Skip to main content

Full text of "Falco"

See other formats


1  FOR  THE   PEOPLE 

FOR  EDVCATION 

FORSCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 


ßound  at 


FALCO, 

unregelmässig  im  Anschluss  an  das  Werk 

„BERAJAH, 

Zoographia  infinita" 
erscheinende  Zeitschrift. 


Jahrgang  1908. 


Herausgeber: 

0.  Kleinsehmidt, 

Volkmaritz  bei  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  S. 


-<*'3>^> 


Kommissionsverlag  von  Erwin  Nüj^ele,  Leipzig,  Liebigstr.  6. 


Ebenso  sovg'fältig,  als  der  Brotgelehrte  seine  Wissenschaft 
von  allen  übrigen  absondert,  bestrebt  sich  jener,  ihr  Gebiet 
zu  erweitern  und  ihren  Bund  mit  den  übrigen  wieder  herzu- 
stellen     

Schiller. 


Faico  1908, 


Tafei 


X;ickenzeiclinun«>-, 


Kalco  f^en!grinus  barbarus. 


FaIco  Peregn'nus  caucasicus. 


X 


l'"al((i   l'c n  i.M-iiiii'-   b;irbaru^    M 


S[)('.il.   lili"l. 


FALCO. 


Vierter  Jahrgang. 


No.  1.  Februar.  1908. 


Falco  Peregrinus. 

(Hierzu  Tafel  I.) 

Der  Palaeontologe  und  Geologe  hat  seine  Leitfossilien,  die 
ihm  einen  festen  Anhalt  geben.  Beim  zoogeographischen  Studium 
sind  es  bestimmte  Formenkreise,  die  durch  ausgeprägten  Formen- 
reichtum (man  denke  an  Sumpfmeisen,  Haubenlerchen)  das  Studium 
der  andern  erleichtern.  Ein  Formenkreis,  den  man  überall 
vertreten  findet,  wird  hierzu  der  geeignetste  sein,  und  dies  ist  der 
Formenkreis  des  Wanderfalken,  des  Falco  Peregrinus. 

Wir  haben  deshalb  ein  ganz  besonderes  Interesse  daran,  rastlos 
zuerst  an  seiner  Klärung  zu  arbeiten.  Sharpe  hat  s.  Zt.  eifrig 
vorgearbeitet.  C.  von  Erlanger  hat  die  richtige  Fragestellung  er- 
kannt. Nun  treten  wieder  Ansichten  auf,  die  den  Falco  barbarus 
als  „Art"  retten  möchten.  „Der  Wanderfalke  soll  die  Querbänder- 
zeichnung  in  ausgeprägter  und  gleichmässiger  Verteilung  auf  der 
ganzen  Ventralseite  unter  allen  Umständen  behalten"  (J.  f.  Orn. 
1907,  p.  442).  Ich  lege  meinen  Lesern  Tafel  I,  ein  Originalphoto- 
gramm nach  Bälgen  meiner  Sammlung,  vor  und  bin  der  Meinung, 
dass  ein  Streit  über  die  Einheit  des  wichtigsten  Formenkreises 
nicht  nötig  und  nicht  möglich  ist.  Die  Form  „barbarus"  hat 
die  Kopfzeichnung  mit  der  kaukasischen  Form,  die  Ventral- 
zeichnung mit  leucogenys,  die  geringe  Grösse  mit  brookei  ge- 
meinsam. Man  kann  doch  nicht  barbarus  abtrennen,  wenn  man 
leucogenys  und  brookei  vereint  und  wenn  schon  unter  Geschwistern 
dunklere  Stücke  von  gewöhnlichem  Typus  und  hellere  Stücke  mit 
barbarus -Typus  vorkommen.  Richtig  ist  nur,  dass  Falco  Pere- 
grinus vielleicht  den  östlichen  Formen  näher  steht  als  seinen 
nördlichen  Nachbarn.    Sollte  er  auch  von  Osten  eingewandert  sein? 

0.  Kl. 


Falco. 


Spürkunst. 


Spürkimst. 

Man  bewundert  die  Geduld  des  Hoch  wild  Jägers,  der  nach  ein 
paar  flüchtigen  Runenzeichen  im  weichen  Erdboden  die  Aussichten 
seiner  Jagd  berechnen  muss.  Der  Ornithologe  ist  eigentlich  noch 
übler  dran.  Der  im  Blätterrauschen  fast  verklingende  Ruf  der 
Weidenmeise,  das  im  Augenblick  der  Sichtung  schon  wieder  ver- 
schwindende Flugblild  des  Falken  zwischen  den  Kiefernwipfeln 
muss  ihm  genügen,  um  sein  edelstes  Wild  zu  erkennen.  Und  oft 
ist  dies  flüchtige  Hören  und  Sehen  ihm  schon  Lohn,  der  Erfolg 
mühsnmen  Suchens,  vieler  vergeblicher  Wege.  Und  nun  gar  erst 
des  seltenen  Vogels  Nest,  des  Falken  Horst  finden!  Eine  winzige 
weisse  Taube nfeder  liegt  am  Wege  und  ein  Blutstropfen  klebt 
daran.  Beweisen  tuts  gar  nichts.  Eine  Marktfrau  ist  vielleicht 
mit  geschlachteten  Tauben  im  Korbe  hier  vorbeigegangen.  Es 
ist  immer  noch  eine  grosse  Zahl  von  Möglichkeiten,  auf  die  das 
rote  Pünktchen  die  unbegrenzten  Vermutungen  einschränkt. 

Aber  gegen  den  Wind  gehend  finden  wir  eine  zweite  und 
dritte  Feder,  und  dort  liegt  ein  ganzer  Kranz  von  Federn  auf  dem 
ffrünen  Moos.  Die  Schwungfederkiele  sind  zerbissen  von  — 
einem  Fuchs  oder  Hund.  Aber  es  könnte  sein,  dass  der  nur  an 
den  Resten  von  des  Raubvogels  Mahlzeit  herumgekaut  hat. 

Wir  sind  den  Berg  hinangestiegen.  Da  liegt  wieder  ein 
Federkranz  auf  der  Felsplatte.  Monate,  vielleicht  jahrelang  finden 
wir  nichts  als  diese  fraglichen  Spuren.  Hat  ein  Wanderfalke 
hier  nur  gerastet,  und  ist  er  längst  weiter  gezogen?  Bis  dahin 
ist  alles  ungewiss  und  vielleicht  alle  Mühe  des  Nachforsch ens 
vergeblich.  Doch  nein.  Ein  blauer  Schatten  gleitet  aus  dem 
zuletzt  ins  Auge  gefassten  Winkel  der  dunkeln  Bergwand,  der 
Edelfalkenhorst  ist  entdeckt,  und  so  oft  wir  wollen,  können  wir 
hier  eine  Augenweide  geniessen,  die  früher  Könige  mit  schwerem 
Gold  erkauften:  den  Anblick  der  höchsten  Glanzleistungen  des 
Vogelfluges.  — 

Unser  Freund  geniesst  sie  nicht;  er  ist  daheim  geblieben,  denn 
schon  das  erstemal  spottete  er  über  die  Un Wahrscheinlichkeit  unsrer 
Vermutungen:   „Das  ist  doch  alles  höchst  fraglich  und  unsicher!" 


Hypolais  pallida  reiseri  subsp.  nov.  3 

Der  Jäger,  der  so  sagen  wollte,  müsste  seine  ganze  Spürkunst  an 
den  Nagel  hängen,  und  der  Gelehrte,  der  über  die  Unsicherheit 
einer  heuristischen  Arbeitshypothese  lächelt,  ist  kein  Forscher 
mehr.  Der  Falke  selbst  muss  manchen  Flügelschlag  vergeblich 
tun,  ehe  er  zum  Stoss  ansetzen  kann,  und  selbst  mancher  Stoss 
geht  ihm  fehl.  Das  schadet  nichts.  Es  gelingt  das  nächste  Mal. 
Einen  Versuch  lohnt  es  doch,  wenn  die  meinetwegen  noch  so  un- 
gewisse Beute  eine  hinreichend  wertvolle  ist.  Drum  möge  diese 
Schilderung  ein  Vorbild  sein  für  gewisse  Untersuchungen  dieses 
Jahrgangs.  —  Weiter  will  sie  nichts.  —  0.  Kl. 


Hypolais  pallida  reiseri  subsp.  nov. 

Von  Carl  Hilgert. 

Da  sich  das  Erscheinen  des  Kataloges  der  von  Erlanger'schen 
Sammlungen  unerwartet  verzögert,  halte  ich  es  für  ratsam  die 
daselbst  beschriebene  Form  des  Wüstenspötters  hier  zu  publi- 
zieren und  gebe  die  diesbezügliche  Stelle  im  von  Erlanger'schen 
Kataloge  Seite  203  und  204  hier  wörtlich  wieder.  Ich  benenne 
diese  Form  Herrn  Reiser  zu  Ehren,  dem  ich  hier  nochmals  meinen 
verbindlichsten  Dank  ausspreche.    Typus  M.  Biskra  26.  April  1903. 

Die  von  Flückiger  im  April  in  Algier  gesammelten  Stücke 
weichen  wesentlich  von  typischen  Stücken  ab.  Besonders  in  der 
lichteren  Färbung  kommen  sie  „rama"  sehr  nahe,  so  dass  ich  ver- 
sucht war,  sie  zu  dieser  Form  zu  stellen,  da  ich  annahm,  es  könnten 
Zugvögel  sein.  Herr  Kleinschmidt,  dem  ich  bei  seinem  Hiersein 
diese  Vögel  zeigte,  machte  mich  aber  auf  verschiedene  Merkmale, 
die  sie  von  rama  unterscheiden,  aufmerksam  und  riet  mir,  diese 
Stücke  Herrn  Reiser  zu  senden,  der  anhand  von  hinreichendem 
Material  mir  diese  Vögel  identifizieren  könnte.  Ich  gebe  hier  Herrn 
Reisers  Ansicht  und  Tabelle  wörtlich  wieder:  Obwohl  mir  leider 
kein  nennenswertes  Vergleichsmaterial  vorliegt,  schicke  ich  voraus, 
dass  ich  an  die  Zugehörigkeit  von  rama  nicht  glauben  kann,  sondern 
eher  der  Ansicht  bin,  dass  es  sich  hier  um  eine  noch  nicht  be- 
schriebene Lokalform  handelt.  Von  Hypolais  pallida  der  Balkan- 
halbinsel sind  diese  Vögel  natürlich  sehr  verschieden.  Die  folgende 
Vergleichstabelle  dürfte  Näheres  enthalten. 

1* 


Ein  interessantes  Kleid  von  Lanius  Collurio  L. 


Hypolais  sp.J 

aus  Algier. 

Hypolais  pallida, 

B  a  1  k  a  n  1  ä  n  d  e  r. 

Hypolais  rama 

aus  Turkestan. 

Schnabel : 

zwischen  10  und 
12  mm 

Durchschnitt  bei 
einer  grossen 
Reihe:  12  mm 

nach  2  Exempl.  u. 

Literaturangaben : 

14—16  mm 

Schwanz: 

äussere  Steuer- 
federn nur  wenig 
(bis  3  mm)  kürzer 
als   die    mittleren 
und  längsten 

äussere  Steuer- 
federn fast  stets 
nur  unmerklich 
kürzer  als  die 
mittleren 

äussere  Schwanz- 
federn viel  kürzer 
als  die  mittleren 

Länge  des 
Flügels: 

65—68  mm 

64 — 66  mm 

57—65  mm 

Die  Abortiv- 

Schwinge 
überragt  die 
Deckfedern: 

6,  6.5,  7,  7  und 
8  mm 

4,  4,  4.5,  4.75  und 
5  mm 

6  u.  7.5  mm 

Schwingen- 
verhältnis: 

3.,  4.  u.  5.  fast 
gleichlang  u.  über- 
haupt am  längsten, 
6.  um  etwa  4  mm 
kürzer 

3.  und  4.  am 

längsten  und  fast 

gleichlang, 

5.  etwas  kürzer 

3.,  4.  und  5. 
am  längsten  und 
fast  gleichlang. 

Ein  interessantes  Kleid  von  Lanius  Collurio  L. 

Ich  schoss  hier  am  16.  August  1907  ein  altes  Weibchen,  das 
man  als  hahnenfedrig  bezeichnen  könnte.  Schiebel  hat  schon  einen 
Vogel  beschrieben,  der  dem  Männchen  ähnelt.  Bei  meinem  Stück 
zeigt  lediglich  die  äussere  Schwanzfeder  eine  Annäherung  an  das 
Kleid  des  Männchens  in  Gestalt  eines  bis  über  die  Mitte  hinaus- 
reichenden weissen  Keilflecks  auf  der  Innenfahne.  Als  ob  die 
Farbe  nur  verdrängt  wäre,  umgibt  diesen  Streif  ein  schwarzer 
Saumstrich.  Bei  einem  andern  Stücke  meiner  Sammlung  findet 
sich  dieselbe  Erscheinung  in  schwächerem  Masse.  So  auffällig, 
wie  bei  dem  erstgenannten  Vogel,  sah  ich  sie  aber  nie.      0.  Kl. 


Der  Götterberg  Meni. 


Der  Götterberg  Meru. 

Dass  in  vielen  Ländern  hohe  Berge  als  Sitze  der  Götter  an- 
gesehen wurden,  ist  nicht  verwunderlich.  Hohe  Felszacken,  nur 
vom  Adler  umkreist,  oder  gar  erst  Schneegipfel,  die  nur  zeitweilig 
über  Nebelschleiern  zwischen  den  Wolken  sichtbar  werden,  sie 
machen  ganz  den  Eindruck  von  Himmelsburgen,  vollends  da,  wo 
sie  unnahbar  sind.  Man  könnte  sich  denken,  dass  in  Landschaften 
Indiens,  wo  nordwärts  Schneegipfel  hinter  Schneegipfeln  sich  er- 
heben,*) die  Vorstellung  eines  Götterbergs  im  Norden  besonders  nahe 
lag  und  dass  Nachrichten  von  den  Polarländern,  die  von  andern 
Völkern  kamen,  dazu  anregten,  die  alpinen  und  polaren  Natur- 
erscheinungen zu  verknüpfen  und  diesen  Göttersitz  in  den  fernsten 
Norden  zu  verlegen. 

Ob  sich  so  die  Rolle,  die  der  Götterberg  Meru  in  der  indischen 
Literatur  spielt,  erklären  lässt  —  oder  ob  die  Stellen  die  An- 
nahme einer  nordischen  Urheimat  nötig  oder  wenigstens  wahr- 
scheinlich machen,  das  ist  die  Frage,  die  für  das  Problem  der 
Tierverbreitung  von  grosser  Wichtigkeit  werden  kann. 

Wenn  es  eine  Hauptrichtung  in  der  Verbreitung  des 
Lebens  auf  der  Erde  gegeben  hat,  dann  ist  ihr  teilweise  auch  der 
Mensch  gefolgt.  Religionsgeschichte  und  Tiersagen  bieten  uns  da 
wertvolle  Hilfsquellen,  wenn  sie  uns  auch  zuerst  vor  fast  verwirrende 
Rätsel  stellen. 

Es  ist  auffallend ,  dass  es  in  der  Masaisteppe  einen 
Meruberg  gibt.  Ist  das  Zufall?  Ich  habe  mich  bei  einem 
Kenner  afrikanischer  Sprachen  erkundigt.  Er  meint,  dass  seines 
Wissens  der  Name  eine  Eingeborenen-Bezeichnung  sei,  dass  aber 
die  Masai  den  Berg  nicht  Meru,  sondern  den  , schwarzen  Berg" 
nennen.  Nun  ist  aber  „der  schwarze"  zugleich  eine  Bezeichnung 
Gottes,  und  es  gibt  ja  noch  einen  Vulkan  'Ngai  dort  ('Ngai  ist 
der  Name  Gottes  bei  den  Masai). 

Es  gibt  ja  auch  einen  thessalischen  Olymp  und  einen  phry- 
gischen  Olymp,   einen  phrygischen  Ida  und   einen  kretischen  Ida, 


*)  Man   vergleiche   die   herrliche  Abbildiing   und  Schilderung    in 
Harterts  ,  Wanderjahren  eines  Naturforscherß"  p.  237- 


6  Das  Zeichen  cf. 

einen  moabitischen  Berg  Nebo  und  einen  babylonisch-assyrischen 
Gott  Nebo. 

Man  nimmt  an,  dass  in  der  Bibel  Jesaija  14,  14  mit  dem 
„Berg  des  Stifts  in  der  fernsten  Mitternacht"  der 
Meruberg  gemeint  sei.  Es  ist  ein  merkwürdiges  Zusammen- 
treffen, dass  dort  der  König  von  Babel  als  der  „Helle,  der  Sohn 
der  Morgenröte"  angeredet  wird  und  dass  der  babylonische  Gott- 
und  Königsname  Marduk  in  der  Bibel  „Merodach"  heisst.  Die 
Etymologie  von  Merodach  soll  noch  unsicher  sein.  Merodach  ist 
der  Gott  des  Morgenlichts.  Sollte  zwischen  Merodach  und  Meru 
ein  Zusammenhang  sein?  Die  Bedeutung  von  Merodach  muss 
schon  in  alter  Zeit  unbekannt  geworden  sein,  wie  der  Schreibfehler 
„Berodach-Baladan"   beweist. 

Bei  den  Masai*)  ist  die  Benennung  für  Norden  und  für 
das  Land  der  Urheimat  (Kopebob)  dieselbe.  Nach  Norden 
beten  sie.  Mit  dem  Kopf  nach  Norden  (und  dem  Gesicht  nach 
Osten!)  legen  sie  ihre  Toten,  denn  im  Norden  suchen  sie  das 
Paradies  als  Wohnort  der  Verstorbenen. 

Vielleicht  lohnt   es   sich,   diesen  Dingen   weiter  nachzugehen. 

Entweder  wird  sich  zeigen,  Namen  wie  Meru,  Mero,  Meroe  usw. 
kommen  ohne  Zusammenhang  vor  (die  alte  Sache,  dass  Ähnlich- 
keiten nicht  immer  Verwandtschaft  beweisen),  oder  wir  finden  eine 
indisch-europäische  Frontliuie  mit  einem  Vorläufer  in  der  Ostecke 
von  Afrika. 

Unser  Material  ist  aber  heutzutage  so  reich,  dass  ein  paar 
noch  fehlende  Mosaiksteinchen  genügen  können,  die  Anlage  des 
Gesamtmusters  der  Zoogeographie  zu  erschliessen.  0.  Ell. 


Das  Zeichen  cf. 

Das  Zeichen  cT,  das  wir  in  der  Zoologie  zur  Angabe  des 
männlichen  Geschlechts  verwenden,  ist  bekanntlich  das  Zeichen 
des  Planeten  Mars.  Schon  Jacob  Grimm  hat  auf  die  Ähn- 
lichkeit der   Siegrune  hingewiesen,    die    der   germanische  Krieger 

*)  Dinge,  wie  der  Name  des  Urdrachen  en  tiamassi  (babylonisch 
Tiamat)  scheinen  zu  beweisen,  dass  die  wunderbare  Übereinstimmung 
der  Masai-Überlieferungen  mit  denen  der  Juden  nicht  auf  altem,  christ- 
lichem Einfluss  von  Abessinien  her  beruhen  kann. 


Das  Zeichen  cf-  7 

auf  sein  Schwert  ritzte.  Diese  Rune  '^  war  das  Zeichen  des 
Schlachtengottes  Tyr  oder  Ziu,  des  alten  germanischen  Haupt- 
gottes, der  schon  im  Altertum  geradezu  mit  Mars  identifiziert, 
später  vor  dem  eindringenden  Wodankult  mehr  zurücktrat.  Ziu 
war  ursprünglich  der  Hauptgott  vieler  Völker.  Tyr  (Edda),  Tius 
(gothisch),  Zeus,  Dios  (griechisch),  Djaus  (Sanskrit)  stellte  schon 
Grimm  nebeneinander. 

Dieser  alte  Haupt-  und  Himmelsgott  wird  (am  deutlichsten 
bei  den  Kretern)  geradezu  identifiziert  mit  dem  göttlich  verehrten 
Tag,  Dies,  daher  Diespiter,  Dis  pater  (umbrisch).  Hat  nun 
Caesar  (cf.  Falco  1907  p.  91)  das  italische  Dis  angewandt  und 
das  Zählen  nach  Nächten  daraus  erklärt,  dass  die  Tage  zum  Zeit- 
mass  nicht  profan  genug  waren?  Das  scheint  doch  sehr  gekünstelt. 
Nein,  der  Dis  der  Kelten  war  Taggott  und  Nachtgott;  der  Tag- 
gott ist  überall  von  der  Sonne  unabhängig,  da  er  schon  ehe  die 
Sonne  aufgeht,  das  Licht  spendet.  „Der  Tag  als  Folge  der  Sonne" 
musste  dem  Naturvolk  als  ein  filius  ante  patrem  erscheinen,  ein 
Unding.  „Dies"  ist  aber  ein  alter  Genitiv  von  Tag,  so  dass  der 
Gott  Diespater  auch  der  Vater  des  Tages  sein  kann ,  *)  der 
Nachtgott,  der  den  Tag  hervorbringt.  Die  M a s a i  wissen 
nicht  mehr,  warum  sie  Gott  narok  =  schwarz  nennen.  Unbewusstes 
ist  uralt.  Vielfach  wurden  schwarze  Gottheiten  verehrt.  Hei,  die 
doch  mit  Nifelheim  in  Verbindung  steht,  wurde  elsterfarbig  ge- 
dacht, halb  schwarz,  halb  weiss.  Sollten  diese  Merkwürdigkeiten 
nicht  auf  den  Norden  deuten,  wo  Tag  und  Nacht  nicht  scharfe 
diametrale  Gegensätze  sind.  Vielleicht  ist  der  Gott,  der  im  Finstern 
wohnt  und  waltet  und  aus  der  Finsternis  das  Licht  hervorruft, 
der  der  ältesten  nordischen  Religionen.  Für  den  Süden  passt 
das  nicht.  0.  Kl. 


*)  Grimm  bemerkt  wenigstens  (Deutsche  Mythologie  p.  177):  „gleich- 
sam diei  pater".  Dieser  ursprüngliche  Sinn  wird  mit  dieser  immerhin 
sehr  fraglichen  grammatischen  Erklärung  nicht  hinfällig,  weil  er  sach- 
lich begründet  ist.  Der  Tag  ist  im  Norden  nur  eine  Lichterscheinung 
des  Nacht himmels  unter  vielen  andern.  Auch  der  nominativisch  ge- 
fasste  Diespiter,  Diuspiter,  Juppiter  ist  des  Himmels  (Uranus)  Enkel. 
Diese  Theogonie  entspricht  aber  nur  der  Kosmogonie,  wonach  Äther 
und  Hemera  (Tag)  die  Kinder  von  Erebos  und  Nyx  (Urfinsternis  und 
Nacht)  sind. 


Nachtrag  zu  Jahrgang  1905,  p.  70. 


U^achtrag  zu  Jahrgang  1905,  p.  70. 

Erithacus  Auroreiis  orl)is  noy. 

Formen : 

1.  Erithacus  Auroreus  auroreus  (PalL). 

Vom  Baikalsee,  t.  typ.  Selenga,  zum  stillen  Ozean.  Flügel 
bis  7,7  cm. 

2.  Erithacus  Auroreus  filchneri  (Parrot). 
West-China,  t.  typ.  Kin-tschou.     Flügel  bis  8,0  cm. 

(E.   A.   1  e  u  c  0  p  t  e  r  u  s   (B 1  y  t  h.)   ist  wohl   S3monym   der  ersten, 

kleineren  Form.) 

Die  erste  Form  des  ostasiatischen  Rotschwänzchens  hat  in- 
zwischen Herr  Engler  in  3  Exemplaren  in  Tsingtau  gesammelt. 
Sie  gehört  also  gewissermassen  zu  den  deutschen  Vögeln.  Die 
zweite  hat  kürzlich  Herr  Dr.  Parrot  beschrieben.  Wie  er  mir 
mitteilt,  unterscheidet  sie  sich  von  auroreus  nur  durch  die  wenig 
stärkeren  Masse.  Der  Formenkreis  E.  Auroreus  bleibt  also  nach 
unsern  jetzigen  Kenntnissen  weit  von  E.  grandis  und  erythrogaster, 
die  einen  um  mehr  als  2  cm  längeren  Flügel  haben,  entfernt. 

Eine  der  interessantesten  zoogeographischen  Tatsachen  ist 
die  Ähnlichkeit  von  Erithacus  Auroreus  mit  dem  nordafrikanischen 
Erithacus  moussieri,  während  oologisch  beide  sehr  verschieden  sind. 
Ich  komme  bald  in  Berajah  ausführlicher  darauf  zurück.     0.  Kl. 


Schlägt  der  Wanderfalke  Ziesel? 

Von  Hans  Winkler. 

In  den  Jahren  1899/1900  war  ich  in  der  südrussischen  Steppe 
im  Chersonschen  Gouvernement  im  Ehsavetgrader  Kreise  zwischen 
den  Ortschaften  Obosnowka,  Katherinowka,  Russkoja  und  Schesta- 
kowka  mit  Schürfarbeiten  beschäftigt.  In  der  dortigen  Gegend 
gab  es  Ziesel  in  Massen,  die  durch  den  Schaden,  den  sie  im  Ge- 
treide anrichteten,  zur  Landplage  wurden.   Eines  Morgens,  als  ich 


Schlägt  der  Wanderfalke  Ziesel?  9 

an  einem  erhöhten  Punkte  der  Steppe  sass,  um  das  Terrain  zu 
skizzieren,  sah  ich  in  einer  Entfernung  von  kaum  30  m  einen 
Wanderfalken  unbeweglich  sitzen.  Nicht  weit  entfernt  davon  kam 
ein  Ziesel  aus  seiner  Röhre,  machte  Männchen,  stiess  einen  leisen 
Pfiff  aus  und  lief  dann  in  der  Ackerfurche  entlang.  In  demselben 
Augenblick  stiess  der  Wanderfalke  auf  das  Ziesel,  schlug  es  mehr- 
mals mit  den  Fängen  und  bearbeitete  es  mit  dem  Schnabel.  Dann 
trug  er  es  ein  Stück  fort,  um  es  zu  kröpfen.  Ich  habe  diesen 
Vorgang  aus  so  geringer  Entfernung  beobachtet,  dass  eine  Täuschung 
betreffs  der  Art  des  Falken  vollständig  ausges^chlossen  ist.  Hätte 
ich  s.  Zt.  von  bestehenden  Zweifeln  Kenntnis  gehabt,  so  wäre  es 
mir  ein  Leichtes  gewesen,  einen  Wanderfalken  nach  der  Mahlzeit 
zu  schiessen,  so  dass  dann  aus  dem  Mageninhalt  die  Richtigkeit 
meiner  Beobachtung  festgestellt  werden  konnte.*) 

*)  Anmerkung  des  Herausgebers:  Ich  hatte  Falco  1907,  p.  51  solche 
Zweifel  geäussert.  Der  neueste  Jahrgang  der  „Aquila"  (1907)  enthält 
auf  S.  317  zwei  Nachrichten  von  Mäuse-  und  Zieselresten,  die  in 
Gewöllen  und  im  Magen  von  Wanderfalken  gefunden  wurden.  Die 
Ungarische  Orn.  Centrale  bemerkt  dazu:  „Vorläufig  muss  nur  noch  die 
Art  der  Erbeutung  beobachtet  werden".  —  Hier  ist  sie.  Ich  habe  Herrn 
Winkler  Bälge  des  Wanderfalken  und  Würgfalken  vorgelegt,  und  er  er- 
klärte eine  Verwechslung  mit  letzterem  für  ausgeschlossen.  Die  von  der 
Bevölkerung  geschonten  Raubvögel  seien  dort  so  vertraut,  dass  sie,  auf 
einer  Erdscholle  ruhend,  einen  oft  bis  auf  ca.  10  m  herankommen  Hessen. 
Die  U.  O.  C.  wtist  auf  0.  Mtschr.  p.  74  hin,  wo  Biedermann,  ein 
überaiis  gründlicher  Kenner  unserer  Raubvögel,  bereits  bemerkt,  dass 
der  Wanderfalke  aus  geringer  Höhe  stossend  Beute  sowohl  vom  Boden 
wie  vom  Wasser  aufnehmen  kann.  Diese  Möglichkeit  wurde  früher 
geradezu  von  vielen  Beobachtern  geleugnet.  Eohweder  dagegen  meinte 
sogar,  dass  der  Wanderfalke  Miesmuscheln  frisst.  (Orn.  Centralblatt 
1878  p.  58).  Diese  allerdings  mögen  von  schmarotzenden  Krähen  zu 
der  Schlachtbank  des  Falken  getragen  sein.  Verwechslung  mit  kleinen 
Männchen  des  Falco  Hierofalco  gyrfalco  oder  uralensis,  denen  eher 
Bodenjagd  zuzutrauen  ist,  wäre  zu  fernliegend.  Vielleicht  handelt  es 
sich  hier  um  einen  biologischen  Unterschied  der  östlichen  steppen- 
bewohnenden Wanderfalken  von  den  westlichen.  Man  möge  also  nicht 
nur  auf  den  Kropf-  und  Mageninhalt  jedes  geschossenen  Wanderfalken, 
sondern  auch  auf  das  Gefieder  und  die  Flügellänge  des  Vogels  achten, 
um  festzustellen,  welcher  Form  er  angehört.  Im  Horst  der  westlichen 
Form  konstatierte  ich  bis  jetzt  nur  Vogelreste.  Die  ungarischen  Wander- 
falken werden  freilich  von  unseren  im  Gefieder  kaum  viel  verschieden 
sein.    Man  sehe  auch  bei  uns  genauer  nach.  0.  Kl. 


Falco. 


\Q  Über  Strix  Flammea. 

Über  Strix  Flammea. 

Aus  Briefe  11  an  den  Herausgeber. 
I. 
Die  Zähnelung  an  den  Krallen   von    Strix    Flammea   dienen 
meiner   Ansicht   nach    dazu,    das    Ol,    welches    der   Schnabel    der 
Bürzeldrüse   entnimmt,    in   die   Kopf  federn    zu    verreiben.      Einen 
ähnlichen  Zweck  hat  wohl  auch  die  Krallenzähnelung  bei  Capri- 
mulgus.     Bei  den  Nachtvögeln  ist  sie  besonders   ausgeprägt,  weil 
das   Kopfgefieder  stark    entwickelt   ist.      Bei    den  anderen    Eulen 
ist  sie  nicht  so  nötig,  weil  die  Zehen  mit  vielen  Federn  und  Borsten 
besetzt  sind.     Überhaupt   ist   das    Einfetten    des  Kopfes  mit   den 
Zehen  eine  sehr  wenig  bekannte  Tatsache.     Sie  können  diese  Er- 
klärung vielleicht  kurz    im   Falco  notieren.      Die    Reinigung    des 
Gefieders  möchte  ich  kaum  für  den  Zweck  der  Zähnelung  halten. 
H.  Frh.  Geyr  von  Schweppenburg. 

II. 

Ihre  Mitteilung  über  ein  interessantes  Brutpaar  von  Strix 
Flammea  im  Falco  (1907,  Taf.  V)  gibt  mir  Veranlassung,  Sie  auf 
ein  Pärchen  in  unsrem  Museum  zu  verweisen,  das  uns  am  11.  März 
1903  von  der  Bleiche  einer  grossen  Bandfabrik  bei  Gr.  Ammens- 
ieben gesandt  wurde. 

Das  Männchen  zeigt  fast  genau  dasselbe  Aussehen,  wie  das 
von  Ihnen  abgebildete  Weibchen.  Die  Unterseite  ist  nämlich  mit 
Ausnahme  einer  kleinen  Stelle  dicht  um  den  Schleier,  der  schwach 
gelblich  angelaufen  ist,  rein  weiss,  ebenso  die  Befiederung  der 
Beine.  An  beiden  Aussenrändem  finden  sich  aber  ähnlich,  wie 
die  Tafel  auch  zeigt,  einige  rautenförmige  Flecken  und  Schaft- 
striche von  grauer  Farbe,  während  die  Mitte  ganz  weiss  ist.  Auch 
die  sämtlichen  Schleierfedern  sind  zart  weiss,  nur  die  äussersten, 
den  Rand  bildenden  haben  einen  ganz  schmalen  gelbschwarzen 
Saum,  wieder  wie  auf  dem  Bilde. 

Das  zugehörige    $    ist  normal. 

A.  Mertens, 
Direktor  des  städtischen  Museums  für  Natur-  und  Heimatkunde 

in  Magdeburg. 


Eine  neue  Bnntspechtform  aus  Spanien.  11 

Eine  neue  Buntspechtform  aus  Spanien. 

Von  Willy  Schlüter. 
Mit  einer  Sendung  aus  Spanien  (Umgebung  von  Sevilla)  er- 
hielt ich  kürzlich  auch  einige  Bimtspechtbälge,  die  mir  sofort  durch 
die  wenn  auch  individuell  verschieden  stark  ausgeprägte  rote  Brust- 
binde auffielen.  Bei  eingehender  Vergleichung  mit  den  in  Betracht 
kommenden  Formen  aus  Marokko  und  Sardinien  (Picus  major 
mauritanus  und  P.  major  harterti)  stellte  sich  auch  der  spanische 
Buntspecht  als  gute  Form  heraus. 

Picns  major  hispaims  form.  nov. 

Vor  mir  liegen  4  Bälge,  1    cT   und  3    $  $ . 

Das  (^  zeigt  die  rote  Brustbinde  am  kräftigsten,  fast  ebenso 
schön  ein  $  i  während  die  anderen  2  $  ?  ^^^  einen  roten  Anflug 
besitzen.  Die  rote  variable  Brustbinde  ist  also  bei  hispanus  fast 
so  schön  wie  bei  mauritanus  vorhanden,  dagegen  sind  beide  Formen 
durch  die  wesentlich  kürzeren  Flügel  des  marokkanischen  Bunt- 
spechts deutlich  unterschieden.  Auch  scheint  mir  der  Spanier, 
soweit  es  sich  nach  trocknen  Bälgen  feststellen  lässt,  etwas  grösser 
zu  sein,  als  der  Marokkaner.  Mit  harterti  hat  hispanus  die  dunkle 
Färbung  und  den  gelblichen  Anflug  des  Weissgefieders  gemein, 
dagegen  fehlt  harterti  die  rote  Brustbinde  gänzlich.  Der  gleiche 
Unterschied  gilt  gegenüber  der  Inselform  canariensis.  Auch  unter- 
scheiden sich  meine  4  hispanus  von  den  mir  zum  Vergleich  vor- 
liegenden 5  harterti  durch  geringe  Grösse.  Der  Schnabel  ist 
schlank,  wie  bei  allen  westlichen  Buntspechten,  und  zeigt  keine 
wesentlichen  Unterschiede. 


Mitteilungen  über  Berajah. 

Es  befinden  sich  z.  Z.  sechs  bunte  Tafeln  im  Druck.  Ferner 
ist  eine  Neuauflage  der  Tafeln  I  und  II  von  Erithacus  Domesticus 
in  Arbeit,  da  diese  Tafeln  infolge  zu  eiligen  Drucks  einige  Un- 
genauigkeiten  aufwiesen.  Man  beachte  also,  dass  von  Tafel  I  und  11 
ein  verbesserter  Neudruck,  gekennzeichnet  durcli  die  Jahres- 
zahl 1907/08  (statt  1907)  geliefert  wird.  Die  Ausgabe  der  umfang- 
reichen Nummer  ist  erst  für  Anfang  April  in  Aussicht  genommen, 
um  durch  langsameren  Druck  ein  abermaliges  Misslingen  zu  ver- 
meiden.     Die    kostspielige    Falco-Tafel,    welche    dieser    Nummer 

2* 


12  Mitteilungen  über  Berajah.  —  Literatur. 

beiliegt,  hat  gleichfalls,  da  ein  Teil  der  Auflage  ergänzt  werden 
musste,  Aufenthalt  hervorgerufen.  Bei  all  diesen  ärgerlichen  Ver- 
zögerungen mögen  die  geehrten  Abonnenten  die  Mühe  anerkennen, 
welche  auf  die  grösste  Sorgfalt  in  der  technischen  Herstellung 
der  Abbildungen  verwandt  wird. 

Sehr  erwünscht  ist  mir  für  die  weitere  Bearbeitung  Material 
über  die  Frühlingsankunft  des  Gartenrotschwanzes  (Erithacus  Ar- 
boreus  phoenicurus)  namentlich  in  Skandinavien  und  Russ- 
land sowie  über  hahnenfedrige  Weibchen  dieses  Vogels, 
auch  über  normale  und  höchste  Gelegezahl  in  verschiedenen 
Ländern.  0.  Kl. 


Literatur. 


Ludwig  Groldschmidt,  Kant  und  Hacke  1.  Gotha,  E.  F. 
Thienemann,  1906.     14  (bez.  137)  S. 

Dieser  erste  Teil  einer  kleinen,  drei  philosophische  Abhand- 
lungen umfassenden  Schrift  ist  die  einfachste,  sachlichste 
und  vornehmste  Widerlegung  von  Häckels  Grenzüberschrei- 
tungen, geschrieben  von  einem  Fachgelehrten  ersten  Ranges.  Ver- 
fasser meidet  jedes  Eingehen  auf  das  Gebiet  des  Naturforschers, 
aber  ein  philosophischer  Irrtum  muss  immer  auf  jegliche  wissen- 
schaftliche Arbeit  schädigend  zurückwirken.  Deshalb  hat  vor- 
liegende Schrift,  die  eigentlich  unser  Gebiet  gar  nicht  berührt, 
doch  hier  für  uns  Interesse  auch  in  ihren  weiteren  Abschnitte]i. 
Freunde  und  Gegner  Häckels  finden  hier  klar,  scharf  und  un- 
parteiisch die  Grenze  gezogen,  die  sie  beide  respektieren  müssen, 
schon  im  Interesse  ihrer  Arbeit. 

Nun  hat  aber  Schiller  gerade  das  Betonen  der  Grenzen 
als  den  Gegensatz  zum  philosophischen  Kopf  bezeichnet.  (Vergl. 
das  Motto  dieses  Jahrgangs.)  Wie  reimt  sich  das?  Erstens 
ist  dort  von  Grenzen  der  einzelnen  wissenschaftlichen  G e- 
biete,  nicht  der  Wissenschaft  überhaupt,  die  Rede.  Zweitens 
wird  man  nur  dann  froh,  rechtmässig  und  ungefährdet  über  Grenzen 
gehen  können,  wenn  man  genau  weiss,  wie  sie  verlaufen  und 
welche  Rechte  sich  mit  ihnen  ändern.  Grenzenkenntnis  in  diesem 
Sinn  ist  das  einzige,  was  Philosophie  zu  geben  vermag,  aber  diese 
Gabe  ist  wertvoll  genug.  0.  Kl. 


o 

> 


5 


FALCO 


Vierter  Jahr^ans:. 


No.  2.  A  u  g  11  s  t.  1908. 


Teiles  und  Altes  über  Falco  Hierofalco. 

I.  Nordische  Jagdfalken  iu  Deutsehland. 

Hierzu  Tafel  IT. 
Seltene  Gäste,  Steppenhühner  aus  dem  Orient,  zeigen  sich 
Avieder  in  Deutschland.  Aus  Holland  meldete  Herr  Baron  Snouckaert 
van  Schauburg  schon  vom  23.  August  1906  einen  Fall.  Noch 
seltenere  Gäste  sind  die  Jagdfalken,  seltsamerweise  bei  uns  selten. 
Ob  auch  ihnen  kultiviertes  Land  keine  dauernde  Heimat  sein  kann? 
In  letzter  Zeit  sind  mehrere  Fälle  zu  genauerer  Kenntnis  gekommen. 
1.  Am  interessantesten  ist  der  letzte  Fall,  da  es  sich  wieder 
um  ein  weisses  Stück  des  grossen  Gerfalken  handelt. 
Der  Besitzer,  Herr  Lehrer  Vöge  in  Kiel,  hat  mir  die  schönen 
Abbildungen  des  von  ihm  meisterhaft  präparierten  und  bereits 
richtig  bestimmten  Vogels  mit  ausführlichen  Notizen  zur  Ver- 
füffung  crestellt  und  mir  alle  weiteren  Fragen  in  liebenswürdigster 
Weise  beantwortet.  Hiernach  ist  der  Vogel  ein  cf.  Das  Ge- 
schlecht ist  durch  Untersuchung  sicher  festgestellt.  Er  wurde  am 
12.  Februar  1908  bei  dem  Badeort  Labö  von  dem 
Pächter  des  dortigen  Kurhauses  Herrn  Ad.  Witt  am  Strande 
(Ostufer)  der  Kieler  Föhrde  erlegt,  während  er  unter  lautem 
Schreien  rüttelnd  in  der  Luft  stand  (nach  Angabe  des  Erbeuters). 
Er  wurde  Herrn  Vöge  zum  Ausstopfen  gebracht  und  ging  durch 
Kauf  in  seinen  Besitz  über.  Über  die  Ursache  des  merkwürdigen 
Betragens  des  Falken  (der  nicht  vor  dem  Uhu  geschossen  ist) 
konnte  Herr  Vöge  nichts  Sicheres  ermitteln.  Der  Kropfinhalt 
Avar  ganz  frisch,  nur  Avenige  nicht  näher  bestimmte  schwarze 
Federn  eines  Wasservogels  (Wasserhuhns  ?)  Avaren  dazAvischen. 
Der  Flügel  mass  von  der  Schulter  56 — 57  cm,  von  der  Hand  ca.! 
38  cm.  Die  nackten  Teile  (Wachshaut,  Schnabel,  Füsse)  waren 
hellblaugrau,  letztere  etwas  ins  Grünliche  spielend.  Die  Zeichnungen 
Falco.  2 


14  Neues  und  Altes  über  Falco  Hierofalco. 

sind  schwärzlich  braungrau  (nicht  schwarz),  alle  übrigen  Gefieder- 
teile reinweiss.  Die  auf  dem  Bilde  verdeckten  Steuerfederu  sind 
ungebändert,  die  Bürzelfedern  tragen  die  charakteristische  Jugend- 
zeichnung. Der  Vogel  ist  somit,  wie  schon  aus  der  Abbildung 
zu  ersehen  ist,  ein  junges  im  Jahre  1907  erbrütetes  Stück.  Im 
Alter  würde  dieses  Stück  mehr  querlaufende  Zeichnungen  der 
Oberseite  und  eine  nahezu  ungefleckte  Unterseite  erhalten  haben. 

2.  Über  einen  andern  Fall  hat  inzwischen  die  Deutsche 
Jäger  Zeitung,  Neudamm,  die  auch  in  diesem  Jahre  wieder 
viele  interessante  ornithologische  Nachrichten  bringt,  unter  Bei- 
fügung einer  Abbildung  (1908,  S.  393)  berichtet.  Herr  Pastor 
Clodius  gab  mir  über  den  Vogel  am  18.  II.  und  27,  III.  folgende 
Notizen  für  den  „Falco". 

„Neulich  hatte  ich  einen  herrlichen  Vogel  in  Händen,  den 
ersten  Falco  gyrfalco  aus  Mecklenburg.  .  .  .  Der  fragliche 
Gerfalke  ist  am  12.  Januar  1908  auf  der  Insel  Poel  (bei 
Wismar)  erlegt,  von  einem  der  dortigen  Fischer,  die  alle  grosse 
Wasserjäger  sind;  er  ist  im  Besitz  von  Hofkonservator  Knuth 
in  Schwerin.  Es  ist  ein  ?,  alt,  genau  der  Abbildung  im  Naumann 
Tafel  11,  Fig.  1  entsprechend,  nur  war  der  Schwanz  nicht  so  hell, 
mehr  hellgrau.  Fittich  39,7  cm,  Schwanz  23,5  cm.  Der  Magen- 
inhalt ist  leider  nicht  beachtet,  da  Knuth  mir  den  frischen  Balg 
zuschickte,  während  der  Kadaver  schon  vernichtet  war;  doch  Avar 
der  Vogel  geschossen,  während  er  auf  Enten  jagte.  An  den  Zehen- 
häuten Sassen  einige  Federchen,  was  auch  Sie  im  Naumann  be- 
merken." Ich  schliesse  mich  der  Bestimmung  an,  zumal,  wenn 
das  Geschlecht  feststeht,  doch  kann,  da  es  auch  vom  grossen  Ger- 
falken teils  kleinere,  teils  dunklere  Stücke  gibt,  kein  Ornithologe 
mit  völliger  Gewissheit  sagen,  ob  dieser  Jagdfalke  von  Skandinavien, 
Island  oder  Nordasien  gekommen  ist. 

Zwei  andre  Fälle,  über  die  hier  nur  referiert  werden  soll, 
liegen  weiter  zurück. 

3.  Ein  junges  $,  im  Besitz  des  Provinzialmuseums  zu  Hannover, 
am  12.  Oktober  1905  in  Hollinde  bei  Hollenstedt  (Kreis  Harburg) 
erlegt,  wird  von  A.  Fritze  im  Jahrbuch  des  Provinzial- 
museums zu  Hannover  1907  mit  dankenswerter  Sorgfalt  be- 
schrieben und  vortrefflich  abgebildet.  (Seite  86  und  87.  Taf.  VIII. 
Fig.  1  und  2.) 

Da  ich  ein  von  Alfred  Edm.  Brehm  am  20.  August  1860  in 


Neues  iiud  Altes  über  Falco  Hierofalco.  15 

Norwegen  sesammeltes  Weibchen  mit  41  cm  Flüffelläncfe  besitze, 
so  ist  auch  hier  keine  völlig  sichere  Bestimmung  möglich.  Der 
Autor  deutet  den  Vogel  als  islandus  (Brunn.) 

4.  In  demselben  Artikel  bespricht  Fritze  den  weissen 
Vogel,  der  sich  im  Besitz  von  Graf  K.  v.  Alten-Linsingen 
in  Linden  bei  Hannover  befindet,  und  schon  von  L  e  e  g  e ,  auch 
von  mir  im  neuen  Naumann  erwähnt  ist.  Dieser  Falke,  der 
wohl  zweifellos  zur  grossen  Form  gehört,  wurde  am  7.  M  ä  r  z 
1890  in  den  Ostdünen  von  Juist  erlegt,  wo  er  sich  von  Osten 
kommend  (I)  auf  einem  höheren  Dünenkopf  niederliess. 

II.  Die  Aiisichteu  von  Gr.  Krause  und  B.  Hantzsch 
über  die  uordisclien  Jagdfalken. 

Von  Krauses  „Oologia  universalis  palaearctica" 
liegen  nunmehr  die  Tafeln  der  grossen  Falken  anscheinend  voll- 
ständig vor,  entzückende  Bilder  für  den  Eier  sammelnden  Liebhaber. 
Dass  vom  Wanderfalken  nur  brandenburgische  Gelege  abgebildet 
sind,  statt  einer  universalen  Übersicht,  ist  gar  nicht  zu  tadeln. 
Um  so  besser  gestattet  diese  schöne  Reihe  von  einem  Punkt  einen 
Vergleich  mit  den  Variationen  andrer  Gegenden.  Aber  es  ist  doch 
eine  arge  Inkonsequenz,  wenn  beim  Wanderfalken  die  nord- 
afrikanischen, westasiatischen  und  europäischen  Wanderfalken  (ich 
bitte  hier  wieder  einen  Blick  auf  Falco  1908,  Taf.  I  zu  werfen) 
als  eine  Art  zusammengefasst  werden,  dagegen  die  g^-ossen 
nordischen  Jagdfalken  in  drei  Arten  (den  Grönländer,  Isländer 
und  Skandinavier)  gespalten  werden.  An  dieser  Inkonsequenz 
krankt  freilich  nicht  nur  Krauses  Oologie,  sondern  das  ganze  heutige 
Schulsystem.     Krause  gibt  an :  Eier  von 

Grönland  64,7  X  47,9  bis.  57,4  X  45,5  mm 

Island  59,9  X  45,1     „    53,1  X  45,8     , 

Skandinavien  62,7  X  46,8    „    56,9  X  44,6     „ 

Wen  die  Sache  interessiert,  der  vergleiche  die  von  mir  im 
Neuen  Naumann  zitierten  Angaben  unsrer  angesehensten  Oologen.*) 
Es  wird  sofort  deutlich,  dass  die  von  Krause  angecrebenen 
Variationsgrenzen   ein  sehr  unvollständiges  Bild  geben.**) 

*)  Krüper-A^eltluisen  ist   ein  Druckfehler  statt   Krüger-Velthuseu. 
**)  Sogar  bei  gemeinen  deutsclien  Raiibvogelarten  sind  die  Krause- 
schen Extreme,  wie  ich  später  aus  meiner  Sammlung  beweisen  werde, 
auf  zu  geringes  Material  basiert. 

2* 


16  Neues  und  Altes  über  Falco  Hierofalco. 

Auch  ist  es  falsch,  wenn  Krause  den  Namen  candicans  Gmelin 
für  den  Grönländer  wieder  einführen  will,  denn  dieser  Name  geht 
auf  isländische  und  angeblich  nordschottische  (ausgestorbene) 
Vögel.  Er  ist  also  Synonym  von  islandus  Brunn.  Auf  andre 
Einzelheiten  will  ich  jetzt  nicht  eingehen. 

Hantzsch  trennt  in  seiner  soeben  erschienenen  prächtigen 
Arbeit  über  die  Vogel  weit  des  nordöstlichen  Labradors 
(Journ.  fr.  Orn.  1908  p.  307  ff.)  gleichfalls  den  Grönländer 
vom  Isländer  und  von  beiden  den  Labrado  r  vogel.  Ich  be- 
sitze aber  von  R  a  m  a  in  Labrador  einen  recht  lichtgefärbten 
Jagdfalken,  der  noch  Reste  der  Blutkiele  an  den  Schwungfedern 
hat,  also  sich  gewiss  nicht  weit  von  der  Heimat  entfernt  haben 
kann.  Es  ist  bei  den  Jagdfalken  wie  bei  den  Schleiereulen.  Es 
müssen  sehr  grosse  Variationsreihen  verglichen  werden. 
Selbst  die  Skandinavier  sind  keineswegs  gleich  gefärbt.  Nachdem 
ich  ein  riesiges  Material  bei  Schlüter  verglichen  und  die 
wichtigsten  Stücke  für  meine  Sammlung  ausgewählt  hatte,  habe 
ich  die  Jagdfalken  des  T  ringmus  eum  s,  der  Dresserschen 
Sammlung ,  des  Britischen  Museums  und  des  Berliner 
Museums  besichtigt  und  wage  bis  heute  nur  zwei  nordische  Formen 
(islandus  und  gyrfalco)  zu  unterscheiden,  abgesehen  von  einer  oder 
zwei  fraglichen  asiatischen  Formen. 

Wie  der  folgende  Abschnitt  zeigt,  wäre  es  höchst  interessant, 
wenn  die  Ansichten  von  Krause  und  Hantzsch  zu  neuen 
Studien  Anlass  gäben.  Aber  ich  möchte  vorschlagen,  es  zunächst 
bei  den  in  meiner  Monographie  (Aquila,  1901)  aufgestellten  Formen 
zu  lassen  und,  wie  ich  es  in  B  e  r  a  j  a  h  halte,  die  gar  zu  feinen 
und  fraglichen  Unterschiede  als  u  n  b  e  n  a  n  n  t  e  S  u  b  t  i  1  f  o  r  m  e  n 
nicht  beiseite  zu  schieben  —  nein!  ja  nicht!  — ,  sondern  genau 
zu  studieren. 

Wie  wichtig  das  ist,  sieht  man,  sobald  man  statt  des  Schul- 
systems das  natürliche  geographische  System  anwendet. 

Nach  Hantzschs  Ansicht  (und  der  Sache  nach  kann  sich 
seine  Ansicht,  was  Island  betrifft,  später  als  richtig  erweisen)  würde 
der  hier  abgebildete  Vogel  von  L  a  b  ö  von  Grönland  verirrt 
.-ein.  Aber  sollte  er  nicht  vielmehr  von  Sibirien  kommen  oder 
der  schwer  unterscheidbare  Falco  Hierofalco,  Subtilform  uralensis 
sein  ? 

Es  wäre  recht   dankenswert,  wenn  Sammler  Maße  VOU  Jagd- 


Neues  und  Altes  über  Falco  Hierofalco.  17 

falkeiieiern,  die  sich  in  ihrem  Besitz  befinden,  zu  einer  Zusammen- 
stellung einsenden  wollten,  wenn  einmal  die  lichteste  Färbung, 
die  Falco  Hierofalco  in  Nordeuropa  erreicht,  recht  genau  be- 
schrieben würde,  Avenn  endlich  über  asiatische  Vögel  und  alte 
Labradorbrutvögel  genauere  Nachrichten  kämen.  Island 
ist  überhaupt  nicht  massgebend,  denn  die  Leute,  die  den  Geyrvogel 
ausrotteten,  haben  wohl  auch  mit  dem  weissen  isländischen  Falken 
seit  Jahrhunderten  eine  unnatürliche  Selektion  getrieben. 

III.  Falco  Hierofalco  als  Wegweiser. 

Eine  Arbeitshypothese. 

Lassen  wir  die  langschwänzigen  Edelfalken  Australiens  und 
Indiens  (meinetwegen  als  frühe  Vorläufer)  beiseite,  so  ergeben  sich 
für  den  osteologisch  bestimmbaren  Falco  Hierofalco  drei 
Hauptformen :  Jagdfalk,  Würgfalk,  Lanner,  von  Norden 
nach  Süden : 

In  der  alten  Welt :  In  der  neuen  Welt : 

Gerfalk,  Gerfalk, 

Würgfalk,  Würgfalk, 

Lanner. 
Die  Seltenheit,  mit  der  sich  weisse  Jagdfalken  zu  uns  ver- 
irren, die  Fraglichkeit  der  Landbrückenhypothese  machen  es  un- 
wahrscheinlich, dass  die  Verbreitung  der  Würgfalken  durch  eine 
plötzliche  weite  Wanderung  über  heutige  Meere  erfolgt  sei.  Sonst 
mag  sehr  wohl  die  Verbreitung  mit  der  einstigen  Verteilung  von 
Wasser  und  Land  zusammenhängen. 

Wir  suchen  die  Urheimat  etwa  im  nordöstlichen  Asien  und 
nordwestlichsten  Amerika. 

1.  Die  älteste  Hauptrasse,  die  Lanner,  verbreiteten  sich  beim 
Schwinden  des  Tertiärklimas  nach  Südwesten.  Wie  noch  heute 
der  Falco  amurensis  von  Ostasien  nach  Südafrika  wandert,  so 
fanden  sie  in  Afrika  das  Endziel  ihres  Wesres. 

2.  Die  im  Steppenstaub  und  verarmter  Fauna  des  Nordens 
verbleibenden  Vögel,  die  Würgfalkenrassen,  wichen  vor  weiter  zu- 
nehmender Kälte  sowohl  in  der  alten  wie  in  der  neuen  Welt 
nach  Süden, 

3.  An  den  nordischen  Küsten  gaben  die  Vogelberge  und 
Schneehühner  ein  neues  Jagdwild  ab,   und  die  L%'asse  ward  dort 


18  Bemerkungen  zu  dem  letzten  Berajah-Heft. 

im  Kampf  gegen  die  Polarkälte  zu  den  herrlichen  Recken  im 
Schneegefieder.  In  der  alten,  von  warmem  Meer  bespülten  Erd- 
feste Skandinavien  erhielt  sich  ein  alter  kleiner  und  dunkler 
Stamm.  Hin  und  wieder  taucht  bei  Würgfalk  und  Gerfalk  noch 
der  Farbenreichtum  der  Urzeit  auf,  und  das  sind  die  Vögel,  die 
alle  Kunst  des  beschreibenden  Schulsystems  zu  nichte  machen. 

In  der  alten  Welt  ging  der  Weg  von  Ost  nach  West.  Die 
Afrikaner  zeigen  hoclientwickelte  Farl[)enschönlieit  bei  primi- 
tiver Sclnväclie  des  Wuchses.  Wenn  man  an  dieser  Hypo- 
these ändern  will,  so  wird  man  immerhin  hier  dankbares  Material 
finden  zum  Umbau.  Für  die  Frage  nach  der  Lage  eines  nordischen 
Schöpfungszentrums,  das  vorläufig  alle  Schwierigkeiten  am  besten 
erklärt,  wird  die  Abgrenzung  der  Form  bezw.  Subtilform  gyrfalco, 
die  in  den  zentralasiatischen  Gebirgen  (Falco  altaicus)  wiederzu- 
kehren scheint,  von  hohem  Interesse  sein.  Europa  aber  ist  der 
einzige  Erdteil,  der  von  allen  drei  Hauptrassen  Wellen  empfangen 
oder  nach  andrer  Meinung  von  allen  drei  Hauptrassen  Reste  zurück- 
behalten hat.  Es  sind  ganz  dieselben  Fragen,  an  denen  gegen- 
Avärtig  die  Anthropologie  arbeitet.  Möge  man  dort  wie  hier 
Hypothesen  als  den  Anfang  zur  Arbeit,  nicht  als  das  Ziel  und 
damit  als  das  Ende  wissenschaftlicher  Forschung  ansehen. 

0.  Kl. 


Beiiierliuiigen  zu  dem  letzten  Bevajali-Heft. 

I. 

Das    letzte    schöne  Heft    von  Berajah,    das    ich  mit  grossem 
Interesse    studiert   habe,    veranlasst   mich  zu  einigen  Mitteilungen. 
1.  Erithacus  phoenicurus. 
Die  Ankunft  habe  ich  in  Ostpreussen  beobachtet*) 


1  mal  am  18. 

4. 

1  mal  am  29. 

4. 

3    „       ,22. 

4. 

2    ,       ,       1. 

5. 

1    ,       ,27. 

4. 

1    ,       ,       3. 

5. 

1    ,       ,28. 

4. 

1    ,       ,       5. 

5. 

Die  Daten  beziehen  sich  auf  11  Jahre.  Sie  rühren  sämtlich 
von  mir  her  und  zwar  beziehen  sich  zehn  auf  Losgehnen  bei 
Bartenstein,  eins  auf  Angerburg.     Ich  habe  die  Art  fast  stets  als 


*)  Vergl.  damit  Berajah,  E.  Arboreiis,  Seite  11. 


Bemerkungen  zu  dem  letzten  Berajah-Heft.  19 

scheuen  Waldvogel,    seltener  in  Gärten,    noch    nie    auf    Gebäuden 
beobachtet, 

2.  Der  Hausrotschwanz  ist  in  Ostpreussen  noch  recht 
selten;  ob  er  neuerdings  häufiger  wird,  ist  noch  immer  fraglich. 
Jedenfalls  kommt  er  nur  sehr  sporadisch  vor.  Sichere  Brutnotizen 
fehlen  fast  völlig. 

3,  Bezüglich  des  späten  Durchzugs  nördlicher  Formen 
möchte  ich  auf  Budytes  flavus  hinweisen.  Bei  Bartenstein 
und  wohl  überhaupt  im  Innern  der  Provinz  erfolgt  der  Einzug 
dieser  Art  in  der  zweiten  Aprilhälfte,  einen  Durchzug  von  gelben 
Bachstelzen  im  M  a  i  habe  ich  noch  nie  dort  beobachtet. 

Ganz  anders  auf  der  Kurischen  Nehrung.  Hier  findet  ge- 
wöhnlich in  der  zweiten  Maihälfte  ein  Massendurchzug  von  gelben 
Bachstelzen  statt  —  ich  habe  dieses  z.  B.  im  Mai  1906  beobachtet, 
Thienemann  erwähnte  es  öfter  in  den  Jahresberichten  — ,  und 
zwar  gehören  dieselben  zum  grössten  Teil  zu  borealis,  wenn  ja 
auch  die  Kopffärbung  sehr  variiert. 

Ähnlich  steht  es  mit  Anthus  pratensis,  der  auch  noch 
bis  Ende  M  a  i  in  Rossitten  durchzieht,  während  der  Zug  in  der 
ersten  März  hälfte  beginnt. 

Es  ist  dies  sicher  eine  analoge  Erscheinung  wie  die  in  Berajah 
für  den  Gartenrotschwanz  erwähnte. 

Angerburg,  Ostpreussen,  F.  Tischler. 

n. 

Betreffs  Erithacus  Arboreus  phoenicurus  benutze  ich  die  Ge- 
legenheit*), mitzuteilen,  dass  die  Art  hier  in  der  letzten  April- 
Woche  oder  ersten  Mai -Woche  ankommt.  Die  Eier  sind  5 — 7  in 
der  Zahl,  gewöhnlich  7. 

Forssa,  Finland.  Volter  Pousar. 


*)  Herr  Pousar  sandte  mir  eine  schöne  von  Parus  Salicarius 
borealis  gemeiselte  Nisthöhle  mit  wertvollen  nidologischen  Notizen. 
Eine  ähnliche  Höhle  hat  ein  lebender  Panis  Salicarius  borealis,  den  mir 
Herr  Hermann  Gro  te  vor  seiner  Ausreise  nach  Afrika  schenkte,  jetzt 
bei  mir  im  Käfig  nahezu  vollendet.  Ich  gehe  auf  die  höchst  dankens- 
werten Zuwendungen  beider  Herrn  vorläufig  im  „Falco"  nicht  ein,  weil 
ich  vielleicht  bald  in  der  Lage  sein  werde,  darüber  in  Berajah  näheres 
bei  der  Monographie  von  Parus  Salicarius  zu  berichten. 


20        Über  das  Vorkommeu  von  Erithacus  Domesticus  in  Krain. 

III. 

Gerne  ein  Steinchen  beitrao-end  zur  Beantwortung;  Ihrer  Fraare 
über  die  Gelegezahl  bei  Erithacus  Arboreus  phoenicurus 
(Falco  1908,  No.  1  pag.  12)  beehre  ich  mich  Ihnen  zu  melden, 
dass  in  H  0 1 1  a  n  d  die  normale  Gelegezahl  6  ist  und  die  höchste 
8  Eier.  Es  kommt  jedoch  diese  letzte  Zahl  nur  ausnahms- 
weise vor,  dagegen  wird  ein  Gelege  mit  7  öfters  angetroffen. 

Wageningen,  Holland.  A.  A.  van  P  e  1 1  L  e  c  h  n  e  r. 


Über  (las  Vorkommen  von  Eritliiieus  Domesticus 

in  Krain. 

Literarisches.  • 

Heinrich  Freyer,  Fauna  der  in  Krain  bekannten  Säugetiere, 
Vögel,  Reptilien  und  Fische.  Nach  Cuviers  System  geordnet,  mit 
Abbildungs-Zitaten  und  Angabe  des  Vorkommens.  Nebst  einem 
vollständigen  Register  der  lateinischen,  deutschen  und  ki-ainischen 
oder  slavischen  Namen.  Laibach.  Gedruckt  in  der  Egerschen 
Gubernial-Buchdruckerei.  1842,  schreibt  pag,  14:  „In  Felsen,  auch 
Steinen  der  Alpen". 

Ferdinand  Schulz,  Verzeichnis  der  bisher  in  Krain  beob- 
achteten Vögel.  Separatabdruck  aus  den  „Mitteilungen  des  Museal- 
vereines für  Krain".  Laibach,  Buchdruckerei  von  Jg.  v.  Klein- 
mayr  &  Fed.  Bamberg  1890,  pag.  10,  No.  113:  „Sommervogel, 
erscheint  gegen  Ende  März  und  zieht  Ende  Oktober  bis  Anfangs 
November  wieder  ab." 

Frau  Erjavec,  Domace  in  tuje  zivali  v  podobah.  Drugi  zvezek; 
Ptice.  Na  svetlo  dala  in  zalozila  Druzba  sv.  Mohorja  v  Celovcu. 
(Drugi  natis.)  V  Celovcu  1893.  (Deutsch:  Franz  Erjavec.  Die 
einheimischen  und  ausländischen  Tiere  in  Bildern.  Zweiter  Band. 
Die  Vögel.  Herausgabe  und  Verlag  des  St.  Hermagoras -Ver- 
eines in  Klagenfurt.  Zweite  Auflage.  Klagenfurt  1893),  schreibt 
auf  Seite  76  (in  wortgetreuer  deutscher  Übersetzung):  „Überall 
in  unseren  Gärten,  insbesondere  in  Berggegenden,  kommt  noch  ein 
anderer  wohl  bekannter  Schläger  (Singvogel)  vor,  das  ist  der  Haus- 
rotschwanz. Er  ist  schlanker  und  länger  als  das  Rotkehlchen  und 
hat  schwarzen  Kopf,  graulichen  Rücken  und  Brust,  Aveisslichen 
Bauch  sowie  braun-rötlichen  Schwanz. 


über  das  Vorkommen  von  Erithaciis  Domesticus  in  Kraiu.        21 

Der  Hausrötling  ist  nicht  so  zutraulich  als  das  Rotkehlchen, 
allein  er  hält  sich  doch  gerne  bei  den  Häusern  auf,  sei  es  in  der 
Stadt,  im  Dorfe  oder  beim  einsamen  Weiler;  am  allerliebsten  pflegt 
er  auf  den  Dächern  zu  sitzen  und  von  dort  erschallt  frühmorgens 
sowie  spätabends  sein  lieblicher  Gesang.  Das  Nest  baut  er  irgend- 
wo unter  dem  Hausdache,  in  gebirgigen  Gegenden  aber  auch  in 
den  Felsen. 

In  Gesellschaft  des  Rotkehlchens  überwintert  er  in  Süd-Europa, 
woher  er  bald  nach  dem  Rotkehlchen  zu  uns  zurückkommt. '^ 

Jvau  Maelier,  Prirodopis  zivalstva,  Ljubljana  1907  (Johann 
Macher,  die  Naturgeschichte  des  Tierreiches,  Laibach  1907)  schreibt 
(wortgetreu  aus  dem  Slo venischen  ins  Deutsche  übersetzt)  auf  Seite  82: 
-Ein  fluCTo-ewandter  Zuffvojrel  ist  das  HausrotschAvänzchen,  Avelches 
sich  bei  uns  mehr  an  die  Gebirgsdörfer  hält.*^ 

Nach  den  vorstehenden  Notizen,  nach  der  Ansicht  des  hiesigen 
Musealassistenten  Ferdinand  Schulz,  des  besten  jetzt  lebenden  Yogel- 
kenners  Krains,  sowie  nach  meinen  eigenen  Wahrnehmungen  ist 
der  Hausrötling  zwar  hierzulande  Brutvogel,  doch  kommt  er  unter 
600  m  Seehöhe  nirgends  vor,  wobei  ich  aufmerksam  mache, 
dass  das  Krouland  Krain  zwischen  ■45''25'  und  46*^31'  nördlicher 
Breite  sowie  zwischen  3P16'  und  33*22'  östlicher  Länge  von  Ferro 
gelegen  ist.  —  So  beobachtete  obengenannter  Musealassistent  in 
den  Jahren  1878  bis  1880,  als  er  die  Grabungen  nach  Altertümern 
aus  der  Hallstätter  Periode  leitete,  oberhalb  des  Marktfleckens 
Yace  bei  der  Ortschaft  Klenik  (609  m)  jährlich  diesen  Vogel  beim 
Brutgeschäfte.  Am  6.  September  1907  unternahmen  Schulz  und 
ich  eine  ornithologische  Exkursion  in  die  Steiner  oder  Sanntaler 
Alpen,  welche  die  Grenze  zwischen  Krain  und  Steiermark  bilden. 
Unser  Ziel  waren  die  Velika  planin a  (1555  m)  und  die  Mala 
planina  (1507  m);  es  ist  dies  ein  wellenförmiges  Hochplateau  im 
ungefähren  Ausmasse  von  zusammen  14  km'-.  Auf  der  erstgenannten 
Bergweide  (planina  =  Bergweide)  befinden  sich  75  Sennerhütten, 
auf  der  zweiten,  kleineren,  nur  deren  33,  jede  mit  einem  Brut- 
paare des  Hausrötels.  Dieser  unser  Ausflug  hat  sich  wider  unseren 
Willen  wegen  hier  nicht  näher  zu  erörternder  Hindernisse  sehr 
verspätet  und  Avir  fanden  nur  mehr  alte  Männchen  vor,  die  ^^'eibchen 
samt  Jungen  hatten  ihre  Brutplätze  schon  verlassen. 

Zugdaten  konnte  ich  nirgends  erfahren,  so  sehr  ich  mich  auch 
bemühte.     Eigene  Aufzeichnungen  hierüber  besitze  ich  nicht,    da 


22  Kleine  Mitteilungen. 

ich  bisher  noch  keine  Gelegenheit  hatte,  diesbezügliche  Selbst- 
beobachtungen anzustellen.  Schulz  sah  den  Hausrötling  öfters  im 
FrühHng  bei  Laibach  in  Gesellschaft  des  Gartenrotschwänzchens 
und  des  Rotkehlchens  ziehen. 

Laibach,  am  25.  Februar  1908.         Dr.  Janko  Ponebsek. 


Kleine  3Iitteiiuiigeii. 

Den  „Falco"  wird  es  interessieren,  dass  ich  seinen  japanischen 
Vertreter  im  Innern  Japans,  in  Nikko,  dem  berühmten  Tempelort 
der  Hauptinsel,  antraf.  —  Er  sass  auf  dem  Steven  eines  modernen 
Kriegsschiffes  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  jede  Feder  genau  zu  er- 
kennen, ein  nicht  sehr  altes  Exemplar  und  unsrem  Wanderfalken, 
wenigstens  von  vorn,  sehr  ähnlich. 

Er  war  von  einem  modernen  Künstler  ganz  realistisch  und 
in  pleinair  gemalt,  dahinter  das  Meer  mit  japanischen  Schlacht- 
schiffen ;  das  Gemälde  hing  über  einer  inneren  Tempeltür,  gerahmt 
in  Gold  —  — ,  ein  Weihegeschenk  japanischer  Seeoffiziere,  wie 
ich  annehme. 

Wir  würden  den  Seeadler  oder  einen  heraldisch  stilisierten 
Raubvogel  dahin  setzen:  der  Japaner  nahm  einen  völlig  bis  ins 
Kleinste  naturalistisch  behandelten  Wanderfalken  und  wenn  er 
vielleicht  in  ornithologischer  Kenntnis  des  Kosmopoliten  Peregrinus 
den  Wanderfalken  als  ein  Symbol  der  av  e  1 1  umspannenden  See- 
macht Japans  repräsentativ  wählte,  so  handelte  er  konsequent  der 
einem  auf  Schritt  und  Tritt  begegnenden  derzeitigen  japanischen 
Bescheidenheit. 

Otaru  (Yezo),  23.  V.  1908.  Dr.  R.  Thiele  mann. 


Ergänzungen  zum  neuen  Naumann. 

In  der  Sammlung  des  Leipziger  Zoolog,  Instituts  befindet  sich 
nach  Mitteilung  von  Herrn  P  r  o  f .  D  r.  V  o  i  g  t  eine  0  r  t  y  g  o  m  e  t  r  a 
porzana  mit  rein  schiefer  grauer  Ober  brüst  aus  Ost- 
preussen,  also  das  seltene  Kleid,  auf  das  ich  im  neuen  Naumann 
hinwies. 

Herr  Prof.  Voigt  machte  mich  ferner  auf  den  Widerspruch 
zwischen   Abbildung    und    Text    betreffend    das    Sommerkleid 


Kleine  Mitteilungen.  23 

der  Schellente  in  genanntem  Werk  aufmerksam.  Ich  besitze 
von  der  männlichen  Schellente  ausser  dem  Prachtkleid  1)  das 
Jugendkleid,  gleich  dem  Weibchen,  mit  etwas  weisslicherem  Flügel, 
2)  das  Sommerkleid  des  alten  (?)  Vogels  mit  weissem  Oberflügel, 
Der  von  Beckstein  für  dies  Kleid  angegebene  weisse  Zügelfleck 
fehlt  fast  vollständig.  Nur  verschwindend  wenige  weisse  Federchen 
sind  vorhanden.  Diese  sind  also  ein  Rest  oder  Anfang  des 
Winterkleides.  Die  meisten  sind  durch  braune  ersetzt. 
Vielleicht  achtet  man  bei  Entenjagden  auf  diese  Sache.  Auch  im 
zoologischen  Garten  in  Berlin  liesse  sie  sich  völlig  klar  stellen. 
Der  Gartenlaubvogel  singt  zuweilen  bei  Nacht.  Ich  war 
lange  zweifelhaft,  ob  der  herrliche  Mondscheinsänger  nicht  ein 
laut  singender  Sumpfrohrsänger  sei,  aber  da  ich  denselben  Vogel 
an  derselben  Stelle  bei  Tage  erhörte,  halte  ich  eine  Verwechslung 
für  ausofeschlossen. 


Hans  Kurella  und  A.  von  Jordans  melden  weitere  Beobachtungen 
von  Weidenmeisen  an  der  Siegmündung.  Sie  hielten  die  Stimme 
zuerst  für  die  eines  Feldsperlings,  der  in  der  Tat  oft  ganz  ähnliche 
Töne  hören  lässt. 

Mein  lebender  Parus  Salicarius  borealis  zeigt  durch  sein 
munteres  Wesen  recht  deutlich,  wie  wenig  einen  gesunden  Vogel 
die  Mauser  angreift.  Möchten  Vogelpfleger  bei  künstlicher  Mauser 
recht  genau  die  Reihenfolge  der  auszuziehenden  Schwungfedern 
beachten, 

Staats  von  Wacquant-Geozelles  sucht  die  Ursache  der 
Vernichtung  der  meisten  Singvogelnester  in  der  mangelnden  Raub- 
zeugvertilgung, zu  der  Kastenfallen  nach  seiner  Ansicht  nicht  ge- 
nügen, da  sie  vom  Marder,  der  seinen  Gefährten  in  der  Falle  hat 
klappern  hören,  für  immer  gemieden  werden.  Wie  sehr  Marder  die 
Vogelwelt  schädigen  können,  sah  ich  in  diesem  Jahr  in  meinem 
Garten.  Keine  Vogelbrut  blieb  verschont.  Der  Räuber  war 
schliesslich  so  frech,  dass  er  eine  Bruthenne  auf  einen  Baum 
schleppte,  ganz  nahe  an  einem  erleuchteten  Fenster  tötete  und 
dann  dicht  an  mir  vorbeischlich.     Hoffentlich  ereilt  ihn  die  Rache. 

0,  Kl. 


24  Literatur-Besprechung'en. 

Literatur-Besprecliuiigen. 

Hans  Schmidt,  Jona,  Eine  Untersuchung  zur  ver- 
gleichenden Religionsgeschichte,  mit  39  Abbil- 
dungen im  Text.  194  S.  Göttingen,  Vandenhoek  und  Ruprecht 
1907. 

„Und  also  kann  auch  der  Prophet  Jonas  von  keinem  grön- 
ländischen Walfisch  verschlungen  worden  seyn  ?  Es  muss  ein  anderes 
grosses  Meerungeheuer  gewesen  seyn  ?  Aber  was  wohl  für  eins  ? 
Etwa  der  Hayfisch?"  —  Mit  dieser  Frage  quält  sich  beispiels- 
weise die  in  der  Darstellungsweise  überaus  köstliche  Naturcjeschichte 
von  Raff  (XIII.  Aufl.  1826)  beim  Grönlandwal,  beim  Pottfisch 
und  bei  dem  „zu  den  Amphibien  gehörigen"  „Haifisch"  ab.  Bei 
letzterem  wird  gar  noch  eine  moderne  Jonasgeschichte  von  1758 
erzählt;  vielleicht  sind  manchem  Leser  aus  seinen  Kinderjahrea 
derartig  naive  Gedankengänge  erinnerlich. 

Das  vorliegende  Buch  geht  natürlich  auf  dergleichen  nicht 
ein.  Es  weist  nach,  dass  der  Stoff  des  Jonas-Epos  oder  besser 
gesagt  dieses  religiösen  Lehrgedichts*)  sich  in  unzähligen  Fisch- 
mythen bei  den  Völkern  der  alten  wie  der  neuen  Welt  wieder- 
findet. Sogar  das  Märchen  vom  Rotkäppchen  wird  als  eine 
Ausgestaltung  dieses  Stoffes  angesehen.  Das  Buch  gliedert  sich 
in  drei  Kaj^itel :  „I.  Der  Fisch  als  Feind,  II.  der  Fisch 
als  Retter,  III.  der  Fisch  als  Unterwelt."  Die  über- 
laschend  und  unerwartet  in  den  verschiedensten  Ländern  wieder- 
kehrenden Züge  des  Mythus  sind  etw^a  folgende: 

Der  Held  wird  von  einem  M  e  e  r  u  n  g  e  h  e  u  e  r  ver- 
schlungen. Er  zerschneidet  diesem  die  Leber,  oder 
er  tötet  es  mit  Stacheln  seiner  Rüstung,  oder  er 
verliert  von  der  Feuer  hitze  im  Fischleib  dieHa^re, 
so  dass  er  diesen  kahlköpfig  verlässt.  Schmidt  sieht 
darin  ein  Bild  der  Sonne,  die  untergehend  vom  Meere  ver- 
schlungen wird  und  vom  Meere  ausgespieen  wieder  aufgeht,  Avobei 
sie  ihren  Strahlenkranz  verlier  t. 

Es  wird  gezeigt,  dass  der  Mythus  nicht  bei  verschiedenen 
Völkern  gleichzeitig  entstanden  sein  kann,  sondern  dass  er  von 
einer    Heimat    aus    seine    , weltweite  Wanderung"   angetreten 


*)  Den  religiös-prophetischen  Zweck  näher  zu  bezeichnen,  ist  hier 
nicht  der  Ort. 


Literatur-Besprechungen.  25 

habe.  Zu  denken  sei  etwa  an  eine  südlich  von  Asien  gelegene  Insel- 
gruppe des  indischen  Ozeans,  wo  sowohl  der  Sonnenuntergang  im 
Meer,  wie  auch  ihr  Wiederauftauchen  zu  beobachten  war.  Doppelt 
interessant  wird  das  Buch  durch  die  zahlreichen  Abbildungen,  die 
zum  Teil  von  Leo  Frobenius  („Aus  den  Flegeljahren  der  Mensch- 
heit" und  „das  Zeitalter  des  Sonnengottes")  entlehnt  sind. 

Kritisch  bemerke  ich  folgendes:  Sollte  irgend  etwas 
anderes,  etwa  das  Erscheinen  seefahrender  Helden,  die  in  glänzendem 
Schuppen panzer  (Oannes-Sage)  dem  Bauch  ihrer  Schiffe  entstiegen, 
bei  einem  der  Schiffahrt  unkundigen  Volke  die  Sage  hervorgebracht 
haben?    Dem  widersprechen  u.  a.  die  in  ganz  entfernten  Ländern 
wiederkehrenden  Einzelzüge,  wie  das  Zerschneiden  der  Leber.    Die 
von  Schmidt  gegebene  Erklärung  bleibt   wohl   die  einzige,   die 
einen  Sinn  ergibt.     Dass  Schmidt  gegenüber  G  u  n  k  e  1 ,  der  bei 
den  babylonischen  Schöpfungssagen  an  ein  Land  grosser  Ströme 
dachte,  an  eine  M  eer  lan  dsch  af  t  denkt,    berührt  sich  eng  mit 
früher    in    dieser    Zeitschrift   Gesagtem,*)    („blauer    Himmel    über 
blauer  Ozeanferne").     Der  Sonnenaufgang  kann  aber  überm  Land 
erfolgen,  da  ja  der  Held  am  Lande,  nicht  im  Meere  gerettet  wird. 
Das  Wandern    eines    solchen  Mythus    vom    indischen   Ozean    nach 
Amerika    halte   ich   nicht    für  möglich.     Ich    meine,   dieser  uralte 
Sagenstoff  ist  mit  den  Mensche  n  gewandert.     Die  mehrfache 
Lokalisierung  in  J  o  p  p  e  erklärt  der  Bericht  des  P 1  i  n  i  u  s  Lib.  IX. 
Cap.  IV.,    dass  dort  das  Skelett  eines  Meerungeheuers  aufbewahrt 
Avorden,  dessen  Rippen  grösser  als  Elefantenrippen  seien.     Offenbar 
handelt    es    sich    um    das  Skelett   eines  gestrandeten  Wales.     Das 
dort  äusserst  seltene  Erscheinen  mag  die  dichterische  Behandlungr 
des  alten  Sagenstoffes  neu  belebt  haben.     Wie  in  den  Schöpfungs- 
hymnen  die  Walfische    eine    auffallende  Rolle    spielen,   so  ist 
auch    hier  der  Wal    das  ursprüngliche  Tier,   nicht  ein  frisch. 
Die  interessanten  bildlichen  Darstellungen  der  Haida-Indianer 
zeigen  den  Dampf  strahl  der  W^ale  über  dem  Kopf  der  merk- 
Avürdig  stilisierten  Tiere.     Dieser  Dampfstrahl  musste  die  Ansicht 
hervorbringen,  dass  es  in  dem  Innern  des  Tieres  kochend  h  e  i  s  s 
sei.     Daher  verliert  Jonas  die  Haare   durch  Hitze,   während  die 
die  Sonne    doch    abends    in    ein    kühles  Bad  taucht.     Und  mag 
auch    die    Farbenglut    des    Sonnenuntergangs    gemeint    sein ,    der 

*)  Unabhängig  von  einer  mir  erst  jetzt  bekannt  gewordenen  von 
anderer  Seite  ausgearbeiteten  phantasiereichen  Hypothese. 


26  Literatur-Besprechungen. 

dampfatmende  Wal  ist  die  nächste  Erklärung.  Er  ist  die  Ver- 
körperung des  „wallenden,  siedenden,  brausenden"  Meeres,  das  die 
Sonne  verschlungen  hat. 

Sollten  aber  die  Völker  diesen  Mythus  gedichtet  und  ihn  in 
jährlichen  Festen  gefeiert  haben,  um  eine  ganz  alltägliche  Er- 
scheinung zu  Tcrherrlichen ?  —  Nie  und  nimmer!  Da,  wo 
das  Verschwinden  der  Sonne  ein  erschreckendes  Ereignis  war, 
da  wo  ihr  Wiedererscheinen  eine  grosse  Freude  hervorrief,  in» 
Norden  suche  ich  die  Heimat  des  Mythus.  Nicht  nur  sind  noch 
viele  nordische  Quellen  heranzuziehen,  dieser  Stoff  ist  nur  ein 
Glied  in  einer  Reihe  von  drei  Ursagen,  auf  die  ich  noch  öfter 
zurückkomme.  Eine  geographische  Übersicht  über  die  einzelnen 
Variationen  der  Sage  wäre  wertvoll,  auch  Avenn  sie  neue  Rätsel 
aufgibt. 

Albert  Bauer,  Kant  und  unsere  modernen  Naturforscher. 
37  S.  Mayer's  Buchhandlung  (E.  Paulus),  Esslingen  a.  N. 
Die  frisch  und  leicht  verständlich  geschriebene  Broschüre 
wendet  sich  gegen  Prof.  Ziegler,  Jena,  Prof.  Weis,  Darmstadt,  und 
Prof.  Haeckel,  Jena.  Man  liest  so  vielfach,  dass  der  Ruf  „Zurück 
zu  Kant!"  immer  lauter  in  unsern  Tagen  wird.  Statt  „Zurück 
zu  Kant!"  sollte  man  lieber  sagen:  „Endlich  einen  Anfang  mit 
dem  Verständnis  Kants?"  Kant  hat  meines  Erachters  zwei  Fehler 
gemacht:  Er  ist  seiner  Zeit  zu  weit  vorausgeeilt,  und  er  hätte 
seine  Arbeit  besser  „Wissenschaftslehre  und  Wahrheitslehre"  ge- 
nannt, statt  die  Fremdworte  „Philosophie  und  Metaphysik"  zu  ge- 
brauchen. Wie  Karl  der  Grosse  im  Alter  noch  Lesen  und  Schreiben 
lernte,  so  muss  unser  Zeitalter  Versäumtes  nachholen  und  einsehen, 
dass  es  nicht  sogenannte  Philosophenträume,  sondern  die  mathe- 
matisch-sicheren Grundlagen  unsres  Forschens  sind,  um  die  es  sich 
bei  Kants  Lehre  handelt.  Diese  Einsicht  will  Verfasser  vorliegender 
Schrift  fördern,  und  der  Ton,  in  dem  er  schreibt,  erleichtert  viel- 
leicht gerade  manchem  Leser  das  Verständnis  der  Kantschen 
Grundgedanken. 

Prof.  Dr.  Edm.  König,  K  an  tunddieNatur  Wissenschaft. 
232  S.     Braunschweig,  Vieweg  &  Sohn,  1907. 

Vorliegendes  Werk,  das  22.  Heft  der  „Sammlung  natur- 
wissenschaftlicher und  mathematischer  ]\Ionogra- 
phien",  bildet  eine  äusserst  dankenswerte  Arbeit.    Für  Zoologen, 


Literatur-Besprechungen.  27 

die  mit  der  kritischen  Erkenntnislehre  schon  etwas  vertraut  sind, 
wird  besonders  das  letzte  Kapitel  über  das  biologische  und  psycho- 
physische  Problem  von  hohem  Interesse  sein,  ganz  besonders  aber 
der  leider  nur  kurze  Abschnitt  Seite  33  und  34  über  Kants  Ideen 
zur  Entwicklungsgeschichte  der  Organismen.  Wer  in  dem  Walin 
lebt,  dass  die  Grundgedanken  der  Deszendenztheorie  Entdeckungen 
der  Neuzeit  seien,  der  mag  sich  an  den  hier  zitierten  Stellen  über- 
zeugen, dass  sie  von  Kant  klarer  ausgesprochen  und  besser  be- 
urteilt worden  sind,  als  von  irgend  einem  seiner  Nachfolger. 
Obschon  bereits  Haeckel  1868  (Natürl.  Schöpfungsgeschichte  S.  82) 
mit  Bewunderung  diese  , merkwürdigen"  Stellen  bei  Kant  hervor- 
hob, sind  sie  nicht  genügend  beachtet  und  von  niemand  praktisch 
verwertet  worden.  Es  gilt  hier  auch  das  Wort:  -Ein  Prophet  gilt 
nirgend  weniger,  denn  im  Vaterland  und  daheim  bei  den  Seinen." 
Wenn  Koenigs  Buch  auch  nur  das  eine  erreichte,  dass  diese  natur- 
wissenschaftlichen Gedanken  Kants  nach  ihrem  Wert  und  Verdienst 
beachtet  würden,  dann  wäre  schon  viel  gewonnen,  noch  mehr  aber, 
wenn  sie  Anlass  gäben,  nicht  mehr  Bücher  über  Kant,  sondern 
Kant  selbst  zu  studieren,  und  gewiss  zielt  dahin  das  Autors  Absicht.*) 
Dr.  Ludwig  Wilser,  T  i  e  r  av  e  1 1  u  n  d  E  r  d  a  1 1  e  r ,  entwicklungs- 
geschichtliche Betrachtungen.  Stuttgart,  Strecker  &  Schröder 
1908.     127  S.  mit  5  Tafeln  und  vielen  Abbildungen. 

Die  hübsch  ausgestattete  und  dabei  doch  billig-e  volkstümliche 
Schrift  bildet  das  Gegenstück  zu  der  „Menschwerdung"  des  be- 
kannten Anthropologen.  Er  vertritt  energisch  die  Theorie  einer 
nordischen  Urheimat  und  führt  sie  durch  alle  Erdalter  mit 


*)  Die  Literatur  über  „Kant  und  Darwin"  lioffe  ich  später  einmal 
zusammenhängend  zu  besprechen.  Ich  selbst  habe  meine  Ansichten  über 
die  Abstammungslehre  nicht  von  Kant  entlehnt.  Als  ich  vor  längerer 
Zeit  eine  kleine  Sendung  gewöhnlicher  japanischer  Vogelbälge  auspackte 
und  plötzlich  uuverhoff t  G a r r u  1  u s  lidthi  in  der  Hand  hielt,  war  ich 
nicht  so  erstaunt,  wie  in  dem  Augenblick,  als  ich  Kants  Gedanken  über 
die  Abstammungslehre  las  und  fast  buchstäblich  das  Programm  des 
For menkr eisstudiuras  bei  ihm  vorgezeichuet  fand.  Nicht  zitiert 
finde  ich  bei  Koenig  die  interessante  Stelle  aus  Kants  Rezension  über 
Herders  Ideen  zur  Philosophie  der  Geschichte  der  Menschheit  1785: 
„Nur  eine  Verwandtschaft  unter  ihnen,  da  entweder  eine  Gattung  aus 
der  anderen,  und  alle  aus  einer  einzigen  Originalgattung,  oder  etwa  aus 
einem  einzigen  erzeugenden  Mutterschosse  entsprungen  wären,  würde  auf 
Ideen  führen,  die  aber  so  ungeheuer  sind,  dass  die  Vernunft  vor  ihnen 
zurückbebt."     Ein  „Pfarrer"  (anonym  ==  Prof.  K.  L.  Reinhold)  bemerkte 


28  Literatur-Besprechungen 

ihren  wechselnden  Gestalten  durch.  Man  braucht  nur  beide  Schriften 
mit  ähnlichen  zu  vergleichen,  um  sofort  zu  sehen,  wie  ausser- 
ordentlich viel  Wilsers  Schrift  durch  die  mehr  geographische  Be- 
trachtungsweise vor  ähnlichen  Arbeiten  voraus  hat.  Der  Pferde- 
stammbaum ist  wohl  nur  der  Kürze  wegen  in  einer  Reihe  auf- 
gezählt, denn  dass  die  Amerikaner  Hipparion  und  Equus  jetzt  zu 
verschiedenen  Formenkreisen  mit  gesonderten  Vorfahren  rechnen, 
kann  dem  Verfasser  nicht  unbekannt  sein.  W  i  1  s  e  r  widerspricht 
der  Pendulationstheorie*),  betont  aber  wie  Simroth  Europa 
als  Ausgangspunkt  der  Wanderungen.  Besonders  wichtig  ist  das 
schon  früher  hier  erwähnte  Wilsersche  Verbreitungsgesetz. 
Der  Fundort  bestimmt  erst  die  Bedeutung  eines  Fossils.  Beutel- 
tierknochen in  Europa  bedeuten  etwas  ganz  anderes,  als  wenn  sie 
in  Australien  gefunden  werden.  So  wenig  die  Fauna  verschiedener 
Liänder  heute  gleichartig,  so  wenig  brauchen  identische  Faunen 
weitentfernter  Länder  gleichzeitig  zu  sein. 

Oeorg"  E.  F.  Schulz,  Natururkunden.  Heft  1,  Vögel.  Berlin, 
Paul  Parey  1908.  20  Seiten  Text,  20  Tafeln.  Preis  1  Mk. 
Die  photographischen  Aufnahmen  lebender  Vügel  sind  vor- 
züglich scharf  und  vortrefflich  reproduziert.  Es  wird  so  vieles  für 
Aufnahmen  nach  dem  Leben  ausgegeben,  Avas  deutlich  nach  aus- 
gestopften oder  toten  Vögeln  photographiert  ist.  Da  freut  man 
sich  um  so  mehr  über  diese  echten  Natururkunden.  Man  staurt, 
wie  es  dem  Forscher  gelungen  ist,  an  die  brütenden  Möven  und 
Seeschwalben  heranzukommen  und  den  glücklichsten  Moment 
zur  Aufnahme    zu    erhaschen.     Vielfach    zeigt    sich    ein    wirklich 


damals  gegen  Kant:  „Die  gesunde  ihrer  Freiheit  überlassene  Vernunft 
bebt  auch  vor  keiner  Idee  zurück."  Kant  entgegiiete:  Es  sei  der  horror 
vacui.  In  der  Kritilc  der  Urteilslcraft  sagt  er,  es  gebe  wenige  Natur- 
forscher, „denen  eine  Hypothese  solcher  Art  nicht  bisweilen  durch  den 
Kopf  gegangen  wäre".  Kant  hat  alles  durchdacht,  was  über  die 
Abstammung  des  Menschen  vom  Vierfüssler  (Rezension  über  Moscati  1771) 
und  über  die  Abstammung  aller  Tiere  von  einem  niedrigen  organisierten 
Urwesen,  ja  von  der  „rohen  Materie"  gedacht  werden  kann,  aber  er  hat 
sofort  getreu  seiner  Wissenschaftslehre  alles  abgelehnt,  was  nicht 
erfahrungs  massig  (durch  Studium  der  Foraienkreise  =  species 
naturales)  nachgewiesen  werden  kann.  Das  bedeutet  einen  scharfen 
Protest  und  eine  vernichtende  Kritik  der  Modezoologie  unsrer  Zeit 
gegenüber. 

*)  Auf  diese  hoffe  ich  später  hier  ausführlich  zurückzukommen. 


Literatur-Besprechungen.  29 

künstlerischer  Blick  in  der  Auswahl  und  Abgrenzung  der  Bilder, 
dies  besonders  bei  den  gleichzeitig  erschienen  Bändchen,  die  Blumen 
und  Pilze  darstellen.  Der  Text  atmet  ganz  die  Frische  der  freien, 
lebendigen  Natur,  aus  der  er  ebenso  geschöpft  ist  wie  der  bihlliche 
Teil  der  hübschen  und  preiswerten  Gabe.  Sie  wird  gewiss  viel 
Freunde  finden. 

Benihard  Laiidsberg,  S  t  r  e  i  f  z  ü  g  e  d  u  r  c  h  W  a  1  d  und  Flur. 
Vierte  Auflage,  B.  G.  Teubner  1908,  273  Seiten  mit  88  Ab- 
bildungen. 

S  c  1  a  t  e  r  hörte  ich  einmal  sagen,  ein  Ornithologe  müsse  auf 
jedem  Spaziergang  seine  allgemein  zoologischen  und  botanischen 
Kenntnisse  erweitern.  Wer  nur  Seltenheiten  in  der  Natur  sucht, 
dem  geht  der  Reiz  der  alltäglichen  Natur  verloren,  er  wird  blind 
für  das,  was  ihm  am  nächsten  liegt.  Das  vorliegende  Buch  will 
die  erwachsene  Jugend  zu  sinniger  Naturbetrachtung  anleiten.  Es 
ist  geeignet,  in  die  geheime  Kunst  des  „Spazierengehens  mit  offenen 
Augen"  einzuführen  und  was  noch  wichtiger  ist,  es  lehrt  überall 
über  das  Gesehene  nachdenken. 

(m.  Clodius,    Ornithologi scher  Bericht    über   Mecklenburg  (u. 

Lübeck)  für   das    Jahr  190  6.      Arch.  V.   d.   Fr.   d.  Naturgesch. 

i.  Meckl.  1907  (mit  Witterungs-  und  Zugstabelle). 

Von  den  Mitteilungen  wird  das  weitere  Vorkommen  von 
P  a  r  u  s  S  a  1  i  c  a  r  i  u  s  und  eine  Beobachtung  über  Falco  pere- 
grinus  besonders  interessieren.  Man  fand  an  der  Stelle,  wo  der 
Wanderfalke  gesessen  hatte,  Fell  und  Eingeweide  einer 
Maus.  Der  Vogel  rüttelte,  ehe  er  sich  Avieder  niederliess. 
Dr.  E.  Il.irtert,    On  Birds  represented  in  the  British 

Isles  by  peculiar  forms.  Brit,  Birds  1907.  pag.  208. 
Eine  solche  Zusammenstellung  der  den  britischen  Inseln  eigen- 
tümlichen Formen  war  längst  erwünscht.  Eine  ähnliche  Liste  sollte 
jeder  Lokalfauna  vorangehen.  Mit  dem  neubenannten  kleinen 
Buntspecht  sind  es  22  Formen. 
Otto  Hcniijui,  R  e p  o  n s e  ä  1  a  c r  i  t  i  q u  e  d  e  M.  1  e  Dr.  G u  i  n  e  t. 

Ann.   Soc.  royale  Zool.   et   Mal.   Belg.    1908.     p.   139  bis  145. 

Eine    mit    gutem  Humor    geschriebene  Antwort    auf    die   oft 

gehörten    Angriffe    der    sogenannten    „biologischen"    Ornithologie 

auf    die    streng  wissenschaftliche.     Literessant   ist  der  Satz:    „Die 

Ungarische  ornitholog.  Zentrale  besitzt  500  000  Zugdaten.    Wenn 

Falco.  3 


30  Literatiir-Bespreclmngeii. 

wir  bei  2  Millionen  angekommen  sind,  werden  Avir  die  allmähliche 
Ausarbeitung  der  Arten  beginnen. " 

Carl  Hilgert,  Katalog  der  C  o  1 1  e  k  t  i  o  n  von  E  r  hi  n  g  e  r 
in  Nieder-Ingelheim  a.  Rh.  Berlin  1908.  II.  Friedländer  &  Sohn. 
527  Seiten.     (Preis  4  Mark.) 

Die  soeben  erschienene  Aufzählung  (Balgsammlung  12  589 
Nummern  und  Eiersammlung  1140  Nummern)  bildet  ein  weiteres 
schönes  Denkmal  der  Schaffenskraft  des  uns  so  früh  entrissenen 
Freiherrn  Carlo  von  Erlanger.  Sie  gibt  zugleich  einen  Be- 
griff, wie  ernst  wissenschaftlich  sein  Streben  war  und  zu  einem 
wie  grossen  Institut  diese  Sammlung  sich  bei  weiterem  Ausbau 
entwickelt  haben  würde.  Aber  selbst  so,  wie  sie  ist,  bildet  die 
Sammlung  einen  Schatz,  an  dem  der  arbeitende  Systematiker  nicht 
vorübergehen  kann.  Es  ist  deshalb  äusserst  dankenswert,  dass  die 
Selbständigkeit  und  Vollständigkeit  der  Sammlung  nun  durch  den 
Katalog  gesichert  bleibt  und  man  sich  leicht  über  das  Material 
derselben  orientieren  kann.  Carl  Hilgert  hat  mit  Geschick  und 
Umsicht  im  Auftrag  der  Mutter  des  verewigten  Besitzers  die 
schwierige  Arbeit  vollendet.  Durch  die  vielen  eingestreuten  syste- 
matischen Bemerkungen,  z.  B.  bei  der  interessanten  Haubenlerchen- 
gruppe, gewinnt  das  Werk  erhöhten  Wert,  der  ihm  einen  Ehren- 
platz unter  ähnlichen  Arbeiten  sichert. 

Mir  ist  oft  der  Gedanke  gekommen,  ob  es  nicht  lohnend  Aväre, 
Lokalfaunen  an  Sammlungskataloo;e  anzuschliessen.  Man  sieht 
deutlicher,  was  dahinter  steckt.  Leider  ist  das  Interesse  an  ernst 
wissenschaftlichem  Sammeln  und  an  Sammlungen  ein  äusserst 
geringes.  So  mussten  Hartert  und  ich  die  Veröffentlichung  eines 
Kataloffs  der  B  r  eh  m  sehen  Sammlunor  Avieder  aufgeben.  Viel- 
leicht  komme  ich  Avenigstens  einmal  dazu,  die  interessantesten 
Teile,  z.  B.  die  Leinzeisige,  wovon  das  Manuskript  fertig  vorliegt, 
herauszugeben. 

Die  Verwertbarkeit  eines  Katalogs  besteht  darin,  dass  die 
Daten  und  Fundorte  angegeben  sind,  und  mancher  Sammler  Avürde 
durch  solche  Veröffentlichungen  mehr  nützen  als  durch  eine  Reihe 
allgemeiner  Urteile. 

Alktor  Bitter  v.  Tscliusi  zu  SclimidhoftVii,  Die  Typen 
meiner  Sammlung,  Originalbeschreibungen  der  jetzt  im 
k.  k.  naturhist.  Hofmus.  i.  Wien  befind].  Typen.  —  Derselbe: 
Die    Farbenaberrationen    meiner    Sammlung,    jetzt    im 


Literatur-Besprechungen.  31 

Besitze  d.  k.  k.  naturhist.  Hofmus.  in  Wien.     (Sep.  a,  Bd.  XXI. 

Ann.  Nat.  Hofm.  Wien  1906.) 

Namentlicli  die  erste  Liste  ist  höchst  wertvoll  und  erspart 
viel  Such-  und  Nachsclilagearbeit.  Aber  wieviel  Sammel-,  Such- 
und  Vergleichsarbeit  war  nötig,  um  die  hier  auf  16  Seiten  zu- 
sammengestellten Resultate  herauszuarbeiten,  die  zum  Teil  ganze 
Gruppen  auf  einmal  geklärt  haben.  Die  andre  Liste  zeigt  über- 
raschenden Reichtum  der  Sammlung  an  albinistischen  und  andern 
Aberrationen. 

Dr.  0.  Scliiebel,    Beiträge  zur  Ornithologie   der  süd- 
dalmatinischen   Insel    Lesina.     Sep.  a.  Orn.   Jahrbuch 

1907  u.  1908. 
Resultate  einer  planvoll  ausgeführten  Sammelreise.  Besonders 
interessant  w^ird  die  Arbeit  durch  die  Beobachtungen  von  Aveiss- 
lichen  Steinschmätzern,  deren  beide  von  mir  angezweifelte  Arten 
der  Autor  in  der  Tat  gepaart  fand  und  über  die  er  eine  interessante 
Hypothese  aufstellt.  (Vergl.  meine  Bemerkungen  Orn.  Jahrb. 
1908  p.  145.) 
0.  Friedrichs  im  Lehrmittel-Sammler,  (Peter,  Halle)  1908,  S.  83. 

Notiz  über  eine  auf  Helgoland  erlegte  Saxicola  Borealis 

1  e  u  c  o  r  r  h  o  a. 
A"oi;^ell)ueh,  herausgegeben  und  verlegt  vom  Bund  für  Vogelschutz. 

Stuttgart  1907.     Die  Verfasser  sind  Dr.  K.  G.  Lutz,  Fr.  Wink, 

J.  Bass.     364  &. 

Ein  hübsches  Werkchen,  das  mich  veranlasst,  den  Plan  meines 
Vogelschutzbuchs  zu  verschieben  und  abzuändern,  um  nicht  etwas 
zu  Ähnliches  zu  bieten.  Der  sorgfältig  bearbeitete  Text  gibt  hier 
und  da  interessante  Notizen  über  das  Vorkommen  einzelner  Arten 
in  Süddeutschland  (meist  nach  Koenig- Warthausen).  In  den  Ab- 
bildungen begrüsst  man  liebe  Bekannte,  sie  sind  nach  dem  alten 
Naumann  verkleinert,  meist  gut  gelungen.  Bei  einigen,  z.  B.  beim 
Fischadler,  ist  das  verdorbene  Deckweiss  mit  reproduziert. 
Dr.  Kurt  Floericke,    Jahrbuch    der   Vogelkunde   1907, 

Stuttgart,  Kosmos  1908.     94  Seiten. 

Der  Verfasser  beweist  hier,  dass  er  für  die  Kosmos-Gesellschaft 
der  rechte  Mann  ist,  denn  hübsch  liest  sich  diese  B 1  ü  t  e  n  1  e  s  e 
aus  der  ornithologischen  Literatur  1907.  Dass  Kap.  III,  1  nicht 
vollständig  ist,  schadet  nichts.  Ich  will  mich  gleichfalls  auf  eine 
B 1  ü  t  e  n  1  e  s  e    beschränken.      S.    83    nennt    sich    Verfasser    den 

3* 


32  Litcratur-BesiJrechungen. 

„Begründer  derVogelwarte  Rossitte  n".  —  Doch  nicht 
des  jetzigen  Instituts?  An  dessen  Arbeiten  wird  wieder  die  ge- 
gewohnte, schon  nicht  mehr  anständige  Kritik  geübt.  So 
plump,  wie  es  hier  und  an  einigen  andern  Stellen  geschieht,  sollte 
ein  Schriftsteller  seine  Voreingenommenheit  nicht  selbst  an 
den  Pranger  stellen.  Die  Adresse  S  c  h  a  1  o  w  s  nennt  Floericke 
mit  dem  Zusatz:  „Kompilatorische  Arbeiten".  Es  ist  zwar  be- 
kannt, dass  Herr  Schalow  ein  guter  Literaturkenner  ist,  und  seine 
Arbeiten  sind  durch  die  genauen  Literaturangaben  sehr  wertvoll, 
aber  Floerickes  Arbeiten  wird  er  nie  kompilieren.  Dies  „kom- 
pilatorische  Arbeiten"  nimmt  sich  in  einem  durch  und 
durch  k  0  m  p  i  1  a  t  o  r  i  s  c  h  e  n  Jahrbuch  recht  merkwürdig  aus. 
Von  Tschusi  wird  als  „Bälgekenner"  charakterisiert.  H a r t e r t 
Avird  das  herablassende  Zeugnis  ausgestellt,  dass  sein  Werk  von 
„fast"  vollendeter  Genauigkeit  ist.  Als  ob  Floericke  es  besser 
könnte !  Früher  glaubte  einmal  Hartert  dem  allzugrossen  Sub- 
spezies-Eifer Floerickes  wehren  zu  müssen,  jetzt  spricht  Floericke 
verachtungsvoll  vom  „Subspezieskram".  Er  wittert  diesen 
sogar  wunderbarerweise  in  meinem  Vogelkalender  und  schiebt  ihn 
dazu  dem  in  dieser  Hinsicht  völlig  ungefährlichen  Fürstenmaler 
Fechner  in  die  Schuhe.  Seite  16  wird  ein  Ornithologe  namens 
R  i  b  b  e  c  k  erwähnt.  Existiert  ein  solcher  wirklich  ?  Ich  gönne 
es  dem  Verfasser  von  Herzen,  sein  unzweifelhaftes  Talent  als 
Volksschriftsteller  in  möglichst  vielen  Kosmos-Jahrbüchern  leuchten 
zu  lassen,  aber  anständig*)  zu  sein,  möchte  ich  ihm  raten,  gegen 
die  Leute,  die  er  kompiliert.  Zu  einer  wissenschaftlichen  Kritik 
von  oben  herab  ist  doch  wohl  weder  Herr  Floericke  noch  die 
Kosmos-Gesellschaft  überhaupt  die  berufene  Autorität.  Im  Not- 
fall soll  das  beiden  noch  deutlicher  gemacht  werden. 

Dr.  J.  Thieiiemauu,  VII.  J  a  h  r  e  s  b  e r  i  c  h  t  (1 9 0  7)  d  e  r  V  o g  e  1- 
warte  Rossitten  der  deutschen  ürnithologischen  Gesellschaft. 
J.  f.  0.  1908  p.  393—470. 

Die  Vogelwarte    hat    ein   neues  Museumsgebäude    und    einen 

angestellten  Museumsdiener  erhalten.     Von  den  Vogelzugversuchen 


*)  Zu  S.  13.  Ich  selbst  kann  mich  nicht  entsinnen,  wo  ich  über 
die  Augenfarbe  von  0  r  p  h  e  u  s  g  r  a  s  m  ü  c  k  e  n  geschrieben  habe. 
Aber  Reiser  sagt  (Oru.  balc.  1905):  Die  Irisfcärbiing  ist  bei  alten  Vögeln 
(von  jerdoni)  stets  hellgelb.  Eine  Käfig-Beobachtung  macht  doch  diese 
Angabe  nicht  „lächerlich". 


Literatur-Besprechungen.  33 

haben  die  beiden  in  Frankreich  erbeuteten  Möven  und  der  in 
Pommern  gezeichnete,  in  Südafrika  erlegte  Storch  berechtigtes 
Aufsehen  erregt.  Wenn  man  sieht,  wie  schwierig  selbst  bei  den 
Avohkmterschiedenen  Jagdfalken  die  Bestimmung  der  Herkunft 
eines  Zugvogels  ist,  dann  muss  es  hoch  erfreulich  sein,  durch  die 
sicherste  wissenschaftliche  Methode ,  das  Experiment ,  die  Zug- 
richtungen zu  ermitteln.  Möchten  die  Versuche  immer  mehr  Be- 
achtung finden.  Dass  der  Verfasser  auf  Einwände,  die  teils  von 
unnötiger  Gefühlsweichheit,  teils  von  Gehässigkeit  diktiert  sind, 
nicht  mehr  eingeht,  ist  sehr  berechtigt.  Vielleicht  dient  das  Zeichnen 
von  Störchen  gelegentlich  auch  einmal  dazu,  die  jüngst  Avieder  in 
mehreren  Zeitschriften  so  irrig  gedeuteten  Vorgänge  an  Storcli- 
nestern,  die  sogenannten  Storchgerichte,  vernünftig  aufzuklären, 
denn  man  fragt  sich  da  immer,  woher  bei  ungezeichneten  Störchen 
der  Beobachter  weiss,  welcher  Storch  heimisch  oder  fremd,  welcher 
das  Männchen  und  welcher  das  Weibchen  ist. 
Gr.  Clodius,    0  r  n  i  t  h  o  1.    Bericht   über   Mecklenburg  (u. 

Lübeck)  für  das  Jahr  1907.    Sep.  Arch.  V.  d.  Fr.  d.  Naturgesch. 

i.  Meckl.  1908,  p.  118—138,  mit  Zug-  und  Witterungstabelle. 
Der  mir  soeben  zugehende  Bericht  enthält  schon  eine  genaue 
Beschreibung  des  in  dieser  Nummer  unter  2  erwähnten  am  12. 
Januar  an  der  Küste  von  Poel  erlegten  F.  gyrfalco.  Parus  Sali- 
carius  salicarius  (Brm.)  wurde  bei  Lübeck  (von  Hagen),  bei  Güstrow 
(von  Reuter)  und  bei  Camin  (von  Clodius)  beobachtet,  Faico  cenchris 
am  12.  Mai  1907  bei  Salendorf  erlegt.  Die  Zugdaten  von  1907 
zeigen  gegen  1906  starke  Verspätung.  Das  Ministerium  hat  eine 
Reihe  seltener  Vogelarten  unter  besonderen  Schutz  gestellt,  so  die 
Kolkraben,  Wanderfalken.  Sehr  hübsch  ist  der  Bericht  über  zwei 
geschonte  Schreiadlerhorste.  Solche  dankenswerten  Schritte  sind 
wichtiger  und  eiliger  als  aller  andre  Vogelschutz. 
Prof.  Dr.  Schmeil,    Lehrbuch    der  Zoologie,    für  höhere 

Lehranstalten  und  die  Hand  des  Lehrers,  sowie  für  alle  Freunde 

der   Natur.     20.  Auflage  1908.     Verlag   von   Erwin  Nägele, 

Leipzig.    (Julius  Klinkhardt.) 

Die  neue  Auflage  des  rühmlich  bekannten  Lehrbuchs  ist  durch 
zahlreiche  neue  Textbilder,  flotte  Federzeichnungen  und  bunte 
Tafeln  erweitert.  Besonders  interessant  ist  der  in  Text  und  Bild 
prachtvolle  Abschnitt  über  den  Blauwal.  Wer  sich  für  das  Werk 
interessiert,    muss    des  Verfassers    Schrift:     „Über    die    Reformbe- 


34  Literatur-Besprechungen. 

strebuiigen  auf  dem  Gebiete  des  naturgeschiclitlichen  Unterrichts" 
(1905)  hinzunelinien. 

Prof.  Dr.  Smaliaii,  G  r  u  n  d  z  ü  g  e  der  Tier  k  u  n  d  e  für  liöhere 
Lehranstalten.  Ausgabe  A  für  Realanstalten  1908.  G.  Freytag, 
Leipzig,  F.  Tempsk}',  Wien.  Zugleich  erschien  Anatomische 
Physiologie  der  Pflanzen  und  der  ]\Ien sehen,  nebst 
vergleichenden  Ausblicken  auf  die  Wirbeltiere,  für  die  Ober- 
klassen höherer  Lehranstalten  und  die  2.  Auflage  der  Grund- 
züge der  Pflanzenkunde. 

Die  bunten  Tafeln  von  K  u  h  n  e  r  t  (besonders  Menschenaffen 
und  Raubtiere)  sind  ganz  vorzüglich  und  auch  hier  verrät  der 
Text  den  Fachmann.  Die  Werke  von  Schmeil  und  Smalian 
sind  so  ähnlich  in  Plan  und  Anlage,  dass  sie  hier  g  e  m  e  i  n  s  a  m  be- 
sprochen werden  können.  Die  Zoologie  im  Unterricht  muss  auch  den 
Spezialisten  interessieren.  Was  diesen  Reformwerken  ihren  Reiz 
verleiht,  ist  der  im  wissenschaftlich  korrekten  Sinn  Kants  teleo- 
logische Gesichtspunkt.  Die  innere  Zweckmässigkeit,  der 
Zusammenhang  zwischen  Organ  und  Funktion  wird  überall  gezeigt. 
Fehler,  ein  Zuweitgehen  der  Erklärungsversuche  wird  es  dabei 
immer  geben.  Das  schadet  nichts.  Missgriffe  lassen  sich  aus- 
merzen. Smalian  will  darin  vorsichtiger  sein  als  Schmeil,  er  weist 
häufiger  auf  erdgeschichtliche  Tatsachen  hin.  Gerade  dadurch 
wird  ein  Vergleichen  beider  Werke  interessant.  Ist  dies  auch  eine 
Annäherung  an  wirkliche  „Naturgeschichte",  so  bleibt  doch  deren 
vollständige  Behandlung  in  der  Schule  eine  Arbeit  der  Zukunft. 
Die  F  a  r  b  e  n  b  e  s  c  h  r  e  i  b  u  n  g  der  Vögel  bedarf  bei 
Smalian  einer  Revision,  wie  sie  bei  Schmeil  schon  erfolgt  ist, 
doch  handelt  es  sich  vielleicht  nur  um  einige  Druckversehen. 
Dem  grossen  Buntspecht  wird  in  beiden  Werken  irrtümlich  ein 
niedriger  Brustbein  kämm  zugeschrieben.  Finken, 
Lerchen,  Spechte  sind  als  Pflegeeltern  des  Kuckucks  nicht 
glücklich  gewählt.  Deutsche  Elche  lässt  Schmeil  nur  in 
wenigen  Stücken  im  Forst  von  Ibenhorst  vorkommen,  Smalian 
sich  ein  paar  hundert  „an"  der  Kurischen  Nehrung  tummeln. 
Auf  der  Kurischen  Nehrung  gibt  es  z.  Zt.  nach  Thienemann  einige 
20  (vielleicht  auch  30),  in  ganz  Ostpreussen  noch  etwa  375  bis 
400.  Das  Schwarz  und  Weiss  des  Zebrafelles  soll  nach  Smalian 
„in  der  grellen  Tropensonne",  nach  Schmeil  „abends 
oder    nachts"   in    ein    «yleichmässiges   .Grau  zusammenfliessen". 


Literatur-Besprochungen.  35 

Beides  mag  sein,  die  Zeichnung  (ein  Schulbuch  niüsste  hier  auf 
die  Apfelzeichnung  unsrer  Pferde  hinweisen)  hat  aber  wohl  ganz 
andre  Bedeutuncr.  Warum  soll  der  Lehrer  nicht  öfter  darauf  auf- 
merksam  machen,  dass  man  vieles  noch  nicht  weiss.  „Darüber  sind 
die  Gelehrten  noch  nicht  einig",  war  die  häufige  Antwort  eines 
meiner  Naturgeschichtslehrer.  Wir  spotteten  als  törichte  Knaben 
darüber.  Heute  bin  ich  dem  Mann  für  diese  Vorsicht  und  Ehrlich- 
keit dankbar.  Kinder  sind  geborene  Philosophen,  warum  soll  man 
sie  nicht  selbst  denken  lassen  ?  Das  ist  es  gerade,  was  Schmeil 
und  Smalian  wollen.  Dann  muss  aber  dieses  sonst  befolgte  Prinzip 
auch  bei  den  Ansätzen  zur  „eigentlichen  Naturgeschichte*  befolgt 
werden.  Die  feine  Nase  des  Jagdhundes  wird  in  beiden  Werken 
durch  Züchtung  (Selektion)  erklärt.  Es  wäre  aber  vielmehr  hier 
eine  hübsche  Gelegenheit  vorhanden,  zu  zeigen,  dass  darüber  „die 
Gelehrten  noch  nicht  einig  sind". 

I.  Möglichkeit:  Der  Hund  hat  eine  unübertrefflich  feine  Nase 
vor  uralten  Zeiten  von  Natur  als  jagendes  wildes  Raubtier  (wie 
Fuchs  und  Marder)  besessen  und  dies  Erbteil  in  einzelnen  Rassen 
und  Stämmen  bis  heute  nicht  verloren. 

IL  Möglichkeit:  Der  Mensch  hat  imm^r  die  zufällig  besten 
Sucher  zur  Jagd  benutzt  und  so  die  feine  Nase  des  Jagdhundes 
durch  A  u  s  W'  a  h  1  gezüchtet. 

ni.  Möglichkeit :  Der  Mensch  hat  durch  unablässige  Übung 
des  Jagdhundes  eine  von  Natur  vorhandene  Anlage  einseitig  aus- 
gebildet und  dies  vererbte  Geschick  immer  wieder  aufs  neue  durch 
den  Gebrauch  geübt  und  gestärkt,  durch  glückliche  Auswahl  sich 
wohl  diese  Arbeit  abgekürzt,  aber  auch  dabei  nur  das  vererbte 
Resultat  ausdauernder  Übung  benutzt. 

Man  vergleiche  die  Züchtung  von  Mastschweinrassen  und  frage, 
ob  Jagdhunde  in  der  Stadt,  Rennpferde  im  Stall  gezüchtet  werden 
können  usw. 

So  könnte  die  Schuljugend  zu  kritischem  Denken  erzogen 
werden,  und  Aufsätze  über  derartige  Fragen  würden  wohl  auch 
für  den  Lehrer  recht  interessant  sein,  wenn  sie  selbständig  solche 
Möglichkeiten  bezw.  Betrachtungsweisen  beurteilen,  ab- 
wägen oder  verknü])fen. 

Wer  bei  Schmeil  ein  zu  weitgehendes  Erklären  tadeln  will, 
möge  erst  seine  Bemerkungen  in  den  „Reformbestrebungen" 
lesen.     Er    will    in    der  Schule    allgemein    biologische   Sätze    vom 


36  Mitteiluiigon  über  Berajah  und  Falco. 

Schüler  finden  lassen  und  unterscheidet  diese  von  Naturffesetzen, 
die  der  Schüler  sich  nicht  vermessen  kann,  aufzustellen.  Die 
Schwierigkeit  besteht  nur  in  der  scharfen  Formulierung  der  Voraus- 
setzung, unter  der  das  Naturgesetz  gilt,  sozusagen  in  Funktion 
tritt  oder  zutrifft.  Das  auf  S.  58  von  Darwin  entlelmte  Beispiel 
des  Wiesenknarrers  ist  unrichtig.  Man  vergleiche  die  relative 
Zehenlänge  von  Crex,  den  verschiedenen  Ortygometra-Arten  und 
Perdix  genau  und  man  wird  gerade  hier  das  Gesetz  oder  die 
„Regel"  möglichst  grosser  Übereinstimmung  zwischen  Aufenthalt, 
Lebensweise  und  Körperbau  in  einem  besonders  schönen  Fall  be- 
stätigt finden. 

Selbstverständlich  will  ich  mit  all  diesen  Beispielen  die  beiden 
Werke,  die  zu  den  gediegensten  gehören,  die  wir  z.  Zt.  für  den 
Schulgebrauch  besitzen,  nicht  bemäkeln,  sondern  im  Gegenteil  auch 
ferner  Stehende  auf  sie  und  die  interessante  Frage  „Zoologie  und 
Schule"  überhaupt  aufmerksam  machen. 


Mitteilungen  über  Berajiili  und  Faleo. 

Der  Vertrieb  von  Berajah  und  Falco  erfolgt  von  dieser 
Nummer  an  durch  die  Firma:  Gebaiior-Schwctschke,  Druckerei 
und  Verlag'  m.  h.  H.,  Halle  a.  d.  Saale.  Au  diese  Firma 
wolle  man  die  rückständigen  Abonnements  pro  1908  nach 
Empfang  dieser  Nummer  einsenden.  Für  Porto  und  Verpackung 
(s.  Falco  1906  S.  66)  ist  eine  Mark  beizufügen,  da  sich  die  angestrebte 
Frankosendung,  zumal  bei  der  liückständigkeit  vieler  Abonnements, 
z.  Zt.  nicht  ermöglichen  lässt. 

Alle  Erinnerungen,  Beschwerden  usw.  erbitte  ich  an  meine 
Adresse.  Abbestellungen  können  nicht  für  den  laufenden  Jahrgang 
erfolgen. 

Von  Falco  erscheinen,  Avenn  nicht  eilige  Veröffentlichungen 
vorkommen,  in  diesem  Jahre  nur  3  (nicht  6)  Nummern,  um  für 
Berajah  mehr  Raum  zu  gewinnen.  Von  letzterem  erscheint  ausser 
dem  vorliegenden  grünen  und  blauen  noch  ein  rotes  Heft. 

0.  K  1  e  i  n  s  c  h  m  i  d  t. 
Adr. :  Volkmaritz  bei  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  S. 


Faico  1908. 


Tafel  III. 


Regelmässiger  Albinismus 
beim  Teiclihiihn,  Gallinula  chloropus  (L). 


FALCO. 


Vierter  Jahro'auir. 


No.  3.  »  e  z  e  m  b  e  r.  1908. 


Farbentod. 

Hierzu  Tafel  III. 

Mag  die  Schönheit  des  bunten  Herbstlaubes  unser  Auge  noch 
so  sehr  entzücken,  im  naturwissenschaftlichen  Sinn  ist  sie  kein 
Schmuck,  keine  Lebenserscheinung  der  Pflanzenwelt,  sondern  das 
Sterben  ihrer  Farben.  Die  grünen  Blätter,  die  bunten  Blüten 
haben  sogenannte  adhärente  Schönheit ;  ihnen  gegenüber  ist 
das  Herbstlaub  —  so  barbarisch  es  klingen  mag  —  fehlfarbig. 
Ein  Herbarium,  das  letzteres  vor  ersteren  bevorzugt,  würde  zwar 
nicht  dem  guten  Geschmack,  Avohl  aber  dem  wissenschaftlichen 
Ernst  seines  Besitzers  ein  schlechtes  Zeugnis  ausstellen. 

In  demselben  Sinn  hat  das  Aufbewahren  albinistischer  Tiere, 
die  vom  Laien  als  wertvolle  Seltenheiten  betrachtet  werden,  für 
wissenschaftliche  Sammlungen  wenig  Wert*),  denn  Albinos  sind 
fehlfarbene  Tiere.  Es  handelt  sich  um  Defekte,  um  Rückschritte  der 
Natur,  und  darum  dürfte  das  Wort  Albinismus  deutsch  gut  mit 
„Farbentod"  wiedergegeben  werden,  zwischen  normaler  Weissfärbung, 
richtiger  Farblosigkeit,  und  Farbentod  aber  scharf  zu  scheiden  sein. 

Das  Photogramm  des  auf  Tafel  III  abgebildeten  Teichhuhns 
( $ ,  Umgebung  von  Kassel)  wurde  mir  von  der  dermoplastischen 
Kunstanstalt  von  Bleil  &  Wögerer,  Kassel  im  vergangenen  Jahre 
zugesandt  mit  dem  Bemerken,  dass  dies  kein  gewöhnlicher  Al- 
binismus sei,  da  Augen  und  Nägel  normal  waren. 


*)  Auch  die  Züchtung  reiner  oder  partieller  Albinos  und  die 
Hegung  von  weissem  Wild  ist  eigentlich  Spielerei,  meist  eine  Schädigung 
der  Rasse,  doch  mag  sie  zuerst  zur  künstlichen  Kassezüchtung  durch 
reine  Selektion  geführt  haben ,  wie  auch  in  der  Literatur  hier  der  Be- 
griff der  Zuchtwahl  schon  früh  deutlich  ist:  „Wenn  man  unter  den 
vielen  Küchlein,  die  von  denselben  Eltern  geboren  werden,  nur  die 
aussucht,  die  weiss  sind,  und  sie  zusammentut,  bekommt  man  endlich 
eine  weisse  Rasse,  die  nicht  leicht  anders  ausschlägt"  (Kaut,  phys.  Geo- 
graphie). 

4 


38  Farbentod. 

Der  partielle  Albinismus  ist  bekanntlich  bald  unregel- 
mässig (scheckig),  bald  regelmässig,  bald  gleichmässig 
(Blässe  sonst  normaler  Zeichnungen  und  Farben).  Einige  Fälle, 
besonders  solche  von  regelmässigem  partiellem  Albinismus  sind 
nun    aber    doch    von    wesentlichem    Avissenschaftlichem    Interesse. 

1.  Wenn  ein  neues  regelmässiges  Gesamtmuster  entsteht, 
das  der  Zeichnung  anderer  Arten  entspricht.  Der  abgebildete 
Vogel  erinnert  uns  an  eine  ganze  Anzahl  tauchender  und 
schwimmender  Arten,  namentlich  durch  die  Kopf  Zeichnung. 
Bei  zahmen  Stockenten  kommen  weisse  Zügelflecken  vor,  die 
an  die  der  Schellente  erinnern,  bei  Rabenkrähen  nebelkrähen- 
artige  Zeichnung.  Es  beweist  dies,  dass  die  Gefiedermuster 
nicht  zufällig  angezüchtet,  sondern  im  Zusammenhang  mit 
der  sonstigen  Organisation  entstanden,  also  „adhärent" 
sind  und  auf  allgemeinen  Gesetzen  beruhen,  z.  B.  das  Vor- 
wiegen des  Pigments  auf  der  Oberseite. 

2.  Wenn  neue  regelmässige  Einzelmuster  in  der  Zeich- 
nung der  einzelnen  Feder  entstehen.  Man  vergleiche  das  in 
Berajah  unter  Athene  chiaradiae  Gesagte.  In  beiden  Fällen 
sind  nicht  die  weissen,  sondern  die  dunklen  Zeichnungen,  in 
denen  sich  die  Natur  gleichsam  gegen  den  Albinismus  wehrt, 
von  Interesse. 

Dadurch  erhält  der  regelmässige  Albinismus  eine  Ähnlichkeit 
mit  den  normalen  Weisslingen,  wie  wir  solche  beim  gemeinen 
Bussard  und  beim  Jagdfalken  (s.  Tafel  II)  finden.  Es  ist  aber 
falsch,  die  hellen  Bussarde  und  Jagdfalken  albinistisch  zu  nennen, 
denn  sie  sind  keineswegs  abnorm.  Die  reduzierte  Zeichnung  ist 
meist  um  so  intensiver,  je  mehr  sie  zusammengedrängt  ist,  Al- 
binistische Federn  des  Jagdfalken  haben  keine  normale  Zeichnung. 
Albinistische  Bussarde  sehen  ganz  anders  aus  als  sogenannte  „weisse". 
Gerade  während  ich  diesen  Artikel  unter  der  Feder  habe,  sendet 
mir  Herr  Pastor  Grasshoff  aus  Brandenburg  Federproben  eines 
lebenden  Albinos  vom  Bussard,  der  mit  seinen  beiden  extrem 
dunkeln  Geschwistern  aufgezogen  wurde.  Die  Eltern  sollen  normal 
gewesen  sein.  Dieser  Vogel  hat  alle  Zeichnungen  eines  normalen 
Bussards  in  einem  ganz  bleichen  braungrauen  Hauch,  der  gerade 
noch  sichtbar  ist. 

Die    normalen    weissen  Bussarde   haben   im  frischen  Herbst- 


Die  Pendulationstheorie.  39 

gefieder  meist  prachtvolle  gelbe  und  rotbraune  Tönungen.  An 
eine  Schneeanpassung  ist  hier  nicht  zu  denken. 

Anders  beim  Jagdfalken.  Hier  spricht  schon  die  Ähnlichkeit 
mit  der  Schneeeule  dafür,  dass  die  weissen  Vögel  sozusagen  die 
Polarphase  der  Polarform  sind. 

Aber  über  die  weisse  Färbung  der  Polartiere  gehen  die  Mei- 
nungen noch  sehr  auseinander.  Es  gibt  auch  weisse  Vögel  in 
den  Tropen.  Und  nehmen  wir  etwas  Allbekanntes:  unsre  Schmetter- 
linge. Die  Nonne  zeigt  genau  dieselben  Abstufungen  wie  der 
Jagdfalke  von  der  hellen  bis  zur  dunklen  Varietät,  und  bei  der 
Häufigkeit  all  dieser  Varietäten  kann  man  hier  nicht  von  Aber- 
rationen reden.     Man  muss  diese  Verschiedenheiten  Phasen  nennen 


Phasen  der  Nonne  (Psilura  monaclia  [L.J). 

wie  beim  Jagdfalken.  Wenn  sich  nun  genau  dieselben  Phasen 
bei  Polartieren  und  bei  einem  gewiss  nicht  dem  Schnee  angepassten 
Schmetterling  finden,  dann  liegen  hier  vielleicht  doch  Zeichnungs- 
und Variationsgesetze  zu  Grunde,  die  wir  noch  nicht  kennen,  und 
die  Hypothese  einer  Naturzüchtung  aus  zufälligen  Albinos  ist 
verkehrt. 

Vor  allem  aber  möge  dies  Beispiel  aus  der  Insektenwelt  es 
handgreifliich  machen,  wie  irrig  es  ist,  wenn  man  zwischen  Farben- 
tod und  normalen  Weisslingen  nicht  unterscheidet.  0.  Kl. 


Die  PeiKlulationstlieorie. 

Es  hat  nicht  an  Versuchen  gefehlt,  die  Gestaltung  der  Erd- 
oberfläche und  die  Tierverbreitung  auf  ein  gemeinsames  Grund- 
prinzip  zurückzuführen.     Linne  nahm  an,  dass  zuerst  ein  Berg  am 


40  Die  Pendulationstheorie. 

Äquator  an  seinem  Fuss  tropische,  auf  seinem  Gipfel  polare  Tiere 
beherbergt  habe ,  und  dass  die  leichtbeschwingten  Vögel  beiden 
die  Stimmen  abgelauscht  hätten. 

Der  Physiker  Paul  Reis  nahm,  wenn  ich  mich  nicht  falsch 
entsinne,  auf  Grund  seiner  Studien  über  Sonnenfleck enperioden 
und  Wasserstand  der  Flüsse  an,  dass  das  Vorwiegen  der  Wasser- 
oder der  Landmassen  zwischen  der  nördlichen  und  südlichen  Erd- 
halbkugel in  riesigen  Perioden  wechsle.  Es  wird  schwer  halten, 
einen  Überblick  über  alle  derartigen  Hypothesen  zu  geben. 

Wenn  die  seit  mehr  als  150  Jahren  ausgesprochene  Ansicht, 
dass  die  schiefe  Stellung  der  Erdachse  durch  Gleichgewichts- 
störungen in  der  Erdrinde  entstanden  sei,  noch  diskutierbar  ist, 
worüber  ich  mir  kein  Urteil  erlauben  kann,  so  ist  die  auf  die  gleiche 
Ursache  gegründete  langsame  Pendulation  der  Erdkugel  zwischen 
den  festen  Polen  Ecuador  und  Sumatra  gleichfalls  ohne  die  Hypo- 
these vom  Aufsturz  eines  zweiten  Mondes  möglich.  Was  nun  in 
Zukunft  das  Schicksal  der  Pendulationslehre  sein  mag,  die  reich- 
haltige Zusammenfassung  tiergeographischer,  pflanzengeographischer 
und  erdgeschichtlicher  Tatsachen  unter  einem  Gesichtspunkt, 
die  S  i  m  r  o  t  h  nach  einer  Reihe  von  Vorarbeiten  nunmehr  in 
seinem  Hauptwerk  *)  gegeben  hat,  wird  allein  schon  eine  Leistung 
von  dauerndem  Werte  bleiben. 

Es  sind  eigentlich  zwei  Theorien,  die  Simroth  verknüpft. 

I.  Die  Erklärung  der  Eiszeiten  durch  nördliche  Ver- 
schiebung Europas,  das  gleichsam  in  die  Eiszone  versetzt  wird. 
IL   Die    Theorie   des    hauptsächlichen    Schöpfungs- 
zentrums oder  doch  Umbildungszentrums  in  Europa, 
von  wo  die  durch  Kälte  verdrängten  Tiere  oft  nach  symmetrisch 
gelegenen  Punkten  bis  nach  Ostasien  und  Amerika  auswandern, 
bis  sie  ein  der  verwüsteten  Urheimat  ähnliches  Klima  finden. 
Gegen  den  ersten  Teil  der  Hypothese  sprechen  trotz  Simroths 
Gegengründen    die    Studien    des    Glacialgeologen    Hauthal    über 
gleichmässige  Abnahme  der  Gletscher  unter  allen  Himmelsstrichen. 
Für  diesen  Teil  spricht  aber  m.  E.  am  meisten  der  Umstand, 
dass  Bo  tani  ker**),  ohne  die  zoologischen  Arbeiten  Simroths  zu 
kennen,  auf  Grund  der  Flora   ein  warmes  Tertiärklima  in 


*)  Die    Pendulationstheorie,    von    Dr.  H.    Simroth,    Professor   a. 
Universität  Leipzig.     Leipzig  1907. 
**)  s.  Gothan. 


'    Die  Pendulationstheorie.  41 

Europa  und  ein  gleichzeitiges  kaltes  Klima  in  Japan  be- 
rechneten und  selbständig  eine  Verlagerung  des  Nordpols  nach 
Ostsibirien  annahmen. 

Was  nun  den  zweiten  Teil  der  Hypothese  betrifft,  so  ist 
bekanntlich  kaum  ein  Teil  des  Erdballs  vor  der  Ehre  verschont 
geblieben,  als  einziges  Schöpfungszentrum  proklamiert  zu  werden, 
Australien,  Zentralasien,  Sibirien,  Afrika,  Patagonien,  Nordamerika, 
die  Polarländer,  Skandinavien  usw. 

Zweifellos  bilden  Teile  von  Europa  eine  uralte  Weltinsel, 
wenn  auch  Simroth  oft  zu  scharf  die  schmale  Linie  des  Schwin- 
gungskreises ins  Auge  fasst. 

Noch  viel  wichtiger  aber  als  Europa  ist  das  nordamerikanisch- 
ostasiatische  Schöpfungsgebiet.  Nehmen  wir  Simroths  Theorie 
als  richtig  an,  so  müssen  wir  dieselben  Vorgänge,  die  Simroth 
für  Europa  schildert,  zu  entgegengesetzten  Zeiten  für  die  Gegend 
der  Behringsstrasse  und  die  benachbarten  Kontinentteile  annehmen. 
Wie  viel  einfacher  wird  dann  das  Verbreitungsbild  der  Picea 
sitchensis,  der  Kamele  und  Lamas,  der  Kaimane  und  vor  allem 
zahlreicher  Vögel,  auf  die  ich  später  zurückkomme! 

Simroth  selbst  spricht  sich  im  Vorwort  seines  Werks  sehr 
vorsichtig  und  bescheiden  über  seine  Hypothese  aus.  Die  Farben- 
pracht an  den  Schwingungspolen,  die  symmetrische  Verbreitung,  die 
nördlichen  Fundorte  fossiler  Vertreter  heutiger  Tropentiere,  der 
adriatische  Winkel  sind  feste  zoogeographische  Tatsachen.  Mag  das 
Gesamtbild,  das  die  Hypothese  bietet,  durch  künftige  Studien  weit- 
gehend, ja  völlig  umgestaltet  werden,  es  ist  hier  ein  energischer 
Anfang  gemacht,  der  wieder  einmal  die  Notwendigkeit,  endlich 
ganze  Formenkreise  klarzustellen,  dringend  vor  Augen  führt.  In 
den  ornithologischen  Abschnitten  ist  Reichenows  grosses  afrikanisches 
Werk  zu  wenig  und  der  neue  Naumann,  der  Zoogeographisches  nur 
in  beschränktem  Masse  bieten  kann  und  dafür  nicht  ausreicht,  zu 
einseitig  benutzt.  Interessanter  sind  die  Teile,  wo  der  Autor  selbst 
Spezialist  ist  (Mollusken).  Die  neue  Deutung  der  Vogelzug- 
erscheinungen, deren  mathematisch  scharfe  Lösung  Simroth  be- 
ansprucht, bildet  ein  Kapitel  für  sich,  das  späterer  Behandlung 
vorbehalten  werden  muss. 

Hier  soll  zunächst  nur  auf  die  Anregungen  Simroths  hinge- 
wiesen und  die  notwendige  Ergänzung  der  Hypothese  durch  die 
Annahme  analoger,  wenn  auch  nicht  gleichzeitiger  Vorgänge  in 
Ostasien  (bez.  Westamerika)  betont  werden.  0.  Kl. 


42  Dei*  Waldrapp,  Comatibis  eremita  (L.),  in  Europa. 

Der  Waldmpp,  Comatibis  eremita  (L.),  in  Europa. 

Mag  das  Verschwinden  des  Waldrapp  aus  Europa  für  die 
H3'pothese  einer  wiederkehrenden  Tertiärzeit  unbequem  sein,  so 
bleibt  es  eben  eine  unbequeme  Tatsache.  Victor  Fatio  hatte  in 
seinem  Werk  über  die  Wirbeltiere  der  Schweiz  den  Waldrapp 
nicht  erwähnt  und  als  dies  in  „The  Ibis"  moniert  wurde,  erklärt,  er 
halte  das  Vorkommen  in  der  Schweiz  nicht  für  erwiesen,  da  sich 
weitere  Nachrichten  hätten  finden  müssen.  Ich  habe  eine  Wider- 
legung von  Fatios  Bedenken  nicht  für  nötig  gehalten,  will  aber 
doch  kurz  auf  die  Sache  zurückkommen,  um  alle  etwa  möglichen 
Zweifel  zu  zerstreuen. 

Auf  dem  VI.  Internationalen  Zoologenkongress  in  Bern  sprach 
mir  Fatio  seine  Freude  und  Überraschung  aus,  endlich  einen  Balg 
des  Waldrapp  zu  sehen.  Er  bat  mich  auch  um  einen  Abzug  des 
Artikels  aus  den  Novitates  Zoologicae.  Als  ich  endlich  den  letzten 
verfügbaren  Abzug  gefunden  hatte,  starb  Fatio,  ehe  ich  ihm  diesen 
zusenden  konnte.     Er   hat   also   anfangs   den  Vog-el  nicht  gekannt 

o  G  c^ 

und  vielleicht  auch  die  wichtigste  Publikation  nicht  besessen. 
Jedenfalls  beruhten  seine  Zweifel  auf  einem  bedauerlichen  Vor- 
urteil. Der  Mähnenibis  hat  gewiss  nicht  die  Hochgebirge,  auch 
nicht  die  gesamte  Schweiz,  sondern,  wie  heute  noch  in  südlichen 
Ländern,  nur  ganz  bestimmte  Punkte  bewohnt. 

Ich  erhielt  mein  nordafrikanisches  Exemplar  durch  Vermitt- 
lung eines  Berliner  Kaufmanns  von  einem  syrischen  Missionar, 
mein  nordostafrikanisches  Stück  durch  Schrader.  In  beiden  Teilen 
Afrikas  haben  viele  namhafte  Ornithologen  z.  T.  fast  gleichzeitig 
Reisen  gemacht,  ohne  einem  einzigen  Waldrapp  zu  begegnen,  und 
meine  Lieferanten  haben  den  Vogel  nur  auf  Grund  einer  von  mir 
eingesandten  Abbildung  entdeckt.  So  darf  es  also  nicht  Wunder 
nehmen,  wenn  tüchtige  Schweizer  Beobachter  von  dem  Waldrapp 
nichts  wussten  und  wenn  fossile  Funde  nicht  zu  erwarten  sind. 

Es  liegt  eine  Reihe  ganz  verschiedener  und  ganz  selbständiger 
zweifelloser  alter  Abbildungen  des  Waldrapp  aus  Europa  vor,  und 
in  bezug  auf  Vogelbilder  glaube  ich  mir  ein  kompetentes  Urteil 
erlauben  zu  dürfen.  Dass  diese  von  Rothschild,  Hartert  und  mir 
in  unserem  Artikel  reproduzierten  4  alten  Abbildungen*)  —  man 
vergleiche  meinen  Artikel  in  Journal  für  Ornithologie  1903,  p.  123 
—  sämtlich  den  Waldrapp  und  nichts  anderes  darstellen  und  dass 

*)  Darunter  zwei  farbige. 


Der  Waldrapp,  Comatibis  eremita  (L.),  in  Europa.  43 

ihnen  verschiedene  Individuen  desselben  Vogels  zu  Grunde  lagen, 
steht  ausser  Zweifel.  Es  ist  schon  ein  grosses  Entgegenkommen 
gegen  den  Leser,  wenn  man  Abbildungen  reproduziert,  statt  sie 
nur  zu  zitieren.  Es  wäre  aber  zu  weit  gegangen,  wollte  ich  noch- 
mals in  einem  Berajahheft  das  ganze  Material  bringen.  Der  Raum 
wird  dort  vorläufig  für  Wichtigeres  gebraucht. 

Ein  Brief  Schraders,  der  versuchen  will,  einen  lebenden  Wald- 
rapp von  seiner  nächsten  Reise  mitzubringen,  hat  mich  an  diese 
Sache  erinnert,  die  so  klar  ist,  dass  sie  eigentlich  keiner  Bekräfti- 
gung bedarf.  Es  mag  aber  nützlich  sein,  darüber  nicht  ganz  zu 
schweigen. 

Meine  Ausführungen  richten  sich  nicht  gegen  den  verstorbenen 
Victor  Fatio,  der  sehr  höflich  seine  Meinung  aussprach.  Wie 
weit  sich  da^  Brutgebiet  des  grossen  deutschen  Ibisses  in  die 
Schweiz  hinein  erstreckte,  mögen  Gelehrte  der  Schweiz  feststellen 
oder  mit  Fatio  weiter  für  eine  schwierige  Frage  erklären.  Ich 
möchte  aber  verhindern,  dass  eine  nicht  orientierte  Meinung  von 
anderer  Seite  sich  ein  falsches  Gewicht  beilege.  Ich  zitiere  daher 
nochmals  hier,  was  ich  in  einem  offenbar  von  Victor  Fatio  über- 
sehenen Artikel  im  Journal  für  Ornithologie  1903,  p.  123  über 
Aldrovandus'  Beschreibung  des  iUyrischen  Vogels  bemerkte: 

„Also  langer,  spitzer,  roter  Schnabel,  nackter  Kopf  mit 
fleischfarbiger  Lederhaut,  eine  Halsmähne  wie  bei  einem 
Kapaun,  von  dem  Aldrovandus  (Lib.  XIV,  p.  161)  weiss,  dass  er 
längere  Halsfedern  hat  als  ein  nicht  kastrierter  Hahn  („Capis 
tamen  juba  est  major  quam  gallis"),  Füsse  ohne  Schwimmhaut, 
das  alles  beweist,  dass  die  Abbildung,  die  ihm  ein  Verwandter  aus 
Illyrien  geschickt  hatte,  ein  recht  deutliches  Bild  des  Waldrapp 
und  nicht  des  Ph.  desmaresti  gewesen  sein  muss.  Auf  Tafel  IX, 
Fig.  10  ist  es  im  Holzschnitt  reproduziert,  die  Mähne  deutlicher 
als  bei  dem  in  den  Novitates  wiedergegebenen  Bild  usw." 

Woher  soll  denn  der  unter  Angabe  der  Sammlung  und  des 
Fundortes  (Schweiz)  von  Albin  gross  und  farbig  abgebildete  Mähnen- 
ibis gekommen  sein?  Woher  die  farbige  Abbildung  in  kolorierten 
Exemplaren  des  Bechstein,  dessen  Zweifel  an  der  Existenz  eines 
solchen  Vogels  die  Sicherheit  und  Unbefangenheit  der  unbekannten 
Quelle  dieses  Bildes  verbürgen?  Wie  sollte  man  darauf  verfallen 
sein,  afrikanische  Vögel  für  europäisch  auszugeben?    Victor  Fatios 


44  Gryps  fulvus  und  Gyps  rüppelli. 

Andenken  in  Ehren,  aber  plumpe  Ignoranz  soll  aus  seinen  Worten 
nicht  Kapital  schlagen!  Je  unbequemer  eine  Tatsache  ist^  desto 
mehr  muss  sie  hervorgehoben  werden,  und  der  Mähnenibis  in 
Europa  widerspricht  leider  der  Pendulationstheorie  oder  ist  doch 
eine  durch  sie  nicht  erklärbare  Tatsache.  Aber  Simroths  „adria- 
tischer  Winkel"  trifft  hier  wieder  einmal  zu,  wie  beim  Feldeggs- 
falken.  0.  Kl. 


Gyps  fulvus  und  Oyps  rüppelli. 

In  „The  Ibis",  1907,  p.  496  wird  gelegentlich  einer  Kritik 
an  Königs  und  C.  von  Erlangers  Arbeiten  behauptet,  es  sei  irrig, 
den  Sperbergeier  und  Gänsegeier  als  geographische  Formen  anzu- 
sehen, da  sie  in  der  libyschen  Wüste  nebeneinander  vorkämen 
(nach  Aussage  von  Arabern).  Salvadori  erwähnt  (Boll.  Mus.  Zool. 
Torino  XXIII,  576)  junge  Gänsegeier,  die  in  den  Gebieten  der  von 
ihm  in  einer  sorgfältigen  Literaturrevision  geschiedenen  Sperber- 
geierformen rüppelli  und  erlangeri  gefunden  seien.  Endlich  will 
man  noch  Gyps  rüppelli  in  Südafrika  neben  Gyps  kolbei  gefunden 
haben. 

Hilgert  folgert  logisch  richtig,  dass  unter  dieser  Voraus- 
setzung Gänsegeier  und  Sperbergeier  in  der  That  grundver- 
schiedene Tiere  wären.  Aber  diese  Voraussetzung  ist  nicht  er- 
wiesen. Meines  Erachtens  hat  man  Erlangers  Arbeit  J.  f.  0.  1904, 
p.  139 — 150  nicht  gründlich  gelesen. 

Der  angebliche  südafrikanische  „marmorierte"  G.  rüppelli  ist 
nach  Erlanger,  da  er  gestreiften  Kropf  hat,  das  mittlere  Kleid 
von  Gyps  kolbei. 

Die  angeblich  in  Abessynien  gefundenen  „Gyps  fulvus"  sind 
junge  Sperbergeier.  Wie  bei  Pseudogyps  das  Brustschild 
in  der  Jugend  heller  braun,  im  Alter  dunkelbraun  ist  (S.  150),  so 
ist  es  auch  bei  „Gyps  fulvus  erlangeri"  und  rüppelli.  Erlanger 
sagt  deutlich  S.  147  von  alten  Vögeln:  „Brustschild  dunkel- 
braun", vom  jüngsten  Vogel:  „Brustschild  braun." 

Ich  besitze  selbst  ein  derartiges  junges  Stück,  wohl  von 
Chartum,  von  Alfred  Brehm  gesammelt. 

Der  Hauptspass  bei  dieser  ganzen  Geierfrage  ist  aber,  dass 
der  echte  Gyps  fulvus  ein  ganz  andres  Tier  sein  muss  als  unser 
europäischer,  zumal  westeuropäischer  Gänsegeier.     Er  ist  nämlich 


Jagdfalkeneier.  —  Wahrnehmungen  an  Futterplätzen.  45 

von  Persien  als  ein  Vogel  mit  ganz  lichtem  Kropfschild  be- 
schrieben und  neigt  wohl  zu  Gyps  himalayensis.  Die  angebliche 
von  Koenig  zitierte  lateinische  Originalbeschreibung  ist  nur  eine 
gekürzte  Übersetzung  der  in  schlichtem  Deutsch  veröffentlichten 
wirklichen  Originalbeschreibung  Hablizls. 

Die  Dobrudscha-  und  Kaukasus -Vögel,  die  Erlanger  zu  Gyps 
fulvus  zieht,  könnten  mit  ihm  übereinstimmen,  die  Sardinier  schon 
gewiss  nicht.  Die  Kropffärbung  variiert  wohl  bei  allen  Formen 
etwas. 

Erlangers  Übersicht  ist  also  das  Vernünftigste,  was  über  diese 
Gruppe  bis  jetzt  geschrieben  ist.  0.  Kl. 


Jagdfalkeiieier. 

Der  in  Falco  IV,  p.  16  ausgesprochene  Wunsch,  Masse  von 
Jagdfalkeneiern  zu  erhalten,  veranlasst  mich  zu  folgender  Mit- 
teilung. 

Ein  Gelege  von  4  Eiern,  den  13.  Mai  1907  in  Enontekiö, 
Nord-Finnland,  Lappland  genommen,  No.  8  in  meiner  Sammlung, 
hat  folgende  Masse: 

a)  56,1  X41,65, 

b)  56,6  X41,2, 

c)  59,05X43,0, 

d)  59,2  X42,2, 

von  welchen  Massen  das  Minimum  kleiner  ist  als  das  von  Krause 
in  seiner  Oologia  und  das  im  neuen  Naumann  angegebene  kleinste 
Stück.  Die  Eier  sind  überhaupt  mehr  gleichfarbig  und  feinpunktiert 
als  die  Abbildungen  in  Krauses  Werk. 

Kotka.  Alb.  Collin. 


Waliriiehmuiigeii  an  Fiitterplätzeii. 

Auch  da,  wo  kein  Bedürfnis  zur  Winter fütterung  vor- 
liegt, kann  man  sich  durch  einige  versteckte  Futterplätze  das 
Vergnügen  verschaffen,  auf  einsamen  Spaziergängen  im  Winter 
stets  eine  reiche  Vogelwelt  zu  beobachten.  Die  Nähe  von  fliessen- 
dem  Wasser  oder  gar  warmen  Quellen  ist  dabei  möglichst  zu  be- 


46  .  Literaturbesprechungen. 

nutzen.  Einen  wenig  auffallenden  Futterapparat  für  Meisen,  der 
zugleich  für  Finken  und  andre  Bodensucher  die  erwünschte 
sparsame  Streuung  ergibt,  bringt  neuerdings  Herr  Dr,  C.  A,  Bruhn, 
Verlag  „Parus",  Hamburg  36,  in  den  Handel.  Nach  meinen 
bisherigen  Erfahrungen  kann  ich  diese  „  Meisendose "  bestens  emp- 
fehlen. Einige  andere  neuere  Futterapparate  werde  ich  später 
hier  oder  im  Vogelschutzbuch  besprechen. 

Sehr  drollig  ist  es,  zu  beobachten,  wie  am  Futterplatz  selbst 
unter  Individuen  derselben  Art  eine  Rangliste  gilt,  bei  der  Alter 
oder  Temperament  die  Hauptrolle  spielen.  Im  letzten  Winter  sah 
ich  hier  mehrere  Amseln  mit  teilweise  fehlenden  Schwanzfedern. 
Die  Oberherrschaft  führte  ein  altes  Paar  mit  unverletztem  Ge- 
fieder. Dann  nahte  scheu  ein  Vogel  mit  bereiften  Schwanzfedern. 
Wer  nur  einzelne  Schwanzfedern  hatte,  durfte  sich  allenfalls  an 
der  Peripherie  einen  Brocken  holen,  und  erst  wenn  der  jeweilige 
Platzvogel  einen  mit  nur  einer  Schwanzfeder  verjagte  und  ver- 
folgte, konnte  die  Amsel  mit  gar  keiner  Schwanzfeder  auf 
einige  Augenblicke  sich  eiligst  sättigen. 

Ob  die  Vögel  sich  selbst,  ob  ihnen  Katzen,  Sperber  oder 
Eulen  die  Schwänze  ausgerissen  haben?  Eine  Amsel  wurde  mir 
lebend,  aber  ganz  matt  überbracht.  Mit  dem  ganz  zerzausten  und 
zerdrehten  Schwanzende  hatte  sie  an  einem  Zweig  gehangen. 
Wahrscheinlich  hatte  sie  gebadet  und  war  mit  dem  Schwanzende 
angefroren,  ähnlich  wie  der  im  vorigen  Jahrgang  (1907,  S.  45) 
erwähnte  Sperber.  0.  Kl. 


Literaturbesprechungen. 

Da  ich  den  Raum  für  diesen  Abschnitt  sehr  beschränken  musste, 
wird  aus  den  rückständigen  Manuskripten  nur  das  Wichtigste  aus- 
gewählt. 

Dr.  B.  Placzek,  Die  Vogelwelt  in  ihren  Beziehungen 
zu  Insekten  und  verwandten  Kleintieren.  Ver- 
änderte mit  Zusätzen  versehene  Sonderausgabe  der  Aufsätze  in 
der  „Osterreichischen  Forst-  und  Jagd-Zeitung"  1905  und  1906. 
Wien,  Selbstverlag,  Buchdruckerei  Karl  Gerolds  Sohn,  1906. 
(119  Seiten.) 


Literaturbesprechungen.  47 

Die  Namen  der  Kapitel  lauten:  „Japanische  Kriegsführung, 
Vogelweltschmerz,  Vogeltrutz,  Psaphonis  aves,  Jenseits  von  Logisch 
und  Unlogisch,  Nachgewiesenes  und  Nachweisliches,  Amerikaner 
und  Japaner,  Bansai!" 

Wer  sich  über  den  zurzeit  recht  lebhaft  gewordenen  Streit 
über  die  Nützlichkeit  der  Vögel  (ob  Insekten  durch  Vögel  oder 
nur  durch  Insekten  bekämpft  werden  können)  orientieren  will, 
für  den  dürfte  dies  mehr  als  temperamentvoll  geschriebene  Buch 
viel  Interesse  haben.  So  richtig  es  ist,  dass  wir  von  der  neuen 
Richtung  manches  lernen  können,  so  zweifellos  ist  auch  das  Um- 
gekehrte der  Fall.  Eine  auf  einen  ruhigeren  Ton  herabgestimmte 
Diskussion  über  den  Gegenstand  ist  ja  bereits  im  Falco  eröffnet 
und  soll  entsprechend  fortgesetzt  werden.  Es  sind  nicht  nur  die 
Placzekschen  Einwürfe,  sondern  die  Bedenken  einer  ganzen  Anzahl 
gelehrter  Zoologen,  mit  denen  sich  der  Vogelschutz  zu  seinem 
eignen  Vorteil  ruhig  und  sachlich  auseinanderzusetzen  haben  wird. 
Möchte  von  keiner  Seite  das  Kind  mit  dem  Bade  ausgeschüttet 
werden ! 

Internationaler  Frauenbund  für  Vogelschutz 
(Deutsche  Abteilung).  Jahrbuch  für  das  Jahr  1907. 
IV.  Jahrgang.  Im  Auftrage  des  Vorstandes  veröffentlicht  von 
Dr.  Heuss.     Berlin  1908. 

Das  Jahrbuch  beweist,  dass  die  Leitung  des  Bundes  bemüht 
ist,  Vogelschutz  auf  gesunder  Grundlage  zu  treiben.  Die  S.  20 
erwähnten  Vogeltränken  von  Forstmeister  Kullmann, 
Darmstadt  sollten  mehr  beachtet  werden.  Zu  einigen  hier 
nebensächlichen  Punkten  wären  Anmerkungen  nötig,  Dass  ein 
Schwalbenweibchen  seine  eignen  Jungen  tötet,  um  die  zweite  Brut 
zu  beginnen,  halte  ich  nicht  für  möglich.  Es  wird  ein  fremdes 
Weibchen  an  die  Stelle  der  verunglückten  Mutter  getreten  sein. 
Auf  meinem  Pfarrgehöft  fand  das  Gegenteil  statt.  In  meiner  Ab- 
wesenheit wurde  der  Fehler  gemacht,  aus  dem  Nest  gefallene 
Stadtschwalben  (Chelidon  urbica)  in  ein  bereits  belegtes  Nest  der 
Rauchschwalbe  (Hirundo  rustica)  zu  setzen.  Die  Rauchschwalben 
nahmen  sich  der  fremden  Jungen  an,  während  die  eigne  Brut  zu- 
grunde ging,  da  die  Eier  nicht  bebrütet  werden  konnten. 

Aus  dem  Ornithologischen  Jahrbuch,  Organ  für 
das  paläarktische  Faunengebiet,     Heft  1,  2.     1907. 


48  ^  Literaturbesprechungen. 

Der  Jahrgang  1907  beginnt  mit  einer  18  Seiten  langen 
Monographie  des  Zwergfliegenfängers  von  Jul. 
Michel.  Sie  möge  ein  Beispiel  sein,  Avie  viel  lohnender  die 
ornithologische  Arbeit  ist,  wenn  sie  sich  konzentriert  und  sich 
nicht  dem  Unterhaltungsbedürfnis  des  Lesers  zuliebe  in  kleinen 
Feuilletonartikeln  zersplittert.  Von  den  übrigen  Artikehi  seien 
nur  erwähnt,  die  Untersuchung  von  J.  Geiigler  über  die  Färbung 
des  alten  Weibchens  von  Lanius  minor  und  die  von 
Frh.  Geyr  von  Schweppeiiburg  über  die  Nahrung  süd- 
paläarktischer  Schleiereulen  (häufiger  Insekten,  auf 
Madeira  viele  Ratten  in  den  Gewöllen), 

Otto  le  Roi  in  Bonn,  DieVogelfau  nader  Rheinprovinz. 
Sonderabdruck  aus  den  Verhandlungen  des  naturhistorischen 
Vereins  der  preuss.  Rheinlande  und  Westfalens.  63.  Jahrgang. 
1906.     (325  Seiten.) 

Ein  für  jeden  westdeutschen  Ornithologen  sehr  wertvolles 
Buch.  Besonders  interessant  sind  die  Mitteilungen  über  Caccabis, 
Locustella  luscinioides,  Monticola  saxatilis.') 

Heimatkunde  des  Saalkreises  einschliesslich  des 
Stadtkreises  Halle  und  des  Mansfelder  See- 
kreises. Unter  Mitwirkung  zahlreicher  Fachmänner  heraus- 
gegeben von  Dr.  Willi  Ule,  Professor,  Halle  a.  S.,  seit  1906. 
Verlas:  der  Buchhandlung  des  Waisenhauses. 

6  Lieferungen  ä  2  M.  (480  Seiten)  bis  jetzt  erschienen,  be- 
handeln Geographie,  Tierwelt,  Klima,  Geschichte,  Siedelungen, 
Landwirtschaft,  Geologie.  Das  Kapitel  über  die  Vögel  ist  ein 
ergänzter  Abdruck  der  in  Ornith.  Monatsschr.  1893  erschienenen 
Arbeit  von  Prof.  0.  Tasclieuberg.")  Das  Ganze  ist  ein  in  seiner 
Art  vorbildliches  Unternehmen. 

»)  Von  dem  auf  Seite 287  erwähnten  18  Jahre  von  de  Maes  gepflej^ten  $ 
besitze  ich  ein  Ei.  Die  zoogeographische  Sonderstellung  des  Rheingebiets 
ist  viel  deutlicher,  als  dies  zurzeit  erkannt  und  anerkannt  ist. 

*)  Seite  83  wird  eine  Mitteilung  von  mir  an  Prof.  Otto  im  Katalog 
der  Vogelsammlung  des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Eisleben,  Osterprogramm 
1901,  zitiert,  die  auf  dem  Missverständnis  einer  mündlichen  Äusserung 
beruht.  Bei  Schwittersdorf  wurde  um  1900  ein  junges  Exemplar  der 
Grosstrappe  (Otis  tarda)  erlegt.  Die  Kolbenente  (Fuligula  rufina)  wurde 
um  jene  Zeit  zwischen  dem  Süssen  See  und  Bindersee  von  mir  auf  so 
grosse  Entfernung  beobachtet,  dass  ich  die  Sicherheit  der  Bestimmung 
nicht  ganz  verbürgen  kann.     Ich  habe  sie  nicht  wieder  bemerkt. 


Literaturbesprechungen,  49 

Mag.  phil.  E.  W.  Suomaleinen,  Über  die  Vogelfauna 
der  Umgebungen  des  Kallavesi-Sees  im  nördlichen 
Savo  (Savolaks),  Finnland.  Eine  topographische  Studie.  Acta 
Societatis  pro  Fauna  et  Flora  Fennica,  31,  No.  5,  (1908)  140 
Seiten  (in  finnischer  Sprache)  mit  einer  Karte  und  einem 
Referat  über  die  Resultate  der  Arbeit  (10  Seiten)  i n 
deutscher  Sprache.  Letzteres  ist  sehr  dankenswert,  denn 
die  Studie  enthält  viel  wichtiges  Material,  vor  allem  Zugdaten 
aus  den  Jahren  1845  bis  1908. 

Die  verschiedenen  Landschaftstypen  werden  in  mustergiltiger 
Weise  geschildert,  desgleichen  Schlüsse  gezogen  über  die  zoo- 
geographische Stellung  des  behandelten  Gebiets  in  der  Fauna 
des  Gesamtlandes.  (Diese  wichtigste  Frage  wird  sonst  meist  von 
Lokalforschern  ignoriert.)  Das  Kallavesigebiet  bildet  die  West- 
grenze der  östlichen  und  südöstlichen  Vogelarten.  Besonders 
interessant  sind  die  Daten,  an  denen  der  Verfasser  zeigt,  dass  von 
mehreren  Strandvögeln  im  Herbst  zuerst  die  alten  Vögel 
wegziehen  und  dann  nach  längerer  oder  kürzerer  Zeit  die 
jungen  folgen  (also  umgekehrt  als  es  die  vielumstrittene 
Gätkesche  These  für  den  Starenzug  auf  Helgoland  behauptete). 
Die  Zugdaten  von  Erithacus  Arboreus  phoenicurus 
(30.  IV.  bis  17.  V.  (5))  und  von  Saxicola  Borealis  oenanthe 
(20.  IV.  bis  13.  V.)  bestätigen  das  in  Berajah  über  den  späten 
Durchzug  der  Nordländer  Gesagte. 

Prof.  Dr.  Yngwe  Sjöstedt,  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der 
schwedischen  zoologischen  Expedition  nach  dem  Kilimandjaro, 
dem  Meru  und  den  umgebenden  Massais  tepp  en 
Deutsch-Ostafrikas  1905 — 1906  unter  Leitung  von  Prof.  Dr. 
Yngwe  Sjöstedt.  Herausgegeben  von  der  Königl.  Schwedischen 
Akademie  der  Wissenschaften.  3.  Vögel.  Upsala  1908,  (173 
Seiten  mit  5  Tafeln). 

Für  das  seit  1862  von  vielen  Ornithologen  besuchte  Gebiet 
werden  75  Arten  neu  nachgewiesen,  mehrere  Arten  und  Kleider 
überhaupt  neu  beschrieben  und  abgebildet.  Das  vornehm  aus- 
gestattete Werk  (Format  wie  Berajah)  ist  in  deutscher  Sprache 
erschienen,  und  man  muss  das  an  vielen  Stellen  hervortretende 
glänzende  Geschick  des  Verfassers  bewundern,  mit  dem  er  i)lastisch 
einzelne  Vogelgestalten  schildert  und  von  ihren  Bewegungen  mit 
ein    paar  Worten    ein    deutliches  Bild    vor  den  Augen  des  Lesers 


50  Literaturbesprechuiigen. 

hervorruft.  Dasselbe  gilt  von  der  geradezu  künstlerischen  Schilde- 
rung der  Landschaften  im  allgemeinen  Teil.  Der  gespenstische, 
graue,  flechtenbehangene  Bergwald,  die  in  blendender  Tropensonne 
über  die  Natronseen  flatternden  Zwergtaucher,  das  Schnurren  der 
Ziegenmelker  und  das  Konzert  der  Grillen  in  klarer  Mondnacht, 
das  alles  tritt  dem  Lesenden  so  deutlich  vor  die  Seele,  dass  man 
hier  wieder  einmal  lächeln  muss  über  die  törichte  Behauptung, 
dass  streng  wissenschaftlich-systematische  Arbeit  die  Freude  am 
Leben  der  Tierwelt  und  an  der  Schönheit  der  Natur  abstumpfen 
müsse. 

Alexander  Bau,  Die  Vögel  Vorarlbergs,  Sonderabzug  aus 
dem  44.  Jahresbericht  des  Vorarlberger  Museumsvereins,  Bregenz 
1907. 

275  Arten  werden  besprochen.  Praktisch  ist  die  Massnahme, 
dass  die  durch  Belegstücke  nachgewiesenen  Arten  und  die  durch 
Eierfunde  des  Autors  festgestellten  Brutvögel  durch  besondere 
Zeichen  kenntlich  gemacht  sind.  Am  7.  September  1900  hat  der 
Forstjäger  Alois  Neyer  in  Bürserberg  auf  dem  Fallenkopf  einen 
Geier  erlegt  und  an  einen  Unbekannten  verkauft,  der  nach  An- 
sicht des  Schützen  ein  Gypaetos  barbatos  gewesen  ist. 
Bau  ist  geneigt,  die  Schleiereule  dort  als  Zugvogel  anzusehen. 

Prof.  Dr.  Bernh.  Holfmaim  (Dresden),  Kunst  und  Vogel- 
gesang in  ihren  wechselseitigen  Beziehungen  vom  naturwissen- 
schaftlich-musikalischen Standpunkte  beleuchtet.  Verlag  von 
Quelle  &  Meyer,  Leipzig  1908.     (320  Seiten). 

Auf  Grund  20  jähriger  Vorarbeiten  behandelt  hier  ein  Fach- 
mann auf  dem  Gebiete  der  Musik  die  Kunst  im  Vogelgesang 
(L  Teil)  und  den  Vogelgesang  in  der  Kunst  (11.  Teil).  Im  ersten 
Teil,  der  natürlich  den  Hauptinhalt  bildet,  werden  all  die  ver- 
schiedenen Probleme  des  Vogelgesangs  in  sehr  gründlicher  und 
glücklicher  Weise  erörtert.  Die  Ausführungen  gipfeln  in  dem 
Satz :  Die  Tonkunst  des  Vogels  unterscheidet  sich 
von  der  des  Menschen  nur  durch  die  Nichtbe- 
teiligung  des  Verstandes.  Das  Werkchen  dürfte  die 
wichtigste  Erscheinung  auf  diesem  Gebiet  genannt  werden. 

Prof.  Dr.  Alwin  Voigt,  Deutsches  Vogelleben,  Leipzig 
(Teubner  „Aus  Natur  und  Geisteswelt"  No.  221)  1908. 


Literaturbesprechuiigen.  51 

Eine  Schilderung  des  einheimischen  Vogellebens  ^)  nach  den 
verschiedenen  Landschaften  (Gärten,  Nadelwald,  Heidemoor,  Gebirgs- 
bach  etc.),  also  unter  einem  ganz  neuen  Gesichtspunkt,  ein  dankens- 
wertes Gegenstück  zu  dem  Exkursionsbuch  über  Vogelstimmen  des 
bekannten  Verfassers, 

Dr.  jur.  Leo  v.  Boxberger,  Das  deutsche  Vogelschutz- 
gesetz vom  30.  Mai  1908,  nebst  den  das  Flugwild  betreffen- 
den Bestimmungen  der  preussischen  Jagdordnung  vom 
15,  Juli  1907.  Berlin,  J.  Guttentags  Verlagsbuchhandlung 
G.  m.  b,  H.,   1909, 

Ausser  dem  Vogelschutzgesetz,  der  preussischen  Jagdordnung 
und  den  zu  den  einzelnen  Paragraphen  gegebenen  Erläuterungen 
des  Verfassers  enthält  das  Büchlein  (No,  89  der  Guttentagschen 
Sammlung  deutscher  Reichsgesetze,  57  Seiten,  bequemes  Taschen- 
format) ein  lexikalisches  Verzeichnis  der  europäischen  Vögel  mit 
Angaben  über  den  Grad  des  ihnen  gewährten  Schutzes  und  Hin- 
weis auf  die  betreffenden  gesetzlichen  Bestimmungen,  Preis  des 
mir  bereits  vom  Verlag  zugegangenen  Schriftchens  1  Mark. 

Mit  einem  Punkt  der  Erläuterungen  kann  ich  mich  nicht  ein- 
verstanden erklären.  Der  Verfasser,  der  bekannte  Eiersammler,  scheint 
anzunehmen,  dass  der  Transport  wissenschaftlicher  Präparate  von  Vogel- 
eiern und  Vogelbälgen  wenigstens  teilweise  für  den  Lehrmittelhandel 
und  Sammler  erschwert  sei,  dass  z,  B,  wissenschaftlich  präparierte  Vogel- 
bälge im  Sommer  nicht  versandt  werden  dürften.  Der  wirklich  wissen- 
schaftliche Sammler  kann  sich  leicht  durch  behördlichen  Dispens  gegen 
alle  unverständigen  Belästigungen  schützen,  und  der  wissenschaftliche 
Verkehr  darf  in  keiner  Weise  durch  das  Gesetz  gestört  werden.  Zwischen 
wissenschaftlich  präparierten  Vogelbälgen,  bezw.  Eiern,  und  allem,  was 
zu  Nahrungs-  oder  Putzzwecken  verkauft  wird,  ist  ein  grosser  Unter- 
schied. Unpräpariert  wird  wohl  niemand  Eier  aus  Turkestan  (S.  13) 
einsenden.  Die  Anmerkungen  S.  13  xmd  33  stehen  daher  nicht  in  vollem 
Einklang.  Dem  gewinnsüchtigen  Raubsammler,  der  unwissenschaftlichen 
Spielerei  wollen  wir  auf  alle  Weise  das  Handwerk  legen.  Ernste  wissen- 
schaftliche Studien ,  auch  die  des  bescheidensten  Anfängers,  sowie 
Sendungen  wissenschaftlicher  Reisenden  und  anständiger  Naturalien- 
haudlungen  zu  hindern,  liegt  nicht  im  Sinn  des  Gesetzes.  Ich  bitte  um 
Mitteilung,  wenn  irgendwo  nach  dieser  Richtung  hin  eine  falsche  An- 
wendung des  Gesetzes  vorkommen  sollte  oder  zu  befürchten  ist,        0,  Kl. 

*)  Zu  S.  151:  Der  Wiedehopf  ist  hier  im  Mansfeldcr  Seekreis  auf 
Schafweiden  noch  eine  regelmässige,  nicht  seltene  Erscheinung,  sowohl 
am  süssen  See,  wie  bei  Volkmaritz,  Er  scheint  wie  sein  biologischer 
Vetter  „Upupa"  eremita  (L.),  der  Waldrapp,  das  Schicksal  zu  teilen, 
leicht  von  tüchtigen  Feld-Ornithologen  übersehen  zu  werden. 


Inhalt  des  vierten  Jahrgangs. 

Seite 

Falco  Peregriniis 1 

Spürkunst 2 

Hypolais  pallida  reiseri  sxibsp.  nov.     Von  C.  Hilo'crt 3 

Ein  interessantes  Kleid  von  Lanius  Colhirio  L 4 

Der  Götterberg  Meru 5 

Das  Zeichen  cf 6 

Nachtrag  zu  Jahrgang  1905  S.  70 8 

Schlägt  der  Wanderfalke  Ziesel?     Von  Hans  Winkler 8 

Über  Strix  Flammea  von   Frh.  Geyr  v.  Schweppenburg  und  Dr.  A. 

Mertens 10 

Eine  neue  Buntspechtform  aus  Spanien.     Von  Willy  Schlüter    ...  11 

Mitteilungen  über  Berajah 11 

Literatur. 

L.  Goldschmidt,  Kant  und  Häckel 12 

Neues  und  Altes  über  Falco  Hierofalco: 

I.  Nordische  Jagdfalken  in  Deutschland 13 

II.  Die  Ansichten  von  G.  Krause   und  B.  Hantzsch   über   die 

nordischen  Jagdfalken 15 

III.  Falco  Hierofalco  als  Wegweiser,  eine  Arbeitshypothese    .    .  17 
Bemerkungen   zu  dem  letzten  Berajah-Heft.     Von  F.  Tischler  (Ost- 

preussen) 19 

„     Von  Volter  Pousar  (Finland) 19 

„     Von  A.  A.  V.  Pelt-Lechner  (Holland) 20 

Über  das  Vorkommen   von  Erithacus  Domesticus   in  Krain  von  Dr. 

J.  Ponebsek 20 

Kleine  Mitteilungen: 

(Japanisches  Falkenbild).     Von  Dr.  Thielemann 22 

Ergänzungen  zum  neuen  Naumann.     Von  Prof.  Dr.  Voigt  .    .  22 

(Gesang  des  Gartenlaubvogels  bei  Nacht) 23 

(Weidenmeisen  an  der  Sieg) 23 

(Künstliche  Mauser) 23 

(Schädlichkeit  des  Marders) 23 

Literaturbesprechungen : 

Hans  Schmidt.     Jona 24 

Albert  Bauer,  Kant  und  unsere  modernen  Naturforscher  ...  26 

E.  Koenig,  Kant  und  die  Naturwissenschaft 26 

L.  Wilser,  Tierwelt  und  Erdalter 27 


Inhalt  des  vierten  Jahrgangs  53 

Seite 

G.  E.  F.  Schulz,  Natururkiinden 28 

B.  Landsberg,  Streifzüge  durch  Wald  und  Flur 29 

G.  Clodius,  Ornithologischer  Bericht  über  Mecklenburg  1906  .  29 

E.  Hartert,  Birds  repr.  i.  the  Brit.  Isles  by  pec.  forms  ....  29 

O.  Herman,  Reponse  ä  M.  le  Dr.  Guinet 29 

C.  Hilgert,  Katalog  der  Colleclion  von  Erlanger 30 

V.  Tschusi,  Typen  meiner  Sammlung 30 

G.  Schiebel,  Ornithologie  der  Insel  Lesina 31 

G.  Friedrichs,  Saxicola  Borealis  leucorrhoa 31 

Lutz,  Wink,  Bass,  Vogelbuch 31 

C.  Floericke,  Jahrbuch  der  Vogelkunde 31 

J.  Thienemann,  VII.  Jahresbericht  der  Vogelwarte  Rossitten  .  32 

G.  Clodius,  Ornithologischer  Bericht  über  Mecklenburg  1907  .  33 

Schmeil,  Lehrbuch  der  Zoologie 33 

Smalian,  Grundzüge  der  Tierkunde 34 

Mitteilungen  über  Berajah  und  Falco 36 

Farbentod 37 

Die  Pendulationstheorie 39 

Der  Waldrapp,  Comatibis  eremita  (L.),  in  Europa 42 

Gyps  fulvus  und  Gyps  rüppelli 44 

Jagdfalkeneier 45 

Wahrnehmungen  an  Futterplätzen 45 

Literaturbesprechungen : 

Dr.  B.  Placzek,  Die  Vogelwelt  in  ihren  Beziehungen  zu  Insekten 

lind  verwandten  Kleintieren 46 

Internationaler  Frauenbund  für  Vogelschiitz  (Deutsche  Ab- 
teilung)      47 

Aus  dem  Ornithologischen  Jahrbuch 47 

Otto  le  Roi  in  Bonn,  Die  Vogelfauna  der  Rheinprovinz   ...  48 
Heimatkunde   des  Saalkreises   einschliesslich   des  Stadtkreises 

Halle  und  des  Mansfelder  Seekreises 48 

Mag.  phil.  E.  W.  Suomaleinen,  Über  die  Vogelfauna  der  Um- 
gebungen des  Kallavesi-Sees  im  nördlichen  Savo  (Savolaks), 

Finnland 49 

Prof.  Dr.  Yngwe  Sjöstedt,  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der 
schwedischen  zoologischen  Expedition  nach  dem  Kilimandjaro, 
dem  Meru  und  den  umgebenden  Massaisteppen  Deutsch- 
Ostafrikas   49 

Alexander  Bau,  Die  Vögel  Vorarlbergs 50 

Prof.  Dr.  Beruh.  Hoffmann  (Dresden),  Kunst  und  Vogelgesang  50 

Prof.  Dr.  Alwin  Voigt,  Deutsches  Vogelleben 50 

Dr.  Leo  Boxberger,  Vogelschutzffesetz 51 


54  Inhalt  des  vierten  Jahrgangs. 

Seite 

Abbildungen. 

^     Tafel  I :  Formen  von  Falco  Peregrinus zu  Seite  1 

/     „     II:  Junger  Jagdfalke,  erlegt  am  12.  Februar  1908  bei 

Labö „       „13 

v^     „    III:  Kegelmässiger  Albinismus   beim  Teichhuhn,   Galli- 

nula  chloropus  (L.) „       „37 

•/  Textbild:  Phasen  der  Nonne „        „39 


Neu  beschriebene  Formenltreise  und  Formen. 

Hypolais  pallida  reiseri  (Hilgert) 3 

Erithacus  Auroreus  (Kl.) 8 

Picus  major  hispanus  (Schlüter) 11 


In  das  Schlussheft  von  Berajah  1908  (Ausländische  ßot- 
schwänze),  welches  si)ätestens  Weihnachten  erscheint,  wolle 
man  Tafel  und  Text  von  Erithacus  Dlplootocus  (bereits 
früher  erschienen)  einfügen.  Der  erste  Bogen  des  Deutschen 
Yogelschutzbuches  gelangt  voraussichtlich  gleichfalls  im 
Dezember  zur  Ausgabe.  0.  KI. 


FALCO, 

unregelmässig  im  Änschluss  an  das  Werk 

„BERAJAH, 

Zoographia  inflnita" 

erscheinende  Zeitschrift. 


Jahrgang  1908,  No.  1. 
Ausgegeben:  Februar  1908. 


Herausgeber: 

0.  Kleiiisclimidt, 

Volkmaritz  bei  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  S. 


-<♦<»♦>- 


Kommissionsverlag  von  Erwin  NUgele,  Leipzig,  Liebigstr.  6. 


Falco 

1905. 

Berajah 

1905. 

Falco 

1906. 

Beilage. 

Berajah 

1906. 

Falco 

1907. 

Beilage. 

Berajah 

1907. 

Falco  1908. 


Ton  Berajah  und  Falco 

sind  bis  jetzt  erschienen: 

108  Seiten  Text,  1  bunte  Tafel. 
Saxicola  Borealis,  6  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  22  Seiten  Text. 

104  Seiten  Text,  1  schwarze  Tafel. 
Tabelle  der  Brehmschen  Schleiereulen. 
Strix  Flammea,   7  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  20  Seiten  Text. 

106  Seiten  Text,  4  schwarze  Tafeln. 

Deutsches  Vogelschutzbuch,  Titel  und 

Vorwort. 

Erstes  Heft,  Strix  Athene,  3  Tafeln, 

6  Seiten  Text. 

Zweites  Heft,   Erithacus  Domesticus, 

Tafel   1—4,  Neudruck  vom  Text  zu 

Strix  Athene  (s.  1908). 

No.  1,  Tafel  I. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 

Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Preis  für  den 

Jahrgang 

8  Mark. 


Berajah     1907/08     erscheinen     teilweise     zusammen- 
hängend. 
1908    erscheinen    ferner    Falco    No.    2 — 6, 
von  Berajah  mehrere  Hefte   (im  April)  und  das 
Deutsche  Vogelschutzbuch. 

Neu  eintretende  Abonnenten  sind  nicht  zur  Abnahme 
früherer  oder  künftiger  Jahrgänge  verpflichtet,  können 
aber  erstere  jederzeit  einzeln  nachbeziehen.  Einzelne  Hefte  von 
Berajah  oder  Falco  werden  nicht  mehr  abgegeben.  Wo  keine 
Buchhandlung  zur  Hand  ist,  bestelle  man  direkt  von  der  Verlags- 
buchhandlung Erwin  Nägele,  Leipzig,  Liebigstr.  6. 


Drei  Vogelscliutzwandtafeln 

über  Vogelschutzgehölze,  Nisthöhlen,  Winterfütterung  (für  Schulen 
besonders  zu  empfehlen)  können  für  10  Pfennige  pro  Exemplar 
ohne  Porto  vom  Hessischen  Tierschutz  verein  zu  Cassel,  Vogel- 
schutzabteilung, bezogen  werden.  0.  Kl. 


FALCO, 

unregelmässig  im  Änschluss  an  das  Werk 

„BERAJAH, 

Zoographia  infinita" 

erscheinende  Zeitschrift. 


Jahrgang  1908,  No.  2. 
Ausgegeben:  August  1908. 


Herausgeber: 

0.  Kleiiisclimidt, 

Volkmaritz  bei  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  S. 


-* — <«<§>*> — »- 


Kommissionsverlag  von 
Gel)auer-Schwetschke,  Druckerei  und  Verlag  m.  b.  H.,  Halle  a.  S. 


Von  Berajali  uiul  Falco 

sind  bis  jetzt  erschienen: 

Falco  1905.     108  Seiten  Text,  1  bunte  Tafel. 
ßerajah  1905.     Saxicola  Borealis,  6  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  22  Seiten  Text. 

Falco  1906.     104  Seiten  Text,  1  schwarze  Tafel. 
Beilage.      Tabelle  der  Brehmschen  Schleiereulen. 
Berajah  1906.     Strix  Flammea,  7  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  20  Seiten  Text. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 

Preis   für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Falco  1907.     106  Seiten  Text,  4  schwarze  Tafeln. 
Beilage.     Deutsches  Vogelschutzbuch,  Titel  und 

Vorwort. 
Berajah  1907.     Erstes  Heft,  Strix  Athene,  3  Tafeln, 

6  Seiten  Text. 

Zweites  Heft,   Erithacus  Domesticus, 

Tafel    1 — 4,  Neudruck  vom  Text   zu 

Strix  Athene.  Nachgeliefert:  Neudruck 

von  Tafel  1  u.  2,  Erithacus  Domesticus, 

Text  Seite  1—12,  Tafel  V  u.  VI,  Ta- 
belle A. 
Falco  1908.     No.  1  u.  2,  Tafel  I  u.  II. 
Berajah  1908.      Erithacus  Domesticus,  Tafel  VII,  Eri- 
thacus Arboreus,  2  Tafeln,  12  Seiten 

Text. 

Erithacus  Diplootocus,  1  Tafel,  4  Seiten 

Text. 

Anfang  und  Ende  (Vorwort),  8  Seiten, 

Tabelle  A. 
1908    erscheint     ferner    Falco    No.    3,    von 
Berajah  noch  ein  kleines  Heft. 

Neu  eintretende  Abonnenten  sind  nicht 
früherer  oder  künftiger  Jahrgänge  verpflichtet,  können 
aber  erstere  jederzeit  einzeln  nachbeziehen.  Einzelne  Hefte  von 
Berajah    oder  Falco   werden   nicht    mehr   abgegeben. 


Preis  für  den 

Jahrgang 

8  Mark, 

exkl.  Porto  u. 

Verpackung. 


zur   Abnahme 


FALCO, 

unregelmässig  im  Änschluss  an  das  Werk 

„BERAJAH, 

Zoographia  infinita" 

erscheinende  Zeitschrift. 


Jahrgang  1908,  No.  3. 

(Schlussheft,  s.  Notiz  am  Ende  dieses  Heftes.) 

Ausgegeben:  Dezember  1908. 


Herausgeber: 

0.  Kleinschmidt, 

Volkmaritz  bei  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  S. 


Kommissionsverlag  von 
Gebauer-Schwctschkc,  Druckerei  und  Verlag  m.  b.  H.,  Halle  a.  8. 


Von  Berajali  iiiid  Falco 

sind  bis  jetzt  erschienen: 

Falco  1905.      108  Seiten  Text,  1  bunte  Tafel, 
ßerajah  1905.     Saxicola  Borealis,  6  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  22  Seiten  Text. 

Falco  1906.     104  Seiten  Text,  1  schwarze  Tafel. 
Beilage.     Tabelle  der  Brehmschen  Schleiereulen. 
Berajah  1906.      Strix  Flammea,   7  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  20  Seiten  Text. 

Falco  1907.     106  Seiten  Text,  4  schwarze  Tafeln. 
Beilage.     Deutsches  Vogelschutzbuch,  Titel  und 
Vorwort. 
Berajah  1907.     Erstes  Heft,  Strix  Athene,  3  Tafeln, 
6  Seiten  Text. 

Zweites  Heft,  Erithacus  Domesticus, 
Tafel  1—4,  Neudruck  vom  Text  zu 
Strix  Athene.  Nachgeliefert:  Neudruck 
von  Tafel  1  u.  2,  Erithacus  Domesticus, 
Text  Seite  1—12,  Tafel  V  u.  VI,  Ta- 
belle A. 

Falco  1908.     No.  1,  2  u,  3,  Tafel  I,  II  u.  III. 
Berajah  1908.     Erithacus  Domesticus,  Tafel  VII,  Eri- 
thacus Arboreus,  2  Tafeln,  12  Seiten 
Text. 

Erithacus  Diplootocus,  1  Tafel,  4  Seiten 
Text. 

Anfang  und  Ende  (Vorwort),  8  Seiten, 
Tabelle  A, 


Preis  für   nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 

Preis   für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


Preis  für  den 

Jahrgang 

8  Mark, 

exkl.  Porto  u. 

Verpackung. 


Siehe  Notiz  am  Ende  dieses  Heftes. 


0»