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503
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ie9o.i EXAITEN WISSENSCHAFTEN.
Nr. 131.
OSTWALD'S KLASSIKER
EXPEBIMEKTAl-raTERSüCUraGEN
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ELEKTRICITÄT
MICHAEL FARADAY.
XIV. UND XV. REIHE.
(1838)
WIUIEUI ENGELMANN IN LEIPZIG.
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OSTWALD'S ZLASSIKEE
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EXAKTEN WISSENSCHAFTEN
Ea sind bis jetzt eruthienen aus den Gebieten der
Physik und Astronomie;
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• 31. LkMbert'H Photometrie. (Photometria sl*e de mensiin et gndlbOB
lumliiU, coloram et umbTse). (1760.) Deutach heransg. t. E. An-
ding. Brätes Heft: Theil I und II. Hit 35 Fig. Im Text
{136 S.) JI2.-.
. 32. Zweites Heft: Theil III, IV und V. Mit 32
Figuren im Text. |11'2 8.) Jt 1.60.
. 33. Drittes Hett: Theil VI und VII. — Anmer-
kungen. Mit 8 Figuren im Text. (1728.) ^2.60.
> 36. F. Nennum, Cber ein alltcameiD. Princlp der mathemiL Theorie
induclrter elektr. StiBme, (184T.) Herauig. .on C. Neumann. Mit
10 Fig. im Text. (96 8.] JliM.
• 37. S. Canot, Betrachtnngen &b. d. belegende Kraft d. Feuers und
die zur Entwlckeluiig dieser Kraft geeigneten Masohlnen. (1824.)
Obenetzt und herausgegeben von W. Ostirald. Mit 6 Figuren im
Text. {72 S.) Jl 1.20.
Nr. 40. A. L. Layoisier n. P. S. die Laplac«, Zwei Al^handlungeii üUr dio
Wärme. ( Aus den Jahren 1780 u. 17o4.) Herauag. t. J. K o 8 e n t h a 1.
Mit 13 Figuren im Text. (74 S.) M 1.20.
44. Das AuBdehnungsgeaetz der Qase. Abhandlungen Ton ßi^-LllSSfte,
DahoB, DnloBg n. Petit, Rndberg, Magnus, BegBanlt. (1^02.1842.)
Hexsosg. von W. Ostwald. Mit 33 Textftguren. (219 S.) uffS.-.
Ö2. Aloisius Oalvani, Abhandlung üb. d. Kräfte der SlectrloitXt bei der
Muskelbewegttug. (1791.) Heranegegeben von A. J. T.Oett Ingen.
Mit 21 Fig. auf 4 Taf. (76 ß.) M 1.40.
58. €. F. Gauss, Die Intensität der erdmagnetisohen Kraft auf absolutes
Maass zurückgeführt. In der Sitzung der Kgl. Gesellsehaft der
Wissenschaften zu Qöttingen am 16. December 1882 vorgelesen.
Herausgegeben von E. Dorn. (628.) •# 1. — .
64. J. H. Lambert, Anmerkungen und Zusätze zur Entwerfung der Land-
nnd Hlmmelscbarten. (1772.) Herausgegeben von A. W an g er in.
Mit 21 Textftguren. (96 S.) M 1.60.
66. Lagrange u. Gauss, Abhandlungen über KartenprojectioQ. (1779
u. 1822.) Herausgeg.v.A.Wangerin.Mit2Textflg. (102S.)uri.60.
56. Gll« Blagdeu, Die Gesetze der Überkaltung und Gefrierpuukts-
emiedrigung. 2 Abhandlungen. (1788.) Herausgegeben von A. J.
v. Oettingen. (49 S.) ^—.80.
57. Fa1ireuheit,R^auinttr, Celsius, Abhandlungen über Thermometrle.
(1724, 1730—1733, 174Z) Herausgegeben von A. J. v. Oettingen.
Mit 17 Fig. im Text. (140 S.) ^ 2.40.
59. Otto von Ouerieke's neue »Magdeborgtache« Yenuche über den
leeren Kaum. (1672.) Aus dem Lateinisehen übersetct und mit
Anmerkungen herausgegeben von FriedrichDannemann. Mit
15 Textflgnren. (116 8.) JlX—,
61 . 6. Green, Ein Versuch, die mathematische Analysis auf die Theorieen
der Elektricltat und des Magnetismus anzuwenden. (Yeröifentlicht
1828 in Nottingham.^ Herausgegeben von A. v. Oettingen und
A. Wangerin. (140 8.) uri.80.
69. Hans Ghristiau Oersted und Tlioinas Johann Seebeek, Zur Ent-
deckung des Elektromagnetismus. (1820 — 1821.) Herausgegeben
von A. J. ▼. Oettingen. Mit 80 Textftguren. (68 8.) uff 1.40.
69. James Clerk Maxwell, über Faraday's Kraflien. (1865 u.
1856.) Herausgegeben von L. Boltzmann. (1308.) uff 2.— .
70. Tk. J. Seebeck, Magnetische Polarisation der Metalle und Erze
durch Temperatur-Differenz. (1822—1823.) Herausgegeben von
A. J. Ton Oettingen. Mit 33 Textflguren. (120 S.) Uff 2.—.
76. F. E. Neumann, Theorie der doppelten Strahlenbrechung, abgeleitet
ans den Gleichungen der Mechanik. 11832.) Herausgegeben von
A. Wangerin. (52 8.) uT -^.80.
79. H. HelmholtZ, 2 hydrodynamische Abhandlungen. 1. Über Wirbel-
bewegungen. (1858.) — II. Über dlscontlnuixliche Flüsfigkeitsbe-
wegungen. (1868.) Herausg. v. A. Wangerin. (80 S.) uff 1.20.
80. Theorie der Luftschwingungen In Röhren mit offenen Enden.
(1859.) Herausgegeben von A. Wangerin. (132 S.) uT 2.*-.
81. Miebaei Faraday, Experlmental-Untersuehungen über Elektricltat
I. u. II. Beihe. (18o2.) Mit 41 Figuren im Text. Herausgegeben von
A J. von Oettingen. (96 S.) uT 1.50.
86. . III. bis V. Reihe. (1833.) Mit 15 Figuren im Text.
Herausgegeben von A. J. von Oettingen. (104 S.) uffl>60.
87. VI. bis VIII. Reihe. (1834.) Mit 48 Figuren im Text
Herausgegeben Ton A. J. von Oettingen. (180 S.) Uff 2.60
93. Leonhard Euler, Drei Abhandlungen fib. Kartenprojection. (1777.)
Herausg. von A. Wanger n. Mit 9 Flg. im Text. (78 S.).. Uff 1.20.
QC
Nr. 96. Sir Isaac Newton^S Optik oder Abhandlung über Spiegelungen,
Brechungen, Beugungen und Farben des Lichts. (1704.) Übersetzt
und herausgegeben von Willi am Abendroth. I. Buch. Mit dem
BildnissTOh Sir Isaac Newton 11. 46 Fig. im Text. (132 S.) Uff 2.40.
> 97. n.> m. Buch. Mit 12 Fig. im Text. (166 S.) M 2.40.
> 99. R. ClansillS, Über die bewegende Kraft der Wärme und die Ge-
setze, weichte sieb daraus für die Wärmelehre selbst ableiten lassen.
(18Ö0.) . Herausgegeben von Max Planck. Mit 4 Figuren im
Text. ^ (65 S.) M —.80.
» 100. 6. Rirchh4>ff(, Abhandlungen über Emission und Absorption :
1. Über die Fraunhofer'schen Linien. (1869.) — 2. Über den
Zusammenhang zwischen Emission und Absorption von Licht und
Wärme. (1859.) — : 3. Über das Yerhältniss zwischen dem Emissions-
vermögen und dem Absorptionsvermögen der Körper für Liebt
und Wärme. (1860 — 1862.) Herausgegeben von MaxPlanck.
Mit dem Bildniss von G. Kirchhoff u. öTextflg. (41 S.) uT 1.— .
» 101. Abhandlungen über mechanische Wärmetheorie i 1. Über
einen Satz der mechanischen Wärmetheorie u.' einige Anwendungen
desselben. (1868.) — 2. Bemerknngüber die Spannung des Wasser-
dampfes bei Temperaturen, die dem Eispunkte nahe sind. (1868.)
^- 3. Über die Spannung des Dampfes von Mischungen aus
Wasser und Schwefelsäure. Herausgegeben von Max Planck
(48 S.) M —.75. • ^
> 102. James Clerk Maxwell, über physikalische Kraftlinien. Heraus-
gegeben von L. Boltzmann. Mit 12 Textfig. (147 S.) Ulf 2.40.
» 106. D'Alembert, Abhandlung über Dynamik, in welcher die Gesetze
des Gleichgewichtes und der Bewegung der Körper auf die kleinst-
• mögliche' Zahl zurückgeführt und in neuer Weise abgeleitet
werden, und in der ein allgemeines Princip zur Auffindung der
Bewegung mehrerer Körper, die in beliebiger Weise aufeinander
wirken,, gegeben wird (1743). Übersetzt und herausgegeben von
Arthur Korn. Mit 4 Tafeln. (210S.) ur3.60.
» 109. Riccardo Felici, Über die mathematische Theorie der electro-
dynamlschen Induction. Übersetzt v. B. Dessau. Heransg. von
E.Wiedemann. (121 S.) UT 1.80.
» 114. Alessandro Yolta, Briefe über thierische Elektricität. (1792.)
Herausg. v. A. J. von Oettingen. (162 S.) M 2.50.
»115. Horace B^n^dicte de Sanssiire, Versuch über die Hygrometrie.
I. Heft. (1783.) Mit einer Tafel und Vignette. Herausgegeben von
A. J. von Oettingen. (168 S.) M 2.60.
» 118. Alessandro Yolta, Untersuchungen über den Galvanismus. (1796
bis 1800.) Herausgegeben von A. J. von Oettingen. (99 S.
M 1.60.
> 119. Horace B6n6dicte de Saassnre, Versuch über die Hygrometrie.
IL Heft. (1783.) Mit zwei Figuren. Heratisgegeben von A. J. von
Oettingen. (170 S.) uiT 2.40.
> 126. John Mayow, Untersuchungen über den Salpeter und den salpet-
rigen Luftgeist, das Brenmen und das Athmen. Herausgegeben
von F. G. Donnan. (66 S.) uiTl.— ;
» 126. Michael Faradaj, Experlmental-Untersuchungen über Elektricität.
(Aus den Philosoph. Transact. f. 1835.) Herausgegeben von A. J.
V. OettingenIX.b. XL Reihe. Mitl6 Figuren i. Text. (104S.)uri.80.
»128. Experimental- Untersuchungen über Elektricität.
(Aus den Philosoph. Transact. f. 1838.) Herausgegeben von A. J.
y. Oettingen. XH. und XIII. Reihe. Mit 29 Figuren im Text.
(133 S.) M %—.
» 131. \ Experimental - Untersuchungen über Elektricität.
(Aus den Philosoph. Transact. f. 1838.) Herausgegeben von A. J.
V. Oettingen. XIV. und XV. Reihe. Mit 2 Figuren Im Text.
(48 S.) M —.80.
Experimental -IJntersuchimgeii
über
Elektricität
von
Michael Faraday.
(Aus den Philosoph. Transact. f. 1838.)
Herausgegeben
von
A. J. Ton Oettingen.
XIV. und XV. Reihe.
Mit zwei Figuren im Text.
-•^ ■
Leipzig
Verlag von Wilhelm Engelmann
1902.
5 ••
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>.
1
6. Experimental-Untersuchungen über Elektricität
von
Michael Faraday.
Vierzehnte Reihe. ^)
(Philosoph. Transact. f. 1838. — Pogg. Ann. Ergänz.-Band I.)
XX. Natur der elektrischen Kraft oder Kräfte.
1667. Die in den drei vorhergehenden Reihen von Ex-
perimental-Untersttchnngen (Klass. Heft 126 und 128) auf-
gestellte und erläuterte Vertheilungstheorie lehrt in Bezug auf
die Natur der elektrischen Kraft oder Kräfte nichts Neues,
sondern bloss in Bezug auf deren Vertheilung (Distribution).
Die Wirkungen können abhängen entweder von einer Ver-
knüpfung Einer elektrischen Flüssigkeit mit den Theilchen der
Körper, wie nach der Theorie von Franklin, Aepinus, Ca-
vendish und MossoUi\ oder von der Verknüpfung zweier elek-
trischen Flüssigkeiten, wie nach der Theorie von Dufay und
Poisson] oder auch von keinem Ding, was eigentlich elektrisches
Fluidum genannt werden kann, sondern von Schwingungen oder
anderen Abänderungen (affecHons) der Materie, in welcher sie
erscheinen. Dergleichen Verschiedenheiten in der Ansicht über
die Natur der Kräfte haben keinen Einfluss auf die Theorie,
und wiewohl diese sich die wichtige Aufgabe gestellt^ anzugeben,
wie die Kräfte geordnet seien (wenigstens bei den Vertheilungs-
erscheinungen), so liefert sie doch, so weit ich bis jetzt sehen
kann, nicht einen einzigen Versuch, welcher als ein ent-
scheidender Beweis der Wahrheit dieser verschiedenen An-
sichten betrachtet werden könnte.
1*
180940
4 M. Faraday. XIV.
1668. Allein die Ermittlung, wie die Kräfte geordnet seien,
die Verfolgung derselben in ihre verschiedenen Beziehungen zu
den Eörpertheilchen, die Bestimmung ihrer allgemeinen Gesetze
und der specifischen Unterschiede, welche bei diesen Gesetzen
vorkommen, ist eben so wichtig, wenn nicht wichtiger als die
Eenntniss, ob die Kräfte in einer Flüssigkeit beruhen oder
nicht; und in der Hoffnung, diese Untersuchung zu unter-
stützen, will ich einige fernere theoretische und experimentelle
Entwicklungen geben von den Umständen, unter welchen, wie
ich annehme, die Körpertheilchen befindlich sind, wenn sie
Vertheilungserscheinungen zeigen.
1669. Die Theorie nimmt an, dass alle Theilchen so-
wohl von isolirenden als leitenden Substanzen, als Ganze,
Leiter sind.
1670. Dass sie in ihrem Normalzustand nicht polar sind,
es aber durch den Einfluss benachbarter geladener Theilchen
werden können, und der Polarzustand in einem Augenblick
entwickelt werden kann, genau wie in einer isolirten leitenden
Masse von vielen Theilchen.
1671. Dass die Theilchen, polarisirt, in einem Zwangs-
zustand befindlich sind, und in ihren normalen oder natürlichen
Zustand zurückzukehren suchen.
1672. Dass sie, da sie, als Ganze, Leiter sind, leicht ge-
laden werden können, entweder massenhaft oder polar [hodüy
or polarly),
1673. Dass Theilchen, welche in der Linie der Ver-
theilungs Wirkung an einander liegen, ihre Polarkräfte mehr
oder weniger leicht einander mittheilen oder auf einander
übertragen können.
1674. Dass in denen, die dieses weniger leicht thun, die
Polarkräfte auf einen höheren Grad steigen, bevor diese Ueber-
tragung oder Mittheilung stattfindet.
1675. Dass die leichte Mittheilung der Kräfte zwischen
angrenzenden Theilchen: Leitung, und die schwierige: Iso-
lation ausmacht, dass Leiter und Isolatoren Körper sind,
deren Theilchen von .Natur die Eigenschaft besitzen, ihre
respectiven Kräfte leicht oder schwierig mitzutheilen, und dass
die Körper in dieser Hinsicht gerade so verschieden sind, wie
in andern natürlichen Eigenschaften.
1676. Dass die gewöhnliche Vertheilung das Resultat
ist der Einwirkung der mit erregter oder freier Elektricität
geladenen Substanz auf isolirende Substanz, und in dieser
Hypothese über Vertheilung. 5
den entgegengesetzten Zustand zn gleichem Betrage zu er-
regen sucht.
1677. Dass die geladene Substanz dies nur vermag durch
Polarisation der dicht angrenzenden Theilchen, welche das-
selbe bei den nächsten bewirken, diese wiederum bei den
folgenden, und dass so die Wirkung fortgepflanzt wird von
dem erregten Körper zu der nächsten leitenden Masse, und
daselbst die entgegengesetzte Kraft sichtbar macht, in Folge
des Effects der Mittheilung, welche in der leitenden Masse
nach der Polarisation der Theilchen [of that hody) hinzutritt
(1675).
1678. Dass Vertheilung deshalb nur durch Isolatoren hin
stattfinden kann; dass Vertheilung Isolation ist, und die noth-
wendige Folge des Zustands der Theilchen und der Art, wie
der Einfluss elektrischer Kräfte quer durch solche isolirende
Media fortgepflanzt oder durchgelassen wird.
1679. Öie Theilchen eines isolirenden Dielektricum, das
unter Vertheilung steht, kann verglichen werden mit einer
Reihe kleiner Magnetnadeln, oder, noch richtiger, mit einer
Reihe kleiner isolirter Conductoren. Wenn der Raum rings
um eine geladene Kugel gefüllt wäre mit einem Gemenge von
einem isolii-enden Dielektricum, wie Terpentinöl oder Luft,
und kleinen kugelförmigen Leitern, wie Schrot, in der Weise,
dass diese etwas von einander abständen um isolirt zu sein, so
würden diese in ihrem Zustand und ihrer Wirkung genau dem
ähneln, was, wie ich glaube, der Zustand und die Wirkung
der Theilchen des isolirenden Dielektricum selbst ist. Wäre
der Körper geladen, so würden alle diese kleinen Leiter polar ;
würde man die Kugel entladen, so würden alle in ihren Normal-
zustand zurückkehren, um bei Wiederladung der Kugel abermals
polarisirt zu werden. Der mittelst Vertheilung quer durch solche
Theilchen in einer entfernten leitenden Masse eiTCgte Zustand
würde von entgegengesetzter Art sein, und im Betrage genau
gleich der Kraft der vertheilenden Kugel. Es würde daselbst
eine Seitenverbreitung der Kraft (1224. 1297) stattfinden, weil
jedes polarisirte Kügelchen in einer thätigen oder Spannungs-
beziehung zu allen ihm benachbarten stände, gerade so wie
ein Magnet auf zwei oder mehre benachbarte Magnetnadeln
wirken kann, und diese wiederum auf eine noch grössere Zahl
jenseits liegende wirken können. Hieraus würden krumme
6 M. Faraday. XIV.
Linien der Vertheilungskraft entstehen, wenn der vertheilte
Körper in solch einem gemischten Dielektricum eine unisolirte
metallische Kugel (1219 etc.) oder andere gehörig geformte
Masse wäre. Solche krummen Linien sind die Folgen zweier
elektrischen Kräfte, so geordnet wie ich es annehme; und dass
die Vertheilungskraft nach solchen krummen Linien gerichtet
werden kann, ist der strengste Beweis des Daseins der beiden
Kräfte und des Polarzustands der dielektrischen Theilchen.
1680. Ich glaube, es ist einleuchtend, dass in dem an-
gegebenen Fall die Wirkung in die Ferne nur aus einer
Wirkung der anliegenden leitenden Theilchen hervorgehen
kann. Kein Grund ist da, warum der vertheilende Körper
entfernte Leiter polarisiren oder afficiren, und die benach-
barten, namentlich die Theilchen des Dielektricums, unafficirt
lassen sollte; alle Thatsachen und Versuche mit leitenden
Massen oder Theilchen von beträchtlicher Grösse widersprechen
einer solchen Voraussetzung.
1681. Ein auffallender Charakter der elektrischen Kraft
ist der, dass sie begrenzt und ausschliessend {limited and
exclusive) ist, und dass die beiden Kräfte immer zu genau
gleichem Betrage vorhanden sind. Die Kräfte sind auf zweierlei
Weisen verknüpft, entweder wie in dem natürlichen, normalen
Zustande eines ungeladenen, is.olirten Leiters, oder wie in
dem geladenen Zustande; der letztere ist ein Fall von Ver-
theilung.
1682. Fälle von Vertheilung sind leicht so geordnet, dass
die beiden Kräfte, als begrenzt in ihrer Richtung, ausserhalb
des angewandten Apparats keine Erscheinungen oder Anzeigen
darbieten. Wenn z. B. eine Leidner Flasche, deren äussere
Belegung etwas höher als die innere ist, geladen wird, und
man darauf die Ladungs-Kugel und Stange entfernt, so zeigen
sich keine elektrischen Erscheinungen, so lange ihre Aussen-
seite abgeleitet ist. Die beiden Kräfte, welche so zu sagen in
den Belegen oder in den benachbarten Theilchen des Dielek-
tricums enthalten sind, sind vermittelst Vertheilung quer durch
das Glas ganz mit einander beschäftigt (engaged)] und eine
Tragekugel (1181) wird, nach Anlegung an die Aussen- oder
Innenseite der Flasche, keine Anzeigen von Elektricität geben. 2)
Wenn man aber die Flasche isolirt, und Ladungs-Kugel und
Stange, im ungeladenen Zustande und hängend an einem iso-
lirten Faden weisser Seide, wieder an ihren Ort bringt, so
wird der über die Flasche hervorragende Theil elektrische
Freie Ladung and gebundene Elektricität. 7
Anzeigen geben und die Tragekugel laden, und zugleich wird
man finden, dass der äussere Beleg der Flasche im entgegen-
gesetzten Zustande ist und auf umgebende Gegenstände ver-
theilend wirkt.
1683. Dies sind einfache Folgen der Theorie. 80 lange
die Ladung des inneren Belegs nur durch das Glas auf den
äusseren Beleg vertheilend wirken kann, und dieser letztere
nicht mehr von entgegengesetzter Kraft, als was jener äqui-
valent war, enthält, kann an der Flasche keine Vertheilung
nach aussen wahrgenommen werden. So wie aber der innere
Beleg durch den Stab und die Kugel so erweitert wird, dass
er durch die Luft auf äussere Gegenstände vertheilend wirken
kann, sinkt die Spannung der polarisirten Glastheilchen, ver-
möge ihrer Neigung in den Normalzustand zurückzukehren,
ein wenig, und ein Theil der Ladung, der zu der Oberfläche
dieses neuen Theils des innem Conductors übergeht, wirkt
vertheilend durch die Luft auf ferne Gegenstände, während
zugleich ein zuvor nach innen gerichteter Theil der Kraft in
dem äusseren Belege in Freiheit gesetzt wird; und, nun ge-
zwungen durch die Luft hin nach aussen vertheilend zu wirken,
in diesem äusseren Beleg dasjenige erzeugt, was man, ich
glaube sehr ungeeignet, freie Ladung genannt hat. Eine
kleine Leidner Flasche, der man die unter dem Namen des
elektrischen Bmnnens bekannte Gestalt gegeben, wird diese
Wirkung sehr vollständig erläutern.
1684. Die Ausdrücke: freie Ladung und gebundene
Elektricität [dissimuliüed elecirmty) führen daher zu irrigen
Begriffen, wenn damit irgend ein Unterschied in der Art oder
Weise der Wirkung bezeichnet sein soll. Die Ladung auf
einem isolirten Leiter in der Mitte eines Zimmers steht zu
den Wänden dieses Zimmers in derselben Beziehung, wie die
Ladung auf dem innern Belege einer Leidner Flasche zu dem
äusseren Belege derselben Flasche. Die eine ist nicht freier
oder gebundener als die andere, und wenn wir zuweilen
Elektricität hervorrufen, wo sie früher nicht nachzuweisen
war, wie auf der Aussenseite einer geladenen Flasche; wenn
wir, nach deren Isolirung, die innere Belegung berühren,
so geschieht dies nur, weil wir mehr oder weniger von der
Vertheilungskraft aus der einen Eichtung in die andere lenken;
denn unter solchen Umständen wird in dem Charakter oder der
Wirkung der Kraft nicht die geringste Veränderung bewirkt. 3}
8 M. Faradäy. XIV.
1685. Nach dieser allgemeinen theoretischen Ansicht will
ich nun zu besonderen Punkten in Betreff der Natur der an-
genommenen elektrischen Polarität der Theilchen des isolirenden
Dielektricums übergehen.
1686. Der Polarzustand bei der gewöhnlichen Vertheilnng
kann betrachtet werden als ein Zwangszustand, aus dem die
Theilchen in ihren Normalzustand zurückzukehren suchen.
Durch gegenseitige Näherung des vertheilenden und vertheilten
Körpers oder durch andere Umstände kann er wahrscheinlich
zu einem hohen Grad gesteigert werden, und die Phänomene
der Elekti-olysirung (861. 1652. 1706) scheinen anzudeuten,
dass das Verhältniss der Kraft, die so in einem einzigen
Theilchen angehäuft werden kann, ungeheuer ist. In Zukunft
mögen wir im Stande sein, Corpuscularkräffce wie die der
Schwere, Cohäsion, Elektricität und chemischen Verwandtschaft
mit einander zu vergleichen und auf diese oder andere Weise
ihre relativen Aequivalente aus ihren Effecten abzuleiten; für
jetzt vermögen wir es nicht; allein es scheint keinem Zweifel
zu unterliegen, dass ihre elektrischen Kräfte, die zugleich
ihre chemischen sind (891. 918) bei weitem die mächtigsten
sind.
1687. Die durch die Polarisation entwickelten Kräfte be-
trachte ich nicht als beschränkt auf zwei besondere als Pole
einer Axe anzusehende Punkte oder Stellen der Oberfläche
eines jeden Theilchens, sondern als verweilend auf grossen
Stücken dieser Oberfläche, wie es der Fall ist auf der Ober-
fläche eines in den Polarzuetand versetzten Leiters von be-
deutender Grösse. Allein es ist sehr wahrscheinlich, dass,
ungeachtet der specifischen Unterschiede, welche die Theil-
chen verschiedener Körper in dieser Beziehung darbieten, die
obwohl in Menge gleichen Kräfte nicht gleichmässig vertheilt
sind; auch andere Umstände, wie Form und Qualität, geben
jedem eine besondere Polar-Relation. Vielleicht sind es der-
gleiehen Unterschiede, denen wir die specifischen Wirkungen
verschiedener Dielektrica in Bezug auf Entladung zuschreiben
müssen (1394. 1508). So zeigen Sauerstoff- und Stickgas
sonderbare Contraste, wenn Funken- oder Büschelentladungen
in ihnen hervorgerufen werden (siehe die Tafel in 1518);
denn im Stickgas, wenn die kleine negative oder die grosse
positive Kugel vertheilend gemacht worden, entsprechen die
Erscheinungen denen, welche im Sauerstoff stattfinden, wenn
^ie klein© positive oder die grosse negative vertheilend ist.
Leitvermögen in verschiedenen Richtungen. 9
1688. In starren Körpern, wie Glas, Schellack, Schwefel u. s.w.
scheinen die Theilchen nach allen Richtungen polarisirt werden
zn können, denn wenn man eine solche Masse auf ihre Ver-
theilungsfähigkeit nach drei oder mehreren Richtungen unter-
sucht (1690), findet man keine Unterschiede. Da nun die
Theilchen in der Masse befestigt sind, und die Yertheilung
durch sie ihre Richtung ändern muss mit einer Aenderung
gegen die Masse, so zeigen die constanten Effecte, dass sie
sich in jeder Richtung elektrisch polarisiren können. Dies
stimmt zu der schon gefassten Ansicht, dass jedes Theilchen
als Ganzes ein Leiter ist (1669), und hilft, als eine experi-
mentelle Thatsache, diese Ansicht unterstützen.
1689. Wiewohl indess die Theilchen sich unter dem
Einfluss von Kräften, die vermuthlich äusserst energisch sind
(1686), nach jeder Richtung polarisiren können, so folgt doch
nicht, dass nicht jedes Theilchen sich in einer Richtung mehr
als in einer andern bis zu höherem Grade oder mit grösserer
Leichtigkeit polarisiren könnte, oder dass nicht verschieden-
artige Theilchen in dieser Beziehung specifische Unterschiede
darbieten könnten, wie sie Unterschiede in Leitvermögen und
anderen Fähigkeiten besitzen (1296. 1326. 1395). Ich suchte
ängstlich nach einer Relation dieser Art, und wählte deshalb
zum Experiment krystallisirte Körper, weil sie alle ihre Theil-
chen in symmetrischer Lage haben, und daher am besten
geeignet sind, ein Resultat anzuzeigen, welches von einer
Veränderung der Richtung der Kräfte mit der Richtung der
Theilchen, in denen sie entwickelt werden, abhängen könnte.
Besonders trieben mich die elektrischen Eigenschaften des
Turmalins und Boracits zu dieser Untersuchung an, und
ich hoffte auch eine Beziehung zwischen der elekti-ischen
Polarität und der der Krystallisation oder gar zu der Cohäsion
selbst (1316) zu entdecken. Allein meine Versuche haben
keinen Zusammenhang der gesuchten Art nachweisen können.
Da ich es indess für gleich wichtig halte, zu zeigen, dass es
eine solche Beziehung gebe oder keine, so werde ich meine
Resultate kurz beschreiben.
1690. Die Form des Experiments war folgende. Eine
Messingkugel von 0,73 Zoll Durchmesser, befestigt an dem
Ende eines horizontalen Messingstabs, der am Ende eines
Messingcylinders sass, war mittelst des letzteren vollkommen
metallisch verbunden mit einer grossen Leidner Batterie (291),
in der Absicht, sie durch die Verbindung mit der geladenen
10
M. Faraday. XIV.
Batterie jedesmal eine halbe Stnnde lang in einem sehr nahe
gleichförmigen elektrischen Znstande zu erhalten. Diese Kngel
war die vertheilende. Die vertheilte Kugel war die Trage-
kugel des Torsions-Elektrometer (1229. 1314); und das Di-
elektricnm zwischen beiden war ein Würfel, so geschnitten aus
einem Krystall, dass zwei seiner Seiten parallel der optischen
Axe, und die vier anderen senkrecht auf ihr waren. 4) Ein
Stückchen Schellack war angebracht auf der vertheilenden
Kugel, gegenüber der Stelle, wo sie an dem Messingstab be-
festigt war, um einen wirklichen Contact zwischen der Kugel
und dem Krystall zu verhindern. Auch die Tragekugel war
auf der dem Würfel zugewandten Seite, die zugleich, wenn
die Kugel in dem Elektrometer ihre Stelle einnahm, die fernste
Fig. 1.
von der abgestossenen Kugel war, mit einer Lage Schellack
bekleidet. Der Würfel war mit einer dünnen Lage von in
Alkohol gelöstem Schellack überzogen, um die Ablagerung
von Feuchtigkeit aus der Luft auf seine Oberfläche zu ver-
hüten; und er lag auf einer kleinen Tafel Schellack, die von
einer Schellackstange getragen ward ; letztere war stark genug,
um den Würfel zu tragen, doch aber auch, vermöge ihrer
Länge, so biegsam, um zu federn, und den Würfel gegen das
Schellack der vertheilenden Kugel zu drücken (siehe Fig. 1).
1691. Auf diese Weise war es leicht, die vertheilte
Kugel immer in denselben Abstand von der vertheilenden zu
bringen, sie daselbst zu unisoliren und wieder zu isoliren, und
dann, nach Messung der Kraft im Elektrometer (1181), behufs
einer zweiten Beobachtung, an ihren Ort, der vertheilenden
^
Polarisirnng von Erystallen. 11
Kugel gegenüber, znrttekznftthren. Auch konnte man leicht
durch Drehung des Gestells, welches den Würfel trug, vier
seiner Seiten folgweise gegen die vertheilende Kugel bringen
und die Kraft für die Fälle beobachten, dass die Linien
der Vertheilungswirkung (1304) entweder mit der Richtung
der optischen Axe des Krystalls zusammenfielen oder winkel-
recht auf ihr waren. Gewöhnlich wurden an den vier Seiten-
flächen des Würfels 20 bis 28 Beobachtungen hintereinander
gemacht und aus ihnen das Mittel genommen, und dieses
mit ähnlichen zu anderen Zeiten erhaltenen Mittelwerthen
verglichen, alles mit jeder Sorgfalt, um genaue Resultate zu
erlangen.
1692. Zunächst wurde ein Würfel von Bergkrystall an-
gewandt; er hielt 0,7 Zoll in Seite. Das Mittel aus nicht
weniger als 197 Beobachtungen gab, mit einem merkwürdigen
und Constanten Unterschied, 100 für die specifische Vertheilungs-
Fähigkeit in Richtung der optischen Axe des Würfels, dagegen
93,59 und 93,31 für die in den beiden darauf winkelrechten
Richtungen.
1693. Allein mit einem zweiten Würfel von Bergkrystall
wurden keine entsprechenden Resultate erhalten. Er hielt
0,77 Zoll in Seite. Das Mittel aus vielen Versuchen gab 100
für die specifische Vertheilungsfähigkeit in Richtung der op-
tischen Axe, und 98,6 und 99,92 für die in den beiden an-
deren Richtungen.
1694. Lord Ashiey, welchen ich immer zur Beförderung
der Wissenschaft geneigt fand, lieh mir zum Behufe dieser
Untersuchung drei Ihre Durchlaucht der Herzogin vonSuther-
land gehörige Kugeln von Bergkrystall. Zwei derselben hatten
so feine Risse, dass sie für diese Versuche unbrauchbar waren
(1193. 1698); die dritte, die viel besser war, gab mir keine
Anzeige von irgend einem Unterschied der Vertheilungskraft
in verschiedenen Richtungen.
1695. Hierauf wandte ich Würfel von Kalkspath an.
Einer, der 0,5 Zoll im Durchmesser hielt, gab 100 für die
Axenrichtung, und 98,66 und 95,74 für die beiden Quer-
richtungen. Der andere, 0,8 Zoll in Seite, gab 100 für
die Axenrichtung und 101,73 und 101,86 für die Quer-
richtungen.
1696. Ausser diesen Unterschieden zeigten sich andere,
die anzuführen ich indess nicht für nützlich halte, da sich der
Hauptpunkt nicht bestätigt fand. Denn wiewohl die Experi-
12 M. Faraday. XIV.
mente mit dem ersten Würfel grosse Erwartungen erregten, so
wurden sie doch nicht durch die mit den übrigen verall-
gemeinert. Ich halte die Resultate mit jenem Würfel nicht
für zweifelhaft, kann sie aber nicht der Krystallisation zu-
schreiben. Es sind in dem Würfel schwach gefärbte Schichten
parallel der optischen Axe vorhanden, und der Farbstoff der-
selben mag einigen Einfluss haben; allein dann sind auch die
Schichten nahe parallel einer der Querrichtungen, und, wenn
sie überhaupt von Einfluss wären, müssten sie auch in dieser
Richtung einige Wirkung zeigen, was sie indess nicht thun.
1697. Bei einigen Versuchen zeigte die eine Hälfte oder
ein Theil des Würfels eine üeberlegenheit über einen andern
Theil, und dies konnte ich nicht einer von den verschiedenen
Theilen erhaltenen Ladung zuschreiben. Es fand sich indess,
dass das Ueberfimissen des Würfels hinreichend war, sie von
der Annahme einer Ladung abzuhalten, ausgenommen (in
wenigen Versuchen) einen geringen Grad vom negativen Zu-
stand oder dem entgegengesetzten der vertheilenden Kugel
(1564. 1566).
1698. So weit ich sehen konnte, war übrigens das Iso-
lationsvermögen der angewandten Würfel vollkommen, oder
wenigstens so vollkommen, dass es einen Vergleich mit Schellack,
Glas, u. s. w. ertrug. Betreffend die Ursache der Unterschiede,
so kann es deren, ausser der regelmässigen Erystallstructur,
mehre geben. So können kleine, dem Auge unwahrnehmbare
Risse in dem Eaystall so angeordnet sein, dass sie einen merk-
lichen elektrischen Unterschied bewirken (1193). Auch kann
die Krystallisation unregelmässig, oder die Substanz nicht ganz
rein sein; und wenn man erwägt, welch geringe Menge einer
Substanz das Leitvermögen des Wassers schon bedeutend ab-
ändert, so wird es nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass
ein wenig einer durch das Ganze oder einen Theil des Würfels
zerstreuten fremdartigen Substanz, Wirkungen hervorbringt, die
hinreichend sind, alle beobachteten Unregelmässigkeiten zu
erklären.
1699. Eine wichtige Frage in Betreff der elektrischen
Polarität der Theilchen eines isolirenden Dielektricums ist:
ob es die Moleküle oder die Bestandtheile oder Ur-Theile seien
{component or ultimate particles), welche die Rolle von isolirten,
leitenden, sich polarisirenden Portionen spielen (1669).
Polarisirang innerhalb der Moleküle. 13
1700. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass es die Mole-
küle der Substanz sind, welche sich als Ganze polarisiren (1347),
und dass, wie verwickelt auch die Zusammensetzung eines
Körpers sein mag, alle die Theilchen oder Atome, welche durch
chemische Verwandtschaft zur Bildung Eines Moleküls dieses
Körpers zusammengehalten werden, bei Hervorrufung von Ver-
theilnngsphänomenen oder Polarisationen in diesem Körper als
eine leitende Masse öder Portion wirken.
1701. Dieser Schluss gründet sich auf mehre Betrachtungen.
So giebt es einige Körper , wie Schwefel , Phosphor , Chlor,
Jod u. s. w., deren Theilchen isoliren, und sich deshalb in
hohem Grade polarisiren, wogegen andere, wie Metalle, kaum
eine Anzeige von diesem Vermögen liefern (1328), indem ihre
Theilchen frei von einem zum andern leiten. Dennoch bilden
sie, wenn sie Verbindungen eingehen, Substanzen, die an-
scheinend in dieser Hinsicht keine Beziehung zu ihren Ele-
menten haben, denn Wasser, Schwefelsäure und dergleichen
aus isolirenden Elementen gebildete Verbindungen leiten ver-
gleichend leicht, während Bleioxyd, Flintglas, borsaures Blei-
oxyd und andere metallische Verbindungen, die sehr bedeutende
Antheile von leitenden Substanzen enthalten, ausserordentlich
gut isoliren. In Bleioxyd zum Beispiel nehme ich an, dass bei
dem Acte der Vertheilung die Sauerstoff- und die Bleitheilchen
sich nicht getrennt polarisiren, sondern die Moleküle des Blei-
oxyds diese Polarisation erleiden, indem alle Elemente eines
Theilchens des Körpers durch die Bande der chemischen
Verwandtschaft, welche nur ein anderer Ausdmck [term) für
elektrische Kraft (918) ist, als Theile (parts) Eines leitenden
Individuums zusammengehalten werden.
1702. Bei Körpern, welche JElektrolyte sind, haben wir
noch ferneren Grund an einen solchen Zustand der Dinge zu
glauben. Wenn z. B. Wasser, Chlorzinn, Jodblei u. s. w. im
starren Zustand zwischen den Elektroden der FoZto'schen
Batterie befindlich sind, so polarisiren sich ihre Theilchen, wie
es die irgend eines andern Dielektricums thun (1164); wenn
aber diese Substanzen in den flüssigen Zustand versetzt sind,
so halbiren sich die polarisirten Theilchen; die beiden Hälften,
deren jede im Zustand hoher Ladung ist, wandern auswärts,
bis sie andere Theilchen im entgegengesetzten und gleichfalls
geladenen Zustand antreffen, mit denen sie sich unter Neutrali-
sation ihrer chemischen, d. i. elektrischen, Kräfte verbinden,
und wiederum zusammengesetzte Theilchen bilden; die sich
14 M. Faraday. XIV.
abermals als Ganze polarisiren und abermals zur Wiederholung
derselben Reihe von Wirkungen (1347) halbiren können.
1703. Wiewohl aber elekti-olytische Theilchen sich als
Ganze polarisiren, so ist doch einleuchtend, dass es nicht ganz
gleichgültig ist, wie sich die Theilchen polarisiren (1689);
denn, wenn sie frei beweglich sind (380 etc.), werden die
Polaritäten zuletzt in Bezug auf die Elemente vertheilt [distri-
buted), und Kraftsummen, die den Polaritäten äquivalent und
in dem Betrag sehr bestimmt sind, trennen sich gleichsam
von einander, und wandern auswärts mit den elementaren
Theilchen. Und wiewohl ich nicht behaupte zu wissen, was ein
Atom sei, oder wie es mit elektrischer Kraft vergesellschaftet
oder begabt sei, oder wie diese Kraft in Fällen von Verbindung
und Zersetzung angeordnet sei, so hoffe ich doch, dass mein
starker Glaube an die elektrische Polarität der unter Vertheilung
stehenden Theilchen, und die damit verknüpfte Ansicht von den
Effecten der Vertheilung, sei es der gewöhnlichen oder der
elektrolytischen, mich für einige hypothetische Betrachtungen
entschuldigen werde.
1704. Bei der Elektrolysirung scheint es, dass die polari-
sirten Theilchen (wegen der allmählichen Aenderung, welche in
die chemischen, d. h. elektrischen Kräfte ihrer Elemente (918)
eingeführt \induced] worden ist) eher zerfallen (divide), als ohne
Zerfällung {division. 1348) sich aufeinander entladen; denn
wenn man ihre Zerfällung, d. h. ihre Zersetzung und Wieder-
zusammensetzung, dadurch verhindert, dass man ihnen den
starren Zustand giebt, so isoliren sie vielleicht eine hundert
Mal intensivere Elektricität, als zu ihrer Elektrolysirung noth-
wendig ist (419). Hienach scheint zur directen Leitung in
solchen Körpern eine weit höhere Spannung erforderlich zu
sein als zu ihrer Zersetzung (419. 1164. 1344).
1705. Die merkwürdige Hemmung der elektrolytischen
Leitung durch Gestarrung (380. 1358) stimmt ganz überein
mit diesen Ansichten über die Abhängigkeit dieses Processes
von der Polarität, welche allen unter Vertheilung stehenden
isolirenden Substanzen gemein ist, bei Elektrolyten aber von
so eigenthümlichen elektro-chemischen Besultaten begleitet wird.
So lässt sich erwarten, dass der erste Effect der Vertheilung
in einer solchen Polarisation und Anordnung der Wasser-
theilchen bestehe, dass der positive oder Wasserstoff-Pol eines
jeden von der positiven Elektrode ab- und der negativen
Elektrode zugewandt werde, der negative oder Sauerstoff-Pol
Molekularer Vorgang der Elektrolyse. 15
dagegen die umgekehrte Richtung erhalte, und dass, wenn der
Sauerstoff oder Wasserstoff eines Wassertheilchens sich getrennt,
und, zu andern Wasserstoff- und Sauerstofftheilchen übergehend,
sich mit diel&en verbunden haben, die so gebildeten neuen
Wassertheilchen nicht die zu ihrer erfolgreichen elektrolytischen
Polarisation erforderliche Stellung annehmen können, bevor sie
sich nicht umgedreht haben. Die Gestarrung, indem sie die
Wassertheilchen festhält, und sie hindert, jene so wesentliche
vorläufige Stellung einzunehmen, verhindert auch ihre Elektro-
lyse, und da so die Uebertragung der Kräfte in dieser Weise
verhindert ist (1347. 1703), wirkt die Substanz als ein ge-
wöhnliches isolirendes Dielektricum (denn es ist aus früheren
Versuchen (419. 1704) einleuchtend, dass die Isolations-
Spannung höher ist als die elektrolytische Spannung). Die
Vertheilung durch sie hin steigt zu einem höheren Grad, und
der Polarzustand der Moleküle als Ganze, obgleich sehr erhöht,
ist doch wohl gesichert.
1706. Wenn eine Zersetzung in einem flüssigen Elektrolyte
stattfindet, setze ich nicht voraus, dass alle in dem nämlichen
Querschnitt (1634) befindlichen Moleküle auf einmal zerfallen
und ihre elektrisirten Theilchen oder Elemente fortlassen
(transfer). Wahrscheinlich häuft sich für diesen Querschnitt
die Entladungskraft auf ein oder ein paar Theilchen,
welche, sich zersetzend, wandernd und wieder verbindend, das
Gleichgewicht der Kräfte wiederherstellen, fast wie bei einer
zeiTcissenden Funkenentladung (1406); denn so wie diejenigen
Moleküle, welche aus Theilchen entspringen, die eben über-
tragene Kraft besitzen [which have jvst transferred power)*}^
durch ihre Lage (1705) in weniger günstigen Umständen sind
als andere, so muss es auch einige geben, die am günstigsten
gelagert sind, und diese, zuerst nachgebend, schwächen zur
Zeit die Spannung, und bewirken Entladung.
1707. In früheren Untersuchungen über die Wirkung der
Elektricität (821. etc.) wurde an mehren genügenden Fällen
gezeigt, dass die Menge der vorwärts geführten elektrischen
Kraft in einem festen Verhältnisse stehe zu einer gegebenen
Menge von Substanz, die sich als Anion oder Kation in der
*) Soll wohl heissen: die eben gebildeten Moleküle, — die
(nach 170Ö) noch verkehrt liegen. (P.)
16 M. Faraday. XIV.
elektrolytischen Wirkungslinie vorwärts bewegt; und es war
starker Grund zu glauben, dass jedes Stofftheilchen {then dealt
with) verknüpft ist mit einem festen Betrage von elektrischer
Kraft, welcher die Stärke seiner chemischen Verwandtschaft
ausmacht, indem die chemischen Aequivalente und die elektro-
chemischen Aequivalente eins und dasselbe sind (836). Es fand
sich auch mit wenigen, und, wie ich jetzt wohl sagen kann,
keinen Ausnahmen (1341), dass nur diejenigen Verbindungen,
welche Elemente im Verhältnisse wie eins zu eins [in Single
proportions) enthalten, die Charaktere und Phänomene der
Elektrolyte (697) zeigen; und Oxyde, Choride und andere
Körper, welche mehr als eine Proportion des elektro-negativen
Elements (auf eine Portion des elektro-positiven [P]) ent-
halten, der Zersetzung unter dem Einfiuss des elektrischen
Stroms widerstehen, s)
1708. Wahrscheinliche Gründe für diese Bedingungen und
Beschränkungen entspringen aus der Molekulartheorie der Ver-
theilung. Wenn z. B. ein flüssiges Dielektricum, wie Zinn-
chlorür, aus Molekülen besteht, deren jedes aus Einem Partikel
von jedem Element zusammengesetzt ist, so kann, da diese
durch ihre Trennung äquivalente entgegengesetzte Kräfte in
entgegengesetzten Richtungen fortzufahren vermögen, sowohl
Zersetzung als üebertragung erfolgen. Wenn aber die Mole-
küle, wie im Zinnchlorid, aus einem Theilchen oder Atom des
einen Elements und aus zwei des anderen bestehen, dann ist
die Einfachheit, mit welcher die Theilchen vorausgesetzter-
maassen angeordnet sind und wirken, zerstört. Und wiewohl
sich denken lässt, dass, wenn die Moleküle des Zinnchlorids
vermöge der Vertheilung durch sie hin als Ganze polarisirt
sind, die positive Polarkraft auf das eine Theilchen Zinn, und
die negative Kraft auf die beiden Theilchen Chlor angehäuft
werde, und dass diese respective rechts und links fortwandern,
um sich mit andern zwei Atomen Chlor und einem von Zinn
zu verbinden, analog mit dem Vorgange bei Verbindungen aus
einzelnen Theilchen, so ist dies doch nicht ganz so einleuchtend
und wahrscheinlich. Denn wenn ein Zinntheilchen sich mit
zwei Chlortheilchen verbindet, so ist es schwierig zu denken,
dass nicht in dem entstandenen Moleküle etwas einer festen
Lage Analoges in der Relation der drei Theilchen vorhanden
sein sollte, das Eine Metalltheilchen vielleicht symmetrisch
gegen die beiden Chlortheilchen liegen sollte; und es ist
nicht schwierig einzusehen, dass solche Theilchen nicht die
Ob Magnetismus Femwirkung sei. 17
zugleich von ihrer Polarität und der Verwandtschaft ihrer Ele-
mente abhängende Lage annehmen können, welche der erste
Schritt in dem Process der Elektrolysirung zu sein scheint^)
(1345. 1705).
XXI. Beziehung zwischen elektrischen und
magnetischen Kräften.')
1709. Ich habe bereits einige Speculationen gemacht in
Betreff der Beziehung des Magnetismus, der Querkraft des
Stroms, zu der divergirenden oder transversalen Kraft der der
statischen Elektricität angehörenden Linien der Vertheilungs-
Wirkung (1658. etc.).
1710. Bei fernerem Nachdenken tlber diesen Gegenstand
erschien es mir von der äussersten Wichtigkeit, wo möglich
zu ermitteln, ob die Seitenwirkung, welche wir Magnetismus
oder zuweilen Vertheilung elektrischer Ströme nennen (26.
1048 etc.) durch Vermittlung intermediärer Theilchen in
die Feme wirke, analog wie bei der Vertheilung der statischen
Elektricität, oder den mannigfaltigen von dieser Vertheilung ab-
hängigen Erscheinungen, wie Leitung, Entladung u. s. w. ; oder
ob ihre Wirkung in die Feme ganz unabhängig sei von solchen
intermediären Theilchen (1662).
1711. Ich befestigte zwei Drahtgewinde mit Eisenkernen
darin, End gegen End gerichtet, doch mit einem Zwischenraum
von sieben Viertelzoll, in den das Ende oder der Pol eines
Magnetstabs gebracht wurde. Bei Bewegung dieses Magnetpols
von dem einen Kern zum andern musste offenbar in beiden
Drahtgewinden ein Strom entstehen, in dem einen wegen
Schwächung, und in dem andern wegen Verstärkung des in
den respectiven Kernen von weichem Eisen erregten [indticed)
Magnetismus. Die Drahtgewinde waren mit einander und mit
einem Galvanometer verbunden, so, dass diese beiden Ströme
gleiche Richtungen hatten und durch vereinte Kraft die Nadel
des Instruments ablenken mussten. Diese ganze Vomchtung
war so wirksam und empfindlich, dass es hinreichte, den
Magnetpol zwei bis drei Mal in den zum Schwingen der Gal-
vanometernadel erforderlichen Zeiten um einen Achtelzoll hin
und her zu führen, um diese Nadel in beträchtliche Schwin-
gungen zu versetzen, und damit die Folgen der verstärkten
Einwirkung des Magnets auf den einen Kern und Schrauben-
0stwald*s Klassiker. 131. 2
18 M. Faraday. XIV.
draht, und des verminderten auf den andern leicht nach-
zuweisen.
1712. Nun wurden, ohne die Abstände des Magnets von
den Eisenkernen A und B zu ändern, Platten verschiedener
Natur dazwischen gebracht. So z. B. war zwischen dem Magnet-
pol und dem Kern A eine Schellack tafel eingeschoben, während
die Nadel einen Hingang machte, blieb dann herausgezogen,
während diese zurückkehrte, wurde nun eine gleiche Zeit
wieder dazwischen gehalten, abermals auf eben so lange
entfernt, und so fort auf acht bis neun Mal; allein es war
nicht die geringste Einwirkung auf die Nadel bemerkbar.
In anderen Fällen wurde die Platte abwechselnd während
einer Periode zwischen dem Magnetpol und A^ und während
der folgenden zwischen diesem Pol und B gehalten, und so
fort; allein ebenfalls ohne Wu'kung auf die Nadel.
1718. Zu diesen Versuchen wurden angewandt Schellack
in Tafeln von 0,9 Zoll Dicke, Schwefel in einer Tafel von
0,9 Zoll Dicke, und Kujpfer in einer Platte von 0,7 Zoll Dicke,
alles ohne irgend einen Erfolg. Daraus schliesse ich, dass
Körper, die durch die Extreme von Leitungs- und Isolations-
vermögen in Gontrast stehen und einander so stark entgegen-
gesetzt sind, wie Metalle, Luft und Schwefel, keine Verschieden-
heit in Bezug auf die magnetischen Kräfte zeigen, wenn sie,
wenigstens unter den beschriebenen Umständen, in deren Ver-
theilungslinien gebracht werden.
1714. Mit einer Eisenplatte und selbst einem kleinen
Eisenstück, wie der Kopf eines Nagels, war der Effect ein
ganz anderer. Dann zeigte das Galvanometer sogleich seine
Empfindlichkeit, und die ganze Vorrichtung ihre Vollkommenheit.
1715. Ich lichtete die Sache so ein, dass eine Kupfer-
platte von 0,2 Zoll Dicke und 10 Zoll Durchmesser mit ihrem
Rande zwischen dem Magnet und dem Eisenkern war, liess
sie dann für Perioden, wie sie zum Schwingen der Nadel
erforderlich waren, abwechselnd rotiren und stillstehen; allein
dies hatte nicht die geringste Wirkung auf das Galvanometer.
1716. In gleicherweise wurde eine 0,6 Zoll dicke Schellack-
platte angewandt, doch ebenfalls ohne Erfolg, sie mochte rotu*en
oder nicht.
1717. Zuweilen liess ich die Rotationsebene die magnetische
Curve rechtwinklig schneiden, zuweilen so schief wie möglich;
bei einigen Versuchen änderte ich auch die Rotationsrichtung,
doch alles ohne Erfolg.
Yermittelang eingeschobener Substanzen erforscht. 19
1718. Ich entferate nun die Schraubendrähte mit ihren
Eisenkernen und ersetzte sie durch zwei auf Pappe gewundene
flache Spiralen, jede von 42 Fuss beseidetem Kupferdraht,
ohne Einschluss von Eisen. Sonst war die Vorrichtung wie
früher und auch äusserst empfindlich, denn eine sehr geringe
Bewegung des Magnets zwischen den Spiralen bewirkte eine
starke Schwingung der Magnetnadel.
1719. Die Einschiebung von Schellack-, Schwefel- oder
Kupferplatten zwischen den Magnet und diese Spiralen (1713)
bewirkte nicht das Mindeste, die Platten mochten ruhen oder
rasch rotiren (1715). So war denn hier kein Zeichen vom
Einfluss intermediärer Theilchen zu erlangen (1710).
1720. Nun wurde der Magnet entfernt und durch eine
flache Spirale ersetzt, die den beiden ersten entsprach und mit
ihnen parallel war. Die mittlere Spirale war so eingerichtet,
dass ein Volta' &c,hev Strom nach Belieben durch sie gesandt
werden konnte. Das frühere Galvanometer wurde entfernt
und durch eins mit doppeltem Drahte winde ersetzt, eine der
Seitenspii'alen mit dem einen Gewinde, und die andere mit dem
zweiten verknüpft, in solcher Weise, dass, wenn durch die
mittlere Spirale ein Fo/to'scher Sti'om geleitet ward, er durch
seine vertheilende Wirkung (26) in den Seitenspiralen Ströme
erregen musste, die in den Gewinden des Galvanometers ent-
gegengesetzte Richtung hatten. Durch Ajustirung der Abstände
konnten die inducirten Ströme einander gleich gemacht werden,
so dass sie, ungeachtet ihrer häufigen Erregung, die Galvano-
meternadel in Ruhe lassen mussten. Die mittlere Spirale will
ich C nennen, die beiden äusseren Ä und B,
1721. Zwischen die Spiralen C und 5, deren Abstand
ungeändert blieb, wurde eine Kupferplatte von 0,7 Zoll Dicke
und 6 Zoll im Geviert eingeschoben, dann durch C der Strom
einer Batterie von 24 Paaren vierzölliger Platten geleitet, und
in Perioden unterbrochen, die eine Wirkung auf das Galvano-
meter hervorbringen mussten (1712), wenn in der Wirkung
von G auf Ä oder B irgend ein Unterschied war. Ungeachtet
sich Luft in dem einen Zwischenräume, und Kupfer in dem
andern befand, war doch die Wirkung auf beide Spiralen
genau gleich, wie wenn Luft beide Zwischenräume ein-
genommen hätte. Trotz der Leichtigkeit, mit welcher sich
inducirte Ströme in der dicken Kupferplatte zu bilden ver-
mögen, hatte also doch die mittlere Spirale G genau so auf
2*
20 M. Faraday.. XIV.
die äussere gewirkt, wie wenn kein Leiter^ wie Kupfer, vor-
handen gewesen wäre.
1722. Jetzt ward die Kupferplatte durch eine Schwefelplatte
von 0,9 Zoll Dicke ersetzt; allein das Resultat war dasselbe,
keine Wirkung auf das Galvanometer.
1723. Es scheint demnach, dass, wenn ein FoZto^scher
Strom, in einem Draht, seine vertheilende Wirkung ausübt,
um, je nachdem er anfängt oder aufhört, in einem benach-
barten Draht einen entgegengesetzt oder gleich gerichteten
Strom hervorzurufen, es nicht den geringsten Unterschied
macht, ob der Zwischenraum von isolirenden Körpern, wie
Luft, Schwefel oder Schellack, oder von leitenden Körpern^
wie Kupfer und andere nicht magnetische Metalle, einge-
nommen ist.
1724. Einen entsprechenden Eflfect erhielt ich mit denselben
Kräften, wenn sie in einem Magnet residiren. Eine einzelne
flache Spirale (1718) wurde verbunden mit einem Galvanometer,
und ein Magnetpol ihr nahe gestellt. Wenn dann die Magnet-
nadel zu und von der Spirale, oder diese zu und von dem
Magnet bewegt wurde, entstanden Ströme, die durch das
Galvanometer angezeigt wurden.
1725. Die dicke Kupferplatte (1721) wurde nun zwischen
den Magnetpol und die Spirale eingeschoben ; dessenungeachtet
ergaben sich, als ersterer hin und her bewegt wurde, genau
dieselben Effecte in Richtung und Betrag, wie wenn das Kupfer
nicht vorhanden gewesen wäre. Auch bei Einschiebung einer
Schwefelplatte konnte nicht der geringste Einfluss auf die durch
Bewegung des Magnets oder der Spirale erregten Ströme be-
merkt werden.
1726. Diese Resultate, nebst vielen andern, die ich zu
beschreiben nicht für nützlich halte, wüi*den zu dem Schluss
führen, dass (zu urtheilen nach dem Betrag der Wirkung, die
durch die Querkräfte, d. h. magnetischen Kräfte des Stroms,
in die Feme ausgeübt wurden) die zwischenliegende Substanz
und folglich die zwischenliegenden Theilchen nichts mit den
Erscheinungen zu thun haben; oder in andern Worten, dass,
obwohl die Vertheilungskraft der statischen Elektricität, ver-
möge der Wirkung intermediärer Theilchen (1164. 1166), in
die Ferne geführt wird, doch die transversale Vertheilungskraft
der Ströme, welche auch in die Ferne wirken kann, nicht
auf solche Weise durch intermediäre Theilchen fortgepflanzt
[transmitted) wird.
^
Uebertragaog magnetischer Kräfte. 21
1727. Es ist jedoch sehr einleuchtend, dass dieser 8chlnss
nicht als bewiesen angesehen werden kann. So wissen wir,
dass, wenn Kupfer sich zwischen dem Magnetpole und der
Spirale (1715. 1719. 1725), oder zwischen den zwei Spiralen
(1721) befindet, seine Theilchen afficirt werden, und dass sich
durch geeignete Vorrichtungen deren eigeuthümlicher Zustand
durch Hervorbringung elektrischer oder magnetischer Effecte
sehr sichtbar machen lässt. Es scheint unmöglich, diese
Wirkung auf die Theilchen der zwischenliegenden Substanz
für unabhängig zu halten von der, welche die vertheilende
Spirale G oder der vertheilende Magnet auf die vertheilte
Spirale^ oder den vertheilten Eisenkern ausübt (1715. 1721);
denn da der vertheilte Körper gleich stark von dem ver-
theilenden Körper ergriffen wird, diese zwischenliegenden und
ergriffenen Theilchen mögen da sein oder nicht (1723. 1725),
so würde eine solche Voraussetzung mit sich bringen, dass die
so ergriffenen Theilchen keine Rückwirkung auf die ursprünglich
vertheilenden Kräfte hätten. Vernünftiger scheint es mir daher
anzunehmen, dass diese ergriffenen Theilchen die Wirkung
von dem vertheilenden Körper zu dem vertheilten unterhalten
[effwimt in eontinuing ihe aetion onwards from the indttctric to
the indtocteoifs hody\ und gerade durch diese Mittheilung bewirken,
dass an dem letzteren keine Vertheilungskraft verloren geht.
1728. Allein dann möchte ich fragen: wie verhalten sich
die Theilchen isolirender Köi-per, wie Luft, Schwefel, Schellack,
wenn sie in die Linie der magnetischen Wirkung kommen?
Die Antwort hierauf ist fftr jetzt nur reine Muthmaassung. Ich
habe lange gedacht, dass es bei solchen Körpern einen eigen-
thümlichen Zustand geben müsse, der dem, welcher Ströme in
Metallen und anderen Leitern erregt (26. 53. 191. 201. 213),
entspreche, und da jene Körper Isolatoren sind, dass es ein
Spannungszustand sein müsse. Ich habe mich bemüht einen
solchen Zustand sichtbar zu machen, indem ich nichtleitende
Körper neben Magnetpolen, oder diese neben jenen, rotiren,
oder kraftvolle elektrische Ströme neben oder ringsum Isolatoren
in verschiedener Richtung plötzlich entstehen oder aufhören
Hess, indess ohne Erfolg. Da jedoch ein solcher Zustand,
wegen geringer Intensität der zu seiner Hervorrufung gebrauchten
Ströme, von ausserordentlich geringer Intensität sein musste, so
möchte er dennoch wohl vorhanden sein, und noch von einem
geschickteren Experimentator entdeckt werden, wiewohl ich ihn
nicht wahrnehmbar machen konnte.
22 M. Faraday. XIV.
1729. Ich halte es daher für möglich und selbst fttr wahr-
scheinlich, dass die magnetische Wirkung durch Vermittlung
dazwischenliegender Theilohen in die Ferne fortgepflanzt werde,
in einer analogen Weise, wie es mit den Vertheilungskräften
der statischen Elektricität geschieht (1677); und dass, während-
dess die dazwischenliegenden Theilchen mehr oder weniger
einen besonderen Zustand annehmen, welchen ich (obwohl mit
einer sehr unvollkommenen Idee) mehrmals durch den Ausdruck:
elektro-tonischen Zustand bezeichnet habe (60. 242.
1114. 1661). Hoffentlich wird man dies nicht so verstehen,
als hegte ich die feste [setüed) Meinung, dass dem so sei. In
der That habe ich vielmehr das Gegentheil bewiesen, nämlich:
dass die magnetischen Kräfte ganz unabhängig sind von der
zwischen dem vertheilenden und dem vertheilten Körper be-
findlichen Substanz, allein ich kann die Schwierigkeit nicht
übergehen, die Körper, wie Kupfer, Silber, Blei, Kohle und
selbst wässerige Lösungen (201. 213) darbieten, welche, ob-
wohl man weiss, dass sie, zwischen den aufeinander wirkenden
Körpern befindlich, einen besonderen Zustand annehmen (1727),
dennoch das Endresultat nicht mehr stören als diejenigen, bei
denen man einen solchen eigenthümlichen Zustand bis jetzt
nicht entdeckt hat.
1730. Noch muss ich eine für diese ganze Untersuchung
wichtige Bemerkung machen. Obwohl ich glaube, dass das
von mir angewandte und beschriebene Galvanometer (1711.
1720) völlig hinreicht zu zeigen, dass der Endbetrag der
Wirkung auf jedes der beiden Drahtgewinde oder jeden der
beiden Eisenkerne A und B (1713. 1719) der gleiche ist, so
mag doch ein Unterschied in der Wirkung vorhanden sein,
den dasselbe nicht anzeigt. Da Zeit als ein Element in diese
Wirkungen eingeht (125)*), so ist es sehr möglich, dass die
vertheilenden Wirkungen auf die Gewinde oder Kerne Ä und 5,
obwohl sie gleichen Betrag erlangen, es mögen Luft und Kupfer,
oder Luft und Schellack als Zwischenmittel einander entgegen-
gestellt sein, doch nicht in gleicher Zeit zu Stande kommen,
und dieser Unterschied nur nicht sichtbar wird, weil beide
Effecte in einer gegen die Schwingungsdauer der Nadel zu
kurzen Zeit auf ihr Maximum steigen.
*) Ann. de chim. 1833 T. LI, p. 422, 428.
Unterschied elektrischer und magnetischer Wirkang. 23
1731. Könnte erwiesen werden, dass die Seiten- oder
Qnerkraft der elektrischen Ströme, oder, was mir dasselbe zu
sein scheint, die Magnetkraft derselben, unabhängig von da-
zwischenliegenden angrenzenden Theilchen ist, dann scheint
mir zwischen der Natur dieser beiden Kräfte (1654. 1664. —
der elektrischen und der magnetischen [P.]) ein höchst widitiger
Unterschied festgestellt zu sein. Ich meine nicht, dass die
Kräfte von einander unabhängig sind und gesondert wirksam
gemacht werden könnten, vielmehr sind sie vermuthlich wesent-
lich verknüpft (1654); allein keineswegs folgt, dass sie von
gleicher Natur sind. Bei der statischen Vertheilung, bei der
Leitung und Elektrolysirung sind die an den entgegengesetzten
Enden der Theilchen befindlichen Kräfte, welche mit den Ver-
theilungslinien zusammenfallen und gewöhnlich elektrische
genannt werden, polar und wirken in allen Fällen von an-
liegenden Theilchen nur in unmerkliche Entfernungen; diejenigen
dagegen, welche auf der Richtung dieser Linien transversal sind
und magnetische genannt werden, sind circamferential und
wirken in die Feme, wenn auch durch Vermittlung dazwischen-
liegender Theilchen, doch zur gewöhnlichen Materie mit
Relationen, ganz unähnlich denen der mit ihnen verknüpften
elektrischen Kräfte.
1732. Ueber die Einerleiheit oder Verschiedenheit beider
Arten von Kräften zu entscheiden und deren wahre Beziehung
zu einander festzusetzen, würde ungemein wichtig sein. Die
Aufgabe scheint ganz im Bereich des Experiments zu liegen,
und würde dem, der sich an sie macht, eine reiche Belohnung
versprechen.
1733. Ich habe schon die Hoffnung ausgesprochen, einen
Effect oder Zustand aufzufinden, der das fär die statische
Elektricität wäre, was die magnetische Kraft für die strömende
ist (1658). Hätte ich zu meiner eignen Ueberzeugung beweisen
können, dass die magnetischen Kräfte durch Vermittlung da-
zwischenliegender Theilchen in die Feme wirken, in analoger
Weise wie die elektrischen Kräfte, so würde ich geglaubt
haben, dass die Seitenspannung der Linien der Vertheilungs-
kraft (1659) oder der so oft angedeutete elektro- tonische
Zustand (1661. 1662) der erwähnte Zustand der statischen
Elektricität sei.
1734. Man kann sagen, dass der Zustand keiner Seiten-
wirkung für die statische oder inductive Kraft das Aequi-
valent des Magnetismus für die strömende Kraft sei, kann
24 M. Faraday. XIV.
es aber nur nach der Ansicht, dass magnetische und elek-
trische Wirkung in ihi*er Natur wesentlich verschieden seien
(1664). Sind sie dieselbe Kraft, so würde der ganze Unter-
schied eine Folge des Unterschiedes der Richtung sein, und
dann der normale oder unentwickelte Zustand der elek-
trischen Ejraft dem Zustand keiner Seiten Wirkung des
magnetischen Zustands der Kraft {state of no latm-al action of
the mofffietic state) entsprechen; der elektrische Strom würde
den gewöhnlich. Magnetismus genannten Seitenwirkungen ent
sprechen; allein der Zustand der statischen Vertheilung, welcher
zwischen dem Normalzustand und dem Strom liegt, wird noch
einen entsprechenden, eigenthümliche Erscheinungen darbietenden
Seitenzustand in der magnetischen Beihe erfordern; denn es
lässt sich schwerlich voraussetzen, dass beide, der normal elek-
trische und der inductive oder polarisirt elektrische Zustand,
die nämliche Seitenbeziehung haben können. Ist Magnetismus
eine gesonderte und höhere Relation der entwickelten Kräfte,
dann würde das Ai'gument, das zu diesem dritten Zustand der
Ki'aft nöthigt, vielleicht nicht so stark sein.
1735. Ich kann diese allgemeinen Bemerkungen über die
Beziehung zwischen elektrischen und magnetischen Kräften
nicht schliessen, ohne noch mein Erstaunen über die mit der
Kupferplatte erhaltenen Resultate (1721. 1725) auszudrücken.
Die Versuche mit den flachen Spiralen stellen einen der ein-
fachsten Fälle von Vertheilung elektrischer Ströme dar (1720),
indem bekanntlich im Augenblick, da in einem Draht ein elek-
trischer Strom hervorgerufen oder vernichtet wird, in einem
benachbarten Draht ein kurzer Strom von entgegengesetzter
oder gleicher Richtung entsteht (26). Demnach erscheint es
sehr ungewöhnlich, dass der Strom, welcher in der Spirale A
inducirt wird, wenn nur Luft zwischen A und G befindlich ist
(1720), eben so stark sei wie im Fall, wo die Luft durch
eine grosse Masse von dem so vortrefflich leitenden Kupfer
ersetzt ist (1721). Man hätte glauben sollen, diese Masse
würde die Bildung und Entladung von fast jedweder Menge
von Strömen, welche die Spirale G zu induciren vermochte,
gestattet, und dadurch den Effect auf A in gewissem Grade
vermindert, wenn nicht ganz verhindert haben, statt dass nicht
die geringste Verminderung oder Aenderung in dem Effect
auf A sichtbar war, ungeachtet nicht zu bezweifeln stand,
dass nicht im Moment eine Unendlichkeit von Strömen in der
Kupferplatte gebildet wurden. Fast der einzige Weg diesen
Elektrische und chemische Kräfte. 25
Effect mit allgemein bekannten Thatsachen zu vereinbaren,
scheint mir der zu sein, dass man annehme, die magnetische
Wirkung werde durch Vermittlung dazwischenliegender Theil-
chen mitgetheilt [eommimieated) (1729. 1733).
1736. Dieser sehr merkwürdige Zustand der Dinge stimmt
vollkommen mit dem bei Drahtgewinden Beobachteten überein,
wo fünf bis sechs Lagen von Drahtwindungen übereinander
liegen, ohne dass die Wirkung auf die äusseren Lagen durch
die auf die inneren geschwächt wird.
XXIL Notiz über Blektricitäts-Erregung.
1737. Dass die verschiedenen Arten der Elektricitäts-
Erregnng dereinst unter ein gemeinschaftliches Gesetz werden
gebracht werden, ist wohl kaum zu bezweifeln, obwohl wir
für jetzt genöthigt sind Unterscheidungen zu machen. Es wird
schon viel gewonnen sein, wenn diese Unterscheidungen, wenn
auch nicht gehoben, doch verstanden werden.
1738. Die auffallende Beziehung zwischen elektrischen und
chemischen Kräften macht die chemische Erregungsweise zu
der lehrreichsten von allen, und der Fall von zwei isoHrten,
sich verbindenden Theilchen ist wahrscheinlich der einfachste,
den wir besitzen. Hier ist jedoch die Wirkung örtlich, und
es mangelt uns noch ein Prüfmittel auf Elektricität, was auf
ihr anwendbar wäre, auf Fälle von strömender Elektricität
und auf die von statischer Induction. Wenn wir, vermöge
des vorherigen Verbind ungszustands (previousky combined con-
dition) einiger der wirkenden Theilchen (923) im Stande sind,
wie in der Fb/to'schen Säule, die örtliche Wirkung in einen
Strom auszubreiten oder zu verwandeln, dann kann die che-
inische Wirkung durch ihre Variationen hin verfolgt werden,
bis zur Erzeugung aller Erscheinungen der Spannung und des
statischen Zustands, welche in jeder Hinsicht dieselben sind,
wie wenn die elektrischen Kräfte, welche sie erzeugten, dui-ch
Reibung entwickelt worden wären.
1739. Berxelius war, glaube ich, der erste, der von der
Fähigkeit gewisser Theilchen, in Gegenwart anderer entgegen-
gesetzte Zustände anzunehmen, gesprochen hat (959). Hypo-
thetisch lässt sich annehmen, dass diese Zustände an Litensität
zunehmen durch vergrösserte Nähe, durch Wärme u. s. w., bis
bei einem gewissen Punkt eine Verbindung erfolgt, begleitet
von solcher Anordnung der Kräfte der beiden Theilchen
26 M.Faraday. XIV.
zwischen denselben, als einer EnÜadnng äquivalent ist, wobei
zugleich ein Theilchea gebildet wird, welches als Ganzes ein
Leiter ist (1700).
1740. Diese Fähigkeit, einen erregten elektrischen Zustand
(der wahrscheinlich in denen, die nicht leitende Substanz
bilden, polar ist), anzunehmen, scheint eine primäre Thatsache
zu sein, und zur Natur der Vertheilung zu gehören (1162),
denn die Theilchen scheinen nicht im Stande zu sein, diesen
besonderen Zustand unabhängig von einander (1177), oder von
Materie, im entgegengesetzten Zustand zu bewahren. Was bei
den Theilchen der Materie bestimmt {definite) zu sein scheint,
ist: dass sie in Bezug auf einander einen besonderen Zu-
stand, den positiven oder negativen, aber nicht unterschiedslos
den einen oder andern, annehmen, und auch Kraft bis zu einem
gewissen Betrage erlangen.
1741. Es ist leicht begreiflich, dass dieselbe Kraft, welche
örtliche Wirkung zwischen zwei freien Theilchen verursacht,
auch einen Strom erzeugen werde, sobald eins der Theilchen
zuvor in Verbindung war, Bestandtheil eines Elektrolyten aus-
machte (923. 1738). Ein Zink- und ein Sauerstofftheilchen z. B.,
die neben einander liegen, üben ihre Vertheilungskräfte auf
einander aus (1740) und diese steigern sich zuletzt bis zum
Verbindungspunkt. Wenn der Sauerstoff zuvor mit Wasser-
stoff verbunden ist, wird er in dieser Verbindung durch eine
ähnliche Aeusserung und Anordnung von Kräften gehalten,
und da die Kräfte des Sauerstoffs und Wasserstoffs während
der Verbindung gegenseitig beschäftigt und verknüpft {related)
sind, so kann, wenn die höhere Verwandtschaft zwischen den
Kräften des Sauerstoffs und des Zinks ins Spiel tritt, die ver-
theilende Wirkung des ersteren oder des Sauerstoffs auf
das Metall nicht auftreten und wachsen, ohne dass seine
vertheilende Wirkung auf den mit ihm verbundenen Wasser-
stoff abnimmt (denn der Kraftbetrag eines Theilchens ist als
bestimmt angesehen), und der letztere muss daher seine Kraft
auf den Sauerstoff des nächsten Wassertheilchens richten.
So lässt sich der Effect ansehen als in merkliche Ent-
fernungen ausgedehnt und in den Zustand statischer Ver-
theilung versetzt, welcher, indem er entladen und dann durch
die Wirkung anderer Theile gehoben wird, Ströme erzeugt.
1742. Bei der gewöhnlichen Foto'schen Batterie wird
der Strom veranlasst durch das Bestreben des Zinks, den
Sauerstoff des Wassers vom Wasserstoff aufzunehmen, und der
Vorgang des Volta-Stromes. 27
wirksame Vorgang [effective action) findet statt, wo der Sauer-
stoff den vorhandenen Elektrolyten verlässt. Allein Schönbem
hat eine Batterie aufgebaut, in welcher der wirksame Vorgang
an dem andern Ende des wesentlichen Theils der Vorrichtung
stattfindet, nämlich, wo Sauerstoff zu dem Elektrolyten geht.
Der erste Fall kann betrachtet werden als einer, wo der
Strom durch die Absonderung des Sauerstoffs vom Wasserstoff
in Bewegung gesetzt wird; der zweite dagegen, wo es durch
Absonderung des Wasserstoffs vom Sauerstoff geschieht. Die
Richtung des elektrischen Stroms ist in beiden Fällen dieselbe,
wenn sie auf die Richtung, in der sich die elementaren Theil-
chen des Elektrolyten bewegen (923. 962), bezogen wird,
und beide stimmen gleich überein mit der eben beschriebenen
hypothetischen Ansicht von der vertheilenden Wirkung der
Theilchen (1740).
1743. Bei solcher Ansicht von der Erregung des Voltais-
mus kann die Wirkung der Theilchen in zwei Theile zerföUt
werden, in die, welche stattfindet, während die Kraft in einem
Sauerstofftheilchen sich steigert gegen ein auf ihn wirkendes
Zinktheilchen , und abnimmt gegen ein mit ihm verbundenes
Wasserstofftheilchen (dies ist die progressive Periode der
inductiven Action), und in die, welche stattfindet, wenn der
Wechsel der Vereinigung stattfindet, das Sauerstofftheilchen
den Wasserstoff verlässt und sich mit dem Zink verbindet.
Der erste Theil scheint den Strom zu erzeugen, oder, wenn
kein Strom da ist, den Spannungszustand an den Enden
der Batterie hervorrufen; während der letztere, indem er
zur Zeit den Einfluss der wirksam gewesenen Theilchen be-
endet, andern erlaubt ins Spiel zu treten, und so den StroiQ
unterhält. 8)
1744. Höchst wahrscheinlich ist die Erregung durch
Reibung sehr oft von gleichem Charakter. Wollaston be-
mühte sich, diese Erregung auf chemische Wirkung zurück-
zuführen*); wenn aber unter chemischer Action die endliche
Vereinigung der wirkenden Theilchen verstanden wird, so
giebt es Fälle in Menge, die dieser Ansicht widersprechen.
Davy erwähnt einige solcher, und ich meinerseits finde keine
Schwierigkeit darin, andere Arten von Elektricitäts-Erregung
ala die chemische Action anzunehmen, besonders wenn unter
dieser die endliche Verbindung der Theilchen gemeint ist.
*) PhiloB. Transact. 1801, p. 427.
28 M. Faraday. XIV.
1745. Davy wies experimentell die entgegengesetzten
Zustände nach, welche zwei Theilchen von entgegengesetztem
chemischen Charakter annehmen können, wenn man sie dicht
aneinander bringt, ohne eine Verbindung derselben zu ge-
statten*). Dies, glaube ich, ist der erste Theil der schon
beschriebenen Wirkung (1743); aliein, meiner Meinung nach,
kann dadurch kein anhaltender Strom entstehen, so lange
keine Verbindung stattfindet, und es damit anderen Theilchen
erlaubt ist, folgweise in derselben Art zu wirken, und selbst
dann nicht, wenn die eine Reihe der Theilchen als Element
eines Elektrolyten vorhanden ist (923. 963); d. h. blosser
ruhiger Contact, ohne chemische Action, erzeugt in solchen
Fällen keinen Strom.
1746. Dennoch scheint es möglich, dass eine solche
Relation eine höhe Ladung bewirken und damit zur Elek-
tricitäts-Erregung durch Reibung Anlass geben könne. Wenn
zwei Körper aneinander gerieben werden, um auf gewöhnliche
Weise Elektricität zu erzeugen, so muss der eine wenigstens
ein Isolator sein. Während des Reibens müssen die Theil-
chen entgegengesetzter Art mehr oder weniger dicht zusammen-
gebracht werden, und die wenigen, welche unter den günstigsten
Umständen sind, in solchem innigen Contact sein, dass sie nur
wenig von demjenigen entfernt sind, der die Folge chemischer
Verbindung ist. In solchen Momenten mögen sie durch ihre
gegenseitige Vertheilung (1740) und theilweise Entladung
auf einander sehr erhöhte entgegengesetzte Zustände er-
langen, und, wenn sie, im Fortgang des Reibens, einen
Augenblick hernach, aus ihrer gegenseitigen Nachbarschaft
gerissen werden, werden sie, wenn sie beide Isolatoren sind,
diesen Zustand behalten, und ihn nach ihrer vollständigen
Trennung zeigen.
1747. Alle Umstände bei der Reibung scheinen mir für
eine solche Ansicht zu sprechen. Die Unregelmässigkeiten
der Gestalt und des Drucks werden veranlassen, dass die
Theilchen der beiden reibenden Flächen sehr verschiedene
Abstände von einander haben, und nur einige wenige werden
auf einmal in jener innigen Relation sein, die wahrscheinlich
zur Entwicklung der Kräfte nöthig ist; ferner werden die-
jenigen, welche zu einer Zeit am nächsten sind, zu einer
*) Philos. Transact. 1807, p. 34.
Elektricität durch Reiben. 29
andern am fernsten seyn, andere werden die nächsten werden,
und so werden bei fortdauernder Reibung viele nach ein-
ander erregt werden. Endlich scheint mir die seitliche
Richtung der Trennung beim Reiben am geeignetsten, um
viele Paare von Theilchen, erstens sämmtlich in die innige
Nähe zu bringen, welche zur Annahme entgegengesetzter Zu-
stände durch wechselseitige Einwirkung nothwendig ist, und
darauf aus ihrem gegenseitigen Einfluss zu entfernen, während
sie jenen Zustand behalten.
1748. Es würde leicht sein, nach derselben Ansicht
zu erklären, wie, wenn einer der reibenden Körper ein
Leiter ist, z. B. das Amalgam einer Elektrisirmaschine, der
Zustand des andern (als Masse) beim Austritt aus der
Reibung erhöht wird; allein es würde thöricht sein, in
solche Speculation weit einzugehen, bevor das schon Aus-
gesprochene durch passende experimentelle Beweise unterstützt
oder berichtigt worden ist. Ich wünsche nicht, dass man
meine ; ich halte alle Elekti-icitäts-Erregung durch Reibung
für dieser Art; im Gegentheil lassen gewisse Versuche mich
glauben, dass in vielen Fällen, und vielleicht in allen, Effecte
thermo-elektrischer Natur zu dem Endresultat {ultimate end)
führen; und sehr wahrscheinlich sind zu gleicher Zeit noch
andere, bis jetzt nicht unterschiedene Ursachen der Elektricitäts-
Störung wirksam.
Royal Institution, Juni 1838.
30 M.Faraday. XV.
Fünfzehnte Reihe. Q)
(Philosoph. Transact. f. 1839. — Pogg. Ann. Ergänz.-Band I.)
XXIII. lieber den Charakter und die Richtung
der elektrischen Kraft des Gymnotus.
1749. So wundervoll die Gesetze und Erscheinungen der
Elektricität sind, wenn sie sich in unorganischer oder todter
Materie offenbaren, so kann doch das Interesse an denselben
kaum einen Vergleich ertragen mit dem, welches sie erregen,
wenn sie mit dem Nervensystem und dem Leben verknüpft
sind. Und wenn auch die Dunkelheit, die für jetzt den
Gegenstand umgiebt, die Wichtigkeit desselben zur Zeit ver-
decken mag, so muss doch jeder Fortschritt in unserer
Kenntniss von dieser mächtigen Kraft in ihrem Bezug auf
träge Masse {inert things) dazu beiti-agen, jene Dunkelheit zu
zerstreuen, und das ungemeine Interesse dieses erhabenen
Zweiges der Physik einleuchtender zu machen. In der That
sind wir nur an der Schwelle der Kenntnisse, die, wie sich
ohne Anmaassung glauben lässt, dem Menschen über diesen
Gegenstand erlaubt sind; und die vielen ausgezeichneten
Physiker, welche zur Kunde desselben beitrugen, haben,
wie aus. ihren Schriften deutlich hervorgeht, dies bis zum
letzten Augenblick empfunden.
1750. Seit wir das Dasein und die Lebensweise von
Thieren, die, wie die Elektrisii-maschine, die FoZto' sehe Batterie
und der Blitz, das Nervensystem zu erschüttern vermögen, durch
Richter j S* Gravesande, Finnin^ Walsh, Ä. v. Humboldt u. A.
kennen gelernt, hat es ein steigendes Interesse erlangt, die
Lebenskraft dieser Thiere als einerlei mit der Kraft, die wir
aus träger Materie hervorrufen und Elekti-icität nennen (265.
351), nachzuweisen. Für den Zitterrochen (Torpedo) ist
dies zur Genüge geschehen, und die Richtung des Stroms der
Kraft bestimmt durch die vereinigten und folgweisen Arbeiten
von Walsh^), Cavendisii^), Oalvani% Oardini^), A, v, Humboldt
a) Philosoph. Transact. 1773 p. 461.
b) Ibid. 1776 p. 196.
c) Aldint'Q Essai sur le Galvanisme T. II. p. 61.
d) De Electrici ignis Natura § 71. Mantua, 1792.
^
Gymnotns länger branchbar als Torpedo. 31
und Oai^Lussac^), Todd^), Sir Himiphry Davy^), Dr, Davy^),
Becquerd^) und Matteucd^),
1751. Auch der Gymnotus (Zitteraal) ist zu demselben
Zweck untersucht worden, und die Versuche von Wüliamson^),
Garden^), A, v. HumboldV), Fahlberg^) und Ouisan^) sind
in dem Nachweis über die Einerleiheit der elektrischen
Kraft dieses Thieres mit der gewöhnlichen Elektricität sehr
weit gediehen; die beiden letzten Physiker haben sogar
Funken erhalten.
1752. Der Gymnotus scheint zu ferneren Untersuchungen
in diesem subtilen Zweige der Wissenschaft, in gewissen Be-
ziehungen, besser geeignet zu sein, als die Torpedo, besonders
weil er, wie schon A. v. Humboldt bemerkt, Einsperrung
erträgt, und sich länger lebend und gesund aufbewahren
lässt. Einen Gymnotus hat man schon mehre Monate in
Thätigkeit erhalten, während /. Davy die Torpedo nicht über
12 bis 15 Tage aufbewahren konnte; ja Matteuooi war nicht
im Stande von 116 Zitterrochen einen einzigen länger als
drei Tage lebend zu erhalten, obwohl alle Umstände zu ihrer
Aufbewahrung günstig waren"). Gymnoten zu erlangen, war
daher eine Sache von Wichtigkeit. Angeregt sowohl als geehrt
durch sehr gütige Mittheilungen des Hm. A. v, Humboldf^)^
wandte ich mich im J. 1835 an das Colonial-Amt, mir einige
dieser Thiere zu beschaffen, was mir denn auch versprochen
wurde.
1753. Seit dem hat auch Sir Everard Home einen
Freund beauftragt, einige Gymnoten herzusenden, und andere
Herren haben sich zu gleichem Zwecke bemüht. Dieser Eifer
») Ann. de chimie T. XIV p. lö, [Oüb. Ann. T. XXU p. 1.)
b) Philos. Transact. 1816 p. 120.
n Ibid. 1829 p. 15. (Ann. Bd. XVI S. 311.)
d) Ibid. 1832 p. 259. (Ann. Bd. XXIII S. 542) und 1834 p. 531.
e) Trait6 de r61ectricit6 T. IV p. 264.
^) Biblioth. universelle 1837 T. XII p. 163 (vergl. Ann. Bd. XXXIX
S. 485; auch Colladon ebendaselbst S. 411. P.)
&) Philos. Transact. 1775 p. 94.
h) Ibid. 1775 p. 102.
i) Relat. bist. edit. 4 T. II p. 187 chap. XVII.
^) Vetensk. Akad. Handlingar 1801 p. 122. [OHh. Ann. Bd. XIV
S. 416.)
^) De Gymnoto electrico, Tubingae 1819.
»") Biblioth. imivers. 1837 T. XII p. 174.
") Vergl. Ann. Bd. XXXVII S. 241.
82 M. Faraday. XV.
veranlasst mich^ aus einem Schreiben des Hrn. A, v. Humboldt
dasjenige mitzutheilen , was ich anf meine Frage, wie man
diese Thiere am besten über den Oeean herschaffe, zur Antwort
empfing. Er sagt: »Die Gymnoten, welche in den Llanos
von Caracas (unweit Calabozoj in allen kleinen Zuflüssen des
Orinoco, im englischen, französischen und holländischen Guiana
h&ufig vorkommen, sind nicht schwierig zu transportiren. Wir
verloren sie in Paris nur so bald, weil sie, unmittelbar nach
ihrer Ankunft zu sehr (durch Versuche) angestrengt wurden.
Die HH. Norderling und Fahlherg hielten sie zu Paris vier
Monate lang lebend. Ich würde rathen, sie aus Surinam
(Essequibo, Demerara, Cayenne) im Sommer herüberzuschaffen,
denn der Gymnotus lebt in seinem Vaterlande im Wasser
von 2b^ C. Einige sind fünf Fuss lang, allein ich würde
rathen, die von 27 bis 28 Zoll auszuwählen. Ihre Ej*aft ist
veränderlich nach ihrer Nahrung und ihrer Ruhe. Da sie nur
einen kleinen Magen haben, so essen sie wenig und oft; ihre
Nahrung besteht aus gekochtem Fleisch, ungesalzenen
kleinen Fischen und selbst Brot. Ehe man sie einschifft, hat
man ihre Stärke und die passendsten Nahrungsmittel zu prüfen,
auch muss man nur solche Fische aussuchen, die schon an
die Gefangenschaft gewöhnt sind. Ich bewahi*te sie in einem
Kasten oder Trog von etwa vier Fuss Länge und 16 Zoll Breite
und Höhe. Das Wasser muss süsses [fresh) sein, und alle
drei bis vier Tage erneut werden. Man darf den Fisch nicht
hindern an die Oberfläche zu kommen, denn er liebt es Luft
zu schöpfen. Rund um den Trog muss ein Netz gezogen
werden, denn der Gymnotus springt oft zum Wasser heraus.
Das sind alle Vorschriften, die ich Ihnen zu geben weiss.
Es ist jedoch wichtig, dass das Thier nicht gequält oder
angestrengt werde, denn durch häufige elektrische Entladungen
erschöpft es sich. In demselben Troge können mehre Gymnoten
aufbewahrt werden.«
1754. Kürzlich ist durch Hm. Porten ein Gymnotus nach
England gebracht, und von den Eigenthümern der Gallerie in
der Adelaide-Strasse gekauft worden. Dieselben hatten sogleich
die Güte, mir den Fisch zum Behuf e einer wissenschaftlichen
Untersuchung anzubieten, und ihn für die Zeit ganz zu meiner
Verfügung zu stellen, damit seine Kräfte (den Vorschriften des
Hrn. A, v. Humboldt gemäss [1753]) nicht geschwächt werden
möchten. Unterstützt von den HH. Bradley und Gassiot, zu-
weilen auch von den HH. Daniell, Owen und Wheatstone^ ist
Haitang des Gymnotus. 33
es mir gelnngeii; an diesem Exemplare die Identität der Kraft
des Gymnotns mit der gemeinen Elektricität in jeder Hinsicht
nachzuweisen (265. 351 etc.). Alle diese Beweise sind schon
früher mit der Torpedo (1750) erhalten, und einige, wie z. B.
Schläge, Ströme [circuit), Funken (1751), auch mit dem Gym-
notus ; dennoch glaube ich, dass der E. Gesellschaft ein kurzer
Bericht von den Resultaten angenehm sein werde; ich gebe
sie als nothwendige vorläufige Versuche zu der Untersuchung,
die ich hoffe nach Ankunft der erwarteten Thiere (1752) an-
stellen zu können.
1755. Der Fisch ist vierzig Zoll lang. Er wurde im
März 1838 gefangen und am 15. August in die Gallerie ge-
bracht, wurde aber von der Zeit seiner Gefangennehmung bis
zum 19. October nicht gefflttert. Vom 24. August an that
Hr. Bradley jeden Abend etwas Blut in das Wasser, und gab
ihm jeden Morgen frisches Wasser; auf diese Weise bekam
das Thier vielleicht einige Nahrung. Am 19. October tödtete
und frass es vier kleine Fische ; seitdem wurde ihm kein Blut
mehr gegeben, es nahm sichtlich zu und verzehrte im Durch-
schnitt täglich einen Fisch*).
1756. Ich experimentirte zuerst mit ihm am 3. September,
da er anscheinend matt war, aber starke Schläge gab, als
man die Hände zweckmässig auf ihn legte (1760. 1773 etc.).
Die Versuche wurden an vier verschiedenen Tagen gemacht,
in Zwischenzeiten der Ruhe von einem Monat bis zu einer
Woche. Seine Gesundheit schien sich fortwährend zu bessern,
und während dieser Zeit, zwischen dem dritten und vierten
Tag, begann er zu fressen.
1757. Ausser den Händen wurden zwei Arten von OoUec-
toren angewandt. Die eine Art bestand aus zwei Kupferstäben,
jeder 15 Zoll lang, mit einer Kupferscheibe von IY2 Zoll im
Durchmesser an einem Ende, und einem Kupfercylinder, als
Handhabe, an dem andern. Von der Scheibe aufwärts waren
die Stäbe mit einer dicken Kautschuckröhre umgeben, um sie
von dem Wasser zu isoliren. Durch diese konnten einzelne
Theile des Fisches, während er im Wasser war, untersucht
werden.
1758. Die andere Art von Collectoren bezweckte die
Schwierigkeit zu heben, die mit der vollständigen Eintauchung
*) Die verzehrten Fische waren : Gründlinge, Karpfen und Barse.
Ostwftld^s Klassiker 131. 3
34 M.Faraday. XV.
des Fisches in Wasser verknüpft ist. Denn selbst wenn ich
den Funken bekam, hielt ich mich nicht überhoben, den Fisch
in die Lnft zu bringen. Eine Kupferplatte, 8 Zoll lang und
2Y2 Zoll breit, wurde sattelförmig gebogen, damit sie über
den Fisch griff und eine gewisse Strecke des Rückens und
der Seiten einschloss, und daran war ein dicker Kupferdraht
gelöthet, um die elektrische Kraft zu dem Experimentir- Apparat
zu leiten. Ein Wamms von Tafel-Kautschuck (jacket of sheet
caoutchoue) wurde auf dem Sattel befestigt; die Ränder des-
selben ragten am Boden und an den Enden hervor, die Enden
convergirten, um in gewissem Grade sich an den Körper des
Fisches zu legen, und die unteren Ränder federten gegen eine
horizontale Fläche, auf welche die Sättel gestellt wurden.
Der etwa in das Wasser kommende Theil des Drahts war mit
Kautschuck überzogen.
1759. Diese CoUectoren, auf den Fisch gesetzt, sammelten
hinreichend Kraft, um viele elektrische Effecte zu erhalten.
Wenn aber, um z. B. Funken zu erlangen, jeder mögliche
Vortheil nöthig war, wurden Glasplatten auf den Boden des
Wassers gelegt, und wenn der Fisch über ihnen war, die Con-
ductoren auf ihn gesetzt, bis die unteren Kautschuckränder
auf dem Glase ruhten, so dass der Theil des Thiers innerhalb
des Kautschucks fast so gut isolirt war, wie wenn es sich in
der Luft befunden hätte.
1760. Schläge. Die Schläge dieses Thieres waren sehr
kräftig, wenn die Hände in günstiger Lage auf dasselbe ge-
setzt wurden, d. h. eine auf den Körper, nahe am Kopf, die
andere nahe am Schwanz. Je näher die Hände, bis zu ge-
wisser Grenze, an einander gebracht waren, desto weniger stark
war der Schlag. Die Scheiben-CoUectoren (1757) führten die
Schläge sehr gut zu den Händen, wenn diese angefeuchtet und
mit den cylindrischen Handhaben in genauer Berührung waren,
dagegen fast gar nicht, wenn die Handhaben auf gewöhnliche
Weise mit trocknen Händen angefasst wurden.
1761. Galvanometer.' Bei Anwendung der sattelförmigen
CoUectoren (1758), einen auf den Vordei-theil, den andern auf
den Hintertheil des Gymnotus gesetzt, wurde leicht auf ein Gal-
vanometer eingewirkt. Dieses war nicht besonders empfindlich,
denn ein Plattenpaar, Zink und Platin, zwischen welches die
Zunge gesteckt worden, bewirkte keine grössere bleibende
Ablenkung als 2b^\ dann betrug, wenn der Fisch einen starken
Schlag gab, die Ablenkung 30^, und einmal sogar 40^. Die
Gymnotus-Schlä'ge. 35
AblenkuDg hatte beständig einerlei Richtung^ indem der Strom
immer von dem Vordertheil des Thiers durch das Galvanometer
nach dem Hintertheil ging. Der erstere war daher nach aussen
positiv^ der letztere negativ.
1762. Magnetisirung. Als eine kleine Schraube, aus
22 Fuss beseidetem, um eine Federpose gewickeltem Kupfer-
draht, in die Kette gebracht , und eine angelassene Stahl-
nadel hineingelegt worden, wurde diese magnetisch, und ihre
Polarität entsprach jedesmal einem Strom von dem Vordei-theil
des Gymnotus durch die angewandten Leiter nach dem Hintertheil.
1763. Chemische Zersetzung. Eine polare Zersetzung
der Jodkaliumlösung war leicht zu erhalten. Drei- oder
vierfach zusammengeschlagenes Papier, mit der Lösung be-
feuchtet (322), wurde zwischen eine Platinplatte und das Ende
eines Platindrahts gebracht, die beide mit den sattelförmigen
CoUectoren (1758) verbunden waren. Sobald der Draht mit
dem CoUector auf dem Vordertheil des Gymnotus verbunden
ward, erschien an seinem Ende Jod; war er dagegen mit
dem andern CoUector verbunden, so schied sich nichts aus
an der Stelle des Papiers, wo es zuvor erschien. Die
Richtung des Stroms war also auch hier die nämliche, wie
bei den früheren Proben.
1764. Durch dieses Prtlfmittel verglich ich den Mitteltheil
des Fisches mit andern Theilen, vorderen und hinteren, und
fand dadurch, dass der auf die Mitte gesetzte CoUector A
negativ war gegen den CoUector B, wenn dieser auf den
vorderen Theilen stand, dagegen positiv gegen B^ wenn
dieser auf Theile näher am Schwanz gesteUt war. Innerhalb
gewisser Grenzen scheint demnach der Zustand des Fisches,
zur Zeit des Schlages nach aussen, ein solcher zu sein, dass
jeder Theil gegen die vorderen negativ, und gegen die
hinteren positiv ist.
1765. Wärme-Erregung. Bei Anwendung eines Ha^ris-
schen Thermo-Elektrometers, das Hm. Oassiot gehörte, glaubten
wir einmal, als die Ablenkung des Galvanometers 40^ betrug
(1761), eine schwache Temperaturerhöhung zu bemerken.
Ich selbst beobachtete indess das Instrument nicht, und einer
von denen, welcher zuerst die Wirkung gesehen haben wollte,
bezweifelt sie jetzt*).
*) Bei späteren Versuchen derselbea Art konnten wir die
Wirkung nicht erhalten.
3*
36 M. Faraday. XV.
1766. Funken. Er wurde folgendermaassen erhalten. Ein
gutes magneto-elektrisches Gewinde mit einem Kern von
weiehem Eisen war mit einem Ende befestigt an einem der
sattelförmigen CoUectoren (1758), und mit dem andern an
einer neuen Stahlfeile, während man eine zweite Feile mit
dem Ende des anderen Oollectors verbunden hatte. Eine
Person rieb die Feilen an einander, während eine zweite die
CoUectoren auf den Fisch setzte, und ihn zur Thätigkeit an-
zureizen suchte. Durch die Reibung der Feilen wurde der
Contact sehr oft unterbrochen und wiederhergestellt, was den
Zweck hatte, den Moment zu erhaschen, wo der Strom durch
den Draht und das Gewinde ging, und durch Unterbrechung
des Contacts, während des Stroms, die Elektricität als
Funke sichtbar zu machen.
1767. Viermal erschien ein Funke und fast alle Anwesenden
sahen ihn. Dass er nicht von der blossen Reibung der Feilen
herrührte, zeigte sich dadurch, dass diese allein, ohne den
Fisch, einen solchen nicht lieferten. Späterhin nahm ich
statt der unteren Feile eine rotirende Stahlplatte, die an einer
Seite feilförmig geschnitten war, und statt der oberen Feile
einen Draht von Eisen, Kupfer oder Silber. Mit jedem wurde
dann .ein Funke erhalten*).
1768. Das waren die allgemeinen elektrischen Erschei-
nungen, die von diesem Gymnotus, während er in seinem
natürlichen Element lebte, erhalten wurden. Zu verschiedenen
Malen wurden mehre derselben zugleich erhalten. So wurde
durch eine einzige Entladung der elektrischen Kraft des Thiers
eine Stahlnadel magnetisirt, das Galvanometer abgelenkt und
vielleicht ein Draht erhitzt.
1769. Ein ferneres, doch kurzes Detail von Versuchen über
die Quantität und Anordnung {Disposition) der Elektricität in
und an diesem wunderbaren Thiere wird hier, glaube ich,
nicht am unrechten Orte stehen.
1770. Wenn der Schlag stark ist, ähnelt er dem einer
grossen, schwach geladenen Leidner Batterie, oder dem einer
guten FbZto'schen Batterie von vielleicht hundert oder mehren
*) Bei einer späteren Zusammenkunft, in welcher wir versuchten,
die Anziehung von Goldblättchen hervorzubriogen, wurde der Funke
direct zwischen zwei festen Flächen erhalten. Das Inductions-
gewinde (1766) wurde entfernt und nur verhältnissmässig) kurze
Drähte angewandt.
Elektrioitätsmenge des GymnotuB-Schiages. 37
Plattenpaaren, die nur einen Moment geschlossen ist. Ich
bemühte mich, eine Idee von der Elektrioitätsmenge zu be-
kommen, indem ich eine grosse Leidner Batterie verband (291)
mit zwei Messingkugeln von über drei Zoll im Durchmesser,
die in einer Röhre mit Wasser sieben Zoll auseinander standen,
so dass sie diejenigen Theile des Gymnotus vorstellen möchten,
auf welche die CoUectoren gesetzt wurden; um die Intensität
der Entladung zu schwächen, war anderswo eine (aix-fold)
dicke und acht Zoll lange feuchte Schnur in den Bogen ein-
geschaltet, was ftlr nöthig gefunden wurde, um zu verhüten
das leichte Auftreten von Funken an den Enden der CoUec-
toren (1758), wenn sie, wie es früher bei dem Fisch geschah,
in dem Wasser nahe bei den Kugeln angewandt wurden.
Wenn nach dieser Vorkehrung die Batterie stark geladen und
darauf entladen wurde, während die Hände nahe bei den
Kugeln in das Wasser gesteckt waren, wurde ein Schlag ge-
fühlt, der dem von dem Fisch sehr ähnelte. Der Versuch
macht zwar keinen Anspruch auf Genauigkeit, allein da die
Spannung, vermöge der mehr oder weniger leichten Funken-
erzeugung, in gewissem Grade nachgeahmt, und aus dem
Schlage geschlossen werden konnte, ob die Menge ungefähr
die nämliche war, so glaube ich, dürfen wir folgern, dass eine
einzige mittlere Entladung des Fisches wenigstens gleich ist
der Elektricität einer aufs Höchste geladenen Leidner Batterie
von 15 Flaschen, die an beiden Seiten eine Belegung von
3500 Quadratzoll darbieten (291). Der Schluss hinsichtlich
der grossen Elektricitätsmenge in einem einzigen Schlag des
Gymnotus stimmt vollkommen überein mit dem Grade von
Ablenkung, welche derselbe einer Magnetnadel ertheilen
kann (367. 860. 1761), so wie auch mit dem Betrage der
chemischen Zersetzung bei Elektrolysirungs-Experimenten (374.
860. 1763).
1771. So gross auch die Kraft in einem einzigen Schlage
ist, so giebt doch der Gymnotus, wie v, Humboldt beschreibt
und auch ich erfahren habe, einen doppelten und dreifachen
Schlag; diese Fähigkeit, sogleich die Wirkung mit einer
kaum merkbaren Zwischenzeit zu wiederholen, ist sehr wichtig
für die Betrachtungen über den Ursprung und die Erregung
der Kraft in dem Thiere. Walsh, v, Humboldt , Oay-
Lussac und Matteuod haben dasselbe bei der Torpedo be-
merkt, jedoch in einem weit auffallenderen {far more striking)
Grade.
38 M.Faraday. XV.
1772. Da in dem Moment, wo der Fisch einen Schlag
beabsichtigt, die vorderen Theile positiv und die hinteren
negativ sind, so kann daraus gefolgert werden, dass ein
Strom vorhanden ist von jenen zu diesen durch jeden Theil
des Wassers, welches das Thier bis zu einem beträchtlichen
Abstände umgiebt. Der Schlag, den man empfängt, wenn die
Hände in der günstigsten Lage sind, ist also nur die Wirkung
eines sehr kleinen Theils der in diesem Augenblick von dem
Thier entwickelten Elektricität; bei weitem der grösste Theil
geht durch das umgebende Wasser. Dieser ungeheure Aussen-
strom muss in dem Fisch begleitet sein von einer einem Strom
äquivalenten Wirkung, welche die Richtung von dem Schwanz
zu dem Kopfe hat und gleich ist der Summe aller dieser
äusseren Kräfte. Ob der Process des Entwickeins und
En-egens der Elektricität in dem Fisch die Erzeugung dieses
inneren Sti'oms (der nicht nothwendig so schnell und momentan
als der äussere zu sein braucht) eiuschliesse , muss für jetzt
dahingestellt bleiben; allein zur Zeit des Schlags hat das
Thier anscheinend nicht die elektrischen Empfindungen, welche
es in seinen Umgebungen veranlasst.
1773. Mit Hülfe der Fig. 2 will ich einige experimentelle
Resultate angeben, welche den den Fisch umgebenden Strom
erläutern und zeigen, weshalb der Schlag durch die ver-
schiedenen Verbindungsweisen der Person mit dem Thier,
oder durch die verschiedene Lage derselben gegen dieses in
seinem Charakter abgeändert wird. Der grosse Kreis stellt
den Kübel vor, in welchem das Thier enthalten ist; er hält
46 Zoll im Durchmesser; die Wassertiefe beträgt 3,5 Zoll;
er ruht auf drei trocknen Füssen. Die Zahlen bezeichnen die
Orte, wo die Hände oder scheibenförmigen Conductoren (1757)
angebracht wurden, und wenn sie dicht an dem Thiere stehen,
bedeuten sie, dass dieses berührt wurde. Die verschiedenen
Personen will ich durch A, B, C etc. bezeichnen; A ist die
den Fisch zur Wirkung reizende Person.
1774. Wenn nur eine Hand im Wasser war, wurde der
Schlag auch n^r in dieser gefühlt, an was für einen Theil
des Fisches sie auch angebracht ward. Er war nicht sehr
stark und nur in dem in Wasser getauchten Theile fühlbar.
Bei Eintauchung der Hand und eines Theils vom Arm wurde
der Schlag in allen eingetauchten Theilen verspürt.
1775. Befanden sich beide Hände im Wasser und an
denselben Theilen des Fisches, so war der Schlag noch
Gymnotas-Schläge.
39
yerhältiiissmässig schwach und bloss in den eingetauchten
Theilen spürbar. Dasselbe fand statt, wenn die Hände an
gegenüberliegenden Theilen, wie in 1 und 2, oder 3 und 4,
oder 5 und 6 waren, oder die eine unter und die andere über
diesen Stellen. Wurden die Scheiben-CoUectoren an diesen
Stellen angewandt, so fühlte die sie haltende Person nichts
(übereinstimmend mit Oay'Lussac's Beobachtung an der
Fig. 2.
Torpedo*)), während andere Personen, mit beiden Händen
in einiger Entfernung vom Fisch, beträchtliche Schläge er-
hielten.
1776. Wurden beide Hände oder ScheibencoUectoren an
Stellen gelegt, die durch einen Theil der Länge des Thieres
getrennt waren, wie an 1 und 3, oder 4 und 6, oder 3 und 6,
so erfolgten starke Schläge, die sich bis zu den Armen des
*) Ann. de chim. et de phys. T. XIV, p. 18.
40 M. Faraday. XV.
Experimentators aasdehnten, obwohl eine andere Person, mit
einer einzigen Hand an irgend einer dieser Stellen, verhältniss-
mässig wenig fühlte. Aus Theilen, die, wie 8 und 9, dem
Schwanz sehr nahe waren, Hessen sich Schläge erhalten. Ich
glaube, sie waren am stärksten bei etwa 1 und 8. So wie
die Hände näher zusammengebracht wurden, nahm die Wirkung
ab, und wenn sie in denselben Querschnitt gekommen, war
dieselbe, wie schon erwähnt, nur in den eingetauchten Theilen
spürbar (1775).
1777. B brachte die Hände nach 10 und 11, wenigstens
4 Zoll vom Fische, während Ä denselben mit einem Glassstab
berührte, um ihn zur Wirkung zu reizen; alsbald erhielt B
einen kräftigen Schlag. Bei einem andern Versuch, ähnlieher
Art, in Bezug auf die ünnöthigkeit der Berührung des Fisches,
erhielten mehre Personen unabhängig von einander Schläge,
so ^ in 4 und 6, B in 10 und 11, G in 16 und 17, D in
18 und 19. Alle wurden auf einmal erschüttert, A und B
sehr stark, G und D schwach. Bei Versuchen mit dem Gal-
vanometer oder anderen instrumenteilen Vorrichtungen ist es
sehr nützlich, dass eine Person ihre Hände in massiger Ent-
fernung v.om Thiere in Wasser halte, damit sie erfahre und
benachrichtige, wann eine Entladung stattfinde.
1778. Wenn B beide Hände in 10 und 11 oder 14 und
15 hatte, während Ä nur eine Nadel in 1 oder 3 oder 6 hielt,
so empfing der Erstere einen starken Schlag, der Letztere da-
gegen nur einen schwachen, obwohl er den Fisch berührte.
Dasselbe geschah, wenn A beide Hände in 1 und 2, oder 3
und 4, oder 5 und 6 hielt.
1779. Hielt A beide Hände in 3 und 5, B in 14 und 15,
und C in 16 und 17, so empfing A den stärksten Schlag, B den
weniger starken und G den schwächsten.
1780. Wenn A den Gymnotus in 8 und 9 mit den Händen
reizte, während B die seinigen in 10 und 11 hielt, so empfing
der Letztere einen weit stärkeren Schlag als der Erstere, ob-
wohl dieser das Thier berührte und reizte.
1781. A reizte den Fisch durch die eine Hand bei 3,
B hatte die Hände bei oder längs 10 und 11, und G die
seinigen in oder quer bei 12 und 13. Dann bekam A einen
prickelnden Schlag nur in der eingetauchten Hand (1774),
B einen stärkern Schlag hinauf zu den Armen, und G bloss
in den eingetauchten Theilen eine schwache Wirkung.
1782. Die eben beschriebenen Versuche sind von der Art,
Stärke der Gymnotos-Sohläge. 41
dass sie viele Wiederholungen bedürfen, ehe mit Sicherheit
allgemeine Schlüsse ans ihnen gezogen werden können. Anch
behaupte ich nicht, dass sie mehr seien als Anzeigen über die
Richtung der Kraft. Es ist nicht ganz unmöglich, dass der
Fisch das Vermögen besitze, jedes seiner vier elektrischen
Organe einzeln in Wirksamkeit zu setzen, und so bis zu
«inem gewissen Grade den Schlag zu lenken, d. h. den elek-
trischen Strom von einer Seite auszusenden, und zugleich die
andere Seite seines Körpers in solchen Zustand zu versetzen,
dass er sich in dieser Richtung als ein Nichtleiter verhalte.
Allein ich glaube, die Erscheinungen und Resultate sind von
der Art, dass sie den Schluss verbieten, er habe eine Controle
über die Richtung der Ströme, nachdem sie in die Flüssigkeit
und die ihn umgebenden Substanzen eingetreten sind.
1783. Die Angaben gelten auch nur, wenn der Fisch
^rade ausgestreckt liegt, denn wenn er sich gekrümmt hat,
sind die Kraftlinien um ihn in ihrer Intensität verschieden, in
«iner Weise, die sich theoretisch voraussetzen lässt. Werden
die Hände z. B. in 1 und 7 angebracht, so steht ein schwächerer
Strom in den Armen zu erwarten, wenn der Fisch mit dieser
Seite nach innen gekrümmt ist, als wenn er ausgestreckt liegt,
weil der Abstand zwischen den TheUen verringert worden,
und das dazwischen befindliche Wasser deshalb mehr von der
Kraft leitet. Was aber die zwischen 1 und 7 in das
Wasser eingetauchten Theile oder Thiere, wie Fische,
betrifft, so werden sie stärker, statt schwächer, erschüttert.
1784. Aus allen Versuchen, so wie aus einfachen Be-
trachtungen ist klar, dass aUes Wasser und alle den Fisch
umgebenden leitenden Substanzen, durch welche eine Ent-
ladungskette in irgend einer Weise geschlossen werden kann,
in dem Moment mit circulirender elektrischer Kraft erfüllt ist;
und dieser Zustand lässt sich im Allgemeinen leicht durch
Zeichnung der Linien der Inductionswirkung (1231. 1304.
1338) veranschaulichen. Bei einem auf allen Seiten gleich-
massig vom Wasser umgebenen Gymnotus werden sie im
Allgemeinen wie die magnetischen Curven eines Magnets
angeordnet sein, und dieselbe gerade oder krumme Gestalt
wie das Thier haben, vorausgesetzt, dass dieses, wie zu
erwarten steht, seine elektrischen Organe auf einmal ge-
brauche.
1785. Dieser Gymnotus vermag Fische zu betäuben und
zu tödten, die sich in verschiedenen Lagen gegen seinen
42 M. Faraday. XV.
Körper befinden; allein einst als ich ihn fressen sah, schien
mir seine Wirknng eigenthttmlich. Ein lebender, etwa fünf
Zoll langer Fisch wurde in den Kübel gethan. Augenblicklich
schwang sich der Gymnotus hemm, so dass er einen den Fisch
einschliessenden Ring {coü) bildete, von dem der Letztere den
Durchmesser bildete; er gab einen Schlag und sogleich war
der Fisch in der Mitte des Wassers bewegungslos, wie vom
Blitz getroffen, mit der Seite nach oben schwimmend. Der
Gymnotus machte ein oder zwei Mal die Runde, um nach
seiner Beute zu sehen, verschluckte sie, nachdem er sie ge-
funden, und suchte dann nach mehr. Ein zweiter kleiner
Fisch, der ihm gegeben ward und auf dem Transport verletzt
worden, zeigte nur wenig Lebenszeichen und wurde von ihm
auf einmal verschluckt, anscheinend ohne von ihm Schläge zu
erhalten. Dass der Gymnotus sich hier um seine Beute schlang,
hatte ganz das Ansehen, wie wenn darin eine Absicht läge,
die Kraft des Schlages zu verstärken, und offenbar war es
dazu ausserordentlich wohl geeignet (1783), da es völlig über-
einstimmt mit wohlbekannten Gesetzen der Entladung von
Strömen in Massen von leitenden Substanzen; und obwohl der
Fisch diesen Kunstgriff nicht immer ausübt, so ist doch sehr
wahrscheinlich, dass er seines Yortheils bewusst ist, und in
nöthigen Fällen davon Gebrauch macht.
1786. Da das Thier inmitten eines so guten Leiters, als
Wasser, lebt, so muss es anfangs in Erstaunen versetzen, wie
es irgend etwas merklich elektrisiren könne, allein bei ge-
ringem Nachdenken erkennt man bald manche Umstände von
grosser Schönheit, welche die Weisheit der ganzen Einrichtung
darthun. So das Leitungsvermögen, welches das Wasser
selbst besitzt, und das, welches es der feuchten Haut des zu
erschütternden Fisches oder Thieres giebt; die Grösse der
Fläche, durch welche der Fisch und das die Entladung
leitende Wasser in Berührung stehen. Alles dieses begünstigt
und verstärkt den Schlag auf das verurtheilte Thier, und
steht im vollständigsten Contrast mit der Unwirksamkeit der
Umstände, die existiren würden, wenn der Gymnotus und
der Fisch von Luft umgeben wären; und zu gleicher Zeit
als die Kraft eine von geringer Intensität ist, so dass eine
trockne Haut sie abwehrt, während eine feuchte sie leitet
(1760), ist sie eine von grosser Quantität (1770), so dass,
obwohl das umgebende Wasser viel fortföhrt, doch genug
zum vollen Effect seinen Lauf durch den Körper des zur
Scblige je nmch der Bente. 43
Nahmng za fangenden Fiaches, oder des zn besiegenden
Feindes nehmen kann.
1787. Ein anderes merkwfirdiges Resultat der Besiebnng
des Gymnotos nnd seiner Beate zn dem umgebenden Mittel
besteht darin, dass, je grösser der zn tödtende oder betäubende
Fisch, desto stärker der auf ihn wirkende Schlag sein wird,
wenn auch der Gymnotus eine Reiche Kraft anwendet; denn
bei einem grossen Fisch werden diejenigen Elektricitfttsströme
durch seinen Körper gehen, die bei einem kleinen unschädlich
vom Wasser daneben fortgeführt werden.
1788. Der Gymnotus scheint zn Milen, wann er ein
Thier geschlagen hat, und erfthrt es wahrscheinlich durch
den mechanischen Impuls, den er empfibigt, in Folge der
Krämpfe, in die es versetzt wird. Wenn ich ihn mit den
Händen beröhrte, gab er mir einen Schlag nach dem andern;
beftthrte ich ihn aber mit Glassstäben oder den isolirten Con-
ductoren, so gab er nur einen oder zwei Schläge (wie es
Andere mit den Händen in einiger Entfernung fohlten), und
hörte dann damit auf, wie wenn er bemerkt hätte, dass er
nichts ausrichtete. Femer: wenn ich ihn behufs der Experi-
mente mit dem Galvanometer oder einem andern Apparat
mehrmals mit den Conductoren berührt hatte, er matt und
gleichgültig zu sein schien, nicht gewilligt Schläge zu geben,
und ich berührte ihn nun mit den Händen, so zeigte er,
unterrichtet durch deren convulsivische Bewegung, dass er
ein empfindsames Wesen neben sich habe, sogleich seine Kraft
und seine Willigkeit den Experimentator zu schrecken.
1789. Qeoffroy St. Hüaire hat bemerkt, dass die elek-
trischen Organe der Torpedo, des Gymnotus und ähnlicher
Fische nicht als wesentlich verknüpft mit denen angesehen
werden können, die für das Leben des Thieres von hoher
und directer Wichtigkeit sind, sondern dass sie eher zu den
gewöhnlichen Tegumenten gehören. Auch hat man gefunden,
dass Torpedos, denen ihre eigenthümlichen Organe genommen
worden, fortfuhren zu leben, ganz so gut wie die, denen man
sie gelassen hatte. Diese und andere Betrachtungen Hessen
mich hoffen, dass diese Theile bei genauerer Untersuchung
sich als einen natürlichen Apparat ergeben würden, mittelst
dessen wir die Prinoipien der Action undReaction auf
44 M. Faraday. XV.
die Erforschung der Natur des Nerveneinflusses an-
zuwenden vermöchten.
1790. Die anatomische Beziehung des Nervensystems zu
dem elektiischen Organ; die sichtliche Erschöpfung der Nerven-
thätigkeit während der Elektricitätserzeugung in jenem Organ;
die scheinbar äquivalente Elektricitätserzeugung in Verhältniss
zur Quantität der verbrauchten Nervenkraft; die constante
Richtung des erzeugten Stroms mit ihrer Beziehung zu dem,
was vermuthlich eine gleichfalls constante Richtung der zu
gleicher Zeit in Wirksamkeit gesetzten Nerventhätigkeit ist:
Alles lässt mich glauben, dass es nicht unmöglich sei, dass,
bei gewaltsamer Durchleitung von Elektricität durch das Organ,
eine Rückwirkung auf das zu ihm gehöiige Nervensystem
stattfinde, und dass zu grösserem oder kleinerem Grade eine
Wiederherstellung dessen, was das Thier während des Acts
der Stromerzeugung verbraucht, vielleicht vor sich gehen
könnte. Wir haben die Analogie in der Beziehung zwischen
Wärme und Magnetismus. Seebeck hat uns gelehrt, Wärme
in Magnetismus zu verwandeln, und Peltier hat uns später
genau das Umgekehrte gegeben, gezeigt wie die Elektricität
in Wärme zu verwandeln sei [shown t« how to convert the
electricity mto heat, including both its relation of hot and cold).
Oersted zeigte, wie wir elektrische Ei'äfte in magnetische zu
verwandeln haben, und ich hatte die Freude, das zweite Glied
zur vollständigen Relation hinzuzufügen, indem ich rückwärts
die magnetischen Kräfte in elektrische verwandelte. So haben
wir vielleicht in diesen Organen, worin uns die Natur den
Apparat gegeben, durch den das Thier Nerventhätigkeit
ausüben und in elektrische Kräfte verwandeln kann, unter
jenem Gesichtspunkt vielleicht eine Kraft, weit stärker als
die des Fisches selbst, elektrische Kräfte in Nervenkraft um-
zuwandeln.
1791. Es mag vielleicht die Annahme, dass die Nerven-
thätigkeit solchen Kräften wie Wärme, Elektricität und Mag-
netismus in gewissem Grade analog sei, als eine sehr wilde
erscheinen. Ich nehme es jedoch auch nur an als eine Ver-
anlassung zur Anstellung gewisser Versuche, die, je nachdem
sie bejahende oder verneinende Resultate geben, fernere
Erwartungen reguliren werden. Und was die Natur der
Nervenkraft betrifft, so glaube ich, dass die Ausübung der-
selben, welche längs den Nerven zu den verschiedenen von
ihnen in Thätigkeit gesetzten Organen geführt wird, nicht das
Nerventhätigkeit nnd Elektricität. 45
directe Lebensprincip sei, weshalb ich keinen natürlichen
Grund sehe, weshalb es nns nicht in gewissen Fällen vergönnt
sein sollte, den Lauf derselben zu bestimmen, so gut als zu
beobachten. Manche Physiker halten die Kraft für Elek-
tricität. FriesÜey stellt diese Ansicht im J. 1774 unter einer
sehr auffallenden und deutlichen Form auf, sowohl in Bezug
auf gewöhnliche Thiere als auf elektrische, wie die Torpedo*).
Dr. Wilson Philip hält das Organ in gewissen Nerven für
Elektricität, modificirt durch die Lebensthätigkeit**). Matteibcci
meint, die Nervenflüssigkeit oder Thätigkeit [energy], wenigstens
in den zum elektrischen Organ gehörenden Nerven, sei Elek-
tricität***). Prevost und Dumas glauben, dass sich in den
zu den Muskeln gehörenden Nerven Elektricität bewege, und
Prevost fügt zur Stütze dieser Ansicht einen schönen Versuch
hinzu, bei welchem Stahl magnetisirt worden; sollte dieser
durch fernere Beobachtung und durch andere Physiker be-
stätigt werden, so wäre er von der höchsten Wichtigkeit für
die Fortschritte dieses erhabenen Zweiges der Wissenschaft****).
Obgleich ich mich bis jetzt durch die Thatsachen noch nicht
habe überzeugen können, dass die Nervenflüssigkeit nur Elek-
tricität sei, so glaube ich doch, dass das Agens in dem
Nervensystem eine unorganische Kraft sei; und wenn es
Gründe giebt, den Magnetismus für eine höhere Kraft (relation
of force) zu halten als die Elektricität (1664. 1732. 1734), so
lässt sich auch wohl denken, dass die Nervenkraft eine noch
höhere sei {of a still more exalted eharacter] und doch in dem
Bereich des Versuches liege.
1792. Ich bin dreist genug folgenden Versuch vorzuschlagen.
*) Priestley, on Air Vol. I p. 277, Edition of 1774.
♦*) Dr. Wilson Philip ist der Meinung, dass die Nerven, welche
die Muskeln anregen und die chemischen Veränderungen der Lebens-
fnnctionen hervorbringen, durch die vom Gehirn und Kückenmark
gelieferte und durch die Lebenskraft des lebenden Thieres in ihren
Effecten abgeänderte elektrische Kraft wirken, weil er, wie er mir
sagt, schon 1816 gefanden, dass, während die Lebenskräfte ver-
bleiben, alle diese Functionen nach der Fortnahme des Nerven-
einfluBses eben so gut durch die Fo//a'8che Elektricität, als durch
jenen Einfluss selbst hervorgebracht werden können. Am Schlüsse
jenes Jahres übergab er der K. Gesellschaft einen Aufsatz, welcher
in einer deren Sitzungen vorgelesen ward, und worin er von den
diesen Satz begründenden Versuchen Nachricht giebt.
***) Biblioth. universelle 1837 T. XII p. 192.
****) do. do. 1837 T. XII p. 202. T. XIV p. 200.