einem harmo: 
schen Gesamtentwurf führten (Bild 19). Die erzielbare W:4: 
lungshöhe ist gegenüber den alten Gestellformen beträdt!:® 


Erz 977 


Bild 19. Eisengestellformen bahntransportfähiger Grenzieistutgr 


transformatoren. 


1. September 1950 


ETZ 978 


Bild 20. Meßwandlersatz 400 kV, 
2 »: 500 A. 


gewachsen. Strom- und Spannungswandler konnten in der 
bewährten Bauweise weiterentwickelt werden und ergaben, 
wie in Bild 20 zu sehen, sehr gedrungene Konstruktionen. 


Neben den Transformatoren beanspruchen die Leistungs- 
schalter das größte Interesse. Auch hier konnten die bisher 
bewährten Ausführungen weiterentwickelt werden und es ent- 
standen Konstruktionen der Druckgas- (Bild 21) und der ölar- 
men Schalter, die bezüglich Schaltleistung, Eigenzeit und Ma- 
növrierfähigkeit bei Kurzschlußfortschaltung den Anforde- 
rungen entsprechen werden. Die kurze Eigenzeit derartiger 
Schalter, die noch unter 0,05 s liegen sollte, kann aber nur 
zur Verbesserung der Stabilität des Betriebes ausgenutzt 
werden, wenn auch der Selektivschutz mit äußerst kurzen 
Zeiten arbeitet. Hier sollten Zeiten von 0,02 s erreichbar sein, 
wenn man Leistungsrichtungs-Vergleichsschutz und zusätz- 
lich Impedanzschutz mit Elimination der Lichtbogenspannung 
wählt und einen gewissen Aufwand nicht scheut, also auch 
auf Sparschaltungen verzichtet. Die Kurzschlußfortschaltung 
erfordert ohnehin die Verbindung der Leitungsenden durch 
einen Hochfrequenzkanal oder durch ein Hilfskabel. 


Bild 21. 


400 kV-Druckgasschalter. 


Die Schaltanlage selbst bietet bezüglich ihrer Disposi- 
tion nichts grundsätzlich Neues. Der sich bei 400 kV erge- 
bende riesige Platzbedarf kann durch Verwendung soge- 
nannter Scherentrennschalter außerordentlih verringert 
werden. Es wird jedoch häufig unterschätzt, daß sich die Ab- 
 messungen von 400 kV-Umspannwerken einschließlich 220- 
und 110 kV-Teil (Bild 22) im Vergleich mit den uns gewohn- 
' ten Maßen außerordentlich erhöhen. Dies hat seinen Grund 
in erster Linie darin, daß die zugehörigen 110 kV-Schaltanla- 
gen beispielsweise mit 4...5 Sammelschienensystemen, die 
220 kV-Schaltanlagen mit deren drei ausgerüstet werden 
müssen. Bei Verwendung normaler Trennschalter ergeben 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 461 
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Bild 22. 400 kV-Schaltanlagen mit Scherentrennschaltern. 


sich so Längenausdehnungen vón etwa einem halben bis 
einem ganzen Kilometer. 

Es verbleibt mir nur noch, kurz auf einige Ausführungs- 
fragen der Freileitung mit Bündelleitern einzugehen. Bild 23 
zeigt zwei bezüglich der Gestehungskosten gleichwertige 
Mastbilder, die durch Umhängen der Seile und Entfernung 
einiger Traversenteile den Ubergang von einer 220 kV-Dop- 
pelleitung mit Zweierbündel auf eine 400 kV-Einfachleitung 
mit Viererbündel, also eine Erhöhung der natürlichen Lei- 
stung von 300 MW auf 600 MW gestatten. Seit 1941 besteht 
eine 3km lange Versuchsstrecke im Ennstal, deren eine Phase 
mit einem Viererbündel (4X21 mm Dmr., a = 400 mm) belegt 
ist. Hier sowie an anderen Stellen konnten Montagefragen 
und Fragen der mechanischen Bewährung mit Erfolg geklärt 
werden. Auch die Frage des Verhaltens solcher Bündelleiter 
im Winter wurde sowohl seitens der AEG als auch der SSW 
durch Versuche auf dem Kamm des Riesengebirges geklärt, 
wobei sich ergab, daß Uberraschungen, insbesondere ein Zu- 
sammenwachsen des Rauhreifbelages der Teilleiter nicht zu 
befürchten sind. 


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Bild 23. Mastbilder einer 400 kV-Einfacdleitung mit Viererbündel. 


Ausblick 


Ich hoffe, durch meine Ausführungen den Eindruck ver- 
mittelt zu haben, daß die deutsche Elektroindustrie den 
Aufgaben, die ihr eines Tages durch den Aufbau eines deut- 
schen 400 kV-Verbundnetzes gestellt werden, mit Vertrauen 
entgegenblicken kann. Die Entwicklungsarbeiten waren bis 
zum Kriegsende weit fortgeschritten und wenn dann auch 
zunächst ein Stillstand eingetreten war, ist unsere Elektro- 
industrie nach Überwindung der eingetretenen Schwierig- 
keiten wieder in der Lage, bei Verwirklichung des 400 kV- 
Netzes die benötigten Betriebsmittel den Erfordernissen der 
Betriebswirtschaft entsprechend zur Verfügung zu stellen. 


462 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 195 


» 


Gedanken zur Sternpunktbehandlung bei 380 kV-Drehstromübertragung* 


Von Walter v. Mangoldt, Erlangen 


Uber die Behandlung des Sternpunktes von Energie- 
übertragungen ist seit Jahrzehnten oft und ausgiebig in der 
internationalen Fachwelt diskutiert worden. Das ist kein 
Wunder, denn die Art, in welcher der Sternpunkt einer elek- 
trischen Kraftübertragung mit Erde verbunden wird, beein- 
flußt nicht nur alle Anlageteile hinsichtlich der bei Störun- 
gen gegen Erde auftretenden Spannungen und Ströme, son- 
dern auch die Betriebsführung, die sich auf die Fehlerbesei- 
tigung einstellen muß. Wenn z. Zt. diese Frage wieder auf- 
gegriffen wird, so ist dies aus zwei Gründen nur natürlich; 
erstens, weil die Einführung einer Spannung von 380 kV ge- 
genüber einer bisher in Deutschland angewandten höchsten 
Spannung von 220 kV einen technischen Sprung bedeutet, 
der eine nochmalige genaue Betrachtung aller Einflußfak- 
toren erfordert, zweitens aber auch, weil die Hochspan- 
nungstechnik inzwischen neue Erfahrungen und Erkenntnisse 
gewonnen hat, die bei einer so bedeutenden Neuprojektie- 
rung nutzbringend verwertet werden müssen. Es handelt 
sich bei diesen Erörterungen um Erkenntnisse, die zum Teil 
bereits in die Kriegszeiten zurückreichen und über die bis- 
her nach außen hin nicht berichtet worden ist. 

An den Beginn der Erörterungen sei eine Übersicht über 
die mögliche Behandlung des Sternpunktes (Bild 1) gestellt. 
In der oberen Reihe der Tabelle sind nacheinander angege- 
ben: der freie Sternpunkt, die Widerstandserdung über 
Wirkwiderstände, die induktive Erdung, bei der eine Ab- 
stimmung mit der Leitungskapazität vorausgesetzt ist und 
schließlich die feste Erdung. 

Die für einen überschlägigen Vergleich der verschiede- 
nen Arten maßgebenden Gesichtspunkte sind in der ersten 
Spalte aufgeführt. In den folgenden Spalten sind dann 3 
Zeichen eingesetzt, und zwar Plus, Minus und Null, die an- 
geben, ob die jeweils betrachtete Erdungsart hinsichtlich der 
Vergleichsgesichtspunkte beachtliche Vorteile, Nachteile oder 
nur unwesentliche Vor- oder Nachteile bietet. 

Der freie Sternpunkt schneidet mit einer überwiegen- 
den Anzahl von Minuszeichen ab, weil er wegen der Ge- 
fahr von undefinierbaren Spannungserhöhungen und Reso- 
nanzüberspannungen eine hohe Isolation der Anlagen und 
Transformatoren erfordert, das Schaltproblem erschwert 
und weil man einen Erdschluß praktisch nur durch Abscal- 
ten beseitigen kann. Der freie Sternpunkt ist deshalb heute 
nur noch in Mittelspannungsnetzen geringster Ausdehnung 
zu finden. Die Widerstandserdung erleichtert demgegen- 
über das Isolationsproblem etwas, ohne daß ausgesprochene 
Vor- und Nachteile auftreten. Für das Schaltproblem und 
die Auswirkung von Erdschlüssen sind keine maßgeblichen 
Vorteile zu erzielen. Die Widerstandserdung ist deshalb 
nur eine Zwischenlösung, die auf Mittelspannungsanlagen 
beschränkt geblieben ist. 


Isolation en 


Transformatoren 
Fehlerstromgröße(£rdungsfragen, 
Schaltproblem bei Störungen 


Auswirkung von Erdschlüssen 
(Schalthandiungen und Stabilität) 


Me 


Bild 1. Vergleich zur bisherigen Praxis der Sternpunktbehandlung. 


* Vortrag zur Jahresversammlung 1950 des VDE in Köln am 31. 5. 
1950. Aussprache zum Vortrag: S. 470 dieses Heftes. 


DK 621.311.1.027.838 : 621.316.% 


Für die induktive und feste Erdung waren hinsictlia 
des Isolationsniveaus der Freileitungen und Stationen :n 
der bisherigen Praxis kaum Unterschiede festzustellen. Fu: 
beide kann deshalb das Nullzeichen mit nur unwesentlicer 
Vor- und Nachteilen eingesetzt werden. Bezüglich de: 
Transformatoren bestehen ohne Zweifel Vorteile bei der 
festen Erdung durch eine mögliche Abstufung der Isolation 
zum Sternpunkt hin, so daß hier ein Plus gegenüber einem 
Minus bei den vollisolierten Transformatoren bei induktive: 
Erdung gesetzt wurde. Bei der Fehlerstromgröße und bei dar 
Auswirkung von Erdsclüssen sind klare Plus- für die iv 
duktive Erdung gegenüber Minus-Zeichen bei der festen Er- 
dung vorhanden, weil die Fehlerströme bei induktiver Erdun: 
geringer sind und die meisten Erdschlüsse ohne Schalthani- 
lungen selbsttätig beseitigt werden. Das Schaltproblem dürfte 
dagegen nach allen bisherigen Erfahrungen und Erkenntnis- 
sen bei fester Erdung leichter sein als bei der induktiven. 

Die beiden zuletzt betrachteten Arten der Stermpunk‘- 
behandlung, die allgemein bisher bis zu den höchsten Spaz- 
nungen angewendet wurden, weisen nach dem überscdläo:- 
gen Vergleich eine gleiche Anzahl von Plus- und Minus- 
zeichen auf. Für die deutsche und einen Teil der europä:- 
schen Praxis waren diejenigen Plus-Zeihen maßgebend, die 
hinsichtlich Fehlerstromgröße und Auswirkung von Erd 
schlüssen aufgeführt sind, und man entschied sich ganz a!l- 


a a rnan a e e 2, 55 0, 2:27,57 E on ne 


gemein zur induktiven Erdung. Es war eine Entscheidung. . 
die ohne jeden Zweifel zweckmäßig war und die durd die ' 


Erfahrung voll gerechtfertigt wurde [1]. 
und ein anderer Teil der europäischen Praxis gingen den 


Die amerikanisch: 


Weg der festen Erdung und gewannen Vorteile für das ' 


Transformatoren- und Schaltproblem, allerdings im wesen!- 
lichen nur für Höchstspannungsanlagen. 

Es ist nun die Frage zu stellen, ob unsere bisher:ce 
Entscheidung auch für 380 kV-Anlagen Gültigkeit behalteı 
kann oder ob sich durch neue Einflußfaktoren und Erkennt- 
nisse die Vor- und Nachteile so verschieben, daß eine Re- 
vision dieser Entscheidung für Übertragungen mit höchsten 
Spannungen zweckmäßig ist. 


Das Spannungsproblem 
Vorausgescict sei, daß die Anlagekosten einer Uber- 
tragung mehr als proportional mit der Spannung ansteigen 
und daß deshalb Einsparungen an der Isolation die Wirt- 
schaftlichkeit maßgebend beeinflussen können. 


Die Isolation einer Übertragungsanlage muß 3 verschie | 


denen Bedingungen gegenüber standhalten: 

a) der Dauerbeanspruchung im Normal- und Störungsbetr.e> 
bei Betriebsfrequenz 50 Hz, 

b) den inneren Überspannungen durch Schalthandlungen be: 
Frequenzen bis zu einigen tausend Hz, 

c) den Gewitterüberspannungen mit stoßartigem Verlauf. 

Die Stoßspannungsfestigkeit aller Anlageteile stand > 
den letzten Jahrzehnten im Vordergrund des Interesses; di: 
entscheidenden Fragen haben sich im wesentlichen abgekiär. 
Es zeigt sich aber heute mehr und mehr, daß auch den beide: 
anderen Bedingungen der Dauerspannungsfestigkeit bei Be 
triebsfrequenz und den inneren Überspannungen erhöb!: 
Aufmerksamkeit geschenkt werden muß, weil einerseits d.e 
Isolationsminderung durch Verschmutzung in Verbindurs 
mit Feuchtigkeit zu einer zunehmenden Störungsquelle be. 
Höchstspannungsanlagen geworden ist und anderseits er 
wirksamer Überspannungsscutz in den Stationen nur a: 
Grund einer genauen Kenntnis und Beachtung des innerer 
Überspannungspegels eingesetzt werden kann. 

Wir wollen nacheinander einige Einzelheiten betradt=: 
bezüglih der drei vorhandenen Bedingungen, die die Is>- 
lation einer Anlage beeinflussen: 

Bild 2 zeigt zunächst die möglichen Spannungserhöhun- 
gen bei Betriebsfrequenz 50 Hz für 380 kV-Ubertragunge? 
verschiedener Länge bei induktiver und fester Erdung. In 
ersteren Falle wissen wir, daß bei Erdschluß der Sternpun«' 


1. September 1950 


Bild 2. Spannungserhöhung bei Betriebsfrequenz im Fehlerfall. 


etwa Phasenpotential annimmt und sich damit die Span- 
aungen der gesunden Phasen gegen Erde auf das 1,73fache 
erhöhen. Bei langen Leitungen wird diese Spannungs- 
erhöhung noch etwas größer, weil durch Hochschnellen der 
Spannung auf den beiden gesunden Phasen dort vergrößerte 
Ladeströme fließen, die zu einem Ferranti-Effekt führen. Die- 
ser betriebsfrequente Spannungswert wird noch höher, wenn 
die Übertragung in Folge einer Lastabschaltung bei Erd- 
scluß entlastet wird oder sogar in den Leerlauf geht. 

Bei fester Erdung des Sternpunktes könnte man dem- 
gegenüber der Meinung sein, daß ein Erdschluß, der hier 
zum einpoligen Kurzschluß wird, überhaupt zu keiner Span- 
aungserhöhung führt. Das ist jedoch nicht der Fall. Die 
Erdkurzschlußströme erzeugen nämlich je nach der örtlichen 
Lage des Erdschlusses in dem entstehenden Kurzschlußkreis 
Spannungen, die zu einer merkbaren Verschiebung des 
Sternpunktes an der Erdschlußstelle führen können. Dadurch 
treten auch bei fester Erdung für die gesunden Leiter Span- 
nungserhöhungen auf. Diese Verhältnisse sind einer Rech- 
nung ziemlich genau zugänglich; sie ergibt, daß bei Bündel- 
leiter-Ubertragungen selbst bei den ungünstigsten Erd- 
schlußlagen die gesunden Leiter keine höhere Spannung als 
das etwa 1,35fache der Spannung gegen Erde annehmen. Die 
bei langen Leitungen bei Erdschluß hinzukommende Span- 
nungserhöhung durch Vergrößerung der Ladeströme auf den 
gesunden Leitern bleibt geringer, weil deren Spannungs- 
anstieg im betrachteten Falle wesentlich kleiner ist. Zu den 
bisher behandelten Werten tritt auch hier für den Fall, daß 
die Übertragung bei Erdschluß in den Leerlauf geht, eine 
weitere Spannungserhöhung hinzu. 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die 
möglichen betriebsfrequenten Spannungserhöhungen, z. B. 
für Leitungen mit 400 km Teilstreckenlänge, wie sie in der 
Praxis vorkommen werden, bei induktiver Erdung etwa das 
2lfache, bei fester Erdung dagegen nur das 1,5fache gegen 
Erde betragen. Es besteht also ein Unterschied von etwa 
30%, der bei der Isolationsbemessung zugunsten der festen 
Erdung ausgenutzt werden kann. 

Uber die Höhe der inneren Überspannungen liegt eine 
große Reihe von Betriebserfahrungen in gelöschten und ge- 
erdeten Netzen vor, außerdem eine Anzahl von Messungen 
beim Schalten von Leitungen und Transformatoren. Auch 
zahlreiche eingehende Modelluntersuchungen sind durchge- 
führt worden. Ein kleiner Auszug aus diesem statistischen 
Material ist in Tafel 1 aufgeführt [2, 3]. Hier mag die Fest- 
stellung genügen, daß in induktiv geerdeten Netzen keine 
höheren inneren Überspannungen gegen Erde als vom drei- 
bis vierfadhen Wert der Sternspannung und in geerdeten 
Netzen keine über dem zwei- bis dreifachen Wert auftreten. 
Es sind zwar in früheren Jahren, vor allem bei der Abschal- 
tung leerlaufender Transformatoren, höhere Werte gemessen 
worden; es ist aber mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, 
daß die Schaltertechnik auch diesen Fall in Zukunft besser 
beherrschen wird, so daß man für Neuprojektierungen schon 
mit den angeführten Werten der inneren Überspannungen als 
Höchstwerten rechnen darf. Auch hier besteht also ein Un- 
tershied in den Spannungsbeanspruchungen zugunsten der 
festen Erdung. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


463 


Tafel 1: Spannungsproblem bei Hochspannungsübertragungen. Innere Uber- 


spannungen bei Schaltvorgängen und Fehlern. 


| Überspannun- 
gen gegen 
| Erde bezogen 
| Ursprung der inneren auf Stern- Quelle 
| Überspannungen os ung 
| induk- 
! tive feste 
| Erdung Erdung 


Abschaltung einer leerlau-; 


Hunt, Boehne 


fenden 230 kV-Leitung 2,7 20 | und Peterson 
(210 km) (195) 
‚Abschalten einer leerlaufen- 
den 220 kV-Leitung ; 
Netz- (180 km) 165 12 le SSW 
dh (Expansionsschalter mit 
VErSUCIG Vorwiderstand) 
| Abschalten eines leerlau- 
fenden 100 MVA-Transfor- Studiengesell- 
mators (220 kV) 5,2 — | schaft (1944) 
(ölarmer Schalter ohne 
Vorwiderstand) 
Erdschluß bzw. Erdkurz- 
schluß 2,3...2,6 1,8...2,0 
Abschalten einer leerlau- 
fenden fehlerfreien 1,8...1,9 2,3...2,7 
Modell- Leitung Evans, Monteith 
und Witzke 
untersuchungen |Abschalten einer Leitung (1939) 
mit Erd- bzw. Erdkurz- '3,0...3,7 2,2...2,9 


' schluß | 
Abschalten einer Leitung | 
| mit Doppelerdschluß e 3,9 2,120 


Richtwerte für die Isolationsbemessung 3...4 2...3 | 


Bezüglih der Gewitterüberspannungen (Bild 3) ist 
schließlich bei Höchstspannungsübertragungen folgendes zu 
sagen: Die zahlreichen Erfahrungen mit Leitungen, die mit 
einer verschiedenen Anzahl von Erdseilen ausgeführt sind, 
und die ebenso zahlreihen Untersuchungen über die gün- 
stigste Lage der Erdseile ergeben, daß bei richtiger Anord- 
nung von z. B. 2 Erdseilen direkte Blitzeinschläge in die 
Leiterseile auf seltene Ausnahmefälle beschränkt werden 
können [4, 5]. Es bleibt also nur die Gefahr rückwärtiger 
Mastüberschläge, die bekanntlich von der Größe der Uber- 
schlagstoßspannung der Freileitungsketten und der Größe 
der Erdungswiderstände abhängt. Eine 380 kV-Kette wird, 
wie später gezeigt wird, eine Überschlagstoßspannung von 
rd. 1500 kV haben, so daß bei einem Erdungswiderstand von 
beispielsweise 10 Q ein zum rückwärtigen Mastüberschlag 
notwendiger Blitzstrom von rd. 150 kA erforderlich ist. Die 
Verteilung der Blitzstromstärken ergibt aber, daß derartig 
hohe Werte nur sehr selten vorkommen. Selbst wenn der Er- 
dungswiderstand teilweise höhere Werte als 10 Q annehmen 
sollte, wird bei 380 kV-UÜbertragungen auch der rückwärtige 
Mastüberschlag eine Seltenheit bleiben. Diese z. T. theore- 
tischen Überlegungen decken sich auch mit der Erfahrung. 
Nach Feststellungen in großen Netzen, z. B. in Deutschland 
und Schweden, ist die Häufigkeit von Gewitterüberschlägen 
mit zunnehmender Übertragungsspannung stark gesun- 
ken [6]. Bemerkenswert ist dabei die schwedische Feststel- 
lung, daß von den insgesamt beobachteten Fehlern rd. 50°%/o 
Einfacherdschlüsse und rd. 50% Mehrfacerdschlüsse waren [7]. 

Bevor nun mit einer Auswertung der bisher behandelten 
Spannungsbedingungen in bezug auf die Isolationsbemessung 


einer 380 kV-Ubertragung begonnen wird, sollen noch zwei 


23" 


0 50 100 150 200 KA 0 110 220 kV 
a b 


Bild 3. Atmosphärische Uberspannungen mit stoßartigem Verlauf. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 19% 


ELI Uü 
Uph Absinkkurye 
| 110kV-Frelleitung 


0 110 220 kV 0 0 2 4 6 8 
—> Netzspannung frocken befaut -= Zahl der Verschmutzungen 
Bild 4. Isolationsminderung durch Schmutz und Tau. 


Fragen allgemeinerer Bedeutung zum Verständnis der spä- 
teren Erörterungen vorweg besprochen werden, und zwar 
gewisse Isolationszusammenhänge erstens bei Betriebsfre- 
quenz und zweitens bei Stoßbeanspruchung. 

Wenn man für unsere Hochspannungsübertragungen ein- 
mal die Regenüberschlagspannung der Freileitungsisolation 
im Verhältnis zur höchsten Betriebsspannung gegen Erde 
aufträgt, so erhält man im Mittel etwa Werte (Bild 4, links), 
die zu den höheren Betriebsspannungen hin etwas abneh- 
men und bei 220 kV etwa 4 betragen und die allgemein für 
Normalbetrieb bei induktiver und fester Erdung gelten. 
Weiter sind Verhältniswerte der Regenübersclagspannung 
zur höchsten betriebsfrequenten Spannung bei Erdschluß auf- 
getragen, die nun für induktive und feste Erdung nach den 
vorausgegangenen Erörterungen voneinander abweichen, 
weil die höchste Spannung gegen Erde hier verschieden ist. 
Die kleinsten Verhältniswerte ergeben sich dabei für induk- 
tive Erdung. Schließlich ist in der Darstellung noch eine 
Kurve eingezeichnet, die die absoluten Werte der Uber- 
schläge infolge Isolationsminderung, durch Verschmutzung 
und Feuchtigkeit, bezogen auf 100 km und Jahr nad sta- 
tistischen Feststellungen in großen deutschen Netzen angibt. 
Diese Störungsquelle hat leider bei höheren Spannungen an 
Bedeutung zugenommen und bedarf deshalb in Zukunft 
größter Aufmerksamkeit. 

Zwischen der Regenüberschlagspannung und der Über- 
schlagspannung bei Verschmutzung und Feuchtigkeit besteht 
ein gewisser Zusammenhang, der in der rechten Darstellung 
von Bild 4 gezeigt wird. Verschmutzt ein Isolator mehr 
und mehr, so sinkt seine Überschlagspannung schnell von 
den hohen Werten der Trocken- und Regenüberschlagspan- 
nung im sauberen Zustand auf kleinste Werte herab. Man 
kann nun diesen Zusammenhang durch besondere äußere 
Formgebung der Isolatoren etwas lockern, wie es Bild 4 rechts 
ebenfalls zeigt. Mit Rücksicht auf wirtschaftliche Gesichts- 
punkte ist hier aber die mögliche Bewegungsfreiheit doch 
stark eingegrenzt. Es galt bisher auf Grund von praktischen 
Erfahrungen der Richtwert, daß Isolatoren, deren Uber- 
schlagspannung bei Verschmutzung und Feuchtigkeit nicht 
unter das 1,3fache der höchsten Betriebs-Nennspannung ab- 
sinkt, im allgemeinen dann auch bei den im Betrieb auftre- 
tenden inneren Überspannungen nicht überschlagen [8]. 

Zwei Dinge sollen aus Bild 4 festgehalten werden: er- 
stens muß hinsichtlich der äußeren Formgebung der Isola- 
toren alles geschehen, um günstige Absinkkurven zu errei- 
chen, zweitens muß aber zur Vermeidung der Doppel-Erd- 
schlußgefahr bei induktiver Erdung, bei der ja die Verhält- 
niswerte von Regenüberschlagspannung zur höchsten Span- 
nung bei Erdschluß besonders tief liegen, für die Freileitungs- 
isolation etwas mehr getan werden als bei fester Erdung. 

Bei Betralhtung der Stoßbeanspruchung von Anlagen 
liegt nah den heutigen Erkenntnissen folgender Zu- 
sammenhang vor: Grundsätzlich soll der Überspannungsab- 
leiter die Freileitungs- und Stationsisolation koordinieren. 
Eine maßgebende Bestimmungsgröße ist seine Löschspan- 
nung bei 50 Hz, die der größten betriebsfrequenten Span- 


= nungserhöhung entsprechen muß (Bild 5). 


Die Löschspar- 
nung bestimmt dann technisch die Begrenzungsspannung des 
Ableiters, diese wiederum mit einem gewissen Sicherheits- | 
abstand die Uberschlagstoßspannung der Parallelfunken 
strecke und diese wiederum die Durchschlagstoßspannung der . 
Innenisolation der Geräte. Da nun die Löschspannung bei 
fester Erdung des Sternpunktes tiefer gelegt werden kan 
als bei induktiver Erdung, wird das StoBisolationsniveau 
der Stationen von der Frage der Sternpunktbehandlung be 
einflußt und muß bei induktiver Erdung höher als bei fester 
Erdung liegen. Es mag 
> ndukt Erdo eingewandt werden, da 
>teteerg diese Feststellung nidt 
im Einklang mit der Prè- 
xis induktiv und fest ge- 

erdeter Anlagen stehe, die 

bisher ein etwa gleices 
Isolationsniveau aufwie. 

sen. Darauf ist zu ant 

Bild 5. Isolationsabgleich für Stoßspan- Worten, daß die frühere 
nungen bei imduktiver und fester Erdung. Isolatiohsbemessung not 
nicht von einer klaren Koordination ausging und deshalb ?. | 
T. bei uns dem UÜberspannungsschutz eine Zwangsjace an- | 
gelegt wurde, aus der er befreit werden muß. | 
Nach diesen grundsätzlichen Vorbetrachtungen soll nur; 
mehr der Isolationsabgleich .einer 380 kV-Ubertragung be: 
fester Erdung mit Teillängen, wie sie in der Praxis zu erwar- Ä 
ten sind, an Hand des Bildes 6 erläutert werden. Zunächst ist 
das Betriebsspannungsband gegen Erde mit 208 ... 231 kV ef- 
fektiv eingezeichnet, entsprechend einer verketteten Spar 
nung von 360... 400 kV. Darauf baut sich eine mögliche de 
triebsfrequente Spannungserhöhung auf, die nach den frühe, 
ren Erörterungen für Leitungen, die etwa alle 300 km dur 
Stationen unterteilt sind, rd. 400 kV effektiv betragen kans. | 
Geht man von diesem höchsten Wert der Netzspannung aus. 
so müssen alle Isolatoren nach den Betrachtungen über de 
Isolationsminderung bei Verschmutzung und Feudtigeit 
einer Stehspannung von 1,3 - 400 == 520 kV effektiv bei Ver- 
schmutzung standhalten. An Hand von Absinkkurven, wie 
sie im Bild 4 gezeigt wurden, gelangt man dann für günstig 
Isolatorformen auf eine Regenprüfspannung von etwa 750 x\ 
effektiv, für die die Freileitungs- und Stationsisolatoren aui 
geführt werden müssen. Da dieser Wert der Regenprüfspät 
nung eine bestimmte Isolatorhöhe vorschreibt, ergibt sX 
dann zwangsläufig für das Freileitungs- und Stationsporz® 
lan eine Uberschlagstoßspannung bei positiver Welle 1'504 
von rd. 1700 kV Scheitelwert, die an den Freileitungskett 
durch die Lichtbogenarmaturen auf rd. 1500 kV herabgese® 
wird. 
Nun setzen die Überlegungen für die Bemessung 4 
UÜberspannungsableiter ein, deren Verhalten als ausschi 
gebend für die weitere Isolations-Koordination zugruf 
zu legen ist. Da der höchste betriebsfrequente Spannungs 
400 kV beträgt, muß die Löschspannung des Ableiters 
diesen Wert festgelegt werden. Die Ansprechspannung @ 
Abeiters muß mit genügender Sicherheit oberhalb des E 
gels der inneren Überspannungen liegen. Da für diese) 


= Freileiting Ableiter freiluft- Parallel- 
ER Isokıtor F-Säreche 
j Be AR 
BE bererch bereich 
000 Y m Begrenz- 
; Sy 
| £ Ansprech- 
1000 s 0 Sg 


3 innere Ubersog < 580 Y z 


N Sogs-£rhatung < #00 A 


500 
Be’rriebs -Spg 208 231 


NNNINN 


© 

SNN 
An È 
INININNNNNINNNN 


ANANN OR 


= i Steh -Stoßsponnung 
E7 
Bild 6. E E für eine 380 kV-Ubertragung mit fester © 


j sonz Pruf-bzw.. 
Stehspannung 


x Si 


1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


465 


fester Erdung mit Werten vom 2- bis 3fachen der Stern- 
spannung, also mit etwa 580 kV effektiv gerechnet werden 
muß, wird die Ansprechspannung der Ableiter auf etwa 1100 
kV Scheitelwert gelegt. Die Begrenzungsspannung kann bei 
den heute möglichen Ausführungen der Ableiterscheiben 
dann mit Sicherheit auf 1400 kV Scheitelwert gehalten wer- 
den. Auf diesen Wert werden die in die Stationen einlau- 
fenden Gewitterwanderwellen abgesenkt. 

Die Parallelfunkenstrece als nächste Sicherheit soll vom 
Ableiter gerade noch geschützt werden, um nicht unnötig an- 


zusprechen. Mit einer Schlagweite von 2,7 m wird diese Be- 


dingung erfüllt, da dann die Stehstoßspannung der Parallel- 
funkenstreke noch über der Begrenzungsspanunng des Ab- 
leiters liegt. Die äußere Isolation der Geräte und Isolatoren 
gegen Stoßbeanspruchung, die sich bereits indirekt aus der 
notwendigen Isolatorhöhe zur Vermeidung von Verschmut- 
zungsüberschlägen ergab, liegt mit Sicherheit über dem 
Schutzwert der Parallelfunkenstrecke, so daß eine klare Iso- 
lationskoordinierung erreicht ist. Der Vollständigkeit hal- 
ber sei noch bemerkt, daß die innere Isolation der Transfor- 
matoren so ausgeführt wird, daß auch bei überschießenden 
Stoßbeanspruchungen auf alle Fälle die Parallelfunkenstrecke 
überschlägt, ehe die innere Isolation durchschlägt. Diese For- 
derungen werden erfüllt, wenn für den betriebsfertigen 
Transformator eine Prüfspannung von 640 kV effektiv fest- 
gelegt wird. 

Wichtig ist abschließend noch der Hinweis, daß ein voil- 
kommener Erdseilschutz bis unmittelbar an oder besser noch 
bis über die Stationen erfolgen soll, um auf alle Fälle die 
Möglichkeit naher Blitzeinschläge zu vermeiden, die wegen 
ihrer steilen Wellenfront sonst die Isolationskoordinierung 
zwischen äußerer und innerer Isolation der Transformatoren 
und Wandler stören könnten. 

Eine gleiche, in sich ebenfalls sauber gestufte Isolations- 
anordnung kann auch für induktiv geerdete Übertragungen 
auf Grund der dort vorliegenden Spannungsbedingungen auf- 
gestellt werden. Tafel 2 zeigt die Ergebnisse einer solchen 
Untersuchung in einer Gegenüberstellung von fester und in- 
duktiver Erdung. Bei Freileitung und Station stehen sich 
Regenprüfspannungen von 900 bzw. 750 kV effektiv und 
Schlagweiten von 4,5...3,5 m gegenüber. Die Prüfspannun- 
gen der Transformatoren betragen 800 bzw. 640 kV effektiv. 


Tafel 2: 380 kV-Ubertragung mit Stationsabstand 300 km; 
techn.-wirtschaftlihe Auswirkung der Isolationsbemessung. 


Anlagenteil :Anlagenteil 


(4 


—. 


i 
iIRegenprüfspg. 


900 kVeit 750 kVett 
Freileitung EA ie ohne | 4500 mm 3500 mm Leitung 54 
Ableiter |INennspg. | 440 kVeit 350 k Veti as 24 
B | Begrenzungsspg- |1600 k Vmax1300 k Vmax era 20 
|Regenprüfspg. | 900 kVeft 750 kVett | 
Station Bes 4500 mm 3500 mm Löschung 2 
‚Par.-Funkenstreke ‚3300 mm 2600 mm | 
Trafo-Prüfspg. en | a 60 kVett gesamt | 100 
Spannungen und wen E Kosin (%/e) 


Um den wirtschaftlichen Gewinn abzuschätzen, der hier- 


aus für die feste Erdung zu erwarten ist, wurden für mitt- 


lere Verhältnisse eines 380 kV-Netzes die prozentualen An- 
teile der verschiedenen Anlageteile an den Gesamtkosten zu- 


. sammengestellt, wobei die Kosten für induktive Erdung 
_ gleich 100% gesetzt wurden. Die Freileitungskosten liegen 


: dann bei 54 .... 51%/e, die Transformatorenkosten bei 24... 
usw. Ein Unterschied bei den Stationskosten, der theore- 


19970 


tish auch vorhanden wäre, wurde dabei nicht angerechnet, 
weil es wohl zweckmäßig sein kann, hier bei der festen Er- 
dung etwas mehr Sicherheitsmaßnahmen anzuwenden als bei 
induktiver Erdung. 


Die günstigeren Spannungsbedingungen bei fester Er- 
dung ermöglichen also eine Isolationsherabsetzung, die in 
diesem Beispiel 10% Einsparung an den Gesamtkosten 
bringt. Diese Einsparungen werden umso größer, je. stärker 
die Verdichtung eines 380 kV-Netzes mit Anschlußstationen 
wird, da vor allem die Transformatoren einen wesentlichen 
Anteil an der Kostenminderung haben. Im Hinblick auf das 
Spannungsproblem gewinnt also die feste Erdung gegenüber 
der induktiven Erdung etwas an Vorteil. 


Das Stromproblem 

Weitere Grundlagen zur Entscheidung der Sternpunkt- 
behandlung ergibt das Stromproblem, das in ein Kurzschluß- 
und in ein Reststromproblem aufzuteilen ist. Um zunächst 
über das Kurzschlußproblem einen Überblick zu gewinnen, 
wurde ein 380 kV-Leitungsring, der an verschiedenen Stel- 
len mit Kraftwerken bestimmter Leistungsfähigkeit verbun- 
den ist, eingehend am Netzmodell untersucht. Die Ergeb- 
nisse sind in Bild 7 unter dem Leitungsbild abhängig von der 
jeweiligen Störungsstelle eingetragen. Der dreipolige Kurz- 
schlußstrom ist unabhängig von der Erdungsfrage und be- 
wegt sich bei dem gewählten Beispiel in der Größenordnung 
von 8..10 kA, was zugleich als Maßstab für die späteren 
Erörterungen dienen kann. Es ergeben sich daraus dreipolige 
symmetrische Abschaltleistungen für die 380 kV-Leistungs- 
schalter von etwa 8000 ... 10000 MVA, wie sie in der Praxis 
später auftreten werden. 


— — — 1pol. Erdkurz- 
schluß, festgeerdet; Doppelerdschluß 50 km, ind. geerdet. 
Bild 7. StoßBkurzschluß-Wechselströme eines 380 kV-Ringes. 


3pol. Kurzschluß, fest- u. ind. geerdet; 


Darüber hinaus können Fehler zwischen 2 Phasen, 
also zweipolige Kurzschlüsse und bei induktiver Erdung 
Doppelerdschlüsse auftreten. Der zweipolige Kurzschluß- 
strom — im Bild 7 nicht eingetragen — liegt, wie es theo- 
retisch zu erwarten war, etwa 14% unter dem dreipoligen 
Kurzschlußstrom. Aber auch der Kurzschlußstrom bei 
Doppelerdschluß, der für eine Entfernung von 50 km zwi- 
schen den beiden Erdschlußstellen bestimmt wurde, liegt 
in derselben Größenordnung. Bei fester Erdung tritt ein 
19 Erdkurzschlußstrom auf, der ebenfalls eingetragen ist 
und kaum größer wird als die bisher betrachteten Ströme. 

Es können also sowohl bei der induktiven als auch 
bei der festen Erdung erhebliche Ströme etwa der glei- 
- chen Größenordnung über Erde auftreten. Die oft all- 
gemein vorgebrachten Bedenken gegen die sehr hohen 
Erdkurzschlußströme bei fester Erdung mit dem Hin- 
weis, daB hiergegen ganz besondere Schutzmaßnahmen 
erforderlich sind, dürften deshalb etwas einseitig gese- 
hen sein. In beiden Fällen sollten tatsächlich die glei- 
chen Schutzmaßnahmen vorgesehen werden, die bei 
380 kV-Anlagen mehr als bisher an Bedeutung gewinnen, 
einfach deshalb, weil in Folge der hohen Spannung 
die Ströme, die möglicherweise über Erde fließen können, 
erheblich größer werden als es bisher bei Spannungen bis 
zu 220 kV der Fall war [9]. 

Und nun das Reststromproblem zunächst bei induktiver 
Erdung. Bei Erdschlußlöschung bleibt bekanntlich selbst bei 
genauer Abstimmung ein Reststrom an der Erdschlußstelle 
bestehen, der sich aus Wirkströmen in Folge von Ableitungs- 
und Spulenverlusten und aus Oberwellenströmen zusammen- 
setzt (Bild 8, links). Seine Größe ist im allgemeinen so, daß 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 195% 


Ice N normal 
A/OOkm kW/km und System 


18 20 22 kv/cm 
— eff, Randfeldstärke 


a Co+15C ‚I 2 in a A 
Ce’3lg coso 


Bild 8. Koronaverluste bei verschiedenen Seilanordnungen und Korona- 
ströme bei Erdschluß; induktive Erdung. 


trotzdem der Erdsclußlichtbogen einwandfrei gelöscht 
wird, weil die wiederkehrende Spannung an der Erdschluß- 
stelle außerordentlich langsam ansteigt. Sobald aber die Lei- 
tung Koronastrahlung aufweist, fließen Anteile der von den 
gesunden Phasen abgestrahlten Wirk- und Oberwellen- 
ströme ebenfalls über die Kurzschlußstelle auf die kranke 
Phase zurück und erhöhen damit den Reststrom. 

Liegt nun eine dreiphasige Koronaverlustkurve abhän- 
gig von der Randfeldstärke vor (Bild 8, rechts), die für Seile 
großer Durchmesser etwas steiler ansteigt als für Seile klei- 
nerer Durchmesser, so kann zunächst die Randfeldstärke bei 
Normalbetrieb eingezeichnet und damit der dreiphasige Ko- 
ronaverlust bestimmt werden. Für die Koronaströme bei 
Erdschluß, die für die Reststromerhöhung verantwortlich 
sind, muß beachtet werden, daß tatsächlich nur 2 Seile strah- 
len. Eine einfache Rechnung, deren Ergebnis links ange- 
schrieben ist, zeigt, daß die Koronaverluste in diesem Fall 
ebenfalls aus der dreiphasigen Kurve bestimmt werden kön- 
nen, wenn eine äquivalente Randfeldstärke vom Wert 


K V3 eingesetzt wird. Der Faktor K Y3 ist vom Verhältnis 
der gegenseitigen Teilkapazitäten zur Erdkapazität abhän- 
gig und beträgt bei Einseilleitungen rd. 1,6, bei Bündellei- 
tungen rd. 1,5. Im Erdschluß hat also die Bündelleitung 4X 
21/400 wesentlich geringere Koronaströme als z. B. das Ein- 
fachseil von 50 mm Dmr. Dies war für SSW in den Jahren 
1940/41 ein Grund mehr dafür, den auch sonst vorteilhaften 
Bündelleiter für Höchstspannungsübertragungen reifzuma- 
chen [10]. 

Nach diesen Vorbereitungen kann nun zum Reststrom- 
problem bei induktiver Erdung Stellung genommen werden. 
Nach Feststellungen in großen Netzen [11] darf der Rest- 
strom bestimmte Werte nicht überschreiten, wenn der Erd- 
schlußlichtbogen noch einwandfrei erlöschen soll (Bild 9). 
Daß dabei verhältnismäßig große Werte — z. B. rd. 150 A 
bei 220 kV — noh zulässig sind, hängt mit der bereits frü- 
her erwähnten Tatsache zusammen, daß in dem durch Lei- 


tungskapazitäten und Löschspuleninduktivität gebildeten 


Schwingungskreis mit nur geringen Wirkwiderständen die 


Reststrom 


Betriebsspg. | Seildurchm, | Leit.-Länge | Reststrom 
kV a: mm E kın A m 
t 
220. 2 O O E p 
330 0 aooo == 750 199 
© 380 | 55 | 02.0 | 198 
380 | 4.2100 | 2.100 | 202 


Bild 9. Restströme bei Erdschlußlöschung; induktive Erdung. 


lew Imy 
p 
220 kV 380 jke 
Betriebsspannung 


wiederkehrende Spannung an der Erdschlußstelle sehr lang- 
sam ansteigt. Das zeigt z. B. das linke Oszillogramm in 
Bild 9 aus einer Netzmodelluntersuchung, allerdings schon 
für überhöhte Wirkwiderstände. Sobald aber Koronaströme 
fließen, d. h. praktisch ein Wirkwiderstand parallel zu den 
Leitungskapazitäten liegt, wird die Zeitkonstante des 
Schwingungskreises wesentlich kürzer und die wiederkeh- 
rende Spannung steigt sehr viel schneller an, wie es das 
rehte Oszillogramm veranschaulicht. Das ist der Grund 
dafür, daß die empirisch festgestellte Kurve über die zuläs- 
sige Größe von Restströmen bei hohen Spannungen, bei de- 
nen der Koronaeinfluß bereits wirksam wird, einen mehr ge- 
krümmten Verlauf zeigt, so daß bei Extrapolation auf 380 kV 
allerhöchstens ein Reststrom von 200 A als zulässig erwartet 
werden darf. 


In der Tabelle des Bildes 9 sind nun für verschiedene 
Leitungen Reststromwerte errechnet, die sich nach den ge- 
messenen Koronaverlusten ergeben würden, wenn % der 
normalen Streckenlänge beregnet und % der Streckenlänge 
in Schönwettergebieten liegen. Zunächst zeigt die erste Zeile 
für das bestehende 220 kV-Netz, daß bei diesen Annahmen. 
die keinesfalls übertrieben sind, der Grenzreststrom von 
150 A für 220 kV bereits erreicht wird. Die Erfahrung lehrt. 
daß dies auch tatsächlich der Fall ist. Die nächsten Zeilen zei- 
gen ungefähr für mittlereVerlustwerte, daß eine 380 kV-Uber- 


tragung mit 42 mm-Hohlseil etwa noch bei 750 km Einfach- 
strecke die zu erwartenden Reststrombedingungen erfüllen 
würde und daß selbst bei 55 mm Dmr. höchstens -eine Dop- 


pelstrecke von 750 km noch löschsiher wäre. Die Bündel- 
leitung 4 ° 21/400 bringt zwar einen Gewinn bis etwa 2 - 1000 
km, der aber keine prinzipielle Änderung bedeutet. Sobald 
das 380 kV-Netz größer würde, wäre man wieder am Ende. 
Mit Rücksicht auf den Zusammenschluß europäischer 380 kV- 
Netze muß aber mit größeren Streckenlängen gerechnet wer- 
den. Bei 380 kV-Ubertragungen kommt man also hinsichtlich 
der Erdschlußlöschung an eine Grenze, die zumindest die bis- 
her so elegante selbständige Löschung des Erdschlußlidt- 
bogens ohne jegliche Zusatzmaßnahmen nicht mehr gestattet 


Aber auch bei der festen Erdung besteht ein Reststrom- 
problem. Zunächst ist in diesem Zusammenhang festzustel- 
len, daß jeder Erdschluß, mit dem eine gelöschte UÜbertra- 
gung in den meisten Fällen bisher ohne Betriebsunterbre- 
chung fertig wurde, bei fester Erdung ein einpoliger Kurz- 
schluß ist mit Strömen in der Größenordnung von 8 ... 10.000 A. 
Hier hilft nur Abschalten. Sicher ist, daß eine dreipolige 
Abschaltung, die zur Entionisierung der Lichtbogenstrece 
etwa 0,3 s dauern müßte, nicht zum Ziele führt, weil die hod 
belastete Ubertragung bestimmt in dieser Zeit außer Tritt 
fallen würde. Günstiger ist die einpolige Abschaltung 
weil dann über die zwei gesunden Phasen noch syndhroni- 
sierende Kräfte übertragen werden. Die Amerikaner habet 
bekanntlich diese Technik weit entwickelt und ausgezeichnete 
Erfolge erzielt. Allerdings reichen diese Erfahrungen nw 
bis zu Spannungen von 287 kV. 

Bei 380 kV-Ubertragungen werden aber auch diese Ver- 
hältnisse schwieriger, weil die kapazitiven Ströme, die nad 
Abschalten der kranken Phase von den gesunden Phasen 
über die Teilkapazitäten auf die Lichtbogenstrecke fließen. 
mit hoher Spannung und mit größerer Streckenlänge bead'!- 
liche Werte erreichen. Es könnte vermutet werden, daß diese 
Kapazitätsströme den Lichtbogen auch nach Abschalten de! 
kranken Phase weiter nähren und zumindest die notwendige 
Entionisierungszeit wesentlich verlängern, wenn nicht soga: 
das selbständige Erlöschen verhindern. 

Um einen Überblick zu gewinnen, mit welchen Restst:= 
men und wiederkehrenden Spannungen bei 380 kV-Ubertre- 
gungen zu rechnen ist, wurden diese Werte für verschiedene 
Mastbilder und Seilanordnungen im Bild 10 abhängig von 
der Leitungslänge aufgetragen. Es zeigt sich, daß die wiede:- 
kehrende Spannung, die ausschließlich vom Verhältnis der 
gegenseitigen Teilkapazitäten zur Erdkapazität abhängt. we 
gen der Größe der Erdkapazität verhältnismäßig klein wirt 
Das ist der wesentliche Grund dafür, daß die bis zu 30 kV 


1. September 1950 


Upa = Phasenspannung 
U„ = wiederkehrende 


Spannung 
C Cs 


Reststrom 


Uph 


Bild 10. Restströme bei elin- 
poliger Unterbrechung; feste 
Erdung. 


wiederkehrender Spannung und 25 A Reststrom durchgeführ- 
ten Versuche ergaben, daß bei diesen Verhältnissen der Licht- 
bogen erlischt, ohne daß die spannungslose Pause nennens- 
wert vergrößert werden muß. Man darf deshalb annehmen, 
daß bei Streckenlängen bis zu etwa 300 ... 400 km, die zwi- 
schen den Stationen eines mitteleuropäischen 380 kV-Netzes 
wohl kaum überschritten werden dürften, der Lichtbogen noch 
einwandfrei erlischt. | 


Das Betriebsproblem 
Nachdem festgestellt wurde, welche Grenzen das Rest- 
stromproblem der selbsttätigen Löschung des Erdschlußlicht- 
bogens bei induktiver und bei fester Erdung setzt, kann an 
eines der wichtigsten Betriebsprobleme, die Beseitigung auf- 
getretener Erdschlüsse, herangegangen werden. 


Es ist durchaus möglich, den Erdschluß bei induktiver 


Erdung auch oberhalb der festgestellten Reststromgrenze zu 
löschen. Seit langem sind — auch schon von Petersen 
selbst — Vorschläge für eine Kompensierung der Wirk- und 
Oberwellenanteile im Reststrom gemacht worden. Allerdings 
werden die Aufwendungen hierfür recht groß und vor allem 
wird eine genaue Abstimmung schwierig, weil die Restströme 
n Folge der Korona sehr stark von der Witterung abhängen. 
Ein weiterer Vorschlag der AEG besteht darin, für eine Uber- 
'ragung, deren Reststrom zu hoch wird, einen besonderen, 
in seinen Polen einzeln zu betätigenden Schalter einzusetzen, 
der bei Auftreten eines Erdschlusses die betroffene Phase 
sofort an Erde legt und nach der notwendigen Entionisie- 
rungszeit für den Lichtbogen an der Erdschlußstelle den Rest- 
strom abschaltet. Für eine einfache Übertragung bringt die- 
ser Vorschlag eine gute Lösung. Ohne Zweifel saugt der 
künstlich herbeigeführte feste Erdschluß den Reststrom zum 
großen Teil von der Erdschlußstelle ab und der Lichtbogen 
erlisht. Für den Fall eines zusammenhängenden größeren 
Netzes, mit dem ja in Zukunft zu rechnen sein wird, dürfte 
aber diese Lösung schwieriger werden, weil dann unbedingt 
~ schon um unabhängig von der jeweiligen Netzschaltung 
zu sein — eine größere Zahl derartiger Erdungsschalter ein- 
gesetzt werden muß, die bei Auftreten eines Erdschlusses alle 
gleichzeitig geschaltet werden. Es werden dadurch an vielen 
Stellen des Netzes feste Erdschlüsse geschaffen, die u. U. die 
Gefahr von stromstarken Doppelerdschlüssen vergrößern. 

Eine dritte Möglichkeit besteht darin, das normalerweise 
zusammenhängende Netz in Erdschlußbezirke so aufzuteilen, 
daß jeder Bezirk für sich löschfähig ist. Bei jedem Erdschluß 
müssen dann die an den Kupplungsstellen eingesetzten Schal- 
ter den Zusammenhang des Netzes aufreißen und nach Besei- 
tigung des Erdschlusses schnellstens wiederherstellen. Eine 
soihe Lösung ist auch denkbar, bringt aber natürlich für die 
Betriebsführung gewisse Nachteile mit sich. 

Bei fester Erdung steht eindeutig fest, daß im Erdschluß 
lie betroffene Phase kurzzeitig abgeschaltet werden muß. Da- 
bei war festgestellt worden, daß bis zu abgeschalteten Teil- 
iāngen von rund 300 ... 400 km der Lichtbogen noch einwand- 
ffei gelöscht wird. Betrachtet man unter diesem Gesichts- 
Punkt das Beispiel eines zukünftigen Hochspannungsnetzes, 
dann kann man feststellen, daß diese Teilstreckenbedingung 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


467 


für diesen Punkt giit das linke Diagramm 


N 
Nra 
ING 


a: 
U. N 


S: 
ON 
Ns 


Doppelleitung 


N 
NN 


10 
A| NN k= 0.155 
nfachieitung fa "0.305 
N 0 = 
BER, 
0 20 400 600km 


Bild 11. Dynamische Stabilität bei fester Erdung und einpoliger 
Kurzschluß-Fortschaltung. 


ohne Zwang eingehalten werden kann, weil in Mitteleuropa . 
die Dichte der notwendigen Ubergabestationen zum Anschluß 
an die Landesversorgungen genügend groß wird. Wenn also 
jeder Leitungsschalter in den Stationen mit einzelbetätigten 
Polen ausgerüstet wird, was keine besondere Komplizierung 
und keinen besonderen Aufwand bedeutet, so kann die ein- 
polige Streckenabschaltung bedingungsgemäß durchgeführt 
werden. Sie bedeutet allerdings auch eine Beeinträchtigung 
der Betriebsführung, weil bei dem einpoligen Abschalten 
einer Phase die stabile Ubertragung der Leistungen eine ge- 
wisse Einbuße erfährt. Diese Beeinträchtigung ist natürlich 
bei einer einfachen Übertragung am größten und wird mit 
jedem weiteren Ausbau des Netzes kleiner, weil dann zu der 
betroffenen Leitungsstrecke eine oder mehrere gesunde 
Strecken parallel liegen, die zur Aufrechterhaltung der syn- 
chronisierenden Kräfte wesentlich beitragen. 

Diese Verhältnisse sind in Bild 11 etwas näher erläutert. 
Auf Grund von Stabilitätsuntersuchungen [12, 13], die heute 
auf langjährigen praktischen Erfahrungen, Messungen und 
Modelluntersuchungen aufbauen und einen einigermaßen zu- 
verlässigen Genauigkeitsgrad erreicht haben, sind diejenigen 
Leistungen im Verhältnis zu natürlichen Leistungen der Uber- 
tragungen abhängig von der Leitungslänge aufgezeichnet, die 
bei einpoliger Unterbrechung einer Phase noch stabil übertra- 
gen werden können. Zur kurzen Erläuterung sei gesagt, daß 
die Rechnung von denjenigen fiktiven Spannungen am An- 
fang und Ende der Übertragung ausgeht, die als konstant bei 
den Vorgängen angesehen werden können. Man erhält dann 
abhängig vom Phasenwinkel ® zwischen diesen Spannungen 
drei Kurven, die für den Vorbelastungszustand, den einpoli- 
gen Kurzschluß und die einpolige Unterbrechung gelten. 
Beim Erdschluß springt man zunächst von der Vorbelastungs- 
kurve auf die für diesen Fall geltende Kurve. Dieser Zustand 


` bleibt während der Kurzschlußzeit von 0,15 s bestehen. Dann 


springt man auf die Kurve der einpoligen Unterbrechung, die 
0,3 s zur Entionisierung des Lichtbogens dauern muß, und 
schließlich wieder auf die Kurve des Normalbetriebes. Bleibt 
während dieses Vorganges die Summe der anfänglich ausein- 
ander treibenden Leistungen der Kraftwerke im Gleichge- 
wicht mit der Summe der am Ende des Vorganges retardie- 
renden Leistungen, so bleibt die Stabilität gewahrt. 

Das Ergebnis solcher Rechnungen ist folgendes: Uber 
eine Einfachleitung kann die natürliche Leistung über rd. 300 
km übertragen werden. Die gleichen Vorgänge bei einer 
Doppelleitung ergeben bereits wesentlich höhere Werte und 
zeigen damit, wie eine zunehmende Netzvermaschung die 
Verhältnisse verbessert. Auch die Vorgänge bei einer in den 
ersten Anfängen vorhandenen Einfachleitung liegen praktisch 
nicht so hart, wie in Bild 11 gezeigt, weil die Kraftwerke 
immer noch durch Leitungen unterlagerter Spannungen mit- 
einander verbunden sind, welche die Stabilitätsverhältnisse 
verbessern. í 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß bei 380 
kV-Übertragungen das Problem der Beseitigung von Erd- 


468 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 195 


Ay Al An 


nah 
Sernpunkt 
starr gordet 


Gewich! 80% 
Up ° 640 W 


Bild 1 12. 380 kV-Einphasentransformatoren für 100 MVA bei verschiedener 
Erdung des Sternpunktes. 
schlüssen sowohl bei induktiver als auch bei fester Erdung 
gelöst werden kann, wobei allerdings die induktive Erdung 
ihres großen Vorteils, Erdsdhlüsse ohne Schalthandlung 
selbsttätig zu löschen, entkleidet wird, 
Auswirkungen auf den Apparate- und Gerätebau 

Zum Schluß sollen die Auswirkungen einer verschieden- 
artigen Sternpunktbehandlung auf die Transformatoren und 
Schalter betrachtet werden, die neben der Freileitung die 
wesentlichen Teile einer Übertragung darstellen. — Es wurde 
bereits gesagt, daß die Prüfspannung eines festgeerdeten 
Transformators bei 640 kV gegenüber 800 kV bei induktiver 
Erdung liegt. Dieser Unterschied in der Spannungsbeanspru- 
chung und ferner die Tatsache, daß bei fester Erdung die Iso- 
lation gegen den Sternpunkt hin etwas abgestuft werden 
kann, führt in der Konstruktion zu einem Ergebnis, das in 
Bild 12 dargestellt ist. Untereinander sind zwei vergleichbare 
Einphasen-Transformatoren für je 100 MVA-Leistung bei 
einem Übersetzungsverhältnis von 110/380 kV für induktive 
und feste Erdung gezeigt. Beide Typen sind als Wander- 
transformatoren bahntransportfähig. Neben dem Unterschied 
der äußeren Abmessungen fällt besonders der Unterschied 
ihrer Gewichte von 100 und 80 % auf. Schon diese Gegen- 
überstellung zeigt anschaulich die Vorteile, welche die feste 
Erdung für den Transformatorenbau bedeutet. Es kommt 
aber noch. ein weiteres hinzu: Man braucht nicht nur Trans- 
formatoren 110/380 kV, sondern auch solche für eine Uber- 
setzung 220/380 kV. Das Bild 13 zeigt eine entsprechende Kon- 
struktion für feste Erdung des Sternpunktes und wahlweise 
für 110 kV- oder 220 kV-Betrieb umschaltbare Unter- 
spannungswicklung. Auch hier ist bei 100 MVA. Ein- 
phasenleistung der Transformator als Wandertype gut 
durchführbar. Ein Vergleih mit einem entsprechenden 
Wandertransformator für induktive Erdung ist noch nicht 
möglich, weil bei der notwendigen höheren Isolation die 
Unterbringung von 100 MVA Leistung im Bahnprofil bei 
gleicher elektrischer Sicherheit noch Schwierigkeiten berei- 
tet; also auch im Hinblick auf die Herstellung großer Einzel- 
leistungen der Transformatoren bietet bei Höchstspannung 
die feste Erdung gewisse Vorteile. 


ZIzIE 
Bild 13. Maßbild eines 100 MVA-Transformators 380/220 kV bzw. 
380/2 - 110 kV. Gesamtgewicht ohne Kühlanlage etwa 162 t. 


Ströme ` | | M z 
deai 

sponnurgen “| XVN, VE ra K | 
RE 

ZEN N N 


induktiv geerdet. 


Und nun noch einige Worte zum Schaltproblem. Zunächst 
einige Ergebnisse bisheriger Erfahrung. Bild 14 zeigt Oszillo- 
gramme über die Abschaltung einer leerlaufenden 220 kV- 
Leitung bei induktiver Erdung, und zwar aus einer Zeit, 
als der 220 kV-Schalter noch keinen Parallelwiderstand hatte. 
Der Abschaltvorgang spielte sich unter einem Wust von 
Schwingungen mit höheren Spannungsspitzen ab. | 

Bild 15 zeigt den gleichen Vorgang bei induktiver Erdung 
mit Parallelwiderstand am Schalter und läßt erkennen, wie ` 
hierbei die Spannung zwischen den Kontakten nach Dffnen ` 
des Schalters langsam kommt und nach wenigen und kleinen 
Ausgleichsshwingungen auf den vollen Wert übergeht 
Schließlich zeigt Bild 16 denselben Vorgang bei Parallelwider- 
stand und fester Erdung des Sternpunktes. Von Ausgleichs- ‘ 
schwingungen ist überhaupt nichts mehr zu sehen. Diese Vor- 
gänge sind bei allen Schaltertypen praktisch gleich. | 

Welche Gründe liegen nun für dieses verschiedene Ver- | 
halten vor? H. Fischer vom Hocdhspannungsprüffeld der 
SSW hat hierüber sehr interessante Untersuchungen an- 
gestellt, die im wesentlichen auf folgendes hinauslaufen: Bei 
induktiver Erdung tritt am Schalter eine Spannungsdifferenz 
auf, die gebildet wird auf der einen Seite von den Spannur- 
gen, die durch Liegenbleiben der Ladung auf den Leitungen 
entstehen, auf der anderen Seite durch die eingeprägten 

GOAGGCDVOGGGDEGDGACGGHÄAE GE  GZO FD DOG ECGDES 


_— 


N a 


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RLA HR BLA LAA GLL.. PCGH)” . DS ZZ 
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DO NGQCOAGGG CT GGOED GIG SAG CODE G LE ME CE 
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HH 7 FF ZT = FF G ALAA AAAA Pi 


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=$ 1. September 1950 


BEE P £ 


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` INASA NS N om 


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4 
1 


Bild 16. Wie Bild 15, aber Sternpunkt starr geerdet. 


‚gung nicht vorhanden, die Löschvorgänge in den einzelnen 
asen spielen sich deshalb vollständig unabhängig von ein- 
der ab. Aus diesem Grunde zeigen auch die diesbezügli- 
en Oszillogramme ein so günstiges Verhalten. 

An Hand der gewonnenen Erkenntnisse ist nun versucht 
orden, die Abschaltvorgänge theoretisch aufzubauen und 
Ergebnis stimmt überraschend gut mit den in der Praxis 
‚suigenommenen Oszillogrammen überein (vgl. z. B. Bild 17 
nit Bild 14). Diese Bestätigung der Theorie erlaubt 
s auh, mit einiger Sicherheit den bisher in der Pra- 
tis nicht oszillographierten Fall einer Leistungsabschal- 
ung bei fester Erdung ohne Parallelwiderstand zu kon- 
Kruieren. Das Ergebnis ist so, daß mit Sicherheit Span- 
kungserhöhungen durch Aufschaukelungen vorkommen, die 


erst dann aufhören, wenn es zu einer doppelhalbwelligen- 


fükzündung kommt. Trotzdem ist auch dieser Fall bei 
lster Erdung günstiger als bei induktiver Erdung. Bei der 
Schalterkonstruktion der SSW für 380 kV wird deshalb auch 

i fester Erdung an den Parallelwiderständen festgehalten. 
ter Schalter (Bild 18) ist als Zweisäulenschalter ausgebildet 
ait je zwei übereinanderliegenden Expansionskammern, die 
&altstifte werden von außen über eine isolierende Antriebs- 


u : 
—— N l i 


NG 


AH = 


Schaller - z 
Spannungen -——- Aut Ih | De 
ud Stròme | INS MU 2 
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s- | | ri LAA 
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Löschdrossel - a EN T 
„Spannung 7 a BB 
| Pi > j 
nd Strom N /I HN MN IN /N 
ALONS A ERN ATANN 
Sammelsch. - § IN /N f ANE i N h Nu g ON IN 
INS NV Ta T At 
4 Leitungs - Sy, ) JT D — LU 
Spannungen `^ AEAF IN N /N 
NV NN NSNWAR\NA NV Y 
IEI Y Y N 


Bild 17. Wie Bild 14, aber gerechneter Verlauf. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


469 


Bild 18. Freiluft-Expansionsschalter 400 kV, ein Pol. 


welle betätigt. Parallel zu den unteren Kammern liegt der 
Parallelwiderstand aus festem Material, der waagerecht an- 
geordnet ist. Der Schalter wird die für 380 kV-Ubertragun- 
gen zu fordernden Bedingungen an Abschaltleistung und Ab- 
schaltzeit erfüllen. Insbesondere besteht keine Sorge, daß 
die einpolige Abschaltung von Erdkurzschlüssen irgend- 
welche Schwierigkeiten bereiten wird. 

Zusammenfassend ist festzustellen, daß hinsichtlich der 
Isolation, des Transformatorenbaues und des Schaltproblems 
die Vorteile auf Seiten der festen Erdung liegen. Die in 
bisheriger Praxis bei geringeren Spannungen besonders 
hervorgetretenen Vor- und Nachteile beider Erdungsarten 
hinsichtlich der Betriebsführung gleichen sich bei Höchst- 
spannungsnetzen mehr und mehr aus, Die feste Erdung 
scheint also gegenüber der induktiven Erdung bei Höchst- 
spannungsübertragungen von 380 kV den Vorzug zu ver- 
dienen. 


Schrifttum 


[I R. Willheim: Das Erdschlußproblem in Hochspannungsnetzen. 

Verlag Julius Springer 19%. 

2) R. D. Evans, A. C. Monteith, R L. Witzke: Power sy- 
stem transients caused by switching and faults. Trans. amer. Inst. 
electr. Engrs. 58 (1939) S. 386. 

[3] Studiengesellschaft für Höchstspannungsanlagen: Abschalten leerlau- 

. fender Umspanner und Leitungen in einem 220 kV-Netz (1944). 

[4] A. Matthias u. W. Burkhardtsmaier: Der Schutzraum 
von Blitzfang-Vorrichtungen und seine Ermittlung durch Modellver- 
suche. ETZ 60 (1939) S. 681. 

5] A. Schwaiger: Entwicklung der Hochspannungstedhnik mit be- 

sonderer Berücksichtigung des Überspannungsschutzes. Elektrizitäts- 

wirtsch. 40 (1941) S. 348. 

H. Roser: Der Sicerheitsgrad des Verbundbetriebes. 

(1948) S. 122. 

Ul W. Borquist, A.Vrethem: Le réseau à 380 kV de la Suède. 

Cigre-Bericht 413/1948. 

[8] W. Estorff: Die Bemessung der Isolation elektr. Hochspannungs- 
anlagen. ETZ 60 (1939) S. 825. 

Sicherheitsgrad und Betriebssicherheit elektr. Hochspannungsanlagen. 
ETZ 65 (194) S. 390. 

[9] W. Koch: Erdungsmaßnahmen für Hochspannungsanlagen mit ge- 
erdetem Sternpunkt. ETZ 71 (1950) S. 89. 

[10] A. Bürklin: Die Beanspruchung der Freileitungen durch Eisbehang,. 
ETZ 70 (1949) S. 481. 

[11] H. Roser: Die tedhnishen Probleme der Drehstromübertragung 
mit 400 kV ETZ 69 (1948) S. 7. 

[12] A. Timascheff: Stabilität elektrischer Drehstromkraftübertra- 
gungen. Verlag Julius Springer 1940. 

[13] J. Tittel: Drehstromgeneratoren im Verbundbetrieb. Elektrotechn. 
u. Masch.-Bau 62 (1944) S. 149. 


[6) ETZ 69 


470 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September 195 


Aussprache 


zu den Vorträgen von J. Biermanns und W. v. Mangoldt 
(S. 455 u. 462 dieses Heftes) 


P. Waldvogel, Baden (Schweiz): Die zwei hervorragen- 
den Hauptvorträge, die wir gehört haben, zählen m. E. 
nicht zu denjenigen, die zu irgend welcher Kritik Anlaß 
geben, weil sie so logisch und gründlich überlegt waren, 
daß ich mich ihren Schlußfolgerungen ohne irgend welchen 
Vorbehalt nur anschließen kann. Wenn ich trotzdem kurz 
das Wort ergreife, so tue ich dies fast nur einem Stecken- 
pferd zu liebe. 

Ich bin in die Ingenieur-Laufbahn als Großtransformato- 
renbauer eingetreten und kann mich aus diesem Grunde 
nicht enthalten, ein paar Ergänzungen zum Entwurf von 
400 kV-Transformatoren zu machen. Unsere Großtransforma- 
toren charakterisieren sich durch zwei Hauptgrundsätze, die 
wir mit Erfolg vor ungefähr 10 Jahren zum ersten Mal an- 
gewendet und dann konsequent verfolgt haben. Der eine 
liegt in einer festen Papierisolation ohne Dlzwischenräume 
zwischen den Wicklungen, was uns eine wesentliche Herab- 
setzung des Isolierabstandes und infolgedessen sämtlicher 
Transformatorabmessungen ermöglichte, und der andere 
besteht im Aufbau der Eisensäulen in Form von radialge- 
blechten Kernen, der eine Reduktion der unnützlihen Joch- 
höhe auf das äußerste Minimum gestattet. Es war natürlich 
naheliegend, diese beiden Prinzipien für unsere 400 .KV- 
Entwürfe zu verwenden, um dann Vorschläge zu machen, 
die sih durch ein Minimalgewicht und eine Maximallei- 
stung im Bahnprofil auszeichnen. 

Das weitere Problem, welchem der Berechner seine volle 
Aufmerksamkeit schenken muß, liegt bestimmt in der inter- 
nen Stoßsicherheit einer 400 kV-Wicklung. Die Vorgänge 
des Eindringens einer Stoßwelle in eine solhe Wicklung 
wurden sowohl durch rechnerische Untersuchungen als auch 
durch experimentelle Forschung so gründlich bearbeitet, 
daß eine sichere Bemessung der Wicklungsisolation ge- 
währleistet werden kann, auch wenn die Anordnung der 
Wiclung im besondern Fall eines 400 kV-Transformators 
nicht unbedingt so einfach ist, wie man sie gern hätte. Als 
Beweis dafür erwähne ich die Tatsache, daß es uns gelun- 
gen ist, bei ganz komplizierten Kaskaden-Schaltungen min- 
destens die anfängliche Stoßspannungsverteilung in Höchst- 
spannungswicklungen mit einer erstaunlich hohen Genauig- 
keit rechnerisch zu ermitteln. 

Und jetzt noch eine letzte Bemerkung über die Trans- 
formatoren: Die Technik steht wieder einmal vor einem 
großen Schritt vorwärts, nämlich vor dem Übergang von 
220 auf 400 kV. Ich bin fest überzeugt, daß ein solcher 
Schritt mit absoluter Zuverlässigkeit gemacht werden kann, 
vorausgesetzt, daß man jede nicht unentbehrlihe Kompli- 
kation vermeidet. In dieser Beziehung hat es mich außer- 
ordentlich gefreut, feststellen zu können, daß man in 
Deutschland nicht von dem Einbau von Stufenschaltern 
spricht und daß man die Prüfspannung auf ein nach un- 
serem Dafürhalten vernünftiges Niveau festgesetzt hat, 
insbesondere indem man von der Nullpunktserdung vollen 
Gebrauch zu machen gedenkt. 

Dies bringt mich automatish zum Thema von Herrn 
Dr. v. Mangoldt über Nullpunktserdung im 400 kV- 
Netz. Obschon uns die vorzüglichen Eigenschaften der 
Löschspule von Anfang an klar waren, haben wir Schon sehr 
früh erkannt, daß sie in den Höchstspannungsnetzen, jeden- 
falls bei 400 kV, bestimmt nicht mehr am Platze, weil nicht 
mehr wirtschaftlich, ist. Hinsichtlich dieser Auffassung ha- 
ben wir damals wenig Verständnis gefunden. Umsomehr 
freut es uns heute, daß diese Erkenntnis durchgedrungen 
ist. Ih glaube auch, daß es absolut notwendig ist, in sol 
wichtigen Fragen früh genug eine klare Entscheidung zu 
treffen, weil man sonst Gefahr läuft, von jedem System 
(isolierter oder geerdeter Nullpunkt) bestimmt die Nach- 
teile, aber nicht samtliche Vorteile zu haben, mit anderen 
Worten, es gilt hier, wie fast überall, der Grundsatz, daß 
keine Entscheidung der größte Fehler ist. 

Als SchluBwort möchte ich nur den Wunsch äußern, 
daß, nachdem alle technischen Voraussetzungen für den 
Erfolg einer solchen Unternehmung heute erfüllt sind, es 
Ihnen bald gelingen möge, an die Verwirklichung eines 
2% KV-Höcdstspannungsnetzes heranzutreten. 


H. Roser, Essen: Die Vorträge von Herrn Prof. Bier- 
manns sowie Herrn Dr.v. Mangoldt haben die große: 
Vorteile aufgezeigt, welche durch die Einführung der Petersen 
Kompensation für die deutschen Höchstspannungsnetze m! 
110 und 220kV in den letzten Jahrzehnten erzielt worden sin: | 
Es steht außer Zweifel, daß die Beseitigung eines einphə 
sigen Fehlers in Höchstspannungsnetzen ohne eine Sca:- 
handlung, wie dies bei der Erdschlußlöschung durch Peter- 
sen-Spulen der Fall ist, unbedingt als eleganteste und e:z- 
fachste Methode angesehen werden muß. Die AEG un: 
auch die anderen Firmen, welche später Löschspulen fabr- 
zierten, haben sich damit insbesondere um die Ausbilduar 
des Verbundbetriebes ein großes Verdienst erworben. : 


Allerdings ist darauf hinzuweisen, daß die Petersen 
Kompensation in Höchstspannungnetzen ihre bestimmter. 
Grenzen hat. Die Betriebserfahrungen im 220 kV-Netz de: 
RWE haben uns veranlaßt, neuerdings einen Versudsb:- 
trieb mit einem 220 kV-Teilnetz in starrer Nullpunktser- ' 
dung vorzubereiten. Die Gründe hierzu sind folgende: Wäi- 
rend in den ersten Jahren des 220 kV-Betriebes, welde: 
beim RWE seit 1929 durchgeführt wurde, eine nahezu 10- 
prozentige Löschung der einphasigen Leitungsfehler erfolg- 
te, ist dieser Prozentsatz der von selbst löschenden Erċ- 
schlüsse im Vergleich zu den mehrphasigen Fehlern m: 
der Längenausdehnung des Netzes immer weiter zuruc- 
gegangen. Wir sind heute bei einer zusammenhängende) 
Systemlänge von etwa 3500 km angelangt. Hierbei zei:' 
sich, daß nur noch rd. 40% der einphasigen Fehler löschen. 
während der Rest von 60% als mehrphasige Fehler Le:- 
tungen im Netz auslöst. Als Ursache dafür sehen wir az 
daß mit zunehmender Netzlänge der durch die Spulen nid! 
kompensierbare Wirkreststrom (Korona, Ableitung und ar- 
dere Wirkverluste) so groß wird, daß unter norma- 
len Witterungsbedingungen eine Löschung des Lichtbogeas 
nicht mehr stattfindet. Erfahrungsgemäß liegt die obere 
Grenze für diesen kritischen Reststrom für 220 kV bei e- 
nem Wert von etwa 150 A, Es sei ausdrücklich betont, dad 
damit nur der Wirkreststrom qemeint ist. In diesem Falie 
tritt bekanntlich die geringste wiederkehrende Spannun! 
beim Erlöschen des Fehlerstromes im Nulldurchgang atu! 
und auch das Einschwingen auf die gesunden Spannunge: 
geht hierbei am günstigsten vor sich, 


Es war für uns überraschend, daß wir bei einem Etf- 
rungsaustausch mit .der Schwedischen Wöasserfalldirekt.. 
in Stockholm die Mitteilung erhielten, daß auch in Shwe- 
den dieselben Erfahrungen im dortigem 220 kV-Netz mit dz: 
Petersen-Löschung gemacht worden sind. Das schwedist: 
220 kV-Netz ist heute etwa 4000 km lang und es ist auch dit 
festgestellt worden, daß von einer zusammenhängenden Nets 
länge von rd, 2500 km ab die induktive Erdschlußlöschu:$ 
nicht mehr befriedigend arbeitet. Auch nach unseren Emt:!t 
lungen dürfte die kritische Netzlänge für 220 kV zwishes 
2000 und 3000 km liegen. In Schweden hat man daher be 
reits während der Kriegszeit einen einjährigen Probebe 
trieb mit starrer Nullpunktserdung durchgeführt, ist abef 
vorübergehend wieder zur Kompensation durch Petersem 
Spulen zurückgekehrt, um die Kurzschlußfortschaltung für 
die wichtigsten 220 kV-Schalter vorzubereiten. In diese, 
Zwischenzeit wird aber das Netz normal an einem Ste: 
punkt über Widerstand zentral geerdet. Diese Wiesen 
erdung wird bei Auftreten eines Erdschlusses etwa I 
lang geöffnet und dann, wenn der Erdschluß in dieser zerki 
nicht erlischt, wieder geschlossen, wobei natürlich LeitunxA, 
auslösen, nachdem vorher die selektive Relaisauswahl vor: 
reitet worden ist. 


Auch beim RWE sind wir bereits seit längerer Zeit d 
zu übergegangen, unser 220 kV-Netz bei Erdschluß arr 
trennen. Das Netz wird in 2 galvanisch getrennten Gre 
pen betrieben, um damit den Reststrom zu begrenzen. Ne 
erdings sind diese Gruppen über einen Kuppelschalter g 
vanish verbunden, welcher bei Erdschluß kurzzeitig a 
trennt und wieder zuschaltet. Die Stabilität bei dieser sz 

„Erdschluß-Trennschaltung* ist dadurch gewährleistet, 
die Gruppen über 100 kV synchron gekuppelt bleiben. 


1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 471 


Der Betrieb hat also sowohl bei uns als auch in Schwe- 
den gezeigt, daß es bei größeren Netzlängen notwendig ist, 
auh mit Petersen-Spulen bestimmte Schaltungen im Netz 
vorzunehmen. Neuerdings ist — besonders im Ausland — 
die Kurzschlußfortschaltung im Höchstspannungsbetrieb im- 
mer mehr verbreitet. Es hat den Anschein, als ob damit 
für Betriebsspannungen von 220 kV und darüber teilweise 
ein Ersatz für die in kleineren Netzen bewährte Petersen- 
Kompensation gefunden werden kann. Wenn nämlich trotz 
Petersen-Spulen sowieso im Netz geschaltet werden muß 
bzw. die Petersen-Kompensation durch Kurzsclußfort- 
schaltung ergänzt wird, dann ist mit Rect die Frage 
zu stellen: wozu überhaupt noch Erdschlußspulen? Dabei 
ist zu berücksichtigen, daß die Kompensation mit Erdschluß- 
spulen für den Betrieb nicht nur Vorteile, sondern auch 
verschiedene Einschränkungen bzw. Erschwerungen mit sich 
bringt. Genannt seien hier die Vorzüge der starren Null- 
punktserdung für den Betrieb, welche zum Teil bereits in 
den vorhergehenden Vorträgen erwähnt wurden: 
1.Keine Schwierigkeiten durch Erdschluß-Restströme beim 

Zusammenschalten beliebig großer Verbundnetze, 
2.keine Notwendigkeit einer Anpassung der Kompensati- 
on an den jeweiligen Schaltzustand, 

3.keine Gefahr einer Verstimmung der Kompensation in- 
folge Auslösens von Leitungen bei Störungen, ; 

4. keine Querkompensation notwendig (bei Parallelfüh- 
rung verschiedener Spannungen und Netzgruppen auf 1 
Mastreihe), 

5. einfachere Ausbildung des Netzscdhutzes, 
Doppelerdschluß-Erfassung, 

6.kleinere Schaltüberspannungen, 

7. niedrigste Gesamtkosten infolge von Einsparungen an 
Isolation von Leitungen und Trafos, 

8. niedriger Isolationspegel, 

9. Uberspannungsableiter können für kleinere Ansprec- 
spannung bemessen werden, daher wirkungsvollerer 
Gewitterschutz und geringere Kosten, 

10. Mehrfachfehler unwahrscheinlich, 

11. Verminderung der Trafo-Ausfälle, 

12. Verminderung der kapazitiven Beeinflussung von Fern- 
melde-Leitungen: induzierte Spannungen auf Parallel- 
Leitungen geringer und nur von kurzer Dauer. 

Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß die Be- 
triebserfahrungen des RWE in Ubereinstimmung mit den 
Erfahrungen des Auslandes dazu führen, für 220 und 380 
kV den Betrieb mit starrer Nullpunktserdung für zweckmä- 
Big zu halten. Damit ergibt sich gleichzeitig auch der große 


Fortfall der 


DK 621.317.788 
Torsiometer-Meßeinrichtung 


Im Kraftwerk Rupperswil-Auenstein, einer Gemein- 
shaftsgründung der Nordostschweizerischen Kraftwerke 
und der Schweizer Bundesbahnen, ist zur Messung der er- 
zeugten Leistung eine neuartige Meßeinrichtung eingebaut!. 
Dieses an der Aare gelegene Laufwasserkraftwerk besitzt 
einen Drehstromgenerator für die öffentliche Versorgung 
und einen Einphasengenerator für die Bundesbahn. Der 
Drehstromgenerator hat eine Leistung von 22 MVA bei in- 
duktiver Last mit cos 9 = 0,3...1,0 und bei kapazitiver Last 
4 MVA bei cos @ = 0, Frequenz 50 Hz. Die Bahnmaschine 
hat 25 MVA bei induktiver Last mit cos 9 = 0,2...1,0 und 
20 MVA bei kapazitiver Last mit cos 9 = 0, 16% Hz. 
Vertraglich haben öffentliches Netz und Bahn je auf die 
Hälfte der zufließenden Wassermenge Anspruch. Eine Ab- 
rechnung der Leistung wäre zwar unter Berücksichtigung 
der Generatorwirkungsqrade abhängiq von der jeweiligen 
Wirk- und Blindlast möglich, aber sehr umständlich. 

Die beiden Antriebsturbinen sind gleich; gemessen 
wird die von jeder Turbine an die Generatorwelle abge- 
gebene Leistung, und zwar über den Verdrehungswinkel ei- 
nes 650 mm starken Wellenstücks von rd. 1,5 m Länge am 
unteren Halslager?. Diese Verdrehung beträgt bei Vollast 


1 Nach ..Kraftwerk Rupperswil-Auenstein‘‘. Verlag Kraftwerk Rup- 
perswil-Auenstein AG., Rupperswil 1949. 


® Vgl. a. ETZ 71 (1950) S. 21. 


Vorteil, daß bei einer einheitlichen Systembehandlung des 
Nullpunktes künftig die gesamten europäischen 220 kV- und 
die z. Zt. in der Projektierung begriffenen 380 kV-Netze zu- 
sammengeschaltet werden können, während heute noch, Z. 
B. zwischen dem deutschen und dem französischen 220 kV- 
Netz, eine galvanische Trennung über Transformatoren not- 
wendig ist, weil in Deutschland noch kompensiert wird und 
die Franzosen mit starrer Nullpunktserdung fahren. Es sei 
aber ausdrücklich betont, daß wir uns beim RWE und auch 
innerhalb der Deutschen Verbundgesellschaft für das deut- 
sche 220 kV-Netz noch nicht endgültig auf die starre Null- 
punktserdung festgelegt haben. Wir wollen zunächst ein- 
mal einen Versuchsbetrieb mit einem getrennten Teilneiz 
machen und abwarten, welche Erfahrungen wir im Betrieb 
machen, insbesondere im Hinblick auf die bestehenden Si- 
cherheitsvorscriften. Sind die Erfahrungen günstig, dann 
werden wir allerdings nach und nach unser gesamtes 220 kV- 
Netz umstellen. 

Gleichzeitig sei aber versichert, daß für Spannungen 
unter 220 kV sowohl nach unserer als auch nach Ansicht 
der schwedischen Ingenieure die Erdschlußkompensation 
auch heute noch unbedingt als sicherste Betriebsschaltung 
anzusehen ist, und es wäre nur zu wünschen, daß die Ver- 
wendung der Erdschlußspule in den 110 kV-Netzen sowie 
insbesondere auch in den ausgedehnten Mittelspannungsnet- 
zen des In- und Auslandes eine immer größere Verbrei- 
tung findet. 


H. Happoldt, Mannheim: Den Vorträgen, die wir gehört 
haben, darf wohl entnommen werden, daß der kurzgeerdete 
Betrieb einer 400 kV-Leitung Vorteile gegenüber der in- 
duktiven Erdung bietet. Es ist erfreulich, festzustellen, daß 
auch in benachbarten Ländern diese Erkenntnis Platz ge- 
griffen hat. Im nächsten Jahr ist damit zu rechnen, daß die 
erste 400 kV-Leitung in Schweden in Angriff genommen 
wird, und dann werden bald praktische Erfahrungen mit 
dieser Höchstspannung zur Verfügung stehen. 

Ih möchte noch kurz eine Bemessungsfrage streifen für 
Generatoren, die lange Höchstspannungsleitungen speisen. 
Vielfach wird bei derartigen Generatoren gefordert, daß sie 
ein hohes Kurzschlußverhältnis, d. h. eine kleine synchrone 
Reaktanz aufweisen; es empfiehlt sich, diese Forderung nicht 
zu hoch zu schrauben. Ein wirtschaftliches Mittel für die 
Verbesserung der Stabilitätsverhältnisse besteht in der 
Wahl von reichlich bemessenen Erregermaschinen mit 
Fremderregung durch Hilfserreger in Verbindung mit lei- 
stungsfähigen Schnellreglern. 


am Umfang rd. 1,2 mm. An beiden Enden des Wellenstückes 
ist ein Tonfrequenz-Meßgenerator montiert; er besteht aus 
einem starr auf der Welle sitzenden 216poligen, unbewik- 
kelten Läufer, dessen Zahnteilung so gewählt ist, daß bei 
Vollast eine Verdrehung von rd. 24 el. Graden entsteht. 
Die Ständersegqmente besitzen die halbe Polteilung des 
Läufers und damit doppelt so viel Pole, von denen jeder 
zweite bewickelt ist. Bei der Normaldrehzahl von 100 U/min 
wird eine 360periodige Wechselspannung induziert. Die zum 
anzeigenden Spannungsmesser geführte Einzelspannung des 
Meßgenerators dient zur Drehzahlübertragung. 


Beide Meßgeneratoren eines Turbosatzes sind so einge- 
stellt und erregt, daß im Leerlauf die Spannungsvektoren 
aleichaerichtet und qaleich qroß sind. Bei Belastung entsteht 
eine Winkelverschiebung der Vektoren und der kleine ge- 
ometrische Winkel der Wellenverdrehung von etwa 0,11° 
wird in Form eines 216fach vergrößerten elektrischen Win- 
kels abgebildet. Die Erfassung der Differenzspannung der 
beiden Einzelwerte der Meßeinrichtung ergibt gleichzeitig 
den Vektorwinkel, und mit der Größe der Spannung, die 
proportional der Drehzahl ist, mißt man das Produkt Dreh- 
moment mal Drehzahl, d. h. die von der Turbine an den 
Generator abgegebene Leistung. Die Torsiometer-Wechsel- 
spannung von 0 bis 43 V, 360 Hz speist einen Voltstun- 
denzähler, dessen in kWh gqeeichtes Zählwerk eine lineare 
Funktion dieser Wecselspannung ist. Die Einrichtung ist 
von der Firma Landis & Gyr AG. entwickelt. Gr 


472 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September I! 


RUNDSCHAU 


Verkehrstechnik 


DK 621.332 (44) : 621.398 
Die zentrale Kommandostelle für die Unterwerke der elek- 
trischen Bahnstrecke Nimes—Sete. [Nach Rev. gen. Electr. 
58 (1949) S. 503; 12 S., 10 B.J 


Die Bahnstrecke Nîmes — Sète wird aus dem 60 kV-Netz 
der Eıectricite de France über die fünf Unterwerke Nimes, 
Mireval, Castelneau, Lunel-Viel und Vestric gespeist, die 
den Strom in Gleichstrom von 1500 V umformen. Alle Unter- 
werke, die völlig gleich eingerichtet sind, werden von einer 
Kommandostelle ferngemessen und fernbetätigt, die in un- 
mittelbarer Nachbarschaft des Unterwerkes Nimes liegt. 

Die Anlage wurde 1948 in Betrieb gesetzt. Sie ist die 
erste, bei der völlig auf Handbedienung verzichtet wurde. 
Die vollständige Fernbetätigung gestattet die Steuerung der 
Bahnumformer in den Unterwerken, die Betätigung aller 
Schalter auf der Hoch- und Niederspannungsseite, die An- 
passung an alle durch den Zugbetrieb und unvorhergesehene 
Zwischenfälle gegebenen Situationen und die Berücksichti- 
gung von Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten. Da sich die 
"eine Kommandostelle leichter mit der Leitung des Zugbetrie- 
bes und den wichtigsten sonstigen Betriebsstellen in Ver- 
bindung halten kann als 5 Unterwerke, ist die Erkenntnis 
und Beherrschung aller Vorgänge trotz wesentlich geringe- 
ren Personalaufwandes schneller und sicherer möglich als 
bei Handbedienung der Unterwerke. Für die Kommandostelle 
sind ein Leiter und 3 Schaltwärter vorhanden. 

Die einwandfrei@ Fernbetätigung setzt voraus, daß die 
Stellung aller Schaltgeräte und der Betriebszustand aller Ma- 
schinen der Unterwerke in der Kommandostelle jederzeit 
kenntlich gemacht und die richtige Ausführung der Komman- 
dos überwacht werden. Dies geschieht durch Signallampen, 
die neben den Kommandoscdhaltern auf einem Schaltfeld für 
jedes Unterwerk in der Kommandostelle angeordnet sind. 
Durch sie wird z. B. auch das Ansprechen der beiden Stufen 
des Budhholz-Schutzes der Transformatoren angezeigt. Für 
jedes Unterwerk zeigen außerdem ein Strommesser die Be- 
lastung des Umformers und je eine Signallampe zu hohe und 
zu niedrige Spannung an. Ein gemeinsames Feld für alle 
Unterwerke enthält die Fernmeßgeräte (Spannung auf der 
60 kV-Seite, Wirkleistung, Blindleistung) für jeden der drei 
Einspeisepunkte aus dem Netz der Elektricite de France und 
je 1 Reihe von Leuchtfeldern für jedes Unterwerk, die das 
Auslösen von Sicherungen, zu niedrige Spannung, Ausfall 
der Batterieladung, UÜberlastung der Umformer, Ausfall der 
Wasserkühlung, Kurzschluß auf der 1500 V-Seite u. dgl. an- 
zeigen. Insgesamt sind für jedes Unterwerk 1 ständige Fern- 
messung, 30 Kommandoscalter und 25 Signallampen vor- 
handen. 


Kommandostelle 

Verbindung mit: Unterstati Unterstation 
I Unter-! | Unter-I l i 1 Si ) | 
| Station! I station] j 

KR I7 {| i i |! 
| Li | | 7 T. r| l | 
| f ku fa ı | | 
I li | | | be Qoi l N 
| Dell i l | Mi e | 
Sanj jr | | I| Sa | 
I&i l | Ie A Re 
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o na AIF EEE E | 

i | Ii Alol, 1” | ENI | 
Ci Frj Q Z> 

1 [1 | T| | a |] I 
i tied (Bd, F Ä | | 
| ESP IM N N | | | 
IQ! | I 
| Se 110 one) f' D ý l 
BSR A Re, 
i l i | | rıı 
| F í ) ) ti | 
i 11 i t l I1 | 

a. fı a, £, Signale für die Verbindungsleitungen mit den Unterstatio- 


nen: ©O,o Schwingungserreger; M,m Modulatoren; F,,Fs‘ Bandfilter; 
D',d', A,A',a Verstärker; T,T' Ubertrager; R,r,R',r' Relais; C,; C, Lei- 
tungswege; ET Feınmeß-Sendung; RT Fernmeß-Empfang. 


Bild 1. Schema der Signalübertragung. 


Für Fernmessung und Fernbetätigung waren nur 4 Ad 
und eine gemeinsame Rückleitung eines gleichzeitig für Fe 
sprechzwecke benutzten normalen Fernsprechkabels verí 
bar. Durch diese Leitungen werden die Kommandos und! 
nale mit größter Genauigkeit übertragen, wobei zwisc 
der Betätigung des Kommandoschalters und dem Eintrel 
der Empfangsbestätigung nicht mehr als 4 s vergehen dü! 
und die Kommandos der Kommandostelle Vorrang vor 
Signalen der Unterwerke haben müssen. Dies alles erm 
lichen gleichartige und gleichlaufende Sätze von Doppelw 
lern in der Kommandostelle und den Unterwerken. Als] 
gerstrom dient Gleichstrom, durch den auch das Unterw 
Nîmes gesteuert und kontrolliert wird. Für die übrigen ` 
Unterwerke werden dem Gleichstrom Signalfrequenzen ı 
schen 420 und 2460 Hz überlagert, zwischen denen Abstä 
von 120 Hz liegen. Für jede Signalfrequenz ist in der K 
ınandostelle und in dem Unterwerk ein Schwingungserre 
mit Modulator, Bandfilter, Verstärker usw. vorhanden. 
Betätigung eines Kommandoschalters in der Kommandost 
unterbricht die ständige Aussendung des zugehörigen Sig 
und infolgedessen in dem Unterwerk den Strom des zı 
hörigen Relais, das daraufhin seine Kontakte öffnet. Die 
drigsten Frequenzen werden für die entferntesten We 
verwendet. Bild 1 zeigt eine schematische Darstellung 
Signalübertragung. 

Die Fernmessung erfolgt mit Hilfe je einer Trägeı 
quenz zwischen 1980 und 2340 Hz für jedes Unterwerk, 
die gemessenen Größen als Frequenzwerte zwischen 12,5 
25 Hz überlagert werden. 

Die erforderlihe Energie für die Kommandostelle v 
durch 2 aus dem öffentlichen Netz gespeiste Umformersi 
geliefert, von denen einer jeweils als automatische Rese 
dient. Außerdem ist ein Notstromaggregat für automatisc 
Anlauf vorhanden. P 


Fernmeldetechnik 
| DK 621.3%. 
Impulsmodulation. [Nach Prokott: Arch. elektr. Ube 
4 (1950) S. 1; 9 S., 21 B.] 

Der Verfasser gibt eine zusammenfassende Darstell' 
über die Arten der Impulsmodulation, ihre Eigenschaften ` 
ibre praktische Ausführung. Die Impulsmodulation ist 
her im deutschen Schrifttum im Gegensatz zum Ausla 
wenig behandelt worden. Sie hat den Zweck, den eige! 
chen Modulationsvorgang am Sender zu vereinfachen 
die zeitliche Aufeinanderfolge der Nachrichten zum Zw: 
ihrer Trennung zu benutzen. Jeder Nachricht eines Ka 
entspricht eine Folge von kurzzeitigen Impulsen. Für 
weiteren Kanäle werden die Räume zwischen den einze! 
Impulsen ausgenutzt. Auf der Empfangsseite erfolgt 
Trennung durch syndronisierte Abtastvorrichtungen. 
sonst für die Mehrkanalübertragung wichtige Forderung 
strengen Linearität der Übertragungsgeräte kann hier / 


Bild 2. 


Unmodulierte Impulsfolge. 


fallen. Die unmodulierte Impulsfolge ist auf Bild 2 da 
stellt. Durch die Entwicklung nach einer trigonometiris: 
Reihe erhält man, wenn / = 1 und T = 2x gesetzt wird. 
Grundgleichung 


I1 Ç 2 
aa Vokal 


wo = Impulsfrequenz, k = Ordnungszahl. 

Die zunächst sinusförmig angenommene Nutzschwinc 
(Frequenz wı) wird auf die Impulsfolge nach verschiede 
Methoden übertragen. 

1. Impuls-Amplitudenmodulation (TA 
— Die Höhe der Impulse wird bei unveränderter Daue: 
Takte der zu übertragenden Schwingung geändert. Is 


RR BE BB N BET RR TV OORA 


aD F F 


1. September 1950 


der Modulationsgrad, so erhält man den modulierten Strom 
durh Multiplikation der angegebenen Grundgleichung mit 
i + m’ cos wt)... Ä 

Die weitere Umformung zeigt neben der unveränderten 
Frequenz wı die einzelnen Teilschwingungen der Impuls- 
folge nach der Grundgleichung mit den Seitenfrequenzen der 
gewöhnlichen Amplitudenmodulation. Diese Entwicklung 
zeigt ferngg, daß wu >2w, sein muß, wenn keine störenden 
Schwingungen in den Bereich der Nutzfrequenz kommen sol- 
len. Die Nebenfrequenzen werden ausgesiebt. Die IAM 
gibt keine besonderen Vorteile und wird praktisch kaum ver- 
wandt. 


[} 
| 
zw (fh 


Bid 3. Zur Wirkungsweise der Impulsphasenmodulation: a) Trapezkurve, 
b) Impulse durch Differentiation von a). 


2. Die Impuls-Phasenmodulation (IPM) 
undimpulsfrequenzmodulation. — Hier bleiben 
die Impulsbreite und -höhe unverändert. Die Impulse wer- 
den im Takte der Schwingung wı gegen ihre Nullage verscho- 
ben. Der Grundgedanke einer Ausführungsform ist in 
Bid 3 gegeben. Die Frequenz der Sinuskurve gibt die Im- 
pulsfrequenz an. Die Kurve wird durch Begrenzerschaltun- 
gen trapezförmig gemacht (a). Durch eine differenzierende 
Schaltung entstehen die Impulse (b). Die erzeugende Sinus- 
shwingung wird nun im Takte der zu übertragenden Fre- 
juenz durch die Vorspannung U verschoben und diese 


“Modulation somit auf den Impulsabstand übertragen. Nimmt 
man das Tastverhältnis 1/n als konstant an (was bei dem 
beschriebenen Verfahren nicht genau zutrifft), so wird der 
zeitlich veränderliche Phasenwinkel 

di) = wt + 9 sin wt 
in die Grundformel statt wọ eingeführt. 
Phasenhub. Man erhält dann 


k = œ 


| 2 . ka 
a +2, koom cos k (Ot + ọ sin œt). 


9% bedeutet den 


Zur Umformung benutzt man bekannte Beziehungen zwi- 
shen trigonometrischen Funktionen mit einer ebensolchen 
"unktion als Argument und den Besselfunktionen. Man er- 
ait eine Reihe von Teilschwingungen mit wo als Grund- 
‚hwingung, die pnasenmoduliert sind und als Amplituden 
lie Beträge als Besselfunktion haben!. 

3. Impuls-Längenmodulation (ILM). — Die 
Jauer der Impulse, also das Tastverhältnis 1/n, wird im 
fekte der zu übertragenden Schwingung wı geändert. Be- 
:eihnet p die prozentual größte Abweichung vom mittleren 
Tastverhältnis 1/n, so ist die modulierte Impulslänge 


1 P 


— + — sin ANA 
n n 


`e wird statt 1/n in die Grundgleichung eingeführt. Man 


thält dann 


ai anu 
n n 


k = Lo 87 
+2, ne ka Li P o I)| cos k ot 
kr n n 


Jie Entwicklung führt auch auf Besselfunktionen und zeigt 
że Frequenz wı sowie die Teilschwingungen der Impuls- 
olge mit einer Amplitudenmodulation höherer Ordnung. 
Der Verfasser beschreibt ferner Schaltungen zur Aus- 
ührung der Modulationsverfahren und zeigt Oszillogramme 
ies Modulationsvorgangs. Pgs 


! Für eine konstante Impulslänge hat Urtel eine Ableitung der 
ittunktion gegeben. Vgl. Holzwarth: Frequenz 4 (1950) S. 64. 


‘ 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


473 


Theoretische Elektrotechnik 
DK 538.56:621.396 
Anleitung zur praktischen Stabilitätsprüfung mittels Orts- 
kurven. [Nach F. Strecker: Elektrotechn. 3 (1949) S. 379; 
10 S., 14 B.] 
Für Stabilitätsuntersuchungen genügt die Kenntnis der 
Eigenvorgänge, die fast immer dem Zeitgesetz 


e-t ° ejut = ejJrt (1) 
folgen. Ist ô positiv, so klingt ein Eigenvorgang all- 
mählich ab. Ist ô negativ, so nimmt die Amplitude zu; das 


System ist selbsterregungsfähig. Man braucht nicht den 
ganzen Einschwingvorgang zu kennen, auch nicht den Vor- 
gang, der zur Selbsterregung führt. 

Zur Bestimmung der Stabilität muß von einer Eigenwert- 
bedingung ausgegangen werden. Diese gibt an, welche Vor- 
gänge in einem System noch möglich sind, wenn es sich selbst 
überlassen wird, also nur unbeadtlich kleinen Anstößen 
ausgesetzt ist. Typische Eigenwertbedingungen: 

a) Der Scheinwiderstand an einer Trennstelle ist 0, so 
daß eine verschwindend kleine Urspannung Ströme hervor- 
rufen kann (W = 0). 

b) Der Scheinleitwert eines Netzes ist 0, so daß ein ver- 
schwindend kleiner Urstrom eine Spannung hervorrufen 
kann (G = 0). _ 

Entsprechende Bedingungen gelten bei Systemen von 
Widerständen bzw. Leitwerten, die miteinander gekoppelt 
sind. Als Eigenwertbedingung kann auch festgelegt wer- 
den, daß bei einer Ringschaltung der Übertragungsfaktor h 
gleich 1 wird, so daß Spannungen und Ströme des Eingangs 
gleich denen am Ausgang des Rückkopplungsweges wer- 
den (h = 1), (siehe Nyquist[i)). 

Die Eigenwertbedingungen — z. B. W (v) = 0 — erge- 
ben „Prüffunktionen” der komplexen Veränderlihen v = 
w + jô, deren Werte für ô = 0 (eingeschwungene Vorgänge) 
meistens durch Rechnung oder Messung leicht ermittelt wer- 
den können und als „Ortskurven" bekannt sind. 

Zur Untersuchung der Stabilität gibt es Kriterien I. und 
II. Art. Das Kriterium I. Art stellt nur fest, ob ein System 
selbsterreaunasfähiaq ist oder nicht. Es gelingt in einem 
zweiten Schritt vielfach. die Anzahl der selbsterregungs- 
fähigen Eigenwerte v [siehe Gleichung (1) mit negativem ô] 
festzustellen. Das Kriterium II. Art qibt eine Möglichkeit, 
die wahre Größe der Eigenwerte » zu bestimmen. die in der 
Nähe der gemessenen oder gerechneten Kurve für ô = 0 in 
der komplexen Ebene der Prüffunktion liegen. Beim Krite- 
rium I. Art wird die Laqe der Ortskurve bezogen auf den 
kritischen Punkt (0 im Beispiel W(x) = 0 bzw. 1 im Beispiel 
hi) = 1) sowie die „Drehzahl” der Kurve um den kritischen 
Punkt festgestellt, und daraus werden Schlüsse auf die Sta- 
bilität gezogen. Beim Kriterium II. Art versucht man, das 
Gebiet der komplexen Ebene der Prüffunktion in der Nähe 
des kritischen Punktes auf die komplexe Ebene der Fre- 
quenzen v abzubilden und dadurch die Größe von ô abzu- 
schätzen. 

Die vorliegende Arbeit gibt eine ziemlich ausführliche 
Darstellung des für die Stabilitätsprüfung notwendigen Un- 
tersuchungsverfahrens. Zur weiteren Einarbeitung in das 
Gebiet wird auf das Schrifttum [2] verwiesen, in dem sich 
viele Beispiele finden (siehe auch [3], [4] und [5]). Lu 


Schrifttum 

[1] Nyquist: Regeneration Theory. Bell Syst. techn. J. 11 (1932) S. 126. 

[2] F. Strecker: Die elektr. Selbsterregung. S. Hirzel Verlag 1947; 
F. Strecker: Aktive Netzwerke und das allgemeine Ortskurven- 
kriterium für die Stabilität. Frequenz 3 (1949) S. 78. 

[B] H. Matthes: Frequenzkonstanz und Störschwingungen bel einem 
brückenstabilisierten Niederfrequenzgenerator. Frequenz 4 (1950) S. 1. 

[4 W. Oppelt: Das Gestalten von Regelkreisen an Hand der Orts- 
kurvendarstellung. Arc. elektr. Übertr. 4 (1950) S. 11. 

[5] J. Peters: Wann gilt das Stabilitätskriterium nach Nyquist? Arc. 
elektr. Übertr. 4 (1950) S. 17. 


Verschiedenes 
DK 621.316.542 
Neuer Kippschalter. [Nach Electr. Tms. 117 (1950) S. 824; 
1S.,2B)] 

Eine neue Kippschalterkonstruktion! für 230 V, 5 A ent- 
hält ein Minimum an Einzelteilen. Der Schalter besteht aus 
einer Grundplatte, zwei Anschlüssen, einer Phosphorbronze- 
platte mit Silbereinsatz für den festen Kontakt, dem Kipp- 


3 Hersteller: Rolls Switches Ltd., London. 


474 


RZ 


a Kipphebel, b Zunge, 
Bild 4. Das federnde Kon- 
taktstück. 


c Kontaktpunkt, d Federung. 
Bild $. Zur Wirkungsweise 
des Schalters {Schnitt). 


hebel a und dem beweglichen Kontaktstück aus Kupferberyl- 
lium (b, c, din Bild 4). Der Kontakt c ist mit Vorspannung 
geschlossen (Bild 5). Bewegt man den Hebel a langsam nach 
rechts, entsteht in der Zunge b eine Druckspannung; der 
Kontaktdruck erhöht sich und der Kontaktpunkt c verschiebt 
sich etwas nach links, da die Federung d nachgibt. Dieser 
Schalter säubert also seine Kontaktstelle selbst. Wenn der 
kritische Punkt erreicht ist, springt der ganze federnde Kon- 
taktarm nach unten. Die Dffnungsgeshwindigkeit des Kon- 
taktes ist unabhängig von der Bewegungsgeschwindigkeit 
des Hebels. 

Der Schalter hat bei einer Prüfung 4000 000 mal ohne 
Beanstandungen 5 A geschaltet. BV 


DK 382.1 : 621.3 (494) 
Elektrogeräte und Maschinen im schweizerischen Außenhan- 
del. — Die Warenkategorie „Instrumente und Apparate” er- 
gibt im schweizerischen Außenhandel für die beiden letzten 
Jahre: 


dz Mio. sfrs. 
Einfuhr 1949 32 364 86,6 
1948 37 0% 96,5 
Ausfuhr 1949 67 114 224.4 
1948 63 141 203,5 


Demnach ist die Einfuhr im Vergleich mit 1948 um 10 
Mio. sfrs. zurückgegangen, die Ausfuhr um 21 Mio. sfrs. ge- 
stiegen. Der UÜberschuß der Ausfuhr beträgt demnach 138 
Mio. sfrs. Nach Maschinen und Uhren sowie Apotheker- 
waren handelt es sih dabei um eine der wichtigsten Ex- 
portpositionen, die gegen das letzte Vorkriegsjahr (1938) in 
der Einfuhr um 55 Mio. sfrs. und in der Ausfuhr um fast 170 
Mio. sfrs. gestiegen ist. An diesen Ziffern sind insbeson- 
dere beteiligt: Schalter, Schalttafeln, elektrische Meß- und 
Zählapparate, Akkumulatoren, Isolatoren, Telephon- und 
Radioapparate, Glühlampen usw., von denen wir nur die 
wichtigsten in folgender Zusammenstellung berücksichtigen: 


Jahr dz Mio. sfrs. 
Elektrische Kontrollapparate und 
«instrumente 1949 7 790 29,86 
1948 6 907 25.73 
Telephon- und Telegraphenapparate 1949 1 331 7.89 
1948 1405 9,98 
Radioapparate 1949 2 328 8,55 
1948 1 788 7,19 
Instrumente und Apparate für an- 
gewandte Elektrizität, anderweit 
nicht genannt: 
Im Stückgewicht von mehr als 500 kg 1949 8 560 12.88 
1948 8 915 12,97 
dgl., 50... 500 kg ` 1949 6 995 15,53 
1948 5 438 10.46 
dgl., 3... 50 kg 1949 6 489 21,94 
1948 4 668 14,69 
dgl., 0,3...3 kg 1949 2949 10,89 
1948 2 347 8.17 
dgl., weniger als 0,3 kg 1949 2 836 4,66 
1948 4 427 6,63 


In diesen Warenpositionen sind rd. 50% aller expor- 
tierten Instrumente und Apparate nachgewiesen. 

Dazu kommt aus der Kategorie Maschinen (Gesamtex- 
port 1949 772 Mio. sfrs-) eine der wichtigsten Maschinenarten 


im Rahmen der schweizerischen Ausfuhr: dynamoelektrische 
Maschinen mit folgenden Ziffern: 
dz Mio. efrs, 
1949 66 097 81,18 
1948 68 074 61,65 


Absatzgebiete für diese Maschinen waren in erster Li- 
nie: 


Mio. sfrs. Mio. sfrs. 
Polen 7,7 Schweden 4,3 
Belgien u. Luxbg. 7,5 Finnland 3,9 
Norwegen 6,5 Niederlande 3,8 
Brasilien 6,4 Indien 2.9 
Frankreich 5,3 Spanien 2.7 
Argentinien 4,6 Portugal 2,5 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heit 17 


1. September 1%) 


Dazu kommen mit mindestens 1 Mio. sfrs. Deutschland, Uste: 
reich, Irland, Tschechoslowakei, Algerien, Columbien, Ch..«, 
Peru, Australischer Bund. 

An der 1949 festgestellten Einfuhr dieser Warenpositica 
sind die USA mit 3,1, Großbritannien mit 1,4 Mio. si:s. 
Deutschland mit 516 000 sfrs. beteiligt. Als Beispiele we. 
terer deutscher Lieferungen nach der Schweiz nennen w. 
elektrische Kontrollapparate und -instrumente 417000 sirs 
Telephon- und Telegraphenapparate 232 000 sfrs., Radioapp 
rate 479 000 sfrs. (bei 2,4 Mio. sfrs. schweizerischen Liefert 
gen nach Deutschland) und für die Gruppe „Instrumen‘ 
und Apparate” insgesamt rd. 700 000 sfrs. E. Stei: 


Kurznachrichten 


Industrie und Hochschulen. — An der Justus-Liebig-Hoċt 
schule in Gießen gibt es einen Lehrstuhl für theoretisz: 
Physik, der von der Firma Leitz, Wetzlar, für die Dauer v: 
15 Jahren gestiftet wurde! In einem Bericht! schreibt d: 
Hochschule hierzu: „Die Herren des wissenschaftlihen M- | 
arbeiterstabes der Firma Leitz nehmen fast regelmäßig ə: i 
Gäste oder Vortragende an unseren physikalischen Kol. | 
quien teil. Zwei von ihnen gehören zu unserer Fakuit: 
und halten bei uns Vorlesungen (Prof. Bergmann ide 
Ultraschall, Prof. Rösch über Mineralogie). Wenn àl- 
deutschen Industrieführer soviel Weitblick besäßen wie i- 
Brüder Leitz und Dir. Dr. h. c. Dumur, dann wasi! 
Notrufe der deutschen Wissenschaft vermutlich unnötig‘ . 


R 
Deutsche Industrieausstellung Berlin 1950. — Vom 1. ts: 
15. Oktober wird in Berlin eine repräsentative Industr- 
Schau abgehalten werden, die unter der Schirmherrsd:ä:: i 
des Bundespräsidenten steht und als „bundeswidhtig” ar- ! 
erkannt ist. Die Aussteller werden streng ausgewählt D» | 
Ausland wird in einer Reihe von Pavillons vertreten se: ı 


. die USA zeigen in dem auf dem Messegelände im Bau bı 


findlihen C. Marshall-Haus eine ERP- und eine amerikan- 
sche Regierungsausstellung. Deutscherseits werden folgezce 
Gebiete vertreten sein: Elektrotechnik (Halle I), Chemie u 
Kunststoffe (II), Leder u. Textilien (III... V), Graphik, Buro- 
artikel, Spielwaren (VI), Berliner Handwerk (VII), Eisen u 
Stahl (VIII, IX), Holz, Feinmechanik, Optik, Glas, Porze: 
(X), Kälteindustrie (XI). Fünf dieser Ausstellungshallen we- 
den in Stahlglaskonstruktion, eine in Leichtbauweise, n- 
aufgebaut und geben dem Berliner Ausstellungsgelände àz 
Funkturm wieder 75% seines früheren Umfanges. a 


Rheinsender in Betrieb. — Der Südwestfunk ließ von der C 
Lorenz AG. in Wolfsheim bei Bad Kreuznach einen 70 kW- 
Mittelwellensender errichten und konnte ihn kürzlich in B= 
trieb nehmen. Der Sender ist auf der Welle 1016 kHz = 29°: 
zu hören. Er besitzt zwei 150 m hohe Antennenmas'. 
die im Abstand von 100 m aufgestellt und durch eine 250 2 
lange Reusenleitung mit dem Senderhaus verbunden sir- 
Bemerkenswert ist der elektrische Fernantrieb für die A> 
stimmelemente. Die Röhren des dreistufigen Senders 5:7: 
wassergekühlt. Später soll einer der Maste eine UKW-An-: 
tenne tragen. i 


Das erste Unterseekabel. — Vor 100 Jahren verlegten die B:v- 
der Brett auf Grund eines französischen Patentes zwisht 
Calais und Dover das erste Unterseekabel. Es bestand :\5 
einem Kupferdraht des Dmrs. 2,5 mm und war mit Gutt 
percha umwalzt. Am 23. August 1850 wurde das Kabe: ' 
Betrieb genommen. Da es keine Schutzdrähte hatte, versac:£ 
es bereits am zweiten Tag. Aber bald legte man ein ne-:- 
Kabel und 1856 begann die Verlegung zwischen Europa ur 
Amerika. Fb 


Westberliner Industrie. — Die Elektroindustrie verfügte im 
Juli 1950 über 52 000 Fachkräfte und produzierte im 1. Qua:- 
tal Waren im Werte von 103,6 Mio. DM. — Der Westberl.ne 
Rundfunkhandel schloß im Juni 1950 etwa 90% seiner V€: 
käufe auf Teilzahlung ab. hi 


i Phys. Bl. 6 (1950) S. 276. 


1. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


475 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, 
Fernruf: 43157, Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


Bekanntmachung 


Betr.: VDE 0606/XI.46 „Vorschriften für Verbindungs- und 
Abzweigdosen, Hauptleitungsabzweig- 
kästen sowie Leuchtenklemmen“, 

VDE 0616/X1.46 „Vorschriften für Lampenfassungen 

und Lampensockel bis 750 V". 

„Vorschriften für Steckvorrichtungen 

bis 750 V 100 A”. 

„Vorschriften für Schalter bis 750 V 

60 A”. 

„Vorschriften für Leitungsschutzsiche- 

rungen mit geschlossenem Schmelzein- 

satz 500 V bis 200 A". 

In der ETZ 70 (1949) H. 12, S. 375, war für die im Betreff 
angegebenen Vorschriften die Verlängerung der in $ 1 „Gel- 
tungsbeginn" angegebenen Übergangstfrist, innerhalb der die 
Herstellung nach den seitherigen Vorschriften zugelassen ist, 
bis zum 31. Dezember 1950 angekündigt worden. Die VDE- 
Kommission ‚„Installationsmaterial” hat die hiergegen ein- 
gegangenen Einsprühe dadurch berücksichtigt, daß sie die 
VDE-Prüfstelle ermächtigt hat, Nachprüfungen auch noch nach 
diesem Termin gemäß der nachstehenden Bekanntmachung 
der VDE-Prüfstelle vorzunehmen. 

Der VDE-Vorstand hat daher den 31. Dezember 1950 als 
letzten Tag der Übergangsfrist bestätigt. 

Der 2. Absatz in $ 1 dieser Vorschriften erhält somit fol- 
genden geänderten Wortlaut: 

a) bei der Vorschrift VDE 0606/XI.46: „Für die Herstellung 
gelten daneben die bisherigen Vorschriften VDE 0610 
„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 
spannung“ bis zum 31. Dezember 1950." 

b) bei der Vorschrift VDE 0616/X1.46: „Für die Herstellung 

gelten daneben die bisherigen Bestimmungen VDE 0610 

„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 

und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 

spannung” und VDE 0615 „Leitsätze für Fassungen zu Röh- 

renlampen mit beiderseitigem Sockel nach DIN-VDE 96501 

(Soffittenlampen)‘ bis zum 31. Dezember 1950." 

bei der Vorschrift VDE 0620/X1.46: „Für die Herstellung 

gelten daneben die bisherigen Bestimmungen VDE 0610 

„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 

und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 

spannung”, VDE 0622 „Leitsätze für 2polige Steckvorrich- 

tungen mit Schutzkontakt (Dosensteckvorrichtungen 250 V 

10 A) für Erdung, Nullung oder Schutzschaltung“, VDE 

0625 „Vorschriften für 2polige Gerätesteckvorrichtungen 

und Geräteanschlußshnüre 10 A 250 V für Hand- und 

Elektrowärmegeräte” und VDE 0626 „Vorschriften für 2- 

polige Gerätesteckdosen 10 A 250 V mit Schutzkontakt” 

bis zum 31. Dezember 1950.“ 

d) bei der Vorschrift VDE 0632/XI1.46: „Für die Herstellung 
gelten daneben die bisherigen Vorschriften VDE 0610 
„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 
spannung‘ und VDE 0630 „Vorschriften für Geräteschal- 
ter” bis zum 31. Dezember 1950." 

e) bei der Vorschrift VDE 0635/X1.46: „Für die Herstellung 
gelten daneben die bisherigen Vorschriften VDE 0610 
„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 
spannung” bis zum 31. Dezember 1950." 

Durch Einfügung dieser Änderung in die oben angegebenen 

Vorschriften erhalten diese das neue Ausgabedatum „8. 50" 

an Stelle des seitherigen Ausgabedatums „XI.46°. Die ge- 

änderten Vorschriften heißen somit in Zukunft: VDE 0606/ 

8.50, VDE 0616/8.50, VDE 0620/8.50, VDE 0632/8.50, VDE 

0635/8.50. 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


1) Neuerdings mit DIN 49650 bezeichnet. 


VDE 0620/X1.46 
VDE 0632/X1.46 
VDE 0635/X1.46 


n 
— 


VDE-Prüfstelle 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, Tel. 4 31 57 
Ablauf der Geltungsdauer von Prüfzeichenausweisen nach 
VDE 0610, VDE 0622, VDE 0625, VDE 0626, VDE 0630 


Am 31. 12. 50 verlieren alle Prüfzeichenausweise ihre 
Gültigkeit, die auf Grund von Prüfungen nach 
VDE 0610 „Vorschriften, Regeln und Normen für die Kon- 
struktion und Prüfung von Installationsmaterial 
bis 750 V Nennspannung‘, 

VDE 0622 „Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit 
Schutzkontakt (Dosensteckvorrichtungen 250 V 
10 A) für Erdung, Nullung oder Schutzschaltung”, 

VDE 0625 „Vorschriften für zweipolige Gerätesteckvorrich- 
tungen und Geräteanschlußschnüre 10 A 250 V für 
Hand- und Elektrowärmegeräte”, 

VDE 0626 „Vorschriften für 2polige Gerätesteckdosen 10 A 
250 V mit Schutzkontakt“, 

VDE 0630 „Vorschriften für Geräteschalter” 

ausgestellt sind. Vorhandene Einzelteile können bis zum 

31. 12. 51 aufgearbeitet werden. 

Die Gültigkeit der Prüfzeichenausweise kann verlängert 
werden, wenn eine Nachprüfung ergeben hat, daß die Geräte 
auch den neuen Vorschriften (VDE 0606, VDE 0616, VDE 
0620, VDE 0632, VDE 0635, VDE 0710) entsprechen. 

Für gültige Prüfzeichenausweise müssen die Nadh- 
prüfungsanträge und die Prüflinge bis spätestens 30. 6. 51, 
für ruhende Prüfzeichenausweise bis zum 31. 12, 52 ein- 
gereicht werden. Die Umwandlung ruhender in gültige Prüf- 
zeichenausweise erfolgt ab 1. 7. 51 nur nach Bestehen einer 
Nachprüfung. 

Nachprüfungen, für die Anträge und Prüflinge bis zum 
30. 6. 51 bzw. bei ruhenden Ausweisen bis zum 31. 12. 52 ein- 
gereicht sind, führt die Prüfstelle zuermäßigten Gebüh- 
ren aus. 

Prüfzeihenausweise für Sicherungen mit geschlossenem 
Schmelzeinsatz für Spannungen über 500 V behalten noch 
ihre Gültigkeit, bis neue Vorschriften für derartige Schmelz- 
einsätze über 500 V vorliegen. 

VDE-Prüfstelle 
i. V. Kohrs 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89, Tel.: 8701 71, App.: 188 


Ablauf der Geltungsdauer von Prüfzeichenausweisen 

Die von der VDE-Prüfstelle in Frankfurt a. M. getroffene 
Regelung! über den Ablauf der Geltungsdauer von Prüf- 
zeichenausweisen wird auch von der Elektrotechnischen Prüf- 
stelle Berlin auf die von ihr ausgestellten Prüfzeichenaus- 
weise angewendet werden. 

Diese Regelung bezieht sich nicht auf Genehmigungs- 
ausweise, die noch von der ehemaligen Prüfstelle des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker in Berlin-Charlottenburg 
ausgestellt worden sind. 

Firmen, welche derartige Genehmigungsausweise wie- 
der aufleben lassen wollen, werden gebeten, diese Ausweise 
spätestens bis zum 30. Sept. 1950 bei der Prüfstelle einzu- 


reichen. 
Erlöschen eines Prüfzeichenausweises 


Der auf die Firma Artra GmbH., Berlin-Wittenau, aus- 
gestellte Prüfzeichenausweis B 103/1 vom 6. 1. 1950 ist erlo- 
schen. 

Abschluß der Übernahme von Genehmigungsausweisen 
der ehem. VDE-Prüfstelle in Berlin-Charlottenburg und von 
Zulassungsbescheiden des ZAEM, Berlin. 

Bei Beginn ihrer Tätigkeit erklärte sich die Elektrotech- 
nische Prüfstelle Berlin bereit, die von der ehemaligen Prüf- 
stelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Berlin- 
Charlottenburg ausgestellten Genehmigungsausweise und 
die Zulassungsbesceide des ZAEM, Berlin, ohne eine er- 
neute vollständige Zeichenprüfung zu übernehmen. Voraus- 
setzung hierfür war, daß die Erzeugnisse nach wie vor den 
für sie geltenden VDE-Bestimmungen entsprechen. 


3 Veröffentliht oberhalb dieser Bekanntmachung sowie in ETZ 71 
(1950) H. 13, S. 359, 


476 


Diese Ubergangsregelung tritt am 1. 10. 1950 außer Kraft. 
Von diesem Tage an kann, auch wenn ein Genehmigungs- 
ausweis der ehemaligen VDE-Prüfstelle Berlin oder ein Zu- 
lassungsbesheid des ZAEM vorliegt, die Zustimmung zur 
Benutzung des V'DE-Zeichens oder eines VDE-Kennfadens 
nur nach einer vollständigen Zeichenprüfung unter den hier- 
für festgelegten Bedingungen erteilt werden. 

Anträge auf Übernahme alter Genehmigungsausweise 
oder Zulassungsbescheide nimmt die Prüfstelle noch bis zum 
30. 9. 50 entgegen. 

Elektrotechnische Prüfstelle Berlin. 
Block 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstraße 33 

14. Sept. 1950, 18.15, Hörsaal EB 301 d. T. U.: „Das synchrone Schalten 
von Wechselstrom’' und „Ein neuer mechanischer Synchronscal- 
ter‘, Obering. P. Duffing. 

Ausschuß f. Wärme u.Kralftwirtschait, Essen, Essen-Bredeney, HoheBuchen 9 

2. 10. u. 3. 10. 1950 in Berlin „„Wärme- und energiewirtschaftliche Tagung’. 

Physikal. Verein Frankfurt a. M., Robert-Mayer-Str. 2 

14. 9. 50, 17.00: „Stromrichter u. Stromrichterschaltungen f. Gleichstrom- 
Kraftübertragung”, Dr. Hubel. 

ETV München, München 2, Blumenstr. 28 

25. 9. bis 29. 9. 1950, Kursus: „Revision elektrischer Anlagen’‘, Prof. Dr.- 
Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, 
Dipl.-Ing. Sauermann, Dipl.-Ing. Kaehne, Wuppertal. 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

25. 9. bis 29. 9., tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Auswuctprobleme’, 
Prof. Dr.-Ing. H. Fromm. 

4. 9. bis 8. 9. 1950, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Moderne Verfahren der 
Feinstbearbeitung‘', Dr.-Ing. H. Finkelnburg. 


PERSÖNLICHES 


Hochschulnachrichten. — An der T. H. Hannover wur- 
de Oberpostrat Dipl.-Ing. Hans Schönfeld zum ord. 
Professor für Fernmeldetechnik ernannt. 


Neues Institut a. d. Universität Hamburg. — Der Nord- 
westdeutsche Rundfunk hat in der Absicht, die wissenschaft- 
liche Forschung der Probleme des Rundfunks und des Fern- 
sehens zu fördern, eine rechtsfähige Stiftung mit dem Namen 
„Hans-Bredow-Institut für Rundfunk und Fernsehen an der 
Universität Hamburg” errichtet. Auf Vorschlag des Univer- 
sitätssenats und des Kuratoriums des Instituts ist Professor 
Dr. Egmont Zechlin zum Direktor dieses Instituts ernannt 
worden. of 


Jubiläum. — Dipl.-Ing. Alfred Flender, Chef der A. 
Friedr. Flender & Co, in Bocholt (Getriebe, Lager, Riemen- 
scheiben usw.), feierte am 1. August sein 25jähriges Ar- 
beitsjubiläum. A. Flender hat sich in dieser Zeit, die so vie- 
le Krisenjahre, für die deutsche Industrie brachte, wesent- 
liche persönliche Verdienste um die technishe und wirt- 
schaftlihe Entwicklung des Werkes erworben. Das Au- 
gustheft der Firmenzeitschrift „Der Flenderaner" zeigt das 
und läßt auch erkennen, daß Belegschaft und Chef vor- 
bildliih zusammenhalten., 


BUCHBESPRECHUNGEN 
DK 539 (022.5) 
Lehrbuch der Technischen Kernphysik. Von Dipl. Ing. H. 
Watzlawek. Mit 324 u. XV S., 209 B., 19 Taf., Format 8°, 
Verlagsbuchhandlung Franz Deuticke, Wien 1948. Preis kart. 
DM 35,—, geb. DM 40,—. 

Die Physik der Atomkerne ist an einem Punkt ange- 
langt, an dem bereits breite technishe Anwendung möglich 
ist. Der Verfasser hat daher die schwierige Aufgabe unter- 
nommen, ein „organisches Gesamtbild” des ganzen bisher 
zugänglihen Gebietes zu geben. Zahlreiche Literaturhin- 
weise ermöglichen das tiefere Eindringen. Da das Buch außer 
als Einführung auch als Taschenbuch verwendbar sein soll, 
sind eine Menge wesentlicher Daten teils im Text, teils in 
Tabellen wiedergegeben. 

Der Inhalt des Buches sei in Stichworten skizziert. Na- 
türliche und künstliche Radioaktivität, künstliche Kernum- 
wandlung, Nachweisapparaturen, Isotopie, Generatoren für 
hohe Spannungen und Teilchenenergien. Anwendungen in 
Biologie und Medizin. Chemie, Geologie, Geophysik und 
Geochemie, Technik, Astrophysik. 

Die technishe Anwendung der Kernphysik ist in 
Deutschland zunächst noch untersagt. Es ist trotzdem wichtig, 
dieses Wissensgebiet auch einmal vom Standpunkt des In- 
genieurs aus betrachtet zu sehen. Für denjenigen, der durch 
ein einführendes physikalisch orientiertes Buch schon etwas 
mit der Kernphysik vertraut ist, wird die knappe, sehr kon- 
zentrierte Darstellung zur weiteren Unterrichtung nützlich 
sein. Th. Gast 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


1. September I%' 


DK 621.315 : 621.392 (733) 
Fortleitung elektrischer Energie längs Leitungen in Stark. 
strom- und Fernmeldetechnik. Von W.zurMegedeMi 
163 u. VIII S., 87 B., Format 14,5X23 cm. Springer-Verlag, 
Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis kart. DM 13,50. 

Es ist ein sehr verdienstliches Unternehmen, daß det 
Verfasser dieses Buches sich die Aufgabe stellte, die Le: 
tung als Transportmittel elektrischer Energie zusammenfas 
send, d. h. sowohl vom Standpunkt der sogenannten Stark 
stromtechnik als auch vom Standpunkt der sogenannte 
Schwacdhsstromtechnik aus einheitlich zu behandeln. Der U 
terschied der beiden Arten beginnt ja immer mehr zu ver 
fließen und es ist sehr erwünscht, daß die verschiedenen A: 
ten der Behandlung, die verschiedenen Sprachausdrücke usw, 
die von beiden Seiten benützt werden, miteinander zur Bə 
rührung kommen, damit namentlich auch der projektiereni? 
Ingenieur und der Betriebsmann, die sich mit Leitungsac'- 
gaben beiderlei Art auseinanderzusetzen haben, einen Uber 
blik über beide Arten haben und sich ein Urteil bilden 
können. 

Die Aufgabe hat der Verfasser sehr schön gelöst. 
10 Kapiteln wird die Leitung von allen Seiten behandeit. 
Die Kapitel sind: Allgemeine Beziehungen, Leitungsk:+ 
stanten, Übertragungskonstanten, Reflexion und reflexiorr 
freier Bereich, Energieverteilung im Raum. Inhomogene Le: 
tungen, Starkstromleitungen, Fernmeldeleitungen, Drahtiei- 
tung als Schwingkreis und Hochfrequenzenergieleitung, Foi- 
gerungen aus den Leitungsgleichungen für die Meßtedn.i. 
Ein Anhang bringt einiges mehr Mathematisches und Tafe:: 
der Exponential- und Hyperbelfunktionen. Es werden nur d.: 
stationären Zustände betrachtet, also keine Schaltvorgance 

Wenn man das Buch durkhblättert, findet man kaum e.i 
Leitungsproblem der Starkstrom- oder Schwachstromtechniti. 
das nicht behandelt ist, und es ist besonders erfreulich, da) 
überall Zahlenwerte und Rechenbeispiele eingebaut sind, die 
zur raschen Orientierung sehr beitragen. Auch das phys:- 
kalishe Verständnis kommt nicht zu kurz, wie z. B. d:e 
Energiestrombetrachtungen S. 81...87 und die Diskussica 
der Leistungssuperposition S. 51 zeigen. 

Das Buch wird den Zweck, zu dem es geschrieben ist, 
sehr gut erfüllen, wozu ganz besonders die kurze und klate 
Schreibweise beiträgt. Man kann nur wünschen, daß môy 
lichst viel projektierende Ingenieure und Betriebsleute es 
bei Bedarf zu Rate ziehen. Unabhängig davon ist es auf 
für den Studierenden und für das Selbststudium als Ein!.3- 
rung ausgezeichnet geeignet. W. O. Schumana 


— 


DK 537.311.33 (023.9 
Semi-conducteurs électroniques et complexes dérivés. The>- 
ries—Applications. VonTeszner.MitXu.95S., 84 B., For- 
mat 21X29 cm. Verlag Gauthier-Villars, Paris 1950. 

Die täglich zunehmende Verbreitung von Halbleitem .n 
der Technik hat überall das Bedürfnis nach zusammeníės- 
senden Darstellungen dieses Gebiets geweckt. Das Büdlt 2 
von Teszner, eine der wenigen Arbeiten dieser Ar. 
wendet sich vor allem an den größeren Kreis der allgem: n 
an diesen Fragen interessierten Techniker, wird aber arà 
dem auf diesem Gebiet arbeitenden Spezialisten mantes 
Neue oder Vergessene zu sagen haben. 

Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick werden ıc 
ersten Hauptteil (30 Seiten) die wichtigsten Ergebnisse a: 
der Theorie der Halbleiter mitgeteilt, und zwar die Theor 
der Elektronenstruktur, der Raumladungssperrschicht un: 
der Leitungsvorgänge in einem Gemenge von Kristali:tt2 
verschiedener Leitfähigkeit, wobei (verhältnismäßig ausfür! 
lich, weil zu Teszners eigenem Arbeitsgebiet gehörig) v`! 
allem die nichtohmschen Strom-Spannungs-Charakteristik:L 
diskutiert werden. Im zweiten Hauptteil (60 Seiten) werd:! 
die Anwendungen der Halbleiter besprochen, zunächst Gle = 
richter, Detektoren und die eng damit verwandten Tran: 
storen, weiter nichtlineare Halbleiterwiderstände und He » 
leiter. 

Diese Einteilung des recht umfangreichen Gebietes :s 
naheliegend und zweckmäßig. Der Referent hätte jedoch :2 
ersten Teil gern auch einiges über die experimentellen Grun: 
lagen der mitgeteilten Theorien gelesen, die zum Beısr e 
am Si besonders übersichtlich erläutert werden können Dè 
gegen begrüßt er es sehr, daß im zweiten Teil manche tet 
nologischen Einzelheiten erwähnt werden, die man sonst r- 
mit Mühe in den verschiedensten technischen Zeitschrift’: 
zerstreut finden kann. Leider fehlt ein wichtiges Geb:e 
praktisch vollkommen, nämlich die lichtelektrische Leitz, 


\ 


1. September 1950 


` 


Im ersten Teil wird sie zwar kurz behandelt, im zweiten Teil 
suht man jedoch Photowiderstände und -elemente verge- 
bens. Von diesem Mangel abgesehen, gibt das Büchlein 
einen umfassenden Uberblik über den augenblicklichen 
Stand der Physik und Technik der Halbleiter, der natürlich, 
entsprehend der Zielsetzung des Buches, einen größeren 
Leserkreis anzusprechen, nicht wie eine Monographie bis zur 
letzten Erkenntnis vordringt. F.Stöckmann 


DK 621.392.52 (023.5) 
Einführung in die Siebschaltungstheorie der elektr. Nachrich- 
tentehnik. VonR.Feldtkeller. 3. Aufl. mit 160 S., 121 B., 
Format 14X22 cm. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1949. Preis 
kart. DM 12,—. 

Das vorliegende Buch ist — wie alle Buchveröffent- 
lihungen von Feldtkeller — seit seinem ersten Er- 
scheinen in Kreisen der Fernmeldetechniker bestens bekannt 
und viel benutzt. Wegen seiner klaren und übersichtlichen 
Darstellungsform kann es zu den Standardwerken des Fern- 
meldetechnikers gezählt werden. 

Die nunmehr erschienene 3. Auflage teilt die bekannten 
Vorzüge der vorangegangenen Auflagen, zeigt aber inhalt- 
ich eine erhebliche Umgestaltung, die sich im wesentlichen 
dadurh kennzeichnen läßt, daß der Begriff der Betriebs- 
dampfung in den Vordergrund gestellt ist, während die the- 
oretisch einfacheren Probleme der Siebketten mit Wider- 
standsanpassung erst in späteren Kapiteln behandelt werden. 
Infolge der meisterlihen Darstellung entstehen durch diese 
den Bedürfnissen der Praxis angepaßte Umgestaltung kei- 
nerlei begriffliche Schwierigkeiten für den Anfänger. 

Der Stoff gliedert sich in folgende Hauptteile: 

I Spulen, Kondensatoren und Schwingungskreise: II Zwei- 
pole als Siebschaltungen; II Die Grund- und Siebketten; 
IV Siebketten mit Wellenwiderstands-Anpassung; V Einfluß 
jier Verluste; Funktionentafeln für die meist gebrauchten 
Werte der Exponential-, Kreis- und Hyperbelfunktionen. 

Gerade in dieser Neufassung wird das Werk die Grund- 
lagenausbildung der Fernmeldetechniker erheblich fördern. 

F.W.Gundlach 


DK 538.552.9 (023.3) 


Die symmetrischen Komponenten unsymmetrischer Dreh- 
stromsysteme. Von Prof. Dr.-Ing. Ernst Hueter. Mit 45 S. 
u. 35 B., Format DIN A 5. Verlag Walter de Gruyter & Co., 
Berlin 1949. Preis geh. DM 2,40. 

Die Zerlegung unsymmetrischer Drehstromsysteme in 
ihre symmetrischen Komponenten erscheint vielen Elektro- 
tshnikern wenig anschaulich. Dies ist wohl der Grund, 
warum diese Methode trotz ihrer Eleganz nur so geringe 
Verbreitung gefunden hat. Abweichend von der herkömm- 
‚chen Art, die sich stets der komplexen Rechnung bedient, 
tonmt der Verfasser auf Grund der Behandlung des Lei- 
tungsumsatzes in unsymmetrischen Systemen zu einer phy- 
akalish anschaulichen Erklärung der Zerlegung in Kompo- 
inten. In gleicher Form wird die Messung der symmetri- 
hen Komponenten und die Anwendung der Theorie auf 
lie Symmetrierung unsymmetrischer Drehstromsysteme be- 
'andelt. Ein eingehendes Literaturverzeichnis dient dem Le- 
r, der sich intensiver mit diesem Gebiet beschäftigen will. 
nk der klaren Sprache ist es ein Genuß, das kleine Werk 
u lesen. Es kann jedem Elektrotechniker empfohlen werden. 

Friedr. Hämmerling 


DK 621.791.76 (023.2) 
Widerstandsschweißen. Von W. Fahrenbach. 2. Aufl. 
H. 73 d. Werkstattbücher f. Betriebsbeamte, Konstrukteure 
ı Facharbeiter.) Mit 64 S., 144 B., 9 Taf., Format 15X23 cm. 
pringer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1949. Preis 
jeh. DM 3,60. 

Unter den wenigen Büchern über die Widerstandsschwei- 
wng war das in der Reihe der Werkstattbücher 1939 heraus- 
jebrachte Heft 73 dasjenige, das zuerst dieses Gebiet unter 
’rüksichtigung seiner Entwicklung in Deutschland in der 
leit zwischen beiden Weltkriegen zusammenfassend behan- 
‘ete. Das Heft, das eine gute Grundlage für den bietet, ’der 
ih mit dem Wesen und den Verfahren der Widerstands- 
'#weißung vertraut machen will, ist nunmehr in zweiter 
aufilage erschienen mit textlichen Verbesserungen in ein- 
einen Abschnitten und Ergänzungen zu den Erkenntnissen 
$d Fortschritten, wie sie durch die erweiterte Anwendung 
ier Widerstandsschweißung besonders bei der Leichtmetall- 
rarbeitung gewonnen wurden. Die Neuauflage ist also 
u begrüßen; die Behandlung des Stoffes macht das Heft auch 
ir Lehrzwecke geeignet. K.Ritz 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 


‚volles Hilfsmittel werden. 


477 


DK 624.04 (022.4) 
Neuere Festigkeitsprobleme des Ingenieurs. Herausgegeben 
von K. Marguerre. Mit 253 u. VIII S., 120 B., Format 
15X23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 
1950. Preis geb. DM 25,50. 

Das Buch enthält eine ausführlihere Wiedergabe einer 
Vortragsreihe, die 1941 auf Anregung von Dr.C. Trettin, 
des verstorbenen Vorsitzenden des VDE, vor Ingenieuren in 
Berlin gehalten wurde. 

In Kapitel 1..1II wird von Mesmer, Marguerre 
und Flügge über experimentelle Verfahren zur Bestim- 
mung mechanischer Spannungen, über die Grundbegriffe der 
Elastizitätslehre, über die Festigkeit von Schalen in klarer, 
anschauliher Form berichtet. Es handelt sich hier sowie in 
Kapitel VI (Marguerre, Knick- und Beulvorgänge) um 
statische Probleme, deren entwickelte Grundbegriffe und 
Differentialgleichungen an Beispielen erläutert werden. 

In Kapitel IV und V werden behandelt von Klotter: 
Schwingungserscheinungen im Bau- und Maschinenwesen, 
ferner von Grammel: Verfahren zur Lösung technischer 
Eigenwertprobleme. Diese beiden Kapitel zeigen mit Beispie- 
len die Methoden zur Bestimmung resonanzgefährlicher Fre- 
quenzen. 

Das Bud gibt einen Einblick in Probleme und Lösungen, 
die den Maschinen- und Bauingenieur in jüngster Zeit be- 
sonders beschäftigen. Hinzuweisen ist auf die anregende und 
aufs Praktische gerichtete Behandlung der mathematisch 
schwierigen Materie. W.Uhrig 


DK 621.398.1 : 656.25 (023.1) 
Die Signale und Kennzeichen der Deutschen Reichsbahn. Von 
Rb.-Ob.-Insp. A. Neumann. Mit 162 S., 202 B., Format 
15X10,5 cm. Verlag Carl Marhold, Halle a. S. 1950. Preis 
geb. DM 5,—. 

Der Stoff wird durch gute Zeichnungen und Mehrfar- 
bendruk anschaulih und methodisch behandelt. Gleich 
neben die Bilder ist die Beschreibung gesetzt. Die Reihen- 
folge der Darstellung entspricht den auf der Strecke aufein- 
ander folgenden Signalen, was für den Lernenden eine Er- 
leichterung bedeutet. Das Büchlein kann nicht nur einem 
vorübergehenden Mangel an Dienstvorschriften abhelfen, 
sondern wird auch von manchen am Eisenbahnwesen inter- 
essierten Laien begrüßt werden. Hom 


DK 624.041.2 (023.4) 
Das Cross-Verfahren. Von J. Johannson. Mit 1238, 
137 B., Format 15X23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, 
Heidelberg 1948. DM 14,40. 

Die Darstellung wendet sih auch im Hinblick auf die 
ausgewählten Beispiele vornehmlich an den ausübenden Bau- 
statiker und bezieht sich auf die Erläuterung eines von dem 
Amerikaner Cross entwickelten Verfahrens zur Berechnung 
statisch unbestimmter Rahmen- bzw. biegungssteifer Trag- 
werke. Hierbei geht man in der physikalischen Deutung von 
starren Knoten aus und gleicht die Momente unter Berücksich- 
tigung der vorliegenden Einspannbedingungen stufenweise 
aus. Mathematisch führt dieser Weg zu iterativen Lösungen, 
die bis zu jeder vorgegebenen Genauigkeit gefunden werden 
können. Gegenüber der möglichen Berechnung des elasti- 
schen Gleichgewichts mit einer Vielzahl von Unbekannten 
ist das Cross-Verfahren einfacher, ohne daß eine Ungenauig- 
keit, etwa wie bei der Schätzung der Momentennullpunkte, 
in Kauf genommen werden muß. Das Buch dürfte für alle 
auf diesem Sondergebiet arbeitenden Ingenieure ein wert- 
K. Kohler 


DK 621.315.616 (022.3) 


Kunstharzpreßstoffe und andere Kunststoffe. Von W.Meh- 
dorn. 3. Aufl. Mit 354 u. VIII S., 276 B., 1 Taf., Format 
14,5X21 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 
1949. Preis geb. DM 36,—. 

Das Buh von Mehdorn wurde laut Vorwort in 
erster Linie für den anwendenden Techniker geschrieben. Es 
kann wie kaum ein zweites Werk seiner Art zur besseren Zu- 
sammenarbeit zwischen Hersteller, Verarbeiter und Konstruk- 
teur beitragen. 

In zwei einleitenden Kapiteln wird zunächst ein Überblick 
über die jüngste Entwicklung und über die Begriffe gebracht. 
Die Entwicklung — besonders in den USA — wird den Kon- 
strukteur anregen, sich noch mehr als bisher mit den Kunst- 
stoffen zu befassen, und die Klärung der Begriffe wird die 
Verständigung erleichtern. In zwei großen Abschnitten wer- 
den dann die härtbaren und warmplastischen Kunststoffe be- 


478 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrgang Heft 17 1. September 155 


handelt. Der Hauptteil ist den härtbaren Formpreßstoffen 
gewidmet. Kapitel über Aufbau und Herstellung der Mas- 
sen, Eigenschaften der Preßstoffe, Typisierung und Normung, 
Verarbeitungsmethoden und -maschinen, werkstoffgerechte 
Konstruktion u. a. werden ergänzt durh Anwendungsbei- 
spiele und ein Kapitel über Wirtschaftlichkeit. SchichtpreB- 
stoffe, Gußharze, Anilinharze und Eiweiß-Kunststoffe werden 
in den weiteren Kapiteln behandelt, wobei die letzten drei 
Gruppen sich allerdings mit insgesamt 6 Seiten begnügen 
müssen. Der 2. Abschnitt befaßt sich in den beiden wesent- 
lichen Kapiteln mit den Kunststoffen auf Basis von Cellulose 
und den Polymerisaten. Ein Kapitel über Warmverarbeitung 
vervollständigt ihn. 

Der Verfasser hat sich offenbar bemüht, bei verhältnis- 
mäßig geringem Umfang des Buches möglichst viel zu brin- 
gen. Hierdurch sowie durch die manchmal nicht ganz korrekte 
Ausdrucksweise leidet etwas die Klarheit. So muß man z. B. 
aus dem vorletzten Absatz auf Seite 6 entnehmen, daß Cel- 
lulose-Acetobutyrat in Deutschland nicht hergestellt wird. In 
Wirklichkeit wird dieser Cellulose-Mischester seit vielen 
Jahren erzeugt. Lediglich Spritzgußmassen auf Basis von 
Acetobutyrat waren bisher nicht erhältlich, ein Zustand, der 
sich voraussichtlich schon in allernächster Zeit ändern wird. 
Ungenaue Ausdrücke wie „Acetylcellulose Typ 400° in der 
Tabelle auf Seite 78 machen dem Fernerstehenden das Ein- 
dringen in die Materie unnötig schwer. 

Unter der etwas summarischen Behandlung hat besonders 
der 2. Abschnitt gelitten. Die Ausführungen über das Verhal- 
ten bei Dauererwärmung auf Seite 265 werden den tempera- 
turbeständigeren Typen nicht gerecht. Die elektrischen Eigen- 
schaften aller (!) warmplastischen Kunststoffe mit dem Prä- 
dikat „ausgezeichnet zu belegen (S. 266), mag, ausgehend 
von den härtbaren Kunststoffen, verständlich sein, ist aber, 
absolut genommen, nicht aufrecht zu erhalten. Auffallen muß, 
daß unter den warmplastischen Kunststoffen auch Vulkanfiber 
behandelt wird. 

Wenn das Buch auch Mängel zeigt, so gibt es doch einen 
sehr guten Einblick in das behandelte Gebiet. Besonders 
erfreulich ist die Zusammenstellung wertvoller Untersu- 
chungsergebnisse, die in der Fachliteratur verstreut veröffent- 
licht sind. Eine starke Verbreitung in den interessierten 
Kreisen ist daher zu wünschen. 

Bücher wie das vorliegende haben den Nachteil, in der 
derzeitigen Entwicklungsphase der Kunststoffe in einzelnen 
Abschnitten rasch zu veralten. Eine baldige, umfangreichere 
und ausführlichere Neuauflage, bei der auch die warmplasti- 
schen Kunststoffe stärker berücksichtigt sind, wäre daher zu 
begrüßen. H. Hofmeier 


DK 007 (023) 
Praktikum der geistigen Arbeit. Von Horst Kliemann. 
Mit 152 S., 56 B., 1 Taf., Format DIN A 5. Franckh’sche Ver- 
lagshandlung, Stuttgart 1950. Preis Hlw. DM 7,80. 

Das Buch gibt Winke für die Technik der geistigen Ar- 
beit. Mancher, der mit sehr bescheidenen technischen Mitteln 
zufrieden ist und von sich glaubt, daß er gut zu schreiben 
verstehe, wird bei der Lektüre dieses Buches doch finden, 
daß er vieles noch besser machen könne und müsse. Das 
Buch nennt ihm Hilfsmittel, von denen er bisher nichts ahnte. 
Zu ihnen zählen allerlei weitere Bücher und Aufsätze, die 
der Verfasser im Anhang nennt und die eine gute Auslese 
darstellen, z. B. außer Organisationsfragen auch Normen, 
Wörterbücher, Verdeutschungs- und Stilkundebücer, Biblio- 
graphien, Antiquariate, Drucktechnik usw. Zumal die Ver- 


fasser technisch-wissenschaftlicher Aufsätze können aus dem. 


Buch Gewinn ziehen — einen Gewinn, der nicht nur ihnen, 
sondern auch ihren Lesern zugute kommen wird. 
G.H. Winkler 


DK 62 (038) : 450 

Technisches Italienisch. Von W.Schaeferu. M. Müller. 

2. Aufl. Mit 202 S., Format 14X20 cm. Verlag W. Girardet, 
Essen 1949. Preis Glw. DM 11,80. 

Das Buch verspricht dem technisch interessierten Leser 

im Untertitel, Lehr- und Nachschlagebuch zugleich zu sein. 

Wenn auch im Vorwort ausdrücklich betont wird, daß die 


Kenntnis der italienischen Sprache vom Leser vorausgesetzt : 


wird, so haben sich die Verfasser eine auf 200 Seiten nur 
schwer lösbare Aufgabe gestellt. 

Als „Lehrbuch“ vermittelt es allen denen, die auf dem 
Gebiete von Industrie und Technik ihre italienischen Kennt- 
nisse erweitern wollen, in geschickt zusammengestellten Ab- 


schnitten und einwandfreier Übersetzung einen gut ausg:- 
wählten Wortschatz aus Industrie und Handel, der Fabr: 
und der Werkstatt. Als „Nachschlagewerk“ für den Technike: 
sind diesem Buche dagegen durch seine typisch lehrbucn:- 
Bige Gliederung, sein Format und durch die Beschränkthe’ 
des Wortschatzes Grenzen gesetzt. G. Matthaes 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Tätigkeitsbericht der Physikalisch-Technischen Reidsanstalt, Es::: 
Charlottenburg, für die Zeit vom 1. Juli 1945 bis zum 31. März 195. X. 
12 S., Format DIN A 4, 

[Die kleine Schrift gibt einen kurzen Überblick über den Wiederar':.. 
und das seit Kriegsende von den Angestellten und Mitarbeitern de: == 
Geleistete. 21 Laboratorien und 4 weitere Dienststellen arbeiten wsx 
und haben in den vergangenen Jahren eine stattliche Zahl von Prüfux:«: 
Eichungen und Zulassungen erledigt.] Bi 

Breitband-Richtstrahlantenne mit Anpaßvierpolen für Ulirakurzwelk: 
Dissertation von R. Peter. Mit 89 S., 25 B., Format 15X22 cm. Dise- 
tationsdrucerei Leemann AG., Zürich 199. 

Compensateur double è courant alternatif. Dissertation von J. 4 
Giaro. Mit 93 S., 22 B., Format 15X22 cm, Dissertationsdruckere: Le: 
mann AG., Zürich 1949. 

Ein Ultrakurzwellen-Telefoniesystem hoher Kanalzahl mit Freque: 
weiche. Dissertation von G. Ch. Fontanellaz. Mit 75 S. 4: 
Format 15X22 cm. Dissertationsdruckerei Leemann AG., Zürich 19. 

Studien über Impulsmodulation. Dissertation von W. Bachm::: 
Mit 70 S., 48 B., Format 15X22 cm. Dissertationsdruckerei Leemarn A. 
Zürich 1949. 

Einführung in die Akustik. Von F. Trendelenburg. 2, = 
gearb. Aufl. Mit 378 S., 280 B., Format 16X24 cm. Springer-Vei« 
Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 39,—. 


i 


Elektrische Heizeinrichtungen für Industrie und Gewerbe. Von +. 


Schulz. 3, verbess. u. erw. Aufl. Mit 163 S., 254 B., Format DIN à : 
Selbstverlag, Frankfurt a. M. 1950. Preis kart. DM 6,—. 

. Durchhänge und Zugspannungen von Freileitungen. DZ-Kurve. `“ 
F. Besser. 2. erw. u. verbess. Aufl. Mit 107 S., 29 B., zahk. Te 
Format DIN A 5. Frankhsche Verlagshandlung, Stuttgart 1950. Fi:' 
kart. DM 12, —. 

Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte, Von F: 
Kesselring. 3. Aufl. {Slg. Göscen, Nr. 711). Mit 144 S.. %: 


tw.. 


10,5X16 cm. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1950. Preis geh. DM’: 


Wie richte ich meine Radiowerkstatt ein? Von Ernst Hannarst 
Mit 51 S., 17 B., zahlr. Taf., Format DIN A 5. Franzis-Verlag, Ming 
1950. Preis kart. DM 3,50. 

So gleicht der Praktiker ab. Von Otto Limann. Mit S, F£ 
zahlr. Taf., Format DIN A 5. Franzis-Verlag, München 1950. Preis ke” 
DM 3,—. 

Fortschritte der Radiotechnik. Hrsg. H. Richter. (Hand. ~ 
Funktechn. 12. Jg.. Neue Folge, Lief. I 1950/51). Mit 96 S., zabir. B, Forat 
18x26 cm. Frankhsche Verlagshandlung, Stuttgart 1950. Erscheint wre 
jährlih. Preis jährlih DM 38,—. 

Trockengleichrichter-Vielfachmeßgerät. Von Dipl.-Ing., Dr. teda. T>- 
dor Walcher. Mit 144 S., 97 B., Format 15X23 cm. Springer- voa 
Wien 1950. Preis kart. DM 16,—. 

Metallurgical Applications of the Electron Microscope. (lnstit.!: ” 


Metals Monograph and Report Series, No. 8). Mit 164 S., zahlr. B., Fr - 
14X22 cm. Hrsg. u. Verlag: Institute of Metals, London 1950. Pre:s C> 


£1shl. 
Registrierinstrumente. Von Albert Palm. Mit 220 S., 203 B. F-’r: 


16X23,5 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1959. =, 


Glw. DM 19,50. 

Elektroschweißtechnik u. ihre Anwendung i. d. Praxis. Von TH 
Ottahal. 2. Aufl. Mit 185 S., 223 B., Format DIN A 5. Vezice” 
R. Pirngruber, Linz a. d. Donau 1950. Preis kart. DM 12,—. 

Fachgerechtes Lichtbogenschweißen. Von Karl-Heinz Relie: 


mann. Mit 98 S., 104 B., Format DIN A 5. Verlag Handwerk u. Tel:- . 


Hamburg 1950. Preis kart. DM 2,90. 

Vom Messen der Zeit im Wandel der Zelten. Von Joseph Kr: 
Mit 108 S., 19 B., zahlr. Taf., Format DIN A 5. Franz Westphal Ve: 
Wolfshagen-Scharbeutz (Lübecker Bucht) 1950. Preis kart. DM 6,%. 7 
DM 8,50. . 

Windkraftwerke. Von Prof. Dr. Hans Witte. Mit 14 S. 1.. 


25 Taf., Format 17X23 cm. Rudolf A. Lang Verlag, Pößneck 19%. Fr 


Hlw. DM 12,60. 

‚Hochfrequenztechnische Feldstärkemessung und Feldstärkeregu''t 
rung. Von Dr. rer. nat. H. Laporte. (Bd. 3 d. Taschendb. d pi 
Phys. f. Naturwiss. u. Ing.) Mit 72 S., 58 B., Format 12X17 cm. Ve 
von Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1950. Preis geh. DM 3.40. 
gl 
Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Prof. Dr.-Ing. J. Biermanns, Helsa bei Kassel. 
Dir. Dr. Walter von Mangoldt, Siemens-Schuckertwerke, Eri:r'” 
Dipl.-Ing. G. H. Winkler, Wuppertal-Elberfeld, Briller Str. ©% 


Diesem Heft liegt ein Prospekt der Firma Anton Klein, Berlin 1 
pelhof, bel. 
O aa 


Abschluß des Heftes: 18. August 1950 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) un! X ` 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine j= 5 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wup 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. . 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-St ' 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 3. 
Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. ae; 
Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durh den WVDE-Verlay ti": 

DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durd i` 

Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebuhr) 

Diuk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Wuppertal Versandpostamt Unna 


UNIVERSITY 
OF MICHIGAN 


NOV 2 7 1950 


ENGINEERING 
LIBRARY 


INHALT 


Abhängigkeit der Blindleistungsdarbietung von der Auslegung der 
Stromerzeugereinheiten bei wechselnder Netzspannung. R. Mod- 
linger. 479 

Neuzeitliche Arbeitsbeleuchtung. R. W. Weigel u. W. Sten- 
gel. 483 

Uberblick. über Aufbau und Wirkungsweise der Laufzeitröhren. H; 
Fricke. 485 

Aufgaben der betriebswirtschaftlihen Organisationslehre.. K. W. 
Hennig. 489 

Angenäherte Berechnung des magnetischen Geräusches von Käfigläufer- 
motoren. H. Jordan. 491 

Neue Entwicklungen am Hochintensitätsbogen. J. Euler. 494 


Rundschau 
Reihenkondensatoren u. Bündelleiter im schwedischen Großkraftnetz. 
497 — Industr. Niederspannungs-Maschennetze. 497 — Auflösungsbe- 
grenzung im Elektronenmikroskop durch Objektänderung. 497 — Auf- 
wand für Straßen- u. Verkehrsbeleuchtung. 498 — Landstraßenbe- 
leuchtung auf d. Staudämmen v. Shasta u. Grand Coulee. 498 — Die 
elektr. Feldstärke zwischen gewölbten Elektroden. 498 — Aufbau u. 
Dynamik des Gewitters. 499 — Bestimmung des Verlaufs d. wiederkehr. 
Spannung bei Kurzschlußunterbrechung. 499 — Neue Sekundärkathode., 
499 — Magnet. Kennwerte von Spulen m. Topfkernen aus Masseeisen. 
500 — Verwend. chemischer Reaktionen zur akustisch-opt. Bildwand- 
lung. 500 — Stromyersorgung üb. koaxiale Kabel. 501 — Amerikan. 
Kunststoffentwicklung 1949. 501 — Flammpolieren v. Kunststoffen. 501 


Lichtquellen 
von Weliruf 


18. HEFT (5.479-508). 71. JAHRGANG . VDE-VERLAG GmbH, WUPPERTAL 


T Z 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 
; 


— Erdalkalititanate als Dielektrika; neue Seignette-Elektrika. 501 — 
Bewertung d. Alterungsbeständigk. u. Mischbark. v. Mineralölen durch 
d. Neutralisationszahl. 502 — Herstellung v. Massenartikeln aus Stahl 
auf d. Sinterwege. 502 — Empfindl. Dämpfung u. Frequenz bei ferro- 
magnet. Längsschwingern f. Ultraschall. 503 — Temperaturverlauf in 
elektr. erwärmten inhomogenen Körpern. 503 — VDI-Tagung: Uber d, 
Verantwortung d. Ingenieurs. 503 — Elektrotechn. Neuerungen a. d. 
Dt. Fischereimesse Bremerhaven. 504 — Kurznachrichten: Techn. Aus- 
kunftsdienst — Verbesserte Stromversorgung f. Rügen — Lautsprecher 
in Stadt- u. Straßenbahnen. 504. 
Verschiedenes 
VDE: VDE Bezirk Kurpfalz. 505. 
Sitzungskalender: 505. 
Persönliches: Wilhelm Kösters #. 505 — Hochschulnadhrichten. 505. 
Buchbesprechungen: Rothe: Höhere Mathematik — Formelsamm- 
lung zur höheren Mathematik. 505 — Bodea: Giorgis rationales 
MKS-Maßsystem. 505 — Musil: Prakt. Energierwirtschaftslehre. 
506 — Mueller: Zur Frage der energiewirtschaftl. Gestaltungs- 
kräfte. 506 — Zipfel: Die wirtschaftl. Stromversorg. d. Landwirt- 
schaft, 506 — Moeller: Strom-, Spannungs- u. Phasenregelung 
f. Meßzwece. 507 — Lieneweg: Temperaturmessung. 507 — 
Schimpkeu.Horn: Prakt. Handbuch d, ges. Schweißtechnik, 
507 — Nordmann: Abhandl. d. Dt. Akademie der Wissen- 
schaften zu Berlin. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. 507 
— Skaupy: Metallkeramik. 508 — Neumann: Leitfaden für 
Handwerker. 508 — Neuberg: Der Lizenzvertrag. 508. 
Eingänge: 508. 


15, SEPT. 1950 


ll Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


N 
RN 


l I 
UNSERER 
ELEKTRISCHEN GERÄTE 


N 
|) 


AUSRUSTUNGEN 


HEBEZEUGE -FÖRDERANLAGEN 
ARBEITSMASCHINEN 
GRUBENBAHNEN-ELEKTROWAGEN 
ELEKTROKARREN 
ERSATZTEILE FUR SCHALTGERÄTE ALLER ART 
THEODOR KIEPE-DUSSELDORF-REISHOLZ 


ELEKTROTECHNISCHE FABRIK 


? GHTSVEIZS; 


ELEKTRO- 


ISOLIERLACKE 


—K DEE 
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A 
S 
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PEP 


TRANKLACKE 


DRAHTLACKE erprobt 
ÜBERZUGSLACKE UI T 


M A WILHELM CARSTENS, ABT. ISOLIERLACKFABRIK 
HAMBURG-WILHELMSBURG 
N17 


15. September 1%) 


—— es e e m o a a 


W | 
i 
WILH-BINDER - VILLINGEN- SCHWARZW. 
MASCHINEN- UND ELEKTRO-APPARATE-FABRIK 


für alleVerwendungszwecke: 


Einstellbare Zähler mit Signalgabe, elektrische 
oder mechanischer Abschaltung, Impuls-Fernzäkler 
für elektrische Zählung, Zähler mit Abdrudk auf 
Papier-Rolle oder Karten, Handtourenzähler mi 


und ohne Stoppuhr, Stihdrehzähler für Motores 
Prütstände, Stückzähler (Hub- und Umdrekungs- 
Zähler) zur Feststellung der Produktion für Mè 
schinen und Apparate usw., 
Meterzähler, Spezialzähler 


Impuls-Fernzähler 


(1) IRION & VOSSELER - Zählerfabrik 


(14b) Schwenningen am Neckar 63 


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Sunssnnanspliunhtunnnssnnsnnaha Eu mE hIn HE nern Hirn arana 


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Pötter & Schütze KG. 
ELEKTROTECHNISCHE FABRIK 


Essen - Rellinghausen, Postfach 13 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


'71. Jahrgang 


Wuppertal, 15. September 1950 


Heft 18 


Abhängigkeit der Blindleistungsdarbietung von der Auslegung der 


| Stromerzeugereinheiten bei. wechselnder Netzspannung“ 


Von R. Modlinger, München 


Übersicht. Zur Einführung wird die Abhängigkeit der Spannung in 
Hocdhspannungsnetzen von Blindleistungsbedarf und -darbietung gezeigt: 
“die Mittel zur Herstellung normaler Verhältnisse (Nennspannung) werden 
„aufgezählt. Sodann wird die Größe der von Synchrongeneratoren erzeug- 
[baren Blindleistung in Abhängigkeit von der Spannung dargestellt, woraus 
‚sich ergibt, daß die verschiedenen Formen der Auslegung von Erzeuger- 
“sinheiten nicht gleichermaßen für den Einsatz an allen Speisepunkten des 
‚Netzes geeignet sind. Es wird zwischen 2 extremen Fällen im Netz, und 
rwar zwischen dem Einsatz in Netzschwerpunkten und dem Einsatz in durch 
die natürliche Lage gegebenen Speisepunkten kleinerer Leistung unterschie- 
den und für beide Formen die zweckmäßigste Auslegung der Erzeugeran- 
lagen abgeleitet. 

Als Stromerzeugereinheit im Sinne der folgenden Be- 
trachtungen ist der Generator mit dem dazugehörigen Ma- 
shinentransformator zu verstehen. Die Anpassung der 
Spannung der Stromerzeugereinheiten an die Netzspannung 
wird z. Zt. nach 2 verschiedenen Methoden ausgeführt, und 
zwar: 

1. durch stufenlose Regelung der Klemmenspannung des 
Generators mit Hilfe der Erregung im notwendigen Span- 
nungsbereich (also niederspannungsseitig). Der Maschinen- 
transformator ist nicht regelbar. Er besitzt im allgemeinen 
aber 2 weitere Anzapfungen, so daß bei Nennspannung im 
Netz eine um 5% höhere, die normale und eine um 5% 
niedrigere Maschinenspannung als dem Nennübersetzungs- 
verhältnis entspricht, eingestellt werden kann (Bild 1a). 

ı 2 durch Regelung _ 

des Maschinentransfor- £ Un 
mators mit Hilfe eines 
"Stufenschalters (also 
hochspannungsseitig). 
Der regelbare Maschi- 
nentransformator hat 
den Zweck, die Span- 
nung am Generator 
unabhängig von der 
Netzspannung im zu- 
lässigen Bereih nach 
VDE 0530 von + 5% 
um die Nennspannung 
zu halten. In diesem 


Spannungsbereich von 

+ VDE Bild t. Schaltung der üblichen Erzeugerein- 

= 5% kann nach E heiten a) mit festem, b) mit regelbarem 
Maschinentransformator. 


b. 


Un 


Un 320% durch 
Regelung unter 
Last 


Un 5% durch 
Umklernmen 


Un +a-5% Un 25% bei 5°C 


unter Zulassung einer 
um 5 °C höheren Er- 
wärmung der Generator mit der Nennleistung beansprucht 
werden (Bild 1b). 

Für die folgenden Betrachtungen ist die Größe der Span- 
nungsabweichung, die ein Kriterium für den Blindleistungs- 
bedarf des Netzes an den für die Aufstellung der Einheiten 
bestimmten Punkten darstellt, von erheblicher Bedeutung. 


Vereinfachte Darstellung der Eigenschaften des Netzes 


Die Eigenschaften des Netzes sind überaus vielgestaltig. 
Man kann sie zunächst in ihrer Summe durch Addition der 
Eigenschaften der einzelnen Abnehmer des gesamten Netzes 
darstellen; zu diesem Zwecke muß man die Eigenschaften 
der einzelnen Abnehmer studieren. Die Abnehmer können 
in folgende Gruppen eingeteilt werden: 


° Dieser Aufsatz gehört als letzter zu den in Heft 12 der ETZ anläßlich 
des 80. Geburtstages von J. Ossanna veröffentlichten Arbeiten seiner 
theınaligen Schüler. 


DK 621.311.15.026.5 


1. Praktisch reine Induktivitäten, im Netzbetrieb vor- 
handen als Luftspulen u. dgl. Die Abhängigkeit des Blind- 
leistungsbedarfes derartiger Verbraucher ist durch die be- 
kannte Beziehung | 


Nu = U?/wL (1) 


gegeben, wobei L die Induktivität des Abnehmers und w die 
herrschende Kreisfrequenz ist (Bild 2, Kurve a). 

2. Induktivitäten mit Sättigungserscheinungen; solche 
sind die Drosselspulen mit einem Eisenkern, die Transforma- 
toren und die übrigen auf der Induktionswirkung beruhen- 


‘den asynchronen oder diasynchronen Maschinen. Für den 


Fall einer Induktivität mit Eisenkern, also z. B. einer soge- 
nannten Drosselspule mit Eisenkern, ist der Blindleistungs- 
bedarf in Bild 2, Kurve b aufgezeichnet. Kennzeichnend für 
diese Abnehmer ist, daß die Induktivität bei zunehmender 
Spannung infolge der magnetischen Sättigung des Eisenkerns 
abnimmt, wodurch die notwendige Blindleistung entspre- 
chend zunimmt, so daß die Blindleistungskurve im gewähl- 
ten Koordinatensystem stärker als bei einer Parabel (Bild 2, 
Kennlinie a) gekrümmt ist. ` 

3. Synchronmaschinen mit induktivem oder kapaziti- 
vem Charakter, je nach Einstellung der Erregung. Uber die 
Eigenschaften dieser Maschinen wird später bei der Bespre- 
chung der Erzeugeranlagen noch ausführlich berichtet. 

4. Nahezu reine Kapazitäten, wie Kondensatoren, leer- 
laufende Freileitungen und Kabelleitungen. Der kapazitive 
Blindleistungsbedarf dieser Geräte, der bekanntlich zur Kom- 
pensation induktiver Abnehmer beiträgt, ist darstellbar 
durch die einfache bekannte Beziehung 

Np = U? wC, (2) 
wobei C die Kapazität und w die Kreisfrequenz ist. Die Ab- 
hängigkeit der Blindleistung von der Spannung ergibt wie- 
der wie bei der reinen Induktivität eine Parabel. 

5. Freileitungen mit induktivem oder kapazitivem Cha- 
rakter je nach Art der Belastung, d. h. ob diese oberhalb 
oder unterhalb der natürlichen Leistung der Leitung liegt. 

Abhängigkeit des Blindleistungsbedar- 
fesim Netz von der Tageszeit. — Es ist bekannt, 
daß zu den Zeiten höchster Wirkleistung im Netz wegen der 


c 
wachsendes L 


wachsendes C 


Nesi kap *— ———eNst ind 
2 


a) Kennlinie einer reinen Induktivität, b) Kennlinie einer Induktivität mit 

Eisenkern, bei zunehmender Sättigung des aktiven Eisens zugleich Netz- 

kennlinie mit hoher Belastung, c) Kennlinie bei einer Kapazität, zugleich 
Netzkennlinie beı geringer Belastung. 

Bild 2. Blindleistungs-Netzkennlinien bei verschiedener Belastung im Netz. 


480 


großen Zahl der induktiven Abnehmer auch der höchste 
Blindleistungsbedarf auftritt. Zu diesen Zeiten verhält sich 
das Netz, wie dies in Bild 2 z. B. mit der Kurve b dargestellt 
ist, während zur Zeit der Nacht, also bei Schwachlast, Kenn- 
linien entstehen, die nach Art der Kurven c aussehen. Der 
gesamte Bereich aller dieser Blindleistungen induktiver und 
kapazitiver Art muß von den Erzeugereinheiten beherrscht 
werden. 

Experimentelle Ermittlung der Netz- 
kennlinie. — Eine experimentelle Ermittlung der Blind- 
leistungs-Netzkennlinie scheitert insbesondere daran, daß 
bei einer Verstellung der Blindleistung an einem Speise- 
punkt Spannungsregelvorgänge ausgelöst werden und Verän- 
derungen des Blindleistungstransportes über die Leitungen 
auftreten, die durch Messung schwer erfaßbar sind. Eine der- 
artige Blindleistungsverstellung in einem Kraftwerk bedingt 
zumeist auch Änderungen der Blindleistungslieferungen an- 
derer im gleichen Netz liegender Einheiten. Für die aufzu- 
stellenden Betrachtungen genügen aber auch die rein theore- 
tisch abgeleiteten, wenig genauen Kurven des Bildes 2. 


Eigenschaften der Erzeuger 

Kapazitäten und Induktivitäten. — Ganz 
allgemein kann jede Induktivität oder Kapazität je nach Art 
des Einsatzes als Blindstromerzeuger oder Verbraucher ver- 
wendet werden. Die Netzspannung im Netz kann bei Abwei- 
chungen durch das Abschalten von Blindstromverbrauchern 
oder durch Kompensation wiederhergestellt werden. Bei der 
Kompensation entstehen in allen Fällen zusätzliche Wirklei- 
stungsverluste in den Kompensationsmitteln, die zu vermei- 
den sind. 

Zur Zeit starker Belastung und hohen Bedarfes an induk- 
tiver Blindleistung bestehen im allgemeinen wenig Möglich- 
keiten zur Abschaltung reiner Blindstromverbraucer. Ge- 
legentlich gestatten jedoch die Vereinbarungen mit der In- 
dustrie, z. B. der chemischen, zur Zeit der Spitzenlast Wirk- 
leistungsabschaltungen von Anlagen, die stark induktiven 
Charakter besitzen. Zur Kompensation ind. Blindleistung 
werden bekanntlic® Kondensatoren, leerlaufende Hochspan- 
nungsleitungen oder Kabel u. dgl. verwendet. 

In den Schwachlastzeiten, zu denen das Netz kapazitiven 
‚Charakter bei meist hohen Spannungen hat, ist es sehr wirk- 
sam, alle leerlaufenden Leitungen abzuschalten. Auch evtl. 
vorhandene Kondensatorenbatterien müssen selbstverständ- 
lich abgeschaltet werden. Zur Kompensation der kapazitiven 
Blindleistung und zum Herabdrücken der Spannung verwen- 
det man in Ausnahmefällen (wegen der damit verbundenen 
Wirkleistungsverluste) leerlaufende Transformatoren. 

Auch durch Frequenzänderung könnte man, wie aus 
Gl. (2) leicht nachzuweisen ist, die Spannung entsprechend 
stabilisieren. Dieses in mancher Hinsicht sehr bedenkliche 
Mittel wird aber kaum mehr verwendet. Sodann werden in 
größeren Netzen auch eigene Bliydleistungsmaschinen be- 
nutzt, deren Vorteil eine leicht dem Bedarf anzupassende 
Regelung und deren Nachteil die hohen Anschaffungskosten 
und die ebenfalls im Betrieb auftretenden Wirkleistungsver- 
luste sind. Von weitaus größter Bedeutung für die Aufrecht- 
erhaltung der Nennspannung im Netz ist deshalb die Blind- 
leistungserzeugung aus den Kraftwerksgenerätoren. 

Synchrongeneratoren. — Nahezu alle für die 
allgemeine Stromversorgung verwendeten Generatoren sind 
Synchronmaschinen. Bei diesen Maschinen ändert sich im 
unbelasteten Zustand bekanntlich die Klemmenspannung mit 
der Größe der Erregung. Im Netzbetrieb, wenn die Span- 
nung durch die Verhältnisse im Netz in der angegebenen 
Weise festliegt, steigt mit der Größe der Erregung die von 
der Maschine gelieferte induktive Blindleistung. Die Span- 
nung im Netz nimmt dabei nach Maßgabe der Netzkennlinie 
(Bild 2) zu. Die Generatoren können jedoch nicht unbegrenzt 
zur Blindleistungslieferung herangezogen werden. Die Be- 
anspruchbarkeit ist vielmehr begrenzt, und zwar durch 1. 
die Größe des Ständerstromes, 2. die Größe des Läuferstro- 
mes, 3. die Stabilitätseigenschaften im Betrieb. Diese Größen 
hängen von der Auslegung der Maschine ab. Sie werden 
normalerweise, die Wirkleistung sei als fest angenommen, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 19% $ 


durch den Leistungsfaktor, den zulässigen Spannungsbereid § 
und das Kurzschlußverhältnis bzw. die kapazitive Belastbar- 
keit festgelegt. Die Belastbarkeit mit induktiver Blindlei- 
stung ist im Betrieb außer von den aufgezählten Werte 
der Auslegung auch noch von der aus der Maschine gelie 
ferten Wirkleistung abhängig, und zwar kann bei geringer 
Belastung mit Wirkleistung die Blindleistungsabgabe erhöht 
werden. Zu Zeiten hohen Bedarfes an induktiver Blind 
leistung wird aber zumeist auch volle Wirkleistung gefah- 
ren. Die nachstehenden Betrachtungen gelten daher für die, 
Belastung des Generators mit der vollen Wirkleistung; das 
erscheint auch bei Wasserkraftgeneratoren günstig, weil für 
die Zeiten hohen Wirk- und Blindleistungsbedarfes die Mè 
schinen auch bei allgemein ungünstiger Wasserdarbietung 
mindestens zeitweise zur Lieferung maximaler Wirkleistug 
herangezogen werden. 

Die Belastbarkeit mit Blindleistung kann in Abhängır 
keit von der Spannung durch Grenzkurven dargestellt wer- 
den, die die im Dauerbetrieb zulässigen Belastungen vo 
den unzulässigen trennen. Zunächst betrachten wir de 
Grenzkurve, die durch den höchst zulässigen Wert des Stär 
derstromes entsteht. Als Beispiel diene ein Schenkelp: 
generator aus einem Wasserkraftwerk. 

‚Die Wirkleistung wurde oben als konstant festgelegt 
für die Bestimmung der Grenzkurven soll angenommen we: 
den, daß der Generator bei allen Spannungen volle Wirklei 
stung abzugeben hat. Um diese zu erreichen, nimmt da 
Wirkstrom entsprechend der Zunahme der Spannung ab und 
umgekehrt: 


Ny = y3 U l; , 3 
wobei Iw der Wirkstrom sei. Zu dem aus dieser Gleichung! 
sich ergebenden Wirkstrom Iw = Nyl V 3 U wird als vekto 


rieller Wert ein Blindstrom addiert, so daß sich der zulässig 
Grenzstrom Is ergibt. Der Blindstrom wird dann 
Iy = V1} — ly: ki 
Die bei den angenommenen Spannungen sodann verfügbaren 
Blindleistungen ergeben sih zu Nar = y3 u Iu womt 
die durch den Ständerstrom bedingte Grenzkurve det 
Blindleistung in Abhängigkeit von der Spannung gefun- 
den ist (Bild 3, Kurvenzug S). Die Grenzkurve der Blind- 
leistung, bedingt durch den Läuferstrom, kann aus dem Ze: 
gerdiagramm in Verbindung mit der Magnetisierungskenr 
linie gewonnen werden!. 
Die Werte der Blindiei 
stung in Abhängigkeit vok 


1500 der Spannung bei max. 
z KYA regerstrom des Generato 
3 1000 lassen sich graphisch am en 
| g È fachsten durch Annahme ch 
nes Wertes, Überprüfung ¿es 
500 dafür entstehenden Läufe 
stromes und nachfoigendi 
0 Korrektur der angenommi 
| 2000 4000 nen Blindleistung ermittel 
3 —> U Dieses Verfahren des Aus 


probierens führt verhältn“ 
2 mäßig schnell zu den ridt- 
Bild 3. Verfügbare Blindleistung einer gen Werten. Im Bild 4 ist cas 
Schenkelpolmascine in Abhängigkeit Vektordiagramm in die Leer- 
von der Klemmenspannung. laufkennlinie in bekannter 
Weise eingezeichnet. Der notwendige Erregerstrom für den 
dargestellten Betriebszustand ist der max. Grenzwert des Lav- 
ferstromes. Die gefundenen Werte der Blindleistung f! 
max. Erregung sind in Bild 3, Kurvenzug L, zusammengefa®: 
Eine weitere Grenzkurve trennt im Gebiet kapazitive! 
Belastungen bei hohen Spannungen den zulässigen Bereid: 
vom unzulässigen. Da über die zulässigen kapazitiven Be- 
lastungen keine einheitlichen Ansichten herrschen und d3 
die Beanspruchbarkeit auch noch weitgehend vom verwer 
deten Spannungsregler abhängt, wird auf die Darstellung 


! Die Konstanten des Schenkelpolgenerators und die Leerlaufkenz-: 
sind aus einer nicht veröffentlichten Arbeit (1948) von J. Ossar2! 
entnommen. 


15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


481 


Io 
Bedeutung der Formelzeichen: 

U Klemmenspannung 
E __ Elektromotorisce Kraft 
E,= ML Spannungsabfall durch Lastverluste 
Ea = MN, Streuspannung 
Ey Querfeldspannung 
Ego = N.P Querspannung (Komp. in Richtung Eg) 
Ep Hauptfeldspannung 
Es Leerlaufspg. bei d. eingest. Erregung 
I, Ankerstrom 
I, Komp. d. Gegenampwdg. in Richt. Hauptfeld 
la für Ep notwendige Erregung 
lq = PQ Gegenamperewindungen 
Ta Ohmscer Ankerwicklungswid. je Phase 
ko Blindwiderstand des Streufeldes je Phase 
Koe Blindwiderstand des Querfeldes je Phase 
Wy Konstante der Gegen-Amperewindungen 

Bild 4. Leerlaufkennlinie mit Vektordiagramm., 


dieser Kurve verzichtet. In den später noch zu besprechen- 
den Bildern 7 und 8 ist eine Grenzkurve für die Stabilität im 
kapazitiven Gebiet angegeben und zusammen mit den Kur- 
ven S und L dargestellt. Diese Art der Darstellung ist all- 
gemein nicht zweckmäßig, denn die Grenzkurven S und L 
sind für maximale Wirkleistung bestimmt, während zu Zei- 
ten kapazitiver Belastungen im Netz nur geringe Wirklei- 
stungen benötigt werden und deshalb vielfach die Maschinen 
nur mit Teillast fahren. 

Bei Turbogeneratoren ergeben sich für die verschiedenen 
Grenzwerte ähnliche Kurven wie die bereits für die Schen- 
kelpolmaschine abgeleiteten. 


Abhängigkeit der Blindleistungs-Grenzwertkurven von der 
Auslegung des Generators 

Einfluß des Leistungsfaktors bei kon- 
stanter Wirkleistung. — Für 3 Turbogeneratoren 
gleiher Wirkleistung (42 MW), jedoch verschiedener Blind- 
leistung, ausgedrückt durch den Leistungsfaktor, und zwar 
cos ¢ = 0,7, 0,8 und 0,9 sind die Blindleistungs-Grenzwertkur- 
ven für den Ständer S und den Läufer L im Bild 5 dargestellt. 
Die Kurven ergeben sich ähnlich wie oben für eine Schen- 
kelpolmaschine. | 

Einflußeines vergrößerten Spannungs- 
bereichesbeikonstanterScheinleistung. — 
Die Erweiterung der Blindleistungsdarbietung bei Vergröße- 
rung des Spannungsbereiches ist im Bild 6 dargestellt. Die 
Kurven verlaufen ähnlich wie jene für verschiedenen Lei- 
Stungsfaktor. 

Wenn eine Maschine in der Lage sein soll, die verein- 
barte Scheinleistung in einem Breih von + a% und — b% 
um die Nennspannung abzugeben, so bedeutet dies, daß sie 
bei Nennspannung + a% sowie Nennstrom — a% und bei 
Nennspannung — b % sowie Nennstrom + b% im Dauer- 
betrieb fahren kann. Für den Betriebszustand Nennspan- 
nung + a% ist aber gegenüber dem Betrib mit Nenndaten 
eine höhere Erregung notwendig, während beim Betrieb mit 
Nennspannung — b % ein b% höherer Ständerstrom benö- 
tigt wird. Bei einer Erweiterung des Spannungsbereiches 


auf z. B. + 10 o, wie vielfach verlangt wird, ist allerdings 
die Zunahme der Blindleistungsdarbietung nicht so groß wie 
bei Anderung der Scheinleistung im vorstehend angegebenen 
Beispiel von 46,7 auf 52,5 MVA oder sogar auf 60 MVA. 
Bei Generatoren mit erweitertem Spannungsbereich wird bei 
zu geringer Klemmen- 
spannung durch die da- 


40000 mit bedingten höheren 
KVA Ströme im Ständer die 
30000 Ständerstrom - Grenz- 

a wertkurve in der ge- 
£ wählten Darstellung 
20000 im Sinne einer Zunah- 
me des Blindleistungs- 

10000 bereiches verschoben. 

Im Gebiet hoher Span- 

0 nungen erfordert ein 

10% 160größBerer Spannungs- 

—y bereich eine höhere Er- 
Bild 5. Blindleistungs-Grenzwertkurven von Tegung. Die Läufer- 


strom-Grenzwertkurve 
rückt dadurch im Sinne 
Vergrößerung der Blindleistungsdarbietung nach 


3 Turbogeneratoren für 42 MW bei verschie- 
denem Leistungsfaktor (cos œ = 0,7, 0,8, 0,9). 
einer 
außen. 
Da bei Turbogeneratoren gewöhnlich durch die Läufer- 
auslegung die Leistung der Maschine gegeben ist, während 
alle übrigen Teile reichlich bemessen sind, ist eine Erwei- 
terung des Spannungsbereiches, in dem der Generator kon- 
stante Scheinleistung abgeben kann, auf der negativen Seite 
meist leichter als auf der positiven Seite (also bei höheren 
Spannungen) möglich. Bei Wasserkraftgeneratoren liegen 
die Verhältnisse anders. Der Läufer ist durch das gewünschte 
hohe Schwungmoment 
gegeben und bietet ge- 
nügend Platz, selbst 
eine sehr große Erre- 
gerwicklung erfordert 
wenig Mehraufwand. 
Die Maschinen können 
leiht so ausgelegt 
werden, daß sie ihre 
volle Scheinleistung 
bei cos ¢ = 0 abgeben 
können. Außerdem 
140 % 1605ind bei den Schenkel- 
EIER polmaschinen auch die 
Bild 6. Vergrößerung der Blindleistungsdar- Stabilitätseigenschaf- 
bietung von Turbogeneratoren durch Ausle- ten wesentlich günsti- 


gung auf erweiterten Spannungsbercidı 
(cos $ = 0,8). ger. 


U=Unenn 210% 


— Ny 
3 
Š 


— (U 


Die Bedeutung der Transformatoren im Blindleistungshaus- 
halt von Hochspannungsnetzen, für den Blindleistungsbedarf 
und die Erzeugung 


Die Transformatoren sind bekanntlich Verbraucher in- 
duktiver Blindleistung und könnten daher für die Erzeugung 
kapazitiver Blindleistung, z. B. in den Schwachlastzeiten, ver- 
wendet werden. Diese Verwendungsmöglickeit ist aber im 
Rahmen dieser Betrachtungen von untergeordneter Bedeu- 
tung. Im Netz dienen die Transformatoren im Normalfalle 
bekanntlich für folgende Zwecke: 

a) Als Abspanner zur Verteilung der elektrischen Ener- 
gie. Bei dieser Verwendung sind sie für den Blindleistungs- 
haushalt Verbraucer induktiver Blindleistung wechselnder 
Größe. 

b) Als Kuppeltransformatoren zum Transport erheblicher 
Leistungen zwischen Netzen verschiedener Spannung. Durch 
Regelung des Übersetzungsverhältnisses ist es möglich, den 
Blindleistungstransport über den Transformator nach Größe 
und Richtung zu beeinflussen. Die gesamte Magnetisierungs- 
leistung des Transformators muß als induktive Blindleistung 
aus einem oder den beiden angeschlossenen Netzen gedeckt 
werden. 

c) Als Maschinentransformatoren, also zum Aufspannen 
der Klemmenspannung der Generatoren auf die Werte des 


482 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


Verteilungsnetzes. Dabei werden die bereits eingangs aufge- 
zählten beiden Formen verwendet. Eine kritische Beurtei- 
lung ist hier nur durch Darstellung in Zusammenarbeit mit 
dem Generator möglich. 

Im folgenden wird die Verwendung als Maschinentrans- 
formator mit festem und regelbarem Übersetzungsverhältnis 
weiter untersucht. 


Transformatoren mit festem Überset- 
zungsverhältnis. — Erzeugereinheiten mit nicht regel- 
barem Transformator besitzen praktisch die Eigenschaften 
der Maschine. Die an der Maschine abgebbare Blindleistung 
ist am Transformator hochspannungsseitig um den Betrag des 
wechselnden Blindleistungsbedarfes des Transformators ge- 
ringer. Die hochspannungsseitig auftretende Spannung ist, 
wie bereits bei den Netzkennlinien dargestellt, im Netzbe- 
trieb von den angegebenen Größen abhängig und daher ge- 
geben. Bei ungünstigem Verhältnis kann also sehr wohl an 
den Maschinenklemmen eine Spannung entstehen, bei der die 
Maschine nur geringe oder keine Blindleistungen mehr ab- 
geben kann. Der Preis dieser Erzeugereinheiten nimmt mit 
der Blindleistungsdarbietung der Erzeugeranlage (Maschine 
+ Transformator) in bekannter Weise stufenartig (wegen der 
Normung der Leistungsdaten) zu. i 


Regeltransformator. — Der Regeltransformator 
ermöglicht bei richtiger Auslegung das Einstellen normaler 
Spannungen an den Maschinenklemmen, unabhängig von den 
‘ Spannungsverhältnissen im Netz. Mit Hilfe des Regeltrans- 
formators ist es möglich, den Generator bei allen Netzspan- 
nungen im vollen Umfang seiner Leistungsfähigkeit zur Blind- 
leistungserzeugung heranzuziehen. Es ist nur darauf zu ach- 
ten, daß der Regeltransformator so eingestellt wird, daß an 
den Maschinenklemmen etwa Nennspannung herrscht. 

Erzeugereinheiten mit Regeltransformator sind um den 
nicht unbeträchtlichen Preis der Regeleinrichtung am Trans- 
formator teurer als die Normalausführung mit Transforma- 
toren mit festem Übersetzungsverhältnis. Der Mehrpreis der 
Anlage mit regelbarem Transformator steht in den meisten 
Fällen in keinem Verhältnis zu den zusätzlichen Kosten durch 
einen erweiterten Spannungsbereich der Maschine. Bei der 
größeren Auslegung der Einheiten mit nicht regelbarem 
Transformator erfordert der Mehraufwand für einen erweiter- 
ten Spannungsbereich eine größere Blindleistungsdarbietung, 
die für das ganze Netz nutzbringend ist. Der Mehraufwand 
durch einen regelbaren Transformator ergibt jedoch nur die 
Möglichkeit des vollen Einsatzes der vorhandenen Blindlei- 
stungsdarbietung der Maschine bei Nennspannung an den 
Klemmen. 


Einsatz im Netz. — Bei der Planung von Kraftwer- 
ken wird man sich bei der Auslegung der Erzeugereinheiten 
nach den Eigenschaften der beiden Gruppen richten. An allen 
jenen Punkten, die im Hochspannungsnetz zu Stützpunkten 
der Energielieferung ausgebaut werden sollen, wird man be- 
strebt sein, normale Spannungsverhältnisse herzustellen, d. h. 
diese Punkte werden nicht nur Stützpunkte für die Wirk- 
leistung, sondern auch für die Blindleistung sein. Man muß 
also mit der vorhandenen Blindleistungsdarbietung der Ma- 
schinen die Spannung beherrschen können. Herrscht im Netz 


Nor 2 


Nyı=Ngı nt Npı2 


(E12e79) -— Ny 
Bid 7 Netzspannung durch erreschbare Blintieistungsdarbietung des 


Generators beherrschbar. Reyeltransformator uberflussig. 


15. September 1%: 


>V 
èg 
~ 

Š 


Regeibereich 
d. Trafos 


Rückgang d. Zulieferung 
durch erhöhte Spannung 
im Belastungspunkt 


— Ny 


Blindleistungslieferung über die Leitungen vor (a) und nach {b} Zusda«.:: 
der Maschine, c) Blindleistungsdarbietung der Maschine, d} erei®dw 
Zunahme im Lastpunkt. 
Bild 8. Blindleistungsdarbietung der Maschine zur Spannungsverbesser:: 
durch Verwendung eines Regeltransformators voll ausnutzbar, obw.: 
Spannung im Netz wesentlich kleiner als die Nennspannung. 


nahezu Nennspannung, dann ist es überflüssig, im Transf- 
mator ein regelbares Übersetzungsverhältnis vorzusehen. 

Im Bild 7 ist eine Blindleistungs-Netzkennlinie n für Vol: 
lastbetrieb sowie die Blindleistungs-Grenzkurven der gesa7- 
ten Erzeugereinheiten eines Netzstützpunktes dargeste. í 
Durch Wahl der Erregung ist es möglich, ‘den Betrieb so e7- 
zustellen, daß er irgend einen Punkt der Blindleistungs-Ne': 
kennlinie zwischen den Schnittpunkten A und B der Nete : 
kennlinie mit den Grenzleistungskurven der Erzeugereirhe- 
ten entspricht. Wie aus dem Diagramm ersichtlich ist, en- 
stehen dabei je nach Einstellung im gewählten Beispiel Sp: 
nungen, die zwischen 82 °/o und rd. 107 % der Nennspanr..r 
liegen. 

Kraftwerke, wie z. B., Wasserkraftwerke, die über ver 
hältnismäßig kleine und genau festgelegte Leistungen v:!- 
fügen, die man ins Netz einspeisen will, wird man mi: re 
gelbaren Maschinentransformatoren ausstatten. Man w: 
wegen der verhältnismäßig geringen verfügbaren Blinde 
stung die Netzspannung zwar nicht beherrschen, aber dz 
immerhin eine Verbesserung der Spannungsverhältnisse ne“ 
Maßgabe der verfügbaren Blindleistungsdarbietungen c 
Maschinen erreichen. Der höchste Wert der aus dem Ge:*- 
rator verfügbaren Blindleistung kann mit Hilfe eines rect: 
baren Maschinentransformators für die Verbesserung ©. 
Spannungsverhältnisse im Netz eingesetzt werden. 

Im Schema und Diagramm Bild 8 ist der Betrieb eize} 
derartigen Anlage dargestellt. Es sei angenommen, daß vi’ 
einem Kraftwerk im Netz noch ein Abnehmer versorgt w: 
(Schema im Bild 8). Die Kennlinie des Netzes für eine >: 
stimmte Last ist durch die Kurve n dargestellt. Bei e::-'; 
Spannung U, im Umspannwerk (hochspannungsseitig) N 
über die beiden Leitungen die Blindleistung a zugeliele‘ : 
Wird nun ein vorhandener Generator zugeschaltet, aus?" . 
stattet mit Regeltransformator mit einer Blindleistungsc:" 
bietung, die durch die Kurven S und L begrenzt ist, so ka’! 
mit Hilfe des Regeltransformators im angegebenen Rege:™: 
reich die erzeugbare Blindleistung ganz zur Verbessem:: 
der Netzspannung herangezogen werden. Die Netzspan:?: 
steigt dabei auf den Wert Uz. Die gesamte nun zur Ver. 
gung stehende Blindleistung ist nicht gleich der Summe 3-: 
Blindleistungsdarbietung der Erzeugereinheit (c) (Gezė:= 
tor + Regeltransformator) und vor Zuschaltung des Gers: 
tors über die Leitungen zugeführter Blindleistung {a}. P- 
über die Leitungen zugeführte Blindleistung wird viela:! 
kleiner (b), weil die Netzspannung im Umspannwerk ges'.“ 
gen ist. Die erreichte Zunahme ist somit d, wobei d kleifr' 
ist als die von der Gruppe eingespeiste Blindleistung c. D*’ 
noch kommt dem gesamten Netz die volle Blindleistun!® 
darbietung der Erzeugergruppe zugute, weil die Zuspe:st?: 
zum Umspannwerk um die entstehende Differenz abn:T:. 
und somit die über die Leitung verbundenen Netzstützpunt `? 
weniger belastet werden. 


15. September 1950 


Zusammenfassung 


Die Erzeugereinheiten mit Regeltransformatoren sind 
meist teurer als solche mit festen Transformatoren und reich- 
licherer Auslegung des Generators, z. B. durch erweiterten 
Spannungsbereih. Man wird daher versuchen, die Lösung 
mit Regeltransformatoren zu vermeiden, was in beschränkten 
Grenzen durch reichlihere Auslegung im Leistungsfaktor 
und im Spannungsbereich der Maschine (wobei gelegentlich 
auch ein größerer Maschinentransformator benötigt wird) 
. möglich ist. Nur in jenen Fällen, in denen eine Beherrschung 
der Spannung mit der aufgestellten Mascinenblindleistung 
nicht möglich ist, muß man zum Regeltransformator greifen, 
um die verfügbare Blindleistung der Maschine voll ausnutzen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


483 


zu können. Bei Maschinen, die mit derartigen Regeltrans- 
formatoren zusammenarbeiten, genügt der VDE-mäßig vor- 
gesehene Spannungsbereich von + 5 %. Bei der Lösung mit 
einem Maschinentransformator mit festem Übersetzungsver- 
hältnis dagegen wird man zumeist auf einen erweiterten 
Spannungsbereich kommen, der von den Besonderheiten des 
Netzes abhängt und z.B. + 5 %/o und — 12 % betragen kann. 


“Diese im angegebenen Beispiel festgesetzte Auslegung be- 


deutet, wie erläutert wurde, eine normale Auslegung für 
den Läufer und eine vergrößerte Auslegung für den Ständer, 
der in der Lage sein muß, den 12 % höheren Strom ohne un- 
zulässige Erwärmung abzugeben. 


Neuzeitliche Arbeitsbeleuchtung 


Von R. G. Weigel, Karlsruhe, und W. Stengel, Neheim-Hüsten 


Mit den Niederspannungs-Leudhtstofflampen (für 220 V) 
wurde eine neue lichttechnishe und lichtwirtschaftliche 
Epoche eröffnet. Sie hat sich im Auslande, vor allem in den 
Vereinigten Staaten, bereits seit einigen Jahren eindeutig 
durchgesetzt. In Deutschland, wo auf dem Gebiet der Ent- 
ladungslampen und insbesondere der Leuchtstoffe entschei- 
dende Vorarbeiten geleistet wurden, war die Entwicklung 
zunächst durch die Kriegsumstände aufgehalten und kam 
dann unter den Nachkriegsschwierigkeiten nur langsam wie- 
der in Gang. Jetzt ist es aber so weit, daß auch bei uns die 
Leuchtstofflampen ihr Anwendungsfeld Zug um Zug zu er- 
obern begonnen haben. Der Fortschritt ist so überzeugend, 
daß Technik und Wirtschaft daraus die praktischen Folgerun- 
gen ziehen müssen. 


I. Die technische Seite 


Die bisherigen Lichtquellen, die Temperaturstrahler, ins- 
besondere also die Glühlampen, sind im wesentlichen punkt- 
förmige Lichtquellen. Diese aber stellen für viele Zwecke, 
vor allem für die Arbeitsplatzbeleuchtung, nicht die beste 
Lösung dar, weniger der Beleuchtungsstärke, als vielmehr 
des Beleuchtungscharakters wegen, der nicht zweckentspre- 
chend ist. 

Für den Beleuchtungscharakter sind folgende Komponen- 
ten maßgebend: 


1.Die Gleichmäßigkeit. — Das natürliche Licht, 
das der diffuse Himmel spendet, ist großflächig; die Fenster 
oder Oberlichter schaffen eine gleichmäßig über die Arbeits- 
flähe und den Arbeitsraum verteilte Beleuchtung. Man 
strebte daher immer danach, auch bei der künstlichen Be- 
leuchtung großflächige, raumfüllende Lichtspender oder Licht- 
träger zu schaffen. Punktförmige Lichtquellen reichen nicht 
aus, um einen Arbeitsplatz, ein Arbeitsfeld, einen Arbeits- 
raum genügend und gleichmäßig auszuleuchten. Die Ver- 
suche, mit sog. Großflächenleuchten den Nachteil der Punkt- 
förmigkeit zu überwinden, brachten keinen durchgreifenden 
Erfolg, und der Ausweg der indirekten Beleuchtung, bei der 
die Raumdecke beleuchtet und zum großflächigen indirekten 
Lihtspender gemacht wird, erwies sich in den meisten Fäl- 
len als unwirtschaftlich und überdies auch technisch unzweck- 
mäßig. | 

Die Leuchtstofflampe aber stellt an sich schon eine aus- 
gedehnte Lichtquelle dar und bietet zudem die Möglichkeit 
der Zusammenordnung zu band- oder flächenförmigen Licht- 
trägern. 

. 2. Die Shattigkeit. — Punktförmige Lichtquellen 
ergeben harte, vielfach falsch orientierte oder, der Vielzahl 
der Lichtpunkte entsprechend, verwirrende Schatten. Das 
natürliche Licht hat einheitliche Einfallsrichtung von oben 
oder von der Seite her und gibt naturgemäße Plastik. Die 
Großflächigkeit sorgt dabei für weiche, aber doch ausreichend 
betonte Schattigkeit. 


DK 621.327.43 : 628.972 


Die langgestreckten Leuchtstoffröhren und ihre Band- 
und Flächenleuchten, die über den Arbeitsplätzen oder syste» 
matisch über den Raum verteilt angeordnet werden, schaffen 
ähnlich günstige Schattigkeitsverhältnisse. 

Man weiß heute, daß die ausgeprägt schattige und stark 
gerichtete, einseitige Beleuchtung zwar in gewissen Sonder- 
fällen geeignet sein mag, daß damit aber die allgemeinen 
und vielfältigen Sehaufgaben, die z. B. im Textilbetrieb und 
an den Textilmaschinen tatsächlich gestellt sind, nicht uni- 
versell genug befriedigt werden können. Aus diesem Grunde 
hat man die Textilbetriebe mit Oberlichtern ganz bestimmter 
Art und Anordnung ausgestattet. Dieses Beleuchtungsprinzip 
kann heute am besten mit Leuchtstofflampen gewahrt werden. 

3. Die Blendung. — In der punktförmigen Quelle ` 
herrscht starke Lichtkonzentration; das aber bedeutet hohe 
Leuchtdichte. Die gebräuchlichen Wendeldrahtlampen weisen 
Leuchtdichten zwischen 500 und 1000 sb auf, die für das Auge 
unzuträglih sind. Die bloße Abschirmung der Lichtquelle 
gegen das Auge, etwa durch den üblichen Arbeitsplatzreflek- 
tor, bietet keinen ausreichenden Schutz, wenn die hohen 
Leuchtdichten sich etwa an glänzenden Objekten gleichwohl 
widerspiegeln können. Immer wieder entsteht starke und 
gefährliche Sehstörung und Ermüdung durch direkte oder 
indirekte Wirkung blendender Leuchtdichten. 

Dieser Umstand macht lichtstreuende Umbhüllungen not- 
wendig, die die Leuchtdichte auf größere Oberfläche vertei- 
len und damit abschwäcen sollen. Das bedeutet Verluste, 
ohne daß in allen Fällen wirksam geholfen wäre. 

Die Leucdhtstofflampen nun haben eine ausgesprochen 
milde Leuchtdichte zwischen nur 0,3 und 0,5 sb; sie ist noch 
geringer als die einer Kerzenflamme (0,75 sb) und verursacht 
demgemäßB — unter normalen Beleuchtungs- und Sehverhält- 
nissen — kaum eine störende Blendwirkung. Die Leudhtstoff- 
lampen können darum auch, insbesondere bei hoher Aufhän- 


t k ” . Rów 
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- i A] 
Pa 


Bild 1. Bandförmige Reflektorleuchte auf I-Schiene für 1 oder 2 Leucht- 
stofflampen; Zubehör (Drosseln usw.) im Reflektoroberteil untergebracht. 


484 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


Bild 2. Gerichtete Lichtwirkung durch Leuchtstoffleuchten 
im ausgedehnten Werkraum. 


gung und in heller Umgebung, ohne lichtstreuende Hüllen an- 
gewandt werden. 

4.DieLichtfarbe. — Die Temperaturstrahler (Glüh- 
lampen) haben bei einer Glühtemperatur von etwa 3000° ihre 
oberste Grenze, während das Tageslicht bei einer „Farbtem- 
peratur“ in der Größenordnung von 5000° liegt. Darum er- 
scheint die Glühlampe gelblich oder rötlich gegenüber dem 
Tageslicht. Das weißere Licht aber ergibt höhere Sehleistung 
und wirkt ausgesprochen arbeitsanregend; es erzeugt psy- 
chisch die aktivere „Tagesstimmung”, während das Glühlicht 
die passivere „Abendstimmung” begünstigt. Man hat darum 
vielfach versucht, der Glühlampe durch Blaufärbung einen 
weißeren Charakter zu geben; das ist jedoch technisch unbe- 
friedigend und wirtschaftlich ungeeignet. 

Die Leuchtstofflampe aber gestattet jede gewünschte An- 
gleichung an ein physio-psychologisch günstiges Weiß oder 
auch ans Tageslicht. Wenn allerdings das natürliche Licht in 
der Farbe nachgeahmt wird, ohne daß auch die hohen Tages- 
beleucdhtungsstärken nachgebildet werden, dann ist die psy- 
chologische Reaktion des tageslicht-gewohnten Auges in der 
Regel, daß es das künstliche Tageslicht als zu shwad, trübe 
oder ermüdend empfindet. Man sollte daher, wo die voll- 
kommene Farbengleichung ans Tageslicht nicht aus beson- 
deren Gründen geboten ist, nicht die tageslichtähnlichen 
Leuchtstofflampen verwenden, sondern sich der psychologisch 
günstigeren Typen mit den etwas „wärmeren” Lichtfarben be- 
dienen. 

lI. Die wirtschaftliche Seite 

Die Schaffung einer der Stärke nach ausreichenden Be- 

leuchtung war bisher vom wirtschaftlichen un aus 


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RS is er u‘ $i 
Ag E a i 


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Bild 3. Leuchtstotflampen in Eckleuchten schaffen im heil ausgekleideten 


Büro eine gleichmäßige Raumbeleudhtung. 


vielfach dadurch erschwert, daß relativ viel Energie für die 


Lichterzeugung aufzubringen war. Die Lichtausbeuten der 
Glühlampen (die im vorliegenden Falle zum Vergleich heran- 
gezogen werden können) liegen in der Größenordnung von 
10... 15 Im/W. Die heutigen Leuchtstofflampen aber erreichen 
Lichtausbeuten in der Größenordnung von 35...40 lm/W, 
liegen also etwa 3mal so hoch; d.h. man kann mit dem bis- 
herigen Energieaufwand die 3fache Beleuchtungsstärke er- 
zielen. Hinzu kommt, daß auch die Leuchten für die Leudt- 
stofflampen, sofern sie der lichtstreuenden Umhüllungen nidt 
bedürfen, mit höheren Wirkungsgraden arbeiten. 

Es ist sonach heute möglich, unter energiewirtschaftlid 
günstigen Bedingungen ein Beleuchtungsniveau zu schaffen. 
wie es die gesteigerten Erfordernisse der Arbeit und der 
Produktion in sozialer und wirtschaftliher Hinsicht erhei- 
schen. Wenn man sich bisher in vielen Fällen mit unzulänz 
licher Einzelplatzbeleuchtung behelfen mußte, wo Allgeme:>- 


beleuchtung angebracht gewesen wäre, so kann man jetz 


mit den neuen lichttechnischen Mitteln mehr und mehr daz 
übergehen, die allgemeine Raumbeleuchtung der Arbeits- 
stätten so zu erhöhen, daß die Platzbeleuchtung entweder 
entbehrt oder — als spezifische Zusatzbeleudhtung — au 
Sonderfälle beschränkt werden kann. Man wird künftig ge 
rade bei der Arbeitsbeleuchtung von der Kompromißlösung 
der „Platzbeleuchtung mit zusätzlicher Allgemeinbeleud- 
tung“ abgehen und das Prinzip der Allgemeinbeleuchtung, 
und zwar einer „arbeitsplatz-orientierten Allgemeinbeleud- 
tung” befolgen können. 

Die wirtschaftliche Seite ist aber nicht nur durch den 
technischen Wirkungsgrad der Licht- und Beleuchtungserzeu- 
gung bestimmt. Der Beleuchtung kommt auch ein „produx- 
tiver“ Wirkungsgrad zu, weil Licht und Beleuchtung im Ar- 
beitsprozeß gewissermaßen die Rolle eines „Werkzeuges” 
übernehmen, das entscheidend berufen ist, den Arbeitsertrag 
nach Güte und Menge zu fördern. Der besondere Charakter 
der Beleuchtung mit Leuchtstofflampen, wie er oben gekenn- 
zeichnet wurde, schafft nun die physiologischen und psyd 
logischen Bedingungen, die den optimalen Arbeits- und Pro- 
duktionserfolg ermöglichen. Die moderne Beleuchtung ge 
währleistet einen hohen produktiven Wirkungsgrad. 


15. September 19 


Aus dem technischen und produktiven Wirkungsgrad : 


resultiert schließlich der totale wirtschaftliche Wir 
kungsgrad der Beleuchtungsanlage, durch den sich die Leudt- 
stoffanlagen unstreitig den lichtwirtschaftlichen Vorsprung 
sichern. 


III. Die praktische Seite 


Aus den lichttechnischen und lichtwirtschaftlichen Eigen- 
schaften und Vorzügen der Leuchtstofflampen folgt die prak- 
tische Anwendung. Die allgemeinen Grundsätze hierbei sind: 

1. An Stelle der mehr oder minder punktförmigen Lidt- 
quelle und Leuchte tritt die linien-, band- oder flächenför- 
mige Lampe (Bild 1). 

2. An Stelle der auf engen Bereich beschränkten Wir- 
kung der Glühlampen-Arbeitsplatzleuchte tritt die das wei- 
tere Arbeitsfeld gleichmäßig erfassende Leuchtstoff-Groß- 
flächen- oder Langfeldleuchte (Bild 1 u. 2). 

3. An Stelle der den Raum unnatürlich zerreißenden Wir- 
kung einzelner Licht- und Beleuchtungs-Schwerpunkte, die 
die Übersichtlichkeit und Ruhe des Raumeindruckes stören. 
tritt die gerichtete Beleuchtungswirkung ausgedehnter Leudt- 
stoffleuchten, die eine gleichmäßige und einheitliche Beleud- 
tung der Arbeitsebene ermöglichen (Bild 2). 

4. In hell ausgestatteten und nicht zu hohen Räumen, wie 
Zeichensälen, Büros usw., kann man die Leuchtstofflampeu 
z. B. in Eckleuchten anordnen, einzeln, in Gruppen, oder zu 
Bändern zusammengereiht, je nach Raumgliederung und Ar- 
beitsplatzverteilung. Die helle Raumdecke sowie die hellen 
Raumwände übernehmen sehr zwec&kvoll und wirtschaftlich 
die Aufgabe großfiäciger Reflektoren (Bild 3)1. 


1 Die Bilder wurden von der lichttechnischen Spezialfabrik Gebr. Kaise 
& Co., Neheim-Hüsten, zur Verfügung gestellt. 


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a re EEE En = A EEE EEE _ > 


.15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


485 


Überblick über Aufbau und Wirkungsweise der Laufzeitröhren 


Von Hans Fricke, Braunschweig 


DK 621.385.1 


(Schluß von Seite 426) 


4. Laufzeitröhren mit einer Wechselwirkung zwischen Elek- 
'ronenströmungen und fortschreitenden elektromaanetischen 
Feldern! 

a Das Magnetron 

Das Magnetron unterscheidet sich von den bisher betrach- 
eten Laufzeitröhren dadurch, daß zum Betrieb der Röhre 
ıußer dem elektrischen Feld auch ein magnetisches Feld un- 
yedingt erforderlich ist, das die Aufgabe hat, die Bahn der 
:lektronen festzulegen. Wir wollen uns bei der Beschrei- 
wng des Magnetrons 
auf das von Ha- L 
ann [24] angege- 
jene Magnetron mit 
\dlitzanode beschrän- 


ten, das wegen sei- Mia 
wes hohen Wirkungs- %0 ia _ 
grades besonders u 
wichtig ist. Bild 10 Ez = ~ 
zeigt als Beispiel Bild 10. Vierschlitzmagnetron nah Habann 
sinen Habann-Gene- mit Lechersysteim als Schwinyungskieis. 


ator mit 4 Schlitzen und einem Lecherleitungssystem als 
Schwingungskreis. Bei dieser Anordnung sind je zwei ge- 
jenüberliegende Anodensegmente paarweise verbunden und 
las Schwingungssystem liegt zwischen diesen Segmentgrup- 
Jen, so daß die einzelnen Anodenplatten abwechselnd gegen- 
»hasige Hochfrequenzspannung führen. Das im Bild nicht dar- 
jestellte Magnetfeld verläuft in achsialer Richtung senkrecht 
zur Zeichenebene. 

Die Wirkungsweise des Magnetrons läßt sich aus der zu- 
erst von Riecke [25] berechneten Elektronenbewegung in 
cekreuzten elektrischen und magnetischen Feldern erklären. 
3ezeichnen wir die Bewegungsebene mit x, y und ordnen das 
homogene Gleichspannungsfeld Eo in y-Richtung und das ho- 
mogene magnetische Feld Bin z-Richtung an, dann gelten für 
eine Anordnung mit ebenenen Elektroden die Differential- 
gleihungen 


dv 
mt LlV D, (21) 
dt 2 
dv 
me a (22) 
Die Lösung dieser beiden Gleichungen ergibt 
E 
v = asin ylt-b)+ ġo (23) 
Vy = acos Qg (t — ta) (24) 
mit 
v Í 
= (25) 
und 
a = Vix E Via) + Vy 5 (26) 


wenn Vy und v,, die Komponenten der Anfangsgeschwin- 
digkeit vo darstellen und 

vn” > (27) 
ist. Wir erkennen sofort aus den Komponenten v, und vy, 
daß die Elektronen eine kreisförmige Bewegung in einer zur 
Achse senkrechten Ebene mit der Geschwindigkeit a und der 
von der elektrischen Feldstärke unabhängigen Kreisfrequenz 
Qr ausführen und daß dieser kreisförmigen Bewegung 
eine mit der konstanten Geschwindigkeit v,, = Eo/B fort- 
schreitende tangential gerichtete Bewegung überlagert ist. 
Die Bahn der Elektronen ist bei vo = 0 durch die in Bild 11a 


I Zu dieser Gruppe gehört auch die neu entwickelte „Magnetron-Wander- 
feidrohre“, über die demnächst in der ETZ beriditet wird. 


für a>V ıı dargestellte einfache Zykloide gegeben. Damit sich 
diese Bahn ungestört ausbilden kann, muß stets 2/Qr <d 
sein, wenn d der Abstand von Kathode zu Anode ist; wir 
müssen daher oberhalb der sogenannten „kritischen Induk- 
tion” arbeiten, die gegeben ist zu 


ee, 
V, = 6,74. 108 a (28) 


'Zahlenwertgleichung: Ua in V; din cm; Bg in Vs/cm?). 


Da sich infolge der Schlitze außer dem Radialfeld ein 
starkes Tangentialfeld in den Schlitzzonen ausbildet, erge- 
ben sich zwei Grundtypen der Laufzeitschwingungen, die 
wir als „Rollkreisschwingungen” und als „Leitbahnsc vin- 
gungen“ bezeichnen wollen. 

Die Rollkreisschwingungen denken wir uns entstanden 
aurch das Zusammenwirken des zwischen Kathode und 
Anode befindlichen hochfrequenten Feldes mit der radialen 
Bewegung der Elektronen in ähnlicher Weise wie in der 
Bremsfeldröhre. An die Stelle der beschleunigenden Wir- 
kung des positiven Gitters tritt hier die durch das Magnet- 
feld hervorgerufene Kraft. Der Wirkungsgrad der Rolikreis- 
schwingungen ist im Gegensatz zu dem der Leitbahnschwin- 
gungen nur gering. Im Dezimeterwellengebiet ist daher das 
Verhalten des Magnetrons im wesentlichen durch die Leit- 
bahnschwingungen bestimmt, besonders in dem Frequenz- 
bereich, in dem sich das hochfrequente Wechselfeld während 
eines Umlaufs des Rollkreises nur wenig ändert, so daß der 
Laufzeitwinkel der Rollkreisschwingungen sehr klein ist und 
die Radialbewegung daher noch keinen Einfluß auf den In- 
fluenzstrom besitzt. 

Die Leitbahnschwingungen ergeben sich aus dem Zu- 
sammenwirken der mit der Geschwindigkeit vr, fortschrei- 
tenden Bewegung der Elektronen mit dem durch die Anoden- 
schlitze gebildeten Tangentialfeld. Diese Schwingungen tre- 
ten auf, wenn das Elektron beim Passieren jeder Schlitzzone 
einen seiner Leitbahnrichtung entgegengesetzt gerichteten 
Augenblickswert des hochfrequenten Wechselfeldes vorfindet 
und damit einen Teil seiner aus der Gleichspannungsquelle 
erhaltenen Energie abgeben kann. Diese Voraussetzung ist 
erfüllt, wenn das Elektron für die Bewegung zwischen zwei 
Schlitzzonen gerade die Zeit benötigt, in der sich die hochfre- 
quente Wechselspannung umpolt. Drücken wir für diesen 
Betriebsfall den vom Elektron innerhalb einer Periode zurück- 
gelegten Weg, der dann der doppelten Entfernung von zwei 
Schlitzzonen entspricht, durch den die Leitbahnschwingungen 
kennzeichnenden Laufzeitwinkel ©, aus, dann muß ©; = 6,28 
sein. Dieser Wert besagt, daß sich das Elektron in bezug auf 
den Augenblickswert der Hochfrequenzspannung in Ruhe be- 
findet, also ein Synchronismus zwischen dem im Magnetron 
durch die Segmentanordnung gegebenen hochfrequenten 
Drehfeld und der Elektronenbewegung vorhanden ist. Da 
nach Gl. (27) die Leitbahngeschwindigkeit vz, = E/8B = 
Uq /Bd ist, ergibt sich die Frequenz der Schwingung zu 


Vz =, _ Uap , 
2 dH 


aa 29 
L 7; (29) 


wenn Uqa die Anodenspannung, p die Anzahl der Schlitze, 
d den Abstand von Kathode zu Anode und g die mittlere 
Weglänge zwischen zwei Schlitzen darstellt. 

Auch bei ungefährer Übereinstimmung der Frequenz 
des innerhalb der Segmente befindlichen, durch den äußeren 
Schwingungskreis gegebenen hochfrequenten Drehfeldes mit 
der Bewcegungskomponente der Elektronen in Leitbahnrich- 
tung ist eine dauernde Wechselwirkung zwischen der Elektro- 
nenströmung und dem fortschreitenden elektromagnetischen 
Feld vorhanden und es kann bis zu einem gewissen Geschwin- 
digkeitsunterschied bei richtiger Einsoitierung der Elektronen 


486 


in jeder Schlitzzone noch eine Energieabgabe stattfinden. Die 
Leitbahnschwingungen können daher mit dem sehr hohen 
Wirkungsgrad von 40... 80°% erzeugt werden [26]. 
Um die Kreisfrequenz 

des umlaufenden Hodh- „ y 
frequenzfeldes bei sehr ` 
hohen Frequenzen auf X 
die durh die Anoden- 
spannung gegebene Leit- 
bahngeschwindigkeit der 


z ALLLLLLCLLLLLLLLGE 


—— Wo 


b. AZ 
Elektronen herabzuset- 
zen, werden im Dezime- -4d 
terwellengebiet die in K 6 
Bild 12 schematish dar- ALLA LLLLULLLLLL OLE 
gestellten Vielsclitzma- ß 
gnetrons benutzt 127). .n 


Hier werden als Shwin- X 
gungskreise Hohlraumre- ç aucwerrssıırrrerıııııııttib 
sonatoren T verwandt, 
die in einem als Anode A 


dienenden Kupferblock 

angeordnet sind. Die Aus- ALLLLLLLLLUMLLLLLLLLLLLL EL 
kopplung der Hochfre- g Der a E 
quenzleistung erfolgt aus y 
einem der Resonatoren ausm 5 = 

durch eine Koppelschleife a) Statische Bahnkurven ohne Hocdhfre- 
S. Nachteilig ist, daß quenzspannung 


b) Bahnkurven bei Leitbahnschwingun- 
gen durch Wechselwirkung mit dem 
Schlitzfeld 

a) Energie abgebendes Elektron 
£) Energie aufnehmendes Elektron. 

c) Bahnkurven bei Rollkreis-Schwingun- 
gen durh Wechselwirkung mit dem 
Radialfeld 

a) Energie abgebendes Elektron 
f) Energie aufnehmendes Elektron 


Bild 11. Die Elektronenbahn im Magne- 
tron mit ebenen Elektroden [27]. 


durch die hier auftretende 
enge Kopplung zwischen 
den Resonanzkreisen 
Koppelschwingungen auf- 
treten können und die 
Frequenz im Betrieb um- 
springen kann. Diese 
Störerscheinungen müs- 
sen durch zusätzliche Kop- 
pelleitungen, die die einzelnen Koppelfrequenzen wei- 
ter auseinanderrüken, oder durch Verstimmug der 
einzelnen Resonatoren gegeneinander beseitigt werden. Um 
das Umspringen der Wellenlänge zu vermeiden, besitzt das 
unter dem Namen „Turbator” von Lüdi [40] bei der BBC 
entwickelte Magnetron als Schwingungskreis nur einen ein- 
zigen ringförmigen Hohlraumresonator, der zusätzlih durch 
eine Anzahl von Anodensegmenten, zwischen denen die Hoch- 
frequenzspannung auftritt, kapazitiv belastet ist. 


Die für das Zustandekommen der Leitbahnschwingungen 
erforderliche Elektroneneinsortierung läßt sich leicht aus dem 
in Bild 12 skizzierten Kraftlinienbild erkennen. Die Elektro- 
nen, die zu einem Zeitpunkt starten, an dem das radial wir- 
kende Gleichspannungsfeld Co durch die hochfrequente Wech- 
selspannung geschwächt wird, in dem also Ẹ (t) < Eo, werden 
gegenüber der durch Gl. (27) bestimmten Leitbahngeschwin- 
digkeit vı, = 0/8 verzögert, da vı (t) < v,, ; umgekehrt 
werden die bei E(1) > Co stertenden Elektronen beschleunigt, 
so daß v, (t) > Vio. Durch diese Geschwindigkeitsänderung 
tıitt die gewünschte Phasenfckussierung ein; alle Elektronen 


(t<, ENG, 


€/(0<G, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 195) | 


gelangen auf diese Weise durch die Wirkung des Radial:e!- 
des in das Bremsteld B und laufen dann, wenn f4. uœ und $ 
die Gl. (29) erfüllen, mit der Leitbahngeschwindigkeit v, 
wie die Speichen eines Rades um. 

Das auf diese Weise in das Bremsfeld gelangte Elektror 
gibt nun, wie wir gesehen haben, dauernd Energie ab, so- 
lange die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Feldes unze 
fähr gleich der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektroner 
ist. Ein besonderes Kennzeichen des Magnetrons ist, dat 
(Bild 11ba) bei dieser Energieabgabe im Verzögerungsied 
als Folge des zeitlich konstanten Magnetfeldes an Stelie de: 
Abbremsung der Elektronenströmung eine Ablenkung de 
Elektronen zur Anode durch eine Kraft senkrecht zur Leit- 
bahnrichtung stattfindet und die Elektronen in der Leitbahr- 
richtung mit der Geschwindigkeit vz, weiterlaufen. Die Elet- 
tronen landen daher praktisch mit der gleichen Geschwingd:c- 
keit Və, die sie am Anfang besaßen, auf der Anode, wo s! 
wegen der dort vorliegenden hohen Spannung eine sehr vie! 
größere Geschwindigkeit besitzen müßten. Der durch der 
Geschwindigkeitsunterschied gegebene Energiebetrag ist von 
Magnetron abgegeben; er ist umso größer, je kleiner die Ar 
fangsgeschwindigkeit der Elektronen ist, die sich entspre 
chend der Beziehung vz, = E0/8 durch ein stark überkriti- 
sches Feld B so weit herabsetzen läßt, daß das Elektron vor 
dem Auftreffen auf der Anode mehrmals die Zykloidenbahn 
durchlaufen kann und dabei in jeder Schlitzzone Energie à+- 
gibt. Auch diese Betrachtung zeigt uns, daß bei genügend 
kleiner Anfangsgeschwindigkeit ein Wirkungsgrad von fast . 
100%0 erreicht werden kann, was mit keiner anderen Laufze.t- 
röhre möglich ist. Der Vollständigkeit halber soll noch ver- 
merkt werden, daß durch das Tangentialfeld beschleunig:e, 
Elektronen, wie Bild 11bß zeigt, zur Kathode hin abgelenkt, 
werden, so daß sie sehr schnell aussortiert werden und nur. 
eine geringe Energie aufnehmen. 

Die für die Ro..- 
kreisschwingungen er- 
forderliche Elektroner- 
einsortierung erfolg! 
wie bei der Bremsfeid- 
röhre durch die infolge 
der hochfrequenten 
Wechselspannung àii- 
tretenden verschied-- 
nen Laufzeiten ds 
Elektronen je nad r 
rer Startphase ivg. 


Bild 2). Für energe 
EZ abgebende Elektronet 
Bild 13. Ortskurve des zwischen den Ano- Wird der Rollkieis 
densegmenten eines Vierschlitzmagnetrons durchmesser imme, 
vorhandenen reduzierten Hochfrequenzleitwer- : , OR, 
tes 1/g y XR y [28]. (statt QL ist X zu setzen). kleiner; energiean 


nehmende Elektro: 
werden infolge des größer werdenden Rolkreiscurchmeu.n 
sehr bald aussortiert (Bild 11c). | 
Durch zur Kathode zurückkehrende Elektronen fins“t 
eine Rückheizung statt, die so groß werden kann, daß be! tt: 
denförmigen Kathoden die Gefahr der Zerstörung besten“ 
Zur Verringerung der Rückheizungswirkung werden Maa:«® 
trons größerer Leistung daher mit Großflächenkathoden zè 
baut. | 
Das betriebliche Verhalten des Magnetrons soll c=”7 
kurz aus dem Scheinleitwertsverlauf zwischen den Anod-”- 
segmenten erklärt werden, der sich aus dem Anteil der let 
bahn- und Rollkreisschwingungen in einfacher Weise aub 
einer Näherungsrechnung von Fricke [28] bestimmen lat 
deren Ergebnis als Ortskurve in Bild 13 für einen bestimmte 
Betriebsfall des Vierschlitzmagnetrons dargestellt ist. Mw" 
diesem Diagramm zugrunde liegende Leitwert gi, beträct 


Pe n x 


\ 
wenn in den in Leitbahnrichtung vorhandenen Elektrrm-® 


15. September 1950 


strom angibt. Die Ortskurve für die Spitze des Magnetron- 
Sceinleitwertes 1/Rm zeigt, daß durch den Einfluß der Roll- 


kreisschwingungen die größte negative Wirkkomponente bei 


induktiver Verstimmung des Magnetrons auftritt und daß 
mit wachsendem Laufzeitwinkel © z, bei dem die Elektronen- 
geshwindigkeit immer mehr hinter der Geschwindigkeit des 
hochfrequenten Drehfeldes zurückbleibt, die induktive Kom- 
ponente in eine kapazitive Komponente übergeht. Da bei 
konstantem Magnetfeld B der Laufzeitwinkel der Frequenz 
direkt proportional und der Anodengleichspannung des Ma- 
ınetrons indirekt proportional ist, so ist jeder Schwingfre- 
suenz und jedem magnetischen Feld durch Gl. (29) ein gün- 
siigster Anodenspannungswert zugeordnet, bei dem die stärk- 
ste Anfachung vorhanden ist (9, = 6,28). 

Für ein Magnetron im nichtschwingenden Zustand hat 
Já nk e [29] bei Fremderregung einen im Prinzip mit Bild 13 
ibereinstimmenden Hochfrequenz-Sceinleitwert zwischen 
:wei Anodensegmenten gemessen. 

Vielschlitzmagnetrons sind für Wellenlängen von 0,5 bis 
\) cm gebaut und werden hauptsächlich für Impulsbetrieb be- 
wtzt. Bei 1 cm Wellenlänge konnten 100 kW und bei 10 cm 
Wellenlänge 3 MW Impulsleistung erzeugt werden. 


b. Die Wanderfeldröhre 
(„Travelling-Wave‘-Röhre) 

Die von Kompfner [30] angegebene und von Pierce 
31] weiter entwickelte Wanderfeldröhre ist eine Verstärker- 
öhre für das Gebiet der Dezimeter- und Zentimeterwellen. 
3ei dieser Röhre wird die Paketbildung der Elektronen durch 
ine Geschwindigkeitsmodulation erreicht, jedoch wird die 
inergie nicht wie bei den Triftröhren beim Durchlaufen eines 
‘erhältnismäßig schmalen Arbeitsfeldes abgegeben, sondern 
lie Wechselwirkung zwischen Elektronen und elektromagne- 
ischem Feld erstreckt sich über einen langen Weg, da das 
ektrische Feld nicht feststeht, sondern sich ungefähr mit der 
eshwindigkeit der Elektronen fortbewegt. 

Die Wirkungsweise der Wanderfeldröhre beruht also 
vie beim Magnetron auf einem Energieaustausch zwischen 
nem Elektronenstrahl und einem fortschreitenden elektro- 
nagnetischen Feld. Wir können diese Röhre daher auch als 
“ne Fortentwicklung des Magnetrons betrachten [30, 32, 33]. 
‚ährend jedoch beim Magnetron unter Vernachlässigung des 
influsses der Rollkreisschwingungen bei Gleichheit von Um- 
aufgeshwindigkeit des hochfrequenten Drehfeldes und der 
eitbahngeschwindigkeit der Elektronen die größte Entdämp- 
ung auftritt, so ist, wie wir gleich sehen werden, bei der 
Yanderfeldröhre ein Energieaustaush nur möglich, wenn 
wishen Feld und Elektronenstrahl ein kleiner Geschwin- 
igkeitsunterschied besteht. 

Da entsprechend Gl. (14) die Elektronengeschwindigkeit 
urh die am Beschleunigungsgitter liegende Spannung uo 
us konstruktiven Gründen praktisch begrenzt ist, so geht 
'nsere Aufgabe zunächst dahin, das etwa mit der Lichtge- 
ahwindigkeit fortschreitende elektromagnetische Feld durch 
inbau einer Verzögerungsleitung auf die Elektronenge- 
(hwindigkeit zu verzögern. Zur Erzeugung der zur Phasen- 
)kussierung erforderlichen Geschwindigkeitsmodulation muß 
iese Verzögerungsleitung so gebaut sein, daß sie einen in 
achtung des Elektronenstrahles verlaufenden elektrischen 
eldvektor besitzt. 

Von den verschiedenen Ausführungsmöglichkeiten der 
'erzögerungsleitung wird meistens eine Wendel gewählt, in 
‚eren Achse sich der Elektronenstrahl bewegt. Während das 
tektromagnetische Feld längs des Wendeldrahtes ungefähr 
ıit der Lichtgeschwindigkeit fortschreitet, beträgt die Aus- 
reitungsgeshwindigkeit in Achsrichtung nur 


v-cC FOREN EINER nm . g. 

(a d}? + g’ ad 

venn d der Durchmesser und g die Ganghöhe der Wendel 

st und c der Lichtgeschwindigkeit entspricht. Die Werte g 

ınd d müssen nun so gewählt werden, daß die Ausbreitungs- 

isshwindigkeit des Feldes in der Achsrichtung ungefähr mit 
ter Elektronengeschwindigkeit übereinstimmt. 


(31) 


'Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


487 


Achse d. Wend. 


Bild 14. Kraftlinienfeld einer im Innern einer Wendel fortschreitenden 


elektromagnetischen Welle [30]. 


Wie aus dem in Bild 14 dargestellten Kraftlinienfeld der 
Wendel hervorgeht, werden die von der Kathode zum Auf- 
fänger fliegenden Elektronen je nach ihrer Lage bei A und B 
durch den achsialen elektrischen Feldvektor beschleunigt 
oder abgebremst. Aus dieser Geschwindigkeitsmodulation 
ergibt sich zwangsläufig die erforderliche Dichtemodulation. 
Besitzen nun die Elektronen gegenüber der Welle einen ge- 
wissen Geschwindigkeitsüberschuß, dann kann dieser durch 
die Abbremsung einen entsprechenden Energiebetrag in elek- 
tromagnetische Energie überführen. Da sich diese Wechsel- 
wirkung über einen langen Weg erstreckt, kann eine hohe 
Verstärkung erreicht werden. Wegen des verhältnismäßig 
kleinen Geschwindigkeitsüberschusses der Elektronen ist der 
Wirkungsgrad der Wanderfeldröhre nur sehr klein. Er be- 
trägt bei den bisher gebauten Röhren, die bei 10 cm Wellen- 
länge eine Nutzleistung von 1...2 W abgeben, nur 1,5...3%, 
kann jedoch bei Wellenlängen von 60 cm durch verbesserte 
Strahlführung und außerordentlich große Stromdichte des 
Elektronenstrahles auf etwa 26% ansteigen [41l. Eine Ver- 
besserung des Wirkungsgrades durch Erhöhung des Ge- 
schwindigkeitsunterschiedes zwischen Elektronenstrahl und 
elektromagnetischem Feld ist nicht möglich; die Energie- 
abgabe sinkt dann wieder, da die Elektronen bei großen Ge- 
schwindigkeitsunterschieden innerhalb einer Periode einmal 
beschleunigt und einmal abgebremst werden, so daß im Mit- 
tel weder Energie aufgenommen noch abgegeben wird. Bild 
15 zeigt die Abhängigkeit der Leistungsverstärkung von der 
Wendelspannung, die der Elektronengeschwindigkeit propor- 
tional ist. 

Der Aufbau der Wander- 
feldröhre ist aus Bild 16 zu 
erkennen. Die aus der Ka- 
thode K gebündelt austre- 
tenden Elektronen durchlau- 
fen die Achse der Wendel w, 
an deren Eingang die zu 
verstärkende Hochfrequenz- 
spannung aus einem Hohl- 
raumresonator angekoppelt 
wird. Nach Durchlaufen des 
Wecselwirkungsraumes W 
wird die verstärkte Hochfre- 
quenzleistung auf die gleiche Weise wieder ausgekoppelt und 
die abgearbeiteten Elektronen landen auf der Auffangelek- 
trode A. Das zur Strahlkonzentration dienende Magnetfeld 
ist nicht mit eingezeichnet. Ebenso ist in der schematischen 
Darstellung wie bei den früheren Abbildungen an Stelle der 
aus Kathode, Wehnelt-Zylinder und Beschleunigungsyitter 
bestehenden „Elektronenkanone‘', die einen Strahl paralleler 
Elektronen abgibt, nur die Kathode K gezeichnet. 

Der Vollständigkeit halber soll noch vermerkt werden, 
daß die Vorgänge in der Wanderfeldröhre komplizierter sind, 


z$ 


Leistungsverstärkung 
(>) 


0 u 12 13 
Wendelspannung 


14 kV15 


Bild 15. Abhängigkeit der Leistungs- 
verstärkung von der Elektronenge- 
schwindigkeit [33]. 


Ausgang 


Eingang 


Bild 16. Schematische Darstellung der Wanderfeldröhre. 


488 


da einerseits nicht nur Wirkleistung, sondern auch Blindlei- 
stung in das Feld überführt wird und sich damit die Ausbrei- 
tungsgeschwindigkeit des Feldes ändert, und da anderseits 
als Folge der Kopplung zwischen Elektronenstrahl und Feld 
mehrere Wellen gleicher Frequenz jedoch verschiedener Fort- 
pflanzungskonstanten auftreten. Da nur eine dieser Wellen 
im Wechselwirkungsraum verstärkt wird und ihre Amplitude 
längs des Weges exponentiell ansteigt, sind die übrigen Wel- 
len am Ausgang vernachlässigbar klein und die grundsältz- 
lihe Betrachtung mit nur einer Welle ist daher gerechtfer- 
tigt. 

Die Wendel wird mei- 
stens aus Eisendraht gewik- 


kelt, da sie eine gewisse » 

Dämpfung besitzen muß, um $ 

bei Fehlanpassungen des $ 

Verbrauchers eine durch Aus- $ 

gangsreflexion mögliche a 

Selbsterregung der Wander- <S 

feldröhre zu verhindern. Bei o% 5 E) 15 mW 20 
der experimentellen Unter- Z733) Eingangsleistung 
suchung dieser unerwünsch- Bild 17. Die Verstärkung der Wan- 
ten Selbsterregung der Wan- derfeldröhre [33]. 
derfeldröhre wurden von 

Schnitger und Weber I34l Schwingungen im Ge- 


biet zwischen 5 und 50 cm Wellenlänge beobachtet. Im Ge- 
gensatz zu der beim Vielschlitzmagnetron vorliegenden Ver- 
zögerungsleitung, die aus einer Vielzahl von kapazitiv und 
induktiv miteinander verkoppelten Kreisen besteht und aus 
der Analogie zur Filterkette eine starke Frequenzabhängig- 
keit zeigt, besitzt die Wendel keinen Resonanzkreis und ist 
weitgehend aperiodisch; deshalb hat die Wanderfeldröhre 
eine außerordentlich große Bandbreite. Die Frequenzgrenzen 
der Wanderfeldröhre sind im wesentlichen nur durch die Ein- 
und Auskoppelorgane bestimmt. Bei einer Wellenlänge von 
10 cm wird mit einer Röhre von etwa 30 cm Wendellänge 
eine Bandbreite von über 100 MHz erreicht und dabei eine 
Leistungsverstärkung von 100 ... 1000 (20...30 db) erzielt. Im 
Zentimeterwellengebiet werden sich mit der Wanderfeld- 
röhre sicher Bandbreiten von mehr als 1000 MHz erreichen 
lassen. Mit Hilfe der Wanderfeldröhre ist es daher möglich, 
Vorverstärker im Zentimeterwellengebiet zu bauen, eine 
Aufgabe, die mit dem Klystron trotz der dort größeren Ver- 
stärkung wegen der zu geringen Bandbreite und des hohen 
Rauschpegels nicht lösbar war. Bild 17 zeigt die erzielbare 
Ausgangsleistung der Wanderfeldröhre abhängig von der 
Eingangsleistung!. Ä 
Neuerdings werden auch Wanderfeldröhren gebaut, die 
mit Hilfe einer Wendel die erforderliche Dichtemodulation 
erzeugen und zur Auskopplung der Energie einen Hohlraum- 
resonator benutzen. Es handelt sich hierbei gewissermaßen 
um ein Klystron, bei dem der Eingangskreis durch eine Ver- 
zögerungsleitung ersetzt ist [42]. f 


c. DieElektronenwellenröhre. 

Die Arbeitsweise der zuerst von Hae ff [35] und Ner- 
gaard [36] angegebenen Elektronenwellenröhre, die unab- 
hängig davon auch von Pierce und Hebenstreit [37] 
vorgeschlagen wurde, entspricht vollkommen der der Wan- 
derfeldröhre, nur ist, wie die schematische Darstellung in Bild 
18 zeigt, an Stelle der Verzögerungsleitung ein zweiter Elek- 


Auskopplungs - 
system 


Schematische Darstellung der Elektronenwellenröhre. 


Bild 18. 


1 Bei Benutzung einer wassergekühlten Wendel und Anode kann die 
Wanderfeldröhtre bis zu 1000 W Hochfrequenzleistung abgeben [S. E. Web- 
ber: 1000 watt travelling-wave tube. Electronics 23 (1950) S. 100). 


Bild 19. Verlauf der elektrischen Kraftlinien zwischen den Verdidtury-- 
V, und Verdünnungen V2: des dichtemodulierten ersten Elektronenstre.: 


tronenstrahl angeordnet und es tritt eine Wedhselwirku:: 
zwischen den beiden benachbarten Elektronenstrahlen av 
die einen geringen Geschwindigkeitsunterschied gegenen $ 
ander besitzen. 
durch einen Potentialunterschied zwischen den beiden Ka't- 
den Kı und K2 und dem Beschleunigungsgitter G erzs.: 
Durch eine kurze Wendel wẹ wird die zu verstärkende Hor- 
frequenzleistung eingekoppelt und es entsteht dadurd x. 
destens in einem der beiden Strahlen eine Geschwindigke:r 
modulation und folglich auch eine Dichtemodulation. A:- 
dem in Bild 19 dargestellten Verlauf der elektrischen K:«- 
linien zwischen den Verdichtungen V; und den Verdünnt!- 
gen Və des dichtemodulierten Elektronenstrahles ist ohi: $ 
weiteres ersichtlich, daß für den zweiten Strahl die gleic:" 
Verhältnisse wie in der Wendel vorliegen und damit c: 
Energie auf gleiche Weise abgegeben wird [33]. 
stärkte Leistung kann aus dem Wechselwirkungsraum V 
wieder mittels eineı kurzen Wendel wg ausgekoppelt we” 
den; die abgearbeiteten Elektronen landen schließlich «a: 


Bild 20. Die Bandbreite einer Elektronen- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 - 


15. September i°; 
> / Aa Neal IN 
aM, al, 
az (Wi MENE 7) ice 


—2 Stro 
2767) 


2 
In 


der Elektronenwellenröhre [33]. 


Dieser Geschwindigkeitsunterscied w.:: 


Die vei- 


dem Auffänger A. D: 


— 70 MA? — 


40 zur Strahlkonzentrai': 

2 db dienende Magnetfeld :s: 
x 30 wiederum nicht mit e:z- 
5 gezeichnet. Auc des: 
è Röhre besitzt — wie d: 
g 20 in Bild 20 dargeste!::e: 
Š von Hollenberg & 
< 10 gemessenen Versier 
kungskurven zeigen — 

| 0 eine extrem große B:i2J- 
150 200 250 300 350MHz4X breite von über 100 Mi: 
a — da auch hier prakt“. 


keine frequenzabhanz- 
gen Aufbauglieder vti- 


wellenröhre [38]. 


handen sind. Der Wirkungsgrad ist allerdings aus den c'r- 
chen Gründen wie bei der Wanderfeldröhre sehr klein. Rei 
nungen von Guénard, Bertecottiere und Döh!:: 
[39] haben ergeben, daß ein maximaler Wirkungsgrad vt: 
14°/o möglich ist, der allerdings in der Praxis noch nitt et" 
reicht wurde. 


1] 
[2] 


[8) 


Schrifttum 


F. W. Gundlach: Die Triode und ihre Anwendung bei hoit:- 
Frequenzen, ETZ 69 (1948) S. 185. 

H.Barkhausenu. H. Kurz: Die kürzesten mit Vakuumrch ' 
herstellbaren Wellen. Phys. Z. 21 (1920) S. 1. 

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nenmechanısmus bei der Bremsfeldröhre, Z. techn. Phys. 22 CUS 7 
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spannungen. Z. techn. Phys. 22 (1941) S. 215. 

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Der Resotank, ein neuer Generator für Mikrowellen. Hodi:'ı-:- 
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[10] A. A. Heilu. O. Heil: Eine neue Methode zur Erzeugung ruus. 


[ll] E. Brüche u. A. Recknagel: 


[i 
[13] H. E. Hollmann: 


2] 


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steuerten Lüufzeitgeräten. Hochfrequenztechn. 55 (1440) S. 73 

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1943, Verlag Dietze (dort ausführliches Schrifttumsverze:chn:s)}. 


ungcdampfter elektromagnetischer Welien. 


15. September 1950 


` 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


489 


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J. appl. Phys. 
10 11939) S. 864. 5 


[19] DRP 665619. 
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7] J. B. Fisk, H. D. Hagstrum, P.L. Hartmann: 
gnetron as a generator of centimeter waves. 
(1946) S. 167. 

[8 H. Fricke: Uber die Frequenzmodulation beim Magnetron im De- 
zimeterwellengebiet. Erscheint demnächst. 

[9] M. Jänke: Unte:suchung des inneren Verhaltens von Magnetfeld- 


Reflex oscillators, Bell 


Hocdhfrequenztechn. 24 


The ma- 
Bell. Syst. techn, J. 25 


röhren durch Messung bei Fremderregung. 
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Proc. Inst. Radio Engrs., N. Y., 35 (1947) S. 111. 

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[37] J. R. Pierce u. W. B. Hebenstreit: A new type of bigh- 
frequency amplifier. Bell Svst. techn. J. 28 (1949) S. 33. 

[38] A. V. Hollenberg: Experimental observation of amplification 
by interaction between two electronic streams. Bell Syst. techn. J. 28 
(1949) S. 52, 

[39] P. Guénard, R. Bertecottière und O. Döhler: Ampli- 
fication par interaction électronique directe dans des tubes sans cir- 


Hochfrequenztechn. 34 


The travelling-wave valve. Wireless Wld. 32 


Proc. 


Untersuchungen über selbster- 
Frequenz 3 (1949) S. 189. 
Proc. Inst. Radio Engrs., 


cuits. Ann. Radiorlectricit& 4 (1949) S. 171. 
[40] F. Lüdi: Der Turbator. BBC-Mitt. 36 (1949) S. 315. Ref.: ETZ 71 
(1950) S. 252. 


[41] L.M. Field: Recent developments in traveling wave tubes. Electro- 
nics, N. Y. 23 (1950) S. 100. 

[42] R. Warnecke, W.Kleen, O. Döhleru. H. Huber: C.R. 
Acad. Sci., Paris 229 (1949) S. 668 u. 709. 


Aufgaben der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre 


Von K. W. Hennig, Hannover 


Eine betriebswirtschaftliche Organisationslehre als Teil- 
wissenschaft der Betriebswirtschaftslehre gibt es erst seit 
etwa 11/z Jahrzehnten, wenngleich ihre Anfänge schon weiter 
zurückliegen. Die betriebswirtschaftliche Organisationslehre 
behandelt zwei Probleme, Arbeitsgliederung und Arbeitsab- 
lauf. Bevor jedoch ein Überblick über die hiermit zusammen- 
hängenden Fragen gegeben wird, muß das Wesen der Be- 
triebsorganisation kurz dargelegt werden!. 


Wesen der Betriebsorganisation 


Als Betriebsorganisation bezeichnet man die Gesamtheit 
allgemeingültiger Regelungen, nach denen sich das Leben 
des Betriebes abspielt; diese Regelungen sind aus den Be- 
triebsaufgaben mit Rücksicht. auf die Betriebsangehörigen, 
die Betriebsmittel und die Betriebsumwelt zu entwickeln. 

Allgemeingültig lassen sich nur in genügender Zahl auf- 
tretende gleiche Fälle oder das Gleiche in ähnlichen Fällen 
regeln (Muß-, Soll- und Kannregelungen). Innerhalb der or- 
ganisatorischen Regelungen sind nun Einzelregelungen durch 
‚Disponieren“ zu treffen, während allgemeingültige Regelun- 
gen durch „Organisieren” entstehen. In Fällen, die noch nicht 
aufgetaucht sind oder nur sehr selten vorkommen, muß eine 
Sonderregelung durch „Improvisieren“ getroffen werden. Die 
Grenzen zwischen Organisation, Disposition und Improvisa- 
tion sind flüssig. Wird ein Betrieb gegründet, so wird zu- 
nächst weitgehend improvisiert, während die Improvisation 
später ganz zurücktritt. Ferner wird zu Beginn in größtem 
Umfang disponiert werden, bis die organisatorischen Rege- 
lungen einen festen Rahmen schaffen. Das Wesen der Über- 
organisation besteht darin, daß sie der Disposition und Im- 
provisation einen zu geringen Rahmen läßt, das Umgekehrte 
gilt von der Unterorganisation. 

Organisatorische Regelungen brauchen nicht förmlich 
geschaffen zu werden, sie können auch unmerklich durch Ge- 
wohnheit entstanden sein. Erfahrungsgemäß haften gerade 
Gewohnheitsregelungen (Brauch, Sitte) am festesten und 
werden am gründlichsten beachtet. Ob und wieweit die Re- 
gelungen schriftlich niedergelegt werden sollen, ist eine reine 
Zweckmäßigkeitsfrage, die insbesondere mit Rücksicht aut 


-—— oo mer pr om 


t Die Darstellung folgt meiner Betriebswirtschaftlichen Organisations- 
lebre, 2. Aufl., Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 198. 


die Wichtigkeit der Regelung und die Größe des Betriebes 
zu entscheiden ist. l 

Die organisatorischen Regelungen beziehen sich auf das 
Leben des Betriebes, d. h. auf den Innenverkehr und auf den 
Verkehr mit Außenstehenden. Entscheidend ist, nach welchen 
Regelungen sich das Leben des Betriebes wirklich abspielt, 
nicht aber, welche Regelungen formell bestehen. 

Alle organisatorischen Regelungen sind nun aus den Be- 
triebsaufgaben mit Rücksicht auf die Betriebsangehörigen, 
die Betriebsmittel und die Betriebsumwelt zu entwickeln. Nur 
wenn die Organisation aus den Betriebsaufgaben herauswäcdhst, 
läßt sich vermeiden, daß sie Selbstzweck wird. Die Forderung 
der Berücksichtigung der Betriebsangehörigen bei Ausgestal- 
tung der Betriebsorganisation wirft die Frage der Verpersön- 
lichung bzw. Entpersönlichung der Betriebsorganisation aut. 
Hat die oberste Betriebsleitung die Macht und den Willen, 
eine Verpersönlichung immer wieder durchzusetzen, so wird 
dies von größtem Segen für den Betrieb sein, da die einzel- 
nen Persönlichkeiten ihre Kräfte voll entfalten können. In 
anderen Fällen wird eine Entpersönlichung unvermeidbar 
sein. Aus dem ständigen Wandel der Betriebsaufgaben, deı 
Betriebsangehörigen, der Betriebsmittel und der Betriebs- 
umwelt ergibt sich, daß sich auch die Betriebsorganisation 
dauernd wandeln muß. Wohl dem Betrieb, dessen Organisa- 
tion sich immer wieder diesem Wandel anpaßt! 


Arbeitsgliederung 


Damit die Betriebsaufgaben erfüllt werden können, müs- 
sen sie unterteilt werden. Durch die Aufgabenteilung ent- 
stehen Teilaufgaben, zunächst ist daher die Aufgabenteilung 
zu behandeln. 

Von den Aufgabenteilungs-Grundsätzen sind folgende 
besonders wichtig: 

Aufteilung nach unmittelbaren und mittelbaren Aufga- 
ben. Unmittelbare Aufgaben entstehen aus den eigent- 
lichen Betriebszwecken, während mittelbare Aufgaben 
erfüllt werden, damit die unmittelbaren erfüllt werden 
können. Diese Aufteilung bewirkt, daß sich bestimmte 
Personen unter Entlastung von mittelbaren Aufgaben 
ausschließlih den unmittelbaren Aufgaben widmen 
können. 


= ee, -= ZT = _1m nm zzenasren Probleme üb: 


A Se Mi -~_a M 
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-5 September I; 


2 = 0 mm L n Ind Wie geeigmer 
—— —22:2 _T722e gelangen 
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Bere as DSL a zımereı iann ein B- 

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—_- ——— 1 I I T= 0 Izeerstmer sgsrenande Betrie.- 

ee = ae, er NE ee — I mw'ssen Instanz: 
re Tan) "Il E 2.27 Vorteil enger E- 

mo = ae Ta Fr ee een. Sy 7 ale die des 


Tea Bege Sms a Decngt ben: 


5 FESTER u nee Sr u a aa Gestaltung u 

—render Bedeutu:: 
ui; = u a l ee I ee Ser easev stem = 
ee === = loe jer Verhältn:s: 


Li JEC Tez las zeitliche Hinter 


= av _ Z mins ict sr ra gestalten, c: 
T -_ = 7 __ IX I2 iite und schnel:s 
= g or 4R 2 or Te! varien, und daß i 
-= =- — a Tan ıma zach Möglicke: 
M Zo “0. 2 TTELLA zu gestalten, isy 
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g P et AS "= aLa  MRi’spläne Bein 
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z zi _ -~ =t oa _ m m rm en der Zeit am b=- 
zu En Y ....z Ze er 2senhahn. Besetzun?s- 
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15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 491 


Betriebswirtschaftslehren zu behandeln, in der hetriebswirt- 
schaftlichen Organisationslehre sind nur über den wirtschaft- 
lichen Einsatz von Anlagen grundlegende Ausführungen 
möglich, die jedoch umsomehr Bedeutung gewinnen, je anla- 
genintensiver die Betriebe arbeiten. Kommt zunächst nur 
ein Verfahren in Frage, so besteht eine Wahlmögiichkeit 
einerseits zwischen einer größeren oder kleineren Anlage, 
anderseits zwischen einer großen Anlage und mehreren klei- 
neren Anlagen, die zusammen die Leistung einer großen An- 
lage erreichen. Zweitens können mehrere Verfahren in Be- 
tracht kommen, von denen eines auszuwählen ist. Endlich 
können mehrere Verfahren in Betracht kommen, von denen 
mehrere auszuwählen sind, die entweder dauernd nebenein- 
ander angewandt werden (Hand und Maschinenformerei) 
oder nicht dauernd nebeneinander benutzt werden (Bearbei- 
tung des normalen Anfalls von Rechnungen mit einer Faktu- 


riermaschine, während zusätzlihe Rechnungen mit Schreib- 
und Handrechenmaschine bearbeitet werden). Da Wirtschaf- 
ten Wählen heißt, steht die Praxis immer wieder vor der Auf- 
gabe, Arbeitsablaufverfahren auszuwählen, woraus sich die 
hohe Bedeutung dieser Frage ergibt. 
Schluß 

Es ist natürlich nur sehr unvolliommen möglich, ım Reh- 
men eines kurzen Aufsatzes die Auigaben einer Wissenschaft 
und die Grundzüge ihrer Lösungen za umreißen. Der Zweik 
dieser Darlegungen ist jedoch erfüilt, wenn es gelungen ist, 
glaubhaft zu machen, daß es bei dem heutigen Stand der 
betriebswirtschaftlichen Organisationslehre bereits möglich 
ist, Grundsätze und Verfahren für die Organisation von 
Betrieben anzugeben. Hierdurch wird das Organisieren zur 
Wissenschaft erhoben, was gewiß ein bedeutsamer Fort- 
schritt ist. 


Angenäherte Berechnung des magnetischen Geräusches von Käfigläufermotoren” 


Von Heinz Jordan, Kirchheim/Tec. 


Übersicht. Es wird eine Beziehung abgeleitet, mit deren Hilfe 
Drehstromasynchronmaschinen von verschiedener Größe und verschiedenen 
Nutenzahlverhältnissen hinsichtlich der Lautstärke an der Maschinenober- 
flache verglichen werden können. 


Nach heutiger Auffassung rührt das magnetische Ge- 
raush von Käfigläufermotoren von radialen Schwingun- 
Gen der Blechpakete her. Die Schallstärke I an der Ober- 
‘lahe der Biechpakete, d. h. die je Flächeneinheit abge- 
strahlte Schallenergie, ist ein physikalisches (objektives) 
Maß für das Geräusch. Es ist üblich, diese Schallstärke nicht 
in Watt/cm? auszudrücken, sondern sie in Form eines Bru- 
ches auf den der Hörschwelle entsprechenden Wert I, zu 
beziehen, und so die Schallenergie als dimensionslose Zahl 
anzugeben. Da der Zahlenwert dieses Verhältnisses einen 
groen Bereich zwischen der Hörschwelle und der Schmerz- 
Grenze umfaßt — etwa 12 Zehnerpotenzen —, empfiehlt es 
sich, das Verhältnis I/I in logarithmischer Form auszu- 
drucken. 


B= k.logıo h ın Pel. (1) 


S 

Nach dem Weber-Fechnerschen Gesetz ist B nun zufällig auch 
ein angenähertes Maß für die subjektive Geräuschempfin- 
öung oder Lautheit. Da das menschliche Ohr schon Energie- 
unterschiede von 25% wahrnehmen kann, d. h. Iı/Ia = 1,25, 
wählt man den Faktor k in Gl. (1) so, daß 1 = k  logıe 1,25 


wird, was auf k = 10 führt. Das so definierte Verhältnis 
der Schallenergieen 
I. 
D = 10: lo -in db 2 
gıo i (2) 


nennt man die Dezibelskala. Bei einer Frequenz von 1000 Hz 
ist die Dezibelskala definitionsgemäß mit der Phonskala der 
Lautstärke L identisch: 

L = 10.: logi A oder J L = 1O loro Ji" Phon (3) 
für f = 1000 Hz. 

Man sieht daraus, daß die Lautstärke L nicht nur von 
der Schallstärke I abhängt, sondern auch vom Schwellwert 
/, Nach den Fletcher-Munson-Kurven ist der Schwellwert 
für eine Frequenz von 1000 Hz gleich 10-15 W/cm?, ent- 
sprechend einem Schalldruck von 2: 10-4 dyn/cm?. 

Auch das Weber-Fechnersche Gesetz, auf Grund dessen 
sich die Empfindungen wie die Logarithmen der objektiven 
Reize steigern, gilt nur angenähert in einem Frequenzbereich 
um 1000 Hz und nur für Lautstärken zwischen 40 und 90 Phon. 
Bild 1 zeigt die Beziehung (nach Fletcher-Munson) 
zwischen der subjektiven Lautheit und der physikalisch de- 


* Das Manuskript dieses Aufsatzes (interner technischer Bericht der 
AEG) war nach Kriegsende nach England gebracht und dort ohne Wissen 
des Verfassers in Engrs. Diq. 10 (1949) S. 222 veröffentlicht worden. Es 
erscheint hier erstmalig in deutscher Sprache 


DK 621.313.333.2 : 534.232 


finierten Lautstärke L [Phon]. Danach verdoppelt sich in 
dem mittleren Lautstärkenbereich die Lautheit, falls die Laut- 
stärke um 8...10 Phon wächst. Im Lautstärkenbereich un- 
terhalb von 40 Phon wird eine Verdopplung der Lautheit 
bereits bei einer kleineren Lautstärkendifferenz erreicht. 
Zur Bestimmung der Laut- 
stärke L an der Maschinen- 
7) oberflähe muß also die spezi- 
fishe Strahlungsleistung be- 
kannt sein, d. h. die je Flä- 
cheneinheit ausgestrahlte Schall- 


energie oder Schallstärke I 
F IW/cm?2l. Sie ist der zeitliche 
3 SR Mittelwert des Produkts aus 
% 1000 == Schalldruk p Idyn/cm? und 
$ SE Scallschnelle v Icm/sl an der 
N 


strahlenden Oberfläche. 

MPERA Im Fall einer mit der Schnel- 
EEE le v = 2 xz f X [cm/s] schwin- 

100 deaden unendlich ausgedehn- 
ten Ebene sind Schalldruk p 
und Schnelle v phasengleich und 
proportional (f = Frequenz 
[Hz], X = Ausschlagsamplitude [cm]). Der Proportionali- 
tätsfaktor o. = 41,5 g cm’?s ist dabei unabhängig von der 
Frequenz und wird Schallwellenwiderstand der Luft genannt: 


a BD 


Bild 1. Lautheit (Empfindung) als 
Funktion der Lautstärke (Reiz). 


T 
I, = [pvdt =} o V? +107 = 832°. 107 X*in Wiem”. (4) 
0 

Berechnungen der Schallstärke / nach Gl. (4) sind auch 
dann noch zulässig, wenn die Abmessungen des Strahlers 
groB im Verhältnis zur abgestrahlten Wellenlänge 4 [cm] 
sind. Diese Voraussetzung trifft aber für elektrische Ma- 
schinen im allgemeinen nicht zu, da den magnetisch erzeug- 
ten Schallfrequenzen 500...4000 Hz, wie sie z. B. von ge- 
wöhnlichen Asynchronmascinen erzeugt werden, Wellen- 
längen von 69... 8,5 cm entsprechen, die in der gleichen Grö- 
ßenordnung liegen wie die Durchmesser der Motoren mitt- 
lerer Leistung. 

Um eine angenäherte Vorausbestimmung der Lautstärke 
an der Maschinenoberflähe auch für den eben erwähnten 
allgemeinen Fall durchführen zu können, wird das schwin- 
gende Blechpaket mit einem zonalen Kugelsträhler vergli- 
chen, dessen Ordnungszahl r durch die Verteilung der radia- 
len Erregerkräfte längs des Bohrungsumfangs bestimmt ist 
und dessen Durchmesser etwa dem Außendurchmesser der 
Ständerbleche entspricht. 

Wenn z. B. an der Ständerbohrung eine gleichförmig ver- 
teilte Wechselkraft angreift, die das Blechpaket wie ein Rohr 
unter wechselndem Innendruk verformt, spricht man von 


492 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 15. September I% sd 


À 

2 ergibt sich zu: ți 
X, = X, stat’ 2 ın cm, m T 

1 aaz: wobei Xpsta die statische Verformungsamplitude ist und: al 
jaj Ba H ein Faktor, der den Einfluß der Resonanz berücksichtigt. De a 
E SEE ee 4 H H Resonanzfaktor £, hängt von dem als Abstimmung berit- f 2| 


neten Verhältnis f,/F, (F; = Eigenfrequenz des Blechpakes $ | 
für die Radialverformungswelle) und von der Dämpfung af: 
Der Einfluß der Dämpfung ist theoretisch nicht vorawbe fr! 
stimmbar. Das ist aber auch nicht nötig, weil man stets be 
müht ist, ein Arbeiten im Resonanzbereich zu vermeiden, wi 
außerhalb des Resonanzbereichs die Dämpfung am Zaller 


SIEH HHH i 4 
ZEHN EHINI 


un T 


AR 


2 — 
02 


lative Strahlungsleistung 


i — Hi HHH r wert von &, praktisch kaum etwas ändert. à 

Oi RRBBEEEER F ; } 

Me a HER Deshalb müssen die folgenden Frequenzen unter allea 

LAT AEE T HH BHIBI Umständen vermieden werden: = 

$ a0 — Bu En: IT a 

ao / EIN E TE a en 1z| He]. 2 

SAHNE II | Er af 

| P2 Ppa a z ). 'n Fo Hz]; 5 

001 I 213 } +1 Rm | N 
01 02 03 al 0.6 081 | Il 8 10 R m = mittlerer Jochradius der Bleche [cm], h = Rückenhötefl 


roa [cm] und g, = | Jochgewicht/Jochgewicht + Zahngewidt = 


Bild 2. Relative Strahlungsleistung für zonale Kugelstrahler (r = 0... 12). Für r = 1 tritt nur eine Durchbiegung der Läuferwelt. f a 

: aber keine Verformung der Blechpakete auf. Man wird stesi ` 
FREU Nullstrahler (atmende Kugel, r = 0). Liegt dagegen bemüht sein, diesen Fall durch Wahl einer geradenläüf 
eine einseitige magnetische Zugkraft (Rüttelkraft) vor, ähn- fernutenzahl zu vermeiden! $ 
lich wie bei einem schlecht ausgewuchteten Läufer, so wirkt Wenn man vom Resonanzbereich absieht, kann der Ref “ 
der schwingende Läufer als Strahler erster Ordnung (pulsie- ` 


l ; i sonanzfaktor durch 
rende Kugel, r = 1). Rufen die Radialkräfte eine elliptische 


Verformung hervor, so wird der Motor zum Kugelstrahler Èr = ——, 3° i 

zweiter Ordnung usw. en | tr | i i 
Wie bei der schwingenden Ebene sind auch bei Kugel- Fr 

strahlern Schalldruck und -schnelle einander proportional, im ausgedrückt werden. 

allgemeinen aber nicht mehr phasengleih. Außerdem hängt Die statistische Verformungsamplitude ist: 

der Proportionalitätsfaktor von der Frequenz ab, und zwar, Rm Rm 

wie sich am Beispiel des Nullstrahlers leicht zeigen läßt, vom T =Q, Xosat = Ko.» - 2,1. 10° k h "lem, 

Verhältnis des Kugelumfangs zD zur Wellenlänge å. ) i 
Das Verhältnis der Schallstärke eines Strahlers r-ter Rm Rm\® 12 mE 

Ordnung zu der eines ebenen Strahlers bei gleicher Schnelle 72% Ara = Kr- 2,1 10° | h ) BGE [cm]; 


und Frequenz wird relative Strahlungsleistung 
Nyei r genannt. Es wird durch den Realteil des oben erwähn- Kaeo und K, sind Amplituden der Radial-Kraftdichte- 
ten Proportionalitätsfaktors zwischen Schalldruck und Schall- wellen [kg/cm2]. Es ist wichtig, im Auge zu behalten. d& 
schnelle dargestellt und ist in Bild 2 für die Ordnungszahlen bei langsamlaufenden Maschinen die Nullschwingungen ki 
r = 0..12 als Funktion des Verhältnisses Kugelumfang zu weitem vorherrschend sind! Bei solchen Maschinen ist & 
Wellenlänge aufgetragen. Für kleine Werte von rz-D/} 
wächst N,e.r mit der (2r + 2)-ten Potenz und geht für = | Nanu ames Fee 
nD/A > 1 unabhängig von der Ordnungszahl r gegen den ER GERN EN A ENDE E u 
Grenzwert 1. Erwähnenswert ist, daß N,ei.r für bestimmte 
Frequenzbereihe und Ordnungszahlen r 2 2 auch höhere 
Werte als für einen ebenen Strahler annehmen kann, was auf 
Interferenzerscheinungen zurückzuführen ist. 

Die Schallstärke an der Oberfläche einer elektrischen 
Maschine ist deshalb angenähert: 

I, = Iin N = 83 aq? . 107. N 


rel r rel. r 


1; A; in W/cm?, (5) 
wobei X, [cm] der Höchstwert der Amplitude der r-ten 


Verformungswelle des Ständerblechpakets und f; [Hz] die 
zugehörige Schallfrequenz ist. Zur Berechnung der Schall- 
stärke I, an der Maschinenoberfläche muß man also die rela- 
tive Strahlungsleistung Nre} p die Schallfrequenz f, und die 
Ausschlagsamplitude X, der Schwingungen kennen. 

Die von Wicklungs- und Nutungsoberfeldern herrühren- 
den Radialkraftwellen erzeugen Schallfrequenzen nach der 
Formel: 


2 Xrstat [Xosa 


AER g (1 — s) + (0 oder 2) | in Hz. (6) 


Hierin ist Z” die Anzahl der Läufernuten, 2p die Polzahl, fy 
die Netzfrequenz [Hz], s der Schlupf und g“ eine positive oder 
negative ganze Zahl. Rühren die Radialkraft- und Verfor- 
mungswellen von Sättigungsfeldern her, so müssen diese Fre- 
quenzen um die doppelte Netzfrequenz erhöht werden! J. 

Alle Faktoren in Gl. (5) sind nun mit Ausnahme des EIZE) 
Höchstwerts der Schwingungsamplitude X, bestimmt. Dieser Bild 3. Relative statische Verformungsamplituden. 


15. September 1950 


üblich, die Läufernutenzahl als Vielfaches der Polzahl zu 
wählen. Aus diesem Grunde können die Ordnungszahlen 
der Radial-Kraftdichtewellen nur Vielfache der Polzahl 2p 
sein. So ist z. B. für eine 12polige Maschine mit h/Rņ = 0.1 
das Verhältnis X12/X0o bereits kleiner als Yio. 

Von besonderer Wichtigkeit ist das aus Gl. (10) bestimm- 
te Verhältnis der statischen Verformungsamplituden bei glei- 
cher Größe der Kraftdichteamplitude: 


Ka Men eu 

Kom (Pi (ARa) m 
Dieses Verhältnis ist in Bild 3 als Funktion von h/Rm mit r 
äls Parameter dargestellt. Man erkennt daraus, daß die 
Verformungen der niederen Ordnungszahlen zumindest in 
den bei Induktionsmotoren üblichen Bereichen von h/Rm viel 
gefährlicher sind als die gleichförmige Verformung (r = 0). 
Anderseits gehören zu den Ordnungszahlen r > 6 im Bereich 
01 < h/Rm S 0.25 bei schnellaufenden Maschinen in der 
Regel kleinere Verformungen als zur Nullschwingung (r = 0). 

Das folgende Beispiel soll die Größe der Verfor- 
mungsamplitude veranschaulichen: Im Fall eines Motors mit 
einem mittleren Ständerjochradius Rm = 20 cm, einer Joch- 
höhe h = 0,2 Rm ~ 4 cm und einer Verformungs-Kraftdichte- 
welle von der Ordnungszahl r = 2 mit der Amplitude 
Kə = 0,05 kg/cm? ist die statische Verformung 0,76 * 10-4 cm. 
Die Verformungen sind also außerordentlich klein! 

Damit sind alle zur Berechnung der Lautstärke L an der 
Maschinenoberfläche benötigten Faktoren bekannt. 

Die Radial-Kraftdichtewellen werden durch das Zusam- 
menwirken von magnetischen Feldern im Luftspalt erzeugt. 
Von allen möglichen Feldkombinationen braucht in erster 
Näherung nur ein einziger Fall berücksichtigt werden, 
das ist die Interferenz einer Grundharmonischen der Stän- 
derwicklungs- und Nutungsverteilung von der Ordnungszahl 
‚= p-(6g’ + 1) und der Amplitude B, [Gauß] mit einem 
Oberfeld des Läufergrundstroms von der Ordnungszahl 
i = g” Z” + p der Amplitude B; [Gauß]. Dadurch werden Ra- 
dial-Kraftdichtewellen von der Ordnungszahl 


rag Z pps (12) 


erzeugt, deren Frequenzen nach Gl. (6) zu berechnen sind und 
deren Amplitude sich zu: 


B Bi 2 
KR [3000 (saoo e cm`°?] ergibt. 


Daraus leitet sich die Lautstärke Lọ an der Maschinenober- 
fläche für eine Nullschwingung wie folgt ab: 


L, = 20 logo 12250 \Nreio čj : ( c9 — h | g Ku in Phon. (14) 


(13) 


Berücsichtigt man, daß 


(15) 


ist, wobei R den Außenradius des Ständerblechpakets [cm! 
bedeutet, so folgt: 


2ıR\? 
L, >: | 4 | < Rm : 
= 20 logio | 2250: — — =|; | Ko Jin Phon. (16) 
pa 


Im Falle großer Maschinen, die als Nullstrahler schwingen, 
ist für gewöhnlich 2 æ R/} > 1. Daher wird Neo = 1 und 
Gl. (16) vereinfacht sich zu: 


2{R 
Lo = 20 logio 12250 | ; IDE K| in Phon. (17) 


Diese Gleichung gilt insbesondere für große, langsam lau- 
fende Maschinen, bei denen außer den Kraftwellen der Ord- 
Aungszahl r = O nur Wellen höherer Ordnungszahlen (Viel- 
fache von 2 p) vorkommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


493 


Anderseits ist für Strahler r-ter Ordnung (r 2 2): 
-—.,[27R\[Rm\ K 
Lr = 20 logın 27000 } Nelt Sr g | x] (r a )? |in Phon. 
(18) 


Das folgende Beispiel möge einen Überblick über die 
Größenordnung der Lautstärke an der Maschinenoberfläche 
geben. Es schließt an das oben erwähnte Beispiel an, bei 
dem eine statistische Verformung von 0,76 » 10-4 cm erhalten 
wurde. Für fg = 1000 Hz ist die zugehörige Schallwellen- 
länge A = 34 cm und die relative Strahlungsleistung nach 
Bild 3 für 2 Rm + h = 44 cm: Naia = 1,075. Die Eigenfre- 
quenz der Radialschwingungen 2. Ordnung ist nach Gl. (8) 
mit @, = 0,85: Fa = 550 Hz, was einem Resonanzfaktor 
& = 0,435 entspricht. Die Lautstärke an der Maschinenober- 
fläche ist daher nach Gl. (18): La = 90 Phon. 

Wenn dagegen der Läufer eine Kraftdichtewelle 4. Ord- 
nung von gleicher Amplitude und Frequenz erzeugt, ist 
Nreis = 0,8, Fa = 3000 Hz, £4 = 1,12 und L4 = 68 Phon. 

Für große, langsamlaufende Maschinen ist die relative 
Strahlungsleistung Nel, = 1. Das ist der Hauptgrund, 
warum es relativ einfach ist, kleine Motoren geräuscharm zu 
bauen! Kleine Motoren haben im allgemeinen auch kleine 
Läufernutenzahlen je Polpaar und erzeugen deshalb verhält- 
nismäßig tiefe Schallfrequenzen und Wellenlängen, die groß 
gegenüber den Motorabmessungen sind. Außerdem sinken 
die Amplituden der Verformungswellen mit dem mittleren 
Radius Rn: 

Mit den Gleichungen (14) und (18) ist nun eine Ver- 
gleichsgrundlage für Einzelausführungen geschaffen. 

Geometrisch ähnliche Maschinen mit gleichen 
Nutenzahlverhältnissen und gleicher magnetischer Bean- 
spruchung unterscheiden sich durch die relative Strahlungs- 
leistung N.e. n den Resonanzfaktor ù, und den mittleren 
Jochradius R m. Der Lautstärkenunterschied Zweier solcher 


Maschinen ist daher für r 2 2: 


A Liz = 20 logio | “ 2% ln Phon. (19) 
rel. Sr Re 


Wachsen die Abmessungen einer Maschine auf das 
Dreifache, während alle übrigen Bedingungen unverändert 
erhalten bleiben, so steigt die Lautstärke an der Maschinen- 
oberfläche um etwa 10 Phon, was einer Verdopplung des Ge- 
räuscheindrucks entspricht. Eine Verdopplung der Jochhöhe 
h vermindert die Lautstärke für r = 2 um 18 Phon. Rührt da- 
gegen der Schall von einer Nullshwingung her, so sinkt die 
Lautstärke nur um etwa 6 Phon. 

Eine Steigerung der Induktion um 20% ver- 
größert die Kräfte gemäß Gl. (14) auf das 1,44fache oder 
bedingt eine Lautstärkenzunahme um etwa 3 Phon. Beim 
Übergang von Stern- auf Dreieckschaltung wachsen die 
Kräfte auf das Dreifache, die Lautstärke daher um 10 Phon. 


28100974 


d 


Aufßen-Drmr d Blechschnittes 


‘ 


0.1 L 
19? 200 3004 56 870? 2.3456 lH, 


272633 Schallfrequenz I, 


Bild 4. Kritische Durchmesser für Nullschwingungen. 


494 


X 
D S 5000r /4 


„ee —IIIS SH — 
NN N NNNIL 


SH 
SURSSNSSEBREERNI 


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3 


1 
10? 200 
"3777 


40 680° 2 4 
Schallfrequenz f, 


(e) 
oo 
~ 
` 
N 


Bild 5. Kritische Durchmesser für Schwingungen mit r > 1. 


Bei VerdoppelungderBelastung wadsen die 
vom Läufergrundstrom hervorgerufenen Kräfte auf das Vier- 
fache. Das bedeutet eine Steigerung der Lautstärke um 12 
Phon, was wiederum einer Verdoppelung der Empfindung 
gegenüber der ursprünglichen Belastung gleichkommt. Da- 
her ist es einleuchtend, daß der magnetisch erzeugte Schall 
mit der Belastung beträchtlich anwächst! Das Heulen leer- 
laufender Motoren, besonders solcher mit geraden Nuten, 
soll an anderer Stelle behandelt werden. 

Es ist ebenfalls wichtig, Strahler verschiedener Ord- 
nungszahlen, aber gleicher Erregung und Frequenz in ein und 
derselben Maschine zu vergleichen, wie es z. B. der Fall ist, 
wenn ein Ständer mit verschiedenen Läufern ausgerüstet 
wird. Unter der Voraussetzung Nre. = 1 und Ë, = 1 wird 
der Lautstärkenunterschied gegenüber der Nullschwingung: 


J Lro = 4logıo L y I: Kal in Phon. 


h (20) 


Neue Entwicklungen am Hochintensitätsbogen * 


Von Joachim Euler, Braunschweig 


Der normale Kohlebogen besteht aus einer positiven und 
negativen Kohle und einer in freier Atmosphäre dazwischen 
brennenden Gasentladung. Das Ionen- und Elektronenbom- 
bardement erhitzt die Enden der beiden Kohleelektroden bis 
zur Weißglut. Dabei erreicht der positive Krater rund 4000 °K, 
während der negative Krater kälter bleibt, weil hier ein Teil 
der Energie zur Elektronenemission benutzt wird. An der 
Lichtemission ist in erster Linie der positive Krater beteiligt, 
zu geringerem Prozentsatz die negative Spitze und die Flam- 
me fast garnicht. Die Flamme emittiert lediglich die Linien 
einiger Verunreinigungen und einige Bandensysteme, von de- 
nen aber nur’die blauen Cyanbanden in Erscheinung treten. 
Die Leuchtdichte des Kraters ist durch seine Temperatur und 
sein Emissionsvermögen von rd. 0,7 festgelegt, sie beträgt 
maximal etwa 18 ksb. Eine Erhöhung der Leucdhtdichte 
würde also eine Erhöhung der Temperatur oder des 
Emissionsvermögens verlangen. Das Emissionsvermögen 


e Unter teilweiser Verwendung des Vortragsmanuskripts zum Physika- 
lıschen Kolloquium der T. H. Braunschweig am 15. 11. 1949. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 16% 


Das zeigt, daß für die üblichen Werte von h/Rpm, die für 
schnellaufende Motoren zwischen 0,1 und 0,3 liegen, Strahle: 
der Ordnungszahl 2 ganz besonders ungünstig sind. Fur 
HRm = 0,2 und r = 2 z. B. wird ALe = 40 » logio : 53 
= 31 Phon. Der Strahler 4. Ordnung ist dagegen nur ur. 
AL = 40 ' logio * 1,16 = 2...3 Phon lauter als der Nuli- 
strahler. 

Von gewisser Wichtigkeit sind auch die kritischen Durt- 
messer, unterhalb derer eine wesentliche Abstrahlung ge- 
wisser Wellenlängen nicht mehr berücksichtigt werden muĝ 
Diese Werte sind in den Bildern 4 und 5 zusammengestell! 
Als Vergleich wurde eine mit denselben Frequenzen swin- 
gende Ebene gewählt. 

Schließlich hängt die Lautstärke, die ein Motor in einer 
geschlossenen Raum hervorruft, von der absoluter 
Strahlungsleistung ab, die man durch Multiplikation der rela- 
tiven Strahlungsleistung mit der Strahleroberflähe 4 7 F 
und mit dem Faktor 1/2 r + 1 erhält, welch letzterer die Am- 
plitudenverteilung über die ganze Oberfläche berücksichtig: 
Auch aus diesem Grunde erzeugen kleinere Motoren ein gé- 
ringeres Geräusch. 

Auf Grund der obigen Überlegungen soll die Wahl der 
Nutenzahl in einem anderen Aufsatz diskutiert werden. 


Zusammenfassung 


Es zeigt sich, daß, wenn man von Rüttelkräften absieh! 
die im wesentlichen nur bei ungeraden Läufernutenzahlen 
auftreten können, bei schnellaufenden Maschinen solche Ni- 
tenzahlverhältnisse besonders ungünstig sind, die eine elli 
tische Verbiegung des Ständerblechpakets hervorrufen. Se 
sind, falls die betreffende Kraftwelle von der ersten Nuthar- 
monischen herrührt, möglichst zu vermeiden. Bei größeren 
Maschinen können aber auch noch Kraftwellen bis etwa zur 
Ordnungszahl 10 starke Geräusche hervorrufen. Besonder: 
gefährlich wirkt sich eine Radialkraftwelle aus, wenn sid 
ihre Tonfrequenz der Resonanzfrequenz der Blechpakete fu: 
die betreffende Ordnungszahl nähert. Derartige Resonanz- 
stellen müssen bei der Wahl des Nutenzahlverhältnisses $°- 
rüksichtigt werden. Bei geometrisch ähnlichen Masdiner 
bewirkt eine Verdreifachung der Maschinengröße unter sons! 
gleichen Umständen eine Änderung der Lautstärke um |? 
Phon, was einer Verdopplung der Lautheitsempfindung ent- 
spricht. Eine Verdopplung der Rückenhöhe bewirkt dageger. 
eine Abnahme der Lautstärke um 18 Phon, wodurch die Ge- 
räuschempfindung etwa auf den vierten Teil zurückgeht. 


ginn 


DK 537.523.5 : 621.325. 


kann höchstens 1 werden, hier lassen sich also nur etw 
30% Steigerung erzielen, dagegen könnte man durch eir? 
wesentliche Temperaturerhöhung beträchtlich höhere Leud- 
dichtegewinne bekommen. Diese Temperatursteigerung i” 
aber ohne Drucksteigerung nicht möglih. Weder durch d“ 
Verwendung anderer Atmasphären, noch durch die Erhöhut 
der Stromstärke läßt sich die Temperatur höher treiben. S: 
ist also offenbar mit dem Material Kohle verknüpft :T- 
Lummer [1! hat sie als die Sublimationstemperatur angs 
sehen. Ob diese Deutung zutrifft, sei dahingestellt: Die T:- 
sache einer nicht über- (wohl unter-) schreitbaren Hōchstten- 
peratur steht fest. Euler !2l konnte vor kurzem nacht 

sen, daß eine von Finkelnburg [3l angegebene Ub- 

schreitung nicht reell ist. 


1 


Die Verwendung höher siedender Stoffe, also gewiss: 
Karbide, ist bereits vor einer Reihe von Jahren von Becke’ 
und Ewest [4] vorgeschlagen worden; das Ergebnis wa; 
aber entmutigend, weil die verwendeten Karbide nicht bestat- 
dig waren. Die Entwicklung der Hochintensitätsbögen. d!: 


15. September 1950 


4500 000 Å 


5500 5000 


Beckbg. 


bloue Cyanbanden 
NS 


Niederstr. 


Kohle bg. 
Eichspektr. 
Hg 


Eichspektr. ` 
Hg 


Bechbg. 


8:14 f. Der normale Kohlebogen emittiert ein reines Kontinuum, von dem 

td nur die violetten Cyanbanden abheben. Der Beckbogen Zeigt sehr viele 

dat stehende Atomlinien, bei hoher Dispersion aber noch mit beträcht- 
lichen Zwischenräumen. 


43770 4360 4350 4340 4330 4320 Å 


von dem Meininger Ingenieur Beck [5] ausging, führte von 
den Effektbogenlampen der Jahrhundertwende zu den moder- 
nen, in Projektoren und Scheinwerfern verwendeten Lampen. 
ı Beck ging von Effektbögen aus, die zwischen ceritgedochteten 
Kohlen brannten, und steigerte die Stromstärke auf etwa das 
Fünffache. Dabei bildet sich ein stark ausgehöhlter positiver 
Krater aus, in und vor dem ein Gasball liegt, der das Spektrum 
des verdampften Metalles liefert (Bild 1). Die optische Tiefe 
dieser Linienstrahlung ist meist sehr groß, die Linien strahlen 
fast schwarz. Das Plasma der Entladung ist bis auf eine sehr 
dönne Schicht unmittelbar an der positiven Kohlenoberfläche 
isotherm, die Strahlung ist also thermisch. Sie wird üblicher- 
weise durch die Temperatur von 6000 °K und ein Emissions- 
vermögen von nahezu 1 dargestellt. Diese Darstellungsweise 
berücksichtigt die Lage des spektralen Maximus der Strah- 
lung, hat aber den Nachteil, daß sie die physikalischen Gege- 


benheiten außer acht läßt. Nimmt man das Spektrum des Bo- 
gens mit genügend hoher Dispersion auf, so erhält man durch- 
aus noch diskrete Linien, die das Spektrum an der dichtesten 
Selbst wenn alle Linien 
völlig schwarz strahlen, kann also das Emissionsvermögen 
nicht höher sein, die Temperatur muß höher, bei etwa 7000 °K, 


Stelle nur zu etwa 50° ausfüllen. 


liegen. 


R; D 


Die üblicherweise ,, 
beim Beckbogen erreichte 
Leuchtdichte liegt bei 120 


Gleichspg. 


ksb. Trotz dieser hohen ” 5 
Leuchtdichte verlangt die z 
Weiterentwiklung von 5 
Scheinwerfern und Pro- achapg $ 
jektoren eine beträcdtli- OR, 2) 


che Erhöhung. Während 


der Bewegungsphasen 
des Filmes muß der Licht- a === 
weg abgedekt werden. Bi) A | | 


Da wi i B 
sS ird durch eine ro Bild 2. 


rotierenden Blende im Projektor. 


Strahlengang erreicht. 


Diese Abdeckung führt aber zu einem etwa 50prozentigen 
VerlustanSchirmhelligkeit. Es liegt nun nahe, den Bogen nicht 
mit konstantem Gleichstrom zu betreiben, sondern miteinem im 
Rhythmus der Verdunkelungen verlaufenden pulsierenden 
Gleich- oder Wechselstrom. Bei einem Gasentladungsstrahler 
folgt die Strahldichte bei den in Betracht kommenden Frequen- 
Man 
kann also durch dieses Verfahren in die Öffnungszeiten der 
Flügelblende Energie hineindrängen, ohne die Kohlen wesent- 
Bild 2 zeigt eine der möglichen 
Der Beckbogen brennt über 


zen den Stromschwankungen genügend trägheitsfrei. 


lich überlasten zu müssen. 
Schaltungen nach Euler [6]. 


En u j Schaltung zur Modulation des 
t:erende Flügelblende IM Hochnntensitatsbogens im Rhythmus der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


Spule 


495 


den Widerstand R; stationär an der Gleichstromquelle. Dem 
stationär brennenden Bogen werden stromstarke Kondensa- 
torentladungen überlagert. Uber das Thyratron 1 wird der 
Kondensator C aufgeladen, wobei der Widerstand Rə den 
Strom begrenzt. Diese Aufladung geschieht in der Dunkel- 
periode. In der Hellperiode wird der Kondensator über das 
Thyratron 2 auf den Bogen geschaltet und stoßweise entladen. 
Die Gitterwechselspannungen an beiden Thyratrons sind um 
180° in der Phase gegeneinander verschoben, so daß sie also 
stets nur abwechselnd zünden können. Eine derartige zwangs- 
gesteuerte „Kippschwingung” wird hier wegen des kleinen 
Ladewiderstandes von Rə = 10 Q nötig. Die Drossel D verhin- 
dert das Abfließen von Stoßstrom ins Gleichspannungsnetz. 
Der Kondensator C hat 100...400 „F und der gesamte Kreis- 
widerstand einschließlich der differentiellen Widerstände des 
Bogens und des Thyratrons beträgt etwa 0,17 Q. Der maximale 
Stoßstrom liegt bei dieser Anordnung bei etwa 300 A, die 
Länge des Stoßes beträgt etwa 10-4 s. Bringt man diese 
Stromspitze in die Offnungsperiode der umlaufenden Schlitz- 
blende, so steigert sich die Schirmleuchtdichte um 25 ... 30%o. 
Für die Wirksamkeit des Verfahrens ist neben der im Stoße 
fließenden Ladung im wesentlichen das Verhältnis zwischen 
maximalem Stoß- und Stationärstrom maßgebend. Das Ver- 
fahren ist also in. der vorliegenden Form besonders für Hoch- 
intensitätsbögen mit kleinen Strömen brauchbar. Die in [6] 
ermittelten Werte sind an Beckbögen mit 5 mm Dmr. und nur 
20 ...25 A Belastung erhalten. 

Geht man zu Bögen 


100 über, wie sie im Projek- 
ksb tor üblich sind, also etwa 
u 90 Stromstärken von 80 bis 
< 120 A beim Kohlendurch- 
3 2 messer von 7..8 mm, so 
3 muß man auch die Stoß- 
= C-30uF ströme höher wählen. 
70; N 3 3 zy 5 Bild 3 zeigt eine Meß- 
EZD Kondensator spannung reihe an einer 80 A-Koh- 
l i le. Gegenüber den Mes- 
Bild 3. Mittlcre Schirmbeleuctung als 


sungen der Arbeit [6], bei 


Funktion des Stoßstroms. 


der nur Kondensator- 
spannungen von etwa 500 V benutzt worden sind, ist 
hier die Spannung bis auf 5 kV gesteigert. Die Schwierig- 


keit liegt hier bereits in einer einwandfreien Steuerung. Da 
Thyratrons üblicher Größe für Stoßströme von rd. 2000 A nicht 
mehr brauchbar sind, ist die Kurve mit rotierenden Funken- 
strecken erhalten. Auch hier ist ein wesentlicher Gewinn von 
Schirmhelligkeit zu erreichen. Im Gegensatz zu den Versu- 
chen an Beckbögen mit niedrigen Strömen ist aber hier der 
wirtschaftliche Aufwand im Vergleich zum erzielten Leucht- 
dichtegewinn kaum tragbar. 

Die Grenze der gewöhnlichen Belastung liegt bei den nor- 
malen Niederstromkohlen dort, wo der positive Krater zu 
zischen beginnt, wo also der normale, ruhig verlaufende Ab- 
tragungsprozeß der Positivkohle in einen turbulenten Ver- 
dampfungsprozeß übergeht, der den Brennfleck unruhig wan- 
dern läßt. Bei den Beckkohlen ist der Verdampfungsprozeß 
für den Betrieb notwendig und kann daher die Belastungs- 
grenze nicht darstellen. Bei Hochintensitätskohlen gibt es 
keine derartig scharf begrenzte Höchstbelastung, sie erstreckt 
sich vielmehr über ein weites Gebiet. Bei mäßiger Über- 
lastung gerät der Mantel in starkes Glühen und die Stromzu- 
fuhr zu dem leuchtenden Gasball wird durch bereits ver- 
dampfte Mantelteile behindert. Steigt die Überlast weiter, so 
beginnt der Mantel zu zischen, er verdampft, die Höhlung ver- 
schwindet und der Gashall kann auseinanderfließen. Unter 
Umständen sinkt die Leuchtdichte bei Überlast wieder ab. 
Selbst wenn dieser ungünstige Fall nicht eintritt, wird bei 
steigender Überlast das Verhältnis zwischen Kohlemehrver- 
brauch und Leuchtdichtezuwachs immer ungünstiger. 

Auf der anderen Seite bedingt eine erhöhte Stromdichte 
eine erhöhte Verdampfung. Kann man den Metalldampf zu- 
sammenhalten, bedeutet das eine erhöhte Dampfdichte, er- 
höhte Leuchtdichte. Eine Erhöhung der Stromdichte kann also 
günstig wirken, wenn man die Nebenwirkungen wegbringt. 


| 


496 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 19 


Bowditch und Jones [8] sowieFinkelnburg [9] 
vermeiden die unangenehmen Eigenschaften der hohen Be- 
lastung durch eine intensive Wasserkühlung der Positiv- 
kohle. Dadurch wird die hohe thermische Belastung des Man- 
tels herabgesetzt. Gleichzeitig wird allerdings die Verdamp- 
fung der Dochtsubstanz verringert. Die Kühlung allein macht 
die Leuchtdichte nur kleiner. Erhöht man aber jetzt die Strom- 
stärke, führt man also mehr Energie zu, so kann die Verdamp- 
fung den alten Wert erreichen, ohne die Manteltemperatur 
mit steigen zu lassen. Weiter vergrößert die erhöhte Strom- 
stärke das Eigenmagnetfeld und konzentriert damit den Ent- 
ladungsschlauch. Die Stromdichte steigt also schneller an als 
der Strom selbst. Bild 4 zeigt die durch die Kühlung ermög- 
lichten höheren Leuchtdichten, die bereits an 200 ksb heran- 


reihen. Allerdings steigt der Abbrand dabei bis zu Wer- 
ten von mehreren Metern in der Stunde Die Leuctdicte 
hängt nach einer empirischen p25 

Gesetzmäßigkeit vom Abbrand ksb 

ab, die jedoh nicht in allen 20 

Fällen gilt. Durch ältere Ver- 75 

suhe von Gretener [10 

veranlaßt, hat Euler [7] eini- en 

ge Studien über die stabilisie- 8 7375 

rende Wirkung koaxialer Ma- % 

gnetfelder anstellen können. 3 !% 


Dabei zeigte sich, daß man ge- 75 
wisse Abbildungseffekte erzie- 


len kann. Hält man z. B. die 50 

Kathode sehr dünn und kühlt 25 

sie durch Wassernebel, so er- 209 N 400 A 500 
hält man eine beträchtliche Kon- ©? Bogenstrom 


Bild 4. Leuchtdichte mit und ohne 
Wasserkuhlung als Funktion des 
Boyenstroms. 


zentration des Anodenbrenn- 
flecks, die zu Leuchtdichten von 
rund 160 ksb führt, aber von ge- 
wissen unruhigen Bewegungen begleitet ist. Eine davon, das 
„Wendeln" des Bogens, läßt sich durch ein seitliches Hilfsma- 
gnetfeld beseitigen, die andere Bewegung, ein Abspringen 
des kathodischen Ansatzes von der Kohlenspitze, im Augen- 
blik noch nicht. Der Gesamtlichtstrom geht etwas zurück, 
die Verteilung über den Kraterdurchmesser wird spitzer. 
Eine ähnliche Erklärung 


der amerikanischen Arbei- a 
ten liegt nahe. Die entschei- ksb 
dende Veröffentlichung von 
Finkelnburg steht aber noch 100: 
aus. Sein Beobachtungsma- „ 7mm Dmr, 
terial ist insofern verwirren- 5 SU 
der, als er den erwünschten 2 
Effekt nicht an allen Kohlen 3 
~i 


erhält, sondern nur an aus- 
gesprochen dünn ummantel- 5 
ten „Kinokohlen". Vermut- 
lich reicht die Eigenfeldkon- 
traktion nicht dazu aus, bci 


7mm Dmr., 


den „Scheinwerferkohlen”, 

die bereits eine ziemlich 

spitze Leuchtdichtevertei- 05 20 40 60 80 A 
lung haben, noch eine aus- mzz Bogenstrom 
reichende Stromdichtesteige- Bild 5. Leuchtdichtesteigerung bei 
rung hervorzurufen. Verwendung von teinem Cer als 
Geht man von den Ce- a Dan, Cem, enthielt 
ritkohlen, die Cer- und Lan- 20%. Didymoxyd und 5% andere 
thansalze etwa zu gleichen Cay de 

Teilen enthalten, zu nur mit Cer gedochteten Kohlen 


über, so steigt nach Versuchen von Finkelnbu rg 
und Wolf [11] die Leuchtdichte beträchtlich. Überträgt man 
die unter ungünstigeren Verhältnissen gewonnenen Kurven 
auf höhere Stromstärken, so scheinen auch hier noch beacht- 
lihe Gewinne möglich, s. Bild 5. 


1! Herrn Dr. Neukirchen verdanke ich die Analyse des Cerit- 
materials, wolur ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei. 


Die Strahlung des Hochintensitätskraters stammt aus dis- 
kreten Spektrallinien, die größtenteils nahezu schwarz strah- 
len [12]. Eine weitere Erhöhung der Verdampfungsrate, die 
z. B. bei wassergekühlten Kohlen die Schichtdicke vergrößert, 
sollte demnach die Leucdhtdichte nicht mehr wesentlich stei- 
gern. Tatsächlich finden wir in den Kurven des Bildes 4 eine 
starke Abflachung mit zunehmender Stromstärke. Dagegen 
ist zu erwarten, daß eine kräftige Linienverbreiterung z. B 
durch Magnetfelder beträchtliche Leuchtdichtegewinne gerate 
in diesem Gebiet hervorruft. Bild 6 zeigt eine unlängst vor 
Euler [7] an eincz 
hoch überlasteter: 
Beckbogen ermessene 
Kurve. Die Positiv- 
kohle mit 6 mm Dn:. 
war durch aufgespinitz- 


130 


Cerit, 6mm Dmr gekuhlt, 
mit Magnetfeld 


ksb 


100 


>= ohne Mognetfed tes Wasser stark gé- 
3 kühlt, der Strom hie‘ 
Fe sich bei 140 A. Dabs: 
è Cerit, 7mm Dmr, waren mit Magnetic. 
normaler Betrieb, ächtliche Li- 
50 nach Finkelnburg dern betr nt 

nienverbreiterungen 
zu erhalten. Um den 

Bogen nicht auszubla 

sen, muß mit Wechse!- 
magnetfeldern und 
0 sehr kurzen Elektro- 
me mw 120 A KO genabständen gear- 
[220 Bogenstrom f i 
! ; = ; beitet werden. De; 

Bild 6. Wirkung eines linienverbreiternden wW 
Magnetfeldes auf einen hoch überlasteten, umgekehrte eq 


gekuhlten Beckbogen kleiner Stromstärke. Wechselstrombögen 2 


Gleichmagnetfeldern zu brennen, hat keinen Erfolg, dagegt: 
kann man Stoßmagnetfelder, wie sie bei Hochspannung: 
überschlägen auftreten, gut verwenden. 


Zusammenfassung 


Die Leuchtdichte des normal belasteten Beckbogens hält 
sich heute bei etwa 120 ksb. Der Lichtstrom der Kraterstrah- 
lung wird im Kinoprojektor aber wegen der rotierenden Bien- 
de nur zu 50 °/o ausgenutzt. Durch einen „gesteuerten” Be*- 
bogen kann man die Lichtemission in die Offnungsperiode 
hineindrängen und so eine Erhöhung der Schirmleuctd:&t: 
um 25... 30°/o erreihen. Da für die Leuchtdichtesteigenr 
neben der Stoßladung das Verhältnis von maximalem Stob- 
strom zu Stationärstrom maßgebend ist, verwendet man die 
ses Verfahren mit Vorteil für Beckbögen kleinen Stromes. Be: 
höheren Stationärströmen wächst der Aufwand sehr sne.. 

Für Bögen mit größeren Strömen ist dagegen die Ant 
denkühlung vorteilhaft; mit ihr kann man eine Leuchtdic.': 
von 200 ksb bereits heute erreihen. Andere Versuce ze: 
gen, daß magnetische Linienverbreiterung an hochbelastet:ı 
gekühlten Beckbögen etwa 20...30°o Intensitätsgewinn e:i- 
möglicht. Demnach ist also eine Leuchtdichte von 250 ksi 
im Labor heute möglich. Allerdings wird der Aufwand be- 
trächtlich. Es wird die Aufgabe der nächsten Zeit sein, de? 
apparativen und materiellen Aufwand so weit wie irgen- 
möglich herabzusetzen und die Stabilität der Entladungen 7- 
steigern. 


Schrifttum 


Verflüssigung der Kohle, S. 125. Braunschweig !“i 


[!| Lummer: 

[2] J. Euler: Z. angew. Phys. 2 (1950) S. 115. 

[3] n Piukelnburs u. H. H. Schluge: Z. Phys. 1:19 CH- 

. 206. 

{A Beckeru. Ewest: Z. techn. Phys. 11 (1930) S. 182. 

[5 H.Bec r ETZ 42 (1921) S. 993. 

[6] J. Euler: Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 411. 

[7] J. Euler: unveröffentlichte Versuche. 

[8] F.T.Bowditch u.M.T.Jones:J.M.P.S.E 52 (1939) S F: 
[9] W. Finkelnburg: J. M. P. S. E. 52 (1949 S. 407. 

[10] Gretener: Z. techn. Phys. 18 (1939) S. 89 ff. 
[11] W. Finkelnburg: Hochstromkohlebogen, S. 75. Berin 1947 
12) W. Finkelnburg: Hodstromkohlebogen, S. 71. Berun 13:7 


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15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


497 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.315.145 : 621.315.1.054.42 


Reihenkondensatoren und Bündelleiter im schwedischen 
Großkraitnetz. [Nach A. Rusck u. B. Rathsman: Rap- 
port zur AIEE-Tagung August 1949 in San Francisko; 13 S., 
13 B., 5 Tab.] 

In den schwedischen 200- und 380 kV-Netzen ist das 
Stabilitätsproblem wegen der großen Übertragungsweiten 
von entscheidender Bedeutung. Die gewöhnlichen Methoden 
zur Hebung der Stabilitätsgrenze, nämlich niedrige Reaktanz 
von Generatoren und Transformatoren, Schnellregelung der 
Generatorenspannung, Phasenschieber und Nebenschlußkon- 
densatoren in den Empfangsstationen, kurze Relais- und 
Schalterzeiten, rasche Wiedereinschaltung, sowie selbsttätige 
Abschaltung der Generatorenleistung bei endgültiger Ab- 
schaltung der Überführungsleitung sind bereits ausgeschöpft 
worden. Jetzt bemüht man sich, die Reaktanz der Leitungen 
durch Reihenkondensatoren und Duplexleiter klein zu halten. 

Die erste Kondensatorbatterie wird in Alfta in der Nähe 
des Mittelpunktes der 480 km langen 200 kV-Leitung Stad- 
forsen-Hallsberg! eingesetzt, und zwar Einheiten mit insge- 
samt 31 MVA. Die Batterie kompensiert 20% der Leitungs- 
reaktanz, dadurch wird das Übertragungsvermögen der Lei- 
ung um rd. 30 MW vergrößert. Die Kondensatorbatterie 
wird durch parallelgeschaltete Funkenstrecken geschützt, 
welche bei einem Kurzschluß auf der kompensierten Lei- 
tung ansprechen. Bei Fehlern außerhalb dieser Leitung soll 
die Batterie eingeschaltet bleiben. Die Schutzfunkenstrecke 
steht für jede Phase zusammen mit einem Überbrückungs- 
schalter auf einer isolierten Plattform, die Kondensatoren 
hängen isoliert an einer Eisenkonstruktion. 

Die Kosten für das erhöhte Übertragungsvermögen be- 
laufen sich auf 85%0o der Kosten einer neuen 200 kV-Leitung. 
Herzu ist zu bemerken, daß die Leitung Stadforsen-Halls- 
berg für die Anwendung von Reihenkondensatoren nicht be- 
sonders geeignet ist, weil der Leiterquerschnitt verhältnis- 
mäßig klein ist. Bei günstigster Bemessung von Leitung und 
Reihenkondensatoren würden die Kosten um 15"/o gesenkt 
werden können. Die Anlage wurde Ende 1949 in Betrieb 
genommen. Bevor derartige Kondensatoren auch im 380 KV- 
Netz eingesetzt werden — Rechnungen hierzu liegen schon 
vor —, sollen die Erfahrungen mit der Alfta-Anlage abgewar- 
tet werden. 

Auch durch Bündelleiter kann man bekanntlich die Reak- 
tanz der Leitung vermindern und die Korona-Spannungs- 
grenze erhöhen. Den entscheidenden Gewinn bringen Zwei- 
isch-Bündelleiter. 

Für die schwedischen 380 KV-Leitungen werden für jede 
Phase 2 Stahl-Aluminium-Seile von je 455 mm? in einem ho- 
rizontalen Abstand von 45 cm verwendet; die Reaktanz ist 
20”o kleiner als bei nur einem Leiter gleichen Gesamtquer- 
schnittes, das UÜbertragungsvermögen um 30°/o höher. 

Bei 200 kV ist zwar die Korona nicht mehr so wichtig, 
dafür aber ein möglichst kleiner Reaktanzwert. Dupiexlei- 
ter kasten 21% mehr und lohnen sich auch bei 200 kV-Lei- 
tungen, weshalb die meisten neuen Leitungen mit Duplex- 
leitern ausgeführt werden sollen. Die erste von ihnen wurde 
im Herbst 1949 in Betrieb genommen. 

Um das Zusammenschlagen der Seile zu verhindern und 
vom elektrischen Standpunkt aus die erstrebten Vorteile zu 
erhalten, muß man den Abstand zwischen den beiden Seilen 
einer Phase mit Distanzstücken ziemlich konstant halten. 
Berechnungen und Versuche über Seilbewegungen als Folge 
von Wind und elektrischen Kräften haben gezeigt, daß die 
Entfernung zwischen den Abstandhaltern einer 380 kV-Du- 
plexleitung < 130 m und bei 200 kV < 170 m sein sollte. 
Die Abstandshalter dürfen Bewegungen der Seile in der 
Längsrichtung nicht behindern. Sie werden mit Hilfe eines 
an den Seilen hängenden Gestelles nach dem Spannen der 
Seile eingelegt. Do 


DK 621.311.152.052.4 


Industrielle Niederspannungs-Maschennetze. [Nach K. Köl- 

ler: Elektrotechn. u. Masch.-Bau 66 (1949) S. 333; 10 S., 15 B.] 
| Ausgehend von dem Beispiel einer zweiseitig gespeisten 
_ einfachen Leitung mit einer an verschiedenen Stellen angrei- 
fenden Last, werden die wesentlichsten Eigenschaften eines 


en a u za 


8! Tekn. T. 79 (1949) S. 91. 


Maschennetzes erläutert. Dieses Beispiel wird unter Berück- 
sichtigung der Speiseleistungen (2 Transformatoren mit einer 
Kurzschiußspannung von je 4%) sinngemäß auf eine einsei- 
tig gespeiste und an verschiedenen Stellen belastete Leitung 
übertragen. Der dann benötigte Leiterquerscanitt erfordert 


dıe Veriegung von zwei Kabeın ähnlichen Ausmaßes wie bei 


einem zZweiseitig gespeisten Einfachkabel. Leistungsanteile 
und Spannungsabtall auf den Leitungen werden angegeben. 

Bei Maschennetzen müssen die Leistungen der einzelnen 
Umspanner in den Speisepunkten, im Verhaitnis zu den Um- 
spannern bei Strahlennetzen, eine gewisse Reserve besitzen, 
weil sich beim Ausfall einzelner Stationen die Leistungsauf- 
teilung im Maschennetz ändert und die verbleibenden Um- 
spanner die Leistung der ausgefallenen Teile mit überneh- 
men müssen. Die Kurzschlußbeanspruchungen werden beim 
Maschennetz kleiner, ebenso wird der Leitungsaufwand bei 
gleicher Leistungsiähigkeit geringer, wie sıch schon am Beı- 
spiel der eıntachen, zweiseitig gespeisten Leitung ergibt. 

In einem weiteren Abschnitt werden allgemeine Gesichts- 
punkte für die Planung des Netzes geschildert, wobei auf den 
Zusammenhang zwischen günstigster Speisepunktleistung, 
mittleren Anschlußwert der Verbraucer, Querschnitt der 
Verteilungskabel und Maschenweite näher eingegangen wird, 
Ein Maschennetz mit vielen Speisepunkten und geringer Sta- 
tionsleistung ist zwar bis zu gewissem Grade, gegenüber 
dem anderen Extrem, elektrisch günstiger, aber auch teurer, 

An dieser Stelle könnte man aus der Abhandlung den 
Eindruck gewinnen, als wäre eine geringe Stationszahl bei 
großer Stationsleistung in allen Fallen für Maschennetze 
— abgesehen von den elektrischen Eigenschaften — die bil- 
ligste Lösung. Hier hätte gesagt werden können, daß auch 
bei der Wahl einer geringen Stationszahl mit großer Stati- 
onsleistung die Kosten bei manchen Maschennetzen we- 
sentlich vom praktisch erreichbaren Kostenminimum abwei- 
chen können. Bei zu geringer Stationsleistung steigen näm- 
lich wieder die Kabelkosten, so daß zwischen den angeführ- 
ten Grundgrößen des Maschennetzes ein Zusammenhang be- 
steht, der in vielen Fällen ein ausgesprochenes Minimum für 
die Gesamtkosten erkennen läßt. Die gegenseitige Entfernung 
zweier Speisepunkte ist an dieser Stelle der Abhandlung 
nicht erwähnt worden, obwohl sie ebenfalls die Bemessung 
des Netzes beeinflußt. Sie ist allerdings implizite in den An- 
gaben über Stationsleistung, Stationszahl und Gesamtfläche 
des Maschennetzes enthalten, Zur Bildung einer klaren Vor- 
stellung über den Zusammenhang der Maschennetz-Grund- 
größen sollte diese Entfernung doch genannt werden. 

Anschließend werden die Gesichtspunkte für Wahl und 
Verteilung der Sicherungen auf der Niederspannungs- und 
Hochspannungsseite geschildert, besonders hinsichtlich der 
Selektivität. Darüber hinaus werden die bekannten Ausfüh- 
rungen mit Maschennetzschaltern beschrieben. 

Von zwei praktisch ausgeführten und im Aufsatz behan- 
delten Maschennetzen dient das erste der Versorgung einer 
Fabrikanlage mit 4 Umspannern je 800 kVA und 2 zu je 
500 kVA. Als zweites Beispiel wird ein räumliches Maschen- 
netz für einen Fabrikneubau gewählt. In einer Schlußbetrach- 
tung werden nochmals Maschennetz und nicht vermaschtes 
Netz gegenübergestellt; die nicht vermaschte Bauart emp- 
fiehlt sich für Klein- und Mittelbetriebe. Nach einer ameri- 
kanischen Quelle soll der Kostenaufwand für ein offenes 
Netz mit automatischen Gruppenumschaltungen um 20% 
höher sein als für ein Maschennetz, wobei eine Leistung von 
2500 kVA zugrunde gelegt ist. Bau 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.385.833 


Auflösungsbegrenzung im Elektronenmikroskop durch Ob- 
jektänderung. [Nah H. Boersch: Z. Phys. 127 (1950) 
S. 391; 9 S.] 

Nach neueren Untersuchungen werden die Objekte 
im Elektronenmikroskop durch die Bestrahlung mit Elek- 
tronen mehr oder weniger verändert. Derartige Verände- 
rungen sind gleichbedeutend mit einer Begrenzung des 
Auflösungsvermögens und können intensitäts- oder dosis- 
abhängig sein. Während die Elektronenintensität (und 
damit die intensitätsabhängige Objektänderung) beliebig 
klein gehalten werden kann, sofern eine entsprechende 
Verlängerung der Belichtungszeit in Kauf genommen wird, 


498 '  Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 15. September 195 


ist dies mit der Elektronendosis nicht der Fall. Betrach- 
tungen über statistische Schwankungserscheinungen zeigen 
nämlich, daß zur Erzielung eines bestimmten Auflösungs- 
vermögens bzw. einer gewissen Meßgenauigkeit eine be- 
stimmte Minimaldosis von Elektronen notwendig ist. Um 


z. B. ein Kohlenstoffatom als Bildfehlersheibclhen von 3 A 
Durchmesser nachweisen zu können, müßte es mit rd. 1000 


Elektronen einer Wellenlänge von 0,05 A beschossen wer- 
den (dies gilt sowohl für das Phasenkontrast-, als auch für 
das Dunkelfeld-Verfahren). i 

Hieraus ergibt sich, daß das Auflösungsvermögen we- 
aen der dosisbedingten Objektänderung nicht beliebiq zu 
steigern ist, sondern eine objektbedingte Grenze besitzt. 
Quantitative Unterlagen über dosisbedingte Objektänderun- 
qen fehlen noch. Praktisch scheinen derartige Auflösungs- 
beqrenzungen bei dem derzeitigen Stand der Technik, ei- 
nige Extremfälle ausgenommen, noch keine Rolle zu spie- 
len. Prinzipiell dürften jedoch derartige Betrachtungen für 
die beabsichtigte weitere Verbesserung des Auflösungs- 
vermögens nützlich sein. Boe 


Lichttechnik 
DK 621.32 : 628.971 


Uber den Aufwand für Straßen- und Verkehrsbeleuchtung. 
[Nach E. von der Trappen: Licht-Techn. 2 (1950) S. 43 
u. 79; 8 S., 15 B] 

Die Gemeinden wünschen geringe Bau- und Betriebs- 
kosten für öffentliche Beleuchtung. Der schnelle Verkehr 
verlangt gut beleuchtete Straßen. Einige Städte haben die 
Kriegsschäden bereits beachtlich überwunden, z. B. Hamburg 
in der Innenstadt. Große Aufgaben sind jedoch noch hier 
und anderswo zu lösen. Dabei sollte nicht übersehen wer- 
den, daß gute Beleuchtung der Straßen einer Senkung der 
Verwaltungskosten gleich kommt, daß ferner lange Lebens- 
dauer gut gebauter Anlagen Sparsamkeit bedeutet. 

Die Frage: „Gas- oder elektrische Beleuchtung?“ muß 
nach Ansicht des Verfassers dahingehend beantwortet wer- 
den, daß vorhandene, obwohl zum großen Teil zerstörte Gas- 
anlagen weitgehend wieder in Betrieb genommen werden 
müssen und darin investiertes Kapital nicht vergeudet wer- 
den darf. Der Wiederaufbau sollte so weit erfolgen, als 
keine nennenswerten Neuanschaffungen notwendig sind, die 
für die vorteilhaftere elektrische Beleuchtung mehr Nutzen 
bringen werden. Zwar sind für die Wirtschaftlichkeit ört- 
liche Verhältnisse entscheidend, doch darf nicht unbeachtet 
bleiben, daß aus 1 m3 Gas nur etwa 7825 lmh erzeugt werden 
können, dagegen aus 1 kWh bis zu dem 7,5fachen, je nach 
verwendeter Lichtquelle. 

Durch elektrische Lichtquellen gegebene Vorteile sollten 
auch ausgenutzt, jedoch nicht durch unüberlegtes Vorgehen 
vermindert werden. Glühlampen für eine Betriebsspannun 
von 235 V sind in 220 V-Netzen unangebracdht, weil fast 20% 
des aufgewendeten Anscllußwertes infolge verminderter 
Lichtausbeute nutzlos vertan werden. Metalldampflampen 
sollten unter geringerer Beachtung ihrer Lichtfarbe in viel 
größerem Umfange wegen ihrer Wirtschaftlichkeit und der 
mit ihnen erzielbaren guten Sehbedingungen angewendet 
werden. Mit Mischlichtlampen kann man den monochroma- 
tischen Charakter von Metalldampflampen umgehen. 

Die lange gesuchte Lichtquelle für die Straßenbeleuc- 
tung ist die röhrenförmige Leuchtstofflampe. Versuchsbe- 
leuchtungen, von denen neben anderen guten Abbildungen 
der Verfasser einige Aufnahmen holländischer Anlagen 
bringt, bewiesen die gute Eignung für Straßenbeleuctung, 
wenn auch noch kleine Schwierigkeiten zu beheben sein wer- 
den. 

Leuchten sollen neben gutem Material und bequemer 
Bedienbarkeit auch die Möglichkeit aufweisen, zwei getrennte 
Lichtquellen aufzunehmen, damit die wirtschaftlichen Metall- 
dampflampen neben Glühlampen verwendbar sind und zwi- 
schen Ganz- und Halbnachtbeleuchtung lediglich auf Kosten 
des Gesamtbeleuchtungsniveaus, nicht aber der Gleichmäßig- 
keit der Beleuchtung gewechselt werden kann. Die Lichtquel- 
len sollen bei elektrischer und bei Gasbeleuctung zur Er- 
höhung der Sehmöglichkeiten abgeschirmt sein. Geringe 


Lichtpunkthöhen stören besonders den schnellen Verkehr. 


An Gefahrenpunkten sollten Leuchtsäulen in größerem 
Umfange aufgestellt werden. Die „Hamburger Säule” ist 
sehr leicht und einfach reparierbar, erfordert geringe An- 
schaffungskosten und ist mit eingebauter Leuchtstofflampe 
eine wirtschaftliche Verkehrsbeleuchtung. Die Verbindung 


eines Mastes mit einer Leuchtsäule, Beschriftung der Leudt- 
säulen und Anbringung von Verkehrszeichen eröffnen viele 
Möglichkeiten zum Vorteil eines an Gefahren verminderten 
Verkehrsflusses. Heute wegen geringer Einsparungen bil- 
lig zu bauen, wird sich in einigen Jahren unangenehm be 
merkbar machen. | Eb 


DK 628.971. 


Landstraßenbeleuchtung auf den Staudämmen von Shasta 
und Grand Coulee. [Nach R. L. Bossard: Illum. Engng. 
N. Y., 45 (1950) S. 13; 5 S., 5 B.] 

Die Staudammkrone wird oft als Straße ausgebaut un‘ 
bildet so einen wichtigen Abschnitt auf Überlandverbir- 
dungen. Der Beleuchtung der Dammstraße kommt dann er- 
höhte Bedeutung zu. Der Verfasser berichtet über neuarlı- 
ge Beleuchtungslösungen am Shasta-Damm der Talspe:rt 
am Sacramento-River in Kalifornien und am Grand-Coulee 
Damm des Columbia-River im Staate Washington. Beid: 
Dämme sind mit Metallgeländern versehen, die oben du:d 
einen breiten, halbzylindrish gekrümmten, sich sdra; 
nach unter öffnenden Holm. abgeschlossen sind. Die Hoi- 
lung dieses Holms bietet genug Raum, um die Beleud- 
tungseinrichtung unsichtbar unterzubringen. Sie besteht sw 
einem Aluminiumreflektor, der den Holm auskleidet, und er 
nem optischen Linsenabsclußglas, das in schwacher Ne:- 
gung (10° zur Horizontalen) das aus dem Reflektor austre- 
tende Licht zum Fahrdamm lenken soll. Als Lichtquelle 
dient eine „Slimline*-Leudhtstofflampe (ohne Starter url 
ohne Vorheizung). Auf je 3 m Geländerlänge kommt eine 
Leuchte mit einer Leucdtstofflampe von 2,40 m Länge. D:: 
gesamte Geländerlänge beträgt bei beiden Dämmen zw:- 
schen 900 und 1200 m; die wirksame Fahrbahnbreite is: 3 
bis 9 m. Obwohl die Reflektorleuchten des Geländerhoini 
nur etwa 1 m hoch über dem Fahrdamm liegen und alo 
die Fahrdamm-Mitte nur unter flachen Winkeln erreiden 
können, erzeugen sie dort doch eine Beleuchtungsstärke 
von etwa 10 Ix und ergeben an den Fahrbahnseiten zw.- 
schen 60 und 80 lx. Die Beleuchtungsgleichmäßigkeit in de 
Fahrbahn liegt bei 1:6 bis 1:8. Blendung oder Spiegelung :: 
bei der niederen und seitlichen Anordnung der in Sidt- 
richtung völlig abgedeckten Leuchten sicher vermiede: 
Die Taqes- und Nachtwirkung der Beleuchtungsanlage #: 
ästhetisch durchaus befriedigend. Im ganzen ein gelungene! 
Versuch, der Beachtung verdient. \ Wi 


Hochspannungstechnik 
DK 537.212 


Die elektrische Feldstärke zwischen zwei gewölbten Elek- 
troden. [Nah F. Unger: Abh. Braunschw. Wiss. Ges., Bd. | 
Nr. 1, S. 116. Verlag Vieweg & Sohn, Braunschweig. 1949] 
Die elektrische Feldstärke zwischen zwei beliebig ge- 
wölbten Elektroden läßt sich rechnerisch nicht immer genas 
bestimmen. Als graphische Näherung führt das Lehmannsa: 
Quadratverfahren zum Ziele, wenn zylinderförmige Felde: 
vorliegen oder die Änderung des Feldbildes senkrecht zt: 
Papierebene gering ist. Andernfalls entstehen — glei? 
Spannungsdifferenz zwischen den AÄquipotentiallinien vo:- 
ausgesetzt — Rechtecknetze mit jeweils verschiedenem Kan- 
tenverhältnis, die schwierig zu entwerfen sind. Deshalb be- 
schreibt F. Unger ein Näherungsverfahren!, das auch be: 
nichtzylindrischen Feldern die Anwendung der einfache) 
und verhältnismäßig genauen Quadratmethode gestattet. 


A, B Elektroden, P Punkt, an dem Feldstärke bzw. Potential zu 
bestimmen ist 
Bild 1. Feld- und Äquipotentiallinien zwischen den Elektroden A uni È 
in zwei Ebenen abgewickelt. 


Voraussetzung ist, daß man den Feldlinienverlauf in dem 
zu untersuchenden Gebiet annähernd in die Papierebene aò 
gewickelt darstellen kann. Da meist die Zone höchster Feid- 
stärke interessiert, wo die Feldlinien zwischen den Elektroät? 
überwiegend gradlinig verlaufen, wird sich hierfur wenig 


1 Unter Mitarbeit von P. Jungk, Braunschweig. 


15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


499 


stens eine Ebene finden lassen. Zur Auswertung benötigt 
man mindestens 2 Bilder, die die Extremwerte der Feldvertei- 
lung darstellen müssen, z. B. in Bild la scheinbar größte Feld- 
starke an der rechten Elektrode, Bild 1b dasselbe an der lin- 
ken Elektrode. Können beide Bilder senkrecht zueinander 
entworfen werden, dann ist die Auswertung besonders ein- 
fah. Soll nun im Punkt P die Feldstärke ermittelt werden, 
dann zeichnet man die Feldbilder zweckmäßig so, daß die 
durh P hindurchgehende Feldlinie in beiden Darstellungen 
mittig zwischen je 2 Feldlinien der Quadratnetze liegt. Da- 
durch entsteht eine Feldröhre, deren dielektrischer Wider- 
stand sich auswerten läßt und den Potentialverlauf ergibt. 


6 


N, Seıtenlängen eines Prismas in der Schnittebene la, x Seitenlänge des- 
se.ben Prismas in der Schnittebene Ib, Iy Seitenlängen eines anderen 
Prismas in der Schnittebene Ib. 


Abgrenzung einer Teilfeldröhre und ihre Reduktion auf eın 
Prisma mit den Seitenlängen r., dx: Sr- 


Bid 2. 


Zur Auswertung wird man vorteilhaft die Widerstände 
der einzelnen Teilstücke der Feldröhre bestimmen. Dabei 
kann man von den Niveaulinien eines der Quadratnetze aus- 
gehen, muß aber berücksichtigen, daß das Potential der Ni- 
veaulinien auch bei gleicher Anzahl in beiden Schnitten im 
allgemeinen zunächst nicht festliegt; so ist z. B. das Poten- 
tial der dritten Linie von links im Schnitt 1a nicht gleich 3 
von links im Schnitt 1b, weil beide an verschiedenen Stel- 
len die durch P hindurchgehende Feldlinie schneiden. Dage- 
gen läßt sich der Widerstand des Teilstückes der Feldröhre 
zwishen Niveaulinie 3 und 4 im Schnitt 1a berechnen (s. 
Bild 2a). Hier habe das Quadrat zwischen 3 und 4 die Länge 
und Breite ô, (bei genügend feiner Netzteilung erhält man be- 


sanntlich Quadrate), in Schnitt 2b sei die Höhe mittig zwi- 
shen Linie 3 und 4 von Schnitt 2a gleich £, Dann ist z. B. 


bei rechtwinklig aufeinander stehenden Netzen der dielek- 
tnshe Widerstand des Teilstückes 3—4 im Schnitt lar, = 


lege. /ö ©, der der ganzen Feldröhre R pes = 1/208 = 118, 


wobei jeweils zwischen 2 Niveaulinien in Schnitt a die 
zugehörige mittlere Höhe des Teilstückes aus b bestimmt 


werdenmuß. Von der Elektrode A bis PgiltR,p = V/eoe > 4 VE. 


Aus dem Verhältnis R,p: R,., erhält man das Potential, 


ferner aus der Potentialdifferenz zwischen P und einem 
weiteren Punkt P und dem Abstand der beiden Punkte von- 
einander die Feldstärke. X 


DK 551.594.21 
Aufbau und Dynamik des Gewitters. [Nach H. R. Byers: 
Science, New York 110 (1949) S. 291; Ubersetzung in Phys. 
8l. 5 (1949) S. 550; 6 S., 1 B.] 

Die amerikanische Regierung hat in den Jahren 1946 bis 
1949 gemeinsam mit der amerikanischen Luftwaffe, der Flotte, 
dem nationalen Beratungskomitee für Flugwesen und dem 
amerikanischen Wetterdienst eine großangelegte Untersu- 
‘hung der meteorologischen Bedingungen in Gewitterwolken 
durchgeführt, die sich im wesentlichen auf die Thermodyna- 
mik des Gewitters beziehen, aber für den Elektrotechniker 
deswegen von Bedeutung sind, weil die elektrischen Vor- 
ginge in der Gewitterwolke ja thermodynamisch bedingt 
snd, und weil für die Durchführung der Messungen elektri- 
she Hilfsmittel in weitem Umfange eingesetzt wurden, 

5 Flugzeuge, die durch Funkverbindungen geleitet und 
durch Funkmeßeinrichtungen geortet wurden, beobachteten, 
gleichzeitig in verschiedenen Höhen bis zu 7500 m fliegend, 
cas Gewitter selbst. Die meteorologischen Elemente am 
Erdboden wurden mit einem sehr engen Netz von Beobac- 
tungsstationen mit Schreibgeräten festgehalten, das elek- 
tish synchronisiert wurde. Weitere Aufschlüsse über die 
meteorologischen Elemente in der Wolke wurden durch 
Radiosonden gewonnen. 


Als Hauptergebnis der Untersuchungen kann festgestellt 
werden, daß die bisherigen Lehrbuchdarstellungen des Ge- 
witters nicht ganz zutreffen. Sie stimmen nur zum Teil für 
eine der häufig sehr zahlreichen Zellen, aus denen das Ge- 
samtgewitter zusammengesetzt ist. Die Zellen, in denen sich 
die Gewittervorgänge abspielen, haben mehrere km? Quer- 
schnitt und durchziehen die gesamte Gewitterwolke im we- 
sentlichen senkrecht bis zu den höchsten Beobachtungshöhen; 
sie sind voneinander durch kilometerbreite Zonen ohne we- 
sentliche Gewittertätigkeit getrennt. Nach der Auswertung 
der Ergebnisse hat man nunmehr zwischen 3 Stadien der 
zeitlichen Entwicklung jeder solchen Gewitterzelle zu unter- 
scheiden. 

Im Entwicklungsstadium bilden sich in der Zelle Auf- 
winde von anfänglich geringen Geschwindigkeiten bis zu 
30 m/s bei Annäherung an den Reifezustand. Im Reifezu- 
stand bildet sich, sobald es oberhalb der O°-Isotherme zu ge- 
nügend großen Niederschlagsverschmelzungen gekommen ist, 
als Folge des Niederschlages neben oder in der Aufwindzone 
ein kräftiger Abwindschlauh. Der Abwindsclaud ist die 
Zone des stärksten Niederschlages und löst am Boden die 
Luftdrucknase und die Böe aus, die sich schneller ausbrei- 
tet, als die Zelle wandert. Diese sekundäre Kaltluftfront 
vermag ihrerseits die Hebung leichter Warmluft in der Um- 
gebung der ersten aktiven Zelle einzuleiten, so daß sich das. 
Gewitter in immer neue Teilzellen auflöst. Solche neuen Zel- 
len entstehen anscheinend besonders gerne zwischen zwei 
gleichzeitig bestehenden Fallwindzonen. Sowohl für den 
Fallwind als auch für den Aufwind spielt das Hineinziehen 
von Luft aus der Umgebung im Gegensatz zu der bisherigen 
Auffassung eine erhebliche Rolle. Im Stadium der Auflösung 
wird der Aufwind in der Zelle durch die immer weitere Aus- 
breitung der Kaltluft des Fallwindes unterbrochen und da- 
mit der Antriebsmechanismus stillgesetzt. 

Die bisherigen Ergebnisse von insgesamt 1363 Flügen 
mit den entsprechenden Beobachtungen am Boden lieferten 
bereits wesentliche Erkenntnisse über die Thermodynamik 
des Gewitters und wichtige Hinweise für den Flugdienst, wie 
z. B. die Tatsache, daß die größte Gefährdung durch Blitz 
und Hagel in 4500 m Höhe zu liegen scheint, und daß die 
schlechtesten Flugbedingungen in den Höhen angetroffen 
werden, in.denen Maschinen mit Druckkabinen zu fliegen 
pflegen. Uber die gleichzeitig bei den Flügen durchgeführ- 
ten Feldstärkemessungen in der Wolke liegen leider noch 
keine Mitteilungen vor. Man darf auf sie besonders ge- 
spannt sein, nachdem Messungen Ende 1944 in Deutschland 
bereits gezeigt haben, daß schon im beginnenden Schönwet- 
terkumulus wesentlich höhere Raumladungen vorkommen, 
als man bisher angenommen hat!. Sh 


2 DK 621.316.5.014.21 
Bestimmung des Verlaufs der wiederkehrenden Spannung bei 
Kurzschlußunterbrehung. [Nah Sing-Yui King: Proc. 
Instn. electr. Engrs. 96 II (1949) S. 700; 5 S., 9 B 

Für den Löschvorgang bei Unterbrechung von Leistungs- 
schaltern ist bekanntlich der Verlauf der wiederkehrenden 
Schalterspannung von wesentlicher Bedeutung. Es sind be- 
reits verschiedene Verfahren angegeben worden, um den 
Verlauf dieser Spannung theoretisch zu berechnen oder 
experimentell festzustellen. Einige dieser Verfahren erwähnt 
der Verfasser kurz und beschreibt dann ein neues Verfahren, 
bei dem eine Spannungsquelle mit rein sinusförmiger Span- 
nung über einen Widerstand und einen Gleichrichter an den 
zu untersuchenden Stromkreis angelegt und so auf den Kreis 
nur die eine — und zwar die positive — Halbwelle gegeben 
wird. Messungen zeigen, daß sich mit diesem Verfahren 
Frequenz und Dämpfung des Einschwingvorganges der wie- 
derkehrenden Schalterspannung genügend genau bestim- 
men lassen. Fl 


Hochfrequenztechnik 
DK 621.385.15 : 537.543.2 
Eine neue Sekundärkathode. [Nach C. S. Bull u. A. H. 
Atherton: Proc. Instn. electr. Engrs. 97 3 (1950) S. 65; 
7S.,14B.] 

Bei vielen Schaltungen, insbesondere bei Breitbandver- 
stärkern, ist eine möglichst hohe Röhrensteilheit erwünscht. 
Bei handelsüblichen Röhren übersteigt sie gewöhnlich nicht 
6,5 mA/V. Bei gegebenem Kathodenstrom kann durch eine 
Sekundäremissions-Vervielfacherstufe die Steilheit der Röhre 


1 Unveröffentlihte Meßergebnise aus dem Ernst Orlich Institut 
Danzig-Langfuhr. 


500 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 195 


entsprechend dem Vervielfachungsverhältnis erhöht werden. 
Wenn von dieser Möglichkeit in der Röhrenentwicklung noch 
nicht Gebrauch gemacht worden ist, so liegt es an der 
Schwierigkeit, eine Sekundärkathode zu schaffen, deren Se- 
kundäremission über eine genügend große Betriebsstunden- 
zahl konstant bleibt. 

Die Untersuchungen zur Entwicklung einer brauchbaren 
Sekundärkathode wurden zuerst an Magnesiumoxyd auf 
einer Nickelunterlage durchgeführt, da bestimmte Metall- 
oxyde, wie Magnesium- oder Aluminiumoxyd, besonders gute 
Sekundäremissionsfähigkeit besitzen. Die dafür entwickelte 
und verwendete Röhre ist in Bild 3 schematisch dargestellt. 
Die von der Primärkathode K; ausgesandten Elektronen wer- 
den von der elektronenoptishen Sammellinse Sı auf die 
Sekundärkathode Kə fokussiert. Steuergitter Gı und Be- 
schleunigungsgitter Gə sind wie bei einer gewöhnlichen Röhre. 
Die Abschirmung Sg soll die Kapazität zwischen Steuergitter 
und Anode möglichst klein machen. Wesentlich für das Ar- 
beiten dieser Anordnung ist, daß sich die beiden Kathoden 
an bestimmten Punkten auf der kleinen Achse der elliptischen 
Sammellinse Sı befinden müssen. - 


Bild 3. Schematischer Autbau der Röhre mıt Sekundärkathode. 

Das Vervielfachungsverhältnis lag bei den untersuchten 
Magnesiumoxyd-Kathoden zwischen 3 und 6, um aber nach 
verhältnismäßig kurzer Zeit (zwischen 1 und 20 h) auf etwa 
1,2 abzusinken. Aufdampfkathoden von Aluminium und Be- 
ryllium hatten ähnliche Lebensdauerkennlinien; das Verviel- 
fachungsverhältnis war etwas kleiner. Zur Klärung der Ein- 
flüsse auf das Absinken der Lebensdauerkennlinien wurde 
die Wirkung des Elektronen- und Ionenbombardements auf 
die Sekundärkathoden untersucht. Um langlebige Oxyd- 
sekundärkathoden zu erhalten, müssen kleine Stromdichten 
und niedrige Betriebstemperaturen verwendet werden, wie 
z. B. bei dem photoelektrischen Multiplier. Bei Röhren ist 
das nicht möglich, da ein niedriger Primärstrom eine geringe 
Steilheit bedingt, während eine größere Oberfläche der Se- 
kundärkathode auch größere Kapazitäten zwischen den Elek- 
troden ergibt. Man kann auch die emittierende Schicht dicker 
machen, so daß sie dem zerstörenden Elektronenbombarde- 
ment länger standhält. Die durch Verbrennen von Magne- 
siumband aufgedampfte Magnesiumschicht wurde deshalb 
7 u stark gemacht (gegenüber 1 u bei den ersten Unter- 
suchungen). Der Widerstand der emittierenden Schicht war 
dann so groß, daß das Vervielfachungsverhältnis nicht genau 
bestimmt werden konnte. 

Sekundärkathoden aus gesinterten Mischungen von 40 ®/o 
Bariumkarbonat und 60% Magnesiumoxyd hatten ein zu- 
triedenstellendes Emissionsvermögen, das für mehr als 1000 
Betriebsstunden annähernd konstant blieb. Für eine günstige 
Sekundäremission dieser Sekundärkathode ist eine möglichst 
hohe Betriebstemperatur zweckmäßig. Versuchsröhren mit 
Sekundärkathoden aus Magnesiumoxyd- und Bariumkarbo- 
natmischung zeigten eine Steilheit von 20 mA/V, die bei 
einer Betriebsdauer von mehr als 1000 h konstant blieb. Die 
gewonnenen Ergebnisse sollen zur Entwicklung neuer Röh- 
rentypen verwendet werden. Ba 


DK 621.318.4.042 : 621.317.43 


Magnetische Kennwerte von Spulen mit Topfkernen aus 
Masseeisen. [Nah M. Kornetzki: Frequenz 4 (1950) S. 
105; 9 S., 5 B] 

Während die aus den Kernverlusten herrührenden An- 
teile des Verlustwiderstandes einer Massekernspule für Ring- 
kerne bereits berechnet wurden, sollen in der vorliegenden 
Arbeit die entsprechenden Werte für Topfkerne ermittelt 
werden. Sie verzichtet auf strenge Ableitungen und verein- 
facht die Rechnung, indem sie sidh auf eine hohe Werkstoff- 
permeabilität beschränkt. Peo 

„Es zeigt sich, daß die wirksame Permeabilität des Topf- 
kerns der Werkstoffpermeabilität proportional ist, daß sie 
jedoch keine maßgebende Kernkonstante ist, sondern wesent- 


lich von der Form der Wicklung abhängt. Hingegen stellt die 
auf eine Windung bezogene Induktivität (Induktivitätsbei- 
wert) näherungsweise eine Kernkonstante dar. Die wirk- 
same Permeabilität ist auch nicht für die Bestimmung der 
Kernverluste entscheidend. Der Wirbelstrombeiwert und 
der Nachwirkungsbeiwert des Topfkerns sind praktisch gleich 
denen eines Ringkerns aus demselben Werkstoff. Zur Be- 
stimmung der Hystereseverluste wird die wirksame magneti- 
sche Weglänge des Kerns berechnet. Der Temperaturkoefii- 
zient der Induktivität einer Topfkernspule ergibt sich eben- 
falls nahezu gleich dem der Ringkernspule mit gleichen 
Kernwerkstoff. Messungen an Topfkernspulen bestätigen 
die Rechenergebnisse mit hinreichender Genauigkeit. Aul 
den Unterschied zwischen Topfkernen und magnetisch offe- 
nen ({gescherten) Kernen wird hingewiesen, ebenso auf die 
besonderen Gesichtspunkte, die bei der Auswahl der Werk- 
stoffe für die Topfkerne zu beachten sind. Schließlich wer- 
den einige Unterlagen zur Berechnung des Streufaktors mt- 
geteilt.” Vth 


DK 534.321 
Verwendung chemischer Reaktionen zur akustisch-optischen 
Bildwandlung. [Nach H. H. Rust, R. Haul u. H. L Studt, 
Naturwiss. 36 (1949) S. 374; 2 S., 1 B. Diesb.: Angew. Chem. 62 
(1950) S. 186; 3 S., 5 B.] 

Es wird über ein neues einfaches Verfahren zur Wand- 
lung von Ultraschallintensitäten in Lichtintensitäten berichtet, 
das für zerstörungsfreie Werkstoffuntersuchungen und Dia- 
gnose verwendet werden kann. Zunächst wird das soeben in 
die Technik eingeführte Verfahren der schalloptiscen 
Wandlung, das sich der Schallschnelle (Partikelgeschwindig- 
keit) bedient, kurz gewürdigt. Dies Verfahren fußt auf Unter- 
suchungen von Burger und Söllner |l] sowie Her- 
mans [2] und wurde von Pohlman [3] verbessert und 
näher untersucht. Es benutzt sehr kleine (einige u Dmr.) Alu- 
miniumscheibchen aus Blattaluminium, die in einem Disper- 
sionsmittel suspendiert sind, als Rayleigh'’sche Scheiben. Ste 
orientieren sich bei Gegenwart von Schallwellen derart, dad 
ihr Flächenvektor sich parallel zum Wellenvektor der Ultra- 
schallwelle einstellt. Mit geeigneter Beleuchtung kann die 
Orientierung der Scheibchen beobachtet werden, so daß die 
Schallintensität in optische umgewandelt wird. Die Verfas 
ser wenden die bekannte Oxydationswirkung von Ultra- 
schallwellen zur Sichtbarmachung von Schallintensitäten an. 
Aus Kalium-Jodid-Stärkelösung wird infolge der Oxyda- 
tionswirkung von Ultraschall Jod ausgeschieden, das die ur- 
sprünglich wasserhelle Lösung intensiv blau färbt. Versucde 
zeigten, daß es nicht möglich ist, die Lösung in eine Gerüst- 
substanz (z. B. in ein Gel) zu bringen und schallempfindliche 
Platten oder Filme analog zu den fotographischen herzuste!- 
len. In Gerüstsubstanzen wird bei Beschallungen offenbar 
nicht atomarer Sauerstoff freigemacht. Um mit Hilfe der Kā- 
liumjodid-Stärkelösung eine schalloptische Bildwandlung fur 
Durchleuchtungszwecke zu erzielen, haben die Verfasser fo- 


Bild 5. Intensitätsverteilung ’= 


Ultrashall-Bildwandler; 
Querschnitt eines Schallields 


Ultra-Schattenwurf. 


Bild 4. 


genden neuen Weg eingeschlagen. Es wird ein Bildpunki 
raster hergestellt, das aus einer Anzahl einzelner, diskrete: 
Kammern besteht, die mit der schallempfindlichen Lösung 
gefüllt werden. Der abzubildende Schallwellenquerschni\ 
wird also — ähnlich wie bei der Bildübertragung oder be-3 
Fernsehen — in einzelne Bildelemente unterteilt, wobei dı@ 
Bildpunkte aus Flüssigkeitssäulen einer Flüssigkeit bes'* 
hen, bei der unter Einwirkung von Ultraschall ein Farbum 
schlag zustande kommt. So kann bei hinreichend kleins 
Bildpunktgröße (untersucht bis 1,8 mm Dmr.) ein kontrast 
reiches, haltbares Bild von Fehlstellen (Rissen, Lunkem 


-e u ARE a ee a EEE EEE Ea, 


15. September 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 501 


Sclackeeinschlüssen) in Werkstücken mit Ultraschalldurch- 
strahlung gewonnen werden. Im Gegensatz zum Zeitungs- 
bildraster erhält man modulierte Bildpunkte, also alle Zwi- 
schenstufen zwischen hell und dunkel. Zur endgültigen Fi- 
xation des Bildes kann eine Kontaktkopie mit photographi- 
schem oder Lichtpauspapier angefertigt werden. Bild 4 zeigt 
ein Plexiglasraster mit Flüssigkeitssäulen von 4X4 mm? Quer- 
schnitt und 1 cm Höhe mit der Ultraschallaufnahme des Schall- 
schattens eines rechteckigen Korkstückchens. Bild 5 gibt die 
Intensitätsverteilung im Querschnitt eines Ultraschallstrahlere 
wieder und läßt die Modulation der Bildpunkte gut erken- 
nen. — Die Untersuchungen ergeben, daß durch die aus der 
Kaliumjodid-Stärkelösung durch Ultraschall ausgeschiedene 
Jodmenge eine Färbung entsteht, die annähernd der photo- 
graphishen Gradation entspricht. Die Flüssigkeitssäulen 
müssen höher sein als eine Wellenlänge. Die energieabhän- 
gige Einfärbung der Lösung erfolgt von einem Ultraschall- 
Intensitätsschwellwert ab, der vermutlich mit dem des Kavi- 
tationsbeginnes identisch ist. Durch Zusatz von Spuren [4] 
aliphatisher Polycloride (T etrachlorkohlenstoff, Chloro- 
form) zur Kaliumjodid-Stärkelösung kann die Ansprech- 
empfindlichkeit — auf Grund der Untersuchungen um mehr 
als das Fünffache — gesteigert werden. Aromatische Chlor- 
verbindungen sind nicht geeignet. Zum Schluß wird erwähnt, 
daß auch andere Reaktionen verwendet werden können, wie 
z. B. die Blaufärbung von Methylenweißlösungen. 


Schrifttum 


.Burgeru.K.Söllner: Trans. Faraday Soc. 32 (1936) S. 1598. 

| ‘Hermans: Rec. Trav. him. Pays-Bas 57 (1938) S. 1359. 

|R. Pohlman: Z. angew. Phys. I (1948) S. 181. S. a. ETZ 65 (1944) 
S. 40 (kurze Angaben über den Stand der Ultraschall-Bildwandlungs- 


technik). 
HL. Bergmann: Der Ultraschall. Berlin 1942. S. 368. en 


DK 621.395.647 : 621.395.668 


Stromversorgung über koaxiale Kabel. [Nah H. H. Spen- 
cer: Electr. Engng. 68 (1949) S. 1045; 1 S., 1 B.] 

Bei Verwendung von Breitbandkabeln für die Ubertra- 
qung von Hochfrequenzkanälen müssen Verstärker in dem 
verhältnismäßig geringen Abstand von etwa 15 km einge- 
setzt werden. In der vorliegenden Arbeit wird beschrieben, 
wie man gleichzeitig die Stromversorgung der Verstärker 
über die koaxialen Kabel vornimmt. Hierzu wird die zwi- 
schen zwei Hauptämtern liegende, etwa 180 km lange Kabel- 
strecke in zwei gleiche Abschnitte aufgeteilt. Da für die bei- 
den Gesprächsrichtungen je ein Kabel benutzt wird, entsteht 
für den Speisestrom eine Schleife von rd. 90 km Länge, wo- 
bei an der Teilstelle die beiden Kabel über entsprechende 
Weichen miteinander verbunden sind. Für jeden der 5 oder 6 
in einem Abschnitt liegenden Verstärker ist im Zuge der 
Leitung ein Stromwandler eingeschaltet, dem die Leistung 
zur Speisung des Verstärkers entnommen wird. Die Rei- 
henschaltung der einzelnen Verbraucher bedingt eine kon- 
stante Stromstärke, im vorliegenden Falle 500 mA. Um sie 
einzuhalten, liegt in den Hauptämtern an den Kabeln über 
einen selbsttätig gesteuerten Regeltransformator eine Span- 

‚nung von rd. 230 V, 60 Hz. Die durch den Transformator 


eingestellte Spannung folgt den durch Temperaturschwan- | 


kungen und durch andere Einwirkungen hervorgerufenen 
Anderungen der Leitungsimpedanz. Ein besonderer Gene- 
rator, der durch einen aus dem Netz gespeisten Motor ange- 
trieben wird, erzeugt die erforderliche Leistung. Im Falle 
‚einer Störung übernimmt selbsttätig ein an der Stationsbat- 
terie liegender Motor den Antrieb des Generators. Treten 
jauf den unbesetzten, aus den Stromwandlern gespeisten Ver- 
‚stärkerstationen Unregelmäßigkeiten auf, so werden diese 
jautomatisch den Hauptämtern angezeigt. 
Wenn auch Einzelheiten über die Durchführung dieser 
Signslisierung nicht mitgeteilt werden, so ist doch anzuneh- 
men, daß sie in ähnlicher Weise arbeitet wie bereits früher 
bei Breitbandkabeln, die gleichzeitig Fernseh- und Fern- 
sprechzwecken dienten. Hier wurde zur Erfüllung der Sig- 
ralisierungs- und Steueraufgaben eine besondere Steuerfre- 
auenz von 5 kHz übertragen, die ebenso wie die zur Spei- 
sung der Verstärker dienenden 50 Hz durch Weichen von dem 
hochfrequenten Band getrennt wurde. 

Uber die wirtschaftliche Bedeutung des geschilderten Ver- 
fahrens besteht kein Zweifel, da man für die Aufstellung 
der unbesetzten Verstärkerämter von den örtlichen Verhält- 
nissen unabhängig und nur für die Hauptämter an Ortschaf- 
ten gebunden ist. Die Kabeltrasse kann also die kürzeste 
Verbindungslinie zwischen den Hauptämtern sein. Eine nach 
diesen Gesichtspunkten erstellte Breitbandkabel-Verbindung, 


bei der also die unbesetzten Verstärkerämter über die Leiter 
der koaxialen Kabel gespeist werden, ist kürzlich von der 
Standard Telephone and Cable Ltd. in Betrieb genommen 
worden!. Fra 


Werkstatt und Baustoffe 
l DK 621.315.618.9 (73) 
Amerikanische Kunststoffentwicklung im Jahre 1949. [Nach 
G. M. Kline: Kunststoffe 40 (1950) S. 59; 3. S] 

Die Kunststofferzeugung ist in den USA von etwa 
110000 t im Jahre 1939 innerhalb von 10 Jahren auf das 
fünffahe gestiegen. Von den vom Verfasser erwähnten 
neuen Kunststoffen sind einige auch für die Elektrotechnik 
von Bedeutung, z. B. solche auf Styrolbasis für Akkumu- 
latorenkästen und Gehäuse von Rundfunkgeräten, Silikon- 
harze für wärmefeste Lackierungen und Polyesterharze für 
Preßteile hoher dielektrischer Güte, Lichtbogensicherheit, 
Formbeständigkeit und geringer Wasseraufnahme, die sich 
weitgehend in der Elektrotechnik eingeführt haben sollen. 

In der Verarbeitung härtbarer Harze ist einer der we- 
sentlichsten Fortschritte das Pressen bei niedrigem Druck 
(Niederdruc-Preßverfahren). Seine Einführung wird durch 
Anwendung besonderer (modifizierter) Harze, die geringe 
Preßdrücke verlangen, und durch Vorwärmung der Preß- 
masse (z. B. mittels Hochfrequenz) ermöglicht. Dadurch 
lassen sih auch große Teile, z. B. Gehäuse für Fernseh- 
empfänger, rasch und billig in einem Stück ohne viel Nach- 
bearbeitung herstellen. Der Verfasser gibt für ein solches 
Gehäuse mit den Abmessungen von etwa 81 zu 42 zu 45 cm 
im Gewicht von 16 kg, das aus einer Phenolharz-Preßmasse 
hergestellt wird, eine Preßzeit von nur 6 min bei einem 
Preßdruck von 2000 t an. 

Die Ausweitung der Anwendung von Kunststoffen er- 
streckt sich in den USA vor allem auf das Bauwesen, den 
chemishen Apparatebau, auf Verpackungen und Dekora- 
tionen. Innerhalb der Elektrotechnik scheinen sich weitere 
Anwendungen für größere Bauteile (Gehäuse) zu ergeben, 
deren Herstellung im Niederdruck-Preßverfahren billiger 
wird als bei Verwendung von Holz oder Metallen. Kry 


DK 621.315.616.9 : 621.923 


Flammpolieren von Kunststoffen. [Nah K. Krekeler: 
Kunststoffe 40 (1950) S. 194; 1 S., 2 B.] | 

Haben thermoplastische Kunststoffe ihre Durchsichtigkeit 
verloren, mußte man sie bisher schleifen, polieren oder 
schwabbeln, um die Oberfläche wieder zu glätten. Das ist 
schneller und billiger mit einer Sauerstoff-Azethylenflamme 
zu erreichen. Sie erweicht die Oberfläche des Thermoplastes, 
die sih dann unter dem Einfluß der Oberflächenspannung 
vollkommen glättet, Das polierte Werkstück wird sofort in 
Wasser getaucht, damit die Kanten sich durch die Flammen 
nicht verformen. Zweckmäßig verwendet man eine kleine 
Brennerspitze, 5..6 cm Abstand des Brenners vom Werk- 
stück und eine stark oxydierende Flamme. Ist die Werk- 
stückoberfläche mechanisch gut vorbearbeitet, z. B. geschabt, 
erreicht man mit einem Arbeitsgang eine gute Durchsicht. 
Bei größerer Oberfläche wiederholt man das Flammpolieren. 
Der Verfasser zeigt die Erfolge seines Verfahrens an meh- 
reren abgebildeten Probekörpern aus Plexisglas. BV 


DK 621.315.612.4 : 537.228.1 


Erdalkalititanate als Dielektrika und eine neue Gruppe von 
Seignette-Elektrika. [Nah W. M. H. Schulze: Elektro- 
techn. 3 (1949) S. 365; 8 S., 20 B.] 

Die während des Krieges in USA und England als Kon- 
densator-Dielektrika verwendeten Keramiken aus Titan- 
säureverbindungen des Calciums, Strontiums und Bariums 
zeigen ein von der analogen Magnesiumverbindung völlig ab- 
weichendes dielektrishes Verhalten. Die auch bei uns 
schon bekannten Mg TiOs-Keramiken (Tempa S, Diacond) 
besitzen im Vergleich zu den TiOs-Keramiken (Kerafar, Kon- 
densa) nur relativ niedrige DK-Werte von rd. 13..15 mit 
einem schwach positiven Temperaturkoeffizienten. Dagegen 
erreichen die neuen Ca TiOs- und Sr TiOs-Keramiken bei 
gleichem Verlustwinkelniveau DK-Werte von etwa dem, 
1,5... 2,5fachen des normalen Wertes der üblichen TiOs-Kera- 
miken, wobei sie ebenfalls negative Temperaturkoeffizienten 
und zwar noch stärker negative als beim TiOg aufweisen. 


1 Electr. Commun. 26 (1949) Nr. 4 


502 


Die Ba TiOs-Keramiken schließlich zeigen noch ganz wesent- 
lid — bis zu 1...2 Größenordnungen — höhere DK-Werte 
bei allerdings beträchtlich erhöhten dielektrischen Verlusten. 
Der Temperaturkoeffizient ist im Temperaturbereih + 10 
bis 70 °C schwach negativ. Dies beruht auf einem völlig 
andersartigen Temperaturverlauf der DK beim BaTiOz mit 


einem stark ausgeprägten Maximum bei rd. 120 °C. Diese 


auch an Mischkristallkeramiken von Barium- und Strontium- 
titanat beobachteten DK-Anomalien hängen eng mit anderen 
seignette-elektrischen Erscheinungen zusammen, die bei allen 
BaTiO; enthaltenden Keramiken unterhalb ihres Curie- 
punktes beobachtet werden. Er liegt beim reinen BaTiOs 
bei etwa 120 °C und rührt anscheinend von einer Gitterände- 
rung der einzelnen BaTiOgs-Kristalle her. Bei Mischkristal- 
len mit SrTiOs verlagert er sich mit steigendem Anteil an 
SrTiO gesetzmäßig zu immer niederen Temperaturen. Die 
BaTiOs-Keramiken zeigen daher auch starke Piezoeffekte. 
Stärker noch als bei diesen kristallinen Keramiken mit regel- 
losem, unorientiertem Kristallgefüge sind die Piezoeffekte 
bei Einzelkristallen ausgeprägt, die man aus ternären 
Schmelzen von Titandioxyd und Erdalkali- sowie Alkali- 
Karbonaten züchten konnte. An solden Einzelkristallen 
konnten Piezomoduln erhalten werden, die noh um eine 
Zehnerpotenz höher als die von Seignettesalz liegen, so daß 
diese Kristalle für die Filtertechnik u. dgl. wichtig zu werden 
versprechen. Die Hauptbedeutung des BaTiOs liegt genau 
wie die der anderen Erdalkalititanate jedoch im Kondensa- 
torbau, Die für manche Zwecke störenden hohen Verluste 
wie auch die seignetteelektrischen Hysteresiserscheinungen 
beim reinen BaTiO, können durch Verwendung von Ba/Sr 
TiOs-Mischkristallen in geeignetem Komponentenverhältnis 
vermieden und herabgesetzt werden, so daß derartige Misch- 
keramiken als Kondensator-Dielektrika vor allem auch in 
der Ultrakurzwellentechnik wichtig sind. Ab 


DK 621.315.615.2 : 620.193.918 
Bewertung der Alterungsbeständigkeit und der Mischbarkeit 
von Mineralölen durch die Neutralisationszahl. [Nach L. S t a- 
nislavlievice: Schweizer Arch. angew. Wiss. Techn. 
16 (1950) S. 9; 13 S., 31 B.] 7 

Für die Beurteilung der Isolieröle im Betrieb wurden die 
Prüfverfahren der künstlichen Alterung wichtig. So ermittelt 
das als Straßburger Methode bekannte Prüfverfahren von 
Weiss u. Selomon die Neigung der Mineralöle, feste 
Ausscheidungen zu bilden; daneben kann auch die Neutrali- 
sationszahl (Nz) zur Beurteilung herangezogen werden. 

An 10 Neuölen, deren chemische Prüfdaten bekannt sind, 
erprobt der Verfasser die Straßburger Methode und stellt 
die festen Ausscheidungen und die Nz während der Alterung 
fest. In 10 Abbildungen werden diese beiden Werte in Ab- 
hängigkeit von der Alterungszeit aufgetragen. Die Auswer- 
tung der Abbildungen ergibt eine genügend genaue Über- 
einstimmung der Nz mit den festen Ausscheidungen. Daraus 
wird gefolgert, daß die Nz als Merkmal der Alterungsbestän- 
digkeit von Isolierölen im Betrieb verwendet werden kann. 
Sie ist besonders geeignet, Vergleiche zwischen mehreren 
Olen anzustellen, also Aufschluß zu geben über den abso- 
luten Wert eines Dles. 

Weiter wird untersucht, ob das Nz-Verfahren vereinfacht 
oder die Fehler erfaßt werden können, die sich bei geänder- 
ten Arbeitsbedingungen ergeben. Das Verfahren wird nach 
7 verschiedenen Arten abgeändert, wobei besonders der Be- 
schleuniger und die Dlmenge geändert werden. Die Vor- 
aänge hängen nicht allein von der Temperatur und dem Ver- 
haltnis zwischen Ulmenge und Berührungsfläche des Be- 
schleunigers ab, sondern auch davon, wie der Beschleuniaer 
im Ol verteilt ist und wie das DI im Gefäß während der Er- 
hitzunq zirkuliert. Die Arbeitsbedinaunaen haben also einen 
deutl'chen Einfluß auf die erzielten Werte, und zwar weniger 
auf die Nz als auf die Menae der festen Ausscheidungen. 
Die Nz hat sich als besseres Kriterium für die Alterung als 
die Menae der festen Ausscheidunaen herausaestellt. Als 
beste Arbeitsbedinaung wird aefunden: Straßburaer Me- 
thode 200 h bei 115 °C mit Kupferbeschleuniger (elektrolyti- 
scher Kupferdraht 0,9 mm Dmr. und 32 cm lang, zu einer 
Spirale von 16 mm Höhe aeboaen). Ein DI ist dann brauc- 
bar, wenn es, nach dieser Methode behandelt, keine höhere 
Nz aufweist als 1,5 mg KOH g DI. Dieser Wert gilt auch für 
gebrauchte Ole. 

In einem zweiten Abschnitt wird dann die Mischbarkeit 
der Mineralöle untersucht. Es zeiat sich, daß 17 von 18 Mi- 
schuncen durchwea eine bessere Alterunasbeständiakeit ha- 
ben als die schlechteste Komponente. Neben der Straßburaer 
Methode wird auch die Nz zur Beurteilung der Mischbarkeit 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September 195 


herangezogen, da ihr nach den Untersuchungen im erstez 
Abschnitt praktische Bedeutung zukommt. Die Übereinstin- 
mung der Ergebnisse beider Verfahren ist zufriedenstelie:i 
und die Nz kann damit auch zur Beurteilung der Mischkir- 
keit von Olen herangezogen werden. Für den Betrieb s:n} 
jedoch nur solhe Mischungsverhältnisse zu empfehlen, de- 
ren Kurven eine Mittelstellung zwischen denen der Bestaxi- 
teile einnehmen. 

Zu den Untersuchungen muß bemerkt werden, daß b:. 
uns in Deutschland eine ähnliche Alterungsprüfung wie d. 
Straßburger Methode angewendet wird, nämlich die kus:: 
liche Alterung nah Baader. Hier nimmt man allerdırs } 
die Verseifungszahl und nicht die Nz zur Beurteilung i-: 
Ole. Die Baadermethode kommt nach vergleichenden Unte: 
suchungen der Alterung im Betrieb am nächsten und s 
scheint auch dem Referenten schärfer zu sein, da die nà 
zugelassene Verseifungszahl von 0,3 ein weit schärlersi 
Kriterium als die Nz von 1,5 darstellt. Trotzdem ist die ne.: 
Methode einiger Betrachtungen und Nachprüfungen wert 

Wå 


DK 49.8 
Herstellung von Massenartikeln aus Stahl auf dem Sinter; 
wege. [Nach Iron Age 1949; Comstock u. Mitarb. S 7, 
Ensingen S. 76; Roberts u. Grobe S. 78; Sterr] 
S. 8il; Bradley S. 86.] 

In einer Artikelserie in der amerikanischen Zeitsdt::t' 
The Iron Age ist jetzt über die amerikanische Massenherste. ' 
lung fertiger Stahlteile auf dem Sinterwege erschöpfend ^- 
richtet worden. Während man in Deutschland und den {'‘ 
schon früh und ausgiebig die Porosität von gesinterten Te. 
ausgenutzt hat und z. B. Lager und Filter auf diese Weise he- 
stellte, werden in den USA seit einigen Jahren auch Masse: 
artikel aus Sintereisen und Sinterstahl in Großproduktion ur 
fertigt, obwohl die mechanischen Gebrauchseigenschaften c?’ 
Sinterteile wegen der Porosität eher schlechter als nad d:: 
bisher üblichen Schmelzherstellung sind. In der Fahrzeugina. 
strie, bei Nähmaschinen, Uhren usw. werden die verscies+:- 
sten Stahlteile durch Pressen und Sintern von Pulver heto®- 
stellt, außerdem Tür- und Fensterbeschläge, Kolbenrin:rv 
Zahnräder, Waffenteile usw. Selbst bei den Einrichtungen zt‘ 
Ausnutzung der Atomenergie und zur Herstellung von Aum- 
bomben haben pulvermetallurgisch hergestellte Teile Beċevu- 
tung gewonnen, wie Comstock und Mitarbeiter jet èi- 
deuten. Maßgebend für diese fundamentale Umstellung de! 
amerikanischen Stahlindustrie ist ausschließlich die w: 
schaftliche Seite, da sich gezeigt hat, daß unter den W:r- 
schaftsbedingungen der USA die mit viel größerer Maßh2.- 
tigkeit mögliche Sinterherstellung fertiger Teile billiger :* 
als der bisherige Weg, wo geschmolzener und geschm:ece':! 
Stahl durch spanabhebende Bearbeitungsmethoden (Dren" 
Fräsen, Bohren, Hobeln usw.) zu Gebrauchsgegenstän::: 
und anderen Fertigteilen geformt werden mußte. Nadh R°: 
berts und Grobe (Iron Age vom 31. 3. 1949) ist man je‘? 
auch dazu übergegangen, legierte Stahlteile (Werkzeuc®‘:: 
und nichtrostende Stähle) auf diesem Wege herzusie..: 
Obwohl der zugehörige Stahl erst geschmolzen und : 
schmelzflüssige Legierung dann zu Pulver zerstäubt w- 
werden die Mehrkosten bei der Pulverherstellung durd €: 
Einsparen von Fertigbearbeitungskosten mehr als au::* 
glichen. 

Da, wie bereits erwähnt, die mechanischen Eigensc.'':? 
(Zugfestigkeit, Dehnung und vor allem die Schlagem?: -~ 
lichkeit) des Sinterstahls denjenigen des geschmoize®°” 
Stahls unterlegen sind, ist man in neuerer Zeit bestrebt. c >? 
Eigenschaften auch beim Sinterstahl zu verbessern. We’’v ” 
Hinweise dazu gibt besonders Stern. Man steicert c ©" 
wähnten mechanischen Eigenschaften 1. durch das sog i` 
pelpreß- und Doppelsinterverfahren, und zwar über € °' 
Steigerung der Dichte auf Kosten des Porenraumes. -° 
Teile werden auf eine Vorform gepreßt, die der Fer :::” 
schon weitgehend ähnlich ist, danach gesintert, emei! 7 
starkem Druck durch Pressen weiter verdichtet und 2°” 
sintert. 2. Bestimmte Legierungszusätze, vor ailen DT"? 
Kupfer bis zu einem Gehalt von 5°e, haben in starkem No’ 
wertesteigernd gewirkt. 3. Durch Härtungasveriahren 3°" 


- 


lich denen bei geschmolzenen Stählen erreicht man e.na 1 
stiakeits- und Härtesteigerung. Dabei kann man avh ct. * 
Zementieren oder Nitrieren die Oberfläche hä-en De \.- 
nahme 3 setzt die Dehnung zum Teil sehr stark herab 
Diese Hinweise mögen qenücen, um einen Enh œ 3 
einen bedeutenden Wirtschaftszweig der USA ru ae“ D" 
Möglichkeiten für eine solche Fertigung in anderen Lèr ters 


1 m i E 


15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 1 


503 


insonderheit in Deutschland, sind im Augenblick noch nicht 
voll zu übersehen. Die Bilanz — Amortisation der hohen 
pulvermetallurgischen Anlagekosten und niedriger Preis für 
geschmolzenen und geschmiedeten Stahl auf der einen Seite, 
Ersparnis an Bearbeitungskosten auf der anderen Seite — 
scheint noch sehr unsicher zu sein. Fbch 


Verschiedenes 
DK 534.321.9 : 538.652 
Empfindlichkeit, Dämpfung und Frequenz bei ferromagneti- 
schen Längsschwingern für Ultraschall. [Nah E. Furbach 
u.P.Rieckmann: Feinwerktecn. 54 (1950) S. 73; 4 S., 
9 B.] 

Magnetostriktive Schallgeber, wie sie zur Erzeugung von 
Ultraschall bis zu Frequenzen von etwa 0,2 MHz verwendet 
werden, nützen die Tatsache aus, daß ein magnetisches (Wech- 
sel-) Feld in ferromagnetischen Stoffen elastische (Wechsel-) 
Spannungen und entsprechende Formänderungen hervorruft; 
die Schallgeber bestehen praktisch aus einem Blechpaket im 
Felde einer Spule, die von einem vormagnetisierenden Gleich- 
strom und einem überlagerten, die Schwingungen erregen- 
den Wechselstrom durchflossen wird. Für die Eignung der 
Blehe bzw. des Werkstoffes ist die Größe der elastischen 
Spannungsänderung für eine gegebene magnetische Feldän- 
derung (oder umgekehrt) — die „Empfindlichkeit”' — und 
das Ausmaß der im Blech auftretenden Dämpfungsverluste 
wesentlich. 

Diese Größen werden in einer Anordnung gemessen, 
bei der eine Blechprobe mechanisch durch eine vorgeschnellte 
Kugel angestoßen und über einen Oszillographen die (ver- 
stärkte) Wechselspannung aufgezeichnet wird, die das sich 
mit den elastischen Schwingungen ändernde Magnetfeld in 
einer Spule um den Prüfling induziert. Die mechanische Er- 
regung erspart hierbei eine elektrische Abschirmung des 
Empfängers. Mit einem stimmgabelgesteuerten stroboskopi- 
shen Zeitschreiber wird die Eigenfrequenz des Bleches er- 
mittelt. Es ergeben sich Kurvenzüge gedämpfter Schwingun- 
gen, aus deren Verlauf die Dämpfung und aus deren Ampli- 
tude die Empfindlichkeit bestimmt werden kann. Die so er- 
mittelte Abhängigkeit der Empfindlichkeit, Dämpfung und 
Eigenfrequenz von der Vormagnetisierung zeigt im wesent- 
lichen ein Maximum der ersten beiden Größen und ein Mi- 
nimum der dritten bei einer Vormagnetisierung, die der 
steilsten Stelle der jungfräulichen Magnetisierungskurve der 
Probe entspricht. Die Dämpfung hängt im übrigen von der 
Blehdicke (Wirbelströme) und der Vorbehandlung (Härte, 
innere Reibung) ab; der Anteil durch Schallabstrahlung in 
die Luft wird vernachlässigt, was hier angesichts der hohen 
Eigendämpfung wohl zulässig ist. 

Die ermittelten Werte sind zwar keine allgemeingülti- 
gen Materialkonstanten, sondern in mehr oder minder star- 
kem Maß von der Probeform, Spulenanordnung usw. abhän- 
gig; für die Zwecke der Praxis braucht dies jedoch kein Nach- 
teil zu sein. ` Sd 


DK 621.3.017.71 
Temperaturverlauf in elektrish erwärmten inhomogenen 
Körpern. [Nach W. F. Kuss y: Elektrotechn., Bin. 3 (1949) 
S. 323; 4 S., 7 B] 

Am Beispiel von Widerstandsrollen (auf Isolierzylin- 
der gewickelter Draht) wird ein Verfahren entwickelt, mit 
dem die Grenzbelastbarkeit qeqebener Anordnungen für 
verschiedene Verhältnisse aus relativ wenigen Messungen 
bestimmt werden kann. Unter zum Teil stark vereinfachen- 
den Annahmen (z. B. Vernachlässigung der Strahlung bis 
zu 800 °C) werden zunächst die bekannten Betrachtungen 
über den Erwärmungsverlauf eines inhomogenen Körpers 
mit heizenden und aeheizten Teilen wiedergegeben. Es fol- 
qen Formeln für kurzzeitige Belastbarkeit, wobei qerad- 
liniger Verlauf der Erwärmungskurve angenommen ist. 
Dann bestätigt der Verfasser die Erfahrung, daß bei gleich 
dichter Bewickelung und gleichen Kühlungsverhältnissen 
nur die spezifische Oberflächenbelastung der Wicklung für 
die Erwärmung maßgebend ist. Ein Vergleich mit bekannt 
gewordenen früheren Berechnungen, Messungen und Er- 
fahrungswerten! wird nicht durchgeführt. 

Um bei gegebener Stromstärke und zugelassener Über- 
temperatur die Belastungs-Grenzzeiten zu ermitteln, sind 
an der betr. Anordnung einige Messungen der erreichten 


Vgl z. B. ETZ 48 11927) S. 1111; ETZ 56 (11935) S. 1143; R7 
Seidener: Starkstromtedhnik, 


iha- 


Endtemperaturen und der Erwärmungszeiten bis zum Er- 
reichen einer bestimmten Temperatur durchzuführen, je- 
weils bei verschiedenen Stromstärken und Drahtdurd- 
messern. Hieraus werden dann Kurven aufgetragen, aus 
denen man die qewünschten Werte entnehmen kann. Die 
im Koordinatenblatt der Belastbarkeitszeit abhängig von 
der Stromstärke bei verschiedenen Drahtdurchmessern er- 
haltenen Grenzkurven („Grenzbelastbarkeiten“) haben je 
nach der Anordnung typische Funktionsverläufe, Der Ver- 
fasser erhält gute Übereinstimmung mit durchgeführten 
Kontrollmessungen. FM 


i DK 061. VDI : 174 

VDI-Tagung: Über die Verantwortung des Ingenieurs. — 
Ob die heutige Krise eine der Technik oder eine allgemeine 
der Gesellschaft ist, ob sie vom Menschen oder von der Tech- 
nik ausgegangen ist — die Tatsache eines viel zu stark ra- 
tionalisierten Lebens sollte zuerst den Ingenieur alarmie- 
ren; denn er wird gewiß für manches verantwortlich sein 
und auch Schäden am ehesten abstellen können. Der Verein 
Deutscher Ingenieure hat durch eine Sondertagung mit unge- 
wöhnlichem Thema einen neuartigen Weg beschritten, dem 
Ingenieur die Weite seiner allgemein menschlichen Verant- 
wortung zu zeigen. Am 16. und 17. Mai stellten bekannte 
Fachleute vor rund 300 Teilnehmern ihre Auffassungen in 
Kassel zur Aussprache. 

A. Zeddies, Homburg v. d. H., führte mit seinem 
Thema „Verantwortung als Wesenszug des Menschen” an 
die Problematik heran, indem er die Verantwortung in der 
Fähigkeit des Menschen begründete, von der Natur Ab- 
stand zu nehmen. Die Vernichtung der Erfindungspläne eines 
Unterseebootes durh Leonardo da Vinci aus dessen 
besonderem Verantwortungsgefühl heraus offenbarte, wie 
eng der heutige Forscher seine Verantwortung sieht, der 
nur noch für die Wahrhaftigkeit seiner Aussage und die Rich- 
tigkeit seiner Erfindung einstehen will. 

P. Koeßler, Braunschweig, reihte in seinem Vortrage 
„Technik zwischen Natur und Geisteswissenschaften“ die 
Technik in den ihr gebührenden Platz ein. Die Grundzüge 
des menschlichen Strebens, das Wissenwollen, das Ord- 
nungsuchen und das Formschaffen wurden auch zum Aus- 
gangspunkt der Technik. Erste Aufgabe war die Beschaffung 
des Notwendigen, dann kam das Streben nach Bequemlich- 
keit und schließlich die Verschönerung des Daseins mit ihrer 
Fülle des Überflüssigen. Dabei berührte der Redner auch 
zeitnahe Fragen, wie die Vergötzung und Dämonisierung 
der Technik. 

W. Zeller, Stuttgart, behandelte „Die soziale Ver- 
pflichtung des Ingenieurs” und enthüllte dessen Doppelauf- 
gabe, durch rationale Maßnahmen den Arbeiter da zu 
lenken, wo er den Weg aus der Vermassung selbst nicht 
finden kann, dann auch durch Beachtung irrationaler Zu- 
sammenhänge — Betriebsseelsorge, Volkshochschulen — die 
Spannung zwischen reiner Rationalität und Menschentum 
von innen her zu lösen. Ausschließliche Bandarbeit sei auf 
die Dauer nidıt ohne seelischen Schaden zu verrichten. 

Während so der Redner versuchte, für die Technik We- 
ge zu finden, die eine Aushöhlung des inneren Men- 
schen verhindern, untersuchte E. Sörensen, Augsburg, 
in „Technik und Masse“ die sichtbar gewordenen Nadh- 
teile der Massenfertigung. Er bejahte zwar für viele Pro- 
dukte ihre Notwendigkeit, riet aber, neue Massenfertigung 
nur mit allergrößter Vorsicht einzurichten. Man müsse zu 
einer Aussprache mit der Konkurrenz kommen und solche 
Gespräche auch auf das Ausland und über die ganze Welt aus- 
dehnen. ‚Technik kann und darf nicht abgestoppt werden, 
muß aber aus ihrer Entwicklungsrichtung in die Massenfer- 
tigung hinein gelöst und in neue Bahnen gelenkt werden. 

Den „Einfluß der Technik auf das Zusammenleben der 
Völker“ besprah A.Büchi, Wintherthur/Schweiz. Die Ver- 
vollkommnung technischer Gebiete durch die Vorsorge ge- 
gen kriegerische Verwicklungen sei unverkennbar. Miß- 
brauch der Technik müsse aber durch gründlichere ethische 
Belehrung überwunden werden. J. Witthoff, Essen, 
wünschte in seinem Vortrag „Der Ingenieur als Wirtschaf- 
ter“ das Verantwortungsgefühl mehr auf das kostenmäßige 
Denken hinzurichten. Schließlich betonte unter dem Thema 
„Grenzen der Normung” O. Kienzle, Hannover, die Ir- 
rigkeit der Meinung, man müsse möglichst viel und weit- 
gehend normen. Vielmehr seien bezüglich des Personenkrei- 
ses, des geographischen und des sachlichen Bereiches Gren- 
zen zu setzen, und auch die Zeitdauer sei festzulegen. 


504 


Beachtung fand die sowohl von Tagungsrednern wie in 
der lebhaften Aussprache geäußerte Ansicht, die Erhaltung 
des Lebensstandards dürfe nicht das A und O der Technik 
sein. Der Weg in den Unsinn sei es, wenn Technik nicht nur 
Bedürfnisse befriedige, sondern bewußt darauf aus sei, sie zu 
wecken, um sie hernach zu befriedigen. Die moderne Pro- 
paganda solle dafür eingesetzt werden, praktische Lebens- 
weisheiten zu verbreiten, die Gesinnung zu wandeln und 
die beängstigende Dynamik der Technik zu mindern. 

Den weihevollen Abschluß der Tagung vollzog der Ku- 
rator des VDI, Prof. Dr.-Ing. R. Plank, Karlsruhe, indem 
er sechs Sätze vorlas, die den Ingenieuren als Leitstern für 
ihr Schaffen dienen sollen und in Zukunft allen in den VDI 
eintretenden Ingenieuren übergeben werden: 


Bekenntnis des Ingenieurs 

Der Ingenieur übe seinen Beruf aus in Ehrfurcht vor den Werten 
jenseits von Wissen und Erkennen und in Demut vor der Allmakdht, 
die über seinem Erdendasein waltet. 

Der Ingenieur stelle seine Berufsarbeit in den Dienst der Mensch- 
heit und wahre im Beruf die gleichen Grundsätze der Ehrenhaftigkeit, 
Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, die für alle Menschen Gesetz sind. 

Der Ingenieur arbeite in der Achtung vor der Würde des mensch- 
lichen Lebens und in der Erfüllung des Dienstes an seinem Nächsten, 
ohne Unterschied von Herkunft, sozialer Stellung und Weltanschauung. 

Der Ingenieur beuge sih nicht denen, die das Recht eines Men- 
schen gering achten und das Wesen der Technık mißbrauchen; er sei 
ein treuer Mitarbeiter an der menschlichen Gesittung und Kultur. 

Der Ingenieur sei immer bestrebt, an sinnvoller Entwicklung der 
Technik mit seinen Berufskollegen zusammenzuarbeiten; er achte de- 
ren Tätigkeit so, wie er für sein eigenes Schaffen gerechte Wertung 
erwartet. 

Der Ingenieur setze die Ehre seines Berufsstandes über wirtschaft- 
lichen Vorteil; er trachte danach, daß sein Beruf in allen Kreisen des 
Volkes die Achtung und Anerkennung finde, die ihm zukommt, 


K.Schultze 


DK 639.2.061.4 : 621.3 
Elektrotechnische Neuerungen auf der Deutschen Pischerel- 
messe 1950 in Bremerhaven. — Die erste deutsche Messe 
dieser Art nach dem Kriege (20. bis 31. 5. 50) in der bedeu- 
tendsten Fischerei-Hafenstadt Deutschlands zeigte alles, was 
Fischerei- und Fischverarbeitungsbetriebe sowie die Schiff- 
fahrt benötigen. Vom kleinsten Angelhaken bis zum größten 
seetüchtigen Fischdampfer war alles zu besichtigen. Einen 
großen Raum nahmen technische und besonders elektrotech- 
nische Einrichtungen ein. Erstmalig wurde ein im Kartenhaus 
jeden Küstenfahrzeuges leicht unterzubringender Richtungs- 
sucher zum Anpeilen von Peilstationen gezeigt. Ein um den 
Empfangsapparat selbst drehbarer Flachrahmen ersetzt den 
bekannten Drehrahmen auf Deck. Die deutsche Funkindu- 
strie zeigte eine Funktelephon-Sender- und Empfängerein- 
heit für Schiffe aller Art. Neu ist auch eine Goniometer- 
Funkpeilanlage mit fester Kreuzrahmenantenne. Die Ridh- 
tung der zu empfangenden Funkwellen wird mit dem Go- 
niometer in gleicher Weise bestimmt wie mit einem Dreh- 
rahmen. Durch die Möglichkeit, der Rahmenfläche für dies 
Gerät die qünstigste Größe zu geben, was bei einem Dreh- 
rahmen nidıt ohne weiteres möglich ist, wird die Peil- 
schärfe stark erhöht; zudem ist der Umfang, Einbau und Be- 
trieb einfacher. Neu war ein Magnet-Mutterkompaß mit 3...5 
Tochterkompassen. Die jeweilige Stellung des Mutterkom- 
passes wird photoelektrisch unter Zwischenschaltung von 
Verstärkereinrichtungen und eines Öszillators auf die Toch- 
terkompasse übertragen. 

Besondere Aufmerksamkeit verdienten die Einrichtun- 
aen für elektroakustische Fischortung. Da ist zunächst das 
Echolot, dessen Einrichtung alt und bekannt ist; neu war 
aber der Einsatz für die Fischortunga nun auch in Deutsch- 
land, nachdem die Empfindlichkeit der Apparatur wesent- 
lich verbessert und ein schreibendes Echolot und eine so- 
genannte „Fischlupe“ (direkt anzeigend) entwickelt wor- 
den sind, Während das schreibende Echolot bereits im Aus- 
lande verwendet wird, ist die Fischlupe! neu und durch 
viele deutsche Patente geschützt. Das schreibende Gerät 
zeichnet ein Echogqramm des Meeresgrundes und eines 
Fischschwarmes, wenn sich ein solcher unter dem Schiff 
befindet. Entfernungen und auch die Mäkhtigkeit eines 
Fischschwarmes sind zu erkennen. Verschieden einstellbare 
Meßbereiche können die Empfindlichkeit beim Suchen ge- 
Tingerer Tiefen steigern. Für das Schreibverfahren wird 
ein Papier mit elektrischer Leitfähigkeit verwendet. Der 
Echoimpuls löst einen Funken aus von einem Schreibstift, 
der laufend über das Papier fährt, wodurch an einer der 


? ETZ 71 (1950) H. 89. S. 223. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September tx 


Tiefe entsprechenden Stelle eine Schwärzung eintritt. De 
Vorteil des Echographen ist das laufende Aufzeichnen c- 
Echogramms, ohne daß dauernde Beobachtung notwendig :s 
Erfahrungen haben die Braucbarkeit des Gerätes erwies- 

Außer der Tiefenortung ist auch Horizontalortung a: 
viele Meilen möglich, deren Anwendung für die deutst: 
Hochseefischerei größte Bedeutung hätte, aber nod n:r 
gestattet ist. 

Als weitere Neuheit wurde ein Faßdeckel-Bescar:*:' 
für große eingebrannte Lettern gezeigt. Der Rotgußstenz. 
wird, in 3 Stufen schaltbar, mit etwa 4 kW bei 24 V elä- 
trisch geheizt. Die Leistung beträgt 350 ... 400 Deckelh. 

Die Akku-Industrie garantiert neuerdings 18 Monċ: 
Haltbarkeit bei Akkus für Kraftfahrzeuge (bisher nur 6 Mo- 
nate). Durch die Entwicklung von Kunststoff-Isolierzwisce:- 
platten (mikroporös) und durch Verstärkung der positiv. 
Platten um 0,2 mm ist diese beachtliche Verlängerung iv 
Lebensdauer erzielt worden. Eine Kleinstplattenbatterie f: 
6 V hat eine Größe von nur % der bekannten Flachbatte:.: 
mit 45 V für Taschenlampen. Die Spannung der neuen ®&:- 
terie, die im Laufe dieses Sommers noch auf dem Markt ::- 
scheinen soll, erreicht erst nach 8stündigem Normalbetr:: 
50 % der Nennspannung, während dies bei den bisher te 
kannten Batterien bereits nach 3h eintritt. Der Preis dz 
Batterie ist allerdings doppelt so hoch. 

Die auf der Messe vertretenen Spezial-Industriebetr:e- 
für Schiffahrt, Fischfang, Fischverarbeitung und Lagern, 
zeigten erstmals ihre Erzeugnisse, die erkennen lassen, da 
gerade auf dem Gebiet der Elektrogeräte bald ein sid 1: 
internationalen Entwicklung angleichender Zustand erte: 
sein wird. 

Daß das Institut für Netz- und Materialforschung ei? 
auch mit der Elektrofischerei im Meer befaßt, sei nod :: 


'benbei erwähnt. Während in Flüssen und kleinen Gew 


sern mit Hilfe von elektrischem Strom die Fische aus ihrer 
Versteck in Richtung auf die Anode hervorgezogen werde: 
können und in eine Art Starrkrampf verfallen, sobald sie :: 
ein Spannungsfeld mit qenügender Potentialdifferenz koz 
men, ist diese Methode bei der großen Leitfähigkeit čes 
Meerwassers nicht ohne weiteres anwendbar. Man verst: 
jedoch neuerdings durch Auswahl physiologisch beson.” 
wirksamer elektrischer Stromstöße dieser Scdhwierigke.':: 
Herr zu werden. Wegen:! 


Kurznachrichten 


Technischer Auskunftsdienst. — Das Patentamt Berlin SW $!. 
Gitschinerstr. 97—103 (amer. Sektor), hat einen „Auskutt!- 
dienst über den Stand der Technik" eingerichtet, der izter 
essenten auf Anfrage einen Überblick über das verste: 
was auf irgend einem Gebiet der Technik veröffentlicht wc" 
den ist. Diesem Dienst steht eine große Zahl technisd.:: 
Schrifttums zur Verfügung und er besitzt die Literatur?:r 
weise zu mehreren hunderttausend Patenten. Die Anfrzı” 
werden von Beamten des höheren Dienstes mit techn:sc:- 
Spezialkenntnissen und Erfahrungen aus dem _frub-: 
Reichspatentamt bearbeitet und dritten Personen gegenu? 
geheim gehalten. E 


Verbesserte Stromversorgung für Rügen. — Kürzlich wui 
eine neue 50 kV-Leitung von dem neuerbauten Umspannwe' 
des Energiebezirks Nord in Stralsund nach der Insel Ru:: 
in Betrieb genommen!. Damit wird die Stromversorguna ¿~ 
Insel Rügen wesentlich verbessert. Außerdem wurde e:° 
100 kV-Leitung von Greifswald nach Stralsund eingesc.a!': 
die innerhalb eines Jahres erbaut wurde und bis Ros’ 
weitergeleitet werden soll. i 


Lautsprecher in Stadt- und Straßenbahnen. — Lautspret-: 
im Omnibus sind bereits selbstverständlich, neuerdincs : 
scheinen sie auch in Straßen- und Vorortbahnen, z.B 7? 
Karlsruhe. Die Anlage dient zum Ausrufen der Halteste:.-" 
mit ihr lenkt der Schaffner das Aus- und Einsteigen und - 
sonstige Hinweise. Zur Unterhaltung der Fahrgäste k::' 
Rundfunk übertragen werden. Siemens & Halske bauen sci 7t 
Anlagen für 10 oder 25 W Tonfrequenzleistung, beste:e’- 
aus Brustmikrophon, Verstärker, Klein-Schallzeilen -` 
Lautsprechern und gegebenenfalls einem Autosuper. >» 
Strom liefert die Fahrleitung. nè 


t Nach Nachr. f. Außenhandel 5 (1950) S. 5. 


15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 505 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, 


Feroruf: 43157, Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


VDE Bezirk Kurpfalz 


Der bisherige „Verein Deutscher Elektrotechniker Mann- 
heim (Nordbaden) e. V.” hat durch Eintragung in das Vereins- 
register am 24. 7. 1950 seinen Namen in „Verband Deutscher 
Elektrotechniker Bezirk Kurpfalz E. V.” geändert, um nicht 
nur die Zugehörigkeit zum VDE, sondern auch den tatsächli- 
chen Wohnbezirk der Mitglieder besser zu kennzeichnen. 
Die Anschrift der Geschäftsstelle bleibt: Mannheim-Feuden- 
heim, Körnerstr. 33; auch die Kontennummern haben sich 
nicht geändert. 

Der Vorsitzende: 
Hölterhoff 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlottenburg, Bismarckstr. 33 

28. 9. 50, 18.15, Hörsaal EB 301 der T. U.: „Photozellen, Photowiderstände, 
Photoelemente, lichtelektr. Steuer- u. Regelgeräte”, Dr. Schaf- 
fernicht. 

VDE-Bezirk Niedersachsen, Hannover, Bischofsholer Damm 70 

17. bis 20. 10. 50, Kursus: „Revision elektr. Anlagen”, Prof. ‚Dr.-Ing. 
Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, N. N, 
Wuppertal (Techn. Akad. Berg. Land). 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

19. 9. 50, 19.30, Vortragssaal German. Museum: „Chemie u. Technik der 


Silikone”, Dr. Nitzsche, München. 

4. bis 7. 10. 50, 10.00, Hotel Reichshof, Johannesgasse: Kursus „Revision 
elektr. Anlagen’, Prof. Dr.-Ing. Schwenkhagen, Baurat 
Dipl.-Ing. Schnell, N.N., Wuppertal (Techn. Akad. Berg. 
Land). 

Württemberg. Ingenieurverein, Stuttgart, Kienestr. 18 

28. u. 29. 9. 50, 8.15, Landesgewerbeamt, Kienestr. 18: Tagung „Messen 
und Prüfen in der Mengenfertigung“, verbunden mit einer Aus- 
stellung und zahlr. Vorträgen. 

VDE-Bezirk Bergisch Land, Wuppertal-Elberfeld, Neumarktstr. 52 

3. 10. 50, 20.00, Aula d. Staatl. Ing.-Schule, Gartenstr.: „Eindrücke während 
einer Studienreise in den USA‘, Dir.Dipl.-Ing. Spennemann 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel 

25. bis 29. 9. 1950, tägl. 14.15: Kursus „Auswuchtprobleme”, Prof. Dr.-Ing. 
H. Fromm. 

9. bis 13. 10. 1950, Kursus: „Oberflächenschutz durch Anstrich” Prof. Dr. 
IL. Scheiber. 

16. bis 20. 10. 1950, Kursus: „MeßBkunde des Maschinenbaues’', Prof. Dr.-Ing. 
F. Schwerdtleger. 


PERSONLICHES 
Wilhelm Kösters F 


Am 28. Juli ist Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Wilhelm 
Kösters gestorben, der Präsident der Physikalisch-Tech- 
nischen Anstalt zu Braunschweig; am 25. April d. Js. hatte er 
bei guter Gesundheit seinen 74. Geburtstag feiern können. 
Mit seinem Namen sind entscheidende Fortschritte der Me- 
trologie verbunden. 
Der Bau des Kösters- 
Interferenz - Kompa- 
rators zum prakti- 
shen Anschluß der 
Längeneinheit an 
eine Lichtwellenlän- 
ge brachte zuerst der 
deutshen Industrie, 
dann der übrigen 
Welt großen prakti- 
shen Gewinn; Kö- 
sters ist es zu dan- 
ken, daß 1919 in 
Deutschland, 1931 in- 
ternational die Ju- 
stiertemperatur 20 
“C für Industriema- 
Be festgelegt wurde. 
Auf manchen physi- 
kalischen Gebieten 
hat Kösters wesent- 
lihe Arbeiten gelie- 
fert, aber sie dienten 
fast alle letzten En- 
des der einen Aufga- ° 
be, der er sein gan- 
zes Leben gewidmet hat, der Metrologie. 


Nach dem Studium in Münster, Greifswald und Bonn 
und einer kurzen Assistententätigkeit in Darmstadt war 
W.Kösters 1899 in die Kaiserl. Normaleichungs-Kommis- 
sion eingetreten, die später in der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt aufging. Hier wurde er Direktor der Abteilung I 
für Maß und Gewicht, nach dem zweiten Weltkrieg Leiter der 
PTR, bis er 1948 als Präsident nach Braunschweig berufen 
wurde. — Seit 1921 gehörte er als Mitglied dem Comité Inter- 
national des Poids et Mesures an. Die T. H. Stuttgart ernannte 
ihn für seine Verdienste um die Präzisionslängenmessung 
und das gesamte Eichwesen zum Dr.-Ing. e. h. Wr 


Hochschulnachrichten. — Die Fakuliät für Maschinenwesen 
der T. U. Berlin erteilte die venia legendi dem Priv.-Doz. 
Dr.-Ing. Floris Koppelmann (liest über Elektrische 
Meßtechnik). 


Dem a. o. Prof. für Lichttechnik, Dr. Paul Schulz, T.H. 
Karlsruhe, wurden die akademischen Rechte und die Amts- 
bezeichnung eines ord. Prof. verliehen. 


BUCHBESPRECHUNGEN 

DK 51(022.5) 
Höhere Mathematik; Teil IV, Heft 5/6. Von Prof. Dr. Ru- 
dolf Rothe t. Übungsaufgaben mit Lösungen zu Teil Ill. 
3. Aufl. Mit 108 S., 59 B. Format DIN A 5. Preis kart. 
DM 3,50. 
Formelsammlung zur höheren Mathematik. Von Prof. Dr. 
Rudolf Rothe f. 2. Aufl. (Höhere Mathematik für Mathe- 
matiker, Physiker, Ingenieure; Teil V). Mit 124 S., 74 B, 
Format DIN A 5. Verlag für Wissenschaft und Fachbuch, 
Bielefeld 1950. Preis kart. DM 4,—. 

Nur in den wenigsten Fällen wird der Ingenieur der 
Praxis in der Lage sein, sich die Formeln, die er als mathe- 
matisches Werkzeuq benötigt, aus den mathematischen 
Grundlagen selbst abzuleiten, noch seltener aber wird er 
die Gesamtheit dieses Rüstzeuges der Erinnerung zuverläs- 
sig entnehmen können. Der Rückgriff auf die Formelsamm- 
lung ist die übliche Rettung. Auch er hilft nur dann, wenn 
die Formelsammlung nach durchsichtigen Richtlinien geord- 
net und so zusammengestellt ist, daß sie den Anschluß an 
ein begründendes Werk in Zweifelsfällen zuläßt. Beides trifft 
für die Rothesche Formelsammlung zu. Durch den Hinweis 
auf die vorangegangenen Teile I... III wird überall dieser 
Zusammenhang mit den Grundlagen hergestellt und damit 
die Anwendungsmöglichkeit für den praktisch schaffenden 
Ingenieur mit mathematischen Grundkenntnissen geschaf- 
fen. Vom Gesamtwerk, das nunmehr geschlossen vorliegt, 
bringen die Teile 1I..IIl die mathematischen Grundtatsa- 
chen, der Teil IV Aufgaben mit Lösungen, der Teil V die 
Formelsammlung. H.F.Schwenkhagen 


DK 53.081 (023.5) 
Giorgis rationales MKS-Maßsystem mit Dimensionskohä- 
renz für Mechanik, Elektromechanik, Thermik und Atomistik, 
fundiert auf Kalantaroffs [L T Q ®ļ]-System. Von Eugen 
Bodea. Mit 142 S., Format 16X24 cm. Verlag Birkhäuser, 
Basel 1949. Preis kart. sfrs. 24,50. 

Der Verfasser des unlängst in zweiter Auflage erschie- 
uenen Buches über das Giorgishe Maßsystem ist einer der 
besten Kenner der Literatur über Dimensions- und Einheiten- 
systeme, Dimensionsanalysis (im engeren Sinn) und Ahnlich- 
keitslehre. Schon in dem Jahrzehnt vor dem Erscheinen der 
1. Auflage hat er in Rumänien zahlreiche Aufsätze über das- 
selbe Thema veröffentlicht, deren Ergebnisse in das vorlie- 
gende Werk eingearbeitet sind. Als langjähriger Teilneh- 
mer an den Sitzungen der Internationalen Elektrotechnischen 
Kommission ist er besonders berufen, eine solche Darstel- 
lung zu geben. Sein Buch zeichnet sich durch erschöpfende 
Behandlung des gestellten Themas, Klarheit des Ausdrucks, 
Lebendigkeit und Entschiedenheit aus; da sich durch alles 
wie ein roter Faden das Prinzip der „dimensionellen Kohä- 
renz” zieht, wirkt es sehr überzeugend. Gerade jedoch we- 
gen dieser Vorzüge des Buchs scheint es mir zweckmäßig, auf 
Bedenken einzugehen, die gegen einige seiner Abschnitte 
erhoben werden können, in denen der Verfasser neue Gedan- 
ken entwickelt. 

Zwei dieser Bedenken seien erwähnt. Da ist zunächst 
der Begriff der „Kohärenz", von dem er sagt, er sei früher 


506 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


15. September !: 


nn à 


noch nicht genauer definiert worden und es habe vor seinen 
eigenen Arbeiten noch keine allgemeingültige Kohärenz- 
regel gegeben. Bezeichnet man die Zahlenfaktoren der de- 
finierenden Größen-, Zahlenwert- und Einheitengleichungen 
der Reihe nach mit Z, z und ÖL, so gilt die Verknüpfungs- 
gleichung Z/z = £, und man hat von jeher die besondere 
Bedingung å = 1, also z = Z, als Kohärenzbedingung be- 
zeichnet. (Das dafür ebenfalls verwendete Wort „Abstim- 
mung“ wird wegen seiner Doppeldeutigkeit besser vermie- 
den.) Neu ist also bei Bodea nur, daß er diese allgemein be- 
kannte Bedingung als eine bis zu einem gewissen Grade 
notwendige Bedingung ansieht. Um das zu begründen, 
geht er davon aus, daß man „in der Experimentalphysik 
durch Messungen bloß Rechengleichungen erhalten könne’, 
wobei er unter „Rechengleichungen” Gleichungen versteht, 
die sich aus den Größengleichungen ergeben, wenn man Z 
durch Z/¢ ersetzt. Er zeigt, daß bei diesen Rechengleichun- 
gen ¢ = 1 sein muß. Aber daraus braucht man nicht zu 
schließen, daß man immer = 1 setzen müsse; näher liegt 
der Schluß, daß die Rechengleichungen im allgemeinen un- 
richtig und nur in dem besonderen Fall ¢ = 1 richtig sind. 
Wenn man nun wie der Verfasser die Kohärenzbedingung 
zu einem Grundprinzip der Darstellung macht, so hat das 
nicht nur erwünschte Folgen. Aus z = Z folgt z. B., daß Grö- 
Ben- und Zahlenwertgleichungen nur entweder beide ra- 
tional oder beide nichtrational geschrieben werden dürfen; 
und die — besonders für die Technik so wichtige — freie 
Einheitenwahl wird überhaupt unmöglich. Da er ratienale 
Schreibung der Größengleichungen voraussetzt, existieren für 
ihn die nichtrationalen CGS-Systeme nicht; so kommt er da- 
zu, nur das rationale Giorgische System anzuerkennen, und 
zwar in der speziellen Form, die ihm Kalantaroff gege- 
ben hat. Ein Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, daß in 
den Zahlenwertgleihungen keine „parasitären” Faktoren 
auftreten können; denn es ist z = Z, und Z kann grundsätz- 
lich nicht parasitär sein. Aber man darf nicht vergessen, daß 
die Kohärenzbedingung sehr speziell ist; sie beschränkt das 
Gebiet der Einheiten und Einheitensysteme auf einen ganz 
schmalen Ausschnitt. 

Ein anderes Bedenken betrifft den Versuch des Verfas- 
sers, die Einheiten der Wärmelehre in das Giorgische System 
einzureihen. Obgleich er sogar betont, daß keine Gleichung 
bekannt ist, in der nur eine einzige thermische Größe vor- 
kommt, hält er es für erlaubt oder sogar für notwendig, die 
allgemeine Gaskonstante, die noch in seiner Gleichung (94) 
steht, in Gleichung (98) durch die reine Zahl 2/3 zu ersetzen 
— mit der Begründung, daß sie nur den Einheiten zuliebe 
zugefügt sei. Mit demselben Recht darf man nach meiner 
Ansicht in der Elektrizitätslehre £o durch 1/(4 7) und xo durch 
43 ersetzen, Annahmen, die der Verfasser selbst verwirft. 

Erheblich erweitert sind in der 2. Auflage vor allem die 
Betrachtungen über natürliche Maßsysteme und Dimensions- 
analysis. Der Verfasser schlägt ein atomistisches kohären- 
tes System vor mit den Grundeinheiten Comptonsce Fre- 
quenz, Vakuum-Lichtgeschwindigkeit, Elektronenladung und 
Bohrsches Magneton. In diesem System werden die Zahlen- 
werte der als Einheiten benutzten universellen Konstanten 
und aller aus ihnen bildbaren Kombinationen gleich 1. Das 
ist zwar selbstverständlich; aber viele Atomphysiker werden 
darin einen Vorteil sehen. Es ist freilich nicht sehr wahr- 
scheinlich, daß das Gaußsche System der theoretischen Phy- 
sik je durch ein natürliches Einheitensystem verdrängt wer- 
den könnte. J. Wallot 


Praktische Energiewirtschaftslehre.e. Von L. Musil. Mit 279 
S., 111 B., Format 14,5X23 cm. Springer-Verlag, Wien 1949. 
Preis kart. DM 22,50, geb. DM 24,—., 

Noch vor Jahresfrist bestand im Schrifttum die empfind- 
liche Lücke, daß Ruppert Schneiders 1936 erschienenes, 
äber seit langem vergriffenes klassisches Werk „Elektrische 
Energiewirtschaft‘” weder eine Neuauflage erfahren noch 
einen Nachfolger gefunden hatte. Inzwischen ist Hans 
Vogts ausgezeichnetes Buch „Probleme der Versorqungs- 
wirtschaft” (Verlag von R. Oldenbourg, München, 1950) er- 
schienen. Seit dem Herbst vergangenen Jahres liegt auch 
Ludwig Musils „Praktische Energiewirtschaftslehre‘ vor, 
die allein es hier zu besprechen gilt. Das Buch stellt eine 
inhaltsreiche Arbeit dar, bei deren Studium man spürt, daß 
der Verfasser namentlich auf dem Gebiete der Kraftwerks- 
planung über reiche Erfahrungen verfügtund daß er weiß, auf 
welche Schrifttumsstellen er zurückgreifen muß, wenn er die- 
ses oder jenes Pıoblem zu losen hat. Er sagt dies freilich nicht 
immer so deutlich, daß man selbst rasch zur Quelle findet. 


Der Verfasser will allgemeine Energiewirtschaft betr. 
ben. Im Grunde aber ist das Buch eine Elektrizitätswit ' 
schaftslehre mit flüchtigen Seitenblicken auf Nachbargeb:c: 
geworden. 

Das mag an den innigen Beziehungen liegen, die de 
Verfasser zur Elektrizitätswirtschaft hat, und ist im Hindio. 
auf die überragende Bedeutung dieses Wirtschaftszwe:c« 
im Rahmen der gesamten Energiewirtschaft auch kein Fe: 
ler. Daß der Verfasser an einer österreichischen Hodısc...: 
liest, mag die Ursache dafür sein, daß den Wasserkräften :: 
dem Werk ein besonders breites Feld eingeräumt ist. E- 
freulich ist der Grundzug des Werkes, überall den etit: 
wirtschaftlichen Zusammenhängen nachzuspüren, so daß c: ; 
Leser lernt, in Wirkungsgraden zu denken und das Ges: 
der Sparsamkeit zu achten, das die beste Wettbewerbsgr.n: 
lage der Elektrizitätswirtschaft ist. Zahlreiche Rechenbeispi:. 
erleichtern dem Praktiker, für den das Buch in erster Lir: 
geschrieben ist, das Eindringen in den Stoff und die Nutza:- 
wendung. Daß Preise vielfach in österreichischen Schii:r- 
gen angegeben sind, macht sie für deutsche Leser allerdiz\- ' 
problematisch. — Dem Kapitel „Tarife" hätte man gewuns«' 
daß die Grundsätze deutlicher herausgearbeitet werden. c- 
die Tarifordnung für elektrische Energie vom 25. Juli 1%- 
beherrschen. Scließlih hätte eine etwas liebevolie" 
Behandlung der deutschen Sprache und eine stärkere Bear: 
tung der Normvorscriften für Zeichen die Freude des àr. 
spruchsvollen Lesers an dem an sich gediegenen und we! 
vollen Werk erhöhen können. W,Strahringe: 


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DK 620.9 (023.1, 


Zur Frage der energiewirtschaftlichen Gestaltungskräfte. V: 
H.F.Mueller. Mit 40 S., 3 B., Format DIN A 4. Enere 
wirtschaftlicher Verlag Hugo L. Meyer, Karlsruhe 1949. Pr- > 
kart. DM 2,90. 


Die anspruchslose Arbeit umfaßt zwei Teile, die mite : 
ander nichts zu tun haben. Der erste Teil: „Die Energ.ev: 
bundwirtschaft als technisches und organisatorisches P:-- 
blem“ ist eine Vorlesung zur Erlangung der venia leget- 
an der T. H. Karlsruhe und umreißt in großen Zügen dez Fe- 
genkreis, dem die westdeutsche Energiewirtschaft — im wr- 
testen Sinne genommen — heute gegenübersteht. Der Ve- 
fasser versucht, den einander widerstrebenden Kräften gesti- 
über eine neutrale Haltung einzunehmen. Es gelingt x37 
immer. — Der zweite Teil: „Das Kostenproblem und 3:: 
Wertprinzip in der Strompreisbildung“, der schon vor e' 
Jahren entstanden ist, setzt sich mit der Frage ause:nanıd“. 
ob die Strompreise auf der Grundlage der Kosten vonr £- 
zeugung und Verteilung oder auf dem Prinzip des Wers 
des Stromes für den Abnehmer aufgebaut werden kort’ 
und müssen. Nach Darlegung der Schwierigkeiten, die > ! 
der Ermittlung der Stromkosten entgegenstellen — es w° 
den das „Spitzenanteilverfahren* und das „Benutzungscaü:® - 
verfahren“ kurz erläutert — kommt der Verfasser zu «: - 
Schlusse, daß die Strompreise nach dem Wertprinzip a:t 
det werden müssen, daß aber die Gesamtheit der Strompr: >- 
eines Versorgungsunternehmens auch dem Kostenprinz:d . 
recht werden muß. W.Strahring®e:! 


DK 651° 
Die wirtschaftliche Stromversorgung der Landwirtscat 
Von M. Zipfel. Mit 146 S., 47 B., 16 Taf., Format 155 - 
cm. Energiewirtschaftliher Verlag Hugo L. Meyer, Ks 
ruhe 1949, Preis kart. DM 6,50. 


Die vorliegende Arbeit, die erweiterte Dissertation 25 
Verfassers, befaßt sich mit dem: wichtigen Gebiet der a. 
wirtschaftlichen Arbeitswirtschaft. Fußend auf den cre. : 
fordernissen: Erleichterung der bäuerlichen Arbeit, Ver 
Berung der Arbeitsleistung und des Arbeitsertrages, *’ 
den alle einschlägigen Fragen der Stromversorauns -' 
Landwirtschaft eingehend untersucht. Im ersten Tei. “ 
ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Sir: > 
sorgung der Landwirtschaft gegeben; die günstigsten B:- ` 
gungen für eine rationelle Energieverwendung werden ir’ 
sucht. Der zweite Teil befaßt sich mit der Planung. den: 
trieb, den Anlage- und Betriebskosten und der Wirten- 
lichkeit von Gemeinscaftsanlagen (Bak-, Wasch-. D.:’ 
Doörr-, Dreschanlagen) und ihrer energiewirtschaftiichen A 
wirkung auf das Verteilungsnetz und die Belastunsiv 
hältnisse des Kraftwerkes. Im dritten Teil werden Ma;2:' 
men zur Erhöhung der Benutzungsdauer der Hocdst!a® 7 


15. September 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 


507 


Ortsnetz, die bei der Bemessung des Ortsnetzes und Um- 
spanners zu beachtenden Gesichtspunkte und die Berec- 
nung der Selbstkosten für die Stromlieferung aufgezeigt. 
Gestützt auf langjährige Untersuchungen im Vereor- 
qungsgebiet der Energie-Versorgung Schwaben AG., weist 
die vorliegende Arbeit neue Weqe zur Verbesserung der 
Stromversorgung der Landwirtschaft und zur Hebung der 
Betriebsintensität. Zahlreihe Schaubilder über Belastungs- 
messungen und Literaturangaben ergänzen die Schrift. Der 
klare Aufbau und die durchgeführten Rechenbeispiele ge- 
ben dem Elektrizitätswirtschaftler, der sich mit den ein- 
schlägigen Fragen der Stromversorgung der Landwirtschaft 
zu befassen hat, ein empfehlenswertes Fachbuch in die 
Hand, in welchem erstmalig die auftretenden Probleme zu- 
sammenfasseend in klarer und einfacher Form behandelt 
werden, B. Maring 


DK 621.316.72.083 (023.3) 
Strom-, Spannungs- und Phasenregelung für Meßzwecke. 
Von Prof. Dr.-Ing. Franz Moeller. Mit 161 u. VIII S. 
124 B., Format 14,5 X 21,5 cm. Verlag G. Braun, Karlsruhe 
1949. Preis kart. DM 14,—, geb. DM 16,—. 

Der Verlag G. Braun, Karlsruhe, beabsichtigt in seiner 
wissenschaftlihen Bücherei eine Reihe von Büchern über 
Meßtechnik herauszugeben, Für die Abteilung V, Messung 
elektrischer Größen, ist F. Moeller von der T. H. Braun- 
shweiq als Herausgeber gewonnen worden. Als Buch V B 
i1 liegt aus dieser Reihe das oben: genannte Buch vor. 

Einleitend definiert der Verfasser, daß das Wort „Te- 
aeln“ oder „Regelung” in seiner allgemeinen Bedeutung 
alle jene Vorgänge einschließt, „bei denen eine Betriebs- 
aröße durch Eingriffe von außen geändert wird, um be- 
stimmte Größen einzustellen (oder konstant zu halten)”. 
In der Meßtechnik liegt oft die Aufgabe einer solchen Rege- 
lung vor, „um bestimmte Versuchsbedingungen herzustel- 
len oder um Abhängigkeite zwischen verschiedenen Grö- 
ßen auf experimentellem Wege quantitativ zu ermitteln. In 
der Regel erfolgt die Verstellung von Hand”. Die für diese 
Zwecke gebräuchlichen Geräte und Schaltungen bilden den 
Inhalt des vorliegenden Bandes, Es wird allgemein der Be- 
ariff der Regelschaltung, des Regelbereichs, der Stufigkeit, 
der Regelempfindlichkeit und des Wirkungsgrades definiert. 
Dann werden die Regelungen durch Vorscaltwiderstände, 
durh Spannungsteiler und durch kombinierte Schaltungen 
auf ihre Eignung für bestimmte MeBaufgaben untersucht, wo- 
bei jeweile wieder die Erfüllung der Ansprüche auf Regel- 
bereich, Stufigkeit, Regelempfindlichkeit usw. für bestimmte 
Meßaufgaben erörtert werden. Eine qroße Reihe von Dia- 
grammen erleichtert es, ein bestimmtes Regelglied für eine 
in der Praxis vorliegende Aufgabe richtig zu bemessen. 

Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit der technischen, 
konstruktiven Gestaltung von Regelwiderständen, indukti- 
ven und kapazitiven Realern. Ein reichhaltiges Schrifttums- 
verzeichnis ermöglicht es dem Leser des Buches, besondere 
Probleme zu studieren. H. Schönfeld 


DK 536.5 (023.3) 
Temperaturmessung. Von F.Lieneweg. Mit 219 und VII 
S., 78 B., Format 17X24,5 cm. Akademische Verlagsgesell- 
schaft Geest & Portig, Leipzig 1950. Preis geb. DM 15,—. 
Der erste Abschnitt befaßt sich mit den Temperaturmeß- 
verfahren. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick 
über die Temperaturskalen werden die Flüssigkeits- und Gas- 
ausdehnungsthermometer erläutert. Dann folgen in,ausführ- 
lıher Behandlung die Thermoelemente, die Widerstandsther- 
mometer mit Konstruktionsbeispielen, Schaltungen — auch 
Brücken und Kompensatoren — und Untersuchung der Feh- 
lermöglichkeiten. Die Segerkegel, Temperaturmeßfarben u. 
a. sind an Hand von guten Tabellen kurz erläutert. Es fol- 
gen die Gesamt- und Teilstrahlungspyrometer und die Photo- 
thermometrie. — Im zweiten Abschnitt wird die chemische 
und mechanische Beanspruchung der Thermometer unter- 
sut; für die erstere ist eine anschauliche tabellarische Uber- 
siht gegeben, für die letztere gute graphische Darstellungen. 
— Im dritten Abschnitt wird der Einbau der Thermometer an 
der Meßstelle auf 45 Seiten ausführlich behandelt und hier 
kommt die Eigenart dieses Buches besonders deutlich zum 
Ausdruck. Es bringt die theoretischen Grundlagen, die Art 
des früheren Einbaues, Berechnung des Fehlers durh Wärme- 
leitung und -strahlung, Folgerungen aus den Fehlerbered- 
nungen, Messungen in festen Körpern und in Gasen, in Ka- 
nälen und Rohrleitungen, in schnellströmenden Gasen, Mes- 


sung mit Strahlungspyrometern und Prüfeinrichtungen für 
Pyrometer. Ferner sind hier die Theorie und Meßanordnung 
zur Oberflächentemperaturmessung mit Berührungsthermo- 
metern dargelegt. — Im letzten Kapitel ist die Anzeigeträg- 
heit bei einmaligen, plötzlichen Temperaturänderungen, fer- 
ner der Anzeigefehler und die Dämpfung bei zeitabhängigen 
Temperaturänderungen untersucht. — Im Anhang werden eine 
Fehlerausgleichsrechnung gebracht und ausführliche Tabellen 
über die Eichreihen von Widerstandsthermometern und von 
Thermoelementen. Es folgen dann noch ein Namens- und ein 
Sachverzeichnis. — Das schwierige Gebiet der technischen 
Temperaturmessungen ist hier von einem Fachmann, dem die 
umfangreichen Hilfsmittel von Siemens & Halske zur Verfü- 
gung standen, leicht verständlich beschrieben. Es wird mit 
seinen klaren Bildern, den kurz gefaßten Gleichungen und 
seinen ausführlihen Tabellen jedem Techniker und Chemi- 
ker, der sih mit Temperaturmessungen zu befassen hat, wert- 
voll sein. A.Palm 


DK 621.791.7 (021.3) 
Praktisches Handbuch d. ges. Schweißtechnik. II. Bd.: Elex- 
trishe Schweißtechnik. VonP.Schimpkeu.H.A.Horn. 
5. Aufl. Mit 444 und X S., 520 B., Format 15,5X23 cm. Sprin- 
ger-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. 
DM 28,50. 

Wenn dieser 2. Band „Elektrische Schweißtechnik” be- 
reits in einer 5., völlig neu bearbeiteten Auflage erscheint, 
so sagt dies eigentlich schon genügend über seinen Wert als 
Handbuch und Nachschlagewerk aus. Die Elektroschweißung 
hat als Fertigungsverfahren in fast allen Gebieten der Tech- 
nik — vor allem in der Großserienfertigung — eine große 
Bedeutung gewonnen, die durch Entwicklung neuer elektri- 
scher Schweißverfahren sowie durch Vervollkommnung der 
bestehenden Verfahren und Schweißeinrichtungen in immer 
stärkerem Maße wächst. Das vorliegende Buch faßt das 
gesamte Gebiet der Elektroschweißung entsprechend seiner 
Vielfältigkeit in einem gesonderten Band zusammen und ver- 
mittelt in seinen einzelnen Abschnitten grundlegende Er- 
kenntnisse der Schweißverfahren, der physikalischen Vor- 
gänge beim Schweißen, der Schweißeinrichtungen mit Zube- 
hör, der Anwendungsgebiete und abschließend der Prüfung 
der Schweißnähte. Darüber hinaus ist auch auf die Werk- 
stoffe — Stahl und Nichteisenmetalle —, ihre Eigenschaften, 
Wärmebehandlung und auf die Schweißspannungen einge- 
gangen worden, wodurch das Buch zu einer in sich abge- 
schlossenen Einheit geworden ist. Es wäre zu begrüßen, 
wenn zur Abrundung des Gebietes der elektrischen Schweiß- 
verfahren auch die Argon-Arc-Schweißung in einer Neuauf- 
lage gebührend berücksichtigt würde. 

Das Buch vermittelt vor allem dem Schweißingenieur 
und Praktiker wertvolle Hinweise und Anregung für die 
Praxis, da es auch der Schalt- und Arbeitsweise der Schweiß- 
maschinen ausreichend Rechnung trägt. Daneben ist es als 
Lehrbuch für Studierende der Schweißtechnik sehr zu emp- 
fehlen. Druck und Ausstattung sind vorzüalich. 

K.Krekeler 


DK 625.1 
Abhandluna der Deutschen Akademie der Wissenschaften 
zu Berlin. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Jahr- 
aang 1947, Nr. 9: Die Mechanik der Zuaförderung. Von Hans 
Nordmann. Mit 28S.,9 B., Format 20X29 cm. Akademie- 
Verlag, Berlin 1949. Preis geh. DM 3,75. 

Der aus zahlreichen Veröffentlichungen bekannte ehe- 
malige langjährige Leiter des Fahrzeugversuchswesens im 
Eisenbahnzentralamt Berlin legt in dieser Abhandlung nach 
einer kurzen Einführung über Gedanken und Bedeutung des 
Beschleunigungsvorganges zunächst die Ermittlung der Zug- 
widerstände dar. Bekannte aus Versuchserqebnissen entwik- 
kelte Formeln werden kritisch betrachtet. Der Verfasser ver- 
sucht ihre einzelnen Glieder physikalisch zu deuten. Die Er- 
mittlung der Lokomotivzugkräfte wird bis zur Entwicklung 
des in der Praxis häufig benutzten s-V-Diagramms geführt, 
das die spezifischen Beschleunigungskräfte für 1t Zugge- 
wicht als Differenz der möglichen und wirklichen Steiqungen 
in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit mit einer Kurven- 
schar für verschiedene Zugaewichte darstellt. Mit Hilfe dieses 
s-V-Diagrammes wird ein leicht übersehbares zeichnerisches 
Verfahren für die Fahrzeitermittlung besprochen. 

Jahrgang 1948, Nr. 1: Probleme der durchgehenden Eisen- 
bahnbremsen in entw.-gqesch. Darst. Von Hans Nordmann. 
Mit 18 S., 2 Taf., Format 20X29 cm. Akademie-Verlag, Berlin 
1950. Preis geh. DM 2,75. 


508 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 18 15. September It; |' 


Den Gedanken, den ganzen Zug einheitlich von der Lo- 
komotive aus zu bremsen, hat erstmals um 1868 der Ame- 
rikaner George Westinghouse verwirklicht, wobei als 
Arbeits- und UÜbertragungsmittel Druckluft benutzt wurde. 
Der Verfasser führt dann den Leser weiter über die selbst- 
tätige Bremsung bei Zugtrennungen und über die Forderun- 
gen der stufenweisen Lösbarkeit bis zur Entwicklung der 
Kunze-Knorr-Güterzugbremse um 1914 und der Vervoll- 
kommnung dieses Bfemssystems in den 30er Jahren zu der 
Hildebrand-Knorr-Bremse. In zeitlicher Reihenfolge werden 
dabei auch kurz die anderen Bremssysteme erörtert, die die- 
selben Forderungen z. T. mit anderen konstruktiven Mitteln 
verwirklicht haben. Der Verfasser behandelt die Brems- 
systeme jeweils nur in großen Zügen, um das Wesentliche 
der Problematik herauszustellen, ohne den Leser mit kon- 
struktiven Einzelheiten der Steuerventile zu belasten. Leider 
beschränkt sich der Verfasser bei der Betrachtung der letzten 
3 Jahrzehnte auf die deutsche Entwicklung. Im Rahmen des 
weitgefaßten, allgemein gehaltenen Themas wäre wenig- 
stens ein kurzes Eingehen auf die neuzeitliche Entwicklung 
der Westinghouse-Bremse in Amerika zu erwarten gewesen, 
zumal der Bremstechniker dort bei der Abbremsung der sehr 
langen, schweren und schnellfahrenden Güterzüge vor 
Probleme gestellt wird, wie sie auf den europäischen Bah- 
nen bisher noch nicht aufgetreten sind. 

Jahrgang 1948, Nr. 4: Die ältere preußische Eisenbahn- 
geschichte. Von Hans Nordmann. Mit 34 S., Format 
20X29 cm. Akademie-Verlag, Berlin 1950. Preis geh. DM 3,25. 

Der Verfasser führt nach geographisch-politischen Ge- 
sichtspunkten die preußische Eisenbahngeschichte von den 
ersten Projekten für Eisenbahnen vom Rhein zur Weser und 
vom Kohlenrevier nach Elberfeld aus dem Ende der zwanzi- 
ger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zum Beginn der Bis- 
marckschen Verstaatlichung im Jahre 1879. Der zweite Ab- 
schnitt ist der Geschichte des Vereins Deutscher Eisenbahn- 
verwaltungen gewidmet, der am 10. November 1846 von 
10 Eisenbahnverwaltungen gegründet wurde, um eigene 
Interessen gegenüber dem Gesetzgeber zu vertreten und 
auch Maßregeln zu verabreden, die den Übergang. von 
Personen und Gütern zwischen den beteiligten Eisenbahnen 
erleichtern sollen. Weiter wird die Eisenbahntechnik der 
preußischen Bahnen um 1850 behandelt. Oberbau- und Bahn- 
hofsanlagen, Brückenbau, Lokomotiven und Wagen sowie 
Fahrplanwesen und Betrieb werden jeweils mit einigen Bei- 
spielen kurz dargestellt. — Jedem, der an der Technikge- 
schichte Deutschlands interessiert ist, wird die Abhandlung 
mit dem umfangreichen Schrifttumsnachweis wertvolle An- 
regungen geben. Ä G. Sperber 


DK 669.05 (022.4) 
Metallkeramik. Von Franz Skaupy. 4. Aufl. Mit 268 S., 
68 B., 30 Taf., Format 16X24 cm. Verlag Chemie, Wein- 
heim a. d. B. 1950. Preis Glw. DM 19,—. 

Das bekannte Standardwerk der Pulvermetallurgie, ver- 
faßt von einem der Pioniere dieses Gebietes, ist jetzt in vier- 
ter Auflage erschienen und hat im wesentlichen das alte Ge- 
sicht hinsichtlich der bewährten Gliederung und Stoffein- 
teilung behalten. Neu hinzugekommen sind die Neuschöpfun- 
gen seit 1942. Und diese sind bei dem noch heute in starkem 
Fluß begriffenen Gebiete sehr zahlreich. Der Elektrotedh- 
niker wird manches Interessante auf seinem Werkstoffgebiet 
finden. Zu nennen sind unter anderen die gesinterten mag- 
netischen Werkstoffe ($ 45), die Kontaktbaustoffe (Kapitel 8), 
die heterogenen Körper (Kapitel 10) oder auch die Sinter- 
metalle (Kapitel 2). Bei dem hohen Niveau der Darstellung, 
die dabei nichts an Verständlichkeit einbüßt, verzeiht es der 
Fachmann dem Autor, daß er in der Bezeichnung zu gern 
eigene Wege geht, wenngleich man aus Gründen der Ein- 
heitlichkeit und damit Klarheit es anders lieber sehen wür- 
de. Besonders die Bezeichnung „Metallkeramik“ an Stelle der 
„Pulvermetallurgie* kann leicht zu Unverständlichkeiten 
führen, da das Wort „Metallkeramik“ in Anlehnung an den 
internationalen Sprachgebrauch bereits für Kombinationen 
aus keramischen und metallischen Stoffen in glücklicher 
Weise allgemein verwendet wird. H. Fahlenbrach 


DK 34 : 338.42 (075.4) 


Leitfaden für Handwerker. Von H. Neumann. Mit 40 S,, 
Format DIN A 5. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Olden- 
burg 1950. Preis geh. DM 1,90. 

Das Heft, das sich durch eine knappe, klare und ein- 
prägsame Sprache auszeichnet, ist für die Anforderungen 


der Berufsschule geschrieben. Es dürfte aber auch für de: 
rechts- und geschäftskundlichen Unterricht an Fach- und Ir- 
genieurschulen ausreichend und geeignet sein. Das se:: 
übersichtlich gegliederte Inhaltsverzeichnis erleichtert seire 
Benutzung. Nach einem Überblick über Entwicklung ur 
Organisation des Handwerks werden die wichtigsten Redt- 
fragen behandelt (Gewerberecht, Arbeitsrecht, Bürgeriimt: 
und Handelsrecht). Es folgen Zahlungsverkehr, Steuern, S> 
zialversicherungen und eine Darstellung der im Handwe:: 
üblichen Kalkulationsarten. — Die Benutzung des Hefte 
kann empfohlen werden. A.Herhahn 


DK 347.771 (0231; 

Der Lizenzvertrag und die internationale Patentverwe:- 
tung. Von E. Neuberg. Mit 100 S., Format 11,5X18 cz 
Verlag Chemie, Weinheim a. d. B. 1950. Preis Ganzl. DM 3. 

Der Verfasser ist Präsident des Verbandes Deutscher P:- 
tentwirtschaftler e. V. Es ist nichts dagegen einzuwende:. 
daß er die Offentlichkeit über die Tätigkeit des von ihm c+- 
leiteten Verbandes unterrichtet. Da er aber selbst der Ar- 
sicht ist, daß nur „die Mittleren und Kleineren“ (Seite 15) sic. 
eines Patentwirtschaftlers bedienen, mithin die Ausführur- 
gen der Schrift nur für einen sehr geringen Teil der fu: 
einen Lizenzvertrag oder für eine Patentwertung in Frau 
kommenden Erfindungen und Patente gelten, hätte diese B- 
schränkung in dem Titel des Buches jedem erkennbar zur 
Ausdruck gebracht werden sollen. Wer das Gebiet der P+ 
tentverwertung einigermaßen kennt, weiß, daß braucba'- 
Erläuterungen dieses schwierigen Gebietes niemals in e:r: 
Schrift von knapp 100 Seiten unterzubringen sind. 

Immerhin enthält die Schrift eine Reihe beachtenswer::: 
Gedanken, z. B. über die Bedeutung ausgereifter Konstns- 
tionsunterlagen, sorgfältiger Marktanalyse und die sich de:- 
aus ergebenden Richtlinien für die Bewertung von Patente: 
Die Ausführungen sind aber hinsichtlich ihres Gegenstanst: į 
beschränkt und einseitig nur auf ganz bestimmte Arten v^ 
Erfindungen gerichtet. Es handelt sich für den Verfasser, w`- 
auch die gewählten Beispiele zeigen, in der Hauptsade uz 
die Verwertung von Neuerungen an geringwertigen Masser- 
artikeln. Bei der Verwertung von Erfindungen und Verh::- 
serungen hochwertiger Geräte und Verfahren lassen sid (- 
Ratschläge des Verfassers nur in sehr beschränktem Un- | 
fange anwenden. P. Obr! 


Eingänge 


100 Jahre Staatliche Uhrmacherschule Furtwangen. — Hrsg. Stait»; 
Uhrmacerscäule, Furtwangen 1950, im Selbstverlag. Mit 63 S., zabi: 5 
Format DIN A 4, auf Kunstdruckpapier. | 


[Die Jubiläumsschrift zeigt den Weg der Schule von ihrer Grün: 
bis heute in vielen Aufsätzen und Leistungsberichten. Die Staa ~ | 
Uhrmachershule Furtwangen gliedert sih in die Vorschule, die > ` | 
3jähriger Ausbildung in den Berufen Uhrmacderei, Feinmechan:k 
Elektrofeinmechanik das Gehilfenzeugnis erteilt, und in die Ina: 
schule, in die Gesellen und Abiturienten aufgenommen werden. ^ ` 
2jährigem Besuch kann man als „Techniker” abgehen, nadh einem wet ` 
Jahr die Ingenieurprüfung ablegen. 

Bemerkenswert ist die historische Uhrensammlung, die die ence . ! 
ziehung der Schule zur Schwarzwälder Uhrenindustrie belegt. Fu: 2 
fortschrittlichen Unterricht spricht auch die starke Betonung der Eict 
(Fernmelde- und Funk-)technik.) BV | 


(EBENE EEE EEE CE EEE PTR EEE EEE Er EEE EEE EEE EEE SEEN 


Anschriften der Verlasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. Joachim Euler, Techn. Hochschule Braunschweig, Shien 
Dr.-Ing. Hans Fricke, Braunschweig, Schunterstr. 6 

Prof. Dr. K. W. Hennig, Hannover, Richard-Wagner-Str. 21 
Dr.-Ing. Heinz Jordan, Kirchheim-Tek, Krebenstr. 12 

Dr.-Ing. Rihard Modlinger, München-Unterföhring 

Dipl.-Ing. W. Stengel, Neheim-Hüsten 

Prol. Dr.-Ing. R. G. Weigel, Karlsrube-Rüppurr, Tulpenstr. 3% 


EEE» 
Abschluß des Heltes: 6. September 1950 
(REES EDER SC ee RC ER DEP GET EEE EEE rar TEE SE RSTEETEETSETE 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K 5 
Egerer. — Zuscriften für die Schriftleitung nicht an eine pe~- 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wuppe‘- 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str ' 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag F+- 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dant. ..: 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr) 

Druk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Wuppertal 


LIBRARY 


INHALT 


Ingenieur-Studium in den USA. R. Vieweg. 509 
Die oberschlesischen Elektrizitätswerke.. O. Knab. 513 


P. Brückner. 515 


schinen. R. Modlinger. 521 
Ein Kondensatormikrophon mit Netzanschluß. H. Kalu 


Uber die Wärmestrahlungseigenschaften von Backerrohren 
stahlmantel. W. Brügel. 526 


Lack und Farbe in der Elektroindustrie. 
Ferdinand Braun t. F. M. 


W. Ermler. 
Feldhaus. 530 


Rundschau 


Die Woasserkräfte Portugals: 


Beitrag zur Theorie und Berechnung des 
rendem Eisen. 


dehnbarer Behälter. 


532 — 


der von Oxydkathoden abgegebenen Gase. 


Leistungstransformatoren von 
20 KVA bis 60000 KVA nach DIN 
mit und ohne Lastregler » Nor- 
mal- u. Regeltransformatoren in 
Sparschaltung ® Symmetrierungs-, 
Bahn-, Gleichrichter- und Ofen- 
transformatoren «® Luft-und Eisen- 
drosseln « Gleichstromvormagne- 
tisierte Regeldrosseln. 


AUGUST, 


19. HEFT (S.509-542) . 


NIVERSITY 
F MICHIGAN 


INEERING 


Der Einfluß der Ventilkapazitäten auf den Stromrichterbetrieb. 


Die Anwendung der Silikonharze für Isolationen in elektrischen Ma- 


Die Castelo-do-Bode-Talsperre. 531 — 
Reaktionsmotors. 
Einige Anwendungen von Spezial-Wechselstromgeneratoren mit rotie- 
532 — Schutz von Oltransformatoren durch Anordnung 
Übergangswiderstand am Eisen-Kohle- 


536 — Praktische Berec- 


71. JAHRGANG 


| nung der magnetischen Feldstärke. 


536 — 
Randzonen von Kupferoxydul-Gleichrichterscheiben. 
tische Werkstoffe für elektrische Kraftanlagen. 


tendes Glas. 537 — 
538 — Die 2. Tagung der 
mikroskopie in Bad Soden, 14 
Weltwirtschaftstag in Berlin. 

in Berlin. 


538 — Tagung 
sche: 32 


mit Chrom- VDE: Bekanntmachung 


„Isolieröle*. 539 
527 Sitzungskalender: 539 


Persönliches: Georg Brion #Ë 


VDE 0134. 539 — 


Buchbesprechungen: Madelung: Die 
des Physikers. 540 — Denis-Papin: 
rationnel. 540 — Becker: 
Kramer: Der Metallishe Zustand. 541 
W err: Leitfaden der Elektrotechnik. 
lagen d. Chemie f. Ingenieure. 


531 — 


Eingänge: 542 


f, f 


JAN! 


Theorie der 


Versandpostamt Unna 


541 — Geisler: 
541 — Eckert: Einführung in 


Kontakt. 533 — Kochplattenversuhe in der Schweiz. 533 — Sauer- den Wärme- und Stoffaustaush.. 541 — Beinhoff: Konstruk- 
stoff-Lichtbogen-Schneiden.. 533 — Wellenausbreitung an der Erdober- | le are] a ie nn, 94l R ‚ch a s var w: 
fläche. 534 — Statische und dynamische Temperaturkompensation an | ee ri Sertai hi pida rare a rg ” K i TE 
Sendern. 534 — Messungen an Stoffen hoher Dielektrizitätskonstante a Bas E da ait da Wand x‘ gr Y ita "542 > ET 
bei Zentimeterwellen. 535 — Akustische Linsen. 535 — Mikroanalyse ne a In 


Elektrische Kennlinien der 
536 — 
537 — Elektrisch lei- 
Leitende Verbindung zwischen Kohle und Metall. 
deutschen Gesellschaft 
bis 16. April 1950. 


Magne- 


für Elektronen- 


538 — Deutscher 
„Wirtschaftsgut Wärme“ 
538 — Landwirtschaftswoche Hannover 1951. 538 


VDE-FAM-Arbeitsausschuß 


539 — Auszeichnungen. 539 


mathematischen Hilfsmittel 
Cours de Calcul Ope- 
Elektrizität. 540 — 


Moeller u. 
Grund- 


BuRANSFORMATOREN ÇONDENSATOREN 


Phasenschieber - Kondensatoren 
n. DIN 48500 » Gruppenschaltung 
von Einphaseneinheiten — 110 KV 
und höchsten Leistungen * Motor- 
Anlaßkondensatoren » Glättungs- 
Kondensatoren » Mittelfrequenz- 
Kondensatoren bis 500 Hz für 
Induktionsöfen ® Kondensatoren 
für Schweißtransformatoren. 


HONNEF/RHEIN: 


VDE-VERLAG GmbH. WUPPERTAL 


RUF 746 


1. OKT. 1950 


Po 


j| Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 1. Oktober 1%) 


NEPTUN TROISDORFER W KUNSTSTOFF | 


DYNAMODRÄHTE on 
Hartpapierplatten i 


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Hartgewebeplatten 


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Platten u. -Folien 


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Nitro- u. Acetylcellulose-Massen, 
die gesuchten Isolierstoffe für: 


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\ A BETH j pae Fernmeldetechnik 
NR FLACHDRAHT i | Starkstromtechnik 
| KORG | Schwachstromtechnik 
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CÖLNER ELEKTROMOTORENFABRIK 


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KÖLN-BICKENDORF 


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ABTEILUNG KLEINFABR 


Elektrotechnische Zeitschrift 


+ Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. Oktober 1950 


Heft 19 


Ingenieur-Studium in den USA 


Ein Reisebericht von Richard Vieweg, Darmstadt 


Vom Plan der Reise 
Seit Kriegsende sind die Besatzungsmäcdte nicht nur 
militärisch und politisch, sondern auch mit ihren Kulturkrei- 
sen in enge Berührung mit Deutschland gekommen. Das Er- 
ziehungswesen wurde als ein wichtiger Faktor im Wieder- 
aufbau angesehen und demgemäß von zahlreichen Kommis- 
sionen eingehend studiert. In der amerikanischen Zone setz- 
ten sehr bald auch Bemühungen ein, Deutschen Gelegenheit 
zum Studium des Schulwesens in Amerika zu geben, Im 
Zuge dieser Bestrebungen hatte der Verfasser, der das Lehr- 
gebiet der technischen Physik an der Technishen Hochschu- 
ie Darmstadt vertritt, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. 
Gustav Mesmer, Professor für höhere Mechanik und Fe- 
stigkeitslehre, die Möglichkeit, Ende 1949 eine dreimonatige 
Reise zum Studium der Ingenieurausbildung in den USA auf 
Einladung der amerikanischen Regierung auszuführen. 
Wenn auch zahlreihe Berichte von amerikanischen 
"Kommissionen zum Vergleich der Erziehungssysteme schon 
vorliegen!, und wenn auch von deutscher Seite manche Stel- 
Iungnahme zu diesen Fragen abgegeben worden ist, so darf 
och erwartet werden, daß ein auf dem freien persönlichen 
Eindruck beruhender Bericht das Interesse der Fachgenos- 
sen findet, 
| Das Programm der Reise wurde vom Bundesamt 
für Erziehung in Washington festgelegt und bot eine cha- 
Ben Auswahl aus den wichtigsten Typen von wis- 
‚senschaftlichen Hochschulen. Das Studium der Ingenieur- 
wissenschaften kann in Amerika an Ingenieurfakultäten 
Engineering Schools) von Universitäten durchgeführt wer- 
den, es gibt aber auch selbständige Technische Hochschu- 
len (Institutes of Technology) im europäischen Sinne. Beide 
rten konnten wir kennenlernen. Ein weiterer Unterschied 
ist die wirtschaftliche Struktur der Hochschulen, die entwe- 
er staatliche Anstalten sind, d. h. von einem Bundesland 
nterhaltene, oder private, auf Stiftungen beruhende Insti- 
tutionen. Daß es auch Mischformen gibt, sei erwähnt. Eine 
ritte große Einteilung könnte nach dem Rang der Hodh- 
chulen erfolgen, von denen einige weltweite Bedeutung 
rlangt haben, während andere lokalen Charakter tragen. 
Ais viertes Einteilungsprinzip wäre die Zahl der Studie- 
renden zu nennen, die zwischen mehr als 30000 an einer 
sesamtuniversität und etwa 3000 schwankte, wobei aller- 
dings zu berücksichtigen ist, daß nicht immer alle Fakul- 
täten vertreten sind. Die Bildungsstätten, die wir sehen 
xonnten, gehörten diesen unterschiedlichen Gruppen an, so 
laß sich uns schon vom Standpunkt der Organisation aus 
cin Jehrreicher Querschnitt darbot. Im Schrifttum über ame- 
tikanische Hochschulen? wird mit Recht die Vielgestaltig- 
seit des Systems hervorgehoben. Man findet auch die An- 
shauung vertreten, daß die privaten Universitäten die 
höchstrangigen seien. Diese Meinung ist sicher nicht allge- 
nein gültig, denn es gibt auch staatliche Anstalten modern- 
ster und bester Ausstattung. 
Geographisch führte die Reise in den Osten und Mittel- 
westen der Vereinigten Staaten. Von Washington über New 


! z.B. „Höheres Schulwesen in Deutschland‘, ein Memorandum über 
den Bericht der United States Education Mission To Germany; Mitt. d. Li- 
trarischen Gesellschaft Chicago, Illinois. 4. Jhrg., Nr. 2 (1947). 

! 2. B. Leon P. Irvin: Die amerikanishen Hochschulen. Taschen- 
Universum Nr. 2, Jedermann-Verlag, Heidelberg 1947, 


DK 62 : 37 (73/79) 


York nach Boston, und von St. Louis am Mississippi über 
Rolla/Mässouri nach Stillwater/Oklahoma und schließlich 
nach Urbana/lllinois mit seiner großen staatlichen Univer- 
sität. 

Von der Höheren Schule $ 

Man kann den Aufbau des amerikani- 
schen Hochschulwesens ebenso wenig verstehen 
wie den des deutschen, ohne einen Blick auf die Vorstufen 
der Erziehung, d. h. insbesondere auf die Höheren Schulen 
zu werfen. Wir hatten auch hierzu Gelegenheit und konn- 
ten uns nicht nur mit Fachleuten unterhalten, sondern auch 
Höhere Schulen besihigen und dem Unterricht beiwohnen. 
Dies geschah in verschiedenen Teilen des Landes, wenn 
auch nicht so intensiv wie das Studium der Hochschulen 
selbst, in denen wir Dutzende von Vorlesungen, Ubungen 
und anderen Veranstaltungen mitmachen und aud die all- 
gemeine Struktur, das gesellschaftliche Leben und die ganze 
Atmosphäre des Akademischen gut beobachten konnten. 
Will man das im Abschluß des akademischen Studiums gip- 
felnde Erziehungssystem in USA und in Deutschland ver- 
gleichen, so kann dies in kurzer Form nur unter erheblicher 
Schematisierung geschehen. Die folgende Zusammenstellung 
ist mit diesem Vorbehalt aufzunehmen. Schon die Übertra- 
gung der Bezeichnungen wie Volksschule, Höhere Schule, 
darf nicht zu streng genommen werden; sie wird hier ge- 
wählt, um recht anschaulich zu sprechen. 

Auch in Amerika beginnt die Schulpflicht mit dem 6. 
Lebensjahr. Die allgemeine Volksschule umfaßt 8 Jahre, 
geht also von den Lebensjahren 6 bis 14. Dann kommt die 
4jährige, „High School” genannte Höhere Schule von 14 bis 
18. Auch sie kann von allen Kindern absolviert werden, ist 
also nicht so selektiv wie die deutsche Oberschule. Viel 
wichtiger ist der Unterschied, daß diese Schule ein ganz 
anderes Erziehungszie]l hat als in Deutschland Realgymna- 
sium oder Gymnasium. Die amerikanische Höhere Schule 
bezweckt vor allen Dingen die Heranbildung eines guten 
Bürgers; wissenschaftliches Niveau und Vorschule zur Uni- 
versität sind nicht entfernt von der Bedeutung wie bei uns. 
Da die öffentlichen Höheren Schulen allen zugänglich sind, 
gibt es sie in sehr viel größerer Anzahl als bei uns; neben 
den öffentlichen existieren auch viele private. Während 
rein nach der Schulzeit das Niveau des Abschlusses nach 
insgesamt 12 Jahren dem Ende der Unterprima einer deut- 
schen Oberschule entsprechen könnte, ist der erzielte Rang 
tatsächlich wesentlich niedriger und von Schule zu Schule 
stark shwankend. An den sprachlichen und naturwissen- 
schaftlichen Kenntnissen gemessen entspricht der amerika- 
nishe Abschluß höchstens Obersekunda, in vielen Fällen 
liegt er darunter. Ein Vergleih ist überhaupt schwierig, 
weil nicht nur die Unterrichtsziele, sondern auch Methodik, 
Stoffumfang und -auswahl unterschiedlich sind. So ist es 
z. B. heute noch durchaus möglich, eine amerikanische Hö- 
here Schule und sogar eine Universität zu absolvieren, oh- 
ne auch nur eine fremde Sprache zu betreiben. Hier darf 
eingeflochten werden, daß starke Bestrebungen im Gange 
sind, in Würdigung des Bildungswertes fremder Sprachen 
und besonders in Erkenntnis der Bedeutung, welche die 
Auseinandersetzung mit einem anderen Kulturkreis für den 
Schüler hat, wenigstens eine Fremdsprache obligatorisch zu 


510 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 195 


machen. In manchen Universitäten wird beim Doktorexa- 
men die Fähigkeit verlangt, aus einer Fremdsprache, z. B. 
aus dem Französischen, Deutschen oder Spanischen, Fach- 
liches zu übersetzen. 

Wenn man vom europäischen Standpunkt ausgeht, und 
den Niveauuntershied zu Ungunsten der amerikanischen 
Schulen feststellt, so muß man berichtigend auch erwähnen, 
daß die Lehrweise völlig anders ist und hierbei ein recht 
positives Ergebnis, nämlich ein Typ bemerkenswert aufge- 
lockerter, von Verkrampfungen freier junger Menschen er- 
zielt wird. Der amerikanische Schüler geht gern in seine 
Schule, weil er fühlt, daß sie stets ihm dient und bestrebt 
ist, ihm das Lernen und Arbeiten so angenehm und leicht 
wie möglich zu machen, weil er viel Spaß in ihr hat und 
eigentlich alles findet, was eines durchschnittlihen Jungen 
oder eines durchschnittlichen Mädchens Herz verlangt. Selbst 
die Lehrbücher, von denen wir einige sehr gute sahen, spie- 
geln etwas von der Fröhlichkeit der Schule wieder. Unser 
Einblick reicht nicht aus, um bündige Vergleiche zu gewinnen 
oder gar Schlüsse aus ihnen zu ziehen. Auch in Amerika gibt 
es Fachleute, besonders in Hochschulkreisen, denen die Hö- 
here Schule zu locker geführt wird, und denen die durch die 
große, fast auswahllose Masse der Schüler noch gesenkten 
Anforderungen zu niedrig sind. Organisatorisch werden 
die vier Jahre der High School schon ganz parallel dem spä- 
teren College gegliedert: auf ein Freshmen-year folgen die 
Sophomores, während die nächsten Juniores heißen und die 
Senioren den Abschluß bilden. 


Technische Höhere Schulen 


Es gibt auch einige „Technical High Schools”, wir könn- 
ten etwa sagen technische Gymnasien. Das sind 
Höhere Schulen mit betont technischem Einschlag. Wir be- 
rühren damit einen weiteren, ganz allgemein wichtigen Un- 
terschied zwischen europäischem und amerikanischem Erzie- 
hungssystem. Amerika kennt nicht in unserer Form die Be- 
rufsschule und das Lehrlingswesen. Wohl gibt es ein „vo- 
cational training”? mit Vollkursen und Abendkursen, aber 
die Struktur und die Eingliederung in das Ganze sind we- 
sentlih von unserem System der Fortbildung nach der 
Volksschule verschieden. Auch die Technical High Schools 
umfassen zahlreiche Lehrgänge, zum Teil solche, die zu ei- 
nem endgültigen Abschluß führen, zum Teil solche, die „pre- 
paratory courses” für ein Hochschulstudium sind. Manch- 
mal spricht man geradezu von einer „Prep-School”. Die 
Technical High School, die wir uns näher ansehen konnten, 
war mit ausgezeichneten technischen Einrichtungen versehen, 
darunter auch solchen, deren Betrieb sicher das Verständnis 
der Schüler überstieg, wie etwa einer großen Dieselanlage, 
einem Materialprüfungslaboratorium oder dem eigenen 
Rundfunksender, der nicht nur im eigenen Schulfunk be- 
sprochen, sondern auch mit Hilfe der Lehrer technisch be- 
trieben wurde. In einer großen Halle konnten junge Män- 
ner das Mauern und Zimmern lernen an einem naturgroßen 
Modellhaus, das dort aufgebaut und wieder abgebrochen 
wurde, um in veränderter Form neu zu erstehen usw. Man 
mußte genau zusehen, um sich von den glänzenden techni- 
schen Möglichkeiten nicht den Blick auf die Methodik trü- 
ben zu lassen, die nicht die europäische Handwerkserzie- 
hung zum Vorbild hat, sondern eine auf Routine abgestell- 
te, hochtechnisierte Eigenform entwickeln konnte. Wenn 
man die traditionellen Leistungen des europäischen Hand- 
werks und seiner Lehre betrachtet, die nach Abschluß der 
Volksschulausbildung in den gleichen Jahren sich vollzieht, 
in denen drüben die High School noch besucht wird, so 
möchte ich nicht ohne weiteres entscheiden, ob das ameri- 
kanische das bessere System ist. Daß es aber ein mögliches 
System ist, das positive Seiten aufweist, ist sicher, ebenso 
wie beim europäischen Verfahren Mängel nicht unbekannt 
sind. Immerhin war es ein starker Eindruck, in fast jeder 


® Vocational-Technical Training for Industrial Occupations. Report of 
the Consulting Committee. US Office of Education, Washington 1%44. 


besuchten wissenschaftlihen Hochschule bei der gern ge- 
statteten Besichtigung technischer Sondereinrichtungen, wie 
der physikalishen Großanlagen zur Teilchenbescleun:- 
gung, einen aus Europa eingewanderten Meister als Träge: 
der äußersten feinmecanischen Präzision vorgestellt zu be- 
kommen. In den zwanziger Jahren waren sie herüberge- 
kommen aus Deutschland oder Schweden oder der Schweiz 
und jetzt noch sagten sie, daß kein rechter Nachwuchs in 
Lande dasei. 


Vom College y 


‘Die Hochschulausbildung beginnt mit dez 
Besuch des College. Unter diesem versteht man ein: 
Schule, die entweder selbständig oder — und das ist mes: 
der Fall — Teil einer Universität oder eines Institute ci 
Technology ist. Die Colleges beanspruchen Universitätsraäc 
erreichen ihn aber wohl erst im 3. und 4. Jahre, währen! 
sie in den ersten beiden Jahren das nachzuholen haben 
was in Europa der Abiturient bereits zur Hochschule m.: 
bringt. Der Unterschied im Abschlußniveau der verschiede- 
nen Höheren Schulen ist, wie erwähnt, drüben sehr grö 
beträchtliher als bei uns. Manche private Universitāte: 
verlangen daher vor Zulassung zu einem ihrer Colleges 
oder, wie man auch sagt, einer „Undergraduate School’ It 
Absolvierung von Vorkursen, die insonderheit für das In- 
genieurstudium in Algebra und Trigonometrie etwa das N: 


veau unserer realgymnasialen Unterprima erreichen solle: , 


Der Infinitesimal-Kalkül scheint nirgends Voraussetzury 
zum Eintritt in ein College zu sein; sicher wird in kein: 
öffentlichen High School auch nur die erste Einführung gebo- 
ten. 

War vor dem College der fröhliche Unterricht in unge 
wöhnlicher Freiheit charakteristisch, so ändert sich das B..! 
auf der Universität vollständig. Rein schulmäßiıge! 
Betrieb im Sinne europäischer Mittelschulen ist der er- 
ste markante Eindruck für den Besucher. Klassen von 20 bis 
30 Studenten werden von Instruktoren mit den Grundlagen 
der Naturwissenschaften vertraut gemacht. Das „textbook‘. 
das jeder Student besitzt und meist während des Unterndis 
offen vor sich liegen hat, dient als zum Teil recht sta:t? 
Richtschnur. Neue Kapitel sind zu präparieren, Aufgabe” 
werden gestellt, müssen schriftlich eingereicht oder vo:g® 
rechnet werden, zum Teil wird sorgsam die Anwesentt. 
registriert, und alles wird benotet. In häufigen .Quize‘ 
wird durch Frage und Antwort der Kenntnisstand ermittelt. 
Prüfungen nicht nur am Ende jeden Semesters, sondern a.l- 
paar Wochen laufen in ihren Ergebnissen beim Dekan T: 
sammen, der jeden Augenblick in der Lage ist, jedem Stv- 
denten zu sagen, wieviel „Grades“ er errungen hat, insc? 
derheit ob etwa Nichterreichen des Klassenziels droht " 
bei den staatlichen Colleges jeder aufgenommen werd 
muß, der die High School absolvierte, ist in den ersten Se- 
mestern die Zahl derer, die niht mitkommen, nicht g:t: 
klein. Im übrigen gleicht der Drill tatsächlich viele Lüx:! 
der früheren Schulzeit ziemlich rasch aus. Die Frage, ob m: 
dabei vorwiegend Kenntnisse vermittelt, oder ob eine et': 
Bildung erreicht wird, dürfte nicht leicht zu beantworten se: 
Der Unterricht in den Colleges umfaßt neben Fadl:d.eT 
auch allgemeine Gebiete, darunter die Pflege der engi:sd*". 
Sprache und Literatur, weil begreiflicherweise hier die Maz- 
gel des Systems der Höheren Schule sich besonders ausw." 
ken. Studienpläne legen genau fest, was Pflicht- und w® 
Wahlfach ist; der zeitliche Raum für wirklich freie akac-- 
mische Wahl ist noch begrenzter als bei uns. Im 3. und * 
College-Jahr, die etwa unseren 4 Semestern vor der Vi 
prüfung vergleichbar sind, ist die fachliche Betonung œ: 
Unterrichts stärker als bei uns. Die allgemeine mathen:- 
tisch-naturwissenschaftlihe Grundausbildung läuft na!” 
lich weiter, muß aber den Spezialfächern, etwa der Eiek'! 
technik, viel Platz abgeben. Das ist verständlich, wer. 7= 
College-Abschluß ein praxistreifer Jungingenieur, viele: 
unserem Absolventen einer Höheren Staatslehranstalt e='- 
sprechend, ausgebildet sein soll. 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 19 


511 


Studium Generale 

Das Problem der General Education‘ wird drü- 
ben ebenso häufig und ernst diskutiert wie bei uns; auch 
die Amerikaner wünschen, daß ein Student nicht nur sein 
Fachgebiet beherrscht, sondern auch dessen Einordnung in 
einen größeren kulturellen Zusammenhang verstanden hat 
und vor allem von einem menschlichen und gesellschaftli- 
chen Verantwortungsgefühl® durchdrungen ist. So sehr die- 
se Hochziele anerkannt werden, so wenig ist praktisch noch 
zu ihrer Verwirklichung getan. Die eben erwähnte Pflege 
der Landessprache, die Darbietung anderer Sprachen in 
Wahlkursen, Vorlesungen über Rechts-, Wirtschafts- und 
sozialwissenschaftlihe Fragen stoßen immer wieder auf ei- 
nen Mangel an Vorbildung, demgegenüber ein deutscher 
Gymnasiast ein überlegenes Kenntnis- und vor allem Denk- 
rustzeug mitbringt. So fehlt es nicht an amerikanischen 
Professoren, die auch heute noch die Schulsysteme des eu- 
ropäischen Kontinents bewundern und nicht verstehen, daß 
man z. B. in Deutschland Schulmänner findet, die gar einer 
shematischen Übertragung der amerikanischen Praxis das 
Wort reden. Zu den Gebieten, die vom amerikanischen Stu- 
denten in den ersten Semestern seiner College-Zugehörig- 
keit verlangt werden, gehören auch einige Wochenstunden 
‚military service“. Die amerikanische Wehrmacht gewinnt 
so ihre künftigen Reserveoffiziere. Die lockere, freimütige 
Haltung, die der Schüler der höheren Lehranstalten aner- 
zogen bekam, wird im gebundenen Betrieb des College zu- 
nächst zurückgedrängt. Sie wirkt sih noch aus im unge- 
zwungenen Umgang mit den Professoren, im unbedenkli- 
chen Bekenntnis, daß man dies oder jenes nicht verstanden 
habe, etwa durch Zurufe in der Vorlesung, sie erfährt eine 
weitere Kräftigung bei den vielen sportlichen Veranstaltun- 
gen und im Umgang mit den Studiengefährten. 

Die meisten jungen Studenten und Studentinnen leben 
in den ersten Jahren internatartig in Dormitorien auf dem 
oft großen, Campus genannten Hochschulgelände. Der 
Besuch zahlreicher solcher Dormitorien, darunter auch mo- 
derner, erst jüngst errichteter, vermochte uns nicht von dem 
Eindruck des sehr Gebundenen, fast Kasernenmäßigen zu 
befreien. So sehr natürlich das Zusammenleben mit Kame- 
raden, namentlich mit solchen anderer Fakultäten anregend, 
freundschaftsbildend und persönlichkeitsfördernd ist, so 
möchte ich hier doch, ein Wort für die deutsche Form der 
studentischen Wohnung, die gute alte Bude im Bürgerhaus 
sagen. Mir würde als Idealzustand die freie Wahl zwischen 
beiden Formen erscheinen. 


Vom Bachelor 


Den Abschluß des College bildet die Graduierung zum 
Bachelor, für die gern feierlihe Formen mit traditions- 
gebundenen Kostümen gewählt werden. Eine eigentliche 
Prüfung findet dabei nicht statt. Die Berechtigung zur Gra- 
duierung folgt vielmehr automatisch aus der Zahl der im 
Laufe des Studiums erreichten „Grades”. Im Leben des Stu- 
denten ist der jetzt erreichte Abschnitt, der nach wissen- 
schaflichem Rang bei den Ingenieuren ungefähr der Diplom- 
Vorprüfung entspricht, sehr viel bedeutsamer als bei uns. 
Etwa 90% der Ingenieurstudenten verlassen als Bachelors 
die Hochschule endgültig und gehen in die Praxis. Höch- 
stens 10%, meist noch weniger, bleiben an der Hochschule 
und besucen nun die „Graduate School”. In diesen wenigen 
Prozent hat man die Träger der künftigen technischen Ent- 
wicklung, den schöpferishen Nachwuchs zu suchen. Die 
jungen Bachelors aber gehen in die tausende Fabriken des 
Landes und versehen dort den Dienst, den bei uns Schüler 
der Staatsbauanstalten, Ingenieurschulen und sonstigen 
Fachschulen und zum Teil auch gehobene Absolventen der 
handwerklichen Laufbahn leisten. Die Übertragbarkeit der 
Verhältnisse ist hier wieder ganz schwierig, weil die Wirt- 


+ vgl. z.B. H. Bleibtreu, Chicago: Vergleich der nordameri- 
k>nischen mit der deutschen Ausbildung akademischer Ingenieure. IKIA, 
laternat. Kongreß f. Ingenieurausbildung 1947, Ansprachen, Vorträge, Zu- 
simnmenfassungen, S. 192; Darmstadt, Eduard Roether Verlag 1949. 

s Education for Professional Responsibility. A report of the Procee- 
¿ings of the Inter-Professions Conference; Pittsburgh, Carnegie Press 1948. 


schaftsstruktur sich stark von der unseren unterscheidet®. 
Massenerzeugung und routinierte Technisierung mit einer 
besonders erstaunlih weit getriebenen Automatisierung 
sind die Vorbedingungen für den bisher skizzierten Aus- 
bildungsgang des jungen amerikanischen Ingenieurs. In 
Deutschland gilt der mit dem Vorexamen Ausscheidende 
als mit dem Makel des unvollendeten Studiums behaftet. 
Die Idee der Forschung, deren Verknüpfung mit der 
Lehre während der ganzen Studienzeit für das europäische 
Hocdsculbildungsideal unlösbar ist, tritt in Amerika ganz 
überwiegend erst in der Graduate School in Erscheinung; 
vorher im College beherrschen Textbuch, Routine, standar- 
disierte Darbietung von Wissensstoff das Feld. Wie im- 
mer in der nun schon oft erwähnten Mannigfaltigkeit des 
amerikanischen Erziehungswesens gibt es natürlich auch 
Institute mit fast vollkommen europäischem Verfahren. 
Man findet den in Klassen eingeteilten, beinahe ganz auf 
den Gebrauch von Schwamm und Kreide reduzierten Grund- 
unterricht in Physik durch Instruktoren, man begegnet aber 
auch der großen Experimentalvorlesung, gehalten durch ei- 
nen Physiker von Rang. 


Das fortgeschrittene Studium 


In der Graduate School, in die eine kleine, aus- 
gewählte Zahl von Studenten etwa im Alter von 22 Jahren 
übertritt, herrscht nun ein Betrieb, der sich garnicht mehr 
sehr von dem europäischer Hochschulen unterscheidet. Wir 
finden hier akademische. Freiheit, und neben der Lehre 
zieht jetzt auch die Forschung den Studenten in ihren. Bann. 
Daß der Vergleich zwischen Bakkalaureat und Vorprüfung 
nur ungefähr gilt, sieht man auch daraus, daß der Besuch 
der Graduate School zwischen 2 und 4 Semestern schwankt. 
Es ist also u. U. möglich, bereits nach einem Jahre den 
Master's Degree zu erwerben, meist allerdings wer- 
den 2 Jahre benötigt, so wie bei uns zwischen Diplomvor- 
und -hauptprüfung ja auch 4 Semester liegen. Nach der Er- 
werbung des Master-Titels bleibt eine weitere, sehr kleine 
Zahl von Studierenden in der Hochschule, um sich einer 
Doktorarbeit zu widmen. 

Folgen wir dem Schema des deutschen Aufbaues, so 
ist der Abiturient 19, der cand. ing. 21 und der Diplom-In- 
genieur 23 Jahre alt. In den USA hat der Master ein Alter 
von 23... 24 Jahren. Dutzende von schriftlichen Arbeiten, die 
aus Anlaß der Master-Prüfungen eingereicht worden waren, 
konnte ich einsehen. Sie haben mir gezeigt, daß der Rang 
recht gut dem einer deutschen Diplomarbeit entspricht. 
Noch deutlicher und durch die Druclegung in der Litera- 
tur auch für solche nachprüfbar, die nicht zu einem Besuch 
im Lande Gelegenheit hatten, ist die Übereinstimmung des 
Ranges bei der Doktorprüfung. Die Doktorarbeiten in Phy- 
sik wie auch in den Ingenieurfächern entsprechen in ihren An- 
forderungen und in ihrem Leistungsniveau durchaus der gu- 
ten europäischen Tradition. Die Zeit, die man für die Dok- 
torarbeit braucht, ist wie bei uns stark schwankend, Assi- 
stententätigkeit und andere Nebenarbeit machen die Ab- 
schätzung des eigentlichen Zeitbedarfs schwer. 

So finden wir also die bemerkenswerte Tatsache, daß 
Laufbahnen, die in ihrer Entwicklung große Unterschiede 
aufweisen, in der Spitze doh zum gleichen Ergeb- 
nisi führen. Es wäre aber m. E. völlig falsch, hieraus etwa 
den Schluß ziehen zu wollen, daß also das amerikanische 
System auch auf unsere Verhältnisse übertragbar wäre, Für 
die weitaus überwiegende Zahl der Studierenden sind ja 
gerade die Zwischenstufen (Bachelor bzw. Ingenieurexamen 
der Ingenieurschulen) der eigentliche Studienabschluß, und 
ihre Form ist entscheidend bestimmt von den wirtschaftli- 
chen, politischen und sozialen Bedingungen des Landes, 


Von der Hochschulverwaltung 
Wie man von dem Hochschulwesen keinen zuverlässi- 
gen Eindruck gewinnen kann, ohne einen Blick auf die 
Höhere Schule zu werfen, so bedarf es zur Abrundung auch 


© vgl. z.B. R. Plank: Deutsches und amerikanisches Wesen als 
komplementäre Eigenarten. Z. VDI 90 (1948) S. 265. 


512 


einiger Hinweise auf Fragen der Hochschulverfas- 
sung und des studentischen Lebens. In Deutschland sind 
Anstalten von Universitätsniveau dadurch definiert, daß 
sie Rektoratsverfassung und Promotions- 
recht besitzen. Wie schon erwähnt, kann man in Amerika 
im Hinblick auf Colleges, die mit der Erteilung des Bache- 
lor-Grades ihre höchste Funktion ausüben, den akademi- 
schen Kreis nicht so beschreiben. Aber auch der zweite 
Punkt, die Leitung der Hochschule, ist in Amerika durchaus 
anders geregelt als bei uns. An der Spitze jeder Hochschule 
steht ein langjährig, manchmal auf Lebenszeit bestellter, 
nicht notwendig aus der Professorenschaft hervorgegange- 
ner Präsident, bei dessen Wahl die Stiftungs- oder die 
staatlichen Körperschaften und nur zum Teil die Hochschu- 
len selbst mitwirken. Wie ganz anders der Rektor einer 
deutschen Hochschule, der mit einjähriger, höchstens zwei- 
jährigen Amtsdauer vom großen Senat, d. h. von den plan- 
mäßigen Professoren und Vertretern der übrigen akademi- 
schen Lehrer gewählt, als Erster unter Gleichen sein Amt 
ausübt! Die Machtbefugnisse, die ein amerikanischer Hodh- 
schulpräsident hat, gehen erheblih über die eines deut- 
schen Hochschulrektors hinaus. Der Amerikaner hat insbe- 
sondere größten Einfluß auf die Zusammensetzung des Lehr- 
und Verwaltungskörpers seiner Institution, er kann auch 
Professoren einstellen und entlassen, „hire and fire“, wie 
der Fachausdruck lautet. Das Berufungsverfahren ist nur 
teilweise dem in Deutschland üblichen vergleichbar, Vor- 
schlagsrecht der Fakultäten besteht wohl meist, doch sind 
auch Einstellungen auf unmittelbare Initiative des Präsiden- 
ten möglich. Bei den privaten Institutionen, aber auch bei 
den staatlichen, ist eine wichtige Funktion des Präsidenten 
die Beschaffung und Sicherung von Mitteln für den Ge- 
samtbetrieb der Hochschule und vor allem für ihre Moder- 
nisierung. Aus der Größe der Aufgaben, die der Präsident 
der Hochschule zu erfüllen hat, wird es verständlich, daß 
neben ihm noch ein Gremium von Vertretern der Stiftungs- 
körperschaften, der politischen Leitung des Landes und der 
Offentlichkeit bestellt ist. Dieses „Board of Trustees" hat 
Einfluß auf den Haushaltsplan, die Personalpolitik und die 
allgemeinen Fragen der Hochschule. Zusammensetzung und 
Befugnisse wechseln von Land zu Land. 


In den ersten Nacdhkriegsjahren wurde von Vertretern 
der amerikanischen Besatzungsmacht öfters angeregt, auch 
in Deutschland Institutionen ähnlih dem Board of Trustees 
zu schaffen. Wenn man die Unterschiede in der Stellung der 
Rektoren bedenkt, oder anders ausgedrückt, die Sicherun- 
gen wertet, die in der deutschen Hochschulverfassung ge- 
gen zu große Eigenmäcdhtigkeit eines Rektors getroffen sind, 
so kann wohl gesagt werden, daß das Board of Trustees 
hier entbehrlich ist. Eine Teilfunktion, die diese Körper- 
schaft ausübt, ist de Verbindung zur Offentlich- 
keit, Insoweit können in Deutschland wohl die Vereini- 
gungen von Freunden der Hochschulen, Hochschulgesell- 
schaften oder ähnliche Vereine als Gremien angesehen 
werden, die entweder schon diese Funktion versehen oder 
zu ihr leicht erweitert werden könnten. Wir hatten Gele- 
genheit, an zwei Stellen Ausschußsitzungen der Board of 
Trustees beizuwohnen, und gewannen den beruhigenden 
Eindruck, daß die zur Diskussion stehenden Themen: allge- 
meine Hochsculfragen, Hilfe für Studenten, Beschaffung 
von Forschungsmitteln usw. im Grunde recht ähnlich lagen 
wie bei uns. Die Haushaltszahlen und überhaupt die für 
den Betrieb der Hochschule und für Forschung zur Verfü- 
gung stehenden Summen bewegen sich freilich in anderer 
Größenordnung, als wir es gewohnt sind. 

Eine etwas andere Funktion als in Deutschland üben 
in USA auch die Dekane aus. Unseren Falkultäten ent- 
sprechen manchmal „Departments“, z. B. Electrical Enginee- 
ring Department, an dessen Spitze ein „Head of Depart- 
ment” steht, während die Gesamtheit der Ingenieurabteilun- 
gen die Engineering School bildet, deren Chef der „Dean“ 
in Dauerposition ist. Es gibt aber auch einen „Student's 
Dean”, dessen Aufgabe die zentrale Leitung der Studen- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 19% 


tenberatung in allen Studienfragen ist und der zugleich das 
Amt etwa des Vorsitzenden eines Studentenwerks ver- 
sieht, Die schon mehrfach erwähnte außerordentliche Man- 
nigfaltigkeit der Geflogenheiten und Einrichtungen mad! 
sih auch hier wieder geltend. Es ist kaum möglich, eize 
strenge Parallele zu ziehen. An manchen Hochschulen s: 
der Dekan durch die Leitung des so viel intensiveren Prü- 
fungswesens derart in Anspruch genommen, daß er gar ke'- 
ne. oder nur ganz geringe Vorlesungstätigkeit ausübt uzi 
praktisch nur noch Verwaltungsbeamter ist. 

Auf Einzelheiten der Verwaltung wie etwa d? 
Fakultätsversammlungen einzugehen, würde hier zu we! 
führen, doch sei erwähnt, daß wir solchen Zusammenkür:- 


pa er SEITE S one m og STEGE ni A rer 
p 


-o _ ma r m a 


ten teils im Rahmen der planmäßigen Professoren eine : 


Department, teils im größeren Rahmen aller am Uhnternid:! 
Beteiligten, von den Instructors angefangen, beiwohne 
konnten und nach Art der Verhandlungsgegenstände, de: 
Berichte der Ausschüsse und des Verlaufes der Diskussi:: 


den Eindruck gewannen, daß die Tagesfragen und die größe. ` 
ren Probleme — vom drüben so viel günstigeren finanzie 


len Status abgesehen — mit unseren Sorgen redt ve: | 


gleichbar sind. Es sei hier noch einmal auf die Frage de 
allgemeinen Ausbildung der Ingenieurstudente 


Te 


hingewiesen. Genau wie bei uns wird über dieses Problen 


viel diskutiert; wirklich etwas zu tun, scheint drüben soga 
noch dringender, weil der Schatz der allgemeinen Bilduas. 
die der Abiturient zur Hochschule mitbringt, in den USA ur- 
zweifelhaft kleiner ist als in Europa. Aber eben die s£ 
dringlihe praktische Verwirklichung stößt au 
die gleichen Schwierigkeiten, die auch wir kennen: Wohe: 
soll die Zeit genommen werden für allgemein bildende Voi- 
lesungen und Seminare, wenn sie schon für das fachl:de 
nicht ausreicht und das studentische Leben mit seinen spor'- 
lichen und gesellschaftlihen Ansprüchen auch nicht zurüd- 
stehen möchte? Ebenso wie bei uns kann die heute a:lgê- 
mein anerkannte Idee einer General Education nur langsat 
verwirklicht werden, weil z. B. ein so wichtiger Weg der Re- 
alisierung wie der durch geänderte Methodik, d. h. durch 
Einsparen von Zeit mit Hilfe einer Art geistiger Rationaü- 
sierung sich nicht anordnen läßt, sondern befriedigend T“ 
durch allmählihes Wachstum aus sich selbst heraus eur 
wickelt werden kann. Manche reden wie bei uns einer Vet- 
längerung des Studiums das Wort, ohne doch das Argi- 
ment entkräften zu können, daß nach 18- oder gar 1jahr.- 
ger Gesamtschulzeit der Mensch eigentlich voll beruisie" 
sein müßte. 
Vom studentischen Leben 

Über das studentische Leben in den USA ist ® 
häufig berichtet worden, daß wir uns hier auf wenige Purk- 
te beschränken werden, die zur Ausfüllung des bisher Ei" 
worfenen Bildes nötig sind. Unzweifelhaft erfährt der am- 
rikanische Student mehr Rat und Führung von seiten 6€- 
ner Hochschule als dies bei uns der Fall ist. Nicht nu! ? 
Studienfragen, sondern auch in wirtschaftlichen Dingen ut 
in solchen des gesellschaftlihen Lebens stehen ihm cr" 
Students’ Dean und seine Helfer von Anfang an zur Se” 
Der Großteil der Freshmen verbringt das erste oder č? 
ersten Jahre in einem Dormitory und sieht sich dort r:e 
Gemeinschaftsleben mit Kameraden veranlaßt. Aud 'F 
akademischen Betrieb selbst bewirkt die schulmäßige a 
thodik der ersten Hochschuljahre einen viel engeren Ko™ 
takt zwischen Lehrenden und Lernenden. Indessen T> 
hierzu gesagt werden, daß beide Wirkungsarten, mögen £:2 
auch eine lockere, ja freundschaftliche Atmosphäre herze: 
führen, in Anbetracht des Lebensalters der Beeinf.uE.E? 
nicht unbedingt als Ideal angesehen zu werden braucd“” 
Man wird schon auf die Erziehung zu Selbständigkeit un! 
Freimut, wie die Höhere Schule sie pflegte, zurücgre'-?® 
müssen, um vor dem Nachteil der Enge und der schen? 
schen Gleichheit gefeit zu sein, Indessen sei auch ein Ve- 
teil dieses Erziehungssystems nicht verschwiegen. Es t~- 
reitet auf gemeinschaftlihes Arbeiten, auf das Tea> 
Work vor, geradezu eine Sonderform moderner w:st®”" 


‚ 1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 19 


513 


` schaflicher Tätigkeit. Auch bei uns ist das Gruppensystem 
im Vordringen; solange die schöpferishe Höchstleistung 
des Individuums nicht beeinträchtigt wird, besteht keine 
Gefahr. 
| Neben den Dormitorien als größeren, der Gesamthoc- 
schule gehörigen Gemeinschaftswohnhäusern der Studenten 
sind die zahlreihen Fraternities zu nennen, von de- 
nen die meisten über ein eigenes Haus verfügen. Die Pa- 
rallelen zum deutschen Verbindungshaus und überhaupt 
zur deutschen studentishen Korporation ließen sich sehr 
weit treiben, nur eine dem Weaffenstudententum früherer 
Jahrzehnte analoge Entwicklung fehlt drüben, aber sonst 
sind die Fraternities auch z. B. in den Unterschieden der 
Lebensführung, die sich von einfachen Formen bis zum lu- 
xuriößsen Kreis der Söhne vermögender Häuser erstreckt, 
oder in den bevorzugt betriebenen Sonderzielen, die Sport- 
liches, Literarisches, Künstlerishes usw. umfassen, ganz 
ähnlich unseren studentischen Vereinigungen. Der Name 
solher Verbindung wird drüben meist durch griechische 
Buchstaben ausgedrükt, Abkürzungen eines klassischen 
Mottos oder Sinnspruches, dessen Bedeutung freilich die 
meisten, die im Hause ganz wohnen oder darin ein- und 
ausgehen, nicht kennen. 

Eine erheblih größere Rolle als bei uns spielt der 
Sport im amerikanischen Studentenleben. Auch noch die 
ehemaligen Studenten einer Hochschule sind an deren 
sportlichen Leistungen aufrichtig interessiert. Für diese 
früheren Hochschulangehörigen, die sog. „Alumni“, gibt es 
einmal im Jahre einen „home cöming day”, der zu einem 
wahren Fest des Wiedersehens, nicht nur mit der alma ma- 
ter, sondern mit der ganzen Stadt wird. Wir konnten u. a. 
eine solche festliche Veranstaltung in der Millionenstadt 
St. Louis miterleben, und wirklich die ganze Stadt, auch 
die Kreise, die mit dem akademischen Leben als solchem 
gar nichts zu tun haben, nahmen begeistert Anteil und fei- 
erten den großen Umzug und die sportlichen Wettkämpfe 
mit. 

Wohl alle Hochschulen haben auch eine eigene Zei- 
tung, die täglih oder im Abstand von wenigen Tagen 
nicht nur über spezifische Hochschulfragen, sondern über 
alles, auch nur lose mit der Hochschule Zusammenhängen- 
des berichtet bis hin zum freien politischen Referat. Wäh- 
rend sich bei uns Studentenzeitungen entweder nur kurz- 
zeitig halten oder erheblicher Zuschüsse bedürfen, setzen 
sih drüben, offenbar gestützt auf den allgemein vorhande- 
nen größeren Hang zur Publizität, die Zeitungen leichter 
durch. Sogar manche Höheren Schulen haben eine Wochen- 
zeitung, die in allen ihren Teilen von Schülern betrieben 
wird. Bemerkenswert ist die bei den Verwaltungen aller 


Schulen bestehende Tendenz, bereitwillig und werbend Aus- 
künfte zu erteilen. „Visitors are welcome“ liest man an den 
Toren und in den Schriften selbst exklusiver Universitäten. 


Schlußbemerkungen 


Wenn im Vorstehenden viel von Verwaltungsfragen, 
Organisatorischem und Gesellschaftlihem die Rede gewe- 
sen ist, so darf doch nicht der Eindruck entstehen, als ob 
das Fachlihe im Hintergrund stünde. An den amerikani- 
schen Hochschulen wird fleißig und an den Graduate 
Schools auh in wissenschaftlicher Weise gear- 
beitet. Wenn man auch spürt, daß ein europäischer, speziell 
ein deutscher Student es wohl schwerer hat, so kommt die- 
se Feststellung doch hauptsächlich aus der allgemein wir- 
schaftlichen Lage und jetzt vor allem aus den Schatten, 
die für jeden die Kriegszeit hinterließ. Unterhält man sich 
drüben mit Studenten oder Professoren, so gewinnt man 
sehr rasch den lebhaften Eindruck, daß die grundsätzliche 
Einstellung zum Geistigen, das wesentlich Akademische, 
nämlich die Erfassung der Wissenschaft als des Inbegriffs 
der errungenen Erkenntnisse und der Methode ihrer Ord- 
nung und Erweiterung, hüben wie drüben gleich sind und 
eine Atmosphäre des Verstehens und des gemeinsamen 
Wollens schaffen. 

Im Schrifttum über Hochschulwesen sind in den letzten 
Jahren auf beiden Seiten des Ozeans viele kluge Worte 
über eine akademische Krise und ihre möglichen 
Ursachen gefallen. Bei uns sollten Weltfremdheit und po- 
litische Naivität oder, anders ausgedrückt, übersteigerta, 
ausschließliche Wissenschaftlichkeit einer Wandlung bedür- 
fen. Drüben sollte das utilitaristische Denken sich zu sehr 
ausgebreitet und die Humanisierung zurückgedrängt haben. 
Ich fand, besonders im Vergleich mit der Zeit vor zwei Jahr- 
zehnten, als ich zum ersten Male Gelegenheit hatte, mich 
an einigen Hochschulen in USA umzusehen, daß die Ab- 
weichungen in der Gesamtauffassung heute viel kleiner ge- 
worden sind. Wir sind einander trotz großer Unterschiede 
näher gekommen. In beiden Ländern wird ernsthaft ver- 
sucht, über dem Technischen und Wissenschaftlichen das 
Menschliche nicht zu vergessen. Wie wir schon gesehen ha- 
ben, sind die Etappen auf diesem Wege unterschiedlich, ja 
manchmal schwer vergleichbar. Aber der Weg als solcher 
ist der gleiche, übernationale der Wissenschaft. Aus diesem 
Gefühl, das sich wohl jedem aufdrängt, der in USA Hoch- 
schulen kennenlernt, erwächst die Einsicht, daß die Wissen- 
schaft wirklich eine in der Kultur tief verwurzelte, welt- 
umspannende Aufgabe hat, die nicht nur in ihren speziellen 
fachlichen Leistungen, sondern mehr noch in ihrem allge- 
meinen, geistigen Gehalt begründet ist. 


Die oberschlesischen Elektrizitätswerke 


Von Otto Knab, Ebingen (Württ.) 


Ubersicht. Die vom Deutschen Reich geschaffenen Grundlagen der 
Elektrifizierung des Landes werden ausführlich behandelt, danach die De- 
montagen gekennzeichnet. Schließlih wird der heutige Ausbauzustand 
angegeben. 


Oberschlesien ist mit seiner Steinkohlenförderung und 
-verkokung und seinem Eisenhüttenwesen ein Begriff und 
war das zweitgrößte Revier des Deutschen Reiches. Der Koh- 
lenreichtum konzentriert sich um die Orte Kattowitz, Myslo- 
witz, Beuthen und Hindenburg, er reicht nach Westen bis 
Gleiwitz und weiter nach Südsüdwest über Rybnik bis Los- 
lau. In gleicher Mäkdhtigkeit erstrecken sich aber die Flötze 
nach Osten zu in das Kohlenbecken von Dombrowa und nach 
Südosten in das Gebiet von Brzeszcze-Jaworzno. Schlesien 
besitzt eigene Erzgruben bei Tarnowitz, Weiteren Reichtum 
des Landes bilden Zink- und Bleierze. Die Hüttenindustrie 
besitzt ihr Zentrum in Gleiwitz und hat ihren Sitz in den 


DK 621.311 (431.4) 


Orten Königshütte, Bismarckhütte, Sonowice, Dombrowa u.a. 
m. bis in den Ort Warthenau in Kongreßpolen. In der letzten 
Zeit des Krieges waren auch große Werke der chemischen 
Schwerindustrie entstanden. | 

Der öffentlichen Stromversorgung dienten die Ober- 
schlesischen Elektrizitäts-Werke und zwei kleine Gesell- 
schaften: das Kraftwerk Lazisk und das kleine Wasserkraft- 
werk Weichsel. Aber auch die großen Privatkraftwerke der 
Bergwerke und Hütten lieferten ihren Stromüberschuß z. T. 
ins Öffentliche Netz. Die chemische Schwerindustrie deckte 
ihren gewaltigen Bedarf an Produktionsdampf in werkseige- 
nen Hochdruckdampf-Gegendruck-Kraftwerken und damit 
zugleich ihren Strombedarf. 


Bild 1 zeigt die öffentlichen Kraftwerke, Umspannwerke 
sowie das vollständige Hochspannungs-Fernleitungsnetz. Die 


514 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 19) 


200 kV-Fernleitung Auschwitz-Prerau war zur deutschen Zeit 
noch nicht vorhanden. Die gesamte betriebsfertig installierte 
Maschinenleistung der eigentlichen öffentlichen Kraftwerke 
betrug im Februar 1945 480 000 kW und setzte sich wie folgt 
zusammen: 

Tafel 1. Die öffentlihen Werke. 


1. Oberschlesische Elektrizitäts-Werke. 
a) Energieversorgung Oberschlesien, Kattowitz. 


Frischdampf am 


Leistung Überhitzer Kühlwasser 
Werk MW ata oc oc 
(Königshütte Ill) 124 { 50 85 500 
Chorzow 74 15 350 
g2» 
Bendsburg 43,5 { > = en ei 
Siersza-Wodna 22,5 20 400 
Jaworzno 30 20 400 
Silesiaschacht 10 18 420 15 (Flußwasser) 
b) O. E. W. Gleiwitz. : 
Hindenburg 142 Een T 3 Be 50 27 
Mechtal 100 85 500 27 
2.. Kraftwerk Laziskbei Nikolai. 
Lazisk rd. 7 27 
l 3. Wasserkraftwerk Weichsel. 
Weichsel rd. 1 Reaktionsturbinen 


® Die größte Maschine von 17,5 MW hat wasserseitig geteilten Konden- 
sator. Durch eine Kondensatorhälfte fließt Premse-Flußwasser von 15 °C, 
durch die andere Kühlturmwasser von 27 °C. 

Die fettgedruckten Zahlen kennzeichnen neuzeitliche Maschinen. 


Die Firma Energieversorgung Oberschlesien mit der Ver- 
waltung in Kattowitz verfügte also über eine betriebsbereite 
Leistung von 230 MW, während die O. E. W. Gleiwitz eine 
solche von 242 MW besaßen. Hinzu kommt eine betriebs- 
bereite installierte Leistung der unter 2. und 3. in Tafel 1 an- 
geführten Gesellschaften von insgesamt 8 MW. Die Ge- 
samtleistung der für das öffentliche Netz wichtigen Privat- 
kraftwerke zeigt Tafel 2. 

nach Oppeln, 
Tschechnitz x 


(Breslau) 
\Odertal 
N 
N 


nach Neisse, 
Ziegenhals 


nach Kreuzburg 


nach Lodz 


durch Anbau zu einem Großkraftwerk ausgebaut. Diese Ner- 
bauten, die sämtlich der Verwaltung in Kattowitz unter 
stellt waren, führt Tafel 3 auf. Die Inbetriebsetzung diese: 
Neuanlagen war schon für Anfang des Jahres 1946 festge- 
legt; die gesamte öffentliche Stromversorgung hätte darn 
über eine installierte Leistung von 742 MW verfügt. Es wa: 
beabsichtigt, die Großkraftwerke Jaworzno, Walther ur 
Wilhelm zum Zentrum der Energieversorgung zu mate: 
und in das Fernleitungsnetz einzufügen. 


` Tafel 3. Im Bau befindliche Anlagen der E. V. O. Kattowitz. 
Frischdampf am 
Leistung Überhitzer Kühlwasser 
Werk MW aia oc oc 
Jaworzno, Anbau 112° 85 500 
Walther 75** 125 500 27 
Wilhelm 75° 125 500 Beton-Kühltürme m 


künstl. Ventilatıoa 
* zweigehäusige Dampfturbinen 
*° zweigehäusige Dampfexpansion 
Hersteller: AEG, BBC, Erste Brünner M. F. G. und \Wumag. 

Ein Ausbau der Wasserkräfte der Beskiden, der Hohe: 
Tatra und der Karpathen für obige Zwecke kam nicht in Bs 
trat. Die Wasserkräfte dieser Gebirge wären leistung: 
mäßig bei weitem nicht ausreichend gewesen und außerden 
hätten ihre Anlagekosten den Wettbewerb mit der billiger 
Abfallkohle nicht aufnehmen können. Die installierte Mè- 
schinenleistung von 742 MW der öffentlichen Kraftwerke 
Obersclesiens wäre der des Österreichischen Bundesnetze: 
nahe gekommen. Im Endausbauzustand sollten die Kraf- 
werke Walther und Wilhelm aber je 300 MW (4 Maschinen 
gruppen) besitzen, 

Mit dem Einmarsch der russischen Truppen im April 19° 
stürzte dieses gewaltige und fein organisierte Werk plotzlic 
zusammen. Die Russen begannen gleich mit der Besclar 
nahme der nach Kriegsbeginn ausgeführten Neubauten uni 
mit dem eiligen Abtransport, nur alte Maschinen blieben 
stehen. Auch alle zugehörigen Einrichtungen wurden über- 
führt, also die Dampfkessel, Bekohlung, Woasserreiniguss 
Rauchgasentstaubung, Speisewasservorwarnte! 
Kühltürme und die Verbindungsrohrleitungen: @:! 
der elektrischen Seite die Schaltanlagen, Trans- 
formatoren und Hochspannungs-Verteilstation®: 
In vielen Fällen wurden nicht nur die Kraftwerk: 
einrichtungen, sondern auch alle Bestandteile d+: 


Sch / Werksgebäude, wie Eisenkonstruktionen, Fenste!. 
m- .. " 
berg Warthenau Türen und Dachdeckungen entfernt und nad Rsi- 
euthen — 0 land versandt. Der Demontage verfielen aud €:: 
Chor-[_ — 7 j : ; _ 
£ zow Tagischa im Bau befindlichen Anlagen, so weit sie sc: 
enas mbrowa hergestellt waren; was sih nod * 
ee den Erzeugerfirmen befand, wurt: 
Ratibor N dort samt Zeichnungen abgeholt. 
Lazisk s Siersza Wod Für die E. V. O. Kattowitz tə 
Ba SYAUEAU 5S a / \ mn trägt z. B. der Demontageumfang t 
6 - nach Tunie, i i i 18 
ae ek AOV Auschwitz Lo Se orce 30% an installierter Leistung, ws: 
— 200 kV „7 Dwory naeh kKrokdü rend die Kraftwerke der chemisch: 
Ar Schwerindustrie samt allen Einrc. 
ef Brzeszcze. 
. tungen zu 100% beschlagnahmt w: 
Masstab 1:1500000 nach den. In diesen Werken waren al: - 


Prerau 


Bild 1. Gesamtbild der Energieversorgung Oberschlesiens (Stand 1950). 


Tafel 2. Privatkraftwerke®. 
Frischdampf am 
Leistung Überhitzer Kühlwasser 
Werk MW ata oc oc 
Schomberg 20 33 27 
(Schaflgotsch) 94 74 16 
Sti&kstoffwerke 
Chorzow ~ 70 
Rudaer Gruben ~ 16.8 15 325 27. 
Myslowitz ~ 60 
Steink.-Gewerksch. 
Brzeszecze ~ 30 


i * Die ausqelassenen Betriebsdaten sind dem Verfasser nicht mehr be- 
annt, 

Zufolge des beabsichtigt gewesenen gewaltigen Aus- 
baues der chemischen Schwerindustrie waren 2 Einheits-Groß- 
kraftwerke Walther und Wilhelm bei Bendsburg im Bau be- 
griffen und ferner wurde das Bergwerkskraftwerk Jaworzno 


dings Anfang 1945 


erst die Kesselhäuser vollkommen ats 
gebaut, während die Maschinenn:- 
len zum Teil noch leer standen. Der durch die Demontaj 
allein der E. V. O. entstandene Schaden läßt sich auf etw@ 
40 Millionen RM (Stand 1938) abschätzen; hierin sind 30 M.- 
lionen für das nach Rußland überführte Material enthalen 
Da das Industriegebiet von Oberschlesien auf die Grof- 
kraftwerke angewiesen war, machte sich der Mangel sta'i 
bemerkbar. Der zurückgebliebene alte Maschinenpark reid:: 
nicht hin, die Bedürfnisse der Industrie und des Landes 1 
decken, obwohl die Riesenwerke der chemischen Indust: 
fast ganz stillgelegt waren. Von russischer Seite schli’ 
man vor, diesen plötzlihen Ausfall durh Stromber.< 
vom Mährisch-OÖstrauer Fernleitungsnetz wettzumacdhen ar 
das die Großkraftwerke Trebowitz, Karolinenschacht, Igr.3:- 
schacht und Franzschacht angeschlossen sind. Diese Kra“- 
werke blieben unversehrt und sind voll einsatzlähig. U 


im allgeme:te 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


515 


Polen haben diesen Vorschlag aber nicht befolgt und ver- 
suchten, mit den alten Kraftwerkseinrichtungen weiter aus- 
zukommen. Sie haben die deutsche technische und verwal- 
tungsmäßige Organisation fast vollkommen beibehalten, 
wenn auch die Werke volkseigene Betriebe geworden sind. 
Die tshechische Industrie hat die Notlage der schlesischen 
Energieversorgung wahrgenommen und Auschwitz zum Zen- 
trum der Energieversorgung gemacht. Dort ist ein Großkraft- 
werk entstanden mit einer Zubringerleitung von 200 kV nach 
Byczyna, für das die Skodawerke in Prag-Pilsen General- 
unternehmer sind; die Witkowitzer Eisenwerke sind für die 
Dampfkesselanlagen zuständig. Das Werk ist für höchsten 
Dampfdruck und für eine vorläufige Leistung von 400 MW 
ausgebaut. Vom Löfflerkessel ist man abgekommen, nur 
Hodleistungs-Strahlungskessel werden verwendet. 


Während das Werk Auschwitz im Jahre’1948, als es noch 
im vollen Bau war, als Ersatz für die demontierten Anlagen 
und demnach ausschließlich zur Stromversorgung des Katto- 
witzer Industriegebietes vorgesehen war, ist im Jahre 1950 


Der Einfluß der Ventilkapazitäten auf den Stromrichterbetrieb 
Von Paul Brückner, Misburg 


Übersicht. Bei Hochspannungs-Stromrichtern können die Eigen- 
kapazitäten der Ventile einen großen Einfluß auf den Stromrichterbetrieb 
ausüben. Sie bilden mit den verschiedensten Induktivitäten Schwingkreise, 
die durch das Zünden und Löschen von Ventilen angeregt werden. Die 
Schwingströme können bei zu kleinen Betriebsströmen den Strom im Ventil 
durch Null zwingen und dadurch Betriebsunterbrechung und Störungen ver- 
ursachen. Diese Eigenkapazitäten bestimmen auch den Verlauf der Sperr- 
spannung am Ventil. Alle Vorgänge werden untersucht und mit angestell- 
ten Rechnungen und aufgenommenen Oszillogrammen verglichen. 


A. Einleitung 

Bei den bisher veröffentlihten Untersuchungen über 
Stromrichtervorgänge war den Kapazitäten nur geringe Be- 
deutung zugekommen. Die Hauptursace lag darin, daß es 
nur Stromrichteranlagen für verhältnismäßig niedrige Span- 
nungen gab. Bei niedriger Betriebsspannung liegt die Über- 
schlags- und Durchschlagsspannung im Verhältnis zu der 
Nennspannung wesentlich höher als bei hoher Betriebsspan- 
nung. Uberschwingen der Spannungen infolge der Kapazi- 
täten und Induktiwitäten wird deshalb in Anlagen für niedrige 
Spannungen selten, in Anlagen für höhere Spannungen häu- 
figer zu Störungen führen. Bei niedrigen Betriebsspannun- 
gen werden ferner die durch die Kapazitäten entstehenden 
Schwingströme im Vergleich zu dem Betriebsstrom so klein, 
daß sie kaum noch in Erscheinung treten. 

Bei Hochspannungs-Stromrichtern ist man für die Ver- 
minderung der Sperrbeanspruchung an den Ventilen und zur 
gleichmäßigen Spannungsaufteilung bei Reihenschaltung von 
Ventilen oft gezwungen, die natürlichen, durch den Aufbau 
bedingten Kapazitäten der Ventile durch Parallelschalten von 
beträchtlichen Kapazitäten zu vergrößern. Infolge der hohen 
Spannungen können dann bei Hochspannungs-Stromrichtern 
die Kapazitätsströme ganz entscheidend den ordnungsgemö- 
Ben Betrieb beeinflussen. Bei jeder Zündung und Löschung 
eines Ventils werden durch die damit verbundenen Span- 
nungsänderungen die Kapazitäten mit den Induktivitäten zu 
Ausgleichsschwingungen angeregt [1]. Die dabei auftreten- 
den Ströme können so große Werte annehmen, daß sie den 
Betriebsstrom durch Null zwingen und die Stromrichteranlage 
außer Betrieb setzen. Man unterscheidet „Zündschwingun- 
gen’, das sind Schwingungen, die durch das Zünden, und 
„Löschschwingungen", die durch das Löschen von Ventilen 
angeregt werden. Die Zündschwingungen entstehen zu Be- 
ginn der Kommutierung und beeinflussen dadurch deren 
Verlauf. Besonders beim Wechselrichter, bei dem betrieb- 
lih hohe Zündspannungen erforderlich sind, können durch 
die Ventilkapazitäten hohe Ausgleichsströme auftreten, die 
die in Stromrichteranlagen gefürchteten Abreißer verur- 
sachen. 


` 


eine Anderung eingetreten. Das Werk Auschwitz wurde 
durch eine 200 kV-Leitung mit Prerau verbunden und liefert 
den größeren Teil seiner Stromerzeugung nach dem Zentrum 
der Tschechoslowakei. In Richtung auf das Kattowitzer In- 
dustriegebiet ist Auschwitz durch eine 200 kV-Leitung mit 


. Byczyna verbunden geblieben. Dieses Umspannwerk trans- 


formiert von 200 auf 110 kV und speist die Fernleitung 
110 kV nach Tschechnitz, dem Umspannwerk von Breslau. 

Aus der Abhandlung geht hervor, daß die Großkraft- 
werke Obersclesiens, ausschließlih Wärmekraftwerke, der 
Stromversorgung des ganzen Landes Schlesien einschließlich 
der Landeshauptstadt Breslau dienen. Darüber hinaus wer- 
den versorgt das Industriegebiet von Lodz und die Stadt 
Krakau mit ihrer weiteren Umgebung. Im Jahre 1950 än- 
derte sich dieser Zustand insofern, als jetzt auf Kosten obi- 
ger Abnehmer Strom nach der zentralen Tschechoslowakei 
in großer Menge geliefert wird. Stromverbrauchszahlen aus 
dem letzten Jahr 1949 konnten nicht angeführt werden, weil 
die staatliche Verwaltung sie nicht bekannt gibt. 


DK 621.315.5/6 


Durch die Löshshwingungen am Ende der Kommutie- 
rung ist in der Hauptsache die Sperrbeanspruchung der 
Stromrichterventile gegeben. Durch Parallelschalten von zu- 
sätzlichen Kapazitäten zu den Ventilen können die Lösch- 
schwingungen in ihrer Frequenz verlangsamt werden. Hier- 
durch wird der Sperrspannungsanstieg an den Ventilen nach 
dem Verlöschen abgeflacht. 

Aber auch mit diesen Schwingungen können so große 
Ströme verbunden sein, daß der Strom in einem anderen 
brennenden Ventil durch Null gezwungen wird, so daß ein 
Betrieb unmöglich gemacht wird. Wegen der Bedeutung die- 
ser Ausgleichsvorgänge bei Hochspannungs-Stromrichtern 
soll diesen Ventilkapazitäten bei den folgenden Betractun- 
gen neben den in den meisten Fällen bekannten Stromrich- 
tervorgängen besonderes Augenmerk gewidmet werden. Die 
Verhältnisse bei Vorhandensein von Kapazitäten zwischen 
den Drehstromleitungen wurden schon ausführlich behan- 
delt [2]. Es soll daher hierauf nicht weiter eingegangen 
werden. 


B. Sperrspannungsbeanspruchung von Stromrichterventilen 
1. Ohne Berücksichtigung der Ventil- 
kapazität 

Bei den bisher bekannten Stromricterventilen ist die 
Wiederkehr der vollen Sperrfähigkeit eines Ventils von der 
Zeit abhängig. Für den einwandfreien Betrieb von Strom- 
richtern ist deshalb der Sperrspannungsanstieg an einem Ven- 
til nach seinem Verlöschen von ausschlaggebender Bedeu- 
tung. Ist in Abhängigkeit von der Zeit der Sperrspannungs- 
anstieg steiler als der Anstieg der Sperrfähigkeit, so ist das 
Ventil nicht in der Lage, ein Neueinsetzen des Stromes zu 
verhindern. Es tritt dann ein Durchsclag, d. h. eine Rüc- 
zündung ein, was bei mehrphasigen Stromrichtern einen Pha- 
senkurzschluß über das brennende und rückzündende Ven- 
til und über die in den Zuleitungen und im Transformator 
liegenden Widerstände bedeutet. 

Ist der Gleichstrom infolge einer sehr großen Glättungs- 
drosselspule im Gleichstromkreis konstant, so liegt an den 
Induktivitäten der Transformatorphase, an die das brennende 
Ventil angeschlossen ist, kein Spannungsabfall. Während der 
Brennzeit eines Ventiles hat daher der gemeinsame Punkt A 
(s. Bild 1) bei Vernachlässigung der Brennspannung und des 
ohmschen Widerstandes Rr das Potential der Phase, an die 
das allein brennende Ventil angeschlossen ist. An den Elek- 
troden der nicht brennenden Ventile liegt ebenfalls die Pha- 
senspannung der angeschlossenen Phasen. Nach dem Augen- 
blick der Löschung eines Ventils geht die Spannung zwischen 


516 


Ro © 


: 
Bild 1. Schaltbild eines dreiphasigen Gleichrichters mit Parallelkonden- 
sator Cy und Dämpfungswiderstand Rn. 

den Elektroden von annähernd Null während der Brennzeit 
auf den Wert der verketteten Spannung über. Der Uber- 
gang geht bei Vernachlässigung der Eigenkapazität der Ven- 
tile sprunghaft vor sich. Dieser Sperrspannungssprung ist 
umso größer, je später vom Phasenschnittpunkt aus die Lö- 
schung des Ventils erfolgt. Im Phasenschnittpunkt selbst ist 
die verkettete Spannung Null und damit der Sperrspannungs- 
sprung Null. Da in den Ventilzuleitungen immer Induktivi- 
täten vorhanden sind, wodurch bei einem Stromübergang 
von einem Ventil auf das andere immer eine Überlappungs- 
zeit eintritt, ist die verkettete Spannung bei der Löschung 
eines Ventils in jedem Fall schon auf einen beträchtlichen 
Wert je nach der Größe des Gleichstromes, selbst bei Zün- 
dung im Phasenschnittpunkt, angewachsen. Ein solcher Sperr- 
spannungssprung im Augenblick der Löschung eines Ventile 
würde bei Hochspannungs-Stromrichtern in den meisten Fäl- 
len zu Rückzündungen führen, da die Gasstrecke, die den 
Lichtbogen geführt hat, noch nicht entionisiert ist. Man muß 
daher dafür sorgen, daß die an dem Ventil auftretende 
Sperrspannung nicht sprunghaft auftritt, sondern einen lang- 
sameren Anstieg erhält, so daß in Abhängigkeit von der Zeit 
die an dem Ventil nach der Löschung wiederkehrende Sperr- 
fähigkeit größer ist, als die an ihm auftretende Sperrspan- 
nung [3]. 

2. Sperrbeanspruchung von Stromrichter- 
ventilen mit Berücksichtigung der Ventil- 
kapazität 

Ein Sperrspannungssprung kann an dem Ventil nur dann 
auftreten, wenn das Ventil keine Eigenkapazitäten besitzt. 
In der Praxis sind aber die Ventile immer mit Eigenkapazi- 
täten behaftet. Die Kapazität des Ventils, deren Spannung 
die Sperrspannung des Ventils ist, ist während der Brennzeit 
über das Ventil kurzgeschlossen und daher im Augenblick der 
Löschung nur mit der Brennspannung aufgeladen. Sie muß 
nach dem Verlöscen eines Ventils erst über die in den Zu- 
leitungen liegenden Induktivitäten aufgeladen werden. Da- 
mit die Frequenz dieses Aufladevorganges nicht zu hoch und 
infolgedessen der Sperrspannungsanstieg nicht zu steil wird, 
ist eine Mindestgröße an Induktivität in den Ventilleitungen 
und an Kapazität am Ventil erforderlich. Die Streuinduktivität 
des Stromrichtertransformators, die mit der Streuinduktivität 
des speisenden Generators bzw. des Wechselstromnetzes, das 
den Gleichrichter speist, in Reihe geschaltet angenommen 
werden muß, reicht in den meisten Fällen aus, so daß es sich 
erübrigt, zusätzliche Drosselspulen in die Zuleitungen zu 
schalten. Der dadurch bedingte erhöhte Blindleistungsbedarf 
eines Stromrichters würde von vornherein schon diese Maß- 
nahme verbieten. Falls daher die an dem Ventil auftretende 
Sperrspannung zu schnell anwächst, muß durch Vergröße- 
rung der Eigenkapazität der Ventile die Frequenz der wie- 
derkehrenden Spannung verkleinert werden. Diese Vergrö- 
Berung der Eigenkapazität erreicht man durch Parallelschal- 
ten von Kondensatoren zum Ventil. 


3. Berechnung des Sperrspannungs- 
verlaufes 
Im folgenden soll der Verlauf des Sperrspannungsan- 
stiegs genauer betrachtet und berechnet werden. Diesen Be- 
trachtungen sei der dreiphasige Gleichrichter in Bild 1 zu- 
grunde gelegt. Bei der Berechnung seien eventuell vorhan- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1%; 


dene Kapazitäten zwischen den Drehstrom-Zuführungslei. 
tungen vernachlässigt. Die Induktivität des Netzes und die 
Streuinduktivität des Transformators denke man sid ver- 
einigt in der Zuführungsleitung zum Stromridhter, umge- 
rechnet auf die betreffende Spannung; ihre Summe sei L7. 
Die parallel zu den Ventilen gezeichneten Kondensatoren 
mit der Kapazität C, sollen die Eigenkapazität der Ventile 
einschließlich der zusätzlich parallel geschalteten Konden- 
satoren darstellen. Sämtliche in der Abbildung nod gezeic- 
neten Widerstände seien zunächst vernachlässigt. Man ste!!e 
sich nun einen Zeitaugenblick vor, bei dem das Ventil T nad 
der Kommutierung mit den 
Ventil R gerade gelöscht ha: 
Dann brennt nur noch das Ven- 
til R allein, S und T sind ge ı 
é löscht. Der Stromkreis wird ke. 

diesen Ventilen dann durà 

ihre Eigenkapazität, eventue. ' 
vergrößert durch parallel ge - 
schaltete Kondensatoren, 9: 

schlossen. Es entsteht also da , 
Ersatzschaltbild 2. | 
In dieser Schaltung können Ausgleichsströme i” entwe- 


sa te u ae [2 | 
der so fließen, daß i, = i, ist und i, = —(i, + 4,), oder 6 
daß i, = — I, ist und i, = 0. Im ersten Fall sind die Phaser 
S und T parallel geschaltet. Es entsteht ejn Schwingkreis m:! 


der Induktivität Lr + 1/2 Lr und der Kapazität 2 Cr. De 
Kreisfrequenz ist also 


l 
a |/ 7051; 


Im zweiten Fall entsteht ein Schwingungskreis mit der In- 
duktivität 2 Lr und der Kapazität 1/2 Cy, da die beide? 
Stränge S und T in Reihe geschaltet sind. Die Kreisfrequen: 
dieses Schwingungskreises ist also 


l 
E Vie 


Beide Schwingungen treten bei dem Sperrspannungsans:ie® 
in Erscheinung. 

Für die Ausgleichsströme gelten folgende Differentiä- 
gleichungen: 


—h p L 


ka e E R a = u SU San DL ee en 


£12 587) 


Bild 2. Ersatzschaltung für die 
Berechnung des Sperrspannungs- 
verlaufs am Ventil der Phase T. 


.“ „00 


di di 
Masche RS Lr PJ = Lp — 


di . df 
Masche RT Lr AR aL 
Knotenpunkt i + i + i = Q. À 


Löst man die Differentialgleichungen, so ergeben 5-- 


folgende Gleichungen: Ä 
| 


672 58] 


ke—-Löschzeitpundt 
Bild 3. Spannungsverlauf nach dem Verlöschen des Ventils T 


1. Oktober 1950 


u. — Zi -sin (y + ü). (2 cos ol + z cos o (4) 

u -sin (y + ü). (2 cos miL coson) (5) 

u = — 2%: sin (y + ü). cosol l (6) 

— L di, ze -sin (y + ü). J cos ont + cos ont (7) 
Ta 2 i SD 

—L Re ü) - eo! cos ot |. (8) 
Ta 2 i 2 ' 2 


In diesen Gleichungen bedeuten 
è den Scheitelwert der verketteten Wechselspannung, 


w den Zündwinkel, vom Phasenschnittpunkt aus gerechnet, 
ü den Überlappungswinkel, 


wı und we die Kreisfrequenzen, deren Größe sih nach den 
weiter oben angegebenen Formeln ausrechnen läßt. 


Die Ausgleichsspannungen an den Kapazitäten und den 
Induktivitäten in den Strängen S und T oder die Potentiale 
der Punkte 2 und 3 gegenüber dem Nullpunkt enthalten also 
außer der Schwingung mit der Kreisfrequenz wı auch noch 
eine zweite Schwingung mit der höheren Kreisfrequenz ws. 
Ihr ungefährer Verlauf ist in Bild 3 eingetragen. Das Poten- 
tial des Punktes 4 gegenüber dem Nullpunkt des Transfor- 
mators enthält nur eine Schwingung mit der Kreisfrequenz 
on. Ihr ungefäherer Verlauf ist ebenfalls in Bild 3 einge- 
tragen. 

In Bild 4 ist mit Hilfe der angegebenen Gleichungen der 
genaue Sperrspannungsverlauf für verschiedene Ventilkapa- 
zitäten aufgetragen. Die für dieses Beispiel gewählten Zah- 
lenwerte sind im Bild angegeben. Zum Vergleich ist eine an 
einem Hochdruck-Lichtbogenventil nah Marx gemessene 
Sperrfähigkeitskurve! oder Entionisierungskurve aufgezeich- 
net. Schneidet die Sperrspannungskurve diese Entionisie- 
rungskurve, so tritt eine Rückzündung ein. Man erkennt 


"4:23 


Zahlenwerte: U = 220 kV, Ly = 0.278 H, ẹ * ü’el,y = 10 el. 
lg = 300 A. 
Bild 4. Entionisierungskurve und Sperrspannungsverlauf bei 
verschiedenen Ventilkapazitäten C,, 


! Der gezeichneten Kurve ist eine gemessene kurve an einem 2-Teil- 
strekenventil zugrunde gelegt. Die gemessenen Werte sind auf ein 6-Teil- 
streckenventil umgerechnet worden. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


-= Berten Lr gerechnet werden. 


517 


aus Bild 4, daß mit einer Kapazität von C, = 10000 pF ein 

einwandfreier Betrieb bei diesem Löschzeitpunkt (y + ü = 

35 °el) noch möglich ist. Eine Kapazität von C, = 5000 pF 

würde danach nicht mehr genügen. 

4. DerEinflußderVentilkapazitätenaufden 
Kommutierungsvorgang 

Während der Sperrzeit eines Ventils schließen die Ven- 
tilkapazitäten den Stromkreis (s. Ersatzschaltung Bild 2). Bei 
der Zündung eines Ventils werden sie aber über das gezün- 
dete Ventil kurzgeschlossen. Die Entladung erfolgt in Form 
einer Schwingung mit hoher Frequenz. Die Induktivität L, 
des Schwingungskreises besteht in der Leiterschleife, die 
durh die Verbindungsleitungen zwischen Parallelkonden- 
sator C, und Ventil gebildet wird. 

Bei Hochspannungs-Stromrichtern ist in den meisten 
Fällen die Amplitude dieses Schwingungsstromes, die sich 
ungefähr aus dem Schwingungswiderstand / L/C, und der 
Spannung im Zündaugenblick berechnen läßt, größer als der 
Belastungsstrom. Das kann leicht zu Störungen führen, da 
dieser Schwingstrom in der zweiten Halbwelle eine dem Be- 
triebsstrom entgegengesetzte Richtung hat und daher den 
Strom im Ventil durch Null zwingen kann. In den Leitungen 


‚zu den Parallelkondensatoren müssen deshalb so große 


Dämpfungswiderstände Rp eingeschaltet werden, daß die 
Entladung der Parallelkondensatoren über das Ventil ape- 
riodish verläuft (s. Bild 1). Diese Dämpfungswiderstände 
liegen nach der Löschung eines Ventils in Reihe mit dem 
Kondensator, der den Sperrspannungsanstieg bestimmt. Sie 
können also den Sperrspannungsanstieg an den Ventilen 
beeinflussen. Da aber der Schwingungswiderstand der Lei- 
terschleife wesentlich kleiner ist als der Schwingungswider- 
stand des Ausgleichsstromkreises über den Transformator, 
durch den der Sperrspannungsverlauf bestimmt wird, kön- 
nen die Dämpfungswiderstände so klein gehalten werden, 
daß sie die früher ausgerechneten Frequenzen wı und we 
praktisch nicht beeinflussen, was sich leicht berechnen läßt. 

Bei der Bemessung der Dämpfungswiderstände ist dar- 
auf zu achten, daß bei jeder Zündung des zugehörigen Ven- 
tils die Energie, die in den Parallelkondensatoren im Zünd- 
augenblick aufgespeichert ist, in diesen Widerständen ver- 
nichtet werden muß. Diese Energie muß in jeder Periode 
einmal aufgenommen werden; die vom Dämpfungswiderstand 
aufzunehmende Leistung ist also 


i j | 
N=fA- zC, (U: sin y) f 


Für den Spannungsanstieg am Ventil ist noch die Größe 
und die Schaltung des Netzes, an das der Stromrichtertrans- 
formator angeschlossen ist, von Bedeutung. Wird der Strom- 
richtertransformator von einem eigenen Stromerzeuger ge- 
speist, der in der Nähe des Transformators steht, so kann man 
sich die Streuinduktivität des Transformators mit der Streu- 
induktivität des Stromerzeugers zusammengefaßt denken. 
In der Rechnung muß dann mit einem entsprechend vergrö- 
Als Spannung im Augenblick 
des Verlöschens eines Ventils muß dann die volle verkettete 
EMK des Stromerzeugers eingesetzt werden. Anders dagegen, 
wenn der Stromrichtertransformator an eine lange Leitung 
angeschlossen ist. Der infolge der Kommutierung zwischen 
den ablösenden Phasen auftretende Spannungszusammen- 
bruch liegt dann nicht allein an der Induktivität Lr, sondern 
auch noch an den im Zuge der Leitungen liegenden Induktivi- 
täten, wie Umspanner, Drosselspulen und Leitungsindukti- 
vitäten. Nach dem Verlöscdeen eines Ventils muß dann die 
EMK der Stromerzeuger nicht allein die Kapazität am Ventil 
wieder aufladen, sondern auch die Kapazitäten der langen 
Leitung. Der gesamte Aufladevorgang der Kapazität am 
Ventil und damit der Verlauf der Sperrspannung wird sich da- 
her aus mehreren Einzelvorgängen mit verschiedenen: Fre- 
quenzen zusammensetzen, denn an jedem Leitungsabschnitt, 
der durch einen Transformator oder durch eine Drosselspule 
gebildet wird, wird sich im Augenblick des Verlöschens eines 


518 


Ventils ein eigener Ausgleichsvorgang ausbilden. Betrachtet 
man nun die einzelnen Kreise vom Stromrichter aus, so wer- 
den die zunächst liegenden Kreise die höchste Frequenz auf- 
weisen. Mit größer werdender Entfernung werden die Fre- 
quenzen im allgemeinen kleiner werden. Natürlich treten 
alle diese Ausgleichsschwingungen in der Sperrspannung des 
Ventils auf. Soll aber nur der erste Sperrspannungsanstieg 
betrachtet werden, so wird es in den meisten Fällen genügen, 
nur den Kommutierungskreis des Stromrichters zu betrachten. 
Es muß dann aber auch nur der tatsächlich an der Induktivi- 
tät Lr auftretende Spannungsabfall als wirkende Spannung 
in Rechnung gesetzt werden und nicht die volle Netz- 
spannung. 

Für die Berechnung des Sperrspannungsverlaufes beim 


Wechselrichter gelten die gleichen Formeln, die für den | 


Gleichrichter entwickelt wurden. Nur der Zündwinkel ist 
mit negativem Vorzeichen einzusetzen. 

Um nun festzustellen, ob die Größe des parallel zum 
Ventil geschalteten Kondensators ausreicht oder nicht, muß 
man die Gl. (4) mit den 2 Frequenzen auswerten und auf- 
zeichnen. Das ist verhältnismäßig umständlih. Für die Be- 
stimmung des ersten Sperranstieges reicht es aber meistens 
aus, den 3. Strang des Wechselstromnetzes, der an der-Kom- 
mutierung nicht beteiligt gewesen ist, zu vernachlässigen. 
Die Ersatzschaltung Bild 2 vereinfacht sih dann dadurch, 
daß der Strang Phase S wegfällt.e Es entsteht dann ein 
Schwingkreis mit der Induktivität 2 Lr und der SAPORI! Gy; 
Die Frequenz dieses Kreises ist 


rad l 
7 2a |/ 2L,C, 


Aus dieser Frequenz läßt sich die Zeit bis zum Auftreten der 
ersten Amplitude sehr einfach ausrechnen. Der Höchstwert 
der Sperrspannung errechnet sich ungefähr zu 


ep 7 2ê: sin (y + ü). 


(15) 


(16) 


C. Der Einfluß der durch die Kapazitäten verursachten Aus- 
gleichströme auf den Betrieb der Stromrichteranlage, 
Betriebsunterbrechung bei zu großen Ausgleichströmen 


Neben der günstigen Eigenschaft dieser Kondensatoren, 
die Sperrbeanspruchung von Stromrichterventilen nach dem 
Verlöshen eines Ventils herabzumindern, verursachen sie 
aber durch die Spannungsänderungen Schwingströme, die es 
angebracht erscheinen lassen, diese Kondensatoren so klein 
wie möglich zu halten. 


1. Dreiphasiger Gleichrichter 


Beim dreiphasigen Gleichrichter werden besonders groß 
die mit den Löschschwingungen verbundenen Ausgleichs- 
ströme, die den Sperrspannungsverlauf bestimmen und deren 
Grundgleichungen durch die Gl. (1) bis (3) gegeben sind, s. 
hierzu auch das Ersatzschaltbild 2. Besonders interessiert bei 
diesen Ausgleichsströmen der Strom w der dem Betriebs- 
strom überlagert ist. Um einen einwandfreien Betrieb auf- 
recht erhalten zu können, darf die Amplitude dieses Schwing- 
stromes nicht größer werden als der Betriebsstrom. Aus den 


Gl. (7) und (8) ergibtsich der Ausgleichsstrom i 


” 1 

l, u 2 CO Lr 
Dieser Strom bei der Löschung eines Ventils enthält also nur 
die Schwingung mit der Kreisfrequenz wı. 
Bei den gleichen Werten, wie sie bei der Bestimmung des 
Sperrspannungsverlaufes in Bild 4 angenommen wurden, ist 
die Amplitude dieses Schwingstromes 


“u 1 


1 = 2.770900 - 0,278 ° 


zu 


c. sin (y + Ü)- sin ot. (17) 


178 10° — 29,5 A. 

Bei diesen Werten beträgt der Nennstrom der Stromrichter- 
anlage etwa 300 A. Die Amplitude des Schwingstromes er- 
rcicht also etwa 10% des Nennstromes. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 195" 


Bild 5. Gleichrichter in Graetzschaltung. 


Außer diesen Löschschwingungen treten beim dreiphası:- 
gen Gleichrichter Zündschwingungen auf, die aber hier nur 
geringe Bedeutung haben. Sie treten zur Zeit der Zündung 
auf und werden durch die beim Zünden auftretende Span- 
nungsänderung angeregt. Es läßt sich zeigen, daß die Krais- 
frequenz dieser Schwingungen durch 


1 
ne | 3L; Cr 


2. Dreiphasiger Gleichrichter in 
Graetzschaltung 


Wesentlich unangenehmer wirken sich die Parallelkon- 
densatoren aus bei einem Gleichrichtersatz, der in Graetz- 
schaltung arbeitet. Ein solcher sechsphasiger Gleichridter 
ist in Bild 5 aufgezeichnet; er besteht aus 2 dreiphasigen 
Gleichrichtern, von denen der eine (Gruppe I) positive usd 
der andere (Gruppe Il) negative Spannung gegen den Ster- 
punkt des Stromrichtertransformators erzeugt. Die gezünde 
ten Gleichspannungskurven der beiden dreiphasigen Gleich 
richter gegen den Sternpunkt des Stromrichtertransformator 
sind in Bild 6 aufgezeichnet. Brennt in jedem dreiphası 
gen Gleichrichter nur 1 Ventil, in der Abbildung zur Zeit ı 
so ist die Spannung an den Eigenkapazitäten gleich der Di: 
ferenz der gezündeten Spannung und der Phasenspannun; 
an die das Ventil angeschlossen ist. Vom Zündaugenbli: 
des Ventils Sı der Gruppe I an, in der Abbildung zur Zeit !. 

brennen bis zur Beendigun 
s der Kommutierung insgesam' 
Ventile, nämlich die Vent!’ 
Rı, Sı und Te. Die Parallelk: 


(16 


gegeben ist. 


gez. Gleichspg Gruppe I 
R 


den Ventile sind über die n 
ihnen in Reihe geschaltete 
Dämpfungswiderstände uze 
jeweils ein brennendes Ver: 
zwischen die positive und nea: 
tive Gleichstromleitung (Purs 
te A und B in Bild 5) c: 
schaltet. Die sich bei der 2:: 
dung des Ventils Sı abspiele: 
den Vorgänge werden am e: 
fachsten am Ersatzschaltb:id 
betrachtet. 


S 
gez Gleichspg. Gruppe E 


Bild 6. Gezündete Gleichspan- 
nungen der beiden dreiphasigen 
Gleichrichter in Graetzschaltung 
gegen den Sternpunkt des Strom- 
richtertransformalors. 


Zur Zeit tı (Bild 6) brennen die Ventile R; und Tr A. 


Punkt A liegt also das Potential der Phase R und am Punt’ 


das Potential der Phase T, wenn der Spannungsabfall an œ 
brennenden Ventilen vernachlässigt wird. Die übrigen va 


pazitäten der 3 nicht brenner | 


tile sind durch ihre Parallelkapazitäten und durch die 2. 


t. Oktober 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 519 
Gruppe I DR Spannung an dem Dämpfungswiderstand des Ventils Sa gleich 
L. K R v L % der Zündspannung und die Spannung an den Dämpfungs- 
TA = = 5 widerständen der Ventile Re und Tı gleich ”% der Zündspan- 
$ nung betragen. Daraus läßt sich bei Vernachlässigung der 
O Ro s Po Cy 3 Induktivität der Leiterschleife der Scheitelwert der Aus- 
g7 90° ; zu Ar 7 000 gleichsströme ausrechnen. Der Scheitelwert der Ausgleichs- 
ne 3 IR ströme am Strang S beträgt 
y T p 2 € sin y?’ 
F (Z. Eg IS max 7 3 Rp 
- Dieser Ausgleichsstrom verteilt sich gleichmäßig auf die 
Stränge R und T. Der Ausgleichsstrom in diesen Strängen 
ist daher 
. l esın y 
ITmax © Ikmax — 3 Rp 
Bild 7. Ersatzschaltung bei Zünden eines Stromrichters in Graetzschaltung. 


ihnen in Reihe geschalteten Dämpfungswiderstände über- 
brükt. Am Ventil Tı und Re liegt die volle gezündete Gleich- 
spannung, am Ventil Sı die Spannung (Us — Ur). Die Span- 
nung am Kondensator des Ventils Sə ist Us — Ur. Sie ist 
zur Zeit der Zündung von Sı um die Spannung am Ventil Sı 
(die Zündspannung) höher als die Spannung an den Konden- 
satoren am Ventil Tı und Re. Wird nun S; gezündet (im Er- 
satzschaltbild 7 durch Schließen des Schalters S dargestellt), 
so wird auch die Kapazität vom Ventil S zwischen die bei- 
den Gleichstromleiter geschaltet. Da die Spannung dieses 
Kondensators höher ist als die Spannung der übrigen, nun 
parallel geschalteten Kondensatoren, gleichen sich die La- 
dungen über die Dämpfungswiderstände aus. Die Richtung 
der Ausgleichsströme ist in Bild 5 und im Ersatzschaltbild 7 
eingezeichnet. Die zu dieser Zeit brennenden Ventile sind 
in Bild 5 durch Schraffierung, die Richtung des Hauptstromes 
durch Pfeile an den Glättungsdrosseln kenntlich gemacht. Man 
sieht, daß ein Ausgleichsstrom den Strom im neu gezünde- 
ten Ventil Sı unterstützt und dem Strom im zu löschenden 
Ventil Rı entgegengesetzt gerichtet ist. Diese Ausgleichs- 
ströme werden daher, falls die Dämpfungswiderstände qroß 
genug sind, so daß keine Schwingungen sich ausbilden kön- 
nen, keine Störungen zur Folge haben können. Der Aus- 
gleichsstrom durch das Ventil Tə ist aber dem Betriebsstrom 
entgegengesetzt gerichtet. Ist die Spitze des Ausgleichs- 
stromes größer als der Betriebsstrom, so geht der Strom im 
Ventil Tə durch Null. Das Ventil erlischt und sperrt den 
weiteren Stromverlauf. Die Glättungsdrosselspulen im 
Gleichstromkreis widersetzen sich aber einer plötzlichen 
Stromänderung und treiben einen Strom weiter. Die in rien 
Induktivitäten aufgespeicherte Energie geht auf Jie Eigen- 
kapazität der Ventile der Gruppe über, in der die Strom- 
unterbrechung aufgetreten ist. Die Folge sind hohe Über- 
spannungen, die fast immer zu Überschlägen führen. Solche 
UÜberschläge sind vom Verfasser mehrmals in Stromrichter- 
aniagen beobachtet worden. 


3. Berechnung der Ausgleichsströme 


Der Berechnung der Ausgleichsströme sei wieder das Er- 
satzschaltbild 7 zugrunde gelegt. Infolge der Induktivitäten 
in den Drehstrom-Zuführungsleitungen kann aus dem Dreh- 
stromnetz im Augenblick der Zündung keine Ladung auf die 
Kondensatoren nachfließen. Im ersten Augenblick gleichen 
sıch daher die Ladungen unbeeinflußt von der Spannung des 
Wechselstromnetzes aus. Die Scheitelwerte der Ausgleichs- 
ströme sind daher nur abhängig von der Höhe der Zünd- 
spannung, also von der Spannung, mit der der Parallelkonden- 
sator des Ventils Ss im Augenblick der Zündung von Ventil 
Sı höher aufgeladen ist als die Parallelkondensatoren der 
restlichen beiden nicht brennenden Ventile. Die Ausgleichs- 
ströme werden in den Dämpfungswiderständen solche Span- 
nungsabfälle heıvorrufen, daß nach der Zündung des Ventils 
Sı das Spannungsgleichgewicht wieder hergestellt ist. Bei 
Vernachlässigung der Induktivität der Leiterschleife und der 
Spannungsabfälle im Ventil und in den Leitungen wird die 


In diesen Gleichungen ist ê ' sin y der Betrag der Zündspan- 
nung an Ventil Sı. 

Um die Scheitelwerte der Ausgleichsströme kleiner zu 
halten, ist es zweckmäßig, vor die Ventile kleine Drosselspu- 
len zu schalten, die in dem Ersatzschaltbild 7 gestrichelt ein- 
gezeichnet sind. Die Ausgleichsströme fließen jetzt in einem 
Stromkreis, der aus ohmschem Widerstand, Induktivität und 
Kapazität besteht. Da die Stränge R und T bei der Zündung 
des Ventils Sı parallel geschaltet sind und in Reihe mit dem 
Strang S liegen, hat der Ausgleichsstromkreis folgende 
Werte: 

Die Gesamtinduktivität des Kreises beträgt 3 L, die Ka- 
pazität = Cy und der Gesamtwiderstand z R. Die treibende 
Spannung ist die Zündspannung € ' sin y. Der Dämpfungs- 
faktor dieses Kreises ist dann a = R/A4L und die Kreisfre- 
quenz des Schwingungskreises ohne Berücksichtigung der 
Dämpfung wœ, = }1/2LC. Die Kreisfrequenz des Schwin- 
gungskreises mit Berücksichtigung der Dämpfung ist dann 
w, = yo: — a?. Ist der Dämpfungsfaktor größer als die 


Kreisfrequenz ohne Dämpfung, so verläuft der Ausgleich 
aperiodischh w4 wird imaginär. Wir setzen statt dessen 


d = je — o. 
Der Verlauf des Ausgleichsstromes im Strang S läßt sich 
mit den obigen Angaben ausrechnen. Er ergibt sich zu 


z e j sin y er 
i = — m . e7 


3 L d . Sin dl (aperiodischer Verlauf) 


und į” = Era e7 . sinet (periodischer Verlauf). 

197 

Um die Bedeutung dieser Ausgleichströme für den Strom- 
richterbetrieb deutlich zu machen, werden die Verhältnisse 
an einem Beispiel untersucht. Wie in Bild 4 festgestellt wur- 
de, ist bei den dort angegebenen Werten eine Ventilkanizität 
von 10000 pF bei Verwendung eines Hochdruck-Lichtbogen- 
ventils erforderlich. Nehmen wir an, daß Widerstände von 
500 Q erforderlich sind, um die Entladung dieser zum Ventil 
parallel geschalteten Kondensatoren aperiodisch verlaufen zu 
lassen, so läßt sich für verschiedene Induktivitätswerte der 
jedem Ventil vorgeschalteten Doppelspulen der Ausgleichs- 
strom bestimmen. Der Scheitelwert des Ausgleichsstromes 
imax 
Si 


im Verhältnis zur Zündspannung ist nach obigen Glei- 


c-sin y’ 
chungen ausgerechnet und inBild 8aufgetragen. Man erkennt 
aus diesem Bild, daß schon bei Vorschalten einer Drossel- 
spule von 1,5 mH der Scheitelwert des Ausgleichsstromes auf 
die Hälfte sinkt. l 

Die Größe der Ausgleichsströme nimmt, wie schon aus- 
geführt, proportional mit der Zündspannung € ' sin y zu. Da 
beim Gleichrichter betrieblich nur kleine Zündwinkel einge- 
regelt werden, sind die Ausgleichsströme beim Gleichrichter 
wegen ihrer Kleinheit nicht so gefährlich. Beim Wechsel- 
richter muß aber die Zündung so früh erfolgen, daß die Kom- 
mutierung spätestens im Phasenschnittpunkt beendet ist. Um 
eine Sicherheit gegen Kippung bei Belastungsschwankungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


| 


1. Oktober 195 


0 05 1.0 15 20 25mH 30 


Bild 8. Scheitelwert des Ausgleichstromes im Verhältnis zur Zündspannung 
in Abhängigkeit von der Induktivität. (Rn = 5009 = konst. 


Cr= 10000 pF = konst.) 


und die erforderliche Zeit zur Entionisierung zu haben, muß 
der Zündwinkel noch etwas größer eingestelit werden. Die 
Zündwinkel beim Wechselrichter sind daher betrieblich groß 
und entsprehend auch die Zündspannungen und die Aus- 
gleihsströme. Als Beispiel soll daher eine Wechselrich- 
teranlage gewählt werden, die auf ein Wecselstromnetz von 
220 kV arbeitet. 

Die Induktivitäten pro Strang der Drehstromzuleitungen 
sollen 0,278 H und der Nennstrom I, = 300 A betragen. Un- 
ter der Annahme, daß die Kommutierung 10 °el. vor dem 
Phasenschnittpunkt beendet ist, kann man für verschiedene 
Stromstärken den erforderlichen Zündwinkel bestimmen [4] 
und daraus die Zündspannung beim Wechselrichter ausrech- 
nen. Diese ausgerechneten Werte sind in Bild 9 aufgetragen 
worden. 

Damit keine Stromunterbrechung auftreten kann, muß 
der Betriebsstrom größer sein als der Scheitelwert des! Aus- 
gleichsstromes, der bei der Zündung des Ventils S; durch das 
Ventil Te fließt, weil dieser Ausgleichsstrom dern Betriebs- 
strom entgegengesetzt gerichtet ist. Dieser Ausgleichsstrom 
ist wegen der Aufteilung des Stromes auf die Stränge R vnd 
T halb so groß wie der in Bild 8 aufgetragene Strom, der bei 
der Zündung des Ventils Sı im Strang S fließt. Aus Bild 9 ist 
für verschiedene Stromstärken die Zündspannung entnommen 
worden und mit Hilfe von Bild 8 sind die Scheitelwerte der 
Ausgleichsströme für verschiedene Induktivitäten ausgerech- 
net worden. Der halbe Scheitelwert des Ausgleichsstromes ist 


144r.) 


Bild 9. Zündspannung beim Wechselrichter in Abhängigkeit vom Gleidh- 
strom, wenn die Kommutierung 10 Cel. vor dem Phasenschnittpunkt beendet 
ist. 


150 


A kein Betrieb 
möglich 


t 
l 
f 
| 
500 A 
| —— eg 
Bild 10. Scheitelwert der Ausgleichströme im brennenden Ventu dein. 
Wechselrichter in Abhängigkeit vom Gleichstrom. Ende der Kommutienr« 
10 Oel. vor dem Phasenschnittpunkt; Rp und C y wie in Bild 8. 
1 
| 


dann in Bild 10 aufgetragen. So lange der Ausgleidhsstron 
größer ist als der Betriebsstrom, treten Stromunterbredur- 
gen auf, ein Betrieb der Anlage ist dann nicht möglich. Die- 
ses Unmöglichkeitsgebiet ist in Bild 10 schraffiert gekenn- 
zeichnet. Bei den als Beispiel angenommenen Werten Je: 
Stromrichteranlage ist ein Betrieb des Wechselrichters ohne 
vorgeschaltete Drosselspulen nur mit einem kleinsten Strom 
von etwa 70 A möglich. Bei kleinerem Betriebsstrom würden 
Stromunterbrechungen auftreten, die ÜUÜberschläge verur- 
sachen. Bei vorgeschalteten Drosselspulen von 5 mH kann | 
der Betriebsstrom bis auf etwa 20 A erniedrigt werden. Wi? 
aus der Rechnung hervorgeht, werden mit Vergrößerung de: 
Ventilkapazität Cy die Scheitelwerte der Ausgleichsströne 
größer. Man darf deshalb gerade beim Wechselrichter, be: 
dem betriebsmäßig sehr hohe Zündspannungen erforderlich 
sind, die Eigenkapazität der Ventile nicht größer machen, als 
für die Abflachung des Sperrspannungsanstieges erforderlid: | 
ist. Eine Verkleinerung dieser Kapazitäten beim Wecse- 
richter ist auch gegenüber dem Gleichrichter deshalb möglia. 
weil die Sperrbeanspruchung kleiner ist als beim Gleicrid- 
ter. Ebenfalls sollte der Zündwinkel beim Wechselrichter 
nicht größer eingestellt werden, als unbedingt nötig ist. Die 
ausgerechneten Werte gelten für den günstigsten Zündzeit- 
punkt, der je nach der Größe der Belastung eingestellt wer- 
den muß. Bei größerem Zündwinkel werden die Ausgleid:s- 
ströme größer. 2 

Beim praktischen Betrieb hat sich herausgestellt, da3 
eine Stromrichteranlage die in Wechselstromnetzen übliht 
Hochfrequenz-Telefonie und Fernmessung über Hochfrequens 
stark stört. Diese Hochfrequenzstörungen können durd Vor- 
schalten von Induktivitäten mit möglichst kleinen Eigen 
kapazitäten sehr stark eingeschränkt werden. Diese Drossei- 
spulen (Hochfrequenzsperren) müssen Induktivitäten von e'- 
wa 5 mH haben. Sie können als Hochfrequenzsperren va! 
den Transformatorwicklungssträngen eingeschaltet werdet 
sie werden aber zweckmäßig vor jedes Ventil so geshai* 
daß sie gleichzeitig die Ausgleichsströme herabmindern 


RR 


| 
Zusammenfassung | 

Bei Hochspannungs-Stromrichtern können die Ventilkapı- 
zitäten, die mit den verschiedensten Induktivitäten Schwiss- 
kreise bilden, den Betrieb entscheidend beeinflussen. Be: 
jeder Zündung und Löschung eines Ventils werden durd d-e 
damit verbundenen Spannungsänderungen die Kapazitäteh 
mit den Induktivitäten zu Schwingungen angeregt. Die da: 
auftretenden Ströme können so große Werte annehmen. ds 
sie den Hauptbetriebsstrom durch Null zwingen und !# 
Stromrichteranlage außer Betrieb setzen. Man unterscheid! 
Zündschwingungen, die durch das Zünden von Ventilen. crd 
Löschschwingungen, die durch das Löschen von Ventilen 3% 
geregt werden. Die Zündschwingungen beeinflussen {et 
Verlauf der Kommutierung. Der Einfluß dieser Schwingunst®® 
wird umso größer, je größer der Zündwinkel ist, weil de 
Spannungsänderungen, die die Schwingungen anregen. nf; 
größer werdendem Zündwinkel anwachsen. Besonders eia 
Wechselrichter sind die Spannungsänderungen wegen ¿er 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 521 


hohen Zündspannung sehr hoch, so daß bei kleinen Betriebs- 
strömen die Gefahr besteht, daß die Ausgleichsströme größer 
werden als die Betriebsströme. 

Dann treten die in Stromrichteranlagen gefürchteten Ab- 
reißer auf, die sehr oft wegen der hohen Überspannung Über- 
schläge zur Folge haben. 

Die Schwingungen beim Verlöschen eines Ventils be- 
stimmen den Sperrspannungsanstieg am gelöschten Ventil. Je 
arößer die Kapazitäten am Ventil sind, umso langsamer sind 
die Schwingungen und umso langsamer steigt die wieder- 
xehrende Spannung am Ventil an. Man kann also durch Ver- 
größern, d. h. durch Parallelschalten von Kapazitäten zu dem 
Ventil die Sperrbeanspruchung verkleinern. Da aber mit der 
Vergrößerung der Kapazität die Größe der Ausgleichsströme 
zunimmt, die sich auf den Betrieb der Stromrichteranlage 
unangenehm auswirken, muß gerade der Bemessung der 
Kapazität am Ventil besondere Beachtung geschenkt werden. 

Sind zur Abflachung der wiederkehrenden Spannung 
Kapazitäten parallel zum Ventil geschaltet, so muß zu den 
Kondensatoren ein Dämpfungswiderstand in Reihe geschaltet 
werden, weil die Induktivität der Leiterschleife mit der Ka- 
pazität einen Schwingkreis bildet. Bei der Zündung eines 


Ventils würde die Entladung des Kondensators ohne Dämp- 
fungswiderstand in Schwingungen erfolgen. Da die Frequenz 
dieser Schwingungen wegen der kleinen Induktivität der 
Leiterschleife sehr hoch ist, würde der Schwingstrom nach 
dem Zünden größer werden als der Ventilstrom, weil dieser 
wegen der Induktivität in den Drehstromleitungen nur ver- 
hältnismäßig langsam anwachsen kann. Der Dämpfungswider- 
stand muß daher so groß gewählt werden, daß die Entladung 
aperiodisch verläuft. 

Da bei jeder Zündung und Löschung eines Ventils die 
Kapazität an den Ventilen über die Induxtivität in den Dreh- 
stromleitungen auf den neuen Spannungszustand einschwin- 
gen muß, wird die Sperrspannung infolge. dieser Schwingun- 
gen je nach der Größe der Spannungsänderungen höhere 
Werte annehmen, als es der stationären Wecselspannung 
entspricht. Bei der Bemessung der Ventile hinsichtlich ihrer 
Sperrfähigkeit ist hierauf Rücksicht zu nehmen. 


Schriittum 


[1] Hierzu s a Hochrainer-Micza: VDE-Facber. 11 (1939) $. 187. 
^2) Bertele u. Wasserrab: Elektrotedn. u. Masch.-Bau 60 (1942). 
[3] J. Biermanns: Hodleistungsschalter ohne DI. ETZ 50 (1929) S. 1073. 
[4] P. Brückner: Habılitationsschrift, T. H. Hannover 1947. 


Die Anwendung der Silikonharze für Isolationen in elektrischen Maschinen 


Von Richard Modlinger, München 


Übersicht. Eigenschaften, Aufbau und Versuchsergebnisse von 
Isslationsschichten elektrischer Maschinen mit Silikonharzen als Binde- 
mittel werden beschrieben. Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen 
wird versucht, eine Beurteilung durchzuführen. 


Für die Klassifizierung der Isolierstoffe war die Wärme- 
beständigkeit maßgebend. Nach VDE 0530 sind den 3 in- 
ternational eingeführten Klassen eindeutig festliegende 
Grenzerwärmungen zugeordnet. Die dort angegebenen zu- 
lässigen Erwärmungen werden von 35 °C Umgebungstempe- 
ratur aus gerechnet. Die unter diesen Voraussetzungen zu 
erwartende Lebensdauer sorgfältig aufgebauter Isolationen 
beträgt etwa 20 Jahre. 

Isolationsschichten der Klasse A sind wegen ihrer leich- 
ten Verarbeitbarkeit (Baumwolle, Seide, Papier und ähnliche 
Faserstoffe getränkt oder in Füllmasse) ohne besondere 
Schwierigkeiten mit hoher Güte herstellbar. Bei der Ausfüh- 
rung von hochwertigen Isolationen der Klasse B (Glimmer-, 
Asbesterzeugnisse und ähnliche mineralische Stoffe mit einem 
organischen Bindemittel) ist eine wesentlich sorgfältigere 
Verarbeitung notwendig. Isolationen in elektrischen Maschi- 
nen nach Klasse C (Glimmer, Asbest sowie Glasfasergewebe 
ohne Verwendung irgend eines Bindemittels) sind sehr sel- 
ten, da für die Herstellung von Isolationen mit genügenden 
mechanischen Festigkeiten mit wirtschaftlichen Mitteln ein 
brauchbares anorganisches Bindemittel fehlt. Ein Fort- 
schritt in der Wärmebeständigkeit von Isolationsschichten 
für elektrische Maschinen ist also nur durch Verbesserungen 
des Bindemittels bei Isolationen der Klasse B möglich. 

Silikonharze und -lacke scheinen für diese Zwecke geeig- 
net zu sein. Über sie, ihre Eigenschaften und die höhere ther- 
mishe Beanspruchung von Silikonisolationen soll im fol- 
genden berichtet werden. 


Die Eigenschaften der Silikone 

Die Silikone sind Verbindungen von Kohlenwasserstof- 
‚en mit Siliziumverbindungen, insbesondere mit Teilen des 
Kieselsäuremoleküls [1]. In den Kieselsäuremolekülen wer- 
den die Sauerstoffatome durch Kohlenwasserstoffgruppen 
ersetzt, was in einem komplizierten chemischen Prozeß mög- 
lich ist. Die physikalischen Eigenschaften werden von bei- 
den Stoffgruppen beeinflußt. Die Silikone vieler organischer 
Stoffe, deren Eigenschaften allgemein geschätzt sind, werden 
durch den Eintritt des Siliziums in die Verbindung besonders 


DK 621.315.616 : 621.313 


hitzebeständig und wasserabweisend. Dlartige Silikone be- 
sitzen eine gleichmäßige Viskosität in einem weiten Tempe- 
raturbereich. 

Praktische Anwendung in der Technik fanden bisher Si- 
likone flüssiger und öliger Art, fettige Pasten, Lacke, emaille- 
artige Überzüge, gummiähnliche Stoffe und formbare Kunst- 
stoffe. Alle diese Stoffe besitzen mehr oder minder stark 
ausgeprägt die bereits aufgezählten, als besonders wertvoll 
geschätzten Eigenschaften. Sie sind aber gelegentlich auch 
den Erzeugnissen der organischen Chemie nicht gleichwertig. 
Es hat sich gezeigt, daß die Notwendigkeit der Anwendung 
von Silikonen in der Praxis in jedem einzelnen Fall gründ- 
lich zu untersuchen ist. 


Verarbeitung der Isolationsschichten 

Um eine einwandfreie Isolationsschicht zu erhalten, sind 
besondere Vorschriften bei der Herstellung zu beachten. 
Ganz besonders wichtig ist es, in der Isolationsschicht keine 
organischen Stoffe zu verwenden. Diese organischen Stoffe 
halten gewöhnlich die Vorbehandlung der Isolation bei einer 
Temperatur von etwa 230 °C nicht aus. Die Vorbehandlung 
hat den Zweck, aus der Isolationsschicht alle bei hohen Tem- 
peraturen vergasenden Stoffe auszutreiben. Erst nach dem 
Entgasen können die Wicklungen oder Maschinen mit den 
Silikonharzen oder -lacken getränkt werden; sodann erfolgt 
das endgültige „Backen" bei sehr hohen Temperaturen, das 
eine verhältnismäßig lange Zeit beansprucht. 

Wie schon aus dieser kurzen Beschreibung der Herstel- 
iung einer Hochtemperatur-Silikon-Isolation hervorgeht, ist 
sie noch umfangreicher und schwieriger als die Herstellung 
von Isolationen der Klasse B. Ein weiterer Nachteil ist ge- 
legentlih auch die geringe Abriebfestigkeit der aufgebau- 
‘en Isolationsschidht, die — insbesondere wenn man mit 
hohen Temperaturen in langen Maschinen arbeiten will — 
sehr wichtig ist (wegen der bei hohen Temperaturen auftre- 
tenden großen Dehnungen der Leiter). Erhebliche Vorteile 
dieser Isolationen sind aber die hohe Hitzebeständigkeit und 
die Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit. 


Experimentelle Erprobung 
Die Amerikaner haben versucht, die Alterungserschei- 
nungen durch beschleunigte Alterungsversuche festzustellen. 
Derartige Verfahren sind in Amerika schon frühzeitig für 
Untersuchungen von Isolierstoffen der Klasse A durchgeführt 


522 


worden [2]. Im Jahre 1939 wurden die Zusammenhänge zwi- 
schen Betriebstemperatur und Lebensdauer der Isolation 
gründlich überprüft [3]. Ähnliche Versuche machte man 1942 
an den ersten Silikon-Isolationen [4]. Zunächst wurde ein 
mantelgekühlter Induktionsmotor mit Außenlüfter mit dem 
besten Isolierstoff der Klasse B zusammen mit Glasgewebe 
und Glimmer hergestellt, bei 250 °C vorbehandelt und dann 
mit Silikonharz getränkt. Die Maschine wurde geprüft und 
bei verschiedenen Lasten u. a. 13 h mit einer Wicklungstem- 
peratur von 300 °C und kurzzeitig mit 500 °C beansprucht. So- 
dann wurde eine beschleunigte Alterungsprüfung bei 215 °C 
über 3376 h durchgeführt. In dieser Zeit wurde der Motor 
in regelmäßigen Abständen geöffnet, die Isolation nachge- 
sehen und die Feuchtigkeit der Wicklung geprüft. Die Ver- 
suche endeten durch einen Lagerschaden. Die Isolation hat 
nach der Beschreibung die gesamte Prüfdauer gut überstan- 
den. Uber die Alterungserscheinungen, die selbst bei dem 
sorgfältigen Aufbau dieser Isolationsschicht erheblich sein 
dürften, fehlen nähere Angaben. 


Ähnlich verliefen die Untersuchungen bei einem kleinen 
Drehstromgenerator. Die Leiter im Ständer erhielten 2 Hül- 
len aus Glasgewebe, die dann mit Silikonen behandelt wur- 
den. Der Generator wurde zur Vorbehandlung 6 h im Kurz- 
schluß bei 2,75fachem Nennstrom gefahren, wobei eine Tem- 
peratur von 355 °C festgestellt wurde. Sodann wurde der 
Generator getaucht und erneut gebacken. Beschleunigte Al- 
terung wurde durch tägliche Änderung der Betriebstempera- 
turen erreicht. Für die periodisch durchgeführten Höchst- 
temperatur-Betriebszeiten wurde aus der Widerstandszu- 
nahme die mittlere Erwärmung der Wicklung mit 210° erredh- 
net. Die örtlich auftretenden höchsten Temperaturen dürften 
demnach 230 °C erreicht haben. Nach rd. 3000 h war die Iso- 
lation noch in gebrauchsfähigem Zustand. Alterungserscei- 
nungen sind auch hier nicht angegeben. An der Wicklung 
wurden noch Feudhtigkeitsuntersuchungen und andere Ver- 
suche, sodann eine Hochspannungsprüfung bis zum Durch- 
schlag durchgeführt. 


Nach Versuchen von Moses und Torok [5] an Ma- 
gnetspulen entstehen bei der Alterung von Silikonisolationen 
aus den Silikonen weiße nichtleitende Silikate, die man ver- 
mutlich als Alterungsstufe der Isolationsshicht anzusehen 
hat. Angeblich soll aber durch diese Umwandlung in der 
chemischen Struktur die Gebrauchsfähigkeit nicht beeinflußt 
werden. 


Aus einer Literaturstelle [6] aus dem Jahre 1948 geht her- 
vor, daß derart isolierte Motoren auf Sciffen verwendet 
wurden. Der Motorschutz scheint aber besondere Schwie- 
rigkeiten bereitet zu haben. Vermutlich kommen die Schwie: 
rigkeiten von der erheblichen Erwärmung der Kühlluft in 
der Maschine, wodurch es nicht mehr möglich ist, ein brauch- 
bares Wärmeabbild nur aus der Motorstromstärke abzulei- 
ten, wie dies allgemein bei der Verwendung der Wärmeaus- 
löser geschieht. Es ist daher notwendig, den Schutz in die 
Maschine einzubauen, was mit allerlei Schwierigkeiten ver- 
bunden ist. In dieser Arbeit werden auch Temperaturen 
genannt, die man beim Betrieb dieser Maschinen zulassen 
will, und zwar für dauernd 200 °C und kurzzeitig sogar 
350 °C. 


Im allgemeinen versucht man nicht, derartig hohe Be- 
triebstemperaturen als brauchbar vorzuschlagen, man hat 
vielmehr beim AlEE (American Institute of Electrical Engi- 
neers) angeregt, mit Silikonen behandelte Isolationsschichten 
aus Glimmer, Asbest und Glas zu einer neuen Klasse zusam- 
menzufassen und für sie (gemessen an der heißesten Stelle) 
eine Erwärmung von 135 °C zuzulassen. 


Beurteilung 


Die dem AIEE vorgeschlagenen Werte (40 °C Umge- 
bungstemperatur, 120 °C Erwärmung, festgestellt aus der 
Wiıderstandszunahme, und zusätzlich 15 “C Erwärmung für 
den heißesten Punkt) für die zulässigen Erwärmungen er- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 195° 


scheinen als brauchbar. Es kann nicht der Sinn der Anwer- 
dung der Silikone in Isolationsschichten sein, die Betrieb-- 
temperaturen auf sehr hohe Werte zu treiben, wie sie be: 
der Beschreibung der beschleunigten Alterungsversuche ur.d 
bei Anwendungen auf Schiffen genannt wurden. Man da’! 
nicht vergessen, daß bei diesen hohen Temperaturen e:ne 
Reihe zusätzlicher Schwierigkeiten auftritt, die zu allen möy- 
lichen Betriebsstörungen “Anlaß geben können. 


Bei vollkommen geschlossenen Maschinen konnte ge's- 
gentlich beobachtet werden, daß die Erwärmungskurven be: 
Dauerbetrieb nach längeren Betriebszeiten sich nicht asymp 
totish einer bestimmten Grenztemperatur nähern, sonder: 
sich an eine Gerade der Form # = K + c t anlehnen, also mi: 
der Betriebszeit stetig steigen und erst bei sehr hohen \Wer- 
ten einer Beharrungstemperatur zustreben. Dies tritt e:r 
wenn die Zunahme der Verluste stärker ansteigt als d: 
infolge höherer Ableitung auftretende Wärmeabgabe an d.. 
Kühlluft, insbesondere dann, wenn die Kühlluftmenge durt 
den zunehmenden Schlupf bei Asynchronmascinen entspre- 
chend abnimmt. In diesem Arbeitsbereich treten also sehi 
hohe Endtemperaturen auf, so daß selbst bei sehr hoher 
zugelassenen Erwärmungen mit Störungen zu rechnen isi 
Es ist sicher möglich, dieser Erscheinung durch entsprechende 
Auslegung zu begegnen. Sie tritt aber bei kleinen Betriebs- 
temperaturen weit seltener auf als bei großen. 


Die entstehenden Dehnungen können schon bei normaler 
Erwärmungen meist nicht mehr elastisch aufgenommen wer- 
den, sondern führen zu Wicklungsverlagerungen. Bei s> 
hohen Temperaturunterschieden entstehen beträchtliche De:- 
nungen, die eine zusätzliche mechanische Beanspruchung de! 
Isolationsschicht darstellen. 


Sodann ist zu beachten, daß bei diesen Betriebstemperz- 
turen die Kupferverluste stark anwachsen, wodurch der Wir- 
kungsgrad der Maschine wesentlich beeinflußt wird. Be: 
350° Betriebstemperatur betragen die Kupferverluste z. 5 
schon das 2,3fache der Verluste der kalten Maschine. Ere 
allgemeine Untersuchung über den Einfluß von Leistu:cs- 
steigerungen durch thermish hoch beanspruchbare Isol:et- 
stoffe auf den Wirkungsgrad [7] hat ergeben, daß bei Tra?s- 
formatoren und kleinen sowie langsam laufenden Asyndıron- 
maschinen der Wirkungsgrad zurückgeht. Bei Maschiren 
deren Wirkungsgrad stark durch hohe Reibungsverluste be- 
dingt ist, z. B. bei Turbogeneratoren und schnellaufender 
Asynchronmasciinen, kann dagegen durch die mögliche \Ver- 
kleinerung der Läuferabmessungen sogar eine WVerbesse 
rung des Wirkungsgrades eintreten. 


Die Lager sind besonders gefährdet, weil sie durch di? 
hohe Temperatur der umgebenden Teile sich so stark e't- 
wärmen, daß die Lagerfette oder -öle ihre Schmierfähigke:: 
teilweise verlieren, wodurch es z. B. bei Gleitlagern zum A= 
reißen des Olfilms und zur Zerstörung der Lager komme: 
kann.‘ Es wurde daher vorgeschlagen, für Maschinen mit S. 
likonisolation auch Silikone als Lageröle zu verwenden. 


Zusammenfassend kann man erkennen, daß die Verwen- 
dung der Silikone in Isolationsschichten mit einer Reihe ver 
Vor- und Nachteilen verbunden ist. Vorteile derart aufc? 
bauter Isolationsschichten sind die große Wärme- und Feurr- 
tigkeitsbeständigkeit. Nachteilig ist die bisher noch schw'ir- 
rige Herstellung der Isolationsshicht und die geringe A` 
ıiebfestigkeit. Vermutlich lassen sich durch weitere Entw:«&- 
iungen noch wesentliche Verbesserungen erreichen. Bei den 
Zz. Zt. erreichten Stand der Technik ist die Anwendung ar” 
Silikone an elektrischen Maschinen auf Sonderzwecke t- 
schränkt. Derartige Sonderzwecke sind: 


a) GroBmaschinen, deren Isolation auch bisher wegen 
hoher Betriebsspannungen oder hoher thermisce: 
und mechanischer Beanspruchung (Läuferwicklungen 
von Turbogeneratoren) besonders sorgfältig herce- 
stellt wurde, was bei den großen Abmessungen dvi 
Leiter möglich ist. 

b) Mittel- und Kleinmaschinen in Anlagen, be: denes 


gu 


1. Oktober 1950 


es auf geringes Gewicht oder kleinen Raumbedarf an- 
kommt, z. B. auf Flugzeugen und Schiffen. 

c) Maschinen, deren Wicklungen besonders hoher Feuch- 
tigkeit ausgesetzt sind. (Für diese Zwecke haben 
sich jedoch auch andere Isolierstoffe gut bewährt.) 


In einer schweizerischen Arbeit [8] wird angenommen, 
daß Silikonisolationen mit Berechtigung für 


a) Motoren hoher Schalthäufigkeit, 

b) Motoren für schweren Anlauf (Zentrifugen), 

c) Motoren für hohe Umgebungstemperatur 
verwendet werden sollen und daß sie für alle übrigen Zwecke 
keine Vorteile bringen. 


Wenn auch in den angestellten Betrachtungen die Be- 
deutung einer großen Wärmebeständigkeit auch bei höheren 
Temperaturen wesentlich eingeschränkt wurde, so ist doch 
anzunehmen, daß sich die Silikonharze für die Isolationen in 
elektrischen Maschinen einführen werden. Der Aufbau hoch- 
wertiger Isolationen bedingt aber erhebliche handwerkliche 
Genauigkeit und Sorgfalt. Man kann daher erst dann die 
hohe spezifische Beanspruchbarkeit nutzen; wenn es gelingt, 
durch geeignete Meßverfahren eine eindeutige Kontrolle der 
handwerklichen Fertigung zu erreichen. Derartige Verfahren 
sind in bescheidenem Umfang z. T. im Gebrauch. Sie zu för- 
dern, ist in ähnlicher Weise wichtig wie die Entwicklung 
elektrischer Meßverfahren zur zerstörungsfreien Messung 
und Prüfung des Alterungszustandes von Isolationen in elek- 
trischen Maschinen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 19 


523 


Zusammenfassung 

Es wird nachgewiesen, daß auch bei der Verwendung 
von Silikonharzen als Bindemittel ihn der Isolationsschicht 
elektrischer Maschinen gewisse Temperaturen nicht über- 
schritten werden dürfen. Die vom AlEE als zweckmäßig an- 
gesehene Grenzerwärmung beträgt 120 bzw. 135 °C. Die 
Schwierigkeiten der Herstellung einer einwandfreien Sili- 
konisolation sind zur Zeit noch erheblich. Die Silikonisola- 
tionen werden daher die bisher verwendeten Isolations- 
Schichten, auch der Klasse A, nicht verdrängen. Sie sind 
vorerst zur Verwendung bei besonderen technischen Bedin- 
gungen bestimmt. 


Schrifttum 


[1] S.L. Bass: Silicones — a New Continent in the World of Chemistry. 

Electr. Engng. April 1947, S. 381. 

Silicone in der Elektrotechnik. ETZ 69 (1948) S. 175. 

K. Potthoff: Fortschritte auf dem Gebiete der elektrischen Isolier- 
stoffe. ETZ 69 (1948) S. 120. 

E. Naumann: Die Silicone und das Isolierstoffideal. Elektrotecdhn. 
3 (1949) S. 373. 

[2] J. J. Smithu. J. A. Scott: Temperature Aging Characteristics of 
Class A Insulation. Electr. Engng. Trans. 58 (1939) S. 435. Auszug: 
ETZ 61 (1940) S. 525. 

[3] Ch. F. Hill : Temperature Limits Set by Oil and Cellulose Insulation. 
Electr. Engng. Trans. 58 (1939) S. 484. Auszug: ETZ 61 (1940) S. 746. 

[4] G. L. Moses: Silicone Resins for Insulating Electric Machines. Electr. 
Wid. 124, Nr. 21, S. 79. 

[5] Die Sılicone als aussichtsreiche Isolierstoffe. ETZ 69 (1948) S. 135. 

[6] J. C. Grigg u. J. E. Walkins: Motor Overload Protectors on 
Shipboard. Electr. Engng. Dez. 1948, Auszug aus der Schrift 48-245. 

[7] Fr. Kade: Der Einfluß von Leistungssteigerungen auf den Wirkungs- 
grad. ETZ 70 (1949) S. 487. 

[8] M. Riggenbach: Die Verwendung hitzebeständiger Isolationen 
bei Elektromotoren. Brown Boveri Mitt. 35 (1948) S. 143. 


a u nn mn 


Ein Kondensatormikrophon mit Netzanschluß 
(Mitteilung aus dem Zenfrallaboratorium der Siemens u. Halske AG.) 


Von H. Kalusche, Karlsruhe 


Übersicht: Das Prinzip des Kondensatormikrophons ist auf Grund 
sener Physik besonders geeignet, Ansprüche hoher Übertragungsqualität 
ı erfüllen. Ein solches Mikrophon, entwickelt in der Firma Siemens u. 
Ha'ske AG., wird beschrieben. Die Wirkungsweise des Mikrophons, der 
Aufbau und die Betriebsdaten werden mitgeteilt und durch Kurven belegt. 


Die elektroakustische Ubertragungstechnik befaßt sich 
mit der Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe akustischer 
Vorgänge und bemüht sich, ein naturgetreues Abbild des 
Schallvorgangs zu vermitteln. Aus diesem Grunde werden 
bestimmte Forderungen an die einzelnen Glieder der Uber- 
tragungskette gestellt, die sich unter den Begriffen Frequenz- 
ımfang, lineare und nichtlineare Verzerrungen und Dynamik 
erfassen lassen. Das Mikrophon steht am Anfang des Über- 
tragungsvorganges, bei ihm werden dabei besonders hohe 
Qualitätsforderungen gestellt. Das Prinzip des Kondensator- 
mikrophons ist besonders geeignet, diese Ansprüche zu erfül- 
len, und es sind auch immer dort, wo höchste Qualität ver- 
langt wurde, Kondensatormikrophone benutzt worden. 

Dieses Mikrophon stellt einen Kondensator dar, dessen 
eine Belegung durch die Membran gebildet wird, und dessen 
Kapazität durch Einfluß des Schalles gesteuert wird. Die ge- 
lieferte Wechselspannung ist der Membranauslenkung pro- 
portional. Einen von der Frequenz unabhängigen konstan- 
ten Schalldruck vorausgesetzt, wird die Membran mit kon- 
stanter Kraft angetrieben. Soll auch die Membranauslenkung 
und damit die gelieferte Wechselspannung frequenzunabhän- 
qig sein, so muß das mechanische Schwingungssystem steifig- 
keitsgehemmt sein, d. h. aber, das Prinzip des Kondensator- 
mikrophons verlangt, daß der Übertragungsbereich unterhalb 
der Eigenresonanz des mechanischen Systems liegt. Die auf 
den Schalldruck ansprechenden Mikrophone sind daher hoch 


abgestimmt und besitzen kleine Schwingungsmasse, große 


Steifigkeit und eine Resonanz an der oberen Grenze des 
Übertragungsbereiches. Diese physikalischen Eigenschaften 
garantieren ein Minimum an linearen und nichtlinearen Ver- 
zerrungen und die Freiheit von Einschwingvorgängen. Der 


DK 621.395.616 


Frequenzumfang ist nach tiefen Frequenzen durch das Mi- 
krophon nicht begrenzt, nach hohen Frequenzen hin durch 
die Lage der Eigenfrequenz gegeben. 


Die Größe des Mikrophons ruft im Schallfeld nun eine 
Schallfeldverzerrung hervor und auch in einem ebenen 
Schallfeld mit frequenzunabhängigem Schalldruck ist die An- 
triebskraft für das Mikrophon nicht frequenzunabhängig. Das 
hat seine Ursache in der sog. Schalldruckstauung, deren Ver- 
Jauf für definierte Störungskörper, wie Zylinder, Scheiben 
usw., berechenbar ist und in eingehenden Untersuchungen 
experimentell ermittelt wurde [1, 2, 3]. Daraus folgt, daß 
die Schalldruckstauung frequenz- und richtungsabhängig ist 
und bei Schalleinfall aus Richtung der Membrannormalen 
ihre größten Werte erreicht. Die Frequenz, bei der dieses 
Maximum liegt, ergibt sich für den Mittelpunkt eines Stö- 
ıungskörpers gerechnet aus d// = 1, wobei d der Durchmes- 
ser des Körpers ist. Für Modelle mit ausgedehnten Membra- 
nen hat Wiener [3] tiefere Werte ermittelt, etwa d/} = 0,8. 

Da oberhalb dieser Frequenz die Antriebskraft abnimmt, 
bei der doppelten Frequenz ein Minimum erreicht, um dann 
erneut anzuwachsen, ist es erwünscht, das Mikrophon so zu 
bauen, daß die Bedingung d’/ = 0,8 möglichst an die obere 
Grenze des Übertragungsbereichs verlegt wird. Damit ergibt 
sich die Notwendigkeit, das Mikrophon klein zu machen. 
Wegen dieser Kleinheit stellt das Kondensatormikrophon 
einen hochohmigen Generator dar, und es dürfen nur kurze 
Leitungen bis zum ersten Verstärkerrohr benutzt werden; 
praktisch wird das Mikrophon in unmittelbarer Verbindung 
mit dem ersten Rohr betrieben, das dann oft in einer flaschen- 
ahnlichen Anordnung eingebaut ist. Dieser Generator klei- 
ner Kapazität verlangt wegen der Wiedergabe tiefer Fre- 
quenzen ein sehr hochohmiges Gitter. Damit werden die An- 
forderungen an die Röhre, die Rauschfreiheit und damit die 
Dynamik zu Fragen, die besonders sorgfältig zu lösen sind. 
Kapsel und erstes Verstärkerrohr sind als eine Einheit zu 


524 


behandeln, deren Elemente genau aufeinander abgestimmt 
sein müssen — dann gelingt es, Dynamikwerte zu erreichen, 
die den höchsten Ansprüchen genügen. 

Die Aufnahmetechnik erfor- 
dert neben dem beschriebenen 
Druckempfänger mit einer Kugel- 
charakteristik auch Mikrophone 
mit bestimmten Richtformen, von 
den die acht- und nierenförmigen 
die markantesten sind. Auch diese 
Charakteristiken lassen sih nach 
dem Kondensatorprinzip bauen [4] 
mit Systemen, die als Gradienten- 
mikrophone arbeiten. 

Aufgabe der Konstruktion ist 
es, unter Berücksichtigung der aku- 
stishen und elektrischen Forde- 
rungen für die Einheit von Kapsel 
und Verstärker eine handliche und 
gefällige Form zu finden, die ein- 
fache Betriebsweise verlangt, fer- 
ner ein Netzanschlußgerät. 

Es soll nun gezeigt werden, 
wie bei dem neuen Kondensator- 


mikrophon (Bild 1) für die oben aran 
skizzierten physikalischen Forde- Bild 1. Kondensator- 
rungen eine technisch einwand- mikro phon: 


freie Lösung gefunden wurde. 


Die Mikrophonkapsel 

Zu dem Mikrophon werden zunächst als die gebräuch- 
lichsten die Kapseln mit kugel- und nierenförmiger Richt- 
charakteristik geliefert. Auch die Achtcharakteristik ist vor- 
gesehen und kann dann wahlweise eingesetzt werden. Die 
Kapseln haben einen Durchmesser von 3 cm, sind gebördelt 
und mit einem vergoldeten Kontaktstift versehen. Die 
Membran besteht aus einer 15 u dicken Kunststoffolie, deren 
nach außen gekehrte Oberfläche mit einer Metallschicht von 
weniger als 1 u Stärke überzogen ist. Der Metallbelag ist im 
Vakuum aufgedampft, seine Korrosionsbeständigkeit in ein- 
gehenden Versucen geprüft. | 

Die Membran ist nun über eine Gegenelektrode gespannt, 
die die zweite Kondensatorbelegung bildet. Auf der Elek- 
trode aufgeprägte Abstützringe von rd. 15 u Höhe legen den 
Luftspalt des Kondensators fest. An die durch Elektrode 
und metallisiertte Membran gebildete Kapazität wird eine 
Gleichspannung von 100 V gelegt. Die vom Mikrophon ab- 
gegebene Wechselspannung ist der Membranauslenkung a 
proportional, die sich aus der mechanischen Bewegungsglei- 
chung errechnet: 


K 
s-mo’+jwr' 
wobei K = F P, F die wirksame Membranfläche und P der 
Schalldruc ist. Den im Nenner stehenden Ausdruck mit der 
Masse m, der Steife s und der Reibung r bezeichnet man auch 
als mechanische Hemmung H. 

Die Kapazität der Kapsel beträgt 100 pF. Da das Dielek- 
trikum aus einer Doppelschicht, nämlich Luft und Kunststoff 
besteht, wird diese Art von Mikrophon auch als Zweischicdht- 
mikrophon bezeichnet. Das Prinzip der Doppelschicht hat 
den Vorteil sehr hoher Isolationsfestigkeit, die in unserem 
Falle einige hundert Volt beträgt. 

Um die Eigenfrequenz des Mikrophons auf 10 000 Hz zu 
legen, ist trotz der leichten Kunststoffmembran eine erheb- 
liche Steife nötig. Dabei hilft das hinter der Membran befind- 


a= 


| i ern 
; ll 
-65 30 60 120 250 500 1000 2000 4000 8000 15000Hz 


TE 


Bild 2. Fiequenzkurve des Kugelmikrophons (Kapsel einschließlich 


Flasche ın Achsrichtung). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 19% 


liche Luftpolster, das die notwendige Steife zu mehr als der 
Hälfte liefert. Für die tiefen Frequenzen unterhalb 10 H: 
sorgen eine akustische Undichtigkeit und eine Ausgleids- 
membran dafür, daß das Mikrophon auf den Druckgradienten 
anspricht, also praktisch unempfindlih wird. Damit wird 
der Einfluß sehr langsamer und statischer Druckschwankun- 
gen auf das Mikrophon ausgeschaltet. 

Die Gegenelektrode besteht aus perforiertem Blech. Die 
Perforation schafft die Verbindung zwischen dem Luftspalı 
des Kondensators und dem als Luftpolster wirkenden Hir 
terraum. Die Lochanordnung und ihre Dichte sind so gewählt 
daß die richtige mechanische Reibung für die Membran rz- 
standekommt. Die im Luftspalt pulsierende Luft arbeite: 
ähnlich wie in einer Kapillare, deren Durchmesser durch die 
Luftspalthöhe, deren Länge aber durch die Stegbreite der 
Perforation gegeben ist. Diese beiden Größen, Stegbreite 
und Spalthöhe bestimmen die Reibung [5]. Diese Reibung 
braucht man, um die Eigenfrequenz des Mikrophons so zu 
dämpfen, daß im ganzen Übertragungsbereich die Hemmung 
frequenzunabhängig konstant bleibt. Damit ist bei konstanter 
Kraft (Schalldruck) die Voraussetzung für eine von der Fre- 
quenz unabhängige Empfindlichkeit geschaffen. 

Das UÜbertragungsmaß der Mikrophonkapsel beträgt 
1,5 m V/ubar bei 100 V Gleichvorspannung. Auch in einem 
ebenen, frequenzkonstanten Schallfeld ist der Schalldruc an 
der Membran nicht unabhängig von der Frequenz, d. h. im 
freien Schallfeld ergibt sih eben wegen der Druckstauund 
eine Empfindlichkeitserhöhung, die durch Abmessung und 
Einbau der Kapsel bestimmt wird. Bei Schalleinfall in der 
Membrannormale ist die maximale Anhebung 10 db, im dif- 
fusen Schallfeld beträgt sie nur 5 db [6, 7]. In Bild 2 ist die 
Frequenzkurve für das neue Mikrophon angegeben. Sie gilt 
für das freie Schallfeld und Betönen aus Richtung der Mem- 
brannormalen und gibt also die durch die Beugung bedingte 
Bevorzugung der hohen Frequenzen. Auch ein Drucmikro- 
phon — allgemein als Kugelmikrophon bezeichnet — hat 
durch die Beugung eine von der Kugelform abweichende | 
Richtcharakteristik. Diese Abweichung tritt bei umso höheren 
Frequenzen ein, je kleiner das Mikrophon ist. Das war ein 
weiterer Grund für das Bemühen, die Mikrophonkapsel so 
klein wie möglich zu machen. 

Das Nieren-und das Achtmikrophon sind Empfänger, deren 
Antriebskraft dem Drucgradienten oder der Druckdifferenz 
zwischen Vorder- und Rückseite des Mikrophons entsprict . 
Auch sie besitzen nur eine elektrisch wirksame Membran, an 
die die Gleichvorspannung gelegt wird. Diese Membran ist. 
aber von beiden Seiten dem Schall ausgesetzt. Achtmikro- 
phone verlangen dabei einen symmetrischen Aufbau. Die 
Empfindlichkeit hat in der Membranebene ihr Minimum. 
senkrecht dazu das Maximum, so daß das Schnittbild der 
Richtempfindlichkeit eine Acht ist. Die Antriebskraft, der 
Druckgradient, steigt linear mit der Frequenz. Für eine fre- 
quenzunabhängige Empfindlichkeit ist es daher erforderlich. 
daß die mechanishe Hemmung der Membran ebenfalls mit 
der Frequenz ansteigt; das erreicht man durch eine reibungs- 
gehemmte Membran. In der Wahl der Perforation, der Steg- 
breite bei der Gegenelektrode und der Abstützhöhe der Mem- 
bran hatten wir Mittel kennengelernt, die Membranreibung 
einzustellen, davon wird auch hier Gebrauch gemacht. Nun 
wächst der Gradient nur so weit linear mit der Frequenz wie 
die Abmessung des Mikrofons, genauer: der wirksame Schall- 
wegunterschied Al zwischen Vorder- und Rückseite des Mı- 
krophons noch klein zur Wellenlänge ist. Für höhere Fre- 
auenzen stimmt diese Annahme nicht mehr, der Gradient wird 
sogar kleiner und erreicht für 4] = 2 ein Minimum. De: 
gleichartige Frequenzverlauf von Antriebskraft (Gradient) 
und Hemmung läßt sich nach hohen Frequenzen hin nicht 
mehr realisieren, daher fällt die Empfindlichkeit ab. 

An das Mikrophon wird betriebsmäßig nun eine elek- 
trische Gleichvorspannung gelegt. Damit unter Einfluß der 
elektrostatischen Kräfte die Membran sich nicht unzulässıq 
durchbiegt oder sich gar an die Gegenelektrode anlegt, muß 
man ihr eine gewisse Steife geben. Bei tiefen Frequenzen 
bestimmt daher die Membransteife zunehmend den Wert de: 


1. Oktober 1950 


mechanishen Hemmung H, und die Forderung, daß H linear 
mit der Frequenz abnimmt, ist umso schlechter erfüllt, je stär- 
ker die Steife sı das Reibungsglied jwr überwiegt. Damit ist 
aber eine Abnahme der Empfindlichkeit der Mikrophone nach 
den tiefen Frequenzen hin verbunden. 

Die Frequenz, für die die Empfindlichkeit um den Faktor 


| 2 abgefallen ist, lautet: wy = sı/r. 

Auch beim Nierenmikrophon bewegt sich die elektrisch 
wirksame Membran unter Einfluß der Kräfte von der Vorder- 
und Rückseite. Man erhält bei derartigen Mikrophonen unter 
einem Anstellwinkel ô die Empfindlichkeit Null, wenn beide 
Kräfte dem Betrag und der Phase nach gleich sind. Ihre Dif- 
ferenz ist dann Null und die Membran bleibt in Ruhe. Vom 
Achtmikrophon her wissen wir, daß dort bei einem symmetri- 
schen Aufbau des Mikrophons diese Bedingung (Differenz- 
kraft null) bei Schalleinfall aus der Richtung der Membran- 
ebene eintritt. Die Nierencharakteristik verlangt nun, daß 


auf der Rückseite des Mikrophons ein Minimum vorhanden 
ist, d. h. die Bedingung: Differenzkraft Null muß bei Schall- 
einfall von der Rückseite her (180°-Richtung) erfüllt sein. Das 
gelingt, wenn man in den Schallweg der Rückseite ein akusti- 
Die Wirkungsweise 


sches Verzögerungsglied einschaltet [8]. 
veranschaulicht das Bild 3. 

Die in der Ebene xı gleich- 
phasige Wellenfront gelangt 
einmal um das Mikrophon her- 
um auf die Vorderseite der 
Membram und braucht dazu 
die Laufzeit zı. Sollen an der 
Membran M die Drücke Pı und T, | 
Ps nach Betrag und Phase EZ En 
gleich sein, ihre Differenz also cn u 
Null werden, so muß man in 
den Laufweg 2 ein Verzögerungsglied T» derart einschalten, 
daß der rückwärtige Schall (2) die gleiche Verzögerung erlei- 
det wie er bei (1) auf dem Umweg um das Mikrophon ge- 
schieht, d. h. aber rı = tə ist die Bedingung. 

Ein Nierenmikrophon erfordert also einen Aufbau in der 
Weise, daß die Rückseite ein akustisches Verzögerungsglied 
enthält, dessen Laufzeitwert tə so groß ist wie die Laufzeit 
des Schalles um das Mikrophon. Die Gesetze der Beugung 
und der Schirmwirkung der Mikrophonscheibe verlangen dar- 
uber hinaus noch, daß dieses akustische Verzögerungsglied 
bestimmte Forderungen hinsichtlich der Dämpfung erfüllt. 

Die Frequenzkurve des Njerenmikrophons ist in Bild 4 
angegeben, die Richtkurve in Bild 5. Für den Frequenzver- 
lauf gelten die beim Achtmikrophon bereits diskutierten Ge- 
setzmäßigkeiten. Im Gegensatz zu bekannten Lösungen mit 
symmetrischem Aufbau liegt in diesem Falle die Dämpfung 
des Systems im wesentlichen in der hinteren Membram. Da- 
durch ist bei hohen Frequenzen die Möglichkeit einer Re- 
sonanzanhebung und Frequenzbanderweiterung über 10 kHz 
hinaus gegeben. 


Die Mikrophone mit einer Kapazität von 100 pF stellen 
zumindest bei tiefen Frequenzen einen sehr hochohmigen 
Generator dar. Die Anschaltung an das Verstärkerrohr mit 
einem ohmschen Eingangswiderstand verlangt mit Rücksicht 
auf einwandfreie Wiedergabe auch der tiefen Frequenzen 
einen hohen Gitterwiderstand, und der gesamte Aufbau muß 
hinsichtlich der Isolation sehr sorgfältig sein. Das gilt so- 
wohl für das Rohr als auch für den Sockel, die Leitungs- und 
Kontaktführung. Hinsichtlich des Wärmerauschens und da- 
mit der Fremdspannung liegen die Mikrophonschaltungen 
ınsofern günstiger, als man es bei so hohen Gitterwiderstän- 


-55 


-70 3 60 120 250 500 1000 2000 4000 8000 15000Hz 


Bi!d 4. Frequenzkurve des Nierenmikıophons (Kapsel einschließlich 


Flasche ın Achsrichtung). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 525 


ans 
IN 


a ae ae a, 
u——._._ 


——— 


_ 


a EEE 


500 Hz - 1 kHz 
—. —. —. 250 M -1—1—1— 25 u“ 
—11—11—1-120 wenan 5 u 
ETZIE 60 ı u... DD «“ 
Bild 5. Richtkurve des Nierenmikrophons. 


den von etwa 50 MQ erwarten müßte, weil die Mikrophon- 
kapazität die Rauschspannung weitgehend kurzschlließt. Es 
zeigt sich sogar, daß mit Rücksicht auf die Fremdspannung die 
Gitterwiderstände möglichst groß sein sollten. In Bild 6 ist 
die Rauchspannung des Eingangskreises (Gitterableitwider- 
stand mit parallelgeschalteter Mikrophonkapazität) darge- 
stellt. Mit Rücksicht auf die Betriebsweise des Rohres und 
ihre Isolationswerte ist man dann allerdings genötigt, einen 
Kompromiß zu schließen, so daß in unserem Fall 50 MQ als 
Gitterwiderstand genommen wird. Die Vorspannung für das 
Mikrophon (100 V) wird über einen weiteren 50 M Q-Wider- 
stand zugeführt, der wirksame Gitterwiderstand beträgt 
25 MQ. Diese Widerstände müssen besonders rauscharm, 
vor allem frei von Kontaktrauschen sein. 

Das Rohr ist über einen Übertrager an die Leitung ange- 
schlossen, der Ausgang ist symmetrisch und hat einen Gene- 
ratorwiderstand von 200 Q. Der Ausgangsübertrager ist ge- 
gen magnetische Einstreuung besonders geschirmt, — die 
symmetrische Leitung ist zudem gegen magnetische Ein- 
streuung dadurch unempfindlich, daß sich der Einfluß von Ka- 
belmantelströmen kompensiert. Dieser Aufbau ist das Er- 
gebnis sorgfältiger Einstreuversuche mit Versuchsschleifen. 

Die Frequenzkurve des Mikrophonverstärkers ist in 
Bild 7 angegeben. Er ist also für einen Übertragungsbereich 
30 ... 20 000 Hz vorgesehen. Der Klirrfaktor der Verstärker- 
anordnung ist bei 60 Hz < 1%, oberhalb < 0,3%. Diese 
Werte werden mit eingesetzter Kapsel nicht erhöht, da die 
Kapseln mit einer Durchsteuerung des Luftspaltes von nur 
rd. 1% bei 100 ubar praktisch frei von Nichtlinearität ist. 
Wie gezeigt wurde, ist die akustische Beugung entscheidend 
für Richtwirkung und Frequenzgang. Der konstruktive Auf- 
bau der Mikrophonflasche darf daher die durch kleine Kap- 
selabmessung erreichte akustische Güte nicht verschlechtern. 
Er muß außerdem mechanisch stabil sein und einen gegen Er- 
schütterungen unempfindlichen Aufbau besitzen. 


20 sea 
db 
1 
0 
. 06 12 25 5 10 20 40 80 160 MN 320 
E727) 
Bild 6. Fremdspanung am Gitter bei 100 pF Mikrophenkapazität in 


Abhangigkeit vom Gitterwiderstand (Frequenzbereih 20... 20000 Hz 


berücksichtigt). 


60 


250 500 1000. 2000 4000 8000 15000 Hz 


[E7776 


Bild 7. Frequenzkurve des Mikrophonverstärkers, gemessen mit 100 pF 


Ersatzkapazität und 1 kQ Abschlußwiderstand, 


Den Betriebsstrom liefert ein Netzgerät für Kabellängen 
bis zu 200 m. Die Siebung ist so weit getrieben, daß die 
Brummspannung in der Größe der durch andere Einflüsse 
bedingten Fremdspannung bleibt. Die Geräuschspannung (die 
mit Ohrkurvenfilter bewertete Fremdspannung) ist 2,8 uV. 
Berücksichtigt man, daß das Mikrophon bei 1 ubar eine Span- 
nung von 1,5 mV abgibt, so erhält man damit bei 1 ubar ein 
Verhältnis Nutz- zu Geräuschspannung von 1500/2,8 = 530 
oder 54 db. 

Die Aufnahmetechnik mit ihren oft wechselnden Anfor- 
derungen hinsichtlich der Richtcharakteristik des Mikrophons 
hat den Wunsch nach einer möglichst schnellen und einfachen 
Variation der Richtkurve. Während ältere Konstruktionen 
für jede Richtform ein eigenes Flaschenaggregat vorsehen, 
sind neuere dazu übergegangen, durch Schaltmaßnahmen 


— o Ml 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1&5 


die gewünschten Richtformen am gleichen System zu erha.- 


Haltefeder gezogen und gegen eine andere mit der gewünsc. 
ten Charakteristik ausgetauscht. Dieser Wechsel geht sne; 
vor sih und ist auch physikalisch günstiger als eine um- 
schaltbare Charakteristik, da das Auswechseln erlaubt, sic 
beim Nierenmikrofon des unsymmetrischen Aufbaues unc 
der oben gezeigten besseren Höhenwiedergabe zu bedienen. 


Zusammenfassung 
Die Ausführungen zeigen, daß das Kondensator-Mik:- 
phon, zu dem leicht auswechselbare Kapseln verschieden: 


ten. Im vorliegenden Fall wird die Mikrophonkapsel aus ce: 


Richtcharakteristik geliefert werden, in Verbindung mit einez ` 


über ein Netzspeisegerät betriebenen Verstärker in Flascher- 
form alle Forderungen hinsichtlich Frequenzband, der lines- 
ren und nichtlinearen Verzerrungen sowie der Dynamik e:- 


füllt, die man von einem hochwertigen Aufnahmegerät fo- 


dern muß. 


Schrifttum 


1] Sivianu. O'Neil: J. acoust. Soc. Amer. 3 (1932) S. 483 
[2] Müller, Blacku. Davis: J. acoust. Soc. Amer. 10 (1938. 5. 
B] Wiener: J. acoust. Soc. Amer. 21 (1949) S. 334. 

4} v. Braunmuühl u. Weber: 
i] Weymann: Messung kleiner Schalldruke mit 
Mikrophon. Elektr. Nachr. Techn. 20 (1942) S. 149. 
l6] B Baumzweiger: J. acoust. Soc. Amer. 11 (1940) S. 477. 

[| Veneclasen: J. acoust. Soc. Amer. 20 (1948) S. 807. 
|8] z. B. R. P. Glover: J. acoust. Soc. Amer. 11 (1940) S. 2% 


Uber die Wärmestrahlungseigenschaften von Backerrohren mit Chromstahlmantel 


Von W. Brügel, Mainz 


Übersicht. Die in der Elektrowärmetechnik unter der Bezeich- 
nung Backerrohre gebrauchten Rohrheizkörper sind neben guten mecha- 
nischen und elektrischen Eigenschaften vor allem wegen ıhrer Wärme- 
strahlungseigenschaften beliebt. Für den Einsatz dieser Geräte in Ultra- 
rot-Trocknungsanlagen spielt die spektrale Verteilung der emittierten 
Energie eine gewisse Rolle. Während über das Gesamt emissionsver- 
mögen der hauptsächlich benutzten Mantelmaterialien einige Untersuchun- 
gen vorliegen [1, 2], scheinen solhe über das spektrale Emissions- 
vermögen in der Literatur noch zu fehlen!. Es sei daher kurz über einige 
Messungen zur Gewinnung von spektralen Emissionswerten berichtet. 

Die meistgebrauchte Backerrohrtype besitzt einen äuße- 
ren Mantel aus Chromstahl, der durch Legierung und geeig- 
nete Oberflächenbehandlung zunderfest gemacht ist. Alle 
Messungen wurden an handelsüblichen, betriebsfertigen 
Backerrohren angestellt, auf jegliche irgendwie geartete wei- 
tere Vorbehandlung wurde bewußt verzichtet. Die elektrische 
Leistungsaufnahme der untersuchten Rohre betrug für den 
normalen Betrieb rd. 13 W je cm beheizter Rohrlänge; damit 
wird in ruhender Luft eine Oberflächen-Dauertemperatur 
von etwa 670 °C erzielt. Zur Ausdehnung des Temperaturbe- 
reichs auf das Gebiet von etwa 450 bis 870 °C wurde die 
spezifische Belastung entsprechend geändert. Die Oberflä- 
chentemperatur wurde durch ein aufgeschweißtes geeichtes 
Thermoelement Fe-Konstantan mit technischem Anzeigegerät 
auf etwa 3 °C genau bestimmt. Bei etwas erhöhtem Aufwand 
ware größere Genauigkeit in der Temperaturmessung leicht 
zu erreichen. Das erwies sich jedoch als unnötig. Denn der 
Träger der Strahlung ist die der Oberfläche anhaftende, im 
wesentlichen aus Eisenoxyd bestehende Oxydschicht, deren 
Dichte, Dicke und Korngröße von großem Einfluß auf die 
Emission ist [3]. Die bei gleichartig geführtem Prozeß der 
Formierung dieser Oxydschicht an verschiedenen Backerrohr- 
exemplaren auftretenden reellen Unterschiede in der Emis- 
sion von 10". entheben im Rahmen dieser Untersuchungen 
von der Notwendigkeit sehr genauer Temperaturmessung. 


! Die Arbeit von J. Euler, Strahlungsmessungen an Heizleıtern 
im Spektralgebiet von 0,5 bis 7 u, ETZ 70 (1949) S. 427—431, wurde mir 
nist nach Abschluß der e'genen Messungen bekannt. Da dort Chrom- 
<tahl necht untersucht wird, durften die vorliegenden Mitteilungen eine 
wunschenswerte Eraanzung darstellen. Im ubrigen e;striecken sich die 
Eiiierschen Untersurhungen auf Zahlreiche Eınflusse, die für das Emiss:- 
onsvermogen und seine Veranderung mit der Zeit und Temperatur be- 
deutsam sind, z. B. Winkelverteilung der Strahlung, Abhanu:gkeit vom 
Verzunderungsgrad u. dgl, hiet aber n.cht unteisudit werden. 


DK 621.365.4 : 534.33 


Das Emissionsvermögen wurde in der üblichen We- 
durch Vergleich der Strahlungsstärke (Leistung/Raumw:rs: ' 
des Backerrohres mit der Strahlungsstärke eines bekari! - 
Vergleichsstrahler gleicher Temperatur bestimmt be: :d`t- 
tischen Bedingungen der geometrischen Anordnung und dt 
spektralen Zerlegung. Da ein geeigneter schwarzer Ko:p:’ 
nicht vorhanden war, wurde als Vergleichsstrahler ein eies- 
trish geheizter Globar (SiC-Stab) in wassergekühltem (- 
häuse benutzt, dessen Wärmestrahlungseigenschaften &4- 
lich eingehend untersucht wurden [4]. Zur spektralen Z: 
legung war ein Festarm-Prismenspektrometer mit We: 
worth-Spiegel, Offnungsverhältnis 1:8, vorhanden, an Pr ~ 

09 men ein Quarz-Co’’": 

' und ein NaCl-Pr:s”: 


zn 98 mit brechenden W 
= ur keln von 60. En 
Sie Basislinge von ” 
& 3 06 und einer Hohe v 
s|® 05 55 mm; die Steh 
JR wurden mit er: 
SE 0 schwenkbaren Kr. 
älg 03 spiegel (f = 200 =" 
W ——— À ETZ 


hältnis 1:1 abgeb. ¿ 

Für den Strahl.’ > 
nachweis wurde «- 
Mikroradiometer Rubensscer Bauart mit einer 3 m en!" ~- 
ten Milimeterskala und 20fach vergrößerndem Ableset: = 
rohr verwendet; das Instrument stand, um Erschütterit."? 
abzuhalten, auf einer vereinfachten Juliusshen Aufhan: I 
mit Schlingertank, die Ausschläge wurden auf etwa 02 73 
genau gemessen. Da es bei solchen Emissionsmessunger sil 
ein besonders hohes spektrales Auflösungsvermögen .T : 
gemeinen nicht ankommt, wurde auch im kurzwell:igen . œŒ 
rot meist mit dem NaCI-Prisma und mit relativ aroßen S: ? 
breiten gearbeitet. Gemessen wurde durch Schwenk: $ 
Abbildungshohlspiegels alternierend mehrere Male w o œ 
holt für beide Strahler. Im Sichtbaren (A = 0,65lul w %# 
außerdem das Emissionsvermögen noch aus dem Unters 


Bild 1. Emissionsvermögen des Backerrohres 
als Funktion der Wellenlänge. 


Hochfrequenztechn 46 (1935) S :7 l 
dem kKondt>- 


1. Oktober 1950 


der mit einem Thermoelement gemessenen wahren und der 


mit einem optischen Teilstrahlungspyrometer gemessenen, 


schwarzen Temperatur des Backerrohres bestimmt. 

Bild 1 zeigt das Ergebnis dieser Messungen im Bereich 
0,6...15 u für eine wahre Oberflächentemperätur von 940 °K. 
Aufgetragen ist das Verhältnis E, des Emissionsvermögens 
des Chromstahl-Backerrohres 08 


ATS u 
zum Emissionsvermögen des A 2” u 
shwarzen Körpers gleicher 
Temperatur in. Abhängigkeit 08 13y 
von der Wellenlänge. Nah 9 "a 


reht hohem Wert dieses Ver- 
haltnisses im Sichtbaren fällt 
die Kurve steil zu einem Mi- 
nimum zwischen 1 und 2 u ab; 
danach steigt sie ziemlich 
gleihmäßig zu einem Maxi- 
mum bei 9 u an und behält 2? 
dann nach schwachem Absin- 
ken ihre Höhe mit geringen 
Schwankungen bis zur Grenze 
des erfaßten Spektralbereichs £ 
bei. Uber die Streuungen 
durch Unterschiede in der strah- 
lenden Oxydschicht, bestimmt 
durch Messungen an mehreren 
Backerrohren, unterrichten die 
angegebene obere und untere 


y 


preen 
zn 
en 
pe 
ern 
PA 


Grenzkurve?. 06 
Zur Bestimmung der Tem- 05 
peraturabhängigkeit des Emis- 23 


sionsvermögens stehen grund- 


‚sätzlich zwei Wege offen: Ver- 700 800 900 1000 1100 °K 


gleich mit dem bekannten Strah- “a rare i 

i ; . Bild 2. Abhangigkeit des mono- 
‚er bei verschiedenen Tem- chromatischen Emissionsvermö- 
peraturen oder Vergleich des gens von der Oberflächentem- 


Backerrohres mit sich selbst Bean 


durh Messung seiner Strahlungsstärke bei verschiedenen 
Temperaturen, wobei die ursprünglich gewählte Vergleichs- 
temperatur jeweils miteingemessen und das Emissionsver- 
mogen unter Zugrundelegung des Plankschen Strahlungsge- 
setzes aus dem Verhältnis der Strahlungsstärken errechnet 
wird (Isochromatenmessungen). Beide Wege wurden be- 
schritten, der erste jedoch nur zu gelegentlichen Kontroll- 


? Nach Mitteilung der Herstellerfirma ist es inzwischen durch eine 
besondere Oberflächenbehandlung gelungen, den Chromstahlmantel zu 
.schwärzen’‘ und ihm ein praktisch wellenlängenunabhangiges Emissions- 
vermögen von etwa 0,9 zu geben, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


527 


versuchen, weil der zweite bei größerem rechnerishem Auf- 
wand experimentell einfacher ist. Die Ergebnisse der Mes- 
sungen zeigt Bild 2. Dargestellt ist das oben definierte Ver- 
hältnis E, als Funktion der wahren Oberflächentemperatur 
bei der jeweils vermerkten Wellenlänge. Offensichtlich ist 


20- -10*Grad das Gesetz ‚der Tem- 

i S peraturabhängigkeit 

dEr 19 des Emissionsvermö- 

ar gens von oxydiertem 

Chromstahl für alle 

00 000 100 X Wellenlängen das- 

Im —e?r ‚selbe mit Ausnahme 

u a A a Ea der dem selektiven 

| een. Minimum benachbar- 
Bild 3. Der Temperaturkoeffizient des 


ten Wellenlängen, die 
einen etwas stärkeren 
Temperatureinfluß zeigen. Der Temperaturkoeffizient dE,/dT 
ist in Bild 3 dargestellt; während er bei tieferen Temperatu- 
ren nicht unerheblich ist, verschwindet er oberhalb von etwa 
1000 °K fast gänzlich. 

Die hier mitgeteilten Ergebnisse stimmen zumindest 
qualitativ mit den wenigen bekannten früheren Untersuchun- 
gen überein. Inwieweit auch — z.B. hinsichtlich der Tempe- 
raturabhängigkeit des Gesamtemissionsvermögens — quan- 
titative Übereinstimmung besteht, läßt sich bei der erwähn- 
ten schlechten Definiertheit der Oxydformierung schwer 
sagen. 


Enissionsvermögens als Funktion der 
Temperatur. 


Zusammenfassung 


Das spektrale Emissionsvermögen von Chromstahl wird 
im Temperaturbereich 450...870 °C für den Wellenlängen- 
bereich 0,6...15 u durch unmittelbaren Vergleich mit einem 
Strahler bekannter Eigenschaften und durch Isochromaten- 
messungen bestimmt. Das Emissionsvermögen zeigt zwischen 
1 und 2u ein selektives Minimum, bei 9u ein Maximum. 
Der Temperatureinfluß ist bei allen Wellenlängen derselbe; 
er wird oberhalb 700 °C unbedeutend. 

Der Fa. Voigt & Haeffner (Prometheus), Frankfurt a. M., 
danke ich für die Überlassung der Backerrohre, dem Direk- 
tor des Physikalischen Instituts der Johannes-Gutenberg- 
Universität zu Mainz, Herrn Prof. Dr. Klumb, für die 
freundliche Überlassung eines Raumes und zahlreicher Ge- 
räte für die Untersuchung. 


Schrifttum 


li] H. Schmidt u E. Furtmann: 
forsch. 10 (1928) S. 225. 

[2] H. Schmidt: Ergebn. exakt. Naturw. 7 (1928) S. 342. 

[3] J. Euler: ETZ 70 (1949) S. 427. 

[4] W. Brügel: Z. Phys. 127 (1950) S. 400. 


Mitt. K.-Wilh.-Inst. Eisen- 


Lack und Farbe in der Elektroindustrie 


Von W. Ermiler, Berlin-Neukölln 


Übersicht. in der Abhandlung wird uber die in der Elektroindustrie 
verwendeten Lacke und die Art ihres Einsatzes berichtet. 


Mit der starken Ausbreitung der Industrie und der Zu- 
nahme des elektromotorischen Antriebes für alle Energie 
verbrauchenden Industrien kam zwangsläufig auch die Wei- 
terentwicklung der Elektromotoren und -geräte und der in 
der Elektrotechnik notwendigen Drahtwicklungen für Trans- 
‘ormatoren, Schaltrelais, kurz alle Spulen und Wicklungen. 
Man kannte früher nur den baumwoll- oder guttaperchaum- 
sponnenen Draht für diese Zwecke. Aus kleinen Versuchen 
neraus entwickelte sich dann der mit Drahtemaille iso- 
Lerte Leiter. Man verwendete ihn anfangs nur für unterge- 
ordnete Zwecke, weil die Dehnung und Beanspruchung beim 
Wickeln der Spulen zu groß war und zu vielen Isolations- 
iehlern führte. In den Jahren 1922... 1933 wurden dann von 
den Lackherstellern in Zusammenarbeit mit der Elektroindu- 
strie Lacke hergestellt, die in ihren Eigenschaften den um- 
sponnenen Drähten gleich waren, ja sogar diese über- 


DK 621.315.617 


trafen. In den letzten Jahren vor dem Kriege war die 
Entwicklung so weit fortgeschritten, daß man fast aus- 
nahmslos Lackdrähte verarbeitete und nur für große Maschi- 
nen mit starken Wickelquerschnitten noch umsponnene Dräh- 
te verwendete. Außerdem wurden spezialisolierte Drähte 
hergestellt, wenn es sich darum handelte, ein Gerät für hohe 
Wärmebeanspruchung zu bauen. Man nahm dann Asbest- 
fasern oder glasseidenumsponnene Drähte. In vielen Fällen 
wurde der mit Lack isolierte Draht umsponnen. Man erreichte 
damit eine gute Isolation und durch die Umspinnung genü- 
gend mechanischen Schutz und Wärmeableitung. 
Ol-Drahtemaillen. Anfangs gab es nur schwarze 
Lackdrähte. Erst später war es möglich, unter Verwendung 
von phenolmodifizierten Naturharzen, wie Albertolen und 
Beckaciten in Verbindung mit fetten Olen, wie Leinöl und be- 
sonders Holzöl, transparente Lacke herzustellen. Mit der 
Weiterentwicklung der synthetischen Lackrohstoffe wurden 
auch diese zur Herstellung von Drahtlacken herangezogen. 


528 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1°° 


Kunstharz-Drahtemaillen. Es entwickelten 
sich hauptsächlich in den letzten Jahren Lacke, die auf Harn- 
stoffharze und modifizierte Phenole aufgebaut waren. — 
Schon kurz vor dem Kriege kamen vom Ausland, haupt- 
sächlich aus den USA, Drähte, welche den damals hergestell- 
ten deutschen Drähten in ihren mechanischen Werten weit 
überlegen waren. Es handelte sich um die Formex-Drähte, 
über die in verschiedenen Veröffentlichungen in amerikani- 
schen und englischen Fachzeitungen berichtet wurde. Man 
sprach da allerdings auch von anderen Auftragsmethoden 
(shwimmende Düse). Die deutschen Lackhersteller, welche 
sich damals versuchsweise mit der Herstellung solcher Lacke 
beschäftigten, scheiterten an der zu hohen Viskosität der zur 
Verfügung stehenden deutschen Polyvinylacetale Es war 
nicht möglich, mit diesen Produkten Lacke herzustellen, wel- 
che beim Fahren auf unseren normalen Lackiermaschinen 
genügend Auftrag auf den blanken Leiter brachten. An einen 
Umbau der Maschinen oder eine Änderung des Auftragsver- 
fahrens war während des Krieges nicht zu denken. Die Her- 
steller des Polyvinylacetales mußten ihre weiteren Versuche, 
die Viskosität der Produkte zu senken, einstellen. Aus die- 


Auftragen seine höchste Klebkraft erhält und dann die Foi 
fest und elastisch auf dem Leiter bindet. 
Schaltdraht- und Zündkabellacke. Fy 
Schaltdrähte und Zündkabel werden meistens sogenannte 
Kaltlacke verwendet; sie können ohne Zwischenscaltin: 
einer Trockenkammer in 6 und mehr Aufträgen je nad Ar- 
lage aufgebracht werden. Man muß dann aber mit einen 


Trockenweg von rd. 15 m Länge bei einer Abzugsgeshwi- | 


digkeit von 2...3 m/min rechnen. Vorteilhafter ist es, erm- 
Trockenkammer von rd. 2..3m Länge zwischenzuscai!te 
und eine Temperatur von 40 ... 50 °C anzuwenden. 
Asbest-undGlasseidendrähte. Bei der He- 
stellung von Asbestdrähten verwendet man Spezialvorrid- 


tungen und auf diese Vorrichtungen abgestimmte Lad: . 


Man kann dabei sowohl luft- als auch ofentrocknend arbe:- | 


ten. 

Bei der Herstellung von Telephon-Innenraun 
kabeln werden die Kabel nach der Umspinnung impre7- 
niert. Man wendet die verschiedensten Lacke an. Einfach 
graue, magere Dlfarben oder auch hochwertige Lacke, we. 


che gegen Feuchtigkeit und teils auch gegen Säuredämp!: ' 


ausreichend Schutz bieten. Man kann die fertigen R:n ! 
tauchen und abschleudern oder man zieht das Kabel nad d ! 
Umklöppelung Imal durch den Lack. Wenn man den Au-' 


sem Grunde waren wir nach Beendigung des Krieges in der 
Entwicklung zurück. 
Es wurde nun, um überhaupt arbeiten zu können, zuerst 


wieder auf die alten Dllacke zurückgegriffen. Inzwischen sind 
auch wir in den Besitz von Rohstoffen gekommen, welche 
uns erlauben, Lacke und damit Lackdrähte herzustellen, wel- 
che den amerikanischen gleichwertig sind!. 

Durch die gesteigerten Ansprüche in der Elektroindustrie 
ergaben sih auch die an die Lackdrähte gestellten Forde- 
rungen und hieraus wieder die Notwendigkeit zur Festle- 
gung bestimmter Prüfbedingungen, um die Wertigkeit der 
Drähte zu bestimmen. 

Die älteren Prüfmethoden — DIN VDE 6450 — beschrän- 
ken sich hauptsächlich auf die mechanischen und physikali- 
schen Anforderungen. Der blanke Leiter wurde auf seine 
Oberflächengüte geprüft, ob glatt, blank, ohne Grat, Schup- 
pen, Schieferbildungen oder andere Rauhheiten, Oxydstel- 
len oder Beizflecken, welche die Isolation mechanisch oder 
chemisch gefährden. Ferner wurde mit einer Schublehre die 
Abweichung vom Querschnitt an drei rd. 10 cm voneinander 
entfernten Stellen bestimmt, wobei die mittlere Meßstelle 
senkrecht zu den beiden anderen lag. Maßgebend war der 
Mittelwert aus den 3 Messungen. 

Diese Bedingungen reichten bei den erhöhten Anforde- 
rungen der Elektroindustrie an den Lackdraht nicht mehr 
aus und es wurden deshalb in Gemeinschaftsarbeit der Lack- 
und Elektroindustrie und der Forschungsabteilung der T. H. 
Berlin neue Prüfmethoden ausgearbeitet mit den Nummern 
DIN VDE 46 453 ... 46 455. 


Umsponnene Drähte und Kabel 


Die Umspinnung der blanken oder schon lackierten 
Drähte wird mit den verschiedensten Materialien durchge- 
führt. Man unterscheidet umsponnene, umklöppelte und mit 
Papier- oder Triacetatfolie umsponnene Drähte. Als Umspin- 
nungsmaterial kommt Kunstseide, Baumwolle, Papier, Glas- 
seide und Asbest in Betracht. In diese Gruppe fallen die 
Schaltdrähte und Zündkabel. Je nach ihrer Umspinnung wer- 
den die Drähte in der Praxis eingesetzt. An Lacken werden 
dafür benötigt: 

Festlegelac k für einfache Umspinnung, damit beim 
Durchschneiden der Drähte die Umspinnung nicht aufspringt 
und den blanken Leiter freigibt. Hierbei wendet man ver- 
schiedene Verfahren an. Entweder man taucht die fertigen 
Ringe in einen Lack und schleudert dann den überschüssigen 
Lack ab, oder man laßt den Draht, bevor man ihn von der 
Spinnmaschine kommend aufspult, durch ein Lackbad laufen, 
in welchem ein Lack verwendet wird, der in rd. 1 min so 
trocken ist, daß der Draht aufgespult werden kann. Zum An- 
legen oder Festlegen von Papier oder Triacetatfolien wird 
gleichfalls ein Lack verwendet, der in rd. 1 min nach dem 


t Vgl Heimann EIZ 71 1105 H 20. 


trag möglichst stark wählt, wird ein genügender Feudtic- 


keitsschutz gewährleistet. 
Bei der Verarbeitung der einzelnen Drähte im Elek'r- 
gerät werden Isoliergrünlacke in großem M:- 


eingesetzt. Unter dem Namen Isolierlack werden im alig» 


meinen Lacke verstanden, welche zum Tränken oder Ir 
prägnieren von Wicklungen aller Art verwendet werd:! 


Diese Wicklungen können nun aus umsponnenen oder ŝ:> 


Emaillelackdrähten hergestellt sein. Damit treten gleidh zw: 
verschiedene Forderungen an den Isolierlack auf: 


Beim Tränken von Drähten, welche mit Baumwolle. Z: - 
wolle, Asbest, Glasseiden und anderen Gespinsten umc- 


ben sind, wird gefordert, daß der Lack gut, und zwar bis x-2 
Kupferleiter eirdringt, und außerdem noch die Hohlra:r- 


zwischen den einzelnen Drähten gut ausfüllt. Hier wird 3»? 
neben einer guten Verbackung eine gute Isolationswirk:r.ı 
erwartet, weil ja in vielen Fällen umsponnene Drähte bazse 


Kupferleiter haben. Die Verbackung muß deshalb so fest se! 


daß beim Arbeiten, wobei ja Erschütterungen nicht zu ve” 
meiden sind, ein Schwingen oder Scheuern der einzeit*! 
Drähte gegeneinander unmöglich ist. Außerdem muß c'. 
Isolierlack die Wärmeausdehnung der Geräte mitmete- 


ohne zu reißen oder abzusplittern. Aus dieser Beanst `: 


chung ergibt sich nun, daß der Isolierlack eine gewisse E ` 


stizität haben muß. 


Während der Isolierlack nun bei umsponnenen Drar’ 
außer der Festlegung oder Verbackung der Wicklungen 2. 


isolieren muß, trifft dies bei den Emaillelackdrähten n:r 


gleihem Maße zu. Hier handelt es sich fast ausschlie: ` 
um die Verbackung und evtl. um die Überdeckung der *™ 7 
Ferner ist > 
Tränklack für Emailledrähte zu berücksichtigen, daß d:e .: 
schicht der Drähte von den Lösungsmitteln der Lacke 7 ` 


Wickeln aufgetretenen blanken Stellen. 


lichst wenig angelöst wird. Diese Forderung ist fur ©’ 


Läackhersteller so einschneidend, daß bei der Hersteliur: >’ 


Lacke auf manche andere gute Eigenschaft verzichtet we’. 
muß. Wenn nun noch die verschiedenen Eigenschaften +“ 


Eindringvermögen, Backvermögen, Elastizität, Feuchtiak- '- 


aufnahme, Alterungsbeständigkeit, Dibeständigkeit, Tr 
zeit, Wärmeleitfähigkeit und Durchschlagfestigkeit betr: 
werden, dann ist es unbedingt erforderlich, über den A: 
der Isolierlacke etwas zu sagen. 

Isolierlacke auf Dlbasis. Heute gibt es :- 
Gruppen, die alten seit längerer Zeit angewendeten Ü 
und die neueren, ölarmen oder ölfreien Kunstharz-!s 
lacke. Die Dlisolierlacke werden hergestellt aus Ker- 
Kolophonium, Albertolen, Beckaciten und Asphalten ın > 
bindung mit Olen, wie Leinöl, Holzöl und ähnlichen. Ai» - 
sungsmittel kommen fast ausschließlich Benzinkohlenw.-- 
stoffe in Frage. Je nach dem Verhältnis zwischen Harrı 


l. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


529 


und Ol ist der Lack fetter oder magerer. Im allgemeinen be- 
steht in der verarbeitenden Industrie die Ansicht, je lang- 
samer ein Isolierlack trocknet, desto fetter und besser ist er. 
Wenn das auch nicht ganz stimmt, so ist es doch immerhin 
ein gewisser Anhaltspunkt für den Elektrofachmann. Rich- 
tig ist es, daß ein fetter Lack besser ist als ein magerer, denn 
die Verfilmung bei einem höheren Dlgehalt ist wesentlich 
besser als bei einem geringeren. Der Nachteil des fetten Iso- 
lierlackes ist eine sehr langsame Durchtrocknung in den tiefen 
Lagen. 

Isolierlacke auf Kunstharzbasis. Die öl- 
armen oder ölfreien Kunstharz-Isolierlacke bestehen meistens 
aus Lösungen oder Kombinationen von Bakeliten, Phenolhar- 
zen, plastifizierten Harnstoff- und Alkydharzen. Bei der Her- 
stellung dieser Lacke ist es notwendig, an Stelle der milden 
Lösungs- und Verdünnungsmittel teilweise höher siedende 
Alkohole oder Benzolkohlenwasserstoffe zu verwenden. 
Zwangsläufig wird durch die Verwendung dieser Lösungs- 
mittel die Lackschicht der Emailledrähte schneller angequol- 
len als beim Dllack. Dies ist aber auch der einzige Nach- 
teil, den die Kunstharz-Isolierlacke gegenüber den Dllacken 
aufweisen. Doch auch dieser läßt sich durch entsprechende 
Umstellung der Arbeitsmethoden leicht überbrücken. 

Bei der Anwendung der Isolierlacke unterscheidet man 
Lacke für Neuanfertigung und Reparaturen. Bei Reparaturen 
werden oft lufttrocknende Isolierlacke angewendet, in den 
meisten Fällen aber wird mit Ofentrocknung gearbeitet. 
Denn bei lufttrocknenden Produkten dauert die Trockenzeit 
in den tiefen Schichten zu lange. Der Unterschied der Verfil- 
mung oder Trocknung zwischen den Dllacken und den Kunst- 
harz-Isolierlacken ist sehr groß; denn der Dllack ist ein oxy- 
dativ trocknendes Produkt, d. h. es trocknet sehr langsam 
durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft, während bei 
den Kunstharz-Isolierlacken je nach der Zusammensetzung 
von einer Trocknung im obigen Sinne nicht gesprochen wer- 
den kann. Hier ist es vielmehr eine Härtung ähnlich wie bei 
den Bakeliten, welche bei Erreichung des Endzustandes kei- 
ner weiteren Alterung unterliegen. Daraus ergibt sich, daß 
man Dllacke nur dann trocknen kann, wenn Sauerstoff in 
Form von Frischluft Zutritt hat. Dagegen können viele der 
ölarmen und fast alle ölfreien Lacke im Vakuum gehärtet 
werden. Da sich beim Trocknen der Dllacke schon an den 
Außenflächen ein Film bildet, der das Eindringen des Sauer- 
stoffes in die tieferen Lagen der Wicklung sehr behindert, 
dauert die Durchtrocknung sehr lange. Dieses Nichtdurch- 
trocknen führt häufig zum Ausschleudern der weichen, in den 
Hohlräumen befindlichen Lacknester. Vielfach führt das Aus- 
sehen eines nur äußerlich betrachteten Dllackwickels zu dem 
Trugschluß, der Lack sei elastisch, er ist aber in Wirklichkeit 
nicht ganz ausgetrocknet. Ä 

Die Dauerelastizität kann bei diesen Lacken bei der Her- 
stellung schon berechnet werden. Es ist also möglich, glas- 
harte und auch weich elastisch verbackende Kunstharz-Iso- 


lierlake herzustellen. Die Isolierlacke dürfen nicht thermo- 


plastisch sein und bei hoher Betriebswärme nicht so weich 
werden, daß sie aus den Maschinen herausfließen oder aus 
den umlaufenden Wicklungen herausgeschleudert werden. 
In dieser Beziehung sind die ölfreien und ölarmen Lacke den 
Ollaken weitaus überlegen. 

Das Eindringvermögen der Isolierlacke hängt von der 
Zusammensetzung des Lackes, der Konsistenz und der Tem- 
peratur des Tauchbades ab. Die Arbeitsmethoden bei der 
Tränkung unterscheiden sich in den einzelnen Betrieben 
auch sehr stark. In vielen Fällen wird ohne Vakuum gear- 
beitet, d. h., die Wicklungen werden in den Lack nur so lange 
eingetaucht, bis an der Oberfläche des Tauchbecens keine 
Luftblasen mehr auftreten. Man nimmt dies als Zeichen da- 
für, daß sämtliche Hohlräume mit Lack gefüllt sind. Häufig 
wird der Lack, damit er recht dünnflüssig ist, auch ange- 
wärmt, um ein besseres Eindringen in die Windungen zu 
erzielen. Bei der Vakuumtränkung verfährt man so, daß die 
Wicklungen in einen Vakuumkessel gebracht werden und 
nach dem Evakuieren der Lack in den Behälter einströmt. 
Dadurch ist eine größere Gewähr für ein vollkommenes 


Durchdringen gegeben. Man kann nun je nach der Art des 
Lackes im Vakuum selbst trocknen oder die getränkten Spu- 
len aus dem Vakuum herausnehmen und in einem Ofen 
trocknen. 

Die Trocknung der Isolierlacke wird sich im allgemeinen 
nach der Größe der getränkten Wicklungen und der Art des 
verwendeten Lackes richten. Ein elastischer Lack wird im- 
mer etwas länger trocknen als ein spröder. Die Trocken- 
zeiten schwanken zwischen 3 und 10h bei 90..120°C. Ge- 
nauere Angaben über die Trocknung und Härtung zu 
machen, wäre falsch, denn diese müssen individuell angepaßt 
werden. Die Feucdtigkeitsaufnahme liegt bei den meisten 
Isolierlacken bei 1...2% nach 14stündiger Lagerung im Was- 
ser, bei Lagerung in 8S5prozentiger, relativ feuchtigkeitsge- 
sättigter Luft nach 24 h bei 0,4... 1,2%. | 

Die Olbeständigkeit der Kunstharz-Isolierlacke ist durch- 
weg besser als die der Dllacke. Alle Isolierlacke sind ver- 
hältnismäßig schlechte Wärmeleiter und eine Verbesserung 
dieser Eigenschaft durch Zugabe von Füllmitteln, wie Quarz- 
mehl oder ähnlichem, nimmt den Lacken so viele gute Eigen- 
schaften, daß besser davon abgesehen wird. Die elektrische 
Durchschlagsfestigkeit wird meist nur laboratoriumsmäßig 
geprüft und gibt deshalb auch nur relative Werte. Über die 
Prüfung von Isolierlacken besteht ein Normblatt VDE 0361 K. 
Neuerdings wird besonders. viel von explosionssicheren 
Tränklacken gesprochen, und fast alle Hersteller von Elek- 
tromotoren verlangen solche Lacke. Die dafür von der Phy- 
sikalish Technischen Reichsanstalt (Dr. Weyer) aufgestell- 
ten Bedingungen sind sinnvoll aufgebaut und entsprechen 
der Praxis. Es ist die Aufgabe der Lackhersteller, diesen Be- 
dingungen gerecht zu werden. 

Bei Maschinen, welche stärkerer Beanspruchung von 
Feuchtigkeit, Säuren, Laugen oder Gasen ausgesetzt sind, 
überzieht man die freiliegenden Wicklungen mit einem ent- 
sprechenden Überzug, denn die Tränklacke haben nicht im- 
mer die Eigenschaft, auch gegen andere starke Banspruchun- 
gen standzuhalten. Außer den oben beschriebenen Isolier- 
lacken gibt es noch eine ganze Reihe von Stoffen, die den 
Namen Isolierlack tragen, aber doch meistens für Spezial- 
zwecke angewendet werden. Es wäre richtiger, diese Pro- 
dukte als Isolierstoffe zu bezeichnen, wie z. B. Compound- 
massen, Vorimprägnierung für umsponnene Drähte, Anker- 
blech-Isolierlack und dergleichen mehr. 

Feuchtigkeits- und Säureschutzlack. Im 
Motorenbau werden die Wickelköpfe der Rotoren und Sta- 
toren nach dem Imprägnieren (Tränken) nochmals mit einem 
Feuchtigkeitsschutz- oder Wickelkopflack überspritzt, ge- 
taucht oder gestrichen. Dieser Lack richtet sih nach dem 
Verwendungszweck der Maschinen, kann also besonders be- 
ständig sein gegen Feuchtigkeit, Säuren oder Laugen. 

Ankerblechlacke werden in den letzten Jahren 
immer mehr an Stelle von Seidenpapier verwendet. Diese 
sind einfache, etwas plastifizierte Harzlösungen oder auch 
Zelluloselacke. Sie werden meistens aufgespritzt, oft aber 
auch mit der Lackiermaschine aufgetragen und trocknen an 
der Luft in wenigen Minuten. Diese Lacke sollen bei Erwär- 
mung möglichst nicht thermoplastisch sein. 

Gewebe-Imprägnierlacke. Für die Herstel- 
lung von Isolierschläuchen, Dlpapier, Dlseide, Dlleinen und 
Gewebeschläuchen werden Gewebeimprägnierlacke verwen- 
det. Diese können als reine Ollacke oder auch auf Kunst- 
harzbasis hergestellt werden. Während die Papiere, Seiden 
und Leinen endlos lackiert werden, wendet man bei der Her- 
stellung von Isolierschläuchen meistens ein Verfahren an, 
bei welchem die Schläuche in 1 oder 2m-Enden auf Rahmen 
gespannt und dann getränkt werden. Die Rohschläuche wer- 
den mit Spezialeinrichtungen gerundet, d. h., der auf Rol- 
len flach aufgewickelte Rohschlauch läuft durch eine Appara- 
tur, welche ihn mittels eines Dornes aufrundet und durch 
Transportrollen weitertransportiert. Danach werdendie Schläu- 
che über Rahmen gespannt und immer wechselnd getaucht. 
Nach jedem Tauchgang wird im Ofen getrocknet. Meist wer- 
den 5..6 Tauchgänge vorgenommen. Die Trockentempera- 
turen richten sich nach der Art des verwendeten Lackes. 


530 


Lacke für die Sonderzwecke 

In der Radioindustrie werden Lacke besonders benötigt 
für die Herstellung von Hochohm-Widerständen 
oder auch als Bindemittel für das Aufbringen der Ruß- oder 
Graphit-Schichten für Potentiometer. Dann gibt es Leit- 
lacke für den Aufbau von Widerständen mit den verschie- 
denen Leitmedien wie Ruß, Graphit, Alu- und Silberschliff; 
Aluminiumbroncespritzfertig für das Abschirmen von 
Radioteilen; Klebelack für Lautsprecherspulen und ein- 
gebaute Antennen. Für das Äußere von Radiogeräten bei Me- 
tall und Preßstoffen werden lufttrocknende oder Einbrenn- 
lacke mit den verschiedensten Effekten, 
. Narbenlack, Polierlacke usw. angewandt. Zur Bearbeitung 
der Holzkästen der Radioapparate stehen in reicher Auswahl 
. je nach der aufgewendeten Arbeitszeit Polituren, Mattinen, 
Nitropolierlacke und Verteilerpolituren zur Verfügung. 

Im Motoren-, Transformatoren- und Gerätebau werden 
hauptsächlich verwendet: Motorenlackfarbe,die den 
verschiedensten Anforderungen in Säurebetrieben, Bergwer- 
ken usw. gerecht wird; Elektrogeräte werden ebenfalls 
mit luft- oder ofentrocknenden Lacken bearbeitet; Elek- 
tromeßgeräte meist mit ofentrocknendem Optiklack in 
den verschiedensten Glanzgraden. Für die Skalen in diesen 
Geräten nimmi man nicht vergilbenden Skalenlack weiß. 


Ferdinand Braun t 
Zu seinem hundertsten Geburtstag 


Unter den Gelehrten, deren Experimente in das Zeitalter 
des drahtlosen Verkehrs führten, steht der am 6. Juni 1850 
zu Fulda geborene Ferdinand Braun an erster Stelle. Be- 
reits im Jahr 1874 veröffentlichte er in den Annalen der Phy- 
sik eine Arbeit über die Leitfähigkeit von Bleiglanz und an- 
deren Schwefelmetallen, die für die spätere Entwicklung der 
drahtlosen Telegraphie sehr wichtig wurde. Der später durch 
sein Handbuch bekanntgewordene Karl Strecker war der 
erste, der in Deutschland auf die Möglichkeit einer draht- 
losen Telegraphie, allerdings nur innerhalb der Kontinente, 
hinwies, schon 1895 auf größere Entfernungen Versuce 
machte und bis auf 14 km eine Zeichenübertragung erreichte. 
Erst im Dezember jenes Jahres konnte der junge Marconi 
seiner Mutter die erste drahtlose Sendung — ein Klingel- 
zeichen — auf 9 m Entfernung vorführen. 1897 erfand Fer- 
dinand Braun die nach ihm benannte Kathodenstrahlröhre. 
Am 17. März 1897 konnte er einen Telegraphenversuch mit 
der Antenne machen, indem er diese vom Luftballon aus 
herab ließ. Er erreichte eine Sendeentfernung von 300 m. 

Am 13. Juli 1898 meldete Braun, der die Professur für 
Physik an der Universität Straßburg innehatte, sein erstes 
Patent auf drahtlose Telegraphie an, und zwar auf den ge- 
schlossenen Schwingungskreis, der große Energien aufzu- 
nehmen gestattete, also auf die sog. induktive Kopplung 
(DRP 115081). Dieses Patent führte in Verbindung mit Sie- 
mens & Halske zur Gründung der Braunschen Telegraphie 
GmbH. Im nächsten Jahr gelang es ihm in seinem am 16. Ja- 
nuar 1899 angemeldeten Patent, den verfügbaren Energie- 
betrag zu erhöhen und die Länge der Wellen bis auf mehrere 
Kilometer zu vergrößern. 

Inzwischen hatten die Versuche von Marconi, der durch 
seine englishe Verwandtschaft mütterlicherseits britisches 
Kapital erhalten hatte und in England arbeitete, allgemeines 
Aufsehen erregt. Der Kaiser hatte englischen Zeitungen, die 
hierüber berichteten, dem Physiker Slaby, Professor an 
der T. H. Berlin, zugeleitet. Im Mai 1897 wurde Slaby von 


Preece, dem Chefingenieur des Generalpostamts in Lon- 


don, zu den Marconi-Versuchen nach England eingeladen. 
Bereits im Herbst des Jahres schrieb Slaby das erste deut- 
sche Buch über Funkentelegraphie. Nur dem Einfluß des Kai- 
sers gelang es, die AEG zu bewegen, mit Slaby größere Ver- 
suche zu machen. Emil Rathenau ,! Gründer und General- 
direktor der AEG, hatte für diese Sparte der Elektrotechnik 
wenig übrig, denn sein jüngerer Sohn Erich hatte 1894 aller- 
hand Geld für drahtlose Telegraphieversuche am Wannsee 


! Uber diese Rathenau-Versuce berichtete ih an Hand der Akten 
des durch den letzten Krieg vernichteten Archivs des Reichspostministeriums 
[Funk (1929 H. 19, S. 285; AEG-Mitt. (1924) H. 12, S. 368]. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


diesen Artikel spezialisiert hatten. Als Hilfsmittel koma: 


wie Schrumpflack, . 


1. Oktober 1: 


Neben diesen Hauptanwendungsgebieten für Lacke un 
Anstrichmittel in der Elektroindustrie gibt es noch eine Reih: 
von Spezialprodukten, welche aber nur in besonderen Fälle: 
angewendet werden. Die früher viel benutzten Con- 
poundmassen wurden von der Lackindustrie ganz sel:er. 
hergestellt. Es gab dafür einige Hersteller, welche sic au 


noch ein Abdeckmittel in Frage, welches beim Tran- 
ken von Kleinankern oder Motorengehäusen dort vor dez 
Tränken aufgetragen wird, wo sich Paßflächen befinden od:: 
auch die blank bleibenden Wellen des Ankers. Dieses A 
deckmittel verhindert, daß der Tränklack an den blanker 
Stellen haftet, und wird nach dem Einbrennen mit Lapp: 
oder Bürsten entfernt. Nachwaschen mit einem in Petrole.z 
getränkten Lappen ist zu empfehlen. Man braucht dann n:c: 
mit einem Schaber oder anderem scharfen Metallgegenstan: | 
den sonst fest eingebrannten Tränklack zu entfernen. 


a, a a 


Zusammenfassung 


Kurzer Überblick über die Entwicklung der Draht- ır. 
Isolierlacke und ihren Einsatz in der Elektroindustrie. D- 
Arbeit soll dem Gedanken einer recht engen Zusammenarb: ! 
zwischen Lack- und Elektroindustrie dienen. 


l 


DK 621.396 (0% 


bei Berlin ausgegeben, ohne daß ein praktisches Ergeòr.s 
erzielt wurde. . | 

Heinrich von Stephan, Staatssekretär des Reit- 
postamtes, hatte an den Rathenau-Versuchen großes Inte: 
esse; er war 1897 gestorben. Slaby, ein sehr energiscer ti- 
praktischer Gelehrter, trieb die drahtlosen Versuche mit E:" 
vorwärts. Sein erstes Patent (DRP 124 154) wurde am 23. D=- 
zember 1898 angemeldet. Im Kabelwerk Oberspree nahm d+ 
AEG im Jahre 1900 die Fabrikation funkentelegraphisc”: 
Apparate auf und lieferte bis Ende des Jahres bereits 18 Ats- 
rüstungen für Seeschiffe. Versuche, die Braun 18% bc: 
Cuxhafen und dem Feuersciff „Elbe” gemacht hatte, tet- 
ten bis 30 km Entfernung. Gleichzeitig telegraphierte Sia? 
im Auftrag der Kaiserlichen Marine und kam bis zu 8 x7 
Während zu dieser Zeit die deutschen Firmen in Patents: > 
tigkeiten miteinander lagen, hatte Marconi am 26. Ap 
1900 ein britisches Patent auf geschlossene und offene Kre::: 
angemeldet, das später mit der Patentnummer 7777 den N" 
coni-Leuten einen Vorrang sicherte. Am 16. November c~ 
selben Jahres hielt Braun im Naturwissenschaftlichen Ver?! 
zu Straßburg einen Experimentalvortrag, bei dem er di‘: 
Kopplung mehrerer Schwingungskreise die Intensität c 
elektrischen Strahlung erheblich steigerte. | 

Günstige Versuche von Braun, die insgeheim von :: 
Straßburger Forts im Jahre 1902 durchgeführt wurden, Y> 
anlaßten den Kaiser, auf eine Beilegung des Patentstre `> 
zu drängen. Braun war über diese Lösung äußerst glük. ” 
da er als Universitätsprofessor ein vorwiegend wissensd.- 
liches Interesse am Fortgang der Arbeiten hatte. Am 27 ` 
1903 wurden die Systeme Slaby-Arco-AEG einerseits .! 
Braun-Siemens & Halske anderseits zur „Gesellschaf: ' 
drahtlose Telegraphie mbH.” (Telefunken) zusamme::! 
schlossen. Der junge Graf Arco nahm die Leitung : > 
neuen Unternehmens mit großem Geschick in die Hand > 
blieb der repräsentative Kopf des Unternehmens, bis er :* 
Pazifist zur Hitlerzeit abtreten mußte. Er starb am 5.“ 
1940 in Berlin. Sein überaus wertvoller Briefwechse! <'' 
im Krieg unter. 

Am 11. Dezember 1909 nahmen Braun und Marcon. ` 
Stockholm je die Hälfte des Nobelpreises entgegen. \:' 
sorgfältiger Prüfung hatte man durch die Verleihung d::: ` 
Preises eindeutig bekundet, wem die grundlegenden w':::"" 
schaftlichen deutschen Leistungen auf dem Gebiet der c'’: 
losen Telegraphie zu danken sind. Im ersten Weltkrieg »- ~ 
Braun, der sich gerade in Amerika aufhielt, durch denkr«- 
eintritt der USA dort festgehalten; er durfte als bedeuic:.. 
Fachmann nicht heim und starb in New York am M à- 
1918. F.M. Feic:. 


1. Oktober t950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 531 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.311.21 (469) 
Die Wasserkräfte Portugals: Die Castelo-do-Bode-Talsperre. 
[Nach Techn. Rdsch. 42 (1950) Nr. 12, S. 9 u. Nr. 14, S. 12; 6 S., 
33 B. 

a aus den spanischen Hochebenen kommenden Flüsse 
enthalten eine große Energiemenge, die bis heute nur zu 
etwa 8% ausgenützt wird. In Portugal wird Energie zum 
größten Teil aus englischer Kohle gewonnen, denn die Re- 
gierung ist durch einen langjährigen Kohlelieferungsvertrag 
mit England gezwungen, jährlich eine bestimmte Kohlen- 
menge von dort zu beziehen. Vor Ausbruch des letzten Krie- 
ges betrug die Kohleneinfuhr 6... 700000 t/Jahr. Als Folge 
der Blockade konnte England im Jahr 1940 nur noch 116 400 t 
Kohle liefern. Die immer geringere Kohleneinfuhr führte 
dazu, daß die Elektrizitätsabgabe in Lissabon um 25% ge- 
kürzt werden mußte. 

Nach einem Bericht Portugals an die Weltkraftkonfe- 
renz 1930 sind an ausbauwürdigen Wasserkräften rd. 
1050000 kW vorhanden. Nach einer im März 1942 veröffent- 
lihten Statistik der Verwaltungsstelle für nationale Elektri- 
fizierung haben die Elektrizitätswerke in Portugal folgende 
Leistungen: 


Wasserkraft- Wärmekraft- Zusammen 
Jahr werke kW werke kW E WwW Men 
1927 0 33 000 101 150 134 150 
1939 82 366 197 576 279 942 
1940 83 470 197 340 280 810 


Wie aus dieser Aufstellung hervorgeht, sind nur etwa 30% 
der vorhandenen Kraftwerke Wasserkraftwerke. Die Jahres- 
arbeit dieser Werke betrug: 


Wasserkraft- Wärmekraft- Zusammen 
Jani werke kWh werke kWh kWh 
1927 54 735 085 132 260 161 188 995 246 
1939 183 171 955 264 801 166 447 973 121 
1940 178 766 557 281 325 370 460 091 927 
Die sehr große Abhän- EEE US 
gigkeit Portugals von Limo 400 Mio kWh 


der englischen Kohle be- 
hindert die weitere in- 
dustrielle Entwicklung 
und veranlaßte die na- 
tionale Regierung Sala- 
zar, durch einen Erlaß 
vom Jahr 1944 den wei- 
teren und raschen Aus- 
bau der vorhandenen 
Wasserkräfte mit finan- 
zieller Beteiligung des 
Staates zu regeln. Ge- 
meinsam mit englischen 
Fachkräften wurden die 
erforderlichen Anlagen 
nach Bild 1 geplant, die 
nah Vollausbau aus 
Wasserkräften eine Jah- 
resarbeit von rd. 4,4 Mia 
kWh bringen und jähr- 
lih 3,3 Mio t englısdıe 
Kohle ersparen. 

Zur Verwirklichung dieser Pläne wurden 1945 zunächst 
zwei Gesellschaften, die Hidro-Electrico do Cavado u. die 
Hidro-Electrico-do-Zezere gegründet, die verpflichtet sind, 
die Flußgebiete auszubauen und ein Maximum an Energie 
zu gewinnen sowie eine wirksame Abflußregelung der Flüsse 
zu erreichen. Von den beiden Gesellschaften hat zunächst 
die Zezere-Co. die Nutzkonzession für den 140 km langen 
Zezere von der Quelle bis zur Mündung in den Tagus erhal- 
ten. Vier Staustufen mit folgenden Daten sind vorgesehen: 


AN 


Paiva 
210 Mio kWh 


Guadiana 
150 Mio kWh 


ATLANTISCHER OZE 


Tatá Ti 


Bild 1. Übersicht über den projektierten 
Ausbau der portugisishen Wasserkräfte. 


Damm- nutzb. mer: Leistung Jahresarb. 
Werk höhe Stauinh. Getälle MW Mio'’kWh 
m Miom? m E a í 
Cabril 125 600 115 ... 65 107 190 
Bouca 65 49 54 66 110 
Castelo- 
do-Bode 115 1070 96 ... 65 137 380 
Constancia 12 95 7 8.8 20 
| Zusammen 319 700 


Mit dem Bau der größten Stufe Castello-do-Bode wurde be- 
reits im Jahr 1946 begonnen. Mit der Inbetriebnahme des 
Kraftwerkes im Jahr 1951 wird gerechnet. Bei einer Jahres- 
leistung von 380 Mio kWh würden die jährlichen Ersparnisse 
an englischer Kohle 300 000 t betragen. Das Einzugsgebiet 
des Zezere beträgt 3950 km? bei einer durchschnittlichen Nie- 
derschlagshöhe von 1200 mm/Jahr. Daraus erhält man einen 
mittleren Wasserabfluß von 75 m?/s. Die Staulänge beträgt 
85 km. Vor Beginn des Staudammbaues mußten 2,1 km strom- 
aufwärts ein Fangdamm. ein Umlauftunnel und ein Koffer- 
damm errichtet werden. 

Zur Regelung des Abflusses sind zu beiden Seiten des 
Wasserkraftwerks Überlaufkanäle vorgesehen. Das auf der 
linken Seite angeordnete Überfallwehr ist für eine Abfluß- 
menge von 4100 m3/s vorgesehen. Die Hauptdaten der Bo- 
denstaumauer sind folgende: Gesamthöhe 109 m, wassersei- 
tiger Krümmungsradius 150 m, luftseitige Neigung des Dam- 
mes auf der Mittellinie, einschl. Strebepfeiler 0,4 : 1, gesamter 
Mauerinhalt 400 000 m3, gesamter Aushub (einschl. Funda- 
mente für die Zentrale) 100000 m?. Der Stauinhalt des Sees 
beträgt 1 070, der Nutzinhalt 875 Mio m3, die mittlere Abfluß- 
menge 75 m?/s, das Niederwasser 2 m%/s und das max. Hodh- 
wasser 4100 m?/s. Das UÜberfallwehr ist für eine Abfluß- 
menge von 4100 m3/s vorgesehen. 

Zum Baggern des erforderlichen Kies sind zwei vonein- 
ander unabhängige Baggeranlagen in Betrieb, die je aus 
einem Tragturm bestehen. Von jedem Turm gehen 3 Trag- 
kabel ab, die über den Fluß in verschiedenen Richtungen 
gespannt sind. Auf den Kabeln gleiten die Baggerkübel mit 
1,12 m3 Inhalt, die durch ein zweites, vom Führerstand aus 
gesteuertes Seil befördert werden. Die beiden Anlagen för- 
dern zusammen 50 t Kies in der Stunde. Die Kübel entleeren 
sich selbsttätig in Kippwagen, die das Baggergut zur Wasch- 
und Sortieranlage bringen. Hier wird es durch Förderbänder 
über Kontroller in die rotierenden Waschtrommeln geleitet. 
Das Waschwasser wird vom Fluß heraufgepumpt. Kies und 
Sand fließen gereinigt zur Sortiermaschine und werden nach 
der Korngröße in vier verschiedene Behälter verteilt. Zu der 
2 km entfernten und 115 m höher liegenden Baustelle mit 
den Betonmischern werden die gewaltigen Kies- und Sand- 
mengen durch zwei Mono-Seilbahnen gebracht. Die Stunden- 
leistung beider Seilbahnen beträgt 214 t. 

Mit dem Kraftwerksbau wird nach Fertigstellung der 
Staumauer begonnen. Das Werk soll bei Vollausbau drei 
vertikalachsige Turbinen mit je 62 000/73 000 PS Leistung, 
bei einem mittleren Wasserdruck von 80 m und 214 U/min 
enthalten. Die Turbinen sind mit den Drehstromgeneratoren 
direkt gekuppelt und werden aus England geliefert. Die in 
den Dammkörper einbetonierten Druckrohre haben einen 
lichten Durchmesser von 4000 mm und sind auf der Einlauf- 
seite mit je einem Grob- und Feinrechen sowie einem Schie- 
ber versehen. 

Die Drehstrom-Synchrongeneratoren sind für eine maxi- 
male Dauerleistung von 57400 kVA bei 15500 V für ge- 
schlossenen Kreislauf bemessen. Die Transformatoren in 
Dreieck-Stern-Schaltung haben das Übersetzungsverhältnis 
15,5/165 kV. Die Hochspannung wird über Freileitungen den 
Abspannwerken vor Lissabon usw. sowie den Bahnumfor- 
mern für die Bahnstrecke Lissabon—Oporto zugeführt. Bo 


Elektrische Maschinen 
DK 621.313.323 


Beitrag zur Theorie und Berechnung des Reaktionsmotors. 
(Nah W. Schuisky: Arc. Elektrotechn. 39 (1950) S. 51; 
8 S., 10 B] 

Der Reaktionsmotor, d. h. der Syuchronmotor ohne Er- 
regung, verdient Beachtung wegen seiner Einfachheit und 
ist bei kleinen Leistungen der geeignete Antriebsmotor dort, 
wo synchrone Drehzahl verlangt wird. Er wurde von einigen 
Firmen zu einer vollständigen Maschine entwickelt. Seine 
Verwendungsgrenze liegt etwa bei 10 kW. Die grundsätz- 
lichen Eigenschaften des Motors werden am besten an einer 
ungesättigten Maschine betrachtet. Das ganze Verhalten des 
Motors ist durch die Größen der Längs- und Querreaktanz 
bestimmt. Je kleiner die Querreaktanz ist, um so günstiger 
wird der Motor, d. h. um so größer werden die Überlastbar- 
keit und der Leistungsfaktor. Da jedoch die Querreaktanz 


532 


praktisch nie verschwinden kann, sind für die UÜberlast- 
barkeit und den Leistungsfaktor nur bestimmte Werte er- 
reichbar. So beträgt die erstere etwa 150...180°%o und der 
zweite etwa 0,4...0,5. Bei praktischer Ausführung wird der 
Reaktionsmotor sehr stark gesättigt. Die Größe der beiden 
Reaktanzen hängt von der Stellung des Polrades gegenüber 
dem Drehfeld, d. h. von der Belastung ab. Es wird gezeigt, 
wie diese Reaktanzen mit Hilfe der Magnetisierungskurven 
angenähert berechnet werden können. Aus dem beigefügten 
Beispiel geht hervor, daß das Verhältnis der Querreaktanzen 
zu der Längsreaktanz im Bereich von Leerlauf bis Nennlast 
den unveränderlihen Wert von 0,23 hat. Bei weiterer Be- 
lastung steigt er und erreicht in der Nähe des Kippmomentes 
den Wert 0,39. Diese Steigerung der Verhältniszahl hat eine 
Verminderung des Kippmomentes zur Folge. In den Bildern 
wird die Größe der Reaktanzen und ihre Abhängigkeit von 
der Belastung und die Abhängigkeit des Drehmomentes von 
der Polradstellung gezeigt. Eb 


DK 621.313.84 
Einige Anwendungen von Spezial-Wechselstromgeneratoren 
mit rotierendem Eisen (Mittelfrequenzgeneratoren). [Nach 
E. Biffi: Elettrotecnica 36 (1949) S. 518; 11 S., 15 B.] 

Der Verfasser gibt eine Übersicht der verschiedenen 
Bauarten von Mittelfrequenzgeneratoren, deren Feld- und 
Ankerwicklungen ruhen und in denen die zur Spanungs- 
erzeugung erforderliche Flußänderung durch einen genuteten 
Läufer hervorgerufen wird, Solche Generatoren findet man 
als Zünd- und Licht- 
maschinen in Motor- 
fahrzeugen, als Zug- 
beleuchtungsmasdhi- 
nen und als Mittelfre- 
quenzgeneratoren zur 
Speisung von Induk- 
tionsöfen sowie zum 
Antrieb von Dreh- 
strommotoren für ho- 
he Drehzahlen. Sie un- 
terscheiden sid von 
den bisher gebräud- Bild 2. Lichtmaschine mit Außenläufer. 
lichen Gleichpoltypen dadurch, daß sich der Fluß in den An- 
kerspulen umkehrt und nicht nur zwischen einem Höchst- 
wert und Null pulsiert. Der genutete Läufer kann entweder 
außer- oder innerhalb des ruhenden Wicklungssystems um- 
laufen (Bild 2 und 3). 

Bild 2 stellt eine 
Autolihtmaschine dar. 
4 Dauermagnete A sind 
so in eine lamellierte 
Blechkette eingefügt, 
daß jeweils 2 aufeinan- 
derfolgende Magnete 
mit ihren gleichnamigen 
Polen über Polschuhe C 
und Wicklungskerne B 
miteinander verbunden 
sind. Einer der 4 Kerne 
trägt die Zündspulen, die anderen drei die Wicklungen zur 
Erzeugung des Lichtstroms. Das Wicklungssystem ist auf 
einer ruhenden unmagnetischen Scheibe befestigt; außen ro- 
tiert, durch einen kleinen Luftspalt getrennt, ein Eisenring, 
der am inneren Umfang 4 geblätterte Polschuhe E trägt. Bif- 
fi beweist rechnerisch, daß die Magnete am günstigsten 
Punkt der Kennlinie (BH) ., arbeiten, wenn man ihren 


Polshuhen C Streuhörner gibt, durch die der magnetische 
Kreis halb geschlossen bleibt. 

Mittelfrequenzgeneratoren mit Innenzahnrad und in 
Reihe geschalteten Feldspulen wurden schon 1901 von Guy 
inEngland vorgeschlagen und in Deutschland von Siemens 
& Halske für Tonfrequenzgeneratoren gebaut. Die von 
J. H. Walker 1946 veröffentlichte Bauform (Bild 3) weist 
wesentliche Verbesserungen auf. Ein äußeres feststehendes 
Joch trägt die Magnete N, S. In der Mitte eines jeden Pol- 
schuhes liegt in einer Nut die Generatorwicklung, deren 
Windungen die benachbarten Polschuhhälften zweier aufein- 
anderfolgender ungleichnamiger Pole umfassen. Jede Pol- 
schuhhälfte ist genutet. Die Nutteilung entspricht der Breite 
der Mittelnut. Der innen umlaufende genutete Läufer hat 
dieselbe Nutteilung, seine Zähne stehen daher unter der 
einen Polschuhhälfte Zähnen, unter der andern Polschuh- 
hälfte Nuten gegenüber. Die erzeugte Spannung hat die Fre- 
quenz ł = pn’60, worin p die Anzahl der Läuferzähne am 


Bild 3. Mittelfrequenzgenerator mit 
Innenläufer (J. H. Walker). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 19 


1. Oktober 195 


Umfang und n die Läuferdrehzahl ist. — Die betrachteten Gə- 
neratoren liefern Einphasenstrom. B if fi zeigt, wie sic audı. 
Drehstromgeneratoren dieser Art bauen lassen. Für sie ist 
eine durch 6 teilbare Polzahl erforderlich. Der Zahnkranz 
muß einen Zahn mehr oder weniger haben, als Pole vor- 
handen sind. 

Gegenüber den bisher gebräuchlichen Mittelfrequenz- 
generatoren der Gleichpolbauart liefern die im Aufsatz be« 
handelten bei gleichen Abmessungen von Zähnen und Le: 
tern die doppelte Leistung, weil in ihnen die Flußändenn 
doppelt so groß ist (Änderung zwishen + D und — Ê stat 
nur zwischen + ® und 0). Der Verfasser behandelt die Scha: 
tung eines solchen Generators mit einem Akkumulator un 
einem Trockengleichrihter als Zugbeleuchtungsmasdire 
Weitere Anwendungen finden sich bei Hochfrequenzöfen v 
zu 10000 Hz und 10000 kW. Meist werden die Mittelfr 
quenzgeneratoren von Drehstrommotoren angetrieben. 
Verfasser weist auf die Möglichkeit hin, beide Maschin 
zu einem Mittelfrequenz-Einankerumformer zu vereinige 

Zra 


Geräte und Stromrichter 
l DK 621.31423 
Schutz von Oltransformatoren durch Anordnung d 
Behälter. [Nach M. H. Josse: Bull. Soc. franç. Electr. I 
(1950) S. 41; 6 S., 2 B.] _ 

Bei der bisher üblichen Ausführung der Diltransform 
toren mit einem mit der Außenatmosphäre in Verbindun 
stehenden Olkonservator ist das Isolieröl durch steti 
Atmen bei Belastungs- und Temperaturschwankungen 
hohem Maße der Einwirkung der Luftfeuchtigkeit und d 
Luftsauerstoffes ausgesetzt. Die Feuctigkeitsaufnahme | 
dingt bekanntlich eine Verminderung der elektrischen F 
stigkeit, der Sauerstoff eine Oxydation und damit frühze 
tiges Altern des Isolieröles. 

Beschrieben wird eine Anordnung, die unter Verwe 
dung einer Schutzatmosphäre aus inertem Gas, z. B. St 
stoff, den Innenraum des Transformators und des Ko 
servators vollkommen von der Außenluft abtrennt un 
gleichzeitig bei kleinem Schutzgasverbrauh mit nur 
ringem Überdruck im Kessel arbeitet. Der Dlkonserva! 
wird dabei mit einem oder mehreren, die Volumenausdeh 
nung aufnehmenden Gummibehältern verbunden. Das Sy- 
stem wird, wie Bild 4 zeigt, aus einer Stickstofflasce ge- 
füllt, die man über ein Ventil an die Rohrleitung ansdhließ! 
Die Gummibehälter sind horizontal liegend in Metalige- 
häusen neben dem Transformator untergebracht, die mi: 
einer glatten Holzinnenverkleidung versehen sind, um €. 
ne Beschädigung der Gummi- 
hüllen zu vermeiden. Bei m: 
leren und kleinen Transforms- 
toren dienen zur Aufnahme ce 
Gummibehälter zylindrische Ge! 
fäße, die horizontal auf des 
Deckel oder vertikal am Tras 
formatorkessel angeordnet w 
den. | 


IM ` 
Ôlkonservator B 


Die ersten Versuche wurdes 
an einem 2,4 MVA- und ana 
12 MVA-Transformator dur&:e 
führt. Bei letzterem wurden 1 5 
3 Gummibehälter mit ebe 
Gesamtaufnahmevermögen va% 
1680 1 vorgesehen, wobei Jet" 
Behälter bei 60 cm Dmr. eine Länge von 2 m besitzt (Wast 
stärke der Gummihülle etwa 1,5 ... 2 mm). 

Die in den Versuchsanlagen im Betrieb gemessen? 
Überdrücke erwiesen sich als unbedeutend, der Verlust 43 
Stickstoff als äußerst gering. Nach rd. halbjährigem Beined 
mußte erstmalig die Stickstoffüllung ergänzt werden 4 
der ersten, laufend überwacdten Versuchsaniage konnt 
nach einer Betriebszeit von 14 Jahren kein Absinken de 
elektrischen Festigkeit des Isolieröles festgestellt werde 
Als Vorteil wird erachtet, daß die Anordnung die Bert 
zung von Buchholzschutzgeräten nicht ausschließt. Mar et- 
wartet von der beschriebenen Ausführung allgemein e# 
Erhöhung der Lebensdauer und der Betriebssicherheit de 
Transformatoren, ferner wesentliche Ersparnisse dadırk. 
daß Oluntersuchungen und Dltrocknung nur noch in groe 
ren Zeitabschnitten vorgenommen werden müssen. 


Bild 4. 


Abtrennung des Trans- 
formatorenöls von der Außen- 
atmosphäre durch Anordnung 
dehnbarer Behälter. 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


533 


[Beim „Oil-sealed Inert Gas Transformer”, der in Ame- 
rika in zunehmendem Maße gebaut wird, werden Transfor- 
matorenöl und Außenluft ebenfalls durch ein Schutzpolster 
aus inertem Gas getrennt. Die bei dieser Konstruktion sich 
ergebenden Überdrücke im Kessel lassen sich ohne Schwie- 
richkeiten beherrschen, Transformatoren dieser Bauart be- 
dürfen praktisch keinerlei Wartung. Rein technisch gese- 
hen, ist diese Ausführung sicher als die glücklihere anzu- 
sprechen. D. Ber.] Hr 


DK 537.311.4 
Übergangswiderstand am Eisen-Kohle-Kontakt. [Nach Elek- 
tritschestwo 1949, S. 4; 5 S] 

Der Übergangswiderstand zwischen Eisen und Kohle als 
Kontaktmaterial sinkt mit wachsendem Strom. Wird der 
Strom wieder geringer, so steigt der UÜbergangswiderstand 
an, jedoch weniger schnell als er gefallen war. Jurov vom 
Leningrader Uljanov-Institut für Elektrotechnik fand, daß 
hierfür nicht thermische Vorgänge verantwortlich sind, wie 
bisher angenommen. Er errechnete, daß bereits nach 2:106 s 
der thermische Dauerzustand erreicht ist. Vielmehr sei die 
vom Kohlenstoff absorbierte Luft der Grund für den unter- 
schiedlichen Widerstand bei ab- und zunehmendem Strom. 
Luft wird von der Kohlenstoffoberfläche in dünner Schicht 
absorbiert und erhöht den Ubergangswiderstand. Durch 
Stromfluß wird diese Schicht zerstört und baut sich nur lang- 
sam wieder auf, wenn der Strom abgenommen hat. 

Diese Hypothese wurde durch eine Widerstandsmessung 
im Vakuum erhärtet, wo sich die Widerstandskurven für 
zu- und abnehmenden Strom vollständig deckten; wurde Luft 
zugelassen, spreizten sich die Kurven wieder. Y 


Elektrowärme 
| 'DK 621.364.5 
Kochplattenversuche in der Schweiz. [Nach J. Dietlin: Bull. 
schweiz. elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 390; 4 S., 7 B., u. P. 
Seehaus : Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 41 (1950) S. 121; 
95.,15B.] 

Beide Aufsätze behandeln ein auch in Deutschland 
wieder aufkommendes Gebiet, die Weiterentwicklung der 
elektrischen Kochplatte. J. Dietlin vergleicht die übliche 
Kochvollplatte mit gegossenem Gehäuse mit der Dreiring- 
platte (Menagtre), bei der die Wicklung in 3 konzentri- 
shen beweglichen Ringen aufgebaut ist. In seinen Aus- 
führungen spielt der Unterschied des Wirkungsgrades bei 


ETZ 995 
Bild 5. Vollplatte (links) und Dreiringplatte (rechts) mit nach außen und 
innen verbeulten Kochgefäßen. 


den Vollplatten, wenn sie mit neuem oder vielgebrauchtem 
Geschirr betrieben werden, eine ausschlaggebende Rolle. 
In Bild 5 sind Vollplatte und Dreiringplatte mit verschie- 
den verbeulten Kochgefäßen dargestellt. Zweifelsohne hat 
Dietliin damit recht, daß die mit fabrikneuem Geschirr 
gemachten Versuche über den Wirkungsgrad falsche Vor- 
stellungen aufkommen lassen. In Bild 6 sind Untersuchun- 
gen über die prozentuale Verteilung der Verbeulungstiefen 
graphisch dargestellt. Die Unterlagen zu Bild 2 lieferten 
238 in Haushaltungen durchgeführte Untersuchungen, wo- 
bei die Benutzer den verschiedensten Berufen in Stadt und 
Land angehörten. Die Messungen wurden an 1093 Koch- 
gefäßen durchgeführt, von denen etwa %ı0 eine Einbeulung 
des Bodens und nur !/,o eine Ausbeulung aufwiesen. Die 
Wirkungsgrade liegen nach Angaben des Verfassers in der 
Größenordnung von 60% bei fabrikneuen Platten und 


Töpfen und sinken nach seinen Messungen bei großen Ein- 
beulungen um 10...20%, bei großen Ausbeulungen sogar 
noch erheblich weiter ab, so weit es sich um Versuche mit 
Vollplatten handelt. Bei der Dreiringplatte hält sih nach 
den Messungen der Wirkungsgrad bei etwa 60%, ohne 
Rücksicht auf die Art der Verbeulung. Messungen an ande- 
ren Platten und von anderer Seite haben zwar nicht ganz 
so starke Absinkungen ergeben, das grundsätzliche Bild 
war aber das gleiche. 


[ee BER h 


Blkonkave Verbeulung 


Cs, 


n. x z y 
IE Bkonvexe Verbeulung 


Demgegenüber vertritt 

P. Seehaus den Stand- 
punkt, daß die theoretischen 
Überlegungen, die J. Diet- 
lin im Zusammenhang mit 
dem Vergleih der beiden 
Kochplattenarten anstellt, 
AAA auf falschen Voraussetzun- 
ERS gen beruhen. Zunächst weist 
; er darauf hin, daß nicht der 

Topf allein, sondern auch der 
EREDE Zustand der Kochplatte von. 

4 06 08 10 12 14 15rnm Bedeutung ist. Er lehnt auch 
h ab, daß die Verbeulungen 
vorwiegend konzentrisch 


Häufigkeit ——n 


"È x 
rel 


03 0,2 
Erz Verbeulungstiefe - 
Bild 6. Prozentuale Häufigkeit der 
Verbeulungen über der Verbeulungs- sind und glaubt, daß aus die- 
tiefe (nach J. Dietlin). ser von ihm abgelehnten 
Annahme die günstige Beurteilung der Dreiringplatte her- 
rühre. Er stößt sich ferner an dem verschieden starken Ab- 
sinken des Wirkungsgrades für nach außen und innen ge- 
krümmte Topfböden bei Kochen auf Vollplatten. Nach sei- 
ner Auffasung dürfte sich ein solcher, allerdings auch bei 
den schon erwähnten anderen Messungen aufgetretener Un- 
terschied nicht zeigen. P. Seehaus entwickelt nochmals sei- 
ne bereits früher! veröffentlichte Auffassung über den Wär- 
meübergang von der Wärmequelle zum Gefäß. Seiner Mei- 
nung nach nimmt die Wärme ihren Weq nahezu vollständig 
über die Kontaktstelle zwischen Kochplatte und Topfboden 
und strömt quer, d. h. in der Horizontalen innerhalb der 
Kocplatte zu den Kontaktstellen und durch diese zum 
Topf. Somit ist die Größe der Kontaktflächen für den Wir- 
kungsaqrad maßgebend und der starke Boden der Elektro- 
kochtöpfe unterstützt diese Art des Wärmeübergangs durch 
die erhöhte Wärmeaqauerleitfähigkeit. Aus dieser Auffassung 
heraus muß Seehaus zu einem ungünstigen Urteil über die 
Dreiringplatte kommen, weil bei ihr die Aufteilung in 3 
durch Luft isolierte Ringe der Wärmequerleitung abträglich 
sei. J. Dietlin schreibt der Dreiringplatte einen Wirkungs- 
arad zu, der zwischen dem einer hochwertigen fabrikneuen 
Vollplatte und dem einer handelsüblichen neuwertigen 
Durchschnittsvollplatte liegt. Im Gegensatz hierzu stellt P. 
Seehaus sowohl für die fabrikneuen Vollplatten als auch für 
Vollplatten, an denen die vom SEV festgelegten Deformati- 
onsprüfungen durchgeführt worden sind, fest, daß die Drei- 
rinagplatte in jedem Fall unterlegen ist. Als besonderen 
Nachteil empfindet er die außerordentlihe Speicherung in 
der Dreiringplatte und die nach seiner Meinung sehr hohen 
Verluste bei Dreiringplatten in fabrikneuem Zustand und 
auch nach der Deformationsprüfung. Allerdings sind die 
Verluste deswegen für uns nicht so recht vergleichbar, weil 
für die Dreiringqplatte Gefäße mit dünnen Böden und bei 
der Vollplatte Töpfe mit dicken Böden verwandt worden 
sind. P. Seehaus beruft sih aber mit Recht auf die Ridh- 
tigkeit seiner Versuchsanordnung, weil J. Dietlin die 
Verwendung elektrischer Sonderkochgefäße anstelle von 
gewöhnlichen Kochgefäßen für die Dreiringplatte als un- 
geeignet ablehnt. HM 


DK 621.791.75 : 546.21 
Sauerstoff-Lichtbogen-Schneiden. [Nah H. Schmidt- 
Bach: Schweißen u. Schneiden 2 (1950) S. 93; 4 S., 4 B,, 
4 Taf.] | 
Bemühungen um ein einfacheres Schneidverfahren für 
Grauguß, hochlegierte Stähle und manche Nichteisenmetalle 
ergaben, daß man zweckmäßig erstens eine stark erhöhte 
Temperatur bei örtlich eng begrenzter Erwärmung verwen- 
det und zweitens der Schnittstelle flüssige Eisenoxyde zu- 
führt, die die Schmelze dünnflüssiger machen. Das in Belgien 
entwickelte und im Ausland seit mehreren Jahren ange- 
wandte „Oxyarc-Verfahren” erfüllt die erste Forderung durch 


IP. Seehaus: 
9 S., 15 B. . 


Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 41 (1950) S. 121; 


534 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 195: 


nn 


den elektrischen Lichtbogen und die zweite durch Zufuhr von 
Sauerstoff, der durch die hohle Eisenelektrode auf die Schneid- 
stelle geblasen wird, das geschmolzene Elektrodenmaterial 
oxydiert und die Schmelze aus der Schnittfüge bläst. Die 
Elektrode wird von einer Zange gehalten, welche mit dem 
Schweißstromgerät und der Sauerstofflasche verbunden ist. 

Man verwendet bisher Elektroden mit den Außendurc- 
messern 5 und 7 mm und dem Innendurchmesser 1... 3,5 mm 
und kann damit Bleche von 1...80 mm Dicke schneiden. Die 
Stromstärken liegen im Bereich 110...350 A, die Sauerstoff- 
druce bei 0,8...8 atü. 

Bei schwachlegiertem Stahl, Stahlguß und Gußeisen er- 
reicht man dem autogenen Brennschneiden gegenüber eine 
höhere Schnittgeschwindigkeit. — Nichtrostender Stahl ist 
wegen der schwer schmelzbaren Chromoxyde schwer zu 
schneiden. Der Sauerstoffstrahl mischt sie beim Oxyarc- 
Verfahren mit flüssiger Schla&ke. Der Schmelzpunkt dieses 
Gemisches ist dem des Metalls nahe. — Beim Kupfer han- 
delt es sich in der Hauptsache um einen Schmelzvorgang, da- 
her findet man hier hohe Stromstärken (bis 600 A) und ge- 
ringen Sauerstoffdruk. Ähnlih liegen die Verhältnisse 
beim Aluminium. 

Mit dem gleichen Gerät entfernt man Niete einfach durch 
vollständiges Oxydieren des Nietkopfes; das Blech bleibt 
unbeschädigt. Auch Blechpakete mit Luftspalten oder Verun- 
reinigungen, die bisher wegen des schlechten Wärmeüber- 
ganges Schwierigkeiten bereiteten, schneidet das Oxyarc- 
Verfahren wegen der intensiven Heiz- und Durchschlagskraft 
des Lichtbogens. — Der Verfasser gibt an, daß dieses neue 
Verfahren wirtschaftlicher arbeitet als bisherige; es liefert 
jedoch oft nicht so glatte Schneidfugen, wie das Autogen- 


verfahren. Vth 


Hochfrequenztechnik 
DK 538.566 


Wellenausbreitung an der Erdoberfläche. [Nach H. G. Boo- 
ker u. P.C.Clemmow: Proc. Instn. electr. Engrs. III 99 
(1950) S. 18; 10 S., 8 B.] 

Die Ausbreitung von vertikal polarisierten elektroma- 
gnetischen Wellen, die von einem Sender oberhalb der Erde 
ausgehen, wird unter der Voraussetzung untersucht, daß die 
Erde eben und leitend, und die Luft oberhalb der Erde ein 
homogener Isolator sei. 

Ist das Leitvermögen der Erde unendlich und damit ihr 
Reflexionsvermögen = 1, so ist die Strahlbehandlung der 
Aufgabe berechtigt. Sie führt bekanntlich zu dem Ergeb- 
nis, daß das Feld eines Senders T (Bild 7) in irgend einem 
Punkt P oberhalb der Erde sich aus dem Feld des direkten 
Strahls TP und dem des an der Erdoberfläche reflektierten 
TRP zusammensetzt. TRP ist in P nach Amplitude und Phase 
gleich dem Strahl T’RP, der von dem an der Erdoberfläche 
gespiegelten Bild T’ des Senders T ausgehen würde. 


Schirm 
P 
T b, 7 $- Senderlinie 
oS Erdoberfläche 
7 
T' E7) EIZIE) 


ETZ 94$) 


Bild 8. Beugung der Zenne- 
Welle unterhalb der Spiegelbild- 
linie. 


Bild 7. Direkte und reflektierte 
Strahlen. 


Wenn das Leitvermögen der Erde endlich ist und des- 
halb auch die Dielektrizitätskonstante der Erde eine Rolle 
spielt, so gilt dieses Rezept nicht mehr, besonders dann 
nicht, wenn T und P in der Nähe der Erdoberfläche liegen. 
Die Strahlbehandlung versagt dann überhaupt und die Feld- 
behandlung auf Grund der Maxwellschen Gleichung führt zu 
dem Ergebnis, das A. Sommerfeld! abgeleitet hat. Die 
Verfasser zeigen aber — das ist der Hauptzweck ihrer Ar- 
beit —, daß man in diesem Fall die Aufgabe zurückführen 
kann auf diejenige bei unendlich hohem Leitvermögen und 
eine Beugungsaufgabe. Sie erbringen den Beweis dafür, in- 
dem sie die 3dimensionale Aufgabe ersetzen durch die ein- 
fachere 2dimensionale, bei der dann der Sender nicht mehr 
punktförmig, sondern linear parallel der Erdoberfläche 
(Bild 8) und entsprechend der Spiegelbildsender T’ eine Spie- 
Dadurch wird 


Ann. Phys. 28 (1909) S. 665. 


die mathematische Aufgabe einfacher, ohne daß die Anweı:- | 
barkeit der Ergebnisse auf die Praxis wesentlich beschränk: ; 


P im 2dimensionalem Fall annähernd richtig, wenn man s:c. 
oberhalb der Spiegelbildlinie T’ einen undurchlässigen ve- 
tikalen Schirm (im Bild 8 stark ausgezogen) eingefügt denk 
und auf diesen eine besondere Welle — in Bild 8 als „Zez 
neck-Welle“ bezeichnet — einwirken läßt?. Ein Teil die»: 
Welle wird dann durch Beugung an dem unteren Rand d« 
Schirmes an die Erdoberfläche redits von T gelangen und sz 
der von T direkt ausgehenden Welle überlagern. Diese s:: 
Zennek-Welle ist eine ebene vertikalpolarisierte We- 
längs der Erdoberfläche, deren Winkel gegen die Erdobe:- 
fläche sich auf Grund der Maxwellschen Gleichungen a: 
dem Leitvermögen und der DK des Erdbodens beredn:: 
Tatsächlih wird der Neigungswinkel gleich dem Brews 
schen Winkel, bei dem eine Reflexion am Erdboden nir' 
stattfindet. 

Die Verfasser untersuchen dann noch, bis zu welc:: 
Entfernung vom Sender das angegebene Verfahren nod cs 
nügend genau ist insbesondere dann, wenn Sender und Ery- 
fänger sich an der Erdoberfläche befinden. Am Schluß geks ! 
sie auch auf den Fall der nichthomogenen Erdoberfläche e: | 
(Wasser und Land mit sprunghaftem Übergang). Zk 


würde. 
Als Resultat erhält man das Feld in irgend einem Purk: 


DK 621.396.61.083.7 
Statische und dynamische Temperaturkompensation an Sen- 
dern. [Nach E. Roske: Fernmeldetecdn. Z. 3 (1950) S. :.. 
9 S., 13 B.] 

Kleinsender, insbesondere mit kontinuierlicher Abst.o- . 
mung, können bei Temperaturänderungen nicht mit Quaz:: 
stabilisiert werden, Der Verfasser beschreibt die Temperat::- 
kompensation von Steuerstufen mittels keramischer Konder 
satoren. Damit wurde bei einem Oszillator fester Fregue:: 
(etwa 25 MHz) ein Temperaturkoeffizient Af/f je °C v~ 
5: 10-7, bei einem Meßsender mit zwischen 3 und 10 MHz ve- 
änderbarer Frequenz ein Tk = 6 - 10% je °C erreicht, obwu:. 
der Tk des Drehkondensators sih zwischen Minimal- u4 
Maximalkapazität von + 170 - 10% auf + 40 - 10% je C 
veränderte. Bei einem hochbelasteten Flugzeugsender fcü: 
etwa 6 MHz) wanderte vom Einschalten an die Frequenz 17 
maximal 530 Hz aus und blieb dann nach 1/2 h bis auf eine 
100 Hz bei ihrem Einschaltwert. 

Voraussetzung für eine Stabilisierung durch Tempe:a- 
turkompensation ist zunächst Konstanz der Speisespann."- 
gen, mechanische Stabilität der Verbindungsleitungen tet“. 
keramische Starrverdrahtung), Reproduzierbarkeit der D:'r: 
der Bauelemente nach Alterung und geringer Einfluß c:: 
Röhrenkapazitäten auf die Oszillatorfrequenz. Die [nów 
tivität von Spulen, die auf keramische Träger aufgeb:en”! 
oder aufgeschrumpft sind, ist reproduzierbar, aber nit <.: 
von lose aufgewickelten Spulen. Ebenso ist die Kapaz’':: 
von Wickel- und Quetschkondensatoren nicht reproduz v- 
bar. Daher müssen sehr stabile Drehkondensatoren ız. 5 
mit Gußrahmen) oder Kondensatoren mit auf Keramik e: 
gebranntem oder auf Keramik, Glimmer oder Kunststoff ¿` 
gedampftem Belag verwendet werden. 

Die Bedingungen für Temperaturkompensation fo." 


aus der Resonanzgleichung f = 1/ (2x VLO). Der Einfac: ' 
halber sei angenommen, daß C entweder (I) aus zwei par: ‘ 


2 Die Untersuchung einer solchen Welle (J. Zenneck: Ann Phr F 
(1907) S. 846) hatte seiner Zeit folgenden Anlaß: Die ursprungi:är ` 
fassung der Wellen in der drahtlosen Telegraphie war die, dad dr :" 
seitig geerdete Marconi-Antenne einfach die Hallte eines Her: ` 
Dipols und der Einfluß der leitenden Erde einfach der sei. die untere 5o ' 
des Felds des Dipols ohne Erde zu unterdrucen. ohne aber s =« 
freie Ausbreitung oberhalb der Erde zu beeinflussen. Das bedeutete 7 - 
tisch die Beschränkung der Reichweite auf die optische Sicht usd z^ 
seits wie beim Dipol eine um so stärkere Strahlung, je kürzer d.e W- 
länge war. Die Versuche auf und an der Nordsee 1899/1900, die arfer- ` 
Verbesserung der Technik grundsätzliche Fragen klären soiiten, «e=:=? 
aber genau das Gegenteil: die optische Sicht spielte für die Ude: -1 
keine ausgezeichnete Rolle und die Übertragung war um so bese * 
länger die Wellenlänge war. Das legte die Vermutung nahe, daß is * 
len der drahtlosen Telegraphie nicht als freie Wellen aufge/aßt »: 
dürfen, sondern durch die leitende Erdoberfläche geführt werden iz. 
sem Fall würde dann die Sichtweite nicht wesentlih sein 

In der erwähnten Arbeit wurde diese Auffassung für den eın!:*- 
Fall einer ebenen Welle behandelt in dem Gedanken. dad eze > ' 
die Verhältnisse in sehr großer Entfernung von irgend einem Serce: - 
falls annähernd wiedergeben würde. Das Ergebnis war, daß fu: d? 
liche Abnahme der Amplitude der Wellen die Absorption am 2°" ` 
entscheidend und diese um so geringer sei, je länger die Weie. ` 
ist. Darin lag eine Erklärung der erwähnten Versuche, be: deze: ` 
damals mit dem gearbeitet hatte, was man später „Bodenwelle‘ z:: 
Es kommt ja bei der drahtlosen Telegraphie nicht darauf an, was de: : ` 
der ausstrahlt, sondern darauf, was beim Empfänger ankommt. 


. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


535 


iegenden Kapazitäten C = Cı + Ce oder (II) aus zwei in 
‚eihe liegenden Gruppen mit C = C,Cy/(C„ + Cp) bestehe. 
eder der Einzelkondensatoren unterliegt im allgemeinen 
iner verschiedenen Temperaturänderung Atı und Alte bzw. 


tı und At, nach dem Einschalten, während die Spule sich 


ım Als erwärmt. 
Fall I, Parallelschaltung von Cı und Ca. 


'requenzänderung: 
df 1da GG  ,1dJdo_ G | 
= f Cul GG Fo Cd Q+ > 
l dL 
DT 
áf 1 C, 


+ Tk; dhl. 


lierin ist Tkç, = dCy/Cıdti der Temperaturkoeffizient je 


C Temperaturerhöhung der Kapazität Cı, ferner TkL = 
L/L dt der Temperaturkoeffizent der Induktivität je °C Tem- 
eraturerhöhung. 

Fall II, Reihenschaltung von C und Cp; 


'requenzänderung: 


íf 1 Ch Ca 


+ Tk; åts]. 


Ja die einzelnen Tk nicht verschwinden, muß man versuchen, 
lie Summe in den eckigen Klammern möglichst klein zu 
alten. Für den Fall, daß Atı, Atz und Ats die Endtempe- 
'aturdifferenzen im Gleichgewichtszustand bedeuten, ist 
m Falle I die Bedingung 4Af/f = 0 identisch mit 


C, C: 
Tkç, C, + C, dt, + Tko œc} G 465 Tk dh. 


Nur im Sonderfall Atı = Át = ts resultiert daraus die 
'om Verfasser genannte Bedingung Tkç = —Tk;.) Die 


srößenordnung von Tk, ist +20 ... 40- 10-6 je °C, Zur Kom- 


‚ensation stehen keramische Kondensatoren mit einem 
f'k = —800 - 10-6 bis + 200 - 106 je °C zur Verfügung. 

Die Bedingung für dynamische Kompensation ist im 
srunde in obigen Gleichungen enthalten, wenn man unter 
Ít Atz und ts die gleichzeitig vorhandenen Temperatur- 
rhöhungen vom Einschaltmoment an versteht. (Die vom 
Verfasser für dynamishe Kompensation genannten Glei- 
hungen (13), (14), (20) und (21) treffen nicht zu. — D. Ber.) 
Ja in den ersten Minuten nach Inbetriebnahme die Tempe- 
'aturerhöhung Át linear mit der Zeit Ar wächst, kann man 
At = dt/dr Ar setzen, wobei di/dr in °C/s die für jedes Kon- 
itruktionselement maßgebende Konstante der Wärmeträg- 
eit ist. Damit wird im Falle I die Bedingung 


C, dt, C: di; di; 

Tka C +G d t Ma co 4G da” 

zu erfüllen sein, die sich von der Bedingung des statischen 

Abgleichs dadurch unterscheidet, daß die Endtemperaturen 

At jeweils durch die Trägheitskonstanten di/dr ersetzt sind. 

Im Fall II ist die dynamische Bedingung der Temperatur- 
kompensation 


Ch dia Ca E dib ” dt; 
Ike, Crt Cp u + Tke Co aCp d re 


Es ist die Kunst des Konstrukteurs, durch Aufteilung in 
Gruppen sowohl der statischen alsauch derdynamischen Kom- 
pengation durch Wahl von Tkc,. Tkc, und Cy/Ca möglichst 


nahe zu kommen. Die vom Verfasser wiedergegebenen Regi- 
strierstreifen mit gleichzeitigem Frequenz- und Temperatur- 
verlauf zeigen eine sehr gute statische Kompensation mit 
den eingangs genannten Werten. Die dynamische Frequenz- 
änderung 4f/f, die in Bild 9 und 13 der Quelle etwa die gleiche 
Größenordnung hat, beträgt bei dem Flugzeugsender maximal 
100 - 10-6, bei dem Meßsender 170 - 10-65 für plötzliche Tempe- 
raturänderungen von 10°C. Zi 


DK 621.315.612.4.029.64 
Messungen an Stoffen hoher Dielektrizitätskonstante bei 
Zentimeterwellen. [Nach I. G. Powlersu. W.Jackson: 
Proc. Instn. electr. Engrs. I 104 (1950) S. 61; 2S. 4 B] 
Bariumtitanate und Barium-Strontium-Titanate besit- 
zen bei t = 20 °C eine relative Dielektrizitätskonstante (DK) 
von etwa e = 1500, die bei t = 120° C sogar auf £ = 6000 
a ansteigt. Um so hohe 


en s-Werte im Gebiet der 
1500 LTN cm-Wellen messen zu 
& EE N können, wird der zu 
8 1200 IN. untersuchende Stoff in 
$ M einen Hohlrohrleiter ge- 
F R P bracht. An Stelle der be- 
& tg kannten Scheinwider- 
Š, standsmessung durdı 
à Spannungsabtastung, die 
7 02 wegen der durch Stoffe 


hoher DK hervorgerufe- 
nen starken Reflexionen 
i ) X nur sehr ungenaue Ergeb- 
' Gewichtsanteile BaTiO, | nisse liefern würde, wird 
100% SrTiO, 00% BaTiO, dort die Durchlässigkeit 
0o00 € bei f = 15 MHz des Probekörpers in Ab- 
xxx € bei [ = 950 MHz hängigkeit von der Fre- 


CE Oirie-Punkt dei 1=20°C quens. besummt Burge 
wisse Frequenzen erge- 


Bi 9. "z i - . .. . 
ild Verhalten von Barium-Strontium ben sih für die Durch- 


Titanaten bei ! = 20 °C für f = 1,5 MHz 
und 9450 MHz. lässigkeit ausgeprägte 
Maximalwerte, aus de- 
ren Abstand sich die DK errechnen läßt. 
Die Messungen haben gezeigt, daß die DK beim Bari- 
umtitanat mit zunehmender Frequenz von e = 1500 bei 
= 1,5 MHz auf £ = 126 bei f = 24000 MHz abfällt und 
daß gleichzeitig der Verlustwinkel von 0,015 auf 0,59 an- 
wächst. Bild 9 zeigt das Verhalten von Barium-Strontium- 
Titanaten für verschiedene Mischungsverhältnisse. Wir er- 
kennen mit dem starken Anwachsen der DK in der Nähe 
des durch den Strontiumzusatz schon bei t = 20° C auftre- 
tenden Curie-Punktes gleichzeitig eine große Zunahme des 
Verlustwinkels, jedoch werden schon für f = 9450 MHz bei 
60% Gewichtsanteilen Bariumtitanat und vernachlässigbar 
kleinen Verlustwinkeln -Werte von 900 erreicht. Fri 


Elektroakustik 
DK 534.25 


Akustische Linsen. [Nach E. Kock u. F. K. Harvey: J. 
acoust. Soc. Amer. 21 (1949) S. 471; 10 S.] 

Aus dielektrishen Mikrowellen-Linsenantennen wurden 
Linsen entwickelt, die auch Schallwellen brechen können. 
Diese Wirkung wird auf zwei Ursachen zurückgeführt, auf die 
Sekundärabstrahlung der in das Ausbreitungsmedium einge- 
führten Fremdkörper und auf die Änderung der Eigenschaf- 
ten dieses Mediums durch die Fremdkörper. Die Brechung 
kann durch wegverlängernde (hier vollkommen starre) Wel- 
lenleitung noch verstärkt werden. 

Es wurden Lautsprecher mit solchen Anordnungen un- 
tersucht, die in Form von Prismen mit Hindernisgittern aus- 
geführt werden. Man kann damit akustische Frequenzgemi- 
sche in einzelne Frequenzspektren zerlegen. Für die Praxis 
sind Zerstreuungslinsen vor Lautsprechern erfolgreich ange- 
wendet worden, um damit die Richtwirkung der höheren Fre- 
quenzen abzumildern (Bild 10). 


relativer Pegel 


Bild 10. Frequenzverteilung vor einem Lautsprecher ohne und mit Zer- 
streuungslinse. Die Kurven geben die Orte halber Schalleistung an. 


536 


Physik 
DK 621.385.1.032.216 
Mikroanalyse der von Oxydkathoden abgegebenen Gase. 
[Nah H. Jacobs u. B. Wolk: Proc. Inst. Radio Engrs., 
N. Y. 1949, S. 1247; 5 S.) 
Die Lebensdauer der Oxydkathodenröhren ist u. a. von 
zwei Dingen abhängig: 1. von der Kathodenaktivierung 
während des Pump- und Formierprozesses, 2. vom Nachgasen 
der Röhreneinbauteile. Die vorliegende Arbeit beschäftigt 
sich mit der Bestimmung der von der Kathode abgegebenen 
Gase und mit deren Wirkung auf die Elektronenemission. Be- 
stimmt wurden die abgegebene Gesamtgasmenge und die 
prozentualen Anteile an CO2, Ha, O2, CO und HO. Die Bau- 
teile wurden vorher spektralanalytisch-quantitativ unter- 
sucht und die bei der Entgasung freiwerdenden Gase che- 
misch-quantitativ analysiert. Im einzelnen wurden unter- 
sudt: l 
1. Die mit AlO bedeckten Wolframheizer bei 1000 ... 1100 °C, 
2. die Nickelhülse, eine Ovalkathode von etwa 2,0X0,8 mm 
Querschnitt jeweils bei 3 min Glühung bei 1000 °C, an- 
schließend 30 min bei 900 °C, dann 2h bei 900 °C. Es 
wurden Nickelhülsen mit verschiedener Vorbehandlung 
verwendet. 

3. Die mit einem Gemisch von Barium-, Strontium- und Cal- 
ciumkarbonat bedeckte Kathode (Hülse wie oben). . 

Im Anschluß an die Gasanalyse wurde die Emission ge- 
messen. Durch Zusatz bestimmter Mengen reiner Gase wurde 
der Einfluß dieser Gase auf die Kathodenemission gemessen. 


 Meßergebnisse: 


1. Der Heizer gibt beim Glühen bei 1000...1100 °C in 
der ersten halben Stunde insgesamt 3 1, während weiterer 
2 h Glühung weitere 1,44 1 Gas bei 10-3 Torr ab, davon 950/0 
Hə und 5% Nə. 

2. Die blanke Nickelhülse gibt mehr Gas ab als der Hei- 
zer, in der ersten halben Stunde etwa 10 1l, während weiterer 


2 h etwa 7 l bei 10-3 Torr. — Bemerkenswert ist die große 


abgegebene Gesamtgasmenge ‘des vorher Hg-geglühten Ni 
(sowohl während der ersten halben Glühstunde, als auch 
während der zwei folgenden Glühstunden). Der Anteil des 
Wasserstoffs ist aber auch bei den nicht vorbehandelten und 
nur gewaschenen Proben sehr hoch. Frei von CO2 und Og 
sind nur die ausschließlich entfetteten Proben. Nach halb- 
stündiger Entgasung gibt das Material hauptsächlih noch 
Wasserstoff ab. Die Tatsache, daß für die Wasserstoffab- 
gabe eine längere Zeit erforderlich ist als für andere Gase, 
ist überraschend. Es wird vermutet, daß der Wasserstoff 
an die schwachen Verunreinigungen der Nickelhülse fester 
gebunden ist als an Ni selbst. 

3. Für die Versuche an bepasteten Kathoden wurden 
nichtvorbehandelte Nickelhülsen verwendet. In den ersten 
3 min wird die Kathode bei 1000° umgewandelt (Ba Sr Ca) 
COs = (Ba Sr Ca) O+COs. Hierbei werden mehr als 4001 
Gas bei 10-3 Torr frei. Wird bei der weiteren Glühbehand- 
lung das CO2 schnell abgepumpt, so werden in der nächsten 
halben Stunde noch 5 | Gas bei 10-3 Torr frei, vorwiegend He 
und CO, während weiterer 2 h weitere 6 |, vorwiegend Hə. 
Wird nach der Kathodenumwandlung das CO% dagegen nur 
langsam abgepumpt, so werden in der nächsten halben Stunde 
noch 34 ] bei 10-3 Torr frei, vorwiegend CO,, aber auch er- 
heblihe Mengen H:O und CO. Es entsteht: folgende Reak- 
tion: CO:+Hə = H30+CO. Es entsteht also HO. Wird da- 
gegen das beim Umwandeln der Kathode entstehende COs 
schnell weqgepumpt, so tritt nur eine Spur H2O, aber eine 
große Menge Hs auf. 

4. Um den Einfluß der freiwerdenden Gase auf die Emis- 
sion festzustellen, wurden in sorgfältig hergestellten Dioden 
genau dosierte Mengen von analytisch reinen Gasen zuge- 
führt. Oxydierende Gase wie Os», CO» und HO zerstören die 
Kathodenaktivität. CO ruft gasentladungsartige Störungen 
hervor. O und HsO sind gefährlicher als COs3. Beakhtlich ist, 
daß das reduzierende Gas keine Förderung der Aktivität 
ergibt, wenn es während der Kathodenaktivierung zugege- 
ben wird, obgleich 20...50 1 Hə bei 10-3 Torr zugesetzt wur- 
den; d. h., selbst eine fünffache Menge des beim Glühen 
aus der Kathodenhülse freiwerdenden Hə beeinflußt die 
Emission nicht. Dagegen ist bekannt, daß durch He oder CO 
oxydierte Anoden oder Gitter reduziert werden und dadurch 
indirekt dıe Kathodenemission verbessert werden kann. 

Es wird vermutet, daß der in einigen Röhren beobach- 
tete Gasentladungscharakter auf sekundären chemischen 
Prozessen beruht. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1%; 


Schlußfolgerung 

Die Pumpgeschwindigkeit ist für die Kathodenaktir.: 
rung sehr wichtig, weil die freiwerdenden verschiedene 
Gase beim Umwandeln der Kathode miteinander reagierer 
insbesondere kann aus CO und HCO und daraus dur 
Reaktion mit Ba BaCz entstehen, welches die Entgasung ur. 
Kathodenaktivierung stört. Oxydierende Gase stören die K: 
thode. Daraus folgt, daß die Wasserstoffentwicklung nied:: 
gehalten werden sollte, obwohl Hg für die Reduktion der d. 
Kathode umgebenden Elektroden nützlich ist, daß also Wa 
serstoffglühen bei Käthoden besser vermieden wird, zun: 
der Wasserstoff sehr langsam wieder abgegeben wird. D. 
Verwendung eines für Ha sehr wirksamen Getters ist nütz!:< 
MI 


DK 534.1; 
Praktische Berechnung der magnetischen Feldstärke. [Na: 
Halacsy: Proc. Instn. electr. Engrs, I 97 (1950) Nr. 19 


S. 37; 6 S., 12 B.] 


Le na O E E iin. 


Bekanntlich gilt zur Best:r 
mung der magnetischen Fe 
stärke in irgend einem Aufpur | 
0, hervorgerufen von einemd 
Strom I führenden Stromeleme 
ds mit dem Abstand r vom A: -: 
punkt (Bild 11) das differenti: 
Biot-Savartsche Gesetz, in Ve | 
torschreibweise: 


der 
a. 


Bild 11. Die Beziehung dA, r d8. 


Der Verfasser leitet nun aus diesem Gesetz durch Einführ:: 


einer Größe 0 = 1/ VT für den Vektor dA des Produktes |ds 
mit dem Winkel ® die folgende Beziehung ab: 


l1 d fd8 r 
derg aal 


so daß sich für die Ermittlung der Feldstärke nachstehend 
einfache Ausdruck ergibt: 


dý = 2 I aù. 


Für eine endliche Länge des Stromweges wird daraus c 
Feld im Aufpunkt durch Integration des Ausdruckes (3) erh: : 
ten, wobei sich die vektorielle Integration durch die Inteo: - 
tion skalarer komponentaler Ausdrücke ersetzen läßt: 


SdA=ifdA, +i.SdA, + kfdA,. | 


w. 


! 


Als Anwendungsbeispiele dieser Rechenmethode bringt d: 
Verfasser die Ermittlung der Feldstärke im Mittelpunkt e:- : 
Kreisstromes, die Berechnung des Feldes in der Umgeb: ! 
eines geraden, linearen, wie auch eines rechtwinklig ahag:: 
genen Leiters. In weiteren Beispielen wird die Anwen: : 
dieser Rechenmethode auf räumliche Probleme gezeigt. z 
die Berechnung des Feldes in der Achse eines Kreisstrc7 > 
in einem bestimmten Abstand von der Kreisebene und ı 
Bestimmung der Feldstärke in der Achse einer vom Sv : 
durchflossenen Schraubenlinie (Spule). Zum Schluß des `- 
satzes wird die Ermittlung der achsialen Kurzschiußk > 
zwischen benachbarten Transformatorenwindungen geb::' 
Praktisch kann diese Rechenmethode sowohl nach e 
metischen als auch geometrischen oder gemischten Ven: 
ren ausgeführt werden. Je komplizierter dabei die L: 
anordnungen sind, umso mehr empfiehlt sich das georz.: -> 
sche Verfahren zur Lösung der Aufgabe. Ko 


DK 24i ] 
Elektrische Kennlinien der Randzonen von Kupferorvd - 
Gleichrichterscheiben, [Nah Yukio Saito u. Yos}. 
Sakai: Elektrotechn. Pap. Japan 1 (1949) S. 17: w: - 
nisch m. engl. Zusammenfassung]. 


Durch Erhitzen von Kupferscheiben in Luft heran: 
te Kupferoxydulgleichrichter zeigen am Rande der S~- 
ben in der Sperrichtung wesentlich qrößere Durcd'ss- 
keit als in der Mitte, worüber Kurven mitgeteilt wer: 
Durch Entfernen der Randzonen des Kupferoxydus : 
Hilfe verdünnter Salpetersäure ließen sich die Glen 
tereigenschaften wesentlich verbessern. G2 


1. Oktober 1950 


- 


Werkstatt und Baustoffe 

DK 621.318 : 538.2 : 621.777 

Magnetische Werkstoffe für elektrische Kraftanlagen. [Nach 

einem Vortrag von F. Brailsford beim Annual Meeting 

der British Association for the Advancement of Science, 
Newcastle, Sept. 1949.] 

Magnetische Kreise sind ein wesentlicher Teil jedes 
Generators, Transformators und Motors und der meisten 
Zubehörgeräte. Offensichtlich kann die Verbesserung der 
magnetischen Werkstoffe Vorteile für die gesamte Industrie 
bringen. l 

In Motoren (Gleich- und Wechselstrom) ist die maximale 
Ausgangsleistung bei gegebener Gehäusegröße in der Haupt- 
sache begrenzt durch die magnetische Sättigung. In Trans- 
formatoren jedoch ist die maximale Amplitude der Fluß- 
dihte im Kern begrenzt durch einen Punkt in der Nähe des 
Knies der Magnetisierungskurve, weil ein übermäßiger Ma- 
gnetisierungsstrom und eine Verzerrung der Wellenform 
auftritt, falls diese Induktion stark überschritten ist. Die 
nächste wichtige Charakteristik ist die Hystereseschleife. Bei 
einem normalen 4°o Silicium-Eisen-Transformatorenblech 
sind auf die Hysteresis ungefähr 90 % der Verluste zurück- 
zuführen. Dieser Hysteresisverlust kann durch zweckmäßige 
Behandlung bedeutend reduziert werden. Auch die Form 
der Magnetisierungskurve kann stark verbessert werden. In 
diesen beiden Richtungen ist gegenwärtig ein praktischer 
Fortschritt zu erwarten. 

Wie wichtig die Verbesserung von magnetischen Stoffen 
und besonders die Verkleinerung der Eisenverluste ist, 
zeigt folgende Überlegung: In einem Trafokern aus bestem 
englischen Silicium-Eisen entstehen je Kubikmeter etwa 
15 kW Eisenverluste. Zusammen mit anderen verursachen 
diese Verluste eine hohe Wärmekonzentration in einem 
kleinen Raum; hinreihende Kühlung erschwert aber die 
Konstruktion und steigert Größe und Kosten wesentlich. 

Darüberhinaus besteht der volle Eisenverlust in Ma- 
schinen und Trafos, solange sie erregt sind, unabhängig von 
der Belastung. Daher steigt der prozentuale Anteil dieser 
stetigen Energieverschwendung. Die britische Elektrizitäts- 
gesellschaft liefert z. B. eine Spitzenleistung von etwa 
12000 MW. Die gesamten Eisenverluste betragen mindestens 
500 MW (im Netz und bei den Verbrauchern). 


20000 
5 
x 
a 
$ 
S3 (m) RS 
š Š 
D [= 
$ (10) = 


in 


0 00  2000e 
IR 146817) Feldstarke $ 


Bild 13. Maygnetische Eigenschaften 
eines kaltgewalzten Si-Eisenbleches 
(3!/4°/e Si). 


100 
Feldstarke 9 


ild 12. Magnetishe Eigenschaften 
roßer Einzelkristalle aus Si-Eisen 
(3,85%. Si). 


0 
Krzwr] 


Amerika hält in der Herstellung hochwertiger Bleche 
. Zt. die Spitze!. Die magnetischen Eigenschaften von Einzel- 
ristallen sind für die Betrachtung dieser Entwicklung von 
esonderer Bedeutung?. Bild 12 zeigt das magnetische Verhal- 
ən von großen Einzelkristallen aus Si-Eisen in verschiede- 
en Richtungen. Es ist zu sehen, daß die Würfelkanten die 
ichtungen leichtester Magnetisierbarkeit sind. Die norma- 
>n, heiß gewalzten vielkristallinen Eisen- und Silicium-Ei- 
enbleche, die im allgemeinen verwendet werden, haben 
ine mehr oder weniger zufällige Anordnung der Kristalle, 
o daß die Magnetisierungskurve ein Mittel der Kurven aller 
ichtungen ist’. Bei einem Blech mit gerichteten Kristallen 
'äre die Kurve der leichtesten Magnetisierung natürlich viel 
ünstiger, weil dann die Flußdichte erhöht werden könnte 
hne Erhöhung des Magnetisierungsstromes oder der Ver- 
errung. 

Durch geringere Verunreinigung in den Blecdhen und 
urch höhere Korngröße läßt sich die magnetische Qualität 
och beträchtlich verbessern. Der wichtigste Fortschritt seit 

' ETZ 70 (1949) S. 49. 
: S. a. ETZ 71 (1950) H. 5, S. 124. 

ı S5. a. ETZ 71 (1950) H. 15, S. 407. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


537 


gesamte Eisenverluste 
bei 035mm Dicke u 50 Hz 


EIZ S19) 


— $ 


Bild 14. Vergleich zwischen kalt- und heißgewalztem Blech. 
a heißgewalzt (4'/.%/e Si), b kaltgewalzt (31/49. Si). 


der Einführung von Si-Eisen vor 50 Jahren ist aber unzwei- 
felhaft die Entwicklung der gerichteten, kalt gewalzten Trans- 
formatorenbleche. Schon jetzt wird ein großer Teil, wahr- 
scheinlih mehr als die Hälfte, des Gesamtausstoßes von 
amerikanischen Transformatorkernen in allen Größen aus 
kalt gewalztem Si-Eisen hergestellt mit etwa dem halben 
Eisenverlust gegenüber der besten bisherigen Qualität. Es 
ist zu erwarten, daß dieses Eisen noch weiter verbessert 
wird. 


Im Kaltwalzverfahren wird heiß gewalztes Si-Eisen von 
2,5 mm Dicke kalt stufenweise auf 0,35 mm gewalzt mit 
einem dazwischen liegenden Ausglühen. Das Blech wird dann 
entkohlt und ausgeglüht in reinem trockenen Wasserstoff 
bei rd. 1100 °C. Der Kohlenstoffgehalt beträgt am Ende etwa 
0,005°/0. Das fertige Blech hat Richtungseigenschaften ähnlich 
denen eines Einkristalls, weil seine Einzelkristalle nahezu 
parallel liegen. Die Hauptrichtungen sind in Bild 12 und Bild 
13 dargestellt. Bild 13 zeigt die Kurven eines der ersten derar- 
tigen Bleche von 3'/% Si-Eisen, kalt gewalzt, Bild 12 die eines 
Einkristalls von 3,85%0 Si. Die Würfelkristallachsen liegen 
längs der Walzrichtung des Bleces, die damit auch eine 
Richtung niedriger Eisenverluste und verbesserter Form der 
Magnetisierungskurve ist. Einen Vergleih zwischen dem 
besten britischen heiß gewalzten 4!/% Si-Transformatoreisen 
(Kusve a) und dem derzeitigen amerikanischen kalt gewalz- 
ten 31/4% Si-Eisen (Kurve b) zeigt Bild 14. Die große 
Überlegenheit des amerikanischen Bleches in bezug auf Ma- 
gnetisierungskurve und Eisenverlust ist augenscheinlich. 


Im heute verfügbaren kalt gewalzten Eisen nehmen die 
Kristalle eine Vorzugsrichtung mit der Diagonalen (110) pa- 
rallel zur Oberfläche des Bleches an. Wenn statt dessen die 
Würfelöberfläche mit den Linien (001) und (100) parallel zur 
Blechoberfläche gebracht werden könnte, würde die schlech- 
teste Richtung (111) für alle praktischen Zwecke vollständig 
eliminiert und das Blech hätte die gleichen verbesserten Ei- 
genschaften sowohl in Walzrichtung als auch im rechten 
Winkel dazu. Das Material wäre zwar noch magnetisch aniso- 
trop, aber weniger als vorher und bei aufgebauten Trans- 
formatorkernen würde ein geringerer Verlust in den Ecken 
auftreten. Das Blech würde sich sogar für den Ständer von 
Turbogeneratoren eignen. Bis jetzt ist diese Art Vorzugs- 
richtung bei Si-Eisen noch nicht hergestellt worden, obwohl 
sie schon bei einer 4°%o Al-Eisen-Legierung und bei gewissen 
Ni-Eisen-Legierungen besteht. O. Martin 


DK 621.364.14 : 621.315.612.6 


Elektrisch leitendes Glas. [Nach Electr. Engng. 69 (1950) S. 
572.] 


In New York wurde ein heizbares Glas entwickelt. Es 
besitzt eine 0,4 u dicke Metalloxydhaut, die als elektrischer 
Widerstand benutzt wird. Sie ist gegen Kratzen und chemi- 
sche Einflüsse unempfindlicher als das Glas selbst. Man kann 
die Scheibe bis auf 370 °C erhitzen. Das Material wurde mit 
Erfolg in Brutschränken für Küken verwendet. Es gibt eine 
gleichmäßig verteilte Wärme und spart Platz. Auch Kaffee- 
maschinen wurden aus dem elektrisch leitenden Glas herge- 
stellt, in denen das Getränk in 50s bereitet werden kann. 

BV 


538 


DK 621.3.035.222.2 : 621.315.616.9 
Leitende Verbindung zwischen Kohle und Metall. — Eine 
dauernd zuverlässige Verbindung zwischen porösen Leitern 
(Kohle, Graphit) und einem metallischen Leiter macht Schwie- 
rigkeiten, sobald die Verbindungsstelle besonderen Einflüs- 
sen unterliegt, wie sie z. B. bei Kohleelektroden für die Elek- 
trolyse auftreten. Man kann zwar die poröse Kontaktfläche 
metallisieren und dann mit dem metallischen Leiter verlöten, 
aber auch diese Verbindung ist oft nicht anwendbar. Nach 
einem Verfahren von A. Schmid! wird eine gutleitende 
und haltbare Verbindung dadurch hergestellt, daß die Kon- 
taktflächen miteinander verklebt werden. Das Klebmittel 
wird an den Stellen inniger Kontaktberührung verdrängt; 
nach Messungen ist der Übergangswiderstand geklebter Ver- 
bindungen Kohle - Metall 0,03 Q. Als Klebmittel werden 
u. a. Resole, Phenolformaldehyd-Harz, Styrol u. a. empfoh- 
len und Hinweise für den Gang des Verfahrens, den anzu- 
wendenden Druck usw. gegeben. Anwendungsgebiete sind 
alle Ableitungen zwischen Kohle und Graphit einerseits mit 
den gleichen Stoffen oder Metall anderseits, also auch die 
Ableitungen elektrohemisch hochwirksamer Elektroden und 
die an Primärelement-Elektroden. Die Entscheidung über 
den praktischen Wert der Klebverbindung wird der Elektro- 
lysenbetrieb erbringen müssen, besonders die Schmelzfluß- 
elektrolyse mit ihren hohen und wechselnden thermischen 
und mechanischen Beanspruchungen. S-z 


Verschiedenes 

DK 621.385.833 (061.3) 
Die 2. Tagung der deutschen Gesellschaft für Elektronenmi- 
kroskopie in Bad Soden, 14. bis 16. April 1950. — Der Vor- 
sitzende E. Brüche ging in seiner Eröffnungsansprace auf 
die Bedeutung der Elektronenmikroskope in der Wissenschaft 
ein. Das heutige Elektronenmikroskop ist der Urtyp, aus dem 
sich einerseits einfache und billige Gebrauchsgeräte entwickeln 
müssen und anderseits teure Spezialinstrumente, die das ato- 
mare Gebiet erschließen. 


In dem sich anschließenden 1. Teil wurde über elek- 
tronenmikroskopische Unersuchungen auf 
dem Gebiet der Chemie und Technik referiert. Beyers- 
dorfer berichtete über die Struktur des Graphitoxydrußes, 
End ter über die Struktur einiger Ruße. Zehender zeigte 
an Abdruckfilmen den Aufbau aufgedampfter Zn- und Cd- 
Schichten, deren Struktur weitgehend von der Vorbehand- 
lung der Unterlage abhängt. Uber Untersuchungen. an Kalk- 
spat und dessen Realkristallbau berichtete Pfefferkorn. 
Mahl zeigte an Hand von schräg aufgedampften Lackab- 
drucken eindrucksvolle plastisch wirkende Oberflächenbilder 
von Textilfasern. Schrader und Koch berichteten über 
Metallschliffuntersuchungen. 


Im 2. Teil wurde über die Physik des Elektronen- 
mikroskops referiert. Scherzer forderte eine klare De- 
finition für das Auflösungsvermögen und schlug vor, zwei 
Bildpunkte dann als getrennt zu betrachten, wenn die Inten- 
sität in der Mitte 75%o der maximalen Intensitätsschwankung 
beträgt. Die Ausmessung periodischer Strukturen oder 
von Beugungssäumen an Objektkanten kann zu Fehlern 
führen. Tretner berechnete die untere Grenze des 
Offnungsfehlers magnetischer Objektive. Die besten bis jetzt 
bekannten Felder liefern Dffnungsfehlerkonstanten, die nur 
wenig größer sind als die errechneten. Berechnungen über die 
optischen Kenngrößen magnetischer Linsen, für die ein er- 
weiterter Glockenfeldtyp zu Grunde gelegt wurde, brachte 
Lenz. Die Werte der Kenngrößen können direkt in Abhän- 
gigkeit von den Polschuhabmessungen und den Betriebs- 
daten angegeben werden. Wegmann bestätigte, daß die 
Fresnelschen Beugungsringe kein genaues Maß für das Auf- 
losungsvermögen ergeben und erläuterte dies an Beispielen. 
An Dunkelfeldbildern zeigte Möllenstedt, daß das Ma- 
ximum der unelastisch gestreuten Elektronen in der primä- 
ren Durchstoßrichtung (0° Streuung) liegt, was mit der wel- 
lenmechanischen Streuformel übereinstimmt. Bei Durchstrah- 
iung von ZnO-Nadeln betragt z. B. der Energieverlust im 
Nullstrahl 20 V. Steigerwald brachte Untersuchungen 
der lonenemission von Glühkathoden. Im Temperaturbereich 
1300 ... 1800 “K wurden lonenströme von 109 A vom Gluh- 
faden ausgehend gemessen. In einem kleinen Vorführraum 


! Prof. Dr. Alfred Schmid: Berlin-Zehldf.; Schweizer Pat. 
v15 2 1947, einger. 6 9. 1949 Prioritat Dt. Reich v. 15. 9 1942. 


247 103 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1%: 


wurden von Heise schöne plastische Raumbilder vorz- 
führt, die an verschiedenen Elektronenmikroskopen (AEG. 
Zeiß, Siemens, Bosch) aufgenommen wurden. Über die Vs- 
änderung von Molybdänoxyd-Kristallen im Elektronenmi::- 
skop berichtete König und brachte diese in Zusamnmer- 
hang mit der Wanderung von Ladungsträgern im elekt: 
schen Feld. ~ 

Im 3. Teil wurde über die Technik der Elektronenm:- 
kroskope berichtet. Wegmann erklärte den Aufbau dss 
Elektronenmikroskops von Trüb, Täubner & Cie. (Zuric 
das mit kalter Kathode arbeitet und ein Auflösungsvern- 


gen von 20...25 A besitzt. Die Linsen sind teils elektrona- 
gnetisch, teils elektrostatisch. Als Pumpe wird eine Moi«:- 
larpumpe verwendet. Rühle beschrieb eine geeignete àz- 
wendung von Hilfsprojektiven, die einmal dazu dier: 
Zwischenvergrößerungen herzustellen, und die weiter als Bes- 
gungslinsen Beugungsbilder höchster Linienschärfe am E.::- 
tronenmikroskop ermöglichen. Kinder und Schle:cı 
berichteten über ein Netzanschlußgerät für magnetisce Lz- 
sen, das mittels eines Röhrenreglers zeitliche Konstanz ct 
Ströme gewährleistet. Uber die Erzeugung hoher Gle:+-! 
spannung mittels Hochfrequenz sprach Panzer. Ein Gei 
für ein elektrostatishes Elektronenmikroskop für 60 xY: 
und 200 uA, das durch sein geringes Gewicht auffiel, wur:e; 
gezeigt. 

Die elektronenmikroskopishe Präparationstec:- 
nik wurde in einem 4. Teil besprochen. KönigundHe.- 
wig verwendeten die Kathodenzerstäubung von Platın 2 
einem inerten Gas und in Sauerstoff als Hilfsmitte: z:: 
Kontraststeigerung übermikroskopischer Objekte und z.7 
Abdruck von Oberflächen. Uber die Formtreue von Ob:- 
flächenabdrucken aus Kollodium und Formvar bericie'- 
Seeliger. Ein mit einem Mikromanipulator in Glas e.n::- 
ritztes Gitter wurde direkt und durch Abdruck licht- und e.-«- 
tronenmikroskopisch untersucht. Die Schrumpfungen beir:W:: 
im Mittel etwa 4%. Helmcke brachte eine Mitteilung us: 
Versuche mit hochpolymeren Einbettungsmitteln für licht- i7- 
elektronenmikroskopische Untersuchungen an bioloa:scı-” 
Substanzen. Ein einfaches Gerät zur Herstellung von A"- 
klatschpräparaten, die während der Herstellung ständiJ 7 
Lichtmikroskop beobachtet werden können, entwicei:: 
Grün und Tischer. Liebermeister refere? 
über die Darstellung von nicht formbeständigen, eintrok::!- 
den Mikro-Organismen, während Wolff ein einflan>s 
Ultraschallgerät zur Schallbehandlung kleiner Mengen v- 
sprach. 

In einem letzten Teil schlossen sich noch Vorträge w- 
Untersuchungen auf dem Gebiet der Biologie und Meü.:. 
an, die vor allem von Medizinern besut wurden, d:e n 
dem sich anschließenden Internisten-Kongreß in wie, 
teilnahmen. — Während der Tagung konnten im Phys:x¿:. 
schen Laboratorium der Farbwerke Höchst die neuen Er 
tronenmikroskope von AEG-Zeiß und von Siemens, so»: 
das Betriebs-Elektronenmikroskop der Farbwerke im Bet. - 
besichtigt werden. Rün.: 


Deutscher Weltwirtschaitstag in Berlin. — Im Rahmer :: 
Deutschen Industrie-Ausstellung in Berlin! wird am 2 :: 
3. Oktober ein „Deutscher Weltwirtschaftstag’‘ unter E:: 
ligung namhafter in- und ausländischer Wirtschaftsw.:=- 
schaftler und -praktiker veranstaltet. Diese Arbeits::.--- 
wird sich u. a. mit den weltwirtschaftlichen Entwicklunzsr 
lichkeiten und der Wechselwirkung zwischen Weitpoi: uK- 
Weltwirtschaft besmattigen, 


‘ 


Tagung „Wirtschaftsgut Wärme” in Berlin. — Am 2. .n 
3. Oktober findet in Berlin eine wärmewirtschaftline ` 
gung statt, auf der Vorträge gehalten und Diskuss. 
durchgeführt werden sollen. Vor allem sollen die w:. 
und energiewirtschaftlihen Rationalisiertungsmogl:da: ' 
behandelt werden. ` 


Landwirtschaftswoche Hannover 1951. — Auf dem \-“ 
gelände in Hannover wird vom 20. bis 28. Januar 135! * - 
landwirtschaftlihe Ausstellung durchgeführt. Sie wcd 
fachliche Gruppen eingeteilt, darunter ‚„Elektrizita'se ' 
schaft“ und „vollausgerüstete Küchen im Betrieb“. G.r. 
tig findet eine Veranstaltung über den „Rundfunk im D> 
der Landwirtschaft" statt. 


! ETZ 71 (1950) H. 17, S. 474. 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 539 


VERSCHIEDENES 


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Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, 


Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


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Die „Anleitung zur ersten Hilfe bei Unfällen" (VDE 
0134) ist vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenos- 


senschaften geändert und neu gefaßt worden. Diese Neufas- - 


sung wurde als VDE-Drucscdrift vom Vorstand des VDE 
ım September 1950 genehmigt. Sie ist als Sonderdruck unter 
der Bezeichnung VDE 0134/10.50 beim VDE-Verlag, Wupper- 
tal-Elberfeld, Postfach 667, zum Preise von voraussichtlich 
DM 0,50 zu beziehen. 

Verband Deutscher Elektiotechniker 

Der Generalsekretär 
Lauster 


VDE-FAM-Arbeitsausschuß „Isolieröle“! 


Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0370 K’XI. 44%. 


Der Arbeitsausschuß „Isolieröle” beabsichtigt, die Außer- 
kraftsetzung von VDE 0370 K/XI. 44 „K-Vorschriften für 
Schalter und Transformatorenöle”? zum nächstmöglichen Ter- 
min zu veranlassen, da das weitere Bestehen dieser Kriegs- 
vorschriften nicht mehr berechtigt ist. 

Einsprüche hiergegen können bis zum 31. Okt. 1950 bei 
ler VDE-Vorschriftenstelle eingereicht werden. 


Jer Ausschußvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Maurer Jacottet 


SITZUNGSKALENDER 


iTV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

2. 10. 50, 18.15, Hörsaal EB 301 d. T. U.: 
Kretzmann, Hamburg. 

TV Bremen, Am Dobben 32 

. 10. 50 im Rathaus Bremen: „Energieübertragung auf große Entfernun- 
gen”, Prof. Dr.-Ing. J. Biermanns, Helsa b. Kassel. 

TV d. Rhein.-Westt. Industriebezirks, Essen, Hochtiefhaus 

3. 10. bis 26. 10. 50, tägl. 10.00 im Kraftwerk Dortmund, Weißenburger- 
straße 70: Kursus „Revision elektr. Anlagen”, Prof. Dr.-Ing. 
Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, N. N, 
Wuppertal (Techn. Akad. Berg. Land). 

aus der Technik, Essen, Hollestr. ig 

. 10. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Technisher Nachwuchs und die 
Probleme der Zeit”, Prof. Dr. D. Brinkmann, Zürich. 

TG Hannover, Bischofsholer Damm 70 

10. 50, 19.30, Beethoven-Saal der Stadthalle: „Die Psychologie der Er- 
findung‘, Prof. Behn. 

. 10. bis 20. 10., tägl. 10.00, Hörsaal 42 d. TH.: Kursus „Revision elektr. 
Anlagen”, Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurat 
Dipl.-Ing. P. Schnell, Dr. Zeier, Wuppertal (Techn. 
Akad. Berg. Land). 

'G Nürnberg, Sandrartstr. 30 

10. bis 7. 10., tägl. 10.00, Vortragssaal im Hotel Reichshof: Kursus „Revi- 
sion elektr. Anlagen‘, Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkha- 
gen, Baurat Dipl.-Ing. Schnell, Dr. Zeier, Wuppertal 
(Techn. Akad. Berg. Land). 

hrische Akademie Bergisch Land, Wuppertal, 


„Industrielle Elektronik", Dr. 


Wpt.-Vohwinkel, Ru- 

bensstr. 4 

. 10. bis 27. 10. 50, tägl. 14.15: Kursus „Physik und Technik des Ultra- 
schalls‘', Prof. Dr. L. Bergmann. 

10. bis 3. 11. 50, tägl. 14.15: Kursus „Oberflächenschutz durch Passi- 
vierung'', Prof. Dr. W. Guertler. 


PERSONLICHES 


Georg Brion tł 


Am 15. Juni 1950 starb in Freiburg i. Sa. der ordentliche 
:ofessor für Elektrotechnik Dr. Georg Brion im hohen Al- 
r von 77 Jahren. 


! Gemeinsamer Ausschuß des VDE und des Fachausschusses für Mine- 
iöl- und Brennstoffnormung (Gruppe E im Fachnormenausschuß für die 
sterialprüfungen der Technik). 

t Später auch als Behellsvorschrift „VDE 0370 B/XI. 44° und auch als 
srgangsvorschrift „VDE 0370 U/XI. 44° bezeichnet. 


Er war am 28. März 1873 in Straßburg i. E. als 9. Kind 
geboren und stammte aus der von Goethe her bekannten Fa- 
milie; Friederike Brion war seine Urgroßtante. Körperlich und 
geistig von größter Beweglichkeit war er ein höchst anregen- 
der Gesellschafter und noch bis in sein 70. Lebensjahr hinein 
ein eleganter Skiläufer. Sein Studium vollendete er in Straß- 
burg bei Braun mit einer Dissertation über den elektrischen 
Widerstand der Kohle, wurde dann in Zürich Assistent für 
Elektrotechnik am Eidgenössischen Polytechnikum und kam 

_ 1898 als Oberassistent 
SET TE an die Technische 
Hochschule Dresden, 
wo Görges gerade 
einen modernen elek- 
trotechnischen Unter- 
richtsbetrieb einrich- 
tete. Hier widmete er 
sih besonders dem 
elektrotechnischen 
Praktikum für die 
Studenten und legte 
seine Ergebnisse in 
dem 1910 erschiene- 
nen „Leitfaden“ 
nieder, nachdem er 
| sich schon 1907 mit ei- 
ner Arbeit über „Stick- 
stoff- und Sauerstoff- 
verbindungen im elek- 
trishen Lichtbogen* 
habilitiert hatte. 1911 
wurde er dann als 
ord. Professor für 
Elektrotechnik an die 
Bergakademie Frei- 
burg berufen, wo er 38 Jahre lang tätig war und mehrfach zum 
Rektor gewählt wurde. 1912 bis 1929 übernahm er auch noch 
den Lehrstuhl für Physik; 1938 wurde er mit 65 Jahren zwar 
emeritiert, mußte aber wegen Krankheit und Tod seines 
Nachfolgers den Lehrstuhl nochmals wieder übernehmen. 

1913 erschien von ihm in der Sammlung Göschen das 
Buch über Überspannungen in elektrischen Anlagen. 1920 
bis 1930 gab er zusammen mit Philippi die Zeitschrift 
„Elektrizität im Bergbau“ heraus, 1933 zusammen mit V. 
Vieweg das Buch „Starkstrom-Meßtechnik“*. Weiter arbei- 
tete er auf dem Gebiet der elektrischen Gasreinigung und 
der magnetischen Aufbereitung. 

Nachdem er im Herbst 1949 einen leichten Schlaganfall 
erlitten hatte, konnte er nur mit Mühe seine Lehrtätigkeit 
weiter ausüben, so daß der Tod für ihn eine Erlösung war. 

x 


Auszeichnungen. — Anläßlich ihrer 200-Jahr-Feier verlieh 
die T. H. Braunschweig die Würde eines Dr.-Ing. e. h.: 

dem Präs. Walter Hellmich, amt. Gen.-Dir. der Deut- 
schen Bundesbahn, in Anerkennung seiner hervorragenden 
Verdienste um die Wahrung und Fortsetzung der bewährten 
fachwissenschaftlichen Tradition der Zentralämter der ehe- 
maligen Deutschen Reichsbahn sowie der vielfältigen Anre- 
gung und Unterstützung einer ingenieurwissenschaftlichen 
Durchdringung der Gegenwartsaufgaben des Schienen- und 
Straßenverkehrs; 

dem Prof. Dr. Hans Rukop in Anerkennung seiner her- 
vorragenden Verdienste um die Hochfrequenztechnik und die 
Ionosphärenforschung, sowie insbesondere seiner Pionier- 
arbeit auf dem Gebiete der wissenschaftlichen und techni- 
schen Entwicklung der Elektronenröhre. 


Die „Lamme-Medaille“ für 1949 erhielt C.M.Laffoon, 
Ingenieur der Westinghouse Electr. Corp., für hervorragende 
Leistungen beim Entwurf elektrisher Maschinen, insbeson- 
dere großer Turbogeneratoren und Hochfrequenzgenera- 
toren. 


! Die „Lamme-Medal” wird seit 1928 jährlich vom American Institute 
of Electrical Engineers verliehen. Zu ihren früheren Empfängern zählen 
ua E Weston, J. Slepian, D.C. Prince und V. K. Zwo- 
rykin. | 


540 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober 1%. 


BUCHBESPRECHUNGEN 

DK 51 : 53 (022.5) 
Die mathematischen Hilfsmittel des Physikers. Von E. M a- 
delung. (Die Grundlehren der mathematischen Wissen- 
schaften in Einzeldarstellungen, Bd. IV). Mit 531 S., 29 B., 
zahlr. Taf., Format 16X24 cm. Springer-Verlag, Berlin, 
Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. DM 47,—, geb. DM 

49,70. | 
Die jetzt erschienene vierte Auflage dieses Standard- 
werkes der mathematischen Physik ist straffer gegliedert 
als die dritte Auflage vom Jahre 1935 und enthält gegenüber 
dieser umfangreiche Erweiterungen und Neufassungen. Das 
Buch ist von einem Physiker für Physiker geschrieben und 
verfällt daher nicht in den Fehler, sich in kritischen mathema- 


tischen Existenegbeweisen zu verlieren, die für die Anwen- 


dung der Theorie uninteressant sind und den Leser ab- 
schrecken würden. Es ist kein Lehrbuch im eigentlichen 
Sinn, aber weit mehr als eine Formelsammlung oder ein 
Nachschlagewerk. Sein Ziel ist, dem wissenschaftlich und 
forschend arbeitenden Physiker und Ingenieur eine umfas- 
sende Kenntnis der physikalischen Grundgesetze und des 
zu ihrer Durchdringung und praktischen Anwendung erfor- 
derlihen mathematischen Rüstzeuges zu vermitteln. 

Aus der Fülle des gebotenen Stoffes seien hervorgeho- 
ben: Zahlen, Zahlenfolgen, Operatoren, Differential- und 
Integralrechnung. Reihen und Reihenentwicklungen, Funk- 
tionentheorie, spezielle Funktionen, wie Kugel-, Zylinder-, 
Gammafunktionen, hypergeometrishe Funktionen, ellipti- 
sche Integrale und Funktionen, Determinanten und Matri- 
zen, Transformationen, Vektor- und Tensoranalysis, mehr- 
dimensionale Koordinatensysteme, gewöhnliche und par- 
tielle Differentfalgleichungen, Integralgleichungen, Variati- 
onsrechnung, Statistik. Der zweite Teil bringt in mathema- 
tischer Darstellungsweise einen Abriß aus dem großen Ge- 
biet der theoretischen Physik. In 6 Abschnitten werden be- 
handelt: Mechanik (Massenpunkt, Elastizitätstheorie, Hy- 
drodynamik), Elektrodynamik und Optik, spezielle und 
` allgemeine Relativitätstheorie, Quantentheorie einschließlich 
Wellenmechanik, Thermodynamik, statistische Methoden. 

Das Studium des Buches, das an den Leser keine ge- 
ringen Anforderungen stellt, bereitet hohen Genuß. Es ge- 
hört zu den klassischen Werken der mathematischen Phy- 
sik. Die Ausstattung entspricht der beim’ Springer-Verlag 
gewohnten Güte. P. Jacottet 


DK 517 (023.5) 
Cours de Calcul Operationnel. Von M. Denis-Papin 
uA.Kaufmann. Mit 240 S., 106 B., Format 15,5 X 25cm. 
Editions Albin Michel, Paris 1950. 

Dieses französische Buch über die Laplace-Transforma- 
tion verdankt seine Entstehung dem immer stärkeren Vor- 
dringen der Operatorenrechnung in Frankreich, die im we- 
sentlichen durch die Arbeiten von Carson, P.Levy und 
Doetsch herbeigeführt wurde. Die Autoren wenden sich 
mit dem vorliegenden Werk an Studierende und in der 
Praxis tätige Ingenieure, um diesen einen Leitfaden in die 
Hand zu geben, aus dem sie die Operatorenrechnung auf 
praktischer Grundlage erlernen können. Behandelt wird 
dabei nicht nur die heute meistens verwendete Laplace- 
Transformation, sondern es wird auch ein Einblick in die 
Heavisideshe Operatorenrechnung und die Fourier-Trans- 
formation vermittelt. Nach den einleitend dargestellten 
grundlegenden Sätzen über die Laplace-Transformation wird 
an einer qroßen Anzahl von Beispielen aus der Elektrotec- 
nik und Mechanik die Anwendung der Laplace-Transforma- 
tion gezeigt. Diese Aufgabe ist besonders glücklich gelöst, 
da von fast jedem einzelnen Lehrsatz eine Anwendung auf 
praktische Beispiele qezeigt wird. Die qroße Anzahl von 
Beispielen — die teilweise sogar neu sind —, machen das 
Buch zu einer interessanten und leicht verständlichen Lek- 
türe, die dem angehenden Elektrotechniker empfohlen wer- 
den kann. Im Gegensatz zu anderen Werken über Opera- 
torenrechnung ist das Buch bemerkenswert durch die aus- 
führlihe Behandlung von mechanischen Beispielen. Diese 
umfassen sowohl statische als auch dynamische Probleme 
und liefern somit den Beweis, daß die Operatorenrechnung 
nicht nur bei der Behandlung von elektrischen Vorgängen 
sondern auch bei mechanischen qute Dienste leistet. Vom 
Standpunkt der Mechanik aus ist noch hervorzuheben, daß 
die Operatorenrechnung auch bei nichtlinearen Differenzi- 
algleichungen, die in der Mechanik insbesondere bei nicht- 


linearen Schwingungen eine immer größere Rolle spiele: 
sich anwenden läßt, wie dies an einem praktisch wichtig? 
Beispiel auf S., 161 demonstriert wird. Das Buch enthält zur 
Schluß eine gute tabellarishe Zusammenstellung der Leä:- 
sätze und der Transformationen nebst einem Literaturnat: 
weis. 

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Autoren © 
diesem sehr klar geschriebenen Buch das erreicht haber 
was K. W. Wagner in seinem bekannten Werk über d:- 
Operatorenrechnung in Deutschland dargestellt hat. 

L. v. Szalay 


DK 537.1 10225 
Theorie der Elektrizität Von R. Becker. Bd. 1: Einf 
rung in die Maxwellsche Theorie. 14. Aufl. mit 240 S., 59 8 
Format 15X22,5 cm. Preis geb. DM 13,60. Bd. II: Elektr 


nentheorie. 7. Aufl. mit 336 S., 80 B., Format 15X22,5 cz 
Preis geb. DM 15,20. B. G. Teubner Verlagsgesellsca‘ 
Leipzig 1949. 

Die „Theorie der Elektrizität" von R. Becker heç 
in neuer Auflage vor. Daß diese ein im wesentlichen ur- 
veränderter Nachdruck der vorhergehenden Auflagen i:: 
kann als Beweis sowohl für die didaktische Vollkommenhe' 
des Werkes angesehen werden, als auch für die Abgeschlo: 
senheit des Lehrgebäudes, das die klassische Elektrodyn«- 
mik (1. Band), Elektronentheorie und spezielle Relativita's- 
theorie (2. Band) umfaßt. Daher stellt dieses vor über % 
Jahren von Abraham und Föppl begründete Werk 


heute noch ein unentbehrliches Rüstzeug für den theorei- ° 


schen Elektrotechniker und Physiker dar. Das Buch benur: 


durchweg das Gaußsche CGS-System, nicht ohne jedo au: ` 


die Umrechnung auf das in der Elektrotechnik ‘übliche prat- 
tishe Maßsystem einzugehen. 


Der erste Band bringt nach einer Einführung in die Vek- - 


toranalysis eine Darstellung der Maxwellshen Theorie 
Ausgehend von den Vorstellungen des elektrishen und mè- 
gnetischen Feldes führt der Weg folgerichtig zu den Ve:- 


knüpfungsgleichungen der Elektrodynamik, deren glänzen:- . 


ste Bestätigung bekanntlich durch die Existenz der elektr. 
schen Wellen gegeben ist. Der Referent bedauert es in die 
sem Zusammenhang, daß dem neuesten Forschungszwex 
auf diesem Gebiet, den Hohlleiterwellen, im Rahmen dieses 
Bandes noch nicht Rechnung getragen ist. Den Abshn3 
des ersten Bandes bilden Betrachtungen über die Thermo- 
dynamik der Feldenergie, sowie die in ihrer Anschaulickke:: 
so äußerst fruchtbaren Maxwell-Faradayschen Spanniun- 
gen. 

Der zweite Band eröffnet mit der atomistischen Elex- 
tronentheorie einen großartigen Ausblick auf die modert: 
theoretische Physik, wenn er auch bewußt darauf verzichte 


die Quantenmecanik heranzuziehen. Aber gerade dadurd ; 
wird der Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen eine ansas- ' 
liche Deutung der Phänomene einem breiteren Leserkre- ' 
zugänglich gemacht werden kann. Nichtsdestoweniger ist ei . 


reizvoll, die Nahtstellen zu erkennen, an denen die Ve:- 
schmelzung der Quantentheorie und Elektrodynamik z.: 
„Quantenelektrodynamik“ sich vollzieht, etwa bei der Re 
trachtung über die Selbstenergie des Elektrons. Im ersiz: 
Abschnitt werden die allgemeinen Grundlagen der Elekti° 
nentheorie gegeben, worauf der zweite die auf der Gruz: 
lage des elastisch gebundenen Elektrons erfaßbaren E- 
scheinungen, wie Strahlungsdämpfung, magnetooptisce un 
magnetomechanische Effekte, behandelt. Es folgt ein A> 
schnitt über die Feldgleichungen in ruhenden Medien, wit 
tig vor allem in bezug auf die elektrische Polarisierbarke.' 
und die magnetischen Eigenschaften der Materie. Schliei! + 
findet im vierten Abschnitt die Elektronentheorie mit de 
Sommerfeld-Fermischen Theorie ihren Höhepunkt. 

Die Feldgleichungen in langsam bewegten, nicht magre- 
tisierbaren Körpern. bilden den Übergang zur spezie.:- 
Relativitätstheorie, der ein ausführlicher Abschnitt gewid®' 
ist. Die Theorie der Hohlraumstrahlung mit Plans kr» 
nender Formel beschließt das Buch. 

Es ist diesem klassischen Werke zu wünschen, dab cs 
neben den alten viele neue Freunde gewinnen mögel 

O. Bub: 


DK 539.2 : 546.3/.8 (823.0 

Der Metallische Zustand. Von J. Kramer. Mit 148 S. !!! 

B., Format 15,5X23,5 cm. Vandenhoeck &Ruprect, Got:.z- 
gen 1950. Preis geb. DM 14,80. 

‘Der Verfasser hat nachgewiesen, daß metallische Obe: 

flächen unter dem Einfluß der plastischen Deformation Elek- 


ie 


1. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 541 


tronen aussenden. Der Einfluß der Zeit nach der Bearbei- 
tung und der Temperatur ist untersucht worden. Es wurde 
gefunden, daß der Elektronenaustritt oberhalb einer ziemlich 
gut definierten „Umwandlungstemperatur‘ stark ansteigt. 
Diese Temperatur stimmt überein mit der „Umwandlungs- 
temperatur“, bei der dünne, bei tieferer Temperatur herge- 
stellte Metallschichten leitend werden, also nach der Formu- 
kerung des Verfassers aus der „nichtmetallischen Phase‘ 
in die „metallische übergehen. Im Zusammenhang wer- 
den auch die Eigenschaftsänderungen bei der Kaltreckung 
der Metalle im wesentlichen auf die Bildung einer nicht- 
metallischen Phase zurückgeführt. Der Austritt der Elek- 
tronen wird in verschiedenen, auch technischen Zusammen- 
hangen untersucht, und der Verfasser erblickt in ihm eine 
wesentlihe Grundlage für die Erklärung vieler Erscheinun- 
yen. Er erwartet von der konsequenten Anwendung seiner 
Methoden eine neue Phase in der Entwicklung der allgemei- 
nen Metallkunde. 

Die Elektronenemission, die verhältnismäßig leicht ge- 
messen werden kann, ergibt ein Mittel, neue Zusammen- 
hänge festzustellen und damit wesentlih zur Deutung der 
Erscheinungen beizutragen. Wie jede neue und empfindliche 
Methode ist sie deshalb der Forschung willkommen. Der 
Verfasser betont selbst, daß viele Deutungsversuche noch 
Jurhaus hypothetisch sind. Weitere Untersuchungen müs- 
‚en zeigen, wie weit die Methode von J. Kramer wirklich 
tuchtbar sein wird und ob seine Deutungsversuce richtig 
ind. Die Deutung mancher metallkundlihen Zusammen- 
ange ist etwas kühn. 

Die Metallkunde ringt um exakte physikalische For- 
x‘hungsmethoden. Es ist zu hoffen, daß sich bald die Mög- 
ichkeit ergeben wird, die Arbeiten des Verfassers fortzu- 
etzen. G. Masing 


DK 621.3 (022.2) 
eitfaden der Elektrotechnik. Von F. Moeller u. Th. 
Verr. Bd. I: Grundlagen der Elektrotechnik. 4. Aufl. Mit 
58 u. X S., 257 B., Format 15,5X23 cm. B. G. Teubner Ver- 
àgsgesellschaft, Leipzig 1949. Preis Hlw. DM 12,50. 

Der Umstand, daß heute die Grundlagen der Elektro- 
echnik als Band I des genannten Leitfadens in der vierten 
\uflage vorliegt, beweist die Beliebtheit und Zweckmäßig- 
eit dieses Werkes, das sowohl bei der Ausbildung der Stu- 
renden an Ingenieurschulen als auch zum Selbststudium 
este Verwendung findet. 

Ausgehend 'von den Strömungsgesetzen des Gleich- 
tromes findet man Abschnitte über Energie und Wärme- 
zeugung, dem die notwendigsten Hinweise über Leitungs- 
erehnung angefügt sind, Thermoelektrizität und die Vor- 
inge im Elektrolyten. Sehr eingehende Behandlungen fin- 
èn das magnetische Feld und die in ihm auftretenden 
tsheinungen. Beim elektrischen Feld wird in der Haupt- 
ihe nur das ruhende Feld betrachtet. Der Wechselstrom- 
il behandelt die Erzeugung der EMK der Bewegung und 
:r Ruhe, dann die verschiedenen Verbraucher im einfachen 
ıd im zusammengesetzten Stromkreis, schließlich die Re- 
nanz und Ortskurven. Bei der Bearbeitung wurden nicht 
ır die Vektordiagramme sondern daneben auch die sym- 
lishe Rechnung benutzt, der ein besonderer Abschnitt 
widmet ist. Weitere Kapitel handeln von der Energie der 
'echselströmung, der Drosselspule, dem Luftumspanner und 
n mehrwelligen Strömen. 
= Der Abschnitt über Drehstrom beschränkt sich auf die 
iedergabe der einfachsten Grundlagen. Es wäre zu empfeh- 
a, dem Dreiphasenstrom seiner Bedeutung entsprechend 
ehr Raum zu widmen und neben der symmetrischen Stern- 
ıd Dreieckschaltung auch das Wesentliche über unsymme- 
she Belastungsfälle zu bringen. Auch die Berechnung 
facher Wechselstrom- und Drehstromleitungen wird nur 
hr kurz behandelt. — Im Anhang folgen eine Übersicht 
er Maßeinheiten sowie Zusammenstellungen der wichtig- 
n Gleichungen, der verwendeten Formelzeichen und der 
istbenutzten Schaltzeichen: 

Bei der Erklärung der einzelnen Erscheinungen wird 
f eine einfache mathematische Darstellung Wert gelegt. 
e erforderlichen Differentiale und Integrale sind ausführ- 
h entwickelt. Zahlreiche gut ausgewählte Übungsbeispiele 
gen wesentlich zum Verständnis bei. Es wäre sehr zu be- 
uen, wenn in der nächsten Auflage die Wechselstrom- 
igramme wieder mehrfarbig gedruckt werden könnten, da 
te Deutlichkeit gegenüber den früheren Auflagen stark 
litten hat. — Das Buch ist dem werdenden Elektroingenieur 


wegen seiner mathematischen Darstellungsweise während 
des Studiums ein wertvoller Helfer, den er auch später gerne 
zu Rate ziehen wird. H.Rengier 


DK 54 (075.3) 


Grundlagen d. Chemie f. Ingenieure. Von K. W. Geisler. 
11. Aufl. Mit 216 S., 51 B., Format 13X19,5 cm. K. F. Koehler- 
Verlag, Stuttgart 1950. Preis kart. DM 5,20. 

Das Buch ist für den Gebrauch an den Ingenieurschulen 
zur Ergänzung des chemischen Unterrichtes bestimmt. Form 
und Inhalt sind auf diese Aufgabe gut abgestimmt. Die Dar- 
stellung ist anschaulich und leicht verständlich. Die Grund- 
gesetze der Chemie werden neben den Metalloiden und den 
Metallen hinreichend ausführlich besprochen. Auch die orga- 
nische Chemie wird kurz behandelt. 

In einigen Abschnitten sollte das Buch überarbeitet wer- 
den. So ist die Wiedergabe der Elektrolyse des Wassers 
nicht korrekt ($ 41, S. 56). Die Erörterungen zu den Vor- 
gängen bei der Aluminiumelektrolyse entsprechen nicht dem 
Stand unserer Kenntnisse ($ 73, S. 110). Außerdem sind 
einige unschöne Drucfehler vorhanden. Beim Platin ($ 81, 
S. 121) wird als Wertigkeit III angegeben. Beim Chrom sind 
als Wertigkeitsstufen nur II und III aufgeführt ($ 85, S. 125). 
Das mit Ammoniak ausgefällte Knallgold ist in überschüssi- 
gem Ammoniak nicht unlöslich ($ 119, S. 196). Im übrigen 
erfüllt das Buch aber die ihm gestellte Aufgabe. 

1 E. Raub 


DK 536.2 (023.4) 


Einführung in den Wärme- und Stoffaustausch. Von Dr.-Ing. 
habil. Ernst Eckert. Mit 203 u. VII S., 125 B., Format 
15X24,5 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 
1949. Preis kart. DM 21, —, geb. DM 24,—. 

Jede nutzbare Verwendung der Wärme im Ofen, Dampf- 
kessel, Heizkörper, Kochtopf usw. stellt die Aufgabe, die in 
den Verbrennungsgasen enthaltene Wärme an das zu hei- 
zende Gut — Kesselwasser, Zimmerluft, Kochtopfinhalt usw. 
— durch Wärmeaustausch zu überführen. Die Verwendung 
aller Brennstoffe setzt also die Kenntnis der Gesetze des 
Wärmeaustausches voraus. Diese sind ebenfalls wichtig für 
die Berechnungen aller Kältemaschinen und Wärmepumpen, 
für die Kühlung von Verbrennungsmotoren usw. Deshalb ist 
es ein ganz besonderes Verdienst des Verfassers, im vorlie- 
genden Buch eine verständliche und leicht faßliche Einfüh- 
rung in die Grundbegriffe des Wärmeaustausches gegeben 
zu haben. Das Buch ist nicht als Nachschlagewerk für die 
Berechnungen der technischen Praxis gedacht. Es ist ent- 
standen aus einer Vorlesung an der Technishen Hochschule 
in Braunschweig und behandelt in straffer Form alle Grund- 
begriffe des Wärmeaustausches, der Warmeleitung, Wärme- 
übergabe, Wärmestrahlung und des Stoffaustausches. Der 
Verfasser bemüht sich erfolgreich, das Verständnis für die 
beim Wärmeaustausch sich abspielenden physikalischen Vor- 
gänge zu vertiefen und den quantitativen Ablauf durch 
theoretisch ableitbare Gleichungen zu veranschaulichen. Em- 
pirishe Gleichungen werden so weit wie möglich vermie- 
den, da bei ihnen oft der Zusammenhang mit den physikali- 
schen Vorgängen verlorengeht. Im Text eingestreute rech- 
nerische Beispiele erleichtern wesentlich das Verständnis der 
Formeln. 

Der Verfasser hat sich bemüht, streng wissenschaftlich 
mathematische Lösungen dann zu vermeiden, wenn sie um- 
ständliche und umfangreiche Ableitungen notwendig machen. 
In solchen Fällen hat er Näherungslösungen vorgezogen, 
wenn sie verständlicher sind; auch dann, wenn die Lösungen 
nicht ganz exakt sind. Die Darstellung ist übersichtlich und 
leicht faßlich. Das Buch kann Ingenieuren und vor allem 
Studierenden empfohlen werden, welche sich über das wich- 
tige Gebiet des Wärmeaustausches theoretisch unterrichten 
wollen und die bestrebt sind, seine Grundsätze physikalisch 
und rechnerisch zu beherrschen. 

H. Junge 


DK 62.001.1 (075.8) 
Konstruktionsaufgaben für den Maschinenbau. Von Walter 
Beinhoff. Mit 184 S., 300 B., Format 15,5 X 23,5 cm. 
Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis 
kart. DM 9,60. . 

Der Verfasser ging bei der Zusammenstellung dieser 
Aufgaben von der Beobachtung aus, daß die Studierenden 
des Maschinenbaues oft an Aufgaben herangeführt werden, 
die für ihre Kenntnisse noch zu schwer sind. Sie stützen 
sich daher auf Vorlagen, die die Lösung bereits zeigen, be- 


542 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 19 


1. Oktober! ` 


a 


geben sich dabei aber des Zwanges, selbst schöpferisch 
die Lösung aus der gestellten Aufgabe zu entwickeln. Diese 
Erziehung zu selbständigem konstruktiven Denken be- 
zweckt das Buch. Es kann wohl behauptet werden, daß die- 
ses Vorhaben auch geglüct ist. In 160 Aufgaben, für die 
zum Teil auch Lösungen gebracht sind, wird der Leser an 
die verschiedensten Probleme herangeführt, die der Kon- 
strukteur zu lösen hat. Von der Maßrechnung bis zur voll- 
ständigen Durcharbeitung eines werkstattgerechten Entwur- 
fes, der aus der bloßen Idee heraus zu entwickeln ist, er- 
streckt sich der Inhalt des Buches, der eine sehr gute Ein- 
führung in die Praxis des Konstruierens ist. Erwünscht wä- 
ren lediglich noch einige Aufgaben über Berechnung und 
Festlegung von Toleranzen. Insgesamt kann dieses Buch 
aber jedem Studierenden an Technischen ‚Hochschulen und 
an Ingenieurschulen bestens empfohlen werden. 
Fr. Schwerdtfeger 


DK 681.143 (023.1) 
Theorie und Praxis des logarithmischen Rechenstabes. Von 
A. Rohrberg. 8. Aufl. (Mathematisch-physikalischen Bi- 
bliothek. Hrsg. W. Lietzmann.) Mit 60 S., 3 B., Format 13X19 
cm. B. G. Teubner-Verlagsgesellschaft, Leipzig 1950. Preis 
kart. DM 1,80. 

Der Verfasser versteht es gut, den Anfänger in den Ge- 
brauch des Rechenstabes einzuführen. An Hand einer selbst 
zu fertigenden Teilung wird dem Leser schnell klar, worauf 
es ankommt. Wer das Büchlein durcharbeitet, wird seinen 
Rechenstab meistern. Mathematische Voraussetzungen wer- 
den nur in geringem Maße gemacht, wer es nicht weiß, der 
soll eben glauben, daß die Logarithmen zu addieren sind, 
wenn das Produkt von zwei zu ihnen gehörigen Zahlen zu 
finden ist. Das wird dem Lernenden an der selbstgebauten 
Teilung dann schon plausibel. Das Gewicht der Darstellung 
liegt auf der Praxis, von der Theorie ist wenig zu finden. 
Das Buch enthält nur drei Abbildungen auf seinen 55 Text- 
seiten, einige Bilder mehr würden nicht schaden. Recht prak- 
tisch ist die kurze Zusammenstellung am Ende des Buches, 
die eine Beschreibung zu vielen Rechenaufgaben bietet, wenn 
man die Textstelle nicht mehr suchen will, die genauere Er- 
klärung gibt. Das Büchlein ist jedem zu empfehlen, der in 
den Gebrauch eines Rechenstabes eingeführt werden will 
oder seine Möglichkeiten voll ausnutzen möchte. 

E. Sorg 


DK 351.83 (094) 


Arbeitsrecht in Stichworten. Bd. IV, Heft 1. Hrsg. H. G. 
Schmaltz. Monatsschrift im Format DIN A5. Arbeits- 
recht-Verlag, Hamburg 36, Neuer Wall 26/28. Preis viertel- 
jährlih DM 6,—. 

Die von H. G. Schmaltz unter Mitwirkung führender 
Vertreter der arbeitsrechtlichen, insbesondere der arbeitsge- 
richtlihen Praxis herausgegebene Sammlung arbeitsrechtli- 
cher Entscheidungen aus sämtlichen Besatzungszonen vermit- 
telt einen ausgezeichneten Überblick über den gegenwärtigen 
Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Durch, soweit 
angängig, wörtliche Zitate, im übrigen aber kurzgefaßte Hin- 
weise auf die Kernsätze allgemein bedeutsamer Entscheidun- 
gen der Arbeitsgerichte und Landesarbeitsgerichte wird auch 
der Nichtjurist und der nicht auf dem Gebiete des Arbeits- 
rechts Tätige in leicht verständlicher Form an die dem „Laien“ 
oftmals nur schwer verständliche, eigenständige Problematik 
des Arbeitsrechts herangeführt. Die übersichtlich nach Grup- 
penmerkmalen geordnete Sammlung ist für den täglichen Ge- 
brauch der Praxis hervorragend geeignet und bedeutet dem 
auf dem Gebiet des Arbeitsrechts Tätigen als zuverlässiger 
Wegweiser durch die arbeitsgerichtliche Rechtsprechung eine 
wertvolle Hilfe. E.Beelow 


Vom Mossen der Zeit im Wandel der Zeiten. Von Jos. 
Krauß, Seefahrtsschuldirektor a. D. Mit 112 S., 19 B., 
Format 14,5X20,5 cm. Franz Westphal Verlag, Wolfshagen- 
Scharbeutz 1950. Preis kart. DM 6,50, Hlw. DM 8,50. 

[Ein anspruchloses, unterhaltsam geschriebenes Büchlain, 
das sich mıt der Zeit, ihrer Einteilung und Messung während 
der ganzen überschaubaren Menschheitsgeschichte be- 
faßt. Einige leichtfaßliche Abschnitte geben die notwendi- 
cen astronomischen Begriffe, und so führt der Verfasser 
seine Leser über Sonnen- und Mondjahr, über Monats- und 
Wocheneinleilung in verschiedenen Zeitaltern und Völkern 
bis zur Kalenderfrage und deren bevorstehender Reform. 
Auch die Zeitmesser werden in dem Werkchen gebührend 
berücksichtigt.) nk 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Aluminium-Merkblätter. V.. Düsse%- 
Format DIN A 5. E1: Aluminium in Schaltanlagen, 8 S. G 1: Sems!» 
und Gießen von Aluminium (Formguß), 16 S. O 2: Chemische Orydır 
von Aluminium nach dem MBV- und EW-Verfahren, 8 S. 

[Die vor dem Kriege wohlbekannten Merkblätter über Aluminium we 
den erfreulicherweise von der Aluminium-Zentrale Düsseldorf wieder » 
ausgebracht.] & 


Leitfaden der Technischen Wärmelehre. Von Dr.-Ing. habil. =.: 
Richter. Mit 617 S., 384 B., 104 Taf., Format 16X23,5 cm. Sprog 
Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 34,%. 

Elektrostahl-Erzeugung. Von Dr. mont. Franz Sommer u. Drix 
Hans Pollack. (Bd. 8 d. Stahleisen-Bücher.) Mit 338 S., 201 B., B7. 


i 

Aluminium-Zentrale e. 

| 

Format 16,5X23,5 cm. Verlag Stahleisen mbH., Düsseldorf 1950. Pe | 


Hrsg.: 


Giw. DM 34,—. 

Kleines Handbuch der Energiewirtschaft. (Bd. III d. Beiträse : 
praktischen Energiewirtschaft). Von Herbert F. Mueller. Mit 7- 
2 B., 54 Taf., Format DIN A 5. Energiewirtschaft Hugo L. Meyer, Ku. 
ruhe 1950. Preis geb. DM 2,60. 

Interconnected Power Systems in the USA and Western Europe. }:: 
v. d. Organisation for Economic Co-operation. Mit 63 S., zahlr. Taf. F- 
mat 13X21 cm. 

Mathematisch-Physikalische Bibliothek. Rh. II: Abrisse a. d. Gere: 
d. Mathematik u. d. exakten Naturwissenschaften. Von P. Crane 
bearb. v. Dr. M. Hauptmann. Format 13X19 cm. Bd. 5: Ebene Ing 
nomelrie. 7. Aufl. Mit 104 S., 50 B.; Preis kart. DM 3,—. Bd. 6: Arma 
tische Geometrie der Ebene. 7. Aufl. Mit 107 S., 56 B.; Preis kart > 
3,—. Bd. 8 u. 9: Arithmetik und Algebra. 
20 B.; Preis kart. DM 2,60. 2. Teil, 10. Aufl. Mit 127 S., 24 B.: Preis rx 
DM 3,—. Bd. 12: Planimetrie. 6. Aufl. Mit 132 S., 115 B.; Preis tar 
DM 3,70. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1950. 

Arbeilspsychologie. Von Prof. Dr. Wilhelm Hische. Mit 3: : 
1! B., Format 16X23 cm. Verlag Weidemanns Buchhandlung, Hancıtr 
1950. Preis Glw. DM 14,80. 

Plastics for Electrical and Radio Engineers. Von W. J. Tucke:. 
R. S. Roberts. Mit 167 S., 28 B., 18 Taf., Format 15x22 m ™ 
Technical Press Ltd., London 1947. Preis Glw. sh 15,—. 

Grundlagen der Eisengewinnung. Von Dr.-Ing. Robert Durre' 
Mit 210 S., 85 B., Format 16X23 cm. Verlag Franke AG., Bern 197. Fr- 
geb. DM 20,—. ` 

Messungen und Untersuchungen an Rundfunkgeräten. Von H+- 
Gibas. Mit 52 S., 34 B., Format 15,5X22,5 cm. Verlag Leemann, /2.:.: 
1950. 

Stromrichtertechnik. Von Dr.-Ing. habil. Walter Schilling Y° 
144 S., 144 B., 1 Taf., Format 15X23,5 cm. Verlag von R. Oldenx: ’ 
München 1950. Preis kart. DM 14,80. 

Aus meinem Archiv. Probleme des Rundfunks. Von Hans Bred:« 
Mit 366 u. 32 S., Format 17X24 cm. Kurt Vowinckel Verlag, Heide: 
1950. Preis Glw. DM 12,50. 

Hilfsbuch für Katodenstrahl-Oszillografie. 
Mit 200 S., 255 B., 12 Taf., Format DIN A 5. 
1950. Preis kart. DM 12,—, Hiw. DM 13,80. 

Röhrenmeßtechnik. Brauchbarkeits- und Fehlerbestimmung vor Rii 
röhren. Von Helmut Schweitzer. Mit 192 S., 118 B., Format ©“ 
A 5. Franzis-Verlag, München 1950. Preis kart. DM 12,—, Hw 2 
13,80. 

Fernmeldetechnische Zeitschrift 3 (1950) Heft 8. Inhalt: F. Kieb:': 
Erinnerungen an die alte Funkentelegraphie.e W.Kronjä ger: T 
blik über den Stand des Uberseefunkdienstes. W. Röhr: Gegen«t 
tige Tendenzen der Rundfunkgeräteentwiclung. F. Gutzmann: Gro- 
lagen der UKW-Planung in der US-Zone Knö pfel: Das UKw.\: 
des Südwestfunks. W. Nestel: Das UKW-Sendenetz des Norntwes 
deutschen Rundfunks. L. Rohde: Zur Technik des UKW-Rundtw: 
G. Brauer: Lorenz-I0 kW-Ultrakurzwellen-Sender für den FM-Ruz: . 
funk. C. J. Boers: Detektorschaltungen für Frequenzmodulationser: 
fänger. F. Below: Zur Entwicklung des Fernsehens in Deutsh.r . 
H. Preßler: Die Entwicklung des Fernsehens durch die Deutsche Ps 
Über die Entwicklung der Fernsehtechnik bei der Fernseh-GmbH. 19% : i 
1945. 

Fernmeldetechnische Zeitschrift 3 (1950) Heft 9. Inhalt: P. Mallat’ 
Dielektrische Richtstrahler; J. Rettenber ger, Der Einfluß des \ 
kehrswertes auf die Gestaltung des Fernsprechnetzes bei vollautomatis. 
Fernverkehr; W. Weitbrecht, Uber den Einfluß nichtlinearer \: 
zerrungen auf die Hörbarkeit von Verstimmungen musikalischer Interv:. 
F. Ellrodt, Die Überseefunkeinrichtung des Funkamts Frankfurt e - 


EEE nn ang 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr.-Ing. Paul Brückner, Misburg b. Hannover, Bahnhofstr. 3 
Dr. Werner Brügel, Mainz, Universität, Physik. Institut. 

Willy Ermler, Berlin SW 29, Hasenheide 71. 

Dr. Otto Knab, Ebingen (Württ.), Lederstr. 1. 

H. Kalusche, Siemens u. Halske. AG, Karlsruhe. 

Dr.-Ing. Rihard Modlinger, München --Unterföhring. 

Prof. Dr. Rihard Vieweg, Darmstadt, Magdalenenstr. 23. 


Abschluß dəs Heftes: 19. September 1950 


| 


Schriftleitung: G.H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K 3 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pent 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupje“-. 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Sur I!!! 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsimöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verlag (Peo 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dur& ce 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


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DEC . 4 1950 


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I Z 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 

Die Schweißmaschinenschau in Duisburg. 

Kurveniormabhängige Umrechnungszahlen für 
ströme. H. Verse. 545 

Deutsche Funkausstellung 1950. W. F. Ewald. 547 

Bestimmung des Trägheitsmoments von Rotationskörpern. H. Clauss- 
nitzer. 551 

Kurzzeitmessung bei periodischen Vorgängen. 

Die Selbstkosten der Erzeugung elektrischer Energie. 
tumsreserve-Kosienfaktor. H. Solling. 555 

Die deutsche elektrotechnische Produktion: Kabel und Schwadchstrom- 
anlagen. W. Hofmeier. 559 

Uber das Bauprinzip von Kunststoffen. R. Gäth. 560 

Hochwertige deutsche Lackdrähte. W. Herrmann. 562 


Rundschau 


Ein Hochfrequenzbrenner. 562 — Das Gezeitenkraftwerk der Rance. 
563 — Freiluftkraftwerk Greens Bayou. 563 — Neue Aufhängungsart 
f. Freileitungen. 564 — Selbstanlauf. Synchron-Kleinmotoren. 564 — 
Versuche zu ein. genauen prakt. Theorie des Transformators. 564 — 
Elektrische Feinmessung an Kunststoffen. 565 — Meßgenerator z. 
Erzeug. verschied. Phasen bei veränderlicher Frequenz f. d. Unter- 
suchung v. Schaltgliedern. 565 — Kraftwerksbeleuctung. 565 — Wir- 
kung d. Schalthäufigkeit auf d. Leistungsfähigkeit v. Leuchtstofflam- 


R. Hofmann. 543 
Stromrichter-Ventlil- 


E. Schuch. 553 
Der Wachs- 


pen. 566 — Zusammenarbeit zw. Land- u. Elektrizitätswirtschaft. 566 
— Dezimeterwellen im Fernsprechdienst d. Dt. Post. 567 — Quarz- 
resonatoren als Frequenzsubnormale. 567 — Strahlwege von Radio- 
wellen in der Ionosphäre. 567 — Verkleinerung der Richtungsdefokus- 
sierung in Kathodenstrahlröhren. 568 — Uber seignetteelektrische 
Stoffe. 568 — Thermospannungen an Kontakten. 568 — Theorie d. 
Magnetisierung massiver Stoffe im Raleigh-Gebiet. 569 — Gyromagne- 
tische Erscheinungen bei Ferriten. 569 — Magnet. Eigenschaften v. 
Stahlguß. 570 — 34. Ausstellung d. Physikal. Gesellschaft, London. 
570 — Grundlagenforschung ist wichtig! 570 


Verschiedenes 
VDE: Außerkraftsetzungen, Streichung, Neufassung. 571 
Sitzungskalender; 571 
Persönliches: Erwin Marx. 572 


Buchbesprechungen: V o gt: Probleme der Versorgungswirtschaft. 572 
— Für und wider die Rationalisierung. 572 — Kieser: Gewäs- 
serkundl. Grundlagen d. Anlagen u. Projekte d. Vorarlberger 
Illwerke AG, Bregenz. 573 — Friedrich: Gasturbinen mit 
Gleichdruckverbrennung. 573 — Blaschke: Einführung i. d. 
Differentialgeometrie. 573 — Lehmann: Statik u. Dynamik. 
573 — Herzog: Siebschaltungen mit Schwingkristallen. 573 — 
Bandow : Lumineszenz. 574 — AEG-Hillsbuch. 574 — Krafttechn. 
Taschenbuch. 574 


Eingänge: 574 


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15. OKT. 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 15. Oktober 1% 


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langer Erfahrung im Frei- 
‘ Jeitungsbau. 


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| gierungsbestandteilen, wel- 
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lich erhöhen, hat die gleiche 
 Korrosionsbeständigkeit | 
. wie E-Kupfer. | 
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“t mit einer Festigkeit von | 
50-60 kg/qmm gewährleis- 
ten einen hohen Klemm- 
prehdruck und sind auch in 
aggresiver Luft korrosions- 

| fest. 


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lektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang Wuppertal, 15. Oktober 1950 Heft 20 
Die Schweißmaschinenschau in Duisburg 
Von R. Hofmann, Essen DK 621.791.73.061.4 


> Die shweißtechnische Fach- und Verkaufsschau in Duis- 
burg-Meiderich vom 10. bis 15. Juni 1950 war eine erstmalig 
nach dem Kriege durchgeführte und gut gelungene Groß- 
‚demonstration der Leistungsfähigkeit der elektrischen und 
autogenen Schweiß- und Schweißmaschinenindustrie. In 
Ariediihem und befruchtendem Wettbewerb der beiden 
Schweißsysteme sind in den letzten Jahren beachtenswerte 
technische Neuerungen geschaffen und erstmalig der Fachwelt 
in Duisburg gezeigt worden. Im Rahmen dieses Berichtes 


soll ausschließlich über die elektrotechnischen Neuheiten auf. 


dem Gebiete der Schweißung berichtet werden. 
In der Lichtbogenschweißung ist es erstmalig gelungen, 
rehstromsymmetrierung einer veränderlihen Einphasen- 
eistung auf statischem Prinzip zu erzielen. Die AEG hat die- 
es Problem mit ihrem neuen „Schweißwandler" gelöst 
(Bild 1). Er ist ein gleichstrom-vormagnetisiertes Drossel- 
"system, bei dem durch Frequenzwandlung von 50 in 100 Hz 
die Umwandlung eines sekundären Einphasensystems 
über ein symmetrisches Zweiphasensystem in ein Drehstrom- 
„system erfolgt!. Das Schweißwandlersystem kann auch mit 
Vorteil für große Leistungen, z. B. für Widerstands-Rohr- 
schweißmaschinen oder Ellira-Schweißeinrichtungen verwen- 
det werden. ` 
n Von netztechnischem Interesse ist ein neu entwickelter 
&weißumformer für mittlere Schweißarbeiten der Firma J. 
‚Müller, Opladen, der ohne Blindstromverbrauch arbeiten 
oll! Je nach Einstellung des Schweißstromes liefert der 
miormer sogar Blindstrom in alle 3 Phasen des Netzes zu- 
ück und kann dadurch andere Blindstromverbraucher kom- 
ensieren. Dieser Schweißumformer dürfte daher in schwa- 
Versorgungsnetzen ein bevorzugter Stromverbraucher 
erden. 
Auf dem Gebiete der Schweißtransformatoren ist ein Ge- 
tder Firma Elektro-Schweiß-Industrie, Neuß, beachtet wor- 
gen (Bild 2). Es ist für kombinierte Verwendung für Licht- 
gen- und Widerstandschweißung mit Schweißzangen ge- 


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Schweißwandler für Lichtbogenschweißung mit 
Drehstromanschluß. 


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Bid 1. 


symmetrischem 


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"s W. Krämer: Ein neuer Schweißtransformator mit Frequenz- 
Ld wändlung und symmetrischer Netzbelastung. ETZ 71 (1950) H. 8/9, S. 185. 

G.H, Winkler: Die Elektrotechnik auf der Technischen Messe 
# Hännover 1950, ETZ 71 (1950) S. 348. 


eignet und empfiehlt sich damit vorwiegend dem Handwerk 
und Kleinbetrieb. Für die Lichtbogenschweißung steht laut 
Prospekt eine Stromstärke von 220 A HSB-Leistung zur Ver- 
fügung, die für alle Schweißarbeiten in Kleinbetrieben aus- 
reiht. Mit Punktschweißzangen verbindet es zwei bis zu 
2 mm starke Bleche. Dieses Gerät besitzt eine interessante 
Einrichtung für die Erhöhung der Zündspannung von 55 V 
auf 70 V für den Bereich der dünnen Elektrode. Der Trans- 
formator ist so konstruiert, daß auf der einen Seite ein Teil 
des magnetischen Weges von außen durch Hochklappen 
eines Abschlußdeckels zwischen den Instrumenten als frei- 
liegender Steg zugänglich wird, um den einige Windungen 
des Schweißkabels vom Schweißer je nach Bedarf herum- 
gelegt werden können. Die in diesen Windungen entste- 
hende Spannung kann im Maximum bis zu 15 V betragen 
und erhöht um diesen Wert die feste Sekundärspannung von 
55 V. 


Bild 2. Schweißtransfor- 
mator für Lichtbogen- und 
Punktschweißung, Bulldog- . 
System DW. 


Großes Interesse fand die erstmalige Vorführung einer 
Schweißpistole für Schraubenbolzen der amerikanischen Bau- 
art Nelson durch die Firma Wewag, Düsseldorf, die dieses 
Gerät in Lizenz für Deutschland vertreibt. Das Gerät wird in 
Amerika viel benutzt und ist für viele Produktionszweige 
von erheblicher technischer und wirtschaftlicher Bedeutung. 
Ein Schraubenbolzen, der an der Stoßstelle eine Thermitfül- 
lung erhält, wird in der Schweißpistole gefaßt und mit die- 
ser auf das Blech aufgesetzt (Bild 3). Der Schweißpistole 
und damit dem Schraubenbolzen wird Gleichstrom von min- 
destens 500 ... 600 A zugeführt. Durch eine Rückzugvorrich- 
tung wird, nachdem der Strom eingeschaltet ist, der Schrau- 
benbolzen automatisch kurz zurückgezogen. Dadurch ent- 
steht ein kurzer Lichtbogen, der die Thermitfüllung entzün- 
det. In das so entstehende örtlih begrenzte Schmelzbad 
wird der Schraubenbolzen schußartig durch eine Vorrichtung 
hineingedrückt. Die Vorführungen erwiesen, daß die Ver- 


‘bindung zwischen Bolzen und Blech hohen mechanischen Be- 


anspruchungen gewachsen ist. 

Auf dem Gebiete der Lichtbogenschweißung ist der auto- 
matische Schweißkopf UNI der BBC elektrotechnisch inter- 
essant. Dieser Schweißkopf verarbeitet Blankdrähte von 
der Rolle, die nach einem der Firma geschützten elektro- 
magnetischen Pulverumhüllungsverfahren im Schweißkopf 
selbst umhüllt werden. Dem Düsenkopf des Schweißautoma- 
ten wird ein anscheinend eisenhaltiges Schweißpulver aus 
einem zusätzlih angebrachten Behälter zugeführt. Der 
Schweißdraht wird im Düsenkopf offenbar durch eine strom- 


Alten. 8.2 RR MEET De. 
Leere 


Bild 3. Bolzenschweißpistole. 
durchflossene Spule geführt und magnetisiert, Das eisenhal- 
tige Pulver wird durch den magnetischen Draht angesaugt und 
hüllt den aus der Schweißdüse austretenden Kerndraht voll- 
kommen ein. Diese Pulverumhüllung soll die gleiche Funk- 
tion wie eine Preßmantelumhüllung ausüben und der Schwei- 
Bung die gleichen Festigkeitseigenschaften verleihen, wie 
sie bei einer Schmelzmantelelektrode erzielt werden. 

Auf dem Gebiete der Widerstandschweißmaschinen 
wurden bewährte und bekannte Konstruktionsformen für 
Punkt- und Nahtschweißmaschinen gezeigt, ohne daß hierbei 
elektrische Neuerungen den Stand der Technik verändern. 

Eine wesentliche Bereicherung der Technik durch Neu- 
entwicklungen war aber bei den Schweißmaschinensteuerun- 
gen und Schaltelementen festzustellen. In erster Linie ist das 
Ignitronschütz als Schaltelement für hohe Wechselströme und 


große Schalthäufigkeit zu erwähnen, das von den Firmen. 


AEG und SSW als Ersatz für mechanisch betätigte Schweiß- 
stromschütze entwickelt wurde. Das Ignitronschütz (Bild 4) 
schaltet elektronisch den Strom ohne mechanischen Bewe- 
gungsvorgang, ohne Schaltfeuer und ohne Kontaktverschleiß 
und Geräusch stets 
im Nulldurchgang 
ein und aus. Es be- 
steht im wesentlichen 
aus 2 in Gegenschal- 
tung liegenden Stahl- 
oder Glasignitrons 
(zündstiftgesteuerte 
Gasentladungsgefä- 
Be), die in abwecd- 
selndem Rhythmus die 
positive und negative 
Stromhalbwelle füh- 
ren, so lange der 
Zündstift des Igni- 
trons Steuerstrom er- 
hält, dessen Zeit- 
dauerdurceinenZeit- 
geber vorbestimmt 
werden kann. Bei 
synchronem Zeitgeber mit phasenrichtigem Einschaltpunkt 
kann die Schweißzeit exakt von einer ganzen Stromperiode 
an innerhalb verschiedener Wahlbereiche eingestellt und 
damit die Schweißenergie genau dosiert werden. 

Ignitronschütze verwendet man in Verbindung mit Zeit- 
gebern als Steuerelemente für Punkt- und Warzenschwei- 
Bungen bis zu den größten Leistungen. Die AEG gibt als 
höchsten Schaltstrom 2500 A effektiv bei 550 V an. SSW 
nennt bei 10°/o ED eine Schaltleistung von über 800 kVA bei 
380 oder 500 V. Beide Firmen bauen die Ignitronschütze in 
2 verschiedenen Größen, wobei die AEG für beide Typen 
wassergekühlte Stahlignitrons verwendet, während SSW bei 
der kleineren Type luftgekühlte Glasignitrons benutzt. Die 
Schalthäufigkeit der Ignitron-Schweißstromschütze ist prak- 
tisch unbegrenzt und wird nur durch die Funktionsweise des 
Zeitgebers bestimmt. 

Die Ignitron-Schweißschütze können auch für Punkt- und 
Nahtschweißung verwendet werden, wobei an Stelle des 
Synchronzeitgebers eine Steuerstufe zur Einstellung beliebi- 
ger Schweißprogramme benutzt wird. Als Steuerstufe hat die 
AEG ein neues Kettenschaltwerk entwickelt, bei dem eine 


Bild 4. 


Ignitron-Schweißschütz. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober !% 


synchronumlaufende Kette die Einstellung eines beliebig 
Programmes von aufeinander folgenden Strom- und Pause: 
zeiten in Perioden gestattet. Auf der Kette werden einfat 
soviel Stromkontaktbolzen hintereinander aufgesetzt, š; 
Schweißstromperioden gewünscht werden, während die kor. 
taktfreien Kettenbolzen die Pausendauer in Perioden erge. 
ben. Die Kette läuft unter einem Schaltkontakt hindurd mi 
betätigt mit den Kontaktbolzen den Stromkontakt für die 
Zündbeaufschlagung des Ignitrons und damit die Dauer &: 
Schweißstromes. Durch eine neuartige mechanische Phasen 
anschnittsregelung, die mit dem Synchronmotor zusamme 
gebaut ist, kann während des Schweißens der Schweißstne 
stetig in gewissen Grenzen feinstreguliert werden. 


Eine elektrotechnische Neuentwicklung stellt der elektr. 
nische Energieregler für Punktschweißmaschinen von BE 
dar. Dieser regelt den Schweißprozeß derart — gleichgiltis 
wie sich Spannung und Leistungsfaktor während des Scwei; 
vorganges verändern und unabhängig von der Werkstof- 
oberflähe —, daß jedem Schweißpunkt die gleiche Energe 
menge zugeführt wird und damit stets gleichmäßige Schwei} 
punkte erzielt werden. Dieser Energieregler soll selbsttät 
jede Zustandsänderung der Punktschweißmaschine berid-® 
sihtigen und kann mit einem denkenden elektronisch 
Gehirn verglichen werden. Zweifellos kann mit dieser Nev- 
entwicklung eine Lücke in der Steuerung der Punktschweil-F 
maschinen geschlossen und die Schweißpraxis um ein nütz- 
liches Steuer- und Kontrollgerät bereichert werden. 


Die Wewag, Düsseldorf, hat eine neue Pendelmodulatioa 
als Modulatorsteuerung für mehrere gleichzeitig arbeitende 
Nahtschweißmaschinen entwickelt (Bild 5). Die Pendelmodu- 
latorsteuerung macht es in Zukunft unmöglich, daß sich Last- 
spitzen der einzelnen Nahtschweißmaschinen im Netz addıe- 
ren. Unter günstigen Umständen wird sogar eine vollkon- 
men schwankungsfreie Netzbelastung bei mehreren Naht- 
schweißmaschinen, die mit Modulatorsteuerung betrieben 
werden, erzielt. Diese neue Steuerung ist für alle Betriebe 
von wirtschaftlichem Vorteil, in denen die Stromkosten nadı 
einem Spitzentarif berechnet werden und durch Verminde- 
rung der Lastspitzen wesentliche Einsparungen erzielt wer- 
den können. Das technische Prinzip der Pendelmodulation 
besteht darin, daß ein Modulator gemäß Bild 5 mit einem ; 
Spezialtransformator 2 Nahtschweißmaschinen N; und N: 
betreibt. In dieser Schaltung ist der Modulator nur als Ver- 
teiler seiner Zusatzleistung wirksam, indem diese abwed- 
selnd zwischen beiden Nahtschweißmaschinen hin und bes 
pendelt. Elektrisch fällt das Leistungsmaximum der eites 
Maschine etwa mit dem Leistungsminimum der anderen Ma- 
schine zusammen, so daß die Summe der beiden Leistungez 
nur noch eine mit etwa 4% schwach modulierte Leistungs- 
kurve ergibt, während die einzelnen Nahtschweißmaschinea 
mit einer 40%igen Spannungskurve moduliert werden. 


Neu auf dem Gebiete des, 
Widerstandschweißmascinen 
ist die praktische Anwend 
des Rogowski-Gürtels fi 
die Messung der sekundārs 
Schweißstromstärken. Die Fır 
men AEG und SSW (Bild 6) ba- 
ben 2 derartige Meßeinrichtun- 
gen entwickelt, die es gesta!-' 
ten, die sekundären Schwei- 
ströme bis zu 100 000 A zu mes- 
sen. SSW hatte diese Einnd- 
tung in Verbindung mit einer. 
Meßkoffer ausgestellt, mit den 
Schweißstrom, Schweißzeit und die Elektrodenkraft na- 
geprüft werden können. Der Meßring als solder ist als ce- 
schlossener Ring in einem Preßstoffgehäuse ausgeführt ur! 
wird über den stromführenden Teil geschoben. — Die AEC 
hat den Rogowski-Gürtel als offenes Stromband in einez 
gummigeschützten Schlauch untergebracht, der nach Belieber 
über jeden stromführenden Körper zusammengesteKkt wercder 
kann. Mit einem geeichten Vielfachmeßinstrument karr 


Bild 5. Pendelmodulatorsteuerung 
für Nahtschweißmaschinen. 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


545 


Stromband zur Messung von Schweißströmen. 


Bild 6. 
fann die durch den zu messenden Strom auf magnetischem 
Wege im Stromband erzeugte Spannung gemessen werden, 
wobei das Instrument in Kiloampere oder auch in Volt ge- 
“cht wird. In Verbindung mit einem registrierenden In- 
trument kann das Stromband als Kontrollgerät für laufende 
jerienschweißungen benutzt werden, das herausfallende 
schweißungen, die nicht mit dem richtigen Schweißstrom und 
ler richtigen Schweißzeit durchgeführt wurden, sofort an- 
‚eigt. 

Die Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen zeigte eine 
ihweißpistole amerikanischer Bauart für Punktschweißung 
lach dem Heliarc-Verfahren der Linde Air Products Comp., 


Newark N. J. Dieses 
Verfahren ist eine 
Lichtbogenschwei- 
Bung mit einer Wolf- 
ramelektrode unter 
dem Schutz des iner- 
ten Heliumgases, wo- 
bei der Lichtbogen nur 
auf eine punktförmi- 
ge Stelle der Blech- 
oberflähe wirkt. In 
Deutschland wird für 
dieses Verfahren an 
Stelle des Heliumga- 
ses das gleichfalls inerte einatomige Argon als Schutzgas 
verwendet. Die Pistole (Bild 7) wird auf die Stelle der Blech- 
oberfläche gedrückt, wo die Schweißverbindung entstehen 
soll. Der Lichtbogen wird durch eine Hochfrequenz-Zündein- 
richtung zwischen dem Blech und der Wolfram-Elektrode 
eingeleitet. Die Schweißzeit wird durch eine Schweißpro- 
gramm-Schaltuhr eingestellt. Der Lichtbogen schmilzt die zu 
verbindenden Bleche an der Stelle, an der die Pistole aufge- 
drückt wird, dicht zusammen. Dieses Verfahren ist tech- 
nologisch ähnlich dem Lochschweißverfahren bei der norma- 
len Schmelzschweißung. Es wird vorteilhaft dort angewen- 
det werden, wo die Schweißstelle nur von einer Seite zu- 
gänglich ist, z. B. im Karosseriebau. Dieses Argonarc-Punkt- 
schweißverfahren ergänzt das bereits bekannte Widerstand- 
Punktschweißverfahren und füllt eine Lücke zwischen Wi- 

derstand- und Schmelzschweißung aus, 


Bild 7. Argonarc-Punkt- 
schweißpistole. 


Kurvenformabhängige Umrechnungszahlen für Stromrichter-Ventilströme 


Von H. Verse, Hamburg 


Übersicht. Für die häufigst auftretenden Ventilstrom-Kurvenfor- 
ien werden die zahlenmäßigen Zusammenhänge zwischen Scheitelwert, 
üthmetischem Mittelwert und Effektivwert behandelt. 


Bei der Vorausberechnung von Gleich- und Wechsel- 
Iäiteranordnungen benötigt man ständig gewisse Umrec- 
üngswerte, die mit der nichtsinusförmigen Kurvenform des 
(entilstromes zusammenhängen; das sind die Verhältnis- 
ählen für die Beziehungen zwischen Scheitelwert, arithme- 
schem Mittelwert und Effektivwert des Ventilstromes. 
ese Verhältniszahlen sind abhängig von Schaltungsart, 
hasenzahl und Betriebsweise des Stromrichters; man er- 
üttelte sie z. T. schon seit langem, jedoch sind die Angaben 
ülweise nur verstreut im Schrifttum zu finden. Im fol- 
enden wird eine Zusammenstellung dieser Zahlenwerte für 
ie wichtigsten Stromrichterschaltungen gegeben, die auf das 
edürfnis der Praxis zugeschnitten ist, bei den ersten Aus- 
gungsarbeiten schnell einen grundsätzlichen Überblick zu 
ewinnen. Es waren deshalb einige übliche idealisierte An- 
ähmen (z. B. bezüglich Kurvenform und Kommutierungs- 
äuer) zulässig. In einem späteren Entwurfsstadium können 
le durch diese Vereinfachungen bedingten Abweichungen 


a. b. 6 d. e. 
Sinushalbwelle 

hoherer 

Frequenz Dreieck Rechteck 


Rechteck mit 
Sinuskappe 


Sinuskappe 


Bild 1. Typische Kurvenformen von Stromrichter-Ventilströmen. 


DK 621.314.6.018.75 


von den tatsächlichen Verhältnissen leicht durch Korrektu- 
ren berücksichtigt werden. 

In Bild 1 sind die idealisierten Ventilstrom-Kurvenformen 
(mit dem gleichen Scheitelwert Imax ) dargestellt, für die spä- 
ter in den Bildern 6 und 7 das Verhältnis Scheitelwert zu 
arithmetischem Mittelwert und das Verhältnis Scheitelwert 
zu Effektivwert in Abhängigkeit von der Brenndauer y des 
Ventiles kurvenmäßig dargestellt sind. 


Bild 2. 


Dreiphasiges Schaltungsbeispiel für die Ventilstrom- 
Kurvenform a. 


Kurvenforma ist typisch für den Veniilstrom beim 
ungesteuerten Mehrphasen-Gleichrichter ohne Pufferungs- 
mittel (Glättungsdrossel) im Gleichstromkreis bei ohmscher 
Belastung. In Bild 2 ist das Beispiel der dreiphasigen Ein- 
wegschaltung (Ventilbrenndauer y = 120°) skizziert. 

Kurvenform b findet man beim ungesteuerten 
Gleichrihter ohne Pufferungsmittel im Gleichstromkreis 
beim Arbeiten auf Gegenspannung (z. B. Batterieladung, 


RTL 780; 
\ 
Bild 3. Schaltungsbeispiel für die Ventilstrom-Kurvenform b. 


546 


(£77767] 


Bild 4. Gleichrichterbeispiel für die Ventilstrom-Kurvenformen 


b, c oder d. 


Bild 3) und beim ungesteuerten Gleichrichter mit Pufferkon- 
densator im Gleichstromkreis (Bild 4). | 


Kurvenformen c und d treten ebenfalls in 
Gleichrichterschaltungen mit Pufferkondensatoren im Gleich- 
stromkreis auf!. 


Kurvenform e weisen die Ventilströme der Gleich- 
und Wechselrichter mit Pufferdrossel im Gleichstromkreis 
auf (dreiphasiges Beispiel: Bild 5); ferner u. a. die Ventil- 
ströme beim Umrichter mit sichtbarem oder verstecktem 
Gleichstrom-Zwischenkreis. 


Der Zusammenhang zwischen dem Scheitelwert Imax des 
einmal während 360° auftretenden Ventilstromes und dem 
über 360° gebildeten arithmetischen Mittelwert Im; ist gege- 
ben durch die Beziehung: 


Y 
| } T 
F idt = Ja (wt) dwt; 


IMi = (1) 
0 
für den über 360° gebildeten Effektivwert I gilt: 
I= V+ f pdt = ee jeo dwt. - (2) 
T y2a o . 


Bild 5. Beispiel eines Gleichrichters mit der Ventilstrom-Kurvenlorm e. 


Die Zeitfunktion (wt) in den obigen Gleichungen ist abhän- 
gig von der Kurvenform des Stromes; sie lautet im einzelnen 


0 20 40 60 80 100 120 140 9)60°el180 
—7 


Bild 6. Das Verhältnis Scheitelwert zu arithmetishem Mittelwert für die 
Stromkurvenformen a...e (Bild 1) in Abhängigkeit von der Ventil- 
brenndauer. 


1 Näheres hierzu u. a. bei H. Verse: Kurre Eınführung in die 
Theorie der Gleichrichter mit Pufferkondensatoren, ETZ 69 (1948) S. 11 
und bei H. Verse: Charakterisierung und einheitliche Berechnungs- 
unterlagen der Gleichrichter mit Pufferkondensatoren: Bull. schweiz. 
elektrotechn. Ver. 40 (1949) S. 818. 


15. Oktober 1% 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 20 


— > rd 
Bild 7. 
formen a...e (Bild 1) in Abhängigkeit von der Ventilbrenndauer. 


für die Kurvenformen a bis e (Bild 1) im Integrationsberei : 


(vgl. Bild 2... 5): 


Kurvenform a È (wt) = cos (ot — y/?2) 
BEN 
Kurvenform b È (wt) = Seeli 
cos y/2 

. 180° 
Kurvenform c È (wt) = sin 7 at 0<wl<: 
Kurvenform d È (wt) =1 — 2. 
Kurvenform e E (wt) = 1 


Die zahlenmäßige Auswertung dieser Beziehungen 
für das Verhältnis Imax//mi in Bild 6, für das Verhält 


Imax/l in Bild 7 kurvenmäßig tn Abhängigkeit von ı : 


Brenndauer y dargestellt. 


RR 


Die Bilder 6 und 7 lassen ! 
mittelbar die Strombelastungsv 
hältnisse des Ventiles erkenn 
wenn man den arithmetiscdh 


des Ventilstromes unter Berü 


sichtigung der Schaltungsart, ı 
Phasenzahl und der Betriebswe : 


der Stromrichteranordnung «: 
Ezaa dem Gesamtgleihstrom emi? 
«l hat. Das gleiche gilt fūr die v 
Bild 8. Schaltungsskizze zum tilseitige Phasenbelastung 
Auswertungsbeispiel. Stromrichtertransformators, w 


es sih um Einwegschaltungen H 
delt. Bei zweimaliger Stromführung der Transformatorph 
während einer Periode (z. B. bei Vollwegschaltungen) ist 
aus Bild 7 errechnete Effektivwert des Ventilstromes mit 
zu multiplizieren, um den zugehörigen Effektivwert des ı 
tilseitigen Transformatorphasenstromes zu erhalten. Dies 
abschließend am Schaltungsbeispiel Bild 8 kurz skizziert 

Der durch den Verbraucher V fließende Gleichstror 
betrage 2 A. Der Ventilstrom i habe bei y 120° B= 
dauer. die Kurvenform c (Bild 1). Der arithmetische M: 
wert des Ventilstromes ist ersichtlich Im, = 0,5, I, = ! 
Nach Bild 6 ist Im /Im = 47; Imax = 47 A. Aus Bild 7 k 
Inu!l = 25; I = 1,9 A. Aus diesem Effektivwert des \ 
tilstromes erhält man durch Multiplikation mit } 2 der 
fektivwert des Transformatorstromes I, = 2,7 A. 


Zusammenfassung 


Zu den verschiedenen in Bild 1 zusammengestel 
typischen Kurvenformen von Stromricter-Ventilströ: 
werden für die bei der Auslegung ständig benötigten ! 
lenwerte des Verhältnisses Scheitelwert zu arithmet;sd 
Mittelwert und des Verhältnisses Scheitelwert zu Effex 
wert die Berechnungsformeln zusammengestellt. Diese u: 
idealisiertten Annahmen berechneten Verhältniswerte : 
in den Bildern 6 und 7 kurvenmäßig in Abhängigkeit 
der. Ventilbrenndauer dargestellt. 


Mittelwert oder den Sceitelw : 


Das Verhältnis Scheitelwert zu Effektivwert für dıe Stromkurm: - | 


ia 


E A E 


e a + 


— 


MUB 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 547 


Deutsche Funkausstellung 1950 


Von W. F. Ewald, Stuttgart 


Der Rahmen einer technischen Zeitschrift dürfte nicht 
lurdhħbrochen sein, wenn dem Bericht über die Funkausstel- 
ung in Düsseldorf, die nach zehnjähriger Unterbrechung 
lie I5jährige Berliner Ausstellungstradition wieder aufge- 
ıommen hat, einige Worte über die wirtschaftliche Lage und 
jedeutung der Funkindustrie vorausgeschickt werden. 


Die Ausstellung umfaßte etwa 170 Stände, von denen 
icht weniger als 40 Rundfunkgeräte zeigten, während die 
ehrzahl der übrigen der Zubehörindustrie dienten. Be- 
lenkt man, daß vor dem Kriege nur 28 Rundfunkgeräteerzeu- 
ier bestanden und das bei einer Jahresproduktion von über 
: Millionen Empfängern (einschl. der Gemeinschaftsempfän- 
ier VE und DKE), so wird ersichtlich, daß der Konzentrations- 
'rozeß in diesem Zweig der Industrie noch weiter fortschrei- 
en dürfte. Betrug doch die Produktion des abgelaufenen 
ahres, der Aufnahmefähigkeit des Marktes recht qut ent- 
prechend, nur 1,4 Millionen Geräte. Die geschätzte Produk- 
ionskapazität für das nächste Jahr liegt mit etwas über zwei 
Aillionen Stück voraussichtlich über den Absatzmöglich- 
weiten. Es ist allerdings zu bedenken, daß — wie früher -- 
ler größte Teil der Erzeugung auf etwa 8 arößere Unterneh- 
nen entfällt, deren Erzeugung je zwischen 100 000 und 200 000 
seräten liegt. Monatsproduktionen zwischen 20000 und 
0.000 Geräten sind in diesen großen Werken in den Spitzen- 
annaten wieder normal, wodurch sich die Möglichkeit zu 
veitgehender Rationalisierung der Fertigung eraeben hat. 
);eser Entwicklung ist auch das rasch gesunkene Preisniveau 
uzuschreiben, denn die Rationalisierung setzt hohe Ferti- 
ungszahlen voraus, und diese wieder zwingen zu niedrigen 
'erkaufspreisen, um den Absatz im Wettbewerb zu sichern. 
‘o dürfte die Radioindustrie heute die einzige sein, deren 
'reise das Niveau von 1938 nicht nur wieder erreicht, sondern 
veitgehend unterschritten haben, und das trotz erheblich 
(öherer Kosten für Löhne, Steuern, Transporte und verschie- 
ene Materialien (vor allem Holzaehäuse). Diesen Verteue- 
ungen steht allerdings eine Herabsetzung der Handelsspan- 
en um etwa 5% geaenüber. Die Röhrenpreise für den Ge- 
atebauer sind ebenfalls annähernd auf dem Vorkriegsstand 
ngelangt, obwohl die Produktion die Vorkrieqshöhe noch 
icht wieder erreicht hat (rd. 10 Millionen Stück gegen 15 
iillionen 1938) und sich auf 3 Werke verteilt, von denen 
eins über 5 Millionen e’zeunte, während 1938/39 
. B. ein Werk allein 12 Millionen Stück fertigte und 
'e aroßen Werke des Auslands noch weit höhere Produk- 
ionszahlen erreichen. Die Industrie steht aber heute im Zei- 
hen der freien Wirtschaft unter dem starken Preisdruck des 
\uslands, wo eine während des Krieges stark angewad- 
ene Produktionskapazität nach Absatz drängt und droht, in 
en deutschen Markt einzubrechen. wenn das Preisniveau es 
estattet. So verführte die scharfe in- und ausländische Kon- 
urrenz dazu, mit den Preisen an die unterste Grenze zu 
ehen, und man übertreibt kaum, wenn man feststellt. daß 
'e Kostenfragen und nicht etwa technische Probleme heute 
ie dringendsten Sorgen der Funkindustrie bilden. Der Um- 
a'z der gesamten Industrie (einschl. Zubehör) erreichte schon 
349 fast 350 Mio. DM. 

Was die technische Qualität und die Ausstattung der 
usgestellten Geräte betrifft, so können sich diese getrost 
uit den besten Erzeugnissen des Auslands messen. Einer 
'Theblichen Steigerung des Exports stünde nichts im Wege, 
venn nicht die meisten Länder auch heute noch die Einfuhr 
‘on Radiogeräten scharf drosselten oder überhaupt ver- 
‘öten — teils wegen Devisenmangels und teils, um die eigene 
hdustrie zu schützen. Dessen ungeachtet steigt der Export, 
venn er auch die Vorkriegszahlen nicht annähernd erreicht 
at (geschätzter Ausfuhrwert für 1950 rd. 3,5 Mio. DM, gegen- 
iber 14,2 Mio. RM für 1938). 

Wie schon in der Vorschau auf die Funkausstellung aus- 
jelührt wurde, ist das wesentlichste Kennzeichen der neuen 


DK 621.396 (061.4) 


technischen Entwicklung auf dem Rundfunkgebiet der Uber- 
gang zu den ultrakurzen Wellen und zur Frequenzmodulation 
(FM)!. Fast alle Firmen zeigen kombinierte AM/’FM-Empfän- 
ger, die den Vorzug besitzen, daß der UKW-Bereich von vorn- 
herein eingebaut ist und daß die für den normalen AM- 
Empfang vorgesehenen Röhren und Schaltelemente teilweise 
für FM-Empfang mitbenutzt werden können. Der Aufwand 
ist allerdings je nach Güte des FM-Teils außerordentlich un- 
terschiedlih. Er wirkt sich vor allem in der erzielbaren 
Wiedergabequalität aus. Bekanntlich erlaubt der Rundfunk 
auf UKW die Inanspruchnahme wesentlich breiterer Fre- 
quenzbänder und damit eine sehr klanggetreue Tonwieder- 
gabe, deren volle Ausnutzung infolge der bei Frequenzmodu- 
lation erzielbaren Störfreiheit tatsächlich möglich ist. Es ver- 
steht sich, daß nur ein hochwertiger Empfänger die Wieder- 
gabe eines so stark verbreiterten Frequenzbandes gestattet. 
Außerdem ist eine gegenüber AM erhöhte Verstärkung, fer- 
ner eine verzerrungsfrei arbeitende Demodulation und zur 
Unterdrückung der meist amplitudenmodulierten Störungen 
eine Amplitudenbegrenzungsstufe erforderlich. Alles dieses 
findet man bei der Superschaltung mit Diskriminator und Be- 
grenzungsröhre oder mit Verhältnis-(Ratio-)Detektor, der 
gleichzeitig als Demodulator und Begrenzer wirkt. Mit Rück- 
sicht auf die bedeutend höheren Kreisfrequenzen bei UKW 
müssen sämtliche Abstimmkreise des Empfängers doppelt 
vorhanden sein. Dazu kommen einige Spezialröhren für die 
UKW-Kreise, so daß der Mehraufwand für den UKW- 
Empfang, außer den besonders hochwertigen und meist dop- 
pelten Lautsprechern, 10 Kreise und 3 bis 4 Röhren beträgt. 
Statt der Diodenröhren werden für den Ratio-Detektor ver- 
einzelt auch Germaniumdetektoren verwendet (Lorenz „We- 
ser”). Es ist klar, daß ein solcher Luxus nur bei Spitzengerä- 
ten möalich ist. Bei weniger hochwertigen Geräten haben 
einige Firmen (Blaupunkt, Telefunken) eine andere Lösung 
angewendet, die auch bei Superschaltung nur zwei zusätz- 
liche Röhren verlangt. Es werden zur Demodulation Dioden 
benutzt. indem man die zugehörigen FM-Kreise, die natür- 
lich zusä'zlich sind, nicht auf die Resonanzspitze, sondern 
auf eine der beiden Flanken der Kurve abstimmt. wobei aller- 
dings die Frequenzmodulation in eine Amplitudenmodulation 
umgewandelt und auf die Begrenzerwirkung verzichtet wird. 
Die Empfindlichkeit kann durch Anwendung einer Reflex- 
schaltung ohne zusätzliche Röhre weiter erhöht werden (Bild 1). 
Diese Superschaltung ist der erstgenannten weder in der er- 
reichbaren Klangqualität noch in der Störfreiheit ebenbürtig, 
ist aber immerhin den nunmehr zu beschreibenden Pendelau- 
dionen, die in der überwiegenden Mehrzahl der Geräte ver- 
wendet wurden, überlegen. Bei diesen wird für den FM- 
Empfang eine einkreisiae Geradeaus-(Audion-)schaltung 
nach dem Superregenerativprinzip (Pendelschwinmung) ver- 
wendet — letzteres, um die erforderliche Empfindlichkeit zu 
erreichen, die bei den ebenfalls versuchten einfachen 
Audionen oft nicht ausreicht. Auch hier empfängt man 
den Sender je einmal rechts und links vom Resonanzpunkt 
klar. Bei weiterer Verstimmung erhält man ein sehr lautes 
Rauschen und im Resonanzpunkt starke Verzerrung. Um 
Ausstrahlung zu vermeiden, arbeiten die eingebauten Pend- 
ler meist auf der Zwischenfrequenz. Wegen ihrer Billigkeit 
werden die Pendelaudione meist für die UKW-Einbau- und 
Vorsatzgeräte verwendet, die — mit oder ohne Netzan- 
schlußgerät — zum nachträglichen Anpassen vorhandener 
AM-Empfänger an den UKW-FM-Empfang dienen. Zur Ver- 
hinderung der Ausstrahlung der Pendelschwingung über die 
Antenne wird bei diesen Einsätzen ein HF-Vorkreis mit 
einer zweiten Röhre vor das Pendelaudion geschaltet. Dir 
Einsatzgeräte besitzen entweder einen eigenen Abstimm- 
griff, der aus dem Gehäuse hinten herausragt, oder sie wer- 


© 1 ETZ 71 (1950) H. 16, S. 413. 


NE) c S200F | 
us 


$ TO 


Sirom- 


Bild 1. 


den mit dem Empfänger-Drehkondensator durch ein An- 
triebsorgan verbunden und mit dem Abstimmgriff des Ge- 
rätes eingestellt. Die Abstimmung erfolgt bald mit Eisen- 
variometer induktiv, bald mit Drehkondensator kapazitiv 
(Bild 2, S & H). Es sei erwähnt, daß sogar Einkreiser mit UKW- 
Teil herausgebracht wurden (Loewe, Lorenz). Eine ausrei- 
chende Auswahl neuer Röhren ist besonders für UKW-Emp- 
fang entwickelt worden, und die Praxis soll nun erweisen, 
welche der zahlreichen Schaltungsvarianten sich als günstig- 
ster Kompromiß zwischen Preis und Leistung endgültig 
durchsetzen wird. Viel wird dabei von der Anziehungs- 
kraft der UKW-Programme und den tatsächlichen Empfangs- 
möglichkeiten, also der Dichte des Sendernetzes, abhängen. 
Je günstiger sie sind, umso eher wird das Publikum geneigt 
sein, für den UKW-Empfang etwas aufzuwenden. 


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Bild 2. UKW-Einsatz mit 2 Röhren (Pendelaudion mit Vorröhre). 


Die zweite wesentliche Neuerscheinung der Funkaus- 
stellung ist die allgemeine Einführung der Bandspreizung für 
Kurzwellen. Man findet bei den Spitzengeräten fast nur die 
sogenannte „echte” Bandspreizung durch Unterteilung des 
Kurzwellenbereichs in mehrere Unterbereiche, denen jeweils 
der gesamte Variationsbereich des Drehkondensators zuge- 
ordnet ist. Telefunken verwendet beim Spitzensuper T 5000 
einen Kondensator mit sternförmigem Plattenschnitt (Bild 3), 
der in jedem der drei Kurzbereiche 2 Bänder nochmals weit 
auseinanderzieht, so daß die Abstimmbreite in den 6 Haupt- 
bändern mindestens so groß ist wie im Mittelbereich. Bei 
mehreren Firmen findet man auch die sogenannte „Kurzwel- 
lenlupe“, bei der die Spreizung durch Verstimmung des Oszil- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


werte 
gemessen bei Schoter- 


SIT 


nstrument 3330 IV 


Schaltbild eines Dioden-AM/FM-Empfängers mit Dioden-Modulator (EAA 11). 


15. Oktober 190 1- 


latorkreises mit Eisenvariometer erreicht wird (Bild 4, S&H} 
Das Verfahren ist im Aufwand sparsamer als das erstbe- 
schriebene, hat abef 
auch Nachteile; ma 
muß einen besonderek 
Knopf bedienen uni 
eine Hilfsskala abi& 
sen; durch die Ver 
stimmung nur eine 
Kreises verliert m 
ein weniges an Trem- 
schärfe und 
lichkeit; das Wiede 
auffinden einer Sta 
tion auf der Hilisska 
hängt davon ab, da 
die Hauptabstimmu 
ganz genau auf d 
gleichen Punkt 
gestellt worden ist. Ein Vorteil ist, daß man jeden belieb 
gen Teil des KW-Bereichs spreizen kann. Bei den teurere 
Geräten dienen Doppelübersetzungen und Schwungräder í 
Erleichterung der Abstimmung. i 

Eine Besonderheit des deutschen Marktes sind die E 
kreiser, oft schon totgesagt und immer noch am Leben — 
gar in dauernder Fortentwicklung. Das wird so blei 
solange zwischen ihnen und den billigsten Super ein 
unterschied von fast 1:2 bestehen bleibt. Die t 
brachte sehr gefällige kleine Einkreiser für DM 3 


~ 


DOL 


Bild 3. 


Drehkondensator mit sterntörmigem 
Schnitt für Kurzwellen-Bandspreizung. 


- 


DT LT, 
run 


Bild 4. Chassis eines Supers mit Kurzwellenlupe. 


15. Oktober 1950 


Bild 5. Moderner Einkreiser. 


renz, Schaub, Bild 5), während der billigste Super bei DM 
145,— lag und die meisten Super der kleinsten Klasse um 
DM 165, — kosteten. Diese billigen Allstrom-Einkreiser ha- 
ben heute meist eine kombinierte Allstromröhre vom Typ 
UEL und einen Selengleichrichter für Betrieb an Wechsel- 
strom. Wellenbereiche: mittel und lang. Der Lautsprecher 
ist permanent-dynamisch, Abstimmung durch Drehkonden- 
sator. Der Wert des Gerätes ist wesentlich höher als der 
des etwa gleichpreisigen Volksempfängers der Vorkriegs- 
zeit, trotz der viel kleineren Auflage. Auch der ähnliche 
Grundig-Einkreiser für DM 88,— ist eine beachtliche Lei- 
stung. 

Der billigste Supertyp mit 3 Röhren und 4 Kreisen (da- 
von 2 als ZF-Bandfilter) zeigte auf der Ausstellung keine 
neuen Vertreter, obwohl diese Klasse an sich geeignet wäre, 
die große Lücke zwischen Einkreisern und Vollsupern aus- 
zufüllen. Es fehlt ihnen zwar die Schwundregelung, aber 
sie sind den Einkreisern doch weit überlegen. Dafür sind in 
die gleiche Preisklasse (um DM 165,—) die einfachsten 6- 
Kreissuper gerückt und mit 4 normalen oder 5 Kleinröhren 
bestückt. Sie haben natürlich die einfachste Spezifikation: 
t Bereiche, kleinen Lautsprecher, kleines Bakelitgehäuse 
üsw., aber es sind trennscharfe Wechselstromgeräte mit wirk- 
jamer Schwundregelung (Beispiel: Grundig 165). Auch diese 
Klasse war vor dem Kriege wesentlich teurer und lag zwi- 
schen RM 190,— und 200,—. Für diesen Preis erhält man 
leute schon Super mit 3 Bereichen-(lang, mittel, kurz), Klang- 
ende, Gegenkopplung und sonstigen Feinheiten, meist in 
jakelitgehäusen. UKW-Teil ist zwar in diesem Preis nicht 
änbegriffen, aber für rd. DM 30,— mehr einzubauen. 

Die nächste Klasse, zwischen DM 200,— und 250,— ge- 
egen, zeigt schon meist das magische Auge, reichlich bemes- 
ene Holzgehäuse und 175 mm-Lautsprecher, so daß diese 
3eräte dank der fortentwickelten Niederfrequenztechnik et- 


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ild 6. Großsuper mit gespreizten KW-Bändern, Drucktasten-Wellen- 
4 schaltung und Klangfarben-Bandbreitenanzeiger. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


Bild 7. Spitzensuper-Chassis. 


wa die Klangqualität früherer Groß-Super für RM 250,— 
bis 350,— besitzen. Die heutigen Geräte in dieser letzteren 
Klasse haben schon Kurzwellen-Bandspreizung, Bandbrei- 
tenregelung (meist mit der Klangblende verbunden) 6-Watt- 
Lautsprecher von über 200 mm Durchmesser, mitunter ein 
zusätzliches Bandfilter (z. B. Nord-Mende) zur Erhöhung der 
Trennschärfe und Drucktastenschaltung für die Wellenberei- 
che (z. B. Grundig 298 W). Die Bereichswahl mit Drucktasten 
hat überhaupt — entgegen den bisherigen Tendenzen -- 
neue Verfechter gefunden. Neben Grundig, der sie für alle 
seine höherwertigen Modelle verwendet, findet man sie bei 
Körting, Schaub (Supraphon), Lembeck und Metz (Bild 6). 

Für die Klasse der eigentlichen Spitzensuper findet mən 
unter diesen Umständen nur mit Mühe die Möglichkeiten 
für weiteren Aufwand. Er bezieht sich auf die Größe der 
Gehäuse, den Einbau von mehreren Lautsprechern mit elek- 
trischer Klangweiche, den Einschluß eines UKW-Supers mit 
entsprechendem Röhrenaufwand (zwischen 10 und 15 Röh- 
ren), den großen Frequenzbereich (60 ... 12000 Hz), die Ver- 
wendung einer abstimmbaren HF-Vorstufe mit Dreigangkon- 
densator, zusätzliches ZF-Bandfilter (also insgesamt 8...9 
Kreise), echte KW-Bandspreizung mit entsprechend zahlrei- 
chen Wellenbereichen, Doppelübersetzung des Antriebs, An- 
zeige der Klangblendenstellung und der Bandbreite auf der 
Skala und vor allem eine unverzerrte Endleistung von 8... 10 
W, oft durch Gegentaktendstufe. Die Klangwirkung dieser 
Geräte, die zwischen DM 500,— und 750,— kosten, ist denn 
auch äußerst eindrucksvoll. Die Spitzensuper werden wieder 
dazu beitragen, den Ruf der deutschen Qualitätsarbeit in 
alle Welt zu tragen Bild 7). 

Eine fast beängstigende Entwicklung — wenn man an 
die Absatzmöglichkeiten denkt — hat sich auf dem Gebiet 
der Autoempfänger vollzogen. Weit mehr als ein Dutzend 
Firmen haben solche Geräte herausgebracht, meist ohne daß 


‘diese Erzeugnisse den amerikanischen Standard voll erreicht 


hätten — abgesehen allerdings von der teilweise schon sehr 
guten Klangqualität und dem sparsamen Stromverbraud. 
Für den Export zumal wäre auf Druckknopfabstimmung 
einiger Sender Wert zu legen — neben der Berücksichtigung 
des Kurzwellenbereichs. Groß ist auch das Angebot an Kof- 
fersupern für Batterie- und Allstrombetrieb. Die z. T. sehr 
eleganten Gehäuse erinnern an amerikanische Vorbilder, 
aber es fehlt noch an den wirklich geeigneten deutschen Röh- 
ren, um diese Entwicklung als abgeschlossen zu betrachten. 
Sie sollen in der nächsten Saison zur Verfügung stehen. Ganz 
amerikanisch mutet das zierliche Metz „Baby“ mit seinem 
22X11X7 cm messendem Gehäuse an. Gewicht mit Batte- 
rie: 1,8 kg! 

Auf den Nebengebieten bot die Ausstellung ebenfalls 
viel des Sehenswerten. Die Röhrenindustrie zeigte ihre neuen 
Kleinröhren der Rimlock- (Philips-Valvo) und Pico- (Tele- 
funken) Serie, sowie die Reihe der neuen UKW-Typen. Die 
Lautsprecherfabriken stellten ihre Typen mit heißgerichteten 


 Alnico-Magneten und bis zu 11000 G Magnetfeldstärke aus. 


Neu für Deutschland waren die von Isophon gezeigten raum- 


550 


sparenden ovalen Lautsprecher (Bild 8), die sich in England 
seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen. — Besonders inter- 
essant waren die Entwicklungen auf dem Schallaufzeich- 
nungsgebiet. Tefi zeigte sein Tefi-Schallband, ein 16 mm 
breites endloses Plastikband mit 56 eingeprägten Schallspu- 
ren und einer Spieldauer von 24, 48 oder 60 min. Die Ab- 
tastung erfolgte mit einem 
Kristall-Tontaster und Sa- 
phirnadel.e. Das Schallband 
liegt in einer buchförmigen 
Kassette aufgerollt. Die Kas- 
sette für 24 min Spieldauer 
kostet DM 15,50, für 48 min 
26,50, und ist damit billiger f 
als Schallplatten für die 
gleihe Spieldauer (Bild 9). F 
Die Tonqualität entspricht 
etwa den handelsüblichen 
Schallplatten. Das Abspiel- 
gerät Tefifon kostet DM 
330,— und dient lediglich der 
Wiedergabe der Schallbän- 
der, für die ein großes 
Programm an Musik, Lite- 
ratur, Politik usw. vorbe- 
reitet wird. 


Bild 8. 


Ovaler Lautsprecher 
für Kraftwageneinbau. 


Eine andere Neuentwicklung ist die Optaphon-Kassette 
von Loewe, bei der zwei Magnetbandspulen in einer Kassette 
vereinigt sind, die einfach und mühelos auf ein Optaphon 
(Magnetophon) aufgelegt werden kann. Im Gegensatz zum 
Tefi-Schallband dient die Optaphon-Kassette zur Heimauf- 
nahme, z. B. von Radiosendungen, Ferngesprähhen usw. 
(Bild 10). Die Spieldauer beträgt 60 min, die Bandgeschwin- 
digkeit 19 oder 38 cm/s, umschaltbar. Das Band enthält zwei 
Tonspuren nebeneinander. Ein Programm bespielter Bänder 
besteht noch nicht. 


Auf dem Gebiet der Diktiergeräte wurde ebenfalls Neues 
gezeigt. Neben dem bekannten Dimaphon, dessen Schall- 
träger eine mit Eisenpulver überzogene Platte ist, gab es 
das Mentor-Diktiergerät mit der sogenannten Rillenman- 
schette als Tonträger. Schaub zeigte ein mit einem Draht- 
tongerät kombiniertes Rundfunkgerät, dessen eine Spultrom- 
mel gleichzeitig als Plattenteller ausgebildet ist, so daß auch 
Schallplatten über einen Tonabnehmer abgespielt werden 
können (Supraphon, Bild 11). Auch Kombinationen von 
Rundfunkgeräten mit Magnetophon wurden gezeigt. Bedeu- 
tend ist bereits die Auswahl an automatischen Plattenwedhs- 
lern; außer den bekannten Marken Gebr. Steidinger (Dual) 
und Ebner (Perpetuum) zeigten Elac/Kiel (bzw. Siemens) und 
Blaupunkt neue Konstruktionen. Telefunken brachte den 
neu entwickelten Kristalltonarm CS 2 mit Drehbiegersystem 
und elastisch gelagerter Saphirnadel, der nunmehr anschei- 


ETZ 047 
Bild 9. 


‚Teftifon’' mit Schallbandkassetten. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


 Telephon-Sprechverbindungen vom fahrenden Wagen um 


15. Oktober 1% 


nend jeder Mißhandlung gewachsen ist. Blaupunkt zeigte 
sein kleines Schwerhörigengerät Omniton mit Subminiatur- 
röhren. 

Die Elektroakustik war besonders bei Siemens und Te 
lefunken stark vertreten. Beide Firmen führten auch ihr 


Rheinsciff zur festen Station vor. Bei Telefunken sah ma 
ferner die im Koffer mitzuführende tragbare Redneranlage § 
zur Schallverstärkung bei Ansprachen, ferner die „Teleport 
Reportageanlage für Freiluftveranstaltungen, die es des 
Sportberichtern gestattet, drahtlos mit dem Aufnahmewagen 
über Entfernungen bis zu 5 km in Verbindung zu bleiben 


Bild 11. Drahttongerät kombiniert mit Schallplattenspieler. 


Lorenz und Telefunken zeigten ihre 10 KW-UKW-Rundfunk- 
sender. — Ein Sprung führt von diesen Riesen zu den Zwer- 
gen: die Deutsche Post stellte einen Spezialverstärker aus, i3 
dem statt der Röhren Germanium-Kristall-Trioden, sog. Trar- 
sistoren, enthalten sind, die mit 40 V Batteriespannung und 
minimalem Stromverbrauch arbeiten. Natürlich geben solde 
Verstärker auch nur sehr kleine Leistungen ab, die aber 
für viele Zwecke durchaus genügen. Sehr vielseitig war die 
Schau der Meßinstrumente, besonders bei Rohde & Schwartz 
die auch eine reichhaltige Auswahl von kommerziellen 
Funkgerät zeigten. 

Interessante Entwid- 
lungen auf dem Zubebö'- 
gebiet sind die neue 
hochpermeablen Eisen 
kerne aus keramisch ge 
bundenem Sintereisen. 
wie sie Philips unter den 
Namen Ferroxcube, Si+ 
mens als Ferrit bringen 
und andere Spezialfirmer 
vorbereiten. Sie gestatted 
eine wesentliche Ver- 
kleinerung der Spuler- 
dimensionen für HF 
Kreise. Sogar auf dem 


Bild 12. Schaltbild einer Peilrahmen- 
antenne mit HF-Verstärker und Netz- Gehäusegebiet warea 
anschlußgerät. neue Ideen zu finder 


das Preßwerk Essen zeigt sein „Pagoholz”, ein mit Kunst- 
harz unter Druck imprägniertes und in Formen gepreßtes Na 
turholz, das sein holzartiges Aussehen behält, aber so ha!t 
und feuchtigkeitsfest wird wie Bakelit. Wenn es gelingt. den 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


551 


Rn DD nu 2.2 = un u Sn nun nn. u u ann an nn en ee a ——————ä ee E EES E E E EE E EEE E E ET EEEE EES 


Preis, wie beabsichtigt, zwischen Holz und Bakelit — aber 
näher am letzteren — zu halten, dürfte diesem Material eine 
große Bedeutung zukommen. Bis dahin wird vielleicht der 
abnehmende Publikumserfolg der ehrlichen Preßstoffgehäuse 
zu der immer wieder aufkommenden Methode zwingen, die 
‚billigeren Gehäuse aus Bakelit mit aufgebrachter Holzmase- 
‚rung — in Gestalt von bedruckten Folien, von gemaserten 
Spritzlacken oder echten Furnieren — herzustellen, solange 
die Holzgehäuse so stark überteuert bleiben. Schließlich 
sei noch der verschiedenen Peilrahmenantennen (z. B. Radio- 
la, Künzel) gedacht — einer Neuheit aus der Anfangszeit 
des Rundfunks, die in Frankreich wieder Mode geworden 
ist. Der drehbare Rahmen ist auf einem Sockel, der HF- 


Röhre und Netzteil nebst Wellenschalter enthält, montiert, 
und wird an Antennen- und Erdbucse des Empfängers an- 
geschlossen (Bild 12). Er gestattet offenbar in vielen Fällen 
eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Empfang und 
Störungen. Daß sich die Antennenbaufirmen angelegent- 
lih der Entwicklung guter UKW-Antennen angenommen 
haben, sei abschließend festgestellt. 

Die Ausstellungsräume können sich einstweilen mit den 
prächtigen Gebäuden am Berliner Funkturm nicht messen 
und sind zu weit verstreut. Dieser Nachteil wurde aber durch 
die rührige Ausstellungsleitung und das Entgegenkommen 
der Stadtverwaltung weitgehend ausgeglichen. Besuch und 
geschäftlicher Erfolg übertrafen alle Erwartungen. 


Bestimmung des Trägheitsmoments von Rotationskörpern 


Von H. Claussnitzer, Dresden 


Übersicht. Es wird eine einfache’ und praktisch gut anwendbare 
Meßmethode zur Bestimmung des Trägheitsmoments von Rotationskör- 
pern, insbesondere von Ankern elektrisher Maschinen oder Schwung- 
und Bremsscheiben angegeben. Der Vorteil dieser Methode ist neben 
brer Einfachheit, daß der Anker nicht ausgebaut zu werden braucht. 


Bei Messungen oder Versuchen muß oft das Schwung- 
moment von Ankern elektrischer Maschinen, manchmal in 
Verbindung mit Kupplungs-, Brems- und Schwungscheiben 
oder auch von Drehkörpern anderer Art, bestimmt werden. 
Der Ausbau dieser Teile ist meist zu umständlich oder gar 
unmöglich; man kann dann das Schwungmoment nicht aus 
einem Schwingungsversuch bestimmen. 

Die Berechnung des Schwungmoments von Rotations- 
körpern mit einfachen Formen, glatter Oberfläche und aus 
homogenem Material ist zwar einfach, doch treffen diese 
Voraussetzungen bei Ankern elektrisher Maschinen nie- 
mals zu. Man kann ihr Schwungmoment zwar ohne Ausbau 
durh einen Auslaufversuch ermitteln, muß dann aber die 
Auslaufkurve zeichnen und auch die Reibungsverluste ken- 
nen. Außerdem ist diese Methode ungenau. Beim neuen 
Verfahren genügt eine Zeitmessung mit der Stoppuhr und 
mitunter ist noch eine Federkonstante zu bestimmen. 


Prinzip 
Um die Riemenscheibe einer Maschine wird ein dünnes 
Seil geschlungen und im Punkte S fest mit ihr verbunden, 
um ein Rutschen zu vermeiden (Bild 1). Ein dünnes Stahl- 
vand hat so viel Reibung, daß es auch ohne Befestigung 
ucht rutscht. An den Enden sind zwei Zugfedern F auf 
iner gemeinsamen Unterlage befestigt und ungefähr bis 


’ 
ie aq 


Bild 2. 


Diagramm der Federkräfte. 


Bild 1. Anordnung zur Be- 
stimmung des Trägheits- 
momentes. . 


zur Hälfte ihrer maximalen Dehnung vorgespannt. Dreht 
man den Anker um einen beliebigen Winkel a aus seiner 
Ruhelage und läßt ihn los, so vollführt er eine freie Schwin- 
gung, die infolge der mechanischen Reibung oder magne- 
tischer Einflüsse mehr oder weniger gedämpft ist. Bei Ver- 
nachlässigung der Reibung wäre die Schwingung harmonisch 
und zwar deshalb, weil das rückführende Moment (Richt- 


DK 531.231.083 : 621.313 


moment) in jeder Lage dem Winkel a proportional ist, denn 
der Hebelarm r ist konstant und die Federkraft F ist dem 
Federweg proportional (Bild 2). Vernachlässigt man die 
Masse der Federn, die im Vergleich zur Federdehnung ge- 
ringe Dehnung des Stahldrahtes und außerdem die Reibung, 
so gilt die bekannte Differentialgleichung: 


d'a 
di? | 
Darin bedeuten: J das achsiale Trägheitsmoment in kgms’, 


= —- Da. (1) 


: d?a/dt? die Winkelbeschleunigung, D das Richtmoment in 


mkg, also das wirksame Moment der Federn beim Auslenk- 
winkel a = 1. 
Die Lösung der Differentialgleichung lautet: 


«u = A sin (V2 ) = Asin ot: (2) 


A ist die größte Auslenkung und w die Kreisfrequenz der 
Drehshwingung. Die Schwingungsdauer ist 


EI p D | 
T | 2) > (3) 


Man kann also, wenn man die Schwingungsdauer mißt 
und das Richtmoment kennt, das Trägheitsmoment J aus 
Gl. (3) berechnen. 

Berücksichtigt man die Dämpfung, dann lautet die Diffe- 
rentialgleichung | 


d’« da 
Je =De Cr: (4) 


C ist der Dämpfungsfaktor und da/dt die Winkelgeschwindig- 
keit. Die Lösung lautet 


cos 4D- f (5) 


wenn zur Zeit t = 0 die Auslenkung gleich A ist. 
Die Schwingungsdauer ist auch hier von Amplitude und 
Zeit unabhängig: 


4J 
V4 DI C a 


Würde man C kennen, so könnte man auch bei einer durch 
Reibung gedämpften Schwingung das Trägheitsmoment J 
aus der Schwingungsdauer ermitteln. Der Dämpfungsfaktor 
C läßt sich aber aus dem logarithmischen Dekrement 4 der 
Schwingung mit guter Annäherung berechnen, wenn man 
das Verhältnis zweier aufeinanderfolgenden Amplituden 
An/An+ı bestimmt und in die Formel für 4 die Schwin- 
gungsdauer T aus der ungedämpften Schwingung Gl. (3) ein- 


setzt. Es ist 
A CT ai 2}. 
y TELOS -—- m—— — a w ~ -Ml 
i = in A. = 4J’ C = T = T I JD. (7) 


552 


Wird dieses C in Gl. (6) eingesetzt, erhält man die Schwin- 
gungsdauer 


E a E T S (8) 


und daraus das Trägheitsmoment 


T? 2 \2 
I= ga Dhi- |. (9) 
Aus Gleichung (9) erkennt man, daß die Dämpfung kei- 
nen allzu großen Einfluß hat, denn bei einem Amplituden- 


verhältnis A n/An+1ı == 1,37, also bei einer bereits verhält- 


R stark gedämpften Schwingung, ändert sie sich nur 
um 1%. 


Die Messung 

Die Genauigkeit des Meßergebnisses hängt von der Ge- 
nauigkeit der Schwingungsdauermessung ab, deshalb wird 
man möglichst viele Schwingungen messen. Je nach Größe 
der Dämpfung wird man 5...10 freie Schwingungen erhal- 
ten, die ausreichen, wenn die Schwingungsdauer möglichst 
größer als eine Sekunde gewählt wird. Dann entsteht beim 
Abstoppen der Zeit in den Umkehrpunkten der Schwingung 
kein größerer Fehler als 0,2...0,3 s. 
Wiederholen der Messung kann man einen guten Mittelwert 
erhalten. 

Man kann auch durch geschicktes gleichmäßiges An- 
stoßen die freie gedämpfte Schwingung zu einer unge- 
dämpften erzwungenen Schwingung mit Resonanz machen 
und beliebig viele Schwingungen zählen. Die. Störfunktion 
besteht dann nur aus einem kurzen Kraftimpuls zwischen 
zwei Umkehrpunkten, der wegen der Resonanz nur ganz 
klein zu sein braucht, um die Schwingung gerade eben auf- 
rechtzuerhalten. 

Die Federkräfte der beider Federn müssen nicht un- 
bedingt gleich sein, wie aus Bild 2 hervorgeht. Es kommt 
nur auf die Summe der beiden Federkräfte an. Wenn F; und 
Fə die beiden Federkräfte in kg je m Federdehnung sind 
und r der Radius in m ist, an dem die Kräfte angreifen, 
dann ist das Richtmoment 


Dm = r (Fi + Fə) r = r? (Fi + Fo). (10) 


r (Fı + Fə) ist die Richtkraft, also die beim Winkel a = 1 
wirksame Kraft (bei a = 1 ist der Bogen gleidh r). 

Man verwendet möglichst sehr weiche Schraubenfedern, 
am einfachsten geeichte Zugfederwaagen, die jedoch Keine 
zu großen bewegten Massen haben dürfen. Mit Federn von 
25 kg Zugkraft bei 100 mm Dehnung kann man auf bequeme 
Weise Trägheitsmomente bis zu 5 kgms?, das entspricht 
Schwungmomenten bis zu 200 kgm?, messen (Schwungmo- 
ment GD? = 4g Jin kgm?, Erdbeschleunigung g = 9,81 m/s?). 
Aus Gl. (10) ersieht man, wie man die günstigsten Werte 
für r und F wählen kann. | 

Bei der Messung muß man darauf achten, daß sich in den 
Umkehrpunkten der Schwingungen nicht etwa benachbarte 
Federwindungen berühren, was bei Federn mit Vorspannung 
leicht geschehen könnte. 


Genauigkeit der neuen Methode 

Um die praktisch erreichbare Genauigkeit festzustellen, 
wurde das GD? von 3 Schwungscheiben und dem Kurzschluß- 
anker eines Drehstrommotors auf drei verschiedene Arten 
bestimmt, und zwar aus den Abmessungen berechnet, als 
hifilares Drehpendel und nach der neuen Methode gemessen 
und diese drei Werte miteinander verglichen. Der aus der 
Pendelmethode bestimmte Wert wurde als der genaueste 
angenommen und die Abweichungen der anderen Werte in 
o dieses Wertes angegeben. Die Rechnung ist deshalb un- 
genauer, weil die fertigungstechnisch bedingten Abrundun- 
gen scharfer Kanten in der 4. Potenz in das Ergebnis eingehen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


Durch mehrmaliges - 


15. Oktober \* 


und außerdem der Wert für das spezifische Gewidt n. 
genau bekannt ist. 

Bifilares Drehpendel. — Da dieser Versi 
als Vergleichsbasis dienen sollte, wurde er besonders scr- 
fältig durchgeführt. Das Trägheitsmoment erhält man be: d: 
sem Pendelversuch aus der Beziehung 


TI“. b 
48° Qab in kgms’. | 


Darin bedeutet nach Bild 3: Q das Gewicht des Körpers in x: 
a, b ist der halbe Abstand der unteren bzw. oberen Aufha’- | 
gepunkte von einander in m und h die Länge des Pend: | 
Die Größe h wurde zu fast 2,5 m gewählt, damit der Einf.. 
der Seilsteifigkeit klein blieb und die Drehbewegung in e15 
horizontalen Ebene stattfand, wie es für eine genaue N 
sung erforderlich ist. Außerdem wurden die Ampiitud.. 
ganz klein gehalten. 
Rechnung. — Die errechneten Werte unterste: 
sich von den durch Pendelversuc ermittelten um 5 ... 10%. 
Neue Methode. — Es wurden 4 Zugfedern verwe: 
| 
i 


„m 


J = 


det, von denen je 2 in Reihe lagen, mit den Federkonstar'- 
Fı = 8,1 und Fa = 8,06 kg/m. Die Drahtstärke war 1,0 mz 
der Außendurchmesser der Wind:: 
gen 10 mm, die Windungszahl 109, o:: 
Gewicht einer Feder 17g. Fer 
wurde ein gewöhnlicher Bindfac-: 
von 1,5 mm Stärke zur Kraftübett:.. 
gung auf die Scheiben verwenc: ! 
Die Shwungsceiben wurden auf tir ' 
Behelfswelle gesteckt, die ganz priz 
tiv gelagert war. Der Kurzsciu:s 
ker des Drehstrommotors wurde : 
Messung nicht ausgebaut. Die Schw: 
gungsdauer wurde mit einer genau- 
Stoppuhr als Mittelwert aus vier: | 
10 Schwingungen gemessen. Die \.::- 
werte sind in der folgenden Te. 
zusammengestellt. 


Pendel- 


Bild 3. Bifilarer 
versuc. 


als bihlar. 
Pendel 

T ' GD 

s kgın? 


neue Methode 


T | GD 
s ‚, kgm’? 


! 


Kleine Scheibe 


1.893 | 0,1582 | 0,901 0,1590 +05 | ocs - 
mitt!. Scheibe 2,00 1,538 1,543 1,541 +02 1.46% = 
große Scheibe 2,195 4,90 2,405 4,96 + 12 4.n2 = 
Motoranker 2,143 . 1.248 2.752 , 1,225 | —18 1,37 -3 


Wert aus neuer Meth. — Wert aus Pend:.”- 


; u Met : j 
Abweichung A es... A = 100 Wert aus Pendelversuch 


Aus der Tabelle erkennt man, daß die neue Mett:: 
im Vergleich zur Rechnung wesentlich genauere Ergeb: 
liefert. Die praktische Durchführung der Messung wuri: 
so breiter Form geschildert, um zu zeigen, mit weld : 
mitiven Mitteln man eine Messung mit brauchbaren E:! 
nissen machen kann, die üblicherweise nur im Laboratcr.-- 
ausgeführt wird. Dabei wurden mit einer einzigen F:> 
sorte Schwungmomente gemessen, die sih um das 33° 
unterschieden. 

Wird T elektrish durch Kontaktgabe gemessen. “ 
sich auch verhältnismäßig einfah durchführen laßt, -: 
wird das Ergebnis noch genauer. 


Zusammenfassung 

Es wird eine neue, in der Literatur noch nicht beaan 
gewordene Meßmethode angegeben, mit deren Hilfe 2: 
einfach und schnell Trägheitsmomente von Rotatioaskt’* : 
oder anderen drehbar gelagerten Körpern bestimmen sè 
und deren Genauigkeit der Praxis vollauf genügt. wie :- 
Hand von 4 Beispielen gezeigt wird. Der größte Vorne. ` 
Methode liegt darin, daß man z. B. Mascdinenanker »- 
ähnliche Drehkörper nicht auszubauen braucht, wenn = 
ihr Shwungmoment auf diese Weise bestimmt. 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


553 


Kurzzeitmessung bei periodischen Vorgängen 


Von E. Schuch, Ludwigshafen 


Zur Bestimmung kurzer Zeiten verwendet man oft 
Schleifen- oder Elektronenstrahloszillographen [1...6]. Die 
Bewegung des Licht- oder Leuchtpunktes wird dabei auf 
sehr rasch bewegtem Photopapier aufgenommen. Das Papier 
wird auf eine schnell umlaufende Trommel gespannt und 
erhält eine Geschwindigkeit von 10...100 m/s. Bei bekann- 
ter Papiergeschwindigkeit kann man dann jeder Strecke auf 
dem Papier eine gewisse Zeit zuordnen und so kurze Zeiten 
bestimmen. Um bei periodisch sich wiederholenden Vorgän- 
gen die einzelnen Vorgänge eindeutig auseinander halten zu 
können, muß sich die rotierende Trommel langsam in Rich- 
tung der Drehachse bewegen, oder es muß die Nullage des 
Leuchtpunktes langsam verschoben werden. Solche Trom- 
meln müssen naturgemäß sehr genau gearbeitet sein und 
auch ihr Antriebsmechanismus erfordert einen ziemlich ho- 
hen Aufwand, man wird sie daher möglichst zu umgehen 
suchen. 

Im folgenden wird ein einfaches Verfahren angegeben, 
nach dem man ohne solche Trommeln Kurzzeitbestimmun- 
gen insbesondere bei periodisch sich wiederholenden Vor- 
gängen durchführen kann!. Das Verfahren ist vor allem bei 
Messungen an Verbrennungsmaschinen anwendbar, wofür 
es auch entwickelt wurde. Oft handelt es sich nicht so sehr 
um absolute Zeitmessungen, sondern vielmehr darum, die 
Schwankungen für das Einsetzen eines Ereignisses, z.B. des 
Zündfunkenüberschlags, der Ionisation usw. in bezug auf 
einen mehr oder weniger willkürlich gewählten Zeitpunkt 
(z.B. den oberen Totpunkt) zu bestimmen. 


Das Meßverfahren 

Bei dem hier angegebenen Verfahren wird die Möglich- 
keit benutzt, den Elektronenstrahl von Braunschen Röhren 
in einfacher Weise sehr schnell ablenken zu können. Da in 
unserem Falle nur die horizontale Bahn des Leuchtfleckes 
‚interessiert, wird der Schirm der Braunschen Röhre mit 
einer Schlitzblende abgedeckt. Sobald der Strahl nach oben 
oder unten hin abgelenkt wird, verschwindet er aus dem 
Gesichtsfeld. 

Der Strahl wird horizontal mit einem Kippgerät o. ä. 
abgelenkt, die Vertikalablenkung wird durch den interessie- 
renden Vorgang, das „Ereignis“ selbst — meist über einen 
Verstärker — gesteuert. Ohne „Ereignis“ erhält man also 
-einen langen Strich in der Schlitzblende. Sobald das Ereig- 
nis eintritt, verschwindet der Strahl infolge der Vertikal- 
ablenkung aus dem Gesichtsfeld. Soll von zwei solchen Er- 
eignissen der zeitliche Abstand ermittelt werden, so muß 
der Strahl naturgemäß zum mindesten kurz vor Eintritt des 
zweiten Ereignisses die Schlitzblende wieder erreicht haben, 
um dann bei dessen Eintritt nochmal abgelenkt zu werden. 
Wir sehen also auf dem Leudhtschirm nur zwei kurze Striche. 
Bei bekannter Ablenkgeschwindigkeit des Strahls in der Ho- 
rizontalen läßt sidh aus dem Abstand der Enden dieser 
Strihe das gesuchte Zeitintervall errechnen. Bei periodisch 
sih wiederholenden Vorgängen und vollkommen synchro- 
ner Ablenkung kann man nur dann durch Messen direkt aus- 
werten, wenn die Ereignisse immer genau im gleichen Zeit- 
punkt der Periode eintreten und wenn der Leuchtfleck nur 
einmal in der Periode im Schlitz abgelenkt wird, worauf noch 
weiter unten eingegangen wird. Schwankt jedoch der Eintritt 
der Ereignisse von Periode zu Periode, so verschieben sich 
auch die Enden der Striche; die einfahe Auswertung ist 
dann nicht mehr möglich. 

Vielmehr nimmt man jetzt die Striche auf eine mit hori- 
zontaler Achse langsam umlaufende Trommel auf. Dann er- 
hält man auf dem Photopapier lauter untereinander liegende 
waagrechte Striche mit Unterbrechungen (Bild 3). Die Dreh- 
zahl der Trommel kann sehr gering sein. Sie hängt von 


! Die der Arbeit zugrunde liegenden Versuche wurden 1942/43 im 
Technishen Prüfstand der IG. Farbenindustrie Aktiengesellschaft, Lud- 
wigshafen (Pfalz), jetzt BASF, durchgeführt. 


DK 531.761 : 621.317.755 


ihrem Durchmesser, von der Drehzahl und der Art der Ver- 
brennungsmascine (Zwei- oder Viertakter), nicht aber von 
der Ablenkgeschwindigkeit des Elektronenstrahls ab. Die 
Drehzahl der Trommel muß so groß sein, daß die den ein- 
zelnen Arbeitsspielen entsprechenden Striche deutlich von- 
einander getrennt sind, also etwa 1..2 mm voneinander 
entfernt liegen. Bei Zweitaktern steht dafür die Zeit einer 
Umdrehung [= 360° Kurbelwinkel (KW)] des Verbrennungs- 
motors zur Verfügung; bei Viertaktern ist diese Zeit dop- 
pelt so groß (2 Umdrehungen = 720° KW). 

Bei n = 3000 U/min des Verbrennungsmotors, also bei 
einer hohen Drehzahl, errechnet sich die notwendige Papier- 
geschwindigkeit bei Zweitaktern zu 10 cm/s und bei Vier- 
taktern zu 5 cm/s; das ergibt bei einem Trommelumfang von 
40 cm etwa 15 und 8 U/min, also nur sehr geringe Drehzah- 
len. Die für die Auswertung notwendige Ablenkungsge- 
schwindigkeit des Leuchtflecks gewinnt man am einfachsten 
durch Einstreuen von Zeitmarken in die Bahn des Elektro- 
nenstrahls und durch Abmessen ihres Abstandes. 

Die Grenzendes Verfahrens. — Die Kurzzeit, 
die sich nach dem hier angegebenen Verfahren gerade noch 
bestimmen läßt, ist umso kleiner, je höher die Ablenkge- 
schwindigkeit des Elektronenstrahls gewählt wird. Jedoch 
gibt es eine höchste, eine Grenzgeschwindigkeit, die dort 
liegt, wo die Bahn des Leuchtflecks gerade nicht mehr pho- 
tographisch zu erfassen ist. Bei normalen Röhren liegt diese 
Grenze bei mindestens 100 m/s, so daß man noch Zeiten der 
Größenordnung von 10-4 s mit einer Meßgenauigkeit von 
10-5 s ohne weiteres bestimmen kann. Da man aber die 
Strahlintensität durch Erhöhen der Anodenspannung, durch 
Nachbescleunigung, u.U. durch eine bessere Optik usw. 
noch steigern kann, lassen sich noch kürzere Zeiten nach 
dem angegebenen Verfahren bestimmen. 


Die Gesamtanordnung 

Sie geht aus Bild 1 hervor. Der Leuchtpunkt der Braun- 
schen Röhre wird mit einem Photoobjektiv auf einer mit 
horizontaler Achse umlaufenden Trommel abgebildet. Die 
dadurch bedingte Verkleinerung darf jedoch mit Rücksicht 
auf die Genauigkeit nicht zu stark gewählt werden. Die eine 
Platte für die Horizontalablenkung wird mit einem Ab- 
lenkgerät verbunden, die andere an Masse gelegt. Von den 
Höhenablenkplatten wird die eine mit dem Ausgang eines 
Verstärkers verbunden, der die kleinen Spannungen von 
dem Motor verstärkt, die andere liegt an dem Punkte A 
einer Spannungsteilerschaltung. An diesen Punkt sind auch 
der Abschneider und die Schleiffeder des Z 'tmarkengebers 
angeschlossen. 


Objektiv 
Trommel Era á D- B) 
Kontaktscheibe, >, Da 


HE ? 
SH ) 100V» 
Nocken-| | | 0 a N0 o ____ p 
schebe | | FPPV ql =en a f 
7 
Schalter Il] 
| | ajs > 
| |! N 
.... | A . 
IV i | \ > D) Abschneider 
j i! | Ablenk- lA" "Motorwelle 
iJi gerät ee L Zeitmarkenscheibe 
zE > 
ar OY 
wähle 
m m 
Motorgehäuse 
Wlonisationstrecken ETT 


R Widerstände, P Potentiometer 
Bild 1. Schema der Anordnung für lonisationsmessungen. 


552 ! Salze se 


Wird dieses C in Gl. (6) eingesetzt, ù z u Sae 
gungsdauer i l 


r= 225 — 
l 


und daraus das Trägheitsmoment 
T? | 
N Fr D i l 


Aus Gleichung (9) erkennt m. 
nen allzu großen Einfluß hat, dw; 
verhältnis An/An+ı == 1,37, als 
nismäßig stark gedämpften Schw 
um 1%. 


Die Mess 

Die Genauigkeit des Mebo.. 
nauigkeit der Schwingungsda: 
man möglichst viele Schwinai!!: 
der Dämpfung wird man 5... 
ten, die ausreichen, wenn d!e 
größer als eine Sekunde gew 
Abstoppen der Zeit in den U 
kein größerer Fehler als ©- 
Wiederholen der Messung k 
erhalten. 

Man kann auch durch 
stoßen die freie gedämp!! 
dämpften erzwungenen Sdi 
und beliebig viele Shwin:. 
besteht dann nur aus ei 
zwei Umkehrpunkten, de! 
klein zu sein braudt, um 
rechtzuerhalten. 

Die Federkräfte de: 
bedingt gleich sein, wie 
nur auf die Summe der |: 

Fə die beiden Federkru: 
und r der Radius in m 
dann ist das Richtmom: 


Dym tt 


r (Fı + Fo) ist die Ri 
wirksame Kraft (bei « 
Man verwendet m 
am einfachsten geeich 
zu großen bewegten Ni 
25 kg Zugkraft bei 100 
Weise Trägheitsmoin: 
Schwungmomenten I 
ment GD? = 4g Jink 
Aus Gl. (10) ersieht 
für r und F wählen k 
Bei der Messunti 
Umkehrpunkten de: 
Federwindungen b°’ 
leicht geschehen kt 


Genau 

Um die praktis 
wurde das GD? von 
anker eines Drehs‘ 
bestimmt, und 7w 


„0 
bifilore a 
nd | 
unc = 
P l m — 
7 — p es; 
ar f _ = 3, = | 
6, — T = fr i 

— — p GIA — e— g 
Cei pae Zoan — >=. ! 
g' u p- 77 
z PA 
— 
U « 


on Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 555 


n Umfang zwei geerdete, sehr schmale Kon- 
“tacht sind. Je nach dem gewählten Winkel bei 
‚vukgerät wählt man den Abstand der Kon- 
KW für a = 20..180° KW. Auf den Kontak- 
aie Feder, die mit dem Punkt A von Bild 1 ver- 
ı dem Augenblick, wo die Feder die Kontakte 
‚cweils der Elektronenstrahl kurzzeitig abge- 
„it eine Zeitmarke geschrieben. Aus dem Ab- 
aufeinander folgender Ablenkungen ermittelt 
ıkungsges&hwindigkeit. 
Anwendungsbeispiele 
lien sollen noch ein paar Anwendungen des 
nen Verfahrens gebracht werden. Bei den 
urde eine Braunsche Röhre von Loewe mit 
‘mdurchmesser verwendet; die Trommel mit 
r stammte von Siemens & Halske. Sie wurde 
„nderes Getriebe angetrieben. Die Schlitzblende 
' mm groß. 
«produktion auf 34 verkleinert) zeigt, wie stark 
dos Zündfunkens bei einem Ottomotor u. U. 
ann. Dagegen zeigt Bild 3b, wie gleichmäßig 
„„nüberschlag sein sollte und sein kann. Die 
- durch das Photoobjektiv beträgt etwa 1:2. 
‚nme entsprechen 10° KW im Mittel 22 mm. Die 
wındigkeit des Elektronenstrahls beträgt darnach 
tur n = 1000 U/min. 
-.iqt weiter noch rein schematisch, wie man die 
breitung in einem Verbrennungsmotor mit Hilfe 
‚n verfolgen kann. Auf gleicher Achse mit der 
ammel sitzen zu diesem Zwecke noch eine Kon- 
wit geerdeten Kontakten und eine Nockenscheibe. 
t dıe Aufgabe, über einen Schrittschaltzähler die 
Ionisierungsstreken des Verbrennungsmotors 
z auf den Eingang des Verstärkers zu schalten, 
- Schleiffeder der Kontaktscheibe durch zeitwei- 
.on A dafür sorgt, daß während der Umschaltung 
£ die nächste Ionisierungsstrecke der Leuchtfleck 
er Schlitzblende wandert. Leider wurden diese 
ınfolge der Kriegsereignisse nicht mehr aus- 


Die Selbstkosten der Erzeugung elektrischer Energie 


Die Anwendung des hier angegebenen Meßverfahrens 
beschränkt sich naturgemäß nicht auf die angeführten Bei- 
spiele. Es ist vielmehr überall da anwendbar, wo Kurzzeiten 
bei periodish sich wiederholenden Vorgängen bestimmt 
werden sollen, und wo wegen etwaiger Schwankungen die 
Bildung von Mittelwerten notwendig ist. 


Zusammenfassung 


Es wird ein Verfahren zur Messung von Kurzzeiten in 
der Größenordnung von 10-4 s bei periodisch sich wieder- 
holenden Vorgängen angegeben. Statt — wie meist üblih — 
den vertikal abgelenkten Leuchtfleck einer Braunschen Röhre 
mit Hilfe einer schnell umlaufenden Trommel zu registrie- 
ren, wird hier der sehr schnell waagrecht abgelenkte Elek- 
tronenstrahl der Braunschen Röhre mittels einer mit hori- 
zontaler Achse langsam umlaufenden Trommel photogra- 
phisch erfaßt. Der Leucdhtflek wird am Anfang und am Ende 
der interessierenden Kurzzeit nach oben abgelenkt, so daß 
man die Zeit bei bekannter Ablenkgeschwindigkeit durch 
eine Längenmessung ermitteln kann. Überschreibungen in 
der Photoaufnahme werden durch Abdecken des Leucht- 
schirms mit einer Schlitzblende vermieden. Diese gibt nur 
die horizontale Bahn des Leuchtflecks frei. Ein besonderer 
„Abschneider” sorgt dafür, daß immer nur das gerade inter- 
essierende Stück der Leuchtfleckbahn von jeder einzelnen 
Periode in der Schlitzblende erscheint. 


Schrifttum 


1} H. Mintrop: Messung der Stoßzeiten von Körpern mit Hilfe selbst- 
aufzeichnender Meßverfahren. Arch. techn. Messen V 142—7. 

[12] H. Teichmann: Verfahren zur Bestimmung von Geschoßgeschwin- 
digkeiten. ETZ 58 (1937) S. 627. 

[3] K. Kuchtner: Elektrische Messungen der Zündgeschwindigkeit in 
einer Verbrennungskraftmaschine. Forsch. Ing.-Wes. 2 (1931) S. 197. 

[4] L. Brewes: Die Fortpflanzung der Verbrennung im Dieselmotor. 
Forsch. Ing.-Wes. 6 (1935) S. 183. 

[5] F. Kneule: Beitrag zur Erforschung des Verbrennungsvorganges im 
schnellaufenden Dieselmotor. Dtsch. Kraftf. Forsch. (1938) H. 5. 

[6] L. Herele: Zündverzug und Ausbreitung der Verbrennung im Die- 
selmotor mit Strahleinspritzung. Forsch. Inq.-Wes. 10 (1939) S. 15. 

17] W. Wilke: Untersuchungen über den Verbrennungsablauf von Die- 
selkraftstoffen. Motortechn. Z. (1939) H. 2. 

[8] W. Wilke: Prüfmotoren zur Klopfwertbestimmung von Kraltstoffen. 
Z. VDI 82 (1938) S. 1135. 


r 


Der Wachstumsreserve-Kostenfaktor 
Von Hugo Solling, Nürnberg DK 621.311.003.2 


sicht. Es wird auf die Bedeutung des Wachstumsreserve- 
„s hingewiesen und gezeigt, daß alle bisher veröffentlichten 
„n zur Berechnung der Kosten elektrischer Energie nur für eine 
Sirtschaft Gültigkeit haben. Da die Wirtschaft aber eine Dy- 
- sind diese Gleichungen nur bedingt brauchbar. Der Wachs- 
.o-Kostenfaktor ist nun die Größe, mit der die Werte der Ko- 
.ngen der statischen Wirtschaft erweitert werden müssen, um 
uik in der Wirtschaft zu berücksichtigen. Die Berechnung des 
‚reserve-Kostenfektors wird am Beispiel der Elektrizitätswirt- 
;. den verschiedenen Entwicklungs- und Ausbaumöglichkeiten 
t und Zablenwerte über seine ungefähre Größe mitgeteilt. 


der Literatur sind alle Kostengleichungen zur Berech- 
ier Kosten elektrischer Energie auf das Jahr abgestellt, 

n die Ausbauleistung (unter Berücksichtigung der Be- 
reserve) dem Bedarf entspricht, oder anders ausge- 
t: der Bedarf bleibt über die Jahre des betrachteten 
'‚schnittes gleich, d. h. für eine statische Wirtschaft. 
dieser Annahme ergeben sich die geringsten Anlage- 
an und die kleinsten spezifischen Kapitalkosten je kWh, 
Sh .och gezeigt wird. Diese Art der Selbstkosten- 
r ‚her die Bestkostenrechnung genannt werden. 
‚nrechnung kann nun in der dynamischen 

ht angewandt werden, obgleich diese Be- 

ausschließlich bei Vergleichsrechnungen 

lation für die Kosten der kWh in der 

unden wird. Will man zu richtigen Ergeb- 


nissen kommen, dann muß man die größere Ausbauleistung 
berücksichtigen, die oft durch die Bedarfszunahme bedingt 
ist. Die während der Entwicklungszeit erforderliche grö- 
ßere Ausbauleistung bedeutet eine Leistungsreserve, die 
nicht für den Betrieb erforderlich ist. Sie soll daher Wachs- 
tumsreserve und das Verhältnis der Ausbauleistung zur 
erforderlichen Bedarfsleistung (einschließlich der Leistung 
der Betriebsreserve Lr) als Wachstumsreserve-Faktor rw = 
L/(S + Lr) bezeichnet werden. Die Wachstumsreserve ist 
dann keine eigentliche Reserve, deren der Betrieb bedarf, 
sondern eine zusätzliche Reserve. In der Kostenrechnung hat 
diese Wachstumsreserve die gleiche Bedeutung wie die Be- 
triebsreserve. — Die Kostenrechnung unter Berücksichtigung 
des Wachstumsreservefaktors soll die Wachstumskosten- 
rechnung und der Faktor, der die Dynamik berücksichtigt, 
der Wachstumsreserve-Kostenfaktor genannt werden. — 
Musil [5] berücksichtigt die Erhöhung der Kosten infolge 
Verbrauchszunahme durch einen Faktor, der von der wirt- 
schaftlichen Anlaufzeit abhängt. 


Der Gesamtreservefaktor rg setzt sich also aus dem Be- 
triebsreservefaktor rr, der im allgemeinen in der deutschen 
Elektrizitätswirtschaft zu ra = 1,25 angenommen wird, und 
dem Wachstumsreservefaktor rır zusammen. Einen Einblick 


554 


Die Braunsche Röhre. — Um größte Meßge- 
nauigkeit zu erreichen, ist es ratsam, mit möglichst groBer 
Strichlänge, d. h. aber mit einer Braunschen Röhre von mög- 
list großem Schirmdurchmesser zu arbeiten. Bei einer 
Röhre von 180 mm Schirmdurchmesser beträgt die nutzbare 
Strichlänge über 120 mm. 

Geräte für die Ablenkung des Elektro- 
nenstrahls. — Zur zeitproportionalen Ablenkung des 
Elektronenstrahls in horizontaler Richtung ist ein für moto- 
rische Untersuchungen besonders entwickeltes Ablenkgerät 
vorteilhaft (DRP Nr. 732 033). Es wird an die Kurbelwelle 
des Verbrennungsmotors angeflanscht und liefert daher Ab- 
lenkspannungen, die bei jeder Drehzahl des Motors, auch 
bei Schwankungen, vollkommenen Synchronismus der Ab- 
lenkung mit der Drehung des Schwungrads ergeben. Das Prin- 
zip dieses Geräts ist bereits mehrfach angegeben worden 
[7, 8], es sei daher hier nur kurz angedeutet: Einem ring- 
förmigen Widerstand aus einer schlecht leitenden Flüssig- 
keit wird an zwei Stellen eine Gleichspannung zugeführt. 
Die schwankende Spannung für die Ablenkung des Elektro- 
nenstrahls wird zwischen der einen Zuführung und einem 


LETZ 820] 


Kontakte 
Aufbau des Ablenkgerätes mit Kontakten für die Zeitmarkierung. 


Bild 2. 


gegenüber dem Widerstand rotierenden Stromabnehmer 
abgenommen, einem Finger, der in die Flüssigkeit ein- 
taucht (Bild 2). Diese Flüssigkeit — destilliertes Wasser 
— befindet sich in einem nach seiner Mittelachse zu offenen 
Hohlring, der gegenüber dem feststehenden Abnehmer ro- 
tiert. Die Ausbildung des Flüssigkeitsringes erfolgt also erst 
durch die Rotation des Hohlringes, dessen Wandung aus 
hochwertigem Isolierstoff besteht. Die Anordnung liefert 
sehr gute zeitproportionale Spannungen von sägeförmigem 
Verlauf; die Flankensteilheit richtet sich nah dem Winkel, 
unter dem die Gleichspannung zugeführt wird. Ist dieser 
Winkel a = 180°, so dauert die Zunahme genau so lange 
wie die Abnahme. Für a 5 180° ist die eine Zeit kürzer als 
die andere. Entsprechend wird der Elektronenstrahl durch 
die erzeugten Spannungen abgelenkt. Für a = 180° ist die 
Ablenkgeschwindigkeit in beiden Richtungen gleich groß; 
für a < 180° ist sie in der diesem Winkel entsprechenden 
Zeit größer als für den Restwinkel. 

Man kann also die interessierenden Vorgänge sehr stark 
auseinanderziehen, wenn man den Winkel a sehr klein 
macht. Erfahrungsgemäß kann man a bis auf 20° verkleinern. 
Dann wandert der Strahl in 20° KW z.B. von links nach 
rechts und in 340° von rechts nach links. Durch diese rein 
mechanische Art der Spannungserzeugung kann man also zu 
ziemlich hohen Ablenkgeschwindigkeiten gelangen (etwa 
100 m/s bei einer Motordrehzahl von 3000 U/min und einer 
Strichlänge von etwa 120 mm!). 

Natürlich können auch die sog. Kippschwinggeräte ver- 
wendet werden, nur ist dabei die Synchronisierung schwie- 
rig. Schlechte Synchronisation erschwert sehr stark die Aus- 
wertung, macht sie u. U. ganz unmöglich. Bei Kippfrequenzen, 
welche die interessierenden Vorgänge sehr stark auseinan- 
derziehen, wird nur jede 3., 4. oder 5.... Kippung verwendet. 
Die Ablenkungen des Elektronenstrahls durch die dazwi- 
schen liegenden Kippungen werden durch den weiter unten 
beschriebenen Abschneider außerhalb der Schlitzblende 
verlegt. 

In den meisten Fällen wird die von dem Vorgang ge- 
lieferte Spannung nicht ausreichen, um den Elektronenstrahl 
in vertikaler Rechtung genügend schnell und weit genug ab- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober 1%: 


zulenken. Die erforderliche Verstärkung erfolgt dann mitte: 


‘Gleichstromverstärkers oder auh — was für viele Fälle vòi- 


lig ausreicht — mittels eines Wechselstromverstärkers m! 
großer Verstärkung und gutem Frequenzgang. Durch di: 
große Verstärkung wird die für das Verschwinden des Strahl; 
notwendige Spannung schneller erreicht, so daß die Ende: 
der Striche besser erkennbar sind. Der gute Frequenzgar: 
gibt die Gewähr dafür, daß auch noch ziemlich tiefe und hote 
Frequenzen gut verstärkt werden. Unter allen Umständ:s 
muß vermieden werden, daß der Strahl sich nur „schleichend' 
aus dem Schlitze entfernt, da sonst das ganze Meßverfahreı 
fraglich wird. 

Der Abschneider. — Wie bereits oben erwaähr: 
darf der Leuchtflek nur einmal in der Periode im Scl 
vorbeiwandern. Die Rückführung des Strahls bei dem At 
lenkgerät oder die zwischen den einzelnen Arbeitsspiele: 
liegenden Kippungen müssen außerhalb des Schlitzes erf;.- 
gen. Dazu dient der sog. Abschneider. Er besteht aus eir«: 
Walze, die zur einen Hälfte aus Isolierstoff und zur ander-: 
Hälfte aus Metall hergestellt ist. Das Metall ist gegen àd: 
Antriebsachse isoliert. Auf der Walze schleifen nebeneir- 
ander zwei einzeln verstellbare Kohlebürsten (Bild 1). Steber. 
die Bürsten nebeneinander, so sind sie beide solange eles- 
trisch verbunden, wie sie auf dem Metall schleifen. Die Veı- 
stellbarkeit der Bürsten gestattet, in einfacher Weise jedes 
interessierende Stück der Bahn des Leuchtfleckks im Schlitze 
erscheinen zu lassen. Der Abschneider wird zu diesem Zwed: 
bei Zweitaktmotoren direkt, bei Viertaktmotoren im Ver- 
hältnis 1:2 untersetzt an die Motorwelle angeflanscht. Di: 
eine Bürste wird geerdet und die andere mit dem Punkt 4 
der Schaltung (Bild 1) verbunden. Solange der Punkt A au 
auf Spannung liegt, bewegt sich der Leuchtflek in der Slitt- 
blende; nur dann ist die Messung möglich. Ist der Punkt 4 
geerdet, so wandert der Leuchtpunkt außerhalb des Spe- 
tes, bleibt also unsichtbar. 

Der Zeitmarkengeber besteht aus einer Scheibe 
aus Isolierstoff, die ebenfalls an die Motorwelle gekuppe!! 


Motordrehzahl: 1000 Ulmin 


I0°KW. 


n=1500 Ulmin 


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[Nr 


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Beginh der Zündung 
—> Zeit 


Motordrehzahl: 500 Ulmin 


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Beginn der Zündung 


—— Zeit 
ETZ aži u 


Bild 3. Ungleichmäßige (a) und gleichmäßige (b) Zündfunkenüberschläce >e 
einem Verbrennungsmotor. 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


555 


C 


ıst und auf deren Umfang zwei geerdete, sehr schmale Kon- 
takte angebracht sind. Je nach dem gewählten Winkel bei 
dem Seitenablenkgerät wählt man den Abstand der Kon- 
takte: 2...20° KW für a = 20...180° KW. Auf den Kontak- 
ten schleift eine Feder, die mit dem Punkt A von Bild 1 ver- 
bunden ist. In dem Augenblick, wo die Feder die Kontakte 
berührt, wird jeweils der Elektronenstrahl kurzzeitig abge- 
lenkt und damit eine Zeitmarke geschrieben. Aus dem Ab- 
stand zweier aufeinander folgender Ablenkungen ermittelt 
man die Ablenkungsgeschwindigkeit. 


Anwendungsbeispiele 

Im folgenden sollen noch ein paar Anwendungen des 
hier beschriebenen Verfahrens gebracht werden. Bei den 
Aufnahmen wurde eine Braunsche Röhre von Loewe mit 
180 mm Schirmdurchmesser verwendet; die Trommel mit 
rd. 13 cm Dmr. stammte von Siemens & Halske. Sie wurde 
über ein besonderes Getriebe angetrieben. Die Schlitzblende 
war 100 X 4 mm groß. 

Bild 3a (Reproduktion auf % verkleinert) zeigt, wie stark 
der Einsatz des Zündfunkens bei einem Ottomotor u. U. 
shwanken kann. Dagegen zeigt Bild 3b, wie gleichmäßig 
der Zündfunkenüberschlag sein sollte und sein kann. Die 
Verkleinerung durch das Photoobjektiv beträgt etwa 1:2. 
In der Aufnahme entsprechen 10° KW im Mittel 22 mm. Die 
Ablenkgeschwindigkeit des Elektronenstrahls beträgt darnach 
etwa 28 m/s für n = 1000 U/min. 

Bild 1 zeigt weiter noch rein schematisch, wie man die 
Flammenausbreitung in einem Verbrennungsmotor mit Hilfe 
der lonisation verfolgen kann. Auf gleicher Achse mit der 
Aufnahmetrommel sitzen zu diesem Zwecke noch eine Kon- 
taktscheibe mit geerdeten Kontakten und eine Nockenscheibe. 
Letztere hat die Aufgabe, über einen Schrittschaltzähler die 
einzelnen lonisierungsstreken des Verbrennungsmotors 
nacheinander auf den Eingang des Verstärkers zu schalten, 
während die Schleiffeder der Kontaktscheibe durch zeitwei- 
ses Erden von A dafür sorgt, daß während der Umschaltung 
von einer auf die nächste Ionisierungsstrecke der Leuchtfleck 
außerhalb der Schlitzblende wandert. Leider wurden diese 
Messungen infolge der Kriegsereignisse nicht mehr aus- 
geführt. 


Die Selbstkosten der Erzeugung elektrischer Energie 


Die Anwendung des hier angegebenen Meßverfahrens 
beschränkt sich naturgemäß nicht auf die angeführten Bei- 
spiele. Es ist vielmehr überall da anwendbar, wo Kurzzeiten 
bei periodisch sich wiederholenden Vorgängen bestimmt 
werden sollen, und wo wegen etwaiger Schwankungen die 
Bildung von Mittelwerten notwendig ist. 


Zusammenfassung 


Es wird ein Verfahren zur Messung von Kurzzeiten in 
der Größenordnung von 10-4 s bei periodisch sich wieder- 
holenden Vorgängen angegeben. Statt — wie meist üblih — 
den vertikal abgelenkten Leuchtfleck einer Braunschen Röhre 
mit Hilfe einer schnell umlaufenden Trommel zu registrie- 
ren, wird hier der sehr schnell waagrecht abgelenkte Elek- 
tronenstrahl der Braunschen Röhre mittels einer mit hori- 
zontaler Achse langsam umlaufenden Trommel photogra- 
phisch erfaßt. Der Leuchtfleck wird am Anfang und am Ende 
der interessierenden Kurzzeit nach oben abgelenkt, so daß 
man die Zeit bei bekannter Ablenkgeschwindigkeit durch 
eine Längenmessung ermitteln kann. Überschreibungen in 
der Photoaufnahme werden durch Abdecken des Leucht- 
schirms mit einer Schlitzblende vermieden. Diese gibt nur 
die horizontale Bahn des Leuchtfleks frei. Ein besonderer 
„Abschneider“ sorgt dafür, daß immer nur das gerade inter- 
essierende Stück der Leuchtflekbahn von jeder einzelnen 
Periode in der Schlitzblende erscheint. 


Schrifttum 


[1] H. Mintrop: Messung der Stoßzeiten von Körpern mit Hilfe selbst- 
aufzeichnender Meßverfahren. Arch. techn. Messen V 142—7. 

[2] H. Teichmann: Verfahren zur Bestimmung von Geschoßgeschwin- 
digkeiten. ETZ 58 (1937) S. 627. 

[3] K. Kuchtner: Elektrische Messungen der Zündgeschwindigkeit in 
einer Verbrennungskraftmaschine. Forsch. Ing.-Wes. 2 (1931) S. 197. 

[4] L. Brewes: Die Fortpflanzung der Verbrennung im Dieselmotor. 
Forsch. Ing.-Wes. 6 (1935) S. 183. 

[5] F. Kneule: Beitrag zur Erforschung des Verbrennungsvorganges im 
schnellaufenden Dieselmotor. Dtsch. Kraftf. Forsch. (1938) H. 5. 

[6] L. Herele: Zündverzug und Ausbreitung der Verbrennung im Die- 
selmotor mit Strahleinspritzung. Forsch. Ing.-Wes. 10 (1939) S. 15. 

17] W. Wilke: Untersuchungen über den Verbrennungsablauf von Die- 
selkraftstoffen. Motortechn. Z. (1939) H. 2. 

18] W. Wilke: Prüfmotoren zur Klopfwertbestimmung von Kralftstoffen. 
Z. VDI 82 (1938) S. 1135. 


Der Wachstumsreserve-Kostentaktor 


Von Hugo Solling, Nürnberg 


Übersicht. Es wırd auf die Bedeutung des Wachstumsreserve- 
Kastenfaktors hingewiesen und gezeigt, daß alle bisher veröffentlichten 
Gleihungen zur Berechnung der Kosten elektrischer Energie nur für eine 
statische Wirtschaft Gültigkeit haben. Da die Wirtschaft aber eine Dy- 
namik hat, sind diese Gleichungen nur bedingt brauchbar. Der Wachs- 
timsreserve-Kostenfaktor ist nun die Größe, mit der die Werte der Ko- 
stengleichungen der statischen Wirtschaft erweitert werden müssen, um 
die Dynamik in der Wirtschaft zu berücksichtigen. Die Berechnung des 
Wachstumsreserve-Kostenfektors wird am Beispiel der Elektrizitätswirt- 
schaft bei den verschiedenen Entwicklungs- und Ausbaumöglichkeiten 
äargestellt und Zahlenwerte über seine ungefähre Größe mitgeteilt. 


In der Literatur sind alle Kostengleichungen zur Berech- 
nung der Kosten elektrischer Energie auf das Jahr abgestellt, 
in dem die Ausbauleistung (unter Berücksichtigung der Be- 
triebsreserve) dem Bedarf entspricht, oder anders ausge- 
drückt: der Bedarf bleibt über die Jahre des betrachteten 
Zeitabschnittes gleich, d. h. für eine statische Wirtschaft. 
Bei dieser Annahme ergeben sich die geringsten Anlage- 
kosten und die kleinsten spezifischen Kapitalkosten je KWh, 
wie später noch gezeigt wird. Diese Art der Selbstkosten- 
rechnung soll daher die Bestkostenrechnung genannt werden. 

Die Bestkostenrechnung kann nun in der dynamischen 
Wirtschaft oft nicht angewandt werden, obgleich diese Be- 
rechnungsart fast ausschließlich bei Vergleichsrechnungen 
und bei der Vorkalkulation für die Kosten der kWh in der 
Literatur [1, 2, 4] gefunden wird. Will man zu richtigen Ergeb- 


DK 621.311.003.2 


nissen kommen, dann muß man die größere Ausbauleistung 
berücksichtigen, die oft durch die Bedarfszunahme bedingt 
ist. Die während der Entwicklungszeit erforderliche grö- 
Bere Ausbauleistung bedeutet eine Leistungsreserve, die 
nicht für den Betrieb erforderlich ist. Sie soll daher Wachs- 
tumsreserve und das Verhältnis der Ausbauleistung zur 
erforderlichen Bedarfsleistung (einschließlich der Leistung 
der Betriebsreserve Lr) als Wachstumsreserve-Faktor rw = 
L/(S + Lr) bezeichnet werden. Die Wachstumsreserve ist 
dann keine eigentliche Reserve, deren der Betrieb bedarf, 
sondern eine zusätzliche Reserve. In der Kostenrechnung hat 
diese Wachstumsreserve die gleiche Bedeutung wie die Be- 
triebsreserve. — Die Kostenrechnung unter Berücksichtigung 
des Wachstumsreservefaktors soll die Wachstumskosten- 
rechnung und der Faktor, der die Dynamik berücksichtigt, 
der Wachstumsreserve-Kostenfaktor genannt werden. — 
Musil [5] berücksichtigt die Erhöhung der Kosten infolge 
Verbrauchszunahme durch einen Faktor, der von der wirt- 
schaftlichen Anlaufzeit abhängt. 


Der Gesamtreservefaktor rg setzt sich also aus dem Be- 
triebsreservefaktor rz, der im allgemeinen in der deutschen 
Elektrizitätswirtschaft zu ra = 1,25 angenommen wird, und 
dem Wachstumsreservefaktor riy zusammen. Einen Einblick 


556 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober 1930 


in die Größe des Wachstumsreservefaktors kann man aus 
dem Gesamtreservefaktor der öffentlichen Elektrizitätswerke 
in den Jahren 1928 und 1936 [2, S. 264] erhalten. Der Normal- 
wert des Gesamtreservefaktors dürfte bei re = 1,5 liegen. 
Mit diesem Wert ergibt sich bei einem Betriebsreservefaktor 
rg = 1,25 ein Wachstumsreservefaktör rw = 1.2. 


Sind während eines betrachteten Zeitabschnittes in je- 
dem Jahre die Ausbau- und die Bedarfsleistung gleich groß, 
so sind die Kapitalkosten ebenfalls gleich groß und erreichen 
ihren Kleinstwert; wir haben keine Wachstumsreserve zu be- 
rücksichtigen. Werden die Ausbauleistung und die Kraft- 
werkserweiterungen aus wirtschaftlichen Überlegungen so 
groß gewählt, daß sie die Bedarfszunahme mehrerer Jahre 
decken, dann ergibt sich die sägenartige Kurve der spezifi- 
schen Kapitalkosten in Pfg/kWh gemäß Bild 1. Sofort nach 
dem Neubau sind die Kapitalkosten hoch, da die mit Rüc- 
sicht auf die Entwicklung gewählte Ausbauleistung noch nicht 
voll ausgenutzt wer- 
den kann. Mit wadh- 
sendem Bedarf neh- 
men bei sonst glei- 
chen Belastungsver- 
hältnissen die Kapi- 
talkosten je kWh ab, 
da sich die jährlichen 
Kapitalkosten auf 


eine größere Leistung o 2 ‘ u N Jahre 
und Elektrizitätsmen- Bild 1. Schematische Darstellung des säge- 
ge verteilen. Genügt artigen Verlaufes der Kapitalkosten | 


die ausgebaute Lei- (— — — — Durchschnittswert). 


stung nicht mehr, um 

den Bedarf zu decken, so muß sie erhöht werden; es müs- 
sen neue Anlagen geschaffen und neues Kapital investiert 
werden. Dadurch schnellen die Kapitalkosten wieder em- 
por. Durch den Turnus der Erweiterungen entsteht so die 
sägeartige Kurvenform. — Würde man nun z. B. bei Tarif- 
maßnahmen von den Selbstkosten in einem Kerbeneinschnitt 
der sägenartigen Kostenkurve, von dem Bestwert ausge- 
hen, ohne das Emporschnellen der Kosten bei den Erweite- 
rungen zu berücksichtigen, so müßte das Unternehmen bei 
Ansteigen des Bedarfes Verluste erleiden. Den Selbstkosten 
sind daher nicht die kleinsten Kosten im Kerbeneinschnitt son- 
dern die durchschnittlichen Kapitalkosten zugrunde zu legen. 


Es soll nun untersucht werden, ob und wann die Wachs- 
tumskostenrechnung erforderlich ist. Zu diesem Zweck be- 
trachten wir ein isoliert stehendes Kraftwerk ohne Kupp- 
lungsmöglichkeit mit anderen Kraftwerken. Ist das Versor- 
gungsgebiet des Kraftwerkes so groß, daß die jährliche Be- 
darfszunahme der wirtschaftlichen Kraftwerks- bzw. Ma- 
schinengröße entspricht, dann wird sie durch den Bau 
eines Kraftwerkes oder einer Maschine optimaler Leistung 
in jedem Jahr wirtschaftlich befriedigt. Die Selbstkosten 
können dann mit Hilfe der Bestkostenrechnung ermittelt 
werden. Ist die Verbrauchszunahme jedoch kleiner, dann ist 
die Wachstumskostenrechnung durchzuführen. — Die glei- 
chen Überlegungen gelten bei Verbundbetrieb für die Ge- 
samtheit der gekuppelten EVU. 


Als zu betrachtender Zeitraum ist nun für unsere wirt- 
schaftlichen Untersuchungen die Abschreibungszeit zugrun- 
de gelegt, da diese eine Periode in der wirtschaftlichen Ent- 
wicklung umfaßt [4, S. 48]. Dann ist z. B. bei dem Selbst- 
kostenvergleich von Wasser- und Dampfkraftwerken zu be- 
achten, daß die Abschreibungszeit von Wasserkraftwerken 
das Mehrfache derjenigen von Dampfkraftwerken beträgt 
und hier also mit zwei verschiedenen Zeitabschnitten gerech- 
net werden muß. — Musil unterteilt den zu betrachtenden 
Zeitabschnitt in zwei Teile, in die Anlaufzeit, d. h. den Zeit- 
abschnitt von der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes 
bis zur Fertigstellung der gesamten Anlage, und in den 
übrigbleibenden Restzeitabschnitt, in die Abschreibungszeit. 
Je kürzer die Anlaufzeit ist, umso kleiner wird der mittlere 
Wachstumsreservefaktor. Diese Unterteilung kann nur in 
Sonderfällen bei Vergleichsrechnungen angenommen wer- 


r 


den, denn sie berücksichtigt nicht die Bedarfszunahme wät- 
rend der Restzeit. Für die Selbstkostenrechnung ist aber die 
dauernde Verbrauchszunahme und ihre wirtschaftliche Dek- 
kung zu berücksichtigen. 

Wird mit Rücksicht auf wirtschaftliche Überlegungen d:e 
Ausbauleistung so gewählt, daß sie die Bedarfszunahme 
mehrerer Jahre deckt, dann sind naturgemäß die schon be 
stehenden Werke zu beachten. Gleichgültig ob ein Dampi- 
oder Wasserkraftwerk errichtet wird, hat dieses moderne 
Werk immer die kleineren beweglichen Kosten. Man wird 
daher versuchen, die neu erstellten Werke voll auszunutzen. 
dafür aber unwirtschaftliche Kraftwerke möglichst wenig 
einzusetzen und die Betriebs- und Wachstumsreserve in d:e 
alten Kraftwerke zu legen. Diese Maßnahme wirkt sich abe: 
so aus, als ob der Wachstumsreserve-Kostenfaktor kleiner 


. würde. 


Nach diesen allgemeinen, einführenden Betrachtungen 
ergibt sich, daß der Wachstumsreservefaktor nicht vernad- 
lässigt werden darf und daß im allgemeinen die Wachstums- 
kostenrechnung und nur in Sonderfällen die Bestkostenred- 
nung für die Berechnung der Selbstkosten der elektrischen 
Energie angewandt werden darf. Die in der Literatur mitge- 
teilten Kostengleichungen, die als Reserve nur die Betriebs- 
reserve annehmen, sind daher nur in Sonderfällen zu ver- 
wenden. 

Einen Einblick in die Größenordnung des Wachstums- 
reservefaktors und die Kostenerhöhung der elektrischen 
Energie durh den Wachstumsreserve-Kostenfaktor soen 
die folgenden Ausführungen geben. — Die geringsten Ka- 
pitalkosten errechnen sich in einer statischen Wirtsca:‘: 
nämlich wenn das Werk genau für den Bedarf ausgelegt wer- 
den kann, also bei der Bestkostenrechnung. Hier ergibt s1? 
die untere Grenze der Kapitalkosten. Sie wird errechnet aus 
der Gl. (1): 

k K K’ p k’ p 
A LH, H, 


Dabei bedeuten: 


A Jahresarbeit (kWh), 

L Ausbauleistung (KW), 

Hr Ausnutzungsstundenzahl (A = L Hr), 

K” Anlagekapital des Kraftwerkes (DM) (K’ = LK), 

k spezifische Anlagenkosten des Kraftwerkes (DM xW} 

K jährliche Kapitalkosten des Kraftwerkes (DM) (K = 
K' p), 

Jahressatz für Verzinsung, Abschreibung usw. (rd.15°° 

Kosten je kWh des Kraftwerkes (DM/kWh) (k = K à 


Macht man nun die Annahme, daß die Anlage sofort !: 
die Endleistung ausgebaut wird, obwohl der Bedarf und 3% 
mit die erzeugte Arbeitsmenge von Aı in dem betracte'-: 
Zeitabschnitt nach einer Reihe von n Jahren um den gqleit:t: 
jährlichen Betrag, also proportional, auf die Endleis‘.’: 
An = n Aı wächst, dann würden die Kapitalkosten je k`- 
den Höchstwert, die obere Grenze, erreihen. In die? 
Falle muß während des ganzen betrachteten Zeitabschn:': 
die mit Rücksicht auf den Endzustand geschaffene Ar!:c! 
mitgeschleppt werden. Bei dieser Annahme erhöht sic å- 
Bestwert nach der Gl. (2) um das Verhältnis 


in DM/kWh. it 


RU 


An __ An ___2An___2n = 7r P 
A A, +A, A, +A, I+n w 
2 


Der Wachstumsreservefaktor ist dann rw = 2ni!-' 
ändert sich also mit der Größe des betrachteten Zeitabsr.. 
tes und ergibt sich zu rm = 182 fürn = 10, währeni UM. 
s i l [4, S. 48, Bild 30] und Se gelk een [3, S. 57] ohne Be.‘ 
sichtigung der Dauer der Zeitabschnitte einen gleichen Y- ` 
Iw = 2,0 angeben. 

Durch den stufenweisen Ausbau der Anlagen vers. 
man sich nun der Bedarfsentwicklung anzupassen un! i’ 
Wachstumsreserve-Kostenfaktor zu verkleinern und die A 
sten der kWh zu verbilligen. Dabei erweist es sich als w` 
schaftlich erforderlich 


15. Oktober 1950 


a) manche Anlagenteile sofort voll, also in einstufiger 
Ausführung auszubauen (z. B. Straßen, Bahnanlagen, Ge- 
lände, Gebäude, Werkstätten, Arbeiterwohnungen usw.), 

b) andere Anlagenteile in geringer Stufenzahl zu er- 
richten (z. B. Kessel- und Maschinenhäuser, Kühlwasserpum- 
pen usw.), 

c) die teuersten und wichtigsten Anlagenteile in mög- 
lichst großer Stufenzahl aufzustellen (Kessel, Maschinen, 
Transformatoren usw.). f 

Der stufenweise Ausbau ist heute bei nicht genügender 
Größe des Versorgungsgebietes das einzige Mittel, sich der 
' Entwicklung des Bedarfes anzupassen. 

Erfolgt der Ausbau nicht sofort für die Endleistung, son- 
dern in z Stufen, dann ergeben sich nach Gl. (3) die durch- 
schnittlichen Kapitalkosten zu 

k,P fz! 1 
k, = H, ` z Te m 
Dabei bedeuten 
m Zahl der Maschinen im Endausbau 


k, spezifishe Anlagenkosten je kW, die mit der Lei- 
stung steigen, also für Maschinen, Kessel usw. (DM/kW), 
c Faktor, der die Anlagenkosten, die sofort aufgewandt 


werden müssen, berücksichtigt. Der Faktor wird als Prozent- 


in DM kWh. (3) 


satz der proportionalen Kosten des Endbaues angegeben und 


liegt in der Größenordnung c = 0,15... 0,25. 


8 12 


—/ 
Bild 2. Wachstumsreserve-Kostenfaktor in Abhängigkeit von der Zahl der 


a) bei proportionaler Verbrauchszunahme, b) bei Ver- 


brauchszunahme nach geometrischer Reihe. 

Aus Gl. (3) ist zu ersehen, daß nur der Klammeraus- 
druck eine Funktion der Stufenzahl ist. Will man den Wachs- 
tumsreserve-Kostenfaktor ermitteln, so muß man die Werte 
des Klammerausdruces für die verschiedenen Ausbaustufen 
zum Bestwert, der bei der optimalen Stufenzahl z, erreicht 
wird, in Beziehung setzen und man erhält so den Wachstums- 
reserve-Kostenfaktor zu 


Ausbaustufen, 


z! 1 
2” + (6: + 
2° m 
ee (4) 

A 3 + C + m. & 

m 
Für ein optimales 
Kraftwerk mit Masci- 


nensätzen von rd. 50 MW 
ergeben sich dann die ge- 


ringsten Kapitalkosten, 
der untere Grenzwert, 
für ou» = n, also für den 


Fall, daß jedes Jahr ein 
Maschinensatz optimaler 
Leistung von rd. 50 MW 
eingebaut wird. Die Wer- 
te des Wachstumsreser- 
ve-Kostenfaktors für die 
vershiedenen Ausbau- 
stufen sind aus Bild 2, 
Kurve a, zu ersehen. 

Die bisherigen Be- 
rechnungen waren für die 
Annahme aufgestellt, daß 
die Zunahme des Ver- 
brauches und der Spit- 
zenleistung gradlinig, d. 
h. jedes Jahr um den 
gleichen festen Betrag, 
erfolgt. Nach den Erfah- 
rungen der deutschen 

Elektrizitätswirtschaft 
folgt das Wachstum nicht 


Bild 3. Ausbaustufen bei Verbrauchs- 
zunahme nach geometrischer Reihe. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


557 


u EST SEES 


einer linearen Proportion sondern nach dem Bildungsgesetz. 
einer geometrischen Reihe. Dadurch ändert sich die Gl. (4). 
Der nichtlineare Anstieg ergibt eine unübersichtlihe und 
schwierige Gleichung für den Wachstumsreserve-Kostenfak- 
tor. Auf die mathematische Erfassung wurde daher verzich- 
tet, an Hand von Bild 3 der Wachstumsreserve-Kostenfak- 
tor für die verschiedenen Ausbaustufen errechnet und in 
Bild 2, Kurve b, aufgetragen. Ein Vergleich der beiden Kur- 
ven zeigt, daß die Verbrauchszunahme nach der geometri- 
schen Reihe besonders in den kleinen Stufenzahlen (z = 
1...3) größere Werte des Wachstumsreserve-Kostenfaktors 
(bis zu 130/0) ergibt als bei proportionaler Zunahme. 

Da der Unterschied in den Werten des Wachstumsre- 
serve-Kostenfaktors zwischen 6-, 4- und 3stufigem Ausbau 
nur gering ist, so wird man oft mit Rücksicht auf die Un- 
ruhe und die Erschwernis des Betriebes durch den Bau auf 
den möglichst vielstufigen Ausbau und auf die Ausnutzung 
des letzten Prozentes verzichten. Man könnte sich daher 
mit einem 3stufigem Ausbau begnügen. Für den möglichst 
vielstufigen Ausbau sprechen jedoch neben den errechneten 
wirtschaftlichen Vorteilen noch die folgenden Gründe: 

a) Die technische Entwicklung kann in der Aufbauzeit 
Verbesserungen bringen, die bei den späteren Ausbaustufen 
angewandt werden können, selbst wenn durch die Haltung 
zusätzlicher Reserveteile größere Betriebschwierigkeiten zu 
erwarten sind. 

b) Der Geldbedarf wird auf eine längere Zeit verteilt 
und kann daher mit Hilfe der Selbstfinanzierung leichter be- 
friedigt werden. 

Bei den bisherigen Betrachtungen war auf die Höhe der 
jährlihen Verbrauchszunahme keine Rücksicht genommen. 
Ein Kraftwerk von geringerer (z. B. 150 MW) als der optima- 
len Ausbauleistung (z. B. 300 MW) kann nun so ausgebaut 
werden, daß weniger Maschinen mit optimaler Leistung und 
damit größerer Betriebsreserve (z. B. 2:50 + 1:50 MW) oder 
die optimale Maschinenzahl für einen Betriebsreservefaktor 
ra = 125 mit kleiner Leistung und höheren spezifischen 
Ausbaukosten eingesetzt werden (z. B. 4:25 + 1:25 MW). 
Es sind hier also drei Faktoren zu berücksichtigen: 


a) die Betriebsreserve, \ Gessintreseive 

b) die Wachstumsreserve, f 

c) die spezifischen Ausbaukosten, die mit steigenden 
Werten der Ausbauleistung nach einer Exponentialfunktion 


abnehmen: 
L t 
k=bz (=) . 
Z 


Dann betragen die Anlagekosten bei einer Ausbauiei- 
stung Lp und der Zahl der ausgebauten Maschinen z und für 
Werte von 1939: 


L \e L 0,75 
k= bz a = 4750 | a [Markk W]. 
Z 


Bei dieser Berücksichtigung der drei Kostenabhängigkei- 
ten ergibt sich der Gesamtkostenfaktor zu 


L. \0,75 l 

| n) TuE ',,\057 
ER Z+ \2) zZ aA _ Zz +1 (2 \075 I, 
Rn Zo +1 Li 0,75 z! 1 zZ, +1 (z z TA 

(2) ern (5) 


In Bild 4 ist das Ergebnis einer Berechnung des Gesamt- 
kostenfaktors r’x für verschiedene Ausbauleistungen, die der 
Verbrauchszunahme eines Zeitabschnittes von 10 Jahren ent- 


0 125 25 


137777) 


Gesamtkostenfaktor in Abhängigkeit von der Maschinenleistung 
für verschiedene Verbrauchszunahme während 10 Jahren. 


Bild 4. 


558 


— Lm 


EIL ERS) 


Gesamtkostenfaktor mit und ohne Berücksichtigung des Wachs- 
tumsreserve-Kostenfaktors. 


Bild 5. 


sprechen soll, und verschiedene Größen der Maschinensätze 
bei proportionaler Verbrauchszuahme aufgetragen. Aus Bild 4 
ergibt sich dann: 

a) Der Bestwert des Gesamtkostenfaktors liegt für Kraft- 
werke von 150, 200 und 300 MW Spitzenleistung bei 50 MW- 
Maschinensätzen. Bei Ausbau von 25 MW-Maschinensätzen 
in 150- und 200 MW-Kraftwerken würden die Gesamtkosten 
während des betrachteten Zeitabschnittes rd. 10... 16% mehr 
betragen. Es ist also der Ausbau der Kraftwerke mit 50 MW- 
Maschinensätzen zu empfehlen. Der höhere Gesamtkosten- 
faktor bei 200 MW in Bild 4 ist dadurch bedingt, daß der Be- 
triebsreservefaktor für die 50 MW-Maschinensätze bei 
200 MW kleiner (ra = 1,25) ist als bei 300 MW (rg = 1,33). 

b) Der Einbau von 25 MW-Mascdinensätzen ist bei 
100 MW Kraftwerkspitzenleistung am wirtschaftlichsten. Ma- 
schinensätze von 50 MW sind über 16% und von 12,5 MW 
Leistung um rd. 12% unwirtschaftlicher. 

c) Bei 50 MW Kraftwerkspitzenleistung ist der Einbau 
der 12,5 MW-Maschinensätze vorteilhafter, denn die 6,25 
MW-Maschinensätze sind um 10% und die 25 MW-Ma- 
schinensätze um rd. 14% unwirtschaftlicher. 

Nach diesen Ausführungen sind bei den Kraftwerken 
von 300, 200 und 150 MW Spitzenleistung Turbinen von 
50 MW, bei Spitzenleistungen von 100 MW solche von 25 MW 
bzw. bei 50 MW Spitzenleistung solche von 12,5 MW einzu- 
bauen. Weiter ergibt sich, daß Versorgungsgebiete mit einer 
durchschnittlichen Zunahme von 500 MW während 10 Jahren 
die geringsten Kapitalkosten für das Kraftwerk aufzuwen- 
den haben, denn hier ist der Gesamtkostenfaktor rg = 1,0. 

Um den Einfluß des Wachstumsreserve-Kostenfaktors zu 
zeigen, also den Betriebsreservefaktor und die Änderungen 
der spez. Ausbaukosten ausschalten, sind die Werte des Ge- 
samtkostenfaktors r% der Gl. (5) nochmals berechnet, wobei 
angenommen wurde, daß rk, = rk, = list, d.h. der Wachs- 
tumsreserve-Kostenfaktor wurde nicht berücksichtigt. Das 
Eıgebnis dieser Berechnung ist in Bild 5 für die Kraftwerke 
mit Spitzenleistung von 100 und 50 MW neben der entspre- 
chenden Kurve aus Bild 4 aufgetragen und zeigt den Ein- 


9-10°h 


Erzeugungskosten von Dampf- und Wasserkraftwerken mit und 
ohne Berücksichtigung der Bedarfszunahme. 


0 2 é 6 


B:ld 6. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


Er Er rn Pe EgEEBTe REES TANGEISCHE WEB a a AUS PETER HEN ner ERS DEE EgPEEGe STE HE eE SEE EESSER er SS ESS B ZBSETR STARS eg BEST nr RE 


15. Oktober 1950 


fluß des Wachstumsreserve-Kostenfaktors, der sich aller- 
dings nur bei flachem Verlauf der Kurven des Gesamtko- 
stenfaktors entscheidend auswirkt. Bei Kraftwerken mit 
100 MW Spitzenleistung verschieben sich die Werte der 
Kurven durch den Einfluß des Wachstumsreserve-Kostenfak- 
tors so, daß bei seiner Vernachlässigung die optimale Ma- 


schinenleistung jetzt 50 MW beträgt, während bei Berüdk- 


sichtigung des Wachstumsreserve-Kostenfaktors die günstig- 
ste Leistung des Maschinenatzes 25 MW war. 

Windel [2, S. 323] hat mit Hilfe der Bestkostenred- 
nung eine Vergleichsrechnung für die Erzeugungskosten von 
Dampf- und Wasserkraftwerken durchgeführt. 

Er berechnet die Erzeugungskosten mit einem Betriebs- 
reservefaktor rg = 1,28 und ohne Berücksichtigung des 
Wachstumsreserve-Kostenfaktors aus der vereinfachten Ko- 
stengleichung zu: 


 _K 190 

kerDs 2 et re 
a 4000 = 2,08 Pfg./kWh, 
Ky 600 u 

kw = po Pu TB = og 12 - 1,28 = 2,3 Pfg./kWh. 


Unter Berücksichtigung des Wachstumsreserve-Kosten- 


faktors ergeben sich 
kp = 2,17 Pfg./kWh, also + rd. 4% 


k, = 3,54 Pig./kWh, also + rd. 54 °/o 


Dabei wurden die Werte des Wachstumsreserve-Koster- 
faktors aus der Kurve des Bildes 2 unter der Annahme ent- 
nommen, daß 

a) die Bedarfszunahme nach einer geometrischen Reibe 

wächst, 

b) das Wasserkraftwerk sofort voll ausgebaut wird. 

c) das Dampfkraftwerk in vier Stufen erstellt wird. 

d) der betrachtete Zeitraum 12 Jahre ist. 

Mit den oben mitgeteilten Zahlenwerten wurden nun 
für die verschiedenen Benutzungsdauern (Belastungsfaktoren] 
die Kosten der kWh für das Wasser- und Dampfkraftweri 
mit und ohne Berücksichtigung des Wachstumsreserve-Kr 
stenfaktor ermittelt und in Bild 6 aufgetragen. 

Aus Bild 6 ist zu ersehen, daß sich die Berücksichtigung 
des Weachstumsreserve-Kostenfaktors zu Ungunsten des 
Wasserkraftwerkes auswirkt. Wenn beim Wasserkraftwerk 
der Abschreibungssatz auch viel kleiner und die Abschre:- 
bungszeit viel größer ist, so ist hier der Stufenausbau win 
schaftlich nicht vorteilhaft und der Wachstumsreserve-Kc 
stenfaktor beträgt unter Berücksichtigung der Anlaufze:: 
rk = 11. (Die Kosten des Kapitals während der Bauze: 
sind in den spezifischen Kosten der Wasserkraft enthalten. 
Die Kapitalkosten des Wasserkraftwerkes werden dadurd 
höher und die Selbstkosten verschieben sich zu Gunst« 
des Dampfkraftwerkes. 

Damit ist gezeigt, daß der Wacstumsreserve-Koster 
faktor nicht vernachlässigt werden darf und daß alleinst® 
hende EVU oder EVU im Verbundbetrieb mit einer du:®- 
schnittlichen jährlichen Bedarfszunahme von 50 MW die gif: 
stigsten Selbstkosten des erzeugten Stromes haben werde: 


Zusammenfassung 
Die Untersuchung ergab, daß der Wachstumsreservela- 
tor die Selbstkosten erhöht. Sein Einfluß ist aber zu gro 
als daß er vernachlässigt werden könnte. Sein Wert liegt ? 
3stufigem Ausbau während des Abschreibungszeitabschntt*® 
und Verbrauchszunahme nach der geometrischen Reihe > 
=~ 1,1, um bei 2stufigem Ausbau auf rw => 1,2 zu steige! 


Schrifttum 
ll} R. Schneider: Elektrishe Energiewirtschaft. Springer. Ber. 
1936 . 


Iw 


[2] W. Windel: Deutsche Elektrizitätswirtschaft. Berlin, 19%. 

[3] L. Segelken : Großraumwirtschaft in der deutschen Gasversoig-¥ 
Oldenbourg, München, 1937. f 

[4] L. Musil: Gesamtplanung von Dampfkraftwerken. Springer. Br! 
1948 


[5] L. Musil: Wirtschaftliche Gesichtspunkte für die Grobraus-\ 
bundwirtschaft in der Elektrizitäts-Versorgung. Springer, Wien. :" 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


559 


Die deutsche elektrotechnische Produktion: Kabel und Schwachstromanlagen 


Von Walter Hofmeier, Bonn . 


Übersicht. Das Kabelgebiet zeigt nach jahrelangem starken Rück- 
stand jetzt wieder eine annähernd normale Entwicklung. Die Nadhric- 
tentechnik liegt noch weitaus am stärksten von allen Fachgebieten zurück 
und bat die Kriegsfolgen noch nicht überwunden. Die Elektromedizin 
hat eine wesentlich stärkere Stellung als früher. 


In Fortsetzung der Berichte in den Heften 5 und 8/9 der 
ETZ ds. J. soll die Entwicklung der Produktion für das Ka- 
belgebiet und für die wichtigsten Anlagen der Schwachstrom- 
technik behandelt werden. Für das erstere Gebiet sind die 
Zahlen für „Drähte und Leitungen” und „Kabel‘ statistisch 
getrennt. Zum Vergleich mit den Zahlen der einzelnen Fach- 
zweige gibt Tafel 1 die Entwicklung des Preisindex und des 
Produktionsindex für die gesamte Elektroindustrie des Bun- 
desgebietes nach gewogenen Mitteln. 


Tafel 1. Elektroindustrie gesamt 
Quartal Preisindex Pıod.-Index 
1V/47 168 47 
1/48 174 53 
11/48 180 58 
111/48 185 76 
1V’48 194 95 
1/49 193 102 
11/49 179 97 
111/49 > 174 106 
IV’49 167 121 
1:50 160 115 
11:50 (155) (107) 
Tafel 2. Drähte und Leitungen 
Produktion Preis- Produkt.- Anteil an 
1000 RM/DM t index index Elektrot. %s 
Qu.M.1936 35,000 — 100 100 10,6 
IV/47 15,300 — 170 26 5,8 
1/48 17,740 — 175 29 5,8 
u 19,500 — 185 30 6.5 
111 33,223 — 200 48 6,6 
IV 44,081 10,704 210 60 6,7 
1/49 57,121 14,388 200 82 8,5 
H 55,657 13,993 195 82 8,9 
II 51,241 13,786 185 80 81 
IV 51,657 15,300 170 87 7.6 
1/50 46,488 14,054 165 81 7,4 
April 15,860 4,260 (165) 82 — 
Mai 13,811 4,200 (160) "74 — 
ab 111/49: 60% der Quartalsproduktion des Altreichs 
IV/47 bis 11/49: Vereinigtes Wirtschaftsgebiet 
ab 111/1936: Bundesgebiet 


Bis zur Währungsreform blieb die Fertigung an Drähten 
und Leitungen (Tafel 2) stark zurück, da für diese Gebiete 
der Mangel an Material (vor allem Kupfer) wegen der feh- 
lenden Importe besonders groß war. Die Kapazität der vor- 
handenen Werke war dagegen seit Kriegsende stets ausrei- 
chend und hat keineswegs die geringe Fertigung verschuldet. 
Die Beschäftigung der Werke war bis Mitte 1948 völlig unge- 
nügend. Der früher über 10% liegende Anteil an der gesam- 
ten Produktion der Elektrotechnik lag in dieser Zeit nur et- 
wa auf der Hälfte des normalen Wertes. Erst mit der Wäh- 
rungsreform erfolgte ein sehr steiler Anstieg, der jedoch un- 
erwartet rasch den Nachholbedarf deckte, so daß zuletzt wie- 
der eine merklich fallende Tendenz spürbar ist. Unter dem 
gleichzeitig sehr stark werdenden Wettbewerb sind die Preise 
im letzten Jahr um rund !/4 des Höchststandes gefallen. Der 
Exportanteil ist im Gegensatz zu früher nur ganz gering. Von 
der Produktion liegen mehr als 50% in Nordrhein-Westfa- 
len, knapp 25% in Bayern und der Rest in Niedersachsen und 
Württemberg. 


Tafel 3. Kabel . 
Produktion Preis- Produkt.- Anteil an 
1000 RM/DM t index ındex Elektr. % 
Qu.M.1936: 19,000 — 100 100 5,78 j 
IV/47 7,413 -= 170 23 2,84 
1/48 8,520 — 175 26 2,82 
lI 9,459 = 185 27 2,68 
II 20,159 _ 200 53 4,04 
IV 30,082 12,115 210 75 4,58 
1/49 36,318 14,645 200 91 5,20 
li 37,479 15,240 200 99 5,86 
II y 39,022 15,747 200 103 5,60 
IV 38,661 16,050 195 104 4,96 
1/50 38,438 16,480 185 112 5,48 
April 12,673 5,651 (180) 110 == 
Mai ` 13,710 6,330 (175) 124 — 


DK 621.312 (43) : 338 


Bei den Kabeln (Tafel 3) lag die Fertigung bis Mitte 
1948 ebenfalls wegen des Materialmangels noch stärker zu- 
rück. Die Steigerung erreichte daher innerhalb eines Jahres 
fast das Vierfache der ursprünglichen Menge und damit an- 
nähernd den Produktionsumfang von 1936. In der letzten 
Zeit wurde dieser sogar überschritten, im Gegensatz zu den 
Drähten ist hier kein Rückgang festzustellen. Auch der An- 
teil an der Elektrotechnik hat den Vorkriegswert wieder er- 
reicht. Der Rückgang der Preise ist auf Grund dieser Ver- 
hältnisse wesentlich geringer und liegt nur zwischen 10 und 
20°%0. Ein Export hat 1949 begonnen und scheint gute Aus- 
sichten zu haben. Die gesamte Kapazität ist jedoch ebenso 
wie bei Drähten bei weitem ausreichend und eher für künf- 
tigen Bedarf zu groß. Im Interesse des Exportes werden je- 
doch erhebliche Rationalisierungsmaßnahmen notwendig 
sein. Die Fertigung liegt hier in noch stärkerem Maße in 
Nordrhein-Westfalen, das allein etwa 60% herstellt. In den 
Rest teilen sih Bayern, Württemberg und Niedersachsen. 


Tatel 4. Nachrichtentechnik 
Produktion Preis- Produkt.- Anteıl an 
1000 RM/DM t index index Elektr. %o 
Qu.M.1936 30,000 _ 100 100 9,10 
IV/47 3,894 — 150 9 1,80 
1/48 4,397 — 155 9 1,63 
11 4,929 — 160 10 1,60 
II 7,409 — 165 15 1.80 
IV 10,750 — 180 20 1,91 
1/49 12,461 — 180 23 2,08 
JI 15,365 — 180 29 2,66 
JII " 24,869 1,019 170 49 4,20 
IV 24,801 940 170 49 3,65 
1/50 26,881 1,128 165 54 4,28 
April 8,214 361 (165) 50 = 
Mai 8,295 360 (165) 5I — 


Für die Nachrichtentechnik (Tafel 4) liegen gegenüber 
der Vorkriegszeit besonders ungünstige Verhältnisse vor. 
80...90% der früheren Fertigung haben in Berlin gelegen 
und sind dort zerstört oder demontiert worden.. Die Ferti- 
gung im Westen war früher nur gering und lief infolge der 
besonders schwierigen Verhältnisse dieses Gebietes nur 
langsam an. Der anfängliche Produktionsindex von 9 im 
Verhältnis zu 1936 ist daher bei weitem der niedrigste in 
der gesamten Elektrotechnik. Trotz der Hilfe der Behörden 
für dieses wichtige Engpaßgebiet konnte bis Anfang 1949 
erst eine Steigerung auf 23 erzielt werden. Auch der jetzige 
Stand von 54 ist noch immer weitaus der schlechteste unter 
allen großen Fachgebieten. Allerdings ist zu bedenken, daß 
die Nachrichtentechnik in Berlin wieder besonders stark auf- 
gebaut worden ist, so daß durch Hinzunahme der Berliner 
Fertigung sich die Zahlen um etwa 30% erhöhen würden. 


Auf Grund dieser Schwierigkeiten war der Anteil der 
Nachrichtentechnik zunächst mit 1,6°%0 auf weniger als 1/5 ge- 
sunken und er liegt noch heute weit unter der Hälfte des 
normalen Wertes. Der Grund für diesen Rückstand war in 
den ersten Jahren fehlende Kapazität. Nach dem Anlauf 
der neuen Werke ist jetzt seit Mitte 1949 die Begrenzung im 
wesentlichen durch den Kreditmangel der Post gegeben. Der 
Nachholbedarf ist hier noch außerordentlich groß, kann je- 
doch aus Geldmangel nur zu einem kleinen Bruchteil befrie- 
digt werden. Während das Nachrichtennetz der Reichspost 
mit an erster Stelle in der Welt stand, ist Deutschland jetzt 
weit zurückgefallen. Die Zahl der Fernsprechteilnehmer 
liegt bei uns um 30% unter dem Vorkriegsstand, während 
alle anderen Länder ohne Ausnahme sehr erhebliche Steige- 
rungen erreicht haben. Die Preise zeigen nur geringe Schwan- 
kungen, da sie im wesentlichen durch die Aufträge der Post 
bestimmt werden. 


560 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


Tafel 5. Elektromedizin 

Produktion Preis- Produkt.- Anteil an 

1000 RM/DM t index index Elektr. % 
QU.M. 1936: 4,500 — 100 100 1,36 
1V/47 6,209 _ 160 86 2,52 
1/48 6,046 — 170 79 2,06 
II 6,763 — 180 86 2,02 
IlI 7,974 _— 190 93 1,68 
IV 9,300 = 200 103 1,49 
1/49 11,946 -- 200 132 1.79 
II 11,014 — 200 122 1,72 
I 11,582 399 190 135 1,75 
IV 12,647 508 180 160 1,81 
1/50 12,236 455 175 156 1,85 
April 4,993 162 (175) 190 1,85 
Mai 5,955 188 (175) 225 1,85 


Die Elektromedizin (Tafel 5) hat sich im Gegen- 
satz zu den vorigen schon vor der Währungsreform recht 


gut entwickelt, da seitens der Ärzte und Krankenhäuser 


15. Oktober 1“ 


starke Nachfrage vorlag. Der Produktionsindex beginnt d- 
her bereits mit 80% des Friedensstandes, entsprechend einer 
verdoppelten Anteil an der Gesamtproduktion der Elekti- 
technik. Die Kapazität war im großen und ganzen auste- 
chend (mit Ausnahme von Röntgenröhren, die jedoch in d: 
obigen Zahlen nicht enthalten sind). Seit der Waähnunc- 
reform ist eine sehr gleichmäßige weitere Entwicklung b: 
auf zuletzt über 200°0 des Friedensstandes eingetreten. D 
Bedeutung dieses Fachgebietes hat sich daher gegenüb- 
früher wesentlich erhöht. Der Exportanteil ist bei weiter 
der höchste aller Fachzweige und liegt jetzt um 20% m. 
steigender Tendenz. Bei einigen Firmen wird bereits d- | 
doppelte Wert erreicht. Von der Fertigung liegen rund 5%: | 
in Bayern. Unter den übrigen Ländern ist Hamburg nm. 
weitem Abstand führend. Die Fertigung in Berlin ist r 
noch gering. 


Über das Bauprinzip von Kunststoffen” 


Von Rudolf Gäth, Ludwigshafen 


Die Hauptschwierigkeit bei der Bearbeitung von Kunst- 
stoffen liegt darin, daß diese Produkte im Gegensatz zu den 
Stoffen der klassischen organischen Chemie keine genau defi- 
nierten Strukturformeln besitzen. Die einzelnen Moleküle 
eines derartigen Stoffes sind zwar in ähnlicher Weise auf- 
gebaut, unterscheiden sich jedoch vor allem im Hinblick auf 
ihre Molekülgröße. Damit ist die absolute Reproduzierbar- 
keit der Eigenschaften, die die Erforschung der niedrigmole- 
kularen Stoffe in außerordentlich starkem Maße erleichtert 
hat, bei diesen Produkten nicht gegeben. Das Bauprinzip, 
nach dem die technisch wichtigen hochmolekularen Stoffe auf- 
gebaut sind, läßt sich am besten an einem Wollknäuel als 
Modell erklären. 

Die einzelnen Moleküle haben lange fadenförmige Ge- 
stalt, wobei sie in ihrer Länge mit einer mehr oder weniger 
großen Abweichung um einen Mittelwert schwanken. Die 
einzelnen Fadenmoleküle können entweder voneinander ge- 
trennte Gebilde sein oder durch andere Molekülketten netz- 
artig fest miteinander verbunden sein. Derartige Stoffe erhält 
man im wesentlichen nach 2 Reaktionsarten, der sog. Polyme- 
risation und der sog. Polykondensation!. 

Bei Betrachtung des Modells sieht man, daß es im Prinzip 
für ein derartiges Gebilde 2 Variationsmöglichkeiten gibt: 

1. Die Länge der einzelnen Fäden kann variiert werden, 
2. die Steifheit der einzelnen Fäden kann verändert werden. 
Vergleicht man ein Wollknäuel mit sehr langen Fäden und 
cin solches mit sehr kurzen Fäden, dann stellt man fest, daß 
ein Knäuel mit sehr langen Fäden nur schwer zu entwirren 
ist, während ein solches mit sehr kurzen Fäden praktisch 
keinen Zusammenhalt mehr hat. Eine entsprechende Varia- 
tion in einem Kunststoff zeigt das gleiche Prinzip. So ist 
z. B. ein Polyisobutylen 
_ CH, _CH; CH3 
—CH; —C —CH,—C 
SCH; CH; “cH, 
mit einem Molekulargewicht von rd. 200 000 (Oppanol B 200) 
ein zähes Produkt, während ein in seinem Aufbau analoges 
Polyisobutylen mit kürzeren Ketten, also kleinerem Moleku- 
largewicht (etwa von 3000), ein viskoses fließfähiges Ol ist 
(Oppanol B 3). 

Die zweite Variationsmöglichkeit ist die Veränderung 
der Steifigkeit des einzelnen Fadens. 
Wollknäuels mit einem Knäuel aus Kupferdraht oder gar 
cinem solchen aus Stacheldraht sieht man sofort, daß eine 
größere Steifigkeit der einzelnen Fäden eine geringere De- 
tormierbarkeit des Gesamtgebildes bedeutet. Die Steifigkeit 
der Molekülketten von Kunststoffen kann im wesentlichen 
durch 3 Faktoren verändert werden: 


=- CH, —C —CH; = 


* Auszug aus einem Vortrag „Kunststoffe fur die Elektroindustrie”, der 
«m 20.9. 49 vor des Elektivtechrischen Gesellschaft in Nurnberg gehalten 
wurde 

I W. Kern: 
R. Houwink: 
Bd: 1, S. 5. 


Die Synthese makromolekularer Verbindungen; in 
Chemie und Technologie der Kunststoffe, 2. Aufl., 


Beim Vergleich eines 


DK 621.315.616 : 541i 


1. Durch eine Veränderung der Temperatur. 
2. Durch Veränderung des chemischen Grundaufbaus i: 
Moleküle. 

3. Durch sog. Weichmachung. 

Auf den letzten Punkt soll in diesem Zusammenha: 
nicht eingegangen werden. - 

Die Veränderung der Beweglichkeit der Einzelfäden 7 
der Temperatur kann man z. B. am Polyvinylchlorid den. 
strieren. Dieses Produkt ist bei Raumtemperatur hart |: 
wird in Form von Tafeln und Rohren unter der Handeist-- 
zeichnung Vinidur für den Apparatebau verwendet. E 
etwa + 75 °C wird die Beweglichkeit der einzelnen Mr. 
küle so groß, daß der Stoff zu erweichen beginnt. Je wens 
die Temperatur gesteigert wird, desto leichter läßt sic á> 
Polyvinylchlorid ‚verformen. Seine praktische Verarbeitu2: 
temperatur liegt bei rd. 160...170 °C. Dieses prinzip” 
Verhalten eines Kunststoffes — Erweichung bei höherer T:7 
peratur, Erreichen eines Zustandes, bei dem bleibende \t- 
formung möglich ist, Hartwerden bei rückläufiger Temp: = 
tur — ist das Charakteristikum von Kunststoffen, die è> 
einzelnen voneinander getrennten Fadenmolekulen a:~ 
baut sind. Man nennt diese Produkte Thermoplaste. 
Erweichungstemperatur, bei der das Erweichen auftritt. :s! +> 
hängig von der Formel des Fadenmoleküls, wobei die Naa 
änderung der Steifigkeit sich nach 2 chemischen Prinzip"! 
erreichen läßt. 

Betrachten wir zunächst die Formel des sog. Polxve'\ 
lens, das man durch Polymerisation von Monoäthylen er: 

-+ CH; — CH CH; CH, ** 
so sehen wir, daß die Formel eine regelmäßige Aufe:nar.: 
folge von CHz-Gruppen ist. Das Polyäthylen hat in amo: 
Form einen Erweichungspunkt von rd. — 70 °C. Unter" 
dieser Temperatur sind die Ketten so steif, daß der Stoft 
ist. Wenn man in der Formel des Polyathylens an p3 
zweiten C-Atom eine bestimmte chemische Gruppe e:n: 
was durch die Polymerisation der entsprechenden Vinv> 
bindungen möglich ist, dann ändert man damit de b= 
lichkeit der einzelnen Fadenmoleküle: | 
x x 
ICHH=CH CH, CH — CH,3. 
Die erste Art von Gruppen, die man einführen kant. > 
solche mit einem Dipolmoment, wie z. B. — OCH; - 
-- COOR. Man beobachtet als Effekt, daß das Weichw® 
der einzelnen Fadenmoleküle bei umso höheren Temp: 
ren erfolgt, je polarer die eingeführte Gruppe ist (Bi! 
zweite Art von Gruppen sind unpolare Substituenten. ar 
Erweichungspunkt umso mehr erhöhen, je raumeıtu."? 
sie sind. Während, wie bereits gesagt, Polyäthvien e ` 
Erweichungspunkt von rd. — 70 °C besitzt, bedeutet óv 
satz eines Wasserstoffes an jedem zweiten C-Atom © 
den Benzolkern eine Steigerung des Erweichungspunk'r: 
ıd. + 75 °C beim Polystyrol 


i 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 20 561 


/R=CEN 
‚RPoly-Acryl - 


nitril) 


(Poly-Vinylazetat) 
H O 
i on / 
H- c -C-O0O+ Rg 
H 7 


Einfrier temperatur 


IR>H (Poly-Äthylen) 


-100 Debye-Einheit 

0 1 2 3 é 
Dipolmoment (08 cm? . g% .s?) 
Bild 1. Dipolmoment und Einfriertemperatur verschiedener Thermoplaste. 


O0. 0 


.CH,CH- E T ie; 
und ein Ersatz a die Carbazolgruppe eine er auf 
rd. 150 °C beim Polyvinylcarbazol. 


OO OO OP 


; CH, — CH E A CH, — cH .. 

Es ist also möglich, durch Einstellung einer entsprechen- 
den Steifigkeit der Ketten in relativ weiten Grenzen zu- 
nächst einmal die Lage des Erweichungspunktes für einen 
gewünschten Stoff einzustellen. Diese Möglichkeit wird 
noch außerordentlich stark dadurch erweitert, daß es mit 
Hilfe der Mischpolymerisation, auch mit Hilfe der Misch- 
kondensation möglich ist, eine nahezu unübersehbare 
Vielfalt von Zwischeneinstellungen zu machen. 

Alle diese Überlegungen, die zunächst für Thermo- 
plaste durchgeführt werden, gelten im Prinzip auch für die 
netzartig aufgebauten Stoffe. Es kommt jedoch, wie bereits 
anfangs erwähnt, bei diesen Stoffen noch ein weiteres 
Bauprinzip dazu, nämlich das Auftreten von Hauptvalenz- 
querverbindungen zwischen den einzelnen Fadenmolekü- 
len, so daß ein Raumnetz entsteht. Eine feste Verbindung 
zwischen den einzelnen Fadenmolekülen verhindert auf 
jeden Fall das beliebige Aneinandervorbeigleiten. Stoffe mit 
einem netzartigen Aufbau können infolgedessen niemals ölar- 
tigen Charakter besitzen. Sind die Teile der Fadenmoleküle 
zwischen den einzelnen Vernetzungsbrücken bei der Beobach- 
tungstemperatur noch weich und sind die Vernetzungen nur 
relativ selten, dann haben wir das Bauprinzip eines gummiela- 
stischen Stoffes vor uns. Ein vollkommenes Vorbeigleiten der 
an sich beweglichen Einzelteile der Fadenmoleküle wird 
durch die Querverbindung verhindert. Eine gewisse Defor- 
mation ist jedoch auf Grund ihrer Beweglifhkeit möglich. 
Diese Tatsache wirkt sich äußerlich bei einem Gummiband 
so aus, daß dieses Band bis zu einer gewissen Länge gedehnt 
werden kann, nämlich bis zu der Länge, bei der dann die 
Querverbindung ein Weitergleiten verhindert. Wird der Fa- 
den wieder entlastet, dann hat das Gesamtgebilde wie eine 
Flüssigkeit das Bestreben, eine möglichst wenig orientierte 
Form einzunehmen, der Gummi schnellt zurück. 

Je häufiger derartige Querverbindungen eingebaut werden, 
also je enger das Raumnetz wird, umso kürzer ist das Stück, 
um das ein derartiges Gebilde gedehnt werden kann. Die 
normalen härtbaren Harze, wie Phenolformaldehydharz und 
Harnstofformaldehydharz, entsprechen diesem Bauprinzip 


des sehr engen Raumgitters. Gleichzeitig wirken die Quer- 
verbindungen, die ja Substituenten an einer Grundkette sind, 
wie sterishe Hinderungen, d. h. sie erhöhen den Erwei- 
chungspunkt des Gesamtgebildes umso stärker, je sperriger 
sie sind und je häufiger sie auftreten. Diese Verhältnisse 
seien nochmals an einem vulkanisierten Kautschuk erklärt: 

Bei sehr kleinen Schwefeldosierungen, also nur wenigen 
Vernetzungsbrücken, hat man praktisch noch die Kältefestig- 
keit des unvulkanisierten Naturkautschuks mit rd. — 60 °C. 
Je größer die Konzentration der vernetzenden Schwefelbrük- 
ken ist, umso höher liegt die Einfriertemperatur. Bei sehr 
großen Schwefeldosierungen erhält man ein Vulkanisat, das 
in seinen prinzipiellen Eigenschaften dem Verhalten der 
härtbaren Harze entspricht. Wir kennen dieses Broduxt un- 
ter dem Namen Hartgummi. 

Man kann die Erscheinungsform der hochmolekularen 
Stoffe nicht diskutieren, ohne auch auf ein weiteres Bauprin- 
zip einzugehen, daß nämlich sehr symmetrisch aufgebaute 
Fadenmoleküle in großen Bereichen kristallisieren können. 
Dieser Einbau großer Anteile der Ketten in ein Kristallgitter 
bringt ähnliche Effekte zustande wie eine Vernetzung mit 
Hauptvalenzen, nur mit dem wesentlichen Unterschied, daß 
die kristallisierten Bereiche bei einer bestimmten Temperatur, 
dem Schmelzpunkt, analog wie Kristalle niedrigmolekularer 
Substanzen schmelzen können. Dieses Bauprinzip ist bei- 
spielsweise der Grund dafür, daß Polyäthylen, dessen Ein- 
friertemperatur im amorphen Bereich bei etwa — 70 °C liegt, 
praktisch als ein Stoff vorliegt, der relativ hart ist und erst 
bei etwa 113 °C schmilzt. Beim Aufschmelzen der Kristall- 
bereiche erhält man dann den Zustand des Polyäthylens, der 


. dem amorphen Produkt entspricht und bei dem nur noch das 


Molekulargewicht und die Kettensteifigkeit für die auftre- 
tende Viskosität verantwortlich sind. Das Bild 2 zeigt die 
Kristallstruktur eines Kunststoffes am Beispiel eines Polya- 
mids in sehr schöner Form. Es ist eine typische Eigenschaft 
derart kristallisierter Kunststoffe, daß sie sich bei Temperatu- 


Bild 2. 


Kristallstruktur des Polyamids. 


ren recken lassen, die zwischen dem Erweichungspunkt des 
amorphen Anteils und dem Schmelzpunkt des kristallinen An- 
teils liegen. Bei dieser Reckung wird der Werkstoff außer- 
ordentlich vergütet. Die Erhöhung der Zerreißfestigkeit 
durch den Rec&prozeß zeigen die Zahlen der Tafel 1. 


Tafel 1. Einfluß der Orientierung auf die Festigkeit von Thermoplasten. 
Zur Zr De ER N 
Erzeugnis | Zerreiß- | Bruch- 
Chemische i Orientierung festigkeit ' dehnung 
Mana une |  Bezeihnung | kg/mm’ | o 0o 
Igamid A P’oly-Hexa- schwach 8 500 
(Nylon) methvlen- Bet, 
Diadipat stark 40 25 
FIRE: ee | 
Igamid B Poly-Amino- | schwach | 7 | >00 
Perl — —— a 02 
(Perlon) Capronsäure A | N | = 
Diorid Polv-Vinvliden- schwach 4 | 30 
(Saran) chlorid i LS 
' stark 30 | } 
= Ä u a = 
Lupolen H l | schwach l 400 
(Polyihene) Poly-Athylen = een (Een 


i stark | 9 


te ee e e e e o ee e a e 


562 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 20 15. Oktober 19% 


Hochwertige deutsche Lackdrähte 


Von Werner Herrmann, Stuttgart DK 621.315.337.4 


Die deutsche Lackdrahtindustrie wurde lange durch Roh- 


stoffmangel empfindlich behindert. Erst seit etwa einem Jahr 


werden wieder Lackdrähte hoher Güte erzeugt, die sogar 
an eine Erhöhung der zulässigen Stromdichte denken lassen. 
Aus Prüfungen, die in Anlehnung an DIN 46453/54 an einem 
deutschen Lackdraht von 0,8 mm Dmr. und einem Lackauftrag 
von 0,049 mm gemacht wurden, werden nachstehend einige 
Ergebnisse mitgeteilt. Es handelt sich dabei um einen unter 
Aufsicht des Verfassers auf ganz normalen Maschinen her- 
gestellten Lackdraht, bei dem lediglich die Einbrennein- 
flüsse optimal gesteuert wurden. 

Die Wickellockenprüfung zeigte, daß man diesen Draht 
nach normaler Temperung rißfrei noh um den eigenen 
Durchmesser und sogar noch um den 18° geringeren Durch- 
messer von 0,7 mm wickeln kann (Bild 1a), während die 
DIN-Vorschriften einen Dorn von 3 mm Dmr. für diese Prü- 
fung vorsehen. Vergleichsweise zeigt Bild 1b eine Lackdraht- 
probe aus der Zeit vor anderthalb Jahren, die zwar die DIN- 
Vorschriften erfüllte, aber mit der Qualität des hier unter- 
suchten Drahtes nicht zu vergleichen ist. Auch bei einer län- 
geren Temperung von 72h bei 150 °C blieb die um den 
eigenen Durchmesser gewickelte Locke rißfrei. Eineingera- 
dem Zustand 72h bei 150 °C getemperte Lackdrahtprobe 
ließ sich rißfrei noch um einen Dorn von 5 mm Dmr. wickeln. 
Diese außerordentliche Elastizität der Lackschicht nach so ho- 
her Wärmebeanspruchung macht diesen Draht besonders ge- 
eignet für die Reparatur von elektrischen Maschinen und 
bietet auch gewisse Erleichterungen hinsichtlich der Banda- 
gierung der Wickelköpfe bei umlaufenden Maschinen. 


are ee a 


ETZ 988]; 


Bild 1. Lackdrähte, 0,85 mm, nach extremer Wärmealterung um Dorne 
gewickelt. a) Höchste Qualität, rißfrei um Dorn von 0,7 mm, d. s. 18% 
unter eigenem Durchmesser; b) mittlere Qualität, um Stufendorn, schon bei 
größeren Durchmessern starke Risse, genügt aber noch den 
DIN-Vorschriften. 


Die hohe Wärmestandfestigkeit wurde durch die „Erwei- 
chungsprüfung” erwiesen, und zwar ohne mechanische Er- 
schütterungen, die in den Normen nicht definiert sind und 
daher nur unvergleichbare Werte ergeben. Ein Stahldraht 
von 1 mm Dmr., rechtwinklig mit 1 kg auf den Lackdraht ge- 
drückt, berührt die Kupferseele erst bei einer Temperatur 
zwischen 260 und 280 °C. Zusätzlich wurde noch das Ver- 
halten des Drahtes nach dem Verdrillen geprüft. Verdrillte 
und auf 60% ihrer Dicke zusammengequetschte Lackdrähte 
(Bild 2) hatten gegeneinander eine Spannungsfestigkeit von 
max. 3100 V, im Mittel 2100 V. Man kann diese Prüfung 


Die Imprägnierfestigkeit zeigt bisher nicht gekannte hott 


als charakteristisch für „robuste Behandlung” betrachten 
hat aber bei der in letzter Zeit häufig angewandten „Han- 
mer-Schlagprobe“ eine Möglichkeit, die Fließeigenschaft des 
Lackes mit definierten Verhältnissen zu erproben. Die Schlag- 


Bild 2. Lackdrahte, verdni 
und auf 60°%e ihres Ursprungs- 
durchmessers gewalzt, Spaz- 
nungsfestigkeit noch im 
Mittel 2,1 kV. 


probe vermeidet unkontrollierbare Einflüsse von Reiburs 
Walzzeit usw., die bei der Verdrillungsprobe bestehen un: 
ergibt reproduzierbare Werte. Ein scheibenförmiger Har- 
mer mit gehärteter Schlagflähe, 130 mm Krümmung: 
durchmesser und 1 kg Gewicht fällt aus verschiedener Höh: 
auf den Lackdraht, der auf einem gehärteten, polierten Stah.- 


gr 


Bild 3. Lackdrahte nach Siss- 
probe mit 20 000 cmg, Spannung: 
festigkeit im Mittel noch 2.3 kV 


LA | BETZ 236 


klotz liegt. Die gequetschte Stelle wird auf Risse beobachte! 
und unter Quecksilber auf Hochspannungsfestigkeit geprüft: 
Bei dieser Prüfung zeigte der Lackdraht erst bei einer Fat- 
höhe von 25 cm mit einer Quetschung auf 43°/o die erste? 
Risse. Bei 20 cm Fallhöhe blieb der Draht rißfrei (Bild 3) un: 
hatte eine Durchschlagsfestigkeit von noch 2300 V. Beme:- 
kenswert ist bei der vom Verfasser derart definierten Schlas- 
probe die recht gesetzmäßige Abhängigkeit von Fallhöb:. 
Quetschungsprozenten und Durchschlagswerten, nämlich: 


Fallhöhe cm 5 10 15 20 25 
Quetschung "'e 75 64 55 49 43 
Durchschlagswerte kV 44 38 30 23 17 


Die hohen elastischen Werte des Lackdrahtes sind abe: 
wie man mit Recht vermuten kann, keineswegs durd ein 
Verringerung der so wichtigen Imprägnierfestigkeit erkauf: 


DIN-Werte und ergab bei einer gegenüber der DIN-Vor- 
schrift verdreifachten Einwirkungszeit von 90 min (bei 50 `C 
noch folgende Härtewerte: Benzolhomologe 5...6 H, Test- 
benzin 6 H, Butanol 3 H, Butylacetat 4 H, die bei Einw!- 
kungszeit von 30 min nach der DIN-Vorschrift alle bei 6...7 H 
liegen. Lediglich Spiritus zeigt etwas stärkeren Abfall, was 
aber von geringer Bedeutung ist, da moderne Tränklacke 
kaum mehr spiritusgelöst sind. 

Von ausländischen Bestellern ist gelegentlich nod t.: 
Verwendung bestimmter ausländischer Lackdrähte verlans: 
worden. Angesichts der heute lieferbaren deutschen Qualit:- 
ten ist aber in Zukunft eher mit einem Kaufinteresse des 
Auslandes zu rechnen. Die Prüfbedingungen der DIN-No:- 
men müßten allerdings verschärft und die Prüfmethodik ı: 
mancher Beziehung verändert werden, um den Erfahrunge: 
des Entwicklungslabors einerseits und diesen besondere: 
Lackdrahtqualitäten anderseits gerecht zu werden. 


Ein Hochftrequenzbrenner DK 621.364.12.029.6! 


Ein Brenner, der heiß genug ist, um Löcher in Schamotte 
zu brennen und Wolfram zu schmelzen, ist im General 
Electric Forschungslabor entwickelt worden!'. Bis jetzt liegen 
noch keine ausführlichen Mitteilungen hierüber vor. Mit 
einem 1000 MHz-Magnetron-Oszillator ist eine kurze An- 
tenne aus zwei koaxialen Zylindern verbunden, an deren 
Ende ein hochfrequenter Lichtbogen erzeugt wird. Werden 
bestimmte Gase wie Stickstoff oder Kohlendioxyd am Licht- 


Nach J. Markusu J D Cobıne Electronics 23 11950) S. 120. 


\ 
bogen vorbeigeleitet, so entsteht eine Stichflamme von e:i”: | 
220 mm Länge. Gasmoleküle, die aus zwei Atomen bes'* | 
hen wie beim Stickstoff, werden durch den Hochfrequenzli.n'- 
bogen in ihre beiden Atome aufgespalten. Beim Auftreii: | 
auf die Oberfläche eines in der Bahn befindlichen Körpe: 
vereinigen sich diese wieder unter erheblicher Wärmef':- | 
gabe. Die Düse selbst braucht nicht heiß zu sein. Arge- 
Helium oder andere einatomige Gase erzeugen zwar wen" 
der Elektronenbewegung eine Flamme, doch ist sie im w- 
sentlichen kalt. Wmr 


15. Oktober 1950 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 621.311.21 : 621.287 


Das Gezeitenkraftwerk der Rance. [Nach J. Labadie: 
Elektrizitätsverw. 24 (1950) S. 214; 8 S., 8 B.] 

Frankreich ist durch seine Lage am Ärmelkanal und durch 
die Gestaltung seiner Küste dasjenige Land, welches die 
Gezeiten (Ebbe und Flut) außergewöhnlich günstig ausnutzen 
kann. Nach den von der Societe d’etudes pour utilisation 
des marées (S. E. U. M.) 
durchgeführten Untersuchun- 
gen ist die Mündung der 


Rance — des Grenzflusses 
zwishen Normandie und 
Bretagne — besonders zur 


Errihtung eines Gezeiten- 
kraftwerkes geeignet. Das 
geplante Werk ist als Ver- 
suhswerk anzusprechen, da 
die mit ihm gesammelten 
Erfahrungen später beim Bau 
des Großkraftwerkes Mont- 


be = PA Pte de la Briontais 


j 


Saint-Michel berücksichtigt _ u Fern sa ia seonais 
werden sollen. VL 
Die S. E. U. M., gegrün- P'*«e Jouvante > 


det 1941, ist ein Interessen- 
verband aller an der Aus- W774 
nutzung der Gezeiten inter- IE? 
essierten Kreise einschließ- Zu 

lih des Staates. Ihr obliegt 
die Aufgabe, alle bisherigen 
Untersuchungen und Ver- 
suchsergebnisse zusammenzufassen und auszuwerten. Sie 
hat im Jahre 1943 ein Programm für die Ausnutzung der 
Gezeitenenergie aufgestellt und die erforderlichen Vorarbei- 
ten veranlaßt. Diese sind so weit abgeschlossen, daß mit dem 
Bau des Werkes begonnen werden könnte. Infolge des benö- 
tigten beträchtlichen Kapitals, welches auf mehrere Dutzend 
Milliarden Franken geschätzt wird, verzögert sich der Bau- 
beginn. 

Das Werk ist als Einbeckenanlage geplant. Der Stau- 
damm mit Füllungsshieber und Schiffahrtsschleuse soll 
zwischen Pointe Briantais und la Brebis (s. Bild 1) errichtet 
werden. Die gesamte installierte Leistung von 300 ... 400 
MW wird auf vier Einzelwerke aufgeteilt werden. Man will 
20 MW-Kaplanturbinen aufstellen und rechnet mit einer 
jährlichen Erzeugungs- 
möglichkeit von 0,7 ... 1 
Mia. kWh, einer Ener- 
giemenge gleich der, die 
in Form von Steinkohle 
in den Departements 
Nord und Pas-de-Calais 
gewonnen wird. Die ge- 
samte Bauzeit ist auf 9 
Jahre veranschlagt. Auch 
die zusätzliche Aufstel- 
lung einer Pumpenanlage 
ist erwogen worden, wo- 
durh die Gefällehöhe 
um 3 m über die höchste 
Flut gebracht und die 
verfügbare Energie be- 
trächtlich erhöht würde. 
Eine Rechnung der S. E. 


Bild I, Lageplan des Dammes in der 
Mündung der Rance. 


Schornsteine 


Lufterhitzer __ 


Kessel 2 


HHH Talat, 5 
u Y 
PETH HHHHHF 
K eS -Mo 72 9 = > 
` m e BE ETF ; 
» A m~ 
nn x EEE W Er A 
Z 
e. 
x 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 563 


sichtigen, daß die Zahl der günstig gelagerten Niederdruck- 
wasserkräfte durch den fortschreitenden Ausbau immer klei- 
ner wird. Notgedrungen muß man also später teuere Was- 
serkräfte ausbauen, wobei sich die spezifischen Anlageko- 
sten erhöhen und das Verhältnis sich zugunsten der Gezei- 
tenkraftwerke verschiebt. Mg 


DK 621.311.21 : 621287.(44) 
Freiluftkraftwerk Greens Bayou. [Nach L. Elliott: Pwr. 
Generation 54 (1950) S. 54; 5 S., 6 B.] 

Der Aufsatz beschreibt ein neues vollständiges Frei- 
luftkraftwerk in der Nähe des Golfes von Mexiko. Das 
Werk (Bild 2) umfaßt zunächst zwei Kessel von je 305 t/h 
bei 65 atü und 485 °C, die mit Naturgas beheizt werden, 
wobei Olfeuerung als Reserve vorgesehen ist. Die Ma- 
schinenanlage besteht aus 2 Kondensationsturbosätzen 
(60 atü, 480 °C) mit vierstufiger Speisewasservorwärmung 
und je 60/66 MW Leistung. Die Generatoren sind wasser- 
stoffgekühlt. Bei 0,035 atü Wasserstoffdruck beträgt die 
Generatorleistung 70,5 MVA bei cos p = 0,85 und bei 1,06 
atü Druck 81,1 MVA. Der Wärmeveıbrauch wird mit 3075 
kcal/kWh netto bei 137 MW Nettoleistung angenommen, 
wobei der Kesselwirkungsgrad 84% bei Naturgasfeuerung 
beträgt. Die Anlage wird als Unit-System in reiner Block- 
schaltung gefahren, die sich in amerikanischen Kraftwer- 
ken immer mehr durchsetzt. Die Turbosätze stehen auf 
einem 4,9 m hohen Stahlgerüst, weiches von einem Portal- 
kran mit 40 t Tragfähigkeit bestrichen wird. Jede Turbine 
hat 2 Kondensatoren, die auf beiden Seiten parallel zur Ma- 
schinenachse angeordnet sind und auf Geländehöhe stehen. 
Kühlwasser- und Kondensatpumpen sind vertikal ausge- 
führt. Das Kühlwasser wird in einer 180 m langen und 
15 m breiten, liegend angeordneten Rückkühlanlage mit. 48 
Ventilatoren rückgekühlt. Die Kühlleistung beträgt 250 
Mio. kcal/h. Das Zusatzwasser wird aus Tiefbrunnen ent- 
nommen. 

Jeder Generator arbeitet auf einen Transformator 
12/66 kV, dessen Leistung bei Selbstkühlung 75 MVA und 
bei Ventilatorkühlung 93 MVA beträgt. Die Eigenbe- 
darfstransformatoren liegen an den Generatorenableitun- 
gen. Die Schaltanlagen für 480 und 2300 V für den Eigen- 


verbrauch sind metallgekapselt und stehen ebenfalls im 


Freien, Lediglich die zwischen den Kesseln gelegenen Be- 
dienungsräume und ein getrennter Büroraum sind über- 


dacht. 


Kondensat.-Vorratsbehälter 


ka ' 1 A 

f / LA an ADLA X 

$ a, I SHHH HH HERR 
en-Felder P; y = ws 

a — A E) Paris nen A a 


U. M. hat gezeigt, daß | 
die spezifischen Anlage- | 
kosten des Gezeitenkraft- 
werkes um etwa 55°/o hö- 
her liegen als diejenigen 
des im Bau befindlichen 
Niederdruckwerkes Ro- 
mans-Aval an der Isère. | 
Wenn diese Mehrkosten | 
die Ausnutzung der Ge- 
zeiten als unwirtschäft- em 
lich erscheinen lassen, so 

muß man doch berück- 


[A - — ——— 


Bild 2. Grundriß 


rd. 64 m 


der Maschinen- und Kesselanlage Greens Bayou. 


564 


Die Baukosten einschließlich Geländeerwerb werden 
mit 80 US$/kW ohne Aufspanntransformator und Schaltan- 
lage angegeben. Einschließlich dieser elektrischen Einrich- 
tung betragen sie 88 US$/kW. Die Ersparnis gegenüber einer 
Anlage mit Gebäude soll 10 .. 15 US$/kW ausmachen. 
Die gesamte Betriebsbelegschaft besteht aus 22 Leuten. Die 
Anlage kann bei Bedarf auf insgesamt 500 MW erweitert 
werden. l Gr 


DK 621.315.171 
Neue Aufhängungsart für Freileitungen. [Nach S. Sand- 
bergu.J.Lindblom: Bull. Soc. franç. Electr. 10 (1950) 
S. 68; 7 S., 15 B] 

Die gründliche Arbeit entwickelt zunächst rechnerisch 
und graphish Kurven, nach denen Tragklemmen für elek- 
trishe Höchstspannungsleitungen entworfen und konstru- 
iert werden müssen, damit der Leiter in der Klemme in 
einer ausgeglichenen Gleichgewichtslinie getragen wird und 
keine unzulässigen Biegungsbeanspruchungen auszuhalten 
hat. Bei der schwedischen Tragklemme SL (Bild 3) ruht das 
Seil frei in der Klemme, Schwingungsbrüche werden vermie- 


Bild3. Die Tragklemme SL. 


den. Die Klemme SL beseitigt und dämpft die Schwingungen 
im Seil besser als Sicherheits- und Dämpfungsbügel; sie ver- 
hindert die Bildung fester Reflexionsstellen. Als besonde- 
rer Vorteil erscheinen die größere Länge, die Anpassungs- 
fähigkeit an die gegebenen Daten, die Möglichkeit, kurze 
Klemmen mit: begonnenen Leiterbrüchen durch die längeren 
SL-Klemmen ohne Seilveränderung ersetzen zu können, die 
geringere Zahl von Einzelteilen, geringere Kosten und bei 
Verwendung von unmagnetishem Klemmenmaterial Ver- 
lusteinsparungen. Bei unmagnetischem Material wird eine 
Amortisation der Klemmenbeschaffungskosten in 4...5 Jah- 
ren angegeben, was bei einer Nachrechnung keineswegs als 
übertrieben erscheint. Mu 


Elektrische Maschinen 
DK 621.313.323.025.1 


Selbstanlaufende Synchron-Kleinmotoren. [Nah W. Krum- 
now : Feinwerktechn. 54 (1950) S. 97; 3 S., 9 B.] 

Unter den mannigfachen Konstruktionen von selbstan- 
laufenden einphasig gespeisten Synchronkleinmotoren, die 
insbesondere in der Uhren-, Schallplatten- und Büromascdhi- 
nenindustrie wichtig sind, findet sich eine interessante Lö- 
sung in dem angegebenen Aufsatz. Der Aufbau des Motors 
und die wesentlichen Merkmale der Konstruktion sollen an 
Bild 4 gezeigt werden. 


SASS, 
I ii 


IS 


1 umlaufender Käfig: 
2 feststehender Gleidh- 
strommagnet; 3 Erre- 
gerspule (Gleichstrom); 
4 Ständer mit Wechsel- 
stromwicklung. 


>: 
I SEE ELLIITER £ 


Bild 4. Selbstanlaufen- 
der Synchronmotor 
(schematisch). 


ALLE AN ZELL LLLLLLE 


LEIKI) 


Krumnow geht von der bekannten Innenpolmascine 
vom Gleichpoltyp aus und verwirklicht die Forderung des 
Selbstanlaufs durch einen besonders trägheitsarmen Läufer, 
dessen mechanische Trägheit so gering ist, daß er innerhalb 
einer Periode vom Stillstand die volle synchrone Umfangsge- 
schwindigkeit erreicht. Zu diesem Zweck ist der Motor fol- 
gendermaßen aufgebaut: Auf einem feststehenden Trägerkör- 
per 2 ist eine gleichstromgespeiste Erregerspule 3 angeord- 
net, die am Umfang des Trägerkörpers einen im Bild 4 an- 
gedeuteten Nord- und Südpol ausbildet. Gegenüber dem 
Trägerkörper 2 befindet sich der teilweise lamellierte Stän- 
der 4, der in entsprechenden Nuten die Spulen der Wechsel- 
stromwicklung trägt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober 195) 


An die Stelle des sonst vorhandenen schweren Magne:- 
rades ist ein sehr leichter, auf der Achse des Trägerkörpers ? 
gelagerter drehbarer Käfig getreten, der die gleiche Anzahi 
Stäbe aufweist, wie das Magnetrad sonst Pole besitzt. In 
den Läuferstäben bilden sich nun unter der Wirkung der 
gleichstromerregten Spule 3 entsprechende, im Bild 4 eben- 
falls angedeutete Nord- und Südpole aus. Diese werden durd 
die Wirkung der Wechselstromspulen des Ständers mit der 
Periodenzahl des Wechselstroms verstärkt bzw. geschwächt. 
Während des Nulldurchgangs des Wedhselstroms wird jede 
Läuferstab durch den Gleichstrommagneten in eine wohldel: 
nierte Mittellage zwischen zwei entsprechende Ständerpo: 
gezogen. Hieraus geht hervor, daß das Drehmoment zwi 
schen einem Größt- und Kleinstwert mit der doppelten Fr 
quenz des Wechselstroms schwankt, jedoch nicht auf Nv: 
absinkt. 

Auch die Forderung des sicheren Anlaufs aus jed 
Stellung des Läufers läßt sih ohne Schwierigkeit erfülle 
indem die Läuferstäbe oder die Ankerspulen gegeneinand 
räumlich versetzt werden. Der einzige Nachteil der gest. 
derten Konstruktion besteht darin, daß bei der gewählt: 
Anordnung des Läuferkäfigs ein doppelter Luftspalt auftri‘ 
Der Wirkungsgrad wird hierdurch nicht unbeträchtlich her 
abgesetzt. — Der naheliegende Gedanke, die Wechselstro 
wicklung aus dem Ständer herauszunehmen und als Schei 
spule innerhalb des Läuferkäfigs einseitig oder symmetris 
neben der Gleichstromerregung anzuordnen, ist in einer 
zahl weiterer Konstruktionen verwirklicht worden, die : 
dem angegebenen Aufsatz z. T. im Schnitt, z. T. mit ihr 
Einzelheiten dargestellt sind. 

Die konstruktive Durchbildung dieser Motoren setzt 
Erzielung guter Wirkungsgrade und befriedigender Anla 
momente eine sorgfältige Bemessung des magnetischen Kre 
ses voraus. Wichtig ist die richtige Abstimmung der Fel 
stärke, Flußdichte und Querschnitte gegeneinander. Insbeso: 
dere die Streuungsverhältnisse müssen sorgfältig untersu 
werden. In allen Fällen mit gleichstromerregten Spulen kö 
nen auch Dauermagnete verwendet werden. Doch ist dab 
neben sehr sorgfältiger Auswahl des Dauermagnet-Wer 
stoffs die räumliche Erstreckung der Magnete und ihre ri 
tige Anordnung wichtig, wenn man Streuung und ridti 
Magnetisierung sichern will. Schließlih kann mit Konder- 
satoren und geeigneter Phasenverschiebung auch die Dret- 
richtung durch Vertauschen der Anschlüsse ohne med: 
nische Hilfsmittel gewechselt werden. Nach den Angaben ¿ts 
Verfassers sind Motoren mit einem Drehmoment von 4 cmk5 
bei 78 U/min gebaut worden. Rt 


DK 621.314.21.0123 
Einige Versuche zu einer genauen praktischen Theorie ds 
Transformators. [Nach D. Morris: Proc. Instn. electr. Engrs 
97 II (1950) S. 17; 7 S., 14 B.I 
Der Verfasser empfiehlt, an Stelle des üblichen genaue: 
Ersatzbildes eines Transformators (Bild 5), wo N, das Win 


dungszahlverhältnis bedeutet, ein Ersatzbild gemäß Bild 6 1 
verwenden, in dem nicht das Windungszahlverhältnis, s0- | 
dern das bei Leerlauf gemessene Übersetzungsverhältnis ce: 
Spannungen N, verwendet wird. Dieses Ersatzbild biett 


im Gegensatz zu dem Ersatzbild 5 den Vorteil, daß alle dan: 
vorkommenden Impedanzen unmittelbar durch Messung e:- 
mittelt werden können. Allerdings ist das Übersetzung | 
verhältnis N, darin im allgemeinen komplex, da Primär- u i 
Sekundärspannung infolge des Spannungsabfalls durch dz 
Magnetisierungsstrom auch bei Leerlauf phasenvershodz 
sind. Bei praktischen Transformatoren ist diese Phasenve:- 
drehung bei Leerlauf aber meist so gering, daß sie vema 
lässigt und für N, mit dem üblicherweise gemessenen Vë- 
hältniswert der Absolutbeträge der Spannungen als Ube:- 
setzungsverhältnis gerechnet werden kann. 

Der Verfasser leitet indes auch die genauen Beziehunget 
ab, welche zwischen den Impedanzen des neuen (6) und ce: 
üblichen Ersatzbildes (5) bestehen; dabei ergibt sich dann?" 


lı Z; ! l 
l 

Zo IN Lm 'N, 

N i 


TOR 


Bild 6. Neues praktise 
Ersatzbild des Transforee:: 


{47270 


Bild 5. Das übliche genaue 
Ersatzbild des Transformators. 


15. Oktober 1950 


complexes Übersetzungsverhältnis N, = Zo N, (Zo+Zı). Da 


wı dem Ersatzbild nach Bild 6 der Magnelisierungsstrom fü: 
¿constante Primärspannung unabhängig vom Sekundärstrom 
:benfalls konstant ist, ergibt sich ein recht einfaches Ver- 
ahren zum Zeichnen der Kreisdiagramme des Primär- und 
sekundärstroms (Heylandkreis). 

Die Gültigkeit der Theorie wurde an einem Versuchs- 
tansformator mit dem Windungszahlverhältnis N, = 1 nadh- 


jeprüft, der mit anomal großer Streuung und großem Wick- 
ungswiderstand sowie mit einem Luftspalt im Kern zur Er- 
ıohung des Magnetisierungsstroms ausgeführt war. Auf 
liese Weise trat der Einfluß des Spannungsabfalls durch 
len Magnetisierungsstrom auf die Phasenverdrehung zwi- 
‚hen Primär- und Sekundärspannung besonders deutlich her- 
‚or (der Phasenwinkel betrug 14°!). Trotzdem ergaben die 
vfessungen über einen großen Bereich des Belastungsstroms 
;ehr gute Übereinstimmung mit der Theorie: Sämtliche Meß- 
»unkte liegen in den Grenzen der Meßgenauigkeit auf den 
‚erechneten Kreisdiagrammen. Els 


Meßgeräte und Meßverfahren 
DK 621.317.3 : 621.315.616.9 


Elektrische Feinmessung an Kunststoffen. [Nach Th. Gast: 
Kunststoffe 40 (1950) S. 121; 4 S., 12 B.] l 


Kunststoffe als hochwertige elektrische Isolierstoffe er- 
fordern eine eingehende elektrische Untersuchung. Wichtig 
ist hierfür die Erhöhung der Meßgenauigkeit bei genormten 
Proben, ferner die Möglichkeit, an sehr kleinen Proben zu 
messen, und schließlich die Registrierung der elektrischen 
Meßwerte. Die Dielektrizitätskonstante und der dielektri- 
sche Verlustfaktor werden im allgemeinen mit Hilfe von 
Wechselstrom-Brückenschaltungen gemessen. Bewährt hat 
sih de Schering-Brücke, die hohe Anforderungen an 
das Meßgerät im Nullzweig stellt. Will man feststellen, ob 
eine Verstimmung der Brücke von der Kapazität oder vom 
Verlustwinkel herrührt, so muß eine selektive Anzeige er- 
reicht werden. Hierfür kann eine Feinmeßbrücke mit visu- 
ellem Abgleich genommen werden, deren Indikator eine 
Braunsche Röhre ist, die über einen Verstärker an die 
Brückendiagonale angeschlossen wird [1]. Auf dem Leucht- 
shirm ist dann der Abgleich mitzuverfolgen und kann sehr 
schnell wahrgenommen werden. Änderungen von 10-4 pF sind 
feststellbar, und der Verlustfaktor kann auf 10-6 genau be- 
stimmt werden. 

Außerdem wurden Meßeinrichtungen entwickelt, die Ka- 
pazitäaten in weitem Frequenzbereich selbsttätig registrieren. 
Die Nullmotorenbrüke von Geyger [2] vermag zwar die 
DK und den tg Ö zu registrieren, erlaubt aber keine erheb- 
iiche Änderung der Frequenz. Deswegen wurde das Verfah- 
ren von Boltzmann zugrunde gelegt, das darauf beruht, 
daß eine Probe aus Isolierstoff in einem inhomogenen elek- 
trishen Feld Anziehungskräfte erleidet, die von der DK ge- 
setzmäßig abhängen. Eine elektrische Mikrowaage registriert 
die Meßwerte. In ähnlicher Weise läßt sich auch der tg ô nach 
dem Verfahren von Lertes angeben, wobei die elektrische 
Mikrowaage zur registrierenden Messung verwendet wird 
[3]. Der Aufbau einer Kapazitätsmeßbrücke für ein breites 
Frequenzband gelang durch Entwicklung eines elektrostati- 
schen Brückenindikators. Er enthält eine zwischen zwei Me- 
tallplatten an Spannfäden drehbar aufgehängte Folie. Zwi- 
schen den Platten baut sich ein elektrisches Feld auf. Die Aus- 
lenkung der Folie wird mit Hochfrequenz bestimmt und in 
proportionalen Gleichstrom umgewandelt. Dieses System 
wird in die Kapazitätsmeßbrücke eingeordnet, die nur Kapa- 
zitäten enthält. Da auch der Indikator elektrostatisch arbei- 
tet, ist die Anordnung weitgehend frequenzunabhängig. 
Wenn man zwei Elektromcter verbindet, von denen das eine 
als Kapazitäts- und das andere als Verlustindikator wirkt, 
dann kann man mit dem einen System den selbsttätigen 
Kapazitätsabgleih und mit dem anderen gleichzeitig den 
selbsttätigen Verlustabgleich ausführen. Eine solche Brücke 
erwies sich bei Versuchen mit Frequenzen von 20 Hz bis 
I MHz als weitgehend frequenzunabhängig. 

Das beschriebene Elektrometer ist auch zum Messen klei- 
ner Gleichspannungen gut geeignet. Infolge seines hohen 
inneren Widerstandes wird fast eine ideale Spannungsmes- 
sung erzielt. Bei geeignetem Schaltungsaufbau wird mit nur 
geringer Verzögerung angezeigt, so daß man ziemlich rasch 
ablaufende Spannungsänderungen registrieren kann. Außer- 
dem wird der wirksame Isolationswiderstand des Systems 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 20 565 


je nach dem Grad der Kompensation ganz erheblich erhöht. 
Bedeutung hat dies für die Messung hoher Isolationswider- 
stände in Brücken- oder Spannungsteilerschaltungen. 

Diese elektrishen Feinmeßeinrichtungen haben für das 
Gebiet der Kunststoffe ihre besondere Bedeutung. So ließ 
sich die Homogenität von rußgefülltem Kunstkautschuk ein- 
wandfrei meßtechnisch verfolgen. Mit ähnlichen Anordnun- 
gen läßt sich auch das Verhalten von Kunststoffoberflächen 
gegenüber Feuchtigkeit untersuchen und die Wirksamkeit 
von Schutzüberzügen bestimmen. ts 


[O] R. Vieweg u. Th. Gast: Kunststoffe 34 (1944) S. 221. 
[2] W. Geyger: Arc. Elektrotechn. 31 (1934) S. 115. 
[3] Vgl. E. Alpers u. Th. Gast: Kunststoife 38 (1948) S. 230. 


DK 621.317.373 
Meßgenerator zur Erzeugung: verschiedener Phasen hei 
veränderlicher Frequenz für die Untersuchung von Schalt- 
gliedern. [Nah D. Morris: Proc. Instn. electr. Engrs. lI 
97 (1950) S. 37; 9 S., 16 B.I 


Zwei in ihrer Phasenlage gegeneinander definierte 
Spannungen werden einer Drehstrom-Kommutatormaschine 
(Schragemotor) entnommen. Die eine Spannung wird über 
Glättungseinrichtung direkt einem Elektronenstrahl-Oszillo- 
graphen zugeführt. Die Phase wird an der Kommutatorma- 
schine entweder durch die Bürstenstellung oder mittels ei- 
nes Phasenschiebers so eingestellt, daß der Oszillograph 
als Phasen-Null-Indikator wirkt. Der Läufer wird durch ei- 
nen Gleichstrommotor mit einer der gewünschten Frequenz 
entsprechenden Drehzahl angetrieben. 

Der Meßsatz wird sehr eingehend im Frequenzbereich 
0,5...150 Hz auf den erreichbaren Phasenwinkel untersucht, 
besonders wird auch die Genauigkeit des Phasenvergleichs 
behandelt. Nach kurzer Beschreibung der Frequenzwand- 
lung und der Entnahme von 2 phasenverschobenen Span- 
nungen werden die Daten der verwendeten Maschine an- 
gegeben: 4Apolig, 950 ... 2350 U/min, primär 440 V, 3phasig, 
sekundär 2phasig. Den Frequenzen 0, 50, 100, 150 Hz ent- 
sprechen 1500 U/min der einen Drehrichtung, Stillstand, 
1500 und 3000 U/min der anderen Drehrichtung. Der antrei- 
bende Gleichstrommotor hat die Nenndrehzahl 1750 U/min 
mit Regelung durch Ankerspannung und Feldschwächung, 
beides über Spannungsteiler. 

Zur Eihung wird ein induktiver Phasenregler bekann- 
ter Eigenschaften verwendet. Die Eichschaltung und die 
Verfahren der Frequenz-, Amplituden- und Phasenmessung 
bei tiefsten Frequenzen sind beschrieben. Eigenheiten und. 
Meßergebnisse bei niedriger und hoher Belastung werden 
mitgeteilt. Am Oszillographenschirm können Phasenabwei- 
chungen bis etwa + 1° abgelesen werden. Eine Steigerung 
ist durch Auseinanderziehen der Kurven möglich. Der Feh- 
ler in der Einstellung der Maschine liegt bei 5°. Bei beson- 
derem Aufwand läßt sich 1° Genauigkeit erreichen. 


FM 
Lichttechnik 
DK 628.972.7 : 621.311.17 
Kraftwerksbeleuchtung. [Nach H. F. Caroll u. W. B. 


Morton: Illum. Engng., N. Y. 45 (1950) S. 83; 14 S., 13 B.] 

Die Beleuchtung von Kraftwerken stellt besondere Auf- 
gaben, deren Lösung eingehende Erfahrungen voraussetzt. — 
Die Kosten einer guten Beleuchtungsanlage sind mit 1/4 ... 1/2% 
der Gesamtkosten des Werkes zu veranschlagen. 

Die Verfasser berichten über die Beleuchtungsanlagen 
des Sunbury-Dampfkraftwerkes in Ostpennsylvanien, das 
für einen Ausbau auf 6 Turbogeneratoren von insgesamt 
550 MW vorgesehen ist; die derzeitige erste Ausbaustufe 
umfaßt 2 Turbogeneratoren je 75 MW. Bei der lichttechni- 
schen Ausrüstung dieses Kraftwerkes wurde besonderer 
Wert gelegt auf die Verhütung jeglicher, vor allem auch der 
spiegelnden Blendung (etwa an Meßgeräten d. dgl.), auf die 
Vermeidung störender Helligkeits- oder Farbenkontraste 
und auf die Beseitigung des „Höhleneffektes” („cavern-ef- 
fect”), wie er in hohen Räumen beim Aufblicken in die obe- 
ren Raumbereiche entstehen kann, wenn helle Lichtquellen 
gegen dunklen Hintergrund erscheinen. Die Räume und ihre 
Ausstattung einschließlich der Maschinen und Geräte sind 
durchweg in hellen Farbtönen gehalten. Die Beleuchtungs- 
stärke unterschreitet im allgemeinen nicht den Betrag von 
250 ix, mit Ausnahme der Wege, Treppen usw., wo man sich 
mit etwa 150 lx begnügte. Für den Turbinenraum wurden 
rd. 500 lx vorgesehen, für die Schalt- und Kontrollraume 


566 


1200 ix in der Horizontalen und 500 lx in der Vertikalen. 
Ungefähr 30% der Anlage wurde mit Leuchtstofflampen aus- 
gestattet. 

Der Schaltraum etwa 18X15X4,5 m), an dessen 4 Sei- 
ten die Schalttafeln angeordnet sind, erhielt einen „kKünst- 
lichen Himmel‘, indem eine durchleuchtete Wabendecke aus 
transparentem Kunststoffgitter eingezogen wurde; die Git- 
terzellen messen 5X5X5 cm. Über je einem Gitterfeld von 
1,5X0,9 m liegen im Abstand von 0,3 m drei 40 W-Leucht- 
stofflampen in einem wannenförmigen Emailreflektor. Die 
Beleuchtung ist vollkommen gleichmäßig und vor allem 
blendungs- und reflexfrei. Versuche ergaben, daß die Git- 
terdecke aus transparentem Material dem Aluminiumgitter 
um etwa 20%, dem weißen Eisengitter um 60% überlegen 
ist, 

Das Turbinenhaus wurde mit Mischlicht ausgestattet, 
und zwar wurden je 3 Tiefstrahler zu einer Einheit zusam- 
mengefaßt, von denen der eine mit einer 1500 W-Glühlampe, 
die beiden anderen mit je einer 400 W-Quecksilberdampf- 
lampe bestückt wurden; das Lichtstrommischungsverhältnis 
ist 1:1. Die Quecksilber-Tiefstrahler bestehen aus Prismen- 
glasreflektoren, die Licht auch nach der Decke durchlassen, 
um die Höhblenwirkung zu vermeiden. (Ähnlich wurden in 
anderen, z. B. Kabelräumen Leudhtstoffreflektoren mit Dach- 
schlitzen zur Deckenaufhellung angewandt.) 

In den Werkstätten wurden für die Allgemeinbeleud- 
tung Mischlicht, für die Arbeitsplatzbeleuchtung der Werk- 
bänke Leucdhtstoff-Langfeldreflektoren vorgesehen. Die Bü- 
ros erhielten Leuchtstofflampen in geschlossenen, rechtecki- 
gen Opalglasleuchten, dicht an die Decke gesetzt. In den 
Außenanlagen, Höfen, Straßen, Freiluftstationen, wurden 
Prismenbreitstrahler, z. T. auch (etwa im Kohlenhof) Flut- 
lichtstrahler angewandt. — Das Sunbury-Kraftwerk gilt als 
das bestbeleuchtete der USA. -R. G. Weigel 


DK 621.327.43 
Wirkung der Schalthäufigkeit auf die Leistungsiähigkeit 
von Leuchtstofflampen. [Nach F. J. Vorlander u. E. J. 
Raddin: Illum. Engng., N. Y., 45 (1950) S. 21; 7 S., 4 B] 

Die Lebensdauer der Niederspannungs-Leuchtstofflampen 
mit Oxydkathoden hängt von der Schalthäufigkeit ab, weil 
das Elektrodenmaterial durch den Zündvorgang besonders 
beansprucht wird. Je nach dem „Betriebszyklus’ ist also 
die Lebensdauer verschieden. Unter dem Betriebs- oder 
Brennzyklus versteht man die durchschnittliche Brennzeit je 
Einschaltung. Bisher war es üblich, die Lebensdauer für 3°, 
6- und i2stündigen Brennzyklus anzugeben; es ist aber prak- 
tisch erwünscht, Angaben der Lebensdauer für jeden Be- 
triebszyklus machen zu können. Die Verfasser haben darum 
die Lebensdauern für verschiedene Zyklen untersucht, näm- 
lich für den "/s-, 1-, 2-, 4-, 8- und l6stündigen Zyklus sowie 
für ununterbrochenen Dauerbetrieb. Es wurden jeweils 32 
gleichartige Beryllium’Leuchtstofflampen unter gleichen Be- 
dingungen betrieben. Das Vorschaltgerät bestand aus Dros- 
selspule und Kondensator (zur Blindstromkompensation). 
Die Umgebungstemperatur betrug 24 °C. Die 32 Lampen be- 
standen aus 4 Gruppen zu je 8 Lampen verschiedenen Ur- 
sprungs; sie waren beliebigen Marktlagern entnommen. Es 
handelte sich um Leuchtstofflampen aus den Herstellungs- 
jahren 1946/47. Alle Lampen wurden photometriert am Be- 
ginn, nach 100, 200, 300, 400, 500, 750, 1000, 1250, 1750, 2000 
und nach je weiteren 500 Brennstunden. 

Die Lichtausbeute als Funktion der Brenndauer 
ergab — mit Ausnahme des Halbstundenzyklus — für alle 
Zyklen einschl. Dauerbetrieb Kurven, die sich nur wenig von- 
einander unterschieden; sie schwankten nur um + 2... 3%o 
um die mittlere Kurve. Die Schalthäufigkeit hat offenbar 
den halbstündigen Brennzyklus jedoch lag die Kurve mit 
sache der Lichtausbeutesenkung bildet die Brenndauer. Für 
den halbstündigen Brennzykius jedoch lag die Kurve mil 
Abstand tiefer; die Lichtausbeute fällt hier steiler ab, und 
die Lebensdauer erreicht noch nicht 2000 h. Damit wird er- 
neut bestätigt, daß die Leuchtstofflampe für häufige Schal- 
tungen und kurzzeitige Betriebsweise nicht geeignet ist. Für 
ein- und mehrstündigen Betriebszyklus aber ergab sich ein 
flacherer Verlauf, der im Mittel etwa durch folgende Zahlen 
gekennzeichnet ist: Die Lichtausbeute geht nach 1000 h auf 
87% des Anfangswertes (nach 100stündigem Einbrennvor- 
gang) zurück, nach 2000 h auf 83 %, nach 3000 h auf 78 %, 
nach 5000 h auf 75 %. 

Die Lebensdauer wurde in Abhängigkeit sowohl 
des Brennzyklus als auch der Schalthäufigkeit dargestellt. 
Aus diesen Kurven kann man für den praktischen Bedarf zu 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


EEE ET EEE Er SEE Er EEE NE TEE S E ER E or a, 


15. Oktober I 


einem gegebenen Betriebszyklus oder einer bekannten Ex. 
schalthäufigkeit die zu erwartende Lebensdauer entnehn:: 
die — in Verbindung mit der Lichtausbeute — für die Wir. 
schaftlichkeitsrechnung von entscheidender Bedeutung ist. 
Bei Dauerbetrieb wird eine Lebensdauer erreicht von etwa T% -> 
bei 16stündigem Betriebszyklus (etwa 400 Zündungen) etwa 63. 
bei 8stündigem Betriebszyklus (etwa 650 Zündungen) etwa 5Y. 
bei 4stündigem Betriebszyklus (etwa 1100 Zündungen) etwa 43; 
bei 2Zstündigem Betriebszyklus (etwa 1800 Zundungen) etwa %“: 
bei istündigem Betriebszyklus (etwa 2600 Zündungen) etwa in: 
bei !/sstündigem Betriebszyklus (etwa 3400 Zündungen) etwa IA): 


Bei der Weiterführung der Versuche (die noch nicht abar- 
schlossen sind) an neueren Lampentypen wurden noch hoke:: 
Lebensdauern ermittelt; sie wurden z. B. im Vierstunde:. 
zyklus mit über 5000 h festgestellt und sollen sogar im Ha.- 
stundenzyklus 3000 h erreicht haben. 

Bei Zweilampenschaltung besteht für die Leuchtsts! 
lampe des kapazitiven Zweiges die Wahrscheinlichkeit d- 
kürzeren Lebensdauer; sie wurde z. B. im 4stündigen Er 
triebszyklus um 10°/o kleiner als die des induktiven Zwe- 
ges gefunden. 

Die berichteten Ergebnisse gelten zunächst nur für de 
untersuchten Lampentyp (40 Watt). Man glaubt aber Gru:: 
zu der Vermutung zu haben, daß auch Leudhtstofflampen ar- 
deren Typs im charakteristischen Verlauf der Lebensdau::- 
funktionen mit den vorliegenden Kurven grundsätzlic übe:- 
einstimmen werden, so daß man unter Verzicht auf die zei: 
raubenden Lebensdauerprüfungen im verkürzten Verfahre: 
etwa im Einstundenzyklus, nur noch die Anschlußwerte :: 
ermitteln hätte, um danach an Hand der allgemeingültige: 
Kurven beliebig extrapolieren zu können. Diese Vermutu:: 
bedarf allerdings noch der weiteren Untersuchung, die ange 
kündigt ist. R.G. Weigel 


Landwirtschaft 
DK 621.5 : 631 
Zusammenarbeit zwischen Land- und Elektrizitätswirtschait 
INah H. Kallbrunner: Elektrotechn. u. Mascd.B:: 
67 (1950) S. 97; 2 S.) 

Mit den Worten: „Zur Zeit besteht nur eine aube: 
dentlich geringe Zusammenarbeit von Land- und Elektr: 
tätswirtschaft“ leitet Dr.-Ing. Kallbrunner, Pris 
sor an der T. H. und an der Hochschule für Bodenkul::! 
in Wien, seine Ausführungen unter obigem Titel ein. Nur 
diesen Zustand kennen wir auch, denn er ist deutscherse:: 
ähnlich. Von dem gesamten inländischen Stromverbra:? 
Osterreichs entfallen nur 3% auf die Landwirtschaft. D. 
dürfte einmal wohl darauf zurückzuführen sein, daß ein g>- 
Ber Teil der Bauernhöfe wegen ihrer weitzerstreuten Lil 
zumal im Gebirge noch gar nicht an die Überlandvers-! 
gung angeschlossen ist und die übrigen außerhalb d- 
Dreschspitze nur einen geringen Gebrauch von der Eli‘ 
trizität machen. Dieser Zustand, der in keiner Weise IE: 
der qroßen Bedeutung der Landwirtschaft für die gesa” 
Volkswirtschaft übereinstimme, sei sehr bedauerlic. In ur 
Hinsicht sind die Verhältnisse bei uns zwar besser, è> 
noch lange nicht befriedigend, so daß wir une dieser N‘ 
tik durchaus anschließen können. l 

Als einzelnes Beispiel führt der Verfasser zahlenme. : 
an, daß in Osterreich erst 743 elektrische Melkmasd.:?- 
benutzt würden, während Schweden etwa 1500 aufzuweir! 
habe. Über die deutschen Zahlen wird man wohl bese?” 
schweigen. Bei dem beachtlichen Schweinebestand in d~ 
österreichischen Landwirtschaft wäre doch ein starker E:" 
satz der elektrischen Futterdämpfer angebracht, die e:2”! 
den Vorteil hätten, mit billigem Nachtstrom beheizt © 
werden, und dann eine wesentliche Arbeitsentlastung '-' 
die Bäuerin bedeuten könnten. Aber die elektrischen Fu!’ 
dämpfer haben sich nicht eingeführt; in Deutschland ist > 
genau so. Angeblich sind in Osterreih die Gerätepre* 
noch zu hodh. 

Der Verfasser gibt die Schuld an diesen Zuständen © 
Leitung der landwirtschaftlichen Verbände. Sie hat die B:: 
ern zu wenig über die vielfachen Anwendungsmögiit' 
ten der Elektrizität aufgeklärt, genau wie bei uns. M: 
muß es als wirklich unverständlich bezeichnen, wenn z 3 
ein gewissermaßen amtlihes Organ der Landwirtste 
das seit etwa 3 Jahren besteht, noch nie eine Abhant.--. 
über die Bedeutung der Elektrifizierung im allgeme:S!". 
nur über einzelne elektrische Geräte und Verfahren 36 
bracht hat. 


‘ 15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 567 


| Da auch in Osterreich als Kriegsfolge Mangel an Holz 
. eingetreten sei, das früher viel zu Heizzwecken verbrannt 
- wurde, würde man dort künftig sicher mehr auf Futterdäm- 
. pfer, Elektroherde usw. zurückgreifen. Wenn der Bedarf 
stark ansteige, würde man zu eıner Massenanfertigung 
- übergehen müssen, welche zwangsläufig die Elektrogeräte 
- verbilliqen und ihre Einführung erieichtern würde. Wenn 
auch der Bauer und vollends die Bäuerin noch sehr kon- 
servativ seien und ihre Wirtschaft und Küchen nicht so 
schnell auf die Verwendung der ihnen bisher unbekannten 
‚elektrischen Geräte umstellen würden, so müßte eben eine 
- gründliche Erläuterung und Aufklärung vorangehen. 
Auch dies ist bei uns immer wieder betont worden 
~ mit dem Hinweis, daß es aber von der eigenen Leitung 
der Landwirtschaft — den Verbänden und Behörden — 
geschehen müsse. Erfolgt es von Seiten der Industrie, so 
sieht der Bauer darin nur eine qeschäftliche Manipulation 
= urd verhält sich reserviert oder grundsätzlich ablehnend. 
Kallbrunner hebt zum Schiuß noch hervor, daß mit der 
` Elektrifizierung der österreichischen Landwirtschaft auch 
. eine entsprechende Entwicklung im Bau hierfür geeigneter 
Maschinen, wie Pumpen usw., parallel gehen müsse, 6o 
` daß auch der reine Maschinenbau stärker zum Einsatz 
käme. —t 


Fernmeldetechnik 
DK 621.396.51.6.029.63 (43) 
- -Dezimeterwellen im Fernsprechdienst der Deutschen Post. 
" [Nach E. Dietrichu.P.Barkow: Fernmeldetecn. Z. 3 
(1950) S. 145; 10 S., 7 B.] 
| Schon während des Krieges benutzte die Deutsche Reichs- 
post Dezimeterwellen, um die besetzten Gebiete fernsprec- 
technisch zu erschließen (7. B. Breslau—Posen und Krakau). 
Heute besitzt die Deutsche Post ein Dezimeternetz der Länge 
25000 km (Bild 7), wovon ein Teil 1947 vom amerikanischen 
. Signal Corps übernommen wurde. Diese Strecken sind in 
‘das deutsche Fernsprechnetz eingegliedert. 


Bremen 
Hoya 


Annaturm Braunschweig 


Bocksberg N Torfhaus 


Düsseldorf ohes Gras N 


Feldberg 
Frankfurt 
Schwanberg 
Mannheim Hagenbüchach 
Neustad 


München 


Wendelstein 
'apAıı Zugspitze 
Bild 7. Das Dezimeternetz der Deutschen Post am 1. 9. 1949. 


Gegenwärtig verwendet man vor allem das Michael- 
und das Rudolf-System. Beide arbeiten frequenzmoduliert 
bei etwa 50 cm Wellenlänge, können 20 Kanäle gleichzeitig 
übertragen und sind im wesentlichen mit der RV 12 P 2000 
bestückt. Das Verhältnis der Signal- zur Rauschspannung 
beträgt 500:1, der Teilnehmer nimmt also kaum noch ein Rau- 
schen wahr. Die beiden Systeme unterscheiden sich durd die 
Sendeleistung, also Reichweite, und etwas geänderte Schal- 
tung in den Sendern und Empfängern. Das Michael-System 
hat Sendeleistungen von 1 und 5 W, das Rudolf-System 8 W. 
Sender und Empfänger beider Systeme werden in der Arbeit 
ausführlich beschrieben. Ein Beispiel wird durchgerechnet, 
worin bei 5 W Sendeleistung die Funkfelder 75 km lang sind 
und die Bandbreite der NF mit 3 kHz eingesetzt wird. 

Der Vorteil des Funksystems gegenüber der Leitungs- 
telephonie liegt in der kurzen Aufbauzeit für Sender und 
Empfänger und darin, daß die Geräte an anderen Orten wie- 
der eingesetzt werden können, wenn man sie nicht mehr 


braucht, während Kabel unausgenutzt liegen bleiben. Das 
Dezimetersystem wird deshalb vor allem dort eingesetzt, wo 
plötzlich oder vorübergehend ein großer Leitungsbedarf zum 
nächsten größeren Fernamt entsteht, also bei Bildung wirt- 
schaftlicher oder politischer Zentren oder bei sportlichen 
Großveranstaltungen. Die Post verfügte sogar über fahrbare 
Stationen mit herauskurbelbaren Antennen. 

Die derzeitigen Systeme werden weiter entwickelt. Z.B. 
versucht man, statt der Frequenzmodulation die Impulsmo- 
dulation zu verwenden. Der Dezimeterbetrieb wird wirt- 
schaftlicher, wenn noch mehr Sprechkanäle über einen Funk- 
weg geleitet werden können. Der zu erwartende Netzausbau 
bei Einführung der Fernselbstwahl wird deshalb mit großer 
Wahrscheinlichkeit eine Ausdehnung des Dezimeternetzes 
mit sich bringen, da es schon jetzt dem Kabelsystem in Wirt- 
schaftlichkeit, Betriebssicherheit und Übertragungsgüte gleidh- 
kommt. Vth 


Hochfrequenztechnik 

i DK 621.317.361.089.6 
Quarzresonatoren als Frequenzsubnormale. [Nach F. J. M. 
Laver: Proc.. Instn. electr. Engrs. 97 III (1950) S. 93; 7. S., 
7 B.. 5 Tah.] 

Bei absoluten Frequenzmessungen werden die Schwin- 
gungen in einem bestimmen Zeitraum gezählt, und Normal- 
frequenzen (Primärnormale) haben deshalb einen Öszillator 
mit einer Einrichtuna zum Zählen der Schwingungen wäh- 
rend des Zeitintervalls zwischen 2 Zeitzeichen des betr. Ob- 
servatoriums. Der Oszillator muß demnach ständig arbeiten, 
wobei die Frequenzen von 2 Normaloszillatoren durch Über- 
lagerung leicht miteinander verglichen werden können, selbst 
wenn sie räumlich sehr weit von einander getrennt sind. 
2 Normalresonatoren können jedoch nur durch Vergleich mit 
einem Normaloszillator geprüft werden. 

Quarzkristalloszillatoren als Normale müssen ständig 
in Betrieb sein, um sichere Eichunq und aenüaend konstan- 
tes Arheiten zu aewährleisten, während Normalresonatoren 
nur kurzzeitig arbeiten. Da vor jeder Messung genau ab- 
aealihen wird, lassen sich bei Kristallresonatoren Alte- 
rungseinflüsse ausschalten, und da außerdem eine einzelne 
Messung der Resonanzfreauenz den Kristall nur für weni- 
qe Sekunden und mit niedrigerer Amplitude als in Oszilla- 
torkreisen beansprucht, kann man den Einfluß von Ampli- 
tude und Dauer der Schwingung auf das Altern der Kri- 
stalle beauem mit Kristallresonatoren untersuchen. Normal- 
oszillatoren können also die Zeitzeichen für die Messung 
aeben. während die Resonatoren das Arbeiten der Oszilla- 
toren über große Zeiträume hin überprüfen können, insbe- 
sondere nach Stromunterbrechungen oder Störungen. 

Aus diesen Überlegungen heraus wurde eine Schaltung 
eines Quarzkristallresonators entwickelt, die bei einer Re- 
sonanzfreauenz von 100 000 kHz eine Meßgenauigkeit von 
+ 10-8 ermöglicht, wobei die Meßeinrichtung über den sehr 
schmalen Meßbereich von 100 000 kHz + 10 Hz veränderlich 
ist und zur genauen Bestimmung des Resonanzpunktes nicht 
die Amplituden der Schwingungen aufeinander abgestimmt 
werden, sondern die Phasen. Ba 


DK 621.396.11 
Strahlwege von Radiowellen in der Ionosphäre. IIL [Nach 
H. Poeverlein: Z. angew. Phys. 2 (1950) S. 152; 9 S., 
11 B] 

Von verschiedener Seite (H. G. Booker 1939, H. 
Bremmer 1949, K. Försterling 1949) wurde die fol- 
gende theoretishe Aufgabe in Angriff genommen: Es sind 
die Wege von Radiowellen zu berechnen, die in beliebiger 
Richtung (vertikal oder schief) in die Ionosphäre einfallen. 
Das Erdmagnetfeld soll berücksichtigt werden. Im übrigen 
kann man einfache Voraussetzungen zugrundelegen, wie 
man sie bei Kurzwellen in der F- oder Fs-Schicht ungefähr 
hat. Die Aufgabe ist von Poeverlein dadurch verein- 
facht und gelöst, daß erstens geometrisch-optisch vorgegan- 
gen wurde (eine Abschätzung zeigt, daß das bei den gewähl- 
ten Voraussetzungen vermutlich keine großen Fehler ergibt) 
und zweitens die Wege graphisch konstruiert wurden. 

Das graphische Verfahren und die wichtigsten Ergebnisse 
wurden schon in zwei früheren Mitteilungen bekanntgege- 
ben. Die neue dritte Mitteilung bringt vor allem Bilder von 
konstruierten Strahlwegen. Man sieht darin, wie Vertikal- 
strahlen, die man ja bei Ionosphärenregistrierungen immer 
beobachtet, abgelenkt werden (der ordentliche Strahl nach 


568 


N, der außerordentliche nach S). Einige Bilder zeigen die 
Strahlen, die von einem Sender in den verschiedensten Rich- 
tungen (in der magnetischen Meridianebene) weggehen, dar- 
unter auch die eigentümlichen Strahlwege mit einer Spitze 
an der Reflexionsstelle und mit konstanter Reflexionshöhe 
(unabhängig vom Einfallswinkel), die beim ordentlichen 
Strahl bei steilem Einfall in der magnetischen Meridianebene 
auftreten. Da in einigen Abbildungen die Polarisation sowie 
die Lage der Wellennormalen (von der Strahlrichtung ver- 
schieden!) dargestellt sind, erhält man eine einigermaßen 
anschaulihe Vorstellung von den Wellen. Verschiedene 
merkwürdige Sonderfälle von Strahlen sind auch angegeben. 
Beispielsweise soll ein spezieller außerordentlicher Strahl 
nie reflektiert werden, sondern die ganze Schicht durchset- 
zen, wenn er nicht unterwegs absorbiert wird. Pv 


DK 621.385.832 
Verkleinerung der Richtungsdefokussierung in Kathoden- 
strahlröhren. [Nach R. G. E. Hutter u. S. W. Harrison: 
J. appl. Phys. 21 (1950) S. 84; 6 S.] 

Will man Kathodenstrahlröhren mit großen Schirmdurc- 
messern und kleiner Baulänge entwickeln, so ist man ge- 
zwungen, das Ablenkplattensystem unter verhältnismäßig 
großen Winkeln zu durchstrahlen. Dabei treten die als Ridh- 
tungsdefokussierung bekannten Erscheinungen auf, die sich 
in einer starken astigmatismusartigen Unschärfe des Brenn- 
flecks äußern. — Die Verfasser geben eine kurze mathemati- 
sche Theorie der Erscheinung, die sie auch experimentell nach- 
prüfen, und zeigen dann, daß die Unschärfe durch den Einbau 
einer Zylinderlinse behoben werden kann. Dabei ist es mög- 
lich, mit einer Linse für beide Ablenkkoordinaten auszukom- 
men. Allerdings braucht die Zylinderlinse für verschieden 
große Ablenkungen des Strahles eine verschiedene Spannung. 
Man muß also eine Hilfsspannung aus den Ablenkspannungen 
ableiten und dem Strahlsystem zur Korrektur der Fleckschärfe 
zuführen. Dieser letztere Teil der Arbeit soll in Kürze ge- 
sondert veröffentlicht werden. — Die Verfasser zeigen Brenn- 
fleckaufnahmen an einem neuentwickelten 10°-Rohr, dessen 
Baulänge etwa ebenso groß ist wie der PDT 

u 


Physik 
DK 537.228.1 


Uber seignette-elektrische Stoffe. [Nach E. Granier: Rev. 
gen. Elektr. 59 (1950) S. 33; 12 S., 19 B.] 

E. Granier gibt einen Überblick über die Eigen- 
schaften von Stoffen mit hoher elektrischer Polarisation 
wie Seignettesalz. Solche Stoffe interessieren wegen ihrer 
Anwendunssmöalichkeiten als Dielektrikum bei Kondensa- 
toren, als Tonabnehmer und Schwingungserzeuger. 


Zunächst werden die 12000 
verschiedenen Arten der 
elektrischen Polarisation 
erläutert, die elektroni- 
sche Polarisation in Stof- 
fen wie Benzol, die Ionen- 
polarisation von Stoffen 
wie NaCl und die Polari- 
sation von Dipolstoffen. 
In allen drei Fällen ist dıe 
elektrische Polarisation 
proportional der Feld- 
stärke. Die Dipolpolari- 
sation ist temperaturab- 
hängig. In Flüssigkeiten 
ist sie infolge eines in- 
neren Feldes groß, z. B. 3 
ist bei Wasser die Dielek- lumphosphat (B) und Bariumtitanat (C 
trizitätskonstante 81. [n und D in zwei verschiedenen Achsen- 
Kristallen fehlt im allge- richtungen) von der Temperatur. 
meinen wegen der Unmöglichkeit der Orientierung die Di- 
polpolarisation, mit den hier gerade interessierenden Aus- 
nahmen, wo durch die Besonderheit der Struktur eine ano- 
mal starke elektrische Polarisation möglich ist. Drei Typen 
von Kristallen mit solcher Anomalie sind bislang bekannt. 

1. Schon früh aefunden wurde die Anomalie des Seig- 
nettesalzes, auch Rochellesalz genannt (Kalium-Natrium- 
tartrat NaKC,H,O, + H20). 

2. Von den Schweizer Physikern wurden eingehend 
Kristalle vom Typ des Kaliumphosphates PO,H,;K unter- 
Sucht. 


10000 


Dielektr -Konstante 


S $ 8 


0 
-260 -80 


-100 10°C 


-20 20 60 
Ternperatur 
Bild 8. Abhängigkeit der Dielektrizitäts- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


.— Atschließend wird über den derzeitigen Stand der 


15. Oktober 195) 


3. Die neueste Entdeckung ist das hauptsächlich in USA 
untersuchte Bariumtitanat TiO;B. | 

Diese Kristalle verhalten sich in einem qewissen Ter $ 
peraturbereich elektrisch anomal. Bild 8 zeigt den Verla 
der Dielektrizitätskonstanten. Parallel zu der elektrisches 
Anomalie geht eine Umwandlung des Kristallqitters. Mas 
kann das elektrische Verhalten durch eine dem mage: 
schen Verhalten der Ferromagnetika analoge Erscheinurg 
beschreiben. Oberhalb einer kritischen Temperatur, weld: 
der Curie-Temperatur der Ferromagnetika entspricht, läßt 
sih die Dielektrizitätskonstante analoq der Suszeptibiltä 
der paramagnetischen Stoffe durch eine Beziehung := 
A/(T — 9) darstellen, worin A eine Konstante, T die abso- 
lute Temperatur und ® die kritische Temperatur ist. Unter- 
halb dieser Temperatur zeigen diese Kristalle ein elekt: 
sches Verhalten, welches weitgehende Parallelen zum Ferro 
magnetismus aufweist, die Dielektrizitätskonstante ist nid: 
proportional der Feldstärke sondern zeigt eine Sättigung url 
Hystereseerscheinungen. 


Entsprechende Anom 

e 9° lie weist das piezoelektn 
sche Verhalten auf. Bild? 

zeigt die Deformation ein 

EnS 199° Seignettekristalles als Funk 
= tion des elektrischen Feka 
E «00 bei verschiedener Tempe:: 
$ 22° tur. Oberhalb der kritisde 
Q Temperatur ist die Defom: 
200 tion proportional der Fell 
25° stärke, unterhalb davon is 

sie feldstärkenunabhängj 

0 Entsprechend zeigt die Defo 

0 W0 200 300 v/icm mation unterhalb der kn! 
elektrische Feldstärke schen Temperatur eine Hy 
Bild 9. Abhängigkeit der Deforma. Sterese. Der piezoelektrisd 


Modul ist also keine Kor 
stante. Er hat ein Maximu 
beim Curie-Punkt. 

Seignettesalze werden bei Mikrophonen angewani 
Man kann leicht große Kristalle herstellen. Sie haben abe 
verschiedene Nachteile, sie leiten, sie sind feuchtigkeit 
emnfindlih und zerbrehlihd. Wegen der Laae des Cure 
Punktes bei 25° C ist die Dielektrizitätskonstante bei ge 
wöhnlicher Temperatur sehr inkonstant. Bei PO,H:K lieg 
der Curie-Punkt so tief, daß eine technische Anwendus 
kaum in Betracht kommt. 

Umgekehrt liegt der Curie-Punkt bei Bariumtitana 
sehr qünstiq bei 130° C. Daher sind die elektrischen Da 
bei Zimmertemperatur recht konstant. Man kann leicht keza 
misches Material aus Bariumtitanat herstellen. Daher È 
es neuerdings vielfach technische Anwendungen qefunde 
Weaen seiner hohen Dielektrizitätskonstanten wird Ba 
umtitanat und Titanoxyd als Dielektrikum keramisct 
Kondensatoren benutzt, wobei auf kleinem Volumen 1103 
Kapazitäten erzielt werden. Wegen seiner quten piezoel® 
trischen Eigenschaften wird Bariumtıtanat als Tonabne! 
mer und zur Erzeugung mechanischer Schwingungen du 
elektrische Erregung benutzt. Diese Tonabnehmer sind s3 
leiht und in einem qroßen Frequenzintervall von 10 
5000 Hz konstant, Sie sind weniger empfindlich als Seiat“ 
tekristalle, aber temperatur- und feuchtigkeitsbeständice 


tion von Seignettesalz von der elek- 
trishen Feldstärke. 


orie der Seignetieelektrizität berichtet. W. Hanle 


DK 537.32 : 597. 


Thermospannungen an Kontakten. [Nach I. Dietrich 
Z. angew. Phys. 1 (1949) S. 377, u. 2 (1950) S. 128. I. Die! 
richu.E.Rüchardt: Z. Naturforsch. 4a (1949) S. 482] 

Bei stark unsymmetrischer Temperaturverteilung tre'@ 
an einmetallischen elektrischen Kontakten (das Versudist 
terial war Gold und Platin) Thermospannungen auf. die 8 
die Wirkung einer nichtleitenden Oberflächenschicht von &' 
marer Größenordnung zurückzuführen sind. Der elektris 
und thermische Leitungsvorgang durch diese Schicht erfo« 
auf Grund des wellenmechanischen Tunneleffektst!. Me 
kann also ebenso wie von einem elektrischen von einen tie: 
mischen Hautwiderstand sprechen. Experimentell kon! 
nachgewiesen werden, daß für das Verhältnis der beides 
Hautwiderstände das Wiedemann-Franzsche Gesetz mit des 
selben Zahlenfaktor gültig ist wie bei homogenen Metalles 


3? M. Kohler: Ann. Phys. 38 (1940) 542. 


-15. Oktober 1950 


Der thermoelektrishe Homogeneffekt wird verursacht 
durch einen Temperatursprung, der an der vom Wärmestrom 
durchflossenen Kontaktstelle infolge des Hautwiderstands 
besteht. Wird die Fremdschict beseitigt — durch Er- 
hitzen des geschlossenen Kontakts, bei Gold auch durch Scha- 
ben — so verschwindet die Thermospannung. Durch eine 
entsprechende Versuchsanordnung gelang es, den Wert der 
Thermokraft c experimentell zu bestimmen, wobei eine be- 
friedigende Übereinstimmung mit den theoretisch berechne- 
ten Werten gefunden wurde. Man erhielt für Gold c = 10% 
V/Grad, für Platin c == —2 - 10% V/Grad. 

Auch der elektrothermische, also der inverse Effekt, eine 
Analogie zum Peltiereffekt, wurde an einmetallishen Kon- 
akten untersucht. Dieser Peltiereffekt tritt ebenfalls nur auf, 
wenn der Kontakt mit einer dünnen Fremdschicht bedeckt ist, 
er ist also nach starkem Erhitzen der Kontaktstelle nicht 
mehr zu beobachten. Nur der dem Vorzeichen nach entge- 
jengerichtete Thomsoneffekt tritt dann noch auf, wodurch 
sine Bestimmung des Thomsonkoeffizienten möglich ist. Der 
Peltierkoeffizient a konnte sowohl theoretish als auch 
axperimentell ermittelt werden, wobei sich für Gold 
2 = —4-104 V, für Platin z == 5-10 V bei T = 300 °K 
ırgab. Die größenordnungsmäßige Gültigkeit der Thomson- 
shen Beziehung — x/T = c für die thermoelektrischen Ef- 
fekte am Kontakt war damit auch nachgewiesen. 

Hiermit ist wohl erklärt, warum an schwachbelasteten 
Kontakten, auch wenn Edelmetall verwendet wird, kleine 
Spannungen beobachtet werden, die auf kleine Temperatur- 
unterschiede zwischen den Kontaktgliedern zurückzuführen 
sind. Fremdscichtfreie Kontakte, die diesen Effekt nicht 
zeigen, sind an Luft praktisch nicht herzustellen, außerdem 
würde das Haften der reinmetallischen Oberflächen die Ver- 
wendbarkeit dieser Kontakte behindern. — Vielleicht kann 
der thermoelektrische Effekt an homogenen Stoffen allge- 
mein zum Nachweis dünnster (monomolekularer) Schichten 
auf Metalloberflächen verwendet werden. Di 


Magnetismus 
DK 538.11 
Theorie der Magnetisierung massiver Stoffe im Rayleiah- 
Gehiet. [Nah L. Néel: J. Phys. Radium II [8] (1950) 
S. 49; 12 S] 

Durch die arundlenenden experimentellen und theore- 
tishen Ergebnisse Néels und seiner Grenobler Schüler 
hat sich Aie hisherine im wesentlichen auf R Becker und 
seine Schule zurückgehende Theorie des technischen Ferro- 
nagnetismus zum mindesten als unzureichend erwiesen. 
Diese Theorie war nicht imstande, die in den letzten Jah- 
ren zahlreich zutaae aeförderten neuen Tatsachen zu er- 
klären. unter denen der soa. Pulvermaqnet besonders her- 
vorragt. Néel hat die Mängel der Beckerschen Theorie er- 
kannt, die letzthin darauf hinauslaufen, daß als magnetisches 
Fe'd nicht das von außen anaeleate oder das durch die 
makrosknnische Form mescheerte Feld wirksam ist, sondern 
daß in besonderem Maße gerade die Streufelder zwischen 
den Elementarbausteinen des Ferromagnetikums, den sog. 
'ementarbereichen, wirken und die Wandbewegungen 
zwishen diesen Bereichen, die die Hauptursache des 
Mannetisierunnsnroresses sind. neaen eine Reihe von Hin- 
dernissen steuern, die u. a. durch die Kristallenergie und 
dia inneren mechanischen Snannunaen qeaeben sind. Das 
Kennzeichnende der Neelschen Ansätze ist also, daß die 
alte Beckershe Theorie fruchtbar erweitert wird. Diese 
Erweiterung hat sich inzwischen nicht nur bei den gepul- 
verten, sondern auch bei den massiven Stoffen als unbe- 
dinat rotwendian erwiesen. 

Bei der obengenannten Arbeit geht Néel dem Einfluß 
der unregelmäßigen Energiezufuhr durch Wärmebewegun- 
qen der Elementarbereihe nach. Der theoretische Grund- 
"odanke ist dabei. daß die Wand zwischen zwei Elementar- 
bereichen durch die Brownsche Temperaturbewegung in 
die Lage versetzt werden kann, selbst dann ein Hindernis 
zu überwinden. wenn die dazu notwendige kritische Feld- 
stärke H nrößer als die einwirkende h ist, vorausgesetzt 
natürlich, daß der örtliche Wärmestoß größer als H — h ist. 
Im ersten Teil der Arbeit wird aezeigt, daß die thermischen 
Schwankungen im Zeitintervall t einem magnetischen 
Werhselfeld atnehmender Amplitude mit der Maximal- 
amplitude S (0,577 + Q + 109 t) äquivalent sind, wobei 
die zeit- und feldstärkenunabhängigen Konstanten S und Q 
nur vom Werkstoff und Werkstoffzustand abhängen. Diese 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


569 


formale Theorie führt angewandt zu den bekannten Ge- 
<etzen der Anfangsmaanetisierung, Remanenz, reversiblen 
Permeabilität, der Verluste in schwachen magnetischen 
Wediselfeldern und der Erholung bei der Temperatur T 
in Ahhänaiakeit von h und t und zeigt die Existenz eines 
Verlustwinkels ĝ, proportional zu S, der in erster Nähe- 
rung unabhängig von Feld und Frequenz ist. Der zweite 
Teil entkleidet die Theorie des formalen Charakters, indem 
gezeigt wird, daß die thermishen Schwankungen in ihrer 
Wirkung Magnetfeldschwankungen infolge von Schwankun- 
gen der Richtungen der spontanen Magnetisierung der. Ele- 
mentarbereihe zugeschrieben werden müssen. Dabei be- 
trägt das mittlere Quadrat der Feldschwankung 4rkT/v, wo- 
bei v das mittlere Volumen des beeinflußten Bereiches ist. 
Die Theorie gibt ferner die Größenordnung des Zeitinter- 
valls, in dem eine bestimmte Verteilung der Elementarbe- 
reiche beständig ist, und die UÜbergangswahrsceinlichkeit 
einer Wand über ein Hindernis als Funktion von H— hund 
die Werte von S und Q an. Für AL-Ni-Co-Dauermagnete 
liegt S nahe bei 2 Oe und Q bei 20. Fbch 


DK 538.221; 549.73 


Gyromagnetische Erscheinungen bei Ferriten. [Nah H. G. 
Beljersu. J.L. Snoek: Philips techn. Rdsch. 11 (1950) 
S. 317; 10 S] 

Mit Kriegsausgang ist eine umwälzende Neuentwicklung 
von Snoek auf dem Gebiete der magnetishen Werkstoffe 
bekannt geworden. Ferrite sind Doppeloxyde des Eisens, 
entsprechend der chemischen Formel MO:Fe2O3, wobei M 
das Symbol für ein zweiwertiges Metall (Mangan, Nickel, 
Kupfer, Zink, Cadmium usw.) ist. Sie besitzen bei geeigneter 
Auswahl dieses Metalls und noch besser bei Metallgemischen 
(Mehrfachferrite) neben einer hohen Permeabilität (Anfangs- 
permeabilitäten bis 4000) einen sehr hohen spezifischen elek- 
trishen Widerstand (107... 10° Qmm?/m). Diese Gruppe der 
ferromagnetischen Halbleiter hat sich als der ideale magneti- 
sche Kernwerkstoff der Hochfrequenztechnik erwiesen, da in- 
folge der hohen Permeabilität einmal die Hystereseverluste 
sehr klein sind und infolge der geringen elektrischen Leit- 
fähigkeit besonders die bei hohen Frequenzen überwiegen- 
den, quadratisch mit der Frequenz ansteigenden Wirbelstrom- 
verluste außerordentlich gering sind und um Zehnerpotenzen 
günstiger liegen als bei den bisher eingesetzten Hochfrequenz- 
Massekernen aus Gemisch von feinsten Eisenpulvern mit 
Kunstharzen oder anderen Isolierstoffen. Als Hilpert 
schon im Jahre 1909 in einer deutschen Patentschrift die Fer- 
rite für diesen Zweck propagierte, schien der Boden noch nicht 
reif. Heute im Zeichen des Dranges nach immer höheren 
Frequenzen ist die Snoeksche Entwicklung auf fruchtbaren 
Boden gefallen. 

Die Vorhersage geringster Eisenverluste bei den Ferri- 
ten hat sich experimentell mit Ausnahme höchster Frequen- 
zen recht gut bestätigt. Je nach Ferritsorte, wobei mit der 
höheren Permeabilität infolge des geringeren spezifischen 
elektrischen Widerstandes der höhere Verlust gekoppelt ist, 
sind niedrigste Verluste bis zu Frequenzen von 10° bis über 
108 Hz verwirklicht worden. Dabei sind Hysterese- und Wir- 
belstromverluste verschwindend klein und nur ein geringer 
Nachwirkungsverlustanteil ist bemerkbar. Ob dieser Ver- 
lustanteil überhaupt mit der magnetischen Nachwirkung, 
d. h. dem zeitlichen Nachhinken der Induktion hinter der 
magnetisierenden Feldstärke, zusammenhängt, steht noch 
nicht fest, da man diesen Anteil aus der Frequenz- und Feld- 
stärkenabhängigkeit nah Jordan formal extrapoliert. Von 
einer für jeden Ferrit eigenen Frequenz an (106...108 Hz) 
treten aber nach höheren Frequenzen hin größere Eisenver- 
luste auf, die bisher nicht gedeutet werden konnten. 

Beljers und Snoek haben jetzt versucht, diese my- 
steriösen Verluste bei den Ferriten der gyromagnetischen Re- 
sonanz oder, wie sie allgemeiner genannt wird, der ferro- 
magnetischen Resonanzabsorption, zuzuschreiben. Besonders 
die amerikanische Physikliteratur beschäftigt sich in den letz- 
ten Jahren mit dieser interessanten Erscheinung in stärkstem 
Maße. Es handelt sich dabei um eine Resonanz — übrigens 
außer bei ferromagnetischen auch bei paramagnetischen Stof- 
fen vorhanden — zwischen einem hochfrequenten magneti- 
schen Wechselfeld und der Kreiselbewegung des Elektrons. 
Sie tritt dann auf, wenn der Werkstoff in ein magnetisches 
Gleichfeld bestimmter Stärke gebracht wird und senkrecht 
dazu ein hochfrequentes Wechselfeld geeigneter Frequenz an- 
gelegt wird. Das Gleichfeld hat zur Folge, daß aus der ein- 
fachen Drehbewegung des Elektrons um seine eigene Achse, 


570 


dem sogenannten „Spin“, eine Kreiselbewegung um die Feld- 
achse wird. Die magnetische Feldstärke ist direkt proportio- 
nal der Frequenz dieser Kreiselbewegung, und die Frequenz 
des Wechselfeldes muß dann, um Resonanz zu erzeugen. gleich 
der Frequenz der Kreiselbewegung gemacht werden. Verlusie 
treten durch Dämpfung dieser Resonanz infolge von Wechsel- 
wirkungen zwischen den Elektronen unter sich und mit den 
Ionen des Gitters auf. Beljers und Snoek haben in überzeu- 
gender Weise theoretisch und experimentell dargetan, daß 
die überraschenden Eisenverluste der Ferrite bei hohen Fre- 
quenzen einer solchen Resonanzerscheinung zuzuschreiben 
sind, und lassen die Frage offen, ob nicht auch die sog. Nach- 
wirkungsverluste auf dieses Konto kommen. Eine Erklärungs- 
schwierigkeit war zunächst die Tatsache, daß nach den obigen 
Darlegungen Resonanzabsorption bisher nur bei Anwesenheit 
eines magnetischen Gleichfeldes beobachtet worden ist und 
nach den theoretischen Vorstellungen ja zum Zustandekom- 
men der Kreiselbewegungen der Elektronen auch unbedingt 
notwendig ist, indem es die Richtung angibt, um welche das 
Elektron kreiselt, ähnlich wie ein mechanischer Kreisel im 
Schwerfeld. Ein solches Gleichfeld ist bei den Verlustmes- 
sungen und bei der praktischen Verwendung als Hochfre- 
quenzwerkstoff nicht vorhanden. Doch besitzt ein ferroma- 
gnetisher Werkstoff stets innere Streufelder und Aniso- 
tropiekräfte, die nicht unbedingt magnetischer Natur zu sein 
brauchen, die aber in der Wirkung einem äußeren Magnet- 
feld äquivalent sind. 

Die Ergebnisse führen weiter zu einer interessanten elek- 
trotechnischen Voraussage. Die diskutierte gyromagnetische 
Resonanz unterscheidet sih von der üblichen Resonanz 
grundlegend dadurch, daß ein Wechselfeld in der x-Richtung 
eines kartesischen Koordinatensystems nicht nur eine Wed- 
selpolarisation in dieser Richtung, sondern auch in der y-Rich- 
tung erzeugt, wenn das magnetische Gleichfeld in der z-Rich- 
tung einwirkt. Das führt zu einem interessanten Vierpol, 
wobei wegen Einzelheiten auf eine frühere Arbeit Telle- 
gen s! verwiesen wird. Fbch 


DK 669.14 : 538.21 


Magnetische Eigenschaften von Stahlguß. [Nach V. Zed- 
nik: Schweiz. Arch. angew. Wiss. Techn. 16 (1950) S. 65; 
11 S., 11 B] 

Die Verwendung von Stahlguß für elektrische Maschinen 
bietet oft konstruktive und wirtschaftliche Vorteile gegen- 
über verformtem Material gleicher chemischer Zusammen- 
setzung. Vom Konstrukteur werden zwei Forderungen erho- 
ben: nach großer Festigkeit und hoher Induktion, Forderun- 
gen, die in ihrer metallurgischen Abhängigkeit vollkommen 
entgegengesetzt sind, weil die Steigerung der Festigkeit nur 
durch Zusatz von Kohlenstoff oder von Legierungselemen- 
ten erreicht werden kann, die die Induktion erniedrigen. Die 
statistische Auswertung der in der Industrie und an beson- 
ders desoxydierten Versuchschargen erzielten Ergebnisse 
zeigt nun, daß zwischen magnetischer Induktion und dem 
Gehalt an Legierungszusätzen und normalen Beimischungen 
im Stahl keine einfache Funktion der direkten Proportionali- 
tät, sondern eine komplizierte Beziehung besteht. 

Wie der Verfasser an Hand umfangreichen Versuchs- 
materials aus zwei tschechischen Stahlwerken darlegt, gilt 
dies vor allem von den karbidbildenden Elementen wie 
Chrom und Mangan. Eine große Rolle spielt das gegensei- 
tige Verhältnis des Kohlenstoffgehaltes und der angeführ- 
ten Elemente sowie auch die thermische Behandlung des 
Stahles. die deren Verteilung zwischen Ferrit und Karbid 
beeinflußt. Kleine und gleichmäßig verteilte Einschlüsse ha- 
ben einen bedeutend geringeren Einfluß auf die magne- 
tische Induktion als die im Ferrit aufgelösten Verunreini- 
gungen. Eine wirksame Desoxydation ist deshalb wichtig. 
Der Uberschuß an Aluminium bei der Desoxydation reduziert 
die Plastizität des Stahles, er hat aber keinen schädlichen 
Einfluß auf die magnetische Induktion. Durch sorgfältige Wahl 
der chemischen Zusammensetzung und durch eine vollkom- 
mene Desoxydation kann man bei der Herstellung von Stahl- 
guß die üblich vorgeschriebenen magnetischen Eigenschaften 
sichern, auch bei höheren Festigkeitswerten als es die Norm 
verlangt. 

Die maanetischen Messungen wurden mit dem Köpsel- 
apparat ausgeführt, der — bei H = 100 Oe — nur um 200 G 
niedrigere Induktionswerte anzeigt als die nach der ballisti- 


1t Philips Res. Rep. 3 (1949) S. 81. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober 1°: 


schen oder magnetometrischen Methode arbeitenden Gerä'r 
Ältere Vergleichsmessungen des Bureau of Standards zeire:. 
größere Fehler der Köpselmethode, d'e auf den — gegenub:' 
den makrostrukturellen Inhomogenitäten des Materials — z: 
kleinen Querschnitt der Köpselproben zurückgeführt wercer. 
Nm 


Verschiedenes 
DK 53 (061.4) [:2 
34. Ausstellung der Physikalischen Gesellschaft, Londer 
[Nach Engineer, Lond. 1950, Nr. 4914/4917; Engineering, Lor: 
1950, Nr. 4393; Electronic-Engineering 1950; Wireless \W:: 
Mai 1950.) . 

Die 34. Ausstellung wissenschaftlicher Instrumente w 
Apparate durch die Physikalische Gesellschaft vom 31. N" 
bis 5. April in London war von etwa 120 Firmen und Fr: 
schungsinstituten beschickt und sollte der Offentlichkeit c-: 
hohen Stand der physikalischen Gerätetechnik vor Avic 
führen. Nach der Eröffnung wurden Vorträce über Sanr” 
physik und Polarlicht, Farbenfernsehen, Meßsonden für F% 
henuntersuchunaen und die Phvsik der Erdatmosphäre c 
halten. Von der Vielzahl der gezeigten Instrumente und A: 
parate erscheinen die folgenden besonders erwähnenswe” 
Ein eichbarer Dickenmesser für durchlaufende Bleche co: 
Bänder vom dünnsten Papier bis zum dicksten Stahlt.-“ 
benutzt den Absorptionseffekt radioaktiver Strahlen in d-- 


sen Werkstoffen!. Das Gerät soll bei Durchlaufgeschwinc: 


keiten von 1,5... 1.8 m/s eine Genauigkeit von 1... 2% hat" 
Man sah auch einen Sechsschleifenoszillographen für Fr 
quenzen bis 7000 Hz mit Zeitmarken in Abständen von 10 T: 


Eine andere Firma zeigte einen Arbeitsplatz für Versuce ` ' 


Gebiete der mm-Wellen. Man kann mit diesen Geräten € 
sehr resonanzscharfen Absorptionen elektromagnetis”“.: 
Wellen beobachten, wie sie beispielsweise bei Ammoniak r 
der Gegend von 12 mm Wellenlänge (25000 MHz) auftret:: 
Dem Besucher wurden ferner einige Anwendungen des Ge: 
maniums in der Elektrotechnik vorgeführt, so z. B. ein C- 
rät zur Messung der magnetischen Feldstärke unter Ausis: 


zung des Halleffektes im Germanium. Auch von den Ber. 


hungen, durch ein neues Reinigungsverfahren German:.! 
aus der britischen Kohle zu gewinnen, wurde berichtet. Er 
Impulsgenerator für Untersuchungen an Breitbandvierpu'- 
erzeugt Impulse bis zu 0,01 us Länge, um Vierpole bis £- 
Frequenzen von 30 MHz untersuchen zu können. Die Im»: : 
frequenz beträgt 167 kHz. Das Gerät hat drei verschiecenr 
Ausgangsspannungen zwischen 50 uV und 35 V an 33% 
Ein weiteres, vielseitig verwendbares Meßgerät dient 25 


sung an schwingenden Teilen. Mechanische Ve:änderur.r: 


ag von Augenblickswerten oder zur laufenden “esx ' 


{werden durch verschiedene Scheinwiderstands-Umtorme: :. ` 


‘elektrische Energie umgewandelt, die über eine Wed: 
strom-Meßbrücke und einen Trägerfrequenzverstarker : 
einem Röhrenvoltmeter angezeigt werden. Die erwähr: 
Umformerelemente bestehen aus symmetrischen W::e 


stands-, Induktivitäts- oder Kapazitätseinheiten. Der „Traz ` 


flux-Magnet-Detektor‘ ist ein für die Navigation bestimm' " 
Indikator und gibt eine Ausgangsspannung ab, die d.ii 
proportional der magnetischen Feldstärke in seiner Av: 


ist. Weiter fielen auf: ein Feuchtigkeitsmesser fur Text = ' 


zur Kontrolle von Trockenprozessen unter Ausnutzung o 
elektrischen Oberflächenladung; ein „Permeameter und €: 
„Metroflux", beide zur Untersuchung permanenter Magnt:: 


die kommerzielle Ausführung einer interessanten Enwin | 
lung, des sog. „Massen-Spektrometers”, welches für ale èx ' 
perimentellen Messungen an Ionen gedacht ist, die ein me ` 


Verhältnis 1... 250 haben. L 


Grundlageniorschung ist wichtig?! — In „Materials and M: 
thods“ vom April 1950 sagt der Schriflleiter T. C. ı 
Mond: „Daß so viele metallurgische Neuerungen uré x- 
dere Werkstoff-Fortschritte aus Deutschland gekomz.: 
sind, hat seinen Grund wahrscheinlich darın, daß diz: 
Land stets die reine (Grundlagen-)Forshung sehr gepist: 
und infolgedessen Wissenschaftler mit breitem Grundia:t 
wissen herangebildet hat.” Der Verfasser fordert z:: 
Grundlagenforschung, die in den Forschungsprioqramme:z ©” 
USA zu schlecht wegkomme. — Aud in Deutschland sc - 
diese amerikanische Äußerung zum Nachdenken anie.t- 
Wr 


! Vgl. auch ETZ 71 (1950) H. 13, S. 349 links oben. 


15. Oktober 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


571 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Franklurt a. M., Osthafenplatz 6, 
Fernruf: 431 57, Kabeiwort. Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


Bekanntmachung 


1. Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0296 

In der ETZ 71 (1950) H. 14, S. 383 hatte die VDE-Kommis- 
sion „Starkstrom-Freileitungen“* bekannt gegeben, daß be- 
absichtigt ist, das Merkblatt VDE 0296 „Klemmen und Ver- 
binder für Stahl-, Aluminium- und Stahlaluminiumleitungen“ 
außer Kraft zu setzen. Da Einsprüche hiergegen nicht einge- 
gangen sind, hat der Vorstand des VDE dieses Merkblatt ab 
l. November 1950 für ungültig erklärt. 

2. Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0385 

VDE 0385/VI. 43 „Merkblatt über Einsparung von As- 
best im Elektromaschinenbau“ enthält kriegsbedingte Bestim- 
mungen, die jetzt keine Berechtigung mehr haben. Der Vor- 
stand des VDE hat daher dieses Merkblatt ab 1. Oktober 
1950 für ungültig erklärt. 

3. Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0535 U! 

In der ETZ 71 (1950) H. 14, S. 383 hatte die VDE-Kommis- 
sion „Elektrische Bahnausrüstung“ bekannt gegeben, daß be- 
absichtigt ist, VDE 0535 U/VII.43 „Übergangsregeln für elek- 
trische Maschinen und Transformatoren auf Bahn- und an- 
deren Fahrzeugen” außer Kraft zu setzen. Da Einsprüche 
hie:gegen nıcht eingegangen sind, hat der Vorstand des VDE 
diese Übergangsregeln ab 1. November 1950 für ungültig er- 
klärt. 

4. Betr.: VDE 0508, Streichung der Angaben über Zinkleiter 

Die in VDE 0608/V.43 „Leitsätze für Klemmen“ enthalte- 
nen Angaben über Zinkleiter wurden vom Vorstand des VDE 
mit Wirkung vom 1. Juni 1950 außer Kraft gesetzt (siehe Be- 
kanntmachung in der ETZ 71 (1950) H. 12, S. 333). Durch Aus- 
fuhrung dieser Anderung erhalten diese Leitsätze die neue 
Bezeichnung „VDE 0608:;6.50*. 

5. Betr: Außerkrafitsetzung von VDE 0615, 0622, 0625, 

0625 U!, 0626, 0630 und 0630 U! 

Wie in den Bekanntmachungen in der ETZ 71 (1950) H. 17, 
S. 475 in Zusammenhang mit den Vorschriften VDE 0606, 0616, 
5620, 0632 sowie 0635 und mit den Bestimmungen VDE 0610, 
0022, 0625, 0626 sowie 0630 angegeben ist, geiten die nach- 
stehenden Bestimmungen, deren Gültigkeit bereits auf die 
laufende Fertigung beschränkt war, nur noch bis zum 31. De- 
zember 1950. Der Vorstand des VDE hat daher diese (nach- 
stehenden) Bestimmungen ab 1. Januar 1951 außer Kraft ge- 
seizt. 

VDE 0615/1929 „Leitsätze für Fassungen zu Röhrenlampen 
mit beiderseitigem Sockel nach DIN 49 650 (Sof- 
fittenlampen)“ 

VDE 0622/1930 „Leitsätze für 2polige Steckvorrichtungen mit 
Schutzkontakt (Dosensteckvorrichtungen 250 V, 
10 A) für Erdung, Nullung oder Schutzschaltung” 

VDE 0625/1933 „Vorschriften für 2polıige Gerätesteckvorrich- 
tungen und Geräteanschlußschnüre 10 A, 250 V 
für Hand- und Elektrowärmegeräte“ 

VDE 0625 U/1.43 „U-Vorschriften zu VDE 0625"! 

VDE 0626/1933 „Vorschriften für 2polige Gerätesteckdosen 
10 A, 250 V mit Schutzkontakt” 

VDE 0630/1937 „Vorschriften für Geräteschalter“ 

VDE 0630 U/I.43 „U-Vorschriften zu VDE 0630“!. 

6. Betr.: Teilweise Außerkraitsetzung von VDE 0610 und 

VDE 0610 U: 

Gemäß den unter 5. angegebenen Bekanntmachungen in 
der ETZ 71 (1950) H. 17, S. 475 gelten diejenigen Teile der 
Vorschriften 
VDE 0610/1.45 „Vorschriften, Regeln und Normen für die Kon- 

struktion und Prüfung von Installationsmaterial 
bis 750 V Nennspannung“ und 

VDE 0610 U/III.45 „U-Vorschriften zu VDE 0610*!, 

deren Gültigkeit bereits auf die laufende Fertigung be- 

schränkt war, nur noch bis zum 31. Dezember 1950. 

Weiter voll gültig bleiben: 
$$ 46..53 „Sicherungen mit geschlossenem Schmelzeinsatz 

für Spannungen über 500 V“, 
t! Diese U-Vorschriften wurden früher als Behelfs-(B-)Vorschriften und 


auch als Kriegs-(K-)Vorschriften bezeichnet. Für die B- und K-Vorschritten 
gılt daher dasselbe wie für die U-Vorsdhrilten. 


$ 54 „Sicherungen für Steckdosen” und 

$ 88 „Verteilungstafeln“. 

Auf Beschluß des VDE-Vorstandes treten die übrigen $$ von 
VDE 0610 und 0610 U ab 1. Januar 1951 außer Kraft. 

(Bei nächster Gelegenheit sollen auch die $$ 46...54 und der 
$ 88 in andere, neue Vorschriften aufgenommen werden.) 


7. Betr.: VDE 0720/II. 43, Neufassung des $ 9, Hinzufügung 
eines $ 9A 

In der ETZ 71 (1950) H. 14, S. 383 hatte die VDE-Kom- 
mission „Elektrowärmegeräte“* bekannt gegeben, daß beab- 
sichtigt ist, in VDE 0720;/11.43 „Vorschriften für Elektrowärme- 
geräte“ den $ 9 neu zu fassen und ihn durch einen $ 9A zu 
ergänzen. Einsprüche gegen den in dieser Bekanntmachung 
veröffentlichten Text dieser Neufassung und Ergänzung sind 
nicht eingegangen. Der Vorstand des VDE hat daher die 
neuen $$ 9 und 9A ab 1. November 1950 in Kraft gesetzt. 

Die sich hiernach ergebende 5. Änderung der ab 1. Januar 
1939 geltenden Fassung von VDE 0720 kann als Sonderdruck 
mit der Bezeichnung VDE 0720 e/11.50 vom VDE-Verlag, 
Wuppertal-Elberfeld, Postfach 667, zum Preise von DM 0,10 
bezogen werden. 


8. Betr.: VDE 0725, Anderung des $ 1a) 

Gemäß dem in der ETZ 71 (1950) H. 13,S. 359 mitgeteilten 
Beschluß des VDE-Vorstandes, den $ 1a) von VDE 0725/111.42 
„Vorschriften für schmiegsame Elektrowärmegeräte”“ zu än- 
dern, ist am Schluß des 2. Absatzes von $ la) statt „bis zu 
ihrer Außerkraftsetzung”“ einzufügen: „für Geräte, deren Fer- 
tigung bereits läuft, noch bis zum 31. Dezember 1950“. Durch 
Ausführung dieser Änderung erhalten diese Vorschriften die 
neue Bezeichnung „VDE 0725/7.50°. 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 


Lauster 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 
26. 10. 50, 18.15, Horsal EB 301 d. TU.: Experimentalvortrag „Neuere Er- 
kenntnisse in der Elektroakustik und ihre Anwendungen in 
Physik und Technik”, Dr. F. Spandöck, Karlsruhe. 
VDE-Bezirk Westialen-Ost, Bielefeld, Wilhelm-Bertelsmann-Str. 8 
27. 11. bis 29. 11. 50 in Osnabrück: Kursus „Revision elektr. Anlagen”, 
Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. 
P. Schnell, Dr. Zeier, Wuppertal (Tedın. Akad. Berg. 
Land). 
Haus der Technik, Essen, Hollestr. ig 
28. u. 29. 11. 50, Städt. Saalbau: Elektro-Tagung für neuart. Anwend. des 
Stromes „Stand u. Aussichten d. Elektro-Energieversorguug 
u. -verteilung“, „Erzeugung besond. Energieformen auf elektr. 
Wege“, „Elektrizität i. d. Hauswirtschaft”, „Elektrizität i. d. 
Landwirtschaft“, „Elektrizität im heutigen Nahrungsmittel- u. 
d. übrigen Gewerben‘’, „Neuzeitl. Entwicklung d. Elektrotech. 
nik in ıhrer Bedeutung f. d. Eisen- u. Metallindustrie wie an- 
dere Industrniezweige”. 
VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Pl. 48 
19. 10. 50, 17.15, Universität, Festvortrag im Rahmen der Jubiläumswoce 
des Technischen Vorlesungswesens: „Technik und Forschung” 
Dir. Dr.-Ing. Kesselring, Zuüuric. ` 
50, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Neue Wege im Fernspredhweit- 
verkehr“, Dr. Schniedermann, Münden. 
ETG Hannover, Bischofsholer Damm 70 
24. 10. 50, 18.00, Horsal 42 d. TH.: 
aul symmetrischen Kabelleitungen”, 
Darmstadt. 
VDE-Bezirk Köln, Koln-Riehl, Amsterdamerstr. 192 
27. 10. 50, 17.30, Staatl. Masch.-Bauschule, Übierring 48: „Das astronomi- 
sche Weltbild der Gegenwart”, Prof. Dr. phil. Meurers, 
Bonn. 
VDE-Bezirk Kurpfalz, Mannheim, Mnhm.-Feudenheim, Körnerstr. 33 
6. 11. bis 9. 11. 50: Kursus „Revision elektr. Anlagen”, Prof. Dr.-Ing. H. F. 
Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. P. Schnell, Dr. 
Zeier, Wuppertal (Techn. Akad. Berg. Land). 
ETV München, Mnchn. 2, Blumenstr. 28 
17. 10. 50, 17 30, Vortragssaal 2 des Dt. Museums: „Ein neuartiges Fest- 
mengen-Registrier- und -Auswertgerät zur. maschinellen Ge- 
winnung von Übersichten über veränderliche Vorgänge”, Dir. 
Dipl.-Ing. Ferrari. 
ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 
17. 10. 50, 19.30, Erlangen, Physikal. Institut, Glückstr.: „Photozellen, Pho- 
towiderstände, Photoelemente, lichtelektrische Steuer- und Re- 
gelgeräte”, Dr. Schaffernicht, Belecke/Möhne. 
ETV Württemberg, Stuttgart, Stqt.-N, Lautenschlagerstr. 21 
15. 11. 50 in Ulm, 16. 11. 50 in Biberach: „Überspannungsschutz durch SAW- 
Ableiter und Hartgasableiter*, Dr. Rabus, Stuttgart. 
Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel, Rubensstr. 4 
23. 10. und 24. 10. 50, tägl. 15.30 bis 18.00, Gymnasium Auc in Elberfeld: 
„Wahrscheinlichkeitslehre und Statistik in ihrer modernen Ent- 
wicklung‘, Prof. Dr.-Ing. U. Graf, Wuppertal. 


2. 11. 


„Trägerfrequente Fernsprechsysteme 
Min.-Rat Dr. D ü l l , 


572 


25. 10. 50, 15.30 bis 18.00, Gymnasium Aue in Elberfeld: „Ultrakurzwellen”, 
Prof. Dr. A. Esau. 

30. 10. bis 3. 11. 50, tägl. 14.15 bis 18.00, Hörsaal der Farbenfabriken Bayer, 
Elberfeld: Kursus .Infrarot*, Prof. Dr.-Ing. H. F. Schwenk- 
hagen, Dipl.-Ing. Lohausen, Dipl.-Ing. Fourne, 
Wuppertal, 

6. 11. bis 10. 11.: „Kursus Hochvakuumtecdhnik”, Dr. W.Harries. 

13. 11. bis 17. 11.: Kursus „Statistik in Verkehrsbetrieben’, Prof Dr.-Ing. 
U. Graf, Wuppertal. 


PERSONLICHES 
Erwin Marx 


Am 1. Oktober 1950 jährte sich zum 25. Male der Tag, an 
welchem Prof. Dr.-Ing. Erwin Marx an die T. H. Braun- 
schweig berufen wurde und sein Amt als Ordinarius für Hoch- 
spannungstechnik und elektrische Meßkunde übernahm. Ob- 
wohl er damals erst 32 Jahre alt war, besaß er schon den Ruf 
eines anerkannten Fachmannes. Marx war vor seiner Be- 
rufung Versuchsfeldleiter bei der Hermsdorf-Schomburg-Iso- 
latoren GmbH. in Hermsdorf. Bis in den Anfang der zwanzi- 
ger Jahre wurde Hochspannungsporzellan nur mit Wechsel- 
spannung geprüft; die in der Zwischenzeit allgemein üblich 
gewordene Stoßspannungsprüfung geht auf Marx zurück, 
welcher nicht nur mit der nach inm benannten Vielfachschal- 
tung die Erzeugung von praktisch unbegrenzt hohen Stoß- 
spannungen erst ermöglichte, sondern auch in eingehenden 
Untersuchungen den Einfluß der Spannungsform, der Polari- 
tät und Elektrodenform auf den elektrischen Durchschlag und 
Überschlag unter den verschiedensten Bedingungen einge- 
hend untersuchte. Außerdem widmete sich Marx der Strom- 
richtertechnik; mit den von ihm angegebenen und entwickel- 
ten Hochdruc-Lichtbo- 
genstromrichtern wur- 
den in Großversuds- 
anlagen Gleichspan- 
nungen bis zu 80 kV 
bei Leistungen bis zu 
15 MW umgerichtet, 
die bis jetzt noch von 
keiner anderen Anla- 
ge der Welt erreicht 
wurden. Die Arbeit an 
den Lichtbogenlösch- 
einrichtungen hatte 
nicht nur den Schal- 
terbau stark beein- 
flußt, sondern auch 
auf Nachbargebieten, 
z. B. Impulsfunken- 
strecken, Funkenstrek- 
ken für Induktionser- 
hitzung usw., zu be- 
achtlichen Erfolgen 
geführt. Es entspricht 
der Marxschen Gründ- 
lichkeit, daß zu jeder 
neuen Einrichtung auch die hierzu erforderlichen Prüf- und 
sonstigen Hilfseinrichtungen mitentwickelt wurden, wie z. B. 
die bekanntgewordene Ersatzprüfschaltung für Schalter- und 
Stromrichterprüfung. 

In seiner Tätigkeit als Hochschullehrer begeistert Marx 
seine Hörer durch einen ungemein flüssigen, kristallklaren 
Vortrag. Sein Institut bestand bei seinem Dienstantritt aus 
nur zwei kleinen Räumen. Die Errichtung des neuen Hoch- 
spannungsinstitutes der T. H. Braunschweig, welches bereits 
1929 fertiggestellt war, ist zu einem guten Teil sein Werk. 
Der große Neubau bot die Voraussetzungen für eine reiche 
Lehr- und Forschungstätigkeit. Zahlreiche Veröffentlichungen 
auf den verschiedensten Gebieten der Hochspannungstechnik 
und mehrere hundert Patentanmeldungen sind das Spiegel- 
bild seines jahrelangen rastlosen Schaffens. 

Bei der Besetzung Deutschlands wurde durch den Ausfall 
der erforderlichen Geldmittel die großangelegte Versuchs- 
tätigkeit vorübergehend stillgelegt; ohne Unterbrechung 
wurde hingegen die wissenschaftlihe Forschung weiterge- 
führt. Heute steht Marx wieder ein stattlicher Mitarbeiter- 
stab zur Verfügung. Neben seiner Hochschul- und For- 
schungsarbeit ist Marx seit vielen Jahren in der Notgemein- 
schaft der Deutschen Wissenschaft tätig und dort für die deut- 
sche elektrotechnische Forschung zuständig. — Zu seinem 
25jährigen Dienstantrittsjubiläum erreichten Marx zahllose 
Glückwünsche aus seiner engeren und weiteren Umgebung. 
Sie alle hoffen, daß dem unermüdlich Tätigen noch viele 
Jahre reichen Schaffens beschieden sein mögen. Tolazzi 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


15. Oktober 195) 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 620.9 0m 
Probleme der Versorgungswirtschait. Von H. Vogt M: 
264 S., 48 B., 20 Taf., Format 15,5,.24 cm. Verlag von R. 0+ 
denbourg, München 1950. Preis geb. DM 17,50. 

Dem Laien stellt sich die Versorgungswirtschaft als eix 
einfache Angelegenheit dar: Strom, Gas und Wasser werde: 
mittels bekannter technischer Einrichtungen erzeugt ode 
gewonnen und kraft eines Monopols dem Verbrauder z: 
Preisen geliefert, auf die er keinen Einfluß hat. Wer so denk. 
lese das Vogtsche Buch: Probleme der Versorgungswirtscaft 
Er wird über die Fülle der Fragen überrascht sein, die allez 
im betriebswirtschaftlichen Bereiche, also jenseits des stren 
technischen Bezirkes, auf dem Gebiet der Versorgung auft:«- 
ten. Er wird die Versorgungsunternehmen dann vielle:d: 
auch gerechter beurteilen, als es in der Dffentlichkeit häuf; 
geschieht und wird in der Auseinandersetzung eine geist; 
gesicherte Ausgangsstellung beziehen können, die vom Pıl- 
tischen her über alle Fragen der Energiewirtschaft immer wie 
der entbrennt. 

Vogt mag sein Bud freilich nicht in erster Linie für da 
Laien geschrieben haben und sicher auch nicht für den St- 
denten der Elektrotechnik. Er hat wohl vor allem an die ṣe 
dacht, die gleich ihm in der Versorgungswirtschaft arbeiter 
Ihnen bereitet er mit seinem Buch ein beglückendes Erlebni: 
Zwei Dinge sind es vor allem, die das Werk besonders ar 
ziehend machen: zum ersten eine überlegene, auf reide 
eigene Erfahrung und ausgezeichnete Kenntnis des einsdl; 
gigen Schrifttums sich stützende Beherrschung des sehr un 
fassenden Stoffes und zum zweiten eine Betrachtungsweis 
die von einem gerechte Maßstäbe suchenden, versöhnende 
Charakter zeugt. Bringt die erste Eigenschaft dem Fachmar: 
wertvollste Hinweise und Anregungen, so tut das zweiit 
Merkmal in einer Zeit besonders wohl, in der der Wettbewen 
auf dem Gebiete der Energie wieder Gefahr läuft, Forme: 
anzunehmen, die weder den Versorgungsunternehmen noć 
den Abnehmern nützen. 

Uber Einzelheiten des Buches zu berichten, würde de: 
Rahmen einer kurzen Besprechung sprengen. Auch die lang? 
Reihe der Abschnittstitel anzuführen, würde wenig besagel 
Man muß das Buch lesen, um es würdigen zu können u® 
Gewinn aus ihm zu ziehen. Möge nach ihm greifen, wen ®# 
reizt, in Versorgungsfragen mitzureden! Mögen aber ve 
allem die Versorgungsunternehmen selbst das wertvolle Bue 
ihren Mitarbeitern in die Hand geben, sei es zu dienstlicer 
Gebrauch oder — noch besser — als Geschenk, denn ein sti- 
ches ist es. Es ist das vortrefflihe Geschenk eines vortre‘i 
lichen Mannes an die Versorgungswirtschaft, an die in ii 
Tätigen und an alle, die der Versorgungswirtschaft die Be- 
deutung beimessen, die sie hat. 

W.Strahringei 


DK 65.011 (%3 


Für und wider die Rationalisierung. (Heft 2 der Reihe „Weit 
zur Rationalisierung‘. Hrsg. Rationalisierungsausscuß ce: 
Deutschen Wirtschaft.) Mit 116 S., Format 13.20 cm. Cë. 
Hanser Verlag, München 1950. Preis kart. DM 3,60. 

Das Buch enthält in der ersten Hälfte die auf der 1. Inte: 
nationalen Rationalisierungstagung des Rationalisieruncs 
ausschusses der Deutschen Wirtschaft (RAW) im Okto: 
1949 in München gehaltenen Vorträge nebst einer Begrt 
Bungsansprache, in der zweiten Hälfte einen Aufsatz V0: 
Rummel über „Wesen, Ziele, Wege und Grenzen 4 
Rationalisierung.” 

Bredt erklärt in seinem Vortrag „Rationalisieru:: 
und Volkswirtschaft”, daß der Rationalisierungsausscuß ki 
Deutschen Wirtschaft „als Plattform für einen gegenseitige 
Gedanken- und Erfahrungsaustausch und eine in kamer- 
schaftlihem Sinne gehaltene Abstimmung der unterschiecl.- 
chen Ansichten und Interessen dient”. Zur Auswirkung de: 
Rationalisierung auf die Volkswirtschaft sagt er: „Stele: 
wir den führenden Männern der Welt und uns selbst ui! 
von vornherein bereits im Grundsätzlichen das erbärmliät 
Armutszeugnis aus, daß eine Vollbeschäftigung nicht (2 
Ziel friedlicher Überlegungen und Maßnahmen, sondem 1Y 
die Vorbereitung zu zukünftigen Kriegen sein kann.” 

Pentzlin setzt sih mit den „Einwendungen te 
Praxis gegen die Rationalisierung” auseinander, wie: ma 
könne die Rationalisierung dem Arbeiter oder dem Mari!’ 
überlassen, nur einige Genies könnten uns bei der Dur 
setzung der Rationalisierung helfen, die Wissenschaft Y 
versagt, die Rationalisierung beunruhige die Arbeiterscha 


ER nn Ali gl nl a0 u 2 2 ER landen a a P nn m nn a ud 1 2. 1 A anne Sudan ul & nun nl a m ET u aan Ar we He Te NN UN N nn 


15. Oktober 1950. 


und koste zu viel Geld, es fehle an den nötigen Ausbildungs- 
möglichkeiten, die Wirtschaft habe wichtigeres zu tun, und 
die Steuern verzehrten doch alle Gewinne. 

Keller erklärt in seiner „Stellungnahme der Gewerk- 
schaften zur Rationalisierung‘: „Es ist unbestritten, daß die 
Rationalisierung der Produktionstechnik auf lange Sicht eine 
Erhöhung des Lebensstandards mit sich gebracht hat. Man 
darf aber nicht übersehen, daß diese Entwicklung sich in 
Sprüngen vollzogen hat und unterbrochen war von Elends- 
perioden, daß der Zins, den die Allgemeinheit für diese Hö- 
herentwicklung zu zahlen hatte, sehr hoch gewesen ist. — 
Auf betrieblicher Ebene kann man nicht mehr entsceiden, 
ob eine Rationalisierungsmaßnahme zweckmäßig ist oder 
nicht. — Erst wenn man die Planarbeit, die mit den Rationa- 
lisierungsmaßnahmen ‘im einzelnen Betrieb immer verbun- 
den ist, auch auf die Regelung der gesamten Wirtschaft aus- 
dehnt, kann es möglich sein, das Problem der Entwicklung 
von Preisen und Löhnen zueinander zu bereinigen.' 

Demgegenüber betont Falzin seinem Vortrag „Gewerk- 
schaften und Rationalisierung‘: „Die durchlaufend von oben 
nach unten geplante Rationalisierung ist eine Utopie. — Die 
Weisheit des Marktes, als Resultante von tausend wirtschaft- 
lichen Einzelwillen und -überlegungen, ist größer als die 
Intelligenz des größten Planers.” 

Der Aufsatz von Rummel enthält eine Fülle von Anre- 
gungen: „Nicht die Verwirklichung der Sehnsuchts-Sage vom 
verlorenen Paradies oder das Kindermärchen vom Schlaraf- 
fenland, nicht einmal die Hoffnung auf ein Himmelreich des 
Genießens ohne Arbeit kann uns selig machen, aber ebenso- 
wenig kann uns der Fluch verdammen des „Im Schweiße 
deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, sondern wir 
müssen in unserm Erdenwandel die vernünftige Mitte finden, 
in der Goethes Schatzgräber ausklingt mit dem Zauberwort 
der sauren Wochen und der frohen Feste — Tages Arbeit, 
abends Gäste”. K.W. Hennig 


DK 621.311.21 : 621.29.09 (436) 
Gewässerkundliche Grundlagen der Anlagen und Projekte 
der Vorarlberger Illwerke AG., Bregenz. Von A. Kieser. 
(H. 17 d. Schriftenreihe des Österreichischen Wasserwirt- 
schaftsverbandes.) Mit 36 S., 21 B., Format DIN A 5. Sprin- 
ger-Verlag, Wien 1949. Preis geh. DM 2.—. 

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Projektie- 
rung von Wasserkraftanlagen wie auch für andere wasser- 
wirtschaftliche Aufgaben ist die genaue Kenntnis der Nieder- 
schlagshöhen und der Abflußmengen eines Flußgebietes. Im 
Hochgebirge ist ein besonderes Maß an Erfahrung nötig, um 
zu lückenlosen und zuverlässigen Ergebnissen zu gelangen. 
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Maßnahmen die Vor- 
arlberger Illwerke seit mehr als 20 Jahren in ihrem Arbeits- 
jebiet durchgeführt haben, um die Regen- und Schneenieder- 
schläge zu erfassen, die Abflüsse der Ill und ihrer Seitenbäche 
zu messen und die Abflußmengen in den ausgebauten Rohr- 
eitungen und Kanälen sowie die Zuflußmengen zu den Spei- 
herseen fortlaufend zu registrieren. Besonders wertvoll an 
lieser Arbeit ist das Kapitel über die besonderen Einflüsse 
auf Niederschlag und Abfluß. Es gibt bis jetzt nur sehr we- 
nige Veröffentlihungen dieser Art. Die Schrift ist deshalb 
‘ür den Fachmann wertvoll. Christaller 


DK 621.438.1 (023.3) 


Gasturbinen mit Gleichdruckverbrennung. VonR.Fried- 
rich. Mit 140 S., 120 B., Format 14X20 cm. Verlag G. Braun, 
Karlsruhe 1949. Preis kart. DM 8,80, Glw. DM 10,80. 

Der Verfasser versucht mit gutem Erfolg auf dem klei- 
ıen verfügbaren Raum einen Querschnitt durch das umfang- 
eiche und wichtige, aber in der deutschen Fachliteratur lei- 
ler noch recht wenig vertretene Gebiet der Gasturbine zu 
jeben. Daß er sich dabei auf die Gleichdructurbinen be- 
jrenzt, stellt keine wesentliche Einschränkung dar, da die 
Verpuffungsturbinen in der heutigen Entwicklung an Wich- 
tigkeit stark in den Hintergrund treten. 

Der erste Abschnitt enthält eine recht erschöpfende Dar- 
stellung der thermodynamischen Zusammenhänge und Mög- 
lichkeiten der Arbeitsprozesse usw., die auf der Kenntnis 
der wärmetechnishen Grundlagen aufbaut. Der Verfasser 
räumt dieser Frage mit Recht viel Platz ein, da hier einer 
der wesentlichsten Unterschiede gegenüber der Dampfturbine 
liegt. Die Behandlung der baulichen Einzelteile und der kon- 
struktiven Gestaltung kommt in Anbetracht des kleinen Ge- 
samtumfanges leider etwas kurz weg. Am ausführlichsten 
sind noch die Bauformen des Kompressors behandelt. Auch 
eine Anzahl interessanter Ausführungsbeispiele von Ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 


573 


samtanlagen ist besprochen. Einige aufschlußreiche Zahlen- 
tafeln und ein ausführlicher Schrifttumsnachweis schließen 
das Bud ab. 

So sehr auch eine stärkere Betonung mancher Einzelka- 
pitel (wie Regelung, Brennstoffe, Turbinenausführungen) 
wünschenswert erscheinen mag, so ist doch die schwierige 
Aufgabe, auf dem gedrängten Raum den Stoff so auszuwäh- _ 
len, daß die dem Leser wichtigsten Teilgebiete richtig abge- 
wogen sind, dem Verfasser gelungen, wenn er seinen Leser- 
kreis mit Vorzug aus dem Bereich solcher Ingenieure sucht, 
die als Nichtspezialisten oder als Studierende in das Wesen 
der Gasturbine, ihre Einzelprobleme und ihre mannigfaltigen 
Erscheinungsformen eindringen wollen. In diesem Sinne er- 
füllt die Schrift sehr gut ihren Zweck! K.Leist 


DK 513.75 (023.5) 
Einführung in die Differentialgeometrie. Von W. Blasch- 
ke. (Bd. 58 d. Grundlehren d. mathem. Wissens. in Ein- 
zeldarst.) Mit 146 u. VII S., 57 B., Format 15X23 cm. Sprin- 
ger-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. 
DM 16,—, geb. DM 18,60. 

Der bekannte Mathematiker gibt in dieser Einführung in 
die Differentialgeometrie einen Überblick, dessen Inhalt durch 
die folgenden Stichworte gekennzeichnet ist: Vektoren, De- 
terminanten, Matrizen — Streifen und Linien — Pfaffsche 
Formen — Innere Flächenlehre — Geodätishe Linien — 
Äußere Flächenlehre — Minimalflächen. Den Text begleiten 
historishe Anmerkungen, und jedem Kapitel sind Aufgaben 
und Lehrsätze beigefügt, die in die moderne Forschungsrich- 
tung der Differentialgeometrie einführen. Die musterhaft 
klare Darstellung, die zwischen den verschiedenen Abschnit- 
ten stets ein verbindendes geistiges Band aufweist, wird 
dem ausgezeichneten Buch auch in den Kreisen der Ingeni- 
eure viele Freunde bringen. U. Graf 


a DK 531 (023.1) 


Statik und Dynamik. Von H. Lehmann. (Bd. 13 d. Lehr- 
bücher der Feinwerktechnik.) Mit 124 u. VIII S., 220 B., For- 
mat DIN A 5. C. F. Wintersche Verlagsbuchhandlung, Füssen 
1949. Preis kart. DM 6,40. 

Die üblichen Aufgabensammlungen der Mechanik behan- 
deln fast ausschließlich Themen aus dem Maschinenbau und 
Stahlbau, sie sind hinsichtlich Inhalt und Dimensionen für 
den Feinwerktechniker wenig ansprechend. Die vorliegende 
Aufgabensammlung füllt diese Lücke aus. Die Gesetze der 
Mechanik und Dynamik werden auf eine Vielzahl von Bei- 
spielen und Aufgaben vornehmlich aus den Gebieten der 
Meßtechnik und Meßwerkzeuge angewendet. Der Praktiker 


wird das Fehlen der höheren Mathematik nicht vermissen, 


während der Studierende ohnehin gleichzeitig in der Mathe- 
matik ausgebildet wird. F. W. Winter 


DK 621.392.52 : 621.396.611.21 (022.4) 
Siebschaltungen mit Schwingkristallen. Von Werner Her- 
zog. Mit 369 S., 330 B., Format 14,5X22,5 cm. Dieterichsche 
Verlagsbuchhandlung, Wiesbaden 1949. Preis Glw. DM 45,—. 

In den Siebschaltungen der elektrischen Nachrichten- 
technik hat sich im letzten Jahrzehnt der Schwingkristall 
als Schaltelement immer mehr eingebürgert. Sein Vorteil 
liegt in seinem außerordentlich niedrigen Verlustfaktor, 
welcher die der Spulen und zum Teil auch der Kondensato- 
ren in den Siebschaltungen erheblich unterschreitet. Da der 
Schwingkristall ein kompliziertes Schaltelement darstellt, 
das sich durch einen Schwingkreis mit Reihen- und Paral- 
lelresonanz ersatzbildmäßiaq darstellen läßt, muß die all- 
qemein bekannte Siebschaltungstheorie diesem neuen 
Schaltelement angepaßt werden. 

Es ist das unumstrittene Verdienst des Verfassers des 
vorliegenden Buches, erstmalig eine Zusammenfassung der 
Siebschaltungstheorie mit Schwingkristallen geschrieben zu 
haben. Die Darstellung ist klar und übersichtlich und in An- 
betracht der Schwieriakeit der Materie leicht verständlich. 
Der Inhalt ist in folgende Hauptteile gegliedert: Kristall- 
und Filterqrundlagen, Bandfilter, allaemeine Unterlagen 
zur Berechnung von Siebschaltungen, Bandfilter beliebiger 
Breite, Bandflanken, allgemeine Filtersätze, regelbare Band- 
filter, Tief- und Hochpässe, Bandsperren, Phasendrehglieder. 
Allen Fernmeldetechnikern, die mit dem Entwurf derartiger 
Siebschaltungen zu tun haben, wird das vorliegende Werk 
von Nutzen sein. 

F.W.Gundlach 


574 


DK 535.37 (022.4) 
Lumineszenz. Von F.Bandow. Physik und Technik, Bd. 2. 
Mit 255 u. VIII S., 80 B., 3 Taf., Format 17X24 cm. Wissen- 
schaftliche Verlagsgesellschaft m. b. H., Stuttgart 1950. Preis 
Glw. DM 26,—. 

Die Lumineszenzforschung ist in den letzten Jahrzehn- 
ten von vielen Zweigen der Naturwissenschaft erfolgreich 
bearbeitet worden; die Ergebnisse sind in den Fachzeitschrif- 
ten der betreffenden Gebiete niedergelegt. Der Wissenschaft- 
ler ist daher an einer zusammenfassenden Darstellung der 
Ergebnisse der Lumineszenzforschung interessiert. Röntgen- 
und Fernsehtechniker, die z. B. die Fragen des Nachleuchtens, 
des Abklingens und der Herstellung der Phosphore u.a.m. in- 
teressieren, werden eine gedrungene Übersicht über die Ergeb- 
nisse der Lumineszenzforschung begrüßen. Das vorliegende 
Buch von F. Ba ndo w gibt eine derartige, das Gesamtgebiet 
umfassende Einführung. Es ist niht ein Kompendium über 
Lumineszenz, sondern ein Buch, in dem die wichtigsten ex- 
perimentellen Ergebnisse und die Erkenntnisse der Lumines- 
zenzforschung sowie ihre wichtigsten Anwendungen in der 
Physik, Chemie und Biologie übersichtlich zusammengestellt 
sind. 

Nach einer kurzen Erläuterung (Teil I) des Wesens der 
Lumineszenz (Fluoreszenz und Phosphoreszenz) und ihrer 
Gesetzmäßigkeiten (Stoke’sche Regel, Quantentheorie, Ener- 
giestufen der Atome und Moleküle) werden (in Teil II) die 
experimentellen Verfahren so weit erörtert, daß der Leser 
sich ein Urteil über die vorhandenen Möglichkeiten bilden 
kann. Dann werden (in Teil III) die Fluoreszenzspektren be- 
sprochen. Teil IV ist dem Fiuoreszenzvermögen und der 
Fluoreszenzauslöschung der Moleküle gewidmet. Teil V be- 
faßt sich mit der Abhängigkeit der Lumineszenz vom Zustand 
der organischen Moleküle. — Der folgende umfangreichste 
Teil VI beschreibt die anorganischen Phosphore, die in der 
Technik in steigendem Maße verwendet werden. Die Spektren 
dieser Phosphore, das Anklingen und Abklingen sowie das 
Ausleucten und die Tilgung der Phosphoreszenz, die elek- 
tro-optishen Eigenschaften der anorganischen Phosphore, 
ihre Struktur und chemische Zusammensetzung, die mechani- 
sche, optische und chemische Zerstörung der Phosphoreszenz, 
die Leuchtvorgänge, Energiestufenbilder und Energiewande- 
rung, Mischphosphore, Anwendung der Phosphore bei der 
Erregung durch Licht. Anschließend (Teil VII) wird die Lu- 
mineszenz-Erregung durch Elektronen, Röntgenstrahlen und 
a-Strahlen erörtert. Den Schluß (Teil VIII) bildet ein Ab- 
schnitt über Lumineszenz und Photochemie: Einfluß des 
Sauerstoffes auf die Lumineszenz organischer Moleküle; Sen- 
sibilisierung und photodynamische Wirkung; Fluoreszenz 
des Chlorophylis (Assimilationsvorgang); Chemilumi- 
neszen2. 

Aus dieser stichwortartigen Inhaltsübersicht geht her- 
vor, daß der Verfasser den Hauptwert auf eine Darstellung 
der experimentellen Ergebnisse unter Hervorhebung der 
grundsätzlich wichtigen Versuche gelegt hat. Nicht eingehend 
behandelt sind Arbeiten überwiegend theoretischen Inhaltes 
und auch nicht die stetig an Zahl zunehmenden technischen 
Anwendungen der Phosphore. Dies ist auch nur zu begrüßen, 
weil sonst die Darstellung einen anderen Charakter erhalten 
und das Buch nicht den vom Verfasser beabsichtigten Zweck 
erfüllt haben dürfte. Die umfangreichen Literaturangaben 
führen bis in die neueste Zeit. Die Darstellung ist gediegen 
und bis ins Einzelne ausgearbeitet, die Ausstattung des Bu- 
ches durch den Verlag hervorragend. A.Gehrts 


' DK 621.31 (022.3) 
AEG-Hilfsbuch für elektrishe Licht- und Kraftanlagen. 
5. Aufl. Hrsg. Allgemeine Elektricitätsgesellschaft. Mit 654 S., 
zahlr. B., Format 14X21 cm. Verlag W. Girardet, Essen 1949. 
Preis Hlw. DM 12,50. 

Die vorliegende 5. Auflage des AEG-Hilfsbuches ist ein 
nur unwesentlich veränderter photomecdanischer Nachdruck 
der seit langem vergriffenen 4. Auflage. Sie wird von der 
großen Zahl von Elektroingenieuren freudig begrüßt werden, 
die dieses wertvolle Buch durch die Wirren der Kriegs- und 
Nachkriegszeit verloren haben. Mit freudiger Überraschung 
stellt man fest, daß der photomechanische Nachdruck auf gu- 
tem Papier viel besser ist, als man erwarten durfte und daß 
bei Beibehaltung des Hauptteiles des Buches sich doch noch 
Platz gefunden hat, auf wichtige Neuerungen, z. B. auf dem 
Gebiet der Elektronentechnik, einzugehen. Die Hauptab- 
schnitte des Buches über Stromerzeugungsanlagen, Umspan- 
ner, Gleichrichter, Umformer, Schaltanlagen, Kurzschluß- 
sicherheit in Industrieanlagen, Leitungsnetze und Leitungen, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 20 
Ka u 2 2 SS S2 Sn Sn 2 Sn So Bu Sen Sn on = Se = 1 = 1 EEEE E E E EEEE E UBS EEEE 


15. Oktober 1% 


Schalt- und Anschlußgeräte, Meßgeräte und Messungen, M+ 
toren, Lichttechnik und Elektrowärme zeigen, daß praktiss 
kein Gebiet der elektrischen Starkstromtechnik fehlt. Nebe: 
den wichtigen Hinweisen für den Praktiker, aus denen d« 
lebendige Verbindung der Bearbeiter mit den Ingenieur: 
der Praxis spricht, fehlen auch die notwendigen Unterlage: 
für die theoretische Durchdringung der Starkstromanlaga 
nicht. Der Praktiker wird es dabei besonders begrüßen, da 
z. B. im Abschnitt über Kurzschlußwirkungen Beispiele vol. 
ständig durchgerechnet sind. An vielen Stellen ist Material 
in Zahlentafeln zusammengetragen, das man sonst in dies 
Vollständigkeit kaum zusammen findet. Im Anhang zus 
mengestellte Schaltzeichen für Starkstromanlagen nad de 
DIN-Normblättern mit den beigegebenen Beispielen eit:: 
Installations- und Leitungsplanes steigern den Wert des E: 
ches für die Praxis noch. Alles in allem ein Buch, das ind: 
Hand jedes Praktikers gehört und ein Studium auch dann ver 
dient, wenn man nicht gerade die Anleitung zur Lösır: fi 
eines speziell praktischen Problems in ihm sucht und find: 

H.F.Schwenkhageı 


DK 629.113 (025.1 


Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 10. Aufl. Hrsg. Roter 
Bosh GmbH. Mit 411 S., zahlr. B. u. Taf., Format DIN A: 
Vertrieb: Deutscher Ingenieur-Verlag, Düsseldorf 1950. Pre: 
geb. DM 6,—. 

Dieses Taschenbuch ist ein vorzügliches Nachschlageb:* 
für Kraftfahrtechniker und Kraftfahrer. Außer den üblide 
mathematischen und physikalischen Tabellen, die übrige: 
auch die wichtigsten ausländischen Einheiten und ihre Uv 
rechnungen enthalten, sind alle Gebiete des Kraftfahrwesa 1. 
ausführlih behandelt. Die Vielzahl elektrischer Einridt:r 
gen in modernen Kraftfahrzeugen wird bis in alle Einzeihe- 
ten besprochen und besonders im Kapitel „elektrische As 
rüstung” auch dem Nichtfachmann verständlich und über 
sichtlich dargestellt. Dabei sind Rundfunkempfänger und FY- 
störmittel nicht vergessen. Interessant ist eine viele Seit: 
umfassende Zusammenstellung der wichtigsten Kenndat: 
von bekannten deutschen und ausländischen Fahrzeugen, i.: 
eine klare Übersicht über den heutigen Stand der Kıalftla:- 
technik vermittelt. Für den Praktiker ist ein Kapitel ix: 
Kraftfahrzeugstörungen und -pflege wertvoll. Daß audı ew& 
aktuelle Atomphysik und Erörterungen über polarisiere 
Licht in dem Büchlein enthalten sind, sei nebenbei erwät: 

W. Trautmann: 


Eingänge 
(Ausführlihe Besprechung vorbehalten) 

Das Begriiissystem Rechtleistung, Wirkleistung, totale Bundet: 
Von Dr.-Ing. Franz Buchholz. Teil A. Mit 35 S., Format DIN i - 
Selbstverlag, München 1950. Preis kart. DM 5,75. Zu beziehen ¿` 
a euebanelung A. Lachner, München 2, Luisenstr. 43. Preis i- 

Meßwandler. Von Dr.-Ing. Wilhelm Beetz. (H. 10 d. Verfabre-- 
Meßkunde der Naturwissenschaft). Mit 56 S., 27 B., Format DIN « 
Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1950. Preis kart. DM `- 

Rechenverfahren und allgemeine Theorien der Elektrotecaik. ` 
Dr. techn. Günther Oberdorfer. (Bd. II d. „Lehrbuch der Elekt ~ 
nik”.) 5. Aufl. Mit 426 S., zahl. B. u. Taf.. Format 16%X24 cm. Le: 
Verlag, München 1949. Preis Hlw. DM 18,20. 

Ein Leben für den Funk. Von Eugen Nesper. Mit 12 S. >! 


a 15X23 cm. Verlag von R. Oldenbourg, München 1950. Preis i: 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 
Dipl.-Ing. Hellmut Claussnitzer, Dresden A 20, Winterbergst: - 
Dr. W. F. Ewald, Stuttgart-N, Birkenwaldstr. 112. 
Dr. Rudolf Gäth, Badısche Anilin- und Sodafabrik, Ludwigshafe: 
Dipl.-Ing. Roderih Hofmann, AEG, Essen, Beethovenstr. 3 


Dr. phil. Walter Hofmeier, Bonn-Duisdorf, Bundesministen.xz 
Wirtschaft. 
Ing. Werner Herrmann, Stuttgart-Zuffenhausen, Schwieber.”- 


Straße 39. 
Dr. Erih Schuch, Ludwigshafen/Rh.-Oppau, Richard-Wagner-Str `: 
Dr. Hugo Solling, Nürnberg, Bismarckstr. 44. 
Dr.-Ing. H. Verse, Hamburg-Fuhlsbüttel, Hescdhredder 24 


Diesem Heit liegt ein Prospekt des Springer-Verlages, Berlis, bei i 

ameme ee E E E 

Abschluß des Heftes: 3. Oktober 1950 

e eG E EE EE EEEE | 

Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) usi ' j | 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eise X* ` 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ. Wop +t 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. ; 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedridh-Eber Se © ' 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitqlieder durch den VDE-Versg ı'”' 
DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dwt # 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr} 

Druk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Wuppertal 


UNIVERSITY 
OF MICHIGAN 


JAR 10 1951 


ENGINEERING 


LIBRARY 


INHALT 


Dispersitätsiragen der Massekerntechnik. W. M. H. Schulze. 
Die Messung sehr hoher Widerstände bei hoher Wechselspannung. 


575 


ö H. Petersen 57 

Freileitung vom italienischen Festland nach Sizilien. 
thaes 580 

Uber Magnetophotophorese. F. Blaha. 581 

Beats Fernmessung von Gleichrichteranlagen. 

Nomogramm zur Kontrolle der Belüftung von Netztransiormatoren- 
stationen. G. Schendell. 585 


Elektrische Blitzlichtquellen. W. Arndt. 


G. Mat- 


W, Paasch. 


586 


Die Untergrundbahn in Stockholm. W. Schuisky. 587 
Netzkommandoanlagen. G. O. Fischer. 589 

- Rundschau 
Zur Erfindung des Radar. 582 — Uber die Schmelzzeit v. Schmelz- 
siderungen. 591 — Magnet, Verstärker mit Selbstsättigung. 591 — 
Konservierungsgleichrichter m. elektronisch konstant-gehalt. Lade- 


spannung. 592 — Messung d. Fehler v. Stromwandlern. 592 — Träg- 
heitslose Temperaturmessung an schnellbewegt. Gegenständen insbes. 
b. Brennhärten. 592 — Eichung v. Elektriz.-Meßgeräten. 593 — In- 
duktives Umrühren in Lichtbogenöfen. 593 — Seitenwandprofile elektr. 
-Schmelzöfen. 593 — Messung atmosphär. Uberspannungen in Netzen. 
#4 — Die wiederkehrende Spannung bei Kurzschlußabscalt. im 
schwed. Kraftnetz. 594 — Schaltüberspannungen in großen Netzen. 
594 — Entwickl. d. Fernsprechbetriebes in d. Ostzone. 595 — Geomeetr. 
- Dimensionen u. Widerstandsrauschen. 595 — Die Bodeninterferenz- 
dharakteristik v. Rundfunkwellen sehr niedr. Frequenz. 595 — Experim. 


1. HEFT (S. 575-604) . 71. JAHRGANG 


u 


Egr 


' Eingänge: 


> 
a 
En 


Versandpostamt Unna 


I F 


ILEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Bestätigung des Parallelplatten-Mediums. 596 Elektrodynamisch 
anomale Bewegungen v. Lichtbögen in Magnetfeldern. 596 — Halb- 
leiter-Tagung in Reading. 597 — Elektr. steuerbare Thixotrope. 598 — 
Zur Kenntnis des ferro-paramagnetischen UÜbergangsgebietes. 598 — 
Elektrolyt. Oxydation v. Aluminium u. s. Legierungen. 598 — Weich- 
gemachtes Polyvinylclorid als Leitungsisolierstoff. 599 Tagung 
„„Wirtschaftsgut Wärme‘. 599 — Notgemeinschaft Bergisch Land über- 
nimmt d. Tradition d. T. H. Danzig u. Breslau. 600 — Britische In- 
dustrie-Messe 1950. 600 — Kurznachrichten: Zentralverband d. elek- 
trotechn. Industrie — Blechverarbeitungstagung. 600 


Verschiedenes 

VDE: VDE-Jahresversammlung 1951, 601 Kommission ‚‚Leucht- 
stofflampen und -anlagen. 601 — Kommission ‚Starkstrom-Frei- 
leitungen‘'. 601 — Kommission ‚Kabel und Leitungen’. 601 — 
VDE-Kommission ‚Funk-Entstörung’. 601 — Beirat der Elektro- 
technischen Prüfstelle Berlin. 601 

Sitzungskalender: 601 

Persönliches: B. Hermsdorf #. 602 — Alfred Hermanni 75 Jahre alt. 
602 — Rudolf Naujoks sen. 80 Jahre, 602 — Max. Toepler. 603 — 
Hochschulnachrichten. 603 

Buchbesprechungen: E. Labin: 


— 


Calcul Opérationnel. 603 — A. 
Rusterholz: Elektronenoptik. 603 — W.-Blatzhħheim: 
Allgemeine Elektrotechnik. 603 — W. Krassowsky: Elektr, 
Prüfung v. Kunststoffen, 604 H. Blasius: Kinematik, 
Dynamik, Hydraulik. 604 — O. Stümpfle: Grundsätze der 
betriebl. Organisation. 604 — Tätigkeitsbericht 1949 der Verein. 
Industrielle Kraftwirtschaft E. V. 604 

604 


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Anwendung der elektrischen Energie 


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ll Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 1. November 1% 


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7 Fernmeldetechnik 
Starkstromtechnik 
Schwachstromtechnik 
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71. Jahrgan 


Wuppertal, 1. November 1950 


Heft 21 


Dispersitätstragen der Massekerntechnik 


Von W. M. H. Schulze, Berlin 


Übersicht. Die einzelnen Faktoren für die praktisch wirksame 
Jnterteilung des Ferromagnetikums bei Massekernen werden nach dem 
lerzeitigen Stande der Technik erörtert. Weiter wird überlegt, wie man 
ıoch feiner unterteilen kann, um die Wirbelstromverluste von Magnet- 
:ernen der Fernmelde- und Hochfrequenztechnik, die aus isoliertem Car- 
‚onyleisenpulver gepreßt sind, weiter herabzusetzen. 


Seitdem der Massekern auch bei höheren Frequenzen 
jiel angewendet wird, sind die Wirbelstromverluste wich- 
iger geworden, denn ihr Anteil am Gesamtverlust wächst 
juadratisch mit der Frequenz. Die Wirbelstromverluste des 
<erns hängen vor allem vom Grad der Unterteilung des 
Ferromagnetikums (bei Massekernen bisher! fast ausnahms- 
os Carbonyleisenpulver) durch das gleichzeitig als Binde- 
nittel dienende Isoliermaterial ab. Je vollständiger und 
weitreichender unterteilt werden kann, desto geringer wer- 
ien unter sonst gleichen Verhältnissen die Wirbelströme 
m Kern, da bei guter Isolierung die Wirbelströme von 
{om zu Korn klein sind und man dann für die Wirbelstrom- 
werluste praktish nur mit dem Einzelkorn zu rechnen 
praucht [4]. Man wünscht also eine möglichst gleichmäßige 
ànd feine Verteilung (Einbettung) des Ferromagnetikums im 
p marenia: 

Man kann nun den Massekern genau wie die übrigen 
elektrotechnischen Magnetkerne? als einen festen grob- bis 
kolloiddispersen Verband [2, 3, 8] mit dem Ferromagneti- 
um als disperser Phase und dem Isolier- und Bindemittel 
Is Dispersionsmittel betrachten. Der magnetisch wirksame 
„Dispersitätsgrad (effektive Dispersitätsgrad) ist dabei nach 
oben begrenzt durch die durchschnittlichen Korngrößen des 
magnetischen Materials (Carbonyleisenpulver), hängt prak- 
tisch aber vor allem vom angewandten Isolier- (Dispergier-) 
Verfahren ab. Er kann indirekt von Art und Menge des 
Isoliermittels sowie vom Preßvorgang und der thermischen 
Nachbehandlung (Alterung) der Kerne weitgehend beeinflußt 
"werden, indem die magnetischen Teilchengrößen z. B. durch 
stärkere oder schwäcere Beschädigung der Isolationsschich- 
ten, Haufenbildungen u. a. effektiv erhöht werden. 

Diese einzelnen Einflußgrößen auf die praktisch wirk- 
same Unterteilung des Magnetikums sollen im folgenden 
nach dem augenblicklihen Stand der Technik kurz darge- 
‚stellt werden. Im Anschluß daran werden noch grundsätz- 
‚liche Möglichkeiten zu ihrer Verbesserung erörtert. 


1. Korngröße des Carbonyleisenpulvers 


Das Carbonyleisen entsteht durch thermische Zersetzung 
des Eisenpentacarbonyls Fe(CN)s. Fabrikatorisch geschieht 
dies bei den für Massekerne allein verwendeten Carbonyl- 
eisenpulvern heute derart, daß der Carbonyldampf von 
oben her in einen freien, durch Strahlung auf etwa 250 °C 
erhitzten vertikalen Zylinderofen eingeleitet wird und das 
gebildete Eisenpulver auf eine darunter laufende Transport- 
schnecke herabsinkt [6, 7]. Die Korngröße der einzelnen, 
nahezu runden Eisenteilchen (ein Charakteristikum der auf 
diesem Wege hergestellten Carbonyleisenpulver) liegt im 
Durchschnitt bei 1... 10x mit Streuwerten nach oben und un- 
ten; bei den feineren Typen liegen die Maximalwerte in der 


! Erst in letzter Zeit beginnen daneben ferromagnetische Halbleiter, 

sogenannte Ferrite, eine Rolle zu spielen [1]. Bei diesen braucht man das 

Ferromagnetikum nicht mehr zu unterteilen, weil sie nur eine geringe 
_ Eigenleitfähigkeit besitzen. 

t Während die Massekerne korpuskular-disperse Verbände darstellen, 

kann man die Blechkerne als laminar-disperse und die namentlich früher 

' viel verwandten Drahtkerne als fibrillar-disperse Verbände ansehen [8]. 


DK 621.59.042.15 


Häufigkeitsverteilung bei etwa 1..3 u. Durch strengere Se- 
lektion, etwa durch Windsichtung, läßt sich ohne weiteres 
die mittlere Feinheit des Kornes noch etwas erhöhen. 

Diese einzelnen Eisenkügelhen mit Durchmessern von 
einigen # und darunter stellen aber noch keinesfalls die 
primär bei der Zersetzung sich bildenden kleinsten Ein- 
heiten dar, denn Ätzschliffe zeigen deutlich die zusammen- 
gesetzte Natur der einzelnen Teilchen aus konzentrischen 
Schalen. Korngrenzen sind dabei auch bei stärkster Vergrö- 
Berung noch nicht zu erkennen [7], so daß die die einzelnen 
Schichten des gesamten sekundären Fe-Kornes bildenden 
Primärteilchen ganz wesentlich kleiner sein dürften. Das 
stimmt mit den von Brill röntgenographisch ermittelten 
Werten [11] von etwa 10 mu für die Struktureinheiten des 
Carbonyleisens überein. Die schalige Struktur der Sekundär- 
teilchen dürfte auf wechselnde Zusammensetzung (Unter- 
schiede im C- und O-Gehalt, vom CO-Zerfall herrührend) 
zurückführbar sein [7]. 

Um also den maximalen Dispersitätsgrad nach oben 
zu verschieben, käme es darauf an, die Größe der sekun- 
dären Carbonyleisenpartikelchen, d. h. den Zusammenscluß 
der Primärteilchen zu den größeren Sekundärteilcdhen, weit- 
gehend zu verringern. Dies sollte grundsätzlich durch gün- 
stigere Wahl der Zersetzungsbedingungen, wie niedrigere 
Zersetzungstemperatur, geringe Carbonylkonzentration, ver- 
kürzte Verweilzeit im Reaktionsraum (etwa durch größere 
Strömungsgeschwindigkeit oder kurze Fallwege), erreichbar 
sein. Freilich dürften Erfolge auf diesem Wege, wenn über- 
haupt noch, dann höchstens auf Kosten der Wirtschaftlich- 
keit zu erzielen sein, denn es ist ziemlich sicher, daß von 
den Herstellungsfirmen auf Grund ihrer jahrzehntelangen 
Versuchs- und Fabrikationserfahrungen bereits die optimalen 
Zersetzungsbedingungen gefunden und angewandt wurden. 


Dagegen scheint die Anwendung von Ultraschall wäh- 
rend der Canbonylzersetzung vielleiht noch Vorteile in 
dieser Hinsicht zu bieten. Da nah Schmid [12] bei der 
kathodischen Abscheidung von Metallen in der Elektrolyse 
der Niederschlag durch Ultraschallbestrahlung weitgehend 
dispergiert werden kann, erscheint es durchaus denkbar, 
daß auf dem gleichen Wege der konzentrische Zusammen- 
schluß der sich primär aus dem Carbonyl abscheidenden 
Teilchen wesentlich verhindert und damit die Korngröße der 
anfallenden Sekundärteilchen stärker verringert wird. Im 
Extremfalle käme es möglicherweise überhaupt nicht zur 
Anlagerung der Primärteilchen. 


2. Isolierverfahren 


Freilich bleibt auch die feinste Zerteilung des magneti- 
schen Pulvers wirkungslos, wenn es nicht möglich ist, die 
gegebenen Teilchen elektrisch durch Isolationsschichten auch 
bezüglich der Wirbelstromverluste magnetisch wirksam zu 
trennen, d. h. eine weitgehende Dispergierung der gegebe- 
nen „sekundären" Carbonyleisenteilchen im Isoliermaterial 
zu schaffen. Hierfür ist das Isolierverfahren von größ- 
tem Einfluß, für das allerdings noch keine endgültige Lösung 
gefunden wurde, weil bisher das Hauptaugenmerk der Ent- 
wicklungsarbeiten auf die Untersuchung und Verbesserung 
der Isoliermittel, der Presserei und der Nachbehandlung 
gerichtet war. Dabei wurden für das bisher praktisch aus- 
schließlich verwendete Isolierverfahren mit Mastikatoren 


576 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 195 


wohl günstigste Verhältnisse ermittelt und angewendet. Die- 
ses Mastikator-Mischverfahren ist aus der allerersten Zeit 
der Massekernfertigung beibehalten worden, in der man z. 
T. noh mit trockenen, feinstpulverisierten Isoliermitteln 
(Trocenisolation oder Staubisolation) arbeitete [4, 5]. Bei 
der Trockenisolation war dieses Verfahren durchaus gege- 
ben, kam es doch nur darauf an, zwei pulverförmige Stoffe, 
wie Eisenpulver und z. B. Porzellanmehl, Glimmerpulver, 
Glaspulver u. dgl., vollkommen gleichmäßig ineinander zu 
verteilen, also gut zu durchmischen. Es ist verständlich, daß 
die Trockenisolierung recht hohe Anforderungen an die 
Feinheit des verwendeten Isoliermaterials stellen muß, 
denn mit Rücksiht auf die Permeabilität darf der Iso- 
liermittelanteil des Gemisches nur klein sein, und dieser ge- 
ringe Anteil an Isolierpulver muß dabei noch um viele Grö- 
Benordnungen feiner sein als das Eisenpulver, wenn jedes 
Eisenkorn allseitig vor Berührung geschützt sein soll. Man 
brauchte also Isolierpulver von kolloidaler Feinheit [4] und 
kam über kolloidale Aufschlämmungen und Suspensionen 
zu den ebenfalls kolloidalen Harz- und Kunstharzlösungen, 
die in mannigfacher chemischer Abwandlung bis heute bei- 
behalten sind. Da sich die Harzlösung verdünnen läßt, kann 
man die großen inneren Oberflächen der Eisenmasse sogar 
mit einer praktisch geschlossenen dünnen Isolierhaut über- 
ziehen, wenigstens theoretisch. Praktisch erreichte man das 
niemals bei Mastikatoren, die beim Ubergang von der Staub- 
isolation zur Lackisolation (Harz- und Kunstharzlösungen) 
aus Mischern zu Knetern werden. Wohl werden bei diesem 
Verfahren beide Komponenten innig und praktisch genügend 
gleichmäßig verteilt, sofern, wie jetzt im allgemeinen üblich, 
die Isolierlösung in solcher Verdünnung zugesetzt wird, daß 
ein völlig durchfeuchteter Brei überhaupt entstehen kann, 
doch tritt durch Zusammenscluß hierbei nochmals eine 
Kornvergröberung zu den erst magnetisch wirksamen „ter- 
nären" Partikeln ein. Diese sind zweifellos ein Charakteri- 
stikum des Mastikator-Verfahrens und weder durch künst- 
lich verlängerte Knetdauer noch durch wiederholtes nachträg- 
liches Befeuchten mit dem Lösungsmittel allein nennenswert 
zu beeinflussen. Ebenso unwirksam erwies sich das Einsieben 
des Eisenpulvers in die Isolierlösung. Auch die Herabsetzung 
der Oberflächenspannung der Isolierlösung durch Zusatz 
von kapillaraktiven Stoffen, wie Natriumlaurylsulfonat, 
Kaliumstearat u. dgl., ergab keine nennenswerte und ein- 
deutige Verbesserung. 

Diese Tatsachen überraschen theoretish nicht. Ohne 
den Zusatz und die Einsiebung mag es allerdings oftmals 
passieren, daß sich größere Klumpen oder Ballungen aus 
Carbonyleisenpulver bilden, die zusammenhängen und nur 
zusammen vom Isoliermittel benetzt werden. Der eigentliche 
Mastikatoreffekt ist aber darin zu suchen, daß wohl jedes 
Carbonyleisenkügelchen benetzt wird, diese Benetzung aber 
nicht bleibt und daher kein geschmeidiger und trotz- 
dem genügend druck- und abriebfester Isolierfilm auf der 
Kornoberfläche gebildet wird [10]. Die Teilchen verschieben 
sich vielmehr dauernd gegeneinander, durchstoßen die noch 
flüssigen Benetzungsscichten und bilden Kornballungen — 
die ternären Partikeln — die selbst nach außen hin auch nur 
unvollkommen isoliert sind. 

Hier liegt der gleiche Fall vor wie beim Isolieren von 
Transformatorenblechen, wo auch nicht das ganze Blechpaket 
zusammen in die Isolierlösung hineingelegt, herausgenom- 
men und getrocknet werden kann, sondern jedes Blech ein- 
zeln isoliert und einzeln getrocknet werden muß. Sonst 
würden abhängig vom Druck zahlreihe Kontaktstellen an 
den Druckpunkten entstehen und die Bleche wären mangel- 
haft isoliert. Ein weiteres Beispiel sind an Stelle von Spulen 
aus Lackdraht Spulen aus blankem Draht, die nachträglich 
oder unmittelbar vor dem Wickeln in Lack getaucht und ge- 
trocknet werden. | 

Freilich liegen bei den nach dem Mastikatorverfahren 
isolierten Massekernen die Verhältnisse gegenüber den 
beiden soeben angeführten Vergleichen insofern günstiger, 
als das isolierte Eisenpulver nach dem Mastizieren, also im 
trokenen Zustande der Isolierfilme, noch vielerlei Orts- 


und Lageänderungen durchmacht, bevor es durch den Pref 
vorgang endgültig festgelegt wird. Genau so würde man bx 
den zwar einzeln isolierten, aber im Paket getrocknete 
Blechkernen schon wesentlich günstigere Isolation bekon 
men, wenn man nach der Trocknung das Paket nochmals ne 
packen würde, somit die vorher zahnig aufeinanderliege: 
den Kontaktstellen durch Verschiebung auseinanderreißt un 
zu meist einseitigen, also unwirksamen Fehlerstellen mad 


Allein aus diesem Grunde liefert die Mastikatorisolierun 


trotz ihrer eben geschilderten Nachteile doch noch verhä! 
nismäßig günstige und bisher im allgemeinen den techn 
schen Anforderungen genügende Gütewerte auch hinsid 
lih der Wirbelstromverluste, obwohl im Durchschnitt m 
rd. 30 % der gesamten Eisenkorn-Oberflächen wirklich is 
liert sind [9]. 

Daran ändert sich auch wenig, wenn man von der E:: 
fadhisolierung zur Mehrfacdisolierung mit Zwischenhärten 
[10] (Umwandlung des verwendeten Kunstharzes in un!ö 
liche Formen, damit es bei der nachfolgenden Isolierung nid 
wieder gelöst wird) übergeht. Wie bei der Lackdrah 
fabrikation durch Erhöhung der Schichtzahl die sogenant 
Fehlerzahl noch etwas herabgesetzt werden kann, so wi: 
auch hier der Anteil der freien Oberfläche geringer, ab 
in so geringfügigem Maße, daß es bei der für Hochfrequen 
eisenkerne meist üblichen Doppelisolierung sich gütemäi 
nur wenig oder garnicht auswirkt. Dies erscheint dura: 
verständlich, da durch die Unterteilung des Isoliervorgan:: 
nichts an der Ballungsbildung geändert wird, sondern d 
beim ersten Mischvorgang gebildeten ternären Teilc« 
danach nur außen etwas besser isoliert werden. Bei n: 
zweifacher Isolation ist dieser Effekt jedoch auch noch ziez 
lich gering, deshalb müßte man, genau wie bei der Lad 
drahtfabrikation, mindestens 4...5 mal selbständig isoliere: 
Das ist umständlich, zeitraubend und unwirtschaftlich un 
steht auch in keinem Verhältnis zur Wirkung. 

So lange es nun durch Anwendung anderer Isolierve 
fahren nicht gelingt, die ternären Teilchengrößen den seku! 
dären anzugleichen, sind daher auch alle Bestrebungen, die: 
wiederum den primären anzugleichen, ziemlich zweck!o 
Das ergaben auch Versuche mit besonders durch Windsid 
tung abgetrennten, feineren Fraktionen des üblichen Carb 
nyleisens. Allerdings ist der daraus gezogene Schluß, d: 
eine weitere Verfeinerung des Carbonyleisens sich übe 
haupt nicht mehr nennenswert auswirkt und daher das O 
timum in der Kornfeinheit bereits erreicht sei, nur bedir 
und inbezug auf das bisherige Mastikatorverfahren rit: 


Sofern noch nennenswert weitere Verbesserungen i: 
bezug auf den Unterteilungsarad und die Wirbelstromv: 
luste technisch gefordert werden, sollte man daher in ers‘ 
Linie an dieser Stelle mit den Entwicklungsarbeiten e: 
setzen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, daß auch du: 
gewisse Abänderungen, etwa durch Isolierlösungen, ċ 
außer dem Filmbildner noch feinste Teilchen (Pigmer" 
enthalten, die gewissermaßen als isolierende Distanzstü* 
beim Isolier- und Trocknungsvorgang im Mastikator dien® 
oder durch Anwendung von Ultraschall während des ges: 
ten Mastizierprozesses [12] auch bei diesem Verfahren tr: 
einige Verbesserungen möglich sind, im allgemeinen jec:: 
ist ein völlig neues Isolierverfahren erforderlich, das e-~ 
sichere Benetzung und voneinander ungestörte Trockn:: 
der einzelnen Sekundärteilchen gewährleistet. 

Es kommt darauf an, daß einmal möglichst jedes Sex: 
därteilchen benetzt wird und dann bis zur Auftrocknunc č 
Filmes keine anderen Teilchen oder Festkörper ben 
Dies ist relativ leicht zu erzielen, indem das Eisenp::: 
unter ständigem Rühren in einer größeren Menge re.:' 
dünnflüssiger lsolierlösung suspendiert wird. Um von vo” 
herein zusammengebackene Teilchen zu vermeiden. ¥ ` 
das Eisenpulver eingesiebt und die Isolierlösungen wer: 
durch oberflächenaktive Zusatzstoffe (Seifen, Schaumbiidn: 
benetzungsfähiger gemacht. Durch Zerstäuben der Susp: 
sion aus Rotationsdüsen (schnellaufenden Turbinen u. 3! 
einen vorgewärmten und evakuierten Raum können re” 
günstige Bedingungen für eine weitgehende Einzeltrokn!” 


1. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


577 


geschaffen werden. Temperatur und Unterdruck sind so zu 
bemessen, daß die Fallzeit zur Trocknung ausreicht und auf 
jeden Fall nur trockene, isolierte Teilchen zu Boden sinken. 
Einige Versuche in dieser Richtung mit dem Zerstäubungs- 
trockner waren vielversprechend. 

Eine andere, vollständig vom bisherigen Isolierverfah- 
ren abweichende Möglichkeit bietet die Aufdampfmethode. 
Das zu isolierende Eisenpulver wird durc ein feines Sieb 
(oder noch besser windgesichtet) durch einen Schacht ge- 
staubt, in den durc eine seitlihe Düse von unten her 
Jampfförmiger Isolierstoff hineingeblasen wird, der sich an 
den kalten Eisenteilen sublimiert. Leider kommen für diese 
Verfahren nur wenige Isolierstoffe in Betradht. 

Schließlich erscheint noch ein weiterer Weg diskutabel, 
der zudem noch den Vorteil hätte, die Isolierung mit der 
Eisengewinnung zu verbinden und gleich isoliertes Eisen ab- 
zuscheiden. Er beruht auf der Löslichkeit des zur Carbonyl- 
eisengewinnung ausschließlich verwendeten [6] Pentacarbo- 
nyls in organischen Lösungsmitteln, wie Petroleum, Benzin, 
Benzol, Toluol, Azeton, Methanol, Äthyläther, Tetrachlor- 
kchlenstoff uam. Es müßte prinzipiell möglich sein, eine 
Lösung aufzubauen, die sowohl Pentacarbonyl als auch ge- 
e:gnete Isolierstoffe enthält. Diese Lösung wäre durch feine 
Dusen in die heiße Zersetzungskammer zu versprühen. Das 
Lösungsmittel verdampft und scheidet den Isolierstoff aus, 
wahrend gleichzeitig durch die Zersetzung Eisen gebildet 
wird. So entsteht bereits eine gewisse dielektrische Untertei- 
lang bei der Bildung des sekundären Kornes, vorausgesetzt, 
JäB die Zersetzung nicht durch die Anwesenheit des Isolier- 
stoffes wesentlich gestört oder verhindert wird. 


3. Isoliermittel 


Das Isoliermittel ist in erster Linie natürlich allein 
;hon durch seine Menge von großem Einfluß. Leider läßt 
ich hiervon bei gegebenen Permeabilitätsforderungen nur 
wenig Gebrauch machen [13]. 

Aber auch die Art der Isolation hat indirekt sehr gro- 
3en Einfluß. Die Filme müssen gut haften, dürfen nicht spröde 
ind müssen trotzdem hart und druckfest sein [10]. Neben 
hesen mechanischen Eigenschaften können namentlich bei 
‚ehr hohen Frequenzen auch die verschiedenen dielektri- 
‚hen Eigenschaften der Filme eine gewisse Rolle spielen. 

Im großen und ganzen dürften in allen diesen Punkten 
nit den bis jetzt bekannten Isolierstoffen optimale Ver- 
1aıtnisse, wenigstens im Hinblick auf das bisherige Isolier- 
’erfahren, erreicht sein. Ob das auch für die erörterten 
ieuen Verfahren mit ihren vollkommeneren Unterteilungen 
ilt, oder ob der Erfolg durch nachträgliche Schichtbeschädi- 
ungen beim Pressen wieder fraglich wird, läßt sich z. Zt. 
woch nicht mit Sicherheit sagen. 

4. Preßvorgang und Nachbehandlung 


Auch das Pressen [5] beeinflußt die Wirbelstromverluste 
es Kernes, denn beim Preßvorgang kann die Isolierung 


mehr oder weniger beschädigt werden. Das feinste Pulver 
in vollkommenster Isolierung ist schlecht und wertlos, wenn 
die Isolierung beim Pressen zerstört wird. Unter sonst glei- 
chen Bedingungen kann dasselbe Material, aber an verschie- 
denen Pressen verarbeitet, erheblich verschiedene Verluste 
aufweisen. Man muß daher die Eigenschaften der Isolier- 
mittel den besonderen Preßbedingungen anpassen. 


Die Art der thermischen Nachbehandlung zur Alterung, 
mechanischen Verfestigung und chemischen Stabilisierung 
(Härtung) kann die Verluste noch beträchtlich ändern, wenn 
dabei die Isolierschicht erweicht und, etwa durch zu gerin- 
ges thermisches Ausdehnungsvermögen, sih Körncen be- 
rühren. Die thermische Nachbehandlung darf daher niemals 
schematisch gehandhabt werden, sondern muß den Eigen- 
heiten der Isolierstoffe und der vorliegenden Systeme an- 
gepaßt werden. 


Zusammenfassung 


Massekerne sind — kolloidchemisch betrachtet — kom- 
paktdisperse Systeme (Verbände) von im Isoliermittel (Dis- 
persionsmittel) möglichst fein verteiltem Carbonyleisen (dis- 
perse Phase). Der Dispersitätsgrad beeinflußt die Wirbel- 
stromverluste des Kernes sehr. Die Feinheit des Ausgangs- 
materials und die Dispersionsverfahren (Isolierung) be- 
stimmen den Dispersionsgrad. Die übliche Isolierung in 
Mastikatoren führt zu relativ grobdispersen Systemen. Um 
zu feinerer Unterteilung zu gelangen, erscheinen andere 
Dispergierungsmethoden, etwa Zerstäubungstrocknung oder 
Aufdampfisolierung, aussichtsreih. Schließlih ließe sich 
vielleiht schon bei der Fertigung des Carbonyleisens eine 
Kornverfeinerung oder gar bereits eine dielektrische Unter- 
teilung erzielen. 


Schrifttum 


[1] A. W eis: HF-Magnetkerne aus Ferriten. Funk u. Ton 2 (1948) S. 564. 
[2] E. Manegold: Grundriß der Kolloidkunde. Th. Steinkopff, Dres- 
den u. Leipzig 1949. 


[3] A. Kuhn: Kolloidchemisches Taschenbuch. Akad. Verlagsges., Leip- 
zig 1948. 

[4] wW Ehlers: Pupinspulen mit Massekernen. Elektr. Nachr.-Techn. 2 
(1925) Nr. 5. 


[5] W. Ehlers u. F. Falkenberg: Uber die Wirkung des Preh- 
druks auf die Eigenschaften von Massckernen für Pupinspulen, 
Elektr. Nachr.-Techn. 3 (1926) S. 281. 

[6] A.Mittasch: Uber Carbonyl und Carbonyleisen. Z. angew. Chem. 
41 (1928) S. 827. 

[7] L. Schlecht, W. Schubart u. F. Dustschmidt: Uber 
die Verfestigung von pulverförmigem Carbonyleisen durh Wärme 
und Druckbehandlung. Z. Elektrochem. 37 (1931) S. 485. 

[8] Wo. Ostwald: Kolloidwissenscaft, Elektrotechnik und hete- 
rogene Katalyse. 1930. 

[9] W. M. H. Schulze: 
eıner Isoliershicht überzogenen 
Metallteildhen. DRP 631300 (AEG). 

[10 W. M. H. Schulze: Insulation of magnetic powder for masscores, 
in particular for high frequency purposes. USA Pat. 2162273 (AEG). 

[11] R. Brill: Teilchengrößenbestimmungen mit Hilfe von Röntgen- 
strahlen, Z. Kristallogr. 68 (1928) S. 387. 

[12] G. Schmid: Ultraschall und chemische Forschung. Angew. Chem. 
49 (1936) S. 117. 

[13] M. Kersten: 


Verfahren zum Prüfen der Isolation bei mit 
pulverförmigen magnetisierbaren 


Spulen mit Massekernen. ETZ 58 (1937) S. 1335. 


Die Messung sehr hoher Widerstände bei hoher Wechselspannung 


(Mitteilung aus dem Hochspannungsinstitut der Technischen Hochschule Hannover) 


Von Hilde Petersen, Hannover 


Übersicht. Eine Brücke zur Messung hoher Widerstände im Bereich 
% . 10000 MR bei hoher Wechselspannung 50 Hz wird aus der Ver- 
stmeöbrüke nah Schering entwickelt. 


In seiner Dissertation über den „Einfluß der Luftfeuch- 
gkeit auf die Eigenschaften von Isolierstangen“ erwähnt 
{eisterfl], daß zur Messung von feuchten Hartpapierstan- 
en die Verlustmeßbrüke nah Schering ungeeignet 
'äre, da die dabei auf dem Prüfling anzubringenden Schirm- 
!ektroden die elektrische Beanspruchung anders machten 
is die tatsächlich im Betrieb auftretenden. Meister hat dann 
ın Gerät entwickelt, in dem mit hoher Gleichspannung ein 
.ondensator sich über den hohen Widerstand feuchter Hart- 


DK 621.317.331 


papierstangen auflädt und laufend über eine Glimmlampe 
entlädt. Die Zahl der Entladungen wird in einem besonde- 
ren Anzeigenteil an einem Lichtmarkengalvanometer abge- 
lesen und hiermit der Widerstand bestimmt. Daß aber auch 
mit der Verlustmeßbrüce bei einer kleinen Abänderung die 
hohen Widerstände bequem und sicher bei hoher Wechsel- 
spannung von 50 Hz bestimmt werden können, wird in dieser 
Arbeit gezeigt. P 

Die Verlustmeßbrücke nach Schering ist dazu bestimmt, 
Kapazitäten mit mehr oder weniger kleinen Verlusten 
zu messen. Bei den feuchten Hartpapierstäben handelt es 
sich aber um große Widerstände mit sehr kleinen Parallel- 


578 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November I“: 


kapazitäten der Elektroden und Leitungen. Die Messung des 
Widerstandes ist daher in der 
gewohnten Anordnung nicht Z 
möglich. Setzt man aber in den 
Zweig 4 (Bild 1) statt des Wi- 
derstandes R4 mit Parallelka- 
pazität Cą einen Kondensator 
Cı mit einem regelbaren Wi- 
derstand r, in Reihe, so können 
hohe Widerstände gemessen 
werden. Andresen [2] hat 
Hochohmkordeln auch in einer 
solchen Anordnung gemessen. 
Die Scheinleitwerte 9 der 
. Zweige 1..3 und der Schein- 
widerstand 3 des Zweiges 4 p, 
sind dann: 


hoher Widerstand mit klei- 
ner Parallelkapazität C, 
C, Preßgaskondensator == 
1 R 100 pF 
nen . P: S s regelbarer Vergleichs- 
9 R, +joC,; 9 = joC; ; widerstand = 3000 Q 
C, Kondensator 
7, regelbarer Vorwiderstand 
] vor C, 
jwoC, Bild 1. Brücke zur Messung hoher 
Widerstände R, bis 100 MQ 


Aus der Brückenbedingung 9ı = Yz Ya 3ı ergibt sich: 
Eu i jC: 1 jo Car, C: 
R, + joC, = R, (r F TA = R, p R, Co 


der reelle Teil ist dann: 


D = R, ` Jen 


R, = CG: 

Mit Rs wird man zweckmäßig nicht höher als 10:1000 Q 
gehen, damit die Erdkapazitäten der linken Nullecke der 
Brücke, insbesondere durch die abgeschirmten Leitungen von 
Rı nach Rs, nicht eine zu große Phasenvershiebung von 
RswC; hervorbringen. Da nur auf 1% gemessen wird, braucht 
tgps auch nicht kleiner als 0,01 zu sein. 

Mit dem Preßgaskondensator Cs == 100 pF und C; = 
1 uF wird man daher nur einen Widerstand von 100 MQR 
messen können. Um in dieser Schaltung Widerstände in der 
Größenordnung von 10000 MQ messen zu können, müßte 
man einen Kondensator C4 = 100 uF haben. Das läßt sich aber 


Ä |; 
T d a 
N i 5 T C, 
Ce 
ao a f 
ITXE hd 


Bild 3. Rechnerische Umfor- 
mung des Dreiecks in äqui- 
valenten Stern. 


Bild 2. Dreieckscaltung 
von Kondensatoren statt 
eines sehr großen C, 


vermeiden, wenn man eine Dreieckschaltung von 3 Konden- 
satoren als Ersatz für Cs anwendet (Bilder 2 u. 3). Für Cn und 
und Ce wählt man am einfachsten 1 #uF-Papierkondensatoren, 
Cs ist eine kleine Kapazität. Zur Erleichterung der Rechnung 
denken wir diese Dreieckschaltung in eine äquivalente Stern- 
schaltung umgewandelt. 

Nach Kenelly ist: 
Stern-3 an einer Ecke = 

Produkt der beiden Dreiecks-3 derselben Eke 

_ Summe aller Dreiecks-3 


Nun entspricht C, dem C; in Bild 1, C, liegt vor Cz und 
C_ vor dem Vibralionsgalvanomeler. Es Ben vor al- 


lI l 1 GC, 
Ce = Co Cp Ga a) cale le 


Brückenzweig 4 eine sehr große Kapazität auftreten lasse: 

Mit Cs kann man den Meßbereich weit ändern. | 
Die analoge Rechnung ergibt für die Cə vorgescal'e- . 

äquivalente Kapazität 


Cs Ce 
C =C A +7" | + ©) 
! Cn Ca 
Die im Zweig 2 wirksame Kapazität ist also nur um 0.9:*: 
größer als Cz. — Der Vorkondensator im Nullzweig C% is!: 


C (0 „cs 


i uF liegt vor dem Vibrationsgalvanometer, wir kommt: 
bei der Empfindlichkeitsberechnung darauf zurück. 
Setzen wir Ce = C4 in die Grundformel ein, so wird 


R, = ur = erga] 


n 
C-C 
Ce = E H Cp + Ch 
Für C; = 0,010 uF und C„ = Cs = 1 uF wird 
Ce = 1 uF. (100 +2) = 102 uF. 
Durch diese Dreieckschaltung kann man also in den 

i 

| 


C, 
Bi ar a 


Phasenabgleich 


Bei dem sehr hohen Widerstand des Hartpapierstabes :: 
Rı ist zu erwarten, daß sich die Parallelkapazitäten du:7 
eine kapazitive Phasenverschiebung bemerkbar machen. E- 
sind aber auch verteilte Kapazitäten des Stabes gegen Ert: 
vorhanden, die eine incLk- 
tive Verschiebung des St- 
mes aus Rı in Rs gegen å: 
Hochspannung bewirker 
Wie der Winkel vor PF 
ausfällt, hängt davon èt 
welche Wirkung überwiec: 
Andresen hat induktiv“ 
Winkel ¢ı an Hochohmx'- 
deln beobachtet. 

Dieser einmal nega::‘* 
und ein andermal posit.‘* 
kleine Winkel ist am enfe? 
sten durch einen zwischen \ 
und Cs gelegten regelba:t! 
Widerstand abzugleicen -- 
durch Umtauschen der l: 
tung zum Vibrationsgalve\: 
meter entweder zu Cs oder zu Ce in Reihe geschaltet w '" 

Liegt der Widerstand r in Reihe mit Ce (Bild 4) se >= 
kommen wir: 


Bild 4. Brücke zur Messung sehr 
hoher Widerstände R, > 100 MR. 


l 
= + Bő ac, tited), tgd = Tal 


AR tg ða & l, 
A 


1 + tg2ös kann vernachlässigt werden. 
Setzt man Cs (1 — jtgös) in die Gleichung ein. si | 
kommt man: 


R; Ca Ce 
—_(l — 
C.l 


R, (1 + jteyı) = C jtgde) +e aE jgh 
2 


Ca 

Da der Phasenwinkel an sich nicht interessiert und nu: : -> 
genaueren Abgleich von Rı abgeglichen werden muß. ke 
C/C„ + 1 gegen Cy/Cs vernachlässigt werden. Es ist dər? 


tgpı = — tgös = — 1wCe. 


e November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


579 


Ait dem Widerstand in Reihe zu Cs ist also ein kapazitiver 
'hasenwinke] abzugleichen. Haben wir r in Reihe zu Cs, so 
vird 

l 


l 
Bs = Is + joCs = joCs (1 + jtgös), tgås = I0C, 


R, C 
R, (1 + je) = Su + jtgðs) + a + | 
2 B 
tgpı = + tgds = + rwCs, 


in Reihe zu C3 gleicht einen induktiven Winkel von Rı aus. 


ie Empfindlichkeit der Brücke bei sehr hohen Widerständen 
Vor dem Vibrationsgalvanometer liegt die Kapazität 

ag” 1uF. Nach Schering [3] ist der Strom im Nullgerät 
ei einer Verstimmung e (hier 1%) in irgendeinem Brücken- 
weig bei der Spannung U: 

EAE EETA U. e 

0 = (3, + 32 + 3s +8) (1 + 318b) 
ı der Summe aller Scheinwiderstände ist 3ı = 
0000 MQ, dagegen ist 32 = 1/jwC bei 100 pF = 
ernachlässigbar, erst recht 33 und 34. 3, = Ry ist der Wi- 
erstand des Vibrationsgalvanometers (~ 340 Q) plus dem 
es davorliegenden Kondensators Cg. 


l 


ee ae la, 
35 o + jot, ~ jac 


= 3 KQ, R, ist vernachlässigbar. 
g 


3p ist der Scheinwiderstand der Brücke zwischen den 
iullecken. In diesem Fall sind die sehr hohen Widerstände 
ı und 32 parallel Rs und 3, vernachlässigbar. Weiter ist 
la = V/jwCy bei C4 = 100 uF und 50 Hz etwa 32 Q, d. h. ver- 
achlässigbar gegen den in Reihe liegenden Widerstand Rs. 
b ist dann gleich Rs und — 34/35 = j 3:10%/Rs. Rs r=3KkN. 


ee NT 2. 010107 
3.103 \2 1.14 
.]/ı+ (= a) 
Rı V 3.10 


as gibt eine Verbreiterung des vom Vibrationsgalvano- 
ıeter entworfenen Spaltbildes von 1 mm. Bei extrem hohem 
Viderstand, z. B. Rı = 1010 Q, ist es zweckmäßig, Cs so zu 
'ählen, daß Rs nicht < 3 KQ, Cs = 0,01 uF wird. 


Ausführung der Messungen 

An beiden Enden der Stangen (40 X 15 X 400 mm) wa- 
:n 20 mm überfassende Messingbeschläge angenietet und 
aran ein Gewindestück befestigt bzw. niederspannungssei- 
g ein Stecker. Die nicht überfassenden Seitenenden wur- 
en, so weit die Beschläge überfassen, mit Hydrokollag be- 
trihen. Hochspannungsseitig wurde eine kugelförmige Ver- 
ickung über den Beschlag geschoben und das Ganze an die 
lochspannungszuleitung angeschraubt, diese gleich als Auf- 
ängung benutzend. Niederspannungsseitig wurde die ab- 
eschirmte Leitung zur Brücke aufgesteckt. Dadurch war das 
ınschließen der aus dem Feuchtigkeitskasten kommenden 
tangen sehr schnell möglich. 

Nach wenigen Minuten war bereits ein Ansteigen des 
Yiderstandes der aus dem Feuchtigkeitskasten genomme- 
en Stangen bemerkbar. Die Einstellgenauigkeit von weni- 
ıer als 1% wurde daher nicht einmal gebraucht. 

Bei dem hohen Widerstand Rs ist auf wirksame Abschir- 
ıung des Niederspannungsteils der Brücke gegen elektrische 
treulinien der Hochspannung durch eine geerdete Draht- 
'etzwand zu achten. Man klemmt die von R; und C kommen- 
len Leitungen von der Brücke um auf Erde. Beim Hochfah- 
en der Spannung auf 50 kV darf das auf volle Empfindlich- 
:eit gebrachte Vibrationsgalvanometer keinen Ausschlag 
eigen, sonst muß die Abschirmung vervollständigt werden. 


j= 


= 0,4. 107 A. 


Beobachtungen während der Messungen 
Die Größenordnung des Widerstandes der feuchten 
Jartpapierstangen war 1..3:109% Q, bei Ce = Cn = 1 uF 
wurde Cs = 0,01 uF eingestellt und durch Regeln von Rs und 
r, oder rẹ das Vibrationsgalvanometer auf Null abgeglichen. 


In der Hochspannungszelle hing der Hartpapierstab in 
i m Abstand vom geerdeten Drahtgitter. Dieses gab der 
Stange eine so große verteilte Erdkapazität, daß die Pa- 
rallelkapazität zum Teil aufgehoben wurde. Versuchsweise 
wurde an die abgeschirmte Leitung eine geerdete Schirm- 
tulpe gesetzt, die das beschlagene Ende der Stange umhüllte, 
wodurch die Parallelkapazität stark vermindert wurde. Es 
ergab sich ein positiver Winkel tgpı = + 0,15. Die Tulpe 
wurde entfernt und eine runde Blechscheibe von etwa 
500 mm Dmr. auf die abgeschirmte Leitung verstellbar ge- 
schoben. Je näher die Scheibe dem Stangenende kam, um 
so mehr elektrische Feldlinien zog sie von ihr weg, und die 
verteilte Erdkapazität der Stange trat stärker hervor. Man 
kann so mit einer Blechscheibe geringen Durchmessers und 
einem bestimmten Abstand vom Ende der Stange die Pha- 
senverschiebung so klein machen, daß ein Phasenabgleich der 
Brüke nicht notwendig wird, sondern nur der Betrags- 


abgleich. 
Einige Messungen: 
U = 34 kV Ce = C„ «1 uF C; = 0,010 uF 
C} = 114,2 pF 
Rs Co Cy 
= —_- —- + — +1| [9 
Rı Ci Cr C3 + Ca +. [ ] 
R, = R,-0,89.10° [Q] 
R, R, Re R, tgp: 
IR} (Q) IQ] — [MR] 
2160 — 120 1930 — 0,040 obne Tulpe oder Blech 
2190 47 — 1950 + 0,147 mit Tulpe 
2190 66 — 1950 + 0,210 mit Blech 1 cm Abst. 


Dieselbe Stange am nächsten Tage, daher Widerstandswert etwas ver- 
ändert: 


2870 59 — 2570 + 0,200 mit Bleh 2cm Abst. 
2860 6 — 2560 + 0,020 mit Blech 15cm Abst. 


Die Messungen sollen zeigen, daß die Widerstände der 
feuchten Hartpapierstangen schnell und einwandfrei in die- 
ser Anordnung gemessen werden können. Wesentlichen Auf- 
schluß über den Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf Hartpapier- 
stangen hat Meister in seiner anfangs erwähnten Arbeit ge- 
bracht. 


Eine weitere Anwendung der Brückenanordnung 


Im Institut für Moorwesen der T. H. Hannover wurden 
in einen nassen Torfsoden eine große Anzahl Bleche als 
Elektroden in 1 cm Abstand eingedrückt und die Zunahme 
des elektrolytischen. Widerstandes bei 50 Hz mit der Trock- 
nung beobachtet. Nachdem die obere Grenze der dort vor- 
handenen Meßbrüce erreicht war, wurde der Soden dem 
Hocdspannungsinstitut zur Ermittlung des Widerstandes ge- 
geben. Da bei dem Soden die Elektrodenflächen groß und der 
Abstand klein war, kam nur Parallelkapazität zur Wirkung, 
keine verteilte Erdkapazität. Der Phasenabgleich wurde durch 
eine regelbare Kapazität Cs (Glimmer-Kurbelkondensator) 
parallel zu Rs erzielt. Es wurde nur eine Genauigkeit von 
10% verlangt, daher genügte eine Spannung von 1kV. 

Cz war ein Luftkondensator von 100 pF, Cn = Ce = 1 pF, 
Cs = 0,10 uF, damit ist Rı = Rs X 0,12 MQ. Bei Erdung aller 
übrigen nicht benutzten Elektroden, die für ein deutbares 
Ergebnis notwendig ist, ergaben sich bei Messung an zwei 
benachbarten Elektroden Widerstände Rs von 20... 40 kQ bei 
Cs von 0,6...0,8 uF, also Werte von Rı zwischen 2000 und 
4000 MQ. Hier wurde also Rs wesentlich größer als 3 KQ be- 
nutzt, damit Cs nicht zu groß zu sein brauchte. Bezeichnet 
C, die Parallelkapazität in 1, so istCı = Cs’10-6/0,12 = we- 
nige pF, das ist die Kapazität zwischen 2 einander zuge- 
wandten Elektrodenflächen. Die Polarisationskapazität spielt 
bei dem sehr hohen Widerstand trotz der niedrigen Fre- 
quenz keine nennenswerte Rolle mehr. 

Der Abgleich mit Cs und Rs, also beide Regelungen in 
demselben Brückenzweig, ist leicht, da im reellen Teil der 
Brückengleichungen Rs und nicht C3, im imaginären Teil C3 
und nicht Rs vorkommt. Der Abgleich mit R3 und re vor Ce 
würde dagegen sehr langwierig sein. Es handelt sich hier 
um die Messung eines hohen Widerstandes mit kleiner 
Parallelkapazität, deren Blindwiderstand aber nur einige 
Male größer ist als der Widerstand, eine keineswegs leichte 
Aufgabe. 


580 


Zusammenfassung 


In der Verlustmeßbrüke nah Schering wurde der 
Zweig 4, bestehend aus Kondensator C4 und Parallelwider- 
stand R4, ersetzt durch einen Kondensator Cp = 1 uF, dem 
ein kapazitiver Spannungsteiler aus einer kleinen Kapazität 
Cs und der Kapazität Ce = 1 „F parallelgeschaltet wurde. 
Das Vibrationsgalvanometer wurde an den Teilpunkt (5,6) 
angeschlossen. Die Umrechnung dieses Dreiecks in äquivalen- 
ten Stern ergab, daß die Schaltung in der Brücke so wirkt, 
als enthielte die einfache 4armige Brücke: 
im Zweig 4: eine sehr große, sonst nicht herstellbare 
Kapazität C4 

im Zweig 2: in Reihe mit der kleinen Kapazität Cs 7>- 
100 pF die praktisch fast unwirksame Ka- 
pazität von etwa 1 uF, 

im Nullzweig: einen Vorkondensator von etwa 1 uF. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 135. 


Durch Ändern von Rs wurde der Betrag abgeglichen. De: 
Phasenabgleich geschah je nach den Umständen durch eine: 
Widerstand in Reihe mit Cs oder mit Ce. Eine Meßgenau::- 
keit von 1°/o bei 50 kV und Widerständen von etwa 10 000 M} 
wurde leicht eingehalten. 


In dieser Brücke wurden Widerstände von feudt 
Hartpapierstangen bei 50 kV (2500 MQ) und Widerstände v:n 
trockenen Torfsoden bei 1 kV (bis 4000 MQ) gemessen. 


Schrifttum 


[ll Meister: Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf die Eigenschaften v: 
Isolierstangen. Dissertation T. H. Hannover 1946. 


2] Andresen: Uber Winkelfehler von Hochspannungswiderstärs:”. 
Arch, Elektrotechn. 31 (1937) H. 5. 

[B] Schering: Uber die Empfindlichkeit der 
ETZ 52 (1931) S. 1132. 


Wecselstrombr;xt 


Freileitung vom italienischen Festland nach Sizilien 


Sizilien ist bis heute noch nicht an das Stromnetz des 
Festlandes angeschlossen. Eine ausreichende eigene Versor- 
gung der Insel durch Wasserkräfte ist wegen des trockenen 
Klimas ausgeschlossen. Thermische Wer- 
ke sind für Italien unwirtschaftlih, da 
es keine eigenen Kohlevorkommen von 
Bedeutung hat. Es bestand deshalb seit 
langem der Plan, die auf der Insel benö- 


SIZILIEN 


tigten Strommengen vom UÜbershuß der % , 
durch Wasserkräfte des Festlandes er- 
zeugten Energiemengen zuzuleiten. Nun 
ist aber die Versorgung der Appenin- art 
halbinsel in den letzten Jahren selbst SH WR 


unzureichend geworden, was neben den 
geringen Niederschlägen auf die stei- | 
gende Einwohnerzahl und den größeren ' 
Verbrauch pro Haushalt zurückzuführen 
ist. Damit wurde das Projekt in seiner 
ursprünglihen Begründung hinfällig. 
Thermische Werke zur Steigerung der 
Energieproduktion könnten ebensogut auf der Insel wie auf 
dem Festlande angelegt werden, da Kohlelager weder hier 
noch dort vorhanden sind. Außerdem könnte dann die kost- 
spielige und technisch nicht leicht zu verwirklichende Ver- 
bindung der Netze Siziliens und des Festlandes vorläufig 
zurückgestellt werden. 

Trotzdem ist das Projekt nunmehr wieder aufgegriffen 
worden. Der Grund ist, daß die Versorgung Siziliens sich in 
den Nachkriegsjahren ungleich stärker verschlechtert hat als 
im übrigen Italien. Eine direkte Verbindung würde die Krise 
am schnellsten lindern. Außerdem sieht man in Mittelitalien 
weitere Möglichkeiten zur Nutzung von Wasserkräften, de- 
ren Energie über Neapel und Kalabrien zur Insel geleitet 
werden könnte. 

Die Ausarbeitung des Projektes ist der Coniel (Com- 
pagnia Nazionale Imprese Elettriche) übertragen worden, die 
sich zu seiner Durchführung mit der Società Generale Elet- 
trica Della Sizilia zu einer Gesellschaft zusammengeschlos- 
sen hat. Einige Einzelheiten des Planes wurden vom Direk- 
tor der Coniel, Giovanni Silva, auf einer Konferenz in 
Paris bekanntgegeben. 

Danach ist eine Freileitung von 220 kV über die Straße 
von Messina vorgesehen. Eine unterseeische Kabelverbin- 
dung scheidet wegen starker Strömungen in der Enge und 
wegen des felsigen Grundes aus. Außerdem müßten, da die 
Spannung der zu verbindenden Netze 150, später vielleicht 
220 kV beträgt, zu beiden Seiten der Verbindung Transfor- 
matorstationen errichtet werden, um die zu isolierende 
Spannung unter Wasser niedrig zu halten. 

Die Straße von Messina hat an der engsten Stelle eine 
Breite von etwa 3 km. Da nach den Schiffahrtsregeln der 
Punkt des größten Durchhanges der Freileitung 70 m über 
dem Meeresspiegel liegen muß, würden Masten mit einer 
Höhe von ungefähr 250 m notwendig sein, um die Leitung 
aufzuhängen. Mit steigender Masthöhe nimmt aber die sta- 


DK 621.315.17 (49) 


tische Sicherheit der Konstruktion ab, zumal bei der uns 
wöhnlichen Leitungslänge der Winddruck beträdtlic se.: 
kann und das Gebiet der Meerenge schon des öfteren von 


KALABRIEN 


— a aa 


© ven ar En Vene Gen 


0 500 1000m ” X 
Lu r: A > 
Bild 1. Lageplan der Freileitung!. 


Erdbeben heimgesucht wurde. Aus diesem Grunde sieht c*: 
Projekt Coniel die Überquerung der Straße an einem Pins’ 
vor, der zwar nicht die kürzeste Verbindung ermöglid! ~ 
aber erlaubt, den Mast auf der Seite Kalabriens auf ein 157 
hohes Küstengebirge zu stellen (Bild 1). Damit genügen :- 
beiden Seiten gleich hohe Masten von 186m. Die dre: vt! 
gesehenen Leiter sind horizontal angeordnet und wes- 
trotz der Entfernung der Aufhängepunkte nur einen +! 
stand von 25m auf. 

Die erforderliche Zugspannung wird durch Gegenge» <- 
te auf dem sizilianischen Ufer hergestellt, während auf :' 
Seite Kalabriens die Kabelenden fest verankert sind. E:-: 
Art der Aufhängung bringt den Vorteil mit sich, daß die M- 
ximalspannung der Freileitung von vornherein festgeley' + 
und nicht überschritten werden kann. Sie beträgt Ł 
80 kg/mm?. Bei einer Temperaturschwankung von 60 °C ~ 
einer Windgeschwindigkeit von 150 km/h wurde die Le. 
strecke der 24t schweren Gegengewicte auf rd. 20 m :- 
rechnet. 


Zusammensetzung und Eigenschaften des Kabels s:“: 


19 Aluminiumdrähte Dmr. 1,73 mm 
114 Stahldrähte Dmr. 1,8 mm 
6 Stahldrähte Dmr. 21 mm 
Aluminiumquerschnitt 45 mm? 
Stahlquerschnitt 311 mm? 


Gewicht pro Meter Kabel 2.8 kg 
kleinste Zerreißspannung 

des Kabels 56400 ka 

der Stahldrähte 186 kg mm’ 


Da als maximale Stromstärke für dieses Kabel 30 4 :~7> 
gelegt wurden, ergibt sih bei einer Nennspannung > 
220 kV und cos = 0,8 eine Übertragungsleistun? ‘ 
92 MW. G. Matthaes, Maje: 


1! Entnommen aus G. Silva: 
Messine. 


Projet de traversee du D~: 


1. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


581 


Uber Magnetophotophorese 
(Mitteilung aus dem I. Physikalischen Institut der Universität Wien) 


Von Friedrich Blaha, Wien 


_ÜUbersicht. im Jahre 1930 entdeckte F. Ehrenhaft, daß kleine 
Nicelpartikel in homogenen Magnetfeldern eine Bewegung in oder gegen 
die Kraftlinienrichtung zeigten und sich mit Feldumkehr in entgegenge- 
setzter Richtung bewegten, vorausgesetzt, daß sich die beobachteten Par- 
t.kel in einem intensiven Lichtbündel befanden. Er nannte diese Erscei- 
nung Magnetophotophorese, da sie weitgehend mit dem elektrischen Ana- 
logon, der Elektrophotophorese, übereinstimmt. Diese besteht ja bekannt- 
Ich darin, daß beispielsweise kleine Tellurkügelhen einem elektrischen 
Feld folgen, wenn sie von intensivem Licht getroffen werden, im Dunkeln 
aber zum Stillstand kommen. Im folgenden sei nun unter besonderer 
Berücksichtigung der experimentellen Ergebnisse aus neuerer Zeit zusam- 
menfassend über Magnetophotophorese berichtet. 

Wenn man Teilchen der Größenordnung 10-3... 10-5 cm, 
wie sie Z. B. beim Zerstäuben von Eisen im Lichtbogen bei 
Luftzutritt entstehen, in eine Beobachtungszelle bringt (die 
ahnlich gebaut ist wie der Ehrenhaft-Millikansche Konden- 
sator zur Feststellung kleiner elektrischer Ladungen) und sie 
ultramikroskopisch betrachtet, so daß man also ihre Beu- 
gungsfiguren sieht, kann man folgendes Verhalten feststel- 
len: Der Großteil der Partikel zeigt nur die normale Fallbe- 
wegung im widerstehenden Mittel (Luft), d.h. also ein lang- 
sames Zubodensinken, dem die Brownsche Molekularbewe- 
gung überlagert ist. Manche von den Partikeln zeigen aber 
zusätzlich eine ausgeprägte Bewegung in einer bestimmten 
Richtung (oder ihr entgegengesetzt), die mit der des erd- 
magnetischen Feldes am Beobachtungsort übereinstimmt 
(oder ihr entgegengesetzt ist). Wenn man das erdmagnetische 
' Feld kompensiert, so verschwindet diese Bewegungskompo- 
nente und die Teilchen verhalten sich wie die zuerst genann- 
ten. Die Kompensation des Erdfeldes muß aber ziemlich weit- 
gehend sein, denn etwa 0,03 Oe genügen bereits, um eine 


deutliche Bewegung im Magnetfeld zu verursachen. Die Pro- . 


bekörper folgen ebenso auch jedem anderen Magnetfeld: 
Sie bewegen sich längs der magnetischen Kraftlinien, wobei 
sich oft Teilchen in Nordrichtung dicht an solchen, die in Süd- 
richtung laufen, vorbeibewegen. Umpolen des Magnetfeldes 
hat zur Folge, daß die Teilchen fast ausnahmslos sofort in 
ihrer Bewegungsrichtung umkehren. 

Der Effekt wurde nicht nur in mehr oder weniger homo- 
genen Feldern festgestellt, sondern auch in einigen typisch 
inhomogenen Feldern untersucht. Dabei ergab das Experi- 
ment z. B., daß die Teilchen in der Nähe eines geraden 
gleichstromdurchflossenen Leiters sich in Kreisen um diesen 
herum bewegen (eine Wiederholung des alten Oerstedschen 
Experimentes also!). Auch im Felde einer stromdurdhflosse- 
nen Schleife folgen die Probekörper den magnetischen Kraft- 
linien, wobei sie sich in beiden Richtungen ungehindert durch 
die Schleifenebene hindurchbewegen. Auch hierbei bewegen 
sich manche in, andere gegen die Feldlinienrichtung. Wenn 
man allerdings einen hinreichend großen Gradienten des 
Magnetfeldes erzeugt, stellt sih heraus, daß alle Par- 
tikel auch Dipole sind, nur daß eben bei manchen zusätzlich 
die eingangs beschriebene Eigenschaft vorhanden ist. Nimmt 
man z.B. einen starken Permanent-Stabmagneten und nähert 
ihn in seiner Achsenrichtung allmählich der Beobachtungs- 
stelle, so daß Feld- und Gradientrichtung im Beobactungs- 
gebiet stets zusammenfallen, so zeigt sich, daß bei noch 
großer Entfernung des Magneten die Erscheinungen auftre- 
ten, die nach dem oben Gesagten zu erwarten sind. Anfangs 
bewegen sich manche Partikel zum Magneten hin, andere von 
ihm weg, und der größte Teil wird nicht merkbar beeinflußt. 
Wird nun der Magnet allmählich der Zelle genähert, so be- 
ginnen alle Teilchen, die anfänglich keine Beeinflussung 
zeigten, sich zu den dichteren Kraftlinien (d.h. zum Magne- 
ten hin) zu bewegen. Die Teilchen, die schon anfänglich vom 
Magnet angezogen wurden, werden auch weiterhin von ihm 
angezogen, wobei ihre Geschwindigkeit zunimmt. Die dritte 
Gruppe der Teilchen aber, die sich anfänglich vom Magneten 
wegbewegte, wird in ihrer Bewegung immer langsamer, 
bleibt stehen und kehrt endlich bei weiterer Annäherung 
des Magneten sogar um. 

Diese prinzipiellen Versuchsergebnisse lassen sich nicht 
nur am bereits erwähnten, im Lichtbogen zerstäubten Eisen, 


DK 535.214.6 : 538.6 


sondern auch an Nickel und etwas weniger gut an Kobalt 
feststellen. Die auf diese Weise erzeugten, stark ungleich- 
teiligen Aerosole enthalten auch solche Partikel, die nicht 
als Beugungsscheibchen, sondern irgendwie fadenförmig 
langgestreckt erscheinen und bei Kommutation eines ange- 
legten Magnetfeldes eine Drehung um 180° — wie kleine 
Magnetnadeln — ausführen. Von dieser Teilchensorte zeigen 
aber manche zusätzlich auch den oben beschriebenen Effekt. 
Sehr geeignet als Probekörper für die Versuche sind auch 
kleine Kugeln reinen Eisens, wie sie aus Eisenpentakarbonyl 
hergestellt werden. Sie sind vor allem für quantitative Mes- 
sungen gut brauchbar; es sei allerdings bemerkt, daß das 
hier zur Verfügung stehende Pulver dieser Art bei starken 
elektronenoptischen Vergrößerungen doch auch kleine Ab- 
weichungen der einzelnen Partikel von der Kugelgestalt (in 
Form kleiner Deformationen) erkennen ließ. Im übrigen 
wurde die Magnetophotophorese auch an nicht ferromagne- 
tischen Stoffen nach Angabe einiger Autoren festgestellt. 

Auf Grund der beobachteten Phänomene kann man den 
Teilchen formal eine „magnetische Ladung” zuordnen, wie 
dies zuerst Ehrenhaft tat. Er stellte eine Gleichung in 
Analogie zum elektrischen Fall auf, in dem bekanntlich die 
Kraft P auf einen Körper gegeben ist dur: 


P = eE + fí (G, e, ò) . grad (E®), 
wobei E die herrschende Feldstärke ist, e die Ladung des 
Körpers bedeutet, und f eine Funktion seiner Dielektrizitäts- 
konstante e, Leitfähigkeit ô und Gestalt G darstellt. 

Das magnetische Analogon hierzu wäre nach Ehrenhaft 

P = qH + f (G, u, A) : grad (H3), 

wobei H die herrschende Feldstärke, q die magnetische La- 
dung des Körpers und f eine Funktion seiner Gestalt G, Per- 
meabilität u und seiner magnetischen Leitfähigkeit A sein 
soll. Führt man entsprechende Berechnungen durch, so ergibt 
sih unter den oben beschriebenen experimentellen Ver- 
suchsbedingungen q größenordnungsmäßig zu 10-9 m. st. E. 
und kleiner (CGS-System). Ein bevorzugtes Auftreten irgend- 
eines bestimmten kleinsten Wertes von q oder eines Viel- 
fachen davon konnte bei den Probekörpern unter Konstant- 
haltung der äußeren Versuchsbedingungen bisher nicht fest- 
gestellt werden. Eine nähere Untersuchung zeigt nun, daß die 
Größe q nicht nur von der auftretenden Strahlung J, sondern 
auch von der Feldstärke H und außerdem vom Gasdruck p 
abhängt [q = q (J, H, p)], wie im folgenden näher besprochen 
wird. 

Den entscheidensten Parameter für den Effekt stellt, wie 
schon der Name Magnetophotophorese andeutet, die Inten- 
sität und die Zusammensetzung des Lichtes dar, das auf die 
beobachteten Probekörper auffällt. Bewegt sich z.B. ein 
Teilhen vom Zentrum kommend in das Randgebiet des 
Lichtstrahles hinein, so merkt man deutlich eine Verlang- 
samung, bis es schließlich im Dunkeln zum Stillstand kommt. 
Ebenso kann man durch kontinuierliches Abschwächen des 
Lichtes eine kontinuierliche Geschwindigkeitsverminderung 
erreichen. Durch Ausfiltern von Lichtwellenlängen wurde 
gefunden, daß der Effekt besonders deutlich im kurzwelli- 
gen Ultrarot vorhanden ist, jedoch auch im Ultraviolett be- 
steht. Ein formelmäßig einfacher Zusammenhang zwischen 
auftreffender Strahlung und Geschwindigkeit der Probekör- 
per im Magnetfeld scheint nicht zu bestehen; diesbezügliche 
Untersuchungen sind noch im Gange. Eine Abhängigkeit des 
Effektes vom Polarisationszustand konnte nicht gefunden 
werden, auch die Lichtrichtung ist bei der Versuchsanordnung 
von untergeordnetem Einfluß, es sei denn, man suspendie:t 
die Teilchen in einem solchen Gas, in dem zusätzlich ge- 
wöhnliche Photophorese vorhanden ist, wie dies z. B. sehr 
ausgeprägt im Kohlendioxyd der Fall ist. 

Wenn man die Abhängigkeit der Geschwindigkeit v der 
Probekörper von der Feldstärke H untersucht und das Ergeb- 


582 


005 


Bild 1. Abhängigkeit der Geschwindigkeit v der Probekörper von der 


Feldstärke 9. 


nis in Form einer v-H-Kurve festhält, ergeben sich verschie- 
dene Kurventypen. In den meisten Fällen besteht ein line- 
arer Verlauf, der einem konstanten q entspricht, nur bis zu 
einer bestimmten Feldstärke (die von Teilchen zu Teilchen 
verschieden ist), während darüber hinaus die Kurve prak- 
tish waagrecht verläuft. Das bedeutet, daß q kontinuierlich 
kleinere Werte annimmt. Bild 1 zeigt ein charakteristisches 
Beispiel einer solchen v-H-Kurve für ein Teilchen zerstäub- 
ten Eisens. Es kommt aber auch eine merkwürdige andere 
Kurventype vor, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich 
von 101 Oe ein deutliches Maximum der Geschwindigkeit 
auftritt. 

Ein weiterer Parameter ist durch den Druck des Gases 
gegeben. Bei Drucken bis herab zu 10! Torr wird der Effekt 
übereinstimmend von allen Autoren als deutlich vorhanden 
angegeben. Bei niedrigeren Drucken hingegen gehen die expe- 
rimentellen Ergebnisse z. T. auseinander. Bei normalem At- 
mosphärendruck wurden auch schon Beobachtungen am glei- 


chen Probekörper längere Zeit hindurch (einige Stunden) 


ausgeführt. Hierbei zeigt‘ sich, daß der Effekt meist unver: 


Bild 2. Teilchen (zerstäubtes Eisen) geht im wiederholt kommutierten 

Magnetfeld (20 Oe) in einer Schraubenbahn hin und her und fällt dabei 

langsam nach unten. Bogenlicht. Belichtungszeit rd. 5 s. 73fache Ver- 
größerung. 


Zur Erfindung des Radar 


Bei elektrischen Versuchen kam der junge Düsseldorfer 
Ingenieur Christian Hülsmeyer auf den Gedanken, elek- 
trische Strahlen von metallenen Körpern zurückwerfen zu 
lassen, um so bei Dunkelheit oder Nebel erkennen zu kön- 
nen, ob ein Schiff, eine Boje oder ähnliches im Wege sei. 
Mit Geldern des Kölner Lederwarenhändlers Heinrich 
Mannheim wurden die nötigen ungewöhnlichen Apparate 
gebaut. Als am 30. April 1904 das DRP erteilt worden war, 
machten beide am 18. Mai unter der Kölner Brücke den 
ersten großen Versuch. Vorversuche am Rheinufer in Düs- 
seldorf waren von der Polizei mißtrauisch betrachtet wor- 
den. Als in Köln ein Schleppzug herankam, zeigte der 
neue Apparat ihn durch Klingelsignal an; als er aus der 


Bild 1. 


Gebrauch des Radar zur Meldung der Näherung von Schiffen. 
Schiff A peilt Schiff Ban. Aus der britischen Patentschrift Hülsmeyers 1904. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 1$$: 


ändert anhält, in einigen wenigen Fällen konnte aber auà 
ein spontanes Verstärken oder A’bschwächen qgemese 
werden. 

Viele von den Probekörpern tragen auch irgendein: 
elektrische Ladung. Der Effekt wird aber durch die Größe 
dieser Ladung nicht bestimmt oder sichtbar beeinflußt, dem 
man kann z. B. durch Ionisierung der Umgebung eine Ur- 
ladung des Probekörpers erreichen (was man in einem gleid- 
zeitig angewandten elektrischen Feld feststellen kann), ohr: 
daß sich dabei dessen Geschwindigkeit im Magnetfeld änder. 

Bemerkenswert ist noch, daß die Bahnen der einzelne 
Partikel häufig als Schraubenlinien von erstaunlicher Rege:- 
mäßigkeit verlaufen, wi: 
man leicht an Hand photo 
graphischer Aufnahmen! e:- 
sieht (Bild 2); oft bestehe 
die Bahnen sogar aus eins 
Doppel- und Mehrfachwende 
(Bild 3). Rechts- und links 
gängige Schrauben kommt: 
dabei im Mittel gleich hir 


einem Probekörper eiger 
Schraubungssinn inbezug 
auf seine translatorische Be 
wegung erhalten, d. h. eine 
Rechtsschraube bleibt nad 
der Kommutation rechtsgär- 
gig und eine Linksschraube 
linksgängig. Trotz zahlte: 


Bild 3. Teilchen (zerstäubtes Eisen) 
wie Bild 2. Kamera nicht gleich- 
mäßig belichtet, sondern abwechselnd 
1,35 s hell, 0,15 s dunkel. Belich- i$- 
tungszeit rd. 9 s, ?3fache Vergröße- cher Messungen konnte b i 

rung. her kein Zusammenhang zw: 
schen Schraubensinn, Richtung des Effektes oder elekin- 


scher Ladung gefunden werden. 


Schrifttum 

Proc. Phys. Soc., Lond., 
F. Ehrenhaft: J. Franklin Inst. 
alle früheren Literaturangaben.) 
Science, New York 96 (1942) S. 228; 101 (1945) S. 676 ii 
C. R. Acad. Sci., Paris 222 (1946) S. 1100 u. 1345; 224 (1946) S. 1- 
J. Phys. Radium, VIII (Febr. 1947) S. 5. l m 
(3) F. Ehrenhaft u. K. Desoyer: C. R. Acad. Sci. Pa 

(1950) S. 1654. 
[4 O. Preining: Diss. Wien, im Druck. 
(5 E. Reeger: Z. Phys. 71 (1931) S. 646. 
[6] J. A. Schedling: C. R. Acad. Sci. 

Phys. Rev. 76 (1949) S. 843. 
7) P.Tauzin: C. R. Acad. Sci., 


63 (1950) S. 12. 
233 (1942) S. 235 (dor «@ 


Paris 227 (1948) S. 470 
Paris 228 (1949) S. 1216 u. 12% 


! Die Photographien hat Herr Dr. Reeger freundliherwese T 
Verfügung gestellt. 


DK 621.34 


la 


Peilrichtung wieder heraus war, schwieg die Klingel. 
Deutschland, England und anderen Staaten wurden Paten 
beantragt und schnell erteilt, denn es gab keine auc 2! 
ähnlichen Vorläufer. Bild 1 aus der britischen Patentsht! 
vom 10 Juni 1904 zeigt ohne viele Worte, wie der Appa’: 
funktionierte. 


Schon am 19. Mai 1904 berichtete die Weltpresse ü®: 
den erstaunlichen Erfolg. Man lud Hülsmeyer zu einem Ho® 
seeversuch nach Holland ein, der am 9. Juni 1904 in Gege” 
wart von Vertretern der 8 größten internationalen Scit- 
fahrtsgesellschaften vor Rotterdam stattfand. Das anfängi'd 
große Interesse der Gesellschaften erlosch aber wieder. ©: 
man meinte, man werde doch bald auf allen Schiffen 6? 
neuen drahtlosen Telegraphenapparate haben, mit denen sid 
die Schiffe auf viel weitere Entfernungen verständigen tI 
sich den Kurs mitteilen könnten. Die ganze Strahlungstedri 
erschien den Leuten noch als etwas Spielerisches, gut 7:2 
Experiment, nicht zur rauhen Wirklichkeit. Und so muß: 
Hülsmeyer und Mannheim die Patente nach längerer Zeit des 
Hoffens verfallen lassen. 

Chr. Hülsmeyer lebt noch heute in Düsseldorf; die n? 
vorhandenen Ur-Radar-Apparate hat er dem Museum d 
Stadt Düsseldorf überwiesen. F.M.Feldhav: 


fig vor; es bleibt aber de $ 


1. November 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 583 
i Vereinfachte Fernmessung von Gleichrichteranlagen 
i Von W. Paasch, Bremerhaven DK 621.398 : 621.3514.6 


} Übersicht. Es wird gezeigt, wie mit geringem Aufwand Spannung besondere bei geringer Verkehrsfrequenz oder kleineren 
„und Strom von Gleichrichteranlagen über Schwachstromkabel mit hinrel- Streckenabschnitten. Im Gegensatz dazu sind last- oder span- 
“ender Genauigkeit ferngemessen werden können. Die Kurven für ver- 


- schiedene Schaltungen werden diskutiert. nungsabhängige Gleichrichterstationen zur Stützung der 

Die Weitläufigkeit der mit elektrischen Fahrzeugen be- Ausläufer des Gleichstrom-Lichtnetzes vorteilhaft, die bei 
'"triebenen großstädtischen Verkehrsnetze zwingt zur Errih- Spannungssenkung ein- und bei einem minimalen Strom wie- 
tung von außenliegenden Gleichrichterstationen, die nicht der ausschalten. In jedem Fall aber ist eine Überwachung 
: besetzt und daher vollautomatisiert oder ferngesteuert wer- des Betriebszustandes, der Spannungs- und Lastverhältnisse 
- den. Spannungsabhängige Automatisierung führt bei Bahn- durch das Personal eines E-Werkes oder einer Umspannsta- 
„betrieb zu großer Schalthäufigkeit, die zu vermeiden ist, ins- tion erwünscht. 


Tafel 1 


584 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 1%: f, 


Ihre Leistung entnehmen derartige Gleichrichterstationen 
aus dem Hochspannungskabel- oder -freileitungsnetz meist 
ohne großen Bauaufwand. Die Steuer- und Meßkabel zwi- 
schen der Gleichrichterstation und dem beaufsichtigenden 
Mutterwerk bedingen dagegen einen größeren Kapital- und 
Arbeitsaufwand. Ein einfacherer Weg ist die Verwendung 
werks- oder posteigener Adern in Schwachstromkabeln, die 
meist bis zu entfernten Vororten vorhanden sind. In diesem 
Fall ergeben sich folgende Forderungen: 


1. Fernhalten der hohen Gleichspannung (500 ... 700 V) vor. 


den Kabeln, die meist nur mit 60 v gegen Erde betrieben 

werden dürfen. 

2. Nachteilige Einflüsse auf paralielliegende Fernsprech- 
adern dürfen nicht entstehen. 

3. Zuverlässige Steuerung und einwandfreie Meßwerte müs- 
sen trotz hohen Leitungswiderstandes erreicht werden. 

4. Die in der Station herrschenden Spannungs- und Strom- 
werte (Dämpfung) müssen naturgetreu angezeigt werden. 

Erwünscht sind ferner listenmäßige Schalttafelmeßgeräte, 
keine teuren Spezialgeräte. 

Die bisher bekannten Meßverfahren erfordern im all- 
gemeinen einen größeren Aufwand, sind z. T. kompliziert 
und sollen in diesem Zusammenhang nicht weiter behandelt 
werden. 

Spannungsfernmessung. — Der Geber besteht 
aus einem einseitig geerdeten ohmschen Spannungsteiler, der 
eine proportionale Meßspannung in der gewünschten niedri- 
gen Höhe abgibt. Das Fernkabel wird dabei durch einen Über- 
spannungsableiter gegen Erde für den Fall eines Drahtbruchs 
zwischen Abgriff-und Erde geschützt. Ein Kondensator besei- 
tigt störende Oberwellen bei schlecht geglätteter Gleich- 
spannung. | 

Stromfernmessung. — Im folgenden werden drei 
der üblichen Gleichrichterarten mit Transformatoren der 
Schaltgruppen Fl, F2 und C3 untersucht. Sämtliche Gleich- 
richter sind mit Anodendrosseln ausgerüstet. Die mit „eff. 
Meßwert” bezeichneten elektrischen Größen wurden mit 
einem Taschenmeßgerät mit Drehspul- oder Ventil-Drehspul- 
system gemessen, je nachdem ob es sich um den algebra- 
ischen oder quadratischen Mittelwert handelte. Die Kurven 
wurden durch einen Kathodenstrahloszillographen mit Selbst- 
synchronisierung aufgezeichnet. Daher sei zum Verständ- 
nis der Kurven darauf hingewiesen, daß sich der Oszillograph 
auf die Oberwelle mit dem größten Energieinhalt synchroni- 
sierte, die bei den von der Sinusform stark abweichenden 
Kurven nicht die Grundwelle zu sein braucht. Somit sind 
die Abszissenmaßstäbe der Kurven untereinander nicht im- 
mer gleich. 

In eine Anodenphasenleitung wurde ein handelsüblicher 
Stromwandler mit 5 A Sekundärstrom für 50 Hz der Klasse 1 
eingebaut, wodurch das Einsetzen und Löschen des Lichtbo- 
genstromes in der Anodenleitung meßtechnisch ausgenutzt 
wurde (Tafel 1, 2, 3). Da die theoretisch etwa rechteckige 
Kurve (la, 2a, 3a) durch die Anodendrosseln abgerundet und 
auch die Brenndauer der betreffenden Anode beeinflußt wird, 
ergibt die Sekundärseite des Wandlers keine spiegelbildlich 
gleichen positiven und negativen Halbwellen (lb, 2b, 3b). 
Die steilen Fronten der Kurven besagen, daß bei der har- 
monischen Analyse zu einer Fourierschen Reihe die Indizes 
im Nenner der Reihenglieder nur in der ersten Potenz auf- 
treten und daher zur genaueren Darstellung eine große Zahl 
von Oberwellen erforderlich ist. Die Darstellung mit weni- 
gen Harmonischen reicht nicht aus. 

Die Kurve 2b zeigt zwei verschiedene Lastzustände. Es 
ist zu sehen, daß sich lediglich die Amplitude und nicht der 
Charakter der Kurve ändert. Um einen höheren Meßwert 
zu erhalten, wurde in die um 7 verschobene Gegenphase des 
Gleichrichters ein zweiter Wandler eingebaut, dessen Sekun- 
därseite mit der Sekundärseite des ersten Wandlers in Sum- 
me und Differenz geschaltet war (icd, 2cd). Es zeigte sich, 
daß der gewonnene Meßwert bei Summenschaltung kleiner, 
höchstens gleich der Messung mit nur einem Wandler war, 
was auf den induktiven Widerstand des gerade „freien" 
Wandlers zurückzuführen ist. Trotzdem wurden bei den 
Anlagen 1 und 2 die weiteren Messungen mit je zwei Wand- 


lern durchgeführt. In Differenzschaltung dagegen war d:: 
Meßwert wesentlich kleiner, bei der Anlage 2 sogar unter. 
halb einer brauchbaren Grenze. 

Zur Erhöhung des Meßwertes wurde nun ein weiter: 
Wandler '(5/0,5 A, 15 VA, Kl. 1) nachgeschaltet (le, 2e, x 
Diese Zweitwandler können ohne Erwärmungsgefahr sekv. 
där offen oder mit hochohmiger Bürde betrieben werce: 
Im Kurzschlußfall auf der Sekundäfrseite ist jedoch das Ube- 
setzungsverhältnis der Ströme kleiner als 10:1, wobei &. 
Kurven keine nennenswerten Unterschiede aufweisen. Duż 
eine Bürde von etwa 100... 150 Q auf der Sekundärseite lä: 
sich die gewünschte Größenordnung der Meßspannung ei: 
stellen (3d). Ein Parallelwiderstand auf der Primärser: 
(3e) bringt keine Vorteile. Erwähnenswert ist hier: 
daß bei sekundär nahezu offenem Wandler die Kurvenis- 
men der Primärspannung, des Primärstromes und des Flus:: 
stark voneinander abweichen, wodurch die z. T. außerorden- 


lich hohen Spitzen auf der Sekundärseite auftreten. Aud ::: 


diesem Grund muß der nunmehr nachgeschaltete Trode: 
gleichrichter durch einen Parallelwiderstand auf der Ez 
gangsseite vor allzu hohen Spannungsspitzen geshiT 
werden. Die Meßspannung wurde mit einer Selensäule : 
Graetzschaltung gleichgerichtet. Obwohl die Spannungssp'- | 
zen auch mit Parallelwiderstand sicherlich die Nennspann.:: 
der Gleichrichtersäule überschritten haben, sind auch na‘ 
längerer Betriebszeit keine unzulässigen Erwärmungen od: 
Durchschläge in Sperrichtung aufgetreten. Auf der Gle:z 
stromseite des Gleichrichters sind noch Spannungsspitze: 
vorhanden (1f), die unerwünscht sind und auch vom nadı4- 
schalteten Schalttafelmeßgerät (Drehspultype) nicht eriz: 
werden. Mit einer Glättung der Gleichspannung durch eite: 


. Kleinspg.-Kondensator ließ sich die Größe der Meßspannur- 


gen steigern und jedes Nebengeräusch in benachbarten Fe: 
sprechadern zum Verschwinden bringen. Kurve 3g zeigt eir: 
derartige Gleichspannung,' bei der die Ungleichförmigkei: z2 
180 mV bei einer Gesamthöhe von etwa 11 V beträgt. 

Die geeignetste Größenordnung der Glättungskonder- 
satoren liegt bei etwa 30..50 uF. Eine größere Kapaz.\: 
bringt keine Steigerung der Meßspannung mehr, hat ab: 
den Nachteil, daß bei Bahngleichrichtern, die starken Be. 
stungsstößen ausgesetzt sind, der Überwachungsstromze.c:: 
nur träge den Lastverhältnissen in der Station folgt und č- 
her kein naturgetreues Abbild der tatsächlichen Belastıt 
bringt. Kleinere Kondensatorgrößen, z. B. 5... 10 uF, gen: 
gen auch noch hinsichtlich der Störfreiheit des Fernspiet- 
verkehrs (1g). Siebketten sind nicht erforderlih. Zw: 
wird die Gleichspannung noch weiter über das nötige Mi- 
hinaus geglättet, aber die Verluste dieser Anordnung ve“ 
mindern die Meßgröße. Verwendet man gewöhn.:t: 
Schalttafelmeßgeräte (60 mV, 2...20 Q), so kann bei o3; 
Meßanordnung der Leitungswiderstand von der Station z::. 
überwachenden Werk mehrere Kiloohm betragen. Dwz 
einen geeigneten Vorwiderstand läßt sich die Skala t“ 
Schalttafelgeräts voll ausnutzen. 

. Die Skaleneir:: 
lung weicht im utte 
ren und oberen Bi 
reich etwas von der. 
nearität ab (Bild : 
Die obere Krümn:!: 
ist auf die Eisense‘- 
gung des oder der Ess:- 
wandler zurüczui: Í 
ren, die durd &: , 


3 
z 


Sa] 
Q 


Gleicthstromkom?p> 
nente des Anoci , 
phasenstromes herr ' 
gerufen wird. E> 


—— > Ausschlag d. Drehsp -Mellwerks 


50 700 %o 


0 aA 
ETZE) —— > Gleichrichterlast Streckung der Ex 
kurve in diesem B- 
Bild 1. Eichkurve der Meßanordnung. 


reich ist bedingt € 
reihbar, wenn m 
den Eingangsnennstrom der Erstwandler auf das 15 . è 
fache des Anoden-Phasennennstromes erhöht. Man dar: «*' 
das Übersetzungsverhältnis nicht zu hoch wählen, da sons: --- 


4. November 1950 


À W 
EYO 
lpn Er 


W, Primärwandler, W., Sekundärwandler, R, Wandlerbürde, 


R; Vorwiderstand. 


Bild 2. Stromfernmessung für Gleichrichteranlagen. 


kleineren Meßwerte infolge der Eigenart des Trockengleich- 
sihters noch kleiner als erwartet werden, d. h. die untere 
Krümmung der Eichkurve noch stärker wird. Zur Vermin- 
derung des Innenwiderstandes der Gleichrichtersäule könnte 
man die Belastbarkeit höher wählen. Diese Maßnahme ist 
aber unzweckmäßig, da man dann in ein Gebiet der Gleich- 
rihterkennlinie gelangt, in dem die Verminderung des Wi- 
derstandes in Flußrichtung nur langsam eintritt, denn die 
Kennlinie (mA/cm? als Funktion der eff. Spannung in 


r vv 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 585 


Flußrichtung) zeigt im unteren Bereich (etwa bis 0,6 V) 
einen spannungsabhängigen Widerstand und verläuft über 
diesem Wert erst linear!. Diese „Knickspannung“ erscheint 
auch auf der Eichkurve (Bild 1). Bei Bahngleichrichteranlagen 
ist auch der Kleinlastbereich von untergeordnetem Interesse. 
Falls statt einer Graetzbrücke eine Einwegscaltung ange- 
wandt wird, empfiehlt es sich, die Halbwelle mit den größ- 
ten Spannungsspitzen in Flußrichtung zu schalten. Bild 2 
zeigt den Aufbau einer Stromfernmeßscaltung, die für die 
üblichen Arten von Gleichrichteranlagen geeignet ist. 


Zusammeniassung 


Es wurden einfache Fernmeßschaltungen entwickelt, mit 
denen unter Verwendung handelsübliher Geräte Gleich- 
richterstationen über Schwachstromkabel fernüberwacht wer- 
den können, wobei hohe Spannungen und störende Einflüsse 
vom Kabel ferngehalten werden. 


!s. a. F. Brunke: Moderne Selengleichrichter. ETZ 70 (1949) 


€ IGI 


Nomogramm zur Kontrolle der Belüftung von Neiztransformatorenstationen 


Von G. Schendell 


Infolge erhöhter Netzbelastung mußten in der letzten 
Zeit häufig Netztransformatoren gegen größere ausgetauscht 
werden. Bei diesem Austausch ist auch darauf zu achten, 
daß in den Transformatorenräumen keine Wärmestauungen 
entstehen dürfen, daß also ein ausreichender Luftwechsel 
durch richtig bemessene Frisch- und Abluftkanäle gewähr- 
leistet ist. Die Lebensdauer hängt ja in erheblihem Maße 
-yon der thermischen Beanspruchung der Transformatoren ab. 

Zur Berechnung der Entlüftung von Transformatoren- 
4äumen sind eine ganze Anzahl von Verfahren [1] entwickelt 
worden, die den verschiedenen Aufstellungsbedingungen 
in Kraft- und Umspannwerken und in Netzstationen zu ent- 
sprechen versuchen. Zur Nachprüfung der Kanalquerscnitte 
in letzteren hat sich die Formel der Siemens-Schuckert- 
werke [1] gut bewährt, da sie für freistehende Stationen we- 
gen der Einbeziehung der abkühlenden Flächen in die Rech- 
nung besonders geeignet ist. Sie wurde daher der Konstruk- 
tion eines Nomogramms nach dem Leitlinienverfahren [2] 
zugrunde gelegt. Im folgenden bedeuten: 

L Leistung des Transformators in kVA, 

n Wirkungsgrad des Transformators in %, 

V = 100 — n Gesamtverluste des Transformators in °/o, 

F abkühlende Flächen des Transformatorenraumes ohne 
å Fußboden in m? (4 Wände + Decke), 

k Faktor für Türen und Fenster (rd. 1,75), 

v Luftgeschwindigkeit in m/s (im Mittel 0,6 m/s). 

s = 1/273 = 0,0037, 


Bil, 


| _ Gi a Sr az une 


DK 621.314.211.017.72 


tı Frischlufttemperatur in °C, 
t Ablufttemperatur in °C, 
Artb 


3 EL >) 
ui 


mittlere Raumtemperatur in °C, 


W,„durch Außenwände, Türen, Fenster usw. abgeführte Wär- 
memenge in kcal/h, 
Wp erzeugte Wärmemenge in kcal/h, 
W die durch den Luftwechsel abzuführende Wärmemenge in 
kcal/h, 
Dann ist: 
Wp = 8,6 L (100 — y) kcal/h, 
Wa = F k (t3 — tı) kcal/h, 


W = Wp — W, kcal/h. 
W(l+aeı) 
. Q . oz . 3 
Die erforderliche Luftmenge ist Q = o3 (p hR) jam 
Q 
und der Frischluftkanalquerschnitt qi = 3600 y in m? oder 


[8,6 L 000 — m — Fk (t — t) (l +et) l 
0,31 - 3600 v (t — I) 
Setzen wir die verschiedenen Festwerte in die obige Formel 
ein und weiter t3 — lı = tn, und 2 — lı = tp: So wird 
B6LV 
Í Ip, 


— 


ı = 


(1 + 0,0037 4) 10° 


— 1,55 F) tn, 


69,6 Ip 


. 9 
m cm”. 


(1e at) 


Nomogramm zur Berechnung der Entluftung von Transiormatorenraumen. 


586 


Das hieraus konstruierte Nomogramm zeigt Bild 1. In 
Feld I sind als Ordinaten die Leistungen L der Transforma- 
toren in kVA, multipliziert mit dem Faktor 8,6 und als Mul- 
tiplikationsstrahlen die Gesamtverluste des Transformators V 
in % aufgetragen. In Feld II findet die Division durch die 
Temperaturdifferenz t3 — tı statt. Feld III enthält die Sub- 
traktionsstrahlen für die abkühlenden Flächen F in m?, mul- 
tipliziert mit dem Faktor 1,75. In Feld IV wird die Multi- 
plikation mit der Temperaturdifferenz ts — tı ausgeführt. 
Die Multiplikationsstrahlen des Feldes V geben den Wert 
(1+a' tı) wieder; einzusetzen ist nur die Frischlufttempe- 
ratur tı. Die Multiplikationsstrahlen sind hier zur Erhöhung 
der Genauigkeit durch rückläufige Strahlen und eine Leit- 
linie erweitert. Schließlich wird in Feld VI die Division durch 
die Temperaturdifferenz t2 — tı ausgeführt. Das mit 104 mul- 
tiplizierte Ergebnis wird auf der rechten Ordinate als Frisch- 
luft-Kanalquerschnitt qı in cm? abgelesen. 

Zur Benutzung des Nomogrammes sind also folgende 
Bestimmungsstücke nötig: 

1. Leistung L des Transformators in KVA, 

2. Gesamtverluste des Transformators V in %, 

3. Abkühlende Flächen des Transformatorenhauses ohne 

Bodenfläche in m?, 

4. Frischlufttemperatur tı in °C, 

5. Ablufttemperatur tz in °C. 

Mit den Formeln von SSW annähernd übereinstimmende 
Werte geben auch die Formel von Baffrey [i] und Vid- 
mar [1]. 

Wegen des größeren Volumens der erwärmten Luft muß 
der Abluftkanal qə einen um 10% größeren Querschnitt als 
der Frischluftkanal haben. Es ist also qe = 1,1 qı. Bei der 
Revision der Stationen muß darauf geachtet werden, daß die 
Gitter der Frisch- und Abluftkanäle nicht durch Staub, Laub, 
Nester usw. zugesetzt sind, wodurch sich natürlich der wirk- 
same Querschnitt in unzulässiger Weise verringern und die 
Temperatur des Transformators sich erhöhen würde. 

Ein Beispiel soll die Benutzung des Nomogrammes 
(Bild 1) erläutern: 


Elektrische Blitzlichtquellen 


Zwei grundverschiedene Arten werden bei den elektri- 
schen Lampen für allgemeine Beleuchtungszwecke unterschie- 
den, Temperaturstrahler und Entladungsstrahler. Beide Ar- 
ten sind neuerdings auch bei den elektrischen Blitzlichtquel- 
len nebeneinander getreten. Während grundsätzlich jede 
Glühlampe (Temperaturstrahler) bei einer Lebensdauer von 
Sekundenbruchteilen als Blitzlichtquelle dienen könnte, hat 
man praktisch Blitzlichtlampen, die als Temperaturstrahler 
wirken, im Hinblick auf einen photographisch erforderlichen 
gleichmäßigen Licht-Zeit-Verlauf etwas anders konstruiert. 
Nur die äußere Gestalt der bekanntesten Temperatur-Blitz- 
lampen ist der gewöhnlichen Glühlampe ähnlich. Eine solche 
Lampe ist z. B. die Photoflux-Blitzlichtlampe. Ihr Kolben ist 
mit einem Gewölk von feinfädigem Draht einer Aluminium- 
Magnesium-Legierung gefüllt, der eigentlichen Blitzlicht- 
quelle, die in einer Atmosphäre reinen Sauerstoffs blitzartig 
verbrennt und dabei eine Lichtfarbe ähnlich der des Hohl- 
raumstrahlers von 4000 °K (Farbtemperatur) aufweist. 

Die Lampen werden durch einen kurzen Glühdraht elek- 
trisch gezündet, der zwischen den zwei Zuleitungen vom 
Lampensockel liegt. Dieser Zünddraht ist mit einer explosiven 
Zündpaste bestrichen, die ihrerseits momentan den gesam- 
ten Aluminium-Magnesiumdraht entflammen läßt. Zur voll- 
ständigen Verbrennung dieses Drahtes muß die Sauerstoff- 
füllung des Kolbens zwar ausreichen, sie darf aber keines- 
wegs größer sein, damit der bei der plötzlichen Verbrennung 
entstehende Druck den Glaskolben nicht zerreißt. Diese 
Möglichkeit besteht besonders, wenn durch einen Kolben- 
sprung oder durch andere Ursache Luft in das Kolbeninnere 
eingedrungen ist. Für diesen Fall tragen die Photofluxlam- 
pen in der Kolbenkuppe einen blauen Sicherheitsfleck aus 
Kobaltsalz als Warnsignal. Dieser Fleck verfärbt sich näm- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November !% 


L = 100 kVA; n = 97%; V = 100 — 97 =3% h "SE 

t = 40 °C; t} = Ya (40 + 20) = 30 °C; v= 06 
= 1,75 calh; 

ts — tı = 30 — 20 = 10 °C; te — ti = 40 — 20 = % 

F =4:72:18 + 1,8 -1,8 = 55 m?; 

qı = 1297,18 ~= 1300 cm?. 


Dieses Beispiel ist in dem Nomogramm eingetragen 
Feld II fallen hierbei Divisionsstrahl 10 und Leitlinie 3$ 
in Feld IV Multiplikationsstrahl 10 und Leitlinie zu: 
zusammen. Die Reihenfolge ist sonst in beiden Fällen: 
Divisions- bzw. Multiplikationsstrahll, dann Leitline $ 
Nach der Formel von Baffrey würde man qı = 1: 
und nah Vidmar qı = 1186 cm? finden. | 


Bei der als Beispiel gewählten Transformatorenst: 
sind drei Belüftungsöffnungen vorhanden mit je 25X3) 
Offnung, mit Drahtgaze versehen. Der wirksame Kanälr. 
schnitt ist qa = 3-25:25-0,8 = 1500 cm?, also ausreichen: } 
den Luftaustritt stehen an den zwei gegenüberliegender $ 
tionswänden je 8 Entlüftungsöffnungen mit je 7,5X14 
also insgesamt q = 8:7,5:14-0,8 = 1344 cm? zur V: 
gung. Nach der Berechnung ergibt sih ein Austrittic# 
querschnitt von q2 = 1,1 1300 = 1430 cm?. Der vorhax: 
Luftaustrittsquerschnitt wäre also besser noch um eine 
nung von 7,5:14:0,8 = 84 cm? Querschnitt zu erwe.: 
Nach den beiden anderen Formeln würden die vorhanċt: 
Be- und Entlüftungsquerschnitte noch ausreichen. 


Schrifttum 


1] Baffrey: ETZSI {1930) S. 554. 
W. Bollmann: BBC-Nacdr. 1934, S. 59/63. 
Kumlik: Elektro-J. 1928, S. 251/258. 


Elektromarkt 1934, S. 15. 
; ETZ 46 (1925) S. 115/116. 
F.Sieber u. F. Heiles: ETZ 50 (1929) S. 1623. 
Siemens-Schuckertwerke: Mitteilung 2090. 4 
M. Vidmar: Die Transformatoren, S. 730/736. Verlag Juli: `=? 
ger, Berlin 1925. l sa. 
M. Vidmar: Der Transformator im Betrieb, S. 26220. -+4 
Julius Springer, Berlin 1927. PI 
[2] H. Diercks u. H. Euler: Praktische Nomograph.e. - 8 
Verlag Stahleisen mbH., Düsseldorf 1942. 


DK 01.32 7% 


lich unter dem Einfluß von Wasserdampf rosa. Ein rose © 
färbter Warnfleck zeigt an, daß die Lampe unter zu }* 
Druck steht und zweckmäßig nicht verwendet wird. A-" 

dem Warnfled ` 


gen die Phot: 
lampen auf der >f 
nen- und Aufer: - 


des Kolbens je t 
zähe Lackscid! ~} 
den dGlaskolbes ` 
dem Auftreten :` 
hender Metalltei” 
im Innern schützt. = 
die außerdem ~? 
Splitterbindung ®-” 
etwa doch berste:-! 
Kolbens dient :* 
Lampen mit norz::?] 
Sockel E 27, de ® 
Lichtnetz ge l 
werden konnen, `- 
im übrigen die 2:' t 
tungen zum Zupi: è 


wi 


© 
te knd 


Bild 1. Licht-Zeit-Kurve für Temperatur- 
Blitzlampen. 


als Schmelzsicherungen ausgeführt. . 

Die Art des Blitzlichtes hängt vom Lampenzwed 3- ~ 
Photoapparaten mit Zentralverschluß ist eine möglichst k+“ 
zeitige Verbrennung mit hohem Scheitelwert des Lid - 
Diagrammes (Bild 1) erwünscht, während bei Sin- 
schluß der Abbrand während einer relativ langen Daue: ~ 
möglichst gleichmäßigem Lichtstrom erfolgen soll. Dert” 
Zeit-Verlauf wird durch folgende Angaben eindeuty :' 
kennzeichnet (Bild 1): 


Dr "EU ë ë m ep 


November 1950 


L Scheitelwert des Lichtstroms, 


max 


P Scheitelzeit, 


Ip praktische Blitzdauer = Zeitspanne, die an jedem 
Ende des Diagramms 5% der Gesamtfläche außer Be- 
tracht läßt, 


Ih Halbwert-Blitzdauer, 

y Halbwert-Verzögerungszeit. 

samtlichtmengen von 14000 ... 110 000 Im s bei Lichtstrom- 
aeitelwerten von 0,8 ... 35 Mim werden von den ver- 


iiedenen Typen dieser Blitzlichtquellen geliefert. Durch 
tsprechende Färbung des Kolbenglases kann die Farbtem- 
ratur der Lampe auf etwa 6000 °K für Tageslichtfilm 
auer Glaskolben) bzw. auf Tp => 3400 °K für Kunstlicht- 
n (gelber Glaskolben) gebracht werden, natürlich nur 
ter entsprechenden Lichteinbußen. 

Bei der neuesten, erst seit dem Kriege arme- 
kannten Entwicklung der Gasentladungs- |" IL 
tzlichter handelt es sich zumeist um Lam- + A T 
n mit Xenonfüllung von einigen Zentime- `; 7 
n Druck. Eine Ausführungsform zeigt Bild 

Um die erforderliche Länge des Entla- 
ngsrohres möglichst konzentriert unter- 
ingen zu können, ist das Rohr als Wendel ;: 
sgebildet. Die beiden Elektroden sind wie à $. 
lich in die Enden der Röhre eingeshmol- ‘ .\-: 

n. Eine dritte (Zünd-)Elektrode befindet * !- 
h an der Außenseite der Röhre. Das Gan- \: 
ist auf einem Sockel aus Hochspannungs- :- 


e. ` 
a 
pon 
wo 
» 


Jlierstoff aufgebaut und von einem röh- ' 
nförmigen Schutzkolben (Glas) umgeben. ., 

Durch Hochspannungsentladung bei | 
irkster Augenblicksüberlastung wirkt die ` 
mpe als Blitzlichtquelle. Bei einer höd- . 
an Blitzanzahl von 4..6 je Minute liegt 
e Lebensdauer der Lampe bei etwa 10000 ` 
itzen. Die Lichtfarbe solcher Entladungs- ' 
itze entspricht dank dem nahezu energic- ` 
eichen sichtbaren Spektrum der Xenon- 
ohhdruckentladung einer Farbtemperatur 
m 6000 °K (Tageslicht). Die benötigte elek- 
ische Energie zur Blitzauslösung kann aus 
'm Netz oder über einen Zerhacker einer Batterie entnom- 
en werden, sie wird hochgespannt und gleichgerichtet, wie 


ae ae, ee 
ETZ 634 
Bild 2. Gas- 
entladungs-Blitz- 
lampe. 


QIK EI?) 


Bild 3. Grundschaltung für eine Gasentladungs-Blitzlampe. 


3S Schaltbild (Bild 3) zeigt. Ein großer Kondensator wird 
amit über einen Begrenzungswiderstand aufgeladen. Bei 
oller Ladung wird entweder der Primärkreis automatisch 
bgeschaltet oder durch ein Signallämpchen (Neonlämpchen) 
ird angezeigt, daß der Kondensator voll aufgeladen ist. Die 
litzröhre kann nun direkt an den Kondensator angeschlos- 
:n werden, wenn die Durchschlagsspannung der Röhre höher 


Die Untergrundbahn in Stockholm” 


Die Bevölkerung von Groß-Stockholm betrug im Jahre 
947 etwa 875000 Einwohner, davon etwa 695000 in Stock- 
ıolm selbst. Von den letzteren wohnen etwa 455000 in der 
nnenstadt. Man rechnet jedoch damit, daß in Zukunft die 
jevölkerung der Innenstadt sich auf 300 000 verkleinern und 
ler Rest nach den Vorstädten auswandern wird. Bei der Ge- 
‚amtzahl der zukünftigen Bevölkerung von 1,3 Millionen wird 
A in den Vorstädten wohnen. Es ist anzunehmen, daß etwa 
750000 (rd. 60%) Menschen die Untergrundbahn benutzen 
werden, während etwa 500000 auf Eisenbahn und Autobus 
angewiesen sein werden. 

Der Beschluß zum Bau einer Untergrundbahn ist im 
Jahre 1941 von der Stadtverwaltung gefaßt worden. Die 
Bahn verbindet die westlichen und südlichen Vororte mitein- 


+ Nach S. Samuelson: Tekn. T. 77 (1947) S. 615; H. Diver- 
ulm: Tekn. T, 80 (1950) S. 415; Industritidn. Norden 78 (1950) S. 131. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


587 


als die Kondensatorspannung ist. In diesem Fall wird die 
Lampe erst gezündet, wenn der Zündelektrode ein sehr kur- 
zer Hochspannungsstoß zugeführt wird, etwa wie in Bild 3 
angedeutet. Bei Lampen mit geringerem Xenondruck liegt 
die Durchschlagsspannung niedriger als die Kondensator- 
spannung. In diesem Fall wird die Lampe zur Zündung erst 
über ein Hochspannungsrelais an den Kondensator geschal- 
tet. Bei der letzgenannten Lampenart ist jedoch die Licht- 
ausbeute geringer. 


/ NID EE 
WEIN ER 
JOEN ETE 


ZENNERE EM 


0 
0 200 300 400 500 600 700 800us900 
Bild 4. Licht-Zeit-Kurven für Gasentladungs-Blitzlampen. 


Man kann die je Blitz an die Lampe gelieferte Energie 
E = 1/2C V2 [Ws] errechnen {C in uF, V in kV). Weil der 
Kondensator der schwerste und umfangreichste Teil des 
Apparates ist, geht man bei tragbaren Geräten mit der Ener- 
gie im allgemeinen nicht über 100 Ws bei Spannungen von 
2..25 kV. 

Die Blitzdauer einer bestimmten Lampe ist bei konstan- 
ter Zuleitungsspannung der Kondensatorkapazität propor- 
tional. Die Lichtmenge, die bei diesen Entladungsblitzen in 
einer sehr kurzen Zeit abgestrahlt wird, hängt von der Ener- 
gie jeBlitz ab (Licht-Zeit-Diagramm Bild 4). Die Höchstbelast- 
barkeit der Lampe hängt von den Lampenabmessungen und 
der Zuleitungsspannung ab. Spannungserhöhung bei gleich- 
bleibender Energie hat eine verkürzte Blitzdauer und erhöhte 
Strombelastung der Lampe zur Folge, wirkt demgemäß le- 
bensdauerverkürzend. 

Die Synchronisierung der Blitzlichtquellen mit einem 
Zentralverschluß ist einfach. An dem Verschluß werden ein 
paar Kontakte angebracht, die im Augenblick der vollen Ver- 
schlußöffnung kurzgeschlossen werden. Bei Scllitzverschlüs- 
sen ist die Synchronisierung nur möglich, wenn mit geringen 
Verschlußgeschwindigkeiten gearbeitet wird, bei denen die 
Schlitzbreite mindestens gleich der Bildbreite ist, weil an- 
dernfalls hier nur ein Teil des Films belichtet wird. 

Den nicht geringen Anschaffungskosten eines Entla- 
dungsblitzgerätes, seinem erheblichen Umfang und Gewicht 
und der Gefahr, die beim Arbeiten mit Hochspannung be- 
steht, stehen als Vorteile die schnelle Blitzbereitschaft bei 
kurzzeitiger Aufnahmefolge, die Lebensdauer und die ge- 
ringen Betriebskosten gegenüber. Wahrsceinlich wird aber 
auch hier, wie auf dem Gebiet der Lampen für allgemeine Be- 
jeuchtungszwecke, die altbewährte elektrische Blitzlichtquelle 
auf Temperaturstrahlerbasis ihr Anwendungsfeld neben der 
Entladungsblitzlampe behaupten. W. Arndt. 


DK 621.331 : 625.42 (485) 


ander und mit dem Zentrum. Im Westen schließt sie sich an 
die Vorortsbahnen Nockebybanen, AÄngbybanen, sowie an 
die geplante Huvudsbanen an. Im Süden sollen die bestehen- 
den Vorortsbahnen: Södertörnsbanen, UOrbybanen und Skar- 
panäckbanen unter Grund verlegt werden. Die Strecke in der 
Innenstadt von Alvik im Westen bis Johanneshov im Süden 
beträgt 10,5 km, von der 6,5 km unter der Erde liegen. Da- 
zwischen liegen 14 Haltestellen, so daß der mittlere Abstand 
zwischen zwei Haltestellen in der Innenstadt etwa 700 m be- 
trägt. Für die ganze Untergrundbahn einschließlich der Vor- 
ortsbahnen beträgt der mittlere Abstand 900 m. 

Die Zugeinheit soll aus einem 8-Wagenzug von etwa 
140 m Länge bestehen mit dem gesamten Fassungsvermögen 
von etwa 1000 Personen. Bei einem Zugabstand von 90s 
(d. h. 40 Züge je Stunde und Richtung) beträgt die max. 
Beförderungskapazität der Bahn 40000 Personen in einer 


588 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 21 


1. November !' 


TR U[ÜTT I 


Richtung je Stunde, oder 200 000 in beiden Richtungen bei 
Doppelgleisen. Der angenommene Zugabstand von 90s 
stimmt sehr gut mit den praktischen Erfahrungen im Aus- 
lande überein und ist begrenzt durch das Signalsystem und 
die Aufenthaltszeit. Die Verkehrsdichte auf den verschiede- 
nen Vorortsbahnen soll dem Bedarf angepaßt werden; als 
größter Zugabstand sind 20 min angenommen worden und 
als kleinster 4 min. Die mittlere Geschwindigkeit auf den 
Untergrundstrecken wird auf 30 km/h festgesetzt und für das 
ganze System der Bahnen auf 35 km/h. Die Höchstgeschwin- 
digkeit ist für die Untergrundstrecken und die älteren Vor- 
ortsstrecken 60 km/h, für die neuen Vorortsstrecken dagegen 
70 km/h. 

Einige Angaben über die Bahnanlage sind in Tafel I zu- 
sammengestellt worden. 


Einzelheiten der Stokholmer Unterarundbahn. 


Tafel 1. 
| Untergundbahn | nal 
Grenz- renz- 
normal | Sea a normal TA 
AA TA Ta =o aan 1 — MMM 
Größte Steigung | 
freie Strecke eo 33.3 40 20 40 
Haltestellen Í 25e l 0 a 235'5 
kleinster Kurvenradius ; 
freie Streke m 200 100 1 300 100 
Haltestelle E 400 225 400 225 
freie Streke m. Steig. . 2500 1000 3900 1500 
kleinster Gleisabstand > 3,10 3,10 | 3,50 3,50 
kleinste Breite des Tunnels E 7,60 | 6.60, — = 
kleinste Oberleitungshöhe š 
unter Viadukten — - 4,35 4,0 
0,50 0,35 


kleinste Ballasthöhe R 0590 0,35 | 


Die als Grenzwerte bezeichneten Daten sollen nur in den 
äußersten Fällen verwendet werden. Dies gilt besonders für 
den kleinsten Kurvenradius von 100 m, bei welchem die 
Höcdhstgeshwindigkeit herabgesetzt werden müßte Die 
Schwellen sind in gewöhnlichem Steinballast eingebettet. Bei 
einer Eingießung in Betten, wie bei den Bahnen in London 
und Moskau sind die Gleise nach englischen Erfahrungen 
nicht genügend elastisch. Der 145m lange Bahnsteig wird 
zwischen die beiden Gleise gesetzt. Diese Anordnung hat 
nach Erfahrungen bei den Londoner und Pariser Bahnen meh- 
rere Vorteile. Den Zugang zum Bahnsteig bilden zwei feste 
Treppen und daneben zwei Rolltreppen. Die letzteren sind 
1,2m breit und haben nach ausländischen Erfahrungen ein 
Transportvermögen von 10000 Menschen je Stunde. Neben 
den Sperren und neben den üblichen Zeitungskiosken erhält 
jede Haltestelle auch noch einen Schutzraum. 


Die verhältnismäßig große Wärme, welche im Tunnel 
entwickelt wird, erfordert eine gute Lüftung. Im Sommer 
ist diese Wärme sehr lästig für die Reisenden und muß so 
schnell wie möglich weggeführt werden, im Winter kann 
diese Wärme dagegen zur Heizung der Haltestellen verwen- 
det werden. Aus diesen Gründen ist die Lüftung derartig 
geplant, daß im Sommer die Zufuhr der frischen Luft an den 
Haltestellen und die Abfuhr zwischen den Haltestellen 
erfolgt. Im Winter ist es gerade umgekehrt. Die Zufuhr be- 
findet sich zwischen den Haltestellen und die Abfuhr an den 
Haltestellen selbst. 


Wegen des schnellen und dichten Verkehrs ist der Sig- 
nalisation eine große Aufmerksamkeit gewidmet worden. 
Auf Grund guter Erfahrungen mit amerikanischem Codesy- 
stem, welches man z. B. bei den Vorortsbahnen von San 
Francisco verwendet, hat man sich zu diesem System ent- 
schlossen. Die Signale befinden sich im Führerraum des Wa- 
gens und werden durch Stromimpulse aus den Schienen ge- 
steuert. Dies läßt sich weiter mit der selbsttätigen Geschwin- 
digkeitsbegrenzung kombinieren und bietet damit den höch- 
sten Grad von Sicherheit. Neben dem Signalsystem wird 
noch die ausgebreitete Fernsprechverbindung benutzt wer- 
den, womit die Bedienung erleichtert und die Sicherheit des 
Verkehrs noch größer wird. 


Die Stromart ist Gleichstrom 600 V, welcher durch dritte 
Schiene zugeführt wird. Diese Schiene liegt seitlih an den 
Gleisen und wird durch eine Holzschalung vor Berührung 
geschützt. Der begrenzte Raum im Tunnel und die unbeque- 
men Herstellungsarbeiten an der Oberleitung einerseits und 
die guten Erfahrungen bei mehreren ausländischen Unter- 
grundbahnen mit der dritten stromführenden Schiene haben 
zu ihrer Wahl beigetragen. Die Schiene besteht aus weı- 
chem Eisen mit dem Gewicht von 60 kg/m und dem spezifi- 
schen Widerstand 0,13 Q mm?/m. 


Huvudstabonan D RUG N 


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EIZ 2 M. -=e Stotionesidnge 
Bild 1. Streckenplan der Stockholmer Untergrundbahn. 


Der Zug wird normalerweise mit 2 Mann besetzt, eire 
Wagenführer und einem Schaffner. Letzterer hat sen 
Platz am Ende des Zuges und überwacht die Abfertigut 
des Zuges sowie die Abfahrtsignale. Da auf den größts 
und verkehrsdichten Haltestellen die Kontrolle aller 40 T 
ren für einen Mann zu viel sein würde, wird ihm hier 
durch das Stationspersonal geholfen. 

Außer dem ersten Bauplan (Bild 1), mit dessen Fert: 
stellung man im Jahre 1950 rechnet, ist noch ein weite: 
Plan „Tunnelbahn 2* ausgearbeitet worden. Diese soll 
südwestlichen Vororte der Stadt mit dem Zentrum und 
den nördlichen Vororten verbinden. 

Die Fahrzeuge sind denen der „New Yorks Subway 
Bahn vollständig gleich. Sämtliche Wagen sind Triebwac: 
mit zwei Führerhütten, so daß das Rangieren an den Ez 
haltestellen wegfällt. Dadurch, daß alle Wagen Triebwas: 
sind, ist die Geschwindigkeit, die Beschleunigung und 4 
Bremsen unabhängig von der Wagenzahl des Zuges. Die x 
chanischen Teile werden von der AB Svenska Järnväg 
verkstäderna in Linköping geliefert, während der elektrisd 
Teil der ersten 35 Wagen von Westinghouse kommt. 
übrigen 135 Wagen werden auf Lizenzbasis von Westi 
house durch ASEA gebaut. Die Wagen sind mit zwei Bre 
systemen ausgerüstet, nämlich elektrische Kurzschiußbret 
sen kombiniert mit der durch Westinghouse Brake Co. e 
wickelten Luftbremse. Die gleiche Firma liefert auch die a:! 
matische Kupplung, welche dann die elektrische, pneuz 
tische und mechanische Verbindung der Wagen herstellt. Zu 
Bremsen ist eine einfache Kurzschlußbremse mit kreuzgesc:: 
teten Motoren gewählt worden. Ursprünglich bestanden Ë 
denken über die schnelle und sichere Selbsterregung der M 
toren, welche sich aber später durch Versuche als unbeqg!: 
det erwiesen. Durch besonders schnelles Umschalten gel: 
es, das Motorfeld teilweise aufrechtzuerhalten, so daß ċ 
Selbsterregung bereits nach 0,2s ihre volle Größe erre: 

Die Wagenlänge über Kupplungen beträgt 17,40 m. 
äußere Wagenbreite 2, 7m. Jeder Wagen erhält 4 Motor: 
Stundenleistung 108 PS bei 650/2 V Fahrdrahtspannung. D 
Motoren sind vollständig abgefedert und durch Untersetz\! 
1:8,235 mit der Achse verbunden. Zwischen dem Motor i! 
dem Zahnradkasten ist eine Kupplung (Bild 2) nach Art c 
Walzwerkskupplungen eingeschaltet. Die Nenndrehzah! : 
Motoren ist 1175 U/min, die höchste 4130 U/min entsp’ 
chend der Höchstgeschwindigkeit von 88 km/h. Die Mot:.: 
werden durch Feldschwächung (50%) geregelt. Zum Anlass 
gebraucht man Reihenparallelschaltung von 2 Gruppen v 
Motoren, von denen jede aus 2 dauernd in Reihe gescha 
ten Motoren besteht. Das Steuern geschieht mit Meisteru 4 
zen und elektropneumatischen Schützen. Zum UÜberwat 
der Beschleunigung und Verzögerung beim Anlassen . 
Bremsen dienen besondere Relais, welche mit dem Stevè 
kreis verriegelt sind. Alle Geräte sind unter dem Wac 
befestigt und nur von unten zugänglich. Die Revision ka 
daher nur von unten, von der ÄArbeitsgrube aus, geschen: 
Um das zu erleichtern, sind alle Apparate in Schränken ı 
tergebracht, welche als Einheit direkt umgewechselt we-cd 


November 1950 


| 
| 
| 


rm 
Zieh) 


Bild 2. 


Die Motoranordnung. 

‚önnen. Die zu lösenden Verbindungen sind bei dem Ap- 
yarateschrank wie auch bei den Motoren mit Steckkontakten 
tusgerüstet. Durch diese Anordnung der Apparate hat man 
lie Lücken im Wagenboden beseitigt, was für die Reinigung 
les Wagens wichtig ist. Zum Steuern der Schütze, des Lichts 
ınd der Heizung verwendet man eine Hilfsspannung von 
6 V, welche durch einen Umformer geliefert wird. Der An- 
riebsmotor dieses Umformers ist ein Reihenschlußmotor, des- 
‚en Drehzahl nur wenig variiert, weil er zugleich den Lüfter 


Netzkommandoanlagen 


Netzkommandoanlagen können in der Hand des Be- 
riebsleiters eines Elektrizitätsversorgungsunternehmens ein 
vertvolles Hilfsmittel zur Lösung zahlreicher Probleme sein. 
dies veranlaßte den Schweizerischen Elektrotechnischen Ver- 
!n, am 1. Dezember 1949 in Bern eine Diskussionsversamm- 
ung zu veranstalten, um in enger Verbindung von Her- 
tellern und Betriebsleitern die bisher gewonnenen Erfah- 
ungen darzulegen, Zu den Vorträgen mehrerer Hersteller 
ildeten die Diskussionsbeiträge einer großen Zahl von Be- 
wtzern eine wertvolle Ergänzung, die einerseits von vielen 
jünstigen Erfahrungen zu berichten wußten, und anderseits 
uf Schwierigkeiten hinwiesen!. Da die Entwicklung auf die- 
‚em Gebiet in Deutschland durch den Krieg praktisch zum 
Stillstand gekommen ist, gewinnen die Darlegungen beson- 
iere Bedeutung im Hinblick auf die vielen Engpässe der 
leutschen Energiewirtschaft?. 

Die Einführung gab einen Überblick über die Problem- 
itellung. Den Schwankungen des Verbrauces kann man 
durch Speichermaßnahmen nur unvollkommen begegnen. Die 
Deckung der Spitzenlast erfordert Investitionen, welche we- 
jen der Kürze der Benutzungsdauer die Wirtschaftlichkeit 
empfindlich beeinträchtigen. Das gilt in gleichem Maße von 
len Erzeugungsanlagen wie auch von allen Übertragungs- 
organen. 

Nur eine sinnvolle Verbrauchslenkung kann hier hel- 
fen. Von den Zwangsmaßnahmen der Lastverteilung sei ab- 
gesehen; die Aufklärung der Verbraucher wirkt nur sehr 
unvollkommen. Wesentlich wirksamer sind geeignete Tarif- 
maßnahmen, besonders wenn neben dem mittleren Tages- 
tarif und einem niedrigen Nachttarif noch ein erhöhter Spit- 
zentarif vorgesehen wird. Diese Maßnahmen werden wirk- 
sam ergänzt durch Sperrzeiten für bestimmte Verbraucher- 
gruppen. Das Tagesprogramm des Elektrizitätswerkes der 
Stadt Zürich macht dies deutlich: 

Umschaltung der Doppeltarif-Lichtzähler 

Hochtarif November ... Februar 
März, April, September, 
Oktober 17h30m „. 21h30m 
Mai ... August 19h ... 21h30m 
Umschaltung der Doppeltarifzähler für Wärme und Kraft 
Tagestarif 6h30m ... 21h30m 
Umschaltung der 3fach-Tarifzähler für Wärme 


16h ... 21h30m 


Nachttarif 21h30m ... 6h30m und 12h... 13h30m 
Tagestarif 9h,. 12h und 13h30m ... 16h 
Spitzentarif 6h30m „.9h und 16h... 21h30m 


! Nach Bull schweiz. elektrotechn. Ver. 41 (1950) H. 5. 

? Uber Betriebserfahrungen mit den wenigen vor dem Krieg erstellten 
deutschen Anlagen oder irgendwelche Weiterentwicklung konnte vom Be- 
tichter nichts in Erfahrung gebracht werden. Die Fa. Pau! Firchow Nachfgr., 
‚lin-Marienfelde. baut in Frankfurt a. M. Anlagen nach System Landis 

yr. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 21 


an 
y- 

589 
antreibt. Die Anlaßregelwiderstände verden von dem 
erwähnten Lüfter gekühlt und die Warmluft wird in der kal- 
ten Jahreszeit zur Heizung des Wagens benutzt. Das Leerg 
wicht des Wagens beträgt 31t und mit voller Besetzung 
etwa 42t. Da die mittlere Reisegeschwindigkeit in hoh: 
Maße von der Zeit für das Aus- und Einsteigen der Rei: 
den abhängig ist, erhält jeder Wagen 3 doppelte und 2 eii 
fache Schiebetüren (auf jeder Seite). Bei der Anordnung deı 
Sitzplätze haben sich 2 Varianten durchgesetzt, nämlich die 
sog. schwedische, d. h. mit Querplätzen und die ameri- 
kanische mit gemischter Anordnung der Quer- und Längs- 
plätze. Die Anzahl der Sitzplätze ist jedoch für beide Vari- 
anten die gleiche, nämlich 48. Von den ersten 70 Wagen sind 
50 mit ersterer und 20 mit der anderen Anordnung bestellt 
Die Erfahrungen sollen erst zeigen, welche Anordnung für die 
gegebenen Verhältnisse am besten geeignet ist. Zur Bedie- 
nung der Türen hat man das gleiche System gewählt wie 


bei den New Yorker und Londoner Bahnen und die Lief: 

sung der Ausrüstung einer englischen Firma übertragen. 
Bei diesem elektropneumatischen System werden alle Türen 
zentral bedient und überwacht. Außerdem wird kontrolliert, 
ob die zu öffnenden Türen gerade gegenüber der Plattform 
stehen. Die Türen können auch von Hand geöffnet werden. 
Zwischen dem Wagenführer und jedem Wagen besteht eine 
Signalverbindung. Von jedem Platze des Zuges aus ist es 
möglich, dem Zugführer ein Signal zu geben für das Aus- 


.steigen an der folgenden Haltestelle. Hat aber der Zugfüh- 


rer einmal das Signal empfangen, so wird das Signalsystem 
mit entsprechender Rückmeldung in allen Wagen blockiert. 
W.Schuisky 


DK 621.398 : 621.316.3 


Sperrung von Klein-Heißwasserspeichern 
während des Licht-Hochtarifes (s. o.) 
Sperrung von Groß-Heißwasserspeichern 6h30m ... 22h30m 
Sperrung von Backöfen 
Doppeltarif 7h ...9b; 11h... 12h30m; 165... 21h30m 
Dreifachtarif 11h... 12h30m 
Sperrung von Waschherden, Lufterhitzern, 
Kühlschränken 11h... 12h30m oder 10h30m ... 12h 
Ferner kommen in Betracht: Wochenendschaltungen, 
Schaltung von Treppenhausbeleuchtungen, Schaltung der 
Straßenbeleuchtung. 


Welche Wirkung durch diese Maßnahmen erzielt wer- 
den kann, zeigt die Tagesbelastungskurve des EW der Stadt 
Zürich (16. 6. 48). Ein Vergleich mit der Belastungskurve 
einer etwa gleich großen deutschen Stadt (Juni-Werktag 
1949) spricht für sich selbst (Bild 1). 


Ein Schaltpro- 


200 ; 

% gramm, wie das vor- 
stehende, erfordert 

189, besondere technische 
Hilfsmittel. Schalt- 


160 uhren sind empfind- 


liche Geräte, sie müs- 


10 sen laufend überwacht 
werden. Gangunter- 
120 schiede, Verschieben 
der Schaltzeiten nach 
S00 N- Netzstörungen und die 
Š N Unmöglichkeit, Tarif- 
` 90 umstellungen in kür- 
zester Zeit im ganzen 

60 Versorgungsgebiet 
vorzunehmen, führen 


zu Einbußen oder un- 
angenehmen Differen- 
zen mit den Abneh- 
mern. Netzkom- 
mandoanlagen 
setzen an die Stelle 
der Schaltuhren beson- 
dere Empfänger für 
zentral gegebene 
Steuerkommandos. 
Eine laufende Uber- 
wachung ist auch hier notwendig, doch nehmen alle Her- 


0 
E72962) 


Bild 1. Tagesbelastungskurven von Zürich 

aus dem Juni 1948 (rd. 340 000 Einw.) und einer 

deutschen Vergleichsstadt aus dem Juni 1949 
(360 000 Einw.)°. 


0 24 6 8 101214 16 18 20 222N 
Uhrzeit 


* Die Absolutwerte von Zürich sind 4,lEmal größer als dio der Wor- 
oleichsstadt, woraus auch der ungleich vielseitigere Verbrauch elektrisch. 
Energie in der Schweiz hervorgeht. 


590 


steller für sich in Anspruch, daß die Empfänger einer ge- - 


ringen Wartung bedürfen (auch in den Empfängern kom- 
men Synchronantriebe vor, die aber jeweils nur kurzzeitig 
in Betrieb sind, während sie in den Schaltuhren dauernd 
laufen). Jede laufende Umstellung der Schaltzeiten durch 
das Personal fällt fort. Das bietet den Vorteil einer exak- 
ten und damit wirksamen Programmumstellung sowie so- 
fortiger Korrekturen der Schaltzeiten nach Netzstörungen. 

Mit Netzkommandoanlagen lassen sich aber darüber 
hinaus Probleme bewältigen, die mit Schaltuhren nie lösbar 
sind. Als besonders wertvoll wird z. B. die Möglichkeit her- 
vorgehoben, bei Störungen der Stromversorgung zur wirk- 
samen Netzentlastung ganze Verbrauchergruppen abschalten 
und sie dann nach Behebung der Störung allmählich wieder 
zuschalten zu können. Eine weitere Möglichkeit ist die Durch- 
gabe von Alarmen für Störungstrupps usw. Sogar die Ab- 
und Zuschaltung von Netzteilen und einzelnen Leitungen 
(z. B. bei Sturm- und Lawinengefahr) wird hier angeführt. 

Entsprechend der Bedeutung für die Sicherheit des Ge- 
samtbetriebes ist eine Reihe von Forderungen zu erfüllen: 

1. Solide Konstruktionen, einfache Bedienung. 

2. Einwändfreies Funktionieren auch bei Frequenzschwan- 
kungen von +4°/, und Spannungsschwankungen von + 5°/o 
bis —15°/0. 

3. Bei jeder Kommandosendung sollen bereits früher 
durchgegebene noch gültige Befehle wiederholt werden, da- 
mit die Empfänger in zeitweise abgeschalteten Netzteilen 
diese Befehle nachträglich ausführen können. 

4. Die Anlage darf nach außen nicht stören und von außen 
nicht gestört werden können. 

5. Die Empfangsapparate dürfen nicht mehr Platz bean- 
spruchen als bisher übliche Zeitschalter. 

6. Die Empfänger müssen unempfindlich sein gegen Tem- 
peraturschwankungen. 

Außer diesen grundlegenden Forderungen werden noch 
einige weitere gestellt, die aber nicht als allgemeingültig 
angesprochen werden Können: 

7. Die Empfänger sollen für 6 Doppelkommandos einge- 
richtet sein. i 

8. Die Befehlsnummer soll leicht gewechselt werden 
können. 

9. Der Nennstrom der Schalter soll 6...10 A betragen, 
mindestens ein Schalter soll 3polig für 10...15 A gebaut sein. 

10. Der Preis der Empfänger einschließlich Kostenanteil 
der Sendeanlagen soll niedriger sein als der einer entspre- 
chenden Schaltuhr*. 

Über den technischen Umfang einer Netzkommando- 
anlage ist schon wiederholt berichtet worden. Praktisch ha- 
ben sich heute die Systeme durchgesetzt, welche die Steuer- 
kommandos mit Hilfe von Tonfrequenzen über das Betriebs- 
netz verbreiten. Dabei muß man grundsätzlich zwischen nie- 
deren (etwa 300 ... 800 Hz) und höheren (etwa 1000 ... 3000 Hz) 
Frequenzen unterscheiden. Das Für und Wider beider Fre- 
quenzbereiche wird von den Herstellern stark hervorgehoben. 
Die Diskussion zeigte aber deutlich, daß in beiden Bereichen 
gute Erfahrungen vorliegen. Es kommt entscheidend darauf an, 
daß den Besonderheiten beider Bereiche Rechnung getragen 
wird. Als Störfrequenzen treten höhere Harmonische auf. Man 
muß ihnen ausweichen (niedere Frequenzen) oder weit genug 
über dem Störpegel arbeiten (höhere Frequenzen) (Bild 2). 

Zu beachten ist, daß die Signalfrequenz mit Rücksicht auf die 
Resonanzbedingungen der Sieborgane konstant gehalten 
werden muß, während die Störfrequenzen mit der Netzfre- 
quenz schwanken können. Mit steigender Sendefrequenz 
wird daher das Ausweichen immer schwieriger. In Sonder- 
fallen können gewisse Geräte (Gleichrichter, Lichtbogen- 
öfen) starke Störfrequenzen höherer Ordnung verursachen. 
Auch können durch Schaltvorgänge Spannungen im Störbe- 
reich auftreten. Diese sind aber zum Unterschied zu den 
Sendefrequenzen nur von sehr kurzer Dauer. 

Besondere Beachtung erfordern die Kapazitäten im Netz. 
Sie bilden einen Nebenschluß für die Tonfrequenzen mit 
umso geringerem Widerstand, je höher die Frequenz gewählt 
wurde. Kabel haben geringeren, Kondensatoren zur Blind- 
stromkompensation größeren Einfluß. Abhilfe kann durch 
Vorschalten von kleinen Drosselspulen geschaffen werden; 
die erforderliche Größe hängt von der Sendefrequenz ab. 
Selbst die Kondensatoren an Leuchtröhren müssen verdros- 
selt werden. Bei der Größenbestimmung der Drosseln ist 
sorgfältig zu beachten, daß u. U. merkliche Spannungserhö- 


1 Da eine Netzkommandoanlage universeller ausnutzbar ist, erscheint 
u. U. cin hoherer Preis gercchliertigt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 21 


1. November 195^ 


V 
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1 
E 
o] Comp. | 
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a 4 M LUGI | 
N des Compt. S 
EEE 
i El 
C 
11:1]: Zellweger | | 
OE7 n13. 719.23. 293. JA U, 53 Harmonische 
Ordnungszahl 
50 500 1000 1500 2000 2500 3000 Hz 
ETZE) Frequenz 
Bild 2. Störfrequenzen höherer Ordnungszahl (gemessene Höchstwerte -> 
220 V-Netzen — aus verschiedenen Quellen wurden die jeweils höchst: = 
Werte zusammengestellt) und Arbeitsbereihe einiger Netzkommandc- 
systeme. 


hungen an den Kondensatorklemmen zu erwarten sind. Dir 
Kondensatoren müssen diese vertragen können! Ferne: 
müssen Resonanzlagen bei höheren Harmonischen und vo: 
allem bei der Sendefrequenz vermieden werden. L’Union 
technique de l’Electricite schreibt deshalb z. B. vor, daß in be- 
stimmten Fällen die Resonanzlage unter der 5. Harmonischen. 
etwa bei 215 Hz liegen soll. Die Lösung der hier auftretende: 
Probleme erfordert größte Sachkenntnis und Sorgfalt bei de: 
Planung. Die Schwierigkeit dieser Frage wächst mit der Be- 
deutung, welche die Phasenkompensation für die Entlastung 
der Erzeugungs- und Verteilungsanlagen gewinnt’. 

Aus den 6 Vorträgen und 17 Diskussionsbeiträgen mo- 
gen nun noch einige Punkte hervorgehoben werden, so wei! 
sie hier nicht schon ihren Niederschlag gefunden haben. D:e 
Betriebssicherheit steht an erster Stelle. Ein Werk weist da:- 
auf hin, daß durch falsche Zuschaltung abgeschalteter Ver- 
bıaucher in einem ungünstigen Zeitpunkt Laststeigerunger 
auftreten könnten, die einen Betriebszusammenbruch nač 
sich ziehen würden®, 

Es wird daher eine weitgehende Unterteilung des Wir- 
kungsbereiches empfohlen mit doppelter, ja dreifacher Ar- 
ordnung voll leistungsfähiger Sendeeinrichtungen. Bei gro 
Beren Versorgungsgebieten ist ohnehin eine Unterteilunü 
nötig, da die Reichweite einer Anlage mit rd. 15 km (max 
29 km) Radius angegeben wird. Dies führt dazu, Nacba:- 
bezirke sorgfältig gegeneinander abzuriegeln (bei Maschen. 
netzen und Verbundbetrieb besonders zu beachten!) Danube: 
hinaus wird es für notwendig gehalten, in Nachbargebiete: 
verschiedene Frequenzen zu verwenden”. 

Die Betriebssiherheit der Empfänger wird allgeme: 
als sehr hoch angegeben (z. B. Fehlschaltungen 1:37 500 :: 
1 Jahr bei 7000 Empfängern, oder in einem anderen Fe. 
wurden 6 ... 40/90 im Jahr als nicht höher als bei hochwertige 
Schaltuhren bezeichnet). Ein 7... 10jähriger Revisionsturn-s 
wird als ausreichend erachtet. Der Zeitaufwand betrage n:! 
die Hälfte desjenigen für Schaltuhren. Ein Empfänger kat: 
u. U. mehrere Schaltuhren ersetzen. 

Auf die Systemfrage soll hier nicht eingegangen we: 
den. Nur soviel sei mitgeteilt: Über die Systeme nachstehe:- 
der Firmen wurde in der Quelle ausführlich berichtet, wos: 
deren Frequenzbereiche angegeben sind, ebenso die Anz2`. 
der Anlagen, auf deren Betriebsergebnisse sich die Berit’: 
stützen. 

Compagnie des Compteurs, Paris: 290...1200 Hz, ie 
300 000 Empfänger. 

Landis & Gyr, Zug: 475 und 725 Hz, 15 Anlagen. 

Zellweger AG., Uster: 2000 Hz, 10 Anlagen. 

Sauter AG., Basel: 2000 ... 3000 Hz, einige Probeanlaa?? 

Aus allem tritt die Frequenzwahl als das schwieris“!! 
Problem hervor, denn die Festlegung auf ein einmal gewsi - 
tes System ist ziemlich endgültig, weil spätere Änderunü: 
mit ganz erheblichen Kosten verknüpft sind. 

G.O.Fischer, Wuppertal 


5 Es dürfte sich dringend empfehlen, dies beizeiten zu beachten. we:- 
man nicht eines Tages unangenehme Überraschungen erleben wil 

t Eine solche Störung setzt ein falsches Arbeiten der Sendestp::!- 
voraus, was kaum wahrscheinlich ist, oder ein falsches gle:chzeit:ces $> 
sprechen einer sehr großen Anzahl von Empfangsgeraten, was ebes i 
wahrscheinlich ist. Diese Befürchtung erscheint daher etwas üNerspitrt 

? Dies kann u. U. zu einem gewissen Frequenzmangel fuhren u2< !- 
einem Ausweichen in das Gebiet höherer Frequenzen zwingen. weno T? 
solche nicht schon aus anderen Gründen als zweikmäß:ger ermite? `! 


I. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


I9F 


RUNDSCHAU 


Geräte und Stromrichter 
DK 621.316.923.1 


Uber die Schmelzzeit von Schmelzsicherungen. [Nach 
E. Wintergerst: Z. angew. Phys. 2 (1950) S. 167; 8 S., 
8 B.) 

Schmelzsicherungen bestehen aus einem Metalldraht, 
welcher bei Uberschreiten einer bestimmten Belastung durch- 
schmilzt. Die Anforderungen an solche Sicherungen sind 
vershieden. Bei Elektromotoren sind z. B. „träge“ Sicherun- 
gen erwünscht, bei welchen die Durchschmelzzeit bei mäßiger 
Überlastung verhältnismäßig groß ist. Zum Schutz empfind- 
!iher Geräte oder in der Zuführung zu gasgefüllten Glüh- 
lampen werden dagegen „empfindliche“ Sicherungen mit 
möglichst geringer Schmelzzeit bevorzugt. Bei trägen Siche- 
rungen ist der Schmelzdraht im allgemeinen in Sand einge- 
bettet, bei empfindlichen Sicherungen dagegen von keinem 
festen Stoff umgeben. 


Praktisch interessiert bei Sicherungen der sog. Grenz- 
strom, das ist diejenige Stromstärke, bei welcher die Schmelz- 
zeit sehr groß, theoretisch unendlich wird, und ferner die 
Schmelzzeit in Abhängigkeit von der Überlastung. Ziel 
der Arbeit ist es, Rechengrundlagen zu geben, aus welchen 
Grenzstrom und Schmelzzeit in verhältnismäßig einfacher 
Weise zu ermitteln sind. Von einem in einem Gas gespann- 
‘en Draht entsprechend der Ausführung empfindlicher Siche- 
rungen wird Wärme durch Wärmeübertragung von der Draht- 
oberfläche infolge Wärmeleitung und Konvektion, durch 
Strahlung und durch Wärmeableitung von den Drahtenden 
abgeführt. Eine allgemeine Lösung des Problems führt auf 
unübersichtliche Lösungen. Die Verhältnisse werden deshalb 
zunächst unter der Voraussetzung durchgerechnet, daß Wär- 
me jeweils nur auf einem der drei möglichen Wege allein ab- 
geführt wird. Die für die Schmelzzeit in Abhängigkeit von 
der Überlastung sich ergebenden Beziehungen lassen sich auf- 
spalten in eine nur von der Überlastung abhängige Funktion 
+ und eine zweite von den Eigenschaften des Drahtes und 
seiner Umgebung abhängige Funktion k. Es zeigt sich, daß 
die erste Funktion p so gewählt werden kann, daß sie für 
alle drei Arten der Wärmeabfuhr zahlenmäßig weitgehend 
gleich ist. Dies gibt die Möglichkeit, die Schmelzzeit für den 
allgemeinen Fall, in welchem Wärme auf zwei oder drei ver- 
schiedene Arten abgeführt wird, in verhältnismäßig einfacher 
Weise aus den Einzellösungen zusammenzusetzen. In ent- 
sprechender Weise läßt sich der Grenzstrom für den allgemei- 
nen Fall ermitteln. 

Für eine Anzahl von Metallen und für verschiedene Ar- 
ten der Wärmeabfuhr sind der Grenzstrom sowie die oben 
erwähnten Funktionen k und graphisch dargestellt. Die 
Schmelzzeit erhält man durch Multiplikation der für einen 
bestimmten Fall geltenden Zahlenwerte von k und 9. 


Große Empfindlichkeit einer Sicherung wird ‚erzielt, wie 
die Betrachtung der für die Schmelzzeit geltenden Beziehun- 
gen zeigt, durch Unterteilen des Drahtes in mehrere Einzel- 
drähte, durch einen Draht mit hoher elektrischer Leitfähigkeit 
und geringem Temperaturkoeffizienten des Widerstandes, 
durh Einbringen des Drahtes in ein Gas mit guter Wärme- 
leitfähigkeit (z. B. Wasserstoff), durch gute Wärmeleitfähig- 
keit des Drahtmaterials und durch Verwendung eines ver- 
hältnismäßig kurzen Drahtstückes mit guter Wärmeableitung 
an den Enden. Die gegenteiligen Maßnahmen fördern die 
Trägheit einer Sicherung. 

Das Problem der trägen Sicherungen, bei denen der Draht 
in Sand eingebettet ist, muß gesondert behandelt werden. 
Für die Schmelzzeit ergibt sich bei mäßiger Überlastung eine 
Potenzfunktion von der Form t = bı ebs, wobei bı und b> 
von den Eigenschaften des Drahtes und seiner Umgebung 
abhängen. — Die errechneten Werte stimmen mit Versuchs- 
ergebnissen gut überein. Sb 


DK 621.318.42 


Magnetischer Verstärker mit Selbstsättigung. [Nach R. E. 
Morgan : Electr. Engng. 68 (1949) S. 663; 5 S., 9 B. u. W. I. 
Dornhoefer: Electr. Engng. 68 (1949) S. 988; 1 S., 1 B.] 

Beim magnetischen Verstärker bezeichnet man als Ver- 
stärkungsziffer das Verhältnis der höchsten geregelten Ar- 
beitsleistung auf der Wechselstromseite zur zugehörigen 
Steuerleistung auf der Gleichstromseite. Es wurde früher ge- 


zeigt!, daß diese Leistungsverstärkungsziffer etwa in der Grö- 
ßBenordnung von übertragbarer Leistung zur halben Kupfer- 
verlustleistung eines Transformators liegt. Man kann nun 
diese Ziffer wesentlich erhöhen, wenn man Selbsterregung 
verwendet, indem der Strom auf der Wechselstromseite 
gleichgerichtet und rückwirkend über Erregerwicklungen ge- 
führt wird, die die Gleichstromwicklungen unterstützen. 


Netztransformator Die vereinfachte Form der 
| | | Selbsterregung sieht vor, den 
Strom auf der Wechselstromseite 


direkt in jeder Halbwelle über 
ainen einanodigen Gleichrichter zu 
führen, an Stelle nachfolgender 
Gleichrichtung und Führung über 
gesonderte Wicklungen. Bild 1 
zeigt eine Ausführungsform die- 
ses Prinzipes mit Eingangstrans- 
formator in sekundärer Gegenpha- 
senschaltung zur Erzielung eines 
gleichgerichteten Arbeitsstromes. 
Es fällt sofort die Ähnlichkeit der 
Anordnung mit einem Einphasen- 
Vollweggleichrichter auf und in 
der Tat stimmt die Wirkungswei- 
se mitder eines gesteuerten Gleich- 
richters überein?. Während ein ge- 
steuerter Gleichrichter durch ver- 
zögerte Zündung der Anodenströme geregelt wird, wird hier 
auf magnetischem Wege das „Anspringen“ der Wechselstrom- 
halbwelle zeitlich geregelt (Bild 2). Die Stromwindungen auf 
der Gleichstromseite, die beim magnetischen Verstärker ohne 
Selbsterregunginder Grö- 
ßBenordnung der Strom- 
windungen auf der Wech- 
selstromseite liegen, brau- 
chen dabei am Ende der 
Regelung nur so groß 
sein, daß Sättigung er- 
zielt wird, und können 
durch Wahl eines magne- 
tischen Materials mit stei- 
ler Kennlinie und schar- 
fem Knick einen gerin- 


ern | 


Bild 1. Typischer magneti- 
scher Verstärker mit Selbst- 
erregung. 


I 
ı  iSättigungspunkte 
ıdes Verstärkers 


Lostströme bei 
verschiedenen Steuerungen 


444713 


Bild 2. Verschiedene gesteuerte : 
Wechselströme. gen Bruchteil der Wech- 
selstromwindungen aus- 
machen. Bild 3 zeigt eine typische Regelkennlinie eines 


solchen magnetischen Verstärkers. 


Schaltungstechnisch kann das beschriebene Prinzip in ver- 
schiedenen Formen durchgeführt werden, die Variationen von 


KRRBAS=® 
RAP EnA 


E 
(e) 
[% 
x 
[7a] 
D 
~ 
0o Hem 
-6 =4 =2 0 2 4 mA 6 
Steuerstrom > 


Bild 3. Regelkennlinie eines selbsterregten magnetischen Verstärkers. 
Bild 1 darstellen. Die Zeitkonstante läßt sich bis auf eine 
Halbwelle der Arbeitsfrequenz herabsetzen. 


Es sind derartige Verstärker für verschiedenste Anwen- 
dungen gebaut worden, wie Spannungs- und Frequenzrege- 
lung, Temperaturregelung, Drehzahl- und Drehmoment-Mo- 
torregelung und Signalverstärker. Die übereinstimmende 
Wirkungsweise mit gesteuerten Stromrichtern ergibt, daß es 
gemeinsame Anwendungsgebiete sind; es fragt sich, ob bei 
Leistungsregelungen der magnetische Verstärker in dieser 
Form, wo ebenfalls Leistungsstromrichter notwendig sind, 
noch dem gesteuerten Stromrichter überlegen ist. Schg 


ı W. Schilling: Grundlagen einer Theorie des magnetischen Ver- 
( 


i 
stärkers: ETZ 71 (1950) H. 1, S. 7. 
® Vgl. W. Schilling: Stromrichtertechnik, München 1950. 


Ar 


bar $ i 
2 P è 
l N 


a 


P . 


z Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 2 


DK 621.314.676.7 : 621.316.261 
Ein Konservierungsgleichrichter mit elektronisch konstant- 
gehaltener Ladespannung. [Nach E. Cassee: Philips techn. 
Rdsch. 11 (1950) S. 257; 7 S., 8 B.] 

Fernsprechämter werden zweckmäßig statt aus zwei Bat- 
terien, die abwechselnd geladen und entladen werden, aus 
nur einer gespeist, die mit einem ständig angeschlossenen 
„Konservierungsgleichrichter“ geladen gehalten wird. Ein 
solcher Gleichrichter wird beschrieben, der über einen elek- 
tronischen Verstärker und einen Transduktor (Drosselspule, 
deren Impedanz durch Vormagnetisierung des Kerns mittels 
Gleichstrom regelbar ist; magnet. Verstärker) gesteuert wird, 
um die Ladespannung möglichst konstant zu halten (Bild 4). 


877027, 


Bild 4. Schaltung eines Konservierungsgleichrichters mit einem Trans- 
duktor (T,), dessen Beaufschlagung la, über einen Verstärker F durch die 


Ladespannung E, geregelt wird. (A Betrieb, B Batterie, L Abflach- 
drossel, T Speisetrafo, V Ventile.) 


Diese wird mit einer glimmstabilisierten Bezugspannung ver- 
glichen und die Differenz durch einen Gleichstromverstärker 
verstärkt, dessen Ausgangsstrom durch die Gleichstromwick- 
lung des Transduktors fließt und dem Ladestrom umgekehrt 
proportional ist. Bei 4% Frequenzabweichung oder bei 10°/o 
Netzspannungsabweichung änderte sich die Ladespannung um 
weniger als 0,5%. Eine Erweiterung des Regelmechanismus 
ermöglicht es, den Gleichstrom auf einen bestimmten, ein- 
stellbaren Wert zu beschränken. — Nach stärkerer Entla- 
dung der Batterie, z. B. durch Netzspannungsausfall, kann 
durch Umschalten auf eine höhere Ladespannung die Zeit 
zum Wiederaufladen wesentlich abgekürzt werden. — Zur 
Regelung von Gleichrichtern höherer Leistung steuert der 
elektronische Verstärker den Transduktor zweckmäßig über 
einen zwischengeschalteten Hilfstransduktor. Jedoch kann 
z. B. mit der Philips-Pentode EL 60 als Endröhre des Verstär- 
kers (Anodenverlustleistung 25 W) über einen Transduktor 
ein Gleichrichter von 64,5 V, 15 A gesteuert werden. Bei 
Zwischenschaltung eines Hilfstransduktors reicht die gleiche 
Endröhre noch für die Steuerung einer Leistung von 64,5 V, 
105 A aus. Kr 


Meßgeräte und Meßverfahren 


DK 621.314.224.3.089.6 
Messung der Fehler von Stromwandlern. [Nah W.Holle- 
133) u. F. Koppelmann: Frequenz 4 (1950) S. 89; 8 S., 
13 B. 

Die Fehler von Stromwandlern werden in der Praxis im 
allgemeinen durch Vergleich mit Normalwandlern ermittelt. 
Steht kein Normalwandler zur Verfügung oder sollen die 
Fehler der Normalwandler selbst bestimmt werden, so be- 
dient man sich eines vonSchering-Alberti!angegebe- 


nen Kompensationsverfahrens, welches sowohl auf der Pri- . 


märseite als auch auf der Sekundärseite einen induktions- 
freien Normalwiderstand benutzt und die Spannungsabfälle 
an diesen Widerständen mit Hilfe von ohmschen Teilern und 
kapazitiven Phasenschwenkern gegeneinander kompensiert. 
Als Nullinstrument wird hierbei das Vibrationsgalvanometer 
benutzt. 

Das gleiche Verfahren läßt sich einfacher und empfindli- 
cher gestalten, wenn als Nullinstrument ein Spiegelgalvano- 
meter mit vorgeschaltetem mechanischen Meßgleichrichter be- 
nutzt wird. In diesem Fall brauchen die Spannungsabfälle an 
den Normalwiderständen nicht gegeneinander kompensiert 
werden, sondern es kann die Differenzspannung, welche vom 
Übersetzungsfehler und Winkelfehler des Wandlers herrührt, 
als Ausschlag am Galvanometer abgelesen werden, und zwar 
getrennt nach Wirk- und Blindkomponenten, d. h. Überset- 
zungsfehler und Fehlwinkel. Der Aufwand an feinstufigen 
Präzisionsabstimmitteln wird dadurch erheblich verringert 
und durch die erhöhte Empfindlichkeit die Belastung der Nor- 


!Scheriıng-Alberti: Aıc. Elektrotechn. 2 (1914) S. 263. 


1. November 1950 


malwiderstände herabgesetzt, so daß letztere bis zu höheren 
Strömen ohne Wasserkühlung ausgeführt werden können. 
Die Arbeit berichtet über die Untersuchung eines Wand- 
lers nach dem angedeuteten Verfahren. Dabei wird beson- 
dere Sorgfalt auf die Untersuchung des durch Oberwellen 
möglichen Fehlers gelegt. Zu dem Zweck wird das Oberwe:i- 
lenspektrum des Magnetisierungsstromes, welcher für die 
Wandlerfehler velantwortlich ist, abhängig von der Induk- 
tion gemessen und rechnerisch untersucht, welchen Einfluß die 
Oberwellen auf die Messung von Übersetzungsfehler und 
Fehlwinkel haben. Es ergibt sich, daß bei normalen Wanc- 
lern bis zur 1,5fachen Überlastung nur die 3. Oberwelle Eın- 
fluß auf die Fehlermessung hat. Sie kann durch Wahl de: 


Messung vollkommen ausgeschlossen werden, so daß ein- 
deutig Grundwellenfehler gemessen werden. Bei hoher Sät- 
tigung der Wandlerkerne, wie sie bei gewissen Spezialwand- 
lern vorkommt, kann durch zwei zusätzliche Ablesungen außer 
der 3. auch die 5. Oberwelle ausgeschaltet werden. Die Be- 
rechnungen über den Oberwelleneinfluß werden durch d:e 
Messungen bestätigt. 

Mit dem mechanischen Meßkontakt lassen sich gleichze:- 
tig auch andere bei Wandlern interessierende Messungen 
ausführen, z. B. Prüfung der Kurvenform des Primärstromes. 
Untersuchung der magnetischen Eigenschaften des Wandler- 
eisens, Messung der Bürde nach Größe und Phasenwinkel. 


Kp 


DK 536.50 
Trägheitsiose Temperaturmessung an schnellbewegten Ge- 


genständen insbesondere beim Brennhärten. (Nach W 


Kontaktzeit (120° oder 240°) des Meßgleichrichters von de! 


Hunsinger u. H. W. Grönegreß: Z. VDI 92 (10 


S. 285; 6 S., 14 B.] 


Im ersten Teil werden die Schwierigkeiten der bekann- 
ten Methoden und deren Anwendungsmöglichkeiten unter- 


sucht. An Hand von Bild 5 wird ein neues Glühfadenpyro 


meter „Milliskop” beschrieben!. Der zu messende Korpe: 


Objektivlinse 
Klappspiegel 
Vergleihslampe 
Sammellinse 

Lochsceibe 

Photozelle 
Hilfsstromerzeuger 
Motor 

Verstärker 

Relais 

Anzeigelampen 

Nullgerät 
Temperaturanzeiger 
Regelwiderstand 
Kühlwassermantel 

Bild 5. Aufbau und ırkungs 
weise des optischen meter: 
»„Milliskop“. 


IIIJ,"r ram arn.N2c0 


- amn n 


steht links von a. Seine Strahlung wird mit einer rotier:> - 
den Lochscheibe wechselweise durch eine einzige infraro:- 
empfindliche Photozelle f mit der Lichtquelle c verglichen 
„ohne menschliche Schwächen”. Wenn die beiden Strahlor- 
gen ungleich sind, entsteht ein Wechselstrom, der zunäd:! 
nicht erkennen läßt, welche Strahlungsquelle die hellere :s‘ 
Es wird daher ein phasenempfindliches Nullinstrument ve 
wendet, das Größe und Richtung der Abweichung berde' ' 
Strahlungen erkennen läßt. Die hierbei auftretenden Ve: | 
gänge sind eingehend untersucht, ebenso die Einstellzeiter . 
es sind Erhitzungsgeschwindigkeiten von 1000 °Cjs eria 
bar. Relaiskontakte betätigen Signallampen und könrer 
zur selbsttätigen Steuerung von thermischen Vorgängen ve- 
wendet werden. Das Gerät ist für Temperaturen von 200 € 
aufwärts brauchbar. An Hand guter Bilder wird der tez- 
sche Aufbau des Milliskopes und sein betriebsmäßiger A> 
bau z. B. an Brennhärtemaschinen gezeigt sowie die Einr«t 
tung zur Einstellung des Meßkopfes, zur Spannungsgle:®- 
haltung u. a. m. — In einem weiteren Abschnitt sind die sto 
renden Einflüsse und ihre Ausschaltmöglichkeiten unte:- 
sucht und ferner die Anwendung, besonders beim Brennbä:- 
ten. — Die Temperaturmessung und Steuerung mit dem Mil. - 
skop bedeutet bei vielen Arbeitsvorgängen auch in der Mas 
senfabrikation neben einer Verbesserung der Wirtschattlid.- 
keit eine „Steigerung der Gleichmäßigkeit und Güte de: Er- 
zeugnisse”, Die Sicherheit der Fertigung wird erhöht ur: 
Ausschuß vermindert. Pr: 


ERBE, DE ERBEN 


t Vgl. a. ETZ 71 (1950) H. 13, S. 348. 


1, November 1950 


DK 621.317.785 


Eichung von Elektrizitäts-Meßgeräten. 


Nr. 5981 Stromwandler 
Gattung Klasse Form Zulassungsbezeichnung 
311 05 EDH 132 Si 
60 


Auf Grund des $ 952 Nr. 1 der Eichordnung vom 24. Januar 
1942 ist die von der Firma Purrmann&Herr G. m.b. H. 
in Wuppertal-Barmen hergestellte Wandlerbauart 
der Form EDH 132 zur Eichung unter der Zulassungsbezeich- 


nung = zugelassen worden. 


Braunschweig, den 15. März 1950. 


Nr. 5992 Elektrizitätszähler füreinphasigen 
Wechselstrom 


Gattung Form Zulassungsbezeichnung 
212 J6 212 
210 


Auf Grund des $ 933 der Eihordnung vom 24. Januar 1942 
ist de von der Compagnia Generale Contatori 
inMailand/Italien hergestellte Elektrizitätszählerbau- 
art der Form J6 als Großbereichzähler unter der Zulassungs- 
bezeichnung az zur Eichung zugelassen worden. 
Braunschweig, den 11. Mai 1950. 

Nr. 6002 Induktions-Elektrizitätszähler für 
einphasigen und mehrphasigen 
Wechselstrom 


Gattung Form Zulassungsbezeichnung 
212 
212 CG8 

197 

9 
212 CG9 air 
197 
D 
212 MG7 Ar 
161 


Auf Grund des $ 933 der Eichordnung vom 24. Januar 1942 
sind die von der Firma Paul Firhow Nachfgr. in 
Berlin hergestellten Elektrizitätszählerbauarten der oben- 
genannten Formen einschl. Nebenformen zur Eichung unter 
den angegebenen Zulassungsbezeichnungen als Großbereich- 
zahler in dem unten angegebenen Umfang zugelassen wor- 
den. 


Braunschweig, den 11. Mai 1950. 


Nr. 6013 Elektrizitätszähler füreinphasigen 
Wechselstrom 
Gattung Form Zulassungsbezeichnung 
212 W 13 A 
ZW 13 211 


Auf Grund des § 933 der Eichordnung vom 24. Januar 1942 
st die von den Siemens-Schuckertwerken Ak- 
tiengesellschaft in Nürnberg hergestellte Elek- 
trizitätszählerbauart der Formen W 13 und ZW 13 zur Eichung 


212 
as 


zähler in dem unten angegebenen Wmfang zugelassen wor- 
den. 


Braunschweig, den 11. Mai 1950. 


unter der Zulassungsbezeichnung als Großbereich- 


DerPräsident 
derPhysikalisch-Technischen Anstalt 
zuBraunschweig 


(zuständig für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland) 
i. V.Kornatz 


» Auszug aus Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) H. 4. 
? Auszug aus Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) H. 7 
3 Auszug aus Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) H 8. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


593 


Elektrowärme 


DK 621.365.2 


Induktives Umrühren in Lichtbogenöfen. [Nach Asea-J. 23 
(1950) H. 3/4 und Jernkont, Ann. (1949) H. 9.] 

Die elektrodynamischen Kräfte im Schmelzbad üblicher 
Lichtbogenöfen reichen erfahrungsgemäß nicht aus, um die 
in vielen Fällen wünschenswerte Badbewegung zu erzielen. 
Das Problem wurde vor einiger Zeit von L. Dreyfus da- 
durch elegant gelöst, daß unter dem Ofenboden mehrphasig 
gespeiste, sich gegenseitig überlappende Bodenspulen an- 
geordnet wurden. Diese bilden im Prinzip den Ständerteil 
und das Bad den Läuferteil eines Asynchronmotors. Aus 
leicht einzusehenden Gründen muß der Ofenboden aus un- 
magnetischem Material, z. B. aus austenitischem Stahl be- 
stehen. Die Frequenz des Wechselstromes wird unter Be- 
rücksichtigung der mit der Frequenz steigenden Verluste im 
Bodenbleh und des mit der Frequenz fallenden Umrühr- 
effektes mit einem optimalen Wert bemessen. 

Bisher wurden in Schweden 2 derartige elektrodynami- 
sche Umrührer installiert, der eine bei Hagfors Jernverk und 
der andere bei Surahammars Bruk. Die Ergebnisse sind viel- 
versprechend, u. a. konnten folgende Tatsachen nachgewie- 
sen werden: Das Umrühren scheint den Frischungsverlauf 
bei hohen und mittelhohen Kohlenstoffgehalten nicht zu be- 
einflussen. Dagegen wird bei der Herstellung von Stahl mit 
niedrigem Kohlenstoffgehalt leichter ein geringer Kohlen- 
stoffgehalt erzielt und gleichzeitig sowohl der Sauerstoff- 
gehalt des Stahles, als auch der FeO-Gehalt der Schlacke nie- 
driger gehalten als bei Anlagen ohne elektrodynamisches 
Umrühren. 

Die Schlacke kann leichter und vollständiger abgezogen, 
oxydierbare Verunreinigungen, wie P und Cr, wirksamer 
entfernt werden. Die Raffinierungsperiode kann durch die 
gesteigerte Badbewegung und die hierdurch verursachte er- 
höhte Reaktionsneigung zwischen Bad und Schlacke abge- 
kürzt werden. Gleichzeitig wird ein rascher Ausgleich der 
Temperatur- und Konzentrationsgradienten in der Schmelze 
sowie eine bessere Wärmeübertragung von den Lichtbögen 
zum Stahlbad erzielt. — Der Einbau elektrodynamischer Um- 
rührer hat sich bei den bisher damit ausgerüsteten Licht- 
bogenöfen als wirtschaftlich vertretbar erwiesen. Do 


DK 621.365 : 62.002.2 
Seitenwandprofile elektrischer Schmelzöfen. [Nah M.L.Fer- 
rand: Bull. Soc. franç Electr. 10 (1950) S. 75; 9 S., 4 B 

Die Arbeit gibt eine exakte Berechnung des Seitenwand- 
profiles elektrischer Schmelzöfen, was trotz des Fehlens ge- 
nauer zahlenmäßiger Unterlagen besser ist als das bisherige 
empirische Vorgehen. Der Verfasser hält aber Experimente 
für eine unentbehrliche Ergänzung der Berechnung. Gewisse 
Schlußfolgerungen weichen stark von veralteten Praktiken 
ab. Das gilt für die Form der Höhlungen, die häufig der 
hier empfohlenen entgegengesetzt ist, den geringen Nutzen 
der Vorwärmung und die geringe Bedeutung der Auswahl 
der Ausqußmasse, sofern man nur ihre Eigenschaften gui 
kennt. 

Die leitende Boden- und Wandauskleidung elektrischer 
Ofen wird häufig aus rechteckigen Blöcken aus amorpher 
Kohle hergestellt. Sie sind mit einer Kohlenpaste verfugt, 
in die achsial ein eiserner Stromleiter eingekittet ist, hohl 
oder massiv je nachdem, ob man ihn zur Kühlung ausnützen 
will oder nicht. Wenn sich die Ausgußmasse verfestigt hat, 
bleibt ein Schrumpfungshohlraum zwischen ihr und der In- 
nenwand, der von der Qualität der Masse, ihrer Vergußtem- 
peratur und von jener Temperatur abhängt, auf die der Koh- 
lenblock vor dem Vergießen gebracht wurde. Wenn der 
artverschiedene Leiter auf seine Arbeitstemperatur gebracht 
ist, muß dieser Schrumpfungsraum durch den Unterschied 
der Dehnbarkeit der beiden verwendeten Stoffe aufgehoben 
werden, was dadurch erleichtert ist, daß die Ausdehnung der 
Kohlenhülle dreimal kleiner ist, als die des Metallkernes. 
Um guten elektrischen Kontakt zu haben, nimmt man es hin, 
daß der metallische Kern im warmen Zustand einen Druck 
avf die umgebenden Wände ausübt. Da die Elastizität der 
amorphen Kohle nahezu Null ist, führen diese Drücke leider 
mit großer Wahrscheinlichkeit zum Aufsplittern der Seiten- 
wände der Höhlung und damit zu einem größeren ohmschen 
Widerstand des Bodens, der größer werden kann als der 
schlechte Kontakt „Kohle—Ausqußmasse”. 

Die Studie bestimmt rechnerisch, ausgehend von den 
geometrischen Abmessungen und den Elastizitätskoeffizien- 
ten, das Profil der Seitenwände der Höhlung so, daß die 


594 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 195: 


a  ——— 


äußere Ausgußseite sich stets genau an die innere Höhlungs- 
wand anlegt, ohne diese unzulässig auf Biegung zu beanspru- 
chen. Solche Profile heißen „Profile mit kompensierter Aus- 
dehnung”. Mu 


Hochspannungstechnik 


DK 621.311.1.015.34 


Messung atmosphärischer Uberspannungen in Netzen. [Nach 
M.Böckman: Tekn. T. 80 (1950) S. 309; 4% S., 13 B.] 

Zur Erfassung einer statistischen Verteilungskurve über 
die in schwedischen Hochspannungsanlagen auftretenden 
Beanspruchungen wurden automatische Meßstationen aufge- 
stellt, für die als wesentlichstes Instrument Kathodenstrahl- 
oszillographen mit mittelgroßer Beschleunigungsspannung 
(4 kV) und angebauter Kamera gewählt wurden. Jede die- 
ser Meßstationen wurde ferner mit einem Steilheitsindika- 
tor und einem Meßgerät zur Bestimmung der Amplitude 
und Beständigkeit der Überspannungen ausgerüstet. Als 
Indikator für das Auftreten von Überspannungen dienten die 
Zündungen in Ventilableitern, die mittels eines Rechenwerkes 
gezählt wurden. Um mit der Apparatur einen großen Bereich 
für die durch atmosphärische UÜberspannungen verursachten 
Ströme (z. B. 50... 20000 A) zu erfassen, wurde ein logarith- 
mischer Meßshunt verwendet. Die einzelnen Apparate wer- 
den eingehend erläutert. Die Spannungssteilheiten für die 
Indikatoren betrugen 100, 300 und 1000 kV/us. Die Steil- 
heitsindikatoren wurden ein Stück außerhalb der Stationen 
an der Leitung befestigt, damit sie nicht durch steile Wellen 
von Schalthandlungen beeinflußt werden. 

Mehr als 20 derartige vollständige Meßstationen liefer- 
ten in 2 Gewitterperioden rd. 200 Oszillogramme, von denen 
etwa 40% überwiegend positive Uberspannungen und etwa 
60° überwiegend negativ zeigen. Etwa 25% der Uberspan- 
nungen waren mehr oder weniger pendelnd. Der Aufsatz 
zeigt einige typishe Oszillogramme, die während einer 
Stunde in den Endstationen einer 70 kV-Leitung aufgenom- 
men wurden, und bringt auch Verteilungskurven über Strom- 
amplituden und Halbwertzeiten. 

Der Verfasser schließt nach der mathematisch-statisti- 
schen Auswertung der Meßergebnisse, daß ein Zusammen- 
hang zwischen Amplitude und Polarität, Amplitudenhalb- 
wertzeit oder Polaritätshalbwertzeit nicht nachgewiesen wer- 
den kann, daß dagegen viele Spannungsstöße die gleiche 
Form zeigen. Ferner wurde gefunden, daß etwa 35% der 
Überspannungen dreiphasig, 15% zweiphasig und 50% ein- 
phasig sind, wobei die meisten großen Stöße dreiphasig wa- 
ren. Schließlich wurde festgestellt, daß die Ströme durch die 
Ableiter mit der Systemspannung der Leitung steigen, wobei 
der Mittelwert der Ströme bei 70 kV Systemspannung et- 
wa 2!/g mal größer ist als bei 20 kV und ferner, daß steile 
Überspannungen nur sehr selten auftreten. 

Die Messungen lassen den Schluß zu, daß der durch die 
Normen vorgeschriebene 1|50 us-Stoß den Beanspruchungen 
durch steile Gewitterüberspannungen gut entspricht und daß 
die meisten Überspannungen gute Ventilableiter nicht ge- 
fährden. Do 


DK 621.316.54.064.1 
Die wiederkehrende Spannung bei Kurzschlußabschaltung 
im schwedischen Kraftnetz. [Nah P.E. Hammarlund u. 
O. Johansen: Asea's Tidn. 42 (1950) H. 1...2; 10 S., 9 B.] 

Im Jahre 1938 wurde in Schweden ein Kommitee zur 
Untersuchung von Schaltverläufen in Kraftnetzen gebildet, 
dessen Hauptaufgabe sein sollte, die im schwedischen Kraft- 
netz auftretende wiederkehrende Spannung zu erforschen. 
Die bei Kriegsausbruch unterbrochenen Arbeiten dieses 
Kommitees wurden im Jahre 1943 auf Initiative der Asea 
wieder aufgenommen. Die theoretischen und experimentel- 
len Entwicklungen sowie die Resultate der Untersuchungen 
wurden von P. E. Hammarlund in Nr. 189 der Svenska 
Ingenjörsvetenskapsakademiens Handlingar, Stockholm 1946, 
veröffentlicht. 

Der vorliegende Aufsatz bringt eine kurze Zusammen- 
fassung aus der genannten Veröffentlichung und außerdem 
einige später aufgekommene Gesichtspunkte über die Nor- 
mung der Prüfkreise für Schalter im Hinblick auf die wie- 
derkehrende Spannung. In der Arbeit des Verfassers wurde 
als Definition die Steilheit benutzt, während in mehre- 
ren ausländischen, vor allem französischen und schweizeri- 
schen Veröffentlihungen hervorgehoben wird, daß die 
Eigenfrequenz des Kreises Grundlage für die Definition sein 


sollte Nach Ansicht des Verfassers sind die in dem new 
schweizerischen Vorschlag über Schalternormen empio. 
lenen Eigenfrequenzen für die Prüfkreise bei versciedene 
Spannungen für die schwedischen Verhältnisse zu gerinc . 
Der Aufsatz bringt eine Tabelle über diese vorgeschlagene: 
Werte für die Eigenfrequenz und die auf Steilheit umgerec. 
neten Werte. Ä 
Die in Frankreich vorgeschlagene Formel für die Eige3 
frequenz für den Prüfkreis f = 50000/ V E Hz (E = Syster. ı 
spannung in kV) ergibt nach Ansicht des Verfassers für d- 
höchsten Spannungen für schwedische Verhältnisse zu ho}- 
Werte. Der Verfasser meint, daß man innerhalb der ver. 
schiedenen Spannungsklassen verschiedene Steilheitsseri:: 
haben sollte, wobei ein Schalter entweder mit der einen od+ 
mit der anderen Serie geprüft werden kann. Hierbei braud. - 
man an einen Schalter, der in einem Netz mit niedriger Ste. 
heit arbeitet, keine zu hohen Forderungen zu stellen ur 
könnte anderseits erreichen, daß zur Erfüllung höchster A:- 
sprüche hochwertige Schalter ausgewählt werden könnte- 
Eine derartige Klassifizierung würde für schwedische Netz: 
in denen die Steilheiten verhältnismäßig niedrig sind, e`- 
gute Lösung darstellen. Nur in wenigen Ausnahmefäl:: 
kommen hohe Steilheiten vor. Die ausschließliche Verw::- 
dung von hochwertigen Schaltern, mit denen höchste Ste 
heiten beherrscht werden können, muß als unwirtschaf:::: 
betrachtet werden. Da ` 


DK 621.311.1.9 
Schaltüberspannungen in großen Netzen. [Nach L. R.Be::- 
ström: Tekn. T. 79 (1949) S. 915; 8 S., 11 B.] 
Der Verfasser beschreibt Versuche, die im Jahre 1%- 
im Stadsfors-Kraftwerk mit einem Druckluftscalter f- 
200 kV durchgeführt wurden, und behandelt die Entsteh:’: 
von Überspannungen beim Leerabschalten von Leitun!' 
das Verhalten eines Drucluftschalters mit 8 Schaltelenir‘- 
ten sowie das Aufkommen von Rückzündungen. Es wei. 
Kathodenstrahloszilogramme über Rückzündungen ın ` 
nem direkt und einem über Petersenspulen geerdeten \:': 
gezeigt. Der Verfasser geht sodann auf die Entstehung v: 
Uberspannungen als Folge einer „Forcierung“ ein, we.” 
der Strom vor seinem natürlichen Nulldurchgang aqelo:“ 


wird, und behandelt schließlich. das Schalten induk''v. 
Last. Im Stapeldiagramm (Bild 6) sind die Ergebnisse :: 
ID" 
or a 
ka U 
2-127 E° 
é ô (2 erphasıger 
begrenzt durch $ en 
Stobfunken - 
strecke 
vs 
3- ODEN — me 
i 
2 A 
1 
(J 
0 = Are 
0 über Scholter ‘uber Schalter N uber Schotte 
'Lertung Spule Letug 

EZD Schaltstotion Scħoltstation Schc tstatar 

Bild 6. 


Uberspannungen beim Abschalten nach Versuchen im N.2'"" > 
; Stadsfors 1948. 


Versuche in Stadsforsen zusammengefaßt. Das D:əgice-” 
zeigt die höchste in einer Phase vorkommende Übeis’- ` 
nung, dargestellt durch den k-Wert (Quotient ats - 
höchsten aufgetretenen Spannung und dem Sceitr.“" 
der Phasenspannung). Der schwarze Teil stellt den k- ` 
für Schalter mit Dämpfungswiderständen dar. Die S':-" 
gruppe „A gilt für Abschalten einer leerlaufenden Le.' 
mit direkt geerdetem Nullpunkt. Während der Meir 
dieser Versuche waren nur 4 der 6 Schaltelementt ~' 


Schalters eingeschaltet. Die Längen der untersucdten i 


1. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


595 


tungen betrugen 72, 157, 239 und 480 km. Nur bei der 72 km 
langen (2 Rückzündungen) und bei der 239 km langen Lei- 
tung (1 Rückzündung) traten Rückzündungen ein. 
Stapelgruppe „B“ gibt den höchsten k-Wert bei einer 
Belastung der Leitung durch Drosselspulen gemäß der ge- 
zeigten Schaltung. Die Uberspannung der Drosselseite wur- 
de durh eine Stabfunkenstreke begrenzt (k = 3,5). Die 
Versuhe mit derartigen Abschaltungen wurden mit Dros- 
selspulenleistungen von 10 und 30 MVA ausgeführt, wobei 
infolge der geringeren Induktivität und des größeren Stro- 
mes bei den 30 MVA-Versuchen die UÜberspannungen be- 
deutend kleiner waren. Stapelgqruppe „C” zeigt die Ab- 
schaltung der leerlaufenden Leitung mit über Petersenspule 
geerdetem Nullpunkt. Es wurden zwei Leitungslängen un- 
tersucht. Die höchste Überspannung laq bei der einzigen 
Rückzündung, die auf der 138 km langen Leitung bei 


ErdshluB in der einen Phase eintrat. Die hohe Überspan- 

nung der Station beruhte auf Schwingungen des Erdpunk- 

tes. Do 
Fernmeldetechnik 


DK 621.395.3 (431./432) 
Entwicklung des Fernsprechbetriebes in der deutschen Ost- 
zone. [Nach E. Scheunert: Elektrotechn., Bln. 4 (1950) 
S. 157; 4 S., 6 B.) 

Vor dem Krieg war der Fernsprechverkehr in Deutsch- 
land zu etwa 90% automatisiert. Durch die weitgehenden 
Verluste an Vermittlungseinrichtungen infolge des Krie- 
ges, durch die Verlagerung der Verkehrsschwerpunkte und 
Behinderungen durch fehlende neue Vermittlungseinrichtun- 
gen, Leitungen, Sprechstellen und Ersatzteile verschlechterte 
sih der Fernspredhverkehr zunächst bedeutend. Jede Lei- 
tung ist gegenüber früheren Zeiten mit etwa der doppelten 
Anzahl von Anrufen belastet. Die starke Verkehrsüberla- 
stung wirkte sich besonders ungünstig auf den Fernverkehr 
aus. Hier wird wie früher versucht, die 'Ortsgespräche zu- 
gunsten einer Fernverbindung wieder zu unterbrechen. Die 
Beschaffung neuer Vermittlungseinrichtungen in der Ost- 
zone ist erst ab Mitte 1950 zu erwarten. Die alten Ämter in 
Dresden und Leipzig sollen überholt werden, und grund- 
sätzlich soll auch im Fernverkehr die Teilnehmerwahl durch- 
geführt werden. Vorläufige Verbesserungen wurden durch 
Vermehrung der Wählerwahl insbesondere überlasteter 
Gruppen durch Entnahme der letzten Reserven, durch Ver- 
mehren der Leitungen bei Sammelanschlüssen und durch 
Schaffen einer Aufschaltmöglichkeit für die Fernvermittlung 
erreicht. Man verspricht sich weitere Fortschritte durch die 
Modernisierung veralteter Systeme, durch die erweiterte 
Einführung des Selbstwahlferndienstes in geeigneten Be- 
zirken und den Einsatz von Fernwahleinrichtungen im Weit- 
verkehr. Für die Zukunft hat besonders der Motorwähler 
als Gruppenwähler für 4drähtige Durchschaltung von Fern- 
leitungen Bedeutung und bedarf auch im Ortsverkehr nur 
etwa des fünften Teiles an Wartung gegenüber den bisheri- 
gen Hebdrehwählern. Schließlich dürfte auch die vermehr- 
te Anwendung der Trägerfrequenzausnutzung der Fernlei- 
tungen zur Bildung neuer Sprechkreise und damit zur Ver- 
besserung des Fernsprechbetriebes in der Ostzone führen. 

l ts 


DK 537.311.1 
Geometrische Dimensionen und Widerstandsrauschen. [Nach 
A. Hettich: Frequenz 4 (1950) S. 14; 12 S., 11 B] 

Das gesamte Rauschen eines Widerstandes setzt sich aus 
dem „Selbstrauschen” und dem „stromerregten* Rauschen 
zusammen, die beide von der jeweiligen Temperatur des 
Widerstandes abhängig sind. Während das Selbstrauschen 
eines Widerstandes direkt durch die Wärmebewegung der 
Leiterelektronen zustande kommt, wird das stromerregte 
Rauschen erst wirksam, wenn ein Strom durch den Leiter ge- 
schickt wird. Bekanntlich ist das Selbstrauschen, wie Ny- 
quist gezeigt hat, nur von der Größe des Widerstandes 
und der Temperatur und nicht von der technischen Ausfüh- 
rung des Widerstandes abhängig. Das stromerregte Rau- 
schen läßt sich dagegen, wie der Verfasser zeigt, durch Wahl 
des Widerstandsmaterials und durch dessen geometrische 
Formgebung beeinflussen, so daß Widerstände für die bei 
dem Entwurf einer Gerätescaltung sich ergebenden Wi- 
derstands- und Stromwerte günstig bemessen werden kön- 
nen. 


Zur Berechnung des stromerregten Rauschens wird ein 
Ersatzschaltbild eingeführt, das aus Reihen- und Parallel- 
schaltung von zeitlich konstanten und zeitlich veränderlichen 
Widerständen besteht. Bei der Reihenschaltung von n glei- 
chen Widerständen ergibt sich, wenn wir die Rauschspannung 
eines einzelnen Widerstandes mit E, bezeichnen, die gesamte 


Rauschspannung zu Ear = E, V n. Für die Rauschspannung 


eines n-fachen Bündels parallelgeschalteter Widerstände 
wird aus der vorhandenen Stromverteilung die Beziehung 


E ap = E,/ Vn? abgeleitet. Der Verfasser zeigt dann, wie aus 
diesen Gleichungen die Größe des stromerregten Rauschens 
eines Widerstandskörpers bestimmt werden kann, wenn man 
sich den ganzen Körper in einzelne aus Reihen- und Parallel- 
schaltung von kleinsten Widerständen bestehende Volumen- 
abschnitte zerlegt denkt. Für die Abhängigkeit von der Länge 
L und dem Querschnitt Q des Widerstandskörpers wird dabei 
für die Rauschspannung E79 die Beziehung abgeleitet. 


L 
Eng — Epa“ V& 
Dabei stellt E 


spez das „spezifische Rauschvermögen” dar, das 


das stromerregte Rauschen eines homogenen Leiters von der 
Länge 1 und dem Querschnitt 1 angibt. Aus weiteren Be- 
rechnungen der Rauschspannung für allgemein geformte Kör- 
per läßt sich erkennen, daß eine Herabsetzung des strom- 
erregten Rauschens durch Vergrößerung der Widerstandsab- 
messungen möglich ist, und zwar wird die stromerregte 
Rauschspannung bei n-facher geometrischer Vergrößerung 
des Widerstandes n-mal kleiner. Als weiterer Vorteil ergibt 
sich bei der Vergrößerung der Abmessungen zusätzlich noch 
eine bessere Wärmeabfuhr, so daß die am Widerstand auf- 


.tretende Betriebstemperatur kleiner wird und damit für die 


größeren Dimensionen des Widerstandes eine weitere Ver- 
ringerung des Widerstandsrauschens vorhanden ist. 

In einem abschließenden Vergleich zwischen dem Selbst- 
rauschen und dem stromerregten Rauschen wird gezeigt, daB 
das Rauschen im Prinzip unabhängig von den geometrischen 
Veränderungen ist und daß sich die Verringerung des strom- 
erregten Rauschens nur durch die Herabsetzung der Strom- 
dichte bei Vergrößerung der Abmessungen ergibt. me 

ri 


DK 621.396.11 


Die Bodeninterferenzcharakteristik von Rundfunkwellen sehr 
niedriger Frequenz. [Nah K. Weekes: Proc. Instn. electr. 
Engrs. 97 III (1950) S. 100; 8 S., 5 B., 6 Tab.] 

Die ersten Untersuchungen über die Ausbreitung von 
Rundfunkwellen entlang der Erdoberfläche wurden im Jahre 
1925 für Entfernungen von 300 ... 1000 km durchgeführt. Die 
dabei erhaltenen Ergebnisse ließen auf Interferenz der Bo- 
denwelle mit einer reflektierten Welle schließen, für die die 
reflektierende Schicht in einer Höhe von etwa 75 km liegt 
(im Winter etwa 15 km höher). Der aus den Meßergebnissen 
ermittelte wirksame Reflexionskoeffizient betrug bei 400 km 
0,16 und stieg bei 635 km 
auf 0,42 an; dieser Wert 


20 
blieb dann bis zu den 
10 a) größten Entfernungen 
konstant. Bei späteren 


800 km Untersuchungen für Ent- 
fernungen von 80... 380 
km konnte auf eine Zir- 
kular polarisierte reflek- 
tierte Welle geschlossen 
werden bei einer Refle- 
800 km xionshöhe von 67 km und 
einem Phasensprung um 
x. Der Reflexionskoeffi- 
zient ergab sich dabei zu 
0,12. 

Zur Überprüfung der 
voneinander abweichen- 
den Untersuchungsergeb- 
nisse wurden in den Jah- 
ren 1947 und 1948 Mes- 
sungen über Entfernun- 
gen von 200 ... 800 km für 
eine Frequenz von 16 kHz 
durchgeführt, und zwar 
wurde ein Flugzeug be- 


200 400 600 


3 


S 


Empfangsintensitat » Entfernung 
S 


~ 
oO 
N 
me 


200 400 600 800 km 


Bild 7. Abhängigkeit der Empfangsinten- 
sität von der Entfernung vom Sender 
(Interferenzcharakteristik). 

a) Messungen im Sommer nit fester An- 
tenne und Peilantenne im Empfangs- 
maximum; 

b) Messungen im Winter mit „Peitschen”- 
Antenne; 

c) Messungen im Winter mit Peilantenne 
im Empfangsminimum. 


596 ; Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 1. November 18° 


nutzt, das radial vom Sender weg flog, wobei die Feld- 


1 de experimentell die Richtung der größten Energieverstärkur- 
stärke des Senders kontinuierlih auf einem Braunschen 


durch Aufnahme der Strahlungscharakteristik bestimmt, w 


Rohr angezeigt wurde. Um Verfälschungen durch die An- 
tennentype ausscheiden zu können, wurden verschiedene 
Antennen benutzt. Bild 7 zeigt die Meßergebnisse, wobei 
als Ordinate das Produkt Empfangsintensität mal Entfernung 
aufgetragen wurde, um den Einfluß der Entfernung auszu- 
gleichen. Das Minimum von c bei 535 km läßt darauf schlie- 
Ben, daß bei dieser Entfernung die reflektierte Welle in 
einer Ebene polarisiert ist. Da beim Maximum bei 365 km 
(Kennlinie b) Bodenwelle und Normalkomponente der re- 
flektierten Welle in Phase liegen und beim Minimum bei 
335 km (c) Bodenwelle und anomale Komponente, kann bei 
dieser Entfernung die reflektierte Welle nicht mehr in einer 
Ebene polarisiert sein. Eine zirkulare Polarisation der re- 
flektierten Welle kann nicht mit Sicherheit behauptet wer- 
den, da die Messungen die dazu nötigen kleinen Entfernun- 
gen nicht erfaßten. Die Höhe der reflektierenden Schicht 
errechnet sih zu 67 km bei einer Phasenänderung um z 


bei die Messungen für verschiedene Einfallwinkel der We': 


auf die erste Fläche 
des Prismas durchge- 
führt wurden. Eine 
Strahlung um die Kan- 
ten des Prismas wur- 
de durch eine Blende 
abgeschirmt, außer- 
dem wurde die Ener- 
gie an den äußeren 
Kanten des Prismas 
gegenüber der Mitte 
um 10 db abge- 
schwächt. Die auf die- 


se Weise experimen- 


tell gefundenen Wer- 
te wurden mit den 


P Prisma, L Linse, 
V Verstärker, Sch Kurvenschteiter. 
M Recteckwellen-Modulator, 


K Kıristall-Derer 


1 


S Sendr | 


Bild 8. Versuchsanordnung zur Untersud. 


bzw. zu 75 km ohne Phasenänderung. Der Reflexionskoeffi- aes. Bara\elplallenmetiumskusen 


zient bleibt bis 300 km konstant bei etwa 0,15, um auf etwa 
0,35 bei 500 km anzusteigen. Im Winter ist die Höhe der 
reflektierenden Schicht um etwa 7 km größer. Die vermut- 
liche Änderung der Polarisation der reflektierten Welle von 
zirkular bei 300 km auf linear bei 500 km kann vielleicht 
den Sprung in den Untersuchungsergebnissen für Entfernun- 
gen über 300 km erklären. Für Entfernungen unter 300 km 
decken sich die Ergebnisse im wesentlichen mit den früher 


nach der Theorie er- | 
rechneten Werten verglichen und ergaben für das Ha.;' 
maximum eine sehr gute Übereinstimmung (+ %° Abw- 
chung), während die Messungen für die Nebenmax:z.: 
1. Ordnung Abweichungen von 8... 12° von den theoret::* 
bestimmten Werten ergaben. Bei Einführung der endliù 
Dicke der Metallplatten in die thoretischen Überleguna-. 
und Formeln sank die Abweichung der Werte auf 3°. E: 
Vergleich der gemessenen und berechneten Werte für c- 


erhaltenen. Ba relative Energie in den austretenden Strahlen brachte e:z- 
gute qualitative Übereinstimmung der sich ergebenden RK. 
ven, während das bei den quantitativen Werten nod ne 

DK 538.566 der Fall ist. Bu 

Experimentelle Bestätigung der Theorie des Parallelplatien- 

mediums. [Nah C. A. Cochrane: Proc. Instn. electr. 

Engrs. 97 III (1950) Nr. 46, S.72; 5 S., 10 B., 1 Tab] Physik 


In Analogie zum optischen Gebiet der elektromagne- 
tischen Schwingungen, wo durch die Bredhung in einem 
Glasprisma (anderes Medium) Beugungserscheinungen ent- 
stehen, wurde von Carlson und Heins die theoretische 
Forderung aufgestellt, daß es möglich sein muß, im Gebiet 
der Mikrowellen mit Hilfe von Wellenleitern ein „Medium“ 
zu schaffen, das für diese Wellenlängen zu entsprechenden 
Beugungserscheinungen führt. Sie gingen dabei von der 
Überzeugung aus, daß die in einem Wellenleiter sich fort- 
pflanzende Hıo-Welle eine größere Phasengeschwindigkeit 
hat als im freien Raum. Diese theoretischen Überlegungen 
führten zu den von C. A. Cochrane beschriebenen expe- 
rimentellen Untersuchungen. 

Bei den Metallplattenlinsen besteht das brechende Me- 
dium aus einer Reihe von parallelen äquidistanten Metall- 
platten, deren Abstand zwischen A und 4/2 liegt. Fällt eine 
Welle, deren elektrischer Vektor parallel zu den Platten po- 
larisiert ist, auf die Kanten einer derartigen Plattenanord- 
nung, so wird zwischen den Platten eine Welle angeregt, die 


DK 621.314.65 : 537.5235 
Elektrodynamisch anomale Bewegungen von Lichtbögen !1 
Magnetieldern. [Nah S. Yamamura: J. appl. Phys - 
(1950) S. 193; 4 S., 6 B., 1 Taf.] 


Wie kürzlich an dieser Stelle berichtet!, treten be: ®:: 
Beobachtung des kathodischen Brennfleckes in Dampfg.e.T- 
richtern mit Quecksilberkathode elektrodynamisch anor.: ° 
Bewegungen auf. In der vorliegenden Arbeit berichtet Yè- 
mamura über eine Reihe von Versuchen, die er an vè 
schiedenen Metallen bei Variation des bewegenden Macut- 
feldes und des Druckes anstellen konnte. Danach ze :-” 
Bögen zwischen Cu, Fe, Ag, Al, Sn und Hg in bestımz. 
Druckfeldstärkegebieten eine elektrodynamisch anomaie Ft- 
wegung. Geht man. bei einer bestimmten Magnetfelds's : 
von einigen hundert Gauß mit dem Druck vom Normaic:. - 
aus nach unten, so wandert der Bogen zunächst in der e-i 
trodynamisch zu erwartenden Richtung. Die Wanderı::- 


der Hıo-Welle in einem rechteckigen Wellenleiter entspricht. geschwindigkeitn:77 
Da sich diese Welle mit einer Phasengesinwindigkeit fort- Ð mit abnehmer.:-- 
pflanzt, die größer als im freien Raum ist, kann eine derar- „8 wn A” n D Druck ab und ge: :- 
tige Plattenanordnung als brechendes Medium in einer Linse \® 8 8.8 b). etwa 250 Torr 2. 
benutzt werden. Die Theorie hierfür wurde von Carlson „u RR nn D Null. Bei diesem k 

und Heins entwickelt unter der Annahme, daß das Plat- 8 a? eo N DOS tishen” Druk w` 
tenmedium aus einer unendlichen Anzahl von Platten be- dert der Bogen be. <- 
steht, deren Widerstand und Dicke Null sind, und deren ST ELPELEILLE LO liegendem Magne':: 
Kanten eine unendliche Grenzebene des Plattenmediums dar- TTTIITTTITIITITTIITTITIPIIITE, nicht. Setzt Man ui 
stellen. Um die Frage zu klären, ob bzw. unter welchen er- Didi nah were: 

weiternden Bedingungen diese Theorie auch bei endlicher an | ab <o wandern. dr 
Plattendicke und endlichem Widerstand gilt, wurde ein Prisma Bild 9. Diflusionsvorgange und Ablenkung or 


gen in der elektis: 
namisch falschen È `- 
tung. Der krisi- 
Druk wächst mi! : 
nehmendem Magnetfeld. Bei C, Zn und Pb als Eiektrc. 
material ist zwar noch zu erreichen, daß der Bogen str! 
bleibt, die Bewegungsumkehr dagegen nicht mehr. 


Zur Erklärung der Erscheinungen betrachtet Yammer : 
die Diffusionsvorgänge der Elektronen vor der Kati - 
(Bild 9). Durch das senkrecht zur Zeichenebene anlıezr” 
Magnetfeld werden die Elektronenbäahnen der aus Ce: ° 
thode emittierten Elektronen nach rechts gebogen (a! 3 
rufen so die nach rechts gerichtete, elektrodynamıscd. 7 
male Bewegung des Bogens hervor. Wird der Drud 2 vi 
ger, die freie Weglänge also groß genug, daß die P.e:" 


vor der Kathode. 
a) aus der Kathode kommende Elektronen; 
b) Plasma mit lonen und Elektronen. 


aus parallelen Platten experimentell untersucht, dessen seit- 
liche Begrenzungsflächen den von der Theorie geforderten 
Ebenen entsprachen. Damit muß das Prisma wirken, als ob es 
aus zwei Beugungsgittern bestehe, die durch ein Wellen- 
leiter-Übertragungssystem verbunden sind. Weil die Grenz- 
flächen des Prismas wie ein Beugungsgitter wirken, ist mehr 
als ein austretender Strahl zu erwarten. Der Winkel zwischen 
den beiden Grenzflächen des Prismas betrug 15°. Das Prisma 
selbst bestand aus quadratischen Metallwaben und bildete 
somit einzelne Wellenleiter mit quadratischem Querschnitt. 
Der Abstand zwischen den Platten betrug 2 cm, was einem 
Brechungsindex von 0,6 bei einer einfallenden Welle von 
3,2 cm Wellenlänge entspricht. Die Größe des Prismas be- 
trug 60X60 cm für die Grenzfläche senkrecht zu den Platten. 

Die gesamte Versuchsanordnung ist in Bild 8 darge- 
stellt. Die einfallende Welle wird in einer Linse gerich- 
tet (60 cm Dmr.) Für die Kombination Prisma-Linse wur- 


I ETZ 71 (1950) H. 15, S. 407. 


. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


597 


elektronen (b) in nennenswertem Maße im Plasma und auch 
eitlich herausdiffundieren können, so werden die nadh links 
vandernden Elektronen vom Magnetfeld nach oben, die nach 
echts wandernden nach unten abgelenkt. Sie erleiden also 
ine Richtungsänderung, die um so größer ist, je mehr die 
reie Weglänge den Krümmungsradius der Bahnen überwiegt. 
ei der Bewegung nach oben gewinnen sie aber aus dem 
lektrischen Feld Energie, während sie im anderen Falle ge- 
ıen das Feld anlaufen und so Energie verlieren müssen. Die 
ıach links wandernden Elektronen können dank ihrer hö- 
eren Energie leichter ionisieren und bewirken damit eine 
’erlagerung der Strömfäden und damit der Bogensäule nach 
inks. Damit ist die anomale Bewegung zwanglos geklärt, 
ınd die Abhängigkeit des kritischen Druckes kann quantita- 
iv richtig errechnet werden. Dagegen ist der Materialein- 
luß noch schlecht zu fassen. Eu 


i 
4 ‘ 


DK 537.311.33 (061.3) 
lalbleiter-Tagung in Reading vom 10. bis 15. Juli 1950. 

Vom 10. bis 15. Juli fand in Reading (England) eine 
‘agung über die Eigenschaften der Halbleiter statt, die von 
'hysikern aus mehr als 10 Ländern besucht war. Die Mehr- 
ahl der Vorträge zeigte die großen Schwierigkeiten, denen 
ie Grundlagenforschung auf diesem Gebiet begegnet. Cha- 
akteristisch dafür war der Verlauf der Diskussionen nach 
en Vorträgen. In sehr vielen Fällen war die Mehrzahl der 
inwesenden nicht mit den Schlußfolgerungen einverstan- 
en, die der Vortragende aus seinen Ergebnissen zog. Im- 
ıerhin brachte eine Reihe von Vorträgen neue Ergebnisse, 
je als gesichert gelten können; über diese soll im folgenden 
'orzugsweise berichtet werden. 

N. F. Mott (Bristol) wies in seinem Eröffnungsvortrag 
uf die Schwierigkeiten in der Theorie der Halbleiter hin: 
ür die Aktivierungsenergie, die die Temperaturabhängig- 
.eit des Halleffekts und die optischen Eigenschaften bestim- 
ıen sollte, werden nach den verschiedenen Meßmethoden 
'ershiedene Werte gefunden; die Einflüsse der Oberflä- 
henterme und der Korngrenzen in den Kristallen sind theo- 
etish noch nicht befriedigend erfaßt. 

E. J. W. Verwey (Eindhoven) berichtete über oxy- 
ische Halbleiter. Die Oxyde der Übergangselemente, in de- 
en das Metall in einer bestimmten chemischen Wertigkeit 
'orkommt, sind schlechte Leiter (spezifischer Widerstand ọ = 
07,..1010Q cm), dagegen gute Leiter, wenn das Metall in 
rershiedenen Wertigkeitsstufen vorkommt. So ist Fe2O5 
in schlechter, dagegen FesO, = (Fe’t)s(Fe?t),O, ein guter 
.eiter (0 < 10-2 Q cm). Zwischen diesen Extremen läßt sich 
ede gewünschte Leitfähigkeit erzielen durch Einbau einer 
yassenden Menge eines nichtleitenden Oxydes gleicher 
struktur in das leitende; im Falle des Fe3O4 zum Beispiel 
lurch MgCrsO, das ebenfalls ein zweiwertiges und zwei 
lreiwertige Metallatome im Molekül enthält, jedoch nicht 
'ershiedene Wertigkeiten des gleichen Metalls. 

Eine andere Möglichkeit, Zwischenwerte der Leitfähig- 
seit zu erhalten, ist die Abweichung von der stöchiometri- 
chen Zusammensetzung des Oxyds. So enthält FeO, das 
)xyd des zweiwertigen Eisens, immer noch einen stöchio- 
netrischen UÜberschuß von Sauerstoff, zu dessen Absätti- 
jung ein Teil des Eisens in die dreiwertige Form übergeht, 
vofür eine entsprechende Anzahl von Plätzen der Metall- 
onen im Gitter freibleibt. Man hätte das etwa zu schreiben: 


Fe’tFe’t Fehlstelle) O. In quantitativ kontrollierbarer 
Weise werden schließlich gewünschte Leitfähigkeiten nach 
lem Prinzip der „controlled valency change“ hergestellt. 
Man baut zum Beispiel in das Gitter des nichtleitenden NiO 
ınter Hitzebehandlung LizO ein. In dem entstehenden Gitter 
werden entsprechend der Anzahl der eingebauten einwer- 
igen Li-Atome Ni-Atome in die dreiwertige Form überge- 
ıen, so daß man bei 10 Atom-% Li folgende Verbindung 


srhält: (Li, Ni”t_, Nit, O. Ein solcher Halbleiter be- 


sitzt eine spezifische Leitfähigkeit von 1 Q cm gegen 108 für 
reines NiO. Der Vortragende gab noch weitere Beispiele an, 
darunter auch die Titanate mit ihren statischen Dielektrizi- 
tätskonstanten bis zu 108, deren Leitfähigkeit ebenfalls durch 
gleichzeitige Anwesenheit von 3- und 4wertigem Titan zu 
erklären ist. 

G. Busch (Zürich) berichtete über die Eigenschaften 
des grauen Zinns. Dieses ist eine seltene Modifikation des 
Zinns, die Halbleitereigenschaften mit einer sehr geringen 
Aktivierungsenergie hat. Die Messungen werden dadurch 
erschwert, daß das graue Zinn bisher nur in Pulverform 


vorliegt. Sie werden so durchgeführt, daß das Pulver den 
Kern der Spule eines Schwingungskreises bildet; die Leit- 
fähigkeit wird aus den Verlusten in der Spule berechnet. 
Auffallend ist die starke Abhängigkeit des Widerstandes 
von Magnetfeldern. 

J. Volger (Eindhoven) berichtete über (Laa Sra) 


(Mott a Mn‘t ‚)Os. ein speziellesBeispiel der controlled 


valency change. Das Material ist ferromagnetisch mit einer 
Curie-Temperatur von 300 °C. Seine statische Dielektrizi- 
tätskonstante (bis zu Frequenzen von 104 Hz) ist etwa 3:105. 
Die elektrischen Eigenschaften (Leitfähigkeit, Leitfähigkeits- 
änderung im Magnetfeld) zeigen bei der Curie-Temperatur 
Sprünge. Der Einfluß der Korngrenzen auf die magnetischen 
und elektrischen Eigenschaften kann experimentell nachge- 
wiesen werden: Wenn man das Material in flüssiges Wachs 
taucht, so dringt dieses in die Spalten zwischen den einzel- 
nen Kristallkörnern ein und ändert z. B. die Dielektrizitäts- 
konstante. 


C. A. Hogarth (Reading) teilte mit, daß aus natür- 
lichen Bleiglanz-Kristallen Transistoren hergestellt werden 
konnten. Die Spannungsverstärkung erreichte maximal 150, 
Stromverstärkung wurde nicht erzielt. Der spezifische Wi- 
derstand des verwendeten Kristalls betrug etwa 1Q cm, 
die Beweglichkeit (R-o) etwa 350 cm?/Vs. Emitter- und Col- 
lector-Spitze bestanden aus Drähten von 0,05mm Dmr. und 
hatten einen Abstand von 0,05 mm. Beide Spitzen müssen 
gute Gleichrichtereigenschaften haben. Die Frequenzabhän- 
gigkeit ist ähnlich wie beim Germanium. Im richtig gerich- 
teten Magnetfeld verbessert sich der Effekt. Die verwende- 
ten Kristalle alterten im Laufe einiger Wochen; ihre Wirk- 
samkeit konnte durch Abschaben der Oberfläche oder Erhit- 
zen im Vakuum wieder hergestellt werden. Versuche an 
künstlichen PbS-Kristallen verliefen im wesentlichen ne- 
gativ. 


W. Shockley (Bell Telephone) gab eine anschau- 
liche Theorie der Halbleitung in Silizium und Germanium 
unter besonderer Berücksichtigung der Transistoreigen- 
schaften. Später referierte er eine Arbeit von G. W. Ca- 
stellan und F. Seitz (Urbana) über die Energiezustände 
von Verunreinigungen in Silizium. Danach soll die Aktivie- 
rungsenergie von der Dichte der verunreinigenden Atome 
und nicht von der Dichte der freien Leitungsträger abhän- 
gen. Theoretische Deutungen, insbesondere für den Über- 
gang vom isolierenden zum metallisch leitenden Zustand 
sind zur Zeit noch nicht möglich. 


K. Lark-Horovitz (Purdue) berichtete über die 
Veränderungen, die in einem Halbleiter durch Beschuß mit 
Neutronen hervorgerufen werden. Im Germanium bewir- 
ken langsame Neutronen eine Umwandlung einzelner Ger- 
maniumatome in Arsen- und Galliumatome unter Bevorzu- 
gung des letzteren Prozesses. Da die Bestrahlungszeit, Neu- 
tronendichte und Wirkungsquerschnitte bekannt sind, kön- 
nen die elektrischen Eigenschaften mit zunehmendem Gal- 
liumgehalt quantitativ verfolgt werden. Es ergibt sich gute 
Übereinstimmung mit der Theorie. Schnelle Neutronen be- 
wirken nur in geringem Maße Kernumwandlungen, stören 
aber den Gitteraufbau, indem sie Germaniumatome aus ih- 
ren Gitterplätzen herauswerfen. Der Effekt der schnellen 
Neutronen ist daher durch Erhitzung rückgängig zu machen. 
Grundsätzlih bietet das Einbringen von Germanium in 
einen Neutronenstrom die Möglichkeit, die Dichte des Neu- 
tronenstromes zu messen, also ein Neutronen-Fluxmeter zu 
schaffen. 

R.L. Sproull (Cornell) schilderte eine Methode zur 
Herstellung von Einkristallen aus Bariumoxyd. Die Kri- 
stalle sind Halbleiter mit einer Aktivierungsenergie von 


0,6..0,87 eV. Zwischen 2500 und 3500 A wird lichtelektri- 
sche Leitfähigkeit gefunden. 


R. W. Pohl (Göttingen) gab eine Deutung lichtelektri- 
scher Messungen an Alkalihalogenid-Kristallen, insbeson- 
dere über deren Temperaturabhängigkeit. Versuche über 
Bestrahlung mit a-Teilchen ergaben, daß solche Kristalle als 
Kristallzähler für Kernpartikel brauchbar sind. 


E. W. I. Mitchell (Bristol) berichtete über Versuche, 
die Anregungsenergie in Halbleitern durch direkte Messung 
des Kontaktpotentials zu bestimmen. Die Messung geschieht 
durch Bombardierung mit Elektronen definierter Geschwin- 
digkeit, wobei die Halbleiterprobe in einem metallischen 
Schutzgehäuse mit definiertem Potential untergebracht 
wird. In einem weiteren Vortrag_brachte der Vortragende 


598 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 19 


En 


eine Theorie des latenten photographischen Bildes, die an 
Versuche aus dem Göttinger Institut (Petroff) anschloß. 

H. Krebs (Bonn) berichtete über röntgenkristallogra- 
: phishe Aufnahmen an Selen. Danach kristallisiert Selen 
entweder in Achterringen oder in sehr langen Ketten, die 
bei der Kristallisation auf Kosten des amorphen Materials 
wachsen, Verunreinigungen katalysieren die Kettenbildung. 
— Die Herstellung des schwarzen Phosphors, einer halblei- 
tenden Modifikation, ist gelungen. 

B. Vodar (Paris) sprach über Messungen an sehr dün- 
nen aufgedampften Metallschichten. Bei Messungen in sehr 
gutem Hochvakuum haben solche Schichten einen höheren 
Widerstand, als nach den geometrischen Daten zu erwarten 
wäre, und die Abhängigkeit zwischen Widerstand und Tem- 
peratur wird halbleiterähnlih. Als Anwendung ließe sich 
ein Widerstandsthermometer für sehr tiefe Temperaturen 
denken. Bei 4 °K beträgt die Widerstandsänderung 1000% 
je °C. 

W. Ehrenberg (London) berichtete über Versuche, 
isolierende Stoffe durch Elektronenbeschuß leitend zu ma- 
chen. Die Ergebnisse widersprechen den theoretischen Erwar- 
tungen. Beispielsweise zeigt Glimmer, ein Kristall, keine 
Leitfähigkeit, dagegen Arsensulfid, ein amorpher Körper, 
gute Leitfähigkeit. Wider Erwarten sind die Effekte bei tie- 
fen Temperaturen geringer. 

J. Hirsch (London) berichtete über eine experimen- 
telle Möglichkeit, Temperaturabhängigkeiten von Wider- 
ständen bei Temperaturen zu messen, bei denen der Halb- 
leiter bereits chemischen Veränderungen unterworfen ist. 
Dazu wird der Halbleiter auf eine dünne Glimmerschidt 
aufgedampft, die von der anderen Seite mit Platin bedampft 
wird. Durch einen kurzzeitigen starken Strom durch das 
Platin wird die Temperatur mit einer Geschwindigkeit von 
5000 °C/s verändert. Die Erhitzung und Abkühlung findet 
also in so kurzer Zeit statt, daß noch keine chemische Ver- 
änderung vor sich gehen sollte. Mit einer solchen Anordnung 
wurde die Temperaturabhängigkeit des Widerstandes an 
Bleisulfid untersucht. 

R. A. Smith (T. R. E.) berichtete über Untersuchungen 
an Sulfiden, Seleniden und Telluriden, insbesondere denen 
des Bleis. Es zeigte sich, daß die lichtelektrische Leitfähig- 
keit im Ultraroten, die diese Stoffe für die Praxis inter- 
essant machen, weder mit der Aktivierungsenergie, die aus 
der Temperaturabhängigkeit des Widerstandes bzw. des 
Halleffektes hervorgeht, noch mit der langwelligen Grenze 
der Absorption in direktem Zusammenhang steht. Die licht- 
elektrische Leitfähigkeit hängt in entscheidender Weise vom 
Sauerstoffgehalt ab. 

Im Anschluß an die Tagung wurde eine Ausstellung ge- 
zeigt, in der Apparaturen aus dem Readinger Institut und 
aus der Industrie vorgeführt wurden. Von besonderem In- 
teresse waren die Germanium-Dioden, -Trioden und -Tetro- 
den, ein zweistufiger Gleichstromverstärker mit Kristall- 
trioden und ein Gaußmeter, das den Halleffekt im Germa- 
nium zur Messung der magnetischen Feldstärke benutzt. 

Die ausgezeichnet organisierte Tagung wurde ergänzt 
durch Besichtigungen der Forschungsstelle in Aldermaston 
Court, einem Gemeinschaftsunternehmen mehrerer englischer 
Firmen der Elektroindustrie, und des Physikalischen Insti- 
tuts der Universität Oxford. H. Müser 


Magnetismus 
DK 621.825 : 621.318 


Elektrisch steuerbare Thixotrope. [Nach H. E. Hollmann: 
Technik, Blin. 5 (1950) S. 173; 4 S., 6 B.] 
Unter Thixotropie versteht man die Eigenschaft be- 
stimmter Stoffe, ihren Aggregatzustand isothermisch inner- 
halb bestimmter Grenzen ändern zu können, also sich bei- 
_ spielsweise vom flüssigen Zustand in einen verhältnismä- 
Biq festen verwandeln zu können und umgekehrt. In der 
letzten Zeit wurden neuartige Thixotrope bekannt, deren 
Konsistenz oder Zähigkeit sich durch Einwirkung magne- 
tischer oder elektrischer Felder weitgehend ändert, woraus 
sich infolge der willkürlich steuerbaren Vorgänge große 
technische Anwendungsmöglichkeiten ergeben. Am be- 
kanntesten ist das sogenannte magnetische Ol aus einer 
Mischung von hochpermeablem Eisenpulver und DI in kol- 
loidaler Verteilung!. 
Dieses magnetisch steuerbare Thixotrop wurde be- 
kanntlich in den USA in Form einer Kupplung angewendet, 


ETZ 71 


! Vgl. Harnisch: 
(1950) H 14, S 371. 


Magnetische Flüssigkeitskupplungen. 


die starke Drehkräfte mit verhältnismäßig ecdhwade: 
Elektromagneten übertragen kann. Eine Kraftwagen 
kupplung erfordert nur etwa 35 W, also nicht mehr as 
eine Scheinwerferlampe. . | 


Ein Gegenstück zu der magnetischen Thixotropie ist di: 
elektrische. Sie beruht auf dem Johnson-Rahbeck- 
Effekt, der Wirkung einer hohen elektrischen Feldstärke 
zwischen einem Halbleiter, etwa Solenhofer Schiefer ode: 
Achat, und einer aufliegenden Metallelektrode. Durch Span- 
nungen von einigen 100 V wird die Elektrode mit grofe: 
Kraft gegen den Halbleiter gepreßt. Auch mit diesem Prin- 
zip wurde eine elektrische Kupplung gebaut, die für Grot- 
lautsprecher erprobt wurde, jedoch wegen ihrer Empfin- 
lichkeit gegen Verschmutzung und Abnutzung in der Praxis 
kaum verwendet worden ist. Das einfachste elektrostatisc: 
Ol ist eine Mischung von Mehl in Petroleum, Parafin 
oder Transformatorenöl. Noch wirksamer ist eine Susper 
sion von Magnesiumoxydpulver in Silikonöl. Zwischen dei 
Erscheinungen im magnetischen und elektrischen Feld be 
stehen weitgehende Analogien, doch wird die Wirkur: 
der elektrischen Thixokupplung durch die Durchschlag:- 
festigkeit begrenzt. Während für die magnetische Thixokupr- 
lung wegen der geringen Steuerleistung und kleinen Träc- 
heit eine weite Anwendung zu erwarten ist, dürfte de 
elektrishe Thixokupplung vielleicht im Instrumentenhai 
brauchbar sein. ts 


DK 538.113.114 
Zur Kenntnis des ferro-paramagnetischen Ubergangsgebietes 
p $ Fraunberger: Z. Naturforsch. 5a (1950) S 


Der bei der sog. Curietemperatur mit wachsender Ter- 
peratur vor sich gehende Ubergang vom Ferromagnetismu: 
zum Paramagnetismus ist noch immer sehr umstritten, wobe: 
zur Diskussion steht, ob dieser Ubergang unstetig oder :: 
einem Temperaturintervall erfolgt und ob der von hohen z. 
tiefen Temperaturen extrapolierte paramagnetische Curie 
punkt oder der von niedrigen zu höheren Temperaturen sid 
ergebende ferromagnetische Curiepunkt die wahre Tempe- 
ratur des Überganges, d. h. des Verschwindens oder En't- 
stehens der spontan magnetisierten, den Ferromagnetismus 
kennzeichnenden Elementarbereiche ist. 


Mißt man den Hochfrequenzwiderstand ferromagneti- 
scher Stoffe, so kann man mit Hilfe des Hauteffektes der 
Gang der Permeabilität im Bereich sehr kleiner Feldstärke: 
unter Ausschluß der irreversiblen Magnetisierungsprozesse 
durch die Wahl hinreichend hoher Frequenzen bestimmen. 
Derartige Messungen wurden von Fraunber ger be 
Nickel zwischen 350 und 550 °C ausgeführt. Der Verfasse: 
zieht aus seinen Ergebnissen den Schluß, daß der sog. patè- 
magnetische Curiepunkt die Temperatur darstellt, bei de 
die spontane Magnetisierung der Elementarbereiche ver- 
schwindet, und daß der als ferromagnetischer Curiepunkt be- 
zeichnete Anomalienpunkt bei etwas tieferen Temperaturer 
zwangsläufig aus der Annahme folgt, daß die Konstante de 
Weißschen Molekularfeldes im Anomalienpunkt anste:r 
Dies Ergebnis folgt auch aus Rechnungen von Jellina- 
haus und Shledhtweg!l Sykes und Wilkinso®r 
und von Stoner’. 

Fbah 


Chemie 


DK 620.197.2 : 669.71 


Elektrolytische Oxydation von Aluminium und seinen Legie- 
rungen. [Nach M, Jos. Patrie: Bull. Soc. franç. Électr :` 
(1950) S. 84; 11 S., 13 B.] 

Veränderungen der Oberfläche von Aluminium und se: 
nen Legierungen durch Elektrolyse gehören zu den indz- 
striell interessantesten und bedeutendsten Oberflächente 
handlungen. Eine grundlegende Arbeit hierzu war die vo: 
Saint-Martin, 1911, über die elektrolytishe Oxydat:o: 
im Schwefelbad.. Bengough und Mitarbeiter untersud:e: 
1923 die Schutzwirkung einer Oxyddecke unter Verwenden: 
von Chromsäure. Setoh und Miyata haben besonden 
die Vorzüge von Oxalsäure herausgestellt. Behandlung m 


~ 


t Ann. Phys. 2 (1948) S. 161. 
! Proc. phys. Soc., Lond. 50 (1938) S. 834. 
® Phil. Mag. 22 (1936) S. 81. 


E November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


599 


schwefelsäure bewirkt für organische Farbstoffe sehr ab- 
‚orptionsfähige, durchscheinende Oxydscdichten, für Zier- 
weke geeignet. 

Die genannten Bäder sind die verbreitetsten. Alle damit 
:rreichten Verwendungen von Aluminium beruhen auf drei 
ımundlegenden Eigenschaften des „Filmes’, nämlich der che- 
nishen und elektrishen Widerstandsfähigkeit und dem 
\bsorptionsvermögen für Farben, Firnisse, Ole, Wachse usw. 
Außer den Bädern sind wichtig die Konzentration der Säure, 
ie Temperatur und die Oxydationsbedingungen. Die Stu- 
ie von Patrie will die Bedeutung eines jeden dieser Fak- 
oren innerhalb des Mechanismus der Schichtbildung klarstel- 
en, und das insbesondere bei den Faktoren, die man zur 
'rzielung einer dem gesuchten Zweck dienlichen Oxydscicht 
m Schwefelbad veränderlich machen muß. 

In dem Mechanismus der Schichtbildung sieht ein Teil 
er Forscher komplexe Erscheinungen chemischer und elektro- 
hemischer Reaktion, überlagert von elektrischen Erscheinun- 
en, die meisten sehen in der Schichtbildung ein einfaches 
'rgebnis der Reaktion zwischen dem Grundstoff Aluminium 
nd dem Sauerstoff in statu nascendi. Am Aluminium bildet 
ich eine isolierende anodische Oxydhaut von 0,1 u. und da- 
ait eine Polarisierung, die als das Ergebnis der Entladung 


on Sauerstoffionen auf der Elektrode (2 Alt*t+307 
+ Ale O2) anzusehen ist. Das Wachstum dieses Häutchens 
st mit zwei einander entgegenwirkenden Vorgängen ver- 


nüpft. Die O” Ionen vermögen das isolierende Häutchen 
u durchdringen und mit der das Aluminium oxydierenden 
Nirkung sich zu entladen. Die der lonisation entgegenwir- 
ende Reaktion sucht das Oxydhäutchen aufzulösen, zer- 
tört seine Gleichmäßigkeit und macht es porös. Dadurch wird 
ber sein Wachstum durch Widerstandsverminderung und 
esseren Stromdurchgang verbessert. 

Die Dichte der Schicht ist begrenzt a) durch die Strom- 
urchlässigkeit, d. i. die oxydierende Wirkung des Bades, 
) durch die Aluminium auflösende Wirkung. Die Dicke der 
)xydationsschicht hängt von der Oxydationszeit ab. 

Weiter folgt eine Betrachtung der verschiedenen mögli- 
hen Fälle des Oxydationsvorganges. Zuerst kommt der 
‘all, in dem während der Oxydation eine sehr feste und zu- 
erlässig stark isolierende Schicht entsteht. Alkalische Phos- 
hate, Bikarbonat, Nitrat und Bor kommen als Bäder in 
‚etracht. Diese sehr dünnen Decken sind von besonderem 
nteresse für die Fabrikation elektrolytisher Kondensato- 
en. 

Im zweiten Falle erreicht eine mehr oder minder poröse 
dicht eine beträchtliche Dicke. Dieser Fall ist der prak- 
sch wichtigste. Solche Schichten werden für zahlreiche An- 
rendungen verlangt, z. B. für Verzierung und Dekoration, 
um Schutz gegen Korrosion, für elektrische Isolierzwecke 
nd als Schutz gegen mechanische Abnützung. Man arbeitet 
it Bädern, die eine gemäßigte Auflösungskraft für das Alu- 
inium haben. Da die Aufnahmefähigkeit für organische 
arbstoffe von der Porösität der Oxydschicht stark abhängt, 
jrd hierüber ausführlich gesprochen. Für bestimmte An- 
vendungen braucht man elektrishe Widerstandsfähigkeit 
nd Abreibefestigkeit, z. B. für die Träger von Rheostaten, 
ıduktionsspulen, Motorkolben, d. h. sehr dichte und mög- 
ihst wenig poröse Deckschichten. Für die Messung der 
lärte und des Abnützungswiderstandes werden Beurteilungs- 
ıaßstäbe und Methoden entwickelt. Elektrisch isolierende 
)xydschichten auf Drähten und Bändern dürfen nicht von 
er vorigen Art sein, sondern biegsam, und man muß des- 
alb Wechselstrom anwenden, hohe Stromdichten und eine 
as Aluminium stark angreifende chemische Wirkung. Dafür 
vird eine neue Methode geschildert. Mu 


Werkstatt und Baustoffe 


DK 621.315.616.9 


Neichgemachtes Polyvinylclorid als Leitungsisolierstoff. 
Nah W. Birnthaler: Kunststoffe 39 (1949) S. 301.) 

Die leitungsherstellende Industrie hat in Deutschland 
'ereinzelt schon vor rd. 15 Jahren die ersten Versuche mit 
’olyvinyldÄlorid (PVC) als Isoliermittel unternommen. Durch 
ie hemmenden Einflüsse der Kriegs- und Nachkriegszeit hat 
iber die PVC-Leitung beim zivilen Verbraucher erst seit etwa 
948 in größerem Umfange Eingang gefunden. Der Verfasser 
tat sich zur Aufgabe gemacht, die im Hinblick auf Fertigung 
ınd Eigenschaften von PVC-Leitungen interessierenden Ein- 
:elheiten zusammenfassend darzustellen. Die PVC-Leitung 
st besonders geeignet für die Installation von Innenräumen 


und Fahrzeugen sowie für die Verdrahtung von Geräten, 
Schaltanlagen usw. Als besondere Vorteile werden hervorge- 
hoben: Unbrennbarkeit, Alterungsbeständigkeit, hohe mecha- 
nische und chemische Widerstandsfähigkeit, glatte Oberflä- 
che, gute Färbbarkeit und das Entfallen eines Leiterschutzes, 
da eine Wechselwirkung zwischen Isolierhülle und Kupfer- 
leiter nicht besteht. 

Im Gegensatz zu den meisten anderen synthetischen Iso- 
lierstoffen entfaltet PVC erst bei hohem Weichmacherzusatz 
(rd. 30 Teile Weichmacer, 70 Teile PVC) seine volle Lei- 
stungsfähigkeit. Zwischen den Auswirkungen von Weich- 
macherzusatz und Temperaturerhöhung bestehen weitgehen- 
de Analogien. Hinsichtlich Bruchfestigkeit und Wärmedruck- 
festigkeit (die mit zunehmender Temperatur abnehmen) hat 
PVC ausreichende Reserven, so daß das Material Betriebs- 
temperaturen bis zu 80 °C ausgesetzt werden kann. Die Ab- 
nahme von Kältefestigkeit und Dehnung mit fallender Tem- 
peratur verbietet im allgemeinen eine Beanspruchung der 
Leitung durch Biegung und Schlag unterhalb —20 bzw. —5 °C. 
Eine Hauptaufgabe der Entwicklung war es, Mischungen zu 
finden, die gute elektrische Werte und ausreichende Kälte- 
festigkeit vereinen, da sich beide Eigenschaften abhängig vom 
Weichmacergehalt gegenläufig bewegen. Verschiedene Prüf- 
methoden zur Ermittlung der Kältefestigkeit werden erörtert. 
Weiter wird eine einfache Beziehung für den Zusammenhang 
„Weichmacergehalt — spezifischer Widerstand” angeführt. 

Die hohe Durchschlagfeldstärke des weihgemachten PVC 
(20 ... 50 kV/mm) kann nur für Leitungstypen ausgenützt wer- 
den, die nicht strombelastet sind (Zündleitungen, Leuchtröh- 
renleitungen, Röntgenkabel usw.); Grund hierfür ist der 
relativ hohe dielektrische Verlustfaktor besonders von wei- 
chen Mischungen, der außerdem mit zunehmender Tempera- 
tur stark ansteigt. Emulgatorfreie PVC-Sorten (z. B. Vinnol) 
sind im weichgemachten Zustand sehr wasserunempfindlich, 
dagegen zeigen Mischungen mit emulgatorhaltigen Marken 
(Igelit, Vestolit) eine sehr merkliche Wasseraufnahme, die in 
gewissen Grenzen auch noch durch Art und Menge des Weich- 
machers beeinflußt wird. Während man mit emulgatorfreiem 
PVC Leitungen herstellen kann, die selbst für Betrieb unter 
Wasser geeignet sind, können Mischungen mit emulgatorhal- 
tigem PVC bei ungünstig gewählten Weichmachern so was- 
serempfindlich sein, daß damit isolierte Leitungen bei länge- 
rem Liegen unter feuchtem Putz durchschlagen. Durch die 
Untersuchungsergebnisse ist belegt, daß ohne besonderen 
Aufwand Leitungen hergestellt werden können, die bei be- 
liebig langer Feuchtigkeitseinwirkung die dem trockenen 
PVC eigene hohe Durchschlagsfestigkeit beibehalten und 
zwar sowohl unter Wechsel- als auch unter ang 

i 


Verschiedenes 


Tagung „Wirtschaftsgut Wärme“. — Wir müssen nicht nur 
unser täglich Brot achten, sondern auch die Energie, derer 
wir alle zum Leben bedürfen. Die wichtigste Energie- 
form ist die Kohle. Die Erde enthält davon zwar einen 
Vorrat, der bei dem heutigen Verbrauh für Jahr- 
tausende genügt, aber die leicht zugänglichen, also billig 
zu gewinnenden Vorkommen sind nicht so reichlich vor- 
handen, eine rationelle Wärmewirtschaft ist also dringend 
geboten. — Das sind die Grundgedanken der Berliner 
Tagung „Wirtschaftsgut Wärme“, die anläßlich der Deut- 
schen Industrieausstellung am 2. und 3. Oktober abgehalten 
wurde. Schon die Organisation dieser Veranstaltung, von 
rund 1000 Teilnehmern besucht, war bemerkenswert. Im 
voraus waren Abdrucke der Fachvorträge verteilt worden, 
so daß die gesamte Tagungszeit für Aussprachen zur Ver- 
fügung stand. 

Dr.-Ing. habil. E Schulz belegte eingangs die Not- 
wendigkeit, wirtschaftliher mit dem Kohlenvorrat umzu- 
gehen. Der Ausschuß für Wärme- und Kraftwirtschaft hat 
bei einer großen Zahl von Betriebsuntersuchungen festge- 
stellt, daß im Mittel bei gleichbleibender Produktion allen 
Energieverbrauchern eine Einsparung von 8% möglich ist 
(d. i. jährlich eine Monatsförderung an Kohlen!). Mit gerin- 
gen Anlageverbesserungen kann diese Zahl auf 12... 14%o 
erhöht werden. Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Er- 
hard griff diesen Gedanken auf und bezifferte die allein 
an Wärme- und Energiekosten von unserer Wirtschaft ein- 
zusparende Summe auf jährlich etwa 500 Millionen DM. 

Nach einigen anderen Ansprachen begann das mit 
Spannung erwartete Rundgespräch, bei dem Prof. D. Dr. 
Thielecke das Sparsamkeitsprinzip in geisteswissen- 


600 


schaftlicher, Prof. Dr. Strugger in naturwissenschaftlicher 
und Dr. F. Reuter in wirtschaftlicher Hinsicht beleuchte- 
te. Trotz der verschiedenen Disziplinen ergab dieses Ge- 
spräch Übereinstimmung in der Grundidee, haushälterisch 
mit den Naturvorräten umzugehen. Neben die Verantwor- 
tung für den im Produktionsprozeß stehenden Menschen 
tritt diejenige gegenüber dem Stoff. Eine rationelle Ener- 
giewirtschaft ist aber auch bedeutsam für die Konkurrenz- 
kraft, denn die Energie ist bei fast allen Produkten ein er- 
hebliher Kostenfaktor. Die sparsame und wohlgeordnete 
Verwendung der Materie ist schließlich auch ein eindrucks- 
voller Beweis des menschlichen Geistes und ein symboli- 
scher Ausdruck für die geistige Linie des Ingenieurberufes. 
Dr. Jaroschek, der die Diskussion leitete, trat dem 
Standpunkt entgegen, ein solcher Unterbau einer energie- 
wirtschaftlichen Tagung sei wirklichkeitsfern und bringe 
dem praktischen Fortschritt wenig Nutzen. Er vertrat die An- 
sicht, daß gerade der Energiewirtschaftler eines großen in- 
neren Verantwortungsgefühls bedarf, weil er den Erfolg 
seiner Sparsamkeit nicht so unmittelbar sieht wie der Fer- 
tigungsingenieur. 

Nach einer Aussprache über die „Wärmewirtschaft als 
Kostenfaktor* und „Zweck und Wert systematischer Be- 
triebsuntersuchungen“ wurde die Rolle des Faktors Mensch 
in der Wärmewirtschaft erörtert. Besonders im Zusammen- 
hang mit der Rationalisierung darf man die menschlichen 
Schwächen (Faulheit, Eitelkeit, Geiz und Trägheit) nicht ver- 
gessen. Sie treten nicht nur beim Arbeiter, sondern auch 
beim Verantwortlichen auf und wirken sich hier besonders 
nachteilig aus, weil von seinen Entscheidungen der Fluß und 
das Tempo der Rationalisierungsmaßnahmen abhängen. Oft 
funktioniert der Unternehmer, der ein Kaufmann oder ein 
Produktionsfachmann ist, in der Wärmewirtschaft als „ober- 
ster Laie“. In demselben Maße, in dem der Mensch durch 
Maschinen und Apparate von körperlicher Arbeit entlastet 
wird, steigen die Anforderungen an seine Intelligenz. Es 
lohnt sich für den verantwortlichen Leiter, dem nicht leicht 
und nicht schematisch lösbaren Problem des Leistungs- 
lohnes Zeit zu widmen. 

Der zweite Tagungstag wurde mit Ausführungen über 
die zukünftige Energiewirtschaft ausgefüllt. Der Präsident 
des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung, Bürger- 
meister Dr. Friedensburg, kennzeichnete die Entwick- 
lung dahingehend, daß der Anteil der Kohle an der gesam- 
ten Energieerzeugung zurückgeht (1913: 74/0; 1950: 50%/o). 
Dabei ist aber die absolut geförderte Kohlenmenge im gro- 
Ben gesehen gleich geblieben; vor allem die flüssigen Kraft- 
stoffe haben an Bedeutung zugenommen. Friedensburg 
sieht hierin einen falschen Weg, denn die natürlichen Erd- 
ölvorkommen werden in einigen Jahrzehnten erschöpft sein. 
Außerdem ist die Energieeinheit aus Erdöl und auch aus 
synthetischem Kraftstoff zwei- bis dreimal teurer als die aus 
Kohle. Die z. Zt. viel erörterte Verwendung der Atomener- 
gie als Wärmequelle hält er in absehbarer Zeit nicht für 
aussichtsreich, da sie mit der Kohle wirtschaftlich nicht kon- 
kurrieren kann. 

Abschließend betonte Dr.-Ing. z. Nedden, daß wich- 
tiger als höchste, verkrampfte Vervollkommnung im Ge- 
winn der Energie die bestmögliche Verwendung der mit so 
viel Ingenium erzeugten Verbrauchsenergie sei. Dem wer- 
de bisher eine viel zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt. 
— Mit verschiedenen Werksbesichtigungen (u. a. des Ber- 
liner Kraftwerks West) schloß die überaus eindrucksvolle 
Tagung „Wirtschaftsgut Wärme“. BV 


Notgemeinschaft Bergisch Land übernimmt die Tradition der 
Techn. Hochschulen Danzig und Breslau. — Am 21. Sep- 
tember versammelten sich im Festsaal des Neuen Rathauses 
in Wuppertal über 50 Professoren der Technischen Hoch- 
schulen Breslau und Danzig sowie zahlreiche Persönlichkei- 
ten aus dem akademischen und Wirtschaftsleben zu einer 
Feierstunde, zu der die „Notgemeinschaft Bergisch Land”, 
also die zusammengeschlossenen Städte Wuppertal, Rem- 
scheid, Solingen und die Landkreise Düsseldorf-Mettmann 
und Rhein-Wupper, eingeladen hatte. 


Als Sprecher der Notgemeinschaft gab Oberbürgermei- 
ster Daum (Wuppertal) die Übernahme der Tradition der 
beiden ostdeutschen Hochschulen Danzig und Breslau bekannt. 
Die Notgemeinschaft will damit die Verpflichtungen aus den 
Leistungen und der Geschichte beider Hochschulen einlösen 
und den Professoren und anderen Angehörigen dieser An- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 195) 


stalten eine neue akademische Heimat geben. Der Oberbür- 
germeister gedachte der verstorbenen Professoren und Stu- 
denten aus Breslau und Danzig und würdigte dann die Ver- 
dienste von Prof. Dr.-Ing. H. F.Schwenkhagen (frühe: 
TH. Danzig) um den Aufbau der Technischen Akaden:: 
Bergisch Land, der ersten deutschen Fortbildungsstätte fu: 
die in der Praxis tätigen Ingenieure. Daum schloß mit einer 
Bekenntnis zum deutschen Osten. | 
Nach anderen Rednern schilderte schließlich Prof. Rein 
(TH. Breslau) mit eindrucksvollen Worten die auch heute 
noch herrschende Not der Vertriebenen. Daß Nobelpreistra- 
ger als Kutscher und Ziegeleiarbeiter leben müssen, sei nid: 
das Schlimmste, am meisten schmerze die verlorene Heima:. 
Rein dankte namens der Dozenten von Breslau und Danz:n 
der Notgemeinschaft und besonders dem Oberbürgermeiste: 
Daum für die Hilfe und die Einladung nach Wuppertal, d:e 
einige Tage lang fruchtbare Aussprachen und geselliges Be:- 
sammensein in einem Kreise ermöglichte, der nun seit Jah- 
ren über alle Teile des Vaterlandes verstreut ist. — At- 
schließend wurden an die ältesten Professoren beider Hoc- ` 
schulen Erinnerungsmedaillen überreicht. | 
Bei der Zusammenkunft am folgenden Nachmittag av: | 
Schloß Burg hatten die Professoren Gelegenheit, die Einze- | 
heiten der Traditionspflege und andere Fragen zu besp::- | 
| 
| 


— ni 


chen. Dabei kam immer wieder der Dank dafür zum Au:- 
druck, daß nunmehr für die beiden Hochschulen eine Erinn:- 
rungsstätte geschaffen worden ist, die nicht Angelegenhe' ` 
des Dienststempels oder Portefeuilles, sondern Sache de: 
Herzens ist und ihren fruchtbaren Einfluß mehr und meh: 
steigern soll. B. Vollrath 


DK 62 (861.4) (41) 
ee Industriemesse 1950. [Nach Engineer 1950, Nr. 49X 
.. 4923.] 

Die diesjährige britische Industriemesse fand zu gleihe: 
Zeit in London und Birmingham statt. Sie dauerte vom ë 
bis 19. Mai und war die bisher größte Messe in Englanc 
denn es waren etwa 3000 Aussteller aus 90 Industriezweicen 
vertreten. Die Entwicklung der Elektrotechnik in Englar: 
zeigt, so weit man den Messe-Eindruck zugrunde legen kana. 
keine auffallenden Abweichungen gegenüber derjenigen: 
Deutschlands. Immerhin erscheint die Anführung einige: 
elektrotechnischer Ausstellungsobjekte auch für deutsche 
Leser von Interesse. U. a. wurden gezeigt: Freiluftöl- un: 
-trennschalter für Spannungen von 11 kV, 33 kV und 66 «‘ 
bis zu Schaltleistungen von 500 MVA, ein dieselelektrish:: 
10t-Kran mit einem Hubmagneten von 1,35 m Dmr., 2000 w- 
Flugplatz-Blinkfeuer mit gasgefüllten Lampen, durch Thyra- 
trone geregelter HF-Induktionsofen mit einer abgebbaren 
Leistung von etwa 30 kW und Heizzeiten bis zu 8 s. Des 
Gebiet der elektrischen Prüf- und Meßeinrichtungen wa: 
vertreten durch einen kompletten Zähler-Prüf- und Eichpia:: 
für Wattstundenzähler bis 500 VA, einen 400 kV-Gle:t 
strom-Prüfstand, ein tragbares Gerät in Revolverform z: 
quantitativen Bestimmung von Gammastrahlen und qua:!:': 
tiven Bestimmung von Betastrahlen, einen elektrisch art-- 
tenden Flüssigkeitsströmungsanzeiger und magnetisch «- 
steuerte Gasventile und schließlich ein photoelektris«:: 


Meßgerät zur raschen Ausmessung von Lederflächen. li 
Kurznachrichten 
Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie. — D- 


Fachabteilung „Schwachstromtechnishe Bauelemente” .: 
Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie führte w:- 
rend der Deutschen Funkausstellung in Düsseldorf eine N! - 
gliederversammlung durch, die sehr gut besucht war. E.n.° 
Vorträge brachten den Versammelten aktuelle Probleme c-. 
Wirtschaft nahe. Um kommenden Aufgaben besser gewa- 
sen zu sein, bildete die Fachgruppe fünf Untergrupp- 
l. Fest- und Regelwiderstände, 2. Festkondensatoren, 3. k> 
gelkondensatoren, 4. Spulen, Variometer, 5. übrige B:.-- 
elemente. X 


Blechverarbeitungstagung. — Die Forschungsgeselisn:' 
Blechverarbeitung veranstaltet am 17. und 18. November :°- 
in Darmstadt eine Vortragstagung für ihre Mitglieder ı°. 
Freunde. Namhafte Fachleute werden sprechen über F:e: 
der Umformung, der Verbindung und der Oberflläde:.-- 
handlung von Blechen, über Maschinen und Betriebsm.: 
hierzu sowie über Fragen der Forschung und der Wırtst._ 
— Anmeldungen bis zum 5. 11. an die Forschungsges. B.e- 


-~ 


verarb., Düsseldorf, Prinz-Georg-Straße 42. x 


1. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


60t 


VERSCHIEDENES 


VDE 


Verband Deutscher Flektrotechniker 


Frankfurt u. M., Osthafenplatz 6, 
eraruf: 431 57, Kabdelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 


VDE-Jahresversammilung 1951 


Die 45. Jahresversammlung des VDE findet vom 
1. Juni bis 16. Juni 1951 in Hannover statt. Wir bitten die- 
en Termin schon jetzt vorzumerken. 


Fachberichte auf der VDE-Jahres- 
versammlung 1951. 


ie Teilnehmer sollen einen Überblick über den Stand der 

orschung und die Fortschritte auf den verschiedensten Ge- 

ieten der Elektrotechnik erhalten. Hierzu werden Fach- 
ruppen aus den nachstehenden Hauptgebieten vorgesehen: 

. Starkstromtechnik (Elektrizitäts-Erzeugung, -Übertragung, 
-Verteilung, -Anwendung); 

. Fernmeldetechnik (Drahtfernmeldetechnik, 
quenztechnik. Elektroakustik u. dgl.); 
Allgemeine Elektrotechnik (Theoretische Elektrotechnik, 
Elektrophysik, Elektronik, Meßtechnik, Werkstoffe der 
Elektrotechnik u. dgl.). 

ie Einteilung in Fachgruppen wird sich aus den eingehen- 

en Anmeldungen ergeben. Wir richten an alle Fachgenossen 

ie Bitte ym rege Mitarbeit. Anmeldungen von Berichten 

itten wir mit einer kurzen Inhaltsangabe von etwa 1 

chreibmaschinenseite unter Angabe von Name und An- 

hrift des Vortragenden bis 


spätestens 15. Januar 1951 


ı den Verband Deutscher Elektrotechniker, Sekretariat, 
rankfurt &. M., Osthafenplatz 6—8, einzureichen. Dieser 
ermin ist für die Anmeldung unbedingt einzuhalten. 

Die Dauer der einzelnen Fachberichte soll 25 Minuten 
iht überschreiten. Die Berichte müssen Originalarbeiten 
>in. 


Hochfre- 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


Bekanntmachungen 


Kommission „Leuchtstofflampen und „anlagen“ 


Die VDE-Kommission 0127 „Leuchtstofflampen und -an- 
gen‘ hat unter Vorsitz von Herrn Obering. Spitta und 
ı Einverständnis mit der VDE-Kommission 0100 ‚Errich- 
ng von Starkstromanlagen unter 1000 V” Ergänzungen zu 
DE 0100 betr. die Errichtung von Leuchtstofflampenanla- 
'n ausgearbeitet!. Der Entwurf dieser Ergänzungen hat 
e Bezeichnung VDE 0100 i/....50 erhalten. Er kann von 
r Vorschriftenstelle des VDE. Frankfurt a. M., Osthafen- 
atz 6, gegen Erstattung der Unkosten für Vervielfältigung 
ıd Versand (DM —,50) bezogen werden?. 

Einsprüche aeoen diesen Entwurf können bis zum 15. Dez. 
50 bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht werden. 


ır Kommissionsvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Spitta Jacottet 


Kommission „Starkstrom-Freileitungen” 


Im Zuge der in Gang befindlichen vollständigen Neu- 
ssung von VDE 0210/V111.43 „Vorschriften für den Bau 
n Starkstrom-Freileitungen‘ beabsichtigt die Kommission, 

VDE 0210 U „Ubergangsvorschriften für den Bau 
von Starkstrom-Freileitungen"3 
m nächstmöglichen Zeitpunkt außer Kraft setzen zu lassen. 

Einsprüche gegen diese Außerkraftsetzung können bis 
m 15. Dez. 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht 
:rden. 


r Kommissionsvorsitzende 
Bürklin 


2 Es ist beabsichtigt, diesen Entwurf zum 1. Januar 1951 in Kraft zu 
zen. 

® Es wird gebeten, diesen Betrag in Briefmarken der Bestellung bei- 
Gqen oder die Bestellung mit der Uberwei<ung des Betrages auf un- 
Pnstsheckkonto Nr. 2197, Postscheckamt Köln, zu verbinden. 

3 Diese Ubergangs-(U-)Vorschriften wurden früher als Behelfs-(B-) 
schriften und davor als Kriegs-(K-)Vorschriften bezeichnet. Für die 
und K-Vorschrilten gilt dasselbe wie für die U-Vorschrilten. 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


Der Kommissionsvorsitzende 


Kommission „Kabel und Leitungen” 


Die Kommission beabsichtigt, VDE 0351 U „Ubergangs- 
vorschriften für die Bewertung und Prüfung von Verguß- 
massen für Kabelzubehörteile“® zum nächstmöglichen Zeit- 
punkt außer Kraft setzen zu lassen. 

Einsprüche hiergegen können bis zum 15. Dez. 1950 bei 
der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht werden. 


VDE-Vorschriftenstelle 


Förster Jacottet 


Kommission „Funk-Entstörung“ 

Die VDE-Unterkommission „Funk-Entstörung von Nie- 
derfrequenz- und Gleichstromgeräten" hat unter Vorsitz von 
Obering. Mennerich folgenden Entwurf einer Neufas- 
sung ausgearbeitet: 

VDE 0875/...51 „Regeln für die Funk-Entstörung von 
Maschinen, Geräten und Anlagen”. 
Der Entwurf kann gegen Erstattung der Unkosten‘ zum 
Preise von DM 6,— von der Vorschriftenstelle bezogen wer- 
den, 
Es ist beabsichtigt, diese Neufassung für Geräte, Masdhi- 
nen und Anlagen bis 500 W zum 1. 1. 1951 und für Maschi- 
nen, Geräte und Anlagen über 500 W bis 10 kW zum 1. 7. 
1951 in Kraft zu setzen. Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten 
dieser Regeln sollen die zur Zeit geltenden Bestimmungen 
VDE 0874/1936 „Leitsätze für Maßnahmen an Maschinen 
und Geräten zur Verminderung von Rundfunkstörun- 
gen“ und VDE 0875/V1.41 „Reaeln für die Hochfrequenz- 
entstörung von elektrischen Maschinen und Geräten für 
Nennleistunren bis 500 W” 

für unaültig erklärt werden. 

VDE 0878 „Vorschriften für die Funkentstörung von Ge- 
räten und Anlagen der Wehrmacht” ist mit Kriegsende ge- 
genstandslos geworden und somit bereits seit dieser Zeit 
außer Kraft. ` | 

Einsprüche gegen den Entwurf der Neufassung von VDE 
0875 und gegen die angegebenen Außerkraftsetzungen kön- 
nen bis zum 15. Dez. 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle ein- 
gereicht werden. 


Der Vorsitzende der Unterkommission VDE-Vorschriftenstelle 
Mennerich Jacottet 


Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 


Berlin-Wilmersdorf, Motzstraße 89, Tel.: 87 01 71, App.: 188 


Beirat der Elektrotechnischen Prüfstelle Berlin 

Im Juli d. J. ist ein Beirat der Elektrotechnischen Prüf- 
stelle Berlin aearündet worden. Ihm gehören u. a. Vertreter 
der Berliner Elektroindustrie, der Berliner Elektrizitätsver- 
sorgung, des Elektrohandels und des Elektrohandwerks, des 
Versicherungswesens, des Elektrotechnischen Vereins Ber- 
lin, der Technischen Universität Berlin und der Abteilungen 
Wirtschaft und Arbeit des Magistrates von Groß-Berlin an. 

Dieser Beirat wird sich mit allen Fragen der Geschäfts- 
ordnuna, der Prüfordnung und der Gebührenordnung der 
Prüfstelle befassen. Er wird den Arbeitsbereih der Prüf- 
stelle festlegen und, wenn erforderlich, erweitern und die 
Geschäftsführung der Prüfstelle überwachen. 

Zur Erledigung seiner Aufgaben hat der Beirat 4 Ar- 
beitsgruppen gebildet, und zwar 


AGr. I „Organisation und Rechtsfragen", 
„ HI „Beschwerden”, 
„ II „Prüfungsfragen”, 
„ TV „Arbeitsgemeinschaft der Prüfanstalten". 
Elektrotechnische Prüfstelle Berlin 
Block 
SITZZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Biln.-Charlbq., Bismarckstr. 33 

9. 11. 50, 18.15, Hörsaal EB 301 d. TU.: „Stand der Technik und Entwick- 
lung auf dem Gebiet der Lichtquellen“, Dir. Dr. W.Meyer, 
Berlin. 


4 für Vervielfältigung (über 60 photokopierte Abbildungen) und Ver- 
sand. 
5 Es wird gebeten, die Bestellung mit der Geldüberweisung auf das 
Postscheckkonto des VDE, Köln Nr. 2197 zu-verbinden. 


802 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 1950 


ET Er On EZ re EEE A j EEE Eee TEE ECT Er EEE EEE EEE EEE a Er a 


VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Platz 48 

16. 11. 50, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Vorteile und Grenzen der 
Kurzschlußfortschaltung in Hochspannungsnetzen’, Dir. Dipl.- 
Ing. Parschalk, Mannheim. 

ETG Hannover, Bischofsholerdamm 70 

7. 11. 50, 18.00, Hörsaal 42 d. TH.: „Die Vorgänge im Stromnulldurch- 
gang des Lichtbogens bei Leistungsschaltern und ihr Einfluß 
auf die Konstruktion und Prüfung“, Dir. Dr. Schmitz, 
Ratingen. 

VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstr. 6 

3. 11. 50, 17.00, Saal d. Landesbrandkasse: „Neue Wege im Fernspred- 
weitverkehr”, Dr. Schnieder.mann. 

17. 11. 50, 17.00, Ort wie vor: „Neue Schneildistanzrelais für Mittelspan- 
une bis 30 kV*, Dir. Dipl.-Ing. Parschalk, Mann- 

m. 

VDE-Bezirk Kurpfalz, Mannheim, Mnhm.-Feudenheim, Körnerstr. 33 

6. 11. bis 9. 11. 50, tägl. 9.00 bis 17.00, Saal 39 d. Gewerbescule I, 
Mnhm. C6: Kursus „Revision elektr. Anlagen“, Prof. Dr.-Ing. 
H.F.Schwenkhagen, Baurat Dipl.-Ing. P. Schnell, 
N. N.. Wuppertal (Techn. Akad. Berg. Land). 

ETG Nürnberg, Sandratstr. 30 

14. 11. 50, 19.30, Vortragssaal im German. Museum: „Entwicklung und 
heutiger Stand des Obus in Deutschland”, Dipl.-Ing. Neu- 
bronner, Mannheim. 

VDE-Bezirk Oldenburg, Oldenburg i. O., Industriehof 2 

27. 11. bis 29. 11. 50, tägl. 9.00, Gewerbl. Berufsschule, Wällerstr.: Kursus 
„Revision elektr. Anlagen“, Prof. Dr.-Ing. H. F Schwenk- 
hagen, Baurat Dipl.-Ing. P. Schnell, N. N., Wupper- 
tal (Techn. Akad. Berg. Land). 

Technische Akademie Bergisch Land, Wuppertal-Vohwinkel, Rubensstr. 4 

27. 11. bis 1. 12. 50, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Schäden an Dampftur- 
binen und ihre Lehren“, Dr.-Ing. E. J. Pohl. 

4. 12. bis 8. 12. 50, tägl. 14.15 bis 18.00: Kursus „Moderne elektronische 
Steuerungen für industrielle Zwecke“, Prof. Dr. W. Kluge. 

Verein Deutscher Eisenhüttenleute, Düsseldorf 

2. u. 3. 11. 50: 132. Hauptversammlung in Düsseldorf. Hauptsitzung und 
Kameradschaftsabend in der Rheinhalle am 3. 11. 

Deutsche Gesellschaft f. Holzforschung, Stuttgart 

16. u. 17. 11. 50, Holztagung 1950 in Düsseldorf. Teilnehmerkarten b. d. 
Dt. Ges. f. Holzforsch., Stuttgart-S, Weißenburgerstr. 19. 

Haus der Technik, Essen, Hollestraße 1g 


7. 11. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Verfahrenstechnik als Betäti- 
gungsgebiet der Ingenieure‘, Dr.-Ing. F. So ltau, Essen. 

8. 11. 50, 16.30. Vortragssaal im HdT.: „Zufall und Wahrscheinlichkeit 
in Technik und Wirtschaft”, Dr.-Ing. O. Hengstenberg, 
Essen. 

10. 11. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Die Entstehung einer Höchst- 
spannungsleitung von der Projektierung bis zur Inbetrieb- 
nahme’, Dipl.-Ing. W. KreB, Mannheim. 

15. 11. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Neue Problematik bei der Bre- 
chung optischer und elektrischer Wellen‘, Dr. C. v. Frag- 
stein, Köln. 

17. 11. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Meßtechnik der elektrischen 


Energieerzeugung und Verteilung‘, Dr. H. Poleck, Karls- 
ruhe. 


PERSONLICHES 


B. Hermsdorf t 


Im Alter von 68 Jahren verschied Direktor Bruno 
Hermsdorf am 13. September. Als junger Ingenieur trat 
er 1910 in das Siemens-Kabelwerk ein und gewann damit 
seine Lebensaufgabe: Mitarbeit an der Entwicklung der deut- 
schen Kabelindustrie. Nach dem 1. Weltkrieg war er Ferti- 
gungsleiter der Sächsischen Draht- und Kabelwerk AG., spä- 
ter führte er das Leitungswerk Spandau. Seine größte Lei- 
stung wurde der Aufbau der Kabel- und Leitungswerke Neu- 
stadt-Coburg AG., deren Vorstandsmitglied er anschließend 
wurde. Seine Mitarbeiter schätzten an dem Verstorbenen 
besonders seine hohen menschlichen Eigenschaften. R 


Alfred Hermanni 75 Jahre alt 

Am 4. November 1950 wird Direktor Alfred Hermanni 
75 Jahre alt. Nachdem seine EERKSTN RETTET 
beruflichen Leistungen in- ` 
nerhalb der AEG aus Anlaß 
seines 40jährigen Dienstju- 
biläums gewürdigt wurden!, 
soll in diesen Zeilen kurz 
auf die Verdienste einge- 
gangen werden, die er sich 
in ehrenamtlicher Tätigkeit 
durch Mitarbeit in zahlrei- 
chen Kommissionen des VDE 
sowie in internationalen 
Ausschüssen (z. B. der In- 
stallations-Fragen-Kommis- 
sion, IFK), vor allem aber 
beim Aufbau der VDE-Prüf- 
stelle erworben hat. 

Bereits seit ihrer Grün- 
dung im Jahre 1920 Mitglied 
des Beirates, wurde Hermanni 


“ 
>y GE. 
fy vw 


wenige Jahre danach dessen 
ı ETZ 70 (1949) S. 147. 


Vorsitzender. Damit übernahm er an führender Stelle bıs 


zum Ende des zweiten Weltkrieges die Mitverantwortung . 
für die durch das VDE-Zeichen verbürgte Sicherheit elektro 


technischer Geräte. 

Nach Kriegsende ging er, bereits 70jährig, mit ungebro- 
chenem Optimismus an den Neuaufbau des VDE-Prüfwesens 
in Berlin, dessen sich nach Schließung des Berliner VDE 
Ende 1946 dann vorübergehend der Berliner Magistrat an- 
nehmen mußte. 
rungen und Kenntnisse zur Verfügung. 


| 


Auch ihm stellte Hermanni seine Erfah- | 


Anfang dieses Jahres konnte dank seiner Bemühunga 


und der Unterstützung der Berliner Fachkreise der Elektro- 
technik die Berliner Prüfstelle ins Leben gerufen werden, 
zu deren Beiratsvorsitzenden er gewählt wurde. Es mag fü: 
ihn ein Tag der Freude und Genugtuung gewesen sein, als 


am 6. Oktober ds. Js. die Beiräte beider Prüfstellen, der Bun- . 
desrepublik und Westberlins, in Berlin gemeinsam tagten, 
um ihre Arbeiten zu koordinieren und die gegenseitiger- 
Beziehungen enger zu gestalten. — Die Elektrotedhnike 
Deutschlands wünschen dem Jubilar, daß es ihm vergönt 
sein möge, in einer zur Ruhe kommenden Welt die Früchte 


seiner Arbeit wachsen und reifen zu sehen und selbst si& 
der Ruhe seines Alters erfreuen zu können. Ä 


Rudolf Naujoks sen. 80 Jahre 


Am 17. Oktober vollendete der in Elektro-Fachkreise 
bekannte Obering. Rudolf Naujoks sen. Berlin-Frohna:. 


in körperlicher und geistiger Frische sein 80. Lebensjahr. Als | 
Ostpreuße erhielt er seine Schul- und Fachausbildung in) 


seiner Vaterstadt Königsberg, in der er auch schon einige 
praktishe Erfahnur- 
gen und Kenntnisse 
auf dem damals not 
neuen Gebiete Elek- 


seiner Dienstzeit be 
der Marine war œ 
schon für den elektr- 
schen Dienst an Bord 
eingesetzt, ansdhlie- 
Bend arbeitete er läs- 
gere Zeit in den elei- 
trishen Werkstätte 
der Hamburg-Amen-: 
ka-Linie für die Ir 
stallation und Instand- 


haltung elektrischer: 
Schiffsanlagen. | 
1896 übernahm, 


Naujoks die Betnebse 
leitung der elektrotechnischen Fabrik Richter, Dr. Weil 
Co., wo er seine konstruktiven Fähigkeiten in der Verve: 
kommnung von Installationsmaterial sowie auch auf lgt; 
technischem Gebiet, insbesondere der Schaltergeräte ffi 
Lichtreklame und Bühnenbeleuctung voll ausnutzen konnte: 
1911 wurde die Firma Dr.-Ing. Schneider & Naujoks, Frerk- 
furt a. M., als Spezialfabrik für Elektrotechnik gegründet ! 
Naujoks war nicht nur Mitbegründer, sondern für die ted- 
nishen Aufgaben und die Entwicklungsrichtung in end 
Linie zuständig. 

Seit 1922 ist Naujoks als freischaffender Ingenieur vadi 
Konstrukteur beratend tätig und führt konstruktive An 
gaben, insbesondere für die Vervollkommnung von Elektro 
wärmegeräten und Installationsmaterial sowie für Sonder 
konstruktionen unter strengster Beachtung der VDE-V>:- 
schriften durch. Er hat auch jederzeit ein besonderes l1- 
teresse für die Aufgaben und Ziele des VDE bewiesen u34 
sich der Aufstellung der Vorschriften in mehreren Koma: 
sionen besonders angenommen. Schon vor 50 Jahren war 
er Mitglied der Elektrotechnischen Gesellschaft in Frank- 
furt a M. Auch im VDE Berlin war er Mitglied mebret. 
Kommissionen bzw. Arbeitsausschüsse; seine weitreider! 
den Erfahrungen und sein objektives Urteil sind stets het 
sonders geschätzt worden. 

Als technischer Berater der Elektro-Großhändler Ver] 
gung hat er der Verbandsarbeit durch besondere Kent 
der breiten Schicht der Verbraucher nützen und vie! a) 
beitragen können, für eine schnelle Einführung des \D& 
Prüfzeihens und damit einer guten Kennzeichnung verá 
bandsmäßiger elektrotechnischer Geräte Sorge zu tsgr@s 
In diesem Sinne ist Naujoks als freischaffender Inger:=# 


+ 


trotechnik sich aneig- 
nen konnte. Während 


. 1. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


603 


EEE EEE TEENS SE EHEN FEN EEE EEE S EE S E EEE SES EEE E rar TEE EE OEE A AS 


noch jetzt rege tätig und besorgt um den richtigen In- 
halt der VDE-Vorschriften und deren Erfüllung, so daß die 
von ihm aufgestellten oder beeinflußten Konstruktionen auch 
in der schwersten Übergangszeit und im Rahmen des Wie- 
deraufbaues die notwendige Sicherheit in der Benutzung 
elektrotechnischer Geräte stets erfüllten. 

Hoffentlich sind ihm in seiner unermüdlichen Tätigkeit 
auch weiterhin gesunde und erfolgreiche Jahre beschieden. 

Hermanni 


Max. Toepler 80 Jahre 

Am 25. Juni dieses Jahres vollendete Max. Toepler 
sein 80. Lebensjahr. Vor zehn Jahren konnte die ETZ! 
ihm ihre Glückwünsche zum 70. Geburtstage darbringen. 
Heute möchten wir wieder gratulieren und dabei eines 
seiner vielen Arbeitsgebiete besonders gedenken, auf 
dem der Unterzeichnete enge Berührung mit dem Jubilar 
gehabt und wertvolle Anregung von ihm empfangen hat, 
der Hochspannungsphysik. Auf dem von ihm besonders 
gepflegten Gebiet der elektrischen Entladungen verdanken 
wir ihm eine Reihe grundlegender Erkenntnisse. So führte 
eine große Anzahl von Arbeiten schließlich zu einer Formel 
für die Anfangsspannung bei Kugelfunkenstrecken, die Toep- 
lers vor einigen Jahren verstorbener Freund William Wei- 
ckerin seiner Dissertation experimentell ausbaute. Die der 
Toeplershen Formel sehr ähnliche Peeksche Formel wurde 
zur Grundlage der Normung der Überschlagsspannung von 
Kugelfunkenstrecken. Ein zweites sehr wichtiges Gesetz, 
das sich in seinem Aufbau durch seine Einfachheit auszeich- 
net, das Toeplersche Gleitfunkengesetz, führte zunächst eine 
unsichere Größe ein, die Toeplersche Funkenkonstante, die 
durch weitere Messungen und Rechnungen von anderer Seite 
auf einen sehr gut brauchbaren Wert festgelegt werden 
konnte. Weitere Untersuchungen an Kugelfunkenstrecken 
führten ihn zur Feststellung einer Knickstelle, die nach ihm 
benannt worden ist. Die Entwicklung der Käfigfunkenstrecke 
förderte die technische Erkenntnis ebenfalls. 

Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten stehen seine 
Untersuchungen über die Entstehung der Gewitter und 
Blitze, die für die Forschungen auf diesem Gebiet sehr frucht- 
bringend waren. Obwohl Max. Toepler den Lehrstuhl für 
theoretische Physik an der Techn. Hochschule Dresden seit 
1910 innehatte, ist er doch der Experimentalphysik treu ge- 
blieben. Daß seine Arbeiten, wenn sie auch vorwiegend der 
Theorie der elektrischen Entladungen galten, sich nicht dar- 
auf beschränkten, sei am Rande bemerkt. Kennzeichnend 
für seine Arbeitsweise ist das Durcharbeiten der von ihm 


einmal angepackten Aufgaben nach den verschiedensten 


Richtungen, wie ein Studium seiner vielen Arbeiten oft über 
den gleichen Gegenstand erkennen läßt. 

Möchte es ihm, der heute noch in der Forschung aktiv 
arbeitet, vergönnt sein, auch weiterhin noch manches Jahr 
zum Nutzen der Naturerkenntnis und Technik zu wirken. 

Harald Müller 


Hochschulnachrichten. — Nach über 30jähriger Tätigkeit als 
Ordinarius für Elektrische Maschinen hat das Niedersächsi- 
sche Staatsministerium Prof. Dr. techn. Franz Unger auf 
seinen eigenen Antrag zum 30. 9. 1950 von seinen amtlichen 
Verpflichtungen entbunden. F. Unger, 1882 in Preßburg ge- 
boren, studierte an der T. H. Wien, wo er auch 1911 promo- 
vierte. Nachdem er bereits von 1906 bis 1910 als Ingenieur 
für Konstruktion und Berechnung in der Abteilung für elek- 
trishe Bahnen der Siemens-Schuckertwerke Berlin tätig ge- 
wesen war, wurde er 1911 Ingenieur für Projektierung und 
Bau elektrischer Bahnen bei dem gleichen Werk in Wien. 
Kurz darauf erhielt er einen Ruf als Oberingenieur für Elek- 
tromaschinenbau an die T. H. Berlin-Charlottenburg. Nach 
dem ersten Weltkriege, an dem er als Artillerie-Offizier 
teilgenommen hatte, wurde er an der T. H. Berlin mit der 
Vertretung des Lehrstuhls für Elektromaschinenbau beauf- 
tragt. Am 1. Februar 1920 berief ihn die T. H. Braunschweig 
zum ord. Professor für Elektromaschinenbau und verwandte 
Gebiete. — F. Unger wird bis zur Berufung eines Nachfol- 
gers seinen Lehrstuhl und die Dienstgeschäfte des Direktors 
seines Instituts weiterhin wahrnehmen. | of 


a an - 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 512.98 (023.4) 
Calcul Opérationnel. Von Edouard Labin. Mit 149 S., 
17 B., Format 24,5X16 cm. Masson et Cie. Editeurs, Paris 
1949. Preis kart. ffrs. 780, —. 


t ETZ 61 (1940) S. 576. 


Das kleine Buh — als Vorläufer eines angekündigten 
umfangreicheren Werkes des gleichen Verfassers — gibt eine 
Darstellung der Laplace-Transformation, die bewußt auf den 
Praktiker abgestellt ist. Die theoretisch-mathematischen Er- 
läuterungen sind ebenso kurz wie klar, und der Schwerpunkt 
liegt auf der rd. 100 Funktionstypen umfassenden Doppel- 
tabelle, die den Ubergang von der Originalebene t zur Bild- 
ebene p und umgekehrt vermittelt. Ausstattung, Typogra- 
phie'und Figuren sind ausgezeichnet. U. Graf 


DK 621.385.833 (022.4) 
Elektronenoptik, Bd. I, Grundz. d. theoret. Elektronenoptik, 
Von A. A. Rusterholz. Mit 249 S., 118 B., zahlr. Taf, 
Format 16X24 cm. Verlag Birkhäuser, Basel 1950. Preis 
brosch. sfrs. 25,—, Glw. sfrs. 29,—. | 

Dieses Buch als erster Teil eines zweibändigen Werkes 
behandelt ausschließlich die theoretischen Grundlagen der 
Elektronenoptik. Es wendet sich in seiner Zielsetzung an 
den Forscher, insbesondere an den Konstrukteur von Elektro- 
nengeräten. Es will ihm ein Wegweiser und Helfer sein 
beim Bau, bei der richtigen Bemessung von elektronenopti- 
schen Systemen und will ihn vor allem lehren, diese Geräte 
in ihrem elementaren Aufbau, in ihrer Wirkungsweise und 
Leistungsfähigkeit zu verstehen. 

In den ersten Kapiteln werden die elementaren Bewe- 
gungsgesetze der Elektronen in homogenen elektrischen und 
magnetischen Feldern und das elektronenoptische Brechungs- 
gesetz behandelt. Die Abbildungseigenschaften lichtoptischer 
Linsen zwingen jedoch, das Augenmerk auf die Bewegung 
der Elektronen in rotationssymmetrischen elektrischen und 
magnetischen Feldern zu richten. Bei der Diskussion der 
Bahngleichungen für achsennahe Elektronen wird in aller 
Ausführlichkeit auf die Abbildungseigenschaften dieser axi- 
alsymmetrischen Felder eingegangen. Nach einer kurzen 
Repetition der Abbildungsgesetze lichtoptischer Linsen wer- 
den die charakteristischen Daten elektronenoptiscer Linsen, 
z. B. die Lagen der Brennpunkte und der Hauptebenen u. a. 
aus den Eigenschaften der abbildenden Felder bestimmt. 
Hieran schließt sich eine eingehende Behandlung der Bild- 
fehler und deren Ausschaltung. In den letzten Kapiteln wer- 
den die elektrischen und magnetischen Ablenkfelder (nicht 
abbildend!) behandelt. Als Abschluß wird noch ganz kurz 
auf die Elektronenoptik der hochfrequenten Felder einge- 
gangen. 

Das Bud ist klar, übersichtlich und leicht verständlich 
geschrieben, die mathematischen Ableitungen sind stellen- 
weise mit allen Nebenrechnungen wiedergegeben. Ebenso 
ausführlich und exakt sind die physikalischen Interpretatio- 
nen der gewonnenen Gleichungen. Durch eine günstige Aus- 
wahl des Stoffes bei sinnvoller Beschränkung auf das We- 
sentliche wird eine didaktisch geschickte Darstellung erzielt. 
Zur weiteren Vertiefung des Studiums aufgeworfener Fragen 
und Probleme, die über den Rahmen des Buches hinausgehen, 
tragen ganz wesentlich die im Text eingestreuten und ange- 
schlossenen Literaturhinweise bei. Man ist beeindruckt von 
der Fülle der Anregungen und Probleme, die der Verfasser 
meisterhaft aufzeigt. Das hohe Ziel, das er sich gesteckt hat, 
hat er mit Geschick erreicht. Der vorliegende Band schließt 
eine bisher bestehende Lücke in der deutschen Literatur. 
Dieses Buch ist all denen wärmstens zu empfehlen, die sich 
mit Fragen der Elektronenmikroskopie beschäftigen, ganz 
gleich, ob Theoretiker oder Praktiker. H. Richter 


DK 621.3.01 (023.1) 


Allgemeine Elektrotechnik. Teil I der Fachkunde für Elek- 
triker. Von W. Blatzheim. Mit 148 S., 215 B., Format 
Din A5. Ferd. Dümmlers Verlag, Bonn 1950. Preis kart. 
DM 4,80. 

Die in Berufsschulkreisen und bei Teilnehmern an Mei- 
sterkursen für Elektriker bekannten und mit Recht beliebten 
Blatzheimbücher werden nunmehr in obigem Verlag in 5 Tei- 
len, wie folgt, erscheinen: Teil I: Allgemeine Elektrotechnik, 
II: Elektrische Maschinen, Ill: Die Installation von Stark- 
stromanlagen, IV: Fachrechnen für Elektriker, V: Leitungs- 
berechnung. 

Daß die elektrotechnischen Grundlagen in dem neu er- 
schienenen Teil I vielfach geäußerten Wünschen entsprechend 
gesondert und ausführlicher als bisher behandelt worden sind, 
kann man nur begrüßen, da die Nachwuchsschulung im Kriege 
und der Nachkriegszeit leider stark vernachlässigt worden ist. 
Hoffentlih wird auch in den kommenden Anschlußbänden in 
Auswahl und Anordnung des Stoftes darauf Rücksicht genom- 
men, wie es in Teil I bereits der Fall ist. Dann werden sich 


604 


die „Blatzheimbücher‘ in den obenerwähnten Kreisen auch 
weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. P.Silberbach 


DK 621.313.616.08 (023.3) 
Elektrische Prüfung von Kunststoffen nach amerikanischen 
Normen. Von W. Krassowsky. Normenheft 14. Hrsg. 
Deutscher Normenausschuß. Mit 56 S., 31 B., 6 Taf.. Format 
DIN A 5. Beuth-Vertrieb GmbH., Berlin, Köln 1950. Preis 
geh. DM 3,—. 

Der Verfasser bringt eine Übersicht der amerikani- 
schen Normen auf diesem Gebiete. Von den Quellenanga- 
ben ausgehend werden zunächst die Werkstoffeigenschaften 
besprochen. Wenn die Beariffsbestimmungen definiert wer- 
den, so ist das auch insofern wertvo:l, als demienigen, der 
sih nnr selten mit dem amerikanischen Schrifttum befaßt, 
allzu leicht Ubersetzungsfehler unterlaufen. Da für die elek- 
trischen Maßeinheiten die deutsche Schreibweise gewählt 
und die Länneneinheit auf das metrische Svstem umaerec- 
net ist, wird die Durchsicht erleichtert. Die Prüfbedingun- 
aen sowie die Ausbildung und Vorbehandluna der Prüf- 
körper werden kurz und sachlich erörtert. Zahlreiche Abbil- 
dungen illustrieren die Prüfverfahren, ihre verschiedenen 
Elektroden- und Schaltungsanordnungen. 

Beim Isolationswiderstand wird zwischen Elektrodenan- 
ordnungen unterschieden, mit denen man den gesamten Wert 
mißt, und solchen, die eine Trennung der Anteile der Ober- 
fläche und des Inneren ermöglichen. 

Für die Messunn der Dielektrizitätskonstante und des 
Verlustfaktors werden verschiedene Brücken- und Reso- 
nanzverfahren empfohlen. Der verlustbehaftete Kondensator, 
seine Ersatzschaltuna. Ranrkorrektur, Strenkanazität. das al- 
les wird behandelt. Als Elektroden sind Folien, aufgespritz- 
te oder auf chemischem Weae aufuehrachte Metallüberzüge 
und erhließheh Quecksilher aehräuchlich. Die Durchschlags- 
festigkeit wird im amerikanischen Schrifttum meistens in 
V/mil! angegeben, was für uns die Umrechnung immer et- 
was erschwert, 

Das Verfahren zur Prüfung der Lichtboaerfestiakeit 
dient dazu, feste Isolierstoffe inbezug auf ihr Verhalten 
gegenüber einem Lichtboren hoher Spannung und niedriger 
Stromstärke abzustufen. Die amerikanische Norm beschreibt 
ein wohldurchdachtes Prüfgerät. das von Zufälliakeiten der 
Handhabung weitgehend unabhängia ist. Es beginnt mit 
unterbrohenem Lichtbogenstrom, dessen Unterbrechungs- 
dauer allmählich verkürzt wird. Anschließend wird mit dau- 
erndem Lichthoaen von wachsender Stromstärke geprüft. 
Das deutsche Verfahren zur Bestimmung der Lichtbogenfe- 
stigkeit ist nicht so aut ansmearheitet. 

Wenn ein Vorgang richtig beurteilt werden soll, so müs- 
es brinat. so liegt doch sein besonderer Wert darin, daß 
die amerikanischen Normen nicht nur zusammengestellt 
sind; man findet die verschiedenen Prüf- und Meßverfah- 
ren eingehend besprochen und im geaebenen Falle mit den 
in Deutschland üblichen veralichen. Es ist eine gelungene 
Zusammenstellung der elektrischen Kunststoffnrüfung 
schlechthin. die jedem Prüffeld und Laboratorium der Isolier- 
stoffindustrie empfohlen werden kann. C. Brinkmann 


DK 531/532 (022.2) 
Mechanik. 3. Teil: Kinematik, Dvnamik, Hvdraulik. Von H. 
Blasius. Mit 352 S., 255 B., Format DIN A 5. Boysen & 
ee Verlag, Hamburg 1950. Preis kart. DM 14,—, Hlw. 

Wenn ein Vorgang richtig beurteilt werden soll, so müs- 
sen immer die Vorstellungen von seinem inneren Mecha- 
nismus geaenwärtia sein. Im Mittelpunkt der zahlreichen 
Aufaaben dieses Mechanikbucdes stehen darum immer wie- 
der Beispiele. die den inneren Zusammenhang lebendig zei- 
gen. Es werden nicht Theorien und fertige Formeln gebracht, 
um sie dann auf Beispiele anzuwenden, sondern die Theorie 
wird als Ergebnis einer konkreten Fragestellung an das Na- 
turgeschehen aus der Anwendung entwickelt. So wird die 
Fragestellung dem Beispiel entnommen und die dazu pas- 
sende Theorie erarbeitet. Die durchwea interessanten Auf- 
gaben entstammen dem Gesamtgebiet der Technik, bei der 
wird besonderer Wert auf anschauliche Darstellung 
geleat. 

Das Büchlein ist aeeiqnet, das Verständnis der Grund- 
laren zu fördern. Ihm wird eine weite Verbreitung ae- 
wünscht. damit in der, Fülle der Probleme nicht die Elemente 
verloren gehen. F.W.Winter 


t 1 mil = 0,0254 mm. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 21 


1. November 1950 


DE 658.5 (023.1) 


Die Grundsätze der betrieblichen Organisation. Von O. 
Stümpfle. Mit 148 S., 27 B., Format DIN A5. Verlag 
Walter de Gruyter & Co., Berlin 1950. Preis kart. DM 5.—. 
Ohne die Ergebnisse der heutigen betriebswirtschaftli- 
chen Organisationslehre zu kennen, versucht der Verfasser, 
lediglich die Organisation des Arbeitsablaufs im Fertigungs- 
teil eines Industrieunternehmens zu behandeln. Nachfolgend 
eine Probe von Stil und Inhalt des Werkes (S. 75): „Kein 
Betriebsmann, welche Stellung er auch einnehmen mag, 
kann sich dem Einfluß des Vordrucks und seiner Wirkung 
entziehen und ihm gleichgültig gegenüberstehen. Auch als 
übertriebenster Papierfeind weiß er, daß ein gut entwickel- 
ter Vordruck ein wichtiges arbeits- und führungserleichten- 
des Hilfsmittel ist. Also ohne Papier geht es in der betrieb- 
lichen Organisation nicht. 
krieg! 
esses. Der Betrieb vor allem, als der meistbetroffendste, 
verlangt Einfachheit und Beständigkeit in der Form und Nar- 
rensicherheit in der Handhabung”. K. W. Hennig 


DK 06.05 : 621.3511 : 338.45 


Tätigkeitsbericht 1949 der Vereiniaung Industrielle Kraftwirt- 
schaft E. V. Mit 11 S., Format DIN A 5. 

Wie aus dem Jahresbericht 1949 hervorgeht, ist auch die 
V. I. K. an den im Bundesgebiet anstehenden energiewirt- 
schaftlichen Fragen durch ihre Vertretung beteiligt. Das Ver- 
hältnis zur allgemeinen Versorgung ist durh Zusammenar- 
beit mit den öffentlichen Werken weiterhin sorgfältig ge 
pflegt worden. Bei einer Gesamterzeugung aller Kraftwerke 
im Vereinigten Wirtschaftsgebiet von fast 35,5 Mia. kWh be- 
trug die von den Eigenanlagen abgeaebene Menge 29 Mia. 
kWh, was einer Steigerung von 35% gegenüber 1948 ent- 
spricht. Darüber hinaus sind infolge Aktivierung der Ma- 
schinenleistung im Berichtsjahr nahezu 300 000 kW zusätzlich 
der öffentlichen Versorgung zur Verfügung gestellt worden. 
Neben der Bildung von Ausschüssen und der Bearbeitung von 
Spezialfragen sind hervorzuheben die Einzelberatung der tedı- 
nischen und betriebswirtschaftlichen Vertragsangelegenbei- 
ten, Finanzierungsfragen und das Bestreben, den Eigenanla- 
gen der Industrie eine rechtzeitige Berücksichtigung bei et- 
waigen Stromlieferungen an Großverbraudher zu sichern. 
Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr war die V. I. K. bemüht, 
ihren Mitgliedern durch eigene Schriften Anregungen zu ver- 
mitteln, um ihnen dadurch nicht nur einen Überblick über 
die Stromwirtschaft, sondern auch über betriebliche Fragen 
zu geben. Mg 


Finränee 
(Ausführlihe Besprechung vorbehalten) 


Taschenbuch für Fernmeldetechniker. Von Hermann Goetsch. Í! 
neubearb. Aufl. 1. Teil: Mit 249 S., 392 B., Preis Hlw. DM 10,—. 2 Te:: 
Mit 254 S., 341 B., Preis Hlw. DM 10,—. Format 12X18,5 cm. Vers 
von R. Oldenburg, München 1949 und 1950. 

The Transduktor Amplifier. Von Ulrik Krabbe. Mit 177 S., Zas" 
B. u. Taf., Format DIN A 4. Verlag Einar Munksgaard, Kopenhagen !°:' 
Preis Hlw. dkr. 22,—. 


ET Er a Er EEE RE EEE EEE EEE Ku EEE 
Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Prof. Dr.-Ing. W. Arndt, Hamburg-Gr. Borstel, Moorweg 42. 

Dr. Friedriih Blaha, I. Phys. Inst. der Universität, Wien IX, Boltzmer- 
gasse 5. 

Gottfried Matthaes, Mailand (Italien), Paderno Dugnano. 

Dipl.-Ing. Wolfgang Paasch, Bremerhaven-G., Rheinstr. 69. 

Hilde Petersen, Inst. f. Hochspannungstechnik, Techn. Hocdsdi:* 
Hannover. 

G. Schendell, Jarmen, Kr. Demmin, Poststr. 19. 

Dr.-Ing. W. Schuisky, Hästhovgatan 20, Västeras (Schweden). 

W. M. H. Schulze, Berlin-Charlottenburg, Mommsenstr. 14. 


(NE EEE ES HEERES POESERGT TE a ERNEST a R GERIET BERGES 

Diesem Heft liegen 1 Prospekt „Auszug Lagerliste 111” der Pirm 
Kurt Menzel, Elektromotoren — Generatoren, Berlin NW 87, Kaiser» 
Augusta-Allee 110, und 1 Prospekt der Schorch-Werke AG., Rheydt bei 


Abschluß des Heftes: 20. Oktober 1958 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und K A 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pers 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Woppera 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Eiberfeid, Friedrih-Edert-Str. ''' 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 

Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verleg (Preu 
DM 12.80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dar das 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

: F. W. Rubens, Unna i W. 


Es geht aber ohne jeden Papier- 
Damit steht der Vordruck im Brennpunkt des Inter- 


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Versandpostamt Unna 


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EKT ROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


OF NER, 


JAN 10 1951 


ENGINEERIN 
LIBRARY 


' Bemerkung en zur Erwärmung von Werkstoffen im RERREEN Texturwerkstoffe. 631 — Beseitigung elektrostat. Aufladungen dc. 


? r | Kondensatorfeld. Harald Müller. 605 Radioaktivität. 2 =- aii RINDE 632 — ee 
- % 632 — Tagung „Selbsttät. Regelung” in England 632 — Studentenza 
nn are m, | Paare 


e Industrieausstellung Berlin. E. Roessler. 613 Verschiedenes 
jns neue Untersuchungen. P. Jordan. 615 VDE: Bekanntmachung VDE-Kommission Ne OT 633 


regerkurve und Feldkurve bei elektrischen Maschinen. Sitzungskalender: 634 
R. Ri chter, 618 Persönliches: H. Geigert. 634 —F.Lydall#. 634 — G. De tt- 
leitende Bolometer. J. Euler. 623 , mar ł. 634 — H. Schering. 634 — Auszeichnungen. 635 — 
f agen bei Meßgeräten G. Dettmar ft. 624 POORA INES 
p - Buchbesprehungen: H. Teichmann: Einführ. `i. d. Quanten- 
— Rundschau physik. 85 — W. Riezler: Einführ. i..d. Kernphysik. 635 
4 i narbeit i. .d. europäisch. Elektrizitätswirtsch. u. die Mitwirk. — R. Gans: Vektoranalysis. 635 — L. Kneißler: Die Max 
$. weiz. 625 — Koronaverluste an Gleichstrom-Freileit., besond. wellsche Theorie i. veränd. Formulierung. 635 — C, Müller: 
k Yassertropfenbildung. 625 — Neue Vervielfachker m. hoher Z. mathemat. Theorie elektromagnet. Schwingungen. 636 — 
Bl: ık. 625 — Strahlungsmessungen an elektr. geheizt. SiC- R. Rühle: Das Elektronenmikroskop. 636 — R. Holm: 
Pa 6265 — Aus der amerikan. Beleuchtungstechnik u. -praxis. Electr. Contacts.: 636 — E, Kosack: Elektr. Starkstromanlagen. 
u — Sonderschaltungen f. Leuchtstofflampen. 627 — Verwendung 636 — H. Gruber u. F. Poschenrieder: Elektrotechn. 
' suchtstofflampen im Eisenbahnbetrieb. 627 — Heizleiterlegierun- Grundlagen. 636 — G. Paul: Elektrizitätszähler. 637 — J. F. 
i jer na — Wirkungsgrad v. Elektrogeräten. 628 — Der Energie- Rider: Electronic Engineering Master Index. 637 — E. Su- 
IE imsatz im Dreiphasen-Niederschachtofen b. d. Ferrosiliziumerzeug. dasch: Schweißtechnik. 637 — W. Schulz: Elektr. Heiz- 
I} es- - Aussichten d. Vollbahnelektris, i. d. USA. 629 — Doppel- einrichtung f. Industrie u. Gewerbe. 637 — E. Hannausch: 
` ie ragen f. d. Ruhrschnellverkehr. 629 — Beanspruch. d. Kohle- Wie richte ich meine Radiowerkstatt ein? 637 — O. Kienzle: 
El H- Be te ji ‚ auf Vollbahnmotoren. 629 — Planung eines neuen dt. Trä- Normungszahlen. 637 — A. Bachmann: Techn. Zeichnen. 638 
; az-Fernkabelnetzes f. d. Weltverkehr. 629 — Energieanlage . 
ET Tonf ilm studio. 630 — Synthese v. Schaltkreisen. 630 — Hod- Eingänge: 638 
i f fequenz nerator groß. Leistung f. industr. Zwecke 631 — Magnet. Berichtigung: 638 


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 InArbeilshellen und Werkanlagen schaffen 


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I] Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft- 22 15. November 1950 
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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) - 


71. Jahrgang Wuppertal, 15. November 1950 Heft 22 
Einige Bemerkungen zur Erwärmung von Werkstoffen 
im hochtrequenten Kondensatorfeld 
(Mitteilung aus dem Elektrowärme-Institut Essen/Langenberg) 
Von Harald Müller, Essen/Ruhr DK 621.364.16 
Übersicht. An Hand von Zeigerdiagrammen werden die Verhätt- säatzschaltungen nicht vorhanden. Wenn aber der Verlust- 


isse im Kondensatorfeld behandelt und Angaben über Generatoren und 
«handlungskondensatoren gemacht. Nach einer Betrachtung der Tempe- 
aturverhältnisse werden die wichtigsten Anwendungen gestreift. 


Ersatzschaltbilder und Zeigerdiagramme 


Alle technischen elektrischen Isolierstoffe und erst recht 
‚Nerkstoffe, die kaum mehr Isolatoren, sondern eher schlecht- 
eitende Stoffe sind, erfahren im Kondensatorfeld eines 
NWechselstromkreises eine Erwärmung, deren Höhe von den 
Verlusten im Werkstoff abhängt. .Für die gemeinhin als 
Jielektrika bezeichneten Jsolierstoffe bestimmen sich die 
Verluste in einem Kondensator zu! 


N,= U’.@C:cos r} 
= U. oC.tgå. 


Nach dieser Gleichung kann man Wärme durch hohe 
„erluste erzeugen, wenn man an die Anordnung eine hohe 
jpannung U anlegt. Man kann weiter durch Steigerung 
ler Frequenz bzw. Kreisfrequenz w die Verluste erhöhen. 
Ja die Form des Isolierkörpers meistens festliegt, kann man 
lie Größe der Kapazität C kaum beeinflussen. Der Ver- 
‚ustfaktor tg ö bzw. der cos @ ist im allgemeinen frequenz- 
bhängig, aber nicht so sehr, als daß man durch geeignete 

ahl der Frequenz des Hochfrequenzgenerators die Ver- 
te erheblich steigern könnte. Inbezug auf die Spannungs- 
öbe ist man durch die Durchbruchfeldstärke des Dielektri- 
ums in der gewählten oder durch die Form des Dielektri- 
ums gegebenen Anordnung begrenzt. Bei der Wahl der 
requenz spielt die Größe der Kapazität der zu erwärmen- 
en Anordnung eine Rolle. Es wird da eine obere Grenze 
ben, die zu überschreiten die nicht unterschreitbare Min- 
estinduktivität des Kreises verbietet. 

Bei einem nicht homogenen Feld zeigt sich, daß die Ver- 
ste in den einzelnen Schichten verschieden hoch sind. Man 
ann also bei einem homogenen Dielektrikum, mit dem wir 

hier bislang zu tun haben, auch örtlich verschiedene Er- 
ärmungen erzielen, wenn man Einfluß auf die Gestaltung 
es Feldbildes nehmen, d. h. die Anordnung der Konden- 
äatorenelektroden nach solchen Gesichtspunkten festlegen 
ann. 

Für die theoretische Behandlung hat man Ersatzschal- 
ungen gewählt, bei denen man zu einem verlustlosen Kon- 
jensator C einen wahren Widerstand R in Reihe oder paral- 
el schaltet. Bei Werkstoffen, die man als Dielektrika an- 
sprechen kann, ist ein wesentlicher Unterschied beider Er- 


— 


! Die Verlustleistung N, ergibt sich in Watt, wenn die am Konden- 


sator von der Kapazität C (in Farad) anliegende Spannung U in Volt ge- 
messen wird und im Wechselstromkreis die Kreisfrequenz w [s''] herrscht. 
An Stelle des Leistungsfaktors cos 9 verwendet man im vorliegenden 
Falle meistens den Verlustfaktor tg ô, wobei g = 90 + ô und ô sehr klein 
ist (tg ô < 0,1). Bei Hartpapier liegt z. B. der Verlustfaktor tg ô je nach der 
Frequenz bei 0,025 bis rd. 0,1, ebenso bei Preßspan, bei Cellon etwa bei 
3.05... 0,09. Schiefer hat einen Verlustfaktor von etwa 0,3, Marmor von 
1, Trolitul einen solchen von 0,0001 ... 0,0005, Quarzglas etwa in glei- 
her Höhe, Quarzgut etwa 0,0007 ... 0,0027, trockenes Papier 0,004 ... 
).07, parafliniertes Papier 0,003... 0,065. (E. Blechschmidt: Präzi- 
sionsmessungen von Kapazitäten, dielektrishen Verlusten und Dielektri- 
iitätskonstanten. Vieweg und Sohn, Braunschweig 1940). 

t F. Kohlrausch: Praktische Physik, Bd. 2, S. 324. B. G. Teub- 
der, Leipzig u. Berlin, 18. Aufl. 1943. 


(1) 


à 
2 


faktor tg ô größer wird (tg ô > 0,1), weichen die nach beiden 
Ersatzschaltungen gewonnenen Ergebnisse merklich vonein- 
ander ab. Für die Parallelschaltung folgt 


l 
t80 = RoC (2) 


Hieraus folgt ein Absinken des Verlustfaktors tg ô mit 
steigender Frequenz w nach einem Hyperbelgesetz. Tat- 
sächlich ist für dipolbehaftete Stoffe bei höheren Frequen- 
zen ein etwa ähnliches Absinken des Verlustfaktors mit 
der Frequenz festzustellen, nachdem bei niedrigeren Fre- 
quenzen zunächst ein Ansteigen bis zu einem Maximum ein- 
getreten ist. Auch nach der von K. W. Wagner aufge- 
stellten Theorie für inhomogene Stoffe, mit denen wir es 
hier vorwiegend zu tun haben, ergibt sich für den Verlust- 
faktor ein ähnlicher Ver- 
lauf. Somit ist die Ver- 
wendung des Ersatz- 
schaltbildes R parallel C 
gerechtfertigt, umsomehr, 
als in den technisch wich- 
tigen Fällen außer den 
dielektrishen Verlusten 
eine tatsächliche Leitfä- 
higkeit vorhanden ist, al- 


ETZ i 
—> f so die Parallelschaltung 
Bild 1. Verlustfaktor von Buna (Roh- als Ersatzbild besonders 


de) als Funktion der Frequenz; die Hy- 
perbel w tg = const. ist im Maximum 
der Kurve gezeichnet (—.—.). 


nahe liegt. Bild 1 zeigt 
den von L. Rohde? ge- 
messenen Verlustfaktor 
von Buna. Dazu gezeichnet ist strichpunktiert die der Hyper- 
bel w > tg = const. entsprechende Kurve, deren einer 
Punkt willkürlich mit dem Scheitel zusammenfallend ge- 
wählt worden ist. Man sieht, daß die Kurven im abfallen- 
den Teil im grundsätzlichen Verlauf zusammenpassen. 


12 


U,4U 


(E 7L OI) 


Bild 2a. 2 isolierende bzw. schlechtleitende Werkstoffe und Diagramm 


azu. 
Bild 2b. Ersatzschaltung, Kapazitäten und Widerstände parallel; R’, verän- 
derliher Widerstand im zu behandelnden Werkstoff 2. 


? A. W. Pfefferl: Kunststoffe 39 (1949) S. 86. 


606 


Bei Werkstoffen mit hohen Ver- 
lusten wird man zu einem Aufbau 
entsprechend Bild 2a greifen, bei dem 
durch Vorschalten eines anderen Di- 
elektrikums ein Wärmedurchschlag 
vermieden wird. Als Kondensator ist 
hier und auch in den folgenden Bil- 
dern ein Plattenkondensator gezeich- 
net. Kann man das dem Werkstoff 2 
vorgeschaltete Dielektrikum 1 durch 
Luft ersetzen, so wird 6, zu Null, im 
Diagramm steht U, senkrecht auf /, der 
resultierende Verlustwinkel ô wird 
kleiner, wenn der Wert von C; erhal- 
ten bleibt. Sehr oft allerdings muß 
man bei Luft Cı kleiner wählen mit 
Rücksicht auf die Durchschlaggefahr. 
Damit aber geht die Spannung am zu 
behandelnden Werkstoff zurück und 
mit ihr die Verluste. In jedem Falle 
wird, gleichgültig ob man ein festes 
Dielektrikum 1 oder Luft vorschaltet, 
der Wirkungsgrad der Anlage herab- 
gesetzt. Zumal bei einem Werkstoff mit 
unebener Oberfläche, etwa bei faseri- 
gen Stoffen, wird man einem festen 
Vorschaltwerkstoff den Vorzug ge- 
ben. In den meisten Fällen wird man mit einem verän- 
derlihen Widerstand zusätzlich rechnen müssen, so zZ. B. 
bei Trocknungsvorgängen, wo neben den dielektrischen Ver- 
lusten auch Verluste durch einen reinen Leitungsstrom ent- 
stehen. Man kann diesen Fall am besten durch ein Ersatz- 
schaltbild entsprechend Bild 2b darstellen. Mit Zunahme 
des Widerstandes R,, etwa durch die Abnahme des Lösungs- 
mittel- oder des Feuchtigkeitsgehaltes bei einem Trocken- 
prozeß bedingt, wird Ir, kleiner und damit auch ds, eben- 
so ô In einer Reihe praktisch wichtiger Fälle handelt es 
sih um geschichtete Werkstoffe, bei denen entweder eine 
Schicht besonders hoher Verluste zwischen solche geringe- 
rer Verluste eingebettet ist oder in Gestalt etwa von feuch- 
ten Nestern innerhalb des übrigen Werkstoffes liegt. Im 
Bild 3a soll der Fall der Schicht hoher Verluste senkrecht zu 
den Elektroden des Kondensators behandelt werden. Zur 
Vereinfachung soll angenommen werden, daß die Dielektri- 
zitätskonstanten der Schichten 2 und 3 gleich hoch sind, so 
daß etwa auch die in Schicht 3 enthaltene Feuchtigkeit die 
gleiche Dielektrizitätskonstante haben soll. Ferner seien 
Luftschichten 1 vorgeschaltet. Das Diagramm ist auch durch 
Zusammenziehung der symmetrisch liegenden Schichten 1,1 
und 2,2 weiter vereinfacht. Die Gesamtverluste sind gleich 
dem Produkt 


lr, + Ir + In Urs. 


Von diesen kann in den für die Praxis wichtigen Fällen, bei 


r 


denen es sich um die Vergrößerungen des Widerstandes R, 


auf einen sehr hohen Betrag handelt — Verdunstung oder 
Verdampfung eines Lösungs- oder Verdünnungsmittels — 


aber nur der Anteil Ig; > Us,s als Nutzwärme betrachtet wer- 


den, weil die in den Schichten 2 erzeugte Erwärmung nur _ 


mittelbar zur Entfernung des Mittels dient, dgl. die von 
Ir,‘ Uss herrührende Erwärmung. Auch im Fall des Bil- 


des 3b ist die Nutzwärme nur durch den Betrag Ip, Us ge- 
geben, die anderen Wirkleistungen sind -nur mittelbar am 
Haupterwärmungsvorgang beteiligt. Für Bild 3b ist das Er- 
satzschaltbild leicht aufstellbar und nicht gezeichnet. 

Bei diesen grundsätzlichen Betrachtungen ist davon aus- 
gegangen worden, daß es sih um quasistationäre Kreise 
handelt. So wird z. B. bei Plattenkondensatoren, abgesehen 
von den Randerscheinungen, die Feldstärke in einem be- 
trachteten Zeitpunkt innerhalb des Kondensators als kon- 
stant angesehen. Ferner sollen die Kondensatoren keine so 
große räumliche Ausdehnung haben, daß sich infolge der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 22 


15. November 195) 


Bild 3a. Werkstoff mit Längsschichtung: 1 Luftschict:e 
2 trockener Werkstoff, 3 Werkstoff mit hohen Verlusten 


Bild 3b. Werkstoff mit Quershictung: I Luftscidtss. 
2 trockener Werkstoff, 3 Werkstoff mit hohen Verluste: 


Hautwirkung der Strom merklich ungleichmäßig über den 
Kondensatorquerscnitt verteilt. Die Eindringtiefe, ein aus 
dem Gebiet der induktiven Erwärmung übernommener Be 
griff, kann mittels des Verlustfaktors berechnet werden. 
Bei den üblicherweise zu behandelnden Werkstoffen ist d:e 
Eindringtiefe sehr hoch. So würde man für Glycerin etwa 
eine solche von der Größenordnung der Wellenlänge fin- 
dent, so daß man sich um diese Größe nicht zu kümmen 
braucht. Dabei stellt Glycerin einen vom Standpunkt der 
Hautwirkung aus ungünstigen Werkstoff dar, bei dem schon 
ein merklicher Hauteffekt wegen des hohen Verlustfakto:s 
zu erwarten wäre. Bei Schiefer mit einer Dielektrizitätskon- 
stanten von etwa 7 und einem Verlustfaktor von etwa 0.) 
würde die Eindringtiefe ebenfalls in der Größenordnung 
der Wellenlänge liegen, sa daß auch in diesem Falle d:e 
Hautwirkung nicht berücksichtigt zu werden braucht. 
Würde man mit sehr hohen Leitwerten rechnen, so könr- 
te allerdings der Fall eintreten, daß bei einer Anordnung nad. 
Bild 3a die Außenscichten vorzeitig trocknen und daß d+ 
durch das vollkommene Durctrocnen unterbunden od:! 


mindestens erschwert wird. Praktisch hat das keine Bede:- 


tung, weil bei so hohen Verlusten wahrsceinulich in jeden 


Falle andere Verfahren als die Erwärmung im Kondensator: 
feld wirtschaftlicher wären. 

Ehe wir uns mit dem technischen Aufbau solcer Ar- 
lagen befassen, bedarf ein Punkt noch einer Betractunz 
Für Erwärmung im Kondensatorfeld werden Frequenzen tr- 
zeugt, die im Gebiete der hochfrequenten Nachrichtenübe:- 
mittelung liegen. Man könnte an eine Festlegung bestims- 
ter Frequenzen denken, wenn man eine Störung der Nasr 
richtenübermittelung befürchtet. Man muß sich aber vo% 
vornherein darüber klar sein, daß die Frequenz bei sold 
Generatoren gar nicht so festgelegt werden kann, wie £3 
wünschenswert ist. Durch die Änderung der Verluste :3 
Gut — man denke an das Ersatzschaltbild 2b — ändert s.d 
die Frequenz. Auch die Veränderung der Kapazität ces 


Arbeitskondensators mit wechselnder Beschickung hat eize 


frequenzändernde Wirkung. Viel wichtiger erscheint des- 


-—_ 


4K. Fränz [Elektrotecn. Bin., 2 (1948) S. 281] gibt für die Esd: =s- 
X DaS 

€ Doz 

9 Yı+ 'g'ð 1) 


lenlänge der Anordnung im Vakuum in cm, e der dimensionslose Prope- æ 
nalitätsfaktor der Dielekt’izitätskonstanten, tg ô der Verlustwinke! € *" 
gibt sich in cm. Für kleine tg ð wird der Nenner außern-dentlih tem 
da tg?3 wenig verschieden von Null ist. Die Dielektriritätskonstante vr 
Glycerin liegt nach den verschiedenen im Landnit-Börnstels»* 
dergegebenen Messungen etwa bei 40, Wert des Nenners der ebiges Gw- 
chung geht bei einer auf den 10. Teil zurückgehenden Wellenläsge =»: 
auf die Hälfte zurück: 2 = 300m, d = 115m; 4 = 30m, d = 19m. 


tiefe d die Beziehung d = | an. In ihr ist 2, die We- 


15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


607 


C EEE 


alb, nicht die Frequenz festzulegen, sondern dafür zu sor- 
jen, daß die Anordnung nicht strahlen kann. Dies dürfte 
;icher viel einfacher sein und auch die Anwendung des Ver- 
'ahrens nicht so einengen, wie es im anderen Falle zu be- 
fürchten wäre. 
Aufbau der Schaltung 

Die Verwendung des Kondensatorfeldes für Erwär- 
nungs- und Trocknungsvorgänge wurde wohl erstmalig von 
A. Esau angeregt und von seinen Schülern untersudt®. 
jild 4a zeigt die von ihm angegebene Schaltung. Im Ent- 


S LS 
N) 
ED Ac c 
a). 


® “a3 


eee 


US UKW-Sender (nach Esau) 

LS Lecher-System (Viertelwellenlänge) 

C, Abstimmkondensator ; 

C , verlustbehaftete Kapazität (Arbeitskondensator) 


‘4, Ca, wahlweise anschaltbare Arbeitskondensatoren, L Abstimmdrossel 


uld 4a. Esau- Schaltung für Erwärmungsversuce im Kondensatorfeld. 
Bild 4b. Schaltung nach Rohde & Schwarz. 


uld dc. Generator in Brettshaltung (Dr.-Ing. A. Mühlfeldt, 
raunschweig) mit Lecher-System (Viertelwellenlänge); Bezeichnungen 
wie Bild 5; Sender in Gegentaktschaltung. 


\icklungslaboratorium Rohde & Schwarz® wird eine Schal- 
ung verwandt, bei der entweder ein Arbeitskondensator 
`u oder über ein Dezimeterkabel und Widerstandstrans- 
ormation ein anderer Verbraucher C4, angeschlossen wer- 
en kann (Bild 4b). Im Elektrowärme-Institut ist ein Gene- 
ator der Bauart BBC vorhanden, bei dem wegen seines An- 
vendungsgebietes — Vorwärmen von Kunststofftabletten 
‘or dem Verpressen — auf Abstimmbarkeit, trotz verschie- 
en einstellbaren Arbeitskondensators, verzichtet ist. Fer- 
er verfügt das Institut über eine gemeinsam mit A. Mühl- 
eldt, Braunschweig, gebaute Brettschaltung, die in Bild 
Cinihrem grundsätzlichen Aufbau wiedergegeben ist. Durch 
’ershieben des Arbeitskondensators längs des Lecher- 
'ystems kann abgestimmt werden. 


Ausbildung des Arbeitskondensators 

Man versucht, den Arbeitskondensator als Plattenkon- 
.ensator auszubilden. Das sich ausbildende Feld ist im In- 
ern des Kondensators praktish als homogen anzusehen. 
\nders sieht es jedoch an den Rändern aus, in deren Um- 
jebung man in jedem Falle mit einem unhomogenen Feld zu 
echnen hat. Für die praktische Ausbildung kommen zwei 
'älle in Betracht. Läßt man das Gut über die Platten des 
\rbeitskondensators überstehen, so bekommt man etwa die 
Verhältnisse wie beim Plattenkondensator im homogenen 
dedium. Man hat ein nach außen zu schwäcer werdendes 
‘ld und damit schwächere Erwärmung der Außenscichten. 
stehen jedoch die Kondensatorbeläge über das Werkstoff- 
tück über, so tritt das Gegenteil ein. Die Außenschichten 
:rwärmen sich rascher als die Innenschichten des Platten- 
condensators, und es kann zu einer vorzeitigen Schrump- 
ung der Außenporen kommen. Bei manchen Werkstof- 
en kann dies zu Rissen durch von innen herausdrän- 


®J.Pätzold: Hocfrequenztecdn. u. Elektroak. 1930, S. 85. — 
Trommler: Diss. Jena 1940. 
!A. W. Ptefferl: Wie Fußnote 3, Abb. 4, 7. 


gende Dampfmassen führen. Diese Gefahr ist umso grö- 
Ber, als der Vorteil der Erwärmung im Kondensatorfeld ge- 
rade in der kurzen Erwärmungsdauer liegt. Eine Erwär- 
mung im Kondensatorfeld mit überstehenden Kondensator- 
platten unterscheidet sich von einer Erwärmung im Konvek- 
tionsstrom insofern nicht, als auch hier die Trocknung von 
außen her einsetzt. Ähnlich liegen die Verhältnisse auch 
bei Kondensatorplatten, die mit dem Gut abschneiden. In 
Sonderfällen wird man die Form der Kondensatorbeläge dem 
Gut anpassen. Damit Durchschläge oder infolge hoher Strom- 
dichte verbrannte Kanäle vermieden werden, muß man bei 
den zu behandelnden Werkstoffen zum mindesten eine ver- 
lustfreie oder außerordentlich verlustarme Kapazität” vor- 
schalten, also eine Anordnung entsprechend Bild 2a oder 
3a/b wählen. Bei relativ dünnen Werkstoffschichten wird 
das Verhältnis zwischen Nutz- und Vorschaltkapazität un- 
günstig und damit der Wirkungsgrad des Generators 
schlecht, weil die Nutzspannung nur noch einen Bruchteil der 
Gesamtspannung beträgt und anderseits die Generatorver- 
luste, weil im wesentlichen von U abhängig, unverändert 
bleiben. Will man trotzdem dünne Werkstoffschichten be- 
handeln, so bedarf es einer anderen Ausbildung der Elek- 
troden, wie in Bild 5 dargestellt. Das Gut wird von den kamm- 
artig ausgebildeten Elektroden etwa durch eine dünne Troli- 
tulfolie getrennt, so daß kein Schluß zwischen den Kondensa- 
torbelägen entstehen kann. Bei geschlossenen Elektroden 
muß man für die Abführung der an ihnen leicht kondensie- 
renden Verdampfungsprodukte sorgen. Mittel hierfür sind . 
die Perforierung der Elektroden, ihre Anwärmung oder Um- 
kleidung mit aufsaugenden Stoffen. Im allgemeinen wird 
man dünne Schichten besser mit Temperaturstrahlern er- 
wärmen®, doch gibt es bestimmte Fälle, wo z. B. Ungleich- 
mäßigkeiten im Trocknungszustand ausgeglichen wer- 
den sollen. Da bei einem fortdauernden Erwärmungspro- 
zeß der veränderliche Widerstand R’ in Bild 2b und 3 zu- 
nimmt, geht die aufgenommene Wirkleistung zurük. An- 
derseits wächst auch damit die Durchschlagssicherheit, so daß 
man durch Steigerung der Feldstärke — etwa dichtere An- 
ordnung der Stabelektroden in Bild 5 — die Wirkleistung 
wieder steigern kann. Das ist besonders wichtig, wenn man 


a O 8 BO 958 


© © © 8ı 


d o © © © B, 


672073) 


B, B, Elektroden d. Kondens. (parall. Zylinder) 
LS, LS, Lecher-System 
G zu behandelndes Gut. 


Anordnung eines Versuchskondensators mit kammartigen Be- 
lägen, die nach a) oder b) angeordnet werden können. 


Bild 5. 


7? Im homogenen Feld ergäbe sich die am Werkstoff liegende Nutz- 
spannung U, in erster Annäherung aus dem Verhältnis der Teilkapazitä- 
ten bzw., da diese der Schichtdicke umgekehrt und der Dielektrizitäts- 
konstanten direkt proportional sind, zu 


|] 

U; = È d U, 

per 
& d; 
wenn &, die DK. der vorgescalteten Schicht (bei Luft ist & = 1), d, die 
Dicke der Schicht, £} die DK. der zu behandelnden Schicht und d, ihre 
Dicke ist. Ist die Luftschicht !/ıe der Dike des zu behandelnden Werk- 
stolfes und dessen DK. 2,5, so beträgt der Spannungsanteil am Werkstoff 
nur 78%, obwohl die Schichtdicke 90% ausmacht. 


Harald Müller: ETZ 71 (1950) H. 11, S. 287 [Anm.: Dortiges 


Bild 1 enthält einen Fehler: die Zahlen der Angströmskala sind mit 10 zu 
multiplizierenl]. 


608 


Bild 6. Verschiedene Versuchselektroden: Platten, Halbzylinder mit ab- 
gerundetem Rand, Kammelektroden, konzentrische Zylinder (rechts: Halte- 
vorrichtung). 
das Gut etwa über die Elektrodenkämme hinwegbewegt und 
es dadurch von Stellen geringerer Feldstärke nach solchen 

höherer Werte führen kann. 

Für besondere Versuche wurden im Elektrowärme-In- 
stitut koaxiale Zylinder als Elektroden verwandt. Zur Ab- 
führung der gegebenenfalls entstehenden Dämpfe kann man 
die Elektroden perforieren. Bild 6 zeigt einige Versuchs- 
elektroden des Elektrowärme-Institutes. Die bei den Ver- 
suchen erzielten Wirkungsgrade liegen etwas unter 50°/o, so 
daB das Erwärmungsverfahren nur da angewendet wer- 
den sollte, wo der Vorteil auf anderen Gebieten zu erken- 
nen ist. So kann der Wegfall von Transporten und damit 
zusätzliche Beschädigung des Gutes vermieden werden, wenn 
die Erwärmung so rasch vor sich geht, daß dieser Vorgang 
in den übrigen Herstellungsablauf ohne Schwierigkeiten ein- 
gefügt werden kann. Weiter kann die andere Erwärmungs- 
weise technologische Eigenschaften des Gutes so verbes- 
sern, daß auch dieser Vorteil ausschlaggebend sein kann. 


Temperaturverteilung 

Im Gegensatz zur Erwärmung des Gutes von außen her 
entsteht auch bei der Erwärmung im Kondensatorfeld die 
Wärme unmittelbar im Gut, das ja ebenso wie bei der un- 
mittelbaren Widerstandserwärmung in der Strombahn liegt. 
Ist der Werkstoff homogen, so wird die Temperatur an allen 
Stellen des Werkstoffes die gleiche sein, zumal wenn auf 
beiden Seiten der Werkstoff durch eine dünne Schicht von 
den Elektroden getrennt ist, also Wärmeableitung durch die 
Elektroden nicht möglich ist. Ist diese Wärmeableitung 
zu berücksichtigen, dann sinkt an den Außenschichten die 
Temperatur sogar ab. Dies ist dann günstig, wenn der 
Durchtritt der innen verdunsteten oder verdampften Flüssig- 
keit durh Poren- oder Zwischenraumverengung an den 
Außenseiten des zu behandelnden Körpers erschwert würde 
und eine vorzeitige Schrumpfung in den Außenschichten we- 
gen des Absinkens der Temperatur vermieden oder verzö- 
gert wird. 


Anwendungen der Erwärmung im Kondensatorfeld 

Aus den bisherigen Ausführungen geht schon hervor, 
daß die Erwärmung an dicken Schichten für dieses Verfah- 
ren das Gegepvene ist. Jedoch kommen in Sonderfällen auch 
dünne Schichten in Betracht. Die Entfernung von Feudhlig- 
keit ist nur dann empfehlenswert, wenn die üblichen Trock- 
nungsverfahren nicht genügend gleichmäßig wirken. So ist 
die Beseitigung von Feuchtigkeitsnestern aller Art in Texti- 
lien oder Nahrungsmitteln, gegebenenfalls nach vorheriger 
Allgemeintrocknung durch eines der üblichen Verfahren, 
wohl der Trocknung im Kondensatorfeld vorbehalten. Vor 
allem bringt hier das Verfahren den Vorteil, daß die Erwär- 
mung örtlich begrenzt ist, daß schon getrocknete Teile des 
Gutes nicht oder kaum, je nach der Größe des Verlustfaktors, 
erwärmt werden. Das Erwärmen von Schichten — vgl. Bild 3 
— wird mit Vorteil bei der Verleimung von Holzplatten und 
zum Aufkleben von Fournieren verwandt. Als Leime dienen 
Kunstharze; das Verfahren erlaubt eine außerordentliche 
Steigerung der Verleimungsgeschwindigkeit®. Die Verlei- 
mungszeit geht von Stunden auf Minuten zurück. Für die 
Sterilisierung von Nahrungsmitteln, in denen die Bakterien 
oder auch Schädlinge und deren Larven und Eier gewisser- 


èe Vgl. ETZ 71 (1950) H. 13, S. 347 rechts. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195) Ä 


maßen Nester wegen ihres hohen Feuchtigkeitsgehaltes b}- ' 
den, ist das Verfahren ebenso von großem Nutzen!!®, ca ; 
die in Betracht kommenden Nahrungsmittel wie Getreide 
und Getreideerzeugnisse meistens verhältnismäßig trocken 
sind im Vergleich zu den Kleinlebewesen und keine unnö- 
tige oder gar schädliche Erwärmung erfahren. Die Erwär- 
mung von Holz und keramischen Rohlingen, also unge- 
brannter Ware, im Kondensatorfeld dürfte dagegen kaun 
wirtschaftlich mit der für diese Werkstoffe üblichen Klima- 
trocknung in Wettbewerb treten können. Die Messunge 
von Trommler!! haben gezeigt, daß die Trocknungszeiter 
Stunden betragen. Wenn auch die Zeiten in-den Klimatroc- 
nungsanlagen, bei denen mit Feucdhtluft beginnend getro«- 
net wird, noch größer sind, so sprechen doch die wirtscäl:- 
lichen Gesichtspunkte hier schon sehr gegen eine allgemein: 
Anwendung des Verfahrens. In Sonderfällen jedoch können 
Gesichtspunkte vorhanden sein, die für das Verfahren spre 
chen. Besondere Bedeutung hat das Verfahren zur Vor 
wärmung von Kunstharzpreßlingen!?. Die Durchhärtung le: 
det bei den bisher üblichen Verfahren darunter, daß de 
Wärme von außen in den Preßling eintritt und dadurd de: 
Kern meistens nicht so gut durchgehärtet wird wie bei d 
Vorwärmung im Kondensatorfeld. Die Preßzeiten gehen nad 
H. Baumgartner? bei dickeren Stücken (20 mm) at 
den zehnten Teil zurück, bei schwäceren weniger, Z. B. be 
10 mm Stärke auf den fünften, bei 4 mm auf die Hälfte D+ 
durch wird die Ausnutzung der Presse wesentlich gesteigert 
Auch bei der Gummivulkanisierung kommt man gegenüber 
dem üblichen Verfahren, bei dem die Preßform geheizt wirt. 
je nach dem beigefügten Stoff — Schwefel, Aktivruß oder 
Zinkweiß — auf den dritten bis vierten Teil der Zeit, bei 
Weichgummi sogar noch weiter herunter. Schließlich kan 
man Nahtstellen von Gummischläuchen durch örtliche Er- 
hitzung im Hochfrequenzfeld vulkanisieren, ohne das übrige | 
Gummi zu erhitzen. Auch bei den Polyvenylchloriden kam : 
man Flächen und Nahtstellen rein örtlich im Kondensator- : 
feld erwärmen und so den Werkstoff an der gewünsctes . 
Stelle zum Fließen bringen!?. Bei der Untersuchung von Er- ' 
wärmungsvorgängen daraufhin, ob nicht die Erwärmung im ; 
Kondensatorfeld Vorteile bringt, darf man sich nicht durd ; 
3 
$ 


E hho eiai gs i e E T a A nn. en nn. 


bestimmte bisher übliche Temperaturbegrenzungen irrem& | 
chen lassen. Sehr oft kann man bei kurzzeitiger Erwärmung , 
die Temperaturen höher treiben, als sie bei den bisherien 
Erwärmungsverfahren üblich waren. Hier können nur Ver ; 
gleichmessungen zur Bestimmung der technologischen Eigen: | 
schaften an den verschieden behandelten Werkstoffen eu 
Bild vermitteln. Die anwendbaren Feldstärken haben a?! 
den Wirkungsgrad einen maßgeblichen Eintluß und liege 
für homogenes Feld (gerechnet bei feuchten Körpern, als 
solchen, bei denen ein sich stark verändernder Querleitwer 

? 


entsprechend Bild 2b und 3 vorhanden ist, wie bei Holz u% 


Nahrungsmitteln) bei 100 V/cm und einem Mehrfaden, bet 
Gummi und Polyvenylcloriden über eine Größenordnu 
höher. Die Abführung von Dämpfen ist ebenso erfordert@ 
wie bei allen anderen Trocknungsverfahren, damit auch è! 
Außenschichten trocknen. 


Zusammenfassung 

Zunächst werden Zeigerdiagramme für Werkstoffe au 
gestellt, je nachdem ob sie als schlechte Leiter mit praktis® . 
konstantem oder als solche mit veränderlichem Widerstea® - 
angesehen werden können. Ursache der Veränderung St l 
vorwiegend die Ausscheidung von Lösungsmitteln ode! 
Feuchtigkeit durch Verdunsten oder Verdampfen. Wem 
auch angestrebt wird, daß im Behandlungskondensator &? : 
homogenes Feld herrscht, um Voraussagen über die Tempe 
raturverteilung machen zu können, wird in den meisten Fä- 


ie Vgl. ETZ 71 (1950) H. 7, S. 178. 

ıH. Trommler, wie Fußnote 5. 

A. van Sluiters: Blektrizitätsverwert. 21 (194647) S. 29 - 
H. Baumgartner: daselbst S. 221. 

S, Wintergerst: ETZ 71 (1950) H. 4, S. 79. 

14 Es sei daran erinnert, daß die Durchbruchfeldstärke von Luft im ba” 
genen Feld bei größeren Abständen der Elektroden bei etwa MkV cm Lee" 
Bei Vorschaltung eines Luftabstandes zwischen Gut und Elektrode s3 
daran gedacht werden, daß Vorentladungen im Luftraum vermieden verde 


15. November 1950 


len das inhomogene Feld nicht zu vermeiden sein. Für die 
Erwärmung im Kondensatorfeld kommen vorwiegend große 
Schichtdicken in Betracht, dünne Schichten nur in Ausnahme- 
fällen, z. B. wenn ein ungleichmäßiger Trocknungszustand 
ausgeglichen werden soll oder wenn es sich um Vernähen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 609 


oder Schweißen von Kunststoffen handelt. Besondere Be- 
deutung hat das Verfahren da, wo durch Zeitgewinne oder 
durch Verbesserung der technologischen Eigenschaften der 
Gesamtwirkungsgrad eines Herstellungsvorganges verbes- 
sert wird. 


Das Abschalten von Käfigläufermotoren 


Von E. Kündiger, Bonn 


Übersicht. Die beim Abschalten von Käfigläufermotoren auftre- 
tenden Verhältnisse und die Beanspruchung der Schaltgeräte werden mit 
der in den VDE-Regeln 0660/50 vorgesehenen Schaltung verglichen. 


Bei der Konstruktion von Niederspannungs-Scaltgerä- 
ten ist für deren Bemessung die Beanspruchung zugrunde 
zu legen, der das Gerät seiner Bestimmung gemäß ausge- 
setzt sein wird. Entsprechend dem Verwendungszweck wur- 
den deshalb in den VDE-Regeln 0660/IX. 39 $ 12 unter- 
schieden: l 
a) Schaltgeräte für Schalten ohne Strom (Trennschalter usw.), 
b) Schaltgeräte für Schalten unter Strom (Stufenschalter usw.), 
c) Schaltgeräte für Schalten beschränkter Leistung, 

d) Schaltgeräte für Schalten voller Leistung, 
e) Schaltgeräte für Schalten von Überlast. 

In dem neuen Entwurf VDE 0660/50 wird der heute übli- 
chen Praxis und dem Verwendungszweck entsprechend neben 
den anderen Zwec&kbestimmungen von „Schaltern zum Schal- 
ten von Käfigläufermotoren” gesprochen. Der Käfigläufer- 
motor wird heute bei der größten Zahl der Antriebe ver- 
wendet. Die Geräte hierfür haben deshalb große wirtschaft- 
lihe Bedeutung und stellen einen beachtlichen Prozentsatz 
des Umsatzes der Niederspannungs-Schaltgeräte-Industrie 
dar. 

Nachstehend soll nur von solchen „Schaltern zum Schal- 
ten von Käfigläufermotoren” gesprochen werden. Neben 
den selbstverständlichen und für alle Geräte geltenden An- 
forderungen über Isolationsfestigkeit, Erwärmung, Kapse- 
lung usw. sind die genannten Geräte noch Beanspruchun- 
gen ausgesetzt, welche durch die Eigenart des Käfigläufer- 
motors gegeben sind. 

Beim Einschalten der Motoren treten Stromspitzen auf, 
die über den Anlaufstrom hinausgehen!. Diese Stromspit- 
zen beanspruchen das Gerät außerordentlich inbezug auf 
Abbrand und erhöhen die Gefahr des Zusammenschwei- 
Bens der Schaltstücke. Sie sind aber von so außerordentlich 
kurzer Dauer, daß sie nur beim Einschalten, nicht aber beim 
Abschaltvorgang berücksichtigt werden müssen. Zu beach- 
ten ist, daß der Strom verhältnismäßig langsam ansteigt und 
bei der ungünstigsten Phasenlage des Stromes der Scheitel 
arst etwa 7,5 ms nach der Schaltstückberührung erreicht wird. 

Beim Abschalten muß aus Sicherheitsgründen damit ge- 
rechnet werden, daß der Motor durch Störungen in der an- 
jetriebenen Maschine nicht hochlaufen kann oder daß er ab- 
jeschaltet werden muß, bevor er auf Nenndrehzahl gekom- 
nen ist. Ein Schalter zum Schalten von Käfigläufermotoren 
nuß also den größten Motor, für welchen das Gerät verwen- 
jet werden soll, einwandfrei auch bei Stillstand, also bei 
'estgebremstem Läufer abschalten können. 


Da die Netzspannung um + 10% schwanken kann, muß 
diese Bedingung auch bei 110% der Nennspannung erfüllt 
werden. Die Stromaufnahme der Motoren bei festgebremstem 
Läufer hängt von deren Konstruktion ab. In dem neuen Ent- 
wurf der VDE-Regeln 0660/50 wird vorgeschrieben, daß ein 
Gerät für Motoren bis 100 A Nennstrom den Bfachen Motor- 
nennstrom bei 110% Nennspannung und cos 9 = 0,4 stö- 
rungsfrei abschalten muß. Ausländische Vorschriften begnü- 


ı S W.Fickert: ‘Der Ausgleichsvorgang beim Einschalten von 
asyachronen Motoren. Elektrotechn. u. Masc.-Bau 59 (1943) S. 133. 
H. Franken: Die Einscaltströme in Motorkreisen und ihre Auswir- 
kung auf die Schaltgeräte. Fachbericht zur VDE-Jahresversammlung 1948 


DK 621.316.542 : 621.313.333.2.064.2 


gen sich z. T. mit dem 6fachen Motornennstrom. Bei Berück- 
sichtigung der möglichen Toleranzen bei der Motorenfer- 
tigung wird der 8fache Nennstrom bei 110% Nennspannung 
von sehr vielen Motoren, insbesondere 2poligen erreicht, 
ja gelegentlich überschritten. Die genannten Werte kön- 
nen daher als durch die Motoren gegeben angenommen 
werden. Bei Spezialmotoren mit noch höheren Anlaufströ- 
men wäre die für das Gerät zulässige Motorleistung ent- 
sprechend herabzusetzen. 

Die Schaltleistung eines Gerätes kann bei dessen Ent- 
wurf leider nicht errechnet, sondern sie muß durch Prüfung 
an ausgeführten Mustern ermittelt werden. Damit erhebt 
sich die Frage, wie diese Prüfung vorzunehmen ist. Bis zum 
Erscheinen eines Entwurfes der VDE-Regeln 0660 im Jahre 
1944 war es üblich, die Schaltgeräte mit festgebremsten Mo- 
toren zu prüfen. Dabei wurde meist auf Stromaufnahme 
und cos ® der benutzten Motoren wenig geachtet, sondern 
nur deren Leistung berücksichtigt, so daß keine Gewähr 
gegeben war, daß das Gerät auch bei einem anderen Mo- 
tor der gleichen Leistung mit größerem Stillstandsstrom 
oder schlechterem cos ® einwandfrei abschaltete, Sollen 
diese Nachteile vermieden werden und die Geräte bei der 
Prüfung wirklich festgebremste Motoren schalten, so würde 
deshalb die Konstruktion und Festlegung einer ganzen 
Reihe von Prüfmotoren erforderlich, von den kleinsten bis 
zu den größten vorkommenden, welche die Firmen der 
Schaltgeräteindustrie in ihren Prüffeldern haben müßten. 
Diese Motoren müßten in allen Einzelheiten festgelegt 
sein, um immer wieder reproduzierbare Werte zu ergeben. 
Da es praktisch unmöglich ist, eine solche Reihe nur für 
diese Zwecke zu bauen, hat der VDE in seinem Entwurf der 
Regeln 0660/50 vorgesehen, an Stelle von Motoren eine 
Ersatzschaltung aus Luftdrosseln und Widerständen zu ver- 
wenden. Eine solche Ersatzschaltung ist dann für alle in Be- 
traht kommenden Motorgrößen eindeutig und jederzeit 
reproduzierbar. Für ihre Beurteilung werden zunächst die 
Vorgänge beim Abschalten eines festgebremsten Käfig- 
läufermotors untersucht. Das Prinzipschaltbild eines solchen 
Motors zeigt Bild 1. Die Widerstände der Ständer- und 


R, R R H X X R? 
í kn a N 
1 M 2 


Bild 1. Schaltbild für festge Bild 2. Ersatzschaltbild für 


bremsten Käfigläufermotor. Käfigläufermotor. 


Läuferwicklung sind wie üblich mit Rı und Rs, die Induk- 
tionskoeffizienten mit Lı und Ls, mit M der Koeffizient der 
gegenseitigen Induktion der beiden Wicklungen bezeichnet. 
Der Läuferkreis ist kurzgeschlossen. Da keine mechanische 
Leistung abgegeben wird, ist kein diese Leistung repräsen- 
tierender Widerstand im Läuferkreis. Wird der Ständer- 
stromkreis durch den Schalter S plötzlich unterbrochen, so 
fließt in dem sekundären Läuferkreis der Strom eine Zeit- 
lang weiter. Das magnetische Feld, welches nur noch durch 
diesen Läuferstrom aufrecht erhalten wird, klingt mit dem 
Dämpfungsfaktor Rs/La ab. Nur die magnetische Energie der 
mit der Läuferwicklung nicht verketteten Ständerstreuung 
kann sich nicht über die Läuferwicklung ausgleichen. Diese 


610 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 15. November 1950 


Verhältnisse gehen noch deutlicher aus dem üblichen Ersatz- 
schaltbild des Kurzschlußläufermotors als Sonderfall des all- 
gemeinen Transformators hervor. In Bild 2 sind wieder Rı 
und Rə die ohmschen Widerstände der Ständer- und Läufer- 
wicklung, X, und X, die jeweiligen Streuwiderstände und 
Xm der induktive Widerstand, welcher dem Erregerstrom 
entspricht, wobei alle Werte auf die Ständerseite des Mo- 


tors bezogen sind. 


Die magnetische Energie der Felder Xə und Xm kann 
sih über den kurzgeschlossenen Läufer ausgleichen. Nur 
die magnetische Energie des primären Streufeldes X; hat 
keine solche Ausgleichsmöglichkeit. Sie ruft beim plötz- 
lichen Abschalten eine Spannungserhöhung an den Schalt- 
stücken des Schalters S hervor. Diese Spannungserhöhung 
wird natürlich durch den immer auftretenden Abschaltlicht- 
bogen verwischt, der ein momentanes Abschalten praktisch 
unmöglih macht. Sie erschwert die Abschaltung für das 
Schaltgerät um so mehr, je größer die Induktivität ist, für 
welche keine solche Ausgleichsmöglichkeit in einem Kurz- 
schlußkreis vorhanden ist, oder je langsamer sich die Ener- 
gie ausgleichen kann. Wird der Einfluß des Läuferkreises 
auf die Verhältnisse im Ständer vernachlässigt, so geht der 
Motor in eine reine Drossel mit Eigenwiderstand über. Sein 
. Ersatzschaltbild ist eine Reihenschaltung von Widerstand 
und Drossel. Bei dieser Schaltung nach Bild 3, die vom VDE 
für die Schaltleistungsprüfung in dem Entwurf der Regeln 
0660 vorgesehen ist, kann sich die magnetische Energie der 
Drossel nicht über einen Nebenschluß ausgleichen. Je nach 
der Schnelligkeit des Abschaltens wird sie deshalb die Span- 
nung an den Klemmen mehr oder weniger erhöhen. 


Wird anderseits die primäre Streuinduktivität X, in 
Bild 2 vernachlässigt, so kann sich 
die gesamte magnetische Energie 
über einen Parallelwiderstand aus- 


: R : gleichen und man erhält als zweiten 
Extremfall eine Parallelschaltung 
R R, von Drossel und Widerstand nach 
Bild 4. Dabei ist der stets vorhan- 
dene, jedoch sehr kleine Eigen- 


Bis a ako Taria widerstand der Drossel mit Rz 
bild für Schaltleistungsprü- bezeichnet. 
fung nach VDE 0660/44. Die Ersatzschaltung nach Bild 2, 
a een a. welche die Verhältnisse beim Motor 
stungsbeanspruchung. genau nachahmt, ist für den prak- 
tishen Gebrauh im Prüffeld zu 
kompliziert. Es müssen bei dieser Schaltung 5 voneinander 
abhängige Werte eingestellt werden, wodurch die Hand- 
habung recht umständlich würde. Bei den nachstehend be- 
schriebenen Versuchen wurde deshalb von vornherein nicht 


Zahl der Abschaltungen —— 


00 
Grenzwerte; I 


Gerät zerstört xr O o 
Versuch abgebrochen + a oœ 


Bild 5. Ausschaltversuche mit verschiedener Belastung (Schütztype A). 


mit dieser Schaltung gearbeitet, sondern die Parallelscha'- 
tung von Drossel und Widerstand Bild 4 verwendet. 


Zur Nachprüfung der dargelegten Verhältnisse wurde mit 
Luftshützen die Anzahl der Schaltungen unter verschie- i 
denen Bedingungen festgestellt, die das Gerät bis zu 
Zerstörung aushält. Sie trat bei der einen Gerätetype A 
durch Querkurzschluß zwischen den Schaltstücken der ein- 


zelnen Strombahnen (Versuche Bild 5), bei der anderen TypeB 


durch Stehfeuer an den Schaltstücken ein (Versuche Bild 6) 
Die Pause zwischen zwei Schaltungen war dabei entspre- 


chend VDE 0660 bis zu 5s. Das Versucsgerät hat immer 


nur abgeschaltet, während andere Schalter die Last ein- 
schalteten. Bei jedem Meßpunkt wurde ein neues Gerät 
verwendet. War es nicht vorher zerstört, wurde der Ver- 
such bei 150 Abschaltungen abgebrochen. In Bild 5 sind di 


Ergebnisse aufgetragen. Abgeschaltet wurde ein festge- 
bremster Drehstrom-Käfigläufermotor von 20 kW, 380 V.. 
41 A Nennstrom, 240 A Kurzschlußstrom bei 380 V,cosg = 
0,44. Durch Steigerung der Spannung ist der Strom ent- 


sprechend verändert worden. Der cos œ war dabei prak- 


tisch konstant. Außerdem wurde bei den gleichen Spar 


nungen und cos ® die Ersatzschaltung nach Bild 4 und dir 
vom VDE vorgeschriebene Schaltung nach Bild 3 geschalte! 
Die Meßwerte streuen bei der Parallelschaltung wesentlit 
mehr als beim Motor oder der Reihenschaltung. Die Meb- 
punkte ergeben Grenzwerte und steil abfallende Kuren 
bei größeren Stromwerten. Bei Beanspruchung unterhalb 
der Grenzwerte wird das Gerät nicht mehr zerstört, sie 
bedeuten die Schaltleistungsgrenze. Diese Grenzen sin 
beim Motor etwa 244 A, Parallelschaltung nach Bild 4 etw: 
256 A, Reihenschaltung nach Bild 3 etwa 120 A, wobei jedes- 
mal die Spannung 386 V war. 


Zahl der Abschallungen ——> 


0 200 | 
Grenzwerte į 


Bild 6. Ausschaltversuche mit verschiedener Belastung (Schätztype !: 
Zeichen wie bei Bild 5. 


Das Gerät, das den 8fachen Motornennstrom aushalte? 
soll, ist also bei Prüfung nach der VDE-Scaltung maxime! 
für einen Motor von etwa 7,5 kW, 380 V, 15 A, zulässı3 
während es tatsächlich einen wesentlich größeren Mot:t 
noch einwandfrei abschaltet. Die Parallelschaltung Bild 4 's: 
gegenüber dem Motor etwas leichter für das Gerät zu = 
wältigen. Dies erklärt sich wie schon erwähnt daraus, da? 
beim Motor die primäre Streuinduktivität keine Ausgleics- 
möglichkeit über den Läuferkreis hat, während bei der P2- 
rallelschaltung die gesamte magnetische Energie über dz? 
Parallelwiderstand sich entladen kann. Obwohl die mè- 
gnetische Energie der Ständerstreuinduktivität im Kurzsch!3 
einen erheblichen Anteil der gesamten magnetischen Ene:- 
gie des Kreises ausmacht, beträgt der Unterschied der Grer- 
ströme zwischen dem Motor und der Parallelschaltung doch 
nur wenige Prozent. 

Die Versuche wurden mit einer anderen Schütze>- 
type B wiederholt. Auch bei diesen Versuchen, deren Erge> 
nisse in Bild 6 aufgetragen sind, ergibt sich der große Un- 
terschied zwischen der Reihenschaltung Bild 3 und d£ 
Motor. Die ermittelten Grenzströme sind nachstehen! 
nochmals gegenübergestellt: 


.15. November 1950 


Reihenschalt. 
v. Drossel u. v. Drossel u. 
Schützentype | Widerstand, Motor Wide-stand, 
Bild 3 Bild 4 
A | 120 A 49° 244 A 100% | 256 A 103% 
B | 220A 49% 450A 100% | 


Wenn man eine Schaltung finden wollte, welche die 
Eigenschaften des Motors genau nachahmt und im prak- 
tischen Gebrauch die Nachteile der theoretisch richtigen 
Ersatzschaltung Bild 2 nicht hat, so ergibt sich hierfür eine 
Möglichkeit durch Vergrößern des Widerstandes Rg in 
Bild 4. Dieser war bei den Versuchen nur durch den Eigen- 
widerstand der zur Verfügung stehenden Drossel gegeben. 
Durch Vergrößern dieses Widerstandes wird die Schaltung 
für das Gerät immer schwieriger, da dann der Parallelwider- 
stand bei gleichem cos 9 der gesamten Schaltung größer 
wird und bei unendlich großem Parallelwiderstand die 
Schaltung in die jetzige nach Bild 3 übergeht. Die Kurve 
und der Grenzstrom werden sich nach kleineren Werten 
hin verschieben. Es scheint also ohne weiteres eine Größe 
von Rr, möglich, bei welcher die Schaltung den zu prüfen- 
den Schalter genau so beansprucht wie ein Motor. Schon 
um Unterschiede in der Konstruktion der verwendeten 
Drosseln auszugleichen, ist die Wahl eines größeren Wer- 
tes von Rz, zweckmäßig, wenn eine solche Prüfschaltung 
vorgesehen wird. Man kann einen getrennten niedrig-ohmi- 
gen zusätzlichen Widerstand in Reihe mit der Drossel schal- 
ten. Die praktische Handhabung einer solchen Schaltung ist 
für den Prüffeldingenieur auch nicht schwieriger als bei der 
Reihenschaltung, sie würde aber die Eigenschaften des Mo- 
tors beim Abschalten nachahmen können. 


Derjenige Wert von Rr,, der die gleiche Schalterbean- 
spruchung wie der Motor ergibt, konnte mit den verfügbaren 
Mitteln nicht festgestellt werden. Hierfür sind umfangreiche 
Versuhe mit verschiedenen Motoren und Schaltern not- 
wendig. 

Zu beachten ist, daß durch die Parallelschaltung von 
Drossel und Widerstand der Strom beim Einschalten dieser 
Ersatzstromkreise sehr viel steiler ansteigt als beim Mo- 
tor. Die Beanspruchung des Gerätes beim Einschalten die- 
ser Schaltungen ist daher größer als beim Motor. Sie sind 
deshalb nur für das Abschalten zu verwenden, während 
das Einschalten bei den Schaltleistungsprüfungen dann 
durch andere Schalter vorgenommen werden muß. 


Die geschilderten Versuche wurden an verschiedenen 
anderen Stellen mit abweichenden Versuchsanordnungen 


Elektrötechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


Parallelschalt. 


en EL re en aaa Lo 


611 


nachgeprüft und haben zu gleichen Ergebnissen geführt. In 
dem Entwurf der VDE-Vorschriften 0660 wird deshalb in 
einer Bemerkung auf die Verschärfung der Prüfmethode mit 
Drosseln und Widerstand in Reihenschaltung gegenüber 
Motoren hingewiesen. Außerdem besagt ein Zusatz, daß an 
Stelle der Ersatzreihenschaltung von Drossel und Wider- 
stand die bei der Schaltleistungsprüfung verlangten Strom- 
und cos 9-Werte durch Schalten von Motoren verwirk- 
licht werden können. Dies stellt leider eine Kompromiß- 
lösung dar, welche die Eindeutigkeit der Vorschriften ge- 
fährdet und deshalb besser wegfallen sollte. Durch die Wahl 
der Reihenschaltung von Drossel und Widerstand für die 
Schaltleistungsprüfung gewinnt man eine begrüßenswerte 
Reserve bei dieser wichtigen und für die Sicherheit des Be- 
nutzers entscheidenden Prüfung. Damit werden auch Mo- 
toren erfaßt, die über die 8fache Stromaufnahme und cos ® 
= 0,4 bei Stillstand hinausgehen. Diese Reserve ist bei der 
Verwirklichung der verlangten Prüfströme durch Motoren 
nicht gegeben. Man muß sich dann darauf verlassen, daß bei 
anomalen Motoren das zugehörige Schaltgerät auch in sei- 
ner Schaltleistung richtig gewählt wird. Wünschenswerter 
wäre jedoch ein Prüfverfahren, welches in seiner Wirkung 
dem Motor genau entspricht, wobei dann durch die Wahl 
eines überhöhten Prüfstromes und der cos 9-Werte ein klar 
erkennbarer Sicherheitszuschlag eingeführt werden könnte. 


-Möglichkeiten für ein solches Verfahren scheinen in einer 


verbesserten Parallelschaltung zu liegen; die Weiterbe- 
handlung dieser Frage wäre erwünscht. Die notwendige Si- 
cherheit ist dann in gesteigerte Stromwerte zu legen. Damit 
der Abschluß der VDE-Arbeit nicht aufgehalten wird sowie 
mit Rücksicht auf die Einfachheit des Verfahrens ist unter 
den gegebenen Umständen der Entschluß der VDE-Kommis- 
sion zu begrüßen, die Hintereinanderschaltung von Drossel 
und Widerstand vorzuschreiben, damit die Ansprüche des 
Drehstrom-Kurzschlußläufermotors reichlih gedeckt sind, 
auch wenn die zugrunde gelegten Werte des 8fachen Mo- 
tornennstromes bei Stillstand und cos 9 = 0,4 überschritten 
werden. 
Zusammenfassung 

Die Beanspruchungen eines Schaltgerätes beim Abschal- 
ten eines festgebremsten Motors werden untersucht. Es 
wird nachgewiesen, daß eine Reihenschaltung von Drossel 
und Widerstand gegenüber den Beanspruchungen des Schalt- 
gerätes beim Schalten von Motoren wünschenswerte Reser- 
ven in der Schaltleistung ergibt. Weiter werden verschie- 
dene Möglichkeiten vorgeschlagen, die Eigenschaften des 
Motors genauer nachzuahmen. 


Elektrische Feinstwaage 
(Mitteilung aus dem Laboratorium der Firma Elektrofeinbau Dr -Ina. Kurt Kirsch, Berlin-Charlottenburg) 


Von Ulrich von Brockdorff und Kurt Kirsch, Berlin 


Übersicht. Zur schnellen Wägung von kleinen Gewichten, vor- 
zugsweise im Bereich „Milligramm‘', sind seit vielen Jahren mechanische 
Torsionswaagen bekannt und werden in verschiedenen Industriezweigen, 
Laboratorien und Forschungsstätten verwandt. Im folgenden wird eine 


Bild 1. 


Schema der elektrischen Feinstwaage. 


DK 681.26.082.7 


elektrisch arbeitende Waage beschrieben, die gegenüber den mechanischen 
Torsionswaagen wesentliche Neuerungen aufweist. 


1. Grundsätzliche Schaltung und Wirkungsweise 

Bild 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Ausfüh- 
rung der elektrischen Feinstwaage, an der die Arbeitsweise 
erläutert werden soll. Zwischen den Polen eines Dauerma- 
gneten 1 ist ein drehbares System, bestehend aus einer waa- 
gerechten Achse 2 mit dem Waagebalken 3, dem Spiegel 4 
und der Spule 5 angeordnet. Die Spule bewirkt bei Strom- 
fluß (Zufuhr über die Federn 6) ein dem belasteten Waage- 
balken entgegenwirkendes Drehmoment. Die Lagerung der 
Achse ist der besseren Übersicht wegen fortgelassen wor- 
den. 

In der Ruhestellung wird ein von der Lichtquelle 7 kom- 
mender Lichtstrahl von dem Spiegel auf die Photozelle 9 ge- 
worfen, die hierdurch ausgeleuchtet wird. Die Photozelle 
liegt in dem Gitterkreis des Verstärkers 8 und erzeugt bei 


612 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 19% is 


a o, 


Vollbeleuchtung eine so hohe negative Gittervorspannung, 
daß kein Anodenstrom fließt. Wird die Waage durch ein 
Gewicht 12 belastet, so bewegt sich das Drehsystem mit 
dem Spiegel, der Lichtstrahl wandert von der Photozelle fort; 
diese erzeugt infolge der jetzt geringeren Belichtung auch 
eine niedrigere negative Vorspannung am Verstärkerein- 
gang, so daß ein Anodenstrom zustandekommt. Dieser Ano- 
denstrom fließt über den Widerstand 11 und zu einem Teil 
über die Drehspule 5. Der Strom in der Spule erzeugt ein 
elektrisches Drehmoment, welches dem mechanischen Dreh- 
moment entgegenwirkt und das Meßwerk so weit zurück- 
dreht, bis beide Kräfte im Gleichgewicht sind. Hierbei nimmt 
das Meßwerk eine neue Lage ein, die durch diejenige Photo- 
zellenbeleuchtung bestimmt wird, welche erforderlich ist, um 
den für den Gleichgewichtszustand notwendigen Anodenstrom 


zu erzeugen. 
hängte Gewicht 12 dar und kanh an einem in Gewichtsein- 
heiten geeichten Meßinstrument 10 abgelesen werden. 


Die Waage stellt sich in Bruchteilen einer Sekunde in 
den Gleichgewichtszustand ein und zeigt das gewogene Ge- 
wicht an. Der Widerstand 11 dient zur Eichung und wird 
für mehrere Meßbereiche in Stufen umgeschaltet. Schwan- 
kungen der Speisespannung, der Beleuchtungsstärke, sowie 
Alterungserscheinungen der Verstärkerröhren beeinflussen 
in weiten Grenzen nicht die Meßgenauigkeit der Waage, es 
ändert sich hierdurch lediglich der Arbeitswinkel der Spule 
5 und damit die Photozellenbeleuchtung, um wieder den 
Gleichgewichtszustand herzustellen. 


2. Praktische Ausführung des Gerätes 
Bild 2 zeigt die elektrische Feinstwaage, wie sie im we- 
sentlichen der endgültigen Ausführung entspricht. Das Mu- 
stergerät besitzt fünf Meßbereihe von 1,5..30 mg. Die 
Serienausführung wird acht Meßbereiche erhalten und in 
drei Typen geliefert werden, und zwar 


Typ 300 mit den Wägebereichen 1,5; 3,0; 7,5; 15; 30; 
75; 150 und 300 mg, 


Typ 30 mit den Wägebereichen 0,15... 30 mg, 
Typ 3 mit den Wägebereichen 15 ug ... 3 mg. 


Das Gerät ist in ein Metallgehäuse eingebaut mit den 
Abmessungen rd. 300X400X400 mm. Sämtliche zur Bedie- 
nung der Waage erforderlihen Bauelemente befinden sich 
auf der Frontplatte. Das Gerät soll auf einem Tisch aufge- 
stellt werden, dann befinden sich das Ableseinstrument und 
das Waagebalkenhäkchen in Augenhöhe des Bedienenden. 
Durch diese Anordnung wird auch bei langandauernden Se- 
rienwägungen eine Ermüdung des Bedienungspersonals weit- 
gehend verhindert. Das Wägehäkchen befindet sich in einem 
Wägeraum, der durch eine Cellonfenstertür verschlossen 
wird, um störenden Luftzug bei der Wägung fernzuhalten. 
Der Boden und die Deckplatte des Wägeraums bestehen aus 


Opalglas; sie werden durch Glühlampen ausgeleuchtet. 
Vorlastbereich 
Signallämpchen 
Nullpunkt- 
regelung 
ittel 5 
TIZA fein Vorlastregelung 


Bild 2. Ansicht der elektrischen Feinstwaage. 


Dieser Strom stellt ein Maß für das ange- . 


. in Verbindung mit einem Quotientenmesser das spezilisht 


Hierdurch wird der Wägeraum und das Wägegut genügend 
beleuchtet, ferner kann etwa heruntergefallenes Wägegt 
leicht wiedergefunden werden. — Die Betriebsspannung (110 
.. 240 V Wechselspannung) wird von der Rückseite mit Ge 
rätestecker zugeführt. — An einer Seitenwand befindet sià f 
ein verschließbarer Raum zur Aufnahme von z. B. Eichgewid- 
ten und sonstigem Waagenzubehör. 


HERE 


3. Handhabung des Gerätes. 


Die Bedienung der elektrischen Feinstwaage ist so eis 
fach, daß sie nach kurzer Anleitung sofort von ungesculiee 
Kräften ausgeführt werden kann. Das Gerät wird durd ġa 
Drehknopf „Nullpunkt-Regelung“, der gleichzeitig „Ei 
schalter” ist, eingeschaltet. Nach etwa einer Minute i3 
Waage betriebsbereit, was durch das Aufleuchten eineg$ 
nallampe angezeigt wird. Durch den Drehknopf „Nulk 
wird der Zeiger des Anzeigeinstrumentes auf Teils 
eingeregelt. Wird nun ein Prüfling an das Waagebalkef 
chen angehängt, so kann, sofern der richtige Meßbereii 
gestellt wurde, sein Gewicht sofort am Anzeigeinstg 
abgelesen werden. Ist der Ausschlag zu klein, so kana$ 
den Drehknopf „MeßBlast'" ein kleinerer Meßbereid & 
stellt werden, wodurch der Instrumentenausschlag emi 
chend größer wird. | 


Um z. B. pulverförmiges Wägegut wiegen zu 
wird ein Wägeschälchen (Vorlastschälchen) an den W 
balken gehängt; sein Gewicht wird durch Bedienu 
Drehknopfes „Vorlast' eliminiert. 


Die beiden großen Meßbereiche jeder Waage kõne 
in Verbindung mit der Vorlastkompensation zu Wägunge 
mit höherer Ablese- und Meßgenauigkeit herangezogen wer- 
den, wie dies im direkten Meßverfahren nicht möglich ist 


N 
50 
a 


| 


4. Sonderverwendungsgebiete. 


In Sonderfällen, in denen Wert darauf gelegt wird, Ge f 
wichtsschwankungen zu registrieren oder zu Steuerzwedes | - 
zu benutzen, kann ein Registriergerät oder ein Relais mit {~ 
einem Widerstand bis zu einigen Kiloohm mit dem Anzeige § 
instrument im Meßkreis in Reihe geschaltet werden, obie § ` 
daß dadurch die Meßgenauigkeit beeinflußt würde. Phys: f- 
kalische oder chemische Größen, deren Änderungen auf Ge f~- 
wichtsschwankungen zurückgeführt werden, können eber 
falls registriert werden. Die elektrische Feinstwaage kat 


Gewicht bestimmen. In bekannter Weise werden zwei WE f~ 
gungen, z. B. in Luft und Wasser, ausgeführt, wobei ei 
Wägung elektrisch fixiert wird und der hierbei auftreten] 
Strom der einen Spule des Quotientenmessers zufließt. ve 
rend die zweite Spule von dem Differenzstrom, der bei &# 
zweiten Wägung auftritt, durchflossen wird. Der Vore $- 
dieser Methode ist der, daß man umständliche Rechenari* 
und die damit verbundenen Fehlermöglichkeiten vermei®: 
da man die Skala des Quotientenmessers unmittelbar in 9° @- 
zifischen Gewichten eichen kann. | 


Zusammenfassung 


Es wurde eine elektrische Feinstwaage vorzugsweit 
für Milligrammbereiche beschrieben, deren Abgleihung 25 
Gegensatz zu mechanischen Torsionswaagen in Brudtelle ; 
einer Sekunde erfolgt und die elektrisch auf 6...8 Mette- 
reiche umgeschaltet werden kann. Vorbelastungen (Wis 
schälchen) lassen sich elektrisch kompensieren. Ables® 
genauigkeit bis zu fünf Stellen bei hoher Meßgenauigkt!: 
werden erreicht. Temperaturfehler können korrigiert w 
den, so daß bei jeder vorkommenden Raumtemperatur rid 
tig gewogen werden kann. Registrier- oder Steuermôg:t: 
keit durch Gewichtsschwankungen bzw. physikalische od § 
chemische Größen, die auf solche zurückgeführt werden tõe 5. 
nen, ist gegeben. Spezifische Gewichte können auf einlädt } 
Weise bestimmt werden. | 


15. November 1950 


k 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


613 


Die Deutsche Industrieausstellung Berlin 


Von E. Roessler, Berlin 


Rings um den Funkturm ist ein Ausstellungsgelände 
entstanden (Bild 1), das zu den schönsten und zweckmäßigsten 
dieser Art gehört. Wer diesen Teil Berlins im Jahre 1945 gese- 

“hen hat, der kann ermessen, welche ungeheure Arbeit dazu 
gehörte, um aus einer trümmerübersäten Wüste den Garten 
zu machen, der uns jetzt mit seiner Blumenpracht entgegen- 
leuchtet. Dank der Initiative Gerhard Wiemers, des Di- 
‘rektors der Berliner Ausstellungen, — er hat seine Vorbil- 


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Bild 1. Die Hallen der Elektro- und Rundiunkındustrie. 
dung in der Elektrotechnik erhalten — ist der Ausstellungs- 
raum seit der Automobilausstellung, also in unglaublich kur- 
zer Zeit verdoppelt worden. Nur noch vereinzelt erinnern 
Kugelspuren an die Schlacht von Berlin. 

40 000 m? umfassen die hellen Hallen, mehr als 2500 Fir- 
men, davon 800 aus Westdeutschland, haben die Ausstellung 
beschickt, die auch dadurch bemerkenswert ist, daß auf ihr 
erstmalig nach dem Kriege das Ausland amtlich vertreten ist. 

Als Bundespräsident H e u B die Ausstellung am 1. Okto- 
ber eröffnete, wurde ein weiterer Schritt getan, um nicht nur 
Berlin, sondern auch ganz Deutschland wieder zurückzuführen 
in den Kreis friedlicher internationaler Wirtschaftsbeziehun- 
gen. „Dieses Berlin, das schon immer Menschen an sich her- 
angezogen hat, um Werte zu schaffen und diese hinauszuge- 
ben in alle Welt, dieses Berlin ist im Begriffe, aus einem Zu- 
schußunternehmen zu einem Positivum zu werden.“ Ober- 
bürgermeister Reuter betonte, daß man sich in Berlin völ- 
lig sicher fühlen könne. Alles Ausstellungsgut ist pünktlich 
in Berlin angekommen und einmal wird auch der Tag da sein, 
an dem die Züge auf den demontierten Strecken wieder zwei- 
gleisig fahren, nicht nur vom Westen nach dem Osten, son- 
dern auch vom Osten nach dem Westen. 

Bundeswirtschaftsminister Erhard sprach seinen Dank 
für dıe Hilfe durch das Ausland aus. Deutschland habe von 
der internationalen Unterstützung guten Gebrauch gemacht. 
Der Export wachse ständig und auch die Berliner Wirtschaft 
werde weiter entwickelt werden, bis sie auf eigenen Beinen 
stehen könne. 

Zwischen dem Georg C. Marshall-Haus und der Halle 
Großbritanniens liegen die Pavillons Frankreichs, Italiens, 
Belgiens und der Schweiz, überragt von einem phantastisch 
bunten, drehenden Fahnenmast. 

Die Halle I ist mit ihren zwei Hälften ganz der Elektro- 
technik gewidmet. Auf der Ostseite wird man von der AEG 
und von Siemens begrüßt. Der AEG-Stand fällt vor allem 
durch eine große Hochfrequenzhärteanlage ins Auge, die bei 

einer Leistung von 20 kW und einer Frequenz von 450 kHz 
Z. B. Leitspindeln von 4 m Länge an der Oberfläche zu härten 
gestattet. Größere Maschinen, z. B. der 100 000-PS-Turbo- 
generator, der kürzlich ins Ausland geliefert wurde, werden 
durch Modelle und Einzelteile erläutert. Uber die Röhren- 
steuerung (Bild 2) von Antrieben aller Art, z. B. einer Kopier- 
bank von Ludwig Löwe, Berlin, wird an anderer Stelle be- 
richtet werden. 


DK 061.4 Berlin : 621.312 


Siemens zeigt u. a. erstmalig raumsparende Hochstrom- 
schalter (3000 A) und einen Drehstrom-Kommutator-Motor 
für 'Strumpfwirkmaschinen, der in der Lage ist, dem ver- 
wickelten Geschwindigkeitsprogramm zu folgen, das bei die- 
sen Maschinen eingehalten werden muß. In dem Bereich von 
100 ... 2100 U/min liefert er ein konstantes Drehmoment von 
1,15 mkg. 

Am Rande der Halle findet man weitere Neuerungen, 
z. B. die elektrische Feinwaage des Elektrofeinbau 
Dr.-Ing. Kurt Kirsch, Berlin, die kleine Mengen mit 
einem Gewicht in der Größe von mg und ug schnell 
— in Sekunden — zu wiegen gestattet!. Ein Gerät 
ganz anderer Bauart ist die erstmalig gezeigte 
Stromwaage der Askania-Werke (in Halle X), die 
zur Mengenmessung von Dampf, Gas und Flüssig- 
keiten dient. Askania zeigt auch einen Zwischen- 
zähler, der zur Bestimmung des Leistungsverbrau- 
ches in den einzelnen Teilen einer Anlage bestimmt 
ist. Ein neuer Spezialschalter von Peterreins u. Co., 
Schwabach (Mfr.), ist für das stoßfreie Einschalten 
von Kondensatoren bemessen. Die Charlottenbur- 
ger Feinwerktechnik und Elektrophysik zeigt Dia- 
thermiegeräte, deren Frequenz durch Quarz kon- 
stant gehalten wird, um Rundfunkstörungen zu ver- 
meiden. 

Dem Rundfunk ist der westliche Teil der Hal- 
le I zugeteilt. Gleich am Eingang findet man Tele- 
funken, deren Tonkörbe und Tonsäulen auch sonst 
in allen Hallen und auf dem Freigelände den Nachrichten- 
dienst übernommen haben. Daneben liegt der Stand der C. 
Lorenz AG., die diesmal auch medizinische Geräte aus- 
stellt. Die Geräte der anderen Firmen wurden schon gele- 
gentlich der Düsseldorfer Funkausstellung beschrieben?. Das 
Fernsehen ist in den deutschen Hallen auch diesmal noch 
nicht vertreten. Es fand sich nur in der Halle Großbritan- 
niens, wo zehn Fernsehgeräte verschiedener Bauart die Rede 
übertrugen, mit der General Bourne seine Gäste begrüßte. 
UKW-Funksprechanlagen und UKW-Rundfunk bildeten das 
Hauptthema auf den Ständen der Deutschen Post und des 
NWDR. 

Um Wiederholungen zu vermeiden, soll hier vorzugs- 
weise über ein Gebiet berichtet werden, das auf der Ber- 
liner Industrieausstellung besonders ausführlich dargestellt 
war, nämlich über das Gebiet der Kältemaschinen, 
die einen großen Teil der Halle XI einnahmen. 

Für die Erzeugung tiefer Temperaturen stehen bekannt- 
lich bei weitem nicht so viele physikalische Möglichkeiten 
zur Verfügung wie für die Erzeugung hoher Temperaturen. 
Der Wärmeentzug durch Verdampfung und die Temperatur- 
erniedrigung mil Hilfe der Lösungswärme (Gemisch von Eis 
und Salz) waren schon im Altertum bekannt. Die neuzeit- 
liche Technik nutzt vor allem die adiabatische Expansion, die 
Verdampfungswärme und die Abhängigkeit der Löslichkeit 
von Gasen in Flüssigkeiten von der Temperatur aus, da sich 
bei diesen Effekten Kreisprozesse aufbauen lassen, so daß 
die Maschine ohne Zuführung von Material, lediglich durch 
Zuführung von Energie und durch Kühlung in Betrieb gehal- 
ten werden kann. 

Bei den Absorptionsmaschinen wird die star- 
ke Löslichkeit von Ammoniak in Wasser ausgenutzt. Wenn 
sich das Ammoniak in Wasser löst, erniedrigt sich der Druck 
des Gases und dadurch wird der Umgebung Wärme entzo- 
gen. An einer anderen Stelle des Kreislaufes wird das Gas 
durch Erwärmung des Lösungsmittels, z. B. unter Benutzung 
von billiger Abdampfwärme oder von Leuchtgas wieder frei 
und steht erneut zur Kühlung zur Verfügung. Auch das Lö- 
sungsmittel kann, nachdem es abgekühlt worden ist, wieder 
zur Absorption verwendet werden. 

Beiden Kompressionsmaschinenwird ein Gas 


t s. S. 611 dieses Heftes. 
2? ETZ 71 (1950) H. 16 und W. F. Ewald: ETZ 71 (1950) H. 20, S. 547. 


614 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195) 


Röhrensteuerung (Demonstiationsmodell). 

durch Druck verdichtet oder verflüssigt, die dabei entstehen- 
de Wärme durch Kühlung mit Luft oder Wasser abgeführt 
und die Abkühlung bei der Expansion oder Verdampfung 


Bild 2. 


ausgenutzt. Hier ist also zum Betrieb im wesentlichen nur 
ein Kompressor erforderlich, der vorzugsweise elektrisch an- 
getrieben wird. Bei der großen Anzahl von Kühlanlagen und 
Kühlschränken für Gewerbe und Haushalt spielt ihre Aus- 
rüstung mit elektrischen Antriebsmotoren eine nicht zu ver- 
nachlässigende Rolle, umsomehr, als hier dem Export noch 
ein weites Feld offen steht. Neben dem Antrieb ist auch 
die Regelung durch thermisch betätigte Kontakte ein Gebiet 
der Elektrotechnik. 

Man darf nicht übersehen, welch große Bedeutung die 
Kältemaschinen vor allem in der Nahrungsmittelindustrie 
haben. Der Fleischexport, die Versorgung der Binnenländer 
mit Seefisch und die Milchwirtschaft sind durch die Kälte- 
maschine im heutigen Umfang überhaupt erst ermöglicht 
worden. Das Kühlen von Wohn- und Arbeitsräumen (Kli- 
maanlage, air conditioning) wird vor allem in südlichen Län- 
dern eine immer größere Rolle spielen. 

Die Frigidaire G. m. b. H., Rüsselsheim a. M., hat aus der 
Tatsache, daß sich kalte Luft am Boden sammelt, Nutzen zu 
ziehen gewußt und stellt eine Kältevitrine her, die oben 
völlig offen ist, also bequem zugänglich ist, während man 
sonst meist mit doppelten Glaswänden abdichtet. — Das 
Anhaften des Kühlgutes, z. B. des Speiseeises, an der Wan- 
dung des Kühlgefäßes wird bei der C. Fink o. H.-G., 
Asperg/Württemberg durch einen gekrümmten Spatel ver- 
mieden, der nacheinander, bei jeder Umdrehung an einer 
anderen Stelle, das ganze Kühlgefäß abschabt. Ähnliche Ver- 
fahren werden allgemein bei der Kühlung von Emulsionen 
(Milch) verwendet. Bei Buttermaschinen z. B. muß durch 
Rührwerke ständig dafür gesorgt werden, daß das Butte- 
rungsgut, das sich an der gekühlten Gefäßwandung festsetzt, 
wieder entfernt wird, da sonst der Wärmeübergang unzu- 
lässig stark absinken würde. An diese Rührwerke müssen 
mit Rücksicht darauf, daß sie unmittelbar mit dem Nah- 
rungsmittel in Berührung kommen, besondere Anforderun- 
gen gestellt werden und ihre zweckmäßige Ausbildung setzt 
lange Erfahrungen voraus. 

Die Amberger Kühlanlagen Maschinenfabrik Gebr. 
Schubert, Amberg/Opf., und Richard Drews, Berlin, zeigten 
einen 1200 1-Kühlschrank mit mehreren geruchsdicht gegen- 
einander abgeschlossenen Abteilungen, in denen verschie- 
dene Temperaturen zwischen —20 und +4°C eingestellt 
werden können. Neben anderen Spezialfirmen, wie Sümag, 
Stuttgart-Zuffenhausen, W. Krefft AG, Gevelsberg i. W. 


und Bitter- Polar GmbH., Kassel, sind die großen Firmen 
AEG, BBC, und Robert Bosch vertreten. Alle diese Firmen 
stellen neben den bekannten Kühlschränken für den Haus- 
halt auch größere Schränke für das Gewerbe her. In vielen 
Fällen ist es aber erwünscht, daß die gekühlten Vorräte dem 
Kunden sichtbar bleiben. Deshalb baut man Schaukühl- 
schränke, bei denen das Beschlagen der Glasscheiben durd 
besondere Kunstgriffe vermieden wird. 


Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Abdichtung des 
Kompressors und des Rohrsystems, in dem das Kältemittel 
kreist. Einerseits muß das Austreten auch geringster Spuren 
des Kühlmittels mit Sicherheit vermieden werden, damit die 
Lebensmittel nicht durch den Geruch leiden, und zwar mul ı 
diese Sicherheit über Jahre hinaus erhalten bleiben. Ander. | 
seits sind die Kühlmittel (Ammoniak, Schwefeldioxyd, Koh- 
lendioxyd, Chloräthyl, Chlormethyl) ihrer Natur nach außer- 
ordentlich flüchtige Stoffe. Die meisten von ihnen bilden 
überdies in Verbindung mit Wasser Säuren, die Korrosione 
veranlassen. Eine Ausnahme macht eine Chlor-Fluor-Methar- | 
Verbindung, Frigen (in USA Freon) genannt, die in ste- 
gendem Maße angewandt wird. Um die Dichtigkeit der Ar- 
lage zu prüfen, bedient man sich bei der Herstellung außer- 
ordentlich empfindlicher Anzeigeverfahren, die man sons: 
nur im Laboratorium des Physikers zu finden pflegt. So be- 
nutzt man die Spektralanalyse, indem man das Vorhanden- 
sein von Gasen an der Verfärbung einer sonst farblosen 
Flamme feststellt, oder man nutzt den Austritt positive; 
Ionen aus einer glühenden Platinoberflähe als Indikator | 
aus. Auch maschinenbautechnisch erfordert die Flüchtigkeit | 
der Kühlmittel besondere Maßnahmen, wie Schleifring- 
stopfbuhsen oder Drehkolbenkompressoren. Besondere ! 
Aufmerksamkeit verlangt auch die Schmierung. 


Trotz des gemeinsamen Grundprinzips können die M- 
schinen im einzelnen sehr verschiedene Ausführung zeigen 
und verschiedene Eigenschaften besitzen, die sie den Ver- ' 
wendungsarten anpassen. So kann z. B. das Kühlmittel di: į 
Wandung des Kühlraumes unmittelbar bestreichen oder | 
mittelbar die Kälte mit Hilfe eines Zwischenmittels (Sole) : 
übertragen. Die bei der Kompression entstehende Wärme ' 
kann durch Luft oder durch Wasser abgeleitet werden. Ein | 
Modell von C. Fink ist für beide Möglichkeiten eingerichtet | 
Die Wasserkühlung ist vor allem bei größeren Anlageı 
erforderlich. Wenn diese in ländlichen Gebieten zu erstellen į 
sind (Molkereien), bereitet die Beschaffung des geeignete: 
Kühlwassers nicht selten Schwierigkeiten. Maschinen, d:e 
in dieser Beziehung keine besonderen Ansprüche stellen. 
werden deshalb vielfach bevorzugt. 


Zur Charakterisierung einer Anlage dient die stündlı& 
abgeführte Wärmemenge in kcal/h und die dabei erreichbare 
Temperatur sowie der Rauminhalt des Kühlraumes. Arbeitet 
man unter —20 °C, so spricht man von Tiefkühlung, di 
auch zur Frischhaltung von Obst angewandt werden kamı 
Auch Speiseeis wird zur Erhöhung der Lagerfähigkeit bė: 
die Herstellung oft tief gekühlt, sollte aber vor dem Verkau 
rechtzeitig auf eine Temperatur in der Nähe des Gefner 
punktes gebracht werden. 

Kühlschränke für den Haushalt begnügen sich meiste: | 
mit Temperaturen zwischen 0 und —17 °C. Auch größer. 
begehbare Kühlräume werden im allgemeinen auf Temper 
turen in der Nähe des Gefrierpunktes gehalten. Bei Schar _ 
kühlschränken, deren Inhalt meistens für den baldigen : 
Verbrauch bestimmt ist, bevorzugt man Temperaturen vo 
einigen Wärmegraden, um die vor dem Gebrauch erforder- 
liche Erwärmung vorzubereiten. 

Die Robert Bosch GmbH. stellt für den Haushalt Type" 
von 120, 150 und 200 1 Inhalt mit einer Antriebsleistung von 
nur 1/8 PS her. Für das Gewerbe haben die Schränke einen 
Inhalt von 300 und 600 I. Sie besitzen zwei getrennte Kübl- 
maschinen. Bei dem Gewerbekühlschrank von 1100 1 ist de! 
Verbrauch mit 0,3 kW immer noch niedrig. 

Zur Kühlung von Kühlzellen genügen schon Leistunge" 
von 100 kcal/h, wenn das zu kühlende Gut nicht zu oft ent- 


.—. - 


- 


-a y mm ng a - 


l 15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift ?1. Jahrg. Heft 22 


615 


nommen wird. Die Kölsch-Fölzer Werke AG., Siegen/Westf., 
stellt Anlagen bis zu 24 000 kcal/h her. Bei milchwirtschaft- 
lihen Betrieben dagegen werden Leistungen von etwa 
100 000 kcal/h benötigt. 

Besonders wichtig ist die Kühlung während des Trans- 
portes, wofür neben festeingebauten Kälteanlagen (auf 
Schiffen) auch Kühlung durch Natur- und Trockeneis und 
durh Kältemischungen angewandt wird. Verwendet man 
Kältemaschinen auf Lastwagen, so müssen diese den bei 
der Fahrt auftretenden Erschütterungen gewachsen sein. 
Eine eigenartige Lösung hat man in den USA gewählt. Man 
verwendet Propangas, das in Stahlflaschen unter hohem 
Druck mitgeführt wird, bei der Expansion den Laderaum kühlt 
und dann zum Antrieb des Fahrzeuges im Explosionsmotor 
verbrannt wird. 

Schlachthöfe haben einen besonders großen Kältebedarf, 
da bei ihnen ständig frische Ware gekühlt und die gekühlte 
entnommen wird. Hierfür brauht man schon Großkälte- 
anlagen, wie sie von der Gesellschaft für Lindes Eisma- 
schinen AG., Wiesbaden, hergestellt werden. Diese Firma 
zeigt auf ihrem Stand einen Verbundkompressor, der 
40 000 kcal/h bei einer Verdampfungstemperatur von —60 °C 
(NHs) leistet. Derartige Anlagen werden bis zu Peitungen 
von einer Million kcal/h gebaut. 


Das Linde-Werk in Höllriegelskreutt b. München ist das 
Spezialwerk für die Verflüssigung von Gasen. Im Modell 
wird eine gewaltige Anlage zur Sauerstoffverflüssigung ge- 
zeigt, die 5000 m3/h Sauerstoff mit einer Reinheit von 95% 
liefert. 


Auf einem mangels jeglicher Beschriftung für die All- 
gemeinheit unverständlichen „Historischen Stand“ steht die 
Büste Karl v. Linde’s, des Begründers der Kältetechnik 
(geb. 1842, gest. 1934 in München). 


In Halle VIII finden wir eine andere ehrwürdige Firma: 
Borsig ist wieder dal Eine große Schiffsmaschine von 
50t Gewicht und einer Leistung von 2000 PS wird im Be- 
trieb vorgeführt, desgleichen zwei stehende Gleichstrom- 
Kälteverdichter mit direkt gekuppelten Antriebsmotoren. 
Die Verdichter leisten 45 000 (Bild 3) und 200 000 kcal/h, die 
zugehörigen Motoren sind für 18 bzw. 55 kW bemessen. Sie 
arbeiten auf einen großen Kühler zur Luftkühlung, wie er 
für Gefrier- und Klimaanlagen benutzt wird. Das Werk in 
Tegel ist auch in der Lage, wieder transportable und sta- 


Wa sg 


O a AL 


Bild 3. Kälteaggregat für 45 000 kcal/h. 


tionäre Anlagen für Eisbahnen, Wärmepumpen, Schiffskälte- 
anlagen und Anlagen zur Chlorverflüssigung zu liefern. Auf 
dem Freigelände steht ein großer Kratzkühler zum Entparaf- 
finieren von Schmierölen. Das Ol wird dabei durch gekühlte 
Rohre geleitet, die im DI enthaltenen Paraffine erstarren 
und schlagen sich an der Rohrwandung nieder. Durch eine 
im Innern des Rohres drehbare Schnecke wird der Nieder- 
schlag laufend abgekratzt und an das Ende des Rohres be- 
fördert. Auch diese Anlage stammt von Borsig. — Die Ber- 
liner, die sich noch gut der Sorgen um die zweite Demon- 
tage der Borsig AG. erinnern können, sind dankbar für den 
unglaublich schnellen Aufstieg dieses Werkes und sehen 
in ihm — wie überhaupt in dieser Ausstellung — ein Sym- 
bol für die weitere Zukunft. 

Der Erfolg der Ausstellung hat alle Erwartungen über- 
troffen, sie hält mit einer Besucherzahl von 1,11 Millionen in 
15 Tagen den Rekord aller deutschen Ausstellungen. Über 
453 000 dieser Besucher kamen aus Ostberlin und aus der 
sowjetisch besetzten Ostzone; vorwiegend geschäftliche 
Zwecke führten die 25 000 Besucher aus Westdeutschland und 
die 3...4000 Ausländer nach Berlin. Obgleich es sich nicht 
um eine Messe handelte, haben doch die ausstellenden deut- 
schen und ausländischen Firmen, vor allem die Berliner, recht 
beachtliche Abschlüsse erzielt. 


Einsteins neue Untersuchungen 


Von P. Jordan, Hamburg 


Die in der Tagespresse verbreiteten Nachrichten über 
zinen Vortrag, in welhem Einstein neue theoretische 
sedanken entwickelt hat, welche er als geglücktes Endergeb- 
nis dreißigjähriger unausgesetzter Bemühungen bewertet, 
aben erneut die allgemeine Aufmerksamkeit auf diesen 
Jenker gelenkt, welcher — trotz aller glänzenden Erfolge 
‚einer Forschungsarbeit, und trotz aller Anerkennung audı 
iußerer Art, die ihm zuteil geworden ist — in seinem Schaf- 
en doch weitgehend einsam geblieben ist. 

Die in jenem Vortrag dargelegten Ideen sind inzwischen 
veröffentlicht worden als Anhang zur dritten Auflage seiner 
Schrift „The Meaning of Relativity”. In wenigen Seiten ist 
uier der konzentrierte Ausdruck seiner Gedanken gegeben 
— in jener Konzentration, die eben nur in der mathemati- 
schen Formelsprache erreichbar ist; die aber anderseits na- 
türlich auch die volle Kenntnis der Relativitätstheorie, der 
speziellen und der allgemeinen, voraussetzt. 


Ein Versuch, in diesem Aufsatz zwar keineswegs eine 
Wiedergabe der neuen Einsteinschen Theorie zu unterneh- 
men, wohl aber zu erläutern, um was es sich dabei eigent- 
lich handelt, muß naturgemäß in erster Linie gerade auf das 
eingehen, was in der knappen Einsteinschen Abhandlung 


DK 530.12 


nicht gesagt, sondern als Vorkenntnis des dort gemeinten 
Lesers (also des trainierten Spezialisten der modernen theo- 
retischen Physik) vorausgesetzt ist. Ich hoffe, dem Wunsce 
der Schriftleitung, ihren Lesern eine brauchbare Erläute- 
rung der Sache vorzulegen, am besten zu entsprechen, wenn 
ich möglichst wenig auf den mathematischen Formelapparat 
eingehe, dafür aber umso genauer auf den Gedankeninhait 
der Sache. Obwohl die Formeln unter Umständen den Vor- 
teil haben, „imponierend” zu wirken, so ist ihre gehäufte 
Vorführung doch sachlich nutzlos, sofern nicht die Ausfüh- 
rung vollständiger fachwissenschaftliher Formulierungen 
und Beweise unternommen wird — die aber schließlich doch 
nur den Spezialisten reizen könnte. 

Bekanntlich ist die Relativitätstheorie ein Gebäude in 
zwei Stockwerken: Die „spezielle” Relativitätstheorie hat 
sih in erster Linie aus Einsteins bahnbrechender Abhand- 
lung von 1905 entwickelt; die „allgemeine“ ist von Einstein 
1915/16 begründet worden. Zunächst sei an die Hauptgedan- 
ken der speziellen Relativitätstheorie erinnert, obwohl diese 
den Freunden der Naturwissenschaft heute schon teilweise 
gut bekannt sind. Grundiegend sind zwei große Prinzipien 
— Zusammenfassungen von Erfahrungstatsachen 


616 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195) 


Sm BEE SEE S E S TEE EEE WE rer EE E E TAGES STVar PT EEE Du E BEER SEE CET E E E E BERGES EE E A PTR re En PEN E E E SE rug BEE ESE E EE EEE EEE 


— welche zunächst als unvereinbar miteinander scheinen: 
Das (spezielle) Relativitätsprinzip behauptet die 
Gleichwertigkeit aller Koordinatensysteme, die gegenüber 
dem „natürlihen” (praktisch durch den Fixsternhimmel ge- 
gebenen) Koordinatensystem in gleichförmig-geradliniger 
Bewegung sind. In einem nach außen abgeschlossenen Raum- 
schiff, das sich im schwerefreien Weltraum unbeschleunigt 
bewegen würde, könnte durch keinerlei Experiment (also 
durch keinerlei nicht mit der Außenwelt sich in Beziehung 
setzendes Experiment) festgestellt werden, welche Geschwin- 
digkeit das Raumschiff relativ zum Fixsternhimmel hat. Daß 
mechanische Experimente eine solche Feststellung nicht 
erzielen könnten, folgt ja shon aus dem Grundgesetz der 
Newtonschen Mechanik, wonach die eintretenden Beschleu- 
nigungen das Maß der wirkenden Kräfte sind. Das spezielle 
Relativitätsprinzip ist also innerhalb der Newtonschen Me- 
chanik eine logische Folge aus deren Grundgesetzen. Wie 
steht es aber, wenn wir innerhalb des Raumschiffs elektro- 
magnetische Experimente machen, insbesondere etwa opti- 
sche, wie eine Messung der Lichtgeschwindigkeit? Die alte 
Äthertheorie ließ vermuten, daß wir auf diese Weise einen 
„Atherwind“ feststellen könnten, der uns unsere relative 
Bewegung gegenüber dem Weltäther meßbar machen würde. 
Die experimentelle Erfahrung hat aber vielseitig gelehrt, 
daß auch in der Elektrodynamik das Relativitätsprinzip gilt, 
und zwar paradoxerweise in Verbindung mit dem Prinzip 
der „Konstanz der Lichtgeschwindigkeit": 
Wenn unser Raumschiff (als solches können wir auch unsere 
Erde benutzen, so lange uns noch kein schnelleres Fahrzeug 
zur Verfügung steht) dem Sirius mit einer Geschwindigkeit 
v entgegen läuft, so ist die Geschwindigkeit des vom Sirius 
kommenden Lichtes relativ zu uns nicht etwa gleich c + v 
(mit c = Normalwert der Lichtgeschwindigkeit), sondern im- 
mer noch genau gleich c. 


Das ist sehr verwirrend, das Additionsgesetzw = u + v, 
in welchem u unsere eigene Geschwindigkeit ist, v die eines 
auf uns zu kommenden Körpers und w dessen relative Ge- 
schwindigkeit uns gegenüber — dieses Additionsgesetz er- 
schien den Physikern vor Einstein als eine so selbstver- 
ständliche Gesetzmäßigkeit, daß man darin eher eine logi- 
sche Denknotwendigkeit, als eine Erfahrungstatsache sehen 
wollte. Aber durch eine tiefgründige kritische Analyse un- 
serer Raum-Zeit-Vorstellungen hat Einstein zeigen können, 
daß es sih in Wahrheit nicht um Denknotwendigkeit han- 
delt, sondern nur um eine empirische (uns durch lange Ge- 
wohnheit vertraut gewordene) Regel, die nur approximativ 
zutrifft, nämlich dann, wenn die fraglichen Geschwindigkei- 
ten klein gegenüber c sind. Andernfalls muß das exaktere 
Einsteinsche „Additionstheorem der Geschwindigkeiten” der 
Rechnung zugrunde gelegt werden, wenn wir zu richtigen 
Ergebnissen kommen wollen: 


(1) 


Die Begründung dieser Formel gehört in die Lehrbücher 
der Relativitätstheorie — nur zu ihren Folgerungen soll hier 
kurz etwas gesagt werden. Im Spezialfall u = c wird aud 
w = c; die Geschwindigkeit des uns entgegen kommenden 
Lichtes kann durch unsere eigene Bewegung nicht mehr (re- 
lativ zu uns) vergrößert werden — dieses so paradox schei- 
nende empirische Resultat wird durch die Einsteinsche Theo- 
rie voll verständlich. Allgemeiner deutet sich eine große, 
grundlegende physikalische Erkenntnis in obiger Formel an: 
Es gibt überhaupt keine Bewegung, die noch schneller als 
c wäre — dieLichtgeschwindigkeit bedeutet 
eine obere Grenze aller möglichen Ge- 
schwindigkeiten überhaupt. 


Näheres Zusehen zeigt nun, daß die Elektrody- 
namik, wie sie in den grundlegenden Maxwellschen Glei- 
chungen formuliert ist, von vornherein bereits den Anfor- 
derungen der speziellen Relativitätstheorie entspricht; sie 
wird dadurch nicht mehr verändert, sondern nur tiefer ver- 


standen. Aber die Newtonsche Mechanik ist, obwohl sie dem 
Relativitätsprinzip ganz entspricht, im Widerspruch mit dem 
Prinzip der konstanten und unüberschreitbaren Lichtge- 
schwindigkeit: durch Einwirkung einer konstanten Kraft, 
also mit gleichbleibender Beschleunigung, könnte man nadı 
Newton schließlich beliebig große Geschwindigkeiten eines 
Massenpunktes erzielen. Deshalb kann die Newtonsche Me- 


‚ anik nur noch als Approximation (gültig für kleine Ge- 


schwindigkeiten) angesehen werden, und bedarf grundsätz- 
licher Korrekturen. Insbesondere muß auch die Masse 
als relativer Begriff angesehen werden: Ein Massenpunkt, 
der im mitbewegten Koordinatensystem die Masse m» be- 
sitzt, hat in einem anderen Koordinatensystem, in dem er 


sih mit der Geschwindigkeit v bewegt, eine vergrößerte 


Masse, gegeben durch die berühmte Formel 


Mo 
m= na > 
Yı — vte 


Damit hängt eng das andere wichtige Ergebnis der spe- 
ziellen Relativitätstheorie zusammen, da8 Masse und 
Energie, diese beiden Grundbegriffe aller Physik, lez- 
ten Endes gleichbedeutend sind: Wo eine Masse m vorhan- 
den ist, da ist eine Energie 


E = me (5 


vorhanden. Dies Gesetz hat uns den Weg zur Atomkerr- 


energie gewiesen, und die Formeln (2) und (3) haben in der . 


Kernphysik in zahlreichen Beispielen ihre unmittelbare ex- 
perimentelle Bestätigung gefunden. 

Von diesen Gedankengängen aus war der weitere, zu: 
allgemeinen Relativitätstheorie führende Weg eigent- 
lich zwangsläufig vorgegeben. Freilich bedurfte es des Ge- 
nies eines Einstein, um diesen auf steilsten Höhen verlau- 
fenden Weg sicher und schwindelfrei zu begehen. Daß d:e 
Maxwellsche Theorie bereits den Ansprüchen der speziei- 
len Relativitätstheorie genügte, hing damit zusammen, dad 
Maxwell den bedeutungsvollen Schritt von der Fernwir- 
kungstheorie zur Vorstellung ausschließlicher Nahewir- 


kung vollzogen hatte. Wenn es echte Fernwirkungen gäbe, 


wie das Coulombsce Gesetz und die ihm ähnlichen ande:en 
elementaren Gesetze anzuzeigen scheinen, dann könnten 
physikalische Wirkungen über beliebige Entfernungen aus- 


geübt werden ohne Zeitdifferenz; damit wäre aber das Raum- | 
Zeit-System der Relativitätstheorie über den Haufen gewo:- : 


fen. 
durch die von ihr mathematisch präzisierte Nahewirkungs- 
vorstellung dazu geführt, daß wir nur mit einer endlichen 
Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetisher Wirkur- 
gen, elektromagnetischer Felder rechnen — und diese Aus- 
breitungsgeschwindigkeit ist eben die „Grenzgeschwind:c- 
keit” c. 

In der Theorie der Gravitation aber kannten wi: 
vor 1915 nur das alte Newtonsche Gesetz — jenes ältes!e 
Beispiel eines Fernwirkungsgesetzes, nach dessen Vorb.: 
ja auch das spätere Coulombgesetz aufgestellt wurde. Sc.- 
len die Gravitationserscheinungen einbezogen werden : 
eine relativistische Theorie, dann muß auch hier der Sc::.: 
zum Nahewirkungsgesetz vollzogen werden. Einstein e:- 
kannte nun, daß die Gedankengänge der Relativitätstheo::? 
nicht nur, wie soeben besprochen, die Notwendigke.: 
einer „Feldtheorie der Gravitation” erschließen ließen, soz- 
dern auch einen Weg zur Aufstellung einer solchen Theo::® 
vorzeichneten. 

Das war entscheidend wichtig, weil wir vom Experime:! 
her sehr wenig Hilfe für dieses Unternehmen erwarten kö:- 
nen. Wenn in einer Vakuumröhre die Elektronen tanzre:. 
können wir leicht nachweisbare Energien als elektromagz:- 
tishe Wellen zur Ausstrahlung bringen. Aber Grav:!:- 
tionswellen experimentell erzeugen zu wollen, ist ein h:’!- 
nungsloses Unterfangen: Die Gravitationsanziehung zw- 
schen einem Elektron und einem Proton ist (unabhängig voz 
jeweiligen Abstand der beiden Teilchen) größenordnung:- 
mäßig 103% mal kleiner als die elektrische Anziehung. 


Aber die Maxwellsche Theorie hatte schon im voraus | 


.15. November 1950 


Dennoch fand Einstein in empirischen Gegebenheiten 
ausreichende Anhaltspunkte, um eine Nahewirkungstheorie 
(Feldtheorie) der Gravitation zu schaffen — er benutzte da- 
bei eine kühne Erweiterung des Relativitätsprinzips. Die 
empirische Tatsache, von der er ausging, ist die allgemeine 
Proportionalität von schwerer und träger Masse: Diese be- 
dingt oder bedeutet ja, daß — abgesehen vom Luftwider- 
stand — alle Körper im Schwerefelde der Erde gleich schnell 
fallen; Schwefel ebenso schnell wie Eisen. Folglih — die 
ungeheure Einfachheit dieses Gedankens macht es nadh- 
träglih geradezu erstaunlich, daß kein anderer Mensch 
darauf aufmerksam geworden war — folglich kann der im 
vorhin gedachten Raumschiff befindliche Physiker auch diese 
Frage grundsätzlich nicht entscheiden (so daß sie überhaupt 
keine sinnvolle Frage ist): „Befindet sich mein Raumschiff 
z. Z. in einem homogenen Gravitationsfeld (an einem Seile 
aufgehängt) oder ist statt dessen mein Raumschiff einer 
gleihförmigen Beschleunigung unterworfen?” 


Unter beiden Voraussetzungen nämlich beobachtet der 
Physiker in seinem geschlossenen Experimentierraum eine 
gleihförmig beschleunigte Fallbewegung aller frei beweg- 
lihen Körper. Also eine Erweiterung der Rela- 
tivitätaufbeschleunigteBewegungen! Hier 
war durch eine einfache, geniale Besinnung das gefunden, 
was man zuvor angesichts des Foucaultschen Pendelversu- 
ches für ausgeschlossen gehalten hatte. 


Freilich war mit diesem Ansatz nur die Wegrichtung zu 
einer Feldtheorie der Gravitation bezeichnet; die wirkliche 
Aufstellung dieser Theorie war noch eine ungeheure Auf- 
gabe. Zu ihrer Lösung hat Einstein bekanntlich auch auf die 
nichteuklidische Geometrie, in der Form der Riemannschen 
Geometrie, zurückgreifen müssen. Beim euklidischen Paral- 
lelenaxiom liegt ja eine ähnliche Problematik vor wie beim 
oben besprochenen Additionsgesetz der Geschwindigkeiten. 
Eine sich uns aufdrängende — und lange Zeit von Philo- 
sophen verteidigte — Ansicht meint, daß es sich hier um eine 
unabweisbare Denknotwendigkeit handele. Aber jene drei 
großen Mathematiker des vorigen Jahrhunderts haben ge- 
zeigt, daß das ganz irrig ist: Man kann auch ein nichteukli- 
dishes Lehrgebäude der Geometrie mathematisch-logisch 
einwandfrei durchdenken. Obwohl diese nur dem abstrakten 
Denken zugängliche Geometrie unserer anschaulichen Raum- 
vorstellung völlig zuwiderläuft, ist sie als Denksystem wi- 
derspruchsfrei in Ordnung. Danach ist es eine Frage der 
Erfahrung, der empirischen Entscheidung, ob die Maß- 
verhältnisse unseres realen Raumes euklidisch sind oder 
nicht — wir wissen, daß sie bestimmt in hoher Approxima- 
tion euklidisch sind; aber mehr zu behaupten, ist natur- 
wissenschaftlich unzulässig. 


Jedoch hatten Gauß, Lobatschewsky,Bolyai 
sih noch zu eng an das Vorbild des euklidischen Lehrge- 
bäudes gehalten, um die Möglichkeiten nichteuklidischer Ge- 
ometrie in vollem Ausmaß zu ersclließen. Riemann erst 
drang völlig in die Tiefe des Problems, indem er — so kann 
man es ausdrücken — auch hier den Gedanken einer „Nahe- 
wirkung” durchführte. 


Bei ihm wird das Parallelenaxiom nicht mehr entweder 
bejaht oder verneint, sondern es wird alles offen gelassen, 
was die geometrischen Beziehungen im Großen betrifft. Es 
wird lediglih das Axiom zugrunde gelegt, daß sehr 
kleine (streng genommen nur infinitesimale) Figuren 
euklidisch sind. Daraus ist dann zu folgern, daß im Großen 
mannigfachste Abweichungen auftreten können — der Raum 
hat bei Riemann eine im allgemeinen von Ort zu Ort ver- 
änderlihe „Krümmung”, während Gauß usw. nur die Mög- 
lichkeit konstanter Krümmung des Raumes durchdacht hat- 
ten. 


Die passende Formulierung des erwähnten Riemann- 
schen Axioms ist die Aussage, daß der Satz des Pythagoras 
für infinitesimale Dreiecke gelten soll; bei Anwendung 
schiefwinkliger Koordinaten (im gekrümmten Raum können 
wir im allgemeinen natürlich nicht mehr Koordinatensysteme 
einführen. die überall rechtwinklig sind) ist das Quadrat ds? 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


617 


des Abstands zweier Punkte eine quadratische Form der zu- 
gehörigen Koordinatendifferenzen: 


ds? = > Jyı dX; dX, - (4) 
k,l 


Aus dieser einzigen Formel entwickelt sich die ganze Rie- 
mannsche Geometrie. (Nach Einsteins Vorschlag pflegt man 
in dieser Formel, und in allen anderen Formeln der „Ten- 
sorrechnung” ebenso, das Summenzeichen garnicht hin- 
zuschreiben, weil der Kundige schon sieht, daß eine Summe 
gemeint ist. Hierdurch gewinnen die relativistischen For- 
meln sehr an Einfachheit und Übersichtlichkeit für den Ein- 
geweihten; freilich auch an Rätselhaftigkeit für den Ferner- 
stehenden). | 

Diese auf axiomatishe Vorwegnahme von „Ferngeset- 
zen” ganz verzichtende Riemannsche Nahe-Geometrie bot 
das, was Einstein brauchte: Die Denkmöglichkeit einer Geo- 
metrie, eines Raumes, der sich in jeder Stelle den physika- 
lishen Inhalten, die er tragen soll, gewissermaßen an- 
schmiegen kann — in der vertieften Auffassung vom Wesen 
der Gravitation, zu der Einstein gelangte, sind überhaupt 
Geometrie und Physik nicht mehr trennbar, sondern zur Ein- 
heit verschmolzen: Die in (4) ausgedrükte „Metrik” des 
Raumes, durch Ausmessung mit Maßstäben erfahrbar, ent- 
hält (im Zusammenhange mit der „Krümmung” dieses Rau- 
mes) auch schon das in diesem Raum ausge- 
breitete Gravitationsfeld. | 

Genauer muß freilich gesagt werden, daß das soeben 
Ausgeführte sich nach Einstein nicht auf den dreidimensio- 
nalen Raum als solchen bezieht, sondern auf die (vierdimen- 
sionale) „‚Raum-Zeit-Mannigfaltigkeit”. Die 
Riemannsche Geometrie muß, wenn wir zur Feldtheorie der 
Gravitation kommen wollen (mit der Newtonscen Theorie 
als erster Approximation), sogleich auf einer höheren Stufe 
angewandt werden: auf der Stufe der Einsichten, die uns 
schon durch die spezielle Relativitätstheorie gegeben wa- 
ren. — 

Die spezielle Relativitätstheorie hatte der allgemeinen 
auch inbezug auf die erforderlichen mathematischen Entwick- 
lungen wesentlich vorgearbeitet; sie hatte die gewohnte drei- 
dimensionale Vektorrechnung zur „vierdimensionalen” Vek- 
tor- und Tensorrechnung erweitert. Wenn wir geometrische 
oder physikalische Beziehungen in dreidimensionalen Vek- 
torformeln ausdrücken, so wollen wir damit ja deutlich ma- 
chen, daß die fraglichen Beziehungen nicht etwa von der 
Acdhsenorientierung des benutzten Koordinatensystems ab- 
hängig sind. Man könnte sagen, daß die Isotropie des 
Raumes durch die Vektorrechnung ausgedrückt wird. 

Ganz analog kann man nun mit dem Hilfsmittel der 
„vierdimensionalen” Tensorrechnung physikalische Gesetze 
so formulieren, daß dadurch unmittelbar ihre „Invarianz“ 
sichtbar gemacht ist, d. h. die Tatsache, daß diese Gesetze 
im Einklang sind mit den Forderungen des speziellen Rela- 


‚tivitätsprinzips und des Prinzips der Konstanz der Lichtge- 


schwindigkeit. Man kann endlich diese Tensorrechnung auch 
auf Riemannsche Geometrie und allgemeine Relativitäts- 
theorie ausdehnen (was freilich mathematisch schon nicht 
mehr ganz einfach ist): So tritt bei jedem physikalischen 
Gesetz, wenn es in seiner richtigen, exakten Gestalt gege- 
ben ist (nicht nur in einer bedingt brauchbaren Approxima- 
tion), sofort zutage, daß sein Inhalt unabhängig ist von der 
Wahl des Koordinatensystems, das ganz allgemein als 
krummliniges und zeitlich bewegtes System gedacht werden 
kann. Diese letzten Bemerkungen wollen wir einen Augen- 
blick in Erinnerung behalten. 

Denn nun können wir endlih die Problemstel- 
lung betrachten, auf welche sich Einsteins neueste For- 
schungsergebnisse beziehen. Der Name Einsteins ist ja oben 
immer wieder erwähnt worden, als der des Hauptbegründers 
der speziellen, und des Alleinbegründers der allgemeinen 
Relativitätstheorie. Aber natürlich haben sich viele andere 
Physiker und Mathematiker an der Durchführung und Klä- 
rung der Einsteinschen Ideen mit beteiligt — darunter be- 
deutendste Namen, wie Planck, Hilbert, Weyl, 


618 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 15. November 195) 


Eddington, Schrödinger und viele andere Das- 
jenige Problem, für welches Einstein jetzt nach dreißigjäh- 
rigem Ringen die Lösung gefunden zu haben glaubt, wurde 
seinerzeit zuerst von Weyl aufgegriffen. Zweifellos war 
Weyls Lösung nicht die richtige. Aber zweifellos hat Weyl 
sich damit bleibende Verdienste erworben. 


Er sagte etwa: Wir haben jetzt eine Theorie der Gravi- 
tation, durch welche nicht nur Trägheit und Schwere verein- 
heitlicht werden, sondern auch die Metrik, die Maßbezie- 
hungen von Raum und Zeit, mit der Gravitation unlösbar 
verbunden wird — in dieser Theorie kommt die Gravitation 
nicht etwa noch zusätzlich hinzu zu den rein geometrischen 
Eigenschaften des Raumes, sondern ist bereits durch diese 
mitgegeben; sie ist völlig „geometrisiert” worden. Was sol- 
len wir nun aber vom elektromagnetischen Felde 
halten? Es bereitet zwar keine Schwierigkeit, die Maxwell- 
schen Gleichungen so zu vervollkommnen, daß sie „inva- 
riante” Tensorgleichungen werden, also allen Erfordernis- 
sen auch der allgemeinen Relativitätstheorie vollauf genü- 
gen. Dennoch bleibt, so meint Weyl, die Lage in gewisser 
Weise unbefriedigend. Nachdem wir gelernt haben, die Gra- 
vitation als in der Geometrie mitenthalten zu verste- 
hen, sind wir anspruchsvoll geworden: Müssen wir uns end- 
gültig damit abfinden, die elektromagnetischen Felder als 
etwas zwar im Riemannschen Raume Ausgebreitetes, aber 
doch als etwas gewissermaßen nur äußerlich Hinzugefügtes, 
in ihn Eingefülltes aufzufassen; können wir nicht vielmehr 
hoffen, ein noch tieferes Verständnis für die Geometrie zu 
gewinnen, und danach auch den Elektromagnetismus als 
einen in seinem Wesen geometrischen Tatbestand zu verste- 
hen? | 


Das hiermit angedeutete Problem ist berühmt geworden 
unter dem Namen: „Problem der einheitlichen 


Feldtheorie“. Viele Physiker und Mathematiker haben 
sich in den letzten Jahrzehnten am Ringen um dies Problen 
beteiligt. Mehrere verschiedenartige Lösungsvorschläge sind 
zur Erörterung gestellt. Der Inhalt der neuen Einsteinscen 
Untersuchung, welcher dieser Aufsatz gewidmet ist — ob- 
wohl er sich im wesentlichen nur damit beschäftigen konnte. 
den Weg zu diesem Problem hin zu beleuchten — dieser 
Inhalt ist nichts anderes, als eine neue Lösung dieses Pro- 
blems. Einstein, der die bisherigen Lösungen als unbefrie- 
digend betrachtet, ist durchdrungen von der Überzeuguns, 
jetzt die richtige, die endgültige Lösung gefunden zu haben. 

Damit ist eigentlich alles gesagt, was augenblicklich zum 
Thema gesagt werden kann — auf Einzelheiten der schwie- 
rigen Mathematik einzugehen, in der sich die Formulierun- 
gen dieser neuen Einsteinschen Theorie bewegen, würde na- 
türlich zu weit führen. Hinzuzufügen ist nur noch, daß Ein- 
stein selber die Entscheidung über die Richtigkeit se.- 
ner Lösung noch nicht in absehbarer Zukunft erwartet. Diese 
Entscheidung kann ja nur aus neuen Experimenten 
kommen, in denen die Behauptungen dieser Theorie besta- 
tigt (oder widerlegt) werden. Aber die Aussichten für sold- 
Experimente sind leider sehr schlecht — aus den Gründen. 
die oben angedeutet wurden: Die Gravitationskräfte sind :o 
klein, daß sie an handlichen, zum Experimentieren geeigne- | 
ten Körpern noch kaum zur Geltung kommen — man mid 
schon einen Himmelskörper dabei haben, um merkliche, gt: 
meßbare Wirkungen zu bekommen. 

So muß vorläufig ein Fragezeichen hinter Einsteins neuen 
Gedanken stehen bleiben, die er selber für die absdlıe- 
Bende Krönung seines Lebenswerkes hält. Irgendwann wird 
auch diese Entscheidung wohl einmal erreicht werden; abe: 
vorläufig bleibt sie uns noch in weiter Ferne — in einer 
Ferne, die uns an die Begrenztheit aller menschlichen Bem.- 
hung mahnt. i ` 


Felderregerkurve und Feldkurve bei elektrischen Maschinen 
Von Rudolf Richter, Karlsruhe | DK 621.313.8% 


Übersicht. Auf S. 309 der ETZ 70 (1949) habe ich Sinn, Bedeu- 
tung und Ermittlung des Wicklungsfaktors zur Berechnung der induzier- 
ten EMK bei beliebiger Feldkurve untersucht. Im Anschluß hieran 
soll nun die Felderregerkurve und die daraus gewonnene Feldkurve be- 
handelt werden. 


1. Felderregerkurve und Feldkurve einer Spule 


Das von einer Ankerwicklung erregte magnetische Feld 
am Ankerumfang ist von der Größe des Luftspalts längs des 
Ankerumfangs, der Nutsdhllitzbreite und der magnetischen 
Spannung im Eisen abhängig. Um diese Einflüsse, die von 
Fall zu Fall verschieden sein können, bei der Beurteilung 
der Wicklung auszuscheiden, habe ich in meinem Buche 
über Ankerwiclungen (im folgenden kurz Aw genannt) 
den Begriff der „Felderregerkurve‘ eingeführt. Das ist die 
magnetische Spannung v zwischen dem äußeren Umfang 


des inneren und dem inne- n a N 
ren Umfang des äußeren Ei- 


senteils einer Maschine j 
längs des Ankerumfangs (x), y | 2 
wenn wir die Permeabilität Fa 


im Eisen unendlich groß an- 
nehmen und uns den genu- / 
teten Anker durch einen un- gm | 
genuteten mit sehr kleinem Bild 1. Zur Erläuterung des Begriffs 
Luftspalt längs des Anker- der Felderregerkurve. 
umfangs ersetzt denken (Bild 1); die Nutdurcflutungen 
sind dabei an den Stellen, wo sich beim genuteten Anker die 
Nutschlitzmitten befinden, konzentriert zu denken. 

Für eine einfache Spule mit der Windungszahl wı und 
der Spulendurchflutung wi (Bild 2a) läßt sich die Felderre- 
gerkurve 


2 l 1. W x Xa 
mid gg 
v=1,2,3,...% " 


ableiten (Aw, S. 393), worin W die Spulenweite, r die Poi- 
teilung ist und » alle ganzen Zahlen 1, 2, 3, . . durcdläti: 


Bild 2. Felderregerkurven 
einer Spule, a) mit konzen- 
trierten, b) mit über dem 
Bogen s verteilten Durch- 
flutungen. 


Wird die Spule mit Wechselstrom 
i = V? Isinot a 


gespeist, so erhalten wir 


9V2 , 1. W a xa 
ETE on = sny — -5 -cosy I. 
sv y T 2 
Darin ist 
, W a , a ER 
sinvy on. = sin v» -g cosy 8 — cosvy -sinv?, 
wenn 
t-—W 
20 = et 3 


i 


"15. November 1950 


7 


. der Spulenverkürzungswinkel und cos »ß der Spulenfaktor 
- für ungerade », sin vf der für gerade » ist (vgl. ETZ 70 
` (1949) S. 309). Nur bei einer Durchmesserspule (W = r) 
. verschwinden die Wellen gerader Ordnungszahl. 


Wie erhalten wir nun aus der 
Felderregerkurve die Feldkurve? 


Wollten wir dabei den Einfluß der magnetischen Span- 
- nung im Eisen berücksichtigen, so müßten wir die Ordina- 
ten der Felderregerkurve um den Spannungsverlust im 
- Eisen für einen halben magnetischen Kreis, wie er sich für 
jeden Punkt des Ankerumfangs ergibt, zunächst verklei- 
nen. Da dieser Einfluß von der magnetischen Beanspru- 
chung im Eisen abhängt und von Fall zu Fall verschieden 
ist, werden wir ihn im folgenden vernachlässigen. 


Bei sehr schmalen Nutsclitzen und kleiner Luftspalt- 
länge ô zwischen den beiden Eisenteilen der Maschine stimmt 
die Feldkurve in ihrem Verlauf mit der Felderregerkurve 
im wesentlichen überein, und wir erhalten die Ordinaten 
der Feldkurve in Gauß aus denen der Felderregerkurve in 
Ampere, wenn wir diese mit //y/ö = 0,4 a/ö GJA multipli- 
zieren, wobei ð in cm einzusetzen ist. Die Feldkurve wäre 
in diesem Falle eine Stufenkurve. 


An jeder Nut erleidet das Potential der Zähne, die der 
Nut benachbart sind, einen Sprung.durch die Nutdurchflu- 
tung. Dasselbe gilt auch für die Durchflutung in der Pol- 
lüke bei Maschinen mit ausgeprägten Polen. Nun kann 
man mit Hilfe der konformen Abbildung die Feldverteilung 
bei einem solchen Sprung des Potentials für verschiedene 
Zahnkopfformen und bei Maschinen mit ausgeprägten Po- 
len auch für einfachere Polschuhformen sehr genau ermit- 
telni. Solche Feldkurven habe ich auf den Seiten 179 ... 186 
meiner „Elektrischen Maschinen”, Bd. II, für verschiedene 
Fälle zeichnerisch und tabellarisch zusammengestellt. Mit 
Hilfe der dort angegebenen Anweisung (S. 117... 121) läßt 
sih die Feldkurve aus der Felderregerkurve ermitteln?. 


Maßgebend für den Verlauf der Feldkurve im Bereidı 
des Nutenschlitzes ist das Verhältnis 


P = dis (4) 


aus Luftspaltlänge ô 
und Nutschlitzbreite s. 
Für die Verhältnisse 
P = 0,05, 0,1, 0,25 sind 
in Bild 3 die Feldkur- 
ven im Schlitzbereich 
einer Nut (oder Pol- 
lücke) durch vollausge- 
 zogene Kurven darge- 
stellt, wobei das Po- 
tential am Nutengrun- 
de zu Null angenom- 
men ist. 

Für größere Werte 
von P, wie sie gewöhn- 
lich bei Induktionsmo- 

toren vorkommen, 


—>8Blbnu 


5 f Pa0,1 

kann man die Felder- sisuuuunt, 
regerkurve, aus der ea —!T 
man die Feldkurve ? 

durch Multiplikation Bild 3. Feldkurven bei verschiedenen Ver- 


hältnissen P = ö/s = Luftspaltlänge zu Nutz- 


mit J/o/ö erhält, ange- 
nähert durch eine Ge- 
rade über dem Schlitz- 
bereich (gestricelt in Bild 3) ersetzen. Sie ergibt sich, wenn 
wir uns die Nutdurchflutung durch einen Strombelag am 
glatten Anker über der Nutschlitzbreite ersetzt denken (vgl. 


schlitzbreite; gestrichelte Trapezkurven in 
gröberer, strichpunktierte in genauerer An- 
näherung. 


1! K. Frey: Anwendung der konformen Abbildung auf praktische 
Probleme des Elektromaschinenbaus, Arbeiten aus dem Elektrotechn. In- 
stitut der T. H. Karlsruhe, Bd. IV. 

t Bei Benutzung der dortigen Zahlentafeln und Kurven ist zu beachten, 
da8 r — bp der hier eingeführten Schlitzbreite s entspricht und 


X = 2x/(r — bp) = 2x/s ist, wenn x = 0 die Schlitzmitte bedeutet. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


619 


Bild 2b). Noch bessere 
Annäherung an die Feld- 
kurve erhält man durch 
die Einführung einer fik- 
tiven Schlitzbreite s’ an 
Stelle von s, so daß die 
gestrihelte Gerade sich 
der Feldkurve im Schlitz- 
bereich anschmiegt. Wird 
s’ so gewählt, daß die Flä- 
chen zwischen der strich- 
punktierten Geraden und 
ot ae ae ger” der Feldkurve gleich groß 
Erz " “7 sind, so ergibt sich s’’s 
etwa nach der Kurve in 

Bild 4. Bild 4. Die Felderreger- 
kurve in Gl (2), die für 

unendlich schmale Schlitzbreiten und Luftspalte gilt, wäre 
dann noch mit dem Nutschlitzfaktor 


———Paß/ls 
Verhältnis s’/s über P = d/s. 


ins la 
t 2 
S Ny = X S sı (5) 
t 2 


zu multiplizieren, um angenähert die Feldkurve zu erhalten. 
In Bild 5 ist der Nutschlitzfaktor sn, für verschiedene 3'/r 
über der Ordnungszahl » der Einzelwelle aufgetragen. 

Wir haben bei der Ermitt- 
lung der Feldkurve aus der 
Felderregerkurve angenom- 
men, daß nur an den Stellen 
Nuten vorhanden sind, wo 
sich die Seiten der betrac- 
teten Spule befinden. Wenn 
der ganze Acker gleichmä- 
Big genutet ist, treten an den 
Stellen der übrigen Nut- 


HE yn aa aj ay ada SAlitze noch Einbuchtungen 


—ey auf, die sih nach Abschn. II 
Bild 5. Nutzschlitzfaktor çy, Gr. 2c in Bd. I der „Elektri- 


(Gl. 5) über der Ordnungszahl v. schen Maschinen” berechnen 
lassen. In Bild 6a ist beispielsweise die Feldkurve einer 
Durchmesserspule einer dreiphasigen Maschine für s/ö = 4, 
q = 2 und Nutteilung t = 4s aufgezeichnet. Bild 6b stellt 


Bild 6. Feldkurve mit Berücksichtigung der Nutschlitze (a) und zusätz- 
ý liche Einbuchtungen (b). 


die Einbuchtungen dar, die von der Feldkurve ohne Einbuch- 
tungen abzuziehen sind, um die wirkliche Feldkurve zu er- 
halten. Aus Bild 6b können wir die zusätzlichen Einzel- 
wellen ermitteln. | 

Die Ordinaten der Einbuchtungen liegen um je eine 
Nutteilung auseinander, der bei einer Dreiphasenwicklung 
der Winkel a, = 360%/6q = 60%q entspricht; für die v-te 
Einzelwelle ist der Winkel va. Bezeichnen wir mit yo 
die Amplitude der Einbudhtung und bilden, wie zur Analyse 
nötig ist, die Summe der Produkte yo > sin k 60%q (k = 1, 
2, usw.), so erhalten wir für die 1. Polteilung 


3q—1 
, v 60° 
Y, = Yo 2 sin k q | (6a) 
k=1 
für die 2. Polleilung 
>= 60° 
v 6i 
Y,,=— Y X sink (6b) 
k=3q+ì 


620 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195) 


ihre Summe ist Y, = Y,,, + Y,.,. Lösen wir die Winkel- 
summen und -differenzen auf, so erhalten wir nach einfa- 
chen Umformungen | 
Y, = 
v 60° v 60° BR Er. 60° 

q +... + sin(3q —?) q Yo. (6) 
Die Auswertung dieser Gleichung ergibt für die Grundwelle 
und die Nutungsobeiwellen = n- N/p F 1 mit n = 1, 2, 
3,...) denselben Betrag (in unserm Beispiel F 7,464 yo), 
während er für alle übrigen nicht durch 3 teilbaren ungera- 
den Ordnungszahlen wesentlich kleiner ist (in unserm Bei- 
spiel F 0,536). Die Wellen, deren Ordnungszahl durch 3 
teilbar ist, kommen in der ganzen symmetrischen Wicklung 
nicht vor (in unserm Beispiel ergeben sie für die einzelne 
Spule den Wert 2). 

Wir erkennen aus dieser übersclägigen Betrachtung, 
daß die zusätzlichen Einzelwellen der Einbuchtungen haupt- 
sächlih für die Grundwelle und für die Nutungsoberwellen 
in Betracht kommen. Praktisch wird dieser Einfluß, wenig- 
stens für die Grundwelle, durch den Carterschen Faktor be- 
rücksichtigt, indem man den genuteten Anker durch einen 
ungenuteten mit vergrößertem Luftspalt ersetzt, der sich 
durch Multiplikation des wirklichen Luftspalts mit dem Car- 
terschen Faktor ergibt (El. Masch., Bd. I, S. 177). In unserm 
Beispiel erhalten wir nach Gl. 236, Bd. I, für den Carter- 
schen Faktor 1,125. Die Analyse für die Feldkurve in Bild 6a, 
aber ohne Einbuchtungen, ergibt Bı = 1,257 Bmax. Er- 
setzen wir in Bild 6b die Einbuchtung durch ein flächenglei- 
ches Rechteck von der Höhe yo, so ergibt die Analyse für 


212 sin + sin 2 


die Grundwelle die zusätzliche Amplitude Bizu = 0,137 
Bunax. die von B, abzuziehen ist. Bı/(Bı—Bmax) = 1,12 ist 
also praktisch gleih dem Carterschen Faktor. Sehen wir 


von den durch die Einbuchtungen an den Nutenschlitzen her- 
vorgerufenen zusätzlichen Einzelwellen ab, so ändert sich 
nichts an der Berechnung der Feldkurve. 

Die Ermittlung der Felderregerkurve aus den Einzelwel- 
len hat keine praktische Bedeutung, weil sie auf einfache 
Weise unmittelbar aus den Nutdurchflutungen aufgezeich- 
net werden kann (vgl. Abschn. 3). Dagegen ist es oft 
erwünscht, die Stärke gewisser Einzelwellen in der Feld- 
kurve zu kennen. Wie aus der stufenförmigen Felderre- 
gerkurve die Feldkurve gewonnen werden kann, haben wir 
gezeigt; aus der Feldkurve lassen sich die Einzelwellen in 
bekannter Weise berechnen. 

Ersetzen wir die Feldkurve näherungsweise durch eine 
trapezförmige Kurve (strichpunktiert in Bild 3), so erhalten 
wir die Einzelwelle v-ter Ordnung der Feldkurve aus der 
der stufenförmigen Felderregerkurve durch Multiplikation 
mit Z/o/ö und mit dem Nutschlitzfaktor sy, (Gl. 5), und 
zwar um so genauer, je größer P = Ö/s ist (vgl. Bild 3). Es 
ist nun für eine dreiphasige Wicklung mit der Nutteilung t 
und mit q Nuten je Pol und Strang » = 3qt und damit 

å 3q 6 
(7) 
Je größer also s/t ist, desto kleiner wird unter sonst gleichen 
Verhältnissen P, desto weniger schhmiegt sih nach Bild 3 
die trapezförmige Kurve der Feldkurve an. Der größte 
Wert von s/t tritt bei ganz offenen Nuten auf und ist dann 
etwa 0,5. Für diesen Fall wird 


(7a) 
Das Verhältnis Öö/’r ist bei Induktionsmaschinen im wesent- 
lichen von der Polpaarzahl p abhängig. Es liegt bei p = 
1...10 etwa zwischen 0,002 und 0,005 und wächst mit wadh- 
sender Polpaarzaht in praktishen Fällen bis zu 0,01; bei 


Syndhrenmascinen ist es noch größer, bis etwa 0,05. Wir 
erhalten also beiganzoffenen Nuten 


ô 
P=6947- 


für ö’7 = 0,002 _ 0005 001 0,05 
bei q = 1, P= 0012 00 006 03 
bei q = 2, P=004 006 012 06 
bei q = 3, P = 0,036 009 018 09 
bei q = 10, P = 0,12 0,3 0,6 3 


und können aus P mit Hilfe von Bild 3 die Genauigkeit 
der Berechnung der Einzelwellen abschätzen. So ist z. B 
bei ö/r = 0,002, wie es bei sehr kleinen Induktionsmotoren 
mit p = 1 vorkommt, die Berechnung bei ganz offenen 
Nuten recht ungenau, weil P in den meisten Fällen kleiner 
als 0,1 ist. Mit sinkender Nutschlitzbreite wird P und da- 
mit die Genauigkeit größer. 

Aus Bild 5 können wir noch abschätzen, bis zu welcher 
Ordnungszahl die Einzelwellen der Feldkurve aus der stu- 
fenförmigen Felderregerkurve (sn, = 1) angenähert be- 
rechnet werden können. Lassen wir dabei einen Fehler bis 


zu 10% zu (cm, 2 0.9), so können z. B. für s’/r = 0,02 (vgl. 
Bilder 5 u. 6) die Einzelwellen bis zu » = 25 aus der stu- 
fenförmigen Felderregerkurve berechnet werden. Für hō- 


here Ordnungszahlen ist die Berechnung schon ungenauer. 


2. Felderregerkurve einer Ganzlochwicklung 


Die Felderregerkurve eines Wicklungsstrangs ergibt 
sich aus der Summe der Felderregerkurven der einzelnen 
Spulen, aus denen sich der Wicklungsstrang zusammensettr‘. 
Bezeichnen wir bei einer Ganzlochwicklung mit x = 0 di: 
Lage der Mittellinie einer Spulengruppe am Ankerumfang 
so müssen wir jede Einzelwelle der Felderregaerkurve in 
Gl. (2) bei Einschichtwicklungen noch mit q und dem Grup- 
penfaktor 2.. den wir bei der Berechnuna der induzierten 
EMK verwenden (ETZ 70 (1949) S. 311). multiplizieren, wenn 
wı wieder die Windungszahl einer Spule bezeichnet. Bei 
Zweischichtwicklungen mit Reihenschaltung sämtlicher Spv- 
len des Wicklungsstranas ist 2q an Stelle von q zu setzen 
Die Felderregerkurve wiederholt sich in jedem Falle nah 
jeder Polpaarteilung. 

Die Einzelwellen einer Sehnenspule (W=r) enthalten 
auch Wellen gerader Ordnunaszahl. Bei einer Ganzlac:- 
wicklung treten aber in der Felderreoerkurve nur Wel'en 
ungerader Ordnungszahl auf. Bei Einschichtwicklungen ist 
das ohne weiteres verständlich, weil die Einschichtwickluna 
immer aus Durchmesserspulen zusammengesetzt werden 
kann. Daß es auch bei gesehnten Zweischichtwickluncen 
der Fall ist. soll an Bild 7a erläutert werden, das eine dre‘- 
phasige Wicklung (m = 3) mit 


q = N/2pm (8) 


gleich 3 Nuten je Pol und Strang voraussetzt, bei einer 
Spulenverkürzung um eine Nutteiluna. Die mit Ia bezeic- 
neten Leiter gehören zu einer Spulenoruppe des Wicklungs- 
strangs I, deren positive Wicklungsachse am Ankerumfanı 
in Bild 7b mit a bezeichnet ist. Zu Strang I gehören aber 
auch noch die mit Ib bezeichneten Leiter; die positive Achse 
dieser Spulengruppe ist in Bild 7b mit b bezeichnet Fi: 
alle ungeraden Ordnungszahlen sind die Wellen der beid:r 
Gruppen phasengleich, wie es z. B. in Bild 7b füry = Ic 
mit la und 1b bezeichneten Kurven andeuten. Für a. 
geraden Ordnungszahlen heben sich die Wellen der beide. 
Spulengqruppen im Wicklungsstrang auf, wie beispielsweise 
die in Bild 7b eingezeichneten Kurven 2a und 2b für » =? 
erkennen lassen. 

Bezeichnen wir mit w die Zahl der in Reihe gescha''e- 
ten Windungen eines Strangs und mit &, den Wicklua.s 


la zZ Z Ib H r 
——A ch a 


Bild 7. Nachweis, daß auch z w ei schichtige Ganzlohwidlunzea r. 


Wellen ungerader Ordnungszahl aufweisen. 


faktor der v-ten Welle, wie er zur Berechnung der in:.- 
zierten EMK verwendet wird, so können wir für die Fe.l- 
erregerkurve des Wicklungsstrangs einer ein- oder zwe:- 
sciichtigen Ganzlochwicklung 


f 15. November 1950 


A Isin oY Š, sin v T. cosx 2 (9) 
a p v 2 T 
y = ungerade 
schreiben, worin der Wicklungsfaktor 
sinvit/2m 

qm 
ist. Zu beachten ist, daß in der Gleichung für die Felderre- 
gerkurve neben dem Wicklungsfaktor E, noch der vorzei- 
chenbestimmende Faktor sin »7/2 auftritt. In Bild 8b ist 


é, = cosv 8. (9a) 


v gsnvı/?2 


ı I Z Z I x I 
mi 


Bild 8. a) drei- 
ohasige Ganz- 
lochwicklung 

mit q = 3 Nu- 
ten je Pol und 
Strang; b) Feld- 
erregerkurve 

eines Strangs, 
c} der ganzen 


de aus den 
Einzelwellen 
bis y = 25 be- 
rechneten Or- 
dinaten an. 


| EIZUT) 


die Felderregerkurve des Wicklungsstrangs I einer dreipha- 
sigen einschichtigen Ganzlochwicklung (Bild 8a) durch die 
Stufenkurve dargestellt. Die Punkte bezeichnen einige nach 
Gl. (9) berechneten Werte, wenn die Einzelwellen bis » = 25 
berücksichtigt werden. Das stehende Wechselfeld nach Gl. (9) 
können wir nach der Gleichung 


. COSV FE =, sin [or = 777 a + sin & + 5) 
(104) 


in zwei gegeneinander umlaufende Drehfelder halber Am- 
plitude zerlegen und erhalten für die Felderregerkurve eines 
Wicklungsstrangs einer Ganzlochwicklung 


w= wf Te g 
p v 2 


- | “in (m) + sin [ot + Zai . (10) 


Addieren wir die Felderregerkurven aller m Stränge, 
so zeigt sich, daß alle Wellen, die die Gleichung 
vI 


E a gebrochen (11) 


erfüllen, in der resultierenden Felderregerkurve verschwin- 
den. Die übrigen Wellen, die den Gleichungen 
t= vel 


m Null oder ganz und 


genügen, addieren sich zur resultierenden Felderregerkurve 
algebraisch (Aw, Abschn. 49 A). 

Um die resultierende Felderregerkurve anzuschreiben, 
müssen wir noch die Reihenfolge der Stränge am Anker- 
umfang und die Phasenfolge der Ströme, die wir sinusför- 
mig voraussetzen, beachten. Es zeigt sich dabei, daß die 
Grundwelle der Felderregerkurve im Sinne positiver oder 
negativer x umläuft, je nachdem, ob die zeitliche Phasen- 
folge der Ströme mit der Reihenfolge der zugehörigen 
Ströme übereinstimmt oder entgegengesetzt ist. 

In Bild 8a folgen die Wicklungsstränge I, II, II im 
Sinne positiver x im Abstande von 2r/3 aufeinander. Bei 
Speisung mit konstanten Strömen müßten wir in der eci- 
gen Klammer in Gl. (10) für den zweiten Wicklungsstrang 
x—2r/3, für den dritten x—4r/3 an Stelle von x setzen. 
Wenn dann die drei Wicklungsstränge mit den Strömen 


= 27T 
i = y2 Isinot, i = y2 Isin fot = |: 


4n 
iu = Y2 I sin [or = 


gespeist werden, erhält man als Summe der drei Felderre- 
gerkurven 


sin ol 


= ganz (12a u. b) 


(13a... c) 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 621 


f(x) = a 2 


I 2 sin v -7 
á 2 
Xa 
feb] nfe z J|. (14) 


.13.19. y= 5,11. 17,23.. 

worin das erste Glied in der edilgen Klammer nur über 
solche » zu erstrecken ist, die der Gl. (12a) genügen, also 
über v = 1, 7, 13, 19, ...., das zweite Glied über solche v, die 
die Gl. (12b) erfüllen, also über v = 5, 11, 17, 23,... Wir er- 
halten also für die Felderregerkurve einer dreiphasigen 


Ganzlochwicklung 
\ 

f(x) = a È sin [ot — = 288, si (a 25 XT | 
T 5 =. 


STE. 4; „Xr T t T xa\ 
7 sn [at - 77) refot + 11) 


n( ro] 


Die Wellen nach Gl]. (12a) laufen im Sinne positiver x, die 
nach Gl. (12b) im entgegengesetzten Sinne um. Hätten wir 
die Reihenfolge der Wicklungsstränge oder die Phasen- 
folge der Ströme umgekehrt, so würden die Wellen nach 
Gl. (12b) im positiven, die nach Gl. (12a) im negativen Sinne 
umlaufen. In Bild 8c ist die resultierende Felderregerkurve 
für q = 3 (w/p = qwı) und den Zeitpunkt, in dem der 
Strom im ersten Wicklungsstrang seinen Höchstwert hat 
(wt = n/?2), aufgezeichnet. Einzelne Punkte bezeichnen die 
nach Gl. (15) berechneten Werte, wenn nur Wellen bis zu 
= 25 berücksichtigt werden. 


v=|1.T 


£ 


(15) 


Šis 
+3 


3. Die Felderregerkurve einer Bruchlochwicklung 


Bei der Bruchlochwicklung sind die Spulen oder Spu- 
lengruppen, zu denen gleichachsige Spulen zusammengefaßt 
werden können, nicht mehr wie bei der Ganzlochwiclung 
um die Polpaarteilung, für die die Wicklung bestimmt ist, am 
Ankerumfang versetzt. Die resultierende Felderregerkurve 
einer beliebigen Wicklung erhalten wir aus den Nutdurcd- 
flutungen, wie es im folgenden an dem Beispiel einer drei- 
phasigen einschichtigen Bruchlochwicklung erläutert wer- 


den soll. 
| 
: gesssssncne s 
Pomii Tapi 
a a p= =e ae 
i II: ı ll; 
|1. 3456 7 14 C 
Ih; (1 I: = l l ; 
| a E 
| x ; Fl : | ee I l | 
; : Seeece TO ve e pæ m i d | 
| l : | | ! | : | 
le ee nn Be ER | 
| í EEE TA NS i 3 
| l 
Ò ö | 
ETZR28) 
Bild 9. Bruchlochwicklung für 18 Nuten, 4 Pole und q = 1!/s Nuten je Pol 


und Strang, 


-~ 


Den Schaltplan dieser Wicklung, für die auf Seite 313 
der ETZ 1949 die induzierte EMK berechnet wurde, ist in 
Bild 9 dargestellt, wobei die 3 Wicklungsstränge durch ver- 
schiedene Stricharten unterschieden sind; Nutenzahl N = 18, 
Polpaarzahl, für die die Wicklung bestimmt ist, po = 2, Nu- 
tenzahl je Pol und Strang q = 1!/.. Am abgewickelten An- 
kerumfang in Bild 10a sind die positiven und die negativen 
Spulenseiten durch * und X angedeutet. 

Wir gehen von einem Zahn, beispielsweise dem links 
von Nut I aus, dem wir zunächst willkürlich das Potential 
Null beilegen. In der Schlitzmitte von Nut 1 erhält die Feld- 
erregerkurve den Sprung der Nutdurchflutung 9,, die vor- 
läufige Ordinate der Felderregerkurve über dem Zahn rechts 
von Nut 1 ist y'i = O; in der Schlitzmitte von Nut 2 
springt die Felderregerkurve um die Nutdurcflutung ©», 
die vorläufige Ordinate der Felderregerkurve über dem Zahn 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 1950 


622 
| I ZI I E BI R I IH I | 
( k 0) 
Ati 2 3.456 78 9 RNRRBUS KH 7 
i 0 
Bild 10. Bestimmung der Felderregerkurven für die Wicklung in Bild 9. 


zwischen Nut 2 und Nut 3 ist y'z = O, + ©s usw., wie es 
in Bild 10b für den Wicklungsstrang I angedeutet ist. Die 
so aufgezeichnete Felderregerkurve mit der gestrichelten 
Nullinie in Bild 10b erfüllt noch nicht die notwendige Be- 
dingung, daß die Summe der Flächen oberhalb der Abszis- 
senachse gleich der der Flächen unterhalb der Abszissen- 
achse ist. Um die richtige Abszisse zu erhalten, muß die 
vorläufig angenommene Nullinie um 
Ytytvt..+ty% 
Í N 
verschoben werden (voll ausgezogene Abszisse in Bild 10b). 
Die richtigen Ordinaten der Felderregerkurve sind dann 


Y =Y Yo Yen - Yon (16) 


In Bild 10b ist die so erhaltene resultierende Felderreger- 
kurve des Wicklungsstrangs I mit der voll ausgezogenen 
Abszissenachse dargestellt. 

In gleicher Weise erhalten wir die Felderregerkurve 
aller 3 Wicklungsstränge in Bild 10c, wenn bei sinusför- 
migen Strömen (Gl. 13a ... c) der Strom im Wicklungsstrang I 
seinen, Höchstwert hat. 

Zur Berechnung der Einzelwellen der Felderre- 
gerkurve können wir willkürlich eine Stelle am Ankerum- 
fang mit x = 0 bezeichnen. Da bei den Bruchlochwicklun- 
gen in den Einzelwellen auch Wellen auftreten können, de- 
ren Polpaarteilung gleich dem ganzen Ankerumfang ist, 
zählen wir die Ordnungszahl von dieser Polpaarteilung aus 
und bezeichnen, zum Unterschied von den Ganzlochwick- 
lungen, die Ordnungszahl nicht mit v, sondern mit p. 

Liegen die Wicklungsachsen der einzelnen Spulen, aus 
denen sich der Wicklungsstrang zusammensetzt, bei xı, 
X2, Xn SO ergeben sich die auf den ganzen Ankerumfang 
u bezogenen Winkel, die die Spulenachsen am Ankerum- 
fang einnehmen, zu 


(16a) 


X2 r 
u 


X2x 


A 3U Ja: 


‚usw. (17a, b,...) 
Liegt in Bild 11a die Achse eine Spule bei xı, entsprechend 
dem Winkel zı (= 150° in Bild 11a) und stellt die stärker 
ausgezogene Kurve die Grundwelle der Felderregerkurve 
mit der Amplitude A,. für diese Spule dar, so können wir 
sie in die beiden Komponenten A’ıı = Ain cos yi (= Aria 
cos 150°) und A'yı = Ai sinyı( = A1 sin 150°) zerlegen. 
Diese Wellen sind in Bild 11a schwächer ausgezogen. 

Mit der Amplitude Aı., der p-ten Einzelwelle der be- 


f | 


Bild 11. Zerlegung der Einzelwellen der Felderregerkurve einer Spule, 
deren Achse bei x, am Ankerumfang liegt, in ihre Komponenten bezogen 
auf x = 0; a) für die Ordnungszahl p = 1, b) fur p — 2. 


trachteten Spule ergeben sich die Komponenten dieser Welle 
zu A”1,p COs pyı und A’ypsin Pxı. wie es in Bild 11b, bei- 


spielsweise für p = 2, angedeutet ist (pyı = 2yı = 300°). 


Durch die Addition aller cos-Glieder einerseits und alle: 
sin-Glieder anderseits für dieselbe Ordnungszahl p erhalten 
wir dann die resultierende Welle dieser Ordnungszahl, ge- 
ordnet nach cos- und sin-Gliedern und bezogen auf den 
Punkt x = 0 am Ankerumfang. Bezeichnen wir mit dem 
Zeiger k die Größen der k-ten Spule der nSpulen im Wick- 
lungsstrang, so ist also die resultierende Welle einer Ord- 
nungszahl p (vgl. Gl. 2) 


W 
f(x)p = 22 w, /sın ot. ZL sin p —— = 


k=1 
x9r 


x 2x i 
(os P Zķ' cos p + sin p Xg’ sin p m (15) 
Um die resultierende Felderregerkurve des Wicklungs- 
strangs zu erhalten, müssen wir noch über p = 1... © sum- 


mieren: 
f(x) = = 2 fop. 
p=h 

Für das Beispiel in Bild 9 lassen wir zweckmäßig die 
Stelle x = 0 am Ankerumfang mit den Achsen der Spulen I 
(von Nut 1 nach 6) und 2 (von Nut 2 nach 5) zusammenfallen. 
also mit der Mitte des Zahnes zwischen den Nuten 3 und 4. 
Mit den Spulen 1 und 2 ist die Spule 3 von Nut 10 nach !5 
in Reihe geschaltet. Ihre positive Achse liegt zwischen Nut 
12 und Nut 13 und ist um 12,5 — 3,5 = 9 Nutteilungen gegen 
die Achsen der Spulen 1 und 2 versetzt, also um den Winkel 
xı = 9: 360°/18 = 180°. Es sind also die Winkel yı = z2 = 0. 
Xs = 180°. Sinusglieder der Winkel py treten bei der ge- 
wählten Lage von x = 0 nicht auf. 

Die Spulenweiten in Nutteilungen sind W, = 5, W: = 3, 
Ws; = 5, also 


(19) 


, 1 0 o o We o Ws 
sinp 7 = tinp 50, sinp- 7 ™ sin p30, sinp- * 
= sin p 50°. 120a...c) 


Damit erhalten wir nach Gl. (19) 


IKx)p = A; w; 1 — [sin p 30° + (1 + cos p 180°). sin p3 | 


, x2r 
-sın æl - cos p u `’ 


(21) 


worin wı wieder die Windungszahl einer Spule bezeichnet. 
Auch bei symmetrischen Bruchlochwicklungen geben nur 
die Wellen der Ordnungszahlen nach Gl. (12a u. b) einen Bei- 
trag zur resultierenden Felderregerkurve aller Wicklungs- 
stränge. Da wir die Ordnungszahlen hier auf den ganzen 
Ankerumfang bezogen haben, ist die Reihenfolge der Wid- 
lungsstränge am Ankerumfang aber nicht mehr I, II, III wie 
für die Ganzlochwicklung oder die Polpaarzahl po, für de 
die Bruchlochwicklung bestimmt ist, sondern (vgl. Bild 103) 
III (Nut 7), H (Nut 13), I (Nute 1). Wenn dann für die Ströre 
in den Wicklungssträngen wieder die Gl. (13a ... c) gelten, so 
ergibt die Summation der Felderregerkurven der Stränge :v 
unserm Beispiel die resultierende Felderregerkurve 


f(x) = a: 2 w, me in | 


p = 1,47. 


1 n _ x>7 
+ Do isin p 3-siolot -p F ) 


p = 2, 5,8,... 


RN 
Fe 


worin 
sin p 30° + (1 + cos p - 180°) - sin p 30? 
sp 7 a a. -- 


der Quotient aus der eckigen Klammer in Gl. (21) und <-: 
Spulenzahl (3) je Strang den Wiclungsfaktor bezeicn:!: 


15. November 1950 Elektrotechnische Zeitschriit 71. Jahrg. Heft 22 623 


In Bild 10c sind einige nach Gl. (22) berechnete Ordinaten 
durch Punkte angedeutet, wobei nur Einzelwellen bis zur 
Ordnungszahl 25 berücksichtigt wurden. 

Aus Gl. (22) erkennen wir, daß die Wellen p = 1,4, 7, 
10,... im Sinne negativer, die Wellen 2, 5, 8, 11,... im 
Sinne positiver x umlaufen. Die Kenntnis des Umlaufsinns 
hat z. B. bei Induktionsmotoren Bedeutung, weil er die Dreh- 
richtung der von den Einzelwellen entwickelten Drehmomen- 
te bestimmt. Die Welle p = po = 2 entspricht der Polpaar- 
zahl, für die die Bruchlochwicklung bestimmt ist. 

Der durch Gl. (22a) gegebene Wicklungsfaktor ist dem 
Betrage, aber nicht dem Vorzeichen nach gleich dem Betrage 
des Wicklungsfaktors, den wir zur Berechnung der von den 
Einzelwellen einer Feldkurve induzierten EMKe verwenden. 
Das folgt daraus, daß die Spulenfaktoren und die Phasen- 
lage der in Reihe geschalteten Spulen für jede Einzelwelle 
eindeutig durch die Wicklung bestimmt sind3. Daß die Vor- 
zeichen der Einzelschwingungen der EMK und die Einzel- 
wellen der Felderregerkurve aber im allgemeinen verschie- 
den sind, hängt damit zusammen, daß schon bei einer Durch- 
messerspule in der Felderregerkurve neben dem Spulenfak- 
tor noch der vorzeichenbestiimmende Faktor sinvn/2 auf- 
tritt (vgl. Gl. 9 u. 10). 


3 Die Beträge der nach Gl. 22a berech- 
neten Wicklungfaktoren stimmen dann auch 
mit denen in Bild 10 auf Seite 312 der ETZ 
70 (1949) angegebenen überein. Das letzte 
VYektordiagramm für p = 12 in dieser Zu- 
sammenstellung ist falsch (s. nebenstehen- 
des Bild a) und ist durch Bild b) zu er- 
setzen; der Wicklungsfaktor für p = 12 ist 
dann nicht 0,3333, sondern 0,577. 


Zusammenfassung 


Es wird zunächst erläutert, wie aus der Felderregerkurve 
die wirkliche Feldkurve unter Berücksichtigung der Nut- 
schlitzbreite und der Luftspaltlänge ermittelt werden kann 
und welchen Einfluß die Nutenschlitze auf die Größe der Ein- 
zelwellen haben. Eine angenäherte Bestimmung der Feld- 
kurve aus der Felderregerkurve wird auf ihre Genauigkeit 
untersucht. Dann wird gezeigt, bis zu welcher Ordnungs- 
zahl eine aus der Felderregerkurve berechnete Einzelwelle 
noch angenähert die Einzelwelle der wirklichen Feldkurve 
ergibt. 

Hierauf wird die Ganzlochwicklung näher betrachtet und 
gezeigt, daß auch bei gesehnten Zweiscichtwicklungen in 
der Felderregerkurve nur Einzelwellen ungerader Ordnungs- 
zahl auftreten. Bei ganz offenen Nuten geben nur die Einzel- 
wellen niedrigerer Ordnungszahl der Felderregerkurve zu- 
verlässige Werte für die Feldkurve. Gewöhnlich verdient 
aber nur die Amplitude der Grundwelle der Feldkurve Be- 
achtung, die genügend genau aus der Felderregerkurve er- 
mittelt werden kann. 

Es wird die unmittelbare Aufzeichnung der Felderreger- 
kurve einer beliebigen Wicklung aus den Nutdurchflutungen 
behandelt und an dem Beispiel einer vierpoligen Brudloc- 
wicklung mit 18 Nuten erläutert. Die Gleichung der Feld- 
erregerkurve als Summe der Kurven der einzelnen Wick- 
lungsstränge wird angegeben, aus der auch der Sinn der 
Drehrichtung der Einzelwellen hervorgeht. 

Für die Einzelwellen der Felderregerkurve sind dem 
Betrag, im allgemeinen aber nicht dem Vorzeichen nach die- 
selben Wicklungsfaktoren wie bei der Berechnung der indu- 
zierten EMK maßgebend. 


Supraleitende Bolometer* DK 621.317.794 : 537.312.62 


Ein Supraleiter verliert bekanntlich beim Abkühlen in- 
nerhalb eines sehr engen Temperaturintervalles seine nor- 
malen elektrischen Eigenschaften, insbesondere fällt sein Wi- 
derstand von einem endlichen Wert auf Null (Bild 1). Kann 
man die Temperatur eines solchen Leiters auf einem Wert 
halten, der zwischen dem normalleitenden und dem supra- 
leitenden Zustand an der Stelle Q 
liegt, an der die Übergangskurve 
ihre größte Steigung hat, so er- 9 
hält man bereits für kleine Tem- 
peraturänderungen verhältnismä- Q2 
Big große Unterschiede des elek- 
trischen Widerstandes, also einen 
sehr hohen thermischen Wider- 
standskoeffizienten. Es liegt daher 
nahe, auf dieser Basis thermische 
Empfänger für Wärme- und Licht- 
strahlen zu bauen, denn hier kommt 
es darauf an, sehr geringe Tempe- 
raturänderungen meßbar zu ma- zz ma KAK 
chen. EZIZ 

Die ersten Vorschläge zur Bild 1. Sprungkurve von 
Verwendung von Supraleitern NbN nad Andrews [1]. 
für empfindliche Strahlungsmeßgeräte, sog. Bolometer, gin- 
gen fast gleichzeitig und unabhängig von D. H. Andrews 
[4] und A. Goetz [5] aus. - Sie konnten aber damals noch 
nicht in die Tat umgesetzt werden, weil der Supraleiter mit 
der höchsten damals bekannten Sprungtemperatur, Tantal, 
erst in Temperaturgebieten supraleitend wird (etwa 4,38 °K), 
die es nötig machen, flüssiges Helium zur Kühlung heran- 
zuziehen. Dagegen. erlaubte die Entdeckung des supralei- 
tenden Niobnitrides durh Aschermann, Friedrich, 
Justi und Kramer im Jahre 1941 [6] und durch Horn, 
Brucksch,ZieglerundAndrews 1942 [7], mit einem 
erheblich verminderten Aufwand an Kühlung auszukommen, 
weil das Übergangsgebiet bei NbN zwischen 14 und 17 °K 
liegt, also noch oberhalb des Tripelpunktes von flüssigem 
Wasserstoff. 


0.1 
IR =105 YGrad 


% Nach amerikanischen Originalarbeiten [1, 2, 3]. 


Dennoch hat D. H. Andrews bereits vor der Entdeckung 
des supraleitenden NbN ein supraleitendes Bolometer ent- 
wickelt, das Tantal benutzte und nach seinen Angaben befrie- 
digend arbeitete. Die ersten Ergebnisse waren bereits so 
ermutigend, daß an die Konstruktion weiterer, nicht nur emp- 
findliher, sondern auch trägheitsarmer Bolometer herange- 
gangen werden konnte. Die letztere Forderung ist um so 
leichter zu erfüllen, als bei tiefen Temperaturen alle Stoffe 
ihre spezifische Wärme in starkem Maße verlieren. Zum 
technischen Einsatz waren aber erst die NbN-Bolometer ge- 
eignet, von denen in den USA 1946 bereits über 500 Stück 
gebaut waren. 


Die Kühlung hat beim supraleitenden Bolometer also 
nicht den Sinn, das Rauschen herabzusetzen, sondern den Ar- 
beitspunkt des Bolometers festzulegen. Zwar bedingt die 
Brownsche Temperaturbewegung die untere Meßgrenze eines 
thermischen Empfängers, die Kühlung eines Strahlungsemp- 
fängers ist aber nicht immer sinnvoll. Beispielsweise geht 
bei Kühlung eines normalen Cu-Konstantan-Thermoelemen- 
tes von 300 auf 15 °K die Empfindlichkeit von 40 uV/Grad 
auf 3,7 uV/Grad zurück, während die thermische Bewegung 
nur um einen Faktor 4,5 abnimmt. Das Verhältnis zwischen 
Rauschpegel und Nutzsignal wird also beim Kühlen ungün- 
stiger. Der Vorteil des Supraleiter-Bolometers liegt in dem 
sehr großen Temperaturkoeffizienten des Widerstandes, der 
z. B. bei Tantal rd. 370 Grad"! ist, während die normalerweise 
übliche Bolometersubstanz, Nickel, einen Wert von rd. 
6,7 - 10-3 Grad’! aufweist. 


Der hohe Temperaturkoeffizient erfordert aber ein sehr 
genaues Einhalten der Arbeitstemperatur. Durch Wechsel- 
spannungsverstärker und modulierte Energieeinstrahlung 
(rotierende Blende) kann man erreichen, daß eine Tempe- 
raturkonstanz auf 10-2 °K ausreicht. Die Arbeitstemperatur 
liegt bei 14,35 °K, kann aber je nach der thermischen Vor- 
behandlung des NbN erheblich schwanken. Niobnitrid oder 
Columbiumnitrid, wie es in den USA heißt, ist nicht eine 
stöchiometrische Verbindung, sondern Niobmetall, in das 
durch eine geeignete Vorbehandlung Stickstoff eingebaut 
worden ist. Andrews beschreibt die Präparation so, daß ein 


624 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195% 


entsprechend geformtes Niob-Band in einer Ammoniak-Atmo- 
sphäre elektrisch etwa 45 min lang auf 1200...1400 °C ge- 
halten wird. Das Endprodukt ist brüchig, muß also sehr vor- 
sichtig gehandhabt werden. Die abgeschnittenen Stücke wer- 
den an den Enden elektrolytisch verkupfert, dann verzinnt 
und an dünne Cu-Drähte angelötet. Die empfindliche Fläche 
ist etwa 2,5X0,5 mm groß, das Band hat eine Dicke von et- 
wa 0,025 mm. Es wird mit einer dünnen Lackschicht auf einen 
Cu-Klotz geklebt und mit einem Kryostaten auf die Arbeits- 
temperatur gebracht (Bild 2). 

Um die Arbeitstemperatur einzustellen, gibt es zwei Me- 
thoden, von denen die eine besser für Laboratoriumsversuche 
geeignet ist, die zweite für den praktischen Einsatz. Die 
erste Methode stellt die Arbeitstemperatur durch Abpumpen 
des verdampften Wasserstoffgases ein. Das günstige Druck- 
gebiet liegt zwischen 5 und 10 Torr. Das andere Verfahren 
evakuiert bis zum Tripelpunkt des Wasserstoffes, bis also 
feste Wasserstoffstücke in der Flüssigkeit zu schwimmen be- 
ginnen. Der Tripelpunkt liegt aber etwas unterhalb der Ar- 
beitstemperatur des Bolometers. Man heizt daher mit einer 
Heizwicklung den oben erwähnten Cu-Klotz, auf dem der 
eigentliche Bolometerstreifen montiert ist, mit etwa 5° 10-2 W 
und regelt zur Temperaturveränderung die Heizleistung. 

Fällt ein rechteckiger Strahlungsimpuls auf das SL-Bolo- 
meter, so erreicht es seinen Endzustand bereits nach 1... 2 


(J | 
(EEE 
aeaee h [| 


V© N v= 
oD D 
© 
A äußerer Cu-Mantel (0) Gefäß für flüssigen Stickstoff 
D Wä'me’ürler Q. R doppelter Strahlungsschutz 
G Steinsalzfenster $ Träger aus Cu 
M Herzwicklung V _Vakuumanschluß 
N Gefäß für flüss. Wasserstoff 


Bild 2. Schnitt durch das montierte Bolometer. 


ms. Bei einer Belastung des Bolometerstreifens mit etwa 
31 mA kann man noch 2: 10-6 erg nachweisen. Als Strab- 
lungsquelle dient dabei eine oxydierte Eisenplatte mit einer 
Temperatur von rd. 100 °C. Der Störpegel korrespondiert 
mit etwa 6 10-!0 W, liegt also um einen Faktor 10 höher als 
theoretisch zu erwarten wäre. Für ein Frequenzband von 
1000 Hz, eine Kühlungstemperatur von 15 °K und einen Bo- 
lometerwiderstand von 5 Q findet man 2: 10-3 uV, während 
experimentell 2-10’? uV gemessen werden konnten. Der 
Übergang zur Supraleitung muß also eine besondere Art 
Rauschen hervorrufen. Aus dem Vergleich mit ähnlichen 
Substanzen kann die Wärmekapazität des NbN-Bandes zu 25 
erg/Grad ermittelt werden. Der kleinste nachweisbare Energie- 
stoß von 2- 10-6 erg verändert also die Temperatur um 
10-7 Grad. Durch die Zeitkonstante von rd. 10-3 s liegt die 
Änderungsgeschwindigkeit zu 10-4 Grad/s fest. Durch Ver- 
gleih mittels der von Jones [8] ausgearbeiteten Mie- 
thode, die alle Eigenschaften auf die gleiche Fängerflä- 
che und gleiche Zeitkonstante reduziert, läßt sich zeigen. 
daß die SL-Bolometer je nach Ausführung 3... 50mal besser 
sind als die bisher üblichen Strahlungsempfänger. 

Um den praktischen Gebrauch auch außerhalb des Labo:s 
zu ermöglichen, wurde ein Wasserstoffverflüssiger ent- 
wickelt, der an eine Wasserstofflasche angeschlossen wird 
und die für eine Füllung nötige Menge flüssigen Wasserstol- 
fes durch Abblasen, also ohne Kompressor, in etwa zwei 
Stunden erzeugt. Eine Wasserstoffüllung reicht für einen Be- 
trieb von etwa 10 Stunden Dauer aus. J. Euler 


Schrifttum: 


[1] D.H. Andrews, R.M. Milton. W. de Sorbo, A. Fast: 
Superconducting Bolometer. J. opt. Soc. Amer. 36 (1946) S. 518. 

I?) N. Fuson: The Infra-Red Sensitivity of Superconducting Bolome- 
ters. J. opt. Soc. Amer. 38 (1948' S. 845. 

B] Bewilogua: Reichsber. Phys. 1 (1944) S. 23. 

ll Andrews: American Philocophical Yearbook 1938, S. 132. 

[5] A. Goetz: Phys. Rev. 65 (1939) S. 1270. 


[6] G Aschermann, E. Friedrich, E. Justi u. J. Kra. 


mer: Phys. Z. 42 (1941) S. 349. 
7] .H.Horn, W. F.Brucksch, W.T. Ziegleru.D. H. An- 
drews: Phys. Rev. 61 (1942) S. 738. 


[8] R. C. Jones: J. opt. Soc. Am. 37 (1947) S. 879. 


Bezeichnungen bei Meßgeräten 


In den physikalischen Laboratorien wurden in ‘den Jah- 
ren von 1837 ab im wesentlichen das Elektrodynamometer, 
die Tangentenbussole, das Silbervoltameter usw. verwen- 
det. Als von Werner Siemens die Telegraphenanlagen 
geschaffen wurden, gab er die Sinus-Tangentenbussole und 
das Universalgalvanometer an. Alle dıese Meßgeräte waren 
zwar sehr genau, aber umständlich in der Benutzung und 
empfindlich gegen Erschütterungen, so daß sie im Fabrik- 
betriebe oder in dessen Nähe nicht benutzt werden konnten. 
Zudem konnte auch das Ergebnis nicht direkt abgelesen wer- 
den, sondern mußte erst errechnet werden. Man sah sich in 
der Praxis oft gezwungen, genaue Messungen in der Mittags- 
pause,nach Feierabend oder sonntags auszuführen. Um also 
in der Fabrik oder in den Anlagen, die im Betriebe waren, 
messen zu können, war es notwendig, robustere Einrichtun- 
gen zu schaffen, wenn dabei auch auf sehr große Genauig- 
keit verzichtet werden mußte. 

Als die Dynamomaschine geschaffen war und die Elek- 
trizität immer mehr technisch ausgenutzt wurde, waren für 
den Gebrauch in der Fabrik und in den Anlagen Geräte not- 
wendig, die nicht so leicht gestört wurden. Auch das 1878 
von Werner Siemens geschaffene Elektrodynamometer und 
das Torsionsgalvanometer von O. Frölich (1879), waren 
immer noch zu empfindlich. 

Von 1881 ab wurden zuerst von F. Uppenborn (S. 
Schuckert & Co.) und dann von Hartmann & Braun, Sie- 
mens & Halske, C. & F. Fein usw. Geräte gebaut. die überail 
benutzt werden konnten, besonders auch für Schalttafeln, 
und bei denen das Meßerrebnis direkt abzulesen war: aller- 
dinas mußten die Ansprüche an die Genauigkeit herunter- 
gesetzt werden. Für diese Spannungs- und Strommesser 


DK 621.317 : 389 


führte sich damals die Bezeichnung Voltmeter und Ampere- 
meter ein. Die gleihe Wortbildung wurde auch für Le:- 
stungsmesser, Widerstandsmesser usw. benutzt. Schon au! 
dem Internationalen Elektrotechnikerkongreß 1891 in Frark- 
furt a M. wies W. Kohlrausch auf diese unlogishe 
Wortbildung hin. Er führte aus, daß man ein Instrumer! 
das die Länge in der Einheit Meter messen sollte, dann au 
als Metermeter bezeichnen müsse und wies darauf hin. d:? 
mit den Meßinstrumenten nicht Volt, Ampere oder Watt 
sondern Strom, Spannungen oder Leistungen in den Einkc:- 
ten Volt. Ampere oder Watt gemessen werden sollten. Dur“ 
diesen Hinweis veranlaßt. ging ein großer Teil der Fac:a:- 
nossen zu den richtia aqebildeten Bezeichnungen über, un! 
als dann 1922 vom VDE „Regeln für Meßaeräte” aufgeste!' 
wurden!. in deren $ 2 die richtiq aebildeten Bezeichnunaez 
(Strommesser. Spannungsmesser. Leistungsfaktormesser, P*a- 
senmesser, Leistunrsmesser, Frequenzmesser) standen, tł- 
gerten sich diese Berzeichnunaen fast allgemein ein. 

Seit 1945 sind bekanntlich viele Gesetze, Anordnunce:z 
usw. nicht mehr in dem Maße, wie das früher bei uns üb! + 
war, beachtet worden und das aeschah auch mit den vars'=- 
hend aenannten Bereichnunaen bei Meßreräten. Eine Du -*- 
sicht der seit 1948 wieder erschienenen ETZ-Hefte ergab. de» 
die falschen Bezeichnungen bis zum August 1950 23mal ve:- 
wendet wurden. 

Es wäre sehr zu wünschen, daß die VDE-Bestimmur-er 
und nicht nur die vorstehend behandelten Bezeichnungen ves 
allen Fachgenossen jetzt wieder streng beachtet werden 

G. Dettmar #, Bückebu:s 


! ETZ 43 (1922) S. 290, 518 u. 858. 


15. November 1950 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 825 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


"DK 620.9 (4) 


Zusammenarbeit in der europäischen Elektrizitätswirtschait 
und die Mitwirkung der Schweiz. [Nach E. H. Etienneu. 
R. Hochreutiner: Bull. schweiz. elektrotechn. Ver. 41 
(1950) S. 305 u. 312; 13 S., 7 B.] 

Entsprechend dem technischen Fortschritt entwickelte 
sih auch die schweizerische Elektrizitätswirtschaft über die 
ortsgebundene zur regionalen Versorgung, die durch die 
Brennstoffverknappung und Teuerung im ersten Weltkrieg 
einen mächtigen Auftrieb erfuhr. Die sog. Landessammel- 
schiene brachte die Verbindung der einzelnen Landesteiie. 
Eine Zusammenarbeit mit dem Ausland — allerdings nur in 
bescheidenen Grenzen — bahnte sich durch den Ausbau der 
Grenzkraftwerke und durch die Versorgung von Randzo- 
nen längs der Schweizer Grenze an. Erst in den zwanziger 
Jahren entwickelte sich ein ins Gewicht fallender Energie- 
export, der bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges bis zu 
24% der schweizerischen Gesamterzeugung ausmachte. 

Die Zerstörungen an Erzeugungs- und Übertragungs- 
anlagen während des Krieges schufen eine derartige Not- 
lage in Europa, daß nach Kriegsende die meisten Einschrän- 
kungsmaßnahmen beibehalten werden mußten. Zur Wieder- 
ingangsetzung der schwergeschädigten westeuropäischen 
Elektrizitätsversorgung wurde vor allem deutsche Ener- 
gie nah dem Westen abtransportiert. Im Verlauf 
dieser Maßnahme entstanden neue Übertragungsleitungen 
zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich und Holland. Ne- 
ben diesen Sofortmaßnahmen mußten solche auf lange Sicht 
getroffen werden mit dem Ziel, den Verbundbetrieb zwischen 
Wasser- und Dampfkraft zu intensivieren, um dadurch die 
katastrophale Energieknappheit zu mildern. Diese Aufgabe 
zwang zu einer gemeinsamen Planung des Wiederaufbaues 
und wurde dem neu gegrunaeten Pubic Utilities Panel über- 
tragen, das später vom Comité de I’rlectricite der Wirt- 
schaftskommission der Vereinigten Nationen abgelöst wur- 
de. Im Gegensatz zu diesem komitee befaßt si das Elek- 
tıızitätskomitee der Organisation für die europäische Zu- 
sammenarbeit (OECE) in Paris mit den im Rahmen des Mar- 
shall-Planes sich ergebenden Problemen. Das von ihm auf- 
gestellte langfristige Bauprogramnı scheiterte jedoch daran, 
daß Kredite aus der Mar.hail-Hilfe nur bis 1952 vorgesehen 
sind. Die Soforthilfe beschränkte sich daher vor allem auf 
Kredite für die Beschaffung von Turbosätzen für bestehende 
Dampfkraftwerke. Finanzielle Schwierigkeiten stehen somit 
der Verwirklichung der Schaffung eines internationalen 
Höchstspannungsnetzes, wie es auch 1930 von Oliven 
vorgeschlagen wurde, und einem europäischen Großraum- 
Verbundbetrieb entgegen. Nach Umstellung des belgischen 
und holländischen Hochspannungsnetzes auf 150 kV, ihrer 
Verbindung mit dem deutschen und französischen Netz und 
der Schaffung leistungsfähiger Verbindungen von Italien 
nach der Schweiz und nach Frankreich sind von der Wärme- 
kraft- und von der Wasserkraftseite die Voraussetzungen 
für einen westeuropäischen Verbundbetrieb gegeben. Nach 
Verwirklichung eines skandinavischen Projektes, welches 
mit Hilfe von Marshall-Geldern den gemeinsamen Ausbau 
norwegischer Wasserkräfte durch Norwegen, Schweden und 
Dänemark zur Belieferung von Dänemark vorsieht, dürften 
damit vorerst die Grenzen der westeuropdaischen Zusammen- 
arbeit auf dem Gebiet der Elektrizitätswirtschaft gezogen 
sein. Die Erfahrungen der Schweiz zeigen, daß bilaterale 
Verhandlungen uad freiwillige Verständigung der verant- 
wortlichen Elektrizitätswerke zu praktischen Ergebnissen 
führen. Da es sich in Westeuropa nicht um Energietranspor- 
te über große Entfernungen, sondern vorläufig um Energie- 
verschiebungen handeln wird, dürfte die Entwicklung des 
internationalen westeuropäischen Verbundbetriebes unter 
den gegebenen Verhältnissen in dieser Richtung den besten 
Erfolg versprechen. Mg 


DK 621.3.015.532 : 621.315.1.024 
Korona-Verluste an Gleichstrom-Freileitungen, besonders bei 
Wassertropfenbildung [Nach M. Pauthenier, G. Du- 
haut u. L. Demon: Rev. gen. Electr. 59 (1950) S. 133; 
4 S., ? B. 


Die sehr exakt durchgeführte Arbeit (1942/46) zeigt als 
Beitrag zur Ergründung der letzten Ursachen der Korona- 
verluste mit photographischen und oszillographischen Auf- 
nahmen das Verhalten von Wassertropfen am nicht unter 
Spannung stehenden und an unter hoher Gleichspannung 
stehenden Leitern, ihr Strahlungsverhalten und das der Um- 
gebung, Größe und Bedeutung der Strahlungsverluste. 

a ae ne Bild la gibt das Schatten- 
bild! eines an der span- 
nungslosen Leitoberfläche 

WW; hängenden Wassertropfens 

von 5 mm Dmr., Bild 1b zeigt, 
wie dieser Wassertropfen 
bei einer negativen Gleich- 
spannung von 35 kV, Span- 
nungsgradient 30 kV/cm, 
eine spitzere Form erhält, während die kritische Spannung 
ohne Tropfen 50 kV’cm beträgt. Der physikalische Einfluß 
des Tropfens setzt also die kritische Spannnung bedeutend 

herunter. Der Stromverlust am Tropfen ist 8 uA. Bild 2 

bringt drei Kurven für 

den Abstrahlungsstrom, 
abhängig vom. Span- 

nungsgradienten, für 3 

Leiterdurchmesser. Dar- 

aus sei z. B. entnommen, 

daß bei Kurve A zu 6 

uA etwa 14 kV/cm, bei 

B 17,2 kV/cm und bei C 

19,5 kV/cm gehören. So 

wurde im Laboratorium 

Bild 2. Koronastrom eines Wassertropfens, festgestellt, daß ein Lei- 

abhängig von der Feldstärke an der Lei- ter von 13 mm Dmr. und 

mel neiterdurchmesser 28 kV/cm Feldstärke bei 

normalem Wetter ver- 
lustlos arbeitet, beim Auftreten eines Wassertropfens aber 
einen Stromverlust von angenähert 30 uA bringt. Fest- 
stellungen ergaben nach Regenfällen oder bei der Schnee- 
schmelze für den 5 mm-Leiter 8...10 Tropfen/Meter, bei 

12 mm 13...16, bei 22 mm 18...22 Tropfen. Während des 

Regens ist die Zahl viel höher, aber wegen der gegenseiti- 

gen Beinflussung der Tropfen steigen die Verluste nicht li- 

near mit ihrer Zahl. Mu 


Bild 1. Wassertropfen an Gleich- 
strom-Hochspannungsleitung ohne 
(a) und mit Spannnung (b). 


Koronastrom 


ETZ? Feldstorke 


Geräte 


DK 535.23.08 : 621.383 
Neue Vervielfacher mit hoher Empfindlichkeit. [Nach A. 
Sommer u. W. E. Türk: J. sci. Instrum. 27 (1950) S. 
113; 4 S.] 

Wenn kleine Lichtintensitäten durch eine Photozelle 
in elektrische Ströme oder Spannungen umgesetzt werden 
müssen, liegt die Hauptschwierigkeit in der Erzielung ei- 
nes genügend niedrigen Störpegels. Verwendet man eine 
Photozelle mit Außenwiderstand und Röhrenverstärker, so 
hat man in erster Linie drei Rauschquellen. Zwei davon, 
das thermische Widerstandsrauschen des Außenwiderstan- 
des und das Rauschen des Verstärkers, kann man durch die 
Verwendung eines Vervielfachers beseitigen. Die thermi- 
sche Elektronenemission der Photokathode dagegen bleibt 
stets erhalten. Hier kann man nur Stoffe geringer Rot- 
empfindlichkeit verwenden oder die Kathode mit flüssiger 
Luft kühlen. In gewisser Weise kann auc eine Verklei- 
nerung der Kathodenfiäche günstig wirken, wenn nämlich 
die einfallende Lichtenergie durch ein optisches System in 
allen Fällen gleich gehalten werden kann, was meist nicht 
qewährleistet ist. 

Der Vervielfacher bietet also den Vorteil, das Rau- 
schen von Arbeitswiderstand und Vorverstärkerstufen zu 
verhindern. Demgegenüber fallen die durch statistische 
Schwankungen des Vervielfachungsprozesses eingeführten 
Rauschursachen praktisch nicht ins Gewicht. Die Leistunas- 
fähiakeit eines Vervielfachers wird daher ausschlaggebend 
durch die Auswahl der Kathode beinflußt. Die Schwierig- 


! Nachzeichnung nach der in der Quelle mangelhaft wiedergegebenen 
Photographie. 


626 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 22 


15. November 1950 


keit lieqt darin, daß es praktisch nicht möglich ist, in dem 
gleichen Vervielfaher sowohl optimal wirksame Photo- 
kathoden, als auch Prallflächen zu erzielen. Man verwen- 
det zwar für beide Flächen das gleiche Material, meist 
Antimon-Cäsium, aber die Sekundäremission kommt aus 
tieferen Schichten als die Photoemis- 
sion, und man muß mit der Schicht- 
dicke einen Kompromiß schließen. 

Die Verfasser beschreiben eine 
Reihe von 9- bzw. I1stufigen Verviel- 
fachern, deren Aufbau an die alten 
Prallgittervervielfacher erinnert. Durch 
eingebaute Blechstreifen zur Umlen- 
kung können sie aber einen Wir- 
kungsgrad der Vervielfacherstufe von 
rd. 85°/o erzielen. Die Vervielfacher 
arbeiten mit etwa 150 V je Stufe und 
benutzen Sb-Cs-Kathoden. Durch ei- 
nen besonderen Aktivierungsprozeß 
soll es gelungen sein, sowohl hohe 
Photoempfindlichkeit als auch einen 
Vervielfachungsfaktor zwischen 3,5 
und 6 zu erreichen. Die angegebene 
Empfindlichkeit der Photokathode von 
30 „A/lm liegt aber immer noch ganz 
beträchtlich unter den für Photozellen 
ohne Vervielfaher angegebenen 
Werten. Interessant sind zwei Son- ee ee 
dertypen, von denen die eine für Szin- y}asenem Dewar-Gefäß ni 
tillationsmessungen im Laboratorium Kühlung mit flüssiger Luft. 
pestimmt ist, also für kernphysikalishe T een nn. 
Untersuchungen. Die andere Type fällt a = Gitter ee 
durch das angeblasene Dewar-Gefäß gegen Wandladungen; 
für die Kühlung der Kathode mit flüs- P Vervielaherstufen; A 
siger Luft auf (Bild 3). Eu Ve 


Lichteinfall 


| 


WII 
u III ge 


ANNS D 
EZAN 


Bild 3. Neunstufiger Pho- 


DK 536.33 : 621.364.14 


Strahlungsmessungen an elektrisch geheizten SiC-Stäben. 
[Nah W. Brügel: Z. Phys. 127 (1950) S. 400; 5 S., 5 B] 

SiC-Stäbe werden in Wissenschaft und Technik häufig 
als Ultrarotstrahlungsquellen verwendet. Sie tragen in 
Deutschland die Bezeichnung „Silit”", in Amerika ,„Globar". 
Die vorliegende Arbeit hat den Zweck, die Strahlungseigen- 
schaften von glühendem SiC quantitativ zu bestimmen, also 
1. das spektrale Emissionsvermögen bezogen auf einen gleich- 
temperierten schwarzen Körper, 2. die Temperaturabhängig- 
keit des Emissionsvermögens. Das geschieht zu 1. durch 
Vergleich der Strahlungsstärke (= Strahlungsleistung/Raum- 
winkel) des SiC mit der des schwarzen Körpers (Strahlungs- 
rohr nah Lummer-Kurlibaum) unter identischen Be- 
dingungen der geometrischen Anordnung und der spektra- 
len Zerlegung, zu 2. durch Bestimmung der Temperatur- 
abhängigkeit der Strahlungsstärke des SiC bei gegebener 
Einstellung des Spektrometers (Strahlungsisochromate). Die 
Temperatur des SiC wird pyrometrisch bestimmt, indem die 
praktisch schwarze Strahlung eines in den Stab gebohrten 
kleinen Hohlraums mit einem optischen Teilstrahlungspyro- 
meter beobachtet wird; Vergleih mit der nicht-schwarzen 
Strahlung eines benachbarten Oberflächenelements liefert 
gleichzeitig über das Wiensche Strahlungsgesetz einen Punkt 
der Kurve des Emissionsvermögens bei der Filterwellen- 
länge des Pyrometers. Zur spektralen Zerlegung der Strah- 
lung wird ein Festarm-Prismenspektrometer mit Wadsworth- 
Spiegel und 60°-NaCl-Prisma (Basis 60 mm) verwendet, 
die Energie wird mit einem Mikroradiometer gemessen. Die 
Ergebnisse zeigen Kurve 1 (Bild 4) für das Emissionsvermö- 
gen bei T = 1243 °K und Kurve 2 für die Temperaturabhän- 
gigkeit des Emissionsvermögens. 


09 ] - 
E a 
o 
07 15.105 
grad” 
5 10 
dE/aT 
; 5 4 
0 2 4 6 8 0 12 vpi | 


Er — 2 

Spektrales Emissionsvermögen E (Kurve 1, linke Ordinate) und 

des Emissionsvermögens dE/dT (Kurve 2, rechte 
Ordinate) für SiC. 


Bild 4. 
Temperaturkoeffizient 


Die Arbeit gibt weiterhin einige Hinweise für die prak- 
tische Handhabung von SiC-Stäben als Strahlungsquellen für 
spektroskopische Zwecke. Als brauchbar erweisen sich Stäbe 
von Bleistiftstärke und etwa 5..8 cm Länge. Der eigent- 
liche Glühteil soll etwa 2...3 cm lang sein, die übrige Länge 
nicht heißer als etwa 200 ... 300 °C werden, was durch geeig- 
nete Leitfähigkeitspräparation (Eisenbeimischung) oder durch 
Querschnittsvergrößerung zu erreichen ist. Die Stabenden 
sind zur Vermeidung von Übergangswiderständen zu metal- 
lisieren. Die Stabhalterung ist verwindungsfrei und wenig- 
stens einseitig elastisch zu gestalten. Die Heizleistung be- 
trägt etwa 300 W bei Brennspannungen von 20..60 V je 
nach Modell. Zulässige Höchsttemperatur ist 1510 °C, es 
empfiehlt sich aber, die Temperatur zwecks Lebensdauer- 
verlängerung nicht über 1400...1450 °C zu steigern. Der 
Brenner ist in wassergekühltem Gehäuse zu betreiben, das 
mit einer kleinen Dffnung zum Strahlungsaustritt versehen 
ist, weil sonst die von der großen Oberfläche abgestrahlte 
hohe Energie die Umgebung stört. Wird UÜberheizung ver- 
mieden, besitzen die Stäbe sehr große, zahlenmäßig im ein- 


` zelnen nicht bestimmte Lebensdauer. Die Konstanz der Strah- 


lungsstärke ist bei einigermaßen konstanter Spannung aus- 
gezeichnet. Im ganzen beurteilt stellen SiC-Stäbe eine sehr 
brauchbare und bequem zu handhabende Strahlungsquelle 
für ultraroten Spektralbereich dar. Vb 


Lichttechnik 


DK 628.93/.94 (73/79 
Aus der amerikanischen Beleuchtungstechnik und -prazis. 
[Nach Illum. Engng. 45 (1950) H. 5.] 

Die amerikanische Fachzeitschrift „Illuminating Engi- 
neering” hat im Mai d. J. ein Heft unter dem einheitlichen 
Thema: „The Engineering Aspects of planned Lighting“ 
herausgebracht, um an Hand der typischen Beleuchtungsaul- 
gaben die Bedeutung und Notwendigkeit einer sinnvoll „ge- 
planten Beleuchtung” zu zeigen. Das Thema wird auf ins- 
gesamt 51 reich bebilderten Seiten von 14 namhaften Ver- 
tretern der amerikanischen Licht- und Beleuchtungstechnik 
vielseitig behandelt; man gewinnt so einen guten Überblick 
über den derzeitigen Stand der angewandten Lichttechnik in 
den USA. 

Man legt heute, auch bei der reinen Zweckbeleuchtung, 
besonderen Wert auf eine harmonische Abstimmung der 
Beleuchtungsanlage mit der architektonischen Raumgestal- 
tung, um auch so eine psychologisch fördernde Wirkung er- 
zielen zu helfen. Da man aus Erfahrung weiß, daß auf dem 
Wege von der Planung zur Ausführung zumeist doch irgend- 
welche Beschränkungen der ursprünglichen Ziele eintreten, 
erscheint es gerechtfertigt, den Beleuchtungsplan in seinen 
Forderungen grundsätzlich auf möglichste Vollkommenbeit 
anzulegen. Das wird insbesondere am praktischen Beispiel 
der Schulbeleuchtung dargetan. 

Bei der Fabrikbeleuchtung hat man unter den 
erhöhten Anforderungen während des Krieges gelernt, das 
es zur Erzielung höchsten Produktionserfolges bei beste: 
Schonung des Schaffenden notwendig ist, das Beleuchtungs- 
niveau auf das Dreifache zu erhöhen; man fordert heute in 
USA durchschnittlich etwa 500 lx. Gleichzeitig wird aber 
auch auf hohe Gleichmäßigkeit, milde Schattigkeit und vo: 
allem auf sicheren Blendungsschutz erhöhter Wert gelegt 
Daneben sorgt man noch dafür, daß die Werkräume und ihre 
Maschinen und Geräte nach Form und Farbe so gestalte! 
werden, daß sie lichttechnisch günstig und ästhetisch anspre- 
chend wirken. Als Beleuchtungsmittel dienen aus technischen 
und wirtschaftlichen Gründen mit Vorteil Leuchtstofflamper. 
die grundsätzlih nur noch in geschlossener Form, in Re- 
flektoren mit Gitterblenden (Rastern) oder in transparenter 
Umhüllung (z. B. Plexiglas) angewandt und zu langen Leud!- 
bändern, meist 2flammig, zusammengefügt werden. Dei 
Leistungsaufwand liegt, wie an Beispielen aus großen Fa- 
brikhallen berichtet wird, bei etwa 20..25 W/m:. 

Wo, etwa in niederen Räumen, die Aufhängung langer 
Leuchtenreihen technisch oder vor allem architektonisch un- 
zweckmäßig ist, geht man zur Anordnung von „Leudh!- 
decken” über, die wiederum mit Leuchtstofflampen gut und 
wirtschaftlich ausgeleuchtet werden können. Dazu wird et- 
wa 35... 40 cm unter der weiß gestrichenen Raumdecke eine 
Hängedecke aus transparentem Kunststoff angelegt, hinter 
der die Leuchtstofflampen in reihenförmiger Verteilung ar 
geordnet sind. Eine gut durchkonstruierte Leuchtdecke er 
reicht einen Wirkungsgrad von etwa 65%. Um in einem 


5. November 1950 


hell ausgestatteten Büroraum, Schulsaal o. dgl. eine Beieuch- 
tung von 500 lx zu erzeugen, sind etwa 30...50 W/m? auf- 
zuwenden. — An Stelle der Leuchtdecken werden vielfach 
auch nur „Lichtkanäle‘ (von z. B. 30 cm Breite) in die Decke 
eingelassen, deren transparent oder mit Gitterblenden ab- 
gedeckte Offnungen mit der Decke bündig sind. Dahinter 
liegen spiegelnde Reflektorrinnen mit 2...3 Leuchtröhren. 

InVerkaufsräumen aller Art hat sich die Leucht- 
stofflampe weitgehend durchgesetzt. Man gebraucht auch 
hier lange diffuse Leuchtenbänder, die entweder direkt an 
der Decke angelegt oder an Pendeln aufgehängt werden. 
Oft werden dazwischen noch Glühlampensceinwerfer ver- 
teilt, um Hauptpunkte besonders hervorzuheben. Auf den 
Ladentishen verlangt man etwa 500 lx, unter den „Spitz- 
lichtern” bis zu 1000 lx. — Die Kombination von Leucht- 
stofflampen (in Gitterleuchten) und Glühlampen (in Tief- 
oder Schrägstrahlern) wird gerne auch in Schaufenstern an- 
gewandt. In großstädtishen Geschäftsstraßen wird dabei 
eine Beleuchtungsstärke von 1000...2000 lx verlangt, die, 
wo Fensterspiegelung bei Tage übertönt werden soll, sogar 
bis zu 10 000 Ix erhöht werden muß. 

Auch in Sporthallen hat die Leudhtstofflampe Ein- 
gang gefunden. Man verwendet in der Regel 4flammige 
Langfeldreflektoren mit Gitterblenden, die in Querreihen 
so angeordnet werden, daß eine möglichst gleichmäßige Ho- 
izontalbeleuchtung von etwa 300...500 lx entsteht. Die 
Aufhängehöhen betragen je nach den Gegebenheiten 
3..6m. — Inder Freibeleuchtung, also aud Stra- 
Benbeleuchtung spielt in den USA die Leuchtstofflampe prak- 
tisch keine Rolle. 

Uber die sog. Gitter-(Raster-)JLeuchten, die 
ihres wirksamen Blendschutzes wegen vielfach angewandt 
werden, wird berichtet, daß sie keinen sehr günstigen Wir- 
kungsgrad haben, der je nach Qualität des Reflektors und 
des Gitters bei 35 ... 50% liegt. Als Nachteil der Gitterleuch- 
ten wurde erkannt, daß sie auf glänzenden Fußböden, Ti- 
schen usw. starke Reflexblendung entstehen lassen können. 
Man geht daher mehr und mehr zu geschlossenen Transpa- 
rentleuchten über. 

Zur Wirtschaftlichkeit der Leudtstofflampen 
wird gesagt, daß die wirtschaftlichste Lampe z. Zt. die 120 cm 
lange 40 W-Röhre ist. Ihre Lichtausbeute wird (einschl. Vor- 
schaltgerät) mit 51 Im/W angegeben. Ihre Lebensdauer soll 
im ununterbrochenen Dauerbetrieb 7500 h, im unterbrocde- 
nen Betrieb, bei 6 h Brennzeit je Start (entsprechend etwa 830 
Einschaltungen), 5000 h betragen. R.G Weigel 


DK 621.327.43.4 
Sonderschaltungen für Leuchtstoffllampen. — [Nach J. H. 
Campbell: Illum. Engng. 45 (1950) S. 235; 7 S., 7 B.] 
Der Aufsatz selbst ist ein Bericht über fünf verschiedene 
Veröffentlihungen und stellt einige praktisch eingesetzte 
Neuerungen für die Installation von Kaltlichtlampen dar. — 
Bemerkenswert ist eine Autobus-Kaltlichtbeleuctung, die 
an einen Wechselstromgenerator, der die üblichen Gleich- 
stromgenerätoren ersetzt, angeschlossen ist. Die Drossel 
und eine Ballast-Drahtlampe sind so bemessen, daß in einem 
Frequenzbereich der erzeugten Spannung von 100...500 Hz 
die abgegebene Lumenzahl und aufgewandte Wattzahl nur 
in erträglicher Weise 
shwankt. Gezündet 
werden die Lampen, 
die nur bei laufendem - 
Motor brennen kön- 
nen, mit Hochfahren 
des Motors auf die 
Zünddrehzahl durch 
Resonanz. Bei 850/0 
weniger Gewicht und 
75o weniger Kosten 
für den Ballast er- 
scheint diese speziell 
für Omnibusse gefun- 
dene Lösung beadh- 
tenswert. Die Batterie 
wird aus demselben 
Generator über Gleich- 
richter geladen. Dieser 
zusätzliche Aufwand 
vermindert den Ge- 
winn in der Beleuch- 
ungsanlage. 


Erz 


1 Ballastlampe 2 Impulsspule 3 Außenelek- 
trode, am Glasrohr anliegend. 


Bild 5. Impulszündung einer Lampe oder 


zweier Lampen in Serie. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


627 


In einigen Flugzeugen ist Kaltlicht eingebaut, wobei ein 
Teil der Lampen üblicherweise Drosseln vorgeschaltet be- 
kommt und ein anderer Teil Kondensatoren. Dadurch er- 
hält man eine zwanglose und billige Verbesserung des 
cos p. Es wird weiter der Vorteil der Serienschaltung für 
die Zündung und die Größe der Vorschaltdrosseln disku- 
tiert. Zum Schluß wird eine praktisch eingesetzte Impuls- 
zündanordnung gezeigt, insbesondere auch für Reihenschal- 
tung von Lampen (Bild 5). Kb 


DK 621.327.43 : 656.21 : 625.23 


Die Verwendung von Leuchtstoffilampen im Eisenbahnbe- 
trieb. [Nach P. Jainski: Licht-Techn. 2 (1950) S. 133; 4 S., 
6 B.] 

Die Überlegenheit neuzeitlicher Lichtquellen in ver- 
schiedener Beziehung veranlaßte die Versuchsanstalt der 
Deutschen Bundesbahn als Großabnehmer elektrischer Ar- 
beit zu einschlägigen Untersuchungen inbezug auf ihre An- 
wendungsmöglichkeiten und Eignung im Bahnbetrieb. Be- 
leuchtungstechnische und wirtschaftliche Verbesserungen 
durch Verwendung von Leucdhtstoffröhren wurden eindeutig 
festgestellt an Fahrkartendruckern durch die bessere Gleich- 
mäßigkeit der Ausleuchtung auf dem Druckprisma (etwa 
1:1; rd. 900 lx) und größere Unempfindlichkeit gegen Stöße, 
sowie auch zur Beleuchtung der Empfangshalle und der 
Bahnsteige. Die Anordnungsverhältnisse werden im einzel- 
nen angegeben; die erzielten mittleren Horizontaibeleuc- 
tungsstärken betragen in der Halle 95 Ix, in den Durchgän- 
gen zu den Bahnsteigen 85 lx und auf den Bahnsteigen selbst 
8..15 lx, auf letzteren bei Gleichmäßigkeiten von 1:2 bis 
1:3. Größere Schwierigkeiten stehen der Einführung der 
Leudhtstofflampen für die Zugbeleuchtung entgegen, und 
zwar wegen ihrer Betriebseigenschaften in Verbindung mit 
den für die Zugbeleuchtung üblichen Stromquellen. Deshalb 
ist hier zu berücksichtigen, daß eine nennenswerte Erhöhung 
(etwa Verdoppelung) des Beleuchtungsniveaus im Wagen 
(50... 160 Ix im Abteil) und die Verbesserung der Gleichmä- 
Bigkeit, die hier sehr ins Gewicht fällt, durch einen höheren 
Aufwand an der Anlage erkauft werden müssen (Umformer, 
Kondensatoren). Trotzdem verspricht sich der Verfasser in 
der gezeigten Richtung weitere Fortschritte, wie es auch die 
Ergebnisse der weiter vorgeschrittenen Entwicklung in den 
USA (150 ... 300 Ix in den Wagen) bestätigen. Vi 


Elektrowärme 


DK 621.315.551 : 621.364.14 
Heizleiterlegierungen. {Nach A. Schulze: Elektrotechnik, 
Bin. 4 (1950) S. 183;6S,8B.5T.] 

Metallische Heizleiter müssen einen hohen elektrischen 
Widerstand und einen kleinen Widerstandstemperaturkoef- 
fizienten haben. Außerdem müssen sie sih mechanisch gut 
verarbeiten lassen und als wichtigste Eigenschaft eine aus- 
reichende Lebensdauer besitzen. Zu deren Prüfung wurden 
verschiedene Verfahren entwickelt; bewährt hat sich die 
Aufheizung, Abschaltung nach 2 min und Wiedereinschal- 
tung nach 2 min usw. Die Anzahl der Schaltungen ergibt 
die sog. Lebensdauerkennziffer. 

Die Heizleiterlegierungen teilt man zweckmäßig in Kup- 
ferlegierungen, Chrom-Nickellegierungen und Chrom-Eisen- 
legierungen ein. Kupferlegierungen vertragen nur 
eine verhältnismäßig geringe thermische Belastung bis et- 
wa 400°. Die durchschnittlihe Zusammensetzung von Neu- 
silber, Argentan und anderen Kupferlegierungen ist etwa 
60°%/o Kupfer, 20% Nickel und 20% Zink. Zinkfreie Kupferle- 
gierungen sind beständiger als zinkhaltige. Zu den bekannten 
Kupfer-Nickel-Heizleiterlegierungen gehört auch das Kon- 
stantan (54°%/o Cu und 46% Ni). Durch geringe Zusätze anderer 
Elemente läßt sich seine Hitzebeständigkeit erheblich steigern. 
Die mechanische Festigkeit ist bei hohen Temperaturen gut. 
Isabellin wurde vielfach statt Konstantan wegen seiner Frei- 
heit von Nickel bevorzugt und ist eine Kupfer-Manganlegie- 
rung. Es hält Dauerbelastungen bei 300...400 °C aus. Ein 
ähnlicher Werkstoff ist das Novokonstant. 


Chrom-Nickellegierungen haben sich als Heizleiter sehr 
gut bewährt, da die Hitzebeständigkeit des Nickels durch den 
Zusatz von Chrom noch weiter erhöht wird. Man unter- 
scheidet eisenfreie und eisenhaltige Cr-Ni-Legierungen. Der 
Eisengehalt erhöht den spezifischen Widerstand, ohne die 
Glühbeständigkeit wesentlih zu beeinträchtigen. Die 


628 


eisenfreien Chrom - Nickellegierungen 
(meist 80% Ni, 20% Cr) haben einen spezifischen elektrischen 
Widerstand von etwa 1,05 Q mm?;m; ihre zulässige Höchst- 
temperatur liegt bei 1100 °C. Durch Schmelzen und Gießen 
im Vakuum kann man den Werkstoff weiter verbessern. 
Die eisenfreien Chrom-Nickellegierungen sind unmagnetisch 
und gut geeignet als Heizdrähte in Industrieöfen und Haus- 
haltgeräten. 


Die eisenhaltigen Chrom-Nickellegie- 
rungen haben durchschnittlich 20% Eisengehalt, einen hö- 
heren spezifischen Widerstand und eine höchste Gebrauchs- 
temperatur bei etwa 1000 °C. Die Festigkeitseigenschaften 
sind ähnlich wie bei eisenfreien Chrom-Nickellegierungen. 


Um Nickel einzusparen, erhöhte man den Eisengehalt. 
Die durchschnittlihe Zusammensetzung ist 20% Ni, 25% Cr 
und 55° Fe, spezifischer Widerstand bei 1 Qmm?/m, höchste 
Verwendungstemperatur etwa 900 °C. Die Reiıßiestigkeit 
ist geringer, Dehnungswert und Warmlestigkeit sind gut. 


Für Temperaturen über 1150 °C wurden noch ferro- 
magnetische Chrom-Eisen-Aluminium-Legierungen entwickelt 
(etwa 65% Fe, 30% Cr, 5% Al). Sie werden als Megapyr be- 
zeichnet und vereinigen hohe Hitzebeständigkeit (Dauerbe- 
trieb bis 1350 °C) mit guten mechanischen Eigenschaften. Me- 
gapyr hat den spezifischen Widerstand 1,4 Q mm?/m und 
einen sehr kleinen Temperaturkoeffizienten. Der Werkstoff 
ist spröde und hart, die Hitzebeständigkeit groß. 


Zu diesen Legierungen gehören auch Cekas-Extra, 
Aluchrom und Alsichrom, ferner die schwedischen Kanthal- 


Legierungen. Sie enthalten etwa 67,5% Fe, 25% Cr, 5,50 
Al und außerdem 2% Co. Verwendbar sind sie bis 1300 °C, 
spezifisher Widerstand bei Raumtemperatur etwa 1,45 
Q mm?/m. 


Durch Vermindern des Cr-Gehaltes wurden Legierun- 
gen mit einem niedrigen spezifischen Widerstand (bei Raum- 
temperatur etwa 1,2 Q mm?’m) erhalten. Die höchste Tem- 
peratur für Dauerbetrieb ist etwa 1100 °C. 


Auf der Basis CrFeAl werden für niedere Heizleitertem- 
peraturen Legierungen mit geringem Chromgehalt ent- 
wickelt. Sie enthalten etwa 86% Fe, 12% Cr und 2% Al, 
spezifischer Widerstand 1,1 Q mm?/m, bis 1000 °C dauernd 
verwendbar. Seit dem Zusammenbruch hat man besonders 
Chrom-Eisenlegierungen mit Silizium weiter entwickelt. Sie 
enthalten 20... 30% Cr und bis zu 3,5°/o Si. Die höchsten zu- 
lässigen Gebrauchstemperaturen liegen bei 1050 °C. 


Die große Zahl der entwickelten Legierungen für die 
verschiedenen Temperaturbereihe brachte auch die Nor- 
mung in Gang. Die bisherigen Normvorschläge haben sich 
bewährt und werden sich auch in Zukunft durchsetzen. Is 


DK 621.364.5.017 


Der Wirkungsgrad von Elektrogeräten. [Nach H. Bock: 
Elektrotechn., Bln. 4 (1950) S. 161; 3 S., 5 B.] 


Der Verfasser beanstandet zunächst das bisher benutzte 
Ankochverfahren, auch wenn die anfangs von der Kochplatte 
aufgenommene Speicherwärme gegen Ende etwa zur Hälfte 
dadurch wiedergewonnen wird, daß man vorzeitig abschaltet. 
Nach der Auffassung des Deutschen Amtes für Maß und Ge- 
wicht, Berlin, muß der Wirkungsgrad aus einem stationären 
Vorgang bestimmt werden, da nur der unter günstigen Be- 
dingungen ermittelte Wirkungsgrad Vergleichsmöglichkei- 
ten ergibt. Deshalb schlägt der Verfasser vor, den Wirkungs- 
grad am betriebswarmen Kocher zu bestimmen. Während 
neben anderen z. B. die Siedekalorimetrie als Betriebsverfah- 
ren verwandt wird, bei der die aufgenommene Arbeit aus 
der in einem bestimmten Zeitraum verdampften Wassermen- 
ge bestimmt wird, wird im Amt für Maß und Gewicht in ei- 
nem Prüfzylinder gearbeitet und der Wirkungsgrad aus dem 
Wärmestrom durch den Prüfzylinder bestimmt. Als Anlauf- 
zeit wird eine Zeit von 2...3 h angesetzt, nach der bei Koch- 
platten der stationäre Betriebszustand als erreicht gelten 
kann, 

Der Prüfzylinder aus Aluminium trägt am Außenmantel 
und an der Deckfläche eine Isolierschicht aus Schlackenwolle 
und unter der Deckfläche eine eingearbeitete Kühlschlange. 
Ferner ist zur Messung der Bodentemperatur ein Thermo- 
element eingebaut. Zur Messung des Wärmestroms durch 
den Prüfzylinder sind in zwei zum Boden parallelen Schich- 
ten die Meß- bzw. Vergleichsstellen von in Reihe geschalte- 
ten Thermoelementen angeordnet. Somit mißt man das Tem- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 1950 


peraturgefälle in dem Zylinderstück zwischen den beiden 
parallelen Flächen. Verteilt man die Lötstellen über den 
Querschnitt der Fläche so, daß sie jeweils in den Schwer- 
punkten gleich großer Flächenstücke liegen, so ergibt sith 
aus der Wärmeleitfähigkeit des Aluminiums, den Abmessun- 
gen des zwischen den Flächen liegenden Zylinderstükes 
und der Zeit der Wärmestrom. Die an der Kühlschlange 
abgeführte Wärmemenge wird durch Temperaturmessungen 
am Aus- und Eintritt der Kühlschlange in den Prüfzylinder 
und mittels Strömungskalorimeters gemessen. Der Vertfas- 
ser gibt für die Bestimmmung des Wärmestromes eine Richt- 
zahl von 1 mV für 41 W an, ohne nähere Angaben über 
die Metalle der Thermoelemente zu machen, stelit aber eine 
weitere Veröffentlichung über die Bestimmung der Konstan- 
ten in Aussicht. Die vorliegende Veröffentlichung scheint 
nur den Charakter einer voıläufıgen Mitteilung zu haben. 
Die anscheinend mit dem Prüfzylinder durchgeführten Ver- 
gleichsmessungen zu Ankochve.suchen der Bewag ergeben 
durchweg höhere Werte. Leider sind die Messungen vor- 
wiegend an Strahlkochplatten durchgeführt, bei denen de: 
Strahlungskoeffizient der Topfböden eine erhebliche Roile 
spielt, wenn auch der Verfasser diesen Einfluß nicht so hoci 
anschlägt wie die Ungenauigkeiten im Ankochverfahren. 
HM 


DK 621.365.3 : 669.15 
Der Energieumsatz im Dreiphasen-Niederschachtofen bel der 
Ferrosiliziumerzeugung. [Nach G. Volkert u. E. Schwa:: 
v.Bergkampf: Stahl u. Eisen 70 (1950) S. 369; 3 S.,4 B| 


l In dieser Arbeit wird die Auswirkung des Stromes aui 
seinem Weg von der Elektrode durch die Mischung zum 


' Ofenboden oder zur Nachbarelektrode behandelt. Fur de 


Messungen und Beobachtungen stand ein normaler Mo!!er 
[52% Quarzit (10...15 cm Korngröße) 26/0 Koks (Haselnvv- 
größe) 22°%/0 Eisen (kurze, starke Drehspäne)] zur Verfügun? 
Die Art der Ausbreitung des Stromes durch diesen Mouer 
die Konzentration des Stromflusses ist entscheidend für das 
richtige Arbeiten des Ofens (günstigste Ausbeute kWh! 
FeSi). Bei gegebenen baulichen Verhältnissen bietet d.e 
Änderung der Ofenspannung die Möglichkeit, die günstic- 
ste Arbeitsweise zu erreichen (dies gilt allerdings nur m.! 
gewissen Vorbehalten. Ann 
d .Ber.). Bei richtig eingesteilter 
Spannung ergeben sich im Mo:- 
ler die in Bild 6 schematisier 
d dargestellten Verhältnisse. En:- 
S lang der eingetaucten E.ek- 
Stroden und darunter wird ar: 
SMöller erhitzt und teigig (91> 
Ber Wirkungsraum), so daß seiz 
Nachschub gut möglich ist. Ir 
den Gebieten a und b herrs“! 
gleichmäßiger Stromfluß, un 
terhalb dieser Zone bildet s:t 
der geschmolzene Möller ıc 
und darunter am Boden das Metall (d). Bei zu niedr.g:: 
Spannung fehlt durch Konzentration am unteren Elektre 
denende der Strom im Teil b und der Wirkungsraum ver- 
engt sich. Die Möllerteilhen backen zusammen und erz- 
chen nur langsam den teigigen Zustand: Der Nachschub r 
den Raum a wird gehemmt, so daß dort die mögliche Sme :- 
und Reduktionsleistung nicht ausgenutzt werden kann. És 
kommt zur Bildung von Hohlräumen und damit zu Lict'::- 
gen mit Verdampfungsverlusten; die Ausbeute wird uncı-- 
stiger. Bei zu hoher Spannung wird die Stromdichte an de: 
Oberfläche der Elektrode und damit an den benachbar:s3 
Teilen des Möllers so groß, daß hier ein erheblicher Str«2 
fließt. Die Elektrode wird sich herausbewegen, so daß es 
u. U. zu freibrennenden Lichtbögen kommt (als Folge: Vär- 
meverluste, Verdampfung, Festwerden des unteren Mölie:s 
Abstichschwierigkeiten, ungünstige Ausbeute.) 


"| teigiger 
Moller 


Abstichrinne 


Bild 6. Ausbildung des Schmelz- 
raumes bei gunstiger Spannung. 


Bei einem symmetrischen Drehstromofen können s >? 
bei ungünstiger Ofenspannung innerhalb des Elektroce:- 
dreieckes Gebiete ausbilden, in denen der Möller hart w::: 
(zu kalter Ofengang). Hier zeigt sich, welche Bedeutung d:-> 
Elektrodenabstand (Größe des Elektrodendreieckes) 7. 
kommt im Hinblick auf die Spannung und auf das Verhi >^ 
nis Spannung zu Strom. Ferrosiliziumöfen sind im Gezei- 
satz zu großen Karbidöfen an die Stromlage wenig anp:r 
sungsfähig. Eine Tafel zeigt die günstige Ofenspannung iw 
verschiedene Ferrosiliziumöfen. Kss 


15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


629 


Verkehrstechnik 


DK 621.331.001.2 : 625.1 (73/79) 
Aussichten der Vollbahnelektrisierung in den USA. [Nach 
Rly. Age, Chicago, 29. Apr. 1950.] 

Nach langer Zeit wird die Frage der Vollbahnelektrisie- 
rung in den USA wieder aufgegriffen. An dem Batelle Me- 
morial Institute in Columbus, Ohio, ist für Elektrisierungs- 
fragen eine Studiengesellschaft gebildet worden, in deren 
Leitung angesehene Eisenbahnfachleute neben Vertretern 
der Firmen, Elektrizitätsgesellschaften und Bergbauunterneh- 
men mitwirken. 

Die ersten Anfänge des elektrischen Zugbetriebes in den 
USA gehen bis auf das Jahr 1895 zurück. Zuerst wurden vor 
allem Tunnelstrecken, Bahnlinien in den Stadtzentren, kurze 
Steilstreken und Vorortbahnen elektrisiert. Später folgten 
größere Einzelabschnitte von Fernstrecken in verschiedenen 
Landesteilen. Bis zum Jahre 1937 waren nicht ganz 4500 
Streckenkilometer auf den elektrischen Betrieb umgestellt. 
Seitdem ist ein Stillstand eingetreten. Von allen Fachleuten 
werden die überragenden Eigenschaften der elektrischen Lo- 
komotive anerkannt. Ein Haupthindernis liegt in dem hohen 
Kapitalbedarf. Der Kredit der USA-Bahnen ist zur Zeit ge- 
ring. Die voraussichtliche Höhe der Einnahmen in den kom- 
menden 20 ... 40 Jahren läßt sich nicht überblicken. Seitens 
der Lokomotivbauanstalten besteht kein Interesse, die Ent- 
wicklung zu beeinflussen, da auch für die Diesel- und Tur- 
bolokomotiven elektrische Übertragungen in Auftrag gegeben 
werden. Ferner mahnt der wenig gesicherte Arbeitsfriede 
im Bergbau zur Vorsicht. Man möchte über das speisende 
Kraftwerk nicht den Bahnbetrieb von der Streiklage abhän- 
gig machen. Anderseits wird auch der Dieselbetrieb nicht 
als eine voll befriedirende Lösung angesehen. Die Ellok 
ist in der Charakteristik weit überlegen, was man im In- 
teresse der Leistungssteigerung gern ausnutzen möchte. Auch 
ist die künftige Entwicklung des Dipreises unsicher, und in 
Kriegszeiten wird der Betriebsstoff knapp werden. 

Als Grundbedingung für erfolgreiche Elektrisierungspro- 
jekte wird eine wesentliche Herabsetzung des Anlagekapi- 
tals für notwendig gehalten. Die neuen Studien gehen 
davon aus, eine besondere Erzeugung von Einphasen- 
Bahnstrom mit 25 Hz zu vermeiden. Die Fahrleitung 
wird mit der Landesfrequenz von 60 Hz gespeist werden. 
Auf der Lokomotive soll der Strom in Gleichstrom für die 
Fahrmotoren umgewandelt werden. Nähere Einzelheiten 
werden nicht angegeben. Eine für Schienenfahrzeuge geeig- 
nete Gleichrichteranlage ist anscheinend bereits entwickelt. 
Die Studienkommission wird somit einen ähnlihen Weg 
vorschlagen, wie ihn die Deutsche Reichsbahn seinerzeit bei 
der Elektrisierung der Höllentalbahn erprobt hat. Bei 
dem USA-Projekt besteht die Absicht, für die Fahrleitung 
und die Lokomotiven Entwürfe zu wählen, bei denen man 
mit besonders niedrigen Kosten auskommt. Wegen der 
völlig verschiedenen vorausgegangenen technischen Entwick- 
lung und der wesentlich anderen Preis- und Rohstoffverhält- 
nisse können die Empfehlungen der genannten Studienge- 
sellschaft naturgemäß nicht ohne weiteres auf gleichartige 
technische Probleme anderer Länder übertragen werden. 

Sf 


DK 625.321 


Doppelstockwagen für den Ruhrschnellverkehr. [Nah M. 
Finku. H.Sommerfeldt: Glasers Ann. 74 (1950) S. 19] 
Zweistöckige Personenwagen für den Nahverkehr hat 


es schon im vergangenen Jahrhundert gegeben. An neu- 
zeitlichen Ausführungen sind erwähnenswert: 
i Länge 
£ Sitzp'ärze Leergewicht über 
Bahn Baujahr je Wagen je Platz Puffer 
. kg m 
Kapstadt, Vorortbahn 1927 96 242 19,3 
Paris, Vorortbahn 1933 109 431 23,0 
118 398 
Lübeck-Büchener Eb. 1936 150 237 23,0 
Long Island Rrd. 1938 136 313 24,4 
400 
British Railways 1949 127 268 19,6 
Eb. Zentralamt Göttingen 1949 = 242 22,4 
1 213 


Sitzplatzzahl und Einheitsgewicht sind für Trieb- und 
Beiwagen verschieden. Das Eisenbahnzentralamt hat 1948 
für den Ruhrschnellverkehr 3gliedrige elektrische Triebwa- 
genzüge entwickelt. Jeder Wagen hat in der Mitte zwei 


Geschosse, die von den beiden Endseiten über 5 Tritte auf- 
bzw. abwärts erreichbar sind. Die Endseiten haben nur eine 
breite Schiebetür, sind aber von Bahnsteighöhe erst über 
2 Tritte aufwärts erreichbar. Durch die vielen Treppen dürfte 
sich der Fahrgastwechsel wesentlich langsamer abwickeln 
als wenn .Wagenboden und Bahnsteig auf gleicher Höhe lie- 
gen. Der Mittelwagen hat im Untergeschoß Raum für Fahr- 
radständer und Gepäk. Nur % des Fassungsvermögens 
sind Sitzplätze. Die Endwagen enthalten die Führerstände, 
der Mittelwagen 2 Umspanner und die Steuergeräte. In den 
Drehgestellen sind 8 Motoren zu 230 kW mit BBC-Scheiben- 
antrieb untergebracht. Die Gewichte verteilen sich auf 95 t 
für den mechanischen Teil des Dreiwagenzuges, 15 t für die 
elektrische Ausrüstung und 31 t Nutzlast für Fahrgäste, Fahr- 
räder, Gepäck und Post. Leichtbauweise, Schall- und Wärme- 
isolation werden angewendet. Die Türen können mit Druck- 
luft geschlossen werden. Vom Dienstabteil aus wird eine 
Ausrufanlage betrieben. Bei geänderten Drehgestellen kön- 
nen die Züge auch mit Dieselmotorantrieb ausgeführt wer- 
den. Hom 


DK 621.333.047.43 
Beanspruchung der Kohlebürsten auf Vollbahnmotoren. [Nach 
m bnaNe Elektr. Bahnen 21 (1950) S. 75; 4 S., 
2 B] 

Die Kohlebürsten haben für den Bau und Betrieb von 
Wechselstrombahnmotoren besonders große Bedeutung. Die 
für ihre Beanspruchung maßgebenden Werte wurden bei 
einer Anzahl von ausgeführten Motoren einheitlich errechnet 
und in einer eingehenden Tabelle zusammengestellt. 

Durch die Entwicklung der elektrographitierten Bürsten 
und durch Fortschritte im Bau der Motoren war es mönlich, 
sowohl die mechanischen als auch die elektrischen Bean- 
spruchungen sehr zu steigern. So konnte die Kommutatorge- 
schwindiakeit von 38 m/s im Jahre 1922 auf über 50 m/s im 
Jahre 1942 erhöht werden, die Lamellenfrequenz von 7000 s-! 
auf über 12 000 s-!. Die Bürstenstromdichte durch den Arbeits- 
strom bei Stundenleistung wurde von 9 A/cm? bis zu 
15 A/cm? gesteigert. Trotzdem konnte der Bürsten- und Kom- 
mutatorverschleiß verkleinert werden. so daß man heute 
mit einem Bürstenversclleiß von nur rd. 02 u/km zu rechnen 
und die Kommutatoren nicht vor der Lokomotive zu über- 
holen braucht. 

Der Kurzschlußstrom infolge der EMK der Transformation 
beansprucht die Bürsten neuerdings geringer, denn diese 
EMK ist bei Motoren ohne Widerstandsverbinder von etwa 
3.65 V auf rd. 2,94..30 V zurückgesetzt worden. Dies be- 
wirkt eine starke Verringeruna des Kurzschlußstromes beim 
Anfahren, da er vnn etwa 29 V an steil mit der Spannung 
ansteigt. Auf die Verringerung des Kurzschlußstromes und 
der Funkenbildung beim Anfahren wirkt sich auch die bei 
modernen Motoren aqestrecktere Magnetisierunaskurve qün- 
stig aus. Heute werden weniger Bürsten ie kW benötiat. Die 
Leistung je cm? Bürstenfläche ist von 1,36 auf 3 kW/cm? ge- 
wachsen. 

Infolre der gestiegenen Lamellen- und Ankerfreauenz 
wurde die Stromwenduna wichtiner als die EMK der Trans- 
formation. Durch Anwendung aller möglichen Mittel konnte 
die nah der Pichelmayerschen Formel berechnete 
Reaktanzsnannuna von 4.5 auf ungefähr 9.5 V erhöht wer- 
den. so daß die Leistung eines modernen Vollbahnmotors 
nicht mehr durch die Funkenbilduna an den Bürsten, sondern 
durch die Erwärmung hearenzt wird. 

Bei Bahnmotoren für 50 H7. die in letzter Zeit mehr be- 
achtet werden. erlangt die EMK der Transformation wieder 
einen die aanze Konstruktion beherrschenden Einfluß. Es ist 
zu erwarten, daß die zu voller Betriebssicherheit entwickel- 
ten Schichthürsten. die die Kurrschlußströme sehr verrin- 
cern. zur Entwicklung eines leistungsfähigen 50 Hz-Voll- 
bahnmotors wesentlich beitragen werden. Ab 


Fernmeldetechnik 


DK 621.393.52 
Planuna eines neuen deutschen Träserfrequenz-Fernkabelnet- 
zes für den Weitverkehr. [Nah H.Griemu. W.Zerbel: 
Fernmeldetechn. Z. 3 (1950) S. 73:9 S., 8 B.] 

In der Arbeit werden die Gründe für die Schaffung eines 
neuen deutschen Fernkabelnetzes für Weitverkehrsverbin- 
dungen und die Überlegungen erörtert, die zu Gunsten der 
Wahl eines Kabels mit symmetrischen, unbespulten Doppel- 
adern und trägerfrequenter Ausnutzung für ein solches Netz 


630 


sprachen. Das gegenwärtige deutsche Fernkabelnetz, das im 
wesentlichen sternförmig auf den Hauptknotenpunkt Berlin 
ausgerichtet ist, entspricht weder in seiner Gestaltung noch 
seinem Umfang dem Verkehrsbedürfnis, wie es sich nach dem 
Zusammenbruh durch Verlagerung der Verkehrsschwer- 
punkte ergab. Mit der geplanten Einführung der Fernwahl 
im europäischen Fernsprechnetz ist ein noch stärkeres An- 
wachsen des Verkehrs zu erwarten. Aber auch in technischer 
Beziehung erfüllt das vorhandene Fernkabelnetz nicht die 
Anforderungen, die entsprechend den zwischenstaatlichen 
Empfehlungen (CCIF) an das europäische Weitverkehrsnetz 
zu stellen sind, von dem das deutsche Fernkabelnetz entspre- 
chend der zentralen Lage Deutschlands als Durchqangsland 
einen wichtigen Teil darstellt. Das europäische Fernsprec- 
netz soll nach den Empfehlungen des CCIF für Weitverkehrs- 
verbindungen aus Leitungen hoher Übertragungsgüte und 
sehr großer Ubertragungsgeschwindigkeit mit einem wirksam 
übertragenen Frequenzband von 300 ... 3400 Hz bestehen. Lei- 
tungen mit diesen hohen technischen Anforderungen können 
nur durch Einsatz von Trägerfrequenzgeräten auf unbespul- 
ten Kabeladern gewonnen werden, eine Technik, die in letz- 
ter Zeit einen sehr großen Aufschwung genommen hat. Ob- 
gleich die Untersuchungen zeigten, daß der Einsatz von Trä- 
gerfrequenzgeräten auch auf den vorhandenen deutschenFern- 
kabeln nach Entspulung der Adern und entsprechendem Ne- 
bensprechausgleich möglich ist, hat man sich doch aus Grün- 
den der Netzgestaltung und des zu erwartenden Verkehrs- 
umfangs entschlossen, das bestehende Fernkabelnetz durch 
die Auslegung neuer Trägerfrequenz-Fernkabel zu ergänzen. 
Für die Entscheidung der Frage, ob als neues Trägerfre- 
quenz-Fernkabel ein Koaxialkabel oder ein Kabel mit unbe- 
spulten, symmetrischen Doppeladern gewählt werden sollte, 
wurden eingehende Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen ange- 
stellt. Für ein Koaxialkabel empfiehlt der CCIF die Verwen- 
dung von Trägerfrequenzsystemen, die je Koaxialleiter 600 
Fernsprechverbindungen zu schalten gestatten, für symmetri- 
sche Kabel Trägerfrequenzsysteme für 24 Fernsprechverbin- 
dungen je Doppelader. Die Entwicklung der neuen deut- 
schen Trägerfrequenz-Fernkabel zeigte aber, daß die Aus- 
nutzung dieser Kabel bis zu 60 Fernsprechverbindun- 
gen je Doppelader (oberste Übertragungsfrequenz rd. 250 
kHz) möglich ist. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen er- 
gaben, daß das Koaxialkabel zwar gegenüber einem symme- 
trischen Kabel bei Einsatz von Trägerfrequenzsystemen mit 
24 Kanälen je Doppelader nach CCIF-Empfehlung wirtschaft- 
licher ist, daß aber eine wirtschaftliche Überlegenheit des 
Koaxialkabels bei Einsatz von Trägerfrequenzsystemen mit 
höherer Kanalzahl je Doppelader nicht mehr besteht. Für 
die Netzgestaltung eines Gebiets wie Deutschland, wo viele 
Verkehrsknotenpunkte in geringer Enlfernung voneinander 
zu verbinden sind, ist aber ein symmetrisches Kabel besser 
geeignet als ein Koaxialkabel, das dort zweckmäßig ist, wo 
starke Leitungsbündel auf große Entfernungen zu schaffen 
sind. Die Deutsche Bundespost entschied sich daher für die 
Auslegung von symmetrischen, unbespulten Kabeln. Als 
Kabeltyp wurde nach eingehenden Untersuchungen ein 24- 
paariges sternverseiltes Kabel mit unbespulten 1,2 mm-Dop- 
peladern gewählt. Ausgelegt werden stets zwei Kabel, jedes 
für eine Übertragungsrichtung. Wegen der guten Entkopp- 
lung der Sternviererseile untereinander können die Phantom- 
leitungen noch zur Schaffung hochwertiger Rundfunkleitungen 
verwendet werden. Die erste Versuchskabelanlage dieses 
neuen Trägerfrequenz-Fernkabels wird z. Zt. zwischen Frank- 
furt a. M. und Karlsruhe über Mannheim eingerichtet. Zb 


DK 534.862 1 


Energieanlage für Tonfilmstudio. [Nach Engineer Nr. 4922 
(1950); 3 S.] 

Die elektrische Energieanlage für ein Tonfilmstudio 
bedarf besonderer Maßnahmen, um akustische und optische 
Störunaen zu vermeiden. Die ausführlich beschriebene An- 
lage gehört zum britischen Metro-Goldwyn-Studio mit ei- 
ner Gesamtbühnenfläche von 8000 m?. Die für den Betrieb 
der 260 Bogenlampen notwendige Gleichstromauelle ist mit 
25000 A dauernd und mit 100% UÜberlast für 15 min belast- 
bar. Durdi Verwenduna von Motorgeneratoren mit Spezial- 
wicklungen wird eine Brummspannung < 10 mV erreicht. 
Maschinen und Transformatoren sind zur Vermeidung von 
Störgeräuschen in qetrennten Gebäuden auf Schwinqungs- 
dämpfern montiert. Die Werhselsnannung für die Kamera- 
antriebe usw. wird auf + 1% konstant gehalten bei einer 
Frequenzgenauigkeit von Ł 0,1%. If 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 1%! 


DK 621.316.061 : 512 
Die Synthese von Schaltkreisen. [Nach Cl. E Shannon 
Bell Syst. techn. J. 28 (1949) S. 59]. 

Die Aufgabe, die Wirkungsweise eines gegebene: 
Schaltkreises zu bestimmen, ist verhältnismäßig einfach; da- 
gegen ist ihre Umkehr, die beste Schaltung zu finden, die te- 
stimmten Arbeitsbedingungen genügt, sehr schwierig. Urt- 
ter Zuhilfenahme der Booleshen Algebra (Algebra der Le- 
gik) kann man alle möglichen Kombinationen erfassen, wen: 


Schaltung Operand Bedeutung 
Oo (0) dauernd geschlossener Kreis 
c o j douernd geöffneter Kreis 
X 

—-—O x geschlossener Kontakt on Reis X 
x 

0% 0 X' geöffneter Kontakt an X" 

x Y 

oaao XY Reihenschaltung von Kontakten 
X 

XaY Parallelschaltung von Kontakten 

os 


Bild 7. Die Schaltungen und ihre Bedeutungen. 


man die in Bild 7 gemachten Vereinbarungen trifft. Sie siz: 

den von Pieschl gemachten inbezug auf Reihen- und Fə- 

rallelschaltung entgegengesetzt. Diese Gleichungen werde: 
als Operandenfunktionen bezeichnet und können wie a'ce 
braische Gleichungen behandelt werden; es lassen sic Ve: 
änderliche einführen und eine solche Funktion wird geschrie- 
ben: f (Xi. Xe .. Xn 

Da eine gegebene Funktion dieser Art auf einer unbe- 
grenzten Zahl verschiedener Wege verwirklicht werdez 
kann, muß das gesuchte Ergebnis bestimmten zusātzli®e: 

Bedingungen, wie der Wirtschaftlichkeit, genügen, z. B. 

a) geringste Anzahl von Kontaktfedern mit günstigster Kor- 
bination von Arbeits- und Ruhekontakten zu Umschalte. 
kontakten; 

b) gleichmäßige Verteilung der notwendigen Kontaktfederr 
auf alle erforderlichen Relais oder Bestückung der Relei: 
mit Kontaktfedern auf eine bestimmte Weise. 

Obwohl alle gleichwertigen Kreise. die .eine gegeben. 

Funktion f mittels Reihen- und Parallelschaltung darstelle: 

mit Hilfe der Booleschen Algebra aufgesucht werden können 

so war es bisher nicht möglich. die wirtschaftlichste heraus- 
zufinden?. Die Aufgabe, Schaltungen zu kombinieren. de 
nicht aus Serien-Parallel-Kreisen bestehen, ist schwier:' 
noch schwieriger ist es nachzuweisen. daß die aefunder: 

Schaltung die wirtschaftlichste im obengenannten Sinne is- 

Die Schwierigkeit entstammt der großen Anzahl mögliche! 

grundsätzlich verschiedener Netzwerke und noch mehr der 

Mangel eines einfachen mathematischen Ausdrucks, der d'ese 

Kreise darstellt. In der von Shannon beschriebenen Er- 

wurfsmethode kann jede Operandenfunktion f (Xr X»... X- 

verwirklicht werden. Diese Methode hat nicht nur theore!- 

sche Bedeutung, sondern kann auch für den praktischen En 
wurf verwertet werden, wenn man Begriffe einführt, in de 
nen bedeutet: 

À (n) die geringste Anzahl von Kontaktstellen. die notwer- 
dig ist. eine gegebene Funktion von n Veränderlide 
zu erfüllen. 

u (n) die geringste Anzahl von Kontaktstellen an dem == 
meisten bestückten Relais. 

In 16 Theoremen sind Recenreneln festgelegt, nach dere: 

es möglich ist, A (n) und u (n) für große n zu ermitteln. Es 

läßt sich nachweisen. daß beinahe (im mathematischen Sina 
alle willkürlich gewählten Funktionen 


De 

bzw u(n)< 

n 

Kontaktstellen erfordern. wenn die Anzahl n der Veränder- 
lichen sehr qroß. doch endlich ist. Die Praxis zeiat aber. d2 
man meist einer geringeren Anzahl beaegnet. weil alle ve- 
wickelten Kreise in eine Anzahl einfacher Kreise aufce'ös 
werden können und weil man selten einer Funktion vie ® 
Veränderlicher, sondern vielen Funktionen weniger Verit 
derlicher gegenübersteht. Wmr 


9” +1 


A(n) < 


1 H. Piesch: Beariff der allmemeinen Schaltunmstechnik. Arh 


Elektrotechn. 33 (1939) S. 672- derselbe: Uber die Vereinfachung von Er | 


meinen Schaltunaen, Arch. Elektrotechn. 33 (1939) S. 733. 
? G. A. Montgomerie: Sketch for an Alrebra of Relay ct 
Contactor Circuits. J. Instn. electr. Engrs. 95 III (1948) S. 303. 


BI oia 0 a ee 


15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 631 


Hochfrequenztechnik 
DK 621.364.156 : 621.396.615 
Hochfregenzgenerator großer Leistung für industrielle 


Zwecke. [Nach C.-H. Beurtheret: Rev. techn. Thomson- 
Houston (1950) Nr. 13, S. 5; 12 S., 12 B.] 

Die Wärmeerzeugung durch Hochfrequenz hat sich von 
den zahlreichen Anwendungsgebieten der Hochfrequenztec- 
nik mit am langsamsten entwickelt und trotz ihrer heute’in 
der Praxis erwiesenen vielfältigen und teilweise bestechen- 
den Vorzüge erst in den letzten Jahren Bedeutung erlangt. 
Vor allem die Bedürfnisse der Massenproduktion im letzten 
Kriege, die moderne Preßstofftechnik, das Streben nach Qua- 
litätsverbesserung und wirtschaftliheren Fabrikationsmetho- 
den haben die bis in die Dreißiger Jahre hinein durch das 
Fehlen geeigneter Hochleistungsgeneratoren und Röhren ver- 
zögerte Entwicklung stark vorangetrieben. Folgende Probleme 
der Wärmeerzeugung durch Hochfrequenz kann man heute 
herausstellen: 

1. Entwicklung von Anlagen und Röhren für besonders 
große Leistungen (über etwa 250 kW). um größte Werkstücke 
behandeln zu können und durch weitere Herabsetzung der 
Erwärmungszeiten die Produktionsgeschwindigkeit bei Werk- 
stücken mittlerer Größe zu steigern. 

2. Verringerung der für eine HF-Wärmeerzeugungsan- 
lade aufzuwendenden Investitionskosten, um dem Verfahren 
zu besserer Wirtschaftlichkeit zu verhelfen; vor allem ist man 
bestrebt, die Röhren anodenseitig mit Drehstrom statt mit 
Gleichstrom zu speisen, um die teuren Hochspannungsgleich- 
richter einschließlich Zusatzeinrichtungen zu Sparen. 


3. Verbesserung des Gesamtwirkungsgrades, der zwi- 
schen etwa 30% (kleine Anlagen bis 5 kW) und 60% (große 
Anlagen über 150 kW) liegt, durch verbesserte Anpassung 
zwischen Generator und Verbraucher, wodurch gleichzeitig 
die in manchen Fällen zu fordernde exakte Dosierbarkeit und 
Einbringung der Wärme in den Verbraucher erzielt wird. Zu 
den beiden erstgenannten Problemen hat in letzter Zeit die 
Thomson-Houston-Compagnie, Paris, einen wesentlichen 
Beitrag geleistet. Die erzielten Fortschritte bestehen in der 
Entwicklung einer Hochleistungssenderöhre und eines Ver- 
fahrens der direkten Speisung des Gleichrichters für die Ano- 
denspannung aus dem Hochspannungs-Drehstromnetz. 


I. Hochleistungssenderöhre für inter- 
mittierenden Betrieb. Grundlegend für die Kon- 
struktion sind folgende Tatsachen: 1. Die einer Senderöhre 
maximal entnehmbare Momentan -Nutzleistung ist, außer 
von der Spannungsfestigkeit, im wesentlichen von der Emis- 
sion der Kathode abhängig; 2. für die entnehmbare Dauer- 
Nutzleistung sind die zulässigen Höchsttemperaturen der 
Elektroden, besonders der Anode, maßgebend; 3. bei der An- 
wendung von Hochfrequenzwärme werden zwar sehr hohe 
Leistungen benötigt, jedoch nur für kurze Zeit (Bruchteile 
einer Sekunde bis zu etwa einer Minute). 

Die Röhre 3 T 12000 enthält dementsprechend eine tho- 
rierte Wolframkathode hoher Emissionsfähigkeit und eine 
sehr dicke Anode, deren Wärmeträgheit außerordentlich groß 
ist. Da die Röhre für intermittierenden Betrieb vorgesehen 
ist, kann die Anode und damit die ganze Röhre klein gehal- 
ten werden: Gesamtlänge der Röhre für eine Kurzleistung 
von 120 kW (Dauerleistung 12 kW) nur 66 cm. Bei voller 
Belastung steigt die 
Temperatur der Ano- 
de in etwa 20 s auf 
+800 °C an; eine Be- 
triebspause von etwa 
3 min genügt, um sie 
wieder angenähert auf 
den Anfangswert ab- 
fallen zu lassen. Die- 
se recht günstigen Zei- 
ten werden bei einfa- 
cher Luftkühlung er- 
zielt! Aufschluß über 
die Zusammenhänge 


——> 


Lastspiele pro Std. 


f : Heizdauer — 
zwischen Leistungsbe- 
darf, Dauer einer Last- Bild 8. Zusammenhang zwischen höchst- 


möglicher Belastungsrahl pro Stunde, Lei- 


periode und Anzahl stung und Einschaltdauer. 


der pro Stunde mögli- 

chen Lastperioden gibt Bild 8. 
I. Thyratron-Gleichrichter für direkte 

Netzspeisung. Um den Gleichrichtertransformator zur 

anodenseitigen Speisung einzusparen, wurde ein mit Thyra- 


trons arbeitender Drehstromgleichrichter entwickelt, der un- 
mittelbar an ein Hochspannungsnetz angeschlossen werden 
kann. Die Graetz-Schaltung liefert eine Gleichspannung ge- 
ringer Welligkeit und bildet für das Netz eine fast völlig 
symmetrische Belastung. Die Besonderheit der Schaltung 
macht es notwendig, Kathode und Anode des HF-Generators 
sorgfältig gegen Masse zu isolieren; dieser Nachteil fällt bei 
der meist verwendeten Dreipunktschaltung nicht ins Gewicht. 
Bis zu 10 kV Netzspannung genügen übliche Thyratrons, 
bei 15 kV sind Spezialröhren oder ein Autotransformator 
empfehlenswert. Neben ihrer Einfachheit bietet die ge- 
wählte Schaltung hohe Betriebssicherheit und bequeme Span- 
nungsregelung. Fs 


Werkstatt und Baustoffe 


DK 621.318.32 
Mametische Texturwerkstoffe [Nah K. Sixtus: Fein- 
werktechn. 54 (1950) S. 88; 4 S., 7 B.] 


Der Kernwerkstoff von Schaltdrosseln bei Kontaktgleich- 
richtern wie auch von gleichstromvormagnetisierten Dros- 
seln bei magnetischen Verstärkern soll eine Magnetisie- 
rungskurve besitzen, die möglichst steil mit dem Feld an- 
steigt und mit einem ausgeprägten Knie in die Sättigung 
übergeht. Die Sättigung soll einen möglichst hohen Wert 
haben. Diese Anforderungen werden besonders gut von 
solchen Stoffen erfüllt, welche eine magnetische Vorzugs- 
richtung in Feldrichtung aufweisen; diese haben das ge- 
meinsame Kennzeichen, daß ihre Hysteresescleife nahezu 
die Form eines Rechtecks hat. Eine magnetishe Vorzugs- 
richtung läßt sich in gewissen Werkstoffen durch elastische 
Spannungen oder durch eine Abkühlung im Magnetfeld oder 
durch eine geeignete Kombination von Kaltwalzen und 
Wärmebehandlung erzielen. Technische Bedeutung hat das 
letztgenannte Verfahren bekommen; bei diesem erhält der 
Werkstoff seine besonderen magnetischen Eigenschaften 
durch eine einheitliche Ausrichtung (Textur) der Kristalle. 
Texturwerkstoffe aus Nickel-Eisen sind unter der Bezeich- 
nung 5000 Z (Vakuumschmelze, Hanau), aus Silizium-Eisen 
als Hyperm 5 (Widia, Essen) und Trafoperm 25 N 4 (V. Han- 
au) im Handel. 

Die magnetischen Eigenschaften der Texturwerkstoffe 
können nur dann voll ausqenutzt werden, wenn die daraus 
gefertigten Spulenkerne folgende Bedingungen einhalten: 
Die Flußrichtung muß möglichst überall in der magnetischen 
Vorzugsrichtung liegen; bei Schichtkernen muß die Wirkung 
von Luftspalten möglichst weitgehend durch großflächige 
UÜberlappung an den Stoßstellen herabgesetzt werden; ela- 
stische und plastishe Verformung des Kernes ist zu ver- 
meiden. Bei Verwendung von Band-Ringkernen kann man 
die umständliche Art der Bewicklung in Ringwickelmaschi- 
nen dadurch umgehen, daß das Band in die vorher fertig- 
gestellte Spule unter vorübergehender elastischer Beanspru- 
chung eingezogen wird, oder daß — bei O-förmiger Ring- 
form — die Wicklung unter Drehung der auf den Schen- 
keln befindlichen Spulenkörper auf diese aufgebracht wird. 
Stanzblechkerne aus Siliziumeisen werden am besten mit 
45°-Stoß überlappt geschichtet; bei Nickeleisen, welches zwei 
zueinander senkrechte Vorzugsrichtungen besitzt, kann der 
Kern auch aus U- oder E-förmigen Stanzblechen geschach- 
telt werden, wobei man die Schenkel vorteilhaft auf der 
gesamten Schenkellänge überlappen läßt. Einige Meßer- 
gebnisse (Hystereseschleifen) von derartig aufgebauten Ker- 
nen werden in dem Aufsatz mitgeteilt. Ab 


Verschiedenes 
DK 621.319.74 : 539.164 
Beseitigung elektrostatischer Aufladungen durch Radioakti- 
vität. [Nach Umschau 50 (1950) S. 480]. 

Luft wird durch a-Strahlen elektrisch leitfähig, kann 
dann also elektrostatische Aufladungen gegen Erde ableiten. 
Die radioaktive Ionotron-Folie der Firma Sfindex arbeitet 
nach diesem Prinzip. Sie ist zwischen einer Stahlplatte und 
einer sehr dünnen, gasdicht darauf geschweißten Edelmetall- 
folie eingebettet. Die Entladungswirkung ist bis zu einem 
Abstand von 40 mm sehr stark. reicht aber mit Sicherheit 
nicht über 75 mm hinaus. Die Folie besitzt eine Halbwert- 
zeit von 1600 Jahren, ist also praktisch unbegrenzt haltbar. 

BV 


632 


DK 672.715.3 : 621.34 
Elektrisches Rasieren. [Nah A. Th. van Urk: Philips 
techn. Rdsch. 12 (1950) S. 26; 6 S., 8 B.] 

Der Verfasser nimmt die Beschreibung eines neuen 
elektrischen Rasiergerätes „Philishave“ zum Anlaß, Grund- 
sätzliches über das Rasieren zu veröffentlichen. Bei einer 
Anzahl von Versuchspersonen wurde festgestellt, daß Män- 
ner am Kinn durchschnittlich 90, auf der Wange 60 Haare/ 
cm? besitzen (auf dem Kopf sind es 300), diese in 24 h im 
Mittel 0,4 mm wachsen und das stärkste Barthaar bei den 
meisten Personen einen Durchmesser von 0,14 mm hat; es 
ne. sich jedoch auch solche mit 0,18, sogar mit 0,22 mm 

mr. 

Ein gutes Rasiergerät muß die Haare möglichst kurz 
abschneiden, ohne aber die Hautoberfläche mit abzuschaben 
oder gar zu verletzen. Beim Philishave liegt ein mit vielen, 
fast radialen Schlitzen versehener runder Scherkopf an der 
Gesichtshaut an, hinter dem ein Fräser mit 6 Messerchen 
rotiert und die durch die Schlitze getretenen Barthaare ab- 
schneidet. Die Breite dieser Schlitze (hier 0,25 mm) und die 
Dicke des Scherkopfes (hier 0,1 mm) sind entscheidend für 
die Länge der stehenbleibenden Haarstümpfe und für den 
Grad der Beschädigung der Haut. Aber auch der Druck, mit 
dem der Rasierapparat auf der Haut liegt, ist von Einfluß. 
Die Barthaare wachsen schräg aus der Haut heraus, die Rich- 
tung ist an den verschiedenen Stellen unterschiedlih. Man 
rasiert zweckmäßig gegen den Haarstrom. 

Die Arbeit beschreibt kurz die Untersuchungsverfah- 
ren, Z. B. die Messung der Eindringtiefe der Haare und der 
Haut in die Scherkopfschlitze, weiter ein Gerät zum Photo- 
graphieren der Haare, die sich in den Schlitzen fangen und 
abgeschert werden. Schließlich wird an Bildern gezeigt, daß 
das Philips-Rasiergerät die Barthaare kürzer als eine Si- 
cherheitsrasierklinge und ebenso kurz wie ein Rasiermesser 
abschneidet, die Hautoberfläche aber wesentlich weniger 
verändert, Vth 


DK 331.152 
„Labor Relation“, Bindeglied zwischen Betriebsleitung und 
Belegschaft. [Nach O. Vent: Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) 
S. 208; 2% S.] 

In jüngerer Zeit haben sich zwei aus den USA stam- 
mende Schlagworte bei uns verbreitet, zumal sich kein deut- 
sches Kurzwort dafür fand. Unter „Labor Relation” versteht 
man die Bestrebungen zur Schaffung eines harmonischen 
Verhältnisses zwischen Leitung und Belegschaft der Wirt- 
schaftsunternehmen, während „Public Relation" die öffent- 
lihe Meinungspflege bedeutet, d. h. die Aufgabe des Un- 
ternehmers, für eine gute Meinung der Offentlichkeit über 
sein Unternehmen zu sorgen. Beide Maßnahmen sollen letz- 
ten Endes die Erkenntnis fördern, daß Leitung und Beleg- 
schaft mit diesen Begriffen gemeinsame Interessen verfol- 
gen. Aus der Elektrizitätswirtschaft sind schon vor über 20 
Jahren Anregungen in dieser Richtung gegeben worden, so 
u. a. von Gen.-Dir. Dr.-Ing. e. h. Haas, Rheinfelden, in 
einer Neujahrsbetrachtung aus dem Jahre 1929. Das Echo 
auf diese Anregungen ließ allerdings zu wünschen übrig. 

Die Labor Relation kann zahlreihe Wege beschreiten. 
In den USA gibt es in großen Industriebetrieben, in Waren- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195% 


häusern u. dgl. besondere Labor-Relation-Direktoren, deren 
einzige Aufgabe die Verwirklichung der gekennzeichneten 
Ziele ist. Will man die Belegschaft mit dem Unternehmen 
vertraut machen, muß man sie eingehend über seine Ent- 
wicklung, Organisation, Aufgaben, Ziele, Erfolge usw. ins Bild 
setzen. Ähnliche Informationen sind über den ganzen Wirt- 
schaftszweig zu geben. Dann erkennt jeder Einzelne, welde 
Stellung und Aufgabe er im Bereiche seines Unternehmens 
und der ganzen Wirtschaftsgruppe einnimmt, und er wird 
seine Arbeit mit mehr Verständnis leisten. Auch Besit- 
tigungen von Werksanlagen fördern den gleichen Zwed. 
Vorbildlich ist in dieser Hinsicht die Deutsche Kohlenberg- 
bau-Verwaltung mit ihren über 400 000 Betriebsangehör- 
gen; der Verfasser nennt die ersten Maßnahmen, die durà- 
geführt wurden. Noch weiter geht die Labour-Regierung in 
England, die einen „Industriellen Informationsdienst” plant, 
der alle Arbeiter über die Vorgänge im englischen Wir- 
schaftsleben unterrichten soll. Sehr wichtig ist auch die För- 
derung der fachlichen Fortbildung. Der Präsident des Bun- 
desverbandes der deutschen Industrie hat in einem Aufn! 
alle Unternehmer und Betriebsleiter aufgefordert, neu 
Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten vor allem für den Nad- 
wuchs zu entwickeln; die Bildungsmöglichkeiten auf kul- 
turellem Gebiet dürfen nicht vernachlässigt werden. 


Die rein menschlichen Beziehungen waren schon erwähn! 
worden, der Verfasser geht auf dieses Problem der .Hu- 
man Relation” noch ausführlicher ein, hierbei handelt es s: 
um die Stellung und Bewertung des Arbeiters als Menscen 
im Rahmen des Unternehmens. Die Betriebsintensivierung 
hat die rein menschliche Beziehung anfangs zweifellos ver- 
nachlässigt, jetzt aber ist der Arbeiter schon weitgehend 


zum Lenker von Maschinen geworden, die neben seine: | 


Hand auch stark seinen Kopf beanspruchen. Die Zubilligung 
der menschlichen Würde, sinngemäße Behandlung, Mögl:d- 
keiten zum Aufstieg u. dgl. sind wichtige Momente zur Leı- 
stungssteigerung. Um den richtigen Mann an den richtigen 
Platz zu stellen, werden in den USA die Arbeiter vielfach 
von Betriebspsychologen untersucht. Ab 


Tagung „Selbsttätige Regelung” in England. — Vom 16. bis 
21. Juli 1951 soll in England eine Tagung über selbsttätioe 
Regelung abgehalten werden. Das Organisations-Komitee 
fordert zu Einsendungen von Vorträgen (nicht über 5000 Wo:- 
te) bis spätestens 1. 1. 1951 auf. Interessenten wollen sic a: 
das Bundeswirtschaftsministerium, Abt. Technik (Min.-Ra! 
Hinsch), wenden. of 


Studentenzahlen der deutschen Technischen. Hochschulen!. 
— Die nachstehende Übersicht gibt die Zahlen der Studie 
renden im Sommersemester 1950 an den deutschen Tec:n:- 
schen Hochschulen. Vergleichsweise sei mitgeteilt, daß :2 
Sommersemester 1933 an allen damaligen deutschen Tecdhr:- 
schen Hochschulen 22 000, an den in der folgenden Tabe..e 
genannten Hochschulen zusammen 17500 Studenten gezät:! 
wurden. 


1! Die Zahlen aus Dresden und Freiberg/Sa. waren leider nidt z 
erhalten. 


Hochschule | Wien: | Andickun | Poeg | Bergbau | Time | Ahamesie | dek | "Due | Wises, | Summe) Alk 
Aachen 265 313 353 309 317 227 484 551 -— I 29 82 
Berlin 568 548 646 = 53 405 47 379 | 34 i 3050 |) a 
Braunschweig 31 | 2% 349 = = 435 249 | 39 i - | 1950 q 
Clausthal m are - 469 199 _ _ | _ | _ | 710 | 16 
Darmstadt 267 440 763 - | - | 3% 380 368 - EI | g 
Hannover 242 276 am De l 183 | z20 | 2 | >- om o a 
Karlsruhe 379 571 910 _ = 524 653 909 _ 36 | x 
"München 33 644 1051 _ u 22 | o 467 683 Ta | = 
Stuttgart a25 | æ | a | IT BE IT i ao 
zusammen 3392 3748 5040 778 s9 | 25 | 203 | a8 | 77 pzs] s> 


15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


633 


VERSCHIEDENES 


VDE | 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, 
Peraruf: 431 57, Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Köln 2197. 
r 


Bekanntmachung 


VDE-Kommission „Installationsmaterilal“ 


Die Unterkommission „Schalter und Steckvorrichtungen” der VDE-Kom- 
mission .Installationsmaterial® hat unter Vorsitz von Ing. König fol- 
gende Änderungen und Zusätze von VDE-Bestimmungen ausgearbeitet: 


1. VDE 0620/X1.46 

$ 4d) Der 2. Absatz entfällt. 

$ 6b) Neuer Text: „Bei Ausführung nach den unter a) genannten 
Normen müssen die in diesen Normblättern mit einem Stern gekennzeich- 
aeten Maße und Angaben eingehalten werden.” 

$ 6c) Neuer Text: „Nicht genormte Ausführungen und Bauteile dür- 
fen mit genormten und anderen nicht genormten Ausführungen nicht ver- 
wechselbar sein, wenn hierdurch die Sicherheit beeinträctigt wird. Sie 
werden, wenn sie die übrigen Prüfbestimmungen erfüllen, bei der VDE- 
Prüfstelle registriert. Weitere zur Prüfung eingereichte, nicht genormte 
Ausführungen dürfen auch mit den registrierten nicht genormten Ausfüh- 
rungen nicht verwechselbar sein.” 

$ 7i) Als 2. Absatz hinzufügen: „Die Leiter müssen so angeordnet 
werden können, daß die Isolierhülle keines Leiters mit Spannung führen- 
den Teilen anderer Polarität in Berührung kommen kann. Bei nicht aus- 
wechselbaren Leitungen, z. B. Stegleitungen und Rohrdrähten, muß soviel 
Leiterreserve untergebracht werden können, daß der Anschluß nach Weg- 
brechen des Anschlußendes wiederholt werden kann.” 

$ 71) Neuer Text: „Die Einführungsstelle für die beweglichen Lei- 
tungen muß so abgerundet sein, daß scharfe Knickungen verhindert wer- 
den. Metallschläuche dürfen als Einführungsschutz nicht verwendet werden; 
ebenso sind Schutzwendeln aus Metall als Leitungsschutz an der Ein- 
führungsstelle unzulässig. Falls nichtmetallishe Hüllen als Knickschutz 
verwendet werden, darf deren lichter Durchmesser an der engsten Stelle 
nicht kleiner als 10 mm sein.“ 

$ 8a) Als neuen Text einfügen: „Klemmen für den Anschluß von Alu- 
miniumleitern müssen VDE 0608 entsprechen. Sie und das betreffende Ge- 
a! dürfen mit dem Zeichen Al versehen sein.” Bisheriger Absatz a) wird 

) usw. 

$ 101) Als 2. Absatz einfügen: „Falls die Metallgehäuse bzw. -abdek- 
kungen aus Leichtmetall bestehen, muß der Ubergang zwischen Leicht- 
metallgehäuse und Anschluß- bzw. Klemmstelle des Schutzleiters so aus- 
geführt sein, daß der Schutzleiteranschluß ohne zusätzliche Maßnahmen 
lür den Korrosionsschutz vorgenommen werden kann. Der Schutzleiter- 
anshluB muß den Prüfungen nach VDE 0608/... 51 entsprechen. Die 
Korrosionsbeständigkeit des für das Gehäuse verwendeten Leichtmetalles 
muß mindestens gleich der einer Legierung der Gattung Al-Si sein.” 

$ 14 Anderung der Tafel III, 2. Teil, „Verhalten im Gebrauch”. Bei 
‚Steckvorrichtungen über 10 bis 25 A” (siehe Spalte 1 und 2); 

in Spalte 6: „Prüsstrom In*""")" statt „IO A”, 

in Spalte 10: „S000” statt „500°. 

Dazu Fußnote *** ) hinzufügen: „Steckdosen, bei denen das Ein- und 
Ausführen des Steckers unter Spannung verhindert ist, brauchen der 
Schaltleistungs- und Gebraucdhsprüfung nah $ 14b und c) nicht unter- 
zogen zu werden.” 

$ 17 entfällt. 

$ 18a) Neuer Text: „Sockel und Abdeckungen von Wand- und Kra- 
genstekvorrichtungen, Kupplungssteckvorrichtungen sowie Gerätesteckvor- 
richtungen mit Ausnahme der Wärmegerätesteckvorrichtungen und Steckvor- 
richtungen aus Weichgummi [siehe cj} sind nach VDE 0470/111.43 $ 4 mit 
einer Belastung P gleich dem Eigengewicht, mindestens aber 100 g, zu prü- 
fen. Die Prüftemperatur beträgt 1009, die Prüfdauer 6 h, das Maß a 
(nah VDE 0470) 50 mm.” 

2. VDE 0632/X1.46 

$ 7g) Als 3. Absatz hinzufügen: Wie vorstehender neuer Text zu 
VDE 0620 $ 7 ii). 
en: 8a) Geänderter Text: Wie vorstehender neuer Text zu VDE 0620 

a). 

$ 12f) Als 2. Absatz hinzufügen: Wie vorstehender neuer Text zu 
‚VDE 0620 $ 10 i). 

$ 15b) Als 2. Absatz hinzufügen: „Gerät zur Durchführung der Prü- 
fungen siehe VDE 470 ....$ .. .“ 

3. VDE 0606/X1.46 
f i 9a) Geänderter Text: Wie vorstehender neuer Text zu VDE 0620 

a). 

$ 11 d) Als 2. Absatz einfügen: Wie vorstehender neuer Text zu VDE 
0620 $ 10i). Im seitherigen 2. Absatz „statt des Schutzleistungsan- 
schlusses” anstelle „statt dessen” einsetzen. 


4. VDE 0616/X1.46 
N 8 a) Geänderter Text: Wie vorstehender neuer Text zu VDE 0620 
a). 


5. VDE 0710/X1.44 

$ 8d) Als letzten Absatz hinzufügen: Wie vorstehender neuer Text zu 
VDE 0620 5 101). 

$ 12a) Neuer Text: „Klemmen der Leuchten für den Anschluß an das 
Netz sowie Leuchtenklemmen müssen VDE 0608 entsprechen, wenn sie 
für den Anschluß von Aluminiumleitern vorgesehen sind. Sie und die be- 
treffende Leuchte dürfen mit dem Zeichen Al versehen sein.” Der 2. Satz 
von $ 12a) bleibt stehen. 
6. VDE 0720/11.43 

$ 7b) Als vorletzten Absatz hinzufügen: Wie vorstehender neuer 
Text zu VDE 0620 $ 101). 
| Infolge vorstehender Änderungen sind folgende Zusätze und Änderun- 
gen von VDE 0603 geplant: 
7. VDE 0608/6.50 

$ 2 Zusatz: „Hierzu gehören auch die Schutzleitungsanschlüsse an 
Gebäusen aus Leichtmetall.” 


$ 4c) Neuer Text: „Klemmenteile, die nicht zur Stromleitung dienen, 
dürfen auch aus Isolierstoff bestehen.“ 

& 5b) Neuer Text: „Klemmen, die gemäß diesen Leitsätzen zum An- 
schluß von Aluminiumleitern geeignet sind, dürfen mit dem Zeichen Al 
gekennzeichnet werden. Außer den Klemmen darf auch im gegebenen 
Falle das Gerät-die Kennzeichnung Al erhalten.” 

$ 6a) 1. und 2. Absatz durch folgenden neuen Text ersetzen: „Die 
Prüfung besteht aus den Teilprüfungen gemäß Tafel I. Die Teilprüfungen 
1 bis 3 sind jeweils an besonderen Prüflingen vorzunehmen, die Teilprü- 
fung 4 mit Prüflingen der Teilprüfung 2.° 5 

Der 3. Absatz bleibt unverändert. 

Der 4. Absatz erhält folgenden neuen Text: „Die Teilprüfung 3 ist zu- 
sätzlich an Klemmen oder Klemmenteilen, sofern sie aus Stahl bestehen, 
durchzuführen. Die Teilprüfung 4 ist bei Leichtmetallgehäusen mit Schutz- 
leitungsanschluß zusammen mit dem angrenzenden Teil des Leichtmetall- 
gehäuses vorzunehmen.” 

Der Absatz 5 bleibt unverändert. 


Tafel I, geänderte Fassung: 


1 2 3 4 
Teilprüfung Zahl d. Prüflinge Art der Prüfung N 
1 5 mechanische Prüfung 7 
2 10 elektrische Pıülung 8 
3 5 Rostschutzprürung 9 
4 5 Korrosionsprüiung 10 


$ 6b) Neuer Text: „Für die Prüfung von Schutzleitungsanschlüssen an 
Leichtmetallgenäusen sind die Teilprüsungen 1l, 2 und 4 mit Kupserleitern 
durchzuiünıen, wenn die Anscllusse nur zum Ansmluß von Kupierlei- 
tungen bestimmt sind. Ihr Querschnitt muß dem Nennstrom des Gerätes 
entsprechen, mindestens aber 4 mm? betragen. Soll ein solcher Anschluß 
aum zum Ankıemmen von Aluminiumieiteın geeignet sein, wobei er ge- 
mäß $ 5b) mit Al gekennzeichnet werden darf, so sind die Teilprütungen 1 
und 2 mit Aluminiumleitern und die Teilprüfung 4 mit einem Kupterlei- 
ter gemäß vorstenenden Angaben vorzunenmen. 

rür die Prüung aller übıigen Klemmen sind (für die Teilprüfung 1 
und 2) Aluminiumleiter zu verweuden.* 

Es tolgt der ursprüngliche Text von b). 

$ 8b) Die Absätze 1 und 2 sind durch folgenden neuen Text zu erset- 
zen: „Für die Prüsung von Schutzleitungsanswlüssen an Leichtmetallge- 
häusen ist das Gehäuse mit einem zweiten Leitungsanschluß, soiern die- 
ser nicht beıeits vorhanden ist, zu versehen, z. B. nach Bild 1, um den 
Meßstrom über die zu pıüsende Klemmstelle leiten zu können. Hierauf 
sind die Gehäuse zweckmäßig in Reihe zu schalten. Für die Prüfung aller 
übıigen Klemmen sind die Klemmen ebenfalls in Reihe zu schalten, z. B. 


` nach Bild 2°. 


Für die Prüfung mit Aluminiumleitern sind die Enden der Leiter 


“unmittelbar vor der Prüfung abzuschaben und mit neutraler Vaseline zu 


fetten.“ 

$ 8f) Der 1. Absatz erhält folgenden neuen Text: „Vor der ersten 
Erwärmung sowie nach der 10. und 25. Abkühlung nach e) ist der Span- 
uunysabiall zu messen. Bei 
der Pıüiung von Smutzlei- 
tungsanschlüssen an Leicht- 
metallgehäusen ist hierbei 
der l,25tachħe Nennstrom 
des Gerätes über die 
Klemmstelle zu leiten. bei 
der Pıü:ung aller übrigen 
Klemmen ist der tür die an- 
gesmlossenen Leitungen 
höchstzulässige Dauerstrom 
nach Tafel III über die 


reer Klemmen zu leiten. Der 
Abgritf des Spannungsab- 
(IN I falles hat an Stellen zu er- 
| -——> folgen, die nicht auf dem 


Stıompfad liegen (siehe Bild 
1 und 2). 

Der 2. seitherige Absatz bleibt unverändert. 

Der 3. seitherige Absatz erhält folgenden neuen Text: „Anschlie- 
Bend ist der Spanuungsabıall zu messen. Bei Schutzleitungsanschlüssen 
an Leichtmetallgehäusen darf der Spannungsablall bei keiner Messung 
mehr als 3 mV je Leitungsanscluß betragen. Bei allen übrigen Klemm- 
verbindungen darf der Spanuungsabiall bei keiner Messung höher als 
7 mV je ubergangsstelle sein.” 

Der seitheiige 4. Absatz bleibt unverändert. 

$ 10 (neu) Korrosionsprülung. — „Die Prüfung der Schutzleitungsan- 
schlüsse an Leichtmetallgehäusen auf Korrosionssicherheit ist mit be- 
triebsmäßig angesmlossenen Kupierleitungsquessannitien gemäß $ bu, nach 
DIN 4853 „Prünung von Leidhtmetallen au: Seeklima- und Wasserbeständig- 
keit” durchzutühren. Hierbei kann entweder das in DIN 4853 BI ange- 
gebene Sprühveriahren oder dus in DIN 4853 BII beschriebene Wechsel- 
tauchveriahren angewandt werden. Zur Beurteilung des Prütergebnisses ist 
ein Stück einer Aluminiumlegierung der Gattung Al—Si (11... 13%e Si, 
Rest Al), das eine glatte Oberiläme besitzen muß, der gleichen Prüfung 
zu unterziehen. Die Prüfdauer soll 240 h betragen. Beim Wechseltauch- 
versuch sind während dieser Zeit die Prüflinge jeweils 5 min in Abstän- 
den von 30 min zu tauchen. Unterbrechungen der Prüfung sind statthaft. 
Nach der Prütung sind die Prüllinge zur Entfernung von Korrosionsproduk- 
ten und Kochsalzablagerungen 8 h in destilliertem Wasser zu lagern und 
dann kräftig abzuspülen. bie Klemme und inıe Umgebung darı niernan 
keine stärkere Korrosion erkennen lassen als das der gleichen Prüfung 
unterworıene Stück der Aluminiumlegierung Al—Si. Ferner darf nad 
der Korrosionspüsung der Spannungsabtall an der Klemmverbindung höch- 
stens 50/» höher sein als vor der Korrosionsprüfung.” 

Es ist geplant, diese Änderungen und Zusätze zum 1. 4. 1951 in Kraft 
zu setzen. 

Einsprüce können bis zum 15. 12. 1950 bei der VDE-Vorschriftenstelle 
eingereicht werden. 

Der Kommissionsvorsitzende 

Sessinghaus 


° Bild 2 ist die seitherige Abbildung 1. 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


634 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 1950 


SITZUNGSKALENDER 


ETV Aachen, Weberstr. 57 
16. 11. 50, 18.00, Rogowski-Institut d. TH., kl. Hörsaal: „Aktuelle Fragen 
bei der Elektrifizierung von Bahnen”, Prof. Dr.-Ing. H. Ko- 


ther, Köln. 

ETV Berlin, Bin.-Charlbaq., Bismarckstr. 33 

23. 11. 50, 18.15, Hörsaal 301 d. TU.: „D. Elektronenoszillograph in der Stark- 
und Schwachstromtecnik”, Dr. v. Ferroni, Berlin. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbg. 1, Gerhart-Hauptmann-Platz 48 

30. 11. 50, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „Meßwandier im modernen Netz- 
betrieb“, Dipl.-Iag. Heitmeier, Stuttgart. 

ETG Hannover, Bischofsholer Damm 70 

21. 11. 50, 18.15, Hörsaal 42 d. TH.: „Gefährliche Ströme und Spannungen“, 
Prof. Dr.-Ing. Löbl, Essen. 

5. 12. 50, 18.15, Ort wie vor: „Entwicklungsrichtung im Betriebsfernmelde- 
wesen der Mittelspannungsnetze”, Dr.-Ing. Dennhardt, 
Hannover. 

ETV Mittelbaden, Karlsruhe, Lessingstr. 16 

21. 11t. 50, 19.00, Engelbert Arnold-Hörsaal d. TH.: „Entwicklung ober- 
flächengekühlter Drehstrommotoren”, Dr.-Ing. Weishei- 
mer, Nürnberg. 

28. 11. 50, 16.00, TH.: „Brände und Unfälle durch den elektr. Strom und 
ihre Verhütung”, Baurat Dipl.-Ing. P. Schnell, Münster. 

VDE-Bezirk Köln, Köln-Riehl, Amsterdamerstr. 192 

24. 11. 50, 17.30, Staatl. Masch.-Bauschule UÜbierring 48: „Die Anwendungs- 
möglichkeit der Raman-Spektralanalyse in der Isolierstofftech- 
nik”, Dr. Wörner, Nürnberg. 

8. 12. 50, 17.30, Ort wie vor: „Energiegewinnung aus Atomkernen, Physi- 
kalishes und Zukunftsaussichten”, Prof. Dr.-Ing. Fucks, 
Aachen. 

VDE-Bezirk Schleswig-Holstein, Kiel, Gartenstr. 6 

5. 12. 50 in Neumünster: I. Besichtigung der Schaltgerätefabrik der AEG 
und Vortrag über deren Entwiclung; 2. Vortrag „Niederspan- 
nungsschaltgeräte”. 

ETV München, Mchn. 2, Blumenstr. 28 

20. 11. 50, 18.00, Hörsaal 186 d. TH.: „Versuche zur Steuerung von Gas- 
entladungen“, Prof. Dr.-Ing. W. O. Schumann. 

VDE-Bezirk Bergisch-Land, Wuppertal, Wpt.-Elberfeld, Neumarktstr. 52 

5. 12. 50, 18.00, Stadtbücherei: „Neue Entwicklungen auf dem Gebiet dei 
Tonaufzeichnung unter besonderer Berücsichtigung des Ma- 
gnetton-Verfahrens”, Dr.-Ing. Schepelmann, Hamburg. 

Haus der Technik, Essen, Hollestr. 19 

1. 12. 50, 16.30, Vortragssaal im HdT.: „Zur Psychologie der schöpferischen 
Techniker”, Prof. Dr. S. Behn, Bonn. 


PERSONLICHES 


Hans Geiger tł 


Vor 5 Jahren, am 24. September 1945, starb in Potsdam 
Hans Geiger. Er war am 30. September 1882 in Neu- 
stadt/Rheinpfalz geboren worden. 1906 bis 1912 war er Assi- 
stent von Lord Ruther- 
ford und Assistent an der 
Universität in Manchester, 
dann bis 1925 Professor und 
Mitglied der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt 
in Berlin-Charlottenburg. 
1924 habilitierte er sich in 
Berlin und wurde 1925 or- 
dentlicher Professor für Ex- 
perimentalphysik an der Uni- 
versität Kiel. 1929 ging er 
an die Universität Tübingen 
und später zur T. H. Berlin. 

Das nach Geiger benannte 
Elektronen-Zählrohr, das erst 
jetzt im beginnenden „Atom- 
zeitalter“ in unzähligen 
Stücken gebraucht wird, hat 
er 1928 bekanntgegeben, 
seine ersten Versuche hierzu gehen aber schon auf das Jahr 
1908 zurück. Eine ausführlihe Würdigung seiner wissen- 
schaftlichen Laufbahn stand in den Naturwiss. 30 (1942) S. 
593 anläßlich seines 60. Geburtstages. Fh 


Francis Lydall ?. — Der Erfinder der mehrphasigen Wender- 
Maschine mit ausgeprägten Polen (Engl. Patent 13033 vom 
Jahre 1901) ist am 15. Aug. 1950 im Alter von 78 Jahren in 
England gestorben. Seine Maschine wurde — durch A. 
Scherbius verbessert — mit großem Erfolg in die Regel- 
technik der Drehstrom-Induktionsmaschine eingeführt!. Für 
viele Aufgaben ist sie hier unentbehrlich. J. Ko. 


Georg Dettmar ?. — Wie wir soeben erfuhren, ist Prof. 
Dr.-Ing. e. h. Georg Dettmar am 28. Oktober in Bücke- 
burg zur letzten Ruhe gebettet worden, nachdem er am 
14. Okt. noch den 79. Geburtstag hatte feiern können. Seite 


'vgl. Rüdenberg,Scherbius: ETZ 32 (1911) S. 1067. 


624 dieses Heftes enthält einen Beitrag aus 'seiner Feder, 
der nun ein letzter Gruß an die Leser der ETZ geworden 
ist. Dettmar war von 1905 bis 1921 Generalsekretär des VDE, 
seit 1941 sein Ehrenmitglied. Seiner Verdienste um die Elek- 
trotechnik werden wir noch in einem Nachruf gedenken. 


Harald Schering 


Am 25. November begeht Professor Dr. phil. Harald 
Schering seinen 70. Geburtstag. In seiner Geburtsstadt 
Göttingen studierte er Mathematik und Physik, ergänzte 
seine Studien durch Belegen von Vorlesungen an der T. H 
Darmstadt und schloß seine Ausbildungszeit mit der Pro- 
motion zum Dr. phil. in Göttingen ab, nachdem er bereits 
1903 Assistent am dortigen Geophysikalischen Institut ge- 
worden war. Seine weitere Laufbahn brachte ihn in engste 
Berührung mit der Technik, der er dann treu blieb. 1905 
gab er seine Tätigkeit als Assistent auf und wurde Wissen- 
schaftliher Hilfsarbeiter im Starkstromlaboratorium der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Charlotten- 
burg. Nach 5 Jahren wurde er zum ständigen Mitarbeiter 
und 1919 zum Mitglied der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt ernannt. Der Ernennung folgte sehr bald auch die 
Ernennung zum Professor und die Übertragung der Leitung 
des Wechselstromlaboratoriums. Sein Hauptinteresse galt 


schon bei der PTR der Hochspannungstecdnik, die ihm e:ne 
außerordentliche Förderung verdankt. 
durchgeführte Entwicklung von Brücken zur Bestimmung de; 
Fehlerwinkels bei Meßwandlern und zur Messung des \ei- 


triebsmäßig einfach durchzuführende Bestimmung dies 


Größen wohl kaum so schnell das Allgemeingut aller ws . 
senschaftlich und praktisch arbeitenden Ingenieure in dè: 
Die Schering-Brücke ist zu einem inte- 


Welt geworden. 


national feststehenden Begriff geworden. Seine weite:e: 


Arbeiten umfassen vor allem meßtechnische Probleme, wè 


die Entwicklung von Normalkondensatoren, von Weds®- 
stromwiderständen für hohe Spannungen und Ströme, Ncr- 
malien für Selbstinduktionen u. dgl. Das Zählerwesen >! 
durch ihn erheblich gefördert worden. Der Verband Dev“ 
scher Elektrotechniker gedenkt in Dankbarkeit seiner tä:- 
gen Mitarbeit in den VDE-Kommissionen für Isolierstolt 
Meßwandler und Zähler, denen er seinen reichen Er: 
rungsschatz hat zugute kommen lassen. Im Sommerse=" 
ster 1927 übernahm er die ordentliche Professur für alist 
meine Elektrotechnik und Hochspannungstechnik an de! .- 
H. Hannover, und damit begann ein weiterer fruchtbring®” 
der Abschnitt seines wissenschaftlichen Schaffens. In dies“! 
Zeit entstand auch der Neubau eines Hochspannungsin® 
tutes, das, aus den Erfahrungen Harald Scherings herz: 
geschaffen, die Möglichkeiten für weitreichende Forss? 


Ohne die von ihz 


-Justfaktors von Dielektriken wäre die zuverlässige und te 


gen gibt. Eine große Reihe von Veröffentlichungen aus d2 
von ihm geleiteten Institut zeigt nicht nur die eigene sd? 


ferische Kraft, sondern auch die befruchtende Wirkung $®" 
ner Lehrtätigkeit. Wenn manche Veröffentlichungen utt- 


15. November 1950 


seinem Namen gemeinsam mit Mitarbeitern erschienen sind, 
so zeigt das die innere Größe eines Mannes, der es als 
seine hohe Pflicht als Hochschullehrer ansıeht, die geistige 
Mitarbeit seiner Schüler und Mitarbeiter nıcht nur voll zur 
Geitung kommen zu lassen, sondern darüber hinaus ihnen 
dura Mitnennung seines in der Fachwelt bekannten Na- 
mens den Start ın dıe Reihen der Wıssenschatt unter gün- 
sugen Bedingungen zu ermöglichen. Die deutschen Eiekıro- 
temniker verbinden mit den herzlichsteen Gluckwuusmen 
zum 70. Geburtstage den autrichtigen Wunsch, daß es dem 
Jubilar vergöunt seın möge, noch ıecht viele Jahre in guer 
Gesundheit zu vereben. Harald Müller 


Auszeichnungen. — Die T. H. Stuttgart verlieh die Wür- 
de eines Dr.-Ing. e. h. an Hans Faic Cannadan (bei J. M. 
Voith, Heidenheim) in Anerkennung seiner Leistungen der 
Erforschung und Weiterentwicklung von schnellaufenden 
Wasserturbinen. 


Hochschulnachrihten. — Dr.-Ing. Rih. Kümmich 
wurde an der T. H. Stuttgart zum Diätendozenten mit der 
Lehrbefugnis für „Hochrequenztechnik u. Theoretische 
Elektrotechnik” ernannt. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


| DK 530.145 (023.12) 
Einführung in die Quantenphysik. Von Dr. Horst Teich- 
mann. 2. Aufl. (Mathematisch-physikalische Bibliothek, 
Rh. IL). Mit 104 S., 44 B., Format 13,519 cm. B. G. Teub- 
ner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1950. Preis kart. DM 4,20. 

Der Verfasser versucht, den Leser des vorliegenden klei- 
nen Buches in die Welt der Quantenphysık eınzuiuhren. 
Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung, die unmerk- 
lich in die Behandlung des eigentlichen Stoffes übergeht, be- 
saäftigt sich das zweite Kapıtel mit dem Dualismus von 
Welle und Korpuskel. Der Leser erfährt die Hasenöhrl- 
Einsteinsche Energie-Masse-Äquivalenz, er lernt, daß die 

Masse keıne Konstante ist, sondern von der Geschwindig- 
keit abhängt, und sieht die Zuordnung von bewegter Masse 
und Wellenbewegung. Nach einigem Verweilen bei den 
modernen physikalischen Theorien von de Broglie, 
Schrödinger und Heisenberg beschäftigt sich das 
nachste kapitel mit den Elektronen, wobei den Beugungs- 
versuchen und der Elektronenoptik einige Seiten gewidmet 
sind. Hier findet man auch die Leitfähigkeit der Festkö,per 

‚behandelt, die ohne die moderne Quan.enphysik, insbe»son- 
dere die Fermistatistik nicht zu verstehen ist, und die letz- 
ten Seiten dieses Kapitels behandeln die Glühelektronen- 

emission. Die für den Physiker interessanten Vorgänge der 

Anregung und Lichtemission von Atomen, damit zusammen- 
hängend der Aufbau der Atomhülle und die Deutung des 
pesiuvdischen Systems, bilden den Inhalt des vierten Kapi- 
tels, während der nächste Abschnitt der Physik des Atom- 
kerns gewidmet ist. Das letzte Kapitel scnließlich behan- 
delt mit den Beziehungen zwischen Quant und \värmestrah- 
lung alle die Erscheinungen, die im eigentlichen Sinne an 
der Wiege des Quantenbegriffes standen. Messungen der 
Energieverteilung am idealen Wärmestrahler zwangen Max 
Planck im Jahre 1900, das Quantenpostulat zu erheben. 
Wenn er auch von stark formal-mathematischen Erwägun- 
gen ausging, so ließ die physikalische Interpretation nıcht 
lange auf sıch warten. Der Quantenbegriff wurde in Kürze 
zu einem der fruchtbarssten in der Natuiwissenschaft und hat 
spez.ell in der theoretischen Physik eine ungeheure Revo- 
lution eingeleitet. 


Der Verfasser versteht es, unter weisem Verzicht auf 
formale Ableitungen und ohne die Geduld seiner Leser auf 
die Probe zu stellen, eine Einführung in die Welt der moder- 
nen Physik zu geben. Die eingehende Lektüre der vorlie- 
genden Schrift kann nicht nur dem Lernenden empfohlen 
werden; auch der Lehrer wird sie gern im Unterricht benut- 
zen und der im Berufsleben stehende Ingenieur wird sie mit 
Gewinn zur Hand nehmen. Der Physiker wünscht sich viel- 
leicht eine stärkere Betonung der begrenzten Anwendbarkeit 
der einzelnen Modellvorsteilungen gerade im Hinblick auf 
den unbefangenen Leserkreis. 

Dem Büchlein ist es zu wünschen, daß diese zweite Auf- 
lage ebenso große Resonanz findet wie die erste. 

J. Euler 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


635 


DK 539.15 (022.5) 


Einführung in die Kernphysik. Von W. Riezler. 4. Aufl. 
Mit 310 S., 134 B., Format 16X24 cm. Hermann Hübener, 
Verlag, Berlin, Buxtehude 1950. Preis kart. DM 16,—, Glw. 
DM 17,50. 

Die Physik des Atomkerns entwickelt sich in der letz- 
ten Zeit (seıt der 3. Autl. des Rıezlershen Buches sind 6 
Jahre verstrichen) mit einer tür den Außenstehenden gera- 
dezu beängstigenden Geschwindigkeit. Umsomehr ist es zu 
begrüßen, da nunmehr das Bum von Riezler in neuer 
erweiterter Auflage erschienen und damit auf den neuesten 
Stand gebracht ist (einzeine kapıtel, wie z. B. das über den 
Uranbrenner, mußten dabei völlıg neu geschrieben werden). 
Der Inhalt gliedert sich nach eınem einiuhreuden Absannitt 
in folgende napitel: Eigenschaften des Atomkerns (Isotopen- 
trennung, Spin, maguetisches und elektrisches Moment, 
Kernisomerie). — Radioaktivität (Zerfallsgesetze, Gamovsches 
Kernmodell, Termsystem des Kerns, Neutrinohypothese). — 
Keinreaktionen (Reaktionstypen, Energieiönung, Neuronen, 
kKernumwandlungen durch neutrale und geladene Teilchen, 
Kernspaltung, Kosmos). — Aufbau der Atomkerne (klemen- 
tarteiichen, Systematık der kerne, Kernautbau). — Meıhoden 
der kernunteisuchung (natürliche Teilchen, Beschleunigung 
von Ionen, Uranbreuner, Methoden zum Nachweis una zur 
Energiemessung). — Anwendungen der Kernphysik (Indika- 
to,meınoue, Anwendungen der Kermumwandıung, Neutro- 
nen, Energieerzeugung). — Den Abschluß bilden eıne Anzahl 
sehr instruktiver und sorgfältig aufgestellter Tabellen, von 
denen besonders die austunrlime Zusammenstellung der sta- 
bilen und in der Natur vorkommenden radıoaktıven Isotope 
der Elemente, die Zusammensteliung der künstlich radioak- 
tiven Stotte und der zu ihnen tühreuden Kernreaktionen so- 
wie die lalel aller heute bekannien stabilen und radıoakti- 
ven lsotope mit ihrer Häufigkeit und ihren Eigenschatten 
in der bekannten Abhängigkeit von Neutronen-, Protonen- 
und Massenzahl erwähnt seıen. 

Das Buch dient daher nicht nur der angestrebten Einfüh- 
rung in die kernphysık tür den diesem Geviet FLernerstehen- 
den, sondern auch als bequemes Nachschlagewerk tur alle, 
deren Arbeit mit der Kernphysık irgendwie zusammenhängt. 
Bei der außerordentlichen Fülle des Stottes muß man dıe ge- 
schickte Auswahl und die wo nur immer möglıch anschauliche 
Darstellung des Verfassers bewundern. Lie moderne Ent- 
wicklung der Kernphysık stellt gerade auch dem Ingenieur 
und Elektrotechniker eine Fülle neuartiger Probleme und 
er wird diese nur bewältigen können, wenn er wenigstens 
in großen Zügen auch über die physıkalischen Vorausseizun- 
gen und Erfordernisse orientiert ısı, die zu diesen Probiemen 
gehören. Das vorliegende Buch erfüllt diesen Zweck in 
idealer Weise und düitie Z. Zt. außerdem das einzige Werk 
dieser Art in deutscher Sprache sein; es bedarf daher keiner 
besonderen Emptehiung und sein schon jetzt großer Leser- 
kıeis wird sich ständig erweitern. R.Kkollath 


DK 512.99 (023.4) 
Vektoranalysis. Von R. Gans. (Teubners Mathematische 
Leitfäden. Bd. 16.) 7. Aufl. Mit 120 S5., 44 B., Format DIN 
A 5. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1950. Preis 
kart. DM 5,%. 

Die bekannte Darstellung der Vektoranalysis liegt nun- 
mehr in 7., durchgesehener Auflage vor, die W. Stein be- 
sorgte. Der Inhait umfaßt die Eiemente und die Differen- 
tialoperationen der Vektoranalysis, krummlinige Koordina- 
ten, Vektosızerlegungen und mechanische Deiormationen, 
Tensoren und swnließlich in einem besonderen Kapitel An- 
wendungen aus der Hydrodynamik und der Elektrodynamik. 
Die bei aller Kürze vorbildlich klare und eindringliche Dar- 
stellung, die Fülle technisher und physikalisher Anwen- 
dungen und nicht zuletzt die übeisicnuicue Formeltabelle am 
Ende des Buches werden dieser Vektordarstellung erneut 
ihre Beliebtheit sichern. U. Graf 


DK 537.1 (023.5) 
Die Maxwellsche Theorie in veränderter Formulierung. Von 
L.Kneißler. Miıt 51 S., Format 14122 cm, Springer-Ver- 
lag, Wien 1949. Preis kart. DM 6,—. 

Die Charakterisierung des elektromagnetischen Feldes 
in Gegenwart von Materie durch die Vektoren €, 9 und die 
Materialgrößen € und # versagt häufig, da sich die Materie 
nicht immer durch ein eindeutig definiertes und vom Feld 
unabhängiges € bzw u beschreiben läßt. Besonders augen- 


636 


fällig ist dies bei den ferromagnetischen Medien. Eine Cha- 
rakterisierung, die diesen Nachteil nicht besitzt, geschieht 
durch die vier Vektoren €, D; B, 9 oder auch €, P; BY, M 
(B = Polarisation, M = Magnetisierung). Der Verfasser 
schlägt nun vor, statt dessen das elektromagnetische Feld 
durch die Grundgleichungen der Elektronentheorie zu be- 
schreiben, wobei diese aber in makrophysikalischer Weise 
zu deuten sind, d. h. die Feldstärken, Ladungsdichten und 
Ströme sind als Mittelwerte der entsprechenden Größen der 
Elektronentheorie über Raumgebiete, die hinreichend viele 
Atome enthalten, zu verstehen. Man kommt so zu einer 
gleichwertigen Formulierung der Gesetze des elektromagne- 
tischen Feldes; die anschauliche Deutung schließt sich jedoch 
mehr an die Vorstellungen der Elektronentheorie an. Eine 
Theorie der Dielektrizitätskonstanten und der Permeabilität 
in materiellen Körpern ist natürlich auf dieser Grundlage 
nicht möglich, da die Maxwellsche Theorie in dieser verän- 
derten Formulierung eben doch eine Kontinuumstheorie ist: 
dazu wäre die Atomtheorie heranzuziehen. J. Meixner 


DK 538.56.01 (023.5) 
Zur mathematischen Theorie elektromagnetischer Schwingun- 
gen. Von C. Müller. Mit 56 S., 5 B., Format DIN A4. 
Akademie-Verlag, Berlin 1950. Preis geh. DM 7,—. 

Das allgemeine Beugungsproblem für elektromagnetische 
Wellen kann man etwa so formulieren: Auf einen Körper 
mit der Dieiektrizitäiskonstanten € (= £9) und der Permeabili- 
tät 4 (+ #0), wo € und u auch noch vom Ort abhängen kön- 
nen, fällt eine elektromagnetische Welle. Wie sieht die ge- 
streute Welle aus, d. h. welche Richtungsverteilung der Streu- 
intensität und welche Polarisationsverhältnisse liegen in ihr 
vor? Um diese Frage herum gruppieren sich die Untersuchun- 
gen des Verfassers. Sie sind wesentlich mathematischer Na- 
tur; es wird die Existenz einer Lösung des Beugungsproblems 
bewiesen und ihre Eindeutigkeit unter der physikalisch 
selbstverständlichen, aber mathematisch besonders zu formu- 
lierenden Bedingung gezeigt, daß die Streuwelle in großer 
Entfernung einer vom Körper wegeilenden Welle entspricht. 
Zur Durchführung der Beweise wird eine scheinbare Strom- 
verteilung als Ersatz für den beugenden Körper eingeführt 
und für diese eine Integralgleichung aufgestellt. Solche 
scheinbaren Stromverteilungen sind aber nicht nur ein ma- 
thematisches Hilfsmittel; sie sind in der großen Zahl der 
Arbeiten, die in den letzten Jahren zum Beugungsproblem 
erschienen sind, häufig mit Erfolg angewandt worden. 

J. Meixner 


DK 621.385.833 (023.3) 


Das Elektronenmikroskop. Von R. Rühle. 168 S., 26 B, 
Format 12,5\19,5 cm. Curt E. Schwab, Stuttgart 1949. Preis 
geb. DM 5,80. 

Der bekannte Elektronenmikroskopiker der Bosch-Werke 
hat mit diesem Buch eine vorzügliche Einführung in das Ge- 
samtgebiet der Elektronenmikroskopie geschrieben. Das Buch 
ist in erster Linie für Ärzte, Biologen und Metallographen 
bestimmt, wird aber auch von Fachleuten wegen der geschick- 
ten Darstellung mit Genuß gelesen werden. Ohne Übertrei- 
bung darf man Rühles Buch als eine der besten in deut- 
scher Sprache erschienenen allgemeinverständlihen Dar- 
stellungen bezeichnen. Im ersten Teil des Buches werden 
die Gesetze und Grenzen der Lichtoptik und des Lichtmikro- 
skops geschildert, anschließend folgt eine Darstellung der 
Optik der Elektronenstrahlen. Der dritte Teil beschreibt die 
bekannten Elektronenmikroskope von Siemens, AEG, Robert 
Bosch G. m. b. H. und M. v. Ardenne. Im anschließen- 
den Teil wird die Anwendung des Elektronenmikroskops 
auf den Gebieten der Medizin, Biologie, Chemie, Physik und 
Technik eingehend dargestellt. Vorzügliche Bilder zeigen 
die Leistung der modernen Elektronenmikroskope. 

H. Vatter 


DK 537.311.4 (022.4) 


Electric Contacts. Von Raqanar Holm. Mit 398 u. 16 S., 
148 B., Format 16X23 cm. Hugo Gebers Förlag, Stockholm 
1946. Preis skr. 45,—. 

Die Kontaktlehre ist ein Wissensgebiet, dessen Bedeu- 
tung für die Stark- und Schwachstromtechnik zunehmend 
wichtiger wird; Schalter, Relais, Klemmen, Mikrophone, Kol- 
lektoren und Detektoren sind unentbehrliche, ständig zu ver- 
vollkommnende Konstruktionselemente. Das Problem des 
Kontaktes zuerst erkannt und die wesentlichsten Forschun- 
gen über seinen Mechanismus beigetragen zu haben, ist 
vornehmlich das Verdienst von Ragnar Holm. Er brachte 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195) 


einerseits die unentbehrlichen allgemeinen pysikalischen 
Vorkenntnisse für diese komplizierten Effekte mit und hatte 
anderseits durch seine 2 Jahrzehnte währende Tätigkeit ım 
Siemens-Konzern Einblick in die praktischen Fragen und Er- 
fahrungen. Das Haus Siemens hat ihm die ausscließlihe 
Beschäftigung mit der technischen Physik der Kontakte er- 
möglicht, als deren Frucht er 1941 seine Monographie „Die 
technische Physik der elektrischen Kontakte” (Verlag J ` 
Springer, Berlin) vorlegte.e. Man kann die Bedeutung dieses 
einzigartigen Standardwerkes nur so kennzeichnen, daß es 
zu einer Art Bibel in allen technisch interessierten Länden 
geworden ist. | 

Nachdem das Werk hier vergriffen war und die Möc- 
lichkeit einer deutschen Neuauflage zunächst nicht bestand, 
hat R. Holm 1946 in seiner Heimat Schweden eine Neu- 
auflage in englischer Sprache verfaßt, die sich in Text und 
Illustrationen sehr eng an die Erstauflage hält, dabei abe: 
die neuesten Fortschritte berücksichtigt. So konnte er be 
sonders das umfangreiche Zahlenmaterial verwerten, das 
während des Krieges in Deutschland von einer Arbeitsge- 
meinschaft unter der Leitung der PTR gewonnen und bisher 
nicht veröffentliht wurde. Die Notwendigkeit, bestimmte 
Mangelwerkstoffe einzusparen, hat u. a. wertvolle Einze:- 
heiten über die Grob- und Feinwanderung in Kontakten er- 
bracht. | 
So wird das Wiedererscheinen des Buches nicht nur alles 
Elektro-Ingenieuren, sondern auch den Physikern willkon- 
men sein, die sich neuerdings zunehmend mit der Grunc!e- 
genforschung auf diesem schwierigen Grenzgebiet befassen 
und die in diesem Werk wieder viel mehr finden, als de: 
Titel verspriht. Wenn inzwischen die Kontaktforscun: 
weitere bedeutende Fortschritte z. B. über den Mecdan:s- 
mus der Feinwanderung gemacht hat, so ist dies nicht zu- 
letzt auf Holms den bisherigen Wissensstand präzisierende 
Monographie zurückzuführen. Der Verlag Gebers hat dem 
Buch eine ausgezeichnete Ausstattung gegeben. | 

E. Justi 


DK 621.31 (022.3) 
Elektrische Starkstromanlagen. Von E. Kosack. 11. Auf. 
Mit 356 u. XII S., 320 B., Format 15,5X23,5 cm. Springer-Ver- 
lag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. DM 125 
geb. DM 15,—. 

Das Buch liegt nunmehr in der elften Auflage vor, e.? 
Zeichen dafür, daß der gewählte Weg, in die Grundbeg:t.:- 
der Elektrotechnik unter Verzicht auf die mathematische B:- 
handlung einzuführen, viele Freunde gefunden hat. Von ce: 
Grunderscheinungen und Gesetzen des Gleich- und Wechse:- 
stromes führt der Verfasser über die elektrische Meßtechn:i 
zur Arbeitsweise, dem Aufbau und dem Betriebsverhait:! 
der Gleichstromerzeuger, Gleichstrommotoren, Weds>.- 
stromerzeuger, Transformatoren, Wechselstrommotoren. Uz- 
former und Stromrichter. Besondere Abschnitte sind den B> 
triebsfragen und der Untersuchung von elektrischen Mast: 
nen gewidmet. Die Energiespeicher und Fragen der elek:.. 
schen Beleuchtung sind eingehend behandelt. In einem r 
fangreichen Abschnitt „Verteilung der elektrischen Ene:rc::' 
werden die Stromverteilungssysteme, das Leitungsnetz, $- 
cherungen und Schalter für Nieder- und Hochspannung °- 
arbeitet. Es folgt der Überspannungsscutz. Abschnitte üW-: 
Hausinstallationen, Isolationsprüfung elektrischer Aniac-: 
und besondere Schutzmaßnahmen gegen persönliche Geter- 
dung scließen dieses Kapitel. — Zahlreihe Schaltr.::: 
erläutern das Kapitel, das den Zentralen und Unterstaticz:: 
gewidmet ist. 

Der Verfasser hat sich mit gutem Erfolg bemüht. a: 
die Neuerungen auf elektrischem Gebiet in seinem Bud r: 
verarbeiten. Es wäre zu begrüßen, wenn in der nächsten A» 
lage auch die Schaltzeichen und Schaltbilder den heute g> 
bräuchlichen Normen angepaßt würden. H.Rengier 


DE 621.3.01 8232 
Elektrotechnische Grundlagen. Von H. Gruber u. F. P>- 
schenrieder. Bd. I: Gleichstrom. Mit 134 S., 125 B. :- 
Taf. Preis kart. DM 4,50. Bd. II: Wechselstrom. Mit 151 $ 
163 B., 4 Taf. Preis kart. DM 4,50. Franz Ehrenwirt Ver «<< 
13. Aufl. München 1948. 

Wer als Praktiker nicht über große Kenntnisse in d? 
Mathematik verfügt, aber in das Wesen der elektris=:: 
Erscheinungen und ihrer praktischen Anwendungen in Te 
nik, Gewerbe, Landwirtschaft und Haushalt eindringen «.. 
wird dieses zweibändige Werkchen mit gutem Nutzen z- 


- 15. November 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


637 


Hand nehmen können. Es ist aus Vorträgen an Fachschulen 
entstanden, pädagogisch gut durchgearbeitet und entspricht 
den neuesten Vorschriften und Normen des VDE, so daß es 
Teilnehmern an Gesellen- und Meisterkursen, aber auch Stu- 
dierenden an Ingenieurschulen und fertigen Ingenieuren des 
Maschinenbaues oder anderer Zweige der Technik gute 
Dienste leisten wird. 


Allerdings müßten in einer Neuauflage noch einige Klei- 
nigkeiten (z. B. Flüchtigkeitsfehler) beseitigt, neue Begriffe 
wie Wichte statt spezifisches Gewicht eingeführt und neue 
Materialien wie Novokonstantan, Isabellin und andere 
WM-Materialien, kunststoffisolierte Leitungen usw. erwähnt 
werden, die in neuerer Zeit viel angewendet werden. 

P.Silberbach 


DK 621.317.785/787 (022.2) 
Die Elektrizitätszähler. Von G. Paul. Mit 314 S., 261 B, 
zahlr. Taf., Format 15,5X23 cm. Frankh’sche Verlagshand- 
lung, Stuttgart 1950. Preis Hlw. DM 25,—. 

Es ist zu begrüßen, daß sich der Verfasser der Mühe 
unterzogen hat, das „Handbuch für die Praxis des Zähler- 
fahmannes” in einer zweiten erweiterten Auflage dem neue- 
sten Stand der Technik anzupassen, denn auch auf dem Ge- 
biet der Elektrizitätszähler sind trotz des entwicklungshem- 
menden Einflusses des Krieges im letzten Jahrzehnt bedeu- 
tende Fortschritte zu verzeichnen, besonders was die Prü- 
fung und Eichung der Zähler betrifft. Als Erweiterung der 
ersten Auflage wurden die modernen Prüfamtseinrichtun- 
gen, wie die Spannungskonstanthalteeinrichtung, neue Eich- 
verfahren, Meßwandlerprüfanlagen u. a. m. aufgenommen. 

Das Buch ist in erster Linie für Mechaniker, Eicher, Re- 
visoren, Uhrmacher und Monteure bestimmt, die in den 
Prüufabteilungen der Elektrizitätswerke und den Prüfämtern 
mit der Instandsetzung und Prüfung der Zähler beschäftigt 
sind, und ist geeignet, diesen Personen in einfacher und an- 
schaulicher Weise die Wirkungsweise der Zähler und Tarif- 
geräte sowie der bei der Prüfung verwendeten Meßgeräte 
verständlich zu machen und sie mit den notwendigen Meß- 
verfahren und Berechnungen vertraut zu machen. Dem Zweck 
des Buches entsprechend wird auf die Theorie, über die ja 
ohnehin eingehendes Schrifttum vorliegt, nicht näher ein- 
gegangen. 

Der erste Abschnitt bringt kurz die notwendigsten elek- 
trotechnischen Grundbegriffe, die, wie später die Eich- und 
Prüfverfahren, mit Zahlenbeispielen erklärt werden. Der 
zweite Abschnitt behandelt das Gebiet der Geräte zur Strom-, 
Spannungs- und Widerstandsmessung mit Zahlenbeispielen. 
Der Hauptabschnitt über die Zähler selbst bringt zunächst 
dıe Gleichstrom-Motor-, Elektrolyt- und Pendelzähler. Der 
Teil über Wechsel- und Drehstromzähler beschreibt auch 
eingehend die Meßwandler-Prüfeinrichtungen. Es folgt die 
Beschreibung der Tarifgeräte mit zahlreichen Lichtbildern 
verschiedener Fabrikate; die Mehrtarif-, Maximum- und Sub- 
traktionszähler, druckende Zählwerke, Festmengengeräte, 
Summenzähler sowie Blind- und Scheinverbrauchszähler. 
Dann folgen die Eicheinrichtungen und -verfahren mit zahl- 
reihen Rechenbeispielen. Auch die Fehlschaltungen werden 
anschließend besprochen. Der Anhang bringt wertvolle Un- 
terlagen in Form von Tabellen und Angaben über den Eigen- 
verbrauch der Zähler. Es besteht kein Zweifel, daß das 
Buch bald bei allen Fachleuten Eingang finden wird. 

W. Beetz 


DK 621.38 (048) 
Electronic Engineering Master Index. Hrsg. J. F. Rider. 
Mit 339 u. XIII S., Format 17X25 cm. Electronics Research 
Publishing Company, New York 1950. Preis US $ 19,50. 


Dieses Buch stellt ein Titelverzeichnis desjenigen Tei- 
les der Elektrotechnik dar, der irgendwie Beziehungen zur 
Elektronenröhre hat, wobei aber verwandte Gebiete mit 
eingeschlossen sind. Die Auslegung ist nicht eng. Neben 
Rohren (Vakuum- und Gasentladungsröhren) sind unter 
einer großen Zahl von Stichworten Arbeiten über die Nie- 
derfrequenz- und Hochfrequenzschaltungen, Hochfrequenz- 
heizung, Antennen, Wellenleiter usw. angegeben. Stark- 
stromtechnik in unserem deutschen Sinne ist weniger be- 
handelt. Das Buch entspricht etwa dem Inhaltsver- 
zeichnis unserer ehemaligen Elektrotechnischen Berichte 
für das oben bezeichnete beschränkte Sachgebiet mit der zu- 
sätzlichen Angabe von Seite und Band der Zeitschrift, in der 
der Artikel erschienen ist. Neben den Arbeiten aus 230 
Zeitschriften sind noch die amerikanischen Patente jeweils 


unter dem entsprechenden Stichwort genannt, und am Schluß 
ist eine kurze Zusammenstellung der in den Jahren 1947 und 
1948 erschienenen Bücher aus vorwiegend amerikanischen 
Verlagen gebracht. Das Buch ist eine Fortsetzung dieser 
Titelsammlung, die seit 1925 durchgeführt worden ist. 

W. Kleinsteuber 


, DK 621.791.052 (022.3) 
Schweißtechnik. Von Dr.-Ing. Erih Sudasch. Mit 543 S., 
457 B., Format 17X24,5 cm. Carl Hanser Verlag, München 
1950. Preis Glw. DM 29,—. 

Die Schweißtechnik ist heute als Fertigungsverfahren in 
der gesamten Industrie nicht mehr wegzudenken. Aus die- 
sem Grunde wird immer wieder nach Büchern verlangt, die 
eine umfassende Darstellung des Stoffgebietes bringen sol- 
len. Das vorliegende Buch entspricht ganz dieser For- 
derung, da es neben ausführlichen Erläuterungen der bis- 
her bekannten Verfahren vor allen Dingen die neueren 
Schweißverfahren, die in den letzten Jahren sehr an Bedeu- 
tung gewonnen haben, behandelt. 

Das Buch ist besonders übersichtlich aufgebaut, was da- 
durch erreicht wurde, daß die nach den Hauptschweißverfah- 
ren eingeteilten Kapitel in sih abgeschlossen dargestellt 
sind. Das Schrifttumsverzeichnis mit seinen über 500 Anga- 
ben ist eine wertvolle Ergänzung. Da auch der Druck und 
die Ausgestaltung des Buches ausgezeichnet sind, wird es 
sich bestimmt eine große Zahl von Freunden erwerben. 

K.Krekeler 


Elektrische Heizeinrichtungen für Industrie und Gewerbe. 
Von W. Schulz. 3. verb. u. erw. Aufl. Mit 163 u. 20 S., 
250 B., Format 15X21,5 cm. Selbstverlag, Frankfurt a. M. 
1950. Preis DM 6,—. 

Aufbauend auf seinen eingehenden Kenntnissen auf dem 
Elektrowärmegebiet hat der Verfasser eine sehr gute Zusam- 
menstellung der wichtigsten Gesichtspunkte für die Kon- 
struktion und die Anwendung elektrischer Heizeinrichtun- 
gen geschaffen. Das Buch ist gegenüber den früheren Auf- 
lagen sowohl in bezug auf die bekannten Erwärmungsver- 
fahren als auch die in der Zwischenzeit in den Vordergrund 
getretenen neuzeitlihen Wege auf den neuesten Stand ge- 
bracht. Die Vielseitigkeit der in dem Büchlein gebrachten 
Anwendungen macht es für denjenigen wertvoll, der in sei- 
nem Betrieb elektrische Heizeinrichtungen anzuwenden be- 
absichtigt. Zahlreiche Schrifttumsangaben vervollständigen 
das Bild, ebenso ein Hinweis auf die VDE-Vorschriften. Eine 
große Zahl von Abbildungen bringt dem Leser den Stoff 
nahe. Harald Müller 


DK 621.396.62 : 621.317.2 (023.1) 
Wie richte ich meine Radiowerkstatt ein? Von Ernst Han- 
nausch. Mit 51 S., 17 B., zahlr. Taf., Format DIN A 5. Fran- 
zis-Verlag, München 1950. Preis kart. DM 3,50. 

Der Verfasser zeigt, wie man einen stationären Rund- 
funkprüf- und Meßplatz für eine Instandsetzungswerkstatt 
aufbauen kann. Das Büchlein wendet sich also nicht an den 
Bastler, wie man nach dem Titel auch vermuten könnte. 

Am ausführlichsten werden die Stromversorgungsein- 
richtungen für den Platz (Konstanthalte- und Regelgeräte für 
verschiedene Gleich- und Wechselspannungen) beschrieben 
und Bemessungsangaben gemacht. Die Meßgeräte selbst 
kommen etwas kurz weg: Man findet nur die Schaltungen für 
einen kleinen Leitungsprüfer und einen einfachen Wider- 
standsmesser. Uber Meßsender und Tonfrequenzgenerato- 
ren werden nur allgemeine Angaben gemacht, der Verfasser 
rät zum Kauf von Industriegeräten. Induktivitäts- und Ka- 
pazitätsmesser werden nicht erwähnt. Eine Schaltung für 
ein Röhrenprüfgerät wird gegeben, beschrieben und durch 
eine Tabelle der Prüfdaten der gebräuchlichsten deutschen 
Röhren ergänzt. 

Wer einen Prüfplatz in einem kleinen Betrieb einrich- 
ten will, findet in dem Heft manchen praktischen Hinweis, 
besonders für die übersichtliche Gestaltung der Schalttafel. 
l B. Vollrath 


DK 389.17 (022.3) 

Normungszahlen. Von O. Kienzle. Mit 340 u. XII S., 

zahlr. B. u. Taf., Format DIN A 5. Springer-Verlag, Berlin, 

Göttingen, Heidelberg 1950. Preis geh. DM 22,50, geb. DM 
25,50. 

Der Name des Verfassers läßt die vorliegende bis zur 

letzten Konsequenz logisch aufgebaute Arbeit erwarten. Er 


638 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 22 


15. November 195: 


bringt darin allgemeine Grundlagen, Geschichte, Wesen und 
Anwendungsmöglichkeiten der Normzahlen in einer Weise, 
die sowohl dem Lernenden als auch dem Ingenieur das Ver- 
ständnis für dies auf den ersten Blick recht abstrakte Pro- 
blem nahe bringt. Besonders dem Normeningenieur wird 
„mit der Behandlungsfolge: Mathematische Reihen, Techni- 
sche Maßreihen, Technische Gegenstandsreihen, also im 
Übergang vom Abstrakten zum Konkreten, ein Stück wissen- 
schaftliher Normenmethodik vorgelegt.‘ 

Als allgemeine Grundlagen der Normzahlen werden in 
erster Linie das technische aber auch das allgemeine Be- 
dürfnis nach ausgewählten Zahlen und Reihen herausge- 
stellt und das Weber-Fechnersche Gesetz als physiologische 
Grundlage besonders behandelt, das besagt, daß die Reize 
nach einer geometrischen Reihe geändert werden müssen, 
wenn sich die Empfindungsstärken in arithmetischer Stufung 
ändern sollen. Der Verfasser geht jedoch auch auf das Be- 
dürfnis nach Vorzugszahlen mit arithmetischen Beziehungen 
ein, da ja keineswegs alle Reihen geometrischer Gesetzmä- 
Bigkeit unterworfen sind. 

Nach einem kurzen Abriß der Geschichte wird in einem 
umfangreichen Abschnitt über die Theorie der Normzahlen 
und ihrer Reihen deren Wesen dargelegt. Von den Eigen- 
schaften der allgemeinen geometrischen Reihen kommt der 
Verfasser zu der auf unser Dezimalsystem abgestimmten 
dezimal-geometrischen Reihe der Normzahlen. Dann geht 
er besonders auf das Rechnen mit Normzahlen ein, weil es 
dem noch nicht damit Vertrauten zunächst so ungewohnt ist, 
daß es der Verfasser selbst „ein neues Einmaleins des tech- 
nischen Rechnens"” nennt. Aus der Erkenntnis heraus, daß 
nicht alle Reihenprobleme mit reinen Normzahlenreihen zu 
lösen sind, werden die vielfältigen Abwandlungsmöglichkei- 
ten gezeigt, die eine sinnvolle Anwendung der Normzahlen 
möglich machen sollen. 

Die theoretisch abgeleiteten Sätze werden im 2. Teil 
des Buches durch geschickt ausgewählte Beispiele bestätigt. 
Dabei legt der Verfasser dar, daß die Anwendung der Norm- 
zahlen bei der Reihenbildung von Größen (hauptsächlich 
Durchmessern und Längen) der Häufungsfunktion der Nor- 
mung dient. In bunter Folge werden solche Beispiele ge- 
bracht, in denen reine Normzahlenreihen angewendet sind, 
und andere, in denen die Praxis nur die Anwendung abge- 
leiteter oder gruppengeometrischer Reihen zuläßt. Der Ver- 
fasser beschäftigt sich eingehend mit DIN 3 „Vorzugsmaße'', 
das für konstruktive Benutzung die durch Rundung abge- 
wandelten Vorzugswerte aus den Normzahlen festlegt. Er 
bringt auch Beispiele für solche Fälle, die der Anwendung 
der Normzahlen Grenzen setzen etwa dadurch, daß man das 
technisch Mögliche aus einer Sache herausholen will. Schließ- 
lich zeigt der Verfasser viele Anwendungsmöglichkeiten für 
die Normzahlen, wenn Größenreihen bestehender Normen 
überarbeitet oder neue Normen aufgestellt werden sollen; 
ob sie von praktischer Bedeutung sind, muß erst die Zukunft 
lehren. H. Schmidt 


DK 621 : 744 (023.2) 
Technisches Zeichnen. Von A. Bachmann. 7. Aufl. Mit 
212 u. VIII S., 600 B., Format 17X25 cm. Verlag für Wissen- 
schaft und Fachbuch, Bielefeld 1950. Preis kart. DM 6,50. 
Bei einer Besprechung des Buches kommt man in Ver- 
suchung, das sehr ausführliche Inhaltsverzeichnis abzuschrei- 
ben, weil dieses sofort einen Überblick darüber gibt, wie 
der Verfasser eben nicht nur zeigen will, wie eine techni- 
sche Zeichnung aussehen soll, sondern auch wie man sie 
anfertigt. Darum geht er vom guten Werkzeug des Zeich- 
ners aus und beschreibt, wie man es anwendet, wobei z. B. 
auch der Kunst des Radierens ausführlich gedacht wird — 
sollte man hier nicht vielleicht auch sagen, wie man Zieh- 
federn nachschleift? —, die Darstellung von Durchdringun- 
gen und der Kegelschnitte führt zur eigentlichen technischen 
Zeichnung, die immer im Hinblick auf den Herstellungsgang 
des betreffenden Werkstückes gesehen wird. Hingewiesen 
ist erfreulicherweise auch auf Handskizzen, deren Anferti- 
gung doch nicht nur Zeichner und Konstrukteur, sondern 
auch die Betriebsleute beherrschen müssen. Wenn man 
erlebt, wie weitgehend darstellungsunfahig unsere Jugend 
die Schule verläßt, möchte man wünschen, daß dem perspek- 
tivischen Freihandzeichnen, wenn auch nur einfacher Kon- 
struktionsteile, etwas Raum gegönnt würde, weil ein sol- 
ches Zeichnen die Vorstellungskraft unserer Lehrlinge doch 
außerordentlich übt. — Ein sehr sorgfältiger alphabetischer 
Sachweiser macht das Buch zu einem jederzeit hilfreichen 
Nachschlagewerk. F. Loebner 


Eingänge 


(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Mitteilungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschait:- 
forschung, Essen. Heft 4/5 — 1950. Inhalt: Schumanplan u. d. Eniw.n- 
lung der westeuropäischen Wirtschaft. Die Kohlenwirtschaft im Sou 
manplan. Die Stahlwirtschaft im Schumanplan. Mit 17 S. im Form: 
DIN A4. Preis DM 1,—. 


Schwingungskreise mit Eisenkernspulen. Von Dr. F. Sommer. (Ps - 
d. Bücherei d. Hochfrequenztechnik.) Mit 207 S., 134 B., zahlr. Taf.. Fo:r 
16 <23 cm. Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig, Leipzig 13? 
Preis geb. DM 15,—. 


Die energetischen Grundlagen der Kunststoff- und Gummiindestrie 
Von Dr. Maximilian Lang. Mit 209 S., 69 B., Format 14X20,5 cm Ca 
Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle a. S. 1950. Preis geh. DM 12,20. gës 
DM 13,90. 


Ansprachen bei der Eröffnungsfeier der Internationalen FPranktorter 
Herbstmesse 1950. Hrsg. Messeamt, Frankfurt a. M. Mit 24 S, For: 
DIN A 5. 


Drehstrom-Kommutator-Nebenschluß-Motor. 
navin. Mit 20 S., 5 B., Format DIN A 5. 
Fabrik, Osterode 1950. 


Kühlschränke u. Kleinkälteanlagen. Von Obering. P. Scholl 4, en 
Aufl. Mit 90 S., 67 B., Format 13X21 cm. Springer-Verlag, Berlin, Gooi 
gen, Heidelberg 1950. Preis kart. DM 4,50. 


Wirtschaftsrechtliche Informationsblätter. Sonderausgabe am I. 10 


a a PRN Industrieausstellung. Mit 92 S., Format DIN A 5. Preis ye: 
‚50. i 


Fortschritte der Radiotechnik. Hrsg. H. Richter (Handbut : 
Funktechnik, 12. Jg., Neue Folge, Lief. 2 1950/51). Mit 96 S., zahlr 5 
Format 18X26 cm. Franksche Verlagshandlung, Stuttgart 19%. Ersc.e: 
vierteljährlich. Preis jahrliih DM 38,—. 


Einführung in die neue deutsche Fernsehtechnik. Von Dr.-Ing. W. 
gang Dillenburg. Mit 210 S., 145 B., Format 15X21 cm. Fadhys:«. 
Schiele & Schön, Berlin 1950. Preis Glw. DM 12,50. 


Gleichrichtermeßtechnik. Von Dr.-Ing. H. F. Grave (Bd. 3d Te:- 
Phys. Monographien). Mit 227 S., 114 B., Format DIN A 5. Akadenı sc- 
Verlagsgesellschaft Geest & Portig, Leipzig 1950. Preis geb. DM 7 -- 


Das Patenterteilungsverfahren. Von Dipl.-Ing. G. Zeunert `. 
95 S., Format DIN A 5. Deutscher Ingenieurverlag. Düsseldorf 1950 P:- > 
kart. DM 4,20. 


Rückkehr zum Menschen in der amerikanischen Wirtschaft. 
phonse Haettenschwiller. 
Mensch und Arbeit, Zürich 1950. 


Energieübertragung mit Gleichstrom hoher Spannung. Von K: 
Baudisch. Mit 309 S., 199 B., Format 16%23,5 cm. Springer-\r.e! 
Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. DM 27,—. 


Electronic Engeneering Master Index. Hrsg. J. F. Rider Mo- 
u. XVI S., Format 17X25 cm. Electronics Research Publishing Compar 
New York 1950. Preis Glw. US$ 17,50. 


Fernmeldetechnische Zeitschrift 3 (1950) Heft 10. Inhalt: R Fu 
rer, Ein Fernwahlsystem mit Richtungsvorwahl; K. Steinbr:i' 
Anpassung und Laufzeitverzerrung bei der Übertragung von Runi: x 
Programmsendungen uber die Phantomkreise unbespulter Kabe: 
Ring u. W. Zerbel, Die Reichweite von Trägerfrequenzsys':it- 
O. Zinke, Breitbandantennen für Rundstrahlung im Kurzweller- - 
Meterwellen-Bereich. 


Von Dipl.-Ing. B. Cer- 
Hrsg. Harzer Elektrotermii. 


Vor à. 


Mit 24 S., Format DIN A 5. Ve. 


Berichtigung 


Im Aufsatz „Die oberschlesischen Elektrizitätswerke ` 
H. 19 der ETZ ds. Js. ist auf S. 514 rechts unter Tafel 3: 
zweite Fußnote wie folgt zu ändern: 
** dreigehäusige Dampfexpansion 
Den darunter genannten Herstellerfirmen sind noch die S: 
anzufügen. 


u 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dipl.-Ing. U. v. Brockdorff, Berlin-Wilmersdorf, Laubate:: 

Dr. J. Euler, Braunschweig, Techn. Hochschule, Schleinitzstr. 

Prof. Dr. Pascual Jordan, Hamburg 13, Bundesstr. 84 

Dr.-Ing. Kurt Kirsch, Elektrofeinbau, 
nızstr. 34 

Dipl.-Ing. E. Kündiger, Bonn, Hohenzollernstr. 4 

Prof. Dr.-Ing. Harald Müller, Essen-Haarzopt, Beeckmannstı “ 

Prof. Dr. R. Richter, Karlsruhe-Durlah, Haldenwangstr. 8 

Dr.-Ing. Erw. Roeßler, Berlin-Dahlem, Eppingerstr. 22 


Berlin-Charlottenburg I > 


ni 


Abschluß des Heftes: 4. November 1959 


a 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) ur!“ ' 
Egerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine f> 
liche Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupp 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-S: 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 3. 
Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. P 
Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitglieder durch den VDE-Verag :-” 

DM 12,80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder dut -“ 

Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zusteligebühr). 

Druk: F. W. Rubens, Unna i. W. 


Verlagspostamt Fear 


Versandpostamt Unna 


UNIVERSITY 
OF MICHIGAN 


FEB 15 1951 


ENGINEERING 
LIBRARY 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


INHALT 


Signalgabe im Selbstwählorts- und -fernverkehr. M., Hebel. 639 


Die Elektrotechnik auf der Kohlenbergbau-Ausstellung Essen 1950. 
W.Jaekel. 642 


Anlage zur Vorführung von Lebens- und Brandgefahren durch den 
elektrischen Strom und Verhütungsmaßnahmen. P.Schnell. 645 


Stand und Entwicklungsrichtung der elektrischen Zugförderung. 
A. Kniffler. 64 


Das Melallpapier-Registrierverfahren. A. Ortlieb. 653 


Uber einzelne nord- und südmagnetische Pole, die Photophorese und 
einige Folgerungen. F. Ehrenhaft. 


Rundschau 
Gleichrichter f. elektron. Motorsteuerung. 658 — Messeheft 1951 der 
ETZ. 658 — Die Elektrizitätsversorg. in d. Bundesrepublik Deutsch- 
land 1946/1949. 659 — Erregerschaltung n. Bauer in d. Draukraft- 
werken Schwabeck u. Lavamünd, 659 — Feststell. v. Wicklungsschä- 
den b. d. Stoßprüfung v. Transformat. 660 — Messung höchst. Gleich- 
ströme. 660 — WVielsaitengalvanometer z. Mess. veränderl. mechan, 
Spannungen. 660 — Der Phototransistor, eine neue Form d. elektr. 
Auges. 661 — Bestimm. d. Farbvalenzen v. Fluoreszenzlampen. 661 
— Die Leistungsfähigk. krypton-gefüllter Leuchtstofflampen b. niedr, 
Temperaturen. 661 — Studien üb. d. „bevorzugte“ Farbe b. Leucht- 
stofflampen. 661 — Bahnelektris. mit 162/s oder 50 Hz? 662 — Die 
Modulationsverf. z. Mehrfachausnutzung v. Richtfunkverbind. 662 — 
Die kathodischen Erschein, am Quecksilberbogen. 663 — Theorie d. 
elektr. Schmelzsicherungen. 663 — 125 Jahre T. H. Fredericiana zu 
Karlsruhe. 663 — Gründung d. „Vereinig. Deutscher Elektrizitäts- 


werke (VDEW)“. 664 — Bezirksgruppe Köln d. Lichttechn, Gesellsch. 
664 — Spenden f. d. Forschung. 664 — Denken in dielektr. Vorstel- 
lungen. 664 — Dt. UÜberseefunk. 664 — Ennskraftwerk Großraming 
in Betrieb, 664 — Dt, Verkehrsausstellung 1952. 664 


Verschiedenes 


VDE: VDE-Jahresversammlung 1951. 665 — VDE-Komm. 0127 „‚Leucht- 
stofflampen u. -anlagen‘“. 665 — DA-CEE-Empfehlungen. 665 — 
VDE-Bücherei. 665 — Bezugspreis d. ETZ im 1. Halbjahr 1951. 665 


Sitzungskalender: 665 


Persönliches: G. Dettmar #. 666 — H. Dießelhorst 80 Jahre alt, 666 — 
Auszeichnungen. 666 — Hochschulnachrichten. 667 


Buchbesprechungen: H. Schmidt: Die Inversion u. i. Anwend. 667 
— H. Franke: Lexikon d. Physik. 667 — A. Nikuradseu, 
R. Ulbrich: Das Zweistoffsystem Gas-Metall. 667 — Führer 
durch d. schweizer. Wasser- und Elektrizitätswirtschaft. 667 —' 
F. Zeiß: Wirtscaftl. Auswirk. d. Besteuerung u, d. Konzessions- 
abgab. b. Versorgungsbetrieben. 668 — H. Bomke u. J. Ge- 
fahrt: Einführ. i. d. Theorie d, Ausbreitung elektromagnet. 
Wellen i. Leitg. u. Hohlkabeln, 668 — R. Richter: Elektrische 
Maschinen. 668 — H. Richter: Fortschr, d. Funktechnik u. i. 
Grenzgebiete. 669 — F. Bergtold: Die große Rundfunk-Fibel. 
669 — O. Limann: So gleicht der Praktiker ab. 670 — P. 
Luckey: Nomographie. 670 


Eingänge: 670 


- Berichtigungen: 670 


für die öffentliche Elektrizitätsversoggung und für 


Industrieanlagen 


VIII 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


71. Jahrgang 


Wuppertal, 1. Dezember 1950 


Heft 23 


Signalgabe im Selbstwähloris- und -fernverkehr 


Von Martin Hebel, Hechendorf am Pilsensee 


Übersicht in den deutschen Fernsprechnetzen des Orts- und 
Fernverkehrs wird gegenwärtig eine Umstellung der Signalgabe teils 
erwogen, teils bereits durchgeführt. Zu dieser wichtigen Frage sollen 
einige grundsätzliche Gesichtspunkte behandelt werden. 


Seit Einführung des Selbstwählverkehrs vor etwa 40 
Jahren verwendet man im Selostwähibetrieb tonfrequente 
Signalzeichen, und zwar 


- l. das Freizeichen, mit 450 Hz im Rhythmus der Rufstrom- 


stöße gegeben, 


2. das Besetztzeichen, das zugleich in allen Abschaltungs- 


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und Durchdrehfällen gegeben wird, früher mit 150 Hz 
als Dauerton oder kurz zerhackt gegeben, und dazu kam 
etwas später, doch heute allgemein verwendet, 
.das Wählzeichen oder Amtszeichen, meist mit 450 Hz, 
also als hoher Summerton im Rhythmus des Morse-a 
(kurz, lang) gegeben. 


Größere Nebenstellenanlagen mit Wählbetrieb haben 
überdies ein eigenes Wählzeichen für ihren Internverkehr, 
das meist auch mit der Frequenz von 450 Hz und entweder 
als Morse-i oder Morse-s, also mit zwei oder drei kurzen 
aufeinanderfolgenden Impulszeichen gesendet wird. 

Man empfand es früher als eine Selbstverständlichkeit, 
daß mit dem Ersatz der persönlichen Schrankvermittlung 
durch den Wähler auch die Meldezeichen des Amtes in Form 
einfacher tonfrequenter Signale gegeben wurden, und so 
weit diese Signale einheitlich, klar, deutlich und ohne stö- 
rende Beimengungen waren, haben sie sich in der ganzen 
Welt ausgezeichnet bewährt. Der Fernsprechbenützer hat 
sie mit Einführung des Selbstwählbetriebes als selbstver- 
ständlich hingenommen und mit zunehmender Popularisie- 
rung der Technik durch Rundfunk, Kraftwagenverkehr u. 
dgl. wurde dem Teilnehmer diese Signalgabe so einleuc- 
tend wie die Verkehrszeichen auf der überfüllten Großstadt- 
straße, die rote und die grüne Lampe, oder wie die typischen 
Pausezeichen der Rundfunksender, die auch an Stelle von 
Sprachelementen Klangfolgen gewählt haben. 

Schwierigkeiten traten in dieser Signalgabe erst auf, als 
nach Kriegsende gebietsweise Vertauschung der Signale vor- 
genommen werden mußte, die dann nach einiger Zeit wieder 
zurückgestellt wurde, so daß der Teilnehmer vielfach ohne 
genügende vorherige Benachrichtigung, z. B. bei Reisen an 
einen fremden Ort, plötzlich ein Signal erhielt, das das Ge- 
genteill von dem bedeutete, was es an einem anderen Ort 
anzumelden hatte. Die Vertauschung von Frei- und Be- 
setzt-, Amts- und Besetztzeichen u. dgl., wie sie in verschie- 
denen Verkehrsgebieten Deutschlands auf Befehl durchge- 
führt werden mußte, mußte dann naturgemäß erhebliche 
Verwirrung veranlassen. Mängel traten auch zutage, wenn 
bei massenhaften Durchdrehfällen in den weitgehend zer- 
störten Netzen die Energie der Signalgabe zu schwach war 
und Signale nur leise und mit Geräuschbeimengungen gege- 
ben, oft kaum wahrnehmbar waren. Weitere Schwierig- 
keiten hatten sich bereits vorher gezeigt, wenn im Selbst- 
wählfernverkehr über zahlreiche Ämter hinweg die Signale 
infolge der UÜbertragungsdämpfung nur schwach hörbar sind 
und etwa in den verschiedenen erreichbaren Ämtern Ab- 
weichungen hinsichtlich des Rhythmus und der Tonhöhe auf- 
weisen. Erst allmählich hat auch das kleinste Vermittlungs- 
amt eine Ruf- und Signalmaschine erhalten, während man 


Q3 


DK 621.395.52 


sich früher mit Polwechsler, Lamellensummer, Röhrensummer 
u. dgl. behalf, und dadurch entstand eine so große Ver- 
schiedenheit in der Signalgabe sowohl hinsichtlich der Laut- 
stärke als auch der Frequenz, daß Irrtümer unvermeidlich 
waren. Auch in der Selbstwähltechnik, namentlich in der 
Fernwähltechnik ist die klare verständliche Signalgabe un- 
geheuer wichtig, so wichtig wie die rote und die grüne 
Signallampe an der Hauptverkehrsstraße. 

Neuestens wird eine grundlegende Änderung in dieser 
Signalgabe teils geplant, teils schon durchgeführt. Die nie- 
drige Frequenz von 150 Hz für das Besetztzeichen läßt sich 
nicht über Verstärker übertragen und so soll diese Frequenz 
zugunsten einer einheitlichen mit 450 Hz geopfert werden. 
Es besteht kein Zweifel darüber, daß diese Beseitigung der 
Frequenz von 150 Hz die richtige Unterscheidung der Sig- 
nale erheblich erschwert. Wer z. B. jemals in stark belasteten 
Hauptverkehrsstunden von einer automatischen Nebenstel- 
lenanlage aus in Stadtnetze gesprochen und mehrere Be- 
setztfälle vorgefunden hat, wird es selbst bestätigen müs- 
sen, daß die Aufeinanderfolge: internes Amtszeihen = Mor- 
se-s oder Morse-i mit 450 Hz, dann Wählzeichen des An- 
schlußamtes mit 450 Hz und Morse-a und dann vielleicht 
nach einer oder zwei Ziffern Durchdrehbesetztzeichen (zer- 
hacktes periodisches Zeichen mit 450 Hz) hintereinander 
empfangen so verwirrend ist, daß selbst der geübte Fach- 
mann Verwechselungen nicht vermeiden kann. Es ist etwa 
so, als wenn man bei den Straßenzeichen auf die rote Lampe 
verzichten würde und dafür die grüne Lampe bei frei kurz 
und bei Sperrung schnell flackern ließe. Wie man hier un- 
willkürlich fühlt, daß diese Unterscheidung wesentlich weni- 
ger markant ist, so gilt dies auch für die Preisgabe zweier 
verschiedener Tonhöhen. Es war psychologish wohl be- 
gründet, für erfolglose Verbindungen den dumpfen Ton, für 
das Wählzeichen und Freiprüfung den hellen anspornen- 
den Ton festzulegen. Wenn man in einem System minde- 
stens auf Tonfrequenz-Fernwahlstrecken, welche mit Ver- 
stärkern zusammenarbeiten, die Rückauslösung im Besetzt- 
und Durchdrehfall einführt, kann sich das betreffende Land 
die Änderung der bisher bewährten Signale ersparen, und 
diese Möglichkeit besteht nicht nur für neue Systeme, son- 
dern es läßt sich heute in jedem System ohne Eingriff in 
die bestehenden Ortseinrichtungen diese Rückauslösung 
mindestens bis zum Anfang des verstärkten Verbindungs- 
teils mit Abgabe des Besetztzeichens aus diesem durchführen 
und es läßt sich bei schrankvermittelten Fernverbindungen 
auf Wunsch diese Rückauslösung zugunsten einer Aufschal- 
temöglichkeit jederzeit unterbinden. Ferner besteht die 
Möglichkeit, das Besetztzeichen eines während des Verbin- 
dungsaufbaues durchdrehenden Wählers am Schrank ein- 
deutig zu unterscheiden von einem besetzt gefundenen Teil- 
nehmeranschluß. Diese Gesichtspunkte berechtigen also 
nicht, die Rückauslösung im Besetztfalle des Teilnehmers ab- 
zulehnen und sich auf die Rückauslösung bei Durchdrehfällen 
zu beschränken!, 

Es wird heute an vielen Berechnungen nachgewiesen, daß 
die Rückauslösung im normal belasteten und dimensionier- 


1 Dabei versteht man unter Rückauslösung das sofortige Zusammenfal- 
len einer Verbindung unter Abgabe des Besetztzeichens aus dem ersten 
Wähler, wenn ein Wähler durchdreht oder der gerufene Teilnehmer be- 
setzt gefunden wird. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 1950 


ten Netz nur geringe Einsparungsprozentsätze bringt. Prak- 
tishe Messungen in den heute stark überlasteten Netzen 
zeigen das Gegenteil. Im unregelmäßigen Falle pflegt sich 
der Zeitverlust progressiv zu steigern, und das sind oft die 
unangenehmsten Störungsfälle im Betrieb. In den vielen 
Verzweigungen eines Stadt- und Landnetzes kann man auf 
Jahre hinaus nicht mit einem regelmäßigen Verkehrsdia- 
gramm von täglicher oder wöchentliher Wiederkehr rech- 
nen. Feste, Unfälle, Anlässe aller Art führen zu stark wedh- 
selnden Belastungen und gerade in jenen Fällen bewährt sich 
dann die Rückauslösung als rasche Abhilfe. Die Vorortzüge 
fahren vergleichsweise meist mit gleicher Zusammensetzung 
der Gamitur und doch bringen es die Verkehrsschwankun- 
gen mit sich, daß sie manchmal fast leer, manchmal stark bhe- 
laftet sind. Ähnliche Beobachtungen machte man auch auf 
den Vorortsleitungen, und wenn man bedenkt, daß solche 
Anlässe in ununterbrochener Folge in den verschiedensten 
Teilen eines zusammengefaßten Wählnetzes auftaucen, 
wird man erst den Vorteil erkennen, den sich der Betriebs- 
fachmann aus der Rücklösung erwartet. Es erscheint sinn- 
los, daß ein Teilnehmer von Mittenwald oder Garmisch, der 
einen stark belasteten Teilnehmer in Hamburg wiederholt 
besetzt findet, während er vielleicht über den Schrank eines 
Hotels anruft, der selbst nur mit Verzögerung bedient, die 
Leitung von Garmisch bis Hamburg viele Sekunden lang 
in Anspruch nehmen soll, bloß um das Besetztzeichen von 
Hamburg aus zu hören, das er ebenso gut aus seinem eige- 
nen Ortsnetz erhalten könnte. 

Diese Vorverlegung des Besetztzeichens an den Anfang 
einer verstärkten Leitung oder bei neuen Systemen bis zum 
Anruforgan des rufenden Teilnehmers, das eine Fangschal- 
tung erhalten kann, kann ergänzt werden durch eine ent- 
sprechende Vorverlegung des Freizeichens, welches ebenfalls 
für Vereinheitlichung der Signalgabe und lauten gleichmä- 
ßBigen Empfang sorgt. Verwendet man diese Vorverlegung 
der Signale frei und besetzt, so beseitigt man nicht nur alle 
bisher bestehenden sehr schmerzlichen Signalschwierigkei- 
ten, sondern ermöglicht auch den richtigen Verstärkerab- 
schluß und eine vereinfachte Tonfrequenzwahl durch die sog. 
Trennung in Einstell- und Sprechzustand, wie sie heute in 
Frankreich ebenfalls bereits angewendet wird. 


Anwendung der Ortsansage 


Die Entwicklung der elektrischen Sprechgeräte nach dem 
Tonfilm- oder Magnetophonprinzip bietet die Möglichkeit, 
die bisher verwendeten einfachen Signale in Form von 
Sprachelementen zu geben. Schon seit vielen Jahren ver- 
wendet z. B. die Reichsbahn in ihrem über das ganze Landes- 
gebiet ausgedehnten Fernwählnetz derartige Spreceinrich- 
tungen zur sog. Ortsansage, die hier mit dem Kennziffern- 
aufbau des Netzes untrennbar verbunden den Wegweiser 
liefert, wenn sich der Teilnehmer auf Grund genauer Kennt- 
nis des Netzaufbaues an Hand von hintereinandergereihten 
Kennziffern von Knotenpunkt zu Knotenpunkt bis zum Ziel- 
ort durchsteuert. 

In diesem Bahnnetz wird nicht der Name des endgültig 
gewählten Bestimmungsamtes, sondern im Zuge des fort- 
schreitenden Verbindungsaufbaues der Name des erreichten 
Schaltpunktes angegeben, von dem aus die Verbindung durch 
Wahl der nächsten Kennziffer weiter zum Zielort aufgebaut 
wird. Es handelt sich also hier weniger um eine Ortsansage 
in der anschließend beschriebenen Anwendungsform, als 
vielmehr um eine Wegansage zur Kontrolle des schrittwei- 
sen Verbindungsaufbaues. 

Die Frage, ob man diese hier im internen Dienstbetrieb 
bewährte Methode der Ansage auch im Falle des öffentlichen 
Fernwählverkehrs anwenden soll, ist heute in Fachkreisen 
lebhaft umkämpft. Die Verfechter der Systeme, welche die 
zu wählende Kennzahl speichern, umrechnen und allenfalls 
wiederholt aussenden, müssen dem Teilnehmer ein Signal 
dafür geben, daß er den Bestimmungsort erreicht hat und 
nunmehr mit Wahl der Ortsrufnummer des Teilnehmers zur 
Vollendung der Verbindung fortfahren kann. In den Ver- 
bindungsaufbau wird damit eine zwangsläufige Wählpause 


eingefügt und die Ortsansage dient dazu, das Ende dieser 
vom Teilnehmer einzuhaltenden unterschiedlich langen Pause 
anzuzeigen. Irgend ein Signal muß hier gegeben werden, 
und in solchen Systemen wird man die Ortsansage unter allen 
Umständen jeder anderen Form vorziehen. 

In Systemen, die größten Wert darauf legen, daß der 
Teilnehmer nach dem letzten Ablauf der Wählscheibe sofort 
Frei- oder Besetztzeichen erhält und vom Augenblick des 
Aushängens an mit höchster Geschwindigkeit und ohne irgend 
eine zwangsläufige Pause seine Verbindung, und sei es auf 
größte Entfernung, herstellen kann, wird man die Zwischen- 
schaltung einer Ortsansage nur als lästige Verzögerung des 
Verbindungsaufbaues empfinden, welche letzten Endes al; 
Leitungsmehrbelastung empfindliche Kosten verursacht. 

Die Vertreter jener Systeme, welche Signalvorverlegung 
an den Verbindungsanfang und Trennung in Einstell- und 
Sprechzustand als unerläßlich für einen einwandfreien Ton- 
frequenzwähl- und Verstärkerbetrieb erachten, erblicken 
in der Ortsansage eine störende Erschwerung des Verbin- 
dungsaufbaues, da die Ortsansage zunächst im Stadium des 
Verbindungsaufbaues den Sprehweg bereit finden mus, 
ohne daß der Verstärkerausgang belastet sein kann. So ist 
begreifliherweise die Frage der Anwendung der Ortsan- 
sage noch lebhaft umstritten. 


Ortsansage an Stelle des Wählzeichens 

Um die oben bereits erwähnte Signalverwirrung, die mi: 
der Verwendung einer Tonhöhe eintritt, etwas zu mildern. 
erwägt man die Verwendung der Ortsansage als Wählze:- 
chen. Beim Aushängen des Hörers erklingt z. B.: „Mun- 
chen, München .. .” oder „hier München, hier München...“ 
und verschwindet wieder wie das Amtszeichen, wenn wei- 
tergewählt wird. Hier ist also die grundlegende Frage: Ist 
der Ersatz des bisherigen Amtszeichens oder Wählzeichens 
durch dieses Sprachelement ein Vorteil, der die beträcht!:- 
chen Mehrkosten aufwiegt? Diese Frage ist bestimmt be- 
rechtigt, wenn man bedenkt, welche Mühe jahrzehntelang 
für den Fernsprechbetrieb erwudhs, die bisherigen einfachen 
Signale sicher und einheitlich für den Betrieb bereitzustellen. 
Merkwürdigerweise überlegen sich die Fernsprechverwal- 
tungen wohlhabender Länder offenbar sehr genau, ob ein 
Polwecdhsler ausreicht und billiger wird als eine Signalma- 
schine und begnügen sich dann mit diesem Gerät, denn sonst 
hätte man in der Vergangenheit in all diesen Ländern die 
kleinen Zentralen nicht mit Polwechslern. ausgerüstet. Mar 
kann nicht die Ortsansage als Wählzeichen in einem Amt 
einführen, im anderen nicht oder auch nur vorübergehend 
einführen und im Störungsfall wieder durch das Amtsze:- 
chen ersetzen, ohne daß erhebliche Verwirrung entsteht. D e 
Bereitstellung dieser Sprecheinrichtungen für alle, selbst d'e 
kleinsten Unterzentralen mit Ersatzgeräten, die im Stò- 
rungsfall in der unbedienten Zentrale selbsttätig eingesch3- 
tet werden, mit genügender Lautstärke für alle Verkeh:» 
spitzen und in großen Ämtern jedenfalls für jede 2000€ 
Gruppe, wie bisher die Ruf- und Signalmaschine vorgesehe- 
war, dürfte in Deutschland Kosten in der Höhe von 15...) 
Millionen Mark, und zwar völlig unproduktive Kosten ve:- 
ursachen. 

Angesichts dieser enormen Summe, die den Ansch!\! 
von Zehntausenden von Teilnehmern gestatten würde, m-f 
offenbar sorgfältig geprüft werden, ob der Vorteil ein sa.- 
ches Opfer rechtfertigt. Die Entgegennahme der Ortsansa7: 
fällt im Gegensatz zum einfachen Tonfrequenzsignal den 
Ausländer sehr schwer. Es kann leicht Verwirrung en!s'°- 
hen, wenn in weit dezentralisierten Netzen Teilnehmer a: 
andere Orte angeschlossen sind, wie z. B. die Orte Ober- 
alting, Güntering, Hechendorf, Breitbrunn, Lochshwab v~: 
Erling, alles Orte mit gegen 1000 Einwohnern, die beim Aus- 
hängen statt ihres Ortsnamens den Namen „Herrschinc" 
hören. Während es für den häufigen Telefonbenützer gleit- 
gültig ist, ob er das Wählsignal oder Ortsansage hört. w:’- 
gerade der unerfahrene Benützer dadurch erheblich verwr:: 
werden. Noch viel stärker als in der Form des Wählze.- 
chens gilt dies, wie wir sehen werden, beim Anruf voz 


1. Dezember 1950 


fernen Ämtern nach Wahl der Kennzahl. Aber auch hier wer- 
den unerfahrene Benützer zunächst glauben, mit einer Ver- 
mittlungsbeamtin sprechen zu müssen, jedenfalls wird die 
mittlere Belegungsdauer bis zum Wahlbeginn um einige Se- 
kunden verlängert werden und damit der Verbindungsaufbau 
selbst. Man wird die rote und die grüne Lampe an der 
Hauptstraße niemals durch Lautsprecher ersetzen, welche 
ausrufen: „Frei“ oder „Gesperrt“, sondern man wird sich 
des eindeutigen und rasch wahrnehmbaren Signals auch wei- 
terhin bedienen. Das sollte man auch im Fall des Wähl- 
zeichens tun. 


Ortsansage im Fernwählverkehr 

Nach Wahl der Kennziffer durch die Ortsansage zunächst 
die Bestätigung zu erhalten, daß man den gewünschten Ort 
erreicht hat, scheint wertvoll und beruhigend für den Teil- 
nehmer. Aber die Gefahr einer Falschverbindung ist damit 
keineswegs beendet, sondern beginnt erst mit den späte- 
ren Wählstufen in erhöhtem Maße, ebenso wie heute und 
wohl noch auf Jahre hinaus die Besetzt- und Durchdrehbe- 
setztfälle auch im erreichten Ortsnetz den größten Prozent- 
satz erreichen. Die Entgegennahme der Ortsansage ver- 
längert den Verbindungsaufbau um mindestens 5 s und be- 
lastet damit alle erfolgreichen und vergeblichen Verbindun- 
gen. Dazu kommen später jene Fälle, wo z. B. von Hamburg 
aus auf Grund einer brieflihen Angabe von Kennzahl und 
Rufnummer eine Verbindung nach Erling gewählt wird, und 
nah Wahl der Kennzahl statt des Ortsnamens Erling der 
Name Herrsching ertönt. Der Teilnehmer wird glauben, falsch 
gewählt zu haben, und noch einen zweiten und vielleicht 
noch dritten Versuch machen, wobei er erhebliche Blindbele- 
gungen verursacht und dann sich darauf verläßt, aufs Gerate- 
wohl weiterzuwählen, ob die Verbindung doch zustande 
kommt. Schon ein geringer Prozentsatz von Fällen dieser 
Art muß zu erheblichen Verzögerungszeiten führen und 
Blindbelegungen verursachen. Die Fälle der Zusammen- 
fassung mehrerer Ortsnetze, wie sie hier als Beispiel gewählt 
wurden, bilden aber die Regel, so daß man wohl annehmen 
darf, daß mindestens dreimal soviel Bestimmungsorte unter 
einem anderen Amtsnamen erreicht werden, der dem Sitz 
des Anschlußamtes entspricht, wie unter dem eigenen. Für 
den ungewohnten Benützer besteht wiederum die Versu- 
chung, mit dem Sprechgerät in Sprechbeziehungen zu tre- 
ten, und es vergehen weitere Verlustzeiten, ehe der Teil- 
nehmer merkt, daß es sich um eine Maschine handelt, und 
dann weiterwählt. 

Grundsatz müßte sein, der maschinell hergestellten Ver- 
bindung auch maschinell gegebene Signale zuzuordnen, so 
daß der Teilnehmer, wenn er in der Verbindung sprechen 
hört, sich grundsätzlich einer Bedienungsperson gegenüber- 
gestellt weiß. Das Hören von Sprachelementen verführt auch 
zum Versuch des Sprechens und so wird die Spreceinrich- 
tung in dieser Form ein Fremdkörper bleiben. 

In jenen Fällen, in denen der Teilnehmer die Ortsan- 
sage abwarten und berücksichtigen muß, weil im Verbin- 
dungsaufbau Wartezeiten eingeschaltet werden müssen, ist 
für die richtige Benützung vorausgesetzt, daß der Teilneh- 
mer weiß, wo die Kennzahl zu Ende ist und die Ortsrufnum- 
mer beginnt. Diese Kennzahlen haben unterschiedliche Stel- 
lenzahl, und soweit der Teilnehmer auf Grund von schrift- 
sihen Aufzeichnungen die Verbindung wählt, wird er, wenn 
er nicht Fachmann ist, ein besonderes Merkmal zwischen 
Kennzahl und dem Beginn der Ortsrufnummer setzen müs- 
sen, also in all jenen Fällen, in denen er nicht unmittelbar 
das Fernsprechbuch zu Rate gezogen hat, vor die Schwie- 
rigkeit gestellt sein, an welcher Stelle er die Pause machen 
muß, um die Ortsansage zu hören. Unterbricht er zu früh, 
so wird er warten und Blindbelegungen erzeugen, dann 
vielleicht nochmals warten müssen, oder aber er hat die 
Ortsansage überwählt und erhält zwar diese nach einiger 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 641 


Zeit mitgeteilt, hat aber dann die erste Stelle der weiterzu- 
wählenden Ziffer bereits ausgesendet und kann daraufhin 
eine völlig falsche Verbindung erhalten (oder die Verbin- 
dung muß mit Abgabe des Besetztzeichens unterbrochen 
und dann neu aufgebaut werden). Die Ortsansage in Ver- 
bindung mit Wartezeit wird eine geradezu katastrophale 
Auswirkung für den künftigen Selbstwählverkehr haben 

Für den Ausländer sind auch hier Sprachschwierigkei- 
ten zu erwarten, wo eine Signalgabe mit Signalfrequenzen 
internationale Angleichung ermöglihen würde Wird es 
schließlich nicht ein Hauptspaß sein, sich im ganzen Fern- 
sprechnetz des Landes kostenlos die Ortsansage über Hun- 
derte von Kilometern anzuhören, Neulingen auf diesem Ge- 
biet, ausländishen Besuchern, Geschäftsfreunden aus an- 
deren Orten diese interessante Technik kostenlos vorzu- 
führen? Kann sich das heute maßlos verarmte Deutschland 
diese unproduktive Geldanlage leisten? Wenn man sich 
früher überlegte, sich mit Polwechsler und Lamellensummer 
zu begnügen, statt eine Rufmaschine zu kaufen, zu einer 
Zeit, in der die Wirtschaftslage viel günstiger war als heute, 
sollte man sich heute nicht mit der derzeitigen Signalgabe 
begnügen und die öffentlihen Mittel besser für andere 
Zwecke verwenden, z. B. zum Anschluß weiterer Teilnehmer 
oder zum Ausbau des Fernwählverkehrs? 

Die Wählsysteme des Auslandes betonen heute als be- 
sonderen Vorzug den Wegfall aller Wartezeiten und die 
Vollendung der Verbindung unmittelbar nach Abschluß der 
Wahl. Uberall im ausländischen Konkurrenzkampf treten 
dem deutschen Fernmeldetechniker diese Argumente ent- 
gegen. Das bisherige deutsche Fernwahlsystem besaß diese 
Schnelligkeit des Verbindungsaufbaues und darin lag sein 
größter Vorzug, der im Konkurrenzkampf allmählich so stark 
wog, daß die Auslandsfirmen ihre Systeme umstellten und 
ebenfalls die Erfüllung dieser Forderung angestrebt haben. 
Es wäre tief bedauerlich, wenn im deutschen Fernwählnetz 
dieser größte Vorzug der bisherigen deutschen Technik zu- 
gunsten von verzögernden Verfahren preisgegeben würde; 
das würde nicht ohne Rückwirkungen auf das deutsche Aus: 
landsgeschäft bleiben. 

Der Techniker muß hier mit sich streng zu Rate gehen, 
ob ihn nicht die Freude an neuen technischen Möglichkeiten 
zu Lösungen verführt, die zwar sehr schön sind, aber nicht 
unbedingt notwendig und auch nicht unbedingt vorteilhaft 
sind. Letzten Endes will der Teilnehmer mit dem Fern- 
sprecher sein Gespräch führen und seinen gerufenen Teil- 
nehmer hören und nicht alle möglichen sonstigen maschinel- 
len Gespräche entgegennehmen. Wenn die Betriebsgüte der 
Amter, die Zugänglichkeit der Nah- und Fernverkehrswege 
mit dem gleichen Aufwand an Mitteln entsprechend verbes- 
sert wird, ist dem deutschen Fernsprechbenützer zweifellos 
mehr gedient als mit dem Einbau solcher Sprechgeräte. 

Man sah auf neuesten Ausstellungen Fernsprechappa- 
rate mit Stromlinienform und fragt sich, was diese bei ortsfest 
aufgestellten Geräten für einen Zweck haben. So darf die 
Technik nicht in der gedankenlosen Anwendung neu er- 
schlossener Möglichkeiten ihr Ziel sehen, sondern soll gera- 
de in unserer Notlage die sparsamste und wirtschaftlichste 


Form anstreben. 


Zusammenfassung 


Die Verwendung nur einer Tonhöhe zur Abgabe der 
beim Verbindungsaufbau abzugebenden Signale, Wählzei- 
chen, Freizeihen und Besetztzeichen wird als Rückschritt 
empfunden. Es liegen heute technische Lösungen vor, wel- 
che die Begründung zum Verlassen der Frequenz von 150 
Hz für Abgabe des Besetztzeichens hinfällig machen. Gegen 
den Eısatz der mit einer Frequenz gegebenen Signale 
durh mechanisch erzeugte Sprachsignale bestehen erheb- 
liche betriebstechnishe Bedenken, namentlich dann, wenn 
sie den Verbindungsaufbau stark verzögern. 


Industrieberichte für das Messeheft 1951: siehe Seite 658 


pE 


642 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 1950 


Die Elektrotechnik auf der Kohlenbergbau-Ausstellung Essen 1950 


Von W. Jaekel, Erlangen 


Die Bedeutung der Elektrotechnik für den Kohlenberg- 
bau ist durch das Streben nach immer weiterer Mechanisie- 
rung in ein neues Stadium getreten. Schon seit geraumer 
Zeit hat sich der elektrische Antrieb bei Fördermaschinen, 
Wasserhaltungsmotoren und Lüftern durchgesetzt. Gegen- 
wärtig ist insbesondere die Elektrifizierung der Untertage- 
betriebe aktuell. Der Ruhrkohlenbergbau arbeitet z. Zt. mit 
einem jährlichen Defizit von rd. 400 Millionen DM, so daß es 
dringend erforderlich ist, die Gewinnung, das Laden und 
Fördern der Kohle durch Mechanisierung rationeller zu ge- 
stalten. Hinzu kommt, daß gerade die leistungsfähigsten 
Jahrgänge von Bergarbeitern infolge des Krieges ausgefal- 
len sind. Man schätzt, daß zunächst etwa 1 Milliarde DM 
aufgewendet werden müssen, um die Betriebe wieder ratio- 
nell zu machen. Der Elektroindustrie erwachsen dadurch 
bedeutende Aufgaben, und auf der Kohlenbergbau-Ausstel- 
lung in Essen (13. bis 24. September 1950) nahmen die ein- 
schlägigen Firmen Gelegenheit, einen Überblick über ihre 
Sonderausführungen für den Kohlenbergbau zu geben. Daß 
neben dem elektrischen Strom die Druckluftantriebe eine be- 
deutende Rolle spielen, ergibt sich aus der ganzen Entwick- 
lung des Gebiets. Die auf den Zechen vorhandenen und in 
letzter Zeit neu beschafften Druckluft-Kompressoren sind 
noch nicht ganz ausgelastet, so daß ein gewisser Anreiz be- 
steht, weitere Druckluftmaschinen anzuschließen. Ferner 
spricht bei der vielfach festzustellenden Bevorzugung von 
Drucluftantrieben mit, daß gerade die Elektroindustrie 
durch die Folgen des Krieges in ihrer Leistungsfähigkeit 
stark beeinträchtigt war. Demgegenüber war die Bergwerks- 
maschinenindustrie, zu der auch das Gebiet des Druckluft- 
antriebs gehört, in der Reichsmarkzeit durch Zuteilung von 
Rohstoffen stark bevorzugt worden. Jetzt dagegen hat die 
Elektroindustrie ihre alte Leistungsfähigkeit wieder erreicht, 
so daß sie auch die Ansprüche des Kohlenbergbaus erfüllen 
kann. Die starke Stellung der Druckluft beruht auch darauf, 
daß es leichte Abbauhämmer zunächst nur für Druckluftan- 
trieb gibt. Abbauhämmer aber werden trotz des starken Ein- 
satzes von Schrämmaschinen und Kohlenhoblern immer nötig 
sein, Hier sei erwähnt, daß vielleicht der mit einem Rück- 
stoB behaftetee Abbauhammer durh eine Art Hand- 
schrämmaschine mit Drucluftantrieb ersetzt wird, 
die aus vier umlaufenden Bohrern besteht. Die Firma Gebr. 
Eickhoff, Bochum, zeigte auf ihrem Stand eine vielbeachtete 
Ausführung, die nur 12,5 kg wiegt. 


Elektrotechnik untertage 

Die Forderungen des Kohlenbergbaus untertage an die 
elektrische Ausrüstung ergeben sich aus den besonderen 
Betriebsverhältnissen. Man muß mit einer rauhen Behand- 
lung sowie mit dem Auftreten von Schlagwettern rechnen, 
die durch kleinste elektrische Funken gezündet werden kön- 
nen. Aus diesem Grunde sind schon vor 20 Jahren seitens 
des VDE entsprechende Vorschriften ausgearbeitet worden, 
welche die Gefahrlosigkeit und Betriebssicherheit der elek- 
trischen Einrichtungen verbürgen!. Der Schlagwetter- 
schutz wird je nach der Art des Betriebsmittels auf ver- 
schiedene Weise erreicht. Bei der „druckfesten Kapselung” 
werden solche Teile, die Schlagwetter zünden können, in ein 
festes Gehäuse eingeschlossen, aus dem sich die Explosion 
nicht nach außen fortsetzen kann. Die „erhöhte Sicherheit” 
umfaßt Maßnahmen, welche die Entstehung von Funken, 
Lichtbögen oder gefährlichen Temperaturen an solchen Tei- 
len verhindern, an denen sie betriebsmäßig nicht auftreten. 
Ferner wird die „Olkapselung” angewendet, bei der funken- 
bildende Teile unter Ol liegen. Bei den Gewinnungs- und 


1 VDE 0170/V 43 bzw. DIN 57170 „Vorschriften für schlagwetterge- 
schützte elektrische Betriebsmittel’. — VDE 0192/1 bzw. DIN 57 192 ,„‚Merk- 
blatt für die Gestaltung der Anschlußräume und Anschlußteile von schlag- 
. wettergeschützten Betriebsmitteln für Betriebsspannungen unter 1000 V.” 
— VDE 0118/V.44 bzw. DIN 57188 „Vorschriften für die Errichtung elek- 
trischer Anlagen in Bergwerken unter Tage (BuT).” 


DK 621.3 : €22 (061.4) 


Lademaschinen vor Ort werden druckfeste Motoren verwen- 
det, die es im allgemeinen für Leistungen bis 160 kW gibt. 
Auf den Ständen der Firmen AEG, Bauknecht, Schorch, Sie- 
mens u. a. wurden solhe Motoren gezeigt. Für den Ein- 
bau in Schrämmaschinen wurde eine besondere Ausführung 
entwickelt (SSW), die durch ein Gehäuse mit rechteckigem 
Querschnitt gekennzeichnet ist (Bild 1). Diese Motoren er 
halten eine intensive Oberflächenbelüftung und sind zu die- 
sein Zwecke auf beiden Seiten mit horizontal angeordne- 
ten Kühlrippen versehen, die sich innerhalb des viereckigen 
Außengehäuses befinden. Größere Motoren bis zu einer 
Leistung von 1500 kW, wie sie für den Antrieb von Häspeln. 
Wasserhaltungen und Lüftern gebraucht werden, führt man 
meistens nach der Bauart „erhöhte Sicherheit” aus und kap- 
selt nur die Schleifringe druckfest.e. Auch solche Motoren 


Bild 1. Schrämmaschinen-Motor 60 kW (SSW). 


wurden von mehreren Firmen gezeigt. Ferner benötigt de: 
Kohlenbergbau eine Reihe von Sonderausführungen; wie sie 
insbesondere die Elektrotrommel für den Antrieb von 
Förderbändern sowie die Schleuderbandtrommeln darstel- 
len. Eine solhe Schleuderbandtrommel, wie sie von den 
Siemens-Schuckertwerken entwickelt wurde, dient zum An- 
trieb einer Berge-Versatzschleuder, welche die sog. Berge 
in die ausgekohlten Flöze schleudert. Der Motor ist als 
Außenläufer mit hitzebeständiger Wicklung gebaut, wobei 
der Trommelmantel durch einen besonderen Verschleißman- 
tel gegen Abnutzung geschützt ist. Dieser Verschleißman- 
tel ist mit kräftigen Schrauben am Trommelmantel befestigt 
und kann bequem ausgewechselt werden. 


Um mit erträglichen Leitungsquerschnitten auskommen 
zu können, geht man neuerdings mit Hochspannung bis 6 kV 
nahe an den Betriebspunkt heran. Für diesen Zweck waur- 
den von der AEG, den Dominit-Werken und den SSW fahr- 
bare Transformatoren in schlagwettergeschützte: 
Ausführung entwickelt, die auf den Grubengeleisen verfat- 
ren oder auf Schlitten gezogen werden und so dem fort- 
schreitenden Abbau folgen können (Bild 2 u. 3). Es ist ga 
lungen, in dem zur Verfügung stehenden Profil eine Leistus: 
von 315 kVA bei einer Oberspannung bis zu 6 kV urd 
einer Unterspannung von 400 oder 525 V unterzubringen. Be. 


JETZ 137 


. 
TESNE a es Deir 


Bild 2. Grubentransformator (AEG), schlagwettergeschützt. 


1. Dezember 1950 


I 
~ 


a a e E fahrbar (SSW). 


dem Transformator Bild 3 sitzt im Gehäusedeckel ein Motor 
mit zwei Wellenenden, auf denen je ein Lüfterrad sitzt. 
Das untere Lüfterrad befindet sich im abgeschlossenen 
Transformatorgehäuse und bewirkt einen intensiven Luftum- 
lauf im Inneren des Gehäuses. Damit bei der natürlichen 
‚ Atmung des Transformators keine Feuchtigkeit und kein 
Staub in das Transformatorinnere eindringen, sind im Deckel 
zwei mit Kieselsäuregel gefüllte Luftentfeuchter unterge- 
braht. Zu diesem Transformator gehört eine Nieder- 
spannungsverteilung; beide Teile sind durch 
shwere Gummischlauchleitungen miteinander verbunden. 
Der Transformator wird primärseitig von einem Expansions- 
schalter geschaltet, der zweckmäßig in einem besonderen 
Raum, auch in größerer Entfernung, aufgestellt wird. 
Während früher die Motoren an Untertagemaschinen 
durch eingebaute Schalter eingeschaltet wurden, werden sie 
jetzt durch fernbetätigte Schütze in Betrieb gesetzt, die 
selbstverständlich druckfest gekapselt sind. Ein ganz be- 
sonderes Problem war es, die beweglichen Zulei- 
tungen genügend zu schützen. Ein rein mechanischer 
Schutz ist nicht möglich, da darunter die Beweglichkeit der 
Leitungen leiden würde. Man ist also auf einen elektrischen 
Schutz angewiesen, der sich so auswirkt, daß die Leitung 
bei einer gefährdenden Beschädigung der Isolation abge- 
schaltet wird, und versieht sie unter dem Außenmantel mit 
einem an eine niedrige Hilfsspannung gelegten Kupfer- 
drahtgeflecht oder einer Schicht aus leitendem Gummi, die 
durd: eingelegte Uberwachungsleiter an das Schutzrelais an- 
geschlossen wird. Als weitere Schutzeinrichtung sei ein 
Bandwächter erwähnt, der den Antriebsmotor von För- 


um 


a wem k= 


Bild 4. Förderlokomotive (Heinr. Bartz). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


643 


derbändern absċhaltet, wenn ein solches Band wegen Klem- 
mens oder Überlastung stehen bleibt und dadurch in Brand 
geraten könnte. Ein solcher Bandwächter besteht aus einer 
kleinen Pendelmaschine mit Kurzschlußwicklung, bei der das 
Drehmoment des schwenkbaren Ständerteils zur Schaltung 
von Kontakten ausgenutzt wird. Ein anderes Sicherheits- 
organ ist der Wetterstromwächter der AEG, der in 
Wetterlutten eingebaut wird. Eine Windfahne hält in ihm 
einen Kontakt so lange geschlossen, wie der Wetterstrom 
die verlangte Geschwindigkeit hat. Beim Sinken des Wet- 
terstroms löst der Kontakt aus. 


Die Vorsicht bei Untertagenetzen geht so weit, daß man 
die Isolation ständig überwacht. Für diesen Zweck 
wurden Netzprüfeinrichtungen entwickelt (Funke u. Huster, 
SSW), welche den Isolationswert ständig anzeigen und bei 
Unterschreiten eines gewissen Wertes Alarm geben. Die 
Netzprüfeinrichtungen sind so gebaut, daß man ihr Arbeiten 
durch Betätigung eines Schalters überprüfen kann. Ebenso 
gibt es Meßinstrumente und Zähler in schlagwettergeschütz- 
tem Gehäuse (AEG, S&H). 


Für die Verbindung der untertage verwendeten Gummi- 
schlauchleitungen zum Anschluß von Motoren oder von Be- 
leuchtungsanlagen dienen Schaltsteckvorrichtun- 
gen in druckfester Kapselung. Bei der Ein- und Ausführung 
gibt das Einstecken in die Steckdose noch keinen Kontakt, 
dieser wird erst durch das Drehen beider Teile gegeneinan- 
der bewirkt. Bei einer Schrämsteckvorrichtung sind die 
Steckerstifte für die Hilfskon- 
takte der Steuerleitung kürzer 
als die anderen Stifte, so daß 
| beim Ziehen der Steckvorrich- 
= tung das Schütz abschaltet. Um 
= den richtigen Anschluß von 
Schrämleitungen überprüfen zu 
können, gibt es einen Prüf- 
stecker, in dem drei Glimmlam- 
pen nacheinander aufleuchten, 
wenn der Anschluß richtig ist. 
£ Eine gute Belüftung 
‘= der Betriebspunkte ist für den 
= Bergbau unbedingt notwendig, 

i bei weit entlegenen Betriebs- 

|1 punkten aber recht schwierig. 
Deshalb hat man elektrische 
Zubringerlüfter entwickelt, die 
von mehreren Firmen gezeigt 
wurden. Bei dieser Ausführung 
sind die Schaufeln des Laufra- 
des zentral verstellbar und so 
ausgebildet, daß durch die auf- 
tretenden erheblihen Flieh- 
kräfte keine Biegemomente 
entstehen und alle Teile nur auf Zug beansprucht wer- 
den. Auch Luttenlüfter für den Einbau in Blecleitungen 
für Durchmesser von 300 ....600 mm wurden gezeigt. Da bei dem 
Vordringen des Bergbaus in immer größere Tiefen mit einer 
erhöhten Temperatur zu rechnen ist, gibt es ferner Einrich- 
tungen zur Kühlung der Wetter. Die Firma Lindes 
Eismaschinen AG zeigte eine mit Trockeneis arbeitende Kühl- 
anlage für den Wetterstrom. 


Für die Herstellung von Sprenglöcern nimmt man Hand- 
Drehbohrmaschinen und Säulen-Drehbohrmascinen, beide 
in druckfester Kapselung. Die Gehäuse bestehen zur Ge- 
wichtsersparnis aus Silumin. Um eine Überlastung der Ma- 
schine zu vermeiden, ist z. B. eine Reibungskupplung einge- 
baut, die bei Uberschreiten eines bestimmten Bohrdrucks 
rutscht, so daß der Vorschub der Härte des Gesteins entspre- 
chend geringer wird. 


Lokomotiven für die Förderung untertage waren in ver- 
schiedenen Ausführungen bei AEG, BBC, Heinrich Bartz, 
Dortmund, und SSW zu sehen (Bild 4). Im einziehenden 
Wetterstrom kann man Fahrdrahtlokomotiven verwenden, 
während für schlagwettergefährdete Streken Akkumulato- 


Bild 5. 


Handlampe mit Leucht- 
röhre (Dominiı-Werke). 


Be 
“ RT 


ETAR 


ee 


Bild 6. Steuerstand für eine Fördermascine (SSW). 
i 

renlokomotiven in entsprechend geschützter Ausführung in 
Betracht kommen. Bei diesen sind die Akkumulatoren in 


druckfest gekapselten Gehäusen untergebracht. 


Beleuchtung untertage 

Die alte Bergmannslampe wurde schon vor geraumer 
Zeit durch elektrische Handlampen mit Akkumulato- 
ren abgelöst. Auf diesem Gebiet ist ein wichtiger Fort- 
schritt durch die Silber-Zink-Leichtakkumulatoren nach dem 
System Andre-Jardeney erzielt worden, die von der Firma 
Friemann & Wolf hergestellt werden. Bei doppelter Leistung 
ist das Gewicht nur ein Drittel so groß, während das Volu- 
men etwa die Hälfte der früheren Ausführung beträgt. Die 
Dominit-Werke zeigten als Versuchsausführung eine Hand- 
lampe mit einer gewundenen Leuchtröhre (Bild 5). Das Ge- 
wicht ist vorläufig noch über 10 kg, aber eine Verringerung 
ist durchaus möglich. Überhaupt ist man bestrebt, das Ar- 
beitsfeld des Bergmanns besser zu beleuchten. Dazu schließt 
man einmal normale Glühlampen in entsprechenden Gehäu- 
sen an das Starkstromnetz an. Auch gibt es Scheinwerfer 
mit Preßluftantrieb, ebenfalls druckfest gekapselt. Verschie- 
dene Firmen zeigten auch schlagwettergeschützte Armatu- 
ren für Leuchtstofflampen (Gothe & Co. und Dominit-Werke). 
Zum Kapitel der Beleuchtung gehört auch eine Apparatur für 
Blitzlichtaufnahmen im Untertagebetrieb, bei der 
die Entladung von Kondensatoren drei Blitzröhren zündet. 
Die Lichtleistung beträgt 100 Mim. Als Stromquelle dient 


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Leuctwarte für Kohl 
verfahren (SSW). 


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Bild 7. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


enaufbereitung nach dem Schwerflüssig- 


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"y . RE W A" 
Da Buch 0 I TE 


1. Dezember 1950 


der erwähnte Silberzink-Akkumulator. Bisher hatte es gro- 
Be Schwierigkeiten bereitet, photographische Aufnahmen 
untertage zu machen. 


Elektrotechnik übertage 
Für die Schachtförderu ng werden in zunehmen- 
dem Maße elektrische Fördermaschinen benutzt, da sie sid 
durch ihre hohe Betriebssicherheit und gute Steuerfähigkei! 
auszeichnen. Die Antriebsleistung wurde bis auf etwa 7000 
kW gesteigert. Es war nicht möglich, auf der Kohlenbergbau- 
Ausstellung eine vollständige Fördermaschine zu zeigen, 


' so daß man sich auf bildliche Wiedergaben beschränkte. Un- 


ter den Bildern sind die Darstellung der Vierseil-Förder- 
maschine der Zeche Hannover-Hannibal sowie die des neuen 
Schachtes Germania als neuzeitliche Ausführungen zu erwäh- 
nen. Die Bedienung derartiger Fördermaschinen erfordert 
entsprechende Steuer- und Uberwachungseinrichtungen. Nach 
den letzten Fortschritten werden sie in einem Steuerstand 
zusammengefaßt (Bild 6), der die Steuer- und Bremshe- 
bel sowie die Fahrtregler, den Teufenzeiger und die notwen- 
digen Instrumente enthält. Ferner sind in dem Steuerstand 
die Anzeigegeräte der Schachtsignalanlage sowie Lautspre- 
cher und Mikrophon eingebaut. 
a Die aus den Schächten ge- 
förderte Kohle ist noch nicht 
= verkaufsfähig und muß erst 
‚ aufbereitet werden. Dazu die- 
nen Kohlenwäschen, die 
beim gegenwärtigen Stande der 
A Technik überwiegend nach dem 
~ Schwerflüssigkeitsverfahren ar- 
beiten. Eine solhe Aufberei- 
tungsanlage enthält bis zu 150 
Antriebsmotoren mit einer Ge- 
samtleistung von über 3000 PS. 
Die Anlage wird von dem Koh- 
lenstrom stetig durchflossen. 
Die Bedienung muß so vor sich 
| gehen, daß zuerst die Motoren 
ae eingeschaltet werden, welche 
ETZ 157 die Kohle aus der Anlage her- 
Bild 8. Magnetishe Schacht- ausbefördern. Die Einschaltung 
torverriegelung (Mix & Genest). muß also sozusagen entgegen 
dem Kohlestrom erfolgen. Wenn eine Störung eintritt, so 
müssen die Motoren in solcher Reihenfolge stillgesetzt wer- 
den, daß die gestörte Stelle nicht mehr gespeist wird und 
keine Stauung entstehen kann. Erreicht wird das durch 
eine Verriegelung der Schaltschütze. Die SSW zeigten 
in Essen eine Leuctschaltwarte für eine Schwerflüs- 
sigkeitsanlage, auf der der Verlauf des Kohlestroms 
'  sinnbildlich dargestellt ist (Bild 7). Die Bedienungs- 
| schalter sind gleich in das Leuchtschaltbild eingebaut. 


-C 


S a 


Grubensignal- und -fernsprechanlagen 

Von groBer Bedeutung für die Sicherheit des Be- 
triebes und seine Förderleistung sind Signal- usd 
Fernsprechanlagen. Man arbeitet bei der Produkter- 
förderung vorzugsweise mit dem sog. „Fertig*-Signa!. 
dessen Wesen darin besteht, daß die Anschläger au! 
der Sohle und an der Hängebank vollkommen unab- 
` hängig voneinander ihre Fertigmeldung an die För- 
dermaschine geben. Durch entsprechende Schaltunu 
| ist dafür gesorgt, daß an der Fördermaschine ers: 
| dann das Signal „Fertig“ aufleuchtet, wenn beide An- 
|  schläger gemeldet haben. Auf der Kohlenbergbau- 
~. Ausstellung hatte man Gelegenheit, derartige Anla- 
`| gen mit allem Zubehör in Betrieb zu sehen. Von der 

Spezialfirmen des Gebietes seien Funke & Hauste: 

Mix & Genest, Siemens & Halske, Schüler & Vers- 


r RE, hoven (Kupferdreh) sowie W. Vershoven KG. (Essen. 
Br Br A erwähnt. Interessant ist, daß man neuerdings Signa- 


«| tableaus zur beliebigen Aneinanderreihung herstel.. 
Ferner werden die Signalanlagen mit der Steuereir- 
richtung der Fördermasciine in der Weise gekuppelt. 


1. Dezember 1950 


daß ein Anfahren nicht möglich ist, so lange noch ein Schacht- 
tor nicht geschlossen ist. Im allgemeinen erfolgt die Einschal- 
tung durch Torschalter, die von den Schachttoren betätigt 
werden. Mix & Genest haben eine Sperreinrichtung ent- 
wickelt, die von einem Dauermagneten betätigt wird (Bild 8). 
Am Schadhttor ist 
ıämlich ein Magnet- 
stab befestigt, der auf 
ein Relais wirkt. In 
Gruben-Fernsprechan- 
lagen werden die Ver- 
bindungen der Teil- 
nehmer untereinander 
mit  Zentralumschal- 
tern hergestellt. Es be- 
deutet einen wesentli- 
chen Fortschritt, daß 
man gegenwärtig mit 
einem Schrank nor- 
maler Größe 25 Teil- 
nehmer bedienen 
kann (W. Vershoven 
KG., Bild 9. Als 
Neuheit sind weiter- 
hin batterielose 
Fernsprecher für 
Untertagebetriebe zu 
erwähnen, die nach 
Art des alten Bell- 
Fermspredhers durch 
die Induktionsströme 
gespeist werden, die 
durh die Bewegung 
der Membran vor einem Magneten induziert werden. Die neu- 
ere Entwicklung der magnetischen Werkstoffe ermöglichte 
solche Ausführungen (Vershoven & Schüler). Bei derarti- 
gen Geräten ist eine schlagwettersichere Kapselung nicht er- 
forderlich, so lange keine besondere Signaleinrichtung zusätz- 
lich angebracht wird. Man signalisiert deswegen entweder mit 
der Strebbeleuchtung oder mit einfachen Schlagsignalen. Auch 
Lautsprecheranlagen haben in den Grubenbetrieb Eingang 
gefunden. Bei Signaleinrichtungen geht das Bestreben nach 
Sicherheit so weit, daß mit Hilfe eines Registriergerätes so- 
zusagen ein Protokoll geschrieben wird, das alle Signalvor- 
gänge in ihrem zeitlichen Verlauf festhält (Mix & Genest). 
Bei etwaigen Unfällen läßt sih dann später fest- 
stellen, wie die Signalgebung in der kritischen Zeit erfolgte. 
Das Registriergerät besteht in der Ausführung von Sie- 
mens & Halske aus einem Tintenschreiber mit 9 Schreibfe- 
dern, die im einzelnen das Einschlagsignal vom Füllort und 


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Glühlampen-Fernsprechzentrale 
W. Vershoven). 


Bild 9. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


645 


der Hängebank, die Fahrkurve, das Betätigen der Nothupe, 
der Bremse, des Schachthammers, des „Fertig” Signals von 
der Hängebank und vom Füllort sowie das Arbeiten des 
Fahrtreglers aufzeichnen. Funke & Huster zeigten eine an- 
dere nr bei der die Signale auf Wachsschichtpapier 
‚ mit Saphirstiften festge- 
halten werden (Bild 10). 


rn er mr- 


Sonstiges Zubehör 
für den Bergbau 


Im Bergbaubetrieb 
kommen zahlreiche Re- 
paraturarbeiten vor, bei 
denen elektrische Einrich- 
tungen wertvolle Hilfe lei- 
sten können. Erwähnt 
seien hier insbesonde- 
re Stumpfschweiß- 

maschinen zum An- 
einandershweißen von 
Trägern, Stempeln und 
Werkzeugen. Hugo Mie- 
bach, Dortmund, zeigte 
eine vollautomatische 
Stumpfschweißmaschine 
| für einen Querschnitt bis 
diraki zu 2500 mm?, bei der die 
Bild 10. Signalregistriergerät mit Wachs- Arbeitsvorgänge in der 
schreiber (Funke & Huster). richtigen Reihenfolge ab- 
laufen. Endlich sei noch als wesentlicher Fortschritt der 
sog. Rapid-Hammer erwähnt (Impex GmbH., Es- 
sen), mit dem man Dübel und Gewindebolzen in Beton 
und sogar in Stahlträger hineinschießen kann. Die Zeit für 
das Verlegen von Rohrleitungen, Kabeln usw. sowie das 
Anbringen von Schaltkästen wird dadurch auf einen Bruch- 
teil herabgesetzt. Der Rapid-Hammer arbeitet mit einer 
schwachen Pulverfüllung, die als Kartusche eingeführt wird. 
Mehrfache Sicherheitsvorrichtungen sorgen dafür, daß keine 
Gefahr auftreten kann. 


In ihrer Gesamtheit ist die Kohlenbergbau-Ausstellung 
Essen 1950 als eine der interessantesten Fachausstellungen 
anzusehen, die nach dem Kriege in Deutschland veranstaltet 
wurden. Die Ansichten der aus vielen europäischen Ländern 
und»sogar von Übersee erschienenen Besucher gingen sogar 
dahin, daß die Ausstellung geradezu ein europäisches Ereig- 
nis sei, das als Markstein der Entwicklung anzusehen wäre. 
Die anderen Länder Europas stehen nämlich hinsichtlidı 
des Kohlenbergbaues vor ähnlichen Aufgaben wie Deutsc- 
land, so daß die hier gemachten Erfahrungen als allgemein 
gültig anzusehen sind. 


| Anlage zur Vorführung von Lebens- und Brandgefahren 
durch den elektrischen Strom und Verhütungsmaßnahmen 


Von P. Schnell, Münster (Westf.) 


Übersicht. Es wird eine Vorführanlage beschrieben, mit der 
vorschriftsmäßige und unvorscriftsmäßige Zustände der Schutzmaßnah- 
men gegen zu hohe Berührungsspannungen, Erdung, Nullung, Fehlerspan- 
nungs-Schutzschaltung und Fehlerstrom-Schutzschaltung hergestellt und 
die Schutz- und Gefährdungswirkungen gezeigt werden können. Mit der 
Anlage können weiter die feuergefährlichen Fehler vorgeführt werden 
(Kurzschluß, Lichtbogenkurzschluß und Erdschluß). Der Zusammenhang 
zwischen Feuersgefahr und den Schutzmaßnahmen gegen zu hohe Be- 
rührungsspannung kann bei den Versuchen nachgewiesen werden. 


Einleitung 

Schon seit längerer Zeit! sind folgende Tatsachen be- 
kannt: 

1. Sicherungen schützen nicht gegen feuergefährliche 
Fehler beim Berühren zweier Leiter untereinander oder eines 
Leiters gegen einen Erdleiter, zwischen denen betriebsmäßig 
eine Spannung besteht, wenn die Fehlerstelle bzw. der Feh- 
lerstromkreis Widerstand aufweist. 


t P. Schnell: 


Erdung, Nullung und Schutzschaltung bei Instal- 
lationen landwirtschaftlicher Betriebe. 


ETZ 59 (1938) S. 1197. 


DK 621.316.9 : 614.8 


2. Bei unvorschriftsmäßigem Zustand, der insbesondere 
auf dem Lande und bei Freileitungsnetzen häufig vorliegt, 
können weder die Schutzerdung noch die Nullung die Le- 
bensgefahr mit Sicherheit ausschließen, sondern erhöhen sie 
unter Umständen. In feuergefährdeten Räumen kann die 
Brandgefahr unter gewissen Voraussetzungen sogar bei vor- 
schriftsmäßigem Zustande durch diese Schutzmaßnahmen ge- 
gen zu hohe Berührungsspannung erhöht werden. 

3. Es ist möglich, die Brandgefahr bei Fehlern, die durch 
Sicherungen nicht abgeschaltet werden können, mit gleicher 
Sicherheit wie die Lebensgefahr durch zu hohe Berührungs- 
spannung zu verhüten durch die Fehlerspannungs- oder Feh- 
lerstrom-Schutzschaltung (früher Differentialschutzschaltung?). 

Diese Feststellungen waren aus praktischen Beobachtun- 
gen und Erfahrungen hergeleitet. Um ihre Richtigkeit noch 


2? P. Sc hnell: Differential- -Schutzschaltung und Lebens- u. Brand- 
gefahren in Dreh- und Wechselstromanlagen. ETZ 64 (1943) S. 119. 


646 


Piy 
Pu 


matorenstation, Freileitung und Hausanlage. 


weiter zu erhärten, erschien es zweckmäßig, die verschiede- 
nen Fehler, ihre Wirkung und ihre Verhütung experimentell 
nachzuweisen. Das kann mit der nachstehend beschriebenen 
Einrichtung geschehen (Bild 1), deren Schaltung in -Bild 2 
dargestellt ist. 


Beschreibung der Vorführanlage 


Wie aus Bild 1 zu ersehen ist, besteht die Anlage aus 
einer symbolisch dargestellten Transformatorenstation für 
ein Drehstromnetz 380/220 V mit geerdetem Sternpunkt, 
einer Freileitung, einer Hausanlage und einem Vorführtisch3, 
Von der Tranformatorenstation werden ein mit 15 A abge- 
sicherter Außenleiter und der Sternpunktleiter ins Freilei- 
tungsnetz geführt (Bild 2). Ein Strommesser im Sternpunkt- 
leiter in der Transformatorenstation zeigt bei den einzel- 
nen Versuchen die Stromstärken durch den Sternpunkltleiter. 
Auf dem Mast ist ein Strommesser für den jeweils im Außen- 
leiter fließenden Strom angebracht. Der auf dem Mast an- 
gebrachte Spannungsmesser ist so geschaltet, daß eine Lei- 
tung mit der Erde verbunden ist und somit beim Verbinden 
der anderen Leitung mit irgendwelchen Punkten in der An- 
lage die Spannung gegen Erde abzulesen ist. 

Der Sternpunktleiter kann im Freileitungsnetz getrennt 
werden. Es besteht weiter die Möglichkeit, das zum Ge- 
bäude herunterhängende Leitungsende mit dem Außenlei- 
ter zu verbinden. Außenleiter und Sternpunktleiter sind, 
wie es wiederum symbolisch dargestellt ist, bei ungesicher- 
tem Zustand unvorschriftsmäßig durch eine Stahlpanzerrohr- 
leitung am Brettergiebel eines Bauernhauses und dann 
unterhalb des Brettergiebels zur Hausanschlußsicherung ge- 
führt. Von der 10 A-Hausanschlußsicherung wird der Außen- 
leiter zur Zählertafel geleitet, auf der er mit einem 6 A-LS- 
Schalter abgesichert ist. Zwischen Hausanschlußsicherung 
und Zählertafel können Außenleiter und Sternpunktleiter 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


Bild 1. Vorführanlage, bestehend aus symbolisch dargestellter Transfor- 


1. Dezember 1950 


U=e2R:MA=20V U=20R:10A=200V 


Bild 3. 


Prinzipschaltbild für Betriebs- und Schutzerdung 


einen Fehlerspannungs-Schutzschalter oder durch einen Feh- 
lerstrom-Schutzschalter ein- und ausgeschaltet werden. 

Von der Zählertafel werden Außenleiter und Stem- 
punktleiter einmal zu den Abnahmesteckbuchsen O und R 
und dann zu einer Schukosteckdose geführt. Der Schutz- 
kontakt der Schukosteckdose steht mit dem Schutz- 
leiter Sch in Verbindung. Schukosteckdose und Schutzlei- 
ter können, wie aus Bild 2 zu ersehen ist, ein- und ausge- 
schaltet werden. Der Schutzleiter kann mit der Schutzer- 
dungsleitung (Schutzerdung), mit dem Sternpunktleiter (Nul- 
lung), mit dem K-Leiter des Fehlerspannungs-Schutzschalters 
(Fehlerspannungs-Schutzschaltung) und mit der Zuleitung 
zum Widerstand des menschlichen Körpers Rır, der auf lei- 
tender Erde steht, verbunden werden. Die Schutzerdungs- 
leitung und die Zuführungsleitung zu dem Widerstand des 
menschlichen Körpers können aber auch mit der Schaltleitung 
Scha verbunden werden, was bei einigen Vorführungen vor- 
teilhaft ist. 

In der Transformatorenstation ist der Sternpunkt zu- 
nächst über einen Strommesser geführt und dann über einen 
veränderlichen Widerstand Rp mit.der ideellen Erde E ver- 
bunden, die am Mast vorbei durch die ganze Hausanlage 
geführt wird. Weiter wurde in der Anlage die Schutzer- 
dungsleitung ebenfalls über einen Strommesser und über 
einen veränderlichen Widerstand Rz» mit der ideellen Erde 
verbunden. Hierdurch kann man alle erwünschten Erdungs- 
verhältnisse zwischen Transformatorenstation und Schutz- 
erdung beim Stromabnehmer herstellen. Wie Bild 3 zeigt 
sind diese beiden Erdungswiderstände, die durch die ideelle 
Erde miteinander verbunden sind, wie ein Spannungstei:er 
anzusehen. Die maximale Berührungsspannung U B8ma. 
die jeweils bei den einzelnen Erdungen überbrückt wer- 
den kann, ist gleich der Spannung, die zwischen dem Anfang 


des betrachteten Widerstandes und der ideellen Erde als 


wahlweise entweder durch zwei Ausschalter oder durch Abgriff auftritt. Die von einem Menschen überbrücte Span- 
EEE ZELLE EEE REN nung richtet sich nach dem Standort des überbrückenden 
ER -l r-3--7----17--7-- | Menschen zu dem Spannungstrichter. Die Summe der 
/Symbolische\. zE i | maximalen Spannungen an der Sternpunkterdung in der 
| re RER ee i | Transformatorenstation und der Schutzerdung im Gebäu- 

ı® O- EEE SE <o; de ist immer gleich der Gesamtspannung. 
Im A |: 2a | i ' Sir. = Wie im Schaltbild 2 angegeben ist, besteht die Mögx- 
220 7.?re T - ; Schalter 7 3 | lichkeit, um die Vorführanlage vielseitig ausnutzen zu 
BEER AE T EEREN X..4scon können, mit einem Walzenschalter den Erdungswider- 
18 u; no - X!-.cschastand Rp des Sternpunktes bei Kurzschließen der beiden 
À / | Anschlußstellen in den Sternpunktleiter und den Schutz- 
aai S a | erdungswiderstand Rp ebenfalls bei Kurzschließen der 
KO i Msa (viso jas beiden Anschlußstellen in den Außenleiter und umge- 

RN E 00%: kehrt zu schalten. 

P 2200,88 | Mit der ideellen Erde wurde auch der veränderliche 
Wi gg | Widerstand des menschlichen Körpers Ry verbunden 
aiii en n —!—k£ | In diesem Stromkreis zeigt ein Strommesser den Strom 


Bild 2. 


Scaltbild der Vorführanlage. 

? Die grundsätzliche Schaltung zur Vorführung von Vorgängen über 
Erdung, Nullung u. Schutzschaltung in 380/220 V-Netzen wurde vom 
RWE 1932 entwickelt. 


durch den menschlichen Körper beim Überbrücen der 
größten auftretenden Berührungsspannung an. Im Kopf des 
symbolisch dargestellten Menschen wurde eine 15 W-Glüh- 
lampe parallel zum Widerstand geschaltet, so daß sie aui- 


1. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 23 


647 


leuchtet, sobald der Mensch (Ry = 1,5 KQ) eine Spannung 
über 65 V überbrückt. Auf der Schalttafel ist ferner noch 
ein Spannungsmesser angebracht, der genau so wie der 
Spannungsmesser am Mast geschaltet ist. Der am Vorfüh- 
rungstisch Arbeitende kann hier ablesen, wenn er das In- 
strument am Mast von seinem Standort nicht sehen kann. 

In sämtlichen Leitungen auf der Tafel der Hausanlage 
sind Buchsen für Stecker eingebaut, um Fehlschaltungen oder 
andere Vorgänge, die in der Praxis auftreten, schalten zu 
können. Die Schaltungen werden in diesem Falle mit 
- Kurzschlußleitungen oder mit einer 25 W-Glühlampe durch- 
geführt. Um dem Zuschauer den Überblick zu erleichtern, 
ist der Sternpunktleiter grau, der Außenleiter gelb, der 
" Schutzleiter rot, die Schaltleitung blau und die ideelle Erde 
grün gekennzeichnet worden. Weiter wurden vor jedem 
Kippschalter 4 V-Lämpchen angebracht, die rot aufleuchten, 
mit dem Kippschalter mechanisch ein- und ausgeschaltet und 
von einem Klingeltransformator gespeist werden. 

An den Enden der Leitungen O, R, Sch, Scha und E sit- 
zen einpolige Abnahmesteckbuchsen, um diese Leitungen 


durch Stecker und bewegliche Kabel mit der seitlih am- 


Vorführungstisch befestigten kleinen Verteilungstafel ver- 
binden zu können. Auf der Verteilungstafel sind wiederum 
farbig gekennzeichnete einpolige Abnahmesteckbuchsen für 
diese Leitungen angebracht worden. Weiter wurden auf 
der Verteilungstafel Anschlußstellen für die Spannungsmes- 
ser mit 2 Meßbereichen und für den Außenleiter, Sternpunkt- 
leiter und Schutzleiter der Schukosteckdose der Hausanlage 
geschaffen, um am Vorführungstisch an einer Lichtsteckdose 
oder Schukosteckdose erklären zu können, daß die beste 
Shutzmaßnahme nicht schützen kann, wenn die Verbindung 
mit der Schutzmaßnahme durch den Schutzleiter fehlt. Aut 
diese Weise kann man alle Schaltungen für die weiter un- 
ten geschilderten Versuche am Vorführungstisch herstellen. 

Die Vorführanlage wird an 220 V oder 110 V Wechsel- 
strom, abgesichert mit 15 A, angeschlossen. Nun können 
samtlihe Versuche ohne Störung der Anschlußanlage 
durhgeführt werden. Die Zuleitung wird über eine 
Stekvorrichtung und über einen Schalter mit Kontrollampe 
am Vorführungstisch zu dem zum Schutz gegen zu hohe Be- 
rührungsspannung zwischengeschalteten Isoliertransforma- 
tor geführt, der an die Anschlußklemmen hinter der aut 
Bild 1 symbolisch dargestellten Transformatorenstation an- 
geschlossen wird, die im Schaltbild mit 1 und 2 bezeichnet 
sind. 

Versuchsbeispiele 

Nachfolgend werden die wichtigsten Versuche aufge- 
zählt, die mit der Anlage gezeigt werden. Sämtliche Ver- 
suche, die sich auf Unfallverhütung beziehen, werden an 
dem Modell einer Handbohrmaschine vorgeführt. 

1. Bei einphasiger Nutz- oder Fehlerbelastung fließt 
durch den Sternpunktleiter derselbe Strom wie durch den 
Außenleiter. Also ist die Bezeichnung „Nulleiter" irrefüh- 
rend. 

2. Tritt bei langen Zuleitungen, z. B. in einer Freilei- 
tung mit verjüngtem Querschnitt des Sternpunktleiters in 
der Hausanschlußleitung ein Lichtbogenkurzschluß oder so- 
gar ein vollkommener Kurzschluß (Rrenterstete = 09% ohne 
daß hierdurch eine Nutzbelastung eingeschaltet wird) zwi- 
shen einem Außenleiter und dem Sternpunktleiter auf, so 
kann die Sicherung in der Transformatorenstation wegen des 
hohen Leitungswiderstandes bei 220 V nicht abschalten. 
Durh den nicht abgeschalteten Lichtbogenkurzschluß be- 
steht äußerste Brandgefahr, wenn die Zuführungsleitung 
mit brennbaren Stoffen, z. B. Holz, in Berührung kommt. 

3. Die Isolierung der von Zug nicht entlasteten Zufüh- 
rungsleitung zur Bohrmaschine ist an einer scharfen Kante 
abgeschabt. Der Außenleiter kommt mit dem ungescützten 
Metallgehäuse der Handbohrmaschine in Berührung (Kör- 
perschluß). Ein Mensch, der diese Handbohrmaschine von 
guter Erde aus berührt, steht in äußerster Lebensgefahr, 
wie der Zuschauer am Strommesser, am Spannungsmesser 
ınd an der aufleuchtenden Glühlampe im Kopf des symbo- 
lisch dargestellten Menschen erkennt. 


4. Schutzerdung. (Bei den nachstehenden Ver- 
suchen an der Handbohrmascine wird der Körperschluß mit 
einem 10 A-Drehschalter geschaltet). 

a) Erdungswiderstand der Schutzerdung 1 Q, Gefahr 
durch unverzögerte magnetische Abschaltung (spätestens 
nach 0,1 s) beseitigt, wenn Widerstand an der Körperscluß- 
stelle Re = 0 Q beträgt; 

b) Widerstand der Schutzerdung unvorschriftsmäßig, z. 
B. 20 Q (Rs = 2 Q). Dann Stromfluß 220 V /22 Q = 10 A. 
In der Hausanlage höchste Berührungsspannung 200 V. Es 
besteht äußerste Lebens- und Brandgefahr, ohne daß Siche- 
rungen dies verhüten; 

c) Erdungswiderstand wird so geändert, daß 2,5fache 
Nennstromstärke (Abschaltstromstärke) der vorgeschalteten 
Sicherung (15 A) zustandekommt. Es bleibt lebensgefähr- 
liche Berührungsspannung 2 bis 5 min iang stehen, da LS- 
Schalter bei der 2,5fachen Nennstromstärke durch die ther- 
mische und nicht durch die magnetische Abschaltvorrichtung, 
die erst bei der sechsfachen Nennstromstärke (Wechselstrom) 
abschaltet, ausgelöst wird. 

5. Nullung. a) Bei Nullung in vorschriftsmäßigem 
Zustand wird beim Körperschluß in spätestens 0,1 s abge- 
schaltet, wenn die Fehlerstelle am geschützten Gerät als 
vollkommener Kurzschluß (also Rp = 0 Q) auftritt. Dann 
löst die magnetische Auslösevorrichtung des 6 A-LS-Schal- 
ters aus, weil die 6fache Nennstromstärke bei der geringen 
Absicherung und kurzen Zuleitung um ein Vielfaches über- 
schritten wird. 

b).Wird der Körpershluß nur ein unvollkommener 
Kurzschluß, so tritt am geschützten Körper durch den Über- 
gangswiderstand die Wärmeleistung I?R [W] auf. Hierbei 
besteht Brandgefahr, wenn die Fehlerstelle wegen des zwi- 
schengeschalteten Widerstandes nicht rechtzeitig abgeschal- 
tet wird. 

c) Wenn der im Freileitungsnetz unten verlegte Stern- 
punktleiter reißt und dann eine Nutzbelastung zwischen 
Außenleiter und Sternpunktleiter hinter der Bruchstelle ein- 
geschaltet wird, oder wenn der im Freileitungsnetz oben 
verlegte Sternpunktleiter reißt und das zum Gebäude lie- 
gende Leitungsende auf einen Außenleiter fällt, tritt an al- 
len genullten, gesunden Geräten eine lebensgefährliche Be- 
rührungsspannung auf. Weiterhin besteht bei Berührung ge- 
nullter Metallmäntel von Leitungsrohren mit Erdern, z. B. 
Wasserleitungsrohren, an allen Stellen, bei denen Übergangs- 
widerstände zu überwinden sind, Brandgefahr. Sicherungen 
können diese Gefahren nicht abschalten (s. Bild 4). 

d) Falls der Widerstand im Sternpunktleiter bei großen 
Entfernungen unvorschriftsmäßig hoch ist, tritt bei einer Be- 
rührung eines Außenleiters mit dem Sternpunktleiter im 
Freileitungsnetz an den Ausläufern u. U. eine zu hohe Be- 
rührungsspannung auf, ohne daß ein Fehler an den geschütz- 
ten Geräten vorliegt. Es besteht Lebens- und Brandgefahr. 

e) Wird in einem genullten Netz entgegen den Vor- 
schriften eine Einzelerdung ausgeführt und tritt an einem 
in dieser Weise geschützten Gerät ein Körperschluß auf, so 
nimmt u. U, der Sternpunktleiter eine lebensgefährliche 
Spannung an. Alle gesunden, genullten Geräte stehen un- 
ter lebensgefährliher Berührungsspannung. Lebens- und 
Brandgefahr. Weiterer Beweis für die gefährliche Irrelei- 
tung durch die Bezeichnung „Nulleiter”. 

6. Fehlerspannungs-Schutzschaltung. 

a) Durch Drücken der Prüftaste wird nur geprüft, ob der 
Schutzschalter und die Hilfserdung und die Schutzschaltung 
in Ordnung sind; beim Drücken der Prüftaste wird nämlich 
der Körperleiter (K-Leiter) von der Fehlerspannungsspule 
getrennt. 

b) Der Schutzschalter wird wie ein Spannungsmesser zwi- 
schen Hilfserdung und K-Leiter geschaltet und prüft, ob hö- 
here Spannungen als 24 V oder 65 V gegen Erde auftreten. 
Es wird gezeigt, daß der Schutzschalter bis 24 V gegen Erde 
abschaltet, wenn der Erdungswiderstand der Hilfserdung 
< 200 Q ist. Beträgt der Erdungswiderstand der Hilfserdung 
bis 800 Q, so schaltet der Schutzschalter bis 65 V gegen 
Erde ab. 


648 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 19%) 


EEE 


c) Berührt der Schutzleiter eine Erdung, die einen Er- 
dungswiderstand von etwa 30 Q hat, so schaltet der Schutz- 
schalter bei einer Prüfung mit einer 25 W-Lampe nicht ab, 
weil im Schutzleiter keine zu hohe Berührungsspannung ge- 
gen Erde Auftritt. Wird aber mit der vollen Spannung ge- 
prüft, schaltet der Schutzschalter ab. Die Schutzschaltung 
arbeitet also inbezug auf die Verhütung von Lebensgefahr 
richtig, da sie beim Auftreten lebensgefährliher Berüh- 
rungsspannungen abschaltet. 


d) Berührt der Schutzleiter eine sehr gute Erdung, z.B. 
die Wasserleitung oder die Eisenkonstruktion eines großen 
Eisenbetongebäudes, so tritt selbst beim Berühren eines 
Außenleiters mit dem Schutzleiter im Schutzleiter gegen die 
Hilfserde keine Auslösespannung auf. Der Schutzschalter 
schaltet nicht ab, da keine Lebensgefahr besteht. Die Schutz- 
schaltung ist also inbezug auf Verhütung von Lebensge- 
fahr in Ordnung. 

e) Im Falle d) besteht aber in feuergefährdeten Räumen 
Brandgefahr, weil dauernd der Erdschlußstrom in die Erde 
fließt. Zur Verhütung dieser Brandgefahr kann die Abschal- 
tung dadurch erzwungen werden, daß die gute Erdung ge- 
gen den Schutzleiter z. B. bei der Wasserleitung durch 
Einbauen eines isolierenden Rohrstückes von etwa 10 cm 
Länge isoliert wird. Die Wassersäule hat einen Widerstand 
von etwa 800... 1000 Q je nach Leitfähigkeit des Wassers, 
so daß sie in diesem Zusammenhang keine Bedeutung hat. 

f) Kann man eine Isolierung der guten Erdung gegen 
den Schutzleiter oder geschützte Metallgehäuse nicht her- 
stellen, so läßt sich die Abschaltung in jedem Falle dadurch 
erreichen, daß die Hilfserdungsleitung mit dem Sternpunkt- 
leiter verbunden wird. Im Falle eines Körperschlusses wird 
dann deshalb abgeschaltet, weil die Auslösespannung, wenn 
sie gegen die Hilfserdung nicht auftritt, gegen den Sternpunkt- 
leiter in Höhe der Restspannung besteht, Eine solche Verbin- 
dung der Hilfserdung mit dem Sternpunktleiter, gegebenen- 
falls über einen Widerstand, ist statthaft, weil der Sternpunkt- 
leiter beim Auftreten einer zu hohen Berührungsspannung 
des Sternpunktleiters gegen Erde mit abgeschaltet wird. 

g) Durch Verbindung des K-Leiters mit dem Stern- 
punktleiter kann die Fehlerspannungs-Schutzschaltung zur 
Überwachung des Sternpunktleiters darüber, ob der Stern- 
punktleiter eine lebensgefährliche Spannung annimmt, an- 
gewandt werden, wenn genullt werden soll, die Nullungs- 
bedingungen aber nicht in allen Punkten erfüllt sind. In sol- 
chen Fällen ist es aber zu empfehlen, den Erdungswiderstand 
der Hilfserde evtl. durch Zwischenschaltung eines Wider- 
standes so hoch zu gestalten (800 Q), daß der Schutzschalter 
nur bei höheren Spannungen als 65 V gegen Erde abschaltet. 
Andernfalls kann es geschehen, daß der Schutzschalter auch 
auslöst, wenn betriebsmäßig bedingte UÜberspannungsstöße, 
im allgemeinen nicht höher als 65 V, im Sternpunktleiter 
auftreten. 

h) Wird der Schutzleiter mit der Hilfserdungsleitung 
kurzgeschlossen, so wird damit auch die Fehlerspannungs- 
spule kurzgescllossen. Infolgedessen kann die Schutzschal- 
tung nicht abschalten, wenn ein Körperscluß auftritt. Die 
volle Berührungsspannung bleibt im Schutzleiter stehen. 
Wird in einem solchen Fall die Prüftaste heruntergedrückt, 
so schaltet der Schutzschalter trotz des Fehlers in der 
Schutzschaltung ab, weil mit dem Drücken der Prüftaste der 
K-Leiter von der Fehlerspannungsspule getrennt wird. Er- 
folgt die Verbindung über eine Verbindungsstelle mit einem 
hohen UÜbergangswiderstand, z. B. 2000 Q, so schaltet die 
Schutzschaltung beim Auftreten eines Körperschlusses ab. 

i) Kommt der Schutzleiter oder die Hilfserdungsleitung 
mit einem Außenleiter vor dem Schutzschalter in Berüh- 
rung, so schaltet der Schutzschalter aus. Im ganzen Schutz- 
leiter und an allen geschützten Geräten bleibt aber die le- 
bensgefährlihe Berührungsspannung bestehen. 

j) Wird die Hilfserdungsleitung oder der Schutzleiter 
unterbrochen, so kann die Schutzschaltung nicht abschalten. 

7. Fehlerstrom - Schutzschaltung. (Ein 
Handmodell eines Fehlerstrom-Schutzschalters, der auf eine 


Differenzstärke von 80 mA eingestellt ist, ist auf der Tafel 
angebracht.) 


Der Schutzleiter wird über den Widerstand des mens- ` 
lichen Körpers geerdet. Als Erdungswert wird zunächst ein 
Widerstand von 4500 Q eingestellt. Dieser Widerstand wird Ä 


so lange verringert, bis das Milliamperemeter eine Diffe- 
renzstromstärke von 80 mA anzeigt. Dann schaltet der Feh- 
lerstrom-Schutzschalter ab. Fehlschaltungen wie bei der Feh- 
lerspannungs-Schutzschaltung sind deshalb ausgeschlossen, 
weil kein Schutzleiter und keine Hilfserdungsleitung vom 
Fehlerstrom-Scutzschalter aus verlegt wird. Der zu scüt- 
zende Metallkörper wird mit einer Erdung verbunden, die 
wie bei der Fehlerspannungs-Schutzschaltung bis 800 Q bzw. 
200 Q haben kann und dann das Auftreten höherer Berüh- 


‚rungsspannungen an den geschützten Körpern als 65 V oder 


24 V verhütet. 


8. Auf einem Tannenholzbrett wird eine Stelle mit Sal- | 


miaklösung? angefeuchtet. Wird über diesen Widerstand 
ein Stromkreis zwischen einem Außenleiter und dem Stem- 
punktleiter geschlossen (unvollkommener Kurzschluß), so 
fängt das Holz nach Verdampfung der Flüssigkeit an zu bren- 
nen und zwar bei einer Stromstärke unter 1 A. Es tritt aber 
bald ein Lichtbogenkurzschluß oder durch Ineinanderlaufen 
geschmolzenen Metalls ein vollkommener Kurzscluß ein 
Dann schaltet die vorgeschaltete Sicherung ab, sobald die 
Abschaltstromstärke erreicht wird. Man erkennt an die 
sem Versuch besonders klar die brandverhütende Wirkung 
des vollkommenen Kurzschlusses. Wird aber diese Fehler- 
verbindung zwischen einem Außenleiter und einer Erdle:- 
tung (Erdschluß) hergestellt, so kann wegen des Erdungs- 
widerstandes nicht abgeschaltet werden. Der Fehler en!- 
wickelt sich außerordentlich feuergefährlich. 

Man erkennt an diesen Versuchen, wie feuergefähr- 
lich sich schon geringe Stromstärken, die die Fehlerstelle in 
einer Größe von einigen mm? mit der Wärmeleistung -R 
[W] heizen, unter Umständen auswirken können. Weiter 
wird durch diese Versuche klar bewiesen, daß selbst bei 
einer vorschriftsmäßigen 6 A-Sicherung Brände auftreten 
können. 

9. Wird in eine solche Fehlerstelle der K-Leiter der 
Fehlerspannungs-Schutzschaltung geführt, so schaltet der 
Fehlerspannungs-Schutzschalter so rechtzeitig ab, daß keine 
Brandgefahr besteht. Somit schützt die Fehlerspannungs- 
Schutzschaltung auch gegen solche feuergefährlichen Fehler. 
gegen die Sicherungen nicht schützen (unvollkommener 
Kurzschluß, Lichtbogen-Kurzschluß und Erdschluß). Dasselbe 


gilt vom Fehlerstrom-Schutzschalter, wenn in die Fehler- 


stelle an irgendeiner Stelle ein Erdleiter eingeführt wird. 
der die auslösende Differenzstromstärke zur Erde leitet. 


IE= 2A, Rp = 459, Ip -Rp= 180 W 
Erdschluß zwischen Metallmantel eines Isolierrohres und 
Wasserleitungsrohr. 
+ Die Verwendung von Salmiaklösung entspricht 
Verhältnissen. 
lerverbindungen über Kondens- und Schwitzwasser, das stark ammoniat- 


Bild 4. 


den tatsäcliden 


In landwirtschaftlichen Betrieben z. B. kommen solche Feb- 


haltig ist, zustande. Die Brandversuche wurden von mir auch bereits mı' 
Kondens- und Schwitzwasser, welches im Schweinestall gesammelt wa 
mit der gleichen Wirkung durchgeführt. 


1. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


10. Es werden 2 NGA-Leiter und ein blanker zwischen 
den NGA-Leitern liegender Kupferdraht so wie in einem Iso- 
lierrohr oder Stahlpanzerrohr auf einem Brett montiert. Sind 
die beiden NGA-Leitungen mechanisch beschädigt und er- 
halten durch eingedrungenes Kondens- oder Schwitzwasser 
eine leitende Verbindung miteinander — dies wird dadurch 
erreicht, daß unter diese Fehlerstelle ein mit Salmiaksalz- 
lösung getränktes Läppchen gelegt wird —, so kommt es 
schon zur feuergefährlichen Störung bei Stromstärken unter 
t A. Wird aber der blanke Draht mit dem K-Leiter der Feh- 
lerspannungs-Schutzschaltung verbunden, so schaltet dieser 
die Brandgefahr ab. Er überwacht also den Isolationszu- 
stand der Anlage. 

In gleicher Weise schaltet die Fehlerstrom-Schutzschal- 
tung die Brandgefahr ab, wenn der blanke Draht mit einer 
Erdung bis 800 Q Erdungswiderstand verbunden ist. 

il. Der Metallmantel eines Isolierrohres (siehe Bild 4) 
wird mit einem Außenleiter verbunden. Der Metallmantel 
wiederum hat eine Widerstandsverbindung — ein mit Sal- 
miaksalzlösung getränktes Läppchen® wird zwischengelegt 
— mit einem Wäasserleitungs- oder Pumpenrohr (Erdschluß). 
Bei einer Stromstärke bis zu 6 A tritt dann bereits ein Licht- 
bogen von etwa 20 mm Länge auf, der äußerst feuergefähr- 
lih ist. Wird die Stromstärke dann durch Veränderung der 
Widerstände schließlich auf 15 A erhöht, steigert sich die Licht- 
bogenwirkung außerordentlih. Hierdurh wird dem Zu- 
shauer der Einfluß der 2. Potenz der Stromstärke auf die 
Wärmeleistung deutlich erkennbar gemacht. Diesen äußerst 
feuergefährlichen Zustand läßt der 6 A-LS-Schalter 2...5 min 
lang bestehen. Dieser Versuch beweist am besten, daß be- 
reits in Stromkreisen, die mit 6 A-Sicherungen abgesichert 
sind, große Feuersgefahr in allen Fehlerstellen, insbeson- 
dere in der Nähe leicht entzündlicher Stoffe, besteht, an de- 
nen Übergangswiderstände zu überwinden sind. Die 6 A- 
Siherung kann diese Gefahr nicht verhüten. Weiter über- 
zeugt dieser Versuch davon, daß die Brandgefahr gewaltig 
gesteigert wird, wenn sich größere Stromstärken z. B. in 
Hausanschlußleitungen oder in Kraftstromkreisen, die ent- 
sprehend den stärker verlegten Leitungsquerschnitten mit 
hohen Sicherungen abgesichert sind, an den Fehlerstellen 
auswirken können. 

12. Spannungstrichter. 

In einer Zinkwanne (s. Bild 5) wird eine Glasplatte ange- 
braht. Die Zinkwanne wird mit feuchtem Sand gefüllt, der 


3 Die Verwendung eines mit dieser Lösung angefeuchteten Läppchens 
entspricht ebenfalls der Wirklichkeit, weil in der Praxis diese Fehlerstel- 
len niemals an reinen Kontakten, sondern an mehr oder weniger stark 
verschmutzten (Staub mit ammoniakhaltigem Niederschlag) auftreten. In 
der Praxis wird die Entstehung eines solchen Fehlers zwar immer längere 
Zeit dauern, wogegen bei den Vorführungen die Versuche in kurzer Zeit 
entwickelt werden müssen. 


Bild 5. Spannungstrichter. 


Zinkmantel mit dem ideellen Erdpunkt verbunden. In die 
Mitte wird ein kleines Zinkplättchen eingesteckt, das mit ei- 
nem Ausßenleiter in leitender Verbindung steht (Erdschluß 
über unvorscriftsmäßige Schutzerdung). Mit einem Kuh- 
modell, an dessen Vorderfuß und Hinterfuß je eine Zinkplatte 
angebracht ist, die mit den Polen eines Spannungsmessers 
verbunden sind, wird die Sandflähe zunächst radial zum 
Erder betreten. Dann werden Spannungen bis 100 V ge- 
messen, je nachdem, ob die Kuh in der Nähe oder in wei- 
terer Entfernung vom Erder steht. Wird dann die Kuh von 
der radialen Linie auf die Kreislinie gestellt, so wird keine 
Schrittspannung mehr angezeigt. 


Schluß 


An Vorstehendem ist zu erkennen, wie demonstrativ 
und lehrreich eine soldhe Anlage ist. Sie zeigt, worin die 
Lebens- und Brandgefahren bestehen und wie sie zu ver- 
hüten sind. 

Gleichzeitig ist eine solche Anlage ein Schulungsmittel 
für den Elektronachwudhs. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn 
auf die Dauer in keiner Fachschule eine solche Anlage, an 
der das Ohmsche Gesetz, das Kirchhoffsche Gesetz und das 
Joulsche Gesetz sichtbar vorgeführt und geübt werden kön- 
nen, fehlen würde. 

Endlich kann die Anlage auch dazu verwandt werden, 
um allen, die mit den in der Volkswirtschaft nicht mehr weg- 
zudenkenden nutzbringenden elektrischen Geräten umgehen, 
Achtung vor den Schutzmaßnahmen einzuprägen. Auch die 
Nichtfachleute müssen erkennen lernen, wieweit sie mithel- 
fen können, die elektrischen Anlagen in solchem Zustand z'ı 
erhalten, daß möglichst wenig Fehler auftreten und daß 
dann, wenn trotzdem Fehler auftreten, die Schutzmaßnah- 
men wirksam werden. Dies gilt ganz besonders vom Schu- 
kosystem und vom Schutzleiter. 


' Stand und Entwicklungsrichtung der elektrischen Zugförderung” 


Von A. Kniffler, Hamburg 


| rsicht. Das besondere Interesse, das der Elektrisierung von 
Vollbahnen zur Zeit entgegengebradht wird, veranlaßte den Verfasser, 
zusammenfassend den derzeitigen Stand und die zu erwartende Ent- 
wicklung der elektr. Zugförderung zu behandeln. 


Ausdehnung 


Über den größten Anteil elektr. betriebenen Zugver- 
‚kehrs am Gesamtverkehr verfügen die Schweizerischen Bun- 
‚desbahnen. Hier sind 80% der Strecken-km elektrisiert, auf 
denen 98°/o der gesamten Förderleistungen liegen. Ihnen 
folgen die Schwedischen Staatsbahnen mit 36% der Streken- 
km und etwa 80% der Förderleistung. In unerwartet hohem 
Maße, nämlich mit 34% der Strecken-km, haben die Italie- 
nischen Staatsbahnen auf elektr. Zugbetrieb umgestellt und 
sind dabei, ihn weiter auszubauen. Frankreich betreibt 
zur Zeit im Anschluß an das vorhandene elektrisierte Strek- 
kennetz die Umstellung weiterer 1800 km Streckenlänge auf 


i a Ber einem Vortrag vor dem Bezirksverband Hansa des VDE am 
. 4. 1950. 


elektr. Zugbetrieb, darunter die wichtige Linie Paris—Lyon 
—Marseille. 

Alle diese Bahnen stützen sich auf Wasserkraftenergie; 
jedoch mag für die Erörterung der weiteren deutschen Elek- 
trisierungspläne von Bedeutung sein, daß auch Länder mit 
auf Steinkohle beruhender Energieerzeugung, wie Holland, 
Belgien und vor allem England, sich lebhaft mit der Weiter- 
oder neu aufzunehmenden Elektrisierung ihrer Vollbahnen 
beschäftigen. Holland verlängert das im Norden bereits 
vorhandene Netz bis in die Limburger Steinkohlenbezirke, 
Belgien stellt zur Zeit 1500 km Streckenlänge um und die 
englischen Eisenbahnen betreiben energisch die Fertigstel- 
lung der schwerbelasteten Streke Mandhester—Sheffield— 
Wath mit 120 Strecken-km und 530 Gleis-km. Nach dem 
Ausspruch der höchsten Stellen der englishen Eisenbahn- 
verwaltung wird in der durchgreifenden Elektrisierung der 
Hauptstrecken und dem Einsatz von Dieselfahrzeugen auf 
den weniger wichtigen Linien überhaupt die Möglichkeit 


650 


erblickt, die englischen Bahnen zu modernisieren und so aus 


ihrer derzeitigen bedrängten Lage herauszuführen [1]. 

Den Stand der elektrischen Zugförderung (ohne S-Bah- 
nen) bei der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1949 verglichen 
mit 1937 zeigt Tafel 1. 


Tafel 1. 
Elektr. Zugförderung im Bereich der früheren Deutschen Reichsbahn 
(ohne S-Bahnen). 


1937 1949 
Streckenlänge km 1980 í O iss 
ee ns Be ee ee er 
order istung Mia. tkm | a5 a 125 
E N in TEN 7 WESER T a RA SRE ERT at 
Energie h Mio. kWh g 523 405 


Energieverbrauch 


Trotz ausgedehnter Neubautätigkeit nach 1937 ist der 
Gesamtumfang erheblich zurückgegangen, verursacht durch 
die restlose Demontage des schlesischen und des mittel- 
deutschen Netzes. Jedoch ist neben einigen Abschnitten im 
Bereich von Stuttgart in letzter Zeit die Strecke Nürnberg— 
Regensburg mit rd. 100 km Länge zusätzlich auf elektrischen 
Zugbetrieb umgestellt worden. 


Wirtschaftlichkeit 


Bei Einführung des elektrischen Zugbetriebes leistet des 
öfteren eine gegebene technishe oder auch politische 
Zwangslage erhebliche Hilfe. Ersteres ist der Fall bei lan- 
gen Tunnelstrecken (Schweiz, Italien) und bei besonders 
ungünstigen klimatischen Verhältnissen (Nordschweden). 
Die politische Zwangslage dagegen in Form einer Unterbin- 
dung der Steinkohleeinfuhr für den Betrieb von Dampfloko- 
motiven und der Besinnung auf eigene Energiequellen hat 
während und zwischen den Kriegen die Elektrisierung der 
Netze in Schweden, Italien und der Schweiz erheblich geför- 
dert. Insgesamt betrachtet ist jedoch die Wirtschaftlichkeit 
in rein finanztechnischer Hinsicht die wichtigste Frage, und 
zwar wegen der außerordentlih hohen Kosten der Einfüh- 
rung des elektrischen Zugbetriebes. Die Elektrisierung einer 
vorhandenen zweigleisigen Vollbahnstrecke kostet nach heu- 
tigem Stand bei Fremderzeugung der Energie zwischen 0,5 
und 1,5 Mio. DM je Strecken-km. In dieser Summe sind 
neben den ortsfesten Anlagen auch die Triebfahrzeuge und 
die Nebenkosten enthalten, die durch Verkabelung der Fern- 
sprechanlagen, Bereinigung des Umgrenzungsprofils u. &. 
entstehen. Die große Streuung der Kosten ergibt sich aus 
der untersciedlichen Verkehrsdichte und aus dem gewünsch- 
ten Anteil des Triebwagenverkehrs an der gesamten Perso- 
nenbeförderung, da ja bei deren Einsatz nicht nur die Trieb- 
kraft, sondern gleichzeitig auch der Fahrzeuganteil neu zu 
beschaffen ist. Ferner ist wichtig, ob die Hochspannungs- 
leitungen von der Bahn besonders zu erstellen sind oder 
ob Leitungen der allgemeinen Versorgung mitbenutzt wer- 
den. 

Die hohen festen Kosten einer Elektrisierung verlangen 
bekanntlich eine möglichst hohe Benutzungshäufigkeit, also 
eine bestimmte Verkehrsdichte. Als untere Grenze kann hier 
noch immer die klassische Zahl von 200 000 kWh je Strecken- 
km und Jahr für den Energieaufwand genannt werden, das 
entspricht einer täglichen Förderleistung von rd. 20 000 t auf 
Flachlandstrecken. Diese Zahl kann natürlich nur als grobe 
Richtzahl angesehen werden. 

Von Ubel ist bei dem Nachweis der Wirtschaftlichkeit, 
daß einige bedeutende Vorteile sich zahlenmäßig nur schwer 
oder überhaupt nicht nachweisen lassen. Zwar ergibt sich 
im allgemeinen eine ausreichende Tilgung und Verzinsung, 
die ganz besonderen Vorteile liegen jedoch auf einer ande- 
ren Ebene, wie z. B. Erhöhung der Werbekraft durch höhere 
Reisegeschwindigkeiten, dichtere Zugfolge bei Triebwagen- 
betrieb, Rauchfreiheit und Sauberkeit, dann Erhöhung der 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. 


Jahrg. Heft 23 


05 40 80 120 160 200 220kmh 
EIZO Geschwindigkeit —— 
Bild 1. Verlauf des Haftwertes Rad—Schiene. 


(nach Messungen der Deutschen Reichsbahn). 


Streckenleistungen und Verwendung einheimischer Brenn- 
stoffe. 

Im übrigen zeigt die Nachrechnung der Betriebskosten, 
daß bei elektrischem Betrieb die maßgeblichsten Erspamis 
durch den wesentlich geringeren Aufwand an Fahrperson 
und an Unterhaltungs- und Ausbesserungskosten für dı 
Triebfahrzeuge erzielt werden. Demgegenüber treten d. 
Ersparnisse an Energiekosten sehr zurück, da der Strom 
preis ab Kraftwerk durch die Kosten der Energieübert: 
gung zum Fahrzeug erheblich belastet wird. 


Triebfahrzeuge 


Kennzeichnend für die Entwicklung der Ellok ist 
sonders in den letzten Jahren das Streben nach restloser 
Ausnutzung der Haftwertgrenze und nach Fortfall aller nid! 
der Zugkrafterzeugung dienenden Achsen. Die Leistung 
einer elektrischen Lokomotive ist vom Fahrdraht gesehen 
zunächst unbeschränkt. Sind die Fahrmotoren ausreichend 
leistungsfähig, so ist die Leistung der ganzen Lok nur dur& 
die Haftung zwischen Rad und Schiene begrenzt, also durd 
die Zahl und den Adhsdruck der Treibachsen in Verbis- 
dung mit dem spezifischen Haftwert zwischen Rad urd 
Schiene. 

Die absolute Größe dieses Haftwertes, vor allem jedod 
sein- Verlauf bei hohen Geschwindigkeiten erhielt im Laufe 
der Zeit eine immer größere Bedeutung. Die Deutsche Reids- 
bahn führte deshalb im Jahre 1942 umfangreiche Meßfahrten 
durch, deren Ergebnis ein Haftwertverlauf war, wie ihn 
Bild 1 zeigt [2]. Die Umwandlung der Kurve in eine Schau- 
linie der Haftwertleistung für eine Achse mit 20 t Achsdruck 
zeigt Bild 2. Gleichzeitig eingezeichnet wurden die auf 20 ! 
Achsdruck bezogenen Leistungskennlinien mehrerer neuzeit- 
licher Ellok. Man erkennt das Bestreben, die Haftwertiei- 
stung weitgehend auszunutzen, und zwar wird die Linie de: 
Stundenleistung so weit wie möglich an die Grenzlinie de: 
Haftwertleistung herangebradhit. Die Linie der Anfahrie:- 


(ETZ 063) 


Bild 2. Haftwertleistung einer Achse mit 20 t Achsdruck und deren Ass 


nutzung bei verschiedenen Lokgattungen. 


~ 1. Dezember 1950 


0 80 20 1 %60km/h 


Bild 3. Leistungsschaubild einer Wechselstromiokomotive. 


stung liegt dann zum Teil erheblich über dieser Grenzlinie, 
d. h, eine zu weitgehende Überlastung des Fahrmotors ist 
nicht mehr möglich, da die Treibachse schleudern würde. 
Anderseits kann der Haftwert mit Hilfe des Sandstreuers, 
der hierbei seine Bedeutung wieder einmal besonders er- 
kennen läßt, weiter verbessert werden. 

Der weitere wichtige Fortschritt im Bau elektrischer Loks 
ıst der Verzicht auf besondere Laufadhsen, also auf die Adh- 
sen, die nicht der Zugkrafterzeugung dienen, sondern nur 
zur Führung des Fahrzeuges oder zur Aufnahme überschüssi- 
gen Gewichtes. Lokomotiven kleinerer Geschwindigkeit 
waren schon früher in der Drehgestellbauform ohne Lauf- 
ahsen gebaut worden. Mit steigender Motorenleistung 
drangen diese Bauformen der Achsfolgen B'o B'o oder C'o C'o 
in immer höhere Geschwindigkeitsbereihe vor, wobei 
die guten Laufeigenschaften solcher Loks besonders auffie- 
len. Nachdem sich in neuerer Zeit die Leistungsgewichte noch 
weiter verkleinerten, werden endlih auch die Schnellfahr- 
lokomotiven nur noch als laufachslose Drehgestell-Loks ent- 
wickelt [3]. Diese Bauform stellt das Höchstmaß des Erreich- 
baren überhaupt dar. Das gesamte Fahrzeuggewicht dient 
der Zugkrafterzeugung und die Laufeigenschaften sind gut. 
Die Leistungsgewichte solcher Elloks liegen zwischen 20 und 
25 kg/kW. 

Zur Frage des geeigneten Bahnstromsystems ist von den 
Triebfahrzeugen her gesehen folgendes zu sagen. Das Wech- 
selstromsystem hat den Vorteil, daß Fahrdraht- und Moto- 
renspannung vollkommen unabhängig voneinander sind. 
Die günstigste Motorenspannung wird mit Hilfe eines An- 
zapfumspanners-erzeugt, der gleichzeitig den großen Vor- 
teil ihrer verlustlosen Regelung über den ganzen Arbeits- 
bereich der Lok hat (Bild 3). Der im Bahnbetrieb bewährte 
Wechselstrom-Hauptschluß-Motor mit seiner günstigen Cha- 
rakteristik konnte durch Verbesserungen in der Lüftung, im 
Eisen und im Kupfer auf Leistungen von 1000 kW in Ein- 
gehäuseausführung gebracht werden. Jedoch ist dieses 
außerordentlich günstige Ergebnis an die Verwendung der 
besonderen Frequenz von 16% Hz gebunden. 

Der in neuerer Zeit wieder verschiedentlich befürworte- 
en Speisung der Fahrleitung unmittelbar mit 50 Hz aus der 
.andesversorgung steht als Hauptnachteil immer noch der 
anfälligere Fahrmotor entgegen. Man kann deshalb mit 
janz besonderem Interesse den drei zur Zeit im Bau befind- 
ichen 50 Hz-Lok für die Französischen Staatsbahnen (s. u.) 
:ntgegensehen. Nach dem augenblicklichen Stand ist jeden- 
falls festzustellen, daß es noch nicht möglich ist, so leistungs- 
fähige, so betriebssichere und in der Unterhaltung billige 
Motoren zu bauen wie für 16% Hz. 

Im Gegensatz zum Wechselstrom ist beim Gleichstrom- 
ystem die Fahrdrahtspannung an die höchste zulässige Mo- 
orenspannung gebunden. Als höchste Regelspannung hat 
ich 3000 V eingeführt. Das Hauptproblem ist hier die Re- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


651 


gelung der Fahrmotoren bei einer möglichst großen Auswei- 
tung des verlustlosen Regelbereiches. Zunächst werden 
einige Dauerfahrstufen durch die bekannten Gruppenscal- 
tungen der Fahrmotoren gewonnen. Jede dieser Stufen wird 
durch Feldschwächung erweitert, die bei neueren Gleich- 
stromloks (Bild 4) bis auf 77% getrieben wird [4]. Aler- 
dings müssen solche Motoren eine besondere, bisher bei 
Gleichstromlokomotiven nicht gebräuchliche Kompensations- 
wicklung erhalten. 

Trotz dieser Hilfsmittel ist der Regelbereich einer Gleich- 
stromlok nie so groB wie der einer Wecdhselstromlok. Vor 
allem liegen im oberen Geschwindigkeitsbereich Leistung 
und Zugkraft wesentlich unter denen gleichartiger Wech- 
selstromloks. Anderseits ist die Gleichstromlok überla- 
stungsfähiger, dazu in Beschaffung und Unterhaltung billi- 
ger. 

Energieversorgung 

Die bestmögliche Gestaltung der Energieversorgung 
elektrischer Bahnen wird durch verschiedene Eigenarten des 
elektrischen Zugbetriebes entscheidend beeinflußt. Bild 5 
zeigt das Belastungsschaubild eines mittelgroßen Fernbahn- 
netzes. Im Gegensatz zu dem üblichen Lastverlauf der öf- 
fentlihen Versorgungsunternehmen fällt zunächst der eini- 
germaßen befriedigen- 
de Verlauf der Mittel- 
werte auf, denen sich 


zur Zeit wieder be- 
sonders hervortreten- 
de Interesse der öf- 
fentlichen Versorgung 
erklären, in die Bahn- 


d 


N 
N 
N; 


N 
RS 


Ka 


t N jedoch sehr steile und 
/ kurzzeitige Spitzen 
a 7 A Hat überlagern. Das ge- 
H Hh, 5 Tertgranze_ zeigte Schaubild er- 
15 a t ZA gibt für die Kraft- 
Y DON werksdauerleistung 
G GN eine Benutzungsdauer 
i ZAIVD von 5700 h. Schon 
u y hierdurch läßt sich das 
20 


80 80 DC 
| smi stromversorgung so 
Sr it wie möglich ein 
wei - 
Bild 4. Zugkraftschaubild einer Gleichstrom- g 


lokomotive. geschaltet zu werden. 


Zur Klärung der Frage „Eigenerzeugung in Bahnkraft- 
werken oder Fremdbezug aus dem öffentlichen Netz” ist 
zunächst auf das Stromsystem im Fahrdraht einzugehen. 
Als maßgebliche Systeme haben sich im Laufe der Entwic- 
lung herausgestellt: 

Gleichstrom 1500 und 3000 V 

Wechselstrom 16% Hz 15000 V 

Wechselstrom 50 Hz 20000 V. 
Neben dem Einfluß auf die charakteristischen Eigenschaften 
der Triebfahrzeuge treten bei diesen Stromsystemen noch 
augenscheinlichere Unterschiede in den ortsfesten Energie- 
versorgungsanlagen auf. Für den wichtigsten Teil der An- 
lage, Fahrleitung und Unterwerke, gilt — wie allgemein in 
der Technik der elektr. Energieübertragung —, daß den zu- 


30 
MW 


EEBEDEBERRARERERRERZERNAEIANTENEREGE 
NERBENEEREEERENENNTBERT. HREBEERRENHERN 
Ba T T Marl RR EN MAARN T T T Ay KUHN 
R En E E rat 
AE LEEA A E EA ET E TA E 


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aTa ht 


i 
A 
E 


0 
R I3 U B 16 8 19 


20 21 2 23 24^ 


Bild 5. Belastungslinie eines Baliikratiweckes, 


652 


zuführenden Leistungen günstigste Fahrdrahtspannungen zu- 
geordnet sind, bei denen die Gesamtwirtschaftlichkeit der 
Energieübertragung am größten ist. Bei den heute üblichen 
Leistungen der Fahrzeuge bis 4000 kW dürfte diese Fahr- 
drahtspannung in der Größenordnung von 15 bis 20 kV lie- 
gen. In der Praxis wirken sich diese Überlegungen aus im 
Abstand der Bahnstromunterwerke, der Einbauleistung der 
Unterwerke und im Querschnitt der Fahrleitung. Als Regel- 
maße für die Elektrisierung stark befahrener Vollbahnstrek- 
ken haben sich in den letzten Jahren etwa folgende her- 
ausgestellt: 


Tafel 2. 
Kennzahlen für Bahnstromunterwerke. 


Fahrdrahtspannung v 1500 3000 ' 15000 

mm aaee — — — e o | -— — Ena — 

Unterwerksabstand i ` km | 12 30 Í 80 
ne nn mae En a PRE Poe a len A EE EE 

Zahl der Unterwerke | % : 660 ' 270 ` 100 

Fahrdrahtquerschnitt | | mm? | 450 300 100 

Au Te 

Unterwerksleistung jekm | % | 250 167 | 100 


Besonders die letzten Werte mögen überraschen; sie sind 
dadurch zu erklären, daß die Leistung jedes Unterwerkes 
ausreichen muß, die Anfahrleistung der Züge in seinem Be- 
reich zu decken. 

Trotz dieser ungünstigen Werte hat das Gleichstrom- 
system den großen Vorzug, daß der besondere Bahnstrom, 
Gleichstrom 1500 oder 3000 V, auf einfachste Weise über 
Gleichrichter aus dem üblichen Drehstrom gewonnen werden 
kann. Jedoch sind die Kosten der ortsfesten Anlagen bei 
den Unterwerken und der Fahrleitung sehr hoch. 

Hier zeigt das Wechselstromsystem seine besonderen 
Vorteile in den Fahrleitungsquerscänitten und in den Un- 
terwerksabständen. Allerdings ist nach der bisherigen An- 
schauung wegen der Eigenschaften der Wechselstrom-Kom- 
mutatormotoren dabei eine Sonderfrequenz von 16% oder 
25 Hz anzuwenden. 

Sowohl aus der Entwicklung heraus als auch aus der 
heute noch anzutreffenden Neigung zu dem einen oder dem 
anderen System ist festzustellen, daß vor allem die Länder 
Mitteleuropas, Schweden, Norwegen, Deutschland, Schweiz, 
Osterreich mit Einphasenwechselstrom von 15 kV, 16% Hz 
fahren, daneben zwei Bahnen in den USA mit 11/22 kV, 
25 Hz. Die übrigen Länder haben den Gleichstrom als die 
richtigere Lösung angesehen. Hier sind vor allem West- 
europa und die Überseeländer zu nennen [11]. Dabei fällt be- 
sonders auf, daß die englischen Eisenbahnen ihr sehr um- 
fangreiches Elektrisierungsprogramm mit 1500 Volt durch- 
führen, einer Spannung, die nach hiesiger Ansicht für Voll- 
bahnen überholt ist und die Frankreich im Begriff ist, zu 
verlassen [5]. 

Die Bahnverwaltungen mit Gleichstrombetrieb stützen 
sich entweder ausschließlich auf die öffentliche Energiever- 
sorgung oder erzeugen einen Teil ihrer Arbeit in eigenen 
Drehstromwerken (z. B. Italienische Staatsbahnen 51°o bahn- 
eigen, 497% fremd), wobei dann jedoch ein vollkommener 
Gemeinschaftsbetrieb auch in der Benutzung der Übertra- 
gungsleitungen besteht. 

Bei den Wecdhselstrombahnen mit der Sonderfrequenz 
1625 Hz taucht ebenfalls immer wieder die Frage der Ener- 
gieerzeugung in bahneigenen Werken oder in den Werken 
der Landesversorgung auf. Und ferner die Frage, ob bei 
Erzeugung in den öffentlichen Werken diese Bahnenergie 
dort unmittelbar primär in besonderen Bahnmaschinen oder 
sekundär über Umformer oder Umrichter aus dem Drehstrom- 
netz entnommen werden soll. Die Bauausführungen der 
letzten Jahre zeigen, daß die Primärerzeugung von Bahn- 
strom mit 1624 Hz nach wie vor sowohl in bahneigenen 
Kraftwerken als auch in den Werken.der Landesversorgung 
mit besonderen Bahnmaschinen durchgeführt wird. Die 
Schweizerischen Bundesbahnen planen z. B. weiterhin die 
Einrichtung besonderer Bahnkraftwerke. Die DOsterreichi- 
schen Bundesbahnen haben in ihren Stubach-Kraftwerken 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


En 


1. Dezember |! 


einen hervorragenden Energiestützpunkt, der ausschließl 
Bahnstrom erzeugt, während anderseits in dem geplan! 
Donaukraftwerk Ypps-Persenbeug zusätzliche Bahnmas- 
nen aufgestellt werden sollen. Das Netz der Deutschen Bı 
desbahn wird ebenfalls in der Hauptsache aus den großen L 
deswerken Walchensee und Mittlere Isar mittels besonde 
Bahnmaschinen versorgt. 

Eine ähnliche Lage ist bei den Dampfkraftwerken . 
zutreffen. Das erst vor einem Jahrzehnt fertiggeste! 
(jetzt demontierte) Reichsbahnkraftwerk Muldenstein ı 
rd. 60 MW diente nur der Bahnstromerzeugung, wie a 
das zur Zeit im Bau begriffene Kraftwerk Penzberg der B 
desbahn vorwiegend zu diesem Zwecke errichtet wird. ; 
derseits wurden besondere Bahnmaschinen im Drehstr 
kraftwerk Münster bei Stuttgart zur Ergänzung der Ba 
stromversorgung aufgestellt, während im Zuge der weite 
Elektrisierungspläne der Bundesbahn die Aufstellung ı 
Bahnmaschinen in den Kraftwerken Mannheim und Asd 
fenburg geprüft wird. 

Dieser Stand läßt durchaus die Schlußfolgerung zu, | 
die wirtschaftlichen Vorteile des einen oder des ande 
Verfahrens sich bei ausreichender Größe der Bahnkraftwe 
in sehr engen Grenzen halten und daß sonstige Umstär 
wie Fragen der Netzbetriebsführung, Besitz von Was: 
oder Kohlegerechtsamen, vor allem aber Aufbau und H 
des Energiebezugspreises den Ausschlag geben. 

Zu der zweiten Frage, Primärerzeugung in den öff: 
lichen Werken oder Sekundärerzeugung aus deren Netz v 
angeführt, daß die besonderen Bahnmaschinen und Ba 
strom-Hochspannungsleitungen eingespart werden könn 
Außerdem würde der Lastausgleich zwischen Bahn- und L 
desnetz und damit der günstigere Gleichzeitigkeitsfaktor ı 
die Erhöhung der Benutzungsdauer sich nicht erst an 
Dampf- oder Wassersammelschiene des Kraftwerkes, s 
dern schon in den Netzknotenpunkten vollziehen. So arl 
ten z. B. die Schwedischen Staatsbahnen, bei denen in jec 
Unterwerk ein Umformer steht, der Landesdrehstrom 
Bahnwechselstrom umformt. Einen ähnlichen Schritt hat 
Deutsche Reichsbahn in ihrem Umformerwerk Nürnberg 
tan, wo zentral drei Frequenzumformer von je 7500 kW 
das Hochspannungsnetz der Bahn einspeisen. 

Die Aufstellung besonderer Bahnmaschinen in den Kr 
werken verteuert natürlich deren Bau um einige Proz 
jedoch ist das gesamte Übertragungssystem bei unmittelbe 
Übertragung von Einphasenwechselstrom billiger [6, 7]. N 
dem derzeitigen Stand dürfte auch hier die jeweils wirtsch 
lichste Form von örtlichen Bedingungen abhängen, eine t 
deutige Lösung läßt sich nicht angeben. 

Die Fortentwicklung dieser Frage wird entscheidend 
einflußt durch die Aussichten des Umrichters. Dessen Bet: 
verläuft nach bisherigen Erfahrungen voll befriedigend. 
lange es sich um eine starre Kupplung zwischen Landes- 
Bahnnetz handelt, also bei Versorgung einzelner Strec 
[8]. Bei Kupplung ganzer Netze muß jedoch ein elastis: 
Betrieb möglich sein, also eine Kupplung ohne starre \ 
rung des Frequenzverhältnisses und der Phasenlage. 
Betrieb solcher Umrichter befriedigte bisher nicht in vo: 
Maße. 

Die Frage des umfassenderen Einsatzes von Umricht 
drängt wegen seines guten Wirkungsgrades und der s 
stigen Vorteile — ebenso wie seinerzeit der Gleichrichte: 
zu einer Lösung, da er der einfachen und wirtschafti:c 
Stromversorgung elektrischer Wechselstrombahnen aus < 


- Landesnetz einen ganz erheblichen Auftrieb geben wi: 


Die für die Gleichstrom-Hochspannungsübertragung q= 
steten Vorarbeiten machen es nunmehr möglich, den F: 
draht unmittelbar aus den Umrichtern mit 15 kV zu spe:: 

Die bisher geschilderten Bahnstromversorgunassys!e 
umfassen rd. 99% aller elektrisch betriebenen Vollbahn 
Vom Standpunkt des 50 Hz-Landesnetzes aus gesehen s5 
diese Arten der Stromversorgung unbefriedigend, da ja : 
weder eine besondere Primärerzeugung (Wechselstrom) o 
zumindest eine besondere sekundäre Umformung (Gir: 
und Wechselstrom) in Kauf genommen werden muß. V 


1. Dezember 1950 


Standpunkt dieser 50 Hz-Landesversorgung her ist und bleibt 
cer ideale Fall, die Fahrmotoren der Triebfahrzeuge unmit- 
telbar mit 50 Hz zu betreiben, und zwar ohne jede Zwischen- 
umformung. 


Die Schwierigkeiten sind jedoch erheblich. Zunächst er- 


gibt sih eine schiefe Belastung des Drehstromnetzes mit 
ihren üblen Auswirkungen. Als wirksamste Abhilfe hat sich 
der Anschluß der Einphasen-Bahnleistung an möglichst große 
Knotenpunkte des Drehstromnetzes gezeigt. Ferner hat die 
Fahrleitung eine höhere Impedanz, die dazu zwingt, die 
Fahrleitungsspannung auf 20 kV zu erhöhen. Entscheidend 
bleibt zum Schluß der Fahrmotor, der wesentlich vielgestal- 
tiger ist als der 16% Hz-Motor und heute noch nicht für 
einen großen und leistungsfähigen Bahnbetrieb als betriebs- 
siher angesprochen werden kann [9]. 

Bezeichnend für die Lage ist, daß bei Einrichtung des 
50 Hz-Betriebes auf der Höllentalbahn im Jahre 1936 nur eine 
Firma eine Lokomotive mit 50 Hz-Wechselstrom-Haupt- 
shlußmotoren baute. Alle anderen Lösungen sahen einen 
Umweg vor, seien es Gleichrichter oder Zwischenumformer. 
Diese letzten Lösungen sind insofern nicht ganz befriedi- 
gend, als sie die Erzeugung des eigentlichen Triebstromes 
aus dem Kraftwerk oder dem Unterwerk auf das Triebfahr- 
zeug selbst verlegen, eine wegen der starken Verschlechte- 
rung des Gleichzeitigkeitsfaktors wirtschaftlich ungünstige 
Maßnahme. Unter Anwendung der neueren Erkenntnisse 
im Elektromaschinenbau wird auf diesem Gebiet z. Zt. er- 
heblihe Entwicklungsarbeit geleistet. Die Französischen 
Staatsbahnen stellen die eingleisige Strecke von Aix-les- 
Bains nach La Roche sur Foron (78 km) für einen Betrieb mit 
50 Hz, 20 kV Fahrdrahtspannung um. 3 Probelokomotiven 
sind in Auftrag gegeben, von denen zwei mit der Achsfolge 
Co Co’ für unmittelbare Speisung der Fahrmotoren mit 50 
Hz (Kollektorhauptschlußmotoren) ausgebildet werden. Be- 
merkenswert ist dabei die französische Feststellung, daß 
eine derartige Bahnstromversorgung um mehr als 50% bil- 
liger ist als bei 1500 V Gleichstrom [5]. 

Eine eigene Linie in der 50 Hz-Bahnstromversorgung ver- 
folgen die Ungarischen Staatsbahnen mit dem seinerzeit von 
Kando entwickelten System des Frequenzumformers auf 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


653 


der Lokomotive unter Verwendung von Drehstromfahrmoto- 
ren. Auch die neuesten Lokomotiven dieser Bahnen zeigen 
dieses Prinzip, wenn auch mit besonderen Verbesserungen 
in der Umformung und unter Anwendung des Einzelachs- 
antriebes [10]. 

Weitere Möglichkeiten liegen in den im Gleichrichter- 
bau in der Zwischenzeit erzielten Verbesserungen, die ihn 
für den Einbau in Triebfahrzeuge geeigneter machen als es 
bisher der Fall war und die in den USA zu umfangreichen 
Versuchen Anlaß gaben [12]. 

All diese Bemühungen lassen den Schluß zu, daß ohne 
Zweifel die 50 Hz-Versorgung bedeutsam wird bei Elektri- 
sierung neuer Strecken ohne Zusammenhang mit bestehen- 
den Netzen oder auch von Strecken in weniger dicht besie- 
delten Gegenden. 


Zusammenfassung 

Die Elektrisierung von Vollbahnen wird in europäischen 
und außereuropäischen Ländern mit Eifer betrieben. Solche 
Umstellungen sind immer lohnend, wenngleich auch des öf- 
teren nicht nur rein finanzwirtschaftliche Überlegungen den 
Ausschlag geben. Hinderlich ist der sehr große Kapitalbe- 
darf. Die Lokomotiven haben einen Endzustand erreicht, 
bei dem die Haftwertgrenze voll ausgenutzt und das ge- 
samte Gewicht der Zugkrafterzeugung nutzbar gemacht wird. 
Die Systemfrage in der Energieversorgung ist nach wie vor 
umstritten, wenngleich das Gleichstromsystem sich im letz- 
ten Jahrzehnt mehr verbreitet hat als der Betrieb mit Wech- 
selstrom. Von besonderem Interesse sind die Versuche mit 
dem 50 Hz-System. 


Schrifttum 
[1] Fachberichte 1950 der Institution of Electrical Engrs.: Rly. Gaz., N. Y., 
(1950) S. 324. 
[2] Curtius u. Kniffler: Elektr. Bahnen (1944) S. 25. 
B] Meyeru. Sthioul: Z. d. Eisenbahn-KongreB-Ver. (1949) April- 


heft. 
[4) Garreau: Rev. gen. Chem.-de-fer (1949) S. 237. 
[S] Protu. Armand: Z. d. Eisenbahn-Kongreß-Ver. (1949) Juniheft. 
[6] Deitihauser: Elektr. Bahnen 21 (1950) S. 33. 
7) Weinrath: Elektr. Bahnen 14 (1943) S. 33. 
[8B] Tröger: ETZ 69 (1948) S. 379. 
[9] Fritsche u. Kilb: Elektr. Bahnen 15 (1944) S. 31. 
[0 Homolatsch: ETZ 71 (1950) S. 66. 
[11i] Kother: ETZ 71 (1950) H. 15, S. 393. 
[12] Rly. Age, Chicago (1950) S. 270, 589. 


Das Metallpapier-Registrierverfahren 
(Mitteilung aus dem physikalischen Laboratorium der Robert Bosch GmbH.) 


Von Alfred Ortlieb, Stuttgart 


Übersicht. Die Arbeit beschreibt ein neues Registrierverfahren, bei 
dem eine Elektrode die Schreibspur aus einer Folie mit leitender Ober- 
Hache herausbrennt. Einige Beispiele für die Anwendung des Verfahrens 
als Schreiber, Indikator und Relais werden gegeben. 

Das Verfahren wurde ursprünglich entwickelt, um die 
Durchscläge eines Dielektrikums nach zeitlihem Abstand 
und der ungefähren Größe der dabei umgesetzten Energie zu 
erfassen. Im Laufe der Untersuchungen zeigten sich wei- 


tere Verwendungsmöglichkeiten. 
U 7 Drahtelektrode 


Das Prinzip des Ver- 

fahrens ist in Bild 1 dar- 
gestellt. Ein Band aus Iso- Metallschicht 
lierstoff — meist Papier RZ ZEILZEEZE 
— ist einseitig mit einer 
dünnen, elektrisch leiten- 
den, vorzugsweise metal- 
lishen Schicht versehen. 

Es läuft unter einer groß- Schema ‚zur Metallpapierregi- 
flächigen Elektrode in Se 

Form einer Walze und unter einer kleinflächigen Elek- 
trode in Form einer Drahtspitze hindurch. Läßt man 
über diese Anordnung: Walze—Metallshicht—Drahtspitze 
einen Strom fließen, dann wird bei genügender Stromstärke 
an der Stelle höchster Stromdichte, also um die Drahtspitze 


Isolierstoffband 


Walzenelektrode 
SEN) 


Bild 1. 


DK 621.317.791.082.77 


herum, die Metallschicht wie eine Sicherung wegschmelzen. 
Der Strom wird unterbrochen, bis durch die Fortbewegung 
des Bandes die Drahtspitze mit der Metallschicht wieder Kon- 
takt bekommt und sich der Vorgang wiederholt. Auf diese 
Weise entsteht auf dem Band durch die weggeschmolzene Me- 
tallschicht eine Spur, deren Länge von der Bandgeschwindig- 
keit und der Zeitdauer des Stromflusses, deren Breite und 
sonstiges Aussehen von der Spannung und Polung abhängen. 


I. Ausbrennvorgang 


a) Ausbrennbilder. — Um die Anwendungsmög- 
lichkeit des Verfahrens abschätzen zu können, ist eine ge- 
nauere Kenntnis des Ausbrennvorganges notwendig. Unter- 
halb der Lichtbogengrenzspannung, also rd. 15 V, wird die 
Schicht nur in einer schmalen Zone um die Drahtelektrode 
herum durch die Jouleshe Wärme weggeschmolzen. Diese 
Zone ist nach außen begrenzt durch die abnehmende Strom- 
dichte infolge des größer werdenden Querschnittes. Ober- 
halb 15 V kann nach dem Durchschmelzen ein Lichtbogen die 
Schmelzzone überbrücken. Dieser Lichtbogen brennt die 
Metallschicht im weiteren Umkreis um die Drahtelektrode 
weg, bis schließlich die Bogenspannung gleich der angeleg- 
ten Spannung wird und der Bogen erlischt. Der Ausbrenn- 
radius ist dann eine Funktion der angelegten Spannung. 


654 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 
EEE SET BEREEERT EN TERRSISEN ESSEN ENEEHFERRERTESSEERiGL Seh 


Die ausgebrannten Stellen — kurz Ausbrände genannt 
— zeigen einen deutlichen Polungseffekt. Ist die Schreibelek- 
trode positiv, dann wandert der Lichtbogen auf der Regi- 
strierschicht der wärmsten Stelle nach, da er bei kalter Ka- 
thode nicht brennen kann. Durch die immer vorhandenen 
kleinen Unregelmäßigkeiten in der Schicht entstehen dann 
die Verästelungen, wie sie Bild 2 zeigt. 

Ist die Schreibelektrode negativ, dann sucht der Lichtbo- 
gen den kürzesten Weg und brennt in einer oder mehreren 
Phasen eine annähernd runde Fläche aus (Bild 3). Bei sehr 
hohem Bogenstrom kann die Stromdichte in einem weiter 
außenliegenden Bezirk der inhomogenen Schicht so stark an- 
wachsen, daß dort nochmals Schmelzzonen entstehen, die 
evtl. zu einem späteren Zeitpunkt vom Lichtbogen erfaßt 
und verbreitert werden. 


Bild 3. Lichtbogenausbrand bei 
110 V— mit negativer Schreibelek- 
trode; 13fach vergrößert. 


Bild 2. Lichtbogenausbrand bei 110 
V— mit positiver Schreibelektro- 
de; 13fach vergrößert. 

Bild 4 zeigt eine mit Wechselstrom von 50 Hz erzeugte 
Schreibspur, an der der Polungseffekt der einzelnen Halb- 
wellen und der Einfluß der Spannung auf den Ausbrennradius 
zu erkennen ist. Die gezeigten Ausbrennbilder sind mit 
höherer Spannung erzeugt worden, als sie für Registrier- 
linien geeignet sind, die randscharf sein sollen. Wird die 
Schreibspannung der Metallschichtdicke angepaßt oder auch 
umgekehrt verfahren, dann bekommt man solche randschar- 
fen Linien, die aber immer in rudimentärer Form die be- 
schriebenen Charakteristika enthalten. In Bild 5. sind zur 
Beurteilung der Randschärfe MP-Registrierlinien und eine 
Tintenschreiberlinie einander gegenübergestellt. . 


Bild 4. Schreibspur, erzeugt mit Wech- 
selspannung 32 V, 50 Hz; Sfach ver- 
größert. 


b) Ausbrenngeschwindigkeit und -ener- 
gie. — Neben dem Aussehen des Ausbrandes sind die Aus- 
brenngeschwindigkeit und die Ausbrennenergie von gleicher 
Bedeutung. Legt man eine Spannung U an die Anordnung 
nach Bild 1, dann steigt der Strom (Bild 6) gemäß der Induk- 
tivität des gesamten Kreises 
an, fällt mit beginnendem Aus- 
brand zunächst steil ab, dann 
langsamer, entsprechend dem 
größer werdenden Ausbrennra- 
dius r und erreicht nach der Zeit 
tı den Wert 0. Nach der Zeit ts, 
wenn die Schreibspitze den Rand 
des Ausbrandes erreicht hat und 
wieder Kontakt gibt, wiederholt 
sich der Vorgang in bekannter 
Weise. Es muß nun stets die Re- 
lativgeshwindigkeit zwischen 
Schreibspitze und Registrierfolie 
r'tə gleich oder kleiner als die 
Ausbrenngeschwindigkeit r/bı 
sein, wenn ein aussetzerfreier 

f $ . ; messer; b Schreibspur eines Tin- 
Betrieb gewährleistet sein soll. tenschreibers; c MP-Schreibspur 
Aussetzer — Bild 5d — entste- 22 V—. 0,1 mm Elektrodendurc- 
hen, wenn die Metallshict in id Mesa A 
der Umgebung der Schreibelek- setzer. 
trode nicht Zeit zum Schmelzen hatte, bevor die Elek- 
trode sich aus dem betreffenden Bereich entfernte, so daß 
die Schreibspur unterbrochen wird. Die Registriergeschwin- 
digkeit ist also zunächst einmal nach oben begrenzt durch die 


Bild 5. 
vergrößert. a MP-Schreibspur 
14 V—, 0,3 mm Elektrodendurc- 


Schreibspuren; rd. 4fach 


1. Dezember 195) 


I 


ð 
ne 
t; — t 
2 72:23) — y 
Bild 6 Stromverlauf beim Bild 7. Maximaler Ausbrennstrom bei 
‚ Ausbrand. verschiedenen Metallschichtdicen (Zn) 


und Registriergeschwindigkeiten iv); 
Scrreibelektrode negativ. 


max. Ausbrenngeschwindigkeit. Diese ist wieder von der 
Stromdichte und bei gegebener Registrierfolie vom maximal 
verfügbaren Strom abhängig. Die Bilder 7 und 8 zeigen die 
Resultate, die an der Anordnung nach Bild 1 gewonnen wur- 
den. Die Registrierfolie wurde mit konstanter Geschwindig- 
keit bewegt und an die Elektroden eine konstante Spannung 
von einer solchen Größe gelegt, daß eine Schreibspur von rd. 
0,5 mm Breite ausbrannte. Ein Widerstand im Stromkreis 
wurde so eingestellt, daß gerade keine Aussetzer auftraten. 
Der maximale Strom konnte dann aus Widerstand und Span- 
nung errechnet und der effektive direkt gemessen werden. 
Die Zusammenhänge zwischen Ausbrennstrom, Metalldicke 
und Registriergeschwindigkeit sind aus den Kurven direkt 
ersichtlich” Der maximale Strom überragt den effektiven im 
Durchschnitt um das 30fache. Die Spannungsquelle braudt 
aber nur für den effektiven Strom ausgelegt zu werden, wenn 
man ihr einenKondensator alsEnergiespeicher parallel schaltet. 

Die Ausbrenngeschwindigkeit und zugleich ein Anwen- 
dungsbeispiel für das Verfahren demonstrieren auch die Mes- 
sungen an einer Wanderwellenleitung. Es wurden abge- 


schirmte Kabel mit cm = co | Vue = 2:108 m/s Wanderwel- 
lengeschwindigkeit verwendet, und die einen Enden zweier 
solcher ıım 130 m verschieden langer Kabel an Spannung ge- 
legt. Die Wanderwel- 
len trafen dann zu 
verschiedenen Zeiten 
an den Kabelenden 
ein und erzeugten um 
die angeschlossene 
Schreibelektrode her- 
um Ausbrände, wie 
Bild 9 zeigt. Das Me- 
tallpapier war an den 
Gegenpol der Span- 
nungsquelle durd: 
einen Kontaktring an- 
geschlossen. Die Krei- 
se, die die äußersten 
separaten Aquipoter- 
tiallinien der Ausbrän- 
de umschlossen, wur- 
den gemessen und die 
Differenz ihrer Radien zur berechneten Differenz der War- 
derwellenankünfte in der Größe von 106 s in Beziehung ge 
setzt. Die Schichten brannten danach mit 1,5 km/s Geschwib- 
digkeit aus. 

Im Normalfall ist die maximale Schreibgeschwindigke: 
nicht allein durch die Ausbrenngeschwindigkeit begrenzt, sor- 
dern auch durch die Wärmeabfuhr und durch mechanische 
Schwingungen der Schreibelektrode. Die oben errechnete Ge 
schwindigkeit läßt sich also hier nicht erreichen, aber imme:- 
hin kann auf dünnen Metallschichten mit kurzer Schreibelek- 
trode auf wärmeableitendem Schreibarm noch mit 10 m's gë- 
schrieben werden. Damit kann man bis zu einem Auflōsungs- 
vermögen von 10-4 s kommen. Die eigentliche Ausbrennene:- 
gie läßt sich aus den Kurven der Bilder 7 und 8 ungefähr be 
rechnen. Für 1 m Ausbrennspur auf der 12 mu starken Zr- 
Schicht sind bei 0,1 m/s Geschwindigkeit z. B. 0,36 Ws not- 
wendig, für den Einzelausbrand von 0,5 mm Dmr. 1,8 - 104 Ws 


04 m/s 
— y 

Bild 8. Effektiver Ausbrennstrom bei ver- 
schiedenen Metallschichtdicken und Regi- 


striergeschwindigkeiten;  Schreibelektrode 
negativ. 


> 1. Dezember 1950 
x 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


655 


Aus der Entladung kleiner Kapazitäten von bekanntem 
Energieinhalt über die Registriereinrichtung wurde errechnet, 
_ daß unter optimalen Bedingungen noch Energien von 5 10-5 
Ws registriert und ohne optische Hilfsmittel festgestellt wer- 
. den können. 
U. Das Metallpapier (MP) 
Als technisch brauchbar und wirtschaftlich für Registrier- 
zwecke haben sich Metallschichten aus Zn oder Cd und Iso- 
_ lierstoffbänder aus Papier erwiesen. Das Metall wird im Va- 
kuum thermisch verdampft und 
auf dem Papier kondensiert. Die 
Metallshiht kann verschieden 
dik aufgetragen werden, je nach 
Verwendungszweck. Verfügt man 
über kleine Ausbrennströme oder 
will man bei hoher Registrierge- 
shwindigkeit arbeiten, ohne die 
Schreibelektrode zu überhitzen, 
dann wählt man dünne Schichten, 
die sih in der Durchsicht gut 


Bild 9. Ausbrand, durch die 


auswerten lassen. Ist die Regi- Spannungsfront von Wan- 
striergeschwindigkeit geringer derwellen erzeugt, 2fach 
vergrößert. 


ausreichende ' Strom- 
dann wählt man dickere Schichten. 
Die Schreibspur ist dort kontrastreiher und auch in 
der Draufsicht auswertbar, denn die Schichten haben 
mehr Deckkraft und behalten sie auch bei einer ober- 
flählihen Oxydation. Die Dicke der Schichten läßt sich 
schwer messen. Man wählt deshalb besser den spez. Flächen- 
widerstand Pr, also den Widerstand, der mit 2 Elektroden an 
2 gegenüberliegenden Seiten eines quadratischen MP-Stückes 
gemessen wird. Über die Schichtdicke gibt dieser Flächen- 
widerstand allerdings nur ein ungefähres Bild, da je nach 
Rauhigkeit der Unterlage die effektive Fläche des Meßstrei- 
fens größer ist. Außerdem bestehen Unterschiede in der Kri- 
stallanordnung und -größe, die bei so dünn aufgedampften 
Schichten zu Anomalien von ọ führen. Von den Schichten, 
mit deren Hilfe die Kurven der Bilder 7.u. 8 gewonnen wur- 
den, hatte z. B. die dickere mit d = 60 mu 2 Q spezifischen 
Flächenwiderstand, die dünnere mit d = 12 mu 10 Q. Tech- 
nisch verwertbar sind vorzugsweise Schichten mit er = 1... 
50 Q. Im Kurzschlußfall, d. h. bei Ausbrennbeginn, ist der 
Widerstand zwischen Walzen- und -schreibelektrode etwa 
2 or, wenn der Elektrodenabstand ungefähr gleich der Fo- 
lienbreite ist. 

Auf dem Papier können nicht nur kontinuierliche, son- 
dern auch unterteilte Metallschichten kondensiert werden, 
die in Richtung der Breite zudem noch verschieden dick sein 
können. Es ist fast jedes beliebige Muster zusammenhän- 
gender oder nicht zusammenhängender Flächen herstellbar. 
Bei der Besprechung der Anwendungsmöglichkeiten wird ein 
Beispiel angeführt. 

Das Papier als Schichtträger muß chemisch neutral sein. 
Um die Auswirkung seiner hygroskopischen Eigenschaften 
auf die Metallschicht zu unterbinden, wird es lackiert und 
damit zugleich seine Oberfläche etwas eingeebnet. Auch die 
Oberflächenglätte ist eine Eigenschaft, mit der man sich den 
Betriebsverhältnissen anpassen kann. Glatte Oberflächen 
geben geringe Schreibelektrodenreibung und geringere ef- 
fektive Ausbrennströme. Solche scharf satinierten Papiere 
lassen sich besonders gut in Durchsicht auswerten. Für die 
Auswertung in Draufsicht sind rauhere Oberflächen günsti- 
ger, weil die Metallshicht dann auffallendes Licht diffus 
reflektiert und die Schreibspur nicht überstrahlt wird. Nach 
dem Flachdrucverfahren lassen sich auf das Metallpapier 
Liniaturen u. Zahlen aufdrucken. Es kann in den für Re- 
gistrierverfahren üblichen Breiten und Dicken und in Längen 
bis 1000 m hergestellt werden. 

III. Anwendungsbeispiele 


a) Das MP-Schreibverfahren. Das MP- 
Registrierverfahren kann zunächst einmal als reines Schreib- 
verfahren angewendet werden. Die Schreibelektrode sitzt 
dann auf dem Zeiger irgendeines Indikators, z. B. eines me- 


und eine 
stärke vorhanden, 


chanischen oder elektrischen Meßinstrumentes. Zum Schrei- 
ben ist nur ein geringer Auflagedruck notwendig, der von 
der Schreibgeschwindigkeit abhängt. Beispielsweise wurde 
bei 75 mm/s Schreibgeschwindigkeit 50 mg Auflagedruc be- 
nötigt. Der dynamische Reibungskoeffizient zwischen dem 
hier verwendeten, relativ rauhen MP und der Schreibelek- 
trode betrug «u = 0,7, so daß bei 100 mm Zeigerlänge die 
Reibung durch 0,35 cmg Drehmoment überwunden werden 
kann. 

Bei glatteren Papieren und geringerer Schreibgeschwin- 
digkeit sind noch niedrigere Werte möglich. Die Schreib- 
elektrode aus 0,1..0,3 mm starkem Wolfram- oder Platin- 
draht ergibt zudem einen drehmassearmen Schreibhebel, der 
hohe Einstellgeschwindigkeiten erlaubt. Die Schreibelektrode 
braucht kaum gewartet zu werden. Auf 20000 ... 50000 m 
Schreibspurlänge nützt sie sih um rd. 1 mm ab. 

Ist die Registrierbandgeschwindigkeit relativ gering und 
ist mit einer dagegen zeitweise hohen Schreibgeschwindig- 
keit zu rechnen, dann kann die Schreibspannung in definier- 
ten Intervallen unterbrochen und aus der so zerhackten Kurve 
die Schreibgeschwindigkeit für einzelne Kurvenstücke be- 
stimmt werden. Der Registrierstreifen Bild 10 zeigt die 


Schwingungen eines mechanischen Pendels, das durch einen 
Magneten aus seiner Ruhelage gezogen wurde und dann 
ausschwang. Die Schreibspannung war konstant. 


In Bild 11 


lir giil 


Bild 11. Schwingungen eines Pen- 
dels, mit intermittierendem Strom 
registriert; natürliche Größe. 


Bild 10. Schwingungen eines Pen- 
dels, mit Dauerstrom registriert; 
natürliche Größe. 
ist derselbe Vorgang mit einer in Intervallen von 0,02 s un- 
terbrochenen Schreibspur dargestellt. Aus der zweiten Kurve 
läßt sich die Anzugszeit des Pendels und seine Beschleuni- 
gung durch den Magneten noch gut bestimmen. Bei sparsa- 
mem Registrierfolienverbrauh kann so ein hohes Auflö- 

sungsvermögen erreicht. werden. 


b) DasMP-Schreib-undSteuerverfahren. 
— Mit der Schreibspur auf einem entsprechend unterteilten 
Metallbelag können die Meßgröße oder irgendwelche an- 
deren Vorgänge gesteuert wer- 
den. Bild 12 zeigt einen Regi- 
strierstreifen mit Kamm-Mu- 
ster. Auf dem Registrierstreifen 
liegen 2 Hilfselektroden 1 u. 2 
auf, die im Stromkreis eines Re- 
lais liegen. Sobald nun die 
Screibspur zwischen den bei- 


Schreibelektrode Schreibspur 


EAA 123% den Hilfselektroden verläuft, 
Bild 12. Registrier- und Steuer- Wird der Kamm getrennt, das 
anordnung. Relais ausgeschaltet und damit 


der gewünschte Steuereffekt erzielt. Man kann nun z. B. noch 
2 weitere Hilfselektroden 3 u. 4 aufsetzen, die zu den ersten 
parallel geschaltet sind, dann wird der Relaisstrom erst un- 
terbrochen, wenn der Grenzwert eine bestimmte Zeit ange- 
zeigt wurde. Die Hilfselektroden lassen sich verschiebbar an- 
ordnen, so daß die verschiedensten Steuerprogramme einge- 
stellt werden können. 

c) Der MP-Funkenschreiber. Sind die 
Richtkräfte eines Indikators so klein, daß selbst der geringe 
Reibungswiderstand der Schreibelektrode nicht mehr über- 
wunden wird, dann läßt man die Elektrode auf dem MP nicht 
mehr aufliegen und arbeitet mit Funkenüberschlag wie bei 
dem bekannten Funkenscreiber. Da das inhomogene Pa- 
pier hier nicht durchschlagen werden muß, streut der Fun- 
ken nicht und zerteilt das Papier auch nicht bei kleinen Ge- 
schwindigkeiten. Die Ausbrennenergie eines Funkens, auf 
der Primärseite des Induktors gemessen, beträgt nur 0,007 


656 


Ws. Ein sehr kleines Induktorium reicht deshalb auch aus. 
Eine Glimmlampe oder Funkenstrecke parallel zur Schreib- 
anordnung verhindert, daß bei geringer Registriergeschwin- 
digkeit größere Flächen der Registrierschicht ausbrennen. 


d) Das selbständige MP-Registriergerät. 
— Als ein selbständiges Gerät ist der MP-Chronograph an- 
zusprechen. Die Schreibelektrode ist hier an einer seitlich 
nicht auslenkbaren Feder befestigt. Durch den ein- u. aus- 
schaltbaren Schreibstrom werden Zeichen gegeben. Da kei- 
nerlei Massen beschleunigt zu werden brauchen und, wie in 
Abschnitt I ausgeführt, hohe Ausbrenngeschhwindigkeiten zu 
erreichen sind, ist das Auflösungsvermögen groß. Das ein- 
fachste Anwendungsgebiet ist der sog. Zeitschreiber, der die 
Laufzeit einer oder mehrerer Maschinen oder anderer Vor- 
gänge parallel registriert. Der Schreiblinienabstand ist nicht 
mehr durch den Platzbedarf der Auslenkmagnete bedingt, 
so daß bis auf 1,5 mm Abstand heruntergegangen werden 
kann und sich eine größere Anzahl Registrierlinien auf der 
üblichen Papierbreite unterbringen läßt. Es lassen sich auch 
Kurzzeitmessungen durchführen, bei denen über eine beson- 
dere Schreibelektrode Summerströme oder solche vom Wech- 
selstromnetz Zeitmarken aufzeichnen. Die Impulse eines 
Zählrohres oder sonstigen Gebers mit hoher Impulszahl kön- 
nen aufgenommen und von besonders interessierenden Ab- 
schnitten die Impulsdichte nachträglich auf optishem oder 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


C 


1. Dezember 19: 


elektrischem Wege bestimmt werden. In der Nachrichte: 
vermittlung läßt sich das Verfahren für Morseschreiber us' 
ebenfalls verwenden. Irgendwelche Vorgänge lassen si 
über Kontaktgeber und parallele Schreibspitzen in Kurve 
form aufnehmen. Die einzelnen Elemente des Gebers, ein 
Beschleunigungsmessers beispielsweise, unterbrechen eini 
Stromkreis, wenn die Beschleunigung 1, 2, 3... 10 g erreic 
ist. Das Registriergerät schreibt dann unterbrochene G 
rade, deren Enden von der Beschleunigungskurve eingesäui 
zu denken sind. 


Zusammenfassung 


Ein neues Registrierverfahren mit einem dünn metal. 
sierten Papierband als Registrierfolie wird beschrieben. D 
durch eine Drahtelektrode zugeführte Strom brennt ei 
Schreibspur aus der Metallschicht und fließt durch eine W: 
zenelektrode wieder ab. Als Schreibsystem hat das Verfa 
ren erweiterte Anwendungsmöglichkeiten gegenüber bekan 
ten Methoden durch seine geringe Schreibfederreibung ut 
-masse, sein hohes Auflösungsvermögen, die hohe Registrie 
geschwindigkeit und das wartungsfreie Arbeiten. 

Als Chronograph wird es zum selbständigen Registrie 
verfahren mit ebenfalls hoher Registriergeschwindigkeit u 
hohem Auflösungsvermögen. Wegen seines geringen Pla' 
bedarfs für die Schreibanordnung eignet sich das Verfahr 
besonders für Mehrfachschreiber. 


Über einzelne nord- und südmagnetische Pole, die Photophorese 
| und einige Folgerungen 


Von Felix Ehrenhaft, Wien 


Über die Versuche von F.Ehrenhaftund seinen Mitarbeitern wurde 
einiges bereits von W. Blaha in der ETZ 71 (1950) H.21, S. mit- 
geteilt. Wir ergänzen jenen Bericht durch die nachstehende Original- 
arbeit und stellen damit zugleich die ungewöhnlichen theoretischen Ge- 
dankengänge des Verfassers erneut zur Diskussion. 

Die Schriftleitung 

Die moderne atomistishe Physik versucht die funda- 
mentalen Naturerscheinungen durch sogenannte Elementar- 
teilhen zu beschreiben, welche auf zumindest zum Teil sehr 
indirektem Wege erschlossen wurden — man zählt heute 
schon über 50 solcher Teilchen und fast täglich wächst ihre 
Zahl. 

Ich habe mich bei meinen Arbeiten im Laufe des letzten 
halben Jahrhunderts möglichst nur an das direkt Beobacht- 
bare gehalten und habe die Gesetzmäßigkeiten aufgesucht, 
welche die Bewegung eines möglichst kleinen, gerade noch 
sichtbaren Materieteilchens im Schwerefeld, im magnetischen 
und elektrishen Feld und im Licht bestimmen. Die mikro- 
skopische Beobachtung eines solchen im Gas frei schweben- 
den Materieteilchens gestattet, noch Kräfte bis zu 10-12 dyn 
zu messen, während man mit den herkömmlichen Methoden 
bei direkter Beobachtung (Mikrowaagen) nur bis etwa 
10-6 dyn messen kann. Dank dieser millionenfach größeren 
Empfindlichkeit offenbaren sich Dinge, die man bisher nicht 
kannte: | 

1. Wenn wir in einem Raum ein horizontales homogenes 
elektrisches Feld errichten, so gibt es Materieteilchen, die 
zur negativen und solche, die zur positiven Elektrode laufen. 
Kommutiert man das Feld, so kehrt sich die Bewegung die- 
ser Probekörper um. Es gibt also Materieteilchen, welche im 
elektrischen Feld ein polares Verhalten zeigen. Im Sinne von 
Coulomb und Maxwell bezeichnet man solche Teilchen 
als mit einem Überschuß von positiver oder negativer elektri- 
scher Ladung behaftet. 

2. Legt man in analoger Weise ein homogenes Magnet- 
feld an, so beobachtet man — und dies sogar mit freiem 
Auge —, daß Materieteilchen desselben Stoffes, derselben 
Form und Größe, räumlich dicht benachbart, teilweise nach 
Nord, teilweise nach Süd laufen und ihre Bewegung mit dem 


DK 538.11 : 535. 


Felde umkehren. Bis zu meinen Versuchen glaubte man : 
Anscluß an den Bericht von Peregrinus (1269), daß e 
homogenes magnetisches Feld Körper nur in die Nord-Sü 
Richtung drehen (wie eine Kompaßnadel), aber nicht von d 
Stelle bewegen könne. Aus unseren Versuchen kann m 
ableiten, daß sich die Materie gegenüber dem Magnetism 
ebenso polar verhält wie gegenüber der Elektrizität. M 


Bild 1. Ein nordmagne 
sches Eisenteilhen |! 
wegt sich in einem hc 
zontalen, mehrmals ko 
nutierten Magnetfeld (20 
von links nach rechts u 
ımgekehrt; in den Schi 
pausen folgt es dem ® 
magnetischen Feld n: 
unten. 


haben solche Körper als magnetisch geladen! 
zeichnet. Sowohl die elektrishe als auch die magnetisc 
Ladung der einzelnen Teilchen kann man auf einfache We 
in absoluten Einheiten ermitteln. Auch im Felde der E:: 
dem homogensten aller Felder, bewegen sich einzelne Ma: 
rieteilchen teils nach Nord, teils nach Süd (Bild 1). Die ele 
trische und magnetische Polarität der Materie sind vone: 
ander unabhängig. 

3. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert habe idh ; 
funden, daß in einem Lichtstrahl physikalisch urd c&hem:s 
gleichartige Materieteildhen sich teils in Richtung der Fo 
pflanzung des Lichtes (lichtpositiv), teils in entgegengeset: 
Richtung (lichtnegativ) bewegen. Kommt das Licht von d 
entgegengesetzten Seite, so kehrt sih die Bewegung : 
Ich nannte diese Erscheinung Photophorese. Sie wu: 
bis zu Gasdrucken von 30 at beobachtet und neuerdings au 
an entgasten Materieteilchen in einem Vakuum von 10% Tc 
nachgewiesen. In Indien hat einer meiner Schüler geze:: 
daß die lichtpositive und lichtnegative Bewegung aud 


1. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


657 


Flüssigkeiten auftritt, eine Erscheinung, die in England und 
Italien bestätigt wurde. Aus diesem Tatbestand geht hervor, 
daß die photophoretische Bewegung nicht durch Einwirkung 
des Gases oder durch Wärmeleitungserscheinungen (Radio- 
metereffekte) entstehen kann, sondern daß das Licht sie un- 
mittelbar verursacht. Die Materie verhält sich also im Licht 
polar. 

Fällt Strahlung auf ein Materieteilchen, so kommt es 
vor, daß dieses positiv elektrisch aufgeladen wird. Man nennt 
das den normalen Photoeffekt. Es gibt auch Materieteilchen, 
die durch das Licht negativ elektrisch aufgeladen werden, 
dies ist der sog. inverse Photoeffekt. Materieteilchen können 
vom Licht aber auch nord- oder südmagnetisch aufgeladen 
werden, was man konsequent als magnetischen Photoeffekt 
bezeichnen muß. Die Erscheinung, daß das Licht magnetisiert, 
schon um 1800 von D. Morichini entdeckt und von Fa- 
raday in einer Fußnote erwähnt, ist wiederentdeckt und 
bestätigt worden. Da die Geschwindigkeit der Bewegung 
solcher Probekörper von der Stärke des magnetischen Feldes 
und von der Intensität des Lichtes abhängt, nannte ich die 
Erscheinung Magnetophotophorese. Das Gegen- 
stück dazu bildet die Elektrophotophorese. 

Die Ergebnisse lassen sich also etwa so zusammenfassen: 
Ebenso, wie es im elektrischen Verhalten positiv und negativ 
geladene Körper, Dipole und ungeladene Körper gibt, gibt es 
auch auf dem Gebiet des Magnetismus nicht nur Dipole, wie 
man bisher allein annahm, sondern auch nord- und süd- 
magnetisch geladene Körper. Nicht nur im Licht, sondern auch 
im Dunkeln treten magnetische Ladungen auf. 

Definitionsgemäß stelit eine bewegte elektrische Ladung 
einen elektrishen Strom dar. Demzufolge muß man einen 
bewegten einzelnen Magnetpol als magnetischen Strom be- 
zeichnen. 

Die Erkenntnis des unipolaren Magnetismus zwingt kei- 
neswegs zur Aufgabe bewährter Vorstellungen, sondern ist 
nur eine Erweiterung der Erkenntnis. Die heutige Theorie 
bietet der Einführung des einzelnen Magnetpols keinerlei 
Schwierigkeiten. Viele Autoren haben bereits über den früher 
nur als Fiktion behandelten, vom Autor als Realität erkannten 
einzelnen Magnetpol theoretishe Überlegungen angestellt, 
so A. M. Ampere, der die elektrische Stromstärke durch 
die Arbeit definiert, welche an dem magnetischen Einheitspol 
beim einmaligen Umfahren des stromdurchflossenen Leiters 
zu leisten is, O. Heaviside,H.Hertz, Whittacker 
u. a. Vom Standpunkt der modernen Physik hat P. A. M. 
Dirac eine Theorie der einzelnen Pole gegeben. 

Allerdings hat die vom Autor ausgesprochene Entdeckung 
der einzelnen Magnetpole eine starke Opposition erfahren, 
ohne daß ein Gegenargument vorgebracht worden wäre. 
Welche Theorie soll denn nun aber gegen den unipolaren 
Magnetismus verteidigt werden? Auf die Faraday-Maxwell- 
sche Theorie kann man sich nicht berufen, weil Differential- 
gleichungen vom Typus der Maxwellschen Gleichungen keine 
singulären Lösungen besitzen und daher die Existenz eines 
Elektrons ebensowenig zu erklären vermögen wie die eines 
magnetischen Pols. Die erweiterten Voraussetzungen der 
quantentheoretischen Elektrodynamik, welche die Existenz 
isolierter elektrischer Ladungen zu beschreiben gestattet, 
schließen aber schon das mögliche Vorhandensein magneti- 
scher Einzelpole mit ein. Will man hingegen nicht die allge- 
meine Elektrodynamik, sondern die schon ganz spezielle Hy- 
pothese Amperes verteidigen, daß aller Magnetismus auf 
elektrische Kreisströme zurückzuführen sei, so möge man 
bedenken, daß nach den herrschenden Vorstellungen die elek- 
trisch ungeladenen Neutronen ein magnetisches Moment be- 
sitzen sollen, das somit nicht von Elementarströmen herrüh- 
ren kann. Die Hypothese der Kreisströme kann wohl magne- 
tische Dipole erklären, aber niemals einzelne Nord- und 
Südpole. Gerade deren Existenz folgt aber aus den oben be- 
schriebenen Experimenten. Zu bemerken ist noch, daß die 
Dissoziation der Materie in nord- und südmagnetisch gela- 
dene Teilchen bei den gleichen Energiestufen erfolgt wie die 
Dissoziation in positiv und negativ elektrisch geladene. 

Das Konzept der Existenz magnetischer Ladungen hat die 
Ausführung neuartiger Versuche angeregt. Hierbei ergab sich 


Bild 2. Schraubenbahn eines Eisenteilhen im horizontalen Magnetfeld 

(25 G); gleichzeitig Achsenrotation, wie an den hellen Knoten der Bahn 

erkennbar ist. Die Beleuchtung des Teilchens ist periodisch unterbrochen 

(0,65 s hell, 0,65 s dunkel); in den Dunkelpausen keine horizontale 
Bewegung. 


z. B., daß ein homogenes Magnetfeld, in die Richtung der 
Strahlung z. B. von Ra E gelegt, eine größere Durch- 
dringungsfähigkeit verleiht. Während ohne Magnet- 
feld eine Photoplatte durch einen Aluminiumabsorber von 
1,8 mm hindurch nicht mehr geschwärzt wird, vermag die 
Strahlung im Magnetfeld noh 3 mm Al zu durchdringen. 
Auch diese Erscheinung ließ sich nicht anders deuten ais durch 
die Annahme magnetischer Ladungen, welche im magneti- 
schen Feld beschleunigt werden. Interessant ist, daß bereits 
vor 40 Jahren A. Rig hi fand, daß gewisse bei Gasentladun- 
gen auftretende Strahlen Aluminiumfolien zu durchdringen 
vermögen, wenn man ein longitudinales homogenes Magnet- 
feld anlegt, während sie ohne das Magnetfeld nicht dazu 
imstande sind. Instinktiv nannte er diese Strahlung da- 
mals „magnetishe Strahlen“, ohne allerdings den Begriff 
des einzelnen Magnetpols schon zu erfassen. 

Eine uralte Streitfrage, die schon im 18. Jahrhundert in 
Diskussion stand und unter Erman (1807) und Fresnel 
(1820) wieder auflebte, war: Ubt der Magnet eine chemische 
Wirkung aus? Nach meiner Ansicht ist die Frage nach der 
chemischen Wirkung des Magneten unbedingt 
zu bejahen. Bringt man z. B. 2 Stücke weichen Eisens in ver- 
dünnte Schwefelsäure, so entsteht durch chemische Reaktion 
Wasserstoff. Verbindet man nun die beiden Eisenstücke mit 
den Polen eines permanenten Alnicomagneten, so tritt fol- 
gendes auf: 

1. Außer Wasserstoff bildet sich auch etwas Sauerstoff. 

2. Die Gasblasen, die ohne Magnetfeld einfach aufsteigen, 
drehen sich um die Pole. Einige werden im vertikalen 
Magnetfeld gegen den Auftrieb abwärts gezogen, ver- 
halten sich also so, als ob sie magnetisch geladen wären. 

3. Der Magnet verliert an Polstärke. 

Diese Phänomene treten auch dann auf, wenn sämtliche 
Metallteile elektrisch kurzgeschlossen sind, so daß nicht 
Wirkungen der Elektrizität verantwortlich gemacht werden 
können. 

Was also die Einführung der magnetischen Ladung und 
ihre experimentelle Bestätigung betrifft, wäre die Sache ver- 
hältnismäßig einfach. Grundsätzlich neuartig und aufregend 
ist aber ein weiteres Phänomen: Die Bewegung der Materie 
im magnetischen Feld und in einem Lichtstrahl erfolgt nicht 
auf geraden Bahnen, sondern in Schraubenlinien! 
(Bild 2). Es handelt sich dabei um Schraubenbahnen regelmä- 
Bigster Form, Größe und Umlauffrequenz!; der Durchmesser 
dieser Schrauben übersteigt die Dimension der Teilchen um 
viele Größenordnungen, und auch ganz regelmäßig geformte 
Probekörperchen wie Tropfen bewegen sich auf solchen 
Schraubenlinien. Somit scheidet jede Erklärung durch einen 
Flattereffekt oder dergleichen aus. Zur Bewegung auf der 
Schraube kommt oft noch eine Rotation der Teilchen um die 
eigene Achse (Bild 2). Hunderte von Photographien, die 
unter den verschiedensten Versuchsbedingungen angefertigt 
wurden, liegen von dieser Erscheinung vor. Die Eigenrotation 
der Teilchen, die durch eine perlenschnurähnliche Struktur 
der Bahn kenntlich ist, läßt sich natürlich nur bei nicht kugel- 
förmigen Teilchen beobachten. Man kommt also zu dem all- 
gemeinen Satz: 

Die allgemeine Bewegung der Materie in Feldern, beob- 


achtet mit den feinsten Mitteln, findet in Gasen auf regelmä- 


ßigen Schraubenbahnen statt, wobei sich die Teilhen noth 
um ihre eigene Achse drehen können. 


1 Bilder finden sich auch bei Blaha: ETZ 71 (1950) H. 21, S. 581. 


658 


Diese Bewegungen können mit unseren bisherigen Kraft- 
ansätzen nicht ausgedeutet werden. Insbesondere die Lorentz- 
kraft, die nach Auffassung der heutigen theoretischen Physik 
außer der Gravitation und den quantentheoretischen Kräften 
die einzige Kraft ist, die die Welt beherrscht, ist nicht im- 
stande, diese Bewegungen zu beschreiben. Die oben erwähn- 
ten Schraubenbewegungen im homogenen Magnetfeld wur- 
den unter gleichzeitiger Einwirkung von Licht beobachtet. 
Durch äußerst penible Versuche, bei denen das Licht zeit- 
weilig unterbrochen wurde, ist festgestellt worden, daß es 
Schraubenbahnen im Magnetfeld gibt, die vom Licht unab- 
hängig sind. 

Kurz sei noch auf eine Erscheinung hingewiesen, welche 
im letzten Jahr in der Pariser Akademie der Wissenschaften 
mitgeteilt wurde: Materieteilchen bewegen sich in einem 
Lichtkegel bei einem Druck von rd. 2... 10 Torr auf Kreisbah- 
nen, die mit freiem Auge sichtbar sind. Dabei werden oft 
drei verschiedene Periodizitäten beobachtet: 1. die Kreisbahn, 
2. Schraubenbewegung auf dieser Kreisbahn, 3. Eigenrotation 
des Teilchens (Bild 3). l 


Bild 3. Kreiswendelbahn eines in 
Argon (10 Torr) suspendierten 
Graphitteilhens im konzentrier- 
ten Sonnenlicht. Horizontaler Licht- 
strahl von rechts. Umlaufsfre- 
quenz etwa 8 s’', in einem Um- 
lauf etwa 40 Schraubenwindungen. 


Da diese Körper stundenlang an derselben Stelle kreisen, 
muß erstens eine Kraft vorhanden sein, welche ständig in der 
Richtung der Tangenten dieser Kreise wirkt, zweitens eine 
radiale und drittens eine Kraft, die die Kreise an ihren Ort 
im Lichtkegel bindet. Es treten auch mannigfaltige andere 
periodische Bahnen auf (Bild 4). Soviel über diese Bewegung 


DK 621.314.653 : 621.316.718 


Gleichrichter für elektronische Motorsteuerung 


Elektronische Gleichrichter sind zur Steuerung von 
Gleichstrommotoren vorteilhaft, weil sie leicht bedienbar 
sind, trägheitslos arbeiten und keine bewegten Teile ent- 
halten. Es wurden Standard-Gleichrichtergeräte entwickelt!, 
die zum Anschluß an ein 460 V-Drehstromnetz eingerichtet 
sind und 550 V Gleichspannung aus einer Dreiphasen-Voll- 
wegschaltung liefern. Die gebräuclichsten Leistungen lie- 
gen bei 150, 300 und 500 kW. Als Gleichrichterelemente ver- 
wendet man Ignitronröhren, die über eine besondere Zünd- 
elektrode gezündet werden. Ein verzögerter Zündeinsatz 
(gegenüber den positiven Anodenspannungs-Halbwellen) ver- 
ringert die vom Gleichrichter gelieferte mittlere Gleichspan- 
nung, die in dieser Weise von Null bis zum Höchstwert 
willkürlich verändert werden kann. Hierzu dient eine be- 
sondere Phasenbrücke, die die zum Zünden der Ignitrons 
benötigte Spannung gegenüber der Anodenwechselspannung 
beliebig in der Phase verschiebt. Ein magnetischer Verstär- 
ker hoher Empfindlichkeit steuert die Phasenbrücke. Die- 
ser Verstärker besitzt keine beweglichen oder dem Ver- 
schleiß unterworfenen Teile, wodurch ein gleichmäßig zuver- 
lässiger Betrieb gewährleistet ist. Die Spannung wird selbst- 
tätig durch den Reglerkreis geregelt, der aus Gleichrichter, 
magnetischem Verstärker, Phasenbrüke und dem Zünd- 


Nah M. J. Mulhernu.S. N. Crawford: Electr. Engng. €9 
(1950) S. 431; 1 S., 1 B. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 1950 


von Körpern bei Drucken von einigen Torr. Es sei aber aus- 
drücklich vermerkt, daß auch bei einem extrem hohen Va- 
kuum von 10-6 Torr an entgasten Körpern Rotationen im 
Licht mit Frequenzen bis 4000 s-! sowie lichtpositive und licht- 
negative Bewegungskomponenten festgestellt wurden. 


Bild 4. Ein in Argon 
(2 Torr) suspendiertes 


Graphitteilchen be- 
schreibt im konzen- 
trierten Sonnenlict 


(Strahl von rechts) eine 
längliche, geschlossene 
Bahn, wobei es sich ab- 
wechselnd vom Lidt 
weg (unterer Pfeil) urc 
zum Licht (oberer Pteıl, 
bewegt. 


Alle diese neuen Erscheinungen erfordern noch weti- 
gehende experimentelle Untersuchungen und es wäre ve:r- 
früht, eine Theorie dafür geben zu wollen. Immerhin liegen 
folgende Gedanken nahe: 

Erstens: Wenn magnetisierte oder optisch aktive Materie 
imstande ist, die Polarisationsebene des Lichtes zu drehen, 
so muß auch Licht imstande sein, die Materie zu drehen. 
Man konnte diesen Effekt nur bisher nicht beobachten, weil 
man über keine Untersuchungsmethoden so immenser Emp- 
findlichkeit verfügte, wie es die Ehrenhaftschen Probekörper 
sind. Zweitens: Wenn konstante Drehung aus einem un- 
magnetischen Körper einen Magneten macht (S. J. Bar- 
nett), so kann umgekehrt auch das konstante Magnetfeld 
Materie in Drehung versetzen, wobei das magnetische Feld 
dynamisch aufzufassen ist. Wir glauben aber nicht, daß damit 
die Schrauben- und Kreisbahnen ihre Ausdeutung finden 
können. 


Zusammenfassung 


Materieteilhen bewegen sich im elektrischen, magneti- 
schen und Lichtfeld polar. Dabei bewegen sie sich außerdem 
axial, d. h. in Schrauben- und Kreisbahnen und vollführen 
Achsenrotationen. Der Polarität entspricht der Begriff der 
Ladung. Der Ladungstrennung ordnet man die Zersetzung d?r 
Materie zu. Was entspricht nun der Axialität? Dies zu beant- 
worten, ist der Zukunft vorbehalten. 


kreis der Ignitronröhren besteht. Diese automatische Spar- 
nungsregelung arbeitet unabhängig von dem jeweils einge- 
stellten Wert der gelieferten Gleichspannung. — Gleichrich- 
ter der beschriebenen Art können z. B. als Stromversorgung 
von Walzstraßen und Fördereinrichtungen eingesetzt wer- 
den. Kr 


Messeheft 1951 der ETZ 


Heft 9 der ETZ 72 (1951) erscheint am 1. Mai 1951 als 
verstärktes Sonderheft zur Technischen Messe in Hannover. 
Es soll dem Messebesucer die Übersicht über das auf dem 
Gebiet der Elektrotechnik Gebotene erleichtern und alle ETZ- 
Leser auf besonders gute und erfolgreiche technische Lösun- 
gen hinweisen. 

Die Aussteller der Messe werden aufgefordert, über nev: 
wichtige Erzeugnisse ihrer Fabrikation, soweit sie in Har- 
nover gezeigt werden, einen kleinen Originalbericht (keint 
Prospekte oder Aufzählungen der ausgestellten Gegenstär- 
de) an die Schriftleitung der ETZ, Wuppertal-Elberfeld, Pos'- 
fach 667, einzusenden. Die Schriftleitung ist für möglichs' 
frühzeitige Einsendung dankbar und setzt den Einsendeschluß 
auf den 

15. Februar 1951 


fest. 
Die Schriftleitung 


1. Dezember 1950 


659 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 
DK 620.9 (43) 
Die Elektrizitätsversorgung in der Bundesrepublik Deutsch- 
land 1946 bis 1949. [Nach Elektrizitätswirtsch. 49 (1950) H. 6] 

Die Zentrallastverteilung für Elektrizität bei der Ver- 
waltung für Wirtschaft hat das ihr in der Hauptsache über 
die Hauptlastverteiler des Bundesgebietes zugeleitete Zah- 
lenmaterial ausgewertet und gibt einen umfassenden Uber- 
blik und einen Einblick in die betrieblichen Verhältnisse und 
Probleme der Elektrizitätsversorgung in den letzten wirt- 
schaftlich bewegten Jahren 1946 bis 1949. 

Durch Kriegs- und Nadhkriegseinwirkung, vermehrt 
durch die jahrelange Überbeanspruchung der Kesselanlagen 
— von denen rd. 24%o über 25 Jahre in Betrieb sind —, war 
zunächst 30% derWärmekraftwerksleistung nicht betriebs- 
bereit. 1949 war bereits eine weitgehende Annäherung der 
verfügbaren Leistung an die installierte Leistung, in der 
Hauptsache durch Reparaturen, erreicht. In dieser Zeit ver- 
besserte sich der spezifische Kohlenverbrauh der Dampi- 
kraftwerke nach und nach von 0,75 auf 0,65 kg/kWh. 

Damit und mit der allmählichen Lockerung der Ein- 
shränkungsmaßnahmen, die bedingt waren durch ungenü- 
gende Kohlenförderung und schwankenden Wasseranfall, 
stieg die im öffentlichen Netz umgesetzte elektrishe Arbeit 
von Jahr zu Jahr und erreichte mit 27,9 Mia. kWh einen 
gegenüber 1946 um 53% höheren Wert. Wasser, Braunkohle 
und Steinkohle waren die wesentlichen Träger der Energie- 
erzeugung. Der Anteil von Braunkohle ist dabei in beson- 
derem Maße gestiegen, wenn auch Steinkohle mit 12 
Mia. kWh im Jahre 1949 mehr als die Hälfte der öffentlich 
Energieversorgung bestritten hat. l 

Während an den Tagen der Höchstlast dieser Jahre bei 
den Laufwasser- und Braunkohlenwerken die Nachtbelastung 
nur 20% und die Industrieeinspeisung nur 30°/o unter der 
Tageshöchstlast liegt, geht die Belastung der Steinkohlen- 
Kraftwerke nachts auf rd. 35... 40% der Tageshöchstlast zu- 
rük. Auf dieses Verhältnis Nachtlast — Taglast haben sich 
die Stromeinschränkungen infolge der unterdrückten Mor- 
gen- und Abendspitze in günstiger Weise ausgewirkt und 
damit den Speicher- und Pumpspeicherbetrieb entlastet. De- 
ren große Bedeutung, die durch das beigebrachte Zahlen- 
material unterstrichen wird, geht schon aus der Tatsache her- 
vor, daß die aus Pumpspeicherung gewonnene Erzeugung 
allein für die Schluchseegruppe fast das 3fache der Erzeu- 
gung aus natürlichem Zufluß beträgt. So ist es mit Hilfe des 
Verbundnetzes durch eine übergebietliche Steuerung der 
Lastverteilung erreicht worden, daß eine möglichst gleichmä- 
Bige Verteilung des Mangels und eine volle Ausnutzung 
aller Ausgleichsmöglichkeiten gewährleistet wurde. Nur so 
konnte auch den Forderungen eines Stromausgleichs mit 
dem benachbarten Ausland und eines Exportes Rechnung ge- 
tragen werden. 

Wenn auch der Anteil der Stromerzeugung in den indu- 
striellen Eigenanlagen etwa die Hälfte derjenigen der öffent- 
lihen Erzeugung beträgt mit dem Schwerpunkt auf der 
Steinkohlenerzeugung, so ist doch im betrachteten Zeit- 
punkt die prozentuale Zunahme der industriellen größer als 
die der öffentlichen Erzeugung. Dabei wurde ein auf 20%, 
im Jahre 1949 gestiegener Anteil ins öffentliche Netz abge- 
geben. — Mit der aufschlußreihen Aufteilung des Strom- 
verbrauchs auf öffentliche Versorgung und Industrie nach 
verschiedenen Abnehmergruppen schließt der Uberblick des 
Zentrallastverteilers. Zw 


DK 621.313.126 
Die Erregerschaltung nach Bauer in den Draukraftwerken 
Schwabeck und Lavamünd. [Nach H. Jahn: Ost. Z. Elek- 
trizitätswirtsch. 3 (1950) S. 50; 5 S., 6 B.] 

In den Draukraftwerken Schwabek (3 Gen. zu je 22 
MVA) und Lavamünd (3 Gen. zu je 10 MVA) werden die 
Induktoren der Hauptmaschinen mit besonderen Umformer- 
sätzen mit „Stütztransformator” erregt, gemäß der von S. 
Bauer angegebenen Schaltung!. 


"S.Baueru. A. Timascheff: Stützschaltung für Asynchron- 
motoren zum Antrieb von Erregerumformern. Elektrotechn. u. Masch.- 
Bau. 59 (1941) S. 421. 


Bauer schaltet (Bild 1) hinter den geöffneten Genera- 
tor-Sternpunkt 9 einen Stromtrafo, dessen Primärwicklung 1 
den Generatorstrom und dessen Sekundärwiclung 2 den 
Motorstrom führt. Die Spannung an den Motorklemmen 5 
ist daher die geometrishe Summe der — u. U. transfor- 
mierten — Netzspannung 4 und der Spannung der Wick- 
lung 2. Im Falle eines Kurzschlusses soll nun durch ent- 
sprechende Schaltung des Stromtrafos (1, 2) die Spannung 
am Motor trotz des Absinkens der Netzspannung 4 so hoch 
gehalten werden, daß der Umformer im Betriebe bleibt, bis 
der Kurzschluß abgeschaltet ist; der Generator behält daher 
seine Spannung, die Betriebsunterbrechung wird auf das 
kleinste Maß eingeschränkt. Durch die Verwendung beson- 
derer Umformer wird nicht nur die Bauhöhe des Turbinen- 
aggregates vermindert, sondern auch — infolge der nun- 
mehr möglichen hohen Drehzahl der Erregerdynamo — die 
Zeitkonstante des Erregerkreises herabgesetzt. 


Bild 1. 


Stützschaltung für Erregerumformer. 


Es ist sehr zu begrüßen, daß der Verfasser praktische 
Erfahrungen mit dieser interessanten Schaltung veröffent- 
licht. Er berichtet zunächst von einigen „Kinderkrankhei- 
ten”, die an und für sich keine grundsätzliche Bedeutung 
haben, für den Praktiker aber doch lehrreich sind. Leider 
erfahren wir nicht, ob die Stromtrafos in Stern/Stern oder 
anders geschaltet sind. Aus den Stempeldaten des Strom- 
trafos Schwabeck scheint hervorzugehen, daß nach den s. 
Zt. vonBauerund Timascheff gemachten Vorschlägen 
der Winkel zwischen den Spannungen 1 und 2 30° (oder 
60°) beträgt. Uber die Schaltung in Lavamünd werden keine 
\ngaben gemacht. Bei Netzspannungsabsenkungen auf 
40 ... 50% des Sollwertes blieben die Umformer in Shwabeck 
stehen; das war aber wohl mit darauf zurückzuführen, daß 
die Leistung des Umformers etwas zu niedrig bemessen 
war. Im Kurzsclußfalle wird nämlich durch die Schnell- 
regler der Leistungsbedarf der Erregung auf das mehrfache 
des Nennwertes erhöht, der Motor muß diese Leistung 
durchziehen können. Bei Kurzsclußversuchen während 
der Inbetriebsetzung in Schwabeck funktionierte die Schal- 
tung wunschgemäß. In Lavamünd arbeitet die Schnellrege- 
lung noch nicht, es kann daher noch nicht abschließend ge- 
urteilt werden. Der Verfasser sagt zusammenfassend, daß 
die Anlagen den Erwartungen entsprochen haben. 

Die Bauerschaltung soll dem Umformermotor bei jedem 
Betriebszustande [d. i. a) Leerlauf, b) Nennbetrieb, c) drei- 
phasiger Netzkurzschluß, d) einphasige Netzkurzschlüsse, u. 
zw. RS, ST, TR] ausreichende Spannung sichern. Die Fälle 
a) bis c) können bei richtiger Bemessung des Umformers be- 
friedigt werden, auch bei Schnellregelung. Schwieriger wer- 
den die 3 Fälle d): der Motor 5 erhält stark unsymmetrische 
Spannung, die Zeitphase der Netzströme kann 0, 120 oder 
240° betragen, je nachdem, welche zwei Leitungen kurzge- 
schlossen werden. Bei der Auslegung stehen das Überset- 
zungsverhältnis sowie das Verhältnis der Feldstärke zur erre- 
genden Durchflutung des Stromtrafos als Wahlgrößen zur 
Verfügung. Hiermit sind die 3 Fälle d) nicht zu beherrschen, 
es muß vielmehr nach weiteren Mitteln gesucht werden, um 
dies Ziel zu erreichen. Erst dann, wenn dies gelungen ist, 
wird -dieser schöne Gedanke für den praktischen Betrieb 
seinen vollen Wert besitzen. Ka 


660 


Geräte und Stromrichter 


DK 621.314.21 : 621.317.333.8 
Feststellung von Wicklungsschäden bei der Stoßprüfung von 
Transformatoren. [Nach E. C. Rippon u G. H. Hick- 
ling: Proc. Instn. electr. Engrs. II 53 (1949) S. 769; 9 S., 20 B.] 


Die Verfasser prüfen das von Hagenguth im Jahre 
19441 zur Auffindung von Isolationsfehlern bei der Stoßprü- 
fung von Transformatoren angegebene Verfahren der katho- 
denstrahloszillographischen Messung des Stromes am geer- 
deten Sternpunkt an Drehstromtransformatoren verschiede- 
ner Leistung zwischen 25 und 15000 kVA nach. Sie weisen 
mit Recht darauf hin, daß auch dieses Verfahren trotz all sei- 
ner Vorzüge noch gewisse Mängel besitzt; diese bestehen 
einmal in dem völligen Versagen der Anzeige von Schäden, 
die bei der Prüfung mit abgeschnittenen Wellen durch den 
steilen Zusammenbruch der Stoßspannung entstehen, zum 
andern in der Unmöglichkeit, aus dem Verlauf des Stromos- 
zillogramms mit hinreichender Genauigkeit auf den Fehler- 
ort zu schließen. Die Ansicht der Verfasser, daß die durch 
die Ausgleichsshwingungen der Wicklung im Stromverlauf 
entstehenden raschen Oberschwingungen durch die Lage des 
Fehlers nicht beeinflußt werden, entspricht allerdings nicht 
den Tatsachen, wie sowohl Versuche von Elsner? als auch 
einiger anderer Autoren ergeben haben. Die Verfasser kom- 
men auf Grund dieser irrigen Annahme zu dem Schluß, daß 
durch Kurzsclließen der Unterspannungswiclung und der 
nicht gestoßenen Schenkel der Hochspannungswicklung die 
Empfindlichkeit der Fehleranzeige wesentlich beeinträchtigt 
würde. Dies gilt jedoch nur für den verhältnismäßig lang- 
dauernden quasistationären Anteil des Stroms, dessen Schei- 
telwert naturgemäß durch die Schaltung der übrigen Wick- 
lungen maßgebend beeinflußt wird. Die von den Verfassern 
angestellten Untersuchungen beschränken sich gänzlich auf 
diesen langsamen Stromanteil, der z. B. schon mit einem 
abgeschmolzenen Elektronenrohr ohne Schwierigkeiten auf- 
genommen werden kann. 


Da zur Vermeidung von Überschlägen zwischen den Pha- 
sen bei Sternschaltung der Hochspannungswicklung und Er- 
dung des Sternpunktes die Enden der nicht gestoßenen Wick- 
lungsschenkel über Widerstände geerdet werden müssen, 
empfehlen die Verfasser für diesen Fall zur Verbesserung 
der Empfindlichkeit der Fehleranzeige statt der Messung des 
über den Sternpunkt abfließenden Stromes die Messung 
des durch Übertragung auf die Nachbarphasen entstehenden 
Spannungsabfalls längs eines Erdungswiderstandes. Bei 
freiem Sternpunkt tritt diese Schwierigkeit nicht auf, da 
dann sowieso die Enden der nicht gestoßenen Wicklungs- 
schenkel geerdet werden und nun der Strom eines oder bei- 
der Schenkel nach Erde gemessen werden kann. 

An Hand von Oszillogrammen wird nachgewiesen, daß 
die von den Verfassern angegebene Meßschaltung bei Er- 
dung des Sternpunktes der von Hagenguth angegebenen 
Methode überlegen ist. Dabei muß allerdings eingewandt 
werden, daß sämtliche Vergleichsmessungen mit fester me- 
tallischer Verbindung an der jeweiligen Fehlerstelle durchge- 
führt wurden und daß es zumindest beim Auftreten von 
Windungsschäden in der Praxis sehr fraglich ist, ob der ent- 
stehende Windungsschluß so lange bestehen bleibt, daß die 
erst nach etwa 20 us deutlich werdende Änderung im Ver- 
lauf der Spannung am Erdungswiderstand sich ausbilden 
kann. i 

Für Dreieckschaltung der gestoßenen Wicklung geben 
die Verfasser eine Schaltung an, bei welcher die Differenz 
der Spannungsabfälle an den Erdungswiderständen der bei- 
den nicht gestoßenen Hochspannungsklemmen oszillogra- 
phisch gemessen und dadurch je nach der Polarität dieses 
Spannungsabfalles im Schadensfall auf die vom Fehler be- 
troffene Phase geschlossen werden kann. 

Die Arbeit zeigt einerseits, wie vielseitig die Möglich- 
keiten zur oszillographischen Fehlermeldung sind; ander- 
seits besteht aber kein Zweifel, daß, insbesondere hinsidt- 
lich der Prüfung mit abgeschnittenen Wellen sowie der Er- 
mittlung des Fehlerortes aus dem Oszillogramm noch sehr 
viel Entwicklungsarbeit geleistet werden muß, ehe eine wirk- 
lich einwandfreie Methode der Fehlermeldung gefunden ist, 
die zu der von den Verfassern wohl etwas verfrüht gezoge- 
nen Schlußfolgerung berechtigt, die Stoßprüfung als Abnah- 
meprüfung in die Vorschriften aufzunehmen. Els 


l Trans. Amer. Inst. electr. Engrs. 63 (1944) S. 999. 
® Vgl. VDE-Facberichte 1949. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 1950 


Meßgeräte und Meßverfahren 
| DK 621.517.311 
Messung höchster Gleichströme. [Nada M. R. Servant: 
Rev. gén. Electr. 34 (1950) S. 45; 3 S., 2 B.] 

Eine Vorrichtung zur Messung der bei den Kernphysik- 
arbeiten üblichen höchsten Gleichströme wird beschrieben. 
Sie arbeitet ohne den Einbau von Parallelwiderständen in 
die Strombahn, sondern ähnlich den bereits bekannten ‚„An- 
legestrommessern“, aber nach dem elektromotorischen Prin- 
zip. Die bewegliche Anordnung (Bild 2) ist durch 2 ebene 
Arme B und B’ gebildet, die einen starren rechten Winkei 
bilden und um ihre Befestigung drehbar sind. Die gleich 
langen Arme B und B' sind nach gleichseitigen hyperboli- 
schen Bogen geformt, die der Funktion xy=tk entsprechen; 
auf den senkrechten und waagerechten Seiten der Bogen sind 
aufeinanderfolgende winkelförmige Windungen einer iso- 
lierten Wicklung befestigt. Die vertikalen Begrenzungen 
dieser Wiclungen sind in Bündeln gleichen Abstands von 
je n Zweigen angeordnet und stellen so zwei Flächen lei- 
tender Elemente dar. Die waagerechten Begrenzungen sind 
für das Arbeiten der Vorrichtung ohne Bedeutung. 


ER 
/ a 
B l / 
l i 
e a. 
zum >e 


Bild 3. Schema der Stellungen 
für die Messungen in 2 Tei- 
wegen. 


Bild 2. 


Schematisches Bild der Meß- 
vorrichtung. 


Wird die Wicklung von einem Hilfsstrom i durchflossen, 
während sie sich in einem magnetischen Feld befindet (Bild 
3), tritt ein Drehmoment auf, das proportional dem Feldfluß 
entlang der Arme ist. Es kann ausgeglichen werden durd 
ein Drehmoment C® einer eingebauten Spiralfeder und ge- 
messen durch die Winkeldrehung des Bedienungsknopfies 
entsprechend der Beziehung 

Länge der Arme 


o = 2knij f wobei ] = 
= Oe. hix j = Anzahl der Bündel ist. 


Weiterhin gilt nach dem Satz von Ampère, daß der Gesamt- 
flu8 eines Feldes, hervorgerufen durch einen Strom I ent- 
lang einer geschlossenen Bahn um den Leiter, 


hdx = 47/10 I ist. 


Somit kann man den Fluß und damit den Strom in Teilen 
messen und die Ergebnisse addieren. 

Die Anordnung stellt zweifelsohne eine eigenartige Aus- 
führung eines Drehspulinstrumentes dar, bei welchem der 
Strom in der Spule den konstanten Teil des Drehmomentes und 
der Fluß als Nachfolgegröße des zu messenden Stromes der 
veränderlichen Teil darstellt. Die Meßmethode ist im La- 
bor gut anwendbar, so weit bei der Zusammensetzung de 
Umganges und der Teilmeßergebnisse wirklich exakt gear- 
beitet wird; für die Praxis ist sie zu unsicher und unhand- 
lich. Ndt 


DE 621.317.715 
Vielsaitengalvanometer zur Messung veränderlicher meda- 
nischer Spannungen. [Nach A. A. Wells: J. sci. Instrum. 
27 (1950) S. 59; 4 S] 

Für die gleichzeitige Aufzeichnung mehrerer dynamı- 
scher Spannungen in Arbeitsmaschinen, Brücken usw. be 
Frequenzen von rd. 70 Hz wird das hier beschriebene Viei- 
saitengalvanometer mit Vorteil angewendet. Es besitzt 14 
Saiten aus eisenfreiem Kupfer von 2,5 - 10-2 mm Dmr. und 
350 mm Länge, die um 10 Durchmesser voneinander entfernt! 
sind, so daß ein Ausschlag der einzelnen Saite von + 4 Durdh- 
messern möglich ist. Das permanente Magnetfeld hat einen 
Luftspalt von 0,38 mm. Das Gerät arbeitet mit optischer Re 
gistrierung. Bei 100facher Vergrößerung ist seine Empfind- 
lichkeit 0,25 mm/uA bei einem Innenwiderstand von rd. 12 Q 
und einem kritischen Dämpfungswiderstand von 200 Q. 

Das Galvanometer ist nach Angaben des Verfassers fü: 
die Registrierung von Bodenkräften an landwirtschaftliches 


a a a a a u 


1. Dezember 1950 


nme EEE 


= 


Maschinen mit entsprechenden Gebern benutzt worden. Die 
extrem schweren Anforderungen in rauhestem Betrieb, die 
es überstanden hat, zeigen, daß dieser Galvanometertyp für 
die Praxis wertvoll ist. Eu 


DK 621.503.49 : 621.396.64 
Der Phototransistor, eine neue Form des elektrischen Auges. 
[Nach Electr. Engng. 69 (1950) S. 476; 1 S., 1 B.) 

Der von Shive in den Bell-Telephon-Laboratorien ent- 
wiœelte Phototransistor besitzt die Eigenschaften einer 
Photozelle, ist jedoch entsprechend seinem Aufbau und sei- 
ner Wirkungsweise wesentlich kleiner und derber als die 
bisher bekannten Ausführungsformen. Er besteht aus der 
in den letzten Jahren bekannt gewordenen Halbleitertri- 
ode!, besitzt aber im Gegensatz zu dieser nur eine Arbeits- 
spitze, die eine Seite einer sehr dünnen Germaniumscheibe 
von etwa 0,08 mm Dicke berührt. Die bei der Halbleiter- 
triode vorhandene Steuerung durch den Strom der Steuer- 
spitze wird beim Phototransistor durch einen Lichtstrahl er- 
setzt, der auf die der Arbeitsspitze entgegengesetzte Seite 
der dünnen Germaniumscheibe fällt und je nach seiner Stärke 
den im Arbeitskreis fließenden Strom ändert. Der Haupt- 
vorteil des neuen Phototransistors, der einen Durchmesser 
von ungefähr 5,5 mm besitzt und nur etwa 14 mm lang ist, 
liegt in der hohen Leistungsabgabe, die in vielen Fällen eine 
direkte Schaltersteuerung ohne weitere Verstärkung gestat- 
tet. Da wie bei der Halbleitertriode keine Heizleistung er- 

forderlich ist, ergeben sich für den Phototransistor nach Ab- 

shluß der augenblicklich noch laufenden Versuchsarbeiten 
viele Anwendungsmöglichkeiten, die sich mit der bisher be- 
‚kannten Photozelle nicht verwirklichen lassen. Fri 


Lichttechnik 

DK 621.327.43 : 535.243 
Bestimmung der Farbvalenzen von Fluoreszenzlampen. [Nach 
S ee Ilum. Engng., N. Y., 45 (1950) S. 225; 8 
Fluoreszenzlampen haben eine spektrale Energiever- 
teilung, die sich aus dem Licht des Luminophors, das ein Kon- 
tinuum bildet, und den Linien des angeregten Dampfes 
(meist Quecksilber) zusammensetzt. Im vorliegenden Fall 
ist die Farbvalenz von Hg-Fluoreszenzlampen auf zwei Ar- 
ten bestimmt worden; die dabei auftretenden Unterschiede 

sind interessant und werden untersucht. 
Die untersuchte Lampe hatte das Spektrum, das in Bild 
4 wiedergegeben ist. Die spektrale Energieverteilung wurde 
mit einem Beckmann-Spektralphotometer gemessen, 
dessen Austrittsspalt automatisch auf einer Breite von 5 mu 
gehalten wurde. Die Auswertung wurde mittels Auswahl- 
koordinaten numerisch vorgenommen, und zwar so, daß 


J4. x, = AÀ. y, = h.z, = 3,650 konstant gehalten 
wurde. Die x,, Y, Z, sind die Normalreizanteile des ener- 


giegleichen Spektrums. Es wurden 30 Ordinaten für die Aus- 
wertung benutzt. Die Ener- 
gie der Linien wurde gleidh- 
mäßig auf die Breite des 
Spaltes umgerechnet, d. h. 
Ihre registrierte Energie beı 
5 mu Spaltbreite mit 5 mul- 
tipliziert, um dem kontinuier- 
lihen Spektrum gegenüber 
nicht benachteiligt zu wer- 
den. — Als zweite Methode 
zur Bestimmung der Farb- 
nn wurde ein objekti- 
ves Farbmeßgerät aus Pho- 

nen und 4 Farbfiltern Fe ee ey a: 
'enutzt. 

Die Ergebnisse aus beiden 
Methoden weichen so slark 
voneinander ab, daß die Unterschiede nicht mit der Meßun- 
sicherheit erklärt werden konnten. Die z-Werte bei dem 4- 
Filter-Farbmesser kamen um etwa 20° zu hoch heraus. Eine 
subtile Prüfung, die sich auf Messungen des National Bureau 
of Standards stützte, ergab die Zuverlässigkeit der aus der 
Energieverteilung berechneten Werte. An einigen Lampen 


Strahlungsenergie —— 


Bild 4. Spektrale Energieverteilung 
der verwendeten Fluoreszenzlampe. 


Halbleiter-Trioden und -Tetroden als Ver- 


ı Vgl. H. Fricke: 
ETZ 71 (1950) H. 6, S. 133. 


stärker- und Mischstufen. 
R. W. Pohl: Elektronenleitung in festen Körpern, insbesondere 
in Halbleitern. ETZ 71 (1950) H. 11, S. 269. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


661 


derselben Art waren die Farbvalenzen durh Nachmischen 
aus ähnlichen in ihrer Farbvalenz genau bekannten Lichtern 
gemessen worden. Ein objektiver 4-Filter-Farbmesser läßt 
sich nur sicher benutzen, wenn die zur Bestimmung seiner 
Konstanten verwendete spektrale Energieverteilung nahe 
bei der zu untersuchenden liegt. Bestimmte man aus der 
Energieverteilung die Punkte in der Farbtafel für den Lu- 
minophor allein, dann für die Hg-Linien allein und dann für 
beide zusammen, so lagen bei allen Lampen die 3 Punkte 
sehr genau auf einer Geraden, wie man es theoretisch er- 
wartete. Kt 


DK 621.327.43.032.18 
Die Leistungsfähigkeit krypton-gefüllter Leuchtstoffiiampen 
bei niedrigen Temperaturen. [Nach G. S. Evans: Illum. 
Engng. 45 (1950) S. 175; 8 S., 8 B.] 

Leuchtstofflampen, deren Grundfüllung aus Krypton be- 
steht, sind den Lampen mit der üblichen Argonfüllung in 
der Lichtausbeute überlegen. Das gilt allerdings nur bei 
normaler Umgebungstemperatur (Zimmertemperatur). Bei 
niederen Temperaturen, von 10 °C abwärts, geht bei den 
krypton-gefüllten Lampen der Lichtstrom etwa doppelt so 
stark zurück wie bei argongefüllten Lampen, so daß die an- 
fängliche Lichtausbeute-Überlegenheit der Kr-Füllung sich 
ins Gegenteil umkehrt. Auch neigt. die krypton-gefüllte 
Leuchtstofflampe bei niederen Temperaturen zur Instabili- 
tät (Flackererscheinungen). Das Kryptongas kann auch den 
Start erschweren; der Unterschied gegenüber dem Argongas 
verschwindet hier allerdings bei tieferen Temperaturen mehr 
und mehr, weil die Kälte den Start- und Anlaufvorgang in 
jedem Falle beeinträchtigt. Durch besondere Startmaßnah- 
men (Vergrößerung der Zündimpulse, Anwendung eines 
„Zündstriches" u. dgl.) kann der Schwierigkeit begegnet wer- 
den. 

Die Untersuchungen, die bei der Westinghouse EI. Corp. 
über die Rolle der Edelgas-Grundfüllung in Hg-Leuchtstoff- 
Yampen angestellt wurden, haben ergeben, daß eine gemisch- 
te Füllung, z. B. aus 75% Kr und 25°, Ne, einen’ praktischen 
Fortschritt erhoffen läßt, weil dabei der Lichtausbeute-Vor- 
teil der Kryptonfüllung im wesentlichen erhalten, gleichzei- 
tig aber die Nachteile bei niederer Umgebungstemperatur 
gemildert werden können. WI 


DK 621.327.43 : 628.931 


Studien über die „bevorzugte“ Farbe bei Leuchtstoffilampen. 
[Nach G. B. Buck II: Illum. Engng. 45 (1950) S. 165; 9 S., 
14 B.] 

Die sog. weißen Lichtquellen stehen heute in verschie- 
denen Nuancen zur Verfügung: zunächst die gelblichen 
Glühlampen, gekennzeichnet durch eine durchschnittliche 
Farbtemperatur von 3000 °K; dann die verschieden weißen 
Leuchtstofflampen, die vor allem in USA in 5 Spielarten im 
Gebrauch sind: „Warm-Ton“ (Farbtemperatur etwa 3000 °K), 
„Zart-Weiß" (etwas „weißer“ als die Glühlampe), „Weiß“ 
(Farbtemperatur etwa 3500 °K), „4500°-Weiß' (Farbtempera- 
tur etwa 4500 °K), „Tageslicht‘‘ (Farbtemperatur etwa 6500 
°K). 

Bei der Beurteilung der physio-psychologischen Farb- 
wirkung der Gegenstände unter vershiedenen Lichtarten 
muß man zwei typische Anwendungsfälle unterscheiden: den 
Arbeits(Werk)raum und den Aufenthalts(Gesellschafts)- 
raum. Im Arbeitsraum kommt es auf neutrale Umgebung 
und ausgeglichene Farbwirkung an. Dafür eignet sich ein 
Licht, dessen Energiespektrum sich der gleichmäßigen Ver- 
teilung annähert, wie es in etwa bei der Leuchtstofflampe 
„4500°-Weiß‘' der Fall ist. Darum verbreitet sich dieser Lam- 
pentyp in der Arbeitsbeleuchtung immer mehr. 

In Aufenthaltsräumen dagegen ist entscheidend, daß 
die farbige Umwelt gefällig und ansprechend in die Erschei- 
nung tritt. Hierüber wurden in den Laboratorien der Gen. 
El. Co., Nela-Park, umfangreiche Studien mit etwa 2500 Be- 
obachtern angestellt, um ein durchschnittsgültiges Urteil 
über die „bevorzugte” Lichtfarbe zu gewinnen. Als Farben- 
teste dienten die menschliche Haut- und Haarfarbe, verschie- 
dene Nahrungsmittel, Kleiderstoffe und Gegenstände des 
täglichen Lebens. Es stellte sich heraus, daß in der Mehrzahl 
der Fälle das Licht der „Zart-Weiß"-Leuchtstofflampe und der 
Glühlampe hinsichtlich der Farbenwirkung als am ange- 
nehmsten empfunden und daher bevorzugt wurde. Eine 
spektrale Nachprüfung ergab die (allerdings noch genauer 
zu untersuchende und zu klärende) interessante Tatsache, 
daß die Bevorzugung dann am eindeutigsten ausgesprochen 


662 . 


wurde, wenn die spektrale Reflexionskurve der betrachte- 
ten Probe und die spektrale Energiekurve des Lichtes ein- 
ander möglichst ähnlich waren. 

Eine auffällige Ausnahme gegenüber der gefundenen 
„Bevorzugungs-Regel" bildeten Pelze, für die — vom Fach- 
mann wie vom Laien — fast allgemein nicht die „warme'', 
sondern die ausgesprochen „kalte“ Lichtfarbe bevorzugt 
wurde, nämlich die der Tageslicht-Leuchtstofflampe, vielfach 
sogar noch mit besonderem Blauzusatz. — Übrigens wird 
auch in südlichen Zonen, wo man eine kalte Umgebungswir- 
kung sucht, die bläuliche Tageslichtlampe bevorzugt. WI 


Verkehrstechnik 
DK 621.331.3.018.41 


Bahnelektrisierung mit 16% oder 50 Hz? [Nach R. Frit- 
sche: Glasers Ann. 74 (1950) S. 86; 5 S.] 

Die wichtigsten Eigenschaften beider Systeme werden 
gegenübergestellt.e. Die beim 16% Hz-System mit besonde- 
ren Bahnkraftwerken notwendigen Fernleitungen werden 
mit dem Hinweis verteidigt, daß man beim Straßenverkehr, 
bei Transport von Gasen und Olen sowie bei Übertragung 
von elektrischer Energie auch eine Vielzahl von „besonde- 
ren Verteilersystemen" verwende. Im übrigen seien nach 
Angaben von Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen viele 
der Drehstromleitungen schon nahezu ausgelastet, so daß 
man ohnehin in Kürze weitere Leitungen braucht. Ferner 
sei ein 16% Hz-Verteilernetz bei gleichen Baukosten in der 
Lage, höhere Leistung als ein Drehstromnetz zu übertragen 

Zum 50 Hz-System wird ausgeführt, daß es irrig sei, 
wenn behauptet würde: „Die großen 50 Hz-Kraftwerke er- 
fordern kaum den halben Kosten- und Werkstoffaufwand 
und arbeiten auch viel wirtschaftlicher." Als Beweis wird 


angegeben, daß die Studienkommission für die Elektrisie- 


rung der Belgischen Staatsbahn in europäischen Reise- und 
Güterverkehrsnetzen etwa 4300 bis 6500 Benutzungsstunden 
der Spitzenleistung ermittelt habe, Werte, die höher sind, 
als die der entsprechenden ganzen Landesnetze. 

Der Ausbesserungsstand der 50 Hz-Ellok auf der beson- 
ders schwierigen Höllentalbahn lag mit fast 40% beinahe 
doppelt so hoch wie der Anfangsbetrieb der 16% Hz-Ellok 
der SBB (1925). Daher liegen — auch auf gleichen Entwick- 
lungsstand bezogen — die Schwierigkeiten bei 50 Hz-Ellok 
stets höher. — Der Betrieb mit zwei Systemen in einem Land 
stößt auf große Schwierigkeiten, von denen über 20 aufge- 
führt werden. 

„Wie man sieht, ist die Hartnäckigkeit, mit der das 16% 
Hz-System in genauer Kenntnis aller dieser Begleitumstände 
verteidigt wird, nicht unbegründet. Fünf Bahnverwaltun- 
gen mit jahrzehntelangen, besten Erfahrungen auf 12 000 km 
Streckenlänge stehen auf der einen Seite, die Hoffnung, daß 
sih das 50 Hz-System einmal ebenso entwickeln und ein- 
spielen wird, auf der andern.“ Ko 


Fernmeldetechnik 
DK 621.396.619 


Die Modulationsverfahren zur Mehrfachausnutzung von 
Richtiunkverbindungen. [Nah H. Holzwarth: Frequenz 
4 (1950) S. 33, 64 und 97.) 


Die vorliegende Arbeit beschreibt die Grundprinzipien 
der heute bekannten Modulationsverfahren! und ihren Ver- 
gleich bezüglich des Rauschabstandes. Eine Zusammenstel- 
lung in solcher Ausführlichkeit ist bisher im deutschen 
Schrifttum noch nicht erschienen. Auf die zur Durchführung 
von Modulation und Demodulation erforderlichen Geräte 
wird nicht eingegangen. l 

Die heute angewendeten und diskutierten Modulations- 
verfahren sind: 

1. Die „klassische’' Amplitudenmodulation (AM), die bei 
sinusförmiger Modulation durch das Auftreten von zwei Sei- 
tenfrequenzen mit höchstens halber Trägeramplitude gekenn- 
zeichnet ist; da die Seitenfrequenzen um die Größe der Mo- 
dulationsfrequenz nach oben und unten von der Trägerfre- 
quenz abweichen, ist das Übertragungsband gleich dem dop- 
pelten Modulationsband. 

2. Die Einseitenband-Amplitudenmodulation (AM-EB), 
bei der das Modulationsband in einen höheren Frequenzbe- 
reich verschoben wird; bei diesem Verfahren, das in der Trä- 


1! Vgl. Pungs: ETZ 69 (1948) S. 89 u. 161. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 1950 


gerfrequenztechnik zur Mehrfachausnutzung von Leitunger 
allgemein bekannt ist, ist das Übertragungsband gleich der 
Modulationsband. Die Mehrfachausnutzung stellt hohe An 
forderungen an die Amplitudenlinearität sämtlicher Übertra 
gungsglieder. 

3. Die Frequenzmodulation (FM) und ihre vorwiegen: 
theoretisch interessierende Variante, die Phasenmodulatioı 
(PM); bei ihr nimmt der Phasenwinkel der sinusförmiger 
Trägerschwingung U sin @ nicht nur linear mit der Zeit zu 
sondern ändert sich außerdem periodisch im Takte der Mo 
dulationsfrequenz; die Änderungsgeschwindigkeit ist di: 
augenblickliche Kreisfrequenz, die sich aus einem konstante: 
und einem sinusförmig im Takte der Modulation schwanken 
den Glied zusammensetzt. Das Amplitudenspektrum der F> 
ist recht kompliziert, es treten Seitenfrequenzen auf, die un 
ganzzahlige Vielfache der Modulationsfrequenz nach ober 
und unten von der Trägerfrequenz abweichen. Ist der Fre 
quenzhub (das ist die maximal auftretende Frequenzschwan 
kung) erheblich größer als die Modulationsfrequenz_ (sog 
Breitband-Frequenzmodulation), so ist das Übertragungs 
band ungefähr gleich dem doppelten Frequenzhub. 

4. Die doppelte Frequenzmodulation (DFM), die vorw:e 
gend für Mehrfachübertragung bei hohen Anforderungen a 
die Linearität verwendet wird; hier wird ein Unterträger m: 
einer Vielzahl von Kanälen frequenzmoduliert, und zwar ı 
einem Frequenzgebiet, in dem die Erzeugung linearer Ph: 
senkennlinien keine Schwierigkeiten macht. Dieser Unte: 
träger moduliert seinerseits den Hauptträger in der Frequenz 
Nichtlineare Phasenkennlinien im Frequenzbereich de 
Hauptträgers verzerren dann die Nachricht nicht. 

5. Die Pulsamplitudenmodulation (PAM), bei der d: 
Nachricht mittels einer periodischen Folge von Impulse: 
übertragen wird, deren Amplituden im Takte der Modulä 
tion schwanken. Um die Sinuskurve der höchsten Modula 
tionsfrequenz noch übertragen zu können, muß man wenig 
stens 3 Punkte dieser Kurve übertragen, d. h. man muß di 
Kurve wenigstens 3mal in jeder Periode durch Impulse ab 
tasten. Aus diesem Grunde muß die Abtastfrequenz (Im 
pulsfolgefrequenz) mindestens gleich der doppelten höc:: 
vorkommenden Modulationsfrequenz sein. Das Amplituden 
spektrum der PAM besteht aus ganzzahligen Vielfachen ce: 
Impulsfolgefrequenz, wobei jede dieser Frequenzen zwe 
Seitenfrequenzen im Abstand der Modulationsfrequenz be 
sitzt. Es sind außerdem ein Gleichstrom-Mittelwert und d:: 
Modulationsfrequenz selbst im Spektrum enthalten; durd 
einen Tiefpaß kann man die Modulation aus dem Spektrur 
herausfiltern. — Eine Mehrfachausnutzung geschieht hie: 
durch sog. Zeitaufteilung, indem man in die Pausen zwische: 
den sehr kurzen Impulsen mehrere andere Impulsfoig«: 
legt, die andere Nachrichten enthalten. Die resultieren<: 
Impulsfolgefrequenz ist dann um so viel größer als die àb 
tastfrequenz eines Kanals, wie Kanäle übertragen werde: 
sollen. 

6. Die Pulsphasenmodulation (PPM) und ihre wenige: 
gebräuchliche Abart, die Pulsfrequenzmodulation (PFM). D:: 
hier vorhandenen Impulse haben konstante Amplitude ux 
konstante Dauer. Man kann sie sich aus den Nulldurchga: 
gen einer Sinusschwingung hergestellt denken; ist diese S: 
nusshwingung phasenmoduliert, so ist es die abgeleite‘: 
Impulsfolge auch, die einzelnen Impulse sind gegen it 
Mittellage seitlich verschoben. Die höchst auftretende Ve” 
schiebung ist der sogenannte Zeithub. Die Impulsfolge w.: 
zweckmäßigerweise phasenmoduliert, da bei einer Frequei- 
modulation der Zeithub bei tiefen Modulationsfrequer:? 
stark anwachsen würde. Das Amplitudenspektrum bei P?`: 
enthält Seitenfrequenzen zu den einzelnen Vielfachen d 
Impulsfrequenz, welche ineinander verschwimmen. Es .$ 
auch kein unverzerrtes Modulationsband im Spektrum v7 
handen. Man muß daher die PPM zur Demodulation in e:!? 
Pulslängenmodulation umwandeln. 

7. Die Pulslängenmodulation (PLM), bei der die Amp.- 
tuden der Impulse unverändert bleiben und die Impu:is.ar 
gen im Takte der Modulation verändert werden; hier‘ 
können entweder die Vorderflanken oder die Hinterflans:: 
oder die Mittellinien der Impulse in rein periodischer Fo.* 
erzeugt werden. Sind die im Modulationstakt schwanken::: 
Flanken phasenmoduliert, so enthält das Amplitudenst:: 
trum auch die unverzerrte Modulationsfrequenz, die m:: 
durch einen Tiefpaß herausfiltern kann. 

8. Die Pulscodemodulation (PCM), bei der ebenfalls X: 
Nachricht impulsförmig abgetastet wird, wobei wie bis:«: 


. 1. Dezember 1950 


die Abtastfrequenz mindestens das Doppelte der höchsten 
Modulationsfrequenz betragen muß. Der bei der Abtastung 
ermittelte Amplitudenwert der Nachricht wird mittels eines 
Telegraphiercodes übertragen. Mit q Spannungsschritten 


lassen sih 27 Amplitudenwerte ausdrücken; es sind q 
= 5..7 Spannungsschritte im allgemeinen üblich. Die Puls- 


folgefrequenz muß das 2?-fache der maximalen Modulations- 
frequenz betragen. Die Quantelung der Amplitudenwerte 
bedingt gewisse Übertragungsfehler, die sich als eine Ge- 
rauschspannung bemerkbar machen. Es ist also ein Rau- 
shen vorhanden, das durch das Verfahren selbst und nicht 
durch die Übertragungsstrecke bedingt ist. — 

Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Modulations- 
verfahren ist möglich unter dem Gesichtspunkt, wie sich 
Storungen der Übertragungswege auswirken. Die Arbeit von 
Holzwarth berechnet den Einfluß von sinusförmigen Stö- 
rern, von Rauschstörern und Impulsstörern, sämtlich bei Ein- 
kanal- und bei Mehrkanalübertragung. Besonders wichtig 
für den Vergleich der Verfahren ist der Einfluß der Rausch- 
störungen. Das Verhältnis von Signal zu Rauschen wird 
bei jeder Modulationsart errechnet und mit dem betreffen- 
den Verhältnis bei klassischer AM verglichen; der entstan- 
dene Faktor wird als „Gewinn“ bezeichnet. Bei der Ein- 
kanalübertragung erweist sich die FM als das beste Verfah- 
ren, ihr Gewinn ist das 0,866fache der relativen Bandsprei- 
zung Afpn/Afm (fh = Hochfrequenzbandbreite, Afm = Mo- 
Julationsbandbreite). Dann folgen die PM (um den Faktor 1,73 
kleiner), PFM (um den Faktor 2,6 kleiner), DFM (Faktor 2,77) 
und PPM (Faktor 4,5). Die PLM und PAM scheiden bei der 
Beurteilung überhaupt aus. — Bei der Mehrkanalübertragung 
steht ebenfalls die FM im Vordergrund; ihr Gewinn ist wie- 
serum das 0,866fache der relativen Bandspreizung Afy/At 
IJfz = Bandbreite eines Modulationskanals, multipliziert mit 
der Kanalzahl). Die PPM liegt um den Faktor 2,77 zurück, 
ebenso die DFM. Es gibt hier jedoch Gesichtspunkte, die 
wegen einfacherer Geräte und geringerer Verzerrungsanfor- 
derungen bei Mehrfachausnutzung für die PPM sprechen. — 
Die PCM kann nach der vorliegenden Methode mit den an- 
deren Verfahren nicht verglichen werden, da sie eine innere 
Geräuschquelle besitzt, die sich bei größerer Bandbreite ver- 
tingert; bei einem Geräuschabstand von etwa 1,5..2 Np 
ist sie jedoch gegen äußere Störungen nicht anfällig und 
dürfte sich daher für Funkübertragung über lange Strecken 
trotz ihres erheblichen gerätetechnischen Aufwandes vorzüg- 
lich eignen. Gu 


Physik 


DK 537.525.6 : 621.314.25 


Die kathodischen Erscheinungen am Quecksilberbogen. 


Nah A. Lutz: Rev. gen. Flectr. 34 (1950) S. 153; 16 S.] 

In der vorliegenden Arbeit wird versucht, einen Über- 
lick über die Erscheinungen an flüssigen Hg-Kathoden zu 
reben. Der Verfasser benutzt dabei eine Reihe von experi- 
aentellen Ergebnissen, die er selbst gewonnen hat. In die- 
en experimentellen Ergebnissen liegt der eigentliche Wert 
ieser Arbeit, während die theoretischen Überlegungen des 
‘erfassers in mancher Hinsicht nicht vollständig erscheinen. 
\uch gibt es bereits andere Arbeiten über dieses Thema. Es 
ei daher an dieser Stelle nur kurz auf die experimentellen 
gebnisse eingegangen. 

Aus den Untersuchungen von Güntherschulze, 
"onks,Kobelu.a. wissen wir, daß die Temperatur des 
athodischen Brennflecks sich bei etwa 300° C halten muß. 
)ie genannten Autoren kommen zu dieser Zahl auf dem Um- 
‚eg über die Quecsilbermenge. Lutz hat die Temperatur 
es Brennflecks im Ultraroten ermittelt. Er hält in einem 
lartglasgefäß den Brennfleck magnetisch in einem Winkel- 
lech fest und mißt die Strahlung durch ein Quarzfenster mit 
\uarzmonochromator und gekühlter PbS-Zelle. Da er das 
missionsvermögen des Quecksilbers nicht kennt, gelangt er 
u seinen Temperaäturwerlen durch den Vergleich mit ent- 
prechend temperierien Hg-Flächen. Er findet als Ergebnis 
ıne Brennflecktemperatur von 400 °C. Die Diskrepanz zwi- 
hen beiden Werten ist nicht groß; sie erklärt sich aus der 
nsicherheit, mit der die Verdampfungsmessungen behaftet 
nd. Inwieweit Fehler durch die vor dem Bıennfleck lie- 
enden, wesentlich höher temperierten Entladungsteile die 
Verte von Lutz zu hoch werden lassen, kann man aus der 
beit nicht übersehen. 

Diese niedrige Brennflecktemperatur zwingt dazu, für die 
lektronenerzeugung an der Kathode einen ganz anderen 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


. Temperatur und Erhaitung der Energie. 


663 


Mechanismus anzunehmen als zum Beispiel bei der Kohle- 
bogenkathode. Während bei der Kohlekathode die nötigen 
Elektronen thermisch erzeugt werden können (Temperatur 
rund 3000 °K), glaubte man bei der flüssigen Hg-Kathode zu- 
nächst Feldemission vor sich zu haben. Das nötige Feld vor 
der Kathode kommt durch die positive Raumladungsschicht 
zustande, Rechnet man aber das Feld aus, so erhält man 
nur etwa 10% V/cm, was für eine ausreichende Feldemission 
etwa 30mal zu klein ist. Man ist daher gezwungen, die von 
Langmuir aufgestellte Feldemissionstheorie zu verlassen. 
Slepian nimmt vor dem Brennfleck eine sehr hoch tempe- 
rierte Quecksilberdampfschicht an, die nur einige freie Weg- 
längen vom Brennfleck entfernt ist und thermisch die nötigen 
Elektronen liefert. Der Energieverlust durch Wärmeablei- 
tung zur Kathode hin wird durch die auftreffenden positiven 
Ionen gedeckt. Die elektrische Leitung zwischen dem flüssi- 
gen Hg und der Slepian-Schicht geschieht ebenfalls durch 
positive Ionen. Die Rechnungen und Messungen anderer For- 
scher scheinen die Slepiansche Theorie zu bestätigen, so daß 
also eine gewisse Klärung dieser Frage erfolgt ist. Lutz mißt 
weiter nach einer Analogiemethode im elektrolytischen Trog 
die Temperaturverteilung im Quecksilber aus, eine Messung, 
die unter gewissen Umständen für Energiebilanzbetrachtungen 
von Wert ist. Er bestimmt auch noch einmal die sekundlich 
verdampfte Hg-Menge und sucht die widersprechenden Er- 


‚gebnisse vonv.Issendorf,Kobel,TonksundHay- 


nes zu erklären. Er kommt zu Werten von rd. 3.10-4 cm?/s 
für 10 A und kann eine Kurve zwischen 5 und 20 A angeben!. 
Weiter ermittelt Lutz den Einfluß der mittleren Oberflächen- 
temperatur der Kathode auf den Verdampfungsvorgang. 

Eu 


DK 621.316.923 


Theorie der elektrischen Schmelzsicherungen. [Nach G. 
Schubert: Z. angew. Phys. 2 (1950) S. 174; 6 S., 3 B] 
Beim Entwurf oder bei der Beurteilung von elektrischen 
Schmelzsicherungen kommt es im wesentlichen auf 2 Grö- 
ßen an: 1. auf die Stärke des zulässigen Stromes, 2. auf die 
Zeit, welche bis zum Abschmelzen des Sicherungsdrahtes bei 
einem beslimmten Überstrom verstreicht. Sicherungen kön- 
nen „träge“ oder „trägheilslos” sein. Bei der Sichtung des 
empirischen Materials trat folgendes Problem auf: Wie ist 
der zeitliche Verlauf der Temperatur eines Metalldrahtes, 
der von einem Isolator, z. B. Sand, umgeben ist und den von 
einem bestimmten Zeitpunkt an ein konstanter elektrischer 
Strom durchfließt? Aus mathematischen Gründen wurde an- 
genommen, daß der Draht unendlich lang sei und daß die 
Temperaturleitfähigkeit des Drahtmaterials groß gegen die- 
jenige des ihn umgebenden Isolators sei. Der Isolator seı 
unendlich ausgedehnt. Dann ist die Temperatur im Draht 
nur eine Zeitfunktion, während sie im Isolator außerdem 
noch vom Abstand des Aufpunktes von der Drahtachse ab- 
hängt. Im Isolator gilt die Wärmeleitungsgleichung. Die 
Randbedingung an der Drahtoberfläche ist: Stetigkeit der 
Die Aufgabe wurde 
mit der Laplace-Transformation gelöst. Man erhält im all- 
gemeinen Fall eine Integraldarstellung für die Temperatur. 
Es lassen sich Reihenentwicklungen herleiten, die das raum- 
zeitliche Temperaturfeld zu Beginn des Heizens und nach 
längerer Dauer beschreiben. Bei vollständiger Wärmeiso- 
lierung des Drahtes wäre seine Temperatur eine lineare 
Funktion der Zeit. Es wird gezeigt, wie sich durch die Wär- 
meleitung im Isolator die Temperaturzunahme verlangsamt. 
Nach längerer Heizdauer wächst die Temperatur nur mehr 
logarithmisch mit der Zeit. Dies Ergebnis ist für das Ver- 
halten von trägen Sicherungen von Bedeutung. Sh 


Verschiedenes 
DK 378.962 


125 Jahre Technische Hochschule Fredericiana zu Karlsruhe. 


— Das Jubiläum dieser ältesten deutschen Hochschule wur- 
de am 26., 27. und 28. Oktober würdig und festlich began- 


t Es ist schade, daß eine aanze Reihe von neueren Arbeiten dem 
Verfasser offenbar garnicht oder nur mangelhaft bekannt war. Die 
Arbeiten von Slepian, Rompe und Weizel zur Bogenkathnde 
hatten ebenso wie die Erklärung der elektrodynamisch anomalen Bewe- 
gung des Brennllecks von Yamamura erwahnt werden müssen. Auch 
die Arbeit von Finkelnburg über die Erzeugung von Quecksilber- 
tropfen an der Kathode, die nicht, wie Haynes annahm, durch Katho- 
denzerstäubung entstehen, sondern eine Folge elektrischer Kraftwirkun- 
gen sind, ist nidıt erwähnt worden. 


664 


gen. Rund 2000 auswärtige Besucher hatten sich eingefun- 
den. Durch Kranzniederlegungen am Ehrenmal im Hod- 
schulhof wurde der Toten und Gefangenen des letzten Krie- 
ges gedacht, alle Kirchenglocken läuteten und der Verkehr 
ruhte für zwei Minuten. 


Beim glanzvollen Festakt kamen von den ausländischen 
Gästen wegen Zeitmangels nur die Vertreter Finnlands, 
Großbritanniens, Irans, Italiens, Osterreichs, der Schweiz, 
Spaniens, der Südafrikanishen Union und der Türkei zu 
Wort. Auf die Festrede des derzeitigen Rektors, Prof. Dr.- 
Ing. E. Terres, mit dem Thema „Betrachtungen zur Tech- 
nik im Zeitgeschehen” einzugehen, muß hier wegen Raum- 
mangels verzichtet werden. Auch die Geschichte der Fre- 
dericiana kann nur skizziert werden. Der Erlaß vom 7. Ok- 
tober 1825 des Großherzogs Ludwig von Baden faßte Fach- 
schulen zur „Polytechnischen Schule” nach dem Vorbild der 
„Ecole Polytechnique” in Paris zusammen, wobei von An- 
beginn eine höhere technische Bildung auf wissenscattli- 
cher und mathematischer Grundlage geboten wurde. Wein- 
brenner (klassizistisher Baustil) und Tulla (Ingeni- 
eurwesen, Oberrhein-Regulierung) gehörten zu den ersten 
Lehrern. Seit der Berufung Redtenbachers im Jahre 
1841 wurde auch der Maschinenbau gepflegt. Dem Elektro- 
techniker bekannte Lehrer und Forscher wirkten in Karls- 
ruhe, von denen nur einige verstorbene oder emeritierte 
aufgeführt seien: Heinrih Hertz (elektromagnetische 
Wellen), Engelbert Arnold (Gründer des elektrotechni- 
schen Instituts, 1897), Joahim Teichmüller Gründer 
des Lichttechnishen Instituts, Alfred Fränke! (Theorie 
der Wechselströme), Adolf Thomälen (sein Lehrbuch er- 
lebte 10 Auflagen und wurde in 5 Sprachen übertragen), 
Wolfgang Gaede (Hochvakuumpumpen) und Rudolf 
Richter (Sbändiges Standardwerk über elektrische Ma- 
schinen, das in zwei Fremdsprachen übersetzt wurde). Aus 
dem großen Kreis der Karlsruher Assistenten und Hörer 
sind manche Professoren und bekannte Industrieingenieure 
im In- und Ausland hervorgegangen. 


Bei der Wiedereröffnung im Februar 1946 erlebte di: 
Fredericiana einen bisher nie dagewesenen Ansturm von 
über 4000 Studenten, eine Zahl, die auch heute noch nicht 
unterschritten ist. Im Durchschnitt sind 17% davon Elek- 
trotechniker. Der fast abgeschlossene Wiederaufbau und 
eine umfangreiche Neuausrüstung mit Lehrmitteln erleich- 
tern das Erreichen der inzwischen wieder höher gesteckten 
Lehrziele. Möge es der Karlsruher Hochschule auch ferner- 
hin beschieden sein, weitere Ruhmesblätter ihrer Geschichte 


anzufügen!. E. Homolatsch 
Kurznachrichten 

Gründung der „Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke 

(VDEW)*. 


neue „Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW)“ 
gegründet. Dieses für die deutsche Elektrizitätswirtschaft be- 
deutungsvolle Ereignis ist die Verwirklihung eines auf 
dem Wege der Neuordnung des Verbandswesens der Elek- 
trizitätswerke nach 1945 von Anfang an verfolgten Zieles. 
Dieses Ziel hieß Wiedererrichtung eines einheitlichen, auf 
unmittelbarer Mitgliedschaft der Werke beruhenden Ge- 
samtverbandes der deutschen Elektrizitätswerke, wie er sei- 
nerzeit in der aiten Vereinigung (der Elektrizitätswerke 
(VdEW), Berlin, vorhanden war, die im In- and Ausland 
großes Ansehen und allgemeine Aneıkennung genoß. 
Die 1947 als Zusammenscluß von Verbänden zunächst 
gebildete AdEW (Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände 
der Elektrizitätswerke) trug den Charakter einer durch die 
damals bestehenden Vorschriften der Besatzungsmächte Le- 
dingten Überbrückungsmaßnahme. Es war selbstverständ- 
lich und folgerichtig, daß gleich nach Wegfall dieser gesetz- 
lichen Beschränkungen der Einheitsverband errichtet wurde. 
Die Vorbereitungen erfolgten im Rahmen der AdEW, die 
mit 1. 1. 1951 ihre gesamte Geschäftstätigkeit auf die neue 
VDEW übertragen und sih nach Durchführung dieser Über- 
leitung auflösen wird. of 


I Uber die Ehrungen anläßlih des Hochschuljubiläums berichten wir 
auf S. 666 dieses Heftes (,‚Auszeichnungen’'). — D. Schriftltg. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 16: 


Bezirksgruppe Köln der Lichttechnischen Gesellschaft . 
Die 1911 ins Leben gerufene Elektrotechnishe Verein 
gung (ETV) an der staatlichen Ingenieurschule in Kö 
(Leiter Baurat Silberbach) hatte ihr Hauptaugenme 
schon immer auf die Lichttechnik gerichtet. Dieser Tatsad 
ist es zu verdanken, daß aus dem Kreise der ETV am? 
Juni ds. Js. die Bezirksgruppe Köln der Lichttechnischen G 
sellschaft (LTG) sich gelegentlich einer Vortragsveranst: 
tung konstituieren konnte. Köln hat damit die erste LT! 
Bezirksgruppe aufgestellt; zum Vorsitzenden wurde Dr.-Ir. 
H. Vierfuß gewählt. WA 


Spenden für die Forschung. — Anläßlich des Karlsruher Hoc 
schuljubiläums wurden von der DECHEMA und ihren M 
gliedern DM 50 000 für den Wiederaufbau der T.H. und! 
Forschungsaufgaben gestiftet. — Gelegentlich der ACHEM 
IX (Ausstellungstagung f. hem. Apparatewesen) hat m: 


von den Ausstellern einen Forschungsbeitrag von 5 DM: 


erhoben; hieraus konnten der Max-Buchner-F 
schungsstiftung DM 53000 zugeführt werden. Die Stift: 
fördert mit ihren Mitteln die Hochschul-Forschung auf d: 
Gebiete des chemischen Apparatewesens. Gi 


Denken in dielektrischen Vorstellungen. — Im Electr. Engr. 
69 (1950) S. 771 beginnt eine Aufsatzreihe „Das Dielektrik: 
in der Elektrotechnik”, geschrieben von A. von Hippe 


- ehemals Prof. in Göttingen, jetzt am Massach. Inst. of Te: 


nology. Der Verfasser betont u. a. die Notwendigkeit, i 


die Elektroingenieure sich selbst um die Klärung der za - 


reihen noch offenen Fragen der dielektrischen 


bemühen sollten. „Entweder ziehen wir uns eine neue å 


Vorcan 


von Elektroingenieuren heran, die ebensogut in dielex: - 


schen Vorstellungen denken können wie in Feldern ode: 


Stromkreisen, oder wir müssen auf den Elektroingenieu: : : 
schöpferischen Mitarbeiter auf einem Gebiete der mojiekü! - 


ren Technik verzichten, das ein wichtiger ergänzender T: 
seines Faches sein sollte“. Wr 


DE 621.396. 


Deutscher Uberseefunk!. — Vor dem Kriege besaß die De: - 


sche Reichspost in Nauen eine Übersee-Sendestelle und 


Beelitz/Mark die zugehörige Empfangsstelle. Jetzt ist Ha: - 


burg die Zentrale (Sender Elmshorn, Empfänger Lücn' 


für den Telephoniedienst mit Südamerika und Fernost; £ ' 
Nordamerika führt man Ferngespräche über Frankfurt (Se - 


der Bonames, Empfänger Eschborn). 


Der Femtelegraph: ` 


dienst wird über Lüchow und Frankfurt a. M. geleitet. D : 


Überseefunk hat bereits wieder eine beachtliche Bedeut:: 
gewonnen, was folgende Zahlen belegen: 1949 
über New York 51640, über Rio de Janeiro 212 und üt 
Buenos-Aires 739 Gespräche geführt. Der Funkverkehr r 


+l 


wurg ! 


‘2 =~ 


Manila wurde erst Ende 1949 wieder aufgenommen. We - 
rend 1938 über eine Million Uberseetelegramme beförc: ' 
wurden, waren es 1949 326000, und zwar 242000 über N: 


York, 32000 über Buenos Aires, 17000 über Rio de Jane:: 
8000 über Santiago de Chile, 3000 über Bogota und 2# 
über Lima. Die Verbindungen nach Osaka und Manila ! 
stehen seit Ende 1949 wieder. Vır 


Ennskrafitwerk Großraming in Betrieb. — Am 26. Juni ds.. 
hat das Kraftwerk Großraming an der Enns mit seinem e:s 
Maschinensatz den Betrieb aufgenommen. Aus diesem An 

gaben die beiden beteiligten österreichischen Kraftwerx- 
sellschaften? eine Festschrift heraus, die den Bau, die Bec: 
tung und die technischen Daten des Fiußkraftwerkes m:: T 

und Bildern beschreibt. 


In jedem der beiden Krafthäuser steht ein Masch r- - 


satz (38000 PS-Kaplanturbine und 25,6 MW/32 MVA Dre 
stromgenerator für 6,3 kV mit 136 U/min) und ein ölqex:: 
ter 31,5 MVA-Transformator (sekundär 110 kV). Das EÈ 


zugsgebiet ist 4,6 km? groß, das mittlere jährliche Aib `- 


vermögen beträgt 241,5 Mio kWh. B. 


Deutsche Verkehrsausstellung 1952. — Im Sommer 1952 ° - 
det in Münden eine „Große Deutsche Verkehrsaussteilır ’ 


statt, in welcher der Verkehr auf Schienen, Straßen, =: 
Wasser, in der Luft und auch das Nachrichtenwesen ve: 

ten sein werden. Die Vorarbeiten besorgt die Amt. Me: 
u. Ausstellungs GmbH. R 


ı Nah W. Kronjäger: Fernmeldetehn. Z. 3 (195%) S. IR 
? Oberösterreichische Kraftwerke AG. und Ennskraftwerke AG. 


1. Dezember 1950 


EEE 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 23 


665 


VERSCHIEDENES J 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplhtz 6, 


Feınruf: 431 57, Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: Koln 2197 
Bekanntmachungen 
VDE-Jahresversammlung 1951 

Die 45. Jahresversammlung des VDE findet vom 


tl. Juni bis 16. Juni 1951 in Hannover statt. Wir bitten die- 


sen Termin schon jetzt vorzumerken. 


Fachberichte auf der VDE-Jahres- 
versammlung 1951. 


Die Teilnehmer sollen einen Überblick über den Stand der 

Forschung und die Fortschritte auf den verschiedensten Ge- 

bieten der Elektrotechnik erhalten. Hierzu werden Fach- 

gruppen aus den nachstehenden Hauptgebieten vorgesehen: 

I. Starkstromtechnik (Elektrizitäts-Erzeugung, -Übertragung, 
-Verteilung, -Anwendung); 

2. Fernmeldetehnik (Drahtfernmeldetechnik, Hochfrequenz- 
technik, Elektroakustik u. dgl.); 

3. Allgemeine Elektrotechnik (Theoretische Elektrotechnik, 
Elektrophysik, Elektronik, Meßtechnik, Werkstoffe der 
Elektrotechnik u. dgl.). l 

Die Einteilung in Fachgruppen wird sich aus den eingehen- 

den Anmeldungen ergeben. Wir richten an alle Fachgenossen 

die Bitte um rege Mitarbeit. Anmeldungen von Berichten 

bitten wir mit einer kurzen Inhaltsangabe von etwa I 

Schreibmaschinenseite unter Angabe von Name und An- 

schrift des Vortragenden bis 


spätestens 15. Januar 1951 


an den Verband Deutscher Elektrotechniker, Sekretariat, 
Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6—8, einzureichen. Dieser 
Termin ist für die Anmeldung unbedingt einzuhalten. 

Die Dauer der einzelnen Fachberichte soll 25 Minuten 
nicht überschreiten. Die Berichte müssen Originalarbeiten 
sein. 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


VDE-Kommission 0127 „Leuchtstofflampen und -anlagen“ 


Die Kommission hat unter Vorsitz von Obering. Spit- 
ta einen Entwurf VDE 0127 „Vorschriften für Zubehör für 
Leuchtstofflampen“ ausgearbeitet. Dieser Entwurf lehnt sich 
ın seinem Inhalt und seiner Gliederung an die ebenfalls in 
der abschließenden CEE-Bearbeitung befindlichen Vorschrif- 
ten der International Commission on Rules for the Approval 
of Electrical Equipment (CEE) an. Er umfaßt Vorschriften 
für Drosselspulen und Transformatoren für Leuchtstofflam- 
pen, Kondensatoren zur Leistungsfaktorverbesserung von 
Leuchtstofflampen, kombinierte Vorschaltgeräte und Fas- 
sungen für Leudhtstofflampen. Eine spätere Erweiterung auf 
Zündeinrichtungen (Starter) für Leuchtstofflampen ist vor- 
gesehen. — Es ist beabsichtigt, VDE 0127 zum 1. Februar 
1951 in Kraft zu setzen. 

Der Entwurf kann von der Vorschriftenstelle des VDE, 
Frankfurt/M., Osthafenplatz 6, gegen Erstattung der Unko- 
sten für Vervielfältigung und Versand (DM 4,10) bezogen 
werden!. 

Einsprühe gegen diesen Entwurf können bis zum 


15. Jan. 1951 bei der VDE-Vorschriftenstelle eingereicht wer- 


den. 


Der Kommissionsvorsitzende 
Spitta 


VDE-Vorschriftenstelle 
Jacottet 


DA-CEE-Empiehlungen 


Die Geschäftsstelle des Deutschen Ausschusses für 
CEE-Fragen beim VDE hat verbindliche deutsche Überset- 
zungen folgender Empfehlungen der „International Commis- 
sion On Rules For The Approval Of Electrical Equipment“ 

1 Es wird gebeten, diesen Betrag in Briefmarken der Bestellung bei- 


zufügen oder die Bestellung mit der Uberweisung des Betrages auf das 
Postsheckkonto des VDE, Köln Nr. 2197 zu verbinden. 


(CEE) anfertigen lassen. Diese Übersetzungen können zum 
Selbstkostenpreis von der Geschäftsstelle des DA-CEE beim 
VDE, Frankfurt/M., Osthafenplatz 6, bezogen werden. 


1. Anforderungen an gummiisolierte Leitungen DM 12,30 
2: z „ Fassungen für Glühlampen 

mit Edisongewinde DM 16,20 
3. à „ Schmelzeinsätze für 

Feinsicherungen DM 4,10 
4. e „ Rundfunkempfangsgeräte 

für Netzanschluß DM 12,80 


Den Betrag bitten wir mit der Bestellung auf das Post- 
scheckkonto des VDE Köln Nr. 2197 zur Gutschrift für den 
DA-CEE zu überweisen. 


Deutscher Ausschuß für CEE-Fragen 
Die Geschäftsstelle 
Jacottet 


VDE-Bücherei 


Die im Landesgewerbemuseum in Stuttgart, Kienestr. 18, 
befindliche WVDE-Bücdereit wird den VDE-Mitgliedern 
zur Benutzung empfohlen. Von auswärts wohnenden Mit- 
gliedern können Bücher angefordert werden, Gebühren wer- 
den außer den Portokosten bei Rücksendung innerhalb 4 
Wocen nicht erhoben. 

Die Bestände der Bücherei wurden zur restlosen Aus- 
wertung der etwa 10000 Bände völlig neu katalogisiert. Ein 
gedrucktes Verzeichnis wird vorbereitet. Die Bücherei wird 
durch Neuanschaffungen, insbesondere auch durch Literatur 
auf dem Gebiete der Radioaktivität und Atomforschung 
fortlaufend ergänzt und auf dem neuesten Stande unserer 
Fachwissenschalt gehalten. 


VDE-Verlag GmbH. 


Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-Str. 111, Postschließfach 667, 
Postschekkonto Köln 987 48 


Bezugspreis der ETZ im ersten Halbjahr 1951 


Die ETZ wird unverändert zweimal im Monat erschei- 
nen. Der Bezugspreis beträgt weiterhin DM 12,— für VDE- 
Mitglieder. Wir bitten Sie, diesen Betrag zuzüglih DM 
—,80 Zustellgebühr, also zusammen DM 12,80, möglichst 
bis zum 15. Dez. auf unser Postscheckkonto Köln 987 48 zu 


überweisen. zT 
VDE-Verlag GmbH. 
Hasse 
SITZUNGSKALENDER 


ETV Berlin, Bin.-Charlbg., Bismarckstr. 33 

14. 12. 1950, 18.15, Hörsaal EB 301 d. TU.: „Entwicklungen auf dem 
Stromrichtergebiet in den letzten 15 Jahren’, Dr.-Ing. M. Bosch, 
Berlin. 

ETV Südbaden, Freiburg i. Br., Günterstalstr. 19 

1. 12. 1950: „Aufbau und Einsatz von Starkstrom-Kondensatoren’', Dipl.- 
Ing. Stauch. 

VDE-Bezirk Hansa, Hamburg, Hbq. 1, Gerhart-Hauptmann-Platz 48 

14. 12. 1950, 17.00, Museum f. Völkerkde.: „‚Brennstoffelemente ', Prof. 
Dr. phil. Justi, Braunschweig. 


ETV Mittelbaden, Karlsruhe, Lessingstr. 16 


19. 12. 1950, 19.00, Engelbert Arnold-Hörsaal d. TH.: „Elektrete”, Dr.- 
Ing. Fuler, Braunschweig. 

ETV München, Mnchn. 2, Blumenstr. 28. 

14. 12. 1950, 17.30, Vortragssaal 2 des dt. Museums: „‚Schutztechnik, 


Ober-Ing. Neugebauer, Erlangen. 

ETG Nürnberg, Sandrartstr. 30 

12. 12. 1950, 19.30, Vortragssaal im German. Museum: ‚‚Messung und 
Uberwachung der Modulationsspannung in Übertragungsanlagen, 
insbesondere in Rundfunkstudios’, Dr. Gastell, Nürnberg. 


VDE-Bezirk Bergisch Land, Wuppertal-Elberfeld, Neumarktstr. 52 
Der für den 5. 12. 1950 angekündigte Vortrag von Dr.-Ing. Schepel- 
mann findet um 18.30 in der Staatl. Ing.-Schule, Gartenstr., statt. 


Haus der Technik, Essen, Hollestr. 1g 

12. 12. 1950, 16.30, WVortragssal im HdT.: 
Ing. Mense, Essen. 

5. 1. 1951, 16.30, Ort wie vor: „Der deutsche Ingenieur und das Aus- 
land’, Prof. A. Böhm, Augsburg. 


„Piezo-Elektrizität'‘, Dr.- 


1 S. a. ETZ 70 (1949) S. 350 


666 


PERSONLICHES 


Georg Dettmar t. 


Am 25. Okt. starb in Bückeburg der emeritierte Professor 
Dr.-Ing. e. h. Georg Dettmar. Er hatte kurz vorher sei- 
nen 79. Geburtstag gefeiert. Sein Befinden war bis in die 
letzten Tage verhältnismäßig gut, obwohl die Tätigkeit des 
Herzens schon seit Monaten zu wünschen übrig ließ. Noch 
am Todestage war er selbst zum Arzt gegangen; dort ist er 
ganz unerwartet friedlich eingeschlafen. 

Über die Bedeutung Dettmars kann an dieser Stelle 
nicht viel Neues gesagt werden. Jedem deutschen Elektro- 
techniker ist er bekannt als der Mann, der die Anregung 
zur Schaffung der „Maschinennormalien“ oder wie wir heute 
sagen, der „Regeln zur Bewertung und Prüfung der elektri- 
schen Maschinen und Transformatoren” gegeben hat. Vor al- 
lem auf Grund seiner Arbeit an diesen Regeln wurde er im 
Jahre 1905 zum Generalsekretär des VDE berufen. 15 Jahre 
lang führte er dieses verantwortungsvolle Amt. Auch in 
dieser Zeit arbeitete er am weiteren Ausbau des Vorschrif- 
tenwesens, sowohl an den von ihm angeregten Regeln wie 
an den zum Teil schon früher entstandenen Sicherheitsvor- 
schriften. 

Im Jahre 1920 übernahm Dettmar den Lehrstuhl für elek- 
trische Anlagen an der T. H. Hannover, den er 15 Jahre lang 
innehatte. Hier widmete er sich neben seiner Lehrtätigkeit 
dem Ausbau der Forschungsarbeiten seines Instituts, dem er 
u. a. ein Institut für Elektrowärmetechnik angliederte. Viel- 
fach wurde er als Gutachter herangezogen, auch von aus- 
ländischen Regierungen. Die Reisen nach Rußland und nach 
China, die er aus solchen Anlässen unternahm, gehörten 
bis in seine letzten Tage zu seinen schönsten Erinnerungen. 
Als Dettmar im Jahre 1936 die Altersgrenze erreicht hatte 
und emeritiert wurde, gewann er dadurch Zeit, sich ganz 
seinen schon früher begonnenen Studien zur Geschichte der 
Elektrotechnik zu widmen. Im Jahre 1940 erschien der erste 
Band seines Buches „Entwicklung der Starkstromtechnik in 
Deutschland“. Der zweite Band, der z. Zt. fertig vorliegt, 
konnte leider bisher infolge der Schwierigkeiten der Kriegs- 
und Nachkriegszeit 
noh nicht gedruckt 
werden. Für den drit- 
ten Band liegen um- 
fangreihe Vorarbei- 
ten vor. Es war Dett- 
mars größter Wunsch 
noch in seinen letzten 
Tagen, daß dieses 
Werk nicht unvollen- 
det bleiben möge. 

Im Verband Deut- 
scher Elektrotechni- 
ker und in der Elek- 
trotechnischen Gesell- 
schaft Hannover, der 
er schon seit seiner 
Tätigkeit bei Körting 
in den ersten Jahren 
unseres Jahrhunderts 
angehörte, hat Dett- 
mar auch nach seinem 
Ausscheiden als Ge- 
neralsekretär stets eif- 
rig mitgearbeitet. Die 
Elektrotechnische Ge- 
sellschaft Hannover hat ihn im Jahre 1932 zu ihrem Ehren- 
mitglied ernannt, der VDE im Jahre 1941 anläßlich seines 
70. Geburtstages. Damals ist auch in der ETZ eine ausführ- 
liche Würdigung seiner Lebensarbeit erschienen, auf die hier 
verwiesen werden kann!. Noch lebt Dettmar in den Herzen 
seiner Freunde und seiner Schüler und aller, die ihn persön- 
lich gekannt haben. Aber auch in späteren Jahren werden 
seine Leistungen für die deutsche Elektrotechnik sein An- 
denken lebendig erhalten. Humburg 


Hermann Dießelhorst 80 Jahre alt 


Am 1. Dezember 1950 wird der emeritierte ordentliche 
Professor der T. H. Braunschweig Dr. phil. Hermann Die- 
Belhorst 80 Jahre alt. Geboren in Peine, besuchte er in 
Hildesheim das Realgymnasium und studierte nach seinem 


t? ETZ 62 (1941) S. 877. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


1. Dezember 195% 


Abitur von 1890 an zunächst an der T. H. Charlottenburg, 
dann an den Universitäten München und Berlin, wo er !8% 
mit seiner Dissertation „Uber das Potential von Kreisströ- 
men” promovierte. Unter seinen Lehrern sind besonders 
Frobenius, Knoblauch, Kundt, Landoli, 
Planck, Rubens und Slaby zu nennen. Schon vor 
der Promotion arbeitete er von 1894 an bei der PTR in Char- 
lottenburg, wo im Laufe von 16 Jahren insgesamt 27 Ver- 
öffentlichungen entstan- 
den. Besonders bekannt 
geworden sind seine Ar- 
beiten über das Ausdeh- 
‚nungsvermögen des Was- 
sers, die man heute in 
jedem Lehrbuch der phy- 
sikalischen Chemie findet, 
und seine Arbeiten über 
elektrische und Wärme- 
leitung. In dieser Zeit 
entstanden auch das klas- 
sishe, nach Dießelhorst 
benannte Verfahren zur 
Messung der thermischen 
Leitfähigkeit und der 
thermokraftfreie Kompen- 
sator, der aus dem moder- 
nen physikalischen Labo- 
ratorium nicht fortzuden- 
ken ist. Schließlich arbei- 
tete Dießelhorst in den 
Jahren nach 1908 über die 
Erzeugung und Beobad- 
tung von Hochfrequenz- 
schwingungen. 


Im Jahre 1910 wurde er als Nachfolger von Geheimzra: 
Zenneck zum ordentlichen Professor der Physik an dc: 
T. H. Braunschweig berufen. Hier entstand zunächst da; 
Dießelhorstsche Galvanometer, das bei kleiner Schwin- 
gungszeit eine für die damalige Zeit hohe Empfirclichke:' 
hatte. Hervorzuheben sind weiter seine gemeinsam mit H. 
Freundlich unternommenen Arbeiten über die Gestalt 
kollodialer Teilchen, die zusammen mit einem Aufsatz übe: 
die Bewegung elektrischer Teilchen in konstanten ejektti- 
schen und magnetischen Feldern in die Elster u. Geitel- 
Festschrift aufgenommen wurden. 

Für seine Vorlesungen entwickelte Dießelhorst ein: 
Reihe von neuen Versuchen, besonders auf dem Gebiet der 
Mechanik, von denen seine Demonstration des Flächensa'- 
zes, seine Versuche über die Stabilität und Freiheitsgrade 
und das vertikal nach oben stehende Zitterpendel in vielen 
physikalischen Hörsälen zum klassischen Bestend gehören. 

Schon während seiner Tätigkeit an der Phvsikalisc- 
Technischen Anstalt verfaßte er einen größeren, Zusımmen 
fassenden Artikel über die Wärmeleitung in der Enzyklo- 
pädie der mathematischen Wissenschaften. 1920 folgte der 
Abschnitt Elektrodynamik im Graetzshen Handbuch de: 
Elektrizität und des Magnetismus, der 1939 gesondert als 
erweiterte 2. Auflage erschienen ist. Von Dießelhorst stam- 
men auch der ganz ausgezeichnete Abschnitt über Punk:- 
mechanik in der 11. Auflage von Müller-Pouillets Lehrbud 
der Physik und weiter die Grundlagen der elektrom agnet:- 
schen Feldtheorie im Rziha und Seidener, 1930 ux 
1949. Auch die ETZ hat in den Jahren 1906 bis 1932 zshi- 
reiche Aufsätze Dießelhorsts veröffentlichen dürfen. 

1936 wurde Prof. Dießelhorst emeritiert. Seine bewaur- 
dernswerte geistige und körperliche Frische erlaubt es ihm 
indessen, den Braunschweiger Physikern auch heute noc 
mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Noch 1948 erschien 
in den Annalen der Physik eine Originalarbeit von iha 
über die Feldwirkungen in permeablen Medien. Möge es 
uns noch lange vergönnt sein, ihn in unserer Mitte zu seez 
und seine Erfahrungen und Ratschläge zu hören. 

J. Euler 


Auszeichnungen. — Anläßlich des 125jährigen Jubilär-- 
der T. H. Karlsruhe! wurden akademische Auszeichnunc:z" 
u. a. an die folgenden, der Elektrotechnik besonders nabe- 
stehenden Persönlichkeiten verliehen: 

die Würde eines Dr. rer. nat. h. c. an die Herren 

Prof. Dr. Lothar Nordheim, Durham (USA). in Wy- 
digung seiner Verdienste um die Erforschung der elektr- 


! Bericht über die Jubiläumsfeier auf S. 664 dieses Heftes. 


1. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


667 


shen Eigenschaften der Metalle, insbesondere um die Enl- 
wı&klung der statistischen und kinetischen Theorie des me- 
tallischen Zustandes und der Theorie der Elementarteilcen; 

Prof. Dr. Carl Ramsauer, T. U. Berlin, in Würdi- 
gung seiner hervorragenden Verdienste um die Atomphysik 
und um die Förderung der physikalishen Grundlagenior- 
shung an Technischen Hochschulen und in der Industrie; 

die Würde eines Dr.-Ing. e. h. an die Herren 

Oberbaurat Dipl.-Ing. Rudolf Fettweis, Badenwerk 
AG., in Anerkennung seiner hervorrayenden Verdienste um 
die Elektrizitätsversorgung Badens, um die Ausbildung 
eines weiträumigen Energie-Verbundbetriebes und ‘ten 
Großausbau der Wasserkräfte in Südwestdeutschland; 

Dr. phil. Alfr. Robert Meyer, Osram GmbH., in Aner- 
kennung seiner hervorragenden Verdienste um die Ent- 
wicklung der Lichttechnik; 

Dir. Bruno Pohlmann, Siemens & Halske AG, in 
Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen um die 
Entwicklung des Fernsprechverkehrs; 

Prof. Dr. techn. Maximilian Strutt, T. H. Zürich, in 
Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen äuf dem 
Gebiet der Technik und der Physik der hohen und höchsten 
Frequenzen. 

Die Würde eines Ehrensenators wurde u. a. verliehen 
an die Herren Dr. jur. Waldemar Braun, Haıtmann & 
Braun AG., Dr. jur. et rer. pol. H. Leonh. Hammerba- 
cher, BBC, Dir. Fr. Egon Huber, EAG Lahmeyer, Dipl.- 
Ing. Otto Koehn, AEG, Dr. Adolf Lohse, SSW und S&H, 
undE. von Siemens, S&H. — 

Dr. Reinhold Rüdenberg, Prof. für Elektrotechnik 
an der Harvard University (Cambridge, Mass.), wurde durch 
Verleihung der goldenen Cedergren-Medaille ausgezeich- 
net, die von Schweden alle 5 Jahre für besondere Verdien- 
ste auf dem Gebiete der Elektrotechnik verliehen wird. R. 
Rüdenberg war von 1923 bis 1936 Chefelektriker der SSW 
in Berlin und Priv.-Doz., später Hon.-Prof. an der T. H. Ber- 
lin. Die T. H. Karlsruhe verlieh ihm 1921 den Dr.-Ing. e. h. 


Hochschulnachrichten. — An der T. H. Aachen wurde Dr.- 
Ing. Volker Aschoff zum ord. Prof. ernannt und auf den 
Lehrstuhl für „Elektrische Nachrichtentechnik'" berufen. Dr.- 
Ing. Max Fink wurde nach Ernennung zum ord. Prof. auf 
den Lehrstuhl für „Schienenfahrzeuge, Hebe- und Förder- 
anlagen‘ berufen. 

In der Fakultät für Maschinenwesen der T. U. Berlin- 
Charlottenburg wurde die venia legendi an Priv.-Doz. Dr.- 
Ing. Johannes J. Gruetzmacher erteilt (liest über Ul- 
traschall). 

Der Generalsekretär des VDE, Dr. F. Lauster, er- 
hielt von der T. H. Karlsruhe einen Lehrauftrag und wird 
mit Beginn des W.-S. über „Grundlagen der Elektrowärme- 
technik” lesen. 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 513.75 (023.4) 
Die Inversion und ihre Anwendungen. Von Hermann 
Schmidt. Mit 93 S., 103 B., Format 15X23 cm. Verlag von 
R. Oldenbourg, München 1950. Preis kart. DM 10,—. 

Diese reizvolle und flüssige Darstellung der inversen 
Transformation (Spiegelung am Kreis bzw. an der Kugel) 
zeigt den weit gespannten Rahmen ihrer Anwendungsfähig- 
teit. Geometrische Beweise und Konstruktionen, anallag- 
matische (inversionsfeste) Kurven und Flächen wie die Du- 
pinsche Zyklide, Kreis- und Kugelbüschel und -bündel, Kreis- 
verwandtschaften als Sonderfall der konformen Abbildun- 
jen, stereographische Projektion und die kurz gestreiften 
2lektrotechnischen Anwendungen auf Feldlinien und Zeiger- 
liagramme sind Beispiele dafür. Das klar geschriebene und 
ohne Sonderkenntnisse lesbare Bändchen wird auch dem 


nathematisch interessierten Ingenieur viele Anregungen 
bieten. U. Graf 
DK 53 (031) 


Lexikon der Physik. 1. Lieferung. Hrsg. H. Franke. 
Mit 96 u. VI S., zahlr. B., Format 18X26 cm. Franckhsche Ver- 
lagshandlung, Stuttgart 1950. Preis geh. DM 9,60. . 

Das „Lexikon der Physik" ist als ein Nachschlagewerk 
jedacht, das in rund 14000 Stichworten Auskunft über un- 
ser derzeitiges Wissen auf folgenden Gebieten gibt: Mecha- 


nik der festen, flüssigen und gasförmigen Körper, Akustik, 
Elektrizitätslehre und Magnetismus, Wellentheorie, Optik, 
Kristallphysik, Thermodynamik, Relativitätstheorie, Quan- 
tentheorie, Elektronik, Höhenstrahlung, Atom- und Kern- 
physik sowie Astrophysik und Geophysik. Das Werk soll 
in 12 Lieferungen zu je 96 S. erscheinen, die in zwei Bände 
A—L und K—Z zu etwa je 600 Seiten zusammengefaßt wer- 
den. Die erste Lieferung liegt vor; sie erweckt einen viel- 
versprechenden Eindruck. Unter Stichworten wie Alkali- 
Atome, Alpha-Teilchen, Alpha-Strahlen, Antiteilchen, Atom- 
bau, Atommodell, Atomradius — um nur einige herauszu- 
greifen — findet man eine sehr prägnante und anschauliche 
Darstellung unseres Wissens auf diesem Gebiet. Erfreulich 
ist, daß das Werk auch Angaben über die Forscher selbst 
und ihre Werke qz. B. Archimedes, Becquerel u. a. m.) bringt. 
Wenn die weiteren Lieferungen ebenso gut durchgearbeitet 
sind wie diese erste — woran wohl nicht zu zweifeln sein 
dürfte — dann wird das Lexikon, nachdem es vollständig 
vorliegt, ein sehr brauchbares und begehrtes Auskunfts- 
werk für alle an der Physik und ihren Fortschritten Inter- 
essierten sein. A. Gehrts 


DK 539.6 (023.4) 
Das Zweistoffisystem Gas-Metall. Von A. Nikuradse u. 
R. Ulbrich. Mit 159 S., 82 B., Format 15,5X23,5 cm. Verlag 
von R. Oldenbourg, München 1950. Preis kart. DM 16,—. 

Während sowohl über die Metallphysik als auch über 
die Gastheorie gute Monographien existieren, vermißt man 
neue Darstellungen über das Grenzgebiet der Wechselwir- 
kung zwischen Gasen und Metallen von einem einheitlichen 
Standpunkt aus. Es handelt sich dabei um nicht nur theore- 
tisch, sondern auch industriell wichtige Probleme wie die Er- 
scheinungen der Sorption, Diffusion und Löslichkeit von Ga- 
sen in Metallen, die Katalyse und die elektrische Gasaufzeh- 
rung. Es ist deshalb begrüßenswert, daß die durch eigene 
Arbeiten auf diesem Grenzgebiet qualifizierten Autoren die 
hier vorliegende Monographie verfaßt haben, in der unzäh- 
lige, manchmal scheinbar widersprechende Einzelveröffent- 
lihungen kritisch und leicht verständlich zusammengefaßt 
sind. 

Nach einem einleitenden Kapitel (A) über die Problem- 
stellung und Abgrenzung behandelt Kap. B die Theorie 
der Grenzflächen und intermolekularen Kraftwirkungen und 
C Theorie und Meßverfahren der Gase an Metalloberflächen. 
Kap. D über Gase im Metall erläutert einerseits das Problem 
Gleichgewichtszustand / Lösung, anderseits dynamischer Zu- 
stand / Diffusion. Das Schlußkapitel E bespricht die Gasauf- 
nahme und Durchlässigkeit von Metallkathodenfläcen in 
einer Glimmentladung. 


Der Text ist didaktisch ausgezeichnet durchgearbeitet, 
von zahlreichen instruktiven Bildern unterstützt und mit 
Hinweisen auch auf die neueste Literatur versehen. Der Mei- 
nung der Autoren über Umfang und Bedeutung dieses Wis- 
sensgebietes möchte der Referent insofern zustimmen, als 
er vorschlägt, bei einer Neuauflage auch die für elektrische 
Abhebekontakte bedeutungsvolle Erscheinung der Gas- 
schichten auf Kontakten zu berücksichtigen. 

E. Justi 


DK 620.9 (0.22.3) 
Führer durch die schweizerische Wasser- und Elektrizitäts- 
wirtschaft. Hrsg. Schweiz. Wasserwirtschaftsverband u. Ver- 
band Schweiz. Elektrizitätswerke. Verlag: Sekretariat d. 
Schweiz. Wasserwirtschaftsverbandes, Zürich 1950. Preis 
Glw. sfrs. 55,—. Bd. 1: Allgemeine Darlegungen. Mit 396 S., 
zahlr. B. u. Taf., Format 17X24 cm. Bd. 2: Grundlagen, 
Beschreibungen, Statistik. Mit 965 S., zahlr. B. u. Taf., For- 
mat 17X24 cm. 

Das vorgenannte Buch, das zwei Bände umfaßt, behan- 
delt in ausgezeichneter Form die Schweizer Wasser- und 
Elektrizitätswirtschaft. Band 1 enthält neben allgemeinen 
Aufsätzen über das Wesen der Wasserkraft und der Elek- 
trizität Angaben über die Elektrizitätsverteilung, die Tarife, 
die Rechtsstellung des Elektrizitätswerkes, die Anwendung 
der Elektrizität in Haushalt, Landwirtschaft, Gewerbe und 
Industrie, den Energieexport, die Versorgung der Bundes- 
bahnen, Ausblicke über die zukünftige Entwicklung der 
Elektrizitätswirtschaft, die wichtigsten Projekte zur Nut- 
zung der Wasserkraft, ferner über die Behörden und Ver- 
bände in der Schweiz für wasser- und elektrizitätswirtschaft- 
liche Angelegenheiten, über die eidgenössishe Wasser- 


668 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


und Elektrizitätsgesetzgebung und die entsprechenden Ge- 
setze und Vorschriften über die Benutzung öffentlicher Ge- 
wässer zur Energiegewinnung. . 

In Band 2 sind detaillierte Angaben über die geologi- 
schen und hydrologischen Verhältnisse der Schweiz enthal- 
ten; ferner über die Kraftwerke der einzelnen Gesellschaf- 
ten mit zahlreichen guten Bildern, sowie Aufsätze über das 
schweizerische Elektrizitäts- und Wasserreht. Dem Buch 
ist eine geologisch-hydrologishe Karte der gesamten 
Schweiz sowie eine Karte der Wasserkraft-Elektrizitäts- 
werke und der Hochspannungsverbindungsleitungen beige- 


geben. Die Veröffentlichungen enthalten wertvolle stati- 
stishe Angaben der dortigen Energie- und Wasserwirt- 
schaft. 


Die Elektrizitätserzeugung der Schweiz yerteilt sich hier- 
nach zu 89%/, auf Laufwasserkräfte, zu 10% auf Speicher- 
wasserkräfte und zu 1% auf thermische Anlagen. Bis Ende 
1948 waren 281 Wasserkräfte mit Einzelleistungen von mehr 
als 350 kW ausgebaut, davon 32 mit Speicherung. Die in- 
stallierte Leistung der Laufwasserkräfte betrug 1400 MW, 
diejenige der Speicherwasserkräfte 1260 MW. Die nutz- 
bare Jahreserzeugung der Laufwasserkräfte betrug im Win- 
ter 2980 Mio. kWh, im Sommer 4510 Mio. kWh. Die Jahres- 
erzeugung der Speicherwasserkräfte belief sih im Winter 
auf 1660 Mio. kWh, im Sommer auf 1410 Mio. kWh. Im 
Sommer 1948 befanden sich 160 MW installierte Leistung 
an Laufwasserkräften und 230 MW an Speicherwasserkräf- 
ten im Bau. Die nutzbare Jahreserzeugung dieser Neubauten 
wird für die Laufwasserkräfte mit 840 Mio. kWh und für 
die Speicherwasserkräfte mit 640 Mio. kWh angegeben. 

Die im Jahre 1948/49 erzeugte Energie teilt sich folgen- 
dermaßen auf: 


Licht, Kraft und Wärme 42,5 %o 
Bahnen 9,1% 
Elektrochemie und Metallurgie 15,8 %o 
Export 6,3 90 
Elektrokessel 13,8 %o 
Verluste 12,5 %o 


Die größte Wasserkraftanlage der Schweiz ist augenblicklidı 
das Werk Innertkirchen mit 180 MW installierter Leistung 
und einer Jahreserzeugung von 520 Mio. kWh. Den größ- 
ten Speicher besitzt das Kraftwerk Rossens mit 180 Mio. 
m? Inhalt. Das höchste Gefälle hat das Kraftwerk Dixence 
mit 1746 m. A.Graßmann 


DK 621.311.003.1 : 336.2 


Wirtschaftliche Auswirkungen der Besteuerung und der Kon- 
zessionsabgaben bei Versorgungsbetrieben. Von Dr. F. 
Zeiß. Mit 55 S., Format DIN A 4. Hrsg. Energiewirtschaft- 
liches Institut a. d. Univ. Köln 1950. Preis kart. DM 5—. 
Im Grundsatz gilt bei den Versorgungsbetrieben gleiche 


Besteuerung. Nach dem Entwurf des Lastenausgleichsgeset-. 


zes soll nunmehr auch die Vermögenssteuerpflicht der öffent- 
lichen Betriebe eingeführt werden, so daß dann im wesent- 
lihen nur noch die Umsatzsteuerfreiheit der gemeindlichen 
Versorgungsbetriebe als Sonderregelung übrig bliebe. Der 
Verfasser tritt für die Wiedereinführung der 1938 abge- 
schafften Körperschaftssteuer-Rücküberweisung an die Ge- 
meinden ein. 

Die Hauptdarstellung dreht sih um die Auswirkungen 
der steuerlichen Selbständigkeit der Eigenbetriebe der 
Gemeinden, die nach der Eigenbetriebsverordnung und 
dem Körperschafts-Steuergesetz als Sondervermögen be- 
handelt werden mit der Wirkung, daß sich Gemein- 
de und Eigenbetrieb zwar nicht im zivilrechtlichen Sinne, aber 
mit steuerlicher Wirkung als selbständige Partner gegen- 
übertreten. Das gilt von der Verwaltungshilfe der Gemein- 
den ebenso wie für die Sachleistungen der Betriebe und für 
Darlehensverträge zwischen Eigenbetrieben und Gemeinden. 
Interessant ist die Darstellung der Beziehungen zwischen 
Eigen- und Fremdfinanzierung und den Vorschriften der 
Konz.-Abg.-Anordng. einerseits und den steuerlichen Aus- 
wirkungen anderseits, ebenso die Hinweise auf die steuer- 
lichen Auswirkungen der Zurechnung von Vermögensgegen- 


ständen und der Umwandlung von Eigenbetrieben in Kapi- 


talgesellschaften, von Änderungen der Rechtsformen, der 
Rechtsformen von WVersorgungsbetrieben überhaupt, der 
Schaffung von pachtähnlichen Verhältnissen, der Rückzah- 
lung von Eigenkapital, der Zusammenfassung mehrerer Ver- 
sorgungsbetriebe, der Abschreibungen (Magdeburger Richt- 
linien) einschl. Sonderabschreibungen ($ 7a, 7b, 7e EStG 1949, 
$ 7 EStDV 1949), der Förderung des Wohnungsbaus nach 
$ 7c EStG 1949. Bei den steuerlichen Auswirkungen der DM- 


Eröffnungsbilanz ist eine ganze Menge von Fragen zu bead. 
ten, die sich in ihren Wirkungen häufig widersprechen un: 
entgegenlaufen. 

Die steuerlichen Auswirkungen des kommenden Lasten 
ausgleichs und der Vorschriften über die Konzessionsabge 
ben werden weniger vom Standpunkt der Versorgungsbet::. 
be selbst als von dem der gemeindlichen Eigentümer ve: 
Versorgungsbetrieben betrachtet. Richtig wird die verstärk 
te Auswirkung des Lastenausgleichs auf die besonders kap: 
talintensiven Versorgungsbetriebe mit ihrer geringen Um 
schlagshäufigkeit wiedergegeben, die in den bisherigen Ent 
würfen keine Berücksichtigung gefunden hat. Unterscätz 
wird die Bedeutung der Schuldenabwertung und ihrer steuer 
lichen Folgen bei den nichtgemeindlichen Versorgungste 
trieben. 

Breiten Raum nimmt die Darstellung der Konzessionsat 
gaben ein. Hier wird nach verschiedenen Richtungen fu: 
eine Verallgemeinerung der Höchstsätze und für eine ver 
stärkte Belastung der Versorgungswirtschaft im Interesse de: 
Gemeinden eingetreten, so wenn die Anpassung der Ridt 
sätze an die neuen Einwohnerzahlen, die Aufhebung de 


1. Dezember 194 


Verbots der Zahlung von Konzessionsabgaben an Gemer 


den unter 3000 Einwohner, die allgemeine Aufhebung de: 
Abgabenstops, die Einbeziehung der Preiserhöhungen naz 
den Anordnungen PR 52 und 53/48 in die der Berechnung de: 
Konzessionsabgaben zugrundezulegenden Bruttoeinnahmer 
und schließlich die Aufhebung der Vorrangigkeit der Mx- 
destverzinsung nach $ 5 der Konzessionsabgaben-Anordnt:.. 
vor der a eR gaRenZaR MR verlangt werden. 
E. Melchinger 


DK 621.396.11 : 538.566 (8235) 
Einführung in die Theorie der Ausbreitung elektromagnet- 
scher Wellen in Leitungen und Hohlkabeln. Von Dr. pt. 
habil. Hans Bom k e u. Dipl.-Ing. J. Gefahrt. (Physik ur: 
Technik, Bd. 3). Mit 163 S., 47 B., Format 17X24 cm. Wisse: 
schaftliche Verlagsgesellschaft mbH., Stuttgart 1950. Pre:: 
Glw. DM. 21,50. 
Das Buch behandelt im wesentlichen drei (umfangstr: 
Big etwa gleichwertige) Aufgabenstellungen. Erstens die au 
führliche Ableitung der Maxwellschen Gleichungen in Vei- 


lee un 13, 


tordarstellung für kartesische und krummlinige Koordinat:3 


mit eingehender Behandlung der Besselschen Differentiala.:- 
chung; zweitens eine vollständige Übersicht über die mwc- 
lichen Wellenformen in Hohlleitern mit rechteckigem ur! 
kreisförmigem Querschnitt mit zahlreichen Skizzen; dritten; 
allgemeine Fragen des Energietransports über Leitungen e:-- 
schließlich des Energieverlusts durch Leitungsdämpfung ur: 
der Anpassung des Verbrauchers am Leitungsende. Beir 
Leser werden mathematische Kenntnisse vorausgesetzt, w.: 
sie etwa ein Hochschulstudent in höheren Semestern hat. D:: 
Darstellung kann wohl am besten dadurch charakteris:ıe” 
werden, daß die Probleme vom Blickwinkel des theoreti- 
schen Physikers behandelt sind, so daß die Stoffauswahl vor- 
zugsweise nach wissenschaftlichen und nicht nach technischer 
Gesichtspunkten erfolgte. Inhaltlich unterscheidet sich des 
Buch nicht wesentlich von den älteren bekannten Dars:«- 
lungen dieses Gebiets, so daß man die Erörterung einige’ 
grundlegender Fragen vermißt, die sich erst im Verlaufe dt: 
neuzeitlichen praktishen Anwendung der Hohblleiter als t+ 
sonders wichtig erwiesen haben. Die Darstellung im einze- 
nen ist sehr gut und von bemerkenswerter Klarheit und Aus- 
führlichkeit gerade an einigen Punkten, die in verwand!:" 
Lehrbüchern oft stark veamlsssigt worden sind. 
H.H. Meinke 


DK 621.313.3 (022.4 
Elektrische Maschinen. V. Bd.: Stromwendermaschiner t. 
ein- und mehrphasigen Wechselstrom. Regelsätze. Von: 
Richter. Mit 642 u. XIV S., 421 B., Format 15,5X23 cz 
Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Pre: 
Glw. DM 49,50. 

Mit dem Erscheinen des V. Bandes „Elektrische Mas: 
nen’ von R. Richter hat das neuzeitlihe und bedeuten- 
ste Sammelwerk des Elektromaschinenbaues seinen A 
schluß gefunden. Der V. Band behandelt die Stromwende:- 
maschinen für ein- und mehrphasigen Wechselstrom sow: 
die Regelsätze und füllt eine fühlbare Lücke aus, da ne®r 
den veralteten Büchern über Kommutatormascinen von A’ 
nold und Schenkel kein modernes und umfasserc® 
Werk auf diesem Gebiet vorhanden ist. Das Buch ist ar“ 
zur rechten Zeit erschienen, denn die immer weiter fo” 


1. Dezember 1950 


schreitende Anpassung der elektrischen Antriebe an den 
tehnologishen Arbeitsgang erfordert eine weitgehende 
Jrehzahlregelung, die mit Drehstrom-Kommutatormotoren in 
dealer Weise ausführbar ist. Dazu kommt, daß auf dem 
sebiet der Vollbahnelektrifizierung neue Projekte im In- 
ınd Ausland entstehen, die dem Einphasen-Reihenscluß- 
notor für 16% und 50 Hz sowie dem Netzkupplungsumfor- 
ner wieder erhöhte Bedeutung zukommen lassen. Viele der 
lamit zusammenhängenden Probleme finden im V. Band eine 
‚bjektive und klare Darstellung. .Der Umfang des Buches 
pbt dem Leser erst eine Vorstellung von der Vielfalt der 
(ommutatormaschinen und ihrer Sonderprobleme; dabei ist 
:s in der Darstellung so knapp gehalten, daß es gerade noch 
nut verständlich bleibt. Wenn auch einige Sonderbauarten 
ier Einphasenmotoren und einige Regelsatzschaltungen 
eine praktische Bedeutung mehr haben, so sind sie doch für 
lie geschichtlihe Entwicklung und wissenschaftlich interes- 
ant. Ebenso wie die anderen Bücher von Richter ist es als 
(htes Lehrbuch systematisch aufgebaut und erfordert ein 
'ründlihes Studium, wenn man einen wirklichen Nutzen 
'on seinem reichen Inhalt haben will. 

Es gliedert sich in drei Hauptabschnitte, und zwar: I. 
iinphasen-Stromwendermascinen (282 Seiten), II. Mehr- 
'hasen-Stromwendermaschinen (224 S.), III. Regelsätze 
108 S.). In den einleitenden Abschnitten wird jeweils das 
’erhalten des Ankers mit Stromwender im Wechselfeld und 
n Drehfeld behandelt und besonders auf die Vorgänge in 
en von den Bürsten kurzgeschlossenen Ankerspulen und 
uf das Bürstenfeuer eingegangen. Es ist selbstverständlich, 


aß der Einphasen-Reihenschlußmotor für 16% Hz, für des- 


en Entwicklung Richter sich besonders eingesetzt hat, aus- 
zeichnet dargestellt ist, und daß grundlegende Berec- 
wngsmethoden, insbesondere auch für den Praktiker, gege- 
en werden. Auch die kurzen Überlegungen des Verfassers 
insichtlica des Einphasen-Reihenschlußmotors für 50 Hz 
ind klar und zutreffend. Bei einer 2. Auflage sollte mit 
üücksict auf das große Interesse an 50 Hz-Vollbahnmoto- 
en dieser Teil etwas ausführlicher gehalten werden. 

Im allgemeinen Teil über die Mehrphasen-Stromwender- 
naschinen geht der Verfasser auch ausführlich auf die Mit- 
el zur Verbesserung der Funkenunterdrückung durch beson- 
iere Ankerwicklungen ein. Neben der Behandlung des 
jreiphäsen-Reihenschlußmotors und des ständergespeisten 
vebenschlußmotors wird insbesondere der weitverbreitete 
iufergespeiste Drehstrom-Nebenschlußmotor ausführlich 
‚argestellt, den in seinen Grundzügen R. Richter schon im 
ahre 1910 angegeben hat. In umfassender und klarer Weise 
verden für alle Mehrphasen-Stromwendermascinen die 
chaltungen, die Theorie, die Berechnung, die Ortskurven 
nd das Betriebsverhalten gebracht. 

Im 3. Teil werden die Regelsätze behandelt, d. h. Schal- 
angen von Induktionsmaschinen, bei denen im Läuferkreis 
iehrphasen-Kommutatormascinen als Hilfsmaschinen ein- 
eschaltet sind. Als Hilfsmaschinen werden die Drehstrom- 
tregermaschinen und Frequenzwandler sowie die Maschinen 
hne Drehfeldeigenschaften, wie die Siemens-Lydall- bzw. 
cherbius-Maschine, näher beschrieben. Daran anschließend 
ehandelt dann der Verfasser die mit diesen Hilfsmaschi- 
en möglichen Schaltanordnungen zur Beeinflussung der 
rehzahl und des Leistungsfaktors sowie der Wirk- und 
lindleistung der zugehörigen Asynchronmaschine. Es ist 
ehr zu begrüßen, daß die zahlreichen in der Literatur von 
ershiedenen Verfassern beschriebenen Anordnungen für 
rehzahl- und Leistungsregelung hier eine einheitliche Dar- 
!ellung finden. Bei den Schaltungen zur Leistungsregelung, 
ie besonders für die Kupplung von Drehstromnetzen mit 
inphasigen Bahnnetzen für 16% Hz wichtig sind, sei ergän- 
end darauf hingewiesen, daß die ausgeführten Anlagen 
teistens mit mechanischen Reglern arbeiten, da beispiels- 
eise die Regelung auf konstante Leistung wegen zusältz- 
er Einflüsse, herrührend von der Erwärmung, der Sätti- 
ung und den Bürstenspannungsabfällen, auf elektromagne- 
shem Wege allein nicht genau genug erfolgt. Die Regel- 
edingungen der mechanischen Regler sind von der gewähl- 
:n Schaltung stark abhängig und sollten bei der Neuauf- 
ige berücksichtigt werden. 

Das umfassende Schrifttumsverzeichnis könnte bei einer 
euen Auflage noch wertvoller gemacht werden, wenn die 
itel der Originalaufsätze angegegeben würden. Das aus- 
ezeichnete Bueh wird sicher einen sehr großen Interessen- 
:nkreis finden, da es sich nicht nur an den Elektromaschi- 
enbauer, sondern auch an die projektierenden Ingenieure 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


669 


und Betriebsfachleute wendet, die mit Stromwendermascdi- 
nen zu tun haben. Es ist auch ein ausgezeichnetes Lehrbuch 
für Studierende der Elektrotechnik. — Nicht zuletzt sei er- 
wähnt, daß das neue Werk wieder jene vornehme Form und 
vortrefflihe Ausstattung aufweist, die den’ Büchern aus dem 
Springer-Verlag von jeher eigen waren. W.Leukert 


DX 621.396 (022.3) 
Fortschritte der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete. 7. u. 8. 
Bd. (10. u. 11. Bd. des Handb. d. Funktechnik u. ihrer Grenz- 
gebiete, herausg. von H. Richter.) Mit 388 S., 523 B., For- 
mat 17X24,5 cm. Frankh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 
1950. Preis Glw. DM 60,—. 

Die durch die früher erschienenen 6 Bände bekannt ge- 
wordenen „Fortschritte der Funktechnik‘ setzen mit dem 
Erscheinen des vorliegenden Doppelbandes ihre Zusammen- 
stellung der wichtigsten Fortschritte der Hochfrequenztechnik 
unter besonderer Betonung der Rundfunktechnik fort. Durch 
die Kriegsereignisse verursacht, stand der Herausgeber vor 
der Aufgabe, über die technische Entwicklung von etwa 1941 
bis 1949 zu berichten, was trotz der Fülle des Materials als 
gut gelungen zu bezeichnen ist. Das im wesentlichen für den 
Rundfunkpraktiker geschriebene Werk enthält zu etwa 50% 
Beiträge von Werner W. Diefenbach, die die schal- 
tungstechnische und bauliche Entwicklung der Rundfunkemp- 
fänger und Verstärker, einschließlich Zubehör, insbesondere 
Röhren und Wechselrichter in den Berichtsjahren schildern. 
Dabei dürfte die systematische Registrierung aller Empfän- 
gertypen und -schaltungen für Instandsetzer und Händler 
ebenso von Interesse sein wie die Kapitel anderer nam- 
hafter Verfasser über Reparaturtechnik, Prüffelder in 
der Funkindustrie und Hochfrequenz-Meßtechnik. Leider 
wurde das Manuskript des letzteren Kapitels nach 
dem Stand von 1940 abgeschlossen. Weitere Kapitel sol- 
len den Leser mit den wichtigsten Fortschritten auf 
dem Gebiet’ der Elektronentechnik bekannt machen. Hier- 
bei werden mit Schaltbildern die markantesten amerikani- 
schen Neuentwicklungen in ebenso verständlicher Form be- 
handelt wie die Fortschritte in der Funkgeologie und Funk- 
mutung, der Frequenzmodulation auf Ultrakurzwellen, der 
Fernsehtechnik, Oszillographie und Magnetophontechnik. Das 
Kapitel der Ausbreitung und Abstrahlung von Funkwellen 
mag für Ingenieure und Senderbauer von Interesse sein, 
erscheint aber für den in den übrigen Kapiteln angesproche- 


nen Leserkreis durch die Vielzahl der Diagramme etwas zu >- 


ausführlich. Die bisherige Buchreihe soll durch ein viertel- 
jährlich erscheinendes Archiv „Fortschritte der Radiotechnik" 
fortgesetzt werden. H. Ifland 


DK 621.396.97 (022.3) 
Die große Rundfunk-Fibel. Von Dr.-Ing. F. Bergtold. 
VIII., neu bearb. u. erweit. Aufl. Mit 308 S., 283 B., Format 
15X21 cm. Jakob Schneider-Verlag, Berlin 1950. Preis kart. 
DM 8,50, Glw. DM 10,—. 

Nach langer Zeit ist von dem weit bekannten und be- 
liebten Werk eine Neuauflage erschienen. Es wird dadurch 
eine Lücke wieder gefüllt, die besonders von allen denen 
recht schmerzlich empfunden wurde, die sich in die Rund- 
funktechnik und dabei speziell in die Empfängertechnik von 
Grund auf einarbeiten wollten, ohne daß ihnen wesentliche 
Vorkenntnisse abverlangt werden. 

Das Buch ist gegenüber den bisherigen Auflagen wesent- 
lich geändert, verbessert und erweitert worden. In seinen 
47 Kapiteln führt es den Leser, beginnend mit Erklärungen 
der Grundbegriffe Strom, Spannung und Widerstand über 
die Beschreibung der Wirkungsweise von Röhre, Spule und 
Kondensator, von Schwingkreisen und Bandfilter schließlich 
bis zum fertigen Empfänger, wobei dessen einzelne Stufen 
mit vielen Einzelheiten beschrieben werden. Die moderne 
UKW-Technik wird sowohl in den Kapiteln „Modulation und 
Bandfilter“ (Frequenzmodulation) wie „Antennenanlage“ be- 
rücksichtigt. Den neuartigen, äußerst wichtigen Problemen 
des „Empfangs der Frequenzmodulation” ist ein besonderer 
Abschnitt gewidmet. In allen Kapiteln sind sehr anschauli- 
che Zeichnungen zu finden, die das Verständnis des Textes 
außerordentlich fördern. Demjenigen, der sich im Lesen von 
Schaltungen noch nicht sicher fühlt, sind sowohl Kapitel 
über Schaltzeichnungen wie über das Aufstellen von Schalt- 
bildern gewidmet, so daß er wohlgewappnet auc an die 
Durcharbeit aller an Hand von Prinzipschaltungen beschriebe- 
nen Vorgänge gehen kann. Zur Abrundung der Übersicht 
über die Rundfunktechnik sind einige Worte über Mikro- 


670 


phon und Tonabnehmer gesagt, so daß gerade der Anfänger 
als Ergebnis der Durcharbeit dieses Buches eine gute Grund- 
lage für sein Weiterstudium der Funktechnik in Fachzeit- 
schriften und Einzelaufsätzen besitzt. Aber auch mancher 
Praktiker wird es zur Hand nehmen und sich bei der Aus- 
bildung des Nachwuchses daraus Anregungen holen, um 
seine Erläuterungen mit der gleichen Einfachheit der Sprache 
und Klarheit des Ausdrucks zu bringen, die das Werk für 
jeden so leicht verständlich machen. 
K.H. Deutsch 


DK 621.396.621.53 (023.1) 
So gleicht der Praktiker ab. Von Otto Limann. Mit 48 
S., 36 B., zahlr. Taf., Format DIN A 5. Franzis-Verlag, Mün- 
chen 1950. Preis kart. DM 3.—. 

In kurzer, leicht faßlicher Darstellung werden vom Ver- 
fasser 40 Leitsätze für den Abgleich von Rundfunkempfän- 
gern in Geradeaus- und Überlagerungsschaltung aufgestellt 
und unter Verwendung übersichtlicher Stromlaufbilder, gra- 
phischer und schematischer Darstellungen im einzelnen be- 
gründet. Kurz gestreift wird der Abgleich von Geräten, die 
mit Permeabilitätsabstimmung arbeiten. Ausführlicher wird 
die Umstellung von alten Empfängern auf den erweiterten 
Mittelwellenbereih nach dem Kopenhagener Wellenplan 
besprochen. Einige beschriebene Abgleichverfahren ergeben 
eine Vereinfachung und Zeitersparnis bei der Abgleichar- 
beit. 

Das Buch verzichtet bewußt auf jede Gleichlaufberech- 
nung und wendet sich besonders an das Rundfunkhandwerk, 
dem es bei dem Abgleich und der Eichung von Empfängern 
ein guter Leitfaden sein kann. Auch dem Funkfreund gibt es 
eine sichere Hilfe beim Abgleich von selbstgebauten Emp- 
fängern. Es fehlen leider ausführlihere Angaben über die 
Beseitigung von Pfeifstörungen beim UÜberlagerungsempfän- 
ger, soweit sie durch einen Abgleich beeinflußt werden kön- 
nen. Es wäre zu wünschen, daß das Buch eine möglichst 
große Verbreitung bei den Stellen findet, die sich mit der 
Reparatur von Rundfunkgeräten befassen. H. Brandt 


DK 518.3 (0.23. 4) 
Nomographie. Von P. Luckey. 6. Aufl. mit 107 S., 57 B., 
Format 13X19 cm. B.G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leip- 
zig 1949. Preis kart. DM 4,20. 

Das Buch bringt eine vorzügliche Einführung in die 
nomographischen Methoden und kann insbesondere dem An- 
fänger zum Selbststudium warm empfohlen werden. Die Ele- 
mente der Nomographie werden ausführlich entwickelt. Zahl- 
reiche, gut ausgesuchte Beispiele erläutern den Aufbau der 
Fluchtentafeln mit drei parallelen Leitern, mit drei geraden 
Leitern und der allgemeinen Fluchtentafeln. Der für den In- 
genieur besonders wichtigen Vertafelung von Gleichungen 
mit mehr als drei Veränderlichen sind drei sehr lesenswerte 
Abschnitte über zusammengesetzte Netz- und Fluchtentafeln 
und über Tafeln mit beweglichen bezifferten Systemen ge- 
widmet. Die weite Verbreitung des Buches beweist, daß die 
Darstellung und Stoffauswahl den Bedürfnissen der Praxis 
wirklich gerecht werden. E.Pohlhausen 


Eingänge 
(Ausführliche Besprechung vorbehalten) 


Aluminium-Merkblätter. Hrsg. Aluminium-Zentrale e. V., Duüssel- 


dorf. Format DIN A 5. B 1: Biegen von Aluminium-Halbzeugen; 16 S. 
O 1: Pflege von Aluminium-Beschlägen und -Architckturteilen; 2 S. 
O 5: Schleifen und Polieren von Aluminium im Handwerk; 4 S. W 5: 


Einfache Mittel zur Unterscheidung der Aluminium-Legierungen; 2 S. 
Angewandte Normzahl. Von Siegfried Berg. Mit 192 S., zahlr. 


B. u. Taf., Format DIN A 5. Beuth-Vertrieb GmbH., Berlin u. Krefeld 
1949, Preis kart. DM 17,50. 

Kältemaschinenöle. Von Dr. rer. nat. Heinz Steinle. Mit 146 S., 
69 B., Format 15-23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidel- 
berg 1950. Preis kart. DM 12,—. 

Elektrotechnik kurz und bündig. Von Dr.-Ing. Ehrhard Völcker. 
Mit 60 S., zahlr. B, Format 15,5*.22 cm. Ernst Kamprath Verlag, Co- 
burg 1950, Preis kart. DM 5,70 


Mittel der Rationalisierung (Heft 3 d. ‚Wege zur Rationalisierung’). 


Mit 130 S., Format DIN A 5. Hrsg. Rationalisierungskuratorium der 
Deutschen Wirtschaft Carl Hanser-Verlag, München 1950. Preis kart. 
DM 3.80. 

Probleme der Vorgabezeit. Von Dr. Hermann Böhrs. Mit 124 S., 


130 B. u. zahlr. Taf., Format 16- 24,5 cm. Cari Hanser-Verlag, Münhen 
1950. Preis kart. DM 8,60. 

Grundlagen der Höchstfrequenztechnik. Von Dr.-Ing. F. W. Gund- 
lach. Mit 499 S., 189 B., Format 15x24 cm. Springer-Verlag, Berlin, 
Gottingen, Heidelberg; J. F. Bergmann, München 1950. Preis kart. DM 48, — 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 23 


Br 


1. Dezember 18; 


Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Firma W. Hartmar: 
& Co., Hamburg 11, Rödingsmarkt 79; Großhandlung für Nichteisenxet:. 
Halbfabrikate. Mit 20 S., zahlr. B., Format DIN A 5. 


Comptes rendus de recherches. Travaux de la commission d’etude =: 
fondations de pylones de la societe intercommunale Belge delecirie:: 
Ausgabe 2 (1950). Hrsg. Institut pour l’Encouragement de la Remee 
Scientifique dans l'Industrie et l'Agriculture. Mit 188 S., 146 B., Fem: 
17X24 cm. Bezug durch „Arbeitsgemeinscaft der technisch-wissenst«" 
lichen Bibliotheken”, Essen, Friedrichstr. 2. 


Meßverfahren und Meßgeräte der Krait- und Wärmewirtschatt. \-- 
Hans Faltin. Mit 639 S., 492 B., Format 14X21 cm. Verlag von Wilke: 
Knapp, Halle/Saale 1950. Preis kart. DM 27,40, geb. DM 29,80. 


Die analytische Arbeitsbewertung als Hilfsmittel zur Bestimmung der 
Arbeitsschwierigkeit. Von Dr.-Ing. habil. Hans Euler u. Dr.-Ing. Faza 
Stevens. Mit 92 S., 2 B., 1 Taf., Format DIN A 4. Verlag Stahleıser 
mbH., Düsseldorf 1950. Preis kart. DM 9,60. 


Hochspannungs- und Niederspannungs-Schaltanlagen. Von B. Fleci 
Mit 271 S., 221 B., Format 15X21 cm. Verlag W. Girardet, Essen 195 
Preis Glw. DM 19,20, Hlw. DM 18,—. 


Technische Lärmabwehr. Von Werner Zeller. Mit 328 S. 25 È 
61 Taf., Format 16X24 cm. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1950. Pies 
Glw. DM 28,—. 


Praktische Stabilltätsprüfung mittels Ortskurven und numeriscer Vo- 
fahren. Von Felix Strecker. Mit 1% S., 101 B., Format 5'3 c 
Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950. Preis Glw. it- 
kart. DM 15,—. 


Berichtigungen 


In dem Bericht über die Vorträge der Fachgruppe `: 
(Drahtfernmeldetechnik) bei der Kölner VDE-Tagung IH:" 
17 der ETZ ds. Js., Seite 452) hatte ich bei der Besprec:: 
des Vortrages Koch geschrieben: „Ein wesentlicher 5- 
standteil dieser Lösung sind die von Häßler entwid:e: 
ten verlustkompensierten Filterschaltungen“. Dies ist ds 
hingehend zu berichtigen, daß es sich bei den hier verwer- 
deten verlustkompensierten Filterschaltungen um eine N::- 
entwicklung handelt, die mit den von Häßler angegr'- 
nen Schaltungen (VDE-Fachberichte 1937) nichts zu tun hi 
Während der Gedanke von Häßler darin bestand, die dr 
Durchlaßbereich benachbarten Dämpfungspole durch Brüdt:- 
glieder, bei denen auch die Wirkwiderstände abgeglic- 
waren, zu erhöhen und dadurch die Flankensteilheit zu ves- 
größern, wird hier etwas ganz anderes angestrebt, näm..t 
die Glättung des Betriebsdämpfungsverlaufs im Durd!:.- 
bereich. Über diese Entwicklung hat Herr Lehmann... 
der VDE-Tagung in Karlsruhe berichtet (noch nicht veröffen:- 
licht). 

Zwecks Vermeidung solcher Mißverständnisse wäre ^ 
zu empfehlen, für die neuen Filter eine Bezeichnung zu ve- 
wenden, die sie von den Häßlerschen verlustkompensier'-: 
Filtern klar unterscheidet. H.Busch 


Im Kopf zur Besprechung des Buches „Leitfaden der E+- 
trotechnik“, B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig. +- 
S. 541 in Heft 19 der ETZ ds. Js. wurden versehentlich 5- 
die Herausgeber F. Moeller und Th. Werr genannt. 
Verfasser des Buches sind F. Moeller und F. Wolff: 
ter Mitw. v. M. Stöckl. 


In dem Aufsatz „Vereinfachte Fernmessung von Gle:? 
richteranlagen“, Heft 21 der ETZ ds. Js., fehlt auf Seite 5% 
Tafel 3, Schaltbild 3g, der im Text erwähnte Widerstand -- 
rallel zur Sekundärwicklung des Wandlers. 


Anschriften der Verfasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Prof. F.Ehrenhaft, I. Phys. Inst. d. Universität, Wien. 

Prof. Dr.-Ing. M. Hebel, Hechendorf a. Pilsensee, Seeufer 55 
W. Jaekel, Erlangen, Richard Strauß-Str. 27. 

Dr.-Ing. A. Kniffler, Hamburg-Altona, Museumsstr. 3. 

A. Ortlieb, Stuttgart-Vaihingen, Schmalestr. 15. 

Dipl.-Ing. P. Schnell, Münster i. W., Zumsandestr. ?. 


Diesem Heit liegt ein Prospekt der Firma Dr. Dürrwächter, Piorzbein >% 


Abschluß des Heftes: 17. November 1958 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlicht eeg È ‘ 
Eaqerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine %7 
lihe Ansanrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wurftt 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667. Fernruf 377 08. 

Verlag: VDE-Verlag GmbH., Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-S'’ ' 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweiastelle: Berlin-Charlottenburg 4, Bismarckstraße 33. 

Anreinenannahme: VDE-Verlagq GmbH., wie oben. 

Bezursmöglichkeit: Fur VDE-Mitalieder durch den VDE-Verlar '°”"‘ 
DM 12.80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder ĝua `” 
Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). - 

Druk: F. W. Rubens. Unna I. W. 


/erlagspostamt Wuppertal 


E T 


Versandpostamt Unna 


UNIVE 
OF MICHIGA 


FEB 15 1951 


ENGINEERING 
LIBRARY 


:LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


4. HEFT (S. 671-700) . 71. 


INHALT 


Die elektrischen Flugzeuginstallationsgeräte der ehemaligen Luft- 
waffe. E. Jeske. 671 


Der neue frequenzmodulierte 10 kW-UKW-Rundfunksender des NWDR 
in Hamburg. H. Schützendübel. 675 


Die wirtschaftliche ‘elektrische Maschine. V. Ro maier. 678 
Uber Hörhilfen. W. Güttner. 681 


Ausgleichsspannungen auf einer 700 km langen 380 kV-Drehstrom- 
übertragung bei Lastabwurf. H. Dorsch. 685 


360 kV-Drehstromübertragung. W. Grunert u. J. Herrmann. 
688 


Rundschau 


Nenaufbau d. Berliner Kraftwerkes West. 690 — Isolations- u. Uber- 
spannungsífragen in Niedersp.-Netzen. 690 — Hochspannungs-Schalt- 
geräte. 691 — Trockenbatterien. 691 — Füllbatterien f. Sonderzwecke. 
692 — Aufgaben modern. Licht- u. Beleuchtungstechnik. 692 — Neue 
Bühnen- u. Regeleinricht. f. britische Theater. 693 — Dampf- u. Hoch- 
frequenzvulkanisation v. Naturgummi. 693 — Die neuere Entwickl: 
im Bau elektr. Lokomotiven u. Triebwagen. 693 — Erste Gasturbinen- 
Lokomotive in USA. 694 — Drahtlose Mehrfachtelegraphie vor 50 
Jahren. 694 — Hochempfindl. Gleichspannungsverstärker. 694 — Die 
Fernmeldetechn. Zeitschrift (FTZ) als Organ d. Hochfrequenztehhnik., 
685 — Kurzwellentagung des DARC. 695 — Tagung d. Dt. Physikal. 
Gesellschaft in Bad Nauheim. 695 — Zusammenhang zwisch. Strah- 


lungsdruck u. elektroakust. Abstoßung. 696 — Messung d. Diffusions- 
konst. v. Kabelmänteln aus Thermoplasten. 696 — Kurznach- 
richten: Stifterverband f. d. dt. Wissenschaft. 666 — Unterwasser- 
verstärker f. Transatlantikkabel. 696 — Robuster Tonabnehmer. 69% 


Verschiedenes 


VDE: Bekanntmachungen. Kommission 0720 „Elektrowärmegeräte® 697 
— Außerkraftsetzung von VDE 0370 K/X1.44. 697 


Persönliches: T. D. Jensen #. 697 — K. Schnetzler t. 69> — M. Ho- 
wald. 697 — F. Sessinghaus. 697 — F. Grassnik. 698 — Ju- 
biläen. 698 

Buchbesprechungen: P. Gombäs: Theorie u. Lösungsmethod. d. 


Mehrteilchenproblems d. Wellenmechanik. 698 — W. Burstyn: 
Elektr. Kontakte u. Schaltvorgänge. 698 — F. Walter: Grundl. 
d. elektr, Ofenheizung. 698 — H. W. König: Laufzeittheorie d. 
Elektronenröhren. 698 — F. Besser: Durchhänge u. Zugspann. 
v. Freileitungen. 699 — H. Spangenberg: Neon-Leudtröh- 
renanlag. 699 — W. Kaufmann: Einführ. in d. Techn, Mecha- 
nik, 699 — H. Jönck: Mechanik u. Festigkeitslehre. 699 — 
M. Lang: Die mascinentechn. Grundl. d. Kunststoff- u. Gum- 
mi-Industrid. 699 — Techn. Uberwachungsverefin 
Essen e. V.: 50 Jahre Techn. Uberwac, im Ruhrbergbau. 700 


Eingänge: 700 
Berichtigungen: 700 
Jahres-Inhaltsverzeichnis für Bd. 71 (1950) ist eingeheftet. 


SOMA-MOTOR 


In vollständig geschlossener 
Ausführung für staubige und 
feuchte Betriebe wie Bergbau, 


Kraftwerke, Hüttenwerke, 


Chemische 


Industrie usw. 


zur Zeit bis 1200 kW, 1500 U/min. 


A N 5 
Schorch-Werke A.G. Rheydt 


JAHRGANG 


VDE-VERLAG GmbH., WUPPERTAL . 


15.7DEZ. 1950 


| 
ll Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 15. Dezember 1%) 


” (usins 


ELEKTRO- 


ISOLIERLACKE 


Reines 
Kühlwasser 


TRANKLACKE 
DRAHTLACKE CA 


ÜBERZUGSLACKE MONI T a 


EN, WILHELM CARSTENS, ABT. ISOLIERLACKFABRIK 
Nr N HAMBURG-WILHELMSBURG 


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PASSAVANT- 
SIEBANLAGEN 


PASSAVANT-WERKE +» MICHELBACHER HOTTE 


(b. Michelboch, Nossav) 


71. Jahrgang 


Übersicht. Der Aufsatz ist ein technisch-geschichtlicher Rückblick 
auf die Entwicklung von Installationsgeräten während des Krieges, die 
zu bohwertigen Erzeugnissen geführt hatte. Er will Anregungen für die 
Weiterentwicklung geben und auf den hohen Wert der damals schon weit- 
gehend gelungenen Vereinheitlichung der Geräte hinweisen. 


Während des letzten Krieges wurden seitens der deut- 
shen Luftwaffe umfangreiche Vereinheitlichungsbestrebun- 
'gen eingeleitet, deren Ergebnisse und Perspektiven heute 
für die Fortentwicklung ausgewertet werden sollten. Inner- 
halb dieser Vereinheitlichungsarbeit nahm das Kapitel der 

ugzeuginstallationsgeräte eine beachtliche Stellung ein. 
Brst sehr spät wurde innerhalb der Kriegswirtschaft selbst 
won den einschlägigen Kapazitäten die Bedeutung dieser 
‘Sparte erkannt, dann nämlich, als durch die Kriegseinwir- 
„gkungen sich durch gelegentliches Fehlen dieser „Aschenput- 
_ tel" der elektrischen Geräte ernstliche Störungen im Großen 
anzeigten. Die häufig festzustellende, mißachtende Einstel- 
lung vieler Ingenieure zu solchen technischen Artikeln, die in 
sih keine wesentlichen wissenschaftlichen Probleme bergen, 
ließ die tatsächlichen Probleme übersehen, die hier in der not- 
wendig zu fertigenden Großstückzahl lagen. Nach der klaren 
Erkenntnis der Wichtigkeit dieser Geräte wurde daher die 
Forderung nach Vereinheitlichung eindringlich erhoben. 
Bevor nun die damals gefundenen Wege gezeigt wer- 
idan, sollen noch einige Worte über das elektrische Flugzeug- 
stallationsgerät der früheren deutschen Luftwaffe an sich 
gesagt werden: Durch großzügige Bereitstellung von Staats- 
ý mitteln angeregt, nahm sich die Industrie der gestellten Auf- 
$ gaben zur Schaffung von spezifischen Flugzeuginstallations- 
geräten wie Schalter, Steckeinrichtungen, Verteiler, Schütze, 
Magnete, Beleuchtungsgerät u. a. m. gern an. Die unge- 
Hwohnten Forderungen bezogen sich auf Rüttelfestigkeit, La- 
genunabhängigkeit, Höhenfestigkeit, hohe Betriebssicherheit 
32d sicheres Arbeitsvermögen in einem großen Temperatur- 
Bereich bis hinunter zu Kältegraden von — 60 °C; die be- 
Andere Entwicklungsrihtung auf Kleinheit der kom- 
Wetten Flugzeugmuster setzte dem Ganzen die Krone auf. 
fie Beiriebsgleichspannung von 28 V bedeutete im allge- 
einen zwar eine Erleichterung, jedoch bereiteten die wegen 
Ber in den erreichbaren Flughöhen (mit wesentlich gerin- 
Kperen Luftdruckwerten) erforderlichen Kriechstrecken manche 
Mschwierigkeiten. Anfangs zeigten die Entwicklungen nicht 
faner den Sicherheitsgrad, der zu fordern war, und wur- 
Ma- teilweise zu sehr aus der Blickrichtung der Schwadıh- 
[stomtechnik gesehen. Zu dieser Einstellung mag die nie- 


Bild 1. 


Stotz-Endmomentschalter, abgenommen 


Kappe 


Wuppertal, 15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschritt 


Organ des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) 


Heft 24 


Die elektrischen Flugzeuginstallationsgeräte der ehemaligen Luftwaffe 


Lehren aus den damaligen Wegen zur Vereinheitlichung 
Von Erwin Jeske, Berlin 


DK 621.316.5 : 389.6 


drige Bordnetzspannung beigetragen haben. Die Erkennt- 
nis, daß es sih eben doch um Starkstromanlagen handelt, die 
eine gewisse Robustheit des Geräts bedingen, mußte sich 
erst mit der Zeit herausbilden. Beispielhaft für die notwen- 
dige Überwindung der Schwachstromtendenzen war der Fall 
eines Endschalters, der in den stark elektrifizierten deut- 
schen Flugzeugen für sehr viele Anwendungsfälle erforder- 
lih war und der in zunächst nicht ausreichender Qualität 
geliefert wurde. Eıne Verbesserung in dem einmal vor- 
gegebenen Raum — die Austauschbarkeit spielt in einem 
Einsatzbetrieb, wie er durch Kriegshandlungen gegeben ist, 
eine ausschlaggebende Rolle! — glaubte die Ursprungsfirma 
nicht zwingen zu können. Der Starkstromgerätefirma Stotz- 
Kontakt AG, damals Mannheim, wurde daraufhin die Auflage 
erteilt, ihr in der normalen Starkstromtechnik bewährtes 
Schalterelement in den vorgegebenen Raum bei Einhaltung 
sämtliher Außenmaße und der Schaltweg-Grenzbedingun- 
gen einzukonstruieren. So wurde ein hervorragend bewähr- 
tes Gerät (Bild 1) geschaffen, das noch dazu in beachtlich 
kurzer Zeit auf den Markt gebracht werden konnte. Dabei 
konnte sogar noch die Schaltleistung durch Momentschaltung 
um ein Mehrfaches gesteigert werden. Dieser Schalter blieb 
ein Standardgerät des deutschen Flugzeugbaus. 


Später wiederum wurde das Bestreben, möglichst klein 
zu bauen, an manchen Stellen übertrieben und Tendenz und 
Ehrgeiz gelegentlich miteinander nicht abgestimmt. Ein 
typisches Beispiel der Übersteigerung der Kleinbautendenz 
bot eine Aufbauverteileranordnung, die mit Steckeinrichtun- 
gen kombiniert war. Der an sich gute Entwicklungsgedan- 
ke hätte einen ‘größeren Erfolg aufzuweisen gehabt, wenn 
von Anfang an etwas weniger-mit dem Raum gegeizt worden 
wäre. So gelang es nur mit ziemlich großem Aufwand, vor 
allem durch peinliche Fertigungskontrollen, das bereits von 
der Flugzeugbauindustrie eingeführte Gerät noch genügend 
betriebsicher zu gestalten. 


In einer kurzen Geräteübersicht müssen auch die Flug- 
zeugsicherungsautomaten für 6 bis 125 A der Firma LGW.- 
Hakenfelde erwähnt werden (Bild 2). Vermutlich waren diese 
die umstrittensten Geräte der deutschen Flugzeugelektro- 
technik, denn sie wurden von Vielen, sicher nicht zu unrecht, 
für übertriebenen Komfort erachtet. Die ausländischen Luft- 
waffen haben auch bewiesen, daß ein Flugbetrieb mit 


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Bild 2. LGW-Sicherungsautomat 6 A, a) Blick auf Kontakt, 
auf Schaltmechanismus. 


b) Blick 


672 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 15. Dezember 1950 


Schmelzsicherungen genügend sicher war. Nichts destoweni- 
ger Stellen diese Apparate wohl eine Meisterleistung der 
Massenfertigungstechnik für elektrisches Gerät in Kleinbau- 
weise dar. 

Ein Glanzstück der Arbeit auf diesem Gebiet war aber 
zweifellos das bei den Schiele-Werken (Sbik) in Hornberg 
entwickelte Flugzeug-Einheitsshütz: stärkste Kontaktbe- 
stückung war ein Umschaltkontakt für 1X40 A bei 40 V 
Gleichstrom (mit 1% Induktivität) mit je 2 Unterbrechungs- 
stellen, mit Wicklung für Dauerbetätigung; es war wie ein 
ordnungsgemäßes Schütz der Starkstromtechnik zusätzlich mit 
je einem Arbeits- und Ruhestrom-Hilfskontakt versehen. 
Die Schutzkappe war zur Beobachtung der Kontakte mit ei- 
nem Griff zu entfernen, die Kontakte zur Reinigung durch 
weiteres einfaches Lösen zweier Schrauben zugänglich 
(Bild 3). Montage und Verdrahten der Schütze konnten da- 
durch ohne ihren empfindliheren Schaltapparat vorgenom- 
men werden, der erst unmittelbar vor der Inbetriebnahme 
aufgesetzt zu werden brauchte. Dabei nahm es nur einen 
Raum von 68,5xX27,5X42 mm ein! Trotz seiner Kleinheit 
durfte es als robustes Gerät angesprochen werden, das sich 
noch dazu vor den meisten seiner Artgenossen durch beson- 
dere Preiswürdigkeit auszeichnete. Es könnte einer künfti- 
gen Gerätefertigung in mehrfacher Beziehung Vorbild sein. 


Bemerkenswert be- 
sonders wegen der 
magnetischen Werte 
ist auch die Einheits- 
reihe von Arbeits- 
magneten der Firma 
Wilh. Binder, Villin- 
gen (vgl. Bild 4, das 
jedoch einen Doppel- 
magneten von ähnli- 
cher Bauart zeigt). 
Eine solche Einheits- 
reihe, von einer Spe- 
zialfabrik in allgemein 
verwendbarer Form 
entwickelt, gab die 
Möglichkeit, daß die 
Industrie, die ma- 
gnetische Antriebe 
braucht, auf erprobte, 
optimale Konstrukti- 
onen zurückgreifen 
und eigene, logischer- 
weise weniger durch- 
überlegte einsparen 
konnte — ein Entwick- 
lungsgedanke, der all- 
gemein wertvoll sein 
dürfte. 

Besondere Auf- 
merksamkeit war in 
der Luftfahrtelektro- 
technik auf die Durch- 
bildung zweckdienli- 
cher Elemente für Ver- 
bindung und Trennung 
der elektrischen Lei- T - ES l n 

Bild 3. a) Schiele-Einbeitsshütz für 


tungswege verwendet 2<25 Amp., Kappe abgenommen, b) Kon- 


: ; taktplatte, c) Kontakttraverse mit Ma- 
ee a gnetantrieb, d) Schutzkappe. 


chen Klemme ein. Es bleibt das Verdienst vonDr.-Ing. Vieh- 
mann und seinen Mitarbeitern, ihren wissenschaftlichen 
Ehrgeiz lange Zeit einem so elementaren Teil wie der Klem- 
me gewidmet zu haben. Eine auf Grund dieser Arbeiten 
an der damaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt 
entwickelte Klemme (DVL-Klemme) bestand schärfste Bean- 
spruchungen. Eine Zufallserprobung sei hier verzeichnet: 
An einem elektrischen Ofen brach zum Leidwesen des Be- 
sitzers im Kriege die kaum ersetzliche Heizspirale. Die En- 
den der Bruchstelle wurden mit einer zufällig greifbaren 


3 5 
Schalt- 
zeichen 
Spannbond- 


MI P— 


Spannung 24V 

DE. Dr Hubkraft- 
Leistung mW 40 Schaubild 
Leistung in cmkg 5 bei 20V kg 


Anschlußquerschnitt 1mm 
Magnetgewicht 0.93Kg 10 
Ankergewicht 0.18 k9 


BUREBRFAM 
’ 


Zugkraft 


Lieferumfang: 
M t mit Gewindeschutzkappe und Verteiler 
eMn 26530. 


Reihengehöuse und Einsatz 8Min 26 511 und 0 
i sana pz ai -02 46420 j 
8Min 26510 wird nicht mitgeliefert. Bee ARE Fakdacths" 


Bild 4. Teil eines Gerāteblattes mit Binder-Luftfahrtmagnet (Doppelmagn:: 
für Magnetventil). 


DVL-Klemme verbunden. Der Ofen überdauerte so trotz 
ständiger Benutzung noch viele Betriebsstunden und der 
Kontaktdruc der Klemme blieb, ohne jemals nachgezogen 2z 
werden, trotz der wechselnden thermischen Beanspruchunr 
so gut, daß keine Störung an der Bruchstelle mehr auftrat! 
Dieser Effekt ergab sich aus der Besonderheit der Klemme 
deren Körper aus Federstahl bestand und eine solche Form 
hatte, daß eine Federung und damit Aufnahme der Wärme- 
schwankungen bei Wahrung eines ausreichenden Kontak:- 
drucks gegeben war. 

Die Klemmen der Luftfahrtgeräte mußten übrigens ge- 
eignet sein, die in der Luftfahrtelektrotechnik allein zuge- 
lassene Litzenleitung sowohl aus Kupfer wie aus Alumini- 
um sicher zu klemmen, wobei die Litzenenden wegen der 
Bruchgefahr an den Übergangsstellen unter dem Einflu 
der Flugzeugerschütterungen nicht wie in der Normalelek- 
trotechnik tauchgelötet, sondern mit sogenannten Aderend- 
hülsen, die über die Enden geschoben wurden, verseher 
wurden. Das theoretische Ziel dieser Klemmenentwiclun; 
war, möglichst alle Geräte mit einer gleichartigen Klemme 
auszustatten, um ein einheitliches Gefühl bei den Montie- 
renden für die Herstellung einer elektrischen Verbindun: 
zu erzeugen und dadurch eine gleichmäßige Güte der elek- 
trischen Verbindungen im Flugzeug zu fördern. 

Von der Klemme als Einzelelement führten die Entwi«:- 
lungen zum Verteiler. Sehr systematishe Uberlegunge- 
und dementsprechende Konstruktionen, die besonders aug 
die Preiswürdigkeit und damit die universelle Anwendbar- 
keit in der Elektrotechnik im Auge hatten, wurden von de 
Fa. Busch-Jaeger, Lüdenscheider Metallwerke AG, nach de~ 
Baukastenprinzip vorgelegt. Der Konstrukteur bescks'- 
tigte sich eingangs mit der Klemme als solcher und sez' 
seine Arbeit erst fort, als er ein genügend betriebssicher- - 
und gut fertigbares Element in verschiedenen Baugrodör 
entsprechend den vorkommenden Betriebsströmen gefunds 
hatte. Den nächsten Schritt tat er dann zur Klemmleiste m 
beiderseitigem Klemm- sowie mit rückwärtigem Lötanschiu 
wie er gern in Geräten verwendet wird. Aus der Klemm- 
leiste ergab sich dann als weiterer Schritt der Verteiler, d- 
eine bequeme Kombination der praktish vorkommend-- 
Klemmengrößen bei Bewältigung aller Verteilungsaufgabe - 
ermöglichen mußte. Schnelle Funktionsprüfung und Fehle:- 
suche in den Frontflugzeugen bedingten trennbare Verte- 
ler, d. h. solche, die gewissermaßen an Stelle eines vielpce. - 
gen Trennschalters eine schnelle elektrische Auftrennung dc- 
Flugzeugbordnetzes gestatteten, ohne die Verbindunge: 
mechanisch aufreißen, also abklemmen zu müssen. 


‘5. Dezember 1950 


Der letzte Schritt zur Erfüllung der Aufgaben elektrischer 
‚| Verbindungen ist die Steckeinrichtung. Auch hier lagen 
shon Lösungswege von Busch-Jaeger vor. Die letzte Phase 
des Krieges bot allerdings nicht mehr die Ruhe, diese Ar- 
beit abzuschließen. Es erschiene dem Verfasser vorteilhaft, 
wenn diese systematischen Überlegungen wieder aufgegriffen 
| und abgeschlossen würden; die elektrische Geräte herstellen- 
'de Industrie könnte sich dann in möglichst breitem Maße 
solher einheitlichen, von Fachleuten durchgebildeten Klem- 
men in ihrer verschiedenen Gestalt als Einzelklemme, Klem- 
menleiste (Geräteanschluß!) und Verteiler bedienen. Bei der 
enormen Verbreitung der Klemme in der Elektrotechnik er- 
'igäbe sich fürwahr ein dankbares Betätigungsfeld für Nor- 
"[mungsmaßnahmen. 

Es muß natürlich gesagt werden, daß für die einzelnen 
Aufgaben, wie Klemmen, Klemmleisten, Verteiler, Trennver- 
teier und Steckeinrichtungen, schon Einzelkonstruktionen 

brauchbarer Form vorlagen. Das Verdienst der Fa. Busch- 
Waeger lag darin, den organi- 
shen Zusammenhang der er- 
wähnten Funktionen erkannt 
fund auh einer Lösung zuge- 
führt zu haben. Von den älte- 
-izen Konstruktionen seien nur 
idie Steckeinrichtungen kurz er- 
‚wähnt. Eine Reihe gut durch- 
.gebildeter Ausführungen, vor- 
wiegend in der Form der Mehr- . 
dachsteckeinrichtungen, war ver- 
fügbar. Unter ihnen soll an ' 
die der ehemaligen Heinrich- 
List-Werke, Teltow b. Berlin, . 


— - - u. 


Erz 128 
Ina 5. List-Steckeinrichtung 6polig für Geräteanbau (oben) und Einzelteile. 


und der Michel-Werke, früher Augsburg, erinnert werden. 
Sie deckten einen großen Anteil des Gesamtsteckerbedarts 
im Flugzeug. Man war bei diesen Ausführungen bewußt 
von der alten Kontaktanordnung Buchse/Stift abgegangen, 
um die Toleranzfrage bei der Fertigung der Mehrfachsteck- 
einrichtungen (bis 20polig) zu vereinfachen (Bild 5). Für 
Spezialzwecke lagen u. a. noch weitere Steckeinrichtungen von 
den Firmen Rob. Bosch, Stuttgart, Franz Lange, Berlin, und 
die inbezug auf Kontaktanordnung und -trennung bemer- 
kenswerten Brechkupplungen der Fa. Neumann und Borm, 
Berlin, vor. Als spezielle Aufgabe für die letzteren hatte 
vorgelegen, eine Steckeinrichtung für den Telephonanschluß 
der Fliegerkopfhaube zu schaffen, die beim A'bsprung aus 
einem abstürzenden Flugzeug ohne besondere Manipulatio- 
nen aufreißt. Die Firma wählte hierzu mit Erfolg einen Kon- 
takt ähnlich einem Konfektionsdruckknopf, der normaler- 
weise die Steckerteile zusammenhielt, einen ausgezeichne- 
ten Kontakt gab und im Notfalle genügend leicht aufriß. 
Wegen der Güte der Kontaktanordnung wurden weitere der- 
artige Steckkombinationen auch an anderen Stellen im Flug- 
zeug angewendet. 


Dies ist nicht der Rahmen, um alle einschlägigen Ge- 
räte der Flugzeugelektrotechnik zu besprechen. Die wenig- 
sten Geräte dürften sich auch wegen ihrer geringen Nenn- 
spannung für eine Weiterverwendung in der normalen 
Starkstromtechnik eignen. Im Zuge ihrer Entwicklung sind 
jedoch eine Reihe von grundsätzlichen Überlegungen ange- 
stellt worden, die nur gestreift werden konnten. Die Haupt- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


673 


aufgabe, besonders betriebssicheres, in Massenfertigung her- 
stellbares Installationsgerät in Kleinbauweise zu schaffen, 
ist allgemein. befriedigend gelöst worden. Ausdrüclich 
sei betont, daß die vorstehende Aufzählung keinen Anspruch 
auf Vollständigkeit erhebt und erst recht nicht eine Güte- 
klassifizierung darstellen soll. 


Der große Bedarf an elektrischem Flugzeuggerät aller Art 
rief eine gewisse Inflation an Bauelementen für Anschluß, 
Verbindung, Verteilung und Schaltung der Geräte hervor. 
Viele, falsch angesetzte Konstrukteure versuchten sich an den 
in der funktionellen Problemstellung sehr einfachen Bauele- 
menten. Hier setzte nun die Vereinheitlichungsarbeit an. Es 
wurde durch breite Aufklärung versucht, der einschlägi- 
gen Offentlichkeit verständlich zu machen, daß die auf diesem 
Gebiet notwendige Arbeit der hierfür eigens bestehenden 
Fachindustrie verbleiben muß. Diese Forderung wurde umso- 
mehr erhoben, als dieses Gebiet wegen seiner „Problemlosig- 
keit“ im wissenschaftlichen Sinne dazu verführt, sich auf ihm 
zu versuchen. Die hierbei anfallenden Probleme werden z.B. 
von Konstrukteuren hochwertiger Geräte garnicht als solche 
erkannt. Hier ein Beispiel, wie abträglich solche spartenfrem- 
de Betätigung werden kann: Vor kurzem wurde mir ein 
hochwertiges, etwas älteres Radiogerät einer Weltfirma als 
gestört vorgestellt. Es stellte sich heraus, daß lediglich eine 
an der Rückseite angebrachte Steckeinrichtung unsicheren 
Kontakt gab. Sonst war die Wiedergabe des Apparats ab- 
solut einwandfrei. Diese Steckeinrichtung war erst nadh 
Entfernung der verschraubten Rückwand zu trennen (wozu 

dann eine Steckverbindung?) und soll lediglich dazu dienen, 
das Gerät im Bedarfsfall mühelos von Gleich- auf Wech- 
selstrom oder umgekehrt umzustellen! Uber die Richtigkeit 
solcher Einrichtungen läßt sich streiten. Nicht aber darüber, 


dag hier offenbar ein Rundfunkkonstrukteur als Außensei- 


` ter eine Steckeinrichtung gebaut hat, die das hochwertige Ge- 


: rät erheblich im Gebrauchswert minderte! 


i Zur leichteren Durchsetzung der Aufklärung wurden bei 


ı sämtlichen Betrieben der Flugzeugbau- und Zubehörindustrie 
i sog. „Verbindungsstellen E” eingerichtet, die von zentraler 


1 Stelle mit allem Unterlagen- und Aufklärungsmaterial laufend 


: versehen wurden. Die Kosten trug der Staat. Diese Maß- 
nahme vereinfachte überdies auch den Verkehr der Inter- 
essenten untereinander, und Fehlleitungen von Unterla- 
' genmaterial und Korrespondenz wurden vermieden. Durch 
die überall einheitliche Bezeichnung dieser Stelle wurde 
noch dazu die Wichtigkeit der ganzen Aufgabe unter- 
strichen. 

Der einschlägigen Industrie waren schon lange vor dem 
Beginn der eigentlichen Vereinheitlichungsarbeit gewisse 
Normenderäußeren Maße der Geräte anempfohlen 
worden. Hierbei ging man weniger auf die Gehäusemaße 
aus. Es wurden zwar rechteckige Grundflächen (die Geräte 
waren meist schlanker Bauform) angestrebt, aber vor allem 
wurde Wert auf die Einhaltung bestimmter Befestigungs- 
maße gelegt. Obwohl hierüber keine Vorschrift erlassen 
wurde, drängte aus Zweckmäßigkeitsgründen schon die Flug- 
zeugbauindustrie zur Einhaltung dieser Maßel Ließen sich 
doch mit ihrer Hilfe viele Geräte bequem und raumsparend 
zu Gerätegruppen aneinander reihen. Die Flugzeug-Elek- 
tro-Konstrukteure halten zudem mit wenigen, bekannten 
Abmaßen leichteres Arbeiten. Die Erfahrung hat sogar ge- 
zeigt, daß durch das geradezu stupide Ubernehmen der 
Normbefestigungsmaße die äußere Formgestaltung der Ge- 
räte günstig beeinflußt wurde. 

Schließlich konnte für die Befestigung der Geräte glei- 
cher Befestigungsmaße die bequeme Gleitschienenmontage 
benutzt werden. — Wie vorteilhaft eine weitgehende Nor- 
mung äußerer Abmessungen sein würde, hat sich beispiels- 
weise inder unmittelbaren Nachkriegszeit an den Elektromo- 
toren gezeigt: Hätte esbeidiesen schon genormte Abmaße 
gegeben, würde der Ersatz von verloren gegangenen Moto- 
ren an Maschinen aller Art und damit ihre Wiederinbetrieb- 
nahme in vielen Fällen weit weniger Mühe gemacht haben. 

Bei der Sichtung des vorhandenen Gerätebestandes 
auf Typenbereinigung erwies sich die früher eingeführte 


nn 


674 


und vorstehend besprohene Maßnahme der Einheits-Befesti- 
gungsmaße als vorteilhaft. Bei dieser Typenbereinigung muß- 
te neben den Gesichtspunkten der Universalität und Qua- 
lität besonders auch auf die Sicherstellung des Ersatzes der 
älteren Baumuster Rücksicht genommen werden. Nur solche 
neuen Geräte konnten als „Ersatzgeräte” bestimmt werden, 
die raum- und befestigungsmäßig, aber auch anschlußmä- 
Big ohne wesentliche Umarbeit an Stelie der alten eingesetzt 
werden konnten. Damit waren aber dieser Maßnahme von 
vornherein ziemliche Einschränkungen auferlegt. Auch hier 
machte sich vorteilhaft bemerkbar, daß bei einer Reihe neue- 
rer Geräte die Befestigungsmaße der alten Geräte beibehal- 
ten worden waren. In manchen Fällen ließen sich durch 
einfache Masken, die die Nachschubläger nicht nennenswert 
belasteten, die neuen Befestigungsmaße auf die entsprechen- 
den Maße der zu ersetzenden alten Geräte transponieren. 


Weiterhin wurde aus einer durch die Nachschubforderun- 
gen bedingten „Not” eine neue „Tugend” geboren: Die soge- 
nannte „Nachschubtype*, deren Funktion auch der 
Nichtkriegs-Gerätewiitschafl Anregungen geben kann. Hier- 
für sei als einfaches Beispiel ein Mehrstellenschalter be- 
trachlet: Für gewisse Anwendungsfälle sei in einer Groß- 
serie ein 4stelliger Schalter erforderlih! Der Einheitsdreh- 
schalter der Luftfahrt (entwickelt von Voigt & Haeffner AG.) 
wies maximal 7 Stellungen/Umfang auf. Eine derartige Be- 


stückung in die Großserie einzubauen, würde eine Ver- 


schwendung an Material und Arbeitszeit bedeuien. Folglich 
erhielt die Serie Schalter mit der Kontaktbestückung für 
4 Stellungen. Im Nachschub zur Vereinfachung der 
Lagerhaltung wurden jedoc für alle vorkommenden Schal- 
tungen nur 7stellige Schalter als „Nachschubtype” gehalten! 
Mit Hilfe einer sinnvollen Bezeichnungseinrichtung und ei- 
ner verstellbaren Schaltungsbegrenzung war die Umrüstung 
der Nachschubtype auf den gewünschten Schaltertyp vom 
Hersteller (Voigt & Haeffner) hervorragend gelöst worden. 

Mit der' Aussiebung von „Ersatzgeräten” und „Nacd- 
schubtypen“ war zwar ein wesentlicher, aber typenzahlen- 
mäßig nicht umfangreicher Teil des Gesamtprogramms be- 
wältigt. Aber selbst dieses Teilprogramm erforderte schon 
nebenher laufende, breite Aufklärungsmaßnahmen, um ihm 
überhaupt die nötige. Durchschlagskraft zu verleihen. Es 
zeigte sich immer wieder, daß die Vereinheitlichungsmaß- 
nahmen und -tendenzen in der breitesten Dffentlichkeit be- 
kannt gemacht werden mußten, wenn ein Erfolg gezeitigt wer- 
den solite. Daher wurden alle in Betracht kommenden Ge- 
räte in einem Geräteblätter-Unterlagenwerk ge- 
sammelt, das 1. über alle wesentlichen Daten Aufklärung 
geben mußte, 2. sich in vielfacher Hinsicht katalogisieren las- 
sen mußte, so daß selbst individuelle Ordnungsgesichtspunk- 
te möglich wurden, 3. den „Geltungsstand“ kennzeichnen 
mußte, d. h. welche der Geräte und welche nicht weiter- 
verwendet werden sollten. 


Um das notwendigerweise zeitraubende Prüfungsverfah- 
ren einer Normblatterstellung für diesen Zweck zu umgehen, 
wurde lediglich ein einheitliches Formular als „Geräteblatt“ 
vorgeschrieben, für das das handliche DIN A 5 Hochformat ge- 
wählt wurde, und die Ausfüllung den Herstellerfirmen weit- 
gehend überlassen. Diese Geräteblätter sollten gleichzeitig als 
Angebots- und Werbeunterlagen für die Herstellerfirmen 
dienen. Die individuelle Propaganda der Firmen — und 
diese sollte keinesfalls erdrückt werden — war in der Form 
zusätzlicher Blätter zum „Geräteblatt” gedacht. Dies war ein 
nicht gering zu schätzender Vorteil, daß der Geräteverbrau- 
cher nun alle ihn interessierenden Geräte auf dem gleichen 
Unterlagenschema vorgelegt bekam, was für ihn eine Ratio- 
nalisierung seiner Arbeit bedeutete. Außerdem kam hinzu, 
daß während des Krieges die einzelnen Geräte nicht nur bei 
der Stammfirma, sondern mitunter bei vielen Nachbaufirmen 
hergestellt wurden, wobei sich in den eigenen Angebots- 
unterlagen dieser verschiedenen Nachbaufirmen Differenzen 
gegenüber den Unterlagen der Stammfirma einschlichen, die, 
an sich vielleicht geringfügig, in dem vermaschten System 
der Kriegswirtschaft trotzdem beachtliche Störungen hervor- 
riefen. Durch das neue Unterlagenwerk wurde nun mit ei- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


ng, 


\ 

| 

| 
15. Dezember 1950 


nem Formular eine einheitliche Unterlage für Angebo‘, 
Konstruktion beim Verbraucher und Nachschub geschaffen. 
Irrtümer durch Übertragungsfehler also völlig ausgeschaltet. 
Mit den damaligen Spitzen der deutschen Elektrotechnik war 
bereits geplant worden, diesen Katalog auf das gesamte Ce- 
biet der elektrischen Bauelemente auszudehnen, um av 
diese Weise erstmalig eine Gesamtübersicht zu erhalten 

Natürlich bedeutete der Typenschnitt für manche Firms 
zunächst eine Einbuße. Diese wurde jedoch durch Erteibhin. 
von Nachbauaufträgen aus der Reihe der Standardgerai« 
finanziell völlig ausgeglichen und es blieb lediglich de- 
Stachel, nicht mit eigenstämmigen Erzeugnissen auf den Pian 
treten zu können. Es sind wenige Fälle aufgetreten, wo 
zunächst aus falsch verstandencem Ehrgeiz die eigenen lr- 
teressen als geschändet angesehen wurden. Dieses D:n- 
ken wich bald der befriedigten Feststellung, daß es sie 
wirtschaftlich vorteilhaft auswirkt, ein besseres Gerät z: 
bauen, und der Entwicklerehrgeiz verlagerte sich dann .: 
einen der Sache nur förderlichen Konkurrenzkampf um de 
fortschrittlichste Fertigungsmethode. 


Die erwähnte Normungs- und Sammlungsarbeit, begon- 
nen am Sektor der elektrischen Bauelemente der Luit 
waffe, ausdehnbar aber auf sämtliche elektrischen Bauei:- 
mente, erforderte leider einen erheblichen Zeitaufwand. S- 
konnte daher nicht zum wünschenswerten Ende durchgefuhr: 
werden, so daß die heutige Friedens-Elektrowirtschaft dar- 
aus nur noch hätte den Nutzen zu ziehen brauchen. Ner 
ist es noch ein weiter Weg. Wenn man sich seines vo!k:- 
wirtschaftlichen Nutzens nicht begeben will, müßte er w.>- 
der beschritten werden. Als unmittelbar verwertbar solen 
aber nodı einmal die Maßnahmen herausgestellt werden. 
die sich duich ihre Anwendung bei der ehemaligen Lv::- 
waffe bereits bewährt haben. 


a Normung der Befestigqungsmaße. — :; 
wird empfohlen, die Befestigungsaostände audı in der à`- 
gemeinen Elektrogeräte-Technik zu normen. Man könn! 
dann vielleicht einen Motorschutzschalter und z. B. e~ 
Schütz nhne besondere Mühe in einer Anlage konstruk' -y 
kombinieren, auch wenn es sich um versciedene Fab::- 
kate handelt. Bei den normalen Installationsscaltern vi: 
-steckdosen, auf oder unter Putz, ist eine solhe Austaus‘r- 
barkeit bereits längsi zum Vorteil für die Verbraucher 3- 
geben, ohne daß sich die einzelnen Konkurrenten noch da:. 
stören. Bei den normalen Starkstromapparaten kommt :; 
nicht einmal wie bei der Flugzeugausrüstung darauf ~. 
möglichst klein zu bauen, so daß es noch leichter mòg.. ' 
sein müßte, sich in eine solche Norm einzuordnen. 

b) Reparatur-Type (R-Type). — In Anlehnt’ 
an die „Nachschub(geräte)type“ der Luftwaffe wäre es =- 
sonders für Großbetriebe vorteilhaft, R-Typen auf Laa.r 7 
legen, die für eine größere Reihe von Einzelgeräten im £E- 
satzfall verwendet werden könnten. Ihr besonderer \.: ' 
liegt darin, daß die R-Typen jeweils für eine Reihe ar-~- 
rer Typen einsatzfähig sind und die Gesamtbevorra'. 
eben wegen der größeren Einsatzfähigkeit kleiner get.: 
werden kann. Die geräteherstellende Industrie sollte be: . 
in ihren Angebotslisten solche R-Typen herausstellen. 


c) Geräteblätter, Gerätenumerfierun:!- 
Die Aufstellung einheitlicher Geräteunterlagen 
hängig von einer zusätzlichen, individuellen Werburs - 
verlangt zunächst sicher einige Überwindung bei den F- 
stellern. Die volle Wirksamkeit eines solchen Verfah= `- 
wäre erst gegeben, wenn die Geräte nach einem noc ’ 
schaffenden Nummernsystem katalogisiert würden. E- 
solche Gerätenummer würde keine Güteklassifizieruns : - 
deuten und die Erteilung nach Einreichung eines erts- 
chenden Geräteblatties dürfte nidt von einem Priü:ur-- 
verfahren abhängen. — Es bestände dann, neben der > 
kennbaren Vorteilen für die Verbraucer, erstmalig die \ ' 
lichkeit, eine Übersicht über das gefertigte Gerät ube: 
zu erlangen. Mancher Fabrikant würde dann vietieicht e` 
Konstruktion aufgeben und seine Initiative solchen D.z: 
zuwenden, wo sich offensichtliche Lücken auftun. 


= En 


1% Dezember 1950 


Eiektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


675 


Der neue frequenzmodulierte 10 kW-UKW-Rundfunksender 
des NWDR in Hamburg 


Übersicht. seit der Einführung des UKW-Rundfunks im Deutschen 
andesgebiet beschäftigt sich die technisch interessierte Dffentlichkeit in 
‚Wenehmendem Maße mit der Frage nach den Ursachen der Vorteile dieser 
uen Sendeart. In nachfolgenden Ausführungen ist in allgemein verständ- 
her Form der erste Großsender dieser Art beschrieben und dabei Grund- 
tzliches über Aufbau und Wirkungsweise gesagt. 


Der stärkste Sender der von Telefunken nach dem Kriege 
Matwickelten Reihe frequenzmodulierter Ultrakurzwellen- 
ænder hat eine Leistung von 10 kW. Der erste dieser Sen- 
er wurde vom Nordwestdeutschen Rundfunk bestellt; Ende 
April wurde er in den Räumen des Großrundfunksenders 
Hamburg zum ersten Male zur Probe eingeschaltet, um am 
4. 5. dieses Jahres dann offiziell mit einem eigenen Pro- 
amm (das 2. Programm Nord des NWDR) in Betrieb zu 
‚Wehen. | 
| Aufbau 
Leistungsmäßig ist der Sender unterteilt in einen Steu- 
sender mit 250 W Ausgangsleistung, eine 3 kW-Treiber- 
e und eine 10 kW-Endleistungsstufe. Diese Stufen sind 

it entsprechenden Stromversorgungen in allseitig geschlos- 
®enen Schränken untergebracht und nebeneinander aufge- 
Mellt. Die Schränke sind durch Türen an der Vorder- und 
Zückseite zugänglich, die rückwärtigen Türen sind mit Verrie- 
‘Mlungskontakten versehen. Aus Bild 1 sind die einzelnen 
Mufen zu erkennen, und zwar von links nach rechts der 
p0 W-Steuersender, die 3 kW-Stromversorgung, die 3- 
-Treiberstufe, die 10 kW-Endleistungsstufe und die End- 
‚Rufen-Stromversorgung. 


Die Steuerstufe 
Innerhalb des 250 W-Steuersenders wird die ankom- 
mende Modulationsspannnung in Frequenzänderungen um- 
gesetzt, die frequenzmodulierte Endfrequenz gebildet und bis 
uf eine Ausgangsleistung von 250 W verstärkt. Dabei ist 
at nur Wert auf gleichmäßige Verarbeitung des ge- 
kmten Modulationsbandes 30...20000 Hz und auf kleinen 
lirrfaktor bei der Frequenzmodulation zu legen, sondern 
auf gute Konstanz der mittleren Trägerfrequenz. Hier- 
wird folgender Weg beschritten (Bild 2). Die Endfre- 
frequenz von 88,9 MHz wird durch Versechsfachung aus 
Z Frequenz von 14,81 MHz gebildet, die der Mischstufe 


wtufe III) als Summenfrequenz der Frequenzen von zwei 

zillatoren entnommen ist. Von diesen Oszillatoren ist 
der eine ein Quarzoszillator (Stufe I), der die unmodulierte 
‚Bequenz 12,06 MHz liefert, der andere ein freischwingender 
®zillator der Frequenz 2,75 MHz (Stufe II). Die Frequenz 
®s freischwingenden Oszillators wird durch eine an seinen 


Bd nn u y] 
[Swen | 
l! 


| Mod. | Osz Ilrennst. 
[2 EF H| 1 EF12| EFI 


Von Horst Schützendübel, Berlin 


steuerung der 3 kW-Treiberstufe benötigt. 


DK 621.396.615.029.62 


Schwingungskreis angeschlossene Gegentakt-Blindrohrschal- 
tung beeinflußt, die ihrerseits aus einem Kabelendverstärker 
(Stufe XII) mit der Modulationsspannung gesteuert wird. 
Die Frequenzkonstanz der Quarzstufe ist völlig ausreichend, 
zweifelhaft ist jedoch die Konstanz des modulierten Oszilla- 
tors, dessen Frequenz ja durch den Modulationsvorgang 
beeinflußbar sein soll und daher mit den üblichen Mitteln 
nicht stabilisiert werden darf. 


ETZ 117 


Bild 1. Gesamtansicht des 10 kW-UKW-Senders bei geöffneten Türen. 


Bei den gewählten Frequenzen geht nun zunächst eine 
Schwankung der Oszillatorfrequenz prozentual nur mit etwa 
einem Fünftel in die in der Mischstufe gebildete Summen- 
frequenz ein, welche ja zu etwa vier Fünfteln durch die 
Quarzfrequenz bestimmt ist. Darüber hinaus wird die Oszil- 
latorfrequenz überwacht durch einen Diskriminator (Stufe V), 
der einen Kreis hoher Konstanz im Thermostaten besitzt. 
Bei Frequenzabweichung des Oszillators liefert dieser Dis- 
kriminator eine Regelspannung, die den modulierenden 
Blindröhren zugeführt wird und die Oszillatorfrequenz kor- 
rigiert. So wird erreicht, daß die restlihen Abweichungen 
der Endfrequenz vom Sollwert kleiner bleiben als + 1000 Hz. 
Der Frequenzhub beträgt + 75 kHz, der Klirrfaktor dabei 
bleibt unter 0,80. 


Die Treiberstufe 
Die Ausgangsleistung der 250 W-Stufe wird zur An- 
Diese ist aus- 
gestattet mit vier neuentwickelten Tetroden RS 681, von 
denen 2X2 im Gegentakt arbeiten. Das Schirmgitter der 
Treiberröhren ist gleichstrommäßig auf Masse gelegt, wäh- 
rend eine kleine veränderliche Induktivität jede Röhre am 


| 
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| | er e aaa a a 
' add EE i penen m 7 Stufe IX 100/250 W 
ıl2vr2 EFN |! Stufe IM I | StwreIV_ ji ı | IMF-Kabel 
twee | - li - N Verst. 2609 
Mischstufe Verstöarker verdoppig| DOW LI 
eo 21 (Rmgmodulator) |i | 3-stufig ol zur 
Stufe I | ! &:VY2 | 62777) rEFM |i | 1-EL152 | 2EL152 jAntenne 
I | gm ——_——— J am WW —— —l _ | 
il Quarzst. | Trennst i | 
: rEFI2 | TEFW | | 
DE d | 
l [e f F =) ff | 
a | P= -i —— ee ] m en TE a | m ea e ne ne —_—_ aer -a 
i| Stufe XIE ! ! Stufe VI i Stufe V. f | StufeVIE | Stufe X 7 IL Stufe X i| Stufe XI ı i| Stufe XV l | 
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Einschalfstufe ll I] Netzgerät || | Netzgerät |i Netzgerät |i Netzgerät Netzgerät |i Netzgerät ıKusalz-Netzger. | 
jOrts und Fem- |i I] fùr Gittervorsp || 1] für Stute 1/7 |i für Stufe IVTV || für Thermostat. || | fur Thermostat. |i 1) tūr StufeiX | | a eh Zj | 
| Bedienung I H semv fi Irezizssivaeosel: 1EZ12/StV280480|| in Stufel |i i| imSturev |i 1BEZwARGaZSmlı IS RGa25706 |! | 
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á GE GE a Sim CEN SEEN an EB u a all ie En I E en Een attesenze 
220v 50Hz òrd Q6/LIkVA 
Bild 2. Bloœkschaltbild des 250 W-Steuersenders. 


676 


Schirmgitter neutralisiert. Die Kathoden sind dementspre- 
chend um das Schirmgitterpotential hochgelegt und Anoden- 
sowie Steuergittergleichspannung nicht auf Masse, sondern 
auf Kathodenmitte bezogen. 

Die Röhre RS 681. hat eine direkt geheizte, thorierte 
Wolframkathode mit einem Heizstrombedarf von 9 A bei 
10 V Gleichspannung. Die Anodenspannung beträgt etwa 
3000 V, die Schirmgitterspannung 500 V. 

Die kurzen Wellen machen einen besonderen Aufbau 
der Gitter- und Anodenkreisanordnung notwendig, dement- 
sprechend weicht auch die Abstimmung dieser Kreise von 
der bisher bei Mittelwellen üblichen Form der Konden- 
sator- oder Variometerabstimmung ab. Als Kreiskapazitäten 
werden jeweils die Röhrenkapazitäten und die Kapazitäten 
der feststehenden Anordnungen ausgenutzt. Als Kreisinduk- 
tivitäten sind je vier gerade, rohrförmige Stangen von den 
Gittern nach unten und von den Anoden nach oben ange- 
bracht, die jeweils mit einem Kurzschlußschieber versehen 
sind. Durch Verschieben der Kurzschlußbügel mit einem 
mechanischen Antrieb werden Gitter- und Anodenkreis abge- 
stimmt. Die Steuerenergie wird an den Gitterkreis über eine 
Koppelscleife mit Verkürzungskondensator angekoppelt. 
Der Abschlußwiderstand der Verbindungsleitung hat einen 
reellen Wert von 60 Q. Der Gitterkreis wird nach einer Ab- 
stimmkurve abgestimmt. Im Anodenkreis liegt eine ver- 
schiebbare Baugruppe mit Koppelscleife und Verkürzungs- 
kondensator, hiermit wird die Energie zur Ansteuerung der 
Endstufe ausgekoppelt. Der Koppelkreis wird mit einer Meß- 
diode eingestellt, deren Spannung als Maß für die Kabelein- 
gangsspannung anzusehen ist. 

Die Endstufe 

Bei der 10 kW-Endstufe ist 'wegen der größeren Ab- 
messungen der benutzten Röhre nicht nur die Röhrenkapa- 
zität größer, sondern wegen der erhöhten Betriebsspan- 
nung auch die daranliegende Wechselspannung. Damit wer- 
den in den an die Röhre angeschlossenen Kreisen die Blind- 
leistungen so hoch, daß man mit einem Aufbau, wie er für 
die Treiberstufe beschrieben wurde, nicht mehr auskommt. 
Hier mußte eine vom herkömmlichen völlig abweichende Bau- 
form gewählt werden, deren mechanischen Aufbau Bild 1 
zeigt, während man das Prinzip des elektrischen Aufbaues 


aus Bild 3 erkennt. vor der Treiberstufe -U 

Die Anoden- und +U; 
Gitterkreisinduktivitäten 
sind um die Leistungs- Gitterkreis 


röhre herum als topfför- 
mige Gebilde aufgebaut. 
Diese Anordnungen in 
Verbindung mit den Röh- 
renkapazitäten bilden die 
Topfkreise, die durch 
ringförmige Abstimm- 
schieber, welche jeweils 


einen Teil des Topfes 

kurzschließen, abge- 

stimmt werden können. Anodenkreis 

Die Abstimmscieber 

werden mechanisch über 

Spindeln, Gewinderinge 

und Zahnräder angetrie- 

ben und sind durch tUa ee 

Handräder zu bedienen. ""igkw-Endstufe (Topfkreise) o 
Die Steuerenergie 

wird über ein veränderliches 4/4-Transformationsstück 

und einen Schleifkontakt an den Gitterkreis ange- 

koppelt. Ein weiterer Schleifkontakt, der direkt am 


Anodentopf, also an der Anodenkreisinduktivität schleift, 
entnimmt die erzeugte Leistung und gibt sie an die Energie- 
leitung. Als elektrische Schaltung wird die Gitterbasis- 
schaltung benutzt, bei der das Gitter direkt an Erde liegt, 
so daß der gemeinsame Bezugspunkt für den Anoden- und 
Gitterkreis und die entsprechenden Spannungen nicht die 
Kathode, sondern das Gitter ist. Diese Schaltung braucht 
keine zusätzliche Neutralisierungskapazität, wenn nur die 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1959. 


Kapazität zwischen Anode und Kathode klein genug ist. 
Um das zu erreichen und um die Induktivität der Gitteru- 
leitung klein zu halten, wird die Gitterzuleitung als Scheibe 
ausgebildet. 

Die Steuerleistung, die bei dieser Schaltung aus de 
Treiberstufe aufgewendet werden muß, ist größer als bei 
der bekannten Kathodenbasisschaltung. Die zugeführ: 
Treiberleistung wird nur zu einem Teil für die Aussteueruy 
der Endröhre verwendet, während der andere Teil direk! 
zum Ausgang der Endstufe durchgereicht wird. Die der Eni- 
stufe entnommene Nutzleistung wird also nicht vollständig 
in dieser Stufe erzeugt, sondern etwa !/ıo kommt aus dem 
Treiber. Dieser Umstand wird klar, wenn man das Anoden- 
Gitterspannungs-Diagramm Bild 4 betrachtet. 

Die am Ausgangskreis liegende effektive Spannung 
setzt sich zusammen aus U Aug = Ua + Ug, da diese Spar- 
nung nicht zwischen Anode und Kathode, sondern zwiscen 
Anode und Gitter abgenommen wird. Ist die der Endstufe 


(Ua + UY 


š . . | 
entnommene Leistung Ryun = ‚ so ist die von det 


u 


Uausgong Zu 


‚Anoden-Gitterspannungs- Diagramm der 10 kW-Endstufe :: 
Gitterbasisschaltung. 


Bild 4. 


Als 10 kW-Endröhre sitzt in dem Topf die von Telefunka: 
neu entwickelte RS 721, die erste deutsche 10 kW-Röhre fü 
den 3 m-Bereih. Die Röhre ist luftgekühlt, hat einen Hei 
strombedarf von 135 A bei 5,5 V, arbeitet mit einer Ano 
denspannung von 6000 V und wiegt etwa 10 kg. Die End 
röhre wird mit zwei Röhrenhebern ausgewechselt; das ': 
trotz des vollkommen verkapselten Einbaues in 6 min mög 
lich. An der Röhre befinden sih unten die anodenspan 
nungführenden Luftkühlrippen am Anodenmantel, die m! 
dem Auflagering versehen sind. In der Mitte der Röhre s 
das Steuergitter herausgeführt und liegt über den äußere 
Gitterring am Gittertopf. Als Verbindungen vom Gitta 
mantel der Röhre zum äußeren Gitterring sind kleine ge 
wellte Brücken gewählt. Sie stellen eine Induktivitä! Ja 
welche die durch die Gittermaschen durchgreifende Anoser 
Kathoden-Teilkapazität neutralisiert. Die oben herausge 
führten Anschlußstutzen nehmen die Heizanschlüsse as! 

Die Stromversorgung der Endstufe ist getrennt in ene 
Doppelschrank untergebracht und auf Bild I ganz rechts F 
erkennen. Die Anodenspannung wird gleichgerichtet durd 
sechs Quecksilberdampfventile in Dreiphasen-Graetzsch# 
tung. Die Gittervorspannung wird erzeugt durch Seiet 
gleichrihter und Gittervorwiderstand. Bei Kurzschluss“ 
oder Überströmen sonstiger Art ist die Anlage gesküts 
durch ein Ignitron und Überstromrelais. Spricht die Ubt 
stromauslösung an, kommt die Anlage bis zu fünf Mal w¥ 
der, ehe sie endgültig abschaltet. Bei kurzen Röhrerze 
schlägen oder Rückzündungen der Ventile wird die Ax2g 
dadurch nicht außer Betrieb gesetzt, sondern arbeitet 22% 
einer Unterbrechung von einem Bruchteil einer Sekunde we 
ter. Ebenso werden Spannungsunterbrechungen im Net 3 
zu einer Sekunde Dauer vertragen, ohne daß eine emr-Z2 
Einschaltung durch das Personal erforderlich ist (Spannum 
wischereinrichtung). 


Die Antenne 
Die in der Endstufe erzeugte Energie wird über Ers 
gierohrleitungen der UKW-Sendeantenne zugeführt und zal 
gestrahlt. Die UKW-Antenne befindet sih auf dem v'¥ 


15. Dezember 1950 


ETZ. 121 


ERRESA u 


Bild 5. Die UKW -Richtantenne mit 4 der 6 U-förmigen Dipole. 


200 m hohen Mast des 100 kW-Mittelwellensenders. Der 
Mast ist für die Mittelwelle ein selbststrahlender Gitter- 
mast, sein oberer Teil ist in einer Länge von 20 m als 
Rohrmast ausgebildet, der die UKW-Richtantenne trägt. 
Diese UKW-Antenne enthält zur Erzielung einer großen ver- 
tikalen Bündelung sechs gleichartige, übereinander ange- 
ordnete Strahlerelemente, die aus U-förmig gebogenen sym- 
metrischen ‚Dipolen von etwa einer halben Wellenlänge ge- 
bildet werden (Bild 5). Sie sind untereinander durch HF- 
Rohrleitungen verbunden und werden gleichphasig ge- 
speist. Jedes Strahlerelement ist einzeln symmetriert und 
erhält im Winter durch die Symmetrierrohre warme Luft 
zugeführt, die eine Vereisung der strahlenden Teile verhin- 
dern soll. Die Luft wird durch Heizwiderstände unterhalb 
jedes Strahlerelementes geheizt und durch den Rohrmast 
mit einem Ventilator zugeführt. Sie erhitzt sich an den 
Widerständen, strömt durch die Dipole und tritt am Ende 
wieder aus. Die Heizleistung beträgt pro Widerstand 1 kW. 
— Die Strahlerelemente sind mit ihren Symmetriergliedern 
leitend mit dem Tragmast verbunden und damit bei atmo- 
sphärischen Entladungen über die zur Erdung des Mastes 
vorgesehene Fußpunktdrossel geerdet. 


Die Energieleitung 


Die konzentrische 
Energieleitung verläuft 
vom Senderausgang hori- 
zontal über dem Erdbo- 
den rd. 200 m lang bis 
zum Antennenhaus des 
Mittelwellenmastes. Da 
der Mast als Halbwellen- 
strahler auf einer Mittel- 
welle schwingt, besitzt 
der Mastfuß eine Mittel- 
wellenspannung von etwa | 
20 kV gegen Erde. Um 
die UKW-Leistung von 
der auf Erdpotential lie- ! 
genden Energieleitung | 
auf die im Mast zur An- 
tenne aufwärtsführende 
konzentrische Leitung zu Í 
übertragen, ist eine Kop- W77 


peleinrichtung vorgese- Bild 6. Die UKW-Koppeleinrichtung im 
hen, die in Bild 6 (vorn Antennenhaus des Mittelwellenmastes. 


(links) gezeigt ist. Zwischen den beiden stimmgabelartigen 
Doppelrohren liegt die gesamte HF-Spannung des Mittel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 677. 


wellensenders. Vorn rechts sieht man den Erdungsschalter, 
im Hintergrund stehen die Fußpunkt- und Mastbeleuch- 
tungsdrosseln. Die Gesamtlänge der Rohrleitung vom Sen- 
derausgang bis zur U-Antenne beträgt etwa 400 m. 
Vergleicht man den Vertikalschnitt durch das Strahlungs- 
diagramm mit einem Hertzschen Dipol gleicher Leistung, so 
erkennt man den Leistungsgewinn der U-Antenne (Bild 7). 


"Während der Horizontalschnitt ein fast rundes Diagramm 


zeigt, ist die Vertikalbündelung sehr groß. Die Halbwerts- 
breite beträgt 10°, die erste Nullstelle liegt bei 11,3°. Von 
der schräg nach oben und schräg nach unten abgestrahlten 
Leistung werden etwa ?/; eingespart, so daß in Richtung auf 
den Horizont die im Vergleich zu einem Einfachdipol acht- 
fache Leistungsdichte abgestrahlt wird. 


Abnahmewerte | 
Von den bei der Endprüfung und bei der Abnahme er- 
zielten Meßwerten sind im folgenden die wichtigsten zu- 
sammengestellt. 
Frequenzbereich: 87,5 ... 100 MHz 
Leistung: 11,5 kW 
NF-Bandbreite: 30...20000 Hz 
Frequenzhub: 75 kHz = 100°/o Modulation 
Klirrfaktor: bei 75 kHz Hub 0,7 % 
„ 100 kHz Hub 0,8 % 
Gesamtleistungsaufnahme: etwa 25 kW 
Außenabmessungen: Länge 4 m, Höhe 2 m, Tiefe 0,75 m. 


Bemerkenswert ist noch, daß die hohen Töne etwa ab 
1000 Hz bewußt in einem Vorverzerrer vor der Modulation 
angehoben und in dem in UKW-Empfängern eingebauten 
Nachentzerrer wieder auf das natürliche Maß herunterge- 
drückt werden, um im Empfänger den Rauschabstand zu ver- 
bessern. 


Bild 7. Vertikaldiagramm der U-Antenne im Vergleich mit einem Hertz- 
schen Dipol gleicher Leistung. 


Betriebsergebnisse 

Die praktischen Erfahrungen, die man bereits einige 
Tage nach der Inbetriebnahme durch Messungen und Emp- 
fangsberichte machte, waren besonders im Hinblick auf die 
Reichweiten und die Qualität der ausgestrahlten UK-Welle 
außerordentlich gut. Aus zahlreichen Zuschriften, die der 
NWDR von Hörern erhielt, geht hervor, daß die Reichwei- 
ten über das Stadtgebiet von Hamburg weit hinausgehen. 
Diese Erfolge sind auf die große Senderleistung, die hohe 


Aufstellung der Richtantenne und die große Vertikalbün- 


delung zurückzuführen. 

Aus Empfangsberichten geht hervor, daß das zweite 
Programm Nord in Hannover gut gehört wurde, ebenso in 
Rendsburg, Uelzen, Bremen, Bremerhaven, Stade usw. 

Zum größten Teil wurde mit Dipolen empfangen, die 
teilweise auf dem Dach, teilweise aber auch im Zimmer auf- 
gebaut waren. Sogar mit einfacher Drahtantenne wurde in 
einem Kraftwagen auf der Strecke zwischen Lüneburg und 
Uelzen laufend mit ausgezeichneter Lautstärke empfangen. 
Ein sensationeller Bericht liegt aus Hälsingborg in Schweden 
vor, wo mit einem 12-Röhren-Selbstbaugerät bei Verwen- 
dung eines Dipols im Zimmer einwandfrei empfangen wurde. 


Zusammenfassung 
Als die wesentlichen Abweichungen von dem bisher be- 
kannten Kurz-, Mittel- und Langwellen-Rundfunk kann man 


678 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950 


für den neuen UKW-Rundfunk die Frequenzmodulation, die 
starke Richtwirkung der Antenne, die größere Niederfre- 
quenzbreite, den größeren Störabstand und die kleineren 
Klirrfaktoren nennen. Hinzu kommt, bedingt durch den 
Wellenbereih und die begrenzte Reichweite, der Vorteil, 
daß die Schwierigkeiten durch den Kopenhagener Wellen- 
plan mit UKW-Rundfunk überbrückt werden. Es wird nicht 


mehr lange dauern, so wird das ganze Bundesgebiet mit einem 
Netz von UKW-Sendern überzogen sein. Da nach neuesten 
Forschungen die UK-Welle selbst hinter höheren Bergen in 
ihrer Feldstärke nicht wesentlich abfällt, werden dann auch 
in den entlegensten Gegenden mehrere Programme mit guter 
Lautstärke und ausgezeichneter Klanggüte zu empfangen 
sein. 


Die wirtschaftliche elektrische Maschine* 
Gesichtspunkte für ihren Entwurf bzw. ihre Auswahl unter Berücksichtigung von Preis und Wirkunasgrad 


Von Viktor Roßmaier, Redenfelden 


Übersicht. in nachstehender Arbeit wird versucht, die Wirtschaft- 
lichkeit einer elektrischen Maschine festzustellen. Es werden die Kosten 
ermittelt, die einerseits aus dem Anschaffungspreis der Maschine und an- 
derseits aus der Bereitstellung der Verlustleistung und der verbrauchten 
Blindleistung entstehen. Die Verluste selbst werden kritisch gesichtet 
und Zahlen hierzu angegeben. 


Die durch den wieder einsetzenden Konkurrenzkampf 
der Betriebe notwendige Rationalisierung nötigt sowohl den 
Hersteller als auch den Verbraucher elektrischer Maschinen 
zur Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte bei ihrem Ein- 
satz. Wenn die letzten Jahre noch unter dem Zeichen des 
Materialmangels und der Beschaffungsfragen überhaupt stan- 
den, so können wir doch heute behaupten, daß wir so viel 
Freizügigkeit in der Auswahl der Mittel erreicht haben, daß 
die rein wirtschaftlichen Gesichtspunkte wieder in den Vor- 
dergrund treten können. . 

Wie wollen wir aber die Wirtchaftlichkeit einer elektri- 
schen Maschine überhaupt feststellen hzw. von einer be- 
stimmten Bauweise behaupten, daß sie wirtschaftlicher sei, 
als eine andere? 

Wir setzen dabei voraus, daß unter den konkurrierenden 
Entwürfen bzw. Fabrikaten die gestellte mechanisch-techni- 
sche Aufgabe von allen gleich gut gelöst wird. Wir können 
die Frage dann so präzisieren, daß wir das Minimum der Ko- 
stensumme für den gesamten Kapitaldienst des Anscaffungs- 
preises der Maschine und den Aufwand für ihre Verluste 
und die Bereitstellung ihres Blindleistungsbedarfes unter Be- 
rücksichtigung einer mittleren Jahresbenutzungsdauer su- 
chen. 

Es läßt sich immer wieder feststellen, daß selbst in sehr 
großen Verbraucherbetrieben, ja oft sogar in Elektrizitäts- 
werken diese Frage überhaupt nicht gestellt, oder doch nur 
mangelhaft untersucht wird. Z. B. die Frage nach dem Wir- 
kungsgrad dürfte von 90% aller Verbraucher überhaupt nicht 
gestellt werden. Von den restlihen 10% sind aber wieder- 
um bestimmt 90% nicht entschlossen, den Wirkungsgrad 
einer Maschine nachzuprüfen oder sich ein eigenes Urteil 
über die Zweckmäßigkeit der getroffenen Wahl zu bilden. 

Es ist deshalb nicht müßig, wenn wir nicht nur die Me- 
thoden besprechen, die zu einer Verschiebung der Kosten- 
verteilung zwischen Verlustleistungskosten und Beschaf- 
fungskosten führen, sondern auch etwas grundsätzlich Be- 
kanntes hier noch einmal wiederholen, um an Hand zahlen- 
mäßiger Beispiele die Wichtigkeit der Ergebnisse klarzu- 
machen. Wir können die Gesamtkosten des Betriebes einer 
elektrischen Maschine wie folgt ansetzen, wobei wir der 
Einfachheit halber unsere Untersuchung auf die Leistungs- 
einheit 1 kW abstellen wollen. Es ist 

S S 
a De V hw Too + B2 Pb To: (1) 
dabei sollen die Buchstaben folgendes bedeuten: 
K die Kosten der installierten Leistung je kW in 
DM, 
P die gesamten, prozentual auf diese Kosten um- 
zulegenden Kapitalkosten, gerechnet auf 1 Jahr, 


+ Nach einem Vortrag vor dem ETV München am 16. 5. 1950. 


zuzüglich Betriebs- und Reparaturkosten einsd!. 
Steuern, 

V die mit der Erzeugung von 1 kW mechanischer 
bzw. generatorish abgegebener Leistung ver- 
knüpfte Verlustleistung, 

B der Blindleistungsbedarf je abgegebenes kW 
Leistung, 

hw die Wirkleistungs-Benutzungsdauer pro Jahr, 
hp die Blindleistungs-Benutzungsdauer pro Jahr, 

s der kWh-Preis in Pfg., 

à das Tarif-Aquivalent von Blind-kWh/Wirklei- 
stungs-kWh. 

Sichten wir die Faktoren, erkennen wir folgendes: h, 
und p und mehr oder minder auch hp sind durch die Be- 
triebsverhältnisse gegeben und zunächst unbeeinflußba: 
Nur hp. die Blindleistungs-Betriebsstundendauer, läßt sid 
durch eine sachgemäße Projektierung klein halten oder durà 
zusätzlichen, aber stets lohnenden Kapitalaufwand für Kom- 
pensations-Kondensatoren herabdrücen. hp läßt die Leer- 
lauf- und Teillastzeiten der Maschine mit nahezu demsel- 
ben Gewicht erscheinen wie die Lastzeiten. Des weiteren 
sind s und A durch den Tarif gegeben. Auch der Faktor i. 
der den Blindleistungstarif kennzeichnet, ist je nach Ver- 
braucherart verschieden. Dem kleinen Verbraucher wird 
die Blindleistung meist geschenkt, weil sich die Anbringung 
eines Blindleistungszählers nicht lohnt. Meist ist auch die 
Blindleistung bis zum cos 9 = 0,8 stillschweigend im Wirk- 
leistungspreis mit eingebaut. Anders natürlich der Großve:- 
braucher. Er hat einen Blindleistungszähler und verrechnet 
manchmal bis cos $ = 1,0 mit dem Elektrizitätswerk. Be- 
sitzt er dagegen eine Eigenanlage, muß er für die Bere:t- 
stellung der Blindleistung zusätzliche Wirkleistung aufwen- 
den. 

Die Faktoren K, V und B sind dagegen eine reine Eigen- 
schaft der elektrischen Maschine. Sie können vom Ver- 
brauder nur durch eine geschickte Auswahl der einzuse‘- 
zenden Maschinen gesteuert werden. Zwei kleine Zah- 
lenbeispiele sollen uns über den Aufbau der Kost 
aus den einzelnen Faktoren berichten. ` Wir nehmen :; 
1. Beispiel einen kleinen Kurzschlußläufermotor und è: 
2. Beispiel einen mittleren Turbogenerator. Für das 1. Be:- 
spiel wollen wir folgende Verhältnisse zugrunde legen: 

Ein 15 kW-Motor, 1500 U/min, sei im Jahresdurchscdn.' 
mit 2000 h Vollast und 2000 h Leerlauf in Betrieb. „ uni 
cos 9 stellen sich auf rd. 87% bzw. 0,87. Als Tarifsatz ‘= 
gen wir zugrunde s = 7 Pfg./kWh und A = 1/19. Für dz 
Kapitaldienst p seien 15% angenommen und K sei mit 6 - 
DM/kW für diese Type geschätzt. Die Verluste je kW 3" 
gegebene Leistung seien bei Vollast rd. 150 W und bei Le::- 
lauf 50 W. Das ergibt dann im Mittel über die 4000 h Fs 
triebszeit 100 W. Der Blindleistungsbedarf je abgegeber.- 
kW Leistung beträgt 650 bW bei Last und rd. 350 bei Le:’- 
lauf, so daß sich ein Mittel von 500 bW ergibt. Dann ist 
P = 0,15: 60 + 0,10 + 40 -7 + 0,50 - 40 - 0,10 -7 = 51,— DY 
Kosten für 1 kW mechanische Leistung. 

Das heißt aber mit anderen Worten, die Kosten. č- 
aus den Anschaffungskosten des Motors abzuleiten sizi 


DK 621.313.003.1 : 62.0022 


. 15. Dezember 1950 


betragen nur etwa den 5. Teil der Kosten, die aus den elek- 
trishen Eigenschaften der Maschine herrühren. 

Nun aber das andere Bild des großen Generators. Bei 
ihm wird der Beschaffungspreis nur etwa ein Drittel betra- 
gen. Auch der Strompreis ist nur die Hälfte oder noch 
etwas weniger. Die prozentualen Verluste sind zwar eben- 
falls wesentlich geringer, aber gleichzeitig wird auch die 
Benutzungszeit entsprechend länger. Das Gesamtbild ver- 
schiebt sich also nicht sehr wesentlich. Zahlenmäßig etwa 
so: P = 0,15:20 + 0,040:70-4,5 = 15,8. Das Verhältnis 
ist zwar nicht mehr 1:5, aber immer noch mehr als 1:4. 
Kehren wir wieder zum 1. Beispiel zurück, dann läßt sich 
unshwer folgende Überlegung anstellen: | 

Wie teuer dürfte einerseits eine konkurrierende Ma- 
shine werden, wenn sie nur um 3 Punkte in 7 und cos @ 
besser, und wie billig müßte sie sein, wenn sie noh um 
3 Punkte schlechter wäre? Es läßt sich leicht ausrechnen, 
daß sie in einem Fall das Doppelte kosten dürfte, und im 
anderen Fall der Maschinenerzeuger den Motor nicht nur 
vershenken, sondern schon etwas darauf bezahlen müßte. 
Im 2. Beispiel dagegen würde bereits eine Wirkungsgrad- 
differenz um 1 Punkt hierfür genügen. Wir sehen also, daß 
es bei der Auswahl einer elektrischen Maschine garnicht in 
erster Linie auf den Preis ankommt, sondern weit mehr auf 
die Qualität der Maschine bezüglich Wirkungsgrad und Lei- 
stungsfaktor. Etwas anderes ist es natürlich bei einem Mo- 
tor für ganz kurze Jahresbenutzungsdauer, der also mehr 
durh seine bloße Anwesenheit als durch wirklich anhal- 
tende Arbeit wirkt. Wir werden außerdem sehen, daß die 
oben angezogenen 3 Punkte Wirkungsgradabfall nach un- 
ten garnichts besonderes sind und sogar ohne weiteres von 
einem durchaus VDE-mäßigen Motor im Betrieb bei Voll- 
last erreicht werden können. Einerseits beträgt nämlich die 
Toleranz an sich schon 1,3 Punkte. Dann sehen außerdem 
die REM für die Position „Zusatzverluste bei Asynchronmo- 
toren” nur 0,5% vor. Die üblichen Durchschnittswerte für die 
Zusatzverluste von KA-Motoren liegen aber wesentlich hö- 
her, nämlich bei 2%, es sei denn, der Fabrikant hätte für 
die Drückung dieser Verluste durch eine die Oberwellen re- 
duzierende Ständerwicklungsart etwas Besonderes getan. 
Das sind also wieder 1,5 Minuspunkte. 


Eine Angelegenheit besonderer Art ist dann noch die 
Spannungshaltung. Der angegebene Wirkungsgrad versteht 
sih ja nur für die Sollspannung + 5%. Wir wissen aber, daß 
viele Elektrizitätswerke es als naturgegeben ansehen, wenn 
die Verbrauchsspannung auch einmal um 15°%o oder mehr 
vom Sollwert abweicht. Das sind dann verlustmäßig weitere 
l..2 Wirkungsgradpunkte. 

Jetzt wollen wir aber betrachten, wie die eigentliche Aus- 
legung der elektrishen Maschine den Wirkungsgrad und 
Leistungsfaktor beeinflußt. Hier wollen wir grundsätzlich 
ihre Verlustaufteilung nach 2 Grundtypen unterscheiden. 

I. Maschinen, bei denen die lastunabhängigen Verluste, 

z.B. Luft-, Reibungs- und Eisenverluste überwiegen, und 

2. Maschinen, bei denen die Lastverluste überwiegen, also 

die Ständer- und Läuferkupferverluste und die Zusatz- 

verluste. ° 

Dem Typ 1 gehören fast alle raschlaufenden größeren 
Mashinen an, Z. B. die Turbogeneratoren, die 2poligen 
Asynchronmaschinen usw. Ihm gehört aber auch die 
shlecht ausgenutzte, überdimensionierte Maschine schlecht- 
ain an sowie die meisten älteren Maschinen. Der Typ 2 da- 
jegen entspricht langsamlaufenden und den meisten Klein- 
maschinen aller Bauarten. Anderseits gehört aber diesem 


— 
> E AE 
— 


Typ 1 Typ 2 
Bild 1. Wirkungsgradverlauf der beiden Grundtypen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


679 


Typ auch die gut ausgenutzte moderne Maschine an. 

Der Bestpunkt des Wirkungsgrades wird grundsätzlich 
dann erreicht, wenn die konstanten und die lastabhängigen 
Verluste gleich sind. Wir können die Verluste formelmäßig 
etwa ansetzen als: 


v= r+ a|}, o 


wenn F die festen Verluste und A die lastabhängigen Ver- 
luste, N die betrachtete und No die Nennleistung ist. Dann 
ergibt sih das Verlustminimum bei 


NBestlast a No V+- (3) 


Besonders wirtschaftlich ist es deshalb, die Maschine so aus- 
zulegen, daß die zu erwartende häufigste Betriebslast ge- 
rade dieses Verlustaufteilungsverhältnis einstellt. Die Situa- 
tion erläutert Bild 1. Wir sehen daraus, daß sich der Typ 1 
nur dann bewährt, wenn die häufigste Betriebslast mit der 
Vollast praktisch zusammenfällt, und es empfiehlt sich also 
nicht, eine Maschine, die dem Typ 1 angehört, reichlicher 
als nötig zu wählen. Der Typ 2 dagegen wird zur idealen 
Maschine dann, wenn die häufigste Betriebslast etwa im 


Verhältnis VF/A unter der Vollast liegt. 

Um zu beurteilen, ob sich die Verluste vermeiden las- 
sen und welcher Aufwand für ihre Drückung notwendig ist, 
wollen wir uns deshalb der Reihe nach die einzelnen Ver- 
luste näher ansehen, insbesondere die Zusatzverluste und 
die konstanten Verluste. Praktisch interessieren uns 2 wirt- 
schaftlich besonders ins Gewicht fallende Fälle von Zusatz- 
verlusten: 

1. beim EW. die Zusatzverluste des Haupt-Elektrizitäts- 
erzeugers, nämlich des raschlaufenden Turbogenerators, 
und 

2. beim Verbraucher die Zusatzverluste des, verbreitsten 
aller Motoren, nämlih des normalen KA-Motors. 

Beim Turbogenerator treten die Zusatzverluste auf 

1. in Form von induzierten Wirbelverlusten in den Kon- 
struktionsteilen, insbesondere in den Preßplatten und 
Bolzen, Verschalungen, Kappen und 

2. als Verluste der ungleichen Stromverteilung in starken, 
nicht genügend unterteilten und verdrillten Ankerstäben, 
schließlich 

3. noch als Läuferverluste, herrührend von nicht synchro- 
nen Feldern, Oberwellen, Nutungseffekten usw. 
Zahlenmäßig übersteigen die Zusatzverluste eines gro- 

Ben Turbogenerators meist die Kupferverluste nicht unbe- 
deutend. Sie sind besonders groß bei Einphasenmaschinen 
und stark schief belasteten Drehstrommaschinen. Aber: auch 
unreine Netze und starke Gleichrichterbelastung führen zu 
erheblichen Zusatzverlusten im Läufer. Die Verluste erster 
Art kann man zunächst durch konstruktive Maßnahmen her- 
absetzen, insbesondere durch weitgehende Verwendung von 
unmagnetischem Material für alle Konstruktionselemente, 
die im Bereich stärkerer Wechselfelder liegen; Silumin, 
Bronze, unmagnetischer Nickelstahl seien hier erwähnt. 

Es ist klar, daß die oben geschilderten Maßnahmen den 
Generator nicht unerheblich verteuern, aber anderseits sind 
sie auch unbedingt notwendig, um hoch ausgenutzte Groß- 
maschinen überhaupt bauen zu können. Aus der Pionierzeit 
des Elektromaschinenbaues sind so manche Fälle bekannt 
geworden, in denen infolge Nichtbeachtung der Zusatzverlu- 
ste in den Konstruktionsteilen Preßplattenteile oder Halteele- 
mente, Verschalungsteile u. ä. Material im Bereich der 
starken Felder bis zur Rotglut erhitzt wurden. Ähnliche Ver- 
hältnisse gelten aber auch für Generatoren mit starker 
Gleichrichter- oder Schieflast hinsichtlich der Verluste 3. Art. 
Bei diesen Maschinen ist die Güte der Dämpferwicklung, d.h. 
in erster Linie der Aufwand an Kupfer für die Dämpfer- 
wicklung ausschlaggebend. Die Kompensation der nicht 
synchronen Felder erfolgt ja in jedem Falle durch sekun- 
däre Dämpfereffekte. Leider nimmt fast immer die Dämp- 
ferwicklung der Erregerwicklung Platz weg, so daß die Typen- 


680 


leistung der Maschine reduziert werden muß, und man neigt 
deshalb oft dazu, aus Ersparnisgründen auf sie zu verzich- 
a was aber in vielen Fällen als abwegig gewertet werden 
muß. 

In diesem Zusammenhange muß auch noch darauf hin- 
gewiesen werden, daß selbstverständlich die Vernichtung der 
Oberwellen und Schieflasteffekte nicht nur vom Generator 
der Zentrale besorgt wird, sondern auch von allen im Netz 
vorhandenen anderen Synchron- und Asynchronmotoren. 
Wir sehen also, daß ein Abnehmer, der das symmetrische 
Netz sinusförmiger Spannung durch Scieflast oder Ober- 
wellen verunreinigt, außerdem auch auf Kosten seiner Nadh- 
barn lebt. Eine Maschine kann nur dann restlos wirtschaft- 
lih sein, wenn sie aus einem oberwellenreinen Netz ge- 
speist wird, das außerdem eine Spannung führt, die von 
der Nennspannung kaum wesentlich abweicht. 

Auf der Verbraucerseite sind vor allen Dingen die 
Käfigzusatzverluste bedeutsam. Ihre Größe beträgt je nach 
Wicklung und Läuferausführung 0,5..6% der Nennleistung 
des Motors. Da die Summe aller gespeisten Kurzschluß- 
läufermotoren aber etwa in der Größenordnung der Lei- 
stung des Turbogenerators im Elektrizitätswerk liegt, kön- 
nen wir sagen, daß diese Zusatzverluste ebenso wichtig sind 
wie die Verluste in der Zentrale. Die REM sehen zwar als 
Zusatzverluste von asynchronen Maschinen nur etwa 0,5 %o 
vor, jedoch läßt sich dieser Wert im allgemeinen nur mit 
Schleifringankern und Kurzschlußläufern mit Spezialwick- 
lungen einhalten. Besonders hoch werden die Zusatzverluste 
bei Maschinen mit Wicklungen, die reich an Oberwellen sind, 
z. B. bei polumscaltbaren Motoren. Um bessere Anlauf- 
kurven und Geräuschlosigkeit der Maschinen zu erzielen, 
verwendet man an Kurzschlußläufermotoren schräggestellte 
Ständer- oder Läufernuten. Bei unisolierten Käfigen stellt 
man aber fest, daß diese Nutenschränkung nur z. T. wirk- 
sam wird. Es ist durch Versuch erhärtet, daß die erwähnten 
Erscheinungen und Verluste zum großen Teil durch Streu- 
ströme verursacht werden, die den Käfig verlassen und sich 
von Stab zu Stab schließen. 

Die Rechnung zeigt, daß die größten Beiträge zur Ver- 
lustsumme von den niedrigen Harmonischen geliefert wer- 
den, die man durch Wahl einer geeign 
(Zweischichtwicklung mit günstiger Schrittverkürzung) leicht 
schwächen kann. Tatsächlich zeigten auch Messungen an sol- 
chen Maschinen wesentlich kleinere Zusatzverluste in der 
Größenordnung von "a... 1%. 

Zum Schluß wollen wir noch die festen Verluste be- 
trachten, die insbesondere für den ungünstigen, steilen Wir- 
kungsgradverlauf des Typs 1 der Maschine verantwortlich 
sind. Es handelt sich hier vor allem um die Luft- und Lager- 
reibungsverluste und die Eisenverluste. Bei modernen Ma- 
schinen spielen die Lagerreibungsverluste im allgemeinen 
keine Rolle mehr. Desgleichen dürften die Luftreibungsver- 
luste der langsam laufenden Maschinen bedeutungslos sein. 
Eine um so größere Rolle spielen jedoch die Luftreibungs- 
verluste bei den schnellaufenden großen Maschinen, sie 
können bei Turbogeneratoren bis zu 60% der Gesamtver- 
luste ausmachen (Tafel 1). 


Tafel 1. Luft- und Lagerreibung bei Turbogeneratoren 
Leistung MVA 5 10 25 40 64 100 
Gesamtverluste rd. % 


35 30 23 20 1,9 1,8 


Anteil der Luft- u. 
Lagerreibung a. d. 


Gesamtverlusten rd. % 20 26 37 45 50 58 


Die reinen Lüftungsverluste lassen sich vor allen Dingen 
durch eine pfleglihe Behandlung der Konstruktion und der 
Luftwege selbst herunterdrücken. Es genügt ja nicht, eine 
sehr große Luftmenge durch die Maschine zu jagen, wenn 
die Luft dann nicht die Wicklung richtig bespült, sondern 
irgendwo im Nebenschluß an den Wicklungen vorbeigeht. 
Diesen Effekt beobachtet man besonders an Maschinen älte- 
rer Bauart. Hier sind vor allen Dingen lockere, durchsichtige 
Zweischicht-Wicklungsanordnungen mit besonderen Luftfüh- 
sungseinrichtungen von großem Nutzen. Aber auch der Auf- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


eten Wicklung. 


15. Dezember 1950 


steller der Maschine kann durch richtige Bemessung der Lutt- 
führungskanäle den Widerstand des Lüfters herabsetzen. 

Nun noch ein Wort zu den Eisenverlusten, für die nicht 
die Qualität der Bleche der allein ausschlaggebende Faktor 
ist. Größere Bedeutung hat meist die Qualität der Blech- 
arbeit bei der Herstellung. An eingebauten Blechungen stellt 
man Eisenverluste fest, die manchmal um 50 ... 100 ®/e größer 
sind als der theoretische Wert. Dies ist vor allen Dingen au! 
Nacharbeiten der Bleche wegen mangelhafter mechaniscer 
Fertigung zurückzuführen. Das Nachfeilen von Nuten und 
Nachschleifen von Bohrungen geht auf dieses Konto. Eine 
recht bedenkliche Angelegenheit ist auch die neuere Praxis, 
die Ständerbleche am Rücken direkt einzugießen oder sogar 
festzuschweißen. Entsteht dann eine leitende Brücde auf 
der Innenseite der Bleche, also in der Bohrung oder in den 
Nuten, so ist selbstverständlih der Kurzschluß der Blete 
fertig. Man sieht auch oft noch alte Maschinen im Dienst. 
die so und so oft bei Schadensfällen in der Ständerwicklunc 
gestreift haben, so daß die Bleche auf größere Strecken hin 
ganz verschmiert sind. Hier könnte man meist Wunder er- 
leben, wenn man sich die Mühe machen würde, Eisenverlusie 
und Wirkungsgrad dieser reparierten Maschine festzustellen 

Zum Schluß sei noch die Bereitstellung der verbrauchten 
Blindleistung erwähnt. Sie kann in übererregten Syndhron- 
maschinen oder in Phasenschiebern und Kondensatoren et- 
zeugt werden. Die Erzeugung in getrennten, rotierenden 
Phasenshiebern wird sich in Deutschland bei den hohen 
Strompreisen nur selten lohnen. Wenn überhaupt, dann sind 
Synchronmaschinen mäßiger Drehzahl (1000 oder 750 U/min). 
großer Leistung und besonderer Konstruktion wirtschaftlich; 
hier wäre z.B. Wasserstoffkühlung am Platze. Sonst dürfe 
sich der Kondensator für die Kompensation des kleinere 
Einzelmotors eignen. Ein besonders lohnendes Gebiet dagegen 
sind die Synchronantriebe für motorische Antriebe größere: 
Leistung. Der selbstanlaufende Synchronmotor hat sich nicht 
nur restlos bewährt, sondern ist auch der ideale Kuz- 
schlußankermotor. Seine Anlaufdaten in bezug auf Drei- 
momententwicklung je prozentualen Anlaufstrom sind we- 
sentlich günstiger als die eines Asynchron-Kurzschlußanke!- 
motors, und vor allem ist er insofern ideal, als seine An- 
laufeigenschaften mit den späteren Laufeigenschaften nid:s 
zu tun haben, während beim KA-Motor immer eine gewiss® 
unangenehme Kopplung dieser Eigenschaften zu verzeid. 
nen ist. 

Nun aber zu den Verlusten, die in einer Synchronm: 
schine auftreten, wenn sie als Phasenschieber benutzt wirt 
Ihre Leistung muß selbstverständlich im Verhältnis 1’c057 
größer sein. Die Ständerkupferverluste gehen um den Be 
trag Vu 'tg2p in die Höhe. Auch die Eisenverluste, die 
hier als Zusatzverluste in Erscheinung treten, werden etw:: 
größer, da das innere Feld der Maschine wächst. Die Hau?" 
zunahme erfahren die Erregerverluste. Tafel 2 gibt eic? 
Durchschnittswerte für die Erregerleistung von Syndi- 
maschinen in Funktion des Phasenwinkels bzw. der Las‘ 


Tafel 2. Erregerleistung von Synchronmaschinen 
Gleiche Last und verschiedene Phasenwinkel 


cos @überer. 1,0 0,9 0,8 07 0.4 6. 
Nerr Turbogener. rd. % 75 94 100 104 110 115 
Nert Schenkelpol. rd. % 70 93 100 103 108 1 


Verschiedene Last u. cos 9 = 0,8 


Last l he iha u 

Ner Turbogen. rd. % 86 100 115 

Nert Schenkelfol. rd. % 85 100 116 
Zusammenfassung 


Zweck der Ausführungen war es, einmal vorzufutb::: 
wo die wahren Kosten einer elektrischen Maschine lie: 
nämlich nicht so sehr im Einkaufspreis, sondern in der Q:: 
lität der Maschine. Es nutzt gar nichts, wenn die Masd..:: 
wohlfeil ist, diese Wohlfeilheit aber auf Kosten des w.. 


. 15. Dezember 1950 


kungsgrades erkauft ist. Bei Anschaffung größerer oder 
zahlreiher Objekte dürfte es sich also sehr lohnen, sich 
auch mit der Konstruktion und der Ausführung der Maschine 
etwas liebevoller zu befassen und sich Gedanken über die 
Verluste und ihre kostenmäßige Auswirkung zu machen. 
Seibstverständlich spielt vor allen Dingen die Benutzungs- 
dauer der Maschine eine große Rolle Die Maschine, die 
7000 oder 8000 h mit Vollast läuft, muß anders gesehen wer- 
den als etwa der Schützenaufzugsmotor, der nur alle Vier- 
teljahre einmal für 10 min arbeitet, der Hebezeug- und 
Landwirtschaftsmotor anders als der Pumpenmotor. Ebenso 
muß das Arbeitsspiel und die zu erwartende Belastung be- 
riksichtigt werden. 

Die Ausführungen bezogen sich auch in erster Linie auf 
die krafterzeugende Großmascine in den Zentralen und 
die handelsüblichen Asynchronmotoren. Nicht berücksichtigt 
werden konnten bei diesen Überlegungen alle Spezialan- 
triebe, zu denen grundsätzlich alle Kollektormaschinen ge- 
hören, als da sind Gleichstrommascinen, Drehstrom-Regel- 
maschinen, Straßenbahn- und Vollbahnmotoren. Bei ihnen 
ist meist die betrieblihe und die technische Lösung der 
Aufgabe mindestens ebenso wichtig wie der Wirkungsgrad, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 681 


wenn nicht noch wichtiger. Diese Antriebe sind jedoch nicht 


die Norm; die große Masse der elektrischen Energie wird 


von solhen Maschinen, wie sie hier behandelt wurden, er- 
zeugt und verbraucht. Wenn eine Anregung gegeben werden 


darf, so ist es die, sih wieder etwas intensiver mit den 


wahren Kosten eines elektrischen Antriebes zu befassen. 


Bei der Aufstellung eines Transformators ist es ja schon 


längst Praxis, auch die in der Transformatorenliste angege- 


benen Leerlauf- und Kupferverluste in die Jahreskalkulation 
mit einzubeziehen und den aufzustellenden Transformator 


sinngemäß auszuwählen. 


Grundsätzlich ist es auch bei einem motorischen Antrieb 


möglich, ihn seinen Arbeitsbedingungen sinngemäß so an- 
zupassen, daß das Jahreskosten-Minimum wenigstens etwa 


erreicht wird. Dazu ist natürlich notwendig, daß die Frage 
nach den Verlusten und ihrer grundsätzlichen Aufteilung 


gestellt und beantwortet wird und daß beim Einkauf der 
Maschine nicht blindlings die in der Anschaffung billigste, 


sondern die auf lange Sicht gesehen wirtschaftlichste Ma- 
schine bevorzugt wird, genau so wie die an sich kostspielige 
Auswecdhselung veralteter Maschinen u. U. eine Ersparnis 
bedeutet. rd 


Über Hörhilfen 


(Aus dem Elektromedizinischen Laboratorium der Siemens-Reiniger-Werke AG.) 
Von Werner Güttner, Erlangen DK 621.395.92 


Übersicht. Richtlinien für die Bemessung einer Hörhilfe werden 
mitgeteilt. Ein Uberblick über den Aufbau solcher Hörhilfen nach dem ge- 
yenwartigen Stand besonders in den USA wird angedeutet. 

Das normale menschliche Ohr ist für akustische Schwin- 
gungen von rd. 20... 16000 Hz empfindlich. Zwischen einer 
unteren Grenzlautstärke — der Hörschwelle — unterhalb der 
ein Schalldruck nicht mehr vom Ohr wahrgenommen wird, 
und einer oberen — der Schmerzschwelle —, bei der eine 
Steigerung des Schalldruckes im Ohr Pein auslöst, liegt die 
Hörflähe. Von den Hörgrenzen ist die Kenntnis der Hör- 
shwelle (Bild 1) besonders für den Ohrenarzt von Bedeu- 
tung, da sich aus ihrer Verschiebung zu höheren Schall- 
drucken hin bereits Schlüsse auf die Art einer vorhandenen 
Schwerhörigkeit ziehen lassen. Der Hörverlust eines Schwer- 
hörigen wird auf die Hörschwellenkurve eines Normal- 
hörenden bezogen und als Funktion der Frequenz interna- 
tional nach unten von der jetzt gerade gezeichneten Nor- 
malhörschwelle in db aufgetragen (Bild 2). 


Bei der Leitungs- 1 
schwerhörigkeit, die durh „ d 
Störungen im Mittelohr I 0 
hervorgerufen wird, ist 80 
der Hörverlust besonders S | 


auf die tiefen Frequenzen . 
beschränkt, da über die 


Gehörknöchelhen vor- $ , kaore no awede 

zugsweise diese übertra- 2 

gen werden. In Bild 2, 2) 

Kurve 1, ist eine typi- 125 250 500 1000 2000 4000 8000 Hz 
Frequenz —» 


she Hörverlustkurve für 
einen solchen Hördefekt 
wiedergegeben [1]. Bei 
Nervenschwerhörigkeit, 
bei der das Innenohr mit 
seinem Nervensystem gestört ist, zeigt sich dagegen im all- 
gemeinen ein Ausfall der hohen Frequenzen, als typischer 
Verlauf ist der nach Bild 2, Kurve 2, anzusehen [1]. 


Bild 1. Hörschwellenkurve und Kurve 
gleicher Lautstärke für 100 phon mit 
Meßtoleranzen für Normalhörende!,. Ge. 
strichelte Kurve: Hörschwelle nach 


Messung von Sivian und White. 


t Das Dezibel (db) gibt das Verhältnis zweier Größen In loga- 
rıthmischem Maß an. Bezeichnet man zwei Schalldrucke mit p und p,, so gilt 


x db = 20 log ”-. 

Pa 
Bei der Angabe von Scalldruken in db bezieht man sich vereinbarungs- 
yemäß auf die Normalhörschwelle bei 1000 Hz, nämlih p, = 2-10 * pb. 


Die Aufgabe für den technischen Akustiker besteht nun 
darin, die Hörverluste eines Schwerhörigen durch ein aku- 
stisches Übertragungssystem — eine Hörhilfe — auszuglei- 
chen. In erster Linie ist die Übertragung von Sprache wich- 
tig. Bekanntlich erfordert die vollständige Wiedergabe der 
individuellen Färbung der normalen Umgangssprache einen 
Fıequenzbereich von etwa 100 ... 8000 Hz und einen Lautstär- 
keumfang von 30 db, wofür bereits ein erheblicher technischer 
Aufwand erforderlich ist. Um zu einer wirtschaftlihen Tech- 
nik zu gelangen, engt man deshalb den Frequenzbereich so 
weit ein, daß die Sprachverständlichkeit darunter nicht lei- 
det. Als obere Frequenzgrenze hat sich 4000 Hz als völlig 
ausreichend erwiesen (95% Sprachverständlichkeit), mit ihr 
wird zwar ein Teil der stimmlosen Konsonanten beschnit- 
ten, aber man erkennt noch den persönlichen Charakter 
einer Sprache ausreichend. Die Übertragung an der unteren 
Frequenzgrenze macht wesentlich geringere Schwierigkei- 
ten, doch pflegt man die Töne unter 200 Hz kaum wiederzu- 
geben, da sie erfahrungsgemäß nicht zur Sprachverständ- 
lichkeit beitragen, zum andern zeigt sich, daß ein Großteil 
unserer Umgebungsstörgeräusche hier wesentliche Anteile 
besitzt. 

Einige Hersteller von Hörhilfen gehen von der Hör- 
schwellenkurve des Schwerhörigen aus und passen danach 
ihr Gerät an. Aber dieses Verfahren verspricht keinen 


Hörverust ———>) 


21272 


Bild 2. Hörverlustkurven für Leitungsschwerhörigkeit (1) und Nerven- 


schwerhörigkeit (2). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 15. Dezember 1950 


relative akustische 
Gesamtverstärkung 
i ——»> 
X A 
o 


500 1000 2000 4000 8000Hz 25 250 500 
Frequenz —» 


1000 2000H24000 
EZ Freuenz —> 


Bild 3. Kurve gleicher Lautstärke (100 phon) für Lei- 
tungsschwerhörigkeit (1) und Nervenschwerhörigkeit (2). 


Bild 5. Relative akustische Gesamtverstärkung 
einer Hörhilfe nach Empfehlungen des Medical 
Research Council [5]. 


Bild 6. Schematisher Aufbau eines 
Kristallmikrophons. 


Erfolg [2]. Nach einem Vorschlag von Watson und müssen sich aber darüber klar sein, daß sich selbst mit dem 


Knudsen [3] sollte eine Hörhilfe der Linie gleicher 
Lautstärke bei bequemem Hören und nicht der Hörschwel- 
lenkurve angepaßt sein. In Bild 1 ist als untere Kurve 
die gemittelte Hörschwelle von Normalhörenden aufge- 
zeichnet. Die geringen Abweichungen gegenüber der von 
Sivian und White [4] gemessenen Hörschwellenkurve 
(gestrichelte Kurve) kommen daher, daß diese den am Trom- 


besten Hörgerät nicht in allen Fällen völlig zufriedenstel- 
lende Ergebnisse sofort erzielen lassen. Kein Gerät kann 
degenerierte Sinnesorgane oder Nervenzellen wieder her- 
stellen oder völligen Ersatz dafür liefern. Richtige Unter- 
weisung im Gebrauch der Hörhilfe und eine gewisse Hōr- 
übung werden immer für Schwerhörige nötig sein [2]. 


In den USA und in England wurden auf Grund der aus- | 


gedehnten Untersuchungen vorläufige Richtlinien in Form | 
einer Empfehlung an den Hersteller von Hörhilfen heraus- ' 


melfell auftretenden Druck angeben, während die ausgezo- 
gene Kurve Werte einer Druckkammereichung angibt. im 


gleichen Bild ist darüber die an einer Gruppe von jungen 
Personen mit normalem Hörvermögen aufgenommene Kurve 
gleicher Lautstärke für 100 phon aufgetragen, die für viele 
Schwerhörige die Kurve angenehmster Lautstärke ist. 
Diese Kurve für 100 phon verläuft für Normalhören- 
de unterhalb 1000 Hz horizontal und neigt sich von 1000 Hz 
an bis zur oberen Grenze des Sprachbereiches leicht ab- 
wärts. Die Linien gleicher Lautstärke für Schwerhörige sind 
in den Fällen, in denen die Hörschwellenkurve nicht weit 
unterhalb der 100 phon-Linie liegt, den beiden nach Form 
und Neigung ähnlih. In Fällen weniger starken Hörver- 
lustes verläuft die 100 phon-Linie gewöhnlich flacher und 
weniger unregelmäßig als die Hörschwellenkurve. Es wäre 
übertrieben zu sagen, daß die 100 phon-Kurve sowohl in 
geschädigten als auch normalen Ohren im wesentlichen ge- 
rade verliefe. Jedoch sind die Abweichungen nicht sehr 
groß [1]. In Bild 3 ist jeweils die zu einer Leitungssdiwer- 
hörigkeit gehörende 100 phon-Linie und die zu einer Ner- 
venschwerhörigkeit gehörende wiedergegeben. 

Leider ist eine Bestimmung der Linien gleicher Laut- 
stärke an Schwerhörigen praktisch undurchführbar. Ebenso 
ist es mit einer serienmäßig hergestellten Hörhilfe ge- 
wöhnlih unmöglich, eine so ausgeglihene Kurve zu 
erhalten, daß eine genaue Kompensationsanpassung an eine 
solche Linie gleicher Lautstärke möglich ist. Wie Versuche 
von Davis und Hudgins [2] zeigen, ist die Forderung 
der individuellen Anpassung an die Kurve gleicher Laut- 
stärke sogar unnötig. An einer Reihe von Schwerhörigen 
wurde festgestellt, daß der Kurvenverlauf mit den besten 
Hörergebnissen weder eine Beziehung zur Hörschwellen- 
kurve noch zur 100 phon-Kurve hatte. Selbst dort, wo die 
Hörschwellenkurve nur als allgemeine Orientierung benutzt 
wurde, um festzustellen, ob ein Anheben der höheren Fre- 
quenzen zweckmäßig sei, erwies sie sich in mehreren Fäl- 
len als irreführend. Es zeigte sich vielmehr, daß sich ein- 
heitlich für alle untersuchten Schwerhörigen typische Fre- 
quenzgänge angeben lassen, mit denen sich dann jeder in- 
dividuelle Hörverlust befriedigend ausgleichen läßt. Auf 
diese Weise wird die Fertigung von Hörhilfen wirtschaft- 
lich und technisch einfach. Schwerhörige und deren Berater 


relative akustische 


Bild 4. Relative akustische Gesamtverstärkung einer Hörhilfe nach 


Empfehlungen von Davis [], 2]. 


gegeben. Eigene Versuche in unserem Laboratorium, wie Ä 
weit die für die englische Sprache geltenden Messungen - 
auch für die deutsche Sprache benutzt werden können, sind | 
zwar noch nicht abgeschlossen, doch machen es die bisheri- 
gen Ergebnisse wahrscheinlich, daß diese Richtlinien auch 
hier gültig sind. Es scheint deshab angebracht, an dieser 
Stelle bereits die wesentlichen Gesichtspunkte zu nennen 
(1, 2, 5]. 


1. Frequenzbereich und -Verlaufderakıu- 
stischen Gesamtverstärkung einer Hörhil- 
fe. — Der Übertragungsbereich der Hörhilfe soll etwa zwi- 
schen 300 Hz und 4000 Hz liegen. In Bild 4 ist der wütr- 
schenswerte Verlauf der akustischen Gesamtverstärkung 
nach den Empfehlungen von [1], in Bild 5 der nach [5] wie- 
dergegeben. Eine einstellbare Frequenzgangänderung von 
flach zu ansteigend soll wahlweise verfügbar sein, damit der 
Schwerhörige entsprechend der Stärke und Art der ihn um- 
gebenden Geräusche und darüber hinaus mit Rücksicht au’ 
die vielleicht über dem Mikrophon getragene Kleidung der 
Fregenzgang ändern kann [6]. | 


2. Akustische Gesamtverstärkung und 
Lautstärkereglung. — Die Erfordernisse des Schwer 
hörigen bezüglich der akustischen Gesamtverstärkung eine 
Hörhilfe variieren in sehr weiten Grenzen. Schwere Gehör- 
verluste dürften für Sprache mit einer maximalen Verstar 
kung von 80 db auszugleichen sein, geringere mit 30 oder 
40 db. Mit einem einzigen Hörhilfetyp ließe sich sicher de: 
Gesamtbereih der wünschenswerten akustischen Verstär- - 
kung umfassen. Er würde aber wirtschaftlih u Eee für ` 
all die Fälle sein, bei denen die notwendige tärkunt | 
niemals über 30...40 db hinausgeht. Deshalb ist es zwed- 


mäßig, mehrere Modelle zu bauen. Als Standard wird eite 


Mindestverstärkung von 40 db angesehen. In einem solden 
Bereich soll die Verstärkung kontinuierlich logarithmist - 
regelbar sein. 


3. Grenze der maximalen akustische! 
Leistung. — Die maximale akustische Leistung soll der- 
art beschränkt sein, daß das Ohr gegen einfallende stark? 
Geräusche geschützt ist. Hier sind 2 Möglichkeiten zu ner 
nen: die Amplitudenbeschneidung und die Dynamikpressung 
Die letzte Art ergibt weniger Verzerrungen als die Spitzer- 
beschneidung. Während die Sprachverständlichkeit durt 
eine gut arbeitende Dynamikpressung praktisch nicht beeit: 
trächtigt wird, ist sie nur bis zu einer Spitzenbeschneiduns 
von 12 db noch nicht gestört. Auch hier ist es zweckmäßis 
einige Modelle zur Verfügung zu haben, deren Ausgansz 
leistungen je nach der Empfindlichkeit des Schwerhörige . 
abgestuft sind. Die Grenzen liegen bei 110... 117 db, 118- 
123 db, 124...129 db und mehr als 129 db. Der letzte Be 
reich kommt nur für sehr wenige Schwerhörige in Betrad‘ 


Eine akustische Rückkopplung darf in keinem Fall auftreies | 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


683 


$ art 
t 
S 
e) 
ETZI Frequenz — 
Bild 7. Ubertragungsmaß von Kristallmikrophonen. 


Davis und Hudgins [1, 2] sind der Ansicht, daß 
für Geräte, die diesen Empfehlungen entsprechen, eine indi- 
viduelle Anpassung nur noch für die richtige Begrenzung 
der maximalen Ausgangsleistung nötig ist. Daneben ist na- 
türlih für ein bequemes Tragen des Hörers und zur Ver- 
meidung akustischer Rückkopplung ein gut sitzendes Ohr- 
einsatzstück erforderlich. 

Eine Hörhilfe besteht aus einem Mikrophon zur Um- 
wandlung akustischer Energie in elektrische, einem Mehr- 
röhrenverstärker zur Steigerung der elektrischen Energie 
und einem Hörer zur Umwandlung elektrischer Energie in 
akustische. Die benutzten Mikrophone arbeiten in jedem 
Pall nach dem piezoelektrischen Prinzip. Bevorzugt wird als 
akustisher Wandler Seignettesalz wegen seiner Billigkeit, 
seines geringen Gewichtes und seines großen Piezoeffektes. 
Eine an drei Punkten gelagerte quadratische Doppelplatte 
trägt an der vierten Ecke eine dünne, profilierte Aluminium- 
membran (Bild 6), die die akustische Energie des Schallfeldes 
auf den Kristall überträgt und dort eine elektrishe Span- 
nung proportional dem Schalldruck erzeugt. Typische Fre- 
quenzgänge des Übertragungsmaßes solcher Mikrophone sind 
in Bild 7 dargestellt. 


f ee OZIZ EAST A 
y m ILILILILIL IISIEIE nn 


= RER 
m SISSSHGOHISGHDE AN A C] 


KK KT 


: N A .. =. C p amaa ee ee 

NY, EN: INE O y z: A% :: NE 

N N ZZ u Nu NIE ZEN N 
N Y N N N EN 
"ZE N js = 
ETZI a) 


Biid 8. Schematische Bauformen von elektromagnetischen Hörern. 


Die vom Mikrophon erzeugten elektrishen Spannungen 
werden durch den Verstärker vergrößert und einem Hö- 
rer zugeführt. Dieser ist entweder nach dem elektroma- 
gnetischen oder dem piezoelektrishen Prinzip aufgebaut. 
Der elektromagnetische Hörer — etwa 80% aller Hörhil- 
fen enthalten diesen Typ — entspricht in seinem prinzi- 
piellen Aufbau dem bekannten Posttelephon. Ein Dauer- 
magnet liefert einen magnetischen Gleichfluß. Diesem ist 
ein Wechselfluß überlagert, der seinen Ursprung in der auf 
dem Jochstück sitzenden Spule hat, die vom Ausgang 
des Verstärkers gespeist wird. Beide Flüsse verursa- 
hen eine Kıraftwirkung auf die dadurch schwingende 
Membran, die über einen Luftspalt vom Joch getrennt ist 
und auf einem Ring am Rand des Hörers liegt. Dieser Hal- 
tering trägt gleichzeitig das zu einer Baueinheit zusammen- 
gefaßte magnetische System. Die zwei üblichen Bauformen 
zeigt Bild 8. Während die Konstruktion 8a einen kleinen 
Stabmagneten enthält, ist der Aufbau 8b infolge des Ring- 


Druckkernmervolumen 2cm? 1mVA 


Schalldruck 
—— >» 


Scheinwiderstand 


Bild 9. Frequenzkurve des erzeugten Schalldruckes und des Scheinwider- 
standes eines elektromagnetischen Hörers. 


Frequenz — 


E 


BHA F 


Bild 10. Hörhilfeverstärker für magnetischen Hörer mit 2 Frequenzgängen. 


magneten rotationssymmetrisch. Bild 9 zeigt den typischen 
Frequenzgang eines häufig benutzten Hörers [7]. 

Der Kristallhörer ähnelt dem oben besprochenen Mi- 
krophontyp sowohl im Aufbau als auh im Frequenzver- 
lauf des UÜbertragungsmaßes, nur ist seine Membran we- 
sentlich kleiner als beim Mikrophon. Für diesen Wandler 
wird ausschließlich Seignettesalz wegen seiner hohen Pie- 
zokonstante verwendet. Die vom Verstärkerausgang her- 
rührende elektrische Energie regt auf Grund des inversen 
piezoelektrishen Effektes die Kristalldoppelplatte zu 
Schwingungen an, die auf die Membran übertragen wer- 
den und einen Schalldruk am Ohr des Schwerhörigen 
erzeugen. — Beide Hörertypen haben praktisch er 
äußere Bauformen. 


sschalldruck 
ub 


2.0"% 


Ausgang 
über 


š — 
Eingangsschalldruck 
b) über 2.10*ub 
Dynamikpressung in einer Hörhilfe: 
schalldruck und Klirrfaktor als Funktion des Eingangsschalldruces. 


Bild 11. a) Schaltuna, b) Ausgangs- 


Die gelegentlich benutzten Knochenhörer sind in die- 
ser Zusammenstellung nicht enthalten, da sie nur mand- 
mal bessere Ergebnisse als die anderen Hörertypen liefern 
[5]. Sie sind hauptsächlich in gewissen Fällen einer Mittel- 
ohr-Schwerhörigkeit anwendbar. 

Der Wirkungsgrad der akustishen Wandler und ihr 
Übertragungsmaß bedingen zusammen mit den als optimal 
festgestellten Erfordernissen die Bemessung des Verstär- 
kers. Allgemein werden zwei Pentoden zur Vorverstärkung 
und eine zur Leistungsverstärkung benutzt. Gelegentlich 
kommen auc für schwere Hörverluste zwei im Gegentakt 
arbeitende Endpentoden vor. Eine willkürlich ausgewählte 
Schaltung ist in Bild 10 herausgestellt. Es handelt sich hier- 
bei um den’Typ einer vom englischen Medical Research 
Council empfohlenen Hörhilfe für den Allgemeingebrauch 
[5]. Sie enthält die wesentlichen und in allen Schaltun- 
gen praktisch immer wiederkehrenden Gesichtspunkte. Be- 
merkenswert ist die wahlweise Herstellung zweier verschie- 


NL 
SEEN 


akust. Gesamtverstär 
— 


I NPT 


25 250 500 1000 2000 


Frequenz —» l 
Bild 12. Akustische Gesamtverstärkung einer handelsüblichen amerika- 


nischen Hörhilfe. 


684 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950 


Bild 13. Baueinheit einer gedruckten Schaltung. 
dener Frequenzgänge am Eingang des Verstärkers. Die in 
dieser Schaltung angewandte, von der Sekundärseite des 
Ausgangsübertragers ausgehende Gegenkopplung ist aber 
weniger typisch. Ublicher sind dafür Schaltungen, bei de- 
nen der Ursprung der Gegenkopplung im Kathodenwider- 
stand des Endrohres allein lieat. Als typisch für eine Dy- 
namikpressung ist die Schaltung Bild 11a, ihre Wirkungsweise 
in Bild 11b wiedergegeben. Die hierbei benützten Dioden 
enthalten einen Germaniumkristall. Die Mehrzahl der Ge- 
räte arbeitet aber mit einer einfachen Spitzenbeschneidung. 

Viele Hersteller halten sich bis jetzt noch wenig an 
die veröffentlichten Empfehlungen über den Frequenzgang 
der akustischen Gesamtverstärkung (vgl. Bild 12). Die ge- 
zeigten Frequenzgänge sind zwar praktisch frei von Re- 
sonanzstellen, aber der Abfall von 2 bis 4 kHz beträgt bei- 
nahe 10 db, obgleich ein horizontaler oder ansteigender 
Verlauf empfohlen wird. Der von tiefen Frequenzen anstei- 
gende Frequenzgang 2 gegenüber 1 erfüllt die Empfehlun- 
gen nur wenig. Nur bei Erzeugnissen einzelner Firmen 
erkennt man an den etwa jährlich erscheinenden neuen Mo- 
dellen das Bestreben zur Erfüllung der Empfehlungen. 

In der Praxis sind allen Geräten die Schaltelemente klein- 
ster Abmessungen, wie Röhren [8, 9], Batterien, Lautstärke- 
regler, Schalter, Widerstände und Kondensatoren gemein- 
sam. Bei dem großen Teil aller Geräte ist die typische Ein- 
zelverdrahtung zu finden. In letzter Zeit werden in steigen- 
dem Maße gedruckte Stromkreise benutzt, bei denen die 
Verstärkerelemente auf der Vorder- und Rückseite eines 
Keramikplättchens zusammen mit der Verdrahtung aufge- 
bracht sind. Die Kapazitäten (flache Rundsceiben) enthal- 
ten als Dielektrikum ein Barium-Strontiumtitanat mit einer 
DK von rd. 5000 [10]. Die Widerstände sind als flache Strei- 
fen auf der Grundplatte aufgetragen. In Bild 13 ist eine 
Ausführungsform gezeigt. Mit solchen Verstärkereinheiten 
lassen sich Kleinstmodelle von Hörhilfen bauen. So ange- 
nehm und wünschenswert sole Abmessungen sind, so ge- 
hen sie doch bei dem augenblicklihen Stand der Technik 
auf Kosten der Batterielebensdauer. Beschränkt man sich 
auf eine kurzzeitige Benutzung der Hörhilfe — also auf eine 
Theatervorführung, einen Vortrag, einen Kirchenbesud, all- 
gemein auf eine gesellschaftliche Veranstaltung —, so dürfte 
der erreichte Stand allgemein Anerkennung finden. Doch 
kommt der Schwerhörige, der sein Gerät über viele Stun- 
den ununterbrocen betreibt, kaum ohne zusätzliche Außen- 
batterie großer Kapazität aus. 


Fachberichte zur VDE-Jahresversammlung 1951: Anmeldung bis 15. Januar 1951 
(Vgl. ETZ 1950, H. 23, S. 665) 


kæ 
m a u 
T n e ar a 
EEE a a u 
T ae 
Bild 14. Tonfilmtheater mit im Boden verlegten Induktionsschleifen. 


Zum Schluß sei noch ein bemerkenswerter Zusatz an 
einer Hörhilfe erwähnt. Er enthält eine Empfangsspule {11} 
mit der es möglich ist, eine induzierte Wechselspannung 
dem Verstärker zuzuführen. Eine Anwendung ergibt sidt 
beim Telephonieren, wo der magnetische Streufluß, den 
durch die in der Zuleitung fließenden Sprechströme erzeug 
wird, genügt, um mit der Hörhilfe gute Verständlichkeit zu 
erreichen. Eine andere Möglichkeit besteht in der Aufnahme 
akustischer Darbietungen über besonders hergerichtete In- 
duktionsleitungen. In den USA gibt es bereits Tonfilmthea 
ter, die neben der vom Lautsprecher hinter der Leinwand 
kommenden normalen Schallwiedergabe im Fußboden meh- 
rere Induktionsschleifen verlegt haben [12]. Bild 14 zeigt die 
Einzelheiten. Es ist ohne weiteres verständlich, daß sich bei 
Benutzung einer solchen Übertragungsart eine wesentlich 
höhere Qualität erreichen läßt, da vor allem die störenden 
Nebengeräushe — Lachen, Husten, Papierknistern u. dgl. —i 
die eine normale Hörhilfe über das Mikrophon mit aufnimm 
hier vollständig wegfallen. Außerdem ergibt sich der Vor- 
teil, daß die Schwerhörigen nicht an einen festen Platz ges 
bunden sind. 

Zusammenfassung 

Die Ergebnisse einer Reihe von Forschungsstellen zei 
gen, daß es einheitlich für alle untersuchten Schwerhörigem 
typische Frequenzgänge der akustischen Verstärkung eine 
Hörhilfe gibt, die bei jedem individuellen Hörverlust die 
Sprache befriedigend verständlih machen. Notwendig ist 
nur eine richtige Begrenzung der maximalen Ausgangslei 
stung. 

Eine moderne Hörhilfe enthält ein Kristallmikrophos 
einen 3stufigen Röhrenverstärker und den elektromagnet# 
schen oder piezoelektrischen Hörer. Die Ubertragungseigen 
schaften der akustischen Wandler bestimmen die Bemessung 
des Verstärkerteiles. 

An Hand von Meßdaten werden einige charakteristisc 
Merkmale solcher Hörhilfen besprochen. 

Schrifttum 


[1] H. Davis usw.: Hearing Aids. Havard University Press, 
Mass., 1947. 
[2] H. Davis, C. V. Hudgins usw.: Laryngoscope 56 (1946) S 3 
135 


u. ; 

[3] N. A. Watson u. V.O. Knudsen: J. acoust. Soc. Amer. § 
(1940) S. 406. 

[4] L. J. Sivian u. S. D. White: 
S. 288 


[5] Hearing Aids and Audiometers. London 1947. Medical Research Co 
cil Special Report Series Nr. 261. 

[6] F. F. Romanow: J. acoust. Soc. Amer. 13 (1942) S. 294. 

[7] W. Güttner: Z. angew. Phys. 2 (1950) S. 76. 

[8] Radio-Mentor 16 (1950) S. 192. 

19} Funkschau 22 (1950) S. 185. 

[10] H. Sachse: Z. angew. Pbys. 1 (1949) S. 473. 

{11] US Patent 2 252 641. 

[12] Better Theaters 1949, S3. 62. 


J. acoust. Soc. Amer. 4 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 685 


Ausgleichsspannungen auf einer 700 km langen 380 kV-Drehstromübertragung 
bei Lastabwurf 


Von Heinrich Dorsch, Erlangen DK 621.316.1 


Übersicht. Die Ausgleichsvorgänge, die bei Lastabwurf auf einer 
700 km langen 380 kV-Drehstromübertragung auftreten, werden experi- 
mentell mit Hilfe eines Modellnetzes untersucht, um Unterlagen für die 
Isolationsbemessung der Anlage zu erhalten. Im ersten Abschnitt werden 
dıe Spannungsverhältnisse untersucht für den Fall, daß in den Zwischen- 
stationen die Transformatoren im Leerlauf betrieben werden. Der Einfluß 
der Kupplung der Zwischenstation mit Kraftwerken auf die Spannungs- 
haltung wird im zweiten Abschnitt untersucht. 


1. Aufgabenstellung 


Die Isolation elektrischer Anlagen wird von den elek- 
trishen Beanspruchungen im Betriebe maßgebend beein- 
flust. Neben der Spannung im Dauerbetrieb sind die Span- 
nungserhöhungen mit Betriebsfrequenz sowie die vorüber- 
gehenden mittelfrequenten Ausgleichsspannungen zu be- 
rücksichtigen, die bei Schalthandlungen oder Fehlern auftre- 
ten. Das Isoliervermögen der einzelnen Anlageteile muß so 
hoh sein, daß diese Ausgleichsspannungen noch keine 
Uber- oder Durchschläge hervorrufen. Bei den Isolatoren 
muß diese Forderung auch bei feuchtem und verschmutztem 
Zustand erfüllt sein. 

Im folgenden werden die Ausgleichsvorgänge unter- 
sucht, die bei Lastabwurf auf einer 700 km langen 380 kV- 
Drehstromübertragung auftreten. Von besonderem Interesse 
war der Einfluß der Zwischenstationen auf die Höhe und 
den Verlauf der Ausgleichsspannungen innerhalb der ersten 
Zehntelsekunden nach dem Abschalten und vor dem Eingrei- 
fen der Spannungstregelung. Während dieser Zeit sind die 
Drosselspulen, die den Ladestrom der leerlaufenden Lei- 
tung kompensieren müssen, noch nicht zugeschaltet und die 
Spannung wird daher in dieser Zwischenzeit über ihren nor- 
malen Wert ansteigen. 

Die Untersuchungen wurden mit Hilfe eines Modell- 
netzes durchgeführt. Die Schwingungseigenschaften dieses 
Modellnetzes wurden denen des wirklihen Netzes mög- 
lihst angeglichen. Besonders gilt dies für die Magnetisie- 
rungskennlinie der Transformatoren. Nicht berücksichtigt 
wurden die Koronaverluste. Da die Dämpfungen im Modell- 
netz infolge der relativ höheren Verluste größer sind als bei 
der Originalübertragung, dürfte diese Vernaclässigung zu 
keinen erheblichen Abweichungen führen. 


2. Zwischenstation mit leerlaufenden Transformatoren 


a) Netzschaltung und Kenngrößen. — Der 
.erste Teil der Untersuchung betrifft die in Bild 1 gezeich- 
nete Schaltung der 380 kV-Übertragung. Die Leistung der 
einspeisenden Kraftwerke soll über eine Strecke von 700 km 
übertragen werden. Die Zwischenstationen sollen bei dieser 
Untersuchung selbst keine Wirkleistung abgeben, sondern 
lediglich mit Rücksicht auf die Spannungshaltung eingeschal- 
tet sein. Die Leitung soll als Bündelleitung mit einem 4er 
Bündel 4X21X400 mm ausgeführt sein. 

Für die Spannungserhöhung bei Lastabwurf ist die Ma- 
gnetisierungsleistung der Transformatoren in den Zwischen- 
stationen von entscheidendem Einfluß. In Bild 2 ist diese 
Blindleistung in Abhängigkeit von der Spannung am Trans- 
formator aufgetragen. 

Die Summen-Nennleistung der einspeisenden Kraftwer- 
ke wurde mit 600 MVA angenommen und für die wirksame 
Reaktanz der Generatoren mit einem Wert von 18% gerech- 
net. Da im vorliegenden Falle die Ausgleichsspannungen 


600MVA 300 um 300 km O0 4EOMW 
i 380 kV 
BA N% 17% JOOMVA 300 MVA 


M,=200MVA Ny=200 MVA 


Netzschaltung I: Zwischenstationen mit leerlaufenden 
Transformatoren. 


Bild 1. 


innerhalb der ersten Zehntelsekunden bestimmt werden sol- 
len, wurde hierfür die Gesamtstreureaktanz (Transient-Reak- 
tanz) zugrunde gelegt. 


b) StationäreSpannungvorundnachdem 
Lastabwurf. — Die Ausgleichsvorgänge der Übertra- 
gung sind von den stationären Spannungen und Strömen 
auf der Leitung vor und nach dem Lastabwurf abhängig. 
Wir ermitteln daher zunächst die Spannungen im stationären 
Zustand. Bei Belastung können die Magnetisierungsströme 
der Transformatoren vernachlässigt werden und die Span- 
nungs- und Stromverteilung an Hand der Leitungsgleichun- 
gen berechnet werden. 


Wird eine Wirkleistung von 90% der natürlichen Lei- 
stung abgenommen, dann liegt bei einer UÜbertragungsent- 
fernung von 700 km die Spannung am Anfang bei Schön- 
wetter 3% höher als die Spannung am Ende. Die treibende 
Spannung (EMK) in den Generatoren ist nur geringfügig 
größer. Bei einer Gesamtreaktanz der Transformatoren und 
Generatoren von £, = 42% und einem relativen Wirkwider- 
stand von £, = 2% erhält man aus dem Spannungsdiagramm 
den Wert von E = 400 kV. Bei der Untersuchung wurde an- 
genommen, daß diese treibende Spannung E während der 
ersten Zehntelsekunde nach dem Abschalten der Größe nach 
konstant bleibt. 

1000 
MVA 
500 


Die Spannungs- 
und Stromverteilung 
nah dem Abschal- 
ten läßt sich unter der 
Voraussetzung kon- 


a stanter treibender 
100 Spannung in der Wei- 
No se berechnen, daß man 

50 ausgehend von einer 
bestimmten Endspan- 

20 nung die Rechnung 
mehrere Male wieder- 

10 holt, bis man die vor- 

gegebene treibende 

5 Spannung E erhält. Die 
Blindstromaufnahme 

2 der Transformatoren 


in den Zwischenstati- 
onen wird dabei der 


300 00 500 600 7O00KV800 Kurve in Bild 2 ent- 
eu nommen. 
Bild 2.° Magnetisierungsleistung des Die Ergebnisse 


300 MVA-Drehstromsatzes für 380 kV mit 


geerdetem Sternpunkt, dieser Rechnung sind 


in Bild 3 und 4 für 
zwei Zwischenstationen mit Transformatoren mit einer 
Nennleistung von je 300 MVA aufgetragen. Die Spannung 
am offenen Ende der Leitung steigt auf den 1,55fachen Wert 
der Nennspannung, also auf fast 600 kV. Die Spannungs- 
erhöhung am Anfang der Leitung beträgt 30% und die 
Spannung an der ersten Zwischenstation 560 kV. Obwohl 
die Magnetisierungs-Blindleistung der beiden Zwischensta- 
tionen auf über 300 MVA ansteigt, wird hierdurch nur ein 
Teil der kapazitiven Ladeleistung der Leitung kompensiert. 


c) Modellversuche zum Ermitteln der 
Ausgleichsspannungen. — Die elektrischen Kenn- 
größen des Modellnetzes wurden so festgelegt, daß die 
Blindstromverhältnisse denen des wirklichen Netzes ent- 
sprechen. Hierzu wurde auch die Leerlaufkennlinie der Mo- 
delltransformatoren den Werten der Originaltransformatoren 
angeglichen. 

Die Oszillogramme in Bild 5 zeigen den Verlauf der 
Ausgleichspannung bei Lastabwurf. Der Ausgleichvorgang 
besitzt neben mittelfrequenten Komponenten noch eine 


686 Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 195% 


Lastabwurf Zuschalten der Kompensation 
20 m beiden Zwischenstationen 
Strom am 
Leit.-ende 
5 15 ’ 
Š 
Spg. am 
t0 En Leit.-ende 
(700 kmi 
a5 Strom am 
Generator0O 100 200 300 400 500 600 700km Leit.-anien; 
ETZ) (0 km) 


Bild 3. Spannungserhöhungen auf einer 700 km langen 
Drehstromübertragung bei Lastabwurf; Zwischenstationen 
mit leerlaufenden Transformatoren. a Höchstwerte d. Aus- 
gleichsspg. nach Lastabwurf; b stationäre Spannungserhö- 
bung; c Spg. vor Lastabwurf, 90% d. natürl. Leistung. 


sehr langsame Ausgleichsschwingung mit einer Fre- 
quenz, die nur ein Bruchteil der Betriebsfrequenz ist und die 
zur Folge hat, daß die Spannung auch nach mehreren Halb- 
wellen noch verhältnismäßig hohe Werte annehmen kann. 
Die Höchstwerte der gemessenen Ausgleichsspannungen sind 
für verschiedene Netzpunkte in Bild 3 eingetragen. Am Ende 
der Leitung kann kurzzeitig eine Spannung auftreten, die fast 
das 2,lfache der Nennspannung erreicht. In der ersten Zwi- 
schenstation bei 300 km beträgt die höchste Spannung das 
1,8fache. 


Bild 4. Verteilung des Blindstromes längs einer 700 km langen Dreh- 
stromübertragung nach Lastabwurf vor Eingreifen der Regler. 


Die Dauer dieser Überspannungen ist wesentlich länger 
als die von atmosphärischen UÜberspannungen, die in der 
Größenordnung von 20..100us liegen. Die Oszillogramme 
zeigen, daß man mindestens mit einer Zeitdauer von einigen 
Halbwellen der Betriebsfrequenz rechnen muß, die Bean- 
spruchungsdauer liegt also um den Faktor 1000 höher als bei 
Gewitterüberspannungen. 

Die Spannungsverhältnisse, die sich ergeben, wenn nach 
0,3 s die Kompensation in den Zwischenstationen zugeschal- 
tet wird, zeigen die Oszillogramme in Bild 6. Wenn gleich- 


Strom am 
Leit.-ende a) 


Spg. am 
Leit.-ende 
4700 km) 


Spg. am 
Leit.-anfang 
(0 km) 


Strom am 
Leit.-ende 


Spg. i. d. 
2. Zw.-Stat. 
(600 km) 


Spg.i.d. 
1. Zw.-Stat. 
(300 km) 


EIZE 


Bild 5. Ausgleichsspannungen bei Lastabwurf mit 2 Zwischenstationen 
(Modellversud). 


Bild 6. Ausgleichsvorgänge bei Lastabwurf und beim Zuscalten der Kom- 
pensation für eine 700 km lange Übertragung mit zwei Zwischenstationen 


(Modellversuch). 


zeitig in beiden Zwischenstationen Drosseln mit je 200 MVA 
Kompensationsleistung zugeschaltet werden, dann ist die 
stationäre Spannungserhöhung am Ende der Leitung nur nod. 
15%. Durch diese Kompensationsleistung vermindert sic: 
auch der Ladestrom, den das einspeisende Kraftwerk noc 
zu liefern hat, wie der Verlauf des Stromes im Oszillogramn 
in Bild 6 anschaulich zeigt. 


3. Zwischenstation mit angeschlossenem Netz und 
Kraftwerken 

a)NetzschaltungundKenngrößen. — Wi- 
rend wir bisher angenommen hatten, daß in den Zwischen- 
stationen lediglih die Magnetisierungs-Blindleistung de: 
Transformatoren die Spannungserhöhung begrenze, solien 
jetzt die Verhältnisse untersucht werden, die sich ergeben. 
wenn in den Zwischenstationen Netze mit Kraftwerken ar- 
geschlossen sind. Um die Werte zu erhalten, die bei extre- 
men Verhältnissen unter Umständen vorliegen können, wur- 
de angenommen, daß auf der gesamten Übertragungsstrede 
nur eine Zwischenstation in Betrieb ist und diese bei Last- 
abwurf am Ende der Leitung zugeschaltet bleibt. Bei meb- 
reren Zwischenstationen sind die Verhältnisse entsprechen 
günstiger. 

Die untersuchten Netzschaltungen sind in Bild 7 gezeic- 
net. Die in der Zwischenstation angeschlossenen Kraftwerke 
wurden zu einem Ersatzgenerator zusammengefaßt. Die Kurz- 
schluBleistung dieses Ersatzgenerators, bezogen auf 380 kV. 
wurde mit N, = 1500 MVA angenommen. Bei der Scal- 
tung 7a liegt die Zwischenstation bei 300 km und bei de: 
Schaltung 7b bei 600 km. Die Kenngrößen der Leitung sim 
dieselben wie bei der Netzschaltung I. Die treibende Span- 
nung des an die Zwischenstation angeschlossenen Generato:: 
wurde so eingeregelt, daß in der Zwischenstation vor den 
Lastabwurf weder Wirk- noch Blindleistung entnommen 
wurde. Die sich hieraus ergebende treibende Spannung fü! 
die Zwischenstation wurde nach dem Lastabwurf nicht ge 
ändert, da sie während der ersten Zehntelsekunde aud ır 
Betrieb zunächst annähernd konstant bleibt. — Die Unter- 
suchungen wurden wie im Abschnitt 2 ebenfalls an eirer 
Modellnetz durchgeführt. 

b) Zwischenstationbei300 km. — Die Oszür 
gramme des Ausgleichsvorganges bei Lastabwurf am En: 
der Leitung und zugeschalteter Zwischenstation nach Sa- 
tung 7a zeigen die Bilder 8a und 9a. Aufgenommen ist die 
300km 30km  VOkm 4650MW 


600MVA 


380k V 


B% 1% 13% 


a) Zwischenstation bei 300 km 


600MVA 300 km 30km DOum LEODMW 
kV 
B% N% 153%o 
bd) Zwischenstotion bei 600 km oe 


Bild 7. Il: Zwischenstation mit angeschlossenen Ne’ 


und Kraftwerken. 


Netzscaltung 


nnd 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


687 


ETZOST 


Bild 8 Ausgleichsspannungen bei Lastabwurf, Zwischenstation mit ange- 

shlossenem Netz und Kraftwerken (Modellversuch), a) bei 300 km, b) bei 

600 km. 1 Strom am Leitungsende, 2 u. 3 Spannung am Leitungsende und 
-anfang. 


Spannung am Ende und Anfang der Leitung sowie die Span- 
nung an der Zwischenstation. Das untere Oszillogramm in 
Bild 9a zeigt noch die Stromaufnahme der Zwischenstation 
bei diesem Vorgang. Die Messungen wurden in Bild 10 aus- 
gewertet. Am Ende der Leitung tritt eine höchste Spannung 
vom 1,9fachen der Nennspannung auf. Nach etwa 0,1 s klingt 
diese Spannung erst auf den 1,43fachen Wert ab. 

c) Zwischenstation bei 600 km. — Die Netz- 
schaltung IIb nach Bild 7b, bei der eine Zwischenstation bei 
600 km eingeschaltet ist, wurde in gleicher Weise unter- 
suht. Die Kurzschlußleistung des Ersatzgenerators wurde 
ebenfalls zu 1500 MVA angenommen. Die OÖszillogramme 
des Ausgleichsvorganges zeigen die Bilder 8b und 9b. Die 
Spannungserhöhungen sind jetzt kleiner als im vorherge- 
henden Fall. Die betriebsfrequente Spannung übersteigt an 
keinem Punkt der Leitung den 1,2fachen Nennwert, wie aus 
Bild 11 hervorgeht. Der Höchstwert der Spannung kann aber 
auh hier noch das 1,45fache des Scheitelwertes der Nenn- 
spannung erreichen. 


4. Ergebnis der Untersuchung 

Der Betrieb der Übertragung mit zwei Zwischenstatio- 
nen, in denen die Transformatoren nur leer mitlaufen, reicht 
nicht aus, um die Spannungserhöhung so zu begrenzen, daß 
die übliche Isolationsbemessung als ausreichend angesehen 
werden kann. Bei dieser Schaltung liegt die betriebsfre- 
quente Spannung nach etwa 0,1 s über der 1,5fachen Nenn- 
spannung. Neben der Spannungserhöhung mit Betriebs- 
frequenz treten noch zusätzlich Ausgleichsspannungen auf, 
die verhältnismäßig langsam abklingen. Als roher Anhalts- 
wert kann für diese Ausgleichsspannungen mit einer Bean- 
spruchungsdauer von etwa 10..100 ms gerechnet werden. 
Für derartige Zeiten sowie für die genannten Spannungser- 
höhungen muß das Isoliervermögen der Anlageteile bestimmt 
werden, wenn damit gerechnet werden muß, daß diese Netz- 
schaltung betrieblich vorkommen kann. 

Besonders zu beachten ist, daß die Isolatoren, deren 
Oberfläche klimatischen Einwirkungen ausgesetzt ist, den ge- 
nannten Spannungserhöhungen auch im verschmutzten Zu- 
stand standhalten müssen. Die bemerkenswerten Untersu- 
chungen von W. Wanger und W. Huber [2] zeigen, daß 
bei einer Beanspruchungsdauer im Bereich 10... 100 ms nicht 
das Isoliervermögen für Stoßwellen, sondern annähernd bei 
Betriebsfrequenz maßgebend ist. Die UÜberschlagsspannung 
von Isolatoren ist für die genannte Beanspruchungsdauer im 
feuchten und verschmutzten Zustand in manchen Fällen etwa 
40 ...50%o, bezogen auf die Überschlagsspannung des saube- 


a) b). 


I Strom am Leitungsende 2 Spg. in d. Zwischenstation 3 Strom in d. 
Zwischenstation. 
Bild 9. Ausgleichsvorgänge bei Lastabwurf, Zwischenstation mit ange- 
schllossenem Netz und Kraftwerken (Modellversuch), a) bei 300 km. 
b) bei 600 km. 


TTT 0 100 200 300 400 500 600 700km 


"RpALH 


a Höchstwerte d. Ausgql.-spg. nach Lastabwurf 
b betriebsfrequente Spgs.-erhöhung n. Lastabwurf vor Eingr. d. Regler 
c Spg. vor Lastabwurf 
Bild 10. Spannungserhöhungen bei Lastabwurf, Zwischenstation mit an- 
geschlossenen Kraftwerken bei 300 km (Netzschaltung Bild 7a). 


ren und trockenen Isolators. Das erforderliche Isoliervermö- 
gen müßte dann nach der Beziehung bestimmt werden: 
Höchste Spannung gegen Erde 


Absinkfaktor, bezogen auf Trocken- 
wert und 50 Hz 


Rechnet man bei einer Netzscaltung I auf Grund der 
in Bild 3 angegebenen Werte angenähert mit einer höchsten 
Spannung vom 2fachen Nennwert, dann erhält man z. B. bei 
einem Absinkfaktor von 0,5 eine erforderliche Stehspannung 
von 


und trockenen Zustand 


__fStehspannung im sauberen 
gegen Erde bei 50 Hz 


2,0 - 380/3 
0,5 

Dieser Wert, der noch keinerlei Sicherheitszuschlag enthält, 
ist schon so hoch, daß eine Isolationsbemessung nach. ihm 
einen erhöhten Aufwand bedeuten würde, denn es ist noch 
zu berücksichtigen, daß unter Umständen bei Lastabwurf 
gleichzeitig noch ein Erdkurzschluß auftritt, durch den die 
Spannung gegen Erde noch höhere Werte annehmen kann, 
die in der Größenordnung vom 1,2-... 1,3fachen der jewei- 
ligen Sternspannung liegen. l 

Bei der Netzschaltung II, bei der in der Zwischenstation 
Netze und Kraftwerke angeschlossen sind, liegen die Ver- 
hältnisse günstiger, sofern die Summenleistung dieser Kraft- 
werke einige 100 MVA beträgt. Die Uberspannungen liegen 
bei einer Zwischenstation, deren Kurzschlußleistung 1500 
MVA beträgt, je nach der Lage der Station zwischen dem 
1,4- und 1,8fachen der Nennspannung. Die zugehörigen be- 
triebsfrequenten Spannungen betragen das 1,2... 1,4fache 
des Nennwertes von 380 kV. Nur wenn durch betriebliche 
Maßnahmen die Gewähr gegeben ist, daß die Zwischensta- 
tionen die Spannungserhöhung wirksam begrenzen, können 
der Isolation die letztgenannten Werte zugrunde gelegt 
werden. 


= 880 kV (Effektivwert). 


Zusammenfassung 

Die Untersuchung der Ausgleichsvorgänge, die bei Last- 
abwurf auf einer 700 km langen Drehstromübertragung auf- 
treten, zeigt, daß die betriebsfrequentenSpannungserhöhungen 
und die mittelfrequenten Ausgleichsspannungen wesentlich 
von der Netzschaltung abhängen. Wenn die Übertragung 
z. B. mit einer Zwischenstation betrieben wird, die über ein 
Netz mit leistungsfähigen Kraftwerken gekuppelt ist und ge- 
kuppelt bleibt, erhöht sich, die betriebsfrequente Spannung 
je nach der Lage der Zwischenstation auf das 1,2- ... 1,4fache 
der Nennspannung. Die Dauer der Überspannungen ist ver- 
hältnismäßig lang im Vergleih zu den atmosphärischen 
Überspannurtgen. Bei der Isolationsbemessung der Anlage 
sind die zu erwartenden Spannungserhöhungen entspre- 
chend zu berücksichtigen. 


100 200 300 400 500 600 700km 


5 
Generator 0 


a,b, c wie in Bild 10. 
Bild 11. Spannungserhöhungen bei Lastabwurf, Zwischenstation mit an- 
geschlossenen Kraftwerken bei 600 km (Netzschaltung Bild 7b). 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950 


Schrifttum 


1} W. Estorff: Die Bemessung der Isolation elektrisher Hochspan- 
nungsanlagen. ETZ 60 (1939) H. 28 u. 29. 

(2) W. Wanger u. W. Huber: Übersclagsspannung von Isolatoren 
und Funkenstrecken im Gebiet zwischen Stoßspannungsprüfung und be- 
triebsfrequenter Spannungsprüfung. Brown-Boveri-Mitt. 27 (1940) 
S. 231. 

[3] W. Estorff: Neue Wege in der Auswahl der Isolation auf Grund 
der Beanspruchung im Betrieb. ETZ 62 (1941) H. 16 u. 17. 

[4 J. Herlitz: Problèmes relatifs au fonctionnement de réseaux de 


transport d'énergie à haute tension à grande distance. 
406/1948. 

(5 L. Belaschi: Koordination und Schutz der Anlagenisolation (Be- 
richt über den gegenwärtigen Stand des Problemes). Cigre-Be:it: 
407/1948. 

6 W.Borquistu. A. Vrethem: Le réseau à 380 kV de le Suède 
Cigre-Bericht 412/1948. 

17] Ph. Sporn u. A. C. Monteith: Le transport de l'énergie 
électrique à très haute tension. Cigre-Bericht 413/1948. 

(8) J. Biermanns: Energieübertragung auf große 
Braun, Karlsruhe 1949. 


Cigré-Bericht 


Entfernungen 


380 kV-Drehstromübertragung 


Zur Aussprache über die Vorträge Biermanns und v. Mangoldt auf der VDE-Jahresversammlung in Köln 


Die in H. 17 der ETZ ds Js. auf S. 470 abgedruckte Aussprache zu 
den Fesivortiägen der Jahresversammlung ist durch die nachstehenden 
beiden Beitiäge zu ergänzen, die ebenfalls wahrend der Aussprache 
vorgetragen worden waren. 

Die Schriftleitung 


W. Grunert, Marl (Kr. Recklinghausen): Die unablässiqe 
Arbeit an der Vervollkommnung unserer Erkenntnisse, sei 
es durch planmäßige Forschung, sei es durch Auswertung 
praktischer Erfahrungen, kann unserer Einstellung zu einem 
technischen Problem, die wir heute noch für unbedingt rich- 
tig halten, morgen bereits einen merklichen Stoß versetzen. 
Daß diese Erfahrungstatsache auch für das Erdschlußproblem 
bei Höchstspannungsübertragungen beachtet werden muß, 
einem Gebiet, auf dem bisher nur wenig praktische Erfah- 
rungen vorliegen, braucht wohl nicht besonders betont zu 
werden. Erlauben Sie mir jedoch bitte, diese Einsicht da- 
mit zu unterstreichen, daß ich Ihnen ganz kurz über einige 
neue Gedanken zum Erdschlußproblem und die hierdurch 


angeregten Versuche berichte, die sich für eine kleine Grup-. 


pe von Ingenieuren anläßlich der Behebung von Schwierig- 
keiten bei der Erdschlußlöschung in einem größeren Indu- 
strienetz ergeben haben. | 


Wie vorhin bereits von den Herren Dr. von Man- 
goldt und Dr. Roser vorgetragen, wird als ein wesentli- 
ches Argument gegen die induktive Nullpunkterdung in 
Höchstspannungsübertragungen angeführt, daß bei großen 
Netzlängen der Erdschlußreststrom richt mehr mit Sicherheit 
gelöscht wird, insbesondere dann, wenn bei Regen oder Ne- 
bel die von der Erdschlußspule nicht kompensierbaren Koro- 
narestströme stark anwachsen. Es sind zwar Verfahren be- 
kannt geworden, nach denen die Fehlerstelle auch vom Rest- 
strom ganz oder teilweise entlastet werden kann. Ihre An- 
wendung dürfte jedoch im vorliegenden Fall an dem erheb- 
lichen apparativen Aufwand und den damit verbundenen 
zusätzlichen Kosten scheitern. 


Es liegt nahe, die Fehlerstelle dadurch zu entlasten, daß 
man im Erdschlußfall die kranke Phase über einen Erdungs- 
schalter zusätzlih an Erde legt. Mit dieser Maßnahme 
würde man aber in vielen Fällen das Gegenteil der beab- 


! 


Bild 1. Entlastung der Fehlerstelle. 


DK 621.311.1.027.84 


sichtigten Wirkung er- 


fug zielen. Wie das in B:.d 
AVAVAVA AVAVA TATATATA A la wiedergegebene Er- 


Um satzschaltbild einer Hodh- 
spannungsübertragung 
mit Erdschlußkompensa- 


tion erkennen läßt, wird 
bei einer zusätzlichen Er- 
Ize dung der kranken Pha- 
se am Ende der Übertra- 
gungsleitung der Erd- 
schlußreststrom zwar nur 
noch zum Teil über cie 
Erdschlußstelle und zum 


anderen Teil über die ne- 
schaltete Erdung fließen 

Bild 2. Oszillogramm bei einfacher (gestrihelter Stromver- 
usatzerdung. lauf). Darüber hinaus 


muß jedoch beachtet werden, daß der Laststrom in der kran- 
ken Phase sich nunmehr auf die Parallelschaltung der Lei- 
tung mit der Erde verteilt (ausgezogener Stromverlauf), so 
daß der über Erde fließende Teil des Laststromes über die 
Erdschlußstelle geht. An Stelle einer Entlastung kann also 
eine zusätzlihe Belastung der Fehlerstelle durch eine 
Komponente des Laststromes eintreten. 

Diese Überlegungen wurden in einem Versuch im Netz 
praktisch nachgewiesen. Das dazu gehörige Oszillogramm 
ist in Bild 2 wiedergegeben. Über die Leitung der kranken 
Phase fließt beim Zuschalten der zusätzlichen Erdung nu: 
noch ein Teil des Laststromes (ILtg). Der andere Teil geh! 
über die Erde, durchfließt somit die zusätzliche Erdung (I! z:) 
und die Fehlerstelle, so daß der Strom über die Fehlerstelie 
[Er wesentlich größer wird. Uph ist die Spannung einer ge- 
sunden Phase gegen Erde. Die Verhältnisse ändern sich jedod 
grundlegend, wenn die zusätzlihe Erdung der kranken 
Phase an mehreren, weit voneinander entfernten Stellen. 
zweckmäßig in verschiedenen Umspannstationen oder Stütr- 
punkten vorgenommen wird. In Bild 1b ist das Ersatz- 
schaltbild einer Hochspannungsübertragung mit ErdsciuS- 
kompensation wiedergegeben, wobei diesmal die kranke 
Phase am Anfang und Ende der UÜbertragungsleitung zus&'- 
lich geerdet ist. Der Erdschlußreststrom verteilt sich jetzt əx: 
die drei Übergangsstellen der kranken Leitung zur Erde. De: 
Laststrom in der kranken Phase verteilt sich wieder auf cd: 
Parallelschaltung der Leitung mit der Erde, nur mit den 
Unterschied, daß die über Erde fließende Komponente des 
Laststromes jetzt über die geschalteten Erdungen am Anfanc 
der Leitung in die Erde hinein und am Ende der Leitunc 
aus der Erde wieder ins Netz zurückfließt. Grundsätzi:t 
entfällt jedoch auch ein Anteil der über die Erde fließencer 
Komponente des Belastungsstromes auf die Erdschlußste::e. 
Liegt die Erdschlußstelle am Anfang oder Ende der Übertra- 
gungsleitung, dann zieht der benachbarte Erdungsschalte: 
mit seinem wesentlich kleineren Übergangswiderstand der 
Strom der Fehlerstelle auf sih ab. Liegt die Erdsciv5- 
stelle mehr nach der Mitte der Leitung zu, dann ist derer 
Stromanteil aus dem Belastungsstrom deshalb vernachläss:g- 
bar klein, weil durch die von den beiden Erdungsschalter 
hergestellte Parallelschaltung der Leitung mit der Erde ə? 
der Erdschlußstelle praktisch keine vom Belastungsstror 
herrührende Spannungsdifferenz zwischen Leitung und Er:e 
besteht. Es läßt sich nachweisen, daß dann bei einem Lid!- 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


689 


Bild 3. 


Kompensation des Reststromes. 


bogenerdschluß der Lichtbogen in jedem Falle sicher erlöschen 
wird. Es genügt vollkommen, diese sog. Erdschlußfortschal- 
tung nur Brudhteile einer Sekunde bestehen zu lassen, da 
auh nach dem Wiederöffnen der Erdungsschalter die Erd- 
spannung der kranken Phase in bekannter Weise nur lang- 
sam wiederkehrt. 

Es gibt aber noch einen anderen Weg, um die Fehlerstelle 
mit einem Minimum an Aufwand vom Erdschlußreststrom zu 
befreien. In Bild 3a ist außer dem Hauptkraftwerk KW 1 
eine zweite Energieerzeugungsstelle KW 2 berücksichtigt, 
die sich in üblicher Weise an der Stromlieferung beteiligt 
und im folgenden: als Kompensationsgenerator bezeichnet 
wird. Es sei zunächst einmal vorausgesetzt, daß der kapa- 
zitive Erdschlußstrom des Netzes vom induktiven Strom der 
Erdshlußspule kompensiert wird (strichpunktierter Strom- 
verlauf), so daß über die Fehlerstelle nur noch der ohmsche 


Erdschlußreststrom (ge- Ing 

strihelt) fließt. Weiter- NN NN en 

hin sei einmal angenom- Ta: 

men, daß der vom Kom- K 
pensationsgenerator 

ins Netz gelieferte Strom 

in der kranken Phase 

nach Größe und Phasen- 

lage mit dem Erdschluß- 

reststrom übereinstimmt, 


der Strom also mit cos Iexg 

¢ = 1 ins Netz geliefert j N N, N, NH 
wird. Wenn jetzt die IER 

kranke Phase an der Ein- 
speisung des Kompensa- Pild 4 
tionsgenerators geerdet 

und unmittelbar danach die Speiseleitung des Kom- 
pensationsgenerators in der kranken Phase nach dem 
Netz zu unterbrochen wird, wie es in Bild 3b dargestellt ist, 
dann muß der Laststrom des Kompensationsgenerators in 
der kranken Phase über den Erdungsschalter in die Erde und 
von Erde über die Fehlerstelle ins Netz fließen (ausgezogener 
Stromverlauf). Da dieser Strom voraussetzungsgemäß nach 
Phasenlage und Größe mit dem Erdschlußreststrom überein- 
stimmt, heben sich beide Ströme in der Fehlerstelle auf. Der 
Erdschlußreststrom wird also mit dieser Schaltung in der Feh- 
lerstelle voll kompensiert. Der Strom wird jetzt so verteilt, 
daß der Laststrom des Kompensationsgenerators die Netzver- 
luste gegen Erde und die Verluste der Erdschlußspule deckt, 


Oszillogramm bei Kompen- 
sation des Reststromes. 


während der Stromanteil, der vorher von der kranken Phasein 


die Erdschlußstelle als Erdschlußreststrom gegangen ist, nun- 
mehr an Stelle des Laststromes des Kompensationsgenerators 
über die kranke Leitung zum Verbraucher fließt. Ist das Netz 
überkompensiert, also im Erdschlußstrom noch eine induktive 
Komponente enthalten, dann wird der Kompensationsgene- 
rator mit einem dementsprechenden zusätzlichen Blindstrom- 
anteil auf das Netz gefahren. Selbst wenn der vom Kompen- 
sationsgenerator ins Netz gespeiste Strom mit dem zu erwar- 
tenden Erdschlußreststrom nach Größe und Phasenlage nicht 
genau übereinstimmt, wird die Fehlerstelle stets weitgehend 
entlastet bis auf die vektorielle Differenz aus Erdschluß- 
reststrom und Laststrom des Kompensationsgenerators. Diese 
Überlegungen wurden wieder in Versuchen in einem Hoch- 
spannungsnetz praktisch bestätigt. Das wichtigste Oszillo- 


. 


gramm aus diesen Versuchen zeigt Bild 4. I TKG ist der Strom 
des Kompensationsgenerators in einer gesunden Phase, IxxG 
der Stromanteil des Kompensationsgenerators in der kranken 
Phase, der über die Einspeisung direkt ins Netz fließt, I EKG 
der entsprechende Stromanteil, der über den Erdungsschalter 
in die Erde fließt, und Ier der resultierende Strom über die 
Erdschlußstelle. Nach der Umschaltung in der kranken Pha- 
se, die hier etwa 4 Perioden gedauert hat, fließt der Last- 
strom des-Kompensationsgenerators über Erde in die Fehler- 
stelle und kompensiert damit den Erdschlußreststrom bis auf 
die Oberwellenströme, die weiter über die Fehlerstelle flie- 
Ben. Upn ist wiederum die Spannung einer gesunden Phase 
gegen Erde. Auch hier genügt es vollkommen, die Kompen- 
sationsschaltung nur Brudhteile einer Sekunde bestehen zu 
lassen, um den Erdschlußlichtbogen sicher zu löschen. 

' Es würde zu weit führen, auf Einzelheiten der beiden 
Schaltungen einzugehen. Ich möchte lediglih noch beto- 
nen, daß die vorgetragenen Schaltmaßnahmen in keinem 
Falle zu einer plötzlichen Potentialverlagerung im Netz füh- 
ren, daß also Überspannungen im Netz durch Ausgleich- 
schwingungen nicht auftreten, was die Versuchsergebnisse 
mit den Oszillogrammen auch bestätigt haben. 


Meine Herren! Ich habe mir erlaubt, im Rahmen der Dis- 
kussion über die heutigen Hauptvorträge Ihnen unsere Ge- 
danken zum Problem der Löschung des trdschlußreststromes 
vorzutragen, nicht etwa, weil wir so vermessen wären zu 
glauben, daß dadurch das Sternpunktproblem der Höchst- 
spannungsübertragung entschieden werden kann. Wir glau- 
ben vielmehr, daß unsere Gedankengänge zunächst einmal 
Bedeutung für bereits ausgeführte Hochspannungsnetze 
haben könnten, die mit Schwierigkeiten bei der Erdschluß- 
löschung zu kämpfen haben. Wir glauben aber auch, mit 
diesem Beispiel zu der Erkenntnis beitragen zu können, daß 
es mangels genügender Erfahrungen jetzt noch zu früh ist, 
eine endgültige Entscheidung in der so grundlegenden Frage 
„induktive oder starre Nullpunktserdung“ zu fällen. Trotz 
der zweifellos erheblichen Schwierigkeiten, die sich insbe- 
sondere aus Zeitgründen ergeben werden, sollte man zu- 
nächst einmal mit der Erprobung beider Methoden an ver- 
schiedenen Teilstreken der geplanten Höchstspannungs- 
übertragung genügend praktische Erfahrungen sammeln, 
bevor die endgültige Entscheidung gefällt wird. 

J. Herrmann, Berlin: Zu den interessanten Fragen, die in 
den beiden Vorträgen behandelt wurden, gehört auch die 
der Verwendung von Bündelleitern bei Höchstspannungs- 
anlagen. Es wurde uns in Erinnerung gebracht, daß Bündel- 
leiter den Einfachleitern in doppelter Hinsicht überlegen 
sind. Einmal wird durch die Anordnung der Leiter erreicht, 
daß der Wellenwiderstand des Leitungssystems gesenkt 
wird, wodurch die übertragbare Leistung in entsprechen- 
dem Maße ansteigt. Zum anderen erzwingt man durch die 
Lieferaufteilung eine Feldverteilung, mit der sich die Ko- 
ronaverluste besser beherrschen lassen als bei Einfach- 
leitern. j 

Es dürfte nun bemerkenswert sein, daß auch bei einer 
Betrachtung unter dem Gesichtswinkel des Nachrichtentech- 
nikers die Bündelleiter den Einfachleitern vorzuziehen sind, 
da ihre Störfähigkeit sowohl für Rundfunk als auch für die 
trägerfrequente Nachrichtenübertragung über die Hochspan- 
nungsleitungen selbst geringer ist als bei Einfachleitern. Ich 
darf diese Aussage kurz erläutern. Es wurde schon er- 
wähnt, daß für die Höhe der zu erwartenden Koronaver- 
luste in starkem Maße die Randfeldstärke bestimmend ist, 
mit der die Leitungen betrieben werden, und daß 15 kV 
(eff.) ein Grenzwert ist, bei dessen Einhaltung sich die Ver- 
luste in tragbaren Grenzen bewegen. Zahlreiche schwedi- 
sche Messungen haben nun gezeigt, daß die Randfeldstärke 
auch für die hocdfrequente Störfeldstärke bestimmend ist, 
die sih in der Nachbarschaft von Hochspannungsleitungen 
ausbildet. Wichtig ist, daß die gleiche Randfeldstärke bei 
Bündelleitern um den Faktor 2...3 geringere Störfeldstärken 
bewirkt als bei Einfadleitern. Bündelleiter mit gleichem 
Querschnitt der Einzelleiter wie bei Einfachleitern dürfen mit 
der 1,4fachen Spannung betrieben werden, wenn man die 
gleichen Störfeldstärken zuläßt. Unter Berücksichtigung die- 
ser Werte ergibt sich, daß auf 380 kV-Leitungen mit Bündel- 
leitern Störspannungen zu erwaıten sind, die um den Faktor 
3..5 größer sind als diejenigen auf 220 kV-Leitungen mit 
Einfachleitern, das sind Werte, die es als sehr aussichtsreich 
erscheinen lassen, trägerfrequente Nachrichtenübertragung 
auch über 380 kV-Leitungen mit der herkömmlichen Technik 
erfolgreich durchzuführen. 


690 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 19% 


RUNDSCHAU 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung 


DK 621.311.17 (431.5) 
Neuaufbau des Berliner Kraftwerkes West. [Nah W. Ell- 
rich: Brennstoff-Wärme-Kraft 2 (1950) S. 147; 12 S., 18 B.] 
Das 1929/31 errichtete Werk hatte eine installierte Lei- 
stung von 228 MW mit 8 Teilkammerkesseln je 120/150 t/h, 
32 atü/425 °C mit Taylor-Stokern, 6 Hauptmaschinen je 34 
MW, 10,5 kV, 50 Hz und 2 Hausturbinen je 12 MW, 6,3 kV. 
Jedem Hauptgenerator war ein Trafo von 37,5 MVA 
10,5/31,9/30,0 kV zugeordnet. 1943 wurde eine Vorschalt- 
Erweiterungsanlage bestellt: 4 Benson-Kessel je 160/180 t/h, 
125/140 atü,500 °C, 2 Radial-Vorschaltturbinen je 22/26 MW, 
110/125 atü/490 °C nebst Aufspanntrafos von je 32 MVA 
und 4 Ruths-Speicher je 64 m3 Inhalt als Regelspeicher zwi- 
schen den Vorschaltmaschinen und der von den vorhande- 
nen 32 atü-Kesseln versorgten Mitteldruckanlage. Drei der 
neuen Kessel und einige Hilfseinrichtungen waren bereits 
in Montage, als im Mai 1945 die sowjetische Armee mit der 
Demontage und dem Abtransport sämtlicher Kessel usw. 
begann. Bei der Ankunft der westlichen Alliierten zu An- 
fang Juli 1945 wurden zwar die Abbrucharbeiten unter- 
brochen, doch war der Rest der Anlagen bis auf einige Be- 
hälter nur noch als Schrott verwendbar. Erhalten waren le- 
diglih die Betriebsgebäude einschl. Stahlskelettbau der 
Vorsc&altanlage, die Maschinenfundamente, Hochbunker u. 
Hafenanlagen, die aber ebenfalls stark gelitten hatten. Am 
1. 10. 46 wurde an die Alliierte Kommandantur der Antrag 
gestellt, folgende Einheiten neu aufzustellen: 4 Benson-Kes- 
sel wie oben, 2 Vorschalt-Turbinen wie oben, 3 zweigehäu- 
sige Anzapf-Kondensations-Turbinen je 36 MW, 22 atü/425 °C, 
2 Anzapf-Kondensations-Hausturbinen je 12 MW, zusam- 
men also 184 MW. Wegen der damals noch sehr angespann- 
ten Lage in der Eisen- u. Stahlbeschaffung forderte die Alli- 
ierte Kommandantur, das Bauvorhaben auf das folgende 
Mindestprojekt abzuändern, bei dem der für das Gesamt- 
projekt ermittelte günstigste Wärmeverbrauh von 3050 
kcal/kWh und damit die hohe Wirtschaftlichkeit erhalten 
bleiben sollte. Das als „Erste Stufe des ersten Ausbaues” 
ausgeführte Projekt umfaßt danach 


2 Benson-Höchstdruckkessel von je 160/180 t/h 


1 Vorschaltturbine von 26 MW 26 MW 
2 Anzapf-Kondensationsturbinen von je 36 MW 

als nachgeschaltete Hauptturbinen 72 MW 
1 Anzapf-Kondensationsturbine von 12 MW 

als Hausturb. 12 MW 

Installierte Werksleistung 110 MW 


Nachdem am 12. 4. 48 die Britische Militärregierung Ber- 
lin den sofortigen Wiederaufbau mit dem Fertigstellungs- 
termin 1. 11. 49 angeordnet hatte, wurden mit Unterstüt- 
zung der SSW als beratendem Ingenieur sofort die drin- 
gendsten Aufträge vergeben, um mit der Kesselmontage be- 
reits am 1. 11. 48 beginnen zu können. Die Arbeiten mach- 
ten trotz der am 26. 6. 48 über Berlin verhängten Blockade 
befriedigende Fortschritte, wobei der Transport der schwe- 
ren und teilweise auseinandergenommenen Kesselteile große 
Schwierigkeiten bereitete. Auf dem Luftwege wurden al- 
lein 1416 t herangeschafft! Die Kesselmontage begann am 
9. 5. 49, und am 1. 8. 49 wurde bereits die Wasserdruckprobe 
vorgenommen. Am 1. 12. 49 ist das Werk bis auf die 2. 
Hauptmaschine, die Anfang Februar 1950 folgte, für die 
Stromversorgung eingesetzt worden!, also trotz der durch 
die Blockade hervorgerufenen Erschwernisse und Verzöge- 
rung nur um einen Monat später als ursprünglich festge- 
setzt! 

Nach dem Verfasser war der ungewöhnlich schnelle Fort- 
schritt nur dadurch möglich, daß für die Montagen zeitweise 
2055 Mann in Tag- und Nachtschicht und teilweise auch an 
Sonn- und Feiertagen tätig waren, und daß die Arbeitslei- 
stungen weit über dem damaligen Durchschnitt, bei 92 ... 95% 
der normalen Vorkriegsleistungen lagen. 

Anschließend enthält der Aufsatz an Hand übersichtli- 
cher Diagramme und Schaltpläne sehr interessante technische 
Einzelheiten über die Hochbauten, Bekohlungsanlagen, Ma- 


! Vgl. ETZ 70 (1949) S. 54 u. 71 (1950) S. 65. 


schinenanlagen, die Möglichkeit, auch Heizdampf für Fabri- 
kations- und Fernheizzwecke abzugeben, über Tageslahr- 
plan, Regelfähigkeit, Konstruktion der Einzug-Dampferzeu- 
ger und Kohlenstaubfeuerungen, Ljungström-Vorwärmer, 
Flugaschebeseitigung mittels Elektrofiltern, Rohrleitungsan- 
lagen, Konstruktionsdaten der verschiedenen Dampfturbi- 
nen und Angaben über die elektrischen Einrichtungen, die 
insbesondere den Elektroingenieur interessieren, da u. a. 
auch ein Übersichtsschaltplan der 30- und 6 kV-Anlagen dır- 
gestellt ist. Für den Kraftwerksingenieur dürfte das nad- 
folgende prinzipielle Wärmeflußbild die obigen, .nur aus- 
zugsweise gegebenen Daten ergänzen (Bild 1): 


125/10atu,500°C 


® —— Dampf 
26MW ---- Kondensat 
—— Wasser 


Zusatzwasser 


Bild 1. Wärmeflußbild des Berliner Kraftwerks West. 

Der bekannte Verfasser schließt seine Ausführungen 
mit folgender Feststellung: „Alle Anlagenteile haben, ab- 
gesehen von kleinen „Kinderkrankheiten”, die sich stets 
kurzfristig beheben ließen, bisher zufriedenstellend gear- 
beitet. Mitte März 1950 ist der Bau der Zwischenstufe zum 
Ausbau auf rd. 184 MW begonnen worden“. 

Der Aufsatz zeigt in klarer und eindringlicher Weise, 
welch wichtiges Glied der deutschen Stromerzeugung hie! 
unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen neu ge 
schaffen werden konnte, und gibt Zeugnis von den ganz be 
deutenden Ingenieurleistungen aller an dem Wiederaufbau 
des Westkraftwerkes Beteiligten. Vo 


DK 621.315/.316.027.26 : 621.317.3333 
Isolations- und Uberspannungsfragen in Niederspannung- 
netzen. [Nach B. Sollergren u. N. Hylten-Caval- 
lius: ASEA Acta Polyt. Nr. 57 (1950).] 

In den Laboratorien der ASEA sind umfangreiche Ver- 
suche über die UÜberschlaggleich-, -wechsel- und -stoßspan- 
nungen von Niederspannungsgeräten und Funkenstrecen- 
anordnungen gemacht worden, wie sie bei Niederspannung:- 
geräten vorkommen. Der Bericht hierüber enthält mit gro- 
Ber Ausführlichkeit Einzelheiten und Hinweise über die 
Durchführung von Messungen, zu denen bei Stoßspannun- 
gen der KO. benutzt worden ist. Bei den Spannungsstößen 
ist die Stirnsteilheit in weiten Grenzen geändert worden 
Bild 2 enthält aus den Messungen einige Kurven für d? 


Stoßspannung — = 
© © 


0 
j 5 10 20 U KV/z 
Stirnsteilheit ——> en 


1 SD UUDKENIEE (Kugeldmr. 16 mm), Schlagweite 2mm. ultrama!r 
estrahlt 
2 Funkenstreke aus zylindrischen Stiften in einer Bakelitplatte, Sda- 
weite 1,5 mm 
3 wie 1, jedoch Schlagweite 1 mm 
4 Heizplatte 145 mm Dmr., 220 V, 1200 W 
5 Überspannungsableiter, Wechsel-Ansprechspannung 600 V 
Bild 2. Uberschlagstoßspannungen von Funkenstrecken und Nieder- 
spannungsgeräten. 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


691 


Stoßspannungsfestigkeit verschiedener Funkenstrecken und 
Geräte sowie die Wirkungsweise von Überspannungsablei- 
tern. Außer diesen Geräten sind auch Zähler und Kuhlorohr 
geprüft worden. Die Stoßspannungsfestigkeit von Zählern 
lag bei etwa 7 kV. Das Kuhlokabel schlug bei Stoßspannun- 
gen von rd. 20 kV durch. Die Uber- und Durchschläge bei 
den Zählern und Kabelstücken sind aber nicht beim ersten 
Spannungsstoß hervorgerufen worden, sondern erst nach 
einer mehr oder weniger großen Zahl von Stößen mit zu- 
nehmender Spannungshöhe (Wenn die Uber- oder Durch- 
shläge mit nur einem Spannungsstoß erzielt werden sollen, 
sind wesentlich höhere Spannungswerte erforderlich.) Ein 
Anhang der Arbeit enthält interessante meßtechnische Ein- 
zelheiten, insbesondere für die Durchführung von Stoßspan- 
nungsversuchen. Gd 


Geräte und Stromrichter 
DK 621.316.54.027.3/.8 


Hochspannungs-Schaltgeräte. — Der VDE Bezirksverband 
Hansa e. V. veransteltete am 12. 10. 1950 eine Vortragsreihe 
„Hochspannungs-Schaltgeräte“. In vier Vorträgen wurde 
von namhaften Vertretern der Industrie über den gegen- 
wärtig erreichten Stand des Baues von Schaltgeräten mit 
gasförmigen oder flüssigen Löschmitteln berichtet. 

J. Biermanns zeigte in seinem Vortrag über „Druck- 
gasschalter” einleitend, daß die etwa vor 25 Jahren aufge- 
kommenen modernen ölarmen und öllosen Schalter auf 
Vorschläge aus den neunziger Jahren des vorigen Jahrhun- 
derts zurückgehen. Es wurden dann eingehend die Vor- 
aussetzungen behandelt, die für die Unterbrechung des 
Kurzschlußstromes notwendig bzw. günstig sind. Wie 
diese Erkenntnisse in der Praxis verwirklicht werden 
können. wurde an einzelnen, aus dem Fabrikationsprogramm 
der AEG herausgegriffenen Druckgasschaltern dargetan. Da 
cegenwärtig das Problem der sogenannten Kurzschlußfort- 
schaltung von besonderem Interesse ist, wurden an Hand 
theoretischer und experimenteller Ergebnisse Zahlenwerte 
ijr die höchst zulässige Eigenzeit von Schaltern höchster Be- 
triebsspannungen abgeleitet und begründet, warum die Druck- 
gasschalter sich den ergebenden hohen Anforderungen be- 
sonders leicht anpassen lassen. In einem Film wurden die 
Vorgänge bei der Unterbrechung des Kurzschlußstromes 
durch einen Freistrahl-Druckgasschalter nochmals anschau- 
iih dargestellt. 

F. Parschalk ging in seinem Vortrag über „Druck- 
luftschnellschalter für Hochspannungsanlagen“ zunächst auf 
die heutigen Forderungen des Netzbetriebes an die Lei- 
stungsschalter ein und erklärte den Aufbau, die Wirkungs- 
weise und die besonderen Vorteile der Druckluftschnellschal- 
ter an Hand der Bauformen von BBC für Nennspannungen 
bis 220 kV. Schwierigkeiten mit Höchstspannungsschaltern 
dieser Bauart haben sich bisher nur beim Abschalten langer, 
teerlaufender Leitungen und leerlaufender Transformatoren 
ergeben. Diese Erscheinungen wurden an Hand neuester 
Forschungseraebnisse einwandfrei aufgeklärt; heute lassen 
sich mit dem Druckluftschnellschalter auch diese Schaltaufga- 
ben einwandfrei beherrschen. Ferner berichtete der Vortra- 
gende über die wirtschaftlichen Aussichten des Druckluft- 
schalters und vertrat die Ansicht, daß das Gebiet der kleinen 
Anlagen bis 30 kV und bis etwa 400 MVA zunächst noch dem 
-Jüssigkeitsschalter überlassen bleiben muß. Bei höheren 
Spannungen sprechen alle technischen Erfordernisse jedoch 
für den Drucluftschalter. Daß es gerade die einfachen und 
betriebssicheren Bauelemente des Druckluftschalters gestat- 
ten. auch Schalter für 400 kV zu bauen, wurde abschließend 
nachgewiesen. 

M. Zühlke formulierte in seinem Vortrag „Stand der 
Expansionsschalter-Technik“ das sogenannte Expansionsprin- 
zip entsprechend den jüngsten Erkenntnissen und grenzte es 
gegen andere bestehende Prinzipe ab. Im Anschluß hieran 
wurde die bekannte Frage behandelt, warum bei höheren 
Spannungen von 60 kV ab Ol, für die kleinen und mittleren 
Spannungen bis 60 kV aber ein Wasser-Glykolgemisch zur 
Löschung verwendet wird. Beide Löschflüssigkeiten haben 
ihre besonderen Vorteile und Nachteile, die ihre Verwendung 
für die anderen Spannungsbereiche erschweren oder aus- 
schließen und in jedem Falle besondere Maßnahmen zur Be- 
berrschung der Schwieriokeiten erfordern. Der Vortragende 
ging dann näher auf die Neuentwicklung von Expansions- 
schaltern der SSW für höhere Betriebsspannungen auf 0l- 


basis ein und wies nach, daß bis zu den größten Schaltlei- 
stungen und Betriebsspannungen bis 400 kV der Expansions- 
schalter die geforderten Abschaltleistungen erreicht. Durch 
eine neuartige Konstruktion des Antriebes können Eigenzei- 
ten erreicht werden, die denen von Schaltern mit gasförmi- 
gen Löschmitteln nicht nachstehen. Der Flüssigkeitsschalter 
nach dem Expansionsprinzip gestattet heute wirtschaftlich, 
den gesamten Spannungs-, Strom- und Leistungsbereich der 
modernen Schaltertechnik zu überdecken. 

E. Maass berichtete in seinem Vortrag über „Druckaus- 
gleichschalter“ eingangs über die Entwicklungsfähigkeit des 
ölarmen Schalters und zeigte, daß die Ringspalt-Strömungs- 
löschkammer von V & H gerade für große Schaltleistungen 
bei besonders einfachem Aufbau eine günstige Lösung dar- 
stellt. Auch das Problem der Kurzschlußfortschaltung, die 
treffend als Kurzunterbrechung bezeichnet wurde, läßt sich 
durch Anpassung des Antriebs und der Löschkammer an die 
gegenwärtigen Erfordernisse ohne besondere Schwierigkei-. 
ten beherrschen. Wie diese Probleme im einzelnen gelöst 
wurden, konnte an einem 15 kV-Bahnschalter nachgewiesen 
werden. Auch zum Schalten kleiner Ströme, insbesondere 
beim Abschalten leerlaufender Transformatoren, läßt sich 
der Druckausgleichschalter für höhere Spannungen durch 
einfache und daher betriebssichere Zusatzlöscheinrichtungen 
einwandfrei verwenden. Die größte Schaltleistung eines 110 
kV-Druckausgleichschalters beträgt gegenwärtig 2500 MVA. 

` Die Veranstaltung, bei der wohl erstmalig die Vertreter 
der bekanntesten Firmen nacheinander das von ihnen ge- 
wählte Löschprinzip begründeten und über die gemachten Er- 
fahrunaen berichteten, war für die Zuhörer außerordentlich 
reizvoll. Da die Vorträge einen klaren Überblick von be- 
achtlichem Niveau über die heute erreichte Entwicklung des 
Hochspannungsschalterbaues gaben, ist in Kürze eine zu- 
sammengefaßte Veröffentlichung beabsichtigt. Mst 


Elektrochemie 


DK 621.352.1 (73/79) 
Trockenbatterien. [Nach CharlesH. Clark: Electr. Engng. 69 
(1950) S. 515; 4 S.] 

Während des zweiten Weltkrieges sind zahllose Ver- 
suche unternommen worden, um zu kleineren, leichteren und 
leistungsfähigeren Batterien zu kommen!. Die militärische 
Verwendung der Batterien verlangte, daß einige ihrer Eigen- 
schaften verbessert werden, insbesondere Lagerfähigkeit und 
Widerstandsfähigkeit gegen hohe und niedrige Temperaturen. 
Ch. H. Clark bespricht die während des Krieges in den 
USA gemachten Fortschritte. 

Leclanche-Elemente. — Diese Batterien (Zink, 
Salmiak, Braunstein) waren zum Gebrauch bei normaler Tem- 
peratur und ohne große Lagerfähigkeit entwickelt worden. 
Bei —18 °C gaben sie nur 2..5% der Leistung ab, die sie 
bei 20 °C aufweisen; bei —40 °C sinkt die Leistung praktisch 
auf Null. Als Folge ständiger Verbesserung konnten schließ- 
lich Batterien hergestellt werden, die noch bei —40 °C 10... 
20% der 20°-Leistung heraaben. Heute werden zylindrische 


- Zellen hergestellt, die noch bei —55 °C 10...15% der Aus- 


beute bei Normaltemperatur liefern. Zu Beginn des Krieges 
im Pazifischen Raum mußte man feststellen. daß die Batte- 
rien unter der hohen Luftfeuchtigkeit und den hohen Tem- 
peraturen litten. Die Feuchtigkeit konnte man durch beson- 
dere Verpackungen ausschalten, dagegen verlangten die ho- 
hen Gebrauchstemperaturen besondere Entwicklungsarbeit. Es 
gelang Batterien herzustellen, die bis zu 12 Monaten bei 45 °C 
gelagert werden können, ohne daß ihre Leistungsfähigkeit 
merkbar nachläßt. Zur Zeit wird daran geärbeitet, die Tem- 
peraturgrenze auf 70 °C zu erhöhen. 

Der wichtigste Rohstoff ist der Braunstein; der beste 
stammt von der afrikanischen Goldküste. Mit minderwerti- 
gen einheimischen Erzen als Ausgangsrohstoff konnte man 
durch Elektrolyse einer Lösung von schwefelsaurem Mangan 
einen synthetischen Braunstein erzeugen, der die doppelte 
Kapazität gegenüber Naturbraunstein gibt. Synthetischer 
Braunstein wird von zwei Fabriken hergestellt, deren Lei- 
stuncssfähigkeit noch bei weitem nicht für die ganze ameri- 
kanische Batterieindustrie ausreicht. Ein weiterer kritischer 
Rohstoff ist der Gasruß, der dem Braunstein zugesetzt wird, 
um ihn leitend zu machen. Der beste Gasruß wurde von Ka- 
nada geliefert; nach vielen Versuchen können jetzt auch die 
USA einen guten Gasruß herstellen. 


1 Vgl. a. Genin: ETZ 70 (1949) S. 448. 


692 


Unter normalen Bedingungen gibt die Leclanche-Zelle 
nur etwa 40% der Leistung, die sie mit dem vorhandenen 
Depolarisator theoretisch leisten könnte. Durch Verwendung 
elektrolytisch hergestellten Braunsteins von besonderem Kri- 
stallaufbau und durch verbesserte Herstellungsverfahren 
konnte man der Zelle 85..90% ihrer theoretischen Lei- 
stungsfähigkeit geben. Das Ziel ist Miniaturzellen zu ent- 
wickeln, die bei hohen und tiefen Temperaturen gleich gut 
arbeiten, die man bei hohen Temperaturen und großer Luft- 
feuchtigkeit lange lagern kann und die eine hohe Ausbeute 
je Raum- und Gewichtseinheit haben. 

Alkalische Tro&kenbatterien. — Die alka- 
lishe Trockenbatterie, R-M-Batterie genannt, wurde 1942 von 
S. Ruben angegeben als ein Zink-Kaliumhydroxyd-Queck- 
silberoxyd-System. Obgleich ihre Kapazität, bezogen auf die 
Gewichtseinheit an kathodischem Material, niedriger ist als 
die einer Leclanch&e-Zelle, ergeben ihre raumsparende Bauart 
und ihr größerer Wirkungsgrad eine höhere Amperestunden- 
Ausbeute je Gewichts- und Raumeinheit der ganzen Zelle. 
Die gute Leistung der R-M-Batterien führte während des Krie- 
ges zu einer überstürzten Fertigung, wobei viele Zellen durch 
Lagerung unbrauchbar wurden. Heute wird jedes Einzelteil 
dieser Zelle durchforscht und man erwartet, daß die R-M- 
Zelle in Zukunft alle guten Eigenschaften zeigen wird, die ihr 
vorausgesagt wurden. Ein wesentlicher Nachteil war bisher 
die Empfindlichkeit gegen niedrige Temperaturen, bei —30 °C 
sank die Leistung praktisch auf Null. Es ist jetzt schon gelun- 
gen, R-M-Zellen für —50 °C zu bauen, diese Zellen sind aber 
noch zu groß und zu schwer. Nach dem derzeitigen Stande 
scheint die R-M-Zelle die größte Aussicht von allen Primär- 
batterien zu haben. 

Magnesium-Batterien. — Bei Schluß des zwei- 
ten Weltkrieges war der Bedarf an Zink in den USA nicht 
mehr gedeckt und man baute Leclanche-Elemente mit Mag- 
nesiumbechern. Es gelang Magnesiumzellen herzustellen, de- 
ren Leistung doppelt so hoch war, wie die von gleich schwe- 
ren Zinkzellen und die nach einjähriger Lagerung bei 20 °C 
roch wenigstens 90% der ursprünglichen Kapazität aufwie- 
sen. Bei —40 °C hatten diese Zellen 5% ihrer Normallei- 
stung. Als Nachteil der Magnesiumbatterien wird erwähnt, 
daß sich ein Magnesiumhydroxydfilm auf der Magnesium- 
anode bildet, so daß die Stromlieferung erst nach 1...5s ein- 
setzt. Die Magnesium-Zelle ist noch zu jung, um schon ab- 
schließend beurteilt werden zu können. Man hofft aber doch, 
in Zukunft völlig auf Zink für Batterien verzichten zu 
können. WH 


DK 621.352.1 (73/79) 


Füllbatterien für Sonderzwecke. [Nach A. Fischbach: 
Electr. Engng. 69 (1950) S. 701; 4 S., 7 B.] 

Neben neuen Trockenbatterien! wurden in den USA 
während der Kriegsjahre auch neue Füllbatterien entwik- 
kelt, die erst unmittelbar vor dem Gebrauch durch Einfüllen 
des Elektrolyten aktiviert werden. An ihrer Vervollkomm- 
nung wird noch immer intensiv gearbeitet. Möglichst hohe 
Leistungsabgabe je Gewichtseinheit, lange Lagerfähigkeit und 
Temperaturunabhängigkeit sollen erreicht werden. 

Für viele Zwecke hat sich ein Magnesium-Wasser-Kupfer- 
chlorid-System gut bewährt, das lange lagerfähig ist. Das 
Einfüllen des Elektrolyten setzt eine Temperatur über dem 
Giefrierpunkt voraus. Hat die Entladung erst eingesetzt, so 
wird im Innern der Zelle soviel Wärme erzeugt, daß die Bat- 
terien bis zu Außentemperaturen von —50 °C einwandfrei 
arbeiten, 

Wesentlich bei diesen Zellen ist ihre einfache und billige 
Herstellung. Sie werden heute für Sonderzwecke der US- 
Wehrmacht in großem Umfange in der sog. „Tauch-Bauart“ 
verwendet. Die Zellen sind oben und unten offen und können 
in beliebiger Zahl zusammengefügt werden, indem man sie 
von außen zusammenschweißt (Parallelschaltung). Bei einer 
anderen Ausführung, der sog. „Saulen-Bauart“ werden nadh- 
einander positive Anschlußplatten, Scheider, Magnesium- und 
Kupferplatten in dieser Reihenfolge und in beliebiger Zahl 
aufeinandergeschichtet. Die Ränder der Platten werden zu 
einem dichten Gehäuse versiegelt, so daß die einzelnen Zel- 
len hintereinander geschaltet sind. Die Kupferplatten wirken 
nicht nur als Abschluß, sondern auch als leitende Verbin- 
dung zwischen zwei benachbarten Zellen. Unmittelbar vor 
dem Gebrauch werden die Batterien mit einer Lösung von 


"Ss S b9) ds Heftes. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 19} 


1% Kadmiumdlorid und 0,25% Ammoniumdhlorid in Wasse: 
gefüllt. Die von den Scheidern nicht aufgenommene Flüssıq- 
keit wird durch Ausschwenken abgescdleudert. Ein serien- 
mäßig hergestellter Sendersatz enthält eine Anodenbatter:: 
von 108 V und eine 6 V-Heizbatterie. Beide zusammen w:2- 
gen gefüllt etwa 400g. Der Batteriesatz liefert etwa 20 Wh 
je englisches Pfund (454 g). 

Eine weitere, neuartige Zelle verwendet Zink-Kalıum- 
hydroxyd-Silbersuperoxyd. Sie hat den Vorteil, bis zu 24h 
nach der Aktivierung stehen zu können, ohne daß ihre Le.- 
stungsfähigkeit merklich abnimmt, sich während des Betriebs 
kaum zu erwärmen und bei der Entladung fast keine Gas: 
zu entwickeln; jedoch läßt die Kältebeständigkeit zu wur- 
schen übrig. 

Eine derartige Batterie wird z. Zt. von einer amerikan - 
schen Fabrik serienmäßig hergestellt. Sie enthält 9 Zellen un: 
wiegt etwa 3,5 kg. Bei einer Entladung mit 20 A ergibt s» 
etwa 17,5 Wh je 454g Batteriegewicht. Sinkt die Tempera- 
tur, so nimmt die Spannung rasch ab. Bereits bei —20 °C ::: 
die Kapazität auf einen kleinen Bruchteil zurückgegance: 
Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden die Zinkplatte: 
durch Zinkschwamm ersetzt, der eine sehr große Ober- 
fläche hat. Mit Versuchszellen dieser Art konnte man eine: 
befriedigenden Betrieb bis zu —55°C erreichen. Ein w:- 
sentliher Nachteil dieser Batterieart ist der verhältnismä5:: 
hohe Preis, bedingt durch den großen Aufwand an Silber. 

Ein drittes Batteriesystem verwendet Kadmium-Schw:- 
felsäure-Bleisuperoxyd. Die außerordentlich günstigen Erge:- ! 
nisse bei Temperaturen bis —55°C sind den Kadmiıun- 
schwammplatten zu verdanken. Der Aufbau der Zellen en:- 
spricht weitgehend dem der üblichen Bleiakkus, jedod hs- : 
ben die Kadmiumzellen den Vorteil, daß sie sofort nach En- 
füllung des Elektrolyten volle Spannung abgeben, ohne c:! 
man sie vorher laden muß, daß sie eine höhere Spannurr 
und größere Kapazität haben und weniger temperatu: 
empfindlich sind. : 


Lichttechnik 


DK 621.32 (643 
Aufgaben moderner Licht- und Beleuchtungstechnik IN: 
der Dissertation von W. Sinn, T.H. Karlsruhe 1949.) 
Die Arbeit betrachtet zunächst kritisch die Mittel und Moz- 
lichkeiten, die die moderne Leuchttechnik, also die Tecn.. 
der Lichtquellen, bietet und beurteilt diese danach, ob un: 
inwieweit sie im Sinne der gegebenen Problemstellung ct- 
eignet sind, mehr oder besseres Licht zu liefern. Dabei w:'- 
den die Erkenntnisse herausgearbeitet, die für den lichtw'"- 
schaftlichen Einsatz der Lichtquellen wesentlich sind und : ° 
die sich die energiewirtschaftliche Planung der Beleudtur.:- 
anlagen stützen kann. Zugleich wird ein zusammenfasser:‘ 
Überblick des gegenwärtigen Standes gewonnen, der in 
ner Vollständigkeit Anerkennung verdient und über den *- 
sonderen Zweck der Arbeit hinaus als technisch-wissensc -" 
liche Fundgrube wertvoll ist. 

Die weitere Behandlung des Themas wendet sich da’ 
der technischen und wirtschaftlichen Analyse der typis?t.' 
Beleuchtungsfälle zu, an denen untersucht wird, inwie» 
unter Beibehaltung bisheriger Beleuchtungsbeding“:” 
durch Verbesserung licht- und beleuchtungstechnischer Y 
tel und Methoden Energie gespart werden kann, ode: ” 
wieweit mit dem bisherigen Energieaufwand quantitative ° 
leuchtungsverbesserungen geschaffen und so der wirtsä: 
liche Beleuchtungserfolg gehoben, also der wirtschätf:.:” 
Wirkungsgrad der aufgewandten Beleucdtungsenergie cvit 
gert werden kann. Für diese Untersuchung sind alle er!‘ 
derlichen Unterlagen zusammengetragen und ausgeweit 
Die Schlußfolgerungen, die von grundlegender und a... 
meiner Bedeutung sind, zeigen eine reihe Fülle von X ? 
lichkeiten der Energieeinsparung und der Beleucdhtungst- 
besserung. 

Schließlich führt die Arbeit systematische Bered::. 
gen an charakteristischen Beleuchtungsbeispielen durch : 
sich auf umfangreiche und sorgfältige praktische Erhebur.-- 
gründen, um die Einsparungsmöglichkeiten zahlenmaß:x 
beweisen. Diese Berechnungen gipfeln in dem Aufriß r 
lichtwirtschaftlihen Gesamtbilanz für eine ganze Indus: '. 
stadt (Mannheim); sie stellen ein grundsätzlihes Leh!": 
spiel dar, aus dem weitere Konsequenzen abgeleitet » 
den Können. 2 


15. Dezember 1950 


DK 621.3.077.65 : 628.973 : 688.741 
Eine neue Bühnen- und Regeleinrichtung für britische Theater. 
INach C. W. Ronald: British features Information Ser- 
vices.] 

Eine britishe Firma bedient sih bei der Regelung 
von Bühnenbeleuchtungsanlagen neuerdings der Elek- 
tronentechnik. Man glaubt, hierdurch eine Regeleinrichtung 
geschaffen zu haben, die dem Beleuchter eine größere Schalt- 
möglichkeit für Lichteffekte gibt. Als besondere Vorteile 
werden hervorgehoben: 1. Bilder-Voreinstellung, die es ge- 
stattet, während des Ablaufes des einen Bühnenbildes das 
nächste voreinzustellen, 2. transportable Ausführung des 
Schaltpultes. 

Bisher verwandte man in Groß-Britannien für die Rege- 
lung der Helligkeit der Bühnenbeleuctung vorwiegend re- 
gelbare ohmsce Widerstände, die entweder direkt oder in- 
direkt über Seilzüge durch Bühnenstellwerke bedient wer- 
den. Diese Regler müssen aber bekanntlich nach der An- 
schlußleistung des zu regelnden Lichtstromkreises ausgelegt 
werden und haben daher den Nachteil, nicht lastunabhängig 
zu sein. Ferner entwickeln diese Geräte bei der Regelung 
eine nicht unbedeutende Wärme, Gewicht und Größe sind 
für die Unterbringung nachteilig. 

Die jetzt von der Strand Electric & Engineering Co., 
London, herausgebracte Regeleinrichtung arbeitet mit Thy- 
ratron-Röhren. Die Einrichtung besteht im wesentlichen 
aus einem transportablen Schaltpult und einem fest einge- 
bauten Gerüst für die Aufnahme der Steuerröhren. Jeder 
Regelstromkreis erhält 3 Thyratrons, die an die 3 Phasen des 
Drehstromnetzes angeschlossen werden. Der Stromdurc- 
gang von der Kathode zur Anode wird von Potentiometern 
über das Gitter gesteuert. Dank dieser Schaltung verteilt 
sich die Belastung jeder Regelstufe auf die 3 Phasen des 
Anschlusses. Bei Ausfall einer Röhre kann die Last ohne 
weiteres von den übrigen Röhren übernommen werden, die 
Güte der Regelung wird dadurch nur unwesentlich beein- 
flußt. Die verhältnismäßig kleinen Potentiometer werden 
auf dem Schaltpult zusammengefaßt. Das Einheitspult wird 
für 48 Regelstromkreise gebaut. Auf diesem sind Potentio- 
meter für Zwei-Bilder-Voreinstellung untergebracht. Von 
einem Bild zum andern wird durch einen Meisterschalter um- 
geschaltet. Für jede Bilderschaltung können die Regelstrom- 
kreise beliebig zu Gruppen zusammengefaßt und gemein- 
sam geregelt werden, wobei jeder Stromkreis außerdem 
noch unabhängig hiervon bedient werden kann. Die Zahl 
der Stromkreise wird als unbegrenzt angegeben, jedoch er- 
wähnt, daß ein Regler bis zu 144 Regelstromkreisen noch be- 
dienbar ist. 

Das neue Regelsystem bringt ohne Zweifel wesentliche 
Verbesserungen besonders dort, wo bisher mit ohmschen 
Widerständen gearbeitet wurde. Für die Anwendung auf 
deutschen Bühnen müßte aber zunächst abgewartet werden, 
wie sich die Lebensdauer der Röhren auf die Wirtschaftlich- 
keit einer solchen Anlage auswirkt. In Deutschland und 
einigen anderen europäischen Ländern verwendet man seit 
einer Reihe von Jahren Wechselstromregler, die praktisch 
verlustlos arbeiten. Ein verlustarmes Arbeiten ist aber mit 
der Röhrensteuerung bis jetzt noch nicht möglich. Außer- 
dem verlangt ein Theater vorwiegend Stromkreise mit Be- 
lastungen bis 5000 W; auf Vollbühnen gibt es bis zu 200 
und mehr Regelstromkreise. Das neu entwickelte Normal- 
system der Thyratronsteuerung ist nur für 2000-W-Strom- 
kreise ausgelegt. Bei größerer Belastung müssen entspre- 


chende Röhren parallelgeschaltet werden, was das Regel- 


system ungünstig beeinflußt. — Für ähnlihe Zwecke hat 
man bereits früher in Deutschland gittergesteuerte Strom- 
tore in Betrieb genommen. y 


Elektrowärme 


DK 678.058 : 621.364.16 


Dampf- und Hochirequenzvulkanisation von Naturgummi. 


(Nach A. H. Sharbaugh: Indust.» Engng. Chem. 40 
(1948) S. 1254 und Gummi u. Asbest 3 (1950) H. 2, S. 29; 
4 S.,9 B] 

Der Verfasser des Aufsatzes geht bei den Versuchen den 
Weg, die Hochfrequenzerwärmung von zu vulkanisieren- 
dem Naturgummi durch Vorschaltung von geeigneten schlech- 
ten Leitern an Stelle hochwertiger Dielektrika der Erwär- 
mung durch Dampf anzupassen. Während bei der Hochfre- 
quenzerwärmung die Temperaturen, abgesehen von gewis- 
sen geringen Absenkungen in den den Elektroden benac- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


693 


barten Flächen, über den ganzen Querschnitt gleichmäßig 
sind und dadurch nicht nur in kürzester Zeit, sondern auch 
mit größter Sicherheit Durchvulkanisierung gesichert ist, 
tritt bei der Dampfvulkanisation ein Wärmefluß von den 
an der Stelle der Elektroden liegenden Wärmeplatten nach 
dem Inneren des zu vulkanisierenden Stückes ein. Die Folge 
ist eine Temperaturdifferenz zwischen den einzelnen Schich- 
ten, deren für die gleichmäßige Vulkanisation notwendige 
Ausgleich nur durch verlängerte Vulkanisationsdauer er- 
reiht werden kann. Der Verfasser erzielt eine dem Tem- 
peraturverlauf bei der Dampfvulkanisation entsprechende 
Temperaturverteilung durch geeignete Wahl des schlechten 
Leiters, der in der Anordnung als zusätzliche Wärmequelle 
wirkt. Die schlechte Leiterschicht hat nach seinen Angaben 
einen etwa 20fach größeren Verlust als die Gummimischung. 
Das von ihm verwandte mit „Transite‘' bezeichnete Mate- 
rial ist sehr hygroskopisch und die dielektrischen Verluste 
in ihm ändern sich stark mit dem Feuchtigkeitsgehalt. Die 
Versuche wurden durchgeführt an Probegummiplatten von 
120X89 mm; die Dicke der Platte betrug etwa 1,6 mm. Bei 
dieser geringen Schichtdike konnte versuchsgemäß ein 
gleichmäßiger Temperaturverlauf über den gesamten Gum- 
miquerschnitt erzielt werden. Die vorgeschalteten Platten 
— aus Mycalex für die dielektrische Vulkanisation bzw. 
Transite für die Erzielung eines Temperaturverlaufs ent- 
sprechend dem bei der Dampfvulkanisation — waren dop- 
pelt so dik. Als Kriterium für den gleichmäßigen Ablaui 
der Vulkanisation in beiden einander angepaßten Verfah- 
ren dient die Messung der Zugspannung als Funktion der 
Heiztemperatur. In beiden Fällen wurde das gleiche Ergeb- 
nis erzielt. . 

Die Angleichung gelang sogar so weit, daß die Schwe- 
felbildung für beide Heizarten gleichmäßig verlief. Ebenso 
lag das Maximum des dielektrischen Verlustfaktors (etwa 
8%) bei der gleichen Frequenz. Bei der Hochfrequenzhei- 
zung war er etwa 1,7% niedriger. Ein Einfluß der elektri- 
schen Feldstärke wurde nicht festgestellt. (Man kann dar- 
aus schließen, daß der Vorteil der Hochfrequenzvulkanisa- 
tion in der schnellen und gleihmäßigen Durchwärmung liegt 
und nicht durch elektrische Verhältnisse begründet ist. D. 
Ber.) HM 


Verkehrstechnik 
DK 621.335.2+.4 


Die neuere Entwicklung im Bau elektrischer Lokomotiven 
und Triebwagen. [Nach A. Kniffler: Glasers Ann. 74 
(1950) S. 81; 6 S., 11 B] | 

Eine elektrische Lokomotive erhält durch den Fahrdraht 
eine elektrische Leistung zugeführt, die durch die Fahrmoto- 
ren in mechanische Leistung = Zugkraft X Geschwindigkeit 
an den Treibrädern umgewandelt wird. Dabei wird die 
Zugkraft mit Hilfe des Haftwertes zwischen Rad und Schiene 
übertragen!. | 

Im allgemeinen wird heute die Fahrmotorenleistung so 
festgesetzt, daß die Haftwertleistung zwischen Anfahr- und 
Stundenleistung liegt, wobei je nach Art der Lokomotive 
und je nach Auffassung der planenden Stelle die Haftwert- 
leistung mehr nach der Anfahr- oder der Stundenleistung 
hin verlegt werden kann. Dies bedingt entweder eine Ver- 
änderung des Verhältnisses von Laufachsgewicht zu Treib- 
achsgewicht oder eine Leistungssteigerung der Fahrmotoren 
inbezug auf Anfahr- oder Stundenleistung. — Die Lokomo- 
tiven ohne Laufadhsen, als’ Drehgestellokomotiven ausge- 
führt, dringen z. Zt. überall vor, ganz gleich, ob es bei Gleich- 
oder Wecdhselstrombahnen ist. — Gründe für die Fortschritte 
im Ellokbau sind u. a.: Steigerung der Fahrmotorenleistung, 
spezifische Verbesserungen an Fahrmotoren, Transformato- 
ren und Steuerung, Schweißung, Verwendung von Blechträ- 
gern und Leichtmetall, höhere Ausnutzung der Werkstoffe. 
— Gleichstromlokomotiven wenden neuerdings bis zu 75 
Feldshwäcdhe an und verbessern dadurch ihren Regelbe- 
reich. — Einige Beispiele über Triebwagen beschließen die 


| Ausführungen. Ko 


1! Wörtlih führt Kniffler hierzu aus: „Die Fortentwicklung im 
Bau elektrischer Lokomotiven verlangte einfach gebieterish — das war 
bisher im Triebfahrzeugbau unbekannt — die richtige Ermittlung des Haft- 
wertverlaufes.‘‘ Anm. d. Berichters: Die Außcerung „das war bisher im 
Triebfahrzeugbau unbekannt”, kann irrefuhren, denn schon 1852 sind Haft- 
wertversuche angestellt worden, und immer wieder ist auf die Notwen- 
digkeit weiterer Haftwertversuche hingewiesen worden. z B. Kother, 
Elektr. Bahnen 16 (1940) S. 222. 


694 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950 


DK 621.335.2-843.8 
Erste Gasturbinen-Lokomotive in USA. [Nah A. H. Mo- 
rey: Electr. Engng. 69 (1950) S. 583; 4 S., 8 B.] 

Auf der Union Pacific Bahn ist die erste Gasturbinen- 
elektrische Lokomotive Amerikas in Betrieb genommen wor- 
den. Sie ist von der GEC und der Alco gebaut, hat eine 
Dauerleistung von 4500 PS (bei 30° Lufttemperatur und in 
500m über dem Meer), ist nur 25m lang und wiegt 220t 
(metrische). Der Treibstoffverbrauch ist etwa -doppelt so 
hoch wie der einer diesel-elektrischen Lokomotive, aber nie- 
driger als bei einer Öölgefeuerten Dampflokomotive. Auf 
den vier zweiachsigen Drehgestellen ruht der Wagenkasten 
(B+B+B+B), dessen. unterer Teil als Behälter für rd. 
30 0001 Brennöl dient, während die Maschinen darüber an- 
geordnet sind. 

Die Gasturbine ist einfachster Bauart. Der 15stufige Kom- 
pressor ohne Zwischenkühlung verdichtet auf etwa 5 atü 
und wird von der zweistufigen Turbine unmittelbar ange- 
trieben. Dazwischen liegen die Brennkammern. Ein Wärme- 
austauscher ist nicht vorgesehen. Die Abgase treten über 
Dach aus. Vier Generatoren, je einer für die zwei Triebmo- 
toren eines Drehgestells, sind über ein Zahnradgetriebe an 
die Turbine angeschlossen. Außerdem sind zwei besondere 
Generatoren für die Hilfsbetriebe (Triebmotorenlüfter, Was- 
serumlaufpumpe, Kühlgebläse und Amplidyne-Erregerma- 
schinen) vorgesehen. Der Turbosatz wird von einem Diesel- 
motor mit Anlaßgenerator in Gang gesetzt, der dann einen 
der vier Hauptgeneratoren als Motor speist. Für die Treib- 
ölvorwärmung und Führerhausheizung dient eine DI-Dampf- 
heizanlage. 

Das Feld der Triebmotoren wird selbsttätig abhängig 
von der Fahrgeschwindigkeit geschwächt. Außer der’ Druck- 
luftbremse ist eine elektrische Widerstandsbremse einge- 
baut. Wegen der großen Schwungmassen des Turbinensat- 
zes ist die Anfahrbeschleunigung der Lokomotive geringer 
als bei einer diesel-elektrischen; jedoch ist eine Einrichtung 
vorgesehen, um die Turbine auf voller Drehzahl zu halten, 
wenn die Fahrleistung der Lokomotive nur vorübergehend 
gesenkt werden soll. Das bedingt natürlich einen relativen 
Brennstoffmehrverbraud, der übrigens im Stillstand der Lo- 
komotive recht erheblich ist. Die Kennlinie (Zugkraft über 
Geschwindigkeit) der Lokomotive verläuft annähernd hy- 
perbelförmig (68t bei 13 km/h, 33t bei 29 km/h und 9,lt 
bei 105 km/h). In einigen Kennlinienabschnitten sind kurz- 
zeitige Überlastungen bis zu 20% möglich. 

Gegenüber den in USA heute weit verbreiteten diesel- 
elektrischen Lokomotiven! hat die Gasturbinen-Lokomotive 
den Vorteil geringeren Gewichts (hier nur 49 kg/PS) und 
geringerer Baulänge. Sie verbraucht bei Vollast rund das 
Doppelte an Ol, das aber als billiges Heizöl nur etwa die 
Hälfte des Dieselöls kostet. Bei Teillasten sinkt jedoch der 
Wirkungsgrad außergewöhnlich rasch ab. Das gleiche gilt 
bei zunehmender Außenlufttemperatur und Höhe über dem 
Meere. Die Gasturbinen-Lokomotive scheint demnach für 
den Langstreckendienst bei voller Auslastung und nicht all- 
zufern der Dlfelder eine wirtschaftlich beachtliche Lösung 
zu bieten. Hom 


Fernmeldetechnik 

| DK 621.396.4 (091) 
Drahtlose Mehrfachtelegraphie vor 50 Jahren. — Am 22. De- 
zember 1900 hielt Adolf Slaby in Berlin einen für 
die Entwicklung der drahtlosen Telegraphie bedeutsamen 
Experimentalvortrag. Er ließ gleichzeitig drahtlose Tele- 
gramme von der Technischen Hochschule in Charlottenburg 
und vom Kabelwerk Oberspree im Vortragsraum am Schiff- 
bauerdamm zu Berlin aufnehmen. Hiermit war, wie er sich 
damals ausdrückte, die drahtlose Mehrfachtelegraphie, d. h. 
der störungsfreie Empfang mehrerer Telegramme zur glei- 
chen Zeit bewiesen. Da Slaby 1882 den ersten deutschen 
Lehrstuhl für Elektrotechnik in Charlottenburg erhalten 
hatte und da er ausgezeichnete Vorträge hielt, war er auch 
bei Hofe als Redner herangezogen worden. Wilhelm II. gan 
ihm im Lauf der Zeit durch Zusendung von vielen Zeitungs- 
ausschnitten Notizen, Briefen oder Telegrammen wissen- 
schaftliche Anregungen, so auch 1897 über die englische 
drahtiose Telegraphie Marconis. Als einziger Ausländer 


1 Vgl. ETZ 70 (1949) S. 51. 


wurde Slaby zu den englishen Versuchen des 4. Juni 1897 
eingeladen. Sogleich empfahl er in Berlin, Versuche mit dem 
Marconi-System aufzunehmen, aber der kluge Italiener ver- 
langte 2 Millionen Mark und die wollte nicht einmal d:e 
AEG für solche, mit physikalischen Apparaten vorgenom- 
menen und besonders von den Wetterlaunen abhängige? 
Versuche ausgeben. Nun ermöglichte Slabys Schwiegerva- 
ter, der Fabrikant Beringer, drahtlose Versuche zw- 
schen dem hohen Schornstein seiner Fabrik und der Techn:- 
schen Hochschule im Juni 1897. Im Herbst schrieb Slaby das 
erste deutsche Buch über diese neue Telegraphenart und am 
23. Dez. 1898 erhielt er auf sein System das DRP. Am ?7. 
Mai 1903 wurde ein Patentprozeß zwischen Slaby und der 
APG einerseits und Ferdinand Braun und Siemens & Halske? 
anderseits durch Gründung der Gesellschaft für drahtlose 
Telegraphie „Telefunken“ aus der Welt geschafft. Bis z: 
seinem Tode im Jahre 1913 beriet Slaby die Telefunken- 
Gesellschaft. Fh 


DK 621.396.643.024 


Hochempfindlicher Gleichspannunasverstärker. [Nach H. 
Bouckeu.H. Lennartz: Funk u. Ton 4 (1950) S. 161: 
8 S., 9 B] 


Die Verstärkung einer Gleichspannung kann nach HN. 
Kerkhof in der Weise erfolgen, daß in einer Wechse!- 
strom-Brückenschaltung die zu verstärkende Gleichspannun: 
das Gleichgewicht der Brücke stört. Die dann am Brücken- 
ausgang auftretende Wechselspannung wird nach der er!- 
sprechenden Verstärkung gleichgerichtet. Die sich aus die- 
sen Überlegungen ergebende Schaltung (Bild 3) verwend?’ 
2 Mischhexoden, deren dritten Gittern die Wecselspannur.ı 
gleichphasig zugeführt wird. An das Gitter 1 der erste: 
Röhre wird die zu verstärkende Gleichspannung gelegt, das 
Gitter 1 der 2. Röhre erhält eine feste Vorspannung. Also 
arbeitet Röhre 1 als veränderlicher, Röhre 2 als fester Brük- 
kenzweig. Ist die Brücke im Gleichgewicht, so heben sich d:e 
Wechselspannungen an Lı und Lə auf, so daß an Ls keine ir- 
duzierte Spannung auftritt. Wird an die Eingangsklemmen I! 
eine Gleichspannung gelegt, die das erste Gitter der Röhre ! 
negativ macht, so sinkt bei ihr der Anodenwecdhselstrom un! 
an Ls tritt eine induzierte Wechselspannung auf, die der D:!- 
ferenz der beiden Anodenwechselströme proportional ist 
Bei der praktischen Ausführung des Gerätes wurde die Fre- 
quenz des Brückenwechselstromes zu 200 kHz gewählt, urd 
zwar wurde diese Frequenz gewählt, weil das Gerät auch als 
Wechselspannungsverstärker für tiefe Frequenzen bis etwa 
1000 Hz verwendet werden sollte, um auf diese Weise be: 
der Verstärkung möglichst frequenzunabhängig zu sein. Die 
Phasenaleichheit der Anodenwechselspannungen an den be:- 
den Röhren 1 und 2 wurde durch eine besondere Kompenss- 
tionsschaltung erreicht sowie durch Resonanzkreise, die a.‘ 
200 kHz bzw. die erste Oberschwingung (400 kHz) abzė- 
stimmt waren. Um eine genügende Verstärkung zu erhal- 
ten, wurde die 200 kHz-Spannung relativ hoch mit 3 V e:- 
zeugt, wobei der dadurch recht hohe Klirrfaktor sich am 
Verstärkerausgang wegen der in der Schaltung vorhandenen 
Sieb- bzw. Unterdrückungsglieder nicht störend auswirken 
konnte. Bei einer Eingangsspannung von 30 mV wurde e:z: 


K 


Rö 1 u. Rö 2 Mischhexoden 
L, u. L Anodenkreisspulen 
L, Ankopplungsspule 
Bild 3. Brückenschaltung zur 
Gleichspannungverstärkung 
nah Kerkhof. 1 


gleichgerichtete Ausgangsspannung (Spitzengleichrichtur.:"' 
von 70 V erzielt. Wegen dieser hohen Verstärkung ist dzs 
Gerät sehr empfindlich gegen Schwankungen der Speisesper- 
nung; daher wurden Spannungsstabilisatoren eingebaut. Ir 
höchsten Verstärkungsbereih macht sich ferner die Nub- 
punktauswanderung während der Erwärmungszeit des G:- 
rätes sehr unangenehm bemerkbar. Erst nach einer Ermä-- 
mungszeit von etwa 1!/s h wurden einigermaßen konstanit 
Werte bei der Brückeneinstellung erreicht. Der Vers’är«-' 
kann also mit Erfolg nur dort benutzt werden, wo die Raur- 
temperatur zeitlich konstant bleibt und wo Schwankunze: 
des Netzes nicht auftreten oder möglichst gering sind. E 
wäre zweckmäßig, beim Aufbau des Gerätes Batterie-Röhre: 


15. Dezember 1950 


zu verwenden, die sich nur wenig erwärmen, oder den Netz- 
teil vom eigentlichen Verstärker zu trennen und damit die 
Temperaturabhängigkeit und die Erwärmungszeit herabzu- 
setzen. 

Beim mechanischen Aufbau mußte auf eine einwandfreie 
Abschirmung gegen Hochfrequenzspannungen vor allem in 
den Eingangsleitungen und den zum Verstärker führenden 
Leitungen geachtet werden, da durch die hochfrequenten 
Spannungen sonst sehr leicht .Gleichspannungen am Ausgang 
erzeugt werden können, die im kleinsten Bereich sehr stö- 
rend wirken. Ba 


Die Fernmeldetechnische Zeitschrift (FTZ) als Organ der 
Hochfrequenztechnik. — Vom neuen Jahr ab wird die FTZ 
über den jetzigen Rahmen hinaus das gesamte Hochfre- 
quenzgebiet behandeln. Obwohl die FTZ schon in wei- 
tem Maße Hochfrequenzthemen brachte, fehlte doch immer 
noch ein Ingenieurorgan, das dieses weite und in lebhafter 
Entwicklung befindliche Gebiet umfassend bearbeitete. Die 
Anregung wurde der FTZ von einem Kreise gegeben, in 
dem der VDE, die Hochschulprofessoren, die in der F T Z 
schon mitgearbeitet hatten, die Fachabteilung Funk im 
ZVEI, die einschlägigen Großfirmen und die Deutsche Bun- 
despost vertreten waren. 

Für.die Durchführung der zusätzlihen Aufgabe wird 
die FTZ um weitere 8 auf 48 Seiten verstärkt werden, 
ohne daß der Preis deshalb geändert werden wird. Die In- 
teressen der bisherigen Bezieher werden daher nicht beein- 
trächtigt. 

In der Schriftleitung treten folgende Änderungen ein. 
Herr Dr. Rindfleisch, der bisher die Hochfrequenztech- 
nik und die Elektroakustik betreute, wird in Zukunft nur 
die Elektroakustik bearbeiten. Für die Hochfrequenztec- 
nik sind neu gewonnen die Herren Prof. Dr. H. Meinke 
von der T.H. München und Dr. J. Großkopf vom Fern- 
meldetechnischen Zentralamt in Darmstadt. Auf den Gebie- 
ten der Telegraphen-, Fernsprech- und Signaltechnik, der 
Übertragung auf Leitungen usw. arbeiten die Herren 
Dipl.-Ing. Bornemann und Dr.-Ing. Führer weiter 
wie bisher. — Bestellungen bei der Post, beim Verlag Friedr. 
Vieweg & Sohn, Braunschweig, oder beim Buchhandel. Ermä- 
Bigter Bezugspreis für VDE-Mitglieder bei Bestellung durch 
Ihre Vereinigung. Wosnik 


DK 621.396.99.029.62 (061.3) 


Kurzwellentagung 1950 des DARC. — Wie alljährlich wie- 
cer seit 1947 trafen sich vom 8. bis 10. September die Mit- 
gieder des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) zur 
großen KW-Tagung, die einmal der DOffentlichkeit Einblick 
in die Arbeit der Funkamateure gewähren und den Kontakt 
zu Industrie und Wissenschaft vertiefen soll und zum an- 
deren ein geselliges Treffen deutscher und ausländischer 
Amateure in größerem Rahmen ist. In diesem Jahr trafen 
sih in Bad Homburg vdH. etwa 700 Amateure des DARC 
und Vertreter des holländischen und des jugoslawischen 
Amateurverbandes, die erstmals als offizielle Vertreter nach 
dem Kriege die Grüße ihrer Mitglieder überbrachten. Die 
herzlichen Worte dieser Delegationen und der anwesenden 
Amateure aus den Reihen der Besatzungsmächte in Deutsch- 
land und Osterreich unterstrichen das freundschaftliche Band, 
das alle Kurzwellen-Amateure über die Geschehnisse hin- 
weg in allen Ländern verbindet. 

Die Tagung selbst bildete den Rahmen für verschiedene 
Ausstellungen, Wettbewerbe, Vorträge und gesellige Ver- 
anstaltungen, aus denen nur die Industrieausstellung, die 
Ausstellung besonders gut gebauter Amateurgeräte (s. a. Bild 
4) und besonders eindringlich gestalteter QSL-Karten (die 
„Visitenkarte“ jeder Amateurstation) sowie die mit zwei 
kompletten KW-Stationen und einer vorbildlichen 2 m-UKW- 
Station ausgestattete Tagungsstation hervorgehoben werden 
sollen. Die Tagungsstation fand naturgemäß das größte In- 
teresse der Ausstellungsbesucher und der teilnehmenden 
Amateure. Sie war auf allen Amateurbändern Tag und 
Nacht in Betrieb und vermittelte den Daheimgebliebenen 
laufend Ausschnitte aus dem Tagungsablauf sowie Grüße 
und Wünsche aus aller Welt und in alle Welt. Für die tech- 
nischen Vorträge, die wie im Vorjahre in Erlangen auch 
hier ein besonders aufmerksames und dankbares Publikum 
fanden — haben doch die meisten technisch interessierten 
Amateure wegen ungünstiger Wohnlage wenig Gelegenheit 
zum Besuch solcher Veranstaltungen in ihrem Heimatort —, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


695 


bild 4. Eine vorbildliche Kurzwellen-Amateurstation (DL 3 H G}. 
stellten sich dankenswerterweise erste Fachleute zur Ver- 
fügung, u. a. Prof. Dr. Esau, TH. Aachen, Dr. Diemin- 
ger vom Max Planck-Institut für Jonosphärenforschung in 
Lindau, Dr. Greif von der Fa. Dr. Rohde & Dr. Schwarz, 
der Leiter der Funküberwachung bei der Bundespost, Post- 
rat Dr. Fleischer. Sehr gute Leistungen sah man auch 
bei den betrieblichen Wettbewerben, die in Form je einer 
Funk-Fuchsjagd auf dem 80 m-Amateurband und auf dem 
2 m-UKW-Band ausgetragen wurden. Daß z. B. bei der 
UKW-Jagd über etwa 3 km Entfernung mit tragbaren Bat- 
teriegeräten von 9 Mannschaften nicht weniger als 7 den 
Fuchs stellten, darf bei der erstmaligen Durchführung die- 
ser Z. B. in der Schweiz sehr beliebten Konkurrenz in frem- 
dem Gelände nach allen bisherigen Erfahrungen als aus- 
gezeichnete Leistung für Geräte und Mannschaften bezeich- 
net werden. 

Ihren Abschluß fand die Tagung mit der Gründung des 
gesamtdeutschen DARC, der an die Stelle der wegen gesetz- 
licher Beschränkungen im Vereinswesen na chdem Kriege ge- 
gründeten einzelnen Verbände auf Länderbasis tritt und im 
Bundesgebiet mit West-Berlin über 4000 Mitglieder erfaßt, 
von denen .über 1800 bereits eine Sendelizenz besitzen. 
Wenn man berücksichtigt, daß vor und während des Krie- 
ges der ehemalige DASD nie mehr als etwa 500 Sendelizen- 
zen im damals wesentlich größeren Gebiet hatte, kann man 
ermessen, in welchem Maße sich auch in Deutschland das 
Interesse diesem technisch interessanten und allgemein 
wertvollen Sport zugewandt hat. Der DARC ist bestrebt, 
diese Basis weiter auszubauen und im Rahmen seiner Mög- 
lichkeiten an der Entwicklung der Industrie und vor allem 
des UKW-FM-Rundfunks weiterhin mitzuarbeiten. 

Gerhard Merz, DL 1 BB 


Physik 
DK 53 (061.3) 


Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaften in Bad 
Nauheim. —- Im Mittelpunkt der diesjährigen Herbsttagung 
der Deutschen Physikalischen Gesellschaften in Bad Nau- 
heim (11. bis 16. Okt.) stand der Zusammenschlluß der ein- 
zelnen regionalen Gesellschaften zu einem „Verband der 
Deutschen Physikalischen Gesellschaften“. 1845 entwickelte 
sih aus dem regelmäßigen Colloquium bei Prof. Magnus 
die Berliner Physikalische Gesellschaft. Obwohl sie von An- 
fang an der politischen Entwicklung vorauseilend Mitglieder 
in ganz Deutschland hatte, wurde ihr Name erst 1899 in 
„Deutsche Physikalishe Gesellschaft“ umgeändert. Nach 
1918 spaltete sich die Gesellschaft für technische Physik ab, 
die eine eigene Zeitschrift herausgab. Die Jahrestagungen 
beider Gesellschaften blieben jedoch gemeinsam. Die be- 
kannten Verhältnisse erlaubten 1945 das festliche Begehen 
des hundertjährigen Geburtstages nicht; indessen rührten 
sich die Physiker sehr bald. Es kam zur Gründung einer 
Reihe regionaler physikalischer Gesellschaften, die jetzt 
zu einem Gesamtverband unter dem Präsidium von Geheim- 
rat Zenneck zusammengetreten sind. In diesem Verband 
Deutscher physikalischer Gesellschaften wird auch die Ge- 
sellschaft für technische Physik aufgehen. 


696 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950 


DEE EEE a EEE EEE 


In Anbetracht der großen Bedeutung dieser ersten ge- 
meinsamen Tagung der deutschen Physiker waren über 
fünfhundert Teilnehmer in Bad Nauheim zusammengeströmt. 
Erfreulicherweise konnten neben den westdeutschen auch 
eine ganze Reihe von Wissenschaftlern ‘aus der Ostzone an 
der Tagung teilnehmen. Nach einem Begrüßungsabend 
eröffnete Geheimrat Zenneck am Mittwoch früh die Tagung. 
Es ist hier unmöglich, auf die über hundert gehaltenen Vor- 
träge im einzelnen einzugehen!. Der Mittwoch galt mit zwei 
zusammenfassenden Vorträgen und elf Einzelreferaten den 
kernphysikalischen Problemen, die heute im Vordergrund 
des Interesses stehen. Die deutschen Physiker können sich 
leider an vielen Fragen nur als Beobachter beteiligen, weil 
die Erstellung moderner, leistungsfähiger Beschleunigungs- 
maschinen mit unseren Mitteln unmöglich ist. 

Am Donnerstag galten 11 Vorträge der Höhenstrahlung 
und Problemen der kosmischen Physik, 10 Vorträge Proble- 
men der Gasentladung und 7 Referate hatten allgemein 
theoretischen Inhalt. Die Gründungsversammlung des Ge- 
samtverbandes am Freitag unterbrach die wissenschaftlichen 
Vorträge. Am Freitag wurde auch die Max-Planck-Medaille 
an Prof. Debye verliehen. Die Festrede hielt Geheimrat 
Sommerfeld, der auf die quantenmechanischen Arbei- 
ten Debyes näher einging. Prof. Debye, der nicht selbst in 
Nauheim sein konnte, dankte der Versammlung in einem 
Telegramm für die Ehrung. 

Am Samstag erreichte die Tagung ihren wissenschaft- 
lichen Höhepunkt in dem Experimentalvortrag von 
W. Müller, Berlin. W. Müller konnte vor einiger Zeit 
als erster einzelne Ba-Atome in seinem Feldelektronenmi- 
kroskop sichtbar machen. Dabei ist die experimentelle An- 
ordnung so einfach, daß die gesamte Demonstrationsappa- 
ratur in einem kleinen Handkoffer Platz hat. 

An diesen Vortrag schlossen sih 2 zusammenfassende 
Berichte und 14 Referate über Festkörperprobleme sowie 
13 optische Vorträge an. Am Sonntag schließlich hörte man 
einen Vortrag über Mikrowellenspektroskopie und 7 klei- 
nere Vorträge aus verwandten Gebieten. Daneben kam die 
Akustik mit 3 und das Gebiet der Wärme und Kälte mit 7 
Vorträgen zu Wort. 

Neben den großen Sitzungen fanden eine Reihe von 
kleineren statt, die sich mit der Ausbildung der Physik- 
lehrer und einigen speziellen Problemen befaßten. Wie 
üblich, wurde die Tagung durch eine Reihe von Besichtigun- 
gen und eine kleine Ausstellung ergänzt. J.Euler 


DK 537.211 : 534.2 
Zusammenhang zwischen Strahlungsdruck und elektroaku- 
stischer Abstoßung. [Nah H. B. Dwight: Electr. Engng. 
69 (1950) S. 397; 2 S., 1 B.] 

Die Ähnlichkeit der Gleichung für die Kraft, mit der sich 
bewegte elektrische Ladungen abstoßen, und der Gleichung 
für den Strahlendruc einer bewegten Schallquelle auf eine 
zweite parallel zu‘ihr bewegte Schallquelle, gibt dem Ver- 
fasser Anlaß zu der Vermutung, daß die elektrostatischen 
Kräfte von einer Art von Strahlung herrühren, was auch 
schon andere (in der Arbeit genannte) Autoren annahmen. 

Die abstoßende Kraft zwischen zwei gleichnamigen punkt- 
förmigen Ladungen qı und gs im Abstand r ist qı qz/r?. 
Bewegen sich die Ladungen mit der Geschwindigkeit v 
parallel zueinander im Abstand r, so wirkt eine anziehende 
Kraft qi g»/r? - v?/c2, wo c die Lichtgeschwindigkeit bedeu- 
tet. Die resultierende Kraft ist demnach 


iQ á 


Bei der Schallstrahlung tritt eine Wirkung auf, die die- 
ser sehr ähnlich ist. Bewegen sich zwei Automobile A und 
B (Bild 5) im Abstand r parallel zu ein- 
ander mit der Geschwindigkeit v, so hat 
ein von A ausgesandter Schall, der B in 
dem dargestellten Augenblick erreicht, 
den Weg von der Länge st zurückgelegt, 
wobei s die Schallgeschwindigkeit und ! 
die Zeit bedeutet. Der Schalldruck in B 


v-t 


A ——=y 


ist umgekehrt proportional zu s? ł?. Sind fržom B -—=v 
A und B in Ruhe, ist der Schalldruck um-p; ER 

3 5 ild 5. Beispiel zur 
gekehrt proportional zu r”. Schallstrahlung. 


! Einige Vortidäge werden noch gesondert referiert werden. D. Schrittltg. 


Das Verhältnis von Schalldruck in Bewegung zu Schall- 
druck in Ruhe ist demnach 
r? St — v?? y? 


s? t? ge AU 


y? 
s? ) 


Dieser Ausdruck entspricht der Kraft zwischen den elek. 


trischen Ladungen. Li 


Schalldruck = P (i — 


Baustoffe 
DK 621.315.229.001.4 


Messung der Diffusionskonstanten von Kabelmänteln aus 
Thermoplasten. [Nach E. Müller: Bull. schweiz. elektro- 
techn. Ver. 41 (1950) S. 77; 5 S., 4 B] 

Die Lebensdauer papierisolierter Kabel hängt wesentlid: 
davon ab, wie weit das Eindringen von Feuchtigkeit in die 
feuchtigkeitsempfindliche Papierisolation verhindert werden 
kann. An Stelle des üblichen korrosionsempfindlichen Ble:- 
mantels sind in den letzten Jahren versuchsweise Kunststoff- 
mäntel hergestellt worden. Zur Untersuchung der Wasser- 
durchlässigkeit dieser Kunststoffmäntel eignet sich in einfa- 
cher Weise eine Verlustfaktormessung. Der Verlustfakto: 
tg ô einer baumwollisolierten Doppelleitung ist bei konstan- 
ter Temperatur stark feuchtigkeitsabhängig. Wird ein: 
trockene Doppelleitung in einen Kunststoffmantel hineinge- 
bracht, der an den Enden sorgfältig gegen das Eindringen 
der Feuchtigkeit geschützt ist, so ergibt die Anderung des 
tg ô mit der Zeit ein gutes Bild der Wasserdurchlässigke:' 
des Kunststoffmantels, der in einem Prüfraum hoher relat:- 
ver Feuchtigkeit (95%) lagert. 

Versuche zeigen, daß die Diffusionskonstante der bestes 
Z. Zt. bekannten Kunststoffe (z. B. Polyäthylen mit Isobutv- 
len-Bestandteilen) noch so groß ist, daß ein Kabel mit de: 
stark hygroskopischen Papierisolation bei Anwendung einss 
Kunststoffmantels keine ausreichende Lebensdauer aufweist. 
Durch eine zusätzliche Aluminiumfolie kann diese Lebens- 
dauer allerdings erhöht werden. Wird die Papierisolation 
auch durch eine Kunststoffisolation ersetzt, so ist die Leber:- 
dauer des Kabels schon jetzt auf 30 ... 40 Jahre zu veranschla- 
gen. Die Entwicklung von Kunststoffen mit noch kleinere’ 
Wasserdurclässigkeit wird erhebliche Fortschritte in diese! 
Richtung bringen. Lu 


‘Kurznachrichten 


Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. — Vorstar.! 
und Verwaltungsrat des „Stifterverbandes für die Deutsd:* 
Wissenschaft“, Essen-Bredeney, Meisenburgstraße 95, bitte: 
alle Unternehmen der Gewerblichen Wirtschaft, vor Ablaı: 
des Geschäftsjahres 1950 die Frage einer Sonderspende zt: 
Förderung der Wissenschaft — Forschung, Lehre, Nachwuchs 
— zu prüfen. Beiträge und Spenden an den Stifterverba: 
sind gem. Erlaß des Bundesfinanzministers steuerfrei !T 
Sinne des EKStG ($ 10) und des KStG. ($ 11) und zwar 5v- 
weit diese Ausgaben bis 10% des Einkommens oder ¥ w 
eines Betrages, der sich aus den Aufwendungen für Löhn: 
und Gehälter und dem steuerbaren Umsatz zusammenset:' 
nicht übersteigen. 


Unterwasserverstärker für Transatlantikkabel. — Nordö:' 
lich von Neufundland wurde der erste Verstärker in eir: 
Transatlantikleitung eingebaut. Er liegt auf dem Meer: 


‘grund 550m unter der Oberfläche in einem ölgefulı'- 


Stahlgehäuse. Der Betriebsstrom für den Verstärker w: 
durch die Signaladern mit übertragen. Das Gerät enth: 
3 vollständige Röhrensätze, die bei Röhrenschaden voz 
Land aus umgeschaltet werden können. R 


Robuster Tonabnehmer. — Ein neuer Kristall-Tonabnehm-" 
mit Saphir-Dauernadel verträgt auch ungeschickte Behar’ 
lung. Bei größerem Druck oder bei Stößen gleitet die Nast 
in die Tonabnehmerkapsel zurück, ohne Schaden zu nehm=° 
der Tonarm darf ruhig einmal auf die Schallplatte auffalie 
Er besteht aus Plexigum-Spritzguß, einem Werkstoff mit 2°- 
her innerer Dämpfung. Fı 


I Type CS 2 (Telefunken). 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 697 


VERSCHIEDENES 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker 


Frankfurt a. M., Osthafenplatz 6, 
Kabelwort: Elektrobund, Postscheckkonto: 


Bekanntmachungen 
Kommission 0720 „Elektrowärmegeräte” 


Die Kommission beabsichtigt, zu $ 15 a) von VDE 
0720/11.43 „Vorschriften für Elektrowärmegeräte* folgende 
Ergänzung hinzuzufügen: 

„Nicht lösbare Zuleitungen dürfen nur dann angewandt 
werden, wenn die Zuleitung mit dem Gerät ein unteilbares 
Ganzes bildet und aus besonderen Gründen (z. B. Abdich- 
tung) an der Anschlußstelle mit Isolierpreßstoff umpreßt ist.” 

Es ist beabsichtigt, diese Änderung zum 1. Februar 1951 
in Kraft zu setzen. Einsprüche gegen diese Änderung kön- 
nen bis zum 15. Februar 1951 bei der Vorschriftenstelle des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Frankfurt/Main, Ost- 
hafenplatz 6, eingereicht werden. 

Der Kommissionsvorsitzende VDE-Vorschriftenstelle 
Harald Müller Jacottet 


Betr.: Außerkraftsetzung von VDE 0370 K/X1.441 


In der ETZ 1950, H. 19, S. 539 hatte der VDE-FAM-Ar- 
beitsausschuß „Isolieröle“? mitgeteilt, daß beabsichtigt ist, 


Fernruf: 431 57, Köln 2197 


VDE 0370 K'/X1.44 „K-Vorschriften für Schalter und Transfor- 


matorenöle”? zum nächstmöglichen Termin außer Kraft zu 
setzen. Einsprüche sind nicht eingegangen. Der Vorstand des 
VDE hat daher diese Kriegsvorschrift ab 1. Januar 1951 für 
ungültig erklärt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär 
Lauster 


PERSONLICHES 


T. D. Jensen #. — Dr. Trygve D. Jensen, der bekannte 
Forscher auf dem Gebiete der magnetischen Werkstoffe, ist 
am 2. 7. d. J. in den USA gestorben. Der Tod ereilte ihn, 
als er im Begriffe war, in seine norwegische Heimat zurückzu- 
fliegen, nachdem er 42 Jahre lang im Forschungslaboratorium 
der Westinghouse Electric and Manufacturing Company in 
Pittsburgh tätig gewesen war. Seine zahlreichen wertvollen 
Untersuchungen wurden zum Teil in der ETZ bzw. in Stahl 
und Eisen veröffentlicht. J. Ko. 


Karl Schnetzler +. — Am 4. November ist Dr.-Ing. e. h. 
Dipl.-Ing. Karl Schnetzler gestorben, Aufsichtsrats- 
mitglied von BBC-Mannheim, Generaldirektor von 1925 bis 
1944. Als Industrieführer hohen Grades, als begabter Inge- 
nieur mit ungewöhn- 
lihem Scharfblick für 
technische und organi- 
satorische Fragen hat 
Dr. Schnetzler sehr viel 
für den Ausbau des Un- 
ternehmens geleistet. 
Nach dem Studium in 
Karlsruhe, seiner Ge- 
burtsstadt (1876), kam 
er 1904 nach zwei Jah- 
ren Tätigkeit in Wien 
in das Schweizer 
Stammhaus der AG. 
Brown, Boveri & Cie. 
Er arbeitete dort vor 
allem am Repulsions- 
motor (Déri), an Spinn- 
maschinenantrieben 
und an Drehstrom-Lo- 
komotivmotoren (Auf- 
sätzee in der ETZ 
1905/09) und leitete 


! Später auch als Behelfsvorschrift „VDE 0370 B/X1.44" und auch als 
Übergangsvorschrift „VDE 0370 U/X1.44° bezeichnet. 

? Gemeinsamer Ausschuß des VDE und des Fachausschusses für Mine- 
ralöl- und Brennstoffnormung (Gruppe E im Fachnormenausschuß für die 
Materialprüfungen der Technik). 


bald die Fabriken für Elektr. Maschinen, Transformatoren 
und Apparate. 1922 berief man ihn in den Aufsichtsrat nach 
Mannheim. — Seine besonderen Leistungen für den Elek- 
tromaschinenbau brachten ihm 1927 die Würde eines Dr.- 
Ing. e. h. der T. H. Darmstadt; 1944 folgte noch die Ernennung 
zum Ehrensenator der T. H. Karlsruhe. 


Max Howald. — Am 1. Oktober 1950 feierte Herr Max Ho- 
wald seine vierzigjährige Zugehörigkeit zum VDE, dem er 
im Alter von 31 Jahren — er wurde am 16. Oktober 1879 ge- 
boren — beitrat. 1934 übertrug ihm der VDE den Vorsitz in 
der Elektrowärmekommission. Der Jubilar kann auf eine viel- 
seitige Tätigkeit auf dem Gebiet der Elektrotechnik zurück- 
bliken. Nach Beendigung seiner Studien an der T. H. Han- 
nover und zweijähriger Lehrtätigkeit an technischen Schulen 
übernahm er 1909 die Leitung der Elektro-Reduktorwerke 
in Frankfurt a. M., die sih mit dem Bau und Betrieb von 
Elektrizitätswerken und elektrischen Anlagen, Geräten, dar- 
unter auch Elektrowärmegeräten befaßt haben. Nach Be- 
endigung des ersten Weltkrieges, den er in der Front mit- 
machte, wurde er in den Vorstand der Gesellschaft für Elek- 
trotechnik und Maschinenbau berufen, deren Aufgabengebiet 
ebenfalls die Erstellung von Anlagen und die Herstellung 
von Geräten, darunter Elektrowärmegeräten, umfaßt. Nach 
dem Ausscheiden aus diesem Posten verbanden ihn 2 Jahre 
gemeinsamer Tätigkeit als beratender Ingenieur mit Prof. 
Ruppel. Anschließend war er 1 Jahr als Werbeingenieur 
der Städt. Elektrizitätswerke Frankfurt a.M. tätig, um Anfang 
1928 in die Dienste der Graetz AG. als Oberingenieur und 
Direktor zu treten. Seit dem Umbruch 1945 wirkt er als be- 
ratender Ingenieur für Elektrotechnik in Berlin. Die Elektro- 
wärmetechnik verdankt dem Jubilar wertvollste Anregungen, 
und die Entwicklung der Geräte der Graetz AG. ist mit sei- 
nem Namen unlösbar verbunden. Noch bis in die letzte Zeit 
hinein hat er in Veröffentlichungen sein reiches Wissen dem 
Nachwuchs weitergegeben und auch an der Ausgestaltung der 
VDE-Vorschrift 0720 hat er als langjähriger Vorsitzender die- 
ser Kommission einen erheblichen Anteil. Als derzeitiger 
Vorsitzender der Kommission hofft der Unterzeichnete, daß 
die Zusammenarbeit mit dem Jubilar noch recht viele Jahre 
erhalten bleiben möchte. Harald Müller 


Fritz Sessinghaus 


Am 17. Oktober 1950 war es dem Vorsitzenden des VDE- 
Prüfstellenbeirats und der VDE-Kommission Installationsma- 


- terial, Direktor Fritz Sessinghaus, vergönnt, seinen 70. 


Geburtstag zu feiern. Die 
Fachkreise verehren in ihm 
niht nur den erfahrenen 
Kenner des Installationsma- 
terials, dessen Initiative ver- 
schiedene 1941 in Kraft ge- 
setzte Vorschriften zu ver- 
danken sind, sondern auch 
einen Menschen, der es be- 
stens versteht, Freundschaft 
mit anderen zu pflegen. 
Fritz Sessinghaus wurde in 
Kierspe (Westf.) geboren. 
Seine technische Ausbildung 
erhielt er auf dem Tech- 
nikum Hildburghausen und 
vertiefte sein Wissen bei 
mehreren elektrotechnischen 
Firmen. Damals wurde die 
Bahnstreke Hagen-—-Die- 
ringhausen gebaut, und man befürchtete, daß durch die 3 km 
entfernte Lage des Bahnhofs der Geburtsort Kierspe durch 
die natürliche Entwicklung am Bahnhof zurückgehen würde. 
Um der Bevölkerung von Kierspe die Existenz zu sichern, 
wurde von dem Kiersper Arzt Dr. Deisting und einigen 
Bürgern die Firma Dr. Deisting & Co. ins Leben gerufen. Als 
Leiter dieses Unternehmens wurde Fritz Sessinghaus gewon- 
nen, der aus dem verhältnismäßig kleinen Betrieb ein be- 
deutendes Werk emporwachsen ließ. Noch heute steht Fritz 
Sessinghaus als Hauptinhaber im Mittelpunkt des Gesche- 
hens. Neben seiner Tätigkeit für die Firma Deisting & Co., 
für den VDE, FNE und die Industrie hat Fritz Sessinghaus 


698 


durch den Bau einer großen Anzahl von Eigenheimen auch 
zur Lösung des Wohnungsproblems beigetragen. Möge dem 
70jährigen bei voller Gesundheit noch manches erfolgreiche 
Arbeitsjahr und noch viel Freude an seinem segensreichen 
Schaffen beschieden sein, x 


F. Grassnick. — Am 1. Oktober konnte Dr. Franz Grass- 
nick sein 45jähriges Dienstjubiläum bei der Telefunken- 
Gesellschaft feiern. Der Jubilar begann seinen Dienst an 
der drahtlosen Nachrichtentechnik unter Graf Arco und 
wurde später Leiter der Telefunken-Montageabteilung. Zahl- 
reihe Nachrichten- und Rundfunksender erstanden im In- 
und Ausland unter seiner Obhut. fi 


Jubiläen. — Im September konnten die Hackethal- 
Draht- und Kabelwerke AG., Hannover, ihr 50jähriges Ge- 
schäftsjubiläum begehen. Der Gründer, Louis Hacke- 
thal, hatte durch seine Erfindungen, Kreuzung der Fern- 
meldeadern gegen Beeinflussung von Starkstromleitungen 
vnd Isolation mit Mennige, dem Leitungssystem auf der 
ganzen Welt einen richtungsweisenden Dienst erwiesen. 
Aus der kleinen Werkstatt entwickelte sich in den vergan- 
genen Jahrzehnten die heute international bekannte Fabrik. 
— Zum Jubiläum wurde ein hübscher Gedenkband heraus- 
gegeben, der den oft recht schweren Weg des Unterneh- 
mens schildert und beweist, daß Wille und Leistung stärker 
sein können als alle äußeren Schwierigkeiten. R 


Die Norddeutsche Kabelwerke AG. Berlin-Neukölln, 
die am 29. Dezember ihr 40jähriges Bestehen feiern kann, hat 
die Kriegsschäden an ihren Werksanlagen zum größten Teil 
beseitigen können. Sie verfügt wieder über ein Kabelwerk 
für Stark-, Schwachstrom- und HF-Kabel, eine Kleinversei- 
lerei für Spezialseile und Litzen, ein Walzwerk für Gummi- 
und Kunststoffmischungen, eine Leitungsfabrik und die not- 
wendigen Labors und Prüffelder. fi 


BUCHBESPRECHUNGEN 


DK 530.145.6 (022.5) 


Theorie und Lösungsmethoden des Mehrteilchenproblems 
der Wellenmechanik. (Bd. 22 d. Lehrbücher u. Monographien 
aus d. Geb. d. exakten Wissensh.) Von P. Gom bàs. Mit 
268 S., 20 B., Format 17X24,5 cm. Verlag Birkhäuser, Basel 
1950. Preis kart. sfrs. 24.50. Glw. sfrs. 29,50. 

Die moderne quantenmechanische Theorie des Mehr- 
teilchenproblems hat in der bisherigen Entwicklung der 
Atomtheorie eine große Rolle gespielt (Elektronenverteilung 
und Energieniveaus von Atomen und Molekülen, Kernauf- 
bau, Quantenchemie) und es ist zu erwarten, daß diese Ver- 
fahren und Methoden im Verlauf der weiteren Entwicklung 
der Theorie noch an Wichtigkeit gewinnen werden. Der Ver- 
fasser hat sich daher und zweifellos mit ausgezeichnetem Er- 
folg bemüht, dem Leser mit seinem Buch ein Hilfsmittel in 
die Hand zu geben, das ihn mit einem möglichst einfachen 
mathematischen Apparat und einer möglichst einfachen Dar- 
stellung des Stoffes in die quantenmechanische Theorie des 
Mehrteilchenproblems, insbesondere in die zur Lösung die- 
ses Problems dienenden Methoden einführt. Die wichtigsten 
Probleme sind dabei überall so ausführlich durchgerechnet, 
daß ein bis ins einzelne gehendes Bild darüber entsteht, wie 
sich die Lösung tatsächlich ermitteln läßt. Bei der großen 
Fülle der Probleme werden hauptsächlich die typischen Fälle 
behandelt, wobei die Bestimmung der Eigenfunktionen und 
der Energiewerte in den Mittelpunkt der Betrachtungen ge- 
stellt wird. Im ersten Teil wird nach einer Einführung die 
allgemeine wellenmechanische Theorie des Mehrteilchen- 
problems behandelt, im zweiten Teil wird eine zusammen- 
fassende Darstellung der zur Lösung des Mehrteilchenpro- 
blems entwickelten Methoden und deren Anwendung gege- 
ben. Der Verlag hat das Buch mit bekannter Sorgfalt aus- 
gestattet. R. Kollath 


DK 621.3.064 : 537.311.4 


Elektrische Kontakte und Schaltvornänse. Von Dr. Walter 
Burstyn. 3. verbess.. u. erw. Aufl. Mit 98 u. VII S., 82 B., 
18 Taf., Format 15x23 cm. Springer-Verlag, Berlin, Göttin- 
gen, Heidelberg 1950. Preis kart. DM 7,50. 

Die Burstynsche zusammenfassende Darstellung der 
Voraänge am Kontakt ist, in klarer Sprache geschrieben, ein 
wertvolles Hilfsmittel für alle, die auf diesem Gebiet arbei- 
ten. Sie ist eine gute Ergänzung des grundlegenden theo- 
tetischen Buches von Ragnar Holm, dessen Forschungs- 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 195 


ergebnissen in dieser 3. Auflage ein breiterer Raum als in 
den früheren Ausgaben zur Verfügung steht. Der Verfasse: 
ergänzt diese Angaben von Holm durch eigene Beobachtungen 
und Stellungnahme. Die Gesamtanlage des Buches, die E.n- 
teilung und die verständliche Darstellung des umfangreichen 
Stoffes auf gedrängtem Raum sind so gut wie bei den frühe- 
ren Auflagen, ebenso Druck und Papier. Aus dem reichen In- 
halt sei besonders die Burstynsche Auffassung von der Wir. 
kungsweise eines Löschkondensators als Bestandteil eines 
Schwingungskreises erwähnt. Diese als richtig bestätigte (d. 
Ref.) Auffassung wird noch zu wenig beachtet. Wünscens- 
wert wäre, wenn im Kontakt-Schrifttum sich endlich ein e:n- 
heitlicher Sprachgebrauch durchsetzen würde (Kontaktwider- 
stand, Enge- und Hautwiderstand, d. Ref). So entstehen 
immer noch kleinere Unklarheiten, die jedoch dem Gesam!- 
wert des vorliegenden Buches keinen Abbıuch tun, das wärn- 
stens empfohlen werden kann. H. Mackh 


DK 621.365 (822.4 


Grundlagen der elektrischen Ofenheizung. Von Dr. Fr: 
Walter. (Ind. Reihe „Handbuch der technischen Elektro- 
chemie.”) Mit 327 u. X S., 104 B., Format 17X24.5 cm. Aka 
demische Verlagsgesellschaft Geest & Portig KG., Leipzi: 
1950. Preis geb. DM 20,—. l 

Ausgehend von einer reichhaltigen mit Kurvenbilder: 
und Tabellen versehenen Zusammenstellung über die phy- 
sikalischen Eigenschaften der Werkstoffe der elektrische 
Heizeinrichtungen werden alle grundlegenden Problem: 
besprochen, die in der elektrischen Ofenheizung auftreten 
also die Grundlagen der Wärmeübertragung, Wärmeerzen- 
gung, der elektrischen Stromleitung, Widerstandheizunc. 
Wärmeströmung. Besonders eingehend wird das Problex 
der induktiven Heizung, die allgemeine Theorie der Induk- 
tionsöfen sowie deren Berechnung mit praktischen Beispie 
len gebracht. Weitere Kapitel sind den elektrodynani- 
schen Druckräften im Bad und der Lichtbogenheizung ge- 
widmet. 

U. a. sind noch die Probleme der Unsymmetrie bei Dreh- 
stromöfen (tote und scharfe Phase), wie auch die Stromfur- 
rung in den Hochstromleitungen und Elektroden behandelt 
Zum Abschluß werden die Grundlagen kombinierter Oter 
heizungen beschrieben. Der Verfasser, ein bekannter Fac: 
mann auf diesem Gebiet, legt besonderen Wert auf exakt: 
wissenschaftliche Formulierung in der Bearbeitung des ge 
samten Stoffes und auch dies macht das Buch sehr wertvo:. 
Es ist eine willkommene und notwendige Bereicherung de: 
Fachliteratur und soll bestens empfohlen werden. 

E. Kluss 


DK 621.585.1 (0225 
Laufzeittheorie der Elektronenröhren. Von H. W. Könir 
1. Teil: Ein- und Mehrkreissysteme. Mit 210 S., 72 B., Fo 
mat 14,5X23 cm. Springer-Verlag, Wien 1948. Preis ka” 
DM 27,—. 2. Teil: Kathodeneigenschaften, Vierpole. M: 
144 S., 47 B., Format 14,5X23 cm. Springer-Verlag, W: 
1948. Preis kart. DM 21,—. 

Bei diesem Werk handelt es sich um die Zusammen‘: 
sung einer Reihe von Einzelarbeiten des Verfassers, die @:: 
Kriegsgründen seinerzeit nicht erscheinen konnten, jetzt <= 
sammelt vorliegen und im wesentlichen ein geschlossen: 
Ganzes bilden. Der Verfasser legt seiner Theorie eine nė- 
artige Betrachtungsweise der Vorgänge in Elektronentc“ 
ren zugrunde. Er geht bei der Untersuchung der Elektron: 
bewegung nicht wie sonst von den Spannungen aus, soz- 
dern von den Konvektions- und Verschiebungsströmen u’: 


‘ den Feldern. Ferner werden an Stelle der Elektrodenabs‘:’- 


de und Gleichspannungen Laufwinkel und Geschwind:ak?: 
ten eingeführt. Die Raumladung wird mit berücksichtic‘. 5- 
gelingt dem Verfasser, auf diese Weise eine allgeme: 
Theorie der Röhren in relativ einfacher Form aufzuste!!. 
und. zwar unabhängig vom Betriebszustand, so daß dı:* 
Theorie durch die geometrishen Anordnungen der Röhr’ 
charakterisiert ist. So können z. B. ein Schirmgitterrohr ı*: 
ein Klystron von einem gemeinsamen Standpunkt betrad': 
werden. 

Einer solchen Auffassung entspricht auch die Glieder." 
des 1. Teiles: Lineare Laufzeiterscheinungen in Eink:::- 
systemen, in Zweikreis-Zweikammersystemen, in Zweikr? <- 
Dreikammersystemen usw. Der Il. Teil bringt u. a. die La: 
zeittheorie des Schroteffektes und die allgemeine Vier 
theorie der Elektronenröhren einschließlich des Laufze:i::: 
bietes. i 


15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 699 


` 


Die neue und auch ursprüngliche Behandlungsweise des 
Verfassers führt auf einfache normierte Gleichungen, ist aber 
ın der Entwicklung, wie er selbst angibt, wenig anschaulich. 
Das Buch erfordert wegen der abstrakten Darstellung ünd 
weil die Zwischenrechnungen zum Teil weggelassen sind und 
ın anderen Veröffentlichungen des Verfassers nachgeschla- 
qen werden müssen, ein intensives Studium. Als Einführung 
ın das Gebiet kann und soll es nicht dienen. Es muß aber 
jedem, der sich mit der Laufzeittheorie eingehender beschäf- 
ugen und sich in dieses Gebiet vertiefen will, empfohlen 
werden, das Werk zur Hand zu nehmen und durchzuarbei- 
ten. l L. Pungs 


DK 621.315.17 : 531.22 
Durchhänge und Zugspannungen von Freileitungen. DZ- 
Kurve. Von F. Besser. 2. erw. u. verbess. Aufl. Mit 107 S., 
29 B., zahir. Taf., Format DIN A 5. Frankhsche Verlags- 
handlung, Stuttgart 1950. Preis kart. DM 12,—. 

Im Freileitungsbau wird bei der Berechnung der Seil- 
durchhänge in der Regel die vereinfachende Annahme ge- 
macht, daß die Kurve des Seildurchhanges eine Parabel ist. 
Die dabei angewendeten Gleichungen sind den Freileitungs- 
bauern allgemein bekannt. Nicht allen Fachleuten sind aber 
die aus den Beziehungen der Kettenlinie sich ergebenden 
Gleihungen geläufig, welche bei großen Spannweiten von 
etwa -500 ... 2000 m oder bei großen Höhenunterschieden der 
Aufhängepunkte zutreffendere Werte liefern als die Para- 
belgleihungen. Besser hat bereits 1938 ein graphisches 
Verfahren für die Berechnung der Durchhänge und Zugspan- 
nungen für Freileitungsseile in der ETZ veröffentlicht!, wel- 
ches unter Zugrundelegung der Kettenlinie abgeleitet wurde. 
Dieses in der Anwendung einfache Berechnungsverfahren 
hat den Vorteil, daß mit nur einer Kurve, welche Besser die 
DZ-Kurve nennt, Durchhänge und Zugspannungen für Seile 
beliebigen Querschnitts und Materials berechnet werden 
können und zwar für alle Spannweiten, Zusatzlasten und 
Temperaturen. In dem Buch ist außerdem der Weg für die 
rechnerische Bestimmung der Durchhänge und Zugspannun- 
gen bei Anwendung der Gleichungen der Kettenlinie gege- 
ben. In zahlreichen Beispielen wird die Anwendung des 
graphischen und auch des rechnerischen Verfahrens erläu- 
tert. In den Beispielen werden allerdings nur kleine Spann- 
weiten von 50 bis 281 m behandelt. Auch bei der Bered- 
nung der Durchhänge und Zugspannungen für diese kleinen 
Spannweiten wendet Besser grundsätzlich die Gleichungen 
der Kettenlinie an. Hier liefern aber die in der Anwendung 
einfacheren Parabelgleichungen genügend genaue Werte. 

Für Spannweiten bis etwa 2000 m sind die in dem Buch 
gegebenen Berechnungsverfahren genügend genau. Für ex- 
ttem große Spannweiten muß die Gleichung der elastischen 
Linie angewendet werden. Es ist zu empfehlen, in einer 
Neuauflage Beispiele für große Spannweiten und für ent- 
sprehend große Höhenunterschiede der Aufhängepunkte zu 
bringen. Zu bemerken wäre noch, daß Besser bei seinen 
Berechnungen durchweg von den Zugspannungen des Seiles 
im oberen Aufhängepunkt ausgeht, während es im Freilei- 
tungsbau üblich ist, von der Zugspannung im tiefsten Durch- 
hangspunkt auszugehen. Letzteres ist aber aus verschiede- 
nen Gründen zweckmäßig. Man muß dann den Berechnungs- 
gang entsprechend umstellen. 

Das Buch füllt eine Lücke in der deutschen Fachliteratur 
aus. Den Fachleuten, welche mit solchen Berechnugen zu 
tun haben, ist sein Studium zu empfehlen. 

W. Hoffmeister 


i DK 628.97.033 (023.3) 
Neon-Leuchtröhrenanlagen für Lichtreklame und moderne 
Beleuchtung. Von Hermann Spangenberg. (Erw. Son- 
derdruck aus Licht-Techn. 1949, H. 4 u. 5.) Mit 29 S., 14 B., 
Format DIN A5. Helios-Veriag GmbH., Berlin, Frankfurt 
a.M. 1950. Preis geh. DM 0,75 + DM 0,10 Porto. 

_ Wer Leuchtröhrenanlagen zu errichten hat und nicht 
über genügend praktische Erfahrungen verfügt, wird zweck- 
mäßig zu diesem kleinen Büchlein greifen. Es unterrichtet 
ihn kurz über. die Wirkungsweise und die geschichtliche Ent- 
wicklung der Gasentladungslampen und gibt an, welche 
VDE-Vorscriften für ihre Errichtung in Betracht kommen. 
Die Hauptbestandteile von Leuchtröhrenanlagen werden 
kurz vom prakiischen Standpunkt aus besprochen, wobei 


' ETZ 59 (1938) S. 751 u. 774. 


besonders praktische Winke über die Herstellung der Me- 
tallbuchstaben und deren Zusammenbau mit den Leucht- 
röhren gegeben werden, deren Schaltung durch Schaltbilder 
und Abbildungen erläutert wird. Winke über die Hoch- und 
Niederspannungsinstallationen und deren Erdung und Nul- 
lung bei Leudhtröhrenanlagen ergänzen diese Ausführungen. 
In den folgenden Abschnitten werden die Einregelung der 
Stromstärke, die Einbautransformatoren, der Stromverbrauch 
solcher Anlagen, ein etwaiger Anschluß an Gleichstrom, die 
Bemessung des dazu erforderlichen Umformers kurz behan- 
delt. Wertvoll ist vor allem die Besprechung der Fehler 
in Leuchtröhrenanlagen und deren Beseitigung sowie der 
Vorsichtsmaßnahmen an diesen Anlagen. 
P.Silberbach 


DK 531 (023.4) 
Einführung in div .echnische Mechanik. Von Prof. Dr. Ing. 
Walther Kaufmann. 1. Bd.: Statik starrer Körper. Mit 
166 u. 6 S., 194 B., Format 17X24,5 cm. Springer-Verlag, 
Berlin, Göttingen, Heidelberg 1949. Preis DM 15,—. 

Das Buch ist der 1. Band einer auf vier Bände berechne- 
ten Gesamtdarstellung der technischen Mechanik. Es be- 
faßt sich ausschließlich mit der Statik starrer Körper und 
solcher Systeme, die aus einzelnen starren Körpern zusam- 
mengesetzt sind; dies in einem Umfange, wie er in den 
Hauptvorlesungen an technischen Hochschulen über diesen 
Gegenstand üblich ist. Nach einer Einführung in die Grund- 
begriffe der Mechanik und in das Rechnen mit gerichteten 
Größen werden die ebenen und räumlichen Kräftegruppen 
am Massenpunkt und am starren Körper behandelt, sowohl 
mit graphischen als auch mit rechnerischen Methoden. Sehr 
elegant ist hier der Nachweis, daß das Gleichgewicht einer 
ebenen Kräftegruppe sichergestellt ist, wenn drei Momen- 
tenbedingungen erfüllt sind und die Bezugspunkte der Mo- 
mente nicht in einer Geraden liegen. Nach einem Abschnitt 
über den Schwerpunkt wird das Gleichgewicht gestützter 
Körper abgehandelt einschließlich Kette und Seil. Neu ist 
hier die analytische Untersuchung des Gleichgewichtes einer 
Verbindung von Gelenkstangen. Das Buch schließt mit einem 
Kapitel über die Reibung und mit einer klaren Darstellung 
des Prinzipes der virtuellen Verrückungen. Zahlreiche durch- 
gerechneten Beispiele dienen zur Erläuterung des Textes; 
guter Stil und saubere Figuren machen das Studium des Bu- 
ches zu einer wirklichen Freude. E.Pohlhausen 


DK 531 (022.2) 
Mechanik und Festigkeitslehre.e Von H. Jönck. 5. Aufl. 
280 S., 322 B., Format 14X20 cm. Friedr. Vieweg & Sohn, 
Braunschweig 1950. Preis Hlw. DM 7,80. 

Das Buch ist für den Betriebspraktiker bestimmt. Daher 
ist die mathematische Behandlung des Stoffes auf ein Min- 
destmaß und auf die Benutzung elementarer Methoden be- 


schränkt worden. Von der zeichnerischen Darstellung ist | 


ausgiebig Gebrauch gemacht. Das Buch ist durchaus geeig- 
net, bei der Entwurfsberechnung einfacher Maschinen- oder 
Bauelemente oder bei der Ermittlung der zulässigen Höchst- 
beanspruchung ausgeführter Konstruktionen nützliche 
Dienste zu leisten. Auch die Hydraulik wird in knapper, 
aber recht übersichtlicher Form behandelt. Jeder Abschnitt 
bringt eine kurze allgemeine Erläuterung der jeweils be- 
handelten mechanischen Grundbegriffe und anschließend 
mehrere bis zum zahlenmäßigen Endergebnis durchgerech- 
nete Beispiele für ihre praktische Verwendung. Dabei wird 
auf die richtige Angabe der Dimensionen erfreuliher Wert 
gelegt. Eine umfangreiche Aufgabensammlung mit Lösun- 
gen bildet den Abschluß des nützlichen Buches. 
E.Pohlhausen 


DK 621.315.616 : 621.9 (023.3) 


Die maschinentechnischen Grundlagen der Kunststoff- und 
Gummi-Industrie. Von Dr. Maximilian Lang. Mit 103 S, 
19 B., Format DIN A 5. Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, 
Halle a. S. 1950. Preis geh. DM 6,40, geb. DM 7,80. 
Ausgehend von der Tatsache, daß in der Gummi- und 
Kunststoffindustrie weitgehend die gleichen Maschinen ver- 
wendet werden, wird in der Broschüre versucht, die ma- 
schinentechnischen Grundlagen dieser Industrien zusammen- 
fassend zu behandeln. Von insgesamt 10 Abschnitten sind 
die ersten drei den eigentlichen Verarbeitungsmaschinen, 
Kalandern und Walzen, Spritzmaschinen und Heizpressen, ge- 


700 


widmet. Im 4. Abschnitt wird die Heizung der Preßplatten 
gesondert behandelt, während sich der 5. mit der Lösungs- 
mittel-Rückgewinnung befaßt. Recht ausführlich wird im 6. 
Abscnitt auf den Antrieb eingegangen. Die weiteren Ab- 
schnitte behandeln die Wasser- und Preßluftversorgung so- 
wie die Kupplung von Kraft und Wärme. 


Die kleine Abhandlung ist als Versuch gedacht, wie im 
Vorwort ausdrücklich betont wird, und erhebt keinen An- 
spruch auf Vollständigkeit. Aber selbst damit ist fast noch 
zu viel gesagt, wenn man bedenkt, daß die Spritzmaschinen 
mit ihren fließ- und wärmetechnischen Schwierigkeiten sich 
mit 1% Seiten begnügen müssen und daß die Spritzgußma- 
schinen überhaupt nicht behandelt werden. Man könnte viel- 
leicht von einem Versuch an ausgewählten Kapiteln sprechen. 


| Trotz seiner Lückenhaftigkeit ist dieser Versuch jedoch 
sehr zu begrüßen. Auf dem maschinentechnischen Gebiet 
ist insbesondere für die Kunststoffe noch sehr viel Arbeit zu 
leisten. Wenn die Broschüre in dieser Richtung anregend 
wirkt, so hat sie ihren Zweck erfüllt. H. Hofmeier 


DK 622.004.5 (061.64) 


50 Jahre Technische Überwachung im Ruhrbergbau. Hrsaq. 
Technischer Uberwachungsverein Essen e. V. Mit 164 S., 
zahlr. B. u. Taf. Format DIN A 4, auf Kunstdruckpapier. 

Es ist sehr zu begrüßen, daß der Technische Überwa- 
chungsverein Essen sein S0jähriges Jubiläum ‘dazu benutzt 
hat, in einer umfangreichen Festschrift der Offentlichkeit 
Kenntnis von der Vielseitigkeit seiner Tätigkeit zu geben. 
Nach einem historischen Überblick über die verschiedenen 
Entwicklungsstadien des Vereins wird in mehreren Beiträ- 
gen ein Querschnitt aus dem Aufgabenbereich gebracht. 

Den Elektroingenieur interessiert besonders eine kriti- 
sche Betrachtung der verschiedenen Untertage-Schutzschal- 
tungen, in der eines der wichtigsten Probleme aus dem 
betreuten Gebiet der gesamten elektrischen Anlagen des 
Rheinisch-Westfälischen Bergbaus mit einem Anschlußwert 
von fast 5,5 Mio. kW behandelt ist. Weitere Beiträge erör- 
tern Weerkstoffragen, feuerungstechnische Probleme u. a. 

Welche Fülle von Fachwissen bei der Überwachungs- 
tätigkeit in der Ruhr-Großindustrie, insbesondere dem Stein- 
kohlen-Bergbau, aber auh der Chemie und Eisenhütten- 
industrie, beim Bau von Tankanlagen, bei Aufzügen oder 
im Kraftfahrzeugwesen gewonnen wurden, zeigt das Lite- 
ratur- und Vortragsverzeichnis mit weit über 1000 Veröffent- 
lihungen und Dissertationen von Vereinsingenieuren am 
Schluß des Buches. Ein schöner Beweis dafür, daß von jeher 
besonderer Wert darauf gelegt wurde, diese Erfahrungen 
der Industrie zugänglich zu machen. 

Nach dem Studium der mit zahlreichen Photographien 
und Zeichnungen lebendig aufgemacten Schrift kann dem 
Technischen Überwachungsverein bestätigt werden, daß er 
sein Ziel erreicht hat, „Berater seiner Mitglieder und Be- 
treuer ihrer Anlagen in technisch-wissenscaftlicher Hin- 
sicht” zu sein. H. Nüßlin 


Eingänge 


(Ausiuhrliche Besprechung vorbehalten) 


Erläuterungen zum Merkblatt über baulichen Holzschutz. — 2. Aufl. 
Hrqs. Fachausschuß Holzschutz d. dt. Ges. f. Holzforshung. Mit 40 S., 
6 B., Format DIN A 6. Holzforschungsverlag, Stuttgart 1950. 


[Bei Bauten wird heute oft ungenügend getrocknetes Holz verwen- 
det, was zu erheblihem Schaden durch Pilzbefall fuhren kann. Dasselbe 
gilt, wenn die baulichen Maßnahmen den Holzschutz vernachlässigen. 
1939 erschien ein Merkblatt úber baulichen Holzschutz, das inzwischen 
erganzt wurde. Das vorliegende Heftchen gibt dazu Erlauterungen, die 
ın dem Merkblatt selbst keinen Platz fanden.) R 


Fernbedienungsanlagen im Energieversorgungsbetrieb. 
Venzke. Mit 494 S, 145 B., Format 15-21 cm. 
Essen 195%. Preis Glw. DM 17,10, Hiw. DM 16,—. 


Formulaire general de Mathematiques, Physique et Chimie. Von 
M. Denıs-Papin. Mit 172 S., zahl. B. u. Taf., Format 11X16 cm. 
Librairıie Fernand Nathan, Paris 1950. Preis ffrs. 280,—. 


Das Sehen. I. Bd. Von Prot. Dr. Dr. Herbert Schober. Mit 382 S., 
62 B., 33 Tat., Format 1521 cm. Markewiıtz-Verlag, Darmstadt 1950. Preis 
Hiw. DM 17,50. 


Röhren-Taschentabelle. Von F. Kunze. 2. Aufl. Mıt 136 S., Format 
DIN A 6. Franzıs-Verlag. Munchen 1950. Preis kart. DM 2,50. 

Bestückungstabellen für Rundfunkempfänger. Von W. Trieloff. 
2. Aufl. Mit 64 S. Format DIN A 4. Franzıs-Verlag, München 1950. Preis 
geh DM 5,50. 

Röhrenvergleichstabellen. Von W. Trieloft Mit 176 S, Format 
DIN A 4. Franzis. -Verlag, Munchen 1950. Preis geh. DM 8,—. 


Von W. P. 
Verlag W. Girardet, 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


15. Dezember 1950. 


Elektrochemisches Praktikum. Von Dr. Dr.-Ing. e. bh. Erid Mu!- 
ler; 8. Aufl. Mit 366 u. XV. S., 192 B., Format 16X23 cm. Verlag ver 
Theodor Steinkopf, Dresden und Leipzig 1950. Preis Hiw. DM 14,—. 


Ennskraftwerk Großraming. Hrsq. Oberösterreihische Kraftwerke AG. 
u. Ennskraftwerke AG. Mit 60 S. (Kunstdruckpapier), zahlr. B. u. Ta’, 
Format DIN A 4. Linz 1950. 


Die Stimme des Verbrauchers. Zeitschrift für denkende Käufer. Hrsc 
i. A. d. Ges. f. Konsumforschung e. V. u. d. Inst. f. Absatz-- u. Vir- 
brauchsforschg. Erscheint in unregelmäßiger Folge. Sinwell-Verlag, Neza- 
berg 1950. Heft 2 (1950) mit 50 S., Format 17X24 cm. Preis DM 0,%. 


Arbeit leichter gemacht. Eine Fibel der Arbeitsgestaltung. Bearb v 
Hermann Böhrs. Mit 44 S., 100 R, Format 16X24 cm. Carl Harse: 
Verlag, München 1950. Preis kart. DM 4,40. 


Das Gestalten der Form (Bd. I v. Konstruieren im Maschinen- ur: 
Gerätebau). Hrsg. v. Dr.-Ing. Rögnitz. Mit 210 S., 347 B., 80 Ta: 
Format 16x23 cm. B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 19%. Pres 
Hlw. DM 12,80. 


Gleichstrommaschinen. Von Dr.-Ing. Franz Moeller (Bd. H, Te: ' 
d. Leitfaden der Elektrotechnik; Hrsg. Moeller-Werr). 4 Ax 
Mit 136 u. VIII S., 82 B., Format 16X23 cm. B. G. Teubner Verlagsgesel:- 
schaft Leipzig 1950. Preis Hlw. DM 6,10. 


Der Wählerschnellbetrieb ohne jede Verzögerung im Fernsprec-Fe::- 
verkehr. Von Max Langer. Mit 80 S., 38 B., Format 14X21 cm. Ve- 
lag Technik GmbH., Berlin 1950. Preis geh. DM 6,—. 


Handwörterbuch der Meteorologie. Hrsg. Dr. Karl Keil. Mit 64 S, 
zahl. B., Format 14X21 cm. Verlag Fritz Knapp. Frankfurt a M. 13% 
Preis Glw. DM 28,—. 


Der Elektroinstallateur. Vorbereitung auf die Gehilfen- und Meiste - 
prüfung mit wenig Formeln. Von Prof. Dipl.-Ing. W. Lehman: 
5. Aufl. Mit 288 S., 438 B., Format 13X19 cm. Fachbuchverlag Dr. Pi«- 
neberg & Co., Gießen 1950. Preis Hlw. DM 7,60. 


Wechselstrom-Ankerwicklungen (Bd. 1 von Die Wicklungen elektir- 
scher Maschinen). Von Heinrih Sequenz. Mit 365 S., 408 B., Forn- 
17X25 cm. Springer-Verlag, Wien 1950. Preis kart. DM 37.—. ce\. 
DM 40,—. 

Vom Dipol zum Lautsprecher. Von Alfred Nowak und Ferdin:: 
Schilling. Mit 296 S., 150 B., Format 14X21 cm. Verlag Weidemze:» 
Buchhandlung, Hannover 1950. Preis geb. DM 14,80. 


Fernmeldetechnische Zeitschrift 3 (1950) Heft 11. Inhalt: K. Wen:- 
lau, Die Anrufverteilung beim schnurlosen Fernschrank in Grobbr'e- 
nien; K. ©. Schmidt, Ein vereinfactes Verfahren zur Planunc vr 
dm-Strecken mit freier optischer Sicht; H. Lebmann, Verlustkonz. 
sierte Filter in Trägerfrequenzsystemen; H.Bouckeu. O.Schmıd' 
Verstärker mit selektiver Gegenkopplung; F. Buchholtz, Relaıs-2s:: 
speicher nach dem Kombinationsverfahren; G.Schmittu. H.Schia; 
Resonanzkurven von Vorübertragern mit zwei Streuspitzen. 


Berichtigungen 


Im Aufsatz „Die Elektrotechnik auf der Technischen 
Messe Hannover 1950” in H. 13 der ETZ 1950 ist auf S. 343 
rechts, 4. Absatz, ein Querlochwandler der Meßwandlerbe: 
GmbH., Bamberg, erwähnt worden. Die Firma Koch & Ster- 
zel AG., Düsseldorf, weist darauf hin, daß ihr die Bezeid- 
nungen „Querloch“ und „Querlochwandler” durch die Wa- 
renzeichen 402 252 und 402 253 für Transformatoren, insbes 
Stromwandler geschützt sind. Die Schriftleitung. 


Im Bericht „Torsiometer-Meßeinrichtung” in H. 17 ce 
ETZ 1950, S. 471, ist am Schluß gesagt, die Einrichtung s% 
von der Landis & Gyr AG. entwickelt worden. Dieser Set: 
bezieht sich nur auf das vorher erwähnte Präzisionszeh- 
werk, während die Torsiometer-Meßeinrichtung von Brow: 
Boverie & Cie. stammt. 


N 2 E E EEE 


Anschriften der Veriasser der Aufsätze dieses Heftes: 


Dr. H. Dorsch, Erlangen, Ringstr. 3 : 

Dr. W.Güttner, Siemens-Reiniger-Werke, Erlangen, Luitpoldstr 4- ! 

Dipl.-Ing. E. Jeske, Berlin N 65, Kamerunerstr. 42 

Dr.-Ing. V. RoßBmaier, Redenfelden Nr. 1/17 über Rosenheim 

Ing. H. Schützendübel, Telefunken Ges., Berlin NW 87 St: 
genstraße 71 


Er E ESEE 


Diesem Heft liegt ein Prospekt der Pirma Max Purrmama K. C. 
Schaltgerätebau, Düsseldorf-Holthausen, Bonner Str. 118, bei. 


ee een] 


Abschluß des Heftes: 2. Dezember 1950 
ee: eu 


Schriftleitung: G. H. Winkler (für den Inhalt verantwortlich) und X 4 
Egqgerer. — Zuschriften für die Schriftleitung nicht an eine pe - 
lihe Anschrift, sondern nur an: Schriftleitung der ETZ, Wupre”: 
Elberfeld, Briller Str. 99, Postfach 667, Fernruf 377 08. a 

Verlag: VDE-Verlag GmbH.. Wuppertal-Elberfeld, Friedrid-Ebert-Stur ! 
Postfach 667, Fernruf 379 59. 

Zweigstelle: Berlin-Charlottenburq 4, Bismarckstraße 3. 
Anzeigenannahme: VDE-Verlag GmbH., wie oben. 
Bezugsmöglichkeit: Für VDE-Mitalieder durch den VDE-Verlag Fr‘ 

DM 12.80 halbj. einschl. Zustellgebühr), für Nichtmitglieder durdı cz: 

Buchhandel (Preis DM 18,— halbj. zuzügl. Zustellgebühr). 

Druk: F. W. Rubens. Uana i. W. 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 Ill 


[Te — 


ar. A 
Taba A 
ER WAT 


«+ . die richtige Lösung 
für Werkzeugmaschinen 


Oft geht es im Zentimeter 


Was der Maschinenbauer von einem Handschalter 

verlangt - äußerst geringe Einbautiefe - Ist bei den 

neven „Fanal”- Nockenschaltern erstmalig vorhanden. 
Kein Wunder, daß sie von Anfang an soviel Aufsehen erregten. 


7 
RINGSDORFF-WERKE GMBH MEHLEM-RHEIN 


METZENAUER& JUNG :- GMBH 


WUPPERTAL-ELBERFELD 


Ste NH- 


NIEDERSPANNUNGS-HOCHLEISTUNGS 


SICHERUNGS-PATRONEN 


mit #linker oder kurzverzögerter Strom - Zeit- 
Kennlinie in der bekannten Ausführung und 
mit der neuartigen, in den 


DRIESCHER- 
KALT-PATRONEN 


verwirklichten flink-träge -kombinierten 
Strom -Zeit-Kennlinie 


Zählertafeln 


für Licht- und Kroft- 


anlagen in Blech» und 


Isolierstoff-Ausführung, 


ar: 
BE NÜURNBERG-5, o: 


ELEKTROTECHNISCHE FABRIK. 
a es N AA T O 


FRITZ DRIESCHER 


SPEZIALFABRIK FÜR ELEKTRIZITATSWERKSBEDARF 


RHEYDT (RHLD) 


IV Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heit 24 j 15. Dezember 1950 
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I der georteten Wuchtung. Sie macht es dem Konstrukteur möglich, schon beim 
| Festlegen der Bauform des Rotors auf einen raschen und exakten Massen- 

ausgleich Rücksicht zu nehmen. Ein Beispiel dafür liefern die hier abgebil- 
deten Elektro-Anker. Sie besitzen seitlich angeordnete Metallscheiben, an 


denen sich die Wuchtkorrektur an vorbestimmter Stelle unter geringstem Zeit- 
aufwand treffsicher, zuverlässig und mit höchster Genauigkeit ausführen läßt. 
Zugleich erfährt der Arbeitsvorgang dadurch eine wesentliche Vereinfachung. 
Er kann im Gegensatz zu früher von angelerntem Personal glatt bewältigt 
werden. Die geortete Wuchtung verdient deshalb Ihre Beachtung. Mit wei- 
teren Einzelheiten und Auskünften stehen wir gerne zu Ihrer Verfügung. 


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15. Dezember 1950 


Elektrotechnische Zeitschrift 71. Jahrg. Heft 24 


Pythagoras von Samos 
glaubte schon vor 2700 Jahren 


den Rätseln des Universums und des Seins 
durch bestimmte Beziehungen ganzer Zahlen 
auf der Spur zu sein. Wenn ihm die Lösung der 
letzten Probleme auch nicht gelang, so verdankt 
ihm die Nachwelt doch grundlegende und 
weittragende Erkenntnisse. 

Inzwischen hat die Mathematik auf allen Gebie- 
ten gewaltige Fortschritte gemacht. Im Zeitalter 
der Technik ist man auf die zahlenmäßige 
Erfassung aller physikalischen Vorgänge mehr 
denn je angewiesen. Zahlen ermöglichen den 
Vergleich zwischen verschiedenen Konstruktio- 
nen. Auch auf elektrotechnischem Gebiete 
können durch zahlenmäßige Vergleiche Rück- 
schlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Geräte 
gezogen werden. 

Wer heute Geräte zum Schalten hochwertiger 
Arbeits- und Werkzeugmaschinen kauft, sollte 
besonders auf die in dieser Anzeige aufgeführten 
technischen Daten achten. Sie geben ihm einen 


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welches hohen 1. Schutzart nach DIN 40050 
Anforderungen (früher DIN VDE 50) 
gerecht wird. 2. Festigkeit der Kopselung 


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spannung 500 V 
max. Schaltleistung bei 
380 V 25kW 
max. Schalthäufigkeit 
je Stunde ca. 2000 S/h 
mox. Schaltzahl 
20 000.000 Schaltungen 


strom). 


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Maßstab für die Leistungsfähigkeit der einzelnen 
Fabrikate. 

Darüber hinaus hat es jeder Betriebsleiter und 
Einkäufer in der Hand, mit Hilfe dieser Daten ver- 
schiedene Erzeugnisse miteinander zu vergleichen 
und darüber zu entscheiden, welches Gerät ent- 


sprechendseinerLeistungenam preiswertestenist. 


WICHTIGE DATEN FÜR SCHALTGERATE: 


b) Höchstzulässige Betäli- 
gungssponnung, bei wel- 


2. Schaltleistung 


3. Festigkeit gegen Korrosion 
4. Elektrische Isolation 


II. ELEKTRISCHE DATEN 


a) Diejenige Stromstärke, wel- 
che das Gerät ohne ge- 
schaltet zu werden 8 Stun- 
den führen kann {thermi- 
scher 8-Stundenstrom). 

b) Diejenige Stromstärke, 
welche das Gerät ohne 
zwischenzeitliche Schaltbe- 
wegung auf unbegrenzte 
Zeit führen kann (Dauer- 


Dos ist diejenige maximale 
Schaltleistung, welche das 
Gerät schaltet bei der nach 
VDE 0660/50 tür Käfigläufer- 
motoren vorgeschriebenen 
Ersatzschaltung. 


. Schweißstrom 


Das ist diejenige Stromstärke, 

bei welcher betriebsmäßig 

abgenutzte Schaltstücke zu- 

sammenschweißen können 
a) bei cos ọ = 0,4 


b) bei cos 9 =] 


. Betriebsspannung 


a) Spannung, für die das 
Gerät bemessen ist 


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cher der Schaltmognetnoch 
durchzieht 


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a) Wenn dos Gerät ohne 
Last angetrieben wird, die 
sogenonnte Gerätelebens- 
dauer 


b) Die Schaltzahlen und 
Scholtleistungen, welche 
die Schaltstücke für eine . 
bestimmte Zeit pro Stunde z 
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Elektro-Ingenieur 


für die Stromversorgung der Stadt Peine (Fremdbezug) gesucht. 
Gefordert wird: Abgeschlossene H.T.L.-Ausbildung, umfassende 
Kenntnisse und mehrjährige praktische Erfahrung in Projek- 
tierung, Bau, Unterhaltung von Hoch- und Niederspannungsanla- 
gen und Abnahme der elektrischen Installationen unter Beach- 
tung der WVDE-Vorscriften. Der Bewerber muß an selbstän- 
diges Arbeiten gewöhnt sein, das Tarifwesen beherrschen und 
mit dem Verkehr der Kundschaft aus Industrie, Haushalt und Ge- 
werbe vertraut sein. 

Kenntnisse in der Gas- und Wasserversorgung erwünscht. Alter 
nicht über 40 Jahre. — Vergütungsgruppe V a der TO. A. Probe- 
zeit '/s Jahr. 

Bewerbungen mit Zeugnisabschriften, Lebenslauf und Angabe 
der bisherigen Tätigkeit sind bis zum 31. 12. 1950 an die Ver- 
waltung der Stadtwerke Peine einzureichen. Dienstantritt kann 
sofort erfolgen. Stadtwerke Peine. 


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deutschland sucht möglichst auf 1. 2. oder 1. 3. 1951 einen tüch- 


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der mit den in- und ausländischen Prüfvorschriften bestens ver- 
traut ist, das Prüffeld beherrscht, selbst. zeichnet und absolute 
Erfahrung in der Massenproduktion besitzt. 

Bewerber wd. gebeten, sich mit handschriftlihem Lebenslauf, 
Lichtbild, Zeugnisabschriften, Gehaltsansprücken und Angabe 


von Referenzen unter ETZ 421/50 an den VDE-Verlag zu wenden. 


Nach Südamerika wird ein 


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Elektroingenieur 

als Betriebsleiter für eine neu einzurichtende Elektromotorenfabrik 
gesucht. Es wollen sich nur solche Herren melden, die vielseitige 
und umfassende Kenntnisse und Erfahrungen im Bau von neuzeit- 
lichen Drehstrommotoren bis 20 PS besitzen und fähig sind, den ver- 
antwortungsvollen Posten selbstständig zu bekleiden. Spanische 
Sprachkenntnisse erwünscht, jedoch nicht Bedingung. Beweıber 
(auch verheiratet, Wohnung ist gesichert) wollen Bewe-bungsschrei- 
ben unter ETZ 422/50 an den Verlag richten. 


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für konstruktive Entwicklungsaufgaben und Offertbearbeitung ge- 
sut. Bewerber mit abgeschlossener Fachschulbildung und mög- 
lichst mit voraufgegangener praktischer Ausbildung in einem Mo- 
toren- oder Transforınatorenwerk bzw. in einer Groß-Reparatur- 
werkstatt müssen über ein umfassendes Allgemeinwissen auf dem 
Gebiet der Starkstromtechnik verfügen und konstruktive Veranla- 
gung haben. Bewerbungen mit lückenlosem, selbstgeschriebenem 
Lebenslauf unter Beifügung von Zeugnissen u. Foto sowie Angabe 
des frühesten Eintrittstermins erbet. unt. ETZ 426/50 an den Verlag. 


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gen. Mehrjahrige Erfahrungen in gleicher oder ähnlicher Tatig- 
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Bewerbungen mit ausführlichen Unterlagen erbeten unt. ETZ 423/50 
an den Verlag. 


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im EVU-Betrieb, gediegener Charakter. 

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abschriften, Gehaltsanspruch und frühestem Eintritts-Zeitpunkt un- 
ter ETZ 425/50 an den Verlag erbeten. 


Werk der chemischen Großindustrie sucht einen 


Diplom-Ingenieur 
des Elektrofaches 


als Nachwuchskraft. Alter etwa 30 Jahre. Praxis in Fadhrid- 
tung Schaltanlagen und elektromotorishen Antrieben erwünscht. 
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Angabe von Gehaltsansprüchen, Referenzen und frühestem Ein- 


trittsdatum, erbeten unter ETZ 419/50 an den Verlag. 


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mit abgeschlossenem Studium an einer Hochschule oder höheren 
Fachschule mit etwa 4... 6jähriger Praxis im Bau und Betrieb ves 
Hoch- und Niederspannungs-Freileitungsnetzen, zugehörigen Statio- 
nen und in allgemeinen Stromversorgungsfragen; gewandt aud im 
Umgang mit Abnehmern, Grundeigentümern und Behörden. 
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mit etwa 10... 12jährigen Spezialerfahrungen auf den obenangege- 
benen’ Arbeitsgebieten u. auf dem Gebiet der Wasserkraftanlagen 
Erwünscdht ist ein umfassendes wirkliches Können auf den versde- 
densten Teilgebieten der öffentl. Stromversorgung. 
Bewerbungen mit ausführlichen Unterlagen werden erbeten unter 
ETZ 431/50 an den Verlag. 


Bei den Stadtwerken Bochum sind zu besetzen: 
a) die Stelle eines 


Ingenieurs 


für die Abnahme elektrischer Anlagen (Verkehrsabteilung), 
b) die Stelle eines 


Ingenieurs 

für die Abnahme von Gas- und Wasseranlagen (Verkehrs- 

abteilung). 
Für die Einstellung kommen Bewerber in Frage, die eine abge- 
schlossene Ingenieurausbildung nachweisen und über entsprechende 
praktische Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiete der Er- 
richtungsvorschriften verfügen. Bewerber um die Ingenieurstelle 
für die Abnahme von Gas- und Wasseranlagen sollen nach Mög- 
lichkeit auf dem Gebiete der Gaswerbung bereits mit Erfolg tät 
gewesen sein. 


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Einstellungsgesuche mit den erforderlichen Unterlagen (Zeugnisse. | 


Referenzen und Kategorisierungsbescheid) sind alsbald, spätestes 
bis 31. 12. 1950, einzureichen. Vergütung erfolgt nach Gruppe IV 
der TO A. 

Von unaufgeforderten persönlichen Vorstellungen ist abzusehen 


Oberstadtdirektor — Personalamt — der Stadt Bodan. 


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Fernseh-Entwicklung und Fertigung 


sucht eine Fabrik in Süddeutschland einige versierte Fachkräfte. | 
Bewerber wollen ihren Lebenslauf mit Zeugnisabschriften, Ge- 
haltsansprüchen und Angabe des frühestmöglichen Antrittstermißs 
richten unter ETZ 424/50 an den Verlag. 
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Gesucht wird von größerem Werk der Fernmeldeindustrie 


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für den Vertrieb. Umfassende Erfahrungen und Kenntnisse aul | 
dem Gebiet der Fernmeldetechnik (Schwacdhstrom) sind Bedingung | 
Nach Einarbeitung besteht Aufstiegsmöglichkeit. 
Es wollen sih nur Herren meiden, die nachweislich mit Erfolg 
ähnliche Positionen in der Industrie bekleidet haben. . 

Angebote mit ausführlichem Lebenslauf, lückenlosem Tätigkeit 
nachweis und Lichtbild sind zu richten unter ETZ 382/50 an des 
Verlag. 


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gewandt, 17jähr. Praxis auf all. 
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