Skip to main content

Full text of "Falco"

See other formats


— 

FORTHE  PEOPLE 
FOK  EDVCATION 
i      FORSCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 

FALCO, 

unregelmäßig  im  Anschluß  an  das  Werk 

„BERAJAH, 

Zoographia  infmita" 


erscheinende  Zeitschrift. 


IX.  Jahrgang,  1913. 
in  3  Heften. 


Herausgeber : 

0.  Kleinschmidt, 

Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  d.  S. 


Preis  für  Berajah  und  Faico  jährlich  9  Mark. 


-^1^ 


Kommissionsverlag  Gebauer- Seh wetschke,  Druckerei  u.  Verlag  m.  b.  H. 
Halle  a.  d.  S..  Gr.  Märkerstr.  10. 


.^v  '^^oa.a.^y^'^^^  3 


Inhalt  des  neunten  Jahrffanffs. 


Seite 

Verzeichnis  der  erscilienenen  Teile  vou  Berajah  und  Falco 1       v 

Die  neue  Systematik 2  (J"^) 

Über  einige  Falken  der  Kirgisensteppe  v.  Suschkin,    übers,  v.  Grote  6 

Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  usw.  v.  Eckstein 18 

Dr.  Wilhelm  Wurm  f  v.  W.  Bacmeister 14 

Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk,  Fortsetzung 17 

Ein  Rotkehlchen   als  Nährvater  von  Tannenmeisen   v.  Eembold   u. 

Oberhauser 22 

Über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Don  Francesco  Chigi  über 

die  Kleider  der  Falken.     Bericht  v.  G.  Vallon 23 

Eine  neue  Form  aus  Baluchistan  Sarcogrammus  indicus  aigneri  subsp. 

nov.  V.  Laubmann 30 

Phaetomis  fuliginosus,  eine  neue  Kolibriart  v.  Schlüter 32 

Über  iberische  Kohlmeisen  v.  Kleinschmidt  u.  Weigold 32 

Noch  eine  neue  Kohlmeisenform  aus  Ostasien 33 

Parus  salicarius  submontanus,  Form  nov.  v.  Kleinschmidt  u.  v.  Tschusi 

zu  Schmidhoffen 33 

Aufzählung  der  Vögel  des  Kiautschou- Gebietes 34 

Seltene  Gelegenheit  für  Sammler 40 

Die  Flügelform  des  jungen  Wendehalses 40 

Adresse 40 

Tannenheherzug  in  Sicht 41 

Zwei  neue  Kolibriformen  v.  Schlüter 42 

Beschreibung  neuer  Formen  von  den  Balearen  v.  A.  v.  Jordans    .    .  43 

Naumanns  allgemeiner  naturhistorischer  Atlas 44 

An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel 46 

Kritik 53 

Mitteilung 56 


Abbildungen. 

Keine. 


Neu  beschriebene  Formen. 

Sarcogrammus  indicus  aigneri  Laubmann 30 

Phaetornis  fuliginosus  Schlüter 32 


IV  Inhalt  des  neunten  Jahrgangs. 

Seite 

Parns  wladiwostokensis  Kleinschmidt 33 

Parus  salicarius  submontanus  Kleinschmidt  u.  Tschusi 33 

Accipiter  nisus  subsp.  unbenannt  gelassen 37 

Astur  gentllis  subsp.             „                  „         37 

Emberiza  castaneiceps  subsp.  unbenannt  gelassen 39 

Metallura  thyriantina  harterti  Schlüter 42 

Leucippus  leucogaster  longirostris  Schlüter 42 

Sylvia  sarda  balearica  Jordans 43 

Muscicapa  striata  balearica  Jordans 43 

Parus  coeruleus  balearicus         „          43 

Parus  major  mallorcae 44 


Ausgegeben  wurde: 

Falco  in  3  Nummern,  April,  August,  Oktober. 
Berajah,  Parus  Salicarius  Tafel  III  \ 

Falco  Peregrinus  Tafel  VI— X  I 

Bastardstudien,  Seite  1 — 16         j       P  ^  ' 

Tafel  I  u.  n      ' 

Falco  Peregrinus  Tafel  XI— Xni       ^  ,  .  ,       .^  ^  ,      ,c..  a  -, 

-^.y_-^Yj-ry  I  zugleich  nut  Falco  1914, 1 

-r, "       Ol.".        A   'i         1  I   an  der  Jahreswende. 

Parus  Salicarius  Anlage  1  -' 

Eine  Anzahl  bereits  fertiger  Teüe  von  Berajah  werden  bis  zur 
nächsten  Lieferung  zurückgehalten,  um  die  Tafeln  künftig  in  fortlaufen- 
der Reihe  mit  dem  Text  zusammen  auszugeben. 


FALCO. 


Neunter  Jahrgaug. 


^/'^ 


Nr.  1. 


Appil. 


1913. 


Schriftleiter:  O.  Kleinschmidt,  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  d.  S.  —  Kommis- 
sionsverlag: Gebauer-Schwetsclike  Druckerei  u.  Verlag  m.b.H.,  Halle  a.d.S., 
Gr.  Märkerstr,  10.  —  Preis  aller  Veröffentlichungen  von  Berajah  u.  Falco: 
jährlich  9  Mark. 


Verzeichnis  der  bis  jetzt  erschienenen  Teile  und 
Beilagen  von  Berajah  und  Falco. 

Die  älteren  Jahrgänge  1905  bis  Mitte  1908  w^erden  nicht  durch  die 
damaligen  Verleger,  sondern  durch  den  jetzigen  Verlag,  die  Firma 
Gebauer-Schwetschko,  geliefert. 

Anträge  auf  Probesendungen,  Naclüieferungeu  und  Bezug  älterer 
Jahrgänge  am  besten  direkt  an  den  Herausgeber.  Berajah  und 
Falco  werden  nur  in  ganzen  Jahrgängen  abgegeben.  Abonnenten 
sind  nicht  zur  Abnahme  früherer  oder  künftiger  Jahrgänge  verpflichtet. 
Abmeldungen  müssen  jedoch  vor  dem  1.  Januar  erfolgen.  Sie  können 
nicht  für  den  laufenden  Jahrgang  angenommen  werden. 


Bis  jetzt  sind  erschienen: 
Falco  1905.     108  Seiten  Text,  1  bunte  Tafel. 
Berajah  1905.     Saxicola  Borealis,  6  bunte,  3  schwarze 
Tafeln,  22  Seiten  Text. 


Falco  1906.     104  Seiten  Text,  1  schwarze  Tafel. 
Beilage.     Tabelle  der  Brehmschen  Schleiereulen. 
Berajah  1906.     Strix  Flammea,   7  bunte,   3  schwarze 
Tafeln.  20  Seiten  Text. 


Falco  1907. 
Beilage. 

Berajah  1907. 


106  Seiten  Text,  4  schwarze  Tafeln. 

Deutsches  Vogelschutzbuch,  Titel  und 
Vorwort. 

Erstes  Heft,  Strix  Athene,  3  Tafeln, 
6  Seiten  Text. 

Zweites  Heft,  Eritliacus  Domesticus, 
Tafel  I— IV,  Neudruck  vom  Text  zu 
Strix  Athene.  Nachgeliefert:  Neu- 
druck von  Tafel  I  u.  11,  Erithacus 
Domesticus,  Text  Seite  1—12,  Ta- 
fel V  u.  VI,  TabeUe  A. 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 

Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark 


Preis  für  nach- 
bestellende 
Abonnenten 
8  Mark. 


O.  Kleinsclimidt: 


Falco  1908.     54  Seiten  Text,  Tafel  I-III. 

Beilage.     Deutsches  Vogelschutzbuch,   S.  1 — 16. 

Berajah   1908.     Erithacus  Domesticus,  Tafel  VII,  Eri- 

thacus  Arboreus,  2  Tafeln,  12  Seiten. 

Erithacus  Diplootocus,  1  Tafel,  4  Seiten 

Text. 
Anfang  und  Ende  (Vorwort),  8  Seiten, 

Tabelle  A. 
Die   fremden    Formenkreise    des    Sub- 
genusPhoenicurus,  9  Seiten,  3  Tafeln.  J 


Preis  für  den 

Jahrgang 

9  Mark 


Falco  1909.     55  Seiten,  Inhaltsübersicht,  2  Tafeln. 
Beilage.     Deutsches  Vogelschutzbuch,  Tafel  I. 
Berajah  1909.     Corvus    Nucifraga    Seite    1—6,    Tafel 

i-xvn. 

Erithacus  Sialia  Seite  1—2,  Tafel  I. 


Preis  9  Mark. 


Falco  1910. 
Beilage. 

Berajah   1910. 


Falco  1911. 
Berajah   1911. 


Falco  1912. 
Berajah  1912. 


28  Seiten  und  Inhaltsübersicht. 

Deutsches  Vogelschutzbuch,  Tafel  II, 
Rundschreib,  an  unsere  Abonnenten. 

Erithacus  Arboreus,  Seite  13 — 14,  Tafel 
III— IV.  Corvus  Nucifraga  S.  7—30, 
Tafel  XVIII  -  XXVI.  Erithacus 
Sialia,  Tafel  11  und  Druckfehler- 
berichtigung. 


36  Seiten. 

Corvus  Nucifraga,  Seite  31—40,  Tafel 
XXVn— XXXI.  Corvus  Perisoreus, 
Seite  1  u.  4  (Seite  2  u.  3  Tafeln). 
Corvus  Cyanopica,  Seite  1  u.  4  (Seite 
2  u.  3  Tafeln).  Parus  Superciliosus, 
Seite  1  u.  4  (Seite  2  u.  3  Tafeln). 


84  Seiten  u.  Inhaltsverzeichnis,  2  Taf. 
Falco   Peregrinus,    Seite  1  —  6,    Tafel 

I— V  und   Tafel  XIV.     Parus  Sali- 

carius,    Seite   1  —  6,   Tafel   I  u.  n. 

Erithacus    Poeta,    Tafel  I.      Mappe 

„Erithacus". 


1913  erscheinen  die  Fortsetzungen  von  Falco  Pere- 
grinus und  Parus  Salicarius,  sovv^ie  Bastard- 
studien I  und  vielleicht  vi^eitere  Veröffent- 
lichungen (Falco),  deren  Ausgabe  zurzeit  noch 
nicht  fest  vorgesehen  ist. 


Preis  9  Mark. 


'    Preis  9  Mark. 


Preis  9  Mark. 


Preis  9  Mark. 


Verzeichnis  d.  bis  jetzt  erschienenen  Teile  ii.  Beilagen  v.  Berojah  u.  Falco.    3 


Da  zu  fast  allen  Teilen  von  Berajah  immer  wieder  Fortsetzungen 
und  Nachträge  erscheinen  (Zoographia  infinita!),  eignet  sich  Berajah 
nicht  zum  Einbinden  wie  Falco,  sondern  muß  lose  in  Mappen  ge- 
ordnet werden.     Soweit  möglich,  werden  solche  später  gratis  geliefert. 

Über  den  Inhalt  von  Falco  und  die  Ausgabetermine  von  Berajah 
orientiert  das  nach  Abschluß  jedes  Jalirgangs  in  Falco  ausgegebene 
Inhaltsverzeichnis.  In  dem  von  1912  ist  „Titel  Falco  1911" 
nachzutragen.     Vogelschutzbuch  erschien  bis  Seite  16  u.  Taf.  II. 

Vor  dem  Einlegen  von  Berajah  in  die  Mappen  empfiehlt  es  sich, 
die  farbigen  (grünen,  roten  oder  blauen  Umschläge)  auf  30  »/g  cm  Höhe 
zu  besclineiden,  wenn  man  nicht  vorzieht,  sie  ganz  zu  beseitigen. 

Liste  zum  Ordnen. 

{Blaues  Heft,  Anfang  und  Ende  bis  S.  8  Tabelle  A. 
Grünes  Heft,  Strix  Flammea  bis  S.  20,  Taf.  X,  Beilage  (ein 
Doppelblatt):   Brehmsche  Schleiereulen. 
Grünes  Heft,  Strix  Athene  bis  S.  6,  Taf.  UI. 

Grünes  Heft,  Erithacus  Arboreus  bis  S.  14,  Taf.  FV. 
Grünes  Heft,  „  Domesticus    bis    S.    12,     Taf,    VII, 

Tabelle  A. 
Die  fremden  Formenkreise   des  Subg.  Phoenicurus 

Titel. 
Allgemeines  über  Phoenicurus  bis  S.  2. 
Rotes   j  Erithacus  Diplootocus  bis  S.  4,  Taf.  1. 
Heft     I  ,.         Auroreus        „     „  2,     „      1. 

,.         hodgsoni         ,,     „  1. 
,,         Grandis  ,,     „  2,     „      1. 

Die  asiat.  Gebirgsrotschwänze  bis  S.  2,  Taf.  1, 
Rotes  Heft,   Erithacus  Sialia    bis  S.  2  nebst  Berichtigung, 

Tafel  n. 
Ohne  Umschlag,  Erithacus  Poeta,  Taf.  I. 

Grünes  Heft,  Saxicola  Borealis  bis  S.  22,  Taf.  IX. 
Grünes  Heft,  Corvus  Nucifraga  bis  S.  40,  Taf.  XXXI. 
Ohne  Umschlag,    „      Perisoreus    ,,     .,      4. 
Ohne  Umschlag,    „       Cyanopica    ,.     „      4. 

Ohne  Umschlag,  Parus  Superciliosus  bis  S.  4. 

Ohne  Umschlag,       „       Salicarius      »    ^^^„    . 

rx-u       -rr       i  ,        t:i  i      n  .  1913    ui    Ausgabe    be- 

Ohne  Umschlag,  Falco  Peregrmus    |  .       ^ 

Ohne  Umschlag,  Bastardstudien  I.  J  e  • 

Mappen  „Strix",  „Saxicola",  „Corvus",  ,, Parus",  „Falco"  und  vor- 
läufige „Sammelmappe"  können  auf  Kosten  der  Besteller  schon  jetzt 
geliefert  werden.  (Bestellung  an  den  Herausgeber.)  Preis  a  u  ß  e  r 
Ve rpackung  und  Porto  je  1  M.  pro  Mappe.  Falls  die  betr.  Mappe 
später  gratis  allgemein  geliefert  wird,  wird  Vorausbestellern  1  M.  ver- 
gütet. 

1* 


Mappe 
Erithacus 

gratis 


zwei 
Mappen 
zu  1  M. 

Noch 

ohne 

Mappen 


4  0.  Kleinsclimidt: 

Ich  bitte  die  Abonnenten,  mir  Wünsche  betreffend  Ergänzung 
fehlender  oder  beschädigter  Teile  recht  bald  mitzuteilen.  Dieselben 
werden  tunlichst  gratis  bei  der  nächsten  Lieferung  erledigt,  können  aber 
später  vielleicht  nicht  mehr  erfüllt  werden. 

Eine  Anzahl  beschädigter  Teile  gebe  ich  an  Subskribenten  zum 
Zwecke  der  Anwerbung  neuer  Abonnements-Mitglieder  gratis  ab. 

Wenn  die  freundliche  Weiterempfehlung  des  Werkes  dauernd  so 
gute  Erfolge  zeitigt,  wie  in  den  letzten  Monaten,  so  wird  sich  der  Um- 
fang und  die  Zahl  der  Lieferungen,  besonders  aber  die  der  Tafeln,  wie 
es  mein  dringender  Wunsch  ist,  erheblich  vermehren  lassen. 

O.  Kleinschmidt. 


Die  neue  Systematik. 

Von  0.  Kleinschmidt. 

„Systematik"  nannte  man  seitlier  den  trockensten  Zweig 
der  Biologie*),  der  sich  mit  Benennung  und  Unterscheidung, 
sowie  mit  der  Reihenfolge  (Aufzählung)  oder  Anordnung  von 
Tierformen  abmüht.  Seitdem  man  aber  „systematisch"  an  die 
Erforschung  bionomischer  Grebiete  herangetreten  ist  (z.  B.  an 
die  des  Vogelzugs,  Magenuntersuchungen,  oologische  Tabellen, 
graphische  Darstellung  der  Stimmen),  ist  es  nicht  mehr  richtig, 
nur  nominale  Fragen  zum  Gebiete  der  Systematik  zu  rechnen. 

Der  erste  Teil  ihrer  Aufgabe  besteht  darin,  Ordnung 
d.  h.  Übersichtlichkeit  nicht  nur  in  die  Namen,  sondern  ebenso 
auch  in  das  bionomische  Wissen  zu  bringen,  etwa  so,  wie  ich 
dies  kurz  und  in  populärer  Form  in  einem  Schriftchen: 
„Die  Singvögel  der  Heimat"  **)  versucht  habe  und  wie  es  für 
einzelne  G-ebiete  des  Vogellebens  schon  von  anderer  Seite  ge- 
schehen ist  (Lindner,  Krause  u.  a.). 

Die  genaue  Kenntnis  der  Brutzeit  und  Zugzeit  eines 
Vogels,    die    Schwankung   seiner  Ankunft,    seines   G-ewichtes, 


*)  „Biologie"  ist  unser  Wissen  von  den  Tieren  und  Pflanzen  im 
Gegensatz  zu  den  Gebieten  der  Wissenschaft,  die  sich  mit  der  anorganischen 
Natur  beschäftigen.  Wo  Ornithologen  von  „Biologie"  reden,  meinen  sie 
fast  immer  „Bionomie".  Der  falsche  Sprachgebrauch  ist  so  eingebürgert, 
daß  er  sich  kaum  ändern  lassen  wird. 

**)  Bei  Quelle  &  Meyer,  Leipzig,  April  1913,  84  farbige  Vogeltafeln 
mit  systematisch-biologischem  (bionomischem)  Text.  Preis  B,40M.  Man 
lasse  sich  vom  Buchhändler  zugleich  die  Mappenausgabe  vorlegen, 
in  der  die  Tafeln  besser  vergleichbar  sind. 


Die  neue  Systematik.  5 

seiner  Flügellänge  oder  Eiergröße  ist  für  uns  mindestens  ebenso 
wichtig  wie  die  Ermittlung  seines  ältesten  Namens  und  bedarf 
gleich  sorgfältiger  Registrierung. 

Jetzt,  wo  die  Systematik  mit  ihrer  gröbsten  Aufräum- 
arbeit in  Nomenklatur  und  Bestimmungsschlüsseln  nahezu 
fertig  ist,  weist  man  der  fleißigen,  stillen  Magd  die  Tür.  Sie 
„hat  ihre  Schuldigkeit  getan",  sie  „kann  gehen".  Jeder  Nicht- 
Systematiker  kann  ja  nun  alles  aus  bequemen  Handbüchern 
ablesen.  Man  braucht  keine  systematische  Wissenschaft  mehr, 
weil  man  ihre  Arbeitsresultate  schon  hat.  Sie  war  die  Dienst- 
magd aller.  Dem  Sammler,  dem  Beobachter,  dem  Händler, 
dem  Liebhaber,  der  Schule,  der  Kinderstube  diente  sie  und 
erntete  als  Dank  steten  Tadel  und  Hohn  über  ihren  öden 
Beruf,  teils  von  denen,  die  nicht  Arbeit,  sondern  Vergnügen 
in  der  Natur  suchten,  namentlich  aber  von  Schulmännern  und 
Pädagogen,  die  sich  nur  dank  ihrer  (d.  h.  der  Systematik) 
Vorarbeit  so  leicht  orientieren  können. 

Mit  einem  Schlage  ist  es  anders  geworden.  Eine  zweite 
ganz  neue,  riesige  Aufgabe  ist  der  Systematik  er- 
wachsen durch  die  Fragen  nach  der  natürlichen  Verwandt- 
schaft, der  Entstehung  der  Tiere  und  dem  Verständnis  des 
ganzen  Lebens.  Die  dienende  vielgeschmähte  Magd  kehrt  als 
Königin  zurück,  die  nicht  mehr  engen  und  oft  engherzigen 
Interessen  folgt,  sondern  sie  alle  freundlich  in  ihre  Dienste 
nimmt,  denen  sie  beim  ersten  Teil  ihrer  Arbeit  diente.  Wer 
könnte  diese  veränderte  Lage,  diese  ganz  neue  Aufgabe  der 
Systematik  ableugnen?  Sie  hat  nun  nicht  mehr  Artnamen 
in  Genera,  sondern  die  ganzen  Ergebnisse  unsres  Forschens 
mit  denen  der  außerbiologischen  Wissenschaften  (Greologie, 
Paläogeographie,  Metereologie  usw.)  zusammenzufassen  und 
alles  auf  Sondergebieten  Erarbeitete  zu  verknüpfen  und  zu 
überschauen.  Diese  Systematik  muß  viel  genauer  forschen, 
als  die,  welche  für  Kinderstube,  Schule,  Händlerkataloge, 
Sammlungs-  und  Museumsetiketten  Aufräumdienste  tat. 

Dadurch  erweckt  sie  vorübergehend  neuen  Unwillen. 
Aber  sie  darf  nicht  mit  dem  groben  Kehrbesen  arbeiten  und 
Pastellporträts  mit  dem  Staublappen  abwischen.  Diese  neue 
Systematik  hat  andre  Aufgaben  und  darum  andre  Werkzeuge, 


6  P.  Snsnhkin: 

eine  andre  Technik,  eine  andre  Nomenklatur,  eine  andre  Sprache 
und  andre  Sitten  für  alle  die,  die  einen  Malerpinsel  von  einem 
Besen  unterscheiden  können. 


Über  einige  Falken  der  Kirgisensteppe. 

Von  Prof.  P.  Suschkin. 

(Autorisierte  Übersetzung  aus  dem  Kussischen  von  H.  (trote,  Auszug  aus: 
., Die  Vögel  der  mittleren  Kirgisensteppe"  |rnss.]  Moskau,  11K)8.  80.3  u.VIp.) 

Falco  peregriuuH  Brins. 

Faico  peregrinus  L. :  Eversinann,  Orenb.  Kray  III,  .56.  Falco 
peregrintis  Tunst.:  Sarudny,  Orn.  Fauna  198.  Falco  peregrinus 
Briss.:  Nazarow,  Pecli.;  Menzbier,  Ornitli.  Turkest.  .•504;  Menzbier,  Vög. 
i{ußl.  U,  44;  Sarudny,  Nachtr.  273. 

Der  Wanderfalk  horstet  nirgends  in  unserem  Gebiet  und 
kommt  ausschlicßlicli  auf  dem  Durchzuge  vor.  Eversmann 
waren  Brutplätze  nur  für  das  Uralgebirge  und  die  bergigen 
Abhänge  der  Kama  und  Wolga  bekannt.  Nazarow  führt  den 
Wanderfalken  als  Brutvogel  nur  für  die  Waldzone,  d.  h.  für 
das  waldige  Baschkirien  Orenburgs  auf,  in  der  Zone  der  Feld- 
gehölze imd  der  mit  Pfriemengras  bewachsenen  Stellen  wird 
der  Wanderfalk  als  Durchzügler  vorkommend  angegeben  und 
für  die  Feldhölzor  außerdem  als  Irrgast.  Bei  Orenburg  fand 
Sarudny  ihn  nur  auf  dem  Durchzuge  und  zwar  ist  der  Wander- 
falk in  manchen  Jahren  hier  nicht  selten.  Ich  habe  außer 
direkten  Beobachtungen  sorgfältig  Nachrichten  über  die  Falken 
bei  den  Kirgisen  gesammelt,  unter  denen  man  noch  Lieb- 
haber und  wahre  Kenner  dieser  Vögel  findet.  Erlangte  Er- 
kundungen ergeben  folgendes:  Ein  Brüten  des  Wanderfalken 
ist  im  Gebiet  nicht  ein  einziges  Mal  beobachtet  worden;  un- 
sichere Gerüchte  vermuten  ein  Brüten  dieses  Vogels  „näher 
nach  Troizk"  hin,  und  Sewerzow  hat  in  der  Tat  auf  dem 
Wege  von  Werchne-Uralsk  nach  Swerinogolowsk  Wander- 
falken an  den  Flüssen  Ui  und  Tobol  am  7.  August  gesehen, 
etwas  früh  für  Durchzugsvögel!  An  der  Emba  ist  der  Wander- 
falk als  Durchzügler  weder  von  mir  noch  von  Sewerzow  ge- 
funden worden.  Im  östlichen  Teile  des  Gebiets  stellte  ich 
den    Falken    am    oberen    Trgis    und    in    der   Nordostecke    des 


■  über  einige  Falken  der  KirgiKensteppe.  7 

Bezirks  auf  rlem  Herbstzuge  fest.  In  dieser  letztgenannten 
Gegend  ist  der  Wanderfalk  zur  Zeit  des  Durchzuges  sogar 
eine  gewöhnliche  Erscheinung,  soweit  ein  solcher  Vogel  über- 
haupt gemein  sein  kann.  Weiter  südlich  am  Unterlauf  des 
Irgis  ist  der  Wanderfalk  nicht  gefunden  worden,  also  jeden- 
falls selten,  am  unteren  Turgai  jedoch  und  am  Tschai kar-Tenis 
gemein  auf  dem  Durchzuge.  Hier  werden  die  Wanderfalken 
von  den  Kirgisen,  die  der  Falkenjagd  obliegen,  gefangen; 
augenscheinlich  ziehen  die  Wanderfalken  der  Nordostecke  des 
(rebiets  südwärts  den  Turgai  entlang. 

Am  Oberlauf  des  Irgis  kamen  durchziehende  Wander- 
falken im  letzten  Septemberdrittel  zur  Beobachtung.  Um  eben 
dieselbe  Zeit  wurde  ein  stärkerer  Zug  solcher  auch  im  Nord- 
ostwinkel des  Gebiets  beobachtet;  mit  anderen  Worten,  sowohl 
hier  wie  dort  fällt  der  Wanderfalkenzug  mit  dem  Massenzuge 
von  Wasservögeln  zusammen.  Einzelnen  Individuen  begegnet 
man  in  der  Nordostecke  unseres  Gebiets  sehr  früh,  in  den 
ersten  Tagen  des  Septembers,  was  wiederum  auf  irgendwo  in 
der  Nähe  befindliche  Nistplätze  hindeutet.  Solche  Stücke 
halten  sich  bei  Ansiedlungen  auf,  wo  sie  den  Tauben  nach- 
stellen. 

Mein  erbeutetes  Exemplar  —  ein  junger  Vogel  im  frischen 
Kleide  —  gehört  der  Form  griseiventris  an. 

Exempl.  Coli:  1.  ^  j.,  2.  IX.  98,  bei  der  Borowoi-An- 
siedlung. 

Faico  cherrug  Gray. 

Faico  lanarius  L.  Eversmann,  Orenb.  Kray  Jll,  .55.  H  i  e  r  o- 
falco  .sacer  Schleg. ,  Nazaro w ,  R6ch.  Faico  lanarius  Pall, 
Sarudny,  Gm.  Fauna  198.  Gennaia  saker  Gm.  Menzbier,  Orn. 
Turkest.  286.  Hierofaico  saker  Grn.  Menzbier,  Vög.  Kußl.  5.3. 
Hierofalco    sacer    Gm.  Sarudny,  Na<;htr.  272. 

Der  Würgfalk  hat  sein  Brutgebiet  im  ganzen  Bezirk. 
Nach  Eversmann  ist  dieser  Falk  in  den  Steppen  und  den 
südlichen  Vorbergen  des  Ural  nicht  selten  und  verbreitet  sich 
am  Uralflusse  bis  zum  Kaspischen  Meere.  Nazarow  verzeichnet 
das  Nisten  des  Saker  für  die  Zone  der  Inselwälder,  läßt  aber 
den  Charakter  des  Vorkommens  dieses  Vogels  in  der  Region 
des  Pfriemengi-ases  zweifelhaft.  Sarudny  traf  in  seinen  ersten 
Beobachtungsjahren  den  Würgfalken   als  Brutvogel   nicht  an, 


8  P.  Suschkin: 

hat  sich  späterhin  aber  übei*zeugt.  daß  der  Vogel  in  besagtem 
Gebiet  von  Orenburg  bis  zu  den  nördlichen  Mugodscharbergen 
(genauer  bis  zu  den  nordwestlichen  Ausläufern  der  Mugod- 
scharen)  horstet.  In  der  von  mir  zusammengebrachten  Samm- 
lung befindet  sich  ein  Exemplar,  das  am  Horste  in  der  Um- 
gegend von  Ak-tübe  geschossen  wm-de,  also  im  Rayon  der 
Forschungen  Sarudnys.  Im  ganzen  von  mir  durchforschten 
Gebiet,  von  der  Grenzscheide  des  Kok-Dschid  an  der  Emba 
und  vom  Tschalkar-Tenis  bis  zum  Nordostwinkel  des  Bezirks, 
findet  sich  der  Würgfalk  überall  und  zwar  durchaus  nicht 
selten.  Am  häufigsten  ist  er.  Avie  es  scheint,  im  Wald  von 
Naursum. 

Dort,  wo  hohe  Bäume  vorkommen,  horstet  der  Sakerfalk 
vorzugsweise  auf  ihnen;  in  einer  gänzlich  waldlosen  Gegend 
wählt  er  seinen  Horst  an  felsigen  Abhängen  und  dann  ist  der 
Horst  der  Brutstätte  des  Wanderfalken  auf  Felsen  durch- 
aus ähnlich.  Daher  hält  sich  der  Würgfalk  in  waldlosen  und 
zudem  ganz  ebenen  Plätzen  nur  auf  dem  Zuge  oder  auf  der 
Jagd  auf;  so  kommt  er  sehr  selten  am  unteren  Irgis  vor. 
Im  Frühling  wurde  dieser  Falk  in  der  Temirumgegend  zuerst 
am  24.  März  gesehen.  Ein  Weibchen  mit  stark  ausgebildeten 
Brutflecken  wurde  in  der  Nähe  von  Ak-tübe  am  12.  April 
erbeutet.  Die  Jungen  werden  anfangs  Juli  flügge,  wenigstens 
soweit  die  Nordostecke  des  Gebiets  in  Betracht  kommt. 

Einen  beträchtlichen  Teil  der  Nahrung  des  Saker  bilden 
kleine  Nager,  und  daher  kann  man  an  Stellen,  die  an  Nagern 
reich  sind,  ständig  Würgfalken  auf  der  Jagd  treffen,  und 
wenn  die  zum  Brüten  geeigneten  nächsten  Plätze  20  Werst*) 
entfernt  sein  sollten.  So  kommt  der  Würgfalk  in  der  Salz- 
steppe, die  sich  vom  Delta  des  Turgai  bis  zum  Hange  des 
Bosyngen-Nur  ausdehnt,  ziemlich  häufig  vor,  obgleich  er  erst 
im  Bosyngen-Nur  horstet.  Bei  Gelegenheit  solcher  Jagdzüge 
trifft  er  mit  Konkurrenten  zusammen,  und  interessant  ist  sein 
Verhältnis  zu  anderen  Vögeln  zu  beobachten.  Den  Steppen- 
bussard (Buteo  ferox)  neckt  der  Würgfalk  heftig,  zuweilen 
halbstundenlang,  und  verdirbt  ihm  gründlich  die  Jagd;  ebenso 
verfolgt  er  den  Steppenadler;  Larus  cachinnans  zeigt  bei  Er- 
scheinen  des    Saker   feindliche   Demonstrationen,    beeilt   sich 


')  1  Werst  =  1.06  km  [G.] 


über  einift-e  Falkou  der  Kirfnsenst^eppe.  9 

aber  rechtzeitig,  sich  in  Sicherheit  zu  bringen.  Andrerseits 
wirft  sich  Larus  ichthyaetus,  paarweise  oder  gar  einzebi. 
ihrerseits  auf  den  Wüi'gf alken ,  wenn  er  nah  vorbeifliegt  und 
veranlaßt  ihn  zu  fliehen.  Seinen  kleineren  Verwandten,  den 
Kleinfalken  gegenüber,  verhält  sich  der  Würgfalk  ziemlicli 
gleichgültig,  doch  behästigt  der  beim  Horst  zänkische  Bauni- 
falk  den  Saker  sehr,  wovon  ich  mich  zu  meinem  großen 
Verdruß  zu  überzeugen  Gelegenheit  hatte:  Durch  den  Wald 
von  Naursum  mit  Postpferden  reisend,  bemerkte  ich  ein 
prächtiges  altes  Exemplar  des  Würgfalken;  auf  Schußnähe 
heranzufahren,  gelang  nicht,  doch  entfernte  sich  der  Falk 
nicht  weit.  Da  beschloß  ich  mein  Glück  mit  dem  Uhu  (Bubo 
turcomanus),  den  ich  lebend  mit  mir  führte,  zu  versuchen. 
Nachdem  ich  meine  Jagdtasche  an  die  Fänge  des  Uhus  be- 
festigt hatte,  damit  der  Uhu  nicht  allzuweit  flöge,  warf  ich 
ihn  hin.  Kaum  erhob  sich  der  Uhu  in  die  Luft,  als  der 
Saker  sich  wütend  auf  ihn  stürzte  und  ihn  veranlaßte,  sich 
nach  etwa  70  Schritt  zu  Boden  zu  lassen.  Ich  beeilte  mich 
zu  schießen  —  und  fehlte.  Der  Schuß  veranlaßte  den  Uhu 
noch  zirka  50  Sclii'itt  weiterzufliegen.  Der  Würgfalk  schien 
eher  erstaunt  als  erschrocken  zu  sein,  und  nachdem  er  einige 
Sekunden  aufgebäumt  hatte,  führte  er  einige  effektvolle  Stöße 
nach  dem  Uhu  aus.  Unglücklicherweise  befand  sich  ein 
Baumfalkenhorst  in  der  Nähe  und  die  Fälkchen  hielten  sich 
in  der  Angelegenheit  mitinteressiert.  Mit  Geschrei  warfen 
sich  beide  Alten  sowohl  auf  den  Uhu  wie  auf  den  Saker  und 
mit  solchem  Erfolg,  daß  ich  keine  Zeit  mehr  gewann,  hinzu- 
zulaufen und  den  Würgfalken  zu  erlegen. 

Im  Herbst  wurden  durchziehende  Sakerfalken  bei  Oren- 
burg  im  August,  September  und  Oktober  beobachtet.  Zu 
meinem  Erstaunen  fand  ich  im  Gebiet  des  oberen  Irgis  und 
in  der  Nordostecke  des  Bezirks  nach  dem  8.  September  keine 
Würgfalken  mehr.  Weiter  nach  Südosten,  östlich  vom  Tschal- 
kar-Tenis,  hält  sich  dieser  Falk  auch  im  Oktober  auf,  wie  mir 
ein  kirgisischer  Jäger,  der  durchziehende  Falken  zu  Dressur- 
zwecken einfangen  wollte,  mitteilte.  Nichts,  was  auf  einen 
deutlich  ausgeprägten  Zug  hinwies,  gelang  mir  zu  beobachten: 
augenscheinlich  ziehen  die  Würgfalken  zerstreut  durch  unser 
Gebiet,  ohne  irgendwelche  bestimmten  Straßen  einzuhalten. 


10  P.  Suschkin: 

Gegen  den  Herbst  hin,  wenn  die  Enten  sich  auf  offenen 
Seen  sammeln,  habe  ich  manchmal  gesehen,  wie  der  Saker 
auf  sie  Jagd  macht.,  Er  tut  dies  lange  nicht  mit  der  Ge- 
wandtheit und  Grazie  wie  der  Wanderfalk,  der  sich  zuweilen 
auf  fliegende  aus  Entfernung  von  mehr  als  einer  "Werst  stürzt. 
Der  Würgfalk  bemüht  sich  stets,  soweit  ich  feststellen  konnte, 
sich  niedrig,  unbemerkt  an  die  sitzenden  Enten  heranzustehlen 
und  stößt  überrumpelnd  in  das  Sclioof,  das,  durch  die  uner- 
wartete Erscheinung  erschreckt,  auseinanderstiebt. 

Wie  überall  in  Rußland,  kommt  der  Würgfalk  in  der 
Kirgisensteppe  in  zwei  Formen  vor  —  in  der  typischen  Form, 
und  ferner  in  einer  blasseren  und  im  Alterskleid  mehr  oder 
minder  quergebänderten  Spielart,  die  von  Menzbier  unter  dem 
Namen  Gennaia  sacer  gurneyi  beschrieben  worden  ist.  (Orn. 
Turk.  289.)  Diese  letztere  Form  ist  in  der  Kirgisensteppe 
keine  Seltenheit  und  wurde  auch  von  mir  gefunden  (Nr.  1 
und  2),  und  ebenso  von  Sarudny.  Der  ausgewachsene  Vogel 
bildet  zweifellos  eine  Annäherung  an  Falco  milvipes  und  die 
Jagdfalken.  Interessant  ist  nun,  ihre  Bedeutung  festzustellen. 
Dies  ist  durchaus  keine  besondere  Rasse  oder  verschiedene 
Art,  da  sie  erstens  keine  bestimmte  geographische  Verbreitung 
hat,  zweitens  unter  Familien  normaler  Sakerfalken  als  indi- 
viduelle Aberration  vorkommt:  Alte  Vögel  vom  gurneyi- Typ 
können  durchaus  normale  Junge  haben,  und  unter  der  Brut 
normaler  finden  sich  nicht  selten  ein  oder  zwei  Junge  vom 
gurneyi -T3rp.  Folglich  haben  wir  es  hier  mit  plötzlich  auf- 
tauchenden und  krassen  individuellen  Abänderungen  zu  tun, 
oder  wie  de  Vries  ähnliche  Fälle  zu  benennen  vorgeschlagen 
hat,  mit  Mutation.  Die  Frage  geht  dahin,  handelt  es  sich  im 
gegebenen  Falle  um  Mutation  in  atavistischer  Richtung,  um 
Rückkehr  zum  Typ  der  Vorfahren,  oder  nicht.  Ich  habe 
früher  „gurneyi"  als  atavistischen  Typ  aufgefaßt  (Vög.  d.  Gouv. 
Ufa  [russ.]  99),  habe  mich  jetzt  aber  von  der  Fehlerhaftigkeit 
dieser  Anschauung  überzeugt.  Nach  seinen  Altersveränderlich- 
keiten, die,  wie  man  sagen  kann,  für  einen  Falken  sehr  ge- 
ringe sind,  und  nach  dem  Bau  des  Skeletts  erweist  sich  der 
Würgfalke  als  mehr  primitiv  als  Falco  milvipes,  der  Jagdfalke 
und  der  Wanderfalke.  Folglich  hat  die  Annäherung  an  diesen 
Typ  —   den  im  Alter  Querzeichnung  tragenden  Typ  —    für 


über  einige  Falken  der  Kirgisensteppe.  1 1 

den  Würgfalken  als  Fortschritt  zu  gelten;  zudem  ist  die  Ver- 
schiedenheit der  Alterskleider  beim  gurneyi-Typ  ausgedehnter 
als  beim  normalen  Saker:  Bei  letzterem  bleibt  der  Charakter 
der  Rückenzeichnung  unverändert,  bei  ersterem  dagegen  zeigt 
sich  mit  fortschreitendem  Alter  ein  mehr  oder  weniger  aus- 
geprägtes neues  Kennzeichen  in  Form  einer  Bänderzeichnung. 
So  haben  wir  in  der  Aberration  Falco  cherrug  ab.  gurneyi 
ein  deutliches  Beispiel  von  progressiver  Mutation.  Gleich- 
zeitig bildet  dieser  Fall  ein  schönes  Beispiel  von  paralleler 
Entwicklung,  da  hier  die  Änderung  in  der  Richtung  vor  sich 
geht,  in  der  die  Entwicklung  verwandter  Formen  stattfand. 
Exempl.  Coli.  1.  cf  j.  24.  VIII.  94,  Klein-Burlü.  2.  cf  j. 
3.  cf  j.  4.  9j.  16.  VII.  98,  Wald  von  Naursum.  5.  9  ad.  12. 
IV.  93,  Dschaksy-Kargala,  ümg.  v.  Ak-tübe. 

Falco  lorenzi  Mcuzb. 

Falco  lorenzi,  Menzbier:  Bull.  Brit.  Ornith.Club,  vol.  XI  N.  LXXIV  (1900). 

Ein  Exemplar  dieses  seltenen  und  interessanten  Edelfalken  wurde 
liei  der  Festung  Swerinogolowsk ,  also  in  unmittelbarer  Nähe  der  Nord- 
ostgreuze  unseres  Gebiets,  erbeutet.  Leider  wurde  das  Stück  durch 
Th.  Lorenz  von  einem  Fellaufkäufer  gekauft  und  deshalb  ist  nichts  über 
Zeit  und  Umstände  der  Erbeutung  dieses  Vogels  bekannt.  Dem  Gefieder- 
zustand nach  zu  urteilen,  ist  der  Vogel  im  Herbst  erlegt  worden ;  es  ist 
ein  vollständig  vermausertes  altes  Weibchen. 

Von  den  bekannt  gewordenen  Fundstellen  von  F.  loi-enzi  ist  dies 
die  westlichste,  weitere  Stücke  sind  in  den  Gouvernements  Tomsk  und 
Jenisseisk  erbeutet  worden. 

Es  ist  möglich,  daß  mit  der  Zeit,  wenn  in  unserem  Gebiet  Lokal- 
beobachter vorhanden  sein  werden,  Falco  lorenzi  auch  hier  und  gar  be- 
deutend südlicher  gefunden  werden  wird.  Unwillkürlich  denke  ich  da 
an  mein  Gespräch  mit  einem  Kirgisen,  der  am  Oberlaufe  des  Sary-Turgai 
und  südlicher,  an  der  Grenze  das  Akmolinsker  Bezirks  nomadisierte.  Er 
war  Liebhaber  und  guter  Kenner  zur  Jagd  abgerichtete)-  Vögel.  Die 
Alterskleider  des  Steinadlers  und  des  Sakerfalken  beschrieb  er  mir  bei- 
spielsweise mit  verblüffender  Klarheit.  Eben  dieser  Kirgise  versicherte 
mich,  daß  in  der  östlichen  Grenzgegend  des  Gebiets,  südlich  vom  oberen 
Sary-Turgai,  noch  irgend  ein  großer  Falk  vorkäme,  der  Ähnlichkeit  so- 
wohl mit  dem  Saker  wie  mit  dem  Jagdfalken  habe.  Falco  lorenzi  war 
damals  noch  nicht  bekannt;  wenn  man  schon  diesen  Falken  bei  Seite 
läßt,  kommt  die  vom  Kirgisen  gegebene  Beschreibung  dem  Falco  milvipes 
sehr  nahe.  Da  das  Vorkommen  des  letzteren  an  der  Grenze  des  Turgai- 
und  Akmolinsk-Gebiets  eine  offenbare  Unvereinbarkeit  wäre,  so  schenkte 
ich  diesem  Teile  der  Unterhaltung  meines  Berichterstatters  weniger  Auf- 
merksamkeit,   als    gut   gewesen   wäre.      Der    Kirgise  sagte  auf  das   bc 


12  P.  Suschkin:  Über  einige  Falken  der  Kirgisensteppe. 

stimmteste  aus,  der  Vogel  sei  selten  und  zeige  sich  im  Herbst.  Axif 
meine  Einwände,  daß  es  sich  möglicherweise  um  einen  alten  Würgfalken 
handele,  erwiderte  der  Kirgise,  er  habe  mehrmalig  und  lange  Zeit  Würg- 
falken gehalten,  und  nie  hätten  sie  derartige  Färbung  angenommen. 
Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  daß  der  Kirgise  eben  den  Falco  lorenzi 
im  Auge  hatte. 

Falco  islandicus  Briss.  und  F.  candicans  Gm. 

Falco  gyrfalco  L.:  Eversmann,  Orenb.  Kray  U  52.  Hierofalco 
uralensis  Sev.  Menzb.  Nazarow,  Rech.;  Sarudny,  Orn.  Fauna  198; 
Menzbier,  Orn.  Turkest.  275. 

Den  in  den  Sammlungen  vorhandenen  Stücken  nach  zu  urteilen, 
vei-fliegt  sich  sowohl  der  Polar-  wie  auch  der  Isländische  Jagdf alk  "Winters 
bis  zur  Nordwestgrenze  unseres  Gebiets.  Im  orenburgischen  Baschkirien 
wurde  ein  junger  Polaredelfalk  erbeutet,  während  ein  Isländischer  Jagd- 
falk,  gleichfalls  ein  junger,  von  Kraschennikoff  bei  Orenburg  erlegt  wurde 
(beide  Exemplare  werden  in  Menzbiers  Sammlung  aufbewahrt).  Im  Ge- 
biet selbst  sind  keine  Jagdfalken  gefunden  worden;  die  Kirgisen  wissen 
von  ihnen,  daß  sie  seltene  und  wertvolle  Vögel  sind,  welche  zuweilen 
von  Baschkiren  zum  Verkauf  nach  Troizk  gebracht  werden.  Möglicher- 
weise haben  wir  einen  Anklang  an  das  Gerücht,  daß  der  Jagdf  alk  sich 
einstmals  in  besagtes  Gebiet  verflogen  habe,  im  Namen  eines  Hügels, 
Sunkar-Kia  (wörtlich:  Jagdfalkenberg),  der  sich  nördlich  vom  Turgaidelta 
befindet.  Was  die  Literaturangaben  betrifft,  so  spricht  Eversmann,  der 
unter  der  Benennung  Falco  gyrfalco  mehrere  Arten  vereinigt,  vom  Bräten 
des  Jagdfalken  im  Ural  (jetzt  haben  diese  Angaben  nur  noch  historischen 
Wert;  vgl.  meine  Abhandlung:  „Die  Vögel  des  Gouvernements  Ufa"). 
Bei  Nazarow  wird  der  Jagdfalk  (unter  dem  Namen  Hierofalco  uralensis) 
mit  einem  Fragezeichen  aufgeführt  als  Brutvogel  der  Zone  der  Wälder 
und  Inselwaldungen  und  als  Irrgast  der  Grassteppenzone.  Soviel  ich 
weiß,  sind  diese  Angaben  nicht  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  ge- 
macht worden.  W^as  eigentlich  Hierofalco  uralensis,  den  Sarudny  bei 
Orenburg  erbeutete,  ist,  kann  gegenwärtig  nicht  entschieden  werden,  da 
dieses  Exemplar  nicht  mehr  vorhanden  ist.  In  der  „Ornithologie  du 
Turkestan"  sind  unter  dem  Namen  Hierofalco  uralensis  u.  a.  auch  die 
beiden  erwähnten  Stücke  aufgefühi-t.  Späterhin,  in  den  „Vögeln  Ruß- 
lands" sah  Menzbier  den  Hierofalco  uralensis  als  einen  als  selbständige 
Form  nicht  existierenden  Vogel  an  und  spricht  von  verflogenen  Isländischen 
und  Polarjagdialken  bei  Orenburg  auf  Gniud  obengenannter  Exemplare. 

Anmerkung  des  Herausgebers.  Auf  eine  von  mir  an- 
geregte Anfrage,  ob  „Horstbauen"  der  Edelfalken  beobachtet  sei,  schrieb 
Herr  Prof.  Suschkin  an  Herrn  Grote:  „Ich  habe  nicht  gesehen,  daß 
F.  cherrug  selbst  Zweige  zum  Nestbau  trug.  Mit  dem  Horste,  den 
ich  in  der  mittleren  Kirgisensteppe  (bei  Karabutak  im  Jahre  1894)  ge- 
sehen habe,  aber  verhält  es  sich  folgendermaßen :  Es  war  dies  ein  Horst, 
der  aus  einer  geringen  Zahl  von  Zweigen  bestand,  von  der  Größe  eines 
Krähennestes,  auf  einem  Felsen- Vorsprung.   Angenommen,  der  WürgfaUc 


J.  Eckstein:  Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  usw.  13 

habe  ihn  nicht  selbst  gebaut,  wessen  war  er  aber  denn?  Falco  perogrinus 
horstet  gerade  in  dieser  Gegend  nicht  und  kommt  im  Sommer  hier  nicht 
vor.  Die  Krähe  brütet  bei  Fehlen  von  Bäumen  im  Rohr.  Bleibt  als  in 
Betracht  kommend  übrig  der  liabe  —  der  in  dieser  Gegend  sehr  selten 
ist  und  brütend  hier  nicht  angetroffen  wurde,  und  ferner  Buteo  ferox, 
der  jedoch  die  lehmigen  Abhänge  bevorzugt." 


Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  während  der 

ersten   Hälfte   des  19.  Jahrhunderts  im  Lichte 

ihrer  damaligen  Zeitgenossen. 

Von  0.  Eckstein,  sen.,  Naumburg  a.  d.  S. 

Es  ist  sonderbar,  daß  aus  dem  Privatleben  vieler  be- 
rüh.mter  Männer  nichts  weiter  bekannt  ist,  als  was  sie  selbst 
für  gut  fanden,  uns  in  einem  manchmal  recht  knappen  Lebens- 
abriß mitzuteilen,  in  dem  meistens  ihr  Familienleben  nur 
flüchtig  gestreift  wird.  Weil  nun  aber  gerade  das  letztere 
für  uns  von  besonderem  Interesse  ist,  und  manchmal  gerade 
Kleinigkeiten  im  Leben  der  betreffenden  Person  ihrer  ganzen 
Entwicklung  eine  andere  Wendung  geben,  vor  der  man  nach- 
her ratlos  steht,  wenn  man  diese  Kleinigkeiten  nicht  kennt, 
so  sind  vielleicht  meine  Aufzeichnungen  nicht  unwillkommen. 
Es  handelt  sich  um  die  4.,  5.  und  6.  Generation  der  Famihe 
Naumann  in  Ziebigk,  die  einzigen  von  den  bis  heute  bekannten 
8  Q-enerationen ,  die  hier  in  Frage  kommen.  Die  einst  so 
reichlich  sprudelnde  Quelle  ornithologischen  Interesses  scheint 
in  den  letzten  Generationen  vorläufig  versiegt  zu  sein.  Wenn 
wir  gerecht  sein  wollen,  müssen  wir  schon  den  Vater  des 
Joh.  Andreas  besonderer  Beachtung  würdigen.  Denn,  wenn 
wir  von  ihm  auch  weiter  nichts  wissen  als  den  Namen  Theodor 
Andreas  und  das  Wenige,  was  uns  sein  Sohn  Joh.  Andreas 
in  seiner  Biographie  mitzuteilen  für  gut  befindet,  so  müssen 
wir  doch  gestehen,  daß  er  es  eigentlich  war,  der  trotz  seines 
frühzeitigen  Todes  für  Sohn  und  Enkel  die  richtige  Grund- 
lage geschaffen,  dadurch,  daß  er  es  in  den  schlechten  Zeiten 
während  des  Siebenjährigen  Krieges  ermöglichte,  seinen  augen- 
scheinlich gut  beanlagten  Sohn  fünf  Jahre  die  Stadtschule 
in  Cöthen  besuchen  zu  lassen.    Wer  weiß,  ob  es  Joh.  Andreas 


14  O.  Eckstein:  Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  usw. 

mit  seinem  Gaben   soweit   gebracht  haben  würde,  wenn  ihm 
dieser  Unterricht  nicht  zuteil  geworden  wäre. 

In  der  näheren  und  weiteren  Umgegend  von  Ziebigk 
wurden  nicht  nur  die  Naumanns,  sondern  auch  die  ebenfalls 
in  Ziebigk  ansässige  Tierarztfamilie  Warmbold  für  außer- 
gewöhnlich kluge  Leute  gehalten.  Denn  daß  beide  Familien 
im  Jahre  1800  bereits  einen  bedeutenden  Ruf  wenigstens  in 
ihrem  engeren  Vaterlande  Anhalt  genossen,  geht  daraus  hervor, 
daß  sie  in  der  im  obengedachten  Jahre  herausgekommenen 
Geschichte  von  Anhalt  von  L.  L.  Bäntsch  als  schon  da- 
mals hervorragende  Leute  ehrenvoll  erwähnt  werden.  Bäntsch 
sagt  in  seiner  Geschichte  wörtlich:  „Hier  (sc.  Ziebigk)  lebt 
der  berühmte  anhält.  Naturforscher  Joh.  Andreas  Naumann 
auf  seinem  Gute,  der  sich  besonders  durch  die  herausgegebene 
Naturgeschichte  ,der  Vögel  des  Fürstentums  Anhalt'  so  rühm- 
lich bekannt  gemacht  hat.  Auch  wohnt  hier  der  geschickte 
Roßarzt  Warmbold."  Als  diese  Notiz  niedergeschrieben  wm-de 
(1799),  waren  aber  von  der  Naumannschen  Naturgeschichte 
kaum  die  ersten  zwei  Bände  erschienen.  Leider  wurde  jedoch 
in  den  damaligen  kriegerischen  Zeiten  weder  dieses  Geschichts- 
werk, noch  das  mit  ihm  gleichzeitige  Vogelwerk  von  Naumann 
auch  auf  dem  Dorfe  gelesen  und  noch  viel  weniger  gekauft, 
denn  nach  dem  Abonnentenverzeichnis  bei  Bäntsch  befinden 
sich  darin  von  wirklichen  Dorfbewohnern  im  Kreise  Cöthen 
merkwürdigerweise  außer  einigen  Geistlichen  nur  noch  die 
beiden  Naumann  und  Warmbold  aus  Ziebigk  als  einzige  Ver- 
treter der  damaligen  bäuerlichen  Kreise.  Dies  ist  nach 
meiner  Ansicht  gar  nicht  verwunderlich,  denn  ich  weiß  aus 
eigener  Erfahrung,  daß  z.  B.  mein  Großvater,  der  nur  sechs 
Jahre  jünger  war  als  Joh.  Friedrich,  in  seinem  Leben  gar 
keine  Bücher  gekauft  hat,  während  ich  von  seinem  bereits 
1805  verstorbenen  Schwiegervater  noch  verschiedene  gedruckte 
Bücher  besitze.  (Fortsetzung  in  näclister  Nummer.) 


Dr.  Wilhelm  Wurm  t« 

Am  Sonntag,  den  16.  Februar  1913  starb  Hof  rat  Dr.  Wurm 
in  Bad  Teinach  im  württenbergischen  Schwarzwald  nach 
langem,  schwerem  Leiden  im  82.  Lebensjahre.     Am  4.  April 


Waltlier  Bacmeister:   F)r.  Wilhelm  Wann  f-  ^5 

1831  zu  Nürnberg  als  Solin  des  Gymnasialprofessors  Wurm 
geboren,  sollte  er  Philologe  werden,  entschied  sich  jedoch, 
seiner  Vorliebe  für  die  Naturwissenschaften  folgend,  für  das 
Studium  der  Medizin,  dem  er  in  Erlangen  oblag.  Im  Jahre 
1870  wurde  ihm  die  ärztliche  Leitung  des  Bades  Teinach 
übertragen,  nachdem  er  schon  1865  vorübergehend  sich  dort 
niedergelassen  hatte.  Mit  seinem  neuen  Heimatsorte  verwuchs 
er  auf  das  innigste.  Er  brachte  das  Bad  wieder  zu  Ehren 
durch  Wort  und  Schrift  und  durch  Ausübung  seiner  ärztlichen 
Kunst.  So  verfaßte  er  eine  Beschreibung  von  Teinach,  schrieb 
über  das  Jakobifest  daselbst,  über  alte  Steine  bei  Teinach  und 
behandelte  in  mehreren  Aufsätzen  die  Geschichte  und  Natur- 
geschichte des  Krokusflors  (Crocus  vernus)  des  nahen  Berg- 
städtchens Zavelstein,  dessen  Blütenmeer  im  zeitigen  Frühjahr 
das  Auge  des  Wanderers  entzückt.  Medizinische  Abhandlungen 
über  das  Wasser,  über  physikalische  Heilmethoden  wurden 
veröffentlicht,  eine  Arbeit  über  Tier-  und  Menschenseele  her- 
ausgegeben. Sein  Buch  „Waldgeheimnisse",  ansprechende 
und  geschmackvolle  volkstümliche  Schilderungen  eines  fein- 
sinnigen Naturbeobachters,  fand  viele  Leser  und  erlebte  mehrere 
Auflagen.  Fruchtbar  war  seine  schriftstellerische  Tätigkeit 
vor  allem  auf  dem  Gebiete  der  Jagdwissenschaften.  Er  ver- 
öffentlichte: „Auerhahnjäger",  „Waldhühnerjagd",  „Natur- 
geschichte der  zur  hohen  Jagd  gehörenden  Tiere  Mitteleuropas", 
„Auf  den  Fuchs!"  und  war  Mitherausgeber  des  Sammelwerks 
„Hohe  Jagd".  Am  bekanntesten  aber  wurde  wohl  sein  Name 
durch  seine  Monographie  des  Auerwildes,  die  erstmals  im  Jahre 
1874  erschienen  ist  und  seither  wiederholt,  letztmals  1909  (bei 
Parey-Berlin)  aufgelegt  wurde.  Diesem  edeln  Wilde,  das  er 
in  den  Wäldern  seines  Wohnsitzes  beobachten  und  bejagen 
konnte,  wie  den  übrigen  Waldhühnern,  widmete  er  sein  regstes 
Interesse.  Auf  diesem  Gebiete  war  er  maßgebend,  weshalb 
es  auch  fast  selbstverständlich  war,  daß  gerade  er  in  der  Neu- 
ausgabe des  Naumann  die  Rauhfußhühner  bearbeitete.  Her- 
vorgehoben soll  werden  Wurms  bekannte  Auffindung  neuer 
chemischer  und  anatomisch-physiologischer  Tatsachen,  die  sich 
auf  die  Naturgeschichte  des  Auerhahns  beziehen:  aus  der 
Rose  des  großen  Hahns  gewann  er  durch  makro-  und  mikro- 
skopisch-chemische Versuche  einen  chemisch  neuen  Farbstoff, 


16  Walther  Bacmeister:  Dr.  Wilhelm  Wurm  f. 

den  er  Tetraonerythrin  oder  Wildhahnrot  nannte  und  den  er 
in  gleicher  oder  doch  ganz  ähnlicher  Zusammensetzung  beim 
Birkhahn,  Haselhahn,  Fasanhahn,  Rebhahn  und  bei  wilden 
Tui-teltauben  feststellte.  Auf  Liebigs  und  Bischoffs  Aufforde- 
rung hin  veröffentlichte  er  diese  Entdeckung  zuerst  in  von 
Siebolds  und  von  KöUickers  „Zeitschrift  für  wissenschaftliche 
Zoologie"  1871,  S.  535.  Ferner  fand  oder  entdeckte  er  wieder 
(denn  nur  Meckel  erwähnte  denselben  ganz  flüchtig  in  seiner 
vergleichenden  Anatomie  vom  Jahre  1825)  am  Unterkiefer 
des  Auerhahns  einen  Knochenfortsatz,  der  eine  besondere  Be- 
ziehung zum  Gehörorgan  des  Tieres  hat  und  der  —  mit 
anderen  Ursachen  —  beim  Balzen  des  Auerhahns  durch  ein 
förmliches  Zusammenpressen  des  weichen  Gehörgangs  die 
Taubheit  des  Vogels  bedingt.  Er  nannte  diesen  Fortsatz 
„Processus  maxiUae  inferioris  auricularis".  Weitere  Unter- 
suchungen über  das  Tetraonerythrin  wurden  angestellt  und 
in  den  Jahresheften  des  Vereins  für  vaterländische  Naturkunde 
in  W^ürttemberg  Jahrg.  41  (1885),  S.  262—265,  veröffentlicht, 
in  welcher  Zeitschrift  er  u.  a.  auch  eine  Arbeit  „über  das 
Vorkommen  des  Birkhuhns  auf  dem  Schwarzwalde",  (Jahrg.  38 
[1882] ,  S.  284—290)  brachte.  Weitere  Abhandlungen  über  die 
Waldhühner  ließ  er  im  „Zoologischen  Garten"  und  in  Jagd- 
zeitschriften erscheinen.  So  schrieb  er  u.  a.  in  erstgenannter 
Zeitschrift  im  Jahrg.  1878  Nr.  10  ff.  über  die  deutschen  Wald- 
hühner, im  Jahrg.  1880,  S.  201  ff.,  270  ff.,  über  Bonasia  bonasia 
(L.),  im  „Weidmann"  im  Jahrg.  1894  S.  195  ff.  über  Tetrao 
tetrix  L. 

Vor  etwa  zehn  Jahren  mußte  Wurm,  durch  ein  zu- 
nehmendes Gehör-  und  Augenleiden  genötigt,  die  ärztliche 
Tätigkeit  aufgeben.  Obwohl  das  letztere  Leiden  allmählich 
die  völlige  Erblindung  herbeiführte,  setzte  der  geistig  noch 
sehr  frische  Mann,  von  seiner  Gattin  unterstützt,  bis  in  die 
letzte  Zeit  seine  literarische  Tätigkeit  fort.  Jetzt  rauschen 
über  dem  Grabe  des  vielseitigen  Gelehrten  und  menschen- 
freundlichen Arztes  die  Tannen  des  Schwarzwaldes,  den  er 
so  eifrig  durchforscht  und  den  er  so  innig  geliebt  hat. 

Walther  Bacmeister. 


FALCO. 


Neunter  Jahrgang. 


Nr.  2.  August.  1913. 

Schriftleiter:  O.  Kleinschmidt,  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  d.  S.  —  Kommis- 
sionsverlag: Gebauer-Schwetschke  Druckerei  u.  Verlag  m.b.H.,  Halle  a.d.S., 
Gr.  Märkerstr.  10.  —  Preis  aller  Veröffentlichungen  von  Berajah  u.  Falco: 
jährlich  9  Mark. 


In  dem  Verzeichnis  auf  Seite  2   sind  die   in  Falco  1910 
erscMenenen  Tafeln  (siehe  Inhaltsübersicht)  nachzutragen. 

0.  Kl. 


Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  während  der 

ersten   Hälfte   des  19.  Jahrhunderts   im  Lichte 

ihrer  damaligen  Zeitgenossen. 

Von  0.  Eckstein,  sen.,  Naumburg  a.  d.  S. 
(Fortsetzung  von  S.  14.) 

Gewiß  ist  dies  ein  Zeichen,  daß  sich  seit  den  Friedens- 
jahren unter  Friedrich  dem  Großen  die  Zeiten  bedeutend  ge- 
ändert hatten.  Nun  ist  aber  leider  anzunehmen,  obwohl  wir 
kein  Abonnentenverzeichnis  von  der  Naumannschen  Natur- 
geschichte mehr  besitzen,  daß  es  derselben  im  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  kein  Haar  besser  gegangen  ist,  denn  sie 
kostete  für  die  damaligen  Verhältnisse  viel  Geld.  Jedes 
Heft  der  Folioausgabe,  von  der  bis  1805  24  Hefte  mit  je 
8  kolorierten  Foliotafeln  erschienen  sind,  kostete  1  Tlr. 
16  gr.  =  5  M.,  oder  nach  heutigem  Werte  vielleicht  10  M., 
in  Sa.  also  240  M.  Das  war  ja  das  Werk  auch  wert,  aber 
wer  gab  denn  damals  für  ein  Buch  so  viel  Geld  aus?  Da 
nun  wegen  der  gerade  damals  recht  mangelhaften  Postverbin- 
dung auf  die  Auswärtigen  noch  nicht  viel  zu  rechnen,  in 
den  nächsten  Städten  aber  nur  mangelhafter  Absatz  zu 
erzielen  war,  so  ist  es  kein  Wunder,  daß  um  1803  die 
bange  Frage  an  die  beiden  Naturforscher  herantrat  —   Joh. 

Falco.  2 


18  O.  Eckstein: 

Friedr.  war  damals  bereits  Mitarbeiter  — :  entweder  aufhören 
oder  ändern?  Denn  wenn  das  Werk  damals  viel  gekauft 
worden  wäre,  müßten  ja  viel  mehr  Folioexemplare  noch  vor- 
handen sein. 

Die  beiden  Verfasser  entschieden  sich  nun  kurz  und 
bündig  für  Ändern,  und  Joh.  Friedr.  unterzog  sich  unter 
Beibehaltung  des  noch  vorrätigen  Textes  der  Riesenarbeit 
des  Umstechens  sämtUcher  Foliotafeln  in  Oktavformat  sowie 
der  noch  dazu  gekommenen  Nachträge  in  den  nächsten 
14  Jahren.  Leider  ist  von  dieser  Oktavausgabe,  obwohl  sie  hand- 
licher war,  auch  nicht  mehr  viel  im  Publikum.  Zudem  waren 
die  Freiheitskriege  diesem  neuen  Unternehmen  fast  noch 
ungünstiger;  denn  gerade  dieser  Zeit  haben  wir  es  zu  ver- 
danken, daß  es  sowohl  von  der  Folioausgabe,  als  auch  von 
der  Oktavausgabe  infolge  der  Kriegswirren  so  viel  unvoll- 
ständige Exemplare  gibt,  weil  die  sonst  ziemlich  regelmäßigen 
Postverbindungen  in  dieser  Zeit  manchmal  recht  lange  unter- 
brochen wurden.  Wie  gesagt,  beide  Autoren  hatten  bei 
diesen  ihren  ersten  Ausgaben  (la  u.  b)  unendliches  Pech  und 
haben  dabei  zweifellos  viel  Geld  zugesetzt,  obwohl  sie  außer 
den  Druckkosten  fast  alle  Arbeiten  dazu  eigenhändig  ausge- 
führt haben.  Auch  später  ist  Joh.  Friedrich  bei  seiner  letzten 
großen  Ausgabe  trotz  des  bessern  Absatzes  ebenfalls  wohl 
kaum  auf  seine  Kosten  gekommen. 

Dies  zur  bessern  Orientierung  vorausgeschickt,  komme 
ich  nun  zu  meinen  eigenen  Erinnerungen  und  Erlebnissen 
mit  der  Familie  Naumann. 

Als  nämlich  im  Jahre  1851  mein  alter  Lehrer  Franz 
Weber ^)  als  Schulfreund  meines  Vaters,  des  damaligen  Orts- 
schulzen von  Arensdorf  b.  Cöthen,  von  Ziebigk,  dem  Orte 
seiner  bisherigen  Wirksamkeit,   an  die  neugegründete  Schule 


1)  Sein  Nachfolger  in  Ziebigk  wurde  der  spätere  Gymnasiallehrer 
Moritz  Schneider  in  Cöthen,  der  als  Kandidat  des  höhern  Schulamts 
vorläufig  mit  einer  Dorfschullehrerstelle  in  Ziebigk  fürliebnehmen  mußte, 
weil  die  damaligen  Anstellungsverhältnisse  in  Cöthen  noch  recht  mangel- 
haft waren.  Es  ist  ihm  dafür  aber  auch  vergönnt  gewesen,  nach  dem 
Tode  Joh.  Friedrichs,  im  Verein  mit  Baldamus  den  letzten  Band 
vom  sog.  großen  Naumann  zusammenstellen  zu  helfen  und  dann  seinem 
alten  Freunde  und  Lehrer  noch  einen  tiefempfundenen  Nachruf  in  der 
Cöthenschen  Zeitung  vom  Jahre  1857,  Nr.  129  u.  131  widmen  zu  dürfen. 


Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  usw.  19 

von  Arensdorf  versetzt  wurde,  brachte  er  nicht  nur  ein  vor- 
zügliches Exemplar  der  Folioausgabe  der  Naturgeschichte  der 
Vögel  von  Joh.  Andr.  N.  nebst  einem  tadellosen  Text  mit 
(welche  Naumannschen  Reliquien  er  wie  seinen  Augapfel 
hütete,  obwohl  sie  schon  damals  nach  Fertigstellung  der 
großen  Ausgabe  von  Joh.  Friedrich  bereits  als  Makulatur  be- 
trachtet wurden)  sondern  zugleich  auch  die  erste  Kunde  von 
dem  damals  bereits  weltberühmten  Professor  Joh.  Friedrich 
Naumann,  der  zwar  allen  persönlich  bekannt  war  und  auch 
sein  Gut  als  richtiger  Bauer  selbst  bewirtschaftete,  dabei  aber 
auch  noch  Bücher  schrieb,  Vögel  malte  und  auch  noch  aus- 
stopfte. Da  jedoch  in  der  ganzen  Umgegend  diese  Bücher 
weder  gekauft,  noch  gelesen  und  verstanden  wurden,  fiel  es 
damals  trotzdem  keinem  Menschen  ein,  von  der  Familie  des 
Professors  in  Ziebigk  großes  Aufhebens  zu  machen,  nur  die 
vielen  Krähen  im  Ziebigker  Busche  hießen  schon  damals  wie 
auch  heute  noch  „die  Tauben  des  alten  Naumann".  Und 
wenn  wirklich  einmal  bei  den  fast  täglichen  Besuchen  des 
„Herrn  Kantors"  in  meinem  Elternhause  auch  mal  das  Ge- 
spräch auf  Ziebigk  kam,  machte  es  auf  ims  ganz  den  Ein- 
druck, als  wenn  das  alles,  was  uns  der  Herr  Kantor  von  dort 
erzählte,  gar  nicht  in  hiesiger  Gegend  passiert  sein  könnte. 
Denn  vor  allem  kam  uns  schon  die  eine  Tatsache  ganz  un- 
glaublich vor,  daß  ein  Bauer,  wie  wir,  dort  ein  großes  Buch 
geschrieben  haben  sollte  und  dafür  vom  Herzog  Heinrich  den 
Professortitel  und  vom  Herzog  Leopold  in  Dessau  dazu  noch 
den  Bärenorden  bekommen  hätte.  Außerdem  war  es  damals 
für  uns  gänzlich  unfaßbar,  wenn  wir  erfuhren,  daß  der  Herr 
Professor  nicht  nur  selber  gern  Geige  spielte,  sondern  daß 
sogar  von  seinen  Kindern  jedes  ein  Instrument  spielen  lernen 
mußte,  und  daß  dann  häufig  mit  Hilfe  guter  Freunde  ein 
Konzert  veranstaltet  wurde,  wozu  doch  in  damaliger  Zeit 
kaum  die  Lehrer  genügend  vorbereitet  waren. 

Aber  der  Herr  Kantor  erzählte  uns  nicht  nur  von  Herrn 
Naumann,  sondern  er  tat  noch  mehr  und  nahm  uns  mal  kurz 
vor  dem  Tode  des  Herrn  Professors,  von  dem  mir  merk- 
würdigerweise nur  wenig  in  der  Erinnerung  geblieben,  mit 
nach  Ziebigk,  um  uns  dort  die  ganzen  Herrlichkeiten  noch 
persönlich  zu  zeigen.     Hierzu  gehörten  nun  außer  dem  Busche 


20  J.  Eckstein: 

mit  dem  Grabe  Job.  Andreas'  auch,  noch  das  alte  Garten- 
haus (bekannt  als  Junggesellenheim  von  Job.  Andreas).  Na- 
türlich wußte  ich  von  dieser  berühmten  Eigenschaft  damals 
noch  nichts,  es  blieb  mir  nur  deshalb  im  Gedächtnis,  weil 
dort  in  einer  Ecke  ein  großer  Haufen  damals  gänzlich 
unnützer  Foliokupfer  lag,  von  denen  wir  uns  jeder 
(mein  Bruder  und  ich)  eine  Handvoll  mitnehmen 
durften  (!),  denn  wir  hatten  ja  solch  schöne  Vogelbilder 
nocb  gar  nicht  gesehen.  Von  großen  Büchervorräten  habe 
ich  jedoch  weder  damals ,  noch  mehrere  Jahre  später  beim 
zweiten  Besuche,  etwas  gesehen,  wenigstens  habe  ich  davon 
keine  Erinnerung  mehr.  Aber  in  der  Oberstube  wurden 
uns  noch  verschiedene  Sehenswürdigkeiten  gezeigt,  z.  B. 
verschiedene  Seepferdchen  und  das  Modell  eines  Fachwerk- 
hauses. Von  der  großen  Vogelsammlung,  die  sich  damals 
bereits  im  Schlosse  zu  Cöthen  befand,  waren  nur  noch  einige 
unbedeutende  Reste  vorhanden. 

Als  nun  Joh.  Friedrich  das  Zeitliche  gesegnet  und  mit 
ihm,  wie  ich  schon  andeutete,  auch  das  ornithologische  Inter- 
esse in  der  Familie  ausgestorben  war,  bewirtschafteten  die 
den  Vater  überlebenden  drei  noch  unverheirateten  Kinder 
(zwei  Töchter  waren  von  seinen  vielen  Kindern  erst  verhei- 
ratet und  die  andern  alle  jung  verstorben)  das  ihnen  trotz 
seiner  ungewöhnlichen  wissenschaftlichen  Leistungen  in  gutem 
Zustande  hinterlassene  Gut  vorläufig  gemeinschaftlich  weiter, 
wobei  jedoch  der  eigentliche  Besitzer  Edmund,  geb.  1821, 
noch  nicht  viel  zu  sagen  hatte,  weil  er  sich  bereits  daran 
gewöhnt,  seinen  beiden  älteren  Geschwistern:  Julius,  geb. 
1809,  im  Familienkreise  nur  „der  junge  Herr"  genannt,  und 
Alwine,  geb.  1811,  in  der  Wirtschaft  nichts  drein  zu  reden. 
Erst  als  diese  beiden  Geschwister  kurz  hintereinander  (1867 
und  1870)  gestorben  waren ,  verheiratete  er  sich  mit  Frl.  Eüse 
Matthes,  die  schon  mehrere  Jahre  vorher  bei  seiner  Schwester 
die  Wirtschaft  erlernt  und  mit  der  Familie  Naumann  be- 
freundet geblieben  war.  Eine  ornithologische  Ader  war  ihm 
jedoch  nicht  beschieden,  doch  war  er  ein  allzeit  liebens- 
würdiger Gesellschafter  und  tüchtiger  Landwirt.  Als  einer 
der  größten  Besitzer  der  Umgegend  gründete  er  die  Zucker- 
fabrik in  Prosigk  mit,   erhielt   von  Sr.  Hoheit   dem  Herzoge 


Die  Familie  Naumann  in  Ziebigk  usw.  21 

den  Titel  Amtmann  und  war  bis  zu  seinem  Ableben  Repräsen- 
tant (erster  Vorstand)  der  Zuckerfabrik.  Er  starb  im  Jahre 
1898  in  dem  hohen  Alter  von  77  Jahren  gerade  kurz  vor 
der  Verheiratung  seiner  drei  Töchter  und  hinterließ  die  ge- 
samten Naumannschen  Besitzungen  in  Ziebigk  in  Größe  von 
ca.  330  Morgen,  die  er  während  seiner  Wirtschaftszeit  noch 
bedeutend  verbessert  und  vergrößert  hatte ,  seiner  Witwe  und 
seinem  damals  noch  unmündigen  einzigen  Sohne  Hugo  Theo- 
dor Naumann, 

Über  die  weitern  Schicksale  der  Nachkommen  Joh. 
Friedrichs  und  seiner  Brüder  Karl  Andreas  und  Gottl. 
Lebrecht  Naumann,  sowie  über  einen  verbesserten  Stamm- 
baum gedenke  ich,  wenn  ich  meine  Nachrichten  soweit  als 
möglich  vervollständigt,  vielleicht  später  zu  berichten,  damit 
ich  mich  bei  meiner  Arbeit  über  das  Leben  Joh.  Andreas'  und 
Joh.  Friedrichs,  mit  der  ich  jetzt  beschäftigt  bin,  nicht  zu 
zersplittern  brauche.  Denn  daß  der  uns  so  früh  entrissene 
Leverkühn  in  seinen  Beiträgen  im  neuen  Naumann  über  die 
Familie  nur  das  Wichtigste  berichten  konnte,  ist  ja  selbst- 
verständlich, denn  diese  Aufgabe  erfordert  erst  noch  ein 
sehr  eingehendes  Suchen   in  verschiedenen  Kirchenbüchern  ^ 


1)  Auf  Wunsch  des  Herausgebers  noch  einige  Mitteilungen  über 
die  Familie  W  a  r  m  b  o  1  d.  Sie  erscheint  in  Person  des  tüchtigen 
Tierarztes  Balthasar  Christoph  "Warmbold  im  Jahre  1785 
ganz  plötzlich  in  Ziebigk,  wo  er  sich  mit  einer  Henriette  Sophie 
Gr  r  i  e  b  s  c  h  ,  wahrscheinlich  einzigen  Tochter  eines  dortigen  Einwohners 
und  Grundbesitzers,  verheiratet.  Er  stammte  aus  Hannover  und  hatte 
vier  Kinder  (zwei  Töchter  und  zwei  Söhne),  die  beide  Tierärzte  wurden. 
Der  Älteste,  Joh.  Lebrecht  W.,  ließ  sich  im  Jahre  1830  in  Ballen- 
stedt  als  solcher  nieder,  während  der  Jüngste,  Joh.  Friedr.  August,  geb. 
1789,  den  väterlichen  Beruf  in  Ziebigk  fortsetzte,  nachdem  sein  Vater 
1815  gestorben  war.  Seit  Mitte  der  sechziger  Jahre  verschwindet  jedoch 
die  FamiHe  von  Ziebigk  wieder,  der  letztere  war  aber  jedenfalls  noch 
der  Lehrmeister  des  dritten  Sohnes  Joh.  Friedr.,  Friedr.  Theodor,  geb. 
1817,  der  ebenfalls  Tierarzt  wurde  und  im  Jahre  1878  zu  Calbe  starb. 
Die  Familie  W.  verkehrte  nachweisbar  schon  seit  1807 
gesellschaftlich  mit  der  Familie  Naumann  (Pate  usw.) 
und  wird  auch  später  überall  mit  Naumann  zusammen  genannt. 


22  Rob.  Rembold  und  Ant.  Oberhäuser: 

Ein  Rotkehlchen  als  Nährvater  von  Tannenmeisen. 

Zum  Zwecke  einer  Nacht-Exkursion  hatten  wir  uns  am 
31.  Mai  1913,  nachmittags  von  München  aus  nach  Wolfrats- 
hausen  begeben,   abends  sollten   noch  Teilnehmer  eintreffen. 

Die  Zwischenzeit  wollten  wir  durch  einen  Spaziergang 
gegen  Münsing  zu  ausfüllen.  Wir  hatten  kaum  die  Höhen 
außerhalb  Wolfratshausen  erreicht,  als  wir  links  des  durch 
einen  Wald  gemischten  Bestandes  führenden  Weges,  auf 
einem  mit  dürrem  Buchenlaube  bedeckten  Abhang  ein  Amsel- 
männchen bemerkten,  welches  sich  auf  dem  Boden  zu  schaffen 
machte  und  in  dessen  Nähe  wir  das  laute  Pipsen  junger 
Vögel  hörten.  —  Als  wir  ganz  nahegekommen  waren,  zog 
die  Amsel  ab,  und  an  der  Stelle,  von  welcher  sie  aufflog, 
sahen  wir  einen  jungen,  noch  flugunfähigen  Vogel,  einen 
Meter  oberhalb  nebeneinander  deren  zwei  und  etwas  seit- 
wärts von  diesen,  auf  einem  Häufchen  beisammen,  drei  des- 
gleichen, auf  dem  Laube  hockend,  taumelnd  die  Schnäbel 
sperrend  und  laut  schreiend.  Junge  Meisen !  Unterseite  und 
Backen  gelblich:  junge  Tannenmeisen!  Hier  konnten  sie 
nicht  bleiben.  Die  Stelle  war  abschüssig  und  ungeschützt, 
dazu  neben  einem  Wege  gelegen.  —  Rasch  wurden  sie  auf 
ein  Tuch  gekugelt,  ca.  8  Meter  unterhalb  des  Fundplatzes 
neben  einer  Fichtenwurzel  unter  einer  überhängenden,  mit 
G-räsern  bewachsenen  Erdscholle  eine  Höhlung  gemacht,  diese 
mit  einer  Handvoll  Moos  ausgepolstert  und  die  sechs  jungen 
Meisen  in  dieses  künstliche  Nest  gesetzt.  —  In  einiger  Ent- 
fernung nahmen  wir  gedeckte  Aufstellung,  um  zu  sehen,  ob 
die  Eltern  ihre  Kinder  suchten  und  fänden,  sowie  ob  die 
Amsel  wiederkäme.  — 

Wir  hatten  kaum  unser  Versteck  bezogen,  erschienen 
bei  den  kräftig  schreienden  Jungen  fast  gleichzeitig  vier  alte 
Vögel,  welche  rasch  wieder  verschwanden;  drei  schienen 
Meisen ,  der  vierte  zeigte  Rostgelb  im  Gefieder,  Wir  näherten 
uns  gedeckt  dem  Neste  auf  ca.  5  Meter,  versteckten  uns 
unter  Buschwerk  und  hinter  einem  Baumstamme  und  konnten 
nun  durch  eine  Ritze  seitwärts  des  Kunstnestes  die  gelben 
Schnäbel  der  Jungen,  sowie  die  Eingangsöffnung  der  Höh- 
lung sehen.  —  Zwei  alte  Vögel  flogen  ab wechslungs weise  mit 


Ein  Rotkehlchen  als  Nährvater  von  Tannenmeisen.  23 

Futter  im  Schnabel  zu,  atzten  die  Jungen  und  trugen  deren 
Kot  weg.  Der  eine  —  eine  Meise  —  durch  den  blauschwarzen 
Scheitel  und  den  weißen  Nackenfleck  ohne  weiteres  als  Tannen- 
meise Parus  ater  L.  bestimmbar,  war  wohl  die  Mutter  oder 
der  Vater  der  Jungen,  —  es  schien  immer  der  gleiche  Vogel 
zu  sein  — ,  der  andere ,  welcher  fast  jedesmal  nach  Verlassen 
des  Nestes  diesem  gegenüber  auf  einem  Aste  eines  Busches 
den  Schnabel  wetzte  und  einige  Strophen  sang,  war  ein  kräf- 
tiges Rotkehlchen  Erithacus  rubecula  L. 

Innerhalb  der  2^2  Stunden,  während  welcher  wir  (mit 
Prisma  Binocle,  6  fach)  beobachteten  —  von  4  bis  ^2^  Uhr 
nachmittags  —  ereignete  es  sich  fünfmal,  daß  die  beiden 
gleichzeitig  mit  Futter  im  Schnabel  beim  Neste  eintrafen, 
dann  entstand  ein  Geraufe,  es  gab  ein  tüchtig  Geflatter  auf 
dem  Boden  und  durch  das  Gezweige,  und  einmal  die  Tannen- 
meise, einmal  das  Rotkehlchen  kehrte  als  Sieger  allein  zu 
den  Jungen  zurück.  Kaum  aber  hatte  der  fütternde  Vogel 
diese  verlassen,  stellte  sich  auch  schon  wieder  der  in  die 
Flucht  gejagte  andere  Teil  ein  und  fütterte  gleichfalls. 

Wir  hatten  uns  überzeugt,  daß  in  der  Nähe  kein  Rot- 
kehlchennest war;  das  fütternde  Rotkehlchen,  das  ziemlich 
kräftig  sang,  dürfte  ein  unbeweibtes  Männchen  gewesen  sein. 
Die  Amsel  war  nicht  mehr  gekommen. 

Hob.  Rembold,  An t.  Oberhauser, 

I.  Vorsitzender  Schriftführer 

der  „Ornis",  Gesellschaft  für  biologische  Vogelkunde  in  München,  E.  V. 


Über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Don 
Francesco  Cliigi  über  die  Kleider  der  Fällten. 

Bericht  von  G.  V  a  1 1  o  n. 

Im  Bollettino  della  Societa  zoologica  italiana.  Fase.  V  bis 
VIII.  Rom.  Juni  1912.,  bespricht  Prinz  Chigi  die  Alters- 
stufen des  Federkleides  von  Falco  feldeggi  Schi.  Er 
stützt  sich  auf  die  von  Prof.  G.  Martorelli  in  der  gleichen 
Zeitschrift  1911  veröffentlichte  äußerst  interessante  Arbeit 
„Der  Falco  feldeggi  und  seine  Abarten".  Das  Material,  über 
welches  Chigi  verfügte,  bestand  aus  15  Exemplaren  des 
Feldeggsfalken.    Zwei  davon  als  Nestjunge  erhalten,  leben  noch 


24  G.  Vallon: 

und    dienen    ihm    dazu,    um    das    Wechseln    des    Kleides    zu 
studieren.     Der  Autor  gelangte  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Bei  Falco  feldeggi  ist  die  Verengung  der  zweiten 
Schwungfeder  nicht  immer  konstant:  bei  der  Mehrzahl  der 
Exemplare  ist  sie  verschieden  ausgeprägt,  und  bei  einigen  fehlt 
sie  ganz.  Das  Fehlen  der  Verengung  dürfte,  nach  Chigi,  auf 
Abnutzung  der  Feder  zurückzuführen  sein. 

2.  Die  erste  Altersstufe  ist  diejenige,  in  welcher  die 
oberen  Körperteile  eine  gleichmäßige  dunkle  Farbe  annehmen, 
die  nur  im  frischen  Kleide  von  feinen  rötlichen  Federsäumen 
unterbrochen  wird,  die  bald  durch  Abnutzung  verschwinden. 
Die  zwei  mittleren  Steuerfedern  sind  fleckenlos,  die  anderen 
aber  haben  runde  oder  elliptische  Längsflecken. 

Die  runden  Längsflecken,  welche  auf  den  oberen  Körper- 
teilen, besonders  auf  den  Achselfedern,  bei  gewissen  Exem- 
plaren vorkommen  und  als  scheinbare  Bänder  angeordnet 
erscheinen,  sind  von  sekundärem  Charakter  und  als  Anlage 
zur  zweiten  Altersstufe  zu  betrachten. 

3.  Die  zweite  Altersstufe  ist  nichts  anderes  als  ein 
niederer  Grad  der  Vollkommenheit  der  dritten  Altersstufe 
und  zeigt  sich  nicht  notwendig  zwischen  der  ersten  und 
dritten  Stufe.  Dies  wird  durch  einige  Exemplare,  die  in 
der  ersten  Stufe  stehen,  darunter  die  zwei  jungen  lebenden, 
vortrefflich  bestätigt,  die  Federn  der  dritten  Stufe  und  nicht 
der  zweiten  Stufe  zwischen  denen  der  ersten  aufweisen. 

4.  Ein  Charakter  der  zweiten  und  dritten  Altersstufe 
verdient  Beachtung,  da  derselbe  die  Verbindung  zwischen 
Gerfalken  und  anderen  Falken  vermittelt.  Auf  den  oberen 
Teilen  längs  des  Schaftes  bilden  sich,  besonders  sichtbar  auf 
den  Federspitzen,  sehr  dunkle  Tropfenflecken. 

Inder  „Rivista  italiana  di  Ornitologia"  Nr.  1  vom 
September  1912,  dehntder  Prinz  seine  Studien  auf  die  Alters- 
stufen sämthcher  Edelfalken  (Unterfam.:  Falconinae)  aus  und 
beruft  sich  wiederum  auf  die  erwähnte  Note  von  MartoreUi 
vom  Jahre  1911,  in  welcher  der  Parallelismus  der  Alters- 
stufen in  der  ganzen  Gruppe  der  Ger-,  Saker-  und  Lanner- 
falken  bestätigt  wird,  einer  Gruppe,  die  MartoreUi  vom  Pere- 
grinus   als  richtig  getrennt  unterscheidet. 


über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Don  Francesco  Chigi  usw.  25 

Dieser  Ornitholog  bezieht  sich,  auf  die  vorangegangenen 
Studien  von  Kleinschmidt  „Der  Formenkreis  Falco  Hierofalco" 
Aquila  1901,  welcher  die  Gerfalken,  Saker  und  Lanner,  vom 
arktischen  Falco  islandus  bis  zum  südafrikanischen  Falco 
biarmicus  als  unter  sich  gleichwertige  Formen  eines  Formen- 
kreises betrachtet.  Der  Formenkreis,  dem  Kleinschmidt  den 
Namen  Falco  Hierofalco  gibt,  ist  nach  diesem  Autor 
vom  andern  Formenkreis  Falco  Peregrinus  verschie- 
den, anders  gesagt:  es  handelt  sich  um  zwei  verschiedene 
Arten.  Den  Begriff  von  Kleinschmidt  gewürdigt,  ist  eine 
solche  Trennung  richtig  und  logisch;  es  könnte  vielleicht 
übertrieben  erscheinen,  daß  sämtliche  Ger-  und  Lannerfalken 
unter  ein  und  dieselbe  Art  vereinigt  werden,  es  wird  aber 
nicht  verlangt  werden  können,  daß  auch  Peregrinus  und  deren 
Abarten  unter  die  gleiche  Art  zusammengezogen  werden. 

Wenn  aber,  wie  Martorelli  behauptet,  die  verschiedenen 
Formen  des  Formenkreises  Gerfalken-Lanarien  und  die  ver- 
schiedenen Formen  des  Kreises  Peregrinus,  als  gute  Arten  zu 
betrachten  sind,  dann,  wenn  man  die  Gerfalken-Lanarien  von 
Peregrinus  trennen  will,  ist  die  spezifische  Trennung  nicht 
genügend  und  ist  man  genötigt,  zwei  verschiedene  Genera 
aufzustellen. 

Martorelli  weist  sogar,  für  die  zwei  Formenkreise,  drei 
Genera  auf :  Hierofalco,  Gennaja,  Falco.  Chigi  bemerkt 
hier,  daß,  wenn  Kleinsclimidt  behauptet,  daß  man  nie  im- 
stande sein  wird,  einen  Übergang,  eine  Verschmelzung, 
zwischen  Falco  Hierofalco  und  Falco  Peregrinus  fest- 
zustellen, dies  auf  den  Begriff,  welchen  er  über  die  „Art" 
hat,  zurückzuführen  ist  und  keinen  Wert  hätte,  wenn  man 
eben  diesen  seinen  Begriff  nicht  annehmen  würde. 

„Über  diese  Ansicht",  schreibt  Chigi,  „welche  die  Klein- 
schmidtsche  Thesis  zergliedert,  kann  ich  meinem  Lehrer  nicht 
beistimmen.  Er  verwirft  die  erste  Schlußfolgerung  von  Klein- 
schmidt: spezifische  Einheit  der  Gruppe  Gerfalken-Lanarien, 
und  nimmt  nur  die  zweite  an:  Trennung  der  Gruppe  Ger- 
falken-Lanarien von  Peregrinus.  Diese  zwei  Schlußfolgerungen 
können  nicht  getrennt  werden,  und  die  zweite  ist  der  ersten 
untergeordnet."  Martorelli  sagt,  um  die  Trennung  der  Ger- 
falken-Lanarien von  Peregrinus   zu  bekräftigen,  daß    alle  bis 


26  G.  Vallon: 

jetzt  gemachten  Studien  auch,  ihm  die  Überzeugung  ver- 
schafften, daß  infolge  der  Verschiedenheit  der  Formen,  der 
G-rößen Verhältnisse ,  der  Altersstufen,  der  Färbung,  der  Be- 
schaffenheit der  Federn  und  endlich  der  Lebensgewohnheiten 
diese  Trennung  bedingt  wird.  Dies  würde  die  K^einschmidt- 
sche  Aufstellung  der  zwei  Formenkreise  bestätigen ;  eine  Auf- 
stellung aber,  die  nur  auf  spezifische  Verschiedenheiten  basiert 
ist.  Man  kann  ja  nicht  behaupten,  daß  solche  Differenzen 
unter  den  verschiedenen  Formen  der  beiden  Gruppen  gänzlich 
fehlen.  Eine  größere  Bedeutung  hätte  die  beständige  Ver- 
schiedenheit der  Entwicklungsstufen,  Besteht  aber  eine 
solche  faktisch? 

Chigi  verneint  ohne  Zögern  die  Frage,  dabei  aber  be- 
tonend, daß  zweifellos  die  Stufen  des  Peregrinus  und  dessen 
Abarten  nicht  identisch  mit  den  Stufen  der  einzelnen  Formen 
des  Gerfalken  -  Kreises,  Dieselben  sind  vielmehr  überein- 
stimmend, parallel,  d.  h.:  sie  unterliegen  den  gleichen  Ent- 
wicklungs-  und  Erbschaftsregeln.  Chigi  geht  sogar  in  seiner 
Behauptung  noch  weiter,  er  meint  nämlich,  daß  diese  Regeln 
für  alle  Edelfalken  und  deren  Abarten,  welche  in  unseren  Re- 
gionen vorkommen,  gleich  sind. 

Das  typische  Jugendkleid  ist  sehr  einförmig,  und  evident 
ist  die  Herkunft  des  Alterskleides  aus  diesem  Jugendkleide, 
welches  in  sämtlichen  Arten  konstant  ist. 

In  gleicher  Weise,  nach  der  Meinung  des  Prinzen  Chigi, 
muß  die  Aufeinanderfolge  der  Kleider  der  Gruppe  Gerfalken- 
Lanarien  verstanden  werden.  Es  ist  z.  B.  nicht  nötig,  ob- 
schon  es  normal  wäre,  daß  ein  jedes  Individuum,  um  vom 
ersten  Kleid  zum  dritten  zu  gelangen,  durch  das  zweite  über- 
gehe. Das  in  mehreren  Fällen  diese  zweite  Stufe  eliminiert 
wird,  ist  genügend  durch  jene  Falco  feldeggi,  welche 
zwischen  den  Federn  des  ersten  IQeides  solche  des  dritten 
und  nicht  des  zweiten  aufweisen,  bewiesen. 

Das  die  zweite  Stufe,  wenigstens  bei  einigen  Exemplaren 
vorkommt,  ist  durch  die  Arbeit  von  MartoreUi  genügend  be- 
stätigt, und  da  ausgeschlossen  ist,  daß  diese  Stufe  der  voll- 
ständigen Mauser  vorangehe,  da  dieselbe  die  größte  Ähnlich- 
keit mit  derjenigen  eines  adulten  Vogels  hat,  so  vermutet 
Chigi,    daß  dieselbe  nichts  anderes  sei  als  ein  erstes  Stadium 


über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Don  Francesco  Cliigi  usw.  27 

des  vollkommenen  Kleides  (des  dritten  von  Martorelli).  Dieses 
Kleid  bildet  sich,  in  allen  Fällen,  nach  dem  ersten  Lebens- 
jahre und  vielleicht  auch  nach  dem  zweiten. 

Chigi  vermutet  daß  die  zweite  Martorellische  Stufe  als 
erstes  Stadium  der  dritten  oder  des  Alterskleides  auch  aus- 
bleiben könne  und  von  dem  endgültigen  Alterskleid  sub- 
stituiert werde  mehr  durch  Intensifikation  der  dunklen 
Farben  und  Elimination  der  rostgelblichen  Schattierung  auf 
den  oberen  Teilen  als  durch  Mauser.  Die  Zeichnung  der 
zweiten  Stufe  von  Martorelli  unterscheidet  sich  äußerst  wenig 
von  der  definitiven  Phase,  nur  die  graue  Farbe  ist  stark  mit 
Rost-gelblich  verwaschen. 

Die  Kleider  von  Falco  Peregrinus  unterscheiden  sich 
von  jenen  des  Falco  feldegg i  nur  durch  eine  raschere 
Entwicklung.  Chigi  vermutet,  daß  diejenigen  Exemplare  des 
Peregrinus,  welche  ein  gleichwertiges  Stadium  mit  dem  zweiten 
von  Martorelli  beschriebenen  der  Gruppe  Gerfalken-Lanner 
zeigen,  sehr  selten  seien;  aber  daß  sowohl  das  erste  jugend- 
liche Kleid  als  auch  das  endgültige  Alterskleid  für  beide 
G-ruppen  Lanner  und  Peregrinus  übereinstimmend  sind. 

Keinen  größeren  "Wert  legt  Chigi  auf  die  Unterscheidung 
der  Gerfalken-Lanner  von  Peregrinus  nach  der  Einschnürung 
der  2.  Schwungfeder.  Alle  Gerfalken  -  Lanner  sollten  diese 
Feder  an  der  inneren  Fahne  verengt  haben,  was  für  Peregrinus 
nicht  der  Fall  sei.  Wenn  dies  für  die  Gerfalken  auch  zu- 
treffend ist,  ist  es  nicht  ebenso  der  Fall  bei  den  Lannern, 
bei  welchen  das  Vorkommen  der  Verengung  nicht  konstant 
ist.  Unter  den  vielen  Exemplaren,  welche  der  Prinz  unter- 
suchte, hatten  einige  die  innere  Fahne  stark  verengt,  andere 
dieselbe  kaum  ausgebuchtet  und  andere  noch  merklich  gerade. 
Das  gleiche  Schwanken  dieses  Charakters,  nur  etwas  gering- 
gradiger, konstatiert  Chigi  bei  Falco  merillus,  kaum  mehr 
bei  Cerchneis  tinuunculus.  Andere  Arten,  die  er  unter- 
suchen konnte  (Falco  vespertinus,  Falco  peregrinus, 
Falco  subbuteo,  Falco  eleonorae,  Cerchneis  naumanni) 
zeigten  keine  solche  Einschnürung. 

Es  offenbart  sich  ein  anderes  Ähnlichkeitsverhältnis 
zwischen  Gerfalken  -  Lannern  und  Peregrinus,  welches  im 
Gegensatze   zu    denjenigen  Verhältnissen    steht,   welche    man 


28  G.  Vallon: 

geneigt  wäre,  als  generisclie  Unterscheidungsmerkinale  anzu- 
nehmen, und  dies  wäre  die  allgemeine  Neigung,  welche  sich 
unter  den  Formen  der  beiden  Gruppen  kundgibt,  das  Ver- 
schwinden der  dunklen  Bänder  der  Rücken-  und  Steuerfedern, 
sowie  das  Verschwinden  der  Flecken  auf  den  unteren  Körper- 
teilen. Nach  der  Anführung  mehrerer  Beispiele  für  die  ver- 
schiedenen oben  erwähnten  Arten  gibt  der  Prinz  zuletzt,  als 
eine  Zusammenfassung  des  Gesagten,  eine  schematische  Be- 
schreibung der  Reihenfolge  der  Entwicklungsstufen  des  Feder- 
kleides der  Edelfalken,  dabei  nochmals  betonend,  daß  nicht 
alle  Individuen,  sowie  auch  nicht  alle  Arten  sämtliche  be- 
schriebene Stufen  durchmachen ;  die  eine  oder  die  andere 
kann  durch  die  individuelle  Evolution  eliminiert  werden. 

Erste  Stufe  oder  Jugendkleid.  (Der  Autor  spricht  von 
„Phasen",  welches  Wort  bei  uns  in  andrem  Sinne  gebraucht 
wird  und  daher  durch  „Stufe"  oder  „Kleid"  ersetzt  werden  mußte.) 

Oberteile  und  Flügeldecken.  Gleichmäßig  braun 
(1.  Stadium);  es  zeigen  sich  lichte  rostgelbliche  Flecken,  mehr 
oder  minder  ausgedehnt,  auf  dem  Rücken,  auf  die  Schulter- 
federn, auf  dem  Bürzel  und  den  oberen  Schwanzdecken,  ent- 
weder paarweise  auf  beiden  Fahnen  oder  nur  auf  der  inneren 
Fahne  der  Federn  (2.  Stadium);  solche  Flecken  breiten  sich 
gegen  die  Ränder  und  den  Schaft  aus  und  bilden  eine 
unvollständige,  unregelmäßige,  lichte  Bänderung  auf  dunklem 
Untergrunde  (3.  Stadium). 

Steuerfedern.  Die  beiden  mittleren  gleichmäßig  braun, 
die  anderen  braun  mit  lichten  runden  oder  elliptischen 
alternierenden  oder  paarweisen  Längsfahnenflecken  (1.  Sta- 
dium); auch  die  mittleren  Steuerfedern  haben  alternierende 
oder  paarweise  Fahnenflecken,  während  die  Flecken  der 
anderen  Federn  sich  seitwärts  ausbreiten  (2.  Stadium);  sämt- 
liche Steuerfedern  haben  lichte  Querflecken  auf  braunem 
Untergrund,  und  diese  können  auf  den  Fahnen  entweder 
durchgehend  oder  alternierend  sein  (3.  Stadium). 

Untere  Teile.  Grundfarbe  licht  mit  großen  verlängerten 
am  Rande  verwischten  dunklen  Flecken  auf  den  "Weichen. 
Die  dunklen  Flecken  bedecken  den  größten  Teil  der  Federn, 
sind  aber  durch  lichtere,  paarweise  angeordnete  unterbrochen 
(1.  Stadium);    die  dunklen  Flecken    sind  besser    begrenzt  und 


über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Don  Francesco  Chigi  usw.  29 

mehr  verengt,  die  lichten  Flecken  auf  den  dunklen  der 
Weichen  verbreiten  sich  seitwärts  (2.  Stadium);  die  dunklen 
Weichenflecken,  wegen  des  Überhandnehmens  der  lichten,  zer- 
teilen sich  in  dunklen  breiten  Querflecken,  die  gewissermaßen 
Bändern  gleichen  (3.  Stadium). 

Hosen  und  untere  Schwanzdecken.  Grundfarbe 
ebenfalls  licht,  mit  Flecken  wie  oben,  oder  linienförmig,  oder 
auch  fleckenlos  (1.  und  2.  Stadium);  es  bilden  sich  schwache, 
enge  und  unvollständige  Querbänder  (3.  Stadium). 

Zweite  Stufe  oder  Alterskleid. 

Obere  Teile  und  Flügeldecken.  Die  braune  Farbe 
der  vorhergehenden  Stufe  ist  durch  eine  tief  braun-schwarze 
substituiert,  die  Querbänder  sind  schärfer  markiert  und  ins 
Graue  ziehend.  Es  entstehen  dunkle,  linienförmige  Schaft- 
flecken, die  sich  etwas  gegen  die  Spitze  ausbreiten  (4.  Stadium, 
2.  Stufe  von  Martorelli);  die  Färbung  tritt  deutlicher  hervor, 
die  schwarz-  und  aschgrauen  Bänder  der  oberen  Teile  sind 
schärfer  ausgeprägt  (5.  Stadium  3.  Stufe  von  Martorelli);  die 
schwarzgraue  ßänderung  verringert  sich  und  tritt  sowohl  vom 
Schafte  als  auch  vom  Rande  zurück,  bis  zum  totalen  Ver- 
schwinden; die  allgemeine  aschgraue  Färbung  nimmt  deren 
Stelle  ein  und  nur  die  linienförmige  Schaftfleckung  bleibt 
bestehen  (6.  Stadium). 

Steuerfedern.  Braun-  und  weißlichgrau  gebändert 
(4.  Stadium);  die  Bänder  werden  schwarz-  und  aschgrau  (5. 
Stadium);  die  schwarzgrauen  Bänder,  ausgenommen  das  letzte 
an  der  Spitze  vereinigen  sich,  und  zwar,  von  der  Wurzel  aus 
angefangen  bis  zum  gänzlichen  Verschwinden  (6.  Stadium). 

Untere  Teile  (vom  Kröpfe  bis  zu  den  Schwanzdecken). 
Die  Grundfarbe  ist  mehr  oder  minder  rötlich,  alle  Flecken 
werden  herz-,  pinsel-  oder  tropf  förmig;  auf  den  Weichen 
und  teilweise  auch  am  Bauche  und  auf  der  Brust  erweitern 
sich  die  Flecken  längs  des  Schaftes  in  Form  breiter  Quer- 
bänder, fast  dreieckig  mit  der  Spitze  nach  unten  gerichtet 
(4.  Stadium);  die  Flecken  reduzieren  sich  sowohl  in  der  Größe 
als  auch  in  der  Zahl,  und  diejenigen,  die  Bänder  bilden, 
werden  schärfer  in  der  Zeichnung  (5.  Stadium);  die  Flecken 
werden  immer  kleiner,  und  endlich  verschwinden  sie  gänzlich 
(6.  Stadium). 


30     G.  Vallon:  Über  zwei  Veröffentlichungen  des  Prinzen  Chigi  usw. 

Hosen  und  untere  Schwanzdecken.  Die  Flecken 
sind,  wenn  vorhanden,  herz-  oder  streif  förmig  (4.  Stadium); 
bilden  sich  zu  Querbändern  (5.  Stadium);  fehlen  ganz  (6.  Stadium). 

Der  Übergang  von  einem  Stadium  zum  andern  ist  gleich- 
mäßig, ausgenommen  vom  3.  zum  4.  Stadium.  Die  Ver- 
schiedenheit der  Größe  des  Genickfleckes  und  der  Backen- 
streifen werden  nicht  berücksichtigt,  da  selbige  entweder 
individuell  oder  nur  einigen  Arten  eigen  sind  und  nicht  zum 
Plan  der  Entwicklung  gehören. 

Zum  Schlüsse  bemerkt  Chigi,  daß  eben  auf  Grund  dieses 
allgemeinen  Planes  der  Entwicklung  bei  unseren  Falken 
dieselben  in  drei  Gruppen  geteilt  werden  könnten:  die  erste, 
der  Lerchenfalke  (Arten :  subbuteo  und  eleonorae),  würde  durch 
das  Bestehen  der  Jugendzeichnung  auf  den  unteren  Teilen 
auch  im  Alterskleide  charakterisiert  sein;  die  zweite,  die 
Gerfalken,  Saker,  Lanner,  Wanderfalken,  Rotfuß-  und  Mer- 
linfalken, würde  durch  eine  größere  Entwicklung  der  Stufen 
und  der  Stadien  (welche  vom  1.  bis  6.  gehen)  gekennzeichnet 
sein;  die  dritte  Gruppe,  die  Turmfalken,  würde  sich  durch 
das  raschere  Auftreten  der  Kennzeichen  der  zweiten  Stufe 
auszeichnen.  Die  zweite  Gruppe  würde  sich  noch  besser 
unterscheiden,  wenn  man  die  Kleinschmidtsche  These  an- 
nehmen würde ,  da  in  diesem  Falle  jeder  Formenkreis  in  den 
Stadien  1  bis  6  inbegriffen  wäre. 


Eine  neue  Form  aus  Baluchistan 
Sarcogrammus  Indiens  aigneri  subsp.  nov. 

Von  A,  Laubmann,  München. 
In  der  von  Prof.  Dr.  Erich  Zugmayer  (München)  aus  Balu- 
chistan mitgebrachten  ornithologischen  Kollektion  befand  sich 
außer  einem  neuen  Raben,  Corvus  splendens  zugmayeri 
Laubm.  (Ornith.  Monatsberichte  1913,  Juni,  p.  93)  auch  noch 
eine  neue  Charadriidenform 

Sarcogrammus   Indiens  aigneri  subsp.  nov. 
Von  dieser  neuen  Form  liegen  mir  vier  Exemplare  vor : 

1.  Nr.  41    5  Sonmiani,  Mekran  2.  ni.  1911  a.  235  r.  34 

2.  „  354   5  Las  Bela        23.  in.  1911  a.  215  r.  35 

3.  „  408   5   „   „         27.  in.  1911  a.  228  r.  33 

4.  „  415   6   „   „         29.  m.  1911  a.  218  r.  32 


A.  Laubmann:  Eine  neue  Form  aus  Baluchistan  usw.  dl 

Sie  unterscheiden  sich  alle  vonSarcogrammus  indicus 
indicus  (Bodd.),  der  typischen  Form,  durch  eine  auf  fallend  fahle 
sand-bräunlich-graue  Färbung  der  Oberseite,  sowie  durch  den 
fast  völligen  Mangel  der  metallisch-grün  glänzenden  Töne  auf 
dem  Rücken.  Auch  die  metallisch  -  purpurrot  glänzenden 
Federpartien  auf  den  Flügeldecken  mangeln  fast  ganz.  Außer- 
dem reicht  auch  die  schwarze  Färbung  im  Nacken  weniger 
weit  herab  als  bei  Sarcogrammus  indicus  indicus 
(Bodd.). 

Außer  diesen  Unterschieden  in  der  Färbung  existieren 
aber  auch  noch  Differenzen  in  der  Größe.  So  weißt  die  Ba- 
luchistanform  etwas  längere  Flügel  auf  (55  228  bis  235,  99  215 
bis  218  mm,  wobei  ich  bemerken  möchte,  daß  ich  Nr.  354 
und  Nr.  415  im  G^egensatz  zu  dem  Vermerk  auf  der  Eti- 
kette für  Weibchen  halte)  als  die  indische,  für  die  ich  beim 
Männchen  215  mm,  für  Weibchen  aber  nur  209  bis  212  mm 
konstatierte.  In  der  Schnabelgröße  ergeben  sich  keine  wesent- 
lichen Unterschiede. 

Als  Verbreitungsgebiet  der  neuen  Form  kann  in  erster 
Linie  Baluchistan  gelten,  und  hier  sind  es  wiederum  die  süd- 
licheren Q-ebietsteile,  Mekran  und  Las  Bela,  aus  denen  die 
mir  vorliegenden  Exemplare  stammen.  Doch  glaube  ich,  daß 
auch  die  Vögel  aus  Persien  und  Mesopotamien  zu  dieser 
neuen  Form  zu  stellen  sind.  Bestimmte  Angaben  hierüber 
zu  machen,  ist  mir  aber  leider  aus  Mangel  an  Material  nicht 
möglich. 

Sarcogrammus  indicus  indicus  (Bodd.)  beschränkt 
sich  in  seinem  Vorkommen  auf  Indien  und  die  Insel 
Ceylon. 

Der  Typus  der  neuen  Form  Sarcogrammus  indicus 
aigneri  befindet  sich  unter  Nr.  1912/1065  (Kollektion 
Zugmayer  Nr.  41)  im  Münchener  Museum  und  wurde  am 
3.  März  1911  von  Prof.  Dr.  Zugmayer  bei  Sonmiani  (Mekran) 
gesammelt. 

Ich  habe  diese  Form  nach  Herrn  Präparator  Aigner 
am  Museum  zu  München  benannt,  der  als  der  erste  die  Ver- 
schiedenheit der  Form  erkannte. 


32    Schlüter:  Phaet.  fulig.  —  Kleinschmidt  u.  Weigold:  Iber.  Kohlmeisen 

Phaetornis  fuliginosus  Schlüt. 

Eine  neue  Kolibri -Art   aus  Neu-Grranada  (Kolumbien). 
Von  Willy  Schlüter  in  Halle  a.  d.  S. 

Oberseite  dunkel -bronze- grün,  durch  graue  Federränder 
getrübt.  Oberscbwanzdecken  rein  kupfer- bronze -grün.  Ober- 
kopf grau  mit  schwachem  metallischen  Glanz.  Unterseite  ein- 
farbig rußbraun-grau  mit  ganz  schwachem  metallischen  Schim- 
mer.   Unterschwanzdecken  mit  stärkerem  metallischen  Glanz. 

Federn  hinter  und  unter  dem  Auge  einen  etwas  dunkleren 
schwarzbraunen  Streifen  bildend.  Die  mittelsten,  längsten  Steuer- 
federn dunkel-bronze-grün  mit  ausgedehnten  hellgrauen  Spitzen. 
Das  nächste  seithche  Steuerfederpaar  an  der  Wurzel  bronzegrün, 
dann  schwarzgrau  mit  ebenfalls  ausgedehnten  grauen  Spitzen. 
Die  übrigen  seitlichen  Steuerfedern  genau  so  gefärbt,  aber 
ohne  ausgedehnte  graue  Spitzen.  Gesamtlänge  140  m/m, 
Flügel  61  m/m,  Schnabel  31  m/m,  Schwanz  75  m/m. 

Die  Art  fällt  durch  die  einfarbige,  rußgraue  Unterseite 
sofort  auf  und  ist  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Phaetornis- 
Arten  durchaus  verschieden. 

Das  vorliegende,  beschriebene  Exemplar  stammt  aus 
einer  Bogota -Kollektion  und  befindet  sich  als  „Typus"  in 
meiner  Privatsammlung. 


Über  iberische  Kohlmeisen. 

Von  O.  Kleinschmidt  und  H.  Weigold. 

Sieben  spanische  Kohlmeisen  (Sevilla,  Malaga)  in 
Collectio  Kleinschmidt,  sowie  vierzehn  portugiesische 
und  zwei  spanische  (Sra.  Nevada)  in  Collectio  Weigold 
messen  7,55  (Coli.  W.)  bis  6,65  (CoU.  Kl.)!  Sie  unterscheiden 
sich  von  major  und  excelsus  durch  geringere  Größe,  von 
dem  nahen  corsus  durch  oft  größeren  weißen  Keilfleck  an 
der  äußeren  Schwanzfeder,  von  dem  sehr  nahen  newtoni 
durch  nur  ganz  wenig  schwächeren  Schnabel. 

Die  erwähnten  zwei  Malaga -Vögel  in  Collectio 
Kleinschmidt  haben  (Zufall?  Jahreszeit?)  den  Rücken  so 
grau  und  so  wenig  grün  wie  die  ostasiatischen  Formen  der 
minor- Gruppe.  Wir  warten  zunächst  das  Resultat  von 
A.  V.  Jordans  Balearenmaterial  ab. 


Neue  Kohlmeisenform.  —  Parus  salicarius  suhmontanus  form.  nov.    33 

Noch  eine  neue  Kohlmeisenform  aus  Ostasien. 

Von   O.  K  1  e  i  n  s  c  h  111  i  d  t. 

Die  kontinentale  Kohlmeisenform  Nordostasiens  hat 
man  seither  mit  Parus  minor  von  Japan  vereinigt.  Es  kann 
sein,  daß  sich  auf  den  japanischen  Inseln  (Jesso- Vögel  sah 
ich  noch  nicht)  alle  Abstufungen  von  ihnen  zu  okinawae  hin 
finden,  aber  man  kann  deshalb  unmöglich  diese  lichten, 
großen,  langschwänzigen  Vögel  mit  Parus  major  minor  von 
Hondo  zusammenwerfen,  da  sonst  nicht  nur  der  Name,  son- 
dern jede  Beschreibung  der  Form  sich  selbst  widersprechen 
würde.  Die  nördliche  Kontinentalform  ähnelt  in  der  ver- 
schwommeneren Färbung  mehr  commixtus  als  minor.  Sie 
ist  jedoch  auch  von  ersterer  Rasse  leicht  an  ihrer  Größe, 
reineren  Flanken  und  der  bei  allem  Variieren  in  heller 
Schwanzzeichnung  und  beschränktem  Grün  des  Nackens  sich 
charakterisierenden  lichteren  Allgemeinfärbung  zu  unter- 
scheiden. Ob  die  Variationsskala  der  Flügellänge  von  der 
von  minor  verschieden  ist,  läßt  sich  noch  nicht  sagen.  Ich 
nenne  die  neue  Form,  damit  zugleich  die  terra  typica  be- 
zeichnend, Parus  wladiwostokensis.  Typus  in  meinem 
Besitz. 


Parus  salicarius  suhmontanus  form.  nov. 

Von    0.    Kleinschmidt     und    Victor    Ritter    von    Tschusi 
zu  Schmidhoffen. 

Zwischen  den  Verbreitungsgebieten  von  Parus  mon- 
tanus  Baldenst.  und  P.  salicarius  Brm.  lebt  eine  Mattkopf- 
meise, welche  von  Beobachtern  bald  zu  dieser,  bald  zu  jener 
Salicarius-Form  gezogen  wurde,  aber  ein  zu  großes  Gebiet 
bewohnt,  um  nur  als  Mischling  betrachtet  zu  werden.  Wir 
beide  konnten  in  letzter  Zeit  Vögel  in  Fleisch  aus  Ober- 
Österreich  untersuchen  und  mit  früher  gesammelten  Bälgen 
vergleichen.  Wir  entschließen  uns  nach  reiflicher  Prüfung 
zur  Abtrennung  der  Form.  Ein  Vergleich  mit  dem  Material 
der  bayrischen  Staatssammlung  ergab,  daß  Stücke  aus  der 
Gegend  von  München  und  aus  Oberbayern  gleichfalls  zu  ihr 
gehören.      Die    Flügellänge    von    submontanus    reicht    beim 

F  a  1  c  o  (1913).  3 


34  Par.  salic.  submont.  —  Auf  Zählung  der  Vögel  des  Kiautschou-Gebietes . 

Weibchen  von  6,0  bis  6,4,  beim  Männchen  oft  bis  6,6  (einmal 
6,7  KoU.  von  Tschusi),  während  bei  salicarius  6,5  schon  selten 
ist  und  montanus  7,1  erreicht.  Die  Färbung  ist  deutlich 
dunkler  als  bei  der  großen  Alpenmeise,  aber  dieser  ähnlicher 
als  die  Färbung  von  salicarius.  Zwei  kleine  Weibchen  er- 
innern durch  starken  Seitenanflug  und  gelbliche  Halsseiten 
an  rhenanus.  Typen:  ein  Paar  vom  29.  III.  1913  von 
Q-munden,  Koll.  von  Tschusi.  Nach  Beobachtungen  von 
Herrn  A.  v.  Jordans,  die  u.  a.  zur  Klarstellung  der  Form 
anregten,  ist  der  Vogel  in  der  Nähe  von  München  nicht 
selten.  In  Berajah  folgt  eine  ausführlichere  Beschreibung 
mit  Abbildungen  einer  Nisthöhle  aus  Ober  -  Österreich. 

Vielleicht  gelingt  es  inzwischen,  festzustellen,  welche 
Form  der  mattköpfigen  Sumpfmeise  an  den  Donauufern  und 
auf  den  Donauauen  vorkommt.  Hellmayr  beobachtete  Weiden- 
meisen im  Herbste  in  den  Donauauen  bei  Wien  (Orn.  Jahrb. 
1902,  S.  29),  von  Tschusi  in  den  Salzachauen.  Dagegen 
schreibt  gerade  in  diesem  Augenblick  Freiherr  Geyr  von 
Schweppenburg  über  Slavonien  in  litt. :  „Weidenmeisen 
kommen  dort  (bei  Yukovar)  merkwürdigerweise  auf  den  für 
sie  doch  so  geeigneten  Donauinseln  nicht  vor,  wenigstens 
gelang  es  mir  nicht,  irgendwelche  Spuren  von  ihnen  zu  fin- 
den".   Dieser  Befund  stammt  freilich  aus  den  Sommermonaten. 


Aufzählung  der  Vögel  des  Kiautschou-Gebietes. 

Von  O.  Kleinsclimidt. 

Die  Aufzählung  folgt  derjenigen  von  K.  Kothe  im  Journ.  f.  Orn. 
1907,  p.  379.  Eingeklammerte  Namen  bezeichnen  Arten,  die  Kothe  an- 
führt, die  aber  in  den  mir  vorliegenden  Sammlungen  nicht  vertreten 
sind.  Die  Zahlen  hinter  den  Namen  bedeuten  die  Anzahl  der  vorhan- 
denen Exemplare.  Von  den  Buchstaben  bedeutet  E  =  CoUectio  Engler, 
H  =  Museum  Hildesheim,  M  =  Museum  Magdeburg.  Unter  Kiautschou- 
Gebiet  ist  das  deutsche  Pachtgebiet  verstanden,  also  etwa  das  Gebiet 
von  der  Kiautschou  -  Bucht  bis  zum  Lauschan.  Die  Vögel  der  Coli. 
Engler  tragen  meist  keine  genauen  Lokalitätsangaben.  Bemerkungen 
über  einzelne  Arten  folgen  vielleicht  später.  Die  von  Kothe  nicht  er- 
wähnten Arten  sind  durch  fetten  Druck  hervorgehoben.  Bei  Auf- 
zählungen bevorzuge  ich  zweifache  vor  dreifachen  Namen  schon  wegen 
der  Raumersparnis. 


Aufzählung  der  Vögel  des  Kiautschou-Gcbietes 


35 


Alken. 

[1.  Alca  antiqua  Gm.] 

[2.  Brachyramphus  perdix  (Fall.)] 

Taucher. 

3.  Gavia  stell  ata  (Pontopp.).    1  E. 

(==  Colymbus  septentr.  auct.) 
[4.  Colymbus  cristatus  L.] 

5.  „  auritus  L.     1  E. 

6.  „  nigricollis  Brm.    2  E. 
[7.         „  poggei  Rcliw.] 

Möyeii. 

[8.  Larus  canus  L.?     Kothe.] 
[9.       „       ridibundus  L.] 

10.  „       vegae  Palmen.     1  E. 

11.  „      crassirostris  VieUl.    3E. 

Seeschwalbeii. 

12.  Stema  tschegrava  Lep.     1  E. 

13.  „       zimmermanniEchw.  3E. 

14.  „       longipennis  Nordm.  2E. 

15.  „       sinensis  Gm.     1  E. 
[16.  Hydrochelidon  leucoptera 

(Temm.)] 

Kormorane. 

17.  Phalacrocorax  fllameutosns 
Temm.  &  Schi.    3E.i) 

18.  Phalacrocorax  pelagicus  PaU. 
5  E. 


Pelikane. 

[19. 

Pelecan 

US  philippensis 

Enten. 

Gm.] 

20. 

Mergus 

merganser  L. 

1  E. 

21. 

„ 

serrator  L.     1 

E. 

22. 

)) 

albeUus  L.     1  E. 

[28. 

Oidemia  carbo  PaU.l 

[24.  Nyroca 

marüa  (L.)] 

[25. 

" 

fuligula  (L.)] 

[26.  Nyroca  ferina  (L.)] 
27.        „       clangula  (L.)     1  M. 
[28.  Anas  clypeata  L.] 
29.       „      zonorhyncha  Swinh.  1 E. 
Nicht   ganz    typisch, 
Band  vorm  Spiegel. 


30.  Anas  acuta  L.     IE. 

31.      „     falcata  Georgi. 

2  E. 

32.       „      penelope  L.     1  E. 

33.      „     boscas  L.     2  E. 

1  H. 

34.       „      galericulata  L. 

3  E. 

35.       „      querquedula  L. 

2  E. 

36.      „     formosa  Georgi 

3  H. 

37.      „     creccaL.    IE. 

3H.  1 

Höhlenenten. 

38.  Tadorna  tadorna  (L). 

2  E. 

39.  Casarca  casarca  (L). 

5E. 

Gänse. 

IM 


40.  Anser  serrirostris  Swinh.     3  E. 

41.  „       albifrons  (Scop.)     1  E.2) 
[42.       ,,       cygnoides  (L.)] 

43.  Branta  nigricans  (Lawr.).  4E. 
[Kothe  gibt  Branta bernicla  (L.). 
an.] 

Schwäne. 

[44.  Cygnus  cygnus  (L.).] 

[45.         „        olor  (Gm.).] 

[46.        „       janlcowskii  Alpher  aky.] 

Vermutlich     gehören    die    von 

Kothe  erwähnten  Zwergschwäne 

u.  1  Schantung- Vogel  in  H.  zu 

zu  dieser  Form. 

Brachschwalben. 

47.  Glareola  orientalis  Leach.    2  E. 

StrandTÖgel. 

48.  Uaematopns    oscolans   S^inh. 

1  M. 


1)  Kothe  gibt  P.  carbo  (L.)  an,  von  dem  filamentosus  eine  geogra- 
phische Form  ist,  carbo  könnte  auf  dem  Zug  vorkommen,  da  er  im  nörd- 
lichen Ostasien  brütet. 

2)  Die  Literaturangaben  über  Artkennzeichen  der  Bläß-  und  Zwerg- 
gans widersprechen  sich. 

3* 


O.  Kleinschmidt: 


[49.  Arenaria  interpres  (L.).] 

50.  Squtarolasquatarola(L.).lE.2H. 

51.  Charadrius  fulvus  Gm.     1  E. 

52.  Aegialltis  placlda  (Gray).  2H. 

53.  „         dubia  (Scop.).  7  H. 

54.  Ochthodromus  veredus  (Gonld). 

3  E. 

55.  Vanellus  vanellus  (L.).     1  E. 
[56.  Lobivanellus   cinereus   Blytli.] 

57.  Himantopus  liimantopus  (L,). 
1  E. 

58.  CaUdris  leucophaea  (Fall.).  1 E. 

59.  Tringa  paciflca  Coues.    9  H. 
Kothe  gibt  Tringa  alpina  L.  an. 

[60.  Tringa  fermginea  Brunn.]. 
[61.       „        acuminata  (Horsf.).] 

62.  „       ruflcoUis  Fall.     2  H. 

63.  „        temmincki  Leisl.    4  H. 

64.  „        brevipes  Vieill.     3  E. 
[65.       .,        hypoleuca  L.] 

[66.       „        pugnax  L.] 

[67.       „        totanus  L.] 

[68.       „        erythropns  (PaU.).] 

69.      „       nebularia  (Gunn.).     5  H. 

[70.       „        stagnatilis  Bebst.] 

71.  „        ocropbus  L.     1  H. 

72.  „       glareola  L.    1  H. 

73.  Limosa  melanuroides  Gonld.  2E. 

Kothe  gibt  Limosa  limosa  (L.) 
an. 

74.  Limosa  novaezealandiae  Gr. 

4  H.     IE. 

[75.  Numenius  arquatus?] 

76.  „  variegatus(Scop.).3E. 

77.  „  minutus  J.  Gd.    2  E. 

Schnepfen. 

78.  Gallinago  gallinago  (L.).     1  E. 

79.  „         stenura  (Kühl).    1 H. 

80.  „         japonica  Seeb.    1 H. 

81.  Scolopax  rusticola  L.     1  E. 

Kraniche. 

82.  Gras  lilfordi  Sharpe.     1  E. 

Trappen. 

[83.  Otis  dybowskü  Tacz.] 


Rallen. 

84.  Rallus  indicus   (Blyth.).     4E. 

85.  PorzanaauricularlsReichenb. 
2  E.    1  H. 

Kothe  gibt  pusilla  (Fall.)  an. 

86.  Limnobaenus     paykulli 
(Ljungk)   2  E. 

87.  Eulica  atra  L.     1  E. 

Ibisse. 

[88.  Ibis  melanocephala  Vieill.] 

89.  Platalea?     2  E. 

Kothe  gibt  minor  T.  &  Schi, 
an.  Die  Stücke  stehen  aber 
vielleicht  zwischen  major  und 
minor. 

Reiher. 

90.  Nycticorax  nycticorax  (L.).  2  E. 

91.  Botaurus  stellaris  (L).     4  E. 

92.  Ardetta  sinensis    (Gm.).     2  E. 

93.  Ardetta  enrythma  Swinh.  7  E. 

94.  Butorides  amurensis  Schrenk. 
1  E. 

95.  Ardea  cinerea  L.  ?  3  E.  2  H. 
Vorderhals  z.  T.  sehr  hell. 

96.  Ardea  manillensis  Meyen.  3  E. 

97.  Herodias  timoriensis  Cuv.  ?  2E, 
Aber  ein  Stück  hat  etwas 
dunklen  Schnabel.  Kothe  gibt 
egretta  an.  Cf.  J.  f.  O.  1910 
p.  468. 

Laufhühnchen. 

98:  Turnix  blanfordi  Blyth.     2  E. 

Tauben. 
99.  Columba  rupestris  Bp.    1  E. 

100.  Turtur  chinensis  (Scop.)    1  H. 

101.  „       humilis  Temm.    2  E. 
[102.       „        douraca  Hodgs.] 

Hühner. 

[103.  Phasianus  torquatus  Gm.] 

(In  CoU.  Engler  ein  impor- 
tierter Vogel  kiangsuensis 
But??) 


Aufzählung  der  Vögel  des  Kiautschou -Gebietes 


37 


104.  Caccabis  chucar  (Gr.).    3  E. 

105.  Coturnix  japonica   T.  &  Sch.1. 
3  E. 

Tagraubvögel. 

106.  Circus  spilonotus  Kaup.    2  E. 

107.  „        cyaneus  (L.).   IE.  IM. 

108.  „        melanoleucus     (Forst.). 
7  E. 

109.  Buteo  plumipes  (Hodgs.).  1  E. 

110.  „      hemilasiusauct,  5E.1H. 
Siehe  „Falco"  1909,  pag.  14, 

asiaticus  Blyth.! 

111.  Archibuteo  pallidus  Menzb. 
1  E. 

112.  Butastur  indicus  (Gm.).     6  E. 
1  H. 

113.  Accipiternisus subsp.  5E.  IM. 
Größer  als  nisus. 

?      Accipiter  nisus  pallens  Stejn?. 
1  E. 

Gleiche  Färbungen  besitze 
ich  von  Europa. 

114.  Accipiter  gularis   T.  &  Sclil. 

3  E.    3  H. 

115.  Astur  cuciiloides  (Temiu.).  IE. 

Junger  Vogel,  dem  vorigen 
täuschend  ähnlich  gefärbt. 

116.  Astur  gentilis  subsp.    5  E. 

Von  Kothe  als  palumbarius 
bestimmt,  aber  kleiner  und 
dunkelköpfiger. 

117.  Pandion  haliaetos  (L.).     1    H. 

118.  Pernis  Orientalis  Tacz.     1  E. 

119.  Milvus   melanotis    T.  &  Schi. 

4  E.     2  H. 

120.  Falco  rudolfl  K.    1  E. 

Kothe  gibt  F.  peregrinus 
an,  vielleicht  harterti  But.? 

121.  Falco  jalcutensis  (Bat.).    2  E. 

122.  „     regulus  subsp.  5  E.  3  H. 
Lichter  und  wenig  größer  als 

Europäer. 

123.  Falco  japonicus    T.   &   Schi. 
9  E. 

124.  Falco  amurensis  Radde.     1  E. 
5H. 


Eulen. 

[125.  Bubo  kiautschensis  Rchw.] 
[126.       „       turcomanus  Eversm. 

Erfordert  nähere  Mittei- 
lungen, wohl  falsch  von  K.  be- 
stimmt. Vielleicht  neue  Form?] 

127.  Asio  flammeus  (Pontopp.).  4  E. 
2  H. 

128.  Asio  otus  (L.).    2  E.     1  H. 

129.  Scops  seraitorques  Sohl.    1  E. 

130.  Scops  stictonotus  Sharpe.    4  E. 

131.  Ninox  scutulata  (Rafft.).  IE. 

132.  Atliene  plumipes  Swinli.   2E. 
2  H. 

Kuckucke. 

133.  Cuculus  telephonus  Heine. 
2  E.    3  H. 

Spechte. 

134.  Jynx  chinensis Hesse.  IE.  IH. 

Flügel  85,  Kehle  ockergelb,  am 
Kinn  weißliche  (verblichene?) 
Federchen  wie  bei  Europäern. 
Ein  Vogel  mehr  rötlich,  der 
andere  wie  der  Sardinier. 

135.  Picus      zimmermanni     Rchw. 

2  E.     12  H. 

Färbung    und    Unterseiten- 
fleckung  schwankend.     Frag- 
lich, ob  teils  Brut-,  teils  Zug- 
vögel. 
[136.  Dryobates  cissa  (Pall.).] 

Genauer  zu  bestimmen,  ob 
etwa  tscherskii? 

137.  Dryobates  cabanisi.  IE.  4 H. 

Z.  T.  mit  endwärts  weiß- 
gefleckten Skapularen  (An- 
näherung an  tscherskii?). 

Eisvögel. 

138.  Alcedo  pallasi  Reiclienb.  4E. 

3  H. 

Kothe  nennt  allgemein  ispida 
L.  Hartert  gibt  bengalensis 
an.  Maße  aber  nicht  selten  bis 
74,5,  vielleicht  form.  nov. 


3Ö 


O.  Kleinschmidt : 


139.  Halcyon  pileatus  (Bodd.).    5  E. 

140.  Cerylelugubris(Temm.)?  IM. 

Noch  mit  typ.  lugubris  und 
guttulata  zu  vergleichen.  In 
BT.  2  Vögel  von  Jchang. 

Baken. 

141.  Eurystomus   calonyx    Sharpe. 
7E.     IM. 

Wiedehopfe. 

142.  Upupa    saturata    Lönnb.  2  E. 
2H.     IM. 

Sehr  wenig  von  epops  ver- 
schieden, ein  wenig  grauer. 

Ziegenmelker. 

143.  Caprimulgus  jotaka.  Temm.  & 
Schi.    2E.     3H- 

Raupenfresser. 

144.  Pericrocotus    cinereus   Lafr. 

1  H. 

Seidenschwänze. 

[145.  Bombycilla  garrula  (L.)]? 
[Bombycilla  japonica  (Sieb.)]. 

Fliegenschnäpper. 

146.  Muscicapa  cyanomelana 
Temm.     cf.   Falco  1907  p.  96. 
2E. 

147.  Muscicapa     latirostris     Eaffl. 
IH. 

[148.  Terpsiphone  incii  (J.  Gd.)]. 

Würger. 

149.  Lanius  lucionensis  L.     1  H. 

Im  Mus.  Hildesh.  noch  ein 
Vogel  von  Zentral  -  Schantung 
mit  blasser  (isabellinus)  Färbung 
und  gelber  (cristatus)  Unter- 
seite. 

150.  Lanius  tigrinus  Drap.     1  E. 

151.  Lanins  sphenocercus  Gab.  5  E. 
IH. 

162.  Lanlag  bncephalns  T.  &  Schi. 
IE.   IH. 


Brillenvögel. 

153.  Zosterops   palpebrosa   subsp. 

IE. 
"Wohl  Simplex.  Nachzuprüfen ! 

Meisen. 

154.  Parus  hellmayri  Bianchi.  5  H. 

Raben. 

155.  Corvus  hassi  Echw.     1  E. 

156.  „        pastinator  J.  Gd.    1  E. 

3H. 

157.  ,,        torquatus  Less.     2  E. 

4H. 
168.  Colaeus  neglectus  (Schi.).  5  H. 

159.  Pica  sericea  J.  Gd.     1  E.     11 

H. 

160.  „     bactriana  Bp.     1 E. 
"Wohl    alles    Zwischenform 

zwischen  beiden. 

161.  Cyanopica   swinhoei    Hartert 
6E.     14  H. 

Pirole. 

162.  Oriolus  indicus  Jerd.  4  E.  10 

H.    IM. 

Stare. 

163.  Sturnia  sturnina  (Fall.).     1  E. 

164.  Spodiopsar  cineraceus  (Temm.) 
4  E.    9  H.     IM. 

Finken. 

168.  Passer  j  ubilaeus  Rchw.  Albino. 
IE. 

[166.  Coccothraustes  japonicus  T.  & 

Schi.]. 
166.  Eophona  niigratoria  Hartert 

IE. 

Eophona  magnirostris  Hartert 

IE. 
[168.  Chloris  sinica  L.] 

169.  CarpodacQS  grebnitzkil  Stejn. 
IH. 

Nicht  erythrinus  (Kothe),  da 
Flügel  81  mm. 

170.  FrIngiUa     snbcaneolata    Kl. 
IE.    2H. 


Aufzählung  der  Vögel  des  Kiautschou  -  Gebietes. 


39 


171.  Loxla  curvlrostra  subsp.  1 E. 
IH. 

Die  von  Hartert  V.  p.  F.  p. 
119  erwähnte  Form  (Farbe 
prächtig,  Flügel  9,7;  10,0)  nicht 
albiventris. 

Ammern. 

[172.    Emberiza    tristami  Swinh.]. 

173.  „         castaneiceps  1  H. 

yy  SUbSp.  1       1  E. 

Flügel  nur  7,7.  Bismarck- 
berg  8.  Apr. 

174.  Emberiza   spodocephala  Fall. 
2H. 

[175.    Emberiza  personata  Temm.]. 

176.  „  rutila  PaU.    2  H. 

177.  „  rustica  Fall.    1 E. 
IH. 

Bachstelzen. 

[178.  Budytes  thunbergi  Bülberg]. 

179.        „        tairanus  Swinh.  IH. 
[180.         „  citreolus  (Fall.).] 

181.  Motacilla  lugensKittl.I   1  H. 

[182.  „         ocularis  Swinh.]. 

„         melanope  Fall.  1  E. 

Pieper. 

[183.  Anthus  maculatus  Hodgs.] 


184. 


rlchardl  Tielll.    1  H. 


Lerchen. 

185.  Alauda  intermedia  Swinh.  4H. 

186.  Calaudrella   cheleensis 
(Swinh.).    6  H.    IM. 

187.  GaleridacoreensisTacz?    IE. 
20  H. 

Noch  nicht  verglichen. 


Sänger. 

188.  [Dryonastes    perspicillatus 
(Gm.)]. 

189.  [Acrocephalus  orientalis  (T.  & 
Schi.)]. 

190.  Geocichla  varia  (Fall.).    3  E. 

191.  „         sibirica  (Fall.).    1 E. 

192.  Turdus  fuscatus  (Fall.).     1  E. 
IM. 

193.  Turdus    naumanni     (Temm.). 
2E.    4H. 

194.  Turdus  hortulorum  (Schi.).    1 
E.     IM. 

195.  [Turdus  obscurus  Gm.] 
—    [Monticola  cyanus  (L.).] 

196.  ,,  philippensis  (F.  L. 
S.  MüU.)-    2  E. 

197.  Monticola  gularis  (Swinh.). 
(Ein  Käfigvogel.) 

198.  Fratincola   stejnegeri   Farrot. 
IE.     IM. 

199.  Erithacus  calliope  (Fall.).    1  E. 
6H. 

cf.  Falco  1905,  S.  69. 
[200.  Erithacus  cyane  (Fall.).] 
[201.  „         suecicus  (L.).] 

Wohl  robustus  (But.)  oder 
form.  nov.  Von  Kreyenberg 
südlicher,  bei  Faotou,  gesam- 
melte Stücke  (Mus.  Magdeb.) 
messen  7,3,  7,5,  7,5.  Färbung 
dunkel  wie  gaetkei,  Schnabel 
dünner,  länger,  Schwanzbinde 
schmaler,  Stern  groß,  einen 
rostroten  Querkragen  bildend. 
202.  Erithacus  auroreus  (Fall).  3  E. 


40  Verscliiedenes. 

Seltene  Gelegenheit  für  Sammler. 

Der  Unternehmer  einer  von  zwei  Zoologen  von  Fach 
begleiteten  Expedition  nach  West-China  (Szetschwan)  will  ver- 
suchen, mir  die  in  Sammlungen  überaus  seltenen  dortigen 
Sumpf meisenf ormen ,  denen  ich  in  Berajah  eine  besonders 
eingehende  Untersuchung  widmen  muß,  zu  verschaffen. 

Der  eine  oder  andere  Leser  wird  gewiß  ähnliche  Wünsche 
hegen,  die  jenes  interessante,  uns  seither  fast  am  meisten 
verschlossene  Gebiet  betreffen,  und  daher  diese  Mitteilung 
dankbar  begi'üßen.  Genaue  Nachrichten  über  Desiderata 
werden  baldigst  an  mich  erbeten.  Da  es  sich  um  kein  Ge- 
winnunternehmen handelt,  sind  die  Preise  voraussichtlich 
mäßig.  Der  Unternehmer  möchte  nicht  mehr  sammeln,  als 
für  wissenschaftliche  Zwecke  erwünscht  und  nötig  ist. 

Der  Herausgeber. 


Die  Flügelform  des  jungen  Wendehalses. 

Der  junge  Wendehals  hat  eine  vom  alten  Vogel  ganz 
verschiedene  Flügelform.  Die  erste  Schwinge  ist  etwa  3  cm 
lang  und  wohl  ausgebildet  mit  rundem  Ende,  während  sie 
bei  der  ersten  —  wahrscheinlich  sehr  frühen  —  Schwingen- 
mauser einer  nur  etwa  1  cm  langen  verkümmerten  „Sprosser- 
schwinge" Platz  macht.  Ich  habe  diese  Tatsache  noch  nir- 
gends erwähnt  gefunden,  kann  mir  aber  vorläufig  kaum 
denken,  daß  sie  noch  ganz  unbekannt  ist.  Eine  ähnliche 
Veränderung  der  ersten  Schwinge  findet  sich  bei  vielen  Vögeln, 
aber  in  viel  geringerem  Grade.  Man  wird  hiernach  meine 
Vereinigung  von  Nachtigall  und  Sprosser  „natüi'lich"   finden. 

0.  Kl. 


Zusendung  von  Vögeln,  die  anÜberlandzentralen 
gefallen  sind,  erbittet  von  Mitte  August  an  zu  wissen- 
schaftlicher Untersuchung  gegen  Erstattung  des  Portos  Gurt 
Tanner t,  Leipzig,  Elisenstr.  115. 


Die  Ausgabe  der  nächsten  Berajah -Lieferung  erfolgt  im  Herbst. 
Jede  Gewinnung  neuer  Abonnenten  durch  die  Subsliribenten  erweitert 
den  Umfang  und  die  Zaiil  der  jährlichen  Lieferungen. 

Druck  von  Gebaaer-Sohwetachke  G.  m.  b.  H.,  Halle  a.  S. 


FALCO. 


Neunter  Jahrgang. 


Nr.  3.  Oktober.  1913. 


Schriftleiter :  0.  Elleinschmidt,  Dederstedt,  Bez.  Halle  a.  d.  S,  —  Kommis- 
sionsverlag: Gebauer-Schwetschke  Druckerei  u.  Verlag  m.b.H.,  Halle  a.d.S  , 
Gr.  Märkerstr.  10.  —  Preis  aller  Veröffentlicliungen  von  Berajali  u.  Ealco: 
jährlich  9  Mark. 


Taiinenheherziig  in  Sicht! 

Herr  Professor  Dr.  Thienemann  und  Herr  Amtsricliter 
Tischler  melden  von  der  Kurischen  Nehrung  starken  Tannen- 
heherzug.  26  junge  (!)  Exemplare  haben  sie  bereits  in  Hän- 
den gehabt  und  10  davon  beringt. 

„Ich  grüßte  ihn,  und  er  flog  in  die  herbstliche  Pracht. 
Ihr  Jäger,  schont  ihn!"  Mit  diesen  schönen  Worten  schloß 
ein  deutscher  Weidmann  in  der  Neudammer  Jägerzeitung  die 
Schilderung  von  seinem  Zusammentreffen  mit  dem  Sibirier 
gelegentlich  des  letzten  Zuges.  „Bravo!"  dachte  ich,  als  ich 
diese  Stelle  las.  Trotzdem  bitte  ich  meine  Freunde  auf  dem 
Gebiet  des  Naturschutzes,  nicht  jeden  Abschuß  von  Tannen- 
hehern  zu  verdammen.  Zu  verdammen  ist  es,  wenn  Vögel 
aus  Neugier  oder  Langeweile  geschossen  und  darauf  ohne 
Untersuchung  weggeworfen  werden. 

Wer  einen  sibii-ischen  Tannenheher  besitzen  möchte, 
kann  ihn  aber  m.  E.  bei  solcher  Gelegenheit  unbedenklich  ab- 
schießen, da  die  Züge  des  Vogels  sowieso  einen  Überschuß 
darstellen  dürften,  der,  mit  wenigen  Ausnahmen,  in  den  Tod 
wandert. 

Aber  auch  da,  wo  in  un weidmännischer  Weise  Stücke 
ohne  bestimmtenZweck  getötet  werden,  soUte  man  den 
übereifrigen  Schützen  nicht  einschüchtern,  sondern  veranlassen, 
daß  die  einmal  getöteten  Vögel  auf  Form,  Alter  und  Ringe 
untersucht  und  —  präpariert  werden. 

Ich  rate,  in  diesem  Sinne  auf  die  Presse  einzuwirken. 
Leider  wendet  sich  nun  einmal,  auch  ohne  unser  Zutun,   das 


42  WiUy  Schlüter: 

Interesse    der   Laienwelt   mehr    den    abnormen    als    den    viel 
wichtigeren  normalen  Erscheinungen  zu. 

0.  Kl. 

Zwei  neue  Kolibriformen, 

Metallura  thyrianthina  liarterti  subspec.  nov., 

Leucippus  leucogaster  longirostris  subspec.  nov. 

Von  Willy  Schlüter,  Halle  a.  S. 

Metallura  thyrianthina  harterti  Schlüt. 

Mir  liegen  sechs  Exemplare  vor,  und  zwar  vier  alte,  aus- 
gefärbte Männchen  und  zwei  Vögel  im  Jugend gefieder. 

cfad.  Oberseite  bronzegrün,  aber  bei  auffallendem  Lichte 
deutlich  schwarz  schimmernd.  Steuerfedern  oben  und  unten 
mit  tiefem  Purpurschimmer.  Unterseite  mehr  schwarzgrün, 
der  grüne  Kehlfleck  stumpfer  grün,  nicht  so  glänzend,  Kehl- 
seiten von  vorn  gesehen  noch  schwärzer  erscheinend,  als  bei 
thyr.  typica. 

Die  jungen  Vögel  zeigen  die  Unterschiede  der  Ober-  und 
Unterseite  sowie  den  tiefen  Purpurschimmer  der  Steuerfedern 
etwas  weniger  kräftig  als  die  alten  Männchen,  aber  immer- 
hin sehr  gut  erkennbar. 

Weibliche  Vögel  konnte  ich  nicht  untersuchen.  Sie  wer- 
den aber  vermutlich  den  jungen  Vögeln  in  den  etwas  weniger 
deutlichen  Unterschieden  gleich  sein. 

Die  Typen,  ein  cfad  und  ein  Vogel  im  Jugendkleid,  so- 
wie die  Cotypen  befinden  sich  in  meiner  Privatsammlung  und 
sind  von  S.  Briceno  in  Merida  (venezuelanische  Anden)  ge- 
sammelt. 

Herr  Direktor  Dr.  Hartert  in  Tring,  mit  dem  ich  wegen 
dieser  neuen  Form  korrespondierte,  machte  mich  darauf  auf- 
merksam, daß  ihm  die  Abweichung  der  Venezuelavögel  von 
der  typischen  Form  schon  länger  aufgefallen  sei.  Ich  be- 
nenne die  Venezuelaform  nach  ihm. 

Leucippus  leucogaster  longirostris   Schlüt. 
Von  dieser  neuen  Form  liegen  mir  zwei  Exemplare,  ein 
cT  und  ein  9,  im  Alterskleid  vor. 


Zwei  neue  Kolibriformen.  43 

Die  Vögel  unterscheiden  sicli  von  der  tjrpischen  Form 
in  der  Färbung  nur  durch  die  etwas  mehr  goldgrüne  Färbung 
der  Oberseite  und  den  matteren  Oberkopf,  während  die  Haupt- 
unterschiede in  den  Größenverhältnissen  liegen. 

L.  1  e  u  c  o  g.  1 0  n  g  i  r.  L.  1  e  u  c  o  g.  t  y  p. 

Flügel     .     .  60  mm  57— 58  mm 

Schwanz      .  38  mm  35 — 36  mm 

Schnabel     .     cf     27  mm  1         ^3      nim 

9      25  mm  J 

Außerdem  ist  der  ganze  Vogel  größer  als  leucog.  typicus. 

Die  Typen,  je  1  cf  und  1  9»  befinden  sich  in  meiner 
Privatsammlung  und  sind  von  Lindner  in  der  Provinz  Salta 
in  Argentinien  gesammelt. 


Vorläufige  kurze  Beschreibung  neuer  Formen 
von  den  Balearen. 

Von  Adolf  von  Jordans. 

Von  meiner  Reise  nach  den  Balearen  brachte  ich  dies 
Frühjahr  schöne  Serien  der  dortigen  Vogelarten  mit  und  gebe 
im  folgenden  eine  kurze  Diagnose  einiger  neuer  Formen: 
Sylvia  sarda  balearica  subsp.  n. 

Zwergform    des    Sardensängers.     Flügellänge   cf  48 — 51, 
$48—50  mm  (sarda  sarda  56—59!).     Ich   sammelte  10  c^,  7  9 
und  2  iuvenes.     Typus  cf .  19.  IV.  1913  Isla  Dragonera  vor  der 
Westküste  Mallorcas.     Coli.  v.  Jordans. 
Muscicapa  striata  balearica  subsp.  n. 

Von  überraschend  lichter  Färbung.  Oberkopffedern  mit 
breiten  weißen  Rändern.  Rücken  und  Unterseite  sehr  hell. 
Sehr  ähnlich  M.  str.  neumanni  Poche,  aber  noch  heller,  vor 
allem  am  Oberkopf,  Bedeutend  kürzere  Flügel.  Flügellänge 
cT  79,5—81,5,  9  76— 80  mm  (M.  str.  striata  85—89,  M.  str. 
neumanni  86 — 90,5  mm).  Typus  "in  meiner  Sammlung. 
Parus  coeruleus  balearicus  subsp.  n. 

Bauch-  und  Brustmitte  —  abgesehen  natürlich  von  dem 
dunkeln  Mittelstreif  —  sehr  hell,  weiß  mit  grauem  Anfluge, 
beim  9  stärker  als  beim  cf  ausgeprägt,  jedoch  auch  bei  letz- 
terem   sofort    auffallend.     Weibchen    die    bei   dem  Männchen 


44     Adolf  V.  Jordans:  Besclireibuiig  neuer  Formen  von  den  Balearen. 

meist  vorhandene  intensiv  reinzitrongelbe  Färbung  der  Vorder- 
brust und  der  Seiten  nie  erreichend.  Rücken  des  9  grau, 
selten  schwacli  grünlich  überflogen.  Rücken  des  cf  auch  ins 
Graue  gehend,  hier  aber  schwächer.  Starker  heller  Nacken- 
fleck und  sehr  reinweiße  Stirn.  Flügellänge  cf  61 — 70,  9  64 
bis  68  mm.  Typus  9  11.  III.  1913.  Valldemosa.  Mallorca. 
Coli.  V.  Jordans. 
Parus  maior  mallorcae  subsp.  n. 

Neigung  zur  Graufärbung  des  Rückens  und  sehr  helle 
rahmfarbene,  oft  weißliche  Färbung  der  Unterseite.  Das 
schwache  Gelb  der  Brust  reiner  als  bei  maior  maior,  fast  stets 
ohne  grünliche  Tönung,  nur  bei  wenigen  Stücken  intensiver. 
Drei  Vögel  von  den  Pityusen  (Museum  Rothschild.  Tring), 
zwei  von  Malaga  und  fünf  von  Sevilla  aus  der  Coli.  Klein- 
schmidt (vgl.  hierüber  vorige  Nummer  dieser  Zeitschrift!) 
scheinen  in  der  Mitte  zwischen  portugiesischen  und  mallor- 
canischen  zu  stehen.  Ich  möchte  diese  vorläufig  aber  weder 
trennen,  noch  einer  der  beiden  Formen  zurechnen,  sondern 
weiteres  Material  abwarten.  Flügellänge  cf  70 — 73,  9  69  bis 
71  mm.     Typus  in  meiner  Sammlung. 

Diese  vier  Formen  sind  sämtlich  bedeutend  heller  als 
ihre  mediterranen  Verwandten.  In  einer  in  Angriff  genom- 
menen größeren  Arbeit  gehe  ich  ausführlicher  auf  die  Einzel- 
heiten ein. 


Naumanns  „Allgemeiner  Naturhistorischer  Atlas". 

Herr  Amtmann  Eckstein  erzählt  in  seinen  Mitteilungen 
(s.  oben  Seite  20),  daß  er  in  seiner  Kindheit  bei  einem  Be- 
suche im  Naumannschen  Hause  mehrere  Seepferdchen  sah. 
Offenbar  waren  dies  Modelle  zu  dem  von  Naumanns  Sohn 
Julius  herausgegebenen  Atlas,  dessen  Titel  in  Band  I  des 
„Neuen  Naumann" ,  pag.  XXIII  nicht  ganz  genau  zitiert  ist. 
Er  lautet  auf  dem  letzten  Heft:  „Allgemeiner  |  Naturhisto- 
rischer Atlas.  I  zunächst  |  zu  |  Gräfe  und  Naumann's  |  Hand- 
buch der  Naturgeschichte  nach  allen  drei  Reichen,  |  aber  auch 
bei  jeder  andern  Naturgeschichte  brauchbar.  ]  Unter  Mitwir- 
kung I    Professor    J.  F.  Naumann's,   |  (Verfasser    der    Natur- 


Naumanns  „Allgemeiner  Naturhistorischer  Atlas".  45 

geschichte  der  Vögel  Deutschlands  und  Mitglied  mehrerer 
gelehrten  Gesellschaften)  |  gezeichnet,  in  Kupfer  gestochen 
und  herausgegeben  |  von  j  dessen  Sohne,  |  Julius  Naumann.  | 
—  I  Fünftes  und  sechstes  Heft  (Schluß).  |  Eisleben,  1840.  Ver- 
lag von  Georg  Reichardt". 

Das  erste  Heft  trägt  die  Jahreszahl  1835.  Es  fehlen 
auf  seinem  Umschlag  die  Worte  „Zunächst  bis  brauchbar" 
und  der  Titel  „Professor". 

Ich  besitze  von  dem  Atlas  ein  vollständiges  Exemplar. 
Er  gibt  in  kolorierten  Kupferstichen  zahlreiche  kleine  Ab- 
bildungen vorwiegend  ausländischer  Tiere  in  systematischer 
Reihenfolge  auf  23  Tafeln.  Dann  folgen  120  Pflanzenarten 
auf  5  Tafeln,  gleichfalls  farbig.  Die  5  mineralogischen  Tafeln 
geben  Schnittmuster  zur  Herstellung  von  Modellen  der  Kristall- 
formen. Der  Text  enthält  nur  ein  Vorwort,  ein  alphabetisches 
Verzeichnis  der  deutschen  Namen,  ein  gleiches  der  lateinischen 
Namen  aller  abgebildeten  Tiere  und  eine  systematische  Über- 
sicht über  den  Inhalt  aller  Tafeln.  Über  dem  Verzeichnis  der 
Pflanzentafeln,  die  keine  Unterschrift  tragen,  steht:  „(Von 
Dr.  D.  Dietrich)". 

Unter  sämtlichen  Tafeln  des  Tierreichs  steht  „Julius 
Naumann  del.  &  sculps.",  „Julius  Naumann  fec."  oder 
„J.  Naumann  fec."  oder  „J.  Naumann  sculps." 

Auch  das  Vorwort  ist  von  Julius  Naumann  allein 
unterzeichnet.  Es  heißt  darin,  daß  der  Atlas  für  Schule  und 
Haus,  nicht  für  Gelehrte  von  Fach  angefertigt  sei^). 
Es  lag  also  wohl  nicht  in  seiner  Absicht,  neue  Namen  aufzu- 
stellen, so  daß  z.  B.  der  Name  „Sibirisches  Blaukehlchen, 
Sylvia  coerulea"  vielleicht  weiter  ignoriert  oder  als  Ge- 
dächtnisirrtum aufgefaßt  werden  kann  %  Von  den  Abbildun- 
gen wird  im  Vorwort  bemerkt,  daß  sehr  viele  Original- 
zeichnungen  sind,  und  daß  allbekannte  Tiere  weggelassen 
wurden. 


1)  Heute  wii'd  es  sehr  wenige  Naturforscher  von  Fach  geben, 
welche  die  darin  abgebildeten  Tierarten  alle  kennen. 

2)  Während  nach  anderer  Auffassung  gerade  die  „im  Unterricht 
gebräuchlichen"  Namen  als  gültig  bezeichnet  werden.  So  ist  dieser 
Atlas  ein  interessantes  Beispiel  zu  den  1912  von  der  Deutschen  Zoo- 
logischen Gesellschaft  angeregten  Nomenklaturfragen. 


46  All  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel. 

Jedenfalls  bleibt  dieser  Atlas  eine  achtenswerte  und  be- 
achtenswerte Leistung,  mag  nun  der  Sohn  das  gute  Auge 
und  die  geschickte  Hand  vom  Vater  geerbt  und  die  Technik 
des  Kupferstiches  von  ihm  erlernt  haben,  oder  mag  der  Vater 
der  eigentliche  „Urheber"  sein,  der  dem  Sohn  nicht  nur  seinen 
Eat  lieh  und  seinen  Namen,  sondern  auch  seine  Kenntnisse 
und  seine  Kunst.  Herrn  Ecksteins  Eifer  wird  es  vielleicht 
gelingen,  darüber  Klarheit  zu  schaffen.  0.  Kl. 


Die  im  Jahre  1913  an  der  hiesigen  Hoch- 
spannungsleitung yerunglücliten  Vögel. 

An  der  hiesigen  Starkstromleitung  verunglückten  in 
diesem  Jahre  wieder  mehr  Turmfalken  als  1912,  da  deren 
Zug  durch  häufigeres  Vorkommen  von  Mäusen  entweder  mehr 
in  unsere  Gegend  gelenkt  wurde  oder  in  derselben  eine  An- 
stauung erfuhr.  Viel  öfter  als  früher  fand  ich  in  letzter  Zeit, 
daß  den  Falken  ein  Fuß  oder  gar  beide  Füße  ab- 
gebrannt oder  im  Sturz  völlig  abgebrochen  waren. 

Ich    gebe   nachstehend    einen  Auszug  aus  meinen  Auf- 
zeichnungen.    Wo    nicht    ausdrücklich    bemerkt   ist,    daß    die 
Vögel  lebten,  wurden  sie  tot  aufgefunden. 
28.  6.  1913.     Einjunger(d.h.  vorjähriger)  Turmfalke.  Linker 

Flügel  fast  abgebrannt. 
1.  7.     Mast  250  bis  208  kein  toter  Vogel,  obschon  Stare  nahe 

in  einem  Baum  und  reife  Kirschen  unter  den  Drähten. 
3.  7.     Junge  Rabenkrähe,    Beine   aufgeschlitzt,    im  Magen 

Kirschkerne. 
6.  7.     Junger  Star,  VII.,  VIII.  Schwinge  in  Mauser. 

13.  7.     Desgl.,  VI.,  X.  Schwinge  in  Mauser,  1  trockener  Star- 

kadaver angefressen. 

14.  7.     Jungstar    zugetragen,    V.— X.   in  Mauser,   Kirchsaft 

am  Schnabel. 
23.  7.     Mast  242.     1  Star,  Mumie,  VI.— VIII.  in  Mauser. 
„       239.     1  Star,  frisch,  V.— IX.  in  Mauser. 

Federn  eines  zweiten. 
„      238.     1  Star,  Mumie. 

235.     1  zerrissene  Mumie. 


An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel. 


47 


23.  8. 


Mast  234. 

1 

zerrissene  Mumie. 

)) 

233. 

1 

» 

») 

232. 

Ein  paar  Starfedern. 

7? 

236. 

1 

Flügel  von  Mumie. 

» 

224. 

1 

V                ))                 )) 

„ 

208 

am 

Transformator  2  Mumien 

)> 

253. 

1 

zerrissene  Mumie 

» 

256. 

2 

Mumien 

Zwischen  259 

u.  258.    1  junge  Lerche  frisch 

Mast  259. 

1 

Star,  Mumie 

von  Herrn 
Primaner 
Wentrup 
abgesucht. 


Nahe  Mast  6.     1  Kiebitz  verfault  und  trocken. 

Schochwilz 


268 .  (l)! 


ohne  Nummer 


(32) 


Räther 
nach  Höbnstedt 


20- 


12' 


50^ 
Schwittersdorf 


1.217' 
218 


234 


251 
•  Transformator 

208 


Elbitz 


Transformator 
Dederstedt 


Hedersleben 


Oberrißdorf- 


Unterrißdorf 


Schematisierte  Darstellung  der  abgesuchten  Mastreihen. 


28. 


29. 


7.     Von   Herrn   Primaner   Görnitz    3  Stare,    1  Steinkauz- 

mumie,  1  Lanius  coUurio  gefunden. 
7.     Von  Herrn  Görnitz  Strecke  Hedersleben— Oberrißdorf 

2  Star-Mumien,  Oberrißdorf— Unterrißdorf  9  Star-Mumien 

und  ein  madiger  Steinkauz  gefunden. 


48  An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel. 

3.  8.     Dederstedt — Höhnstedt  von  mir  abgesucht. 

Mast  221.     2  Mumien  von  Sturnus.    1  Turmfalke  fliegt 
heil  ab. 
„      263.     1  Star-Mumie. 
Sonst  nichts,    auch    vor  Räther    nichts,    wo   1911   viele 
Stare  lagen. 
10.  8.     3  Starenflüge  zugleich  über  Dederstedt  nach  S.  Abends 
wieder  welche.     1  Sturnus  und   1  Junglerche  von  Kin- 
dern zugetragen.     Herr  P.  M.  sah  tote  Stare  an  der  Lei- 
tung. 
12.  8.     Junges    g    von  Accipiter  nisus    von    der  Leitung  er- 
halten.    Laufbekleidung  losgesprengt. 
15.  8.     Buteo  juv.  von  einem  Arbeiter  lebend,  gelähmt  unter 
der  Leitung  gefunden. 

30.  8.     Lebenden  Turmfalken  von  der  Leitung  erhalten.    Ein 

Flügel  und  ein  Fuß  gelähmt.  In  meiner  Abwesenheit 
(17.  8.  bis  29.  8.)  von  dem  Überbringer,  einem  Jungen, 
einmal  angeblich  8,  von  einem  Schäfer  2  Turmfalken 
von  der  Leitung  aufgenommen. 

31.  8.     Mast  236.     1  Turmfalk. 

„      232.     1  Star  bis  auf  den  Kopf  vermausert. 
„      230.     1  Turmfalk.  Buteo  fliegt  von  einem  Mast  ab. 
„      229.     1  Turmfalk,    ziemlich  frisch,    und    1  Star 
bis  auf  den  Kopf  vermausert. 
Zwischen  229  u.  228.     1  Star,  1  Turmfalkenmumie. 
Mast  228.     1  Turmfalk,  Mumie. 
„      227.     1  Star,  Mumie. 
„      225.     1  Turmfalk,  Mumie,  1  Turmfalk,  ziemlich 

frisch. 
„      223.     1  Turmfalk,  Mumie. 
„      221.     1  Turmfalk,  schon  skelettiert. 
„      218.     1  Star. 
Von  Mast  1    bis    12    nur    bei   11:    1  junge  Saatkrähe 

(Mumie)  und  1  Star  (Mumie). 
Nach  der   andern  Seite  Mast  214:    1  Starfeder,    213: 
1   Star,    fast  frisch;    bis  208    (am    Transformator) 
nichts.      Ein    Rotschwanz    flog    heil    vom    Trans- 
formator ab. 


An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel.  49 

2.  9.     Zwischen  Dederstcdt  und  Schwittersdorf  Reste  einer  an- 

geflogenen Alauda  unter  Telephondrähten.  Ein  großer 
Starenflug  früh  in  breiter  Front  nach  NW.,  ein  zweiter 
kleiner,  1  Schwärm  in  einem  Rübenfeld.  Bei  Schwitters- 
dorf flüchten  Kinder  mit  einem  lebenden  Star.  Nach- 
mittags auf  Umweg  Starkstromleitung  Schwittersdorf — 
Dederstedt  abgesucht. 

Von  Mast  50  bis  20  nur  2  Stare  unter  39,  1  Star  bei 
29,  1  Turmfalke  bei  21,  alles  Mumien.  —  1  Turmfalke 
fliegt  auf  dieser  Strecke  mehrmals  heil  ab  und  fußt  jedes- 
mal zwischen  zwei  Masten  auf  dem  ungefährlichen  Blitzseil. 

Mast  19 — 1  nichts. 

Vor  224  eine  vorgestern  übersehene  junge  Saatkrähe 
(Mumie). 

Unter  224.  1  Turmfalk  frisch,  ein  abgebrannter  Fuß 
liegt  daneben. 

Mast  227.  1  Star  frisch,  arg  verbrannt,  von  Wespen 
zerfressen. 

3.  9.     Mast  224.    Wieder  1  Turmfalk  mit  abgebrannten  Füßen. 

„     225.     1  Turmfalk  mit  einem  Fuß. 

„     230.     1  Star. 

„     237.     1  Turmfalk,  beide  Füße  liegen  daneben, 

4.  9.     (Mit  A.  von  Jordans): 

Mast  234.     2  Stare,  1  Saxicola,  früher  übersehen,  Mumien. 

„     233.     1  Star  frisch. 
Zwischen    230  und    229    2  Turmfalken  -  Mumien  früher 
übersehen.  (Ich  zeichne  aUe  gefundenen  Turmfalken- 
mumien   durch    Ausziehen    der    rechten    mittleren 
Schwanzfeder,   so  daß  keine  zweimal  notiert  wird. 
In  Rübenfeldern  kann  man  leicht  Vögel  übersehen.) 
Mast  227.     1  Turmfalk  frisch. 
„       224.     1  Star  wohl  gestern  übersehen. 

5.  9.     Dr.  Curt  Feige    findet    an   derselben  Strecke    2  frische 

Turmfalken. 

6.  9.     Adolf  V.  Jordans  findet  2  Turmfalken,  davon  1  lebend, 

der  mit  einem  abgebrannten   Fuß    und   wundem   Flügel 
vergebens  zu  flüchten  sucht. 
1  Star  von  Kindern  gebracht. 

7.  9.     Mal  glücklich  nichts. 


50  An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel. 

10.  9.     Vor  Elbitz  von   Adolf  v.  Jordans   eine  Schwarzamsel 

(Mumie),  jung,  wie  alle  verunglückten  Vögel,  gefunden. 

11.  9.     Nichts. 

12.  9.     Scliwittersdorf — Dederstedt  (gleiche  Strecke  wie  2.  9.) 

abgesucht.  Ein  Wiedehopf  fliegt  lange  vor  mir  her, 
immer  wieder  auf  Bäumen  ruhend  oder  auf  der  Erde 
Würmer  fangend,  beim  Niedersetzen  jedesmal  die  Haube 
fächernd  und  wieder  schließend.  Auf  Mast  21  (mitten 
in  freiem  Feld!)  sitzt  eine  wandernde  Kohlmeise  auf 
den  Ausschaltungsspitzen,  fliegt  aber  unbeschädigt  weiter. 
3  Steinschmätzer  sitzen  dicht  nebeneinander  am  Weg, 
1  Turmfalk  sitzt  oben  auf  einem  Mast  (zirka  224)  und 
fliegt  heil  ab.  Viel  Lerchen  an  ihrem  Lieblingsplatz, 
überhaupt  viel  Vögel,  Rotschwänze,  Motacilla  alba  und 
flava,  längs  der  Leitung  sich  umhertreibend.  Unter  den 
Masten  liegen  nur  die  alten,  schon  notierten  Mumien. 

15.  9.     Dr.  C.  Feige  findet  zwischen  Dederstedt  und  Heders- 

leben,  also  fern  von  den  Starkstromleitungen,  1  toten 
Goldammer  im  Nestkleid  mit  einer  Fußwunde.  An  dem 
Vogel  scheint  deutlicher  Brandgeruch  wahrnehmbar. 
Unter  Mast  224  findet  derselbe  1  Turmfalken,  neben  dem 
beide  abgebrannten  Fänge  liegen.  1  ganz  vermauserter 
Jungstar  an  einem  nahen  Mast  (zirka  228).  3  Bussarde 
kreisen,  von  2  Krähen  angegriffen,  1  Turmfalk  schreit, 
Steinkauz  ruft  abends. 

16.  9.     Nichts. 

17.  9,     Unter  zirka  30  Masten  zwischen  Hedersleben  und  Ober- 

rißdorf (vgl.  29.  7.)  Mumien  von  1  Waldkauz  und  1  Stein- 
kauz. Nach  Aussage  des  Chausseewärters  auch  Stare 
gefallen. 

19.  9.     1  junge  Saatkrähe,  beide  Füße  abgebrannt. 

20.  9.     Dederstedt — Höhnstedt,  1  Buteo  sitzt  oben  auf  einem 

Mast,  fliegt  heil  ab.     Gleichzeitig  fliegen  3  Fasanen  auf 
unter  den  Masten,  wo  im  Vorjahr  ein  verluderter  lag. 
Mast  226.     1  Star  frisch. 
„      258.     1  Singdrossel,  wohl  nur  angeflogen,  Brust- 
bein zerbrochen,  1  Turmfalk  verwest. 
„      259.     2  Stare  frisch. 
„      260.     1  Turmfalk  verwest. 


vor  dem  Dorf  Räther. 


An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel.  51 

Mast  262.     1  Star. 
„       267.     1  junge  Saatkrähe,  nicht  mehr  frisch. 
„       268.     Nichts.     Rechts    abbiegend    an    32    nicht 
numerierten  Masten: 
Vom  1.  bis  15.  Mast  nichts. 
Unterm  16.  Mast  2  Stare 
17.     „       1  Star 
10  1 

20.     „       1     „ 
„  22.     „       1     „ 

Vom  23.  bis  32.  Mast  (durchs  Dorf)  nichts.  Beim  32. 
Mast  biegt  die  Leitung  von  meinem  Wege  ab.  Stare 
fast  alle  ganz  frisch.  Fünf  Stück  davon  auf  Magen- 
inhalt untersucht:  In  Menge  die  sehr  schädlichen  Erd- 
raupen (Agrotis)  und  Käferreste,  die  noch  genauerer  Be- 
stimmung harren. 

22.  9.     1  Singdrossel    fliegt    in    der  Nähe.     Ein  Gewölle  von 

Mistkäfern  liegt  unter  Mast  240.  Von  250  bis  208  und 
251  bis  258  nur  unter  dem  gefährlichen  Mast  224  1  Star 
und  Federn  eines  anscheinend  von  einem  Raubvogel  auf- 
gefressenen daneben.  Ein  großer  Starenflug  braust  in 
der  Nähe  in  Schwenkungen  umher.  Mast  1 — 12,  wo 
1911  viel  tote  Vögel,  gar  nichts,  auch  keine  Mumien, 
obschon  großer  Starenflug  in  der  Nähe  auf  der  Erde  in 
Stoppeln. 

23.  9.     Je  1  frischer  Star  unter  224  und  223.     Sonst  von  250 

bis  218  und  1  bis  11  nichts. 

Bisherige  Ergebnisse. 

1.  Die  Möglichkeit,  der  hier  durchziehende  Turmfalken- 
stamm sei  1911  vernichtet  und  darum  1912  ausgeblieben, 
wird  durch  die  Beobachtungen  von  1913  widerlegt. 

2.  Alle  gefundenen  Vögel  waren  wieder  junge  1913  er- 
brütete Stücke  bis  auf  2  Turmfalken,  die  1912  erbrütet  (also 
auch  noch  in  unfertigem  Gefieder)  waren. 

3.  Man  darf  die  Funde  von  Tagen  starken  Zuges  und 
von  einzelnen  Teilen  der  Leitung  nicht  verallgemeinern  und 
etwa  nach  Tagen  und  Mastzahl  Berechnungen  aufstellen. 


52  An  der  Hochspannungsleitung  verunglückte  Vögel. 

4.  Daß  an  einzelnen  Masten  mehr  Opfer  gefunden  wer- 
den (z,  B.  224 !),  liegt  nicht  an  dem  Mast,  sondern  an  der  Be- 
bauung der  Felder.  Kleeacker  zieht  durch  die  Mäuse  die 
Turmfalken,  Rübenacker  durch  die  Erdeulenraupen  die  Stare 
an.  1911  waren  Mast  1 — 12  am  schlimmsten,  die  diesmal  un- 
gefährlich waren. 

5.  Es  sind  fast  ausschließlich  die  zum  Schutz  des  Men- 
schenlebens angebrachten  Erdungsbügel,  die  den  Vögeln  ge- 
fährlich werden.  Die  verunglückten  Vögel  stellen  nur  einen 
kleinen  Teil  der  durchziehenden  dar. 

6.  Daß  die  länger  hier  verweilenden  Vögel  bald  die  Ge- 
fahr kennen  lernen,  beweist  das  Fehlen  von  Funden  zu  an- 
derer Jahreszeit.  Es  ist  ganz  verständlich,  da  Landleute  über- 
einstimmend beobachteten,  daß  beim  Kurzschluß  (Herabstürzen 
eines  Vogels)  ein  Knall  wie  von  einem  „Pistolenschuß"  oder 
lautem  „Peitschenschlag"  hörbar  ist,  der  die  dicht  daneben 
auf  Leitungsdrähten  und  Blitzseil  oft  zu  30  sitzenden  Stare 
ebenso  erschreckt  und  verscheucht,  als  würde  einer  aus  ihrer 
Mitte  herabgeschossen.  Doch  konnte  ich  dies  selbst  noch 
nicht  beobachten.  Kleinere  Vögel  sitzen  oft  ungestraft  auf 
den  Bügeln,  und  die  Drähte  selbst  sind  so  gut  wie  gefahrlos 
für  alle  kleineren  Vogelarten.  Die  Vorschläge  zur  Abhilfe, 
die  man  liest,  sind  meist  sehr  töricht.  Man  überlasse  sie  den 
eifrig  daran  arbeitenden  Ingenieuren.  Bis  jetzt  scheinen 
die  Resultate  an  den  Masten,  wo  man  die  Erdungsbügel  etwas 
herabbog,  günstig. 

7.  Man  darf  nicht  meinen,  daß  das  Vogelleben  in  der 
Nähe  der  Leitungen  verarmte.  Unter  manchen  Masten  und 
Drähten  ist  der  Boden  getüncht  von  den  Exkrementen  der 
darauf  ohne  Nachteil  ruhenden  Vögel.  Steinkäuzchen,  die 
1911  vielfach  verunglückten,  scheinen  jetzt  ziemlich  die  Bügel 
zu  meiden.  Ich  sah  und  hörte  sie  viel  in  der  Nähe  des  Abends 
und  am  Tage,  und  sie  sind  hier  häufiger  als  je.  Der  eine 
Sperber  gleicht  die  Opfer  an  Staren  aus.  So  bleiben  nur  die 
Turmfalken  und  die  Scheußlichkeit,  daß  Vögel  mit  abgebrann- 
ten Füßen  zuweilen  nicht  gleich  tot  sind.  Man  hat  vorge- 
schlagen, die  Bügel  ganz  zu  entfernen.  Das  mag  tun,  wer 
um  der  Vögel  wiUen  Menschenleben  gefährden  mag.     Warten 


Kritik.  53 

wir  lieber  verbesserte  Konstruktionen  ab  oder  geben  wir  den 
Vögeln  gefahrlosere  Sitze  an  den  Masten ! 

Ich  schickte  die  meisten  Vögel  an  Herrn  Tannert  (als 
Fachmann  auf  elektrotechnischem  Gebiet)  zur  weiteren  Unter- 
suchung der  Verletzungen.  0.  Kl. 


Kritik. 

„Falco"  war  von  Anfang  an  als  kritisches  Organ 
gedacht.  Jene  Art  von  Kritik,  die  sich  über  andere  erheben 
und  lustig  machen  will,  soll  ihm  fern  bleiben.  Es  gibt  eine 
Kritik,  die  das  Gute  will.  Auch  sie  schmerzt,  aber  sie  macht 
es  wie  der  Arzt,  der  da  weiß,  daß  ein  scharfer  Schnitt  mehr 
im  Interesse  des  Patienten  liegt,  als  eine  zögernde  und  zaghafte 
Behandlung.  Die  Redaktion  übernimmt  die  Verantwortung 
dafür,  daß  alle  Kritiken  die  hier  ohne  Nennung  der  Verfasser 
erscheinen,  nur  deshalb  anonym  sind,  um  jeden  Verdacht 
egoistischer  Besserwisserei  zu  meiden,  und  daß  alle  Kritiken, 
die  den  „scharfen  Schnitt"  ausführen,  nur  Dinge  behandeln, 
über  die  keine  Meinungsverschiedenheiten  mehr  möglich  sind. 
Da  zu  Literaturberichten  vorläufig  der  Raum  fehlt,  soll 
wenigstens  zur  Abstellung  von  Mängeln  in  der  Literatur  bei- 
getragen werden.  Die  Redaktion. 


Mehrere  Vogelschutzorganisationen  halten  es  leider  immer 
noch  nicht  für  nötig,  sich  um  die  Kritik  ornithologischer 
Fachleute  zu  bekümmern,  und  behandeln  die  moderne  wissen- 
schaftliche Arbeit  und  ihre  Literatur  mit  deutlicher  Gering- 
schätzung. Den  Schaden  hat  nicht  diese.  Ihn  haben  die 
Verächter  der  „allzu  fachwissenschafthchen  Arbeit"  der  „Balg- 
ornithologie" usw.  selbst!  Warum  wendet  man  sich  z.  B.  in 
der  Paradiesvogelangelegenheit  nicht  an  einen  wirklichen 
Kenner  der  vielen  verschiedenen  Paradiesvogelarten  ?  Warum 
hat  man  noch  nie  einen  Kenner  der  südamerikanischen  Ornis 
zu  Rate  gezogen. 


54  Kritik. 

Oder  waren  die  Fachleute  seither  zu  zaghaft  in  der 
Kritik?  Wer  Fachmann  in  gewissen  Vogelschutzmaßnahmen 
ist,  ist  es  deshalb  noch  nicht  in  ornithologischen  Dingen. 


Nr.  8  des  laufenden  Jahrgangs  der  Ornithol.  Monats- 
schrift enthält  eine  flott  gemalte  Tafel  „Buntspecht  und  Eich- 
hörnchen". Als  „altes  Männchen"  des  großen  Buntspechtes 
ist  ein  Vogel  mit  ganz  rotem  Oberkopf,  also  ein  junger 
Vogel  im  Nestkleide  abgebildet,  der  das  Eichhorn  zu  ver- 
treiben sucht.  Das  „zur  Hilfe"  eilende  „Weibchen"  hat  ein 
rotes  Nackenband,  ist  also  ein  altes  Männchen.  Zwei  aus 
dem  Nest  lugende,  angeblich  junge  Vögel  haben  schwarzen 
Oberkopf,  sind  also  zwei  alte  Weibchen. 


Besonders  schmerzlich  ist  es,  an  einem  Buche  Kritik 
üben  zu  müssen,  das,  mit  Liebe  zur  Sache  von  einem  sym- 
pathischen und  geschickten  Beobachter  geschrieben,  wegen 
mancher  guten  Ausführungen  und  Ratschläge  Empfehlung 
verdient:  Karl  HaeiieP):  Unsere  heimischen  Yögel  und  ihr 
Schutz,  Würzburg  1913.  Vielleicht  dient  das  Folgende  zur 
besseren  Durchsicht  der  zweiten  Auflage.  Der  Leser  urteile 
selbst. 

Genaue  ornithologische  Kenntnisse  sollen  nicht  unbe- 
dingt nötig  sein  zu  Vogelschutzarbeiten  (S.  5).  Der  Wander- 
falke soll  „natürlich  auch  junge  Hasen  keineswegs  ver- 
schmähen" (S.  185),  der  Baumfalke  seltener  sein  als  der 
Wanderfalke  (S.  185).  Der  Rauchfußbussard  wird  als  Abart 
des  Mäusebussards  (S.  23),  Gartenammer  und  Gerstenammer 
werden  als  Abarten  des  Goldammers  (S.  25)  bezeichnet.  Der 
Pirol  soU  nur  sehr  vereinzelt  in  Deutschland  brüten,  in  den 
Isarauen  „noch"  in  größerer  Zahl  heimisch  sein  (S.  18).  „Der 
(sie!)  Paradiesvogel"  „kommt  (nach  S.  65)  gegenwärtig  fast 
nur  noch  in  dem  deutschen  Teil  der  Insel  Neu-Guinea  vor". 
Hier  ist  es  deutlich,  daß  man  die  Vögel  z.  T.  gar  nicht  kennt 


1)  Sachverständiger     der    staatlich    autorisierten    Kommission    fi 
Vogelschutz  in  Bayern. 


Kritik.  55 

und  geradezu  ignoriert,  für  die  man  neue  Gesetze  verlangt^). 
Der  Gartenrotscliwanz  soll  in  geringer  Zahl  (S.  12)  fast 
überall  in  Deutschland  vorkommen.  Der  Edel-  oder  Silber- 
reiher soll  aus  Deutschland  vollständig  verschwunden  sein 
(S.  9  —  wann?),  das  Blaukehlchen  seinen  starken  Rückgang  den 
Gefahren  des  Zuges  und  der  Käfigliebhaberei  verdanken  (S.  9) 
und  dabei  sollen  Sträucher  wie  Weiden  zur  Erzielung  von 
Nestunterlagen  kaum  brauchbar  sein  (S.  109)!  Die  Liste  auf 
S.  208  u.  209  ist  kein  Lob  für  Bayern  und  den  Ornithologen, 
der  dazu  riet.  Der  Bachstelze  werden  grüne  (!)  Eier,  dem 
Zaunkönig  gelbliche,  dem  Kuckuck  Eier  von  Drosseleier- 
größe zugeschrieben  (S.  35)!  „Eine  höchst  merkwürdige  Be- 
obachtung eines  (!)  Herrn  Adolf  Müller",  wonach  der 
Kuckuck  zuweilen  selbst  brütet,  wird  als  eine  neue  und 
glaubwürdige  Mitteilung  bekanntgegeben  (S.  35)!  Sammlungen 
und  Lehrmittelhandlungen  werden  nicht  von  jeder  Schuld 
freigesprochen,  weil  in  der  Regel  mehr  Vögel  erlegt  werden, 
als  unbedingt  nötig  wären  und  der  Eiersammler  sich  nicht 
mit  „einem  Ei  von  jeder  Vogelart"  begnügt  (S.  57). 

AVas  sagen  unsre  Vogelkenner  zu  vorstehenden  Proben? 
Ach  wenn  doch  unsre  Vogelschützer  mehr  Oologen  wären 
oder  einmal  Eiersammler  gewesen  wären,  tausendmal  mehr 
würden  sie  leisten!  — 


Der  geschmackvoll  ausgestattete  Vogelschutzkalender 
1914  des  Bundes  für  Vogelschutz  Abt.  Berlin  möge  auf 
Seite  175  mit  der  berechtigten  Kritik  auf  Seite  152  des 
Haenelschen  Buches  verglichen  werden.  Dort  ist  dasselbe 
Futter  bauschen  abgebildet,  als  Beispiel,  wie  es  nicht  sein 
darf  —  während  es  der  Kalender  empfiehlt.  Der  „dankbare 
Buchfink"  (S.  129)  sang  nicht  sein  Danklied  für  Hilfe  in 
Wintersnot,  sondern,  wenn  draußen  Vegetation  den  Boden 
deckt,    und   die   freiliegenden  Samen   gekeimt  sind,    kommen 


1)  Paradisea  apoda,  wolil  zuweilen  scWeclitlüii  als  „der  Paradies- 
vogel" bezeichnet,  lebt  auf  den  Aru- Inseln.  Neuguinea  beherbergt  in 
seinen  erforschten  und  natürlich  auch  in  seinen  unerforschten  Gebieten 
eine  ansehnliche  Zahl  von  Paradiesvogel-Arten  und  -Formen.  Vogelschutz, 
der  sich  nicht  auf  konkrete  Vogelarten  bezieht,  wird  sinnlos. 


56  Kritik. 

wirklicli  abgemagerte,  hungrige  Finken,  die  im  Winter  fett 
waren,  zum  Futterplatz.  Wenn  sie  Gefühle  haben,  sind  es 
solche  der  Enttäuschung.  Die  Gredichte  stehen  hoch  über 
dem  Durchschnitt  ähnlicher  Darbietungen,  aber  ein  Christ- 
kind mit  Zöpfen  wagen  die  Madonnenmaler  nur  in  China. 
Ebenso  ist  die  Bezeichnung  des  Vogelmords  als  Frevel  an 
der  Wissenschaft  und  daher  für  den  modernen  Kulturmenschen 
gleich  der  „Sünde  wider  den  Heiligen  Geist"  (Bölsche) 
eine  alberne  Blasphemie^).  Wie  diese  Dinge  auf  den  religiös 
Gebildeten  halb  mitleiderweckend,  halb  verstimmend  wirken, 
so  wirkt  es  auf  wirkliche  Naturkenner  und  wissenschaftlich 
Gebildete  lächerlich  und  schmerzlich  zugleich,  wenn  die  Ent- 
rüstungen und  Gefühlsregungen  unserer  Naturschutz  freunde 
mit  ihnen  durchgehen  wie  ein  wildes  Pferdchen.  Wir  Ornitho- 
logen  sitzen  in  demselben  Wagen!  Es  ist  uns  nicht  gleich- 
gültig, ob  er  umwirft  und  all  die  schöne  Begeisterung  dann 
verfliegt.     Darum   mehr   Kritik! 


1)  Möchte  doch  auch  der  Vogelschutz  nicht  fortwährend  an  der 
Wissenschaft  sündigen  und  seine  verständigen  Vertreter  sowie  sein  eigenes 
Interesse  damit  schädigen.  Der  geforderte  ,, Sachverständige  im  Eeichs- 
kolonialamt  für  Naturschutz  im  Hauptamte"  wäre  dann  wohl  überflüssig. 
Wozu  sind  unsere  Museen  und  Ornithologen  da? 


Mitteilung. 

An  der  Eeise  des  Herrn  Stötzner  nach  Westchina 
(Szeschwan)  wird  voraussichtlich  Herr  Dr.  Weigold  teil- 
nehmen, nicht  Herr  Flückiger.  Weitere  wissenschaftliche 
Wünsche,  welche  das  außerordentlich  vielversprechende  Unter- 
nehmen betreffen,  wollen  Zoologen  bald  direkt  an  Herrn 
Dr.  Weigold  richten. 


^^^  Noch  immer  rückständige  Abonnementsbeträge  für 
Berajali  und  Faico  werden  nacli  dem  1.  Oktober  durcli  Nacli- 
nahme  erliobenl 


Druck  von  Qebauer-Schwetschke  O.  m.  b.  H.,  Halle  a.  S.