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Full text of "Experimental-untersuchungen über Elektricität"

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OSTWALD'S KLASSIKER 
i 189<=JI EXAKTEN WISSENSCHAFTEN. 

f"^ Nr. 88. 

I A 914,232 



BSPERBIENTÄl-lJNTEßSüCnüNGEN 

ÜBER 

ELEKTRICITÄT 



MICHAEL FARADAY. 

HL BIS V. REIHE. 
(1833.) 



WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. 



OSTWALDS KLASSIKER 



EXAKTEN WISSENSCHAFTEN. 

S. In Leinen gebunden. 



Es sind bis jetzt erschienen u 



i den Gebieten der 



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e.V.* 

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Absto: 



. P.Noi 

(1846. 

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. Laml)ert'S Photometrie. (Photometrla «Ire de mensur* et gradibns 
luminl«, colorum et nmbrme). (1760.) Deutsch herausg. v. E. An- 
ding. Ernte« Heft: Thell I und II. HU 35 Flg. im Test. 
(136 S.) Jtl.— . 

:. Zweites Heft: Thell III, IV ond V. Mit 32 

Figuren im Teit. (112 S.) Jt 1.60. 

;. Drittas Heft: Theil VI and VII. — Anmer- 
kungen. Mit 8 Flgnien im Text. (172S.) JtlM. 

■■ F. Neamann, Ober ein allgemein. Prlncip der mathemat. Theorie 
inducirter elektr. Ströme. (1817.) Herausg. Ton C. Neu mann. Hit 
10 Fig. Im Text. (96 S.) M 1.50. 

. 8. Carnot, Betrachtungen üb. d. bewegende Kraft d. Fenera und 
die inr Entwickelung dieser Kraft geeigneten Masehlnen. (1824.) 
Obers, o. herausg. v/W.Ostwsia. MltftFig.imTelt. (728.) Jt 1.20. 




Fortsetzung ■■! Am ntWOT <W» im Umtchlagit. 






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Experimentel-Untersuchungen ' * u 



über 



ELEKTRIZITÄT 



von 



MICHAEL FARADAY. 



(Aus den Philosoph. Transact. f. 1833.) 



Herausgegeben 



von 



A. J. y. Oettingen. 



III. bis V. Reihe. 

Mit 15 Figuren im Text. 



-•» • 



LEIPZIG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 



2. Experimente-Untersuchungen über Elektricität 



von 



Michael Faraday. 



[274] 

Dritte Reihe. 

(Philosoph. Transact. f. 1833. — Pogg. Ann. Band XXIX.) 

VII. Einerleiheit der Elektricitäten 
verschiedenen Ursprungs. 

265. Die Fortsetzung der elektrischen Untersuchungen, 
welche ich die Ehre hatte, der Königl. Gesellschaft vorzulegen, 
führte mich zu einem Punkt, wo es für den ferneren [275] Verfolg 
meiner Arbeit noth wendig wurde, keinen Zweifel an der Einerlei- 
heit oder Verschiedenheit der auf mannigfache Weisen erregten 
Elektricitäten übrig zu lassen. Zwar ist es ganz richtig, dass 
Cavendish*\ Wollaston**), Colladon***) und Andere einige 
der bedeutendsten Hindernisse für die Anerkennung der Einer- 
leiheit gemeiner, thierischer und Volta* scher Elektricität aus 
dem Wege geräumt haben, und ich glaube, im Allgemeinen 
werden diese Elektricitäten wirklich als gleich von den Physi- 
kern angesehen. Allein andererseits ist es eben so wahr, dass 
man die Genauigkeit der Wollastori 'sehen Versuche bestritten 
hatf), und dass einer derselben, der von mehreren Physikern 
vorzugsweise als Beleg für die chemische Action der gemeinen 
Elektricität angesehen worden ist (336. 346), wirklich keinen 

*} Philosoph. Transact. 1776, p. 196. 

**) Philosoph. Transact. 1801, p. 434 (GUberfß Ann. Bd. XL S. 104), 
***) Ann. de chim. et de phys. T. XXXIII. 1826, p. 62 (Pogg. Ann. 
Bd. VIII S. 336). 

|) Philosoph. Transact. 1832, p. 282 Note (Ann. Bd. XXVII. S.554 
Anmerk. ) . 



V* 



\&0^3ö 



4 M. Faraday. II r. 

Beweis dafür abgiebt (309. 327). Ueberdies ist es Thatsache, 
dass noch heutzutage mehrere Physiker eine Unterscheidung 
zwischen den Elektricitäten verschiedenen Ursprungs machen, 
oder mindestens zweifeln, ob ihre Einerleiheit erwiesen sei. 
Humphry Davy z. B. hält es in seinem Aufsatz über den 
Zitterrochen 1 ) für wahrscheinlich, dass die thierische Elektri- 
cität eine eigene Art ausmache, und [276] indem er sie mit 
der gemeinen Elektricität, der Volta'schen Elektricität und dem 
Magnetismus vergleicht, sagt er: »Bei Erforschung der mannig- 
faltigen Abänderungen und Eigenschaften, welche die Elektri- 
cität in diesen verschiedenen Formen darbietet, mögen sich 
wohl noch Unterschiede feststellen lassen etc.« In der That 
brauche ich wohl nur auf den letzten Band der Philosoph. 
Transactions hinzuweisen, um zu zeigen, dass die Frage keines- 
wegs als erledigt zu betrachten ist*). 

266. Ungeachtet man allgemein die verschiedenen Elektri- 
citäten für identisch hält, sind offenbar die Beweise [277] dafür 



*) Philosoph. Transact. 1832, p. 259. Dr. Davy hat bei An- 
stellung der Versuche mit dem Zitterrochen (Ann. Bd. XXVII 
S. 542) dieselben Wirkungen erhalten, welche von der gemeinen 
und der Volta'schen Elektricität erzeugt werden, und sagt, dass 
dieser Fisch in seiner magnetischen und chemischen Kraft nichts 
wesentlich Eigenthümliches darbiete (p. 274); allein p. 275 sagt er: 
»es giebt andere Punkte des Unterschiedes«, und nachdem er sie 
aufgezählt, setzt er hinzu: »Wie sind diese Verschiedenheiten zu 
erklären? Erlauben sie eine Erklärung, ähnlich der, welche Caven- 
dish in seiner Theorie des Zitterrochens aussprach, oder dürfen 
wir nach der Analogie mit den Sonnenstrahlen annehmen, dass die 
elektrische Kraft, sie mag nun durch die gewöhnliche Maschine, 
durch die Volta'sche Batterie oder durch den Zitterrochen erregt 
werden, keine einfache Kraft sei, sondern eine Combination von 
Kräften, welche in verschiedenartiger Verknüpfung vorkommen, 
und so die uns bekannten Varietäten von Elektricität hervor- 
bringen? 

Auf p. 279 desselben Bandes der Philosoph. Transact. beginnt 
Dr. mtchie's Aufsatz, in welchem es unter anderm heisst: »Gemeine 
Elektricität verbreitet sich auf der Oberfläche des Metalls; — 
Volta'sche Elektricität existirt dagegen innerhalb desselben. Freie 
Elektricität wird auf der Oberfläche des dünnsten Goldblatts eben 
so kräftig fortgeleitet als auf einer Masse Metall von derselben 
Oberfläche; — Volta'sche Elektricität erfordert Metalldicke zu 
ihrer Leitung«; — ferner p. 291: »Die vorausgesetzte Analogie 
zwischen der gemeinen und Volta'schen Elektricität, welche seit 
der Erfindung der Säule so eifrig verfolgt wurde, schlägt in diesem 
Falle ganz fehl, wiewohl man glaubte, derselbe liefere die auf- 
fallendste Aehnlichkeit. « 



Einerleibeit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 5 

nicht klar und entscheidend genng gewesen, um die Billigung 
der Sachkenner zu erlangen. Die Aufgabe scheint mir viel 
mit der gemein zu haben, welche Humphry Davy so schön 
gelöst hat, nämlich der: Ob die Volta'sche Elektricität die 
nach ihrer Einwirkung auf das Wasser in demselben befind- 
lichen, Säuren und Alkalien immer bloss ausscheide, oder in 
einigen Fällen wirklich erzeuge. Dieselbe Notwendigkeit, 
die ihn antrieb, den zweifelhaften Punkt, welcher sich der 
Ausbildung seiner Ansichten widersetzte und die Strenge sei- 
ner Schlüsse vernichtete, zur Entscheidung zu bringen, hat 
mich zur Ermittelung der Frage gezwungen, ob die gemeine 
und die Volta'sche Elektricität identisch oder verschieden 
seien. Ich habe mich überzeugt, dass sie identisch sind, und 
hoffe, dass die Beweise, welche ich vorlegen werde, sowie die 
aus ihnen hervorgehenden Resultate für beachtungs würdig von 
der Königl. Gesellschaft gefunden werden mögen. 

267. Die mannigfachen Erscheinungen, welche die Elektri- 
cität darbietet, lassen sich zum Behufe des Vergleichs in zwei 
Klassen bringen; zu der ersten gehören die der Spannungs- 
Elektricität, zu der anderen die der strömenden Elektricität. 
Ich mache diese Unterscheidung, nicht weil sie philosophisch, 
sondern weil sie bequem ist. Die Wirkung der Spannungs- 
Elektricität besteht übrigens entweder aus Anziehung oder 
aus Abstossung in merklichen Entfernungen. Als Wirkungen 
elektrischer Ströme lassen sich nennen: 1. Wärmeerregung, 
2. Magnetismus, 3. chemische Zersetzungen, 4. physiologische 
Erscheinungen und 5. Funken. Meine Absicht wird nun sein, 
die aus verschiedenen Quellen entspringenden Elektricitäten, 
besonders die gemeine und die Volta'sche, hinsichtlich ihrer 
Fähigkeit zur Hervorbringung dieser Wirkungen mit einander 
zu vergleichen. 

[278] 1. Volta'sche Elektricität. 

268. Spannung. Untersucht man die Enden einer Volta- 
schen Batterie von 100 Plattenpaaren mit einem gewöhnlichen 
Elektrometer, so findet man sie bekanntlich positiv und negativ. 
An dem nämlichen Ende der Batterie angebracht, stossen die 
Goldblättchen einander ab, an den entgegengesetzten Enden 
befindlich ziehen sie sich an, selbst wenn zwischen ihnen eine 
Luftschicht von einem Zoll und mehr in Dicke befindlich ist. 

269. Dass gemeine Elektricität sich aus Spitzen mit Leich- 
tigkeit in die Luft entladet, die stark verdünnte und &&<&. 



6 M. Faraday. III. 

erhitzte Luft, wie z. B. eine Flamme, ohne weiteres durch- 
dringt, rührt von < ihrer hohen Spannung her. Ich suchte 
daher nach ähnlichen Wirkungen bei der Entladung Volta- 
scher Elektricität und gebrauchte dabei als Probe für den 
Durchgang der Elektricität entweder das Galvanometer oder 
die chemische Action, welche in der weiterhin (312. 316) 
beschriebenen Vorrichtung erzeugt wurde. 

270. Die Volta'sche Batterie, über welche ich zu verfügen 
hatte, bestand ans 140 Paaren vierquadratzölliger Platten, mit 
Doppelplatten von Kupfer. Sie war völlig isolirt und brachte 
ein Goldblatt -Elektrometer bis zu der Divergenz von etwa 
einem Drittelzoll. Ich bemühte mich, diese Batterie durch 
feine Spitzen, die sehr sorgfältig angeordnet und einander 
genähert waren, in der Luft sowohl als in einer leergepumpten 
Glocke zu entladen, konnte aber keine Anzeichen eines Stromes 
erhalten, weder durch magnetische noch durch chemische 
Action. Hierin zeigte sich jedoch keine Verschiedenheit 
zwischen Volta'scher und gemeiner Elektricität: denn wenn 
eine Leidener Batterie (291) so geladen ward, dass sie das 
Goldblatt-Elektrometer zu gleich starker Divergenz brachte, 
zeigten jene Spitzen sich ebenfalls unfähig, sie bis zur Aus- 
übung magnetischer oder chemischer Wirkungen zu entladen. 
Dies geschah, nicht weil die gemeine [279] Elektricität nicht 
diese beiden Wirkungen hervorzubringen vermöchte (307. 310), 
sondern weil, wenn sie von so schwacher Intensität ist, die 
zur Erzeugung sichtbarer Effecte erforderliche Menge [welche 
ausserordentlich gross ist (371. 375)] in gehöriger Zeit nicht 
durchgelassen werden kann. Vereint mit den weiterhin fol- 
genden Belegen beweisen auch diese Wirkungen der Spitzen 
nicht die Verschiedenheit, sondern die Einerleiheit der gemei- 
nen und Volta'schen Elektricität. 

271. Da die gemeine Elektricität durch heisse Luft mit 
grösserer Leichtigkeit als durch Spitzen entladen wird, so 
hoffte ich, dass auch die Volta'sche Elektricität auf diese 
Weise entladen werden würde. Zu dem Ende errichtete ich 
den Apparat (Fig. 1), bei dem AB ein isolirter Glasstab ist, 
auf welchem die beiden Kupferdrähte C, D wohl befestigt 
sind. An diese Kupferdrähte sind zwei Stücke feinen Platin- 
drahts gelöthet und bei e mit ihren Enden einander so weit 
genähert, als es ohne gegenseitige Berührung angeht; der 
Kupferdraht C ist mit dem positiven Pol P einer Volta'schen 
Batterie verbunden und der Draht D mit einem Zersetzungs- 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 7 



Apparat D (312. 316), durch welchen die Communication mit 
dem negativen Pol N der Batterie geschlossen wurde. Zu 
diesem Versuche wurden nur zwei Tröge oder 20 Platten- 
paare angewandt. 

272. In diesem Znstande fand nun keine Zersetzung bei a 
statt*; sowie aber eine Weingeistflamme unter die Platinenden 
bei e gebracht wurde, so dass diese in helle Rothgluth kamen, 
trat Zersetzung ein; alsbald erschien Jod am Punkte a, und 
der Uebergang der Elektricität durch die erhitzte Luft war 
erwiesen. Bei Steigerung der Temperatur der Spitzen e mit- 
telst eines Löthrohrs war die Entladung noch freier und die 
Zersetzung trat augenblicklich ein. Bei Fortnahme der Wärme- 
quelle hörte der Strom sogleich auf. Als die Enden seitwärts 
und parallel einander sehr genähert wurden, doch so, dass sie 
[280] sich nicht berührten, kamen 

die Erscheinungen vielleicht noch 
leichter als vorhin zu Stande. 
Bei Anwendung einer grösseren 
Volta'schen Batterie (270) wur- 
den sie auch deutlicher erhalten. 

273. Nach Fortnahme des 
Zersetzungs- Apparats und Ein- 
schaltung eines Galvanometers 
statt seiner schwang die Nadel 
sogleich nach einer Seite, so- 
bald die Spitzen e erhitzt wur- 
den, und als man während der 

Zeit ihrer Rückkehr (302) die Hitze entfernte, waren die 
Ablenkungen alsbald schwach, zum Beweise, dass ein die Luft 
durchdringender Strom vorhanden war. Allein das angewandte 
Instrument war für die chemische Action nicht so empfindlich. 

274. Diese unter der gegenwärtigen Form bisher nicht 
bekannten oder erwarteten Erscheinungen sind nur Fälle der 
Entladung, welche durch Luft zwischen Kohlenspitzen der 
Pole einer mächtigen Batterie stattfindet, wenn dieselben nach 
der Berührung langsam getrennt werden. Hier ist der Durch- 
gang durch erhitzte Luft genau dem der gemeinen Elektri- 
cität gleich, und Humphry Davy berichtet, dass der Strom 
der damaligen Batterie der Royal Institution durch eine min- 
destens vier Zoll dicke Luftschicht ging*). Im luftleeren 




Fig. l. 



*) Elements of chemical Philosophy, p. 153. 



8 M. Faraday. III. 

Reoipienten strich die Elektricität durch einen fast zolllangen 
Kaum und die vereinte Wirkung der Verdünnung und Erhitzung 
auf die eingeschlossene Luft war so stark, dass diese dadurch 
fähig ward, die Elektricität durch einen Raum von sechs bis 
sieben Zoll zu leiten. 

275. Die augenblickliche Ladung einer Leidener Batterie 
durch die Pole eines Volta'schen Apparats ist ein anderer 
Beweis von der Spannung und auch von der Menge der von 
letzterem entwickelten Elektricität. Sir H. Davy sagt*): 
»Wenn die beiden zu den Enden des Apparates [281] führenden 
Leiter mit einer Leidener Batterie verbunden wurden, der eine 
mit deren innerer, der andere mit deren äusserer Belegung, 
so wurde die Batterie augenblicklich geladen, und, nach Fort- 
nähme der Drähte und Herstellung der nöthigen Verbindungen, 
konnte entweder ein Schlag oder ein Funke erhalten werden. 
Eine auch noch so kurze Berührung war hinreichend, die Ladung 
in ihrer ganzen Stärke zu erneuern. 

276. Volta'sche Elektricität in Bewegung. I. Wärme- 
entwicklung. Die Err gung von Wärme in Drähten und 
Flüssigkeiten durch den e ol ta'schen Strom ist eine allgemein 
bekannte Thatsache. V 

277. II. Magnetismus. Keine Thatsache ist den Phy- 
sikern besser bekannt, als das Vermögen des Volta'schen 
Stromes, nach gewissen Gesetzen die Magnetnadel abzu- 
lenken und Magnete zu machen. Keine Wirkung kann be- 
zeichnendet sein für einen elektrischen Strom. 

278. HI. Chemische Zersetzung. Die chemische Wirk- 
samkeit des Volta'schen Stromes und deren Abhängigkeit von 
gewissen Gesetzen ist ebenfalls genugsam bekannt. 

279. IV. Physiologische Effecte. Die Fähigkeit des 
.Volta'schen Stromes, wenn er stark ist, den ganzen thierischen 
Organismus zu erschüttern und, wenn er schwach ist r auf die 
Zunge und die Augen zu wirken, ist sehr charakteristisch. 

280. V. Funken. Der glänzende Lichtstern, welcher bei 
Entladung einer Volta'schen Batterie entsteht, ist Allen als 
das schönste künstlich zu erzeugende Licht bekannt. 



281. Dass diese Wirkungen sich fast unendlich abändern 
lassen, einige sich steigern, während andere geschwächt werden, 



*) Elements of chemical Philosophy, p. 154. 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 9 

ist allgemein anerkannt, und doch wird Keiner an der Iden- 
tität der so in ihren Wirkungen verschieden [282] gemachten 
Volta'schen Ströme zweifeln. Die schöne Erklärung dieser 
Variationen durch Cavendish*8 Theorie von Quantität und 
Intensität braucht gegenwärtig nicht mehr unterstützt zu wer- 
den, da sie, soweit wie bekannt, nicht in Zweifel gezogen 
wird. 

282. Wegen der Vergleiche, die weiterhin zwischen Drähten, 
welche Volta'sche und gemeine Elektricität leiten, gemacht wer- 
den, und auch wegen gewisser Ansichten über den Zustand 
der die Pole des Volta'schen Apparats verbindenden Drähte 
oder leitenden Substanzen sonstiger Art wird es nöthig sein, 
eine Definition zu geben von dem, was ein Volta'scher Strom 
heisst, im Gegensatze zu irgend einem anderen besonderen, 
nicht progressiven Zustand, welcher für den Draht oder die 
Elektricität in demselben vorausgesetzt werden mag. Wenn 



\lM»IH%l**IMmi*k 



N 



I^IMMI.IHHVIUVV 



N' 



Fig. 2. 



man nach symmetrischer Aufstellung und Isolirung zweier 
Volta'scher Tröge P, iV, P' N' (Fig. 2) die Enden der NP' 
durch einen Draht verbindet, über welchem eine Magnetnadel 
schwebt, so wird dieser Draht keine Einwirkung auf die Nadel 
ausüben; sowie man aber auch die Enden PN' durch einen 
anderen Draht in Verbindung setzt, wird die Nadel abgelenkt, 
und zwar so lange, als der Bogen geschlossen bleibt. Bestände 
nun die Wirkung der Tröge bloss darin, dass sie in dem 
Drahte eine besondere Anordnung seiner Theilchen oder seiner 
Elektricität hervorruft, und machte diese Anordnung den 
elektrischen oder magnetischen Zustand aus, so müsste der 
Draht NP' vor der Verbindung von P und N r wie nach 
derselben in einem ähnlichen Zustand von Anordnung sein 
und auch im ersten Fall die Nadel abgelenkt haben, wie- 
wohl weniger stark, vielleicht nur halb so weit als bei voll- 
ständiger Schliessung des Bogens. Hängen aber die magneti- 



10 M. Faraday. IIL 

sehen Wirkungen von einem Strom ab, dann ist klar, weshalb 
sie in keinem Grade vor der Schliessung des Bogens erzeugt 
werden konnten, eben weil damals noch kein Strom vorhan- 
den war. 

[283] 283. Unter Strom verstehe ich irgend ein Fort- 
schreitendes, sei es nun eine elektrische Flüssigkeit oder zwei 
in entgegengesetzter Richtung sich bewegende Flüssigkeiten, 
oder bloss Vibrationen, oder, noch allgemeiner gesprochen, 
fortschreitende Kräfte. Mit Anordnung meine ich eine 
örtliche nicht progressive Zurechtstellung der Theiichen von 
Flüssigkeiten oder der Kräfte. Viele andere Gründe Hessen 
sich zur Stütze der Ansicht von einem Strom gegen die von 
einer Anordnung aufstellen, allein ich vermeide ängstlich 
jede unnöthige Ausführlichkeit hinsichtlich dessen, was gegen- 
wärtig von Anderen ergänzt werden kann. 

2. Gemeine Elektricität. 

284. Unter gemeiner Elektricität verstehe ich diejenige, 
welche durch die Elektrisirmaschine, aus der Atmosphäre, 
durch Druck oder Spaltung von Krystallen, oder durch viele 
andere Operationen erhalten werden kann. Ihr Hauptcharakter 
ist eine grosse Intensität und das Vermögen der Anziehung 
und Abstossung, nicht bloss auf merkliche, sondern auf be- 
trächtliche Entfernungen. 

285. Spannung. Die durch die gemeine Elektricität 
bewirkten Anziehungen und Abstossungen auf merkliche Ent- 
fernungen sind bekanntlich in einigen Fällen so stark, dass 
sie die ähnlichen Erscheinungen der anderen Arten von Elektri- 
cität fast unendlich übertreffen. Allein dennoch sind diese 
Anziehungen und Abstossungen genau von gleicher Natur wie 
die bereits unter dem Abschnitt Spannung, Volta'sche 
Elektricität (268) beschriebenen, und der Unterschied 
zwischen ihnen, dem Grade nach, ist nicht grösser, als sich 
oft zwischen Fällen von gemeiner Elektricität findet. Ich 
halte es für überflüssig, noch ausführlicher einzugehen in die 
Beweise für die Einerleiheit dieses Charakters der beiden 
Elektricitäten. 

286. Die Entladung der gemeinen Elektricität durch erhitzte 
Luft ist eine wohlbekannte Thatsache. Der parallele [284] 
Fall bei der Volta'schen Elektricität ist bereits beschrieben 
worden (272 etc.). 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 11 

287. Gemeine Elektricität in Bewegung. I. Wärme- 
entwicklung. Dass die gemeine Elektricität bei ihrem Durch- 
gange durch Drähte oder andere Substanzen dieselben erhitzt, 
ist zur Genüge bekannt. Die Uebereinstimmung zwischen ihr 
und der Volta'schen Elektricität in dieser Beziehung ist voll- 
ständig. Hr. Harris hat nach diesem Princip ein sehr schönes 
und empfindliches Instmment construirt*), mit welchem die 
Wärme, die in einem Drahte durch Entladung eines blossen 
Funkens gemeiner Elektricität erzeugt wird, leicht zu zeigen 
ist; in einem folgenden Abschnitt dieses Aufsatzes werde ich 
Gelegenheit nehmen, auf dasselbe zurückzukommen (344). 

288. IL Magnetismus. l)ie Volta'sche Elektricität be- 
sitzt sehr ausserordentliche und starke magnetische Kräfte. 
Ist die gemeine Elektricität identisch mit ihr, so muss sie 
dieselben Kräfte haban. Im Magnetisiren von Nadeln und 
Stäben kommt sie der Volta'schen Elektricität gleich und die 
Richtung des Magnetismus ist bei beiden dieselbe; allein 
beim Ablenken einer Magnetnadel hat sie sich so schwach 
erwiesen, dass dies Vermögen ihr zuweilen ganz abgesprochen 
worden ist, und dass man bei anderen Gelegenheiten hypo- 
thetisch Unterscheidungen gemacht hat, um die Schwierigkeit 
zu heben**). 

289. Hr. Colladon aus Genf meinte, der Unterschied 
rühre wohl daher, dass man zu allen Versuchen über diesen 
Punkt unzureichende Mengen gemeiner Elektricität angewandt 
habe, und beschrieb in einem 1826 der Pariser Akademie vor- 
gelegten Aufsatz***) Versuche, in [285] welchen es ihm gelang, 
durch Anwendung einer Batterie, einiger Spitzen und eines 
empfindlichen Galvanometers Ablenkungen zu erhalten und 
damit die Identität in dieser Beziehung festzustellen. Die Herren 
Arago, Ampdre und Savary werden in jenem Aufsatz als 
Zeugen der erfolgreichen Wiederholung der Versuche aufgeführt. 
Indess da keine anderweitige Bestätigung dieser Effecte zum 
Vorschein gekommen ist, die HH. Arago, Ampere und Savary 
ihre Gutheissung der Resultate meines Wissens nicht selbst 
bekannt gemacht haben und Andere nicht im Stande gewesen, 



*) Philosoph. Transact. 1827, p. 18. — Harris, On a New Electro- 
meter etc. Edinburgh Transact. f. 1831. 

**) Demonferrandü Manuel d'Electricite' dynamique, p. 121. 
***) Annal. de chim. et de phys. T. XXXIII p. 62 {Pogg. Ann. 
Bd. VIII S. 336. 



12 M. Faraday. III. 

die beschriebenen Wirkungen zu erhalten, so hat man Herrn 
Colladon'a Schlüsse bezweifelt und verworfen; daher war es 
für mich ein wichtiger Punkt, die Richtigkeit jener Resultate 
festzustellen oder sie ganz aus der Reihe der experimentellen 
Beweise fortzuschaffen. Ich bin so glücklich, sagen zu können, 
dass meine Resultate die des Hrn. Colladon vollkommen be- 
stätigen; und ich würde daher keine Gelegenheit nehmen, sie 
zu beschreiben, wenn sie nicht als Beweise der Richtigkeit der 
entscheidenden und allgemeinen Schlüsse, welche ich in Bezug 
auf die magnetische und chemische Thätigkeit der Elektricität 
zu ziehen im Stande bin (360. 366. 367. 377 u. s. w.), so 
wesentlich wären. 

290. Die von mir angewandte Eiektrisirmaschine hatte eine 
Scheibe von fünfzig Zoll im Durchmesser und zwei Paare von 
Reibzeugen; ihr erster Conductor bestand aus zwei Messing- 
cylindern, die durch einen dritten zusammenhingen; die ge- 
sammte Länge betrug zwölf Fuss und die mit der Luft in 
Berührung stehende Oberfläche 1422 Quadratzoll. Bei guter 
Erregung gab Eine Umdrehung der Scheibe zehn bis zwölf 
Funken vom Conductor, jeden einen Zoll lang. Funken oder 
Blitze von zehn bis vierzehn Zoll Länge konnten mit Leichtig- 
keit aus dem Conductor gezogen werden. Jede Umdrehung 
der Scheibe erforderte bei massiger Anstrengung etwa vier 
Fünftel einer Secunde. 

[286] 291. Die elektrische Batterie bestand aus fünfzehn 
gleichen Flaschen. Sie waren vom Boden ab acht Zoll hoch 
belegt und maassen dreiundzwanzig Zoll im Umfange, so dass 
die belegte Fläche auf beiden Seiten des Glases 184 Quadrat- 
zoll betrug, ausser der an den Böden, die von dickerem Glase 
waren, und auf jeder Seite etwa 50 Quadratzoll betrug. 

292. Es wurde eine gute Ableitung (discharging train) vor- 
gerichtet durch metallische Verknüpfung eines hinreichend 
dicken Drahtes zuerst mit den metallenen Gasröhren des 
Hauses, dann den metallenen Gasröhren des öffentlichen Gas- 
werkes von London und endlich den metallenen Wasserröhren 
von London. Sie war so wirksam, dass sie Elektricität von 
der schwächsten Spannung, selbst die eines einzigen Volta'- 
schen Trogs, augenblicklich fortleitete; für manchen Versuch 
war sie wesentlich. 

293. Das Galvanometer war eins oder das andere von den 
früher beschriebenen (87. 205); allein die Glasglocke, welche 

dasselbe bedeckte und die Nadel trug, wax Vn- toA tftm«rc&\^ 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 13 

mit Zinnfolie belegt, und der obere Theil, der nnbelegt blieb, 
damit die Nadel beobachtet werden konnte, wurde bedeckt 
mit einem Gehäuse von Drahtgeflecht, von dem viele scharfe 
Spitzen hervorragten. Wenn dies Gehäuse und die beiden 
Belegungen mit der entladenden Ableitung (292) verbunden 
waren, konnte eine mit der Maschine während ihrer grössten 
Thätigkeit verbundene isolirte Spitze oder Kugel jedem Theil 
des Galvanometers bis auf einen Zoll genähert werden, ohne 
die darin befindliche Nadel durch gewöhnliche elektrische 
Attraction oder Repulsion irgend zu afficiren. 

294. Im Zusammenhange mit diesen Vorsichtsmaassregeln 
wird die Bemerkung nöthig sein, dass der magnetische Zustand 
der Nadel des Galvanometers in Folge ein^s elektrischen 
Schlages durch das Instrument sehr leicht gestört, geschwächt 
und selbst umgekehrt werden kann. [287] Vor Allem, wenn die 
Nadel bei dem Durchgange des Schlages schief, in falscher 
Stellung gegen die Drahtwindungen steht, kann man diese - 
Erscheinungen mit Sicherheit erwarten. 

295. Es war die Verzögerungskraft der schlechten Leiter, 
mittelst der ich anfangs hoffte im Stande zu sein, die gemeine 
Elektricität mehr zur Annahme der Kennzeichen und Fähig- 
keiten der Volta'schen Elektricität zu veranlassen, als man 
ihr gewöhnlich beizulegen pflegt. 

296. Die Bedeckung und Bekleidung 2 ) des Galvanometers 
wurde zuerst mit der entladenden Ableitung verbunden (292); 
das Ende B (87) des Galvanometers verband ich mit der 
äusseren Belegung der Batterie und dann diese beiden mit 
der entladenden Ableitung; das Ende A des Galvanometers 
wurde mittelst eines genässten Fadens von vier Fuss Länge 
mit einem entladenden Stab verbunden und endlich, nachdem 
die Batterie durch etwa vierzig Umdrehungen der Maschine 
positiv geladen worden, wurde sie mittelst des Stabes und des 
Fadens durch den Galvanometer entladen. Augenblicklich 
gerieth die Nadel in Bewegung. 

297. Während die Nadel ihre Schwingung in der ersten 
Richtung vollbrachte und zurückkehrte, wurde die Maschine 
gedreht, und wenn die Nadel bei dem Schwingen ihre erste 
Richtung wieder annahm, wurde der Schlag abermals durch 
das Galvanometer geleitet. Durch Wiederholung wuchsen die 
Schwingungen bald bis zu einer Ablenkung von 40° nach 
jeder Seite von der Ruhelinie. 

298. Dieae Wirkung konnte tvm>Yl ^fe&äro*. >bkw«^^. 



14 M. Faraday. III. 

werden« Auch wurde sie anscheinend weder der Richtung 
noch dem Grade nach verändert, wenn statt des dünnen langen 
Fadens eine kurze dicke Schnur oder vier solcher Schnüre 
angewandt wurden. Mit einem empfindlicheren Galvanometer 
Hess sich durch eine Entladung der Batterie eine vortreff- 
liche Schwingung der Nadel erhalten. 

[288] 299. Bei Umkehrung der Verbindungen des Galvano- 
meters, so dass die Entladung von B nach A gehen musste, 
wurde die Nadel eben so gut, jedoch in entgegengesetzter 
Richtung, abgelenkt. 

300. Die Ablenkungen hatten dieselbe Richtung, wie wenn 
ein Volta'scher Strom durch das Galvanometer gegangen war, 
d. h, die positiv geladene Fläche der elektrischen Batterie 
verhielt sich wie das positive Ende des Volta'schen Apparats 
(268) und die negative Fläche der ersteren wie das negative 
Ende des letzteren. 

301. Die Batterie wurde nun ausser Gebrauch gesetzt und 
die Verbindungen jetzt so geordnet, dass der Strom von dem 
ersten Conductor, durch den gegen ihn gehaltenen Entlader, 
durch die feuchte Schnur und die Galvanometerwindungen in 
die entladende Leitung (292) gehen musste, durch welche 
letztere er endlich zerstreut wurde. Dieser Strom konnte in 
jedem Augenblick unterbrochen werden, entweder durch Fort- 
nähme des Entladers oder durch Stillhalten der Elektrisir- 
maschine, oder durch Verbindung des ersten Conductors mit- 
telst eines anderen Entladers mit der Ableitung (292). Eben 
so konnte der Strom augenblicklich wieder hergestellt wer- 
den. Die Nadel war so ajustirt, dass sie, wenn sie massig 
schnell und in kleinen Bogen schwang, fünfundzwanzig Schläge 
einer Uhr gebrauchte, um in einer Richtung den Bogen zu 
durchlaufen, und dieselbe Zeit erforderte sie in der anderen 
Richtung. 

302. Nachdem bei dieser Anordnung die Nadel zum Stillstand 
gekommen war, wurde der Strom direct von der Eiektrisir- 
maschine fünfundzwanzig Uhrschläge lang durch das Galvano- 
meter geleitet, dann ebenso lange unterbrochen, wieder fünf- 
undzwanzig Uhrschläge lang hindurcbgeleitet, abermals eben so 
lange unterbrochen, und so fort. Die Nadel begann bald sichtbar 
zu schwingen und nach mehreren Abwechselungen hatten ihre 
Schwingungen eine Grösse von 40° und mehr erreicht. 

[289] 303. Bei der Umkehrung der Richtung des durch 
das Galvanometer geleiteten Stromes kehrte sich auch die 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 15 

Ablenkung der Nadel um. Immer war die Bewegung der 
Nadel von gleicher Richtung mit der, welche bei Anwendung 
einer elektrischen Batterie oder eines Volta'schen Trogapparats 
(300) erfolgte. 

304. Ich ersetzte nun die feuchte Schnur durch einen 
Kupferdraht, so dass die Elektricität der Maschine gänzlich 
durch eine Drahtverbindung, von der das Galvanometergewinde 
einen Theil ausmachte, direct in die Ableitung ging. Die 
Wirkungen waren jetzt genau den früheren gleich (302). 

305. Statt bei Leitung der Elektricität durch das System 
den Entlader mit seinem Ende in Berührung mit dem Conductor 
zu bringen, wie bisher, wurden jetzt an dem Entlader vier 
Spitzen befestigt und diese, wenn der Strom durchgeleitet 
werden sollte, dem Conductor bis auf etwa 12 Zoll genähert, 
dagegen fortgezogen, wenn jener unterbrochen werden sollte. 
Als dann, mit Ausnahme dieser Abänderung, wie zuvor ver- 
fahren wurde (302), wich die Nadel sogleich stark ab und 
in völliger Uebereinstimmung mit den früheren Resultaten. 
Spitzen waren die Mittel, durch welche Hr. Colladon immer 
die Entladungen vollzog. 

306. Endlich leitete ich die Elektricität durch eine aus- 
gepumpte Glasglocke (so dass sie daselbst nordlichtartig er- 
scheinen musste) und dann durch das Galvanometer, in die 
Erde. Auch jetzt noch wirkte sie ablenkend auf die Magnet- 
nadel .und anscheinend mit gleicher Kraft wie zuvor. 

307. Ans allen diesen Versuchen erhellt, dass ein Strom 
gemeiner Elektricität die Magnetnadel in gleichem Maasse ab- 
lenkt, er mag nun durch Wasser, oder Draht, oder verdünnte 
Luft, oder mittelst Spitzen durch gewöhnliche Luft gegangen 
sein. ' Das einzige Erforderniss ist, wie es scheint, ihm Zeit 
zu der Wirkung zu lassen. Er [290] verhält sich also gerade 
eben so magnetisch als ein Voltascher Strom und ist in dieser 
Eigenschaft nicht von ihm unterschieden. 

308. Unvollkommene Leiter, wie Wasser, Salzlösung u. s.w., 
sind weit geeigneter zur Darlegung dieser Erscheinungen als 
andere Arten der Entladung, z. B. durch Spitzen und Knöpfe. 
Denn die erstere Entladungsart verwandelt den Schlag einer 
kräftigen Batterie in einen schwachen Funken oder vielmehr 
einen continuirlichen Strom, und man läuft dabei wenig oder 
gar keine Gefahr, den Magnetismus der Nadel zu stören (294). 

309. III. Chemische Zersetzung. Die chemische 
Wirkung der Volta'schen Elektricität ist charakteristisch für 



16 M. Faraday. III. 

dieses Agens, doch nicht charakteristischer, als es die Gesetze 
sind, nach welchen sich diese durch die Zersetzung frei ge- 
wordenen Stoffe an den Polen ordnen. Wollaston*) zeigte, 
dass die gemeine Elektricität in diesen Wirkungen Aehnlich- 
keit mit ihr habe und »dass beide wesentlich einerlei seien«; 
allein er führte unter seinen Beweisen einen Versuch an, welcher 
nur Aehnlichkeit und nichts mehr als Aehnlichkeit mit einer 
Volta'schen Zersetzung hatte. Wiewohl er selbst dies zum 
Theil einsah, so ist doch dieser eine Versuch mehr als die 
vielen anderen und entscheidenden Versuche, welche er be- 
schreibt, angeführt worden, von Einigen, um das Dasein einer 
eiektro- chemischen Zersetzung, wie die durch die Säule, zu 
beweisen, von Anderen aber, um den ganzen Aufsatz verdächtig 
zu machen. 

310. Ich nehme mir die Freiheit, meine Eesultate hier 
kurz zu beschreiben und dadurch dem Zeugnisse Wollastorfs 
über die Einerleiheit der Volta'schen und gemeinen Elektri- 
cität, was die chemische Action betrifft, das Meinige hinzu- 
zufügen, nicht bloss um die Wiederholung der Versuche zu 
erleichtern, sondern auch um einige [291] neue Folgerungen 
in Betreff der eiektro -chemischen Zersetzungen aufzustellen 
(376. 377). 

311. Zunächst wiederholte ich Wolla&torfs vierten Ver- 
such**), bei welchem die Enden besponnener Silberdrähte in 
einen Tropfen von Kupfervitriol-Lösung getaucht wurden. Als 
Maschinen-Elektricität durch diese Vorrichtung geleitet wurde, 
bekleidete sich in dem Tropfen das Ende, welches die Elektri- 
cität bekam, mit metallischem Kupfer. Hundert Umdrehungen 
der Maschine erzeugten eine sichtbare Wirkung, zweihundert 
eine noch stärkere. Die zersetzende Wirkung war indess schwach. 
Sehr wenig Kupfer wurde gefällt und am anderen Pol keine 
merkliche Spur von Silber gelöst. 

312. Eine viel zweckmässige™ und wirksamere Vorrichtung 
zu chemischen Zersetzungen durch gemeine Elektricität ist 
folgende. Auf eine Glasplatte (Fig. 3), welche auf weisses 
Papier gelegt ist, doch darüber erhoben, damit keine Schatten 
stören, bringe man zwei Stücke Zinnfolie a, 6, verbinde das 



*) Philosoph. Transact. f. 1801, p. 427,434 {Gilbert* Annal. Bd. XI 
S. 104). 

**) Philosoph. Transact. f. 1801, p. 429. [Gilbert* Annal. Bd. XI 
S. 108). 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 17 

eine durch einen isolirten Draht c oder durch Draht und 
Schnur (301) mit der Elektrisirmaschine und das andere durch g 
mit der Ableitung (292) oder dem negativen Conductor; ferner 
verschaffe man sich zwei Stücke dünnen Platindrahts, gebogen 
wie Fig. 4, so dass der Theil df beinahe aufrecht steht, wäh- 
rend das Ganzje auf den drei Stützpunkten p y e, f ruht, und 
lege sie wie in Fig. 2, wodurch die Spitzen p, n die zerlegen- 
den Pole werden. Auf diese Weise erhält man Berührungs- 




Fig. 3. 




1 



flächen so klein wie man will, die Verbindung kann in einem 
Augenblick unterbrochen und wieder hergestellt werden und 
die unter der Einwirkung stehenden Substanzen lassen sich 
mit grösster Leichtigkeit untersuchen. 

313. Auf dem Glase wurde ein 
dicker Strich mit einer Lösung von 
schwefelsaurem Kupfer gezogen und 
[292] die Enden p und n in densel- 
ben gesteckt; die Folie a wurde mit 
dem positiven Conductor der Elektrisir- 
maschine verbunden, und zwar, damit 
keine Funken überschlügen, durch einen 
Draht und eine feuchte Schnur. Zwanzig 
Umdrehungen der Maschine veranlassten 

eine Fällung von so viel Kupfer auf das Drahtende p, dass 
es wie ein Kupferdraht aussah; bei n trat keine sichtbare 
Aenderung ein. 

314. Eine Mischung von Salzsäure und Wasser zu gleichen 
Theilen wurde durch schwefelsauren Indigo tief blau gefärbt 
und ein grosser Tropfen davon auf das Glas Fig. 3 gebracht, 
so dass p und n an den entgegengesetzten Enden eintauchten. 
Eine einzige Umdrehung der Maschine zeigte rings um p eine 

Ostwald's Klassiker. 86. *v 



Fig. d. 



18 M. Far&day. III. 

Bleichling in Folge entwickelten Chlors. Nach zwanzig Um- 
drehungen war keine Wirkung der Art bei n sichtbar, allein 
bei p war so viel Chlor entbunden, dass beim Umrühren des 
Tropfens das Ganze farblos wurde. 

315. Ein Tropfen Jodkalium-Lösung, gemengt mit Stärke, 
wurde in dieselbe Lage bei p und n gebracht. Beim Drehen 
4er Maschine wurde bei p Jod entwickelt, bei n aber nicht. 

316. Eine fernere Verbesserung dieses Apparats besteht 
darin, dass man mit der zu untersuchenden Lösung ein Stück- 
chen Fliesspapier benetzt und dies auf das Glas, unter die 
Spitzen p und n bringt. Das Papier hält die an diesen 
Spitzen entwickelte Substanz zurück und macht durch seine 
Weisse jede Farbenveränderung sichtbar, erlaubt auch, die 
Berührungspunkte zwischen ihm und den Drähten bis auf's 
Aeusserste einander zu nähern. Ein Stückchen Papier, be- 
feuchtet mit einer Lösung von Stärkemehl und Jodkalium oder 
auch von Jodkalium allein, ist, bei gewissen Vorsichtsmaass- 
regeln (322), das bewundernswürdigste Prüfmittel für elektro- 
chemische Actionen: auf angegebene Art angewandt, wird 
schon durch eine halbe Umdrehung der Maschine Jod auf ihm 
bei p [293] entwickelt. Mit Hülfe dieser Vorrichtungen und des 
Gebrauchs von Jodkaliumpapier ist die chemische Action zu- 
weilen eine empfindlichere Probe für elektrische Ströme als 
das Galvanometer (273). Solche Fälle treten ein, wenn die 
von dem Strom durchlaufenen Stoffe schlechte Leiter sind, 
oder wenn die in einer gegebenen Zeit entwickelte oder durch- 
gelassene Menge von Elektricität sehr klein ist. 

317. Ein Stück Lackmuspapier, befeuchtet mit einer Lösung 
von Kochsalz oder Glaubersalz, wurde schnell bei p geröthet. 
Ein anderes, mit Salzsäure benässtes Stück ward schnell bei p 
gebleicht. Keine dieser Wirkungen zeigte sich bei n. 

3 1 8. Ein Stück Curcumäpapier, befeuchtet mit einer Lösung 
von Glaubersalz, wurde nach zwei bis drei Umdrehungen der 
Maschine bei n geröthet, und nach zwanzig bis dreissig Um- 
drehungen war daselbst reichlich Alkali entwickelt. Als das 
Papier herumgeschoben wurde, so dass der Fleck unter p zu 
stehen kam, verschwand, bei Drehung der Maschine, das Alkali 
bald und der Fleck wurde gelb; dagegen erschien unter n 
ein neuer brauner alkalischer Fleck. 

319. Als ein Stück Lackmuspapier und ein Stück Curcumä- 
papier, beide mit Glaubersalz-Lösung befeuchtet, combinirt so 
auf das Glas gelegt wurden, dass das erstere sich bei p und 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 19 

das letztere sich bei n befand, reichten wenige Umdrehungen 
der Maschine hin, an jenem die Entwicklung von Säure, an 
diesem die Entwicklung von Alkali zu zeigen, genan wie bei 
der Wirkungsweise eines Volta-elektrischen Stromes. 

320. Alle diese Zersetzungen fanden gleich gnt statt, die 
Elektricität mochte aus der Maschine durch Wasser oder bloss 
durch Draht, mittelst Berührung des Conductors oder mittelst 
Funken daselbst, in die Folie a übergehen, vorausgesetzt 
nur, daas im letzteren Falle die Funken nicht so gross waren, 
um auch zwischen p und n [294] oder gegen n Funken zu 
erzeugen. Ich habe keinen Grund zu glauben, dass die 
Maschinen-Elektricität, wenn sie aus dem Oonductor oder an 
irgend einer anderen Stelle ihrer Bahn in Funken überspringt, 
wegen ihrer Spannung mehr an wahrer elektro- chemischer 




Fig. 5. 



Zersetzung leiste, als wenn sie bloss in einen regelmässigen 
Strom übergeht. 

321. Endlich wurde der Versuch zu folgender Form aus- 
gedehnt, wobei er die vollkommenste Analogie zwischen der 
gemeinen und Voltaschen Elektricität lieferte. Drei aus 
Lackmus- und Curcumäpapier zusammengesetzte und mit 
Glaubersalz-Lösung befeuchtete Stücke wurden auf einer Glas- 
platte in der in Fig. 5 abgebildeten Weise mit Platindrähten 
verbunden. Dor Draht m führte zum ersten Conductor der 
Elektrisirmaschine, der Draht t zu der Ableitung, und die 
Drähte r und s schlössen mittelst der befeuchteten Papier- 
stücke den elektrischen Bogen; letztere Drähte waren so ge- 
bogen, dass jeder in den Punkten nrp, nsp ruhte, bei r 
und 8 auf dem Glase, bei den anderen auf den Papierstücken. 
Die drei Spitzen ppp ruhten auf Lackmuspapier, die drei 
anderen nnn auf Curcumäpapier. Als die Maschine nur kurze 



20 M. Faraday. III. 

Zeit gedreht ward, entwickelte sich Säure an allen Polen oder 
Enden ppp, an welchen die Elektricität in die Lösung trat, 
und Alkali an den anderen Polen nnn, an welchen sie austrat. 

322. Bei allen Versuchen zu elektro- chemischen Zer- 
setzungen mittelst Maschinen- Elektricität und befeuchteter 
Papiere (316) ist es wesentlich, die folgende Fehlerquelle zu 
beachten und zu vermeiden. Springt ein Funke über befeuch- 
tetes Lackmus- und Curcumäpapier, so wird dadurch das 
erstere (falls es empfindlich und nicht zu alkalisch ist) gerottet, 
und, wenn mehrere Funken tiberspringen, in hohem Grade, 
Springt die Elektricität ein wenig vom Drahte ab über die 
Oberfläche des feuchten Papiers hin, ehe sie Masse und Feuch- 
tigkeit [295] genug findet, um geleitet zu werden, so erstreckt 
sich die Röthung so weit als die Ramification. Stellen sich 
ähnliche Verästelungen am Ende n, beim Cnrcumäpapiere ein, 
so verhindern sie das Auftreten des rothen Flecks von dem 
sonst daselbst frei werdenden Alkali. Funken oder Veräste- 
lungen aus den Spitzen n rothen ebenfalls das Lackmuspapier. 
Wird ein mit Jodkalium-Lösung befeuchtetes Papier (welches 
ein bewundernswerthes Prtifmittel für elektro-chemische Action 
ist) den Funken oder Verästelungen, oder selbst einem 
schwachen, durch die Luft entweder von p oder von n aus- 
fahrenden elektrischen Strome ausgesetzt, so wird sogleich Jod 
entwickelt. 

323. Diese Wirkungen müssen nicht mit denen wahrer 
elektro -chemischer Kräfte der gemeinen Elektricität ver- 
wechselt, vielmehr sorgfältig vermieden werden, wenn man 
letztere beobachten will. Daher darf man an keiner Stelle 
der Bahn des Stromes Funken überspringen oder die Elektri- 
cität so intensiv werden lassen, dass dieselbe dadurch veran- 
lasst werden . könnte, zwischen den Drähten und den ange- 
feuchteten Papieren anders als durch Leitung überzugehen; 
denn springt sie durch die Luft über, so erfolgt die vorhin 
beschriebene Wirkung. 

324. Diese Wirkung rührt von der Bildung von Salpeter- 
säure aus dem Sauerstoff und dem Stickstoff der Luft her 
und ist in der That nur eine feine Wiederholung von Caven- 
distt* schönem Versuch. Die dadurch gebildete Säure ist,. 
wiewohl an Menge gering, von grosser Concentration und er- 
zeugt die erwähnten Wirkungen; das Rothen des Lackmus- 
papiers, das gehinderte Auftreten des Alkalis am Curcumä- 
papier, das Freiwerden von Jod aus dem Jodkalium. 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 21 

325. Als ich einen sehr kleinen Streifen Lackmuspapier 
mit einer Lösung von Aetzkali befeuchtete und über ihn, 
seiner Länge nach, elektrische Funken durch die Luft über- 
schlagen liess, wurde das Alkali neutralisirt und zuletzt das 
Papier geröthet. Als ich dies trocknete, [296] fand sich, 
dass salpetersaures Kali durch die Operation gebildet und 
das Papier in Zündpapier umgewandelt worden war. 

326. Lackmuspapier sowohl als weisses, mit Jodkalium- 
Lösung getränktes Papier liefert daher ein sehr einfaches, 
schönes und leichtes Mittel, Cavendisfts Versuch über die 
Bildung der Salpetersäure aus der Atmosphäre zu wiederholen. 

327. Bereits habe ich Gelegenheit gehabt (265. 309), 
eines Versuches von Wollaston zu erwähnen, auf welchen 
zu viel gegeben worden ist, sowohl von denen, welche 
seine Ansichten über die Einerleiheit der Volta'schen und 
gemeinen Elektricität bestritten, als von denen, welche ihnen 
beipflichteten. Mittelst Ueberziehung von Drähten mit Glas 
oder einer anderen isolirenden Substanz bis zu dem Grade, 
dass nur die Spitzen oder ein Querschnitt der Drähte ent- 
blösst blieb, und mittelst Hindurchleitung von Elektricität 
durch zwei solcher Drähte, deren entblösste Endspitzen in 
Wasser getaucht worden waren, fand Wollaston^ dass Wasser 
zersetzt werden konnte durch den blossen Strom aus der 
Maschine, ohne Funken, und dass von den Spitzen zwei Gas- 
ströme aufstiegen, im Ansehen denen von der Volta'schen 
Elektricität erzeugten ganz ähnlich, und wie diese eine 
Mischung von Sauerstoff- und Wasserstoffgas liefernd. Indess 
sagt Wollaston selbst, dass der Vorgang in sofern von dem 
bei der Volta'schen Säule verschieden sei, als hier Sauerstoff 
und Wasserstoff an jedem der Pole entwickelt werden; er 
nennt ihn »eine sehr angenäherte Nachahmung der galvani- 
schen Phänomene«, setzt aber hinzu, dass »in der That die 
Aehnlichkeit nicht vollständig sei«, und wagt nicht, die übri- 
gens in seinem Aufsatz richtig niedergelegten Grundsätze auf 
diesen Versuch zu stützen. 

328. Dieser Versuch ist nichts mehr noch weniger als eine 
Wiederholung, in verfeinerter Weise, von dem [297] im Jahre 
1797 von Pearson*) und im Jahre 1789 oder früher von 
PaeU van Troostwyk und Deiman angestellten* Dass der 
Versuch niemals als Beweis einer wahren elektro-chemischen 



*) Nicholson^ Journal, 4to, Vol. I p. 241, 299, 349. 



22 M. Faraday. III. 

Zersetzung angefühlt worden ist, erklärt sich hinreichend aus 
dem Umstände, dass das Gesetz, welches die Ueberführung 
und endliche Stellung der entbundenen Stoffe bedingt (27S. 
309), hier keinen Einfluss hat. Das Wasser wird an beiden 
Polen unabhängig von einander zersetzt und das an den 
Drähten entwickelte Sauerstoff- und Wasserstoffgas sind die 
Elemente des den Augenblick zuvor an diesen Stellen befind- 
lichen Wassers. Dass die Pole oder vielmehr Spitzen für die 
Zersetzung in keiner Abhängigkeit von einander stehen, lässt 
sich erweisen, wenn man eine derselben durch einen Draht 
oder Finger ersetzt, denn diese Veränderung stört die Wirkung 
der beibehaltenen Spitze nicht im Geringsten, wiewohl an dem 
Draht oder Finger alle Wirkung ausbleibt. Diese Thatsache 
lässt sich beobachten, wenn man die Maschine einige Zeit 
dreht; denn wiewohl an der beibehaltenen Spitze Gasblasen 
in solcher Menge aufsteigen, dass sie den für die andere 
Communication gebrauchten Draht ganz bedecken könnten, 
wenn sie sich an ihn legen würden, so steigt doch an diesem 
Draht nicht eine einzige Blase in die Höhe. 

329. Es liegt sehr nahe, zu glauben,, dass die Menge 
des bei elektro-chemischer Zersetzung zerlegten Stoffes pro- 
portional sei nicht der Intensität, sondern der Quantität der 
durchgegangenen Elektricität (320). Ich werde hierüber in 
einem späteren Theil dieses Aufsatzes (375. 377) einige Be- 
weise geben. Allein bei dem eben betrachteten Versuch ist 
dies nicht der Fall. Wenn, bei einem unveränderten Spitzen- 
paar, die Elektricität in Funken aus der Maschine springt, 
wird eine gewisse Menge Gas entwickelt; macht man die Funken 
kürzer, so entwickelt sich weniger Gas, und verschwinden die 
[298] Funken ganz, so wird kaum eine merkliche Menge Gas 
in Freiheit gesetzt. Nimmt man statt des Wassers eine Glauber- 
salz-Lösung, so wird mit kräftigen Funken kaum eine merk- 
liche Gasmenge entwickelt, und mit einem blossen Strom fast 
gar nichts; und doch war die in einer gegebenen Zeit ent- 
wickelte Menge von Elektricität in allen diesen Fällen gleich. 

330. Ich will nicht leugnen, dass gemeine Elektricität 
mit einem solchen Apparat Wasser in analoger Weise wie 
die Volta'sche Säule zersetzen könne; ich glaube vielmehr 
gegenwärtig, dass solches stattfinde. Allein wenn nur die 
meiner Meinung nach wahre elektro-chemische Zersetzung auf- 
trat, war die entwickelte Gasmenge so klein, dass ich nicht er- 
mitteln konnte, ob, was ich erwartete, Sauerstoff bloss an einem 



Ei nerlei he it der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 23 

und Wasserstoff an dem anderen Draht entwickelt wurde. 
Von den beiden Gasströmen schien der eine bedeutender als 
der andere, and wenn ich den Apparat umdrehte, gab noch 
dieselbe Seite, in Bezug auf die Elektrisirmaschine, den grösseren 
Strom. Nahm ich Glaubersalz-Lösung statt des reinen Wassers 
(329), so waren diese kleinen Ströme noch zu beobachten. Allein 
die Quantitäten waren so gering, dass ich nach halbstündigem 
Drehen der Maschine an keinem der Pole eine Gasblase grösser 
als ein Sandkörnchen erhalten konnte. Ist der Schluss, wel- 
chen ich hinsichtlich des Betrags der chemischen Action gegeben 
habe (377), richtig, so muss dies auch so sein. 

331. Ich bin um so eifriger bemüht gewesen, den wahren 
Werth dieses Versuchs als eines Beweises für elektro-chemi- 
sche Action festzustellen, weil ich Gelegenheit haben werde, 
mich in allen Fällen einer angeblichen chemischen Action 
durch magneto-elektrische und andere elektrische Ströme (336. 
346) darauf zu berufen. Allein abgesehen davon kann nicht 
bezweifelt werden, dass Wollaston in seiner allgemeinen Folge- 
rung Recht hat, dass Volta'sche und gemeine Elektricität che- 
mische [299] Zersetzungskräfte von gleicher Natur und unter 
gleichem Anordnungsgesetze stehend besitzen. 

332. IV. Physiologische Effecte. Das Vermögen des 
gemeinen elektrischen Stromes, den thierischen Organismus zu 
erschüttern und in Zuckungen zu versetzen, und, wenn er 
schwächer ist, auf die Zunge und die Augen zu wirken, kann 
als gleich betrachtet werden mit der ähnlichen Kraft der 
Volta'schen Elektricität, wenn man die Intensität der einen 
und die Dauer der anderen Elektricität berücksichtigt. Bringt 
man eine feuchte Schnur in die Bahn des Stromes aus einer 
Leidener Batterie (291), welche durch acht bis zehn Um- 
drehungen einer wirksamen Elektrisirmaschine (290) geladen 
ist, und vollzieht die Entladung mittelst Platinspatel durch 
die Zunge oder das Zahnfleisch, so sind die Wirkungen auf 
die Zunge und die Augen genau denen eines schwachen Volta- 
schen Apparates gleich. 

333. V. Funken. Der schöne Funken bei Entladung 
gemeiner Elektricität ist wohl bekannt. Er wetteifert an Glanz 
mit dem bei der Entladung Volta'scher Elektricität, wenn er 
ihn nieht gar übertrifft; allein er dauert nur einen Augen- 
blick und ist von einem scharfen Geräusch, ähnlich dem einer 
kleinen Explosion, begleitet. Doch kann es, besonders unter 
gewissen Umständen, keine Schwierigkeit haben, einzusehen, 



24 M. Faraday. III. 

dass es derselbe Funke sei, wie der von der Volta'schen 
Batterie. Das Auge kann keinen Unterschied zwischen dem 
Volta'schen und dem gemeinen elektrischen Funken wahr- 
nehmen, wenn man sie bloss in Intervallen zwischen amal- 
gamirten Metallflächen und durch eine gleiche Luftstrecke 
überspringen lässt. 

334. Wurde die Batterie (291) durch eine feuchte Schnur 
entladen, die entfernt von der Stelle, wo der Funke über- 
springen musste, einen Theil des Bogens ausmachte, so war 
der Funke gelblich, flammend und von längerer Dauer als 
wenn das Wasser nicht eingeschaltet wurde; dabei hatte 
er eine Länge von drei Viertelzoll, [300] wenig oder kein 
Geräusch zu seiner Begleitung und, während er einen Theil 
seines gewöhnlichen Charakters verlor, mehr Aehnlichkeit 
mit dem Volta'schen Funken. Wurde die Elektricität durch 
Wasser verzögert und zwischen Kohlenstücken entladen, so 
war der Funke ausserordentlich leuchtend auf beiden Kohlen- 
flächen und ähnelte in Helligkeit dem Volta'schen Funken an 
solchen Oberflächen. Wurde die Elektricität unverzögert 
durch Kohle entladen, so war der Funke hell auf beiden 
Kohlenflächen und darin dem Volta'schen Funken ähnlich, 
allein begleitet von einem scharfen, lauten und gellenden 
Geräusch. 

335. Ich habe, ich glaube übereinstimmend mit der Meinung 
aller Physiker, angenommen, dass die atmosphärische Elektri- 
cität von gleicher Natur sei wie die gemeine Elektricität (284), 
und könnte mich daher auf gewisse publicirte Angaben von 
chemischen Wirkungen der ersteren berufen, als Beweis, dass 
die letztere wirklich die Zersetzungskraft mit der Volta'schen 
Elektricität gemein habe. Allein der Vergleich, mit dem ich 
beschäftigt bin, ist zu streng, als dass ich mir erlauben könnte, 
Angaben zu benutzen, ohne von deren voller Richtigkeit ver- 
sichert zu sein. Andererseits habe ich kein Recht, sie zu 
ignoriren, weil sie, wenn sie richtig sind, das beweisen, was 
ich auf einer unzweifelhaften Grundlage beweisen will, sie also 
die Priorität Vor meinen Versuchen voraus hätten. 

336. Hr. Bonijol in Genf*) soll einen sehr empfindlichen 
Apparat zur Zersetzung des Wassers durch gemeine Elektri- 
cität construirt haben. Durch Verbindung eines isolirten 
Blitzableiters mit diesem Apparat geschah die Zersetzung des 



*) Biblioth. universelle, 1830, T.XL\ p.^Vi. 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 25 

Wassers in einer unausgesetzten und raschen Weise, selbst 
wenn die atmosphärische Elektricität nicht sehr kräftig war. 
Der Apparat ist nicht beschrieben; doch, da gesagt wird, der 
Draht sei sehr dünn, [301] so scheint er mir von ähnlicher 
Constrnction gewesen zu sein als der von Wollaston (327), 
und da dieser keinen Fall von wahrer polarer elektro-chemi- 
scher Zersetzung liefert (328), so scheint mir dies Resultat 
des Hrn. Bonijol die Identität der gemeinen und Volta'schen 
Elektricität, in Bezug auf chemische Action, nicht zu be- 
weisen. 

337. Auf demselben Blatte wird in der Bibliotheque uni- 
verselle gesagt, Hr. Bonijol habe Kali und auch Chlor- 
silber zersetzt, indem er diese Körper in sehr enge Bohren 
brachte und elektrische Funken aus einer gewöhnlichen 
Elektrisirmaschine über sie springen liess. Es ist klar, dass 
diese Erscheinungen keine Aehnlichkeit haben mit den Fällen 
einer wahrhaften Volta'schen Zersetzung, wo die Elektricität 
nur zersetzt, wenn sie von dem ihrer Einwirkung ausgesetzten 
Körper geleitet wird, und aufhört nach ihren gewöhnlichen 
Gesetzen zu zerlegen, sobald sie in Funken überspringt. Diese 
Erscheinungen sind wahrscheinlich denen, welche in Pearson's 
und Wollastoris Apparat mit Wasser stattfanden, theilweise 
analog und können durch Einwirkung einer sehr hohen Tem- 
peratur auf kleine Mengen der Substanz entstanden sein, oder 
auch den Resultaten in Luft (322) zur Seite gestellt werden. 
Da Stickstoff sich unter dem Einfluss des elektrischen Funkens 
direct mit Sauerstoff verbinden kann (324), so wäre es nicht 
unmöglich, dass derselbe sogar einem Theil des Kalis Sauer- 
stoff entzogen hätte, zumal reichlich Kali zugegen war, um 
sich mit der gebildeten Salpetersäure zu verbinden. Wie ver- 
schieden alle diese Vorgänge auch von wahrhafter polarer 
elektro- chemischer Zersetzung sein mögen, so sind sie doch 
sehr wichtig und wohl untersuchenswerth. 

338. Der verstorbene Hr. Barry hat im verwichenen Jahr 
der K. Gesellschaft einen Aufsatz mitgetheilt*), der in dem 
Detail so deutlich ist, dass es scheinen [302] könnte, als sei 
dadurch auf einmal die Identität der gemeinen und Volta'schen 
Elektricität, in Bezug auf chemische Action, erwiesen; bei 
näherer . Untersuchung aber zeigen sich bedeutende Schwierig- 
keiten, gewisse Beobachtungen mit anderen zu vereinbaren. Er 



*) Philosoph Transact. mt,p.\ft* ^^^^^^^ ^ N 



26 M. Faraday. III. 

gebrauchte zwei Röhren mit einem an ihrem Ende einge- 
schmolzenen Draht, wie man sie zu Volta'schen Zersetzungen 
anwendet. Die Röhren waren mit einer durch Veilchensynip 
gefärbten Glaubersalz-Lösung gefüllt und auf gewöhnliche Weise 
durch eine Portion derselben Lösung mit einander verbunden. 
Der Draht in der einen Röhre war durch einen unechten 
Golddraht mit der isolirten Schnur eines elektrischen Drachens 
verbunden, der Draht in der anderen Röhre durch einen ähn- 
lichen Draht mit dem Boden. Alsbald erschien Wasserstoff 
in der mit dem Drachen verbundenen Röhre und Sauerstoff 
in der anderen, in zehn Minuten war die Lösung in der ersten 
Röhre durch entbundenes Alkali grün und die in der anderen 
Röhre durch frei gewordene Säure roth. Die einzige Angabe 
von der Stärke der atmosphärischen Elektricität liefert die 
Aeusserung: »Beim Anfassen der Schnur wurden die gewöhn- 
lichen elektrischen Schläge gefühlt«. 

339. Dass die Elektricität in diesem Falle nicht der aus 
einer gewöhnlichen Quelle gemeiner Elektricität ähnele, zeigen 
mehrere Umstände. Wollaston konnte bei Anwendung gemeiner 
Elektricität mit einer solchen Vorrichtung kein Wasser zer- 
legen und die Gase in getrennten Gefässen erhalten; noch 
hat irgend einer der vielen Physiker, welche einen solchen 
Apparat anwandten, Wasser oder ein neutrales Salz mittelst 
der Elektrisirmaschine in solcher Weise zersetzen können. 
Neulich habe ich den Versuch mit einer grossen sehr wirk- 
samen Elektrisirmaschine (290) wiederholt; allein wiewohl er 
eine Viertelstunde lang fortgesetzt und die Maschine während- 
dessen siebenhundert Mal umgedreht ward, so zeigten sich 
doch keine sichtbaren Wirkungen. Dennoch mussten die 
Schläge, [303] weiche die Maschine gegeben haben würde, 
weit kräftiger und zahlreicher sein als die, welche man, mit 
nur einiger Vorsichtigkeit, der Schnur eines elektrischen 
Drachens entlocken darf. Aus dem Vergleich, welchen ich 
später (371) anstellen werde, wird man ersehen, dass, wenn 
gemeine Elektricität die Wirkung hervorgebracht hätte, ihre 
Quantität erschrecklich gross gewesen sein müsste, und an- 
scheinend weit grösser als die, welche durch einen Golddraht 
in den Boden geleitet werden, und zugleich die »gewöhnlichen 
Schläge« geben konnte. 

340. Dass die Elektricität anscheinend nicht der Volta- 
schen Elektricität gleich war, erhellt daraus, dass nur die 
»gewöhnlichen Schläge« erzeugt wurden und nicht die ent- 



Einerleiheit der Elektricitäten verachiedenen Ursprungs. 27 

setzliche Empfindung, welche die Volta'sche Säule hervor- 
bringt, selbst wenn sie eine so schwache Spannung hat, dass 
sie nicht durch eine Luftschicht von der Dicke eines Achtel- 
zolls überschlägt. 

341. Möglicherweise konnte die Luft, welche den Drachen 
und seine Schnur umgab, wiewohl sie sich nur in dem elektri- 
schen Zustand befand, um bloss die »gewöhnlichen Schläge a 
hervorzubringen, doch, nachdem die Elektricität ausgezogen 
worden, ihre Ladung erneuen und so den Strom unterhalten. 
Die Schnur war 1500 Fuss lang und enthielt zwei Doppel- 
drähte. Wenn man bedenkt, welche ungeheure Menge (von 
Elektricität) dadurch gesammelt worden sein musste (371. 376), 
so wird die Erklärung sehr zweifelhaft. Ich lud eine Volta'sche 
Batterie von zwanzig Plattenpaaren (jede Platte von vier 
Quadratzoll und die Eupferplatten doppelt) sehr stark, isolirte 
sie, verband ihr positives Ende mit dem Abieiter (292) und 
ihren negativen Pol mit einem dem Ifarr^schen ähnlichen 
Apparat, der durch einen drei Zoll tief in den Boden gesteckten 
Draht mit diesem in Verbindung stand. So vorgerichtet be- 
wirkte diese Batterie nur schwache Zersetzungen, so weit ich 
beurtheilen konnte, im Vergleich mit der von Hrn. Barry 
gegebenen Beschreibung. [304] Ihre Intensität war demnach 
weit geringer als die der Elektricität der Drachenschnur und 
sie gab also auch keine Schläge, die mit den »gewöhnlichen 
Schlägen« einer Drachenschnur zu vergleichen gewesen wären. 

342. Hrn. Barry 1 * Versuch ist sehr wichtig und wieder- 
holenswerth. Bestätigt er sich, so liefert er meines Wissens 
den ersten berichteten Fall einer wahren elektro- chemischen 
Zersetzung des Wassers durch gemeine Elektricität und lehrt 
eine Form des elektrischen Stromes kennen, welche, sowohl 
in Quantität als Intensität, zwischen dem Strom der Elektrisir- 
maschine und dem der Volta'schen Säule genau in der Mitte steht 3 ). 

[365] 3. Magneto-Elektricität. 

343. Spannung. Die Anziehungen und Abstossungen 
vermöge elektrischer Spannung sind an der durch magneto- 
elektrische Induction erregten Elektricität genügend beobachtet 
worden. Hr. Pixii hat, mittelst seines in der Construction 
ebenso niedlichen, als in der Wirkung kräftigen Apparats*), 



1 Ann. de chim. et de phys. T. L p. 322 (Pogg. Ann. Bd. XXVII S. 390). 



28 M. Faraday. III. 

die Goldblättchen eines Elektrometers zu starker Divergenz 
gebracht*). 

344. In Bewegung: I. Wärmeentwicklung. Der 
durch magneto-elektrische Induction erregte Strom kann, wie 
die gewöhnliche Elektricität, einen Draht erhitzen. Bei der 
Versammlung britischer Naturforscher zu Oxford im Juni 1832 
habe ich das Vergnügen gehabt, gemeinschaftlich mit den 
HH. Harris, Daniell, Duncan und Anderen einen [366] Ver- 
such anzustellen, zu welchem der grosse Magnet in dem dor- 
tigen Museum, Hrn. Harris' neues Elektrometer (287) und 
das in meinem ersten Aufsatz (34) beschriebene magneto- 
elektrische Drahtgewinde in Anwendung kamen. Das letz- 
tere war so abgeändert, wie ich es anderswo beschrieben 
habe**), um bei Unterbrechung der Berührung mit dem Magnet 
einen elektrischen Funken zu erhalten. Die Enden des Draht- 
gewindes, die so gestellt waren, dass ihre gegenseitige Be- 
rührung unterbrochen ward, wenn der Funken überschlug, 
standen mit dem Elektrometer in Verbindung, und es fand 
sich, dass bei jedesmaliger Vollziehung oder Unterbrechung 
des magnetischen Contactes eine Ausdehnung der Luft in dem 
Instrument stattfand, zum Beweise, dass gleichzeitig die Tem- 
peratur des Drahtes erhöht worden war. 

345. II. Magnetismus. Es war ihre magnetische Kraft, 
durch welche diese Ströme entdeckt wurden. 

346. III. Chemische Zersetzung. Mehrmals habe 
ich mich bemüht, chemische Zersetzungen durch die Magneto- 
Elektricität hervorzubringen, allein ohne Erfolg. Im Juli 1832 
bekam ich einen anonymen Brief, der seitdem bekannt gemacht 
ist***), mit der Beschreibung eines magneto-elektrischen Appa- 
rats, durch welchen Wasser zersetzt sein sollte. Da darin 
der Ausdruck » bewaffnete Spitzen «r gebraucht war, so schloss 
ich, der Apparat sei dem JVollaston' sehen ähnlich (327 u. ff.), 
und . in diesem Falle würden die Resultate keine polare elektro- 
chemische Zersetzung angezeigt haben. Neuerlich hat Herr 
Botto gewisse von ihm erhaltene Resultate bekannt gemachtf), 



*) Ann. de chim. et de phys. T. LI p. 77 [Pogg. Ann. Bd. XXVII 
S. 398). 

**) Phil. Mag. and Annais, 1832, Vol. XI p. 405 {Pogg. Ann. 
Bd. XXV S. 187). 

***) Lond. et Edinb. Phil. Mag. 1832, Vol. I p. 161 (Pogg. Ann. 
Bd. XXVII S. 391). 
. +) Ebendaselbst, Vol. I p. 441 (Pogg. Ann. Bd. XXVII S. 392). 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 29 

ans denen sich aber, wie sie beschrieben [367] sind, keine 
Folgerung ziehen lässt. Der von ihm angewandte Apparat 
war, so scheint es, dem JVollaston'achen ähnlich, der nur 
trügerische Resultate liefert (327 u. ff.). . Da. die Magneto* 
Elektricität Funken giebt, so lassen sich die Wirkungen eines 
solchen Apparats vorhersehen. Der bereits (343) erwähnte 
Apparat des Hrn. Pixii hat jedoch in dessen *) und Herrn 
HachetieB**) Händen entscheidende Resultate geliefert, so 
dass demnach nun auch dieses Glied in der Kette der Beweise 
nicht mehr fehlt. Man hat Wasser durch diesen Apparat 
zersetzt, und zwar so, dass Sauerstoff- und Wasserstoffgas in 
getrennten Röhren erschienen, gemäss dem Gesetze, welches 
die Volta-elektrischen und maschinen-elektrischen Zersetzungen 
bedingt. 

347. IV. Physiologische Wirkungen. .Schon bei 
den ersten Versuchen mit diesen Strömen wurde ein Frosch 
in Zuckungen versetzt (56). Die Empfindung auf der Zunge 
und vor den Augen, welche ich anfänglich nur in schwachem 
Grade erhielt (56), sind seitdem mit kräftigeren Apparaten 
so verstärkt worden, dass sie sogar unangenehm wurden. 

348. V. Funken. Der schwache Funken, welchen ich 
anfänglich mit diesen Strömen bekam (32), ist späterhin von 
den HH. Antinori und Nobili auf so mannigfaltige Weise 
und stark erhalten worden, dass kein Zweifel an der Einer- 
leiheit dieses und des gemeinen elektrischen Funkens übrig 
bleiben kann. 

4. Thermo-Elektricität. 
. 

349. Was die Thermo-Elektricität, jene schöne von Seebeck 
entdeckte Form der Elektricität, betrifft, so sind die Umstände, 
unter welchen sie erregt wird, von der Art, [368] dass sich 
nicht erwarten lässt, sie gleich der gemeinen Elektricität auf 
einen hohen Grad von Spannung gebracht zu sehen. Man 
darf also auch nicht die von der Spannung bedingt werden- 
den Erscheinungen bei ihr erwarten. Die Thatsachen in 
Betreff ihrer Analogie mit den bereits beschriebenen Elektri- 
citäten kommen, glaube ich, auf folgende zurück. In Span- 
nung: Anziehungen und Abstossungen in Folge eines gewissen 



*) Ann. de chim. et de phys.T. U p. 77 {Pogg. Ann. Bd. XXVII 
S. 398). 

**), Ebendaselbst, p. 72 [Pogg. Ann. Bd. XXVII S. 392. 



30 M Faraday. III. 

Grades von Spannung sind noch nicht beobachtet. In Strö- 
mung: I. Wärmeentwicklung. Ich weiss nicht, dass 
man das Vermögen der Wärmeerregung schon bei ihr be- 
obachtet habe. IL Magnetismus. Durch ihre magneti- 
schen Kräfte ist sie entdeckt und auch am besten erkennbar. 
III. Chemische Zersetzung ist mit ihr noch nicht erhal- 
ten worden. IV. Physiologische Wirkungen. Wie Nobili 
gezeigt hat*), versetzen diese Ströme den Frosch in Zuckungen. 
V. Funken. Sind noch nicht beobachtet. 

350. So sind also nur diejenigen Wirkungen schwach oder 
gar nicht vorhanden, welche von einem gewissen hohen Grade 
von Intensität abhängen. Wenn die gemeine Elektricität auf 
einen ähnlichen Grad von Intensität herabgebracht wird, kann 
sie ebenfalls nur die Wirkungen der Thermo-Elektricitftt her- 
vorbringen. 

5. Thierische Elektricität. 

351. Nach Durchsicht der Versuche von Walsh**), Ingen- 
houss***), Cavendishf), JET. Davyif) und [369] J. Davyfff) 
hege ich keinen Zweifel mehr an der Einerleiheit der Elektricität 
des Zitterrochens mit der gemeinen und Volta'schen Elektri- 
cität; ich setze voraus, dass Andere eben so wenig daran 
zweifeln, und dass es mir daher erlaubt sei, mich weiter nicht 
in die Beweise für jene Identität einzulassen. Die von JET. Davy 
aufgeworfenen Zweifel sind durch seinen Bruder John Davy 
beseitigt, indem der Letztere entgegengesetzte Resultate er- 
erhalten hat. Gegenwärtig sind die Belege folgende: 

352. Spannung. Anziehungen oder Abstossungen, die 
von Spannung herrührten, sind nicht beobachtet worden. 

353. In Bewegung. I. Wärmeentwicklung. Ist 
noch nicht beobachtet; doch zweifle ich nicht, dass sie mit 
Harris 1 Elektrometer (287. 359) wahrnehmbar sein werde. 

354. II. Magnetismus. Vollkommen deutlich. Nach 
J. Davy lenkt der Strom nicht nur die Magnetnadel ab, son- 
dern magnetisirt auch Stahlnadeln, was die Richtung betrifft, 



*) Biblioth. univers. T. XXXVII p. 15 {Pogg. Ann. Bd. XIV 
S. 161). 

**) Philosoph. Transact. 1773, p. 461. 
***) Ebendaselbst, 1775, p. 1. 

+) Ebendaselbst, 1776, p. 196. 
ff) Ebendaselbst, 1829, p. 15 {Pogg, Ann. Bd. XVI S. 311). 
fffj Ebendaselbst, 1832, p. 259 [Pogg, Aroa. ^fc. ^KXSW*. XA1Y 



Einerleiheit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 31 

Hack demselben Gesetz, welches die Ströme gemeiner und 
Volta'scher Elektrizität bedingt*). 

355. III. Chemische Zersetzung. Ebenfalls deutlich; 
und obwohl J. Davy einen Apparat von ähnlicher Constrnetion 
wie der JVollastori&cihe angewandt hat, so kann doch dadurch 
kein Irrthum herbeigeführt worden sein, weil die Zersetzungen 
polar, wahrhaft elektro-ehemisch waren. Durch die Richtung 
der abgelenkten Magnetnadel hat er gefunden, dass die Unter- 
seite des Fisches negativ und die Oberseite positiv war, dass 
bei der chemischen Zersetzung Silber und Blei an dem mit 
der Unterseite verbundenen Draht und nicht an dem anderen 
auggeschieden wurden. Bei Anwendung von Stahl- [370] oder 
Silberdrähten stieg in Kochsalzlösung Gas (Wasserstoffgas?) 
vom negativen Draht, aber nicht vom positiven auf. 

3I>6. Ein anderer Grund für die elektro-chemische Natur 
der Zersetzung ist der, dass ein Wollaston'schev Apparat, 
construirt aus Drähten mit einer Bekleidung von Siegellack, 
wahrscheinlich, selbst auf die ihm eigene Weise, Wasser nicht 
»ersetzt haben würde, wenn nicht die Elektricität von solcher 
Intensität gewesen wäre, dass sie Funken in einigen Theilen 
des Bogen« gegeben hätte. Der Zitterrochen aber vermochte 
keine sichtbaren Funken zu geben. Ein dritter Grund ist 
der, dass das Wasser in Wollastoriü Apparat desto reich- 
licher zersetzt wird, je reiner es ist. Der Versuch, welcher 
mir mittelst der Maschine und zweier Drahtspitzen mit destil- 
lirtem Wasser vollkommen gelang, schlug gänzlich fehl, wenn 
ich das Wasser durch Zusatz von Glaubersalz, Kochsalz oder 
anderen Salzen besser leitend gemacht hatte. Allein in /. Davy\ 
Versuchen wurden starke Lösungen von Salz, salpetersaurem 
Silber und Bleizucker mit Erfolg angewandt, ohne Zweifel mit 
grösserem Erfolg als schwache Lösungen. 

357. IV. Physiologische Wirkungen. So auffallend, 
dass durch sie die eigenthümlichen Kräfte der Torpedo und 
des Gymnotus aufgefunden worden sind. 

358. V. Funken. Sind bis jetzt noch nicht erhalten, 
wenigstens glaube ich es nicht; doch thue ich vielleicht besser, 
mich auf die vorhandenen Angaben zu berufen. Humboldt, 
indem er von den Resultaten des Hrn. Fahlberg, eines Schwe- 
den, spricht, sagt: »Dieser Physiker hat einen elektrischen 



*; PhiloB. Trans. 1832, p. IM» vPogg. ku&. m. ^XTO^ % ,v®v 



32 M. Faraday. III. 

Fanken gesehen, wie Walsh und Ingenhouss vor ihm, wenn 
er den Gymnotus an die Luft brachte nnd die Kette durch 
zwei auf Glas geklebte, eine Linie von einander abstehende 
Goldblättchen unterbrach«*). Ich kenne jedoch keine [371] 
solche Beobachtung von Walsh und Ingenhouss und weiss 
auch nicht eine nähere Nachricht über die von Fahlberg auf- 
zufinden 4 ). Hr. v.Humboldt selbst konnte keine Lichterschei- 
nung wahrnehmen. 

Leslie, in seinem der siebenten Auflage der Encyclopaedia 
Britannica, Edinburgh 1830, p. 622 vorangeschickten Bericht 
über die Fortschritte der mathematischen und physikalischen 
Wissenschaften, sagt dagegen: »Aus einem in London gezeigten 
gesunden Exemplar von Silurus electricus (man sollte eher 
meinen: Gymnotus) hat man im Dunkeln lebhafte Funken 
ausgezogen«; allein er sagt nicht, dass er selbst sie sa.h, noch 
wer sie sab, und eben so wenig kann ich sonst einen Bericht 
über ein solches Phänomen auffinden. Es bleibt also diese 
Angabe mindestens zweifelhaft**). 

359. Am Schlüsse dieser Aufzählung der elektrischen 
Eigenschaften des Zitterrochens muss ich noch bemerklich 
machen, welche ungeheure Menge von Elektricität dieses Thier 
bei jeder Anstrengung in. Umlauf setzt. Es ist noch zweifel- 
haft, ob irgend eine gewöhnliche Elektrisirmaschine im Stande 
wäre, so viel Elektricität in denkbarer Zeit zu liefern, um eine 
wirkliche elektro- chemische Zersetzung des Wassers zu be- 
wirken (330. 339), und doch hat es der Zitterrochen bereits 
vermocht. Auch die magnetischen Wirkungen (296. 371) 
sprechen für die Grösse der Elektricitätsmenge. Diese Um- 
stände deuten [372] an, dass der Zitterrochen die Fähigkeit 
habe (wahrscheinlich in der von Cavendish beschriebenen 
Weise), die Elektricitätserregung eine merkliche Zeit hindurch 
fortzusetzen, so dass seine successiven Entladungen mehr 
denen eines in seiner Wirkung intermittirenden Volta'schen 
Apparats, als denen einer vielmals hinter einander geladenen 
und entladenen Leidener Batterie ähneln. In Wirklichkeit ist 
jedoch kein physikalischer Unterschied zwischen diesen 
beiden Fällen da. 



*) Edinb. Philosoph. Journ. T. II p. 249. 
**) Hr. Brayley, welcher mir diese Angaben mittheilte und sehr 
ausgedehnte Htterariache Kenntnisse besitzt, erinnert sich keiner 
weiteren Nachricht über diesen Gegenstand, 



Einerleibeit der Elektricitäten verschiedenen Ursprungs. 33 

360. Der allgemeine Schluss, welcher, glaube ich, 
aus dieser Sammlung von Thatsachen gezogen werden muss, 
ist der: dass die Elektricität, aus welcher Quelle 
sie auch entsprungen sei, identisch ist in ihrer 
Natur. Die Erscheinungen der fünf aufgeführten Arten 
von Elektricität sind nicht in ihrem Wesen, sondern nur dem 
Grade nach verschieden, und sie varüren in dieser Beziehung 
nach Maassgabe der veränderlichen Umstände von Quantität 
und Intensität*), welche fast bei jeder dieser Elektricitäts- 
arten nach Belieben eben so stark verändert werden können, 
als sie verschieden sind bei der einen nnd der anderen Art. 

Tafel über die Wirkungen, welche den Elektricitäten 
von verschiedener Abkunft gemein sind. 



Volta'- 

sche 
Elektr. 



Ge- 
meine 
Elektr. 



Mag- 

neto- 

Elektr. 



Ther- 

mo- 

Elektr. 



Thieri- 

sche 
Elektr. 



x 

X 

9 



X 
X 

X 

? 



Physiologische Wirkung . . x x x 

Ablenkung d erMagnetnadel x x x 

Magnetisiren . . x x x 

Funken x x x 

Wärmeerregung x x x 

Wahre elektro - chemische 

Wirkung x x x 

Anziehung und Abstossung x x x 

Entladung durch heisse Luft x x 

[373] 

VIII. Maass-Beziehung zwischen der gemeinen und 

der Volta'schen Elektricität. 

361. Nachdem ich die Identität zwischen diesen beiden 
Elektricitäten hinlänglich festgestellt glaubte, bemühte ich 
mich, für die Quantität der durch die Maschine und die 
Volta'sche Säule erregten Elektricität ein gemeinsames Maass 
oder eine bekannte Beziehung aufzufinden, nicht bloss um 
ihre Identität zu bestätigen (378), sondern auch um gewisse 
allgemeine Sätze (366. 377 u. ff.) zu beweisen und den Mitteln 



*) Der Ausdruck Quantität ist bei der Elektricität vielleicht 
hinreichend verständlich, der Intensität dagegen schwieriger 
genau zu definiren. Ich gebrauche beide Ausdrücke in der gewöhn- 
lichen und gegenwärtig angenommenen Bedeutung. 

Ostwald's Klassiker. 86. ^ 



34 M. Faraday. III. 

zur Erforschung oder Anwendung dieses wundervollen und 
feinen Agens eine grössere Ausdehnung zu verschaffen. 

362. Zuerst war zu bestimmen, ob eine gleiche absolute 
Menge von gemeiner Elektricität, unter verschiedenen Um- 
ständen durch ein Galvanometer gesandt, eine gleiche Ab- 
lenkung der Magnetnadel erzeugen würde. Ich versah daher 
das Galvanometer mit einer willkürlichen Scala, an der jede 
Abtheilung etwa 4° betrug, und stellte das Instrument wie 
bei dem früheren Versuche auf (296). Die Maschine (290), 
die Batterie (291) und die übrigen Theile des Apparats wur- 
den in gute Ordnung gebracht und während der Zeit des 
Versuchs so nahe als möglich in demselben Zustand erhalten. 
Mit den Versuchen wurde abgewechselt, so dass jede Ver- 
änderung in dem Zustande des Apparats sichtbar ward und 
die nöthigen Berichtigungen gemacht werden konnten. 

363. Sieben Flaschen wurden aus der Batterie fortgenom- 
men und acht zum Gebrauche beibehalten. Es fand sieb, dass 
etwa vierzig Umdrehungen die acht Flaschen vollständig luden. 
Sie wurden darauf durch dreissig Umdrehungen geladen und 
nun durch das Galvanometer entladen, während eine dicke 
feuchte Schnur von etwa 10 Zoll Länge in den Bogen ein- 
geschaltet war. Sogleich wurde die Nadel um b i / 2 Abthei- 
lungen nach der einen [374] Seite vom Nullpunkt abgelenkt 
und beim Vibriren ging sie so nahe als möglich durch, 5 J / 2 Ab- 
theilungen nach der anderen Seite. 

364. Jetzt wurden die übrigen sieben Flaschen den acht 
hinzugefügt und sämmtliche fünfzehn durch dreissig Um- 
drehungen der Maschine geladen. Ein Henley&ches Elektro- 
meter stand nicht ganz halb so hoch als zuvor; allein als die 
Ladung durch das zuvor zur Ruhe gebrachte Galvanometer 
geleitet wurde, vibrirte die Nadel sogleich und erreichte genau 
denselben Theilpunkt wie vorhin. Diese Versuche mit acht 
und mit fünfzehn Flaschen würden mehrmals abwechselnd 
wiederholt, und immer mit demselben Erfolge. 

365. Es wurde nun die gesammte Batterie zum Versuch 
genommen und ihre Ladung (von fünfzig Umdrehungen der 
Maschine) durch das Galvanometer gesandt, doch so modificirt, 
dass sie zuweilen bloss durch einen feuchten Faden ging, zu- 
weilen durch eine mit destillirtem Wasser angefeuchtete dünne 
Schnur von 38 Zoll Länge, zuweilen durch eine zwölf Mal 
dickere Schnur von nur 12 Zoll Länge, und getränkt mit 

verdünnter Säure (298). Mit der 4\<&äti 6toa %\w& die 



Maass-Beziehung zwisch. d. gemeinen u.d.Volta'schen Elektricität. 35 

Ladung auf einmal durch, mit der dünnen Schnur gebrauchte 
sie eine wahrnehmbare Zeit, und mit dem Faden waren zwei 
bis drei Secunden erforderlich, bevor das Elektrometer ganz 
niedersank. Der Strom musste demnach in diesen drei Fällen 
ungemein an Intensität verschieden sein und doch war die 
Ablenkung der Magnetnadel in allen fast gleich. Zeigte sich 
etwa ein Unterschied, so war die Ablenkung bei der dünnen 
Schnur und dem Faden etwas grösser. Findet, wie Colladon 
sagt, eine Seiten fortpflanzung durch die Seide des Galvano- 
metergewindes statt, so muss dies so sein, weil, wenn die 
Intensität schwächer ist, die Seitenfortpflanzung geringer wird. 

366. Hieraus geht hervor, dass, wenn die Elektri- 
cität in gleicher absoluter Menge durch das Gal- 
vanometer [375] geleitet wird, wie gross auch ihre 
Intensität sein mag, die ablenkende Kraft auf die 
Magnetnadel gleich ist 5 ). 

367. Die Batterie von fünfzehn Flaschen wurde nun 
durch sechzig Umdrehungen der Maschine geladen und wie 
zuvor durch das Galvanometer entladen. Die Nadel wurde 
nun sehr nahe bis zum elften Theilpunkt abgelenkt, doch 
war die Theilung nicht so genau, um mich zu überzeugen, 
dass der Bogen jetzt gerade doppelt so gross als zuvor war; 
dem Auge schien es jedoch so. Wahrscheinlichkeit hat es 
also, dass die ablenkende Kraft eines elektrischen 
Stromes 6 ) direct proportional ist der absoluten Menge 
der durchgegangenen Elektricität, wie gross ihre In- 
tensität übrigens auch sei*). 

368. Dr. Ritchie hat gezeigt, dass in einem Fall, wo die 
Intensität der Elektricität sich gleich blieb, die Ablenkung 
der Magnetnadel sich direct wie die Menge der durch das 
Galvanometer geleiteten Elektricität verhielt**). Hr. Harris 
hat gezeigt, dass das Vermögen der gemeinen Elektricität, 
Drähte zu erhitzen, gleich ist bei gleicher Quantität der Elektri- 
cität, welche Intensität sie übrigens auch besitze***). 

*) Der grosse und allgemeine Werth des Galvanometers, als 
eines wirklichen Messers der entweder continuirlich oder unter- 
brochen durch denselben geleiteten Elektricität, muss aus diesen 
beiden Schlüssen einleuchtend sein. Das von Ritchie mit Glas- 
fäden construirte Galvanometer (Philosoph. Transact. 1830, p. 218, 
und Quarterly Journ. of Science N. S. Vol. I p. 29) scheint in sei- 
nem Gebiete nichts mehr zu wünschen übrig zu lassen. 
**) Quarterly Journ. of Science. T*. ?>.^ö\A^. 
***; Plymoüth Transact. p. Tl. 



36 M. Faraday. III. 

369. Mein nächstes Ziel war nun, eine Voltasche Vor- 
richtung zu erhalten, die gleiche Wirkung wie die eben be- 
schriebene (367) ausüben würde. Ein Platin- nnd [376] ein 
Zinkdraht, beide durch dasselbe Loch eines Zieheisens gezogen 
und ein Achtzehntel eines Zolls im Durchmesser haltend, wur- 
den auf einem Träger befestigt, so dass ihre unteren Enden 
in einem Abstände von fünf Sechzehntel eines Zolls parallel 
neben einander herabhingen. Die oberen Enden wurden mit 
den Galvanometerdrähten wohl verknüpft. Es wurde Säure 
verdünnt und, nach verschiedenen vorläufigen Versuchen, die- 
jenige zur Norm genommen, welche aus einem Tropfen con- 
centrirter Schwefelsäure und vier Unzen Wasser bestand. 
Endlich wurde die Zeit aufgezeichnet, welche die Nadel ge- 
brauchte, um entweder von der Rechten zur Linken oder 
von der Linken zur Rechten zu schwingen; sie war gleich 
17 Schlägen meiner Uhr, von denen 150 auf eine Minute 
gingen. Der Zweck dieser Vorbereitungen war, einen Volta- 
schen Apparat so einzurichten, dass er bei Eintauchung in 
eine gegebene Säure während einer gegebenen Zeit, die indess 
viel geringer war, als zum Schwingen der Nadel in einer 
Richtung erfordert ward, eine eben so starke Ablenkung die- 
ser Nadel hervorbrachte, als eine Entladung gemeiner Elektri- 
cität aus der Batterie (363. 364). Nachdem ein neues Stück 
des Zinkdrahts in die angeführte Lage gegen den Platin- 
draht gebracht worden, wurde der vergleichende Versuch an- 
gestellt. 

370. Als der Zink- und der Platindraht fünf Achtelzoll 
tief in die Säure getaucht nnd acht Uhrschläge lang darin 
gelassen (und dann rasch herausgezogen) wurden, wich die 
Nadel ab und fuhr fort, noch einige Zeit nach der Heraus- 
ziehung des Apparats aus der Säure in derselben Richtung 
vorzurücken. Sie erreichte die Mitte zwischen dem fünften 
und sechsten Theilpunkt, kehrte dann zurück und schwang 
nach der anderen Seite eben so weit. Dieser Versuch wurde 
mehrmals, und immer mit demselben Erfolg, wiederholt. 

371. Bloss aus der magnetischen Kraft zu urth eilen, 
kann man es demnach für jetzt (376) als eine Annäherung 
[377] annehmen, dass zwei Drähte, einer von Platin und der 
andere von Zink, die ein Achtzehntel eines Zolls dick sind, 
und, in einem Abstände von fünf Sechzehntel Zoll, fünf Achtel- 
zo)l tief in ein Gemenge von einem Tropfen Vitriolöl und vier 

Unzen desüllirten Wassers von etwa ^°¥.^m^«tto s\tl- 



Maass-Beziehung z wisch, d. gemeinen u. d.Volta'schenElektricität. 37 

getaucht und an ihren anderen Enden mit einem achtzehn 
Fuss langen und ein Achtzehntel Zoll dicken, als Galvano- 
metergewinde dienenden Kupferdraht verbunden worden sind, 
eben so viel Elektricität in acht Schlägen meiner Uhr oder 
in 8 /i50 einer Minute liefern, als die durch dreissig Um- 
drehungen einer grossen, sehr wirksamen Elektrisirmasohine 
(363. 364) geladene elektrische Batterie. Trotz dieses un- 
geheuer scheinenden Missverhältnisses sind die Resultate in 
völligem Einklang mit denen, welche von der Elektricität bei 
Variationen der Intensität und Quantität bekannt sind. 

372. Um auch für die chemische Action einen Ver- 
gleichungspunkt zu haben, wurden die Drähte jetzt fünf Achtel 
Zoll tief in die Säure getaucht erhalten und die Nadel, wenn 
sie zur Buhe gekommen, beobachtet; sie stand, so genau als 
es das unbewaffnete Auge unterscheiden konnte, auf 5% Theil- 
punkt. Eine bleibende Ablenkung von dieser Grösse kann 
demnach betrachtet werden als Anzeiger eines constanten 
elektrischen Stromes, welcher in acht Schlägen meiner Uhr 
so viel Elektricität liefert als die elektrische Batterie, geladen 
durch dreissig Umdrehungen der Maschine. 

373. Folgende Vorrichtungen und Resultate sind aus vielen 
Erfahrungen ausgewählt. An einem Platindraht, von einem 
Zwölftelzoll im Durchmesser und 260 Gran wiegend, war 
das eine Ende eben gemacht, so dass es eine wohl begrenzte 
Kreisfläche von gleichem Durchmesser mit dem Drahte dar- 
bot. Er wurde dann abwechselnd mit dem Conductor der 
Maschine oder mit dem Volta'schen Apparat (369) verbunden, 
und so, dass er immer den positiven Pol bildete und zugleich senk- 
recht [378] stand, damit er mit seinem ganzen Gewicht auf das 
angewandte Reagenzpapier drücken möge. Das Reagenzpapier 
lag seinerseits auf einem Platinspatel, der entweder mit der 
Ableitung (292) oder mit dem negativen Draht des Volta'schen 
Apparats in Verbindung stand; es war vielfach zusammen- 
gelegt und allemal in gleichem Grade mit einer Normallösung 
von Jodkalium (316) angefeuchtet. 

374. Wenn der Platindraht mit dem ersten Conductor der 
Maschine und der Spatel mit der Ableitung verbunden war, 
übten zehn Umdrehungen der Maschine eine solche Zer- 
setzungskraft aus, dass ein blasser runder Jodfleck gleich dem 
Durchschnitt des Drahtes erzeugt wurde ; zwanzig Umdrehungen 
machten einen dunkleren Fleck und fa*\«&\^ €v&k&> ^ ^sb£*ä*- 
brannen, dass er auf der zweiten 1a£* fo&"fc «$«?«» «s^eS«**- 



38 M. Faraday. 111. 

war. Der Unterschied in der Wirkung durch zwei bis drei 
Umdrehungen mehr oder weniger konnte mit Leichtigkeit er- 
kannt werden. 

375. Draht und Spatel wurden nun mit dem Volta sehen 
Apparat verbunden (369), auch das Galvanometer in die Kette 
eingeschlossen und, nachdem der Apparat in ein stärkeres 
Gemenge, bestehend aus Salpetersäure und Wasser, so weit 
eingetaucht war, dass er eine bleibende Ablenkung von 
ö 1 ^ Abtheilungen (372) gab, das vierfache feuchte Papier 
zwischen Draht und Spatel gebracht. Dadurch nun, dass das 
Ende des Drahtes von Ort zu Ort auf dem Reagenzpapier 
verschoben wurde, konnte die Wirkung eines fünf, sechs, 
sieben und mehrere Uhrschläge (369) lang anhaltenden Stromes 
beobachtet und mit der von der Maschine verglichen werden. 
Durch vielmalige wechselsweise Wiederholung dieser Ver- 
gleichungsversuche wurde beständig gefunden, dass dieser 
Normalstrom der Volta' sehen Elektricität, acht Uhrschläge 
lang unterhalten, in seiner chemischen Wirkung gleich war 
dreissig Umdrehungen der Maschine, und sichtlich achtund- 
zwanzig solcher Umdrehungen übertraf. 

376. Hieraus folgt, dass der elektrische Strom der [379] 
normalen Volta'schen Batterie, wenn er acht Uhrschläge lang 
wirkte, sowohl in magnetischer Ablenkungskraft (371) 
als in chemischer Action gleich war dem von der Maschine 
durch dreissig Umdrehungen entwickelten. 

377. Es folgt ferner, dass in diesem Falle von elektro- 
chemischer Zersetzung, und wahrscheinlich in allen übrigen 
Fällen, die chemische wie die magnetische Kraft (366) 
direct proportional ist der absoluten Menge von 
durchgeleiteter Elektricität 7 ). 

378. Hieraus ergiebt sich, wenn sie noch nöthig sein sollte, 
eine fernere Bestätigung der Identität der gemeinen und Volta- 
schen Elektricität; auch erhellt, dass die Unterschiede von 
Intensität und Quantität völlig hinreichend sind, die vermeint- 
lich abweichenden Eigenschaften beider zu erklären. 

379. Die Erweiterung, welche ich durch die vorliegende 
Untersuchung im Stande bin von den die Theorie der elektro- 
chemischen Zersetzung constituirenden Thatsachen und An- 
sichten zu machen, werde ich nebst einigen anderen Punkten 
der Elektricitätslehre unverweilt der K. Gesellschaft in einer 
anderen Eeihe dieser Untersuchungen vorlegen 8 ). 

Royal Institution^ 15. Dec. YSftl. 



Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitnng. 39 

[225] Vierte Reihe. 

(Phil. Trans. 1833. S. 507. Pogg. Ann. Bd. XXXI.) 
IX. Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitung. 

380. Im Verfolg einer der Königl. Gesellschaft noch vor- 
zulegenden Untersuchung über elektro-chemische Zersetzungen 
bin ich auf Wirkungen eines sehr allgemeinen und bisher 
unbeachteten Gesetzes der Elektricitätsleitung gestossen, welche 
mich zwar nicht zu den gesuchten Resultaten geführt, dafür 
aber hinreichend entschädigt haben durch das neue und wich- 
tige Interesse, welches sie einem ausgedehnten Zweige der 
Elektricitätslehre verleihen. 

381. Ich wandte Eis und sonstiges Gefrorenes an, theils 
als Querwände in der zu zersetzenden Substanz, theils als 
Poldrähte einer Volta' sehen Batterie, in der Hoffnung, dadurch 
gewisse Elemente bei ihrem Uebergang verfolgen und auffangen 
zu können, sah mich aber plötzlich in meiner Untersuchung 
gehemmt, da ich fand, dass das Eis ein Nichtleiter der Elektri- 
cität war; denn sobald eine dünne Schicht von ihm in den 
Kreis einer sehr kräftigen Volta'schen Batterie eingeschaltet 
wurde, hatte die Durchleitung der Elektricität und jede Zer- 
setzung ein Ende 9 ). 

[226] 382. Anfänglich, während des Frostwetters Ausgangs 
Januar 1833, wurden die Versuche mit gemeinem Eise an- 
gestellt; allein, da die Ergebnisse wegen Un Vollkommenheit 
der Vorrichtungen trügerisch waren, wählte ich die folgende 
untadelhaftere Form des Experiments. 

383. Ich Hess Zinngefässe verfertigen, offen an einem 
Ende, fünf Zoll hoch, fünf Viertelzoll lang und drei bis fünf 
Achtelzoll breit. In diesen wurden mittelst Korkstücke Platin- 
platten befestigt, doch so, dass sie nicht die Zinngefässe be- 
rührten. Zuvor waren an die Platten Kupferdrähte gelöthet, 
die, wenn es erforderlich wurde, leicht mit einer Volta'schen 
Säule verbunden werden konnten. Dann wurde destillirtes 
Wasser, das zuvor drei Stunden lang gekocht hatte, in die 
Ge fasse gegossen und durch ein Gemenge von Salz und Schnee 
zum Gefrieren gebracht, so dass zwischen dem Platin und Zinn 
reines, durchsichtiges und festes Eis befindlich war. Endlich 
setzte ich diese Metalle mit den Polen des Volta'schen Apparats 
in Verbindung und schloss zugleich eAi\. Ctatav&SRbKtast ts&v» Na. 
die Kette ein. 



40 M. Faraday. IV. 

384. Beim ersten Versuch war der 3^2 Zoll lange und 
7 /& Zoll breite Platinpol ganz im Wasser oder Eise unter- 
getaucht, und da das Gefäss 4 / 8 Zoll in Breite enthielt, betrug 
die Dicke des die beiden Metalle trennenden Eises im Mittel 
1 / 4 Zoll und die Grösse seiner Berührungsfläche mit beiden 
Polen beinahe 14 Quadratzoll. Noch nach dem Gefrieren des 
Wassers wurde das Gefäss in der Eältemischung erhalten und 
der Contact des Zinns und des Platins vollzogen mit den Enden 
einer gut geladenen Volta'schen Batterie, bestehend aus zwanzig 
Paaren vierzölüger Platten (mit Doppelplatten von Kupfer). 
Nicht die geringste Ablenkung der Galvanometernadel stellte 
sich ein. 

385. Das Gefäss wurde nun aus der Eältemischung ge- 
nommen und am Boden gelinde erwärmt, ohne indess [227] die 
Verbindung mit der Batterie zu unterbrechen. Das Eis begann 
zu schmelzen, aber die Nadel bewegte sich nicht sogleich; 
erst als das Thauen so weit vorgerückt war, dass Theile von 
dem am Platinpol sitzenden Eise schmolzen, trat Leitung ein ; 
dann aber war sie so stark, dass die Galvanometernadel blei- 
bend fast 70° abgelenkt wurde. 

386. Bei einem anderen Versuch war von einem 5 Zoll 
langen und 7 /s Zoll breiten Platinspatel ein 4 Zoll langes Stück 
in dem Eise befestigt und letzteres zwischen den beiden Metallen 
nnr 3 /ie Zoll dick. Dennoch isolirte diese Vorrichtung so 
vollkommen wie die frühere. 

387. Es wurde nun etwas Wasser in das Gefäss auf das 
Eis gegossen; allein es trat keine Leitung ein, wiewohl offen- 
bar flüssiges Wasser vorhanden war. Dies hatte seinen Grund 
darin, dass die kalten Metalle das mit ihnen in Berührung 
kommende Wasser zum Gefrieren brachten und dadurch den 
noch flüssigen Theil desselben isolirten; ein guter Beleg von 
der Nichtleitungsfähigkeit des Eises, indem er zeigt, wie dünn 
die Schicht zu sein braucht, um dem Strom der Batterie den 
Durchgang zu verwehren. Als auch Theile dieser dünnen 
Schicht an beiden Metallen schmolzen, trat Leitung ein. 

388. Nach Erwärmung des Zinns und Fortnahme des Eis- 
stücks fand sich, dass, weil einer der Korke nachgegeben hatte, 
das Platin mit einem seiner Ränder fast mit der inneren Ober- 
fläche des Zinns in Berührung gekommen war; allein un- 
geachtet der ausserordentlichen Dünnheit des daselbst zwischen 
den Metallen befindlichen Eises ging keine merkliche Menge 
von Elektricität hindurch. 



Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitung. 41 

389. Diese Versuche wurden mehrmals mit gleichem Erfolge 
wiederholt. Zuletzt wurde eine Batterie von 15 Trögen oder 
150 Paaren vierzölliger Platten stark geladen angewandt; allein 
auch dann ging keine merkliche Elektricitätsmenge durch die 
Eishülle. 

[228] 390. Es schien anfänglich, als wenn zuweilen Aus- 
nahmen von der Regel vorkämen; allein sie Hessen sich immer 
auf störende Ursachen zurückfahren. Das Wasser muss jedes- 
mal gut gefroren sein, wiewohl es nicht nöthig ist, dass das 
Eis sich von Pol zu Pol erstrecke, vielmehr reicht eine Hülle 
von ihm um einen Pol schon hin, die Leitung aufzuheben. 
Wenn indess ein Theil des Wassers flüssig bleibt, ist die 
unvermeidliche Aussetzung des Apparats an die Luft oder 
die Annäherung der Hände schon hinlänglich, um an der 
oberen Fläche des Wassers und Eises eine flüssige Schicht 
hervorzurufen, die sich vom Platin bis zum Zinn erstreckt, 
und dann tritt Leitung ein. Wenn ferner Korkstücke zur 
Festhaltung des Platins angewandt werden und durch die Ein- 
tauchung in das Wasser inwendig feucht oder nass geworden 
sind, so ist es nützlich, eine solche Kälte anzuwenden, dass 
das in ihnen enthaltene Wasser mit gefriere, sonst läuft man 
Gefahr, dass ihre Berührungsfläche mit dem Zinn sich wäh- 
rend der Handhabung erwärmt, wodurch dann dieser Theil 
leitend wird und, da das Innere schon zur Leitung bereit 
steht, der Strom hindurchgeht. Das Wasser muss rein sein, 
nicht nur um einfache Resultate zu erhalten, sondern auch 
um zu verhindern, dass nicht beim Gefrieren eine geringe 
Menge concentrirter Salzlösung entstehe, welche flüssig bleibt 
und, indem sie das Eis durchzieht oder in dessen durch Con- 
traction gebildete Risse eindringt, ein dem Eise selbst nicht 
angehöriges Leitvermögen zeigen kann. 

391. Einmal ward ich überrascht zu finden, dass, nach- 
dem viel Eis aufgethaut worden, dennoch die Leitungsfähig- 
keit nicht wieder hergestellt war. Ich fand jedoch, dass das 
Korkstück, welches den Draht hielt, gerade dort, wo er mit 
dem Platin vereinigt war, so tief in das Eis eintauchte, dass 
es mit dem Eise selbst das Platin vor dem Contact mit dem 
Geschmolzenen schützte, längst noch als man diesen Contact 
hergestellt glaubte. 

[229] 392. Die Isolation mittelst Eis ist jedoch für eine 
Elektricität von hoher Intensität nicht wirksam. Als ich ein 
divergirendes Goldblatt -Elektrometer mit dem am Platin 



42 M. Faraday. IV. 

sitzenden Draht berührte, während der Zinnkasten mit der 
Hand oder mit einem anderen Draht berührt wurde, ward 
das Elektrometer sogleich entladen (419). 

393. Wiewohl eine Elektricität von so schwacher Spannung, 
dass sie das Elektrometer nicht mehr zum Divergiren bringt, 
noch, wenn auch in sehr geringen Mengen (419), durch Eis 
gehen kann, so ist doch die Beziehung des Wassers und Eises 
zu der Elektricität des Volta'schen Apparats nicht weniger ausser- 
ordentlich an sich oder nicht weniger wichtig in ihren Folgen. 

394. Da es nicht wahrscheinlich schien, dass die Leitungs- 
fähigkeit im flüssigen Zustande und der Verlust derselben beim 
Gefrieren dem Wasser allein angehöre, so suchte ich sogleich 
diese Eigenschaft in anderen Fällen zu ermitteln und erkannte 
sie als eine sehr allgemeine. Zu diesem Zwecke wurden Körper 
gewählt, welche in gewöhnlicher Temperatur starr und in 
höherer schmelzbar waren und eine solche Zusammensetzung 
hatten, dass aus anderen, von der elektromagnetischen Action 
hergenommenen Gründen zu folgern stand, sie würden das 
Wasser ersetzen können. Als Elektricitätsquelle wurde eine 
Volta'sche Batterie von zwei Trögen oder zwanzig Paaren 
vierzölliger Platten (384) gebraucht und in deren Kreis ein 
Galvanometer eingeschaltet, um die Gegenwart oder Abwesen- 
heit eines Stromes anzuzeigen. 

395. Als ich ein wenig Chlorblei über einer Weingeist- 
lampe auf einem Scherben einer Florentiner Flasche schmolz 
und in dasselbe zwei mit den Polen der Batterie verbundene 
Platindrähte steckte, trat augenblicklich eine mächtige Wirkung 
ein, das Galvanometer wurde auf's Stärkste ergriffen und das 
Chlorblei rasch zersetzt. Nach Fortnahme der Lampe erstarrte 
das Chlorid und [230] sogleich hörte der Strom mit seinen 
Wirkungen gänzlich auf, wiewohl die Platindrähte darin ein- 
geschlossen blieben, nicht mehr als y i6 Zoll von einander ent- 
fernt. Bei abermaliger Erwärmung ging der elektrische Strom 
wieder über, sogleich, als die Schmelzung so weit vorgeschritten 
war, dass flüssige Masse die Pole verband. 

396. Als das Chlorid bloss mit Einfügung eines Drahtes 
geschmolzen und darauf die Flüssigkeit mit dem anderen be- 
rührt wurde, bildete sich, weil dieser kalt war, an seinem 
Ende ein Knopf von erstarrter Substanz, und deshalb ging 
kein Strom über. Nur wenn dieser Draht so heiss war, dass 
er mit der flüssigen Masse in Berührung kommen konnte, trat 
Leitung ein, und zwar eine sehr kräftige. 



Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitung. 43 

397. Mit Chlorsilber und chlorsaurem Kali auf gleiche 
Weise verfahren, wurden dieselben Resultate erhalten. 

398. Sobald in diesen Fällen der Strom überging, trat 
Zersetzung der Substanz ein ; doch den elektrochemischen Theil 
dieser Untersuchung werde ich, von allgemeineren Gesichts- 
punkten aus, künftig in einem Aufsatz behandeln*). 

399. Andere Substanzen, welche nicht auf Glas geschmolzen 
werden konnten, wurden vor dem Löthrohr auf Platin, welches 
mit einem Pol der Batterie verbunden war, verflüssigt und dann 
wurde ein mit dem anderen Pol verbundener Draht in die- 
selben getaucht. Auf diese Weise zeigten auch Chlornatrium, 
schwefelsaures Natron, [231] Bleioxyd, ein Gemenge von kohlens. 
Kali und Natron u. s. w. genau die bereits beschriebenen Er- 
scheinungen. Flüssig, leiteten sie und wurden zersetzt; erstarrt, 
wenn auch noch heiss, isolirten sie den Strom der Batterie, 
selbst wenn vier Tröge angewandt wurden. 

400. Zuweilen brachte ich die Substanzen in gebogene 
Röhren von grünem Glase 

und steckte, wenn sie flös- 
sen, die Platinpole von bei- 
den Seiten hinein. (Siehe 
Fig. 6.) Auch in diesen 
Fällen wurden im Allge- 
meinen die bereits beschrie- 
benen Resultate erhalten, Fig. 6. 
doch war mit dieser Vorrich- 
tung der Vortheil verknüpft, dass, während die Substanz leitete 
und zersetzt wnrde, die endliche Anordnung der Elemente be- 
obachtet werden konnte. So gab Jodkalium oder Jodblei am posi- 
tiven Pol Jod und am negativen Kalium oder Blei. Chlorjod und 
Chlorsilber gaben Chlor am positiven und Jod oder Silber (metals) 
am negativen Pol. Salpeter und chlorsaures Kali gaben Sauer- 
stoff u. s. w. am positiven, Kali und selbst Kalium am negativen. 




*) Schon 1801 wusste H.Davy, dass »trockener Salpeter, trockenes 
Aetzkali und Aetznatron zu Leitern des Galvanismus werden, wenn 
man sie durch starke Hitze flüssig mache« (Journal of the Royal 
Institution 1802, p. 53), nahm indess nicht das allgemeine Gesetz 
gewahr, mit dessen Entwicklung ich beschäftigt gewesen bin. Merk- 
würdig ist, dass er elf Jahre später sagen sollte: Es giebt, ausser 
den Wasser enthaltenden, keine Flüssigkeiten, welche fähig sind, 
das Verbindiwgsmittel zwischen dem Metall oder den Metallen des 
Volta'schen Apparats abzugeben. Elements of chemical philosophy, 
p. 169. 



44 M. Faraday. IV. 

401. Für Substanzen, welche zu ihrem Schmelzen eine sehr 
hohe Temperatur erforderten, wurde folgende Einrichtung ge- 
troffen. Mit einem Pol der Batterie wurde ein Platindraht 
verbunden und sein Ende zu einem kleinen Ringe umgebogen, 
wie es Berzelius für Löthrohrversuche beschreibt. Dann 
wurde etwas Salz, Glas oder eine andere Substanz mittelst 
des gewöhnlichen Löthrohrs oder auch zuweilen mittelst des 
Knallgebläses auf diesem Ring geschmolzen, und wenn der 
in dem Ring enthaltene Tropfen durch und durch heiss und 
flüssig war, von dem anderen Pol her ein Platindraht mit ihm 
in Berührung gesetzt, worauf dann die Erscheinungen be- 
obachtet wurden. 

402. Die folgenden, in chemischer Hinsicht aus verschie- 
denen Klassen genommenen Substanzen zeigten sich diesem 
Gesetze unterthan. Die Liste Hesse sich ohne Zweifel ausser- 
ordentlich erweitern ; ich hatte indess nicht [232] Zeit, mehr 
zu thun, als das Gesetz durch eine hinreichende Zahl von 
Beispielen zu bestätigen. 

Zuerst Wasser; dann unter den Oxyden: Kali, Blei- 
oxyd, Antimonglas, Antimonoxydul, Wismuthoxyd; — von 
Chloriden: das von Kalium, Natrium, Barium, Strontium, 
Calcium, Magnesium, Mangan, Zink, Blei und Silber, das Chlorür 
von Kupfer, Zinn und Antimon; von Jodiden: das von 
Kalium, Zink, Blei und Quecksilber, nebst Zinnjodür; — 
Fluorkalium, Cyankaiium, Schwefelcyankalium ; — unter den 
Salzen: chlorsaures Kali, salpetersaures Kali, Natron, Baryt, 
Strontian, Blei-, Kupfer- und Silberoxyd, schwefelsaures Natron 
und Blei; schwefelsaures Quecksilberoxydul; phosphorsaures 
Kali, Natron, Blei- und Kupferoxyd; glasige Phosphorsäure 
oder saurer phosphorsaurer Kalk ; kohlensaures Kali und Natron, 
einzeln und gemischt; Borax, borsaures Bleioxyd, borsaures 
Zinnoxyd ; einfach und doppelt chromsaures Kali, chromsaures 
Bleioxyd, essigsaures Kali; — unter den Sulphureten: 
Schwefelantimon, Schwefelkalium, gewöhnliches und durch 
Wasserstoffgas aus schwefelsaurem Kali reducirtes; — kiesel- 
saures Kali, mineralisches Chamäleon. 

403. Höchst interessant ist es bei denjenigen dieser Sub- 
stanzen, welche erweichen, bevor sie fliessen, zu beobachten, 
bei welchem Punkt sie das Leitvermögen erlangen und bis zu 
welchem Grade dasselbe durch eine vollkommene Liquidität 
erhöht wird. Erhitzt man z. B. borsaures Bleioxyd über der 
Lampe auf Glas, so wird es so weich als Syrup, allein es leitet 



Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitung. 45 

nicht; erst wenn man die Hitze mit dem Löthrohr verstärkt 
und es zu hellem Glühen bringt, wird es leitend. Wenn es 
vollkommen flüssig geworden ist, leitet es mit ungemeiner 
Leichtigkeit. 

404. Ich will damit nicht leugnen, dass nicht ein Theil 
der gesteigerten Leitungsfähigkeit in diesen Fällen des Erwei- 
chens wahrscheinlich von der Temperaturerhöhung herrühre 
(432. 445); allein ich zweifle nicht, dass [233] bei weitem 
der grössere Theil von dem Einfluss des zuvor beschriebenen 
Gesetzes, welches in diesen Fällen allmählich, statt plötzlich, 
in Wirksamkeit tritt, herzuleiten sei. 

405. Folgende Körper erlangen beim Flüssigwerden kein 
Leitvermögen: 

Schwefel, Phosphor, Jodschwefel, Zinnjodid, Operment, 
Eealgar, Eisessig, Gemenge von Margarin- und Oelsäure, 
künstlicher Rampher, Koffein, Zucker, Fettwachs, Stearin von 
Cacaoöl, Wallrath, Kampher, Naphthalin, Harz, Sandarakharz, 
Schellack. 

406. Zinnchlorid, Arsenchlortir, Arsenchlorürhydrat be- 
sitzen, wiewohl sie flüssig sind, kein vom Galvanometer angeb- 
bares Leitvermögen, werden auch nicht zersetzt. 

407. Einige der obigen Substanzen sind als Ausnahmen 
des allgemeinen Gesetzes recht merkwürdig; dahin gehören 
Operment, Eealgar, Essigsäure, künstlicher Kampher, Zinn- 
jodid, Zinnchlorid und Arsenchlorür. Ich werde Gelegenheit 
haben, in dem Aufsatz über elektro-chemische Zersetzung auf 
diese Fälle zurückzukommen. 

408. Borsäure wurde durch die Flamme eines Knallgebläses 
(401) einer möglichst hohen Temperatur ausgesetzt, allein 
dennoch wurde sie weder so leitend, dass das Galvanometer 
sich bewegte, noch erlitt sie eine sichtbare Volta'sche Zer- 
setzung. Sie schien ein völlig so schlechter Leiter zu sein 
als die Luft. Grünes Bouteill englas, auf gleiche Weise erhitzt, 
erlangte kein für das Galvanometer merkliches Leitvermögen. 
Flintglas, sehr erhitzt, leitete ein wenig und zersetzte sich, 
beides in stärkerem Grade, sowie die Menge des Kalis oder 
Bleioxyds in diesem Glase vergrössert wurde. Diejenigen 
Gläser, welche einerseits aus Borsäure und andererseits aus 
Bleioxyd oder Kali bestehen, zeigen beim Flüssigwerden die 
Leitungsfähigkeit und die damit verknüpfte Zersetzung sehr gut. 

409. Ich war begierig, den Hauptversuch auch anzustellen 
[234] mit Schwefelsäure von etwa 1,783 specif. Gewicht, welche 



46 M. Faraday. IV. 

diejenige Menge Wasser enthält, mittelst der sie bei 40° F. 
krystallisirt ; allein ich fand es unmöglich, sie so zn erhalten , 
dass ich sicher sein konnte, das Ganze selbst bei 0° F. zum 
Erstarren zu bringen. Ein Zehntausendstel Wasser mehr oder 
weniger als nöthig würde beim Erkalten des Ganzen Veran- 
lassung sein, dass eine Portion ungestehbarer Flüssigkeit sich 
absonderte, in den Zwischenräumen der starren Masse ein- 
geschlossen bliebe und die Theilungsebenen befeuchtete, wo- 
durch dann die richtige Beobachtung der von der Erstarrung 
und späteren Flüssigwerdung bedingten Erscheinungen verhin- 
dert sein würde. 

410. Diejenigen Substanzen, welche im flüssigen Zustande 
leitend werden, werden es im Allgemeinen in sehr hohem 
Grade. Unter ihnen allen ist beim Wasser die so erlangte 
Leitungsfähigkeit am schwächsten ; bei den verschiedenen Oxy- 
den, Chloriden, Salzen u. s. w. ist sie viel stärker; ich habe 
nicht Müsse gehabt, die Leitungsfähigkeit bei letzteren Sub- 
stanzen zu messen, doch ist sie sichtlich mehrere hundert Male 
grösser als beim Wasser. Die erhöhte Leitungsfähigkeit, welche 
dem Wasser durch Zusatz von Salzen gegeben wird, scheint 
in beträchtlichem Grade herzurühren von dem hohen Leit- 
vermögen dieser Substanzen im flüssigen Zustande, welchen 
Zustand sie hier nicht durch Hitze, sondern durch Lösung im 
Wasser erhalten haben. 

411. Ob die Leitungsfähigkeit dieser flüssigen Körper eine 
Folge ihrer Zersetzbarkeit sei oder nicht (413), ob Leitung 
und Zersetzung nothwendig zusammen verknüpft seien oder 
nicht, ist für die wahrscheinliche Richtigkeit der vorhergehen- 
den Angabe gleichgültig. 

412. Diese allgemeine Annahme von Leitungsfähigkeit, 
sobald die Körper aus dem starren in den flüssigen Zustand 
übergehen, bietet einen neuen und ausserordentlichen Charakter 
dar, dessen Dasein man, so viel [235] ich weiss, früher nicht 
vermuthet hat ; er scheint innig verknüpft zu sein mit einigen 
Eigenschaften und Beziehungen der Körpertheilchen, welche 
ich nun kürzlich andeuten will. 

413. Wie schon erwähnt, waren in fast allen Fällen, wo 
dieses Gesetz regierte, die untersuchten Substanzen nicht bloss 
zusammengesetzt, sondern aus solchen Elementen zusammen- 
gesetzt, die sich bekanntermaassen zu den entgegengesetzten 
Polen begeben ; sie konnten also durch den elektrischen Strom 
zersetzt werden. Sobald Leitung stattfand, trat auch Zer- 



Ueber ein neues Gesetz der Elektricitätsleitung. 47 

Setzung ein, und wenn die Zersetzung aufhörte, endete auch 
die Leitung. Wichtig wurde daher die Frage - : Ob nicht die 
Leitung überall, wo das Gesetz besteht, eine Folge sei nicht 
bloss der Zersetzbarkeit, sondern der wirklichen Zersetzung. 
Und hieran reiht sich die andere Frage: Ob nicht die Er- 
starrung bloss dadurch die Leitung vernichtet, dass sie die 
Theilchen, unter dem Einfluss der Aggregation, an ihrem Orte 
fesselt, und so die endliche Trennung derselben in der für die 
Zersetzung erforderlichen Weise verhindert 10 ). 

414. Andererseits giebt es eine Substanz (und es mag deren 
noch mehrere geben), das Quecksilberjodid, welches sich unter 
gleichen Umständen wie die übrigen (400) im starren Zustand 
als isolirend und im flüssigen als leitend erweist, ohne, wie 
es scheint, im letzteren eine Zersetzung zu erleiden. 

415. Wiederum giebt es Substanzen, welche nicht leiten, 
und doch Elemente enthalten, von denen man glauben sollte, 
sie würden sich zu den entgegengesetzten Polen begeben, und 
deshalb zu einer Zersetzung geeignet sein. Zu diesen gehören 
Jodschwefel, Zinkjodid, Zinnchlorid, Arsenchlorür, Arsenchlorür- 
hydrat, Essigsäure, Operment, Realgar, künstlicher Eampher 
u. s. w., und von diesen könnte man vielleicht annehmen, dass 
die Zersetzung vom Leitvermögen abhänge und nicht dieses 
von jener. Die wahre Beziehung zwischen Leitung und [236] 
Zersetzung bei Körpern, die unter dem allgemeinen Gesetz 
stehen, dessen Feststellung der Gegenstand dieses Aufsatzes 
ist, kann erst nach einer viel weiter ausgedehnten Eeihe von 
Beobachtungen, als ich jetzt zu liefern im Stande bin, genügend 
ausgemittelt werden. 

416. Die Beziehung, welche unter diesem Gesetz zwischen 
der Elektricitätsleitung und Wärmeleitung besteht, ist sehr 
merkwürdig und scheint eine natürliche Abhängigkeit zwischen 
beiden einzuschliessen. So wie die starre Substanz flüssig 
wird, verliert sie fast ganz das Vermögen der Wärmeleitung, 
gewinnt aber jm hohen Grade das der Elektricitätsleitung; so 
wie sie aber in den starren Zustand zurückkehrt, bekommt 
sie die Fähigkeit der Wärmeleitung wieder und verliert die 
der Elektricitätsleitung. . Wenn also diese Eigenschaften auch 
nicht unvereinbar sind, stehen sie doch in starkem Gegensatz, 
da die eine abnimmt, während die andere zunimmt. Wir wollen 
hoffen, dass wir vielleicht späterhin den physischen Grund dieser 
sehr ungewöhnlichen Beziehung zwischen den beiden Lei- 
tungsfähigkeiten erkennen, Fähigkeiten, welche direct mit der 



48 M. Faraday. IV. 

Corpuscular- Beschaffenheit der betreffenden Substanzen ver- 
knüpft zu sein scheinen. 

417. Die Erlangung der Leitungsfähigkeit und Zersetzbar- 
keit bei dem Flüssigwerden verspricht neue Bedingungen zu 
sehr leichten Zersetzungen mittelst der Volta'schen Säule. So 
können Körper wie Oxyde, Chloride, Cyanide, Sulfocyanide, 
Fluoride, gewisse glasige Mischungen u. s. w. unter neuen Um- 
ständen der Volta'schen Batterie ausgesetzt werden ; und in der 
That ist es mir schon gelungen, mittelst einer Säule von zehn 
Plattenpaaren, Kochsalz, Chlormagnesium, Borax u. s. w. zu 
zersetzen und Natrium, Magnesium, Bor u. s. w. im isolirten 
Zustande zu erhalten. 

[287] X. Vom Leitvermögen überhaupt. 

418. Es ist hier nicht meine Absicht, in eine Prüfung 
aller der mit dem Leitvermögen verknüpften Umstände ein- 
zugehen, sondern bloss gewisse Thatsachen und Beobachtungen 
anzuführen, welche aus neueren Untersuchungen als Zusätze 
zu dem Stamm unserer Kenntnisse in diesem Zweige der Elektri- 
citätslehre entsprungen sind. 

419. Ich war zunächst begierig, mir eine Idee vom Leitungs- 
vermögen des Eises und starrer Salze für eine Elektricität von 
hoher Spannung (392) zu verschaffen, damit zwischen diesem 
Vermögen und dem, welches sich bei der Flüssigwerdung ein- 
stellt, ein Vergleich gemacht werden könne. Zu dem Ende 
wurde die grosse Elektrisirmaschine (290) in Thätigkeit gesetzt, 
ihr Conductor sowohl mit einem empfindlichen Goldblatt-Elektro- 
meter als auch mit dem in Eis eingeschlossenen Platin ver- 
bunden, während der Zinnkasten mit der Ableitung (292) ver- 
bunden war. Bei massigem Drehen der Maschine Öffneten sich 
sichtlich die Goldblättchen, und als schnell gedreht wurde, 
gingen sie fast 2 Zoll auseinander. Der Zinnkasten war hier- 
bei 5 / 8 Zoll breit, und da sich nach dem Versuche zeigte, dass 
das Platin sehr nahe in der Mitte des Eises befindlich war, 
so betrug die Dicke des letzteren im Mittel 5 /i6 Zoll und die 
Grösse seiner Berührungsfläche mit Zinn und Platin 14 Quadrat- 
zoll (3841. Dennoch war es unter diesen Umständen nur eben 
im Stande, die geringe Menge Elektricität zu leiten, weiche 
diese Maschine zu liefern vermochte (371), selbst wenn sie eine 
solche Spannung hatte, dass sie die Goldblättchen um 2 Zoll 
änseinnndev trieb; kein Wunder also, dass sie von der Elektri- 



Vom Leitvermögen überhaupt. 49 

cität der Tröge (384) nur ein Unbeträchtliches leiten konnte, 
da diese, wenn sie auch die der Maschine an Menge unendlich 
übertraf, doch eine so niedrige Spannung besass, das& sie am 
Elektrometer kaum merklich war. 

420. Bei einem anderen Versuche war der Zinnkasten [238] 
nur 4 / 8 Zoll breit und das Platin in dem Eise, wie sich später- 
hin fand, nicht ganz i / 8 Zoll entfernt von einer Seite des 
Zinngefässes. Als dieses in die Bahn der Maschinenelektricität 
(419) eingeschaltet wurde, konnten die Goldblättchen nicht 
mehr als um einen halben Zoll geöffnet werden. Die Dünnheit 
des Eises begünstigte also die Elektricitätsleitung und Hess 
dieselbe Quantität, obwohl von geringerer Spannung, in der- 
selben Zeit hindurchgehen. 

421. Nun wurde geschmolzenes Jodkalium in die Bahn 
der Maschinenelektricität gebracht. Es wurden zwei i / i Zoll 
dicke und etwa y 2 Quadratzoll auf jeder Seite haltende Stücke 
angewandt, auf Platinplatten gelegt, von denen eine mit der 
Maschine und dem Elektrometer (419), die andere mit der 
Ableitung verbunden war, und nun die beiden Stücke durch 
einen feinen, in zwei Punkten auf ihnen ruhenden Platindraht 
verbunden. Durch Drehen der Maschine war es möglich, die 
Goldblättchen um 2 / 3 Zoll zu öffnen. 

422. Da das Salz nur in zwei Punkten von dem Platin- 
draht berührt wurde, so geht daTaus hervor, dass es ein besserer 
Leiter ist als das Eis. Da aber die Goldblättchen doch ge- 
öffnet wurden, so ist eben so einleuchtend, welche Schwierig- 
keit die Leitung selbst der geringen, von der Maschine gelie- 
ferten Menge von Elektricität durch diesen Körper im starren 
Zustande erfährt, im Vergleich zu den ungeheuren Quantitäten 
von schwacher Spannung, welche er im flüssigen Zustande 
hindurchlässt. 

423. Um diese Resultate mit anderen, durch die Volta'sche 
Batterie gelieferten zu vergleichen, wurde eine solche von 150 
vierquadratzölligen Platten stark geladen. Ihre Wirkung war 
gut, der Schlag aus ihr stark; die Entladung ging von Kupfer 
zu Kupfer durch eine 4 / 10 Zoll dicke Luftschicht und das zuvor 
angewandte Goldblatt-Elektrometer konnte beinahe um ] / 4 Zoll 
geöffnet werden. 

424. Das angewandte Eisgefäss (420) war t/ 2 Zoll [239] 
breit. Die Berührungsfläche des Eises mit dem Zinn und Platin 
betrug nahe 14 Quadratzoll und entsprach einer Eisplatte von 
7 Quadratzoll vollkommener Berührung auf jeder Seite und nur 

Oßtwald's Klassiker. 86. \ 



50 M, Faraday. IV. 

von y 4 Zoll Dicke. Das Gefäss wurde während des Versuchs 
in einer Kältemischung gehalten. 

425. Die Anordnung in der Bahn des elektrischen Stromes 
war folgende. Der positive Pol der Batterie war durch einen 
Draht verbunden mit der Platinplatte in dem Eise ; diese Platte 
stand in Berührung mit dem Eise; das Eis mit der Zinnhülie, 
diese Hülle durch einen Draht mit einem Stück Zinnfolie, auf 
welchem das eine Ende eines gebogenen Drahtes (312) ruhte, 
dessen anderes oder zersetzendes Ende vom einem mit Jod- 
kalium-Lösung befeuchteten Papiere getragen ward (316); das 
Papier lag flach auf einem Platinspatel, der mit dem negativen 
Pol der Batterie verbunden war. Alle Theile dieser Vorrich- 
tung zwischen dem Eisgefäss und der zersetzenden Drahtspitze, 
beide mit eingeschlossen, waren isolirt, damit keine Elektricität 
durch die letztere gehen möchte, welche nicht auch das erste 
durchdrungen hätte. 

426. Unter diesen Umständen fand sich, dass unter der 
zersetzenden Platinspitze langsam ein blassbrauner Fleck ent- 
stand, zum Beweise, dass das Eis ein wenig von der durch 
die Volta'sche Batterie bis zu dem vom Elektrometer an- 
gezeigten Grad entwickelten Elektricität fortzuleiten vermochte. 
Es ist aber ganz einleuchtend, dass die Batterie, ungeachtet 
der von ihr gelieferten ungeheueren Elektricitätsmenge, unter 
den gegenwärtigen Umständen der Elektrisirmaschine weit 
nachstand; denn die letztere sandte so viel Elektricität durch 
das Eis, als dies leiten konnte, und die Elektricität besass 
eine weit grössere Intensität, d. h. war im Stande, die Gold- 
blättchen um einen halben Zoll und mehr zu öffnen (419. 420). 

427. Der zersetzende Draht und die Jodkalium -Lösung 
wurden nun fortgenommen und durch ein sehr empfindliches 
Galvanometer (205) ersetzt; dieses war so [240] astatisch, 
dass es in etwa 63 Uhrschlägen, von denen 150 eine Minute 
ausmachten, erst einmal hin und her schwang. Es zeigte sich 
dieselbe Schwäche des Stromes wie zuvor; die Galvanometer- 
nadel ward abgelenkt, allein der Contact musste drei oder 
vier Mal unterbrochen und wieder hergestellt werden (297), 
ehe die Wirkung entscheidend hervortrat. 

428. Nun entfernte ich das Galvanometer, verband die 
beiden Platinplatten mit den Enden der Drähte und brachte 
die Zunge zwischen dieselben, so dass die ganze Ladung der 
Batterie, so weit das Eis sie durchliess, durch die Zunge 

gehen mnsate. So lange ich auf dem steinernen Fussboden 



Vom Leitvermögen überhaupt. 51 

stand, fühlte ich einen Sehlag n. s. w., als ich mich aber iso- 
lirte, hatte ich keine Empfindung mehr. Ein Frosch würde, 
glaube ich, schwerlich, vielleicht gar nicht ergriffen worden 
sein. 

429. Jetzt wurde das Eis entfernt und der Versuch mit 
anderen starren Körpern angestellt, die zu dem Ende, statt 
der Jodkalium-Lösung, unter das Ende des zersetzenden Drahtes 
gebracht wurden. Es wurde z. B. auf den mit dem negativen 
Pol der Batterie verbundenen Platinspatel ein Stück trockenen 
Jodkaliums gelegt und auf dasselbe die Spitze des zersetzen- 
den Drahtes gesetzt, der mit dem positiven Pol der Batterie 
in Verbindung stand. Sehr langsam entstand ein brauner 
Jodfleck, zum Beweise, dass etwas Elektricität überging, über- 
einstimmend in dieser Hinsicht mit den bei Anwendung der 
Elektrisirmaschine (421) erhaltenen Resultaten. Als gleich- 
zeitig mit dem Jodid das Galvanometer eingeschaltet wurde, 
konnte die Wirkung des Stromes nur schwierig an ihm sicht- 
bar gemacht werden. 

430. Ein Stück geschmolzen gewesenen Kochsalzes, in den 
Kreis gebracht, war hinlänglich, die Wirkung des Galvano- 
meters fast gänzlich zu zerstören. Geschmolzen gewesenes 
Chlorblei verhielt sich ebenso. Die Leitungsfähigkeit beider 
Körper im flüssigen Zustande ist sehr gross (395. 402). 

[241] 431. Alle diese mit der Elektrisirmaschine wie mit 
der Volta'schen Batterie erhaltenen Wirkungen stimmen unter 
sich und mit dem in diesem Aufsatz niedergelegten Gesetz 
überein, so wie auch mit der im dritten Theile dieser Unter- 
suchungen aufgestellten Ansicht, dass die Elektricitäten ver- 
schiedener Abkunft einerlei seien. 

432. Die Steigerung der Leitungsfähigkeit mancher Sub- 
stanzen, besonders für Elektricität von hoher Spannung, durch 
die Wärme ist wohl bekannt. Kürzlich ist mir ein ausser- 
ordentlicher Fall dieser Art für Elektricität von schwacher 
Spannung oder die der Volta'schen Säule vorgekommen, wel- 
cher im directen Widerspruch steht mit dem Einfluss der Wärme 
auf metallische Körper, wie er von Humphry Davy beschrieben 
worden ist*). 

433. Die Substanz, welche diese Erscheinung zeigt, ist das 
Schwefelsilber. Es war bereitet durch Zusammenschmelzen 
eines Gemenges von gefälltem Silber und sublimirtem Schwefel, 



*) Philosoph. Transact. f. 1821, p. 431. 



52 M. Faraday. IV. 

Abfeilen des Silbers von der Anssenseite der erstarrten Masse, 
durch Pulvern, Zumischen von mehr Schwefel, und abermaliges 
Schmelzen in einer grünen Glasröhre, unter Abhaltung der 
äusseren Luft. Nachdem von dem Schwefelsilber wiederum 
das Aeussere abgefeilt worden, wurde es als frei von unge- 
bundenem Silber betrachtet. 

434. Als ein y 2 Zoll dickes Stück dieses Schwefelsilbers 
zwischen die mit den Polen einer Volta'schcn Batterie von 
20 Paaren vierzölliger Platten verbundenen Platinspatel ge- 
bracht und ein Galvanometer mit in den Kreis eingeschaltet 
wurde, wich die Nadel ein wenig ab, als Anzeige einer 
schwachen Leitung. Als ich die Platinpole und das Schwefel- 
silber zusammenpresste, steigerte sich die Leitungsfähigkeit, 
so wie das Ganze warm wurde. Als [242] ich unter das 
zwischen den Polen befindliche Schwefelsilber eine Lampe 
stellte, nahm die Leitung rasch mit der Hitze zu, und zuletzt 
sprang die Nadel in eine feste Stellung über, indem das 
Schwefelsilber wie ein Metall leitete. Als nach Entfernung 
der Lampe die Wärme abnahm, kehrten sich die Erscheinungen 
um; die Nadel fing erst ein wenig zu vibriren an, verliess 
dann allmählich ihre Querrichtung und nahm zuletzt sehr nahe 
die Stellung ein, weiche sie ohne den Durchgang eines Stromes 
durch den Galvanometerdraht eingenommen haben würde. 

435. Zuweilen, wenn der Contact des Schwefelsilbers mit 
den Platinpolen gut, die Batterie frisch geladen und die 
Temperatur anfangs nicht zu niedrig war, reichte der elektri- 
sche Strom der Batterie für sich hin, das Schwefelsilber in 
seiner Temperatur zu erhöhen, und dann nahm dieses, ohne 
Anwendung äusserer Wärme, gleichzeitig auch an Leitungs- 
fähigkeit zu, bis der erkältende Einfluss der Luft die Wirkungen 
beschränkte. In solchen Fällen war es meistens nöthig, das 
Ganze vorsätzlich abzukühlen, um die umgekehrte Reihe von 
Erscheinungen zu erhalten. 

436. Zuweilen nahmen auch die Wirkungen von selbst ab 
und waren nicht eher zu erneuen, als bis das Schwefelsilber 
mit einer frischen Fläche auf den positiven Pol gelegt wor- 
den war. Dies war die Folge besonderer Resultate einer 
Zersetzung, auf welche ich in der Abtheilung über elektro- 
chemische Zersetzung zurückkommen werde, und welche da- 
durch vermieden wurde, dass ich die Enden zweier Platin- 
drähte in die entgegengesetzten Enden einer in einem 

Glasrohre geschmolzenen Portion Schwefelsilber steckte und 



Vom Leitvermögen überhaupt. 53 

dann diese Vorrichtung zwischen die Pole der Batterie 
brachte. 

437. Das heisse Schwefelsilber leitete stark genug, um, 
wie ein Metall, helle Funken mit Kohle u. s. w. zu geben. 

438. Das natürliche Schwefelsilber und das Rothgültigerz 
zeigen dieselben Erscheinungen. Das natürliche [243] geschmei- 
dige Schwefelsilber bietet genau dieselben Erscheinungen dar 
wie das künstliche. 

439. Es giebt meines Wissens ausser Schwefelsilber keinen 
anderen Körper, welcher, so lange er heiss ist, hinsichtlich 
seiner Leitungsfähigkeit für Elektricität von niederer Spannung 
mit den Metallen verglichen werden kann, und, ganz unähn- 
lich ihnen, diese Fähigkeit beim Erkalten verliert, während 
sie bei den Metallen im Gegentheil zunimmt. Wahrscheinlich 
würde man jedoch noch mehrere dergleichen finden, wenn man 
darnach suchte. 

440. Magnetkies, Schwefelkies, Arsenikkies, Kupferkies, 
graues künstliches Schwefelkupfer, künstliches Schwefelwismuth, 
künstliches Schwefelzinn leiten sämmtlich in der Killte mehr 
oder weniger den Volta sehen Strom; einige geben, gleich den 
Metallen, Funken, andere eignen sich nicht zu dieser starken 
Wirkung. Sie scheinen in der Wärme nicht besser zu leiten 
als zuvor; allein ich hatte nicht Zeit genug, diesen Punkt 
näher zu erforschen. Fast alle erhitzten sich bei der Durch- 
leitung des Stromes und einige zeigten in dieser Hinsicht sehr 
interessante Erscheinungen. Das Schwefelantimon ist weder 
heiss noch kalt merklich leitend, gehört aber zu den Substanzen, 
die geschmolzen leitend werden (402); das Schwefelsilber, und 
vielleicht noch mancher andere Körper, wird im starren Zu- 
stande zersetzt; allein die Erscheinungen dieser Zersetzung 
werde ich für die nächste Reihe dieser Untersuchungen ver- 
sparen. 

441. Ungeachtet der ausserordentlichen Unähnlichkeit des 
Schwefelsilbers mit den Gasen und Dämpfen kann ich nicht 
umhin, die Wirkung der Wärme als gleich auf beide zu be- 
trachten, da sie dadurch alle in die Klasse der Elektricitäts- 
leiter versetzt werden, jedoch mit den grossen Unterschieden 
in der Stärke, welche unter den gewöhnlichen Umständen gefun- 
den werden. Wenn Gase erhitzt werden, so gewinnen sie an 
Leitungsfähigkeit sowohl für gemeine als für Volta'sche Elektri- 
cität (271), [244] und wahrscheinlich würde ihr Leitvermögen 
noch mehr erhöht werden, wenn man sie zu gleicher Zeit 



54 M. Faraday. IV. 

zusammendrückte und verdichtete. Cagniard de la Tour 
hat gezeigt, dass eine Substanz, nämlich Wasser, im flussigen 
Zustande so durch Hitze ausgedehnt, oder im dampfförmigen 
Zustande so verdichtet werden kann, dass die beiden Zustände 
an einem Punkt zusammenfallen und der Uebergang von dem 
einen zu dem anderen so allmählich geschieht, dass sich keine 
Grenzlinie feststellen iässt*), dass in der That die beiden 
Zustände in einen einzigen zusammenfliessen, welcher Zustand 
sich uns mit graduellen Unterschieden, in Bezug auf gewisse 
Eigenschaften und Beziehungen, zu verschiedenen Zeiten dar- 
bietet, und welche Unterschiede unter den gewöhnlichen Um- 
ständen so gross sind, dass sie zwei verschiedenen Zuständen 
gleichkommen. 

442. Für jetzt kann ich nur vermuthen, dass an dem 
Punkt, wo der flüssige und gasige Zustand zusammenfallen, 
die Leitungsfähigkeiten in beiden gleich sind, dass sie aber 
schwächer werden, so wie, durch Entfernung des nöthigen 
Drucks, die Ausdehnung der Materie in eine lockere Form 
eintritt; doch wird sich <Jie geringe Leitungsfähigkeit, welche 
dann noch zurückgeblieben ist, durch Erhitzung wahrschein- 
lich verstärken lassen. 

443. Ich wage es, über die Umstände der Elektricitäts- 
leitung in Körpern folgende Sätze aufzustellen, doch nicht 
ohne Besorgniss, einige wichtige Punkte überschlagen zu 
haben. 

444. Alle Körper, von den Metallen ab bis zu dem Laok 
und den Gasen, leiten Elektricität in gleicher Weise, allein in 
verschiedenen Graden. 

445. Die Leitungsfähigkeit wird durch Hitze in einigen 
Körpern erhöht, in anderen geschwächt, ohne dass jedoch 
dabei ein wesentlicher elektrischer Unterschied [245] in den 
Körpern oder in den von der geleiteten Elektricität veranlassten 
Veränderungen wahrzunehmen ist. 

446. Elektricität von schwacher Spannung wird von einer 
zahlreichen Klasse von Körpern im starren Zustande isoiirt, 
im flüssigen geleitet, und dann werden diese Körper dadurch 
zersetzt. 

447. Es giebt aber auch viele flüssige Körper, welche 
eine Elektricität von dieser niederen Spannung nicht leiten; 



*) Annal. de chim. XXI p. 127. 178. 



Vom Leitvermögen überhaupt. 55 

einige leiten sie und werden nicht zersetzt; auch ist das 
Flüssigsein nicht wesentlich nöthig zur Zersetzung*). 

448. Bis jetzt ist nur ein Körper**) entdeckt, welcher, 
starr, den Volta' sehen Strom isolirt, flüssig, denselben aber 
leitet, und dabei nicht zersetzt wird (414). 

449. Zwischen den als einfach angesehenen und den als 
zusammengesetzt bekannten Körpern lässt sich bis jetzt hin- 
sichtlich der Elektricitätsleitung kein scharfer Unterschied fest- 
stellen.. 

Royal Institution, April 15, 1833. 



*) Siehe die nächste Reihe dieser Experimental-Untersuchungen. 
**) Möglich ist, dass dieser Fall bei feineren Versuchen künftig 
verschwindet. 



56 M. Faraday, V, 

[401] Fünfte Reihe. 

(Phil. Trans. 1833. S. 675. Pogg. Ann. Bd. XXXII.) 

XL Von der elektro- chemischen Zersetzung. 

450. In einer neueren Reihe dieser Untersuchungen (265) 
bewies ich, wenigstens nach meiner Ueberzeugung, dass die 
Elektricitäten von verschiedener Abkunft einerlei sind, und 
besonders verweilte ich bei den Beweisen für die Einerleiheit 
derjenigen, welche 'mit der gemeinen Elektrisirmaschine und 
der Volta'schen Batterie erhalten werden. 

451. Die grosse Verschiedenheit der aus diesen beiden 
Quellen abstammenden Elektricitäten entspringt einerseits aus 
der sehr hohen Spannung, zu welcher die geringe Quantität 
der mit der Maschine erhaltenen erhoben werden kann, und 
andererseits aus der ungeheueren Quantität (371. 376), in 
welcher sich die verhältnissmässig geringe Spannung besitzende 
der Volta'schen Batterie erhalten lässt ; da aber beide Elektri- 
citäten in ihren magnetischen, chemischen und übrigen Eigen- 
schaften wesentlich einerlei sind (360), so schien es einleuch- 
tend, dass man von der ersteren auf die Wirkungsweise der 
letzteren schliessen könne, und ich hielt die Folgerung für 
wahrscheinlich, dass eine Elektricität von solcher Spannung, 
wie sie uns die Maschine liefert, wenn man sie zur Hervor- 
bringung und Erläuterung elektrochemischer Zersetzungen [402] 
anwendete, uns neue Umstände bei diesen Vorgängen zeigen, 
neue Ansichten über die inneren Anordnungen und Verände- 
rungen der in Zersetzung begriffenen Substanzen hervorrufen 
und vielleicht wirksame Kräfte über bis jetzt noch nicht zer- 
setzte Stoffe liefern würde. 

452. Um die Gegenstände der verschiedenen Theile dieser 
Untersuchung besser zu unterscheiden, will ich dieselbe in 
mehrere Abschnitte theilen. 



1. Neue Umstände, unter denen eine elektrochemische 

Zersetzung auftritt. 

453. Vermöge ihrer Spannung geht die Maschinen-Elektri- 
cität, wie gering auch ihre Quantität sei, durch jede Strecke 
von Wasser, Lösungen oder anderen als Leiter diesen beizu- 
zählenden Substanzen, so schnell als sie entwickelt werden 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 57 

kann, und folglich, in Bezug auf Quantität, so schnell als sie 
weit kürzere Strecken derselben leitenden Substanz durchlaufen 
haben würde. Mit der Volta'schen Batterie verhält es sich 
aber ganz anders, denn der von ihr erregte Elektricitätsstrom 
erleidet, wenn er eine beträchtliche Strecke irgend einer Sub- 
stanz, besonders einer der oben genannten Art durchläuft, 
bedeutende Schwächungen, v 

454. Ich habe mich bemüht, diese Leichtigkeit, mit wei- 
cher der elektrische Strom einen Leiter von beliebiger Länge 
durchläuft, anzuwenden auf eine Untersuchung über die Fort- 
führung der Elemente eines zersetzt werdenden Körpers in 
entgegengesetzter Richtung zu den Polen hin. Die allgemeine 
Einrichtung des zu diesen Versuchen benutzten Apparats (312. 
316) habe ich bereits beschrieben, auch einen besonderen Ver- 
such (319), bei welchem, während ein Stück Lackmuspapier 
und ein damit verbundenes Stück Curcumäpapier mit einer 
Glaubersalzlösung benässt waren, die Spitze des mit der Ma- 
schine verbundenen Drahtes (als positiver Pol) auf dem Lack- 
muspapier und die Auffangspitze der Ableitung (292. 316), 
[403] als negativer Pol, auf dem Curcumäpapier stand, einige 
sehr wenige Umdrehungen der Maschine hinreichend waren, 
das Freiwerden der Säure an der ersten Spitze und die des 
Alkalis an der letzteren zu zeigen, genau in der Weise, wie 
es durch einen Volta-elektrischen Strom geschieht. 

455. Die Stücke Lackmus- und Curcumäpapier wurden 
nun, jedes für sich, auf eine besondere Glastafel gelegt und 
durch eine isolirte, 4 Fuss lange und mit derselben Glauber- 
salzlösung angefeuchtete Schnur verbunden, auch die Spitzen 
der zersetzenden Drähte wie zuvor auf- die Papiere gesetzt. 
Bei Umdrehung der Maschine kamen Säure und Alkali wie 
vorhin zum Vorschein, und zwar mit gleicher Leichtigkeit, 
ungeachtet die Orte ihres Auftretens 4 Fuss aus einander 
lagen. Zuletzt wurde eine 70 Fuss lange Schnur angewandt. 
Sie wurde in der Luft durch Seidenfäden isolirt aufgehängt, 
so dass die Elektricität sie ihrer ganzen Länge nach durch- 
laufen musste; dennoch fand die Zersetzung genau wie in den 
vorhergehenden Fällen statt und Alkali und Säure erschienen 
an beiden Enden an den gehörigen Stellen. 

456. Jetzt wurden Versuche mit schwefelsaurem Natron 
so wie mit Jodkalinm gemacht, um auszumitteln, ob durch 
eine so grosse Länge des feuchten Leiters oder zersetzt wer- 
denden Körpers eine Verringerung der zersetzenden Kraft 



58 M. Faraday. V. 

hervorgebracht werde. Allein es mochte die mit der Ableitung 
verbundene Zersetzungsspitze mit einem den ersten Conductor 
berührenden Stück Curcumäpapier, oder mit einem anderen, 
durch eine 70 Fuss lange Schnur mit diesem Conductor ver- 
bundenen Stück Curcumäpapier in Contact gesetzt werden, so 
war doch in beiden Fällen nach einer gleichen Anzahl Um- 
drehungen der Maschine der vom Alkali erzeugte Fleck von 
gleich intensiver Farbe. Dieselben Resultate ergaben sich am 
anderen Zersetzungsdraht, es mochte das Salz oder das Jodid 
angewandt werden ; mithin war es vollkommen [404] bewiesen, 
dass die grosse Entfernung zwischen den Polen durchaus keinen 
Einfluss auf den Betrag der Zersetzung ausübte, vorausgesetzt, 
dass in beiden Fällen die nämliche Quantität von Elektri- 
cität durchgeleitet ward (377). 

457. Hierauf wurden die negative Spitze der Ableitung, 
das Curcumäpapier und die Schnur fortgenommen, die posi- 
tive Spitze auf dem Lackmuspapier stehen gelassen und das 
letztere mit einem in der Hand gehaltenen Stück einer 
feuchten Schnur berührt. Wenige Umdrehungen der Maschine 
entwickelten Säure an der positiven Spitze so frei wie zuvor. 

458. Das Ende der feuchten Schnur wurde, statt mit der 
Hand gehalten zu werden, in der Luft an Glas befestigt. 
Bei Umdrehung der Maschine ging die Elektricität aus dem 
Conductor durch die Drahtspitze zu dem Lackmuspapier und 
darauf durch Vermittelung der Schnur in die Luft, so dass 
(wie beim letzten Versuch) nur ein Metallpol vorhanden war* 
Dennoch wurde Säure entwickelt, so frei wie zuvor. 

459. Als diese Versuche mit der Elektricität aus dem 
negativen Conductor wiederholt wurden, traten entsprechende 
Wirkungen auf, gleichviel ob man einen oder zwei Drähte 
gebrauchte. Die Resultate waren immer constant, wenn man 
sie in Bezug auf die Richtung des elektrischen Stromes 
betrachtete. 

460. Diese Versuche wurden dahin abgeändert, dass sie 
nur die Wirkung an einem einzigen Metallpole aufwiesen, dieser 
Pol aber nicht mit der Maschine in Verbindung stand. Cur- 
cumäpapier, befeuchtet mit Glaubersalzlösung, wurde auf eine 
Glasplatte gelegt und durch einen Zersetzungsdraht (312) mit 
der Ableitung (292) verbunden; dann ward ein Stück feuchter 
Schnur daran gehängt und das untere Ende dieser gegenüber 
einer mit dem positiven ersten Conductor der Maschine ver- 
bun denen Spitze gehalten. Als jetzt die Maschine wenige 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 



59 



Male [405] umgedreht wurde, erschien sogleich Alkali an der 
auf dem Curcumäpapier ruhenden Spitze der Ableitung. Ent- 
sprechende Wirkungen kamen am negativen Conductor der 
Maschine zum Vorschein. 

461. Diese Fälle sind mehr als hinreichend, zu zeigen, 
dass die elektro-chemische Zersetzung nicht von der gleich- 
zeitigen Wirkung zweier Metallpole abhängt, da schon bei 
Anwendung eines einzigen Pols die Zersetzung erfolgt und 
eins oder das andere frei gewordene Element zu dem Pole 





Fig. 7. 




geht, je nachdem dieser positiv oder negativ ist. Als ich 
über den Gang und die endliche Stellung des anderen Ele- 
ments nachdachte, zweifelte ich kaum, zu finden, dass das- 
selbe nach dem anderen Ende hin gewichen sei und die Luft 
selbst als ein Pol gewirkt habe, eine Ver- 
muthung, welche sich auf folgende Weise 
vollständig bewährte. 

462. Ein Stück Curcumäpapier, nicht 
mehr als 0,4 Zoll lang und 0,05 Zoll F ± g 8t 

breit, wurde mit einer Glaubersalzlösung 
befeuchtet und auf den Rand einer Glasplatte gelegt, etwa 2 Zoll 
von der mit der Ableitung verbundenen Spitze entfernt und 
ihr gegenüber (Fig. 7) ein auf dieselbe Glasplatte gelegtes 
Stück Zinnfolie mit der Maschine verbunden, und durch den 
Zersetzungsdraht a (312) auch mit dem Curcumäpapier. Als 
nun die Maschine gedreht wurde, ging die positive Elektricität 
am Punkt p in das Curcumäpapier und am Ende n aus dem- 
selben. Nach 40 bis 50 Umdrehungen der Maschine wurde 
das Ende n untersucht, und da fanden sich die beiden Ecken 
dunkel gefärbt durch die Gegenwart von freiem Alkali (Fig. 8)« 



60 



M. Faraday. V. 



463. Ein ähnliches Stück Lackmaspapier, getränkt mit 
einer Glaubersalzlösung (n Fig. 9), wurde nun anf das Ende 
der Ableitung a gelegt und sein Ende gegenüber der mit dem 
Condnctor der Maschine verbundenen Spitze p aufgestellt 
Nachdem die Maschine eine kurze Zeit gedreht worden war, 
hatte sich an beiden [406] der Spitze zuwärts liegenden Ecken, 
d. h. an den beiden Ecken, welche Elektricität aus der Luft 
empfingen, Säure entwickelt. Jede Vorsicht war getroffen, 
damit nicht diese Säure von den durch die Luft gegangenen 
Funken oder Lichtpinseln gebildet worden sein konnte (322); 
und diese sowohl wie die begleitenden Thatsachen überhaupt 
sind hinreichend, zu zeigen, dass die Säure wirklich das Re- 
sultat der elektro-chemischen Zersetzung war (466). 

464. Ein langes, an einem Ende breites und am anderen 





B^ 



Fig. 9. 



zugespitztes Stück Curcumapäpier wurde mit der Salzlösung 
angefeuchtet und unmittelbar mit der Maschine verbunden, so 
dass sein zugespitztes Ende sich der Spitze auf der Ableitung 
gegenüber befand. Als die Maschine gedreht wurde, ent- 
wickelte sich Alkali an jenem spitzen Ende; und selbst als 
die Leitung fortgenommen ward und man die Elektricität ganz 
allein in die Luft entweichen Hess, ward dennoch dort, wo 
die Elektricität das Curcumapäpier verliess, Alkali entwickelt 
465. Es wurden nun Anordnungen getroffen, bei denen die 
zu zersetzende Substanz gar nicht mit Metallen in Verbindung 
kam, sondern beide Pole (wenn man hier diesen Namen noch 
gebrauchen darf) nur aus Luft gebildet wurden. Ein Stüok 
Curcumapäpier a (Fig. 10) und ein Stück Lackmuspapier A, 
beide mit Gianbersalzlösung getränkt, wurden so zusammen- 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 61 

gelegt, dass sie einen feuchten zugespitzten Conducton bildeten, 
und dann mit Wachs zwischen den Spitzen zweier Nadeln 
befestigt, von denen die eine p durch einen Draht mit dem 
Conductor der Maschine und die andere n mit der Ableitung 
verbunden war. Der Zwischenraum zwischen der Papier- und 
Nadelspitze betrug auf jeder Seite ungefähr einen halben Zoll; 
die positive Spitze p lag dem Lackmuspapier gegenüber, die 
negative n dem Curcumäpapier. Die Maschine ward nur eine 
Zeit lang gedreht, worauf die Zersetzung auch bald zum 
Vorschein kam, denn die [407] Lackmusspitze b wurde von 
daselbst entwickelter Säure geröthet, die Curcumäspitze a 
ebenfalls durch die gleichzeitige Freiwerdung vom Alkali. 

466. Als das Papier herumgedreht wurde, so dass die 
Lackmusspitze die positive Elektricität ausgeben und die Cur- 
cumäspitze dieselbe aufnehmen musste, verschwanden, nach 
kurze Zeit unterhaltenem Drehen der Maschine, beide rothen 





Fig. 10. 

Flecke; und da bei fortgesetzter Wirkung der Maschine kein 
rother Fleck auf dem Lackmusende wieder gebildet wurde, 
war es bewiesen, dass im ersten Falle (463) die Röthung nicht 
von der aus der Luft durch Wirkung von Funken oder blossen 
elektrischen Entladungen gebildeten Salpetersäure (322) hervor- 
gebracht worden. 

467. Sieht man die in diesem Versuch vereinigten Stücke 
Lackmus- und Curcumäpapier als einen von der Maschine 
oder von der Ableitung unabhängigen Conductor an und be- 
trachtet die Endstellen der freigewordenen Elemente in Bezug 
auf diesen Conductor, so findet man, dass die Säure sich am 
negativen oder empfangenden Ende oder Pol der Vorrich- 
tung und das Alkali am positiven oder ausgebenden Ende 
ansammelt. 

468. Aehnliche Spitzen von Lackmus- und Curcumäpapier 
wurden nun auf Glasplatten gelegt und durch sechs Fuss lange 



62 M. Faraday. V. 

Schnüre, die, wie die Papiere, mit Glaubersalzlösung getränkt 
waren, verbunden. Eine mit der Maschine verbundene Nadel- 
spitze wurde der Lackmusspitze gegenüber angebracht und 
eine andere, mit der Ableitung verbundene Nadelspitze gegen- 
über der Curcumäspitze aufgestellt. Beim Drehen der Maschine 
erschien Säure auf dem Lackmus- und Alkali auf dem Cur- 
cumäpapier; das letztere war indess nicht so reichlich wie in 
den früheren Fällen, denn von der Schnur ging viel Elektri- 
cität in die Luft, wodurch die an der Curcumäspitze entladene 
Quantität sehr verringert wurde. 

469. Endlich wurden vier kleine, aus Lackmus- und [408] 
Curcumäpapier zusammengesetzte Conductoren (Fig. 11), getränkt 
mit Glaubersalzlösung und getragen von Glasstäben, in geringer 
Entfernung von einander und in einer geraden Linie zwischen 
den Spitzen p und n der Maschine und der Ableitung an- 
gebracht, so dass die Elektricität der Reihe nach durch sie 
gehen, durch die Lackmusspitzen Z>, b eintreten und durch die 




^H^ <^3Z^i <£c£ «gn— i» 

Fig. ll. 

Curcumäspitzen a, a austreten musste. Als nun die Maschine 
mit sorgfältiger Vermeidung von Funken und Lichtbüscheln 
(322) gedreht wurde, erhielt ich bald Beweise von Zersetzung 
an jedem der feuchten Conductoren, denn alle Lackmus- 
spitzen zeigten freie Säure und alle Curcumäspitzen ebenso 
freies Alkali. 

470. Lösungen von Jodkalium, essigsaurem Blei u. s. w» 
angewandt, gaben ähnliche Resultate; da sie aber sämmtlich 
mit den oben beschriebenen übereinstimmten, so werde ich sie 
hier nicht weiter auseinander setzen. 

471. Diese Fälle von elektro-chemischer Zersetzung sind 
durchaus von gleicher Art wie die, welche unter gewöhn- 
lichen Umständen von der Volta'schen Batterie hervorgebracht 
werden, ungeachtet in Bezug auf die Gegenwart oder Abwesen- 
heit oder wenigstens die Natur der für gewöhnlich Pole ge- 
nannten Theile, so wie auch was die endliche Lage der an 
den Grenzen der elektrisirten Oberflächen (467) ausgestossenen 

Elemente betrifft, grosse Verschiedenheiten da sind. Sie deuten 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 63 

zugleich auf eine innerliche Action der die Zersetzung erlei- 
denden Theile und scheinen zu zeigen, dass die Kraft, welche 
die Trennung der Elemente bewirkt, dort und nicht an den 
Polen ausgeübt wird. Doch ich werde die Betrachtung dieses 
Punktes für eine Weile (493. 518) fallen lassen, um zuvor 
eine andere vermeintliche Bedingung zur elektro-chemischen 
Zersetzung in Betracht zu ziehen*). 

[409] 

2. Einfluss des Wassers bei elektro-chemischen 

Zersetzungen. 

472. Es ist die Meinung mehrerer Physiker, dass die 
Gegenwart des Wassers wesentlich sei für eine elektro- 
chemische Zersetzung und auch für die Elektricitätsentwick- 
lung durch die Volta'sche Batterie. Da die Zersetzungszelle 
nichts weiter ist als eine der Zellen der Batterie, in die man 
zum Behufe des Versuchs gewisse Substanzen gebracht hat, 
so ist es wahrscheinlich, dass das, was in dem einen Falle 
ein wesentlicher Umstand ist, es auch mehr oder weniger in 
dem anderen sein werde. Die Meinung also, dass Wasser zur 
Zersetzung wesentlich sei, hat wohl ihren Grund in der Be- 
hauptung Humphry Davy\ dass »ausser den wasserhaltigen 
keine Flüssigkeiten bekannt sind, welche sich als Verbindungs- 
mittel zwischen den Metallen 'oder dem Metall des Volta'schen 
Apparats gebrauchen lassen«**), und ferner, dass, »wenn 
irgend eine Substanz, die ans Wasser, Sauerstoff und einem 
brennbaren oder metallischen Stoff besteht, durch Erhitzung 



*) Seit der Anstellung und Beschreibung dieser Versuche habe 
ich aus einer Note zu Sir Humphry Davy's Aufsatz in den Philo- 
sophical Transactions f. 1807, p. 31, ersehen, dass dieser Physiker 
bei Wiederholung des Wollastort sehen Versuchs der Wasserzer- 
setzung durch gemeine Elektricität (327. 330) eine Vorkehrung an- 
wandte, die einigen der von mir beschriebenen einigermaassen ähnlich 
ist. Er tauchte eine verwahrte Platinspitze, die mit der Maschine 
verbunden war, in destillirtes Wasser und Hess die Elektricität 
durch angefeuchtete Baumwollenfasern aus dem Wasser in die Luft 
entweichen. Auf diesem Wege behauptet er Sauerstoff und Wasser- 
stoff getrennt von einander erhalten zn haben. Wäre mir dieser 
Versuch bekannt gewesen, so hätte er in einer früheren Reihe dieser 
Untersuchungen (342) angeführt werden müssen; allein er hebt keinen 
der Einwände, welche ich gegen Wollastoris Apparat, als einen 
Zeugen für wahre. chemische Action, gemacht habe (331). 

**) Elements of Chemical Philosopby, p. 1 69. 



64 M. Faraday. V. 

flüssig gemacht und jenen Drähten ausgesetzt wird, ähnliche 
(Zersetzungs-) Erscheinungen auftreten*). 

473. Diese Meinung haben, glaube ich, andere Physiker 
als unrichtig erwiesen, wiewohl ich [410] keine Angabe 
der Art anzuführen im Stande bin. Humphry Davy selbst 
sagt im J. 1801, dass trockener Salpeter, Aetzkali und Aetz- 
natroD, wenn sie durch einen hohen Wärmegrad flüssig gemacht 
worden, Leiter des Galvanismus sind **); allein er muss geglaubt 
haben, dass diese Stoffe, oder wenigstens der Salpeter, keine 
Zersetzung erleiden, denn elf Jahre später sprach er die obigen 
Behauptungen aus. Im J. 1826 sagte er auch, dass wasser- 
freie Körper, wie geschmolzene Bleiglätte und ge- 
schmolzenes chlorsaures Kali, hinreichten, mit Platin 
und Zink kräftige Ketten zu bilden***); allein er spricht hier 
von der in der Volta'schen Säule erzeugten Elektricität 
und nicht von deren Effect, nachdem sie entwickelt worden; 
eben so wenig geht aus seinen Worten hervor, dass das, was 
er früher in Bezug auf die Zersetzung deutlich behauptet 
hat, irgend eine Berichtigung erfordere. 

474. Ich kann mich zur Erledigung dieses Gegenstandes 
auf die letzte Reihe dieser Experimental-Untersuchungen (380. 
402) beziehen, da daselbst bewiesen ist, dass es Hunderte von 
Körpern giebt, die in dieser Hinsicht gleich wirksam wie das 
Wasser sind, dass dahin unter den binären Verbindungen 
gehören: Oxyde, Chloride, Jodide und selbst Sulfide (402), und 
dass unter den zusammengesetzteren Verbindungen, Cyaniden 
und Salzen viele von eben so grosser Wirksamkeit vorkom- 
men (402). 

475. Wasser ist also in dieser Beziehung nur eine unter einer 
sehr zahlreichen Klasse von Substanzen und keineswegs die 
alleinige und wesentliche; es ist in Bezug auf Fähig* 
keit, die Leitung zu erleichtern und Zersetzung zu erleiden, 
eine der schlechtesten in dieser Klasse. Die Gründe, weshalb 
man ihm so lange ausschliesslich einen [411] Charakter bei- 
legte, welchen es so wenig verdient, sind einleuchtend und 
liegen in der allgemeinen Nothwendigkeit eines flüssigen Zn- 
standes (394); es ist nämlich von allen Körpern dieser Klasse 
der einzige, welcher in gewöhnlicher Temperatur flüssig 



*) Elements of Chemical Philosophy, p. 144 und 145. 
**) Joarn. of the Royal Institution, 1802, p. 53. 
***) Philosoph. Transact. f. 1826, p. 406. 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 65 

ist; es kommt als das gewöhnliche natürliche Lösemittel reich- 
lich vor und wird als solches beständig bei physikalischen 
Untersuchungen angewandt, weil es auf die Körper, diese seien 
gelöst oder ausgeschieden, weniger störend, zersetzend und 
verwickelt wirkt als irgend eine andere Substanz. 

476. Die Aehnlichkeit der Zersetzungs- oder Experimentir- 
zelle mit den übrigen Zellen der Volta'schen Batterie macht 
es fast gewiss, dass jede der Substanzen, welche in meinem 
letzten Aufsatz (402) als zersetzbar im flüssigen Zustand be- 
schrieben sind, eben so wirksam, wenn nicht gar wirksamer 
als das Wasser sein werden, wenn man sie zwischen die 
Metallplatten einer Säule bringt. Humphry Davy fand Blei- 
glätte und chlorsaures Kali in dieser Weise wirksam*). Ich 
habe mannigfaltige Volta'sche Batterien errichtet und den 
obigen Schluss bestätigt gefunden. Wenn eine der folgenden 
Substanzen im geschmolzenen Zustande zwischen Kupfer und 
Platin eingeschaltet wird, tritt eine mehr oder weniger kräftige 
Volta'sche Action auf. Salpeter, chlorsaures Kali, kohlen- 
saures Kali, schwefelsaures Natron, Blei-, Natrium-, Wismuth- 
und Calciumchlorid, Bleijodid, Wismuthoxyd, Bleioxyd. Der 
elektrische Strom besass dieselbe Richtung, wie wenn Säuren 
auf das Metall gewirkt hätten. Eine noch kräftigere Volta- 
sche Combination der Art wurde erhalten, wenn man eine 
der eben genannten Substanzen oder phosphorsaures Natron 
auf Platin und Eisen wirken Hess. Auch mit Einschaltung 
von salpetersaurem Silberoxyd oder Chlorsilber im flüssigen 
Zustande wurde eine Volta'sche Action erhalten, doch hatte 
dann der elektrische Strom die umgekehrte Richtung. 

[412] 

3. Theorie der elektrochemischen Zersetzung. 

477. Die wahre Schönheit und der hohe Werth der elektro- 
chemischen Zersetzungen haben dem Vermögen, durch welches 
die Volta'sche Säule dieselben hervorruft, ein grösseres Inter- 
esse verliehen als den übrigen Eigenschaften derselben, denn 
dieses Vermögen ist nicht nur innig verknüpft mit der Fort- 
dauer, wenn nicht gar mit der Erzeugung der elektrischen 
Erscheinungen, sondern hat uns auch die schönsten Beweise 
von der Natur mancher zusammengesetzten Verbindung geliefert, 



*) Philosoph. Transact. f. 1826, p. 406. 

Ostwald's Klassiker. SG. 



66 M. Faraday. Y. 

ist in den Händen von Becquerel ein Mittel zur Bildung zu- 
sammengesetzter Körper geworden, hat uns mehrere andere 
'Substanzen kennen gelehrt und uns mit der Hoffnung erfüllt, 
dass es, vollständig gekannt, noch mehrere dergleichen liefern 
werde. 

478. In dem, was man als die allgemeinen Thatsachen 
der elektro-chemischen Zersetzung betrachten kann, stimmen 

-fast Alle überein, die über diesen Gegenstand geschrieben 
haben. Sie bestehen in der Zerfallung der zersetzbaren Sub- 
stanz in ihre näheren oder zuweilen in ihre entfernteren Be- 
standteile, sobald beide Pole unter den geeigneten Umständen 
mit jener Substanz in Berührung kommen; in der Abscheidung 
dieser Bestandteile an auseinander liegenden Punkten, d. h. 
an den Polen der Säule, wo sie zuletzt entweder in Freiheit 
gesetzt oder mit der Substanz der Pole verbunden werden; 
nnd in dem beständigen Streben der ausgeschiedenen Bestand- 
teile zu diesem oder jenem Pole hin, gemäss gewissen wohl 
ermittelten Gesetzen. 

479. Allein in den Ansichten über die Natur der Thätig- 
keit, durch welche diese Wirkungen hervorgebracht werden, 
Weichen die Physiker sehr von einander ab; und da wir 
sicherlich eine bessere Anwendung von dieser Kraft zu machen 
im Stande sein würden, wenn wir ihre Wirkungsweise wirk- 
lich verstünden, so ist diese Meinungsverschiedenheit ein starker 
Antrieb zu ferneren [413] Untersuchungen. Ich hege die 
Hoffnung, dass die folgenden Versuche nicht als eine Ver- 
mehrung des Zweifelhaften, sondern als eine wahrhafte Er- 
weiterung dieses Zweiges unserer Kenntnisse werden betrachtet 
werden. 

480. Es wird nützlich sein, hier kurz die bereits auf- 
gestellten Ansichten über die elektro-chemischen Zersetzungen 
anzuführen, damit man das Widersprechende und Ungenügende 
des heutigen Zustandes derselben einsehen möge, bevor ich 
eine, wie es scheint, genauer mit den Thatsachen überein- 
stimmende Ansicht aufstelle. Ich habe gewagt, jene An- 
sichten freimüthig zu beurtheilen, in der Zuversicht, dass ich 
dadurch ihren hochgesinnten Urhebern keinen Anstoss gebe; 
denn ich bin überzeugt, sie werden, wenn ich Recht habe, 
erfreut sein, dass ihre Ansichten als Wegweiser zum Fort- 
schreiten in der Wissenschaft gedient haben; sollte ich aber in 
Irrthum verfallen sein, so mögen sie den Eifer, der mich miss- 

leltete, entschuldigen, da er im Dienste jener grossen Lehre 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 67 

ausgeübt wurde, deren Gedeihen und Fortschreiten sie erstrebt 
haben. 

481. Grotthuss schrieb im J. 1805 eigens über die Zer- 
setzung der Flüssigkeiten durch Volta'sche Elektricität*). Er 
betrachtet die Säule als einen elektrischen Magnet, d. h. als 
ein anziehendes Agens, bei dem die Pole anziehende und 
abstossende Kräfte ausüben. Der Pol, von dem die Harz- 
elektricität ausgeht, zieht Wasserstoff an und stösst Sauerstoff 
ab, während der, von welchem die Glaselektricität ausfliesst, 
Sauerstoff anzieht und Wasserstoff abstösst, so dass z. B. 
jedes der Elemente eines Wassertheilchens einer anziehenden 
und einer abstossenden Kraft, die in entgegengesetzten Rich- 
tungen wirken, ausgesetzt ist. Die Wirkung einer jeden Kraft 
auf ein in der Bahn des elektrischen Stromes liegendes Wasser- 
theilchen steht im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der 
Entfernung, in welcher sie ausgeübt wird, und so entspringt 
(wie behauptet wird) für jedes solche [414] Theilchen eine 
constante Kraft**). Das Auftreten der Elemente in Ent- 
fernung von einander erklärt er durch eine Reihe von Zer- 
setzungen und Wiederzusammensetzungen der dazwischen lie- 
genden Theilchen***), und er hält es für wahrscheinlich, dass 
diejenigen, welche an den Polen ausgeschieden werden, sich 
daselbst mit den beiden Elektricitäten verbinden und demzu- 
folge gasförmig werden f). 

482. Humphry Davy\ berühmte Baker' sehe Vorlesung 
über einige chemische Wirkungen der Elektricität, gehalten 
im November 1806, beschäftigt sich fast gänzlich mit der 
Betrachtung der elektro-chemischen Zersetzungen. 
Die Thatsachen sind von der äussersten Wichtigkeit und wie 
die dadurch gewonnenen Resultate jedermann bekannt. Die 
Art, wie die Wirkungen stattfinden sollen, ist sehr allgemein 
angegeben, so allgemein in der That, dass sich vermuthlich 
ein Dutzend genauer Schemate von elektro-chemischer Action 
aufstellen lassen, die wesentlich von einander abweichen und 
doch sämmtlich mit der daselbst aufgestellten Definition über- 
einstimmen. 

483. Wo Humphry Davy speciellere Ausdrücke gebraucht, 
scheint er die zersetzenden Wirkungen auf Anziehungen der 



*) Annal. de chim. 1806, T. LVIII p. 64. 
**) Ebendaselbst, T. LVIII p. 66. 67, auch T. LXIII p. 20. 
***) Ebendaselbst, T. LVIII p. 68 und T. LXIII p. 20. 
■H Ebendaselbst, T. LXIII p. 34. 

5* 



68 M. Faraday. V. 

Pole zurückzuführen. Dies ist der Fall bei dem »Allgemeinen 
Ausdruck der Thatsachen«r, den er p. 28 und 29 auch 30 der 
Philosophical Transactions für 1807 giebt. Ebenso spricht 
er p. 160 seiner Elements of chemical Philosophy von den 
grossen Anziehungskräften der Oberfläche der Pole. Er er- 
wähnt der Wahrscheinlichkeit einer Reihe von Zersetzungen 
und Wiederzusammensetzungen längs der Flüssigkeit, überein- 
stimmend [415] in dieser Hinsicht mit Grotthuss*); auch 
nimmt er an, dass die anziehenden und abstossenden Wir- 
kungen sich von den Metallflächen aus durch die gesammte 
Flüssigkeit verbreiten, von einem Theilchen zu einem 
anderen derselben Art übergehen**), und von den 
Polen ab schwächer werden bis zu der Mitte, die nothwendig 
neutral sei***). In Bezug auf diese Abnahme der Kraft mit 
Zunahme der Entfernung von den Polen sagt er, dass in einem 
1 Zoll langen Bogen von Wasser eine Lösung von schwefel- 
saurem Kali in 4 Zoll Entfernung von dem positiven Pol nicht 
mehr zersetzt werde, während es der Fall sei, wenn der Ab- 
stand von den Polen nur 2 Zoll betraget). 

484. Als Humphry Davy im J. 1826 abermals über diesen 
Gegenstand schrieb, äusserte er, dass er an der in seiner 
Originalabhandlung niedergelegten Fundamentaltheorie nichts 
zu ändern nöthig finde ff), und er gebrauchte die Ausdrücke 
Anziehung und Abstossung anscheinend in gleichem Sinne wie 

früher fft). 

485. Im J. 1807 experimentirten die HH. Riffault und 

Chompre über denselben Gegenstand. Sie kamen zu dem 
Schluss, dass der Volta'sche Strom auf seinem ganzen Laufe 
Zersetzungen in dem feuchten Leiter hervorrufe, nicht vor- 
übergehend bloss zum Behufe der von Grotthuss und Davy 
erwähnten Wiederzusammensetzungen, sondern zur Erzeugung 
bleibender Trennungen der Elemente in der Bahn des Stromes 
und anderswo als an den Polen. Sie hielten dafür, der nega- 
tive Strom sammele die Säuren u. s. w. und führe sie zum 
positiven Pol, während der positive Strom dasselbe Geschäft 
[416] mit den Basen vornehme und sie an negativen Pol 



*) Philosoph. Transact. f. 1807, p. 29 und 30. 
**) Ebendaselbst, p. 29. 
***) Ebendaselbst, p. 42. 
i) Ebendaselbst, p. 42. 
■H-) Ebendaselbst, 1826, p. 383. 
Hf) Ebendaselbst, p. 389. 407. 415. 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 69 

anhäufe. Sie halten gleichfalls die Ströme für desto kräftiger, 
je näher sie den respectiven Polen kommen, und behaupten, 
der positive Pol sei stärker als der negative*). 

486. Hr. Biot ist sehr vorsichtig in Aeusserung einer 
Meinung über die Ursache der Trennung der Elemente eines 
zusammengesetzten Körpers**). So weit sich aber die Er- 
scheinungen einsehen lassen, bezieht er sie auf die entgegen- 
gesetzt elektrischen Zustände der in der Nähe der beiden Pole 
befindlichen Portionen der zersetzt werdenden Substanz. Am 
positiven Pol ist die Flüssigkeit am positivsten; von da an 
nimmt sie an Positivität ab bis zur Mitte, wo sie neutral und 
nicht elektrisch ist; allein von hier aus bis zum negativen 
Pol wird sie fortwährend negativer***). Wird ein Salztheil- 
chen am negativen Pol zersetzt, so nimmt er an, das Säure- 
theilchen erlange von dem Pol einen stärker negativ elektri- 
schen Zustand als die umgebenden un zersetzten Theilchen 
und werde daher aus ihnen fortgestossen zu der gegen den 
positiven Pol hinliegenden Portion der Flüssigkeit, wohin es 
auch von diesem Pol selbst und von den ihn umgebenden 
Theilchen der positiven unzer setzten Flüssigkeit gezogen 
werdef), 

487. Hr. Biot scheint nicht die von Grotthuss, Davy u. s.w. 
erwähnten successiven Zersetzungen anzunehmen; allein er 
scheint zu glauben, dass die Substanz auf die Dauer ihres 
Uebergangs mit Elektricität verbunden oder vielmehr bekleidet 
werde ff), und dass sie, wiewohl [417] sie diese Elektricität 
der umgebenden und sie berührenden unzersetzten Masse mit- 
theile, doch während des Uebergangs einen kleinen Ueberschuss 
von der zuerst von dem Pol empfangenen Art behalte und 
vermöge dieser Differenz durch die Flüssigkeit zu dem ent- 
gegengesetzten Pol hingetrieben werdefff). 

488. Diese Theorie behauptet, dass die Zersetzung an 
beiden Polen bei bestimmten Portionen der Flüssigkeit statt- 
finde, durchaus aber nicht bei den dazwischen liegenden Theil- 
chen. Die letzteren dienen bloss als unvollkommene Leiter, 
welche, indem sie einen elektrischen Zustand annehmen, die 



*) Annal. de chim. 1807, T. LXIII p. 83. 



■j Auuai. ue cuim. iou/, jl. ijaiii p. öo. 

**) Prelis elementaire de physique, 3me Edition, 1824, T.I p.641. 
***) Ebendaselbst, p. 637. 



i) Ebendaselbst, p. 641. 642. 
++) Ebendaselbst, p. 636. 
■H-r) Ebendaselbst, p. 642. 



70' M. Faraday. V. 

an den Polen stärker elektrisirten Theilchen vermöge einet 
Reibe gewöhnlicher elektrischer Anziehungen und Abstossungen 
in entgegengesetzten Richtungen durch sich hintreiben*). 

489. Hr. A. de la Rive untersuchte diesen • Gegenstand 
näher und machte darüber i. J. 1825 einen Aufsatz bekannt**). 
Er glaubt, Diejenigen, welche die Erscheinungen auf die An- 
ziehungskräfte der Pole bezögen, gäben mehr einen allgemei- 
nen Ausdruck für die Thatsache als eine Erklärung derselben. 
Er betrachtet die Resultate als Folge einer wirklichen, durch 
eine Art von Verwandtschaftsspiel bewirkten Verbindung der 
ganzen oder vielmehr der halben Anzahl der Elemente mit 
den von den Polen ausgehenden Elektricitäten (a. a. 0. p. 200. 
202). Der Strom aus dem positiven Pol verbindet sich mit , 
dem Wasserstoff oder den daselbst vorhandenen Basen, und 
indem er den Sauerstoff oder die Säuren in Freiheit setzt, 
führt er die Substanzen, mit denen er verbunden [418] ist, 
durch die Flüssigkeit zu dem negativen Pol, wo er, vermöge 
der besonderen Eigenschaft des Metalls als Leiters***), von 
den Substanzen getrennt wird, in das Metall eindringt und 
den Wasserstoff oder die Basen auf dessen Oberfläche zurtick- 
lässt. In derselben Weise setzt die Elektricität ans dem 
negativen Pol den Wasserstoff oder die vorhandenen Basen 

, in Freiheit, verbindet sich mit dem Sauerstoff oder den Säuren 
und führt sie zu dem positiven Pol, wo sie dieselben absetztf ). 
In dieser Beziehung kommt Herrn A. de la Rivers Hypothese 
zum Theil mit der der Herren Riffault und Chompre über- 
ein (485). 

490. Hr. de la Rive hält dafür, die zersetzt werdenden 
Portionen der Materie seien diejenigen, welche sich in der 
Nähe beider Pole befinden ff). Er nimmt mit Anderen die 
successiven Zersetzungen und Wiederzusammensetzungen im 
ganzen Lauf der Elektricität durch den feuchten Leiter nicht 
anfff), glaubt aber, die Theile in der Mitte desselben blieben 
ungeändert oder dienten wenigstens nur zur Leitung der bei- 
den von den Polen aus in entgegengesetzter Richtung gehenden 



*) PrScis 61ementaire de physique, 3me Edition 1824, T. I 
p. 638. 642. 

**) Annal. de chim. et de phys. T. XXVIII p. 190. 
***) Ebendaselbst, p. 202. 
i) Ebendaselbst, p. 201. 
H) Ebendaselbst, p. 197. 198. 
HU Ebendaselbst, p. 192. 199. 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 7 1 ; 

Ströme ven Elektricität und Substanz*). Die Zersetzung eines 
Wasser- oder Salztheilchens kann daher an jedem der Pole 
stattfinden, und wenn sie einmal zu Stande gekommen, ist sie 
für die Zeit beendet, da keine Recombination stattfindet, es 
sei denn, dass die momentane Vereinigung des fortgeführten 
Partikels mit der Elektricität so betrachtet werden kann. 

491. Die letzte Ansicht über diesen Gegenstand stammt 
meines Wissens von Hrn. Hachette her und datirt vom 
October 1832**). Er äussert sie gelegentlich [419] bei Be- 
schreibung der Zersetzung des Wassers durch magneto-elektri- 
sche Ströme (346). Er sagt: Eins der Resultate des Versuchs 
besteht darin, dass es für die chemische Zersetzung des Wassers 
nicht nöthig ist, wie man vorausgesetzt hat, dass die Wirkung 
der beiden Elektricitäten, der positiven und negativen, gleich- 
zeitig vorhanden sei. 

492. Es ist mehr denn wahrscheinlich, dass viele andere 
Ansichten über die elektro-chemisohe Zersetzung publicirt wor- 
den sind, und unter ihnen vielleicht einige, welche von den 
obigen abweichen, und die, wäre ich bekannt mit ihnen, mei- 
ner eigenen Ueberzeugung nach, die Bekanntmachung meiner 
Ansichten unnöthig machen. Sollte dies der Fall sein, so 
bedauere ich meine Unkenntniss derselben und bitte die 
Verfasser um Entschuldigung. 



493. Dass die elektro-chemische Zersetzung nicht, von 
irgend einer directen Anziehung oder Abstossung der Pole 
(darunter die metallischen Enden entweder der Volta'schen 
Batterie oder des Apparats der gewöhnlichen Elektrisirmaschine 
verstanden) (312) auf die sie berührenden oder ihnen benach- 
barten Elemente abhängt, geht sehr deutlich aus den in der 
Luft angestellten Versuchen hervor (462. 465), wo die ent- 
wickelten Substanzen nicht an einem der Pole angehäuft, 
sondern, vermöge der Richtung des Stromes, an den Enden 
der zersetzten Substanz entwickelt, ich möchte sagen aus- 
gestossen wurden. Allein trotz der ausserordentlichen Un- 
ähnlichkeit in der Beschaffenheit der Luft und der Metalle 
und der fast gänzlichen Verschiedenheit zwischen ihnen in 
Bezug auf Leitung der Elektricität und Ladung mit derselben 



*) Annal. de chim. et de phys. T. XXVIII p. 200. 
**) Ebendaselbst, T. LI p. 73. (Annal, Bd. XXVII S. 395.) 



72 



M. Faraday. V. 



kann vielleicht noch behauptet werden, wiewohl ganz hypo- 
thetisch, dass nun die angrenzenden Luftportionen die Flächen 
oder Orte der Attraction seien, so wie es nach der Voraus- 
setzung früher die Metalle waren. Um diesen [420] und 
andere Punkte zu erläutern, bemühte ich mich, eine Vor- 
richtung zu ersinnen, durch welche ich einen Körper gegen 
eine Wasserfläche so gut wie gegen Luft oder Metall zer- 
setzen könnte, und dies gelang mir unzweideutig auf folgende 
Weise. Da der Versuch, um erfolgreich zu werden, aus sehr 
einfachen Gründen viele Vorsichtsmaassregeln erfordert und 
ich mich zur Erläuterung der Ansichten, die ich aufzustellen 

wagen will, späterhin auf ihn be- 
rufen muss, so werde ich ihn aus- 
führlich beschreiben. 

494. Ein 4 Zoll hoher und ebenso 
viel im Durchmesser haltender Glas- 
cylinder (Fig. 12) war querüber ge- 
theilt durch eine Scheidewand a 
von Glimmer, die vom Gefässrande 
anderthalb Zoll herabging und an 
den Seiten vollkommen wasserdicht 
schloss. Ein 3 Zoll breiter Platin- 
spatel b ward an der einen Seite 
der Scheidewand in den Cylinder 
gestellt und daselbst durch einen 
am Boden liegenden Glasklotz fest- 
gehalten, so dass von dem Gase, 
welches im Laufe des Versuchs an 
ihm erzeugt wurde, nichts jenseits 
der Glimmerwand aufsteigen und daselbst Ströme in der Flüssig- 
keit erzeugen konnte. Eine starke Lösung von schwefelsaurer 
Magnesia wurde, mit sorgfaltiger Vermeidung alles Spritzens, 
in den Cylinder gegossen, bis sie etwas über den unteren 
Rand der Glimmerwand a emporgestiegen war; es wurde sorg- 
fältig darauf gesehen, dass in der linken oder c-Seite des Cylin- 
ders weder das Glas noch der Glimmer oberhalb des Niveaus 
der Flüssigkeit durch Erschütterungen benetzt wurde. Ein 
dünnes, sauberes und wohl mit destillirtem Wasser durch- 
nässtes Eorkstück wurde nun auf der c- Seite sanft auf die 
Lösung gesetzt und auf dasselbe langsam destillirtes Wasser 
gegossen, bis dieses auf der Lösung der schwefelsauren 
Magnesia eine \ s Zoll dicke Schicht bildete. Jetzt wurde das 




Fig. 12. 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 73 

Ganze einige Minuten stehen gelassen, damit alle am Korke 
haften gebliebene Lösung herabgesunken oder von dem Wasser, 
das ihn trug, entfernt worden [421] war; dann wurde wieder 
destillirtes Wasser in ähnlicher Weise hinzugefügt, bis es bei- 
nahe den Band des Cylinders erreichte. Auf diese Weise nahm 
die Lösung des Bittersalzes den ganzen unteren Theil des 
Cylinders und rechts von der Glimmerwand auch den oberen 
Theil desselben ein; allein links von der Scheidewand ruhte 
auf dieser Lösung eine anderthalb Zoll dicke Wasserschicht cd, 
und zwar, wie sich bei horizontaler Durchsicht ergab, in 
einer sehr scharf abgeschnittenen Berührungsfläche. Ein zweiter 
Platinpol e ward gerade unter der Oberfläche des Wassers 
angebracht, und zwar in einer fast horizontalen Lage, nur so 
stark geneigt, dass das während der Zersetzung entwickelte Gas 
entweichen konnte. Der untergetauchte Theil war drei und 
einen halben Zoll lang und einen Zoll breit und durch eine 
etwa sieben Achtelzoll dicke Schicht Wasser von der Bittersalz- 
lösung geschieden. 

495. Der letztere Pol e wurde nun mit dem negativen 
Ende einer Volta'schen Batterie von vierzig Paaren vierquadrat- 
zölliger Platten verbunden, der andere Pol b dagegen mit dem 
positiven Ende derselben. An beiden Polen fand Wirkung und 
Gasentwicklung statt; allein durch die Dazwischenkunft des 
reinen Wassers war die Zersetzung, verglichen mit der, welche 
die Batterie in einer gleichförmigen Lösung hervorgebracht 
haben würde, sehr schwach. Nach einer kleinen Weile (weniger 
denn eine Minute) erschien auch Magnesia an der negativen 
Seite; allein sie erschien nicht am negativen Pol, 
sondern im Wasser, an der Berührungsfläche zwischen Wasser 
und Lösung; wenn man horizontal durch den Cylinder sah, 
konnte man wahrnehmen, dass sie auf der Lösung lag und 
sich nicht über ein Viertelzoll über dieselbe erhob, während 
das übrige Wasser bis zum Pol hin vollkommen klar erschien. 
Bei Unterhaltung der Wirkung erregten die vom negativen 
Pol aufsteigenden Wasserstoffgasblasen einen Wirbel im Wasser, 
welcher in der Mitte empor- und an den Seiten herabstieg 
und dem gerade [422] unter dem Pol befindlichen Theil der 
Magnesiawolke das Ansehen gab, wie wenn er von diesem 
Pol angezogen würde; diese Erscheinung war indess ganz und 
gar eine Wirkung der Ströme und stellte sich erst ein, lange 
nachdem die verlangten Phänomene hinreichend ausgemittelt 
worden waren. 



74- Mv Faraday; V. 

496. Nach einer Weile wurde die Volta'sche Verbin- 
dimg unterbrochen und die Pole mit möglichst geringer Er- 
schütterung aus dem Wasser und der Lösung gezogen, damit 
die an ihnen haftende Flüssigkeit untersucht werden konnte. 
Der Pol e zeigte bei Berührung mit Curcümäpapier keine Spur 
von* Alkali; es konnte nichts als reines Wasser an ihm auf- 
gefunden werden. Der Pol b dagegen, wiewohl aus einer 
grösseren Tiefe und Menge von Flüssigkeit hervorgezogen, 
wurde so sauer befunden, dass er unzweideutig auf Laekmus, 
auf die Zunge und andere Prüfmittel einwirkte. Hier waren 
also durchaus keine alkalischen Salze dazwischen getreten, 
welche zuerst eine Zersetzung erlitten und dann durch einen 
bloss chemischen Process die Abscheidung der Magnesia ent- 
fernt von den Polen bewirkt hätten. 

Der Versuch wurde mehrmals wiederholt und immer mit 
demselben Erfolg. 

497. Da man nun die bei elektro-chemischen Zersetzungen 
ausgeschiedene Substanz erscheinen lassen kann gegen Luft 
(465. 469), welche nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch 
kein Leiter ist und auch nicht zersetzt wird — oder gegen Wasser 
(495), welches leitend und zersetzbar ist — , oder gegen Metall- 
pole, welche vortreffliche Leiter, aber unzersetzbar sind — , 
so scheint wenig Grund vorhanden, die Erscheinungen im All- 
gemeinen von einer Anziehung oder von anziehenden Kräften 
solcher Pole, wenn diese auf gewöhnliche Weise angewandt 
werden, abzuleiten, da man in den beiden ersteren Fällen 
schwerlich dergleichen Anziehungen annehmen kann. 

498. Es liesse sich sagen, dass in diesen Fällen die [423] 
Flächen der Luft oder des Wassers zu Polen würden und als 
solche anziehende Kräfte ausübten ; allein welchen Beweis hat 
man dafür? Die Thatsache, dass die entwickelten Substanzen 
sich daselbst sammeln, kann nicht als ein solcher angenom- 
men werden, denn sie ist es gerade, die erklärt werden soll. 
Vielleicht könnte man sagen, im feuchten Leiter sei ein jeder 
Querschnitt wie der, wo im gegenwärtigen Falle Lösung 
und Wasser sich berühren, als ein Pol zu betrachten. Allein 
dies scheint mir nicht die Ansicht Derjenigen, oder wenigstens 
einiger Derjenigen gewesen zu sein, die über diesen Gtegen<- 
stand geschrieben haben, und ist auch unvereinbar mit dbn 
von ihnen angenommenen Gesetzen für die Abnahme- der Kraft 
mit zunehmender Entfernung von den Polen. 

499. Grotthuss zum Beispiel beschreibt die Pole als Centra 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 75 

von anziehenden und abstossenden Kräften (481), die sich 
umgekehrt wie die Quadrate der Entfernungen verändern, und 
daher, sagt er, werde ein Theilchen, das sich irgendwo zwi- 
schen den Polen befinde, mit constanter Kraft angetrieben. 
Allein die resnltirende Kraft, welche ans der von ihm an- 
genommenen Combination entspringt, würde keineswegs überall 
constant, vielmehr an den Polen am stärksten sein, und von 
diesen nach der Mitte hin abnehmen. Grotthuss hat jedoch, 
zufolge meiner Versuche (502. 505), in der Thatsache 
Recht, dass die auf die Theilchen wirkende Kraft überall im 
ganzen Bogen gleich stark ist, wenn man die Bedingungen 
des Versuchs möglichst einfach gestaltet hat; allein diese That- 
sache widerspricht seiner Theorie und, wie ich glaube, auch 
allen Theorien, welche die Zersetzungen von einer Anziehungs- 
kraft der Pole ableiten. 

500. Sir Humphry Davy*) y welcher auch von der Ab- 
nahme der Kraft mit Zunahme der Entfernung von den Polen 
spricht (483), nimmt an, dass, wenn auch beide [424] Pole 
zersetzend auf die Substanzen einwirken, doch die Zersetzungs- 
kraft nach der Mitte hin abnehme. In der Angabe dieser 
Thatsache widerspricht er Grotthuss, und er erwähnt eines 
Versuchs, bei welchem schwefelsaures Kali, das in einem 
feuchten Leiter von constanter Länge in verschiedene Ent- 
fernungen von den Polen gebracht worden war, zersetzt wurde, 
sobald es sich nahe an den Polen befand, nicht aber, wenn es 
von ihnen entfernt war. Dies würde sich auch nothwendig 
aus der Theorie ergeben, welche die Pole als Attractions- und 
Kepnlsionscentra betrachtet; allein ich habe die Angabe durch 
keine weiteren Versuche unterstützt gefunden (505), und in 
dem einen, von Davy erwähnten rührte die Erscheinung un- 
zweifelhaft von einer der vielen mit solchen Untersuchungen 
verknüpften Störungen her. 

501. Ein Glasgefäss ward durch eine senkrecht befestigte 
Platinplatte in zwei gleiche Zellen getheilt. Darüber wurde 
eine Kappe (head) von Glimmer befestigt, um das bei dem 
Versuche entwickelte Gas aufzufangen, dann jede Zelle und 
der Raum unter dem Glimmer mit verdünnter Schwefelsäure 
gefüllt. Als Pole wurden zwei Platindrähte angewandt, von 
denen jeder in einer Platinplatte endigte. Jeder war in eine 
Röhre eingeschlossen und in deren einem Ende luftdicht 



*) Philosoph. Transact. 1807, p. 42. 



76 M, Faraday. V. 

befestigt, so dass er darin beweglich war und doch das an ihm 
entwickelte Gas gesammelt werden konnte. Die Röhren wurden 
mit den Säuren gefüllt und eine von ihnen in jede Zelle ge- 
taucht. Jeder Platinpol war an der Oberfläche gleich der 
einen Soite der Platinwand in der Mitte des Glasgefässes, und 
das Ganze konnte betrachtet werden als eine Vorrichtung 
zwischen den Polen der Batterie eines feuchten, zersetzbaren 
Leiters, der in der Mitte durch ein dazwischen gesetztes 
Platindiaphragma getheilt war. Erforderlichenfalls konnte einer 
der Pole leicht weiter in der Röhre hinaufgezogen werden, 
und dann war das Platindiaphragma nicht mehr in der Mitte 
des feuchten [425] Leiters. Allein es mochte sich bei dieser 
Vorrichtung in der Mitte oder an den Seiten befinden, so ent- 
wickelte sich an ihm immer eine eben so grosse Menge Sauer- 
stoff und Wasserstoff wie an den beiden äusseren Platten*). 
.502. Wenn die Galvanometerdrähte in Platten endigen 
und diese in verdünnte Säure getaucht sind, welche in einem 
regelmässig geformten rectangulären und an beiden Enden 
durch Pole von gleichem Querschnitt wie die Flüssigkeit mit 
der Volta'schen Säule verbundenen Glastrog enthalten ist, so 
wird ein Theil der Elektricität durch das Galvanometer gehen 
und eine gewisse Ablenkung bewirken. Und wenn die Platten 
immer in derselben Entfernung von einander und von den 
Seiten des Troges gehalten werden, wenn sie stets einander 
parallel und gleichförmig in Bezug auf die Flüssigkeit gestellt 
sind, so wird das Galvanometer, seine Platten mögen nahe der 
Mitte der zersetzt werdenden Lösung oder nahe den Enden 
derselben eingetaucht sein, doch immer dieselbe Ablenkung und 
folglich dieselbe elektrische Wirkung anzeigen. 

503. Klar ist, dass, wenn die Weite des zersetzt werden- 
den Leiters variirt, wie es immer der Fall ist, wenn blosse 
Drähte oder Platten als Pole in eine Lösung getaucht oder 
von dieser rings umgeben sind, sich kein beständiger Ausdruck 
für die Wirkung auf ein einzelnes im Laufe des Stromes lie- 
gendes Theilchen geben, noch irgend ein passender Schluss 
in Bezug auf die vermeintliche Anziehungs- oder Abstossungs- 
kraft der Pole ziehen lässt. Die Kraft wird sich verändern, 



*) Bei diesem und ähnlichen Versuchen sind gewisse Vorsichts- 
maassregeln nöthig, die man nur verstehen und befolgen kann, wenn 
man die im ersten Theil der sechsten Reihe dieser Untersuchungen 
beschriebenen Erscheinungen kennen wird. 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 77 

je nachdem der Abstand von den Polen sich verändert, je 
nachdem das Theilchen sich gerade zwischen den Polen oder 
mehr [426] oder weniger auf einer Seite befindet, und gar 
je nachdem es den Seiten des Gefässes näher oder ferner liegt, 
oder die Gestalt des Gefässes selbst sich ändert, und in der 
That wird sich, durch zweckmässige Veränderungen in der 
Form der Vorrichtung, die auf ein einziges Theilchen wir- . 
kende Kraft verstärken, schwächen oder unveränderlich er- 
halten lassen, der Abstand dieses Theilchens von den Polen 
mag dabei unveränderlich bleiben oder grösser oder kleiner 
werden. 

504. Nach zahlreichen Versuchen bin ich zu der Ansicht 
geführt, den folgenden allgemeinen Ausdruck für richtig zu 
halten, doch beabsichtige ich, ihn noch weiter zu prüfen, und 
wünsche daher, dass er gegenwärtig nicht für durchaus genau 
angesehen werde. Die Summe der chemischen Zersetzung ist 
constant für jeden Querschnitt eines zersetzt werdenden Lei- 
ters von gleichförmiger Beschaffenheit, welche Entfernung auch 
die Pole von einander oder von dem Querschnitt haben mögen, 
oder wie auch der Querschnitt die Ströme durchschneide, sei 
es senkrecht oder schief, so dass er fast von Pol zu Pol reicht, 
oder, wie auch der Querschnitt gestaltet sein möge, eben, ge- 
krümmt oder unregelmässig im höchsten Grade; vorausgesetzt 
nur, dass der elektrische Strom in constanter Quantität er- 
halten werde (377) und dass der Durchschnitt alle Theile des 
durch den zersetzt werdenden Leiter gehenden Stromes ein- 
schliesse. 

505. Ich habe Grund zu glauben, dass dieser Satz sich 
noch mehr verallgemeinern und folgendergestalt ausdrücken 
lasse: Bei constanter Quantität von Elektricität ist für jeden 
zersetzt werdenden Leiter, bestehe dieser aus Wasser, Salz- 
lösungen, Säuren, geschmolzenen oder sonstigen Körpern, auch 
der Betrag der elektro-chemischen Action eine constante Grösse, 
d. h. äquivalent einem normalen, auf der gewöhnlichen Affinität 
beruhenden chemischen Effect. Ich habe diese Untersuchung 
neben [427] mehreren anderen vor und werde sie in einer 
der folgenden Abhandlungen mittheilen. 

506. Wider die Hypothesen, dass Anziehung von den Polen 
die Ursache der elektro-chemischen Zersetzung sei, Hessen sich 
noch viele andere Gründe anführen; doch will ich lieber zu 
der Ansicht übergehen, die mir vereinbarer mit den That- 
sachen scheint, und nur noch die Bemerkung hinzufügen, dass,. 



78 M. Faraday. V. 

wenn die Zersetzung mittelst der Volta' sehen Batterie von der 
Anziehung der Pole oder der sie umgehenden Theile abhinge, 
diese elektrische Anziehung, da sie stärker ist als die gegen- 
seitige Anziehung der getrennten Theilchen, stärker sein würde, 
wenn auch nicht als die stärkste, doch als eine sehr starke 
chemische Anziehung, wie sie z. B. zwischen Sauerstoff und 
Wasserstoff, Kalium und Sauerstoff, Chlor und Natrium, Säure 
und Alkali u. s. w. stattfindet; — eine Folgerung, welche, 
obgleich vielleicht nicht unmöglich, doch beim gegenwärtigen 
Zustand unserer Kenntnisse sehr unwahrscheinlich erscheint. 

507. Die Ansicht des Hrn. de la Rive (489) und auch 
die der HEI. Riffault und Chompre (485) von der Art, wie 
die elektro-chemische Zersetzung bewirkt wird, ist sehr ver- 
schieden von der bereits betrachteten und wird nicht durch 
Gründe oder Thatsachen gegen die letztere vertheidigt. So, 
wie sie von dem ersteren Physiker aufgestellt worden ist, 
scheint sie mir unzureichend, die von mir beschriebenen Ver- 
suche über Zersetzung gegen Luft- (462. 469) und Wasser- 
flächen (495) zu erklären. Denn wenn man auch zwischen 
Metallen und feuchten Leitern die physikalischen Verschieden- 
heiten, welche Hr. de la Rive annimmt, um die Durchlassung 
der aus Substanz und Elektricität gebildeten Verbindung durch 
letztere (die feuchten Leiter) und die Durchlassung der blossen 
Elektricität durch erstere (die Metalle) zu erklären, für einen 
Augenblick zugiebt, so ist doch [428] das Verhalten von 
Luft und Metall in elektrischer Hinsicht so verschieden, dass 
man statt der Ersetzung des letzteren durch die erstere (462) 
eine gerade umgekehrte Wirkung erwarten sollte. Und selbst 
wenn man dies einräumt, würde doch der Versuch mit dem 
Wasser (495) auf einmal alles widerlegen, weil der zer- 
setzende Pol dabei aus einer Substanz besteht, welche als 
fähig, die Verbindung von Elektricität und Substanz zu leiten, 
angesehen wird. 

508. Was die Ansichten der HH. Riffault und Chompre 
betrifft (485), so ist das Vorkommen einer Ablagerung im 
Laufe des Stromes den wohlbekannten Wirkungen, welche 
bei den bis heute angewandten Formen des Versuchs erhalten 
wurden, so zuwider, dass die Thatsache erst bewiesen werden 
muss, bevor die darauf beruhende Hypothese berücksichtigt 
zu werden verdient. 

509. Die Betrachtung der verschiedenen Theorien über 
die elektro-chemische Zersetzung hat mir, während sie mich 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 79 

unbefriedigt Hess, Zutrauen geweckt, ihre Zahl um eine zu 
vermehren ; denn erst dadurch, dass die Theorie, welche ich 
nach reiflichster Ueberlegung vorschlage, die beträchtliche 
Menge der zu diesem Zweig der Wissenschaft gehörigen That- 
sachen zu erklären und mit ihnen übereinzustimmen scheint, 
ohne dabei von irgend einer derselben widerlegt zu werden, 
bin ich ermuthigt, sie aufzustellen. 

510. Die elektrochemische Zersetzung beruht, wie bekannt, 
wesentlich auf dem Strom von Elektricität. Ich habe gezeigt, 
dass in gewissen Fällen (375) die Zersetzung proportional ist 
der durchgegangenen Elektricitätsmenge , gleichviel welche 
Intensität sie oder ihre Quelle besitzt, und dass dasselbe wahr- 
scheinlich für alle Fälle richtig ist (377), selbst wenn man 
einerseits die Sache in grösster Allgemeinheit und andererseits 
den Ausdruck in grosser Genauigkeit nimmt. 

511. Indem ich hier von dem Strome spreche, sehe ich 
mich genöthigt, noch umständlicher zu sein als bei [429] 
einer früheren Gelegenheit (283), da hierin die Ansichten der 
Physiker sehr verschieden sind, wiewohl sie, was die Wirkung 
des Stromes betrifft, übereinstimmen. Einige Physiker neh- 
men, mit Franklin, nur ein elektrisches Fluidam an, und diese 
müssen hinsichtlich der allgemeinen Gleichförmigkeit und des 
Charakters des Stromes übereinkommen. Andere nehmen zwei 
elektrische Fluida an, und bei diesen finden sich eigentüm- 
liche Abweichungen. 

512. Die HH. Riffault und Chompre z. B. sind der 
Meinung, der positive wie der negative Strom bewirke für sich 
Zersetzung, und sie behaupten, der positive Strom sei kräftiger 
als der negative*), indem salpetersaures Natron unter gleichen 
Umständen von dem ersteren zersetzt werde, von letzterem 
aber nicht. 

513. Hr. Haekette **) sagt: Es ist für die Zersetzung 
des Wassers nicht nöthig, wie man geglaubt hat, dass die 
Wirkung der beiden Elektricitäten, der positiven und nega- 
tiven, gleichzeitig geschehe. Dieser Satz, verstehe ich ihn 
recht, schliesst ein, dass man die eine Elektricität unabhängig 
von der anderen erhalten und zu Zersetzungen anwenden könne. 

514. Die Ansicht des Hrn. de la Rive stimmt bis zu einem 
gewissen Grade mit der Ü&&H.T11. Hackette überein, denn er nimmt 



*) Annal. de chim. 1807, T. LXIII p. 84. 
**) Ebendaselbst, 1832, T. LI p. 73. 



1 



80 M. Faraday. V. 

an, die beiden Elektricitäten zersetzen gesonderte Mengen 
Wasser (490)*). An einer Stelle spricht er von den beiden 
Elektricitäten als zwei »Influenzen«, wodurch er vielleicht ver- 
meiden wollte, eine entschiedene Meinung über das unabhängige 
Dasein elektrischer Fluida zu äussern. Da aber angenommen 
wird, diese »Influenzen« verbinden sich mit den in Freiheit ge- 
setzten Elementen durch eine Art von chemischer Wahlver- 
wandtschaft und verstecken so lange gänzlich ihren Charakter, 
[430] so giebt dies der Idee etwas Unklares, insofern eine 
solche Art von Verbindung nur denkbar ist zwischen Dingen, 
die eine unabhängige Existenz besitzen. Die beiden elemen- 
taren elektrischen Ströme, welche sich von Pol zu Pol in ent- 
gegengesetzten Richtungen bewegen, bilden den gewöhnlichen 
Volta'schen Strom. 

515. Hr. Grotthuss ist zu glauben geneigt, die Elemente 
des Wassers verbänden sich bei ihrer Trennung an den Polen 
mit den Elektricitäten und würden so Gase. Hrn. de la JRives 
Ansicht ist dieser gerade entgegengesetzt, denn nach ihm sind 
die Elemente während ihres Durchganges durch die Flüssigkeit 
Verbindungen mit den Elektricitäten, und bei ihrer Entwick- 
lung an den Polen werden sie deselektrisirt. 

516. Ich habe unter den vielen zur Stütze dieser Ansichten 
angeführten oder auf elektro- chemische Zersetzungen oder 
elektrische Ströme bezüglichen Versuchen nachgesehen, ob 
einer darunter mehr für die Theorie von zwei Elektricitäten 
spreche als für die von einer Elektricität ; allein ich habe nicht 
eine einzige Thatsache auffinden können, die dies zu leisten 
im Stande wäre. In der Annahme der Hypothese von zwei 
Elektricitäten bin ich viel weniger im Stande gewesen, den 
geringsten Grund zu dem Glauben zu finden, dass in dem 
Strome die eine Elektricität kräftiger sei als die andere, oder 
dass eine ohne die andere vorhanden sein könne, oder dass 
die eine auch nur im geringsten Grade verändert werden 
könne, ohne dass bei der anderen eine entsprechende Ver- 
bindung eintrete. Wenn, bei der Voraussetzung von zwei 
Elektricitäten, ein Strom der einen ohne den der anderen 
erhalten, oder der Strom der einen mehr als der der anderen 
verstärkt oder geschwächt werden könnte, so würde sicherlich 
eine Veränderung in den chemischen oder magnetischen Wir- 
kungen oder in beiden zu erwarten sein; allein solche Ver- 



*; Annali. de chim. 1825, T. XXVIII p. 197. 201. 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 81 

änderungen sind nicht beobachtet worden. Wenn ein Strom 
so geleitet wird, dass [431] er in einem Theile seines Laufes 
chemisch und in einem anderen magnetisch wirkt, so findet 
man immer, dass die beiden Wirkungen zusammen auftreten. 
Meines Wissens ist noch nicht ein Strom hervorgebracht, 
welcher chemisch wirkte und nicht magnetisch, eben so wenig 
wie einer, der als Magnet wirkte und nicht zu gleicher Zeit 
auch chemisch*). 

517. Bloss nach den Thatsachen zu urtheilen, 
giebt es nicht den geringsten Grund, das Wesen (inflnence) 
dessen, was wir in Metallen, geschmolzenen Körpern, feuchten 
Leitern oder selbst in Luft, in Flammen und verdünnten 
elastischen Mitteln einen elektrischen Strom nennen, als ein 
Zusammengesetztes oder Complicirtes zu betrachten. Es ist 
niemals in einfachere oder elementare Wesen zerlegt worden 
und lässt sich vielleicht am besten betrachten als die Axe 
einer Kraft, die nach entgegengesetzten Richtungen 
genau gleich starke, aber entgegengesetzte Wir- 
kungen ausübt. 

518. Was die elektro- chemische Zersetzung betrifft, so 
scheint mir, dass der Effect hervorgebracht wird durch eine 
in Richtung des elektrischen Stromes ausgeübte innere 
Corpuscular-Action, und dass sie von einer Kraft herrührt, 
die entweder zu der gewöhnlichen chemischen Affi- 
nität der vorhandenen Körper hinzutritt oder die dieser 
letzteren Richtung verleiht. Der sich zersetzende Körper 
kann betrachtet werden als eine Masse, wirkender Theilchen, 
von denen alle die, welche in dem Laufe des elektrischen 
Stromes liegen, zu der Endwirkung beitragen; und dadurch, 
dass die gewöhnliche chemische Affinität durch den Einfluss 
des elektrischen Stromes, parallel seinem Laufe, in der einen 
Richtung verringert, geschwächt oder [432] theilweise neutra- 
lisirt und in der anderen verstärkt und unterstützt wird, ge- 
schieht es, dass die verbundenen Theilchen eine Neigung 
haben, entgegengesetzte Wege einzuschlagen. 

519. Bei dieser Auffassung hängt der Effect wesent- 
lich ab von der gegenseitigen chemischen Af- 
finität der Theilchen entgegengesetzter Art. Die Theil- 
chen a, ar, Fig. 13, können nicht anders von einem Pol N 



*) Thermo -elektrische Ströme machen keine Ausnahme, weil 
sie, wenn sie nicht chemisch wirken, auch keine Ströme sind. 

Ostwald's Klassiker. 86. ^ 



82 M. Faraday. V. 

zum anderen Pol P tibergeführt werden, als wenn sie Theil- 
chen b ) b der entgegengesetzten Art finden, welche bereit 
sind, in entgegengesetzter Richtung zu wandern; denn es ist 
nur ihre gesteigerte Affinität zu solchen Theilchen, verbunden 
mit der geschwächten Affinität zu den auf ihrem Wege hinter 
ihnen liegenden, wodurch sie vorwärts getrieben werden; und 
wenn ein Theilchen a, Fig. 14, an dem Pole anlangt, wird 
es ausgeschlossen oder in Freiheit gesetzt, weil das Theil- 
chen b von entgegengesetzter Art, mit dem es einen Augen- 
blick zuvor in Verbindung war, unter der überführenden 
Wirkung des Stromes eine grössere Verwandtschaft hat zu 
dem in seinem Wege vor ihm liegenden Theilchen a' als zu 
dem Theilchen a, zu welchem seine Verwandtschaft geschwächt 
worden ist. 

520. So lange man nur ein einziges zusammengesetztes 
Theilchen betrachtet, kann man den Fall für analog mit einer 
gewöhnlichen Zersetzung ansehen; denn bei Fig. 14 kann man 
sich denken, es werde a durch die überwiegende Verwandt- 

Fig. 13. Fig. 14. 

schaft von a' zu b aus der Verbindung ab getrieben und d 
bekomme diese höhere Verwandtschaft durch die relative Lage, 
welche ab und a in Bezug auf die Richtung der Axe der 
von dem Strome herbeigeführten elektrischen Kraft (517) ein- 
nehmen. Da aber alle zusammengesetzten Theilchen im Laufe 
des Stromes, mit Ausnahme der die Pole unmittelbar berüh- 
renden, gemeinschaftlich wirken und aus elementaren Theilchen 
bestehen, welche, während sie nach einer Richtung hin aus- 
treiben, nach der anderen ausgetrieben werden, [433] so wird 
der Fall verwickelter, jedoch nicht schwieriger zu begreifen. 

521. Es wird hier nicht vorausgesetzt, dass die thätigen 
Theilchen in einer geraden Linie zwischen den Polen liegen. 
Die Wirkungslinien, welche man als Repräsentanten der 
elektrischen Ströme ansehen kann, die eine zersetzt werdende 
Flüssigkeit durchlaufen, haben in vielen Fällen eine sehr un- 
regelmässige Gestalt; und selbst in dem einfachsten Fall, dass 
zwei Drähte oder Spitzen als Pole in einen Tropfen oder eine 
grössere Portion einer Flüssigkeit eingetaucht sind, müssen 

diese Linien von den Polen aus rasch divergiren; und die 




Von der elektro-chemischen Zersetzung. 83 

Richtung, in welcher die chemische Verwandtschaft zwischen 
den Theilchen die stärkste Abänderung erleidet (519. 520), 
wird sich mit der Richtung dieser Linien verändern und be- 
ständig mit ihnen übereinstimmen. Allein selbst in Bezug auf 
diese Linien soll nicht vorausgesetzt sein, dass die auf ein- 
ander wirkenden Theilchen ihnen noth wendig parallel liegen, 
sondern nur, dass sie im Allgemeinen mit deren Richtung 
übereinstimmen. Zwei Theilchen, nehmen wir an, werden in 
ihren gewöhnlichen chemischen Beziehungen zu einander nicht 
gestört, wenn sie gegen das ihnen benachbarte Stück des 
elektrischen Stromes in einer senkrechten Linie liegen, da- 
gegen in ihrer Verwandtschaft erhöht, wenn ihre Verbindungs- 
linie nach einer Seite hin gegen den Strom neigt, geschwächt, 
wenn diese Linie nach der anderen Seite hin neigt, und end- 
lich wird der Effect ein Maximum, wenn die Linie dem Strome 
parallel liegt. 

522. Dass die Wirkungen, wie sie auch beschaffen sein 
mögen, häufig in schiefen Richtungen stattfinden, erhellt dar- 
aus, dass sie sich auf Theilchen erstrecken, die in vielen Fällen 
nicht in gerader Linie zwischen den Polen [434] liegen. Wenn 
so z. B. Drähte als Pole in einem mit einer Lösung gefüllten 
Glase angewandt werden, geschehen die Zersetzungen und 
Wiederzusammensetzungen auch rechts und links von der 
geraden Linie zwischen den Polen, so wie überhaupt allent- 
halben, wohin die Ströme sich erstrecken, wie es viele Ver- 
suche beweisen; sie müssen daher oft zwischen Theilchen 
stattfinden, die gegen den Strom schief liegen. Noch schiefer 
gegen die Bahn der Ströme müssen häufig die Zersetzungen 
und Wiederzusammensetzungen eintreten, wenn ein Metall- 
gefäss die Lösung enthält und den einen Pol bildet, während 
eine blosse Spitze oder ein Draht als anderer Pol genom- 
men ist. 

523. Die Theorie, welche ich aufzustellen wagte, orfordert, 
wie mir scheint, die Folgerung, dass die elementaren Theilchen 
eines der elektro-chemischen Zersetzung fähigen zusammen- 
gesetzten Körpers einen Einfluss auf einander ausüben, der sich 
über diejenigen hinaus erstreckt, mit denen sie in unmittel- 
barer Berührung stehen. So muss für das Wasser angenommen 
werden, dass ein Wasserstofftheilchen, welches mit einem Sauer- 
stofftheilchen verbunden ist, sich gegen andere Sauerstofftheil- 
chen, wiewohl diese mit anderen Wasserstofftheilchen verbunden 
sind, nicht ganz indifferent verhalte, sondern eine Verwandtschaft 



84 M - Faraday. V. 

oder Anziehung gegen sie äussere, welche, obgleich unter den 
gewöhnlichen Umständen nicht so stark als die, durch welche 
es mit seinem eigenen Sau erstoffth eilchen verbunden ist, die- 
selbe doch unter dem in einer bestimmten Richtung thätigen 
elektrischen Einfluss gar übertreffen kann. Dies allgemeine 
Verhalten der in Verbindung stehenden Theilchen zu anderen, 
mit denen sie nicht verbunden sind, zeigt sich deutlich genug 
bei vielen rein chemischen Vorgängen, besonders bei denen, 
wo bloss partielle Zersetzungen stattfinden, so wie bei Ber- 
tholle V% Versuchen über die Wirkungen der Quantität auf 
die Verwandtschaft; und wahrscheinlich steht dasselbe in [435] 
Beziehung und Zusammenhang mit der Aggregationsanziehung, 
sowohl bei festen als flüssigen Körpern. Es ist merkwürdig, 
dass bei Gasen und Dämpfen, denen die Aggregationsanziehung 
fehlt, auch die zersetzende Kraft der Elektricität anscheinend 
schwindet und zugleich der chemische Einfluss der Masse nicht 
mehr wahrnehmbar ist. Nicht unwahrscheinlich beruht die 
Unzersetzbarkeit in diesen Fällen auf der Abwesenheit jener 
gegenseitigen Anziehung der Theilchen, welche die Ursache 
der Aggregation ist. 

524. Ich hoffe nun meine Ansicht über die Ursache der 
elektrochemischen Zersetzung, wenn auch in allgemeinen Aus- 
drücken, doch deutlich angegeben zu haben, so weit diese 
Ursache für jetzt nachgewiesen und verstanden werden kann. 
Ich denke mir die Effecte als entsprungen ans inneren, der 
in Zersetzung begriffenen Substanz angehörigen Kräften, und 
nicht aus äusserlichen, wie sie betrachtet werden könnten, 
wenn sie unmittelbar von den Polen abhingen. Ich nehme 
an, die Wirkungen seien Folge einer durch den elektrischen 
Strom hervorgebrachten Abänderung der chemischen Ver- 
wandtschaft der in oder neben der Bahn des Stromes liegen- 
den Theilchen, wodurch diese das Vermögen erlangen, in 
einer Richtung stärker als in der anderen zu wirken, so dass 
sie durch eine Reihe folgweiser Zersetzungen und Wieder- 
zusammensetzungen in entgegengesetzten Richtungen fortge- 
führt und endlich an den in Richtung des Stromes liegenden 
Grenzen des in Zersetzung begriffenen Körpers ausgetrieben 
oder ausgeschlossen werden, und dieses in grösserer oder 
geringerer Menge, je nachdem der Strom mehr oder weniger 
stark ist (377). Ich glaube daher, es würde logischer 
sein und die Thatsachen unmittelbarer bezeichnen, von dem 
zersetzt werdenden Körper in Bezug auf den durch ihn 



Von der elektrochemischen Zersetzung. 85 

gehenden Strom zu sprechen, als in Bezug auf die mit ihm 
in Berührung stehenden sogenannten Pole, und demgemäss 
zu sagen, [436] dass während der Zersetzung Sauerstoff, 
Chlor, Jod, Säuren u. s. w. zu dem negativen Ende und ver- 
brennliche Stoffe, Metalle, Alkalien, Basen u. s. w. zu dem 
positiven Ende der zersetzt werdenden Substanz übergeführt 
werden (467). Ich glaube nicht, dass eine Substanz in dem 
elektrischen Strom weiter fortgeführt werden kann, als bis zu 
dem Punkte, wo sie aufhört Theilchen zu finden, mit denen 
sie im Stande ist, sich zu verbinden. Als Thatsachen, die 
diese Ansichten erläutern, kann ich mich zunächst auf die 
bereits beschriebenen, in Luft (465) und in Wasser (495) an- 
gestellten Versuche beziehen; jetzt will ich noch einige andere 
hinzufügen. 

525. Um zu zeigen, dass die Zersetzung und die Fort- 



Fig. 15. 

führung der Elemente abhängig sei von der chemischen Ver- 
wandtschaft der anwesenden Substanzen, wurden Versuche mit 
Schwefelsäure in folgender Weise angestellt. Es wurde ver- 
dünnte Schwefelsäure bereitet; ihr specifisches Gewicht war 
1021,2. Nun wurde auch eine Lösung von schwefelsaurem 
Natron bereitet von solcher Stärke, dass ein Maass von der- 
selben genau so viel Schwefelsäure enthielt als ein gleiches 
Maass von jener verdünnten Säure. Ferner wurde eine 
Lösung von reinem Natron bereitet und eine von reinem Am- 
moniak, jede von solcher Stärke, dass ein Maass derselben 
genau von einem Maasse der verdünnten Schwefelsäure gesättigt 
wurde. 

526. Es wurden vier Glastassen wie in Fig. 15 aufgestellt, 
17 Maass der verdünnten Schwefelsäure (525) in jede der 
Tassen a und b und 1 7 Maass der Lösung des schwefelsauren 
Natrons in jede der Tassen A und B gegossen. Zur Ver- 



86 M. Faraday. V. 

bindnng von a und b mit A und B wurde Asbest angewandt, 
welcher gut mit Säure gewaschen, darauf der Volta'schen 
Säule ausgesetzt, gut mit Wasser gewaschen und nun durch 
Ausdrücken getrocknet worden war; die Stücke waren an 
Gewicht möglichst gleich und so kurz, als es [437] mit ihrem 
Zweck, eine wirksame Verbindung herzustellen, verträglich war. 
b und A waren durch zwei an die Enden eines Drahtes ge- 
löthete Platten oder Pole von Platin verbunden und die Tassen 
a und B standen durch ähnliche Platten in Verbindung mit 
einer Volta'schen Batterie von 40 Paaren vierquadratzöliiger 
Platten, nämlich a mit dem negativen und B mit dem posi- 
tiven Pole derselben. Die Batterie, welche nicht stark geladen 
worden, wurde über eine halbe Stunde geschlossen erhalten. 
Hierdurch wurde die Gewissheit erhalten, dass ein gleicher 
Strom durch ab und durch AB ging und sowohl dort als 
hier eine gleiche Menge gleich starker Säure seiner Wirkung 
unterworfen ward, nur dass sie dort bloss in Wasser gelöst, 
hier zugleich an ein Alkali gebunden war. 

527. Bei Unterbrechung der Batterie wurden die Asbest- 
stücke ausgehoben und die an ihren Enden hängenden Tropfen 
in die respectiven Tassen fallen gelassen. Die Säuren in a 
und b wurden zuerst verglichen; zu dem Ende tarirte ich 
zwei Ab dampf schalen und goss die Säure von a in die eine 
und die von b in die andere; da die eine etwas schwerer war 
als die andere, brachte ich ein Tröpfchen aus der schwereren 
in die leichtere, um sie an Gewicht gleich zu machen. Beim 
Neutralismen mit der Natronlösnng (525) erforderte die Säure 
aus a oder der negativen Tasse 15 Theiie Natronlösung und 
die aus b oder der positiven Tasse 16,3 Theiie. Dass die 
Summe hiervon nicht 34 ist, rührt hauptsächlich von der in 
den Asbest eingezogenen Säure her; nimmt man indess aus 
beiden Zahlen das Mittel, 15,65 Theiie, so erhellt, dass ein 
Vierundzwanzigstel von der ursprünglich in der Tasse a befind- 
lichen Säure durch den Einfluss des elektrischen Stromes aus a 
nach b geführt worden war. 

528. Beim Vergleiche der Verschiedenheit der Säuren in 
A und B hielt ich die strenge Gewiohtsgleichheit nicht für 
nothwendig, da die Lösung anfangs neutral war [438] und 
deshalb nicht auf Probeflüssigkeit wirken konnte, jetzt aber 
alle freie Säure in B und alles freie Alkali in A sein musste. 
Die Lösung in A erforderte zu ihrer Neutralisation 3,2 Maasse 
der zubereiteten Säure (525), die Lösung in B zu der ihrigen 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 87 

3,2 Maass von der Natronlösung (525). Da der Asbest ein 
wenig Säure und Alkali aus den Tassen weggenommen haben 
mnsste, so waren diese Mengen um so viel zu klein, und es 
ergiebt sieh deshalb, dass während der elektrischen Action 
ein Zehntel von der ursprünglich im Gefässe A befindlichen 
Säure nach B geführt worden war. 

529. Bei einem zweiten ähnlichen Versuche ging von der 
gebundenen Säure ein Zehntel bis ein Elftel von A nach B, 
während von der freien Säure ein Fünfunddreissigstel von a 
nach b ging. Andere Versuche dieser Art gaben ähnliche 
Resultate. 

530. Die Variation der elektro-chemischen Zersetzung' die 
Uebertragung der Elemente und deren Anhäufung an den 
Polen, je nachdem die der Wirkung ausgesetzte Substanz 
aus Theilchen von mehr oder weniger entgegengesetzter 
chemischer Verwandtschaft besteht, nebst dem Einfluss der 
letzteren Umstände ergeben sich zur Genüge aus diesen Fällen, 
wo eine gleiche Menge Schwefelsäure sich unter der Ein- 
wirkung eines gleichen Stromes befand, nur dass diesem 
in dem einen Falle die schwache Verwandtschaft des Wassers 
zur Säure und in dem anderen Falle die stärkere des Natrons 
zu derselben gegenüberstand. In letzterem Falle war die fort- 
geführte Menge drittehalb bis drei Mal grösser als in dem 
ersten, und es geht daraus sehr deutlich hervor, dass die 
Uebertragung sehr von der gegenseitigen Action der Theilchen 
des zersetzt werdenden Körpers abhängt. 

531. Bei einigen der vorherigen Versuche wurde die Säure 
aus den Tassen a und b durch Ammoniak neutralisirt, [439] 
dann zur Trockne abgedampft, zur Rothgluth erhitzt und der 
Rückstand auf schwefelsaure Salze geprüft. Es wurde hierbei 
aus a mehr schwefelsaures Salz erhalten als aus b, zum Be- 
weise, dass es unmöglich gewesen, Salzbasen (abstammend vom 
Asbest, Glase oder vielleicht den ursprünglichen Beimengungen 
der Säure) auszuschliessen, und dass sie mitgeholfen, die Säure 
nach b zu führen. Allein die Menge war klein und die Säure 
ward hauptsächlich durch Verwandtschaft zum anwesenden 
Wasser tibergeführt. 

532. Ich bemühte mich, gewisse Versuche anzustellen, 
durch welche Salzlösungen gegen Wasserflächen zersetzt wer- 
den mussten. Anfangs arbeitete ich mit der Elektrisirmaschine 
und mit einem Stück Fliesspapier oder Asbest, das mit der 
Lösung getränkt war und an seinen beiden Enden in Berührung 



88 M. Faraday. V. 

stand mit zugespitzten Papierstücken, die mit reinem Wasser 
angefeuchtet waren und dazu dienten, den elektrischen Strom 
zum mittleren Stück hinein und heraus zu leiten. Allein ich 
traf auf viele störende Schwierigkeiten. So liess es sich nicht 
verhüten, dass das Wasser und die Lösung in den Papier- 
stücken sich an den Berührungspunkten vermischten. Ferner 
liess sich unter dem Einfluss der elektrischen Action so viel 
Säure aus dem mit der Ableitung verbundenen Papier oder 
vielleicht selbst aus der Luft austreiben, dass dadurch das an 
dem positiven Ende der zersetzten Lösung entwickelte Alkali 
neutralisirt und so nicht bloss hier am Erscheinen gehindert, 
sondern wirklich zu der metallischen Grenze übergeführt wurde. 
Und in der That, wenn man die Papierspitzen hier nicht sich 
berühren liess, und man die Maschine drehte, bis an dem aus- 
gebenden oder positiven Ende des mit der Glaubersalzlösung 
befeuchteten Curcumäpapiers Alkali entwickelt ward, hatte man 
nur nöthig, die gegenüber liegende empfangende Spitze des 
mit der Ableitung verbundenen und mit destillirtem Wasser 
[440] befeuchteten Papiers auf die braune Spitze des Cur- 
cumäpapiers zu legen und beide zusammenzudrücken, um so- 
gleich den alkalischen Effect verschwinden zu machen. 

533. Der schon beschriebene Versuch mit schwefelsaurer 
Magnesia (495) begreift jedoch gerade einen solchen Fall und 
zeigt sehr klar, dass die Schwefelsäure und die Magnesia zu 
ihrer gegenseitigen Uebertragung und endlichen Ausscheidung 
genau so beitragen, wie die Schwefelsäure und das Natron 
in den (527) gegebenen Resultaten auf einander wirken, und 
dass die Magnesia, sobald sie über den Bereich der Säure 
vorgerückt ist und keine Substanz mehr findet, mit der sie 
sich verbinden kann, mit dem ihr eigenthümlichen Charakter 
zum Vorschein kommt und nicht länger im Stande ist, ihre 
Wanderung gegen den negativen Pol hin fortzusetzen. 

534. Die Theorie, welche ich aufzustellen gewagt habe, 
scheint mir alle hauptsächlichsten Umstände der elektro-chemi- 
schen Zersetzung in genügender Weise zu erklären. 

535. Zunächst erklärt sie, weshalb in allen gewöhnlichen 
Fällen die ausgeschiedene Substanz nur an den Polen erscheint; 
denn die Pole sind die Grenzflächen der zersetzt werdenden 
Substanz, und, mit Ausnahme dieser Stellen, findet jedes 
Theilchen andere Theilchen von entgegengesetzter Tendenz, 
mit denen es sich verbinden kann. 

536. Ferner erklärt sie, warum in vielen Fällen die aus- 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 89 

geschiedenen Elemente oder Substanzen nicht von den Polen 
zurückgehalten werden, was keine geringe Schwierigkeit 
für diejenigen Theorien ist, welche die Zersetzung direct von 
einer Anziehungskraft der Pole ableiten. Wenn ein Stück 
Platin durch irgend ein Mittel so viel Kraft erlangt, dass es 
ein Wasserstofftheilchen von dem augenblicks zuvor mit ihm 
verbundenen Sauerstofftheiichen abtrennen und anziehen kann, 
so scheint kein hinreichender Grund und keine Thatsache, 
ausser der zu erklärenden, vorhanden zu sein, woraus erhellte, 
warum dasselbe [441] nicht auch analog mit allen gewöhn- 
lichen Anziehungskräften, wie die der Schwere, des Magnets, 
der Cohäsion, chemischen Verwandtschaft u. s.w., das von ihm 
kurz zuvor aus der Ferne und aus einer Verbindung auf- 
genommene Theilchen zurückhalten sollte. Und doch thut 
es dies nicht, sondern lässt es ungehindert entweichen. Diese 
Erscheinung hängt auch nicht davon ab, dass das Theilchen 
Gasform annimmt, denn Säuren und Alkalien u. s. w. behalten 
gleichfalls die Freiheit, sich in der den Pol umgebenden 
Flüssigkeit zu verbreiten, und zeigen kein besonderes Be- 
streben, sich mit dem Pol zu verbinden oder sich ihm anzu- 
hängen. Es giebt zwar eine Masse von Fällen, wo eine Ver- 
bindung mit dem Pol stattfindet, aber diese erklären nicht 
die Fälle der NichtVerbindung und daher auch nicht das all- 
gemeine Princip der Zersetzung. 

537. Nach der von mir soeben aufgestellten Theorie scheint 
der Vorgang eine noth wendige Folge davon zu sein, dass 
die abgeschiedenen Substanzen aus der in Zersetzung begriffe- 
nen Masse ausgestossen werden (518. 519) und nicht aus- 
gezogen werden durch eine Anziehung, welche ohne 
angebbaren Grund ihre Wirkung auf ein Theilchen abbricht, 
während sie fortfährt, auf andere gleichartige Theilchen zu 
wirken; dass ferner, es mögen die Pole aus Metall, Wasser 
oder Luft bestehen, dennoch die Substanzen abgeschieden, 
zuweilen in Freiheit gesetzt, zuweilen mit der Substanz der 
Pole verbunden werden, je nach der chemischen Natur der 
letzteren, d. h. nach der chemischen Beziehung ihrer Theil- 
chen zu denen, welche die in Zersetzung begriffene Substanz 
hergiebt. 

538. Die Theorie giebt von der Uebertragung der Ele- 
mente in einer Weise Rechenschaft, welche mir nichts unerklärt 
zu hinterlassen scheint; und in der That waren es die Er- 
scheinungen der Uebertragung in den vielen Fällen der Zer- 



90 M. Faraday. V. 

Setzung geschmolzener Körper (380. 402), welche, vereint mit 
den in der Lnft gemachten Versuchen, [442] zn ihrer Auf- 
stellung Anlass gaben. Fälle wie die früheren, wo anf binäre 
Verbindungen von leichter Zersetzbarkeit eingewirkt wurde, 
erläutern die Theorie vielleicht am besten. 

539. Chlorblei z. B. in einer gebogenen Röhre geschmolzen 
(400) und durch Platindrähte zersetzt, giebt Blei, welches zu 
dem sogenannten negativen Pol übergeht, und Chlor, welches 
am positiven auftritt, dabei theils in Freiheit gesetzt, theils 
mit dem Platin verbunden wird. Das gebildete Platinchlorid, 
als löslich im Bleichlorid, ist auch der Zersetzung unterworfen, 
und so wird das Platin selbst allmählich durch die in Zer- 
setzung begriffene Substanz fortgeführt und neben dem Blei 
am negativen Pol gefunden. 

540. Bleijodid entwickelt viel Blei am negativen und viel 
Jod am positiven Pol. 

541. Ein hübsches Beispiel liefert Chlorsilber, besonders 
wenn es durch Pole von Silber draht zersetzt wird. Schmilzt 
man es auf einem Stücke Glas und bringt die Pole mit ihm 
in Berührung, so wird am negativen Pol viel Silber aus- 
geschieden und am positiven Pol eine gleich grosse Menge 
aufgelöst, denn es entweicht dabei kein Chlor. Bei sorg- 
fältiger Handhabung lässt sich der negative Draht aus dem 
geschmolzenen Kügelchen herausziehen, da hier Silber reducirt 
wird und dies als Fortsatz des Poles dient, und so kann man 
einen fünf bis sechs Zoll langen Draht oder Faden reducirten 
Silbers erzeugen. Gleichzeitig wird das Silber des positiven 
Pols von dem sich daselbst hinbegebenden Chlor rasch auf- 
gelöst, so dass man den Draht fortwährend einsenken muss 
wie er wegschmilzt. Der ganze Versuch schliesst nur zwei 
Elemente ein, Silber und Chlor, und erläutert in deutlicher 
Weise das Fortschreiten dieser Elemente in entgegengesetzten 
Richtungen, parallel dem elektrischen Strom, welcher während 
seiner Dauer ihren gegenseitigen [443] Verwandtschaften (524) 
eine gleichförmige allgemeine Richtung giebt. 

542. Nach meiner Theorie wird ein Element oder eine 
unter den beim Versuche obwaltenden Umständen unzersetz- 
bare Substanz (wie z. B. eine verdünnte Säure oder ein ver- 
dünntes Alkali) nicht tibertragen oder von Pol zu Pol fort- 
wandern, so lange es nicht in chemische Beziehung tritt zu 
einem anderen Element, oder eine andere Substanz, die in ent- 

gegengeaetzter Richtung fortzugehen strebt; denn sie betrachtet 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 91 

den Effect als wesentlich abhängig von der wechselseitigen 
Beziehung solcher Theilchen. Aliein die Theorien, welche 
die Wanderung der Elemente von Anziehungen und Ab- 
stossungen der Pole ableiten, erfordern keine solche Bedingung, 
d. h. es ist kein Grund vorhanden, warum die Anziehung 
abseiten des positiven Pols und die Abstossung abseiten des 
negativen Pols, weiche ein zwischen beiden Polen befindliches 
Theilchen freier Säure erleidet, nicht ebenso stark sein sollten 
(bei gleicher Stärke der elektrischen Ströme), als wenn das 
Theilchen zuvor mit Alkali verbunden gewesen wäre ; im Gegen- 
theil hätte man allen Grund zu der Vermuthang, dass sie im 
ersten Fall, wo sie keine kräftige chemische Verwandtschaft 
zn überwinden haben, stärker sein und die Säure schneller zu 
dem positiven Pol führen müssten*). Dennoch ist dies nicht 
der Fall, wie durch die Versuche mit freier und gebundener 
Säure gezeigt worden ist (526. 528). 

543. Hrn. de la ühWs Theorie, wie ich sie verstehe, 
erfordert auch nicht, dass die Theilchen sich in Verbindung 
befinden müssen ; sie nimmt nicht einmal an, dass, wo es zwei 
Reihen von Theilchen giebt, die fähig sind, sich mit einander 
zu verbinden und durch einander fortzugehen, dieselben sich 
wirklich verbinden, sondern [444] setzt voraus, dass sie als 
getrennte Verbindungen von Substanz und Elektricität fortwan- 
dern. Allein in Wirklichkeit wandert die freie Substanz nicht, 
sondern nur die gebundene. 

544. Es ist sehr schwierig, unter den Lösungen oder 
Flüssigkeiten solche zu finden, welche diesen Punkt erläu- 
tern, und zwar weil es schwer hält, zwei Flüssigkeiten zu 
nennen, welche leiten, sich nicht mischen und bei denen ein 
aus der einen entwickeltes Element nicht ein Element in der 
anderen vorfände, mit dem es sich verbinden könnte. Lösungen 
von Säuren und Alkalien eignen sich nicht hierzu, weil sie 
durch eine Art Anziehung existiren; und Erhöhung der Lös- 
lichkeit eines Körpers in einer Richtung und Verminderung 
derselben in entgegengesetzter ist gerade ein eben so guter 
Grund zur Uebertragung, als die Abänderung der Verwandt- 
schaft zwischen Säure und Alkali selbst. Immerhin aber 
ist der Fall mit der schwefelsauren Magnesia gerade ein 
solcher (494. 495) und zeigt, dass ein Element oder ein 



*) Selbst Humphry Davy meint, die Anziehung des Pols würde 
von einem Theilchen einem anderen gleicher Art mitgetheilt (483). 



92 M. Faraday. V. 

Bestandteil allein nicht fähig ist, übertragen zu werden oder 
gegen einen der Pole zn wandern. 

545. Viele Metalle sind jedoch in ihrem starren Zu- 
stande sehr schöne Beispiele der erforderlichen Art. Wenn 
man nämlich einen Platinstreif als positiven Pol in einer 
Lösung von Schwefelsäure anwendet, wird der Sauerstoff, 
wird die Säure zu ihm gehen; allein diese Substanzen haben 
keine solche chemische Verwandtschaft zum Platin, dass sie 
sich mit diesem, selbst unter den günstigsten vom Strome 
herbeigeführten Umständen (518. 524), verbinden könnten. 
Das Platin bleibt daher, wo es ursprünglich war, und hat kein 
Bestreben, zum negativen Pol zu wandern. Ersetzt man aber 
das Platin durch einen Streif Eisen, Zink oder Kupfer, so 
kann sich der Sauerstoff mit dem positiven Pol verbinden, 
und das Metall, woraus dieser besteht, beginnt sogleich als 
Oxyd zum negativen Pol zu wandern und wird en'dlich da- 
selbst [445] abgelagert. Wenn nun, unter Beibehaltung des 
Platinpols, ein geschmolzenes Chlorid, wie das von Blei, Zink, 
Silber u. s. w., statt der Schwefelsäure genommen wird, so 
findet das Platin Elemente, mit denen es sich verbinden kann; 
es tritt in die Verbindung ein, wirkt wie andere Elemente 
bei der elektro-chemischen Zersetzung, wird rasch durch die 
geschmolzene Substanz geführt und am negativen Pol aus- 
geschieden. 

546. Warum nicht das Metall des positiven Pols durch 
den dazwischen liegenden Leiter geführt und am negativen 
Pol abgesetzt werde, selbst wenn es nicht chemisch auf das 
Element der umgebenden Flüssigkeit wirken kann, dazu finde 
ich in den Theorien, welche die elektro-chemische Zersetzung 
von Anziehungen und Abstossungen der Pole herleiten, nur 
geringen Grund, und in Hrn. de la Hives Theorie gar keinen. 
Man kann nicht sagen, dass die Cohäsionsanziehung einen 
solchen Vorgang verhindere, denn dieser stellt sich auch ein, 
wenn man den Pol von dem leichtesten Platinschwamm ver- 
fertigt hat. Selbst wenn Gold, das durch schwefelsaures 
Eisenoxydul gefällt worden, in die Lösung eingerührt wird, 
häuft es sich nicht am negativen Pol an, und doch ist bei 
diesem die Cohäsionsanziehung fast gänzlich überwunden, die 
Theilchen sind so zart, dass sie Stunden lang schwebend 
bleiben und sich beim leisesten Stoss vollkommen ungehindert 
gegen jeden der Pole bewegen. Wenn sie indess durch 
chemische Verwandtschaft in Beziehung stehen zu einer 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 93 

vorhandenen Substanz, werden sie mit Kraft zum negativen 
Pol gejtrieben *). 

[446] 547. Zur Stütze dieser Argumente diene die Bemerkung, 
dass bis jetzt (so viel ich weiss) bei blossen Gemengen noch 
keine Hinfübrnng einer Substanz zu einem Pol oder Neigung, 
dem elektrischen Strom zu gehorchen, beobachtet worden ist; 
d. h. eine Substanz, die in einer Flüssigkeit zertheilt ist, aber 
zu ihr oder zu den während der Action aus ihr entwickelten 
Substanzen keine merkliche chemische Verwandtschaft besitzt, 
scheint in keinem Falle von dem elektrischen Strom afficirt 
zu werden. Es wurde gepulverte Holzkohle in verdünnte 
Schwefelsäure eingerührt und so der Einwirkung einer in 
Platinpolen endigenden Volta'schen Batterie ausgesetzt; allein 
es Hess sich von einem Streben der Kohle zum negativen Pol 
nicht das Geringste beobachten. Sublimirter Schwefel wurde 
in eine ähnliche Säure eingerührt und so der nämlichen Ein- 
wirkung unterworfen, wobei eine Silberplatte als negativer Pol 
diente; allein der Schwefel zeigte nicht die geringste Neigung 
zum Hingang nach jenem Pol, das Silber lief nicht an und 
es erschien auch kein Schwefelwasserstoffgas. Der Versuch 
mit Magnesia und Wasser (495. 533), sowie diejenigen, wo 
fein zertheilte Flüssigkeiten in gewisse Lösungen eingerührt 
wurden (546), sind auch von derselben Art; und in der That, 
Substanzen, welche, wie die Magnesia aus der schwefelsauren 
Magnesia, einen Augenblick zuvor mit Kraft gegen den Pol 
getrieben wurden, werden im Moment, wo sie ihren unab- 
hängigen Zustand annehmen, ganz indifferent gegen den Pol 
und verbreiten sich in der umgebenden Flüssigkeit. 

548. Zwar giebt es viele Beispiele, wo unlösliche [447] 
Körper, wie Glas, schwefelsaurer Baryt, Marmor, Schiefer, 



*) Bei Anstellung dieses Versuchs muss sorgfältig darauf gesehen 
werden, dass keine Substanz zugegen ist, die etwa chemisch auf 
das Gold wirken könne. Wiewohl ich das angewandte Metall sehr 
sorgfältig wusch und in sehr verdünnte Schwefelsäure einrührte, 
erhielt ich doch zuerst Gold am negativen Pol, und dies wieder- 
holte sich sogar, als die Platinpole gewechselt wurden. Allein bei 
Untersuchung der klaren Flüssigkeit, die nach Ablagerung des 
Goldes in der Zelle war, fand ich in ihr ein wenig Gold gelöst 
und auch etwas Chlor. Ich wusch daher das der Volta'schen Action 
ausgesetzt gewesene Gold sorgfältig, rührte es in andere rein ver- 
dünnte Schwefelsäure ein und fand nun, als ich die Pole darauf 
wirken Hess, nicht das geringste Streben, dem negativen Pol zu- 
zuwandern. 



94 M. Faraday. V. 

Basalt u. s. w. eine Einwirkung erleiden; allein sie bilden 
keine Ausnahme, denn die anf dieselben gegossenen Substanzen 
standen hinsichtlich ihrer chemischen Verwandtschaft in directer 
und starker Beziehung zu ihnen, so dass diese Zersetzungen 
in die Klasse der gewöhnlichen Erscheinungen fallen. 

549. Als eine allgemeine Folgerung lässt sich hinstellen, 
dass, je directer die Körper in ihrer chemischen Verwandt- 
schaft einander entgegengesetzt sind, desto leichter auch ihre 
Trennung durch elektro-chemische Zersetzung erfolgt, voraus- 
gesetzt, dass andere Umstände, wie z. B. Unlöslichkeit, Mangel 
an Leitungsfähigkeit, Mengenverhältnisse u. s. w., nicht störend 
eingreifen. Dieses ist bekanntlich der Fall bei Wasser und 
Salzlösungen, und ich habe es auch richtig gefunden bei 
trockenen Chloriden, Jodiden, Salzen u. s. w., wenn diese 
durch Schmelzung (402) für die elektro-chemische Zersetzung 
geeignet gemacht worden sind. Bei Anwendung der Volta- 
schen Batterie zu dem Zweck, Körper in ihre etwaigen Be- 
standteile zu zerlegen, ist also daran zu erinnern, dass der 
Erfolg nicht abhängen wird von der Schwäche der Verwandt- 
schaft, welche die gesuchten Elemente zusammenhält, sondern 
im Gegen theil von deren Stärke. Und darnach lassen sich 
Verfahruugsweisen erdenken, durch welche wir, mit Hinzu- 
ziehung gewöhnlicher chemischer Kräfte und mit Hülfe der 
Schmelzung (394. 417), in den Stand gesetzt werden, tiefer 
als es bis jetzt möglich war, in die Constitution unserer 
chemischen Elemente einzudringen. 

550. Einige der schönsten und überraschendsten Fälle von 
elektro-chemischer Zersetzung und Uebertragung, welche Hum- 
phry Davy in seinem berühmten Aufsatz beschrieben hat*), 
sind die, bei denen Säuren durch Alkalien und Alkalien oder 
Erden durch Säuren**) [448] getrieben wurden. Dass Sub- 
stanzen, welche die stärksten Anziehungen zu einander haben, 
auf diese Weise an ihrer Verbindung gehindert wurden, oder 
dass, wie es dort heisst, längs dem ganzen Bogen eine Ver- 
nichtung oder zeitweise Aufhebung ihrer natürlichen Ver- 
wandtschaft bewirkt ward, erregte das höchste Erstaunen. 
Wenn indess die von mir gefasste Ansicht der Erscheinungen 
richtig ist, so erhellt, dass das, was zu einem Wunder gestempelt 
worden, eine noth wendige Bedingung zu der Uebertragung 



*) Philosoph. Transact. f. 1807, pt. I. 
**) EbendaaelbBt, p. 24. 



Von der elektro-chemi sehen Zersetzung. 95 

oder Zersetzung ist, und dass die Uebertragung einer Säure 
von Pol zu Pol desto mehr erleichtert wird, je mehr Alkali 
in der Bahn dieser Säure vorhanden ist. Vielleicht giebt es 
keine Fälle, welche die Verschiedenheit zwischen meiner und 
den früheren Theorien besser in's Klare setzen, als die aus 
den letzteren hervorgegangenen Ansichten über Thatsachen 
wie die obigen. 

551. Die Fälle, in denen, wegen Fällung von schwefel- 
saurem Baryt, Schwefelsäure nicht durch Baryt und Baryt 
nicht durch Schwefelsäure getrieben werden konnte*), treten 
in den Bereich des schon beschriebenen Gesetzes (380. 412), 
demgemäss der flüssige Zustand so allgemein erfordert wird. 
Sobald diese Stoffe als schwefelsaurer Baryt den starren Zu- 
stand annehmen, werden sie für eine Elektricität von so nie- 
derer Spannung als die der Volta' sehen Batterie wirklich 
Nichtleiter, und dann ist die Einwirkung dieser Elektricität 
auf sie fast unendlich geschwächt. 

552. Die von mir aufgestellte Theorie stimmt auf's Be- 
friedigendste mit der Thatsache, dass ein Element oder eine 
Substanz den Ort seiner Buhe oder vielmehr den seiner Aus- 
scheidung zuweilen an diesem, zuweilen an jenem Pol findet. 
Hiervon giebt der Schwefel ein sehr gutes Beispiel. Wenn 
Schwefelsäure durch die Säule zersetzt wird, scheidet sich der 
Schwefel am negativen [449] Pol aus 11 ); wird aber Schwefel- 
silber auf ähnliche Weise zersetzt (436), so erscheint der 
Schwefel am positiven Pol. Und wenn im letzteren Fall ein 
heisser Platinpol angewandt wird, um den abgeschiedenen 
Schwefel zu verflüchtigen, so ist die Beziehung dieses Pols 
zu dem Schwefel genau dieselbe wie die Beziehung des näm- 
lichen Pols, bei dessen Eintauchung in Wasser, zum Sauer- 
stoff. In beiden Fällen wird das Element an dem Pol in 
Freiheit gesetzt, aber nicht von diesem zurückgehalten, und 
es geht daher, vermöge seiner Elasticität, Unverbindbarkeit und 
Unmischbarkeit in das umgebende Mittel über. Offenbar wird 
der Schwefel zu diesen entgegengesetzten Richtungen bestimmt 
durch seine entgegengesetzten Beziehungen zum Sauerstoff und 
Silber; und auf solche allgemeine Beziehungen habe ich alle 
elektrochemischen Erscheinungen zurückgeführt. Wo diese 
nicht vorhanden sind, kann keine elektro -chemische Action 
stattfinden. Wo erstere am stärksten sind, ist es auch die 



*) Philosoph. Transact. f. 1807, p. 25. 



96 M. Faraday. V. 

letztere. Wo sie umgekehrt sind, kehrt sich auch die Rich- 
tung der Uehertragung eines Stoffes um. 

553. Das Wasser ist als eine derjenigen Substanzen 
anzusehen, welche sich nach jedem der Pole hinführen lässt. 
Werden die Pole in verdünnte Schwefelsäure getaucht (527), 
so geht die Säure zum positiven und das Wasser zum negativen 
Pol; werden sie aber in die verdünnte Lösung eines Alkalis 
getaucht, so geht das Alkali zum negativen und das Wasser 
zum positiven Pol. 

554. Ein anderer Stoff, der als überführbar zu jedem der 
Pole betrachtet werden kann, ist der Stickstoff; allein wegen 
der vielen Verbindungen, die er bildet und von denen einige 
zu diesem, andere zu jenem Pol wandern, habe ich es nicht 
immer leicht gefunden, die wahren Umstände seines Auftretens 
festzusetzen. Eine reine, [450] starke Ammoniaklösung ist 
ein so schlechter Elektricitätsleiter, dass sie schwerlich leichter 
zersetzt wird als reines Wasser. Wird aber schwefelsaures 
Ammoniak in derselben aufgelöst, so geht die Zersetzung sehr 
gut von Statten; der Stickstoff wird fast, und in einigen 
Fällen ganz rein, am positiven entwickelt und Wasserstoff am 
negativen. 

555. Andererseits erscheint, wenn eine starke Lösung vom 
salpetersauren Ammoniak zersetzt wird, Sauerstoff am posi- 
tiven Pol und Wasserstoff, zuweilen neben Stickstoff, am 
negativen Pol. Wendet man geschmolzenes salpetersaures 
Ammoniak an, so erscheint am negativen Pol Wasserstoff, 
gemengt mit etwas Stickstoff. Starke Salpetersäure liefert 
reichlich Sauerstoff am positiven Pol, dagegen am negativen 
kein Gas, nur salpetrige Säure. Verdünnte Salpetersäure 
bleibt anscheinend unverändert, liefert nur Sauerstoff und 
Wasserstoff vom anwesenden Wasser. Starke Salpetersäure, 
in welcher salpetersaures Ammoniak gelöst worden ist, liefert 
am negativen Pol ein Gas, welches grösstentheils Wasserstoff- 
gas ist, sichtlich aber auch etwas Stickgas enthält. Ich glaube, 
dass in einigen dieser Fälle etwas Stickgas am negativen Pol 
erschien. Ich vermuthe jedoch, dass in allen diesen und allen 
früheren Fällen das Erscheinen des Stickgases am positiven 
oder negativen Pol gänzlich ein secundärer Effect ist und 
nicht eine unmittelbare Wirkung der zersetzenden Kraft des 
elektrischen Stromes. 

556. Einige wenige Bemerkungen über die sogenannten 
Pole der Volta'schen Säule scheinen jetzt nicht tiberflüssig 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 97 

zu sein. Die Pole sind bloss die Oberflächen oder die Thüren, 
durch welche die Elektricität zu der zersetzt werdenden Sub- 
stanz ein- oder austritt. Sie begrenzen die Ausdehnung jener 
Substanz in dem Laufe des elektrischen Stromes, sind die 
Enden derselben in dieser Richtung, und deshalb gehen die 
Elemente bis dahin und nicht weiter 12 ). 

[461] 557. Metalle sind vortreffliche Pole, weil sie ein 
starkes Leitvermögen besitzen, sich mit den gewöhnlich der 
Einwirkung ausgesetzten Substanzen nicht mischen, starr sind 
und die Gelegenheit darbieten, solche zu wählen, auf welche 
die gewöhnlichen Substanzen keine chemische Action aus- 
üben. 

558. Wasser ist, wenige Fälle ausgenommen (494), schwierig 
als Pol anzuwenden, weil es eine geringe Leitungsfähigkeit 
besitzt, sich mit den meisten Substanzen vermischt und hin- 
sichtlich der chemischen Verwandtschaft in Beziehung zu ihnen 
steht. Es besteht aus Elementen, welche in ihren elektrischen 
und chemischen Beziehungen einander direct und stark ent- 
gegengesetzt sind, jedoch mit einander verbunden einen Körper 
liefern neutraler als irgend ein anderer. So giebt es denn 
nur wenige Substanzen, welche nicht durch chemische Ver- 
wandtschaft in Beziehung kämen zum Wasser oder zu einem 
seiner Elemente, und deshalb wird die Uebertragung der Un- 
zahl von Körpern, welche sich, in Wasser gelöst, in die Bahn 
des elektrischen Stromes bringen lassen, begleitet oder unter- 
stützt von der Uebertragung des Wassers oder seiner Elemente. 
Das ist der Grund, weshalb die abgeschiedenen Substanzen so 
selten an der Vorderfläche des Wassers liegen bleiben und 
weshalb also das Wasser nicht die gewöhnlichen Dienste eines 
Pols verrichtet. 

559. Luft und einige Gase sind jedoch frei von dem letzteren 
Uebelstand und können daher in manchen Fällen (461 u. s. w.) 
angewandt werden; allein wegen ihrer ungemein schwachen 
Leitungsfähigkeit lassen sie sich nicht bei dem Volta'schen 
Apparat anwenden. Dadurch ist ihr Gebrauch beschränkt, 
denn der Volta'sche Apparat ist unter den bis jetzt entdeckten 
der einzige, welcher eine hinreichende Menge von Elektricität 
(371. 376) liefert, um mit Leichtigkeit eine elektro-chemische 
Zersetzung zu bewirken. 

560. Wo die Pole von der Art sind, dass sie durch [452] 
die ausgeschiedenen Substanzen entweder bloss in Folge ihrer 
natürlichen oder vermöge der durch den elektrischen Strom 

Ostwald's Klassiker. 86. *\ 



98 M. Faraday. V. 

erhöhten Beziehung zu ihnen (5 1 8) eine chemische Einwirkung 
erleiden, werden sie angefressen und die aufgelösten Theile 
derselben sind der Uebertragung unterworfen, ganz wie die 
Theile des ursprünglich in Zersetzung genommenen Körpers. 
Zur Stütze der Ansicht, welche ich von der Ursache der 
elektro- chemischen Zersetzung, der Uebertragung und Aus- 
scheidung . der Elemente gefasst habe, Hesse sich eine un- 
ermessliche Reihe solcher Erscheinungen anführen. Platin z. B., 
als positiver und negativer Pol in eine Lösung von schwefel- 
saurem Natron getaucht, hat keine Verwandtschaft oder An- 
ziehung zu den ausgeschiedenen Körpern, Sauerstoff, Wasser- 
stoff, Schwefelsäure und Natron, und ermangelt der Eigenschaft, 
sich mit ihnen zu verbinden oder sie zurückzuhalten. Zink 
aber kann sich mit dem Sauerstoff und der Säure verbinden, 
verbindet sich am positiven Pol auch wirklich mit ihnen und 
beginnt sogleich als Oxyd nach dem negativen Pol zu wan- 
dern. Wenn Holzkohle, die sich nicht mit Metallen verbinden 
kann, den negativen Pol in einer Metalllösung abgiebt, so 
vereinigt sie sich nicht mit den aus der Lösung auf ihre 
Oberfläche abgelagerten Stoffen; wenn sie aber in verdünnter 
Schwefelsäure den negativen Pol bildet, so ist sie fähig, sich 
mit dem daselbst entwickelten Sauerstoff zu verbinden, und 
erzeugt demnach Kohlensäure und Kohlenoxydgas in Fülle. 

561. Einen grossen Vortheil bieten die Metalle häufig da- 
durch dar, dass man unter ihnen ein solches zu dem Pol 
nehmen kann, welches von den sich ausscheidenden Elementen 
angegriffen wird oder nicht. Der darauf begründete Nutzen 
des Platins ist bekannt. Bei der Zersetzung von Schwefel- 
silber und anderen Schwefelmetallen ist ein positiver Pol von 
Silber vorzüglicher als einer von Platin, weil der ausgeschie- 
dene Schwefel sich mit dem [453] Silber verbindet und da- 
durch die Zersetzung des ursprünglichen Schwefelsilbers sicht- 
bar macht; wogegen er im letzten Falle (an einem Platinpol) 
entweicht und man seiner Abscheidung an dem Pol nicht leicht 
gewiss wird. 

562. Die Wirkungen, welche stattfinden, wenn eine Reihe 
leitender, zersetzbarer und unzersetzbarer Substanzen, wie z. B. 
Drähte und Lösungen oder Luft und Lösungen (465. 469), 
in den elektrischen Bogen gebracht worden, lassen sich am 
einfachsten durch die von mir aufgestellte Ansicht erklären. 
In Folge der Reaction der Bestand theile einer jeden Portion 

der zersetzbaren /Substanz, schreiten die näheren und ent- 



Von der elektro-chemischen Zersetzung. 99 

fernteren Theile derselben, sobald sie von dem elektrischen 
Strome ergriffen sind (524), in Richtung des letzteren so weit 
fort, als sie Stoffe entgegengesetzter Art finden, die eine Ueber- 
tragung bewirken und eine gleiche Einwirkung von ihnen er- 
fahren können ; wo sie keine solche Substanz mehr finden, werden 
sie im freien Zustande abgeschieden, nämlich auf der Ober- 
fläche des Metalls oder der Luft, welche die Ausdehnung der 
zersetzbaren Substanz in Richtung der Ströme begrenzt. 

563. Nachdem ich so meine Theorie über die Art, wie 
die elektro-chemische Zersetzung zu Stande kommt, entwickelt 
habe, enthalte ich mich für jetzt der vielen von ihr an die 
Hand gegebenen allgemeinen Folgerungen, da ich sie zunächst 
der öffentlichen Prüfung zu unterwerfen wünsche 13 ). 

Royal Institution, Juni 1833. 



■; * • • * * 



% « •» 



Anmerkungen. 



Die vorstehend gebrachten drei Reihen der Experimental- 
Untersuchungen enthalten die Vorbereitung zu den ausgedehn- 
ten Forschungen Faraday's über die Elektrolyse. Die erste 
über die Einerleiheit der Elektricitäten wird geschätzt wer- 
den, wenn man die vom Verfasser geschilderten Anschauungen, 
die damals unter den Fachmännern verbreitet waren, sich 
vergegenwärtigt. Es ist ein grosses Verdienst, das sich 
unser Autor erwarb durch die Entschiedenheit, mit der er 
seine Ansichten gegen alle nur erdenkbaren Einwände ver- 
ficht. Selbstverständlich hat diese Reihe vorwiegend histori- 
sches Interesse. — Die folgende, vierte Reihe bringt eine 
Fülle neuer Thatsachen ans Licht und enthält schon Andeu- 
tungen über den Unterschied metallischer und elektrolytischer 
Leitung. Die im §413 u. folg. aufgeworfenen Fragen weisen 
deutlich auf die Hauptpunkte aller späteren Forschungen hin, 
worauf specieller bereits der Abschnitt X sich bezieht. — 
Von besonderer Wichtigkeit erscheint aber die letzte, »fünfte 
Reihe«, in der zuerst durch Versuche der feste Standpunkt 
gewonnen wird, der als Grundlage der Faraday'&chen Theorie 
im dritten Theile dieser Reihe dargestellt wird. In vorzüg- 
licher Klarheit sucht unser Autor zuerst alle gangbaren An- 
sichten über Elektrolyse historisch zu beschreiben, um dann 
seine Theorie zu entwickeln. Der Kernpunkt der Untersuchung 
war für's erste noch negativer Art. Es gelingt dem Verfasser, 
die Theorie der anziehenden Kräfte, die angeblich von den 
»Polen« ausgehen, definitiv zu beseitigen. Die positive Seite 
seiner Anschauung gewinnt indess erst in späteren Unter- 
suchungen Gestalt, während die Grundgedanken schon in den 
§§ 517 ff. charakteristischen Ausdruck finden. — Sämmtliche 
drei Reihen datiren vom Anfang des Jahres 1833. 



Anmerkungen. 101 



1) Zu S. 4, Die bezügliche Stelle lautet: »Die gemeine 
Elektricität wird auf Nichtleitern erregt und wird durch Leiter 
und Halbleiter fortgeführt. Die Volta'sche Elektricität wird 
bei Combination von vollkommenen und unvollkommenen Lei- 
tern erregt und nur durch gute und durch unvollkommene 
Leiter der besten Art geleitet. Der Magnetismus, wenn der- 
selbe als eine Art Elektricität angesehen wird, gehört nur den 
vollkommenen Leitern an, und zwar einer besonderen Classe 
derselben*). Thierische Elektricität kommt nur in solchen 
Halbleitern vor, die Organe lebender Thiere sind.« 

2) Zu S. 13. Im Texte heisst es: »coating & armour of 
the galvanometer«. Nach der weiteren Beschreibung ist diese 
Maassregel nicht gerade nothwendig. 

3) Zu S. 27. Ueber Versuche, die Sir Humphrey Davy 
angestellt hat und die hierher gehören, vergl. die Anmerkung 
im Texte zu Nr. 471. 

4) Zu S. 32. Ueber Fahlberg\ Versuche s. Gilberte 
Ann. Bd. XIV, S. 420, und über Wahh\ s. Le Roy'% Brief 
an Rozier in dessen Observ. sur la pbysique, 1776. T. II 
p. 333. S. auch /. Davy in Pogg. Ann. Bd. XXVII S. 545. 

5) Zu S. 35. Die überaus wichtige, ja fundamentale Be- 
deutung des hier gefundenen Satzes hat Faraday aus ziem- 
lich ungenauen Versuchen erschlossen. Bei Entladungen, die 
2 bis 3 Secunden andauern, wäre eine Abnahme der Ablenkung 
der Galvanometernadel zu erwarten. Immerhin genügten die 
Versuche, um Faraday das wichtige Gesetz der Galvanometer- 
wirkung durch kurzdauernde Entladungen entdecken zu lassen. 
Versuche von Ritchie und von Harris waren mit ähnlichem 
Erfolge schon früher angestellt worden. S. Text Nr. 368. 

6) Zu S. 35. »Eines elektrischen Stromes von sehr kurzer 
Dauer« mtisste es hier heissen. Offenbar war der Begriff des 
constanten Stromes und seiner Wirkung noch nicht vollständig 
erfasst. 

7) Zu S. 38. Während der Satz für die chemische Action 
richtig ist und Faraday den Anlass gab zu den wichtigen 
genaueren Versuchen, die zu den fundamentalen Gesetzen der 
Elektrolyse führten, ist die »magnetische Kraft« des constanten 



*) Hierzu bemerkt Faraday, dass schon Ritchie dieses als irr- 
thümlich aufgedeckt hat in den Phil. Transact. 1832 p. 294.